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Full text of "Neue Jahrbücher für Philologie und Paedogogik"

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JAHRBÜCHER 


för 


classische  Philologie. 


Herausgegeben 


von 


Alfred  Fleckeisen. 


•  * 


•  •  • 


■»■tITTBR  SVFFItBHSiSTBABrD. 


Ldpag,  1857—1860. 

Druck  und  Verlag  von  B.   G.  Tenbner. 


•  • 

♦  •:. 

.    /-".VI 


I 


1. 

Ueber  C.  G.  Cobets  Emendationen  im  Thukydides. 


Haben  wir  schon  für  jede  philologische  Arbeit,  die  aas  HoHand 
beruber kömnit,  von  Alters  her  die  beste  Meinung  bereit,  wie    viel 
grösier  mui»te  unsere  Erwartung  von  dem  Werke  sein,  das  den  Nach- 
folger eines  Hemsterhuis  und  Ruhnken  zum  Verfasser  und  die  Haupt- 
thitigkeit  des  Philologen,   die  philologische  Kritik  selbst,  zu  seinem 
Gegenstande  hat!   Jetzt  sind  nahe  an  hundert* Jahre   verflossen,  seit 
der  Mann  in  Leyden  lehrte,  den  sein  gleich  groszer  Schaler  einst  mit 
Hecht  als  das  lebendige  Muster  der  Kritik  aufstellte;  welchen  Genusz 
und  welchen  Gewinn  musten  uns  diese  ^Variae  Lectiones'  Cobets  brin- 
gen ,  wenn   die  Saat  dieser  Männer   in  den  Enkeln  ihre  Früchte  ge- 
tragen bat!  Freilich  auf  eins  und  das  andere  durften  wir  nach  früheren 
Arbeiten    desselben  Verfassers  uns   schon   gefaszt  halten;   von  jener 
frcondlichen ,  ja   liebevollen  Verbindung,    die    einst   nicht  bloss   der 
Deutsche  Ruhnken,  sondern  auch  ein  Hemsterhuis  und  Valckenaer  oder 
spater  ein  Wyttenbach  mit  ihren  deutschen  Zeitgenossen  unterhielten, 
auch  nur  von  einer  Anerkennung  deutscher  Forschung,  wie  sie  jenen 
alten  Hollandern  eine  Freude  war,  hatten  wir  in  den  früheren  Schrif- 
ten Cobets  nicht  gerade   die  redendsten  Spuren   gefunden,   eher  das 
Selbstgefühl    bewuster  Ueberlegenheit,  die  alles  selbst  glaubt  schaffen 
zu    können    und  Mitgenossenschaft    verschmäht.     Doch  steigerte  das 
anderseits  wieder  die  Erwartung,  und  so  überraschte  es  mich  keines- 
wegs ,  bald  nach   dem  erscheinen   des  Werkes  aus  Nord  und  Süd  in 
Deutschland  über  dasselbe  die  lautesten  Stimmen  des  preisens  zu  lesen. 
Ein   anderes  aber  ist   es,  den  Prunk  einer  Schaustellung   nach  dem 
ersten  Eindruck  bewundern,  ein  anderes,  die  einzelnen  Gegenstände 
im  Gebrauch   erproben.     Mir  will  leider  gar  vieles  von  den  schönen 
Sachen  gleich  bei  .der   ersten  leisen  Berührung  zerbrechen,  und  an- 
deren, sehe  ich,  ergeht  e9  nicht  besser.     Der  einzelne,  das  zeigt  sich 
auch  hier,  vermags  eben  nicht  allein,  und  immer  beschränkt  ist,  sei 
er  auch  der  begabteste,  wer  nur  so  klug  ist  wie  der  eigne  Verstand. 
Obgleich  gerade  die  Philologie  vor  allem  die  Gemeinschaft  der  Arbeit 
fordert,  in  der  jeder,  wenn  er  weise  ist,  benutzt,  was  die  Zeit  vor 
and  neben  ihm,  schafft,  so  ignoriert  doch  Cobet,  mit  Ausnahme  einiger 
weniger,  selbst  die  besten,  sucht  häufig ^  wo  andere  schon  gefunden 

1* 


4      L.  Uerbsl:  über  C.  6.  Cobete  BmeDdationen  im  Thakydides. 

haben,  ond  igt  arm,  wo  ihm  die  fremden  Schfilse  zum  Gebrauche  be- 
reit liegen.     Ich  mache  es  ihm  nicht  sam  Vorwurf,  dasz  er  für  unsere 
heutige  deutsche  Philologie  wenig  Herz  zeigt,  wenn  es  ihn  auch,  wie 
wir  sehen  werden,  leider  hfiufig  genug  in  Schaden   bringt  und  aller- 
dings nicht   gerade  nach  jenem  Grundsatz  ist,   den  Wyttenbach,  das 
Wort  eines  Griechen  sich  aneignend,  ausspricht:  *in  erudita  civitate 
nuUos  esse  Batavos,  nuUos  Germanos,  nullos  unius  alicuius  populi  ci- 
yes,  omnes   esse  mundanos ' ;   ich  halte  das  lieber  der  Zeit  selber  zu 
gut,  in  der  jetzt  auch 'anderer  Orten   das   Nationalgefahl   vordrangt. 
Aber  Cobet  ist  so  sehr  sich  selbst  genug,  dasz  er  auch  an  die  Heroen 
der  eignen  Heimat  nicht  anknüpft  und  gerade  in  der  Hauptsache,  in 
der  Kritik,  wieder  von  vorn  anfangt  und  eigne  Wege  versucht,  wo 
ein  Hemslerhuis   und  liuhnken  schon  so  glücklich  die   Pfade  gebahnt 
nnd  die  Marksteine  gesetzt  hatten.     Die  Grundsätze   der  Kritik,   wie 
diese  sie  lehrten  und  anwandten,  finden  wir  bei  Cobet  nicht  wieder. 
Was  ihnen  das  erste  war,  das   vornehmste  Mittel   die  Wahrheit  auf- 
zuspüren, dem  jedes  andere  als  ein  secundfires  sich  unterordnen  muste, 
nemlich   die  Sache  selbst  und  der  Zusammenhang   der  Rede,  das  ist 
Cobet  das  letzte,  wonach  er  kaum   fragt.     Ihnen   war   daher  jeder 
Schriftsteller   selbst  sein  eigner  bester  Ausleger,   und  hatten  sie  zu- 
vörderst aus  ihm  selbst  herausgefunden,   was  er  an  einer  zweifelhaf- 
ten Stelle  sagen   muste,  so  würden  auch,  holTien  sie,  sich  seine  rech- 
ten   Worte   schon    einstellen.      ^Sui  quemque    scriptorem'    das   war 
Hemsterhuis  Lehre  und  Ruhnkens  mit  ihm  ^  Optimum  Interpretern  esse ', 
und  wieder :  *  vero  critico  vim  ipsius  sententiae  et  sermonis  proprie- 
tatem  bene  perspectam  facile  id  quod  res  postulet  suppedttare ' ,  und 
der  horazische  Vers  war  auch  ihr  Wahlspruch:    ^verbaque  provisam 
rem  non  invita  sequentur'.     Die  gröste  Gefahr  für  die  alten  Classiker 
sahen  sie  in    einer  Kritik,   die  ohne  Hingabe   an   den   Schriftsteller 
nicht   vorher   einzudringen   und  zu    verstehen  sucht,   bevor    sie  zum 
Brenneisen  oder«  zum  Messer  greift:   'furorem  iudicabant,   quod  non 
intelligas,  statim  urere   et  secare;  amentiam,  aegri  capitis  somnia  in 
cöntextum  invehere,  abolita  veterum  librorum  scriptura.     Nam  si  hoc 
modo  grassari  liceret,  brevi  futurum  ut  xalamitas,  quam  Gothi  et  Van- 
dali  bonis  lihris  importassent,  prae  hac  levis  et  tolerabilis  videatur.' 
Cobet  freilich  wird  sagen,  dasz  er  sich  von  solcher  Schuld  frei  wisse, 
dasz  jener   oberste  Grundsatz  seiner  Vorfahren  auch  der  seinige  sei ; 
wer  sagt  es  nicht?  aber  die  That  wird  zeigen,   wie   treu  er  ihn  in 
den  einzelnen  FSIlen   befolgt  hat,   und  ob  ihm  nicht  ein  unkritisches 
Lexikon,  ein  beschrankter  Grammatiker,  ein  spätes  Scholion  oder  eine 
halbe  Nachahmung  mehr  gilt  als  der  Schriftsteller   selbst.     Auch  jene 
Manner   wüsten   von    diesen  Mitteln   au    geeigneter  Stelle   wol   ihren 
Nutzen  zu  ziehen;  dem  umsichtigen  und  gelehrten,   wie   sie  waren, 
musz  eben  alles  dienen ;  ja  Hemsterhuis  gerade  hat  das  Verdienst,  wie 
jeder  weisz,  seine  jungen  Freunde  auf  diese  Mittel  besonders  hinge- 
wiesen und  zur  Bearbeitung  und  Nutzbarmachung  derselben  veranlaszt 
zu  haben.     Aber  immer  sind  sie  ihnen  nur  eine  Aushilfe  geblieben 


L.  ilerb^:  über  C.  G.  Cobels  Emendotionen  im  TImkydidcs.      5 

und  liabeo  ifases  nie,  wie  das  durch  Cobet  geschieht,  gar  eine  gröszere 
Aotoritit  bekommen  als  die  alten  Claraiker  selber.     Doch  es  isl  ohne 
Zweck   und  wurde  sich  aach  venig    gesiemen,  nach  dem  Eindruck, 
den  im  ganzen  das  Werk  Gobets  auf  mich  gemacht  hat,  diese  Gegen- 
ibersiellung  seiner  Kritik  und  der  Weise  die  mir  die  rechte   sehe  nt 
in    allgemeinen  Worten   fortiaselxen ;  diese  Angabe   des  Hanptunler- 
«chiede«  reiche  vorläufig  aus,  und  sehen  wir  vielmehr,  wie  sich  seine 
Kritik  an  den  Schriflstellern  selber  bewährt  hat.     Da  es  jedoch  gren^ 
lenloa   wire^   wollte  man   alle   seine   unzähligen    Vorschlage  bis  zu 
einem  wo  möglich   sichern  Ergebnis  eines  weitern  untersuchen,  un- 
gerecht aber,  unter  den  lausenden  beliebig  einzelne,  etwa  die  weniger 
gelangenen  auszuwählen,  so  bleibt  nur  der  Ausweg,  unter  den  Schrift- 
steilem  selber,  denen   die  neue  Kritik  ihre  Hilfe  liringen  will   (und 
es  ist   fast  kein  Grieche  leer  ausgegangen),  irgend  einen   beliebigen 
anasaheben,  bei  diesem  aber  keinen  der  Vorschläge  zu  äbergehen  und 
ohne  Willkür,  vielmehr  der   Reihe  nach  alle  und  j^en  so   weil  za 
belenchren,  bis  eine  Ueberzeognng  für  oder  gegen  gewonnen  isl.    So 
BMSS  sich  zeigen,  wenn  anders  ich  daztf  fähig  bin  in  meinen  Lesern, 
wol  gar  in  Cobet  selber,  solche  Ueberzengungen  zu  erzielen,  wie 
schwer  fär  die  alten  Griechen  das  Verdienst  seiner  neuen  Kritik  wiegt, 
ob  sie  in  Wahrheil,  wie   sie   nicht  undeollich  auf  jeder  Seite   ver- 
merken läszt,  die  wnnderbarerweise  bis  dabin  ausgebliebene  Hilfe  ist, 
•der  eher  etwas  mit  jenem  Vandalismus  gemein  hat,  den  schon  Ruhn- 
ken  von  der  temeritas  des  Kritiker«  furchtet.     Ich  nehme  also  beliebig 
einen  Schriftsteller   heraus,  and  zwar  denjenigen   *quem   magistelii' 
wie  Cobet  S.  34  sagt  ^multo  peius  quam  vjilgo  creditur  muloamnt,  ut  in 
hi0  Leeiionibus  primo  quoque  tempore  oslendam',  den  Thukydid'es, 
zu  dem  denn  auch  die  Lecliones  diesem  Versprechen  gemäsz  in  ihrem 
Verlaufe  einige   siebenzig  Verbesserungsvorschläge    bringen.     Wenn 
von  den  75  Vorschlägen^  wie  ich  darzuthun  hoffe,  nur  ein  einziger 
eine  wirkliche  neue  Verbesserung  isl,   gegen   die   andern  alle  aber 
man  abwehren  mnsz,    diisz   der  Text  des  Thukydides  durch  sie  nicht 
veronataltet  werde,   so  kann  ich  mich  wol  über   das  Wesen  solcher 
Kritik    des  weiteren  Urteils   enthalten;  des  Wortes  bedarf  es  nicht 
mehr,  wenn  die  Sache  redet 

S.  17  gedenkt  Cobet  der  Verbesserung  Valckenaers  xoivaviovtmv 
in  V  79, 18  (ed.  ster.  Bekk.)  ral  dl  aXlai  nolug  ral  iv  IhlcmowaCtp  xoi^ 
vavsopxiav  xüv  (fjtovdäv  tuxl  xäv  |t;f(fMir%«av,  und  fügt  hinzu  *qui  locus 
nondom  persanatus  est  tarnen,  nam  tag  ^vfi(ui%{ag  reponendum'.  Es 
ist  das  eine  von  den  Conjecluren,  die  leichter  gemacht  als  nicht  ge- 
macht werden;  auch  ist  sie  bereits,  was  ich  beklage,  von  Bekker 
sogar  in  den  Text  gesetzt,  was  freilich  Cobet,  fttr  den  es  keine  Ge- 
BMifischaft  philologischer  Arbeil  oder  fast  nur  Philologen  in  Holland 
gibt,  lieber  nicht  weisz.  Wenn  C.  78, 13  und  79, 16  von  derselben  Sache 
anovdag  nal  ^vpt(ucxlav  gesagt  isl,  und  es  nach  den  Worten  desselben 
Vertrags  C.  80, 3  sogleich  wieder  heiszt :  a£  (liv  aitovdal  xal  ^  Ivfi- 
futx^  ^"^"^  iyiyh^o^  so  wird  man,  wie  billig,  sich  wundern,  G.  79, 19 


6      L.  Herbat:  über  C.  6.  CobeU  Emendalionen  Mm  Tbakydides. 

es  anders  and  rav  <fm>v8Sv  xal  xSv  ^(ifuxxtav  ku  finden.     Es  bedarf 
in  solchem  Falle  nur  einiges  safahrens,    and  die  Aendernng  ist  auch 
gegen  alle  Handschriften  gemacht.     Es  ist  hier  das  Verdienst  Poppos, 
bedachtsamer  sich  nach  dem   thukydideischen  Sprachgebranch   amge- 
sehen  und  dem  Schriftsteller  gegen  Bekker  das  seine  sarQckgegeben 
zu  haben.     Wenngleich  (fitovöal  nnd   der  Sing,  ^(ifiaxäx  aaster  an 
den  schon  genannten  Stellen  bei  Thnk.  vieirältig  verbunden   ist:    III 
114,  15;  V  25,  1;  27,  17;  47,   13;  auch  OQXog  %al  ^vfifucxia  I  102, 
20;  V  22,  31 ;  V  47,  10  c.  tcbqI  rcov  Citoviw  %ttl  xwv  oqkhov  xal  rifg 
^vfifitxxiag;  ja  II  9,  24  der  Sing,  ^(ifnxx^a^   wo  der  Plural  sehr  ge- 
rechtfertigt  und  viel   nalflrlicher   wäre:  so  machen  doch  die   beidea 
von  Poppo  angeführten  Parallelstellen  V  27,  11  nnd  V  48,  19,  wirk- 
lich auch  die  einsigen  wo  im    Thuk.  noch  der  Plural  ^vfifiecxtat  sieb 
findet,  die  Richtigkeit  des  täv  ^vfiiiccxiitv  in  V  79 9  19  unzweifelbafl. 
Diese  beiden  Stellen  haben  mit  unserer  auch  das  gemein,  dasz  auch 
in  ihnen  von  gSQz  derselben  Sache,  für  welche  dieser  Plural  geseist 
ist,  auch  wieder  der  Singular  erscheint:   V  22,  31;  23,  22;  24,  32; 
25,  1;  27,  17;   nnd  V  47,  i^;  47,  10  e.     In   allen  drei  Stellen  ist 
auch  nicht  die  geringste  Variante ;  vielmehr  erscheint  in  dem  münchner 
G  (228)  gerade  dieses  Plurals  wegen  an  andern  Stellen  der  Sing,  in 
den  Plural  geändert,  wie  t.  B.  V  27,  17;  78,  12.     Und  ebensowenig 
würde  die  Palaeographie  die  Veränderung  der  drei  Stellen  ohne  Be- 
denken  finden,  worauf  doch  gerade    Cobet  ein  besonderes  Gewicht 
legen  müste.     An  unserer  Stelle  wäre  die  Verwechselung  des  ag  und 
ävy  deren  palaeographische  Zeichen  deutlich  su  unterscheiden  sind,  des 
Accentes  wegen  noch  weniger  leicht  (Bast  755) ,  und  V  48 ,  19  müste 
nicht  hlosz,  wie  es  auch  V  27, 11  noth wendig  wäre,  af  in  ^,  sondern 
auch  iyivovro  in  lyivsxo  oder  sonst  geändert  oder  umgesetzt  werden, 
nach  der  Analogie  wie  I  102,  20  OQ%ot  %al  ^vfifiax^  xatiaxfi  oder 

V  80,  3  er/  (ihf  Onovdal  »al  fi  ^fifuxx^  cevrrf  iyByivrjto  gesagt 
ist.  Maleriell  ist  in  dem  Plural  nichts  zu  suchen,  wie  die  obigen 
Stellen  genugsam  zeigen;  vielmehr  hat  der  vorangehende  Plural  for- 
mell  den  späteren  nach  sich  gezogen;  ähnlich  wie  ein  einziges  mal 
kafiTeQOtrjvccg  nach  rifiag  im  Plural  erscheint  (IV  62,  10),  während 
Thuk.  sonst  von  dem    Worte  nur   den   Sing,   gebraucht:   II  64,  10; 

VI  16,  8;  31,  4  z.;  VH  69,  6;  VII  75,  24  z.;  oder  wie  VI  77,  11 
nach  dem  Plural  fSotpiöficcva  auch  iwtotxiasig  und  iTtiMWQtccg  jedes 
von  einem  einzelnen  Falle  gesagt  ist.  Cobet  hätte  also  gut  gethan, 
wie  wir  sehen,  sich  hier  und  sonst  lieber  von  Poppo  über  den  Sprach- 
gebrauch des  Thuk.  dankbar  belehren  zu  lassen ,  als  vorschnell  und 
übermütig  zu  solchen  Aeuszeningen  wie  S.  292  Anlasz  zu  nehmen. 

S.  32  handelt  Cobet  nach  dem  Vorgang  von  BImsloy  zu  Eur. 
Herakl.  210  über  die  altiachen  Formen  des  Verbum  iQx^f^'^h  ^^^  ^^^ 
allerdings  auszer  diesem  Praes.  Ind.  keine  andere  Form  bei  Attikern 
vorkömmt.  *Miror  virum  aculissimum'  fährt  er  fort  ^in  Thucydide 
ferre  potuisse  duos  soloecismos  tarn  pntidos,  qnales  leguntur  IV  120, 
24   tvbqI  dh  rag  vi^dQag  ravrag,  alg  iTtri^x^vzo^  £iiicivfi  aniatri  et 


L.  Herb«!:  Ober  C.  G.  Cobeto  fimeiidatiOBeii  im  ThAfiiles.      7 

IV  121,  30   M^  d^  haipiow  ti  iucl  9e^^|owo  üamif  «Mifry,  in 
boe  looo  Vera  MripUini  repoai  poteral  ex  PoUoce  III  153  S!i¥Oq>mv 
ya^  etifflMiv  *  imvlow  tb  md  itifoa^ecav  äam^  a^lfiry^  errore  Xe- 
«opbOBlefli    pro  Thecydide  DominM,   qaen  torpi  soKoecismo   liberat 
Videor  nibi  perapeuMe  onde  invectam  fueril   viüuin.'     Die  ecblea 
alliacben  FormeD,   meinl  er  oennlicb,  seien  niebl  ^enw,  ngoö^oav, 
iigf^av  geweaen,  sondern   xfiav,  %qncyaav^  an^av;   u  aoicben 
9Q(0yaav    dea  Thak.   hatten  die  ^magiatelli    qoi   Thaeydidem   malio 
peiflv  i|wiai  vulgo   creditar  nnloaranl'  Td^^MNJ^iKoyro  binsageachrieben 
und  BO  bitte  aicb  dieses   eingescUioheB.     Nar  beüfinftg,    weil  es  aar 
lelslea  Bnlaeheidvag  Ober  tcq^ci^qxovxo  irrelevant  ii«t,  bemerke  icb, 
dann  die  ecbten  Formen    bei  Tbük.  keine  anderen  als   die  jetat  von 
ailen  Heransgebern  redpierten  ^Btfov,  ia^&Mv,  fe^ayeif€tv  sind.  Wenn 
irgendwo  eine  conslante  Ueberliefemag  der  Haa.  sieh  findet  ^  so  ist 
es  hier.     Ohne  dasE   anch  nur  ein  einaiges  mal  eine  der  von  Cobet 
bebnnpleten  Formen  in  einer  einzigen  Is.  gelesen  wOrde,  geben  alle 
Has.  abereinstimmend  aberall  jj€6av:  II  3|  8;  lU  23,  3;  24,  6;  80, 
II;  107,  11;  IV  72,  23;  V  17,  2;  VIU  92,^24;  anch  I  1,  ö,  wo 
mit  Recht  jetzt  ^ffiov  vorgezogen  wird,    ist  ^ifcev  in  keiner  Hs.,  mir 
ifittv  wird   gelesen  und  im  Aug.  ^ük(v.     ^An'^cavx  U  52,    J6;  III 
loa,  6;   IV  39,  23  (darüber  unten);  V  36,  15;  VI  94,  29;  102,  10; 
K^o^cavi  n  47,   34;  81,  25.  30;^  VIII  66,    11 1   wo  in  6iner  Hs. 
x^oa*c0ay  statt  jti^yBCav,     Von  rfi€tv  für  ^aav  im  Tbnk.  nirgends 
ttne  Spnr.     Und  warum  sollte  aueh  zu  n^^^ctcv  eher  ala  zu  n^og- 
yioar  jcBes  »^ilQ29vro  he}ge§chTi€bea  sein?  Wie  wird  es  überhaupt 
beigeschrieben  sein,   nur  hier^  wenn  yiikxv  und  die  Compesita  aller 
Orten  im  Thuk.  vorkommen  und  es  sonst  nirgends  geschieht?    Aber 
PoUnx  an  jener  Stelle  gibt  tc^i^bsuv.     Aber  er  nennt  auch  Xeno* 
phon   aUtI  Tbakydides  und  zeigt  dadurch  klar,  dasz  er  aus  dem  de- 
dichtaia  citiert  und  den  SohrifWteller  selbst  nicht  vor  sich  gehabt  hat. 
Das  iai  schon  das  verstandige  Urteil  des  Petrus  Paber  Agon.  8.  9, 
der  f6r  Thuk.  meines  Wissens  zuersi  auf  diese  Stelle  des  Pollux  hin< 
gewiesen  bat«     Ans  Pollux  sehen  wir  also  für  unsere  Stelle  mit  Ge- 
wisheit  nar  das,  wie  er  selbst  sie  verstanden  bat.     Doch  es  sei,  er 
habe  uns  auch  die  echte  Lesart  erhalten;  haben  wir  damit  das  Ver- 
Mändnia   der  Stelle?    Wer  kann  sich  dabei  beruhigen,  den  Sehrift- 
rtdler  sagen  zu  lassen  *wie  einen  Hieroniken  scbmOditeo  sie  den  Bra- 
ndas    und    giengen    zu    ihm'?    Oder  hätte    TCQOtfystSutv   etwa    einen 
speeiellen^  gottesdienstliehen  Sinn,   durch  den  sich  die  nöthige  Stei- 
gemng  ergibe?  Solchen  Sinn  hat  bis  jetzt  niemand  für  nqocii^oyMi 
oder  nffooiivat  nachgewiesen,  auch  Abresch  zu   dieser  Stelle  nicht 
dorch  Uittweisung  auf  ArisUdes  II  p.  279  onoxav  n^foölaafuv  toig  &€Oig^ 
wodurch  sich  nichts  anderea  erweist  als  das  selbstverstäadlicbe,  dasz 
das  hinantreten  an  die  Altäre   der  Gölter  auch  dorch  nf^iivai  aus- 
^edrfickt  werden  könne.    Aber  selbst  in  dem  Falle,  dasz  n^iipai 
dafür  der  technische  Ausdruck   gewesen   wäre  —  und  ein    weiteres 
behanplet  Abresch   niclit  —  muste  nrnn  doch  immer,  da   die  Worte 


8      L.  Herbsl:  aber  C.  0.  Cobels  BnettdalioDen  im  Thakydide«. 

w6iteQ  ttMf^fl  sich  anch  mit  heuvlow  verbinden,   den  Safo  in  der 
umgekehrten  Wortstellung    7CQoa^ße<Sav  vb  »cd  haivlow  AansQ  i&lti^ 
tr^v  erwarten,  das  specielle  nach  dem  allgemeinen.   Schon  K.  F.  Her- 
mann (Pbilol.  X  S.  243)  hat  hier,  sich  deswegen  mit  Cobets  Vorschlage 
nicht  begnügend,  aber  an  Ihn   anschliessend   eine  Aushilfe   geboten. 
Er  nimmt  das  n^oö^gactv  statt  des  ^o6i]Q%ovto  von  Cobet  an,  ver* 
steht  es  aber  nicht  von  rcqwSiivai^  sondern  von  ngaöadeiv^  und  ge- 
winnt so  neben    dem   speciellen    haivlow  einen   andern   speciellen 
Ausdruck,   der  ohne  Zweifel    einen  Fortschritt  und   eine  Steigerung 
ergeben  würde :  ^sie  schmückten  und  besangen  ihn  wie  einen  Hiero- 
niken'.    Wie  das  zaiviovv  ist  ohne  Frage  anch  das  besingen  der  heim- 
kehrenden Hieroniken  allgemeine  Sitte  gewesen.     Hermann  führt  zwar 
nur  einzelne  Fülle  an,  der  Scboliast  aber  zu  Find.  Ol.  9,  3  p.  209  B.  sielll 
es  uns  als  einen   regelmüszigen  Hergang  dar :  xglg  ifivovvxo  o£  vi- 
Kifq)6(>oi,  aiut  r^  rlx-f  xorl  iv  rm  yviivaölm  %al  Iv  vg  fcat^ldt^.  Von 
der  Seite  also  würe  kein  Hindernis.     Doch  zweifle  ich,  ob  Hermann 
selbst  den  Vorschlag  noch  gemacht  bitte,   wenn  er  die  Unsicherheil 
des  Unterbaus,  auf  den  er  Cobet  vertrauend  sich  verliesz,  und  die* 
Kette    der    biebei    vorausgesetzten    Verwechselungen:    nQOC^<uxv  — 
n(foajißaav  —  ni^otsr^qiavxo  ^   erkannt  hatte.     Zudem  hat  diese  Er- 
klärongsweise   noch  mancherlei  andere  Bedenken.     Abgesehen  davon 
dasz  solcher  förmlicher  inivlniog^  wie  er  dem  rückkehrenden  Sieger 
angestimmt  wurde,    nicht   leicht   improvisiert  ist  und   nach  der  Er- 
zählung des  Thuk.  zur  Vorbereitung-  die  Zeit  ganzlich  fehlte,  würe  er 
auch  schwerlich   mehr   eine  Sache    der   einzelnen  Privaten  (ISlot)  zu 
nennen;   soll   aber  unter  jcQOO'^av  blosz  ein  zujauchzen  der  Menge 
verstanden  werden,  so  wfire  der  Vergleich  äaitSQ  a^Xtfi^  eben  da- 
durch wenig   passend   und   sodann  nach  haivlovv  das  Imperf.  i^fog- 
^doi/  durchaus    unentbehrlich.     Auszerdem    wäre    die    gewöhnlichste 
Ehrenbezeugung,  die  jedem  einziehenden  Hieroniken  vor  allem  wurde, 
hier  nicht   genannt,   eine  sonst  überall  bei   solcher  Gelegenheit  er- 
wähnte und  so  althergebraohte ,  dasz  sie  sogar  auf  den  Empfang  dea 
von  Kreta   siegreich    heimkehrenden   Theseus    zurückgeführt    wurde, 
neben  den  tatvUttg  die  aritpacvot^  und  die  ai/^,  die  man  dem  Sieger 
zuwarf  und  auf  seinen  Weg  streute,  die  sogenannte  fpvXloßoUa,   Nach- 
dem Suidas  u.   mQiaysiQOftevot^  all   der  Spenden  und  Geschenke  ge- 
dacht hat,   mit   denen  man  den  Sieger  überschüttete,  ffihrt  er   fort: 
ivtoi  6h  tovTO  ro  i^g  ((paalv)  iyto  Srfiimg  xriv  ccqxAv  laßetv '  Ixci- 
viyv  yoQ  i%  K^i^ttig  HOfud&iyxa  fieza  to  iveletv  zw  Mivmavqovot 
iito  zijg  Xt9Qag  av^at  xcrl  qwlXoig  ißalXov  tucI  zoig  Ttagovöt  xorp- 
noig  izlficdv.     Vgl.  Find.  Pyth.  9,  123  Ttolka  iiiv  xsivoi  dUov  q)vlV 
Im  tuxl  azsq)€ivovg  und  Boeckh  zu  d.  St.    Pausanias  VI  7,  1  erzählt  von 
Diagoras  und  seinen  Söhnen :  vtxrficevzeg  ot  veavloxoi  dia  zijg  navri- 
yvQBwg  z6v  naxiqa  iqtBQOv^  ßaU,6(Uv6v  zs  vitx>  zmv^EkXrjvcov  ivd-ect 
mal  evSalfiavcc  iyd  zotg  notusl  xaWfievov.     Vgl.  noch  Clemens  Alex. 
H   c.   8  (p.  49).     Wenn   einmal   von  einem  Nichthieroniken   gerade 
wie  hier  von  Brasidas  gesagt   wird,  dasz  er  einem  Hieroniken  gleich 


L.  HeiM:  fiber  C.  G.  CobeU  Enevdalioiidii  im  Thnkydides.     9 

geehrt  worden  mi,  so  sied  es  die  KrUose  ond  Biameii,  die  den  Verfl^cli 
vermitleln.  So  enibit  Appian  B.  C.  p«  444  von  Cario:  xa/  nare 
Mal  mM^fhufi^tiv  avtov  €tv^ßolovvzeg  äöfciff  a&hitfjv  (uydkav  %al 
dv^s^ovg  aymvogy  und  ebeoso  Plutarch  Caes.  30  o£  de  xal  cxupa- 
vovg  in*  etvjov  Miuq  a^lffttp/  av^ßoXovvreg  rigd&Sav.  Den  rflok- 
kehrenden  Arialomenes  empfangen  die  Fraaen  von  Andania  (Paus. 
HeM.  IV  16,  4)  xttivlaq  %al  ta  mqcaa  intßalkavau%>  tAv  avd'äv^  wie 
denn  gewöhnlich  die  tuivlai  md  die  iftitpavQi  onzertrennliche  Ge- 
fihrtcn  sind:  vgl.  Xen.  Hell.  V  1,  3o  fiiv  iatig>civ€aaiv,  6  6i  haivloHSiv^ 
oi  i*  vöziiffiöctvTeg  Ofimg  nal  avccyofiivov  SQ(fi7crov  slg  xf^v  ^lutxuv 
ateqmvovg.  Pbilostr.  Imag.  5  -^o^rcStfii/  inl  tag  ^(fag  rov  Onpov 
Toivlaig  avtov  avaöi^vtig  xal  (St{q>av€iaavtsg  avtov  ^iXov  Ctc- 
ipavm,  Diog«  Laert.  VIII  62  moXevfiai  (uta  %aci  tm^Uvog^  üg- 
fUff  loiiuv^  taivlaig  te  nsi^Ustentog  ötiq>ealv  te  ^aUlffg.  Diese  Bin- 
nen nnd  Kraose,  die  wir  bei  der  Beschreibung  einer  Hieronikenfeier 
nnd  also  auch  hier  nicht  entbehren  können,  hat  Tbuk.  auch  wirklich 
hier  nieht  vergessen;  nur  musz  Cobet  ihn  nicbt  aus  llisverstand  seiner 
schönsten  Ausdrucke  berauben  wollen,  um  etwas  gans  schales  an  die 
Stelle  sn  setsen.  n^i^Qxovto  kömmt  nicht  von  iCQOCiffx^fiai;  von 
l^XOfuxi,  kennt  Thuk.  so  wenig  ein  Imperf.  f]Q%6(ifpf  wie  ein  anderer 
Attiker;  sondern  es  kömmt  von  nqoöa^o^tai^  und  für  das  Verstfind- 
nis  dieses  Wortes  sollte  Buttmann  billigerweise  seine  eingehende  Be- 
lehrung im  Lexilogus  I  S.  101  IT.  nicht  vergeblich  geschrieben  haben : 
^affXto^tu  steht  ganz  eigentlich  für  wegnehmen  von  einem  ganzen, 
einem  Vorrath,  als  Erstling  oder  zum  Zweck  einer  Weihe«  Wenn 
man  also  den  Begriff  der  Weihe  schon  im  Sinne  hat,  so  kann  man 
S^&f^i  in  jeder  Zusammensetzung  ansehen  wie  den  einfachen  Begriff 
wegnehmen,  schöpfen,  mit  dem  Nebenbegriff  den  die  PraepoMlion 
gibi;  oTtaQXiCd'ai  ist  also  ganz  einerlei  damit;  dagegen  in  t^^- 
aifX^ö^a$  und  iiuxQxecd'ai  tritt  der  Nebenbegriff  der  Praep.  hervor^ ; 
in  n^oad^ia^M  also  die  Beziehung  der  Weihe  auf  eine  Person. 
Ist  demnach  9tpotfa^;i;£tf'&ai.  *  jemandem  die  Erstlinge  weihen',  so  ist 
dieses  Wort  hier  von  Tbuk.  sowol  in  Bezug  auf  den  gegenwärtigen 
FrOhiing,  wo  die  Skionaeer  hier  den  Brasidas  in  ihrer  Stadt  feiern, 
wie  auf  die  heroischen  Ehren,  die  sie  dem  Sieger  und  Befreier  von 
Hellas  darbringen,  gleich  glücklich  gewählt,  und  wir  haben  also  auch 
in  n(foaaif%iif^i  jene  d^aüc  tmv  av&w  des  Pansanias  oder  die 
aV'&i}  und  die  qyvXka  ano  tijg  xaQag  bei  Snidas  wieder  und  den 
ganzen  Blnmenfestschmvck ,  dessen  der  Held  wegen  .des  Beisatzes 
oofu^  a^Xfity  auch  hier  nicht  entbehren  durfte.  Trägt  aber  jemand 
noch  Bedenken  hier  für  das  historische  Skione  von  Tbuk.  unter  dem 
homerischen  Worte  das  heitere  Bild  des  BInmenregens  und  der  grün 
ond  bunt  best  reuet  en  Straszen  anzunehmen,  der  möge  dasselbe  mfog- 
aQx^c^ha  bei  Piaton  lesen,  Theaet.  168^  tavta^  m  SeoöcDQSy  t^ 
ttalo^  aov  elg  ßorj^elav  iti^OiStn^^dfiriv  xat  ififiv  dvvaiii^v^  Ofuxifa 
ano  tfjMX^flSv,  wo  das  Wort  gerade  seines  liefen  Sinnes  wegen  be- 
reite  demselben  Verdachte,  aber  ohne  Schaden  zu  nehmen,  ausgesetzt 


10    L.  Herbsl:  aber  C.  G.  CobeU  EmeadalioneB  im  Thakydi4e& 

gewesen  ist,  mil  dem  Cobel  hier  das  tbukydideieche  bedroht,  hoffMt" 
lieh  aber  auch  ohne  ihm  weiter  gefährlich  zu  sein.* 

lieber  die  andere  Stelle  IV  120,  34   kann   ich    nach  dieser  Be- 
sprechung des  TtQOötxQx&s&ai  kürzer   sein.      Cobet  sagt  dazu  S.   34 
^in   altero  loco   quid   sit  m^l   tag   flfU^ag  zavrag  alg  ian/^j^ovro, 
neminem  vidi  qui  intelligeret,  nam  quod  inlerpretantar  esse  commeore, 
ineicem  pisere^  adire,  naaci  non  est.     Aut  monstri  atiquid  alitur  ia 
eo  loco,  aut  alg  i9tiqQ%owo  ablegandum  eo  unde  male  pedem  intulit '. 
Allerdings  kann   iifqi^xfhrto  hier   nicht   commeahaiU  heiszen;  einmal 
gibt  es  ja  von  htiQXtfS^i,  kein  Imperf.  ijtti^x^fitjv ,  und   sodann  ist 
hier  von  einem  zu. einander  wandern  der  paciscierenden  Theile  Aber- 
banpt  nicht  die  Rede.     Für  jeden,    der  diese  Capilel  des  Thuk.  auf- 
merksam  liest,  ist  es  klar  dasz  die  peloponnesischen  Gesandten  nur 
6inmal  nach  Athen  gegangen  sind  und  dort  mit  den   alhenischen  Be- 
vollmächtigten den  Waffenstillstand  abgeschlossen  haben;   die  Worte 
des  Scholiasten  zu   alg  e;ci7p;|;oi/TO :    elg  akliljXovg  Ixcrre^oi,  beruhen 
« daher  auf  einem  Misverstandnis  und  stimmen  nicht  zu  der  hinreichend 
klaren  Darstellung  des  Thuk.     Auch  hier   hat   ircriQXOvxo   nichts  mil 
hci^xECdai.  zu  thun,   sondern   ist  auch   hier   das    Imperf.  von  iicaQ- 
XB60at  und  bedeutet  ganz  dasselbe,  was  kurz  vorher  C.  II99  14  mil 
itfitivdovTo  ausgedrackt  ist;   vgl.  Buttmanns  Lexilogus  a.  0.     Dieses 
OTcipösü^at  ist  vom  6chiift8teller  nicht  wiederholt,   sondern  hier  um 
so  lieber  ircaQXBC^i  gewühlt,  weil  es  seiner  angestammten  Bedeu- 
tung nach  genauer  als  an;ivd£a^i  das  angibt,  was  hier  zu  bezeichnen 
war.     Es  sind  13  opfernde,  die  hier  in  der  Reihe  nach  einander  die 
Vertragsspende  darzubringen  haben,  und    dies  nach  einander  opfern 
ist  es  gerade,  wofür  inaqx'^c&ai   von  Homer  her  der  specielle  Aus* 
druck  war.     Auch  im   Hymnos  auf  den   Apollon  124  f.  alla  Sifug 
vixvaQ   tE  Ttal  af/tßifoclfiv   igarsiv^v  ad'avdrjjfStv    ;|rfpaiv    iTf^Q^axo 
steht  das  Wort  in  ganz  ähnlicher  Bedeutung,  wenn  man  darauf  achtet, 
einmal  dasz  es  der  Gott  Apollon  ist,  dem  hier  gespendet  wird^  und 
sodann  dasz   die  Themis  ihm  ihre  Spende  in   der  Reihe  der  übrigen 
Göttinnen  darbringt.    Für  den  Gebranch  des  Wortes  in  historischer  Zeit 
wird  die  eretrische  Inschrift  bei  Boeckh  C.  I.  G.  II  S.  176  Nr.  3144, 9  aus- 
reichen: iTtaQxeüdat  dh  loitg  X'^^ovg  [xoQ]€lag  t&  Jiovvam^  ja  viel- 
leicht  liegt  für  den  etwa  noch  zweifelnden  in  vollkommenster  Weise 
ganz  nahe  was  man  sucht  beim  Scholiasten  zu   Thok.  IV  118,   28  z., 
der  daselbst  zu   rikog  ix^vreg  die  Erklärung  gibt:  avrl  rov,    airtO" 
HQoroQSg  ovtig'    (og  xvqioi   dvcci  aviiß^vat,   avev  rmv  reoXemv^  olg 
inf}QXOvto.     Da  nicht  alg^  sondern  olg  gesagt  ist,    dieses  also  nicht 
anf  TtoXefnw  geht,  so  wird  man  die  Worte,    wenn   sie  überall  einen 
Sinn  geben,  wol  so  verstehen  müssen :  ^  als  in  Vollmacht  abzuschlieszen 
mit  denen,  mit  welchen  sie  die  Verträge  schlössen '.     Doch  hoffe  i<^ 
wird  durch  alles  obige  schon,  auch   ohne  diese   morsche  Stütze  des 
Scholiaslen,  das  seltene  Wort  an  jener  thukydideischen  Stelle    guten 
Stand  halten,  bis  ihm  eine  neue  Parallele  zum  unzweifelhaften   Siege 
verhilft. 


L.  Herbfll:  über  C.  6.  Cobels  EmeDdationen  in  ThukydidM.    11 

Im  Lavfe  der  Verbandlan^  Aber  die  Tmperfeclformen  von  Uvai 
fährt  Cobet  Beis|^iele  an,  wo  i^tfov  gegen  ^etfav  vertauscht  worden 
fei.  *  Bis  hoc  ^  flihrt  er  S.  33  fori  ^  in  Thucydide  deprehendi.  IV  39,  23 
TKql  it%o(Siv  jjfiiQixg^  iv  alg  ot  Tt^hßeig  tuqI  rwv  <f7tovdmv  aicjßeaavj 
ioealarena  errorem  vides,  et  turpias  etiam  cap.  42,  5  ^  AvwiadCa 
inf^^ttv  ainav  lUvratMCtoi  ipQov^l,'  An  dieser  zweiten  Stelle  haben 
nadi  Banera  Vorschlag  schon  Bekker  und  Krflger  die  richtige  Lesart 
ix^cav  in  den  Text  aufgenommen,  Krager  mit  der  Bemerkung,  aTVpenav 
sei  zo  erhalten,  wenn  es  heiszen  könne  *sie  waren  fortgegangen*. 
Ganz  ihnlich  wie  an  dieser  tbok.  Stelle  ist  die  fiberlieferte  Lesart 
aity^öav  Xen.  HelL  VII  5,  10  ot  xz  yiig  Inrntg  aircoig  itdrreg  iv 
*j4^ttd£a  aniJBCavj  doch  kann  es  an  beiden  Stellen  keinen  Schutz 
Inden  weder  durch  Xen.  Anab.  1  7,  8  elaiJB(f€[v  6i  fucQ*  «rvrov  of 
tt  ür^cezriyol  %al  twv  alXtov  'ElXi^vfov  tivig^  wo  ohne  Zweifel  die 
Worte  ot  r€  ütQtnfiyol  mit  Schneider  zu  tilgen  sind  und  BÜf'^eöav 
das  gewöhnliche  Imperf.  ist,  noch  durch  die  Beispiele,  womit  Poppo 
iae^&utv  vertheidigt  Bd.  I  1  S.  178;  denn  in  allen  von  ihm  daselbst 
beigebrachten  Stellen  ist  die  Praep.  iv  durch  ein  beigesetztes  Part. 
Perf.  oder  durch  einen  Perfectbegrlff  wie  tjxovrag  vollkommen  ge- 
rechtfertigt,  was  hier  nicht  der  Fall  ist.  Gleicherweise  wird  auch 
IV  39,  23,  wie  Cobet  es  vorschlägt,  eimiifav  herzustellen  sein,  nicht 
aber  weil  Cobet  hier  anysifav  schlechtweg  6inen  ^iocularis  error' 
nennt,  sondern  weil  auch  VIII  87,  3  ganz  fihnlich  gesagt  ist:  &att 
rgogniv  Iv  o6m  Sv  aircog  änii  dtöovcci^  und  nach  des  Schriftstellers 
Arf  fcir  dieselben  Sachen  dieselben  Ausdrücke  wiederzukehren  pflegen. 

S.  35  lehrt  Cobet:  ^UyHv  dicendi  et  loquendi  significationem 
in  tribus  tantum  compositis  retinet,  avriXiyHv^  iniXiyeiv  et  itffo^ 
Ifynv'.  Auch  iitXiyEiv  ist  hier  aus  Tbuk.  IV  59,  20  hinzuzufagen : 
xal  ytB^l  (liv  tov  nol€(utVj  mg  ;|raAe7rdv,  r/  Sv  xtg  nav  ro  ivov  i%^ 
liyttv  iv  tldo^i  (utitQTjyoQolfi;  in  derselben  Bedeutung,  wie  in  dem 
auf  diese  Stelle  zurflckgehenden  Gedanken  Suld'nv  gesagt  ist  C.  62, 10 
iXXa  TB  06a  iv  (irjftei  loymv  Sv  xig  diiX^t  Susraq  9repl  xov  no- 
Xifutv.  Man  vgl.  noch  die  ganz  ähnliche  Stelle  11  43,  16,  um  sich 
zu  fiberzeugen,  dasz  hier  die  Bedeutung  *  auswählen'  nicht  statthat. 
Da  die  neueren  Herausgeber  Über  die  Erklärung  des  Wortes  schweigen, 
so  freut  es  um  so  mehr,  schon  beim  Scholiasten  und  auch  in  der 
Uebersetzung  des  Valla  das  rechte  zu  finden.  Das  ix  in  dieser  Com- 
Position  bezeichnet  also  das  vollständige  zu  Ende  bringen,  wie  in 
ix'sm^nvj  i^onXC^ea^ai ,  ixXoy{^i6^i^  ixtp^eCqBiv^  ixdtiafSxsiv  = 
ixip^itiv  Aesch.  Prom.  952. 

S.  56  erklärt  Cobet  in  Thuk.  VIII  48,  30  TcaQaxXri^slg  ffir  ein- 
geschoben. ^  naQaxXrfi'iCg  ab  illo  adiectum  est  qui  wto  täv  ktul^ 
Q€Ov  non  inlelligebat.  Bonum  factum  qnod  absurdum  parttcipium  arri- 
pnit:  non  esset  alia  poena  exsilio  levior,  si  quis  in  integrum  restilni 
flösset  tmo  xcöv  halQcav  naQaxXfi^Blg.*  Er  spricht  von  der  Sache 
nach  seiner  Gewohnheit  mit  groszem  Selbstvertraven  (vgl.  S.  54); 
doch  zeigen  Jene  wenigen  Worte,  mit  denen  er  das  absurde  diesea 


12    L.  Herbsl:  ttb^r  C.  6.  Cobete  Enendalionen  im  Tliukydidlßi:. 

Part,  an  der  Slelle  beseichnet  haben  will,  ^nz  snr  Genüge,  da«s  es 
bei  ihm  nur  an  dem  rechten  Yersläiidiiis   eben  dieae«  Wortes  naf^- 
xXfi^Btg  fehlt.     IlaQawitXeiv  findet  aich  im   Thnk.    passivisch   ansser 
unserer  Stelle  nur  noch  5mal :  1  118, 17 ;  V  27,  12 ;  VI  87,  3;  VHI  92,  29 ; 
V  31,  32,  und  zwar  allemal  in  der  Bedeutung  *Eur  Theilnahme,  zum 
Beistand,   zum  mit  Hand  anlegen   aufgerafen,  aufgefordert  werden'. 
Diese  Bedeutung  ist  in  Stellen  wie  I  118,  17  xai  avxog  Sfpr]  ^vlkij- 
7lfea^€ci  %al  na^axaloüfievog  wxl  Snlifcog^   und  VI  87,  3  ivfifuix(n 
dk  xal  vvv  %al  TCifOtSQOv  roig  iv^aSe  v^mv  adiKoviiivotg  oin  axÄi^ 
TOI  nagaKlfid'ivrBg  dh  i^xeiv  durch  den  Gegensatz,  sollte  ich  meinen, 
unbedenklich  klar.     Darnach  ist  also  der  Sinn  unserer  Stelle  dieser: 
Phrynichos  hatte    von    Alkibiades  die   Meinung,    als   sei  es   diesen 
weder  um  Oligarchie  noch  um  Demokratie  zu  thun,  sondern  als  trachte 
dieser   nur  darnach,  wie  er   nach  Umänderung  der  Verfassung,  von 
den  Clubbisten  (zu  diesem  Werke)  mitberufen,   seine   Rückkehr  be- 
wirke.     Das  Misverstandnis  Cobets  liegt  darin,  dasz  er  xatsusiv  zu« 
nächst  an  die  Worte  vito  xäv  hctlgvov  rcaQanh^dg  anschlieszt,  statt 
sie  vor  allem  auf  das  engste  mit  otq>  tQonm    zu  verbinden.     Hatte 
Cobet  so  sehr  auf  den  Inhalt  der   Rede  Acht  wie  fast  nur  auf  ihren 
formellen  Ausdruck,  wäre  er  zugleich,  wie  er  es  beim  Thuk.  nirgends 
zeigt,  auch  von  der  jedesmaligen  Sachlage  im  Detail  unterrichtet,  so 
würde  er  auch  hier  schon  von  vorn  herein  dem  Alkibiades  nicht  das 
als  die   letzte  Absicht  unterschieben  wollen,    otco    XQOntp  ino   rcov 
Ira/ipiav  xareifftv,  wie  er  durch  die  izMQOi  zurückkehre,  während  es 
ihm,  was  Thuk.  aller  Orten  hervorhebt,  einzig  und  allein  nm  die  Rück- 
kehr zu  thun  ist;  das  wie  ist  ihm  vor  der  Hand  gerade  das  gleich- 
giltige,    was   Phrynichos,    welchem  Thuk.   selber   beistimmt    (Z.  27 
01UQ  xal  i^v),  auch  richtig  erkannt  hat.     Die  Athener,  will  Alkibiades, 
sollen  ihn  zurückrufen,  nicht  die  hai^iy  das  ist  die  Sache,  wie  es 
G.  50,  28  heiszt :    Sri  löoixo  negl  xijg  xov  ^Akxißiddov  tuxd'odov  Ad- 
yog  xcri  oii  ^A&tivatot  ivdi^ovzai  avtrjv.     Um  diesen  Preis  der  aSeta 
und  der  xd^dog  (G.  76,  26  t^v  ctxnm  Sdeuiv  rs  xal  xd^odov  not- 
rfimdiv)  ist  er  spater  dem  Thrasybulos  und  dessen  Freunden  zu  sei-'' 
nen  guten  Diensten  bereit,   wie  er  sich  jetzt  für  denselben  Preis  den 
Oligarchen   erbietet.     Dieses   klare  Sachverhfiltnis  legt   sich  auch  in 
unserm  Satze  dar,  so  wie  er  ist  und  bleiben  wird;   es  ist  alles  ver- 
wischt, wenn  naqttxXriQ'Btg  fehlt,  ja  er  litte  auch  sonst  an  einer  Dun- 
kelheit, die  unleidlich  wäre.     Denn  so  wie  nach  Ausfall  von  naqa- 
xlffitlg  die  Worte  ino  xmv  ixalg<ov  xdxBUStv  eng  zusammenrücken, 
treten  die  Worte  ix  xov  nctgovxog  xoOfiov  x^v  Ttoliv  (uxaax^öag  nakt 
in  den  Satz,  und  es  bliebe  vollkommen  rathselhaft,    wie  der  ferne, 
nach  seiner  Rückkehr  sich  sehnende  Alkibiades  vorher  einen  Umstura 
der  Verfassung  bewirken  will.     So  zu  erzählen  wäre  wenig  nach  des 
Thuk,  Art.     Vielmehr   ist  aber  mit  Tcagoxkri^slg  alles  rund  und  ab- 
geschlossen.    Der  Hauptgedanke   ist:   orm  xgon^  xdxei6w;   an   die 
Frage   nach  dieser  Art  und  Weise  reihen  sich  nun  als  Antwort  so- 
gleich die  beiden  Participialsätze  an:  nemlioh  wenn  er  die  bestehende 


L.  flerbst:  aber  C.  G.  CobMa  BnendalioiieB  im  Thukydides.    13 


VerfaMaog  wird  geiodert  haben,  nachdem  er  tob  den  Imyljpoi  sn 
dieaem  Werke  berufen  worden.  Dieses  naf^lfi^rjvai  ino  tcm/  hctU 
^v  gibi  ihm  die  Möglichkeit  so  dem  luxwtx'^^w  a^w.,  wie  aber- 
hanpC  dasu,  seine  Hände  mit  in  das  Spiel  za  than,  und  dieser  Um- 
stnrs  der  Verfassung  wird  wieder  fQr  ihn  die  Rückkehr,  welche  der 
Preis  für  jenen  ist.  Man  sieht  also,  das  zweite  Part,  ordnet  sieh 
dem  ersten  unter  und  ist  deswegen  auch  ohne  Verbindung  angefügt; 
ein  Gebrauch  der  keinen  weitem  Nachweis  erfordert.  In  dieser 
lelilen  Unterordnung  aber  ist  naqa%Xr\^€lg  zugleich  das  Hauptmoment 
für  die  firklirung  des  ganzen  und  daher  so  weit  davon  entfernt  *ab- 
sordom'  zu  sein,  wie  Cobet  meint,  dasz  vielmehr  alles  Licht  fflr  den 
sonst  ganz  finstern  Satz  gerade  erst  von  diesem  Partieipiam  aus- 
gehen  musz. 

Ich  oMg  diese  Stelle  nicht  verlassen,  ohne  von  einer  Verbes- 
«erang  zu  sprechen,  welcher  die  kurz  vorhergehenden  Worte  noilr- 
weadig  bedärfeo.  Schon  Gdller  und  nach  ihm  Bloomfield  und  Dobree 
haben  Z.  23  vor  aiplaiv  odtoig  ein  iv  einzuschieben  vorgeschlagen: 
xai  iv  oder  Tutv  a^plßiv  avtoiq^  welches  letztere  Poppo  angenommen 
hat ,  wihrend  Bekker  und  Krüger  es  beim  alten  belassen.  Die  Aen- 
derang  ist  nach  dem  Sprachgebrauch  des  Thuk.  nothweifdig ;  man  vgl. 
VI  103,  28  xovg  de  koyovg  Iv  rs  ^fplaiv  uixoiq  inoiovvto  ^fißa-^ 
Tftxov^  xttl  n^g  vov  Nixlav,  VIU  76  y  dO  xal  n«Qaiviifsig  akXag 
t'  inoiovmo  iv  (Sfpiaiv  avtoig  avusxa^ievot.  V  69,  19  xa<&'  Ixcr- 
0TOti$  te  %al  (leta  tiov  TtoXsfimäv  vo^wv  iv  öq>(atv  avxotg  i»v  tpU- 
CTtarto  xipf  na^xiUvOiv  tijg  (ivi^fiffg  iya^oig  ovaiv  inoiovvto. 
IV  130,  11  avtoig  xqCvavtBg  iv  aq>latv  avtotg,  VUI  63,  8  nal  iv 
Ofplöiv  avtoig  a^ia  ol  iv  trj  £tt(ito  tav  ^A^riyaUav  xoivokoyovfuvoi 
iaxhlmvxo  ^Alxißiadriv  (liv  —  iäv,  welche  Stelle  mit  der  unsrigen 
völlig  übereinstimmt  und  auch  zugleich  dazu  dienen  kann,  für  xai  iv 
gegen  %av  zu  entscheiden.  Ein  blpszer  Dativ  kömmt  in  solchen  Ver- 
bindungen in^  Thuk.  nicht  vor.  Denn  I  139,  14  oi  ^A^ifvaiot  yva- 
flog  a€plaiv  avtoig  nqovrl&eaav  wird  man  für  das  Gegentheil  nicht 
anfahren  wollen,  da,  wenn  auch  jcQOti^ivai  yvdfiagy  diayvmi»^ipf^ 
kayatv  aymvag  absolut  gesagt  wird  (111  36,  24;  42,  9;  67,  31),  doch 
aocfa,  wie  natürlich ,  ein  Dativ  dabei  im  Gebranch  ist ,  VI  14,  29  xorl 
pffoftaig  nifoti^H  av^  ^A^valoig.  In  den  FfiUen,  wo  andere  be- 
reit» zagegen  waren,  würde  iv  dplaiv  avtoig  auch  voller  durch 
futwtötavtmv  rcov  aXXatv  ausgedrückt  werden  können,  so  wie  für  V 
III,  27  öxojttitB  ot/v  xorl  (letaatdvtoov  ijf&mv  gleich  darauf  C.  112,  32 
xata  cqxeg  avtoig  ysvofiBvoi  gesagt  ist.  Ist  also  an  jener  Stelle 
das  iv  mit  gutem  Rechte  aufgenommen ,  so  ist  es  dagegen  nicht  gut 
gethan,  wie  bisher  von  den  Auslegern  auch  im  Thuk.  allgemein  ge« 
iichieht ,  iv  Otpiaiv  aitoig  oder  iv  iavtoig  (Poppo  zu  IV  25,  34 »  Krü- 
ger zn  IV,  25,  34  und  VII  44,  12;  Bernhardy  Syntax  S.  273;  Arndt  de 
pron.  reflex.  usu  S.  il  ff.)  mit  iv  aXXi^Xüig  für  gleichbedeutend  zu 
erktiren.  Alle  drei  Falle  sind  von  Thuk.  immer  mit  sorgfältiger  Ge- 
naoigkeit  unterschieden.     Cq>laiv  avtoig  ist  nie  ohne  einen  bestimm* 


14     L.  Herbsl:  über  C.  G.  CobeU  Bineod«4ionen  im  Tkakydides. 

len  Gegessate  gegen  andere  oder  anderes  geaagt;  b«  iavroig  oder 
avtoig  fehlt  dieser  Gegenaata  dorchaua,  während  sugleich  das  gegen- 
seilige 9  einander,  ausgeschlossen  werden  soll;  akii^koig  draekt  nur 
dies  letalere,  die  Gegenseitigkeit  aus  und  lasst  jene  beiden  anderen 
Begriffe  ganzlich  bei  Seite.  Fflr  ag)la^v  avtoig  vergleiche  man,  um 
bei  diesem  Casus  zu  bleiben,  auszer  den  obigen  Stellen  noch  II  4,  9 ; 
II  88,  16;  III  ö,  34;  III  82,  21 ;  IV  34,  12;  VII  67,  29;  VII  84,  2d; 
VUI  38,  4;  fUr  iv  iavxoig  {avtoig)  die  beiden  einzigen  Stellen 
IV  25,  34;  IV  34,  14}  für  iavtoig  sonst:  VUI  3,  7;  VIII  48,  12; 
VIII  58,  24;  avto^i  \U  56,  31;  UI  62,  22;  IV  124,  13;  V  49,  6; 
VIl  44,  27  K. ;  für  aXki^Xoigj  um  hier  mit  den  Stellen  des  ersten  Buchs 
es  genug  sein  zu  lassen:  1  2,  19;  18,  24;  24,  22;  30,  25;  44,  33; 
49,  16;  49,  8;  50,  16;  73,  30;  140,  2.  Sehr  lehrreich  ist  für  den 
Unterschied  zwischen  oq>tciv  avtoig  und  alXrjiloig  VIII  63.  Z.  32  ist 
iii  xo  allfiloig  VTCome^g  Mxhv  gesagt,  weil  hier  nicht  von  einem 
Gegensatz  des  Klhenischen  Heeres  gegen  andere,  sondern  nur  von  dem 
gegenseitigen  Verhalten  im  athenischen  Heere' selber  die  Rede  ist; 
ebenso  Z.  7  mk/ttc^  inuvaatavtag  avtovg  alXilihotg^  wo  bezeichnet 
wird,  wie  die  Samier  unter  sich  gegen  einander  gestimmt  waren; 
dagegen  heiszt  es  sogleich  Z.  8:  wxi  iv  (Sq>Ufiv  avtoig  afia  o/  iv  f^ 
Sa^tp  tmv  ^A&qvatiov  noivoXoyovfievoi^  weil  Thuk.  sagen  will,  dasz  die 
athenischen  Oligarchen  ohne  Zuziehung  von  Samiern  diese  Berathun^ 
gei^ilogen  haben.  Der  Unterschied  zwischen  iavtotg  und  (Siplaiv  avtoig 
dürfte  sich  an  folgenden  Beispielen  bei  na^atukai^a^i  leicht  ersehen 
lassen.  Zunächst  wird  man  alXrßovg  bei  7ta(^a%BXBV€C%ai  nicht  erwar- 
ten :  denn  wer  selbst  andere  ermutigt ,  dem  wird  für  den  Augenblick  in 
derselben  Sache  selber  Ermutigung  durch  diese  anderen  nicht  zu  Theil  ^ 
so  kömmt  denn  auch  diese  Verbindung  bei  Thuk.  nirgends  vor ;  vielmehr 
hat  Thuk.  IV  25 ,  34  wolweislich  iv  iavtoig  gesagt ;  nur  die  einen 
unter  den  Naxiern  ermutigen  durch  ihren  Zuspruch  die  anderen ;  auch  ist 
hier  an  einen  Gegensatz ,  was  die  Naxier  für  sich ,  anderen  gegenüber^ 
thun,  nicht  gedacht;  es  bleibt  dem  Schriftsteller  also  nur  das  zu  setzen 
übrig,  was  er  wirklich  gesetzt  hat:  iv  iavtoig.  Dagegen  kann  VI  68> 
11  %al  tovvavtlov  vnOfUfivi^%&  vfiag  ^  of  TtoXifitoi  cqdciv  avtoig 
tv  oJd*  oti  naqamlivovtai  wegen  des  beabsichtigten  Gegensalzes, 
wie  man  sieht,  nur  ög>üsiv  avtoig  stehen.  Ebenso  ist  es  mit  VUI  76, 
30  nal  Ttagaiviaeig  aklag  x  inotovvto  iv  aq>löiv  avtoig  aviOta- 
(Uvoi  nal  mg  ov  dsi  a^fuiv  oti  17  nokig  avTcorv  ag>iatifiK£v.  Das 
athenische  Heer  auf  Samos,  das  in  sich  selber  demokratisch  und  oli- 
garchisch  getheilt  ist  (Z.  22  —  24),  erwfigt  hier  in  seinen  demokra- 
tischen Parteibäuptem  die  Vortheile  seiner  Lage  gegen  die  mit  ihm 
in  Zwiespalt  begriffene  jetzt  oligarchische  Stadt  Athen :  also  Oipüfiv 
avtoig;  dagegen  müssen  wir  aXX'qloig  erwarten,  wenn  erwähnt  wer- 
den soll,  dasz  jene  beiden  Parteien  im  samischen  Heere  mit  einander 
zur  Berathung  zusammentreten;  es  ist  also  auch  wirklich  für  diesen 
Fall  C.  77,  l  iv  akki^Xotg  iKKlrfiiaöavteg  gesagt;  aber  sogleich  wird 
wieder  mit  den  Worten  x«rl  naifa^aQ<svvavteg  apag  avtovg  fortge- 


L.  HerM:  O^r  C  Q.  C^bels  EModationen  im  Thokydictes.     15 


,  weil  jeneg  erale  VerWlm  (voMvvra  77,  29)  voUkommeo 
wieder  anfgeuoomeB  werdeo  soll  und  nctifa^a^vvavvsg  so  wenig 
wie  das  obige -ffor^«Kei£V£<rOa»' ein  iXkrIlovg  vertrügt.  Die  fingsl- 
Kdie  Sorgfalt,  ait  der  hier  der  Wechsel  der  Pronomina  eintritt,  zeigt 
bcjondera  auf  intereaaante  Weise,  wie  klar  und  bewust  dieser  Unter- 
tekktd  ina  Sprachgeröhl  des  Schriftstellers  vorhanden  war.  Mit  glei- 
^em  Wolbedacht  sind  auch  VII 44  diese  drei  Pronomina  verschiedent- 
lich verwaadt  Z.  12  ist  oi  te  ^A^ffVMoi  i^ifti}w  xs  agwg  ainovg 
gwagi,  wo  freilich  die  Ausleger  aus  Misverstfindnis  des  dort  ent- 
wickeitea  Vorganges  bisher  iklrjXovg  verlangt  haben.  Die  nach- 
rAekeaden  Athener  wissen  nicht  >.  wo  sie  die  ihnen  voranfgeaogenen 
iaaeraden,  die  aber  schon  geschlagen  und  zerstreut  sind,  Bnden 
sollea  (Z.  6  ovx  ^jdörttvro  TtQog  o  u  xq^  X'OQV^^Oi  ^^^  diesen  allein 
hA  in  dea  Worten  i^i^tow  aqwg  ovrovg  die  Rede,  wie  aus  dem  fol- 
geadcfl  (Z.  12  nai  ei  tplltov  itfi  rwv  i^dti  Ttahv  q>svy6vtmf)  erhellt, 
aad  ea  iai  alao  nur  fOr  6^äg  avtovg  eine  Stelle;  dagegen  mnste 
es  vorher  in  demselben  Cap.  Z.  32  aXliiXovg  heissen,  weil  es  sich 
liier  in  allgemeiaen  von  dem  gegenseitigen  erkennen  beim  Mond- 
Bdle  haadellb  Die  Stelle  des  dritten  Pronomen  avtoig  Z.  27  f.  äffvs 
vilog  ^;ofuu6cw€g  avxoig  ist  besonders  anziehend,  weil  im  Verfolg 
deradbea  ^rsahlung  Z.  30  f.  wiederum  ein  Uebergang  in  ein  anderes, 
w  all^loig  nothwendig  wird.  Nur  von  den  öinen  der  Athener  geht 
aaliriieh  die  jedesmalige  Tfiuschung,  dasz  sie  ihre  Freunde  für  Feinde 
hatlca,  laeral  aas,  deshalb  bleibt  auch  anffinglich  bei  diesem  Angriff 
anf  ihre  Kaaneraden  die  Gegenseitigkeit  aua  dem  Spiel ;  es  mnsz  also 
in  dicaeai  Fall,  wie  es  wirklich  ist,  avroig^  nicht  aXlijkoig  heiszen: 
der  Aagriff  aber  ruft  auch  bei  den  Freunden  die  Vertheidigung  auf, 
und  so  wird  es  ein  gegenseitiger  Kampf,  welcher  Fortgang  in  den  dis> 
jandivea  Partikeln  und  Salzen  ov  ^vov  ig  ipoßov  luxriaztficcv,  akla 
%id  ig  %BHfV9  ill^lotg  il&ovTsg  {j^ohg  anskvomo  aehr  bestimmt  be- 
seiGkaet  iai.  Auch  VI  77,  10  durfte  man  nicht  ilkijloig  für  ctpia^v 
mo$g  verlangen.  Wie  der  Redner  kurz  vorher  die  sikelischen 
(iriecken  (2.  8  ^(lag  uvrofSg)  als  ein  ganzes  den  Athenern  gegenfiber 
gelaaKt  bat,  so  sind  ihm  hier  auch  die  bereits  von  den  Athenern  nn- 
teijocfaleB  Griechen  im  Mutterlande  ein  anderes  ganze  denselben  Fein- 
dea  gegenfiber;  er  stört  sich  die  Reinheit  und  Klarheit  des  Vergleichs 
zieht  darch  andere  Weitläufligkeiten ;  später,  wo  ihn  sein  Gedanke 
wf  die  Treannng  dieses  ganzen  führt,  xovg  (liv  —  xavg  di  (Z.  20), 
iSft  er  wie  natürlich  (Z.  21)  auch  nicht  mehr  Ttqog  atpag  ovrov^, 
ioadera  nifbg  iHiilovg. 

Ich  kehre  nach  dieser  Abschweifung  zu  Cohet  zurück,  darf  es 
aber  unterlasara  auf  sein  demnächst  folgendes  Urteil  hier  weiter 
ejaaagehea ,  womit  er  S.  92  alle  unschuldigen  Sv  bei  Futuren  ohne 
jeden  weiteren  Beweis  aus  reiner  Willkür  verdammt;  ich  werde  dem- 
Bi^at  aaafuhrlioher  darauf  zurückkommen. 

S.  99  handelt  Cobet  von  der  Verwechselung  der  Fnlura  und 
Aori^e.     *  Ferraro'  sagt  er  ^pro  aoristo  futurum   snbrepit,   coatra 


16   L.  Herbst:  aber  C.  G.  CobeU  Emeodalionen  im  Thukydideg. 

freqaeatissime.  Etiain  aliad  est  eitudein  fraadis  indiciom,  com  aorieli 
et  fntura  male  et  praepostere  copolantnr,  at  in  Thocydide  lY  52 
nanmcsiv  xal  ;|rei^c6acr0'^t.  VI  24  oVoeiv  xal  nffoffnttfinut^i,  Ideat 
genas  vitii  est  ibidem  VI  42  o^fuiia^ai  xt  mal  atQcnoTuiiVBa^t. 
VIII  75  nolifuoi  rc  iaea^ai  %al  ovdkv  inixti^vHevsa^i  et  quo  nihil 
foeditts  vidi  VIII  5  ivofiite  nofiuta^m  —  xal  noit^cuv  %ul  ^Ai^oq- 
y^if  —  ^  Imxa  i^iv  fj  aTtonreCveiVy  n  quis  in  haiasmodi  loco  ad- 
monitos  non  sentiet  a  Thucydide  aTtoKxsveiv  scriptam  esse,  cum  eo 
de  aliis  rebus  quibuslibet  malim  qnam  de  re  grammalica  aut  crilica 
disceptare.'  Lobeck  sagt  einmal  zum  Phrynichos,  indem  er  im  all- 
gemeinen von  den  allen  griecbisehen  Grammatikern  spricht:  *malta 
non  satis  potaerant  concoqaere  veteres  ilii  magistri,  qni  omnia  mal- 
lent  ad  perpendicalum  directa'.  Auch  Cobet  hat  sich  diesen  getreu- 
lich beigesellt;  alles  soll  über  dieselbe  Form  geschlagen  sein;  die 
feine  Nuance  in  der  Sache  darf  für  ihn  keine  feine  Biegung  des  Aas- 
drucks veranlassen.  Wer  w^ird  in  all  jenen  Steilen  nicht  einen  Augen- 
blick bei  dem  Wechsel  der  Redeform  angehalten  sein,  nicht  aber 
alsbald  den  guten  Grund  jedes  ausbiegens  durchgefühlt,  ja  wol  sich 
dessen  gefreut  haben?  Auch  ist  nicht  ^ine  jener  Stellen,  welche  die 
deutschen  Ausleger  ohne  eine  Bemerkung  vorbeigelassen  hfitten,  doch 
so  dass  der  Text  durch  keinen  den  Schaden  erleidet,  den  Cobet  ihm 
anthun  will.  IV  52,  7  will  er  also  »ctxdaeiv  und  xBtQtoatad'ai'  Die 
mytilenaeischen  Flüchtlinge  wollen  von  Antandros  aus  das  benach- 
barte Lesbos  schädigen  und  die  aeolischen  Stfidle  des  Festlandes  in 
ihre  Gewalt  zu  bringen  suchen.  Jenes  ist  ein  dauernder  Zustand  in 
der  Zukunft,  dieses  geschieht  je  in  einzelnen  Momenten;  glücklich 
ist  die  Sprache,  meine  ich,  die  das  zu  unterscheiden  weisz,  und  Tha- 
kydides  auch  deswegen  der  gepriesene  Schriftsteller,  weil  er  so 
etwas,  wie  er  es  konnte,  wirklich  unterschied.  So  ist  z.  B.  dwgy 
wo  die  Wahrscheinlichkeit  des  eintretens  einer  zukünftigen  Handlung 
angegeben  werden  soll,  bei  Thuk.  niemals  mit  dem  Futur  verbun* 
den,  stets  mit  dem  Aorist:  I  81,  17;  121,  26;  II  11,  5  z.;  73,  17; 
III  10,  6;  40,  26;  IV  60,  10;  85,  22;  V  109,  27;  VI  11,  6.  8;  36, 
13;  VII  87)  21,  von  welchen  Stellen  schon  Krüger  die  meisten  aar 
Rechtfertigung  jenes  xei^daac^i  angeführt  hat.  Dagegen  hat  Thuk. 
auch  wiederum  Einmal  nach  elxog  ein  Praesens  Ixeiv  statt  des  Fat., 
111  13,  32,  weil  er  hier  einen  Zustand  und  die  Beziehung  aaf  eine 
andere  daneben  gestellte  Handlung  auszudrücken  hatte;  im  entgegen- 
gesetzten Satzgliede  mit  akla  geht  er  sogleich  in  das  Fut.  ifiwovv- 
rai  und  anoxfoQijaovrai  über.  —  Von  derselben  Art  wie  diese 
erste  ist  die  zweite  Stelle,  VI  24,  18  f.,  wo  Cobet  nach  olaeiv  auch 
ein  Fut.  TCifoanviicea&ai  folgen  lassen  will.  Der  Grund  des  lieber- 
gangs  vom  Fut.  zum  Aor.  Tigoaxx'qifcta^ai  ist  ganz  derselbe  wie  dort, 
und  darum  würden  schon  diese  Stellen  allein  sich  gegenseitig  eine 
Stütze  sein;  doch  vgl.  man  noch  VI  24,  7  f.  ixnXevaai  nach  anth- 
t^i^eiv^  und  IV  28,  35  XBigmaoa^i  nach  anaXXayiiaeo^i  (Cobet 
S.  100.  117)  and  sogleich  unten  über  VIU  5,  25  f.  aytonisivw  nach 


L.  Berbiii;  über  C.  G*  CobeU  Emendationeii  im  ThDkydides.    17 

asu^m  Oüuv  steht  wie  jenes  xcckmhv  vod  der  I>auer,  js^oaxTi}- 
Gaa^a»  dvvaiuv  ist  wie  jenes  x^H^^^^^^  von  dem  einen,  su  einer 
beliebigen  Zeit  gebofften  Factum  in  der  Zukunft  gesagt;  weil  er  für 
da«  folgende  wieder  die  Dauer  bezeichnen  musz,  kehrt  er  auch  so«* 
gleich  zom  Futurum  suruck:  o^ev  athov  ^usdwpoQciv  imag^uv»  — 
Anderer  Art  ist  die  dritte  Stelle  VI  42,  8  üaTug  IJfuUov  oQ\Luio%ai 
TS  %ai  otQotOiuösvead'at.  Zn  ändern,  das  sieht  ein  jeder,  i^t  hier 
Tiel  leichter  als  sieben  eu  lassen:  daher  wird  aber  auch  ein  jeder 
etwas  besonnene  hier  vor  der  constanten  Ueberlief'erang  den  grösten 
fiespect  haben.  Auch  haben  andere  bereits  durch  Farallelstellen  den 
Weg  snr  Findung  des  Gesetses  und  Verstdndnisses  gebahnt.  Wenn 
ein  Casaubonus  in  ähnlichen  Fallen  Fntnra  wollte  nnd  sie  s.  B.  im 
Polybios  an  die  Stelle  su  setzen  keinen  Anstand  nahm,  so  mochte 
das  seiner  Zeit  seine  Rechtfertigung  haben,  wo  man  erst  zu  beobach- 
ten anfieng  und  aus  dem  gröbsten  arbeitete;  fär  Cobet  gibt  es  bei 
ähnlichem  Verfahren  jetzt  keine  Entschuldigung,  dasz  er  sich  die  Fort- 
schritte der  drittehalb  Jahrhunderte  nnd  besonders  des  gegenwartigen 
nicht  Sil  Nutze  gemacht  hat.  Was  z.  B.  unter  anderen  Lobeck  zu 
Phrynichos  S.  747  über  den  Wechsel  der  Tempora  beigebracht  bat,  wird 
jeden  fiberzeugen,  dasz  auch  hier  an  dem  Praesens  lediglich  deswegen 
weil  ein  Faturum  vorausgehe,  nicht  zu  rühren  ist,  und  wird  mit  dem 
Wechsel  ins  Praesens  einverstanden  sein,  sobald  er  an  der  Ver- 
schiedenheit der  beiden  Begriffe  oqiUJ^bcQxh  und  oxQaxQTudiviO^a^  auch 
den  Grund  der  Unterscheidung  in  der  Form  absehen  kann.  Jenes, 
sich  vor  Anker  legen,  bezeichnet  hier  als  Futur  OQ^uit^ai  das 
beginnen  einer  in  der  Zukunft  sich  wiederholenden  Handlung ;  wäre  es 
eine  einmalige,  würde  der  Aorist  stehen;  in  dem  Begriffe  dieses,  ge- 
lagert sein,  will  vor  allem  die  Dauer  zum  Ausdruck  kommen,  und 
so  konnte  der  Schriftsteller  bei  diesem  die  Zukunft  in  dem  voraus- 
gehenden i^uXlov  als  genugsam  bezeichnet  erachten.  —  In  der  vier- 
ten Stelle  Vlll  76,  15  f.  ist  noliiitol  x*  iaa^at  ganz  wie  jenes 
obige  xa%tioHv  und  OMfeiv,  und  iniKrfQVKSvsc&iu  musz  folgen,  weil 
es  sich  hier,  wie  der  Zusammenhang  lehrt,  gar*  nicht  von  der  Zu- 
kunfl,  aoodem  von  der  Gegenwart  handelt;  die  samischen  Demokra- 
ten schwören,  den  Vierhundert  in  aller  Zukunft  feind  zu  sein  und 
auch  jetzt  keinen  Herold  zu  Unterhandlungen  mit  ihnen  abzusenden; 
diese  Unterhandlungen,  die  hier  abgewiesen  werden,  rücken  ganz  in 
die  Gegenwart,  wenn  man  bedenkt,  dasz  zu  dem  Ende  schon  Ge- 
sandte von  den  Vierhundert  (C.  72,  3;  77,  4)  nach  Samos  unter- 
wegs nnd  bereits  in  Delos  angekommen  waren.  Man  vgl.  für  diene 
und  die  obigen  Stellen  den  höchst  interessanten  und  lehrreichen  Satz 
in  VII  56,  22  —  33,  wo  die  Gründe  des  verschiedenartigsten  Zeiten- 
Wechsels  nach  vo^iiovxeg:  elvat^  <pav€ia^cn^  ikev^egova^aiy  ano- 
XviC&aiy  iasc&aiy  iviynBiVy  ^aviiaa&TJata&ai  sich  deutlich  ergeben 
und  für  dunklere  Fälle  den  Maszütab  abgeben  können.  —  An  der 
fünften  Stelle,  Vlll  5,  25  f.  fj  imvxa  a^tv  ij  anoKZiivat^  wo  Cobet 
aitoxifvetv  verlangt,  ist  es  bedenklich  ihm  zu  widersprechen,  wenn 

Jahrb.  f.  clMs.  Philol.  Suppl.  Bd.  UI  Hfl.  1.  2 


18     L.  Herbst:  über  C.  6.  Cobet««  Emendationen  im  Thukydideg. 

man  nicht,  seiner  Drohung;  gemflaz,  auf  immer  das  Vergnügren  Ter- 
scherzen  will,  je  wieder  in  Sachen  der  Grammatik  und  Kritik  mil 
ihm  verhandeln  sa  dürfen.  Das  wfire  mir  leid,  denn  es  könnte  doch 
wol  sein,  dass  er  auch  einmal  mit  reiferen  nnd  durchdachleren  Vor- 
schlagen käme.  Doch  kann  er  im  vorliegenden  Fall  leider  auch  darcfi 
diesen  Trumpf  das  Spiel  nicht  gewinnen.  ^Ano%xtvHv^  das  er  ohne 
alle  Hss.  durchaus  will  und  das  schon  Reiske  vor  ihm  für  anoxxd- 
VBiv  vorgeschlagen  hatte,  mnsz  hier  durchaus  der  Lesart  des  Val. 
itno%xBivm  nachstehen,  die  Bekker  und  Krüger  bereits  in  den  Text 
geseist  haben.  Der  Fall  ist  wie  der  frühere  IV  52  nnd  VI  24;  die 
vorausgehenden  gvftfta^ov^  tcou^chv  und  {^covra  i^Hv  sind  Handlan- 
gen nicht  eines  Moments,  sondern  der  Dauer;  das  afCOKxeivai  masL 
zu  irgend  einem  Zeitmoment  in  der  Zukunft  geschehen,  i»t  daher  voll> 
kommen  und  bei  Thuk.  einzig  passend  im  Aorist.  Eine  Parallelstelle 
mit  dem  Futur,  die  Cobet  wol,  wenn  er  auf  sie  aufmerksam  gewor- 
den wäre,  für  sich  angeführt  bitte,  kann  dazu  dienen,  die  Sicherheit 
dieser  AuiAissung  nnd  die  auch  im  kleinsten  beobachtete  Sorgfalt 
unsers  Schriftstellers  ins  Licht  zu  stellen.  IV  28,  30  f.  heiszt  es  in 
einem  ganz  ühnlichen  Falle  mit  denselben  Worten:  ij  a^siv  ylaxi- 
dtti(iov£ovg  iavxag  ^  ainov  ajtoxxevsiv;  hier  konnte  Thuk.  nur  oTto- 
xxevHv  schreiben,  weil  diesen  Worten  unmittelbar  vorhergeht  ivxbg 
fHieQtüv  itxotfiv,  durch  welche  bestimmte  Zeitangabe  der  aoristische 
Charakter,  wann  die  Handlung  einmal  ausgeführt  werden  soll,  hin- 
wegfSllt  und  der  reine  absolute  Begriff  des  Futurs  zur  Geltung  kömmt. 
Für  das  Praesens  anoxxsCveiv^  das  Poppe  im  Texte  lüszt  und  zu  ver- 
Iheidigen  scheint,  ist  hier  keine  Stelle.  Thuk.  hat  in  den  Füllen, 
die  hier  in  Betracht  kommen  können,  nur  da  ein  Praesens  für  ein 
Futur,  wo  in  einem  Beisatze  eine  andere  Handlung  daneben  gestellt 
ist,  durch  die  das  Praesens  zu  einer  relativen  Zeit  wird.  So  1  93,  5 
n^ofpi^eiv  bei  vccvxtxovg  ysyBvrjfiivovg;  I  127,  2  7r^o%ca^»v  bei  ix- 
Tteoovxog  avrov;  Vll  8,  3  ilvai  bei  ei  fti}  — ccnwStBlovaiv^  ahnlich 
wie  an  der  schon  oben  angeführten  Stelle  HI  13,  32  ^x^iv  nach  einog 
bei  der  Nebenstellung  {v -r-  iitsaßahritt  x6  dsvxsgov;  IV  127,  24 
öiaip^eiQiiv  bei  fidixakaßovxeg,  wo  Cobet  auf  derselben  S.  99  ebenso 
vergeblich  anrfilh:  *pro  Öwtpd'ilqBiv  rescribe  dia(p^€Qetv*  ^  weil  er 
auch  hier  nach  dem  flüchtigsten  Eindruck  urteilt  und  das  Gesetz  nicht 
erkannt  hat. 

Nachdem  er  S.  117  für  Thuk.  VII  14,  27  statt  dMrnoAffi^emt 
vorgeschlagen  hat  SicmsTtoXtfiriaBraij  was  bei  Bekker,  Krüger  und 
sonst  bereits  im  Texte  steht,  will  er  S.  120  in  IV  28,  24  &<fx£  ovx 
Mx<ov  oitmg  rcoi/  elQrjfUvmv  ixi  i^Ttaklay^  das  Wort  i^ccfcaXlayy  in 
inaXXay^  verändern,  weil  Bxt  nnd  €|  palaeographisch  schwer  zu  unter- 
scheiden seien;  ^lonibus  et  Tragicis'  sagt  er  ^ relinquendum  i^amxX- 
XtiaaBiv^  Thucydidi  et  Alticis  uTtaXXayrjvM  in  ea  re  perpetuum  est, 
praeposittonem  peperit  dittographia'.  Man.  darf  sich  bei  solchem 
Verfahren  nur  wundem,  warum  vor  Cobet  das  Z.  21  in  ähnlichem 
Sinne  vorkommende  i^vExcigei  Gnade   findet ,    da   auch  diese»   wie 


L.  Herbst:  fiber  G.  G.  Cobels  Emendalionen  im  Thokydides.      19 

jenes  bei  Tbuk.  hier  allein  vorkömml,  ond  nogar  dieses  aa^szer  bei  He« 
rodolos  VI  76, 16  ond  Vll  11,  3  bei  keinem  Sttern  namhaften  Schrifl- 
sleller  sonst,  wAbrend  doch  i^eneukkaytivm  aasser  bei  demselben 
HerodoCo0  aach  noeh  bei  den  Trafpkern  in  Gebraneh  war.  '£^}raA> 
layj  kömml  in  dieser  Form  nar  an  unserer  Stelle  vor;  wenn  nan 
gar  Hesycbios  gerade  diese  Form  durch  tmox(0(fipsrj  und  dazu  aach 
jenes  andere  i^jBtvsxniQsi  darch  iicitpsvyev  glossiert,  durch  dieselben 
Worte  also,  ffir  welehe  gerade  Thak.  (Z.  18  und  Z.  21)  mit  diesen 
nagewöhnlicberen  abwechselt,  so  kann  wol  kein  Zweifel  sein,  danz 
schon  für  Hesycbios  oder  filr. seine  filtere  Quelle  i^eiTcalXctyij  an 
dieser  Stelle  des  Thuk.  gestanden  hat.  Und  warum  sollte  denn  nicht 
aaebTbok.  dies  Wort  gebrauchen  dürfen,  wenn  Herodotos  es  hat?  Ein 
Dichter  oBsg  wol  einmal  des  Verses  wegen  eine  sonst  unndthige 
Composition  oder  selbst  ein  Flickwort  sich  erlauben,  und  selbst  So- 
phokles, geschweige  Euripides,  hat  es  nicht  selten  gethan;  dem 
Thnkydides  aber,  von  der  Form  abgesehn,  ein  Wort  nicht  zugestehen 
wolleo,  an  dem  man  bei  Herodotos  nichts  findet,  allein  aus  dem  Grunde 
weil  dieser  ein  ionischer  Schriftsteller  ist,  das  gestehe  ich  hat  für 
mich  wenig  Sinn.  Freilich  musle  Cobet  dem  Herodotos  V  4,  9  wol 
das  i^tKTeallax^iCg  lassen^  weil  hier  zufällig  kein  ht  vorausgieng.  So 
viel  über  das  for^lle  der  Sache.  Materiell  stellt  sie  sich  noch  ganz 
anders,  and  man  sieht  wieder  auch  an  diesem  Beispiele,  was  unsere 
alten  Schriristeller  zu  leiden  haben,  wenn  die  Kritik  vorzugsweise  eine 
ausserlidie  ist  und  auf  den  Inhalt  nur  oberflfiehlich  hinsteht.  Hitte  Co- 
bet diesen  überall« da  um  Rath  gefragt,  wo  i^aiuelLXayijvai  sich  findet, 
so  hätte  er  bald  entdecken  müssen,  dasz  i^UTtcdlayrjvai  etwas  ganz 
anderes  ist  als  ajuclXayrjvai  und  dasz  hier  bei  Thuk.  ffir  catocXlayijvai 
gar  keine  Stelle  war.  Dasz  einer  von  etwas,  von  irgend  einem 
bösen  frei  werde,  dazu  gibt  es  zwei  Wege:  entweder  das  böse 
wird  fortgeschafft,  oder  man  schafft  sich  von  dem  bösen  fort;  des 
haben  die  Griechen  unterschieden:  jenes  ist  aitaXkayqvai^  dieses  i|- 
mtuUaYT^ai,  Will  Thuk.  111  94,  20  ausdrücken,  die  Akarnanen 
beabsicbligten  darch  die  Eroberung  der  Stadt  Leukas  sich  von.  dieser 
stets  feindliehen  Nachbarin  zu  befreien,  so  hat  er  dafür  uTtallayri- 
wi;  halten  die  Thraker  das  Leben  für  ein  Jammerthal  und  preisen 
sie  den  glucklich,  der  durch  den  Tod  herauskömmt  und  davon  frei 
wird,  so  gibt  uns  dagegen  Herodotos  V  4,  9  für  diese  Art  der  Be- 
freiung il^fiawXXajfitlg.  In  jenem  Falle  hört  die  Existenz  des  Uebels 
selber  auf;  in  diesem  besteht  das  Uebcl  fort,  nur  wir  gehen  ihm  aus 
dem  W>ge.  Man  vgl.  maUuyirvcii  bei  Thuk.  Ill  94,  20;  IV  64, 
25;  87,  27;  V  100,  25;  Vü  42,  14;  VIH  89,  22;  IV 28,  35;  Vi  82, 
6;  U  42,  12;  VII  53,  29;  VIll  106,  16;  VI  40,  12;  dagegen  für  i|- 
axullaaativ  auszer  der  Stelle  bei  Herodotos:  Soph.  El.  1002;  Eor. 
Hek.  1108;  Iph.  A.  1004  und  unsere  Stelle  bei  Thuk.,  und  map  wird 
zugestehen,  wie  treu  dieser  Unterschied  eingehalten  ist.  Denn  das 
was  Kleon  an  unserer  Steile  einmal  herausgeprahlt  halte  (C.  27,  7  ff.) 
blieb  für  ihn  leider    gesagt,  er  konnte    nur  sich  selbst  dem  zu  ent- 

2* 


20    L.  Herbgl:  aber  C.  G.  Cobeto  Enendalionen  in  Thvkydidefi« 

liehen  und  sich  heranssawinden  versuchen,  wie  er  es  (Z.  16  «vr- 
ruigei  nal  ovx  iqni  avtog  iXV  iiulvov  (TTpan^civ)  wirklich  vorbei; 
wtaUuy^  wäre  also  dafar  ungeschickt  und  nicht  sotreifend  gewesen; 
dagegen  musle  es  etwas  später  (Z.26)i  wo  die  verständigen  nnter  den 
Athenern  durch  diese  Prahleret  den  Kieon  loszuwerden  hoffen  dürfen, 
innlhiyrfiiC^ui,  heissen,  wie  wir  es  auch  finden;  denn  in  dem  Falle 
bleiben  sie  wo  sie  sind,  das  Uebel  aber  selber,  hoffen  sie,  verschwindet. 

S.  ld:2  entscheidet  sich  Gebet  bei  der  doppelten  Lesart  in  Thak. 
IV  26f  34  ikrfXiCfUvov  oder  aXi}iUf*ivov  für  die  letztere  nach  einem 
Fragment  desAmphis  bei  Athenaeus  642*^dt}  Tcor'  ^novöag  ßlav  iXtf-' 
kiöiiivov ;  Jedermann  sollte  glauben,  dass  dieser  Vers,  so  fiberlierert 
vnd  in  dieser  UeberUeferung  vollkommen  nntadelhaft,  vielmehr  •  üAr 
iXr^UCfdvinf  sprechen  mOste.  Doch  ist  es  Dobree  einmal  betgegan- 
gen,  dies  uXriUo^hov  nach  £iner  Hs.  als  aAi^iUfc^vov  in  den  foU 
genden  nicht  vollständig  erhaltenen  Vers  zu  bringen;  und  dies  durch 
solches  Verfahren  und  erst  durch  eine  weitere  Conjectur:  vul  für  ai 
TcrilijiUfiivov ;  —  vaL  —  tovt'  i%uv  hxlv  oa^xn^)  hier  gewonnene 
ah/iUykivov  reicht  fflr  Cobet  aus,  dem  alrileSfiivov  ein  für  allemal 
den  Process  zu  machen.  In  unserer  Stelle  des  Thuk.  haben  die  mei- 
sten guten  Hss.  aXtiliaiAivov ;  dasselbe  ist  bei  Herodotos  Vll  23«  20, 
bei  Arrtan  VI  23  §  6,  in  Anon.  Oekon.  22  die  alleipige  unbestrittene 
Lesart;  auch  Suidas  u.  d.  W.,  der  jenen  ßlov  altiieaii^ivov  erklärt, 
Porphyrios  de  abst.  II  6,  Dio^korides  1  38  kennen  nur  ilr^XsfffUvov, 
während  sich  für  alqXeiiivop  nur  einig:e  Hss.  an  jener  Stelle  dee 
Thuk.  und  jene  ^ine  Hs.  des  Athenaeua  anführen  läeit;  so  sollte  iofa 
gUuben,  würde  viel  richtiger  geschlossen  werden,  daaz  der  in  der 
Ueberlieferuiig  mit  aXrikiCfUvov  gut  gebildete  Vers  bei  Athenaeua 
von  Dobree  nicht  glücklich  behandelt  ist,  da  er  dessen  Gonstituiemng 
nieht  ohne  die  faat  auf  nichts  sich  gründende  Form  iki^UfUvo¥  ta 
bewerkstelligen  wüste. 

S.  149  behauptet  Cobet  bei  Gelegenheit  der  Stelle  des  Luctan 
vita  Dem.  37,  1  ooa  ij  X'^tag  al^tov  SfCQa^tv  tj  oSonomv  tat  ctßavec: 
*  nihil  pst  Xjfititg  atgann  dicebant  Graeci  eo  sensu,  quem  locus  pos- 
tulat,  na&algHv  Xjfixdg^  XySTi^giaj  Xrfinxa.^  Schlimm  sei  in  dieser 
Hinsicht  auch  Thuk.  zugerichtet,  wo  1  4,  8  M/vidc  tcuv  Kv%Xa6mv 
vrfiwv  i}^|s  —  TO  TS  hgsxwov  ag  einig  na^i^gei  i%  xrig  &aXamfg 
das  nad^si  in  iiui^gev  zu  verändern  seL  Kennt  man  den  Sprach- 
gebrauch des  Thuk.  und  läszt  sich  deswegen  von  der  nicht  weiter 
begründeten  Behauptung  Gobels  über  jenen  allgemeinen  Sprachge- 
brauch der  Griechen  nicht  einschüchtern,  so  wird  man  diesen  Vor- 
schlag so  ohne  weiteres  doch  nicht  hinnehmen  wollen.  Ueberall,  wo 
Thuk.  na^lguv  gebraucht,  steht  die  Sache  die  gesäubert  wird  im 
Accusativ,  nicht  das  wovon  sie  gereinigt  wird :  1  8,  31 ;  HI  104,  16 ; 
III  104^  20;  mit  dem  Ausdruck  nn^algHv  sollte  man  also  auch  t^ 
^UiCCav  ixa^giv  tov  Xjiattnov  erwarten.  Daneben  weiaz  ein 
jeder,  dass  bei  xadsn^sIV  auszer  ivvafuv  (V  14,  8)  oder  igx^v 
(VI  11,  9)  auch  ein  Acc.  der  Person  nicht  ungewöhnlich  ist:  III  13,  9; 


L.  Bmbti :  fiber  C.  G.  CobeU  Emendalionen  im  Thskydides.     21 

IV  85,  37;  ilmUeh  lY  83,  15.  Wie  Don  aber,  wena  gar  derselbe 
Aoadmck  »a^ai^eiv  to  hysxi%6v  selbst  nocb  ein  andermal  bei  Thnk. 
Torkömaal,  gieichfalU  wie  an  jener  Stelle  ebne  alle  Variante,  und 
swar  so  dass  eine  Aendernng  sogleich  palaeographisch  so  gut  wie  gans 
Quaoglich  wird:  I  13,  2  iffc^di;  xb  oS^EXXriveg  fiaHov  inXcoltoVj  vag 
vavg  xrriaafisvoi  to  Iffitiniv  %a^^ow^  Man  sieht  also ,  nicht  die 
librarii  haben  hier  den  Thuk.  fibel  zugerichtet,  wie  Cobet  sagt,  sondern 
tf  selbst  ist  auf  dem  besten  Wege,  mit  seiner  Art  den  Schriftsteller 
aBeh  an  den  ünsweifelhaftesten  Steilen  su  reranstalten.  Hier  hat  er 
anf  eine  einzige  Stelle  des  Piaton  hin ,  die  er  nicht  richtig  zu  inter- 
prelierea  verstand,  erst  willkürlich  einen  allgemeinen  Sprachgebrauch 
praeannüert  und  sodann  nach  diesem  emendiert,  was  ihm  gerade  in 
deft  Warf  kam.  Denn  wenn  er  sagt:  ^dicebant  Graeci  eo  sensu, 
quem  locus  postulat,  hk^Iqhv  krfirag^  XrfirriQia^  kffixtxa^y  so  ist 
daa  gänzlich  aus  der  Luft  gegriffen  und  er  könnte  aus  der  gesamten 
Graecital  nur  eine  einzige  Stelle-ans  Dio  Cassius  und  auch  diese  kaum 
für  sich  anfuhren.  Kadttigeiv  ist  überhaupt  von  der  Vertreibung  von 
Seerittbem  mit  Sicherheit  nur  ein  einziges  mal  gebraucht  und  auch 
an  dieser  Stelle  nicht  einmal,  wie  es  auch  logisch  unmöglich  war,  in 
der  Constmction  die  Cobet  als  den  Sprachgebrauch  angibt,  von  Pin- 
tarch  ^r,  6,  2  fcsror  dh  xtjv  axgtexffylav  xiLt/poi  laßmv  xrnv  ixxog 
^Ißflifutv  liyexai  na^iqat  Ififaxrjglatv  xijf»  ifCaQ^iav^  also  nicht:  ta 
l^fix^ifta  ht  xr^g  inug^lag.  Offenbar  hat  Cobet  alles,  was  er  von 
jenem  Sprachgebrauch  sagt,  aus  der  ^inen  Stelle  des  Piaton  gezogen, 
die  er  asfuhrt  (Menex.  241^  dlnaiov  di)  xsri  xovxew  fJiiag  int^in^- 
üd^vain  ot  xoig  xifv  ytqcxiqanf  eqyotg  xilog  xrjg  acnrigtag  iiti^BOav^ 
ivaxaß^QcifUvot  %al  i^eXofUxvxsg  nav  xo  ßagßaqov  [nicht  ßaQßaqt-- 
xov,  wie  Cobet  hat]  ix  x^g  ^akaxxrig)^  für  die  er  auch  schnell  mit 
einer  Emendation  bei  der  Hand  ist.  Kai  i^ikaaavxeg  streicht  er 
nemlich  nach  avajux^QafUvoi  als  ^  languidum  et  iners '  und  bekömmt 
dann  freilich  die  Construction  avaxa^l^Biv  näv  xo  ßiqßaqov  i%  xijg 
^alttTxrig^  was  er  vorher  schon,  um  es  wieder  für  seine  folgenden 
Enendationen  zu  gebraueben,  durch  einen  Machtspruch  rasch  zu  jenem 
allgemeinen  Sprachgebrauch  umgestempelt  hat.  Jeder  andere  da- 
gegen, der  den  Gebrauch  von  xa^al^nv  und  die  Analogie  berück- 
sichtigt, wird  vielmehr  urteilen,  dasz  nur  wegen  des  nal  i^Blaaccvxeg 
die  folgende  Constmction  eingetreten  ist  und  dasz  ohne  diese  Bin- 
Schiebung  des  gangbaren  Ausdrucks  xtpf  daXaxxav  navxog  xov  ßag- 
ßagov  auf  avana^gaiuvoi  gefolgt  sein  würde.  Wie  i^Blaaai  ist 
anch  xa^trQBiv  für  die  Ausrottung  der  Seeräuber  der  natürliche, 
ungesuchte  Ausdruck,  dessen  sich  wie  Thuk.  auch  die  spSteren  be- 
dienen, so  Dio  Cassius  LV  34,  51  xorl  rot^a  fihv  (neml.  krjaxgcaa 
x&va)  alloi  Ktt^govvj  nach  welcher  Stelle  man  kein  Bedenken  tra- 
gen wird  das  an  und  für  sieh  corrnpte,  son^tt  gftnzlich  allein  ste- 
hende wx^Qai^  wie  es  bei  demselben  Schriftsteller  XXX VlI  52,  42 
ed.  Reim,  gedruckt  ist,  in  xad'aigBiv  zu  verandern.  Denn  freilich 
ist   eine  Verwechselung  zwischen   na^iQBiv,  tuc&aii^Biv^  xaralgstv 


22     L.  Herbst:  über  C.  G.  Cobels  EraendalioneD  im  Thnkyitides. 

nicht  unerhört;  wie  könnte  es  anders  sein?  So  war  früher  Xen.  de 
re  eq.  12,  6  nach  Hsi«.  Kad-algritcci  gedruckt,  was  Stephanus  unge- 
schickt genug  in  xad'aLgijrai  verwandelt  hat;  der  vorhergehende 
Gegensalz  öuxiQficai  und  iTUil^siv  zeigt,  dasz  Schneider  (G.  A.  Sauppe) 
richtig  naTCclQtiTat  wiederhergestellt  hat,  was  bei  Xen.  auch  sonst 
wiederkehrt,  de  mag.  eq.  6,  5.  Ist  nun  freilich  xa^aigeiv  für  die 
Vertilgung  der  Seeräuber  der  passende  und  gangbare  Ausdruck,  so 
sieht  man  anderseits  wahrlich  nicht,  warum  afgcav  Xißifvag  bei  Lncian 
vita  Dem.  37,  1  wie  Cobet  sagt,  nichts  sein  soll,  da  jedermann,  wie 
die  Dichter  so  die  Prosaiker,  zumal  die  späteren,  ai^eiv  in  derselbeo 
Bedeutung  wie  xa^cciQeiv  gebraucht  hat:  Piaton  de  rep.  578*  aQag 
€x  xrjg  Ttoketog  avzov  re  xal  ywataa  xal  naiöag ;  Plutarch  de  contr. 
Sloic.  36,  lOöl^;  Epict.  diss.  17,  5;  Aristophanes  Ach.  565;  Eu* 
ripides  El.  942. 

S.  153,  wo  es  sich  um  Verwechselungen  zwischen  Adverbial- 
und  Adjeclivformen  handelt,  kömmt  Cobet  zweimal  auf  den  Thnky- 
dides.     IV  21,  6  will  er  iofiivovg^   nicht  aöfiivtog^   und    (S.  154) 

IV  19,  6  halt  er  i%ov<5tv  ivöovoiv  für  richtiger  als  ixovaitog  iv- 
dovaiv.  Die  Hss.  an  der  ersteren  Stelle  variieren.  Bekker  und  Kruger 
sind  für  aCfiivag^  Poppo  will  aCfiivovg.  Zu  den  Steilen,  welche 
Poppo  hier  aus  Thuk.  für  die  Adjectivform  anführt ,  sind  noch 
hinzuzufügen:  VI  20,    13;  III  84,   2;  VllI  76,  26  z.;  IV  106,    16; 

V  29,  15;  IV  28,  32  (slalt  V  28  bei  Poppo);  IV  85,  3;  VII  73;  18; 
VII  84,  24.'  An  allen  diesen  Stellen,  im  ganzen  15mal,  steht  das 
Adjectiv  ohne  alle  Variante;  an  der  letzten  nur  gibt  6ine  Us.  afffii" 
v(og.  Aui»zer  in  dieser  einzigen  und  in  wenigen  Hss.  an  jener  Stelle 
IV  21,  6  kömmt  im  gansen  Thuk.  aa^ivtog  nicht  vor.  Wenn  VII 
84,,  24  Tctvovia  re  rovg  nokkovg  aOfiivovg  oder  VII  73,  18  ccgrt 
aafiivovg  —  avajceTtavfiivovg  gesagt  ist,  so  sieht  man  wol,  dasz 
dem  Schri.tsteller  dies  Adverbium  nicht  üblich  war.  An  der  andern 
Stelle  IV  19,  16  haben  alle  Hss.  netpvntial  xb  rolg  (ihv  ixovaiiog 
ivdovaiv  avd^aaaa&ai  (ie&^  ijdovi/g,  nur  das  Lex.  Seg.  (Bekk.  Aneod. 
I  126)  hat  ixovaiv  ivöovaiv^  worüber  Cobet  bemerkt:  *quod  rectius 
dictum  est  sed  iniucundum  accidit  ad  aures'.  Auch  Lobeck  ist  hier 
für  iüovöiv  ivöovciv^  zu  Phrynichos  S.  6,  doch  fügt  er  keinen  posi- 
tiven Grund  für  diese  Entscheidung  liei :  ^  neque  roig  ixovmv  ivdovaiv 
Thucydidis  auribus  tarn  ingratum  fuiitse  arbitror  quam  suis  esse  pro* 
filetur  Poppo  observ.  crit.  p.  43.^  Die  Kakopbonie  will  freilich  nichts 
entscheiden,  doch  UX  inovcinog  schlechterdings  nothwendig,  und  nicht 
etwa  allein  deswegen,  weil  alle  Hss.  hier  in  ixovaitog  fibereinstimmen, 
sondern  weil  der  Sprachgebrauch  es  erfordert.  Man  beachte  nur, 
wo  Thuk.  ixciv^  wo  er  ixo-vöiog  gebraucht,  und  man  wird  sich  sei- 
ner Unterscheidung  bald  bewust  werden.  'Endv  hat  er  24mal,  an 
folgenden  Stellen:  IV  92,  2;  \l  89,  16;  IH  47,  2;  VI  14,  34;  I  52, 
24;  III  52,  12;  11163,  2;  65,  8;  67,  21;  IV  98,  33;  VII  57,  16;  VIlI 
73,  32;  I  96,  25;  III  52,  10;  VI  76,  34;  HI  39,  26;  47,  10;  58,  35; 
IV  73,  5;  V  111,  18;  VI  36,  13;  VH  81,  19;  VI  92,  26;  VH  81,  8. 


L.  Iforlisi:  aber  &  6.  Cobets  EaeMbtliAnei  «  Thakydidesk     23 

"Emovaiog  hal  er  lOnel:  UI  33,  96;  VU  67,  Sl  %.\   VUl  68,  16; 
1  138,  ao;  UI  64,  34;  VUI  27,  7;  I  32,  22;    I  144,  29;  VI  44,  3; 
VU  9,  12.     WeiiB  Thak.  nichts  weiler  sagen  will ,  als  dass  jeaiand 
4IU  freier  Wahl  etwas  getban  habe,  ohne  dam  gezwungen  kq  sein, 
so  gebraucht  er  Ixiov;   ea  steht  dies  zunächst  im  blossen  GegemtttB 
gegen  den  Zwang.     Daher  ist  auch  oft  dieser  Gegensalz  gegenüber- 
ge^ilelU,  wie  UI  63,  2  aU'  ixovteg  xal  ov  ßutiofAivoi.  UI  39,  26 
«  ToTi;  x€  avcty»a0^H6iv  wto  x&v  noXeiUmv  9ucl  toig  ixovoiv  «no- 
Ota00f.    VU  81,  19  xol  xfjg  inaönig  'Elkaiog  ixavifffg  fud  ai  ߣa, 
Ov2  inovtsg  also,  die  Verneinung  dieser  freien  Wahl,  ist  gleich  ßia-- 
(oftfvoft,   wie  VUl  73,  32  ovroi   yag  ovx  ixovreg  —  iq>fqov  ri^v 
oüpx^üxv.     Wird  diese    Zwanglosigkeit   in   bedingter   Weise   aus- 
gesprochen,  so  ist,  aber  auch  nur  in  diesem  Fall,  slvui,  beigefügt; 
so  U  89,    16    Tov   6i  ayüva  oim  iv  t£  xolTtm  ixwif  dvui  9C0«i{- 
co^uu,   VI  14,  34  0^  av  riiv  nax^iöa  wpekijaji  mg  nXeüfxa  ^  inanf 
tlvai  fiffSiv  ßltt^  *oder  wenigstens  nicht  freiwillig  schadet',-  wobei 
also   nicht  geleugnet  werden  soll,  dasz  auch  einmal  dem  Vaterlande 
von  ihm  ein  Schaden  erwachse ;  VU  81 ,   19  vofi^ov  ov  xo  mto^U" 
vtiv  iv  rm   xouwx^  inovxag  slvai  jwl  puixec^i  UmvKiglavj^  wenn 
ihnen  die   Wahl  gelsssen    ist    und   sie  weiter    auirschieren  können. 
IV  98,   33  TOV  fuv  Uifov  oixs  aöix^aai  iq>aöav  ovdiv  ovxe  xov 
loinov  ixovxsg  ßkaiffHv,    konnte   auch  allenfalls  nach   VI   14,    34 
ilvai  hinzegeffigt  sein,   doch  schlieszen  sie  die  Möglichkeit  ans,  je- 
naaU  ibrerseils  durch  ein  Ungefiihr  in  diesen  Fall  zu  kommen.     Wo 
dieeer  Begriflf  der  Zwanglosigkeit  ganz  bei  Seile  bleibt,  wo  vielmehr 
gesagt  werden  soll,  danz  jemand  etwas  aus  eigner  Wahl  (bei  ixsiv 
sagte  ich:  aus    freier  Wahl,   worin   der  Gegensalz   des  Zwanges 
mit  eaihalien  isl)  gethan   habe,   wozu  sich    leicht  der  Nebenbegriif 
gern,    bereitwillig    gesellt ,    dann    gebraucht    Thuk«    ixovciog. 
Dabei  können  die  Stellen  nichts  entscheiden,  wo  das  Wort  mit  einem 
Uaaptwort  verbunden    ist   und   also  eine  rein    adjectivische  Stellong 
einnimmt ,  in  welcher  Eigenschaft  ixdv  nie  gebraucht  wird  $  so  UI 
64,  34  xal  ig  xop  vfUttQov  ixovöMv  axxixiaiiov  xoutvva  irc^HpaliHy- 
fLiv;  VII  9,  12;   anders  aber  und  in  der  ihm  zukommenden  Bedeu- 
tung  steht    ixovawg  in  FfiUen   wie  VU  44,   3   Tcolla  6i  xai  uUa 
nloia  xal   oXxadeg  ixovCioi  ^vffxoXov&ovv  r^  cxqaxia    ifiTtogiag 
!v€xa,  oder  VU  ö7,  21  z. ,  weil  ixovüiog  hier  praedicativisch  ge* 
braucht  ist.     Dagegen  ist  in  dem  von  ixovCMg  gebildeten  adverbiel- 
len  Ansdruck  wie  in   jenem    adjectivischen  die  bezeichnende  Bedeu- 
tung des  Ixovaiog  untergegangen,   weil  von  ixuiv   selbst   keine  ad- 
verbielle  Form   in  Gebrauch  war ;    VUl  27 ,  7  würde  also  auch  für 
xa&'  ixovaUiv  eift  ixovcid  an  die  Stelle  treten  können.     Der  Unter- 
schied zwischen  ixiov  und  ixovdiog  wird  sich  in  kurzer  Besprechung 
einiger  Stellen  deutlicher  ergeben.     Will  der  Schriftsteller  in  Bezug 
auf  die  vorsicbtliche  Vertheidigung  des  eigenen  Landes  dem  angegrif- 
fenen den  freiwillig  angreifenden  gegenüberstellen,  so  wird  dieses 
freiwillige  vorgehen  des  ^inen  der  Zwanglage  des  andern  gegenüber 


24     L.  BerlMl:  Aber  C.  G.  CobeU  BmendalioBen  im  Tbakydideg. 

mit  1x091/  SU  beseichoen  sein;  daher  IV  92,  2  ov  j^ir^  vo  itQOfiti^ig^ 
olg  av  akXog  iitir^ ,  mql  tfjg  6q>sziifag  o^lo^  ivdijjBxm  Xoyiafiov, 
xai  0(Sxi^  %a  iikv  icewov  ixu^  rov  itl&iovog  d\  oqsyofuvog^  iwiv 
ZIVI  ijti^xexat.  In  allea  Fallen  wird  es  von  einer  einf^eschftossenen 
Stadt,  die  i^ich  nach  Verbandiung^en  ergibt,  bevor  der  Sturm  sie  be- 
zwingt, heii$zen  müssen,  nicht  dasz  sie  es  ixovatog ,  sondern  dasi  sie 
es  BKüiv  gethan  habe,  wie  111  47,  2;  HI  52,  10;  &2,  12;  58,  35. 
Heisst  es  von  den  Athenern,  sie  haben  ihre  Hegemonie  nicht  ers Wan- 
gen, sondern  die  Bundesgenossen  sind  ihnen  freiwillig  gekommen, 
so  ii»t  wiederum  nur  fAr  ixaiv  eine  Stelle;  so  1  96,  25  naffalaßiv- 
t€g  di  o£  ^A^vaioi  t^v  ^yifiovlav  ixovxcov  tcov  ^Vfiiuixoav  6ta  xo 
Ilavaavlov  iuaog\  VI  76,  34;  VI  92,  26;  Hl  63,  2;  fiberhaupt  also 
immer  da ,  wo  ein  Gegensatz  (nicht-  gezwungen ,  nicht  gerufen  nsw.) 
ausgedrackt  oder  auch  nur  gedacht  werden  soll :  VI  36 ,  13  hi* 
aklov  noJüiiov  ovn  ilciisaca  iKOVxag  ik&eiv;  I  52,  24;  III  65,  8; 
67,  21;  Vll  57,  16;  Hl  39,  26;  IV  73,  5;  V  111,  18;  Vü  81,  8. 
Wenn  Diodotos  111  47,  10  sagt:  xai  Tovro  noXl^  ^(MpOQcitiQOv 
riyovfiai  ig  ri/v  xad-s^iv  zijg  a(txijgj  iwvxag  fffiag  adixri^vaty  rj  dt- 
luxlong  pvg  fiti  du  ötaip^si^i^  so  rftth  er  damit  den  Athenern  an 
freiwillig  auch  einmal  ein  Unrecht  zu  ertragen,  ohne  dshZ  sie  es 
müssen;  keineswegs  aber  verlangt  er  von  ihnen,  dasz  sie  es  inovtstoij 
au«  eigener  Wahl,  mit  freudigem ,  bereitwilligem  GemQte  thun  sollen ; 
diese  mehr  einem  christlichen  Lehrer  zukommende  Ermahnung  liegt 
aiiszer  seiner  Betrachtung.  Anders  ist  es  in  dem,  was  Perikles  sagt 
I  144,  29:  t;v  öh  iiuwaioi  (MfkXov  öaxtaiud-ci.  Hier  konnte  er  nicht 
inovteg  gebrauchen,  was  für  den  der  sich  vertheidigt  nie  passt;  wol 
aber  konnte  er  von  einem  bereitwilligen  aufnehmen  des  Krieges,  der 
doch  über  kurz  oder  lang  ausbrechen  musle,  den  gewünschten  Ein- 
druck auf  die  Gegner  erwarten.  VI  44,  3  heiszt  es,  es  seien  der 
Flotte  auch  Kauffahrer  des  Handels  wegen  gefolgt;  hier  ist  kein  Ge- 
gensalz gegenüber,  sie  haben  es  aus  eii^ner  Wahl,  nach  ihrem 
eignen  Wunsche,  aus  alleiniger  Bereitwilligkeit  gethan,  also  ist  nur 
okxddeg  iKOvaioi  ^vvrjxokovdwjv  möglich,  wie  Vll  57,  21  z.  vmv  6h 
akkmv  inofiaiog  —  i}  atgaxsCa  iyiyvszo ,  oder  I  32 ,  22  ^v^ifutxol  ra 
yoiQ  ovöevog  nca  iv  xm  ngo  xov  inovaiot  yBvofuvOL,  worauf  hier  die 
ganze  Beweisführung  der  Korinthier  zurückgeht:  die  Kerkyraeer  ha- 
ben bisher  nie  den  Wunsch  nach  irgend  einer  Bundesgenossenschaft 
getragen.  So  ist  denn  auch  VI  11  68,  16  vom  Antiphon  vollkommen 
analog  xal  ig  ^i^iv  drj(iov  ov  nagiiov  ovo '  ig  akkov  aymva  i%ov(fiog 
ovöiva  gesagt,  weil  es  hier  nicht  in  einem  Gegensalze  steht  und  ge- 
rade das  .von  ihm  bemerkt  werden  solU  dasz  er  nie  den  Wunsch 
nach  einem  Redekampf  getragen,  sondern  absichtlich  solchen  vermie- 
den habe.  Mit  Rücksicht  auf  I  32 ,  22  wird  man  sich  hier  übrigens, 
wo  die  Hss.  beides  geben,  für  iMvCiog  ge^en  das  Adverb  ixovaitog 
zu  entscheiden  haben.  Auch  1  138,  20  Xiyovöi  di  xtvtg  nal  t%ov- 
0^Qv  (paQfMMTKp  cmo^avüv  ovrou,  wird  man  ganz  in  der  Ordnung 
finden,   Wisil  die  eigne,  bereitwillige  Entschliesznng  bezeichnet  wird 


L.  Beriisl:  iber  C.  6.  Cobeto  BncndatioiieD  ia  Tlnikydides.     25 

«nd  Dicht  etwa  ein  6ef ensats  einer  AafTordeniBg  oder  eines  Zwan- 
ges durch  andere  im  Spiele  ist;  eben  so  endlich  III  33,  26  tnln  Sur 
Tov  Tulayovg  ig  yj  (novfttog  ov  cxrJ9€av  Sll'jß  ij  üsXoieowfptp  ^  mit 
den  Hnnsche,  nirgends  wo  anders  als  im  Peloponnes  za  landen.  -^ 
Hsl  man  sich  nun  von  diesem  Gebranehe  flbertengl,  so  hat  die  Ent- 
scheidung in  der  fraglichen  Stelle  IV  19,  16  Snovaiatg  ivdovifw  oder 
Sxovciv  hiovöLV  keine  Schwierigkeit  «ehr.  Der  blosie  Gegensats: 
freiwillig,  oder  gezwangen  oder  aufgefordert  ron  sdnen  Rechten  et- 
was aufgeben,  ist  hier  gänzlich  ausgeschlossen;  ja  man  dflrfte  so- 
gar eher  sagen,  dasz  die  Athener,  wenn  sie  der  jetzt  an  sie  ge- 
stellten Aufforderung  der  Spartaner  nachgeben,  dies  nicht  ixomeg, 
sondern  ovx  ixovtig  thnn,  eben  weil  sie  dazu  aufgefordert  sind. 
Vielmehr  hsndelt  es  sich  an  dieser  ganzen  Stelle  von  der  milden, 
freondlichen  Gesinnung,  die  gutwillig  von  der  stricten  Durchführung 
des  Rechtes  und  Könnens  ISszt  und  den  andern  ic^  xo  inutnhg  nal 
igfTJ  (Z.  10 )  zu  besiegen  strebt;  also  sagen  die  Spartaner  in  die- 
sem Sinne:  auch  sind  die  Manschen  von  Natur  so  beschaffen,  dasz 
sie  dem,  der  gern  und  bereitwillig  etwas  nachgibt,  in  Erwiderung 
dessen  mit  Freuden  Vortheile  einräumen;  so  dasz  (auch  schon  we- 
gen des  ivxl  in  av^tfiaaü^at)  zwischen  hf.ovoiag  und  ft<^'  fidcvrig 
eine  gegenseitige  Beziehung  zu  denken  ist.  'lM0v6(otg  wäre  auch 
nicht  unmöglich,  doch  kömmt  das  hier  nicht  in  Frage;  das  Adverb 
hun36i4og  aber,  das  sonst  bei  Thuk.  nicht  weiter  vorkötamt,  Ist 
dnrdi  seinen  Gegensslz  crxovtf/cDg,  das  Mch  an  zwei  Stellen  (II  8,  19 
«nd  III  31,  1)  ohne  alle  Variante  findet,  gerechtfertigt  g<*nug. 

S.  156  handelt  Cobet  von  den  Redensarten  l^nv,  Siari^haij 
SuntiSg^ai  mit  Adverbien ,  statt  deren  hie  und  da  fllscblich  Adjectiva 
geseist  seien.  ^Manifeslior  etiam^  fahrt  er  fort  'res  est  in  talibus, 
quäle  est  apud  Thucydidem  VIII  45,  33:  Tva  fc^  o£  vavvtu  xa  öti- 
luna  xelgm  MxmSt  Sayuivavxtg  ig  roiorvra,  afp*  lov  ti  aa^ivEia  |i^* 
ßaivei^  quis  nescit  dici  ntniwg  f^co  ro  amfui  et  €v  ixf»t  non  xa%6v  et 
iryad-ovi  Itaque  rescribe  xet^ov  et  expnncio  articulo  ig>*  tav  iesdi- 
muu*  Freilich  wer  kennt  jene  Redensarten  nicht?  Aber  wie  folgt 
daraus,  dasz  alles  Aber  diesen  Leisten  geschlagen  werden  musz;  dasz 
der  Grieche  nicht  f^^  in  der  Bedeutung  *icb  verhalte  mich*  mit  einem 
Adverb  und  einem  absoluten  Accusativ,  und  wiederum  auch,  wenn  ihm 
das  bequemer  war,  Ijoi  in  der  gewöhnlichen  Bedeutung  *ich  habe* 
mit  einem  directen  Aec.  und  einer  adjeetiven  Bestimmung  sagen  durfte? 
Wer  den  Thnk.  kennt,  weisz  auch,  dasz  der  SchriflÜeller  sogar  das 
letztere  gewöhnlich  vorzieht,  wenn  diese  adjertive  Bestimmung  ein 
Comparativ  ist.  Was  wird  denn  Cobet  zu  Stellen  sagen  wie  diese: 
111  82,  29  iv  (i^v  yiq  ei^vjj  xal  ityct^oig  yCQoyfUKSiv  Ott  xi  itolttq 
%al  ot  idimm  ifiilvovg  xag  yvti(iixg  ix^DV6i^  oder  wie  VII  63,  20 
n/v  TS  9rapff(fxfv^v  iito  rcov  xttxaCXQmfuextav  piXxlm  vvv  Ixovxag 
xal  xitg  vavg  itliCovg^  wird  er  diese  nnd  alle  die  ähnlichen,  wo  die- 
selbe ganz  geliullge  Redewendung  vorkömmt,  auch  verändern  wol- 
len? wie  VI  17,  30;  VII  61,  18;  VIII  86,  27;  II  43,  14;  VI  61,  22 


26     L«  Herbst:  Ober  C.  G.  Cobeto  BraeBdalionen  in  Tbukydidef». 

(wo  wegen  60,  33  caq>ig  vorxiizieheB  ist);  VI  68^  7  u.  a.  Wie 
Cobet  bei  IxBtv  im  Uorecbt  ist,  so  gleicbfalls  im  folgenden  bei 
jc^dtzHVj  wo  er  bei  Isokrales  de  pace  §  125  (vjcofUvofuv  tov  dij- 
fLOv  xbIqg}  7t(faTtovTa  tcov  tck»^  oXiyaQ%laig  dovlevovtGiv)  das  x^kf^ 
in  ;^a^ov  verändern  will.  Er  fragt:  ^quis  ferat  dicentem  TtQattfo 
TuxMi  pro  xaxcSg  9  ^  aber  den  Comparativ  xiigm  bat  in  derselben  Re- 
den^rt  ohne  alle  Variante  auch  Thuk«  Vll  71,  18  dcd^m^  di  o£ 
iTcekd'wteg  fi^  tcJv  Ttaqovnav  ixt  2^/^co  TCQa^aatVy  während  derselbe 
nicht  lange  vorher  (VII  67,  10)  oS$  xcäv  ye  itagovraw  ovx  av  7r^a|ffv- 
zeg  x^*'9^^  gesagt  hatte.  Wer  die  Stellen  zu  vergleichen  weii^z,  dem 
wird  aach  der  Grund  dieser  Abänderung  nicht  enlgehen. 

Per  zweite  Verbesserungsv erschlag,  welchen  Cobet  fflr  diese 
Stelle  des  Thuk.  mit  in  den  Kauf  gibt ,  vor  ao&ivata  den  Artikel 
auszulassen,  wurde  sich  wol,  scheint  er  geglaubt  sn  haben,  auch 
ohne  weitere  Begrflndung  hinreichend  selbst  empfehlen.  Doch  ist 
der  Artikel  an  der  Stelle  beredt  genug,  um  nicht  für  immer,  auch 
ohne  meine  Vertheidigung ,  seinen  Platz  zu  behaupten.  aq>*  av 
ia&iveia  ^v(ißa£vei  würde  schlechtweg  und  allgemein  beiszen :  *  wo- 
durch körperliche  Schwäche  und  Untüchtigkeit  entsteht';  mit  dem 
Artikel  gehen  die  Worte  in  den  Satz  und  auf  o£  fiiv  ra  caofutza 
;^e^a)  Ix^^''^  zurück,  so  dasz  wir  weilschweifig  übersetzen  dürfen: 
^wodurch  solche  besagte  Untüchtigkeit  entsieht,  wie  sie  bei  ihnen 
vorkömmt^  oder  kurzweg  *ihre  Untüchtigkeit \  Wer  möchte  da  än- 
dern wollen,  denn  wer  sähe  nicht,  welche  von  diesen  beiden  Fas- 
sungen bestimmter  und  fester  gedacht  ist? 

S.  19J  spricht  Cobet  von  xa/,  das  sich  hie  und  da  eingeschli- 
chen habe,  und  meint:  'ineptius  etiam  %€t£  insinuavit  se  in  locum 
Thuc.  IV  16  9  11:  aitov  ixiti^iuiv  xa%xov  xcri  fUfiayiiipiw.  Trans- 
pone  Ctxov  fU(iayfiivov  xaxxov  iKTtifinetVy  nam  sie  quoqne  poteral 
scribere,  et  quam  male  abundet  vocula  intelliges.^  Ob  Thuk.  auch 
so  halte  schreiben  können,  mag  füglich  dahingestellt  bleiben;  aber 
er  wollte  nicht  so  schreiben,  denn  er  wollte  noch  etwas  anderes 
sagen,  als  was  Cobet  ihm  in  den  Mund  legen  will.  Ein  anderes 
ist  es  zu  sagen :  ^zu  Brot  verbackenes  Korn  in  einem  vorgeschriebenen 
Hasz ' ;  und  ein  anderes :  ^  Korn  in  einem  vorgeschriebenen  Masi, 
und  zwar  zu  Brot  verbacken'.  Die  besondere  Bestimmung,  wie 
der  cixog  beschaffen  sein  soll,  trennt  sich,  wie  sie  im  Gedanken  für 
sich  besteht,  so  auch  im  Ausdruck  als  eigner  Zusatz  ab,  zumal  bei 
dem  Griechen, ^ier,  wie  jedermann  weisz,  sogar  auch  da  schon  Ad- 
jecliva  durch  nal  verbindet,  von  denen  das  zweite  mit  dem  Subst» 
einen  Begriff  formiert,  und  also  das  erste  Adjectiv  sogar  eine  nähere 
Bestimmung  des  andern  Adjectivs  ist,  wie  gewöhnlicli  bei  Tcokvg, 
aber  -  auch  sonst ,  wie  in  Piatons  Prot.  326  ^  ^  noXig  voiAOvg  vni- 
yQ€c^£v  aya^mv  %al  Ttakaimv  vofiodvcav  cv^if^Tor.  Man  sollte 
darüber  eigentlich  kein  Wort  mehr  verlieren;  jedes  Beispiel,  wo  nai 
für  unser  ^und  zwar**  steht,  deren  es  bekanntlich  im  Thuk.  unzählige 
gibt,  wäre  für  das  xa£  an  unserer  Stelle  eine  ausreichende  Vertliei- 


L.  Herbst :  Ober  C.  6.  Cobets  Emendationen  im  Thukydide«.     27 

digBüs:,  selbst  in  dem  Falle,  weno  anch  so  Ast  rantog  ohne  ein  sol- 
ehe^  «er/  mit  einem  andern  Adjectiv  zasammenslande.  Das  sollte 
man  nemlich  nach  den  Worten  Cobets  als  den  sonst  üblichen  Ge- 
brauch voraussetzen.  Es  ist  aber  gerade  das  Gegentheil  der  Fall. 
Cobel  hat  schwerlich  aus  der  ganzen  Graecitit  aach  nar  eine  einzige 
Stelle  anzufahren,  wo  tanrog  ein  anderes  Adjectiv  ohne  «al  neben 
sich  hitte.  Es  gibt  nemlich  fiberall  nur  zwei  Stellen  auszer  der 
OBsrigen  des  Thuk.,  wo  zu  raxro^  noch  eine  andere  adjeclive  Be- 
stimmung hinzugefügt  ist,  und  beidemal  schlieszt  sie  sich,  wie  hier 
be^  Thuk. ,  durch  ein  itai  an.  Die  £ine  ist  noch  dazu  unfihnlich  ge- 
ling, Aristot.  H.  A.  VIII  15  a.  A.  nkriv  xata  rtvecg  %g6vovg  ranvovg 
%id  xavg  avrovg  isi;  die  andere  aber  ist  gani  wie  die  unsrige  und 
wfirde  allein  schon  die  Sache  entscheiden,  wenn  diese  nicht  schon 
ohnehin  entschieden  wäre,  Plat.  de  legg.  746*  X9VC^'^^  ^^  ix^^^^^ 
xemxa  fcal  iiit^ux  diu  ßiov  nccvrog, 

S.  214  bandelt  Gobet  aber  den  Unterschied  zwischen  elvat.  vno 
Tivft  nnd  ini  xivi.  Ffir  den  Ausdruck  *  unter  jemandem  stehen ,  non 
9ui  iuris  e$$e^  kennt  er  nur  vtco  c.  dat.,  und  verlangt  daher,  tlasz 
nach  Stellen  wie  Xen.  Hell.  VI  2,  ^  mg  x^öifwv  etr}  vriv  Kiqxv^ 
ffov  iiri  im  ^Adijvaloig  elvai  auch  bei  Thuk.  VI  86 ,  18  %cel  avixoV" 
rag  xipf  IXxellav  (Uxqi  xovSs  iitj  int  avxovg  elvai  ffir  vte'  avrovg 
gelesen  werde  wt  atnoig.  Ich  meine,  Gobet  wfirde  bald  von  sol- 
cher Forderung  abgestanden  sein,  wenn  er  sich  nur  etwas  nach  dem 
Oberdies  hinlfinglich  bekennten  Gebrauch  von  imo  umgesehen  hSitte. 
Schon  das  locale  into  steht  mit  dem  Acc.  und  mit  dem  Dativ  (ich 
sehe  hier  von  dem  Gen.  der  spfiteren  ab);  mit  dem  Acc.  im  Thuk. 
II  15,  15;  II  17,  13;  II  76,  4;  II  99,  3;  V  10,  18;  Xen.  Anab.  III 
4  $  37 ;  VII  4,5.  11 ;  VII 8, 21 ;  mit  dem  Dativ:  Thuk.  II  99, 5 ;  IV  70, 
31 ;  IV  78,  10  z. ;  VIII  34,  6.  Man  wird  wol  den  feinen  Unterschied 
noch  nachempfinden,  wenn  man  beides  so  nahe  bei  einander  hat  wie 
II  99,  3.  5  ot  vareQOv  imo  t6  üayyaiov  nigav  Zr^Vfiovog  äurfiav 
^ay^ktjfta  utal  akla  xmgla  (xcri  in  xcr!  vvv  IlteQiKOg  KoXnog  xaleixat 
1}  VKO  rm  Üayyaim  n^og  ^la^fScp/  yrj).  Ganz  eben  so  steht  auch 
das  ftbertragene  imo^  das  die  Unterordnung  unter  einen  andern  an- 
zeigt, bald  mit  dem  Dativ  bald  mit  dem  Acc.»  und  zwar  gleichviel, 
ob  diese  Unterwerfung  erst  jetzt  geschieht  oder  bereits  zu  einem 
Sein  oder  Zustande  geworden  ist.  IV  60,  10  heiszt  es:  fcal  nkiovt 
%oxi  axolm  iX^vrag  avrovg  rdds  Ttavra  iCBif^öaC^i  ino  6tpäg 
noittc^at^  und  dagegen,  sonst  so  ähnlich  wie  möglich,  III  62,22: 
^A^ffvaltav  vartQOv  huovrav  rrp^  xt  aXhtiv  ^KXXada  nal  t^v  iifiexiQov 
Xioffav  nsigföfiiviDV  i  tp*  avrolg  jroieitfda»,  beidemal  ohne  die 
geringste  Variante.  III  59,  32  steht  fti}  yivh^at  into  Sfßahig^ 
nnd  ähnlich  Vil  64,  10  f.;  dagegen  I  110,  24  Atyvmog  de  nahv 
V710  ßafSiXla  iyiviro^  so  dasz  nur  die  Güte  der  Hss.  entscheiden  kann, 
wcmi  wie  VI  86,  4  c/  Trc^iOtfMifte^a  viiag  imo  ZvQa%oaioig  und 
ZvqtntoaUyvg  yevia&at  gelesen  wird.  Ebenso  ist  es  bei  dvan  imo 
mit  dem  Dativ  steht  dabei  I  32,  32;  II  72,  20;  VI  82,  8.  10;  Xen. 


28    L.  Berbflt :  aber  G.  G.  CobeU  Emendationen  in  Thnkydides. 

Hell.  VI  2,  4;  dagegen  mit  dem  Acc.  an  unserer  Stelle  VI  86,  18 
80.  gut  ohne  alle  Variante  wie  an  unzähligen  andern  bei  Xenophon, 
s.  B.  lletl.  V  2,  17  d  Se  in  imlvovg  Icowol;  Kyrop.  1  5,  3  s  lU 
3,  6;  V  a,  47  gegen  ^ine  Hd.;  V  5,23;  VI  2,  11;  während  bei  Xeiu 
Kyrop.  II 1,  22  die  Handschriften  su  entscheiden  haben.  Es  ist  also, 
wie  wir  sehen,  die  naive  Unschuld  der  Unkenntnis,  wenn  Cobet  hier  den 
Thuk.  KU  verbei^sern  glaubt;  denn  er  hätte  sich  doch  wundern  müs- 
sen, warum  nicht  längst  vor  ihm  ein  Philologe  so  schlau  gewesen  ist, 
in  dem  viel  gelesenen  Schriftsteller  solche  Fehler  zu  entdecken.  Die- 
selbe Unschuld  verschaGTt  ihm  ferner  den  Genusz,  bei  Gelegenheit  des- 
selben inl  und  vtco  auf  derselben  S.  214  der  Verbesserer  noch  einer 
andern  Stelle  im  Thuk  zu  werden.  III  12,  8  haben  nemlich  in: 
ti  yicQ  dwceiol  r^uv  i%  tov  taov  xal  avxiTtißovXsvaai  %al  avTifuk" 
Xijoat^  tl  edei  iifiag  in  tov  0(ao£ov  in  inelvoig  elvai;  die  letzten 
Worte  rl  Söet  fiiiccg  in  %ov  ofiolav  iit  inelvoig  ilvai  den  Auslegern 
von  jeher  viel  Kopfbrechens  gemacht.  In  der  Unterscheidung  jenes 
iitl  und  vTto,  die  Qbrigens,  wie  männiglich  bekannt,  jede  Grammatik 
und  jedes  Lexikon  bringt,  hat  Cobet  die  Mixtur  gefunden,  die  auch 
dieser  SteDe  zur  Gesundheit  verhelfen  musz.  ^  Expunge '  sagt  er  *  in 
TOV  OfioCovy  natum  ex  vicinis  in  tov  taov^  et  scribe  rl  ide$  tuuig  im 
insCvotg  slvai;  si  pares  esscmus  vihbuH,  quid  atlinebat  nos  illorum 
imperio  ei^se  subiectos?'  *Sunt  haec'  sagt  er  schlieszlich  n«ich  der 
Uebersetzung  des  letzten  Satzes  im  Gap.  *  tarn  aequa  et  iusta  quam 
faoilia  et  aperta  ad  intelligendum.'  Freilich  ist  alles  leicht  zu  ver- 
stehen, wenn  man  gar  nicht  im  Zusammenhange  der  Sache  ist,  also 
auch  nicht  einmal  eine  Ahnung  von  den  Schwierigkeiten  hat,  einem 
daher  alles  ziemlich  gleichgiltig  und  recht  sein  kann,  was  der  Schrift- 
steller sage.  Hier  steht  Cobet  so  sehr  auszerhalb  des  ganzen,  dasi  er 
nicht  einmal  den  Grundgedanken  gefaszt  hat,  der  die  Voraussetzung 
der  ganzen  Rede  der  Mylilenaeer  ist,  auf  dem  sie  in  allen  Theilen  sich 
aufbaut.  Hit  seinem  vn  imlvoig  hat  er  die  sprechenden  bereits 
schon  zu  untergebenen,  zu  Untertlianed  der  Athener  gemacht,  und 
das  i>t  gerade  das  Schicksal,  dem  sie  noch  in  dei^  zwölften  Stunde 
durch  ihren  beschleunigten  Abfall,  wo  möglich  gerade  durch  die 
Wirk'ing  dieser  Rede  entgehen  wollen.  *  Ueberall ,  in  jedem  Satze 
haben  ^ie  es  gesagt ,  dasz  alle  früheren  Bundesgenossen  der  Athener 
bereits  geknechtet,  nur  sie  und  die  Chier  allein  noch  zur  Zeit  in  dem 
alteo  Verhältnis  belassen  sind.  Ich  darf  daher  füglich  mir-  jedes 
weitere  Wort  gegen  diesen  Vorschlag  Cobets  ersparen  und  versuche 
lieber,  bei  dieser  Gelegenheit,  wenn  ich  es  vermag,  direct  und  so  kurz 
wie  möglich  der  Stelle  selber  zu  dienen.  Welcher  Art  Gedanken  die 
fraglichen  Worte  enthalten  müssen,  gibt  der  Zusammenhang  bestimmt 
genug  an  die  Hand.  Wir  Mylilenaeer  und  Athener,  sagt  der  Spre- 
ober,  sind  so  gegen  einander  angethan,  dasz  wer  sich  nur  zuerst  im 
Stande  fühlt,  auch  zuerst  das  bisherige  Verhältnis  zu  brechen  bereit 
ist  (Z.  3  —  5  nal  OTtoxiqoiq  ^aoaov  Tta^daxoi  —  Sfuklovy  Darum 
darf  uns  auch  niemand  einen  Vorwurf  daraus  machen,  dasz  wir  nicht 


L.  Oeriwl:  über  C.  G.  Cobets  Bmendationen  im  ThubydideB.     29 

erst  abgewartet  baben,  bis  ana  von  ihnen  elwas  geecheben  ist;  wir 
sind  nicht  gleichrernögend  wie  sie  en  beginnen  oder  abzuwarten; 
da  vielmehr  in  ihrer  Hand  immer  der  Angriff  iat,  muss  es  uns  we- 
nigstens freistehen ,  Bedacht  auf  Abwehr  za  nehmen.  Man  sieht ,  so 
gestellt  hat  die,  Gedankenfolge  eine  Lflcke ;  soll  sie  fest  sosammen* 
scfaliessen,  so  mnss  dieser  letste  Gedanke  noch  seinen  Gegensatz  ha- 
ben: wostt  sogar  die  Mytilenaeer  sich  berechtigt  glaoben  darfen, 
wenn  eine  gleiche  Macht  ihnen  wie  den  Athenern  zar  Seile  stände. 
Die  fraglichen  Worte  müssen  die  Antwort  darauf  geben  und  diesen 
Gegensatz  ausdrilcken.  Also  was  dürften  die  Mytilenaeer  in  dem  Fall 
glichen  Machlstandes  gegen  die  Athener  than,  wenn  sie  ihnen  (was 
die  Worte  i%  tav  Ofiolov  sagen)  gerade  das  und  üo  viel  erwidern 
wollen,  als  sie  bisher  von  den  Athenern  befahren  haben?  Krttger, 
der  Oberatl  gut  zu  weg  ist,  emendiert,  nachdem  schon  Heilmann  das  xl 
zum  vorhergehenden  gezogen  hat,  in  ixeivovg  iivatj  und  laszt  die 
Mytilenaeer  also  sagen:  wären  wir  den  Atheneru  an  Macht  gleich, 
so  nQsten  vrir  gegen  sie  ziehen ;  jetzt,  wo  wir  es  nicht  sind,  dürfen 
wir  wenigstens  auf  Abwehr  denken.  Aber '  das  ist  doch  l)  etwas 
aber  das  Ziel  hinausgeschossen,  hat  2)  das  in  vov  o^lov  ent- 
schieden gegen  sich,  und  mOste  3)  noch  das  xl  bei  ivxBiußf^Xtvaai 
und  avxifullifictt,  zu  rechtfertigen  wissen.  Denn  die  Athener  ihrer- 
seit«  atnd  den  Mytilenaeern  gegenüber  nie  Über  das  ifußovXMvaai 
hivnusgekommen ,  bei  ihnen  ist  bis  jetzt  von  einem  Uvai  inl  xovg 
MvttXfiyttlovg  noch  nicht  die  Rede  gewesen.  Die  Mytilenaeer  geben 
es  freilich  zu,  beide  Theile  seien  in  ihrem  gegenseitigen  Verhultnia 
den  na^fir^atd^ai  xi  ganz  nahe  gewesen;  nur  an  der  ac^lMui  habe 
es  beiden  noch  gefehlt,  um  über  die  Rechtsgrenze  hinwegzugehen; 
auch  ist  es  klar ,  dasz  sie  sogar,  wenn  sie  selber  jetzt  nach  Erlan- 
gung dieser  mr^Afia  den  weiteren  Schritt  vorwfirts  und  zum  Ab- 
H\\  Ihnn,  dabei  aber  doch  nicht  den  Athenern  im  Unrecht  voraus 
aeiu  wollen,  für  diese  in  Gedanken  das  inißovXiOaai  der  schon  aus- 
geführten That  gleich  setzen  müssen.  Sie  tbun  es  auch  alsbald,  wo 
sie  es  nicht  mehr  umgehen  können.  Nichtsdestoweniger  wäre  schon 
hier  das  bestimmte  aussprechen  diei<er  bloszen  Voraussetzung  als  ei- 
ner erfolgten  That  ungeschickt,  wenigsteiis  nicht  meisterlich;  auch 
zeigt  der  Beisatz  in  tov  Ofiolov  zur  Genüge,  dasz  wirklich  der  Schrift- 
sleller  sich  mit  seinem  Ausdruck  genau  innerhalb  der  Sachlage  ge- 
halten hat.  Es  war  also  ein  schwankender  Ausdruck  zu  suchen, 
gleichwie  die  Sache  selbst  noch  eine  schwebende  war.  Für  splcben 
Bedarf  ist  eine  Frage,  auf  welche  die  Antwort  in  Gedanken  bleibt, 
das  einfachste,  natürlichste  und  vollkommen  ausreichende  Mittel,  und 
deswegen  schön  darf  man  sich  das  xi  von  dem  idn  nicht  wegtren- 
nen lassen;  hier  aber  gar  nicht,  weil  es  bei  avxiiiilkfioai  platterdings 
nicht,  aber  auch  neben  avxiTußovXsvCai  durchaus  keine  Stelle  haben 
kann.  Denn  entweder  rousz  das  Object  der  Nachstellung ,  worin  sie 
bestanden,  in  einem  Acc.  oder  Inf.  bestimmt  angegeben  werden, 
oder  kann  und  soll  das  nicht  geschehen  und  der  Begriff  unbestimmt 


30     L.  Herb«!:   Ober  C.  G.  Cobets  EmeiHUtionen  im  Thnkydideg. 

oder  allgemein  bleiben,  so  genflgl  dasa  eben  der  nakle  Auadroek; 
ein  blosses  xi  ibäte  nichls  hinzn,  was  nicht  sobon  im  Aasdmeke 
Uge,  und  wftre  hier  zumal  unstatthaft,  wo  das  hußovlevcai  auf 
Seiten  der  Athener  nicht  auf  irgend  einen  bissondern  Sehaden,  son- 
dern, so  allgemein  also  wie  möglich,  auf  die  gfinsliche  Unterwer- 
fung der  Mytilenaeer  gerichtet  ist.  Abgesehn  von  den  zwei  andern 
Stellen,  wo  noch  avx&ußnvXivBiv  im  Thuk.  wieder  erscheint,  I  33, 
29  und  VI  87,  18,  findet  sich  daher  auch  inißovUvsiv,  wie  zu  ver- 
muten war,  im  Thuk.  an  all  den  doch  ziemlich  zahlreichen  Stelleo 
nirgends  mit  einem  t/,  selbst  auch  da  nicht,  wo  die  Nachstellung  ir- 
gend einen  einzelnen  Schaden  bezweckte.  Mit  einem  Aco.  steht  es 
4mal:  III  109,  25;  VI  54,  8;  VII  51,  13;  VIII  60,  9;  mit  einem  Inf. 
Einmal:  III  20,  32;  absolut  I8mal:  I  68,  23;  82,  19;  140,  34;  II  5, 
21;  III  37,  6;  39,  34;  40,  25;  40,  3;  82,  9;  IV  68,  25:  103,  i: 
116,  3;  VI  11,  27  z.;  18,  2;  60,  1;  86,  14;  87,  11;  VIII  66,  9; 
worunter  5mal  mit  dem  Dativ  verbunden,  auf  wen  die  Nachstellnng 
abgesehen  ist,  I  68,  23;  11  5,  21;  IV  103,  1;  116,  3;  VI  60, 1; 
Einmal,  IV  97,  16  ist  ein  Part,  zur  Erklärung  hinzugefügt:  xal  rm 
JflUip  ifceßovXevov  ag  ytQoaßaXovvxig,  Müssen  wir  also  aus  obi- 
gem dreifachen  Grunde  die  jedenfalls  gutgedachte  und  allein  den 
richtigen  Weg  wandelnde  Erklärung  Krügers  zurückweisen,  und  ha- 
ben wir  uns  durch  die  Abtrennung  des  rl  von  dem  vorhergehenden 
die  Frageform  für  den  folgenden  Satz  erhalten,  so  ergibt  sich  nun 
nach  dem  bereits  dargelegten  und  jener  oben  bezeichneten  Grenze, 
welche  der  Gedanke  wahren  musz ,  der  Inhalt  dieser  Frage  von  selbst. 
Von  der  Frage  nach  dem  dlxctiav  (C.  10,  25)  hatte  die  Rede  der 
Mytilenaeer  begonnen;  jetzt',  am  Ende  von  C.  12,  wo  dieser  erste 
Theil  der  Rede  schlieszt ,  und  wo  sie  die  feindliche ,  nachstellerische 
Gesinnung  Athens  gegen  sich  nachgewiesen  haben,  dürfen  sie,  wenn 
das  öiTutiov  ihnen  gleiches  mit  gleichem  (ix  xov  o^oiov)  zu  ver- 
gelten gestattet,  im  Fall  gleicher  Machtstellung  jenes  imßovUv0€ti 
gleichfalls  für  sich  in  Anspruch  nehmen,  die  feindliche  Gesinnung  also, 
die  jeden  günstigen  Augenblick  loszuschlagen  bereit  it$t.  Das  thnn 
sie,  wenn  wir  die  sonst  alles  Sinnes  entbehrenden  Worte  mit  geringer 
Veränderung  so  lesen:  xlvag  iöei  fifiag  in  xov  ofiolov  i^^  i%ilvoig 
bIv€u;  Vären  wir  gleich  mächtig  wie  sie,  dasz  wir  ihnen  wieder 
nachstellen  und  gegen  sie  auf  der  Lauer  liegen  könnten,  was  für 
Leute,  welcher  Art,  welcher  Gesinnung,  müsten  wir  gleicherweise, 
also  von  Rechtswegen,  gegen  sie  sein?'  Die  Antwort  suppliert  sich 
von  selbst:  auch  wir  dürften  thun,  was  wir  jeden  Augenblick  von 
ihnen  erwarten  müssen,  also  auch  unsererseits  mit  den  Feindseligkei- 
ten beginnen.  Und  so  sind  die  Mytilenaeer  stillschweigend  dazu  ge- 
kommen, dem  iTttßovUvOai  den  ferneren  Begriff  iiux^tQeiv  substituie* 
ren  zu  können,  den  Begriff  der  allein  logisch  dem  ngoafivvse^ij  dem 
letzten  Ziel  ihrer  Rechtsdeduclion ,  gegenüberliegt.  Denn  das  n^oa- 
(ivveö^t  der  schwächeren  wird  ohne  diese  Voraussetzung  des  im- 
Xeiffsiv  der  stärkeren  sogleich  selbst  ein  inißovkiveiv  und  iitixBiQUv^ 


L.  RerbtH:  über  C.  6.  Cobet«  fimendationen  im  Tbakydide«.     31 

und  Kleon  hat  daher  von  eeinem  Standpunkte  aus  Recht,  wenn  er 
iseiserseits  das  Vergehen  der  Mytilenaeer  III  39,  34  yielmehr  mit  die- 
«en  oder  den  gleichbedeutenden  Ausdrücken  inißovXsiHfcei  und  iTea- 
vaot'iivai  beilogt  —  Sprachlieh  wird  gegen  den  Satz,  wie  er  nach 
dies^em  Vorschlag  ist,  nichts  einzuwenden  sein.  Das  Itt*  inelvoig 
heiszl  *in  Absicht  auf  sie',  ist  also  das  sehr  gewöhnliche  und  bedarf 
eigentlich  keines  weiteren  Beleges,  doch  v^l.  man  aus  den  beiden 
ersten  Bachern  des  Thnk.  I  124,  5;  69,  7;  II  8,  26;  32,  5;  70,  7 
ror^  hfl  aipiaiv  xerayfiivoig.  Mit  dem  fragenden  xlvceg  wird  also 
dies  i7t  ixslvoig  nichts  anderes  als  jenes  intfiovlsvöat  der  Athener, 
welchen  Begriff  der  Redner  zunfichst  entweder  nur  wiederholen 
oder  variieren  durfte,  wenn  er  im  Verhfiltnis  zu  dem  Benehmen  der 
Athener  angeben  wollte,  was  nun  auch  für  die  Mytilenaeer  das  d/- 
*aiov  war. 

S.  230  bringt  Cobet  für  die  nächste  thukydideische  Stelle,  die 
er  bespricht,  sogleich  wieder  eine  zwiefache  Verbesserung.  *Locum 
Thncydidis  VI  82,  14'  sagt  er  ^fiX&ov  yag  inl  xiiv  uriTQOTtoXiv  iq>* 
^fiig  ftrca  xav  Mrfiiw  mal  ov%  ixokfiipav  aTCOöxavxeg  xa  oixeüjt 
f^iQüci  Sajceg  rjfiitg  ixhjtovxBg  xrjy  tcoXiv^  davXiUxv  dh  avxol  xe 
kßoviovxo  xal  fifitv  xo  crvro  ineveyTiBiVy  duplex  mendum  detnrpat. 
Namqne  primum  lyd  xriv  (irjxQoitohv  ii(iag  est  resCituendnm ,  quod 
ex({msite  dictum  Graeculi  dum  interpretantur  corrumpunt  et  dovXsvnv 
pro  dovle/crv,  quod  adscriptum  verbis  xo  avxo  in  verbi  vicini  se- 
dem  irrepsit.'  In  Bezug  auf  die  erste.  Veränderung ,  die  Ausstosznng 
der  Praeposition  in  der  Apposition,  wird  es  Cobet,  hoflf^  ich,  fihn* 
lieh  ergehen  wie  einst  G.  H.  Schafer,  der  auch  einmal  (zu  Dion. 
Bat.  de  comp.  verb.  S.  327  f.)  eine  Praep.  in  Apposition  in  Piatons 
Eutbyphron  1'  ausstoszen  wollte,  später  aber  (zu  Gregor.  Cor.  S.  394), 
anderweitig  eines  bessern  belehrt,  den  Irthum  eingestanden  und  fer- 
ner solche  Praepositionen  in  Ruhe  gelassen  hat.  Dergleichen  Prae- 
Positionen  kommen  nemlich  in  allen  Schriflstellern  in  beglaubigtster 
Weise,  meistens  ohne  alle  Varianten  vor,  und  so  wird  es  genügen 
einige  dieser  Stellen  hierher  zu  setzen,  um  Cobet  auch  über  die 
Wiederholung  der  Praeposition  an  unserer  Stelle  zu  beruhigen.  Also 
anszer  der  Stelle  in  Piatons  Euth.  1*  iQxexai  xaxtjyoQrjacav  (lov  ZansQ 
nifog  firjxiQa  jtQog  xrjv  nohv  und  einer  ebenso  auffallend  wieder- 
holten Praep.  im  Thuk.  selbst:  111  53,  30  xccl  iv  dixceaxaig  ovx  iv 
SXXoig  de^fuvoi  —  ysviö&at^  vgl.  Arisloph.  Wolken  940  (947  Herrn.) 
xo  ngoömicov  catav  xal  xcog>&(iX(ia}  xsvxovfuvog  Sö7t€Q  vn  av- 
9^Qipfäv  vno  TCöv  yvtofic^v  aTtoksixai ;  ferner  Piatons  Phaedros  250* 
ZßjtBQ  6h  iv  xctxoTCxgca  Iv  x(o  igävxi  iavxov  ogäv  liXffi^y 
wihrend  in  demselben  Vergleiche  de  legibus  905**  cög  ^^  xaxonx^g 
avxwv  Xtttg  rtga^eciv  f^rjiSiQ  xcc^BODQcexivai  rijv  navxtov  ayiXeiav  &sÄv 
die  Wiederholung  unterblieben  ist.  Wiederholt  ist  die  Praeposition  fer- 
ner: Piaton  de  repuMica  553';  Phaedon82*;  110  •;  115*;  Lysias  in 
Andoc.  VI  14  iv  ^Agelto  nay^  iv  xa  asfivoxaxm  xcel  dtxctioxcexip 
6i%acxtiqla\  Lysiu  Bpit.   II  35   ot  iiiXXovxsg  vavficexi^etv  inhq  ^^9 


32    L.  Herbst:  aber  C.  G.  CobeM*  BmeiidalioDeii  'm  Tbakydides. 

guXoTijTO^  vTchQ  xAu  S^lav  t£v  h  £aluiuvi ;  Aristides  11  p.  119«  4i 
Alle  diese  Stellea  werden  dnrcb  keine  Variante  zweifelhaft  gemacht, 
so  wenig  wie  an  unserer  Stelle  des  Thnk.  eine  Variante  vorkömmt; 
dagegen  ist  eine  andere  Stelle  in  Platoos  Phaedon  67  *  ixlvofiivtpf 
aOTUQ  in  ÖBO^mv  ix  xov  cdiiavos  von  Seiten  der  Hss.  nicht  ohne  alles 
Bedenken.  Mehrere  haben  hier  nemlich  die  erste  Praeposition  nicht, 
nur  in  ^iner,  Ven.  a,  ist  die  zweite  radiert;  so  wird  wol  anch  hier 
an  beiden  Stellen  die  Praep.  sich  richtig  verhalten,  da  das  fehlen 
der  Praep.  an  erster  Stelle  bekanntlich  nur  bei  Dichtern  vorkömmt, 
bei  Prosaikern   dagegen  g&nzlich  ohne  Beispiel  ist. 

Auch  die  zweite  Veränderung  Cobets  in  diesem  Satze  des  Thnk* 
wird  eben  so  wenig  eine  Verbesserung  sein.  Es  war  doch  gar  so 
billig  hier  zu  verändern,  denn  wer  weii>z  nicht,  dasz  in  Prosa 
ßovksa&ai  allenfalls  nur  mit  dem  Acc.  der  Pronomina  zu  verbinden 
der  Brauch  ist,  wie  III  47,  4;  IV  50,  11;  VI  50,  9;  VI  74,  27. 
Doch  obgleich  jedermann  bei  dovUCav  angestoszen  hat  (Bekker  sagt 
^leoius  Sovlsvsiv'' ;  Krüger  ^öovleveiv  wäre  ablicher')  und  dou- 
liveiv  sich  von  selbst  bietet,  hat  doch  niemand  darum  ändern  mö- 
gen. Eben  weil  die  anderen  besonnen  sind  und  Respect  vor  ihrem 
Schriftsteller  haben.  Auch  mochten  sie  wol  noch  ganz  etwas  beson- 
deres in  dem  Satze  verspüren«  DAin  so  gar  leicht  ist  es  doch  mit 
ihm  nicht  gethan.  Wer  den  Thuk.  kennt,  erinnert  sich  bei  avxol 
r€  ißovlovxo  leicht  der  av^atQBxo^  Sovlala  VI  40,  17;  warum  kehrt 
denn  nicht  auch  hier  lieber  für  dieselbe  Sache  derselbe  gewöhnliche 
und  so  bezeichnende  Ausdruck  wieder,  wie  z.  B.  VI  80,  27  x«ri  ai- 
QSiM'e  ijÖTi  71  Tf)v  avr/xa  ti%iv6vv(ag  dovlelav  fj  — •  tovode  ittj 
aiaxQ^  SeCTCotag  hußuv  ?  Muste  es  nicht  dem  Thuk.  mit  dieser  fer- 
tigen Phrase  wie  von  selbst  in  die  Feder  laufen  zu  schreiben:  dov- 
XbUxv  61  avTol  rs  sTkovxo ;  statt  dessen  jetzt  ein  ißovkovro  vielleicht 
gar  mit  einem  begrifTlicben  Object  in  gewagtester  Construction,  und 
noch  dazu  ein  Impcrfect  statt  des  nothwendigen  Aorjsts?  Denn  wer 
sieht  nicht,  dssz  hier  der  6ine  Act  der  Wahl  so  gut  wie  bei  dem 
etwas  früheren  hol^rfiav  den  Aorist  verlangt?  Auch  Valla  ist  in 
der  Uebersetzung  auf  ein  maluerunl  gekommen.  So  wenig  der  Be- 
griff des  alQStd^ai  ein  Imperfect  zuläszt,  es  sei  denn  dat^z  verschie- 
dene damit  abwechseln  (nur  zweimal  kömmt  im  ganzen  Thuk.  dies  Im- 
perfect von  aiQEia&cci  vor,  aber  beidemal  findet  sich  auch  xara  fii(fOg 
dabei:  III  49,  34  tuxl  ot  f^hv  vnvov  ^qovvxo  xara  (liQog,  o£  dl  tjkavvov^ 
und  IV  26,  29  cct  (aIv  atxov  iv  xy  yy  ipQOvvxo  naxa  fiigog,  at  61  fu- 
xloii^i  ÜqIiow),  ebenso  wenig  darf  auch  das  was  dafür  substituiert 
wird  im  Imperfect  erscheinen;  also  nicht  ißovkovxOy  sondern  ißovk^- 
^<xav,  wie  I  34,  3;  II  42,  4;  II  94,  17;  III  113,  35;  VIII  46,  20; 
VIII  66,  3;  II  87,  6;  II  62,  16;  VI  78,  8;  dann  aber  auch  wiederum 
zu  Ißovlri^rfiav  nicht  6ovkevHVj  sondern  dovlBvöat^  wie  in  ähn- 
lichen Fällen  I  81,  17 ;  V  92,  20 ;  V  100,  27.  Aber  wiederum  musz 
doch  auch  ißovlovxo  im  Satze  stehen,  denn  der  Gedanke  der  zweiten 
Hälfte,  die  Absicht  iial  tiyiXv  xo  avxo  ineviy%Hv^  verlangt  nichts  we- 


L.  Herbst:  Aber  G.  G.  Cobetn  fimeRdatioDen  in  Th«kydidet.     33 

• 
ni^er  ab  einen  Aorist,  verlangt  nothwendig  filr  gich  ein  Imperfeot :  denn 

dies  wollen  ist  nicht  nomentan«  ist  nicht  mit  Einern  Acte  gethan,  llhn- 
isch  wie  dasselbe  Imperfect  I  44,  21 ;  VI  79,  2  und  an  unzähligen  an- 
dern Stellen.  Was  ist  aber  endlich  bei  huveyxitv  jenes  tü  owo,  steckt 
darin  dovXslav  oder  dovlaveiv^  Da  es  gewönliche  Phrasen  sind:  ^i- 
^«v  iovXelav:  V  86,  16;  I  122,  27,  und  i7uq>iQSiv  dovkeUev:  111 
56,  25  ors  naöi  dovleUnv  i7tiq>€Q€v  o  ßaqßaQOg^  so  werden  wir  in 
jenen  to  ovro  doch  wol  zunfieht^t  dovl^iuv  suchen  wollen  und  uns 
freuen  es  schon  am  Anfange  des  Satzes  zu  finden  Was  meint  nun 
Cobet?  Brauchen  wir  noch  mit  ihm  bloüz  dieften  Anfang  dovXelav  in 
dovlsvsiv  zu  verindem,  um  mit  dem  Satze  im  reinen  zu  sein?  Viel- 
mtkr  wollen  wir  froh  darüber  sein,  dasz  dieser  Stein  uns  noch  jetzt 
etwas  im  Wege  steht  als  Zeichen  der  ursprünglichen  Richtung,  welche 
die  Gedanken  des  Schriftstellers  einschlagen  wollten.  Die  Natnr 
nemlieh  der  Sache,  meine  ich,  gab  von  selbst  vollständig  folgenden 
Ausdruck :  SovIbüxv  di  avtol  ve  ^tJiovto  %al  tifiiv  ißovlovzo  x6  amo 
{lUv^Kiiv  ;  da  aber  ai^^siö^ai  unJ  ßovksa^ai  verwandte  Begriffe 
sind,  die  sich  vertreten  können,  so  hat  es  der  Schriftsteller,  der  aller 
Wdtlinftigkeit  abhold  ist,  mit  dem  öinea  Ausdruck  genug  sein  lassen, 
ißovlovto  hat  sich  ihm  an  die  Stelle  des  etlovio  geschoben  und  hat 
so  ein  Zeogma  veranlasst,  das  wol  der  grammatischen  Folgerichtigkeit, 
nicht  aber  der  Klarheit  des  Verständnisses  Abbruch  thut. 

S.  246  stellt  Cobet  über  »^ore^cr/a  und  v0rsQaiay  nqoxiQa  und 
ifCxi^  lue  Regel  auf:  ^i]  ni^tqaUt  et  ^  vövsgala  pcrpetuo  usu  d3 
diehns  dicitur,  omisso  semper  f^^iq^j  quod  si  quando  comparet  ad* 
diticinm  fere  est,  itQOtiQa  et  vciiga  de  ceteris  rebus  quibuslibet  repe- 
tilis,  conlione,  proelio  etc.'  In  dieser  Fassung  ist  die  Unterscheid 
dvng  in  beiden  Theilen,  sowol  zwischen  vOTS^aia  und  variQa  wie 
zwischen  nifOXBqnta  und  jCQoxi^  ungenau;  es  können  daher  auch  die 
Verbesserungen,  welche  darnach  von  Cobet  in  den  alten  Schriftstellern 
gewaltsam  vorgenommen  werden,  nur  übel  gerathen.  Soll  erstlich 
v9tBqaUt^  was  aus  Cobets  Regel  folgt,  wie  er  es  auch  in  seinen 
Correctnren  durchfuhrt,  durchaus  kein  Hauptwort  neben  sich  haben, 
da  ^ffripor  dabei  nach  seiner  Meinung  immer  au^^bleibt,  zu  jedem  andern 
Hauptwort  aber  sich  v^tiffa,  nicht  vötegala  zugesellen  soll,  so  würde 
der  Grieche  eine  Sache,  die  am  folgenden  Tage  geschehen  ist,  kurz 
und  genau  gar  nicht  mehr  bezdchnen  können.  Er  soll  also  nur 
iczii^a  i%tXf](sUi  sagen  können,  was  aber  nur  allgemein  heiszen  würde : 
*eine  Volksversammlung  die  zu  irgend  einer  spateren  Zeit  gehalten 
worden  ist%  wobei  es  unausgemacht  bliebe,  ob  diese  spätere  Zeit 
nicht  etwa  der  gleich  nächstfolgende  Tag  gewesen  ist.  Dasz  in  die^ 
sem  letztem  Falte  für  jedes,  was  gleich  am  nächsten  Tage  geschehen 
ist,  v0tiQa!og  im  Gebrauch  war,  dasz  dieses  Adjectiv  sich  also  mit 
jedem  beliebigen  Hauptworte  verbinden  konnte,  zeigen  Stellen  der 
alten  zur  Genüge,  wie  anderseits  auch  der  zweite  Theil  der  Cobet- 
sehen  Regel  über  vatBQaUi^  dasz  zu  diesem  Worte  nie  tKiiga  hinzu- 
gesetzt worden  sei ,  vor  andern  Stellen  ebenso  wenig  bestehen  kann. 

Jahrb.  f.  cl«st.  Philol,  Soppl.  Bd.  III  Hft.  1.  3 


34     L.  Bertwl :  über  C.  G.  Cobeto  Eaendalioiieii  im  Tbakydide^. 

Nach  seiner  Re^el  lodert  nan  Cobet  iati^ki  io  vcri^  m  iwei 
Stellen:  V  46«  16  f^  S  vare^^  i%%Xf^la^  nnd  VII  il,  31  wi  i^xy 
t^  (iiv  it^m^^  vixaxat  v<p*  tnim^  t^  d'  v^egaia  —  ßitta^ivug 
avBxwQ^oafißv  j  wo  an  beiden  von  einer  Variante  nicbt  die  Rede  iai. 
Cobet  würde  neb  vielleicht  noch  bedacht  haben,  was  er  Ihat,  weim 
er  norh  swei  andere  Stellen  im  Thuk.  gekannt  hfitCe,  wo  gleicbfalhi 
keine  Variante  vorkömmt:  111  9U  25  xal  tj  vateQutla  (taxtf  nQocvtj- 
aavreg^  und  I  44^  13  ^A^tfvaioi  di  anovaavtig  afiq^oiiQaov^  yevofUvrig 
Kai  6lg  ixnkffiiag^  T17  fihv  ngoti^a  ov%  tioaoy  tcov  Ko^v^iav  in$di^ 
fygvxo  xovg  Xiyovg^  Iv  6i  r^  vözB^fala  futfyvmaav^  wo  die  Praep.  iy 
es  deutlich  zeigt,  dasi  aoeh  hier  tu  vtsu^ia  oicht  t/^i^cr,  sondern 
ans  dem  früheren  limlfiala  hinzuxutlenken  ist.  Wie  stellt  sich  aUo 
für  Cobets  Regel  Im  Thak.  die  Soche?  Erstlich  drückt  voxegala  etwas 
ganz  anderes  aus  als  vori^a;  fnixri  v0t$Q€tUt  htuzi  eine  Schlacht  die 
am  nAchstfolgenden  Tage,  ficr%i}  imiga  eine  Schlacht  die  später,  nur 
nicht  Tags  darauf  geliefert  ist.  V  46,  16  ri}  d'  vatSQala  l%%XfflUi 
übersetzt  Poppo  daher  ganz  richtig  *in  contione  postridie  habila'; 
also  auch  hier  bitte  Cobet,  dem  diese  Möglichkeit  des  Yerst&ndnisae« 
nicbt  einmal  beigeht,  sich  bei  Poppo  Raths  erholen  können.  Für  die 
Stelle  VII  11,  31  haben  Ausleger  den  Zweifel  gehabt,  ob  unter  der 
iaugcLla  (laxfl  wirklich  eine  Schlacht  am  folgenden  Tage,  oder  nicht 
überhaupt  eine  spfitere  Schlacht  gemeint  sei;  C  5  und  6  zeige  niclii 
bestimmt,  da^z  Gylippos  die  zweite  Schlacht  sogleich  Tags  darauf  ge- 
liefert  habe.  Wenn  das,  so  würde  gerade  der  Ausdruck  iöxsgaia 
C.  II  uns  noch  nachlriglioh  darüber  belehren ;  doch  kann  auch  schon 
nach  dem  Berichte  C.  5  und  6  kein  Zweifel  darüber  sein,  dasz  die 
erste  verlorene  Schlacht  von  Gylippos  gleich  Tags  darauf  vtiederholt 
worden  ist;  ihn  hinderte  nichts  daran,  vielmehr  zwang  alles  sowol 
ihn  wie  auch  den  Nikiaa  zur  schnellsten  Wiederholung,  C.  6,  25  ff. ; 
zudem  vtriegt  auch  Plutarch  im  Nikias  19  die  zweite  Schlacht  beslimkit 
auf  den  folgenden  Tag:  dg  dh  xrjv  imovcctv  rffiigav  liii^ev  o  Fv- 
Xmitogj  otov  idxiv  iiijtBiQla  %xi,;  auch  er  also  hat  den  Thuk.  wie 
wir  verstanden.  Soll  übrigens  die  Stelle  in  Lucians  ver.  bist.  26,  19 
ysvofiivrig  dlg  ixxXffaUcg  ty  itQOxeQalt^  fiiv  ovShv  nagiXvikxv  r^g  op- 
7VS^  ^V  ^<lTfpor/a  di  [Asxiyvwtav,  bei  deren  Veranlattsung  uns  Cobet 
diese  seine  neuen  Lehren  vorträgt,  nicbt  ohne  Reminiscenz  oder  Hilfe 
des  Thuk.  geschrieben  sein,  so  würde  die  Parallelstelle  aus  Thuk.  nur 
l  44,  11  sein  können:  ysvoiiivtfg  %al  Slg  innXtiifCag  xy  fiiv  itffoxiga 
mix  ^^ov  Tmy  Kogiv^lmv  ansdi^uvxo  xovg  Xiyavg  ^  iv  di  x^  v^e- 
gaia  (uxiyvaatxv^  diese  aber,  die  glücklicherweise  Cobets  Handeo 
entgangen  ist,  wiederum  beweisen,  mit  welchem  Unrecht  er  bei 
Lucian  icxBQuUf  in  v^xiga  verfindern  will.  Zweitens  kömmt  vtfr£- 
gaia  mit  einem  andern  Hauplworte  als  mit  ii^lqtx  verbunden  ohne 
Variante  im  Thukydides  an  vier  Stellen  vor,  voxiqa^  das  Cobet  io 
solchen  Fällen  immer  dafür  setzen  will,  nur  an  einer  einzigen,  nem- 
lieh  III  49^  5  17  d'  wfxiga  avxijg^  wo  xijg  fikv  nqoxiifttg  vBmg  vor- 
hergieng^  also  die  Frage  nach  der  Zeit,  ob  hier  v9xiqu  für  vcxBffaiu 


L.   Ii«rbiil :  aber  C.  G.  Golrol8  BmeiidalioneD  im  TlmJcyiiidei.     35 

sein   kMne,    ganz  aa»er  Belraclit  bleibt;  dagegen   an  swei   andern 
Stellen  vcn^og  Yon  der  Zeit:  II  54,  15  ^  di  ye  olfiai  fcon  akXog 
noXifiOg  sutvalaßrf   jdmQi%oq   tqv6b  vctegog  ^    und   IV  90,  29   6  Sl 
'LstjtoxQiirrig  av€tanjaag 'A^rjvaiovg  navörfful  —  vaxEqog  aq>ixv£iTai 
M  TO   Ai^Xiov^   also  beidemal   gerade  von   einer   beliebig  gpateren 
Zeit,    Dor   nicht  vom   nichft  folge  öden  Tage;    an   der   dritten  Stelle, 
wo  wns^g  wieder  erflcheint,    steht  ea  in  übertragener  Bedenlnng: 
VIII  68,  14  Töv  ÄcrO-'  iavtov  agexy  —  ovdevog  vcxi(^g^  kömmt  also 
hier  Bicbl  weiter  in  Betracht.     Auch    bei  anderen  Schriflatellern  int 
if6xe^ia  ohne  Variante  mit  dieaem  oder  jenem  Hauptworte  verban- 
den, s.  B«  mit  3spoaj3oA9/  Xen«  Hell.  11  1 ,  I5  t^  vcxbquIu  nQoaßolij 
%axa  %qixoq  aSgei^   was  also  beiszt:   *tn  einem  zweiten  Starme  am 
folgenden  Tage  nimmt  er  die  Stadt'.   Dritten«  :t^  d^  vcxegala  mit  eig- 
nem folgenden  ri(iiga  verbunden  kömmt  dagegen  im  Thok.  niemals  vor, 
38mal  ohne  dasselbe;    dreimal  so    dasz  Vl*^99  ^Q^'  vorausgeht:    IV 
13,  18;  Vn  52,  25;  VlII  28,  23.     Wenn  aber  Cobet  «s  nicht  blosz 
für  Thok.,  sondern  ganz  allgemein  aussprichl,  auf  vaxigaia  folge  nie 
1^^,  so  hat  er  auch  darin  Unrecht  und  wird  durch  sichere  Stellen 
ohne  alle  Varianre  aus  Herodotos  und  Xenophon  hinreichend  widerlegt; 
vftl-  s.  B.  Herod.  VIII  22,   23  hnafivdov  h  xoiat  U^oust  yqcififuiera 
tit  "Imvtg   iml&üvxeg  xjj  v9XBqtdri  ^fU^rj  inl   x6  ^AQxsfilaiov  iite^ 
Üilarro.     Xen.  Anab.  VI  2,  9  iTtami  di  vcxiQaloc  rifUga  iyivsro  x^g 
Big  xmnov  ijwodov.     Demnach  musz  man  also,  statt  anf   die  obige 
Cobelsche  Weise,  die  Regel  so  fassen:  v^eqa£a  heit^zt  *am  folgen- 
den T^ge'  nnd  kann  fflglich  mit  jeder  beliebigen  Handlung,  die  Tags 
daranf  geschehen  ist,  verbunden  werden:  (laxti^  ixxli]a£ot^  n^aßoXi^ 
nsw.     t/ftip«  folgt  meistens  nicht,  doch  wird  es  auch  in  besonderer 
Absicht  mitunter  hinzugeffigt.     Dagegen   heiszt    v^fxiga  jede  Sache, 
die  spater  als  Tags  darauf  erfolgt.  —  Was  von  v(fx$QaCa  nnd  icxiga 
gilt,    darf  nicht  auch   von  nqoxzqala  und  n'QOtiga   gesegi  werden; 
mit  Unrecht  hat  Cobet  beides  über  ^inen  Kamm  geschoren.     Es  ver- 
fingt bei  ihm  nicht  im  mindesten,   dasz  seine  Regel  mit  den  besten 
Hsa.  auch  anderer,  eigentlich  aller  Schriftsteller,  z.  B.  des  Demosihe* 
nes,  des  Aeschines   in    stetem  Streit   liegt.     Er  >vill  es  einmal   so, 
car  tel   est  notre  plaisir,  auch  wenn  ein  Mann  wie  Pollux  I  65  mit 
den  bestimmtesten  Worten  als  Regel  aufstellt,  was  mit  allen  besten  Hand« 
aehrtflen  die  beständigste ,  beste  Freundschaft  hält      Hätte  es  solchem 
Uebermole  und  solcher  Art  gegenüber,  die  die  Regeln  sich  ans  den 
'Fingern  saugt,  statt  sie  treu  und  gehorsam  den  alten  Schriftstellern 
abza laoschen ,  nicht  von  jeher  andere  besonnene  Leute  gegeben,  die 
golen  nlten  wfirdeiT  uns  längst  zum  guten  Theil   unter   den  Händen 
verschwunden  sein.     So  z.  B.  hat  Thnk.  V  75,  21  geschrieben:  x^ 
6h  ngoviget  ^^fiiga;  so   haben  nicht  blosz  alle  besten,  sondern  fast 
alle  Hsa. ;  alle  Herausgeber  haben  daher  schon  längst  ohne  Ausnahme 
diese  Worte  so   drucken  lassen.     Weil   nun  Cobet  nach  seiner  Re- 
gel Ttp^rtiga  von  einem  Tage  gesagt  nicht  dulden  kann,  so  kommt  er 
zu  der  längst  verwoifenen  Lesart   ngotBQcii^  zurflok;  was  vermögen 

3* 


B6     L.  Herbst :  aber  C.  G.  Cobel8  Bneodalioiieii  m  Tbofcydides. 

alle  galen  H«s.  gegen  «eioen  TroU?  Doch  auch  so  ptsst,  was  jelfti 
heranskömint,  su  seiner  Regel  noch  nicht,  bei  n^zB^la  kömmt  wie- 
derum, meint  er,  ii^iQu  nie  vor,  also  wird  nnn  dieües  ganz  aud  dem 
Texte  geworfen,  und  so  begibt  es  sich  dasK  Thnkydides  von  sei- 
nen drei  urnprünglichen  Worlen  t^  9r^oW(»of  iiii^ifa  vor  dieser  Kun^t 
der  Kritik  Kchlieszlich  blosz  das  ^ine  beticheidene  r^  glücklich  hal 
davonbringen  können.  Far  die  Richiigkeil  dieser  ohnehin  ,nnzwei- 
feihaften  Ueberlieferting  t^  ngoxiga  rifdg^  wird  sich  sogleich  noch 
ein  anderer  Grund  ergeben.  Thnkydides  hat  mit  einem  Hanptworle 
nie  nQOTiQttia^  sondern  nar  nqotiQa  verbunden,  auch  da  wo  von 
etwas  Tags  vorher  geschehenem  die  Rede  ist.  1  44,  12;  III  36,  29; 
lil  41,  6;  Vli  36,  7;  VII  37,  15  geht  ^tQOTiga  immer  auf  den  vori- 
gen Tag.  Dasr.  er  jedoch  auch  nQOTBgaüx^  ohne  ^fiipa,  gebraucht 
hat,  zeigt  die  Stelle  I  54,  31  bestimmt  genug,  da  hier  alle  Hsh. 
Übereinstimmend  nur  ngorBgala  geben.  Anders  verhfilt  es  sich  mit 
der  zweiten  Stelle,  wo  noch  Ttgougala  in  Texten  vorkömmt,  VII  51, 
19  t^  l^hf  TtQOtigala  ngog  rcSr  rslirj  x&y  ^Ad^vodtov  fCQOöißulliw^ 
woranf  dann  C.  b%  25  folgt:  %al  Tuevry  ^hv  rn  fffiig^  in^x^^tfitv 
1}  ^xguxii  xmv  DuQaxoalmv  *  r^  J'  icxigala  %xt.  Bekker  und  Poppo 
geben  hier  t^  julv  icgoxegala,  doch  haben  fast  alle  nod  die  besten 
Ht»s.  T^  de  nifoxiga^  was  Krüger  zu  meiner  groszen  Freude  in  den 
Text  gesetzt  hat.  Ueberall  nemlioh  wo  son^t  ngougaUt  bei  guten 
Schriftstellern  die  sichere  Lesart  ist,  geht  die  Rede  von  dem  spätem 
Tage  znrflck  auf  den  frühem ,  ebenso  wie  e«  auch  mit  jener  ersten 
Stelle  im  Thok.  I  54,  31  der  Fall  ist :  %(A  ort  aitoiq  x^  xb  ngoxiQula 
ngviivav  xgovofisvot  vnexdgrjaav  ot  KoqIv^ioi;  vgl.  z.  B.  PlatonH 
Syrop.  176';  Phaedon  58*;  58"*;  59'*;  Theagesl30^;  Charm.  153*;  nir- 
gends geht  hier  der  Gedanke  von  dem  früheren  Tage  zu  dem  spit6- 
ren  vorwärts.  Dieses  letztere  ist  aber  an  jener  zweiten  Stelle  des 
Thuk.  Vll  51,  19  offenbar  der  Fall,  und  daher  um  so  weniger  oder 
vielmehr  gar  kein  Grund,  dort  die  Lesart  der  besten  Hss.  nu  ver- 
lassen. Wenn  daher  Cobet  von  dieser  Stelle  sagt :  *  in  Thucydide 
recte  scriptum  est  VII  51  x^  fihv  ^rporepcr/cr^  so  geht  er,  wie  wir 
sehen ,  hier  im  Thuk.  eben  so  fehl,  wo  er  einmal  anderen  folgt,  als 
sonitt,  wo  er  seine  eigenen  Wege  einschlägt.  Zugleich  haben  wir 
nun  durch  diese  Theorie  für  die'  Lesart  x^  6i  nqoxiga  ^fti^  in  V  75, 
21  gegen  Cobets  r^  dl  ngoxigaüt  noch  einen  neuen  Grund  gefun- 
den, da  auch  hier  die  Erzählung  (r^  6i  Tcgoxiga  ffiiiga  ^ißti  x^g 
fuixfig  xavxfjg  vtal  xoifg  ^Emdavqlovg  mxvififul  icßalBtv  ig  x^v^Ag- 
yBiav)  mit  dem  fyjvißri  sich  nicht  rückwärts,  sondern  vorwärts  wen- 
det Auch  das  zweite,  was  Cobet  im  allgemeinen  von  Tcgoxtgoict 
sagt,  wie  er  es  mit  allem  Unrechte  von  vtftf^a/a 'gesagt  halte,  dass 
es  sich  nie  mit  i^fiiga  verbunden  habe,  hält  nicht  ganz  Stich.  Nur 
mit  seiner  Willkür  würde  er  eine  Stelle  wie  Piatons  Phaedon  59*^  tj  y^ 
ngoxega^a  tit^igcc  iTenörf  i^^l&ofuv  ix  xov  deafimtfKfCov  ionigag  ge- 
gen alle  Hss.  verändern  können,  selbst  wenn  diese  Stelle  der  Art, 
wie  ich  glaube,  die  einzige  wäre;  durch  die  Analogie  von  i^t^Ut 


L.  Marbst:  über  C.  G.  Co^ls  EnendalloBen  in  Thttkydidea.     37 

■nd  eine  almliche  Stelle,  Xen.  Kyrop.  IV  2,  6  Sxe  t^  nifoti^Utv 
vvnxa  iyftmcv^fkivteg  würde  die«  fi(iiQ€i  bei  n^tegaüt  um  so  mehr 
hinreichend  gesichert  üein,  da  es  hier  durch  den  Hinblick  auf  die 
jängst  vergangene  Nacht  in  einen  Gegensata  tritt  und  also  nicht  ohne 
Nachdmck  gesagt  ist.  Nach  dem  allen  wflrde  die  Lehre  ober  nQO^ 
xi^Ut  and  KQori^a  folgende  sein :  Tc^tegaüx  bezeichnet  den  vorigen 
Tag,  und  wird  jedesmal  gesagt,  wenn  die  Rede  wie  von  heute  anf 
gei»tern  ^ch  zurückwendet,  nicht  wenn  sie  von  dem  vorigen  Tage 
auf  den  folgenden  fortgeht;  i^fii^  wird  nicht  hinsugeselzt,  nur  wenn 
der  vorige  Tag,  wie  das  ^iue  mal  in  Plalons  Phaedon,  im.  Gegensalz 
zu  der  vergangenen  Nacht  steht.  Hehrere  eben  vergangene  Tage  sind 
niforiifai  ^inigai^  nach  Herod.  IX  57,  35  T^fft  ngorifftfii  tjfitiifyai, 
n^ottQaia  mit  einem  andern  Haupt worte  verbunden  kennt  die  grte- 
ehische  Sprache  nicht,  in  dem  Falle  steht  immer  nQoiiQa^  so  dasz 
hier  nur  der  Zu!>ammenhang  entttcheiden  kann,  ob  Qberhaopt  irgend 
ein  früherer  oder  bestimmt  der  jüngst  vergangene  Tag,  die  nQouQat« 
geaeiBt  ist. 

Der  nichMfolgende  Verbesserungsvorschlag,  den  Cobet  S.  353 
tSr  den  Thuk.  bringt,  betrifft  IH  2,  7  ivayHfta^wig  dh  xal  tttvtipf 
tif¥  iasoCzaaiv  nqmfifov  ri  Stsvoovpxo  noiriaao&ai.  X9sv  xb  yaff  1$- 
fuvmv  x^  %wSiv  %al  xHxdov  oinoSofitjaiv  xal  vccJv  noirfitv  inifuvov 
tiliadTJvai  %al  ooa  in  tov  IIovxov  iSu  u^irJa^at^  xo^oxag  xe  %al 
ffiTOv  xal  ä  (Uxa7tifin6(i€voi  ffCav.  *  Nonne  est  luce  clartus'  fragt 
er  *  fUxansTU^fiivoi  fiaav  ab  historico  scriplum  esse  ?  neque  enim  pro 
fUxiTtdftnoPxo  dici  potest  (lexafccfinofuvoi  ijacrv  neque  imperfecto  ul- 
Uh  est  in  ea  re  locus.  Opperiebantur,  credo,  quae  ex  Ponto  arces- 
mrant,  non  qnie  areessebant.'  Offenbar  nimmt  Cobet  hier  an  f^ta* 
nt^'Ttoiievoi  fiaav  nur  AnstOüZ,  weil  er  den  Unterschied  zwischen  fuxv^ 
ici(ikft&rdai  und  nixanififeeiv  nicht  kennt.  Er  wird,  hoffe  ich,  selbst 
erMrfareeken,  wenn  er  den  wirklichen  Sinn  seiner  Correctur  erst  ein- 
gesehen haben  wird.  Mit  fii^amnefifUvot  t^av  nemlich  wdrde  ge* 
sagt  sein:  ^sie  warteten  erst  die  Ankunft  der  BogenschAlzen  und 
des  Getreides  und  der  Dinge  ab,  welche  nie  sich  herbeigeholt  hat- 
ten '  Also  soll  erst  noch  ankommen ,  was  schon  angekommen  war. 
Beeser  als  so  etwas  hineinzucorrigieren ,  bftite  Cobet  sich  erst  nach 
dem  wirklichen  Verständnis  der  Worte  furaitsfiitonivoi  i^oav  um- 
sehen sollen.  Thuk.  hat  die  Worte  iitxvTti^i'jutv  und  (i€xani(Mti6^ai 
oft  genog  gebraucht,  um  uns  zu  zeigen,  in  welchem  Sinn  er  sie 
veri(tanden  wissen  will,  das  Activ  pmaf,  das  Medium  auszer  unserer 
Stelle  noch  llmal,  Einmal  das  Passiv  vom  Medium  fuxa^cifiytofuii^ 
I  128,  17.  Das  Activ  heiszt  bei  ih«  allemal  *  etwas  herbeirufen,  es 
komanen  lassen,  ohne  es  selbst  zu  holen';  das  Medium  ^etwas  nicht 
bloss  kommen  lassen,  sondern  es  selbst  herbeiholen'.  Das  Activ 
z.  B.  I  112,  27  tmI  l^xovra  (tiv  vfJBg  ig  Aiyxmxov  an  avxüv 
tnlevOav^  ^Afivgxalov  fiBxanifiitovxog  xov  iv  xoig  Skeai  ßaöiUmg; 
Aaayrtaeos  liesz  die  Schiffe  kommen,  holte  nie  natfirlich  nicht  selbst. 
Vll  15,  8  i}  xovxevg  luxakifAittiv  diov^  ^  iklfiv  axgariav  fi^  ikaöom 


38     L.  Herbst :  über  C.  G.  Cobets  Enendalionen  iiB  Thakydides. 

ixnifATcaiv;  Nikias  «chrieb:  »ie  mfiaten  entweder  die  frohere  FloUe 
kommen  Usi^en,  oder  ein  anderes,  nicht  geringeres  Heer  hinaus- 
schicken.  In  derselben  Sache  eheoso  Vil  8,  1.  iV  30,  1  ttiv  ifu- 
X^li^rfOiv  icaQscxsvd^evo  Ctgariav  re  (iBxanifiitnv  ix  rmv  iyyvg  ^fi- 
{ici%oi)v  nal  xa  aXla  hoiiiaianv ;  Demosthenes  rief  die  benachbarten 
Bandesgenossen  auf  zu  kommen ,  er  holte  sie  nicht  selbst,  er  blieb 
mit  seinem  Heere  bei  der  Insel.  In  derselben  Weise  steht  das  Aciiv 
noch  VI  52,  8;  VU  42,  26.  29;  VI  71,  9;  88,  3  z.  avz6v  rav  Aa- 
nsSaiiJUwlcov  (ticrorTrefAt^Vrcov ,  die  Lakedaemonier  luden  also  den  AI- 
kibiades  ein  zu  kommen,  holten  ihn  nicht  selbst  ab;  Alk  biades  kaoi 
also  nach  Sparta  durch  eigne  Mittel,  wie  er  durch  eigne  {inl  nkoiov 
qM}^xrfyiKOv)  von  Thurii  nach  Kyllene  gekommen  war.  Dagegen  das 
Medium  in  der  Bedeutung  *  selbst  holen  oder  holen  lassen';  so  VII 
31,  13  xa2  fiExa  xovxo  oKpiKOfievog  o  Jrjfiood'ivrig  ig  xtjv  Zaxw&ov 
%al  Ke<pakki]v£av  onklxag  xs  nagikaße  xai  ix  xfjg  NavicaHxüv  riov 
MsCötjvl&v  (lexBnifiijßaxo  xal  ig  t^v  avxinigag  t^Ei(»ov  xtjg  ^Axagva^ 
viag  diißq^  ig  'Akvtlixv  xs  xal  ^AvaxxoQlav.  Demosthenes  holte  sieh 
diese  Hopliten  selbst,  eben  so  gut  aus  Naupaktos  wie  vorher  aus 
Zakynthos  und  Repha llenia  und  nachher  aus  Alyzia  und  Anakloria, 
überall  ist  er  selbst  gewesen,  wie  auch  die  Worte  Z.  15  ovxt 
i*  avxffi  Ttegl  tavxcc  und  Z.  33  f.  zeigen :  JrjfAoad'ivfig  d^  ix  vkv  ncffl 
^AtutQvavUxv  j^aiQlow  ö^evdovrjxag  xe  Kai  axovxtCrag  ^waysl^v, 
VIII  57,  1  (leraTUfitj/afisvog  avv  xovg  Ilekonovvfjatovg  xgoipifv  x§ 
uvxoig  dlöcoai  xal  ajtovdicg  xQlvag  xaaös  cnivöexai;  Tiacapher^ 
nes  war  selbst  zu  den  Peloponnesiern  gegangen  (Z.  23  Ttdcafpigvtig 
—  naQtQjjexcii  ig  ti}v  Kiuvvov^  ßavkofuvog  lovg  IlekoTtowfialovg 
icakiv  xe  xo{iUaui  ig  xipf  Mlkrjxov)  und  hatte  selbst  vie  zurück- 
gebracht.  IV  100,  32  x«l  ot  Boianol  evdvg  fiixanefv^diuvoi,  £k  va 
tov  Mrikii(og  xoknov  ixovxusxiig  xal  aq>£v6ovijxag  —  iaxQOXtvOav 
inl  x6  dijkiou;  die  Boeoter  haben  also  diese  leichte  Troppe  in 
der  kürzesten  Weise  zu  Schiffe  aus  dem  melischen  Meerbusen  nach 
Oropos  übergesetzt,  um  sie  schnell  gegen  Delion  verwenden  zu  kön- 
nen. VIII  5,  27  0  dh  7CQoa6e^a(ievog  xovg  koyovg  avxiov  fuxa^ 
TzifiTtBxai  ix  Aax€6aC(iovog  ^Akxafiivrf  rov  H^evekatSov  xal  Mir- 
kav&ov  a^xovxag  &g  ig  xr^v  Evßouev  ot  <$'  r(k^v  ixovxeg  to>v 
Neodafiwäav  ag  xQUxxoöCovg^  xal  TtaQSOxBva^ev  avxoig  xr^v  dtaßar 
aiv.  Agis,  an  den  damals  alles  gleng,  der  damals  so  gut  wie  allein 
über  Sparlas  Mittel  verfügte  (Z.  5  —  ll),  rief  also  die  neuen  Feld- 
herrn nicht  blosz  herbei ,  sondern  er  schickte ,  wie  man  sieht,  Schiffe, 
um  sie  mit  den  dreihundert  Neodamoden  zur  Förderung  des  Abfalls 
von  Eaboea  abzuholen.  Eben  so  forderten  die  Athener  den  Abde* 
riten  Nymphodoros,  ihren  neuen  Proxenos,  nicht  blosz  auf  zu  ihnen 
zu  kommen,  sondern  sie  hatten  die  Artigkeit  ihn  in  einem  Schiffe 
herüberhoten  zu  lassen,  II  29,  U.  Die  Spartaner  riefen  den  ver- 
dächtigen Pausanias  nicht  blosz  zurück ,  sondern  sie  waren  vorsichtig 
genug  ihn  holen  zu  lassen,  I  ^5,  5.  Von  der  besiegten  Oligarchen- 
partei  iu  Argos  waren  einige  selbst  nach  Sparta  gekommen ,  um  sich 


L.  Herbsl:  Aber  C.  G.  Cobels  Bnendationen  im  Thukydide«.     99 

voa  da  Hilfe  wa  holea,  Y  SS)  8  Srng  f&iv  avwg  (liteitiiinoPTO  oi 
^Mioft,  wie  nan  aw  dem  foigeoden  aiehl,  Z.  ll  diOfAivw  xw  iw- 
ifeg>evy6t»v,  Vob  den  Athenern,  welche  da«  befreandete  Sikeler* 
Yolk  aafgebolea  haben,  ibnea  auf  dem  Kttekwege  enlgegensakommeB 
(C.  77  9  6  hie«z  ee:  iti^oxiiuiinTCu  d'  ng  aixovs  icai  awxvtdv  $i- 
fillUvov  9ud  aitUi  alka  xofiif^iiv)^  motfi  e«  demnach  fUxoTtiiAntiVj 
nicht  itixaniiikiuadw  heiasen,  and  Bekker  hat  daher  nichl  gut  ge* 
than  YII  80)  33  die  LcMrt  alier  Obrigen  Hks.,  welohe  der  Sache 
geninB  fueximfifffav  geben,  gegen  die  Lesart  des  öinen  Vat.  (uxe- 
3Kfi^fHrvT0  zu  verlausen«  V  47  9  17  z.  20  z.  and  Vill  37  9  23  steht 
(utauifiyua^ai  in  Verträgen  «nd  fallt  hier  also  aaszerhalh  der  Ver- 
anlworinng  des  Thak.,  ddch  wird  das  Medium  anch  an  diesen  Siel- 
len  Bieht  von  des  lliak.  eigner  Redeweise  abweichen,  da  beidemal 
an  SchilTe  gedacht  werden  kann,  aaf  welchen  die  Athener  oder  der 
König  ihre  bundesgenOssische  Hilfe  sich  heraberbolen.  Bei  aller  Ge- 
nanigkeit,  mit  der  Tbukydides  siels  zwischen  iiixanifinitu  and  (lexa- 
idiiMsa^at  gewi<i8enbafi  anterticheidel  9  hat  er  es  doch  nicht  erreicht 
Grammatikern  wie  Thomas  Magister  oder  Moeris  verstandlich  zn  wer- 
den. Es  fehlt  nicht  viel,  dasz  Thoma«  Magister,  der  freilich  zum  öfler* 
slen ,  nnd  so  aoch  Ober  das  obige  nifOtfQuia  nichts  rechles  za  sagen 
weiiiz^  dem  Thakydides  das  Aetiv  fiBxitfc^fineiv  eben  so  vorwirft, 
wie  ein  arislophantscher  Scholiatit  das  iierin%iAf\ta  in  den  Wespen  680 
gar  Bvri&ig  findet.  Ein  athenischer  Borger  soll  sich  also  selbst  den 
Knoblanch  holen  und  nicht  vielmehr  seinen  Sklaven  schicken,  deren 
er  immer  zur  Hand  hat.  Die  Bemerkung  dieser  Grammatiker,  iura- 
nifftnuv  stehe  im  Thuk.  fttr  iuxani(An€if^ai ,  mag  die  Schuld  tra- 
gen, dass  auch  die  Ausleger  des  Thuk.  bis  jetzt  auf  die^e  treue  Un- 
tersebeidong  nicht  Acht  gegeben  haben.  Hat  man  aber  dafür  einmal 
ein  Auge  gewonnen,  so  erkennt  man  anch,  wie  vortrefflich  jenes 
lurajxBfiscoiuvoi  fjcav^  das  Cobet  verbessern  will,  von  Thuk.  ge- 
schrieben  ii^t:  die  Mytilenaeer  warteten  vor  ihrem  Abfall  auch  noch 
erst  die  Ankunft  alles  dessen  ab ,  was  sie  ans  dem  Pontns  gerade  zu 
holen  unterweges  waren.  Hätte  Thuk.  iiixerciiinovxo  gesagt,  so  könn- 
ten wir  das  auch  von  einem  augenblicklichen  sutdaufen  von  Schiffen 
verstehen,  um  die  gewüoscblen  Dinge  aus  dem  Pontus  zu  holen;  der 
Sfhrifkistelter  weisz  uns  aber  mehr  zu  sagen  und  will  uns  bestimmt 
susdräcken,  dasz  die  Schiffe  zu  dem  Zwecke  schon  abgesandt  und 
anterwegs  waren,  nnd  das  leistete  nur  gerade  das  was  er  gesetzt  hat  : 
fuzayufinopiivoi   tjtfat^. 

Cobet  bemerkt  bei  dieser  Gelegenheit  im  allgemeinen,  die  Abschrei- 
ber hätten  häufig  das  Pinsquamperfect  mit  dem  Imperfect  vertausrht, 
and  will  das  nun  auch  S.  254  mit  einigen  Stellen  ans  Thuk.  belegen. 
'Apttd  Thucydidem»  sagt  er  'VII  2,  8  t«  W  i^ei^yaOiiiva  KoxBXil- 
iKTO  scribitur  male  pro  KaxiXiXemxo'.  Wenn  er  nur  mit  einem' 
Worte  gexagt  hätte,  was  sein  naxiXileMxo  heii^zen  soll!  Es  hat  eben 
gar  keinen  Sinn.  Vielleicht  kann  aber  hier  Poppe  aushelfen,  der 
zo   xaxeUlmxo  anmerkt:   'imperfertum   ob   uolionem   statns    perma- 


40     L.  Herbfet:  über  C.  G.  Cobetn  Emeodatioaeo  in  Tbukydide«. 

nentis  plusquamperfecCi  vim  bio  oomplectitar,  reliela  erani  a.  rema- 
nebani\  Auch  Laureotins  Valli ,  sehe  ich,  Abersetel  relieium  erat, 
doch  zwingt  ihn  sogleich  aeine  Logik,  weil  er  daa  Wort  doch  im 
Za^amnienhange  geben  moss,  die  Worte  i^ei^aafAiva  und  fiithffya 
umzasetzen;  er  sagt  also:  et  apui  al$b$  perfecium^  aiibi  Memiper- 
fecium  erat  relictum.  Aber  auch  so  ist  diese  Uebersetzung  für 
jeden  der  im  Zusammenhang  der  Sache  ist  gänzlich  onverstftndlich. 
Denn  >vo  steht  denn  biit  jetzt,  dasz  das  Werk  von  Nikias  bereits  ver- 
iasiten  oder  aufgegeben  war?  Bis  jelzt,  bis  zur  Ankunft  des  Gylippos, 
war  daran  gearbeitet  worden  (VI  103,  19  —  21)  und  damit  das  Ver- 
hfingnis  den  SjTakusiern  immer  näher  gerockt.  Wie  weit  es  mit 
diesem  drohenden  Werke  bereits  gekommen  war,  beschreibt  uns  Tbn- 
kydides  an  dieser  Stelle;  dasz  die  Syrakusier  den  weitern  Fortsobrilt 
der  Arbeit  verhindern  wollen,  sagt  er  erst  später,  C.  4  Z.  2  -  4; 
dat>z  Nikias  in  Folge  der  Ankunft  des  Gylippos  an  den  Erfolg  dieses 
Werkes  den  guten  Glauben  verliert,  C.  4,  22  f.;  dasz  durch  die 
zweite  verlorene  Schlacht  fOr  die  Athener  dieser  ccnotBixiöfiog  ganz 
unmöglich  geworden  ist,  erst  C.  6,  11  — 13,  und  dasz  demgemiss 
Nikias  das  Werk  wirklich  aufgegeben  hat,  endliche.  11,  2.  Längst 
also,  bevor  es  geschah,  kann  der  Schriflsteller  nicht  sagen,  dasz  das 
Werk  ^verlassen  worden  war'.  PQr  ein  PInsquamperfect  also,  für 
Cobets  xavsUXBcjtto  oder  Poppos  relicia  erant  ist  in  diesem  Sinne 
hier  keine  Stelle;  gerade  nur  für  ein  Imperfect :  *  als  Gylippos  ankam, 
wurde  einiges  halbfertig,  anderes  sogar  ganz  fertig  verlassen,  zu- 
rQckgelassen '.  Und  dies  ist  wirklich  sowol  die  durch  die  Bedeu- 
tung von  xazakeCTua^i  allein  mögliche,  wie  für  den  Zusammenhang' 
und  jedes  einzelne  im  Satze  durchaus  zutreffende  Auffassung.  Xa> 
xalBlnuv  heiszt  überall  nur  ^zurücklassen,  hinterlassen';  das  Passiv, 
das  im  Thuk.  8mal  erscheint:  U  43,  30;  11  64,  11;  II  64,  35;  VII 
75,  32;  VIII  9,  30;  VIII  22,  32;  Vlll  23,  8;  VIII  32,  4,  steht  n«r 
in  diesem  Sinn.  Wie  aber  dem  Griechen  in  dem  Simplex  Xttn&i^ai 
die  Begriffe  *flbrig  gelassen  werden'  und  ^übrig  bleiben,  zurück  sein' 
gänzlich  zusammenflieszen ,  so  sehr  dasz  er  für  das  letztere  neutrale, 
den  weitern  Znstand  bezeichnende  nur  Xelnsa^at  als  den  gewöhn- 
lichen Ausdruck  hat  (vgl.  VI  72,  21  ovösvog  ^vveatv  Xstnofisvoc. 
I  131,  16  elmov   xov  xijgvxog  firj  iBlitea^ai.    l  144,  3;  II  85,  28; 

V  69,  14;  VII  70,  12;  I  10,  26;  JüinoiiBvot  also  *die  übrig  ge- 
lassenen, die  übrigen':  II  41,  18;    I  34,  33;    II  12,  33;   II  46,  12; 

V  114,  19,  welche  letzte  Stelle  den  Unterschied  zwischen  Xetnofisvoi 
und  einer  Composition  mit  (liveiv  lehren  kann:  Xunofievot  nccgafii- 
vovzec ;  in  III  67,  16  zeigt  der  Zusammenhang  zur  Genüge ,  wie  vor- 
trefflich an  dieser  ^inen  Stelle  die  Wahl  des  Perf.  XsXei(i(ävoi  hl)  % 
so  gebraucht  er  für  unser  *  zurückbleiben'  gleichfalls  nur  xaraXel- 
Ttia^cu,  und  es  ist  also  für  die  griechische  Auffassung  gleichgiltig, 
ob  wir  hier  an  unserer  Stelle:  *  einiges  wurde  halbfertig  zurückge^ 
lassen^  sagen,  oder  *  einiges  blieb  halbfertig  zurück'.  Dem  Grie- 
chen ,   der  für  beides  denselben  Ausdruck  hat ,  ist   beides  eben  das> 


L.  HerM:  Ober  C.  6.  Cobels  EmendatiOBeB  im  Thakydides.     41 

selbe,  der  BegiBB  de«  Zasiaades  gehl  ihm  darob  das  Wort  in  die 
Dauer  des  ZusUndes  ober.  Man  darf  also  gegen  die  sweite  Ueber- 
selsang  Poppos  remaneboHi  nichts  einwenden  aod  wird  erkennen, 
da«s  Thak.  nicht  blo^s  den  Zustand  des  athenischen  Werks  beschreibt, 
wie  es  in  dem  Augenblick  war,  als  Nikias  es  aufgab,  sondern 
dass  er  io  die  weitere  Zukunft  binausblickend  uns  lugleich  angibt, 
wie  die  Ueberresle  des  Werks  auch  später  noch  zu  erkennen  waren. 
—  Hat  Cobei  aber,  was  man  bei  seiner  Schwcignamkeit  auch  noch 
aitttmasxen  kann,  dem  Worte  nunaXdiunf  etwa  den  Begriff  *  übrig 
lassen'  untergeschoben,  und  wäre  er  so  auf  seine  Forderung  des 
Plasquanoperfeets  gerathen,  in  dem  Sinne:  ^Gylippos  kam,  als  einiges 
(von  dem  Werke)  halbfertig,  anderes  gans  fertig 'übrig  gelassen 
war%  so  siehl  man  leicbt,  einmal,  wie  alsdann  dss  TunelikiiTCxo 
gjr  nicht  sa  dem  i^eigyaöfUifa  passen  wflrde  und  nur  durch  das 
gewaltsasiste  Zengma  erklärt  werden  könnte;  sodann  aber  würde, 
voa  allem  andern  abgesehen,  der  Auitdruck  naxecXelnsad'ai  eine 
i^fdcbe  Auffassung  geradezu  unmöglich  machen,  da  in  diesem  Sinne 
Thiik.,  wie  die  übrigen  Stellen  zeigen,  nur  das  Simplex  leiit&f^ai^ 
nie  xaraleime^ai  gebraucht. 

Diesem  seinem  Vorschlage,  reibt  Cobet  S.  264  einen  zweiten  an, 
indem  er  fortfährt:  MV  23  ifpiKOfiivtav  de  avirnv  dukvovzo  ivdvg 
ut9nov(kiC^  inepte  pro  öukiXvvxoJ*  Aber  auch  dieses  Im  per  Pect,  gleich- 
falls hier  ohne  alle  Variante,  ist  fo  weit  davon  entfernt  unpsssend 
oder  ungeschickt  zu  sein,  dasz  es  vielmehr  in  dieser  Verbindung  das 
darcbaas  notbwendige  ist.  Schon  des  Bvd'vg  wegen  wird  jeder  kun- 
dige Leser  des  Thuk.  zunächst  ein  Imperfect  sehr  natürlich  finden,  zu- 
mal wenn  der  anknüpfende  Salz  mit  dem  Verbum  anhebt.  So  steht 
tv^g  im  Thuk.  87 mal  mit  einem  Imperfect,  in  der  Hegel,  wie  hier, 
demselben  folgend;  4mal  mit  einem  Plusquamperfect  und  immer  dem- 
selbea  vorausgehend:  IV  54,  M;  VII  84,  28;  Vlll  2,  6  und  VIll 
66,  33-  Oder  liegt  hier  etwa  die  Ungeschicklichkeit  in  dem  Begriffe 
HiiXvovxo^  und  musz  dieser  Begriff  immer  in  einer  Perfectform  aus- 
gedrückt sein,  wie  es  C.  16,  19.  23  IbXv0^€ii,  heiszt?  Wenn  es 
C.  169  4  beiszen  konnte;  iyfyvovxo  oitovdccl  rotcr/df,  so  musz  doch 
such  ebenso,  sollte  man  glauben,  ein  Moment  bezeichnet  werden 
dürfen,  wo  die  Verträge  wieder  aufhörten,  und  es  fragt  sich  nur, 
ob  für  solche  Angabe  hier  eine  passende  Stelle  ist,  oder  ob  der 
Schriftsteller  vielmehr  hier  noth wendig  schon  die  Zeit  nach  der 
Wiederaanösnng  der  Verträge  im  Sinn  haben  moste.  An  jenen  vier 
obigen  Stellen  ist  das  Plusquamperfect  bei  ev^g  vollkommen  in  der 
Ordnung;  die  beiden  letzten  male  ist  es  das  Imperfect  eines  Perfect- 
znstaodes,  die  beiden  erslen  male  ist  es  durch  eine  spätere  Handlung 
bedingt.  Mit  unserer  Stelle  verhält  es  sich  ganz  anders.  Hier  »folgt 
eine  Angabe ,  vcal  zag  vavg  ot  AaTtiöaifiaviot  anißTOVv ,  welche  nicht 
etwas  ao4  dem  schon  wieder  eingetrelenen  Kriegszustande  miltheilt, 
»ondem  gerade  das,  womit  erst  die  Wiederaufhebung  der  Verträge 
effeetniert  wird.     Kriegszustand  ^ar  erst,  wenn  dies  beschafft,  dem 


42     L.  Herbei:  über  C.  G.  Gebete  Emendationoo  im  Thukydideg. 

^inen  Theile  die  verpßodeteB  Mittel  der  KriegfObrung  dem  Vertrage 
gemäfiz  wieder  aasgehiiiidigt  waren.     Also  aueb  des  folgenden  in^- 
Touv  wegen  wird  man  vorher  dulvovxo  erwarten.     So  passend  daher 
dai«   ^iue  mal  aitoiföal  öuUkvvro  gelegen  wird  (V  1,  ]4),   wo  der 
Schrirtsleller  C.  2  mit  der  Erzählung  des  wirklichen  Kriegeit  fortßhrt, 
80  geschickt  hat  er  hier  diskvovto  gewählt,  wo  er   mit  seinen  Ge- 
danken gerade  noch  auf  dem  Uebergange  zwischen  Frieden  and  Krieg* 
verwetlt.     Auch  noch  ein  andermal  kehrt  diesetn  Imperfecta  wenn  anch 
iiii'ht  das  Comp.,  wieder:  1  44,  17  iXvovz^  av  atnotg  at  nQog  üeko- 
nojvtfilovg  ünovSaL     Wie  demnach  sich  das   inepte  des    öulvowo 
nirgends  zeigen  will ,  so  laszt  sich  dagegen  auf  das  entschiedenste  dar- 
Ihun,  dasz  Thuk.  nicht  anders  als  öulvovxo  geschrieben  hat.     Denn 
so  wie  Thuk  a^txofuvcov  öl  ainav  gesagt  halte,  mnste  die  Erzählung 
darun  anknüpfend  mit  einem  Imperfect  oder  einem  Aorist  fortfahren, 
nimmermehr  mit  einem  Plnsqnamperfect.     In  diesem  Falle  würde  ^A- 
&jvTCijv  Si  aifvav  vorhergegangen  sein.     Wie  hier  fo*gt  auf  captxoiii' 
vatv  ein  Imperfect  noch:  I  139,  8  rÜog  6h  aq>iiiofiivci>v  tmv  xiXbv- 
taimv  ngiofiBtov  —  oi  A^rjvaloi  yvmfiag  6q>Laiv  avxoig  ngovrC^iCav. 
V.46,  35;  VI  75,  16;  ein  Aorint  II  67,  10;  III  36,  4;  VI  4,  Jl;  Vül 
95,  26;    nirgends   eine   andere  Verbindung.     Und  natäriich.     Denn 
a^iTionivcav  ist  iui  Gebrauch  ein  Praesens  und  steht  in  der  anreihen- 
den Erzählung,   ik&6in:av   bezeichnet  die  wirkliche  fertige  Vergan- 
genheit,    afpiKOfiivciv   ist  immer  zu   übersetzen   *als  sie  ankamen', 
ild'ovvmv  *  nachdem  sie  angekommen  waren'.     Man  vgl.  jenen  Stel- 
len mit  atpiKOfiii'CDv  gegenüber  die  Stellen,   wo  im  Thuk.  iXdovziov 
erscheint,  und  wird  sich  von  dem  angegebenen  Unterschiede  and  dem 
sorgfältigen  Gebrauche  des  Thuk.  leicht  überzeugen:  I  38,  27 ;  74,9; 
J19,  19;   ni  52,  18;  72,  15;    IV  16,  22;  21,  14;  46,  18;  50,  12; 
V22,  25;  82,  13;  VI  7,  13;  VII  50,  22;  VllI  30,  4;  71,  19.     Da  ag}i- 
y,ofUV{ou  also  s  iiiem  Sinne  nach  ein  imperfectes  Praesens  ist,  so  bleibt 
für  affixvovfiivGiv  nur  da  eine  Anwendung,  wo  entweder  ein  wieder- 
holtes kommen  bezeichnet  werden  soll,  wie  I  91,  24;  1  95,  8;  111 
93,  2 ;  V  16,  20,  oder  ein  mögliches  kommen ,  wie  an  der  noch  ein- 
zi)^  übrigen  Stelle  IV  105,  4  fti;  a^iKifovnivov  avrov  xo  nktj&og  — 
QvyJxi  7tQoax(OQOi  ^  wenn  er  etwa  käme ',  wo  die  Worte  C.  105,  33 
Bv  tovTG)  zeigen,  dasz  wan  Brasidas  thut,  der  Zeit  nach  mit  der  Sen- 
dung an  den  Thiikydides   parallel    geht.     Der  Vollständigkeit  wegen 
fuge  ich  bei,  dasz  auch  afpiyfiivmv  neben  ik&ovxmv  sein  bestimmtes 
abgegrenztes   Gebiet    hat.     Sieht   dieses    letztere  in    relativer   Zeit- 
bestimmung zum  übrigen  Satze,  so  ist  dieses,  ohne  Beziehung  zu  ei- 
ner  andern    relativen  Handlung,   adjectivisch:    IV  8,  4;  IV  27 ,  32; 
ähnlich  auch  die  andern  Casus  VIII  79,  8;   IV  18,  14;  85,  1 ;  VlIl 
55 ,  10.  —  Wenn  demnach  Thuk.  bei  diesem  seinem  Sprachgebrauch 
ccfpiKOfjiivwv  sagte,  so  ist  klar,  dasz  das  was  d'irch  dieses  sich  erst 
vollendende  ankommen  bedingt  ist,   nicht  schon  als  ein  vollendet  ein- 
getretener Zustand  bezeichnet  werden  kann ;  bei  6ukilvin:o  hätte  also 
au  eil  die  Ankunft  durch  ik^ovxfov  /ds  abgeschlossen  angegeben  wer- 


L.  Herb0i:  aber  C  G.  Cubeb  EaMadalioaen  im  Thtkydides.     43 

deo  nuMea,  so  wie  in  •oloben  Falle  IV  16,  22  il&ovxav  6i  Tag 
—  asforda^  keXvö&ai  auch  wirklich  gesagt  ist.. 

Zur  dritten  Stelle ,  welche  Cobet  auf  der>ielben  S.  254  gefindert 
wisiseo  will,  Thnk.  IV  47,  24  ^g  dh  —  ihiq)^ri<Sav  ikikvvzo  u  aS 
tfxovdffi  xai  n€t(f€diöovro  oi  avögsg^  sagt  er:  ^recte  ikiXvvro,  »ed 
xuifeÄiöovto  pro  naQiöidovjo  aegrum  et  vitioi«um  et»t'.  Wer  hatte 
hier  beim  eriiten  lesen  nicht  Anstosz  genommen  und  ao  TtaQiölöovzo 
gedacht?  Schon  die  alte  iiiünchaer  Hs.  hat  so  geändert.  Doch  bat 
die  oeoere  Zeit  xum  Glück  vor  den  alten  Lesarten  des  Thuk.  mehr 
Achtong,  als  dasz  sie  wie  Cobet  gleich  andern  sollte,  wo  sie  zu  ler- 
nen hat.  So  haben  denn  auch  die  neueren  Herausgeber  naf^edidovro 
aicJtt  angerührt,  ob  sie  gleich  fühlen  mochten  durch  ihre  beigefügten 
Bemerkungen  es  nicht  erklart  zu  haben.  Poppo  verweist  auf  andere 
Flttsquamperfecte,  die  nicht  hierher  gehören;  Krüger  sagt;  ^luxqidiöovzo 
fär  nttQtdiiovio  die  besten  Ilss. ,  das  unverzügliche  eintreten  bezeich- 
nend.' Dann  aber  müslen  wir  ein  ähnliches  Plusquamperfect  noch  an 
tsBüend  andern  Stellen  im  Thuk.  haben.  Doch  man  könnte  sich  die 
letztere  Bemerkung  noch  gefallen  lassen,  wenn  nur  die  ersten  Worte 
^  xa(ft6i6ovTO  tür  naQedlÖovTo'  es  nicht  aufdeckten,  dasz  auch  Krüger 
nicht  im  Verständnis  des  Satzes  ist.  Denn  twqböIöovxo  ,  was  Cobet  uns 
sogar  in  den  Text  zu  setzen  rath,  konnte  überall  hier  gar  keine  Stelle 
finden.  Thuk.  hatte  hier,  wie  die  Ausleger  den  Schriftsteller  verstehen, 
nicht  7%a^6ldov%o^  sondern  itaqidi^iQccv  gesagt,  wie  er  sogleich  im 
Fortgang  der  Erzählung  xaO£ip£av,  wie  er  IV  16,  2d  dem  momentanen 
Begriffe  des  Wortes  angemessen  at  vrjeg  TtaQBÖo^rfiav  gesagt  hat.  Nur 
wo  diese  sonst  in  Einern  Acte  sich  schnell  abschlieszende  Handlung  sich 
wiederholt  und  so  eine  imperfecte  ist,  hat  Thuk.  iöldovxo  und  161- 
6inf,  sufallig  allemal  vom  auszahlen  des  Soldes;  Vlll  29,  28;  VllI 
36,  33;  IV  83,  20;  VIII  29,  25;  99,  29.  naQEÖlöovTO  kommt  also 
gar  nicht  iu  Frage,  und  nageöiöovvo  will  verstanden,  nicht  geändert 
sein.  leh  meine,  das  Verständnis  liegt  auch  nicht  fern.  Der  kerky- 
raeische  Demos  hatte  mit  dem  Beistände  der  nach  der  Vorschrift  (IV 
2,  18  ff. ;  IV  5,  32  ff.)  auf  Kerkyra  gelandeten  Athener  seine  Gegner 
auf  der  Insel  bezwungen  (C.  46,  6  icxgctzivoav  fi$Tv  täv  in  zi^g 
nolemg) ;  diese  gaben  in  einem  Vergleiche  ihre  hundert  Söldner 
preis  (Z.  II  iiax€  zovg  (aIv  intKOVQiyvg  fwgaöovvai)^  bekamen  da- 
gegen für  sich  zugestanden,  dasz  sie  von  den  athenischen  Feldlierrn 
in  Verwahrsam  gebracht  und  sodann  zur  Aburteilung  an  den  athenir 
sehen  Demos  ausgeliefert  werden  sollten,  wenn  inzwischen  keiner 
ans  seinem  Gewahrsam  entwiche.  Geschähe  das,  so  habe  für  alle 
der  Vertrag  aufgehört.  Wem  also  sind  nach  diesem  Gegensalze  die 
hundert  Söldner  ausgeliefert?  Ohne  Frage  dem  kerkyraeischen  De- 
mos, da  die  andern  durch  die  Gunst  des  Vertrags  in  die  Hände  der 
Athener  kommen.  Wem  fallen  also  auch  die  besiegten  Kerkyraeer 
in,  wenn  der  Vertrag  sie  nicht  mehr  schützt?  Gleichfalls  ohne  Zwei- 
fel dem  kerkyraeischen  Demos,  dem  vielleicht  gar  der  Vertrt'g  sie 
im  Fall    des  Bruches   mit  einem  ausdrücklichen  Wort   überantwortet 


44     L.  Herbst:  über  C.  G.  CobeU  EneodatiOBen  im  Thvkydide«« 

haben  mag.  Demoacb  heisil  der  fragliebe  Sals:  *al«  eioige  auf  ihrer 
Flocht  ergriffen  waren,  waren  damit  die  Vertrage  aufgehoben  and  »e 
alle  den  Kerkyraeern  überlassen,  Übermacht,  den  Kerkyraeero  an- 
heim  oder  zugefallen'.  Hit  diesem  naQ^Sidovro  inst  also  hier  ooch 
nicht  die  wirkliche  persönliche  An^lieferung  der  gefangen  gehaltenen 
angegeben,  was  als  einzelner  Act,  wie  oben  bemerkt,  nur  darch 
ein  7cagsd69i]Cav  geschehen  könnte  (erst  später  Z.  32  heiszt  es :  fso- 
gaXaßoirtBg  Sh  ainovg  ot  KiQKvqatoi) ,  sondern  ihre  Ueberweisung  an 
den  kerkyraeiHchen  Demos,  die  im  Vertrage  im  Fall  des  Bruchs  ent- 
weder  bestimmt  stipuliert  oder,  was  auf  dasselbe  hinauskömmt,  still- 
schweigend voraosgeselzl  wurde.  Dasz  aber  TtagaSidovat  solches 
überlassen  oder  überweisen  wirklich  'bedeute,  ohne  dasz  dabei  so- 
gleich eine  wirkliche  Aushändigung  der  Sache  erfolgt,  versieht  sich 
eigentlich  von  selbst;  doch  möge  man  dafür  noch  Stellen,  wenn  es 
deren  bedarf,  etwa  wie  I  25,  9.  7.  5;  VIII  71,  13;  V  16,  12  ver- 
gleichen. 

S.  270  kömmt  Cobet  auf  die  Abbreviaturen ,  die  für  die  Praepoai- 
lionen  gäng  nnd  gfibe  gewesen  sind,  und  macht  sich  nun  zu  einem  lang- 
dauernden verwüsl enden  Feldzuge  auf  gegen  alle  die  Verwechselun- 
gen, die  in  Folge  der  Aehnlichkeit  der  palaeographiscben  Zeichen 
für  verschiedene  Praepositionen  in  allen  alten  Schriftstellern  entstan- 
den seien.  So  sei  kein  griechiticher  Schri fisteller,  in  dem  sich  nicht 
fCQOCKXTtiiv  und  ngatreiv^  TtQOötayfAa  und  TtQoyfia  verwechselt  finde. 
Dann  heiszt  es  weiter  S.  271:  Mn  Thucydide  locus  est  V  89,  36: 
Swaza  6h  o£  ngovxovteg  ngdacovöt  xal  ot  ia^ivng  |^i^%o^ova<, 
quem  nemo  capiet  qui  non  Burgesii,  si  bene  meniiiii,  coniecturam 
ngoczicisovai  probabit'.  Hit  allen  den  andern  bisherigen  Auslegern 
des  Thuk.  musz  es  doch  wunderbar  bestellt  sein;  sie  reden  hier  wol 
von  manchen  andern  Schwierigkeiten;  ngiaainjoi^  das  gar  nicht  zu 
fassen  sein  soll,  glauben  alle  zu  verstehen;  wenigstens  schweigen 
alle  darüber.  ngoiStäccovci  also?  Nur  schade,  dasz  wir  ngoaraa- 
coiHSi  nothwendig  emendieren  niflsten,  wenn  es  daslände.  iiaxan- 
aovai  hätte  Thuk.  noch  gebrauchen  können,  wie  Ferikles  I  140,  5 
von  den  Lakedaemoniern  sagt:  Kai  iitiTaifCovreg  ijöri  nal  ovxixi 
aixicifievoi  miegetatVj  oder  wie  es  in  derselben  Sache  l  139,  34  mit 
einem  Acc.  heii<zt:  Aaiudai^vi,o^  —  xoictvtct  inixa^uv^  oder,  auch 
sonst  dem  ganzen  Gedanken  nach  mit  unserer  Stelle  vergleichbar, 
1  141,  23  xi]v  yag  orvrfjv  dvvaxm  öovkfoatv  rj  xb  fuyüsxri  %al  iXa- 
Xlaxfi  öixaimdig  aito  xav  Ofioltov  ngo  öUrig  xolg  nihig  intxaiSiSo- 
fiivif:  oder  von  Nikias  übertriebener  Forderung:  VI  19,  5  ei  itol- 
Af}i/  (rcagaanevriv)  inixalnev^  oder  ähnlich  VI  82,  7.  Auch  aixovai 
wäre  allenfalls  noch  möglich  gewesen  nach  VIII  56,  10  ^bi  xoaaiha 
vrcBgßilXujv  o  ^AXnißiadrig.  Aber  ngoaxaaöBtv  kennt  Thuk.  in  allen 
22  Stellen,  wo  er  es  gebraucht,  nur  in  den  Bedeutungen  *  jemandem 
einen  Auftrag  geben,  jem.  zu  etwas  bestellen,  ihn  beiordnen',  wie 
VIII  87,  12;  Vlll  87,  2;  VIII  5,  25  z.;  VIII  28,  34;  Vlll  23,  14; 
in  16,  15;  26;  35;  VI  93,  1;  VI!  19,  II;  VIII  39,  30;  VH  29,  21; 


L.  Herfasl:  über  C.  G.  Cobels  Emendationen  im  Thokydides.     45 

V  8,  29;  VI  42,  13;  1 136,  19;  VII  70,  13;  VIII  80,  20;  Vni  8, 19; 

VI  31,  28;  V  75,  30;  VIII  26,  11;  VIII  99,  30,  and  ähnlich  U  87,  3 
^  av  xig  n(f0^ai^  *  wohin  einer  gestelil  worden'.  Jeder  sivht 
leicht,  d«»s  itQoatdfSiSHv  mit  diesen  seinen  Bedeutungen  hier  nicht  zu 
verwenden,  und  Oberhaupt  im  Thak.  noch  mit  övvavd  gar  nicht  su- 
^ammensudenken  iat.  Anderaeils  ist  jtQaaaovai  no  ganz  an  geiner 
Stelle  and  veri^tebt  sich  hier  so  von  selbst,  dasz  mit  Hecht  die  Aui;- 
leger  darflber  kein  Wort  verloren  haben.  Nur  aus  Achtung  vor  Co- 
bet  setze  ich  einige  Stellen  her,  welche  ihn  wieder  aur  die  rechte 
Fährte  des  Verständnisses  bringen  werden ,  die  'er  offenbar  nur  io 
dem  Eifer  der  CoDJectureojagd  verloren  hat.  So  sagen  diet:elben 
Athener,  gleich  offenherzig  über  ihre  Politik,  VI  87,  33:  gwiikv  yao 
agx^tv  lABv  xav  i%n^  Xva  fit)  vTtaxoviOfiev  aXiov,  iUtß^iffOvv  di  xa 
iv^aSt,  QTttog  ^^  vii  avxcov ßlanxciiiB&a,  nokka  a  avayxdSBöd'ai 
%i^aoatLVj  ötoxt  xal  Ttokka  q>v}jaaa6(i€d'tt ^  oder  in  derselben  me- 
tischen  Verhandlung  V  105,  24:  ovöhv  yuQ  i^a  xrjg  avd'ifGmslag  rmy 
(iiv  ig  xo  ^iov  vofiiaeag  xav  6  ig  (Sg>ag  avxovg  ßovktjascog  öiTUxtov- 
fLtv  fj  ^npcrtfVofifv;  oder  es  heiszt  von  ihnen  mit  demselben  Worte 
IV  55  5  26 :  olg  xo  fir}  imx^iQOVfUvov  ist  iXkmig  i]v  xrjg  öox'qüecig 
n  as^lfiv,  womit  zu  vgl  IV  63,  29  xai  xb  ikktnhg  xifg  yvtifirig^  mv 
hiaaxog  xtg  (so  zu  lesen  für  xi)  aij^iuv  nga^etv.  I  130,  3  S  xy 
yvwfi'^  fuiicvütg  iaineixa  ifukks  ngd^siv,  II  89,  7  cr|tov  xi  xov  naqa 
noXv  ic^ttl^v.  III  71 ,  14  ^fiöiv  iviitixri^HOv  ngdaasiv.  I  141,  17 
xa  olxutt  7KifdaiHyü0tv,  IV 17,  36  to  diov  nqicottv ;  mit  dem  gleichen 
Gegenaalz  der  Gerechtigkeit  und  der  Gewalt  wie  hier  IV  62,  15  xal 
tt  xig  ßtßuUag  xi  ij  xm  6ixaitj>  rj  ßla  TtQa^Biv  otexai.  Und  ähnlich, 
wie  man  weisz,  an  unzahligen  Stellen.  Denn  warum  soll  hier  noats- 
eovci  nicht  heiszen,  was  es  immer  bedeutet?  Füllt  doch  der  einfache 
Gedanke  seinen  Platz  hier  vollkommen  aus :  wer  an  Macht  überlegen 
ist,  ihut  was  er  kann,  und  die  schwachen  geben  nach  (vgl.  dem 
GediOkeo  nach  I  77,  3.  10)-  Nur  mnsz  man  sich  die  Klarheit  die- 
SM  Salzes  nicht  etwa  dadurch  trfiben,  dasz  man  &waxi  mit  zu  l^vy- 
lOQOvciv  zieht ;  das  würden  die  23  Stellen,  an  denen  dies  Wort  bei 
Thnk.  vorkömmt,  eben  so  wenig  erlauben,  wie  es  auch  hier  dem 
Gedanken  nach  unstatthaft  wäre. 

S.  273  bandelt  es  sich  um  Verwechselungen  zwischen  ig  und 
nqog.  ^Exempla  ipsa  compluscula  nunc  expromam'  sagt  er,  ^ad 
qvorooi  modum  et  rationem  unus  quisque  caetera  eiusmodi  corriget, 
qui  nodo  sentiat  quid  quoque  loco  usus  dicendi  requirat.'  Es  stände 
um  die  alten  gefihrlich,  wenn  jemand  nach  dem  Beispiele  der  drei 
Stellen  aus  Thuk. ,  die  diesen  Reigen  eröffnen,  sich  an  die  Arbeit 
machen  wollte.  Thuk.  IV  22,  31  ^17  ig  tovg  ivf^l'^^XO^  diaßkri^ä- 
tf<v,  *at  dicitur  semper  dutßikkBuv  nqig  xtva^  ita(]ue  ngog  xovg 
emendandum'.  Aber  III  109,  20  f.  steht  auch  wie  hier:  [laktaxa  6h 
jiauedaiftav&wg  %al  IhloTWWKfiiQvg  diaßakelv  ig  xovg  ixelvij  xq^ 
(mv'*£Ui}Vff^,  und  hier  wie  dort  ohne  Variante.  Dagegen  ist  im 
ganzen  Thak.  nicht  ein  einziges  mal  diaßdkkeiv  Ttqog  xiva^  was  Co- 


46     L  Herbst:  ober  C.  G.  Cobel^  Bmendiilionen  im  Thnkyilides. 

bei  als  den  Sprachgebrauch  hioeineorrigieren  will.  Wol  aber  Andet 
liich  stall  ig  auch  noch  der  Dativ  an  swei  Stellen,  VIII  88,  11  mu 
ßovXofASvog  avxop  TOig  IlsXoicovvrjöloig  ig  rr^v  iavtov  xal  ^Ad^almv 
ifillav  a)g  (idhata  öiaßdlknv^  and  VHI  109,  9  diaßeßXrja^i  vi  vo- 
Ikiöag  avtoig  ag)6d^a.  JutßdkXiif^eci  in  der  Bedeutung  ^gieh  Ober- 
werfen mit  jem. ,  gegen  jem.  aufgebracht  werden'  auch  mit  dem  Da- 
tiv, 2mal:  YHI  81,  18  und  VIII  83,  17;  denn  wegen  der  ersten 
Stelle  kann  auch  an  dieser  tg5  Ticaatpi^vn  zu  diBßißXrjvto  gehören. 

V  45 ,  5  steht  dtaßakav  avrovg  mit  der  localen  Beatimmang  iv  x€0 
^ifjKCD,  sonst  findet'  sich  StaßdXXsiv  noch  ]2mal  auszer  dem  Object 
ohne  die  Beifägung  einer  weiteren  Beziehung:  VI  83,  29;  VII  48,  29; 

V  16,  2;  VIII  86,  26;  III  4,  17;  IV  27,  35;  V  17,    I;  V  16,  14; 

V  46,  7;  U  18,  8;  VIII  54,  28;  III  42,  21,  und  endlich  noch  2mal, 
wo  es  * überKCtzen '  heiszt,  11  83,  8;  VI  30,  24*  Man  glaube  nun 
aber  nicht,  danz  elg  bei  SiaßdXXBiv  blosz  dem  Thuk.  eigentharolich 
sei;  er  drückt  sich  darin  auM  wie  andere  auch;  z.  B.  Piaton  de  rep. 
639^  xoi  ix  TOVTCov  örj  avxol  xi  wni  xo  öXov  q>iXo60(p£ag  Ttigi  sig  xovg 
äXXovg  dtaßißXf}vxai;  oder  epiid.  343*;  oder  Xen.  Hell.  III  5,  2  elg 
jag  oimUtg  noXug  diißaXXov  xovg  AuxsSaifiovlovg.  Wir  erkennen 
den  Cobet  nur  wieder  in  seiner  Weiise,  wie  er  sich  schon  oben  bei 
den  Seeräubern  gezeigt  hat;  er  decretiert  fOr  sich  mitunter  ein  eig- 
nes Griechibch  und  k«nn  bei  einem  Schriftsteller  selbst  da  von  einem 
Sprachgebrauch  sprechen,  wo  er  aus  demselben  nicht  eine  einzige  Stelle 
für  sich  anzuführen  hat. 

Cobet  fahrt  fort:  ^V4,  21  6  dh  Oala^  ovxixi  inl  xovg  SXXovg  fyz^^ 
xai^  Phaeax  legatus  veniebat,  non  hostis,  itaque  fCQog  xovg  aXXovg 
recipiendum  est ,  qnod  in  Vossiano  codice  est  superscriptum.'  Die 
Sache  sieht  hier  für  Cobet  um  nichts  besser  als  eben  vorher;  nach 
beiden  Richtungen ,  in  Bezug  auf  inl  wie  auf  n^og  ist  was  er  sagt 
rein  ausgedacht.  HSlte  er  sich  doch  nur  etwas  im  Schriftsteller  um- 
sehen wollen.  Bei  Thuk.  steht  inl  eben  so  gut  im  freundlichen 
Sinn,  und  ngog  eben  so  gut  im  feindlichen.  Ich  lasise  die  grosze  Reihe 
von  Stellen  bei  Seite,  wo  e;r/in  freundlichem  Sinne  bei  Sachen  siebt; 
sogar  auch  die  Stellen  trollen  noch  nicht  gegen  Cobet  beweisen,  wo 
Gesandte,  wie  hier  Phaeax,  zu  Körperschaften  kommen,  wie  1,  90,  20 
oxi  ovx  iTtigisxai  iitl  xo  %otv6v;  oder  wo  einem  Orte  freundliche 
Hilfe  gebracht  wird,  wie  VIII  15,  15  xal  oXiyov  ingdcdixo  ovSiv  ig 
TT/v  ßofi^Biav  xtiv  iitl  Ti}v  Xlov ;  von  allen  den  Stellen  aber,  wo  iitl 
in  freundlichem  Sinne  steht,  weil  es  genügt,  etwa  nur  I  37,  3  ^ut 
xo  rjxiaxa  iTcl  xovg  rciXag  ixTcXiovxag;  oder  IV  85,  13  rf  inl  ovg 
ngmov  fiX^ov  vfidg  —  (itf  idifyxC^t^  wo  auch  dasselbe  Zeitwort  nicht 
fehlt.  Ja  sogar  bei  ^d^en/,  was  man  eher  meinen  sollte,  steht  inl 
nicht  immer  in  feindlichem  Sinne,  so  I  118,  3;  I  122,  5.  Anderäeifa 
steht  nqog  mit  ^XBO^ai.  bei  Personen  auch  in  feindlicher  Absicht, 
so  VI  79,  1  in$l  ovSi  ngog  '^lutg  fiovovg  iXd'owBg  %al  fwx'i^  iwp«- 
yBvofUvot  iTtga^av  S  i^ßovXovxo.  Wer  aber  aufmerkt,  wird  erkenneo, 
warum  hier  wiederum  nicht  in£  gesagt  ist.     Denn  Thuk.  ist  in  allen 


L.  Herbst:  über  C.  G.  CobeU  EiDendalieneii  im  Thukydide^.     47 

Stfieken  haersdiarf  and  geoa« ,  und  hat  immer  einen  Grund ,  warum 
er  variierl.  Das  ^nplex  (qx^a^ta  ig(  bei  ihm  271mal  gebraucht, 
darunter  dmal  mit  n^dg,  5mal  bei  Sachen,  Smai  bei  Personen ,  und 
xirar  eo  da8>s  der  Nebenbegriff  ^  eine  besondere  Richtung  eioschlagen, 
iblenkend  seinen  Weg  irgend  wohin  nehmen'  mehr  oder  weniger 
SU  erkeoneo  i»t,  wie  VI  63 9  8  xal  XQOg  trjv  ^'Tßkav  ik&oviBg  xcri 
7SUifaaavz€g  ovx  slkov  ^sich  von  ihnen,  den  Syrakusiern  weg  nach 
Hybla  wendend^;  VI  71 9  35  ot  6h  ^Adiffvatoi  ngog  fikv  x6  iBQOv  ov% 
ifl^Qv  ^  die  Athener  sogen  nicht  gegen  das  Olympieion,  schlugen  da- 
hin ihre  Richtung  nicht  ein'';  die  andern  Steilen  sind:  VII  79,  16; 
II  68,  18;  lli  65,  3;  VI  79,  1;  hier  aberall  in  feindlicher  Absicht; 
aaszerdem  noch  Vlil  93,  23  ik^ovreg  6i  cctco  tcuv  T£T^axo<rtW  xiveg 
^i^voi  ^og  avTOvg  avriQ  avÖQl  öuXiyovjo^  in  nichl  feindlicher  Ab* 
sieht,  aber  in  der  Bedeutung  *an  sie  herangetreten \  An  der  i.eun- 
ten  Stelle  111  102,  26  ol  yag  ^AfiTCQaHtavat  iki^ovtsg.  n(fog  avxovg 
:ul9ovatv  hat  Thuk.  TCQOg  gesagt^  um  die  Entrernung  durch  lias 
feindliehe  Gebiet  zu  bexeichnen.  Denn  sonst  wenn  es  »ich,  wie  hier, 
Tou  ankommen  einer  Gesandlschaft  handelt,  um  Verträge  abzuschtie- 
asen,  gebraucht  Thuk.  bei  iif%t<s%ai  nicht  n^og^  hOViitTJX  fUXQci^  wie 
1  3o,  12;  40,  13;  115,  10;  V  öO,  ö;  V  56,  18.  Wollte  also  Cubet 
doch  einmal  für  die  Stelle  V  4,  21  eine  Conjectur  machen,  so  hätte 
er  für  ixi  nicht  KQOg^  aondern  nach  jenem  Sprachgebrauch  des  Thuk. 
xttifoi  vorschlagen  mOssen.  Dann  hätte  ich  ihu  blosz  darauf  hin* 
zuweisen  gehabt,  dasz  an  jenen  Stellen  naffi^  womit  sich  der  in 
ihm  liegende  Begriff  der  Nälie  sehr  gut  vertr&gt,  allemal  mit  il&Hv 
sasammenatebt ,  wogegen  an  der  behandelten  Stelle  das  Praesens  i^- 
ptai  aneh  jenes  ini  hervorgerufen  hat. 

Eodlieh  zur  dritten  Stelle,  wo  Cobet  ein  ngog  hineinbringen 
will,  sagt  er:  ^Vlll  109^  15  TCOQivsa^at,  duvotho  ngog  ainovg^ 
wag  fiiii^rai  —  xal  vag  ötaßoXag  ccnokoy^rixai  emenda  OTCuag 
(iifk^^etai  —  xal  ngog  xig  öucßolug  aTfoluyi^nai,^  Ueber  die  alte 
Sireitfrage  omog  c.  Ind.  fut.  oder  Coni.  aor.  spricht  Cobet  wiederholt: 
S.  96,  102,  259 1  359;  ich  komme  darauf  bei  jener  Gelegenheit  dea 
av  beim  Futur;  hier  sei  nur  daa  ngog  abgewehrt  und  der  Acc.  bei 
ttjtoloysuf^i  sicher  gestellt.  Thuk^kides  hat  arcokoyeTa^ai  im  ganzen 
lOmal ;  Einmal  mit  ngog,  das  Cobet,  wahrscheinlich  als  den  alleinigen 
Sprachgebrauch  hier  hereinsetzen  m  ill,  VI  29,  2  o  6'  tv  xe  xa  nagovxi 
ngog  ta  fiffvvfutxa  amkoyMo;  3mal  mit  negi:  VI  11  85,  30  Korl  nsgl 
ttitov  aua  inokoyffio^vov  \  V  44,  28  xal  nBgi  xrig  Boitunw  ^vfi^ 
fkttjiag  oTfoloyfjcofUvot^  und  I  72,  28  xtav  iiiv  iyaktifiaxiov  nsgl  ftij-  . 
6hß  oTKokayfiaoiiivovg;  3mal  mit  dem  Acc,  auszer  unserer  Stelle  noch 
VIU  68,  23  ^vdxov  dUrpf  inokoyriodfisvog ^  und  III  62,  27  xarl  rar 
ftiv  ig  xiv  iiTiii6(i6v  xoaavxa  arcokoyovfis^a ;  auszerdem  noch  3nial 
absolut:  V  21,  10;  VI  61,  31  und  VIII  92,  11  z.  Es  bedarf  keines 
weitem;  ich  lasse  den  Nachweis,  dat^z  auch  bei  späteren,  bei  Platarch, 
Dionysios  der  Acc.  bei  anokoyeid^i  nicht  ungewöhnlich  ist.  Auch 
hat  dieae  Emendalion  den  eignen  Beifall  Cobets   nicht    ganz;   später, 


48     L.  Herbst:  aber  C.  G.Cobete  Eneodationen  im  Thukydldes. 

S.  3689  kömml  er  nocb  eiamal  aof  diese  Stelle  snrflck,  am  stall  der 
VerbesseruDg  dureh  nifog  aocb  einen  andern  nnd  wie  er  sagt  besse- 
ren Vorschlag  au  bringen.  Er  halte  sich  hoffentlich  diese  Mähe  er- 
spart, wenn  er  jene  andern  Stellen  mit  dem  Acc.  hfitte  vergleichen 
können  f  und  würde  zugleich  einen  deutlichen  Beweis  weniger  gelie- 
fert haben,  wie  er  die  allen  zu  lesen  gewohnt  ist.  Er  sagt  nemlicb 
daselbst:  *  locus  Thucydidis  Vlll  109  on&g  fUf*^f;i/Tor4  —  xal  xag  ölo- 
ßoXag  inoloy'qaf|Ta^  secundis  curis  mihi  retractalus  meliorem  correc- 
tionem  admiUit  hanc:  xcrl  zag  Sucßokag  oTtokvOixaij  quod  verbum 
in  hac  re  certam  sedem  habet  et  (quod  rem  conficit)  cum  etnolo- 
yetadtti  saepius  confusum  etit.  Purgare  crimina^  diiuere  proprie  aito- 
kvea^ai  tag  aixlag^  tag  dtaßoliug  dicitur,  aut  simpliciter  €ntokv£a^i, 
si  non  apud  iudices  res  agitur.  Thuc.  V  75  xa2  ty}^  aizkcv  cnceAtJ- 
öavTO  et,  quod  plane  idein  est,  VIII  87  ßovXofievog  aTcokv&f^i  ngog 
ainovg  rag  Siaßokdg.*  Also  weil  dort,  soll  ajcokvfOd^ai  aach  hier 
das  rechte  sein?  Mit  welchem  Genuas  musz.  doch  Cobet  den  Thnk. 
lesen,,  wenn  er  für  die  Scharfe,  mit  der  der  Schriftsteller  für  die 
veränderte  Situation  auch  sogleich  den  veränderten  Ausdruck  gibt,  gar 
keinen  Blick  hat?  Ist  man  eben  nicht  im  Zusammenhang,  im  ionern 
der  Sachen,  so  kann  einem  freilich  in  der  Sprache  alles  recht 
sein,  und  man  kann  dann  eben  alles  für  alles  setzen.  Allerdings 
heiszt  es  VIII  87,  M  vom  Tissaphernea ,  er  machte  sxh  nach  Aspen- 
dos auf,  ßovkofuvog,  ig  i6a%n  di^',  cntokviC^ai.  rag  duißokag^  durch 
die  That  wollte  er,  wie  es  damals  allerdings  den  Anschein  hatte, 
die  peloponnesiscben  Beschuldigungen  heben,  endlich  wirklich  die 
phoenikischen  Schiffe  herbeiholen  und  den  Peloponnesiern  anderes  sa 
Gunsten  zu  thun.  Aber  von  dem  allen  hatte  er  doch  inzwischen 
nichts  gethan ;  jenes  c^  idojui  dt/  C.  87  hatte  sich  nun  C.  109  für  die 
Peloponnesier  als  vollkommen  trügerisch  ergeben,  von  einem  wirkli- 
chen ifcokvBCdtci^  einem  thotsachlichen  beseitigen  der  Beschuldigun- 
gen konnte  nun  nicht  mehr  die  Rede  sein;  jetzt  muste  er  Vorwande 
erAttden,  und  zwar  solche  die  sich  boren  lieszen,  warum  die  Schiffe 
nicht  herbeigeholt,  der  versprochene  Sold  nicht  gegeben  und  sonsl 
in  allem  die  Peloponnesier  genarrt  worden  waren  (C.99,  28 — 2),  und 
das  ist  es  was  Thuk.  nicht  mehr  mit  aTtokvBa^ai  jag  Siaßotag^  son- 
dern auf  das  wühlerischste  und  zolreffeiidste  mit  rcr^  Siaßokig  ev- 
Ttqeniaxaxu  anokoysta^ai  auszudrücken  gewust  hat. 

S.  275  handelt  Cobet  von  Verwechselungen  zwischen  ano  nnd 
wto  und  hat  bei  dieser  Gelegenheit  auch  für  Thuk.  der  Vorschlüge 
die  Hülle  und  Fülle.  Freilich  wenn  man  sich  mit  einseitig  gefassten 
und  unrichtigen  Lehren  trügt  und  nur  die  Stirn  hat,  die  auch  gegen 
Wunde  geht,  so  wird  man  vieles  in  den  alten  zu  ündern  haben ,  nem- 
licb überall  da  wo  sie  das  richtige  geben.  Das  muste  auch  Cobet 
bei  seinem  am  und  vtüo  begegnen,  wenn  er  uns  gleich  durch  seine 
Worte  anfilngtich  ganz  andere  Erwartungen  macht  ^Utriusque  prae- 
positiottis  signiAcatio  et  usus'  sagt  er  ^tdm  cerlis  flnibns  sunt  cir- 
cnmscripta ,  ut  aumquam  altera  in  alterius  dieionem  transrepere  possii 


L.  UaM :  Aber  C.  6.  Cobets  Eaenditionoii  im  Thskyiüdes.    49 

qttiii  maliMi  et  frans  depreheDdator.     Itaqne  nemo  umqitam  dubia«  hae- 
rebit,  qni  ntramqoe  rede  intelligat,  ntram  ano  an  imo  ni  retineadam 
an  revocaadnm.     Certa  est  nbiqne  optio   aeqae  alla  permntatio  per 
Graeeilatis  ingenium  ieri  polest'     Da  er  nun  den  Unterschied  swi- 
iMshen  vffo  und  am,  wie  er  S.  276  weiter  angibt,  dsrin  gefunden  zn 
haben '  Yermeint,  dasx  ^vno  com  passi?!«  inngitur,  numqaam  Jmo'*,  so 
BOSS  er  freilich  auf  allen  Stegen  und  Wegen  verbessern ;  mich  wun- 
dert mir ,  dass  der  neue  Zauberlehrling  nicht  auch  vor  allem  Schwall 
des  Wassers  eatsetsi  ist.     So  findert  er  l)  alle  Stellen,  wo  im  Thuk. 
aasomil  is^tftfftf^ai  verbanden  ist:   I  17,  20;  IV  76,  3;  VI  61,  13; 
Vin  48,  30  a. ;  VIII  68,  2.     Hätte  er  gewusl,  dsss  sn  den  46  Stellen^ 
wo  K^fic6t6^i  im  Thuk.  passivisch,  in  der  Bedeutung  *getban,  be- 
Irieben  werden^  vorkömmt,  es  niemals  mit  vffo,  dagegen  5mal  mit 
MO  (an  jenen  obigen  Stellen),  5mal  nüt  dem  Daliv  (II  lOl,  28;  III 
85,  20;  IV  54,  1;  IV  121,  26;  VI  &6,  24),  2mal  mit  i%  (V  46,  SU 
V  83,  33)  erscheint,  so  hatte  er  wol,  sollte  ich  glauben,  an  seiner 
Theorie  etwas  irre   werden  müssen.     Er  wQrde  dann  vielleicht   aua 
diesen  Stellen,  ans  ande.rn  Analogien  des   imo  mit  Passivis  und  aus 
dem  Begriffe  selbst,  der  vno  und  der  iito  zum  Grunde  liegt,  einge- 
sehen haben,  dasz  wto  zu  Ptssivis  bei  persönlichen,  unmittelbaren  Ein- 
wirkangen,    oto  bei  indirecteo,  durch  andere  Personen  oder  sonst- 
wie vemuttelten  gesetzt  wird.     II  77,  31  heiszt  es:   Satoqov  slvai 
also  xmv  ftaifovtwp  Shvwv  ilitv  tijv  noXiv,  well  die  naffovra  dBivi 
WfB  miltelbar   veranlassen,   dasz  die  Stadt  nicht  einzunehmen  ist;   IV 
34»  7  ist  dagegen  bei  demselben  Begriff  inoffov  xb  i^v  Uhv  %o  nqo 
avTOV  vyto  tmv  to^fiatav  nal  U^mv  gesagt,  weil  die  to^ei^axu 
and  Uf^iH  es  selbst  und  unmittelbar  bewirken,  dasz  man  nicht  vor 
sidi  sehen  kann.     Unter  jenen  obigen  Stellen  ist  in  VIII  48,  20  s. 
TÜv  iat    ^jiXntßtadov  nal  iv  %»  naffivxi  ^r^otftfOfcivmv  dss,  was  von 
AUdbiades  betrieben  wird,   in  der  damaN  gehaltenen  Versammlung 
durch  die  vorher  bei  ihm  gewesenen  Unreriiindler  (C.  48,  8  v^  ts 
^AlMißtaStf  dwpamBg  xivlg  in  t^g  JSafiov  ig  Xoyovg  i}Adov)  ver- 
mittelt, ottd   es  mnsz  daher  an  der  Stelle  gerade  ebenso  cbr'  AlntF- 
ßioiov  ^von  Alkibiades  ausgehend'  heiszen,    wie  vorher  C«  48,  34 
T«  O9S0  tov  ^Aliußtadov  icnmow  geMgl  war.     Ja  eher  wäre  zu 
fragen ,  ob  nicht,  analog  diesem  absoluten  ««  dhto  tov  ^MKtßiadovy 
noch  jenes  tnv  iac   ^AX%ißut8ov  absolut  zu  fassen  md  von  dem  fol- 
genden  »al  iv  %a  Ttaqovtt  ngaaaoiiivmv  zu  trennen  ist,  was  ich  so- 
wol  wegen  des  wiederkehrenden  if^xeiv  ovöiv  verglichen  mit  dem 
obigen  OQVvl%m  ovikv  n^QMxsv  in  Z.  26,  als  anch  wegen  des  fwl  iv 
xm  smifSvxi  für  das  richtige  halte,  so  dasz  die  vorgeschlagene  Aen- 
denmg  €obets  doppelt  unrichtig  wäre.     Es  bedarf  also  noch  eines 
aadeni  Beispiels.     In  der  ersten  jener  obigen  Stellen  I  17,    20  ist 
istffojfifi  xi  in    avxwv  ovdhv  tqyov  ir£ioAo/ov  gesagt,  eben  weil 
das 9  was  anter  jenen  Tyrannen  geschah,  nicht  von  ihnen  allein  per- 
sönlidi  ausgeführt  wurde,  sondern  weil  es  genauer  als  von  ihnen  ans- 
gebeiid  bMcichnet  werden  sollte.    Man  sieht,  wie  gerade  zu  dem  Be- 

Jabrb.  f.  elMS.  Philol.  Snppl.  Bd.  III  Hfu  U  4     * 


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50     L.  HerbBi:  Aber  C.  G.  Cobels  Bmeftdalioiieii  i«  Tlniky4ide¥. 

griCTe  it^eMmd  u  ^es  ^ird  etwas  betriebeo,  woko  es  anderer  Ver- 
mittlang  bedarf*  sich  natur^emitis  ano  f^eselU,  wibftsnd  dagegen  an 
einer  einsigen  Stelle,  wo  diese  Bedentang  nieht  darin  liegt,  sondern 
vom  eintreiben  von  Creldern  die  Rede  ist,  VIII  6,  18  vno  ßaailitag 
ya(^  vsmötl  itvyyavt  n&tqayiaivoq  xov^  i%  t%  iavtod  i^xv^  9>oifOvg, 
4m6  erscheint,  weil  hier  sehr  wol  an  ein  mahnen,  das  persönlich 
vom  König  herrührte,  gedacht  werden  kann. 

2)  ändert  Cobet  ani  bei  XiyiC^au  überall  in  ino.  Und  doch 
steht  imo  bei  diesem  Passiv  im  Thnk.  nicht  öfter,  oder  gar,  da  Co- 
bet VIII  14)  17  Xiyofkivmv  liest,  seKener  als  ino.  AfyiO^ai  köaunt 
passivisch  im  Thnk.  überhaupt  74mal  vor,  darunter  im  ganxen  3mnl 
mit  vffo:  II  48,  5;  VIII  öO,  30;  VIII  94,  6;  3mal  mit  imo,  und  stets 
ohne  Variante:  III  36,  28;  III  82,  20  z. ;  VI  32,  24  (VIII  14,  17  Ist 
nicht  Aß^offtivmv,  sondern  mit  dem  Vat.  ytvoiiivmv  zu  lesen),  sonst 
absolut.  111  43  9  8  tiya^it  ano  tov  iv^iog  Xiyofisva  gebort  mchl 
hierher.  Wo  es  sich  um  das  handelt,  was  einer  ßir  sieh  persönlioli 
gesagt  hat,  steht  der  Regel  naohv^ro;  wo  der' redende  die  Mittelsper- 
son für  andere  ist,  die  Rede  von  einer  Partei  ausgeht,  ano.  Warum 
hat  Cobet  nicht  auch  V  82,  15  nal  ^rfiivttov  nokkmv  ofp^  ixari^nv 
geändert?  Nach  dem  angegebenen  Unterschiede  ist  klar,  warum  auch 
hier  aito  gesagt  ist 

Cobet  will  3)  ändern  VI  28,  23  {itivvexai  ovv  ifco  fietol%W¥  xi 
Tivmv  xal  anokovi^mp  yte^l  filvtäv  'E^fiw  avSiv;  warum  nicht  nneh 
VI  45,  25  toig  6i  Dv^fttxoaloig  Iv  tovttp  nokka%6^ev  xe  i^Sti  nai 
ano  xüiv  nataanoicnv  aaq)fj  riyyikkttol  An  jener  Stelle  könnte  men 
gar  noch  sagen,  es  sei  bei  jenen  iitjvvaBig  imo  gesngt,  weil  siet, 
wie  bekannt,  zuerst  durch  Vermittlung  eines  andern,  des  Pythonikon, 
nnd  von  Megara  aus  und  schrifilich  gemacht  worden  sind ;  doch  sage 
ich  das  nicht;  vielmehr  ist  wahrzunehmen,  dasz  Thnk.  da,  wo  ein 
Wort  einer  Partei  angehört,  wie  ich  eben  sagte,  oder  sonst  einen 
öffentlichen  Charakter  trägt,  ano  vorgezogen  hat.  Daher  steht  auch 
V  17,  3  naQttCiuvfi  ts  nqoinccviasladti  ano  xAu  ^axidaifiopimv 
m^tayyikkofiivri  xaxa  nokiig  mg  htl  xH%^üi»iv^  wie  oben  VI  45 ,  25 
offo ,  und  vm>,  was  Cobet  setzen  will,  wünte  vielmehr  gegen  die 
Analogie  sein.  Bei  dem,  was  einen  öffenilichen  Charakter  hat,  kömmt 
es  dem  Schriftsteller  nicht  auf  die  persönliche  Binwirknng  an,  viel- 
mehr ist  ihm  der  Begriff,  dasz  eine  Sache  von  einer  gewissen  S^te 
kömmt  und  von  da  aasgeht,  der  vorwaltende.  Das  ist  auch  bei  an- 
dern Passivis  der  Fall.  Bei  nifimo^t  hat  Thuk.  ano.  An  diesen 
Stellen  mag  Cobet  nicht  rühren,  s.  S.  277;  I  10,  6  ano  naarig  rijg 
^Elladog  »Mv^  ns^mi^iMvoi  soll  das  ano  bleiben,  *ubi  vno*  vrie  er 
hinzafägt  ^depravaret  sentenliam,  non  enim  dicil  naca  ^  ^B^kag  InifH" 
^cvovrov^,  sed  ex  communi  Graecia  copias  esse  colleetas.'  Gewis; 
aber  wenn  er  sogleich  fortfährt:  ^similiter  VIII  77,  3  ino  rw  r«- 
Xifaxoaimv  ntft/^^d^vxig^  ^i  dieuntnr  c.  86  of  ano  xw  x€tqa%ocimi¥ 
n^ßwtat^  nt  nonnnmqoam  dtcitnr  n^ßsvtfjg  ano  xtvog*t  so  sieht 
man,  wie  seine  Theorie  mit  sieh  selbst  im  Kan^fe  liegt.     Das  *nmi- 


L.  Herto :  Ober  C.  6»  Cobels  Baendalioiie»  in  Thakydldes.    51 

fiter'  and  das  tODstige  heisti  ans  Sand  in  die  Aagen  gestreut;  wir 
sollen  nichl  seben,  dass  an  jener  Stelle  Tlwk.  sehr  wol  bitte  sngen 
können  oC  ihtu  n^ßsmaly  oSg  o(  tev^noctoi  hu^ui^ttv  ig  Ti|fv  JSm- 
HOVj  wie  er  es  C.  72,  S  wirklich  gesagt  bat^  wornach  also  Cobel 
aneh  hier  in  wto  bitte  verandern  müssen ,  und  VIII  89)  15  oT  d*  ix 
v^g  Hafiov  aito  %mv  tetQoiUHfiiov  luyucp^iineg  n^daßtig.  Wenn  C.  S6f 
14  o^  ccTto  T(ov  t£T(faKoalanf  7eQ£iSßiW€cl  jenem  ino  bei  9U(ik^ivteg 
in  C.  77  vor  Cobet  Gnade  verschafft,  warum  nicht  anch  jenes  ror  ano 
Tov  ^AXxißiddov  in  C.  48>  24  jenem  iito  bei  nQaaaofAivmv  in  demsel- 
ben Cap.  Z.  20  s.?  Man  sieht,  hier  wieder  wie  überall:  car  tel  eaft 
noire  plairir.  Was  will  es  sagen,  wenn  er  IV  73,  5K2  ig  ovdiv  a^* 
hnxiqwv  isü%ti(^UTO  nicht  anrühren  will,  *quia  signiflcat  haniifm^iv^ 
nt  in  «oJUol  a^'  iiMniQxov  litiöav  et  similibns',  wenn  dagegen  in  ei* 
ner  ganz  ihnlichen  Stelle,  IV  115,  12  v^  d'  iattquia  fii7%«vijff  ^ulr 
kovcrjg  nffoöa^ic^a^  avtotg  ino  xmv  ivavxUov  das  cato  einem  wsi 
wmcben  soll?  Wire  der  beigefiQgte  Grund  ^qnia  signiflcat  ix^if^n^ 
%ty^  auch  richtig,  was  würde  damit  anderes  bewiesen  als  was  idi 
behaupte  und  was  jeder  aas  Stellen  wie  die  letzte  zur  Genüge  ersiehe, 
dasx  durch  [ifto  bei  einem  Passiv  es  dem  Schriftsteller  mehr  darauf 
ankam,  die  Kichtung  der  Handlung  woher,  als  die  blosse  Einwirkung 
des  handelnden  cur  Geltung  zu  bringen?  Doch  wenn  Cobet  sieb 
einmal,  wie  hier,  herbeiliszt,  ein  weiteres  Wort  der  Erklirnng  oder 
des  Beweises  hinzuzufügen,  so  hört  es  sich  freilich  inuner  wie  ein 
OrakeUpruch  an,  ist  aber  in  der  Regel  gänzlich  misralben.  Hier  sagt 
er  also:  'quin  signiflcat'  (jenes  aq>^  hurfi^^av)  ^hnaxiqm^Wj  ut  in 
xoIXqI  itp*  intnii^mv  insaov  et  similibus/  Aber  Thuk.  bitte  hier 
ftir  a^^  htaxiQWf  nimmermehr  inatiQa^ev  gebrauchen  können«  Wo 
er  liMTri^os^sv  hat,  an  13  Stellen,  steht  es  nie  für  Personen,  sondern 
nur  streng  local:  U  75,  15;  76,  23;  IH  6,  10;  IV  31,  12;  32,  &$ 
33,  20;  47,  35;  69,  33;  124,  15;  130,  l3;  VH  34,  22;  78,  7.  11. 
Aueh  das  folgende  W6rt  *ut  in  nolkol  a<p*  i%oniQi»v  Imoov*  ist 
ebenso  ohne  allen  Boden,  denn  im  ganzen  Thuk.  ist  keine  Stelle,  wo 
dn  solches  nolXol  (oder  dergl.)  atp^  huaiqwv  mit  tiucov  oder  einem 
gieicbbedeutenden  Ausdrucke  verbunden  vorkäme.  Zur  weitem  Be- 
grflndung  des  vorgetragenen  und  gegen  Cobets  Ausspruch  S.  276: 
*  com  passivis  mo  iungilur,  numquam  ivco '  setze  ich  alle  die  Stellen 
MS  Thuk.  her,  wo  sich  noch  sonst,  auszer  den  bereits  angeführten, 
MO  und  zwar  in  enger,  abhängiger  Construction  bei  Passiven  findet : 
1 141,  24  iato  tov  ofnoltov  n^o  öUrig  xoig  niXctg  innaaaoiitivti;  VIII 
89  9  9  109  ov%  aito  %wv  OfMlwv  ilaaaavfiBvog;  an  beiden  Stellen  ist 
oiiokov  Masculittum,  wie  auch  I  77,  13  f*  ino  tov  Icov  und  ano  tov 
%^0ovog  Hasculina  bei  Paitsivis  sind;  U  68,  3;  VU  71,  28;  VI  91. 
28  s.  $  VI  4,  10  vgl.  5,  24 ;  bei  tpl^ts^ui  and  dessen  Compositis  IV 
54,  8;  IV  87,  25;  VI  20,  25;  VI  91,  30  z.;  bei  ytyvso^oi  (obgleich 
Cobel  ebd.  sagt:  *pro  ol  OvfiiAoxoi  ktyoviS$v in  usu  est  JU>;/os  yiyvop- 
tm  vsto  rmv  ^vfifuie^i^mv,  non  aito^ )  Vlil  93,  30  ino  nolluv  twl 
wffig  noUo/vg  ioyiav  ftfvofUvwy;  ebenso  VIII 14, 17  vgl.  VI  40,  18; 

4* 


52     L.  Herb»l:  Aber  C.  G.  Cobeti»  EinendaiioDeii  im  Thukydideii. 

III  93,  29;  VII  86,  3;  II  48,  10;  VII  70,  34  k;  V  116,  12;  VIH  92, 
21.  Ausserdem  fleht  ano  noch  bei  Pasoivis  in  loserer  Verbindung, 
wo  man  t»  fdgiich  durch  *in  Folge'  abersetzen  kann:  1  24,  23;  I  71, 
10;  V  17,  1;  IH  64,  20;  VU  67,  2,  wie  fihnlicb  ohne  Passiv  I  12,  31 
«9*  mv  ixiciftvovTsg;  I  23,  12;  VIII  97,  32;  VÜI  100,  10.  An  Ewei 
Stellen  gehört  das  ano  sum  Begriff  des  Wor.'s,  nicht  su  der  passi- 
ven Form  desselben:  1  95,  35;  VII  41,  30. 

Unter  den  Stellen ,  wo  Cobet  UTto  bei  Xiysa^ai  ander! ,  fflhrt  er 
auch  VIII  14,  17  auf:  rofg  d  oUyov;  naQ^axivaato  matt  ßavlipf  re 
Tvxtiv  ^vXJLeyofiivqv  ^  xai  leyoiiivtov  Xoymv  ino  xe  rov  XaXmdkag  %al 
'AXKtßtadov  —  ofplöxavtM  Xioi  —  ^A^vcdmv.  Ich  habe  schon  oben 
bemerkt,  dass  der  Vat.  hier  ytvo^iviüv  gibt,  welche  Lesart  schon  von 
Bekker  und  Krüger  mit  Recht  vorgesogen  ist.  Abgesehen  davon  dass 
Xiyofiivmv  wegen  des  folgenden  Part.  dtiXoasdvtaiv  gar  nicht  stehen 
könnte,  es  mflste  Xsx^vxtov  heivzen ,  und  dass  Xeyofiivtov  in  der  Nihe 
von  ^vXXiyofiivfiv  und  Xoytov  ohne  Noth  sehr  unschön  wäre,  werden 
die  folgenden  Parallelstellen,  hoffe  ich,  fQr  yevofiivaiv  keinen  Zwei- 
fel übrig  lassen :  II  5,  5  Xoycav  n^mov  yivo^iivmv.  V  22,  30  nwl  ye- 
vofiivov  Xoymv  ^vvißrjaav,  V  35 ,  4  noXXaxig  Kai  noXXciv  Xiymv  ys- 
vofiivcov —  ijinaav  toig  ^A^valo%}g.  V  50,  6  Kai  tcoXXov  Xoyaw 
yBvoitivcav  riXog  ovöiv  i7$i^a%^.  V  55,  31  xal  ytyvo^hmv  Ao/mv 
E^tpafUöag  o  Kof^v^iog  ovx  itpri  rovg  Xoyovg  totg  i(fyoig  oiioXoyB^v, 
VIII  92,  31  tiXog  de  noXXmv  nal  araaiaTtxmv  Xoymv  %al  vrco^tnv 
TtQoaytvOfiivmv.  VIII  93,  31  ano  noXXmv  %al  itifog  noXXoig  Xiymv 
ytyvonivmv.  Vgl.  noch  IV  54,  35,  wo  aus  gutem  Grunde  bei  ysvo- 
fi€voi — Xoyot  nicht  wie  hier  änoj  sondern  der  Dativ  steht.  Dago- 
gen  findet  sich  so  etwas  wie  Xeyofiivtov  Xoycav^  ohne  Adjecliv  oder 
Pronomen  oder  Adverbinm ,  im  Thuk.  nirgends ;  und  wenn  Poppo  VI 
66,  36  dafür  anführt,  dass  es  auch  ohne  solchen  Beisatz  gesagt  werde, 
so  hat  er  an  der  Stelle  das  naXmg  bei  Xix^ivreg  fibersehen. 

S.  279  gibt  die  nicht  seltene  Verwechselung  von  Ttaga  und  nt^ 
Cobet  Veranlassung,  zwei  Stellen  su  Andern;  erstens  IV  25,  29  t^ 
d'  v6xBQalcf  xaig  ^iv  vavA  m^LTcXevoavxBg  Mcrra  rov  Axicii^  no- 
xafiov  soll  für  neQmXevaavxeg  gelesen  werden  na(fa7cXsv0avT£g.  Die 
Karten  weisen  aber  deutlich  genug  aus,  dass  südlich  von  Naxos  eine 
Landsunge  vorspringt,  um  die  herumfahren  musz,  wer  an  den  Ake- 
sines  gelangen  will.  Auch  sonist,  wo  um  einen  Landvorsprang  her* 
•umzufahren  ist,  z.  B.  um  in  einen  Hafen  einzulaufen,  auch  wenn  die 
fahrt  vorher  an  der  Küste  entlang  geht,  sagt  Thuk.  wie  natürlich 
neQinXBtv  \  vgl.  V  2,  2;  III  81,  27;  eben  so  wenn  der  Weg  vorher 
•um  ein  Vorgebirge  geht  und  sich  darauf  in  langer  Strecke  die  Küste 
•entlang  fortsetzt,  wie  VIII  34,  31.  —  Die  zweite  Stelle,  wo  Cobet  naga 
für  TK^i  lesen  will,  ist  IV  56,  8  ix  d^  avzmv  itiQtinXivaav  ig  ^EaU- 
6av(^  ttiv  AtfAfiQav,  Das  in  d'  avxmv  ist  aber  *ans  Kytfiera';  schon 
die  Fahrt  von  da  naeh  Epidauros  Limera  um  Malea  würde  jeder  pas- 
send mit  TUQinXeiv  bezeidinen  können.  Hier  aber  macht  der  Zomb- 
jnenbang  der  Bnählung,  der  freilich  unsern  Cobe(  wenig  kümmert. 


L.  Herbst:  über  C.  6.  Cobets  Bineiidationea  im  Thakydides.     53 

^ti^ftfUtiv  durchaog  DOlbwendifTv  aoch  wenn  Kylhera  Ösliicher  gegeil 
Xalea  läj^e  als  der  Fall  iid.  Nikia»  ist  nemlich  vorher  nicht  blosz  in 
Kytbera,  sondern  auch  jenseits  Malea  in  Attine  und  Heios  gewesen 
(C.  54,  7)  und  kehrt  nan  in  diesen  Worten  an  die  Ostküste,  diesseits 
Malea,  sarttck,  wobei  der  Schriftsteller  also  sich  des  Ausdrucks  ne^fi- 
nlalv  zu  bedienen  gar  nicht  unterlassen  darf. 

S.  382  gibt  Cobet  vermeintliche  Verwechselungen  von  iv  und 
hä;  mua  Thuk.  ^ine:  lY  56,  18  yiysvrniivov  (iiv  rov  iicl  jy  vrfi^ 
na&ovg  avihdatov  xai  ^LiyiXov  sei  htl  in  iv  zu  verandern.  Ein 
swingeDder  Grand  hier  Cobet  su  Tolgen  ist  nicht  vorhanden.  Das 
Vis^eschick,  das  die  Spartaner  bei  Pylos  betraf,  beistand  allerdings 
vorzugsweise  in  der  Gefangennahme  der  echten  Spartiaten  auf  der  In- 
tel; demnach  kann  dieser  Hauptsache  nach  ev  stehen;  auszer  diesem 
Haaptschlage  hatten  sie  aber  dabei  noch  andere  Verluste  zu  beklagen, 
die  sie  nicht  unmittelbar  auf  der  Insel  erlitten,  die  Eiubusze  ihrer 
Flotte,  die  Wegnahme  von  Pylos  und  was  damit  zusammenhteng ;  soll 
das  alles  in  eins  zusammengefaszt  werden,  so  musz  es  füglich  ini 
T^  vrflfp  heiszen.  Letzleres  ist  sogar,  wie"  wir  sehen,  das  genauere 
and  wird  daher  gegen  Cobet  wol  seine  Stelle  behaupten.  Thuk.  spricht 
von  der  alleinigen  ^v^ifpo^a  iv  ry  vr^o^  da,  wo  er  bemerkt,  die 
Spartaner  hatten  den  Glauben  an  ihr  gutes  Glflck  und  mit  ihm  alle 
Untemehmnngslttst  gänzlich  verloren,  so  IV  55,  30;  V  75,  17.  An 
andern  Stellen,  wo  es  ihm  darauf  ankömmt  an  das  ganze  der  Unter- 
nelimnng  der  Athener  gegen  Pylos  zu  erinnern,  wie  VII  71,  18  z.;  VII 
86)  '26,  ist  nicht  blosz  die  Insel,  sondern  auch  Pylos  zugleich  erwähnt, 
wie  Thnk.  denn  offenbar  an  der  zweiten  Stelle  für  dta  xa  iv  xy  vrfi^ 
%a\  TIvlm  fflglich  auch  wieder  dw  xa  htl  xy  vr^ütp  hatte  sagen  kön- 
nen, wenn  er  nicht  des  Demosthenes  wegen  auch  Pylos  namentlich 
bitte  hervorheben  wollen.  Man  wird  nicht  einwenden,  dasz  auch  an 
unserer  Stelle  Pylos  sogleich  seine  besondere  Erwähnung  finde;  denn 
Tlvlßv  Sh  ixofiivrjg  (Praes.)  xal  Kv&rjQov  geht  auf  den  Zustand  der 
fpitern  Zeit,  während  d'e  Worte  yeysvrifjtivov  (Perf.)  —  (uyaXov  das 
ganze  frühere  Unglück  bei  der  Insel  begreifen.  Wenn  doch  Thuk. 
in  einem  ähnlichen  Fall,  V  14,  10,  wo  auch  dabei  der  späteren  Plün- 
derungen aus  Pylos  und  Kythera  gedacht  wird,  xy  iv  x^  vrfiip 
^fL^poM  sagt^  so  ist  er  dazu  durch  den  Beisatz  oia  owcta  yeyivrfto 
xj  JBnagrri  gezwungen,  während  ihn  wieder  an  unserer  Stelle  der 
ganze  Zusammenhang  und«  die  Wendung  der  Rede  auf  inl  führen 
moste,  xic  tfÜJUr,  sagt  er  nemlich  vorher,  iv  q>vktiKJ  itoXky  tjOav, 
nachdem  ihnen  einmal  bei  der  Insel  (durch  die  anlangliclie  Ver- 
nachlässigung von  Pylos,  kann  man  erklärend  hinzuselzen)  die  Sache 
zn  einem  so  unerwarteten  und  furchtbaren  Misgesrhick  ausgeschlagen 
war.  avslfUaxov  nal  fABydlov  sin^  als  Praedicativbestimmungen  an 
das  Ende  gebracht.  Auch  jetzt  konnte  ihnen,  fürchten  sie,  wie 
damals  aus  einer  kleinen  Fahrlässigkeit   groszes  Unglück  erwachsen. 

In  seinem  Cap.  X  spricht  Cobet  von  den  Zusätzen,  die  in  die 
alten  SchriftsU^ller  eingeschwärzt  sind.     *Thn«*ydidem'  sagt  er  S.  289 


54     L.  Herbst:  über  C.  G.  Cobet«  EinendalioueD  Im  ThukydiABs« 

*perqttam  molla  deformaat^;  und  sodann  S.  291:  *apad  Thacydidem, 
■t  diximas,  magna  est  emblematum  frequentia,  de  quo  numero  nnnc 
dtto  deUbabo\  Wenn  doch  anzunehmen  ist,  dass  er  als  ein  frennd- 
licher  Wirt  uns  diese  zwei  Beispiele  als  seine  schmackhaftesten  sa 
gcniesxen  gibt,  so  darf  er  es  uns  nicht  verübeln,  wenn  wir  nach  den 
fibrigen  kein  grosses  Verlangen  tragen.  *Libro  Vill  cap.  37,  6^ 
heiszt  es  bei  ihm  *  editur :  |w^xai  Aaiudaiiiovlav  fud  rov  |v^f(cf- 
%iov  yt(fog  ßa<SiXkc  Jaf^stov  xal  rov^  Jtatdag  tov  (lege  toig)  ßaCiXiünq 
wA  Tt6aaq>i(^vfiv  caovdag  slvat  xal  (püUav  xora  xaöe :  qui  huno  lo- 
€um  vo^et  intelligere  Svv^fjna^  in  margine  adscribito  (ut  pasaim  in 
Thacydidis  eodieibus  iin\t.r}yoql«  ^  inunoXiq  et  similia  in  margine  ad- 
scribi  solent,  si  qua  contio  aut  epistola  historiae  inseritnr)  etThucy- 
didi  relinquito  jictxiöat^vlmv  xal  rcSv  ^vfifia%aiv  %%L^  Twg  vor 
ßaifMms  haben  schon  Bekker  und  KrQger  ediert,  doch  hat  Poppe, 
wie  ich  finde,  mit  Recht  tov  in  Schutz  genommen.  Was  nun  die 
verlangte  Ausstoszung  von  ^vv&^xat  betrifft,  so  wArde  sie  hier  dem 
Satze  eine  Construction  geben,  die  im  Thulu  unerhört  ist.  Wir  be- 
kamen :  Aa%id«tiiovlav  xid  xäv  ^viifiaxmv  ngog  ßaaiXkt  JaQsiöv  — 
OJtovdag.  elvai  xal  tpiJJav  xora  lads.  So  hat  es  Thak.  niemals. 
Erstens  steht  bei  ihm  in  solchen  Documenten  <Snov6al,  |w&^itt 
oder  dergl.  dem  Namen  der  paciscierenden  immer  voran:  V  18,  20; 
V  47,  15;  V  47,  5  z.;  IV  118,  18;  V  18,  28;  I  112,  21;  VIII,  58,4. 
Dem  ist  V  79,  15  xonrads  Ido^M  toig  Actm^aifAOviois  xal  *A^eioig 
öKOvSag  xal  ^ii(ia%lav  ilfuv  mvx^xovxa  irti  nicht  entgegen,  wo  der 
Dativ  zu  gdo^e  gehört  Andere  Stellen  der  Art  gibt  es  im  Thuk.  nicht. 
Sodann  «steht  bei  anovdag  elvai  im  Thuk.  nicht  der  Genetiv,  sondern 
der  Dativ,  wie  IV  118,  18;  V  J8,  28  Stij  dh  elva&rig  öTCOvdagmwfi' 
%owa  ^A^nvaiotg  Kai  toig.  ivnfnaxoig  toig  ^A^rivatmv  xal  Aa%tia^ 
IMvlotg  xal  toig  ivf^f'^XOtQ  ^oig  Aa%.  Auch  bei  ftTsavdag  yiyvi<S^€U 
steht  der  Dativ:  1  23,  4;.  VI  10,  4;  I  112,  21;  V  41 ,  17.  Nur  an 
einer  einzigen  Stelle,  VIII  58,  6  findet  sich  bei  ^vv^^ai  iyivowo 
der  Genetiv,  den  daselbst  offenbar  die  vorangeschickte  Zeitbeetim- 
mang  r^Tm  xal  öeTtatta  fra  veranlaszt  hat. 

Die  andere  Stelle,  wo  Cohet  ein  Einschiebsel  siebt,  ist  VI  31, 
35  iiälXov  avxovg  iai^si  xä  Seiva  jj  oxs  l^i^g^^onro  nlnv^  denn 
^aliena  manua'  meint  er  ^adpinxit  ij  oxs  Itlnifpl^ovxo  nldv,  ut  (läXkov 
ezplicaretnr/  Hier  haben  wir  es  endlich  einmal  so  gut,  dasz  er  steh 
weitlSuftiger  Qber  seine  Verbesserung  ansifiszt.  Er  fährt  fort:  *non 
tantum  insiptdum  et  inflcetum  hoc  additamentnm  est,  sed  etiam  reru« 
fidem  et  sententiam  scriptoris  violat,  namqne  si  istiusmodi  quid  ad 
fiaUov  adiicitur,  utroque  tempore  solliciti  fuisse  intelligentur,  et  auo- 
tas  tantum  fuisse  curas,  quibns  iam  tum  angerentnr  cum  tantam  rem 
ausciperent.  Contra  fiaXXov  elltptice  positum  id  significat,  cum  ex- 
peditionem  iuberent  sine  cnra  fuisse ,  nunc  cum  res  agi  coepta  esset, 
aliqnam  sollicitudinem  subire  animos,  non  magnam  illam  quidem  sed 
aliqaam  tamen,  si  cum  illa  veteri  confidentia  conferretur,  qua  bellum 
in  comitiis  inssiasent.     Saepe   fialkov  apud  Thucydidem   sie   ponitur, 


L  Herbst :  ober  C.  GL  Cobci«  Eneadationeii  in  Tbukydides.     55 

T.  I  3  iuiUoif_^%ti(XäMai"EUtivag^  cum  anlea   illod  noneo  negave- 
rti  in  naa  fuiase,  vel  VIU  71   ituivov  fialkov  i^drj  7t(f(>öätxoiiivovy 
qaod  de  eo  dicilar  qui  paulo  ante  ovöip  ^viißavuiov  an$%Qlvaxo^  et 
Kie  eaepios.'     So  aobön  nad   gelehrt  dies  alles  klingt,    so   ganzlich 
liobi  ist   e«  doch   und  zeigt,   dasz  eine  etwas  bessere  Kenntnis  der 
Sachlage  und  eiae  weniger  oberflächUche  Sprachforscbong  uns    auch 
nut  dieser  Gonjectar  verschont  haben  würde.     So  wenig  es  denkbar 
ist,  daas  den  Athenern  vor  dem  wirklichen  auslaufen  der  fsicilischen 
Flotte  die  Gefahren  der  Unternehmung  gar  nicht  sollten  beigegangen 
san,  so  wenig   sind  sie  rorhec  in  Wirklichkeit  alle  ohne  Besorgnis 
geiwesen,  und  so  wenig  ist  dies  auch  von  Thuk.  in  seiner  Darstellung 
versehwiegen.     Zuerst  berichtet  er  kurz,   danz    nach  dem  eintreffen 
der  athenii^chen  Gesandten  und  der  Egejitaeer  die  Fahrt  bei>chlotisen 
wurde,  VI  8,  4.     Dann  nach  der  Rede  des  Nikias  spricht  er  es  zu- 
erst bestimmt  aus,  dat^z  es  der  in  der  Volksversammlung  siegenden 
nnd  die  Fahrt  abermals  durchsetzenden  Partei  auch  nicht  an  Wider- 
sprach gefehlt  habe,  ot  6i  uve$  %al  ivrikeyov^  C.  ]6,  2,  und  kömmt 
auch  nach  der  zweiten  Rede  des  Nikias  wiederum  auf  diei^e  Beden- 
kentragendeo  zurück,  C.  24^  21.     Von  dieser   besiegten  Minderzahl, 
die  nichl  blosz  gegen  die  Unlernehmung  gestimmt  war,  sondern  auch 
eine  Zeiilang  dagegen  gestimmt  hatte,  sind  natürlich  die  Worte  ftaA- 
lov  avtüvg  ks^t  za  dnva  nicht  gesagt;  auch  würde  In  (Aakkov  ge- 
aelfti  sein,  wie  z.  B.  I  lä,  12.     Die  beiden  anderen  Möglichkeiten,  crv- 
TOve  eulweder  auf  alle  Athener  zu  beziehen,  so  dasz  auch  die  über- 
sUaunte  Minderzahl  mitbegriffen  würde,  oder  speciell  anf  die  bei  der 
Ahstiounnng  siegreiche  Mehrzahl,  laufen  am  Ende  auf  dasselbe  hinaus, 
da  der  Schriftsteller  auch  in  jenem  Fall  doch  nur  a  parte  potiori  ge- 
sprochen haben  kann.     Natürlich  ist  aber,  danz  sein  Gedanke  in  die- 
sen Worten  bei  denen  verweilt,  deren  l^g  initkevUai  hei  der  letzten 
AKistiBrauttg  (avTi%UQOtovav)  er  uns  vorher  €.24,  13  nach  den  ein- 
zelnen Gruppen  eines  weiteren  motiviert  hatte,  und  deren  jetzt  ver- 
änderte Stimmung   er  uns   hier   beschreiben  will.     Diesen  Gegensatz 
auch  inszerlich  den  Zeiten  nach  zu  bezeichnen,  eignete  sich  Vorzüge 
lieh  die  Gegenüberstellung  des  iv  tm  jtaQovri  xai^oS  und  oxe  ^if/i;- 
9^oifro  JKiUu',  die  nach  dem  vorhergehenden  so  vorbereitet  und  klar 
ist,  dasz  wir  uns  dies  zweite  Glied  der  Vergleichnng  von  selbst  hin- 
zudenken könnten,  was  wir  jedenfalls  mOsten,   wenn  es  etwa  nicht 
ausgeführt  sein  sollte.     Doch  steht  dieser  Zusatz  17  ovs  i'^iT^/fovro 
xUw  so  wenig  mfiszig,    dasz   er   uns  vielmehr  den   gegen wArtigen 
Abschiedshiagen   gegenüber    auf  das   lebhafteste   gerade  jenen    vom 
Sehriftsteller   ausführlicher  beschriebenen  Vorgang  in   der  Volksver- 
sammlnng  wieder   vorführt,   wo  der   begeisterte  Eifer  der  Mehrzahl 
vorher  vor  den  übrigen  die  Fahrt  durchgesetzt  hatte.     Daher  heiszen 
denn  auch  die  Worte  ote  i'^lnigjliovto  nUiv^  wie  man  nun  sieht,  nicht 
sowol,   auf  alle  Athener  bezogen:  *als  sie  die  Fahrt  beschlossen', 
ala  vielmehr  speciell  von  der  siegenden  Partei  gesagt:  *als  sie  für 
die  Fahrt  stimmten ',  und  sind  also  in  dieser  sorgfaltigen  Darstellung 


56     L.  Herbst:  über  C.  G.  Cobels  EmeMlaüoneft  in  Thukydües. 

des  Schrifislellers  00  wenig  ansSössig,  dags  ine  vielnehr  schön  mnd 
unentbehrlich  sind.     Aber  diet^en  rahigen  Gennss  der  Stelle  will  uns 
Cobet  nicht  gestatten.     Er  ihut  mit  einer  neuen  Lehre  Ober   fUtllov 
Einspruch.     Wird  hier  %a  iiallov  die  Vergleichnnff  ansgefiQhri ,  sagt 
er,  so  heiszt  das  gegen  den  Sinn  des  Schriftistellers,  ilie  Athener  bitte« 
vorher  auch  schon  Sorge  um  die  Untemehmnng  gehabt ;  nur  wenn  (mX- 
lov  hier  elliptisch  steht,  wird  diese  Sorge,  wie  es  sich  gehört,  den  Athe* 
nern  blo^s  sur  Zeit  der  Abfahrt  angeschrieben.     Znnicbst  sehe  lob  fret- 
lich  gar  nicht,  warum  niejit  auch  dem  eifrigsten  Fari<precber  des  Krieg« 
einmal  der  Gedanke  an  die  Gefahren  .des  Kriegs  gekommen  sein  soll 
(hyn  Tff  itiva) ;  ich  finde  das  sehr  wol  miteinander  bestehend  und 
menschlich  und  natflrlich.     Doch  abgesehn  davon  ist  alles,  was  Cobel 
mit  sehr  weisem  Munde  über  fiaAilov  vorträgt,  nichts  als  seine  eigne 
Fiotion.     Wenn  ich  bei  {UiXXov  eine  Vergleichung  vorbereite,  wie  hier 
in  einem  sehr  starken  Ausdruck  {iv  x^  nagovn  xaiQoi)  geschehen  ist, 
kann  es  fflr  die  Bedeutung  von  {lalXov  nichts  verfangen,  ob  ich  diene 
Parallele  in  wirklichen   Worten  ziehe   oder   sie   hinzudenken  lasse. 
Cobet  zeigt,  dasz  er  den  Gehranch  von  luilXov  nicht  kennt  nnd  kOha 
genug  ist  Gber  diese  so  vielseitige  und  geistige  Partikel  nach  ^inea 
oder  dem  andern  Beispiele  abzuschlieszen.     Ich  will  mich  hier,  weil 
die  Sache  doch  ihre  Grenzen  haben  mnsz,  auf  die  (laXXav  im  erateii 
Buch  des  Thuk.  bescbrfinken,  stehe  ihm  aber,  wenn  er  es  wfinschea 
tiollte,  auch  mit  den  übrigen  zu  Diensten.     MaXlov  steht  in  der  Re- 
gel in  einem  Gegensatz,  der  entweder  in  bestimmten  Worten  auf  adir 
verschiedene  Weise  gegenüber  gestellt  oder  auch  oft  aus  dem  ^naam- 
menhange  hinzuzudenken  ist.     Er  ist  ausgedrückt  durch  ein  {:  I  10, 
24;  22,  17;  33,  29;  34,  2;  37,  2;  40,  2;  50, 12;  69,  23;  72,  35;  73> 
17;  73^  23;  77,  12;  91,  27;  95,  8;  121,33;  140,  4;  141,  2;  144,  14; 
durch  fi  itQQTtQav:  1 13,  12  In  iiakkov  {  ni^if^v^  wofür  I  8,  5  fucXlo¥ 
ijii^  gesagt  war,  womit  zu  vergleichen  I  8,  11  und  49,  3;  durch  »pova* 
^ov  und  TOTs:  I  130,  30  vgl.  28;  vgl.  I  132,  10  und  133,  28;  durch  ivtl: 
1  69,  19;  durch  einen  Genetiv:  I  85,  16;  138,9;  durch  eine  Negation: 
1  5,  18;  15,  7;  21,  25;  68,  15;  81,  15;  86,  6;  90,  30;  123,  19;  124, 
2;  133,  28  mit  voxe,  die  Negation  geht  schon  132,  15  voraus;  142,11; 
ovdlv  naikov  bei  gegenübergestellten  Sätzen  I  84,  29;  durch  tutl  fti}: 
I  120,  34;   durch  blosze  Gegenüberstellung  der  ßegriffe:  1  20,   21; 
21,  32;  32,  2;  36,  2;  42,  28.     Nicht  ausgedrückt,  aber  aus  dem  Zu- 
sammenhange hinzuzudenken  ist  der  Gegensatz  I  2,  5;  4,  9;  7,  20^ 
25    im^Vergleich  gegen  dieocai  fiiv  —  vemav«  ^lUa^ffiav;  28,  10; 
51,  4^;  52,  8;  81,  12;  82,  33;  87,  16;  105,  6;  132,  10;  140,  19;  144, 
30;  {  xa2  luiXXov:  1 11, 15;  25,  24.     Anszerdem  kömmt  lucXXovnock 
in  seltneren  Fällen  vor  in  der  Bedeutung  *  mehr  und  mehr ',  so  da«4s 
dieselbe  Handlung  sich  selbst  in  ihren  verschiedenen  Zeitpunkten  ent- 
gegengestellt wird,  wie  I  3,  25;  5,  12;  13,^  16;  13,  1;  73,  19.     Dasn 
da;,  was  Cobet  über  den  Gebrauch  des  elliptischen  (laXXov  sagt,  auf 
nichts  beruht,  zeigen  erstlich  alle  die  Stellen,  wo  bei  vollatindig.  nna- 
gefOhrter  Gegenüberstellung  du'ch  1}  das  [ucXXov  doch  einem  ändert» 


L.  flerbsl:  aber  C.  G.  CobeCf  Bmeadatioiien  im  Thakydideii«    57 


ieh  jiegierteii  gegenüber  »lebt ,  f  oi  1 140,  4  povloptai  il  TtoXS^ita 
paiko¥  ^  lAyoig  ra  iyxXfi^ceTa  Sutlv&s^ai^  wo  kora  vorhergieng: 
ovvf  tmol  dljueg  nm  ytifSav  ovt8  t^nmv  dtÖovrmv  dl%evtai ;  oder  wenn 
■an  diese«  Beispiel  wegen  des  /SoviUadat  nicbl  fttr  onbedenklicb  entscbei- 
dettd  lallea  eollle:  1  72,  35  voiU^owig  fuiXlov  Sv  txviovg  1%  %äv  li- 
fm»  fHfog  To  ^Ovxaiuv  xfftAüa^t  ^  ngog  %b  ftol8(mv,  wo  die  Atbener 
voB  ihrer  Rede  aar  eine  Tom  Kriege  abscbreckende ,  in  keiner  Weise 
ibn  befdrdemde  Wirkung  erwarten;  fihnlich  i  22,  17;  34,  2;  73,  17; 
73)  23;  10,  24.  Sodann  zeigt  zweitens  die  Mebrsahl  jener  Steilen, 
wo  so  ^XXov  der  Gegensatz  hinzuzudenken  ist,  dasa  die  Behauptung 
Cobels  Aber  das  elliptische  (utXlav  auf  sie  keine  Anwendung  erleidet, 
wie  z.  B.  för  I  4,  9  tov  ticg  7C(foa66iyvg  fiäXXav  Uvm  crvroi  niemand 
bcbaopteB  wird,  es  seien  vorher  dem  Minos  gar  keine  Binkttnfte  zn- 
gegangen;  wodurch  also  diese  neue  Lehre  nach  beiden  Seiten  hin 
sich  factisch  ebenso  i^nrichtig  erweist,  wie  sie  schon  von  vorn  herein 
ohne  alle  rationelle  Begrftndung  ist. 

S.  292  hilt  Gobet  in  Thuk.  III  116,  16  xal  y^v  %tva  fyi^ugt 
Tmv  KBfsavaimvj  o7  IttI  v^  Ahvg  rw  oqsi  oinoviSiv,  Ssve^  ^iyioiov 
hu¥  oifog  iv  ry  IkxiXUt  die  Worte  %m  o^«  fflr  ein  Einschiebsel. 
Wenn  Thuk.  auch  III  105,  4  nnd  VI  94,  30  die  Stadt  Inessa  und  die 
laeasaeer  nennt,  so  wird  er  wol  gewust  haben.  Was  wir  ans  Strabon 
26B  erfiilireB,  dasa  nach  diesem  Inessa  die  nach  Hierons  Tode  ans  Ka- 
tasa  vertriebenen  Aetnaeer  für  ihren  neuen  Wohnsitz  den  Namen  ih- 
reo  verlassenen  Aetna  mitgebracht  haben.     Das  durfte  fflr  ihn  um  so 
aMhr  eine  Veranlassung  sein,  dem  Namen  AVtvy  die  Bezeichnung-  r^ 
ofc»  fieisofftgett.     Doch  bedarf  es  dieser  Erklftrungsweise  nicht  ein- 
mal, an  t^  0^»  an  unserer  Stelle  ganz  in  der  Ordnung  zu  fln4cn* 
n  96)   i   heiszt  es:   og  ix   tov  £itO(ilov  OQtwg  —  ^et,  und  alsbald 
Z.  5  wiederum:   otnovat  6^  ovro«  vtqbg  ßo(fiav  xov  ÜTwiUav  o(favg* 
Und  gleich  nachher  Z.  6:  ^^  S^  ovxog  ix  xov  o^ot;^,   o^ev  tuq  %al 
o  Niatog  lud  o  lEßQog '  &n  i\  i^fu>v  xo  oqog  xul  (liya.   Es  ist  dem 
Sehriflateller  etwas  ganz  geläufiges,  dem  Eigennamen  unmittelbar  diese 
nähere  Bezeichnung  hinzuzufflgen ;  m.  vgl.  II  96,  21;  II  102,   17;  III 
106,  22;  IV  96,  5;  VIII 106,  27^     Anderseits  konnte  in  dem  Relativ- 
satze mit  QTUQ  das  ogog  nicht   fehlen,   wenn  das  {liyaxov  ausschlie- 
saesde  Bedeutung  haben  sollte. 

S.  298  heiszt  es:  *muUo  eliam  turpiuF  est'  (als  ein  anderes  Ein- 
schiebsel im  Lncian)  ^  quod  apud  Tkucydidem  legitur  II  36,  11:  of 
funiqtg  ifimv  ntxffii^voi  nqog  olg  iii^avxo  oürjv  l%o^v  aQxriv  ovk 
ixovmg  iffi«v  xolg  vvv  ytQoöxaxiXiicov,  xic  dh  Tcksim  avxijg  avxol  rmitg 
oS9s  [oi  vvv  fn  ovxeg]  iiakiOxa  iv  x^  na&eaxrinvla  tiXtiUcc  iTtfiy^r^oa' 
fLtVj  obi  verba  otvvv  Ixi  ovxeg  iis  solis  sunt  utilia,  qni  non  intelligunt. 
haec  Periciem  vivum  dicere  ad  cives  suos,  qui  nondum  essent  mortui. 
Magislellns  explicuit  pneris  fiiuig  oTös,  et  ne  id  quidem' sali««  rede, 
4|via  haec  verba  nan  significant  tf^tg  oi  vvv  Sxi  ovxeg ,  sed  ^(lug  ot 
iv^aSe  naffovxeg-'*  Ans  dem  vorausgehenden  nQoyovoi^  dem  ot  itaxl- 
^  ^IMV  nnd  dem  ^fiiv  xoig  vvv  ist  klar,  dasz  Ferikles  oder  vielmehr 


58    L.  UerM:  über  C.  6.  Cobelf  Bnendationeii  im  Thükydide«. 

Thakydides  selb»!  hier  die  auch  somil  von  ihm  avf  gleiche  Wei«e 
unierschtedenen  Oenerationeo  einander  gegenüberstellt,  da«z  demnach 
i^ft^r^  oTde  nicht,  wie  Cobet  will,  *wir  die  augenblicklich  beim  Be- 
grfibnis  anwenenden'  bedeatet,  gondern  *wir  die  jeUst  lebenden,  die 
wir  gerade  jelst  noch  in  dem  besten  minieren  Hannesalter  stehen, 
wir  habeo  den  Staat  am  meisten  gefördert  und  ihn,  dasz  er  sich  selb»! 
vollkommen  genügt,  mit  allem  für  Krieg  und  Frieden  ausreichend  ver- 
sehen\  Die  ganze  Bemerkung  Cobets ,  zu  der  er  sich  auch  hier  ein- 
mal gegen  seine  Gewohnheit  wieder  herbeigelassen  hat,  zeigt,  wie 
sehr  er  die  Stelle  misversteht,  deren  Verständnis  sich  doch  von  selbst 
ergibt.  Hätte  er  nur  dem  von  ihm  voraasgesetzten  ^magistellus' Ge- 
hör  geben  wollen  |  dann  würde  er  wol  bei  richtig  verstandenem  ^ftc^ 
otdi  auch  eingesehen  haben,  dasz  die  folgenden  Worte  oi  vvv  Ire 
ovTsg  sich  auf  das  engste  gerade  mit  dem  (laXiöxa  iv  x^  xa^sotfixvla 
iXinla  verbinden ,  dasz  diese  letzten  Worte  ohne  die  Anknüpfung  an 
ovTSg  ohne  Sinn  gänzlich  aus  dem  Satze  fallen,  und  dasz  die  Worte 
fllietg  oXdB  gerade  dieser  folgenden  genauer  bestimmenden  Brklarang 
bedOrfen,  nicht  sowol  nm  nicht  dem  Cobetschen  Misverstlndnis  ausge« 
setzt  zu  sein,  als  um  gerade  gegen  die  früheren  Zeitalter  das  eigne  pe- 
rikleische  in  schärferer  Abgrenzung  zu  umschreiben.  'Hiutg  oids  sagt 
Perikles',  und  Thuk.  meint  damit  namentlich  den  Perikles  selber  and 
seine  Staatsverwaltung;  so  wird  wol  auch  das  (n  and  luiluna  nach 
seinem  Lebensalter  auszulegen  sein. 

Auf  derselben  S.  298  eignet  sich  Cobet  Air  Thuk.  V  83,  3*2  den 
bereits  von  Düker  gemachten  und  von  Valckenaer  gebilligten  Vorschlug 
an,  vor  avro^ev  die  Worte  i»  TovI/iQyavg  zu  streichen.  Er  sag-i: 
*inThucydide  V  83,  32  editur:  iiSxQaTEvaccv  ig  vold^og  —  VTtiJQxt 
^i  u  avrotg  xal  [ix  vov "AQyovg]  avro&iv  nQaaöoiiBvov ^  ubi  puerile 
additamentum  i»  tov  "Agyovg  qoamquam  et  ex  se  ipsum  argnitur  el 
plane  conficitur  scholio  avrod'iv:  ix  vov''A^ovg^  tarnen  faotores  ha- 
bet.' Er  wird  das  ^puerile  additamentum',  hoffe  ich,  eilig  genug  nu- 
rficknehmen,  wenn  er  im  Zusammenhang  der  Sache  ist  ui|d  das  Ge> 
setz  in  Händen  hat,  wornach  die  Stelle  geschrieben  ist.  Schon  Daher 
hatte  eben  dieses  Scholions  wegen  die  Worte  in  tov  *ji(i/ovg  im  (hnk. 
Texte  für  Einschiebsel  gehalten,  und  Valckenaer  zu  Herod.  IV  135  ge- 
glaubt ihm  beistimmen  zu  müssen,  ^quia  semper  sie  aixi^iv  simplieiter 
ponit  Thucydides'.  Valckenaer  würde  also,  wie  wir  sehen,  nichts  mehr 
gegen  die  angegrilTenen  Worte  einzuwenden  gebäht  haben,  wenn  er 
die  Stelle  im  Thuk.  II  25,  7  gekannt  hätte,  wo  es  ebenso  beiszt:  ual 
itQOößorfi^aavtag  xmv  ix  xijg  xolkrjg  ^'HX^dog  xqwxoolovg  Xoyadag  %al 
xmv  ccixod-ev  ix  x^g  itSQUuxlßog  aXelnv  fia^Q  ixQoxrfiav.  Eine  ähn- 
liche Stelle  aus  Thuk.  kannte  Valckenaer  bereits,  III  81,  1  oi  dh  ftoX- 
Xol  Tmv  /xrriov  dUfj^^uqav  avxov  iv  x^  Ugto  aXXrfXovg  xal  ix  mv 
divÖQaiv  xivig  ttTt^jpvxo^  wo  das  avxov  ihm  denselben  Dienst  wie 
dieses  ceixo&ev  hätte  leisten  dürfen ;  denn  was  bei  ovtov,  musx  auch 
bei  avxo^ev  erlaubt  sein.  Noch  eine  vierte  Stelle  aus  Thuk.  gehört 
hierher,  VIII  28,  12  xal  ig  irijv  MiXr(tov  avxov  0iXi7mov  xa^tinaaiv. 


L  Herbst:  aber  C.  G.  Cobeto  Emendalionen  im  Tbnkydides.     i9 


AehBliche«  findet  «ich  bei  allen  Schriftetellern  wieder.     Und  wie  sollte 
es  nicht?  Avzov  oder  ctvxo^w  einem  Eigennsroen  voran  oder  nach- 
gestellt isit  der  nothwendige  Anf»drnck,   dessen  die  Sprache  lu  be- 
«timmten  Bezeichnungen  gar  nicht  entbehren  kann.     Ueberall,  wo  das 
emfadte  Pronominaladverb  noch   einen  aagenblicklichen  Zweifel  über 
die  Besiehnng  lassen  könnte,  kömmt  füglich  dem  schnellen  und  klaren 
Versliadnis  eine  hinzngesetste  Epexegese  sn  Hilfe.     In  diesem  Falle 
wird  das  Adverb  in  der  Regel  voranstehen;  doch  nicht  nolhwendig, 
weil  «n  sich  aafdrängender  Gegensatz  auch  die  andere  Steilang  ver- 
aalassen  kann.     Stellen  für  solche  Epexegese,   die  das  voraofgegan^ 
gese  Adverb  erklärt,  sind  anszer  jenen  aus  Thnk. :  II  25,  7 ;  III  81, 1 
noch  folgende:  Herod.  VIII  64,  16;  Xen.  Kyrop.  VII  1,  23:  Anab.  II 
2,  I ;  Theopompos  bei  Athen.  532.     Man  hat  in  die  erste  Stelle,  Thuk. 
0  25,  7  nur  hineinzublicken,  um  die  Notbwendigkeit  einer  Epexegese 
stt  cmo^sv  einzusehen  und  zu  begreifen,  warum  sie  hier  dem  Adverb 
Bacbfolgt.     Nicht  blosz  wird  dadurch  die  Lage  von  Pheia  im  Gegen- 
salx  zur  »o^i|  E[ltg  deutlicher  augegeben ,  sondern  sogar  noch  wei- 
ter aasgenihrt,  dasz  nicht  nur  ans  der  nächsten  Umgebung  von  Pheia, 
sondern  überhaupt  ans  dieser  n^quwdq  ^Hltg  Vertheidiger  herbeige- 
eilt waren.     So,  wie  gesagt,  die  Stellung  bei  der  Epexegese  in  den 
meisten  Fällen.     Dagegen  wird   die  Wendung  der   Bede   bei    einer 
Epexegese  mcht  häufig  zu  einer  Voranstellung  des  Eigennamens  drän* 
gen,  wie  es  Thnk.  VIII  28,  12  geschehen  ist.     Weder  iq  tifu  Ml- 
iijTOv  uoch  das  folgende   ovroi;   könnten  wir  hier    entbehren;  doch 
^ehl  hier  die  bestimmtere  Angabe   ig  t^v  Mlkrirov  als  ein  anderer 
Amtsb^irk  im  Gegensatz  zu  dem  vorher  erwähnt en  ig  t^v  Xlov  billig 
voran;    dem  fügt  sich  aber  wegen  des  Gegensatzes  in  ajunftilkovat 
das  ffVTOv  so  natfirlich  an,  dasz  man  ohne  dasselbe  gar  auf  den  Ge- 
danken einCf  inzwischen  erfolgten  Ortsveränderung  der  Peloponnesier 
verfalleo  könnte.     Sonst  freilich  ist  in  der  Regel  bei  nachgestelltem 
Prottominaladverb  von  einer  Epexegese  wie  hier  nicht  die  Rede;  vieK- 
ndir  findet  gewöhnlich  in  den  Stellen  dieser  Art,  wie  es  in  dem  Be- 
griffe dieses  Pronomens  liegt,  durch  das  Adverbium  eine  Begrenzung 
nnd  Pixierang  des  Eigennamens  auf  seine  engere  Bedieutung  statt.    Ohne 
die  Möglichkeit  eines  weitern  oder  engem  Sinnes  also,  der  zugleich 
ia  dem  vorausgesetzten  Eigennamen  liegen  kann,  ist  solcher  Fall  un- 
denkbar; mit  ihr  dagegen  ein  durchaus  nothwendiger  Ausdruck  des 
Gedankens.     Unser  Beispiel,  das  zur  Verhandlung  steht,  wird  die  Saclie 
atttfchanlich  machen.     Die  Bttrgersdiaft  in  Argos  war  in  Zwist.     Der 
Demos  hatte  obgesiegt  und  die  Oligarchen  theils  getödlet  theils  aus- 
getrieben.    So  gab  es  ein  doppeltes  Argos,  eins  in  der  Stadt,  eins 
draaszen,  das  zum  grossen  Theil  sich  im  phliasischen  Gebiet  anfhielt, 
V  83,  5«     Beide  Theile  wenden  sich  nach  Sparta,  C.  82,  13  f.  xol 
vsreffov  il&6v%wv  itgicßsanf  iito  tB  xth  iv  t^  nokst  Mii  %wv  l^m  A(f- 
yümv.     Sparta  entscheidet  sich  fär  die  Oligarchen  und  will  durch  einen 
Peldsng  ihnen  zu  Hilfe  kommen.     Der  verzögert  sich  zwar  anfangs, 
doch  kömmt  es  endlich  dazu;  mit  Ausnahme  der  Korinthier  leisten  alle 


so    L.  Herbst:  Qber  C.  G.  .Cobets  BaeDdalioneA  im  Thakydidei. 


r         mm 


Bundeggenossen  Zasog.     Jetzt  fihrt  Tbak.  G.  83,  31  fort:  vnp^^e  d^ 
n  oiSto j^  %al  1%  rov  "[^^^otv  ovro^cv  itQaaaofiivov.     Und  was  erfah- 
ren wir  aus  diesen  Worten  ?     Dan  also  aus  der  Stadt  Argos  selbst, 
wo  jetzt  der  Demos  in  der  Hersehaft  war,  eine  Partei  den  Spartanern 
gttnstig  gestimmt  and  ihnen,  wenn  sie  heranliamea,  in  die  Hfin'le  s« 
arbeiten  bereit  war.     Von  dem  Argos  drauifzen,   dem  in  Phlio«  und 
sonst,  war  das  zu  erwarten,  nnd  auf  dieses  hfitte  jeder  Leser  zonachst 
den  Aasdmck  i%  xav  "Af^ovg  ohne  den  Beisatz  aino^sv  bezogen.    Die 
Gefahr  dieses  Misverstfindnisses  sollte  vermieden,  die  Stadt  selbst  and 
nitr  dieses  Argos  bezeichnet  werden,  wie  es  gleieh  nachher  Z.  34 
hei^zt:   %«  i%   T^g  nolimq  SoKOvwa  ^cqoihuiqxHv  oi   7Cifov%mQfrfity 
Iti^   nnd  das  ist  durch  den  Zusatz  ovToO'ei/  in  vollkommener  Weise 
geschehen,  wodarch  der  Begriff  "^^o;  so  zu  sagen  auf  sich  selbst, 
auf  seine  engste  Begrenzung  fixiert  wird.     Ist  also   avro^ev  noch 
etwa  blosz  eine  Sache  des  Geschmacks  Y     Ist  es  nicht  vielmehr  ein 
StQek  der  Erzfihlung  selbst,  ohne  welches  kein   ganzes  Verständnis 
wäre?  Jetzt  nach  Aufdeckung  dieses,  eigentlish   aber  durchaus  nicht 
verhallten  Zusammenhangs  mag  Cobet  selbst  sehen,  wo  und  bei  wem 
er  sein  obiges  *  puerile  additamentum '  unterbringe.  —  Ohne  ix  tov 
"Aifyovg  aber  hfitte  das  blosze  avxo^ev^  in  dem  Sinne  wie  Cobet  es 
will,  auf  Argos  bezogen,  Oberhaupt  nicht  gesagt  werden  können;  es 
mflste  huSd'Sv  heiszen ;  ovrodev  für  sich  in  diesem  Satze  könnte  Dur 
heiszen:  in  Sparta;  das  wird  Cobet  einsehen,  wenn  er  den  Sprach- 
gebrauch von  avTO^iv  und  inBid-ev  genauer  studiert  haben  wird.  — 
Ganz  ebenso  steht  ttvto&cv,  sogar  nach  demselben  i|  "A^yovg  bei 
Theokritos  25,  171.     Hier  wird  von  der  That  eines  Argivers  erzfihlt, 
and  der  Gesang  fShrt  fort:  ovx  oZd'  axQBximg^  ij  "AgyBog  l£   Cs^oto 
uvxo&tv  ^  TY^vv^tt  vijiiCDV  noXiv  7^1  Mvic^vi/v.    Ein  Argiver  war  je- 
ner, auch  wenn  er  aus  Tiryns  oder  aus  Mykene  war,   vftUeicht  war 
er  aber  noch  im  engern  Sinn  ein  Argiver,  aus  der  Stadt  Argos  selbst. 
Warum  spricht  Cobet  von  dieser  Stelle  nicht?   Er  miiiite  sie  kennen, 
denn  der  ehrliche  Valckenaer  hatte  sie  auch  fQr  ihn  in  derselben  Note 
zom  Herodotos  schon  aufgeführt.     Aber  freilich  aus  dem  Dichter  liszt 
sich  nicht  beliebig  ausstreichen    wie  aus   der  Prosa,  wenn  man  von 
ihrem  Zusammenhange  abzusehen  gewohnt  ist.     Mit  Arisloph.  Ach.  116 
h^ivd^  avxo^Bv  gibt  sich  jedermann  zufrieden,  aber  Xen.  Hell.  IV 
8,  39  it^  X^iQ^  avtov  hat  auch  schon  das  avxov  durch  Monis  verlie- 
ren sollen.     Und  doch  ist  dieses  ctvxov  an  der  Stelle  so  ausnehmend 
schön  und  bezeichnend.     Den  andern  rfith  Anaxibios,  sowie  der  Hin- 
terhalt des  Iphikrates  hervorbricht,  zu  fliehen;  sie  thun  es  auch,  fallen 
aber  doch  alle  nicht  weit  davon:  oi  6*  akloi  fp&iyovxeg  inmxov;  er 
selbst,  dem  es  (S  38)  iv&ads  xaXov  into^aviiv,  weicht  keinen  Schritt, 
iv  x^Q9  avxov  (laxofuvog  aTCo^vrjaKei.     ^Eu  x^Q?  hatten  auch  die 
andern  ihren  Tod  gefunden,   er  allein  und  seine  wenigen  Begleiter, 
wie  es  echten  Spartiaten  zukam,   iv  ^m^a  avrov.     Hat  man  so  den 
Sinn  des  nachgesetzten  Pronominaladverbs  erkannt,  so  wird  man  eine 
andere  Stelle  nicht  mehr  zum  Beleg  des  Gebrauchs  anführen,  wie  es 


L.  HerlMt:  Ober  C.  G.  Cobets  Bmendationen  im  Tbokyiiide«.    61 

von  Valckenaer  herab  alle  gethan  habeo.  Xen«  HelL  VII  4^  36  beittl 
es:  ot  ptiv  ^AffKaöig  Iv  ty  Tiyia  avxav  iitinecvaiuivareeg  iietatvO' 
ftotovvxQ  X6  %al  evdvfLOvvto  nal  anovdag  xal  nuwvug  i&g  c^vijff 
ffyByJifLhnig  htoioihmo.  Hier  ist  keio  Gegensatz  iwischen  einem  Te- 
gea  im  engem  und  einem  andern  in  weitern  Sinne;  auch  von  jener 
ersten  Art  der  Epexegese  ist  hier,  wie  jeder  leicht  sieht,  aberall 
nicht  die  Rede.  Auch  ist  die  Sache  hier  eine  ganz  andere.  Das  av* 
utv  schlieast  sich  nicht  an  das  vorhergehende  iv  tj  Tiyi^  an,  sondern 
hingt  eng  mit  dem  folgenden  iniKfnafulvcivxig  msammen,  so  daax 
man  avtov  isuKazaiielvuevtsg  als  einen  Zwischensats  vi  nehmen  und 
iv  ry  Tsyia  direct  mit  iSsutvoTtoiovvro  an  verbinden  hat.  Die  Worte 
crvTOv  isuTunaiAglvavrig  sind  aber  mit  gutem  Bedacht  hineingeschoben, 
weil,  wie  wir  alsbald  erfahren,  nicht  alle  Arkader  in  Tegea  geblieben 
waren,  sondern  die  Mehrzahl  der  Mantineer  (S.  37  a.  E.  dta  yor^  to 
iyyvg  tify  itoUv  dvai  c%t6ov  Ttavtsg  ^%ovto)  sich  nach  dem  Frie* 
densschlu««  sogleich  nach  Uause  aufgemacht  hatte.  Da  Cobet  Aber 
die  ganze  Sache,  wie  natQ^lich,  im  unklaren  ist;  weil  ihm  die  Gesetze 
der  Sprache  mit  den  Sachen  selbst  in  keinem  Zusammenhange  stehen, 
so  streicht  er  dieses  avxov  so  gut  wie  jedes  andere,  das  dem  Eigen- 
namen  nachfolgt :  denn,  sagt  er  S.  299,  *nihil  est  magis  inficetum  quam 
fsi  praemiseris  ix  xov  "Aqyovg^  iv  %^  Tsylc^j  deinde  subiicere  ovro- 
9tv  vel  oi;rov^.  Man  sieht,  er  hat  hier  Überall  keine  Ahnung  von 
dem  worauf  es  ankömmt. 

S.  312  heiszt  es:  ^Thucydtdes  IV  133,  16  non  seripsit  o  xt  {v 
€tvT»v  av^og  OTtokciXei  sed  o  ti  mg  tiv,  ut  Dionis  Cassii  imitatio  do- 
cet,  quam  indicavit  Hemsterh.  ad  Lucian.  T.  I  p.  171/  Wenn  Cobet 
wirklich  die  Bedeutung  von  oxi>  neg  kennt,  wie  es  unter  ander m  auch 
ia  dem  von  ihm  angeführten  Fragment  aus  Eupolis  (Pint.  Per.  3)  vor- 
kömmt, so  ist  wahrlich  nicht  abzusehen,  warum  an  unserer  Stelle  noch 
ein  nsQ  nothwendig  sein  soll.  Das  o  ti  ist  hier  gebraucht  gerade  so 
wie  sonst:  II  51,7;  97,  5;  III  37,  2;  IV  17,  29;  22,  23;  37,  25; 
V  12,  19;  18,  30  z.;  23,  22;  29,  24;^30,  2.  21;  47,  16;  IV  48,  29 
ov  fig  ixi  Tfv  vnoloiJtov  xmv  higiov  o  xi  %al  a^toloyov.  Die  Blttte 
ihrer  Mannschaft  war  umgekommen ;  eines  weitern  bedarf  es  hier  nicht, 
wahrend  o  xi  mg  ^v  avxmv  liv^og  *was  gerade  die  Blflte  ihrer 
lannaehaft  war^  in  der  einfachen  Begrilndnng,  die  der  Schriftsteller 
hier  vorhat,  so  fiberflussig  wie  ungehörig  wäre.  Dabei  begegnet  Co- 
bet das  Misgeschick,  dasz  er  hier  in  den  Thuk.  hineincorrigieren  will, 
0  XI  9ug,  was  im  ganzen  Thuk.  nicht  ein  einziges  mal  vorkömmt.  Aber 
Dio  Cassins  soll  diese  Stelle  des  Thuk.  nachgebildet  haben ;  wenn  das, 
so  rausz  gerade  auch  deswegen  im  Thuk.  o  r»  ipf  und  nicht  o  xi 
mg  i}v  gelesen  werden,  denn  Dio  Cassins  hat  gerade  an  der  von  Hem- 
sterhols  mit  dem  Thuk.  verglichenen  Stelle  tovto  fiiv  yag  at  fia%ai, 
Tovro  Si  nal  orf  oöco»  a<payal  xov  üvllttov  xgofcov  aii'^tg  yivofuvai, 
%äv  o  XI  mgiffv  av^og  civxmv  —  l^ugav,  wo  Hemsterbnis  zu  tu- 
gt^  ansdracklich  bemerkt:  *non  muto,  quamquam  videri  possit  o  n 
mg  ^\    Und  gewis  mit  Recht  liszt  er  nega^  bestehn:  denn  er- 


62    L.  Herbst:  Ober  CG.  CobeU  Bmeodationen  in  Tbakydido«. 

stens  iit  es  darch  dts  vorausgehende  av^ig  ysvo^cvnt  hUil&Bglieh  er- 
ktfirt,  und  zweitens  wQrde  hier  o  vi  tuq  mit  seiner  Bedeutung  gim- 
lieh  an  der  noreehten  Stelle  sein«  Dagegen  findet  sich  dieses  Pro- 
nomen sehr  statthaft  an  einer  sweiten  Stelle  bei  Dto  Cassius  L  16 
(p.  615  9  92)  :  xfti  ^o:^  nl-q&og  nolv  vfuni;  iazl  nav  o  u  tuq  SvOog 
%al  naQa  tcdv  inriKomv  %al  naqa  xmv  <fv(ifiaxfav  i^Hltyfiivw.  Hier 
kann  Antonius  in  seiner  Rede  sehr  wol  seinem  Zwecke  gemäss  sa- 
gen: *  gerade  die  Blüte  der  Mannschaft  ist  von  den  unterworfe- 
nen und  den  Bundesgenossen  ausgehoben  worden'.  Aber  wer  darf 
hier  des  einzigen  Wortes  av^g  wegen  von  Naohahmnng  sprechen? 
Viel  eher  dQrfte  man  das  an  einer  dritten  Stelle  bei  Dio  Cassius 
LXIII  22  (1042,  78)  ort  näv  to  avd^og  %^  ßovkijg  txvtwv  cnsoiU»- 
kexev,  wenn  doch  aberall  nachgeahmt  sein  soll ;  nur  schade  dasz  sieh 
auch  hier  wieder  von  dem  o  tt  tcsq  nichts  findet. 

S.  326  will  Cobet  in  Thuk.  IV  92 ,  10  Evßolag  in  Evßoag  ver- 
findern,  weil  das  die  attische  Form  sei;  ^similiaque  omnia^  ffigl  er 
schlieszlich  bei  ^simiRter  sunt  corri^enda\  Der  Acc.  kömmt  sonst 
im  Thuk.  nicht  wieder  vor,  aber  eben  so  nicht  zusammengezogen  £v- 
ßoimv  I  98,  18;  113,  14;  VIH  91,  20,  nie  anders;  ^fs^^i^a  IV  64, 
14;  JmQiimv  I  18,  30;  VI  80,  22;  aber  Einmal  JmQwvi  ViU25,dO; 
j!f€i}Qtiag  VU  57,  15 ;  VU  57,  30 ;  VII  57,  24  i. ;  "EQezQäav  1, 15,  9  5 
VlII  60,  8;  Vni  95,  6,  13.  16;  nher'Eqtt^imv  IV  123,19,  wobei  in 
zwei  Hss.  (e  g)  die  Variante  ^Egeigiitov,  und  VIII  95,  1;  Bianiiiov 
IV  96,  25;  IV  133,  13;  VI  95,  8;  VII  25,  1;  Beömiag  IV  96,  23; 
MfiXiitog  IV  100,  33,  aber  Mi^Xico^  VIII  3,  31;  MtiUiag  V  51,  11; 
niaxtxUag  U  76,  19;  II  77, 13;  III  52,  16,  nie  anders,  dagegen  ilberaii 
niccTMav^  nie  nXxnaUwf ;  TQixmiag  III  101,  35.  Der  Acc.  findet 
sich  zusammengezogen  nur  Einmal,  ^Eaxiaiag  1114,  2,  und  stets  iZu- 
^<a,  welches  Wort  überhaupt  nur  contrahiert  erscheint.  Gegen  die- 
sen fast  Constanten  Gebrauch  der  nicht  zusammengezogenen  Formen 
will  es  nichts  vermögen,  wenn  wir  bei  ApuUonios  Dyskolos  de  pron. 
p.  126  Bekk.  lesen:  ^Amnol  Evßoag  gfoialv,  es  iist  nur  ein.  Beweis 
mehr,  deren  im  obigen  schon  andere  vorgekommen  sind,  wie  viel  man 
ohne  andere  Zeugnisse  diesen  Grammatikern  lu  trauen  hat. 

S.  357  billigt  Cobet  für  Thuk.  III  82,  19  z.  ov  yit^  (Uta  tny 
Ktt^ivmv  vofimv  wpildag  al  roiavxai  |vvo^Oi,  akXa  naga  toifg  xa- 
^eexmag  nkiovt^la,  nal  zag  ig  atpag  avtovg  nütvetg  ov  Tfi  Mf 
vofioi  (laXlov  ixQotvvovto  rj  xa  xoiv^  xi  nagavoin^öai  die  Conjectttr 
Dobrees,  der  Advers.  I  p.  58  ffir  ov  tco  ^dm  voii^  vorgeschlagen  hat 
ov  xm  0(t/q>  »al  vo^/ico:  denn,  sagt  Cobet  ^nemo  —  intelligere  po- 
lest, quid  sit  reo  ^sla  v6(im  xag  nüfxBig  xQccxvviCd'ai^,  Ich  möchte 
vielmehr  fragen,  wer  xm  d-sl^  vofim  nicht  versteht Y  Vereinigungen 
und  Verträge,  die  hier  in  Rede  stehen,  werden  durch  Eide  befestigt, 
und  es  ist  wol  niemand,  der  bei  rqo  ^si^  vof*^  nicht  sogleich  an 
Eide  denkt.  So  erkl&rt  der  Scholiast  auch:  ogxovg  dtiovcig.  Nach 
V  104,  15;  105,  31;  70,  26;  112,  37  hiUe  auch  bloss  x^  ^itm  ste- 
hen können,  wie  es  in  einer  sehr  ähnlicfaen  Stelle  V  30,  16  in  nooh 


L.  Berbst:  über  C.  6.  CobetB  EmeiidatioiieD  im  Tbakydides.     63 

BMfar  suMiBineDgesogeBer  Redeweise  beiszt:  ^iäv  yiiQ  nlawg  o^Mav- 
Ysg  bidvoiq  qv%  av  Bw^xilv  itQoiiiovTig  ovrov;.  Hier  beinson  die 
gcgcoseiUg  gegebenen  Treueversicber ungen  sogar  ^säv  niaxtig^  weil 
«e  dnreh  Eidscbwärey  ^dip  vofia^  mit  Berufung  auf  das  göttlicbe 
Gesetz,  auf  die  göttlicbe  Ordnung,  die  den  meineidigen  elrafky  befestigt 
sumL  Was  bei  den  Gottern  Gesets  ist,  wie  soll  es  anders  heiszen 
aU  ^iag  voftog  oder  ^sov  vofios  (Eur.  Ion  230)  oder  dui^vmv 
vdpio?  (Bnr.  Suppl.  561)  ?     Die  gegebenen  oif%oi  nennen  die  Konntbier 

V  50,  18  f.  Tuikviiu  Ö»ov:  ich  meine,  niemand  könnte  es  auflallend 
indes,  wenn  sie  vollständiger  xtp  Oe/9»  vdfi^i  xmAv^a  gesagt  bitten. 
Und  ferner,  warum  sollen  wir  nach  Cobets  Urteil  hier  tc9  ocltp  %ui 
vofäfim  bereinaelzen  ?  Nachdem  er  einige  Stellen  herbeigeiogen  bat, 
in  denen  sieb  beides  so  «isammenfindet,  heiszt  es  dann  ohne  weite- 
res sor  Sohlnssfolgerung:  *utDobraei  certa  sit  et  manifesta  emenda- 
tio''.  Den  Zusammenhang  der  Stelle  würdigt  er  dabei  nicht  eines 
Micks.  Sonst  bitte  er  bald  berausmerken  müssen,  l)  dasB  hier  mit 
dem  rag  ig  cipag  avrovg  nlovEig  KQorvvsad'ttt  nur  ro  d'ÜQv^  wie  o^ 
sof,  snovdalj  zu  Ihnn  haben,  ganz  und  gar  aber  nicht  xo  vofii^p; 
3)  dasz  die  Frage  nach  dem  v6fii(tav  schon  vorher  durch  den  Gegen- 
satz 017  luva  rmv  xfiftii/mv  vofimv  —  allic  naqa  xoifg  xa^iaxwxag  ab- 
gemacht war,  und  3)  dasz  der  Bau  und  die  Symmetrie  dieser  ganzen 
Satzperiode,  wo  immer  nur  ein  Begriff  einem  andern  scharf  entgegen- 
geseUl  ist,  auch  an  dieser  Stelle  nur  einen  Begriff,^  nicht  den  dop- 
pelten, xo  0610V  xccl  xo  v6(ii(iov  vertrigt. 

S.  369  behauptet  Cobet :  *  nomine  propria  bominnm  et  locorum 
jienrare  solent  apud  Athenienses  dialectum  nativam.  Apud  Thucydidem 
Vlil  S5,  18  recte  legitnr  SBvog>avxlSa;  IV  IIQ,  15  pro  'B^v^idatda 
lege  ^Effv^iXtttda;  YIII  69  24  pro  MsXayxifiiov  corrige  e  Vossiano  • 
codice  MBXayngliki'y  VIII  62,  11  corrige  JtquvUda  pro  Jiq%vUdov 
et  VIII  5,  ^^i^zviXoitda  pro  Z^Bv^latdov  et  ^Aqx&siXa  pro  ^Af^Ci- 
iaov.  In  libro  IV  56?  4  pro  *A<pqodiCla  Stephanus  Byzantius  in  libris 
repperit  ^ji^QoSixla  et  pro  Me^dvri  IV  45)  32.  34  restituendum  esse 
Mt&dva  ex  Sirabone  apparebit  Vlll  374/  Mich  wundert  nur,  dasz 
er  sich  mit  dieser  kleinen  Anzahl  Verfinderungen  begnügt  hat ;  freilich 
konnte  auch  wol  einem  so  beherzten  Manne,  wie  Cobet  es  ist,  vor 
der  ganzen  Reihe  der  nach  jener  Regel  nun  im  Tbukydides  nothwen- 
dig  werdenden  Verbesserungen  bange  werden.  Auch  Atmvldov  1  132, 
28  moste    er   verurteilen,   auch  ^AQinBaiXaov  auHzer  der  ^inen  Stelle 

V  50,  31,  die  er  anführt,  noch  V  76,  8;  VIII  39,  25;  auch  Tlavcra- 
nov  an  allen  diesen  Stellen:  I  96,  26;  107,  28;  114,  31;  132,  8; 
133,  30;  134,  3;  135,  6;  U  21,  20;  III  26,  3;  III  68,  7;  V  16,  4$ 

V  33,  18,  vvo  eben  so  wenig  wie  bei  jenen  Genetiven  sich  eine  Variante 
ladet.  Wozu  soll  ich  ihm  mebreres  der  Art  vorführen?  In  den  Do> 
eosenten«  zn  denen  auch  IV  119  zu  rechnen  it^t  (über  ^Effv^idatüoi  s. 
Lobeck  Paralip.  1  229,  10),  ist  Thuk.  diplomatisch  genau;  in  seiner 
Erzählung  hat  er  niemals  Zitiqixa  gesagt ,  sich  auch  in  der  Flexion 
der  Namen  nur  seiner  attischen  Sprache  bedient,  und  der  Ueberliefe- 


64     L.  Herbst:  über  C.  G.  Cob«l8  Bmendalionen  in  Thttkydides. 

rung  tUer  Hm.  nach  niemals  einen  doriischen  Genetiv  auf  -er,  sondern 
immer  den  attischen  aof  -ov  gebraucht.  Was  Cubet  an  Anfang  dieser 
seiner  Vorschläge  sagt:  ^apnd  Thucydidem  VIII  65  recte  legilur  Se- 
WHpavtlda^  beruht  wol  anf  einem  Dmckfebler,  da  an  der  Stelle  der 
Nom.  S^vofpavxlöaq  nöthig  ist,  den  alle  Texte  geben.  In  Beang  aaf 
IV  56,  4  hat  Steph.  Byz.  allerdings :  ^jig>^dtt£a,  xcnfUov  Aaxtavix^. 
SovxvdUfig  6';  doch  hat  derselbe  auch  unter  ^AgfQodusgag:  X'  ttolts 
uiaKWViKfjg  fUa  rmv  q\  womit  wiederum  nur  derselbe  Ort  gemeint 
sein  kann;  also  möglich,  dasz  er  nur  die  Verschiedenheit  des  Accenis 
bemerken  wollte,  wie  er  es  häufiger  thut,  dabei  aber,  wenn  sein  Text 
richtig  ist,  sich  in  der  Form  des  Wortes  versehen  hat.  Fftr  die  Aen- 
derung  Ms^avti  in  Me^ava  führt  Cobet  Strabon  VIII  p.  374  a.  B.  an, 
doch  sagt  gerade  Strabon :  notQa  Oovxvd/^^  öl  Iv  xiaiv  ivtty^fpoig 
Mi^dvfi  q>iQBViu  ojüovvfim^  vy  Mcnccdovi»^,  ea  ist  also  gerade  auch 
durch  Strabon  die  Form  Mi^mvti  für  Thuk.  als  eine  alte  bestätigt. 
Auch  noch  an  drei  andern  Stellen  kömmt  dies  peloponnesisehe  Methone 
bei  Thuk.  vor:  II  25,  27.  34;  V  18, 17,  wo  Cobet  gleichfalls  hätte  än- 
dern müssen,  wo  aber  so  gut  wie  IV  45,  32.  34  MeOcuvi}  die  von 
allen  Hss.  überlieferte  Form  ist,  die  mit  Thuk.  auch  andere  alte  Schritt- 
steiler  für  diesen  peloponnesischen  Ort  in  Gebrauch  gehabt  haben. 

Hamburg.  Ludwig  Berbsi. 


Aristophanes 


und 


die  Götter  des  Volksglaubens. 


Von 


Carl  Kock; 


Jahrb.  f.  class.  Philol.  Suppl.  Bd.  III  Hft.  1. 


2. 

Aristophanes  und  die  Götter  des  Volksglaubens. 


Wenn  Sokratet  wirklich  mit  derselben  Miene  nach  Hanse  snrack- 
takekren  pflegte,  mit  der  er  anagegangen  war,  ao  beweist  dies  einen 
Gleichmut ,  der  selbst  bei  einem  Philosophen  ungewöhnlich  ist.  Zwar 
Sokrates  trog  den  Magnet  in  sich ,  der  nnverrOckt  durch  die  Schwan- 
kungen der  Tagesereignisse  nach  dem  Pol  und  Schwerpunkte  seines 
und  des  Menschenlebens  überhaupt  hinwies.  Ihm  war  die  sinnliche 
Welt  Bor  die  Wolke,  die  das  Licht  der  Idee  trabte,  seine  Seele  strebte 
aber  die  Region  des  körperlichen  hinaus  dem  reinen  anschauen  des 
schönen  und  wahren  eu;  auf  den  festen  Fels  des  Selbstbewustseins 
trelead  lies«  er  den  fiflchtigen  Strom  des  vergänglichen  ruhig  an  sich 
vorAberrauschen. 

Bei  einem  Dichter ,  gar  bei  einem  Komoediendichter  von  der  sinn- 
li^en  Empdnglichkeit  des  Aristophanes  wird  man  eine  gleiche  6e* 
H^tarnhe  nicht  voraussetzen.  Durch  die  Bedingungen  seiner  Kunst  auf 
das  individuelle  und  wirkliche  hingewiesen,  mit  allen  lebhaften  Trie- 
bea  ond  Neigungen  seiner  Natur  an  die  Sinnenwelt  geknflpft,  arbeitete 
sein  Geist,  sorglos  und  selbstvertrauend,  mitten  unter  dem  treiben 
des  Tages  bei  unverschlossenen  Tharen;  mit  offenen  Sinnen  nahm  er 
jeden  Eindruck  des  Augenblicks  in  sich  auf,  um  ihn  nach  kurser 
Sammlung  in  dichterischer  Form  an  reflectieren.  Ein  erklärter  Feind 
philosophischer  Grübelei;  in  der  er  nur  eine  Art  geistiger  Selbstentman- 
nnng  sieht,  voll  von  Mistrauen  gegen  die  Resultate  ernster JForschung, 
die  er  entweder  anf  offenbare  Albernheiten  oder  gar  auf  veaWerfliche 
Zwecke  gerichtet  wähnt,  stützt  er  sich  in  glücklicher  Selbstverblen-* 
dang  und  Selbstüberschätzung  auf  die  concrete  Welt  und  auf  das  sei- 
ner Meinung  nach  in  der  Vergangenheit  ausgeprägte  Ideal  hellenischen 
Wesens.  Nicht  dasz  er  die  Wirklichkeit  für  vollkommen  oder  auch 
nur  für  gut  und  erträglich  hielte;  im  Gegentheil  sein  klarer  Blick 
sieht,  wie  allmählich  in  alle  Adern  des  Staates  das  Gift  moralischer 
Verderbnis  eindringt;  aber  er  vertraut  der  Kraft  des  Volksgeistes, 
dasz  er  die  drohende  Krankheit  überwinden,  er  hofft  dasz  es  seinem 
redlichen  streben  und  dem  'kusammenwirken  gleichgesinnter  (gelingen 

5* 


GS       C.  Kock:  Aristophanes  und  die  GöUer  des  Volksglaubens. 

werde  dem  drohenden  Verderben  einen  Damm  enlgegenzusetzen.  Je- 
doch die  sittliche  Fäulnis  schreitet  fort,  ein  Pfeiler  der  alten  Zustande 
stürzt  nach  dem  andern  zusammen,  das  alle  Athen  wird  vor  seineo 
Augen. von  immer  neuen  Ausgeburten  der  Neuerung  überwuchert.  Das 
alte  Palladium,  für  das  er  kämpft,  verschwindet  vor  ihm,  zum  TheiL 
auch  in  ihm. 

Es  war  natürlich,  dasz  in  dem  heftigen  Gährungsprocesse ,  in 
dem  das  griechische  Volksleben  begrifTen  war,  der  au  die  Stelle  der 
alten  Ordnung  ein  Chaos  von  widerstrebenden  und  gegen  einander 
wirkenden  Elementen  setzte,  die  tieferen  Geisler  sich  von  dem  plan- 
losen Wechsel  der  Auszenwelt  in  ihr  Inneres  zurückzogen ,  um  sich 
hier  mitten  in  dem  allgemeinen  Umsturz  ein  sicheres  Haus  zu  gründen. 
Der  Wie  derauf  b/iu  der  einstürzenden  naiven  Sittlichkeit  konnte  nur 
auf  der  Grundlage  des  Selbstbewustseins  geschehen.  Die  edle  Gesin> 
nung,  und  wenn  sie  die  Kraft  besasz  wie  bei  Ar.,  konnte  ohne  die 
Stütze  klar  erkannter  sittlicher  Principien  das  Verderben  nicht  be- 
schwören, ja  sie  konnte  sich  selbst  nicht  einmal  vor  Schwankungen 
und  Verirrnngen  sicher  stellen.  Das  altgriechische  Ideal  herzustellen 
war  ein  schöner  Gedanke ,  er  konnte  ein  Dichtergemüt  wol  mit  Be- 
geisterung erfüllen,  ohne  deshalb  ausführbar  zu  sein. 

Die  Tugend  unseres  Dichters  liegt  also  im  Streben ,  nicht  im  Er- 
folge. Bei  aller  Hingebung  an  sein  Ideal  kann  er  es  wöder  auszer 
sich  zu  wirklicher  Erscheinung  bringen  noch  in  sich  in  ungetrübter 
Reinheit  erhalten.  Wenn  er  auch  nicht  wie  der  Hanteldreher  Therame- 
nes  (Frösche  534  ff.)  bei  jedem  umspringen  des  Windes  nach  dec  ge- 
schützten Seite  des  Schiffes  eilt,  so  fehlt  doch  viel  daran,  dasz  er 
wie  eine  Bildsäule  des  Glaubens  und  der  Sitte  unerschütterlich  das- 
selbe Antlitz  zeigte.  Begnügen  wir  uns  hier  damit  nachzuweisen,  dasz 
seiue  Stellung  dem  Volksglauben  gegenüber  nicht  in  seinem  ganz^ 
Leben  dieselbe  blieb. 

Aber  ist  denn  aus  den  zahllosen  Dichtungen  eines  Komikers  ein 
sicheres  Resultat  über  seine  Lebensansi  cht, -über  seine  Auffassung  der 
ernstesten  und  heiligsten  Dinge  zu  gewinnen?  Heiszt  es  nicht  Schatten 
greifen,  wenn  man  hinter  der  derben  Sinnlichkeit  der  aristophanischen 
Muse  einen  tieferen,  idealen  Gehalt  sucht  ?  -  Ist  es  denn  glaublich,  das« 
diese  Erzeugnisse  zügelloser  Laune  ihren  letzten  Ursprung  einer  ern- 
sten uud  planmäszigen  Ueberlegnng  verdanken?  In  der  That,  noch 
sind  die  Stimmen  derer  nicht  verhallt,  die  als  die  Grundstimmung  der 
aristophanischen  Muse  die  Frivolität  ansehen  und  meinen,  Ar.  habe 
wirklich  blosz,  um  das  Zwerchfell  der  Zuschauer  zu  erschüttern,  diese 
und  jene  Persönlichkeit  aus  dem  bunten  treiben  des  athenischen  Lebens 
herausgegriffen ,  weil  sie  ihm  besonders  geeignet  schien  jenen  ersten 
und  einzigen  Zweck  erreichen  zu  helfen.  Einer  solchen  Ansicht  soll 
hier  nicht  mit  dem  vorhalten  der  Thatsache  begegnet  werden ,  dasz 
die  alte  Komoedie  eine  reale  Tendenz  hatte:  denn  wer  diese  bei  Ar. 
leugnet,  wird  sie  auch  bei  seinen  Kunstgenossen  zuzugeben  nicht  ge- 
neigt sein.    Zudem  da  es  feststeht ,  dasz  einzelne  Dichter  der  alten 


C.  Kock:  Amtopbaiies  und  die  GöUer  des  Volksglaubens.       69 

Koaoedie,  nameoUich  Krates  and  Pherekralea,  ihre  Kunst  in  harm- 
loserer Weise  ausübten  und  darauf  veraichteten  mit  der  leichten  Waffe 
des  Spottes  an  die  schwere  Aufgabe  politischer  Umgestaltung  m  gehen, 
so  wäre  es  an  sich  nicht  unmöglich,  dasz  auch  Ar.  diesen  zaghafteren 
Naiaren  beizuzählen  sei.   Vielmehr  soll  hier  ausdrücklich  zugestanden 
werden ,  dasz  der  ursprüngliche  Zweck  der  Komoedie  allerdings  die 
Darstellttog  des  lacherlichen,  und  dasz  bei  einem  Komoediendichter  als 
Grnndzug  seiner  Natur  stets  die  Neigyng  alles  in  heiterem  Lichte  zu 
sehen  und  aufzufassen  anzunehmen  ist.  Wer  glaubt,  dasz  der  Komiker 
blosz  des  strengen  Ernstes  wegen  dichte  und  die  Hilfsmittel  seiner 
Kunst  nur  zu  Hilfe  nehme  um  bittere  Wahrheiten  für  den  Gaumen  des 
Volkes  zu  versüszen,  den  bitten  wir  zu  überlegen,  ob  der  Scherz  denn 
wirklieb  nur  das  Beiwerk  der  erhaltenen  Komoedien  ist,  ob  denn  hin- 
ter jeder  Scene,  hinter  jedem  gelegentlichen  Witze    der  Ernst  als 
grimmiger  Feind  lauert,  und  ob  nicht  viele,  oft  die  schönsten  Partien 
sich  einer  tieferen  Deutung  geradezu  entziehen.    Wessen  Natur  nur 
die  ernste  Auffassung  des  Lebens  kannte,  wie  sollte  der  auf  den  Ein- 
fall kommen  öffeutlicb  mit  der  Narrenkappe  einherzugehen?   Mnste  er 
nicbl  an  sieh  und  der  Kraft  seiner  wahren  Natur  verzweifelt  haben,  ehe 
er  sich  entschlosz ,  um  nur  nicht  seinen  Lebenszweck  aufzugeben ,  ihn 
anter  dem  Schein  des  Gegentheils  zu  verfolgen?    Nun,  solche  in  sich 
gebrochene    und  zerrissene  Naturen  sind  die   alten  Komiker  nicht; 
was  uns  an  ihren  Werken  so  sehr  anzieht,  ist  gerade  die  Ursprüng- 
lichkeil und  Unmittelbarkeit,  und  wir  werden  annehmen  dürfen,  dasz 
sie  direct  aus  der  Stimmung  ihres  Gemütes  geboren  sind,. ohne  Zu- 
hilfenahme künstlichen  Apparats.  Aber  es  ist  ein  Beweis  für  die  Tüch- 
tigkeit des  athenischen  Volksgeistes  mehr,  dasz  er  an  planloser  Pos- 
senreiszerei   kein  Gefallen  fand;  es  entspricht  der  Harmonie,  in  der 
sich  der  griechische  Geist  gerade  in  Athen  entwickelte,  dasz  neben 
dem  ideellen  Behagen  auch  der  praktische,  auf  die  Wirklichkeit  ge- 
richtete Sinn  in  der  Komoedie  seine  Befriedigung  suchte.  So  ist  das  ko- 
mische gewis  der  erste  Zweck  der  Komoedie;  aber  es  bleibt  sich  nicht 
Selhs^weck,  es  tritt  in  den  Dienst  der  Wirklichkeit,  der  Gegenwart. 
Die  Beziehung  auf  die  Gegenwart  ist  aber  keine  interesselose. 
Wenn  die  Betrachtung  der  Vergangenheit  höchstens  unser  Mitgefühl 
erregt,  so  ruft  die  Aichtung  auf  die  Gegenwart  den  Trieb  zur  Thätig- 
kcit  wach.    Namentlich  war  in  Athen  bei  der  Betheiligung  des  ganzen 
Volkes  an  den  Staatsangelegenheiten,  bei  dem  dadurch  aufs  höchste 
gesteigerten  Interesse  aller  der  Standpunkt  ruhiger  Besfthaulichkeit 
der  Wirklichkeil  gegenüber  nnmöglich.    Die   blosze  Nennung  eines 
Namens   erregte  bestimmte  Gefühle  der  Zuneigung  oder  des  Wider- 
willens, ein  bloszes  Urteil  enthielt  eine  Aufforderung,  Lob  war  £m*^ 
pfehlong,  Tadel  Anklage.    So  muste  denn  die  Komoedie  eine  Tendenz 
bekommen,  sie  muste  sich  der  Wirklichkeit  gegenüber  zustimmend  oder 
abwehrend  verhalten.    Das  lächerliche  setzt  den  Gegensatz  zwischen 
Sabject  und  Object  voraus,  und  die  Komoedie  wurde  durch  ihre  Natur 
salbst  zur  Polemik  gedrängt. 


70      C.  Koek:  Arislophanes  uad  die  Götter  des  Volksglanbeii«. 

Den  polenifchen  Staadpankt  hält  die  alte  Komoedie  fest,  so  weil 
sie  in  dea  Händen  thatkrfifliger  Männer  ist.  Doch  in  der  Richlnng 
der  Polemik  seigt  sich  wieder  der  reale  Sinn  des  Alterthnms.  Die 
Komiker  kämpfen  gegen  die  VerirmDgen  und  Gebrechen  der  Zeit  an, 
doch  nicht  im  Dienst  einer  neuen,  ungeborenen  Idee,  nicht  fOr  das 
Phantasiebiid  einer  unklaren,  nebelhaften  Zukunft.  Sie  ergreifen  ihre 
Ideale  da ,  wo  sie  in  sichtbarer  Verkörperung  vorhanden  waren  oder 
doch  vorhanden  schienen,  in  der  grossen,  rahmvollen,  sittenreinen 
Vergangenheit.  Kampf  fär  das  alte  gegen  das  neue,  Vertheidignng  des 
bestehenden  gegen  seine  Zerstörer  war  das  Losungswort  der  alten 
Komoedie.  Perikles,  Kleon,  Alkibiades,  alle  bedeutenden  und  unbedea* 
tenden  Staatsmänner ,  die  das  athenische  Staatssehiflf  bewust  oder  un> 
bewust  der  Klippe  des  Verderbens  entgegensteuerten ,  haben  den  Sta- 
chel der  Komoedie  gefahlt.  Euripides,  Agathen  und  alle  Dichter,  wel- 
che von  dem  keuschen  Vorbilde  der  alten  DicbCung  abwichen  und 
die  Gemüter  der  Zuschauer  mit  unsittlichen  Leidenscharten  aufregten, 
haben  unter  den  unbarmherzigen  Geiselhieben  der  komischen  Dichter 
geblutet.  Sokrates,  Gorgias  und  alle  Philosophen,  welche  an  die 
Stelle  des  naiven  Volksglaubens  eine  höhere  Einsicht  setzen  lu  kön- 
nen vermeinten,  haben  die  PrQohle  ihres  einsamen  Nachdenkens  aaf 
der  Bahne  dem  schallenden  Gelichter  der  zahllosen  Menge  preisge* 
geben  gesehen.  Jede  Neuerung  in  Staat,  Religion,  Sitte  und  Kunst 
hat  die  Feuerprobe  Öffentlicher  Verspottung  su  bestehen  gehabt. 

Aristophanes  war  einer  der  Vorkämpfer  der  alten  Komoedie. 
Eine  seltene  Vereinigung  von  sinnlicher  Empfänglichkeit  und  idealer 
Gesinnung,  von  ungestOmer  Heiterkeit  und  leicht  aufwallender  Zornes- 
leidenschaft, dabei  mutig,  selbstvertrauend  und  ttbermütig,  ausschwei- 
fend in  Worten  und  züchtig  in  Gedanken,  hatte  er  sich  schon  früh  auf 
die  Zinne  des  alten  Athens  gestellt,  um  es  gegen  den  unermüdlichen 
Schwärm  seiner  Angreifer  zu  vertheidigen.  Nicht  dasz  er  vornehm- 
lich meinte  damit  eine  ernste  Pflicht  zu  erfüllen  oder  sich  ein  hohes 
Verdienst  zu  erwerben ;  vermutlich  ohne  bedächtige  Ueberlegung  trieb 
ihn  seine  geniale  Spottsucht  und  die  Stimme  seines  sittlichen  Bewust- 
seins  in  vereinter  Kraft,  alles  das,  womit  er  sich  äuszerlich  und  inner- 
lich im  Gegensatze  fühlte,  als  lächerlich  und  vervi^erflich  zugleich  dar- 
zustellen. 

Sehen  wir  su ,  inwieweit  Ar.  selbst  ein  Bewnstsein  über  die  Be- 
deutung und  den  Zweck  seiner  Dichtungen  ausspricht.  Dasz  er  zu- 
nächst nur  aus  dem  Drange ,  die  Heiterkeit  welche  sein  Herz  erfüllte 
auch  in  anderen  zu  erwecken,  die  Bahn  der  Komoediendichtung  be- 
trat, hält  er  wahrscheinlich  für  überflüssig  auseinander  zu  setzen.  Er 
wusle  dasz  seine  Zuschauer  mit  der  Erwartung  in  das  Theater  kamen 
eine  Komoedie  zu  sehen ;  ein  Misverständnts  brauchte  er  nicht  zu  be- 
fürchten, da  er  auch  nicht  im  entferntesten  daran  dachte  dazu  Veran- 
lassung zu  geben.  Hätte  er  geahnt,  dasz  seine  leichtfertigen  Stücke 
jemals,  eine  Beute  der  ernsten  Gelehrsamkeit  werden  könnten ,  so  häUe 
er  schwerlich  verfehlt  sich  dem  Wolwollen  dieser  strengen  Richterin 


C.  Kock:  Arifllopbanef  oed  die  Götter  des  Voltogtaubens.      71 

bestens  zu  empfehleB  ond  ihr  in  lierlichen  Worten  sa  TenneldeB,  daii 
er  *  kein  schnöder  Löwe  noch  eines  Löwen  Weib  %  sondern  in  Wahr-* 
beit  ein  Komoediendiohter  sei. 

Dagegen  bilt  Ar.  es  nicht  fttr  aberflttssig  aaszuspreehen ,  dass 
seine  Konoedien  neben  dem  Scherzo  auch  Ernst  enthalten.  Der  Chor 
in  den  Fröschen,  der  V.  316  auftritt,  besteht  scheinbar  ans  Mysten  der 
Unterwelt,  welche  eine  feierliche  Procession  auffahren.  Der  Umstand, 
dass  in  den  Gesängen  namentlich  lakchos  gefeiert  wird ,  beweist  dass 
die  Festfeier  eine  Analogie  Yoa  dem  am  20n  Tage  (jd%ug)  des  Monats 
BoMromion  von  der  oyo^a  unter  lakchosliedem  nach  Elensis  stattfin- 
denden Aufzuge  ist  (vgl.  die  Scholien  zu  V.  330  und  324).  Indes  ist 
die  Rolle  der  Mysten,  welche  durch  die  Handlung  des  Stackes  geboten 
war ,  nicht  festgehalten ,  und  schon  V.  352  beweist  der  Eintritt  einer 
nnregelmissigen  Farabase,  dass  wir  es  mit  dem  gewöhnlichen  ko- 
Hiischen  Chore  so  thun  haben.  Dem  entsprechen  die  Tielen  Anspie« 
langen  auf  athenische  Persönlichkeiten  und  Zustande,  welche  in  den 
Cborliedem  yorkommen.  In  dem  ersten  Gesänge  (324  — 336)  bezeich- 
aet  der  Chor  die  Feier,  welche  er  beginnt,  als  axoAairrog,  tpilimaly^Mov 
riftcr,  %aqhviv  nUlötov  t%ov6a  fii^og,  iyvd,  hqi.  Wenn  die  gewähl- 
ten Attribute  dem  Wesen  der  fingierten  Procession  nicht  widerspre- 
chen ,  so  passen  sie  doch  ungleich  mehr  auf  die  gewöhnliche  diony- 
sische Festfeier.  Spater ,  nachdem  der  Chor  seine  wahre  Natur  schon 
nnsweifelhaft  enthüllt  hat,  bittet  er  (freilich  in  augenblicklicher  RAck- 
kehr  xii  der  angenommenen  Situation),  Demeter  solle  ihm  beistehen, 
ihn  nngestraft  den  ganzen  Tag  scherzen  und  tanzen  lassen  und  ihm 
zuletzt  den  Siegeskranz' verleihen.  Der  Nachdruck,  der  auf  das  scher- 
zen gelegt  wird  (der  Ausdruck  wird  mehrmals  wiederholt),  endlich 
die  Erwibnung  des  Siegeskranzes  verrSth  aufs  deutlichste  die  Be^ 
ziehnng  auf  die  wirkliche  Dionysosfeier.  Von  ihr  wird  es  also  auch  gel- 
ten, wenn  der  Chor  die  Demeter  anfleht,  sie  solle  ihn  am  heutigen  Tage 
viel  scherzhaftes  und  viel  ernstes  sagen  lassen  (V.  389  %a\  noXlit  filv 
ylXota  fi'  iliteiv^  nolla  de  aitovöciüi).  Die  Vereinigung  von  Sehers 
und  Ernst  bezeichnet  also  der  Dichlor  als  das  innere  Wesen  seiner  Ko- 
moedie,  wie  er  sie  früher  axoiUx<rroff,  tpiXoJtafyfiav  und  iyva^  Uga 
nennt.  Den  Scherz  stellt  er  beidemal  an  den  ersten  Platz  und  setzt 
ihm  dann  den  Ernst  als  gleichberechtigt  zur  Seite. 

Einen  ahnlichen  Fall  finden  wir  in  den  Acharnern  V.  496.  Di- 
kaeopolis  soll  dem  Chor  gegenOber  seine  Friedensliebe  rechtfertigen.- 
Er  halt  eine  lingere  Rede  aber  die  verwerflichen  Ursachen  des  Krie- 
ges und  aber  seinen  verderblichen  Einfiusz  auf  das  Staatslehen.  Doch 
fillt  er  hiebei  völlig  aus  der  Rolle.  Nicht  genug  dasz  er  stellenweis 
geradezu  im  Namen  des  Dichters  spricht  (502.  515),  der  ganze  Vor- 
trag tritt  fast  auf  den  Boden  der  Wirklichkeit  und  ist  von  didaktischem 
Charakter.  In  Rflcksicbt  hierauf  beginnt  er  denn  auch  mit  einer  Ent- 
schuldigung. ZOrnt  mir  nicht,  Zuschauer,  sagt  er,  wenn  ich,  ein  Bett- 
ler, in  einer  Komoedie  aber  Staatsangelegenheiten  reden  will,  to  yicg 
dbiatov  olde  xai  tffvy^öla.    Also  ist  es  nicht  der  erste  Zweck  der 


72      C.  Kock :  Arisf ophanet  ood  die  Götter  des  Volkf  glaabeofl. 

Konoedie  ernste  Wahrheit  za  sagea,  aber  sie  hat  dexa  voUe  Be- 
rechtigung. 

Wir  fibergehen  ähnliche  Stellen ,  in  denen  sich  das  Bewustsein 
des  Dichters  Ton  der  Doppelnatnr  seiner  Kunst  angedeutet,  wenn  auch 
nicht  offen  ausgesprochen  findet.  Wichtig  fär  unsem  Zweck  ist  auch 
nur  die  zweite  Seite  der  Komoedie ,  der  Ernst.  (lur  was  der  Dichter 
in  ernster  Absicht  sagt,  kann  uns  einen  Aufschlusz  Qber  seine  wahre 
Gesinnung  geben. 

Da  ist  es  denn  eine  Freude  su  sehen,  mit  welcher  Hingebang 
Ar.  sich  und  seine  leichtfertige  Kunst  einem  ernsten  Zwecke  dienstbar 
gemacht  hat.  Er  der  es  ffir  die  Aufgabe  des  Dichters  hält,  die  Stelle 
des  Lehrers  bei  den  erwachsenen  zu  vertreten  (Frösche  1054),  der  an 
Euripides  nichts  so  sehr  verabscheut  als  dasz  er  die  Würde  der  tra- 
gischen Muse  zu  unsittlichen  Zwecken  entweiht  habe ,  bändigt  seinen 
Uebermut^und  beugt  seiqe  Genialität  unter  das  Joch  der  Pflicht.  Damit 
•bernahm  er  eine  Aufgabe,  die  nur  von  einem  Genie  zu  lösen  war,  vor 
deren  Lösung  der  nflchterne  Verstand  zurfickschrecken  muste.  Einen 
ernsten  Vorsatz  beharrlich  zu  verfolgen,  ohne  von  der  Frische  und 
Heiterkeit  des  Geroöts  etwas  einzubfiszen,  in  Spott  und  Ausgelassen* 
heit  einherzuschreiten,  ohne  dem  sittlichen  Zwecke  etwas  zu  vergeben, 
dazu  gehörte  eine  harmonische  Mischung  kräftiger,  edler  Gesinnung' 
und  unverwGstlichen  Frohsinns,  wie  sie,  so  scheint  es,  nur  das  grie- 
chische Volk  hervorgebracht  hat,  und  auszerdem  ein  stolzes  Selbst- 
vertraueu,  das  durch  die  tausend  Enttäuschungen  des  Lebens  nicht 
zum  wanken  gebracht  werden  konnte.  Diese  seine  Harmonie,  die 
Mäszigung  des  tollkflhnen  Uebermuts  durch  d'en  zu  Grunde  liegenden 
Ernst,  die  Verklärung  des  trüben  Ernstes  durch  die  Einfalle  fiberspru- 
delnder  Laune  hat,  wenn  auch  nicht  immer  in  ihrer  Reinheit  festge- 
halten und  namentlich  bisweilen  im  Streben  nach  drastischem  Witze 
preisgegeben,  ihren  Ausdruck  in  der  Sprache  des  Ar.  gefunden.  Wenn 
er  auch  bisweilen  im  Vertrauen  auf  den  unveränszerlichen  Adel  sei- 
ner Seele  mitten  durch  den  Schmutz  einherschreitet,  so  zeigen  seine 
Komoedien,  wenn  man  den  Maszstab  der  Natürlichkeit  anlegt,  doch 
mitten  unter  den  tollsten  Ausbrüchen  zuchtloser  Laune  eine  solche  Rein- 
heit und  Grazie  des  Ausdrucks,  dasz  unser  Gefühl  selbst  bei  Obsceni- 
täten  nicht  verletzt  wird  und  wir  mit  dem  Dichter  selbst  in  die  tief- 
sten Mysterien  der  Sinnlichkeit  eintreten ,  ohne  in  unserer  sittlichen 
Ruhe  gestört  zu  Verden.  Diese  Harmonie  und  Grazie  meinte  Piaton, 
als  er  auf  den  Komiker,  von  dessen  Kunst  er  sonst  keine  hohe  Mei- 
nung hatte,  jenes  schöne  Epigramm  dichtete: 

At  XccQixsg  rifiBvog  zi  laßsiv  oneq  ov%l  TUOBtxai 
^tjxovcat,  ifwxTiv  £VQOv  ^Agiaxotpdvovg,  *) 

■^P^^^       ■■■■■■!  ■   ^■^■^w— 

*)  Freilich  wird  bestritten,  dasz  diese  Verse  von  Piaton  gedichtet 
seien,  unserer  Meinung  nach  mit  Unrecht.  Gesetzt  aber  sie  waren  un- 
echt, so  bewiesen  sie  für  unsern  Zweck  desto  mehr:  sie  zeigten  uemlieliy 
dasE  auch  weniger  bedeutende  Geister  als  Piaton  die  richtige  Einsicht 
in  das  Wesen  der  aristophanischen  Dichtung  hatten. 


C.  Kock :  Arisfophanes  and  die  Götter  des  Volksglaabens.      73 

Erbebeod  ist  die  Freudigkeit,  mit  der  Ar.  an  seine  schwierige 
Aufgabe  geht,  und  der  Stolz,  mit  dem  er  bei  jeder  Gelegenheit  auf  sie 
blickt.  Namentlich  in  den  Parabasen,  und  hier  wieder  vornehmlich  in 
den  Anapaesten,  in  denen  der  Chorfahrer  oft  als  Vertreter  des  Dich* 
ters  spricht,  pflegt  Ar.  mit  hohem  Selbstbewastsein  aber  seine.  Ab* 
sichten  Rechenschaft  zn  geben.  In  den  Acharnern  (682  ff.)  vertheidigt 
er  sieb  g'egen  den  Vorwurf,  als  komme  es  ihm  nur  darauf  an  Staat 
und  Volk  SU  verhöhnen,  mit  einem  Nachweis  der  segensreichen  Folgen 
seiner  dichterischen  Tbfitigkeit,  die  selbst  im  Auslände  gebührende 
Anerkennung  finde,  und  schlieszt  mit  dem  Versprechen  auch  in  Zu- 
knnfl  stets  das  gerechte  und  gute  zu  lehren.  Darum ,  so  ruft  er  ans, 
können  mir  alle  Rinke  meiner  Feinde  nichts  anhaben,  ro  yiiq  sv  lui^ 
ifuw  %al  TO  Slxaiov  cv(ifia%ov  i*<Svat. 

In  den  Rittern  507  ff.  erklfirt  der  Chorführer,  bisher  hätten  er  und 
seine  Standesgenossen  es  für  ihrer  unwürdig  gehalten  im  komischen 
Chor  aufzutreten;  Ar.  zu  Gefallen  thäten  sie  es  jetzt,  weil  er  den 
Nut  bitte  das  Recht  zu  vertreten  und  selbst  den  allgewaltigen  Kleon 
anzugreifen. 

Die  VVolken  hatten  beim  Publicum  keine  günstige  Aufnabme  ge- 
funden. Darüber  beschwert  sich  der  Dichter  in  der  Parabase  des  um- 
gearbeiteten Stückes  bitter  (517  ff.).  Er  habe  in  d^r  Erwartung  ver- 
stindtge  Zuschauer  zu  finden  die  weiseste  und  mit  gröstem  Nachdenken 
gearbeitete  Komoedie  vorgeführt,  aber  sein  Vertrauen  sei  schmählich 
gelauscht  Trotzdem  wolle  er  an  den  einsichtsvollen,  die  ein  ahnliches 
Stuck  von  sittlicher  Tendenz  (Daetaleis)  mit  gröstem  Beifall  aufge- 
nommen hatten,  nicht  zum  Verrather  werden.  Er  trete  mit  seinem 
Werke,  schlicht  und  einfach,  ohne  sinnliche  Reizmittel,  ohne  pöbel- 
hafte Spisze,  noch  einmal  vor  das  Publicum;  er  vertraue  auf  den  Ge- 
halt desselben  (644).  Unter  der  Weisheit,  die  er  an  den  Wolken 
rühmt,  versteht  er  weniger  die  künstlerische  Vollendung  als  die  sitt- 
liche Idee,  unter  der  Einsicht  der  Zuschauer,  an  die  er  Berufung  ein- 
legt, weniger  das  Verständnis  poetischer  Schönheit  als  gerechte  Wür- 
digung seines  Bestrebens.  Dies  geht  klar  aus  der  Parabase  der  Wes- 
pen hervor,  die  sich  ebenfalls  auf  die  ungerechte  Beurteilung  der 
ersten  Wolken  zurückbezieht  (1015  ff.)-  *lch  musz  euch  tadeln,'  sagt 
Ar.  zn  den  Athenern  ^denn  ihr  habt  mir  viele  Wolthaten  mit  Undank  ver- 
golten.' Nachdem  er  von  seiner  Thätigkeit  als  Komoediendichter  über- 
hanpt  gesprochen  und  namentlich  gezeigt  hat,  dasz  ihn  weder  Gunst 
Boch  Furcht  jemals  habe  bewegen  können  seinem  moralischen  Zwecke 
etwas  zu  vergeben  ( 1028  tW  rag  Movaag  aldiv  XQrjzcct  ^it}  TtQoctya-^ 
yovg  anotpi^vri.  1036  xoiovtov  iöav  xiqag  ov  (pTfliv  öeiöag  nocxaScoQO' 
doxrjaai)^  und  dasz  er  auch  noch  heute  für  das  Wol  der  Athener 
kämpfe,  fährt  er  fort :  so  habe  ich  apch  im  vorigen  Jahr  mit  Sokrates 
(usi^  avrov.  Fritzsche  quaest.  Ar.  S.  117)  die  Pestbeulen  des  Staats 
angegriffen  {rptlaloi  und  nvQerol)^  die  vom  Gift  der  Impietät  und  ge- 
winnsüchtiger Processwut  geschwollen  waren.  Aber  wahrend  ich  so 
rettend  und  sühnend  für  euch  sorgte,  habt  ihr  mich  verkannt  und  ver- 


74      C.  Koek:  Arislophtoes  ond  die  GöKter  des  Volksgltabeni. 

ralhen.  Im  Frieden  (734  ff.)  preist  Ar.  seine  Verdienste  vor  denen 
anderer  Komoediendichter.  Er  hat,  wie  er  bebanplet,  die  Komoedie, 
welche  sich  früher  mit  yeräehtliohen  Stoffen  befasite,  in  Wort  nnd 
Inhalt  zu  einisr  hohen  Kunst  gemacht  nnd  wie  Herakles  das  Vaterland 
Ton  Verbrechern  nnd  Ungeheuern  su  säubern  gesucht.  Mit  dem  Frie- 
den schlieszt  für  eine  Zeit  von  15  Jahren  die  Reihe  der  Stacke,  in 
denen  Ar.  ein  Bewnatsein  von  seinem  sittlichen  Zweck  aussprtcbl. 
In  den  V6geln  findet  sich  auch  nicht  die  mindeste  Andeutung  darAber, 
und  auch  in  der  Lysislrate  und  in  den  Thesmophoriaxusen  wenigstens 
kein  bestimmter  Ausspruch.  Sollte  dies  ein  bedentsames  Zeichen 
sein?  Wir  enthalten  uns  vor  der  Hand  dies  bestimmt  sn  bejahen. 
£rst  in  den  Fröschen  steht  der  Dichter  wieder  auf  der  Höhe  seiner 
ernsten  Tendenz,  und  es  fehlt  nicht  an  Andeutungen  aber  sein  Bewust- 
sein  darüber ,  von  denen  einige  schon  früher  erwfihnt  sind.*' Der  Chor 
selbst  sagt  V.  686  von  sich:  *es  ist  billig  dasz  der  heilige  Chor  dem 
Staate  nützliche  Rathschlige  gebe',  und  diese  folgen  dann  in  einer 
Form,  die  zeigt  dasz  hier  der  Dichter  seine  eignen  Gedanken  ans> 
spricht  In  den  Ekklesiazusen  hören  wir  einen  letzten  schwachen 
Nachhall  früherer  Sprechweise,  wenn  der  Dichter  (1154)  die  weisen 
auffordert  ihm  wegen  der  Weisheit  des  Stackes  den  Sieg  zuzner« 
kennen. 

So  wird  denn  zugegeben  werden  mflssen,  dasz  Ar.  in  den  mei- 
sten seiner  Komoedien  bewnst  einen  sittlichen  Standpunkt  einnimml. 
Auch  kann  nach  dem  früher  gesagten  nicht  mehr  fraglich  sein,  welche 
Sittlichkeit  er  vertritt.  Es  ist  nicht  die  freie,  welche  allein  im  Ge- 
wissen ihre  Quelle  und  Richtschnur  findet:  sie  kennt  er  nicht,  ja  er 
verkennt  geradezu  ihre  ersten  Regungen  in  der  Philosophie  des  So- 
krates.  Sein  Ideal  liegt  in  der  Vergangenheit,  es  scheint  ihm  in  dem 
denken,  handeln,  glauben  und  dichten  der  Manner  der  Perserkriege 
verwirklicht.  Treues  festhalten  an  der  guten  und  schönen  Sitte  der 
Vorfahren ,  Hingabe  an  das  Interesse  des  Staats  und  Gehorsam  gegen 
die  Gesetze,  gläubige  Demut  gegen  die  Volksgötter,  Heilighaltnng  des 
sehlichten,  sittlichen  Geistes  der  alten  Kunst,  das  sind  die  CardinaU 
lügenden,  die  er  sich  selbst  bewahren,  die  er  bei  anderen,  so  weit  sie 
verloren  gegangen  sind,  wieder  ins  Leben  rufen  will.  Eine  ernste 
Natur  hätte  eine  solche  Aufgabe  auf  positivem  Wege  gelöst;  Ar.  ver- 
sucht die  Lösung  negativ,  indem  er  das  nnsittliche  mit  schonungslosem 
Spotte  geiselt  und  wenigstens  ideell,  wenn  er  es  real  nicht  vermag, 
zu  vernichten  strebt.  Die  Form,  in  der  dies  Streben  sich  äuszert,  mag 
immerhin  ungewöhnlich  sein;  psychologisch  erklären  liszt  sie  sich 
sehr  wol.  Wer  die  Rolle  des  Narren  im  König  Lear  bedenkt,  der  fin- 
det dasz  die  treueste  Liehe  sich  unter  Umständen  in  bitterem  Hohn 
äuszert.  Auch  gibt  es  keusche,  edle  Naturen,  die  aus  einer  Art  sarU 
fühlender  Sehen  ihr  Inneres  der  Welt  geflissentlich  verschlieszen  und 
wol  gar  das  Gegentheil  ihres  Wesens  zur  Schau  tragen.  Eine  solche 
Natur  ist  in  mancher  Hinsicht  Ar.,  und  wer  trotz  allem  aus  der  Keck- 
heit seiner  Späsze  auf  Leichtfertigkeit  seiner  Gesinnung  schliessen 


C.  Koek:  AristoplMiies  ond  die  Gölter  des  Volksgliabans.      75 

will,  dein  mfissen  wir,  weil  über  dergteichen  Dinge  enletzt  nur  der 
gesande  Geschmaek  eatsdieidet,  seine  Uebersengnng  lassen,  ohne  ihn 
am  sie  zu  beneiden. 

Doch  freilich,  Ar.  ist  nicht  conseqnent.  Ihm  ist  der  feste  Punkt 
sieht  gegeben ,  von  dem  aas  der  Philosoph  die  Welt  aas  ihren  Angeln 
hebt.  Er  thut  wol  daran  seinen  Sokrates  im  Hängekorbe  Philosophie«« 
ren  su  lassen ,  damit  nicht  die  Erde  des  denkens  Flössigkeit  an  sieh 
siehe:  er  selbst  aber  steht  aof  der  Erde,  und  selbst  die  Schwungkraft 
seiner  Gesinnung  erlahmt  an  der  allgewaltigen  Ansiehungskraft  des 
irdischen.  Die  Sophistik,  die  ihm  die  Mutter  alles  bösen  ist,  die  nach 
seiner  Ueberzeugung  das  ganze  athenische  Leben  zerseltt  und  rer* 
giftet  hat ,  eben  diese  verderbliche  Sophistik  schleicht  unbemerkt  in 
sein  argloses  Gemflt  und  wendet,  ohne  dasz  er  es  merkt,  das  Steuer 
seiner  Gedanken. 

Um  ein  roreiliges  Verdammungsarteil  fiber  den  Dichter  surQek-. 
zuhalten,  wird  es  nöthig  sein  auf  den  ungeheuren  Umschwung  der 
Suszereo  und  inneren  Verhaltnisse  von  ganz  Griechenland  und  nament- 
lich Athen  während  der  Lebenszeit  des  Ar.  mit  einem  Worte  hinzu- 
weisen. 

Wenn  es  unser  Staunen  erregt,  in  welcher  Fülle  und  Reichhaltig- 
keit sich  der  griechische  Geist  in  einer  kurzen  Spanne  von  Raum  und 
Zeit  nach  den  yerschiedensten  Richtungen  hin  entwickelt  hat,  so  sind 
in  dem  Rahmen  seines  TOjShrigen  Dichterlebens  finszere  Begebenheiten 
und  innere  Umwandlungen  Ton  einer  Manigfalligkeit  eingeschlossen, 
wie  sie  selbst  Griechenland  nur  in  jener  Periode  so  unmittelbar  neben« 
und  nacheinander  aufzuweisen  hat. 

Geboren^)  in  der  Zeit  des  kräftigsten  Aufschwunges  des  athe- 
Bischen  Yolksgeistes  nach  siegreicher  Beendigung  der  Perserkriege, 
sah  er  als  Mann  sein  Vaterland  auf  dem  Gipfel  der  Macht  in  den  ver- 
hängnisvollen Kampf  um  die  Oberherschaft  in  Griechenland  eintreten, 
der  nach  den  erschotterndsten  Wechselfällen  mit  vorabergehender 
Knechtschaft  and  dauernder  Ohnmacht  endete.  Er  sah  mit  dem  Areo- 
pag  die  letzte  Schranke  der  Freiheit,  aber  auch  den  letzten  Hort  der 
Ordnung  und  Sitte  fallen  und  das  entfesselte  Volk  in  einen  ruhelosen 
Process  innerer  Umgestaltung  eintreten,  in  dessen  stArmischem  Wech- 
sel die  Fundamente  des  Staates  selbst  erschüttert,  die  Gesundheit  und 
Kraft  des  Volksgeistes  aufgerieben  wurde.  Vor  seinen  Augen  war 
die  Kunst  zu  einer  nie  wieder  erreichten  Blftte  gelangt :  *sie  hatte  in 
Stein,  Ton,  Rhythmus  und  Wort  unvergängliche  Meisterwerke  ge- 
schaffen, bis  auch  sie,  in  die  Krisis  des  Volkslebens  hineingezogen, 
in  Entartung  verfiel.  Endlich  der  Volksglaube,  die  heiteren  und  harm- 
losen Gdtter  Homers  konnten  in  der  Atmosphaere  trüber  Leidenschaft 
kein«  sichere  Stätte  haben,  die  naiven  Eigentbümliohkeiten  und  Wider- 


^)  Als  sein  Geburtsjahr  wird  von  den  Gelehrten  444,  452  und  455 
T.  Chr.  gesetzt.  Wir  folgen  F.  Ranke  vita  Ar.  8.  192,  der  sieb  für 
das  leiste  Datum  entscheidet. 


76      C.  Kock :  Arislophanes  and  die  Götter  des  Volksglaubens.        ' 

Sprüche  ihres  Wesees  konnten  vor  dem  argwöhnischen  Auge  spitz- 
findiger  Forschung  keine  Gnade  finden.  An  die  Stelle  concreter  Götter* 
individaen  wurde  bald  die  abstracte  Vernunft,  bald  das  meinen  ood 
fühlen  des  einzelnen,  bald  die  Idee  des  schönen  und  guten  auf  den 
Thron  gehoben. 

Welchen  Eindruck  musleu  alle  gewaltigen  Scenen  dieses  Dramas, 
durch  die  viölen  Tage  eines  langen  Menschenlebens  in  bunter  Folge 
abgespielt,  auf  das  Gemüt  des  Dichters  machen?  Wenn  seine  edle 
Gesinnung  in  der  Vergangenheit  einen  Halt  suchte,  wenn  sein  ent- 
schiedener Wille  das  durch  alle  Poren  eindringende  Gift  der  neuen 
Ideen  auszuscheiden  suchte,  besasz  er  denn  den  untrüglichen  Probier- 
stein, nm  das  Gold  von  dem  schlechten  Metalle  zu  scheiden?  Das 
ganze  reich  begabte  Griechenthum,  dessen  gefahrliche  Blösze  eben 
seine  Unmittelbarkeit  war,  hat  im  Kampfe  mit  der  Subjeclivitat  erlie- 
gen müssen ,  und  Ar.  zeigt  sich  darin  nur  als  echter  Grieche ,  dasz  er 
dasselbe  Schicksal,  wenn  auch  in  kleinem  Maszstabe  theilt.  Er  zeigt 
grosze  Festigkeit,  wo  sein  klarer  Blick  hinreicht  das  wahre  and 
falsche  zu  sondern,  wo  das  unverdorbene  Gefühl  des  natürlichen  Men- 
schen über  gutes  und  böses  ein  vernehmliches  Urteil  spricht;  er 
schwankt  unschlüssig  und  strauchelt,  wo  das  unvollständige  Gesetz- 
buch unreflectierter  Sittlichkeit  ihn  im  Stiche  lüszt  oder  wo  nur  prin- 
cipielles  denken  zu  einem  Resultate  fübren  kann.  Denn  Ar.  ist  sicher* 
lieh  kein  Philosoph,  wie  man  wol  gemeint  hat.  Gesetzt  seine  heitere 
und  sinnliche  Natur  wSre  nicht  an  sich  ein  Gegensatz  gegen  abstractes 
denken  und  interesseloses  forschen  gewesen ,  so  zeigt  schon  sein 
Standpunkt,  dasz  von  philosophischer  Durchdringung  der  Welt  und 
der  sie  bewegenden  MSchte  bei  ihm  nicht  die  Rede  sein  kann.  Die 
unreflectierte  Sittlichkeit  der  Marathonkampfer,  sein  Ideal,  lag  vor 
der  Philosophie,  das  philosophische  denken  muste  sie  entweder  zum 
Bewustsein  erheben  und  so  in  höherer  Weise  begründen  oder  sie  zer- 
setzen. Auszerdem  verrath  die  ganze  Art  seiner  dichterischen  Dar- 
stellnng  eine  Flucht  vor  dem  Abstractum.  * 

Wie  bitter  ist  schon  in  den  Wolken  sein  Spott  gegen  alles  abs- 
trahieren von  der  sinnlichen  Erscheinung,  wie  materiell  seine  Auf- 
fassung philosophischer  Bestrebungen,  wie  viel  Misverstandnis  in  der 
Darstellung  derselben.  Freilich  kommt  dies  zum  Theil  auf  Rechnung 
der  komischen  Kunst,  die  concreto  Gestaltung  fordert;  doch  ist  damit 
nlDht  alles  erklärt.  Kein  Gesetz  seiner  Kunst  zwang  ihn  den  Stand- 
punkt  des  Sokrates  mit  dem  der  Sophisten  zu  verwechseln ,  und  da 
dies  doch  geschieht,  Ar.  aber  von  absichtlicher  Bosheit  frei  ist,  so 
wird  man  wol  annehmen  müssen,  dasz  er  zwei  auf  den  ersten  Anblick 
ähnliche  Erscheinungen  für  identisch  hielt.  Ein  eingehen  auf  das  Prio- 
cip  des  Sokrates  findet  sich  in  dem  ganzen  Stucke  nicht,  nur  einzelne 
in  die  Augen  fallende  Consequenzen  desselben ,  und  gerade  diese  von 
Misverständnissen  getrübt,  werden  vorgeführt  und  auch  nicht  prin- 
cipiell,  sondern  summoris'ch  im  Wege  des  Ba^alcllprocesses  abgefer- 
tigt.   Und  doch  konnte  sich  die. komische  Darstellung  an  das  Princip 


G.  Kock:  Aristöphanes  uml  die  G&Uer  des  Volk5gI«ubeus.       77 

sehr  wol  heranwagen,  ja  wir  zweifeln  nielit,  dasz  selbst  ein  gerin- 
geres Talent  als  das  des  Ar.  es  in  ergötzlieber  Weise  hätte  verkörpern  . 
können.  Zudem  ist  es  offenbar  die  Absiebt  des  Dichters  die  Sache 
aoch  theoretisch  zu  erledigen ,  and  er  macht  einen  AnliCnf  dazu  in  der 
Einfnbrang  der  beiden  Reden.  Doch  dieser  Vörsncl^lnisglackt,  er 
bringt  es  nur  zn  e'inem  freilich  höchst  poelischen  Vergleich  antiker 
Sitllichkeit  mit  den  Resnltaten  sophistischer  Bildung,  ohne  jemals  die 
Oberflacbe  der  Erscheinung  zu  verlassen. 

Zu  demselben  Ergebnis  führt  die  Betrachtung  seiner  andern  Stücke. 
Wenn  es  sich  in  denselben  meist  um  praktische  Interessen  handelt, 
wie  Beendigung  des  Krieges,  Brandmarkung  der  Demagogen,  Verspot- 
taog  der  Processucht  nswt,  so  darf  man  doch  wol  behaupten,  dasz 
ilieselben  in  principiellerer  Weise  hatten  erledigt  werden  können. 
Schon  dasz  das  erstgenannte  Thema  den  Stoff  zu  drei  Komoedien  ab- 
geben konnte,  deren  «keine  eine  Wiederholung  der  andern,  obwol  jede 
vortrefflich  ist ,  beweist  dasz  in  keinem  Stücke  die  Sache  erledigt  ist. 
Man  darf  hinzusetzen ,  dasz  sie  in  allen  dreien  nicht  erschöpft  wird. 
Der  Anlage  der  Ritter  fehlt  alle  Consequenz,  ja  nur  durch  ein  geniales 
hinwegsetzen  über  den  offenbarsten  Widerspruch  in  der  Rolle  des 
Agorakritos  kommt  der  Dichter  zu  dem  beabsichtigten  Ziele.  Diese 
Kühnheit  ist  von  echt  komischer  Wirkung;  ob  sie  für  den  Zweok  des 
Dichters  förderlich  ist,  kann  bezweifelt  werden;  ein  philosophischer 
Kopf  wäre  jedenfalls  vor  ihr  zurückgeschreckt.  In  den  Wespen  ge- 
steht der  Dichter  seine  Unfähigkeit  die  Ansicht  der  Gegner  wirklich 
za  widerlegen  offen  ein  (V.  650),  und  auch  hier  laszt  der  Scblnsz 
eine  wirklich  berriadigende  Lösnng  Vermissen.  Aehnliches  liesze  sich 
von  allen  andern  Komoedien  nachweisen,  vielleicht  mit  alleiniger  Aus- 
nahme der  Frösche.  Hier  ist  der  Dichter  auf  seinem  eignen  Grund  und 
Boden,  er  dichtet  selbst  mit  Bewustsein,  und  auch  die  Aufgabe  der 
Dicfatknnst  hat  er  sich  bis  zu  einem  gewissen  Grade  zum  Bewustsein 
gebracht.  Er  Stellt  ein  Princip  auf,  freilich  auch  dies  wieder  von 
praktischer  Tendenz :  XQfiOja  iiiaönfiv. 

Han  thut  daher  Ar.  schwerlich  Unrecht,  wenn  man  bei  ihm  philo- 
sophische Anlage  in  Abrede  stellt.  Ist  er  aber  kein  Philosoph,  so 
worzelt  er  im  concreten  Leben,  und  es  ist  kein  Grund  vorhanden  sich 
ihn  von  den  realen  Bedingungen  desselben  völlig  unabhängig  vorzV'- 
stellen.  Freilich  man  denkt  sich  unsern  Dichter  wol  mit  genialer  Su- 
periorität  über  allen  irdischen  Verhältnissen  hinschwebend,  und  gesteht 
ihn  das  Recht  %a  über  die  Schranke  des  gewöhnlichen  Gesetzes  hin- 
wegzDSchreiten  und  mit  den  werthlosen  Stoffen  der  Wirklichkeit  ein 
heileres  Spiel  zu  treiben.  Damit  wäre  denn  die  Willkür  zum  Gesetz 
erhoben,  und  von  einer  Inconsequenz  könnte  nicht  ferner  die  Rede 
fein..  Wir  wollen  nicht  wiederholen,  dasz  Ar.  gegen  eine  solche  ihm 
zugemutete  Souveränität  selbst  protestiert,  indem  er  der  Poesie  und 
im  besonderen  seiner  Dichtung  bestimmte  reale  Zwecke  stellt.  Auch 
wollen  wir  es  gelrost  dahin  gestellt  lassen,  ob  die  Genialität  in  sich 
allein  die  Kraft  hat  von  der  Anziehungskraft  des  irdischen  zu  eman- 


78      C.  Kock:  Arislophasef  ond  die  Göller  des  VolksglaslMiifl. 


cipiaren  oder  gar  ohse  Zohilfenahaie  phtiosophiwlier  SpeevUlioB  ftber 
den  Volksglanbea  eine  sonverftne  Stellang  einznoehnaa.  Ar.  jeden- 
falls  war  von  solcher  Genialität  weit  entfernt.  Ihai  war  die  Beachaf- 
lignag  mit  Stakt,  Sitte,  Religion  kein  massiges  Gedankenspiei;  Liebe, 
Hess  und  alle  Regungen  eines  echten  Menschenbersens  leiteten  seine 
Entschlösse  und  Pläne.  Wem  das  eines  Beweises  bedarf,  der  ver- 
gegenwärtige  sich  den  Wechsel  der  Stimmnng,  der  sich  in  seinen 
Stacken  so  dentlich  ausdrOckt,  je  nachdem  die  Lage  Athens  Zuversicht 
oder  Besorgnis  erweckte.  Welche  Freudigkeit  und  Frische  atbnen 
seine  Komoedien ,  so  lange  die  Macht  seines  Vaterlandes  ungebrochen 
den  Feinden  Stand  hält  und  auch  die  inneren  Zustände  im  ganzen  ge- 
sund sind!  Welchen  phantastischen  Uebermnt  erweckt  in  ihm  das 
Unternehmen  gegen  Sicilien,  nnd  wie  gebrochen  zeigt  er  sich  nach 
dem  fehlschlagen  desselben!  Welcher  Mismut,  welche  Verzweiflung 
spricht  sich  unter  erzwungener  Ausgelassenheil  in  seinen  späteren 
Stacken  aus,  die  unter  dem  Eindruck  des  allgemeinen  Verfalls  ge- 
schrieben sind!  Parwahr,  wer  so  rer zweifeln  kann  wio  Ar.  in  den 
Fröschen  und  namentlich  in  den  Ekklesiasusen,  an  dem  hat  sieh  die 
Genialität  als  weltaberwindende  Macht  schlecht  bewährt. 

So  wird  es  denn  begreiflich  sein,  dasz  eine  unmittelbare  Natur  wie 
die  des  Ar.  in  einer  Zeit  der  allgemeinen  Umwandlung  den  Zeitrer- 
hältnissen  ihren  Tribut  zahlen  muste.  Diese  Inconsequeazen  fehlen 
selbst  in  praktisphen  Fragen  nicht  ganz ,  wie  es  denn  bedeutsam  ist 
dasz  er,  der  in  den  Acharnern  und  in  dem  Frieden  als  eifriger  Frie- 
densfreund auftritt,  in  den  Vögeln  sich  Vom  augenblicklichen  Schwin- 
del phantastischer  Ruhmsucht  und  Kriegslast  ergriffen  zeigt  und  diesen 
Irlhum  später  in  der  Lysistrate  bereut,  dasz  er,  der  Vertheidiger  der  % 
alten  Sittlichkeit,  stellenweis  Impietät  als  etwas  harmloses  (Vögel 
75&ff.)9  Ehebruch  als  ein  ergötzliches  Vergnägen  (ebd.  793  ff.)  dar- 
stellt und  in  den  Rittern  die  Knabenliebe  mehr  als  tolerant  behandell 
(namentlich  V.  1385).  Doch  sind  diese  Schwankungen  auf  realem  Bo- 
den theils  vereinzelt,  theils  weniger  erheblich  und  im  allgemeinen 
schwerlich  bedeutender,  als  sie  auch  bei  minder  lebhaften  Naturen. in 
weniger  bewegten  Zeiten  vorkommen  mögen.  Im  Gegentheil ,  es  musx 
wiederholt  werden,  dasz  den  Verhältnissen  der  Wirklichkeit  gegen- 
aber  in  den  meisten  Komoedien  eine  grosse  Stetigkeit  zu  Tage  tritt, 
wenn  dieselbe  auch  mehr  in  dem  Grunde  gleichen  Gefahls  als  klar  er- 
kannter Ideen  wurzelt. 

Anders  ist  das  Verhältnis  des  Dichters  der  abersinnlichen  Well 
gegenaber.  Zwar  das  Reich  des  schönen  ist  seine  Heimat,  auf  dem 
Gebiete  der  Kunst  bewegt  er  sich  sicher  und  findet  ohne  straucheln 
stets  den  rechten  Weg.  Aber  wie  soll  der  leichte ,  fröhliche  Dichter- 
geist, der  geneigt  ist  alle  Dinge  far  das  zu  nehmen,  was  sie  dem  Auge 
zu  sein  scheinen,  der  sich  in  der  Welt  des  greifbaren  so  wol  und  zufrie- 
den fahlt,  das  ernste  Räthsel  lösen,  das  ihm  der  Unbestand  aller  objecti- 
ven  Zustände  vorhält?  Mit  heiterer  Unbefangenheit  in  einer  ernsten 
Zeit,  mit  liebender  Zuneigung  zu  dem  irdischen,  dessen  Nichtigkeil  ihn 


C.  Koek:  Aristophaoes  lud  die  Göilar  des  Volksglaaheus.       79 

leoseod  SlimaieB  verkanden,  pkilosophiscben  Beslrebuogen  gegeoflber« 
geslelU,  die  er  sieht  begreifl  «od  nicht  begreifen  will  nad  die  ihn 
doch  in  seiner  harmlosen  Ruhe  stören,  wird  er  ein  Spielball  nairea 
Glaabans  ead  spmagbafter  Reflexion  am  so  sicherer ,  als  ihn  abwech- 
Mlad  der  Drang  seiner  nrsprQnglichen  Natar  and  die  Macht  der  Zett- 
Terhältoiase  öberwiUigt.  Er  betritt  die  Bahn  der  Dichtung  mit  nnbe- 
fangeaer  Hingabe  an  die  Volksreligiou ;  gleich  sein  erstes  Stück,  die 
Daetaleis ,  deutet  in  seiner  Tendens  auf  treues  festhalten  an  der  alten 
Sittlichkeit  und  den  alten  Göttern.  Denselben  Geist  athmen  ieine  fol- 
genden Komoedien,  und  die  Wolken  beweisen,  dasx  er  fest  entschlos- 
sen ist  sich  in  seiner  frommen  Gesinnung  durch  sophistische  Irrlehren 
nicht  berücken  su  lassen.  Aber  gerade  der  Umstand,  dasi  er  gezwun- 
gen ist  bei  der  Bekimpfung  seiner  Gegner  aber  die  Berechtigung  sei- 
nes Standpanktes  au  reflectieren,  muste  die  Unbefangenheit  seines  Glau- 
bens ?ernichten  und  ihn  entweder  zu  tieferer  Begrandung  oder  zum 
Zweifel  führen.  Eine  Rechtfertigung  durch  das  denken  liesz  die  grie- 
chische Volksreligion  nioht  wol  zu,  und  Ar.  verfiel  dem  Zweifel.  Viel- 
leicht Irog  die  Niederlage,  die  er  bei  AuffOhrung  der  Wolken  erlitt, 
dazu  bei  ihn  in  seinem  Bewustsein  zu  erschfittern ,  wie  es  denn  auch 
auffollend  ist,  dasz  er  trotz  wiederholter  Versicherungen,  gerade  diese 
KoaM>edie  sei  sein  weisestes  und  bestes  Werk,  und  wie  es  seheint 
Ifota  wiederholter  Ansitze  nicht  dazu  gekommen  ist  die  zweite  Be- 
ari»eitang  desselben  zu  beendigen.  Doch  ein  entschiedener  Charakter 
wie  Ar.  bleibt  nicht  lange  auf  der  Scheidelinie  von  Glauben  und  Un- 
glauben stehen;  ist  einmal  der  Zweifel  in  ihm  erwacht,  so  thnt  er 
auch  den  entschlossenen  Schritt  völligen  Abfalls.  Dieser  liegt  im 
Frieden  (431  v.  Chr.)  klar  ausgesprochen,  und  die^Hartaickigkeit  des 
Dichters  mag  Schuld  seia ,  dasz  er  nach  sieben  vollen  Jahren  noch  in 
den  Vögeln  (414  v.  Chr.)  ein  heftiges  Kriegsmanifest  gegen  die  Götter 
des  Yolksglnubens  schleudert. . 

Indes  er  hat  seinen  Unglauben  eben  so  wenig  vor  sich  gerecht- 
fertigt wie  fraher  seinen  Glauben;  er  ist  naiv  und  liegt  mehr  in  einer 
Umwandlnag  der  Gesinnung,  als  dasz  er  das  Resultat  eines  Liuterungs- 
processes  seines  denkens  wire.  Er  hat  es  nicht  einmal  dazu  gebracht  die 
Götter  wirklich  aber  Bord  zu  werfen;  so  sehr  er  sie  schmiht  und  mis- 
handelt^  er  kann  sie  nicht  los  werden,  und  er  behandelt  sie  um  so  scho- 
nungsloser, als  er  sich  trotz  seines  Abfalls  innerlich  an  nie  gebunden 
lihlt.  £in  principieller  Atheist  hätte  den  Volksglaultett  ignoriert  und 
verachtet;  Ar.,  der  sich  im  Drange  des  Affects  auf  die  Bank  der  un- 
gläubigen gesetzt  hat,  wird  nicht  möde  sie,  die  ihm  trotz  aller  Eni- 
fremdang  ihre  Realität  behalten,  mit  immer  neuem  Spott  und  Hohn  zu 
aberschatten. 

Ein  solcher  Standpunkt  war  in  sich  haltlos  und  hohl,  und  es  be- 
darlto  nur  eines  äusseren  Anstoszes,  um  ihm  die  Haltlosigkeit  dessel- 
ben zum  Bewustsein  zu  bringen.  Dieser  Anstosz  war  das  fiber  sein 
Vaterland  hereinbrechende  Verderben.  So  lange  der  heitere  Strom 
des  athenischen  Volkslebens  ungehemmt  in  seinem  Bette  dahintrieb» 


80      C.  Kock:  AristophaBes  und  die  GöUer  des  Volksglaabeos. 

halle  sich  Ar.  anbesorgl  der  allgemeioen  Slrdmang  aberlaaaeo  kön- 
nen ;  als  aber  plölslich  die  unaufhaltsame  Flut  an  den  Klippen  des  Ver- 
derbens, aufschäumte  und  anrackprallle,  schrak  auoh  er  eniselal  Earflek 
und  suchte  einen  festen  Halt.  Denn  dasz  nicht  nur  das  Volk,  sondern 
auch  er  diesen  verloren  hatte ,  mnste  ihm  jetst  mit  ^inem  Male  klar 
werden.  Das  Volk  hatte  die  festen  Banden  der  alten  Ordnung  durchs 
brochen  und  dadurch  die  Elemente  des  Staatslebens  der  Auflösung 
nahe  gebracht;  es  hatte  den  sichern  Boden  materieller  EntwickkiDg 
überschritten  und  mit  dem  sicilischen  Feldsuge  nach  einem  Phantasie- 
bilde  gegriffen.  Die  Niederlage  bei  Syrakus  erschOtterte  mit  einem 
Schlage  das  stolze  Gebiude  athenischer  Macht;  der  von  allen  Seiten 
heranrückende  Schalten  des  drohenden  Untergangs  erschreckte  auch 
das  blödeste  Auge.  Es  folgte  ein  allgemeiner  Umschlag  der  Stimmung 
von  Ausgelassenheit  zur  Besonnenheil;  er  konnte  auch  bei  Ar.  nicht 
ausbleiben.  Hatte  er  sich  ohne  klares  Bewustsein  Yom  treiben  des 
Volksgeistes  mit  fortreiszen  lassen,  so  muste  er  sich  jetzt  besinnen 
und  zu  sich  selbst  zurückkehren.  Er  that  es ,  und  wie  er  in  der  Ly- 
sistrate  wieder  das  alte  Thema  der  Friedensliebe  aufnimmt,  das  er  in 
den  Vögeln  ganz  vergessen  zu  haben  schien,  so  kehrt  er  auch  demütig 
zu  den  alten  Göttern  zurück,  die  er  im  Frieden  und  in  den  Vögeln  so  ge- 
schmäht hatte.  Er  hat  das  walten  der  Götter  in  den  Schicksalen  Athens 
gesehen,  ihr  Zorn  hat  das  Unglück  über  das  Vaterland  heraufbeschwor 
ren ;  dies  bringt  ihn  auf  den  Gedanken  das  dasein  der  Götter  auch  ande- 
ren ans  dem  Vorhandensein  einer  strafenden  Gerechtigkeit  zu  beweisen. 

Aber  verlorene  Unschuld  Ifiszt  sich  nicht  wiedergewinnen.  Ar. 
ist  wieder  gottes fürchtig  geworden,  doch  ohne  die  Freudigkeit  seiner 
Jugend ;  er  hat  sich  bekehrt,  doch  nur  unter  der  gewaltsamen  Einwir- 
kung der  Verzweiflung.  Ist  auch  die  Erschütterung ,  die  seine  Sinnes- 
änderung bewirkt  hat,  stark  genug  gewesen  um  für  längere  Zeit  nach- 
haltig zu  wirken,  so  war  sie  trotz  allem  nicht  durchgreifend  genug 
um  ihn  völlig  zu  lautern.  Zu  völliger  Einheit  in  seiner  Ansicht  von 
den  Göttern  kommt  Ar.  nicht  mehr ,  und  wenn  er  eine  Zeit  lang  den 
Idealen  seiner  Jugend  treu  erscheint ,  so  folgt  noch  zum  Scblusz  sei- 
nes Lebens  ein  Rückfall  zu  der  Periode  des  Unglaubens.  *) 

Hiemit  soll  in  aller  Kürze  der  religiöse  Standpunkt  unseres  Dich- 
ters geschildert  sein;  wir  gedenken  die  Widersprüche  und  Schwan- 
kungen desselben  in  der  Folge  bestimmter  nachzuweisen.  Aber  wie, 
fragt  man ,  so  ist  Ar.  denn  ein  schwankendes  Rohr ,  das  von  jedem 
Lufthauch  hin-  und  herbewegt  wird  ?  Nein,  er  ist  ein  gewaltiger  Geist, 
ein  starker  Wille,  der  aber  in  schwankendem  Boden  keine  festen  Wur- 
zeln schlagen  kann. 


*)  Wem  eine  solche  innere  Umwandlung  des  Dichters  eine  moderne 
Anschauung  scheint,  den  verweisen  wir  darauf,  dasz  schon  Bernhardy 

(griech.  Litt.  II  S.  878)  eine  ähnliche  Ansicht  von  Eoripldes  aufstellt 
und  dasz  ihm  Nägelabach  (nachhom.  Theo!.  S.  466)  ausdrücklich  bei- 
stimmt. Euripldes  soll  nemllch  in  den  Bakchen  eine  ausführliche  Pali- 
nodie  seiner  früheren  skeptischen  Ansichten  vortragen. 


C.  Koek:  Arislopluinet  and  die  Gditor  de»  Volksglmbeos.      81 

Wem  Herodol  (II  63)  neint,  Hom«r  and  ÜMiod  hallea  die  grid'- 
chUclie  Göiterlehre  geschaffen,  so  liegt  hierin  die  Wahrheit,  daax  die 
griediiichen  Götter  rein  poetische  Gebilde  sind.    Nieht  der  Verstand 
hatte  den  Inhalt  der  Natnr  nad  des  Mensdienlehens  zu  jenen  idealen 
Gesrallen  verkörpert ,  sondern  die  begeisterte  Phantasie.   Wie  Pallas 
waran  si«  ana  der  mannliehen,  schöpferisohen  Seite  des  Menschen- 
geistes herrorgestiegen,  ohne  objective  Hingabe  an  das  an  begreifende, 
ohne  entsprechende  Mitbelheilignng  rein  receptiver  Thätigkeit.  Aasser- 
den  prägten  sich  die  Vielseitigkeit,  die  theilweisen  Gegensitce  grie- 
chischer Volksthömlicbkeit  in  einer  fast  nnend liehen  ManigfaUigkeit, 
selbst  in  Widersprüchen  der  Mythen  aus.  Die  letzleren  steigerten  und 
mehrten  sich,  insofern  die  Götter  einerseits  Repraesentanten  von  Natur- 
kraften  nnd  Natnrprocessen ,  auderseits  die  Trfiger  sittlicher  Eigen- 
schaften waren.    Zens  als  Vertreter  des  geordneten  Weltsostandes 
halte  den  Kronos,  den  Gott  der  gfihrenden  nnd  sich  entwickelnden 
Welt,  TOffl  Throne  gestoszen:  insofern  der  erstere  Zustand  das  Resul- 
tat des  letzteren  war,  wurde  er  in  menschlicher  Anffassung  zum  Sohne 
jenea.    Aber  zugleich  war  Zeus  als  Ordner  und  Regierer  der  Welt 
der  höchste  Hort  der  Ordnung  nnd  Sittlichkeit,  es  wurde  ihm  die 
Dike  sor  Seile  gegeben.   In  beiden  Auffassungen,  die  gesondert  und 
ohne  Beziehung  auf  einander  entsteoden  waren,   lag  ein  unlösbarer 
Widerspruch:  der  gerechte  Gott  hatte  zugleich  das  Beispiel  gröster 
Inpietit  gegeben.    Aehnliche  Widerspräche  waren  in  dem  Wesen  an- 
derer Götter  nnd  in  ihrem  Verhiltnis  zu  einander  vereinigt.   Sie  wur- 
den von  dem  unbefangenen  Geiste  kindlicher  Zeiten  ruhig  ertragen; 
der  erwachenden  ReQexion ,  dem  Resultate  kfihlerer  Weltbetrachtung, 
konnien  sie  nicht  entgehen.   Der  Sophistik  wurde  die  Mythologie  ein 
beliebter  Tummelplatz:  hier  konnte  die  Spitzfindigkeit  die  grösten 
Triumphe  feiern. 

Wenn  Ar.  an  dem  poetischen  Zauber ,  mit  dem  die  Götter  so 
reich  ansgestettet  waren,  seine  gröste  Befriedigung  finden  muste,  so 
war  er  doch  zu  sehr  Kind  seiner  Zeit,  um  in  seiner  Unbefangenheit 
sein  ganzes  Leben  auszuharren.  Gesetzt,  in  ihm  selbst  w&re  die  Re- 
flexion dem  GefAl  so  völlig  untergeordnet  gewesen,  um  ihn  in  seinem 
poetischen  Traume  nie  zu  stören ,  so  konnten  doch  die  Stimmen  des 
Zweifela  nnd  des  Unglaubens,  die  ihn  umtönten,  nicht  wirkungslos 
verhallen.  Keine  Willenskraft,  keiae  Charakterfestigkeit  konnte  die' 
wachi^erofene  Reflexion  niederhalten,  nnd  im  Kampfe  zwischen  wider- 
strebenden nnd  unvereinbaren  Seelenkriften  konnte  er  zu  einer  folge- 
richtigen Entwicklang  nicht  gelangen. 

Doch  genug  der  Behauptungen  nnd  Erklirnngen;  treten  wir  end- 
lich an  die  Thatsache  selbst  heran.  Weisen  wir  die  verschiedenen 
Stendpunkle  des  Dichters  in  seinen  Stücken  nach.  Aber  wie  ist  es 
flberhnupt  möglich  dem  Leichtsinn  der  Komoedie  einen  Beweis  zu  ent- 
nehmen? Wenn  wirklich  dem  Scherze  Ernst  beigemischt  ist,  gibt  es 
denn  eine  Methode  beide  Bestandtbeile  von  einander  zu  scheiden? 
Wir  wollen  die  Frage  getrost  bejahen,  freilich  aber  auch  zngeben 

ithrh.  r.  clMt.  Philo).  Sappl.  Bd.  III  HR  1.  6 


S2      C.  KocIl:  Aristophanes  tnd  die  Gdtler  des  YolksglMbeotf. 

dass  die  Methode  nicht  in  allen  Pnnkten  antrOglieh  ist  nnd  iaaier  ein 
Residoom  anlösbarer  Stoffe  EnrackUsst. 

Den  sichersten  Anhalt  hietet  snnichst  die  Tendens  eines  Stttekes; 
sie  ist  der  Ariadneliden  ^  der  mit  Sicherheit  durch  das  Labyrinth  ko- 
mischer Irrgänge  hindurchfahrt.  Sie  selbst  nnd  alles  was  aus  ihr  mit 
Noihwendigkeit  folgt  darf  nnbedenklich  fflr  die  wahre,  ernste  Ansicht 
des  Dichters  genommen  werden.  Von  der  Tendenz  haben  wir  die 
sinnliche  Einkleidung  derselben,  die  Fabel  des  Stocks  au  nnlerachei- 
den.  Darf  sie  an  sich  mit  jener  nicht  in  Widersprach  stehen,  so  braacht 
sie  doch  nicht  in  allen  Momenten  streng  in  ihr  aufsogehen.  Das  Stack, 
welches  eine  nackte  Verkörperung  der  Tendenz  wire,'wOrde  schwer- 
lich eine  gute  Komoedie  sein.  Bei  der  concreten  äestaltnng  der,  Ko- 
moedie  mosz  also  möglichst  darauf  Rfloksieht  genommen  werden,  was 
mit  der  Tendenz  in  directem  Zusammenhange  steht  und  was  nur  poe- 
tisches Beiwerk  ist:  eine  schwierige  Aufgabe,  deren  sichere  Lösung 
bis  in  alle  Einzelheiten  vielleicht  unmöglich  ist.  Die  Entwicklung  des 
Dramas  geschieht  romehmlich  durch  das  mit-  und  gegeneinander- 
wirken  verschiedener  Persönlichkeiten.  Diese  Persönlichkeiten  mnss 
der  Dichter  individualisieren  nnd  in  ihrer  Besonderheit  charakterisie- 
ren. Hier  namentlich  fragt  es  sich:  welche  ZQge  hat  der  Dichter  iB 
de^  Nebenabsicht  der  Charakterisierung  beigegeben,  welche  sollen 
lieferen  Sinn  ausdrflcken?  Freilich,  so  weit  sie  mit  der  Tendenz  im 
Einklang  oder  Widerspruch  stehen,  ist  die  Sache  leicht  aufgeklart; 
aber  wo  finden  wir  ein  Kriterium  far  solche,  die  sich  indifferent  gegen 
sie  verhalten? 

Aber  noch  sind  unsere  Hilfsmittel  nicht  erschöpft.  Der  Bau  der 
alten  Komoedie  ist  ein  sehr  lockerer:  wie  die  Fabel  selbst  eine  ge- 
wisse Selbstfindigkeit  der. Tendenz  gegenaber  behaupten  kann,  so  tre- 
ten auch  einzelne  Theile  ganz  unabhängig  von  der  Handlung  aaf.  Dies 
sind  die  gewöhnlichen  Chorlieder,  die  in  der  Komoedie  meist  selbstän- 
diger Natur  sind ,  und  vor  allem  die  Parabase.  So  weit  sie  sich  nicht 
in  der  Rolle  des  Chors  halten,  können  sie  nur  die  Gedanken  At^  Dich- 
ters aussprechen.*) 

So  glauben  wir  denn  eine  ziemlich  sichere  Basis  lur  unsere  eigent- 
liche Untersuchung  gefunden  zu  haben,  m  %HqBg  ifial^  iyistQiiv  2^ 
l^m  xalen^.  ngoSaivs  vvv  m  &vfiiy  yQOi^^fiii  d'  crvnjjT.  Fum^crg; 
avK  st  xtncncimv  EufmUtiv;  Wir  entschlieszen  uns  das  frflher  aber 
die  Schwankungen  in  der  religiösen  Ansicht  des  Ar.  gesagte  dahin  aa 
praecisieren,  dasz  in  den  Achamem,  Rittern,  Wolken  und  Wespen  der 
naiv  gllubige  Standpunkt  des  Dichters  ansgedrQckt  ist,  im  Frieden 
und  in  den  Vögeln  sein  Abfall  von  demselben  zur  Erscheinung  kommt, 
die  Lysistcate   das  Stadium  der  Samiplung,  die  Thesmophoriaznaen 

*)  Wir  werden  den  Leser  im  folgenden  bei  Anführung  einzelner 
Stellen  nicht  mit  Angabe  der  Kriterien  zur  Verzweiflnng  bringen ,  die 
wir  zur  Ermittelang  ihres  Qebalts  angewandt  haben.  Doch  dürfen  wir 
versichern,  dasz  wir  dabei  den  hier  ausgesprochenen  Grundsätzen  ge- 
folgt sind. 


G.  Kook:  4tristophaneg  sod  die  Götter  des  Volkaglaabeos.       83 

ttod  allenfalls  die  Frösche  nnd  Ekklesiazosen  die  Reaetion  ond  der 
zweite  Plntos  einen  abermaligen  Rflckfall  bezeiehnet:  off»'  oSg  dUoiiut, 
%o>i%iti  cxiommv  Ifyto.  Natfirlich  soll  dies  nicht  den  Sinn  haben, 
als  gediohten  wir  den  reichen  Gebalt  eines  Dichterlebens  in  pedan- 
tischer Weise  zn  schematisieren  and  seine  Werke  wie  Aktenbandal 
ein  fdr  allemal  in  bestimmte  Fächer  zo  bringen.  Das  ganze  organische 
Lebeo  zeigt  iadividnelle  Freiheit  in  dem  allgemeinen  Gesetz,  und  am 
wenigsten  die  Regungen  eines  Menschengeistes  lassen  sich  auf  das 
Streckbett  eines  todten  Sehemas  spannen.  Gelingt  es  nns  die  aufge- 
stellte Eitttheilang  im  allgemeinen  an  den  Werktfn  nnseres  Dichters 
durchzufahren,  so  geben  wir  Einzelheiten  gern  preis  und  glauben 
unserer  Pflicht  genflgt  zu  haben,  (atipea^'  '^fitv  noXv  to  (o^tovJ) 

Es  scheint  rathsam  die  getroffene  Eintheilung  der  Stflcke  zu- 
nichsi  aus  dem  allgemeinen  Charakter  derselben  zu  rechtfertigen; 
hoffentlich  wird  sich  schon  hiebei  ergeben  dasz  sie  nicht  ganz  will- 
ktrllch  ist. 

Die  vier  erstgenannten  Komoe<fien,  Acbamer,  Ritter,  Wolken 
nnd  Wespen  stehen  in  vieler  Beziehung  auf  ganz  gleichem  Boden.  Sie 
haben  alle  eine  ernste  Tendenz  und  enthalten  eine  Kritik  der  Hanpt- 
seiten  des  damaligen  politischen  und  sittlichen  Lebens.  Die  beiden  er- 
steren  sind  überwiegend  politischen ,  die  beiden  letzteren  mehr  ethi- 
seken  Inhalts.  Die  Acbarner  beleuchten  die  auswärtige  Politik ,  die 
Ritter  romehmlich  die  inneren  politischen  Zustände,  die  Wolken  kri- 
tisieren die  moralische  Entartung  der  Bürger  als  eine  Folge  der  So- 
phistik,  und  die  Wespen  greifen  speciell  eine  Krankheit  des  attischen 
Volksgeistes ,  die  Processncht  an.  Alle  vier  zusammen  enthalten  ge- 
wissermaszen  ein  vollständiges  Glaubensbekenntnis  des  Dichters  in 
der  Politik,  Sitte  und,  wie  sich  später  zeigen  wird,  auch  in  der  Re- 
ligion. Wie  die  Radien  .desselben  Kreises  weisen  sie  alle  auf  einen 
Mittelpnnkt  hin :  die  Begeisterung  des  Dichters  für  das  altgriechische 
Ideal.  Sie  athmen  sorglose  Heiterkeit  und  Kraftfalle  und  haben  dabei 
noch  eine  gewisse  Selhstbeherschung  und  Häszigung.  In  beiden  Bei 
Ziehungen  bilden  sie  einen  Gegensalz  gegen  die  Werke  der  folgenden 
Perioden,  deren  nächste  maszioser  Ueberraut  und  ausschweifende  ZQ- 
gellosigkeit  kennzeichnet,  während  die  darauf  folgende  von  einer  ge- 
wissen Beklommenheit  zu  Mismut,  selbst  zu  offenbarer  Verzweiflung 
fibergeht.  Auch  ist  schon  im  vorhergehenden  nachgewiesen,  dasz  sich 
namentlich  in  den  vier  ersten  Komoedien  ein  Bewustsein  des  Dichters 
von  seiner  ernsten  Aufgabe  ausspricht,  das  in  den  folgenden  Stacken 
nur  noch  zweimal,  im  Frieden  und  in  den  Fröschen  hervortritt.  Wenn 
man  zugesteht,  dasz  alle  genannten  Eigenthümlichkeiten  mit  unge- 
brochener Glanbenskraft  wol  vereinbar  sind,  so  sind  wir  vorläufig 
befriedigt  und  enthalten  uns  weitere  Folgerungen  zu  ziehen. 

Die  beiden  Stücke^  welche  wir  der  folgenden  Periode  zuweisen, 
der  Friede  und  die  Vögel ,  haben  auf  den  ersten  Blick  wenig  gemein- 
sames. Die  Tendenz  des  Friedens  schlieszt  sich  sogar  scheinbar  den 
froheren  Stücken  aufs  engste  an ,  ja  sie  ist  unleugbar  dieselbe  wie  in 

6» 


84      C.  Kock:  Arislophaoes  ond  die  GöUer  des  VollisgUttbaiis. 

4eB  AeharnerD.  Und  doch  bei  Gleichlieit  in  der  «bstracten  Teadaiis 
weiche  VerBchiedenheit  ia  den  Motiven !  Diese  sind  in  den  Aehaniera 
eiUlicb.  Während  das  Volk  durch  die  glaekliche  Wendung  des  Kam- 
pfes  bei  Fyios  der  Erreichung  seines  sehnlichen  Wunsches,  der  De- 
mAlignag  Spartas,  nahe  gekommen  zu  sein  glaubt,  lisxt  sich  Ar.  dnrcli 
diesen  augenblicklichen  Glücksfall  nicht  über  die  verderblichen  Fol> 
gen  des  Kriegs  verblenden:  er  will  den  Frieden,  weil  er  ihn  fftr  den 
einzigen  Zustand  hält,  in  dem  sich  die  gelockerten  Verh&ltnisse  des 
Staats  wieder  codsolidieren  können.  Denn  schon  herscht  in  der  inne- 
ren Verwaltung  völKge  Unordnung.  Die  Volksversammlung,  die  mit  der 
Morgenröibe  beginnen  soll ,  wird  erst  gegen  Mittag  eröffnet  (19  IT.) ; 
bis  dahin  steht  das  Volk  schwatzend  auf  dem  Markte  umher,  und  selbst 
die  Prytanen  lassen  sich  nicht  blicken.  Der  alte,  redliche  Dikaeopolis 
sitzt  seit  dem  Morgen  allein  auf  der  Pnyz  und  hat  volle  Musze  aber 
den  augenscheinlichen  Verfall  aller  Ordnung  seine  Betrachtungen  an- 
zustellen. Endlich  erscheinen  die  Prytanen  und  nun  stflrzt  alles  in 
Hast  auf  die  ersten  Pütze  zu.  Die  Versammlung  beginnt  ohne  Feier- 
lichkeit, die  einzige  wichtige  Frage  wegen  des  Friedens  wird  unge- 
stüm beseitigt  und  sogleich  die  Gesandten  vom  König  der  Perser  and 
von  Sitalkes  mit  ihren  unverschämten  Aufschneidereien  angehört.  Kurz 
der  ganze  Staat  ist  in  endlose  Verwirrung  gerathen  (541  ff.).  Wah- 
rend Grauköpfe  in  Reih  und  Glied  stehen  und  die  Strapazen  des  ge- 
meinen Kriegsdienstes  ertragen,  führen  das  Commando  ehrgeizige 
Jünglinge,  denen  auch  allein  die  Gesandtschaften  und  alle  anderen  ein- 
träglichen. Aemter  zufallen  (599  ff.).  Die  alten  Helden,  die  bei  Mara- 
thon ihr  Blut  verspritzt,  werden  in  ihrem  hilflosen  Alter  von  nichts- 
würdigen Buben  vor  Gericht  geschleppt,  und  weil  ihre  stammelnde 
Zunge  nicht  mit  der  Mundfertigkeit  ihres  Anklfigers  gleichen  Schritt 
halten  kann,  ins  bitterste  Elend  gestoszen  (67^  ff.).  Diese  und  ähnliche 
Motive  bewegen  Dikaeopolis  einen  Separatfrieden  zu  scblieszen.  Ist 
Trygaeos  im  gleichen  Fall?  Er  wird  als  halb  verrückt  geschildert 
(64  tt.  64 ff.)  und  damit  Von  vorn  herein  nicht  nur  die  sittliche,  son- 
dern auch  die  vernünftige  Begründung  seiner  Friedensliebe  aufgege- 
ben. Mehr  noch,  hierin  liegt  ein  Zug  von  Frivolit&t,  eine  Selbstironi- 
sierung  des  ernsten  Zweckes.  Was  sodann  den  Trygaeos  zu  seinem  Wag- 
nis treibt,  ist  allein  das  Streben  nach  materieller  Wolfahrt;  ein  ideelles 
Motiv  ist  ihm  ganz  fremd.  Ar.  klagt,  oft  im  halben  Spotte,  über  die 
Zerstörung  und  Verwüstung,  die  der  Krieg  über  Hellas  gebracht  habe, 
und  schwelgt  dann  im  maszlosen  Genüsse  der  lang  entbehrten  Güter 
des  Friedens.  Die  Tendenz  des  Stückes  ist  ohne  Ernst  erfaszt,  ohne 
Kraft  durchgeführt  und  wird  von  den  üppigen  Erzeugnissen  frivoler 
Laune  fast  verdeckt. 

Selbst  also  wenn  sich  im  Frieden  nicht  directe  Schmähung  und 
Verspottung  der  Götter  finde,  würde  sein  Inhalt  die  Annahme  einer 
Sinnesündernng  des  Dichters  wol  zulassen.  Aber  noch  mehr  recht- 
fertigt diese  die  Tendenz  der  Vögel.  Es  ist  an  einem  andern  Orte 
nachgewiesen,  dasz  Ar.  hier  selbst  von  dem  Kriegsfeuer  entflammt 


C.  Kock :  Aristophanes  und  die  GöUer  des  Volksglflubeofl.       85 

enchetst,  das  er  fraher  sa  löschen  versncfal,  dass  er  in  flbermatiger 
Laane,  von  dem  FrcTei  der  Hermokopiden  angeregt,  geradeza  den 
Olynp  xn  stQmen  ontemimmt.  Der  Bruch  mit  den  Anschaonngen  sei- 
ner Vergangenheit  liegt  hier  so  klar  za  Tage,  dasz  nar  'za  verwun- 
dern ist,  wie  er- je  hat  fibersehen  werden  können. 

Aber  zu  dieser  Verschiedenheit  des  Inhalts  beider  Stücke  tritt 
als  iieoes  Moment  eine  charakteristische  Divergenz  der  Form.  Wäh- 
rend die  vier  ersten  StQcke  trotz  vieler  kecker  nnd  fiberraschender 
Ideen  noch  eine  gewisse  Beschränkung  in  Sprache  nnd  Anlage  ver- 
rathen,  zeigen  der  Friede  nnd  die  Vögel  eine  Kflhnheit  nnd  Grosz-  ' 
artigkeit  des  Ansdrncks  und  des  Entwurfs ,  die  selbst  bei  Ar.  über- 
raschend ist.  Der  Geist  des  Dichters  hat  alle  Bande  gesprengt,  um 
nach  allen  Seilen  ins  schrankenlose  hinauszustreben.  Nicht  zufrieden 
mit  den  Horizonte  der  heimischen  Verbältnisse  erhebt  er  sieb  über 
das  Vaterland  und  die  Erde  selbst  und  steigt  entweder  auf  dem  xcrv- 
9a(fog  in  den  Himmel  empor,  um  den  Frieden  herabzuholen,  oder  er 
gründet  der  Schwefkraft  zum  Trotze  zwischen  Himmel  und  Erde  ein 
nenee  Reich,  das  Menschen  und  Götter  unter  seine  Botmfiszigkeit  zwingt. 
Ohne  Zweifel  bat  das  Genie  des  Ar.  in  dieser  Periode  seine  höchste 
Entfaltang  erreicht,  aber  uro  sie  zu  erreichen  hat  er  wie  der  Volks- 
geist seine  natürliche  Basis  aufgegeben :  ein  zusammenbrechen  ist  un- 
vermeidlich. 

Hit  der  Lysistrate  tritt  die  Umkehr  ein.  Ueber  dem  Gedichte  lagert 
eine  Schwüle  und  Beklommenheit ,  die  uns  bei  Ar.  früher  nie  begeg- 
net. Zwar  er  besitzt  Blasticitit  genug,  um  sich  über  eine  solche  Stirn- 
nang  su  erheben;  er  greift  nach  dem  ersten  Trugbilde,  das  ihm  seine 
Phantasie  vorführt.  Je  trüber  ihm  zu  Mute  ist,  desto  heiterer  will  er 
sein;  je  zweifelhafter  die  Rettung  des  Vaterlandes  ist,  desto  gewisser 
soll  sie  scheinen.  Er  hat  ja  ein  Heilmittel  gefunden ,  das  den  vernich- 
tenden Krieg  beendet,  —  aber  was  für  ein  Heilmittel!  Nicht  genug 
dass  er  selbst  nicht  daran  glaubt,  er  kann  auch  bei  andern  keine  Illu- 
sion hervorrufen.  Er  taszt  die  Manner  selbst  klagen ,  dasz  sich  'in 
Attikn  nicht  ein  einziger  Mann  mehr  vorfinde  (524),  nnd  gerade  dieser 
Umstand  so  wie  die  grosze  Plan-  und  Kopflosigkeit  in  der  Verwaltung 
des  Staats  (&07  ff.)  treibt  die  Weiber  zu  dem  Entschlüsse  ihrerseits 
die  Rettung  des  Vaterlandes  zu  versuchen.  Es  scheint  dem  Dichter 
gemdeza  das  charakteristische  des  atiischen  Volksstammes  alles  za 
spat  %n  thun  (56),  nnd  in  dem  treiben  des  Volkes  sieht  er  blosze 
Narrenspossen  (170).  Ja  nüchtern  sind  seiner  Ansicht  nach  die  Athe- 
ner Oberhaupt  nicht  bei  Sinnen,  nnd  der  Staat  könnte  nur  gewinnen, 
weoB  sie  im  Rausche  über  ihn  Beschlüsse  faszten  (1227).  Dabei  ist  ^ 
die  Verachtung  der  Sitte  so  hoch  gestiegen,  dasz  Ehebruch  keine 
Seiumde  bringt,  ja  dasz  manchem  Ehemann  ein  Hausfreund  etwas 
wflnsehenswerthes  scheinen  kann  (404  ff.).  Kommen  zu  diesen  Klagen 
noch  einzelne  Ausdrücke  offenbarer  Rene  über  die  Vergangenheit 
(s.  B.  Abb.  *die  Vögel  des  Ar.'  S.  15  =  385),  die  mit  der  Ausgelassen^ 
heiC  and  dem  Selbstvertranen  der  früheren  Komöedien  sehr  contrastie- 


i 


d6      C«  Kock :  Arislophanes  ood  die  Götter  des  Voiksglaobens. 

reo,  80  wird  es  sniissig  sein  auf  eine  abemalige  Sinnesioderong  de« 
Dichters  zu  schlieszen.  Dasz  diese  eine  Umkehr  za  der  Vergangen- 
heit ist,  seigt  schon  die  Wiederanfnahme  der  Friedenstendenz.  Nen- 
nen wir  es  auch  schon  hier  auffallend,  das^  die  Götter  in  der  Ly^sistrate 
zum  Theil  wieder  in  ihre  Rechte  eingesetzt  sind.' 

Denselben  Standpunkt  verratheu  im  allgemeinen  auch  die  folgen- 
den Komoedieu.  Während  Ar.  in  der  zweitea  Periode  vom  allgemei- 
nen Strome  fortgerissen  mit  dem  Geiste  der  Zeit  in  Einklang  steht, 
finden  wir  ihn  hier  wieder  meist  dem  Leitstern  seiner  Jugend  folgend. 
Aber  seine  Stimmung  ist  ernst  und  sie  verdttstert  sich  immer  mehr,  je 
mehr  der  politische  Horizont  sich  verfinstert.  In  dieser  zunehmenden 
Schwermut  liegt  bei  sonst  unverkennbarer  Aehnlichkeit  ein  deutlicher 
Gegensatz  gegen  die  erste  Periode.  Ist  er  dort  heiter,  natürlieh,  wage- 
lustig ^  so  zeigt  er  sich  hier  gezwungen,  bitter,  verzweifelnd.  Das 
Lachen  wird  zur  Grimasse,  die  derbe  NatQrlichkeit  zur  wQsten  Zote. 
Fast  scheint  es  ein  Mangel  an  Selbstachtung,  wenn  der  Dichter  bei  je- 
der Gelegenheit  in  den  tiefsten  Koth  tritt. 

Die  Thesmophoriazusen  sind  ein  blosser  Schwank.  Die  Zeitver- 
hiltnisse  zwangen  den  Dichlor,  wie  er  selbst  andeutet  (V.  963),  daa 
politische  Feld  zu  vermeiden.  Zwar  fehlt  es  nicht  an  Merkmalen,  die 
eine  Analogie  mit  dar  Weise  der  ersten  Periode  zeigen;  doch  sind 
diese  im  ganzen  unbedeutend  und  das  SlQck  hier  nur  deshalb  wich- 
tig, weil  es  eine  offene  Wiederanerkennung  der  Götter  enlhilt. 

Die  Frösphe  sind  eine  Kritik  der  entarteten  euripideischen  Poesie 
vom  Standpunkte  der  aeschyleischen  Kunst.  Hier  steht  Ar.  in  seinem 
Urteil  aber  Staat,  Sitte  und  Kunst  völlig  in  Ueberelnstimmnng  mit  deo 
Anschauungen  seiner  Jugend ,  und  es  ist,  wie  sich  spiter  zeigen  wird, 
far  unsern  Zweck  wesentlich  dieselbe  hier  fiber  allen  Zweifd  fest* 
zustellen. 

Die  Hinneigung  zum  alten  Griechenthum  gibt  sich  in  seiner  Be« 
geisterung  für  Aesohylos,  seine  Abneigung  gegen  die  moderne  Geistes- 
richtung in  seinem  Hasse  gegen  Euripides  kund.  Aeschylos  scheini 
seinem  dichterischen  Ideal  ziemlich  nahe  zukommen:  er  heiszt  ^ax2e£og 
flfvag  (1259),  er  hat  die  schönsten  Lieder  gedichtet  (1255),  und  wena 
auch  sein  Hang  zu  dunkeln  und  hochtrabenden  Ausdrficken  gelind  iro- 
nisiert wird,  so  erkennt  Ar.  doch  an,  dasz- hohe  Gedanken  angemes- 
sene Erhabenheit  der  Worte  verlangen  (1055).  Nach  Ar.  Ansicht  ist 
es  die  Aufgabe  des  Dichters ,  die  Menschen  zu  bessern  und  zu  beieh- 
ren (1008).  Er  soll  bei  erwachsenen  die  Stelle  des  Lehrers  verlreteo 
(1053) ,  d.  h.  er  soll  nicht  den  Neigungen  des  Publicums  nachgeben, 
sondern  dieselben  auf  den  rechten  Weg  leiten.  Deshalb  darf  er  nur 
Beispiele  des  guten  zur  Darstellung  bringen ,  gemeines  und  böses  we- 
der Selbst  ersinnen  noch ,  wenn  es  in  der  Volkssage  vorhanden  ist, 
den  Zuschauern  vorführen  (1052).  Diesen  Anforderungen  nun  hat 
Aesohylos  genügt.  Demeter  hat  seinen  Sinn  genährt,  und  sein  Streben 
ist  gewesen  sich  ihrer  hehren  Mysterien  würdig  zu  zeigen  (886).  Dem 
Beispiele  seiner  Vorgänger  folgend ,  die  alle  neben  dem  angenehmeo 


C.  Kack :  Ariatophaaes  «id  dk  CI6tlar  das  Volkafflaabaas.       87 

daa  gata  and  aaialioha  iaa'Aa^-faaxlaa  (1030),  liat  ar  dorch  den 
•Iraagaa,  sittliabea  Inball  seioar  Tragoediaa  dia  Atbaaar  aa  krifkigan, 
braran  Bflrgarn  gemaobt,  dia  in  Hanobafligkeil,  Yalarlandsliabe  nad 
Geboraam  ibrao  böcbatea  Rahm  aacblan  (1021.  1035).  Selbst  die  Ga- 
sahlachtalieba  in  seiae  Dramen  einanfabran  bat  ar  fAr  eiaa  Yarsan« 
digoag  an  der  Dichtkunst  gehalten.  So  siebt  in  ihm  Ar.  den  wahren 
tragischen  Dichter  (1004)  und  zugleich  einen  Grundpfeiler  dar  alten 
Zeit,  in  Euripides  dagegen  den  Repraesentanten  aller  yerdarblichen 
Richtangea  der  Gegenwart. 

Er  hat  die  Tragoedie,  die  er  yon  Aeschylos  gesund  nnd  kräftig 
aberfcommen,  durch  systematische  Hungercur  kraftlos  und  nerfen- 
schwach  gemacht  (940),  er  bat  den  erhabenen  tragischen  Pomp"  bei 
Seite  geworfen  und  die  nichtswQrdigste  Zungendrescherei  an  dessen 
Stalle  gesetzt.  (841  n.  955).  Mit  Yerscbmfibnng  jedes  wardigan  In- 
halts hat  er  in  seinen  Tragoedien  ein  Gewebe  von  Lug  und  Trug ,  von 
Listen  ondiKniffen  aufgestellt  ^  anatatt  der  Könige  und  Heroen  Bettler 
and  Krappel  auf  die  Bühne  gebracht  (845)  und  salbst  in  den  Dramea 
der  Damokratia  dadurch  Yorscbiib  geleistet,  dasz  er  gegen  altea 
Braaeh  Sklaven  und  Mägde  sich  in  wolgefälligen  Reden  ergehen  liesz 
(930).  Die  Liebe,  die  Aeschylos  vom  Theater  verbannte,  hat  er  zur 
Triebfeder  seiner  Stücke  gemacht  und  sich  nicht  mit  der  reinen,  na- 
türlichen Liebe  begnügt,  sondern  die  sündhaftestea  Entartungen  der-* 
selben  zn  tragischen  Motiven  benutzt  (850. 1050.  1060).  Aber  Euripi- 
daa  iat  nicht  blosz  der  Yerderber  des  Kunstgeschmacks ,  sondern  ge- 
radezB  der  Wortführer  der  Auflehnung  gegen  das  alte  IdeaL  Die 
Harmonie  zwischen  kärperlicher  und  geistiger- Ausbildung  ist  durch 
ihn  gestört:  denn  wer  will  noch  die  Mühen  der  Palaestra  ertragen, 
seit  Körpertüchtigkeit  für  ein  wertbloses  Gut  gilt,  Ehre  und  Einfluss 
aar  dem  au  Theil  wird,  der  «ine  schlagfertige  Zunge  hat  nnd  im  Recht 
nad  Unrecht  zu  siegen  ;verstebt?  Darum  ist  die  physische  Kraft  aus 
dem  Volke  gewichen  (1084),  es  gibt  keine  rüstigen  Kriegec ,  keine 
gewandten  Fackellänfer  mehr,  aber  ein  Heer  von  Schwätzern  und  Ge- 
setzgebern. Ebenso  bat  Euripides  den  sittlichen  Geist  vergiftet.  Sein 
spitzfindiges  Raisonnemeut  hat  die  Scbiiohlheit  und  Gutmütigkeit, 
seine  sophistischen  Gegenreden  die  Yerträglichkait  der  Bürger  ver- 
oichtet  nnd  sie  za  schlauen,  argwöhnischen,  engherzigen  Menschen 
gemacht  (957  n.  980),  zu  charakterlosen  Snbjecten,  die  nach  ihrem 
Yortbeil  alle  Rollen  spielen,  wie  sein  Schüler  Theramenes  (968  n. 
534).  Er  bat  die  alte  Treue ,  den  Gehorsam  gegen  Gesetz  nnd  Obrig« 
kett  so  erschüttert  (1072) ,  dasz  selbst  die  Disciplin  der  Flotte  an  dem 
Eigenwillen  der  Ruderknechte  zn  Grunde  gegsngen  ist.  Seine  Lumpen* 
beiden  haben  den  Egoismus  genährt  (1062),  seine  skeptischen  Pbilo- 
sopheme  den  Glauben  an  die  alten  Götter  untergraben  und  einen  neuen 
Schlag  Ton  Gottheiten  eingeführt  (889) ,  die  echten  Schutsgötter  der 
Sophiatik.  Endlich  ist  der  Pestbaneb  seiner  erotischen  Dramen  auch 
in  das  Familienleben  eingedrungen,  nnd  die  edelsten  Frauen  haben  sich 
darch  das  Betspiel  seiaer  Stbaaeboeen  berücken  lasseu  (1050). 


88      C.  Kook:  ArisCophaoM  oDd  di«  MUer  dof  VelkiglMkeiu. 

Wem  diese  Blameolese  eioielaer  Aassprflcbe  des  Diohters  %n  Umg 
erscheint,  der  wird  wenigeteiis  einrinaiee  masteo,  dasi  der  Meno^ 
welcher  den  Verftcbter  der  alten  Sitte  und  Reliffioa  mit  so  glahenden 
Hesse  verfolgt,  selbst  yoo  Verehrung  fdr  diese  erfttllt  sein  nnsz. 
Gerade  diese  erbitterte  Polemik  enthüllt  uns  die  innersten  Uebersea- 
gangen  des  Dichters  und  ist  ein  Beweis  sowol  fttr  den  Grnndzng  sei- 
nes Charakters  als  auch  fAr  die  Ueberwindung  der  leichtfertigen  Lo- 
bensanschannng  in  ihm  nnd  die  Rflokkehr  su  seinen  alten  Grnndsitseo, 
wie  sie  namentlich  in  den  Wolken  ausgesprochen  waren.  Diesen 
Grundsfttsen  angemessen  sind  denn  auch  die  praktischen  Rathschlfige, 
die  er  znr  Herbeifahrung  eines  besseren  Zustandee  gibt,  die  aber  an- 
zuführen wir  uns  gern  bescheiden. 

Eben  so  versagen  wir  es  uns  anf  viele  Ausbrache  des  Unmnis 
und  der  Versweittung  hinzuweisen ,  die  für  diese  Periode  charakteris- 
tisch sind.  Nicht  dass  dieser  Mismut  in  den  FriVsohen  am  stirksten 
anftrftte ,  denn  er  ist  in  den  Ekklesiazusen  noch  erheblich-gesteigert, 
aber  er  ist  auch  hier  stark  genng ,  um  die  innere  Gebrochenheit  des 
Dichters  zu  beweisen.  Aus  dieser  Gebrochenbeit  erklärt  es  sich 
vielleicht  auch,  dasz  sich  in  den  Fröschen  einer  im  ganten  würdigen 
Auffassung  der  Götterwesen  hin  und  wieder  offenbare  Frivolität  bei- 
mischt. 

Dreizehn  Jahre  liegen  zwisohen  der  Aufftthruttg  der  Frösche  und 
der  der  Ekklesiazusen.  Was  der  Dichter  gefOrchlet  hat,  ist  in  ihnen 
znr  Gewisheit  geworden:  Athen  ist  unter  die  Hand  der  Feinde  gelRlleii 
und  hat  ihre  Macht  gefühlt.  Zwar  die  Krisis  ist  überstanden,  aber  der 
entkr&ftete  Staat  hat  *die  Folgen  des  gewaltigen  Schlages  nicht  über«, 
winden  können.  Anstatt  der  Heilung  ist  chronisches  Siechthnm  ge- 
folgt. —  Mit  dem  alten  Staate  ist  auch  die  alte  Komoedie  gefallen, 
nnd  die  Ekklesiazusen  zeigen  nicht  blosc  in  der  Form  einen  merk- 
lichen Unterschied  gegen  die  früheren  Stücke.  Auch  ihr  Inhalt  ist 
rein  negativ,  und  nur  in  diesem  negativen  Verhalten  gegen  die  Wirk- 
lichkeit zeigt  hier  Ar.  ein  festhalten  an  seinen  alten  Ueberzengungeo. 
Für, positive  RathschUge  ist  die  Zeit  dahin:  denn  von  Abstellung  ein^ 
zelqer  Misbriuche  kann  da  nicht  mehr  die  Rede  sein,  wo  alles  ein- 
zelne eben  so  schadhaft  ist  wie  das  ganze ,  wo  kaum  noch  anf  den 
Willen  zu  rechnen  ist  gutem  Rath  zu  folgen.  So  entarteten  Zustünden 
gegeuQber  kann  nur  die  Flucht  aus  der  Wirklichkeit  einen  Angeo- 
bliok  Trost  gewähren,  und  die  Muse,  die  ihren  Liebling  zu  jeder  Zeit 
mit  der  Fülle  ihrer  Gunst  überschüttet  hat,  gewihrt  ihm  auch  diesen 
Trost  einer  augenblicklichen  Illusion.  Im  Plutos  ist  das  Verhältnis 
des  Dichters  zur  Gegehwart  nicht  wesentlich  gefindert,  nur  dasz  seine 
Stimmung  ruhiger  und  weniger  bitter  ist.  Er  tadelt  noch  da^  Laster 
nnd  selbst  einzelne  Schurken ,  aber  ohne  die  Absicht  der  Besserung, 
und  tröstet  sich  und  die  Zasehauer  über  den  Jammer  der  Wirklich- 
keit durch  Ausmalung  flngierter  Situationen.  Die  grössere  Milde,  die 
sich  überall  kundgibt,  könnte  auf  Rechnung  des  Alters  geschrieben 
werden,  wenn  nicht  die  Frivolität,  die  sich  in  der  Behandlang  der 


C  Kock:  jkfislopiaBM  oad  die  «Her  dte  VoUugiMiMOi.      89 


CiMIcr  wieder  sdgl,  ee  wehricheiiilieher  nackte  dass  Ar.,  des  rer- 
gebliehen  Kampfes  Bude,  seiaen  Friedea  mil  dem  Geiste  der  Zeit  ge- 
seMosaeo  Imtte» 

Ist  es  oan  wirklieli  getangen  aaeliiiiweiseii,  dass  Ar.  nicht  wie 
eiae  kalte  Marmorbfiste  dea  Sobicksaleo  seines  Vaterlaades  gegvm*- 
abergestanden ,  soadern  eine  den  Flttctaatioaea  des  Volksgeistes  sna- 
lege  Entwicklang  dnrebgemacht  habe ,  so  ItOnnen  wir  mit  mniger  Zu. 
▼ersieht  an  nasere  speeielle  Anfgabe  gehea ,  daraathon  dass  sein  Yen- 
hiltais  aar  Volksreligion  ihaliefaea  Sehwanknagen  aasgesetst  war. 

Wir  Bflssea  es  im  Interesse  des  aaantretenden  Beweises  als  einen 
gressen  Verlust  ansehen ,  daaa  ans  die  erste  Komoedie  des  Dichters, 
die  Daetaleis,  nicht  erhalten  ist.  Nach  den  Fragmenten  and  soasti» 
gen  Naehrichten ,  die  wir  aber  sie  habea ,  darfen  wir  aanehmen ,  dass 
sie  naa  ni^t  bloss  von  den  sittlichen,  sondern  aaofa  Ton  den  religiösen 
fjebersengnagen,  mit  denen  er  sieh  seinem  Dichterberafe  widmete, 
ein  dentliebes  und  Yollslindiges  Bild  geboten  hatte.  Zwar  enthalten 
aaek  die  erhaltenen  Stficke  der  ersten  Periode  genagendes  llaterial 
snr  Besrteilnng  seines  religiösen  Standpunktes,  aber  in  erwttnschler 
VolUtindigkeit  dooh  erst  die  dritte  Komoedie,  die  Wolken,  and  in- 
dem wir  die  Untersnehnng  der  Zeitfolge  gemäss  mit  den  Aoharnem 
begittnen,  sind  wir  fsst  genöthigt  an  einer  petitio  principii  unsere 
ZuBneht  %n  nehmen.  Dean  am  ehrlieh  sa  sein ,  einen  directen  Beweis 
fflr  die  Gläubigkeit  des  Dichters  geben  die  Achamer  nicht,  da  sie  sieh 
fast  gans  auf  dem  politischen  Gebiete  halten  und  von  der  Religion 
abstrahieren ,  nnd  wenn  man  aus  ihrer  sittlichen  Tendenz  nad  der  Ab- 
hingüeiikeit  des  Verfassers  an  die  alten  gutea  Zastinde  folgern  dalrC, 
dass  er  anch  in  seinem  Glauben  aaf  dem  Bodea  der  UeberlieCemng 
steht,  b6  kann  diese  Folgerong  anf  zwingende  Beweiskraft  allerdings 
keinen  Anspruch  machen.  Einxelne  Anrnfnngen  der  Götter,  vielfacher 
Gebrauch  von  Schwnrformeln  mit  Zusiehang  eines  Götternamens  sehen 
auch  wir  aar  als  conventioneile  Aasdrucksweise  au,  uad  so  gewinnt 
^e  Vermotnng,  dass  Ar.  in  den  Acharnern  von  naiver  Frömmigkeit 
erfUlt  ist,  einen  höheren  Grad  von  Wahrscheinlichkeit  erst  dafch 
die  Wahrnehmung,  dass  sie  mit  den  Komoedien,  welche  positive  Be^ 
weise  ron  Gläubigkeit  enthalten,  in  Ton  und  Anffassungsweise  anfii 
ianli^e  verwandt  sind.  Aeaszernngen ,  die  mit  ungebrochener  Glan- 
bcMkrafl  in  Widerspruch  ständen ,  finden  sich  nicht. 

Hit  den  Rittern  erreicht  unsere  Untersuchung  eine  festere  Grunde 
Isge.  Ist  auch  die  Tendenz  wesentlich  politisch,  so  verräth  dooh 
schon  diese  eine  ernst  sittliche  Gesinnung ,  die  mit  wahrer  Fröromig- 
keil  wol  verträglich  ist.  Die  Aufgabe  des  Agorakritos  beschränkt 
sich  nicht  auf  den  Sturz  des  Kleon:  er  soll  das  Staatsleben  wieder 
gesnnd,  das  Volk  wieder  zu  dem  machen,  was  es  anter  Aristeides  und 
Miltiades  war.  Die  Sceoe,  in  der  dies  als  erreicht  dargestellt  wird, 
hat  geradezu  einen  feierlich  religiösen  Charakter.  Unter  ev^iffi/a  und 
einem  Faean  wird  der  Retter  des  heiligen  (1319)  Athen  und  der  ver- 
jangte  Demos,  der  durch  Oeff^ung  der  Propylaeen  den  Zuschauern 


90      C.  Keck:  Aristophtief  ud  die  OMm  dag  Yolksglattbeiis. 


ganicfat  wird,  empfisgea.  Ifra  darf  baswaifafaif  data  aia 
Diehtar ,  aas  daaaan  Gemüt  das  GafOhl  der  Abhäogigkeit  tob  das  GiftU 
lern  gewichen  war,  die  bMprochene  Sceae  in  der  Art  eingekleidet 
bitte,  wie  sie  ons  vorliegt,  wihrend  es  anderseits  natarlich  war,  dasx 
ein  frommer  Sinn  der  Verwirklicbang  seines  Ideals  gegenOber  sich 
unwillkürlich  zu  religiösem  Scbwnnge  erhob.  Indes  brauchen  wir 
anf  diesen  Umstand  nm  so  weniger  Gewicht  sn  legen ,  als  sich  in  den 
Rittern  flberseagendere  Indicien  von  der  Frömmigkeit  des  Dichters 
finden.  Wir  rechnen  hieher  vor  allem  die  Hymnen  anf  Poseidon  und 
Athens  (551  ff.  581. ff.)  9  die  der  Chor  in  der  ersten  Parabase  singt, 
ünn  ist  es  freilich,  eine  Thatsache,  dass  manche  Gelehrte  in  die- 
sen Liedern  nichts  als  eine  Zasammensetsong  herkömmlicher  Phrasea 
sehen,  and  wir  selbst  sind  nicht  gesonnen  sie  in  Hinsicht  anf  Tiefe 
and  Adel  der  Gedanken  nninittelbar  neben  die  besten  Chorgesioge 
eines  Aesohylos  oder  Sophokles  an  setzen.  Indes  ist  in  ihnen  doch 
anserer  Meinung  nach  so  viel  Wflrde  nnd  Feierlichkeit  ansgedrQckt,  als 
in  einer  Komoedie  Oberhaupt  an  seiner  Stelle  und  von  einem  Komiker 
an  erwarten  ist.  Jedenfalls  aber  muss  es  dem  Dichter ,  dem  niemand 
Mangel  an  Vaterlandsliebe  vorwerfen  wird,  Ernst  damit  sein,  wenn  er 
den  Poseidon  anruft,  der  seinen  Mitbürgern  in  Seesolüaohten  den  Sieg 
gegeben ,  wenn  er  Pallas  besingt  als  die  Schutzgöttin  der  im  Kriege 
nnd  in  der  Dichtkunst  gewaltigen  Stadt.  Herkömmlich  siad  in  der 
Komoedie  Götterhymnen  überhaupt  nicht,  da  sie  in  vielen  Stücken 
fehlen;  wenn  sie  also  gedichtet  wurden,  so  muste  wolder  innere 
^Drang  den  Dichter  dazu  vermocht  haben.  Mit  solcher  wahren  Fröm- 
migkeit stimmt  es  denn  auch,  wenn  Ar.  ohne  Motivierung  durch  den 
Zusammenhang  der  Handlung  die  Ueberzeugung  ausspricht,  dasz  Athen 
Iftngst  untergegangen  wire,  wenn  nicht  Athena  ihre  schützende  Hand 
(im  komischen  Ausdrucke  X'^Que  V.  1175)  über  sie  hielte;  wenn  er  es 
als  eine  Pflicht  der  Bürger  ansieht,  nmsonst  für  Vaterland  nnd  hei- 
mische Götter  zu  kimpfen  (576).  Ebenso  ist  es  schwerlich  ganz  be- 
deutungslos, dasz  die  meisten  Phasen  der  Handlung -mit  religiösen 
G<^riuchen  eingeleitet  werden:  wie  Agorakritos,  bevor  er  seine 
groszartige  Bestimmung  vernimmt,  die  Erde  und  die  Götter  anbeten 
mnsz  0^)9  ^^®  diese  Bestimmung  selbst  durch  ein  (immerhin  wunder- 
Hches)  Orakel  motiviert,  wie  Agorakritos  vor  seinem  Gange  zur  Bnle 
dem  Zeus  Agoraeos  empfohlen  wird  (500),  wie  Kleon  selbst  zur  Athena 
betet  (763).  Es  zeigt  gewis,  dasz  dem  Dichter  religiöse  Uebungen 
nooh  geläufig  sind,  zumal  sie  auch  in  der  Komoedie  ohne  alle  Neben- 
absicht eingeführt  werden.  Wenn  ferner  der  eine  Sklave  (Nikias) 
das  Dasein  der  Götter  daraus  folgert,  dasz  er  ihren  Hasz  empfunden 
habe  (32),  so  haben  wir  hierin  sicher  nur  eine  launige  demonstratio 
ad  hominem  zu  sehen,  die  uns  zeigen  kann,  wie  leicht  sich  der  Dichter 
über  scrupulöse  Fragen  hinwegzuhelfen  weisz. 

Haben  wir  aber  so  eine  gerechtfertigte  Ueberzeugung  von  dem 
gläubigen  Sinne  des  Dichters  gewonnen,  so  wird  es  uns  wenig  stören, 
dasz  er  mit  den  Orakeln  ein  wenig  frei  umgeht ,  zumal  er  nicht  gegen 


C.  Ko«k :  AristopktBM  md  die  CMtor  des  Volksglasbans.      91 


die  GttabwArdigkeit  der  Onkel  aberhaept  poiemMierft,  soodero  aar 
das  aberfraehtbare  Gehirn  der  Seher  and  Wahrsager  verspoltet.  Uad 
eaeh  eui  obsceaes  Oflaen  (638)  weiden  wir  dem  Dichter  za  gute  hal- 
ten, der  ja  wol  ein  Recht  hat  in  solchen  dem  Kern  der  Religion  femer 
liegenden  Nebendingen  einmal  seiner  Laune  die  Zttgel  schieszen  sv 
lassen. 

Hit  den  Wolken  treten  wir  in  den  Mittelpunkt  aristophanischer 
Denk-  und  Sinnesweise  ein.  Das  Stack  greift  bekanntlich  in  Sokfates 
als  dem  vermeintlichen  Hanptrepraesentanten  der  Sophistik  die  ge- 
samte anoderne  Erziehung  in  ihrem  Eioflusz  auf  Körperentwicklung, 
Sittlichkeit  nod  Glauben  an.  Entbilt  es  somit  eine  ziemlich  er- 
schöpfende Zasammenstellung  von  Ar.  Grundsätzen  im  Privatleben, 
so  gibi  es  uns  nicht  weniger  sein  unumwundenes  Glanbensbekenntuis. 
In  beiderlei  Hinsicht  zeigt  es  den  Dichter  als  begeisterten  Verthei- 
diger  des  alten  und  als  erbitterten  Feind  des  neuen. 

Ubd  nicht  in  die  Irrwege  der  vielen  Fragen  einzugehen ,  die  von 
den  Terschiedenen  Erkifirern  der  Wolken  angeregt  sind  (iya  d'  a^k* 
90 V,  vjto  KUatfog  aTca^sv,   inla%a(MU,  öia  Tfjvds  xriv  xqvyipÖUtv)^ 
wollen  wir  als  für  uns  wichtig  nur  den  ^inen  Punkt  kurz  erörtern,  ob 
Ar.  am  des  Sokrates  willen  die  Sophistik  oder  um   der  Sophistik 
willen  den  Sokrates  verspottet.    Denn»  wäre  ihm  die  Verspottung  der 
Person  die  Hauptsache,  so  hätten  die  schweren  Anklagen,  die  er 
gegen  die  Lehre  erhebt,  als  Mittel  zum  Zweck  geringeres  Gewicht. 
Piaton  stellt  bekanntlich  das  Verhältnis  des  Ar.  zum  Sokrates  keines- 
wegs als  persönliche  Feindschaft  dar,  und  da  er  für  seine  Zeilgenossen 
schrieb,  denen  beide  Männer  hinlänglich  bekannt  sein  mnsten,  so  wQsten 
wir  schwer  einen  Grund  zu  finden,  weshalb  er  durch  directe  Umkeh- 
rnng  der  Wahrheit   den  Widerspruch  des  allgemeinen  Bewnstseind 
hätte  hervorrufen  sollen.    Wol  möglich ,  dasz  er  das  Verhältnis  schil- 
dert, wie  es  einige  Zeit  nach  Aufführung  der  Wolken  sich  gestaltete. 
(Die  fingierte  Situation  im  Symposion  fällt  ins  Jahr  416,  also  7  Jahre 
nach  den  Wolken.)    Aber  wenn  sich  dies  in  der  Zwischenzeit  geän- 
dert hatte,  so  läszt  sich  eher  erwarten,  dssz  persönliche  BerOhrang 
den  schroffen  Meinungsstreit,   der  auf  einer  Verwechslung  beruhte, 
gemildert ,  als  dasz  Verwandtschaft  der  Ansichten  die  persönliche  Ab- 
neignng  Überwunden  habe.  Ausserdem  leuchtet  aus  dem  Stücke  selbst 
ein,  dasz  Ar.  den  Sokrates  vor  seinem  Angriffe  gegen  ihn  wenig  ge- 
kannt hat.   Jemand,  der  den  Philosophen  genau  kannte,  hätte  ihn  nur 
ans  giftiger  Bosheit  zum  Vertreter  der  Sophistik  machen  können :  eine 
»olcbe  Bosheit  verträgt  sich  aber  nicht  mit  der  hochherzigen  Gesin- 
nung unseres  Dichters.  Ebensowenig  konnte  ihm  jemand,  der  sich  nur 
ein  wenig  genauer  um  ihn  bekOmmert  hatte ,  offenbaren  Diebstahl  und 
schamlose  Gewinnsucht  vorwerfen.  Nun  gar  den  Sokrates  als  einen  dem 
Leben  abgewendeten  GrQbler  sich  im  Hängekorbe  über  Astronomie  usw. 
nscbsinnend  vorzustellen  lag  nur  einem  Dichter  nahe ,  der  ohne  hin- 
reichende persönliche  Bekanntschaft  dem  ersten  besten  Phantasiebilde 
folgte,  das  seiner  ungefähren  Vorstellung  von  dem  Wesen  des  Denkers 


M      e.  fmk:  AristopiMMs  od  tfe  Mitcr  te  V^lksgtaäbeu. 

MttprMi«  Ifw  mae  üabekanticlMfl  kam  ea  ledWiailigBa,  daax  er 
aa«  Haas  gegaa  die  Lehre,  die  jeaer  aaeli  Aasiciit  das  Dieklera  ver- 
irill,  aaeii  die  Fersoa  nit  dea  Farbea  nalt,  die  ihai  seiae  Brbilleraai^ 
f egea  jeae  an  die  Haad  gibt.  Ar.  kaaate  wol  vea  Sokrates  aar  das 
waaderliclie  der  iaszera  Brscheiaaag,  aad  weaa  diese  seiaer  SpoU- 
saeht  eiaea  Irefflichea  Aahall  bot,  so  lenkte  seiaea  Haas  aef  iha  wol 
aar  das  Aasehea ,  das  er  aaaieBtlich  als  Atkeaer  ror  aaderea  Philo- 
sophea  geaoss.  So  trat  er  gegen  dea  Measehea  aef,  weil  er  ia  ihat 
die.Iicherliche  VerkArpereng  dt8  rerhasslea  Friaetps  sah,  aieht  ge- 
gea  die  Lehre,  weil  sie  tob  einem  ihm  Terhasalea  Maaae  rertreten 
werde. 

Jedoeh  wena  sagegebea  wird,  dasi  dem  Aagriffe  des  Dichters 
persftaliche  FeindsehafI  nieht  sa  Grande  lag,  war  das  gaase  aieht 
vielleicht  bloss  eia  hanaloses  Fosseaspiel ,  daa  des  blossen  Seberaes 
wegen  erfunden  das  Gelftehter  des  Pnblicaais  aaai  letatea  aad  eiasigea 
Zwecke  hatte?  Nen,  Ar.  hofiFle  allerdings  schwerlieh  das  was  er  den 
Athenern  anrieth  jedesauil  in  der  nächsten  Volksversammlnng  sam  Ge- 
sets  erhoben  au  sehen,  und  mfn  mag  daher  der  Last  am  Scheree 
immerhin  ihr  Recht  widerfahren  lassen.  Doch  hiesse  es  ohne  Zweifel 
den  Sehers  etwas  weit  treiben,  wenn  der  Dichter  etwa  bloss  um  eines 
schönen  Sohlosstableaas  willen  anf  der  Bahne  einem  Manne  das  Hans 
aber  dem  Kopfe  ansfinden  Hess,  dem  er  in  Wahrheit  alles  giite 
wanschte,  wenn  er  eben  diesem  Manne  Verbrechen  snr  Last  legte,  die 
nicht  Gelichter  erregen,  sondern  die  allgemeine  Verachtong  nnd  bit- 
tere Strafe  nach  sich  sieben.  Nein,  die  Wolken  fdr  so  leichte  Waare 
an  halten  verbittet  sich  Ar.  selbst,  wenn  er  wiederholt  anf  die  Weis- 
heit der  ihnen  sn  Grunde  liegenden  Ideen  hinweist  (523  ff.)  and  von 
der  MQhe  spricht,  die  er  auf  ihre  Composition  verwandt  habe.  Za 
einem  solchen  im  Grunde  gleicbgiltigen  Verhaften  gegen  das  behan- 
delte Object  passt  sehr  schlecht  die  Begeisterung,  mit  welcher  er  das 
Ideal  der  alten  Ersiehang  schildert,  nnd  die  Bitterkeit  der  Schmiban- 
gen,  die  er  gegen  die  Entartung  seiner  Zeit  schleudert.  Beides  seigt, 
dass  die  Sache  fQr  die  er  kämpft  ihm  Hersenssache  ist,  dass  die  Ten* 
dens  die  er  verfolgt  auch  sein  Gefahl  aufregt. 

Jeder  der  Sympathie  far  Gefahlsregungen  hat,  wie  sie  in  der 
Rede  des  gerechten  snm  Ausbruch  kommen ,  wird  es  daher  far  eine 
ausgemachte  Sache  halten,  dass  Ar.  einen  erasten  Zweck  verfolgt,  and 
BWar  nicht  sum  kleinen  Tbeile  den ,  die  Volksgdtter  gegen  die  An- 
griffe der  Sophisten  su  verlheidigen.  So  rechtfertigt  er  selbst  die 
Verbrennung  der  Denkanstalt  damit,  dass  Sokrates  und  sein  Anhang 
die  Gölter  beleidigt  habe  (1506),  und  der  Chor  ruft  sum  Schlüsse 
(1507)  dem  Strepsiades  au,  in  der  Verfolgung  der  Sokratiker  nicht 
aaehsntassen  nokltSv  ovvinn^  fMkiöxa  d'  eldag  roig  ^eovg  mg  tfil- 

novv. 

Wir  können  es  uns  demnach  hier  ersparen  aus  einseinen  Aas- 
ftftfitMbn  and  Situationen  die  Gläubigkeit  des  Dichters  nachsuweisen, 
^  Sih  Teadeas  und  fast  der  ganse  Verlauf  der  Handlung  far  sie  das 


C.  Kock :  ArislophiDM  ud  die  Gütter  dM  Volks^ltiibens.      93 


to  Zeufins  ablegen.  Wie  sicher  Ar.  in  seinen  Clenben  siebt, 
beweisl  am  besten  in  GegensaUe  die  Gottheit,  die  er  den  Sokrates 
Mbelea  liest  Wenn  er  in  der  Maske  der  Wolken  okne  Zweifel  das 
schwankende,  unstete,  nnsuTerlissige  der  Resnltate  der  Sophislik 
rerkörpern  will,  so  moss  er  in  den  Gottheiten,  denen  er  Tertrant, 
doch  wo!  das  feste,  sichere,  i weifellose  sehen«  Und  das  um  so  dent^ 
lieber ,  als  er  seihst  lum  Sehlass  des  Stückes  die  Traggottheit  die 
Larre  abwerfen  und  das  Ideal,  das  sie  dem  Ange  des  Sokrates  yor- 
gebalten,  serstören  Usst.  Auch  im  Verlaufe  des  Stdckes  ist  er  ge- 
iissenlUeb  darauf  bedacht  der  Wolkengottheit  jeden  Schein  der  Reali« 
tat  zu  nehmen,  indem  er  den  Chor  nicht  bloss  in  der  Parabase,  wo 
dies  nieht  auffallend  wfire,  sondern  auch  in  der  Parodos  (399  7.)  die 
wahren  Gdtter  besiegen  läszt;  mid  wenn  Gelehrte  in  diesen  Hymnen 
Ironie  gewittert  haben,  so  ist  nur  tu  bedauern,  dass  sie  nicht  Ar. 
selbst  wegen  der  v&lligen  Verkennnag  seiner  Intention  in  einem  ironi« 
sehen  Liede  preisen  kann.  Wir  lassen  dahin  gestellt,  ob  er  dies  in 
der  Weise:  iiaxaQ  m  JStQiyjdadBSy  4xvt6g  t'  (ipvg  mgöogtog^  olov  ta 
rav  vovv  t^^eig  gethan  oder  sie  in.parabatischer  Form  begrOsit  bitte: 
iyt  d^  ipvifiv  SvS^g  aiietvQoßioi ,  ^wXlav  yeveä  ngoaoiioiot^  glauben 
aber  jedenfalls  in  seinem  Sinne  zu  handeln ,  wenn  wir  ihnen  ein  wol- 
gemeintes  svgyi^fiuv  2(A  fta^lavaa^ai  xoig  iifuziifoust  jp^ouii  zurufen. 
Sowol  Form  als  Inhalt  der  Lieder  ist  ernst  und  würdig  gehallen ,  ihr 
Ernst  barmoniert  vollkommen  mit  dem  Grundgedanken  des  Stückes, 
aad  es  gehört  offenbar  eine  privilegierte  Art  von  Scharfsinn  dazu, 
um  eiuen  Anhalt  fQr  irodische  Deutung  zu  flnden.  Denn  darauf  wird 
man  sich  wol  nicht  berufen  wollen,  dasz  Ar.  aach  sonst  in  den  Wol- 
ken die  Götter  an  einseinen  Stellen  ironisiert,  wie  wenn  er  den  Strep- 
liades  sich  den  Regen  als  eiae  allerhöchsten  Orts  stattfindende  Ent- 
leerung des  fir  die  Ernährung  des  Körpers  fiberflOssigen  Wasserge- 
balts durch  das  medium  eines  Siebes  vorstellen  laszt  (371).  In  sol- 
chen Pillen  setzt  er  den  Spitzfindigkeiten  des  Sokrates  des  komischen 
Conirestes  wegen  nicht  seine  eigene  Ansicht ,  sondern  die  grobsion- 
liebe  Vorstellung  einer  Bauernphantasie  entgegen,  die  er  natfirlicb  bei 
aller  Ehrfurcht  vor  den  Himmlischen  ebenso  licherlich  finden  kann, 
als  ihm  die  Philosophie  des  Sokrates  verwerflich  erscheint. 

Die  Quelle,  welche  in  den  Wolken  so  reichlich  gesprudelt  hat, 
dasz  wir  nur  aus  dem  vollen  zu  schöpfen  brauchten,  rinnt  in  den 
Wespen  wieder  spärlich;  doch  hält  es  nicht  schwer  auch  hier  ihre 
Spor  au  verfolgen.  Wir  weisen  dies  Stück  mit  Recht  der  ersten  Pe- 
riode des  Dichters  zu :  denn  es  gibt  mit  den  drei  früheren  Komoedien 
zasaasaien  ein  Gesamtbild  von.  der  ursprünglichen  Weltanschauung 
desselben ,  und  Ar.  selbst  spricht  in  ihm  indirect  ein  Bewustsein  über 
die  Gleichheit  seines  Standpunktes  in  den  Wolken  und  Wespen  aus. 
Wenn  er  in  der  Parabase  (1037)  in  stolzem  Selbstgefühl  die  Athener 
schmäht,  dasz  sie  die  sittliche  Tendenz  der  Wolken  nicht  nach  Ge- 
babr  gewürdigt,  sondern  ihm  den  verdienten  Lohn  vorenthalten  hat- 
ten, «nd  hieran  die  Aufforderung  knüpft  in  Zukunft  für  weise  Gc- 


d4       C.  Kock:  Aristophanes  ttsd  die  GMter  des  Volksglattbens. 

dhpken  ihrer  Diehter  (er  meint  naIOrlich  knnielist  die  Wespen)  mehr 
EmpfSnglichkeil  ond  Achtang  zu  beweisen,  so  knn  diese  Anffordermig 
doch  wol  nar  darin  ihren  Grand  haben,  dasz  Ar.  die  Wespen  ihrem 
Charakter  nach  mit  den  Wolken  ftlr  gleichartig  hält.  Ein  Zwiespalt 
swischen  seinen  jetzigen  und  seinen  früheren  Ansichten  konnte  ihm  je- 
denfalls noch  nicht  zum  Bewnstsein  gekommen  sein. 

Und  in  der  That  zeigt  Ar.  in  den  Wespen  im  allgemeinen  aoch 
angebrochenen  Glauben,  wiewol  sich  die  ersten  Vorboten  eintretender 
Sinnesfinderung  dem  aufmerksamen  Auge  nicht  entziehen.  Wir  wollen 
nicht  unbedingt  behaupten,  dasz  sich  die  letztere  schon  darin  verrith, 
wenn  Philokieon  ein  Orakel  vom  ApoUon  erhalten  haben  will  (158), 
er  werde  verdorren  (ontoönkfjvai)^  sobald  darch  seine  Schuld  ein  an- 
geklagter freigesprochen  werde.  Philokieon  wird  ja  als  halb  ver- 
rftckt  dargestellt,  and  so  mag  es  denn  auch  nur  zur  Ausmalung  seines 
Geisteszustandes  dienen,  wenn  er  In  der  Sehnsucht  aus  seinem  Kerker 
loszukommen  zum  Zeus  betet  (333),  der  Gott  möge  ihn  in  Rauch  ver- 
wandeln, ihn  zu  Staub  verbrennen  und  dann  fortblasen,  oder  ihn  zum 

•        nF         ft  % 

Steine  machen ,  itp  ov  tag  xoi^vag  agi^fiowsiv.  Eine  fihnliche  Deu- 
tung mag  es  zulassen,  wenn  derselbe  die  Doppelgestalt  des  Kekrops 
heiter  ironisiert  (435) ,  dem  Heros  Lykos  eine  sehr  schadenfrohe  Ge- 
sinnung zutraut  (366),  seine  Richtergewalt  mit  der  Macht  des  Zeus 
gleichstellt  (620)  und  die  Götter  alles  Ernstes  wegen  der  Freispre- 
chung eines  angeklagten  um  -Verzeihung  bittet  (1007).  Man  kann  zu- 
geben, dasz  solche  ZQge  zur  Charakteristik  der  Rolle  gehören,  ob- 
gleich dabei  g.enau  genommen  noch  immer  die  Frage  zu  beantworten 
bleibt,  was  den  Dichter  gezwungen  habe  der  Rolle  gerade  diese  Auf- 
fassung zu  geben.  Bedenklich  aber  ist  es  jedenfalls ,  wenn  der  Chor 
die  Mysterien  in  xa  xoiv  ^eotv  (Cobel)  'tlfrjtplaficcia  parodiert  (376) 
und  den  Karkinos  in  seinem  Spotte  zum  meergewaltigen  König  Posei- 
don umwandelt  (namentlich  V.  1532). 

Es  mögen  dies,  wie  gesagt,  Vorboten  einer  Sinnesfinderung  sein : 
denn  wirklich  vollzogen  ist  sie  in  den  Wespen  noch  nicht.  In  der 
Hauptsache  geht  Ar.  noch  immer  von  ernst  religiösen  Voraussetzun- 
gen aus..  So  Ifiszt  er,  da  Worte  bei  Philokieon  nichts  aasrichten,  den 
Bdelykleon  zunfiohst  den  Versuch  machen ,  den  Vater  durch  religiöse 
sahne  und  Reinigung  von  seiner  Verracktheit  zu  heilen  (118).  So  for- 
dert der  Chor  den  Philokieon  auf,  vor  seinem  Fluchtversuche  zu  den 
helmischen  Göttern  zu  beten  (388) ;  so  erklfirt  derselbe  Chor,  von  den 
aberzeugenden  Worten  des  Bdelykleon  ttber  die  Verderblichkeit  nnd 
Verkehrtheit  der  Processucht  ergriffen,  dem  Redner  stehe  offenbar 
ein  Gott  hei  und  zwar  zum  Heile  (732).  Auch  die  komische  Gerichts- 
verhandlung wird  mit  einem  Gebete  eingeleitet  (862),  in  dem  die  ernste 
Idee  ausgesprochen  ist,  Apollon  möge  nicht  blosz  den  Philokieon, 
sondern  alle  Athener  von  der  Processucht  heilen.  Kommt  nun  hin- 
zu dasz  in  der  Perabase  (1085),  die  doch  vor  allem  die  ernste  An- 
sicht des  Dichters  auszudracken  pflegt,  die  Siege  in  den  Perserkrie- 
gen als  Werk  der  Götter,  namentlich  der  Athena  gedeutet  werden, 


C.  Koek:  Aritloiilitaes  tmd  die  Götter  des  VolksglmibeDi.      95 


so  kaben  wir  keineo  Gnmd  zu  besweifeln,  dtss  bei  Abfassong  der 
Wespen  ia  dem  Biebter  noch  eia  Foad  von  Frömmigkeit  Torhaadea 
gewesen  sei. 

Freilieb  ein  aiebt  gar  ko  grosser:  dean  soboa  in  der  Komoedie 
des  folgenden  Jahres ,  dem  Frieden ,  finden  wir  ihn  in  offenem  Abfall. 
Dass  aich  dieser  so  schnell  vollzieht,  steht  hoffentlich  nicht  im  Wi- 
dersprach mit  der  Heftigkeit  seines  Nsterells ,  wie  denn  auch  dieser 
Abfall  selbst  nicht  auf  specnlativen ,  sondern  anf  gematliehen  Motiven 
bemhi.  Ar.  bst  frfiher  nie  ansfabrlicb  zn  beweisen  gesucht,  dass  die 
fiölter  des  Volksglanbens  reale  Existenz  haben;  er  befaszt  sich  auch 
jetzt  nicht  damit  ihre  Existenz  zn  leugnen.  Wie  er  friher  fiber  das 
tbstracie  Bewnstsein  ihrer  Existenz  hinaus  sich  sofort  zn  gläubiger 
Yerehrong  aufschwang,  so  schieszt  er  jetzt  in  seinem  Ungestam  ne- 
ben der  blossen  Negation  hinweg  zu  Verspottung  und  Blasphemie. 
Er  wird  also  kein  Gottesleugner,  sondern  ein  Gottesverftchter.  Bei 
soickem  Gemfltsznstande  bleibt  es  noch  immer  möglich,  dasz  er  in 
eiaselnen  nnbedeutenden  Formen,  die  ihm  ftuszerlioh  und  nnbewust 
bleiben  können,  der  allgemeinen  Sitte  folgt,  wie  wenn  er  die  Be- 
freiung der  Friedensgöttin  mit  einer  Art  von  Gebet  einleitet,  das  ganz 
allgemein  und  ohne  Wfirme ,  genau  genommen  auch  aur  an  den  Frie- 
den und  den  Dionysos  gerichtet  ist  (432),  und  auch  am  Schlüsse  ia 
allgemeiner  Weise  die  Götter  um  materielle  Gttter  bittet  (1320).  Die 
ianerlieh  mit  ihm  vorgegangene  Verfinderung  hat  nicht  so  durchgrei- 
fend gewirkt,  dasz  sie  die  .ganze  .Fofm  seiner  Dicht-  und  Handlungs- 
weise umgestaltet  bitte.  Deshalb  kann  er  auch  noch  immer  in  den 
Natorproeessen ,  wie  in  der  Parabase  (1140  u.  1173),  oder  selbst  in 
ginstiger  Gestaltung  der  ZeitverhfiUnisse  (943)  das  wirken  göttlicher 
Wesen  sehen. 

Aber  in  seinem  Herzen  bat  er  sich  von  den  Himmlischen  losge- 
sagt and  ihnen  Fehde  geschworen.  Wie  könnte  er  auch  sonst  Try- 
gaeos  zum  Himmel  aufsteigen  lassen ,  um  Zeus  wegen  seiner  Verwal- 
tung der  hellenischen  Angelegenheiten  zur  Verantwortung  zu  ziehen 
and,  falls  ^  sich  weigern  sollte  Rede  zu  stehen,  gegen  ihn  die  An- 
klage zu  erheben,  dasz  er  Hellas  an  die  Barbaren  verrathe  (105)? 
Zwar  dies  ist  nur  die  Absicht  des  Trygaeos ,  und  Trygaeos  ist  durch 
den  Gram  fiber  das  Unglflck  des  Vaterlandes  halb  um  seinen  Verstand 
gekommen,  aber  wolgemerkl,  er  hat  eine  andere  Bedeutung  als  Strep- 
siades  in  den  Wolken,  als  Philokieon  in  den  Wespen:  er  ist  der  Trft- 
ger  der  Tendenz  des  Stflckes,  und  far  seine  Motive  ist  daher  der 
Dichter  mitverantwortlich. 

Doch  wir  wollen  kurzen  Process  machen,  wie  Ar.  selbst,  und 
die  Lftcherlichkeit  und  Verächllichkeit  der  Götter  ohne  weitern  Com- 
mentar  nach  des  Dichters  Vorstellung  in  ein  Bild  zusammenfassen. 
Da  aitzt  denn  Zeus  im  Himmel  und  macht  sich  einen  Zeitvertreib 
daraus  Hellas  auszufegen  (59).  Als  er  aich  damit  genugsam  diver- 
tiert  und  ihn  wahrscheinlich  der  Staub  incommodiert,  zieht. er  mit 
seiner  Familie  in  eine  ruhigere  Himmelsgegend  und  liszt,  zur  Be- 


96      C.  Koek:  ArislopluiBM  ond  die  €5tter  des  Volks^lftttben^. 

waehoBg  der  olynpiselien  BaOelwirtscbafl  (901  xmqtiw  %a\  eaMia 
winapoqdiia)  den  Hauskneohl  Hermef  mrack,  der  in  Grobheit,  €ve* 
meinheit  and  Bartfablender  Empfindlichkeit  fflr  ein  Trinkgeld  eetnea 
irdtsehen  CoUegen  nicht  mchateht.  Ale  Trygaeos  mit  der  Ungeiblilif- 
fenheit  eines  comaua  Toyagenr  seinen  Einsog  in  den  Hinniel  hÜl 
.  (179) ,  fiberfallt  ihn  jener  mit  einem  Ungewitter  von  Flachen,  das  «ieb 
aber  bei  der  Aassicht  aaf  das  Trinkgeld  (193)  sofort  so  dem  Sonaea* 
schein  dienstbeflissener  Höflichkeit  anfklirt.  Freilich',  als  Trygaeos 
Miene  macht  dem  Verbote  des  Zeus  zawider  die  Friedensgöttift  xii 
befreien,  tritt  ein  Rttokfall  der  Groblieit  ein,  aber  er  halt  nicht  sa 
lange  an.  Trygaeos  pariert 'seine  Drohungen  mit  gebührender  Ver~ 
aohtang,  verspricht  ihm  volt  Beschwichtigung  seiner  Gewissensbisse 
and  als  Schmerzensgeld  für  etwaige  Hishandlnngen  von  Zeus  (416) 
die  Uebertragang  aller  Götterfeste  —  selbst  der  Panalhenaeen !  — 
anf  ihn  nnd  schenkt  ihm  endlich  als  Handgeld  eine  goldene  Schale  — 
sun\  spenden !  Jetzt  natQrlich  weiss  der  Ehrenmann  nichts  mehr  von 
Gebot  und  Pflicht  nnd  geroht  selbst  bei  der  Befreiung  der  Friedens- 
göttin zu  assistieren. 

Um  zu  solchen  Göttern  zu  gelangen ,  ist  denn  der  flbelrieehende 
Mistkäfer  das  geeignetste  Vehikel,  zumal  er  selbst  als  eine  Emanation 
des  Zeus  xatnußcntig  göttlichen  Ursprungs  ist  (49).  Möchte  immer- 
hin Trygaeos  als  Ritter  des  Pegasos  ihnen  tragischer  erschienen  seia 
(136),  der  Himmel  ist  för  den  xav^a^  nicht  zu  sauber.  Wenn  der 
Thron  des  Zeus  neben  Hurenwirtschaften  stehen  kann  (849),  darf 
neben  ihm  auch  der  Mistkäfer  an  Stelle  des  emeritierten  Adlers  den 
Posten  des  Blitztrfigers  versehen  (721) ,  und  die  Ambrosia  des  Gany- 
medes,  das  Deputat  far  seiile  Dienstleistang,  wird  kaum  von  anderem 
Stoffe  sein  als  sein  Futter  im  Stalle  des  Trygaeos. 

Man  hat  darflber  gestritten,  wie  viel  wahres  an  der  Darstellung 
des  Kleon  in  den  Rittern  sei,  und  in  ihr  wol  gar  ein  in  der  Hauptsache 
tfeues  Bild  der  Wirklichkeit  sehen  wollen.  Ohne  den  Demagogen  in 
Schutz  nehmen  zu  wollen,  darf  man  wol  behaupten,  dasz  eine  Phan- 
tasie, der  sich  die  aetherisohen  Gebilde  der  alten  Götter  i|i  einer  An- 
wandlung von  Unwillen  in  solchen  Schmutz  verwandelten,  auch  den 
politischen  Gegner  schwerlich  im  reineq  Spiegelbilde  wiedergegeben 
habe.  Doch  dem  sei  wie  ihm  wolle:  die  Götterbilder  sind  dem  Dioh- 
ter  von  ihren  Gestellen  hinab  in  den  Koth  gesunken,  und  er  nimmt 
keinen  Anstand  die  Opora  und  Theoria,  welche  als  Begleiterinnen  der 
Friedensgöttin  auf  die  Erde  kommen,  in  lasciver  Weise  als  Hetaeren 
darzustellen  (namentlich  871 — 908).  Auch  ihnen  wird  fOr  den  Verlnsl 
der  Ambrosia  mit  einer  wfisten  Zote  Entsehidigung  versprochen  (855). 

Hiergegen  ist  es  ein  schwaches  Zeichen  von  Impietftt,  wenn 
der  Dichter  an  die  Möglichkeit  d^kt,  dasz  die  griechischen  Götter 
von  den  Barbarengöttern  nnterjocht  werden  könnten  (406)^  und  die 
sehnöde  Behandlung,  welche  der  Seher  und  Priester  Hierokles  er* 
flbrt  (1046),  hat  vielleicht  wirklich  nichts  zu  bedeuten,  da  Leute  sei- 
nes Schlages  Überhaupt  wenig  Achtung  genieszen  mochten. 


C.  Ko«k:  ArUiophanes  ond  die  G6i(er  des  Volksglaabeos.      97 

Was  im  Frieden  anaweifelhafle  Tbatoaohe  ist,  die  Abweadangrdes 
Ar.  TOD  de«  Göttero,  erscheint  in  den  Vögeln  auf  die  Spitze  getrieben. 
Wir  können  die  Vögel  in  dieser  Uiasicbt  das  entgegengesetzte  Extrem 
sa  dea  Wolken  nennen.  Dort  batte  Ar.  alle  Kraft  znsammengenommen 
die  Barg  der  alten  Volksgötter  sii  vertbeidigen ;  hier  geht  er  daran  den 
Olymp  SU  starmen.-  Wenn  dies  hochverratherische  Attentat  wie  im 
lästigen  Rausche  vollführt  erscheint,  so  weist  der  hohe  Grad  der  Im- 
pietil  gleicbwol  auf  dine  durchgreifende  Umstimmung  der  Gesinnung 
bin.  Denn  das  möge  sich  niemand  einreden  wollen ,  dass  der  Grieche 
seineo  Göttern  so  völlig  frei  gegenüberstand ,  um  in  der  äinen  Stunde 
das  freventlich  zu  lästern,  was  er  in  der  folgenden  inbrQastig  ver- 
ehrte. Wir  tragen  der  Beweglichkeit  des  griechischen  Naturells 
volle  Rechnung,  wollen  euch  dem  komischen  Dichter  die  Freiheit 
seiner  Kunst  nicht  durch  grillenfangerisches  moralisieren  verkam- 
mern;  aber  kein  Mensch,  kein  tieferer  Geist  kann  mit  religiösen  Be- 
griffen,^ die  in  seinem  Innern  noch  Wurzel  haben,  ein  so  vermessenes 
Spiel  treiben  wie  Ar.  mit  den  Göttern  in  der  vorliegenden  Komoedie. 
Denn  dass  manubn  nicht  e^wa  mit  ironischer  Deutung  des  Stückes 
rechtfertigen  kann ,  glauben  wir  an  einem  andern  Orte  nachgewiesen 
za  haben. 

Es  gilt  also  den  Sturz  der  regierenden  Götter dynastie,  nicht 
durch  specnlative  Negation,  sondern  durch  einen  heroischen  Ent- 
scblasz.  Wie  Strepsiades  will  Ar.  den  Göttern  zeigen,  dasz  er  sie 
verachtet  und  sie  nicht  einmal  anblicken  würde,  wenn  sie  ihm  auf 
der  Strasse  begegneten.  Die  schwachen,  armseligen  Vögel,  die  man 
in  Netzen  und  Schlingen  fängt,  die  man  dutzendweis  für  einen  Obolos 
kanfl,  die  man  brat  und  mit  Sauce  begiebzt,  sollen  den  Olymp  ein- 
nehmen und  von  nun  ab  göttliche  Ehre  genieszen.  Sie  können  den 
Mensoben  doch  etwas  helfen,  die  Saaten  von  Ungeziefer  reinigen, 
Glück  and  Unglück  verkündigen,  und  sind  dabei  anspruchslos  und 
genügsam,  während  Zeus  faul  über  den  Wolken  renommiert  (727), 
Demeter  bei  Hnngeranoth  auf  Bitten  um  Brot  mit  Ausflüchten  antwor- 
tet (581},  ApoUon  trotz  seiner  angemaszten  Heilkunde  nicht  helfen 
kann  (58^),  Athens,  ein  Weib,  sich  erfrecht  einen  Staat  von  Männern 
besehütsen  zq  wollen  (829).  Und  dabei  verlangen  diese  unnützen 
Götter  prachtvolle  Tempel,  kostspielige  Opfer,  demütige  Verehrung. 
barnm  nieder  mit  den  Tyrannen !  Der  Vogelstaat ,  zwischen  Himmel 
und  Erde  gegründet,  soll  ihnen  die  Zufuhr  von  Opferdampf  abschnei- 
den, sie  durch  melischen  Hunger  (186)  zur  Vernunft  bringen  und 
ihren  erotischen  Vergnügungsreisen  nach  der  Erde  den  Weg  ver- 
sperren (654).  Dann  mögen  sie  zusehen ,  ob  ihnen  die  Renommisterei 
(835),  mit  der  sie  im  phlegraeiscben  Gefllde  die  Giganten  übertölpelt 
haben,  etwas  nützen  wird. 

Nepbelokokkygia  wird  gegründet,  die  neue  Dynastie  procla- 
miert  sich,  die  Menschen  huldigen  und  sobioken  Ergebenheitsadressen. 
Dia  Götter  hungern  und  stecken  die  Nothflagge  auf.  Iris  geht  mit 
einem  Mahnbriefe  wegen  rüokst&ndiger  Opfergebühren  nach  der  ErdQ 

Jaltfb.  f.  class.  Philol.  Suppl.  Bd.  111  Hft.  t.  7 


98      C.  Kock :  Aristophanes  and  die  GOtter  des  Volks^lmbeD»! 

Hb,  wird  aber  durch  die  waobsane  Vogelpolisei  aislierl.  Die  Be- 
handlung:, welche  sie  von  PeistheUieros  erfahr I,  ist  ffir  sie  als  G^iüa 
nnd  Jungfrau  gleich  schmeichelhafl.  Ein  Triorchos  soll  sie  feshiehaien 
(1205).  Warnm  sie  von  keinem  Vogelarchon  ein  avfißoXov  erhallen 
(1215)?  Sie  habe  den  Tod  verwirkt  (1223).  Sie  möge  nicht,  glaabeo 
einen  Lyder  oder  Phryger  vor  sich  sn  haben ,  der  sieh  durch  Drohun- 
gen des  Zeus  einsohQchtern  lasse  (1238) ;  man  werde  ihm  in  seiner 
Borg  einheizen,  dass  er  seinen  Hochmot  bald  aofgeben  solle!  Mit 
einem  Schluszcompliment ,  das  nichts  geringeres  als  eine  Androhung 
der  Nothtucht  enthfilt,  wird  die  Verhandlung  geschlossen  and  ihr  der 
Pass  nach  dem  Himmel  zur  Ackvisiert  (1253).  * 

Bedarf  eine  so  edle  Zuversicht  noch  der  Ermntigunf ,  so  erhal- 
len die  Vögel  diese  durch  Prometheas.  Br  hat  die  Gölter  nie  geliebt, 
meldet  jetzt  mit  Schadenfreude  die  wachsende  Hnngersnoth,  den  Auf- 
Stand  der  Triballer  gegen  die  Olympier  und  r<th  auf  Abtretung  der 
Weltherschaft  des  Zeus  mit  allen  Emolumenten ,  z.  B.  der  kotdoqUt^ 
dem  xmlayQhfig  und  xa  XQiiißoltt  (1541)  Z9  bestehen.  Naturlich 
zwingt  der  leeVe  Magen  die  Götter  znr  Nachgiebigkeil.  Eine  Gesandt- 
schaft kommt  um  zu  eapitulieren,  wo  möglich  auf  erlrigliche  Bedin- 
gungen! Sie  haben  die  richtigen  Mfinner  gewählt  Poseidon ,  dam« 
und  aHerssehwaoh ,  Iftszt  sich  abertöipeln;  Herakles,  sehr  witend, 
aber  noch  mehr  hungrig,  findet  dasz  Rache  sOss,  aber  ein  solides 
FrflhstQck  unter  Umständen  angenehmer  ist;  der  Triballer,  las  Urbild 
des  Stumpfsinns,  versteht  nichts  and  wird  nicht  verstanden,'  läset 
aber  alles  geschehen.  Das  Resultat  der  Unterhandlung,  in  der  bei* 
läufig  vom  möglichen  Tode  des  Zeus  die  Rede  ist  (1645)  und  das 
solonische  Gesetz  auf  die  Götter  angewendet  wird  (1656)^  ist  Abtre- 
tung des  Scepters  nnd  der  Basileia  an  die  Vögel.  Zum  Schlusz  wird 
das  Beilager  des  Peisthetaeros  mit  der  Basileia  in  demselben  liede 
gefeiert,  das  die  Hoeren  am  Brautlager  des  Zeus  und  der  Hera  gesun- 
gen (1731). 

Die  Götter  sind  abgesetzt,  und  kommt  hiezu  noch,  dasz  in  den 
Anapaeslen  und  epirrhematischen  Theilen  der  Parabase,  die  sonst 
vom  -Inhalte  des  Stackes  unabhängig  ernste  Gedanken  des  Dichters 
auszusprechen  pflegen,  die  Berechtigung  der  Vogeldynastie  mytho- 
logisch gerechtfertigt  und  gefeiert  wird,  so  musz  es  wol  jedem,  der 
nicht  dem  Grandsatze  des  Chremylos  folgt:  w  yi^  mUfitSy  ovd*  ijv 
mlai^,  einleuchtend  sein,  dasz  wir  es  hier  mit  einem  Abfall  des 
Dichters  von  den  heimischen  Göttern  zu  thun  haben.  Dem  wider- 
spricht es  nicht,  wenn  er,  um  den  lieblichen  Gesang  der  Nachtigall 
SU  preisen,  Apollon  ihn  auf  der  Phorminx  acoonpagnieren  und  die 
Götter  dabei  vor  Freude  Jubeln  und  tanzen  läs^t  (215);  denn  dies  ist 
die  Vorstellung  des  harmlosen  Epoj>s  und  dient  im  Grunde  mehr  zur 
Verherliohung  der  Nachtigall  als  der  Götter.  Aach  ist  es  mit  unserer 
Ansicht  durchaus  nicht  unvereinbar,  dasz  der  Chor  der  Vögel  sagt 
(737) ,  er  pOege  dem  Pan  und  der  Rhea  zu  Ehren  heilige  Reigen  auf* 
sofahren ,  und  (769)  ein  Schwanengesang  zur  Feier  des  Apollon  hätte 


€.  Koek:  Aristophanes  und  die  Götter  des  Volkgglanbens.      99 

den  ganten  Olymp  in  das  höchste  BntsAeken  versetzt.  Es  mtg  dies 
im  Monde  der  Vöi^el,  die  eben  die  Weltherschaft  an  sich  reiseen  Wol- 
fe«^ ungewöhnlich  klingen,  ohne  deshalb  nngereimt  su  sein.  Das 
gesagte  besieht  sich  nemlieh  auf  die  Vergangenheit,  nnd  wenn  der 
IKchter  hiebet  atten  Anschaonngen  folgt,  so  thnt  er  dies  nur,  um  die 
Vogelnnse  mit  dem  schönsten  im  Volksbewnstsein  rorhandenen  Bilde 
n  fefem.  Von  irirktlcher  Anhfinglichkeit  an  den  Volksglauben  llnd^i 
sieh  in  den  Vögeln  nicht  die  lei«e{«te  Andeutung:  das  ganse  Stflck 
Terrfttk  gegen  ihn  offenbare  Verachtung. 

So  bat  denn  Ar.  den  leichten  Diehterkahn  ohne  Anker,  ohne 
Compisa  auf  die  hohe  See  hinausgesteuert.  Da  kommt  der  Sturm  da- 
hergebraust,  der  selbst  das  mächtige  Staatssehiff  auf  die  Klippen  wirft, 
und  erschreckt  wendet  der  Dichter  sein  gebrechliches  Pahreeug  lum 
schätzenden  Lande.  Möge  freilich  niemand  erwarten  Ar.  mit  einem 
Sprunge  mitten  in  die  Uebereengungen  seiner  Jugen<t  surückgekehrt 
and  ror  den  Bildern  der  verspotteten  Götter  Busse  thun  nu  sehen. 
Einen  völlig  festen  Standpunkt  erreicht  er  Oberhaupt  nicht  mehr,  und 
aus  seinem  nächsten  Stficke^  der  Lysistrate^  ist  bei  sonst  untrQglichen 
Zeichen  der  Umkehr  nur  mit  Mähe  ein  Scbluss  Aber  seine  Ansicht  von 
den  Göttern  zu  gewinnen. 

Der  Inhalt  dieser  Komoedie  liegt  vom  religiösen  Gebiete  weit  ab, 
und  wenn  auch  hin  und  wieder  sich  eine  Aussicht  nach  ihm  hin  eröff- 
net, so  wird  es  uns  doch  nicht  möglich  dasselbe  klar  z«  überschauen. 
Nur  so  viel  wird  uns  deutlich,  dass  der  Standpunkt,  von  dem  aus  es 
uns  der  Dichter  zeigt,  ein  änderer  Ist  als  in  den  Vögeln.  Dies  be- 
weist von  vorn  herein  der  Umstand,  dasn  beide  streitende  Parteien, 
die  Männer  wie  die  Weiber,  ihr  Verfahren  <liirch  Berufhng  auf  Athens 
r«elitfeHi^eti  (303.  341^349),  indem  Jene  den  Angriff  auf  die  Akro- 
polis  als  eine  Pflicht  gegen  die  Schutngöttin  derselben  darstellen,  diese 
aber  den  Beistand  derselben  far  die  Vertheidigudg  erflehen.  Darauf 
deotet  ferner  ein  emsles  Gebet  der  Lakedaemonier  zur  Artemis  (1262 
— 1272)  nnd  ein  zweites  zur  Artemis  und  Athens  (1314),  so  wie  die 
feierliche  Anrufung  der  Artemis,  des  Dionysos,  des  2ens,  der  Herr 
und  der  Aphrodite  von  Seiten  der  Athener.  Aber  mit  diesen  Indieien 
ist  such  unser  Beweis  fQr  eine  ernstere  Behandhing  der  göttlieben 
Dinge  geschlossen:  denn  auf  den  wiederholten  Gebrauch  des  Aus- 
drucks ^$€^  h^ifoq  zur  Bezeichnung  verhaszter  Personen  legen  wir 
kein  Gewicht  (371.  397.  535),  zumal  derselbe  an  dner  Stelle  durdi 
die  Verbindung  EvQKU&g  ^otg  xb  nSffiP  l%^(f6g  (283)  ins  komische 
gezogen  wird. 

Halten  wir  indes  jene  einzelnen  Symptome  gröszeren-fimstes  mit 
der  Tendenz  des  Stflokes  zusammen,  so  gewinnen  wir  ein  Recht  eine 
in  der  Gesinnung  des  Dichters  eingetretene  Umwandhing  vorausztt^ 
setzen ,  und  wir  werden  höchstens  sn  der  Vollständigkeit  der  Bekeh- 
rang  zweifeln  können,  wenn  wir  auf  einzelne  Stellen  stoszen,  die 
einige  Verwandtschaft  mit  den  Vögeln  und  dem  Frieden  verrathen, 
wie  eine  etwas  frivole  Behandlung  der  heiligen  %W7J  (751),  ein  etwas- 

7* 


100     C.  Kock:  Aritftopliaiiefi  und  die  GoKer  des  VoUuglaubenv« 

Ifticive«  Orakel  (770)  und  eine  wenig  würdevolle  Anrnfang  des  hoch'* 
•len  Gottes  (97:2). 

In  den  Thesmophorieinsen  i»t  die  Thatsache  der  Rückkehr  de» 
Dichters  cur  Frömmigkeit  nicht  sweifelhafl.  Mag  auch  der  Tendenz 
selbst  kein  bestimmter  sittlicher  Gedanke  zu  Grunde  liegen,  mag  auch 
das  Gebet,  das  Mnesilochos  (286)  an  die  Thesmophorto  richtet,  uas- 
etwas  befremden,  so  ist  doch  so  viel  leicht  ersichtlich,  dass  Ar.  in 
seiner  Polemik  gegen  Euripides  auch  dessen  Neuerungen  in  der  Götter- 
lehre angreift.  Als  dieser  dem  Mnesilochos  einen  Eid  beim  Aelher, 
der  Wohnung  des  Zeus,  leisten  will,  wird  er  derb  abgewiesen  und 
gezwungen  schlichl  und  einfach  bei  allen  Göttern  sn  schwören  (272), 
und  an  einer  andern  Stelle  (452)  wird  Euripides  beschuldigt  bei  den 
Minnern  den  Glauben  an  die  Götter  untergraben  su  haben.  Ein  iu- 
diracter  Vorwurf  gegen  den  Tragiker  ist  es  auch,  wenn  sein  Schwie- 
gervater, der  im  allgemeinen  in  euripideischen  Anschauungen  steht, 
die  heiligen  Götterbilder  als  werthloses  Material  zü  seinen  nnheiligen 
Zwecken  bennlxt  (774)  und  sich  nicht  scheut  den  Altar  der  Thesmo* 
phoren  für  ein  Grabmal  anssugeben  (886)«  Folgern  wir  hienach  dass 
Ar.,  weil  er  die  Gottlosigkeit  anderer  angreift,  selbst  zur  Gottesfurcht 
zurückgekehrt  sein  musz,  so  wird  die  Richtigkeit  dieses  Schlusses 
auch  durch  andere  Indioien  bestfitigt.  Ar.  erkennt  die  Götter  ausdruck- 
lieh wieder  an,  und  zwar  in  einer  Weise,  wie  sie  unserer  Meiuunip 
nach  vor  allem  bei  einem  wiederbekehrten  natürlich  ist  Er  Ifiszt  den 
Chor  weitlftufig  erörtern  (667),  dasz  der  Frevel  des  Mnesilochos  gegen 
die  Thesmophoren  nicht  ungestraft  bleiben  dürfe.  Gerade  die  Bestra- 
fung soll  zeigen,  wohin  gottlose  und  ungerechte  Thaten  führen;  sie 
soll  den  Frevler  selbst  und  auch  die  andern  Menschen  das  Dasein  der 
Götter  erkennen  lassen.  Tritt  die  Bestrafung  ein,  danA  musz  es  Män- 
nern und  Weibern  einleuchten,  dasz  die  Gottheit  Ungerechtigkeit  and 
Gottlosigkeit  auf  der  Stelle  straft.'^) 

Man  wird  sich  in  allen  früheren  Stücken  des  Dichters  vergeh^ 
lieh  nach  einem  ihnlichen  Versuch  umsehen  das  Dasein  der  Götter 
zu  beweisen,  und  zwar  wol  deshalb,  weil  das  Bedürfnis  eines  Be- 
weises erst  aus  dem  Zweifel  folgte.  Erst  nachdem  Ar.  selbst  im 
Glauben  gewankt  hatte,  sah  er  sich  nach  einer  Stütze  um,  und  weil 
er  durch  das  Unglück,  das  die  Götter  als  eine  Strafe  des  Unglaubens 
Ober  das  Vaterland  verhängt  zu  haben  schienen,  wieder  zum  Glauben 
zurückgeführt  war ,  halt  er  die  Strafe  überhaupt  für  das  wirksamste 
Mittel  zur  Ausrottung  der  Gottlosigkeit.  *^)  Von  ähnlicher  Anschauung 
geht  er  aus,  wenn  er  an  einer  andern  Stelle  (715)  die  Ueberzeugung 


*)  Die  Stelle  ist  im  einseinen  corrupt,  ihr  Sinn  aber  nicht  su  ver^ 
kennen.  **)  Ich  ersehe  nachträglich  aus  Nägelsbachs  nachhom.  TheoL 
S.  28  ff.,  dasz  die  Strafgerechtigkeit  nach  griechischer  Ansich't  fast  die 
wesentlichste  Eigenschaft  der  Götter  war  und  die  factisch  meist  statt- 
findende Bestrafung  des  Unrechts  als  ein  Hauptbeweis  für  das  Dasein 
der  Götter  galt;  vgl.  namentlich  S.  31.  Somit  haben  wir  es  hier  mit 
einem  unsweifelfaaften  Beweise  für  das  Dasein  der  Götter  su  thoa. 


C.  Kock:  Aristophanee  und  'die  CSöttar  des  Volksglanbent.     101 

« 
■nssprieht,  dan  kein  nnsf erblicher  Gott  dem  aBgerecbteo  Beistand 
leisten  könne.  * 

Götterlieder  mochten  darch  die  Sitaation  des  Stackes  selbst  ge- 
fordert werden, -^nd  so  wollen  wir  denn  auch  einem  lingeren  Ge> 
bete  and  feierlichen  Gesänge,  mit  dem  im  Thesmophorion  die  Ver- 
haiidlang  gegen  Enripides  eingeleitet  wird,  keine  weitere  Beweiskraft 
beilegen  (312).  Fraglich  ist,  ob  es  an  sich  geboten  war,  fast  alle 
Chorlieder  zu  einer  Apostrophe  an  die  Götter  sn  machen ,  wie  dies 
in  der  vorliegenden  Komoedie  geschiebt,  und  im  Hinblick  auf  die 
Linge  des  ^inen  (059 — lOOO)  und  die  Feierlichkeit  des  andern  (1136) 
dieser  Gesinge  entscheide  ich  mich 'dafür,  auch  hierin  mehr  als  Con* 
Teniens  £u  sehen.  In  keinem  Falle  aber  wird  man  in  der  Verspottung 
der  Götterhyranen  des  Agathen  (101)  Frivolität  suchen  dOrfen,  da  diese 
dem  Dichter,  nicht  dem  Gegenstande  seiner  Dichtung  gilt. 

In  den  Fröschen  stellen  sieb  unserer  Untersuchung  scheinbar  nn- 
äberwindliche  Hindernisse  entgegen ,  und  wir  haben  mit  gutem  Grund 
im  Torfaergehenden  ausführlich  erörtert,  dasz  Ar.  bei  der  Anlage  des 
Slflekes  •  streng  sittliche  Zwecke  im  Auge  hatte.  Steht  es  nemlich  fest, 
dasz  er  nicht  bloss  das  Urteil  der  Athener  aber  die  Kunst  des  Bu- 
ripides  aufklären,  sondern  sie  vor  dem  in  seinen  Tragoedien  verbor- 
genen Gifte  der  Unsittlichkeit  warnen  wollte,  so  dürfen  wir  an  die 
Betrachtung  des  religiösen  Standpunktes  unseres  Dichters  mit  dem  gu- 
ten Glauben  gehen,  dasz  er  mit  den  euripidei^cben  Ansichten  wenig 
Verwandtschaft  haben  werde.  Streng  sittliche  Gesinnung  darfte  mit 
FrivolitSt  bei  einer  naiven  Natur,  wie  Ar.  war,  Oberhaupt  wenig  ver- 
triglicfa  sein. 

Nun  ist  es ,  um  nichts  zu  verschweigen ,  allerdings  auffallend, 
daas  'Ar.  bei  seinem  Angriffe  gegen  Euripides  sich  nicht  auf  eine  ir- 
gend ausfahrliche  Kritik  seiner  religiösen  Ansichten  einlfiszt,  da  ihm 
das  Thema  des  Stackes  hiezu  die  beste  Gelegenheit  bot,  und  wir 
können  uns  dies  nur  so  erkl&ren,  dasz  er  das  Gefahl  hatte  einer 
wirklichen  Widerlegung  nicht  gewachsen  zu  sein.  Denn  dasz  er  sich 
nicht  gleichgiltig  gegen  diese  Seite  der  euripideischen  Dichtungen 
verhielt,  beweisen  einzelne  Stellen,  in  denen  er  beiliuQg  seine  spitz- 
findige Auffassung  und  Umgestaltung  der  alten  Götterlehre  «bitter  ver- 
spottet (1OO9  bes.  892.  935)  und  ihm  den  Aeschylos  nicht  blosz  als 
groszen  nnd  sittlichen  Dichter,  sondern  auch  als  treuen  Bekenner  des 
alten  Glaubens  gegenttberstellt  (886).  "^ 

Indes  mögen  diese  Stellen  far  unsere  Nachweisung  immerhin 
wenig  ergiebig  sein,  sie  würden  in  Verbindung  mit  der  Tendenr. 
der  Komoedie  und  dem  Inhalte  mehrerer  feierlicher  Götterlieder,  wie 
des  lakcbosliedes  (324  —  336.  340 — 35l),  der  Anrufung  der  Athens 
Soteira  (377),  des  Gebetes  zur  Demeter  (382)  und  des  Preises  der 
heiligen  Mysterien  (454)  genügen,  um  die  glaubige  Frömmigkeit  des 


*)  Hieher  gehört  auch  die  Verspottung  des  Sokrates  (1491)  und  der 
Vorwurf,  dasz  Enripides  die  Tempel  zu  Wochen« tuben  mache  (1080), 


iOt    C.  Kock;  ArötophaaM  und  di«  G5iter  des  Yolluglanbcn». 

t^.  aiuBer  Zweifel  so  slellen,  weon  nicht  aUe  diese  Eiuelheilen  Werth 
und  Bedeutung  verlören  durch»  einen  Blick  auf  die  klagliche  und  ver^ 
aehtliche  Rolle,  welche  der  Dichter  auf  der  Bühne  selbst  die  Gott- 
heit und  swar  seinen  Gott  Dionysos  in  eigner  Person  spielen  lisst. 
Denn  dass  Herakles  derb  sinnlich  dargestellt  wird  (38  if.  (03.  516. 
&50),  kann  saan  dem  Dichter  wol  verzeihen,  obgleich  es  immer  ein 
starkes  Stück  sein  mag,  dass  selbst  die  Göttin  Persephone  auf  die 
Nachricht  von  seiner  Ankunft  im  Hades  es  für  zeitgemäsz  hält,  ansser 
einem  entsprechenden  Vorrathe  an  fester  und  Qfissiger  Nahrnng  für  ihn 
auch  0(f%7fiTi^dttg  &(^i  7MQ€cvs%iliAivug  (516)  in  Bereitschaft  au  setzen. 
Jedoch  das  mag  ein  Zeichen  sein,  dass  die  alte  Götteraristokratie 
die  Natorwttchsigkeit  dieses  halbschiächtigen  Emporkömmlings  mit  Hu- 
mor ertrug,  und  ebenso  mag  es  dem  Dichter  hingehen ^  dass  er  den 
Aeakos  aus  seiner  hochansehnlichen  Stellang  als  Richter  and  SchlO»- 
seihewahrer  cum  gemeinen  Haussklaven  degradiert .  (738  ff.)*  Aber 
dasB  er  seinen  Schutzgott  sich  auf  dem  Wege  nach  der  Unterwelt 
bei  Herakles  nach  den  Hurenwirtschaften  und  den  Gasthfiasern  mit 
den  wenigsten  Wanzen  (108)  erkundigen ,  dasz  er  ihn  aaf  der  Fahrt 
über  den  See  des  Hades  als  Dickwanst  (200)  schwitzen  and  aposte- 
riorische Bauchredserei  treiben  (236),  dasz  er  aus  Furcht  vor  Aeakos 
sein  Herz  in  die  Hosen  fallen  (479)  und  ihn,  nm  nicht  alle  Einsel-r 
heiten  aufzuführen,  sogar  weidlich  darchprfigeln  lüszt  (646))  kann  man 
das  auch  besohönigen  und  anders  als  offenbare  Frivolität  nennen? 
Denn  mag  es  immerhin  richtig  sein,  dasz  gerade  die  Persönlichkeit 
des  Dionysos  im  Bewnstsein  des  Volkes  nur  theilweise  die  Würde 
und  Erhabenheit  hatte,  die  wir  als  nothwendiges  Attribut  des  gött- 
lichen Wesens  zu  denken  gewohnt  sind,  so  musz  man  doch  immer 
fragen,  wie  es  einem  religiös  gestimmten  Gemflte  beikommen  konnte 
Natürlichkeit  zu  gemeinem  Schmutze  herabzuziehen?  Um  nicht  weit 
auszuholen:  d^r  Dionysos  in  den  Fröschen  ist  gar  nicht  der  Gott, 
dessen  Namen  er  trägt.  Es  kann  unmöglich  die  Absicht  des  Dichters 
sein,  den  Dionysos  die  Rolle  des  verkannten  spielen  zu  lassen.  Die 
Frösche  der  Unterwelt  stimmen  bei  der  Ueberfahrt  des  Gottes  über 
den  See  dasselbe  Lied  an,  mit  dem  sie  in  Limnae  den  Dionysos  um- 
hüpft  haben  (211).  Ohne  Zweifel  hüpfen  und  schwimmen  sie  auch 
jetzt  um  ihn  herum;  aber  der  Gott  musz  sich  seit  seiner  Abreise  aus 
Athen  sehr  verändert  oder  die  Frösche  ihr  Gedächtnis  auf  der  Ober- 
welt gelassen  haben,  denn  sie  erkennen  ihn  nicht.  Ja  obgleich  er 
sie  anredet,  so  verharren  sie  doch  in  ihrer  verstockten  Blindheit 
und  haben  nicht  üble  Lust  ihn  auszuschelten  (228);  iiftyvanoi  di 
&S0I  TtBQ,  Kommt  hiezu  nun,  dasz  weder  die  Gastwirtinnen  des  Ha- 
des noch  die  Dienerin  der  Persephone  noch  selbst  Aeakos  den  Dio- 
nysos erkennen,  so  scheint  es  in  der  That  möglich,  dasz  ihn  auch 
die  Zuschauer  verkannt  haben.  Freilich  nimmt  er  bald  zu  Anfang  des 
Stückes  Gelegenheit  sich  selbst  zu  nennen  (22),  aber  nicht  als  Jio- 
w0og  diog^  sondern  als  vtog  ^rafiv/ov,  eine  Bezeichnung  die  man 
freilich  in  einem  andern  Falle  für  einen  bloszen  Witz  halten  könnte. 


C  Kock;  Aristophanes  and  die  Götter  des  VoUugtiuben».     103 

Um  mw  nicht  ib  Spitsfindigkeiteo  zn  verliefen  and  ku  fragen,  ob  ee 
nicht   in  der  Macht  des  Gottes   gestanden  habe  seinen  Liebling  auf 
der  Oberwelt  zu  behalten  und  sich  dadurch  die  lange  Fuszreise  zu 
ersparen,  dürfen  wir  es  gewis  auffaUend  nennen,  dasz  ihm  der  Dich* 
ter  la  seinem  Incognito  auch  sein  gewöhnliches  Gefolge  genommen 
and  ihm   auf  die  Wanderung  nur   den  einzigen  Xanthias  mitgegeben 
hat,  der  in   allem  .das  Abbild  eines  gewöhnlichen  attischen  Sklaven 
ist.     Ihm  gegenüber  bewegt  sich  Dionysos  selbst  durchgUogig  in  der 
Rolle  eines  gewöhnlichen  Atheners.    Denn  konnte  der  Gott  sagen,  er 
werde  stets  ein  Jahr  alter,  wenn  er  die  abgedroschenen  Späsze  ge- 
wisser Komiker  hörte  (16)?     Konnte  der  Gott,   selbst   aus  Renom- 
austerei  behaupten,  er  habe  eine  Seeschlacht  mitgemacht  und  auf  dem 
Schiffe  die  Andromeda  gelesen  (49-  52)?    Durfte  der  Schutzgott  der 
dramatischen  Kunst  darüber  in   Ungewisbeit    sein,   ob  lophon  seine 
Stücke  selbst  gedichtet  habe  oder  nicht  (75)?     Durfte  ein  Gott  die 
spitzfindigen  Ansichten  des  Euripides   von  den   Göttern  bewundern, 
obgleich   er  wüste  dasz  sie  nnsittlich   seien  (100.  104)?    Ein  Witz 
konnte  in  diesen  Stellen  durch  Beziehung  auf  den  wirklichen  Diony- 
sos nar  theilweise  erzielt  werden,   und  es  wäre  sicher  auch  nur  ein 
sehr  plumper  Scherz  gewesen,  wenn  Herakles  als  das  einfachste  Mit- 
tel IQ  den  Hades  zu  gelangen  dem  Gotte  gerathen  hätte  sich  zu  er- 
hingen,   zu   vergiften  oder    von  einem  Thurm  hinabzustürzen    (120). 
Ob  ferner  Ausdrücke  wie  t/v'  ukuiiStoiiai  9aav  fi*  a7foXkvv€ii\  (310) 
und  ov»  ttp  y*  hiQOg  tavr*  d^^accn  ivr^q  (488)  im  Munde  des  Dio^ 
nyaos  den  Dichterruhm  des  Ar.  erheblich  gesteigert  hätten,  überlasse 
ich  dem  Urteil  anderer;  ich  für  meinen  Theil  versichere,  dasz  selbst 
der  Schwur,  mit  dem  Dionysos  für  den  Fall   des  Eidbruchs  Verder- 
ben auf  sich,  sein  Weib  und  seine  Kinder  herabfleht  (585))  von  dem 
wirklichen  Gotte  geleistet  mich  nur  mäszig  erschüttern  würde.     Nun, 
der  Geschmack   ist  verschieden ;   aber  was   in  aller  Welt  trieb  den 
Dichter  dazu,  bei  dem  Weltstreite  zwischen  Aeschylos  und  Euripides 
seinen  Gott  durch  Mis Verständnisse  aller  Art   als   einen  vollständigen 
Ignoranten   der   tragischen   Kunst  zn   prostituieren?     Um    ^ie  Sache 
endlich  zum  Abschlusz  zu  bringen,  erkläre  ich  mich  mit  denen  völlig 
einverstanden,  welche  unter  der  Maske  des  Dionysos  gar  nicht  den 
Gott,   sondern   einen  Menschen   gesucht  haben.     Doch  hat  die  Rol^e 
zn  wenig  individuelles,  um  auf  einen  einzelnen  bestimmten  Athener  zu 
passen  (etw^  auf  Kallias ,  wie  Ilennicke  meint  im  Osterprogramm  des 
Gymn.  in  Cöslin  von  1855);  sie  vertritt  den  Gattungsbegriff  des  alhe- 
nischen  Publicums.    Das  athenische  Publicum^ehnt  sich  nach  dem  ge- 
storbenen Euripides,  es  möchte  ihn  von  den  lodten  zurückholen:  ihm 
will  Ar.  die  Belehrung  ertheilen ,  dasz  nicht  Euripides,  sondern  Aeschy- 
los  der  grösle  Tragiker  ist.    Seine  mangelhafte  Einsicht  verspottet  er, 
und  um  es  nicht  mit  einer  absiracten  Allgemeinheit  zu  thun  zu  haben, 
verkörpert  er  das  Publicum  der  Dionysosfeste  zum  Dionysos  selbst.  *) 


^  Ungefähr  dieselbe  Ansicht  vei-tritt  B.  Enger  in  den  Jahrb.  für 


104     C.  Kück:  ArUtophanes  and  die  Götter  des  Volks^laubeDS. 

Wir  bescheiden  uns  die  Richtigkeit  dieser  Deutang  hier  im  eiozelnen 
nachzuweisen,  da  es  ans  nur  auf  die  BegrQndung  der  negativen  Seite 
der  Frage  ankommt,  der  Unmöglichkeit  nemlich  den  Dionysos  der  Ko- 
moedie  f&r  den  wirklichen  Gott  i\x  nehmen«  Denn  ist  Dionysos  nicht 
der  Gott  selbst,  so  kann  ihn  der  Dichter,  ohne  sich  der  Friroiitit 
schuldig  zu  machen,  ungescheut  dem  Gelichter  preiitgeben.  Auch  das 
^aXsi  ^eov  (479)  können  wir  dann  allenfalls  dem  Dichter  noch  rer-* 
zeihen,  da  es  im  Munde  eines  solchen  Gottes  nur  auf  seinesgleicheo 
gehei^  mag,  und  selbst  die  %^vtfor  ^eol  (483)  lassen  eine  Art  toii 
Rechtfertigung  zu,  wenn  wir  uns  erinnern  was  fttr  ein  Gott  es  ist, 
der  sich  seines  Goldgehalts  entleert  hat.  Sehr  stark  sind  diese  Aus- 
drücke freilich  und  der  Zeus  ofiofia^uylag  (756)  dagegen  nur  ein 
unschuldiger  Scherz.  Lfiszt  sich  hienebeu  noch  die  Frage  nicht  uih- 
terdrücken,  ob  es  erlaubt  war  einem  so  verfichtlichen  Wesen,  wie 
die  Personiflcalion  des  Publicums  ist,  die  Maske  eines  Gottes  zu  feihen, 
so  können  wir  als  Sohluszresultat  unserer  Betrachtung  der  Frösche 
nur  hinstellen,  dasz  Ar.  in  ihnen  zwar  von  sittlichem  Geiste  und  im 
allgemeinen  auch  von  Pietät  gegen  die  Götter  erfüllt  ist,  dasz  aber 
die  letzte  Gemütsstimmung  nicht  rein,  sondern  von  unverkennbaren 
Begangen  der  Leichtfertigkeit  durchkreuzt  i^t. 

Ueber  die  vorletzte  Komoedie,  die  Ekklesiazusen ,  wollen  wir 
uns  kurz  fassen.  Könnte  es  doch  auch  fast  eine  Verwegenheit  schei-. 
nen,  ans  den  sehr  uuerheblicben  Andeutungen  derselben  eine  bestimmte 
Folgerung  zu  ziehen,  zumal  sie  durch  einen  Zeitraum  von  13  Jahren  von 
den  Fröschen  getrennt  ist.  Indes  verrfith  sie  denselben  Mismut  über 
die  politischen  Zustände  wie  jene,  nur  in  gesteigertem  Hasze,  und  auch 
die  wenigen  Beziehungen  auf  die  Religion  die  sie  enthält  sind  den  An- 
schauungen des  Dichters  der  Frösche  verwandt.  Ein  Bürger,  ein  ech- 
ter Repraesentant  des  damaligen  verkommenen  und  engherzigen  Bür- 
^erthums,  spricht  (778)  einem  braven  Manne  gegenüber  den  Grund- 
satz aus:  ein  wahrer  Athener  müsse  nicht  geben,  sondern  nur  neh- 
men wollen,  deno  dasselbe  thäten  auch  die  Götter.  Bäte  man  sie 
um  etwas  gutes,  so  hielten  sie  dem  bittenden  die  Hände  (vftvlag) 
entgegen,  nicht  um  etwas  zu  geben,  sondern  um  zu  nehmen.  Freilich 
identificiert  sich  der  Dichter  nicht  mit  der  Person  welche  dies  sagt; 
^er  er  hält  es  auch  nicht  für  nöthig  gegen  diese  ruchlose  Ansicht 
durch  den  Mund  des  braven  Bürgers  Einspruch  zu  thun.  Hiemit  stimmt 
dasz  er  den  Blepyros  bei  schwerem  Stuhlgange  die  Eileilhyia  anrufen 
läszt,  ein  sehr  drastischer  aber  leichtfertiger  Scherz  (369).  Von  der 
entgegengesetzten  Stimmung  dagegen  geht  er  aus,  wenn  er  es 
den  Weibern  nachrühmt,  dasz  sie  die  Geheimnisse  des  Thesmopho- 
rienfestes  nicht  ausplaudern  (443).  Dies  ist  die  geringe  Ausbeute, 
welche  die  Ekklesiazusen  unserer  Untersuchung  liefern;  denn  die 
vielfachen  inbrünstigen  Anrufungen  der  Aphrodite  und  des  Eros   in 


plass.  Phil.  1856  S.  346  ff.;  vgl.  Th.  Kock  in  der  Einleitoog  zu  seiner  Ausg. 
der  Frösche  de«  Ar.  S.  29  ff. 


C.  Kode:  Arbtoplimies  und  die  Gdtier  dw  VolksgrlaiibeDfl.     105 

der  HeUerensceoe  abergehen  wir  als  fflr  unsere  Frage  bedeolmiga« 
loa  mit  Slillsebweigen. 

Dem  ?latos,  dem  leiden  erhaltenen  Stacke  (tog  ^Oficr»  xal  %cU^ 
QOf^ai  %evg>Q€Uvoiiai)  mQssen  wir  eine  Tendenz  im  strengen  Sinne 
des  Wortes  absprechen.  Möglich  dasz  das  filtere  Stfick  gleiches  Na- 
mens eine  solche  hatte;  das  uns  vorliegende  fillt  in  eine  Zeit,  in 
der  die  Komoedie  aas  den  Wogen  politischer  Leidenschaft  sich  unter 
das, windstille  Ufer  allgemeiner  Sitlenscbilderung  oder  •  zu  den  heile- 
ren Höhen  mythologischer  Wolkengebilde  geflachtet  hatte.  Die  ganze 
Komoedie  ironisch  za  -rerstehen  verbietet  die  ernsthafte  Anseinander- 
fietzung*  fiber  den  wolthatigen  Einflnsz  der  Armut  auf  die  mensch- 
lichen Verhfiltnisse  und  vor  allem  die  Ausschi iesznng  der  gottlosen 
ond  namentlich  der  Sykophanten  vom  Genüsse  des  Reichthums.  Eine 
ernste  Absicht  aber  kann  ihr  deshalb  nicht  untergelegt  werden,  weil 
die  ganze  Handlung  ins  frivole  gezogen  wird  und  die  Consequen- 
sen  der  Voraussetzung  zuwider  nichts  weniger  als  siltlich  sind. 
Dem  Stacke  fehlt  die  Warde  der  alten  Komoedie,  es  ist  charak- 
terlos. 

In  Uebereinstimmung  hiemit  steht  die  Behandlung  der  GQtter, 
die  zum  Theil  lebhaft  an  den  Frieden  und  die  Vögel  erinnert.  Chre- 
mylos  wird  uns  als  ein  wackerer  und  gottesfürchtiger  Mann  geschil* 
dert;  er  spricht  wiederholt  seinen  Abschen  gegen  Unsitilichkelt  und 
Gottlosigkeit  aas,  wie  er  denn  auch  nur  den  gerechten  von  seinem 
Reichtbnme  mittheilen  will.  Aber  derselbe  Mann,  der  in  glaubigem 
Vertrauen  zu  Apollon  gegangen  ist,  um  sich  aber  die  Erziehung  sei- 
nes Sohnes  Rath  zu  holen,  der  sich  vor  der  Zumnlung  entsetzt,  er 
könne  den  Apollon  bestohlen  haben  (359),  der  es  für  das  (sicherste 
Miltel  hält  den  Piutos  sehend  zu  machen,  wenn  er  ihn  im  Heiliglhum  des 
Asidepios  schlafen  lasse  (410),  der  endlich  in  einer  weisen  Verthei- 
long  des  gewonnenen  Reichthums  ein  Mittel  sieht  alle  Menschen  wie-. 
der  rechtschaffen  und  gotlesfQrchtig  zu  machen  (494),  was  nach  sei- 
ner Meinong  der  gröste  Segen  wäre:  derselbe  Mann  findet  es  mit 
seiner  Rechtschaffenheit  wol  verträglich  von  Piutos  zu  verlangen,  er 
solle  sein  Haus  mit  Schätzen  fallen  xal  Sixalcog  ftaSlxcag  (231),  scheut 
sich  nicht  den  Gott  des  Reichthums  bald  xqdviiSts  navrav  datfio- 
vwvj  bald  6eiX6x€eT8  nttvxtav  dat(i6vo9v  zu  nennen  (233.  123),  er- 
klärt die  Herschafl  des  Zeus  nicht  mehr  drei  Obolen  werth,  wenn 
PIntos  das  Augenlicht  wiedergewinne  (124),  beweist  diesem,  dasz  er 
mehr  vermöge  als  Zeos  (127),  da  dem  Zeus  gegen  des  Pialos  Willen 
niemand  mehr  opfern  werde  (137),  und  macht  ihm  begreiflich,  dasz 
er  es  somit  in  seiner  Hand  habe  die  Macht  jenes  zu  stürzen  (142). 
Wenn  es  ferner  Penis  für  einen  Beweis  von  der  Armut  des  Zeus 
halt,  dasz  er  die  Sieger  zu  Olympia  nur  mit  den  Zweigen  des 
wilden  Oelbaums  bekränzen  läszt  (582),  so  sieht  Chremylos  darin 
schmutzigen  Geiz  (587  ff.)  und  in  dem  heiligen  Kranze  selbst  einen 
bloszen  Xtjffog, 

Ist   nun  der  Charakter  des  Trägers  der  Handlang  mit  sotohcr 


106    C.  Keck:  AristopliaDes  und  die  Goller  des  Volksylaiib^n»« 

Leiohlfertigkeit  angelegt,  so  tritt  IB  d«m  Sklaren  Karion  die  Ce- 
ringschitsung  and  Verachtung  der  Götter  ohne  allen  Beiaats  auf. 
Br  macht  es  dem  Apottou  «im  Vorwarf,  dasz  er  aeinti«  Herrn  in 
Wahnsinn  geatürst  (8),  deatet  dea  Gottes  Orakel  als  eine  Anflgr- 
demag  an  Chremyloa,  seinen  Sohn  zn  einem  Scbafle  zu  erziehen  (45)» 
erzählt  groszprahlend,  dasz  er  im  Tempel  des  Aaklepips  einen  Topf 
mit  Mehlhr^i  gestohlen  habe,  und  zwar  mit  vollem  Rechte,  da  sick 
anch  der  Priester  des  Gottes  kein  Gewissen  daraus  mache  die  dar- 
gebrachten Opfer  zu  seinem  Nutten  zu  verwenden  (672).  Um  den 
Diebstahl  aicher  aoszuführen,  ahmt  er  das  zischen  der  heiligen  Schlange 
nach  (689)  und  begrflszt  die  Erscheinung  des  Gottes  selbst  mit  einer 
tlhelriechenden  Ehrensalve  a  posteriori  (698).  Den  Gott  Hermes  be- 
handelt er  anfs  freohste  und  unversehimteste  (1190.  1124.  1129.  1138. 
1143).  Jedoch  das  letztere  ist  ihm  wol  za  verzeihen:  denn  einGottj 
wie  ihn  Ar.  im  Hermes  schildert,  kann  auf  Verehrung  keinen  An- 
spruch machen.  Seitdem  den  Göttern  nicht  mehr  geopfert  wird,  fin- 
det Hermes  das  lieben  bei  ihnen  wenig  vergnaglich>:  er  kommt  auf  die 
Erde  herab  und  bettelt  um  Brot  und  Fleisch  (1136).  Er  bittet  den  Karioa 
flehentlich  ihn  als  Hausgenossen  und  Collegen  aufzunehmen ;  er  ist  bereit 
seine  Hitgötter  fftr  immer  zu  verlassen,  und  preist  sich  glucUicb, 
nachdem  er  in  allen  übrigen  Qualitäten  abgewiesen  ist,  als  ivayci- 
Viog  eine  interimistische  Anstellung  zu  finden  und  mit  dem  ehren- 
vollen Amte  die  Gedärme  zu  waschen  betraut  zu  werden  (U47 — 
1169).  .Auch  Plutos  hat  von  seinen  Hitgöttern  keine  hohe  Meinung; 
denn  er  sagt,  Zeus  hasse  die  gerechten  und  habe  ihn  zur  Blindheit 
verdammt,  damit  er  nicht  jenen  aeine  Gaben  zuwende  (87).  Den 
Schlusz  des  Stückes  bildet  denn  auch  eine  förmliche  Absetzung 
der  Götter,  namentlich  des  Zeus.  Da  zum  Tempel  des  Zeus  Soter 
nicht  mehr  opfernde  kommen,  sondern  aTumotv'qaofUvoi  nleiv  ij 
fiV^iOf  (1184),  so  ist  nfitfirlich  auch  dem  Priester  die  Lust  ver- 
gangen bei  diesen  neuen  Opfern  zu  assistieren:  er  geht  zu  dem 
neuen   Gotte    über,   der   sich  in  Wahrheit  als  Zeus  Soter  bewährt 

(1186  ff.). 

Dies  ist  das  Ende  des  Plutos  und  zugleich  der  Abschlusz  der 
religiösen  Entwicklung  unseres  Dichters.  Wem  derselbe  düster  er- 
scheint, der  hat  insofern  gewis  Recht,  als  er  die  blosze  Negation  des 
Volksglaubens  ist  und  nicht  die  Keime  einer  wahreren  Gotteserkennt- 
nis  enthält.  Fast  noch  mehr  als  der  Verfall  des  Alterthums  selbst 
hat  der  Untergang  des  alten  Glaubensideals  in  einem  der  begabte- 
Hten  Geister  des  griechischen  Volkes  geradezu  etwas  erschütlerude:«. 
Vom  unbefangenen  Glauben  ausgehend  hat  Ar.  das  Gut  seines  Her- 
zens selbst  in  der  Kraft  seines  Lebens  nicht  zu  bewahren  vermocht, 
und  wenn  er  später  das  verlorene  auch  zum  Theil  wiedergefunden, 
so  hat  er  es  noch  am  Abend  seines  Lebens  unwiederbringlich  der 
Vernichtung  anheimfallen  sehen.  Die  Sonne  zeigt  sich  an  den  Berg- 
spitzen, ehe  sie  die  ganze  Erde  mit  ihrem  Lichtslrom  erfüllt:  so  er- 
p^eint  der  schwarze  Schatten   des  Todes  an  den  hervorragendsten 


C.  Kwk:  Arisiopkanefl  md  die  GöUer  des  VoUuglaobeiig^     107 

GdsCen,  ebe  er  die  gesaale  Welt   des  Altorthune  eiobOlll  «od  im 
Nacht  Terseokt.  — 

Man  mag  die  hier  Tersuchte  Deutung  ttberzeagend  finden  oder 
picht:  um  das  ^ine  bitten  vir,  de  nicht  für  den  unerwogenen  Ein^ 
h\{  eine«  Angeablieka  sa  halten.  Sollte  der  Gegenstand  einer  ein- 
gehendeii  Profiing  von  anderer  Seite  untenogen  werden,  00  könnte 
die»  dem  Verfasser  unter  allen  Umständen  nur  erwünscht  sein,  gleich- 
viel welches  das  Resultat  derselben  wäre.  Er  darf  versichern,  dass 
es  ihm  nur  um  die  Wahrheit  aa  than  ist,  and  dasz  er  im  vorher- 
gebeadeii  eine  Ansicht  entwickelt  hat,  die  er  naeh  den  ihm  au  Ge- 
bote stehenden  Kriterien  für  Wahrheit  halten  muss.  Einzelheiten, 
das  verhelt  er  sich  nicht,  werden  in  anderer  Weise  besser  gedeut^ 
werden;  in  der  Hauptsache  hofft  er  den  rechten  Weg  nicht  verfehlt 
u  hab^B.  Doch  dem  sei  wie  ihm  wolle,  die  Pietät  gegen  den 
grossen  Komoediendichter  ist  ihm  durch  das  Ergebnis  dieser  Uuler« 
tiaahniig  nicht  erscbfittert.  Was  an  Ar.  schwach  erscheint,  ist  im 
Grande  nicht  seine  Schwäche,  aber  was  an  ihm  stark  ist,  seine 
Stärke:  knrs  *er  ist  ein  Mensch  gewesen,  und  das  heisat  ein  Kam- 
{>fer  sein.' 


Vorfiegcnde  Abhandhing  war  eben  beendet,  als  C.  F.  Nagels« 
backe  ^nachhomerische  Theologie  des  griech.  Volksglaubens'  (Nflrnberg 
1666)  im  Buchhandel  erschien.  Die  Hoffnung  den  hier  behandelten  Ge- 
(^enstand  in  diesem  Werke  des  hochverehrten  Alterthumskenners  einer 
Besprechung  unterzogen  zu  finden  ward  nicht  getauscht.  Im  achten 
AbMhnitS,  welcher  die  Auflösung  des  alten  Volksglaubens  bel'andeit, 
wird  eine  Lösung  des  Problems  gegeben.  Zunächst  wird  als .  un- 
sweifeUiaft  anerkannt  (S.  471),  dasz  man  bei  Ar.  den  ernsten 
Willen  verniuten  dürfe,  den  auflösenden  und  zerstörenden  Tendenzen 
seiner  Zeit,  so  weit  er  es  als  Dichter  vermag,  entgegenzuwirken, 
and  namanllich  aus  den  Rittern  und  Wolken  nachgewiesen,  dasz  in 
dieser  eonservativen  Tendenz  auch  die  Ehrfurcht  vor  dem  alten  Glau- 
ben eingeechlossenist*  ^Aber'  heiszt  es  S.  472  weiter  Svahrend  die 
ILomoedie  gewis  mit  ernstem  Conservativismus  der  zerstörenden 
Richtang  ihrer  Zeit  entgegentritt,  ist  sie  gleichwol  ein  Kind  ihrer 
Zeit  und  mit  der  ganzen  Frivolität  derselben  behaftet.  Ihr  Mutwille 
kennt  Ehrfurcht  und  Pietät,  kennt  Scham  und  Zucht  so  wenig  als 
die  von  ihr  gezachtigte  Welt.  Um  deren  Tollheit,  in  deren  Gebiet 
sie  sieh  bewegt,  ganz  toll  zu  machen,  schont  sie  das  heilige,  dest^en 
gotes  Recht  sie  verfechten  will,  gerade  am  wenigsten.'  Weiler 
Bolen  fahrt  der  Vf.  fort:  *am  allergrausamsten  aber  gebt  die  Ko- 
moedie  mit  den  Göttern  um.  Was  die  Mythe  von  den  Lauster a  und 
Verbrechen  derselben  sagt,  wird  zu  komischen  Zwecken  höchst  geist- 
reich swar,  aber  zugleich  auch  vollkommen  schonungslos  benutz! • 
Ab«  auch  sonst  wird  des  komischen  Contrastes  willen  alles  mögr 
liebe  lächerliche   den  Göttern  angedichtet.'    Es   folgen  einzelne  Be-« 


108     C.  Kock:  Aristophanes  nnd  die  Gdlter  des  Volk^gianbens. 

lege  fOr  diese  Debauptnng'.  Was  hier  von  der  Komoedie  im  allge- 
meinen gesagt  wird,  bezieht  sich  speciell  auf  Ar.,  den  einzigen  ans 
erhaltenen  Repraesentanten  dieser  Dichtungsart.  Leider  spricht  sich 
der  gelehrte  Forscher  nicht  direct  darüber  ans,  ob  er  die  ernste  Ten- 
denz und  die  Frivolität  des  Dichters  sich  in  zeitlicher  Aufeinander- 
folge  denkt;  aber  wir  irren  wo!  nicht,  wenn  wir  aus  seiner  Dar- 
stellung den  Schlusz  ziehen,  dasz  er  ein  gleichzeitiges  nebeneinan- 
dersein beider  annimmt.  So  bereitwillig  wir  uns  nun  in  anderem  der 
Gelehrs^amkeit  und  dem  Scharfsinn  des  berühmten  Philologen  unter- 
ordnen, eben  so  bestimmt  müssen  wir  die  gleichzeitige  Vereinigung 
{weier  unvereinbarer  Dinge  in  Abrede  stellen.  Den  Beweis  für  die 
Gleichzeitigkeit  hat  Nägelsbach  begreinicher weise  nicht  unternommen, 
da  er  nicht  vermutet  hat  dasz  sie  bestritten  werde.  Ist  unsere  Un- 
tersuchung nicht  ganz  fruchtlos  gewesen,  so  hat  sie  die  zeitliche 
Aufeinanderfolge  beider  Geistesrichtungen  dargethan.  Doch  glanben 
wir  es  der  Autorität  N.s  schuldig  zu  sein,  unser  dissentierendes  Vo- 
tum noch  einmal  in  Kürze  zu  motivieren. 

Wir  wollen  nicht  erörtern,  ob  ernstes  verfolgen  eines  Zwecke» 
mit  frivolem  abspringen  von  demselben  bei  einer  gesunden  Geistes^ 
anläge  vereinbar  ist:  unserer  Ansicht  nach  würde  das  gleichzeitijge 
auftreten  beider  Extreme  das  Selbstbewustsein  nnd  somit  die  Mög- 
lichkeit einer  bestimmten  Tendenz  überhaupt  aufheben.  Wer  die  Göt- 
ter lächerlich  macht,  kann  nicht  in  demselben  Augenblicke  die  Ab- 
sicht haben  Ehrfurcht  gegen  dieselben  zu  erwecken;  wer  sich  die 
Vcrlheidigung  des  Glaubens  zur  Aufgabe  stellt,  kann  diese  Aufgabe 
nicht  durch  Verspottung  der  Glaubensobjecte  lösen  wollen.  Aach  dürfen 
wir  dem  Komiker  so  viel  Continuität  des  Bewustseins  zutrauen,  das« 
er  beide  Gegensätze  nicht  nur  in  der  Spanne  einer  Scene,  sondern 
auch  in  dem  ziemlich  engen  Rahmen  eines  Stückes  wird  auseinander- 
halten können.  Aber  N.  geht  noch  weiter;  er  sieht  in  der  Ver- 
einigung dieses  Gegensatzes  das  Wesen  der  Komoedie.  Denn  (S.  472) 
*sie  feiert  bei  jeder  Gelegenheit  das  Gemeinwesen  Athens,  und  gerade 
der  volksherliche  Demos  ist  in  den  Rittern,  in  den  Ekklesiazasen,  in 
den  Wespen,  und  wo  eigentlich  nicht?  mittelbar  oder  unmittelbar 
die  Zielscheibe  ihres  beiszendsten  Spottes.  Sie  wird  nicht  müde  die 
alte  Zucht  und  Sitte,  namentlich  die  Sorge  für  die  Keuschheit  der 
Jugend  zu  preisen,  und  geht  doch  in  ihren  Darstellungen  des  Thieres 
im  Menschen  bis  zur  kecksten,  frivolsten  Schamlosigkeit.'  Die  erste 
dieser  Behauptungen  berulit  auf  einer  Verwechslung.  Ar.  feiert  das 
Gemeinwesen  Athens,  aber  wolgemerkt  nicht  das  bestehende,  sondern 
das  untergegangene,  und  ist  also  nur  consequent,  wenn  er  in  der 
Begeisterung  für  den  volksherlichen  Demos  der  Vergangenheit  da^ 
entartete  Geschlecht  der  Gegenwart  aufs  bitterste,  geiselt.  Wie  er 
die  mannhaften  Marathonkämpfer  stets  preist,,  so  schmäht  er  unab- 
lässig die  modernen  Helden  der  Volksversammlungen,  das  feige  and 
selbstsüchlige  Heer  der  Zungendrescher  und  Gesetzesschreiber.  Auch 
'dürfte  es  schwer  sein  zu  beweisen,  dasz  er  (wenige  Fälle,  nament« 


C.  Kock:  Aristophanei  uod  die  Götler  des  VolksglaubeoB.     109 

lieh  aus  der  Periode  seines  Abfalls  abgerechnet)  neben  der  Sorge 
fär  die  Kenscbheit  in  wirkliche  Zucht-  und  Sittenlosigkeit  verfftlU« 
Das  Thjer  im  Menschen  kommt  in  der  Komoedie  zu  voller  Geltung: 
denn  diese  seigt '  den  Menschen  gerade  in  seiner  Natürlichkeit,  und 
das  komische  Ideal,  das  in  gleicher  Entfernung  unter  der  Mittagshöhe 
des  gewöhnlichen  Lebens  liegt,  wie  sich  das  tragische  über  dieselbe 
erhebt,  bringt  zugleich  eine  nach  unseren  Begriffen  sehr  derbe  Dar- 
stellung dieser  natürlichen  Seite  mit  sich.  Doch  liegt  zwischen  die^ 
ser  grobsinnlichen  Natürlichkeit  und  wirklicher  Unsittlichkeit  noch 
eine  weite  Kluft.  Unser  aesthetisches  Gefühl  wird  durch  die  Keck^ 
heit  der  Witze  in  der  Komoedie  oft  genug  befremdet;  unser  sitt-' 
hebe«  Gefühl  lAufl  selbst  bei  offenbarem  Schmutz  keine  erhebliche 
Gefahr.  Ar«  wollte  eine  sittliche  und  keusche  Jugend,  aber  keine 
■erreoschwache,  prüde  und  ascetische. 

Im  Gegedtheil,  man  wird  der  realen  wie  der  idealen  Welt  gegen- 
über Ar.  im  allgemeinen  in  einer  bestimmten,  klar  ausgesprochenen 
Stellang  finden,  nur  da$z  sich  dieselbe  im  Laufe  seines  langen  Lebens 
▼errückt.  Er  beginnt  mit  strengem  festhalten  an  den  Idealen  der  Ver- 
gangenheit, seine  Strenge  wird  unter  dem  erschlaffenden  Einflüsse 
der  Zeit  gelockert,  und  als  ihm  das  Unglück  des  Vaterlandes  über 
seine  Verirrung  die  Augen  öffnet,  faszt  er  den  Vorsatz  der  Umkehr 
und  fahrt  ihn  auch  wirklich  aus.  Aber  der  innere  Halt  seines  Le- 
bens ist  vernichtet,  er  kann  zu  einer  Festigkeit  nicht  wieder  kom- 
men and  die  Versöhnung  bleibt  aus.  Daher  kommt  «s,  dasz  er  vor- 
nehmlidi  in  seinen  frühesten  Stücken  ein  so  freudiges  Selbstbewost- 
sein  von  seinen  sittlichen  Zwecken  ausspricht,  während  dieser  herz- 
erhebende Klang  später  fast  gar  nicht  mehr  zu  hören  ist.  .  Daraus 
erklfiri  sich  die  streng  sittliche  Tendenz  seiner  früheren  Komoedien, 
wahrend  spätere  entweder  tendenzlos  oder  geradezu  frivol  sind.  Des- 
halb zeigen  die  Werke  seiner  Jugend  bei  aller  Heiterkeit  noch  eine 
gewisse^  Mäszigung  und  Selbstbesehränkung ,  während  die  nächstfol- 
genden ins  schrankenlose  hinausstreben.  Darin  endlich  finden  die 
unbefangene  Fröhlichkeit,  welche  die  Acharner,  Ritter,  Wolken  und 
Wespen  atbmen,  und  das  Gemisch  von  Verzweiflung  und  erzwunge- 
ner Anagelassenheit,  welches  das  Gepräge  seiner  letzten  Komoedien 
irt,  ihre  natfirliche  Deutung. 

Anclam.  Carl  Kock. 


lieber  die 


Bosianischen  Handschriften 


von 


Qceros  Briefen  an  Atticus. 


Von 


DeÜef  DeÜe&en. 


3. 

lieber  die  Bosianischen  Handschriften  von  Gieeros 

Briefen  an  Attieiis» 


Die  Enlhfillangen  y  welche  Prof.  H.  Haupt  im  Lectionskatalog  der 
berliner  Universitit  für  das  Soininersemester  1865  ttber  die  Handschrif- 
ten gemacht  hat ,  deren  Simeo  Bosias  sich  ffir  seine  Ausgabe  von  Gi- 
eeros Briefen  ah  Atticns  bedient  haben  will ,  haben  der  Kritik  dieses 
unschätzbaren  Werkes  einen  ganz  andern  Weg  Torgezeichnet,  als  sie 
bis  dahin  eingeschlagen  hatte.  Die  ^familia  Gallicana',  wie  Orelli  jene 
Handschriften  taufte,  deren  Werlh  v^n  allen  neueren  Gelehrten  dem 
des  cod.  llediceus  vorgezogen  wurde,  verlor  dadurch  ihre  beiden  wich- 
tigsten Mitglieder,  und  auch  die  Autorität  des  letzten  noch  flbrigen 
oder  vielmehr  die  Autorität  der  bis  dahin  fflr  hinreichend  verbargt 
gehaltenen  Nachrichten  über  dasselbe  wurde  dadurch  nicht  wenig  ge- 
schmälert. Aus  einer  von  Th.Mommsen  vor  12  Jahren  in  Paris  gemachten 
Abschrift  des  cod.  regius  8538  A ,  der  schriftliche  Bemerkungen  des 
Bosins  zu  jenen  Briefen  enthält,  weist  Haupt  eine  Anzahl  von  Beispie- 
len nach,  wo  derselbe  Gelehrte  aus  denselben  Hss.  von  denselben  Stel- 
len ZB  verschiedenen  Zeiten  ganz  verschiedene  Lesarten  mittheilt.  Der 
Sehlnsz ,  dasz  hier  eine  groszartige  Fälschung  stattgefunden ,  ist  sehr 
nahe  liegend;  einzelne  Beispiele  aus  jenem  unedierten  Mannscript,  be- 
sonders das  letzte,  in  welchem  ein  mehrfaches  verbessern  schon  hinge- 
schriebener Varianten  vorkommt,  haben  so  sehr  alle  Anzeichen  einer 
willkfirlichen  Aenderung,  dasz  gewis  wenige  Leser  gewesen  sind ,  die 
nicht  jenem  Urteil  beigestimmt  haben. 

Haupt  beleuchtet  die  Frage  aber  die  Echtheit  der  Bosianischen 
Codices  nur  von  der  ^inen  Seite ,  die  wir  angegeben  haben ;  er  glaubt 
schon  von  da  ans  genfigende  Grande  vorgebracht  zu  haben ,  um  fair 
immer  den  Glauben  an  die  Existenz  jener  angeblich  ältesten  Hss.,  des 
cod.  Decurtatus  oder  der  Scidae  und  des  Crusellinns  völlig  vernichtet 
und  die  Echtheit  der  Lesarten,  welche  Bosius  aus  dem  dritten,  dem 
Tornaesianns,  anführt,  in  Frage  gestellt  zu  haben.  Auszer  den  von  ihm 
mitgetheilten  Beweisstellen  hat  Haupt,  wie  er  sagt,  noch  eine  Reihe 
von  anderen ,  deren  vollständige  Vorlage  bis  jetzt  noch  nicht  gemacht 

Jahrb.  f.  cImi.  Philo!.  Soppl.  Bd.  UI  Hfl.  1.  g 


114  D.  Detlefsen:  aber^ie  Bosianischen  Handschrifien 

ist,  80  dasz  es  mit  einiger  Gefabr  far  uns  Terbiinden  ist  eine  Ansicht 
auszasprechen ,  die  mit  der  von  ibm  aufgestellten  nicht  ganz  harmo- 
nieren wird.  Wir  glauben  indes  mit  Wahrscheinlichkeit  vermoten  eii 
dürfen,  dasz  die  Beispiele,  welche  Haupt  gegeben  hat,  die  wichtigsten 
von  denen  sind,  die  ihm  zu  Gebote  stehen.  Seit  zwei  Jahren  warteten 
wir  vergeblich  darauf,  dasz  von  irgend  einem  der  vielen  Gelehrten, 
die  durch  ihre  Studien  auf  die  ciccronischen  Briefe  gefQhrt  und  mit 
ihnen  vertrauter  als  wir  geworden  sind,  eine  Aeuszerung  der  Zustim- 
mung oder  des  Zweifels  in  jener  Frage  fallen  würde;  wir  hatten  auch 
den  Widerspruch  nicht  für  numöglich  gehalten  und  hofften  auf  eine 
Entgegnung,  bei  der  einige  Ansichten  aber  die  Art  und  das  vorgehen 
der  Krilik  in  der  französischen  Philologie  und  überhaupt  in  den  frühe* 
ren  Jahrhunderten  ausführlicher  dargelegt  würden. 

Maszen  wir  es  uns  auch  nicht  an  in  diesen  kitzlichen  Fragen  ein 
sicheres  Urteil  abzugeben,  so  glauben  wir  doch  zur  richtigen  Erkennt 
nis  derselben  einiges  beitragen  zu  können,  indem  wir  die  Notizen  zn- 
aammenstellen,  welche  uns  in  Bezug  auf  die  französischen  Has.  der 
fir4efe  ad  Atlicqm  und  die  Gewährsmänner  derselben  bekannt  sind. 
Wir  können  über  diese  noch  einiges  beibringen,  was  Orelli  und  Haupt, 
wie  den  anderen  neueren  Gelehrten,  die  sich  mit  jenen  Briefen  be- 
faszt  haben,  völlig  entgangen  zu  sein  scheint. 

Ein  von  vorn  herein  schon  nicht  nugewichtiger  Yerdaehtsgrond 
gegen  die  Bosianischen  Codice»  liegt  darin,  dasz  dieselben  nach  dem 
Tode  des  Bosins  völlig  verschwunden  sind.  Kein  anderer  gleichzei- 
tiger oder  späterer  Gelehrter  hat',  so  viel  wir  wissen,  eine  Notiz  hin* 
terlassen,  aus  der  hervorgienge ,  dasz  er  sie  mit  eigenen  Augen  ge« 
aeben  hätte.  Der  Tornaesianus  freilich,  gegen  dessen  Existens 
wenigalens  Haupt  keine  Zweifel  erhebt,  ist  ebenso  untergegangen  oder 
wenigstens  bis  Jetzt  in  Verlust  gerathen;  aber  über  ihn  haben  wir 
Nachrichten  von  sehr  verschiedener  Seite.  Wie  die  Sachen  nuit 
früher  standen,  wäre  es  Pflicht  der  Herausgeber  gewesen  zu  sam- 
meln ,  was  überhaupt  aus  jenen  Hss.  und  über  dieselben  noch  erhalten 
war.  Dann  hätte  sich  folgendes  herausgestellt.  In  Betreff  der  Scidae 
und  des  Crusellinus  sind  wir  zwar  allein  auf  die  Referate  des  Bosius 
beschränkt;  doch  existierten  schon  vor  dem  Mommaenschen  Funde 
mehrfache  Quellen,  aps  denen  die  Kenntnis  derselben  vervollstäadigl 
werden  konnte:  für  den  Tornaesianus  treten  auszer  Bosins  und  Lambin 
auch  noch  J.  Cujacius ,  F.  Pithoens  und  besonders  A.  Turnehns  als 
fiewährsmänner  auf.  Aus  der  Vergleichung  ihrer  Mittheilungen  unter 
^nander  hätte  man  schon  vor  Mommsen  und  vor  Haupt  in  Betreff  der 
Benutzung  derselben  bedenklich  werden  sollen  0*  «Diese  Sätze  wer- 
den wir  jetzt  der  Reihe  nach  belegen  und  ausführen. 

1}  Wir  wissen  nicht,  ob  sich  Haupt  auf  tthiüiohe  Untersnehnngen 
bezieht y  wenn  er  8.  16  sagt:  'sed  quod  homines  docti,  si  diligentina 
attendSflsent,  dudun  suspicari  poterant,  Codices  illos  Bosii  decnrtatum  et 
QnueUfaivm  nnllos  nmqnam  ftaisse,  sed  oommentom  eos  ease  Boalun 
firande-et  lallnoia,  id'  usw. 


,  voi  Cieeros  Briefoi  aa  Attiofts.  115 

BosiasAotfsbe  von  Ciceros  epistolae  ad  Atiicnm  orschieD  in  Li- 
moges  1580.  Sie  naohto  ein  solcheB  Aufsehen ,  dnss  noch  in  demsel- 
ben Jahre  als  Bei(^be  scnm  Gommenlar  des  P.  Manntins  an  den  Briefen 
nd  Attionin  ein  Nacbdrnek  derselben  bei  A.  Wechel  inFrankfart  herans- 
kam*).  Eine  dritte  Aasgabe  folgte  1583  bei  Chr.  Plantin  in  Antwerpen, 
eine  vierte  ebenda  1585.  Ans  Orellis  Onom.  TuU.  I  S.  300  setzen  wir 
*  hier  folgende  Worte  her :  *  in  lacobi  Bongarsii  inedita  ad  Petrum  Da- 
nielea  Lutet.  IIX  Novemb.  a.  1579  [?]  epistola,  qnae  asservatur  in 
bibUctheca  publica  Basileensi,  haeo  leguntnr:  tSimeonis  Bosii  in  M, 
Ciceronis  epistolas  ad  Alticam  emendationes  prodiernnt  apnd  LemoW- 
ces;  qnas  diligentins  expressas  Patissoniusdabit;  eam editioneai 
ezspectea  snadeo. »  £a  tarnen  nnnqaam.prodiit.'  Ein  anderer  Zeitge- 
nosse des  Bosins,  Lud.  Carrio,  hat  in  seinen  Emendationes  et  obser- 
rationes  (Paris  1583 ,  auch  im  da  Bande  von  Gralers  Lampas)  I  e.  15 
folgende  Worte  bei  Gelegenheit  einer  Emendation  eu  den  Briefen  ad 
AU.  XVI  6, 1 :  ^pedibus  ei  equis  rectam  ne  esse  existimem  faeit  Varie- 
tes scriptnrarnm ,  qnaram  nna  habet  pedi^tfs  ei  equis  ^  altera  pedibut 
aefuiSy  tertia,  eliam  Tornaesiani  oodicis  omninm  optimi,  peäibus  equii. 
band  dabie  vera.  nam  Lambinus  qui  illnd  ei  equis  plane  delet,  est 
fmsira.  vnlt  Cicero  se  sinibus  propler  maris  recessnm  siccis  pedibos 
vicem  equorum  usam  fuisse.  qoa  de  re  cum  ad  doctissimnm  virum 
Simeonem  Bosinm  retulissem :  is  ante  mortem  bonis  et  doctis  omnibns 
vehementer  luctaosam  nefario  scelere  a  sceleratissimis  bominibns  clam 
illatam  paucis  diebus  inter  cetera  huno  in  modum  rescrlpsit:  «Locam 
epistolarom  ad  Atticum  relegi  et  cum  antiqnis  meis  iteram  contuli» 
nihil  variant,  nee  mendi  qoicqaam  sabesse  pnto.  nam  equis  pediifus 
est  quod  Graeci  ainnt  lu^^  xal  avv  f^TeTta^  hoc  est  terrestri  ilinere  [!], 
cni  opponitur  lutia  ^aXa0aav,  dictum  est  aatem  iavvdhtogy  nt  illud 
ahenun  equis  eiris.  hinc  Hacrobii  locus  (Sat.  VI  4),  quod  tu  rede 
Indiens ,  emendandus.  Epistolas  ad  Atticam  ea  occasione  relegi  et  re- 
eeasui ,  malte  addidi ,  qnae  praeterieram,  praeter  ea  qoae  in  libro  tao 
anootaram  et  tu  ad  Plaatioun  miseras,  in-  quibus  haec  haud  inscita 
necdom  a  qnoquam  satis  intelleeta,  de  perscriplionibns ,  plurlnm  uo« 
minibos  et  parariis,  de  servornm,  qni  populo  plaenerant,  coacte  manu- 
miasione,  de  Gentis  popaiis  {?],  de'  matrum  testamentis  ante  S.  C.  Or« 
phitiannm,  de  legibus  viaria  et  alimentaria  Curionis,  de  praediatori- 
bns^  de  ^HQaxlfiSlf  Ciceronis,  de  Varrbnis  ninXm  et  alia  pleraque. 
sed  et  in  epistolis  ad  Q.  fratrem  et  ad  Brntom  malte  emendavi,  non 

2)  Auf  dem  Titel  *  dieser  Ausgabe  heissen  die  Animadyersiones 
8.  Bosü  'diu  hacienas  expetitae*  und  in  der  Vorrede  weiss  der  Hgv 
sie  nicht  hoeh  genug  su  sohätzen.  Auch  Lambin  spricht  in  einer  An^ 
merkong  su  VII  2  seiner  s weiten  Ausgabe  des  Cicero  von  1577  (sie 
erschien  nach  seinem  1572  erfolgten  Tode  bei  Santandreas  'ex  postrema 
Dionysli  Lambini  Monstroliensis  emendatione')  und  in  der  dritten  von 
1584  (die  von  des  Plancbes  besorgt  wurde)  erwartungsvoll  von  dar- 
selbett  und  erwähnt  auch  sonst  öfter  des  Bosius.  Ich  habe  leider  nur 
dessen  beide  Ausgaben  Ton  1580  benuteen  können.  Der  frankfurter 
Nachdruck  ist  fast  fehlerlos. 

8* 


116  D.  petlefsen:  über  die  Bosianischea  flaodBcliriften 

pauca  explieaTi.  omnia  propedien  ad  te  mittam,  at  in  porro  ad  foom 
Plantinam.  Vigiliarum  editionc^m  in  aliad  tempos  reiiciam.»")  Ancli 
dem  Lambin  hat  Bosias  Mittheilungen  über  seine  Has.  gemacht,  und 
wahrscheinlich^  ist  aar  die  Seidae  an  beziehen ,  was  jener  in  seiner 
X weiten  Ausgabe  zu  VII 18,  1  repuderit  hat:  ^sed  S.  Bosins  dixil  mihi 
se  reperisse  in  suo  item  mscpt.  antiqaissimo  ita  scriptum :  quae  gut- 
dem  si  repudiarit^  repudierit,  iacehit^  si  acceperii.  nnde  coniicit  ille 
sie  esse  legen  dum:  quae  quidem  si  repudiariiy  repudio  eriL'  (Diese 
Lesart  und  Conjectur  fahrt  übrigens  Bosias  in  seiner  Ausgabe  nicht 
an.  Auch  fehlen  sie  bei  Orelli.)  Aehnliche  Stellen  finden  wir  in  der 
zweiten  Ausgabe  des  Lambin  öfter,  aber  nicht  in  der  ersten.  Nirgend- 
wo wird  jedoch  etwas  specielles  aus  oder  über  die  Hss.  des  Bosina 
gesagt,  und  es  scheint  dasz  dieser  dem  Lambin  bei  einem  Besuche  in 
Paris,  der  vor  das  Jahr  1570  fiel^),  nur  mündlich  einige  Conjecturen 
mittheilte,  die  dieser  nicht  einmal  Qberall  richtig  wiedergab^}  and 
die  jener  in  seiner  Ausgabe  zum  Theil  schon  wieder  mit  anderen  ver- 
tauscht hatte,  wie  V  4,  2.  VIII  ö,  1.  6,  S.  15,  1.  IX  18,  3.  X  1,  3. 
8,4.  13,  7.  Endlich  finden  wir  noch  aus  spfiterer  Zeit  eine  beach- 
tenswerthe  Angabe  über  schriftliche  Aufzeichnungen  des  Bosins  in 
der  Ausgabe  der  Briefe  von  Graevius  (Amsterdam  1684)  praef.  ad  lect.: 
^praeter  notas,  quas  ipse  publici  iuris  fecit  Bosius,  leges  hie  nonnullas 
ineditas  ante,  quibus  priores  auxerat  sna  manu,  eas  excerpsit  et  mihi 
misit  civis  Bosii  Stephanus  Balusius.'  Man  findet  sie  zerstreut  unter 
den  Add.  et  Corr.  der  Ausgabe.  *  Vellem'  fährt  Graevius  fort  'in  Ba- 
lusii  manus  incidissent  qnoque,  quae  Bosius  paucis  diebus  ante  mor- 
tem ...  ad  amicnm  sunm  Ludovicum  Garrionem  se  nolis  suis  adieciase 
scripsit',  womit  die  oben  angefahrten  Worte  gemeint  sind. 

Wir  haben  hier  also  schon  Nachrichten  von  verschiedenen  schrift- 
lichen Aufzeichnungen  des  Bosius.  Die  ^antiqui  libri'  und  der  ^mana- 
scriptus  antiquissimus',  auf  die  er  sich  dem  Garrio  und  Lambin  gegen- 
über beruft,  können  offenbar  nur  der  Deonrtatus  und  Grnsellinus  sein 
(in  dem  Briefe  an  Garrio  auch  noch  der  Huraltinus ,  den  anszer  ifam 
ebenfalls  Lambin  benutzte);  und  auf  diese  wird  er  gewis;in  der  neuen 
Becension,  von  der  er  dem  Garrio  schreibt,  zurttckgegangen  sein.  Es 
ist  ungewis ,  in  welchem  Jahre  Bosius  starb ;  die  Angaben  schwanken 


3}  So  viel  wir  wissen,  sind  diese  nie  erschienen.  4)  S.  Lambin  vn 
y  12,  1 :  ^nM  omnia  ä%Q«  rriifscav  tvyya  tndiasem]  ...  sie  hunc  locam  emen- 
davit  Siraeo  Bosius,  nt  pluribus  iam  verbis  ostendi  in  comm.  Lacretii 
sec.  edit.  ad  illnm  locam  lih.  V  Nee  poterai  quemq.*^  worüber  es  in  der 
1570  erschienenen  Ausgabe  heiszt:  'quod  idem  ille  Bosius  mihi  nuper 
com  esset  domi  ineae  indicavit.'  5)  S.  Lambin  su  X  13,  3:  ^probo 
8.  Bosii  coniectoram  habes  niXi^ta  ovov^f  ygl.  mit  Bosias  Anmerkung: 
^falsum  est  qaod  acribit  Lambinus  me  hie  legendum  putasse  nilijta 
ovov»  nunquam  enim  id  ei  dixi  ant  soripsi.  aut.  igitar  id  somniaTit, 
aut,  quod  pato,  aliter  mea  verba  accepit,  quam  ego  dixeram.  £i  enim 
aliqoando  indicaram  snspicionem  meam  de  hoc  loco,  et  paucis  demon- 
straram  hie  reponendum  videri  uLiXtjt«  qonvov^  unde  ille  nescio  quem 
asinum  verednm  commentas  est.' 


TOB  Cioere»  Briefen  an  Atticos.  117 

iwisdieii  ISdD,  81  nnd  82  (er  soll  etwa  46  Jahre  alt  geworden  sein) ; 
die  Vorrede  seiner  Aasgabe  ist  *V  Idits  Octobres'  unterzeichnet,  es 
fehlt  die  Jahreszahl.  Jene  nene  Recension  der  Briefe,  von  der  er 
spricht,  ninss  spater  als  die  Ausgabe  erfolgt  sein;  denn  sonst  waren 
die  Gegenstande  aus  den  römischen  RechtsaUerthümern  nnd  der  Liltera- 
targeschichte,  von  denen  er  spricht,  die  sich  alle  an  die  Briefe  ad 
Atticom  ansdiiieszen ,  in  dieselbe  aufgenommen,  was  nicht  geschehen 
ist.  Nor  der  iex  viaria  des  Curio  geschieht  im  Commentar  an  VI  1 
eine  sehr  kurze  Erwähnung,  fiigenthamlich  bleibt  es  bei  alle  dem, 
dann  Bosins  seiner  eigenen  Ausgabe  nicht  gedenkt,  statt  dieser  aber 
von  Anmerkungen  spricht,  die  er  in  einem  Exemplar  des  Carrio  bei- 
gesehrieben  und  die  dieser  an  Plantin  geschickt  habe.  Auch  diese  wer- 
den neeh  der  ersten  Ausgabe  geschrieben  sein.  Man  wird  aber  da-, 
dnreh  an  die  Plantinsche  Ausgabe  von  Id85  erinnert,  die  sich  auf  dem 
Titel  eine  ^editio  ab  emendatione  ipsius  auctoris  ultima'  nennt,  wonach 
Orelli  in  seiner  ersten  Ausgabe  gemeint  hatte  *  fortasse  emendatioreni 
et  auctiorem  esse'.  Wenn  derselbe  dagegen  in  der  Hist.  crit.  S.  XLVII 
der  zweiten  Ausg.  von  ihr  behauptet:  ^prorsus  nihil  additum  aut  mntatum 
repperi,  ita  nt  hoc  quoque  unum  sit  ex  solitis  illis  typographorum  sec. 
XVI  mendaciis,  quibus  emptores  allicere  conabantur',  so  glauben  wir 
doeh  bei  der  bekannten  Eilfertigkeit  Orellis  in  Benutzung  seiner  kri- 
tischen Hilfsmittel,  dasz  eine  nochmalige  Einsicht  derselben  wfln- 
schenswerth  wäre.  Vielleicht  lieszen  sich  aus  Vergleichung  dieser 
Ausgabe  des  Bosias  mit  den  früheren  schon  einige  Verschiedenheiten 
derselben  unter  einander  nachweisen. 

Mit  jenen  Randbemerkungen  sind  möglicherweise  identisch  die- 
jenigen Bosianischen  Noten,  die  Balusius  dem  Graevius  abersandte.  In. 
Betreff  ihrer  heiszt  es  in  den  Add.  et  Corr.  der  Ausgabe  des  letzteren 
zn  I  4:  *sio  scriptum  se  reperisse  in  vet  cod.,  ut  Casaubonus  con- 
iecerat,  nimirum  Q,  pro  quod,  testatur  S.  Bosius  in  notis  manuscriptis, 
quas  apposuit  editioni  suae';  zn  IV  10 :  ^plane  sie  quoque,  ut  ego  sen- 
tiebam ,  coniecit  ac  scivit  legendum  esse  Bosius ,  qui  margini  ed.  snae 
adscripsit:  mekerculeut  a  ceteris  obleciaiionibus  deseror  voluptatuntj 
fic'  und  zu  VI  1 :  ^videtur  postea  in  suis  codicibus  id  qooqne  [nemlich 
Herum  iam  tibi]  reperisse  Bosius.  nam  sie  legendum  esse  editionis 
snae  margini  adscripserat.'  Endlich  ist  auch  zu  IV  15.  VI  5.  XII  26. 
XVI  6  ausdrucklich  von  ^curis  secundis'  desselben  die  Rede.  —  Ob 
auch  der  Ausgabe  von  Bosius  Emendationen ,  die  Patisson  ^diligentaus 
ezpressas'  herausgeben  wollte,  ebenfalls  handsohriflliche  Bemerkun- 
gen des  Bosius  beigefügt  werden  sollten,  oder  ob  dies  nur  eine  Buch- 
hittdlerspeenlation  wie  der  Wechelsche  Nachdruck  war,  oder  wie  es 
sich  sonst  damit  verhielt,  müssen  wir  ganz  im  dunkeln  lassen.  Aus 
der  Jahreszahl  jenes  Briefes  könnte  man  schlieszen ,  dasz  der  Druck 
der  Ausgabe  von  Limoges  im  J.  1579  begonnen  (wonach  auch  die  Vor- 
rede derselben  in  dieses  Jahr  fallen  würde) ,  aber  erst  im  J.  1580  ba^ 
endet  sei.  Doeh  ergehen  wir  uns  hier  nicht  weiter  in  Vermutungen, 
Ober  welche  die  Entscheidung  uns  nicht  möglich  ist. 


118  D.  Detlefsea:  flbttr  die  BoMämseheii  Hatidsehriften 

Was  wir  bisher  aniifefiliirt  btbeiif  soihe  nur  Daten  liefern,  in  cKe 
sich  vielleicht  die  von  Momnsen  abgeschriebenen  Anmerkungen  des 
Bosins  ansoblieszen  lassen.  Zwar  sagt  Hanpt  a.  0.  S.  16  von  diesem 
Codex,  er  enthalte  *  Simeonis  Bosii  animadversiones  in  libros  Septem 
posteriores  epistnlarnm  ad  Atticnm,  non  qnas  postea  edidil,  sed  qnalen 
prirnnm  oonscripserst'.  Ob  letztere  Behanplang  sich  auf  eine  beige- 
figte  Jabreszahl  oder  ein  anderes  fiuszeres  Beweismittel  stOtzt,  ist 
nicht  gesagt;  die  inneren  Gründe,  welche  man  ans  den  mitgetbeilten 
Proben  dafür  geltend  machen  könnte ,  scheinen  nn»  nicht  zwingend  na 
sein.  -^  Ans  der  bisherigen  Darstellung  gebt  aber  alierhaupt  hervor, 
dass  Bosins  seine  Thfitigkeit  fAr  die  Briefe  ad  Atlicnm  auf  Grund  sei« 
ner  Hss.  jedenfalls  nicht  mit  der  Ausgabe  von  1580  abgeschlossen, 
sondern  bis  an  sein  Ende  neue  Emendationen  nad  Erklirungen  zu  den- 
selben auch  schriftlich  abgefaszt  und  in  Umlauf  gesetzt  bat«  Es  wfire 
gewis  wichtig  fOr  die  Beurteilung  seines  Werthes  zu  erfahren,  in 
welchem  Verhältnis  diese  zu  der  gedruckten  Aasgabe  stehen.  Stim- 
men auch  si6  nicht  mit  ihr  aberein,  was  wäre  dann  von  Bosins  ra 
halten? 

Schon  ehe  der  pariser  Codex  von  Mommsen  aufgefunden  war, 
hatten  wir  in  der  Ausgabe  der  Briefe  von  Graevins  Notizen  zweiler 
Hand  des  Bosins.  Ihre  Anzahl  ist  zwar  nur  gering,  sie  umfassen  aber 
nicht  bloss  die  letzten  7,  sondern  alle  16  BQcber.  In  den  wenigsten 
sind  Lesarten  bestimmter  Hss.  mitgetheilt,  sondern  gewöhnlich  heiszl 
es  nur ,  so  und  so  sei  zu  lesen ,  einigemal  auch  ganz  allgemein  *in  V. 
C.  (d.  i.  vetere  codice)  scriptum  est'  usw.  Mehrere  dieser  Stellen 
treffen  zusammen  mit  solchen.  Ober  deren  Schreibung  sich  Bosins 
schon  in  seiner  Ausgabe  gefluszert  hatte.  .  Es  sind  dann  neue  Bes- 
serungsvorschlage, wie  lY  10  (s.  oben),  VI  1,  22  (wo  er  *ut  iam  ante 
alii',  z.  B.  Lambin,  lesen  will  liUeramm  daiarum  dies  pridie  Kalend.)^ 
5,  3  (*  Bosins  . .  legi  rectius  censet  reliqua  tide  et  quantum  poie9i 
perfpice.  Not  eist  annfinm';  in  seiner  Ausgabe  liest  er  hier  *ex 
prisco  Decnrtato'  reliqua  videiy  et  quanium  fieri  potent^  pertpMi 
animus^  an  der  vorhergehenden  Stelle  Utteras  dalurus  pridie  Kaien^ 
dai;  so  habe  es  'castigatissime  Decurtatus'),  X  24  (wo  nur  die  Inter- 
pnneiion  geftnderC  wird).  Nienuls  geschieht  aber  an  diesen  Stellen 
einer  Hs.  Erwähnung:  sie  geben  sich  ganz  unverffingUch  als  die 
FrSchte  einer  nenen  Durchsicht  des  Textes.  Widerspräche  lassen  sich 
dem  Bosins  hier  nicht  nachweisen. 

Bucht  man  nach  solchen  in  den  von  ihm  selbst  herausgegebenen 
Anmerkungen,  so  lassen  sich  folgende  anfahren.  In  der  Note  zu  XIV 
19,  1  auentirie  enim  beiszt  es:  ^hoc  loco  defeeerunt  Sddae  nostrao 
magno  studiosorum  omninm  detrimento'  (vgl.  die  Vorrede),  und  trotz- 
dem folgen^tt  XV  29  sed  quonus  diese  Worte:  ^Hanntiui  ex  coo* 
ieclara  quorsus:  quae  liquida  est  scriptora  Decurtati';  und  za  XVI 1 : 
^seripsi  ex  Tornaesiano  et  Decurtato  posiridie  ient  ad  Brutum  in  iVe. 
iidem  retecta  vnlgata  leotione,  a  qua  aberat  postridie;  endlich  in  der 
ersten  Ausgabe  von  1580  zu  XV  5 :  'emendavi  aactore  Decurtato  fiM 


voi  Cicaroc  Briefen  u  Atticas.  119 

gmidem  '$e  aeiuimm'j  we  indeft.  der  Weohelselie  Nacbdrack  ^anctere« 
Cnuellieo'  sehreibt.  (Orelii  oimint  alle  diese  Stellen  als  uoverfIngUeb 
an*)  Scblimner  ist  fast  noch  folgeades  Versehen.  Za  XI  6,  3  f. 
JPOMOSEN  fitMic  ad  Oppium  beiszt  es:  *  nihil  bio  me  iuyernnt 
Seidae,  in  qaibus  non  modo  maxima  pars  huins  epistolae  deerat,  sed 
etiam  trea  proxime  antecedentes.")  Trolsdem  ist  an  5,  3  xu  lesen: 
*Tornneaiaans  et  Crasellinas  nihil  amnino  ad  to$  icriptis  Utteris,  »^ 
illnd  sewiplig  iiiierit  abest  a  Deenrtato  et  pato  ex  glossemate  pro* 
foeMun  esse.'  Anderer  Art  nnd  leichter  za  entschuldigen  sind  die  Stel^ 
len,  wo  Scidae  und  Decnrtatns  als  rerscbiedene  Hss.  aufgeführt  wer- 
den, wie  an  II  16,  H:  ^scripsi,  nt  erat  in  Scidis  et  Decurtato  se  legeg 
Cuesaris*;  tu  VIII  5,1:  *cum  ante  lucem]  haec  nnlto  castigatins  legun- 
tar  in  Scidis,^  Tornaesiano  et  Decurtato,  quam  in  vulgatis'  usw.^),  und 
zu  XIII  33:  ^memini  enim  iuum]  edidi  scripturam  Soidarum  et  De- 
cnrinii'  nsw.  Ausser  diesen  mitgelheilten  Widersprachen  versohle- 
dener  Art  haben  wir  ahrigens  keine  Beispiele  in  den  Anmerkungen 
des  Bosias  auffinden  können«  Sie  beziehen  sich  alle  auf  den  De- 
cartnins. 

Vom  Grnsellinns  gibt  Bosius  in  der  Einleitung  an ,  er  habe  nicht 
den  Codex  selbst  gehabt,  sondern  nur  eine  lyonar  Ausgabe  der  Briefe 
*nd  enins  libri  oras  doctus  ille  vir  (Petrus  Gruseliius,  medicns  apnd 
noalrates  ceteberrimus)  varias  lectiones  appinxerat,  a  se,  ut  ipse  di- 
cebnl,  diligentissime  et  summa  fide  e  vetustissimo  et  oastigatissimo 
bbro  Novieduni  (d«  i.  zu  Soissons)  descriptas'.  Die  Zahl  der  aus 
dieser  US-  mitgetheiiten  Lesarten  ist  daher  auch  bedeutend  geringer 
als  der  ans  dem  Decnrtatus  und  Tornaesianus.  Da  wo  der  Decurtatus 
fehlt  kommen  sie  indes  weit  häufiger  vor  als  die  aus  dem  Tornaesia- 
Btts.  In  Betreff  des  Crusellinus  haben  wir  nichts  widersprechendes  von 
Bosins  mitgetheill  gefunden. 

Wir  kommen  zum  Tornaesianus  oder  ,  wie  er  bei  Lambin  stets 
heiazt,  Tnrnesianus,  von  dem  wir  schon  oben  sagten,  er  sei  auch  in 
den  Hinden  des  Cujacius,  P.  Pithoeus,  A.  Tnrnebos  gewesen.  Die 
Vermotang  Orellis  a.  0.  S.  21  der  In,  S.  LIX  der  2n  Ausg.,  manche 
Randnoten  der  Cratandrischen  Ausgabe  des  Cicero  seien  ^ex  codice 
aliquo  simillimo  sane  Tomaesiani',  ist  keineswegs  sicher  begründet; 
wir  können  sie  im  folgenden  nicht  weiter  berflcksichUgen,  da  uns  jede 
Norm  fehlt  zu  bestimmen,  welche  von  den  Noten  aus  jener  Quelle 
stammen ,  und  Qberdies  manche  von  ihnen  wol  nur  beliebige  Conjectn- 
reo  sind.  Dasselbe  müssen  wir  gegen  Orelii  einwenden,  wenn  er 
meint  (S.  24  der  In,  S.  LXI  der  2n  Ausg.) :  ^magni  momenti  ad  criticam 
karum  epislolarum  tractationem  sunt  Lambini  Gurae  secundae  .  .  partim 
in  earondem  (Repetilionum  Lambb.)  margine  reperiendae  . .  habet  inter- 

6)  Vgl.  in  der  Einleitong  vor  den  Noten  su  1.  I :  ^erant  in  eo  (De- 
enrtato) miilta  lacera,  deerantqna  alicnbi  integrae  paginae',  wozu  Be- 
lege In  den  Noten  su  VI  1,  25.  VIII  11,  4.  IX  lö,  2  wie  an  II  12,  1. 
VII  7,  1  sn  finden  sind.  7)  Den  in  dieser  Stelle  enthaltenen  Irthum 
weist  auch  Haupt  a,  O.  8.  14  nach. 


120    '      D.  Dellefsen:  aber  die  BosiviiMclieii  HandMlirifteB 

«dam  margo  illa  lectiones  nee  Lambino  in  Annotatt  neqae  Bosio 
raUa,  sed  manifeste  itidem  petitaa  e  Cod.  familiae  GaUicanae,  Tide- 
licet,  nt  opinor,  e  Tornaesiano  (exempli^  cansa  wmpiorum  pro  seripto^ 
rmm  XII  18,  l),  qaapropter  banc  marginem  integrem  meis  inseroi  aii- 
notationibus.'  Boaitis  mosz  den  Tornaeaianus  schon  gekannt  babeo, 
bevor  die  Ausgabe  Lambins  von  1577  erschien;  denn  in  der  Note  so 
IV  16, 13  sagt  er:  ^litterae  R  et  S  adeo  ambigua  forma  expressae  snnt 
in  codice  Tornaesiano,  ut  viz  älterem  ab  altera  internoscas,  incertnm- 
qae  sit ,  Sopolidi»  an  rapolidi».  bic  exaratam  sit.  qua  re  olim  indnclna 
pntavi  legendum  esse  e  rhopopoUdis  pictoribus ,  auctorqne  fui  Lam- 
bino, nt  ita  corrigeret.  verum  postea  nactus  codioem  Decurtatnm'  nsw. ; 
er  erhielt  den  Decnrtatas  aber  erst  um  1565  (s.  Bosins  Einleitung  Tor 
den  Animadvv.).  Unter  den  Angaben,  die  Bosins  über  den  Toribaesianoe 
macht,  finden  wir  wenigstens  keine,  die  unter  sich  in  Widerspruch 
stehen,  wenn  auch  manche  nicht  mit  den  von  anderen  mitgetheilten 
Obereinstimmen.   Auf  diese  werden  wir  spfiter  Kurflckkommen. 

Cujaoius  emendiert  nur  gelegentlich  ein  paar  Stellen  nach  dem 
Tornaesianus;  s.  Opera  III  216  CD.  IX  400  D.  X  663  vgl.  mit  fiosiae 
an  in  17,  und  Opp.  III 140  (=  Emendd.  VI  2)  vgl.  mit  Lambin  in  den 
spätem  Ausgaben  nnd  Bosius  zu  VI  3.  —  Dass  Pithoeus  den  Codex 
kannte,  wissen  wir  nur  aus  einer  Anmerkung  Lambins  in  den  spätera 
Ausgaben  zu  X  4 :  *cod.  Turnesianns  habet  quorum  ut  iam  ac$a  aetasj 
nnde  Pithoeus  snspioatur  legendum  quorum  uUnam  acta  aetas,'  Wir 
haben  zwar  bisher  keine  Schrift  des  Pithoeus  auffinden  können,  in  der 
diese  Emendation  sich  findet;  doch  halten  wir  es  für  wahrscheinlich, 

.  dasz  er  auf  den  Turnesianus  zurückgeht  in  einigen  Stellen  seiner  Ad- 
versaria  subseciva,  Basileae  1574.  Wir  geben  vollständig,  was  wir  in 
dieser  Beziehung  in  ihnen  gefunden  haben.  Es  heiszt  da  II  c.  8:  *apud 
Cic.  I.  I  (18,  5)  Epp.  ad  Att.  ubi  scriptum  est  in  vulgatis  libris  ife- 
iellus  est  consul  egregius  et  nos  amat^  $ed  imminuit  auctoritatem 
tuatn,  guod  habere  dicit  causam  promulgatam.  Illud  idem  de  Chdio, 
Tetns  et  optimus  über  habet  sed  imminuit  auctoritatem  suam ,  guod 
habet  dicis  causam  promulgatum  illud  idem  de  Clodio.  nnde  oon- 
iicio  reponendum  guod  habet  dicis  causa  promulgatum  illud  idefm 
de  Clodio  ®)  .  . . .  Apud  eundem  Ep.  prima  (§  1)  in  eodem  exemplari 
sie  scriptum  reperi  Aguilium  non  arbitramur  gui  et  negant  et  iura^ 
9it  morbum  et  illud  suum  regnum  iudiciale  opposuit.  itaque  sie  iego 
^t  et  negaeit  et  iuravit  morbum.'^)    Dann  Adv.  11  o.  15:  *apud Cic. 


8)  Lambin  in  den  Ansgaben  Ton  1577  und  1584  sagt  über  diese 
Stelle :  ^quod  habet  dicis  causa  promulgatum]  sie  legendum  est .  .  sie  habet 
plane  cod.  Turnes.,  nisi  qnod  habet  causam  pro  causa  ^y  und  Boslas:  *ex 
codice  Tornaes.  iamdudum  yiri  docti  sie  hunc  locam  restitneront  (wir 
wüsten  nicht,  auf  wen  er  sonst  Rüoksicht  nehmen  könnte  als  auf  Pi- 
thoeus und  Lambin;  doch  nennt  er  jenen  sonst  nie  bei  Namen)  guod 
habet  dids  caussa  promulgatum  Ülud  idem  de  Clodio:  qnomodo  etiam  in 
Setdis  exaratam  est.'  Vgl.  Orellis  aweite  Ausgabe.  Der  Med.  ist  hier 
lückenliaft.        0)  Lambin   in  den  eben  genannten  Ausgaben:   '^la.el 


▼on  Cieero»  Brie&B  an  AtticiM.  121 

1. 111  (93,  3)  Bpp.  ad  AN.  rofj^lioiiia  coiuadam  verba  sie  lego  QVOD« 

EI .  qyi .  PBOlfVLOAYET  .ABBOG  AVIT .  DEBOOAYIT .  OBBOQAVIT.BA* 
BBS .  POENAE .  MVLTAEVE .  NON .  SIT .  E  -H .  L .  N .  B.  posterioram  UO- 

taniiB,  qaae  in  optimo  exemplari  corraptae  faerant,  interpretatio  a 
Probo  tradita  baec  «st  Eius  hac  lege  nihilum  rogatur,'^^)  Endlich 
Adr.  II  6.  18:  *  apnd  Cio.  lib.  II  (3,  2)  Epp.  ad  AU.  in  optimo  exem- 
plari aio  acriptam  reperi  Ct/rus  aiebal  viridiorvm  diagmastg  latis  /«- 
mimikuM  non  tarn  ease  iuaves,  ^^)  valgo  tarnen  legitor  radiomm ,  , 
adiicit  ratioaem  qnae  fortasse  veteris  ledioais  exturbandae  caaaam 
praebnit  Afmc  fii  lepidc  iila  IxxvCig  radiorum  ....  Placet  et  hie  ex 
plnribna  locia,  qoos  in  illis  ad  Att.  Epistolis  vel  ex  recta  vetustisaimi 
libri,  quem  tantopere  laadamus,  soriptiira  vel  reliqnia  ipsioa  veatigiia 
doeti  ex  ingenio  emendavimoa,  alterum  his  adiicere.  nec.me  qaisqnam 
patet,  cnm  toties  Tet^om-et  mannsoriptornm  iibrornm  menlionem  fa-> 
cio^  Seyllaa  ant  Chimeras  dicere.  serio  verum  amo  et  qaod  mihi  ali- 
qaando  videre  contigit,  testia  ocnlatas  bona  fide  refero.  canea,,  raba- 
laa,  deniqae  yitilitigatorea  nihil  moror.  atque  hoo  pace  omniom  aemel 
(hxisse  lieeat.  apnd  Cio.  igitnr  lib.  II  (6,  l)  ad  Att.  in  eo  codice  aio 
soiptom  est  Quinetiam  dubiiem  an  hie  Antii  considam  ei  hoc  iem» 
pm%  amme  consumam^  ubi  guidem  ego  mallem  Duumeirum  quamEomae 
fuiue.  '*)  qaid  eat  vero  bao  acriptara  teraina,  qnid  elegantina?' 
l>ie  Angabe  Lambina ,  daas  Pithoeua  den  Turneaianua  in  Hinden  ge- 
habt habe,  anf  der  bitten  Seile,  auf  der  andern  die  Mittbeilnngen  dea 
Pithoeaa  ana  and  über  eine  alte  Hs.  verglichen  mit  den  weaentUch  ver- 
schiedenen Leaarten  dea  Medicena,  der  aamt  aeinen  Abkömmlingen  und 
dem  Toroeaianna  im  J.  1574  noch  die  einzige  Grandlage  dea  Textea  der 
Epp.  ad  Att.  bildete,  machen  ea  hiVchat  wabracheinlich,  daaz  jeuer  Ge- 
lehrte an  den  angeführten  Stellen  anf  den  von  Lambin  ihm  anvertrauten 
gallieanischen  Codex  Enrflckgeht.  Nur  an  zweien  dieaer  SteHen«  1 18, 
5  and  1,1,  haben  wir  durch  Lambin  und  Boaiua  ebenfalls  Mittheilun- 
gen ana  demaelben,  und  an  der  letzteren  stimmen  dieae  Gewahramän- 
ner  nicht  ganz  genau  mit  jenem.  Ob  dadurch  unaere  Vermutung  alle 
Wahracheinlichkeit  verliert,  möge  der  Leaer  aua  dem  weiteren  Verlauf 
dieaer  Uateranchung  abnehmen. 


negami  et  iurauit  morbum]  sie  legendom  et  ita  Bcriptnm  est  in  cod.  Tur- 
oes.  antiquissimo ' ;  Bosios:  'in  Tornaes.  et  Crusell.  est  ^t  e$  negami,* 
Der  Med.  hat  911t  denegani.  10)  Bosius  führt  als  Lesart  des  Decurt, 
an  quodve  ei  qui  promtügätni,  dbrogavit,  derogavit,  obrogavU,  ob  eam  rem 
poenae,  naütaeve  sil,  E.H.L.K.R.  Im  Med.  fehlt  abrogavit  und  obro- 
gavU nnd  steht  sonst  quod  vel  qui  und  -weiter  multe  ut  sii  und  EN.INK. 
11)  Bosius  sagt  zu  dieser  Stelle:  'scripsi  viridarionan ,  fidem  secutos 
eomin  omnium,  quos  habui'«  Im  Med.  steht  aieabaiur  idiorum  und  la-^ 
teis.  12)  Bosius :  *an  hie  an  Antu}  . . .  ante  Yocem  Antii  librariorum 
incaria  atque  imperitia  excidit  an  particula  dabitandi,  qnae  tarnen  extat 
in  Decortato  et  qnibusdam  allis  veteribns,  at  testatnr  Malaspina'  nnd 
^Ihaamfinan  quam  Romae]  totus  hie  locus  ita  legitur  in  Scidis  vbi  quidem 
ego  mallem  Duumtfirum  quam  Romae  me  ftdue?  Der  Med.  liest  an  hio 
Aidät^ämiai  diu  nämmf»  und  Utsat  me  aus. 


1*22  D.  Detlefson :  ftber  die  BomniMheo  HaadschrifKen 

Möglich  das«  aaeh  eine  Collatioii  des  Tornaesiaons  gemeiiil  iai 
10  deo  Worteo  des  Graevias  in  seiner  Vorrede :  ^Berobardi  (malheaeoa 
Oionii  professorifl  celeberrimi)  liberalitati  debeo  praeter  haec  edi- 
tiooem  Lambiai  omniam  Cieeroois  operam  Argentorateosem,  qaan  eom 
velere  eodiee  oommisit  o  fciw  Petrus  Pithoeos.'  Dieser  pollation  ge- 
sehieht  aber  in  den  Noien  des  Graevias,  wenigstens  fa  den  ersten  Bfi* 
cbern,  keine  Erwihnung.  Jedenfalls  wird  sowol  Gajacins  als  andi 
Pithoeus  in  dem  *  index  eornm  qni  in  emendando  Cicerone  aliqaid 
operae  posnernnt'  vor  den  Ausgaben  des  Lambin  mit  aafgefahrl. 

Der  erste  aber,  weleber  grössere  Mittheilnngen  ans  dem  Tor- 
naesianos  maebte ,  war  A.  Tornebns  in  seineu  Adversaria  (von  denes 
der  erste  Band  [I.  I— XU]  1564,  der  sweite  [1.  XIII— XXIV]  1565,  der 
dritte  nnd  letzte  [1.  XXV — ^XXX]  von  seinem  Sobne  zagleieii  mit  deo 
verhergehenden  als  opus  postnmnm  1573  heransgegeben  werde).  Zwa^ 
nennt  er  nirgendwo  den  Namen  dieser  Hs. ;  dasx  dieselbe  jedooh  bei 
einer  sicher  in  bestimmenden  Reihe  seiner  Emeadationen  gemeint  sei, 
ist  als  aaaweifelbaft  nachaaweisen.  In  den  Adv.  XXIII  38  sagt  er: 
*hisce  diebas  primnm  mihi  videre  licnit  ezemplaria  duo  maansoripta 
epislolarum  ad  Atticam,  unnm  snmmo  beneficio  Hemmii  viri  clarissimi 
et  literarum  patroni'  (gewis  ist  darunter  der  Hnraltinas  sa  verstehea, 
den  Memmius  aneb  dem  Lambin  und  Bosins  verschaff!  hatte),  ^alterom 
Lambini  viri  in  literis  primarii  et  familiam ,  nt  ita  dicam ,  gregemqae 
dacentis.'  Derselbe  Codex  ist  dann  offenbar  gemeint  Adv.  XVIII  10: 
*eam  tarnen  reperiam  in  optimo  libro,  cnius  mihi  copiam  vir  et  hnma* 
nissimas  et  doctissimus  Lambinas  fecit,  agnllav,  labor'  usw.  Dass 
diese  Hs.  keine  andere  sei  als  der  Tornaesianus ,  geht  nicht  nnr  ans 
den  mitgetheilten  Lesarten  derselben  hervor,  die  völlig  von  denen  des 
Medicens  und  seiner  Nachkommen  abweichend  inm  grossen  Theil  mit 
den  von  Lambin  nnd  Bosius  ans  dem  Tornaesianus  angefahrten  stim- 
men, sondern  ganz  unumstöszlich  ans  folgenden  Worten  Lambias  ia 
den  Emendaliones ,  le  Ausg.  t.  III  p.  474  zu  XVI  6:  ^quid  fugieniem 
periculumne?]  etiam  hie  locus  ope  Tnrnesiani  praeclare  restitnlas. 
ömnino  hie  codex  et  antiqnissimas  et  longo  optimus  est,  einsque  fide 
et  veritate  freti  locos  complures  in  bis  epistolis  restitnimus.  qnem 
cum  A.  Turnebo  ostendissem  et  commodato  dedissero,'is  libros  Adverss. 
oomponens  et  concinnans  saepe  hoc  libro  inspecto  et  consulto  in  eas- 
dem  atque  ego  coniecturas  incidit.'  Die  hier  gemeinten  Conjectaren 
theilt  Turnebus  eben  in  der  oben  angezogenen  Stelle  XXIII  28  seiner 
Adv.  mit.  Lambin  schreibt  ferner  in  der  ersten  Ausg.  t  III  p.  469  zo 
VII 13:  *tf>  eo  aesluavi  diu]  cum  hie  locus  qualtuor  iam  fere  mensibns 
ante  impressns  esset,  A.  Turnebns  in  Advers.  tomo  secundo  hanc  eau- 
dem  coniectnram  hoc  loco  fecit  ex  cod.  Turnesiano ,  quem  a  me  com« 
modato  rogarat.'  Die  hier  gemeinte  Conjectur  und  eine  Anzahl  anderer 
findet  sich  Adv.  XXI  7.  Aus  der  zweiten  Lambinschen  Ausgabe  kom- 
men noch  folgende  Beweisstellen  hinzu,  zu  IX  0,  1:  ^fesiivo  enim 
simili  urui  deeurro  atque  m  deeurtu  &iasm]  , .  omnino  sie  in  Tur- 
nes. ,  quem  cum  A.  Turnebo  utendum  dedissem  atqne  hanc  lectioiieaa 


▼0«  GMdTM  B^Mfen  an  Atlieof.  113 

priw  ad  oriM  üei  Itibri  impresn  idAcripsiMenii  illa  ^ooqoe  beo  aat* 
»■dTersione  dipiom  exiilimavit  el  in  Adverss.  libros  retnlit ',  «nd  zu 
X  7, 1 :  ^Tnrnea.  freiensi  iensi  Curio,  qnod  com  vidisset  Tttrnebua  (hvod 
cBim  librnm  ei  utendnm  dederam),  pnlavit  legendam  freiensi  Curia.* 
Die  ertto  dieser  Conjeetered  gibt  Tornebas  Adv.  I  31,  ,die  «weite 
cU.  XVIII  10;  an  beiden  Slellen  laszt  er  aber  kein  Wort  aber  den 
TomeflianM  feilen,  aoadern  seinen  Ansdracken  nach  mflste  nan  gerade 
denken ,  er  habe  diese  Hs.  hier  nicht  an  Rathe  gesogen.  Zwar  sagt  et 
in  Belreir  der  ersten  Stelle :  ^inspeotis  apicibaa  reteris  seripiiirae  pro* 
pins  et  diligenlins,  emi  legendom  videri  Quae  mihi  guiddam  eto. 
(IX  7,1)..  qood  Mtem  ait  festito  enim  Bimili  uru$  deeutro  valel 
feaÜTn  simililndine  et  imagiue';  aber  von  der  andern  heissies  da« 
gege«:  ^epistola  seqnenti  seribitar  in  plnteariis  veterum  bibliotheea* 
rnm  libris,  nt  Vietorii  boni  et  ernditi  viri  fide  referimas  (d.  h.  also  \m 
■edieens)  ÄdruUico  nmri  Dolabella^  fretemBi  Curio.*  Was  sollen 
wir  hiervon  denken?  Turnehns  und  Lambin  haben  sich  aneh  sonst 
am  am»  Eigenthunisreehl  ihrer  Conjeetaren  gestritten.  —  Tamebos 
kMMil  m  den  Adv.  hftnig  auf  einzelne  Stellen  der  Epp.  ad  Att.,  bin- 
weilen  behandelt  er  auch  in  eigenen  Capiteln  eine  grössere  Ajuahl 
Ton  noiehen.  Nioht  selten  gibt  er  bloss  Erklärungen;  oft  sidil  man 
aneh,  das«  er  nnr  znfftllige  Vermutungen  vorbringt;  bei  manehen  liegS 
indes  die  Högliehkeit  nahe ,  dasz  sie  auf  handsehriftlicher  Gewähr» 
aneh  vielleieht  des  Tnrnesianus,  beruhen.  Dass  dieser  Codex  in  XVUI 
10  md  XXIII  38  sicher  nu  Grunde  liegt,  geht  ans  den  oben  mitge* 
theilteii  Slellen  hervor;  als  höchst  wahrscheinlich  diesen  ansusohlieszen 
fähren  wir  XIII  5  und  XVIII  9  an.  Er  beruft  sich  hier  auf  eine*  *liber 
vetns^  oder  'antiqnus',  der  nach  den  angefahrten  Stellen  zn  urteilen 
wol  dem  Tnrnesisnus  entspricht.  Die  Lesarten ,  welehe  von  denen  des 
Medieenn  und  der  damals  gangbaren  Texte  bedeutend  abweichen,  stim- 
men genau  oder  doch  ziemlich  genau  mit  den  von  Lambin  und  Bosius 
sns  jener  Hs.  angefahrten  aberein.  Alle  sonst,  besonders  in  den  13 
«rslen  Bflchern  der  Adv.  sngeftthrten  Conjeetaren  (s.  1  36.  Vlll  34* 
IX  13.  33.  XII  3.  4  u.  a.)  berttcksichtigen  wir  im  folgenden  nicht. 
Dasz  Turnebtts  dort  öfters  auf  aadere  Quellen  als  den  Turnesianus  zn- 
rickgehl,  beweist  deutlich  die  Vergleichnng  von  IX  23  mit  XXllI  18. 
An  beiden  Stellen  bespricht  er  die  griechischen  Worte  in  XVI  1,1 
der  Briefe ;  dort  eonjidert  er  von  der  Vnig.  Ik^cofuv  ausgehend  ^kiH 
fnv,  hier  fahrt  er  als  Lesart  des  Turnes.  It»  imiuv  an.  Als  die  Zeit, 
in  welcher  Turnebus  diese  Ha.  in  Händen  hatte,  ergibt  sich  mit  ziem- 
licher Sicherheit  das  Jahr  1564k 

Wir  kommen  jetzt  zu  Lambin ,  der  zuerst  in  seiner  Ausgabe  des 
Cicero  vom  Jahre  1566  den  Codex  benutzte,  aus  dem  dann  zahlreiche 
wettere  Lesarten  in  de#  Santandreanisehen  Ausgabe  (1577)  und  der 
▼Ott  4ea  Planehes  (1584)  nütgetheilt  sipd.  Lambin  fuhrt  in  seinen 
Emeedationes  viele  Lesarten  mit  ansdrOeklicher  Nennung  der  Hs.  an ; 
bisweilen  spricht  er  auch  nur  von  seinem  Miber  manuscriptus  anti- 
qoissimus'  oder  Monge  opiimus',  mit  welchen  und  ähnlichen  Aus^ 


124  D.  DeUefsoa:  Aber  die  BosknuMdieB  HMiidscliriften 

« 

drOeken  nur  der  Turnesianns  gemeinl  eein  kann.  Zwetfslkaller  isl 
dieSi  wo  er  nur  ^libros  veteres'  nennt,  wAhrend  man  doch  wieder 
den  Turnesianns  einscbliessen  darf,  sobald  ^omnes  Codices'  angeffilurt 
werden. 

Vergleichen  wir  nun  aber  die  einzelnen  Angaben,  die  Lambin  aos 
seiner  Hanpthandschrift  in  der  ersten  Ausgabe  von  1666  und  in  deo 
späteren  von  1577  und  1584^')  macht,  so  finden  wir  da  folgende  Wi- 
dersprüche :  es  heiszt 

au  1 1,  2  in  a:  ^Tnrnes.  . .  Ubenler  nunciteri  concili  acoide^ 
runi*;  in  b  o:  *. .  Itbenter  nunciiert  consüi  accidemni* 

^n  1 17,  4  in  a  b:  ^oplimorum  saepe  homiuum]  sie  habenl  om- 
nes  libri  manuscripti ,  et  tarnen  qaidam  legi  volnnt  saepe  ütromnt, 
qnod  usitatius  est';  in  c:  ^optimorum  saepe  virorum]  sie  habent 
omnes  libri  manuscripti.' 

Zn  II 1,  3  in  a:  'cod.  Turnes.  habet /losse  describere,  qnod  m«> 
gis  probo';  in  b  c:  *  Turnes.  pos$e  discribere^  qnod  probo.' 

Zn  II  2,  3  in  a  :  * . .  miAt  credes  . .  habent  et  nonnnlli  Memmiani 
et  Turnesianns';  in  b  c:  *. .  mihi  credas  legendum  est . .  quomodo 
et  nonnulli  Memmiani  et  Turnes.  ipse.' 

Zn  IV  3,  5  in  a:  ^Publium  praetarem  etc.]  cod.  Turnes.  habet 
ordine  converso  praetorem  Publium,  nisi  ante  . .  mendose  anlem 
hie  operae  Tribunum  ediderunt  pro  Praeiarem';  in  den  Omissis  des- 
selben dritten  Bandes  dieser  Ausg.  p.  565  heiszt  es  dagegen :  *cod. 
Turnes.  habet  .  .  reum  Publium  nisi  ante  .  .  praetorem  Pubiimn 
tamen  pro  reum  P4iblium  non  displicet',  und  diese  Note  ist  dann  auch 
mit  einigen  Erweiterungen  in  b  c  aufgenommen. 

Zu  V  14, 1  in  a:  ^Turnes.  habet  aggerebantur*\  in  b  c:  ^Turnes. 
.  .  adgerebantur,' 

Zu  VI  1 ,  25  in  a  tom.  1  Omissa  p.  383 :  ^Caesarem  in  Marathone 
aedißcando  etc.]  hie  scriptura  antiqua  corrupta  est  sie  enim  habent 
scripti  manu  Codices,  in  bis  Turnes.  Caesarem  in  mentor  aedificanda 
etc.';  in  b  c:  ^nostri  Codices  partim  in  menore^  partim  in  mentor  es,* 

Zu  VII  2,  3  in  a :  'Turnes.  pro  ex  libella  habet  ex  libertum^  qnod 
ad  reliqua  pro  ex  /enincio,  extareacus  plane  mendose';  ebd.  in  den 
Omissis  hinter  tom.  1  p.  382:  'admonui  iam  in  aliis  notis  ita  legi  in 
Turnes.  fecit  palam  te  exlibertum  extareacus^  (diese  Lesart  fahrt 
auch  Bosins  aus  dem  Tornaes.  an);  endlich  in  b  c:  'Turnes.  me  ex- 
libertum me  extarvacws.' 

Zu  VIU  1,  2  in  a:  'in  omnibus  libris  legitur  Itiltsstme';  in  b  o 
folgt  der  Zusatz:  'Turnes.  . .  habet  turpissimo.* 

Zu  XII  3,  2  in  a:  'Turnes.  habet  Clypo*;  in  b  c:  'Turnes.  ha- 
bet Elypo.* 

Zu  XII  ö ,  1  in  a  tom.  I  Omissa  p.  382  wie  in  b  c :  ' .  •  in  Turne- 
siano  scripturae  veteris  vestigia  contentis  oculis  inspexi  attenteqne 
consideravi,  quae  talis  est  quod  aute^  osin  hanc  rem',  wogegen  es 


13)  Wir  bezeichnen  sie  der  Beihe  nach  mit  a  b  c. 


TOI  Cieeroa  Briefen  m  AUIoim.  125 

n  a  ton.  IV  OmisM  p.  6S&  heiazt:  ' . .  ooDes  libri  babent  Quod 
auiem  o$im  hamc  rem.'  (Der  Widerspracb  isl  offenbar  ans  der  ScbreU 
bang  oü  entatandeD.) 

Zu  XU  37, 1  in  a:  ^Tuae  liiierae  etc.]  legendam  nl  Isabel  Tnmes. 
f  «ae  litlerae  etc.';  in  b  c:  Megendam  nt  bebet  cod.  Tornea.  hae 
iiiierae*  (Bosioa:  ^reterea  noatri  hae  iillerae'). 

Zu  XII  44,  4  in  a  tom.  I  Omisaa  p.  383:  ^Tumea.  plane  habet  nl 
TQlgaii  nee  Car iini Pompeium  ieneri*;  in b  c :  ^Turnea. . .  nee Cariani 
FompHum  ieneri,' 

Zu  Xni  11, 1  in  a:  ^Tarnea«  babet  ovyag  avs^dogj  qnod  malo'; 
in  b  e:  *Tttmea.  ov  rar'  ovcido^.' 

Zn  XIV  7,  2  in  a  b:  ^liUerae  sane  nm-^vaiiivai]  aic  legendum 
cl  ita  scriptQm  eat  in  codicibna  Memmianis  etTurnea.';  in  c:  *Uiierae 
Monae  n&tivm(iivai,^ 

Zn  XVI  1,  1  in  a  tom.  1  Omiaaa  p.  382:  ^Turnea.  babet  06et«f 
etMBt  reeesis  muita  etc.';  in  b  c:  ^manuacripti  Ovius  enti»  recesi$.* 

Za  XVI 8, 2  in  a :  'Tnmea.  babet  iag>.  A.  is  locu$  fugam  Romam*; 
in  b  es  *Turne8.  iög>.  habet  hie  locus  fugam  Ramam.' 

Zu  XVI  13a,  2  in  a:  *io  Tarnes.  legitur  et  eia  matta^;  in  b  o: 
^Timiea.  et  via  mata'  (letzterea  gibt  auch  Bosioa  an). 

Zn  XIV  15,  3' in  a:  ^certissimum  tideo  discrimen]  aic  hi^bent 
libri  reterea  fere  omnea  et  inprimia  Turnes.';  nach  bc  aoll  er  haben: 
cerUsMimum  Hdeo  e$$e  discrimen. 

Zn  XVI  15,  5  in  a:  ^prudentissime  hoc  Cicero]  .  .  in  Tarne- 
siano';  in  b  c:  ^pudentissime . .]  . .  in  Tornea.' 

Die  Anzahl  von  Widersprüchen  des  Lambin  mit  sich  aelber  ist 
alao  nicbl  so  unbetrfichtlich;  wir  haben  nicht  weniger  als  20  aofge- 
ziblt,  während  sich  die  Anzahl  der  Stellen,  an  denen  er  aich  aoadrack- 
lieh  anf  den  Tornesiaoos  beroft ,  im  ganzen  aof  294 ,  an  denen  dieser 
Codex  wabracheinlich  mit  inbegriffen  ist,  anf  62  beläoft.  (In  der 
eraten  Aasgabe  waren  nnr  bezaglich  132  ond  22  aolcher  Stellen  an- 
gefahrt.) Uns  scheint  danach  Grund  genug  Yorzoliegen ,  wenn  man 
den  Bosioa  wegen  ihnlicher  Widersprüche  fflr  einen  Falscher  erklirt, 
denselben  Vorwurf  auch  dem  Lambin  zo  machen.  Zwar  beruht  an 
manchen  jener  Stellen  der  ganze  Unterschied  nor  auf  Einern  oder  zwei 
Bachetaben ;  doch  ist  er  an  anderen  auch  bedeutender,  und  einige  FAlle 
wie  I  17,  4.  IV  3,  ö.  VII  2,  3  sind  kaum  weniger  bedenklicher  Natnr 
ab  die  Ton  Haupt  dem  Boaius  nachgewieaenen  Widersprüche.  Nun  ist 
es  zwar  richtig,  dasz  Lambin  in  der  ersten  Ausgabe  oft  Qber  die 
Drnckfehler  klagt,  Ton  denen  der  eigentliche  Text  voll  aei,  und  solche 
können  auch  in  den  Anmerkungen  stecken ;  aber  alle  jene  Abweichun- 
gen nnr  auf  Bechnung  solcher  errate  zn  stellen  ist  doch  schwerlich  er- 
laubt, snmal  an  jenen  Stellen  aelber  Lambin  solcher  nie  erwAhnt  Ein 
groazerer  Tbeil  der  Schuld  wird  in  der  Eile  und  Art  mit  der  Lambin 
arbeitete  zu  anchen  sein ,  Ober  die  er  selbst  in  der  Vorrede  vor  dem 
ersten  Bande  folgendes  angibt:  ^bienninm  cum  anno  dimidio  et  panllo 
amplinakpartim  in  conaulendia  antiqois  exemplaribua  (coiaa  tarnen  rei 


126  D.  Detlef0eo :  Aber  die  Boeimueehea  Headschriften 

euere  et  motestia  mtgnam  partem  me  levavit  Hemiiiia,  duobai  i«Te- 
iiibos  eruditie  el  ocHlatia ,  qoi  onineia  veteris  seriptorae  dissiaiilitadU 
nes  lldelissime  ex  libris  antiquis  expressas  atqae  eflieCaa  ad  oras  dao- 
riin  librorufli  vulgatoran  ascriberent,  impendio  oondiietis),  partim  in 
Uno  exemple  CioeroBis,  quod  sequeretar  typographus,  meo  arbitrato 
concinoando ,  adornando  et  apparando ,  partim  in  consoribendia  emen- 
datioDum  ralioDibas,  partim  in  toto  Cicerone  typis  excadendo  con- 
snmptam  eat'  usw.  Zur  nisstratlon  dieses  Bekentaisaea  fahren  wir 
auf  die  Gefahr  hin  weitlfiuftig  zu  werden  nur  €\n  Beispiel  an,  Laa|bins 
eigene  Worte  in  den  Omissis  t.  III  p.  565  der  ersten  Ausgabe  an  den 
Epp.  ad  Quintum  fr.  Ill  8,  5,  wo  in  seinem  Texte  steht  Crassum  Li* 
einianum:  *legendnm,  ut  habent  omnes  libri,  Crastum  lumianum, 
erratnm  est  operamm.  et  tarnen  aliqna  mea  negligentia  est.  nam  onm 
e  vocis  regione  lunianum  ascripsissem  Hanntii  coniectoram  Lidnüt- 
fitim,  illi  quod  erat  in  textura  orationis  reiecernnt:  ego  autem  de* 
bneram  delere,  antequam  exeuderent.'  Schwerlich  wird  dies  das  ein- 
«ige  Beispiel  der  Art  sein,  das  in  der  textura  orationis  vorgekommen 
ist ;  und  auch  die  trotz  mancher  trefflichen  Emendation  doch  offenbar 
sehr  eilfertig  gemachten  ^Emendationes'  werden  mit  daran  leiden. 

Auf  eine  diplomatische  Genauigkeit,  wie  man  sie  von  dem  jetsigen 
Philologen  fordert,  kann  man  ja  Oberhaupt  so  wenig  hei  den  Franzosen 
wie  bei  den  Italifinem,  ja  selbst  nicht  bei  den  Holländern  der  früheren 
Zeiten  rechnen.  Ueberall  wo  man  sich  noch  auf  ihre  CoUationen  an- 
gewiesen sieht,  wird  eine  Revision  ihrer  Quellen  noch  manches  neae 
zu  Tage  fördern  und  zugleich  manchen  von  ihnen  begangenen  Fehler 
berichtigen.  Sie  selbst  beansprnchen  ja  auch  gar  nicht  diese  philo« 
logische  Tugend  des  19tt  Jahrhunderts ,  deren  Werth  ihnen  noch  niclil 
klar  geworden  war.  Für  Lambin  insbesondere  fahren  wir  zum  Beweis 
dies  6ine  Beispiel  an,  wie  er  mit  dem  Turnes.  zu  Werke  gieng;  seine 
Anmerkung  zu  XVI  1 ,  1  lautet  in  a :  * . .  hie  ibidem  ^kufuv  eden* 
dum  ouravimus  pro  eo,  quod  erat  in  vulgatis  codd.  HOmfifv,  ood. 
Tnmes.  secuti  ^;  in  b  c  hat  er  ihr  noch  folgende  Worte  angehiagt : 
^qnamquam  ex  eodem  licet  legere  Ir*  iwfuv  sive  i^(Asv.^  Waa  ist  dn 
die  wirkliche  Lesart  der  Hs.?  —  Die  Durchführung  einer  melho- 
disißhen*,  auf  der  Grundlage  der  positiven  handsohriflliohen  Gewibr 
beruhenden  Emendation  der  Texte  lag  noch  so  sehr  auszer  dem  Ge- 
aiehtskreise  jener  Mfinner ,  dasz  sie  in  genialen,  dem  Sinn  und  Charak- 
ter der  ihnen  vorliegenden  Schriftstücke  entsprechenden  Conjeeturen 
das  höchste  Ziel  ihres  Strebens  sahen.  Wie  oft  führen  sie  daher  alle  ' 
nur  das  an,  was  sie  auf  Grund  ihrer  Codices  vorschlagen,  ohne  es  der 
Mähe  wertb  zn  achten  anzugeben,  was  denn  genau  in  diesen  geschrie- 
ben stand.  Daher  das  sowol  bei  Lambin  als  auch  bei  Bosina  nnd 
Turnebns  häufig  vorkommende  ^seripsi  ex  codicibus',  bei  welchen 
Stellen  gar  keine  Gewähr  gegeben  ist ,  dasz  sie  die  wirkliche  band- 
aehriftliche  Lesart  angeben.  Dasz  bei  solcher  Bewandtnis  ihre  Mit- 
Iheiinngen  die  Hälfte  ihres  Werthes  verlieren,  ist  die  natürliche  Folge ; 
dasz  dieselben  jedoch  von  dem  Kritiker  eine  gewissenhafte  Berflok« 


TOI  Gioero»  Brief»,  ap  Attiwi.  ttl 

nthligmng  fordeni  dfirfea,  gliMbea  wir  kiehtodeftoweniger  btfkiopteii 
le  nfiMea. 

Von  LafflbiB  wenden  wir  nnt  zanäohst  %u  Tornebae,  deBBt^ 
AngnbttD  anii  dem  Tamefianof  in  den  neueren  Ausgaben  der  Epp.  ad 
All.,  80  viel  wir  sehen,  noch  gar  keine  fiericksiehtigong  gefunden 
haben.  Aach  er  bietet  eine  Reihe  von  Beweisstellen  fflr  unsere  oben 
ausgesprochene  Ansieht.  Vergleichen  wir  seine  Mitfbeilungen  mit 
denen  Lambins,  so  finden  wir  schon  einige  kleinere  und  grosaera 
Widerspräche.  In  den  Adv.  XVIII  c.  9  bebandelt  er  eine  Anaahl  von 
Slellen  aus  dem  9b  und  lOn  Buch  der  Briefe  und  theilt  folgendes  nil: 
SU  X  8,  4:  *8cripturam  sie  constituendam  suspicor  e  vetere  libro: 
qMoä  maium  seilicti  ianiumf  denique  quid  Htrpiusf*  usw.,  woge- 
gen es  bei  Lambin  in  a  b  c  heiszt:  ^Turnes.  fuod  malus  »cilieet  fan- 
tum  denique^  an  quid  turpius*  (Bosius:  *in  omnibus  meis  mannscrip- 
tis  Quod  malus  scüicet  lanium?*).  In  den  Adv.  XXIII  c.  f»  (c.  99 
der  Ausg.  von  1580),  welches  das  letzte  Bach  der  Briefe  betrifft,  fin- 
den wir  zu  den  oben  aus  Lambins  Emendd.  schon  mitgetheiltea  Stel- 
len XVI 1, 1  folgendes :  *hoc  quoque  reperi  [in  cod.  Lambini]  Redeo  ad 
meum  igiiur  hi  m^ktv'  (Bosius  sagt:  ^veteres  Codices  ETESlMEN'y, 
weiter  an  ep.  8,2:  *quod  snbiiciam,  testor  in  antiquis  libris  me  in- 
venisse  nullo  apice  mutato  . . .  Rursum  aCgmXBucv  habei  is  locus 
fuqae  an  Romam?  et  (ep.  11, 1)  ast  aegre  me  ienui  ...  (ebenso 
bei  Bosius  Weteres  libri' ;  dagegen  bei  Lambin  in  a  b  c :  ^cod.  Turnes. 
habet  Asie  egrae^}  .  . .  Lego  etiam  (ibid.)  ex  quo  &v^  ipsa  po^ 
suisii,  ante  quidem  in  omnibus  libris  exstat.  (Lambin  in  a  b  o:  ^lego 
ex  quo  anthe  ipsa  posuisii.  anthe  autem,  id  est  flores,  av^,  el  vero 
nt  ita  legendnm  iudicem,  movet  me  primum  codicis  Turnes.  auctoritas.' 
Bosius:  *  legendnm,  ut  recte  Lainbinus  emendavit,  av&i;  ipsa,  nam 
librarii  ritiose  Latiois  litteris  scripserunt  ante  pro  av^)  . .  Illud 
quoque  sie  scribo  (ep.  11,  2)  . .  lüud  eliam  mala  indignius  esse 
kuuc  vitere  . .  .^  (Lambin  in  b  c:  *t7/tfd  eliam  mala  indignissimum 
esse  h.  . .  quomodo  fere  habet  eodez  Turnes.'  Bosius:  Wulgati  libri 
indigmiuM  esse,  sed  potius  credendum  Tornaesiano  et  Crusellino  ita  re« 
fareatibus  indignissimum  es/'). 

Bei  der  geringen  Anzahl  von  Lesarten ,  die  Tumebus  ttBerhaupt 
aas  dem  Turnesianns  anfahrt,  scheinen  uns  die  obigen  Stellen  Wider« 
Sprüche  genug  zu  enthalten,  um  ihn  dem  Lambin  gegenOber  ffir  noch 
naehliMiger  zu  erklären  als  diesen  selbst  in  seinen  verschiedenen  Ana- 
gaben.  Wir  sehen  aber  diese  Nachlässigkeit  sich  Qberall  mit  der 
grösten  Naivitfil  vertragen,  ganz  unbekammert,  ob  sie  einmal  ertappt 
werde,  und  sicher  ohne  eine  Ahnung,  dasz  man  sich  dadurch  jemals 
zum  Zweifel  an  der  Echtheit  der  Hss.  selbst  könne  hinreiszen  las- 
sen. Die  Consequenz  der  Hauptschen  Verdfichtigung  des  Bosius 
Bftste  aber,  wie  uns  scheint,  nothwendig  dahin  fähren.  Das  Da- 
sein des  Turnesianus  fiberhaupt  zu  leugnen  wird  bei  der  grösseren 
Anzahl  von  Gewihrsminnern  fflr  denselbep  schwerlich  jemandem  bei- 
fallen  können. 


128 


D.  DetteffM:  Aber  die  BosiaoitobeB  Htndsclirineii 


Die  Widersprfiche ,  welche  Haiipl  den  Bonos  nacbweisl,  ii»d 
keioeswegs  so  viel  gröber  als  die  des  Lambin  und  des  Tamebss«  Wir 
stellen  bier  die  Terschiedenen  Lesarten ,  die  Bosias  in  seiner  Ausgabe 
nnd  in  seinem  anedierten'  Mannscript  mittbeilt,  kors  ansammen,  so 
weit  sie  von  Hanpt  a.  0.  angefdbrt  werden : 


Ausgabe. 

X  6,  2  Soidae  De  Q.  F.,  Gros.  De 

Quincto  fUio 
X  11, 1  Dec.  /SEI  TINE  ETI, 

Crus.  et  Torn.  DE  ITINE  ET 
X  12,  2  Dec.  HAPOPA  OTAI- 

TEONj  Crus.  et  Tom.  UAPA 

OTAEITEON 

X  12,  7")  Scidae  AAXIAAO- 
AON,  Gros.  Torn.  AKI  AjL- 
AOAON 

XI  9,  1  Seid,  cesiim  tis,  Tom. 
cesstm  hi$ 

XI  12, 1  Dec.  Nilo  meo,  ^alii  libri 

bic  misere  corrapli^ 
XI  14)  3  Dec.  paranlem,  reliqui 

•  poTeniem 
XI  17,  1  Seid.  . .  ad  modum  con-- 

solanlis  scripsüiiproiantaiaio 

me  icripsiue 

XI  25,  3  Dec.  . .  apnd  epistonilas 
velim,  ui  possim  aduertas 

XII  14,  4  Püiam  angi  veta:  salis 
Bolitus  €8  moerere^^)  pro  Om- 
nibus ex  fide  Decnrtati 

XII  28,  2  Dec.  miiiua,  Torn.  in- 
ius 

XII  46  manoscripti  nostri  EX- 
TO*«) 

XIII  10,  3  Seid.  Sponsor  Sunt 
(actus  est 

XIII  31 ,  3  Dec.  et  Grus.  KEKI- 
BIKA,  Torn.  KEKBIKA 

XIII  33,  2  Dec.  et  Grus.  . .  desH- 
nai  tum  habet  res .., 


Mannscript. 
Scidae  de  Q.  frai, 

Dec.  AEl  TITINE,   Gras,  de 

üüne 
Ycteres  Codices  naQa^Xemov 


Seid.  antiaXodov,   Torn.  ornifio- 
lov 

Seid,  cessi  in  ftf,  Tom.  cessim 

his ,  Grus,  cessi  ut  üs 
Grus,  ilomeo,  Torn.  lomeo,   d© 

Decurtato  tacet    ' 
Dec.  perotem,  Tora,  par entern 

Seid.  •  .   admodum  consolandis 

scripsisti  protanta    oeu    me 

scripsisse 
Dec.  opus  de  epistolas  f>eUm  ui 

possim  advertas 
Dec.    angi  tetabatis  solitns  esi 

moerore  ei  pro  omn, 

Tom.  et  Grus,  et  Dec.  sed  iia^ 

tus  erat  ubi  acquiescerem 
Tom.  et  Grus,  esto,  Dec.  ^eatm 

Dec.  Sponsor  summe 

Dec.  nsQosxa,  Torn.  et  Grus.  *«- 

Grus,  et  Dec.  . .  destinatum  habei^ 
habet  res . . 


14)  Der  Mediceus  hat  nach  der  CoUation  Ton  del  Furia  AKIMO- 
^ON,  nach  Mommsens  Angabe  bei  Haupt  AKJMOAON,  15)  In  den 
beiden  Ausgaben  von  1580  steht  moerere,  nicht  maerere,  wie  Haupt 
schreibt.  16)  So  and  nicht  EXSTO,  wie  Haupt  angibt,  haben  beide 
Ausgaben  von  1580. 


Xni  42,  3  omnes  antiqiii  EATVR 

MUC  KOPJOT 
XY  4,  1  nannscripli  nostri  quo- 

niam  eareiur  Butroiis 

XV  11 ,  4  Crqs.  . .  potes$  ad  id- 
que  adeo  . . 


TOB  Ciceros  Briefen  an  Attieiie.  129 

Anigabe.  Manntcripl. 

Tora,  faiury  Crni.  fariu^  Dee. 
fareUtr 

Tora,  guoniam  eareiur  Buihro- 
tü$y  Craa.  guoniam  aquareiür 
Buihrotüs 

Crna.  idque  ad  ie  €o.  'aed  iterani 
hia  deletia  eandemoonieelttraM 
(jidque  ad  ^iwv)  retinnit,  Cra- 
^  aellinnm  a«ripaii  habere  idque 
ad  ^eo.  deprehendinraa  honü^ 
Dem  in  ipaa  mendaeiorom  of-- 
ficina.'  Haupt. 

Wir  haben  nn»  bia  hierher  daranf  beaehrSnkldie  Angaben  iweier 
GewahrsHiinner  far  Leaarten  dea  eod.  Tnraesianna  nnter  einander  an 
Tergteichen,  deren  Wabrhaftigkeil  von  Haupt  nioht  angefoehten  iat. 
Die  Thataaehen  welche  wir  neben  einander  stellten  mOasen,  wie  wir 
glauben,  Ton  jedem  Kritiker  eine  Entacheidnng  fordern,  die  entweder 
aach  jene  beiden  Gelehrten,  Lambin  und  Tnraebna,  fflr  Schwindler 
erklärt  oder  sie  angleich  mit  Bosius  als  apraohfilhige  Zeugen ,  wenn 
gleich  nicht  von  der  unbedingten  Glanbwflrdigkeit,  welche  ihnen  frfiher 
beigelegt  wnrde,  anerkennt.  Die  Vollatindigkeit  unserer  Arbeit  ver- 
langt, daas  wir  jetzt  auch  diejenigen  Stellen  sammeln,  in  denen  die 
littheilungen  der  Ausgabe  dea  Bosius  mit  denen  jener  Männer  (natflr- 
lieh  nnr  in  Bezug  aqf  den  Tnraesianna,  den  aie  allein  vor  aich  hatten) 
in  Wideraprach  treten.   Ea  sind  folgende: 

I  1,  3.  Zu  der  aus  Lambin  schon  mitgetheilten  Stelle  heiszt  es  bei 
Bosius :  ^Tornaea.  eum  Nbemier  mun  eiieri  Consäi  acdderunt.^ 

I  18,  S  Lamb,  b  c:  *cod.  Tnrnea.  sie  habet  plane  $ed  spero  non 
carrigendae  . . .  ^  Bbs.:  ^in  Toraaes.  exaratum  erat  spere  corrigen- 
dae^  non  nt  falso  tradit  Lambinns  tpero  carrigendae? 

Ebd.  6  Lamb.  b  c:  *ood.  Tnra.  habet  ttiie  »uepiriin^  aut  no 
mentiar  ame  f  »iptrtlif.'  Boa. :  Mn  Tora,  ansptrilfli.' 

Ebd.  5  Lamb.  b  c:  ^quod  habet  dieis  causa  promulgainm]  sie 
legendum  est . . .  sie  habet  plane  cod.  Tura.,  nisi  quod  habet  causam 
pro  causa?  Boa.:  *ez  cod.  Tora,  iamdudum  viri  docti  sie  hnne  lo- 
cum  restituerant  quod  habet  dieis  caussa  promiulgaium  • . ' 

I  19,  3  Landi.  b  c:  *cod.  Tnra.  habet  puer  nuilam  pugn?  Bos.: 
Miber  Tora,  puer  male? 

n  S ,  1  Lamb.  b  c :  *  cod.  Turn,  habet  plane  scriptum  K  a  tilio? 
Bes.:  ^ainceram  lectionem  -retinnernnt  Dec.  et  Tora,  in  quo  ntroqne 
exaratum  est  ÜT.  Aiilio? 

IV  1, 1  Lamb.  b  c:  *in  Tnrn.  plane  scriptum  nee  etiam  propter 
meam  in  te  observanOam?  Bos.:  4n  Tora,  propter  ita  meam  in  te 
observaniiam? 

rv  9  1  Lamb.  b  c:  *suavissime  meherc,  ejf.]  sie  habet  cod.  Tnra. 
sioe  Ulla  varietate.'  Bos. :  *  libri  nostri  suavissime  hercuie  effusus? 

ithsh.  f.  elast.  Philol.  Sappl.  Bd.  III  Hft  1.  Q 


130  D.-Dellefseo:  aber  die  BosianucheD  Hiodschrifleu 

VI  1, 18  Laoib.  a  b  c:  Megendum  at  habet  Tarn.  Rhosiea  vasa 
mmtdaoi  swiRkosiaca.*  Bos.:  *ego  ex  Scidis  et  Tom.  Rhosiaca 
9asa  mandavi/ 

Ebd.  3&  ist  zu  den  Mittheilangen  Lambins  folgende  des  Bosius 
huttaBvfOgen:  ^retemm  codioam  leclio  . .  .  tn  memo  rem,* 

VII  2,  3.  Zu  den  sebon  oben  mitgetheilten  Widersprachen  des 
Ijunbin  tait  sieh  selber  koainit  folgende  Angabe  des  Bosias :  Mn  Tom. . . . 
f9€U  paUtm  f  e  e^liberimm  estareacus ',  die  mit  der  zweiten  Angabe 
Lambins  stimmt. 

VII  10  Lamb.  b  c:  ^omnes  libri  veteres  ...  ad  unnm  sie  habent 
eoariataim  ei  8tupen$:  cerke  ne  meutiar,  coariaius  sed  siapems.* 
Bos.:  ^Ei  iiupens]  emendavi  siupens:  cuius  meae  castigationis  ap- 
probatores  habeo  Deenrt.  Tora,  et  Grus.' 

VIII  5,1  kommt  an  den  mitgetheilten  Angaben  Lambins  folgende 
<|es  Bosius:  ^integrnm  Tersum  ita  referunt  Scidae  et  Torn.  TeolXa  fia- 

VIII  12  A  9  heisst  es  bei  Bosins:  ^nostri  omnes  Meptr  maniis 
§aplicar€';  vgl.  aber  Lambin  oben. 

Ebd.  4  Lamb.  b  e:  *Tara.  et  nostri  fere  omnes  mannscr.  habent, 
ttt  Italiei  plaeiinm  eu  mihi  aleia  cideo  censori,  M.  Mareeiio.* 
Bos.:  *in  Scidis  ac  ita  Hdeo  eemeri  M.  MarceUo,  prorsns  recte. 
in  Tom.  pro  ae  Ha  corrapte  exaratam  est  aiüa.  in  ceteris  ei  oonvenit 
eom  Deoartato.' 

IX  10,  3  Lamb.  a  b  o:  ^alia  memmea]  secatas  snm  codiees  et 
Kemmianos  et  eos  in  quibns  ita  sorlptnm  esse  teskator  Malaspina ,  et 
Tarn.'  Bos. :  ^iisdem  etiam  libris  (Scidis  et  Torn.)  aaotoribns  scripsi 
oUa  res  nmmc  to$a  est  alia  mea.' 

Ebd.  Lamb.  a  b  o:  *  codex  aatem  Tarn,  sive  pericuioMe.*  Bos. 
(an  die  obigen  Worte  anschliessend):  ^et  mox  si  ee/  perieuhse  ex^ 
periumdum  eriu* 

IX  17,  2  Lamb.  b  e:  'sie  habet  codex  Tum.  Qni  auiem  veniuni 
inni  ad  modo  nwüiani,*   Bos. :  *Torn.  eero  tn  id  modo.* 

X  6, 1  Lamb.  b  o:  *cod.  Tora,  et  alii  fere  omnes  habent  ei  iamen 
reiicerti*   Bos.:  *cod..Tom.  reeiiei  ei.* 

X  16t  6  I'Amb.  a  b  c:  *Tnrn.  . . .  habet  no  tum  morbum,^  Bos. : 
^perspicue  legitar  in  Tora,  et  Deo.  ne  dum  morbum^  at  in  libris  Ha- 
laspinae,  enins  hio  iudicinm  sequor.' 

XI  3,  2  Lamb.  b  c:  *ptae  iu  profecto  oides  ei  grapits.]  sie  habet 
cod.  Turn.'  Bos.:  'secutus  sum  Tora,  et  Grus,  haeo  ita  referentes, 
quae  iu  profecto  9ide8y  ui  sunt^  ei  graoissima  esse  e|c.  nam  in  vul- 
gatis  hae  duae  voees  ut  stwl  non  iegonlar.-' 

XI  23,  3  Lamb.  b  c:  ^manuscripti  vero,  in  bis  Tara.  .  .  hoo  tan* 
tum  ab  eis  (a  vulgalis)  discrepant,  qnod  pro  reif  MeloUae  habent  ee/ 
tffi  MeteUae*   Bos.:  Mn  Tora,  esteeftm  Meteilae* 

XII  37, 1  Lamb.  a  b  c:  ^in  Turn,  sie  legitur  accepique  ab  Ae- 
gfpta  L.  eodem  die  etc.  L.  antem  Tatet  liberto.*  Bos. :  Weteres  nostri  .  . 
mox  ab  Aegypta  liberio* 


TOD  Cicero»  Briefen  ao  AUicus.  131 

XIU  17  Lamb.  b  c:  ^niinc  aatem  codicia  Tara,  scriptara  repetita 
el  relracUita  qaae  lalis  est  5  Kai.  exgpeeiabam  eie.'  Bos. :  ^auxilio 
Scidarttm  et  Tora,  initiam  hoius  epistolae  correxi,  reposita  veteri 
scriptara,  quam  ii  tibn  in  hnnc  modum  referebant  K.  KÄL.  expec- 
tabam .  . . ' 

Km  23,  3  Lamb.  b  c:  *quam  conßee  evXaßag]  sie  est  plane 
scriptiini  in  Tara.'  Bos.:  *  Victorias  legit  evXoyfog:  Lambinas  svl^ 
ßvg:  DOS  ex  Decartato  evaydytog:  caias  scripturae  extant  etiam  in 
Tora.  Yestigia  qaaedam  satis  conspicua  in  banc  modam  ETAFSIX,' 

Xni  47,  1  Lamb.  b  c:  Ueiigit  aureis  nuniius  .  .]  sie  babet 
cod.  Turn,  et  Horaltinns  et  nnns  ex  Memmianis.'  Bos. :  *  • .  priscos 
mannscriptos  secatns  snm,  qui  bnnc  locnm  ita  refernnt  .  .  Uligii 
amres  nuncnu.' 

XV  90,  2  Lamb.  b  c:  *cod.  Tora,  babet  quo  causa  cursus  e$tJ* 
Boa.:  *cod.  Tora,  qua  eautsa  cursus  esi.' 

KVl  2,  3  Lamb.  b  c:  ^sed  in  plaudenda]  sie  babet  cod.  Turn., 
■OD  laudandoJ*   Bos.:  ^legendum,  ut  est  in  meis,  in  plaudendo»* 

XVI  4,  4  Lamb.  a  b  c:  ^Eiesiis  utemur]  sie  edendnm  caravimas 
cod.  Tora,  secoti.'  Bos.:  ^manosoripti  nostri  et  eslü;  nnde  recte  Lam- 
binns  reposnit  Ete$ii9* 

Endlich  kommt  nocb  folgender  Widersprach  des  Bosias  mit  Tor- 
nebos  ans  XVI  6,  2  binzu,  aber  welche  Stelle  letzterer  AdT.  XXIII 
c.  28  folgendes  hat:  *qnod  snbiiciam,  testor  in  antiqois  libris  me  in- 
venisse  nnllo  apice  mntato  . .  perictUumne ?  at  id  nunc  . . ',  während 
Bosias  sagt:  *praescribentibns  Tornaesiano  et  Crnselliano  edi  inssi .  . 
periculumne?  id  nunc . .  ' 

Hiemit  sei  diese  Untersachnng  beendet.  Wir  haben  die  ans  be- 
kannlen  Thatsacben  zasammengestellt,  welche  ein  Licht  Aber  die  Be- 
dentang der  aus  den  ^ gallicanischen  Handschriften'  der  Briefe  ad 
Atticom  mitgetheilten  Lesarten  zn  verbreiten  geeignet  sind ;  wir  haben 
die  Terschiedenen  Gew&hrsminner  selbst  reden  lassen  und  enthalten 
ans  aller  weiteren  Bemerkongen  aber  ihre  .GlaubwQrdigkeit  im  ein- 
zelnen wie  im. ganzen.  Hag  man  noch  in  Zukunft  den  Bosias  zu  den 
Falschera  zählen ,  und  in  diesem  Falle  warde  ihm  ein  Platz  oben  an 
gebdbren,  oder  ihn  gleicher  Ehren  mitLambin,  Tarnebus,  Pithoeus 
wardigen,  lauter  leeres  Stroh  gedroschen  zu  haben  glauben  wir  doch 
nicht,  indem  wir  wenigstens  einige  den  neueren  Kritikern  bisher  ent- 
gangene Quellen  zur  Kenntnis  des  Tornäesianas  wieder  geöffnet ,  an- 
dere angedeutet  haben. 

Wien.  Detlef  DeÜefsen. 


Ueber  die 


Telemachie, 

ihre  ursprüngliclie  Form  und  ihre  späteren 

Veränderungen« 

Ein  Beitrag  zur  Kritik  der  Odyssee. 


Voi^ 


F.'  D.  Ch.  Hennings. 


I«ki«.  f.  elMt.  Pkilol.  Soppl.  B4.  m  Hfl.  S.  |0 


4. 

lieber  die  Telemachie,  ihre  ursprüngliche  Form 
und  ihre  späteren  Veränderungen. 


f  1.  In  dem  vortrefflichen  Bneiie  *de  Graecae  tragoediae  prioci« 
piboa'  hat  A.  Boeckh,  der  allrerehrte  Meister  der  griechischen  Alter- 
thnraswissensehaft ,  das  Wesen  der  höheren  Kritik  feBkgestellt,  indeai 
er  Cap.  I  sagt:  ^eins  dno  imprimis  genera  sunt:  alteram  in  nniversis 
operibns  aal  inoertnm  aut  nallnm  auctoris  nomen  praeferentibns ,  oni 
eripiat,  oni  vindicet,  inquirit;  alternm  dignosoit,  ntmm  über,  quem 
traetai ,  primiliva  et  genuina  forma  aerrakus  an  non  modo  labe  tqai-^ 
poria  et  traaseribentiom  oscitatione,  quod  est  rerbalis  criticae,  aed 
etiaaa  emendatoram  sive  bonorum  sive  malornm  opera  a actus ,  matila* 
tns,  immniatos  rarie  ad  nos  pervenerit:  atrnmqne  tarn  late  patet  in 
rtrtuaqne  (Graecae  et  Latinae)  lingnae  monnmentis  et  in  ipsis  aignis 
lapideis,  vi  dubites,  ulrins  esse  debeat  maiss  imperinm.'  Beide  Ar^» 
len  der  höheren  Kritik  verschlingen  sicih  aufs  innigste  bei  der  Unter- 
sncfamig  Ober  die  homerischen  Gesfinge.  Denn  wer  keine  Interpota« 
tionen  annimmt,  kann  seinen  Homer  als  Knnstdiohter  der  Ilias  vnd 
Odyssee  schon  retten,  aber  nur  mit  d6m  Zngestindnis ,  dasa  er  ein 
Sammler  itterer  Lieder  war,  und  dasz  diejenige  Kunst  der  Erafthiang, 
die  wir  als  die  homerische  bewundern,  fllsehlich  ihm  angeschrieben 
wird.  Wer  dagegen  davon  ausgeht,  dasx  die  homerischen  Lieder  mit 
Kntitsen  bereichert,  verstttmmelt  nnd  manigfach  verändert  auf  nna 
gekommen  sind,  dem  mnas  sieh  nothwendig  bei  richtiger  Handhabung 
der  Kritik  der  eine  Homer,  da  seine  Existenz  nicht  eintoial  in  dem 
ScbntB  historischer  Ueberliefernng  einem  ernsten  Angriff  Stand  bilt^ 
in  mehrere  anfidsen. 

%  2.  Denn  dass  von  den  griechischen  Schriftstellern  seit  dem 
sechsten  Jahrhundert  wirklich  €n  Homer  für  den  Verfasser  der  Iliaa, 
der  Odyssee  und  der  Hymnen ,  ja  sogar  des  ganaen  epischen  Kyhios 
nnsgegeban  wurde,  daraus  kann  nichts  Ober  die  Person  nnd  die  ttf- 

10* 


136  P.  D.  Ch.  HenBiogs:  über  die  Telenacbie. 

bensTerbiltnisBe  dieses  Honer  geschlossen  werden.    Es  ist  das  Ver-     j 
dienst  von  M.  Sengebnsch,  bier  die  NacbriehCen  gesammelt  nnd  ih-      ! 
rem  bistoriscben  Gebalte  gemisz  gewQrdigt  an  haben.    Alle  jeae  Fa-      , 
beln  von  einem  blinden  Singer,  der  in  lonien.nnd  anf  den  Inseln  nm- 
herreiste  nnd  mit  dem  Hesiodos  anf  Delos  wetteiferte,  sind  theiis  aos  dea 
Gedichten  selbst  genommen,  von  denen  man  voraussetate  daas  Homer 
aie  gesungen  habe,  tbeils  in  den  Orten,  wo  die  homerischen  Stadien 
blähten,  in  flbertriebenem  Eifer  fflr  vaterstftdtischen  Ruhm  erdichtet  wor- 
den.   Eine  ganze  Reibe  von  Städten  stritt  sich  bekanntlich  um  die  Ehre 
Geburtsort  des  Nstionaldichters  su  sein.    Sengebnsch  hat  aber  aufs 
acharfsinnigste  nachgewiesen,  *dasa  in  dem  Jahre,  in  welchem  Homer  ia 
der  jedesmaligen  Stadt  geboren  sein  soll,  nur  die  homerische  Poesie 
hier  eingeführt  worden  ist.    Ferner  wissen  wir  ans  einer  Menge  von 
Zeugnissen  alter  Schriftsteller,  die  keinen  Zweifel  an  der  Glaabwfir- 
digkeit  des  Factums  zulassen,  dasz  zuerst  unter  Peisistratos  die  vor- 
her zerstreuten  Lieder,  welche  in   der  Iliaa  nnd  Odyssee  enthalten 
sind,  zu  dem  ganzen  vereinigt  wurden,  welches  wir  jetzt   besitzen, 
und  dasz  unsere  Uias  und  Odyssee  erst  von  dieser  Zeit  an  ala  Bficher 
existiert  haben.   Vorher  sind  die  homerischen  Lieder  von  den  Rhapso- 
den einzeln  gesungen  worden.  Ueber  die  Art  und  Weise,  wie  dies  ge- 
schah, haben  wir  noch  eine  sehr  wichtige  historische  Notiz.  Solon  nem- 
lioh  befahl  ungefähr  ums  Jahr  590  v.  Chr.,  dasz  die  Rhapsoden  an  den 
Fanathenaeen,  an  denen  nur  homerische  Lieder  vorgetragen  wurden 
(Lykurgos  g.  Leokr.  §102),  sich  an  eine  gewisse  sachliche  Reihenfolgo 
binden  sollten.  Dies  überliefert  uns  Diogenes  Lafirtios  I  67:  zaii  'O/uj- 
pov  i|  vitoßol^g  yiyQcig>e  ^^t^ÖBtd^aiy  olav  oitav  o  itf^mzog  IXiffcvy 
i%ei&ev  ÜQxta^m  top  ixofuvov.   Dieses  solonische  Gesetz  hat  schon 
F.  A.  Wolf  richtig  erkUrt  in  den  Prolegomenis  S.  CXLI:  ^  Solon  mihi 
videtur  hoc  instituisse,  ut,  cum  prius  singulares  rhapsodiae  eine  nllo 
ordine  rerum  et  temporum  canerentpr ,  id  ^st  nt  in  uno  conyentu  pri- 
mum  Ulixis  NLitiQu  (Od.  t)  aut  Mvrfixri^fpovla  (x^y  mox  Ninvta  s. 
^  J^$%vo(iavTsla  (A),  tum  ra  iv  Ovltj^  (y)  "•  itemque  ex  lliaco  orbe  ^Ayav 
buxiiptog  {V)^  deinde  ^OnhmoiUi  (2i),  tum  AixaL  (i),  postremo  Aoi" 
fiog  {A)  caneretur,  ita  partes  distribnerentnr  pluribus  rhapsodis,  nt 
«lio  alium  excipiente  deiuceps  perpetua  et  comrooda  ^a^^  efftceretnr' 
(vgL  Sengebuscb  .Hom.  diss.  li  S.  107  ff.)*    I^i^«  sachliche  Ruhea* 
folge,  vermöge  deren  der  ^ine  Rhapsode  da  anfangen  konnte,  wo  der 
andere  aufhörte  zu  singen,  war  im  wesentlichen  durch  den  Zusammen- 
bang der  Sage  gegeben.  Wenn  aber  Solon  durch  ein  eigenes  Gesetz  den 
Rhapsoden  erst  befehlen  muste  ihre  Lieder  so  vorzutragen,  ao  müssen 
diese  eben  vorher  nicht  so  vorgetragen  worden  sein.  Von  dieser  Zeit 
an  aber  musi  das  Bestreben  da  gewesen  sein,  alle  einzelnen  Lieder  an 
einander  zu  schlieszen,  so  dasz  gar  keine  Lücke  zwischen  ihnen  blieb. 
Darum  war  auch  zu  Peisistratos  Zeit  die  Möglichkeit  von  selbst  gege- 
ben, aus  einer  Menge  von  Liedern ,  die  von  verschiedenen  Rhapsoden 
vorgetragen  wurden,  ein  ganzes  herzustellen.    Vor  Solon  dagegeo 
.wirl  daa  Bestreben  ein  ansammenhfingendes  ganzes  daraus  zn  machen 


F.  D.  CbJ  HeDniogs :  Ober  db  T«lemachie;  13t 

^#1  aiehlda  gewesen  seie,  sondern  jeder  Rhapsode  tro^  die  lieder 
die  er  wnste  ans  dem  Gedftebfnis  vor,  ohne  sich  darum  zn  kClmmemi 
ob  sie  nnter  sieh  susammenhiengen. 

Es  wnrde  aber  die  homerische  Poesie  ffräher  namentlich  in  ge- 
wissen Singerinnuttgen  gepQegt,  in  welchen  die  Kunst  den  Vortrags 
sich  forterbte  Tom  Vater  auf  den  Sohn.  Solche  Singerinnnngen  (iahen 
hl  aaehreren  Stadien  auf  der  westlichen  Kflste  Kleinasiens  und  aaf  den 
anliegenden  Inseln  bestanden.  Bekannt  ist  das  Geschlecht  der  Kreo- 
phylier  auf  Samos ,  nach  dessen  Stammtafel  Herodot  das  Zeitalter  Ho^ 
aers  berechnete;  vor  allen  berühmt  aber  ist  das  Geschlecht  der  Ho- 
meriden  anf  Chios,  welches  schon  im  lOn  Jh.  Lieder  ans  dem  troisehsn* 
Sngenkyhios  gesungen  nnd  erfunden  haben  soll.  Homer  galt  als  Bpo« 
nymos  nnd  Stammvater  dieser  Homeriden.  Es  ist  aber  wahrscbeinlicb; 
dass  es  sieh  mit  dem  Stammvater  dieses  Geschlechts  ähnlich  verhnite 
wie  ssit  den  Stammvfitern  anderer  Geschlechter  der  Urgeschichte  Orie* 
chenlnnds.  K.  Mnilenhoff  (cur  Geschichte  der  Nibeinnge  Not,  Braun-» 
ndiweig  IS&4,  S.  71)  bat  die  Bedeutung  des  Namens  ^Homeros^  folgender-» 
■nsnen  bestimmt:  *dass  ^Oft^ri^ ...  ans  6f»-  nnd  a^iv  gebildet  ist,  be- 
wdisen  das  Appellativum  of»i/^(%,  das  Adjectiv  ofi^gifg  =  awi^gijg  nnd 
vor  aUem  die  Verba  ofiti^i^  ofii^fevnv ...  Die  Bedeutung  kann  eme 
dreirache  sein ,  die  active  «Znsammenfager» ,  welche  s|»rnehwidrig  ist, 
abgerechnet.  Der  Name  kann  einfach  Gesell,  Genosse  bedeuten,  aber 
•neli  wol  wie  igiri^g  iotdog^  wenn  dies  der  allen  willkommene  Singer 
ist,  oder  endlich  bestimmter  nach  dem  hesiodeischen  q>nv^  ojKi^^eai 
Tbeog.  39  von  der  Ansfibung  der  Sängerkunst  verstanden  werden.'  Den 
Vorgang,  wie  der  Name  sich  ffir  6inen  Homer  fixierte,  beschreibt  G.  Cur- 
tins^de  nomine  Homeri' (ind.  schol.  Kil.  hih.  1856)  also:  *wie  die  EdmoU 
plden  nrsprOnglich  üp.oijtoi  genannt  wurden  von  dem  Amte  dem  sie  vor-^ 
standen,  und  spiter  als  Urheber  der  gemeinschaftlichen  Thfitigkeit,  die 
sie  ansfibten,  den  Enmolpos  hinstellten,  sich  aber  tu  Nachkömmlingen 
dieses  Enmolpos,  su  Eumolpiden  machten,  so  werden  die  Homeriden 
anfangs  offtijpo«  geheissen  haben,  d.  i,  die  vereinigten;  dann  haben  sie 
sieh  sIs  Urheber  ihrer  gemeinschaftlichen  Thfitigkeit  einen  Stammvater 
Homeros  gesetzt,  sich  selber  aber  mit  dem  Patronymicnm  Homeriden 
genaant.'  Man  sieht  wol,  ein  anderer  ist  der  Ursprung  des  Name|is 
Homeros,  ein  anderer  der  Ursprung  der  homerischen  Gesfinge.  Die 
Bzistens  6ines  Homer  als  Verfassers  der  Itias  nnd  Odyssee  lisst  steh 
dnreli  äussere  historische  Zeugnisse  nicht  erweisen.  Zu  Peiststratos 
Zeiten  wnste  man  sehen  nichts  sicheres  Ober  seine  Person;  nnd  wie 
•ollCe  ssnn  auch,  da  in  den  filtesten  Zeiten  die  Schreibknnst  fast  gar 
nteltl  ^eQbt  ward,  sondern,  was  die  Nation  als  solche  bewegte,  durch 
Tradition  sich  fortpflanste?  So  viel  steht  aber  fest,  das«  vor  Soion 
die  homerischen  Lieder  einsein  gesungen  wurden.  Dem  entspricht  auch 
ihre  Bezeichnung.  Das  einzelne  epische  Lied  bezeichnete  msn  zn  je- 
nen Zeiten  mit  dem  Singular  oJ^im]  als  Einheit,  während  der  Inbegriff 
epischer  Lieder,  die  den  troischen  Sagenkreis  behandelten,  nicht  ro  Iftof 
hiess,  sondern  durch  den  Plural  ti  fitij  als  Mehrheit  hingestellt  ward. 


138  P*  D.  eil.  BewlDgs :  ober  ih  Tel«tAiA 


{.  3.  Die  sielwntan  ReaolUte  aber  den  Stttd  imd  die  VerhiiC* 
piMe  der  Singer  oder  des  Singers,  den  wir  die  Ilias  nnd  die  Odyesea 
verdanken,  werden  jedenfalls  aus  diesen  Gediehten  selbsl  se  gewinne« 
sein«  Neu  stelil  es  lest,  dass  diese  nicht  von  eiaem  scbreibenden  Dich- 
ter  fttr  ein  lesendes  Pablioam  können  verfasst  sein,  sondern  dass  sie 
■nerst  von  singenden  Diehtero  tnr  Kitbar  gesuegen  and  dann  vofc  Bkap* 
»öden  vorgetragen  worden  sind  vor  einem  Kreise  von  Zithi^rem.  Diee 
ist  nicbl  aliein  von  Alters  her  aberliefert,  sondern  es  wird  aaob  anfo  eot* 
seyedenste  daroh  eine  Betrachtung  des  epischen  Stils  bestitigt  G.  Her-^ 
aann  sagt  daraber  sehr  schön  (de  iteratis  apad  Honeran,  Leiptig  1840i, 
■•  A.):  *nam  et  conforraatio  oomnnctio4|tie  sententiaram  etorationis  ad 
nnmeros  acoommodatio  et  voeabttlorom  ornantiuai  adiectia  et  praediea- 
loram  rebus  commemoratis  additoroM  positnra  evidentissime  eo  coa* 
spirenti  ut  non  ad  legendum  sed  ad  audiendnm  facta  esse  earmina  illn 
appareat  etenim  qnae  solis  aaribas  percepla  deleetare  volnmna,  ea» 
qaoniam  voi,  simnlatque  audita  est,  irrevoeabilis  abiit,  ante  onnia 
oportet  plana  et  perspicua  esse,  nt  sequi  recitanten  comnode  poesinI 
aodientes  neo  noretnr  eos  aliqaid  avertatque  attentionen  a  proxine 
snecedentibtts :  sie  enim  faligaret  magis  auditio  raentes  quam  aflieeret 
volnptate.  hine  omnis  oratio  maxima  simplicitate  ex  brevibes  menn- 
bris  cotttexte  est,  qnae  neqae  inter  se  implicata  sunt  nee  longos  ver- 
borum  conexus  efScinnt ,  sed  alia  aliis  deinceps  adiencta  singala  per 
se  eonstant,  ita  ut,  si  qoando  interpositis  aiienis  suspensa  maneat  aea- 
tentin,  nunc  ab  novo  inilio  qnae  reliqua  erant  adiiciantur,  anae  ipsa 
voois  temperatioae  qnae  intermedia  sunt  distingaantur  a  ceieris: 
euinsmodi  exemplum  est  in  IL  XIU  674— *  680.  deinde  qnae  aarrantor 
ita  soLeat  descrtbi,  ut  semper  ex  praegressis  aliqua  pars  repetalar: 
quo  fit  ut  et  ea  quae  iam  audita  sunt  facilius  retineantnr  ftnaiasqoe 
imprimantnr  animis,  et  laxins  atque  remissius  fluat  oratio,  qaam  si 
Bovis  semper  constipatis  attentionem  diflloilem  et  molestam  redderet. 
ad  eendem  consuetndinem  pertinet  quem  graramatici  vocaat  rffonog 
hv(»oXoytit6g  ^  cum  qnod  uno  vocabulo  dictum  est  pluribns  explica- 
tnr,  nt  nvvag  xi^fc^Jt^o^rov^,  ovg  KiJQig  q>o^toim  fislcrtvacsf  inl 
pi^nv  i^öena  d'  iamovgy  nr^yovgy  i^kofpOQOvg^  o^  ii^iUa  notfölv 
tt^owo.  mirifiee  porro  et  reoitanti  poetao  memorian  et  andientibna  faei- 
iiiaten  perceptionis  adinvat  summa  illa  orationis  cum  aumeris  vereaum 
eonspiratio,  cuius  haec  virtns  est,  ut,  cum  fere  singnlis  versibns  ver- 
•anmque  partibus  singülae  sententiae  absolvantor,  ipsi  anmeri  lermi* 
aos  eoastituant,  quos  iatra  conolasae  esse  debeant  seatentiae.  itaqiie 
etian  qui  ioquentes  iatrodttountur,  integre  versa  et  iaeipinal  verbe 
faeere  et  peroraat:  Idqae  factum  est  eo  quoque  loco,  quo  solo  ex  obU«> 
qua  oratione  in  rectam  transilur ,  II.  IV  30ä.  eodem  refereadae  saat 
alloqaeadi  fformulae  integrum  versum  explentee,  at'^T^stft^  «vdiim, 
Sva^  avdifA»^  !^/«fui^vov.  omninoque  plurimum  confernnt  ad  bane 
oratioais  cum  nomeris  convenieotiam  vocabula  ornatui  destinata  •  .  . 
haec  omnia  ut  soli  auditioni  factam  esse  illam  poesia  prodnnt,  sie 
etiam  osteadunt  .quam  faciie  Cuerit  Istiusmodi  carmiba  ex  lemporf 


Tt  Mu  dk,  «mww:  A^  «»  »«mohf Q.  ISO 

taderf : ,««  q«0  4fff|ire»  fit  «191$  duidep  f4«H  Uttfvif ,  tl  oOttitnBDtar 
canDioa,  qsae  et  ipM^rii  f «iM^ri  facUUme  a  poeta  posaept^  et  si  quid 
euiüaiet  püf aMm  babai eat  a4  aapplapdam  a»ateriam  impliaaiaiaDfi . . . 
T«iiaaime  eoim  Caeaar  B.  G.  VI  14,  ubi  Drnicim  discipalea  fiagviai 
Bnaenun  r^rmam  ailUHser«  iii990a  parral,  «I  Ba  lUtaria  aonfisi  minas 
■lemoriae  atoderiuil«  fare  pl^riaqoe  accidare  dicit,  ot  praei idto  littera- 
mn  diligentiam  io  perdifpaiido  aa  mamoriam  iramittaDt.'  Den  bomeri- 
achea  Dichlera  war  dar  Gebraocb  dar  Baalutabenschrifl  oobekannt. 
Erat  die  lyriaaben  and  kykliaaben  Gediobta  aind  sogleicb  niederge- 
adiriebaB  worden.  Dia  boaiarUobaa  Lieder  aind  aas  dam  Gedächtnis 
^eanngen.  Desta  achwierigar,  war  die  AnsdbaBg  dieser  Knost.  Sie 
nöate  angelernt  werden;  vgl.  Od.  %  345 — 349: 

arvrof  tm  limvuad'*  &%o^  Iftfatsr» ,  ef  %tv  iotdav 

avTOCÜixxTog  d'  etpU^  ^og  6i  fco«  iv  ipQ9ölif  oTfiog  * 
TUtvToimg  bftfpvotv"  fetiMK  di  tot  nagaüötiv 
mg  %B  ^stt*  tfli  (ifj  lU  hXaiio  dfs^of»^««. 

Die  Singer  bUdeten  einen  eigenen  Stand;  Tgl.  ^  479 — 481: 

näöi  yuq  av^qtmoi^iv  Imjfiovtoiaiv  äoidol 
u^ijg  I^i/Loqol  sloi  xal  ixUovgj  oCveK  aqa  Ctpiag 
oTfiag  Movö*  idlda^Sj  €plhffiB  dl  q>vXov  aoiÖäv. 

Wia  ate  rot  der  Maemaaype,  der  Muse  des  Gedächtnisses,  unter- 
wiaaen  werden  nnd  ein  Goit  das  Üed  anf  ihre  Zange  legte,  so  standen 
nie  «nah  im  Sebalae  des  Zens  a!|d  aller  Gatter.  Bei  frohen  Mahlen  der 
FOralen  und  Zusammenkanftea  das  Volkes  erfrenen  sie  die  Herzen  der 
Zahörar  dnrah  fiasaag,  Vop  den  Fdralen  worden  sie  bocbgciehrt  (vgl. 
7  907  ff*  ^  43  ff.  472  o.  477  ff.)*  Bei  den  Freiern  aiagt  Phamios  ge« 
awangaa  die  Schiakaale  di^r  Heiden.  Dem  blinden  Denodokoa  lan-, 
aakan  die  FtUateo  der  Pbaeakan.  Selbrt  Aobilleoa  verheriioiu  die  Tba*- 
tan  dar  Ittaner  beim  Spiel  dar  Pborminx  1 186—190: 

%0¥  d'  avfov  (p^¥U  ttffTSOiavov  qf6qfuvf$  ksyely 

t^  Sqk^  j£  Mcffwv^  noliv  ^Hnlmog  oU&4€ig' 
t^ofi  #vfiov  tnpuv^  aude  i*  Sqa  9iUa  iviqw. 

Von  den  Stftdten  werden  Singer  eingeladen  xnr  feierliehen  Begehung 
Ton  Festen;  vgl.  q  382h-d87:  ^ 

tlg  y&Q  Sri  ^Eivov  xcrXn  SlXo^ev  ocvtog  htEk^iv 
aXXov  y*j  el  firi  xmv  oT  dmiioc^ol  faaiv, 
fnav^iv  Hl  tfjitiJQfe  xajfcov  i|  xiHxova  iovqtov , 
^  %al  &i0mv  aoMvf  0  lUv  xiqma^iv  aeldav; 
ovxoi  yctg  nXrfoL  yt  pQox^v  W  aitelQOva  yatuv  • 
nxmiov  i  ovx  iv  xig  naXioi  Xfv^ovxa  %  aixov. 

Das  neueste  Lied  gefüllt  apoh  am  meisten ;  a  351  f. : 

f^|/  ya^f  aoidfiv  fMKittov  ißiftXslovo*  uv^Qffmoi^ 


140  P.II.Gft.lI#nBiigii:0b«rfieMMteU6; 

Dm  Lia4e  selbtt  wiN  an  Vorgpiel  ToriiigasebiekC;  m  M: 

Das  eioselne  Lied  enCliiU  eine  einselna  Befebeoheil  tu  da«  U^ 

fenoomplex ;  ^  73—60: 

Mava  «f^*  Andov  av^Kev  ittiiatviu  xlia  wdfAfj 
oVfiiig  tijg  Tor'  fr^a  xUog'avgavav  iv(fifp  Z%«vevj 
vaxos  'Odvaaijog  nal  ÜTjUtdem  Ux$l^^ 
mg  nütz  dijf^aavto  ^sm  h  dmxl  4h3tkU^ 
innaylotg  hU^a^v^  Stvu^  i*  avdifmv  *Aya^i(fkvmv 
XaiQ6v6m,  ot^  ui^uttoi  [4%€etmv  6^(fi6i»vto. 
äg  yd^  Ol  xfslmp  fiv&iioaxo  Ooißög  'Awokknp 
Ilv&oi  iv.  fjya^ijiy  o»'  wtitfß?!  ^^^or  ovdor. 
Den  Demodokos  fordert  Odysseos  aaf  eine  solche  Oeme  sa  siaffea. 
^  492—495 : 

alk   aye  d^  (levdßifiif  %ai  üatov  HOCfiov  aua^p 
öovQuxiov^  xov^Eatuag  inohfisv  tfvv  ^A^vy^ 
ov  Ttov  ig  aKQOTtok^v  doAf»  tiyayi  diög  udvacsvgy 
avÖQmv  ifijtkfjaag  oV  lAiOv  i^akanaiav. 
Der  Inhalt  dieses  Liedes  wird  nachher  karz  angegebeo,  ^  499—620: 

0  6  OQfLffiBlg  d'efyu  ij^x^o,  tpalvi  tf'  aotdfiv 
iv^Bv  ilmv  ^g  oi  (liy  ivacikfMov  btl  vrimv 
ßctvteg  aniTsUtov  %tX. 
Jedem  einzelnen  Liede  scheinl  femer  aosser  der  AnrofoBf  gAtU 
Hohen  BetisUndes  eine  kurze  Angabe  der  Sitaation  and  der  VerMlt- 
nisse  vorangegangen  zn  sein,  an  welche  dasselbe  aDknflpft.  Erbaltea 
sind  in  den  homerisohen  Liedern  nur  drei  solche  Prooemien:  zu  Aj  a 
und  B  484  ff.  Was  ferner  der  Boeoter,  dem  wir  den  SohiffskaUlog 
der  Griechen  verdanken ,  von  seinen  Genossen  versichert  B  486:  ^^ 
fiiv  nliog  olov  axavofuv^  oidi  xi  Ufuv^  das  gilt  in  allgemeinen  tob 
den  Dichtern  jener  Zeit.  Der  Dichter  jener  ältesten  Zeilen  erdichiaia 
nicht  die  zum  Spiel  der  Leier  vorgetragenen  Mythen,  sondern  die  in 
Munde  des  Volkes  umgehenden,  allbekannten  Erziblangen  brachte  er 
in  ein  poetisches  Gewand  und  überlieferte  sie  der  Naohweli.  Semper 
ad  eventum  fesimal  ei  t»  meifiaj  res  non  iecuß  ae  noiaM  amÜio- 
rem  rapü^  rühmt  Horatins.von  Homer.  Daher  genflgle  es  aach  zur 
Orientierung  der  Zuhörer,  wenn  ein  Held  bloss  mit  dem  Patronyaucom 
bezeichnet  ward ,  wie  es  H.  A  307  geschiebt. 

Ueber  öinen  Dichter  als  Verfasser  der  Uias  und  Odyssee  ist  in  ihnen 
selbst  nirgends  eine  Notiz.  Ueberall  treten  uns  mehrere  entgegen.  An 
einen  zusammenhängenden  Liederkyklos  wird  bei  Homer  nirgeads  ge- 
dacht; Qberall  ist  nur  von  einzelnen  Liedern  die  Rede.  Auch  hiernach 
also  steht  es  frei  mehrere  Dichter  der  llias  und  Odyssee  anzunehmen. 
S  ^'  Was  vermöge  der  Analogie  aus  der  Natur  der  filtesten  Poe- 
sie bei  anderen  Völkern  über  die  griechischen  Nationalepen  geschlos- 
sen werden  könnte,  will  ich  nicht  in  den  Kreis  dieser  Betrachtnag 
hereinziehen ,  sondern  sogleich  zu  der  Frage  flbergeben,  deren  Beant- 
wortung eigentlich  alles  entscheidet,  ob  denn  wirklich  die  erhaltenea 


Fi  B.  Ch.  H«BBhff :  Aber  4ia  Maaaelia.  141 

^eOngt  der  IHu  nad  Odyiiee  00  unter  einander  sntamnenitinmeny 
dtii  fie  Ton  6iaen  rvrh§zi  eehi  kdnoen,  oder  ob  es  ans  saehlielien 
nd  flilislbeben  Widersprteliea  iwfbthen  ifanen  wabrscheinlicb  wird, 
dafi  Lieder  versebiedener  Verfasaer  von  den  Genoasen  des  PeU 
nstralos  in  eineni  nnr  acbeinbaren  ganzen  vereinigt  sind.  Diese  Frage 
ist  fflr  die  Uias  dnreb  K.  Lacbmanna  Sobarfsinn  entscbieden.  Laebmann 
lit  aadigewiesen ,  dass  in  der  Uias  acfatsebn  ftitere  einzeln  geaangene 
iieder  vorliegen,  weiebe  von  verachiedenen  Verfasseni  berrflbren  und 
erst  dnreb  FttUsUIcke  ans  spiterer  Zeit  in  einen  biebr  als  sacbliebeo  Zn- 
saBmenbang  gebracbl  worden  sind.  Nun  kdnnte  man  aagen,  die  Ilias  aei 
allerdings  aus  Liedern  verscbiedener  Verfaaaer  Kusammengesettt,  aber 
diese  aei  ancb  ilter  als  die  Odyssee.  Naebdem  man  erat  den  glaefc« 
lishea  Yersneb  gemacbt  habe  jene  verscbiedenen  Lieder  an  einander 
tu  scklieaaen,  habe  din  Diebter  naeb  dem  Beispiel  der  Ilias  die  ganse 
Odyssee  verfasni.   leb  bebe  diese  Ansiebt  selbst  von  einem  sebr  er* 
fohrenen  Sebnlmann  gebort.    Aocb  F.  A.  Wolf  bewnnderte  nocb  dio 
*f6tUicbeäinbeif  iw  Odyssee«  Und  doob  bllngen  aneb  in  der  Odyssee 
die  ainselnen  Bestandtbeile  niebt  mebr  mit  einander  ansammen  als  ea 
beiUedern  die  bitten  Sagenstoff  bebandeln  an  und  fdr  sieh  nothwendig 
isL  Wenn  ieh  es  wage  bierfiber  einige  Unteranobnngen  so  verOffenl* 
lieben,  naeb  denen  versebiedene  Verfasser  der  Odyssee  angenommen 
werden  massen,  so  habe  ich  mir  niebt  verhalt,  anf  ein  wie  seblOpfrigea 
Territn  der  hohem  Kritik  ich  mich  bierrait  begebe.    Man  wird  die 
klMtlicbe  Anlage  nnd  den  Plan  hervorheben ,  der  sich  sichtlich  durch 
die  ganie  Odysaee  hindurchliebe;   man  wird  vielleicht  die  Gleich- 
nissigkeit  den  epischen  Stils  betonen,  die  nur  durch  Annahme  6inea 
Dieblers  sich  erklaren  lasae;  man  wird  endlich  darüber  streiten,  wie 
grosse  Fretbeilen  einem  epischen .  Dichter  Oberhaupt  angeschrieben 
werden  könoea ;  aber  jeder  besonnene  Forscher ,  der  vorurteilsfrei  an 
die  Sache  herantritt,  wird  die  jetzt  vorhandenen  Inconvenienzen  nnd 
WidersprQeba  zwischen  einzelnen  Tbeilen  der  Odyssee  doch  ala  ao 
gross,  so  nnvarzeihlicb  erkennen,  wenn  aie  aieh  der  Dichter  wirklich 
bitte  sa.S^nlden  kommen  lasaen,  daaa  er  lieber  in  der  Annahme  meh- 
rerer Diebter  eine  Erklärung  dieaer  Thatanche  suchen  alannit  *  Geniali- 
lit'  ia  der  Prodnction  entschuldigen  wird,  was  dem  gesunden  Menschen^ 
▼erstaad  ala  abnorm  eracbeint.   Wenigstens  hat  man  in  anderen  Zwei- 
gen der  Litterator  ibnliche  Indicien  ala  sichere  Beweise  verschiedener 
Urlieberscbaft  angesehen.  Ich  erinnere  beispielsweise  an  die  ftpioifiixi^ 
spos  ^AU^avSf^v^  welche  schon  Victorins  dem  Aristoteles  abgespro- 
cben  hat  nnd  aber  weiche  L.  Spengel  *de  artium  acriptoribua^  (1S3S) 
S.  182kors  und  bündig  bemerkt:  *quae  ad  Alexandrnm  scripta  Aristo- 
teils  Bonen  fort  ars,  eam  huic  abindicandam  esse  et  alii  videruat  et 
fieile  qaiaqne  agnoscat;  iis  enim,  quae  veros  Aristoteles  in  rhetoricis 
tndit,  plura  sunt  contraria ,  plurima  diverse ,  pauoa  et  apud  hnnc  et 
illoa  inveniuntur,  quod  nou  negligendum.'  Dieses  gemeinsame  können 
beide,  sowol  Aristoteles  als  der  Verfasser  der  Rhetorik  an  Alexaa- 
^t  aoa  einer  gemeinschaftlichen  Quelle  (aus  laokrates  Rhetorik?) 


Ut  Fv».a.:ifeiiithiti?«kv  «H»  T4iMPi<*i(Q 


4iiii8  eis  Zei«lieii  v^rsobiedeper  VerfMsar«  weiip  oi  »qgl^ich  wwahr^ 
I  fcluBHillch  ist,  dwB  der  VerfasMnr  def  dÜMn  Sdirift  ia  einer  Mdem 

i  Zeit,  da  er  die  «ndere  ScJuriA  ensgnrbeitet  babeq  kOnnte,  seine  frubert 

r  Peikweiee  veriodert  bebe*  Finden  eicb.aUo  ip  awei  DenkmiUra  der 

f  Litteritur,  die  demaelben  Verfeaser  ingescbrieben  werden«  bedeslen- 

I  dere  saebUobe  Widerepraobe,  ao  bändelt  es  aicb,  so  lan^  nicbt  andere 

!  Indioieft  wie  atiliatisehe  Veraobiedepbeiten  o«  dgl,  m.  binsQbonmeOi 

mir  darum  an  bestimmen,  ob  des  Verfassers  Ansicbft  in  den  ffsgücbei 
PoplUe  XU  versobieden^n  Zeiten  wahrsobeinliob  verscbieden  gewesen 
aei  oder  aieht«  WabrsebeinÜQb  sage  ieh ;  denn  die  Wahrscbeiolicb* 
keit  ist  in  aolcben  Uptersuohnngen  der  böbern  Kritik  fast  immer  der 
bdcbsla  Grad  der  pn  erlangenden  Gewisbeit.  Die  Widerspräche  oan, 
welebe  sieb  pwisobep  einpelnap  bomerisehen  Gesangen  finden,  bsstebei 
meist  darin^  dasa  der  £rsiblang  entgegengesetate  Verbjillnisse,  mehi 
#der  weniger  ansgebildete  Sagen  sum  Grunde  liegen.  Zum  Beispiel 
neigen  die  Lieder  f^ber  T^miobos.  Reise  naeb  Pylos  und  SpsrU  eise 
btnreiobende  Bekanntscheftmit  den  Odyssens-Ssgon;  dsgegen  komml 
iu  den  Liedern  vom  beimkebrenden,  nmberirrenden,  die  Freier  richeo* 
«lea.Odyasens  über  eine  aolcbe  Reise  des.  Telemaolios  dnrcbans  nicbU 
.  «rer ;  naeb  ihnen  kann  eine  solcbe  Reise  gar  niobt  statlgehsbt  beben, 
hm  könnte  Homer  allerdings  anfangs  eine  Reibe  von  Liedern  gediebtei 
kaben,  in  denen  Telemaebos  siob  von  Ithaka  niobt  entfernt,  spfiter  «l^eri 
mreil  sieh  vielleieht  die  Yolkasage  gerade  nach  diesem  Pankte  bin  wei- 
ter ausgebildet  hatte,  der  Annahme  gefolgt  sein,  dast  Telemsehos  is 
derselben  Zeit,  walirend  der  er  naeb  der  Auffassung  der  frfibereo  U^ 
der  auf  Itbaka  iat,  eine  Reise  maeht  an  Nestor  und  Menelsoe«  Deal 
«renn  die  Gedichte  doob  einaeln  vorgetragen  wurden,  könnte  mso  m* 
gen,  so  durfte  der  Dicbler  sehr  wel  in  zwei  verachiedenen  Liedera 
iweien  versehiedeeen  Sagen  folgen»  -^  Allein  dies  ist  uawabrscheinT 
lieh  ans  awei  Grönden.  Einmal  biben  wir  oben  gesehen,  dssp  es  oeeb 
den  historisohen  Zeugnissen  aber  die  altere  Zeit  der  homef  isshen  Poe* 
nie  eben  so  erlaubt  ist  mehrere  Homere  ansunebmen  als  eiaeo;  ob4 
danii  ist  die  Annahme  mehrerer  Verfasser  in  nnserm  Fall  die  weniger 
künatliohe,  die  eiufaebere;  a weitaus  aber  unteraobeiden  sieh  jene  Lie^ 
der  von  Telemaebos  auob  in  Besag  anf  den  Stil  so  sehr  von  dsa  Odys^ 
aeusr-Liedem ,  dasa  sie  in  aiemlieh  viel  späterer  Ze»t  entstssdea  seis 
mflssen. 

§  5«  Da  die  einseinen  Oemen  uraprüngUch  ein;^lne  bedeutendere 
Areigniaae  aebilder.ten,  so  ist  der  Umfang  jedes  homerischen  Gessoge« 
auch  dem  Inhalte  nach  an  begrenten.  Die  jetzige  Eiatheilung  der  llii^ 
und  Odyssee  in  je  24  Rhapsodien  rührt  von  dem  alexandriaisoben  Gram- 
UMtiker  Zeuodotos  (270  v.  Chr.)  her.  Mehrere  Titel  dieser  Rhspsodiep 
acheinen  noch  den  ursprünglichen  Umfang  homerischer  Gesänge  ricbr 
tig  au  bezeichneu,  wie  die  Jmkfovuay  M^vig  ^Axdiiog^  'Oäv^^ 
6%98ln  u.  a.  ro.  Aber  nicht  immer  sind  die  alten  Oementilel  nsöhsu^ 
weiaao;  gar  oft  stimmt  der  Umfang  der  Rhapsodie  nicht  mit  dem  de3 


•»Kix^litb»  LieriM  flk«»eiib.  Zwm  Bmpiel  die  BomUtt  «lehlj^ta^ 
obwol  sie  eio  selbsUindigeft  Stflek  ist,  tooerhelb  ^r  sweiiee  Rbapee^ 
iw  des  Zeeodotos;  «ad  die  iMiden  Rhtpsedien  {;')  eod  ij')  dürften 
irsprfinglich  oor  €m  Lied  gebüdel  kebee.  So  viel  ist  also  klsr,  dsss 
«ne  kritisebe  UotersDobang  oioht  gerade  jede  eioseloe  Rhapsodie  als 
ganses  YoranssetseQ  darf,  soadem  saehliebe  Absehoitte  eea  snebea 
um.  Dem  labalte  aaob  aerfilU  die  Odyssee  in  rier  Baapitbetles 
])  die  Telemaehie  er — i  md  o;  2)  des  Odysseas  Ueimltebir  s--^  w4 
Asfasg  von  v:  8)  des  Odyssens  Irrfsbrlen  $ — ^;  4)  die  fteierraebe 
V— ^  396.  DOntaer  ninait  in  diesen  Jshrb.  Bd.  LXIV  S.  12|6f.  n«r 
drei  Tbeile  an,  indem  er  die  beiden  mifttieren  sasamoMnlisaft.  Wie 
werden  aber  eogleioh  sehen,  dasc  die  Lieder«  welobe  des  Odysaeus 
Röckkebr  enahien,  niehl  an  verkünden  sind  mit  den  Liedern  von  sei* 
feeo  Irrfahrten.  Von  der  Rfiekkebr  des  Odysseee  haben  wir  nur  drei 
Lw4er,  nemlieh  «^  j;  is=  iy  und  ^.  Von  ^0  aber  fehlt  der  echte  Sehinse 
io  «aserer  peisintrateisehen  Simmliing.  In  dem  ttrsprQagliohea  ßchlnsae 
dm  Uedee  d,  den  wir  nicht  mehr  habenv  werde  nach  der  gaazea  Ai»- 
te^  der  vorhergehenden  Brzihlnag  an  sehliesaen  eraablt«  wie  Odya» 
was  am  Abend  des  Tages,  aa  dem  ein  Schiff  von  den  Pheeakea  fir 
ika  aasgerQstel  war,  sich  aneh  wirklich  eiogesebifft  habe.  Was  Jetsl 
mi  Schlüsse  von  ^  enfthll  wird,  dass  Demodokos  das  bölaerne  .Pfard 
des  Rpeios  beaiogt ,  dssa  dieser  Gessag  den  Odyssens  an  Thrinen  be- 
wegt and  desn  Xlkinooa  dadurch  veranlasst  wird  ihn  nach  seinen 
Scbisksslen  an  fragen,  dies  alles  ist  nneeht  nnd  erat  dsmals  intoh- 
poliert,  als  die  oTtokoyoi  jiluofoov  ia  diesen  Zossrnmenbang  eiogor 
scbaliet  wurden.  Nach  der  sonstigen  homerischen  Zeitberechnnng  siad 
ne  jedeafialla  viel  au  lang,  als  dasa  Odyssens  sie  an  jenem  Abend  voiU 
itiadig  bitte  vortragen  kdanen«  Ans  der  Eraihlang  selbst  kann  mah 
darehsus  nicht  sehen,  lir  welohea  Ort  nnd  fAr  welche  Zeit  der  Dichter 
sie  bestimmt  hat.  Sie  brauchte  aiehi  um  ein  Iota  verindert  an  wer^ 
dea,  wenn  mnn  annihme  dssa  Odyssens  sie  bei  Eomaeoa  oder  bei 
der  Kalypso  vorgetragen  bitte.  Anf  die  Anwesenheit  der  Phaenken 
wird  is  ihr  weiter  keine. Riekaioht  genommen,  als  dasa  sie  deewegen 
Biit  dem  Schiffbrncdi  an  der  Kftate  von  Ogygie  abgebrochen  wiff4 
Danos  folgt  aber  niehl  dass  sie  sich  nrsprdnglich  nicht  weiter  pw*^ 
Btreel^t  hebe.  Denn  angenommen  dasa  aie  nrsprenglich  Jftnger  wen, 
so  nnste  der  Interpolator,  welcher  die  anoXo^to^  awiscben  ^  und  v 
ctBiesehobcB  het,  sie  jedeofaUs  da  achUesaen,  wo  die  Bekanntsehafll 
der  Zehörer  mit  dea  Schicksalen  des  Odyssens  beginnt,  also  Jedenfalls 
■it  dem  Eintritt  des  Odyssens  in  die  Königsbnrg  dss  Alkinoee.  Des^ 
halb  aber  hat  der  Diaskeaast  sie  schon  bei  dem  SchiSbmcb  an  der 
Küste  ^oa  Ogygia  gana  pieialich  abgebrochen,  weil  er  ntohl  aliein 

L)  Fär  iineebt  halt«  ich  die  Verae  j;  144.  32Q— 331,  vgl.  Nltzaoh  an 
d.  St.  und  Seogebaech  Aristoniceci  (Berlin  1855)  B.  15.  2)  Unecht 
«heiuen  mir  rj  1.  53—77.  79-81.  87.  94.  103—131  (rriedländer  im 
Philo!.  VT  8.  600  ff.).  225.  255:  3)  Unecht  sind  V.  22.  28.  9&.  »<, 
8i.  20e.  2I&-23Q.  240.  3ee---360. 


144  P.9.Cb.1l«nhgi!ilMr4bM«iyi«liie.    * 

4m  LitA  ^  borloksiohtigte)  aoadeni  andi  4tt  Lied  t^^fi.   üttm  90 
hmzi  68  aiwdraeklieh  fi  450  fr.: 

xi  voi  taöi  fivMioyivm} 

0oi  te  fuil  U^^Ti  ili%([p'^  -^^^y  ^^  f^  itfTAV 

Ftreilioh  httteo  die  Pbaeakeo  aasser  Alkiaoos  and  Are(e  too  4eaa 
Aafenlhalt  bei  der  Kalypso  und  der  Anknnft  aaf  Scharia  ooeh  aiebU 
gehört;  aber  Jener  Interpolalor,  der  die  Vene  (i  450  ff.  gemacht  hat, 
wotlte  jedeafalla  Yerhindem  dasa  wieder  daaaelbe  eraiMt  wflrde,  was 
im  i  =:fi  aehon  ersfthlt  war.  Diea  sa  Terbindem  hatte  er  keitw» 
Graod,*  weoo  i=s  i}  aowol  wie  ^  and  die  ovfoilo^wc.eiBselD  Hsf  eich 
geaaagen  worden  wftreo.  Er  wollte  alao  and  dachte,  dasa  die  Rhapao- 
diea  f; — v  (oder  i — v)  aao  teaore  6ine  nach  der  andern  vorgetrages 
werden.  Er  betrachtete  dieae  Reibe  von  Liedern  aia  ein  anaammea- 
gebdriges  gansea.  Solche  Sammlangen  mehrerer  Lieder  so  gröaaereB 
gaozen  acheinen  aber  der  ilteaten  Zeit  der  bomeriachen  Poeaie  fremd 
au  sein.  Denn  Sammler  sind  nicht  mehr  Dichter ,  aotM.  Sie  ahme« 
in  den  Stflclsen ,  durch  welche  sie  die  einseinen  schon  vorgefaDdene« 
Lieder  verbinden,  Ton  und  Stil  der  froheren  Lieder  nach.  Sie  wollen 
dnrch  Verbindung  dieser  Lieder  einem  böhern  Interesse  Genflge  leisten. 
Aach  das  Pablicom,  dem  es  geOel  eiae  Ansah!  von  Liedern  in  sasam- 
menhingender  Reihenfolge  auf  einmal  au  hören,  ist  verschieden  voa 
demjenigen,  welches  mit  einfacherem  Sinne  an  einaelnen  Liedern  atch 
am  meisten  erbaute.  Sowol  die  Sammler  der  Lieder  als  das  Publicnai, 
rar  welches  sie  sammeln ,  gehören  einer  jangeren  mehr  vorgeschrilte* 
•en  Zeit  an.  Sehr  treffend  heisst  es  in  der  Anseige  der  Lachmaanachen 
*Betraebtnagen  fiber  die  Ilias'  in  den  ^Bliltern  für  iitterariaebe  Unter- 
baltang'  1844  S.  ö07:  ^Lachmann  hat  in  den  einseinen,  relativ  iaaieh 
abgesebloaaenen,  der  Anfägung  an  verwandte  Lieder  an  sich  d.  h. 
durch  ihre  allgemeine  poetische  Natar  nicht  widerstrebenden  Lieder- 
atöckea  den  Sita  der  Poesie  und  poetischen  Kunst  na  ohge  wiesen,  von 
der  man  aonst  voraassetste,  daas  sie  nur  in  dem  planmissig  entworfe- 
nen gansen  ihren  Sita  habea  könne.  Er  bat  nicht  bloss  im  alige- 
meinen behauptet,  sondern  anch  im  besonderen  und  im  einseluen  naeh* 
,  gewieaen,  daas  die  Kunst,  welche  aaa  jenen  seratreaten  Stacken  mit 
Abaioht  uad  Berecbnang  ein  gansea  sasammengefQgt  bat,  nicht  nur 
•iehia  mit  jener  echten  Kunst  der  Poesie,  aus  welcher  die  eloselnea 
Stacke  der  Poeaie  hervorgegangen  sind,  gemein  hat,  sondern  daas 
durch  sie  die  letatere  nicht  selten  ausdracklich  getrabt,  verunstaltet, 
unterdrackt  worden  ist.'  Nach  der  eben  so  klaren  wie  Aberseugend^i 
Daratelluag  von  G.  Cnrtiua  (Andeutungen  aber  den  gegenwftrtiges 
Stand  der  homerischen  Frage,  Wien  1854,  S.  46—49)  haben  wir  fanf 
Factoren  ansuerkennen,  durch  welche  die  Odyssee  nicht  minder  als  die 
Ilias  allmihlich  sn  dem  geworden  ist,  was  sie  den  Griechen  nach  Petsis-- 
tratos  war,  aemlich  die  Sage,  die  Dichter,  die  Nachdichter,  die  Rhapso- 
dea  und  die  Ordner.  Diese  Facloren  haben  nun  freilich  nicht  einzeln  jeder 


F.  P.  CiL  Bterioflpt  Ober  4»  TelMMiohie.  145 

lir  iidi,  Meli  ivoii  ttr^iig  ia  der  Reikeafc^e  etagewirkl,  im  der  iie 
hier  ealifesilill  siod ;  weoifsteBs  eied  die  Rbapeoden  dfler  segieieh 
Nackdichter  ood  Ordner  geweseo.  So  bei  der  loterpoltttor,  welebef 
die  Ueder  i — v  oder  c — v  %n  einea  gaosea  rereinigle,  dieee  Lieder 
■ickt  eliein  so  geordnet,  daei  aie  bieCer  einender  geeaogen  werden 
konnten,  Sondern  aneb  in  der  Absiebt  dies  so  erreichen,  ohne  dnsa 
lieh  eine  Lacke  in  der  Ereibinng  bemerklicb  machte,  ziemlicbe  Stücke 
eiagesoboben  am  Schlosz  von  ^  (ich  aM^cbte  glaoben  ron  V.  486  an), 
m  Anfang  von  »  bi»  V.  39^  in  der  Mitte  von  X  V.  326 — 98^  am  Soblnsa 
foa  fi  nnd  am  Anfang  von  y.  In  dea  Odyssens  Ersiblong  selbsl  ist 
Hiebt  die  mindeste  Veranlassnng  oder  Yorbereitttog  enf  das  Gesprieb 
1338 — 3S^  gegeben  (vgl.  h  F.  Lauer  qnaest.  Homer.  I,  Berlin  ISiS, 
Ctp.  III).  Da  ia85  mit  339  oder  327  sehr  gat  snsammenkingt,  so  kann 
dif  eingelegte  Gesprfteh  ohne  Nachtheii  wieder  ansgesebnitlen  werden. 
Noa  gleitet  die  Rede  dea  Odysseos  swar  anch  ohne  Sprang  in  den  An* 
fing  dieaer  Interpolation  hinflber,  aber  awisehen  dem  Sehlnsa  dersel- 
baa  aad  der  FortseCsnng  der  oben*  nnterbroebenen  Ersihhing  dea  Odya- 
leat  ist  dem  Interpoiator  eine  Verbindnng  keineswegs  gegigoklw  Anf 
die  BUie  des  Alkinoos  i  370  ff. 

aiU'  iye  (toi  tode  ibti  nal  inff&Uuiq  ffovaAs|oy, 
ä  uveig  ivttOimv  haQmv  Sieg,  o?  tot  ü^  mn^ 
'lliQ^  dg  Sft'  btovto  xtti  txvtov  mgftop  Manw., 
tttwortet  Odyssens : 

ii  d^  St  ixovifupul  yi  hlate«$j  ov%  Sv  tymy9 
vovrcnv  0Oi  ip^ovlotiu  «al  ol%xq6%B(f'  ilX*  iyo^mH/m^ 
»i}de*  iftmf  haQWP^  oS  Aj  (utiTtutd'ivSXüPto  (vgl. «  5 1\ 
aad  nach  diesem  Versprechen  sollte  der  Dichter  ihn  so  abrnpt  in  die 
oben  abgebroohe«e  Erzfthlnng  wieder  hineinfallen  lessen,  wie  es  hier 
feschiebt: 

ovtaQ  hui  ipffxis  f^  inBönÜM  iHvöig  «iUijv 
iyvii  Ittoöigiovsui  ywaiKOP  ^Xvrepaov, 
^l^€  d'  hd  infXfl  AyuiUfMvog  inrL? 
Sc  Itat  er  den  Odyssens  ja  nicht  aoflreten  ala  den  der  die  Ersiblnng 
■acht,  sonders  als  den  der  die  gemachte  wörtlich  referiert.  Der  iBi- 
terpelstor  hnt  eben  die  Enihlnng  fix  nnd  fertig  vorgefunden  nnd  den 
Versen  3dl  ff.  keine  sndere  Gestalt  geben  wollen  ala  die  welche  sie 
lekoa  hatten ;  eine  Pietät  gegen  die  Ueberliefernng,  welche  für  Jene 
Zeilen  Cbcrbanpt  charakteristisch  gewesen  sein  mnsx,  da  man  Kritik 
weaig  oder  gar  nicht  flbte.  So  kommt  ea  dfter  vor,  dasa  wol  der  An» 
iMg  interpolierter  Stecke  mit  dem  vorhergehenden,  nicht  eher  ihr 
Sehlasa  mit  dem  folgenden  gehörig  snsammenhingt  (vgl.  nnten  gber 
^  I7--24.  383—393).  Der  Grund  nnn,  warum  die  Verse  A  838—884 
is  den  Verlauf  der  Eniblung  eingeschoben  sind ,  trägt  eben  so  viel 
lar  Bestätigung  unserer  Annahme  bei,  wie  er  sich  leicht  ens  ihr  er- 
gibt. Unsere  .Annahme  ist  ja  doch  die,  dass  die  itsiohifoi  ebensewol 
«ie  die  Fhaeakenlieder  ut^ss^ri  und  ^  ein  aelbatändigee  Stick  Foeaie 
»isd,  dasn  aber  ein  Rhapsode,  der  beide  ohne  Besiebung  auf  einander 


Ue  f.  D.  CH:  fleaüng«:  ühm  «M  1%i0üa4kMk 

• 

fodiehleUm  Slficke  vovfM^ ,  die  liifOlojriM  vor  der  Al»r«9e  des  (Mys* 
lees  ▼•«  Soheria^  also  em  SeMess  von  ^  hat  einselialten  wellen  ans 
tykliseham  hiKeresse,  daiail  aas  zwei  miTerbniideiieii  Scaekee  eia  in 
llelv  ffeseMossenea  gwit es  werde.  Na«  etod  «n  der  SSeil,  wo  der  Nash- 
dMtey  oder  Ordner  den  Odysaeus  koeote  aaftia^en  laasea  tu  eriih- 
teo^  die  Pbaeaken  sehoa  beim  AbeddmaMe  greweaea:  die  EraShlaa» 
aber^  die  er  vorfaad,  war  so  laa^p,  dasa  naoh  BeeiNtifoai;  derselben 
fliebt  mehr  an  die  versproohene  Abfahrt  dea  Odysseus  gedaebt  werden 
koaate.  Der  Nachdiehter  mäste  also  Aastalleo  treffon,  dasa  diese  Ab» 
fahr!  mit  allseitiger  Einwilligung  aaf  den  fotgeoden  Tag  Terscboben 
wtrde.,  Er  Iteaa  gans  richtig  den  Odyaseos  fireilich  mitten  in  der  Er- 
cihlang  tn  einer  Zeit  abbreeben ,  wo  der  Soblaf  eich  aehoa  als  aoth- 
wendig  ankftndigl  und  Odysaeas  selbst  auf  die  Abfahrt  fftr  diesen 
Tag  verziobton  mass  (iL  830  ff.) : 

aXXa  nml  ii^ 
M9iv^  ^  M  vfim  ^offv  iX&ovt*  ig  haipovg 
if  «vTov  *  noiMni  öh  ^ioBg  vpuv  %$  jasAifas». 
80  baOB  ea  dean  abgemaeht  werden^  dasa  Odyaseos  noeh  aiebr  Gssl* 
gescbenke  haben  nnd  bis  com  nichsten  Tage  bleiben  soll.    Dann  aftge 
er  an  diesem  Abend  seine  Brsiblang  noch  volleaden.   Wenn  diese  Er- 
klirang  richtig  ist,  so  mfisaen  anoh  diejenigen  Verse,  welche  ror  1 38 
die  Einschaltang  der  unoXoyoi  motirierea ,  aad  die  VeHt  nach  fi  450, 
welche  wegen  Einschaltang  der  Erzihlang  nnd  Verschiebaag  der  Ab^ 
reise  um  6inea  Tag  hinaagefflgt  werden  mosten,  von  demselben  Ord- 
ner beriHlbreii,  der  die  Verse  l  328 — 384  eiageschoben  hat.   Der  Vers 
V  27  würde  aaeb  aa  «od  far  aiob  betraobtel  aof  die  Annahme  einsr 
ai^ltareii  Abfassmig  fahren,  indem  es  dortbeisat:  futu  Ma^iv  iftÜsutf^ 
6«tb^  iotiöig.  Daaa  fi£bK0^t  bei  Homer  nicht  *singon'  aoudera  *spie- 
len  und  tauten*  bedeutet,  hat  schon  den  Aristarch  bewogen  einigt 
Diplen  au  setsen:   vgl.  Scbol.  MQ  an  i  19  mit  Sehol.  BEHPQ  m 
i  101  und  Schol.  V  aa  a  152  (naoh  W.  Dindorf).    Erst  in  einer  spä- 
tem Zei>  der  epischen  Dichtung  hat  es  die  Bedeutoog  ^Bingen'  sage- 
lioaimeiK    Der  ganae  dritte  Tag,  den^Odyssoes  anfSeheria  anbringt, 
wird  f5rmltoh  Yeraehwendet.  Die  Sage  hatte  offenbar  nichts  dsvea  er« 
«ibit;  so  weiaa  denn  der  Diohtar  aoeh  nichts,  als  dasa  aie  beim  6e« 
läge  sitaeo  aad  Odyaseos  sich  oaeb  Hanae  Sehnt.    Die  Abfahrt*  ge- 
aebieht  am  Abend,  wie  aie  aueb  orsprSoglieh  oaob  dea  Versen  4^  468  ff. 
ereiblt  aein  wird,  so  dasa  «an  auf  die  Vermatong  koauaeo  kftnats, 
von  ¥  39  aa  fblge  der  echte  Scblaaa  des  Liedes  9^   Doch  dies  ist  sehr 
pnoblematisdi^  Sicher  aebeint  mir  aar,  daaa  Odysaeoa  nicht  diese  Isags 
BrafiMmig  von  1—^  den  Pbaeaken  Torgetragen  hat  an  dem  Abead,  wo 
ihm  die  Abfahrt  versproebaa  war.  Vielmehr  siad  die  oTtoXayoi  und  die 
drei  PhaeakeiAieder  araprflnglicb  eiaaein  uod  ohne  Beaiehuag  aaf  ein- 
ander gedichtet  and  vorgetragen  worden,  bis  ein  Rbapaode  den  Pft> 
fasate  beide  mit  einander  s«  verbiodeo.  Za  dem  Ende  hat  er  jeae  obea 
aagegebeaeo  ItnterpolationeB  eingeMgl.  Wenn  nun  dem  einaelnea  IM^ 
et«  Prooemiati  Toraageaebickl  ward  aar  Binleitang  ii  die  SitoaUOB^ 


99  M  e§  titeh  niekt  «nwthMcbeintkA,  diiss  der  Ordner  der  tlheiltiodfett 
f_v  od^  s^i^  diesem  grö^zeren  gansen  eine  Binleilatijf  voraiige»> 
lebidil  habe,  wodareH  die  Stthorer  aar  diese  längere  Reilie  voii  Lie^ 
dem  T^rbereltet  wvrde».  Dieae  Binleitang  ist  uns  noch  erhaltet.  Doeh 
daroB  ^^ter. 

liaii  ^eatalte  mir  hier  auf  dte  Hypothese  des  ^inen  Homer  Eorflek« 
tokotmtten. 

Es  scheint  mir  mgla^bttth,  dasz  derselbe  Dichter  aliflinga  di^ 
Apologet,  dtfanf  die  drei  fhaeakenlloder  aasgdarbeitet,  beide  ali 
selbständige  StOeIce ,  und  endlich  auf  nicht  sehr  ^eschicltte  Weite  die 
erstere  Partie  in  die  t weite  sollte  eingeschachtelt  haben,  aaf  dass  das 
fsme  ano  teoore  vorgenommen  Wetden  könnte.  Verband  er  aelhst- 
erlteadetoe  Lieder  mit  einander,  so  wflrde  man  die  Art  nnd  Weise,  wie 
er  sie  achom,  hl^tzem  neoten  madseii,  Irährend  eiti  Ordner,  der  meb<- 
rera  Jahrbnüdeirte  apiter  lebte  als  der  Dichter  Jener  I^irtfen,  aus  Pietit 
an  fiberlieferten  so  wenig  wie  möglich  Andern  dnrfle.  Wenn  troll 
•IIb  dem  nm  die  grfeohisehe  Lilterttur  hochverdiente  Mattner  weget 
tiaer  falsehe«  Ableitotg  des  Namens  fiomeroa  von  o^ot;  nnd  Sgiö  nnd 
eiaes  tradilioiiellen  Glanbets  an  der  Ansicht  festhaltene  dasz  ^it  Ho- 
«er  die  llilt  md  <fie  Odyssee  wie  sie  Jetzt  sind  verfoszt  habe,  so 
nftsseii  sie,  wie  mir  tcheitt,  znersi  diesem  Homer  dito  Knnst  abspre- 
oken,  mit  welcher  vns  die  liebenswftrdige  Naosikaa,  der  mntwillige 
Earyalos,  der  täppisch  -rohe  Polypbemos  geschiMerl  wird;  mid  znm 
tireiten  mtsten  sie  eingestehen,  dast  diejenige  Knnst,  welche  alleiii 
für  d^t  *götflioben  SSnger'  flbrig  bliebe,  die  Torgefnodeten  Lieder  zn 
MsiBeln  otad  %n  einem  fortlanfetden  Werke  zn  verbindet,  nicht  atlein 
«i<tht  bewnbderttgswflrdig  isl^  sondern  nnbedentend  und  dem  nrsprfiog^ ' 
Men  Ghtrakler  der  Volkspoesie,  wie  aie  sich  fhist  tiberall  :eeigt,  toU- 
staadif  llremd.  Man  wolle  einem  Jangen  allbekannten  Philologen  nichl 
üabesch^denliell  vorwerfen ,  wenn  man  ihn  über  so  rerwickelte  Fra- 
fea  arteilen  Mrl.  in  solchen  Dingen  kann  keine  Autorilit  des  bloszen 
liflvKMis  gelteii.  Bei  einelt  Kampf  um  die  Wahrheit  bandelt  es  sich 
oardirram,  sfch  der  vctbttdenen  Erkdiintnismittel  an  bemächtigen. 

%  0.  Yortttflg  genogi  es  erwiesen  zu  haben,  dasz  der  Theil  der 
Odyssee,  den  Dfinti^er  von  a— ^v  ansdehnt/  wie  dem  Inhalte  nach  in 
die  Lied^  tob  der  Mckkehr  nnd  vx>n  det  Irrfabrtefi  des  Odyssens,  so 
mA  der  Vorm  tttobit  twisi  verschiedene,  Jemals  nicht  zusammtt- 
Migande  Hifften  aoseinanderflHIt.  Weim  ich  nnt  im  folgendeii  z^  det 
Teleamdiie  tbergehe,  so  verfalle  ich  mir  nicht,  dasz  es  nicht  leicht 
Ut  tiberatt  dem  Erfindet  eilier  richtigen  ErkMmng  die  gebohrende 
Ehre  zn  gebeii ;  dehn  bei  ^ner  so  grossen  Menge  von  Bfidhern ,  wie 
4ber  den  Hemer  gesehfieben  sind,  kann  es  nicht  fehlen,  dasz  ich  nicht 
viafe  atzttihren  tnlertassen  habe,  wo  sie  za  erwähnen  waren,  nnd 
aielifer^  nidil einmal  babe  einseben  können,  wo  ich  es  musti^.  Ein  Fefa- 
^  im  Studium  isl  dies  Jedenfalls  nicht  so  sehr,  als  went  man  sieh  mit 
«iaer  gewiesen  Selbstachtang  dabei  beruhigt  die  Ansichten  der  Oe- 
lehrten  kennen  Heternt  tu  haben.  Vot  der  Telemachle  glanbe  ich  nach- 


/ 


148  P.  D.  Ch;  HaniiJifi :*ali«r  die  lUeuehia 


weiaeo  i«  köMen,  dass  aie  jftager  ist  ala  dl«  meialM  Lieder  rom  Imm^ 
kehrenden  and  die  Freier  strafenden  Odysaena ,  and  weAhe  Verla- 
deningen, sie  erlitten  bat,  ehe  sie  von  der  Commiaaion  dea  Peiaieirvtoe 
an  der  jetsigen  Gestalt  niedergeaehrieben  wurde.  Die  hierftber  gefon- 
denen  Resultate  halte  ich  für  der  MOhe  werth  sn  veröffenftlichea,  weil 
jede  Discassion  aber  diese  Fragen  der  Wissensehaft  nfltit,  andnaek 
weil  die  Gegner  Laehmanns  auf  die  nicht  Torhandene  Einbeil  der 
Odyssee  ihre  Abneigung  gegen  seine  auf  die  Regeln  der  Kritik  ge- 
grandeten  Ansichten  von  der  griechischen  Volkspoesie  na  baneren  ge- 
ruht haben.  ' 

§  7,  Ueber  die  Verse  «  1«-  10  sind  zu  Tergleichen  B.  Thienek 
^ttber  die  Urgestalt  der  Odyssee'  §  10  und  A.  Jacob  *aber  die  Entalehang 
der  Ilias  und  der  Odyssee'  (Berlin  1856)  S.  360.  Der  letstere  engl 
darftber:  ^er  (der  Eingang  der  Odyssee)  mag  irgend  ein  alter  Eingang 
an  den  Liedern  vV»n  den  Fahrten  des  Odyssens  gewesen  sein%  aber 
ohne  diesen  Gedanken  irgend  weiter  au  verfolgen.  Die  Verse  a  1 — 10 
vertreten  swar  die  Stelle  eines  solchen  Prooemiums,  wie  es  araprüag- 
lich  jeder  oSfifi  vorangeachickt  worden  sein  mag,  aber  aie  bereilen  dea 
Hörer  oder  Leser  eben  ao  wenig  auf  das  etnselne  folgende  Lied  vor^ 
wie  auf  die  ganie  Odyssee.  Sie  schweigen  ganx  aber  des  TeUmnehoe 
Reise  nach  Pyios  und  Sparta,  die  den  Kern  der  folgenden  Lieder  baU 
det,  sie  erwihnen  auch  nichts  von  des  Odyssens  Aufenthalt  bei  Eo- 
naeoa  und  von  der  Freierrache.  Sie  erwähnen  nur  die  Irrfahrten  aad 
die  schliesaliche  Heimkunft  des  Odyssens.  Sie  warden  daher  aadi 
eine  sehr  passende  Einleitung  sein  au  den  Rhapsodien  a — v^  w&hraad 
'  sie  mit  der  Telemaehie  nicht  im  mindeaten  znaammenhtagen.  Die  naeb- 
terne  Aneinanderreihung  von  Gemeinplfttsen ,  welche  L  Bekker  in  die- 
sen Versen  aufa  grandlicbste  naehgewieaen  hnt  in  den  Nonatsberiehtea 
der  berliner -Akademie  von  1863  S.  635  ff.,  trigt  eben  so  wenig  den 
Stempel  homerischer  Einfachheit  und  Klarheit,  wie  in  unaerm  Helden- 
gedieht  von  der  Nibelnnge  Not  das  Prooemium  die  echte  Fona  der 
epiachen  Erzählung  bewahrt.  Es  liegt  daher  nahe  sie  einem  epitern 
Rhapsoden  oder  Ordner  zuzuschreiben,  welcher  die  Odyssens -Lieder 
von  c — V  in  Einern  Werke  zusammenfaszte  und  dieses  uno  teuere  vor» 
getragen  wiaaen  wollte.  Denn  nur  auf  diese  Lieder  weist  der  Inhalt 
des  Prooemiums  hin.  Ueber  o  10  sagt  G.  Hermann  in  einem  Briefe  an 
Bekker,  der  a.  0.  S.  637  Anm.  veröffentlicht  iat:  ^aueh  händigt  sich 
der  Dichter,  der  das  ifto^sv  schrieb,  dem  h^sv  iXtiv  VIII  500  gleioh- 
kommt,  gleich  selbst  durch  fwl  ^(uv  als  einen  von  dem  nrsprangUchen 
Singer'  [richtiger  warde  es  vielleicht  heiszen :  von  anderen  fraheren 
Singern]  *  verschiedenen  an.'  Wenn  Lachmann,  in  der  Kenntnis  der 
griechischen  und  deutschen  Volkspoesie  bei  weitem  die  erste  Autori- 
tit,  in  den  ^Betrachtungen  aber  Homers  Ilias'  (Berlin  1847)  S.  3  bei- 
liuQg  bemerkt,  dasz  mit  Iv^a  a  11  die  Erzählung  der  Odyssee  an- 
fange, ao  folgt  daraus  nicht  dasz  er  die  Verse  a  1 — 10  fir  jOngeren 
Ursprungs  gehalten  habe  ala  die  Verae  u  11  ff.   Denn  eraihlt  wird 


P.  D.  Ck.  HeBsinf a :  Aber  die  T^ltoasekie.  149 

ffeifieh  in  den  Frooemimn  a  1 — 10  nichts,  sonderti  es  wird  nach  An- 
rifnn^  der  MDemosyDe  nur  die  Zeit  näher  bestimmt,  von  welcher  die 
Enibln^  anhebt.  Es  lassen  sieh  die  Verse  a  1  — 10  von  dem  folgen- 
den gar  nicht  trennen.  Denn  wflrde  nicht  eben  dks  Partikel  Ivd«,  da 
sie  einen  beettmmten  Ort  oder  eine  bestimmte  Zeit  bezeichnet,  nns, 
wesa  das  Prooeminm  davor  fehlte,  eu  der  Annahme  nwingen,  der 
Rhapsode  bitte  meinen  Zohörern ,  ehe  er  das  Lied  selbst  vorzutragen 
begonnen,  mit  karsen  Worten  diesen  Ort  oder  diese  Zeit,  von  weleber 
Btehher  die  Rede  sein  würde,  näher  angegeben  ?  Es  hebt  aber  die  Er- 
libloDg  von  der  Zeit  an,  in  der  Odysseos  nach  vielem  erdaldetem  U^ 
lal  and  nach  Verlast  alier  Gefährten  auf  Ogygia  von  der  Nymphe  Ka* 
Irpso  wider  seinen  Willen  znrfickgehatlen  wird.  Und  gerade  dies  ist 
Ib  den  ersten  10  Versen  geschildert  (vgl.  6;  W.  Nitzseh  qnaest.  Hom. 
spee.  I,  Hannover  1824),  so  dasz  die  Rede  zwischen  V.  10  nnd  11  nicht 
kliffk.  'Damals'  sagt  der  Dichter  *war6n  die  fibrigen  Achaeerfürsten, 
SD  vieie  den  Gefabren  des  Krieges  und  des  Meeres  entgangen  waren, 
19  Hanse;  nnr  ihn  allein,  nemlich  den  vorher  bezeichneten  Odyssena, 
bieit  die  Kalypso  fem  vom  Vaterlande  zurück.  Die  Götter  aber  be« 
ubloasen  in  der  Abwesenheit  des  Poseidon,  der  dem  Feinde  seines 
Soboes  Polyphenoa  nie  verziehen  halte ,  die  Heimkehr  des  Helden.' 
Diese  GOttervemammlnng  masz  im  zehpten  Jahre  nach  der  Eroberong 
von  Troja  gehalten  sein.  Nicht  lange  vorher  hatte  Orestes  den  Aegisthos 
get6dtet  nnd  sein  väterliches  Reich  wieder  in  Besitz  genommen.  Zwi- 
sebea  der  Bestrafung  des  Aegisthos  und  der  RQckkebr  des  Odysseus 
icbiea  dem  Verfasser  dieser  Verse  nichts  sich  zugetragen  zu  haben, 
wuden  Kreis  der  Odysseus -Sagen  näher  berQhrte.  Deshalb  liess  er 
^B  Zens  in  der  Gdtterversammlung  seine  Rede  mit  der  Bestrafung  des 
Aegisthos  eröffnen. 

$8.  V.  23  n.  24  wird  man  Anstosz  nehmen  an  der  Analepsis, 
weloba  in  der  Uias  freilich  9mal  B  671.  837.  Z  154.  396.  H  138. 
M96.  r$73.  X  138.  ^642,  aber  in  der  Odyssee  sonst  nirgends 
vorkonnt.  Dazn  kommt  das  nnnöthige  der  Notiz,  dasz  die  Aethio- 
pes  tbails  in  Aufgang,  theils  im  Untergang  der  Sonne  wohnen.  Ein 
Rbapsode  hat  hier  mQszige  Gelehrsamkeit  anbringen  wollen,  wo  sie 
sieht  aai  Orte  war. 

Aach  die  Verse  29 — 31  sind  in  dieser  Götterversammlung  mehr* 
beb  rar  anecht  erklärt  worden»  In  den  homerischen  Gedichten  sind 
oft  swischen  die  Formel  durch  welche  jemand  als  redend  eingeffilirt 
wird  (wie  a  28) ,  und  den  Vers  womit  seine  Rede  selbst  beginnt,  noch 
^ia  oder  mehrere  «Verse  eingeschoben.  In  diesen  Versen  wird  meist 
^arch  Anreihottg  eines  Farticips  oder  Attributs  an  das  vorhergehende 
Sabstantiv  Aber  den  Zweck  oder  die  Person  des  sprechenden  etwas 
•>9gesagt  (vgl.  a  67,  d  70.  q  592.  ß  16.  158.  m  4d0.  ß  400.  i  86. 
^  476.  »346.  ^343.  y  76.  |  460.  485.  o  305.  9t  395.  ff  330);  theil- 
weise  enthalten  sie  auch  einen  neuen  Satz ,  den  ein  Pronomen  mit  dem 
vorhergehenden  verbindet  (f/  156.  A  343.  «225.  ff  322);  nur  in  we- 
Bifea  Fällen  hängen  sie  grammatisch  gar  nicht  mit  dem  vorhergeben- 

ithrb.  f.  elut.  Philol.    Suppl.  Bd.  III  Hfl.  3.  11 


den  soHnoi«!  wi«  hUr  (i}  134.  v  2&^  o  ^d).    Wenn  der  fmwm^^ 
difQh  weLobe  jemiiiid  aU  redeid  eiogefQbri  wird,  noch  eil  TolUtia- 
diger  8aU  folgt,  so  pflegt  jene  wiederholt  sh  werde«  (ß  iö8 — 160. 
0  453—454.  n  156-^158.  334—336.  it  395^399.  tf  333—336.   m 
— 43q),  weshalb  d  661.  663  ench  in  graoinetisober  Aetiehnng 
tig  sind.    Niir  Einmal  wird  diese  Formel  in  der  Odyssee  in  eolcheni 
Fall  nicht  wioderholt,  v  365)  weil  avoh  der  swisobengeschoheBe  Snts 
sieh  auf  die  folgenden  Worte  bezieht,  —  Wegen  ihrer  grammatisehen 
Form  also  nnterliegen  a  39 — 31  nicht  dem  Verdacht  der  Interpolatioo. 
Die  Redeformel  ist  wiederholt  (vgl.  38. 33).   Aber  wegen  ihres  Inhalte 
köenen  sie  wol  unecht  sein.    Denn  erstens  kann  Aegisthos  an  dersel- 
ben Stelle,  wo  der  Dichter  von  ihm  sagt  dass  er  wegen  seinen  Fre- 
velmutes umgekommen  sei,  doch  nicht  tadellos  genannt  werden.   Die 
homerischen  Dichter  sind  euch  in  ihren  epilhetis  omantibos  gerecbt. 
Sengebnsch  freilich  hat  diesen  Widerspruch  sn  entkriften  gesneht 
(Aristonicea  S.  33).    ^Die  scharfsinnigste  Erklftrnng'  so  sagt  er  un- 
gefähr *hat  wie  fast  Überall  so  auch  hier  Aristereh  gegeben,  nnd  nie 
ist  die  einsig  richtige.  Der  Dichter  nemlich  sagt,  dasa  Zeus  sieh  der* 
jenigen  Zeit  erinnert  habe,  in  welcher  Aegisthos  noch  tadellos  gewe- 
sen sei,  oder,  um  es  noch  genauer  nnssudracken,  er  gedachte  wie 
Aegisthos  damals  gewesen  sei,  als  er  nock  tadellos  war.   Dies  kennle 
der  Dichter  sehr  wol  beieicbnen,  indem  er  sagte:  er  gedachte  der 
einstigen  UnheschoUenheit  des  Aegisthos,  welchen  nemlioh  dnaanU 
gerade  Qa)  der  weitberAhmte  Agamemnonide  Orestes  getödtet  hatte. 
In  diesem  Satxe  aber  kann  das  Wort  «einstig»  ausgelassen  werden, 
ohne  djssE  der  Sinn  sich  indert.    Gar  nicht  anders  ist  ee,  wenn  wir 
nagen:  er  gedachte  def  sch&nen  Stadt;  die  nun  seit  Jshren  in  TrAan- 
mern  lag,  und  fihnliches.'    Wie  nun?   Kann  man  es  leugnen,  dnen  ei« 
griechischer  Dichter  mit  demselben  Rechte  bei  dem  Zeitworte  ^geden- 
ken'  eine  seitliche  Beschrankung  eintreten  lassen  konnte,  mit  dem  wir 
es  tagifiglich  thnn  ?  Aber  die  Möglichkeit  entspricht  nicht  immer  der 
Wirklichkeit.    Grammatiack  richtig  llisst  sich  ohne  Zweifel  ofivfiSM' 
in  jener  seitlichen  Beschrtaknng  bei  |Av^a«to  setsen,  aber  diee  durfte 
doch  dem  Sinne  nach  histr  weniger  passend  sein.  Denn  Aogisthes  k4ina 
nach  der  homerischen  Sage  doch  höchstens  so  lange  für  nnhescholteo 
gelten ,  als  Agamemnon  zu  Hanse  weilte»    Es  handelt  sieh  hier  nber 
gerade  von  der  Zeit,  wo  Aegifthos  die  Klytaemnesira  ver{ilhrte  IroU 
der  Warnung  des  ütermee: 

ot  ii  9tal  ttVTol 
0q>^iv  itatf^aU'gCiv  wchq  ftoQov  ikye*  £x^^^^^^9 
ig  Kci  vvv  Alyia^g  wÜq  (a4ifav  ^A%(fit6a0 
y^fi  Slo%ov  fwffiti^ 
Nicht  sowol  der  Gedanke,  dass  sonst  gans  unbescholtene  Menschen  so 
schwach  sind  gegen  die  Verfahrung  sum  bösen,  als  der,  dasa  sie  wis- 
sentlich ins  UnglOck  stArsen,  bewegt  das  Hers  des  Zens.  —  Ansxer-. 
dem  enthidten  die  Verse  39«— 31  über  die  Gesinnung  und  Stimmna^ 
des  Zw  nichts  ,^dAa  nicht  uns  der  Rede  desselben  von  selbst  sicli 


f.  D.  Cb.  Heimiiift:  aber  4h  Telenaehie.  151 

•ryibe.  In  sHeii  fihrigen  oben  iBgr^rahrteii  Beispielen  wird  doeir  we- 
■ig9teas  etwM  fiber  den  Brfolg  oftd  die  Peri&Bliebkeit  des  spreche»- 
des  ave^esoglf  wts  nicht  cos  der  Rede  setbsl  klar  ist  Sehr  rich- 
tig ist'dalMr  a  313,  weil  er  nnr  bekcBnIes  en  der  Formel,  dorcb  welche 
iwonos  redend  eingeftlhrl  wird,  htttzafagl,  als  oneehl  geatrichen. 
^leiehem  Kechte  scheinen  mir  die  Verse  a  99 — 31  eingeklanmieri 
an  werden,  snmal  da  sie  eine  blosse  Nachahnang  ron  d  187" — 189  sind. 
Hier  heissl  es:  ^ 

f*ir^<Mnre  yiff  scam»  ^vpoir  afivjecovo^  *Avttl6%oio^ 
Tov  ^'  *£fot;$  lumi«  99tfeiv^^  ityluh^  vtog» 
vov  8  y*  ifuiivffi&üg  Imct  ssfc^avr*  ayoffBvw. 
Da»  ifl  aber  matatis  mnlandis  gana  dasselbe,  was  wir  a  29 — 31  lasen; 
nnr  dann  Antilochoa  mit  Recht  ifaviuay  genannt  wird,  Aegistbos  mit 
Unreeht.  *) 

S  9.  Der  Inhalt  der  echten  Verse  «  11  —  22.  35 — 28.  32  ff.  ist 
folgender:  Zeos  führt  an  dem  Beispiel  des  Aegisthos  aufr,  dasz  die 
sterblichen,  wenn  sie  ancfa  wiasentlich  ins  Unglftck  gestflnt  sind  durch 
eigenes  Frevelmnt,  doch  inner  die  Ungerechtigkeit  der  Götter  ankla^ 
gen.  Athene  meint,  Aegistbos  aei  awar  mit  Recht  gestraft,  aber  Odys- 
sens  w«rde  bei  der  Tochter  des  Atlas  rod  der  Heimkehr  inrackgo- 
halten,  obaehon  er  gegen  die  Gottheit  nicht  gesOndigt.  Zens  erwidert 
daraaf,  dnsa  Poseidon  ihn  ja  bis  jetst  fortwährend  getOrnt  habe  wegen 
der  Blendang  seines  Sohnes  Polyphemos.  Aber  jetzt,  da  dieser  bei 
den  Aethiopen  sei,  könne  ja  von  den  abrigen  Göttern  die  Rückkunft* 
desOdysaens  EomBeschtns«  erhoben  werden.  Sogleich  verlangt  Athene, 
wenn  nich  kein  Widersprach  dagegen  erhebe,  die  Absendong  des  Her- 
nea  naeh  Ogygia ,  damit  er  der  Nymphe  den  Götterheschlusa  verkQnde. 

—  Dann  fflgt  aber  Athene  noch  binia  V.  88^95,  so  wie  jetst  in  der 
Odyssee  eraihlt  wird,  sie  selbst  wolle  unterdes  den  Sohn  des  Odyssens 
la  einer  Reise  naeh  Pylos  und  Sparta  bewegen ,  auf  dasz  er  sich  nach 
dem  Sehlekaal  seines  Vaters  erkundige.  Und  diesen  Plan  fOhrt  sie  so« 
gleich  ans  (vgl.  Lauer  quaest.  Hom.  1  S.  6  f.).  Es  ist  auffallend,  dasK 
aie  Bwei  Pline  auf  einmal  vorschlagt,  ehe  sie  weiSz  dasz  der  erste 
gebilligt  ist;  noch  seltsamer,  dasa  sie  den  Telemachos  nach  Sparta 
aehieken  will,  wfihrend  Odysseus  von  gans  anderer  Seite  her  nach 
Haaae  anraekfaehrt ;  am  wnaderlichslen  aber  ist,  dasa  sie  sofort,  nach- 
dem die  Worte  aaagesprochen  sind,  wie  ein  Kind  das  ai}s  Freude  aber 
einen  nengefasaten  Gedanken  in  hastigen  Eifer  flbergeht,  davonfliegt, 
ohne  eral  an  hören,  ob  dem  Zeus  denn  nach  der  aweite  Vorschlag  ge- 
feile.  Hfilt  aie  des  Zeus  Einwilligung  fQr  unnöthig?  Der  Dichter  er- 
sihll  nichts  weiter  davon,  sondern  ea  folgt  nach  der  peisistrateiseben 
Anordnung  der  homerischen  Gedichte  sogleich  die  Reise  der  Athene. 

—  Diea  kann  aber  nicht  von  Anfang  an  der  Fall  gewesen  sein.  Die 
Verse  er  88  —95  Straten  mit  der  Weisheit  der  Athene ,  mit  der  Macht 


*)  Oder  ist  hier  am  Anfang  von  «  ein  so  schlechter  Dichter  zu 
praesuBileren,  daaa  ihm  m  2{^31  gut  genug  waren? 

11* 


152  P.  I>*  Ch.  HenB&og»:  Aber  dU  Triemaehi«. 

des  Zam,  mit  der  Absichi  desDiehters  «elbst;  deoo  die  vorbergeheido 
ErsfibluDg  ist  so  fmgelegt,  dasz  oothweiidig  sogleipfc  die  Abieidsng 
des  Hermes  oach  Ogygi«  erfolgen  rauste.  1d  den  Verseo  a  1 — 22. 
26 --38.  32 — 87  Ifisxt  sich  nicht  der  mindeste  Grimd  erkennen,  ifsran 
von  der  Reise  des  Hermes  plötzlich  tu  de»  der.  Athene  abergegaoM 
wird.  Wegen  einer  solchen  Ungeschicklichkeit  könnten  wir  den  Dich- 
ter höchstens  entschuldigen  wollen;  jedenfalls  aber  ist  eine  solche 
Manier  den  Inhalt  der  ersten  vier  Bücher  mit  dem  der  folgenden  Lie- 
der zu  verknüpfen  sehr  künstlich  und  gesucht.  Des  richtige  wird 
auch  in  diesem  Fall  die  einfachere  Erklärung  treffen»  nach  welcher 
wir  annehmen,  dasz  ursprünglich  auf  die  von  a  11  an  beschriebeae 
G^tterversammlung  des  Hermes  Absendung  nach  Ogygia  gefolgt  ist. 
Wir  sind  in  diesem  Augenblick  noch  ganz  anbekümmert  darum,  so 
wie  gewagten  Behauptungen  eine  solche  Hypothese  führen  wird,  ver- 
trauen aber  darauf,  dasz  sie  sich  eben  durch  die  Wahrscheinlichkeit 
der  daraus^  folgenden  Sätze  noch  mehr  bewähren  wird. 

Es  folgt  dann  zuerst  daraus,  dasz  die  Verse  88  ff.  nicht  von  den 
Dichter  herrühren,  welcher  die  Götterversammlnng  erzählt  bat,  da« 
vielmehr  die  Verse  88 — 95  erst  in  späterer  Zeit  zwischen  das  voraof- 
gehende  Stück  und  das  folgende  Lied  gesetzt  sind,  damit  die  Reise 
der  Athene  eine  Folge  derselben  Götterversammlung  zn  sein  scheine, 
in  welcher  des  Hermes  Absendung  zur  Tochter  des  Atlas  beMhlos- 
seo  wird. 

§  tO.  Des  Hermes  Abreise  zur  Kalypso  wird  erst  im  6a  Bach 
der  Odyssee  (c  43  ff.)  erzählt.  Die  Einleitung  zum  6n  Buche  besteht 
auch  in  einer  Götterversammlung,  die  dem  Inhalte  nach  sich  wesiger 
von  der  im  ersten  Buche  unterscheidet,  aber  meist  ans  anderswo  achoa 
gebrauchten  Versen  zusammengestückt  ist  (vgl.  J.  C.  Schmitt  de  se- 
cundo  in  Odyssee  deorum  concilio  interpolato  eoqne  oentone.  Freibarg 
1852).  Dasz  s  1 — 27  unecht  sind,  ist  nach  G.  Hermanns  vortrefflicher 
Abhandlung  ^de  iteratis  apud  Homerum'  S.  6  unschwer  zu  beweiseo. 
Wiederholung  derselben  Verse  ist  auch  innerhalb  ^ines  und  desselben 
Gedichtes  nicht  anstöszig  \n  zwei  Fällen:  1)  'qnae  per  ipsum  rerum 
narrandaram  ordinem  saepius  redeunt,  per  se  patet  rectius  iisdem  qnsBi 
aliis  yerbis  dici ,  ut  aqißrfia  6b  tsv^jb*  ht  ccvxip  etc.  molesta  enioi 
esset  variatio  exilemque  magis  diligentiam  poetae  quamoocnpatamgra- 
vioribos  aniroum  proderet.'  2)  ^mandata  iisdem  verbis  quibus  aocepts 
sunt  perfernntur:  quod  ut  antiquae  simplicitatis  est,  ita  eo  quoqne  com- 
mendatur,  quod  alioqui  parum  fidus  esse  nnntias  videretur.'  Unter 
diesen  zwei  Bedingungen,  bei  Botschaften  und  bei  Formeln,  erlaobeo 
sich  die  homerischen  Dichter  die  Wiederholung  ^ines  oder  mehrerer 
Verse.  Alle  übrigen  wiederholten  Verse  zeigen  Nachahmong  und  räb- 
ren  von  einem  späteren  Dichter  her.  Wenn  innerhalb  eines  Liedes 
^in  oder  mehrere  Verse  zweimal  vorkommen,  ohne  jenen  Bediogoogea 
zu  unterliegen,  so  sind  sie  an  der  ^inen  Stelle  unecht,  falls  nicht  an 
der  £inen  Stelle  eine  directe  Anspielung  auf  die  andere  vorliegt.  Wenn 
aber  in  zwei  verschiedenen  Liedern  ^in  oder  mehrere  solche  Verse 


F.  1^.  Cb.  Henidigf :  fiber  die  Teldnacbie!  l5) 

neb  wiederholt  fiiideii,  so  sind  kie  in  beiden  Liedern  ecbt,  natArlicb 
ibgesehen  ron  dem  Fall,  dass  die  6ine  von  beiden  Stellen  von  einem 
fitupaeden  interpoliert  ist.  Wenn  ^in  oder  mehrere  wiederholte  Verse 
in  swei  verschiedenen  Liedern  passend  und  echt  sind ,  dann  wird  de# 
Crkeber  des  6inen  Liedes  jflnger  sein  als  der  Verfasser  des  andern, 
fills  nicht  an  der  <inen  Stelle  eine  directe  Anspielung  auf  di^  andere 
lorüegt  oder  beide  Stellen  ans  einer  gemeinschaftlichen  Quelle  ge- 
wböpfl  sind ;  nnd  der  iltere  von  beiden  Dichtern  wird  dann  derjenige 
sein,  bei  dem  die  Verse  besser  in  Zasammenhang  nnd  Stil  hineinpassen. 
Fir  die  hier  vorgetragenen  S8tze  werden  im  Verlauf  der  Abhandlung 
lieh  Beispiele  genug  finden.  Wir  wenden  sie  hier  sogleich  an  auf  den 
Attftog  von  «. 

s  1.  3  sind  =  A  1.%  Bs  fragt  sich,  an  welcher  Stelle  sie  nr« 
sprilDglich  sind.  Sie  scheinen  nicht  formelhaft  zu  sein.  Sie  können 
10  keiner  von  beiden  Stellen  Zusatz  eines  Rhapsoden  sein.  Dass  de^ 
Dichter  des  Liedes,  sn  dem  ^  1.  3  gehören,  deh  Anfang  von  e  nach- 
{feabnt  habe,  istrsebr  unwahrscheinlich.  Es  ist  nicht  nötbig  ansuneh- 
neo,  dasi  beide  Stellen  nach  einer  dritten  verlorenen  Stelle  gemacht 
M.  Also  ist  vorläufig  anzunehmen  dasz  e  1.  2  aus  >i  1.  2  wiederholt 
nad.  Dem  steht  um  so  weniger  etwas  entgegen ,  als  anch  die  meisten 
Ibrigea  Verse  der  Einleitung  von  «  ans  anderen  Liedeirn  enlnom- 
Ben  sind. 

£ &~12  ^=^  ß  290 — 234.  Da  sie  in  ß  viel  besser  passen,  werden 
na  hier  anch  ihre  ursprOnglicbe  Stelle  haben. 

f  Id-^^l?  =  d  556 — 560.  Sie  können  an  keiner  Stelle  fehlen. 
Eine  Anspielung  der  dnett  Steile  auf  die  andere  ist  nicht  vorhanden. 
Der  Verfasser  des  Cento,  welcher  den  Anfang  von  e  ausmacht,  kennt 
die  rorhergebenden  Rhapsodien;  denn  s  IS^— 20  und  2ö — ^27  beziehen 
lieb  tof  den  Seblusz  von  d.  Also  sind  e  13 — 17  aus  d  556 — 560  ent- 
loannen. 

i  18—20  sind  ans  d  727.  701.  702  entnommen. 

<  23.  24  sind  ans  m  479.  4iB0  wiederholt  (vgl.  Faesi  zur  Odyssee 
Vorr.  8.  XXXVII:  *dazn  kommt  dasz  die  Verse  e  23  f.  hier  keine  ganz 
■B^cwangene  Beziehung  haben  nnd  m  479  f.  ursprQngticher  und  leich- 
ter m  deuten  ncheinen'). 

€  4  ov  TS  nifatog  iorl  (Ufifnov  kann  genommen  sein  aus  «  70. 
IV  481.  A  293.  Sil.  B  118.  1 25. 

i  7  kann  genommen  sein  aus  ^  306.  (i  371.  377.  Auch  s  21.  22 
tiad  formelhaft. 

Es  ist  also  in  der  That  die  zweite  Götterversammlung  grösten- 
ttieils  aus  wiederholten  Versen  zusammengesetzt ,  von  denen  mehrere 
deoi  Sinne  naeh  nicht  einmal  gut  angebracht  sind.  Dies  genügt  um  zu 
beweisen  dasz  jene  nrspranglich  nicht  zur  *08v6aimg  axsSta  gehört 
bit,  dasz  sie  unecht  ist  im  fünften  Buche.  Sie  ist  jflnger  als  die  Tele- 
Bsebie,  die  Nachstellungen  der  Freier  (Seblusz  von  d),  die  erste  Göt- 
terrersammlnng  (worauf  angespielt  wird  s23)  und  als  m  413  —  548. 
Sie  kann  endlich  erst* gedichtet  sein,  nachdem  die  Telemachie  vor  die 


154  F.  D*  Ch.  Henningt:  Aber  läe  l^lontdii^ 

*Oäv06l»g  iS^kt  geitf  lU  war»  Demi  4ieB  war  «orMR«  siehl  4«  M, 
wU  wir  «piter  seheo  werden.  Bei  eiaer  kritischen  ÜAterenohsüg  über 
den  Anfang  der  Odyaeee  isi  ea  niehl  sn  yermeidea ,  BBitinter  a«f  Ra- 
auUate  Racksicht  an  nehmen  ^  welche  apAter  erat  ihre  gehörige  Be* 
grfindung  nnd  Wärdignng  finden  können. 

Die  Verae  £  28  ff.  bangen  mit  der  ^Oivc^imQ  ^Muj  d.  k  nit  der 
oi(iri  die  im  dn  Buch  enthalten  iat^  wol  anaaaMnen;  nur  daaa  die  gleich 
folgenden  Worte  des  Zeoa  auch  Tielleichl  von  demaelben  Rbapsodeot 
der  seinen  Geist  l)ei  der  Anfertignng  der  voranfgeheaden  Cötterrer» 
aammlung  engestrengt  halte,  mit  Zusitsen  bereichert  und.  Dasidie 
Verse  a  39.  40  ana  v  135  f.  nnpaaaend  wiederholt  sind^  hat  schoa  G. 
W.  Nitzsch  bemerkt  (Sagenpoesie  der  Griechen  S.  151).  Aber  da  Her- 
mes von  seiner  Botachaft  der  Nymphe  nichts  berichtet  ansier  was  in 
den  Versen  e  31. 41.  42  enthalten  ist,  so  möchte  es  nicht  nawahrBcbeio- 
lidi  sein,  dasi  auch  a  33 — >38  interpoliert  sind»  «nmal  da  ihr  lafaiU 
von  einem  Rhapaodea  leicht  ans  den  folgenden  Liedern  entooaimeii 
werden  kooaie.  Theilweise  sind  sie  auch  «nderswoher  wiedarboU 
(vgl.  a  33  mit  338,  34  mit  1 170| «  35w  36  n:»  v  279.  S80,  c  36-38^ 
V  135  ff.)* 

§  1 1.    Von  den  Versen  e  3^—40  abgeaehn  folgt  von  f  28  an  ge- 
rede  die  firziblung,  welche  auf  die  Götterveraammlnng  im  entea  Bach 
ursprQnglich  gefolgt  sein  musz.   c  28  ff .  befiehlt  Zens  dem  Hermen,  der 
Kalypso  die  finllassong  des  Laertiaden  zu  gebieien,  und  Hermes  voll- 
zieht sogleich  diesen  Befehl.   Han  hat  schon  llHigai  gesehen,  data  di« 
Götlerversammlong,  a«a  welcher  bei  der  jetaigen  Anordaimg  der  ho- 
merischen Lieder  iener  Befehl  des  Zens  resuUien,  nnechl  sei;  and  es 
ist  klar,  dasa  dennoch  eine  Götterv^reammlung  vorangegaagen  sein 
musz«    Wie  diese  abgefaazt  geweaea  aei ,  dartber  gibt  0.  Hermaan  ia 
einem  Briefe  an  1.  Behher  vom  I7n  Nor.  1841  (vgU  berl.  lloaalsber. 
1853  S.  637  Anm.)  einige  nicht  uninteressante  Mutmaszungen«  Aaah  er 
verlangt  far  die  Götterversammlnng  in  oe  eiiiB  solche  Forlsetaaag^  wie 
aie  a  38  ff»  folgt.   Während  er  nun  die  ersten  Verse  in  a  einem  Ordner 
anschreiben  konnte,  welcher  der  Odyesee  ein  flbnliohes  Prooeoiiadi 
vorsetsen  wollte,  wie  vor  der  Iliaa  steht,  w«ato  er  mit  den  Venea 
s  1 — 12,  obschon  er  diese  nach  den  Gesetzen,  die  er  seibat  für  die 
Bevrteilang  wiederholter  Werst  im  vorhergehenden  Jahr  aofgestelU 
hatte,  als  unecht  hätte  verwerfen  mflsaen,  doch  niohta  besseres  anio* 
fangen  als  aie  an  den  Anfang  der  nrapranglichen  GdlierversaimailDng 
zu  stellen.    Mit  Answerfung  also  von  a  1—49  laazt  er  aaf  f  1"^!^ 
(docli.  wol  1-^12?)  a  5<h-87  (doch  w^  46— 87?)«i  dattn^2i,  darauf 
val  Sil  ravza  ye  vsavt«^  tixo^  iMvra  fio^av  iaucsg  (ats  a  170)  und  ao^ 
letzt  €  28  ff»  folgen.    Allein  bei  dieser  Hypothese  sieht  man  nidit  ein, 
wie  die  jetzige  Gestalt  der  beiden  GOnerversemmlungen  sich  daraus 
habe  bilden  können.    Auch  sind  die  Verse  a  1-— 12  ^edenfalla  uaeoht. 
Mit  gewaltsamen  Umstellungen  kann  man  Unwahraoheinlicbkeilea  der 
Erzählung  schwerlich  heben. —  Andere  Erklärer  haben  die  Sache  ein- 
facher aufgefasat:   s.  W.  Müller  bom.  Vorsohule  2e  Ausg.  8.  108; 


P.A.  Cfb.'Hemrfii^:  Aber  die  Telemchie.  15$ 

l.  KafMf  de  ditersa  Hom.  tDanriimtiii  otigioe  (18S5)  8. 11,  ^  inCer« 
]K)fatorD  n0fiierieo(18l3)  6. 54;  Ltirer  b.  0.;  Dantoer  in  dieseti  lakrb. 
fid.  LXIV  S.  316.  Keiner  Ten  ihnen  besweifeH  eJ,  dasz  die  l^ante 
€ötlervera«Dinilnnf  des  ersten  Bnches  arsprfinj^lieh  vor  e  28  ff.  gestan« 
den  habe ;  «ber  Ihre  Anaithten  sind  verschieden  Ober  den  Anfang ,  der 
eatweder  a  11  oder  a  1  gesetzt  witd,  nnd  Aber  das  Ende  derselben, 
das  sieh  ja  doeh  an  a  S8  we  möglich  anschlieszen  musz.  Da  ist  die 
Ffage,  oh  «lies  echt  sei  bis  a  87  oder  ob  80.  81  unecht  sind,  oder  ob 
n)— 87  Mlfe  «it  sn  der  folgenden  Interpolation  (88 — 96)  gerechnet 
werden  mfimen.  Bas'doppelte  piiv  (^bI  [liv  Srj  82,  Eq^iHav  [liv  Inetta 
81)  fordert  eine  grnmmaltsche  Entsprechung,  wie  sie  zwar  88  ff. 
ttvnr^  i^mv  %tX.  gegeben  ist,  aber,  wenn  f  28ff.  sich  gieich  daran 
seUieszen,  verulsat  wird.  Lauer  behauptet  freilich  a.  0.  Anm.  12: 
*qaod  vecabnlnm  ^h  (a  64)  nnllam  Si  sequitnr,  id  saepias  apud  Ho-^ 
■ernm  fleri  eonstat,  et  Od.  1  76.  11.  Y  901.  VII  357.'  Ich  weisz  nicht 
ob  er  diese  Beispiele  irgendwo  sonst  angegeben  gefunden  hat ;  aber 
lie  beweisen  nicht,  was  er  sagt.  Die  Verse  of  84'— 87  werden  jeden-^ 
falls  richtiger  mit  den  folgenden  verbunden  bleiben,  znmal  da  «  86.  87 
los  e  90.  31  wiederholt  sind.  Dasselbe  wird  von  a  80 — 63  gelten, 
wenn  niehl  Tielleieht  deren  ursprQnglicfae  Form  jetzt  verändert  ist. 
Es  wire  nemlich  kein  Chrund  an  ihrer  Echtheit  zu  zweifeln,  wenn  a  82 
etwa  lautete :  ^fi«y  di^  vvv  tovto  fpLkov  (laxaQeoüi  ^Bouft.  Doch  dies 
nag  dahtttgestelH  bleiben;  sicher  scheint  mir  nur,  dasz  a  1 — 22. 
25-^28.  32 — 79  von  demselben  Dichter  herrflhren  und 
tirsprfinglich  vor  8  28  gestanden  haben. 

Dasz  sich  s  28  nicht  unmittelbar  an  er  79  anschlieszt,  ist  kein 
Grand  daran  zu  zweifeln.  Denn  einige  Verse  zwischen  a  79  und  i  28 
köanen  sehr  wol  bei  der  Ablrennnng  verloren  gegangen  sein.  Auch 
besofge  i^  nicht  den  Einwurf  fen  hören,  a  1 — ^22.  26—28.  32 — 79 
bitten  fretiieh  vor  einem  Liede  gestanden ,  worin  Hermes  Absendung 
lor  Kalypso  ertfiMt  ward ,  aber  nicht  vor  diesem  das  wir  jetzt  noch 
liaben;  diese  ^OdviUSiwg  c%tdUt  scheine  einer  viel  filteren  Zeil  anzuge* 
toreu  als  die  Gdtterversammlnngin  o.  Denn  erstens  ist  gar  kein  Grund 
vorbanden  noch  eine  andere 'Odi;<r<ximg  öitStu  anzunehmen  als  die  uns 
erhaltene ;  zweitens  könnte  die  Götterversammlnng  in  et  nur  dann  nicht 
ursprflnglieli  votr  der  Rhapsodie  a  gestanden  haben ,  wenn  sie  nicht 
einer  jüngeren ,  sondern  einer  älteren  Zeit  angehörte  als  diese. 

%  \%,  Uebrigens  ist  in  der  That  die  Götterversammlnng  in  u  viel 
jfin^ren  Ur^mngs  als  die  echten  VersMon  s.  Wir  vermissen  in  je- 
tter die  Klarheit  nnd  Einfachheit  des  Ausorucks,  wodurch  sich  die  filte- 
ren homerischen  Lieder  alle  auszeichnen.  Diesen  aesthetischen  Unter- 
schied hat  I.  Bekker  a.  O.  mit  gröstem  Rechte  hervorgehoben.  *Der 
aoraf  an  die  muse  nnd  dfe  ankündigung,  womit  die  Odyssee  anhebt, 
sind  den  entsprechenden  und  ebenso  ineinander  verschlungenen  thei- 
lea  der  Ilias  zwar  höchst  ähnlich ,  ja  man  dflrfte  sagen  nachgebildet, 
mterseheiden  sich  aber  doch  auch  merklich  genug ,  und  zwar  durch 
eine  sonst  gar  nicht  homerische  Unbestimmtheit  des  ausdrucks  und  un- 


156  P,  B.  Ch.  Hennioffi :  Aber  die  IbleiMÖhio» 

dentlichfceib  der  meioiii;  . .  der  name  Odyssew  bleibt  gegen  20  rerse 
lang  ■naosgesprocben ;  osd  was  von  merkmalen  kenoseicheo  oasohrei- 
bangen  angehäuft  wird,  ist  sam  gröaten  theil  wenig  charakteristiaeh..» 
erst  V.  8  and  9  enthalten  endlich  einen  individuellen  zog.'  Gans  rich- 
tig bemerkt  Horatius  Ober  dieses  Prooemiam :  »on  fumum  ex  fulgore^ 
sed  ex  fumo  dare  lucem  cogüal^  ui  tpeciosa  dehine  miracula  pramaL 
Dies  isl  aber  sonst  keine  EigenscbafI  des  homerischen  Stils.  KuDsllioh 
ist  sodann  die  Art,  wie  in  der  Götterversammlnng  die  Rede  auf  den 
Odysseas  gebracht  wird.  *Zeas  eröffnet  die  verbandlung.  wovon  wird 
er  sprechen,  bei  einem  dichter  der  semper  ad  eventum  fesUnaif  sicher- 
lich von  Odyssens.  nicht  also!  sondern  Aegisthos  ffillt  ihm  ein,  and 
an  dessen  . .  unthat  knQpft  er  eine  belrachtang,  wofar  er  leicht  tau- 
send andere  anknOpfungspunkle  finden  konnte.  .  .  erst  auf  Athenens 
aosdrackliche  erinnerang  lenkt  er  ein.'  Geringere  Kanst  der  Ersih- 
lang  ist  nnn  allerdings  kein  sicheres  Merkmal  spaterer  Zeit,  aber  sie 
wird  doch  nicht  leicht  einem  eohteo  homerischen  Sanger  sageachrie- 
ben  werden  können ,  wie  der  Dichter  der  ^Odvöaiios  cx^Sla  gewesen 
ist.  —  Was  aber  die  Hauptsache  ist,  die  Beziehung  unseres  Prooemiuou 
ist  verschieden  von  derjenigei^  die  in  den  Prooemien  der  einseinen 
Lieder  nrsprangtich  obgewaltet  haben  musz.  Denn  er  1 — 10  bereiten 
den  Sinn  des  Lesers  nicht  auf  ein  einzelnes  Lied  vor,  sondern  aaf  alle 
die  Lieder  welche  die  Abenteuer  des  heimkehrenden  Odysseas  besin- 
gen €  —  v;  and  da  es  also  in  kyklischem  Interesse  geschrieben  ist,  so 
musz  es  auch  einer  Zeit  angehören,  wo  man  bestrebt  war  die  einzelnen 
homerischen  Lieder  zu  gröszeren  Kyklen  zusammenznordnen.  Aus 
einer.solchen  Zeit  aber  stammt  die  ^Odvaaifog  cxiöla  sicherlich  nicht. 
Mithin  sind  die  Verse  o  1—23.  23—28.  32—  79  jünger  als  das  Lied 
vor  dem  sie  ursprangüch  gestanden  haben. 

$  13.  Wir  haben  oben  (S.  145)  gesehen,  dasz  der  Schlnsz  von  O 
(486  ff.),  der  Anfang  von  i  (1—38),  die  Mitte  von  k  (330  oder  328— 384)^ 
das  Ende  von  jit  und  der  Anfang  von  v  alle  in  derselben  Absicht  inter- 
poliert sind,  die  Phaeaken- Lieder  mit  den  Apologen  des  Alkinoos  na 
einem  ganzen  zusammenzufassen.  Der  Ordner,  welcher  diese  Absicht 
ausgeführt  hat,  wird  seiner  Sammlung  auch  ein  Prooemium  vorange- 
achickt  haben ,  das  sich  auf  den  ganzen  Inhalt  derselben  bezog.  Die 
Verse  a  1 — 22.  25— -28.  32—79  sind  nun  ohne  Zweifel  die  Einleünng^ 
welche  der  erste  Ordner  der  Odyssee  jener  Sammlung  vorangesokicki 
bat,  und  sie  beweisen  zugleich  dasz  £  das  erste  Lied  in  dieser  Samm- 
lung gewesen  ist.  —  Ferner  h^en  wir  oben(S.  136)  gesehen,  dasz  solche 
Vereinigungen  mehrerer  hoiMrischer  Lieder  zu  einem  Kyklos  sich  erst 
um  die  Zeit  des  Selon  ungefähr  Gellung  verschafft  haben.  Denn  wenn 
Selon  durch  ein  Gesetz  befahl ,  die  Rhapsoden  sollten  die  homerischen 
Lieder  nach  dem  sachlichen  Zusammenhang  vortragen,  so  musz  dien 
vorher  eben  gar  nicht  oder  doch  nicht  oft  geschehen  sein.  Ich  ver- 
mute also,  dasz  um  den  A*nfang  des  sechsten  Jahrhunderte 
vor  Chr.  einer  von  den  Rhapsoden  die  Phaeakenlieder 
(^B  t^-^  V  ^^^^  ^)  ^^^  <^io  Apologen  des  Alkinoos  (^k  %  k  fi). 


P.  D.  Ch.  Reimbif  8 :  Ober  die  TMemaelie.  157 

welche  bis  dahin  ohne  Beziehiiod:  anf  einaider  rorge-^ 
Irtgea  waren,  dnrch  Interpolationen  amAnfang  von  «^ 
iwi  sehen  ^nndl«,  ind  er  Mitte  vonil  undawischenfAund 
yEH  einem  ganaen  vereinigt  hat,  indem  er  voa  der  Fiotion 
aosf^ieng,  OdysaenS  habe  noch  am  Abend  vor  seiner  Abfahrt  von 
Sefaeria  den  Phaeaken  alle  seine  Abenteiler  so  weitläufig  erzählt,  wie 
es  iD  den  Apologen  geschiebt.  Ihren  Absohlusa  hatte  diese  Sammlung 
wo!  Bit  der  Ankunft  des  Odysseus  auf  Itbaka,  wo  ihn  die  Phaeaken 
schlafend  aas  Land  setzen.  Wenigstens  sehe  ich  noch  nicht,  dasz^sio 
mehr  Lieder  umfaszt  hat.  Als  vollkommen  ausgemacht  kann  ich  freilich 
jeoes  Factum  far  die  Geschichte  der  homerischen  Poesie  nicht  hinatet-^ 
ien;  aber  es  hat  die  gröste  Wahrscheinlichkeit  für  sich,  da  alle  oben 
angegebenen  Interpolationen  in  dör  That  auf  dasselbe  Bestrehen  hinana- 
fehea,  die  Apologen  des  Alkinooa  in  den  Zusammenhang  des  letzten 
Piiaeakenliedes  hineinzuarbeiten,  und  da  ein  solches  kyklisches  Streben 
mit  Sicherheit  erst  der  soloniscben  Zeit  vindiciert  werden  kann.  Man 
hitle  sich  diese  Sammlung  aber  doch  wahrscheinlich  nicht  so  trea  er<* 
biitea,  dasz  sie  noch  deutlich  aus  der  Masse  des  vorhandenen  heraus* 
(ritt,  wenn  sie  nicht  schon  damals  gleich  niedergeschrieben  war.  Ich 
vennote  also  auch,  dasz  damals  wenigstens  die  Rhapsodien  e — v  in 
einem  schriftlichen  Exemplar  existiert  haben. 

$  14.  Zo  jener  Zeit  haben  vor  c  28 — ^32.  41  IT.  nicht  die  Verse 
i  1—37  gestanden,  sondern  vielmehr  a  I — ^22.  26 — 28.  32 — 79.  Diese 
Verse  mfissen  damals  das  echte  Prooemium  verdrangt  haben,  das 
frftber  vor  e  28  gesungen  war  und  nur  auf  dieses  einzelne  Lied  siehr 
beiog.  Diese  echte  Einleitung  ist  darüber  verloren  gegangen.  Viel- 
leicht sind  aus  ihr  manche  Verse  in  die  spätere,  jetzt  in  a  erhaltene 
fiioleilung  abergegangen.  Doch  wie  dem  auch  sein  möge,  nachdem 
fi  1—22.  25 — 28:  32 — 79  schon  vor  e  gesetzt  waren,  hat  in  noch  spä- 
terer Zeit  ein  anderer  Rhapsode  diese  Verse  wiedeir  vom  Anfang  der 
Rhapsodie  e  weggenoipmen ,  die  bis  dabin  weder  das  fünft e^uch 
ooch  aberhanpt  ein  Buch  der  Odyssee  gewesen  war  —  denn  diese 
als  ganzes  existierte  noch  nicht  —  und  an  den  Anfang  von  a  gestellt. 
\VarQm  er  dies  gethan,  wird  sich  später  ausweisen.  Dadnrch  geschah 
«s  aber,  dasz  der  Befehl  des  Zeus,  Hermes  solle  der  Kalypso  den 
Götterbeschlnsz  Ober  des  Odysseus  Heimkehr  melden,  gewissermaszea 
io  der  Luft  schwebte.  Jener  Rhapsode  mnsle  also  schon  seine  dich-  / 
terisehen  Fähigkeiten  und  seine  Erfindungsgabe  oder  auch  sein  treues 
Gedichtttis  zusammennehmen,  um  eine  neue  Einleitung  an  Stelle  der 
veggenommenen  zu  dicb|en.  Und  dies  sind  die  Verse  £  1 — 27,  welche 
jetst  noch  an  derselben  Stelle  stehen.  Dieser  Rhapsode  hat  an  die 
Einordnung  der  X)dvöaifog  c%jedla  und  der  folgenden  Lieder  in  das 
jetzige  ganze  der  Odyssee  die  letzte  Hand  angelegt.  Er  wird  also 
aielt  lange  vor  Peisistratos  gelebt  und  gebläht  haben.  So  erklärl 
sieh  auch,  dasz  die  Verse  e  1 — 27  (und  33 — 40)  aus  wiederholten 
Versen  zusammengestöppelt  sind  und  von  den^Fähigkeiten  des  Verfas- 
sers einen  so  schlechten  Eindruck  hinterlassen.  —  Nicht  besser  ist  es 


1 5S  f.  D.  Gh.  IkmihiK« :  <ibe?  lifo  T^km Aie. 

Miu  t^tttogfiBa  Im  enten  Buch».  Ütttn  «ach  diven  litlle  er  tiocAi  Arbeit, 
di0c  «r  di«  Binleitaiig  des  5d  Baches  mit  dem  Anleng  des  er^leii  Lie^ 
lee  verband.  Dieses  fteng,  ehe  o  1-^23.  25— S8.  32^79  tob  dem 
sweiSen  Ordeer  der  Odyssee  (so  woUen  wir  ihn  aeiiiien  Im  Ge^ensatt 
geilen  den  erslee,  welcher  e^ — v  ordnete)  davor  gestellt  wurden ,  gar 
nieht  mit  einer  Götterversammlang  an.  Athene  kann  sich  naeh  der 
arspranglichen  Erzihleng  der  Telemachie  nicht  gut  in  Folge  einer 
Gditerversiramtnng  snm  Telemeohos  begeben  haben.  Doch  mass  ich 
hier  den  Leser  bitten,  filr  eine  Voranssetsang,  die  ich  gleich  bennlsen 
werde,  den  fieweis  erst  spSter  feu  erwarten.  Eine  pelitio  principii 
hebe  ieh  mir  hoflfentlich  nicht  %n  Schulden  kommen  lassen.  Mit  der 
Bemtheng  der  Göttin  und  des  Telemaohos ,  der  Volksversammlung  anf 
Ithftfca  und  der  Reise  naeh  Pylos  und  Sparta,  d.  i.  mit  dem  ganten  Inhall 
der  Telemiichie,  gehen  acht  Tage  hin.  Am  8n  Tage  nach  der  Ankanfl 
des  Mentes  in  dem  königlichen  Palast  auf  Uheka  landet  Telemaebos 
nahe  der  Wohnung  des  Sauhirten  Eumaeos,  und  trifft  hier  mit  seinem 
Vater  Eusammen.  Odysseus  wurde  acht  Tage ,  bevor  er  sich  seinem 
^bn  sa  erkennen  gibt,  euf  gebrechlichem  Ploss  von  den  Meereswogen 
Kwischen  Ogygia  und  Seheria  geschaukell.  Wie  sollten  die  Götter  da> 
male  wegen  dw  Odysseus  oder  wegen  des  Telemachos  in  der  Balle 
des  Zeus  sich  versammelt  haben?  Nicht  in  Folge  eines  Götterbe^ 
•cMusses  erschien  an  }enem  Tage  Pallas  dem  Sohne  ihres  GunsU 
Itngs.  —  Und  so  wird  es  ja  auch  jetst  nicht  einmal  erzihlt  er  88 — 95. 
Aus  eigner  Vorsorge  für  den  Telemachos  fasst  Athene  den  Enlscbluss 
ihn  SU  einer  Reise  %n  spornen.  Keiner  der  Qbrigen  Götter  billigt  oder 
misbilligt  ihre  Absicht.  Also  in  der  Sage^  die  von  Alters  ber  im  Volke 
umgegangen  und  vom  Dichter  zur  Telemaehie  geformt  ist ,  war  die 
Reise  der  Athene  gar  nicht  so  dargestellt,  als  ob  sie  auf  Götterbe- 
sehlnsfe  beruhte.  Waram  wird  sie  trotzdem  jetzt  aus  einer  Götterver- 
sammlung hergeleitet?  Doch  wahrhaftig  nur  deshalb,  weil  das  Pro-> 
oemium,  mit  dem  sie  jetzt  zusammenhingt,  einmal  zur  Einleitung  in 
die  ganze  Odyssee  am  passendsten  schien.  Nun  stand  aber  dieses  Pro- 
oemium  ursprünglich  vor  s.  Damals  war  mithin  der  Telemeohie  eine 
Oötterversammlung  nicht  vorangeschickt;  und  die  Verse  80  bis  wenig- 
stens 96  äg  üito%)6^  mfissen,  da  sie  nur  dazu  dienen  das  vorengeslellte 
StAek  mit  der  Telemaehie  zu  verbinden,  von  demjenigen  Rhapsoden 
stammmi,  welcher  eben  a  1 — 22.  25 — 28.  32—79  vorangestellt  halte, 
d,  h.  von  dem  zweiton  Ordner  der  Odyssee,  der  auch  b  1 — 27  und 
Vielleicht  auch  s  33 — 40  gemacht  hat.  Mit  a  88  werden  wir  unver- 
sehens, woran  Dfintzer,  Lauer  n.  a.  mit  Recht  Anstosz  genommen  ha- 
ben, in  ein  neues  Argument  hindbergefQbrt,  welches  nicht  mit  der  Ab- 
sendung des  Hermes  zur  Kalypso  zusammenhängt.  Und  leicht  hat  der 
Interpolator  sich  die  Sache  gemacht.  Was  Zeus  als  erster  anter  den 
Göttern  befehlen  muste  (84  —  86),  hat  er  der  Athene  in  den  Mand  ge- 
fegt, damit  die  Göttin,  ohne  dasz  er  selbst  noch  viele  Kunst  der  Com- 
Position  aufzuwenden  brauchte,  sogleich  hinzufugen  könnte,  was  sie 
dem  Telemachos  für  einen  Rath  geben  würde  (avra^  iyusv  —  t^rt/^iv). 


F.  B.  €ii.  flaiMrffegB :  ..ibor  4m  raenichie.  tM 

DiMer  Rfeih  Hste  Midriiek  volUcdaffleo  ^on,  wtt  im  8^slell  nid 
s weile A  fiaeke  der  Odyssee  derfibbt  eriflbll  wird,  entoprediea  Uftd 
fo  iai  es  each.  Aber  er  entspricbl  Dicht  der  jetot  veviori^ebeiNlea 
SitnatioD.  Denn  in  demselbee  Augeobliek  konnte  dock  nicht  die  wei- 
fesle  Göttin  betreiben,  desz  Telenachoa  nra  Erkondignog  nach  seinem 
Vater  einsuziehen  weite  Reisen  machte  (denn  dies  ist  in  der  Tkat  der 
gnzige  Änlasz  dazu),  und  dasz  Odysseus  unfterdes  auf  einem  g^attz  an- 
deren Weg^  in  die  Heimat  zorAckkehrte.  Dlrher  erklärt  es  sich ,  dasz 
der  zweite  Ordner  der  Odyssee  es  vorgezogen  hat,  der  Athene  noch 
eis  anderes  HoÜt  nnterzuschieben : 

vocvov  TMvtfo^vov  mxTQog  qdlov^  ^  ito^)  introürj^ 

^d*  ivix  ftiv  Kliog  ia^Xiv  iv  tcv^tfmnüiötvfx'jjtftr 

(ygji.  V  4»). 
Aach  mit  V.  96  fBngt  noch  nicht  die  6chte  Erzählung  der  Tbie- 
inchie  an.  Die  Verse  er  96' — 102  scheinen  ebenso  wo!  interpoliert  zn 
seio  wie  8(^-^95.  Dasz  si^  sehr  wot  fehlen  können ,  ist  bei  der  Breite 
des  epischen  Stils  kein  Grund  znr  Athetese.  Aber  es  kommt  hinzu, 
das  sie  ans  andern  Liedern  wiederholt  sind ,  95^^98  «ns  r  44 — 46, 
99  aas  iC  135  oder  E  745 ,  160  nnd  101  ans  E  746.  717 ,  102  ans  H  19 
oder  (0  488.  Den  Versen  97 — 101  hat  schon  Aristarch  Obelos  und 
Asteriskoa  vorgezeichnet  nach  den  Scholien  MT  zu  äfiß^ia  x^ana 
Qod  HV  zn  99.  Die  Verse  96 — 96  waren  auch  sehen  vor  Aristarch 
«thetiert,  weil  jene  merkwürdigen  Sandalen ,  welche  die  Göttin  Obef 
leere  und  Lfinder  dahintragen,  besser  ffir  den  geOfigelten  GöCterboten 
pissen  (vgl.  s  43  IT.  51  389  ff.)  nls  für  Pallas  Athene.  Ferner  gehört 
die  Lanze,  mit  welcher  Pallas  die  Reihen  feindlicher  Minner  bfibdigt, 
sieht  in  diesen  Zusammenhang;  und  daraus  folgt,  dasz  die  Verse  99^^ 
101  interpoliert  sind.  Endlich  gaflllt  auch  das  Attribut  ai^cctftt  h^tt 
aicht  so  gut  wie  S  19.  Die  Verse  tf  96— 102  stammen  von  demselben 
■weiten  Ordner  der  Odyssee  her,  der  €0 — 95  interpoliert  hat.  Diesem 
lif  oemlich  daran,  das  erscheinen  der  Athene  aüif  Ithaka  mit  ^nt 
»IwKchen  Versen  ans  der  G^tlerversammlung  herzuleiten,  als  mit 
deaea  des  Hermes  Reise  feur  Kalypso  sich  an  sie  angeschlossen  hatte. 

Mit  a  lOB  fingt  die  echte  Erzfihlung  der  ersten  Rhapsodie  an. 
Vor  diesem  Verse  ist  sehr  wenig  verloren  gegangen.  Die  Erzlhlnng 
wurde  schon  vollständig  sein,  wenn  es  nur  hiesze  ßrj  dh  xtn*  OvXvfitnoiö 
^nr  ylavxmcig  ^A^mj,  Vor  diesem  Verse  wQrde  nur  noch  eine  kurze 
Aaküadignng  des  Inhalts  und  ein  Anruf  an  die  Götter  vorangegangen 
•eis.  Dasz  wirklich  der  Sache  nach  In  der  Erzfihlung  vor  er  103  nichts 
weiter  vermiszt  werden  kann  als  der  Käme  der  Athen6 ,  sieht  man  ans 
deai  Anfang  der  4n  Rhapsodie,  in  der  vor  V.  20  Vielleicht  nur  1  und  3 
gesBBgen  sind. 

%  15.  Es  bleibt  nun  noch  Obrig  eine  abweichende  Lesart  zn  be« 
erteilen,  welche  Zenodot  in  seiner  Ausgabe  a  93  geselzt  hatie.  Dort 
oemlich  las  Zenodot : 

nifi'ilffo  ö^  ig  KQiqx'qv  xs  xal  ig  flvXov  fifia^evtee. 
Aristarch  las  wie  wir:  ig  £niqxriv  xi.   An  den  Stellen,  wo  angegeben 


1 60  P.  D.  Cb.  HenmBgB :  tber  die  Telemaoliie. 

inrdi  wohin  Tetemachos  Reise  gehen  solle,  seilte  Zehodot  bestindig 
Kreta  ao  die  Stelle  Von  Sparta  nnd  Idomeneoa  an  die  Stelle  Ton  Meoe- 
laos.   Nemlioh 

tt  285  las  er:  xei^iv  61  K^rpfdi  nag*  ^Uofuvfja  avoncr«* 
og  yaq  isuxavog  ^Adcv  Axamv  xaXKOxir«iv€»v, 

und  ß  214  =  ß  359:  eliii  yaq  ig  K^i^xriv  ta  Kai  ig  IlvXov  ^(la^oevta. 

Gegen  diese  Lesarten  des  Zenodot  hat  Aristaroh  an  mehreren  Stellen 
punctierte  und  einfache  Diplen  gesetzt,  an  u  93.  285.  ß  214.  359.  y  313. 
6  702.  Welchen  Grnnd  die  Arislarcheer  dem  Zenodot  ffir  seine  Lesart 
anschrieben ,  lernen  wir  ans  den  Soholien  HMQR  zu  y  313.  Telemachos 
nealich  wird  von  Nestor,  bevor  er  noch  an  ihm  gesagt  hat  dass  er 
auch  nach  Sparta  reisen  werde,  vor  an  langem  .umherirren  gewarnt 
fern  vom  Vaterhanse,  wo  ihm  die  Freier  Hab  undGnt  verzehrten;  er 
aolle  bloss  noch  zn  Menelaoa  reisen ,  der  neulich  erst  von  seinen  Irr> 
fahrten  heimgekehrt  sei  und  vielleicht  von  Odysseos  etwas  gehört 
habe.  Diese  Worte  sollen  den  Zenodot  überzeugt  haben,  dasz  Tele- 
machos Beiseplan  noch  weiter  gegangen  sei  als  nach  Sparta,  und  dasz 
er  dies  vorher  einmal  dem  Nestor  mitgetheilt;  nun  sei  er  aber  dureh 
dessen  Rath  bewogen  worden  davon  abzustehn  und  seine  Reise  bloss 
zu  Menelaoa  hin  fortzusetzen.  Daraus  erklart  sich  allerdings,  warara 
Zenodot  in  seiner  Ausgabe  der  homerischen  Gedichte  einen  andern  ent- 
fernteren Ort  an  Stelle  des  sicherlich  in  den  meisten  Handschriflen 
damals  flberlieferten  Sparta  gesetzt  hat,  nicht  aber  warum  er  gerade 
Kreta  w&hlte.  Gerechtfertigt  ist  daher  Dflntzers  Vermutung  (de  Zeno- 
doli  studiis  Hom.  S.  42),  dasz  Zenodot  hierin  der  kretischen  Aus- 
gabe der  homerischen  Gedichte  gefolgt  sei.  Die  kretische  ist  eine 
von  den  sieben  ixdoang  xora  ytolstg,  aber  welche  Sengebusch  flom. 
diss.  I  S.  188  ff.  zn  vergleichen  isL  Die  Kreter  glaubten  den  Ruluo 
ihres  Vaterlandes  zn  vermehren ,  wenn  sie  bei  Homer  den  Idomenens, 
ihren  Stammhelden ,  dem  py lischen  Nestor  gleichstellten.  Dabei  sind 
sie  aber  unbedaehtsam  verfahren.  Denn  sie  haben  sowol  den  Grnnd, 
weswegen  die  Göttin  dem  Telemachos  a  285  ausser  dem  durch  seine 
Erfahrung  berühmtea  Nestor  einen  andern  durch  seine  weiten  Reisen 
berahmten  Helden  zn  besuchen  rfith ,  mit  Unrecht  auf  den  Idomeneus 
bezogen,  w&hrend  Menelaoa  nach  der  Volkssage  wirklich  als  der 
letzte  von  allen  Acbaeern,  die  Troja  zerstört,  heimgelangt  war,  ala 
anoh  den  Rath  der  Athene,  wenn  er  nach  Pylos  und  Kreta  gieng, 
nur  theilweise  in  Erfallung  gehen  lassen.  Die  stfidtischen  Ausgaben 
der  homerischen  Gedichte  haben  auch  im  allgemeinen  durchaus  keine 
ao  grosse  Autorität,  dasz  Zenodot  ^iner  von  ihnen  gegen  alle  abrigen 
Handschriften  folgen  durfte.  Die  meisten  dieser  stfidlischen  Ausgaben 
scheinen  erst  in  der  zweiten  Ufillte  des  5n  Jh.  gemacht  zu  sein,  also 
lange  nach  Featatellung  des  Teites  unter  Peisistratos.  In  der  diplo- 
matischen Kritik  können  wir  uns  fast  unbedingt  aof  Arislarchs  Au- 
torität verlassen. 


P.  D.  CJi.  HeniitBCii:  Aber  die  T#l6aa«ki«L  16t 

n. 

.Erstes  lied  der  Telemaohie. 


$16.  Dis  erste  Lied  der  Telemtohie  ist  arm  an  Handkuif ;  es 
fahrt  BUS  ein  in  die  Verhältnisse  auf  Ithaka.  a  103 — 324  wird  folgen^ 
dei  snablt: 

Athene  tritt  in  Gestalt  des  TsphierkOnigs  Mentes  in  den  Hof  der 
Wobsang  des  Odysseas.  Als  ob  kein  fremder  sngegen  wäre,  ergOtsed 
sieh  da  die  Freier  an  einem  Spiel,  während  Herolde  ein  Gastmahl  be* 
reiten.    Telemachos  gedaehte  seines  Vaters  und  der  Rache.    Da,  so 
wie  er  den  fremden  siebt,  springt  er  auf  und  fAhrt  ihn  ins  Hans,  damil 
ikm  der  Lärm  der  Freier  nicht  lästig  falle.   Dann  läset  er  ihn  sich  aa 
Speise  nnd  Trank  erquicken.  Nicht  lange,  so  kommen  anch  die  Freiet 
herein  snm  Schmanse.   Nach  dem  Schmause  Spiel  und  Tanz.   Phemios 
SMg  ihnen  yor,  weil  er  muste.   Mit  leiser  Stimme,,  damit  die  a^ern 
es  sieht  verstehen,  sagt  Telemachos  snr  G&ttin:  *dn  wirst  nicht  sfiraen 
ftber  das  was  ich  dir  ssge,  o  Fremdling.  .Jene  haben  es  leieht  sich  aü 
Zitherspiel  nnd  Gesang  sn  ergötsen,  da  sie  prassen  von  dem  Gut  eines 
TerschoUenen.    Wenn  6r  nur  wiederkehrte,  da  wflrden  sie  schnelle 
Beioe  macheo.    Aber  diese  Hoffnung  ist  jetst  dahin.    Sag  mir  aber 
doch,  wer  da  bist  und  wober?    Vielleicht  ^chon  ein  väterlicher  Gast* 
freood?'  Athene  antwortet:  *mein  Name  ist  Mentes,  ich  bin  der  Sohn 
des  Aachialoe  nnd  Taphierkönig.   Ich  stenre  mein  Schiff  naeb  Temesa, 
Eisen  gegen  Erz  nmzutanschen.    Wol  bin  ich '  dein  väterlicher  Gast«» 
freaod.  Das  kann  der  alte  Lafirtes  bezeugen ,  von  dem  man  mir  sagte, 
dasi  er  jetzt  fern  von  der  Stadt  lebe  mit  einer  alten  Dienerin  nnd 
seine  Zeit  mit  Klagen  verbringe.  Ich  bin  hier  gelandet,  weil  es  hiess, 
dein  Vtfter  sei  zurück.   Aber  wenn  er  auch  von  den  Göttern  noch  fern 
gehallen  wird,  verzweifle  nicht  fu  seinem  Leben.  Wahrhaftig,  er  weilt 
noch  irgendwo  auf  einer  Insel  des  weiten  Meeres;  wilde  Männer  halten 
iba  mit  Gewalt  zurück.    Aber  glaube  mirs,  er  wird  leicht  einen  Weg 
ftnden  ihnen  su  entfliehen.   Uebrigens  nimmt  mich  doch  Wunder,  dasa 
da  schon  ein  so  grosser  Sohn  des  Odyssens  bist.   Wie  sehr  bist  da 
ihnlich  deinem  Vater,  mit  dem  ich  oft  zusammenkam,  ehe  er  nach 
Troja  gieng!'    Telemachos  versichert,  seine  Mutter  habe  ihm  gesagt 
dsss  er  ein  Sohn  des  Odjtsseos  se^.    Er  selbst  habe  ihn  gar  nicht  ge- 
hannt;  und  keiner  kenne  ja  seinen  Erzeuger.    *Ich  wollte  dasz  ieh 
eines  ghicklicheren  Mannes  Sohn  wäre,  der  nicht  fern  von  allen  sterb- 
lichen, sondern  daheim  ein  ruhiges  Leben  führte.'    Nachdem  Athene 
den  Jüngling  mit  wenigen  Worten  getröstet,  fragt  sie,  ob  die  übrigen 
Tielleicht  ein  Fest  feierten,  oder  ob  sie  sich  das  fröhliche  Mahl  sobänd* 
Ueherweise  aogemaszt  hätten.  'Nun  setzt  Telemachos  seine  nnd  der 
Penelope  traurige  Lage  aus  einander:,  sein  väterliches  Reich  sei  reieh 
vnd  unbescholten  gewesen,  so  lange  der  Herr  zu  Hause  war;  aber  nun 
sei  er  durch  den  Willen  der  Götter  schon  längst  zu  Grunde  gegangen. 
Ware  er  nur  vor  Troja  bei  Freunden  kämpfend  gefallen,  wenigstens 


16t  P.  D.  Ch.  HeMiingt :  üUt  die  TtleMdlie. 

Rahm  liiUe  er  seinem  Sobn  hinlerUssöif ;  nnn  hitlen  ihn  iber  rahm- 
los  die  Harpyien  dabiogeralTt.  Ib»  selber  sei  nichts  als  Jammer  ond 
Weh  geblieben.  Denn  von  allen  vornehmen  Ithakas  und  der  umliegen- 
den Inseln  werde  seine  Mutter  zur  Gattin  begehrt,  und  da  sie  zögere 
sich  tu  eBtseheideU)  seine  (labe  in  tigliehen  Gelagen  anf^^ezebri.  Nich- 
atooa  wirden  sie  ihn  selbst  wol  auch  verderben.  Von  BnIrAstnog  und 
Mitleid  ergriffen  ruft  die  Göttin  ans:  ^fürwahr,  da  entbehrst  dv  das 
Sohwert  des  Odysseas  z«r  Raehe.  0  dasz  er  jetzt  in  der  TbClr  stfiade 
mit  Helm  «od  Sehild  und  zwei  Speere»  bewalftiet,  wie  ieh  iha  son 
ersten  Mal  sah  auf  «einer  Rttekkehr  vo«  Epfayra.  Die  Hoebzeit  wflrde 
ihneft  versalzen  werden  zu  einer  Raehezeil  und  Mordzeit.  Aber  do 
selber  muszt  einen  Ansehlag  maeben,  wie  da  sie  los  wirst  ans  deinem 
Hause.  Höre  meinen  Reth.  Morgei  lade  alle  Acbaeer  zu  einer  Ver- 
sammlung, nnd  befiehl  ihnen  einem  jeden  zu  seinem  Herd  aarfloksn- 
kehren.  Rufe  die  Gölter  dabei  zu  Zeugen  an.  Deine  Meiler  aber, 
wenn  sie  wieder  zn  heiraten  begehrt,  lasz  sie  zu  ihrem  Vater  zieben. 
9n  selber  schiffe  sodann  mil  zwanzig*  Gefihrten  zu  Nestor  und  Nene- 
Inos,  das  SeUoksal  deines  Vaters  zu  erforschen.  Wenn  du  hörst  dm 
er  netih  lelM  nnd  wiederkQmmt,  so  ertrage  die  Quilerelen  der  Freier 
noch  din  Jahr.  Hörst  da  abser  dasz  er  todt  sei,  so  gib  ihm  die  leisten 
Ehren  und  deine  Müller  eiaem  Manne.  Hast  du  deine  Reise  vollendet, 
so  erwäge  im  innersten  Heroen ,  wie  dn  dte  Freier  in  deinem  Banse 
lOdlest  mit  Lisi  oder  Gewalt.  Dn  bist  sehen  zu  alt,  um  dich  aoch  kin* 
diseli  8tt  gebahren*.  Oder  weist  du  nicht,  wie  grossen  Ruhm  stck 
Orestes  gewonnen,  indem  er  Aegisthos,  seines  Vaters  Mörder,  tÖdCete? 
Auch  dir  ist  Kraft  genug  deinen  Namen  auf  die  Nachwelt  au  bringen. 
*-*-<  Aher  jetzt  nrasz  ich  aufs  Schiff  zurflck,  damit  meine  Gefikrten  nteht 
nngednldig  werden.  Nimm  dir  meine  Worte  zu  Herzen.  Leb  wol !' 
Telemaohoa  bittet  den  Menlee  doch  nicht  sogleieh  fortzueilea :  ^yroU 
wollend  wie  ein  Vater  haat  dn  mit  mir  geredet.  Deinen  Ratb  werde 
ieh  nie  vergessen.  Aber  so  bleib  doch,  bis  ich  dir  ein  Gastgeschenk 
gegeben,  wie  der  Wirt  es  dem  Gastfreuade  zu  geben  pflegt.'  Athene 
aber  eilt  weg:  auf  der  Rflekreise  wolle  sie  das  Gesobeak  abholen, 
und  ein  der  Gegengabe  wQrdige».  IXamit  flog  sie  davon.  Tefemaehos 
erkennt  es  dasz  eine  Gottheit  mit  ihm  gesprochen,  und  mit  gehobe- 
nem Mate  denkt  er  noch  mehr  als  vorher  des  Vaters. 

$  17.  Als  unecht  habe  ich  i)jisgeworfba  die  Verse  a  135. 139. 
140.  171  -*l7d.  185.  186.  938.  S77.  278. 

V.  135  ist  Qberflassig.  Der  vorhergehende  Satz  hat  auch  schon 
eine  Finalpartikel  und  erklärt  hinreichend,  warum  Telemachos  den  Gast- 
freund  ins  innere  Haus  geführt  hat.  Im  zweiten  Absichtssätze  (136) 
tritt  ein  anderes  Subjeot  ein ,  ohne  dasz  dies  durch  ein  Pronomen  an- 
gedeutet ist.  Dann  ist  es  nicht  einmal  wahr,  dasz  seine  Absiebt  sei 
den  fremden  nach  Odysseas  zu  fragen.  Er  selbst  verzweifeHe  Ja  nicht 
aklein  an  seiner  Rttokkehr,  sondern  sogar  an  seinem  Leben  (166-— 168)- 
Endlich  kommt  auch  derselbe  Vers  noch  einmal  vor:  y  77,  und  hier  ist 
er  sehr  passend.  Alle  Verse  aber  (mit  Ausnahme  der  formelhaftea  usw.), 


irelehe  ia  der  Telaoiachie  iweinal  vorkonmen^  sind  an  der  ^iaeo  Stelle 
fieher  interpolierl.  ^ 

V.  139. 140  durflen  als  (Iberflasaige  richtiger  ausgeworfen  wer» 
den  als  141. 142»  weil  ja  anbereitetes  Fleisch  vorhaoden  war  und  den 
Gistea  das  beste  vorgesetzt  wird.  Dagegen  sind  in«  vierten  Bach  dsf 
Odyssee,  wo  dieselben  sieben  Verse  sich  linden  (a  136 — 14S1  ?=  d  51 
— 08)9  wieder  die  Brotstacke  dem  Fleische  voransiehen,  weil  sbm 
dort  niehl  siebt,  woher  das  Fleisch  kommen  soU,  wol  aber,  warom  es 
von  einem  Rbapsodeu  hinaagefugt  worden  ist.  Als  nemlich  aai  Aafanf 
von  d  die  Hochzeiten  dier  Herauöne  nnd  des  Megapenthes  interpoliert 
waren,  schien  es  nicht  freundlich,  wenn  die  Gäste  bloss  mit  Brot  tre&r 
tiert  würden.  —  Noch  ein  drittes  Mal  kehren  dieselben  Verse  in  der 
Telenndiie  wieder  0-1.35^141,  wo  F.  A.  Wolf  V.  139  richtig  einge- 
klaaaaaert  au  haben  scheint  Wenn  wir  nun  die  echten  Verse  an  jenen 
drei  Stellen  mit  einander  vergleichen,  u  136 — 138. 141—143  mit  i  &S 
— 66  mit  o  135 — ^138.  140.  141,  so  sehen  wir  dass  an  jeder  ausnet 
den  wiederholten  formelhaften  Versen  doch  noch  etwas  verschiedenes 
und  eigeothilmliches  ist,  welches  den  jeweiligen  Verhaltnissea  enl« 
sprieht.  —  Dieselben  fünf  Verse  finden  sichieraer  ti  172 — 176  (»  B68 
— 373  sind  anei^ht),  wie  denn  viele  andere  Verae  der  Telemaehie  auch 
a^Q  in  den  Fhaeakenliedern  vorkommen.  Wo  es  sich  um  die  Ab* 
fassnngsaeit  der  Telemacbie  handelt,  wollen  wir  hierauf  näher  eingehen, 
Zn  a  148  ist  in  den  Hss.  die  Glosse  vti^ificiv]  iiAig^Ceof  erhahen. 
Sie  wird  von  den  Herausgebern  der  SehoUeu  auf  eisen  von  den  alexaft- 
drioischen  Grammatikern  ausigeworfeiken  Vefs  beaogen«  Wie  dem  seif 
weiss  icb  nicht;  aber  wean  der  Vers  vm(»Kfittv  d'  «f«  TcStSiv  &sa^» 
fcfvo»  dauUa^v  in  allen  Has.  stiade  (er  Rndet  sieh  nur  heiEualn*> 
thios  «d4  in  ^inef  Hs.)?  so  wOrde  er  ohne.  Zweifel  nach  a  148  folgen« 
vgl.  A  174— 17&  y  338—343.  q>  270— a73w  n  183  f. 

Die  Verse  171 — 173  haben  schon  Obelos  und  Asteriskos  von 
Aristareh.  Sohol.  HM :  . . .  olnsuni^ng  tcnmt  vtco  Evfiaiov  w  Ai« 
fotvto.  Sib  Iv  ruf IV  ov»  itpi^ovxo.  Vgl.  ScAol.  HQ  zu  1 188 :  inKolti^ 
i*  hA  vipQ  «^/hco]  aau^axog  jcQoaxsixai  a%Qi  er/%mv  /,  oft  vvv 
&g  noog  ^nsGiv  ^fupuöfiiifov  6(f&ms  Uyovtm-  »s  dh  Ttgbg  t^v  ^A^tt^ 
vuv  oiUH»9^uaav  Mivty  %al  ßa^tXuiriv  i%Qvcav  oxoki^v  qv>  niw. 
Dieselben  drei  Verse  werden,  wie  man  sieht,  $  188 — 190  und  noch 
einmal  ff  67 — 59  dem  Odysseus  gegenüber  angewandt.  Ich  stinune 
Aristareh  durchaus  bei,  wenn  er  \Xk  dem  letstereu  Scbolion  sagt, 
dssa  jene  Frage  in  der  Rhapsodie  o  minder  passend  sei.  Zweifelhaft 
scheint  es,  ob  das  Mv  ti<s$v  im  erstem  Scholion  alte  Handschriften  oder 
Ausgab«!  bezeichnen  soll.  Aber  voq  den  Versen  185.  186  wird  bCi* 
stimmt  gesagt,  dasz  sie  in  einigen  Handschriften  fehlten  und  deshalb 
schon  vor  Aristareh  von  Anstophanes  atheti^rt  aeien.  Schol.  HMQR: 
%ifOff^stovvto  ii  vno  ^AQtaroq)avovg,  nur  Svw  6h  tcok  iv%iyQaq>aiiw 
ovd'  iqfiQovto.  T>^  diese  Verse  nuu  jener  Frage  171 — 173  entspre^en,  so 
scheint  auch  deren  Alheteae  die  bandsehfililiche  Aulorität  fOr  sich  zu 
haben. 


164  P.  D.  Ob.  UeoBiags:  iber  dit  Telemtdiie. 

V.  907 — 224  könnten  fehlen.  Aber  sor  Albetese  ist  docb  kein 
Grand.  Denn  die  Wiederhol ang  der  Formel  206  =  224  scheint  in  die- 
sem Gedichte  nicht  enstöszig  za  sein  (vgl.  169  o.  174,  271  a.  379  u. 
806).  Athene  weste  zwsr  schon,  dasi  sie  mit  des  Odyssens  Sohn 
rede,  eher  sie  wandert  sich  nor  fiber  seine  Grösse  (207).  Die  Lesirt 
Wolfs  alvmg  yccQ  (206)  ist  schon  von  Bekker  in  cclvmg  [liv  geindert, 
wie  auch  Aristophanes  und  Aristarch  hatten.  V.  215  erklart  sich  aus 
der  naiven  Einfachheit  der  homerischen  Zeit  (vgl.  d  387).  yovog  (216) 
beieiehnet  zwar  nicht  den  Vater  nach  homerischem  Sprachgehraucb, 
wol  aber  im  allgemeinen  den  Ursprang  nnd  das  Geschlecht  (vgl. 
X  234.  T  166). 

Die  Verse  236 — 241  können  fehlen;  aber  sie  sind  nicht  unpas- 
send. Sie  sind  eine  Nachahmang  von  |  368 — 371.  Nitzsch  nimmt  An- 
BtosB  an  der  Redensart  inoirficcv  aUnov  ntgl  navtaw  av&Qwww. 
^  naidl  könnte  |  370  nicht  anders  heiszen ,  dagegen  sieht  man  nicht 
ein,  warum  nicht  a  1240  (vgl.  242)  i(U>l  gesagt  ist.  Deshalb  freilich 
schreibe  ich  die  Verse  236 — 241  noch  nicht  einem  Rhapsoden  za;  denn 
der  Verfasser  dieses  Liedes  kann  auch  selbst  die  Stelle  in  £  oacbge- 
ahmt  habpn.  Aber  V.  238  ist  nicht  allein  Oberfiflssig  sondern  schlep- 
pend ,  da  dasselbe  schon  237  gesagt  ist.  Die  Verse  a  238  aod  $  368 
durften  aas  S  490,  wo  der  Vers  richtig  gesetzt  ist,  interpoliert  sein 
(vgl.  G.  Cartins  in  der  Z.  f.  d.  österr.  Gymn.  1850  S.  104). 

V.  275.  276  werden  der  Athene  richtig  in  den  Mand  gefegt,  weil 
Telemachos  gesagt  hatte,  seine  Matter  zögere  sich  zu  entscheiden 
(249 — 251).  Die  Göttin  gibt  ihm  nicht  den  Rath  seine  Matter  za  ver- 
stoszen,  wie  der  freche  Eurymachos  wagt  ß  194 f.,  sondern  Vena  sie 
heiraten  will,'  sagt  Athene  *so  lasz  sie  zom  Ikarios  snriickzieben.' 
Die  folgenden  Verse  277.  278  kehren  wieder  ß  196.  197.  Hier  können 
sie  nicht  fehlen.  Sie  sind  aber  aberfiflssig  in  a.  Also  da  solche  Verse 
sich  in  den  vier  Liedern  der  Telemachie  nie  zweimal  finden,  ohne  dsst 
sie  an  6iner  Stelle  leicUl  athetiert  werden ,  so  glaube  ich  dasz  a  277. 
278  von  einem  Rhapsoden  interpoliert  sind. 

§  18..  V.  324  kehrt  die  Erzählang  zn  den  Freiern  zarQck  nnd 
macht  dann  erst  wieder  einen  Abschnitt  mit  V.  427. 

In  diesem  StQck  (a  325 — 127)  scheinen  unecht  zn  sein  die  Verse 
856 — 359,  denen  schon  Aristarch  Obelos  und  Asteriskos  vorgezeichnet 
hat.  Schol.  HQR:  inl  tov  '^'Eattogog  €vn(fejtmg  €l%ov  ot  irel%ot  Jt(^g  Av- 
ÖQOiucxfiv  (IL  Z  490)  Mtl  iv  t^  ro^dcc  vwv  fivriati^^mv  (Od.  fp  350). 
tivig  ovv  ad^€iov6tv.  iv  dh  taig  xaQuaxiqatg  yqcttpatg  ovd'  17^^ 
(vgl.  Schol.  HM  und  EHNQR  bei  DindorQ.  Entlehnte  Verse  sind 
in  diesem  ganzen  Stack  genug ;  aber  da  sie  in  den  bessern  Hand- 
schriften gefehlt  haben,  so  scheint  es  fast  als  ob  sie  in  dem  peisistra- 
teischen  Exemplar  noch  gar  nicht  gestanden  bitten ,  sondern  erst  spi- 
ter  von  Rhapsoden  zagesetzt  wfiren.  Jedenfalls  sind  sie  genommen 
ans  der  sehr  fihnlichen  Stelle  9  350  flP.  (or  360  ff .  =  9  354  IT.). 

Dagegen  dürfte  o  344  nicht  als  nnecht  auszuwerfen  sein.  Dieser 
Vers  hangt  grammatisch  mit  dem  vorhergehenden  wol  zusammen ,  da 


P.  D,  eh.  Heonings:  Ober  die  Telemaohie.  165 

ivigdg  Objecl  to  lUftvrnUvti  ist.  Sengebascb  freilich  meint,  dasz  die 
Verse  a  344.  8  7^6.  816.  o  80  gegen  Ende  des  dn  Jh.  noch  nicht  in  gu- 
ten Handschriften  des  Homer  gestanden  hfttten.  ^Maximi  facienda  sunt' 
sagt  er  Hom.  diss.  I  S.  141  ^qaae  Tbucydides  I  3  dicit  ovöaiiov  Home-« 
Vom  "ElkXfpmg  appellare  universos  Graecos  sed  soios  toig  (nii  ^Axik- 
limg  ht  t%  (M'ioivido^.  ex  hia  verbis  consequitnr,  Thucydidem  ne 
nosse  qnidem  istos  versoa  Odysseae,  qaibos  'EkXag  dicitnr  Graecia' 
nsw.  Aber  in. jenen  Versen  wird  ja  auch  nicht  ganz  Griechenland 
*ElXag  genannt.  Wenn  das  der  Fall  wfire,  so  würde  der  Vers  einen 
gant  ahnlichen  Sinn  haben,  als  wenn  einer  sagte:  ^Napoleons  Ruhm 
erscholl  weithin  in  Europa  und  Schweden.'  So  ist  es  nicht.  Ein  nörd- 
licher Theil  von  Griechenland  wird  dem  sadlichen  entgegengesetzt. 
Also  wenn  auch  jene  Verse  in  der  Handschrift  des  Thukydides  stan- 
den, von  der  wir. nicht  einmal  wissen  wie  gut  sie  gewesen  sei,  so 
konnte  er  doch  mit  gutem  Gewissen  versichern,  dasz  allein  das  Reich 
des  Achiilens  von  Homer  'E^XXdg  genannt  worden  sei* 

Am  Gesang  erfreuen  sich  die  Freier  a  154  f.  Als  Telemacbos 
sich  anter  sie  mischt  a  325,  wird  erzahlt  dasz  Phemios  ihnen  die 
Rückkehr  der  Achaeer  vorsingt.  Ihn  hört  aber  auszer  den  Freiern 
auch  Penelope.  Der  Inhalt  dieses  Liedes  stimmt  sie  zu  trfibe.  So 
steigt  sie  vom  Söller  herab  mit  zwei  Migden  und  gebietet  dem  Phe- 
mios, damit  sie  nicht  länger  mit  der  Erinnerung  an  den  abwesenden 
Odysseos  gequfilt  werde,  ein  anderes  Lied  zu  singen.  Aber  Telemachoa 
vertheidigt  den  Sfinger:  ^gutes  und  übles  gibt  Zeus  den  sterblichen; 
nicht  den  Sfinger  darfst  du  anklagen,  der  immer  das  neueste  Lied  singt, 
als  welches  den  Hörern  am  meisten  gefallt.  Daher  bezwinge  deine 
Wehmut.  Es  sind  ja  auszer  dem  Odysseus  noch  viele  andere  Minner 
ongekommen.'  Erstaunt  über  diese  Worte  ihres  Sohnes  steigt  Pene- 
lope wieder  auf  den  Söller  und  beweint  den  Odysseus,  bis  Athene 
Schlaf  auf  ihre  Lider  senkt.  Den  Freiern  aber  war  durch  ihre  Anmut 
das  Herz  zu  Liebe  entzündet.  Sie  erbeben  jetzt  einen  solchen  LSrm, 
dasz  Telemacbos  sie  mit  harten  Worten  anllszt  und  erkldrt,  er  werde 
vor  einer  Versammlung  aller  Achaeer  am  morgenden  Tage  jedem  be* 
fehlen  an  seinen  Herd  zurückzugehen.  Er  wolle  nicht  seine  Habe  von 
fremden  so  verzehren  lassen.  Die  Götter  rufe  er  zu  Zeugen  an.  An« 
tiaooa  wfinscht,  der  kühne  Jüngling  möge  nie  König  von  Ithaka  wer- 
den. Enrymachos  aber  versichert,  dasz  niemand  ihm  seine  Habe  ent- 
reiszen  solle,  mit  lügnerischen  Worten.  Dann  fragt  er  nach,  wer  der 
fremde  gewesen  sei,  welcher  so  schnell  sich  wieder  entfernt  habe, 
nnd  was  er  denn  gewollt ,  ob  er  vielleicht  von  des  Odysseus  Rück- 
kehr etwas  berichtet.  Telemacbos  antwortet,  um  Nachrichten  über 
Odysseus  Rückkehr  kümmere  er  sich  gar  nicht  mehr.  Der  fremde 
sei  Mentes,  König  der  Taphier,  gewesen;  im  Herzen  meinte  er  die 
Göttin.  Die  Freier  wenden  sich  jetzt  wieder  zu  Tanz  und  Gesang 
bis  zum  Abend.  Nach  Untergang  der  Sonne  gehen  sie  nach  Haus  und 
so  Bett;  und  auch  Telemacbos  begibt  sich  zu  Bett  und  denkt  der 
Zukunft. 

J»hrb.  f.  class.  Philol.    Sappl.  Bd.  lU  Hft.  2.  12 


166  P.  D.  Cb.  Hennings:  über  die  Telemachie^ 

Und  hier  ist  wol  wieder  ein  Abscbniil  der  Erelhlnng.  Diesen 
Slfick  ist  kurs  und  sebr  fleissig  im  Philologus  ¥111*8.  1  ff.  krilisiert 
von  F.  Heister,  indem  er  nachweist  dass  es  grossentheils  ans  wie- 
derholten ,  nqd  swar  aas  unpassend  wiederholten  Versen  besieht.  Ea 
musz  von  einem  wenig  geschickten  Rhapsoden  yerfaszl  sein. 

Zuerst  ist  es  ganz  gegen  die  homerische  Auffassnng  von  den 
Hause  des  Odysseus ,  dass.Penelope  auf  dem  Söller  gehört  haben  soll, 
was  Phemios  im  Minnersaale  sang.  Mehr  als  öinmal  wird  in  der  Odys- 
see ersählt,  dasz  sie  von  dort  hinabsteigt  und  sich  in  den  Minnersaal 
begibt;  <p  5  (=  o  330)  bat  Athene  sie  bewogen  des  Odysseus  Bogen 
den  Freiern  zum  wettschieszeu  zu  geben.  Dort  stellt  sie  sieh  wie  hier 
neben  den  Thfirpfosten,  das  Gesicht  mit  einem  Sohleier  verballt  (97  63 — 
66  =  o  332 — 335),  von  zwei  Migden  begleitet.  Bin  andermal  (tf  158) 
V'ird  sie  von  der  Athene  bewogen  die  Freier  zur  Liebe  za  entflammen. 
Auch  dort  steigt  sie  mit  zwei  Migden  vom  Söller  hinab  (a  330 — 335 
=r  a  205 — 210),  weil  sie  es  n|c4it  wagt  allein  vor  ihnen  sa  erscheinen 
(<T  148) ;  und  den  Freiern  wird  auch  sogleich  das  Hers  zu  Liebe  ent- 
zündet (<J  213  =  o  366,  wo  dieser  Vers  hinterherhinkt).  Endlicls 
n  409  (T.  steigt  sie  vom  Oberstock  hinanter,  weil  sie  von  Medon  ge- 
hört hat  dasz  die  Freier  ihrem  Sohne  nach  dem  Leben  trachten,  um 
dem  Antinoos  seine  Schlechtigkeit  vorzuhalten.  Einmal  wird  erzählt, 
dasz  sie  gehört  habe^  was  im  Minnersaale  geschah  q  492  ff.;  aber  dort 
ist  sie  nicht  oben ,  sondern  unten  im  Hause ,  nicht  weit  von  der  Thar 
des  Männersaales.  Also  dasz  Penelope  in  irgend  einer  Absicht  vom 
Söller  hinab  und  zu  den  Freiern  kommt,  damit  beginnen  mehrere  filtere 
Lieder  der  Odyssee;  dasz  sie  dort  hören  kann,  was  im  Minnersaale 
gesagt  wird,  ist  höchst  unwahrscheinlich.  Mithin  hat  der  Verfasser 
dieser  Interpolation,  die  wir  jetzt  behandeln,  in  dem  Anfang  derselben 
die  Erzählung  ilterer  Lieder  nicht  geschickt  nachgeahmt.  Dann  mis* 
fällt  es  auch,  dasz  Telemachos  hier  seiner  Mutter  unertrfigliehea  zn 
erfragen  befiehlt,  da  er  doch  sich  sonst  durch  die  gröste  Liebe  zu  sei- 
nen Eltern  auszeichnet.  Forner  sind  a  360 — 364  ans  q>  354 — 356  ent- 
nommen. Die  beiden  letzten  Verse  finden  sich  anch  am  Schlusz  von  t 
und  enf  Schlusz  des  Stückes  9r  409 — 451.  —  Das  folgende  ist  durch 
V.  365  nur  locker  mit  dem  vorhergehenden  verbunden;  dennoch  scheint 
mir  nicht  mit  diesem  Vers  eine  neue  Erzählung  zu  beginnen,  wie  ^  360. 
ß  768 ;  sondern  die  Freier  machen  Lärm ,  weil  die  von  allen  geliebte 
Penelope  durch  Telemachos  harte  Worte  aus  dem  Saal  vertrieben  ist. 
Und  hieran  knüpft  nun  der  Interpolator  einen  Tadel  der  Freier,  wie  er 
ähnlich  auch  in  älteren  Liedern  sich  fand  ((S  399  =  te  365.  <r  410.  411 
=  a  381.  382;  t;  268-270  =  a  281—283).  Der  Interpolator  konnte 
aber  gerade  hierzu  sich  berechtigt  glauben,  weil  Telemachos  Mut  durch 
die  Ermahnung  der  Göttin  gehoben  war  (a  321).  Aber  wieder  hat  er 
sich  die  Sache  zu  leicht  gemacht,  indem  er  fi'emde  Verse  benutzen 
wollte  (a  374 — 380  =  ß  139 — 145)  und  sich  darauf  beschränkte  eine 
grnnd-  und  folgenlose  Ankündigung  der  morgenden  Versammlung  so 
geben.   *  Welchen  Sinn  hat  es'  sagt  Meister  a.  0.  S.  2  Vena  Tele- 


P.  D.  dl.  Beimiiigs:  über  die  Telemacliie.  167 

mehos  jetit ,  wo  er  tum  heitern  Gennsz  auffordert,  selbst  einen  söU 
eben  Zündstoff  in  die  GemOter  wirft?  Und  weiter,  betrachten  wir  nur, 
wie  gans  nngeschickt  gerade  diese  Verse  aas  der  Schilderung  des 
sweiten  Baohes  herausgegriffen  sind.    Telemacbos  ist  dort  Kiemlich 
miasig  und  zurackbaltend ;  er  bittet  die  Freier  sein  Hab  und  Gul 
fortao  SU  schonen  j9  68  ff.    Erst  als  ihn  Antinöos  gereizt  und  auf  das 
bestianmteste  erklärt  bat ,  dasz  sie  alle  nicht  eher  gehen  würden ,  alo 
bis  Penolope  einen  von  ihnen  geheiratet  habe,  erst  als  jener  verlangl 
dass  er  seine  Nutter  aus  dem  Hause  stoszen  solle:  erst  da  fordert  To- 
ienaehos  die  Freier  bestimmt  auf  seinen  Palast  zu  verlassen  und  wOnsehl 
auf  sie  den  Fluch  der  Götter  herab.    Dort  also  sind  die  Verse  ganz  in 
Ordnung,  hier  kommen  sie  wie  ein  Blitz  ans  heiterem  Himmel.'   Der 
Dichter ,  von  dem  ß  1S9 — 14d  ihren  Ursprung  haben ,  hfitte  sicherlich, 
wenn  er  die  Interpolation  a  324  oder  325 — 427  kannte,  jene  Verse 
nicht  anverändert  in  sein  Lied  berObergenommen.   Weder  die  Freier 
noch  Telemacbos  läszt  er  sich  der  Unterredung  in  a  erinnern.    Ihm 
mdssen  die  Verse  a  325 — 427  unbekannt  gewesen  sein.    Also  haben 
sie  auch  einen  andern,  und  zwar  spfiteren  Verfasser  als  den,  welcher 
die  Telemacbie  gedichtet  bat,  deren  einzelne  vier  Lieder  vollkommen 
in  sich  zusammenhingen  und  mit  einander  abereinstimmen.  —  Es  foU 
gen  auf  Telemachos  Worte  zwei  aus  <r  410  f.  (oder  v  268  ff.)  genom- 
mene Verse  (a  381  f.).  —  V.  414  haben  die  Hss.  iyyBUrig  hi  nsidth 
fuii :  ytil^tc^at  aber  bedeutet  sonst  nie  bei  Homer  ^glauben' ;  onge-» 
fihr  ao  viel  wie  *itberxeugt  sein'  beiszt  es  an  zwei  Stellen  S  154  und 
«  192,  aber  ohne  einen  Dativ  der  Person  zu  regieren;  an  mehr  als  70 
Stelleo  mdssen  wir  es  mit  ^gehorchen,  folgen'  fiberselzea.    inmU* 
9t6^€U  beiszt  allerdings  einmal  *auf  etwas  vertrauen'  36b.    Soll  man 
aber  die  Überlieferte  Lesart  ändern?  —  Dann  das  iItco^bv  iX^o$  ist 
entweder  auf  ayyaUri  zu  beziehen  oder  auf  den  Odysseus.    Ich  möchte 
das  erslere  vorziehen,  weil  es  leichter  und  einfacher  ist  (vgl.  |  374). 
—  Die  neueren  Herausgeber  sind  in  der  Erklärung  dieser  Stelle  ver* 
sehiedene  Wege  gegangen.    Povelsen  und  Ameis  ändern  die  Oberlie- 
ferte Lesart  wegen  des  abweichenden  Sprachgebrauchs  in   ovr'  ovv 
ayytlCrig  hl  luv^ofiat  (wie  es  ß  255  beiszt  ayysXicimv  nzvcnui  slv 
^I^fttXfj).  Aber  dann  kommt  ein  fremdartiger  Sinn  in  diese  Stelle  hinein, 
worauf  mich  Hr.  Prof.  G.  Curtins  anfmerkssm  machte,  als  zufällig  das 
Gespräch  unter  uns  auf  jene  Conjectur  kam.    Denn  Telemachos  kann 
nichl  behaupten ,  dasz  er  keine  Nachriebt  aber  Odysseus  bekomme,  da 
doch  öfter  umherschweifende  Männer  erdichtetes  von  seiner  Heimkehr 
erzählten ;  sondern  er  will  nur  sagen ,  dasz  er  selber  auf  solche  Nach- 
richten, wie  sie  ihm  wol  zu  Ohren  kämen,  nicbls^mehr  gebe,  ebenso 
wenig  wie  auf  eitle  Wahrsagungen;  Geschwätz  kömmere  ihn  nichr. 
Nan  wird  allerdings  der  Plural  ayyEÜigg  wol  in  den  Singular  zu  ver^ 
äadern  sein,  weil  Ik^t  sich  darauf  bezieht  und  auch  im  folgenden 
Satz  ein  Singular  ^eoTtgonlrig  entspricht.   Wir  lesen  also  weder  ayys- 
lirig  ^^^  mi^O(iai  noch  ayysUtjg  hi  nsv^ofiat  noch  ayysXlri  iiumi- 
^ofiaty  sondern  mit  Bekker  und  Faesi  ayyeXly  hi  nBl&Ofucti,  nsl^sö^ai 

12* 


168  P.  D.  Cb.  Henbiifs:  aber  die  Telenacbie« 

hat  eben  wirklieb  an  dieser  Stelle  eine  vom  ionsiigen  bomerieelieii 
Spraobgebrauch  abweicbende  Bedentong.;  und  daraas  folgl  wiederam 
dasz  hier  ein  anderer  und  späterer  Dichter  oder  Rhapsode  spricht, 
nicht  ein  homerischer  der  alten  guten  Zeit,  nicht  derjenige  der  das 
erste  und  zweite  Lied  der  Odyssee  gedichtet  hat.  Auch  darin  stimafti 
a  414  nicht  mit  der  echten  Erzfihlung  des  ersten  Boches,  dast  Tele- 
machos  dort  gegen  Nachrichten  aber  das  Leben  seines  Vaters  mit 
nichten  gleichgOltig  ist.  Er  will  ja  selbst  die  Reise  nach  Sparta  an- 
treten, um  seines  Vaters  Schicksale  zu  erforschen  (a  444).  Waram  er 
den  Freiern  hlitte  verheimlichen  sollen,  was  er  über  den  Rath  des 
Mentes  dachte,  sehe  ich  nicht  ein,  Kumal  da  er  weder  fireundschaftUche 
CSesinnung  noch  Furcht  den  Freiem  gegenaber  zeigt.  —  Die  Verse 
a  421 — 423  sind  aus  c  304 — 306  wiederholt,  und  a  370.  371  aus  i  3. 4. 
Also  mnsz  der  Verfasser  der  Interpolation  a  32S— -427  nach  Selon  ge- 
lebt haben ,  wenn  wir  anders  richtig  die  Einleitung  von  i  oben  einem 
Rhapsoden  der  solonischen  Zeit  zugeschrieben  haben. 
«  424  =  ^  606.  9^  68.  i?  229.  v  17. 

a  426  ist  so  seltsam,  dasz  auch  er  nur  aus  £  6  entlehnt  sein  wird. 
Die  Interpolation  schlieszt  mit  a  427.  Denn  da  V.  422  u.  423  durch 
eine  gewisse  Assonanz  der  Buchstaben  zusammenbfingen  und  dem 
Sinne  nach  nicht  auseinauderfallen ,  so  liszt  sich  kein  anderer  Schluss 
finden  als  entweder  u  427  oder  444.  Aber  die  Verse  428 — 444  wür- 
"  den  nur  dazu  dienen  deti  Vers  427  weitlfiuftiger  zu  umschreiben.  Des- 
halb halte  ich  dies  letzte  Stack  für  den  echten  Schlnsz  des  Liedes  er, 
da  der  Faden  der  Erzählung  doch  bis  zum  Abend  des  Tages  ausge- 
dehnt sein  wird.  Freilich  ist  zwischen  a  323  oder  324  und  428  eine 
Lflcke,  und  es  Ifiszt  sich  nicht  einmal  finden,  was  in  dieser  LOoke  ge- 
standen haben  mag.  Aber  ich  wOste  doch  auch  nichts  gegen  die  Echt- 
heit der  Verse  «  428.  429.  436 — 444  anzufahren. 

Die  Verse  «  430-^435  nehme  ich  aus;  diese  sind  offenbar  spiter 
interpoliert.  Dies  sieht  man  aus  drei  Umstanden.  Erstens  ist  am 
Schlnsz  der  Interpolation,  damit  die  Erzählung  durchaus  nicht  unter- 
brochen scheine,  derselbe  Satz  wiederholt,  an  den  sich  V.  436  an- 
sohlieszen  warde,  wenn  die  eingeschobenen  Verse  fehlten  (^ofaft* 
al^oiihag  öatöug  tpi^e).  Aber  darauf  folgt  doch  noch  erst  wieder 
etwas  allgemeineres  (xo/  I  ftaXtCxa  i^mtmu  fptXis^ne  xal  hifefpi  vvr- 
^ov  iovra),  was  der  Verbindung  störend  in  den  Weg  tritt.  Zweitens 
ist  a  430  wiederholt  aus  o  483.  Drittens  endlich  ist  das  Snbject  zn 
äi^iv  Telemachos  selbst.  Dieses  ergänzt  sich  aber  viel  leichter,  wenn 
die  Verse  430—435  fehlen. 

Es  gehören  also  nach  meiner  Ansicht  zum  ersten  Lied  der  Tele- 
machie  die  Verse  «  .  .  103  —  134.  136 — 138.  141 — 170.  474—184. 
187—237.  239—276.  279—323  (oder  324)  ...  428.  429.  436 — 144. 
In  den  letzten  Versen  wird  erzählt,  dasz  Telemachos  sich  au  Bett  be- 
gibt und  die  ganze  Nacht  aber  die  von  der  Athene  ihm  angerathene 
Reise  nachdenkt. 


F.  D.  Cb.  Hennings:  Aber  die  Telemachie.  169 

Dm  iweite  Lied  der  Telemachie. 

f  19.  Dieses  ist  viel  weniger  als  das  erste  diircb  Interpolationen 
eoUtellt.  Es  xeicbnet  sich  darch  einfachen  nnd  durchsichtigen  Stil  ans» 
Der  Inhalt  ist  dieser : 

Am  frühen  Morgen  des  folgenden  Tages  (s.  ß26li)  befiehlt  Tele- 
Dsebos  den  Herolden  das  Volk  za  einer  VersanHnlang  susammensa- 
nfen.  Athene  hatte  ihrem  Günstling  Anmut  nm  Haupt  nnd  Schultern 
grossen.  Vor  dem  Volke  erhebt  zuerst  der  alte  Aegyptios  seine 
Stinaie  nnd  lobt  den,  welcher  seit  des  Odysseus  Abwesenheit  zum 
ersten  Mal  die  Ilhakesier  versammelt  habe.  Getrost  bekennt  Tele- 
nacbos,  er  habe  es  nicht  des  allgemeinen  Besten  wegen  gethan,  son- 
dern in  seiner  eignen  Privatangelegenheit.  *Von  einem  doppelten 
Leid'  sagt  er  *bin  ich  bedrflckl;  meinen  Vater  habe  ich  verloren,  der 
eoch  ein  milder  König  war,  nnd  mein  Vermögen  wird  in  kurzer  Zeit 
•ofgesehrt  sein  von  den  Söhnen  der  vornehmsten  Leute,  die  hier  an- 
wesend sind.  Indem  sie  meine  Mutter  gegen  ihren  Willen  zur  Gattin 
begehren,  werben  sie  nicht  um  sie  bei  ihrem  Vater  Ikarios,  wie  es 
sieh  ziemte,  sondern  in  meinem  Hause  schmausen  sie  Tag  für  Tag  von 
den  neinigen.  Diese  Unbilligkeit  kann  ich  allein  weder  verhindern 
Doch  ertragen.  Schmählich  schwindet  dahin  mein  vfiterlichea  Gut. 
Sehint  euch  doch  solches  thuns,  scheut  das  Urteil  der  umwohnenden 
Hinaer  nnd  furchtet  den  Zorn  der  Götter.  Beim  olympischen  ^ens 
nd  bei  der  Themis  beschwöre  ich  euch ,  steht  ab  von  solcher  Unbill. 
Oder  denkt  ihr  vielleicht  ein  von  Odysseus  euch  angethanes  Unrecht 
la  riehen,  indem  ihr  diese  Männer  in  ihrer  Schlechtigkeit  bestärkt? 
Mir  wire  es  noch  lieber,  wenn  ihr  selbst  meine  Habe  verzehrtet;  denn 
▼on  euch  würde  ich  wenigstens  Entgelt  des  zugefügten  Schadens  er- 
langen.' Mit  diesen  Worten  warf  er  sein  Scepter  zur  Erde.  Thränen- 
gliniten  in  seinem  Auge ,  nnd  alle  die  ihn  sahen  wurden  von  Mitleid 
ergriffen.  Nur  Antinoos  wagte  es  ihm  zu  widersprechen:  ^ungerecht 
hast  du  uns  Schande  aufzubürden  gesucht,  o  Telemachos.  Nicht  die 
Freier  klage  an,  sondern  deine  Mutter,  welche  mit  Hinterlist  drei 
Jahre  lang  die  Achaeer  hingehalten  hat.  Erst  im  vierten  Jahre  hat 
US  eine  von  ihren  Mägden  verrathen ,  dasz  sie  in  der  Nacht  jedesmal 
▼Ott  dem  Leichengewand  des  Lairtes  was  am  Tage  von  ihr  gewebt 
var  selbst  wieder  aufgetrennt  habe.  Und  da  hat  sie  es  nun  im  vierten 
Jahre  endlich  vollenden  müssen.  Weil  sie  nun  selbst  versprochen  hat 
•ach  Voltendung  dieser  Arbeit  einen  ans  unserer  Mitte  zu  heiraten ,  so 
antworten  dir  die  Freier :  es  ist  deine  Pflicht  deine  Mutler  zu  ihrem  Vater 
sarQckzusenden  und  ihr  zu  befehlen ,  dasz  sie  denjenigen  von  uns  hei- 
rate, der  ihr  nnd  ihrem  Vater  am  meisten  gefällt.  Wir  weichen  nicht 
ans  deinem  Palast,  als  bis  Penelope  ihren  harten  Sinn  gewandelt.' 
Voll  Unwillen  verwirft  Telemachos  die  Zumutung  seine  Mutter*,  die 
ihn  geboren  nnd  erzogen ,  wider  ihren  Willen  aus  dem  Hause  zu 
•losien.  *So  zehrt  denn'  ruft  er  aus  *von  meiner  Habe,  wenn  keine 
Sdian  mehr  in  euch  ist.  Ich  will  die  unsterbnchen  Götter  anflehen. 


170  P.  D.  Ch.  HeDDiDga:  abev  die  Teiemacbie. 

dasz  sie  eure  Ungerechtigkeit  strafen,  wie  sichs  gebohrt.'    Seioea 
Worten  sendet  Zens  ein  gAnstiges  Wahrreichen  yom  Himmel,  and  der 
Greis  Ualilherses,  der  Mastoride,  weissagt  sogleich  aus  dem  Flog  der 
Adler  den  Freiern  ein  schleuniges  Verderben ,  die  baldige  Ankunft  des 
Odyssens.   Er  warnt  deshalb  die  Freier  vor  der  Fortsetsung  ihres  m- 
gerechten  thuns.  Es  werde  genau  so  eintreffen ,  wie  er  es  dena  Odys- 
seus  vor  seinem  Weggang  von  Ithaka  prophezeit  habe,  dasK  er  Mioh 
awauzig  Jahren  unerkannt  sein  Vaterland  wiedersehen  werde.    Aber 
deu  Greis  verspottet  Enrymachos  mit  so  bittern  und  drohenden  Wor- 
ten ,  dasz  niemand  sonst  von  den  Ilhakesiern  es  wagt  den  Telemachos 
gegen  die  unverschämten  Verschworenen  zu  vertheidigen.  Zugleich  er- 
neuert er  mit  wo  möglich  noch  frecheren  Worten  des  Antinoos  Vor- 
schlag in  Betreff  der  Penelope.    Da  Telemachos  also  diese  Sache  ver- 
loren sieht,  so  verschmäht  er  es  hierüber  noch  einmal  zu  sprechen  and 
wendet  sich  zu  dem  zweiten,  das  Athene  ihm  gerathen  hatte  im  ersten 
Liede,  nemlich  zu  der  Reise  nach  Pylos.   Er  bittet  die  Achaeer  ihm 
ein  Schiff  und  zwanzig  Gefährten  zu  geben.    Jetzt  endlich  erhebt  sieh 
.einer  von  den  alten  Freunden  des  Odyssens,  Mentor  mit  Namen,  und 
wirft  dem  versammelten  Volke  seine  Undankbarkeit  vor  gegen  den  ver- 
schollenen Odysseus,  der  ihnen  einst  ein  so  gQligtfr  König  gewesen; 
und  nun  erhebe  sich  keiner  ans  der  >Menge  gegen  die  wenigen  Freier. 
Mentor  erreicht  nichts ,  als  dasz  Leiokritos  der  Euenoride  ihn  sohmftht 
und  rühmend  die  Zahl  der  Freier  erhebt,  deren  so  viele  seien ,  dasz 
auch  Odysseus,  wenn  er  denn  heimkehrte  und  sie  zu  vertreiben  ver- 
suchte, dem  augenblicklichen  Tode  nicht  würde  entrinnen  können.  Und 
dann  beGehlt  er  der  Menge  nach  Hause  zu  gehen.   *Dem  da'  sagt  er 
auf  Telemachos  weisend  Verden  schon  seine  väterlichen  Gastfrenode 
Mentor  und  Ualitherses  ein  Schiff  ausrüsten.'   So  zerstreuen  sich  denn 
die  übrigen  Ithakesier ;  die  Freier  aber  begeben  sieh  in  den  Falaal  des 
göttlichen  Odysseus.  Fast  trostlos  geht  Telemachos  an  das  Meeresufer 
und  fleht  zu  Athene  um  Hülfe,  da  die  Freier  alle  seine  Pläne  vereitelt. 
Athene  erscheint  ihm  in  Gestalt  des  Mentor,  spricht  ihm  Mut  ein  und 
verspricht  ihm  noch  den  nemliohen  Tag  ein  schnelles  Schiff  und  zwan- 
zig Gefährten  zu  verschaffen  und  ihn  selbst  auf  der  Reise  zu  begleiten. 
Dann  kehrt  der  Jüngling  nach  Hause  zurück,  um  seiner  Amme  Eury- 
kleia  zu  befehlen,  dasz  sie  zum  Abend  Mundvorrat  und  W^n  für  seine 
Genossen  bereit  halte.    Antinoos  will  ihn  aufhalten,  er  solle  nur  in 
gewohnter  Weise  mit  ihnen  essen  und  trinken.    Allein  Telemaobos 
weist  die  ihm  dargebotene  Hand  zurück  und  eröffnet  den  Freierp  mit 
drohenden  Worten,  dasz  er  trotz  ihrer  seine  Reise  auf  fremdem  Schiffe 
antreten  werde.    Das  hatten  sie  nicht  gedacht ,  dasz  es  ihm  gelingen 
würde.    Theils  fürchten  sie  jetzt,  dasz  ihnen  diese  Reise  zum  Ver- 
derben ausschlagen  werde,  indem  Telemachos  sich  vielleicht  Hülfe 
hole  aus  Pylos   oder  Sparta  oder  Gift  aus  Ephyra;  theils  hoffen  sie 
auch  dasz  er  auf  dem  Meere   umkommen  werde.    Telemachos  war 
unterdes  mit  der  Eurykleia  in  seinea  Vaters  Vorratskammer  hinnnter- 
gestiegen  und  befiehlt  ihr  zwölf  Krüge  mit  Wein  und  zwanzig  Sehläuobe 


F.  D.  Ck.  UeDBiin:  aber  die  Telenadiie.  171 


Bil  Mehl  KD  nilen.  Necb  SoDeeoaBlergenff  werde  er  den  Vorral  in 
EBpfaog  Behnen,  wenn  seine  Mutier  des  Schlafes  piege.  Nach  Pylos 
«td  Sparta  wolle  er  zn  Schiff  und  sich  nach  deia  Geschick  seines 
Vaie»  erkundigen.  Die  besorgte  Alte,  welche  ihn  beschwört  sich 
doeh  nicht  dem  Meere  anzuvertrauen  und  ihn  vor  den  Nachstellungen 
der  Freier  warnt,  verpflichtet  er  durch  einen  Eid,  seiner  Matter  vor 
den  elften  oder  zwölften  Tage  nichts  von  der  Reise  zu  sagen,  wenn 
sie  nicht  selbst  nachfrage.  Die  Schaffnerin  gehorcht.  Telemacbos 
miaciit  sich  wieder  unter  die  Freier.  Doch  alsobald  werden  diese  von 
der  Athene  eingeschläfert  und  entfernen  sich.  Die  Göttin  ruft  den 
Teleauehos,  natürlich  wieder  in  Gestalt  des  Mentor,  aus  dem  Gemach 
heraas  and  fahrt  ihn  nach  dem  Schiff^  wo  zwanzig  Gefährten  seiner 
harren.  Diese  holen  den  Wein  und  das  Mehl  aus  des  Odysseus  Hause. 
Sie  schiffen  sich  ein,  und  mit  günstigem  Winde  durchschneidet  das 
Schiff  in  der  Macht  die  Meerfiut. 

%  20.  Als  unecht  habe  ich  ausgeworfen  die  Verse  17 — 24.  191. 
214—333.  266.366.  374--380.  306— 30&  316.  317.  323.  383—393.  401. 

Die  Verse  17 — ^34  können  fehlen.  Sie  enthalten  eine  Nachahmung 
von  m  423  ff. ;  und  diese  Verse  sind ,  wie  das  ganze  Stück  von  dem 
Kriege  zwischen  Odysseos  und  den  Ithakesiern  sicherlich  jünger  als 
die  echten  Verse  der  Telemachie: 

toSöw  d'  EüTtMiig  UV«  O'  ütotro  %al  ftfrmffcv  - 
fuudog  yaQ  of  aXaoxov  ivl  q>Qi0l  niv^og  IkhxOj 
IdwwooVf  Tov  n^mov  ivi^Qavo  düog  ^OdviSMg. 
tov  o  yi  SuKffvxiwv  iyoQiqatno  xal  (Utieifdv. 
Die  Rede,  welche  diesen  Worten  folgt,  zeigt  wirklich  das  erbitterte 
Gemat  des  Enpeithes.   Es  ist  aber  upsinnig,  wenn  ß  17 — 24  ähnliches 
von  Aegyptios  erzählt  wird,  weil  dieser  in  Wirklichkeit  mit  keinem 
Wort  eine  trfibe  Stimmung  verräth«   Es  kann  also  unmöglich  von  ihm 
heiazea:  rov  o  yB  dun(fvximv  iyo(fi^ctxo  %xX,    Er  wird  ja  doch  nicht 
geweint  haben,  wie  alte  Weiber  zuweilen  thun,  wenn  etwas  feierliches 
sieh  ereignet 

V.  191  scheint  hier  interpoliert  zu  sein  aus  A  562  (s.  Nitzschs  Anm.). 

Die  Verse  205 — ^207  soll  Aristophanes  athetiert  haben ,  weil  die 
Bedentnng,  welche  a^erif  hier  habe,  nur  bei  späteren  Dichtern  sich 
finde.  Aber  a^n^q  wird  hier  ganz  ähnlich  gebraucht  wie  a  351  •  Dasz 
ein  doppelter  Accusi^tiv  von  dioTQlßsiv  abhängt,  dürfte  nicht  anstöszig 
smn.  Und  V.  206  erkennt  wenigstens  schon  Antisthenes  als  homerisch 
an  (s.  Schol.  zu  1 311). 

Die  Verse  314 — 333  sind  mit  Diplen  verschen  in  dem  codex  (H) 
Veaetos  der  Mareiana  Nr.  613.  Der  Schreiber  dieser  unserer  ältesten 
Hs.  der  Odyssee  hat  die  kritischen  Zeichen  nachlässig  unter  einander 
vertanscht.  Noch  an  zwölf  Stellen,  wenn  mir  keine  bei  Dindorf  ent- 
gangen ist ,  sind  kritische  Zeichen  in  derselben  angewandt :  ß  214 — 
223.  y  333—338.  y  344-346.  ff  351—268.  X  435—443.  (i  375—389 
(wo  374  und  380  auch  zu  bezeichnen  waren),  v  430—433.  g  160—164 
(wo  SlemchcA  statt  der  Obeli  gesetzt  sind  und  auch  158.  169  mit  einem 


172  P.  D.  Ch.  HeoDings:  aber  die  Teleaaeliie. 

Obelos  beEeichnet  werden  mnsten).  1 174 — 184.  |  503 — 606  (wo  i« 
AmbrosiaDas  Q  nar  tu  504 — ^506  Obeli  sind),  o  78—85.  n  347.  349. 
250.  251  (wo  die  Obeli  vielleicht  fQr  Sternchen  gesellt  sind  und  di^ 
selbe  Zeichen  bei  mehreren  Versen  fehlt,  die  es  auch  haben  mftsteo). 
Um  das  Verzeichnis  der  Stellen  der  Odyssee ,  die  noch  in  nnsern  Hs«. 
mit  den  kritischen  Zeichen  der  alexandrinischen  Grammatiker  vertehea 
sind,  Tollstindig  tn  machen,  will  ich  noch  erwähnen  dasx  nach  im  Vin- 
dobonensis  Nr.  133  Sternchdn  bei  t4 — 12  (V.  13  sollte  auch  damit 
bezeichnet  sein)  und  in  Q  Obeli  bei  i  33  —  35  gesetzt  sind,  wahrend 
Tielleicht  »  29 — 36  alle  dasselbe  Zeichen  haben  sollten.  —  Nun  ist  es 
sicher,  dass  bei  /3  214 — 223  Aristarch  wenigstens  Sternchen  geseUt 
hat ,  um  zu  bezeichnen  dasz  diese  Verse  anch  schon  im  ersten  Buche 
Torkommen.  Damm  kann  er  aber  doch  auch  noch  Diplen  oder  Obeli 
gesetzt  haben.  Da  der  Schreiber  von  M  aach  sonst  nachlissig  gewe* 
sen  ist  in  den  kritischen  Zeichen ,  so  kann  er  anch  hier  Diplen  and 
Obeli  vertauscht  haben.  Auch  Cobet  hält  die  Verse  ß2H — 223  für 
verdfichtig;  ich  zweifle  nicht  dasz  Aristarch  sie  mit  Strichen  and 
Sternchen  ( — •^)  versehen  hat,  um  zu  bezeichnen  dasz  sie  hier  an- 
echt sind,  echt  dagegen  a  281 — 283.  287^—292.  Dasz  in  nnsern  Sche- 
uen hierüber  nichts  gesagt  wird,  ist  kein  Grund  diese  Annahme  zu 
bestreiten ,  da  sie  bekanntlich  sehr  mangelhaft  excerpiert  und  linken- 
hafl  überliefert  sind ,  wie  denn  auch  Aristarchs  Atbetese  von  |  174 — 
184  allein  ans  den  kritischen  Zeichen  in  M  feststeht.  An  sich  ist  es 
freilich  nicht  unzulässig,  dass  dieselben  Verse  in  verschiedenen  Lie- 
dern sich  wiederholen,  namentlich  wo  wie  hier  gewissermassen  nnr 
ein  empfangener  Auftrag  wörtlich  ausgerichtet  wird.  Allein  deshalb 
können  die  Verse  214 — 223  hier  nicht  echt  sein,  weil  die  Freier 
V.  325  —  330  es  gar  nicht  zu  wissen  scheinen,  weder  wohin  die  Reise 
des  Telemachos  gehen  soll,  noch  in  welcher  Absicht  sie  unternomMen 
wird.  Und  dasz  sie  dies  nicht  wissen ,  musz  auch  Aristarch  angenom* 
men  haben  nach  dem  Schol.  EM  zu  ß  335 :  47  uaXu]  ßsßdtumtui  Tcrvra 
xa  iTtfi  xov  fi^  BlQ^ad'ai  vno  Ttjlsiiaxov  Tovg  ngo'q^st'qiiivovg  Czln 
%W}q  . . .  316.  317  . .  •  inof^avvxtg  yaQ  kfyovaiv  mri  ^laka  Tqkifiaxog*^ 
ov»  av  oTCOQiicavTeg  ot  TCQoaxriiiootsg,  Leiokriios  freilich  weiss  es 
nach  der  jetzigen  Erzählung  j9  255  f. ,  in  welcher  Absicht  Telemachos 
ein  Schiff  verlangt,  und  Antinoos  ß  306 — 306 ,  dasz  er  nach  Pylos  rei- 
sen wird.  Aber  diese  fünf  Verse  ß  255  f.  und  306 — ^306  können  ebenso 
wie  214 — 223  fehlen,  ohne  dasz  der  Znsammenhang  irgend  unterbro* 
chen  wird.   Dagegen  ß  325 — 330  können  nicht  fehlen. 

Telemachos  laszt  ß  209  den  ersten  Antrag,  den  er  gestellt,  gfinz- 
lieh  fallen ,  weil  doch  gegen  die  rohe  Gewalt  keine  Ueberlegnng  gilt, 
und  geht  scheinbar  auf  etwas  ganz  neues  ein,  das  in  keiner  Verbindung 
mit  dem  Uebermut  der  Freier  zu  stehen  scheint : 

vovra  ahv  ovx  Vfiiag  Su  XüSifofiai  ovi*  ayoffevfo* 

i^dri  ya(f  %a  l0a<Si  ß'eol  xal  navrsg  ^A%awL 

iXV  aye  fioi  dova  i/i}«  ^o^v  xal  eikotf'  httlffovg^ 


P.  P.  Ck  Heliuogs:  über  die  Telemadii«*  173 

Er  branclile  dis  Sehiff  to  einer  Faliri  ond  selbst  batte  er  keins;  w»» 
roM  sollte  er  vorher  von  dem  nOtziichen  Gebrauch  Rechenschaft  ab- 
legen? Gerade  deswegen  ^  weil  er  jetst  eine  zweite  Bitte  ans  Volk 
gebraehi  hat,  die  mit  der  Anklage  and  den  Gegenforderungen  der 
Freier  keinen  Zosammenhang  kü  haben  scheint,  erhebt  sich  sogleich 
M^itor  Toll  Entrflstong ,  dasz  die  gerechte  Sache  des  Telemachos  ab- 
gelhaii  sein  soll ,  ohne  dasz  das  Volk  sie  gebilligt.  Ueber  die  Reise 
schweigt  er  ebenso  wie  Leiokritos.  Gleichwol  durfte  keiner  von  bei- 
den, wenn  es  öffentlich  ausgesprochen  war,  warum  Telemachos  ein 
Schiff  ond  zwanzig  Gefährten  gefordert,  aber  den  Grund  und  Anlasz 
der  Reise  schweigen.  Mentor  hätte  sie  loben  mQssen  als  einen  neuen 
Ausweg,  den  Streit  mit  den  Freiern  gatlich  beizulegen ;  Leiokritos  hätte 
des  Janglings  gespottet,  dasz  er  vergeblich  Zeit  und  Mühe  verschwende, 
da  sein  Vater  lange  todt  sei.  Da  dies  nicht  der  Fall  ist ,  so  halte  ich 
/?214 — 233.  255.  236  und  306—308  far  spätem  Zusatz  eines  Rhap- 
soden. 

Die  Verse  ß  274  —280  enthalten  nur  das  Geschwätz  eines  red- 
seligen Rhapsoden,  weloh.es  kein  verständiger  fftr  homerisch  ausge- 
ben wird. 

Die  Verse  ß  316.  317  sind  nach  dem  Schol.  EM  zu  ß  335  von  Aris- 
tarch  verworfen  (s.  oben).  Abgesehen  hiervon  ist  es  auch  nicht  ein- 
mal wahr,  was  im  Schol.  £S  zu  ß  316  versichert  wird :  naxctg  inl  fiiJQug] 

yviivovv  zipf  iTtißovirjv,  Telemachos  reist  mit  nichten  nm  Hülfe  zu 
suchen  nach  Sparta.  Und  warum  ihn  denn  der  Zorn  zu  einer  blossen 
Drohung,  die  nicht  erfüllt  werden  konnte,  sollte  fortgerissen  haben, 
sehe  ich  auch  nicht.  Beide  Verse  können  aber  fehlen.  Daon  haben 
wir  im  vorhergehenden  ein  Anakolnth,  wie  es  mehrmals  in  der  Tele- 
machie  vorkommt.  Die  Rede  des  Telemachos  bleibt  lebhaft  und  einem 
leidenschaftlich  aufgeregten  Gemfit  entsprechend,  wenn  der  Dichter 
Im  dunkeln  läszt,  was  Jelemachos  damit  sagen  will^,  er  sei  schon  aus 
den  Kinderschuhen  heraus. 

V.  322  haben  Aristophanes  und  Aristarch  ig  leiffircov  athetiert. 
Er  ist  nicht  allein  Oberflüssig,  sondern  auch  unpassend.  Denn  ot  6h 
bildet  einen  Gegensatz  gegen  den  Telemachos  und  nicht  gegen  die 
Freier«  Auch  kommt  gar  nichts  darauf  an,  ob  die  Freier  beim  Mahl 
waren  oder  nicht. 

Die  Verse  382 — 392  können  fehlen.  Denn  dasz  Athene  dem  Tele- 
machos ein  Schiff  und  zwanzig  Gefährten  wirklich  schafft,  wflrde 
jeder  von  selbst  annehmen,  der  sich  ihres  Gespräches  mit  Tele- 
maehos  nach  Auflösung  der  Volksversammlung  erinnert.  Sie  hatte  es 
ja  versprochen.  Auch  meldet  sie  selbst  den  Erfolg  ihrer  Bemühung 
ß402t  —  Dasz  ß  382 — 392  unecht  sind  folgt  aus  vier  Gründen.  Er- 
stens ist  die  Formel  mit  der  sie  beginnen  gegen  den  homerischen  Ge- 
brauch angewandt.  Sv&^  aw^  äXl^  ivotfie  wird  concinn  nur  dann  an- 
gewandt, wenn  ein  in  den  vorhergehenden  Versen  beschriebener  Zu- 
stand oder  Handlang  jetzt  durch  eine  neue  Handlung  absichtlich  in- 


1 74  P.  D.  Ch.  ReBttings :  aber  dio  Telemachie/ 

hibiert  oder  verbindert  wird  (vgL  V  140.  199.  e  883.  £  113.  0  187. 
1 351.  *F  243.  d  795.  8  188  and  319.  d  674  and  n  409).  Aber  Atbene 
faszt  in  dieser  Stelle  gar  keinen  Gedanken,  der  dem  entgegen^etst 
'Wäre,  was  Telemachoa  ond  Enrykleia  im  vorbergebendea  aasaaeben. 
Die  Gottin  nimmt  weder  darauf  nocb  auf  das  aaBaramenieio  des  Tel«- 
maobos  mit  den  Freiern  (381)  die  mindeste  Rflokaicbt.  Dasa  koaait 
dass  dieselbe  Formel  in  twöif  Versen  xweimal  angewandt  (383  und 
393)  nicht  sehr  geffilU.  Wenn  dagegen  393  unmittelbar  anf  381  folgt 
and  die  jetzt  dazwischen  stehenden  elf  Verse  nnecht  sind,  so  ist  die 
Formel  Iv^^  ovt*  cfU'  ivorfie  richtig  angewandt«.  Denn  dann  beisst  es 
eben  Torher  dasz  Telemacbos  sich  unter  die  Freier  gemiseht  habe,  umd 
non  wird  erslihlt  dasz  Athene  dieses  xnsammensein  der  Freier  und  des 
Telemacbos  aufhebt,  indeib  sie  jene  einscblftfert  und  diesen  ans  dem 
Gemach  herausruft.  —  Zweitens  klaflft  die  ErzAbiunff  swisoben  393  und 
393.  Wenn  der  Dichter  eben  gesagt  hat:  ^ta  d  m(fvptv  {xotfvoy, 
so  kann  er  nicht  Ton  derselben  Göttin  weiter  erzählen ,  wie  von  raor 
neuen  handelnden  Person:  li/d'  mir'  Ski'  ivorfit  4^ea  ylmmmug 
^A^vfl^  sondern  das  Subject  bitte  nicht  wiederholt  werden  dArfe«. 
Dagegen  konnte  es  einem  Rhapsoden  leicht  begegnen,  dasz  er  an  V.  3B1 
vermittelst  desselben  Verses,  der  doch  folgen  sollte  (383  ==5  393),  also 
grammatisch  richtig  aber  dem  Sinne  nach  verkehrt,  insofern  fi^' 
wi  SlX^  ivorfis  nicht  eine  blosze  Uebergangsforael  ist,  etwu  neues 
anknüpfte,  dasz  er  aber  nun  den  Schlusz  seiner  Interpolation,  da  sie 
von  der  Athene  handelte ,  nicht  gehörig  zu  verbinden  wnste  mit  dem 
was  nachher  von  derselben  Göttin  Athene  erzählt  wird.  —  Dritteos 
warum  wird  in  den  Versen  383 — 393  gesagt,  dasz  Athene  mit  öinem 
Mal  Telemacbos  Gestalt  annimmt,  da  sie  ihm  doch  als  Mentor  verspro-^ 
eben  hat  ein  Schiff  zu  verschaffen?  da  sie  doch  nachher  als  Mentor  ihn 
zum  Schiff  begleitet?  Warum  die  Göttin  so  handelt,  läszt  sich  darok- 
ans  nicht  absehen ;  warum  der  Verfasser  dieser  Verse  so  erzählt,  wird 
ans  d  649  — 651  offenbar.  Deshalb  nemlich  weil  Noämon  dort  ersihlt, 
dasz  Telemacbos  selbst  ihn  um  sein  Schiff  gebeten  habe.  Also  ß  382 
— 393  sind  von  dem  Liede  aber  den  Xoxog  fivffivi^ifmv  abhängig.  Nun 
werde  ich  aber  unten  beweisen,  dasz  dJasselbe  später  gedichtet  ist  als 
die  Telemachie  und  von  einem  andern  Dichter.  Also  muss  auch  der 
Verfasser  von  a  383 — 393,  welcher  eben  die  Absiebt  gehabt  hat,  die 
Erzählung  des  zweiten  Buches  mit  demjenigen ,  was  von  d  635  an  er- 
zählt wird.  Obereinstimmend  zu  machen,  bedeutend  jflnger  sein  als 
der  Dichter  des  zweiten  Liedes  der  Telemachie.  —  Dazn  kommt  end- 
lich, und  das  ist  der  vierte  Grund,  dasz  ß  383 — 393  der  Zeit  nach  niobt 
auf  /3  397 — 361  folgen,  sondern  ihnen  parallel  laufen.  Zu  derselben 
Zeit  mnsz  Telemacbos  mit  der  Enrykleia  gesprochen  haben  and  Athene 
mit  den  Ithakesiern.  Allein  was  gleichzeitig  geschehen  sein  soll,  bt 
einem  epischen  Gedicht  unangemessen  hinter  einander  zu  erzählen.  Die 
Malerei  kann  cotnoidierende  Thatsachen  neben  einander  darstellen,  weil 
die  Einbildungskraft  ein  Bild  als  ganzes  zugleich  übersieht;  aber  die 
redenden  Künste  müssen  darauf  verziohten,  weil  sie  durch  das  bister 


P.  D.  Ch;  Benafaifs:  über  die  Telemaoh'ie^  176 

eiuBdef  gesprochene  Wort  wiriieii.  AasDabneii  nnd  tob  dieser  Begfl 
flicht  anders  möglich,  als  wenn  der  Erzähler  geradeso  aadeatet,  daac 
dieses  oder  jenes  dieser  oder  jener  vorher  erzählten  Begebenheit  gleich- 
seitig gewesen  sei.  Doch  wird  dies  in  den  homerischen  Gedichten  ver^ 
■uedeo,  weil  es  der  Kunst  nicht  entspricht.  Und  so  gibt  die  kritische 
Betrachtung  der  griechischen  Volkspoe^ie  noch  manche  feinere  Bestie 
^^Mg  der  Sätse,  in  denen  Lessing  im  Laokoon  den  Cardinalunterschied 
der  redenden  nnd  malerischen  Kttnste  für  alle  Zeiten  festgestellt  hat. 
—  Derselbe  Rhapsode,  welcher  Athene  in  des  Telemachos  Gestalt  hatte 
anfireten  lassen,  mäste  ihr  die  Rolle  Mentors  wiedergeben,  sowie  sie 
mit  Telemachos  selbst  zusammenkommt.  Dies  hat  er  bewirkt  daroh 
Einaohiebnng  von  ß  268  hinter  ß  400.  Der  Vers  ß  401  ist  noch  an  sieh 
zu  anstdszig,  nm  echt  sein  zn  kdnnen.  Denn  wenn  der  Dichter  nicht 
■nsere  Erwartung  durch  ungeschickte  Erzfibluog  tauschen  wollte,  so 
muste  er  die  Rücknmwandlung  der  Göttin  sogleich  nach  V.  394  oder 
wenigstens  nach  399  angeben.  Aach  pflegen  nicht  gern  zwei  so  ganz 
verschiedene  Participien  wie  inTtitoxakeaiga^ivfi  nnd  elioiUvfi  zwi- 
seheii  die  Ankündigung  einer  Rede  (399)  nnd  diese  selbst  (403  CT.) 
an  treten. 

Das  zweite  lied  der  Telemachie  mag  mit  V.  433  geschlossen  sein, 
wenn  nicht  im  Vortrag  sogleich  das  dritte  Lied  sich  daran  anschloss. 
Denn  ß  434  hfingt  mit  dem  ersten  Verse  des  dritten  Liedes  gramma- 
tisch eng  zusammen : 

fiiXiog  d'  avoQOVifB  Xinmv  ne^inalkia  U^uvrfv  xxL 

Das  dritte  Lied  der  Telemachie. 

S  21.  Dieses  hat  einen  so  einfachen  Gang  der  Erzählung,  dasz 
von  den  Rhapsoden  nur  wenige  Zusätze  hinzügefagt  werden  konnten. 
Unecht  dürften  die  Verse  78.  131.  199.  200.  214.  215.  23^—238.  309. 
310.  327.  328  sein.   Der  Inhalt  ist  dieser: 

Telemachos  landet  mit  seinen  Gefährten  nnd  der  Athene  bei  Py- 
los.  Nestor,  gerade  mit  einem  Opfer  am  Gestade  beschäftigt,  empfängt 
ihn  freundlich.  Von  den  Irrfahrten  des  Odysseus,  und  ob  er  noch 
lebe,  weiss  er  so  gut  wie  nichts.  Aber  was  ihm  selbst  und  den  andern 
Fürsten  der  Aehaeer  seit  Trojas  Zerstörung  begegnet  sei ,  erzählt  er 
ausführlich.  Dann  ermahnt  er  den  Jungling  sich  an  den  Freiern  zu 
rächen,  lobt  den  Orestes  und  räth  ihm  nicht  weit  umherzuschweifen 
nach  Erkundigung  Ober  seines  Vaters  Schicksal,  sondern  nur  noch 
so  Menelaos  zn  reisen,  welcher  erst  neulich  von  seinen  weiten  Irr- 
fahrten heimgekehrt  sei.  Am  Abend  entfernt  sich  Athene,  ehe  noch 
die  Pylier  zur  Stadt  zurückkehren.  Beim  Weggang  wird  sie  von  Nestor 
erkannt  und  angebetet,  und  der  Greis  gelobt  ihr  am  folgenden  Tage 
eine  Kuh  zn  opfern,  die  noch  nie  unters  Joch  gebeugt  sei.  Telemachos 
geht  mit  Nestor  und  übernachtet  bei  ihm.  Aih  folgenden  Tage  wird 
die  Koh  der  Göttin  geopfert.  Nach  dem  Opfer  fährt  Telemachos  weg. 


176  P.  D.  Ch.  HeoBiiifs:  aber  dio  Telenaelia. 

begleitel  roii  Nestors  Sobn  Peisistratos,  auf  dem  Wege  naeb  Sparte. 
In  der  ersten  Nacht  bleiben  sie  bei  Diokles  in  Pherae.  Am  sweitea 
Tage  gegen  Abend  kommen  sie  in  Sparta  an. 

§  22.  Die  Verse  y  71—74  8ind=i  252—255  =  bymn.  in  Apoll. 
452 — 155.  Arietarch  bat  sie  in  y^  Aristophanes  in  i,  athetiert.  Ich  sehe 
nicht  ein,  warnm  sie  an  6inec  von  den  beiden  Stellen  besser  wegge- 
lassen werden.  Sie  sind  so  sehr  formelhaft,  dass  man  nicht  einaMl 
mit  Sicherheit  bestimmen  kann,  ob  dem  Verfasser  der  ^inen  Stella 
wirklich  die  andere  vorgeschwebt  habe. 

Unecht  ist  aber  ohne  Zweifel  y  78,  weil  nnconcinn  nnd  aberflSs- 
sig.  Der  Vers  ist  wiederholt  aus  a  95.  Auch  werden  nie  bei  Homer 
zwei  Ftnaisitze  unmittelbar  hinter  einander  gestellt  mit  der  Partikel 
Tva  (vgl.  Ameis  in  diesen  Jahrb.  1856  S.  564). 

Der  Vers  y  13I  ist  hier  interpoliert  aus  v  317,  also  erst  nacbdem 

V  311—351  von  einem  Rhapsoden,  dem  9^2l8  IT.  vielleicht  vorschwei»- 
ten,  interpoliert  waren  (vgl.  Meister  im  Philologus  VIII  S.  8 f.).  Faesi 
sagt  darüber  im  AnschlnsK  an  Nitssob :  ^ß^fiev^  —  ^Axatovg  scheint  ans 

V  317  hierher  gekommen  zu  sein,  aber  unpassend,  da  durch  deo^«— 
^Axatovg  als  die  letzten  Worte  des  Vordersatzes  schon  dem  Nachsatze 
xai  rote  Si]  —  ^Aqydoig  vorgegriffen  und  überhaupt  das  xedaaai  ^^xai^ 
üvg  zu  früh  erwähnt  wird.  Uebrigens  ist  Zena  der  oberste  Lenker 
aller  Schicksale,  daher  unsere  Stelle  nicht  im  Widerspruch  mit  «327.' 

Die  Verse  y  199  f.  sind  von  Aristophanes  und  Aristarch  athetiert. 
Mit  vollem  Recht;  denn  solche  Verse  finden  sich  innerhalb  der  Tele- 
macbie  nie  zweimal,  ohne  dasz  sie  an  6iner  Stelle  unecht  sind.  Echt 
sind  sie  a  301  f.  Uebrigens  werden  die  alexandrinischen  Grammatiker 
wol  noch  einen  andern  Grund  zur  Athetese  gehabt  haben. 

Die  Verse  y  212 — 215  sind  eine  Nachahmung  von  n  92 — 97,  wel- 
che im  Zusammenhang  jener  Stelle  nicht  gut  fehlen  können.  Aber  y 
214.  215  können  nicht  allein  fehlen,  sondern  sind  auch  vom  Uebel.  Te- 
lemachos  antwortet  nachher  auch  nicht  mit  einem  einzigen  Worte  auf 
die  Frage  die  in  diesen  beiden  Versen  enthalten  ist.  Fehlen  sie  aber, 
so  schlieszt  sich  alles  gut  an  einander ;  und  man  ergfinzt  V.  216  auch 
leichter  den  Namen  des  Odysseus,  der  y  209  erwfihnt  ist.  Wenn  Nestor 
y  212  sagt,  dasz  er  schon  Ifingst  von  dem  Uebermut  der  Freier  gehör! 
habe,  so  stimmt  dies  mit  dem  zweiten  Liede  der  Telemachie,  wo  es 
heiszt  dasz  die  Freier  schon  ganze  drei  Jahre  um  die  Penelope  ge- 
worben. 

Die  Verse  y  216. 217  sind  von  Aristarch  mit  Diplis  perieatigaieiiis 
bezeichnet.    In  Zenodots  Ausgabe  stand  nemlich: 

rlg  d'  old'}  er  xi  Tsoti  aipt  ßlag  imoiiCBai  Ik^w^ 
^  cv  ys  fiovvog  imv  ij  mxl  övfinaweg  *A%aioi^ 
Dem  Aristarch  ergab  sich  eine  abweichende  Lesart  als  richtiger: 

xlg  d'  old\  tt%i  noti  ctpi  ßUtg  uitoxictxtii  ik^mv^  ' 

1}  0  /e  iMvvog  Imv  {  %a\  (SifMCavitg  ^Ax/utot; 
Zenodot  schrieb  228:  d  fA^  deol  äg  i^ilouv,  und  athetierte  231.  Aris- 
tarch behielt  die  Lesart,  welche  wol  in  den  HandschrifteD  gestanden 


P.  D.  Ch.  Heniiiogs:  Ober  die  Telentcliie.  1.77 

ImI:  ovS^  bI  dcoi  £g  i&iloitv  nod  den  V.  231  ato  mit  316  TölUg 
flbereinstimiDeDd,  sowie  dort  nur  die  Rache  der  Freier  auf  Odysaena 
besogen  wird.  Und  dies  acheinen  doch  die  Worte  noil  und  iX^dv 
SQ  erheischen.  Aof  Telemachos  Klage,  er  mQaae  die  Unbill  der  Freier 
geduldig  ertragen,  antwortet  Nestor  mil  Einweisung  darauf,  dasa  ja 
Odysseus  noch  immpr  zurackkebren  könne.  Und  indem  er  nun  bedenkt, 
daas  dessen  Tapferkeit  den  Telemachos  von  seinen  Feinden  befreien 
wird,  fährt  er  so  fort:  *wenn  Athene  dich  nur  ebenso  lieben  wolUe, 
wie  sie  einst  deinen  Vater  geliebt  hat,  fürwahr  die  Freier  würden  die 
Hochzeit  bald  yergessen/  Telemachos  versichert  dasz  er  alle  Hoffnung 
nafgegeben  habe,  aelbat  wenn  die  Götter  es  auch  so  beschlossen  bit- 
ten. In  diesen  Worten  lag  ein  Zweifel  an  der  Macht  der  Gottheit. 
Damin  entgegnet  ihm  Attiene:  *  Gottes  Wille  führt  leicht  jemanden 
wolbehalten  durch  alle  Gefahren  ins  Vaterland  zurück.'  Sie  meint  den 
Odysaena.  Man  sieht  dasz  alles  wol  zusammenhängt,  wenn  wir  nur 
Ariatarchs  Lesarten  annehmen.  Aber  dasz  die  Götter  keinen  sterb li- 
eben unsterblich  machen  können  (y  236 — 238),  gehört  nicht  hierher. 
Aach  die  Verse  232 — 235  sind  überflüssig.  Telemachos  berücksichtigt 
in  seiner  Antwort  nur  V.  231.  Daher  folge  ich  dem  Aristarch  auch  in 
der  Atbetese  von  ^232-'238.  (Schol.  EHMQR  za  232:  €c^$twvtm  oxl- 
201  btta  oTto  rav  tßQvlolutiv  d  Sv  lyayys»  l^^XQ^  ^^  «f40iip'  ohyq*^ 
of  itiv  ngmoi  ticcagsg  0g  ovx  inokowiag  TOi^  7t(fOK€i^ivoig  insv6%' 
^nrra^,  of  8i  i^ijg  XQEtg  dta  xo  acv(iq>aivov.  ivavxioi  yaq'^hsi  rcp  «^eux 

J>9gtgen  möchte  ich  Aristarcbs  Urteil  nicht  unterschreiben,  wenn 
er  aaeh  y  241.  242  als  unecht  verwirft.  Telemachos  hat  von  Nestor 
nichts  erfahren,  woraus  er  schlieszen  könnte  dasz  Odysseus  noch  lebe. 
Daher  verzweifelt  er  an  der  Hoffnung  ihn  wiederzusehn.  Diesem  Mis* 
mnt  gibt  er  einen  Ausdruck  y  227  f.  und,  wie  denn  die  Trauer  jede 
Gelegenheit  sich  auszudrücken  gern  ergreift,  mit  andern  Worten  wie-« 
demm  y  241  f.  —  Ebenso  dürften  wol  244 — ^246 ,  bei  denen  in  M  vop 
neuerer  Hand  Obeli  gesetzt,  und  welche  auch  nach  dem  directen  Zeug- 
nis der  Schollen  von  Aristarch  athetiert  sind  (mg  mqtxxol  —  %a^  xo 
iv^haSt  {A  562)  nercoirpai  «f&nra;  di  xQixaxoiöiv  avaaoiv^^j  aus  der 
Stimmung  des  Telemachos  sich  rechtfertigen.  Telemachos  gibt  deshalb 
alle  Hoffnung  auf  das  Leben  seines  Vaters  auf,  weil  er  Nestors  Erfah- 
mag  nnd  Kenntnis  der  Dinge  so  hoch  schätzt,  dasz  er  meint,  wenn 
Odysseos  überhaupt  noch  irgendwo  existiere ,  so  müsse  6r  es  wissen. 
Wenn  ans  aber  irgend  welche  lautere  Motive  zu  einer  Ansicht  fähren, 
welche  den  anderen  unerwartet  kommt,  so  pflegen  wir  namentlich  in 
aufgeregterer  Stimmung  auch  jene  der  Vertheidigung  halber  irgendwie 
mit  anaznaprecben.  Wenn  Telemachos  also  hier  zu  erkennen  gibt,  wie 
hoch  er  Nestors  Erfahrung  anschlage,  so  finde  ich  das  psychologisch 
sehr  richtig.  Allerdings  wird  A  562  fast  dasselbe  über  Nestor  und 
zwar  einfacher  ausgesagt.  Aber  warum  könnte  denn  unser  Dichter 
nicht  Jene  Stelle  vor  Augen  gehabt  haben? 

Die  Verse  309  f.  (Schol.  HMQRT :  Iv  vtci  x&v  l%i6cmv  ovx  ffiav} 


176  P.  D.  Gh.  Henniogfl :  Aber  die  TelemtclHe. 

BCheinen  von  einem  Rhapsoden  ioterpoliert  %n  sein,  welcher  es  hier 
Dichl  verschweigen  zu  dfirren  glaubte ,  dasz  anoh  Klytaemnesfr«  von 
Orestes  getödtet  worden  sei.  Mit  der  Partikel  i^toi  fangen  Interpola- 
tionen öfter  an  (vgl.  /  236.  i  238.  fi  86.  o  222).  Besonders  anstössigr 
ist  hier  aber  die  Wiederholung  des  Particips  o  rov  nvtdvuq  and  die 
Strnctar  des  ganzen  Satzes:  6  rot'  kxdvag  8aCw  zitpov  iiritgog  xs 
Kai  Alyla&oio.  Die  homerische  Sage  waste  aberhaapt  noch  nicht, 
dasz  Orestes  seine  Mutter  getödtet  habe  und  von  den  Erinyen  verfolgt 
worden  sei. 

Auffallend  ist  die  Wiederholung  von  V.  308,  den  wir  unter  den 
echten  Versen  der  Telemachie  schon  dreimal  gefunden  haben :  a  300. 
7  198.  /  308.  Da  er  sich  zweimal  in  demselben  Liede  findet,  so  dörfeo 
wir  wol  einen  gewissen  formelhaften  Gebrauch  demselben  voraussetzen. 

Die  Verse  327.  328  sind  aus  y  19.  20  wiederholt.  An  beiden  Stel> 
len  hat  Bekker  Aristarchs  Lesart  avvog  statt  avrov  wieder  hergestellt. 
An  der  6inen  weigert  sich  Athene,  anstatt  des  JAnglings  vor  Nes- 
tor zuerst  das  Wort  zu  ergreifen ;  er  soll  es  selber  thun.  An  der  an- 
dern kann  an  etwas  fihnliches  gar  nicht  gedacht  werden.  Auch  sind 
die  beiden  Verse  327.  328  Qberflassig. 

Es  bleiben  nach  Abzug  der  Interpolationen  folgende  echte  Verse 
fttr  das  dritte  Lied  der  Telemachie:  y  1—77.  79—130.  132 — 198.  SOI 
—213.  216—231.  239—308.  311—326.  329—497. 

Bas  vierte  Lied  der  Telemachie. 

§  23.  Am  Ende  des  dritten  Liedes  wird  erzählt,  dass  Telema- 
ehos  und  Peisistratos  von  Pylos  nach  Pherae,  von  Pherae  am  folgenden 
Tage  nach  Sparta  fahren.  Daran  schlieszt  sich  unmittelbar  ö  1  an, 
aber  nicht  ohne  dasz  man  merkt,  es  folge  ein  neues  Lied.  Denn  vor- 
her hatte  es  schon  gebeiszen:  *sie  waren  am  Ziel  ihrer  Reise';  nno 
fingt  die  Brzfihljing  gleichsam  von  neuem  an : 

ol  d'  l^ov  xotkfiv  ActxBÖcti^tova  %r(tm6<Sctv^ 
ytQog  d^  &Qa  dofAcrr'  fXcov  MbvcXccov  xvdccXlfioio. 
(Ivd-a  fihv)  iv  nQO^(foi<SL  Sofiaw  avtd  xs  %al  titncny 
Ttikifiaxog  ^'  -^^mg  xal  NicvoQog  aylccog  vtog, 
cxrfiav. 
Ich  habe  die  Verse  3 — 19  gleich  ausgelassen,  weil  sie  interpoliert 
sind  (vgl.  B.  Thiersch  a.  0.  §  11.    H.  Rumpf  de  FaiMnoita  Menelal. 
Gieszen  1846).    Denn  obwol  es  von  den  Jünglingen  .ausdrücklich  er- 
zählt wird,  sie  hätten  damals  den  Menelaos  bei  der  Vermahlungsfeier 
seines  Sohnes  und  seiner  Tochter  angetroffen,  so  erscheinen  doch  in 
den  folgenden  Versen  von  20  an  so  gut  wie  gar  keine  Spuren  eines 
Hochzeitschmauses,  ja  es  sind  nicht  einmal  Gäste  da,  die  mit  dem 
König  zur  Tafel  sitzen.    So  geschah  es  dasz  die  alten  und  neueren 
Erklärer ,  einer  auf  diese ,  ein  anderer  auf  jene  Weise ,  entweder  den 
Widerspruch  zu  heben  oder  den  Dichter  zu  entschuldigen  suchten. 
Athenaeos  von  Naukratis,  der  fast  alle  Pflichten  eines  guten  Wirtes 


P.  D.  Ch.  HfmdBgs:  Ober  die  Telemadn^.  17d 

der  vierten  Rkapsodie  der  Odfssee  abgeleitet  bat,  sagt  Aber  die 
Hocbseit  bej  MeDelaos  Dei^noax  p.  180^  (V  216  Scbwgb.  I  330  Mein.) 
•Iso :  %o  d'  oilov  jo  nqog  xa  xounna  vevevxos  roig  iivfjaz^qCi  nal  toig 
0aiaii¥  SvHfUVf  aki   ovjA  JNiotOQi  ovdh  MiveXaa> '  oi  iv  xy  ^a/io- 
luulf  fug  awivtig  ot  luql  AQlffxttQ%ov  oxi  6ws%(wg  ov(his  zijg  iaxiM- 
C£ag  nal  t<3v  ux^ndav  ijfu^cov  nui^Xrikv&vwVj  iv  alg  TtaQilXtptxo  niv 
if  Ya(iov(UVTinQOs  xov  w^qp/ov,  ni(^g  d'  ilxev  o  xov  Meycaiiv&ovg 
pipogj  €tixci  di  iMvaiovxss  St^avxo  o  xb  Msvikaog  xal  ij  ^Eiliyij, 
^19  tfwiyr^;  aiU'  ijsunatrfiivxes  iito  xov  n^mov  Inovg  (V.  3)  n(fog^ 
cmnjflfav  toiovtov;  xtvig  otl%ovg  (V.  15 — 19)  (luxivsyitoyxes  i%  xi^^ 
'OMkowoUag  (£  604 — 606)  crw  €cvx^  ys  x^  mgi  x^v  Xi^iv  a(ia(fxrj(iaxi» 
ov  fi^  i^tLifiprssg  ot  KvßuSx'qriJQigj  ikV  i^a(^ovxog  xov  adov  nävnae 
m^ovvto»    xo  y&Q  £|a^<ftv  xijs  ^Qiuyyog  Ütov .  •  •  Jiod&Qog  d'  0 
^A^fUSTOfpavuog  oAev  xov  yanov  TUQiiyqa^By  xoTUtf^wy  nQfixag  ii^qaq 
%lvag  %xl.    Hieraber  fallt  A.  Jacob  (Entot.  d.  II.  o.  Od.  S.  378  f.)  ein 
Urteil,  welches  dem  meinigen  ganz  entgegengesetzt  ist:  ^dieser  Ein« 
gan^  (des  4a  B.)  mag  irgend  anderswoher  an  diese  Stelle  gekommen 
sein.    Beraerkenswerth  ist  dabei,  dasz  die  folgenden,  ebenfalls,  wie 
bereits  altere  Kritiker  bemerkt  beben,  nicht  wol  in  die  Stelle  passen- 
den fftaf  Verse  (15 — 19)  von  Aristarcb  eingefügt  sein  sollen,  indem  es 
dumeh  ncbeint,   er  habe  gegen  die  Eingangsverse  wenigstens  kein 
grosses  'Bedenken  gebabL  Bedenlend  aber  ist  sein  Verfahren  für  un- 
sere Fragen  Oberhaupt  deshalb,  weil  wir  daraus  sehen,  nicht  nur  dass 
er  bei  seiner  homerischen  Kritik  doch  zuweilen  von  andern  als  dem, 
wie  es  seheint,  sonst  bei  ihm  vorwaltenden  Grundsätze  der  Enthalt- 
samkeil ausgegangen  ist,  sondern  zvgleich  dasz  man  auch  in  so  spi- 
ter  Zeit  noch,  und  dass  sogar  ein  Mann  wie  Aristarcb  sich  erlaubt  hat 
fremde  and  so  wie  diese  weder  an  sich  schöne  noch  in  die  Stelle  pas- 
sende Verse  in  die  homerischen  Dichtungen  einzuschalten.'   Ich  hege 
keinen  Zweifel,   dass  nicht  dem  Aristarcb  sondern  dem  Atbenaeos 
selbst  oder  seiner  Quelle  hier  ein  Misverstfindnis  Schuld  gegeben 
werden  mnss.  Aristarch  wird  die  Verse  17 — 19  mit  Obelos  und  Aste- 
riskos  versehen  haben  —  mit  dem  Obelos  allein  vielleicht  auch  die 
vorhergehenden  — ,  um  zu  bezeichnen  dasz  sie  hier  unecht,  an  einer 
andern  Stelle  (£  604 — '606)  aber  echt  seien.  Ein  so  verstandiger  aus- 
geseichneter  Kritiker  wie  Aristarch  sollte  sie  nnbesounenerweise  in- 
terpoliert haben?  vielleicht  um  zu  probieren,  wie  viel  die  Leute  sei- 
ner Aatorilftt  glaaben  wArden?    Credat  Indaeus  Apella.    Aristarch 
war  kein  Rhapsode  mehr.    Allerdings  pflegt  der  Dichter  anzogeben, 
womit  Ar  Wirt  bei  Ankunft  der  Gaste  bescbäfligt  gewesen  sei,  aber 
nicht  bevor  sie  den  Wirt  selber  gesehen  haben.    Da  sind  nun  an  un- 
serer Stelle  Teiemachos  und  Peisistratos  noch  nicht  einmal  in  das 
Qsos  eingetreten,  geschweige  denn  vor  das  Angesicht  des  Menelaos 
gekommen;  and  die  Verhältnisse  lassen  hier  keine  Entschnldigung  der 
verfrfihtea  Angabe  tu,  wie  |  ö  ff .  und  A  771  ff.    Um  auf  die  Sache 
selbst  ebersugehen,  so  folgt  nicht  aus  T  299,  dasz  am  Tage  nach  der 
Hoehzeät  das  Volk  oder  die  Hausfreunde  wiederum  zu  einem  fröhlichen 


180  P.  D.  Ch.  Hennings:  Aber  dio  Teleaachie. 

Mabl  gfeladen  za  werden  pflegten.  Es  mnsz  hier  aber  jedenfalls  yon 
einem  HocheeiUmahl  die  Rede  sein.  Nitzsch,  der  sich  darch  seine 
erklärenden  Anmerkungen  zu  den  ersten  12  Bachern  der  Odyssee  ein 
so  grosses  Verdienst  um  die  Auslegung  des  Dichters  erworben  hat, 
hat  an  dieser  Stelle  die  Idee  eines  Igavog  (1  S.230f.),  wie  mir  scheint, 
nicht  genug  fern  gehalten.  Den  iQavog  erkl&ren  die  Scbdiiasten  und 
Eustathios  als  x6  ano  övfißok^g  dsihtvov  oder  ti}v  ajto  rcov  ifvfißalXo- 
lUvav  dcayüyyr^v ^  und  Nilzsch  seihst  1  S.  41  f.:  ^  der  i^avog  ist  ein  in 
der  Regel  misziges  Mahl  von  Freunden  aus  eigenen  Beitragen ,  wozu 
sich  namentlich  die  Geronten  tfiglich  beim  König  za  versammeln  pfleg- 
ten, 8.  B.  die  Phaeaken  bei  Alkinoos  (vgl.  a  266.  k  414).'  Wie  kann 
hier  aber  an  gemeinschaftliche  Beitrage  der  Fürsten  zum  Mahl  gedacht 
werden,  da  es  doch  ausdrQcklich  von  Menelaos  heiszt  V.  3;  tov  6^ 
sigov  daivvvxa  yaiiov  und  die  hai  auch  sicherlich  nicht  identisch 
sind  mit  den  iqavi<s%aL  Obgleich  also  nur  an  einen  wirklichen  Hoch- 
zeitschmaus  gedacht  werden  kann,  so  sind  doch  weder  Meuelaos  noch 
die  verheirateten  Paare  selbst  dabei ;  Hermione  soll  nichtsdestoweniger 
schon  nach  Phthia  abgereist  sein  (V.8)  und  Menelaos  sitzt  im  Manner- 
saal als  wisse  er  von  nichts.  Dazu  kommt  dasz  die  Verse  17 — 19  aus 
2? 604 — 606  wiederholt  sind.  Die  Sagen,  welche  d  3 — 19  zum  Grunde 
liegen,  sehen  ganz  danach  aus,  dasz  sie  aus  nachhomerischer  Zeit 
stammen.  Bei  Homer  werden  sie  sonst  nirgends  berücksichtigt.  In  der 
15n  Rhapsodie  wird  Megapenthes  wieder  genannt,  aber  seiner  kürz- 
liehen  Verheiratung  wird  gar  nicht  gedacht.  Endlich  haben  schon  die 
alten  an  dem  Worte  Sovkrig  mit  Recht  Anstosz  genommen.  Die  Verse 
d3 — 19  rühren  von  einem  Interpolator  her,  welcher  die  Gewohnheit 
Homers  anzugeben,  bei  welcher  Beschartigung  die  ankommenden  Gaste 
den  Wirt  angetroffen,  benutzte,  um  einige  Kenntnis  spiter  an$g6biU 
deter  Sagen  anzubringen. 

Fehlen  aber  die  Verse  S  3 — 19,  so  haben  auch  57.  58  keine  rechte 
Beziehung  (vgl.  Nitzsch  Sagenpoesie  S.  157  und  Faesis  Anro.).  Wir 
haben  schon  oben  S.  163  bemerkt  dasz  sie  unecht  sind.  -—Auch  von 
V.  66  hat  Nilzsch  bewiesen,  dasz  er  nur  von  einem  Rhapsoden  einge- 
fflgt  sei,  welcher  für  den  Hochzeitsbraten  ein  zu  gutes  Gedächtnis 
hatte.  —  Ferner  ist  die  Partikel  orvrc(V.  20)  nur  eingefügt  wegen  der 
Verse  3 — 19,  in  denen  nicht  von  Telemachos  und  Peisistratos  gehan- 
delt war,  so  dasz  die  Rede  mit  einer  Partikel  des  Gegensatzes  zu  ihnen 
zurückkehren  muste.  Das  war  denu  freilich  leicht  bewerkstelligt;  aber 
eben  so  leicht  ist  die  Wiederherstellung  des  ursprünglichen,  nur  nn> 
gewis.  Ich  habe  oben  Sv9a  (lev  statt  reo  d'  ovr'  gesetzt;  m^en  an- 
dere etwas  besseres  finden.  —  Vielleicht  ist  auch  noch  der  Anfang 
der  folgenden  Erzählung  von  demselben  Rhapsoden  umgestaltet,  der 
albernerweise  des  Menelaos  Kinder  hat  Hochzeit  machen  lassen.  Nem- 
Hch  sowie  Eteoneus,  der  Diener  des  Atriden,  die  fremden  kommen 
sieht,  Ifiuft  er  schnell  ins  Haus  zurück  um  den  König  zu  fragen,  ob 
man  sie  leutselig  aufnehmen  oder  weiter  schicken  solle  zu  einem  au« 
dern  Wirt.    Menelaos  gibt  ihm  wegen  dieser  Unhöflichkeit  eine  ver-* 


?.  D.  Ch.  Hemiisg» :  Aber  die  Telemacliie.  1 8 1 

dieale  Zoreohtweisang  aad  befiehlt  ihm  die  Otenden'  sogleich  herein- 
Koftthren.  Das  Beiragen  des  Eteoneos  hat  Voss  nur  damit  entschuldi- 
gen so  können  geglaubt,  dasa  es  vielleicht  bei  einem  hochaeitlichen 
Feale  nicht  Convenienx  gewesen  sei  Gäste  anzunehmen ;  denn  zu  einer 
andern  Zeit  scheine  es  doch  ungesittet  und  eines  hellenischen  Mannes 
nnw&rdig  in  der  Ausübung  des  Gastrechts  Bedenken  zu  tragen.  Aber 
erstens  ist  es  unnöthig,  dasz  Menelaos  selbst  den  fremden  zum  Will- 
kommen entgegengeht;  nnd  zweitens  hat  der  Verfasser  dieser  Stelle, 
wer  es  denn  auch  gewesen  sein  mag,  jedenfalls  sehr  wol  gewust  was 
sich  zieme.  Liszt  er  doch  den  Menelaos  zornig  werden  Ober  seinen 
Diener.  Und  daher  ist  es  auch  Unsinn,  wenn  ein  Scholion  meint,  Me- 
nelaos habe  überhaupt  gegen  die  Sitte  der  ftbrigen  Hellenen  seinen 
Dienern  die  fremden  vorher  anzumelden  befohlen,  weil  er  einstmals 
von  Paris  betrogen  worden  war.  Telemachos  weigert  sich  o  508  ff. 
nnd  3S  69  ff.  nur  deshalb  einen  fremden  in  sein  eignet  Haus  aufzuneh- 
men ,  weil  er  fürchtet  ihn  gegen  den  übermütigen  Mutwillen  der  Freier 
nicht  vertheidigen  zu  können.  Allerdings  könnten  die  Verse  d  23 — 37 
ausgelassen  werden,  ohne  dasz  die  Continuitat  der  Erzählung  gestört 
würde:  « 

22  o  de  ni^fMkciv  tdno  xq$1(ov  ^Etitovevg, 

23  37  oxQfi^g  ^SQOTimv  Mevskaov*  tUkUio  d^  aklovg 
ojQflQOvg  ^effaTtoinag  ccfia  (fnia&at  iot  «türm. 
Allein  ich  weisz  doch  nicht ,  ob  sich  wirklich  das  Betragen  des  Eteo^ 
Bens  nur  mit  seinem  Glauben,  die  Gäste  könnten  der  Hochzeit  wegen 
ungelegen  kommen,  entschuldigen  läszt.  Der  Dichter  verband  viel- 
leicht andere  Intentionen  damit.  Ein  Interpolator  würde  über  seine 
eigene  Erfindung  doch  wol  nicht  selbst  den  Menelaos  haben  sagen 
lassen :  avicQ  (ikv  vvv  ye  naig  iig  tnjnia  ßa^eig» 

%  24.  Der  Inhalt  der  folgenden  Verse  bis  305  ist  dieser : 
Eteoneus  schirrt  mit  den  andern  Dienern  die  Rosse  vom  Wagen, 
führt  sie  zur  Krippe,  stellt  den  Wagen  an  die  Seite  und  bringt  die  Gast- 
freunde  dann  selbst  ins  königliche  Haus.  Diese  verwundern  sich  über  die 
Pracht  der  Wohnung ;  es  war  darin  wie  der  Sonne  oder  des  Mondes 
Glanz.  Nachdem  sie  sich  in  einem  Bade  erquickt,  treten  sie  in  den 
Saal.  Sie  setzen  sich  neben  Menelaos;  Speise  und  Trank  wird  ih- 
nen gereicht.  Menelaos  ladet  sie  freundlich  ein  zuzulangen  und  nach 
dem  Mahl  ihre  Namen  zu  nennen.  Sie  stillen  ihren  Hunger.  Telema- 
chos flüstert  dem  Peisistratos  zu,  wie  herlich  nnd  prächtig  doch  die 
Wohnung  des  Menelaos  mit  Erz  und  Gold  und  Elektron  und  Silber  and 
Elfenbein  geziert  sei;  schöner  könne  ja  selbst  die  olympische  Halle 
des  Zens  nicht  sein.  Menelaos  verwahrt  sich  gegen  diesen  Vergleich. 
Mit  den  unsterblichen  zu  wetteifern  würde  er  sich^als  gottlosen  Hoch- 
mut auslegen.  Die  Schätze  habe  er  sich  erworben  auf  seiner  langwie- 
rigen, achtjährigen  Heimfahrt  von  Troja,  die  ihn  nach  Kypros,  Phoe- 
nizien ,  Aegypten*  und  nach  dem  herdenreichen  Libyen  geführt  habe. 
So  habe  er  die  köstlichsten  Schätze  eingesammelt,  Denkmäler  der  ge- 
nossenen Gastfreundschaft.  Aber  unterdes  sei  ihm  sein  Bruder  durch  die 

Jahrb.  r.  cUm.  PMlol.  Soppl.  Bd.  HI  HfU  2.  ^f  3 


182  P.  D.  €h.  Hemingt :  Ober  die  Telemteliie. 

scbiiidlkha  Heimlfloka  seiner  eifneD  Galtni  ermordet,  und  die  verlo- 
rene Rnhe  des  GemOto  könnten  ihm  noeh  00  grosse  Reiehthfimer  nichl 
wiedergeben.  Je  mit  dem  dritten  Tbeil  seiner  Hebe  wolle  er  lafrie* 
den  sein,  wenn  nnr  Jene  Minner,  die  mit  ihm  vor  Troja  geklnpft 
blHen  nnd  dort  gefallen  wären,  noch  lebten.  Des  Andenken  an  ihr 
Schicksal  versetze  ihn  oft  in  grosse  Bekümmernis ;  aber  am  wehnfitif- 
sten  stimme  ihn  doeh  die  Erinnerang  an  Odysseas ,  der  die  gröst«! 
Drangsale  Vbn  allen  Achaeern  erduldet  lind  doch  nnr  Unglack  fär  sich, 
beständige  Traner  für  seine  Freunde  zu  Wege  gebracht  habe.  Das 
ausnehmende  Lob  des  Odysseus  erschflttert  den  Telemachos  so  sehr, 
dasz  er  sein  Haupt  verhallt  und  weint.  Schon  vermutet  der  Atride 
dasz  er  mit  dem  Sohn  des  Odysseus  spreche,  als  Helena  aus  derGy* 
naekonitis  hereinkommt,  an  Anmut  der  Artemis  gleich,  und  sieh  aef 
einen  Stuhl  neben  die  Minner  setzt,  um  zu  spinnen.  Sofort  erkennt 
sie  den  Telemachos  an  der  grossen  Aehnlicbkeit  mit  seinem  Vater, 
welche  jetzt  auch  dem  Menelaos  auffällt.  Peisistratos  antwortet  statt 
seiner  nnd  entschuldigt  ihn,  dasz  er  lieber  dem  Menelaos  habe  Eohö- 
reu  als  unbesonnen  seiner  Zunge  freien  Lauf  lassen  wollen.  Der  Atride 
preist  sich  glQcklich,  dasz  er  den  Sohn  seines  liebsten  Freondes  bei 
sich  als  Gastfreund  bewirte.  *Wenn  Odysseus  selbst  in  seine  Heimat 
znrflckgekehrt  wäre,'  sagt  er  *so  hätte  nichts  als  der  Tod  unsere 
Freundschaft  scheiden  sollen'.  Alle  werden  bis  zu  Thränen  gerflhrt. 
Da  mischt  Helena  ein  aegyptisches  Heilmittel  in  den  Wein,  wodareh 
jede  traurige  Stimmung  der  trinkenden  entfernt  wird.  Sie  erzahlt, 
wie  Odysseus  einst  als  Bettler  verkleidet  sich  kQhn  nach  Troja  bineio- 
geschlichen  und  des  Nachts  viele  Feinde  getödtet  habe.  Menelaos  be- 
richtet ein  ähnliches  Beispiel  der  KIngheit  des  Odysseus,  wie  er  im 
hölzernen  Pferd  des  Epeios  allen  Fürsten  der  Achaeer  das  Leben  ge- 
rettet. Telemachos  klagt,  dasz  er  sich  doch  nicht  selbst  vom  Tod  ge- 
rettet habe.  Uebrigentf  waren  er  und  Peisistratos  von  der  langen  Reise 
ermüdet,  und  so  gehen  sie  alle  zu  Bett. 

%  25.  Als  unecht  habe  ich  ausser  3—19.  57.  58  nnd  66  noch 
62—64.  94—96.  109—112.  163—167.  174—177.  189—218.  238.  239. 
247—249.  285 — 289  ausgeworfen. 

V.  61.  lieber  die  homerischen  Mahlzeiten  hat  Aristarch  genaue 
Untersuchungen  angestellt  zu  B  381  (vgl.  Lehrs  de  Aristarchi  stnd. 
Hom.  S.  132)^  Das  uqhsxov  wird  frflh  morgens  genommen,  das  dtlitvov 
ist  die  Mittags-,  das  doqutQv  die  Abendmahlzeit.  Drei  Mahlzeiten  pfls?^ 
man  täglich  zn  halten.  Aber  wenn  morgens  dringende  Geschfifte  da 
sind  (vgl.  B381),  so  fällt  das  FrOhstOok  aus.  Das  dil^vov  ist  die 
Hauptmahlzeit,  welche  man  sich  nie  versagt;  wenn  man  den  Tag  Ober 
zu  thun  hat  (wie  an  unserer  Sielte),  so  wird  sie  des  Morgens  nnd  des 
Abends  bereitet.  —  Erst  nach  dem  Mahl  pflegten  fremde  vom  Wirt 
gefragt  zu  werden ,  woher  sie  kämen  nnd  was  sie  wollten  (s.  17  237. 
y  70  ff.  a  124.  |  46).  Also  die  Worte  e^f/tfofie^'  tffttviq  i<ftov  (d  61) 
genügen  schon.  Die  Verse  62 — 64  sind  von  Zenodot,  Aristophanes  ond 
Aristareh  nach  dem  Schol.  HM  zu  62  mit  Obelis  versehen.   Die  altea 


P.  D.  €b.  Heaain^ :  aber  «U«  TelMiaelii«.  163 

CfffMiHker  nabmeo  Antlof  b  '  an  den  Proaonm  e^y  oder  0ipmv. 
Deea  dieae  Porai  für  o^iv  lal  atHaeb  ond  konnii  bei  lioMer  aosaC 
Biebl  ror.  Feroer  aebiee  es  ihnen  darebana  nnnöthig,  daas  die  Jing- 
iinge  bier  belobt  wOrdte.  otp^  ovx  anolmXe  fivog  für  *ibr  aeid  niebt 
TOB  nnedlen  Geadileebl'  tat  aocb  sehr  nngewAhBlicb.  V.  (14  koainil 
aneii  gans  ihnlicb  wieder  im  da  Hfainoa  aof  Apbrodile  V.  JdS  Tor. 
DOBtaer  bilt  die  drei  Verae  eueb  wegeB  dea  Geoetira  «vd^civ,  der 
bier  keine  ordentliebe  Beaiehang  bebe,  wie  6  138,  für  iaterpolierl  (de 
ZenodoH  atnd.  Hom.  S.  190). 

Zn  V.  93  atebt  in  den  Has.  HMO  folgendea  Scbolion  obne  Lenwia: 
jv  tuftv  (ac.  I%d6ö$6iv)  wto  Totirov  (pifftfu  inl%oq  tüvdi  u  ßavX6(U^ 
¥og^  iHa  xifoteiffjg  vn  iviyitfi$ »  yiXokag»  oiSelg  ya^  ptna  avmpnfjg 
ivttömi  2fi]f»ifTiDv.  vo  yitQ  9V^oa«^fftivov  bucvav  Ixet  yovt^  Die  letalen 
beiden  Sitae  (oder  wenigateea  der  Torlelxte)  mAaaen  apiter  augeaetot 
sein.  Denn  der  angefilbrte  Vera  kann  gar  nicbt  auf  V.  93  gefolgt  aein, 
soBdeni  entweder  aaf  93  oder  aaf  100.  Und  dasa  er  aaf  V.  100  wirk- 
lich Braprfinglicb  gefolgt  sei,  bealltigt  sich  ans  einem  Sebolion,  weU 
dien  XB  dieaem  Verae  geaetat  iat,  ohne  doeb  daao  an  gehören:  iH* 
ifonfg]  oßeU^ovöi  uvhf  xov  orlxpv,  liyavteg  wtovBlvai  mi^inoPk  4$u 
lUrvoi  vmv  ^Agiarnf^fltiiv  vsaojHvi^jMaTiov  ovSiv  q>iQna&  mgl  vov  hovg. 
V.  100  kann  aber  keinenfalla  atbetiert  sein.  Also  daa  Lemma  aAA'  Sfn- 
ifijg  iat  verkehrt.  Daa  Scbolion  besieht  aich  yielmehr-^anf  Jenen  oben 
angefibrten  Vera  avdi  u  ßovXoiuvog  ntL^  welcher  irielleicbt  in  den 
ariatarebiaehen  Ausgaben  gana  fehlte,  aber  in  anderen  ana  acbledrten 
Haa.  Bnefa  d  100  eingeflgt  war.  Man  aieht,  in  welcher- Verwirrang  die 
Sebolien  aar  Odyssee  anf  iins  gekommen  sind. 

Die  Verae  94 — 96  unterbrechen  den  Zusammenhang. 

Die  Verae  109 — 112  mflssen  deshalb  unecht  aein,  weil  Menelaoa 
mit  BieiiteB  von  aich  behaupten  kann,  er  wisse  dnrchaua  nicht,  ob 
OdynaeBa  noch  lebe  oder  schon  todt  sei.  Erziblt  er  doch  seibat  naeb- 
her  dea  Proteus  Weiasagang ,  worana  hervorgeht  dasa  Odysaens  noch 
leht(d  498.  bbb  ff,).  Sehr  richtig  beisat  es  im  Schol.  Q:  odvQovral 
ifi  troti]  cnuf^  tfUlUv  iquati^aHv  6  TfiU(U[%og^  tavva  tpffa^ag  o  Mwi- 
hioq  ifüpiQUy  Btfl  fivstai,  xo  nav  vooifuvov  mi^ma^iq,  uXlit  nuA  tiJv 
ofiofan/fa  inq>ivyi$  6  no$ti%i^ '  nagit  yiiQ  NiiStO(fi  6  TtilifLaxog  ijifXfto 
tBy  laym¥, 

Za  6  158  ateht  in  den  Hss.  HMQR  das  Scbolion :  alXit  6i»wpQiup\ 
naqi  za  natqut  xal  w%  aQiwxtowa  rcp  Tluotattfitow  ivf oirmsroo.  smtI 
xo  vepLe66a%€c$  ivxl  xov  aiSeitM  ov%  U/iM^pMiog.  tud  ut  i7ts0ßoUai  6i 
yÜouit,  o^cv  Ztjyi^fnog  fuxcmoui  ^htttsxo^g  ivaguxlvHVi^,  «darovv- 
Ttt(  öi  (di  fehlt  in  HQ)  öxlxoi  n  (nivxa  HQ)  mg  mQtxxol  nal  ixo  viov 
vutvxatuiöt  Uy$a&ai  ini^iJtii^.  üXlmg  vi  ovöi  övußovlivöo^tfog  vä 
MtvtXia  ni^Baxiv^  i)Ji  «ef  xivi  ot  iiXifridova  TtaxQog  Mcitoi*  (d  317). 
Die  aweite  Hilfte  von  ad-exovvxai  ao  bat  Buttmain  von  der  oralen  ge* 
trennt;  mit  vollem  Recht.  Das  Urteil,  welches  im  ersten  Theile  steht, 
därfle  nicht  gebilligt  werden  können  {  die  a weite  Hilfte  besieht  sich 
g^ar  nicht  anf  V.  168  ff.   Nitzsch  hat  in  aeinen  erkl.  Anmerk.  V.  158  ff,, 

13* 


184  P.  D.  Ck  HeMiflft :  ab«r  dio  T^tMMobie. 

wie  mir  sohelnt,  sehr  ^t  verlbeidigt,  indem  er  segt:  ^Telemeolioe  fin» 
det  es  HUohickUcli'  (vffMtfai/  beueht  sich  nicht  allein  anf  vergaogeae 
Dinge,  sondern  streift  gans  nahe  an  die  Bedeutung  von  uUiia^ui 
heran,  vgl.  a  158.  /?  64.  O  116.  17  544)  ^sogleich  bei  seiner  Ankanfl, 
statt  dich  an  hören,  mit  seiner  Rede  hervortnbrechen.   Dieselbe  Ruck- 
sieht gibt  Peisistratos  durch  den  Plnral  rc^ycofo^o  von  sich  zu  erkenneD. 
Endlich  .  .  liegt  es  anch  in  der  Pflicht  der  Gastfrenndscbaft,  den  gelei- 
teten dem  neuen  Wirte  zu  empfehlen.'  Die  Worte  des  Peisistratds  sind 
also  gar  nicht  so  ungeziemend  und  unpassend  fQr  den  Sohn  des  weisen 
und  maszvollen  Nestor.   Mit  Zenodot  InunoiUag  zu  lesen  wäre  zu  kahn, 
so  lange  die  Wahrscheinlichkeit  dafür  ist  dass  ifUößoXlag  in  den  Hss. 
stand.  J58 — 162  können  gar  nicht  fehlen,  ohne  dasz  der  Zusammenhang 
vollständig  unterbrochen  wird.    Daher  meint  Nitzsch,  obwol  er  das 
Urteil  der  alten  Grammatiker  selbst  nicht  billigt,  dasz  nicht  fanf  son- 
dern nur  die  drei  Verse  158 — 16D  atbetiert  «eien;  derselben  Ansichi 
ist  W.  Dindorf ,  welcher  in  seiner  Ausgabe  der  Scholien  die  Worte 
a^etovvxai  (di)  czl%oi  i  verändert  in  a^novvxai  di  cxCxoi  y\   Davon 
hätte  den  verdienten  Heransgeber  der  Scholien  zur  Odyssee  zurück- 
halten sollen,  dasz  im  Ambrosianns  und  Harleianus  ausdrücklich  xtvrs 
geschrieben  ist,  und  dasz  alle  Hss.  übereinstimmend  von  fünf  athe- 
tierten  Versen  sprechen.   Dagegen  kann  man  doch  nicht  in  die  Wag- 
schale legen  ein  anderes  Scholion  des  Harleianus,  nach  welchem  Rhia- 
nos  die  drei  Verse  158 — 160  ausgeworfen  hat.    Denn  die  Athetese, 
von  der  in  dem  oben  angeführten  Scholion  die  Rede  ist,  bezieht  sich 
doch  ohne  Zweifel  auf  den  Aristarch  aus  Samothrake  und  nicht  anf 
den  Rhiaaos,  einen  wenig  bekannten    kretischen  Grammatiker   und 
Dichter.   Aristonikos  erklärt  hier  die  Obeii,  welche  Aristarch  in  sei- 
ner Ausgabe  an  den  Rand  gesetzt  hatte.   Fünf  Obeli  müssen  es  gewe- 
sen sein;  die  können  aber  nicht  bei  158—162  gestanden  haben«    Um 
die  Schwierigkeit  welche  sich  hieraus  ergibt  zu  lösen,  müssen  wir 
einen  Augenblick  dabei  verweilen,  wie  die  Hss.  der  Odyssee  geschrie- 
ben sind.    Nach  Dindorf  Vorr.  S.  VII  u.  X  ist  der  Text  in  den  Hss. 
meistens  früher  geschrieben  als  die  Scholien.   So  geschah  es  leicht, 
dasz  die  Scholien  wol  auf  den  ersten  Seiten  noch  dem  Text  entspra- 
chen, später  aber  weit  von  der  Stelle  des  Randes  entfernt  niederge- 
schrieben wurden,  welche  dem  jedesmal  zu  erklärenden  Verse  gegen- 
überlag. Deshalb  wurde  denn  jedem  Scholion  ein  Lemma  vorangesetzt, 
d.  h.  der  Anfang  derjenigen  Stelle  auf  welche  es  sich  bezog.  Jedoch 
waren  die  Schreiber  hierin  öfter  nachlässig.     Es  finden  sich  viele 
Scholien  ohne  Lemma  ^  und  diese  sind  öfter  von  Porson,  zuweilen 
auch  von  Bnttmann,  sehr  selten  von  Dindorf  auf  eine  verkehrte  Stelle 
bezogen.   Diese  Bewandtnis  hat  es  auch  mit  unserm  Scholion,  nemlich 
mit  demjenigen  welches  mit  u%novv%ai  beginnt.     Dieses  hat  kein 
Lemma ;  also  kann  m  nicht  ohne  weiteres  auf  die  Verse  bezogen  wer- 
den, von  denen  im  vorhergehenden  die  Rede  gewesen  ist,  sondern  es 
fragt  sich  zu  allererst,  welche  fünf  Verse  von  Aristarch  als  lUf^wol 
auxl  wA  vtxm  navtanaot  kiyec^M  aTCQin^ig  atbetiert  sein  können. 


P.  D.  Ch.  Henimigs:  Aber  die  Telesaebie.  185 

Dies  BttsseD  die  Verte  d  163 — 167  gewesen  sein,  welehe  sehr  gaC 
fsMe«  ktaneu  und  mftssen.  Besonders  dsrsn  erkennt  man  ihre  Unecht* 
heil,  dast  die  Antwort  des  Menelaos  mit  ]58 — 163  sehr  wol  znsammen* 
kJiiigl,  aar  J63 — 167  aber  nicht  im  mindesten  Bezug  nimmt.  Za  wel-. 
ehern  Zweck  Telemaohos  ihn  besuche ,  fragt  der  Atride  erst  am  foU 
geaden  Tage.  Auf  Aristarchs  Athetese  von  163 — 167  besieht  sich  aaeii 
das  Seholion  HHQR  zu  d  163 :  oipQa  ol]  n^igipcavog  tov  Mevslaov 

i  7\ilifi€tiog  nsv^Ofievog  mql  rov  itacrgog  el  (;^,  hi  alko  ovv  futaßtd' 
«S4,  Qti  fMr&iftffoig  %al  mtptltiai  xv%hv  ßovloiuvog  iptei  diu  vi  ivo^ 
Xlovvxa  Iv  xy  noln.  xo  tU  tfiog  ov  awihxBg  xivig  ifiiiKfiav  xa  bt^. 
Schon  Tor  zehn  Jahren  hat  H.  Hampf  diese  Bemerkung  in  seinem  oben 
erwähnten  Programm  *de  yafuinoätf  Menelai'  gemacht.  —  Um  noch 
twei  ihnliche  Beispiele  zn  erwlhnen ,  in  denen  ieh  mit  Dindorf  nicht 
übereinstimme ,  so  bezieht  sich  die  Athetese,  welehe  Dindorf  anf  X  435 
— 440  beschrinkt  hat,  wol  auf  X  435  —  443,  da  in  M  Obeli  stehen  bei 
435 — 443;  und  das  Schoi.  H  zu  o  19:  tvtoi  xovg  y  vo^€vovaiv,  ot« 
ffi^lv  xovxmv  iTUtveMmv nom*  st  iiri  nBf^iacav  ^v  xaivoxofuw^  jjKoy« 
zog  TOV  ssorpo^  dflrfte  vielmehr  zn  o  24 — ^26  gehören. 

Die  Verse  d  174 — 177  weichen  von  der  alten  Einfachheit  za  sehr 
ab  (s.  Nitzsch  z.  d.  St.).  Sie  scheinen  von  einem  Rhapsoden  herzu- 
rfihren ,  welcher  die  Grösze  der  Freundschaft  zwischen  Menelaos  und 
Odysseos  bis  Aber  die  Grenzen  der  Billigkeit  hinaus  übertrieb. 

Ueber  die  folgenden  Worte  des  Menelaos  mnsz  man  entweder 
dem  Sebol.  MQ  zn  185  beipflichten:  oix  oxt  nimiftxtti  xd^vfundvat  tcv- 
xhv  (nusxtvH  yaff  avxov  f^rjv^  i^  ov  rov  IlQanicog  iv^xofv),  allit  xo 
fikflShtm  lUtQoyByovlvai  oTtoiotpvgetat^  oder  man  musz  sie  als  aneeht 
einklammern,  so  gut  wie  109---112. 

Die  Verse  187. 188  sind  psychologisch  sehr  schön.  'Dpr  Gedanke 
an  eigenen  Verlust  nnd  das  Gefühl  des  eigenen  Leides  werden  leicht 
dvrdi  fremde  Trauer  aufgeregt ,  und  die  Theilnahme  an  dieser  geht, 
leicht  in  jene  aber'  (vgl.  7  302  f.  338  f.  A  166  f.).  Aber  die  folgende 
Unterredung  zwischen  Peisistratos  nnd  Menelaos  ist  so  albern,  dasz  ieh 
mieh  wnndem  musz,  warum  sie  nicht  «chon  lange  als  unhomerisch  ver- 
worfen worden  ist.  Wie  sollte  Peisistratos,  nachdem  ihn  eben  das  Mit- 
gefOhl  fremden  Unglücks  zn  Thrinen  gerührt,  plötzlich  ausgerufen 
haben,  zum  weinen  sei  morgen  noch  Zeit  genug?  Mit  so  rauher  Kfille 
konnte  nor  ein  Interpolator  die  allgemeine  Trauer  stören.  Peisistra- 
tos hebt  damit  an  den  Atriden  zn  loben,  und  fordert  dann  dasz  er  ihm 
zu  Willen  sei.  Ihm  gefalle  das  nicht  nach  der  Mahlzeit  zn  jammern, 
wie  sehr  auch  die  Billigkeit  es  erheische  die  gestorbenen  zu  beweinen 
und  das  Haupthaar  abzuscheren.  Aber  morgen  sei  auch  noch  ein  Tag. 
Aach  ihm  sei  ein  Bruder  vor  Troja  gefallen ,  unter  allen  Achaeern  der 
tapferste  und  schnellste.  Menelaos  dankt  dem  Peisistratos  für  di^Lo- 
beserhebnngen ,  indem  er  versichert,  er  habe  sehr  versündig  gespro- 
chen, würdig  seines  Vaters.  *Wir  wollen  das  jammern  lassen  und  nns 
wieder  ans  essen  machen.    Mit  Telemachos  will  ich  mich  morgen  wei- 


1S6  P.  D.  Ck.  Haomogs:  tbor  4i6  TeleiMehie« 

ter  bMpredMi.'  Alle  gehorchen  und  fenfen  wieder  an  sa  sehaeiiMK. 
Wena  sie  aafgehdrt,  wird  nirgeode  gesagt.  —  Dies  fei  der  Ishall  foa 
d  109-— 318.  Er  ist  eicht  bar  schlecht  erfandea,  soadem  er  anlerhrieht 
aaeh  den  Zusammeahang.  Unsinn  ist,  was  im  Schol.  QR  in  190  be-- 
haaptet  wird,  nnr  Peisistratos  als  der  am  wenigsten  beim  weinen  ba- 
theiligte hatte  das  Gesprftoh  wieder  anknüpfen  können.  Viel  sehdner 
ist  es,  wenn  189 — 218  fehlen  und  Helena  mit  listigem  Zanbertrank  der 
Irttben  Slimmung  der  trinkenden  ein  Ende  macht.  Dagegen  sehlieszt 
sich  das  ?v^'  ovr'  akk'  ivotfi'  'Elhnj  sehr  schlecht  an  V.  S18  an,  weil 
diese  Formel  einen  praegnanten  Sinn  hat  (s.  oben  S.  173  f.).  Sie  seigl 
eben  an,  dass  eine  vorhergehende  Situation  oder  Handlang  absiehtlieb 
inhibiert  oder  ver&ndert  wird ;  und  wie  $  ^3ß  l  S 110  f!.  if  21^  t.^  aa 
wird  anoh  an  unserer  Stelle  ansdraoklich  angegeben,  welchen  Znstand 
Helena  hat  ändern  wollen.  Die  Traurigkeit,  weiche  sich  in  Folge  der 
Erinnerung  an  das  Los  des  herlichen  Odysseos  der  GemUter  bemicbtigt 
hat,  will  sie  in  Fröhlichkeit  umwandeln.  Wenn  die  andern  sich  aber 
von  nenem  ans  essen  gemacht  hatten,  so  that  dies  gar  nicht  mehr  nötkig. 
Wenn  Menelaos  schon  dafar  gesorgt  halte,  so  brauchte  sie  nacht  erat 
kanstliche  Mittel  anauwenden.  < —  Ferner  besieht  steh  das  aiuißQfUvri 
Y.  334  sicherlich  nicht  auf  203  ff.  sondern  auf  168  ff.  -^  Daan  kommen 
nun  in  den  Versen  189 — 318  einige  Un Wahrscheinlichkeiten.  Zaersl 
V.  193  ist  das  iXltilovg  lfio«fiev  entweder  verkehrt,  da  Nestor  aeinea 
Sohn  nicht  aber  diese  Dinge  befragen  konnte," oder  wenigstens  nage« 
nan.  Aristarch  hat  den  Vera  deshalb  athetiert;  aber  auch  die  andern 
mOssen  athetiert  werden.  V.  190.  191  sind  aus  y  338  entnonunen.  V. 
194  kann  luraioifjuog  nichts  anderes  foeseichnen  als  lista  ioi/nov  *nach 
der  Abendmahlzeit'  (s.  Lehrs  de  Arist.  stnd.  Hom.  S.  133) ;  und  Meaelaoa 
aagt  daher  gana  richtig  313:  öoqnov  iiav^$g  (ttnfitifu&a  ^wir  wollen 
uns  von  neuem  an  die  Abendmahiseit  machen.'  Doch  l^aben  wir  gar 
nicht  gewnst  dasx  sie  unterbrochen  war.  Zweimal  au  spmsen  war 
nicht  nöthig,  da  Telemachos  nnd  Peisistratos  erst  am  Abend  geko»« 
men  waren.  Warum  V.  61  das  Wort  Ssmvov  sMi  Soffitw  gebraucht 
sei,  erklirt  Lehrs  gana  richtig,  indem  er  sagt:  ^potest  fieri,  nt^  qnod 
aliis  iam  dofapov,  id  ipsis  impransis  iünvov  sit ,  i.  e.  prima  lantior, 
qua  eo  die  fruuntnr,  cena.'  —  V.  19Ö.  196  siad  aus  x  364  f.  entnoaa« 
men.  —  Das  abseheren  des  Haares  (V.  198)  ist  durchaus  nnr  ein  Ge» 
brauch  der  leidtragenden  bei  einer  Bestattung,  nicht  aber  eine  atlge- 
meine  Aeusserung  grosses  Schmerses  (s.  Nitasch).  Dieser  Gedanke 
steht  daher  nur  In  sehr  loser  Verbindung  mit  dem  Qbrigen.  —  V.  303 
ist  aus  y  113  wiederholt.  —  Waram  ein  Interpolator  die  Vers»  189 — 
318  eingeschoben  hat,  l&sst  sich  leicht  absehen.  Er  glaubte,  Menelnof 
mflsse  nach  der  Mahlzeit  den  Telemachoa  nach  seinem  AnÜegeo  fk«* 
gen.  So  Ifiszt  er  denn  die  Mahlzeit  trotz  V.  68  nur  unterbrochen  und 
dann  die  speciellere  Unterredung  des  Menelaos  and  Telemachoa  auf 
den  folgenden  Tag  verschoben  werden,  damit  die  Leute  den  Abend 
noch  Zeit  genug  hfitlen  zu  schmausen. 

V.  333  -^  333  könateu  von  einen  Rhapsoden  der  Anasehmdcknng 


P.  D.  Gk  B«iaiiip :  Aber  die  Teltfoadiia.  187 

kalker  yM«fefllgt  ieitt.  Jedoeh  demti  ist  «iebi  geeagl  deei  sie  an« 
eckt  ieies.  Wie  viele  andere  ähnliche  Stellen  empfehlen  aie  sich  eben 
durch  eine  gewiaae  angenehme  Breite  des  Stils ,  ivelehe  dem  griechU 
>8ckea  Epos  eigentbfimlich  ist.  Die  Velkspoesie  schildert  überhaupt 
den  ürspning  unwesentlicher  Dinge,  wenn  sie  nnr  den  Hörern  interes- 
iaat  aind,  mit  nieht  minderer  Vorliebe  ala  grosse  Begebenheiten;  nnd 
fie  gibt  ihnen  allen  poetisches  loteresse  dadurch,  daas  aie  jede  Be- 
Hkrcibnng  in  die  Form  einer  Ersahlang  kleidet. 

V.  S38.  339  scheinen  mir  auch  von  dem  Interpolator  herzurühren, 
welcher  189 — 218  eingeschoben  hat.  Der  Helena  geziemte  es  ja  doch 
eif eallicb  allein  als  der  Uansfrao,  die  enweseaden,  mochten  sie  auch  ans 
eigeaem  Antrieb  die  Moblxeit  erneuert  haben,  zum  essen  nnd  trinken 
wieder  einzuladen.  Doch  lassen  sich  die  beiden  Verse  vertheidigen, 
wean  Mwc^b  auf  das  trinken  allein  sich  beziehen  kann. 

Dass  V.  344  ff.  eine  sogenannte  doppelte  Receosion  vorliegt,  hol 
üiUseh  bemerkl  (Sagenppesie  S.  140  ff.).  Odyssens  wird  nicht  zn- 
gleich  die  Geslnlt  eines  Bettlers  und  eines  Sklaven  angenommen  ha-> 
bea;  ^ins  von  beiden  genügte.  Aristarch  hat  ähty  richtig  als  Appel- 
latifun  anfgefaszt.  Andere  erklfirten  den  Munrnsy  nm  den  Wider- 
sprach swiscben  245  nnd  348  zu  beben ,  als  tulvSyhuov  icfag  xol^  h 
T^oUf  ''£Ui|tf^iF  ovta  7nm%6v^  joitoHog  fiv  xai  rofg  ^Id-axtfitoig  6  JQog^ 
okichon  es  nirgends  überliefert  wird,  dasz  ein  solcher  Bettler  bei  den 
Griechen  sich  anfgohaitcn  habe.  Die  ursprüngliche  Erzählung  scheint 
dieiezasein: 

244  ttVTOv  ftfv  nXiqy^iv  a$uuUfiai  iufiaöaagj 
9Kuqa  %n%  ii^  fyoici  ßalnivy  oIk^i  iommg 
316.  249  ivS^w  ^h^iuvimv  natiiv  nolw  oC  d'  ißaniffiav 
2dO  ffavis£m  iym  6i  ii$v  oTi/  %rL 

Ein  Rhapsode  setzte  an  die  Stelle  dieser  Verse  folgende : 

247  alXtjt  d*  avxov  tpanl  lUciaKQvnxav  ^tax£i/, 
diavrif  og  ovdev  totog  Irpf  inl  vtivalv  ^Axaimv. 
r^  IxeXog  Kcaidv  TQmcav  mkiv ,  ot  d*  aßaKtfiav 
navtsg,  %xX. 

Vielleicht  ist  auch  das  letztere  echt  und  Jss  erstere  von  einem  Rhap- 
io4ea.  GeoQg,  beide  Formen  wurden  nnn  bei  der  Redaction  nach 
•iaander  eingeldthet. 

Ebenso  wurden  unten  die  Verse  385 — 289  anstatt  der  Verse  380 — 
M  ?on  einem  Rhapaoden  vorgetragen.  Aristarch  athetierte  385-— 289, 
wail  Antiklos  in  der  Ilias  gar  nicht  erwähnt  werde  (vgl.  Schol.  H :  i 
*Äm%hiql%  tov  kvkXov.  ovx  iipi(fOvxo  de  axEiov  iv  jtdöaig  ol  nivzi' 
M  fi^  v^g  dut&iasmg  ifw^^).  Die  eine  Receosion  widerspricht  der 
»dern  (?gl.  383  u.  386;  s.  G.  Curtins  in  der  Z.  f.  d.  österr.  Gymn. 
l^S.  43);  und  zwar  erscheint  die  zweite  Receosion  (285—389)  als 
die  ipatere,  weil  sie  den  Erfolg  des  Odyssens  als  schwieriger  be- 
Mkreibt«  Denn  wer  hätte  wol  ein  geringeres  L^b  des  Helden  an  die 
Stelle  des  grösseren  gesetzt?    Es  kommt  hinzu  dasz  dem  Rhapsoden 


1 88  P.  D.  Cb.  HeaMDgi :  Obw  4m  Telmadiie. 

die  Vers«  ß  8S«— 84  Torgeschwebl  so  babea  echeiDea.  Aber  wirft  nua 
non  6  285 — 289  heraas  aus  dem  Text,  so  fehll  ein  eottcinoer  SMilves 
der  Erzählang.   Vielleicht  lautete  V.  284  eioatmals  so: 

alX^  ^Oivcevg  xcrri^KC ,  cacaai  de  TUcvtag  *A%atovg. 
Als  Dun  aber  bei  der  Redaciion  285 — 289  mit  eiogereiht  wnrdev,  auista 
man  284  rerändera.  Doch  wollte  man  die  blosse  Mögliehkeit  festhaU 
ten  9  so  würde  sich  die  Wahrheit  Terstecken.  Es  ist  eben  so  wahr- 
sclieinlich,  dasz  man  bei  der  Einfugang  von  285 — 289  6inen  oder 
mehrere  Verse  wegliess ,  welche  ursprünglich  auf  284  gefolgt  waren. 

V.  292  erklirt  das  Scholion  BEPQ  gans  richtig:  öuvoxtffov  xo 
negl  ^Odv<S<sia  na^ogj  el  ovt&  cotpog  av  ovdiv  xi  amjAavtfe  xi^g  coqUag^ 
iXk  ino  xijg  einaQi^ivrig  ix^acfj^,  xal  6  xoig  aklovg  amoag  iavxbv 
(f^cai  ov  ötdvvrfcai.  Weil  Menelaos  noch  gar  nichts  darüber  bemerkt 
hat,  dasz  Odyaseus  noch  lebe,  schlieszt  Telemaehos  wieder  wie  ^^  386 ff., 
dasz  sein  Vater  schon  lange  in  den  Hades  hinabgestiegen  sei. 

%  26.  Wir  kommen  jetzt  zum  zweiten  Tage  des  vierten  Lie- 
des, zum  sechsten  der  Telemachie.  Die  Erzählung  von  dd06 — 619 
ist  diese: 

Am  andern  Morgen  früh  fragt  Menelaos  den  Telemaehos,  wamm 
er  denn  nach  Sparta  gekommen  sei.  Telemaehos  schildert  die  Frech* 
heit  und  den  Uebermut  der  Freier  und  beschwört  den  Atriden  bei  den 
groszen  Verdiensten  des  Odysseus  um  ihn,  er  solle  ihm  seines  Vaters 
Schicksal,  so  traurig  es  auch  sein  möge,  ohne  Schonung  berichten: 
um  Erkundigung  darüber  einzuziehen,  habe  er  seine  Reise  nach  Sparta 
angetreten.  Da  ruft  Menelaos  aus:  ^wie  ein  Löwe  die  in  seinem  Lager 
ruhenden  Hirschkälber  zerfleischt,  so  wird  Odysseus  die  schindüehen 
i^reier  mit  dem  schmählichsten  Tode  heimsuchen.'  Dann  erz&hll  er 
sehr  weitläuftig  sein  Abenteuer  mit  dem  Proteus  auf  der  Insel  Fharos. 
lieber  den  Odysseus  verkündigle  der  Meergreis  dem  Menelaos,  dasz  er 
auf  der  Insel  der  Kalypso  verweile;  so  sehr  er  sich  auch  nach  seinen 
Vaterland  zurücksehne,  so  Issse  sie  ihn  doch  nicht  weg,  und  er  habe 
weder  SohifTe  noch  Gefährten.  Darauf  ladet  Menelaos  den  Telemaehos 
ein,  elf  oder  zwölf  Tage  sein  Gast  zu  bleiben,  und  verspricht  ihm 
Wegen  und  Pferde  als  Gastgeschenk.  Aber  ihn  duldet  es  nicht  langer, 
da  er  weisz  dasz  Odysseus  noch  lebt.  Er  fürchtet  dasz  seine  Geführ- 
ten in  Fylos  ihm  es  übel  nehmen  würden,  wenn  er  sie  so  lange  warten 
liesze.  Das  Gastgeschenk  schlSgt  er  dankend  ans,  weil  Ithaka  nor 
Ziegen  weide.  So  verspricht  ihm  denn  der  Atride  einen  sehr  kost- 
baren Mischkrug  zum  Andenken  za  geben,  ein  Werk  des  Hepbaestos. 
•  Nun  erwartet  man  dasz  Telemaehos  sogleich  Abschied  nehme; 
aber  die  Erzählung  bricht  plötzlich  ab. 

%  27.  Unecht  scheinen  mir  in  dem  eben  durchgenommenen  Stüok 
die  Verse  341—346.  353.  443.  ölt.  öl4— 520.  ö53.  561—569.  606. 

Die  Verse  341 — 346  halte  ich  ans  mehreren  Gründen  für  unecht. 
Erstens  genügt  es,  wenn  Menelaos  den  Freiern  Einmal  den  Tod  wünseht 
(330 — 340).  Ja  das^rste  Mal  in  dem  Gleichnis  verkündigt  er  ihn  gnnn 
bestimmt,  und  die  Kraft  der  Versicherung  (igfi^<SH)  wird  abgesohwftchl 


P.  D.  Cb.  HenDiq^ :  fibor  die  Telemadde.  1 89 

dmk  dtfk  folgentfett  Wmiseli.  Zweiteas  sobeiaefl  341 — Z^  den  Ver* 
8CB  ff  %3 — 267  naebgebildet  zu  seio.  Beide  Stellen  baben  wenigstens 
sebr  ibnlichen  Inbalt  nad  den  aeailiehen  Scblnsz  (d  345.  346  ==  a  265. 
S66).  Da  die  Verse  341 — 346  im  Bericht  des  Telemachos  ^  132-^137 
wiederkebren,  so  wäre  es  möglich  dasz  sie  nur  gemacht  sind,  um  die 
Zabdrer  anf  den  bald  hernacb  folgenden  Wetikampf  des  Odyssens  mit 
Iros  Toranbereiten. 

V.  353  war  schon  dem  Zenodot  verdichlig.  Offenbar  bat  hier  ein 
Rhapsode  seinen  Vortrag  benutzt,  um  fflr  seine  Zuhörer  eine  Regel  der 
Frömanigkeit  einflieszen  zu  lassen;  gerade  wie  wenn  unsere  Fabel- 
dichter  den  Lesern  an  die  Hand  gehen  eine  Moral  aas  ihren  Geschich- 
ten zu  entnebmen.  Vgl.  Qber  6  353  auszer  dem  Schol.  und  Nitzscb  in 
den  erkl.  Anmerk.  zu  d.  St.  noch  dessen  Sagenpoesie  S.  169.     - 

Warum  der  Versteck  des  Meneiaos  441  unangenehm  oder  schlimm 
genannt  wird,  bat  der  Dichter  sogleich  selber  angezeigt:  xtlQsyaQ 
aiviig  tpaxamv  ihox^eipimv  6lo9ita%og  odfii^.  Wir  erwarten  nunmehr 
kein  zweites  *denn'.  Was  soll  also  der  Zusatz:  *denn  wer  möchte 
auch  neben  einem  Heerungeheuer  ruhen?'  Um  der  wunderbaren  Be- 
gebenheit einen  Ucherlichen  Effect  zu  geben,  fragte  ein  Rhapsode 
seine  Zuhörer,  was  sie  zu  der  Lage  des  Meneiaos  meinten. 

Denselben  Ursprung  bat  S  511,  wie  schon  Eustathios  oder  seine 
Vorgingfer  richtig  herausgeföhlt  haben:  rovrov  xov  cxixov  q>ualv  ot 
nulauA  iv  avdifu^  indocn  tpi^ea^ai  iia  to  Uav  tvxilig.  iio  ^ov- 
fiaiovötv^  nag  Mhc^^v  ^Aqlövu^ov  oßBlidai  avrovj  S%st  6h  svviXsutvi 
6x£%og  ov  dur  r^v  (pqaa^v  aklcc  öii  xov  vovv,  (li^  XQV^^''  y^i^  6onB& 
imoi^ag  ovx<o  q>QccCa$  xcri  olaif  mg  iv  aaxiüffi^.  a(n$img  yciQ  ftatrcwg 
xai  ev  »ata  xi  öTtovöaüw  iqqi^  l^ca  natqov  to  ^huL  nlsv  iXiivQov 
vdtt»^».    Vgl.  das  Schol.  HP  und  Nitssch  zu  d.  St. 

Was  die  Verse  514 -- 520  anlangt,  so  müssen  zuerst,  wie  Bftchner 
aagegeben  hat  (s.  Nitzsch  Sagenp.  S.  114  Anm.),  die  beiden  Verse 
519.  520  Tor5l7.  518  gestellt  werden,  damit  kein  Unsinn  herauskommt. 
Aber  aacb  so  kann  ich  die  ganze  Stelle  nicht  fflr  echt  halten,  well 
Proteus  kein  unnützes  Geschwfitz  macht.  Wenn  schon  gesagt  ist,  Here 
hsbe  den  Agamemnon  aus  Heeresgefahren  errettet,  so  war  es  vollstän- 
dig unnatz,  hinterher  ihn  noch  einige  Hin-  und  Herfahrten  machen  zu 
lassen.  Die  geographische  Schwierigkeit  dieser  Stelle  hat  Nitzscb  be- 
rAbrt  Anmerk.  1  S.  279.  Auch  der  Plural  orxad'  rxoinro  ist  wenigstens 
auffallend ,  wenn  von  den  Gefibrten  des  Agamemnon  vorher  gar  nicht 
die  Rede  gewesen  ist.  Die  Erzählung  ist  einfach  und  klar,  wenn  »an 
514 — 530  in  Klammern  setzt  Ein  Rhapsode  glaubte  vielleicht,  eine 
Fahrt  von  Troja  nach  Argos  müsse  jedenfalls  mit  Gefabren  verknOpfl 
geweaen  sein. 

Die  Verse  561 — 569  können  sehr  gut  fehlen  und  hingen  mit  dem 
vorhergehenden  gar  nicht  zusammen.  Proteus  hat  V.  560  schon  alles 
berichtet,  was  dem  Meneiaos  wissenswürdig  schien.  Die  elysischen 
Gelllde,  wohin  nach  Hesiodos  Weltansicbt  treffliche  und  ausgezeichnete 
Nianer  nacb  dem  Tode  versetzt  wurden ,  sind  dem  Homer  sonst  nnbe- 


190  F.  D.  eil.  HaMiiiit :  üUrdie  Telemiokie. 

ksMt.  Ei  ist  klar :  ein  BlMipM4e  bit  de»  MeMla«  4ie  grtel»  Wal- 
tbat der  Götter  sh  Theil  werden  laieeu,  um  daa  Interesse  der  Zabörer 
SD  dem  Helden  au  steigern.  Gleicbwol  entgieng  ihm  nickte  dasa  an 
dieser  Stelle  durchaus  kein  Grund  vorliegt,  warum  der  Atride  einer 
so  grossen  Belohnung  fOr  würdig  erklart  wird.  Dean  er  selbst  bal 
sieh  einen  Grund  ausgedscbt:  aSven  l^e^  'EXivifv  »al  6guv  foiAßgos 
jdtog  iatfi.  Aber  Verwandtschsft  mit  Zeus  mscht  nicht  so  viel  aas  bei 
Homer.  Homer  kennt  noch  nicht  einmal  die  Mythen,  nach  denen  be- 
gfUistigten  sterblichen  von  den  Göttern  ewiges  Leben  verlieben  wer* 
den  kann.  An  der  ganzen  Stelle  hat  auch  A*  Jacob  Anstoss  genom- 
men (a.  0.  S.  383). 

Den  V.  605  wendet  Horatins  einmal  an,  wo  er  davon  spricht,  er 
könne. wol  einmal  in  die  Lage  kommen  dem  Maecenas  alle  seine  Ge- 
schenke znrdckzttgeben,  in  der  berlicben  7n  Epistel  des  ersten  Baches 
V.  34ff.: 

haud  mtüe  Telemaekus^  proUs  patienii$  Ulimi: 
non  eii  apiun  equis  Uhuee  locus  ^  ui  neque  plamt 
porreciMit  $patü$  nee  multae  proddgus  herboe. 
Telemaohos  entscbukligt  diesen  Mangel  seiner  Insel  damit,  dasa  er 
allen  Inseln  sonnige  Blacbfelder  nnd  grasreiche  Wiesen  abspricht; 
ov  yiif  tig  vri^mv  tnjtiilstiag  oud'  ivk$i(imVf 
at  d'  all  xt%Xlatai'  'idaict}  ii  u  nal  neql  ftaaimv. 
Diese  Enlschaldignng  stimmt  nicht  mit  V.  606 ,  wo  Telemaehos  eiae 
Insel,  welche  Ziegen  nihrt,  einer  andern,  welche  Pferdecallur  ge- 
stattet, vorzreht.     Dazu  kommt  in  V.  606  eine  gewisse  Harte   der 
Strnctnr,  da  nicht  allein  das  Verbum,  sondern  auch  ein  Substantivuni 
fehlt.   Der  Vers  hat  so  etwas  iu  sich,  was  an  ein  Sprichwort  erinnert. 
Der  Inlerpolator,  welcher  ihn  hierher  gesetzt  hat,  hat  Oberseben  dass 
Telemaehos  jeder  Insel  die  Taugliobkeit  für  Pferdecnltur  abspricht. 

Man  könnte  sich  darüber  wundern,  dasz  der  Dichter  den  Mythus 
ve«  Proteus  so  vollständig  in  seine  Erzibiung  eingewebt  hat ,  da  doch 
wenige  Verse,  nemlich  d  347 — 350.  506—560  =  q  137 — 146  genügtea, 
um  Ober  das  Schicksal  des  Odysseus  aufzuklaren.  Allein  es  fehlt  viel, 
dasz  solche  Episoden  wie  diese  hier  in  S  von  der  epischen  Era&blirog^ 
vermieden  worden  wären.  WennMenelaos  aberbaupt  den  Proteus  redend 
einfahren  musz,  so  verlangen  wir  auch  zu  wissen,  wann  und  wo  der 
Atride  mit  ihm  gesprochen  und  wie  es  ihm  gelangen  sei  den  listigen  Meer- 
greis zu  Qberlisten.  Denn  gutwillig  weissagte  er  keinem.  Auch  warde 
die  blosse  Angabe  seiner  Worte  über  den  Odysseus  unser  Gefahl  nnd 
unsere  Erwartung  mit  nichten  befriedigen.  Hat  doch  der  Dichter  die 
Erkundigungsreise  des  Telemaehos  fttr  wichtig  genug  gehalten,  am 
sie  in  mehreren  Liedern  zu  verherlichen.  Aber  bis  zu  dem  Augen- 
blick, wo  er  schon  wieder  an  die  Rackkehr  denken  mnsa,  siad  Tele- 
maehos Nachforschungen  durchaus  vergeblich  gewesen.  Muste  der 
Dichter  sich  nicht  bemuhen,  das  wenige,  was  er  ihn  zu  guter  letat  er- 
fahren liszt,  durch  Ansscbmückang  so  wunderbar  und  interessant  wie 
möglich  za  maohen?  Wir  mOssen  bekennen  dssz  es  ihm  gelungen  ist. 


P.  D.  CL  BMuiigt:  iber  «•  MeMoUe.  191 

T«l«aMlios  difdfeo  linNBolilt  Batflriieherweise  in  4»m  Beriohl«  wel- 
ein«  er  eeiner  Matter  in  ^  absttüet,  nur  das  wesentliche  aus  dieaer 
fipiaode  aaasnsieiwn« 

S  28.  Andera  verbiit  es  «ich  mit  dem  TbeiL  Ton  i^  der  naeh 
V.  619  fpigt;  dieaen  kann  man  nicht  ala  Epiaode  eaffasaea«  Hier  wird 
anihlt,  daaa  die  Freier  auf  Ithaka  Ton  der  Reise  des  Telemacbos  für 
ihre  eigene  Wolfahrt  farchten  nad  ihm  unterwegs  aufzulaaern  be- 
sefaliessen,  nm  ihn  za  tödten,  dasz  seine  Matter  Peneiope  es  erfiüirt 
nad  in  Teraweifelte  Klagen  aosbricht,  snletat  aber  im  Gebet  an  die 
Athene  Trost'  sacht  and  findet.  Diese  Ereignisse  liegen  von  Tele* 
■a^os  Aafenthalt  in  Sparta  fern  ab ;  sie  nnterbrecben  die  Continaitil 
der  Enihlnng.  Sie  können  orsprflnglieh  nicht  mit  6  619  in  so  enger 
Verbindnng  gestanden  haben ,  dass  sie  ^in  Lied  mit  dem  vorhergehen« 
dea  attamachten. 

Die  Ersählang  des  vierten  Liedes  hinwiedemm  kann,  wie  man 
gesaerkt  hdien  wird,  mit  i  619  nicht  abgebrochen  aein.  Hier  ist  nichts 
weniger  als  ein  Abschnitt 

Man  ergibt  sich  zamUeberflnss  aneh  noch  ans  anderen  Indicien,  dass 
arsprQnglich  nach  d619  anderes  erslhlt  worden  ist  als  jetst  geschieht. 
Zuerst  ans  jenem  Bericht  des  Telemacbos  in  f.  Ueber  das  Bach  ^  gibt 
es  ein  Programm  von  A.  Rhode  *  Ontersnchangen  Aber  das  17e  Bach 
der  Odyssee'  (Dresden  1848),  worin  aoszer  anderem  aneh  dies  aaohge* 
wieaaa  isl,  dass  q  1  — 183  ans  jüngerer  Zeit  stammen  als  dieeohlen 
Theile  jenes  Baches.  Aas  dieser  Partie  hat  R.  Volkmaon  in  den  *com- 
neataliones  epieae'  (Leipzig  1854)  wieder  den  Haaptbestandtheil  aas* 
geschinden,  nemiich  die  T^X^fMrxot;  knivodog  (q  1 — 44.  107 — löO), 
welche  vielleicht  einst  aneh  für  sich  allein  vorgetragen  worden  ist;  da- 
ran hat  ein  interpolator,  damit  des  Theoklymenos  Ankonfl  im  Haase  des 
Odyanens  nicht  vermiszt  warde,  die  Verse  151 — 166  and,  damit  die 
pnae  Partie  zasaramen  mit  der  alten  homerischen  ^OSvc^ifog  hwvoöo^ 
vorgetragen  werden  könnte,  dfe  Verse  167 — 181  angeknöpft.  In  der 
iwivodoq  Tfili\iLa%(ov  bat  der  Berichterstatter  bei  der  Kttrze,  deren  er 
sieh  bnieaasigi,  sich  nicht  immer  darchans  genaa  aosdrttcken  können, 
z.  B.  V.  190f.: 

Soaal  gebraucht  Homer  das  awsl»^  Snuta  nar  von  solchen  Handlan- 
gen, die  nnmittelbar  anf  einander  folgen.  Menelaoa  fragt  aber  den 
Talemaehos  erst  am  zweiten  Tage  seiner  Anwesenheit  nach  dem  Grand 
taiaer  Reiae.  Dodi  kann  man  nicht  leugnen,  dasz  dies  fAr  Telemaohaa 
gewisnermaszan  daa  nächste  ist,  was  ihm  passiert,  nachdem  er  din 
Helen  gesehen;  und  so  lisst  sich  der  Ausdruck  mit  der  Brzäbluag 
der  Telemachie,  welche  der  Verfasser  der  inavo^  TriXef$a%ov  durob^ 
MS  zu  Grunde  gelegt  hat,  sehr  wol  vereinigen.  —  Die  Verse  q  147-— 
149  gehören  jedenfalls  nicht  dem  Ordner  an ,  welcher  die  folgenden 
Verae  interpoliert  bat;  sondern  da  sie  den  Bericht  des  Telemacbos 
erst  abseUieszeo,  so  roässen  sie^ach  nothweodig  mit  za  der  intivoäof 


192 

Ttil^imf99  ggf  rt«gt  wmrim.  Ihtm  ^  Uß.  149  mm  i  sm.  S»  wwier^ 

kolt  fisd,  isl  keüi  Grwmä  dafegca,  ^  mmtk  die  acislaa  tfcrigea  Vmne 
de«  BcrieliU  Biehl  orifiaeU^  MMiien  tob  rif  3(acUHMr  au  4  wie* 
derhoU  aind.  Wm  Faesi  dariber  u  icJMr  AmagAm  tagt,  kam  naa 
aar  dsaa  billif ea ,  weaa  aus  das  gccaaJMcra  oder  friauMra  fcgon- 
Aber  ^aaa  Hoaier  ab  Dichter  der  Odysaee  «ai  jcdea  Frcia  feathallen 
will;  alleia  ia  kritiaelier  Hiafiekl  iai  ea  darekaaa  falack.  Er  MeiBt 
Beailick:  *%auTa  reletniiaag  srl.  Eia  aickt  g^aat  paaaeadar 
aocb  rieb  liger  Schien  der  Erxihlaaf;  deaa  eigeatlich  roll- 
bracht,  aasgerichtet  hatte  Teleaacboa  aichls.  Aach  wird  die  Heiai- 
liihrt  aa  kon  abgetbaa/  Weaa  aach  daa  Verban  nlcvrov  ia  dem 
Maade  des  Meaelaos  d  585  f.  riet  paaaeader  ist,  so  wird  aaa  doch 
aach  sicherlich  aicht  ia  Abrede  stellea,  dass  Teleaucbos  wirklich 
etwas  SB  Bade  geführt  hat.  Weaigsteas  gebraecht  Atheae  dea- 
selben  Aosdrack  tob  der  Reise  ihres  SchiUliags.  Dea  aweitea  Eia- 
waad  Faesis,  dass  taiha  xtUvri^aag  vfoi/Ltpf  aicht  richtig  sei  (er  deakt 
ilsran  dass  Telemachos  nach  der  jetzigen  Darstellnag  der  Odyssee  nooh 
aber  ursasig  Tage  in. Sparta^ bleibt),  bat  aach  Rhode  schon  geaiacht, 
aber  sogleich  selber  verbessert  (S.  10) :  ^Endlich  befremden  die  Worte 
147 — 149.  Deaa  so  kaaa  Telemachos  nicht  sprechen,  wenn  er  über 
einen  Monat  bei  Menelaos  geblieben  ist.  Freilich  ist  mit  diesem  Um- 
stand nicht  bloss  diese  Stelle,  sondern  aach  noch  manches  andere  im 
Widersprach:  dsss  Telemachos  trotz  seiner  dringenden  Eile  seinea 
BesHcb  so  sehr  verlingert;  dass  nachher  diese  lange  Abwesenbeit  we- 
der in  o  erwähnt  wird  noch  in  n^  wahrend  sich  dasa  öfter  Gelegea- 
heit  bietet;  dsss  die  Gefährten  in  Pylos,  als  er  sn  ibaen  zarflckkehrt, 
heia  Wort  dsr4lber  verlieren,  obgleich  er  schon  so  Menelaos  am  swet- 
ten  Tage  gesagt:  alX^  rjdri  fioi  avia^ovctv  hcuifoi  h  Ilvlt^  r^ya^iri' 
ai  Si  lu  xQovov  iv&ad^  iqvxstg  (d  598  f.);  desgleichen  such  die  Freier 
nicht  in  tt,  Ober  deren  Geduld  man  sich  nicht  genug  wundem  kann, 
wenn  sie  so  lange  auf  Telemachos  im  Hinterhalt  gewartet.  . .  Wahr- 
scheinlich ist  das  Ende  von  6  mit  o  su  verbinden,  die  Verse  o  301 — 
492  sind  beranszunebmen  und  der  Schlnsz  des  Liedes  vom  heimkehren- 
den  Telemachos  ist  zu  suchen  yt  324  AT.'  Dieser  Vorschlag  Rhodos  ist 
nun  allerdings  nicht  genau  und  nur  theilweise  richtig;  aber  die  Grund- 
voraussetzung von  welcher  er  ausgeht  ist  richtig:  ein  Nachdichter 
konnte  den  Telemachos  gar  nicht  berichten  lassen,  er  sei  sogteioh 
nach  erhaltener  Auskunft  von  Sparte  wieder  weggereist,  wenn  nicht 
eben  dasselbe  in  seiner  Quelle,  im  vierten  Liede  der  Telemachie  er- 
zählt war.  Hier  ist  keine  Entschuldigung  mehr  möglich ,  als  ob  der 
Ausdruck  nur  unpassend  gewählt  sei;  und  filr  so  gedankenlos  werden 
wir  den  Nachdichter  doch  auch  nicht  halten,  dass  er  vollkommen  an- 
richtiges  erzählt  hätte.  Hier  ist  kein  Ausweg.  Wir  werden  so  dem 
folgerechten  Sohlusz  gedrängt:  zu  der  Zeit,  als  die  htivodog  T^ia- 
luixov  gedichtet  ward,  wnrde  in  der  Telemachie  noch  erzählt,  daas 
Telemachos  sogleich,  nachdem  er  über  das  Schicksal  seines  Vaters 
Anskunft  erhalten,  von  Menelaos  Abschied  nimmt  nnd  wegreist  — 


P.  D.  Ch.  Heamngi :  Aber  die  Telamdii«.  1 93 

Wir  haben  oben  geseben,  dass  eben  dies  aoeb  aof  8  619  gefolgt  sein 
moea  and  da8s  alles,  was  jetzt  nach  d  619  konait,  arspranglich  nicht  in 
direelem  Ziiseaimeabang  mit  dem  ?ierten  Liede  der  Telemaehie  gestsn- 
dea  bat.  Entweder  musz  also  der  ursprüngliche  Schlusz  des  Liedes 
i  verloren  gegangen  sein,  oder  er  steht  jetxt,  wie  wir  ja  anch  von  der 
Einleitong  der  OSvaaitog  c%ii8lu  nachgewiesen  haben,  an  einer  ver- 
hörten Stelle  der  Odyssee. 

Mnn  weiter.  —  In  den  ersten  vier  Büchern  der  Odyssee  werden 
sechs  Tage  beschrieben.    Im  5n  Bache  sendet  Zens  auf  anreihen  der 
iUbene  den  Hermes  zur  Kalypso,  nm  ihr  zu  melden  dasz  die  Götter 
des  Odyssens  Heimkehr  beschlossen  haben.    Vom  zweiten  Tage  bis 
sam  fanften  nach  des  Hermes  Ankunft  auf  Ogygia  (e  225.  228.  262) 
limsnert  Odyssens  sich  ein  kleines  Schiff.    Am  sechsten  Tage  (ß  264) 
bitt  er  allein  die  Heimfahrt  an  und  schifft  siebzehn  Tage  in  ^inem 
fort,  ohne  dasz  ihn  ein  Sturm  ereilt  h&tte.   Am  23n  Tage  (d.  i.  am 
29b  der  ganzen  Odyssee)  sieht  er  von  ferne  Seherin,  die  Insel  der 
Phaeaken.    Da  aber  kehrt  Poseidon  von  den  Aethiopen  zurück  und 
zerirflmmert  ihm  sein  Schiff  in  furchtbarem  Sturm,  Odysseus  schwimmt 
drei  Tage  lang  nmher,  ein  Spielbail  der  Winde  und  Fluten.    Mit  Len- 
kotheas  Hülfe  rettet  er  sich.   Am  25n  Tage  steigt  er  nackt  ans  Ufer 
der  Phaeakeninsel  (s  388.  1 170).   Am  folgenden  Tage  nimmt  ihn  Alki- 
Boos  bei  sich  auf.   Am  27n  Tage  erzählt  er  den  Phaeaken  seine  Aben- 
lener.    Am  dritten  Tage  nach  seiner  Ankunft  auf  Scheria  schifft  er 
sich  Abends  ein  (v  73  ff.  93  ff.)  nach  Ithaka  und  wird  hier  noch  vot 
Tagesanbrooh  schlafend  ans  Land  gesetzt.    Nach  der  jetzigen  Anord- 
anag  der  Odyssee  ist  er  also  am  29n  Tage  nach  der  Götlerversamm- 
lung  in  e  wieder  auf  heimatlichem  Boden  (wenn  wir  die  nrsprflng liehe 
Gestalt  von  ^  für  die  Berechnung  zum  Grunde  legten,  wfire  ^  am  28n 
Tage;  eine  Differenz  von  ^inem  Tage  ist  aber  irrelevant).   Athene  er- 
seheint ihm  hier,  ermahnt  ihn  an  den  Freiern  Rache  zu  nehmen,  und 
damil  er  weder  von  Eumaeos  noch  von  den  übrigen  Ithakesiern  er- 
kannt werde,  verwandelt  sie  ihn  in  einen  Bettler.   In  der  Rhapsodie 
I  ist  Odyssens  bei  Eumaeos.  In  o  fingt  wieder  ein  neuer  Tag  an ,  der 
30e  nach  der  Götterversammlung  in  f,  der  36e  nach  der  Berathnng  des 
Teleasacbos  und  Mentes;  und  an   diesem  Tage  soll  Tetemachos  von 
Sparta  weggereist  sein,  nachdem  er  31  Tage  dort  gewesen  ist  (vgl. 
Faesia  Einl.  S.  XXXII  ff.  der  3n  Ausg.  B.  Thiersch  a.  0.  §  29).   6  619 
ist  er  schon  im  Begriff  Abschied  zu  nehmen.   Schon  Nestor  hatte  ihm 
geratben  y  313—317  (==  o  10 — 14)  nicht  zu  lange  fern  von  der  Hei- 
mat araherznschweifen ;  so  schlägt  er  denn  d<494 — 599  eine  Einladang 
des  Henelaos,  noch  elf  oder  zwölf  Tage  bei  ihm  zu  bleiben,  entschie- 
den ans.    Anch  fürchtet  er,  seine  Gefährten  in  Pyios  möchten  unge- 
duldig werden.  —  Wie  sollte  er  da  freiwillig  noch  so  lange  bei  Hene- 
laos geblieben  sein?  —  Dazu  kommt  dasz  nirgends  in  der  Odyssee 
direct  oder  indirect  angegeben  wird^  Telemaohos  habe  sieh  so  lange  in 
Sparta  aa^ehalten.    Nicht  einmal  die  Freier  klagen  in  n  über  die 
lange  Zeit,  die  sie  vergeblich  hätten  auf  der  Lauer  liegen  mflsaen. 


194  f.  D.  dl.  Hemliifs :  Aber  die  TeleMaehia. 

Aneb  die  Geffthrten  des  Telemaclioe  stellen  sieh  o  917  ff.  nicht  mi,  eU 
ob  sie  auf  ihn  za  lange  bitten  warten  mflasen.  Telemaehos  acbeinl 
nur  deshalb  so  lange  in  Sparta  geblieben  zo  sein,  weil  Bwisoben  d  nnd 
0  so  viele  Tage  bescbrieben  werden.  Wenn  wir  6  mit  o  verbindeD,  so 
hebt  sieb  die  ganze  Schwierigkeit.  In  o  ist  gerade  dasjenige  enthal- 
ten, was  nach  d  619  noch  Termisst  wird.  Aber  rreilich  fingt  hier  die 
echte  Erziblang  nicht  mit  dem  ersten  Verse  an ,  sondern  mit  V.  95 : 

dHTCvoif  ivl  iiiyaQOig  xstvxhv  aXig  Ivdov  lovtmv  txh 

Den  echten  Anfang  von  V.  93  bat  der  Interpolator,  von  dem  o  1  —  93 
herrühren,  verändert  in  ovr/x'  aq*, 

§  29.  Ehe  wir  die  echte  Erzählung  des  vierten  Liedes  der  Tele- 
machie  weiter  verfolgen,  will  ich  nachweisen  dasz  sqwoI  o  1 — 92  als 
auch  V  412—428.  440,  mit  denen  sie  zusammenhingen,  und  £  174— IM 
interpoliert  sind. 

Die  Verse  v412 — 428. 440  erweisen  sich  als  unecht  durch  zweier- 
lei. Erstens  dadurch  dasz  sie  den  Zusammenhang  stören.  Die  Göttin 
hatte  gesagt,  sie  wolle  den  Odysseus  in  einen  Bettler  verwandeln 
(v  398 — 401).  Sie  wird  ihren  Willen  ausfahren,  so  wie  er  ausge- 
sprochen ist,  und  sich  nicht  vorher  noch  erst  mit  Odysseus  über  Tele- 
maehos unterhalten.  Es  musz  also  429  IT.  unmittelbar  auf  411  gefolgt 
sein.  Zweitens  verrathen  sich  die  Verse  412 — 428  als  Interpolation 
durch  den  Zweck,  weswegen  sie  hierher  gesetzt  sind.  Der  Zweck  ist 
das  Lied  v  und  o  1 — 92  mit  einander  zu  verknüpfen.  Athene  sagt,  sie 
wolle  nach  Sparta  gehen  und  den  Telemaehos  auffordern  heimzukeh- 
ren. Am  Vormittag  geht  sie  von  Ithaka  weg;  o  1  trifft  sie  Telemaehos 
und  Peisistratos  schlafend,  da  es  mitten  in  der  Nacht  ist.  Die  Göttin 
kann  aber  doch  wol  schneller  von  Ithaka  nach  Sparta  kommen ,  als  es 
nach,  dieser  Erzählung  geschehen  ist. 

Dasz  I  174 — 184  unecht  sind,  erkennt  man  tehr  leicht.    Denn 
wenn  Eumaeos  eben  vorher  geßagt  hat: 

avxciQ  OSviSaevg 
ik&oi  OTtwg  /iiv  iyooy*  i&iXa  xai  Utiv^Xoneia 
Aaiqxjiq  ^   b  yiqtov  xal  TriXi^Lci%og  Oeoadif^) 

so  würde  der  Dichter  ihn  sicherlich  nicht  haben  fortfahren  lassen : 

vvv  ov  natioq  aXaCtov  odv^ofuxi^  ov  rix'  'Odvtftfev^, 
Tijliiia%ov  xri. 

Wie  ich  ans  Dindorfs  Ansgabe  der  Scholien  cur  Odyssee  (II  S.  586) 
sehe,  haben  auch  alexfndriniscbe  Grammatiker  hier  Anstoss  genom- 
men :  in  M  sind  die  elf  Verse  mit  Obelis  bezeichnet.  Vielleiehl  »landen 
sie  nicht  einmal  in  allen  Handachriften. 

Die  Verse  o  1 — 92  scheinen  von  demselben  Interpolator  gemacht 
zn  sein  wie  v  412  —428.  Zeit  und  Ort  der  Unterredung  zwischen  Te- 
lemaehos nnd  Menelaos  sind  o  93  if.  dieselben  wie  d  619.  Es  ist  frOh 
morgens  und  vor  der  Thür.    NatOrlicb  muste  der  Interpolator  von  o  1 

seine  Erziblang  so  einrichten)  dass  sie  damit  stimmte.  Was  dann 


P.  D:  €k.  Rerainfs :  Obtr  di«  Tetenacliia.  196 

Btch  0  93  folgt  Y  gesebiehl  «o  dem  flbrigen  Theil  des  Tages,  weUfaer 
6  MI  anfieng.  Zo  welchem  Zwecke  der  InterpoUtor  den  Schlasz  vom 
Tierteo  Liede  der  Telemachie  abgetrennt  and  so  einer  aelbstindigen 
Rhapsodie  Teryollstindigt  hat,  ersiebt  man  leicht,  wenn  man  erwägt, 
welehe  Verindernng.dadareh  in  der  gansen  Anordnang  der  Odyssee 
berbeigefahrt  ist.  Sowie  Telemachos  von  seiner  Reise  aarAckgekehrt 
ist,  triflrt  er  bei  Enmaeos  mit  seinem  Vater  snsammen.  Wenn  also  die 
Abreise  des  Telemachos  von  Sparta  mit  im  vierten  Liede  der  Odyssee 
stand ,  so  war ,  falls  die  jetzige  Anordnung  der  Odyssee  im  Aoge  be- 
balten wird,  was  jetzt  unmittelbar  anf  diese  Abreise  folgt,  davon  dnrcb 
die  Rhapsodien  s — g  getrennt.  Dies  wollte  er  vermeiden.  —  Ich  will 
nicht  verkennen  dasz  seine  Aufgabe  sehr  schwer  war;  aber  er  hat  sie 
nicht  gnt  ausgefOhrt.  Gleich,  im  Anfang  bat  er  sich  ganz  nnsionig 
ausgedrflckt  Er  sagt  Y.  4 — 6,  Telemachos  und  Peisistratos  hatten 
geschlafen,  Telemachos  aber  hatte  die  Nacht  schlaflos  zugebracht.  Bs 
hilft  gar  nichts,  zwischen  beide  Sätze  ein  Venu  schon'  einzuschieben, 
wie  Faesi  thnt:  *aidovT£  anf  beide  bezogen,  wenn  sich  schon  nach- 
her ergibt  dasz  Telemachos  nicht  wirklich  schlief;  vgl.  \\,A  611 
mit  B  3/  Auch  die  Vergleicbung  mit  der  Stelle  der  Ilias  nützt  nicht 
fiel:  denn  ^611  und  B  2  sind  von  verschiedenen  Verfassern  (vgl. 
Lacbmanns  Betrachtungen  S.  2).  Es  ist  allerdings  nicht  ganz  unwahr* 
scbeinUch,  dasz  der  Intei^olator,  mit  dem  wir  es  zu  thun  haben,  jene 
Stelle  der  Ilias  bat  nachahmen  wollen,  aber  darum  nicht  weniger  ab- 
surd. —  Ferner  zeigen  V.  8  (vgl.  ^62.  v  h%.  H>  343)  und  V.  90,  wie 
sehr  Telemachos  hofft  dasz  sein  Vater  von  Ogygia  bald  daheim  sein 
werde.  Eine  solche  Hoffnung^  gestattete  ihm  nicht  dreiszig  Tage  in 
Sparta  zn  verschwenden.  That  er  dies  wirklich,  so  läszt  ihn  der  Dich- 
ter ein  unwahres  Geffihl  aussprechen.  Athene  erscheint  ihm  nicht  in 
Gestalt  einer  andern  Person.   Sie  redet  ihn  an : 

Ti/^ifcov  ,  (iv%ln  %ciXa  Sofimv  aito  t^A'  iXdkrfiai^ 
XT^ftoT«  TS  ngohnmv  avdqag  x*  Iv  (SolCi  do^notCiv 
ovTfO  VTUqfputtlovq*  ftif  xoi  xcnr«  navta  (payanStv 
nnqfjuna  Öctatsainevo^j  (si)  dl  n^Wijv  odov  iW'rig. 
Diese  Verse  sind  wiederholt  aus  y  313—316,  nur  dasz  es  dort  in  dem 
ersten  Verse  beiszt:  xal  tfv,  q>llogf  fifi  Stj^u  ^ofioov  ano  tfjk^  akaktiooj 
an  welchen  Imperativ  sich  das  folgende  (iti  enger  anscblieszt.   Es  ver- 
rith  den  Interpolator,  dasz  dieselben  Worte  der  Göttin  in  den  Mund 
gelegt  werden ,  welche  Nestor  unter  andern  Umständen ,  da  noch  an 
ein  nmberschweifen  des  Telemachos  wirklich  gedacht  werden  konnte, 
und  viel  passender  schon  gebraucht  bat.  —  V.  16  beiszt  es,   dasz 
Penelope  von  ihren  Brfldern   und  ihrem  Vater  Ikarios   angetrieben 
werde  einen  von  den  Freiern  zu  beiraten.   Ihre  Brüder  weisz  Ensta- 
Ihios  freilich  bei  Namen  zu  nennen;  aber  die  homerischen  Dichter 
kennen  sie  sonst  wenigstens  noch  gar  nicht;  ihren  Vater  nennen  sie 
wol,  aber  es  wird  nicht  recht  klar,  ob  er  auf  Ithaka  gewohnt  hebe  oder 
sieht.  —  V.8 — 24,  d.  i.  17  Verse  hinter  einander  schlieszen  fast  alle  mit 
einem  Anpbibracbys  (vgl.  C.  A.  J.  HoGfmann  quaest.  Rom.  IL  S.  179. 


196  P.  D>  Ck.  HetDiDg«:  aber  die  Telemachie. 

1  S.  110).  Das  ist  tum  wenigsten  eintönig  nnd  dem  Ohre  listig.  — 
V.  17  TtiifißdkXsiv  ist  nur  hier  und  W  278  für  vfKffßalXuv  gesetzt.  — 
Das  SchoL  U,  das  bei  Dindorf  zu  V.  18  gesetzt  ist,  bezieht  sich  auf 
S4 — 26.  Diese  drei  Verse  können  zwar  fehlen;  aberdantm  sind  sie 
in  dieser  Umgebung  noch  nicht  unecht.  Die  gapze  Partie  V.  20 — 26 
steht  durchaus  im  Widerspruch  mit  dem,  was  in  der  Telemachie  über 
die  Verhältnisse  der  Penelope  berichtet  ist.  Stand  doch  die  Encykleia 
der  Penelope  zur  Seite,  als  die  treueste  Dienerin  nnd  Amme  des  Odys- 
sens  (ff  428  IT.  ß  346  ff.) ,  iq  %uvx  iqyulccööi  voov  nolvidQslyaiv.  Der 
Athene  ziemt  es  mit  nichten,  den  Ruf  der  standhaften  Penelope  zu 
schmfilern.  —  V.  22  ist  xavQiöloio  q>lloio  nicht  bezeichnend  genug  für 
den  Gatten.  Beide  Epitheta  werden  'z.  B.  auch  dem  Hause  gegeben.  — 
V.  29 — 32  sind  wiederholt  aus  d  671.  823.  v  426—429.  Diese  Verse 
würden  nur  dann  hier  am  Orte  sein,  wenn  ö  625 — 786.  842  —  847  in 
den  Zusammenhang  des  vierten  Liedes  der  Telemachie  hineinpassten. 
Aber  sie  gehören  nicht  zur  Telemachie ,  sondern  sie  sind  von  einem 
andern  spätem  Dichter  gemacht.  Zwar  wird  d  842  ff.  nur  iine  Insel, 
Asteris,  genannt,  bei  welcher  sich  die  Freier  auf  die  Lauer  legen 
wollen.  Der  Interpolator  hat  hier  aber  dem  Singular  hag  vi^aov  den 
Plural  inag  vi^oaav  vorgezogen,  weil  der  Dichter  nachher  in  eioem 
echten  Verse  o  299  sagt:  Sv^sv  S^  av  vi^coiaiv  inmqoij]^  ^oyaiVy 
d.  h.  ^er  richtete  den  Lauf  seines  Schiffes  nach  den  Inseln  hin.'  Also 
Telemachos  hätte  sich  gerade  gegen  das  Gebot  der  Göttin  in  Gefahr 
gestürzt?  Im  Gegentheil:  das  Gebot  der  Göttin  ist  untergeschoben. 
—  Die  Anweisungen,  welche  Athene  dem  Telemachos  V.  34'~42  gibt, 
sind  von  dem  Interpolator  richtig  dem  Erfolge  gemäsz  erdichtet.  — 
V.  38.  39  sind  aus  v  404  f.  wiederholt/ —  V.  45  ist  nicht  aliein  von 
Wolf  und  Bekker,  sondern  auch  von  den  alten  Grammatikern  verwor- 
fen.  Mit  Unrecht.  Ein  Schol.  H  und  Vy|dbbon.  133  sagt  darüber : 
vo^evExai  <ig  ötOTtinkaCfiivog  i^  "^fiiCxip^  Ttjg  x  ^Iltadog  (158). 
itut  yccQ  TtQoafjKOvxiog  I^iaroDQ  KOificifievov  jdioyif^drjy  ivicxtfit^  xv- 
^at  xaxoKVfiaag  J&a  x6  y^Qctg.  Im  Dammschen  Lexikon  ist  der  Vers 
verkehrt  erklärt.  ila|  noSl  bezeichnet  dasselbe,  nemlich  *mit  dem 
Fusze'.  Da  der  Dativ  steht,  so  kann  es  nicht  der  Fusz  des  berührten^ 
sondern  nur  der  Fusz  des  berührenden  Mannes  sein.  Telemachos  stoszt 
mit  seinem  Fnsze  den  Peisistratos  an,  nm  ihn  aufzuwecken,  ebenso 
wie  Nestor  den  Diomedes  K  158.  Ich  finde  darin  nichts  auffallendes. 
Man  den|(e  sich  nur  den  Telemachos  nnd  Peisistratos  in  Einern  Bette 
schlafend.  Allerdings  ist  o  45  aus  K  158  wiederholt;  allein  daraus 
folgt  nur  dasz  der  Interpolator,  welcher  alle  diese  Verse  gemacht 
hat,  später  lebte  als  der  Dichter  der  Doloneia.  Dazu  kommt:  wenn 
V.  45  gestrichen  würde,  so  würde  auch  die  Formel  fehlen,  welche  den 
Telemachos  redend  einführt.  —  V.  46.  47  scheinen  eine  Nachahmung 
von  /  475.  476.  —  V.  54.  55:  eine  allgemeine  Sentenz  an  dieser  Stelle 
ist  langweilig.  —  V.  63  ist  sehr  auffallig  wegen  der  Wiederholnng 
des  Subjects  (59. 62).  Er  scheint  in  den  Hss.  nur  an  den  Rand  geschrie> 
ben  gewesen  zu  sein  (aus  o  554.  ^  3.  t;  283)  and  wird  wol  mit  Recht 


P.  D.  Ch.  Hennings:  Qber  die  Telemachie.  197 

eingeklammert.  —  Henelaos  ffingt  mit  Einern  Mal  V.  68  ff.  auch  an 
senlenliös  sn  sprechen.  In  fflnf  Versen  6  70 — 74  reiht  er  vier  mora- 
lische Sitze  an  einander;  ans  allen  vieren  folgt  weiter  nichts,  als  dass 
Menelaos  der  Abreise  der  Janglinge  nichts  in  den  Weg  'legen  v^iil 
(vgl.  ß  274 — 280).  Sie  haben  hesiodeischen  oder  theognideischen 
Charakter;  homerisch  sind  sie  gewis  nicht.  Die  gnomische  Poesie 
blähte  ja  viel  spater  als  das  Epos,  quod  semper  ad  evenium  fes^mai 
ei  in  medias  res  rapii  aiientum  audiiorem.  —  Ueber  V.  74  urteilten 
die  alten  sehr  richtig.  Schot.  HQ  Vindob.  133:  iv  itoXkolg  ovk  iipi-^ 
^0.  TLol  iaxiv  'Hüiodsiog  xijg  <pQ<iG£0)g  o  xaQaKtfJQ,  ei  ih  it%oliLe9a 
minovy  TtQO  %mv  nqo  iavvov  ovo  6xlj((Xiv  dg>£lXei  yQccfpsa&ai.  Im  pei- 
listrateischen  Exemplar  der  Odyssee  hat  er  entweder  gar  nicht  ge- 
standen oder  nach  Y.  71.  —  V.  75  —  77  sind  wieder  dem  Erfolge  ge- 
Biiss  erdichtet.  —  V.  78 — 85  haben  Obeli  in  11  und  fehlen  gans  in 
einer  wiener  Hs.  Aristarch  hat  sie  nach  dem  Schol.  H  (vgl.  das  Schol. 
18  l  496  and  Lehrs  de  Arist.  stnd.  Hom.  S.  232  f.)  dem  Homer  abge- 
sprochen. Dem  Interpolator,  mit  dem  wir  es  hier  zu  Ihnn-haben^ 
konnte  so  etwas  wol  in  den  Sinn  kommen.  Freilich  von  der  homeri- 
Khen  Einfachheit  sind  sie  ich  weisz  nicht  wie  weit  entfernt.  Denn 
Menelaos  schwatzt  entweder ,  oder  -er  gibt  seinem  Gast  zwei  schwer 
verdaoHcbe  Malicen,  einmal  indem  er  ihm  Beistand  und  Geleit  anbie- 
tet, falls  er  sich  weiter  in  Phlhia  und  mitten  im  Peloponnes  umher- 
treiben  wolle,  da  er  doch  eben  gehört  hat  dasz  Telemacbos  sehnlichst 
nach  Hanse  verlangt;  und  dann  auch  indem  er  ihn  erinnert,  wie  viele 
Gastgeschenke  er  sich  dabei  zusammenreisen  könnte.  Ob  vielleicht 
der  Inleq>olator  meinte ,  dasz  auch  Menelaos  nur  deshalb  acht  Jahre 
lang  fern  vom  Vaterland  umhergeschweift  sei? 

Wir  haben  gesehen  dasz  o  1 — 91  unecht  sind.  Der  Interpolator, 
von  dem  sie  herrühren,  hat  weder  die  Reden  den  Charakteren  der  re- 
denden Personen  ziemlich  ifnd  angemessen  gemacht,  noch  eine  genfl- 
geade  Fertigkeit  im  erzählen  bewiesen;  sondern  fast  alles,  was  er 
»cht  dem  Erfolge  gemäsz  einrichten  mnste ,  verletzt  unser  Gefühl  in 
irgend  einer  Weise;  er  wird  sententiös,  wo  schlichte  Einfachheit  am 
Orte  war ;  er  hat  die  Verhältnisse  des  Telemacbos  und  der  Penelope, 
wie  sie  iu^der  Telemachie  beschrieben  sind,  nicht  scharf  genug  aufge- 
faszt,  OB  nicht  zuweilen  gegen  seine  Absicht  ihnen  zu  widersprechen; 
er  hat  aus  anderen  Liedern  der  Odyssee  in  unpassender  Weise  eine 
Anzahl  von  Versen  wiederholt,  damit  doch  einige  Ausdrucks  weisen 
■asweifelhaft  homerisch  wären;  endlich  hat  er  gegen  alle  Wahrschein- 
lichkeit den  Schein  herbeigeführt,  als  ob  Telemacbos  31  Tage  in  Sparta 
sich  aufgehalten  hätte.  Dies  hat  er  gethan,  um  die  einzelnen  Rhapso- 
dien der  Odyssee  bis  zur  16u  so  hinter  einander  ordnen  zu  können, 
duz  sie  einem  Zuhörer,  welcher  nicht  kritisch  prüfen,  sondern  unge- 
stört genieszen  wollte,  ein  Continuum  zu  bilden  schienen.  Dies  letzte 
zeigt  eine  in  der  Geschichte  der  epischen  Poesie  berechtigte  Tendenz. 
Duz  der  Interpolator  das  grosze  Werk  der  Nation  zu  einem  gewis- 
ses Abschlttsz  und  zu  einer  Art  von  Einheit  zu  bringen  an  seinem 

lahrb.  f.  cbM.  PhUoL  Sappl.  Bd.  lU  H(t  %  14 


198  P.  D.  Ch.  HeDDings :  aber  die  Tclemacbie. 

Theil  geholfen  hat ,  söhot  uns  mit  der  Ungesehioklichkeit  wieder  ens, 
die  er  dabei  bewiesen  hat.  Hätte  er  sich  keine  Blossen  gegeben,  so 
würden  der  Nachwelt  vielleicht  die  Sparen  seiner  Thatigkeit  verbor- 
gen  geblieben  sein  and  wir  wfiren  am  ein  Stück  Geschichte  der  ho- 
merischen Poesie  firmer.  Uebrigens  haben  wir  seine  Bekanntschari 
schon  einmal  gemacht;  wir  kommen  daraur  später  zurück. 

d  620  nnd  o  92  sind  nur  Uebergangsverse.  *) 

%  30.    Mit  0  93  1}  ^a  »al  y  aloi^  xtX.  wird  die  8  619  abge- 
brochene Erzählung  fortgesetzt  (s.  oben  S.  194): 

Nach  diesem  Versprechen  befiehlt  Henelaos  seiner  Gattin  und 
ihren  Dienerinnen  ein  Mahl  herzorichten.  Das  ist  ganz  natürlich ,  da 
seine  Gastfreunde  die  Rückreise  nach  Pylos  antreten  wollen.  In  sol- 
chen Fällen  war  es  Sitle  nicht  ein  aQUSTOV,  sondern  gleich  ein  öhtcvov 
herzurichten.  So  befiehlt  Menelaos  denn  obendrein  noch  dem  Eteoneoe 
Fleisch  zu  braten.  Dann  steigt  der  Atride  mit  seiner  Gattin  und  seinem 
Sohn  Megapenlhes  in  den  Thalamos  hinunter,  wo  seine  Kostbarkeiten 
lagen.  «Er  selbst  nimmt  einen  Doppelbecber ,  Megapenlhes  den  ver- 
sprochenen silbernen  Mischkrug,  Helena  ein  schönes,  glänzendes  Kleid, 
ein  von  ihr  selbst  gefertigtes.  Diese  Geschenke  bringen  sie  dem  Tele- 
machos  und  wünschen  ihm  dabei  eine  glückliche  Rückkehr.  Voll  Fron- 
den nimmt  Telemachos  sie  an.  Peisistratos  legt  sie  in  den  Wagen. 
Dann  erquicken  sie  sich  an  Speise  und  Trank.  Nach  dem  essen  schir- 
ren sie  die  Pferde  vor  ihren  Wagen  und  fahren  ans  dem  Thorweg 
hinaus.  Der  Atride  trinkt  zum  Abschied  noch  auf  ihr  Wolsein  einen 
Becher  Wein  nnd  bittet  den  Nestor  zu  grüssen.  Telemachos  dankC 
ihm  dafür  im  Namen  des  Peisistratos:  Vir  wollen  es  bestellen,  o  Kö- 
nig. Ich  wollte  dasz  ich  ebenso  wie  Peisistratos  (Faesis  Erklärung 
«so  gewis«  stimmt  nicht  mit  dem  Ausgang;  denn  Telemachos  bestellt 
den  Grusz  nicht)  meinen  Vater  zu  Hause  träfe  und  ihm  erzählen 
könnte,  wie  liebevoll  und  gastfrei  du  uns  aufgenommen  hast.*  Bei  die-« 
sen  Worten  fiiegt  zn  seiner  Rechten  ein  Adler  ganz  nahe  vorbei, 'mit 
einer  weiszen  Gans  in  den  Klauen,  die  er  eben  vom  Hof  geranbl  halte. 
Das  war  ein  günstiges  Omen.  Helena  deutet  es  so,  dasz  Odyssens 
wirklich  in  kurzer  Zeit  heimkehren  und  sich  an  den  Freiern  rächen 
werde;  vielleicht  sei  er  schon  zu  Hause  und  bereite  allen  Freiern 
Verderben.    *Das  gebe  Gott '  sagt  Telemachos  nnd  spornt  die  Pferde 

■  *)  Ich  habe  später  gefanden,  dasz  o  1—01  auch  schon  von  A  Heer- 
klotz in  den  'Betrachtungen  über  die  Odyssee'  (Trier  1854)  als  unecht 
ausgeworfen  sind.  Es  ist  keinem  znznmuten,  dasz  er  dieses  mit  offen- 
barem Leichtsinn  nach  ungenii^render  Vorbereitung  geschriebene  Buch 
durchlese.  Der  erste  Theil  desselben  ist  eine  nichtkritische  Betrachtung 
der  Odyssee;  der  zweite  macht  den  Anspruch  eine  kritische  an  sein. 
Hier  hat  der  Vf.  B.  Thiersoh  fleiszig  benatzt  und  öfter  eine  Ahnung 
des  richtigen,  aber  keine  Spur  von  gründlicher,  zwingender  Methode. 
Nach  seiner  Ansicht  mnsz  d  306  unbedingt  ein  neues  Lied  anheben; 
8  486—407  sind  interpoliert;  das  fünfte  Lied  bricht  ab  d  608  und  wird 
fortgesetat  o  02  mit  aiitaQ  hc$l  xrX.;  d  000 — 624  und  o  1^01  sowie 
0  217—287  werden  für  unecht  erklärt  usw. 


P.  D.  Ch.  Henoingt:  fiber  die  TelemacMe.  199 

an  tum  linfaB.  Schnell  fahren  sie  durch  die  Sfadt  ins  Flachland  hinein. 
Nach  Sonnenonlergang  sind  sie  in  Pherae  and  übernachten  hier.  Ea 
wird  wieder  Tag  und  sie  kommen  nach  Pylos.  Telamacbos  bittet 
seinen  Frennd ,  weil  er  fürchtet ,  Nestor  möge  ihn  noch  langer  aafhal* 
ten,  ihn  sogleich  inm  Schiff  zu  fahren.  Peisiatratos  willfahrt  ihm;  er 
legt  die  Geschenke  aas  deto  Wagen  ins  Hintertheil  des  ithakesiacben 
Schiffes.  Telemacbos  befiehlt  seinen  Gefährten  sich  sogleich  einza- 
schiffen.  Mit  gfinstigero  Winde  fahren  sie  am  Abend  bei  Pheae  und 
Elis  vorflber.  Von  da  slenern  sie  nach  den  Inseln.  Frflh  morgens 
des  andern  Tages  (d.  i.  am  7n  Tag  nachdem  sie  abgereist  sind)  lan- 
det das  Schiff  am  heimatlichen  Ufer  von  Ithaka.  Nan  nimmt  ein  Mahl 
ein  am  Lande.  Dann  befiehlt  Telemacbos  den  Gefährten  snr  Stadt  ^^ 
schiffen;  er  wolle  unterdes  seine  Herden  inspicieren;  aber  gegen  Abend 
werde  er  anch  in  die  Stadt  kommen,  und  am  folgenden  Tage  wolle  er 
ihnen  ein  Gelage  geben ,  eine  Belohnung  der  geleisteten  Dienste.  Er 
geht  alsobald  zum  Sanhirten  Eamaeos.  Die  anderen  schiffen  zur  Stadt. 
—  Das  ist  das  Ende  des  vierten  Liedes  der  Telemachie. 

$  31.  Als  anecht  habe  ich  aasgeworfen:  o  113 — 119.  189.  208-* 
116.  222—291.  295.  300.  301—494.  508—649. 

lieber  o  113 — 119  sagt  G.  Hermann  *de  iteratis  apad  Homeram' 
S.  11:  ^nnllam  incredibilius'exstat  iterationis  exemplam  quam  Od.  IV 
613 — 619=  XV  113 — 119,  qoibas  versibas  Menelaus  craterem  descri- 
bit,  qnem  hospitii  causa  donataros  sit  Telemaeho.  . .  plane  absardnm 
est,  istis  qnos  dixi  versibas  id  qaod  semel  factam  est  bis  referri.' 
Färwahr  es  wfire  gaoz  unsinnig,  dem  Henelaos  dieselben  Worte,  mit 
denen  er  ein  Gastgeschenk  versprochen  hat,  in  dem  Augenblick  wie- 
der  in  den  Mnnd  zn  legen,  wo  er  es  bringt,  znmal  da  das  Versprechen 
zwanzig  Verse  vorher  gegeben  ist.  Und  was  sollte  mao  nun  gar  dazu 
sagen,  da  er  selbst  dem  Telemacbos  mit  nichten  den  in  jenen  Versen 
beschriebenen  Hischkrog,  sondern  einen  Pocal  bringt: 

äg  slnäv  iv  ^c^tfl  xld'ei  dinag  ifiq>i%vnikkov 
i^QOig  ^AxQitSfig*  o  d*  of^  x^i7Ti}(>a  (pauvbv 
^^qn*  avxQv  nQonaQOi^e  q>iq(av  KQccxBQog  Mtyaitiv^rigy   . 
a(fyvQtov.    EXivri  di  naqtßxcixo  nalXmaqriog 
ninlov  i%Qv9  iv  ^e^Ivj  Sitog  x  Itpw   Ix  x   ovoyLU^fiv, 
dmQOV  xoi  %al  iyony  xi%vov  tplls^  tovxo  d/doftt  xtA. 
Das  Praesens  dldtofii  ist  hier  am  Orte;  das  Futarum  wfire  uoangemes- 
sen  gewesen.  Die  Verse  o  113 — 119  können  nicht  gut  eher  ans  d613 — 
619  wiederholt  sein,  als  o  1 — 92  interpoliert  waren. 

V.  139  ist  aberfifissig:  er  ist  =  a  140.  d  56.  17  176.  p  9&*  ^  ^72. 
V.  160 — 181  fflilt  es  auf  dasz  Helena  dabei  anwesend  ist,  wie 
Telemachos  und  Peisiatratos  wegfahren.  Denn  es  wird  nur  von  Mene- 
laos  gesagt,  dasz  er  sie  begleitet  habe  V.  147 :  xavg  di  (ux*  ^Ax^tdr/g 
hu  ^av^og  Mtvilaog.  Ein  ihnlicher  Fall  ist  V.  100.  Da  wird  aas- 
drScklich  bemerkt:  er  gieng  nicht  allein:  ovn  olog^  Sfut  rS  y*  ^EXh^ 
%iz  Mrl  Miyanh^g,  Man  musz  die  Verse  160 — 181  schon  mit  der 
sogenannten  Retioenz  des  Homer  entschuldigen.    Denn  wenn  man  be-i 

14* 


200  P.  D.  Ch.  Heonings:  über  die  Telemacbie. 

denkt,  dass  3  und  o  mit  Aasschluss  der  uaechlen  Veree  von  öiiiem  on^ 
demselben  Dichter  berrühren^  so  wird  man  sehr  geneigt  sein  ihre 
Echtheit  anzuerkennen.  Die  verschiedenen  Charaktere  spiegeln  sieb  in 
ihnen  ganz  fibnlich  ab  wie  S  113 — 157 ,  wo  Menelaos  gerade  fiberlegl, 
ob  er  den  Telemacbos  bei  Namen  nennen  oder  noch  warten  soll,  als 
Helena  sofort  nachdem  sie  den  Sohn  des  Odyssens  gesehen  bat,  dessen 
auszerordeniliche  Aehnlichkeit  mit  seinem  Vater  erkennt  und  mit  be« 
redter  Zunge  die  Zweifel  ihres  Gatten  abschneidet.  Gerade  so  nimmt 
auch  hier  Helena  dem  Menelaos,  wahrend  er  noch  überlegt  was  er  dem 
Telemacbos  antworten  soll ,  die  Deutung  des  Wunddirseichens  schnell 
vorweg.  —  Auch  erklärt  sich  die  nachberige  Ungeduld  des  Tele- 
niachos  nach  Hause  zu  kommen  viel  schöner,  wenn  Zeus  ihm  ein  so 
günstiges  Wuhrzeichen  gesendet  bat,  wie  wir  es  o  160 — 181  lesen. 

V.  195  ff.  sind  von  R.  Volkmann  comment.  epicae  S.  84  mit  Un- 
recht getadelt:  ^Telemacbus  subito  Pisistratum  inlerrogat  «num  pro> 
roissis  tttis  stare  vis?»;  at  nihil  Pisistratus  Telemacho  promiserat.'  Es 
ist  mit  Faesi  zu  erklfiren:  ^willst  du  mir  nicht  meinen  Vorschlag  ge- 
während erfttUen?'  Peisistratos  soll  es  zur  selben  Zeit  gewahren  und 
erfüllen.  Den  Vorschlag  macht  Telemacbos  aber  erst  in  den  folgen- 
den Versen.  —  Auch  die  Verse  206.  207  hat  Volkmann  verdächtigt. 
^i^atwio'  sagt  er  *non  est  iii%eto  sed  i^i^^erro.  qui  autem  in  navi 
stat,  non  polest  dona  e  curru  deproroere.  praeterea  vero  Telemacbus 
a  Menelao  non  amictum  et  aurum  sed  poculum  argenteum  in  summa 
parte  auratum,  a  Megapentheo  cratera  argenteum,  ab  Helena  denique 
amictum  acceperat.  narratio  igitur  est  parum  accurata  ideoque  parum 
Homerica,  quia  Homerum  vel  in  minntiis  describendis  summa  diligen« 
tia  versatum  esse  scimus.'  Aber  der  elliptische  Ausdruck  malt  sehr 
schön  die  Eile  des  Peisistratos.  Er  nimmt  die  kostbaren  Gastge- 
schenke aus  dem  Wagen  heraus  und  legt  sie  ins  Hinterlheil  des  Schif- 
fes; er  legt  sie  ans  dem  Wagen  ins  Schiff.  %qvc6g  geht  nicht  allein 
auf  den  oben  vergoldeten  Mischkrug ,  sondern  auch  auf  den  Pocal, 
der  ohne  Zweifel  ganz  golden  »war.  Also  diese  Verse  sind  nicht 
unecht. 

Aber  in  den  Versen  o  208 — 216  verräth  sich  ein  Interpols tor. 
cnovd^  bedeutet  bei  Homer  sonst  nie  ^rasch,  in  Eile',  sondern  immer 
nur  *kaum,  mit  Mühe'  (s.  Lehrs  de  Arist.  sind.  Hom.  S.  122).  —  V.  211 
=  ^  163.  —  V.  212  ist  aus  £  262  entnommen.  Den  durch  maszvoUe 
Weisheit  berühmten  Nestor  kann  der  Dichter  nicht  von  seinem  eignen 
Sohn  gewaltthitig  und  leidenschaftlich  nennen  lassen.  Und  wie  sollte 
Nestor  denn  den  Telemacbos  mit  Gewalt  zurückgehalten  haben,  da  er 
ihm  selber  rieth  so  bald  als  möglich  heimzukehren  y  313?  —  Dasz 
Peisistratos  Abschied  nimmt  von  Telemacbos,  versteht  sich  von  selbst, 
wenn  der  Dichter  es  auch  nicht  ausdrücklich  bemerkt. 

V.  221  bricht  die  Erzählung  ohne  Grund  ab.  Hier  musz  ur- 
sprünglich gleich  V.  292  gefolgt  sein.  Denn  naobdem  man  sich  auf 
die  Ruderbänke  gesetzt  bat,  pflegt  auch  sogleich  das  rudern  zn  be- 
ginnen (vgl.  i  577—580.  e  103  f.  471  f.  177— 180  =  561— 564).  Die» 


P.  D.  Ch.  Hennings :  aber  die  Telemachie.  201 

wird  unnöthig,  wenn  ein  gOnstiger  Wind  sich  erbebl.  In  welcher 
Weise  eine  Einschiffung  vor  sich  geht,  sieht  man  ans  X  1 — 9.  fi  144 — 
151  und  ß  41d  ff.  Die  Verse  0*267 — 291  scheinen  mir  fehlen  eu  kön- 
nen; und  da  sie  doch  nur  wörtlich  aus  ß  422 — 426  wiederholt  sind,  so 
Bockte  ich  sie  demselben  Rhapsoden  zuschreiben,  welcher  222  —  386 
eingeschoben  hat.  Diese  Verse  enthalten  einen  Hythns ,  der  erst  in 
sehr  spüter  Zeit  in  die  Odyssee  hineingebracht' zu  sein  scheint.  Die 
alten  homerischen  Oemen  (vgl.'&74.  481.  X^VI)  wurden  einzeln  gesun- 
gen. Als  man  spiter  sich  bemühte  sie  zu  Einern  Werke  zu  vereinigen, 
lind  sie  mit  manigraltigen  Interpolationen  versetzt  worden,  theils  da- 
dU  sie  sich  besser  an  einander  anschlössen,  theils  der  AusschmOckung 
wegen.  Der  Ausschmflckung  wegen  sind  o  222 — 291  interpoliert.  Man 
siebt  hier,  wie  leicht  sich  die  Rhapsoden  solche  Einfügungen  zuweilen 
nachten.  Deo  Anfang  des  eingeschobenen  Mythu»  bildet  die  Wieder- 
holung der  vorhergehenden  Situation:  ijtoi  o  fiiv  ia  noveho.  Dann 
heiflxt  es,  dasz  Telemachos  zu  den  Göttern  fleht  und  der  Athene  libiert 
(rgl.  ^432ff.).  Dabei  unterbricht  ihn  Theoklymenos.  Darauf  folgt 
eise  in  dunklem  unhomerischem  Stil  gehaltene  Geschichte  des  Melam- 
pns  und  des  Theoklymenos,  welche  man  ohne  anderweitige  mytholo- 
gische Hülfsmittel  gar  nicht  verstehen  kann.  Zum  Beispiel  bezeichnet 
V.  228  Sil  xore  nicht  wie  gewöhnlich  damals  aber ',  sondern  *nicht 
lange  nachher'.  V.  275  sieht  man  nicht  gleich ,  ob  es  die  Verwandten 
des  Mörders  oder  des  getödteten  sind,  welche  unter  den  Achaeern 
ein  grosses  Ansehen  genieszen.  V.  250  widerspricht  den  religiösen 
VorsleUungen  der  homerischen  Welt,  nach  denen  sterbliche  weder  in 
den  Olymp  gehoben  werden  noch  überhaupt  ewiges  Leben  erlangen 
können.  Der  Stil  der  ganzen  Partie  erinnert  mehr  an  Hesiodos;  bis 
Y.  265  ist  die  Erzählung  genealogisch.  V.  267  ff.  stehen  in  vollkom- 
fflenem  Widerspruch  mit  dem  was  wir  in  i  gelesen  haben.  ^Formula 
^rW  Iriv  est  dolentium,  non  esse  quid  amplius:  ut  vim  eins  Germa- 
nice  sie  exprimas,  leider  nicht  mehr.'  G.  Hermann  zu  Vigerus  S.  946 
der  3d  Ausg.  Also  Telemachos  verzweifelt  an  dem  Leben  seines  Va- 
ters? Der  Dichter  erinnert  nur  nicht,  dasz  Telemachos  in  Sparta  ge- 
hört hat,  Odysseus  lebe  noch.  Vielleicht  erinnert  er  absichtlich  nicht 
daran?  Telemachos  hatte  hier  noch  gar  keinen  Grund  sich  zu  ver« 
stellen.  • —  Uebrigens  setze  ich  die  ganze  Interpolation  besonders  auch 
deshalb  in  sehr  spate  Zeit,  weil  Telemachos  in  seinem  Berichte  q  107 — 
149  den  Theoklymenos  mit  keiner  Silbe  erwähnt. 

V.  295  fehlt  in  den  Hss.  der  Odyssee:  er  steht  nur  zweimal  in 
Cilaten  bei  Strabo.  Er  gehört  aber  gar  nicht  hierher :  man  hat  ihn 
hier  eingeschaltet  aus  dem  Hymnos  auf  Apollon  V.  425. 

Y.  300  OQfuUvav  fj  %tif  ^avcetov  fpvyoi  i}  %tv  akari  kann  sich 
nr  auf  den  Hinterhalt  der  Freier  beziehen,  der  dem  Telemachos  ganz 
unbekannt  war.  Wenn  er  aber  Nachricht  davon  bekommen  hatte,  so 
wire  er  sicherlich  nicht  eben  dahin  gesteuert,  wo  seine  Feinde  ihn 
erwarteten. 

Dass  V.  301—494  aus  o  herauszunehmen  sind  als  ein  Stück ,  das 


202  P.  D.  Ch.  ÜMDiag« :  aW  die  Telenachie. 

orapräDfflich  weder  mit  den  TorliergelieDdeii  noob  mki  des  i^chfolge»- 
deo  Versen  lasammen  vorgetragen  sein  kann,  bat  schon  Rhode  a.  0. 
S.  10  angedeutet.  Kurse  Zeit  bevor  Telemacbos  seine  Heimfahrt  voll- 
endet bat,  befinden  wir  uns  plötzlich  in  der  Wohnung  des  Euanaeoa. 
Nach  dem  Abendmahl  stellt  Odyssens  dessen  wolwoliende  Gesinoiing 
auf  die  Probe.  Er  gibt  vor  den  nächsten  Tag  in  die  Stadt  gehen  an 
wollen,  um  sich  seinen  Unterhalt  durch  betteln  tu  suchen;  auch  sei 
er  sehr  kundig  in  hauslichen  Arbeiten;  die  Freier  würden  ihn  wol  als 
Diener  annehmen.  Das  redet  ihm  Eumaeos  aus,  der  Uebermut  der 
Freier  sei  ganz  unerträglich ;  er  solle  nur ,  bis  Telemachos  käme,  bei 
ihm  auf  dem  Lande  bleiben.  Darauf  eraftblt  er  ihm  auf  seinen  Wunsch 
des  La^rtes  und  der  Antikleia  und  seine  eigenen  Schicksale.  Sehr 
spfit  in  der  Nacht  gehen  sie  zu  Bett.  V.  496  wird  die  Erzählung  von 
der  Heimfahrt  des  Telemachos  wieder  fortgesetzt,  so  dasz  die  ganze 
Episode  dazwischen  ohne  Nachtheile  weggelassen  werden  kann.  Nur 
V.  495  wird  anders  gelautet  haben.  Volkmann  a.  0.  S.  84  schlägt 
vor  al^  yaQ  in  at^a  d  uq  zu  öadern.  Allein  dies  dürfte  doch  nicht 
genügen.    Man  stelle  nur  o  299  davor : 

iv^ev  6^  ov  vffioiCiv  iTcmgoiriKe  ^o^iv. 

erlt/MK  d*  £9'  f^äg  ijX^ev  ivd-^ovog.  ot  6^  inl  xiffCov 

Tfi)ii(ia%ov  Sraqo^  Ivop  iozla  xtL^ 

80  wird  man  finden  dasz  der  Gedanke  dann  wol  passt,  aber  nicht  die 
Form.  —  Nnn  fragt  es  sich,  was  wir  mit  den  ausgeworfenen  Versen 
o  301 — 494  anfangen  sollen.  Sie  sind  weder  eine  blosze  Interpolation 
noch  ein  selbständiges  Lied.  Wir  lesen  q  515  eine  Zeitbestimmung 
Aber  des  Odyssens  Aufenthalt  bei  Eumaeos.  Eumaeos  erzahlt  der  Fe- 
nelope,  dasz  er  den  fremden  Bettler  drei  Tage  und  drei  Nichte  bei 
sich  bewirtet  habe.  Am  Schlnsz  von  v  hat  Athene  den  Odyssens 
durch  jene  Verwandlung  allen  unkenntlich  gemacht.  Er  geht  noch  an 
demselben  Tage,  da  ihn  die  Phaeaken  in  Ithaka  ans  Land  gesetzt  hat- 
ten, d.  i.  am  29n  nach  der  Götterversammlung  in  e  zu  Eumaeos.  Da- 
mit nnn  nicht  6in  Tag  in  der  Geschichte  des  Odyssens  ganz  überschla- 
gen wird,  masz  man  vorläufig  annehmen,  dasz  dasjenige  was  0  301 — 
494  erzählt  wird  am  folgenden  Tage,  dem  30n  geschieht*)   Am  An- 

*)  Daran  kann  uns  nicht  hindern,  dasz  dann  die  Erfindung  dea 
Diaakenasten ,  welcher  Athene  von  Ithaka  sich  nach  Sparta  begeben 
liesz  (v  412  —  428.  440.  o  Iff.),  noch  viel  unüberlegter  gewesen  zieia 
mnsz.  Oben  haben  wir  als  das  wahrscheinlichste  an^noramen,  dasz 
Athene  in  der  Nacht  nach  dem  Tage,  an  dem  sie  mit  Odyssens  spracht. 
In  Sparta  anlangt.  Aliein  wenn  wir  davon  ansgehen,  dasz  alles,  was 
jetzt  in  der  Odyssee  nach  einander  erzilhlt  wird,  auch  in  derselben 
Reihenfolge  als  nach  einander  geschehen  gedacht  worden  ist,  von  dem- 
jenigen wenigstens,  der  es  so  geordnet  hat,  so  kommen  wir  za  einem 
andern  Ergebnis.  Nemlich  wenn  o  301 — 494  zum  30n  Tage  gehören,  ao 
ist  Telemachos  am  29n  Tage  von  Sparta  ausgefahren.  Also  musz  Athene 
in  der  Nacht  nach  dem  28n  Tage  ihn  dazu  aufgefordert  haben.  Aber 
erst  am  Morgen  des  29n  Tages  (v  412  ff.)  hat  sie  dem  Odyssens  ver- 
sprochen dafür  zu  sorgen,  dasz  Telemachos  wolbehalten  nach  Ithaka 


P.  D.  Ch.  ÜMDiafs :  aber  di«  Telemaohie.  203 

fang  voB  n  wfre  Odysteaa  dmm  zwei  Ta^  md  swei  Kfi0b(e  bei  Eo« 
msaoa  geweaea.  Die  Rbapaodie  n  beschreibt  den  dritten  Tag:  waa  in 
p  eraibll  wird,  geaehihe  also  am  vierten  Tage  nach  der  Aufnahme  des 
Odysseos  bei  Eamaeos.  Also  naeh  dieaer  Zeitordnong  wOrde  Eoinaeos 
^  515  richiig  sar  Penelope  sagen: 

xqilq  fitq  Sri  ^iv  vvxrarg  f^ov,  XQla  d'  ^fftor'  f^gor 
iv  nUclri'  fCi^ov  yaf^  ffi*  Xiuvo  vrpg  aTCodqdg. 
Umgekehrt  folgt  nun,  dass  sn  der  Zeit,  als  das  Lied  oder  Stack,  sn 
den  Q  515  gehört,  gedichtet  worde,  die  Verse  o  301 — 494  schon  so 
gestellt  waren,  dasz  sie  aaf  den  30n  Tag  nach  der  Götterversamnlnng 
JD  i  bezogen  werden  mosten.  Aber  q  492 — 606  sind  nicht  aas  sehr 
lUer  Zeit.  Wir  erfahren  in  ihnen  nichts  weiter,  als  dasz  Penelope 
Bit  Odysseos  eine  Zusammenkunft  fttr  den  Abend  verabredet  und  dasz 
der  Saahirt  sich  entfernt.  Rhode  a.  0.  S.  46  ff.  hat  schon  nachgewie- 
sea  dasz  sie  interpoliert  sind.  Bei  einer  andern  Gelegenheit  werde 
iefa  fiber  die  Interpolationen  nnd  die  Entstehnng  der  Odysseus- Lieder 
hoffentlich  weitliufliger  handeln  können.  Fflr  nnsern  Zweck  genügt 
es  hier  angedeutet  zu  haben ,  dasz  wir  die  nrsprDngliche  Bestimmung 
der  Verse  o  901 — 494  doch  aus  ihnen  allein  finden  mOssen.  —  Nun 
ist  es  sehr  anffallend,  dasz  o  301  — 494  nur  den  Abend  eines  Tages  in 
Ansprach  nehmen.  Femer  hängen  fn  l  t[.  sehr  gut  mit  dem  Schluss 
von  $  zusammen.  Es  scheint  nicht,  dasz  die  Sage  zwischen  die  beide« 
Tage,  welche  in  «  und  |  beschrieben  werden,  ehemals  irgendwelche 
Ereivniase  gesetzt  habe,  o  301  ist  =  tc  1  und  o  304  =  |  459. 
Naeb  |  459  wird  ebenso  wie  nach  o  304  erzählt,  dasz  Odyssens  die 
wolwollende  Gesinnung  des  Eumaeos  auf  die  Probe  stelle.  Also  die 
Enihinng  von  Odysseus  in  o  hat  den  Gedanken,  von  dem  sie  ausgeht, 
geiaeiDsehaftlich  mit  dem  Schlusz  von  £.  Dies  rechtfertigt  die  Ver- 
milong,  das«  wir  von  dem  Schlusz  des  Liedes  §  zwei  Recensionen  be> 
siUea:  |  456  — 533  nnd  |  456.  o  804  —  495.  Welche  die  filtere  sei, 
will  ieh  oiehl  entscheiden.  Als  die  zweite  Recension  abgetrennt  war, 
seixte  ein  Dtnskeuast  die  Verse  o  301  —  303  davor.  Dasz  o  364  (vgl. 
ff  HS  IT.)  der  Antikleia,  des  Laärtes  Gattin,  mehrere  Rinder  zage- 
Mhrieben  werden,  Ifiszt  sich  zwar  mit  der  Erzfihlung  anderer  Lieder 
sieht  vereinigen;  aber  es  ist  weder  an  sich  tadelnswerth  noch  ein 
Zeichen  von  Interpolation.  —  Es  scheint  den  Erklärern  entgangen  zo 
sein,  dasz  zwischen  o  379  nnd  381  die  Erzählung  einen  zu  groszen 
Sprang  macht,  wenn  nicht  $  139 — 141  nahe  genug,  um  sogleich  den 
Zahdrem  wieder  einzufallen,  d.  h.  in  demselben  Liede  stehen.  Aus 
des  Worten  des  Eamaeos  g  138  ff. : 

ov  ya(f  h^  Skkov 
fpuov  cods  Scvwfxu  fuxfj^oiuei,  mma''  inil^to^ 
ovd'  ff  x€v  nargog  xal  iiijciQog  avttg  Z%<0(uei 
olnov ,  o^i  Ttf^ov  y^v6\kfiv  nat  (a*  IxQBqmv  avtot 

zurückkomme.  —  Eine  solche  Verwirniog  der  Chronologie  wollen  wir 
tiicht  dem  Homer  oder  vielmehr  einem  Homer  anschreiben,  sondern  den 
Ordnern  nxid  Diaskenasten. 


204  P.  D.  Ch.  HeoDingf :  aber  die  Telemachie. 

könnt«  man  leiobt  sclilieBsen ,  dasis  er  schon  erwaebsen  gewesen  sei, 
als  die  PhoeniEier  ihn  gefangen  wegfahrten  und  nach  Ithaka  hin  Ter- 
kauften.  Nun  eraühlt  Eamaeos  o  363  ff.,  dasa  Anlikleia  ihn  mit  ikrer 
Tochter  Ktimene  ausammen  erzogen  habe: 

ovvsna  (i*  orvri}  ^giipiv  offia  Kxifiivy  tctwninXtay 
J^vycetig*  J9>d/fi];,  rqv  onXoxdttiv  xixi  naUav* 
%^  Ofiov  ixQ£q>6iMiiv y  oUyov  Öi  %l  fi   fflaov  hlna. 
avvaQ  iiKl  ^'  flßvy  nolvriqaxov  %xX, 
Danach  verbessert  Odysseas  jetzt  die  obige  irtbamliche  Vermatmi^, 
indem  er  sagt  o  381 : 

(S  nonoiy  <og  iqa  xvx^og  idv^  Eviiau  Cvßmuy 
TtoXlbv  aTunlayxd'fig  öijg  naxf^iöog  ijdl  roxi^cov.  . 
Geged  den  Schluss  der  Rhapsodie  o  kommt  Theoklymenos  wie* 
der  anm  Vorschein.  Natarlich  muste  der  Diaskenast,  welcher  den 
Theoklymebos  in  Pylos  auf  das  Schiff  des  Telemachos  gebracht  hal^ 
ihm  auch  auf  Ithaka  eine  sichere  Zuflucht  verschaffen.  Das  hat  er 
versucht,  kura  bevor  Telemachos  und  seine  Gefährten  sich  trennen 
V.  608 — 546.  Jener  will  schön  landeinwärts  fortgehen ,  4ils  ihn  der 
Wahrsager  fragt,  au  wem  er  denn  gehen  solle.  Telemachos  rath  ihm 
sich  au  Eurymachos,  des  Polybos  Solw,  dem  mächtigsten  nnter  den 
Ithakesiern ,  zu  begeben.  Plötzlich  fliegt  zu  seiner  Rechten  ein  Adler 
mit  einer  Taube  in  den  Krallen  zwischen  ihm  und  dem  Schiffe  hiD- 
durcb.  Da  nimmt  Theoklymenos  den  Telemachos  auf  die  Seite  and 
versichert  ihm,  dasz  nur  dem  Geschlecht  des  Odysseus  die  HerschafI 
Aber  Ithaka  bestimmt  sei.  Hierüber  erfreut  empfiehlt  Telemachos  ihn, 
bis  er  selbst  nach  Hause  zurflckkehren  werde,  ^em  Peiraeos,  einem  von 
seinen  Gefährten.  —  Wie  konnte  Telemachos  aber  vorher  einen  von 
den  Freiern  empfehlen ,  denen  er  sonst  Tod  und  Verderben  wanschi  ? 
Warum  er  sich  zweideutig  ausgedrückt  oder  den  Theoklymenos  aal 
die  Probe  gestellt  haben  sollte,  sieht  man  wenigstens  nicht  ein.  — 
Wenn  wir  nun  aber  von  Y.  507  gleich  weiter  lesen  mit  547,  so  iai 
Telemachos  Subject  in  wq  elmov  kxI,  und  dann  misfallt  der  Befehl  an 
seine  Gefährten,  das  Schiff  flott  zu  machen,  da  er  mit  den  Worten 
503 — 507  schon  Abschied  von  ihnen  genommen  hat.  Es  ist  daher  in 
V.  550  statt  TfiXifiaiog  ö^  der  Anfang  von  547  äg  sln^v  zu  setzen  and 
das  vorhergehende  demselben  Interpolator  zuzuschreiben,  welcher  dem 
Theoklymenos  gastfreie  Aufnahme  verschafft  hat.  —  Die  Athetese  von 
0  508 — 549  und  die  von  o  222 — 291  statzen  sich  gegenseitig. 

§  32.  Mit  V.  550 — 557  wird  das  Lied,  das  des  Telemachos  Reise 
zum  Menelaos  beschreibt,  sehr  gut  abgeschlossen.  Der  nächstfolgende 
Gesang  9e  1  ff .  setzt  allerdings  etwas  ähnliches  voraus,  wie  am  Scblosz 
von  0  erzählt  ist;  aber  er  bildet  doch  unverkennbar  ein  selbständiges 
Lied.  Nirgends  wird  erzählt,  dasz  Telemachos  das  o  506  f.  seinen  Ge- 
fährten gegebene  Versprechen  erfüllt  hat.  Die  Verse  n  322  ff.  stehen 
durch  die  Botschaft  an  Penelope  in  anderem  Zusammenhang. 

Nachdem  wir  jetzt  die  ursprüngliche  Gestalt  der  Telemachie,  so 
weit  es  nach  der  Ueberlieferung  möglich  war,  festgestellt  haben,  woU 


P.  D.  Ch.  Heaniiigf :  fib«r  die  Telemaoliie.  205 

len  wir  nns  die  vier  Lieder,  aas  denen  sie  bestellt,  noeh  einmal  im 
ZasammenhaDg  vergegenwärtigen. 

Vom  ersten  Liede  der  Telemachje  sind  233  Verse  erhalten :  . . . 
a  103—134.  136— 138.  141— 170.  174— 184.  187—237.  239—276.  379 
—324  ...  428.  429.  43^444. 

Das  zweite  besteht  aas  386  Versen:  ß  1 — 16.  25 — 190.  192 — 213w 
224—254.  257—273.  281—305.  300—^15.  318—321.  323—381.  393— 
400.  402—434. 

Das  dritte  antTaszt  480  Verse:  y  1 — 77.  79 — 130.  133—198.  201 — 
213.216—231.239—308.311—326.329—497. 

Das  vierte  umfaszt  653  Verse:  d  1.  2.  20 — 56.  59 — 61.  65.  67 — 
93-  97—108.  113—162.  168-173.  178—188.  219—237.  240—246. 
250—284  .  .  .  290—340.  347—352.  354—442.  444—510.  512.  513. 
521—552.  554—560.  570— 605.  607— 619.  o  93—113.  120—138. 
140—207.  217—221.  292—294.   296—299  .  .  .  495—507.  560—557. 


m. 

%  33.  Diese  vier  Lieder  sind  nan  nach  meiner  Ansicht  von  Einern 
nnd  demselben  Dichter  gedichtet. 

Zuerst  leugne  ich,  dasz  zwei  Argumente  auf  dieselben  Anwen- 
dung finden,  welche  eine  verschiedene  Autorschaft  constatieren  wQr* 
den.  Ich  benutze  sie  als  negative  Beweise  meiner  Ansicht. 

Also  erstens  haben  keine  zwei  Lieder  der  Telemaohie  irgepd- 
welebe* Verse  gemeinschaftlich,  deren  Wiederholung  einen  verschie- 
denen Verfasser  verrathen  wurde.  Wiederholte  Verse  deuten  nur  dann 
einen  verschiedenen  Verfasser  an,  wenn  sie  nicht  formelhaft  sind  und 
weder  den  Bericht  eines  Boten  noch  sonst  eine  absichtliche  Anspielung 
enthalten«  Denn  andere  Verse  ^wei-  oder  dreimal  zu  gebrauchen  er- 
laubt sich  nur  die  Armut  des  Geistes.  Nun  findet  sich  allerdings  jetzt 
innerhalb  der  Grenzen  der  Telemachie  eine  Menge  von  Versen  zwei- 
oder  dreimal  gesetzt  in  verschiedenen  Liedern.  Aber  alle  diese  sind 
entweder  nnecht  oder  formelhaft  und  überhaupt  von  der  Art,  dasz  ein 
Zuhörer  der  alten  einfachen  Zeit  nicht  Anstosz  daran  nehmen  konnte, 
auch  wenn  sie  in  6inem  und  demselben  Liede  mehrmals  wiederkehr- 
ten. Als  nnecht  haben  wir  z.  B.  ausgeworfen  a  135  (=  y  77) ,  o  238 
(=  d  490),  a  277.  278  (=  ß  196.  197),  ß  214—223  (=  «  281—283. 
287—292),  y  199.  200  (=  a  300.  301),  S  345.  346  (=  «  265,  266), 
0  286 — ^291  (=  ß  417.  418.  422—426).  Mit  Ausnahme  dieser  und  ei- 
niger anderer  Verse,  die  wir  oben  meist  aus  anderen  Granden  und 
zum  Theil  auch  schon  nach  dem  Vorgang  des  Aristarch  ausgeworfen 
haben,  findet  sich  kein  Vers  ans  ^inem  Liede  der  Telemachie  in  einem 
andern  wiederholt,  der  nicht  mit  vollem  Rechte  von  Einern  nnd  dem- 
selben Dichter  mehrere  Male  hätte  gesetzt  werden  darfen.    Bei  dem 


206  P.  D*  Cb«  fieoDiQgfi ;  aber  dia  Telenadiie. 

Mangel  ah  Lebep,  welchen  der  Stoff  der  Telemacbie  hat,  fconie  ea 
nicht  fehlen,  daaz  nicht  bei  denselben  Personen  öfter  dieselben  Hand- 
langen des  gewöhnlichen  Lebens  wiederkehrten.  An  allen  diesen  Stel- 
len war  es  erlaabt  sich  derselben  Ausdrücke  and  Formeln  zn  bedienen. 
Aber  in  keinem  von  den  vier  Liedern  der  Telemacbie  kommt  gans  das 
nemliche  wieder  yor,  das  schon  in  einem  andern  derselben  erEählt 
wur;  in  jedem  wird  die  Handlang  oder  der  Zustand  von  einer  etwas 
andern  Seite  aufgefaszt,  je  nachdem  sich  die  Lage  der  Dinge  ver- 
ändert hat,  saweilen  blosz  der  Variation  halber.  Der  Leser 
mag  sein  eigenes  Urteil  befragen.  Er  vergleiche  nur  a  136 — 138. 
141.  142  mit  d  52—56  uod  o  135—136;  a  144—150  mit  y  338—343; 
a  195—200  mit  S  555—560;  a  200.  201  mit  o  172.  173;  «  298—303 
mit  y  195  f.  201  ff. ;  a  309  f.  mit  ö  587  f. ,  wo  man  zugleich  den  Grand 
erfthrt,  warum'  Telemachos  an  Jener  Stelle  das  dem  (iwtfreund  ange- 
botene Cleschenk  ein  fte^firiXiov  genannt  bat;  ß  l  ff.  mit  y  404  ff.  nnd 
d  306  ff.  und  yl  ff. ;  ß  337  ff.  mit  o  99  f. ;  ß  418  ff.  mit  o  217—221. 
292—294;  y  123—125  mit  ö  142  f.  149  f. ;  y  397 — 403  mit  d296--305; 
y  464  ff.  mit  d  48  ff. ;  ^^  475—477  mit  o  218—220;  6  60  f.  mit  a  123  f. 
y  67  f.  ^  46.  Daraus  dasz  nicht  wenige  einzelne  und  formelhafte 
Verse  nicht  allein  in  der  Telemacbie,  sondern  auch  in  vielen  anderen 
homerischen  Liedern  vorkommen ,  wie  o;  169  =  a  206.  224.  d  486. 
d  572.  ;i  139.  169.  369.  456.  n  137.  o  255.  286.  X  384.  405.  O.  380. 
656  und  d  67  f.  =  a  149  f.  o  142  f.  e  200f.  ^  71  f.  484  f.  g  453  f. 
9r  54  f.  w^  91  f.  221  f.  ^  98  f.  Sl  627  f.,  kann  natarlich  nichts  geschlos- 
sen werden. 

Ein  zweiter  Gesichtspunkt,  aas  dem  man  auf  verschiedene  Autor- 
schaft mehrerer  Lieder  schlieszen  darf,  sind  sachliche  Widerspruche. 
Dergleichen  finden  sich  zwischen  den  vier  Liedern  der  Telemacbie  mit 
nichten;  sie  athmeiKalle  denselben  Geist;  die  Charaktere  sind  überall 
scharf  ausgeprigl ,  consequent  festgehalten.  Während  z.  ß.  Antinoos 
mit  gefähUoser  Härte  und  mit  Unverschämtheit  «-^  man  striubt  sich 
davor  es  nachzudenken  —  dem  Telemachos  rith  seine  vollkommen 
schuldlose  Mutter  ans  dem  Hause  zu  stoszen ,  obwol  er  seine  Piet&t 
hinUnglich  kennen  muste,  sagt  ihm  Athene,  wo  sie  ihm  die  Möglich- 
keiten sich  von  den  Freiern  za  befreien  vorhält,  nicht  f^ijr^  wto- 
frsfi^v,  sondern  mit  veränderter  Structur  (a  275  f.) : 

fiflti^  d\  et  oi^(iog  iq)o^(iäTai  ya^ihö&ai^ 
S^lf  tx  CO  ig  (liyagov  yccit^g  fiiya  ivvct^ivoio  * 
'wenn  deine  Matter  steh  wieder  verheiraten  will,  so  lasz  sie  zu  ihrem 
Vater  zurflckkebren.'  —  Besonders  des  Telemachos  Charakter  ist  so 
psychologisch  wahr  und  gleichmäszig  in  den  vier  Liedern  der  Tele« 
machie  geschildert,  dasz  es  uomögUch  scheint  sie  verschiedenen  Dich- 
tem zuzuschreiben.  Telemachos  verzweifelt  fast  an  der  Rückkehr  sei- 
nes Vaters;  aber  für  möglich  hält  er  sie  noch;  und  wenn  er  käme,  so 
wäre  zugleich  die  Freierwirtschaft  zu  Ende.  Die  Hoffnung  darauf  ist 
das  einzige  Interesse,  welches  den  Jüngling  bewegt.  Er  widerspricht 
dem  Mentes,  der  ihm  mit  tröstenden  Worten  versichert,  Odyssens  lebe 


P.  D.  Cb.  Heuiiift:  ühtt  die  Telenaehit.  207 

noch,  inden  er  klagt,  sehon  zn  laife  bäte  ito  ktia  Manadi  itgendmm 
f e^eheo.  Aber  als  ibn  der  väierlicbe  Gasifreoad  aodaiui  geralhen  bat 
nach  Pyloa  ond  Sparta  %vl  reia^n  and  Efkondigunif  nach  ibm  eiosa- 
uebeo,  da  beaoblieaEt  er  sogleiob  dieaeo  Plao  aaszuführea.  Vollenda 
näsle  ibo  darin  die  Erkeaatnis  beatärken^  daax  eine  Göttin  nit  iba  ge. 
tprochea;  die  gaate  Nacbl  deaki  er  daran.  In  der  Volkaversamalong 
io  ß  beklagt  er  öffentlich  aein  Unglück :  er  habe  BeieeD  Vater  verloren 
lud  seine  Habe  werde  ihm  wider  aeinen  Willen  von  den  Freiern  daf  cb^ 
f  ebracbt.  V.  13S  läaat  er  dnrchblickea ,  dasz  er  an  dem  Leben  seinea 
Ystera  nicbl  rersweifle:  natiiQ  d'  ifiog  iXlo&i  7^/17^9  t<n^  ^  9^'  ^ 
u^vrjiKi.  Telemaohoa  richtet  beim  Volke  fast  niohts  ans.  Die  Weia- 
gsfung  der  Halitbersea ,  dasz  Odysseus  bald  zorUckkommen  werde, 
Ata  Freiern  anm  Verderben,  wird  von  Eorymachos  mit  Verachtung 
tflrfickgewieaen :  ^Oivööfvg  äXito  TtjXe.  Telemachos  verlangt  jetal  ein 
Schiff,  aber  er  aagt  nicht  wozu.  Man  aagt  ihm ,  er  adle  aich  an  aeine 
Freande  wenden.  Er  flebl  zur  Athene  am  Gestade  des  Meeres.  Athene 
Terspricht  ihm  ein  Schiff.  Nun  droht  er  den  Freieni:  ovd'  aX/if  odo^ 
kcatu  ^v  iyoQsvm.  An  aeine  Hoffnnng  von  Odyaaena  etwaa  zu  hören 
deskea  sie  nicht;  sie  meinen,  er  werde  aich  Hülfe  holen  vom  Festland. 
Aber  der  trenen  Enrykleia  entdeckt  er  dann  aeinen  Plan : 

aZ/u  yuQ  ig  2hui^fpß  t£  neu  ig  Ilvlop  i}fuiOoevra, 
voövov  «ev^pLivog  nccTQog  9/iLoii,  ipf  ftfm  oxovam. 
Das  Bedenken  der  Eurykleia :  o  d'  Aksxo  vqkS&t  xarffiig  iioytv^g  lOdv- 
9ivg  schiigt  er  einfach  mit  den  Worten  nieder:  ov  roi  ivav  €^ov  tfit 
/e  ^viij,  die  nna  an  a  390  ff.  erinnern.  Da  nnn  Nestor  vom  Scbickaal 
des  Odysaeos  nichts  weisz ,  dem  er  jedenfalla  aichere  Kunde  darfiber 
M^etraat  hatte,  ao  ist  ea  fireüich  aebr  natflrlich,  dasz  in  aeiner  Seele 
<iie  Schale  der  Hoffnung  ateigt  and  die  des  Zweifels  ainkl.  Neator 
rilk  ihm  noch  zu  Meneiaoa  zn  reisen ,  der  vielleicht  auf  seinen  lang* 
wierigea  Reinen  etwaa  Ober  Odyssens  erfahren  habe;  nnn  antworten 
lUenÜDga  Telemacboa  und  Athene  nicht,  dasz  diea  auch  von  vorn 
benia  ihre  Abzieht  gewesen  aei.  Aber  daaz  es  mit  dem  uraprAng« 
liehen  Pin  fibereinatimmt,  deutet  der  Dichter  doch,  wie  mir  acheint, 
biaUaglich  an,  indem  er  die  Athene  den  Nestor  nm  sicheres  Geleit 
f&r  den  Telemachos  bitten  läszt.  In  i  endlich  entwickeln  sich  die 
Verkältnisse  wieder  galu  ihnlich.  Weil  Meneiaoa  anfange  aber  den 
Odysseus  spricht,  als  wflre  er  für  immer  verschwunden  (d  104 — 108. 
181. 182),  wird  Telemacboa  wieder  hoffnungslos  (292  ov  yaq  o7  %i  %a 
y  ^xstfe  kvy^  oXs^Qov).  Aber  am  folgenden  Tage.,  nachdem  er 
Toa  Heaelaoa  gehört  bat  dasz  sein  Vater  wirklich  noch  lebe,  wird  er 
ToU  Mut  fOr  die  Zuknnfl.  Der  Helena ,  welche  ein  gdnatigea  Omen  auf 
des  Odysaena  baldige  Heimkehr  und  Bestrafung  der  Freier  deutet,  ant- 
wortet er  freudig:  ovreii  vw  Zivg  'Oa/i;,  ond  eilt  so  schnell  wie  ni6g« 
^^  nach  ithaka  znrQck. 

%  34.  Ich  aage  also:  weder  ans  sachlichen  Widersprachen  nbch 
*Qi  wiederholten  oder  nachgeahmten  Veraen  liszt  aieh  nachweisen, 
^  die  vier  lieder  der  Telemachle  von  verschiedenen  Vcrfaaaeni 


208  P.  D.  Ch.  Henoings :  Ober  die  Telemachie. 

sittd;  ich  sage  jetzt  weiter:  aiis  mehrereo  GesichtspoDkleD  lisst  rieh  dit 
Gegentbeil  wabrecheinlich  machen,  dasz  sie  von  Einern  Verfasaer  sind. 

Erstens  ans  Anspielangen.  Die  Verse  ß  262 — 366  setaea  nicht 
nur  den  Inhalt  des  ersten  Liedes  voraas,  sondern  der  Ansdrock  in 
V.  264  (vgl.  359.  360)  scheint  absichtlich  an  a  281  i^so  TUvCoiuvog 
navgog  dtiv  oixoiihoio  su  erinnern;  nnd  ß  372  slimmt  mit  a  323.  Fer- 
ner die  Verse  y  12.  29.  30  scheinen  mit  bewaster  Gleichmäszigkeit  deo 
Vecsen  ß  416.  405.  406  entsprechend  gesetzt  zu  sein.  Was  Peisistri- 
tos  d  161.  162  ansspricbt,  war  im  dritten  Liede  erzählt«  Ferner  stimmt 
d  547  durchaus  mit  y  309  f.  Qberein.  Endlich  ist  Telemachos  Bitte  an 
Nestor  nnd  Henelaos  in  ganz  gleichen  Versen  ausgedrOckt  (y  92—101 
=  6  322—331). 

Zweitens  ans  dem  Aberall  hervortretenden  Bestreben,  bei  pas- 
senden Gelegenheiten  in  die  Erzählung ,  welche  an  sich  nicht  reich  an 
Handlung  ist,  verwandte  Mythen  einzuweben.  Eaatathios  nennt  es 
nhxtvciiog  und  ytoMiXUc  v^g  %oifj^ea>g.  Der  Plan  der  Telemachie  ist 
sehr  einfach.  Telemachos  will  sich  von  der  Freierwirtsohaft  befreien. 
Ihm  selbst  gelingt  es  nicht.  Er  entschlieszt  sich  so  einer  Erknadi- 
gnngsreise  nach  dem  Odyssens;  er  fährt  nach  Fylos,  nach  Sparta. 
Von  Henelaos  erfährt  er,  Odyssens  lebe  noch.  Rasch  eilt  er  znräck. 
Dieser  Stoff  war  arm  an  Handlung,  an  spannenden  Ereignissen.  Fdr 
die  Behandlung  desselben  mnste  ein  Hauptaugenmerk  sein ,  der  Aas- 
schmftcknng  halber  an  Stellen,  die  sonst  leer  an  Interesse  waren, 
verwandte  Mythen  in  die  Unterredungen  einzuweben.  Dies  ist  weni- 
ger geschehen  im  ersten  Liede,  wo  die  Hörer  vor  allen  Dingen  in  die 
Verhältnisse  auf  Itbaka  eingefdhrt  werden  mnsten,  und  im  zweiten, 
wo  die  Verhandlungen  in  der  Volksversammlung  und  die  Vorbereitun- 
gen der  Reise  einen  hinlänglich  reichen  Stoff  darboten;  aber  desto 
mehr  im  dritten  und  vierten,  da  Telemachos  in  Pylos  nnd  Sparta  sein 
Geachäft  bald  abgemacht  hatte.  Verfolgt  man  nun ,  welche  Sagen  zur 
Ansschmflckung  des  Stoffes  benutzt  sind ,  so  zeigt  sich  eben  in  der 
Auswahl  derselben  ein  bestimmter  Gesichtspunkt  so  entschieden  ond 
consequent  durch  die  Telemachie  hindurch  festgehalten,  wie  es  meh- 
rere verschiedene  Verfasser  kaum  gethan  hätten.  Es  sind  nur  solche 
Mythen  ausgewählt,  welche  den  Inhalt  der  homerischen  Gesänge  be- 
rührten und  doch  mehr  oder  weniger  noch  nicht  in  ihnen  behandelt 
waren.  So  wird  in  der  Telemachie  berichtet:  a  259  dasz  Odysseos 
vor  seiner  Reise  nach  Troja  nach  Ephyra  gekommen  sei ;  «286  dass 
Menelaos  zuletzt  von  allen  Helden  mit  Ausnahme  des  Odyssens  seine 
Heimat  wieder  betreten  habe;  a  188 ff.  welches  Leben  Laärtes  geführt; 
ß  93  ff.  durch  welche  List  Penelope  sich  drei  Jahre  hindurch  vor  den 
unbilligen  Anträgen  der  Freier  gerettet  habe ;  y  lOSff.  welche  Helden 
vor  Troja  gefallen;  y  130  ff.  die  nächsten  Ereignisse  nach  Trojas  Zer- 
störung, ferner  des  Diomedes  und  Nestor  eigene  Rflckkehr;  y  187  ff- 
welche  Achaeer  überhaupt  die  Heimat  wiedergesehen ;  y  265 — 312  die 
Ermordung  des  Agamemnon;  d  71—79  wie  grosze  ReichtbOmer  Mene- 
laos gesammelt;  i  241—264  wie  Odyssoua  die  Trojaner  einst  während 


P.  p.  Ch.  Hemiogs :  Qbw  die  Telemachie.  209 

4er  BelegeroDg  fiberiislet;  i  970 — 284  wie  er  durch  seine  KlegheiC 
die  im  kölxeroeo  Pferde  des  Epeios  Yerslecklen  Achaeer  gerettet; 
ö  351 II.  die  Beswingoeg  des  Proteus  und  Unterredung  desselben  mit 
Menelaos,  in  welcher  auch  über  Aas  Schicksal  des  Aias,  Ostens  Sohn, 
des  Agamemnon  und  des  Odyssens  kura  berichtet  wird.  Fast  alle 
diese  Mythen  bangen  mit  dem  eigentlichen  Inhalt  der  Telemachie  we- 
Dig  oder  gar  nicht  zusammen.  Einige  werden  mehrmals  vorgetragen, 
wie  die  Ermordung  des  Agamemnon,  aber  dies  geschieht  dann  auf 
Terschiedene  Weise,  so  dasz  im  Grunde  nicht  zweimal  dasselbe  er- 
zihlt  wi/d.  Man  erkenn!  hier  die  Absicht  und  Aereclinung  6ines  Dich- 
ters, welcher  gezwungen  war  die  DQrfligkeit  seines  Stoffes  geschickt 
ZQ  Terdecken. 

Drittens  scheint  mir  der  Inhalt  jedes  einzelnen  Liedes  der  Tele- 
Bacbie  von  dem  Inhalt  der  abrigen  so  abhängig,  mit  ihnen  so  zn- 
sammengehörig  zu  sein ,  dasz  ich  mich  nicht  Qberreden  kann ,  der 
Dichter,  welcher  6ins  von  den  vier  Liedern  ausarbeitete,  habe  nicht 
lach  die  Abrigen  drei  ausgearbeitet.  Nun  können  allerdings  die  vier 
Lieder  der  Telemachie  sowol  einzeln  als  im  Zusammenhange  vorge- 
tragen worden  sein.  Die  epische  Volkspoesie,  sofern  sie  auf  einem 
Sageocoraplex  beruht,  schafft  überhaupt  nur  Lieder,  die  einer  An- 
fügung unter  einander  fShig  sind.  Aber  die  Einheit  der  Telemachie  ist 
eine  höhere.  Es  scheint  mir  kein  Lied  der  Telemachie  concipiert 
lein  zn  k5aoeo  ohne  die  andern  drei.  Jedes  epische  Lied  soll  als  Er- 
zählung eine  Handlung  in  Worten  nachahmen.  Da  nnn  der  Ursprung 
jeder  Handlung  in  den  Willen  des  Menschen  gelegt  und  sodann  die 
DnrehfQhrnng  eines  Plans  oder  einer  Begierde  nach  der  Gerechtigkeit 
Gottes  an  bestimmte  Gesetze  gebunden  ist,  so  dasz  nichts  ohne  einen 
genügenden  Grund  geschehen  kann,  so  musz  auch  die  Erzählung,  wo- 
fern sie  unserer  Erwartung  Genüge  leisten  will,  beides,  sowol  den 
UrsprBBg  der  Handlung,  welcher  in  der  menschlichen  Brust  liegt,  als 
auch  die  Durchfahrung  der  That  unter  den  gegebenen  Bedingungen 
amfaasen.  Hithin  ist  das  erste  Lied  der  Telemachie  eine  durchaus  nn- 
TollsÜBdige  firafihlung,  wenn  es  nicht  darauf  berechnet  ist  dasz  die 
drei  anderen  unmittelbar  darnach  folgen.  Daraus  folgt  allerdings  noch 
nicht  umgekehrt,  dasz  die  drei  anderen  auch  darauf  berechnet  sind 
dasz  das  erste  vorangehe.  Nachdem  diese  schon  existierten,  könnte 
ein  apäterer  Dichter  oder  Nachdichter  das  erste  gewissermaszen  als 
Exposition  davor  gesetzt  haben.  Allein  auch  die  andern  Lieder  sind 
doch  jedes  einzeln  für  sich  ohne  eine  rechte  Einheit.  Das  zweite  Lied 
setzt  den  Inhalt  des  ersten,  das  dritte  den  des  zweiten,  das  vierte  den 
des  dritten  voraus.  Bei  einer  solchen  Beschaffenheit  der  Sage,  welche 
in  der  Telemachie  behandelt  ist,  kann  man  sich  nicht  gut  der  Annahme 
entziehen,  dasz  sie  auch  von  ^inem  und  demselben  Dichter  behandelt 
ist,  welcher  im  ersten  Liede  die  Verhältnisse  auf  Ithaka  darstellte  und 
den  Plan  des  Telemachos  begründete  und  diesen  Plan  in  den  drei  fol- 
genden Liedern  ausfahren  liesz.  Aus  dem  zweiten  Liede  würde  man 
unmittelbar  gar  nicht  erkennen,  in  welchem  Zusammenhang  die  Reise 


210  P.  D.  Cb.  Henniag«:  aber  Axt  Telemtcbie. 

des  Telemachos  mit  setnem  ersten  Antrag  in  der  Volks versamniong 
stebt,  da  wir  die  Verse  ß  214—223  als  uneeht  haben  aaswerfen  mis- 
sen. Dagegen  ist  das  Verfabren  des  Telemachos  von  der  Albese 
tf  270 — 297  auf  das  bfiodigste  and  grflndlichste  voransbestimmt.  Der 
Leser  masz  mir  verzeihen,  das«  icb  hierauf  noch  einmal  z«rllekkomme. 
Die  Göttin  sagt  so  za  Telemachos: 

*UeberIege  wie  da  die  Freier  aas  deinem  Hanse  los  wirst/ 

I)  Zuerst  yersache  es  anf  gütlichem  Wege. 

1)  Berufe  morgen  eine  Volksversammlung  und  befiehl  ibnea,  je- 
dem an  seinen  Herd  zurückzukehren.  Wenn  deine  Mutter  sieb  wieder 
verheiraten  will,  so  kann  sie  ja  zu  ihrem  Vater  zurückgehen,  and  die 
Freier  brauchen  dich  nicht  zu  belästigen. 

Für  den  Fall  dasz  Telemachos  so  seinen  Zweck  nicht  erreicht, 
wie  er  es  denn  nach  der  ErzShlung  in  ß  wirklich  nicht  thut  —  für 
den  entgegengesetzten  Fall  war  kein  Rathschlag  mehr  nöthig  — ,  sagt 
die  Göttin  weiter: 

2)  Darnach  besteige  ein  Schiff  und  fahre  zu  Nestor  and  Meoe« 
laos,  um  dich  nach  dem  Schicksal  deines  Vaters  zu  erkundigen. 

a)  Wenn  du  auf  der  Reise  vernimmst,  Odysseus  lebe  noch,  so 
dulde  die  Freier  noch  6in  Jahr  (natürlich  um  zu  warten ,  ob  Odysseus 
nicht  während  dieser  Zeit  erscheine ;  denn  das  wissen  wir  schon  aus 
n  266 ,  der  würde  den  Freiern  leicht  die  Hochzeit  versalzen). 

b)  Wenn  du  aber  hörst  dasz  er  todt  sei ,  so  gib  ihm  die  letzten 
Ehren  und  lasz  deine  Mutter  sich  wieder  verheiraten.  In  diesen  Fall 
wäre  also  die  freche  Freierei  jedenfalls  am  Ende.  Athene  rätb  ihm 
aber  weiter  für  den  Fall  dasz  sich  aus  der  Reise  nicht  ein  Resultat 
herausstelle,  wodurch  die  Freier  unmittelbar  ans  Telemachos  Hanse 
entfernt  werden.    Sie  geht  also  auf  den  Fall  12a  ein. 

Da  handelt  es  sich  also  nach  der  Reise  darum,  ob  Odysseus  inner^ 
halb  6ines  Jahres  zurückkehren  wird  oder  nicht.  Diese  letzte  Mög- 
lichkeit, dasz  Odysseus  noch  lebt  und  doch  nicht  zurückkehrt,  wird 
gar  nicht  berücksichtigt;  sondern  der  folgende  Rathschlag  scblieszt 
sich  unmittelbar  an  denjenigen  Fall  an,  der  nachher  wirklich  eintritt, 
dasz  Odysseus  bei  Telemachos  Rückkunft  von  Sparta  schon  auf  Itbaka 
ist. .  Athene  weisz  dies  als  Göttin  im  voraus ,  sagt  es  aber  dem  Tele- 
machos nicht.  Nur  rätb  sie  ihm,  ohne  darum,  wie  der  Erfolg  lehrt, 
mit  dem  Rath  1  2  a  in  Widerspruch  zu  gerathen,  sogleich  nach  seiner 
Rückkehr,  da  die  gütliche  Entfernung  der  Freier  unmöglich  wur, 

II)  sie  mit  List  oder  Gewalt  zu  verderben. 

Man  sieht  dasz  in  dem  ganzen  Rath  der  Göttin  nichts  sich  wider^ 
sprechendes  enthalten  ist,  dasz  er  vollkommen  mit  der  Erzählung  der 
Telemachie  stimmt,  nnd  dasz  der  Dichter,  indem  er  die  Göttin  nach 
der  Kenntnis  der  kommenden  Dinge  eine  stillschweigende  Voraus- 
setzung machen  läsKt,  die  ganze  Telemachie  eben  darauf  angelegt  hat, 
dasz  die  Freierrache  in  der  Weise  darauf  folge,  wie  sie  nachher  in 
den  Rhapsodien  n  ff.  erzählt  isi.  Er  bat  diese  Rhapsodien  schon  gfi-. 
katfnt  und  sich  ihnen  angeschlossen. 


P.  D.  Ch.  Hennings :.  Ober  die  Telemadiie«  21 1 

Viertens  wird  unsere  Annslinie,  dasz  die  vier  Lieder  der  Tele« 
mschie  ?on  dinem  Dichter  stammen,  darch  die  grosse  Aehnlichkeit  des 
Stils  bestätigt,  in  welchem  sie  abgefaszt  sind.  Da  das  Wesen  des 
Stils  in  der  besonderen  Art  und  Weise  besiebt,  wie  die  Worte,  der 
Ausdruck  den  Gedanken  adaequat  gemacht,  und  wie  die  Gedanicen 
selbst  an  einander  gereiht  werden ,  so  lasxt  sich  der  Stil  eines  epi-* 
sehen  Liedes  ebensowol  wie  jedes  andern  Werkes  mit  der  Schflrfe 
des  Verstandes  nicht  anders  auffassen  und  bestimmen,  als  wenn  man 
gleichsam  mit  dem  Messer  eines  Anatomen  die  ganze  Erzählung  se- 
ciert  und  die  aufgelösten  Glieder  einsein  untersacht.  Diese  Arbeit 
ist  nnendlich ;  viel  natürlicher  ist  es  dem  Menschen ,  sich  mit  dem  Ge- 
fühl und  der  Phantasie  in  die  Eigen thümlichkeiten  und  EmpQndangeo 
des  Dichters  oder  Schriftstellers  zu  versenken.  Urteile  Ober  Stil  und 
Schreibweise  haben  daher  leicht  eine  gewisse  subjeotive  Unbestimmt« 
heil  an  sich.  Um  dieses  zu  vermeiden,  will  ich  mich  darauf  beschrän- 
ken einige  Eigenthömlichkeiten  aufzuzählen ,  welche  gleichmfiszig  in 
den  vier  Liedern  der  Telemachie  wahrgenommen  werden  können. 
Einige  homerische  Lieder  zeichnen  sich  durch  herliohe  ausgefülbrte 
Gleichnisse  aus.  In  der.  Telemachie  finden  wir  nur  sehr  wenige 
and  kurse: 

a  306  äg  te  TUxtriQ  co  nttidl. 

a  3^  OQvig  d'  äg  etvoTtaia  dic^rrcrro. 

ß  47  TCctxiiQ  d'  mg  ^TCiog  ^ev. 

y  73  ola  xe  XfitöTfJQEg.  * 

ö  33  naig  mg* 

d  45  Sg  TS  T^allov  atyltj  nilev  17}  öEXtjvrig. 

d  335 — 340  mg  d'  onor'  iv  ^vXoxm  SXa<p(tg  XQarsQoro  Uovtog 
vsßqovg  HOijiriacc(fa  vByyyeviag  yala^rivovg 
%vfi(ioifg  i^B^irjüi  xal  äynsa  noiiqEvtu 
ßoöKOfiivTjj  0  0    iTceiza  iriv  slarjXv^sv  avvijv, 
afigxysiqoiöi  dh  xotötv  astxia  nitfiov  iq)fiKev , 
mg  ^OSvtSivg  %dvoaiv  iemia  noziiov  i^ijeei. 

d  413  vofitvg  mg  nm$0i  (iriXtov, 

8  536  mg  xtg  t£  xccxixTO'vs  ßovv  inl  tpcirv^, 

o  106  a&ciiQ  d'  mg  aniXafinev. 

0  152  narrjQ  mg  iptiog  risv. 
Dies  sind  sie  alle  und  von  diesen  waren  mehrere  schon  in  Alteren  Lie-> 
dem  angewandt.    Das  BemOhen  durch  Vergleichungen  die  Rede  an- 
siebender  zu  machen  finden  wir  also  in  den  vier  Liedern  der  Tele- 
machie fast  gar  nicht.   Es  fehlt  in  ihr  überhaupt  an  Bewegung,  Leben 
nod  Frische;  schon  in  den  Gesprächen,  wie  viel  mehr  noch  in  der  Br- 
sihlung.    Die  Reden  sind  oft  weitschweifig,  springen  von  der  Sache 
ab,  enthalten  das  weseqjUiche  in  einer  umhüllenden  Menge  von  anderen 
Sagen,  die  nur  zur  Ausschmückung  dienen.    Zuweilen  sind  einzelne 
^  Sitze  etwas  schleppend  durch  Anfügung  von  Farticipien,  wie  a  187 — 
193.  ß  96 — 102  u.  a.  m.    Auffallend  häufig  ist  der  Gebrauch  der  Con- 
dieionalsitse.    Wo  lebhaftere  Empfindungen  wiedergegeben  Verden 


212  P.  D.  Ch.  Henidogs:  aber  die  Telemacbie. 

sollen,  rerlftast  der  Dichlor  soweilen  die  einraohe  Redeweise  ond  nimmt 
seine  Zaflncht  zum  Anakolnth  (vgl.  a  255 — 266.  275  f.  ß  115  — 125. 
319 — 315.  317.  y  218—224.  d  100  — 106).  Indem  alle  Personen, 
welche  redend  eingeführt  werden,  mit  Ausnahme  der  in  ihrem  Ueber- 
mat  gebrandmarkten  Freier,  fromm  und  demutig  sich  unter  die  Macht 
der  Gottheit  beugen  und  weder  durch  Leidenschaften  zu  unbesonnenen 
Handlungen  fortgerissen  werden  noch  durch  den  Haas  der  Götter  in» 
UnglQck  stQrsen,  ist  eine  gewisse  Ruhe  und  Stetigkeit  der  Seele  Ober 
die  einfache  Ers&hlung  mit  allen  ihren  eingelegten  Mythen  ausgebreitet, 
welche  die  Zuhörer  gewis  gematlich  angeregt  haben  wird.  Ueberall, 
euch  wo  die  Erzählung  öfter  wiederkehrende  Handlungen  schildert, 
ein  Mahl,  ein  Opfer,  eine  Einschiffung,  Fahrt  usw.,  werden  auch  die 
geringsten  Umstflnde  immer  in  gehöriger  Ordnung  mit  einer  fast  fingst- 
liehen  Genauigkeit  vorgetragen,  so  dasz  sich  die  Telemacbie  mehr  als 
die  übrigen  homerischen  Lieder  in  der  sogenannten  epischen  Breite, 
von  der  so  oft  geredet  worden  ist,  hervorlhut 

Das  fünfte  Argument  ist  von  besonderer  Wichtigkeit.  Jedes 
homerisehe  Lied,  welches  ilter  ist  als  eins  von  den  Liedern  der  Tele- 
macbie, ist  auch  ftiter  als  die  übrigen  dr^j;  und  jede  Nachdichtung 
oder  Interpolation,  welche  jünger  ist  als  ^ines,  ist  auch  jünger  als'  die 
übrigen  drei  Lieder  der  Telemacbie.  Um  nicht  den  folgenden  Unter- 
suchungen vorzugreifen ,  will  ich  hier  keinerlei  Beweis*  dieser  These 
geben.  Aber  da  ich  durch  die  ganze  Telemacbie  hindurch  die  einzel- 
nen Verse  mit  fthnlichen  Stellen  der  übrigen  Odyssee  und  Ilias  ver- 
glichen habe,  so  glaube  ich  jene  Behauptung  mit  gutem  Gewissen  aus- 
sprechen zu  können.  Wenigstens  wenn  man  sie  vorlinflg  als  Hypo- 
these betrachtet,  wird  man  kein  Beispiel  flnden,  das  ihr  widerstreite. 

Bewiesen  ist  jetzt,  dasz  die  Telemacbie  von  Einern  Dichter  ge- 
dichtet ist,  aus  formellen  und  sachlichen  Gründen. 

Um  den  Faden  des  vierten  Liedes  der  Telemacbie  nicht  zu  ver- 
lieren, haben  wir  oben  ^621 — 847  überschlagen.  Wir  müssen  jetzt 
den  Beweis  nachholen,  dasz  diese  ganze  Pvtie  später  gedichtet  wor- 
den ist  als  die  Telemacbie. 

-  §  35.  Ueber  die  Verse  d  621 — 624  ist  Spohn  *de  extreme  parte 
Odysseae'  S.  9  zu  vergleichen.  öaixvfiovEg  kann  nur  Gäste  bezeich- 
nen ,  die  beim  Schmaus  sind.  Da  Odysseus  erst  V.  625  genannt  int, 
musz  ^elov  ßaatktjqß  auf  Menelaos  bezogen  werden.  Wenn  unter  den 
iatrvfiovBg  V.  621  die  Freier  der  Penelope  verstanden  wären,  so  mäste 
V.  623  auf  die  ungetreuen  Mägde  der  Königin  gehen.  Aber 'diese 
schickten  keine  Speise  von  anderswoher;  sie  brachten  sie  selbst  ans 
den  Vorratskammern  des  Odysseus.  Damit  stimm!  die  Lesart  IveiKav 
für  fffefftTTov.  Allein  htsiivov  steht  im  Harleianus  und  ist  das  einzig 
richtige.  Denn  die  Freier  saszen  nicht  beim  Gelage,  sondern  übten 
das  Diskos -Spiel,  wie  gleich  nachher  bemerkt  wird.  Auch  werden 
Jene  datvvfioveg  ausdrücklich  durch  die  Partikeln  fiiv  —  di  den  Freiern 
entgegengesetzt.  Also  taiusz  man  an  ein  Gastmahl  des  Menelaos  denken. 


P.  D.  Ch.  Beiuiiiigs:  fiber  die  Telemaohie.  213 

Freilich  sind  MeDeUos  selbst  nnd  Telemaolios  nicht  dabei ;  dies  anzo- 
Debmen  verbieteo  wieder  die  Partikeln  fiiv  —  di  (620  f.).  Es  bleibt 
nichts  übrig  als  mit  Nitzsch  die  Gaste  für  eben  die  Nachbarn  und  Ver- 
wandten des  Menelaos  zu  erklaren,  welche  d3  genannt  sind.  Diese 
kommen  hier  jeder  mit  seinem  Beitrag,  um  ein  gemeinschaftliches 
Mahl  mit  dem  Menelaos  einzunehmen.  Gegen  die  Sache  selbst  läszt 
sich  nichts  einwenden ;  aber  die  Beschreibnng  des  fyctvog  ist  so  abrupt 
und  bedeatongslos  mitten  zwischen  die  Unterredung  des  Telemachos» 
mit  Menelaos  und  die  Erzfihlung  von  den  Freiern  gesetzt,  dasz  sie  nur 
einem  Interpolator  zugeschrieben  werden  kann,  der  den  sonst  noch 
schrofferen  Uebergang  vermitteln  wollte.  Schon  F.  A.  Wolf  sprach 
sie  dem  Homer  ab  Proleg.  S.  CXXXI  ff. 

S  36.  Die  übrigen  Verse  von  d  zerfallen  in  drei  verschiedene 
Theila.  Den  ersten  bilden  die  Verse  d  625—673.  769—786.  842—847. 
Hierin  sind  661.  662  unecht.    Der  Inhalt  ist  folgender: 

Die  Freier  ergötzen  sieh  am  Diskos-  und  Speerwurf.  Aotinoos 
und  Enrymachos  sitzen  dabei.  Da  tritt  NoSmon  zu  ihnen,  des  Phro- 
Bios  Sohn ,  und  fragt  sie ,  ob  sie  nicht  iiv^issen ,  wann  Telemachos  von 
Pylos  zurdckkomme.  Er  habe  ihm  sein  Schiff  geliehen  und  müsse  es 
jetzt  selbst  gebrauchen.  Alle  Freier  erstaunen  darüber,  dasz  der  kühne 
Jüngling  wider  ihren  Willen  die  Reise  angetreten  Jiat;  'wann  und  mit 
wem  ist  er  denn  weggereist?'  fragt  Antinoos  'und  hast  du  ihm  frei- 
willig oder  gezwungen  dein  Schiff  gegeben ? '  Nofimon  antwortet,  er 
habe  ihm  auf  seine  Bitte  freiwillig  das  Schiff  gegeben  ;  edle  Jünglinge 
aber  und  Mentor  hatten  ihn  begleitet.  Dann  geht  er  nach  Hause.  So- 
fort macht  Antinoos  den  ergrimmten  Freiern  den  Vorschlag,  sie  sollten 
Ihm  auch  ein  Schiff  ausrüsten  und  mit  zwanzig  Gefährten  bemannen ; 
dann  wolle  er  dem  Telemachos  bei  seiner  Rückkehr  zwischen  llhaka 
nad  Samos  auflauern.  Die  Freier  folgen  seinem  Rath.  'Also  den  Mör« 
dern  ihres  Sohnes  bereitet  Penelope  die  Hochzeit'  rufen  sie  mit 
frechem  Hohne  aus.  Antinoos  verbietet  ihnen  dergleichen  Reden  zu 
fähren,  damit  ihr  Vorhaben  nicht  im  Hanse  bekannt  werde.  Dann 
wählt  er  sich  zwanzig  Gefährten  aus,  nimmt  ein  Schiff  nnd  segelt  am 
Abend  zar  Insel  Asteris,  welche  in  der  Meerenge  zwischen  Ithaka  nad 
Samos  liegt ,  nm  sich  dort  auf  die  Lauer  zu  legen. 

.   V.  661  f.  sind  aus  A  103  f.  wiederholt;  vgl.  zu  cc  29. 
V.  785  nnd  842  widersprechen'  sich,  wenn  die  Vulg.  beibehal- 
ten wird: 

v^HW  d'  iv  vozlm  Tiqv  y   äQ^Liifav^  iv  S^  Ißav  avtol' 
Ivd'a  Si  doQTtov  eAovro,  (livov  d'  iitl  ^ansgov  ik&siv. 
842  i/LVfi^rriQsg  d'  avaßavtsg  iitinksov  vyga  aikev^a. 
Wir  müssen  mit  Povelseo  (emendationes  locorum  aliquot  Homerico- 
ram,  Kopenhagen  1846)  und  Faesi  nach  einigen  Hss.  den  V.  785  andern 
in  i«  d    ißav  avxol^  wie  es  ähnlich  geschieht  g  847.    Und  dann  ist 
Iw  fkvtfixiiQzq  d'  V.  842,  welches  erst  nach  Aufnahme  des  eingescho- 
benen Liedes  787 — 841  in  den  Text  gesetzt  ward,  aifzaQ  hcBU    oder 
«twas  ahnliches  wieder  herzustellen : 

Ithrh.  f.  clMS.  Pbilol.  Suppl   Bd.  III  Hft  2.  ^15 


214  P.  D.  Ch.  lleonings:  aber  die  Telemachie. 

avd  <&'  tarla  Xsvfia  nhaötsav, 
tBv%ect  di  ö<p   f^vemav  vitio^(kOi  d'SQaitovteg, 
vtpov  d'  iv  vorlca  x'i{vy    mQiuaav^  ix  ö^  Ißav  cevtol' 
786  Iv&a  di  öo^ov  ?Xovto ,  fiivov  i*  inl  SönsQov  il^iiv, 
842  ainiiQ  iitsix^  avaßavteg  htiitXsov  vyga  Hilev^a^ 
TfiXeiucxm  tpovov  alnvv  ivl  q>QE6lv  OQfMtlvovreg, 

Diese  Erzählang  von  den  Nachstellangeo  der  Freier  sieht  mehr- 
•fach  im  Widerspruch  mit  der  Telemachie.  Einmal  ist  den  Freiern, 
nach  ihr  zu  schlieszen ,  des  Telemachos  Abreise  mehrere  Tage  lang 
unbekannt  geblieben,  gegen  |3  318  ff.  Dann  hat  Noßmon,  wie  er  hier 
sagt,  dem  Telemachos  selbst  sein  Schiff  gegeben,  gegen  ß  287  ff.  402  ff. 
(vgl.  EU  ß  382 — 392).  Ferner  im  vierten  Lie^e  der  Telemachie  ist 
aucli  nicht  mit  einem  Worte  auf  die  Gefahr  Bezug  genommen,  welche 
dem  Telemachos  auf  seiner  Rückfahrt  drohte :  denn  o  300  ist  anecht 
und  0  299  spricht  eher  für  das  Gegentheil.  Also  sind  die  Nachstellun- 
gen der  Freier  nicht  von  dem  Dichter  der  Telemachie;  sonst  halte  er 
diese  danach  geändert.  —  Mit  keinem  Worte  wird  uns  angedeutet, 
dasz  NoSmon  gerade  am  5n  Tage  nach  Telemachos  Abreise  zu  den 
Freiern  gekommen  ist,  obschon  die  ganze  Erzählung  an  einer  Stelle 
In  die  Telemachie  eingeordnet  ist,  welche  keine  andere  Annahme  ge- 
statten wörde.  Antinoos  fragt  ausdrücklich  nor  äxero;  aber  NoSmon 
antwortet  ihm  nicht  darauf.  Die  Nachstellungen  der  Freier  sind  ur- 
sprünglich gar  nicht  gedichtet  um  nach  ö  619  gesungen  zu  werden, 
sondern  sie  wurden  für  sich  allein  vorgetragen.  Wenn  sie  dennoch 
den  hauptsachlichen  Inhalt  der  Telemachie  voraussetzen,  so  müssen  sie 
also  in  späterer  Zeit  als  diese  gedichtet  sein. 

§  37.  Dasselbe  gilt  von  dem  zweiten  Gedichte,  das  wir  nach 
d  625  ßnden.  Nemlich  die  Verse  675 — 767  müssen  als  ein  besonderes 
Lied  betrachtet  werden.  Die  Verse  761 — 767  hängen  nicht  im  min- 
desten mit  769 — 771  zusammen.  Denn  die  Freier  konnten  sicherlich 
nicht  hören,  was  Fenelope  auf  dem  Söller  gebetet  hatte,  selbst  wenn 
sie  im  Männersaal  sich  befanden ,  geschweige  denn  wenn  sie  dranszen 
im  Hofe  conspirierten.  V.  768  ist  aus  anderen  Stellen  wiederholt  und 
dient  hier  blosz  den  Uebergang  zu  vermitteln.  Ebenso  V.  674;  man 
sieht  durchaus  nicht  ein ,  warum  denn  die  Freier  sich  sollten  ins  Bans 
hinein  begeben  haben.  Die  Worte  des  Antinoos  6  775  (ii^  nov  tig 
iftay'fslkriat  wd  elda)  deuten  eben  auf  das  entschiedenste  an ,  dasz  die 
Freier  noch  drauszen  sind. 

In  den  Versen  6  675—725.  727—734.  742—753.  758—767  wird 
folgendermaszen  erzählt : 

Der  Herold  Medon  hatte  die  Unterredung  der  Freier  gehört  und 
meldet  ihren  schändlichen  Plan  der  Fenelope,  welche  damals  von  der 
Reise  des  Telemachos  noch  gar  nicht  unterrichtet  war.  Sie  war  lange 
sprachlos  vor  Schrecken.  Dann  klagt  sie  über  das  unglückliche  Los, 
das  die  Götter  über  sie  verhängt  haben;  sie  schilt  ihre  Mägde  aus, 
dasz  sie  ihr  die  Abreise  des  Telemachos  nicht  angezeigt;  sie  hatte 
ihn  wol  noch  zurückhalten  können.    Eurykleia,  die  alte  Amme  des 


P.  D.  Ch.  Henniiigs:  tiber  die  Telemachie.  21  «5 

Odyssens,  nimmt  alle  Schuld  aof  siob:  ^mir  aHein  hat  Telemachos  ge- 
sagt wohin  er  wollte,  aber  er  hat  mir  durch  eijTen  schweren  Eid  Still- 
schweigen anferlegt,  um  dir  deu  Kummer  zu  ersparen.'  Sie  räth  ihrer 
Herrin  im  Gebet  an  die  Athene  Trost  zu  suchen.  Penelope  steigt  in 
ded  Söller  hinnuf  und  fleht  zur  Göttin,  dasz  sie  ihren  Sohn  wolbehi^ten 
■•eh  Ithaka  zarflckfahre:    Athene  erhörte  ihr  Gebet. 

Als  unecht  habe  ich  ausgeworfen  die  Verse  726.  735  —  741. 
754—757. 

V.  726,  welchen  schon  Aristarch  athetierl  halte  nach  dem  Schol. 
A  so  I  395,  ist  nidit  weniger  aberflüssig  und  schleppend  als  816 
(ygl.  zu  a  344). 

V.  735 — 741  befiehlt  Penelope  den  Dolios  zu  holen,  ihren  Diener 
nod  Glrtner ;  er  solle  so  schnell  als  möglich  den  Laärtes  von  der  Ge- 
fahr des  Telemachos  benachrichtigen.  V.  754 — 757  antwortet  Eury- 
kleii,  es  sei  grausam  den  Greis  auch  noch  mit  der  Meldung  des  ver- 
brecborischen  Anschlags  auf  das  Leben  seines  Enkels  zu  betrüben ;  des 
Arkesios  Geschlecht  sei  den  Göttern  gewis  nicht  so  verhaszt,  dasz  sie 
aach  den  letzten  Sprosz  desselben  würden  umkommen  lassen.  Weder 
735  ff.  noch  754  ff.  hängen  mit  den  jedesmal  folgenden  Versen  irgend« 
wie  zosammen.  Es  ist  wunderlich,  dasz  die  Dienerinneu  nicht  sogleich 
den  Dolios  holen,  sondern  zu  warten  scheinen,  bis  Eurykleia  ihrer 
Herrin  geantwortet  hat.  Allerdings  war  der  Befehl  der  Penelope  un- 
besoanen  und  übereilt;  denn  was  hatten  Laertes  Klagen  am  Ende  beim 
Volk  ansgerichtet?  Wenn  wir  jene  Verse  735  —  741  und  754  —  757 
aoslassen,  so  schreitet  die  Erzählung  sehr  schön  fort.  Sie  werden 
Baturlich  von  demselben  Interpolator  stammen.  Aber,  wirft  man  mir 
eio,  ein  Rhapsode  konnte  doch  auch  nicht  leichthin  eine  Anzahl  von 
Versen  einschieben,  welche  den  Fortgang  der  Erzählung  so  ganz  in^ 
concion  stören,  zumal  da  der  eingeschobene  Gedanke  sogleich  als 
übereilt  wieder  zurückgenommen  wird.  Er  musz  irgend  eine  Absicht 
damit  verbunden  haben ,  oder  konnte  er  nur  dem  Kitzel  nicht  wider- 
stehen einige  Verse  seiner  eignen  Fabrik  in  den  Homer  hineinzusetzen? 
Dasz  er  einen  bestimmten  Zweck  damit  verfolgt  hat,  ergibt  sich,  wenn 
wir  aonehmen,  dasz  er  den  Complex  der  Odyssee  als  6in  Werk  be- 
trachtete. Laörtes  befindet  sich  a  189  ff.  nur  miU  ^iner  Dienerin  fern 
von  der  Stadt  auf  einem  Landgut  : 

Actiqfimf  riQvm  . .  ovxkt  <pa0l  Ttohvds 
igX^^  9  «^^'  anavevd'sv'  iit   ayqov  Ttrjficeta  nia%Hv 
yiftl^i  üvv  i(i(pi7t6k<p  y  7^  ot  ßgcoclv  xs  %6(Si>v  xs 
na^Ti^el^  evr'  av  fiiv  xdfiaxog  nccxa  yvia  kdßydiv 
iffTtv^ovr^  avoc  yovvbv  aXcDfjg  oivoitidoio. 
la  der  letzten  Rhapsodie  der  Odyssee  bebaut  derselbe  alte  Dolios,  von 
dem  io  d  die  Rede  ist,  mit  sechs  Söhnen  den  Wein-  und  Obstgarten  des 
Uertes.   Dasz  diese  beiden  Berichte,  in  a  und  (o,  sich  widersprechen, 
hat  schon  Spohn  bemerkt  (de  extr.  p.  Od.  S.  56 — 59).    Aber  der  Wi- 
derspruch hebt  sich  wenigstens  scheinbar,  wenn  wir  inzwischen  hören, 
dasz  Dolios  Gärtner  ist  und  so-  zuweilen  zu  Laertes  geschickt  wird. 

15* 


216  P'  D.  Ch.  Henniogs:  Aber  die  Telemachie. 

Der  Inhalt  der  Ertiblaog,  welche  in  den  Versen  d  676 — ^725. 
727 — 734.  743 — 753.  758—767  enthalten  ist,  ist  vollst&ndig  abbiagig' 
Ton  dem  was  wir  ß  1 — 381  gelesen  haben;  anch  von  der  Sage,  Back 
welcher  die  Freier  dem  Telemachos  Nachstellungen  bereiten.  Also 
stammt  sie  wol  sicher  aoir  späterer  Zeit  als  die  Telemachie.  Daaz  sie 
von  demselben  Dichter  herrührt  wie  die  Nachstellangen  der  Freier, 
wage  ich  nicht  za  behaopten.  Jedenfalls  sind  diese  für  sich  vorgetra- 
gen ;  denn  an  6  847  können  sie  sich  noch  weniger  anschliessea  als  aa 
d  673,  der  Zeitordnung  wegen. 

§  38.  Das  dritte  Lied,  welches  am  Schlass  von  d  steht,  V.  787 — 
815.  817 — 841 ,  kann  nicht  von  demselben  Dichter  gemacht  sein  wie 
das  zweite,  in  welchem  Penelope  von  der  Earykleia  getröstet  ond  ihr 
Gebet  von  der  Athene  erhört  wird.  Denn  derselbe  Dichter  konnte  sie 
nicht  wiederum  ganz  trostlos  und  der  Verzweiflung  hingegeben  dar- 
stellen ,  wie  sie  i  787  im  Thalamos  liegt.  Aber  einen  andern  Dichter, 
der  an  andere  Verhältnisse  anknüpfte,  hinderte  nichts  dies  zu  than. 
Nach  den  Anfangsworten  zu.  scl^lieszen : 

ff  d'  iitSQualoi  av^i  nBqUpqmv  nrpfiXotKta 

ist  sie  schon  einmal  in  Klagen  aasgebrocben,  vielleicht  unten  im  Hanse, 
sodann  ans  der  Gregenwart  ihrer  Mägde  auf  den  Söller  geflohen ,  and 
gibt  sich  hier  von  neuem  ihrer  Verzweiflung  hin.  —  Vielleicht  hat 
auch  ein  späterer  Nachdichter  die  Worte  ^€a  di  ot  ixlvev  aQijg  weiter 
ausfahren  wollen.  —  V.  814  ff.  kommen  dieselben  Gedanken  wieder 
vor ,  die  der  Verfasser  des  vorhergehenden  Liedes  schon  benutzt  hat, 
und  zwar,  wie  mir  scheint,  etwas  outriert;  das  dritte  Lied  wird  später 
gedichtet  sein  als  das  zweite.  Der  Verfasser  desselben  ist  in  homeri- 
schen Vorstellungen  und  Ausdrucken  lange  nicht  so  gewandt  wie  der 
des  zweiten.  —  V.  796  heiszt  es,  dasz  Athene  ein  Schattenbild  zur 
Penelope  schickt;  dies  ist  gegen  die  Gewohnheit  der  homerischen  Lie- 
der. Sonst  erscheint  die  Göttin  immer  selbst,  in  fremder  Gestalt.. Hier- 
gegen hätte  der  Nachdichter,  mit  dem  wir  es  zu  thun  haben,  doch  wol 
kaum  Verstössen  ohne  Veranlassung.  Eine  solche  scheint  er  in  der 
That  selbst  zu  offenbaren  V.  826 : 

To/i}  yao  ot  TCOfinbg  afi  iQxsvaty  ^v  xa  %al  aAAoi 

iviQBg  fjQi^aavxo  naqBöza^Bvmt, 
Man  bemerke  wol,  dasz  da  nicht  oT^erat  steht,  sondern  Mif%ttai.  Des- 
halb weil  die  Göttin  selbst  den  Telemachos  zum  Nestor  begleitet, 
^  schickt  sie  einen  Schatten,  um  die  Penelope  zu  trösten.  Denn  sie  ver- 
mag zwar  vermöge  ihrer  Allweisheit  und  Allmacht  alles  zu  wissen 
was  in  jedem  Augenblick  geschieht  und  darein  einzugreifen,  nicht  aber 
selbst  an  verschiedenen  Orten  Hülfe  zu  bringen.  Also  entweder  h»t 
der  Verfasser  angenommen,  dasz  Athene  ihren  Schützling  noch  nach 
Sparta  begleitet,  und  dann  mnsz  er  ja  verschieden  sein  von  dem  Dich- 
ter der  Telemachie,  oder  er  folgt  der  Darstellung  desselben ,  nach  der 
sie  ihn  nur  nach  Pylos  begleitet,  und  dann  ist  es  auch  nicht  anders. 
Dann  wird  aber  Iphthima  schon  zur  Penelope  geschickt,  ehe  Athene 


P.  D.  Ch.  Henniogs:  über  die  TeleoMcltte.  217 

deB  Telemachoa  Terlitezt,  d.  i.  am  sweiten  oder  dritten,  aioht  aber  am 
secbAteo  Tage  der  Telemachie.  Also  kann  das  Lied  nrsprQnglicb  gar 
aicbi  in  dem  Zasammenbang  gestanden  beben,  in  dem  wir  es  jetzt 
finden,  sondern  es  ist  arspriinglicb  für  sich  vorgetragen.  —  Dies  be- 
weist nuch  V.  841.  V.  843  wird  die  Erzählung  von  den  Nachstellongen 
der  Freier  fortgesetzt.  Die  Freier  schiffen  sich  nach  V.  786  am  Abend 
ein.  Aber  erst  in  dunkler  Nacht  ist  Penelope  durch  den  gottgesandten 
Tmnm  getröstet. 

S  39.  Der  Schlusz  der  Rhapsodie  8  von  625  au  umfaszt  also 
drei  Lieder  oder  Liedcrstflcke,  welche  in  später  Zeit  erst  zu  der  Tele* 
machie  hinzugedichtet  sind.  Diese  drei  Lieder  sind  ursprQDglich  alle 
fär  sieh  vorgetragen;  jetzt  aber  ist  das  zweite  und  dritte  episoden- 
artig in  das  erste  eingeschaltet.  Zu  der  Zeit,  als  die  Telemachie  ge- 
diefalet  ward,  hatte  sich  die  Sage  noch  nicht  so  weit  fortgebildet,  dasz 
sie  von  NachsteUnngen  der  Freier  gegen  den  Telemachos  während  sei- 
ner Heimfahrt  etwas  wüste.  Aber  es  waren  damals  die  Motive  zu 
einer  solchen  Fortbildung  der  Sage  schon  in  ihrer  Darstellung  vor- 
handen (vgl.  Nitzsch  zu  6  625).  Schon  er  251  glaubt  Telemachos,  die 
Freier  würden  ihm  bald  Verderben  bereiten  r  ß  325  ff.  versprechen  sich 
die  Freier  von  Telemachos  Reise  nichts  gutes;  ß  322  ff.  wünschen  sie 
seinen  Untergang;  ß  367  f.  vermutet  Eurykleia  etwas  ahnliches,  wie 
am  Schlusz  von  d  erzählt  wird: 

ot  de  TOI  uvtIk  16 vx^  xaxii  fpqiciSovtai  onlifömj 
mg  M  öolfp  qi^lr^j  xads  d'  avxol  Jtmrta  Sadovraif 
und  Telemachos  besorgt  ß  376 ,  dasz  Penelope  sich  aber  seine  Reise 
abangstigen  werde ;  endlich  spricht  Antinoos  d  775  ausdrdcklich  seine 
Furcht  ans,  dasz  sein  Anschlag  der  Penelope  gemeldet  werde.  Unter 
diesen  Umständen  muste  sich  die  Sage  von  Telemachos  Reise  allmäh- 
lich erweitern.  Die  mythische  Sage  ist  in  Griechenland  überhaupt  von 
den  Uranfüngen  her  in  einer  beständigen  Entwicklung  begriffen.  Die 
homerischen  und  besiodischen  Dichter  haben  sie  zuerst  fixiert;  im 
Volke  lief  sie  um;  sie  gaben  ihr  zuerst  poetischen  Ausdruck.  Aber 
da  man  nvn  auf  der  epischen  Darstellung  weiter  fortbaute ,  erhielt  sie 
oüt  der  Zeit  einen  noch  reicheren,  mehr  abgerundeten  Inhalt.  So  span- 
nen sich  aus  den  oben  angeführten  Andeutungen  über  das  Verhältnis 
der  Penelope  und  der  Freier  zu  Telemachos  Reise  verschiedene  Sagen 
kervor.  Und  nun  traten  begabtere  Nacbdichter  auf  und  behandelten 
sie  nach  homerischer  Weise.  Ueber  die  Nachstellungen  der  Freier 
haben  wir  in  6  6ine  Relation  gelesen ,  über  die  Klagen  der  Penelope 
iwei,  eine  frühere  bessere  und  eine  spätere  schlechtere ;  vielleicht  hat 
es  noch  viel  mehr  gegeben. 

§  40.  Auch  in  der  Rhapsodie  7t  y  welche  überhaupt  aus  manig- 
fachen  Elementen  zusammengewürfelt  ist,  finden  sich  noch  zwei  kleine 
Nachdichtungen^  die  hierher  gehören.  Die  erste  ist  eine  Fortsetzung  des 
Liedes  6  625  ff.    Sie  umfaszt  die  Verse  n  342 — 406  und  v  241—247  : 

Die  Freier  sind  benachrichtigt,  dasz  Telemacbos  wieder  heimge- 
kehrt sei.    Kaum  haben  sie  den  Beschlusz  gefaszt  den  Antinoos  aus 


218  P.  D.  Ch.  Hennings:  aber  die  Telemachie.' 

seinem  vergeblichen  Hinterhalt  zarflckznrufen ,  als  man  sein  Schiff  za- 
rückkommen  sieht.  Antinoos  ist  ergrimmt  darüber,  dasi  sein  sorg- 
faltiges auflauern  alle  die  Tage  daher  ohne  Erfolg  gewesen  ist ,  z'amal 
da  er  fürchten  musz,  Telemachos  werde  das  Volk  auffordern  das  Ver- 
brechen zu  richten.  Daher  macht  er  den  Vorschlag,  den  Telemachos  ^ 
fern  von  der  Stadt  auf  dem  Lande  zu  überfallen  und  zu  tödten.  Die* 
Aussicht  auf  Theilung  seines  Vermögens  vermag  die  Freier  nicht  zar 
Beistimmung  zu  bewegen.  Amphinomos ,  des  Nisos  Sohn ,  erhebt  sich 
gegen  den  gottlosen  Vorschlag;  man  aolle  erst  den  Willen  der  Götter 
in  dieser  Beziehung  erforschen.  Alsobald  fliegt  ihm  zur  Linken  ein 
Adler ,  mit  einer  Taube  in  den  Klauen.  Dies  schlechte  Omen  schreckt 
alle  Freier  von  dem  Verbrechen  zurück.  Sie  gehen  wieder  in  die 
Wohnung  des  Odysseus  zum  gewohnten  Schmause. 

Die  Verse  v  241 — 247  stehen  an  jener  Stelle  ohne  gehörige  Be- 
ziehung. Man  kann  nicht  annehmen,  dasz  die  Feier  dort  in  öffentlicher 
Versammlung  (y  146)  über  die  Ermordung  des  Telemachos  berath- 
schlagen.    Im  Gegentheil  spielt  v  241 : 

fivriat^QegyS^  agcc  Tfiksiiäxto  ^avarov  ts  (i6(fov  te 

ganz  offenbar  auf  die  Situation  in  den  Versen  n  364 — 393  an.  Ohne 
Aenderung  können  die  Verse  'v  242 — 247  an  ihre  ursprüngliche  Stelle 
zurückgesetzt  werden : 

ff  405  «£^  öi  7i  .  anovQommat  Oeo/,  TtavCaüd'ai  Svmya,^ 
n  406.  V  242  &s  Sg}at\  aifzciQ  o  xotaiv  agiGzegog  ^Iv^ev  ogvigy 
V  243  aletog  v'^mixir^^  ixB  dh  r^^mva  niliiav, 

xoiCiv  S*  Afitplvofiog  ayoQiqöazo  nal  (uthinev 
«m  fplloi^  ovx  i^uv  Cvvd'evasxai  i^ds  ya  ßovliq^ 
Ti^AcjMf^Oio  q)6vog'  aXXä  (ivijaoifis&a  dairog.^ 
V  947  ==  ft  406  äg  Iqxa^  ^y4(iq>lvoiiogy  xotdiv  d'  imii^dave  (iv&og. 
n  407  avxl%^  Smtr^  avajavreg  Sßav  ö6(iov  ilg  ^Oövailog, 

§  41.  Von  dem  folgenden  Liede  ist  es  zweifelhaft,  von  welcher 
Zeit  es  handelt.  Es  umfaszt  die  Verse  n  409 — 451.  Der  Anfang  des- 
selben scheint  abgekürzt  zu  sein.  Hedon  hat  der  Penelope  hinter- 
bracht, dasz  die  Freier  im  Saal  auf  das  Verderben  ihres  Sohnes  sin- 
nen. Sie  steigt  vom  Söller  hinunter  und  hält  dem  Antinoos  seine  Un- 
dankbarkeit für  die  von  Odysseus  einst  empfangenen  Woilhaten  mit 
beredten  Worten  vor.  Eurymachos  beruhigt  sie  mit  dem  Versprechen, 
dasz  er  den  Telemachos  gegen  alle  seine  Feinde  mit  dem  Schwert 
vertheidigen  wolle,  indem  er  zugleich  durch  die  Erinnerung,  wie  sehr 
Odysseus  ihn  einst  geliebt  habe ,  sich.selbst  scheinbar  eine  Verpflich- 
tung dazu  auflegt.  £g  ipdro  ^aQOvvfxw^  sagt  der  Dichter,  tcS  d  ^^- 
zvBy  aizog  olBd'gov.  Dies  würde  der  Dichter  doch  wol  kaom 
von  ihm  gesagt  haben ,  wenn  die  Freier  schon  durch  ein  Wahrzeichen 
des  Zeus  von  dem  Plane  des  Antinoos  abgeschreckt  waren.  Die  Situa- 
tion ist  hier  eine  andere  als  n  393,  wo  die  Freier  am  Hafen  sind ,  und 
als  in  d,  wo  sie  im  Hofe  eonspirieren.    Man   sieht  aus  den  Versen 


P.  D.  Cfa.  Hennings:  aber  die  Telemachie.  219 

%  409 — 461  gar  nicht,  ob  Telemachos  noch  auf  der  Reise  oder  schon 
bei  Enmaeos  ist;  man  siehl  nicht  einmal,  ob  die  Freier  noch  ihre  Fahrt 
antreten  wollen  oder  ob  sie  schon  davon  Eurückgekehrt  sind.  Diese 
Unbestimmtheit  ist  sicher  onhomerisch.  Da  die  Sage  Qberliefert  zu 
haben  scheint,  dass  der  Plan  des  Antinoos  den  Telemachos  auf  Ithaka 
selbst  zu  tödten  sogleich  wieder  aufgegeben  sei ,  so  führen  mich  die 
Worte  V.  -448,  in  denen  es  von  Eurymachos  heiszt ,  dasE  er  dem  Tele- 
machos Verderben  bereitete,  zu  der  Vermutung,  dies  ganze  Lied  sei 
der  Zeit  nach  parallel  demjenigen,  welches  d  675  anfängt.  Wie  dem 
nun  auch  sein  möge,  jedenfalls  ist  es  spfiter  als  die  Telemachio 
gedichtet. 

S  42.  Eine  sechste  von  der  Telemachie  abhängige  Nachdichtung 
haben  wir  schon  oben  S.  191  f.  erkannt ,  ich  meine  den  Bericht  des 
Telemachos  q  1 — 44.  107  —150.  Dasz  er  später  gedichtet  ist  als  dio 
Telemachie,  dflrfte  man  schon  daraus  schlieszen  können,  dasz  er  so 
gans  und  gar  den  Charakter  einer  Nachdichtung  an  sich  tragt.  Er 
schlieszt  sich  durchaus  an  die  Darstellung  der  Telemachie  an;  die 
meisten  Verse  desselben  sind  nicht  originell. 

Von  Interpolationen,  welche  von  Ordnern  oder  Rhapsoden  her- 
rühren und  natürlich  wieder  noch  jünger  sind  als  jene  Nachdichtungen, 
haben  wir  schon  eine  grosze  Menge  erkannt,  in  a,  ß,  y,  d,  im  Anfang 
von  s,  am  Schlnsz  von  v,  in  der  Mitte  von  £,  in  o  und  am  Anfang  von 
^;  ich  will  sie  hier  nicht  wieder  aufrechnen.  Wir  werden  noch  einige 
andere,  auch  von  der  Telemachie  abhangige  in  n  finden. 

§  43.  Aelter  als  die  Telemachie  sind  die  meisten  übrigen  Lie- 
der der  Odyssee,  in  denen  Odysseus  den  Mittelpnnkt  der  Sage  bildet. 
Die  Reise  des  Telemachos  wurde  ursprünglich  gar  nicht  in  ihnen  er- 
wähnt. Allerdings  wird  jetzt  darauf  angespielt  e  18 — 20  und  25 — ^27 ; 
aber  wir  haben  gesehen,  dasz  die  Verse  e  1 — 27  vom  zweiten  Ordner 
der  Odyssee  stammen.  Nachher  wird  Telemachos  erst  wieder  genannt 
A 185,  wo  Antikleia  ihrem  Sohn  in  der  Unterwelt  Bericht  von  den  Ver- 
hältnissen auf  Ithaka  abstattet.  Aber  hier  werben  noch  nicht  einmal 
Freier  nm  Penelopes  Hand,  und  Telemachos  lebt  in  Frieden  und  Freand- 
schafl  mit  allen,  hochgeehrt  vom  Volke.  —  Die  Verse  v  412 — 428  und 
1 174 — 184  sind  wieder  unecht,  wie  wir  S.  194  nachgewiesen  haben. 
—  Femer  £  51&— 517  werden  im  Harleianus,  Palatinus  und  drei  wie- 
ner Hss.  ausgelassen  und  sind  in  den  Ausgaben  lange  eingeklammert 
als  aas  o  337 — 339  wiederholt.  —  Die  Verse  o  337—339  gehören  zu 
der  Fortsetzung  des  Liedes  £ ,  welche  die  Verse  o  301  —494  umfaszt. 
Eomaeos  ladet  hier  den  Odysseus  ein  bei  ihm  zu  bleiben,  bis  Tele- 
machos komme.  Aber  wie  unbestimmt  scheint  doch  das  avror^  inriv 
iX^rfitv  ^Oävitcijog  g>Uog  vtog !  Den  Fall  angenommen  aber  nicht  ein» 
geräumt,  dasz  Eumaeos  von  des  Telemachos  Reise  nach  Pylos  gehört 
hatte,  so  konnte  er  doch  unmöglich  davon  überzeugt  sein,  dasz  Tele- 
machos vorerst  nach  seiner  Rückkunft  die  Herden  besichtigen  werde ; 
sondern  jedenfalls  muste  ihn  das  v^ahrscheinlichste  dünken,  dasz  er 
zaerat  mit  seinen  Gefährten  nach  der  Stadt  zurückkehren  würde.  Also 


N 


220  P.  D.  Ch.  Heimiigs :  ab«r  die 

sa  Bamaeos  kam  Telemachoa  naoh  der  wabracheinlichstea  Verttatoiig^ 
aos  der  Stadt  and  Dicht  unmittelbar  von  Pyloa.  Entweder  ist  naa 
0  337  dieses  komaien  aas  der  Stadt  bezeichnet  oder  die  RAckkebr  too 
Pylos.  Ist  die  letztere  gemeint,  so  sagt  Eomaeos  gana  im  allgemei- 
nen: *wenn  Telemachos  erst  nach  Ithaka  lurQckgekebrt  sein  wird 
(vgl.  er  77.  y  432.  £  396.- 395) ,  der  wird  dir  Mantel  und  Kleider  geben 
nnd  dich  schicken  wohin  da  es  wünschest.'  Dann  wäre  der'Gegensals 
da:  *jetzt  ist  Telemachos  nicht  an  Hanse,  jetzt  schalten  und  walten 
die  Freier  uneingeschrfinkt.'  Dergleichen  hätte  dann  dem  Zusammen- 
hange nach  vorangehen  mfissen.  Da  dies  nitht  der  Fall  ist,  so  kehren 
wir  zu  der  andern  Erklärung  zurück,  ond  sie  ist  auch.dienatQrlichere. 
Wir  abersetzen  die  Worte  einfach,  wie  sie  sich  geben:  *bleib  bei 
ans;  du  bist  ans  nicht  lästig.  Wenn  Telemachos  einmal  ans  der  Stadt 
zu  mir  gekommen  sein  wird ,  wird  er  dich  kleiden  and  dich  schicken, 
wohin  dein  Herz  verlangt.'  Nun  wird  vielleicht  jemand  Last  bekooa- 
men  die  Verse  für  interpoliert  zu  erklären,  deshalb  weil  Bamaeoe 
hier  so  spreche,  ale  ob  Telemachos  in  der  Stadt  sei,  da  er  doch  nach 
der  Darstellung  der  Telemachie  auf  dem  Wege  von  Sparta  nach  Pylos 
ist.  Allein  dies  geht  schon  wegen  der  Antwort  des  Odysseos  nicht 
an,  welche  unsere  obige  ErkUrang  bestätigt: 

vijv  d*  htü  hxavdag,  (inval  xi  (U  xttvov  avtoyag. 
Das  konnte  der  Dichter  sehr  wol  voraussetzen,  dass  Telemachos,  ich 
will  nicht  sageif  in  bestimmten  Fristen,  aber  doch  zuweilen  anfa  Land 
gekommen  sei,  um  die  Herden  zu  besichtigen,  insbesondere  zu  Ea* 
maeos,  welcher  mit  treuester  Anhänglichkeit  das  Gedächtnis  des  Odys- 
aeus,  seines  Vaters,  bewahrte.  —  Nun  Tragt  es  sich  aber,  was  daraus 
geschlossen  werden  darf.  Können  wir  dem  Eomaeos  denn  vollkom« 
mene  Kenntnis  dessen,  was  in  der  Stadt  vorgieng,  beimessen?  Könn- 
ten wir  das,  so  würde  es  Qber  allen  Zweifel  sein  dasz  der  Dichter 
von  £  die  Rgise  des  Telemachos  noch  gar  nicht  gekannt  habe.  Aber 
wir  dürfen  es  nicht.  Denn  Eomaeos  kommt  selten  zur  Stadt  nach  der 
Darstellung  dieses  Liedes;  £  372  sagt  er  selbst: 

crvTcr^  iya  naq^  {letftftv  iatox^wtog  *  ovH  nokivia 
iQXOfiai,  bI  (Afj  nov  xi  mqlfpqiiov  IlfiveXoitna 
iX&i(Uv  0T^v]7<r^v,  ot'  dyyBUtf  no^iv  llOot. 
Seiner  Diener  einen  schiokI  er  täglich  mit  einem  Sehwein  zur  Stadt. 
Dieser  konnte  ihm  allerdingB  Nachrichten  bringen  von  denen  in  der 
Stadt;  aber  er  braochto  nicht  darum  zu  sorgen.  Also  hat  des  Eumaeos 
Kunde  von  Telemachos  Reise  nur  eine  bedingte  Nothwendigkeit.  Den- 
noch, da  alle  Odysseus- Lieder  von  s-^§  von  einer  Reise  des  Tele- 
machos nach  Pylos  nichts  wissen,  so  geben  die  Verse  o  337 — 339  für 
die  Ansicht  den  Ausschlag,  dasz  die  Dichter  dieser  Lieder  wirklich 
noch  keine  Telemachie  gekannt  haben.  —  Aber  schon  nimmt  unser 
Gegner  seine  Zuflucht  zor  Rhapsodie  n;  auf  sie  hat  er  alle  seine  Hoff- 
nung gesetzt,  dasz  die  Anstalten  der  Miiederjäger'  zu  Schanden  wer- 
den.   Die  sechzehnte  Rhapsodie  nennt  sieh  Tffls(iui%ov  aiuicyvnQUtfiog 
OöviSaimg,.  In  der  Fortsetzung  des  Liedea  |  weisz  Eumaeos  niehta  von 


F.  D.  €h.  Henoings:  aber  die^lemachie.  4221 

Teleaiacho9  Reise,  im  Anfang  tob  it  komml  dieser  zo  ibm.  Wir  er- 
warten also  aiehl,  dasz  er  ihn  aufnehmen  wird  als  eben  von  Pylos 
saräckgekemmen.  Er  Ihat  es  nicblsdestoweniger.  "*)  Wir  haben  oben 
aas  ff  als  nieht  dazu  gehörig  die  Verse  342—408  und  409 — 451  aus- 
geworfen.  Die  öbrig  bleibenden  Verse  können  nicht  gut  alle  von  dem- 
selben Dichter  herrfibren.  Sie  tragen  die  deutlichsten  Spuren  einer 
spileren  Ueberarbeitong. 

Frfih  morgens,  als  Odysseus  nnd  Enraaeos  ein  Frflfastack  bereiten, 
koranl  Telemachos  an.  Eumaeos  freut  sich  um  so  mehr  aber  seinen 
Besaeb,  da  er  (V.  23.  24)  so  eben  eine  gefährliche  Seereise  nach  Pyloa 
beslanden  bal  und  da  er  so  selten  aufs  Land  kommt.  Der  Jüngling 
fragt  ihn  (30 — 39),  ob  seine  Mutter  schon  geheiratet  hsbe.  Von  die- 
ser Farcht  befreit  tritt  er  ins  Haus.  Der  als  Bettler  verkleidete  Odys- 
seus erbebt  sich  von  seinem  Sitz.  Telemachos  bittet  ihn  seinen  Platz 
zu  behalten.  Dann  nimmt  er  ein  Frübstaok  ein  nnd  fragt  den  Sauhirten 
Back  der  Herkunft^es  fremden.  Eumaeos  antwortet  ihm,  dasz  er  aus 
Kreta  sei ;  von  einem  thesprotischen  Schiff  habe  er  sich  dunsh  schwim- 
mea  ans  Land  gerettet  und  bei  i^hm  eine  Zufluchtsstätte  gefunden.  Er 
wolle  ihn  dem  Telemachos  hiemit  empfohlen  haben.  Telemachos  aber 
weigert  sich  aus  Besorgnis ,  dasz  die  unverschämten  Freier  ihn  nicht 
angehndelt  lassen  würden,  ihn  mit  sich  in  die  Stadt  zu  nehmen.  Uebri- 
geas  wolle  er  ihm  Kleider  schenken  und  ihn  schicken ,  wohin  er  be- 
gehre. Odysseus  spricht  seine  Verwunderung  darüber  ans,  dasz  er 
■icbl  Herr  sei  in  seinem  eigenen  Hause.    Telemachos  erzählt  ihm,  wo» 

*)  Rhode  urteilt  darüber  a.  O.  S.  6ff.,  so  weit  es  den  loxog  fivriatii' 
poiv  betrifft,  ganz  richtig:  '^  41  zwingt  uns  niehts  anzunehmen ,  dasz 
Penelope  die  Nachstellungen  der  Freier  im  Sinn  hat,  von  denen  ihr  Me- 
don  in  d  gesagt.    Wir  müssen  ihre  Worte  sogar  sehr  karg  finden,  wenn 
wir  an  jene  Stelle  d  810  ff.  denken.  . .  Auch  Telemaehos  muste,  statt  sich 
mit   einem  so  allgemeinen  qpvyorrt  ntif  almv  oIb&qot  ^a  begnügeni 
seiner  Mutter  erzählen,  wie  er  durch  Athene  gerettet  sei.  Auch  ans  den 
Worten,  womit  Enmaeos  den  Telemachos  in  n  empfängt,  geht  nicht  her- 
vor dasz  Enmaeos  die  Gefahr  kannte,  in  welcher  Telemachos  sich  be- 
fanden.    Während  er  nemlich  in  £  174 — 182  dem  fremden  Bettler  er- 
sählt  .  .  .,  denkt  er.  als  Telemachos  in  seine  Hütte  tritt,  gar  nicht  an 
diesen  loxog  ftvi^tfrijpoDv;  und  doch  muste  er  sehr  überrascht  sein,  ja 
Tiel  überraschter  als  Penelope  in  p,  welche  auf  die  Ankunft  des  Tele- 
machos durch  Eumaeos  und  den  %'^Qvi  in  n  vorbereitet  war,  den  Jüng^ 
ling  so  plötzlich  wolbehalten  in  sein  Gehöft  treten  zu  sehen,  und  muste 
also  in  bestimmteren  Ausdrücken  seine  Freude  über  diese  Rettung  sn 
erkennen  geben.     Ich  _stehe  um  so  weniger  an  zu  behaupten,   dasz  wir 
aus  jener  Stelle  in  tc  nicht  sehen,   ob  Eumaeos  von  dem  loxog  unter« 
richtet  ist,  als  dasselbe  auch  von  Telemachos  und  Odysseus  gilt,  wenn 
wir  von  n  462-— 475  absehen.    Denn  es  bleibt  immer  merkwürdig,  dasa 
swischen  Vater  und  Sohn  von  diesem  Anschlage  der  Freier  auf  das  Le- 
ben des  letzteren  gar  nicht  die  Rede  ist,  obgleich  dieser  Gegenstand 
doch  wichtig  genug  ist  um  zur  Sprache  zu  kommen,    n  134  aber  ist 
wieder  so   allgemein ,    dasz    sich   nichts   bestimmtes    ans   den    Worten 
•chlieszen  laszt.     Also  die  Stelle  in  n  entschuldigt  nicht  etwa  die  in  q, 
sondern  beide  sind  auffallend,  wenn  man  sie  mit  9,  y,  o,  i  und  dem 
Schfaus  TOA  n  vergleicht.' 


^  ^ 


222  P.  D.  Ch.  n^noings :  über  die  Telemachie. 

her  das  komme.  Dann  schickt  er  den  Eomaeos  In  die  Stadt,  am  der 
Penelope  seine  glückliche  Heimkehr, von  Pyios  heimlich  sn  melden. 
So  wie  Enmaeos  weg  ist,  stellt  Athqpe  die  eigentliche  Gestalt  des 
Odysseas  wieder  her  und  ermahnt  ihn  mit  seinem  Sohne  die  Bestra- 
fung der  Freiervzu  verabreden.  Nun  folgt  V.  177 — 220  die  schöne 
Erkennnngsscene  zwischen  Vater  und  Sohn.  V.  221 — 320  berathschla- 
gen  sie  über  ihr  Verfahren  gegen  die  Freier;  Odyssens  erzahlt  seine 
Rettung  durch  die  Phaeaken  und  Telemachos  setzt  die  Verhfilinisse  im 
Palast  naher  aus  einander.  V.  322  kehrt  die  Erzählung  ganz  plötzlich 
KU  den  Schiffsgenossen  des  Telemachos  zurück,  die  wir  am  Schluss 
von  o  verlassen  haben.  Sie  fahren  zur  Stadt,  bringen  die  Gastge- 
schenke in  das  Haus  des  Klytios  und  schicken  einen  Herold  zur  Pene- 
lope, um  ihr  die  Rückkehr  ihres  Sohnes  zu  melden.  Der  Herold  trifft 
unterwegs  mit  dem  Enmaeos  zusammen.  Mitten  unter  den  Mägden 
ruft  er  der  Penelope  entgegen:  .'dein  Sohn,  o  Königin,  ist  wieder  za- 
rück.'  Dann  erzahlt  Eumaeos  der  Königin  allein,  was  Telemachos 
ihm  aufgetragen  hatte.  Dies  gethan  kehrt  er  zu  seinen  Schweinen 
zurück  (341).  Am  Abend  (452)  langt  er  wieder  an.  Telemachos  nnd 
Odyssens  bereifen  gerade  ein  Abendmahl.  Athene  verwandelt  ihren 
Schützling  wieder  in  den  Bettler,  als  welchen  ihn  Eumaeos  kannte. 
Telemachos  fragt  den  Sauhirten  (460) ,  ob  die  Freier  schon  von  ihrem 
Hinterhalt  zurückgekehrt  seien.  Eumaeos  erwidert,  er  habe  sich  keine 
Zeit  dazu  gelassen,  danach  zu  forschen.  Aber  auf  dem  Rückwege 
habe  er  ein  Schiff  in  den  Hafen  einlaufen  sehen,  v^ll  gewaffneter  M&n- 
ner.  Das  wfiren  sie  wol  gewesen  (—477).  Nach  dem  Abendmahl 
gehen  sie  alle  zu  Bett. 

Der  wesentliche  Theil  dieses  Liedes  ist  das  GesprSch,  worin  Tele- 
machos und  Odyssens  sich  verstandigen.    Darin  ist  nicht  die  Rede  da- 
von, dasz  Telemachos  jetzt  von  Sparta  zurückkehre,  dasz  er  dort  schon 
gehört  habe,  sein  Vater  werde  bald  wieder  auf  Ithaka  herschen;  dasz 
Menelaos  ihn  so  gastfreundschaftlich  aufgenommen   (vgl.  o  156  ff.). 
Nichts  dergleichen  ist   auch  nur  im  entferntesten  angedeutet.    Die 
übrigen  TheÜQ  der  Rhapsodie  n^  in  denen  die  Reise  des  Telemachos, 
ja  auch  der  Xoxog  (ivtfitiqQmv  erwähnt  wird,  sind  leicht  auszuscheiden. 
Es  sind  die  Verse  23.  24.  30—39.  130—153.  322—341.  (342—451.) 
460 — 477  (vielleicht  gehören  auch  17—21  dazu).    Sie  sind  alle  inter- 
poliert. —  Die  grosze  Freude  des  Eumaeos  über  den  Besuch  des  Tele- 
machos wird  hinreichend  erklart  durch  die  Verse  25 — 29: 
akV  ays  vvv  stasl&By  tpLkov  tinog^  og)ga  ae  &vfim 
tiQil;ofiai  daoQOtav  viov  aklo^ev  ivSov  iovxa, 
öv  (iBv  yccQ  ri  ^d(k    ayQov  iitiq%ta^  ov8\  vofi^aig, 
akX^  iTtißrjfisveiQ'  mg  yccQ  vi  toi  ivaÖB  ^(i^^ 
avögäv  iivfflzi^Q(ov  iüoqäv  aUtikov  Ofitkov. 
Hätte  Eumaeos  wirklich  geglaubt,  das%  der  Jüngling  von  Pylos  heim> 
kehre,  so  brauchte  er  jene  Verse  nicht  anzuführen,  oder  er  mnste  we- 
nigstens seine  Verwunderung  darüber  aussprechen,  warum  Telemachos 
so  allein  zu  ihm  komme  und  nicht  gleich  mit  den  Gefährten  zur  Stadt 


P.  B.  Ch.  Heonings :  über  die  Telemacliie.  223 

^erahren  sei.  —  Ferner  ist  es  passender ,  wenn  Enmaeos  ihm  gleieh 
seine  Lanze  abnimmt ,  d.  b.  wenn  V.  40  auf  29  folgt.    V.  33 — ^35  fragt 
Telemachos  im  Ernste,  ob  seine  Mutter  schon  einen  Freier  geheiratet 
habe  9  eine  Möglichkeit  welche  ihm  Athene  in  der  Interpolation  am 
Anfang  von  o  V.  l^fiT.  vorgestelU  hatte,  die  aber  nach  der  Darstellung 
der  Telemachie  sowol  als  der  Odysseus- Lieder  gans  unglaublich  ist. 
—  Da  der  Bericht  des  Herolds  und  des  Enmaeos  sich  in  einander  vcft- 
schlingen  und  468  f.  darauf  wieder  angespielt  wird,  so  mQssen  die 
Verse  130 -—153.  322—341.  460—477  von  demselben  Verfasser  her- 
robren.    Der  Vorschlag  in  Betreff  des  Laörtes  136 — 152  ist  hier  eben 
so  bedeutungslos  und  verfehlt  wie  der  ganz  analoge  8  735 — 741.  754 — 
757.  'Uebrigens  sieht  man  dasz  dieser  Interpolator ,  mit  dem  wir  in  n 
sa  tbnn  haben,  wirklich  der  Annahme  folgt,  La^rtes  sei  dort  in  ö  von 
der  Gefahr  des  Telemachos  benachrichtigt  worden.    Und  nun  veran- 
staltet er  die  Absenduog  einer  alten  Dienerin  an  ihn,  um  ihn  wieder 
TU  beruhigen.    Dieselbe  Dienerin  treffen  wir  in  m  neben  dem  Dolios 
auf  dem  Landgut  des  La^rtes  (vgl.  S.  215).    V.  132  sagt  Telemachos, 
er  wolle  auf  dem  Lande  bleiben ;  o  505  in  der  Telemachie  hatte  er  ver- 
sprochen am  Abend  in  die  Stadt  zu  kommen.    Auch  hatte  Telemachos 
daselbst  seinen  Gefährten  nicht  befohlen  einen  Boten  an  die  Königin 
zu  schicken.    Er  besorgte  es  gar  nicht,  wie  n  331  behauptet  wird, 
dasz  seine  Mutter  sich  über  ihn  abgeängstigt.  Hatte  er  doch  die  Enry- 
kleia  ß  373 — 378  schwören  lassen  seine  Reise  zu  verheimlichen.  Also 
diese  Partien  in  jc  stimmen  nicht  einmal  mit  der  Darstellung  der  Tele* 
macbie  Qberein.  V.  326  ist  unpassend  wiederholt  aus  n  360  und  d  785« 
In  Einern  Punkte  hat  der  Interpolator  die  ursprfingliche  Erzählung  total 
verändert.    Nemlich  er  Ifiszt  jetzt  dem  Enmaeos  befehlen ,  dasz  er  der 
Penelope  die  glQckliche  Rückkehr  ihres  Sohnes  melde.   Auch  in  der 
nrsprQnglichen  Erzählung  musz  Eumaeos  zur  Stadt  gegangen  sein, 
aber  aus  einem  andern  Grunde.    Telemachos  und  Odysseus  beratheo 
sich  nach  der  Sage  in  seiner  Abwesenheit.  Diese  war  am  naturlichsten 
motiviert,  wenn  Eumaeos  für  die  Freier  ein  Schwein  in  die  Stadt  trieb, 
was  er  Ulglicb  entweder  selbst  thun  oder  einem  Sklaten  befehlen  muste 
(vgl.  V  162  ff.  |26).  —  Die  Verse  460—477  scheiden  sich  wieder  ohne 
irgendwelche  Schwierigkeit  ans.  —  Mit  dem  Eumaeos  hat  der  Inter» 
polator  deshalb  einen  Herold  von  den  Gefährten  des  Telemachos  zusam- 
mentreffen lassen,  um  daran  sogleich  die  beiden  ursprünglich  selbstfin- 
digen Erzählungen  7C  342  —  408.  409 — 451   anfügen  zn  können.    Die 
erstere  fängt  damit  an,  dasz  die  Freier  eben  gehört  haben,  Telemachos 
sei  wieder  da.   Eumaeos  hatte  der  Freier  wegen,  die  dem  Telemachos 
schon  auf  dem  Meere  aufgelauert  hatten  -—  der  Interpolator  kennt  ja 
die  Nachdichtungen  von  dem  koxog  ftvrjitxi^Qfov  —  eben  den  Auftrag 
gehabt  es  der  Königin  insgeheim  zu  sagen.    Da  wird  denn  von  den 
Gefährten  des  Telemachos,   welche  natürlicherweise  nicht  so  genau 
instruiert  sind  wie  der  Interpolator  selbst,  ein  Ausrufer  abgeordnet, 
welcher  der  Königin  laut  verkündet,  ihr  Sohn  sei  zurück;  und  nun 
schlieszt  sich  n  342  ganz  gut  an  das  vorhergehende  an.  —  Der  Dia- 


224  P.  D.  Cb'.  Hennings :  über  die  Telemachie. 

fheimsl,  welcher  die  Verse  n  (17—21?)  23.  24.  30—39.  130—153. 
323-^341.  (3^2 — 451.)  460 — 177  eingeschoben  hat,  charakterisiert  sich 
als  einen  Ordner  durch  den  Zweck,  den  er  verfolgt  und  theil weise  auch 
erreicht  hat.  Dieser  Zweck  ist  ein  doppelter.  Einmal  wollte  er  ebeo 
die  beiden  Nachdichtungen  n  342— 40B.  409 — 451  ^.an  einer  passenden 
Stelle  in  den  Zusammenhang  der  Odyssee  einfSgen.  Es  mag  sein,  dass 
e^  sie  dabei  namentlich  am  Anfang  und  Ende  etwas  veränderte.  Zwei- 
tens aber  und  besonders  bezweckte  er  die  Rhapsodie  n  mit- der  Tele- 
machie in  Einklang  in  setzen.  Dabei  zeigt  er  sich  nicht  sehr  gewandt 
ond  begabt.  Freilich  war  die  Aufgabe  die  er  sich  gestellt  hatte  auch 
zu  schwierig,  und  es  gereicht  ihm  zur  Entschuldigung,  dass  er  die 
echte  Erzählung  so  viel  wie  möglich  schonen  muste.  Der  Dichter,  von 
dem  das  echte  alte  Lied  herrührt,  welches  in  rc  enthalten  ist,  wnste 
eben  so  wenig  wie  die  vorhergehenden  Odysseus- Lieder  von  einer 
Reise  des  Telemachos  nach  Pylos  und  Sparta.  Auch  in  den  echten 
Versen  der  Rhapsodie  q  und  so  bis  op  2%  hin  ist  nicht  die  leiseste 
Ahnung  derselben,  obschon  öfter  Gelegenheit  sich  flndet,  wo  der  Dich- 
ter sie  erwähnen  muste ,  wenn  sie  ihm  nicht  unbekannt  war. 

Da  also,  wie  von  S.  219  an  bewiesen  ist,  in  keinem  der  Lieder, 
welche  vom  umherirrenden,  heimkehrenden,  die  Freier  strafenden 
Odysseus  handeln,  bis  zu  tf;  296  hin,  abgesehen  von  den  interpolierten 
Versen,  des  Telemachos  Reise  erwähnt  wird,  im  Gegentheil  aber  Ba- 
maeos  ihn  während  der  Zeit,  wo  er  nach  der  Darstellung  der  Tele- 
machie fern  von  Ithaka  ist,  auf  der  Insel  anwesend  glaubt,  so  haben 
wir  hiermit  eine  sichere  Basis  gewonnen ,  um  das  Zeitverbältnis  der 
Telemachie  zu  den  andern  Liedern  der  Odyssee  genauer  zu  bestimmen. 

Wir  haben  in  der  Einleitung  gesehen,  dasz  die  homerischen  Dich- 
ter sich  nicht  als  Erfinder  der  Mythen  hinstellen,  sondern  nur  als  Bild- 
ner der  aberlieferten  Sage.  Es  ist  kein  Grund  da  au  zweifeln,  dass 
die  Sache  sich  wirklich  so  verhalten  habe.  Die  Sage  also,  welche  in 
den  Liedern  von  Odysseus  enthalten  ist,  liesz  den  Telemachos' sich 
während  der  Zeit,  da  Odysseus  nach  Hause  zurückkehrt,  von  Ithaka 
nicht  entfernen.  Als  aber  die  Telemachie  gedichtet  wurde,  liesz  die 
Sage  den  Telemachos  sechs  Tage ,  bevor  sich  ihm  sein  Vater  bei  En- 
maeoß  zu  erkennen  gibt,  aus  Ithaka  fortreisen  nach  Pylos  und  Sparta. 
Es  kann  keine  Frage  sein,  welche  Version  die  ältere,  welche  die  jfin- 
gere  ist.  Es  musz  eine  geraume  Zeit  darüber  verflossen  sein,  ehe 
eich  die  Ueberlieferung  von  einer  Reise  des  Telemachos  im  Munde  des 
Volkes  an  die  ursprüngliche  Gestalt  der  Odysseus -Sage  angesetzt 
hatte.  Die  Telemachie  ist  bedeutend  jünger  als  die  Lieder  von  Odys- 
seus. Sie  ist  nicht  etwa  ganz  unabhängig  von  diesen  entstanden;  in 
der  Telemachie  erfahren  wir  schon,  dasz  Odysseus  bei  der  Kalypso 
wider  seinen  Willen  auf  Ogygia  bleiben  musz,  aber  in  kurzer  Zeit, 
im  zwanzigsten  Jahre  nach  seiner  Abfahrt  von  Ithaka,  allen  unerkannt 
heimkehren  wird,  den  Freiern  zum  Verderben  (s.  a  195 — 205.  ß  163 — 
173.  d  555 — 560.  o  172—178).  Durch  Wahrzeichen  und  Weissagun- 
gen werden  wir  darauf  vorbereitet. 


P.  D.  Ch.  Hennings :  über  die  Telemaekie.  2SS 

%  44.  Wem  nnn  daraus  mil  eben  00  grofzer  Sieherbeit  ge* 
schlössen  werden  kann,  dass  dem  Dichter  der  Telemachie  die  Odys- 
sens-Sage  bekannt  ist,  wie  wir  oben  aas  dem  entgegengesetzten  ge- 
schiossMi  haben,  dasz  den  Dichtern  der  Odysseos- Lieder  die  Sage  von 
einer  Reise  des  Telemachos  nach  Sparta  nicht  bekannt  war,  so  febli 
es  auch  dafür  nicht  an  Beweisen ,  dass  der  Dichter  der  Telemacttie 
speciell  diese  Bearbeitungen  der  Odysseus-Sage  sehr  wol  gekannt  bat, 
weiche  in  der  Odyssee  vorliegen.  ^ 

Dies  beweist  nicht  nar  die  ganze  Anlage  der  Telemachie,  son- 
dern auch  eine  grosse  Menge  von  Nachahmungen. 

Die  Anlage  der  Telemachie  beweist  es,  insofern  die  ganze  Er* 
säUong  basiert  ist  anf  den  Rath  der  Athene  «  270  ff.  und^mit  der  An- 
kunft des  Telemachos  bei  Enmaeos  schlieszt.  Von  dem  Ratb  der 
Athene  haben  wir  schon  oben  gesprochen  S.  210.  Der  letzte  Theil 
desselben  involviert  die  stillschweigende  Voranssetzang,  dasz  Tele- 
BMcbos,  nachdem  er  von  seiner  Reise  glfiokllch  heimgekehrt  ist,  den 
Odyssens  schon  anf  Ithaka  anwesend  trifft.  Denn  er  allein  hätte  sich 
nie  getraut  die  Freier  mit  List  oder  Gewalt  zu  verderben.  Der  Dich- 
ter der  Telemachie  hat  also  seine  Lieder  darauf  angelegt,  dasz  der 
Sache  nach  sieh  die  Tr^yMjpv  ivayvfo^tg  ^OiviSaitdg  n  1 — 16.  21 . . . 
25—29.  40—100.  102.  103.  105—129  . . .  154—320.  452—459.  478— 
481  daran  anschlosz.  —  Ferner  ist  in  der  Erzählung  der  Telemachie 
dorchaus  kein  Grund  zu  finden,  warum  Telemachos  bei  der  Landung 
auf  Ithaka  es  vorzieht  sich  zu  Eumaeos  zu  begeben ,  während  seine 
Geßfarten  allein  zur  Stadt  fahren.  Der  Dichter  wüste  eben ,  dasz  der 
Sage  nach  auf  Telemachos  Reise  nach  Pylos  die  Zusammenkunft  mit 
seinem  Vater  folgen  muste.  Diese  Zusammenkunft  fand  bei  Eumaeos 
statt  Liesz  er  also  den  Telemachos  mit  seinen  Gefährten  zur  Stadt 
fahren,  so  gieng  nicht  allein  ein  ganzer  Tag  ungenutzt  vorüber,  son- 
dern es  blieb  auch  die  Frage  noch  wieder  offen ,  warum  Telemachos 
denn  nnn  nachher  aus  der  Stadt  zu  Eumaeos  gekommen  sei.  Daher 
liesx  er  ibn  lieber  gleich  die  Wohnung  seines  treuen  Sauhirten  auf- 
sadien.  Einem  apäteren  Diaskeuasten  blieb  es  vorbehalten  in  n  einige 
Verse  einzuschieben,  in  denen  Telemachos  empfangen  wird  als  von 
dner  langen  Reise  zurflckgekommen,  und  Eumaeos,  statt  dasz  er  sonst 
ein  Schwein  zur  Stadt  trieb,  von  Telemachos  mit  einer  Botschaft  an 
dessen  Mutter  geschickt  wird.  Es  kann  nicht  klarer  sein.  Die  Tele- 
naehie  wurde  unter  der  Voraussetzung  concipiert,  dasz  darauf  die  Zu- 
sammenkunft des  Telemachos  mit  seinem  Vater  und  der  Anschlag  gegen 
die  Freier  folgen  sollten. 

§  45.  Eine  genaue  Bekanntschaft  des  Dichters  der  Telemachie 
Biit  den  Odyssens -Liedern  zeigt  sich  nun  namentlich  in  einer  Menge 
Ton  Nachahmungen. 

a  154  ist  genommen  aus  %  330  f. : 

TiMuiStig  di  r'  aotdof  aXv^xave  x^^a  fiikatvavj 
Qriiuog^  og  ^'  ijetdi  fura  (ivrfitijqctv  ivccytty. 


226  P.  D.  Ch.  Hennings :  über  die  Telemachie. 

Hier  moste  der  Grond  hinzugefügt  werden,  warnm  Odyssens  den  Saoger 
verschont. 

Mentor,  welcher  ß  225  für  den  Teleraachos  das  Wort  ergreift 
als  alter  Frennd  und  Genosse  des  Odysseus,  ist  derselbe,  dessen  Ge- 
stalt  Athene  annimmt  %  205  If. :  ' 

^        Totai  d^  in   ayxfiiolov  ^vyatriQ  /liog  ijl&ev  ^A9ijvfiy 
MiviOQi  ilöofAivri  tniev  difiag  '^dh  xcri  avörjv. 
.    T^v  d'  X)dvaevg  yi^^tiaev  Idoiv  tuil  fivdx>v  imuv. 

og  0'  ayad-a  ^iieanov  6(it]li%£ti  Öi  liol  iöCi.» 
Dieselbe  Verwandlung  der  Athene  ist  beibehalten  ß  267  f. 

Ferner  a  269  ff.  erzählt  Hentes,  dasz  Odysseus  sich  eiost  vod 
seinem  Vater  Anchialos  Gift  geholt  habe,  Hfinner  tödtendes,  om  die 
Pfeilspitzen  damit  za  bestreichen.  Gift  kommt  sonst  bei  Romer  fast 
nie  vor.  In  der  llias  werden  die  Pfeile  nicht  vergiftet.  Die  alexan* 
drinischen  Grammatiker  haben  mit  Recht  die  Frage  anfgeworfeo,  wes- 
halb Homer  an  dieser  Stelle  von  vergifteten  Pfeilen  des  Odysseus  ge- 
sprochen habe,  und  sie  sehr  richtig  beantwortet.  Schol.  EQV  zq 
a  26L:  nQOKaxsaKavaOBv  y  tva  fiij  ^ijvafisvj  nmg  ano  fuäg  nltffij; 
avaiQOvvtm  ol  (ivrfizrJQBg,  So  heiszt  es  nemlich  in  der  (tvffixri^^ 
g>ovla  X  116  ff.: 

avxaQ  07',  oq)Q€t  fiiv  avrm  ifivvsöd'at  Icav  lol^ 
r6g)Qa  (ivrfirnQoav  eva  y   alsi  90  ivl  oTx^ 
ßäkkB  xirvCKoiisvog*  xol  d'  ayxKStivot  Snactov. 
Ephyraeisches  Gift  wird  auch  ß  328  ff.  erwähnt. 

Ferner  sind  zu  vergleichen  ß  464 — 168  mit  1^  154 — 157.  165; 
i  294.  295  mit  if;  254  f. ;  a  146  ff.  und  y  338  ff.  mit  (p  270—273;  |S  205 
mit  q>  205  f. ;  a  715  f.  mit  v  224  f.;  a  227  mit  1;  170  f.;  ß  127  f.  mit 
tf  288  f. 

Die  Verse  «  245 — 251  sind  aus  n  122 — 128  entnommeo,  wo  sie 
nicht  fehlen  können.  Vgl.  auch  y  212  f.  mit  n;  93  f. ;  a  147  mit  n  51; 
ß  245  mit  «  88;  y  218—228  mit  n  241—244.  254—257.  260  f. 

Die  Verse  a  236.  237.  239 — ^241  sind  entnommei|sAas  £  365-367. 
369—371.  Mit  denjenigen  Liedern,  welche  des  Odysseus  Irrfshrlcn 
behandeln  {i  —  fi),  hat  die  Telemachie  besonders  nur  Formeln  und 
Redeweisen  gemein.  Eine  andere  Aohnlichkeit  konnte  bei  der  Ver- 
schiedenheit des  Inhalts  nicht  gut  eintreten.  Man  vergleiche  ß  3^5— 
353  mit  t  204  ff. ;  y  71—74  mit  t  252—255;  d  538—541  mit  x  496- 
499;  i  240  f.  mit  X  328  und  517;  d  535  mit  A  411;  ß  419-429  »»* 
ft  144  ff.  (und  A  478—483) ;  von  der  Kirke  kann  .es  eher  hoiszen  das« 
sie  gilnstigen  Wind  geschickt  habe,  als  von  der  Athene,  die  selbst  mit 
im  Schiffe  sitzt. 

Am  häufigsten  hat  unser  Dichter  die  Phaeakenlieder  benatzt  oder 
nachgeahmt;  aus  einem  ganz  natürlichen  Grunde:  weil  es  in  ih'*^" 
ebenso  wie  in  der  Telemachie  auf  Ausübung  der  Gastfreundschaft  an- 
kam. Man  vergleiche  nur  ß  405  f.  und  y  29  f.  mit  e  192  f.  und  1/  37  »^ 
ö  559  f.  mit  e  141  f. ;  «  320  und  y  76  mit  J  140;  y  206  f.  mi»  f  ^^ 


P.  D.  Cb.  Henniugfl :  über  die  Telemacbie.  227 

19S;  y  410  mit  i  n\  y  479  f.  mit  f  76 1 ;  i  %6 f.  mit  f  188 f.  and 
I  444  f. ;  4$  52—56  uftd  a  136—138.  141.  142  and  o  135—138  mit 
n  172—176;  d  44.  47.  72  ff.  mit  iy  84-102.  132—134;  /5  15  f.  mit 
1?  15&— -158;  /}  122  mit  17  299:  y  399.  402  f.  mit  17  345—347;  d  45  f. 
nit  17  84  f. ;  ^  47  mit  17 134  and  «  181 ;  4  296—300  mit  1}  335—339: 
d  304  r.  mit  17  346  f. 

Ferner  ^  1  f .  }^  404 f.  d  306  f.  mit  ^  1  f. ;  /?  12  mit  d  19;  /?  9  mit 
^  24  and  ^57;  |3  285  mit  %  150;  >r  4O6  mit  <»  6;  d  49  f.  mit  O  454  f. ; 
d  590—592  mit  ^  430 — 432;  0  180  f.  mit  ^  465.  467.     * 

Sodann  sind  /3  6 — 8  aas  E  50 --52  genommen;  y  h — 8  nach 
B  591 — 602  aod  y  244 — 246  naeb  A  252  gemacbt. 

Ich  will  das  VerEeichnis  der  äfaolichen  Stellen  auch  ffir  die  IHas 
vollBländig  machen;  es  sind  za  vergleichen  a  437  mit  3-34;  or  146  (T. 
und  }r  388  ff.  mit  A  174—178;  /3  80  mit  ^  245 ;  /3  260 ff.  mit  ^  349  ff. ; 
y  446 — 463  mit  A  458 — 466  and  jB  421  ff.;  0  497—499  mit  A  435— 
437 ;  ip  257  f.  mit  T  276  f. ;  0  99—109  mit  Z  288—296 ;  ^  70  mit  X416, 
wo  dieser  Vers  viel  passender  ist;  and  endlich  d  104  f.  mit  X424f. 

Ich  wage  nicht  su  behaapten ,  dasz  in  jedem  einzelnen  Falle  der 
Dichter  der  Telemacbie  die  verglichene  Stelle  im  Sinne  gehabt  habe ; 
einiges  kann  auch  ganz  anders  erklart  werden.  Aber  die  Menge  der 
Stellen  gibt  sich  doch  gegenseitige  Gewähr. 

§  46.  Der  Dichter  der  Telemacbie  hat  die  meisten  Odyssens- 
Lieder  gekannt,  vieles  aus  ihnen  benatzt,  and  zwar  mit  Verstand;  er 
lut  seine  Erzählung  daranf  angelegt ,  dasz  die  Erkennangsscene  zwi- 
schen Telemachos  nnd  Odysseas  sich  daran  anschlosz.  Es  wäre  höchst 
interessant,  wenn  wir  seine  -Blütezeit  mit  einiger  Genanigkeit  feststel- 
len könnten ;  doch  bezweifle  ich ,  dasz  es  nach  den  vorhandenen  Er- 
kenntnismitteln möglich  ist.  Jedenfalls  wird  sie  beträchtlich  älter  sein 
als  Eogammons  Telegonie.  Eagammon  war  aas  Kyrene  nnd  soll  Ol.  53 
geblüht  haben.  Um  diese  Zeit  berschte  in  der  Ueberlieferang  der  ho- 
merischen Poesie  schön  weitaus  ein  kyklisches  Interesse.  Za  Solons 
Zeiten  worden  die  Rhapsodien  e — v  zu  Einern  Werke  zusammengefaszt. 
Vor  diese  Periode,  in  welcher  man  bestrebt  war  aas  den  homerischen 
LiAiem  Qber  Odysseas  6in  ganzes  za  machen,  fallen  alle  jene.Nach- 
dichtoDgen,  die  wir  oben  aufgezählt  haben,  drei  in  d,  zwei  in'Tt  und 
6ine  in  ^,  welche  noch  darauf  berechnet  waren  far  sich  vorgetragen 
za  werden.  Sie  verdanken  ihre  Entstehung  der  weiter  entwickelten 
Sage  von  Telemachos  Reise  nach  Pylos  und  der  noch  nicht  ganz  er- 
storbenen Kraft  des  epischen  Einzelgesanges.  Die  Verfasser  derselben 
können  noch  Ansprach  darauf  machen  *za  den  Aoeden  gerechnet  zn 
werden.  —  Um  die  soloniscbe  Zeit,  vielleicht  schon  einige  Decennien 
früher  mnsz  unter  den  Rhapsoden,  welche  an  den  Panathenaeen  die 
homerischen  Gesänge  vortragen,  das  Bestroben  sich  geltend  gemacht 
haben,  die  einzelnen  homerischen  Lieder  alle  in  einen  grösseren  Zu- 
sammenhang einznordnen ,  durch  Ausfüllung  der  Lücken ,  Einschaltun- 
gen ,  Aasscheidung  des  zu  sehr  widersprechenden.  Man  wollte  sich 
einmal  nicht  mehr  mit  dem  Vortrag  einzelner  Lieder  begnügen ;  man 


228  P.  D.  Ch.  Heniiiiigt:  über  die  TelMMohie. 

wollt«  die  ganze  Epopoee,  welehe  dem  Heroi  eponymos  der  HomeriieD 
KogeBchriebeo  wurde,  als  gaozes,  als  6in  Werk  genieszen.  Die  Nator- 
wfichßigkeit  der  Volkspoesie  hatte  aafgehörft.    Im  Anachlnas  aa  die 
alte  KosmogODie  bildete  sich  schon  die  ionische  Physik.    Die  Spe^a- 
lation  bemächtigte  sich  der  Gemüter.    Der  alte  einfache  Glaabe  warde 
erschüttert.   Die  müDdliche  Ueberlieferang  der  Mythen  im  Volke  hörte 
nach  und  nach  auf;  man  überliesz  ihre  Fortbildung  allein  den  gebil- 
deten,  der  Litteratur.     Bei  dem  groszartigen  Verkehr,  der  damals 
in  Griechenland  blühte,  und  dem  Aufschwung,  den^ die  Nation  naboi, 
schärfte  sich  der  Sinn  für  den  geschichtlichen  Zasammenhang  der 
Dinge.   Die  epische  Kunst  einzelne  Facta  zn  erzählen  gefiel  nicht  a^br 
ansschlieszlich.    Die  einzelnen  Erzählungen  sollten  nach  in  einer  ge> 
wissen  Ordnupg  auf  einander  folgen.    So  war  es  denn  ganz  im  Geiste 
der  Zeit,  dasz  Solon  das  Gesetz  gegeben  hatte,  es  sollten  an  den  Pt- 
nathenaeen  die  homerischen  Lieder  i£  vnoßolijg  ^'^mdutfOtu,  o!ov 
MOV  h  a^mog  fAfj^fv,  imi^ev  uQxea^at  rov  ix6(uv<pv.    So  ähnlich  nod 
an  einander  gepasst  waren  aber  die  einzelnen  Lieder  nicht,  dasz  dies 
ohne  Verletzung  des  überlieferten  hätte  durchgeführt  werden  kdooeo. 
Zn  der  Zeit,  da  die  Apologen  des  Alkinoos  in  die  Phaeakenlieder  eio- 
geschaltet  wurden ,  ist  t,  ß.  das  echte  Prooeminm  Yon  s  unterdrückt 
worden;  an  dessen  Stelle  sind  die  Verse  a  1—22.  25—28.  32—79 
getreten.   In  noch  späterer  Zeit  hat  ein  zweiter  Ordner  der  Odyssee 
diese  Verse  aus  dem  Aufang  von  s  wieder  weggenommen  (s.  S.  157  ff«) 
und  sie  vor  a  gestellt.    Er  hat  die  ^OdvüaioDg  ^%iila  mit  einer  nenen 
Einleitung  versehen  s  I — 27  und  durch  Einschiebung  der  Verse  u  60— 
102  das  vorhergehende  Stück  mit  der  Teiemachie  verbunden.   Er  läazt 
den  Zeus  e  23  f •  auf  die  jetzt  ate  Anfang  der  Odyssee  stehende  Götter- 
versammlung anspielen';  und  die  Verse  s  18—20.  26 — 27  beziehen  sieb 
auf  den  Xoiog  fivtfiri^Qav ,  der  jetzt  am  Schlusz  von  d  erzählt  wird. 
Er  hat  also  oiTenbar  gewollt,  dasz  die  vier  ersten  Rhapsodien  vor  der 
6n  vorgetragen  würden.    Ursprünglich  waren  sie  entweder  gar  niebt 
in  einer  bestimmten  Reihenfolge  mit  den  Odysseus- Liedern  vorgetra- 
gen oder  vor  o.    Jetzt  sollten  sie  den  Anfang  der  Odyasee  bilden. 
Ursprünglich  war  der  Plan  der  Athene,  den  Telemachos  zu  selbst- 
thätigem  handeln  gegen  die  Freier  aufzufordern,  gar  nicht  ans  eiaer 
Götterversammlung  hergeleitet.   Jetzt  beginnt  die  Odyssee  mit  eioer 
Beirathung  auf  dem  Olympos,  welche  für  die  ganze  folgende  Ersah- 
lung  sowol  von  Telemachos  Reise  als  von  Odysseus  Heimkehr  den 
Ausgangspunkt  zu  bilden  scheint,  und  mit  einem  Prooemium,  welches 
den  Leser  auf  eine  ganze  Reihe  von  Liedern  vorbereitet.   Der  Ordner 
wollte  eben  die  Odysfee  ähnlich  beginnen  lassen  wie  die  Ilias.  Er 
durfte  diese  Verse  darum  nicht  in  s  stehen  lassen,  damit,  wenn  « — ^ 
im  Vortrage  vorangiengen,  nicht  auf  Einmal  gleichsam  von  neuem  ein 
in  sich  abgeschlossenes  Werk  anzufangen  scheine.  —  Dies  ist  aber 
noch  nicht  der  Gesichtspunkt,  von  dem  ans  man  seine  ganze  Thätig- 
keil  übersehen  kann.    Vor  seiner  Zeit  war  das  vierte  Lied  der  Teie- 
machie überhaupt  noch  nicht  in  zwei  Theile  gespalten.    Auf  i  619 


P.  B.  €b.  BeBanigt :  Hier  die  TdeMeUe.  229 

folgte  mA  on  ^  fa  %ai  i  «^9  ^^  I^i«  ▼icr  lieder  eiittiörCeii 
Doch  gMrwuil  YOB  deo  Odyssens-Liedera.  Sie  omfasiten  7  aef  einan-» 
der  lolgvode  Tage;  am  8n  lasdele  Telemaohoa  wieder  anf  IllMka  ond 
gieng  BD  Eunaeoe.  Bs  kosale  also,  fallf  der  Vortrag  sieh  in  einen 
GottliiMsa  hSIte  bewegen  sollen,  nach  ihnen  nur  das  lied  n  folgen. 
Dieses  anste  aber  aneb  anf  das  Lied  £  folgen,  wenn  anders  die  Reiben- 
folge der  Tage  in  Besag  anf  die  Erlebnisse  des  Odysseos  nicbt  anter- 
brocbeii  werden  sollte.  So  halte  also  der  Vortrag,  wenn  er  die  bo- 
nerisdien  Lieder  nach  einer  saeblicben  Reihenfolge  nnifassen  sollte, 
fir  denelben  Aosgang  swei  Anfftnge;  die  Reihenfolge  war  nenriieh 
f ,  {:=:  fij  ^,  V,  I,  9f  and  wiederum  a,  ^,  y,  d  s=  o,  «r.  Der  erste 
Ordner  der  Odyssee  schaltete  die  Ersfihlnng  des  Odyssens  rOn  seinen 
Irrfahrten  zwischen  ^  nnd  v  ein  und  Itess  die  Telemachie  abseits.  Bin 
sweiter  Ordner,  eben  der  yon  dem  wir  oben  gehandelt  haben,  stellte 
sich  die  AnCj^be  die  Telemachie  auf  ähnliche  Weise  in  den  Zasam- 
■enhaiig  der  Odyssee  einsnordnen.  Ohne  gewaltsame  Umstellungen 
war  dies  nicht  möglich.  Seine  Absicht  war  in  der  Richtung  der 'Seit 
begrindet  Wie  sehr  er  also  auch  dabei  gegen  alle  Gesetae  der 
Wahncheinlichkeit  Tcrstossen  bat,  so  yerdient  er  doch  dorchaus  des- 
halb estochnldigt  «i  werden.  Er  licss  den  leteton  Theil  der  Tele- 
machie anmittelbar  Tor  n  stehen  ^nnd  schob  in  diesen  von  o  301 — 494 
die  ^ine  von  den  beiden  Forlsetzangen  des  Liedes  $  hinein.  Sie  fdlU 
fcrade  die  Zeit  swischen  o  296  ond  495  aas.  Dadarcb  erreichte  er, 
dass  weder  der  in  o  beschriebene  Tag  mit  dem  in  £  identisch,  noch 
ein  Tag  für  die  Odysseas-Sage  ganz  Tcrloren  schien.  Er  fibersah 
aber,  dasz  ¥on  der  Telemachie  in  o  swm  Tsge  beschrieben  werden. 
Nan  bitte  er  das  vierte  Lied  der  Telemachie  ganz  zwisohen  £  and  o, 
die  ersten  drei  aber  vor  e  stellen  können.  Dann  wfire  der  Schein  berror- 
gernfeB,  als  ob  Telemachos  nnd  Peisistratos,  am  von  Phcrae  nach  Sparte 
II  kommen,  drca  30  Tage  gebraucht  bitten.  Oder  er  hfilto  alle  vier 
lieder  der  Telemachie  zwischen  £  nnd  ft  stellen  können ;  dann  wire 
die  Ersihlang  von  Odysseus  durch  7  Tage  unterbrochen  gewesen« 
Boides  schien  nicht  so  passend,  als  wenn  Telemachos  in  Sparte  selbst, 
wo  er  so  gastfreandschaftlich  nnd  liebevoll  aufgenommen  war,  30 
Tage  linger  blieb  als  er  es  sonst  beabsichtigt  bstte.  Deshalb  brach 
der  Ordner  die  Ersihlang  des  vierten  Liedes  der  Telemachie  am  zwei- 
ten Tage  ab  nnd  stellte  den  6inen  Theil  vor  t,  den  zweiten  zwischen 
I  und  n»  Aber  bei  welchem  Verse  sollte  die  Erzählung  nan  in  6 
Khtieszen?  Sie  konnte  es  nicht,  ehe  Menelaos  den  Telemachos  nach 
winem  Begehr  gefragt  hat.  Dies  geschiebt  erst  am  Morgen  des  zwei- 
ten Tages.  Telemachos  erkundigt  sich  nach  seineSn  Vater.  Menelaos 
gibt  ihm  Antwort  bis  d  586.  Aber  weil  er  erwartet,  Telemachos 
werde  sogleich  nach  erhaltener  Auskunft  wieder  Abschied  nehmen, 
knSpfl  er  sogleich  eine  Einladung  auf  11  bis  12  Tage  daran  an  V.  587 
— S^  Daher  absolviert  der  Ordner  auch  noch  erst  die  Ablehnung 
d«r  Banladnng  bis  i  619,  ehe  er  das  vierte  Lied  abbricht.  Er  hat  aber 
übersehen  oder  sich  absichtlich  darüber  hinweggesetzt,  dasz  ein  fer- 

lahrb.  f.  elass.  Philol.    Sappl.  Bd.  UI  Hn.  2.  |g 


«ever  AvCpKlhalt  4e$  MvmaohoB  in  Sparta  aalioa  gir  äuki  ««hr 
glanbliok  ist.  MaaeiMs  will  Mir  noch  dia  Gaachaake  holen;  ^araadi 
aili  dar  JfipgUig  fori.  —  Vir  aohelnt^  dar  Ordnar  biUd  «nali  baiaar 
daran  gatban  V.  ^M)  naab  586  sa  aalften  und  687—619  mit  in  dia  i6e 
Rbapaodia  bimabatannahaan;  Doob  ancb  ao  wira  ain  dreisilgligif  er 
AnfaiilbaU  daa  falemaobo»  in  Sparta  knU  niahtan  wabrachdinUob.«a- 
waaan.  •—  9aas  dia  arsten  drei  Liddar  daf  Telanuiohia  and  dna  yurte 
bia  d  619  tot  €»  o.  93  ff*  nbar  awibcban  i  nnd  n  gaalalU  wnrden^  if( 
dia  Baaia  dar  Sioordnnag  der  Telemaebia  gaweaen.  Wanuli  «tti  wei- 
ter «  1 — ÜSL  26-*-98.  33 — 79  aus  a  vor  a  gastolll  aind  und  ima  dnmil 
watter  anaauHnenhingt,  haban  wir  schon  betrachtet. 

Dnaut  wird  hi»ffen(lioh  dia  finihkiDg  von  a  1  bia  4  619  voilatia- 
dig  varstindliib  aain.  Wann  nicht,  ad  liegt  aa  gewia  nar  an  tt^ner 
Daratollnng  dar  Stoba. 

Ein  anderer  Grand,  wamm  dia  Briiblnng  der  TelaaMtobi«  knrs 
vor  ihrem  Bnda  abgebrochen  ist,  liegt  in  der  Einordnung  der  Nneh- 
diehlangen,  die  jetat  aai  Sohlnsi  von  d  atehen.  Seoha  Nachdiehlnogen 
waren  abhiagig  von  der  Telemaebia.  DrM  fielen  in  die  Zeitswiaehea 
dar  Abraiae  and  BAckkimfl  des  Telemachoa,  nemlich 

d  625—^660.  663--673.  769—786.  8*2^817; 

d  675—735.  727—734.  743—753.  75*^767; 

d  787—816.  817--841; 
4ine  füllt  nothwendig  auf  den  Tag,  an  dam  Telenachoa  beim^nkehrt 
ist,  n  843—406.  v  243 — 247;  ^ioe  aof  den  Tag,  an  welchem  er  aeine 
Matter  wiedersieht,  in  ^;  von  6iner  ist  es  sweifelhaft,  ob  nie  rot  die 
Radtknnft  des  Telemachos  oder  nach  Rftckkanft  der  Freter  fiUt ,  i^h 
meine  von  m  409 — 451.  Die  drei  ersten  hat  der  Diaakenast,  4aaa«i 
Thitigkeit  wir  verfolgen,  am  Schlass  von  d  eingeordnet.  Wfire  ea 
nnni^ioh  gewesen,  sie  irgendwo  awisoben  Telemachoä  Abretae  und 
Rackknnft  einsnsehalten,  $o  bitte  er  ihnen  in  der  Odyasee  gar  koinen 
Fiats  anweisen  können.  Ea  ist  nicht  uninteressant  au  betraohteo,  wie 
rasch  er  mit  der  Sache  fertig  geworden  sein  muss.  In  allen  dreien  iat 
keine  bestimmte  Zeitaagabe  enthalten.  Er  hat  alao  angenommen,  dann 
aie  alle  in  denselben  Tag  gesetst  werden  können.  Und  awar  hat  er 
aie  alle  in  den  fOnften  Tag  der  TeleaMchie  gesetat^  der  ja  in  d  be^ 
schrieben  ist.  Dies  geht  fdr  die  erste  Nachdichtang  sehr  wol ,  da 
Notaon  dem  Telemachoä  aein  Schiff  nicht  freiwillig  gegeben  haben 
warde,  wenn  er  es  am  aweiten  oder  dritten  Tage  selbst  gebraachen 
muste.  Es  geht  demsufolge  auch  ffir  die  aweite  gans  gat.  Allein  der 
Verfaaser  der  dritten  Nachdichtang  d  787  ff.  glaubte,  wenn  an^  keine 
directe  Angabe  daltber  vorliegt,  doch  wahrsebeinlioherweiae  '(s. 
S.  316  f.),  dasa  die  Freier  schon  am  Tage  nach  Telemachos  Abfahrt 
den  Anachlag  aaf  sein  Leben  gemacht  bitten.  —  Nun  weiter.  Die  erste 
Nachdichtang  d  635  ff.  dehnt  sich  am  lingaten,  nemlich  vom  Nachmittair 
bia  in  die  Nacht  hinein  ans.  Deshalb  bat  der  Ordner  die  andern  bei- 
den in  diese  eingeschaltet;  nnd  zwar  die  ^ine  aogleicb  nachdem  die 
Freter  xn  dem  Plan  des  Antinooa  ihre  Zustimmung  gegeben  haben,  d  676. 


la  dl»  UmMMg',  A«  eifenllkb  auf  ^  67aiifttt«folg:Mi  io1iAi,>hit'«r 
am  Schlosz  der  zweiten  Nachdichtaog  einen  zienlicb  leichtte  UebeN' 
ftt^  fefoiidev  dardi  Cvnselifebaof  v«n  <f  768?  m4  dntaiil!  ea  aniB  wahr- 
sehenlieber  aohaiae  ^  data  die  Ffeier  den  Rof  der  Pett«lo|Mi  (4  767) 
fefaörl  haben,  uad  mgieicb  um  d  676^  einen  ffewiaaea  Rttbe|Ninfcl  da# 
Torberigfen  AMiaa  ^ü^6lem  ca  laasea,  KSnl' der  Ordner  dfeWeÜBf^afivb 
S  674  (^efen  V.  775)  ina  inn^r«  das  Baaeaa  bitteiit?arfö|fea.<   Da«» 
Inra  ror  der  AbfabrI  der  Freier  bat  er  die  dritte  Naehdlcbtutif  1«  dl« 
erata  eingeerfrallet,  obne  irgeadwMeb^  weitere  ZaaAtae  niid  V\ar#a^ 
derao^en,  als  dass  er  V.  84Q  an  die  Stelle  von  mni^  htux^  diaWaMa 
^jqydt^f^^  d'  aetste.  Es  bftaimert.ibii  niebt,  dass  Penelej^e*  das  Traam« 
g^esicbt  erst  in  der  Naebl  hal^  die  Freier  da^^n  am  Abend  aAdn  ab^ 
fahrea.  •*—  1>a«fit  batte  er  die  ^iae  tfilfle'  seiner  Arbeit  lüllbraaM.  Ea 
blieb  Boeb  übrig,  den  Rest  dea  vterlen  Liedes  der  TeleaMrebie  o  tolT., 
welalier  van  d  €19  getrennt  war  und  den  Tag  TOr  %  aüsHtHaaeoIHe, 
■it  einem  neoen  Anfang  so  versehen.    Er  sefate  die  Verse' 19 1«-«^  99 
davor  nnd  ver§aderte  den  Anfang  von  o  93  17  ^  ^^  ^^  adtim*'S^\ 
Dnreb  die  vorgesetzten  Verse  knopfle  tor  die  Rbapsadie  0  iin  den  SWbsa 
voB  y.    Er  konnte  aie  ntcbt  gol  anderswo  aaknapfeo.    In  dem  Ltedb  ^ 
kofflBii  Athene  ga#  nicht  vor;  aod  -Atfaena  ist  es,  welche  er  dem  Te- 
iaaacbos  eine  Mabrtung  zum  Aufbrach  bringen  llazi.    Er  erdvchteta 
alao,  dass  Athene  mitOdysseus  bieraber  spricht  1/ 413^-»428  und  daaa 
aie  aieb  dire«!  von  Itbaka  (v  440)  naeh  Lakedaemon  begibt.   Da  tat  ea 
ibn  mader  ganz  gleielig«ttig,  ob  die  Zeit  einigeraiaaaea  aaskommi 
(vgl.  8. 194  W.  20s  f.).    Aueb  die  Verse  $  174 — 184  äind  wabrsobetn* 
lieb  TOB  ihm,  sonst  Jedenfalla  von  einem  späteren  Rhapsoden.    Dia 
Verse  o  113 — 119  kann  aaob  ein  Rhapsode  eingeschoben  haben,  aber 
jedeafaila  nach  der  Zeit  des  Zwdten  Ordners.  Wer  die  Interpolalionea 
von  Tbeoklymenos  0  222  —  291.  506 — 546  eingeschoben  hat,  bleibt 
zweiMliBfl.   Aber  V.  300  mödile  ieb  wieder  dem  zweiten  Ordner  zn- 
sebreibeB.  —  Vor  der  Einordavng  der  Telemaehie  in  den  ffir  fottlan- 
lende  Recitation  bestimmten  Zusammenhang  der  Odyssee  wurden  die 
vier  Lieder  derselben  wol  meist  einzeln  gesungen.    Dasz  saeb  Ihr 
Telenacbos  nicht  voB  der  EladI,  send<im  von  seiner  Reiae  la  Ea- 
naeos  kommt,  mag  anf  die  Darstellung  des  Liedes  n^  weilebe  ufaprOng« 
beb  anders  war,  kaum  induiert  haben.  Aber  wenn  nun  vor  ^  die  Rfarap- 
sodie  o  gesungen  werden  mnste ,  so  war  es  nofb wendig  beide  durch 
Eiafagang  einiger  Stellen  in  n  in  Einklang  mit  einander  zu  briagea. 
Diese  Reflexion  und  die  Harmonie  der  Oedanken  swisohea  n  90* — 89 
nad  o  1  ff.  rechtfertigt  es  wol  genflgend,  wenn  wir  dem  zwelfeaa  Ord- 
ner der  Odyssee  auch  die  jetzige  Recension  von  n  zuschreiben.   Er 
ist  ea  gewesen,  der  «  (17—21.)  30—39.  322 — 341.  460 — 477  einschob 
und  23.  24.  130 — 134  anderen  Versen  substituierte.    Die  Verse  13o — 
153  scheinen  von  demselben  Interpolator  zu  stammen,  welcher  Ö  735 — 
741  und  754—  757  eingeschoben  hat  (vgl.  S.  223  und  215  f.).    Ist  es 
nicht  der  zweite  Ordner  gewesen ,  so  war  es  ein  späterer  Rhapsode, 
der  sie  einfügte.    Durch  die  Verse  n  322 — 341  hatte  der  zweite  Ord- 

16* 


232  P.  D.  Ch.  Heauafs:  Aber  £e  Telemckie. 

Ber  die  Binngtuig  tod  M3— -406  ood  ron   409 — 461  rorbereitet 
(t.  S.  333). 

Der  zweite  Ordner  der  Odyssee  ist  also  der  eigentliclM^Redactor 
der  Telemaehie,  so  wie  sie  jetst  in  die  Odyssee  hineingeordnet  isL 
Er  hat  das  vierte  Lied  der  Telemaohie  gespalten  ,  die  ersten  drei  Lie- 
der nnd  den  ersten  Theil  des  vierten  Liedes  vor  a  geaetst,  du  Pro- 
oeminm  ans  c  snr  Einleitung  der  gansen  Odyssee  ganacht  nnd  an  def- 
sen  Stelle  in  b  ein  anderes  eingeschoben.  Er  hat  denSehlnss  der  Tele- 
maohie  mit  EittfQgang  einer  Fortsetsnng  des  Liedes  £  an  einer  selbstio- 
digen  Rhapsodie  geformt  nnd  durch  die  davorgesetstea  Verse  o  1^-9*2 
an  den  eben  far  diesen  Zweck  interpolierten  Schloss  von  v  gekniipfl 
Er  hat  diejenige  Rhapsodie,  welche  nun  in  dem  fftr  fortlaufenden  Vor* 
trag  bestimmten  Exemplare  der  Odyssee  auf  o  folgen  mnss,  dem  ent- 
sprechend gelndert  und  wol  auch  in  £  eine  Hindentnng  auf  Telentchos 
Reise  nach  Pylos  nnd  die  Nachstellungen  der  Freier  einfliessen  lauen. 
Er  hat  endlich  die  Nachdichtungen  von  den  Nachstelinngen  der  Freier 
und  der  BekQmmemis  der  Penelope  in  die  Rhapsodien  6  nnd  n  einge- 
ordnet. Von  ihm  rahren  die  Verse  a  88—103.  (ß  383—393.)  S  620. 
(631—635.)  674.  (735—741.  754—757.)  768.  «  1—37.  (33—10.)  v413 
—438.  440.  ($  174—184.)  Q  1—93.  (300.)  «  (17—31.)  30—39.130- 
134.  (135-153.)  333—341.  460—477  her.  Es  sind  aber  300.  Sie  sind 
faat  alle  mehr  oder  minder  schlecht,  unhomerisch  oder  anderswoher 
entlehnt.  Diejenigen,  welche  ich  oben  eingeklanmerl  habe,  können 
auch  von  anderen,  späteren  Rhapsoden  interpoliert  sein.  Durch  so  ge- 
waltsame Umstellungen,  Aenderungen  und  Interpolationen,  wie  wir 
sie  so  eben  betrachtet  haben ,  mnste  der  Charakter  des  homerisclien 
Einselliedes  hinter  dem  der  Rhapsodien  surficktreten ;  die  Rhapsodien 
sollen  Theile  eines  gansen  sein,  die  Lieder  bestanden  selbsUsdig 
fflr  sich. 

Unter  Peisistratos,  wahrscheinlich  während  seiner  dritten  Tyraa- 
nis,  hat  eine  Commission  von  drei  Mfinnern,  Onomakritos  aus  Atheo, 
Zopyros  von  Herakleia  und  Orpheus  von  Kroton  die  Jelsige  Gestalt 
der  Odyssee  nnd  Ilias  sls  in  sich  abgeschlossener  Werke  des  Homer 
far  alle  Folgeseit  festgestellt.  Der  fabelhafte  Konkylos  beruht  nor 
auf  einem  Misverstindnis  (s.  H.  Keil  im  rhein.  Mus.  N.  F.  VI  S.  U^ 
K.  L.  Roth  und  F.  RiUchl  ebd.  VII  S.  137  ff.).  Ob  derjenige,  weleben 
wir  oben  den  sweiten  Ordner  der  Odyssee  genannt  haben,  einer  von 
den  drei  Genossen  des  Peisistratos  gewesen  sei ,  kann  erst  durch  wei- 
tere Untersuchungen  entschieden  werden. 

Kiel.  P.  D.  Ck,  Hermingi' 


Inhalt 


SelU 
L  AlMclmitt 135_ieo 

§  1.     Einleitmig , X35 

§  2.     Die  hütorisehe  Üeberlieferong  leigt  nicht  die  Existenz  ^ines 

Homer  als  Dichters  der  Odyssee  und  Ilias 135  '• 

§  3.    Aach  nicht  die  historischen  Zeugnisse  in  diesen  Gedichten 

selbet         138 

§  4.     Mehrere  Verfasser  dagegen  zeigt  die  Composition  sowol  der 

Uias  als  aach  der  Odjssee 140 

$  5.    £intheilnng  der  Odjssee.    Einordnung  der  Apoloffen  des  Al- 

Idnoos  in  die  Phaeakenlieder 142 

§  iL     Einleitang  in« 147 

f  7.  Die  Yerse  a  1  — 10  passen  nicht  zu  den  Liedern  vom  Tele- 
machos,  sondern  zu  s — v;  hängen  aber  mit  den  nnmittel- 
bar  darauf  folgenden  Yersen  zusammen 148 

§  8.    Unecht  sind  in  der  Einleitung  von  a  die  Yerse  23.  24.  20—31    149 

I  0.  Auf  ff  1—22.  25—28.  32—87  muste  die  Absendung  des  Her- 
mes zur  Kalypso  folgen 151 

§  10.  Beweis  der  Unechtheit  von  Stellen  ans  wiederholten  Yersen : 

unecht  sind  •  1—27;  auch  s  33—40 ^     .     152 

S  11.  Die  Yerse  er  1—22.  25—28.  32—79  haben  ursprünglich  vor 

9  28  gestanden 154 

f  12.  Die  Oötterversammlung  in  a  ist  aber  jüi^er  als  die  '09vc- 

ßimg  9%9dla 155 

1 13.  Um.  den  Anfang  des  6n  Jh.  ▼.  Ohr«  vereinigte  ein  Rhapsode 
die  Phaeakenlieder  und  die  Apologen  des  AUdnoos  zu  einem 
ganzen  ux^d  stellte  demselben  ab  Einleitung  eben  jene  Yerse 
in  a  voran     • 150 

§  14«  Derselbe,  welcher  a  1  ff.  aus  s  herau^enommen  hat,  hat 

auch  9  1—27  und  m  80—102  eingefügt 157 

i  15«  Die  Lesart  des  Zenodotos  «93 159 

IL  AbMluiitt 161—205 

§  lA.  Erstes  Lied  der  Telemachie:  Inhalt 101 

1 17.  Unecht  sind  darin  a  135. 139.  140.  171—173.  185.  186.  238. 

277.  278 162 

S  18.  Auch  a  324—427  und  430—435 164 


234  Inhalt. 

Seite 

§  19.    Das  zweite  Lied  der  Telemachie:  Inlialt 109 

§  20.    Unecht  rind  darin  ß  17—24.  191.  214—228.  255.  250.  274— 

280.  300—308.  310.  317.  322.  382—392.  401 171 

§  21.    Das  dritte  Lied  der  Telemachie:  Inhalt 175 

§  22.    Unecht  sind  darin  y  78.  131.  199.  200.  214.  215.  232—238. 

309.  310.  327.  328       . 17Ö 

§  23.     Das  vierte  Lied  der  Telemachie :  der  Anfang  ist  interpoliert  178 

§  24.    Inhalt  bis  ^  305 181 

§  25.    Unecht  sind  darin  ansz^  d  3-^19.  57.  58.  66  noch  62—64. 

94—96.  109—112.  163—167.  174—177.  189—218.  238.  239. 

247—249.  285—289 182 

§  26.    Inhalt  von  9  306—619 188 

i  27.    Unecht  sind  darin  d  341—346.  353.  443.  611.  514—500.  553. 

561—569.  606 188 

§  28.    Auf  d  619  mnsi  arsprünglieh  eine  andere  BraäUang  gefolgt 

sein  als  jetzt,  und  swar  o  93  ff.     , 101 

§  29.    Uaeeht  sind  p  412—428.  440.  {  184—194.  o  1-^2       .     .  194 

§  80.  Inhalt  des  vierten  Liedes  der  Telemachie  von  o  93  an  •  •  198 
§  31.    Unecht  sind  darin  o  113—119.  139,  208—216.  222—291. 

295.  300.  301—494.  508—549 190 

§  32.    Umfang  der  ganzen  Telenaohie 204 

üLAbaclmitt 205—232 

§38.    Die  Telemachie  ist  von  dinem  Dichter :  zwei  negativ»  Bie#eiae  205 

§  84.    Fünf  direote  Indlcien 207 

§  35.    Die  Verse  d  621—624  sind  interpoliert 212 

§  86.     Später  als  die  Telemaehie  ist  entstanden  die  Naohdichtnng 

9  625—660.  663—673.  769—786*  842—847 213 

§  87.    Ferner  d  675—735.  727—734.  742—758.  758—767   .     .     .  214 

§38.    Ferner  d  787— 815.  817-841 216 

§  39.    VerhlÜtnii  dieser  drei  Naohdiohtitngen  aar  Telemachie  .     .  217 

§  40.    Sp&ter  als  die  Telemachie  sind  auek  n  342—408.  v  a4^— M7  217 

§  41.    Und  «  409-*451     . 218 

§  42.  Und  Q  1^44.  107-^150;  und  natürlick  die  InleifpolatiOBen  219 
§  43.    Die  Odyssens-Lieder  bis  if^  290  kennen  die  Sage  von  Tele- 

machos  Reise  gar  nicht.   -Die  Rhapsodie  sr.    Sehlnsa,  dass 

alle  Jene  Lieder  ftlter  sind  als  die  Telemachie  ....  !2 19 
§  44.    Auch  ist  die  Telemaohid  so  angelegt,  dam  das  Lied  %  itnd 

die  Freier -Rache  darttnf  folgen  mastea 225 

9  45.    Femer  enthält  die  Telemachie  eine  Menge  von  Naehahmnn- 

genoderHeminisoenuM  ans  Jenen  älteren  Liiedem  .  .  4225 
§  46.    Die  Zeit  der  Telemaekie.    Die  Aufeinanderfolge  Ihlrer  Ver- 

•ändeningen.    Ein  zweiter  Ordner  der  Odyesee.    Die  Gbm- 

mission  des  Peisistratos ' 227 


De 


Granu  Liciniani 

fragmentis  nuper  repertis. 


Scripsit 


C.  IL  Francken. 


5. 


De  Gianii  liciBiani  firagmentis  nuper  repertis. 


I. 

De  Graaio  LieisiaDO  scriptore,  qoo  ante  paaooa  measea  noa 
dooaril  C.  Pertiii  diligentia,  ai  ian  niuc  diligeotioa  eiposaeriiB,  vb- 
reor  ne  noannllia  operam  ridear  lluiaae,  diSerendam  potiaa  disqaiaiilo* 
Bern  haac  exiatiaiaDtibiia,  doneo  aliornm  sagacilaa  litteraron  daetaa 
Bielioa  diatinxerit,  quam  adhao  a  Pertzio  factum  ait,  aal  carte  proba- 
Teril,  nallam  eaae  speai  ut  Pertaii  lectiones  portentornai  aalHode  si« 
■ilds  voqnam  expellantar;  eteoim  fragmeota  LiciniaDi  noac  ita  trnncata 
eaae,  al  raro  aut  nosqaam  bene  ligata<  oratio  oonapieiatar,  aeateatia 
aaepe  eine  andaoiasifliia  coniecloris  emergat  aalla.  Qood  eam  ikoile 
largiar,  eaate  et  paroe  ateodnm  eaae  pato  üa  argnmentia,  qaae  ex 
uiiaa  caiaadan  rerbi  eonatractioBiaTe  noa  repetito  oaa,  uno  alteroye 
aoloedaiBO  aiaiiUbaaqae  petantor;  nibilo  nünaa  totaoi  geaas  orationia 
ex  iia  qaae  adbao  eerto  cognita  aont  aatia  notari  poaae  pato ;  tarn  de 
moltia  rebaa  a  Liciaiaao  traditia  ita  coaatat,  at  exoera  oollatioae  aea 
maltnm  debeat  lacia  exapectari.  Siagola  Liciniani  rerba  nhiqae  prae- 
atare  aec  rolo  aec  poaaom,  neqoe  etoeadatiooem  periolitabor  niat  qaa- 
teeoa  eat  ea  ad  praeaeatem  oaom  plaae  neceaaaria.  Propoaitaai  aatem 
aübi  eat  diapicere  qaid  ex  bia  fragaientia  ad  biatoriae  Rofflaaae  noti- 
tiaaa  lacremor.  Sed  qaoaiam  illa  diapatatio  recte  aaacipi  noa  poteal, 
aiai  caiaa  temporia  baeo  aint  coaatet,  et  C.  Pertsioa  aeqaali  Caeaaria 
ea  adacribere  noa  dabitavit,-bano  errorem  atatim  paacia  refeilere  la- 
bet; dein  ex  ordine  reram,  qaae  traduntar,  cniaa  generia  aint  bi  *Li- 
eiaiani  aanalea'  ostendam  reaqoe  ipaaa  explorabo. 

Igitar  in  aotanda  oratioae  Licinianea  param  illa  eleganti  et  ab- 
rapta  ne  oapidiaa  qaam  rerioa  veraetar  oratio,  non  andecnnqoe  exempla 
colUgaai,  aed  nnam  alleramqae  colamnam  percurram  totaai.  Facile, 
opiaor,  apparebit,  acriptorem  bano,  etai  naaqaaai  ad  ainceritatem  me- 
lioria  aevi  adapiret,  taaien  magia  etiam  propter  balbatientem  brevi- 
tateai  qaam  propter  aoloeoaa  atractaraa  reprebendendnm  eaae.  Brol- 
vam  aaam  ex  iia,  qaae  miaimam  detrimenti  per  temporia  iaiariam  paa- 
aae  aant,  fol.  6'  A*)  (p.  27  S,  15  et  38  P):  Nolani  progressi  oppidum 

1)  Folianotavi  nomeria,  qaibna  nano  in  codice  notantnr,  in  quibna 
ttoDa  poteat  eaae  pertorbatio.  li  cum  C.  Pertaii  et  Bonnenaiom  paginia 
sie  conyenlont  (S  =s  Bonnenaea): 


238  C.  M.  Frtnoke« :  de  Grtuii  Lioioiaiii  fragmeitiB  noper  rep«rUs 

Abeilam  [cod.  Abella^  quod  male  retinet  P]  ineenderuui.  lantile  addi- 
lameDtoffl  pragreui  est,  cnii  nbi  coBatiteriDl  in  proximia  noo  sit  dictom ; 
porti»  egresMi  vel  simile  quid  opus  eral.  Marius  Servilium  apud  Äri- 
minum  fugai^  paucos  oecidii^  teUquos  quos  corripuerai  [cod.  corru- 
perai]  accipii  in  deditionenL  Omitto  Dunc  de  Servilio ;  sed  vide,  qoain 
praefraole  ex  CanpaDia  ad  altimas  Umbriae  oras  dos  releget,  proxiane 
sequentibos  verbis  ad  CampaDiam  post  hano  bellam  naQhtßaatv  redi* 
taros.  Tarn  quos  tandem  in  deditionem  Marios  accipit?  Siognlos  qoos 
corHpmBfQi;  sed  qaos  prAendkiuis  ton  indtdUiatum  occipimMs^  qiod 
oon  dicitnr  nisi  de  popalo  aut  ezercita  aut  nrbe,  qoae  ooDdoai  sont  io 
^otestate,  de  qaibas  rorsns',  si  in  rerbis  reliquos  quos  Vitium  odorere, 
corripuine  non  aptnm  est  Molto  tamen  minus  probandnm  quod  Pertsins 
dedit  eorruperaij  quo  Harins  diceretur  raaiorem  nnraernm  corrupisso 
quam  iiileremiMe,.qilod  abaardom.  Volnit  epüomator:  quo9  in  vrbem 
edmpulerui  aqt  eircumdederat;  sed  iuatom  vooabolun  ei  non  snoe«r~ 
rebat.,  lamqae  ad  Samnites  Nolaaosqae  rediaras  pet  Iramdtnm  qni 
■■llam  habet  nisi  brevttatia  oommeadalionem  fu0:  9enaiu»fu$  p0r  JTe* 
Milegak»  camauUm»  4$9ohmUate  SmnniHum ,  fvt  sa  n^gabani  aüter 
inpacBm  «Sfilwros,  nüi  civiims  ipsis  ei  perfugU  [Pertsias  legit  PBRIU* 
eis)  ommibus  darUnr^  bona  redderen$nr  [ood.  60110  reiäeretnr]^  abnuU 
äi§miUt$om^  mnüqm^m  prao  so  pereniibui  pa$Hb¥9  [sie  S  pro  di§\»iia- 
loN»  «m^aiit  praejsaiil^.  puirib,].  In  qaibus  novala  sant  ^ohmimo 
(fis=  poatulata),  in  pmoem  emfre  (as  paeem  aeeipere),  bonn  reddere^ 
fiiod  nt  reete.  Urins  de  possessioae  refibns  reddenda  diztt,  ita  si 
sermö  est  depostntata  satisfaotlone  rebasqaerepetendis  non  est  aptam, 
obaenram  sä  de  agris  reddnndis  agilor*)»  Proxima  reete  emendayeroni 
Beanenses;  qaamfaam  alia  etiam  p<wsant  exoogitari,  velali  digniia- 
»om  iiniiqnam  P,  R.  imonübus  pmtribus,  Qnae  in  eadem  oolamna  prae- 
teraa  leguntnr  panea  verba  sie  aeripta :  qmbm  eogniH$Cinna  pt^  Fia^ 
o4m»  Fimbriam  in  legto  quus  poHulabani  009  roeepit  oi  oopOs  ouia 
iunmij  oon  babent  qaod  nsguopere  offendat;  qnanqaaai  dubito  as 


.^»^»^o«««    ■*»*»^^-^»- 


II'  3:=i  p.   9  8    ««-  3  P        E«"  c=t    p.  28  8  —  18  et  35  P 

.11»  «5  „  5  „  —  4  6t  29  „  «^  =  .,  25  ,;  -^  14  et  86  M 
I2t  c=  „  7  „  —  25  et  45  „  6r  z^  „  27  „  -•  15  et  38  „ 
12^  ==  „  9  „  —  20  et  45  „  6^  =  „  29  „  —  16  et  39  „ 
13'  =  „  11  „  —  7  et  31  „  3»  1=  „  81  „  —  17  et  80  „ 
13t  t=  „  1«  „    —  g  „        8»  0.    „  83  „    —  18  et  40  „ 

10'  n  „  18  H    ^    5  et  80  H        7^  «=i    ,»  85  »^    -^  19  et  40  „ 
10'  »=  u  15  „    -*    6  et  30  ,»       7T  SB    ^  37  „    —  20  et  41  „      . 
,  ^^  ^  ,t  17  I,    —  12  et  35  „        4'  ^    „  39  „    »-^  22  et  43  „ 
8'  s=s  „  19  „    —  11  et  34  „        4^  =    „  41  „    —  21  et  42  „ 
!'=„-„    -  9„        5'=    „48,,    -  28  et  44  „ 

|»=«,,21„  ^  10  et  82  „  0*=*  „45„  _  24  et  44  „ 
A^mi  Pcrtoism  tnrbae  etiam  anotae  aast  eo«  qnöd  numarorwn  noüe 
Bomanis  et  Arabicis  promiiiciie  utitur.  2)  Eodem  referendum  Dionis 
Cassü  fr.  Urs.  100  (oT  £avvttai)  ovts  ti  xiiq  Xiia^  fjv  stiaw  axo^o- 
^^9ttl  ^bK^t»  Alteram  fortaase  ex  «Itero  sumptiui.  Praeda  tum  qui* 
dem  impedimento  esae  non  poterat(  Samuitos,  pnto,  agros  aibi  teddi 
postolabant.  *  ^ 


m 

oplim«  aelfite  r0€ip€re  ali^eif  mM^et^poa-difibim  «U;  fmqw^  «m 
cnn  kM  conparari  poteat  f)««v#ra  ti»  daiteaanai«,  m  fva  rficioveai^viii 
imfidem^  qoaa  alioa  «ontganaria.     i  ,/.      . 

Non  nelioria  Aolae  aonl  qaae  lagvu^or  loL  1^  (p.  21  S,  32  P); 
aa«  pagioam  aam  Perlaina  atarqna,.  pMara^ftlina,  ao^tolanal,  minor 
Bieiaa  aal.  De  litleraram  apioas  rniaatiaa.iK|va  ansaopUi  ^IkÜOfta  opa^ 
ra«  DOS  perdidisfla  poslaa  apparatk  Ibi  ^ood  lagitar  iaitio  aal.  A: 
mairon0  ^a€4am  9tMi(si) ')  |  flie»|a  ooaifiol0  aecT  (z=s  udii)  |  im 
fomsiido  lo^i$^  paaoa  ridiaalooi'ast;  dimo  atiaflisi  largiar  «Paula  eommo^ 
imm  dici  posaa  lympbaiioam  vai  oariilam  (Hon  aat.  II  ^,  209.  278), 
Dofo  tarnen  illam  algaiiieatioaen  voaoiaia'§«faaf  paU;  aa  si  qaiahajio 
scriptori  aoairo  qaaai  bona  (Taaia  «il  rafbo)  'OODdQQavaril,  aia  -forla 
partieala  aaa,  qua  mirifice  dalactaUr  (ct.  foU  li)'  A  8  qmuif^bula^ 
2  "^  B  8  fwxH  oppre99u$y  7  ^  B  8  fvim  m^Uorß  nomine)^  spotiakiaalMali 
•ddaa  DiiUaai  aariptoraia  ^nam  poalaa  milto)  opliaiaa  aatatiaaiafifa 
coaiaitfMari  aliter  ims9b  qoantidaiigrfvi  laatii,  dpliaca- alian«!  animi 
allaoUoDa ,  (Doo  yero  dei  inalmifta  qat^vn;  Cacaia.  3ad  bqia  i«i|io  ra- 
fpondet  qilod  aaqailar  in  censüio  {äa)  /oaA  aa4if,  ubi  üOMakoai 
agaoscere  tibi  Yidearia;  aoniaail  aa«cio  qvia  apad  :BoDliaDaea:  cour 
sedü  msoiio  lotis^  qaod  mtllani  raoaplMaal  qaaaiDoaftpo  cor4eittii9c$r0 
(p.  II)  excogitassent,  qood  dod  valde  praeferendoai  aaMeotioDiFeataia« 
naaff^^ra  corp4^re  nosep^e^  marito  ab  iHia  axplosaa«. Codex  babal  ian-- 
iude  I  üpmfuilnasirocar  |  fno9Cfre^  pro  qao  lagara  nialiai ;  iauimm 
modo  opus  fuH  n0»  r$eeg9$a9e^e,  Dkaro  vidaU»  ae  de.raba^gaatia 
P.  R.  tanton  rtpelere  et  taplerofe  valla,  qaaattm  meaiofiae'ifadere 
operae  ait.  Sad  atai  non  voDaabna  illa  acripfit,  non  taman  «t  bpavn 
Konaoiwi  horaai  anetoram  aredamaa  qniaqnam  alBaiatw  .In  \\s\  qua* 
seqaantar  notabila  inaat  deeomentDai,  andia  quam  anbinda  aariploraai. 
rerba  defeceriot  apparat  Ibi  aio  legeadiini:  et  daa  quodam  omaliMlaa 
fM  fuimri  erani  [Baimadrarte  vecboaam  dUigantian)  ctifD  mUcines 
opudBram  comemertnif  mmgueM  nij^  9mbii9  Qpparuertmi^  mtgue  rnmiß 
qraa  incurrerc  (cod.  .  •  «a  eonenrttre  ral  . .  $e  coneurrwre;  illad  6. 
H.  Parisiaa;  dnaa  tittefae  annt  oniaaaa)  ei iMreUm^  wiUu>9  moad^re 
[daaarant  lalia  poetaniJifaaiaenfDly.^vaai  $uhieiHe$  e^mücuUnmi^  nee 
ne^mam  derepenie  apparuerun4.  P(on app^rtre  cum  wn  d^ 
Dotal  aaam  tamporia  monanto  oOnanmmataai  aatiODen,  laai  laapto 
derepenie  adiaaclnn  hahet,  qnam  ai  diaas  iubüQ  man  OMfiTpro  ao 
qaod  aat  aiiMo  marhitM  esi.  Fogiebal,  opinw,  Bcriptoram.noatrqm 
eaaviaacaiiiif  varbiinu 

Haec  aimiliaqaa  vitia,  qaibna  baao  fragmanta  aoatant^  etiaaiai 
axpellaa  fnrca,  tarnen  asqne  recnrrent.  jQnare  mirari  aobit^-C.  PerW 
sinm  haec  Caeaarlit  aaqaali  CraiDO  FUcco,  qai  noman  aliqo^d  inter 
aeriptorea  optimae  aatatia  nactna  est,  adacribere  potoiaaa.  Non  nagava^ 
nn  continao  Granit  Flaeei,  qai  ad  Caesarem  libirnm  de  indigifamentis 


3)  Lütaraf,  qnae  »  Pertaio  certo  diatingui  non  potueront,  aabaaripto 
puncto  indicavi. 


240  C.  M.  Frattekmi :  do  Granu  Liciniaiii  fragnenli«  nuper  reperlb. 

serip8erit{Ceiis.  dedienal.  8),  aliqaas  partes  in  hoc  opere  esse  posse^ 
aed  ipsa  yerba  hoiaa  noa  legere  sine  olla  haeaitalioDe  nefaDdaai  esse 
pato.  NoD  lue  illie  yitiam  deprehendimaä ,  aed  perpetuo  aeriptor  tita- 
bat, at  aenno  eiaa  paene  Dalliaa  aetatia  dici  debeai.  Qaae  eamita 
aint,  aeqmtar  nt  bnno  librom  a  recentiore  qaodam  acriptore,  coi  senao 
Latioaa  noii  admodom  fiierit  familiaria,  compoaitaai  eaae  patemos;  ia 
qao  labore  aat  luam  aat  plarea  fontea  habere  potoil,  aat  aaa  ez  aie- 
raoria  deproraere.  Noa  ot  eztatimerana  epitomen  hano  potios  esse 
aaiaa  acriptoria,  quam  aat  farraginem  ez  inaltis  conaarcinatam  ant 
breviariam  qaoddam  ab  homine  noo  plane  imperito  ex  notitia  soa  de- 
pronptnqi ,  facti  externa  libri  conformatio  et  habitaa  argamentonui- 
qne  ordo.   De  qno  nt  indieari  poaait  ordinem  rernm  describam. 

Llb.  XXVI  (XXVII  G.  H.  Ferta.)  fol.  11  ^  =  Xr  *)•  P««««  ■<»'- 
rinia,  in  qua  eqnitea  fortiter  rem  geaaemnt (A3  temei eüam  det>avebant; 
9  (e^mnii)  ha$iUm$  tumtatl).  Eqnitnm  ratio  oHnt  a  Tarqainio  motala. 

Üb.  XXVIII  (XXXVIU  p)  fol.  U""  =  X'  S,  V^  p.  Refereada 
qnae  hie  legnntar  ad  anunm  592;  nam  de  Gracchi  altero  coasaltto 
(591)  panlo  ante  ae  dieit  ^meniiniaae'  (B  3)/  qnae  anlem  fol.  13'  se- 
quantor  perlinent  ad  a.  592.  —  Hiatoriam  Antiochi  TV  Bpipbanis  aano 
591  mortni  ab  initio  regni  repetit;  eins  exseqaiae;  Olympieam  Albe- 
nis  ab  eo  inataoratani. 

Fol.  13'  säs  IX""  S,  Xn^'p.  Frodigia  qaaedam  narrantor.  Tib. 
Gracchna  cnm  aenata  per  litteraa  commnnicat  ae  vitio  tabemacalnn 
eepiaae,  cnni  soperiore  anno  comitia  consalaria  habere!. 

Fol.  10^  s=  Xn'  S,  X'  p  (hoc  qooqae  folinm  at  anperias  ad  lib. 
XXVin  pertinet,  aed  daae  paginae  inter  13'  et  10^  legi  non  pota- 
emnt).  Lentalna  conaal  snffectaa  a.  592  oHm  praetor  nrbanas  cotapto 
agro  Campano  rem  pabHcam  iorerat.  Regnom  Antiochi  Epiphaais  se- 
natns  dal  Antiocho  paero,  apreto  Demetrio  Seiend  filio. 

Bis  igitur  hoc  libro  res  Syriae  tangnntnr,  aed  ex  nno  foote  haec 
hanata  Tidentar;  non  enim  altero  loco  eaedem  res  refernntar  (qaod 
facile  fieri  potmasel^  ai  daos  anotorea  aecntos  esset),  sed  hisloria 
coatinnatnr;  qnae  interposita  annt,  illo  loco  sunt  inserta  propter  (en- 
poria  conaecntionem.  Bxorsus  erat  aeriptor  a  nnntio  mortis  Epipbaals 
(ad  a.  591  ab  eo  relatae) ;  paolo  posi  consolea  mnnere  sc  abdicarerant, 
poatqaam  mnlta  mnltia  ex  locia  prodigia,  landem  etiam  ab  ipso  Graecbo 
ex  Sardinia  nnntiata  annt.  Qnae  proxime  aecnta  aont  interiernat;  sed 
anperannt  qnibna  alterina  conaalis  $uffecU  merita  in  rem  pnblicam 
praedicantar;  itemqae  refertar,  quid  senatns  de  Syriae  regno  ataftae- 
vH;  id  datnm  est  Antiocho  puero  a.  592. 


4)  Knmeromm  notae  Bomanse  indicant  ordinem  qaem  folia  tenebant 
in  eodice  Syriaco,  com  G.  H.  Pertsine  primns  de  Latinis  qnaedam  deieri- 
bebat.  Qnae  folia  suis  numeris  significet  G.  H.  Pertsios,  non  semp^ 
inter  Bonnenses  et  C.  Pertsiom  conyenit.  Sic,  ut  hoc  ntar,  nomero  V 
significasee  G.  H.  Pertzinm  Carolns  putat  folium  qaod  nunc  eai  l^i 
Bonnenses  qnod  est  4.  —  (Brevitatis  causa  porro  G.  H.  Pertsium  no- 
tabo  P,  Carolnm  Pertsinm  p.) 


C.  M.  Fraa^eii:  de  GrttU  LioiniMii  frafmenlü  up«r  Mportit«  841 


XXXm  (7)  fol.  8'  =  r.  Anno  649  M.  AbmUiis  Seanroi  io 
bello  Cirabrico  interflciUur.  Di»cidiara  MasUi  coiuiiUs  et  Caepious 
proeonsulis;  Caepio  a.Cimbris  fonditar. 

Fol.  8^  =  1'  coolinere  yidetar  oladem  Manlio  iDflictam. 

Fol.  l''  =  VlIF.  Prodigia  a.  649  eommemoraDtar.  Cd«  MaDlina 
coBSol  hoiiia  aaui  [poatea]  est  civitate  eiectua.  Eina  coUega  bellom 
Ciaibriciui  parat. 

Folia  baec  dno  1  et  8  ianeta  sant,  qaod  tarnen  non  iaipedit  quo* 
■iniifl  8  ponator  ante  1,  et  yicissioi;  apad  p  paginae  aie  »noeeduat: 

1'  (vaoua),  1^  maironaj  8'  vocitati^  8^  (paene  deleta). 
Bonnensea  8  ante  1  poanernnt,  interiore  latere  folii  extra  eoBTerao 
8'  8%  1'  1%  qnod  propter  rerom  narrataram  serieni  aobis  praeatare 
Tian.  Interdictom  ne  qnis  inniorea  in  narem  reeiperet,  at  Italia  inven- 
totem  baberet  ad  bostiem  propolsandnm  (l  ^),  bene  conrenit  eum  teati-* 
oioniis  Sali.  lyg.  114  et  Oroaii  V  16  de  Italia  poat  oUdem  Manlii  ita 
meto  percnlaa  at  eonfestim  credereni  Cimbros  Aipes  es$0  intnMgre$9u^ 
ras  lialiampie  deleiuroM.  Poat  illam  eladem  et  prodigia  aeqoebatar 
narratio  de  Caepione  hoc  anno  damnato;  eaqoe  data  opportanitate 
acriptor  quod  Maolio  postea  a.  651  accidit  bic  iam  oeoapaverat,  argo- 
■eati  aimilitodinem  aecntos ;  utriusqne  damnationem  epltonator  simul 
rerbo  tangit,  male  priorem  locnm  Manlio  tribuens.  Manlii  oalamitate 
expoaita  ad  anperiora  reapiciena  addit  anb  ftnem,  quid  coUega  Manli 
Batitina  peregerit  Qaae  verba  ita  demom  commode  poaannt  ezplioari, 
ai  ab  epitomatore  ipao  mentio  facta  erat  de  Manlio ;  qnare  Bonnenaibna 
non  aaaentimnr  verba  C».  ManUu$  —  eieciuM  aeclndeniibna.  De  tem- 
pore Caepionis  condemnati  cf.  Liv.  epit.  67,  Mommseoi  bist.  Rom. 
n  p.  178  ann.  (ed.  alt.).  Verba  hoc  anno  Cn.  Pompeius  natui  e$i  — 
Cicero  ab  aliena  mann  profecta  male  bic  intrnsa  eaae  optime  viderunt 
Bonoenaea. 

Proximnm  fragmentum  de  bello  civili  Mariano  qaattaor  continet 
pagioaa  continnaa. 

Lib.  XXXV  fol.  2'  =  Vir  S,  VI^  p.  Cinna  ab  OeUviania  a.  667 
arbe  polao  pnrgat  se  OctaTina  cofam  aenatn.  Cenaet  aenatoa  non  Yideri 
^icqoam  contra  R.  P.  eum  facere^  niti  quod  illaesum  misiuet^)  Cin- 
aam.-  Vaticininm  de  Cinna  tribunisqae  pellendis  palam  recitatnr '^). 
Anapiciom  Mario  (Miotarnis)  oblatam  euperiore  casu.  Mariag  ceteri- 
qae  exnlea  io  Italiam  redeunt  et  Cinnae  se  iangunt;  ducea  in  Cinnano 
exercita  sant  Sertorias,  Carbo,  Milonins  ...')• 

5)  Ita  fere  legendum  pro:  ipsumfacerenuiquod  \  ülaeuasisset.  Octa- 
TioB  raoderaiior  erat  quam  pro  bello  cxyili  et  displicnisse  propterea  vi- 
deior  Sollaois ;  emiait  Cinnam  ex  iirbe,.cain  praebendere  potoisset.  Vell. 
Fat.  n  22  OeUmuM  vir  leni$swd  anim.  App.  civ.  I  64  fin.~  ig  tb  %6v 
dtaenovQotp  £sq6v  netQ-^Ws f  top K^vvav  i%tQifc6ii>svog.  Anct^de 
▼ir.  OL  69  (Cinnä)  urbe  profugii,  —  Facere  pro  fecUne^  ovdhv  «di- 
Tuiv.  6)  A  3  nusquam  alias  nUi  pro  eollegio  ?  7)  Plane  incerta  snnt 
qnae  Bonnenaea  bic  proponont ;  ut  mmm  afferam :  iubrepseratmo  . . .  | 
narbanesoeportum  .  . .  (ternae  Htterae  desnnt)  ita  refiozerant:  ^snbrepserat 
Marina  in  Otäensem  portum'.    In  reliquis   ea  tantom  tangam,  a  quibus 


A 


242  C.fe.rHiMeM':>le  SrnAii  UfAnhtt  fH^^fweftiis  mitM^  f ep«f i». 

Fbr.  ^^  äi=  Y«^  19 ,  VI'  p.  Marias  per  V^feHi  <iil  Tidttor  l.  Va- 
lerii  Fhi€€i)  prodiKioflem  Ostia  poHtor,  deimle  lanicalo.  Interim  Pon- 
peiuB  Strabo,  leg^atis  de  prodtttotie  frustra  ad  Cionam  missis,  ptfitn 
senatus  causam  agiere  coeperat  Oetatioqae  a  Cinna  presso  aex  co- 
hortes  sobsidio  misit;  Milonios  dum  pngnat  iater  Marianos  lo  lanicalo 
caeditur,  Harias  el  milites  repellairtor  post  ingens  proelium.  Debelitri 
eo  die  potuit,  si  Pompeias  voluisset;  sed  dum  bellam  trabere  stodet 
ad  cömitia  eonsalarfa,  Crasaus  eo  iubente  a  perseffuendis  hostibaa  revo- 
eatorr^).  Eius  consiliam  bene  perspicientes  qaidam  aenatores  MetenotR 
enixe  röfairenint,  ut  patriae  subrenirel.  —  In  pagna  quae  coaimissa 
est  inter  Sertorium  et  Pompeium  frater  fratrem  occidit'}. 

.  In  bis ,  ut  apparet,  pleraqtie  iusto  t)rdine  commemorata  siIqI,  »ed 
sententiae  male  ecmexae;  omnia  i^wShcsg  ant  per  coni.  et  iaxte  eollo- 
cata ,  non  apte  vincta  sunt.  Nimirum  sequebator  epitomator  ordinen 
scriptoris,  quam  iustus  ülefulsset  parum  perspiciens;  quin  nbi  lupe- 
rioris  tempofris  res  gestas  scriptor  interposuerat ,  ut  praesentia  il- 
lustraret,  eins  y^stigiis  epitomator  institit,  sed  tempora  eonFodit.  Nan 
fol.  2  A  10  rtferam  et  (cod.  PETERAT)  anspicium  [etYsuperiore  cosh 
Mario  obtatum  admodirm  probabtlo  eal  scriptorem  continnavse  biito- 
riam  Marii  ab  eo  tempore  quo  a  Salla  urbe  pnisns  faerat;  sed  epito- 
mator inde  nnnm  anspicium  sumens  per{fetuiiatem  oratiotrisrinleminpit' 
Fol.  aatem  2^  A  8  ne  animadvertit  quidem  narratione  ad  temotitrs  tem- 
pus  scriptorem  redire;  eins  narratio  sie  procedebat:  ^Ostia  capta  Pom- 
peins palam  restitil  Cinnanis.  Qnae  res  magna  laetilfa  senatnm  iff^t, 
rix  tale  quid  sperantem.  r^amque  dam  a  Pompeid  legati  missi  erant 
ad  Cinnam;  sed  com  Cinna  snpetiorem  se  existimans  facile  Tfelorem 
fntarum  putaret,  condiciones  Pompeio  non  satisfeceraat.  Itaqae  Uli 
infecta  re  rediarant.  Igitur  panlo  post,  cnm  laaioniam  esset  obsessam' 
rell.  Haue  narrationis  cursum  non  animadvertit  epitomator,  qoi  et 
fimstra  legati  missi  sunt  subiungit,  non  sentiena  haeo  ad  superius 
tempus  esse  referenda.  In  proximis  iusta  orationis  compages  deside- 
ratnr;  pro  et  Octaeius  melius  evui  tum  Qct.;  conSunctiones  omissae 
ante  ceciderunt,  potuit y  Pompeius,    Pergit  scriptor: 

(fol.  6'  =  nr)  Nolani  Abellam  incendunt;  Marina  Serrilinm 
fdndit  apnd  Ariminom.  (Quibus  cladibus  permotus  senatus  Hetellom 
com  Samnitibns  de  pace  agere  iussit.)  Sed  de  condicionibus  non  con- 
venit ;  iis  qnod  negabat  senatus  Crnna  concessit.  Interim  Pompeiaa 
(Metellum  timens)  non  desinebal  misoere  omnia  et  clam  -Octavio*^) 


aententia  pendet,  omittens  ea  quae  propter  insolentiara  verborum  notsri 
possent,  ut  supra  13  conclaoe  fngiens  (de  eo  qui  inelaaas  evadit)  pro  e 
conclaviy  16  dbariis  (aselli)  pro  pabuio,  S)  A  23  potuit  eapi  (la)fiicutwn 
eodem  tue  a  Sullanis  (at  cfficere  possumna  ex  Bequentibas) ,  sed  tarnen 
ab  ÜB  occupatum  est,  Vitium  est  cpitomatoris.  Quod  sententia  postu- 
lat  supra  dedi.  Tum  legendum  (omisso  m'si):  Pompeius  —  non  fuit,  sfd 
(cod.  fulsset  ex.  fuit  set),  9)  bello  B  14  =  proelio:  cf.  Flor.  IV  2,  47. 
10)  Non  probo  B  9  detegebat  (Bonn.)i  sed  tegebat,  propter  sententiam 
neceaaarium. 


C*  M.  Audm :  de  IhMrii  LMbImI  üpsgwetli«  Mfir  repertis.  t43 

jelifBlf 4|ie  oom  Oiaii«  (rnrsis)  agere«  Ittliei  qiroque  qieai  pat^Mv 
frMtniti  cont,  paacU  tantani  cohorttboi  niigis.  Ad  baee  batti  naia 
aceeaail  pestis ,  qua  exercitas  vastatos  est.  Poapeias  el  ipae  morbe 
corr^ptDS  folfluae  ^afflatoa^ 

(foU  6^  =  lir)  poat  diem  tertiom  obil,  eom  Caasiaa  a  aenalii 
Buaaas  lau  vivo  faceeMiaaet.  Eius  faima^  Poaipeiaßna  exereitas-.  iit 
caatra  Oelavii  tradooitar.  Melelloa  cam  eepiaa  «aas  coafra  OlanMio» 
•diudssel,.  M^ia^dverttt  nnilites  a  proelio  averaos,  itaqoe  ot  HHlües 
redoxii,  legati  eo  aoctore  de  pace  missi  soat,  in  quibiis  Craasoa  fait.' 
DieeidiitaB  Crasai  et  Netelli "). 

Siligalornm  cohaerentiam  rerbis  qaibosdam  interpositls  iam  iadi- 
cavi«  Yidemna  rarsaa  aaiereni  süailitadiiimD  et  qaasi  afflaitafem  ranm 
iotenaB,  quam  varbis  apitomater  indieaverit.  lo  postreaiis  eadam 
Caiaae  renm  eonaecatio  ridetnr  atqaa  apad  Appianani  eiv.  t  69  oMfd^ 
PrimDB  coßira  (6"  B  6)  poaaerani  Sollaal,  at  apod  Appiaaiiui  lafi«- 
maa,  ad  anontem  Albaasm;  pagoa  aon  ceiamissa  in  arbem  redüof ;  se- 
natns  mitlit  legatos  de  pace  ad  Cinnam ;  in  bis  Crassns  est,  nt  Liciaia- 
DOS  ionaere  videtor;  legationia  priaceps  (Crasiiis?)  recnsat  Ciafta« 
eoBtalea  aalntare  et  iafecta  re  revertitnr  (App.).  Inde  a4tercatie  iater 
Crasavffl  redacem  el  Hetellam  (cnios  discessns,  de  qao  Plnt.  Mar.  43, 
panlo  posi,  ante  ingressom  MariaDornm  factns  est).  Praeterea  epi« 
tonae  ratio  etiam  cognoacitar  ex  osa  qaodam  relativi  pronominis ;  eo 
sabiode  res  satis  graves  snbinngnntor  el  appendicis  loco  aceedant: 
6'  B  10  äediÜeüM  amnibus  ci9ita$  daia^  qui  pollieüi  muHa  milüt  ini- 
iUum  rt>  XVI  cohorles  mUerunt.  2^  A  18  quos  subsidio  ffilonio 
Seriarius  miserat.  Ib.  B  8  gui  timehatur  vix  sannm  est.  Similia  vidd 
in  Li vianis  epitomis :  73  ftf»  ab  $is  Inlerfectus  eu,  83  gui  oratiauem 
m  genaiu  kabuiu  85  ud  quem  $e  nobiliioM  omnit  conferebaL  93  qui 
omiMus  beUi  arÜbuB  par  fuii. 

Sequebantor  qnattuor  minimuni  paginae,  quibus  scriptor  de  Mario 
el  Cinna  in  nrbem  receptis  et  de  caede  optimatium  exposuerat,  quae 
hodie  interierani;  reiiqua  folia  refernntur  etiam  ad  eundem  librnai 
XXXV.  Fol.  3'=  Vr  S,  VII'  p  oominait  Milhridatis  in  Graeciam 
iavaatonem,  obsidionem  Atbenarnm  et  pugnam  Chaeroneensem.  Initio 
enim  paginae,  ex  qua  paene  nihil  potest  legi,  apparent  nomina  Dorylai 
et  Archelaij  discernuntur  porro  regiSj  SuUa^  caUra;  cf.  etiam  proxi- 
nam  pagiaam. 

3^s=Vl'S,  VIFp.    Solla  (ex  Boeotia)  Athenas  reversus  in 
noxios  defectionis  graviter  animadvertit.  Inde  rnrsns  in  Boeotiam  pro- 
fectas  conftixit  cum  Dorylao  et  Archeiao.    Archelaus  vix  Chalcideni' 
evadit'').    (Eodem  tempore)  Fbilippi  a  Romanis  (duce  Valerie)  capli 


11}  In  fol.  6^  pleraqiie  incerta;  sed  ea  quae  dedi  satis  manifesta. 
Omiai  pugnam  cnm  Fimbria  B  23,  qaia  pro  more  epitomatoris  haec  h.  I. 
interposita  esse  potiiit,  cum  temporis  ordine  prior  faerit.  B  Itf  lego: 
äe  pace  miiti  cenneit  (cf.  si  tanti  Lir,  II  5  al.).  17  de  legaHone  re- 
^rttno  CraäM7  19  MeieUo^  cum  si  mittatur  ipsr?  22  commisso  cum  Fimbria 
proeHo.      12)  Omnia  quae  in  col.  A  legi  possnnt  referenda  sunt  ad  pugnam 


244  C.  M.  JfnoHHum:  4e  Gfanii  lieiaimd  fnifaeBltt  mmpm  npoHu« 

siittl,  qao  lioto  ragil  Abderte  loenm  teuere  non  polaemt^.  Arehe- 
laiiB  (tain  de  MithridaÜB  paasa  deaperaas)  de  coadicionibiia  pads  omb 
Sulla  deliberavit  Aalide. 

7'  =  II'.  Regem  ipsam  Salla  apod  Dardannai  eooTenit;  ibi  paz 
inita  iia  legibus  qaas  Solle  proposaerat.  Mitbridales  in  Pontaai  yebi- 
ior.  HorteDsioa  interim  in  Eoropa  Maedos  et  Dardanios  sobiicit;  in  eoa 
Salla  iam  anteqaam  in  Asiam  transmitteret  arma  moverat;  ouea  in 
deditionen  aecepti.  Sulla  Epheai  res  Asiae  ordinat  et  Nieomedem  in 
regnom  Bithyniae  reatitnit« 

7^=3  IV.  (Socrate  Chresto  propter  ineertas  proditionia  anspi- 
ciones  a  Mithridate  necato  fuernnt  qai  '^) )  Mitbridati  inTidiam  mo- 
Tentes  exponerent  qaaoi  adversam  Socratea  babuiaaet  fortanam.  Poer 
ille  com  sorore^^)  a  Nicomede  Energete  (II).  faerat  Cyaicam  aauinda- 
taa.  Post,  com  frater  Nicomedes  Philopator  in  regnam  saeoessiaael, 
Socrates  uxorem  fratris  bellam  contra  Mithridatem  eapere  aninadTer* 
tens  rem  ad  regem  defert**);  a  qao  falsa  spe  impletos  regni  Bitbyniae 


Orchomeniam.  Com  iis  qnae  legnntar  1.  11  et  13  ef.  App.  Hithr.  49. 
Plat.  Sali.  20.  —  L.  17  sermo  esse  Tidetar  de  insolis  maria  Aegmei 
eodem  tempore  a  regiis  Zenobio  fortasse  dace  rastatis,  cf.  App.  45,  48. 
—  L.  19  Archelai  ftlius  recie  Bnppletam  videtur:  cf.  Plat.  21,  18.  App. 
40  8.  f.  Pontici  sant  milites  ex  Ponto,  non  ex  reliquis  Asiae  regionibns, 
qaos  exercitus  regia  praeterea  continebant  (App.  41).  —  L.  24  eastra  ca- 
phtni:  cf.  Plat.  21,  27,, App.  50.  —  B  6  parvulo  natrigio  Cfudeidem  deporta- 
twr  (male  pro  nmngai):  of.  App.  50  8.  f.  Nameri  qaos  sapplent  Hennen- 
sei  parom  conveniant  cnm  Platarcho,  Appiano,  Orosio  (VI  2);  tarn 
quod  addant  A  16  septuaginia  drciler  müia  nihil  habet  probabilitatis.  Ex 
Archelai  priore  exercita  snpererant  decem  milla  (App.  45.  49).  13)  Tide 
infra.  14)  Be8  haec  in  coniectora  posita  est.  Fol.  7  '  B  20  agnosco 
haec  Tocabola:  fanerei  RomanU  dekihu  (cod.  ftntereiramaniedel .  |  tet), 
22  invoearet  fidem  per  nefae  (cod.  ,  .  |  uacaretfldempemefa  .  . ) ,  24  tdier 
et  alter  (cod.  altereteiai . . ),  proxima  linea  (7^  A  1)  invidiose  exequebattar 
(cod.  .  .  lädioaeexequebatur).  Ex  his  apparet  expositam  faisse  caedem 
quandam  nefariam.  In  proximis  aatem  res  Socratis  Chresti  narravit 
scriptor;  nam  etsi  mentio  est  etiam  de  Nicomede,  hio  tarnen  potias 
propter  Socratem  commemorari  poterat  qaam  contra  Socratis  tota  histo- 
ria  ad  res  Nicomedis  explicandas  necessaria  erat.  Cf«  inprimis  7^  B 
16  sqq.  Mithridatem  interfecisse  Socratem  olim  a  se  caltam  et  regno 
Bithyniae  ornatum  noyiroas  ex  lustino  XXX VIII  5,8,  qnod  porfidum 
factum  hoc  loco  apte  memorari  potait.  Si  ooniectura  nostra  vera  est, 
Socratis  animus,  cam  a  Mithridate  se  proditam  yideret,  magis  inelinabat 
ad  Romanos,  eaqae  res  Mithridatis  saspicxonem  movit;  res  deinde  Tel 
a  propinquis  Socratis  Tel  ab  inimicis  Mithridatis  delata  est  ad  SuUam, 
at  regi  inyidiam  rooTcrent.  Nee  pngnat  qaod  Mithridates  äpad  lasti- 
nam  l.  1.  se'in  gratUan  Romanorvm  Chrestam  interfecisse  dicit,  cam  sui 
pargandi  caasa  Romanis  ibi  oalamnietar.  15)  A  11  ex  conadnna  .  . . 
et  filiian  Socraten  nomine ,  xüumque,Cyzicum  ewn  earore  et.  Excidit  nomen 
eoncnbinae  et  filiae;  cf.  B  16  occisa  sorore,  Cyziei  nomen  effioitar 
maxime  ex  B  18  poU.  12.  Et  guingentis  talentU  corruptam  est;  summa 
est  enormis.  A  2  legendam  quantam  expertus  in  priore  vita  forttntam  yel 
similiter.  16)  B  3  cod. :  /wiec  |  SoeratesadregemfecU  |  regemrefertbeUumcö  | 
trafratremindtauisae.  Lege:  hanc  Socrates  ad  bellum  contf^a  regem  re/eri 
fratrem  indtaeiese,  Verba  regem  refert  cam  dittographia  regem  feeit  alieno 


C.  M.  FJrtMtav:  de  Onmli  Lienfni  ÜrBgmenffs  impar  repeftis/  245 

adipitoeiidi  Roman  pr^ntcitar.   Unde  com  infecta  re  redisset,  iaopia 
pr«8sas  aororan  iotarüdk,  moz  ex  Ana  polsas  Eoboeam  f  ehitar ... 

Si  Tera  eat  noatra  coniaelara  de  traasita  a  pace  ad  ras  Socratis 
fiiclii,  iMlaa  erdo  In  Ina  noa  desiderator,  aed  digreaaio  iaeat  de  Socrate, 
*  qnae  polia»  amplaai  reraai  enarratioaem  qoam  breyen  coaapeelimi  de« 
eet  Haec  aarratio  qooniam  epitomatori  maxime  plaeebat,  mtatts  fait* 
eoatraeta  qaam  reliqaa,  qnae  inaeqoabilia  excerpeadi  ratio  non  aal 
ab  iai#  geaere  boaiiaam  aliena ,  nt  ex  lastino  aatia  nolam  eat.  Bpito- 
Biam  itena  agnoseo  foU  7*^  B  1  aqq.  Yerba  enim  quo  Dardanos  —  ttü 
dedüiamem  recepii  non  referoatar  ad  proxime  praegresaa  St^a  emw^ 
eüum  tu  Maediam  induxerat :  nam  ai  bic  Maedos  in  deditionem  acce- 
piaael,  non  faisaet  Hortenaii  opera  necesaaria.  Interpoaita  sont ,  qoae 
per  breTilatem  acribendi  suo  loeo  omiaerat,  qoae  iam  ad  illad  argu- 
BBeartain  delatna  ex  anperioribaa  repetit.  Alia  res  est  in  verbis  graüo 
P.  it.  reeoncäiata  Ariobardianen  ui  servutn  respuit  (A  18),  quae  a 
librario  alieno  loco  iaaerta  aase  et  ex  eyenta  qnaedam  anbiungere 
Tidemnt  BoBaeoaea.  ^ 

Üb.  XXXVI  fol.  4'  =  V  S ,  IX^  p**).  Trimnpbat  Pompeius  ex 
AfHea  a.  d.  IV  id.  Hart.  (673),  Hnrena  ex  Asia,  Valeriaa  Placcaa  er 
Celliberia  et  Galtia. '  Lncallorom  magnifica  aedilitas  (675).  Vplaterrani' 
eodem  anno  se  dedont,  ante  occiao  Carbone,  qni  proscriptoa  ex  oppido 
dioiiseral.  Hoc  Nolani  qnoqae  antaa  fecerant,  ne  obsiderentar  metubn- 
tea;  qno  tempore  Papfns  Matilna  nrbe  pnisas  mortem  aibi  conadvit. 

Mira  obaenritate  et  brevitate  haeo  dicta  aont ;  epitomator  per  aa- 
toram  qnaedam  ex  iiia  annia  congeaait.  Ex  toto  anno  674  nibil  refert 
nisi  forte  dnoa  trinmpboa.  Panca  antem  de  proximo  anno  675  retulfi^ 
dein  rnrsaa  ad  aaperiora  tempore  redit,  non  in  eo  aactorem  annm  ae- 
cotas^  sed  ex  memoria  aimilinm  rernm  depromena,  qnod  sno  loeo  obli« 
tos  erat  aal  atndio  omiaerat.  Jam  ante  (anno  iuperiore  abeat  unde 
pedem  intolit)  Samnitea  qnoqae,  qni  Nolam  tenebant,  proscriptoa  emi-> 
aerant  metn  obaidionia.  Garbo  Volaterria  aimiliter  proscriptoa  emisft; 
bie  igitur  stabat a  partibna  Marii;  tamen  epitomator:  quem  Sulla^  inquit, 
praefeeeraL  Videa,  quam  imperite  haec  aint  conaarcinata '*) ,  qaam 
male  etiam  per  et  particnlam  conglntinata. 


» 
loeo  erant  inaerta.  Nyaa ,  Cappadoenm  regia  a  Mithridate  expulsi  filia, 
■d  beUnm  contra  Mithridatem  aascipiendam  Kicomedem  incitabat,  nt 
crimiiiatetiir  Socratea,  Nicomedia  frater.  Stmctara  est  impeditior,  Beä 
qoaleai  »päd  Lieiaiaimm  poaaia  ferre.  17)  C.  Periaina  boc  folinm 
hodie  4"^  ease  dieit,  olim  IX  ^.  Bea  ad  liquidom  perdnei  neqoit  niai 
denao  inapecto  codice.  Tamen  manifeato  errat  in  eo  quod  folia  4  et 
10  olim  ioneta  fiiiase  dielt.  Nam  pag.  praef.  aezta  indicat  hone  faisse 
bomm  folioram  olim  ordinem  10'  10^  ,4'  4^  ,  sed  postea  (p.  5.  6.  21, 
22)  baee  ita  ae  excipinnt  10^  10^,  4^  4',  qni  ordo  in  innctia  foliia 
nnsqiiam  näu  yenire  poteat.  18)  Defendit  Licinianmn,  ai  reete  in- 
tdlego,  Mommaemta  aio  (II  p.  d29  ed.  alt.),  nt  Volaierrani  8e  Rowuuiw 
dedidermU  ante  oeeUo  —  Carbane  ezpUcat:  'cum  ante  a  SoUania  militibua 
easet  ooeiana  dnx  Carbo';  proseiiptoa  ex  oppido  dwäeerat:  'ex  pacto  in- 
Tiolatoa  abxre  paaana  erat'.  Mihi  aecna  videtor.  Periti  iadieent.  —  8. 
^ahrb.  f.  cUm.  PhUol.    Soppl.  Bd.  III  Hft.  3.  17 


246  a  M.  FmckM:  fe  Ortnil  LMMtti  kafwaib  nftorf^^oHi^. 

lib.  XXXVl  M.  ö'  :^  IV  (nam  4"^  Io^^md  poleM)  refertsf  ad 
a.  676.  Mortso  Salla  L  Phflippos  cramandaiD  oorpos  nawtt;  aspUa« 
aioM)  faaere  flepuHas  est  in  camp«  Mariio*  SaUtatii  copiafli  nnprobat 
acriptor,  LepUts  negat  utile  eaae  reatitti  trilHiafetett  poteatalMk 
Idem  laaiea  legeni  froiaeatariam  perCalit  et  res  SnUae  reseindai«^  Wh  ' 
oatas  est« 

5^  =3=  IV^  bell««  oontinet  iater  Lepidani  et  CatelMi. 

De  errore  hiaiorieo  qai  ia  bis  inest  poat  Tidebo.  Sallnatii  anatio 
inde  repeteada ,  qaod  eins  Historiae  iade  ab  hoo  anao  (676)  p<^li 
RosMDi  res  coatiaebaat. 

-        n. 

Apparat  ex  lis  <iaae  adbac  ezposairons,  Granu  Liciniani  qai  fe- 
rnntnr  libros  e$Be  epitomen  operis  historiet ;  q>iU>natoreni  nnteai  *tem- 
poris  ordinem  esse  secatnm,  nisi  abi  brevitatis  causa  aliqaid  ex  prae- 
teritis  repeteret  aut  ex  oonseculis  occuparet  in  similiam  rernm  con« 
memoratione ;  anbinde  eliam  digressiones  scriptoris  contraxisse  videri ; 
in  copia  aalem  et  ambita  narrationis  pnrnm  sibi  eonstitisse,  et  nodo 
satis  prolixe  aingula  enumerasse,  modo  festiaanCer  totins  anni  res 
gestas  verbo  letigisse.  )n  rebns  snbinde  graviter  illnm  errare  passim 
iam  monni  et  plaribns  postea  demoastrabo.  Oratio  nobis  visa  est  pa- 
rnm  Latina  et  per  brevitatem  et  ittv(^av  obsonra.  Copiosius  linec 
perseqni  non  n  proposito  aliennm  erat,  qnoniMi  ex  ordine,  qnani  in 
rebns  enarrandis  secutns  sit,  qnantnm  ad  historiam  illn»trandaai  prosit 
maxime  pendet;  simni  qnod  externa  indicia,  nomen  dico  anctoris  ipaiss- 
qne  tesiimonia  de  consilio  et  ratione  operis,  partim  inoerta  snnt,  par- 
tim ita  comparata,  ut  in  errorem  potins  dncant  quam  Incem  quaestioni 
offondant.   De.  tesUmonüs  illis  iam  videamas. 

Atqne  in  bis  agmen  dncat  locus  lib.  XXXVI,  fol.  5' A 18  sqq.,  in  qoo 
cardo  rei  yertitnr.  Is  distinctis  vocabolis  snppletisque  qoae  dobia  non 
annt  sie  in  cod.  exstat.  SaUusti  opus  nobis  occurrii^  sed  nos  ut  irnUitui- 
mus  moros  el  non  urgentia  omitlemus ;  nam  SaUuslium  non  ui  hisio- 
ricuunt  sed  ut  oratorem  Ugendum  ;  nam  et  temp(pra)  reprehemdU  9ua 
e(l)  deltcia  carpit  ei  coni  ....  $n§erU  ei  dat  mce  • . .  loca  monies 
flum(ind)  ei  hoc  genus  amo  . . .  el  culta  ei  conpa  . . .  disserendo. 
In  quibns  pro  hisioricisunt  fortasse  legendam  historicum  puio;  Bon- 
nenses  hisioricum  scribunt^  quo  putant  epitomator^m  respicere  ad 
aeqnalium  indicium  de  Sallustio;  verba  igitur  nam  SaüusHum  —  le- 
gendum  taaqnam  reeentius  addifamentum  a  reliquis  sedlnduat,  ita  «Msi- 
fbstam  eohaerentiam  qoae  est  inter  rerb«  nam  ei  tempora  rell.  cmn 
snperioribns  dissolrentes.  Postrema  sie  corrigenda  el  sapplenda  ri- 
dentnr:  ei  contiones  tnsertt  et  adiicii  incertOy  loca  monies  flumina  ei 
hoc  genus  amat,  et  culpai  et  confuimi  dmerendo,   Scriptnm  fuifc  ean- 

mrba  iam  ante  aimo  superiore  easeat  cum  aoperioribna  inngend»,  eüoerem 
onm  BoimehsibnB;  absurde  enita  addereatnr;  sed  iam  ante  B  12  inngen* 
dam  com  et  Saamitesf  anao  saperiore  Terba  libvarii  eoiusdam ,  non  ept- 
tomaftoKia  annt. 


C.  IL  nrtMkMi :  4»  €hP«»K  LieiiiMitti  tngmtuÜiB  imper  raperMs. '  347 

ÜameB,  qoed  ?eriis  poto  qssm  eatwiüa  $ngerii  ptobalvm  MmnmBeno 
ei  BonaeDsibiu;  of.  lust.  XXXVIll  3  s.  f.  (Pompeius  Trogns)  in  LMo 
ei  Saiimsiio  reprehendit^  quod  ooniiones  directa»  pro  sua  orah'oiw 
apwi  tuo  üuertndo  Mstoriae  medum  exeesserint.  Aliter  iodieat^ 
Seoeca  controt.  3  praef.  In  sequentibos  ETDATINC  latom  esse  Tide* 
tiir  ex  ADICITING.  Mornnsenas  et  dai  in  eensum ,  qaod  mihi  quidem 
ftUiRide  non  notam ;  ifioerU  eranl  multa  in  orationibas ;  timr  ex  ämo  . . . 
Pertftios  4imovenda ,  q«od  propter  spalinin  vacaam  nimis  exigmiai  ve- 
riuB  esse  nan  poteat;  Bonnenses  aha,  Deniqae  eonparat  disserendo 
(iideaa)  oon  vide&ar  pfobandom,  qeia  bio  in  malam  partem  aljquid 
diciwB  füerit  eecesae  est;  comparafio  anten,  nisi  qnis  disserai^  non 
polest  reöie  institui;  sed  hoc  reprehendebani  quod  Saünsthia  in  Ceti« 
liaa  Ol  alibi  per  digressione»  elevaret  aal  deprimeret  eirinon  mores  H 
ia  priBoipea  homlnes  eveclos  modern  excederet. 

Sed  baec  neno  minora ;  gravius  illud  nt  cnius  tandem  sit  hoe  de 
Sftllilslio  iodicium  anqairafar.  Is  qoi  digessii  boc  breyiarinm  $ibi  oc- 
ewrriuB  dicit  Salltistii  opus;  efBcieadum  inde  videatar,  alia  quoqne 
opere  eera  eontnlisee  et  ex  plnribas  decerpsisse  qoae  maxime  placo^ 
rest;  iade  qeis  cntt  veri  speeie  eontendat,  esse  hoc  opus  ^raginem 
pellten  ex  diversis  enetoribos  polius  quam  nnias  epitomen.  Quo  semel 
protolo  fieri  oon  polest,  quin  Granius  ille,  quem  liber  prae  se  feral, 
■OB  eitaeqaalie  Caesaris,  sed  seqnioris  aetatis  soriptor.  Ita  tero  de* 
carreremos  ad  fortoitam  quandam  nominis  neque  admodnm  Tulg^^ris  et 
compositi  simriitadinem.  Contra  si  asseveremns  proauntiatum  esse  boc 
iadieinm  ab  eo,  qai  SaHnslii  Historias  modo  editas  cognovisset,  qai 
laadem  llbmm  hone  noe  epitomatori  debere  tuebinur? 

Sed  aliter  ralieaem  conolnHimus.  Appamit  enim  nobis,  manifestt 
bnne  libram  epitomes  indieia  osteedere.  Homo  qui  isUini  scripsH  itt 
erat  bardas  et  stnpidus,  ot  oenseri  non  debeat  ex  plerfbos  footibna 
hialoriam  suam  lemperavisse.  Fao  yel  maxime  istnm  aliqnando  Sal- 
Instii  Historias  manu  trivisse,  censebimosne  hominem,  cnins  opus  alibi  • 
■weifeato  quam  param  iodicio  valoerit  identidem  declarel ,  in*  hoe  re-  , 
pente  tarn  perapicaeem  factem,  ut  sanem  de  hoe  refum  sciriptore  iudi*- 
eiam  iaterposnerit?  Ne  ille  param  noverat  Sallustii  Hrstorias,  qni 
Lepidam  poit  Sullae  mortem  pataret  optimatiam  causam  sustinuisse 
(8  I^.  Et  ne  hoe  quidem  ooncesserim ,  epitomaforem ,  cum  forte  for* 
lana  ineidisset  in  alterias  indicium  qnoddam  de  Sallnstio,  hoc  quasi  a 
Graaio  profectum  inlerposuisse,  at  libram  suum  yendibiliorem  faceret ; 
Tix  eaiaii  pato  apto  loeo,  qaalis  est  hie,  illam  boc  recordatnmm  ftiisse. 
ladieiam  iMc  de  Sallustio  non  minus  quam  retiqua  ex  Lieiaianl  velerie 
scriptoris  est  opere  petitum»  sed  ab  epitomatore  immnlatnm  eadem 
lieeotifl,  qua  grassatua  est  in  reliquis,  in  qaibns  onltioris  sermonis  vix 
allam  veatigiam  animadvertimus.  Tenemus  non  epitomatorem  tantnm 
sed  impoatorem,  qni  epitomen  suam  pro  Liciniani  opere  pleno  vendi- 
tavit;  quapropter  ut  speciem  quandam  et  dignilatem  operi  suo  con* 
ciharet ,  aimul  et  imperitorum  oculos  praestringeret,  aaepe  et  graviter 
anbinde  de  instituto  auo  iactat.    Sic  fol.  13  A  33  (p.  11  S>  post  pro- 

17* 


248  C.  M.  FranckMi:  de  GraaU  LioiniMii  bugB^ntb  nuptf  r^pertU. 

di^a  cnm  leclore  commoBicaU :  nee  opplendae  «mil,  i«4iaii,  kmiuM  modi 
cognitionibui  ehartulae;  cf.  praeterea  fol.  11^  A  22  sqq.,  12^  B  3, 
10^  A  2,  2'  A  10,  y  B  17.  Neqae  quod  paulo  poat  dicit  esstare  Le- 
pidi  orationem  sqo  Marie  aase veravit;  ipaiuaLepidi  oratio  proonl  dubio 
Bon  exsütit ;  neqae  enim  nomen  eiua  ioter  oratorea  naquana  exatat,  ae- 
que  profecto  per  turbaa  mox  aecotaa  orationem  illum  edidisae  proba- 
bile  eat,  cum  praeaertim  ardente  etiam  hello  civili  mortaua  ait;  aed 
qaod  Licinianua  narravit  inveniri  Lepidi  orationeni  in  Sallnatii  Hiatoriis, 
ntiale  epitomator  iotellexit.  Ipse  ai  Historiaa  illaa  etiam  fealinanler 
percurriaeet,  non  de  argnmento  tam  larpiter  erraaaet. 

Nimia  ^liberalem'  fuiaae  Periaiam  ^atatoeatem  codicem  primo  p. 
Chr.  n.  aaeculo  ease  confectum")  oomparanti  antiquiaaimam  acripto- 
ram,  quae  exarata  exatat  in  Sallnatii  editionia  Kritzianae  volamioe 
tertio ,  atatim  comparebit ;  inter  utroaqae  enim  litieraram  dnctoa  for- 
mamqne  mirnm  quantnro  intereaae  videbit.  Immo  aeriplura  etiam  paalo 
recentior  videtnr  quam  in  palimpaesto  Pliniano,  caiaa  imagineai  F. 
Moniaa  propoauit  in  editionia  Silligianae  volumine  aexlo  qniqne  ab  eo 
refertur  ad  aaec.  IV  vel  V  iniena.   Unde  codex  Liciniani,  qui  praeter- 
qnam  qnod  non  est  antiquisaimus,  eliam  neglegentiua  exaraUia  videtar, 
non  malto  excedere  saeculnra  VI  pntaverim*^).  Noo  eaae  autograpbum 
epitomatoria  apparet  non  tantam  ex  mnltia  acrihendi  vitiia,  qoibiu 
intellectna  impeditur ,  aed  ex  gloasia  et  additamentia  e  margine  alieao 
loco  inter  verba  acriptoria  tranapoaitia.   Cf.  fol.  1  ^  B  10  Bulüiui  can- 
sul  coUega  Manli  [hoc  anno  Cn,  Pompeiu$  naius  est  —  soha  mp^ 
riore  ponü  —  aeque  aique  Cicero]  cum  metu»  adtenianUum  CimhrO' 
rtiffi*')  rell.    Quod  emblema  tam  manifeatom  eat,  ui  praeter  Pertsieai 
neminem  dubitaturum  putem.    Adacripaerat  hoc  aliqnia  anno  649,  ia 
quo  vel  aaam  vel  Lioiniani  aententiam  aecutna  eaae  poteat.   licipiaBos 
quid  atatoerit  efficiaa  ex  fol.  4'A2,  iibi:  Pompeius^  inquit,  anmoi  nalut 
XXV  —  tnumphaeit  Uli  idus  Martias.    Triamphavil  a.  673;  ai  tom, 
nt  Licinianua  teatatur,  annom  agehat  vigeaimum  $extum  (quem  iagres* 
ans  eat  pridie  kal.  Oct.  a.  672),  natua  eatjDx  eiuadem  aententiaa.647; 
ain  minda  accurate  locutua  epitomator  annos  naius  XXV  dixit  pro 
anno  aetaiis  XXV,  nt  Liciniani  ratio  cum  Livii  epit.  89  {quaUuor  et 
9)iginti  annos  natus  triumphatW)  conveniat ,  retniit  Pompeii  nataiea 
ad  a.  648*    Utrnmconque  atatuit  Licinianua ,  annotatio  iUa  in  margine 
alieno  posita  est  loco.   Similia  ratio  eat  fol.  7'  A  18:  his  ipse  Mühri- 
dates  cum  Sulla  aput  Dardanum  conpositis  reUqua  classe  [gr^^ 
P.  R.  reconciUata  Ariobardianen  ut  servum  respuit]  in  Pontum  pro- 
ßciscitur.    Ex  hia  igitur  intellegitnr  noatram  epitomen  eaae  atiqoe 


19)  Poatea  i ententiam  retraotavit  aaecnlo  aecnndo  aut  tertio  codioem 
adacribenB,  gött.  gel.  Ans.  a.  1857  p.  1916.  20)  In.  fragmentia  pa- 
iimpsestls  Taarinensiboii  orationam  Tallianamm  formae  ezatant  litterft- 
rnm,  qaatenus  ex  imagine  aeri  incisa  satis  rudi  illa  iüdicare  licet,  Lici- 
nianeie  plane  eimiles.  Image  exstat  etiam  in  C.  Beieri  editione.  21) 
sohis  superwre  ponü  BonnenseB;  codex  solusmperrep.onü  in  quo  qw'd 
laieat  hariolari  non  labet. 


C.  V.  Franckea :  dt  Granu  Lieiniaiii  fragmentis  nnper  repeiiia.   249 

libro  acriplo  i.  e.  saeoolo  sexto  antiquiorem.  Post  Hadriani  anleat 
regnam  eonfeclam  esse  perspexit  Yir  doctos  apod  Bonaenses  p.  XVIIII 
ex  fol.  12^  B  23,  abi  narratnr  Aotiocbus  IV  Epipbanes  aedem  loris 
Olympü  Athenis  iDchoasse,  deinde  additar:  aedes  nohiiissima  OlpupU 
lata  Aiheniensis  {Athenis?]  diu  inperfecia  perman$ü  [cod.  per- 
man9e\ ,  qood  apparet  ab  eo  demom  scribi  potuisse ,  qui  templam  ab 
Hadriano  perfectum  norisset;  de  qao  ef.  Paos.  I  18,  6.  Dio  Cass.  LXIX 
16.  Spartianus  r.  Hadr.  12.  Pbilostr.  vit.  sopb.  I  25  p.  533  Ol.  His  \qy 
tor  ienninis  ciroomscribitnr  confectae  epitomes  tempos ;  neo  ante  saee. 
n  nee  post  saec.  V  composita  est.  Accaratias  eins  aetatem  deflnire 
niue  aopersedeo,  qnoniam  baic  qnaestioni  nova  Inx  oborietnr,  si  forte 
Bova  folia  invenire  contigerit,  caius  rei  spes  propter  miram  biblio- 
tbecae  Nitriacae  tnrbationem  snbest**). 

^  Postqoam  6.  H.  Pertzius  a.  1855  Londiniensibas  valedixit  et  Berolini 
qnae  de  codicis  condieione  coaipererat  el  descripserat  cnm  sodalibns 
Aeademiae  eomaianicavit,  ordo  foliornm,  quod  admodnm  doleas,  t 
bibliopego  motatus  est,  nnde  factnm  nt  de  nomine  auctoris  minns  iam 
constet.  Nam  com  antiqni  nnmeri,  quibus  in  notandis  paginis  nsns 
fnerat  Pertzios  maior,  in  paginis  non  notali  sint,  qnas  paginas  no- 
mine aoctoris  inscriptas  foisse  ille  dixerit,  diffieile  est  coniectu.  Gerte 
C.  Pertzins  tarn  parnm  pristinnm  ordinem  indagavit,  nt  etiam  dooeri 
potnerit  ab  iis  qui  codicem  nnnqaam  viderant.  Nam  errasse  C. 
Pertziam  cnm  ex  aliis  paginis  manifestum  est,  ubi  inscriptionem  a 
palre  leetam  non  invenit,  tum  ex  pag,  (bod.)  13,  nbi  pater  Lih. 
XXVJlIf  filins  Liciniani  exstare  testatur,  quod  satia  probat  ilios 
eandem  paginam  ob  oculos  se  babere  ratos  diversas  explorasse.  Hunc 
Bodam  pro  Tirili  solyerant  Bonnenses ,  nt  tarnen  omnis  dnbitatio  non 
Sit  remoU.  Nam  fol.  (bod.)  4  verba  Lib.  XXXVI  G.  H.  Perlzins  solns 
legit,  eodem  verso  Liciniani  soIos  Carolus.  In  boo  inextrieabili  er- 
rore  diatius  tempus  terere  non  lubet;  nos  bonc  nodum  Gordianum  in 
praesentiarum  sie  solvamos,  nt  nibil  esse  dicamns  cur  G.  H.  Pertzio 
viro  in  legendis  codicibus  admodnm  exercitato  fidem  denegemns  re- 
fereati  nomen  Grani  Liciniani  in  folio  quod  tunc  erat  IX  saepius  et 
perspicne  a  se  yisum  esse;  praenominis  etiam  vestigia  apparebant 
*a  dnctibns  litterarnm  Gai  band  multnm  dirersa'.  C,  Liciniani  nomen 
Pertzina  ftlins  legit  fol.  5^.  Sed  de  praenomine  quid  sit  statuendum 
panuB  interest. 

Granu  fragmenta  pleraqne  indicarerat  iam  G.  I.  Vossius  in  addi- 
tamentia  ad  librum  de  bistoricis  Latinis  p.  261,  de  gente  Grania  quae- 
dam  coOegerat  Carrio^mendd.  in  Gruteri  Larop.  III  p.  97.  Plenius  eins 
fibrornm  reliqnias  dederunt  Bonnenses  p.  46  sqq. ;  sed  de  bistoriis  ant 


22)  Quaedam  de  hac  bibUotheca  admodnm  leetu  digna  refert  Dr.  J. 
P.  N.  Land,  qui  nunc  Syriaoos  codioes  ezplorat,  in  diario  Algememe 
Kernst'  en  jLetterbode  bnins  anni  nam.  14  (3  Apr.).  Bibliotbeca  conünet 
Tolaminom  duo  milia  et  olim,  ante  sexcentos  annos,  ordinata  est  a  mo- 
nacbo,  qni  in  ea  re  satis  neglegenter  est  versatus.  Continet  non  tan- 
tQsi  libroa  Ugatos  sed  etiam  mnlta  folia  in  sarcinas  collecta. 


950  C.  M.  Fraockea :  da  Gr«m  lieUUnt  fragmentis  Mper  vepertii • 

•analibiis  nao  ?ola  seo  veatiglam.  Nam  qv^d  apnd  Macrobhim  Sat.  I 
16,  98  sq.  j( fr.  l)  dioiUur  Granins  iicinianai  Ubro  aecnndo  oarraTiaaa 
lege  Horleo#ia  (a.  466,  cf.  Niebahrii  bist.  Ron.  U  p.  243)  taidinaa 
faaU«  esae  ^ctae,  cum  antea  feriae  fuisaant,  ex  libri  anmera  aolo  iaa 
parspicitur  aon  ex  bUtoria  petitam  esse.  Potius  samptom  est  ex  opare 
quodam  antiqaario,  förlasse  ex  eodem  qood  fr.  3  (Sarv.  ad  Verg.  Aan. 
1  737}  coena  ioscribilnr :  nam  apud  ma$ore$  noslrog  femiuae  m'hp  h^ü 
uiebaniur  nisi  sacrorum  causa  ceriis  diebui.  deniquefemina^  quae 
$ub  Momulo  vinum  bibit,  occi$a  esi  a  marito;  Meceumu*  absolulu$  egt^ 
id  emim  uomea  marito.  sie  Granius  Licituanus  coenae  suae*  [unda  äs 
kistorfis  lectum  est  Romanorum:  9ini  usus  Romanis  f€minis  igtf^oims 
fuitj  ne  scilicet  in  aliquod  dedecus  prolabsrentur].  Uß  poatr0aiia 
qaidquid  slaiaitur,  apparet  nihil  coouauQe  iUa  babera  com  Graiiio; 
axpidit  übri  nomeras  Fat  videiur,  qttod  lacile  aate  Vnde  obdUU  potait. 
laacriplio  autem  libri  sponte  dsutvocofpiiSzmv  meaionaDii  aiovet.  CoeM 
foit  bominam  liUeratoram  res  ex  aotiqaitale  petitaa  sermooe  docto 
expoDeot^Hm.  CarmiDoro  orationuoique  recitationes  dootaeqae  «onfa* 
bulaUoaes  in  ponviviia  iam  Catalli  iempore  vigebaai  apud  Romanos : 
cf.  CaiuUi  carm.  44,  10.  Oblique  boo  genus  liUeratorum  iraportune 
docirinam  venditantiuip  tangit  Horatiaa  carm.  111  19  (j^uanium  disiei 
ab  Inacko  rell.)*  De  tota  bac  re  copiose  exposuil  Riedelius  ad  Hör. 
ep.  ad  Apg.  p.  350  sqq. 

Falendam  est  bis  dnobos  iantummodo  fragmeniis  diserle  Gra- 
ninm  Liciaianum  memorari.  Quaerilar  autem,  ntrum  Granius 
Fiaccns,  Granius,  Granias  iioinianus  sint  eiusdem  hominis 
varia  nomina,  an  plures  bis  scriptores  sigoiQcentur.  At  si  in  ea  re,  quae 
natura  sua  omnem  dubitationem  exdudere  non  potes^,  pr^obabilitate 
contantus  esst  velis,  non  dubitabis  quin  Granius,  vir  ^in  dootrina 
praecipuus'  (fr.  8,  Arnob.  adv.  nationes  111  31  p.  148  OebX.),  qui  cam 
Aelio  Stilone  componitur  (fr.  9,  ib.  HI  38  p.  154),  idem  sit  atqna  Gra- 
nius Flaocus,  qui  uns  cum  Varrona  oommemoratur  (fr.  6,  Maor.  Sal. 
1 18,  3)  et  scripserat  de  indigitamentis  (fr.  4,  Gens,  da  die  oaU  o.  3) 
et  de  iure  Papiriano  (fr.  6,  Paulus  üb.  X  ad  leg.  lul,  Pap.  Digeat 
XVI  144  p.  70  de  yerborum  sign.  ftd.  Gramer.)  argumento  proxime 
cum  antiquitatibus  saororuip  iuaoto  (cf.  Pernice  in  Encycl.  Halensi  v. 
Papirianum  ius),  Alter  de  Minerva,  de  Noveosilibus  (fr.  8  et  9)  expo- 
suerat,  de  Apolline  et  Baccho,  de  Genio  et  Lare  alter  (fr.  4  et  5).  Da- 
niqae  Granius  licinianus  ubide  nundinis  agit,  sacrum  rafert  Flamini- 
cam Omnibus  nundinis  faoara  (fr.  1),  Granius  rica  Flaminicam  pro 
vitta  uü  rafert  (fr.  11,  Fest.  y.  ricae  p,  277  JH*).  Omaia  baec  ad 
nnum  auotorem  Granium  Flaccum  Lioinianum  rafiarenda  eaao 
videntur  Caesaris  aeqnalem.  Nam  Censorinns  cum  dicat:  Granius 
Flaecus  in  Ubro  quem  ad  Caesarem  de  indigitammUis  scriptum 
reUquUy  Caesarem  Imperatoram  signifioari,  non  Lupium  Caesarem 
grammatieum  (de  quo  ef.  Nipperdeins  ad  Caes.  p.  785)  aliumve  qnen- 
dam  magis  obscurnm  bominem  demonstratione  non  puto  egere.  Ac 
vellem  tam  certo  bisloricum  [C]  Granium  Licinianum  eandem 


a]LJh«MkM:4«<lndlieiiiMiAp«gMBlbN^  S51 


«l^ae  MlSqtarim  Ortsian  Flaeeim  LleiBiinnn  pitikiri 
posMt  Oonis  enlM  deaentratio  eoMistit  in  nominis  timilittdifee« 
Naa  q«od  de  SallasCii  Hbtoriis  tattqaaa  reoetiB  editis  ki  LiciiiiaDi  •■• 
Müboa  Bieolio  exstare  patatar  (Peru.  p.  XIV,  Bobb.  p.  XV),  est  hoe 
eiBamedi,  nl  aliia  argameatia  leve  raonentttBi  addere  poaait,  per  ae 
taaieii  abi  apeotatar,  nihil  in  alteram  ntram  parteai  probat  Tom  qaae 
in  aotiqiiarii  frafnentia  (S  et  10)  narrantor  de  origina  neminia  Mesaa« 
piae  et  de  Aalo  8i?e  Olo,  a  caioa  capite  Capitoliam  nominatuai  alt, 
aon  neceaaario  ex  annalibas  petita  aant.  Sed  alteram  qaod  dioebaBi 
argoaieDtQai  mihi  qnidem  graviaaiamm  yidetur :  nam  aimilitodo  Bomi«* 
■OB  Granu  Liciaiani  tam  esaet  mira ,  nt  ad  illam  fortoitam  eonveniea« 
tiam  eine  neoeaaitate  oonfagiendBm  eB§t  non  Tideator.  Sileatiom  aa« 
lem  aoriptornm  de  aBnalibaa  Granu  inde  facile  poteat  explieari,  qnod 
opna  illad  lenge  inferins  yidereUir  Sallnstii  Liviiqne  libris,  qooram  in 
deaeribendo  evidentia,  eloqaentia  in  oratiQnibus  multo  magia  plaeueril 
qoaaa  arida  et  ieinna  anliqnarii  eraditio.  Bt  vero  magnopere  acripto- 
mm  delectatam  faiaae  prodigiia  oatentisqae  et  mirabilibna  hiatoriolia, 
eloqnentiam,  quam  in  hiatorieo  reqnirebant  veterea,  aapernatam  fniaae, 
ipaae  reliqniae  deelaraat. 

IIL 

Si  iam  eonatat,  de  qno  amplina  dnbitandnm  eaae  aon  yidetor,  apie 
atmetaai  et  Latumm  orationem  in  hia  fragmentia  deaiderari ,  ai  oonatal 
brerem  illam  conspectam  nulla  dispositionia  arte  esse  conspicnnm, 
reatat  ntderebnaa  Liciniano  traditis  dicatnr;  nam  de  ambita  operia 
poal  Bonaensea  inntUe  videtnr  expoaere.  Sed  eoqaa  ait  auetoritaa  in 
rebna  hiatorida  hia  reUqniia  tribneada  aecne,  sie  demara  conatabit» 
si  quae  nova  contineant  diaceptayerimns,  qaae  a  reliqnia  aaetoribna 
diTaraa  qnaliaqne  illa  farinae  diaquisiTerimna.  Etenim  qaae  de  fonti- 
bna  operia  UeiBiaaei  sein  posaant  admodara  aaat'  exigaa  et  levia.  In 
rebna  Syiiaoia  Polybiam  aeoatoa  w»9  yidetnr:  cf.  Pol.  XXVI  10  a.  L, 
XXXI  4  com  foU  13%  XXXI 13  (p.  1076, 1  Bekk.)  com  fol.  10';  bisto- 
riam  qaae  est  de  Corfldiis  (aut  Corticiis)  rratribns  fol.  13'  accepit  a 
Varrone,  caina  matertera  (maior?)  napta  faerat  Corfldio  Uli,  qoi  hie 
rerixiaae  narratar  (Plin.  N.  H.  VII  53),  unde  oon  erat  qaod  de  primo 
aaatore  bniaa  parralionia  dubitaret  Pertzias  p.  XX ;  et  scripsit  Liciaia- 
noa  eerte  poat  aoaam  a.  n.  c.  719,  qno  Salloatii  Hiatoriaa  editaa  eaae 
probabile  eat;  ct.  Kritaii  proleg.  p.  34.  Narratio  de  Gracohi  aagario, 
qnan  fol.  13'  aagaeiter  eraernnt  Bonaensea,  habet  Cicero  com  altbi 
tarn  de  divin.  1  4, 11;  qaod  tarnen  nihil  nobis  prodest,  nisi  forte  eo 
qaod  Torba  horios  Scipionis  apud  Ciceronem,  non  iniaria  Heindorfto 
SBspecta,  novo  adminicalo  mnnianlar.  Calonam  et  lixaram  in  pngna 
Aranaiaea  quadraginia  milia  (?)  interempta  esse  fol.  8^,  ridelnr 
iaxta  enm  Livio  (epit.  67)  nimis  crednlus  ex  Valerie  Antiati  repe- 
tiviase  (Gros.  V  16;  nempe  si  legalur  B  10:  non  minus  XLMIL;  cod. 
SEMEL).  Qaae  fol.  1^  prodigia  doo  deince^s  memorantar  et  conve- 
ainnt  cum  lulio  Oba.  103,  vix  poaaant  ex  livio,  nnde  Ule  ana  hauail, 


35S  C^'IL  FxiMkM:  do  firaoii  Udaiaitf  ftpugpinilig  M9av.Mp6Au. 

iifll^A^efse,.  tiqaidfimLiyii  ••pliflia  deeu^^u  baiM  lettponft«xpoiita 
erat!  hiirtoria,  aliquot  «nnis  poat  tertiam  edita  eSt,  qiuie  emiMa  est 
paat.a.  735  (cf.  Waiisenhornii  introd.  p.  9) ;  qaare  coflamanem  qaendaai 
foQtem  annales  maximoa  stataere  Perlziam  oqq  niror  (p.  XIX),  qoi 
soiam  quam  inconsalte  ao  temere  omnia  prodigia,  qHonim  aaetor  latet, 
in  illos  annales  tanqaam  in  aentinam  conüoiantar ;  quem  errorem  nerito 
castigavit  1.  G.  Hultemannua  in  libello  de  anoaliboa  maxinda  (Amatelod. 
1655).  Quod  de  fralre  fratrem  interficLente  in  pogaa  ad  lanicaUm 
eommiaaa  foL  2^  habet,  Siaennae  poteat  acceptum  referre,  qoi  eaadem 
rem  teste  Tacito  Hist.  HI  öl  memoravit ,  cui  Liviua  fortaase  (epii.  79) 
aoa  debet.  De  LttcnUoram  magnifica  aedilitate  tradid^rat  FeneatoUa 
(Fun.  I>(.  H.  VIII  7)'0*  ^^d  parum  prpfieit  baeo  animadverliaae,  con  aia- 
gttla«  hae  res  a  plaribus  eomnieoiorari  potaerint  neo  de  aetate  LiciniaBi 
(am  certo  constet,  ut  quaecnnque  a  Livio  et  reeentioribiia  afferonlor 
cum  fidacia  exclndere  liceat,  qaod  nostro  sint  auctore  recentiora. 
Seposita  igitur  tota  hae  de  aetate  fontibuaque  Lioiniani  quaeatioae 
res  ipaaa  quae  in  fragmentia  afferuotar  expioremna  ,  in  quo  ab  exstan- 
tioribtts  quibuadam  erroribus  iueipere  labet. 

Fol.  10^  A4  [P.  Leniulo]  praetor i  urhano  aemtius permäit 
agrum  Campanum  —  coimerei,  Referenda  haec  ad  a.  582;  cf.  Uy. 
XLII  19.  £o  anno  praetor  urbanns  foit  C.  Licinins  Crassns  (ib.  10). 
Errorem  Liciniani  oorrigere  licet  ex  Cic.  er,  de  lege  agr.  II  82,  qai 
princeps  senaius  cum  eaaet,  Lentnlnm  hano  proYtseiam  aoaeepifse 
narrat. 

Fol.  8'  A  18  Mmdm$  constU  litierir  supplicibvM  cmn  Cae- 
p^nem  oras$ei,  Consul  proconaulem?  Dio  Casa.  fr.  96  tov  Xcqq^- 
llov  fuvsTtifiilfato '  o  6i  iiUKqlvtno  xij[v  iamov  (saam  rip«m  Rbodani) 
htatsQov  Setv  ^Xaxxsiv. 

Ib.  B  12  legatos[Cimbrarum] . .  agros peientes  frumenkmque  quod 
gererenli  ita  coniumelio$e  sübmoeii,  Videtar  Licinianna  oondiciooas  a. 
645  a  Cimbris  Silano  conaoli  propositas,  de  qaibns  cf.  Floros  III Set 
Lir.  epit.  65,  temporibas  confoaia  male  ad  hanc  annain  (649)  retolisfo. 

23)  De  naitatione  mortis  Papü  HutUi  fol.  4'  B  p.  39  S,  43  p  ita 
C.  Pertzlns  gött.  gel.  Ana.  1857  p.  1922:  ^es  findet  sicli  (b^i  Lic.)  — 
eine  Anekdote  aus  der  Zeit  des  ersten  Bürgerkrieges,  von  Lic.  wahr- 
scheinlich nach  anthentiscben  Berichten  einfach  erzählt,  welche  wir  bei 
Liyius,  der  ohne  Zweifel  eben  diese  Stelle  ror  Augen  hatte,  fit 
poetischer  Fassung  wiederfinden  (B.  43  Anm.  10).'  Inrat  utram- 
q«e  locnm  adscribere;  Lioiniani:  Papiwque  MuiUu»  inde  fugiena,  cum 
nfi  ab  uxare  qmdem  Bassia  nociu  Teani  reciperetur,  quod  erat  in  proscripto- 
rum  numero,  usus  est  pugionis  auocilio,  Livii  epit.  89:  Muälu$,  utnu  ex 
jhvscripäs,  ctam  eapüe  adoperto  ad  postica»  aedes  Baatiae  uxoris  cum  atcei* 
Miseif  adnassus  non  eat,  quia  iUum  proaeriptum  dherei.  itaque  ^pss  «« 
irtmafodii  et  sangume  suo  fores  uxoris  retpersit,  Qnod  in  his  aninram 
gravins  feriat  est  res  potius  commnnicata  qnam  rerba  et  oratio;  ai  t«- 
men  poetae  annt  assnmendi,  eodem  iure  possis  pugionis  auxitio  usus  est 
poeticnm  dicere  ao  sanguine  suo  fores  uxoris  respersit,  Levi  Tel  potiu« 
nuUo  argnmento  altenim  ab  altero  soa  jnntOAtam  esse  statnit;  proeuJ 
dabio  enim  res  a  mnltis  fnit  narrata. 


ü.  M.  WnmtBmi  de  «hmfi  limmma  ürifftterti«  «per  rapeHifc  153 

Ciattrof  i«a  viotoriam  priMeipteotM  el  qnidris  {Hrtnu  qmn  de  agri  eol- 
tor«  vogiUntes  Don  eet  prolmbile  tone  ilUis  itortTisse. 

Fol.  3^  B 11  coUoquiuM  Bullae  ei  ArekkUtoM  AuUde  fuii.  Delii 
reliqui  mictoree;  error,  si  atiqoe  error  diei  poteet»  levior  est;  gravioe 
eofltra  legcs  liagoae  peecarit. 

Fol.  7'  A  2  [Mühridaies]  Q.  Opphun  ei  M.'AquiUum  legaiOi  red^ 
dereL  Sed  M.^  Aqailiaa  aaro  ia  oa  iafnso  dadam  erat  a  IKtbridate  iat^r- 
fectea :  y.  App.  Mitbr.  21,  intpp.  ad  Vell.  II 18,  3  et  ad  Liv.  epit.  77  et 
76.  Sed  L.  Caesius  et  Q.  Oppias  erant  a  Solle  liberati ;  cf.  App. 
112,  qoaoqoam  de  L.  Caasio  dabitator,  qnia  hie  in  tempore  Rhodooi 
evaeit,  App.  24  (cf.  Schlosser  oniv.  bist.  Ueb.  II  2  p.  373  ffl).  Ia  eo 
qvoqae  fallitor  qood  Oppiom  legatom  dieit:  cf.  App.  24. 

Fol.  4'  A  2  el  Pampena  anno9  nahu  XXV  —  irtumphaeii,  Sopra 
iaai  dixi  coavenire  baee  sie  demom  com  reliqois  aoetoribos ,  ^i  annoi 
natmeXXV  dictam  eredinnis  pro  anno  aeiaiii  XXV,  Utrios  sit  error, 
Ucioiuu  an  epitomatoris,  incertom. 

Ib.  B  2  el  Vdaierrani  se  Bomanii  dedideruni  anie  oeeUo  per  se- 
ditiimem  iapidihus  Carbone  praeiorio  fuem  Sulla  praefecerat,  ia  Cn, 
Carhonie  freier  fuii  ei  proscripto9  ex  oppido  dimi$erai,  quo9  eguiies 
a  eameulibuM  Claudio  ei  Sereilio  misai  concideruni  (leg.  coneiderant). 
Valaterrani  se  SoUanis  dediderunt  ante  oociso  doce,  quem  Sulla  prae- 
fecerai^  ot  testator  epitoinator.  Qood  si  verom  est,  Volaterrae  defeee- 
roat  «  Sallanis,  tom  iternm  ezpognalae  saut;  altera  haec  obsidio  et 
expognatio  facta  esset  a.  675;  näm  Garbo  ille  Sollanns,  qoo  iaterfecto 
mrba  eireomdata  esset  a  Sulla ,  eaesus  dieitor  Clandio  et  Servilio  cos., 
a.  076.  Ergo  epitomator,  si  modo  qood  dicebat  bene  intellezit,  sie 
rem  factam  ftnxit.  Tradideront  se  Volaterrani  SnUae  ea  lege  ot  qni  ia 
orbe  essent  proscripti  intra  moenia  toti  essent.  Tom  Solle  Vplaterris 
praepoaoit  Carbonem  praetoriom,  fratrem  Cn.  Carbonis  Mariani;  qoi 
com  ex  lege  deditionis  proseriptis  parcere  deberet,  tarnen,  com  laben- 
ter  Snllae  rollet  gratiicari,  fraudem  ezcogitäfit.  Pereoasit  pro« 
scriptia  ot  urbem  relioqoerent,  obiiciens  eoi  eqoitibos ,  qoos  de  com- 
posito  nissos  a  .eonsolibos.  adesse  sciebat.  Qoem  dolom  malom  nt 
plebs  eomperit,  lapidibns  Carbonem  obrnit;  Volaterrae  tum  rorsna 
ebsidioBO.  einctae  b^eviqoe  captae  sunt.  Sed  primom  bis  oppognatam 
orbem  nemo  retolit,  qood  profecto  non  tacoissent  anctores ;  tnB|  Strabo 
V  p.  223  de  Etroscis  et  proseriptis  qui  illoc  fogerant:  vTeoOJtovdoij  in- 
qait,  ieaifexei(fffi(xv.  Deoiqoe  Carbonem  bonc  fuisse  Sollanom  non  ad- 
Bodam  est  probabile.  Qnare  verba  quem  Sulla  praefecerai  potios  per 
errorem  addita  poto  (▼.  sopra  p.  245)  et  rem  sie  ezplieo :  Garbo  prae- 
torlos  com  Yolaterras  contra  Sullanos  defenderet  yideretque  se  (post 
dsonun  annorom  obsidionem)  urbem  teuere  non  posse,  permisit  dam 
perfogis  qui  in  urbe  erant  nt  foga  sibi  consulerent.  Quo  facto  plebs 
iam  magno  orbata  praesidio  tumultoose  concorrit  et  per  seditionem  Car- 
bonem, qoem  proditionis  insimulabat,  lapidibos  obroit  a.  675,  oos. 
Claudio  et  Servilio.  Unum  in  bis  cum  reliquis  auctoribus  pugnat,  auod 
de  proseriptis  a  duce  ipso  emissis  dicit,  com  Strabo  referat  illos  wso^ 


2Si  fi;ILJ?fiMw:4eOMitf  linMaMtMiMilUäi^ 


^mofifimtg  noftcffßfijäm.  D«  Carbeao  priopoiito,  potl  kpidites  «hnto 
Dasquam  praelerea  mortio  antat;  euü  tanoB  tota  ras  obacara  luarit 
af^ilamatori  Ipai ,  oaute  Ua  ataodwn  pata.  Sed  nuiiorU  eat  momenti 
qaod  anona  axpognataa  orbia  ex  hia  coaaiat;  Nola  qnaado  axpaguta 
Sit  dabium  manet,  qaoniam  verba  anno  st^erwre,  ut  mihi  qaidsii 
ndetar  (t.  aupra  1. 1.),  sporia  annt.  Volaterraa  Doveramas  obseaus  svb 
finfioi  a.  673  (qao  tempore  Salla  erat  ia  caatris  ad  Volaterraa,  cL  Cic 
pro  S.  Rosoio  %  20.  105,  Fiacharaa  ad  a.  673) ^  per  bienniam  porro 
oppagnataa  (cf.  Strabo  I.  1.).  Conyeait  com  hoo  rerom  ordioe  Ur. 
apit.  89  med.  et  90,  obi  res  sie  ae  exeipiant:  PoBApeii  triomphu 
(678) ;  Ilorbaai  mors.  Matiloa  Papiaa  maona  aibi  iaiicit.  SaHa  Nolin 
recipit.  Leges  agrariae  (a.  673:  cf.  Piaaharoa  ad  h.  a,  Dvm.3).  Fo(a- 
ierrae  $e  dedpni.  SuUa  dieimiura  $e  abdient  el  moritar  a.  676  et  676. 

FoL  5'  B  8  99ru(m  f»6t)  con^enerani  [poat  Sollae  exseqaiis]  tri* 
bmU  piebis  eo{niu)le$  uü  iribvmieiam  (jfo)ie$ialem  r08tüue(rmt), 
negavii  prior  Lepid(us)  el  th  comiione  m{ag}ma  part  adiema  eü 
(dicen)ti  non  eue  uiHe  re($ii)tui  iribuniciam  p(oiet)iaiem.  el  extat 
ora{Ho)  (sie  S).  Priora  obacara,  posteriore  etiam  Titioaa,  da  qaibu 
aapra  iam  dixi.  Vitium  epitomatoris  potiua  quam  aoriptoris  TideUir: 
iiamqae  manifeato  hoo  teatinu>Diam  de  Lepido  pngnat  eam  sequeatibu: 
el  iB^^ai  frttmanlarüim  d^armlti). 

Haeo  igitor  vitia  aont  manifeata;  quae  tarnen  noa  omnia  soat  U- 
cioiani,  aed  partim  apitomatoria,  partim  ooa  tam  gravia,  ut  propterea 
aulUua  Adei  auctor  Lieinianoa  habm  debeat  Quare  operae  pretinn 
est,  illa  quoqoe,  qaibus  a  reliquia  aooioribaa  diaaentit,  exptorare,de 
quibua  quid  ait  statueadom  dabium  Tideri  poaait.  Nova  ai  quae  snnt, 
qaae  cur  in  dubium  rocemas  nihil  impellit ,  yerbo  indioasse  safiiciet 
Omitto  locum  de  eqnitibas  admodum  dabium  foi.  11''. 

Fol.  12^  B  5  (p)erit  nociumo.  corpu$  eins  cwn  ÄnUockiam pwr- 
tarelur^  exlerriiii  subito  iumentis  in  fiutium  abreptum  non  com(pay 
ruitt  De  porte  Antiocbi  Bpiphania  duae  exatant  retatioaes  Maecab. 
II  1,  14  sqq.  9,  5  sqq.  coli.  I  6,  8—16,  App.  Syr.  66;  com  iieatra  illad 
(p)ertl  nocturna  bene  conrenit ;  ex  priore  a  aacerdotiboa  Naneae  in- 
terfectua  est,  ex  altera  phtbiriasi  correptus  periit  (App.  qfdivuv  ist- 
luivtiaiv:  num  ^eiQwvt)  in  montiboa.  Hinc  fortasse  ie^endoffl  «a 
itinere  perit  nocturna:  cf.  Maecab.  II  9,  4.  Morbo  correptus  iter  for- 
taase accelerayit,  quo  celerina  domam  rediret.  Scriptor  Maecab.  1. 1* 
eam  aepnltam  dicit,  quod  verius  procal  dabio  quam  qnod  Lioioiaoiia 
refert  asit  videretur,  si  Maccabaeorom  Über  maiorem  haberei  aoclon- 
tetem.  Cam  verbis  HitrapoU  Diana(m  duc)ere  usorem  operae  est 
coaferre  eaodam  II  1 ,  14. 

Ib.  B  13  duo$  calouo$  —  ex  Media  unnm  Ol^mpio^  iüUrumCapi' 
tolino  lati  {dedica^itf).  Uv.  XLI  20  Antioehiae  lavis  CapUoUm 
magnißeum  temphim  -*  poüicitus  —  non  perfecit  (lego  loei  Capüo- 
lino).  Polyb.  XXVI  10  pMliCxa  6b  ^q  %o%g  i^vqowMuhig  ^& 
attivo  nal  xifvao%oitoig  ^  sv^tfiAofmv  xal  g>ilott%if€nf  nqog  tovg  90^' 
rtt$  xal  tovg  älkovg  Tsxvlxag,  ' 


Fol.  10*.  Com  bis,  qua«  «aal  4«  40ro  ikmpmQ  paifÜGt  t  U»« 
Mo  empto  el  localo,  ef.  Ur.  XLII  }9,  fai  jam  sapariore  tano  &8L  a 
Poatamio  conaala  a^anxeciperalam  dioil,  Ikw  aotto  682  M.  Loor^a« 
tribaiHia  pl«i>is  promaigaase ,  «I  oeaaaraa  IWtaodan  loaarciil.  Poa( 
raeiperaUoaeai  Fottamii  laaBaeraftl  posaesaaraa  ia  agro  iaoi  rei  pabliaao 
asstgnato«  LioMiaa  Idge  saa  ai  ea^erenl  cogare  Jltoa  rolai«.  Vidan- 
lar  laai  «päd  aeoaCam  gravati  ^aae^  aliampriratoa  eaae  agfaa  ialar 
reeiperatos,  qaos  iare  soo  oblinereal;  aeaatasqae  ul  rem  aompooM^ 
Lentalam  priaaipaai  aeaata»  aüatl  (af.  aapra),  qoi  agram' qai  diaarelar 
prtvaloa  cotaeral,  aed  fimaadam  reUoqaerel  poaaaaaoribna  aanoii 
^pretio  iadioto^  (raeta  aia  S) ,  aarto  pralio  ab  ipao  ocaatitalo,  aoa  par 
licitalioaera  (et  €k.  4»  lege  agr.  U  82,  abi  raaaaal  priraiaa  aliqoia 
aipiHB  saoai  raadera).  Tabala  ia  aaa  iaaiaa,  da  qaa  aalaa  Uajaiaaaa, 
coBliiiBii  formam  agroraai,  aondaataraai  naaiiDa  at  ^aid  qaiaqua  qaoi* 
aaaia  deberal.  'Quem  Salla  aorrapU,  aira  poHaaaaoraa  aobitaa  iaau*» 
BOa  «naao  trtbato  levara  aapiaaa ,  aiva  qaod  rea  pobliva  par  bfUaai 
aaaiaie  Ua  aral  aMrtata  el  iarbala,  al  aaUas  «aaa  aaaf  I  aDliqaaa.Ubiil«a< 

Fol.  8'  B  1:  gloriabatof  Caepiq  Umetui  comuU  $e  muwäkm 
Uimnum. 

Ib.  B'S:  Benalaa  adltll  lagaloa  palentea»«!  Maaliaa  al  Caapio  eom^ 
tordet  eiui  eimiUqu^  rem  p^biicae^  iwfem.  Caa^toaem  ania  tUttliaai 
rictoal  eaaa  tradit  atiaai  Dio  Caaaiaa  fr.  96. 

Fol.  1*  A  l:  malroaae  llqiaadam  pjrodigiaBi  al  CapiloUam.  laa-* 
trataai. 

Ib.  B  16:  par  exapealaliooam  aovi  belU  Cimbrici  ina  iaraadaai  a 
iaaioribaa  exactum ,  ae  qaia  extra  Italiam  proflciadalor  aaa  aüaoraa 
aoaia  Iriginta  qoiaqaa  aavam  adacandaal. 

H«a6  omai«  qaaa  ad  baltam  Cimbriaom  refarontor,  ai  tBxaipiaa 
legatioaem  senatas,  pro  qaa  aon  pagaararim,  rnibl  ftdo  digaa  ridanUr« 
Caeptooem  aale  Maaliam  faaam  eaae  aon  aal  ia  dabiam  Tooaiidam; 
laalalioma  planaa  oonsaleaiqaa  coatemaena  aiadiva  iaiaf  Qßüoe  al  Ro^ 
Bunoa  reliqaoB  odaaedSt:  of.  Dio  Caaaiaa  1.  1.  al  Tao.  Garm.  d7^ 

Fol.  3':  qaod.  in  libria  falaliboa  aoriplam  aral  palam  raailalar, 
fmod  nmmquam  aliae  (niti)  pro  eolUgi»^  XVf iroraan  palo,  qqi  ipoi  md 
Uhros  SibylUnos  quasi  ad  oractdupi  adeutU  (Gell.)  al  qaaa  Javoanyaol 
ezpUeata  demam  (interprefpi  aaal  oraaalaram)  tan  aaoala  apmmaai- 
eaat;  qua  axplicatioao  aon  illa  qnidam  nora,  sad  laman  noa  «libi  lam 
dtsorto  commamoraU  rea  prodilar.  Haiaa  oracnli ,  jqe9  aax  Iribaai 
paUeadi  aase  diaebanlar,  alibi  «anli«  noa  axalal*    • 

Fol.  2'  A  13 :  yarina  Liciaianna  da  hjae  portento  Mario  oblalo  pron 
der«  Tidetar  qaan  Flatarcbaa  e.  38,  caiaa  nartaiio  hgfbel -fatila  qaid 
et  paerila,  al  Va|erioa  Naxknaa  I  5,  ö.  Poalqoam  az  oualodia  nlaaaa 
est^  portentam  ei  oblatam  est. 

Ib.  B  1  r.ll.  lanios  Bralaa,  Tv^oryvoievovo«  palar,  da  qao  bic  aarnib, 
a  SiUla  a.  666  proaariploa  erat  (App.  1  60,  of .  Plnl.  Ball.  9).   U«na*jya 


2U  C.  M.  FHndMi:  «0  CffMiii  Udttiad  friftteiMi  iniper  repertU. 

Hbpftiitm  tan  lecessisse  Miio  dfiiciiniis,  iie<{Qe  proiiide  menoralor 
iater  exsales  qai  redeuntem  ex  Africt  Marivm  oomitabaiilKr  (App« 
0t  8.  f.).  Foslea  •  Ponpeio  iDtevfeetos  est. 

I^.  B 13  ei  praefeeH  (=ss  praepoiuit)  eum  SerUnio  et  PapMOj  Ueam 
MUenio,  Milonii  partes  apnd  LieiaiaBom  sont  paalo  maiorea  qnam 
apöd  reliqnos.  Ab  Appiaoo  aemel  memoratar  I  65  to  Ktwf  ^^oöS- 
qfvyov  ino  tfig  /3ovX%  —  Ttkog  te  MiXmviog  tuA  KoTvtog  £ei^ei^tag 
wd  Palo^  Mdfftog  tn^.  Iliter  prineipes  Harianos  liic  memoratar  el 
iafra  fol.  3^  A  16  et  19,  obi  partem  exercitoa  in  pagva  lancalari  d«- 
ceDB  occiditnr. 

Pol.  2^  A  S  Marius  Oiiia  nrhe  poHfnr  per  VaierHtm,  euiue  eqni- 
las  praeeidebani,  Nomen  dacis,  caina  proditione  Marias  Ostiam  occa- 
pavefat,  ignorabatar;  faisse  tarnen  buao  proxime  seqaentia  anni  ood- 
salem  aoffeetäm  L.  Valeriom  Flaccom  plane  incertam  est. 

Ib.  A  &  nee  Pompeiut  a  Sertorio  bellmm  ahstinuif  rell.  Duo  proeli« 
faerant;  alterom  inter  Sertoriom  et  Pompeiom  (A  4 sq.),  alterom  Ma- 
rinm  inter  et  OctaYiam;  bno  refereodnm  A  14  ei  Ociathu  aecepOs  sex 
eok&mbue  a  Fompeio.  Sed  ^inemadmodnm  in  nrbe  Pompeins  Ootavio 
.  sabaidinm  mittit,  ipse  aotem  aaxilium  non  fert,  sie  apnd  Ginnanos  Ser~ 
torint  oopias  aaxilio  mittit  Milonio,  qni  oam  Mario  in  lanicalo  pngnat : 
cf.  A  19.  Utrnmqne  boo  proelinm  simal  gestnm ;  dorn  Marias  in  lani* 
ealnm  prorampit,  Sertorins  nt  Pompeium  ab  Oetavio  distrabat,  hnnc 
Interim  adoritnr.  Sertorio  Cinna  copias  ionxerat;  namqae  ma^tNMS  er 
airox  proeUum^  quo  cum  Ontm  Pampeius  confliwii  apnd  Velleiom  II 
31 ,  3  boe  ipsnm  esse  videtnr.  Qnod  Apj^anns  in  brevi  narratione  I  68 
oixoi  (iiv  {Magiog  ual  KCwag)  mnl%a  (rov  ^avovxAov)  l^tfi(S9vfiaVj 
'O^Tttovrov  uaX  nofmrßöv  tftpCatv  iTtiSqa^vttov  baec  dao  proelia 
eoafnndit,  siont  Lir.  epit.  80,  non  mirnm  est.  Oros.  V  19  Cn,  Pam- 
peius —  contemptue  a  Mario  vel  Cinna  ad  OeiaPium  —  sete  eommUi 
ei  mox  cum  Seriorio  eonfiixii,  Licinianns  ipse  paalo  post:  heüo  (i.  e. 
fröelio)  quod  inter  Pompeium  et  Sertorium  fuii. 

Ib.  B  3:  Pompeins  Octavinm  ui  Craseum  revocarei  impuiü; 
Crassas  Marinm  inseqaeas  extra  nrbem  prornperat  com  parte  exer- 
citas.  Biasdem  lagationem  ad  Cinnam  memorat  Licinianns  infra  fol.  6* 
B  17.  Bat  P.  Licinios  Crassas  Dives  Lnsitanicns;  consul  faerat  qoin- 
qae  annis  ante;  paalo  post,  com  a  Cinnanis  ad  mortem  qaaereretar,  sna 
ae  mann  interfeoit:  cf.  etiam  App.  I  69. 

B  4:  Pompeins  res  trabere  cnpit  asqne  ad  comitia  consolaria; 
qaae  cam  illo  tempore  baberi  solerent  mense  Qainctili,  apparet  nrbem 
post  boo  proelinm  etiam  paene  per  semestre  spatiom  restitisse;  nam 
Marias  et  Cinna  panlo  ante  kalendas  lannarlas  recepti  snnt:  ef.  Beckeri 
antiq.  Rom.  II  3  p.  103,  Flor.  III  21,  Plnt.  Mar.  45. 

Fol.  6'  A  4  NoUmi  progressi  oppidum  Abellam  incenderunt, 
Cf.  Mommseni  bist.  Rom,  II  p.  306.  Sunt  Samnites,  qni  Nolam  dadom 
tenaerant. 

Ib.  A  8  Marius  Sen>ilium  apud  Ariminmm  fugai.  Ariminnm  iara 
avta  pagnam  in  laniealo  commissam  expngnalam  faiase  a  Cinna  testa« 


C«  IL  VnwOum:  de  Gffiitt  UmiMi  ta^malb  nrnpH-mf^tür.  987: 


l»r  ApfNuns  1  €7.    SarTÜiM  igUnr,  qnisqu»  Ule  fiit,  iirba»  baiio: 
rvBU  eripere  Cionanifi  niUbatar. 

lb.A2lCüuukp$rFl0viumPimbrißm — CSammie»)reoepfU 

Ib.  B  10  dedüiciiM  [ludieü]  omnilms  dviiat  dtUa*  Cf.  Momin««. 
■08  11  p.  3I&  tan.  lllod  vocabolom  «i  osorpatiim  eal,  diois  caiaa  jid^ 
iechifli  est,  ot  aatisfieret  iia  qai  ^aeliqaain  digoilatem'  seeatos  Ine-, 
baotor;  Deqne  enin  dediticiU  aliad  qaid  aigniftcare  lam  potoral  qoam. 
boc:  ÜB  qai  in  aenatas  potesUle  se  fataroa  dixiaaent. 

Ib.  B 17 :  ^uae  in  bao  el  proxima  pagina  de  morle  Ponpeii  Strabonia 
referuDtar  nnaquani  praeterea  tarn  aiuil  oopioae  expoaita;  et  aoet  aatia 
Tcri  aimilia.  Apparat  Caaaium  qaendan  (de  quo  noa  liqaet:  pajBae. 
Crem  eomeB  anbatiteeris)  iam  vivo  Ponpeio  miasein  eaae,  qui  ei  au^ 
cederet^    Ceterom  vide  etiam  quae  aopra  de  boo  loeo  dicla  aant  . 

Foia^Al:  Sulia  Athenat  re(t)e)r9us  in prmcipm  Me{diii)o^ 
•41  el  noxios  anm{adteriii).  Seqoitar  deineepa  narratio  pegoae  ad 
OrebomeiMuii  conuMsaae.  Ergo  Licinianua  fere  eondeni  rernoi  ordieeaa 
atatail  fuiaae  atqae  Paaaaniaa  I  30.  Dam  Atbenae  obaideatar,  Soll« 
parte  ezercitua  relicta  Taxilae  obviam  ivit;  eo  ad  Cbaeroneam  pulao 
eooi  areem  interim  captam  inveniret,  de  noxUa  poeaaa  aoaipait.  Apad 
Flatardiaai  SalL  ii  a.  L  rea  aliler  ae  babet,  qoanqaaai  bie  qaoqjne 
areem  aliqaaBto  poat  arbeaft  caplam  dioit,  peqae  ab  ipao,  aed  a  Carioae 
{EßvifUatvo^  hcl  xvixip  Tffo^fi&^ov);  aliter  etiaai  apad  Appianoai  Mitbr» 
il.  Piraeem  eaptam  ante  proeliam  Cbaeroneenae  diserle  Appianua 
teaUtnr ;  bano  aatem  post  arcem  Plutarcbaa.  Qaare  manifealo  pognant 
bi  seriptorea  eam  Pauaania  et  Licioiano.  Ao  vereor  ne  maioreni  fideni- 
inveeire  debeat  Plutarcbos,  qai  aaa^  partim  oerte,  ex  SuUae  comnMB-, 
tariia  babet.  Poena  illa  da  noxiia  aampta  apad  Plotarcbam  ex  teati- 
■onus  Atbenienaiom  relata  antepopitar  ab  eo  Piraeo  arciqae  captia. 

Ib.  B  8  regii  qui  Abderae  praesidebani  caplU  Phüippit  dila-, 
teamr.  Memorator  Jioc  poat  pognaa»  Orcboaieniam ,  ante  eonventen 
Arebalai  et  Saliae.  —  Expugnata  erat  Macedonta ,  Amphipolia  eaple 
a  Taxila  paalo  ante  Cbaeroneenaem  pagaam,  id  eat  menae  Martio:  of. 
NennoD  32.  £odem  fere  tempore  Hortenaiaa  enm  aopplemento  e(^ia^ 
nun  ex  lulia  advenit  (Plat.  Sali.  15).  Post  pagnam  Cbaeroneensem 
Valerina  Flaccaain  Graeciam  appellit,  dunrc^ea^  tov  ^loviov  fsolatov 
(Plot.  Soll.  ao.  App.  Ittitbr.  51) ;  caioa  milites  quidam  in  Tbeaaeliaoi 
pfaemiaei  (fii^s  t^  fcqouunL^lv  ig  S^aadkUtv^  App.  51)  ad  SoUam 
tranafogerant.  Qoem  ille  proptere«  deelinana,  oram  legena  ex  Tbracia 
a  Bysantio  Chalcedona  transmisit,  io  qao  itinere  regium  praeaidiom 
Pbilippia  intactam  relinqaere  non  potuit.  Interim  Dorylaaa  com  regici 
exercito  oavibas  per  Eaboeam  in  Graeoiam  delatoa  erat,  noe  per  Mace- 
doniaoi  profectos  at  ante  Taxilaa,  ne  Valerie  occofreret;  et  pogna  ad 
Orebomenom  oommiaaa  erat.  Qaod  aatem  Sulla  apad  Appianam  58 
a  ae  aobiectam  Maeedoniam  dicit,  rhetorice  aoam  operam  opram  rege 
exaggerat,  qaemadmodam  io  reliqaa  etiam  oratione  de  Valerie  et  Firn- 
bria  plane  taeet.  Nallo  pacto  potuit  ante  coUoqaiom  Deliaeom  orba 
a  Sali«  expogoari,  oiai  atatpere  velia  com  Moipmaeoo  II  p.2d^  Soltam 


> 


358  C.  K.  IMMkM:  46  ChMli  UeiirfMi  AMfamilis  Mp«r  N^ii, 

PInlipplf  oMnpalis  rtdisie  in.  TJMMiÜMii  obm  excroiMi  m  hibon»; 

qttod  mihi  parom  ridetor  probabile.    Na»  üeüMi  prooal  dubio  id 

oolloqaiom  erat  ooftsülatam,  ({«od  Salto  ia  vkhiia.arak  HiberUt  foe- 

rant  ia  Thaaaalia  a.  668 — 669  (App.  Millir.  5l)  «adaaiqie  Meaia  «ollo- 

qoiott  Delii  babilom,  ita  iil  a.  668  (86)  Atheaae  siot  ezpugiiatae  kt- 

lesAs  Martii«  et  dao  dainde  proetia  coinmiasa.    De  qao  qaeoitm  nibi 

Bon  eonveail  evai  Mömmseno  el  a  tanto  viro  lemere  disseslire  hob 

decere  poto,  qoae  pro  nea  sententia  faeere  pateoi  affera«.   PaUti^ 

'  tar  Mommseaas  Orohomeaiani  pognaai  fiietam  eB§e  a.  669.  Ideai  vero 

flsseatitar  pugnam  Cbaeroaeenseai  comaiiaBam  menae  Marlio  ».  668; 

afc  ifitir  Salki  per  aMtorent  anai  parlem  deaedisael,  nee  faeiie  iatell^ 

gerelar  (qood  tpae  Mommienaa  eeneedit),  car  Valeriun  aoa  iaseqae- 

retor.    Ex  nostra  faiione  hoo  aalia  maüfealan  esC;  ezspeeUbaC  im 

tom  regiiHii*exercitam  Dorylao  dace  a  rege  niisaoniy  qai  deiadeid 

Orehoffleeam  proligataa  eal.  —  Porro  Liieollaa  a.  669  iaewle  aesM 

etl  la  oria  Atfiae;  bie  eoim  cam  eaelam  traetabile  faetaa  esset  (nhv 

tfiünßhvq  B»  nhi6ify.wv  yevefAhw  Plat.  Lee.  3),  vet«  a  Cypro  Mtrt^ 

inilio  mensis  Febraarii  (ef«  tnfpp.  ad  Hör.  earn.  I  4,  2  et  10)  s.  669, 

cnm  aut  eze«tffe  a.  667.  aal  proxime  aaperiore  666  otfiasas  esset  (Plal. 

c.  2).  Amo  deAun  670  illoai  a^veotaai  faiese  euai-  olasse  et  per  m 

est  improbabile  et  propter  res  Valerii  Plaeei  et  Fiaibriee«.  iBoaUis 

avtem  offeDdit  Fimbriaan  Pitaaen  obsideatem  (App.  Hitbr.  99 f.,  ^^ 

Lac.  3).  Is  poBt  Vaterinoi  Flaecani,  qai  een-sai  eliam  toai  ertt(App> 

1. 1.)  ^  ergo  anno  668  exeaate  interfedoni ,  a.  669  aliqaot  proslia  boi 

sane  gravia  eam  Mitbridatis  filio,  ton  caAi^rege  tpso  eommisit,  q««« 

Pergami  priaiaai,  deiadePitaaae  obsedit,  qaod  faetam  esse  probabile  est 

post  aliquot  menses,  aestale  igitar  ineonte  a.  669.   Hoe  igitar  teaipore 

Locaüas  est  io  oris  Aaiae ,  aade  reota  navigat  in  HeHespoBtam  Sallin 

IraBsmissorus  (App.  Hitbr.  56).    Faetam  id  igitar  a.  669  aestste;  ex 

Moeimseni  autem  ratione  Salla  traiecil  a.  670.  —  Appianos  civ.  I  76 

htüiv  evd'  olfHi  %Qtai4  debellatam  com  Milbridate  dtott ;  iam  Salla 

Italiam  reliqoU  a.  667  ineonte  (ef.  Fiseheras  ad  h.  a.);  exeaold  ifita^ 

t.  669  paeem  iniit.  —  Flaoooa  ioCerreetos  est  a.  668  aot,  at  aliis  pla«<)^ 

(er.  Robakenios  ad  Yell.  Pal.  II  24)  669  ineante  (of.  ipse  Uomaa^ 

DOS  p.  295) ;  aed  id  faetam  posY  pugnam  Orebomeaiam  (Liv.  epit.  ^h 

quae  proinde  geata  est  a.  668,  non  669.  —  Res  geatae  Sollee  in  Asi* 

sane  non  magoae  foere,  nee  tales  aont  ad  qoaa  anmis  reqairattir  (cf. 

Hoaimsenas  p.  293  aon.);  sed  aliqaemdio  tsknen  in  Asia  moratas  est 

Sana:  Ibi  exercilos  loxoriae  et  moHitiae  se  dedit  (Sali.  Cat.  11).  ^^^ 

res  Asiae  ordinavit.  —  Deaiqne  etiamsi  haec  omnia  redargaas ,  tarnen 

ex  Lidaiano  otiqae  aallom  ergameBtom  pet}  debet  (of.  Kommst^^ 

1.  1.),  ex  qoo  nibil  amplias  apparel  qaam  a.  668  redt«se  Sallaio  Athe- 

nas;  sed  reifisse  sab  ad?eatam  biemiv  oon  dieit.    Soiens  praetereo 

Xfiy^varig  Sfflt  rij^  ^'  'Olv^madoq  App.  Mitbr.  52   et  Livii  epit 

83;  nam  neoter  loeos  in  ullam  partem  maltom  prolrat. 

Fol.  7'  A:  in  condielonibaa  pacis  nonaalliB  disseiitiiiit  ^^^^^' 
De  CMIograeoia  onoa  Udiiiaoaa,  qoof  mirbr»  «b  tUi»  prteleiws^^ 


CL  M.  Fnoeiim:  do  Cfnurit  Ucmfami  ftvfBeotfs  mtfmr  TBfHiB^  Kft 


itBoanOB.  res  ^nim  tetrardias  inlerfecenit:  cf.  Ajpp.  Mitiir.  46*  Qta4 
dieii  ^  fNrtaift  exeepH  Maeeäanes  (i.  e.  diserU  additi ,  ef.  Ut.  XXI 
19),  airam  Itbrahif  an  Lioinkno  impvtem  dobkis  hioreo ;  sed  M«o» 
dorn  «soipi  nihil  eogebat,  niri  forte  rex  iit  itla^nn  dammnii  rastiCtero 
iabebatur;  ailenl  reiiqni  auctores.  Cappadooia  omiasa  4tfa»  Tidetar 
per  neglegealiaai  librarii:  Daai  addilamestuni  ffraiia  F.  M,  reeondliaia 
Ariohardianen  ui  iertum  respuiif  qaod  rede  a  reliifaia  aeiiazeriiiit 
BoHieiiae^  (A 18),  facit  at  credamua  scriptum  faiaae  itliid  noaten  paalo 
«Dte  inter  Ueiaiana».  Bat  illnd  ex  eventa  additam  et  tllHSiraliir  loco 
App.  IKihr.  64  ov  yuQ  nm  ovo*  ^A^fioßa^ivg  naöav  ißsßaüyv  Kutopk-- 
domla^,  aiU'  lativ  dtvtfig  S  %ul  tots  iuixü%tv.  Henn.  36«  Ao  forfaaae 
doloae  MiChridatea  pacia  legea  interpretaUta  eal,  ex  qaibna  reg»«ai 
erat  ftiliinim  twv  in  yivovg  ߀uUXimv  (MemnoD  1.  I.) ,  ad  qaos  Ario>^ 
baraanes  referri  non  poterat ,  qui  Romania  toocedentibaa ,  vt  eal  apod 
Strabonefli  Xn  p.  640,  xenu  %ziq(navlav  a  Qappadocibsa  regfuim  acoe- 
peral.  Hone  'respuil  ot  aervam^,  non  ex  regia  atirpe  oriaDdnm  Ideo- 
qae  M;lov  ex  raüene  orievtia. 

Ib.  A  33  sqq.:  io  emiaieratioDe  popaloroai,  qooa  Hörtenaios  ^t 
Snlfci  aobieeennit,  ▼aituiDt  anelore»  P]ot  Salk  JkS,  App.  Mitbr.  56, 
Aaelar  de  Tiria  ill.  75,  Eutr.  V  4,  7.  Apvd  Benrinera  bao  Ui  re  partes 
Horteaato  cdteribantar;  Licinianas  diligealias  qai  ab  Hortensio,  qui 
a  Solla  aabiecti  sint  distingait.  Haedi  (Thnc.  II 98, 2.  Plin.  N.  H.  IV  18. 
Steph.Byx.  s.  ?.,  SIrab.  VII  p.  316,  lal.  Obs.  c.  113)  priaa  palai  ab  Hor- 
teaaio  samt,  ton  aabiecti  a  Salla.  De  Dardaalia  cf.  I^rabe  1.  L  et  (V  1. 

Ib.  B  16:  de  regiboa  Bilbyaiae  qaaedam  comperimas  aliaade  aon 
noia«  Nieonaedea  ille,  qai  nunc  aactori täte  nammoram,  at  p«tatar,' 
Epiphanes  dicitar  (secoadas),  b.  I.  appellatar  Baergetes  (fol,  7* 
A4),  at  procol  dubio  recte  Bonneosea  reatituerirat.  llinas  eonstat  de 
eaMBdatione  Fol.  7'B  17  Nieomedi  —  quiposi  est  appeüaius  Phiiopm- 
lor.  Sed  qoaoiTia  haec  emeodatio  ait  iaiprobanda,  de  cogoomine  baina 
Kicoaiedia  (terüi)  eonstat  tarnen  ex  Appiano'  Mithr.  7.  Post  bnao  etiaia 
qnartnm  regaayisae  auctor  est  idem  I.  1. ,  qni  heredilate  regaom  anam 
Ronaais  reliqaerif.  Nicomedes  II  axorem  babait,  ut  testatar  Liciaia- 
oas,  Ariatonieam ,  Niconedes  III  Nysam.  Sed  Hemnon  o.  30  cam  dicit 
Nicoaiedem  III  Gliam  Nysae,  Ntconedi  II  Nysani  dat  axörem;  sed  Ny- 
saai  ftuaae  axoreai  Nicomedia  UI  caai  Liciaiano  testatar  8a1lastias  HisK 
fr.  IV  20,  9  (Krits.),  oade  eflicitar  nt  aat  pater  et  filins  einsdem  aoni« 
Bis  oxorea  babaerint,  aot  (qaod  praefero)  vera  retalerit  Licinianas 
aarraaa  Nicomedis  II  uxorem  faisse  Aristonicam.  Fait  baec  *saltalrix', 
ot  coaluoieliose  didt  Mithridates  apnd  lastinam  XXXVIIl  5,  qno  sigtii- 
fiaat  Graecam  hedgav,  ot  mihi  videtar  comparanti  quae  de  Aristonieo 
rege  refert  idem  XXXVl  4,  6.  Sed  Nysa  nxor  Nicomedis  III  regia 
erat  atirpe  oriaada ,  at  iam  ex  Liciniaao  discimus ;  fllia  erat  Artarathls 
regia  Cappadoeiae  (7^  B  2).  Huias  Nysae  filins  Nicomedes,  qai  si 
onqaam  regnasset,  qnartns  fuisset  eiasdem  nomiois,  a  Romanis  ex- 
daaaa  regno  est,  qaia  pater  illed  teatamento  popalo  Romano  dedisset 
(Sali.  L  I.;  Appiaaoa  «rrare  hac  in  re  videtor).  De  Nysia  ocearate  egil 


26flt  C.  M«  PrtnekMi:  4e  ChaBÜ  Lieüiitiii  fftguentis  Mper  repettif^ 

Btitetaa  in  Osom.  Tall. ,  qnae  taAen  iam  motaiida  eranU  8i  ftiea  «at 
Iiutino  XXXVUI  1,1t  Nicomedes  II  praeter  Arialonieam  etiam  Laadl- 
cen  sororem  Miibridatis,  vidaam  refj^is  Ariaralbis  doxit;  ita  Nicomedca 
III  fiiiam  nof ercae  anae  axorem  habnissel.  Sed  rnirom  in  modua  laali- 
BttS  aecum  ipse  pa^at  XXXVII 1 ,  4. 

De  oognominibns  regom  qaöninda  Liciniano  ftdem  babeanma  iioa 
impediaat  nammi.  Est  io  illia  inscriptio  BAZIAEHZ  EHI^ANOYZ 
NIKOMHAOY£  cam  namero  anai  aerae  caiosdam  BithyDicae  150 — 311: 
cf.  Bckbel  D.  N.  U  p.  444  sqq.  Pbilopatorisnnllos  est  Domioe  inacrip- 
los.  Non .  improbabile  videtar  Epiphanii  cof  nomen  potioa  taaqoam 
appellalivom  (=  Avgusti)  regis  titalo  quam  nomini  proprio  adiÜtam 
esse,  qaia  Eni4>ANOV£  semper  ponttor  post  BAZIAEfiZ  Domeo.  AIH 
reges,  qai  illad  cognomeo  sumpserant  velutt  Antioehus  rex  Syriae, 
postponunt  nomini  sao  at  par  est. 

Fol.  7^  B  10  Romam  ad  regnum  expelendum  frusira  profeeius, 
Iam  Hortensias  regem  Nicomedem  in  senata  defendit  a.  663:  cf.  Cic. 
de  orat.  III  s.  f.  coli,  initio  libri.  Id  de  qoo  bic  loqaitor  Licinianaa 
nee  ctun  Sallae  neo  cam  M.^  Aqailii  legaCione  qnicqaam  commone  bebet 
(a.  663  et  664);  sed  de  eadem  re  dieere  videtnr  Memnon  o.  30  a-  f. 
(Dionis  Cassii  fragmenta  170  et  171  Ursini  inverso  ordine  posita  pato.) 
Res  a  Nithridate  gestae  ante  bellum  cam  Romanis  sasceptnm  aio  aac- 
cedere  sibi  videnttfr. 

De  imperio  Cappadooiae  contendentea  Nicomedes  II  (Energetes) 
Laadicen ,  Mitbridates  Gordiam  Romam  mittont.  A  Romanis  praeftcitar 
Asiobarsanes  (last.  XXXVUI  2),  qai  a  Mithridate  ptilsns  restitaitar  a 
Romanis  (App.  Hithr.  10).  Snllae  baec  provinoia  mandatnr  a.  662: 
cf.  qaos  laudat  Fischerns  ad  h.  a. 

Nicomedes  III  mortao  patri  saccedit.  Frastra  Socrates  Cbreatns 
Romae  illad  sibi  petit  a.  663:  cf.  Memnon  c.  30  t^^  yoiQ  h  x^  'ADf*|7 
9%yy%kfp(0v  NiK0(ifi6fiv  tov  i%  I^iKOfiiiovg  %al  Nv<fri$  ßcatlia  3x6^- 
vlag  %a&$aT€cafig  Mt^Qiidxfig  IkoKffotriv  tov  Xiftfitov  ktmXfi^itfTa 
JVi»0f»i}Je»  itrciKad'lazri,  iitenQatei  di  ofia^  ^  'Pi»(iaifov  %^ig  %al 
aTMwog  Mt&Qi6axov.    Cic.  de  orat.  III  s.  f.«  Licinianus. 

Ariobarzanes  instigaute  Mithridate  a  Mithroa  et  Bagoa  dncibna 
Tigranis  fogatur  (App.  1.  1.  last.  XXXVUI  3).  Eodem  fere  tempore, 
a.  664,  rex  qaestus  de  iniaria  sibi  a  Nicomede  illala  (App.  c.  67  med.) 
a  Romanis  inbetur  Cappadoeiae  regnnm  Ariobarzani  restitnere  et  a 
Nicomede  abstinere  (Dionis  C.  fr.  Urs.  171).  Qoo  iosso  neglecto  Mi- 
tbridates Sooratem  com  exercito  mittit  in  Bithyniam,  qoi  pelKt  Nico- 
medem. —  Hone  et  Ariobarzanem  eodem  tempore  (tov  avxov  %^oyov) 
polsos  dicit  Appianus  l.  1.,  anno  664  at  poto  coli.  Liv.  epit.  74. 
Paolo  post,  eodem  anno,  M.^  Aqailins  in  Asiam  legator,  qoi  Ariobarza- 
nem  et  Nicomedem  in  regna  soa  restituat.  Coi  primo  non  resistit  rex,  sed 

a.  666  iniaria  Ariobarsanis  provocalos  faanc  et  Nicomedem  rarans 
pellit,  Aquilinm  interficit:  cf.  Lif.  epit.  76  sq.,  alii. 

Si  Ycre  a  Snlla  Ariobarsanem  non  regno  donatom,  sed  reducium 
(a.  662)  dicant  Lir.  epit.  70,  Plot.  Soll.  5^  negiegentioa  soperiorem 


C.  M.  FranekaD :  de  Granu  Liciniam  fragmentU  ooper  repertis*  261 

expoUionem  omisil  lastinoB ;  nam  jevhn  qnae  legnntar  o.  3  extr.  illuc 
referri  noi  po69unt.  lu  hoc  qaoque  fallitur,  quo4  eodem  tempore, 
qoo  per  Tigraoem  pulsuB  esl  Ariobarzanes,  morluum  dicit  Nicome- 
dem  (11) 9  qni  uno  duobusve  annis  ante  iam  decesserat  et  in  caius  lo- 
eam  iam  filias  saccesserat.  Imperium  accepisse  hunc  a.  663  efficere 
possumas  ex  epUomis  Livianis.  EpiL  70,  abi  de  uno  Ariobarzane, 
Boodum  de  Nicomede  sermo  est,  pertinet  ad  a.  662;  epit.  74,  qua 
agitar  de  a.  664,  Nicomedea  et  Ariobarzanes  a  Mithridale  pulsi  com« 
meoioranlur;  de  filio  autem  Nicomede  ibf  agi  vel  ex  lustino  certum. 
Ergo  saeceaait  intra  a.  662  et  664. 

Fol.  4'  A  6  Pompehis  —  pro  praetore  ex  Africa  triumpha- 
Tü  Uli  i du 9  Maritas  (a.  673).  De  aetate  Pompeii  snpra  iam  dic- 
tum est.  « 

Ib.  A  16  et  Valerius  Flaccus  exCeltiheria  et  Gaüia.  C.Vale. 
ritts  Flaccus  in  Galliä  pro  praetore  fnit  a.  671  (Cic.  or.  pro  Quinlio  6). 
Trinraphns  et  victoria  de  Celtiberis  ignorabantur. 

Ib.  B  16  Papiusque  Mutilus  in  de  [Nola]  fugiens^  cum  ne  ab  uxore 
quidem  Bassia  [Liv.  Baslia]  noctu  Teani  reciperetur  —  usus  est 
pugionis  auxilio. 

Fol.  5'  A  1  ...  condi  corpus  iusseral^  non  comburi,  Nova  haec 
ranl^  si  Sullae  nomen  in  superiore  pagina  lectüm  fuit,,  quod  paene 
certnm  est.  Contrarium  refert  Cic.  de  legibus  II  22 :  primus  %  patriciis 
Comeliis  ignitoluit  cremari,  cnm  quo  consenüt  Plinius  N.  H.  VlI  55. 
Liciniano  quam  Ciceroni  maiorem  fldem  habet  Mommsenus  II  p.376.  Et 
lane  qaod  addit  L.  Philippum  cremandum  potius  censuisse ,  ne  idem 
Sullae  eteniret  quod  C.  Mario,  aliquantam  momenti  narrationi  Lici* 
niani  addit;  nam  Philippnm,  cuius  magna  tum  in  senatu  erat  aoctoritas 
et  qni  aetate  et  consilio  ceteros  anteibat  (€io.  Brut.  47,  173.  Sali. 
Bist.  fr.  1 5ö),  tale  qoid  snasisse,  si  a  Sulla  ipso  praescriptum  non  fuerit, 
satis  est  probabile.  Accedit  quod  de  Sullae  actis  procul  dubio  multa 
ficta  fnernnt,  quo  refero  quod  de  elogio  narrat  Plutarchus  SuU.  s.  f. 
Et  haec  fortasse  causa  est  cur  Appianus  de  combustione  ab  ipso  Sulla 
praeacripta  taceat.  Sed  ut  verum  fatear,  tota  haec  narratio  mihi  quodam 
modo  Bospecta  est.  Nam  Marii  corpus,  inquit,  milites  inimici 
extracium  monimento  disiecerant;  Cicero  1.  L:  C  Marii  sitas  reli^ 
fusas  apud  Anienem  dissipari  iussit  Sulla  Victor;  et  matronaa 
toto  iUMM  luxisse  eum,  cuius  immani  orudelitate  multae  filios  maritos- 
qoe  aasiserant ,  quis  credat  7 

Poteat  et  hoc  et  reliquia  locis,  in  qnibus  manifestos  errores 
aobis  deprebendere  visi  sumos,  aliquid  epitomatoris  inscitiae  ad- 
icribi;  sed  facit  hoc  ipsum  nt  borum  fragmentorum,  qnalia  nunc  sunt, 
admodam  sit  exigna  auctoritas.  Hie  illic  pro  exiguo  reliqniarnm  am* 
bitn  aatia  mnlta  vestigia  inveniuntnr,  unde  apparet  scriptorem  fontes 
adisae  nobis  hodie  negatos,  neque  omnino  esse  videtur  cur  ex- 
cerpt«  haec  esse  negemus  ex  libro  optima  aetate  et  a  locupleti 
aactore  confecto;  sed  cum  epitomatoris  tanta  sit  imperitia,  nt  in- 
terdoffi   auctorem  snum   non '  intellegat  et   pugnantia   acribat,  cum 

Jahrb.  f.  dus.  Philol.  Suppl.  Bd.  lU  HfL  3,  j[g 


262  C.  M.  Francken:  de  Granu  Liciviani  fragmenlis  nopar  repertia. 

malta  Vera  non  sinl  noTa ,  oora  qaaedam  non  vera ,  relegandom  bunc 
pttto  ad  scriptores  historiae  Romanae  minores,  abi  inter  Sexiom  Ra- 
fam  et  Sexkain  Aurelium  Victorein  et  Eutropiam  digDam  locum  sor- 
tiator. 

Dabam  Groningae  mense  Maio  a.  HDCCGLVIII. 

C.  M.  Franchen, 


Zur 


Erklärung  und  Kritik 


von 


Aristophanes  Ekklesiazusen. 


Von 


Carl  Eock. 


18 


6. 


Zur  Erklärung  und  Kritik  von  Aristophanes 

Ekklesiazuseh. 


V.  20—23   ^  ^  fid'  inKlffiia 

aivlxa  [lak*  Sinai'  nuauXaßHv  f  fnutg  tiQogf 
Sg  OvQOfJuxxog  wn   ilnsvy  ü  iiifivffi^*  ht, 
dsi  rag  kiQag  na>g  xayxa^e^oiiivag  la^Hv, 

Sowol  der  Sian  all  aaoh  der  Text  dieser  Stelle  sind  oosicher.  Ge- 
hen wir  von  den  aDSweifelbafteo  und  sicheren  ans  und  sehen  wir  eu, 
ob  es  ans  Tielleicht  einen  FingerEeig  far  die  Denlonf  des  Eweifelhaf- 
les  fibt.  • —  Prazagora  wundert  sich ,  dasi^  noch  keine  von  ihren  Mit- 
venchworeaen  sich  einfindet,  obgleich  schon  die  Horgendfimmerung 
Iwgint.  Die  VoIfcsTersammlung,  sagt  sie,  wird  sogleich  stattfinden, 
vir  aber  mOssen  Sitae  in  Beschlag  nehmen  und  uns  nnbemerkt  nieder- 
liMea.  —  Zuniphst  ist  au  beachten,  dasa  von  dem  eigentlichen  Plane 
^erVersehworenen  noch  nicht  die  Rede  war,  und  auch  die  hier  lu  be- 
»Vredienden  Verse  die  Neugier  der  Zuschauer  mehr  •spannen  als  he- 
(nedifea.  So  viel  jedoch  soll  jeder  ans  der  vorliegenden  Stelle  be- 
greifea,  dasi  die  Weiber  Sitae  in  der  Volksversammlung  einnehmen 
wollea.  Zu  diesem  Wort  <  Sitae '  tritt  nun  als  attributive  Brklftrung : 
^  ^(fyia%6g  (^OvifOfuexog  oder  nach  einer  vom  Soholiasten  bezeug- 
leo  Lesart  IULi6(ia%og')  im  elTtBVy  il  itiiivtfi^^  lu.  Sicher  ist  hier  si 
f^vtfi^^  fu  und  somit,  dasa  die  im  vorhergehenden  berührte  That- 
>«cbe  entweder  geringfügig  und  somit  leicbt  an  vergessen ,  oder  swar 
aieht  unwichtig,  aber  schon  so  lange  vergangen  war,  dasa  sie  mancher 
Zatehaaer  vergessen  haben  konnte.  Mit  Anspielungen  auf  die  entfern- 
tere Vergangenheit  befesat  sich  Ar.  nicht  eben  hinfig,  wenn  es  nicht 
Sachen  von  solcher  Bedeutung  gilt,  wie  die  vorliegende  offenbar  nicht 
l^il)  da  wir  sonst  wol  auch  anderweitig  über  sie  Kunde  hätten  und 
^n  das  €l  (itfipffi^^  Sxi  wiederum  keinen  Sinn  gftbe.  Ceteris  paribus 
uUlso  die  Wahrscheinlichkeit  dafür,  dasa  eine  an  sich  unerhebliobe 
Aatnehe  hier  behufs  eines  Witaes  angeaogen  wird.  —  Nun  geben 


266  C.  Kock:  zur  Erklärang  u.  Kritik  v.  Aristoplianes  Ekklesinxoseii. 

die  Scholien  zu  dieser  Steile  eine  doppelte  Notiz.   Einmal  wird  ver- 
mutet, dasz  Kleomachos,  ein  tragischer  Schauspieler,  bei  irgend  einer 
Gelegenheit  das  Wort  %dqa  gesprochen  habe  und  wegen  der  Nebenbe- 
deutung desselben  (n^coxro^)  verspottet  worden  sei.  Zweitens  wird  be- 
richtet, Sphyromachos  habe  einen  Volksbeschlusz  beantragt,  Weiber 
und  Männer  sollten  (ofTenbar  im  Theater)  gesondert  sitzeu  und  die  He- 
taeren  \viederum  getrennt  von  den  edlen  Weibern.    Die  erste  Thatsach» 
wäre  an  sich  unerheblich,  so  dasz  sie  vergessen  werden  konnte  and 
einer  besonderen  Auffrischung  bedurfte,  die  letztere  an  sich  bedeutend 
genug,  unn  geraume  Zeit  im  Gedächtnis  des  Volkes  zu  haften.   Der  Zu- 
satz el  (lifJLvrfi^^  Ixt  macht  es  also  wahrscheinlich,  dasz  die  Anspie- 
lung auf  den  komischen  Unfall  des  Kleomachos  gehe.  —  Sehen  wir 
nun  zu ,'  was  dnrch  Annahme  der  ^inen  oder  anderen  Lesart  fir  den 
Sinn  gewonnen  wird.  Gesetzt,  Praxagora  sagte:  ^wir  mässen  die  Sitse 
einnehmen,  die  ans  Sphyromachos  angewiesen  hat',  so  wäre  ich  we- 
nigstens der  glückliche  nicht,  der  ihrem  Gedanken  auch  nur  anf  eine 
gute  Sonnenentfernung  nahe  käme.   Die  Weiber  gehen  nach  der  Pnyx 
(V.  281.  283.  384) 9  und  anf  die  dortige  Volksversammlung  kann  sieb 
der  Antrag  des  Sphyromachos  nicht  bezogen  haben.    Sie  wollen  kei- 
nesweges  abgesonderte  Sitze  einnehmen,  sondern  unter  den  Minnern 
sitzen,  wenn  auch  der  RednerbQhne  möglichst  nahe  (V.  86  n.  87).  Die 
Hetaeren  endlich  bleiben  ganz  aus  dem  Spiel.    Der  Antrag  des  Sphy- 
romachos kann  also  zur  Erklärung  des  Vorhabens  der  Weiber  unrndg- 
lieh  beilragen  und  scheint  von  dem  Sehol.  nur  aoa  Verswetflung,  die 
Stelle  zu  deuten,  herbeigezogen,  weil  in  ihr  auch  von  Sitzen  und, 
wie  sich  später  zeigen  wird,  von  ktcilqcuq  die  Rede  war.  Die  NoUs  über 
Kleomachos  liszt  uns  in  der  vorliegenden  Stelle  freilich  auch   nicht 
eine  solche  erkennen ,  die  in  einer  Blumenlese  aus  den  Werke«  des 
Dichters  um  keinen  Preis  zu  entbehren  wäre;  doch  gibt  sie  einen  Sinn. 
Kleomachos  hatte  in  einer  Tragoedie  durch  das  Wort  iöqa  die  Heiter* 
keit  der  Zuschauer  erregt.    Ob  er  ein  anderes  Wort  angeschickt  wie 
%6qa  gesprocheq,  ob  der  Dichter  des  Stocks  das  sonst  gani  harmlose 
Wort  in  einer  Verbindung  gebraucht,  welche  eine  Nebendeutong  nahe 
legte,  bleibt  zweifelhaft.    Genug,  das  Wort  hatte  humoristische  Ge- 
danken erregt  und  war  belacht :  dies  benutzt  Ar.  ganz  wie  das  ^aXijv 
6^<D  des  Hegeloohos  (Frö.  303).    Wie  der  Wieset  des  Hegelocbos  in 
den  Fröschen  gar  keinen  Sinn  gibt,  sondern  nur  das  Wort,  daa  er  in 
^WieseP  verstümmelt  hatte,  so  passt  hier  idqanvLt  in  seiner  eigentlichen 
Bedeutung,  nicht  in  der  welche  ihm  die  Laune  des  Fublicums  nnter- 
schoh.    Aber  weil  hier  wie  dort  ein  wirkliohes  Misverständnis  nicht 
möglich  ist,  kann  Ar.  in  komischer  Weise  ein  solches  Misverständni» 
absichllioh  nahe  legen.  —  Prax.  sagt  also :  Vir  mfissen  Sitze  auf  der 
Pnyx  in  Beschlag  nehmen  (ihr  besinnt  euch  wol,  Kleomachos  braachto 
einst  das  Wort)  ond  uns  unbemerkt  niederlassen.'    Es  bleibt  nar  noek 
die  Frage,  ob  im  letzten  Verse  ^bI  tag  hiqag  nwg^  oder  nach  einer 
alten  Conjeetnr,  die  Bergk  billigt,  dettag  ival^ag  zn  lesen  ist.    Das 
erstere  würde  die  Sitze  als  die  bekannten  anderen ,  von  einer  anderen 


C.  Koek :  s«r  Erkliniiig  o.  Kritik  t.  Aristophtoes  Ekklesitsasen.  267 

bekanDlen  Arl  verscbiedeoen  beEeicbnen.  Es  könnlen  onr  die  !i(fui  io 
dem  bekanoleD  Sinoe  sein ,  in  welchem  die  Athener  das  Wort  bei  der 
genennten  Gelegenheit  fassten.  Dann  würde  mit  der  falsohen  Neben- 
bedentaog  hier  vollkommen  Ernst  gemacht ,  sie  würde  nacbdrücklicb 
als  die  riehtige  hervorgehoben.  Was  als  Andentang  Wits  ist,  würde 
in  Wahrheit  Unsinn;  über  die  Absicht  der  Weiber  würden  die  Za- 
schauer  in  völligem  Dunkel  gelassen.  Dasz  ytag  dann  matt  und  un- 
dentlicb  wfire,  braucht  nicht  urgiert  zu  werden.  Offenbar  will  aber 
Prai.  das  Vorhaben  der  Weiber  wenigstens  in  verstfindlicher  Weist 
andeuten.  Dies  geschieht,  wenn  tag  hctlgas  gelesen  wird.  Wenn 
haiQa  im  attischen  Dialekt  meist  den  Sion  von  ^Freudenmidchen'  bal| 
«0  fehll  doch  viel  daran,  dass  die  Attiker  das  Wort  nur  in  dieser  Be- 
deutung gebraucht  hatten,  wie  man  nach  den  gewöhnlichen  Wörterbü- 
chern fast  glauben  sollte.  Wenn  Ar.  in  den  Rittern  V.  589  neben  der  Pallas 
die  Nike  anruft  t^v  iv  axQ€rfiaig  te  xol  ^ucxaig  ^(uxigav  ^vvi(fy6v  und 
dann  hinsusetzt  fj  ^o^ixcov  ianv  halQu^  so  ist  klar  dass  das  Wort  hier 
nur  'Gefährtin'  bedeuten  kann«  Ebenso  kann  es  Lys.  701  und  Ekkl.  538 
keinen  obscönen  Nebensinn  haben.  An  unserer  Stelle  ist  hulqct  in  einer 
Bedentong  gebraucht,  die  das  Wort  sonst  nicht  hat.  Wie  hat^ia  nem* 
lieh  eine  politische  Genossenschaft  bezeichnet,  so  kann  hcUga  auch  ein 
Mitglied  derselben,  die  Theilnehmerin  an  einem  politischen  Unterneh- 
men sein.  Dasz  sich  das  Wort  sonst  in  diesem  Sinne  nicht  ftndet,  isl 
aalürlich,  da  ein  politisches  Unternehmen  von  Weibern  in  Wirklichkeit 
unerhört  nnd  eine  Fiction  der  Komoedie  ist.  Aus  demselben  Grunde 
finden  sich  in  den  Ekkl.  Worte  wie  nriQVKatva  (V.  713)  und  ^  axQavfi- 
yog  (V.  737).  Solehe  Worte  machte  die  Situation  des  Stücks  unent- 
behrlich. Aber  gerade  dasz  fnx/^a  hier  in  ungewöhnlichem  Sinne  ge* 
braucht  wird,  machte  eine  Corruption  des  Wortes  natürlich. 

V.  76 — 82.  rr.  Z.  lya>yi  xoi  xo  axvtaXov  i'^rjvsy%d(ifiv 

xo  xov  Aafihv  xovxl  xa&evdovxogXa^ga. 
nPA.   xovx*  for*  iKilvcav  xov  anvxalav  cuv  nigSteeci. 
FT.  H.  vri  xov  Jla  xov  amxrJQ*  htixfi^i.6g  y*  Sv  ^v 
xfiv  xov  IlavoTtxov  dixp^iqav  ivrjfifiivog 
ifitEQ  xiq  Sllog  ßovTioketv  xov  ÖT^iitov, 

Der  Anfang  dieser  Stelle  ist  klar;  die  Schwierigkeit  liegt  im  Ende. 
Prax.  bat  beifällig  bemerkt,  dasz  sich  die  Weiber  der  Verabredung 
gemäsz  mit  Mäonerkleidung  und  Stöcken  versehen  haben.  Darauf  weist 
ein  Weib,  ohne  Zweifel  die  Frau  des  Lamias,  wolgefäTlig  auf  den  ge> 
walligpn  Knüttel  hin,  mit  dem  sie  dem  schlafenden  Lamias  davonge- 
gangen. Der  Name  Lamias  weckt  in  Prax.  die  Erinnerung,  dasz  Kre- 
tas die  Lamia  in  dem  gleichnamigen  Drama  ebenfalls  mit  einem  schwe- 
ren Knüttel  eingeführt  hatte,  unter  dessen  Gewicht  sie  eine  der  Ge- 
sundheit an  sich  nicht  nachtheilige  Selbstentäuszerung  a  posteriori  er- 
litt (vgl.  übrigens  Fri.  1176).  Nun  ist  Lamias  ein  gemeiner  Kerl,  ein 
Gefängniswärter,  der,  wie  es  scheint,  seine  spärlichen  Revenuen  durch 
Holzhacken  verbesserte.   Er  trägt  einen  Knüttel  wie  Lamia,  er  wird 


268  C.  Kook:  sar  Erklirung  a.  Kritik  v.  Arislophaads  BkUeftitiuseD. 

mit  seinem  Wind  Vorrat  aneh  nicht  sorftckhaltend  gewesen  sein:  wai 
Hegt  dem  Dichter  nfiher  als  dasft  letsteres  die  Folge  des  ersteren  aeia 
mass?  So  sagt  denn  Prax.:  xovx*  Met*  ixtivmv  rmv  öxyvakc^v  Afnitf- 
dsxctt.    Die  Assimilation  (Altraction)  mv  =  olg^  nn  sieh  nicht  gewökB- 
lieh,  mag  durch  den  parliliren  Sinn,  welcher  genas  genommen  der 
Verbindung  des  Relalivs  mit  dem  Praedicat  hier  %n  Grande  liegt,  er- 
leichtert sein.    Von  seinem  Vorrat  an  Knütteln  trigi  Lamias  immer  aar 
öinen,  so  dass  immer  nur  ^iner  ron  allen  die  beseicbnete  heilsano 
Wirkung  auf  seinen  Unterleib  ausübt.  —  Durch  die  Worte  der  Prix. 
ist  einem  anderen  Weibe  (offenbar  spricht  V.  79  niclit  wieder  yw^  ^ 
die  Frau  des  Lamias,  da  kein  Grund  ersichtlich  ist,  weshalb  diese  sich 
in  einer  so  wenig  zärtlichen  Art  über  ihren  Eheherrn  auslassen  sollte) 
die  ganze  ungeschlachte  und  brutale  Erscheinung  des  Lamias  ins  Ge- 
dächtnis gerufen.    Sie  hat  in  dem  Inachos  des  Sophokles  den  hnndert- 
ttugigen  Arges  die  lo  bewachen  sehen,  dies  Urbild  eines  Schergea  in- 
des nicht  schrecklich  und  kraftig  genug  repraesentiert  gefanden.   Das 
wflre  eine  Rolle  für  den  Lamias ,  denkt  sie,  der  ja  ohnehin  dstf/M^vA«! 
ist.   Diesen  Gedanken  sprechen  ihre  Worte  aus :  ^ja  beim  Retter  Zeos, 
das  wäre  der  geeignete  Mann,  in  der  öup^-iQci  des  allsehenden  des 
Kuhhirten  sn  spielen.'  Soweit  ist  alles  klar;  aber  was  sollen  die  Jets- 
ten  Worte  tÖv  ^jjfitov?  Argos  hütet  ja  die  lo,  weshalb  soll  Lamias  m 
Costflm  des  Argos  den  di/fttog  hüten?   Wozu  bedarf  der  des  Hfiteri, 
der  selbst  der  schrecklichste  Hüter  ist?  Man  hat  xbv  dijiiov  ap^  ro  dif- 
ficov  verbessert ;  aber  hilft  denn  das  ans  der  Noth?    Ganz  abgesohea 
daron ,  pb  to  di^iiiov  in  der  gewöhnlichen  Sprache  des  Tages  (aa  eiae 
Parodie  des  aeschyleischen  Ausdrucks  ist  hier  kaum  zu  denken)  wirk- 
lich für  Volksgemeinde  gebraucht  wurde,  und  ob  das  av  in  der  ersten 
Vermutung  unmittelbar  am  Ende  des  Verses  und  der  Rede  sich  niclit 
mindestens  wunderlich  ausnimmt,  welche  Wirklichkeit  der  athenischea 
Zustände  bot  denn  einen  Anhalt  für  Bildung  der  Vorstellung,  dasz  La- 
mias mit  der  Keule  im  Fell  des  Panoptes  einen  trefflichen  Hüter  des 
Volks  nach  Art  des  Argos  abgeben  würde?   Man  hat  an  die  £Kv9%ti 
oder  xo^Qxai  gedacht,  welche  auch  bei  den  Volksveraammlnngen  eiae 
Art  Polizeidienst  versahen;  aber  wo. findet  man  eine  Andeutung,  dass 
das  Volk  in  diesen  jemals  seine  Hüter  gesehen  habe?    Sie  schritten 
nicht  selbständig  ein,  sondern  handelten  als  Werkzeuge  der  Behör- 
den, waren  nicht  einmal  freie  Bürger ,  und  dem  Volk  hat  sicher  nichts 
ferner  gelegen  als  sich  in  ihrer  Hut  zu  denken.    Schreckliches  4^^ 
sehen  war  bei  diesen  Handlangern  der  Gerechtigkeit  schwerlich  aner- 
läszlicbes  Erfordernis,  und  die  Vorstellung  wäre  gewis  wunierlich, 
dasz  sich  die  athenische  Volksversammlung  durch   ein  paar  ange- 
schlachte ,  entsetzlich  vermummte  Sklaven  hätte  in  Schrecken  setzen 
lassen.  —  Die  überlieferte  Lesart  gibt  keinen  Sinn,  die  Verbesserusges 
auch  nicht,  und  ich  lese  getrost  tcov  Ötifil&v,   Freilich  dtifitog yfif^ 
gewöhnlich  im  Singular  gebraucht,  und  der  Sinn  des  Worts  scheint  aar 
•Henker'  oder  ^Scharfrichter'  zu  sein.  Herodian  (Lobeck  Pbryn.  S.  474} 
erklärt  es  6  aTuiymv  xifv  ini  ^avcixtp^  offenbar  viel  zu  eng,  wie  Lobeck 


C.  Koek:  ssr  Erklirmig  o.  Kritik  t.  Aristophanet  EkkletMiafeii.  269 

%a  der  Stelle  bemerkl.  di^fuog  ist  aoch  o  tmv  kd  ^avaxff  %€tfaiina^ 
s^hftmv  90v€vg  (rgl.  namentlich  Lysias  XllI  56)  and  o  nttifalafißdvmv 
XQV^  avy^ilfiiivovg  (vgl.  Plat.  Rep.  lY  439*)-  Ei»  di^fiiog  io  diesem 
strengen  Sinne  des  'Wortes  war  nan  freilich  Lamias  nicht ,  sondern  ein 
diOitotpvXa^  Aber  Einmal  scheint  i'^fitog  aoch  im  weiteren  Sinne  ge* 
hraochi  na  sein ,  wie  denn  anch  Lobeck  ans  Aeschines  und  Hesychios 
die  Bedentottg  *FoItermeister^  nachweist,  und  anderseits  ist  es  aoeh 
gau  natürlich,  dass  die  Fran  in  ihrem  Unwillen  das  verhasste  Ami 
des  Lamias  sn  dem  allerrerhasztesten  steigert.  Sie  fasst  alle ,  die  mit 
den  vernrteilten  zo  thnn  haben,  in  6ine  Classe  sosammen,  nennt  sie 
S^fuoi  und  spricht  aber  Lamias  die  Anerkennung  aus,  dass  die  charak- 
teristischen Eigenschaften  seiner  CoHegen  in  ihm  ihren  BIfitepunkt  er- 
reicht haben.  Wenn  irgend  einer  der  gestrengen  Herren  {iiiteq  tf^  ak" 
log),  so  wtre  Lamias  der  Mann  dazu  die  Rolle  des  Argos  würdig  so 
spielen.  Er  bedarf te  dazu  keiner  weitereu  kosmetischen  Mittel,  höch- 
stens die  dig)^i((a  könnte  znr  Feststellung  der  Identität  wansehens- 
werth  sein. 

V.  82 — 101.  Der  Gedankenznsammenhang  dieser  Stelle  lenchtet 
nicht  sofort  ein.  Mir  scheint  es  folgender  zu  sein.  Praxagora  sagt:  da 
nan  das  öbrige  (namentlich  die  Vermnmmung)  der  Verabredung  gemiss 
avsgefahrt  ist,  so  mflssen  wir  den  kurzen  Rest  der  Nacht  zu  den  sonst 
notbigen  Vorbereitnngen  benntzen ,  da  schon  mit  der  Morgenröthe  die 
VolksTersammlang  beginnen  soll.  Unter  den  noch  zu  treffenden  Vorbe- 
retloBgen  meint  sie,  wie  sich  spAter  zeigt,  zunächst  die  Binabnng  der 
an  haltenden  Reden.  Einer  Frau,  welche  an  die  Nothwendigkeit  solober 
Vorflbong  dicht  gedacht  hat  nnd  etwas  Ängstlich  ist,  schwebt  in  ihrer 
Haaj  nur  das  Bedarfnis  vor,  die  vordersten  Flitze  möglichst  schnell  in 
Beschlag  zu  nehmen,  und  sie  gibt  der  Pr^x.  einen  dahin  zielenden 
Ratfa.  {oe  V.  86  geht  auf  Prax.,  und  der  Pluralis  SS^fag  ist  so  zu  erkü- 
ren, dass  der  Anftthrerin  das  zugeschrieben  wird,  was  auf  ihre  Anord- 
nung von  einer  Mehrheit  geschieht.)  Diese  Hast  setzt  eine  andere  Dame 
von  phlegmatischem  Temperament,  die  ab.erdies  zu  sehr  Hausfrau  ist, 
nm  diesen  Charakter  selbst  jetzt  dem  einer  Staatsbargerin  zu  opfern, 
in  Erstannen.  Wie,  ruft  sie,  jetzt  schon  aufbrechen?  Was  soll  aus 
meiner  Wolle  werden ,  die  ich ,  wfihrend  das  Volk  sich  versammelt, 
krimpein  wollte?  Sie  hat  also  die  Absicht,  erst  wenn  die  Minner  schon 
versammelt  sind  sich  nach  der  Pnyx  zu  begeben ,  denn  dort  konnte  sie 
offenbar  nicht  Wolle  krfimpeln  wollen,,  weil  sie  sich  dadurch  als  Weib 
verrathen  hätte.  Prax.  findet  diese  Absicht  naiv,  aber  wolgemerkl, 
nicht  etwa,  dasz  sie  sich  überhaupt  mit  einem  so  gewöhnlichen  und 
kleinlichen  Geschäft  befassen,  sondern  dssz  sie  dies  noch  wihreod  der 
beginnenden  Versammlung  thun  will,  denn  sie  fragt  nicht:  |a/vnv,  tcc- 
huva;  sondern  nkriQovfUvrig ,  raXaiva;  und  der  Sinn  dieser  Frage  ist: 
dann  ist  ja  zum  Woilekrämpeln  nicht  mehr  Zeit ,  dann  muszt  du  schon 
an  Ort  nnd  Stelle  sitzen.  Da  aber  auch  dies  der  braven  Hansmutter 
nicht  einleuchtet,  nnd'sie  meint,  aus  Liebe  zu  ihren  nackten  Kindern 
dOrfe  sie  wol  etwas  linger  arbeiten  nnd  später  als  Prax.  eintreffen, 


270  C  Kock:  sur  Erklirang  u.  Krilik  v.  Aristopliaaes  Ekklesiasuten. 

so  sieht  sich  diese  genöthigt  ihr  die  Gefahr  des  Kuspälkommeos  deatlich 
aa  erklärea*  Geh  nar  mit  deinem  krimpeln,  sagt  sie.  Weisst  da  dena 
nicht,  dasz  du  den  versammelten  Männern  nichts  von  deinem  Körper 
zeigen  darfst?  Es  würde  uns  gut  ergehen,  wenn  da,  nachdem  die  Ver- 
sammlung voll  ist,  nach  irgend  einem  noch  unbesetzten  Platze  über« 
steigen  wolltest,  das  Kleid  aufnähmest  und  den  Mannern  deine  Blösze 
zeigtest !  Wir  mflssea  uns  vorher  (ehe  die  Männer  kommen)  uiederias> 
sen  und  uns  geschickt  in  unsere  Mäntel  hüllen,  damit  wir  uns  nicht  ver- 
rathen.  —  Dasz  avaßdkXsa&M  V.  97  die  Bedeutung  hat  *den  Mantel 
anfnehmen,  damit  er  beim  übersteigen  nicht  hindere',  beweist  die  Ana- 
logie von  avaaxiklec^^  avm  va  xixtavux  V.  268  und  von  butvaßil^c^t 
XU  tfuixM  zä  avÖQiM  V.276.  Es  ist  wol  kein  Zweifel,  dasz  an  beiden 
Stellen  die  Weiber  aufgefordert  werden  ihre  Kleidung  zum  bevorste- 
henden  Gange  nach  der  Pnyx  aufznschürzen.  Das  Wort  vTugßcUvovaa 
V.  96  wird  vom  Schoi.  irthümlich  durch  inl  xo  ßrjii^a  avaßaivovßa  ge- 
deutet Beim  gehen  nach  der  Rednerbübne  wäre  an  sich  ein  wu^ßctl- 
viiv  auch  möglich,  obgleich  dasselbe  im  vorliegenden  Falle  dadurch 
vermieden  wird,  dasz  die  Weiber  die  vordersten  Plätze  bei  der  Red- 
nerbühne in  Beschlag  ncbmen.  Aber  mit  einem  besteigen  der  Redner- 
bübne bat  die  hier  erwähnte  Frau  gar  nichts  zu  thnn. 

V.  151 — 155.  ißovkoiiriu  ^ihv  hsQOv  dv  xcäv  r]<d'adci)v 

kiyiiv  xa  ßilxtad^*^  Zv  iv^a^mLtiv  r^ovjipg  * 
vvv  §  ovK  idam^  xara  ye  xt}v  Cfi^^»  f^^ 
iv  xotg  9umt}lslotCi'  kdxKOvg  ifiitjuiv 
vdaxog.  iiwl  fiiv  ov  öoxh  fta  roi  ^ea. 
Anfang  der  Rede,  die  ein  Weib  in  der  Volksversammlung  zu  halten 
gedenkt.  Sie  hätte  es  am  liebsten  gesehen,  dasz  einer  von  den  ge- 
wöhnlichen Rednern  über,  ein  dringendes  Bedürfnis  des  Staates  *das 
Wort  genommen  hätte,  damit  sie  in  Ruhe  hätte  sitzen  bleiben  können; 
da  dies  aber  niemand  thut,  will  sie  wenigstens,  so  weit  es  in  ihrer 
Macht  liegt,  verhindern,  dasz  iu  Zukunft  in  den  Weinschenken  Wasser- 
behälter angelegt  werden  (damit  der  Wein  nicht  so  leicht  verfälscht 
werde).  Der  Sinn  ist  selbstversländlich,  und  es  fragt  sich  nur,  wie 
fiitfi/  V.  153  grammatisch  zu  construieren  ist.  Man  hat  es  fälschlich 
zum  Subjeot  des  folgenden  Infinitivsatzes  gemacht.  Will  die  Fran  sa- 
gen: ich  werde  nicht  gestalten  dasz  irgend  eine  (Weinhändlerin)  Was- 
serbehälter anlege,  so  dasz  also  ihr  Gedanke  wäre:  keine  soll  V^asser- 
behälter  anlegen,  so  müste  sie  ov6e(ilav  sagen,  wofür  nva  allenfalls 
erträglich  wäre,  filav  könnte  nur  bedeuten:  einer  einzelnen  will  ich 
dies  nicht  gestatten,  woj  aber  den  anderen.  Auch  würde  dies  Verbot 
der  Frau  zu  keinem  Ziele  führen,  wenn  es  nur  die  Weinhändlerinnen 
träfe,  nicht  auch  die  weinspendenden  Individuen  männlichen  Geschlechts. 
lilav  gehört  also  zu  xl^v  i(iiivj  wobei  natürlich  yvdiitivzü  ergänzen  ist 
(V.  äi9),  und  die  falsche  Beziehung  des  Wortes  scheint  daraus  entstan- 
den, dasz  man  nicht  beachtete,  weshalb  die  Frau  die  Absicht  so  sehr 
als  wenigstens  die  ihrige  hervorhebt.  Dieser  Grund  liegt  in  den  Ein- 
leitnngaworten  deatlich  genag.   Die  Frau  wundert  sich  dasz  noch  kei- 


C.  Koek:  ur  ErkUrtiBg  n.  Kritik  v.  Aristophtnet  Ekkleaiuiifeii*  27t: 

ner  der  gewölmliehea  Redner  die  kocbwicbtife  Sadie  berührt  het,  nnd 
siebt  dies  eU  eine  Pfliebtrerletzeng,  gietebviel  ob  ans  Feigbeit  oder 
einoB  andern  Grunde  an.  Sie  aber,  nnd  slfinde  aie  auch  ganz  allein, 
finde  sie  aoefa  gar  keine  Untersiihsang,  will  ibre  PAicbt  ibiin.  Daber 
aaeb  V.  166  nocb  einmal  das  nachdrfiokliche  i(iol  ft,iv  ov  iaiuL  —  Man 
wendet  ein ,  dann  wäre  iiütp  falscb ,  es  nflste  (lucg  beiszen.  Der  Ge> 
nelir  wire  gewis  das  natfirlichste,  obgleieb  ihn  Ar.  nieht  gesetzt  haben 
kann ,  weil  [uäg  sofort  die  Frau  verralhen  bitte.  Doch  liszt  sich  aneh 
fiünß  rechtfertigen,  wf  ifttj  fiiiig  yvuiiifi  biesze:  meine,  der  einzigen  die 
über  diesen  Punkt  redet,  Meinung;  ^  ^^17  ft/a  meine,  die  einzige  die 
aber  diesen  Punkt  geiuszert  wird. 

V.  193 — 203.  Praxagora  setzt  an  mehreren  ioszeren  Pillen  den 
aagiackliehen  Znstand  des  Staats  ans  einander,  in  dem  alles  sobwan- 
kend  und  unsicher  ist.  Kaum  ist  das  langersehnte  (boeotische)  Bftndnis 
so  Stande  gekommen,  so  erregt  es  allgemeines  Misfallen,  und  der 
Redner,  der  es  empfohlen,  nrasz  zu  seiner  Sicherheit  auf  und  davon- 
gehen. Die  armen  verlangen  Aasrüstung  einer  Flotte  (gegen  die  Spar- 
taner), die  Landleute  und  reichen  ^tidter  sind  dagegen.  Man  hat  den 
Xonntbem  gezdmt  (weil  ihre  Bandestreue  eine  Zeitlang  zweifelhaft 
schien);  aber  nnn  sie  ihre  Schuldigkeit  tfaun,  lassen  die  Athener  es  an 
der  ihrigen  fehlen.  Der  einsichtige  Argeios  gilt  für  einfillig,  der  tbö* 
richte  Hieronymos  fir  weise.  Kurz  kkles  ist  ans  den  Fugen,  und  selbst 
das  gute  verkehrt  sich  in  sein  Gegentheil  oder  hat  wenigstens  einen 
Beisalz  vom  schlechten.  Dies  sagen  auch  die  beiden  letzten  Verse; 
ein  Rettangsstrahl  zeigt  sich,  aber  die  Rettang  ist  eine  von  Thrasybn» 
loa  o^royierte.  Der  Gegensatz  wird  sehr  scharf  hervorgehoben :  om- 
niQÜc  nuQixwpiv  (vgl.  Thesm.  797),  d.  h.  noch  zeigt  sieh  die  Retteag 
nur  gnnz  verstohlen,  nnd  schon  ist  das  unwürdige  des  Rettnngswerkea 
ansxer  allem  Zweifel ,  denn  Tbrasybnlos  versucht  es  avTü^  ov^i  »o^- 
naloviuvog.  Diese  Antithese  Unehtei  ein  trotz  der  Verderbnis  der 
Stelle;  sie  wird  völlig  klär,  wenn  man  das  sinnlose  oQC^tTai  in  matl- 
itxai  verwandelt  mer^fddai  ist  ein  bei  Ar.  sehr  gobriuohliches  Wort, 
nnd  der  Scholiast  zu  Plut.  330  sagt:  Icrrt  6t  xo  mtfr/^£iv  {ia^ut)  %o  s^- 
i^ix^al  xwaq  ilXtilovg  »^ovvtag  kil  -njg  dvgag.  Der  Zusatz  iiü  x^g 
W^g  entspricht  einem  besondern  Zwecke  nnd  findet  aus  Ar.  sonst 
keine  BegrOndung.  Ach.  24  lesen  wir  weilisö^ai  su^i  ff^mrov  fviot;, 
sich  um  den  vordersten  Platz  in  der  VolksversammluDg  drangen;  in 
demselben  Stücke  V.  42  zur  Bezeichnung  derselben  Sache  :^^  vi}v 
ftQotSgittv  Gj0r/£s<yOfff.  Ach.  844  wird  Dikaeopolis  glflcklich  gepriesen, 
dasz  er  ruhig  auf  seinem  Markte  sitzend  ovx  daxutxa^  KXetavvfup.  Ein 
Object  des  Ziels,  nach  dem  ein  dringen  stattfinden  könnte,  fehlt;  doch 
ist  es  leicbt  zu  supplieren :  es  bandelt  sieh  hier  um  ein  dringen  nach 
den  Standen  der  HarkthÖker.  Lys.  330  erziMt  eine  Frau ,  sie  komme 
eben  mit  Wasser  von  der  Quelle,  wo  sie ^  sich  mit  Sklavinnen  habe 
drangen  mOssen  (ootfr^ofiii^),  natOrlich  um  zuerst  zum  Wasserschöpfen 
zu  kommen.  Plut  330  finden  wir  wixitifS&oei  iv  xy  intXffiUf  um  eines 
Trioboton  willen.  Nur  wer  zur  rechten  Zeit  kam ,  erhielt  den  Ekkle> 


272  C.  Koek:  &vr  ErUinuig  n.  Kritik  t.  AristophiBes  BkUesiasofea. 

BiMteMold,  dethalb  faod  beim  Eintritt  des  kritisehen  Zelfpankles  ein 
C(edrittge  statt,  weil  jeder  noeh  nach  einem  Platte  wollte.  —  Ans  die> 
sen  Stellen  geht  sayerlässig  herror:  notif^ea^i  heisst  ^sieh  mit  ande- 
ren nach  einem  Ziele  hin  dringen',  und  wie  Aeh.844.  Lys.  390.  PlnL  330 
beweisen,  kann  dies  Ziel,  sobald  es  selbstrerstindlich  ist,  ansgelassen 
werden.  An  der  von  uns  behandelten  Stelle  wttrde  %n  0if€iavßovlog 
wnitetai  ans  amtri^la  trt^Ixv^v  etwa  inl  xifv  cam^^Utv  oder  allge- 
meiner ifA  to  amiuv  ergänzt  werden^  mflssen.  NatArlieh  dringt  sich 
Thrasybolos  am  den  Vortritt  mit  denen,  welche  den  gleichen  Bernf  snr 
rettenden  That  in  sich  sparen.  Gestehen  wir  übrigens  offen,  dass  OMFr/- 
iiC^at  in  unserer  Stelle  von  dem  sonstigen  Gebranch  des  Wortes  in- 
sofern etwas  variiert,  als  es  mehr  in  ftgflrlichem  Sinne  an  nehmen  ist. 
Dies  mochte  der  Grund  sein ,  weshalb  die  Stelle  nicht  verslanden  and 
oorrnmpiert  wurde.  Sehr  ähnlich  ist  VÖ.  32  o  (liv  ya(f  cSv  ov»  a<fros 
tbsßiaievM  sc.  ig  tovg  acrovg,  lieber  die  factisoben  Verhiltnisse ,  auf 
welche  die  Worte  Bezug  nehmen,  haben  andere  das  nftthige  zn  ermit- 
teln yersncht. 

V.  255.  Auf  die  Frage,  was  sie  thnn  werde,  wenn  der  triefingin 
Neokleides  sie  schimpfe,  fntwortet  Prax.  vovx^  (ihf  ilnov  lg  xvvag 
itvyiiv  OQav,  Hier  ist  zunächst  das  (iiv  anstösaig.  Dies  wire  nai^as- 
send ,  wenn  die  Frage  in  Betreff  des  Neokleides  die  erste  wire  nnd 
von  Prax.  noch  eine  aweite  oder  dritte  in  Betreff  ähnlicher  Peraoneo 
erwartet  wflrde.  Keins  von  beiden  ist  der  Fall,  da  im  Gegentheii  Prax. 
schon  eine  ihnliohe  Interpellation  wegen  Kephalos  beantwortet  hat  (so 
dasz  ihre  zweite  Antwort  anstatt  dts  (liv  gerade  ein  ds  erwarten  lisst) 
nnd  eine  fernere  auf  eine  bestimmte  Person  gerichtete  nicht  mehr  folgte 
Sodann  ist  der  Gebranch  des  Ind.  aor.  im  Nachsatz  einen  Bedingungs- 
satzes mit  idv  meines  Wissens  weder  mit  Parallelstellen  belegt  noch 
Oberhaupt  begreiflich.  Wenn  der  Vordersatz  eines  Bedingungssatzes 
den  bloszen  Ind.  aor.  ohne  Conjnnotion  hat,  wie  V.  179  hüt^fBitfag 
Mqip  *  nkUov  hi  difian  xaxa,  so  liszt  sich  dafflr  wol  ein  Grnnd  lin- 
den. In  lebhafter  Auffassung  wird  eine  Möglichkeit  als  schon  verwirk- 
lieht gesetzt.  Dasz  dagegen  zu  einem  Bedingungssätze  mit  der  Idee 
eventueller  Verwirklichung  in  der  Zukunft  der  Nachsatz  oder  die  sa- 
kttnflige  Folge  durch  ein  nicht  weiter  modifioierles  Tempus  der  Ver- 
gangenheit ansgedrflokt  werden  kann,  widerspricht  dem  logischen 
denken.  —  Beide  Sohwierigkeiten  werden  gehoben,  wenn  man  fOr  fikv 
elnov  l^t  d*  Sv  cfTCO^fi . 

V.  2&9.  Auf  die  letzte  Frage  des  examen  rigorosnm ,  was  sie  zn 
thun  gedenke ,  wenn  die  to^otcri  sie  packen  um  sie  fortzuschaffen ,  er- 
widert Prax.  i^Kmvtm  adi'  (Unti  yaq  ovdinoti  Xfffp&i^Ofiw.  Sie  will 
also  die  Ellenbogen  in  die  Seite  stemmen,  um  nicht  in  der  Mitte  ge- 
faszt  zu  werden.  Das  Mittel  ist  natürlich  und  allbekannt.  Es  entsteht 
blo^x  das  Bedenken :  liszt  Ar.  die  Frage  stellen ,  um  f  Is  Antwort  ein 
allbekanntes  Mittel  angeben  zu  können?  Sollen  wir  uns  ferner  Prax. 
als  ein  solches  Mannweib  denken,  das  es  im  Kampfe  mit  mehreren 
Skythen  aufnehmen  kann?  Ich  glaube  keins  von  beidem;  gegen  die 


C.  K4Mk:  ssr  ErUiniag  v.  Kritik  v.  ArUtopliiBes  Ekklesiasoseii.  273 

letolere  Aiuialine  spriehe  «ach  aasdrOcklich  V.  539«  Ar.  Ifost  dU 
Frage  stellen  wie  V.  356:  vi  i\v^  vnwt^^toalv  tfe;  einer  gelinden 
Obnodnilil  na  Liebe.  Es  ist  eine  LieblingavoMtellung  von  ihm,  Minner 
die  flieh  nicht  anders  leiten  lassen  anter  Han<yiabnng  ihres  eignen  Vor- 
theils  fortbewegt  sn  denken:  vgl.  Lys.  1119  u.  1131.  Ekkl.  1020  (etwas 
anders  Wespen  1343  ff.).  Von  dieser  dem  Pnblicam  der  Komoedie 
nidil  mehr  nngewdhnlichen  Art  der  Fortbewegnog  kann  dann  Frax. 
mit  Recht  sageo,  sie  werde  auf  sie  keine  Anwendang  findtoi.  Hierbei 
ist  nnmentlich  la  beachten,  daas  die  geraeiote  Armstellang  einen  Mann 
gegen  ähnliche  Aogriffe  auf  das  Centram  nicht  sicher  stellen  wfirde. 

V.  392  f.  Ais  Blepyros  nicht  mehr  Kweifetn  kann ,  dass  er  keine 
Aassicht  hat  fOr  diesmal  den  Ekklesiastensold  sn  erhallen,  sagt  er: 

^Avtiho%^  iauU^^v  fftc  tov  xquoßokov 

Wie  der  Scholiast  bemerkt,  sind  die  Worte  eine  Parodie  anf  eine 
Stelle  in  Aeschylos  Myrmidonen:  ^AvxiXo%^  anoliim^v  lu  tov  tcOvijko* 
zog  I  zov  i^vra  fAaiUov.  Ohne  Zweifel  laszt  Aeschylos  dies  den  Acbil- 
lens  mit  Rücksicht  aaf  den  Tod  des  Patroklos  sagen,  and  xov  udvii- 
xivog  ist  der  Gen.  comparationis.  Die  Parodie  begnOgt  sich  mit  der 
leichten  Aendernng  von  TcOvi^xorog  in  T^fKoßolüv  ^  nnd  sie  wfirde  am 
so  gelungener  sein,  wenn  nach  die  grammatische  Beziehnng  des  anter- 
geschobenen  Wortes  dieselbe  wfire  wie  die  des  arspranglichen.  Dies 
ist  aber  nicht  der  Fall.  Blepyros  kann  anmöglich  meinen,  sein  Unglück 
sei  grösser  als  dss  des  Triobolon,  man  mOste  denn  etwa  dem  Dichter 
den  geistreichen  Gedanken  unterlegen  wollen,  das  Triobolon  sei  on- 
gläeklich,  weil  es  nicht  in  Blepyros  Hände  gekommen.  Es  bleibt  also 
aar  übrig  tov  tQ^mßolov  als  Gen.  des  Grandes  so  fassen,  wie  es  bei 
Verbis  des  Affects  in  der  Ordnang  ist.  Der  Sinn  ist  also :  ^Antiloohos, 
bejammere  mich  wegen  des  (verlorenen)  Triobolon',  und  es  fragt  sich 
nur  noch:  was  soll  der  Zasatz  tov  iwxa  f*aiAov?  naXlov  verlangt 
eine  sweite  verglichene  Person ,  nnd  ganz  natürlich  verffillt  man  aof 
den  todten  Patroklos.  Die  ganze  Stelle  sagt  also :  *  bejammere  nicht  den 
lodlen  Patroklos,  sondern  mich,  den  lebenden,  wegen  des  (verlorenen) 
Triobolon.' 

V.  426.  Der  Scholiast  ist  in  Zweifel,  ob  Nsusikydes  ein  Getreide- 
hindier  oder  ein  armer  war,  und  ob  also  die  Worte  bedeoten:  alle 
sollen  das  Glück  des  armen  Nansikydes  haben ,  nemlich  von  den  Ge- 
traidebandlern  freiwillige  Spenden  so  erhalten ,  oder :  alle  sollen  vom 
Getraidehindlor  Nansikydes  den  Yortheil  ziehen,  nemlich  ihr  Brot  am- 
sonst  sn  haben.  Der  Zweifel  laszt  sich  lösen.  Die  Wortstellung  zu- 
nachsl  macht  es  xathsam»  Navai»v6Qvg  von  iitilavaav  abhingig  so 
fassen,  nicht  fon  raya^oVf  da  kein  Grund  ersichtlich  ist,  weshalb  im 
zweiten  Falle  der  Genetiv  nicht  seine  regelmiszige  Stellang  hinter 
dem  Artikel  bitte.  Wird  es  schon  hieraus  wahrscheinlicher,  dasz  Naor 
sikydes  ein  reicher  Getraidehindlor  war,  so  sprechen  dafür  noch  an** 
dere  Gründe.  Weshalb  sollte  Ar.  einen  Bettler,  der  von  Almosen  lebte, 
hier  öffientlich  nennen,  zumal  derselbe  nicht  etwa  in  anderer  Hinsicht 


274  C.  Koek:  sur  Erklirang^u.  Krtltk  «r.  AristophtSM  EkkiesMsuien . 

•eine  bekannte  Persönliohkoit  wer?  Dagegen  konnte  er  mit  gntem 
Grande  die  Gelegenheit  wahrnehmen,  einem  reichen  Getraidekändler 
(ihr  Gewerbe  war  nicht  eben  beliebt)  dnrch  Anssicht  auf  nnfrei willig« 
Getraideliefernngen  das  Herz  bange  an  machen.  Ferner  waren  etwaige 
Spenden  an  arme  etwas  freiwilliges;  hier  dagegen  handelt  es  sich  nm 
directen  Zwang  (nagiiiiv  ^  xkaHv  (AaxQa)^  und  für  den  Fall  dasa 
Nansikydes  ein  durch  freiwillige  Gaben  unters tatzter  Bettler  gewesen 
wfire,  bot  Aine  Lage  far  den  gegenwirtigen  Vorschlag  keine  Analogie. 

V.  453.  Ohne  Grund  hat  man  an  den  Worten  alka  nokka  *iya^ 
Anstosz  genommen.  In  der  Rede  des  Chremes  V.  446 — 4dO,  die  enr 
dnroh  einen  Vers  welchen  Blepyros  spricht  unCerbrochen  wird,  findet 
sich  zweimal  ein  Verbnm  des  sagens,  V.  446  i'qnf  und  V.  450  Frames. 
Mnsz  ein  solcher  allgemeiner  Begriff  des  sagens  nun  zu  den  Infinitiven 
ov  avnoq>avTaiu  ^  ov  ÖuaKSiv  ff.  suppliert  werden,  so  sehe  ich  kein  Be- 
denken ihn  anch  bei  nokki  xaya&d  zu  ergftnzen.  Bestimmt  ausgedröckt 
mQste  er  hier  kiyuv  lauten,  und  die  ganze  Phrase  iya^u  kiysiv  wird 
im  folgenden  Verse  durch  svkoydv  wieder  aufgenommen  (vgl.  V.  435). 

V.  503  ttixai  yctff  i^KOvaiv  neikfin  vi  (^x^l'^  rovr*  liovatu.    Der 
^ine  Theil  des  Weiberohors  ist  ans  der  Volksversammlung  zurückge- 
kehrt und  damit  beschäftigt  das  Mflnnercostüm  abzulegen.    Die  Wei- 
ber treiben  sich  gegenseitig  zur  Eile  beim  umkleiden  an,  aumal  so 
eben  anch  Praxagora  mit  der  zweiten  Hälfte  des  Chors  auftritt,  nakai 
TO  ^X^f^  xovx^  Ixovcat,    Welches  Ausseben?  An  sich  wire  es  für  Ute 
früher  angekommenen  ein  triftiger  Grund  zur  Eile,  dasz  an  derselben 
Stelle  noch  die  Umkleidnng  der  nachfolgenden  geschehen  soll,  nnd   in 
diesem  Falle  wfiro  vo  axi^fia  xovto  das  Aussehen  das  anch  der  erste 
Theil  der  Weiber  noch  hat.  Tovro  hatte  dann  seine  natürlichste  Bedeti- 
Inng.    Wirklich  gibt  auch  Prax.  gleich  naoh  ihrem  auftreten  Befehl  ui 
sofortiger  Ablegung  der  Mfinnertracht,  nnd  da  nicht  gesagt  wird,  daaz 
dieser  Befehl  sich  nur  anf  die  erste  Hflifle  des  Chors  beliebt ,  durfle 
man  ihn  wol  als  an  den  von  ihr  geführten  Theil  gerichtet  ansehen.  In^ 
.des  gegen  eine  solche  Auffassung  streiten  erhebliche  Bedenken.   Zo- 
nicbst,  weshalb  traf  der  zweite  Halbchor  spiter  ein  als  der  erste? 
Beide  gehen  aus  der  Volksversammlung  nach  demselben  Ziele,  dem 
Hanse  der  Praxagora,  und  musten  also  zusammen  eintreffen ,  wenn  die 
^ine  Hälfte  nicht  aufgehalten  wurde.    Sodann  zeigt  sich  V.  6L0,  dasi 
Prax.  unmittelbar  nach  dem  Befehl  zur  Umkleidnng  selbst  schon  in 
Weibertracht  ist,  nnd  was  «von  ihr  gilt,  wird  auch  von  ihrer  Chor- 
hilfte  angenommen  werden  können.  Der  erste  Theil  des  Chors  begann 
die  Umkleidnng  V.  493  und  hatte  sie  V.  503,  also  naoh  einem  Gesänge 
von  zehn  Versen  nooh  nicht  beendet:  sollte  der  zweite  Theil  nachdem 
kaum  sechs  Verse  gesprochen  sind,  also  nach  einer  viel  korzeren 
Zeit  damit  fertig  sein?  Gewis  nicht ;  vielmehr  trat  die  zweite  Chor- 
haifte  schon  umgekleidet  anf,  nnd  das  Geschäft  der  Umkleidung  gerade 
hatte  sein  auftreten  verzögert.   Dem  entspricht,  dasz  ihr  Ansseben  als 
ein  solches  bezeichnet  wird,  das  sie  tuHm  haben.   Es  war  ein  Grund 
snr  Elle  für  den  a weiten  Halbchor,  dasz  der  erste  mit  der  Beschafti- 


C.  ffoek:  Eir  Brkliriiiig  u.  Kritik  v.  ArisU^haiMS  Ekklesinasen.  275 

güng^  die  fOr  jeneo  Boeh  dtirarte,  schon  seit  geraumer  Zeit  feriig  war. 
—  Weshalb  aber  lisxt  der  Diebter  ^inen  Theü  der  Weiber  sieh  vor 
den  Foblicom  umkleiden,  den  andern  im  verborgenen?  Gewis  bitte  er 
sich  die  ganze  Umkleidang  besser  erspart,*  znmal  sie  wihrend  eines 
sehr  matten  Chorliedes  vor  sich  gebt.  Aber  die  Weiber  w-aren  ver- 
BoniDit  abgesogen,  und  die  reale  Wahrheit  erforderte,  das«  sie,  schon 
zar  Feststellong  der  Identitit,  wieder  anfiraten  wie  sie  abgezogen  wa- 
ren. Einen  vollen  Chor  von  24  Personen  öffentlich  eine  Urokleidnng 
vornehmen  zu  lassen,  die  jedenfalls  nmstfindlicber  war  als  Ach.  636 
aad  Fri.  775,  wäre  wol  q>0QUii6v  gewesen,  namentlich  da  dem  Dichter 
in  diesem  Falle  kein  Witz  cnr  Verfflgnng  gestanden  zu  haben  scheint, 
mit  dem  er  sich  beim  Publicnm  entschuldigen  konnte.  Deshalb  he- 
eefarinkte  er  die  Operation  auf  die  Hälfte ,  die  unmittelbar  in  der  Or- 
ehestra  auftrat,  wShrend  der  mit  Prax.  erscheinende  Halbchor  Ober  die 
Bahne  kam.  Seine  Identitit  wurde  durch  die  Anrede  von  Seiten  der 
hereits  in  der  Orchestra  anwesenden  coostatiert. 

y.  654  fuid^o  ToivMV  arpUag  fiaacDfiivrj.  Blepyros  will  seiner 
Frau,  die  sich  arglos  und  unwissend  stellt,  den  in  der  Volksversamm- 
lang  gefaszten  Beschlusz  mittheilen  und  fordert  sie  auf  ruhig  zu  sitzen 
und  ihn  anzuhören.  Die  Art  des  anhörens  schildert  dtpciag  (Attatafiivfi. 
Dass  Ar.  oft  den  Gesicbtsausdrnck  als  das  Resultat  der  Einwirkungen 
genossener' Speisen  schildert,  ist  bekannt:  wir  erinnern  zum  Ueberflusz 
an  Aeh.  254.  Fri.  1184.  Wespen  455.  Bkkl.  293.  Wenn  hiemit  die  Stim- 
mung als  Grund  des  Gesichtsansdrucks  angedeutet  wird,  so  bleibt  es 
doch  bei  der  Andeutung:  der  Dichter  malt  die  inszere  Erscheinung 
und  liszt  auf , das  innere  Sfotiv  schliesKen.  Eine  entfernte  Analogie 
bietet  der  vorliegende  Fall,  wenn  Blep.  seiner  Frau  sagt,  sie  solle  ru- 
hig dasitzen  und  Sepia  kauen.  Die  Sepia  beschäftigt  die  Phantasie  des 
Dichters  oft,  namentlich  in  gebratenem  Zustande;  vgl.  Ach.  1041.  EkkL 
126.  Sie  mochte  ein  Essen  sein,  bei  dem  man  sich  behaglich  fohlte. 
Dasz  sie  ein  kostbarer  und  stolzer  Genusz  war,  wie  man  nach  der 
Deutung  des  Schol.  (die  sich,  mit  einem  Irtbum,  auch  bei  Snidas  findet) 
scklieszen  sollte,  dasu  fehlt  es  an  allen  Andentungen.  Wir  glauben  den 
Aosdrnek  *  Sepia  kauen  *  nicht  besser  erklären  zu  können  als  mit  un- 
serem *8ich  gebratene  Tauben  in  den  Mund  fliegen  lassen'.  Die  atptiai 
siad  das  Bild  ffir  das  neue  GIflck  der  Weiber,  (laüaa^ai,  der  sinnliche 
AoMrnck  für  geistigen  Gennsz. 

V.  573  ff.    Die  gewöhnliche  Lesart  ist: 

xoiv^  (noivaig  Bergk)  ya(f  in  ivzviuiiaiv 

fyx^vm  yv^i^ifjg  inlvoiuy  nokCx^v 

SrlfAOV  iTtaykaiovCtt 

liv^iaiaiv  mq>sklaici  ßiav^  di}- 

lovv  o  xl  neQ  dvvarcci.  . 

xaiifog  ii  usw. 
An  noXltipß  dfjiiov  nehme  ich  keinen  Anstosz:    vgl.  Fri.  921  tav  i^ 
fiAnpf  ofitlov.    Dagegen  sehe  ich  nicht  ein,  wie  man  nach  dem  ge- 


276  C.  Koek :  sir  ErkliruDg  n.  Krilik  ?.  ArislopbMM  Ekklesiasasen. 

wöhnliobeo  Texte  Srflovv  o  xl  tuq  dvvaxu^  gramnaliseh  oder  logtBCh 
reehtfertigeo  kann.  Soll  es  grammatisch  sa  {Q%svcti  gehören ,  so  fehlt 
für  die  Verbindong  voo  tq%Ba^aL  (aoszer  io  Phraaeo  wie  naqa  iuxqov 
loXBiS^ai  usw.)  mit  dem  Infinitiv  jeder  Beleg.  Der  Inf.  wäre  hier  oai 
so  wanderbarer,  als  nnmitlelbar  des  Part.  ifCayXäiovaa  vorhergeht. 
Logisch  ist  ein  so  farbloser  abstracter  Znsatz  hinter  einer  lebhaften 
und  concreten  Aasmalung  des  Zweckes,  wie  sie  in  »oA/tijv  S^fiov  nsw. 
liegt,  ganz  unerträglich.  In  der  That,  mit  dieser  Participialeonstrnetion 
ist  jede  mögliche  Bestimmung  zu  yvüi(itig  inlvoia  iQxerat  gegeben,  und 
wir  setzen  hinter  ßlav  getrost  einen  Punkt.  Mit  zwei  weiteren  sehr 
leichten  Aenderangen  ist  dann  im  folgenden  ein  ganz  angemessener 
Sinn  hergestellt.  Das  d  h  hinter  xa^(^g  setzen  wir  hinter  drjlovv  nnd 
verwandeln  övvcnat  in  dvvaüaL  Nachdem  der  Chor  in  hohen  Worten 
den  Plan  der  Prax.  gerühmt,  setzt  er  mit  gutem  Grund  hinzu:  *aber 
es  ist  Zeit  zu  zeigen  was  du  kannst',  und  hieran  schlieszt  sich  wieder 
ganz  passend  die  Begründung :  *denn  unser  Staat  bedarf  einer  weisen 
Erftndung/ 

V.  582  akk*  ov  fiiXlnv,  akV  antiCd'ai  %al  6ii  xq^  raig  diavoUeig. 
Bei  awtec^ai  vermiszt  man  mit  Befremden  ein  Object ;  ein  FalLfdr  den 
absoluten  Gebrauch  des  Verbi,  als  Gegensatz  zu  (likieiVj  im  Sihne  von 
*Hand  ans  Werk  legen'  ist  mir  nicht  bekannt.  Sodann  stört  vai^  dur- 
volatg.  Nicht  mit  Gedanken  soll  Prax.  an  das  (weiter  gar  nicht  be- 
stimmte) Werk  gehen ,  sie  soll  nicht  irgend  etwas  bei  sich  Qberlegeo, 
sondern  sie  soll  ihren  Gedanken,  ihren  Plan  nunmehr  dartegeo.  Daher 
vermute  ich  t^$  dtuvolag  als  Object  zu  Sittea^M  im  Sinne  von 
«Vorhaben'.  In  fihnlichem  Sinne  steht  V.  569  inlvoia.  —  Wie  ich 
nachträglich  sehe,  hat  schon  Faber  diese  Lesart  vorgeschlagen. 

V.  623.  Bergk  vermutet  tov  ool  ^t^scarrada^^elv,  was  Praxi  sa  Ble> 
pyros  sagen  soll,  während  %a\  col  toiovrov  v7ta(^H  auf  einen  zweiten 
Mann  gienge,  der  mit  Blep.  in  gleichem  Falle  wäre.  Dann  mOste  also  in 
lia%ovvtm  V.  621  das  Subjeot  *die  bfiszHchen  Weiber'  liegen.  ^Die  biss- 
lieben  Weiber  werden  nicht  darauf  bestehen  von  dir  und  deinem  Freunde 
den  Tribut  zu  empfangen,  da  ihr  wenig  anziehendes  habt.'  Dies  Snbject 
könnte  dann  nicht  ans  den  unmittelbar  vorhergehenden  Worten  desfilep. 
ergänzt  werden,  da  hier  der  betreffende  Begriff  nur  als  Dativ  eines  Ne- 
bensatzes vorkommt,  sondern  aus  den  entfernteren  der  Prax.  Y.  617. 
Nun  Wire  es  allerdings  denkbar,  dasz  Prax.  auf  die' Worte  ihres  Gat- 
ten wenig  Rfieksicht  nähme  und  absichtlich  an  ihre  Gedankenreihe 
wieder  'anknüpfte.   Jeder  Zuschauer  aber  mnste  zunächst  in  (u^cvvrat, 
anf  dasselbe  Snbject  rathen,  das  im  vorigen  Satze  gelegen  liatte,  und 
dies  war  logisch  tovg  itQsaßvtag.   *Wie  sollen  wir  alten  bei  deinen 
Einrichtangen  bestehen?'  war  der  Sinn  in  der  Frage  des  Blep.    Er 
sagte  dies  als  Vertreter  seiner  Altersgenossen  and  in  seinem  eigneo 
Interesse.   Daher  geht  auch  Prax.  auf  die  Lage  der  Greise  und  dann 
speoiell  auf  die  ihres  Gatten  ein.  —  Der  Sinn  der  Verse  619—622  ist 
also  folgender.   Blep.  fragt:  Vie  soll  bei  so  vielen  Zwischenstationen 
mein  und  der  anderen  Greise  spärliches  Viaticam  bis  ans  Ziel  der  Reise 


C.  Kock:  Bur  ErklÄrmig  o.  Kritik  v.  AristopkaoM  EkklesiasiueD.  277 

▼orlialteo?'  Praz.  beruUgt  ihn:  ^sie  (die  GreiBo)  werden  keine  Um- 
stinde  machen.'  ^Wogegen?'  fragt  Blep.  Prax.,  die  sich  an  der  Be- 
sorgnis ihres  EhegemahU  weidet,  wiederholt  trocken :  *sei  ohne  Sorge, 
sie  werden  keine  Umstände  machen',  und  erst  auf  seine  erneuerte 
Frage  setst  sie  biniu:  ^  gegen  die  ihnen  auferlegten  ContribuUonen ; 
anch  dich  kenne  ich  von  dieser  Seite.'  Die  Stelle  scheint«iir  also  nichts 
weniger  als  schwierig,  wiewoi  viel  mehr  unflätig  als  witzig.  Gegen 
Bergks  Vermutung  streitet  anch  noch  der  Umstand ,  dasz  Prax.  sich 
selbst  ein  schlechtes  Compliment  machen  würde,  wenn  sie  die  Bereit« 
Willigkeit  der  andern.  Weiber  auf  die  Liebesdienste  ihres  Ehegemahls 
zu  resignieren  als  zweifellos  hinstellte.  Im  Stücke  findet  sich  kein 
Beweis  dafür,  dasz  Blep.  oder  gar  der  angeredete  zweite  Mann  alles 
Liebreizes  in  so  bedauerlichem  Masze  haar  nnd  ledig  gewesen  wäre. 
Blep.  hatte  ja  eben  erst  die  jnnge  und  verstandige  Prax.  geheiratet 
(V.  323}  nnd  konnte  ihr  doch  nicht  so  abschreckend  erschienen  sein. 
V.  638  —640: 

ovxovv  ay^ova^  sv  %al  XQfi0x(»g  i^ijg  xov  navxu  yiqovra 

dioi  T^  Syvoiav^  bttl  nul  i^y  yiyvdöKOwig  nccviq^  ovxa 

£y%ova$,  xi  dffi\  axav  ayvag  ^,  nmg  oi  xoxb  ^lOTtix^itovvxM ; 

Blepyros  geht  bei* seinen  Befürchtungen  in  Betreff  des  ay%Biv  und  des 

ixiii^Hv  nicht  von  demselben  Grunde  aus.   Zu  der  ersteren  kann  ihn 

doch  wol  nur  die  Schluszfolgernng  leiten:  die  Jünglinge  misbandelp 

ihre  Vater ,  weil  sie  ihre  Vater  sind.   Müssen  sie  nun  in  Zukunft  in 

jedens  Greise  ihren  Vater  vermuten,  so  werden  sie  alle  Greise  mis- 

handeln.    Der  Grund  seiner  Befürchtung  ist  also  daun  das  Vergnügen, 

welches  die  Jünglinge  darin  finden,  gerade  ihre  Vfiter  zu  mishandeln 

(vgl.  Vö.  1352).    Ans  einem  Vordersatze:   die  Jünglinge  mishandeln 

ihre.  Vater,  obgleich  sie  dieselben  als  solche  kennen,  liesze  sich  eine 

begröttdete  Folgerung  der  Art  nicht  herleiten,  sondern  gerade  die 

Grösse  der  Impietät  zwischen  Sohn  und  Vater  iskdie  Praemisse,  aus 

der  gefolgert  wird.  Bei  der  Furcht  vor  dem  iiuxi^uv  ist  dagegen  die 

Vorstellnng  eine  andere.  Einem  wirklichen  Vater  eine  solche  liebevolle 

BerAoksichtignng  angedeihen  zu  lassen ,  ist  bisher  unter  der  gottlosen 

Jogend  nicht  Sitte  gewesen;  gegen  einen  Greis,  den  sie  nicht  genau 

als  Vater  kennen,  dürften  die  Jünglinge  sich  dergleichen  wol  erlauben. 

V.  652  XiTtatpv  %(0Q6iv  inl  dsihtvov.    Der  Rav.  hat  X$7C€eQägy  und 

im  vorigen  Verse  für  coi  da  iuXrJ0Bt> —  cv  de  fiaAifaf».  ktna(fcSg  konnte 

offenbar  eher  aus  Xtna^m  corrumpiert  werden  als  aus  Xma^ov^  um  so 

eher  als  nach  dem  unsinnigen  av  der  Dativ  keine  Beziehung  mehr  hat.. 

Ao  sich  ist  nach  tfoi  der  regelmäszige  Ausdruck  X iit $fif<Pf  und  ich 

trage  kein  Bedenken  ihn  in  den  Text  zu  setzen. 

V.  656  no&ev  i^xiasi  xavxr^ ;  ov  ya^  xcäv  xocvav  y  iiSxl  dlnauov. 
Es  Ware  nicht  unmöglich  dlKuiov  als  substantiviertes  Adjectiv  zu  neh- 
men  und  davon  rcav  aoivmv  abhängen  zu  lassen  (vgl.  Dem»  XII  21  und 
XXfl  70)  in  dem  Sinne:  ^es  ist  nicht  Pflicht  der  Staatscasse,  einen  Pri- 
vatprocess  zu  bezahlen'.  Doch  bezweifle  ich  sehr,  dasz  xa  Kowd  den 
Athenern,  wie  uns  die  Staatscasse,  zu  einem  personificierten  Begriff 

Jahrb.  f.  class.  Philol.  Sappl.  Bd.  III  Hft.  2.  19    ' 


278  C.  Kock :  sar  Erkllroag  u.  Kritik  y.  AristophaMt  Ekklesiascten. 

geworden  ist,  indem  sie  dieselbe  sich  als  Ikitig  and  sihlend,  aber- 
hanpt  als  einer  Pflieht  unterliegend  gedacht  hitteo.  An  sich  iai  es 
auch  natflrlicher ,  in  dem  begrflndenden  Satze  dasselbe  logische  Sab* 
ject  anzunehmen  wie  in  der  Frage.  Falls  also  in  der  Stelle  nicht 
eine  Emendalion  vorzunehmen  ist,  die  mir  nicht  einflllt  (man  könnte 
ovK  inb  wv  NOivcnv  vermuten,  wenn  nicht  das  hegrftndende  yuQ 
nnerliszlich  wäre),  so  sehe  ich  nur  die  6ioe  Möglichkeit,  sich  den 
blossen  Genetiv  rcov  noivmv  des  Parallelismus  mit  fd^ev  wegen  ge- 
setzt zu  denken.  Die  Hinzufflgung  einer  Praeposüion  wäre  freilich 
das  gewöhnliche. 

V.  663.  Dieselbe  Person,  welche  die  Prax.  so  eben  aut  MaöMug 
anredete,  konnte  wol  schwerlieh  noch  itf  demselben  Verse  in  der  drit- 
ten Person  von  ihr  redeA.  Dies  bat  man  schon  längst  gefahlt  und  rovti 
rtg  vvv  fpQaaaxm  (loi  oder  roi;rl  xUmjv  ov  tp^fi^ov  fiot  vermutet.  Eine 
leichtere  Aenderung  ist  es  jedenfislls,  die  Worte  von  rovrl  bis  ixogi^€$v 
V.  664  dem'  zweiten  Manne  zu  geben ,  dem  Bergk  schon  mit  vollem 
Rechte  V.  658  fucym  tcmtiv  /vcifii^v  i^fytiv  zutheilto.  Dasz  nemüch 
nicht  Blepyros  der  Prax.  allein  gegenOberstebt,  geht  schon  aus  Y.  587 
(iflSelg  vfidäv  avxtbtim  hervor.  Von  dem  Chor,  der  auf  ihrer  Seite  steht, 
hat  sie  einen  Widersprach  nicht  zu  befflrchten.  Ebenso  beweisen  dies 
V.  728  n.  729,  die  schon  wegen  des  Gegensatzes  iyik  Hl  unmittelbar 
an  dieser  Scene  zu  ziehen  sind.  Mit  diesen  Worten  geht  der  sweite 
Mann  in  sein  Hans ,  trifft  die  Vorbereitungen  zur  Ablieferung  seiner 
Habe  und  erscheint  dann  nach  dem  jetzt  fehlenden  Chorliede  wieder 
auf  der  BQhne.  —  Ist  also  sicher  neben  Blepyros  ein  zweiter  Mann 
Ohrenzenge  von  der  Auseinandersetzung  der  Prax.,  so  ist  wol  die  An- 
nahme gerechtfertigt,  dasz  sich  dieser  V.  662  an  den  beistimmenden 
Blepyros  mit  seinem  Bedenken  wendet,  somit  von  Prax.  in  der  dritten 
Person  spricht  und  sie  erst  spätelr  direct  anredet  (V.  664  rovfo  yii^  oL 
liat  0*  offo^ijtffiv).«  Ob  diesem  zweiten  Manne  nicht  noch  manche  «b- 
dere  Verse  dieser  Scene  zuzuweisen  sind^  lasse  ich  bei  dieser  Gele- 
genheit dahingestellt. 

V.  668  f.     *  ovff«  nv  otnoi  ya  xa^tvdnc, 

ovo  ^v  ye  ^VQag  vhstcbq  nQoreQW. 
Zu  ergänzen  ist  äniSvifav^  nicht  l%a&ivdag.  Ein  so  kurz  ansgedröok- 
ter  Vorwurf  einer  Frau  gegen  ihren  Mann,  dasz  er  die  Nacht  öfter  an- 
szer  dem  Hause  zugebracht,  hat  wenig  Wahrscheinlichkeit.  Prax.  be- 
antwortet die  Frage  des  Blep.  erst  scherzhaft  und,  wie  schon  Faber 
richtig  bemerkt,  nuQcc  ngoiSdoKiav  (denn  freilich,  wer  das  Haus  hQtet, 
ist  vor  Kleiderdieben  sicher) ;  später  geht  sie  auf  den  wahren  Sinn 
seiner  Frage  ein :  *auch  wenn  du  erst  spät  nach  Hause  kommst,  wird  es 
dir  nicht  wie  früher  manchem  ergehen.' 

V.  678 — 680.  xal  ^iffmd$tv  Stfxat  totg  naida^lotöiv 

tovg  avdQilovg  iv  t^  vroÜfif»,  neCrig  öulog  yiyivi^tn^ 

Faber  sagt:  ttva  fi^  demvmai,  mutatio  numeri:  debnerat  dicere  tva  fi^ 
dturv^.»   Gegen  diese  Auffassung  hat,  so  viel  mir  bekannt,  niemaad 


C.  Koch:  tftr  Erkläroiig  a.  Kritik  v.  Aratopliaiifls  EkklesiMiuen.  279 

elvTAB  ^eilige Wendel.  Die  UeberseUer  haben  sich  ihr  angeschloBseD. 
Der  Zweck,  der  EidTichtoog  die  Prax.  IriffI,  dasi  die  allgemeiDen 
Mahlseileo  dcurcb  Loblieder  aof  die  Tapferkeit  und  Spoitlieder  auf  die 
Faigbeii  gewftrst  werden  sollen,  wäre  demnach  nur,  dass  die  feigen 
tosSobam  nicht  iazen.  Um  dieaen  Sinn  xn  erreichen,  wäre  also  der 
Plural  d%mv^i  und  alowvo^tvoi^  der  viel  wahrscheinlicher  auf.  den 
in  avdQeio*  and  xig  dukog  anseinandergenommenen  Begriff  ^Bttrger' 
geht,  dem  ersten  Theile  ganx  entsogen  und  dem  zweiten,  der  onglaok- 
lieberweise  im  Singular  stehi,  angepasst.  Ist  dies  dem  nnmiltelbaren 
Spmehgeftthl  zuwider,  so  befriedigt  auch  nicht  einmal  der  so  gewon-* 
aene  Sinn.  Eine  so  allgemeine  Einrichtung,  die  zumal  in  Sparta  und 
anderen  Staaten ,  auch  schon  bei  den  homerischen  Helden ,  einen  ganz 
anderen  Zweck  hatte,  sollte  bloss  deshalb  getroffen  werden,  damit  den 
fmgen  der  Bissen  im  Munde  stecken  bliebe?  und  gesetzt,  der  Dichter 
hatte  diee  sagen  wollen,  hätte  er  sich  bei  seinem  sonstigen  Streben 
nach  eoncreter  Individualisierung  mit  einem  so  farblosen  Ausdrucke 
wie  1^1  8emvc90i  begnfigt?  Schwerlich.  —  Schon  Homer  nennt  Kithar 
und  Gesang  ava^ftaT«  datvog^  die  Heroenzeit  hatte  die  Sitte  musi- 
kaliseher  Begleitung  der  Gaslmifaler  und  öffentlichen  Mahlzeiten  den 
Nachkommen  überNefert,  und  der  feine  tische  Geschmack  hielt  blosse 
BeCriedignng  thieriscber  Eszlust  in  grösseren  Gesellschaften  ohne  Her- 
beiziehnng  geistigen  Genusses,  den  am  allgemeinsten  die  Musik  ge- 
währte ,  far  unanständig.  Rigoristen  wie  Piaton  giengen  selbst  hier- 
iiber  hinaus  nnd  sahen  geistreiche  Unterhaltung  für  ein  unumgängliches 
Requisit  gebildeter  Tischgesellschaft  an.  Ar.  sieht  auf  der  Mittelhöhe 
des  Geechmacks  nnd  begnagt  sich  mit  dem  allgemein  als  schicklich 
gelteaden.  Das  ft^  der  Stelle  gehört  also  nicht  allein  zu  Sauivnciy  ^ 
sondern  zn  dem  vereinigten  Begriff  ditTtvma*  alapfvofuvoiy  und  die 
Abdchl  der  Prax.  ist:  die  Knaben  sollen  bei  den  Mahlseiten  singen, 
damit  nach  den  höheren  Anforderungen  der  Geselligkeit  GenOge  gelei- 
stet werde mnd  die  Mahlzeiten  nicht  blosse  Abfütterungen  seien,  deren 
sich  gebildete  Leute  wie  die  Athener  zu  schämen  hätten. 

V.  720.  Wenn  man  die  Lesart  der  Hss.  SxoHtiv  crvrai  beibehalten 
will,  so  muss  diese  Antwort  anf  die  Frage  des  Blep.  dem  s weiten 
lame  gegeben  werden.  Im  Munde  der  Prax.  passt  avtai  nicht,  da  sie 
ihre  Binrichtnngen  nicht  völlig  uneigennQtsig  für  die  anderen  Frauen 
(die  hier  durch  den  Chor,  avnr%  vertreten  waren)  trifft ,  sondern  sich 
selbst  dabd  berflcksichtigt.  Prax.  fährt  dann,  diese  Unterbrechung  ' 
mehl  beachtend,  V.  721  xai  tag  ye  Sovlag  fort.  Der  Rav.  hat  bei  V. 
731  aach  eine  Personenändernng. 

Y.  736 f.  Der  Mann,  welcher  sein  Hausgeräth  in  Procession  nach 
dem. Harkte  führen  will,  sagt* beim  Anblick  seines  grossen  Kochtopfes 
(mtersehieden  von  den  pnQÜia  V.  746) : 

v^  Jla  ^laiväy  ovd'  Sv  ü  xh  qxxQfiaitov 

£t|;ovo'  l^v%sg,  i  AvC^Kqitf^  (liiaCvetai, 
Der  Schol.  gibt  dazu  die  Notis:  6g  tov  jiva$»Q(ixovg  g>aQ(iaxm  (liXal" 
venog  «vtov  xag  noltag.   Küster  und  Bergler  geben  die  Erklärung: 

19» 


280  C.  Koek:  zar  ErkUrnog  u.  Kritik  t.  Aristophanes  EkklegiaMsco. 

WerlendttDH  est:  per  lovem,  nigra  sane;  adeo  ut  non'fores  nigrior, 
etiamsi  pharmacum  (vel  pigmeotam)  coxisses,  qao  Lysicrates  comas 
denigrat.'  Der  Sinn  wird  durch  eine  Ellipse  erlangt.  *  Integra  oratio 
foret:  v^  JUt  fiiXaiva  (ootfrc  ov%  Sv  ettig  [vielmehr  ^tf^a]  fulawif^y 
w>i*  dxh  fpa^fiaKOv*  usw.  Wenn  Kflster  diese  Ellipse  ^elegans^  nennt, 
80  hat  diese-  Bezeichnung  schon  Schifer  znrQckgewiesen ;  ich  besireife 
auch  ihre  Zulässigkeit.  old^  iyoi  xo  itQayiia  tovO'  o^ev  yuikai  nunzve- 
Ttti.  Man  sucht  in  der  Stelle  einen  ganz  falschen  Gedanken.  Weil  die 
KivaxvQa^  die  Zugfahrerin  der  Procession,  als  ivxevQui^kivri  (V.  732) 
d.  h.  nrit  Mehlstaub  bedeckt  bezeichnet  ist,  macht  man  den  braven  Bür- 
ger znm  liederlichen  Haesvater  und  denkt  sich  sein  Prachtstack,  den 
groszen  Kochtopf,  so  mit  Rusz  bedeckt,  dasz  er.  nicht  schwärzer  ans- 
sehen  könnte,  selbst  wenn  Lysikrates  seine  schwarze  Haartinctnr  in 
ihm  gekocht  hätte.  Ein  Mehlsieb  pflegt  aber  anch  bei  guten  Haasfraoen 
Spuren  des  Gebrauchs  zu  tragen ,  ohne  dasz  die  Töpfe  dadurch  noth- 
wendig  sich  mit  Rusz  aberziehen  müssen.  Hier  muste  das  erstere  als 
geschminkt  oder  gepudert  ausdracklich  bezeichnet  werden ,  weil  es 
mit  einer  Kanephore  verglichen  wird.  Bei  Kanephoren  aber  waren 
kosmetische  Mittel  üblich.  —  Um  ohne  Praejudiz  und  mit  dem  richti- 
gen unmittelbaren  Gefühl  an  me  Worte  des  braven  Bürgers  zu  treten, 
ist  es  nicht  unerheblich  zu  bedenken  dasz  er  eben  der  brave  Burger 
ist,  und  dasz  sein  Hausgeräth  dem  schlechten  Bürger  reizend  genug 
erscheint,  um  ihn  auf  den  Gedanken  zn  bringen,  sich  ein  oder  das 
andere  Stück  anzueignen  (V.  869  ff.)*  ^^^  diesen  Voraussetzungen  aoa- 
gehend  haben  wir  nur  nöthig  seine  Worte  unbefangen  anzusehen,  ^i- 
iaiva  y  ovJ'  av  vertritt,  wie  av  beweist,  das  Folgerungsglied  eines 
hypothelischen  Satzes,  der  mit  ü  xo  q>iq^%ov  ?ifwv(r'  txvxK  einge- 
leitet ist.  Dasz  ein  Infinitiv  mit  av  oder  ein  Participinm  mit  dieser 
Partikel  vielfach  einen  sojchen  Nachsatz  vertritt,  ist  bekannt;  für  ein 
Part,  wiftd  ein  Adjeotiv,  gewöhnlich  mit  cov,  ovffa  wol  stehen  dürfen. 
Stände  ovaa  neben  \kilxiiva^  so  wäre  die  Sache  auf  den  ersten  Blick 
klar;  hier  ist  \LilMiva  unmittelbar  attributiv  zn  dem  vocativiseh  g^e- 
branchten  i[  ;(vt^cr  bezogen.  Wäre  der  Gedanke  nicht  in  die  Form 
des  Ausrufs  gekleidet ,  so  würde  er  heiszen :  i\  yix^u  ovd^  uv  ^v  ini^ 
XoLiVQ^  il  xh  qxxQiuiJiov  sifiovtf'  hvxe.  Der  wackere  Bürger  setzt  also 
seinen  Stolz  in  blank  gehaltenes  Küchengeräth  und  sagt  beim  Anblick 
seines  Kochtopfes:  *blank  bist  du,  und  solltest  nicht  einmal  beraszt 
sein,  wenn  Lysikrates  seine  Haartinctnr  in  dir  gekocht  hätte ;  ich  wflrde 
die  Spuren  schon  haben  wegpulzen  lassen.'  Hinter  fiiXaiva  /eine  Inter- 
punclion  zu  setzen  ist  sinnwidrig.  Uebrigens  wird  hier  nnd  im  folgen- 
den das  Bild  der  Procession  festgehalten:  wie  früher  die  Tuxvrj^fOQog 
das  Sieb  selbst  war,  so  ist  öig>Qoq>6Qog  der  Topf,  so  genannt,  weil  er  im 
Aufzuge  unmittelbar  auf  die  TtccvritpoQog  folgen  sollte.  Aehnlich  ist  V. 
737  die  TtOfifidxQux  ein  Stuck  des  Inventars,  wol  der  Besen,  xo'^t;^^01^ 
wie  denn  später  (V.  739)  die  ni&aQmdog  ohne  Zweifel  die  Handmühle  ist. 
V.  772  akX' Idmv  inBi&6(iriv.  Brunck  vermutet:  cfH'  idiov  av 
iTTiQ^oiAtiv,  Will  man  die  Aussage  hypothetisch  nehmen,  so  läge  näher: 


C.  Kock:  snr  Erklarnog  o.  Kritik  t.  Arislophaußs  Ekklesiäziiseo.   281 

av  t6mv  isfBi&6(iJiP ^  da  der  Maon  B  aacji  V.  831  auf  dfe  Worte  des 
ersten  mit  relativischer  Anknöpfang  antwortet.  Doch  liegt  kein  Grand 
vor,  den  Worten  hypothetischen  Sinn  unterzulegen,  nnd  die  Lesart  der 
Hss.  gibt  einen  ganz  angemessenen  Sinn.  Wie  bei  Plantus  Nil.  glor. 
lOOö  Pyrgopolinices  aus  der  Gegenwart  sagt:  guod  video^  id  credo 
miki^  80  kann  hier  ohne  Zweifel  der  schlechte  Bürger  ans  der  Ver- 
gangenheit reden:  ^meine  Lebensregel  war:  erst  sehen  und  dann  glau- 
ben.' Er  laszt  dabei  natürlich  den  hörenden  den  Schlusz  ziehen:  er 
mass  auch  jetzt  erst  sehen,  am  za  glanben.  Möglich  dasz  die  ganze 
Phrase  sprüchwörtlich  war. 

V.  776  ijfitgl'tlfovct  yag  sc.  rov  iitinpiqovxa, 
V.  781 — 83  oxav  yitQ  ivxoifuo&a  öitovai  zaya^ä^ 
6öt rptev  ixxelvavja  xiiv  yjuq'  vTcrlav^ 
ovx  3g  XI  dciaovT^  alX*  onmg  xi  Ai^tf/era» 
sc.  TOT  aydlnaxa.  Im  ersten  Y^rse  heiszt  evxsa&M  ^  anfLehen* ^  nicht 
^geloben',  wie  dies  schon  aas  der  Parallelstelle  Xen.  Mem.  13,2  ev- 
2CT0  n^  Tovg  d'sovg  ank^  xaya^a  didovat  ersichtlich  ist.  Wenn  der 
Sinn  wäre  *den  Göttern  etwas  geloben' ,  so  würde  die  im  folgenden 
beschriebene  Haltung  der  Hfinde,  die  auf  das  nehmen  berechnet  ist, 
nicht  überraschend  sein.  Der  Scherz  entsteht  erst  durch  den  Wider- 
sprach  zwischen  der  Absicht  des  betenden  und  der  der  Götter.  Auch 
passt  Dur  so  der  Vergleich  mit  der  wirklich  vorliegenden  Situation.  Der 
Staat  fordert  die  Preisgebung  des  Vermögens  von  Seiten  der  Bürger, 
worauf  die  Antwort  des  schlechten  Bürgers  lautet:  nicht  geben,  son- 
dern nehmen  ist  heimische  Sitte.  Dasselbe  Verhältnis  besteht  zwischen 
Gott  and  Mensch.  Der  Mensch  bittet  nm  Gewährung  der  himmlischen 
Güter,  aber  der  Gott  streckt  nur  die  Hand  hin  um  zo  empfangen.  Man 
vergleiche  zum  Ueberflnsz  Ach.  622.  Welches  übrigens  die  in  xaiyad-d 
gemeinten  gewöhnlichen  Güter  sind,  finden  wir  Vö.  729  ff.  mit  einigen 
komischen  Zusätzen  erläutert.  Es  fragt  sich  nur  noch ,  wie  die  xsIq 
wnltt  za  denken  sei.  wtxtog  als  Gegensatz  zu  tc^v^^  heiszt  ^mit  dem 
Rücken  nach  unten  gewandt'.  So  bei  Homer  nißsv  vTCxiog ,  er  fiel  mit 
den  Rücken  auf  die  Erde;  so  schnarcht  Ri.  104  Kleon  wtxtog^  auf  dem 
Rocken  liegend;  so  musjz  ferner  Ach.  583  der  Schild  (17  (WQfidv)  vnxicc 
Selegl  werden,  weil  er  nur  so  zum  Spacknapf  dienen  konnte.  In  gleicher 
Weise  halt  denn  auch  der  Gott  nach  Ar.  Vorstellung  die  Höhlung  der 
Hand  nach  oben,  damit  der  betende  sein  Opfer  hineinlegen  kann.<|  Der 
bildende  Künstler  halte  bei  dieser  Stellung  der  Hände  die  «ntgegen- 
gesetzte  Absicht.  Eine  ^offene  Hand'  bezeichnet  ja  auch  die  Bereitwil- 
ligkeit sn  geben;  eine  nach  unten  geöffnete  könnte  das  Geschenk 
verdecken. 

V.  787  ff.    ^  ^-/^S  f*»e^«S^  * 

xo  (iridB  TCBQifiitvavxa  xovg  aXMvg  0  xi 
iqißovcw^  ilxa  xrjywavx*  r^dfi  —  A.  xt  Ögäv; 
B.  inavaiiivEiVj  Sifcsixa  duxxqißeiv  hi. 
Der  Inf.  xl  dgäv;  bildet  einen^br  schroffen  Uebergang.    J3.  beendet 
seine  Rede  nicht,  indem  er  M.za  to  iirfii  it€Qi(ulveivta  gehörenden 


282  C.  Kock:  snr  Erklärung  a.  Kritik  v.  Aristophanes  Ekklesiazusea. 

InGnitivbegrifif  eatweder  selbst  aoterdrflckt  oder  darek  die  schoeüe 
Frage  von  A.  an  Beendigung  des  Satses  gehindert  wird.  Nichts  iSge 
naber  als  xl  iqoLV\  im  Sinne  des  ausgelassenen  Inf.  als  einen  in  Frage> 
form  umgesetsten  Imperativ  des  Ausrufs,  nach  Tijg  (imgtag^  eu  fassen: 
*fi.  Welch  eine  Thorheit  ist  es,  ohne  abzuwarten,  was  die  andern  thun 
werden,  jetzt  schon  — A,  Was  zu  thun?'  Indes  eine  solche  Frage 
wäre  sehr  ttberflassig,  da  der  Begriff  dessen  was  gethan  wird  ond 
nach  B.s  Ansicht  eine  grosse  Thorheit  ist,  nicht  zweifelhaft  sein  kann. 
Die  Antwort  inavccfiivBiv  usw.  zeigt  auszerdem  dass  tl  dgäv  ein  Inf. 
iussivus  in  fragender  Form  ist.  Ganz  unmotiviert  ist  das  plölzlicfae 
auftreten  des  jussiven  Sinnes  nicht,  insofern  der  Ausruf  r^  fioo^ia^ 
neben  einem  lebhaft  tadelnden  Urteil  aber  die  gegenwartige  Thätig- 
keit  die  Aufforderung  zu  einer  anderen  andeutend  enthalt. 

V.  795  f.  B,    fit}  yciQ  ov  Xaßoig,  mtoi 

&aQQ€i  ncttad^etg, 
^  yaQ  nimmt  die  letzte  Aeuszerung  von  A.  als  ironische  Begrflndnng  auf, 
und  insofern  in  der  ersteren  eine  Besorgnis  ausgedrückt  war,  folgt  ft^ 
av:  vgl.  KrQgers  Sprachl.  §  54  Anm.  9  n.  13.  Bei  o^roi  i^l  ans  kuto- 
d^lipf  die  2e  Person  xatct^siijg  zu  erglnzen.  Mit  ^Q^ti  wird  aas  der 
Ironie  in  die  Wirklichkeit  flbprgegangen.  Das  Activnm  luna^iSEig 
ist  abrigens  richtig,  und  auch  V.  795  ist  statt  Tcaxa^iCfLfiv  zu  lesen 
xtiva^Elfiv.  Das  Medium  bitte  an  sich  einen  guten  Sinn ;  doch  braucht 
Ar.  in  dieser  Scene  stets  das  Activum,  vgl.  V.  746  xcKrad'fftfai ,  V.  769 
fi^a^nvatj  Y.  855  xata^slg^  V.  871  aarati^ca, 

V.  804  .tfv  d'  im^viitjcHg  tpiqttiK  Das  Futurum  drQckt  eine  ge- 
genwartige Handlung  hier  als  auch  noch  in  der  Zukunft  fortdauernd 
aus.    Auf  dem  letzteren  Voment  liegt  der  Nachdruck.* 

V.  806  ff.  rcdvv  y   uv  ovv  ^Avxi9^ivriq 

tfvr'  (sc.  xa  XQtlficeta)  slaeviynoi'  noXv  yoQ  ififulkm^v 
nQOZSQOv  xiiSai  fcXuv  iq  r^icrxot^'  rifiiQag, 
Wenn  es  nicht  ohnehin  anderweitig  feststände,  könnte  man  ans  der 
Häufung  von  Witzen,  wie  der  vorliegende,  schlieszen  dasi  die  Ekkle- 
siaznsen  das  Werk  des  gealterten  Aristophanes  sind.  Sie  verrathen 
eine  Stockung  in  der  geistigen  Froduction  wie  in  den  körperlichen 
Verrichtungen  des  Dichters.  —  Um  nicht  in  das  Gebiet  der  Träume  zu 
gerathen,  wie  manche  andere  Ausleger  bei  dieser  Stelle,  mfissen  wir 
streng  an  dem  festhalten,  was  wir  von  Antisthenes  wissen.  Aas  Y.  366 
geht  beraor  dasz  er  Bv^Tti^Htog  war  und  nur  mit  Seufzen  an  ein  Ge- 
schäft gieng,  das  man  vor  zarten  Ohren  nicht  nennen  darf,  obgleich  es 
nach  Goethes  bekannter  Yerleumdnng  selbst  zarte  Herzen  nicht  ent- 
behren können.  Wegen  dieses  Mangels  an  Solbstentauszerung  nnd  zu- 
gleich, wie  der  Scholiast  berichtet,  wegen  seiner  Armut  wird  der  un- 
glückliche hier  zum  zvvViten  Male  dem  Gelächter  preisgegeben.  Antis- 
thenes, sagt  der  schlechte  Bürger,  wird  freilich  sein  Yermögen  ablie- 
fern. Er  denkt  als  Grund:  denn  er  hat  nichts;  aber  in  seiner  Wut 
gegen  das  abliefern  nnd  bei  seiner  Bekanntschaft  mit  der  habituellen 


Leibesvefstopfung  desselben  verwanAR  sich  der  Wille  abanliefeni 


w 


C.  Rock :  sar  Erkliriuig  a.  Kritik  r.  AristophaneB  Ekklesitsueo.  283 

was  mau  nicht  hat,  sofort  io  die  Vorstellnng  von  tasscheiden  wollen 
was  man  nicht  kann ,  und  er  sagt:  denn  es  ist  ihm  viel  bequemer  (als 
resoitailos  sich  taglich  absumaheo)  mehr  als  dreiszig  Tage  vorher  sein 
Depalnl  so  deponieren.  Tduv  ij  xqwixov^^  ^i^Q^  ist*  sprachwörtlich ; 
TgL  Ach.  858.  Das  *  vorher*  wird  so  stark  betont,  weil  nach  der  An- 
sicht des  redenden  die  Ablieferung  des  Vermögens  viel  xu  frQhaeitig 
geschieht. 

Y.  890  Tovry  duxXiyov.  Das  Yerstfindnis  des  Aosdyicks  mnss  der 
begleitende  Gestus  gegeben  haben,  der  nicht  überliefert  ist.  Nachdem 
sich  die  alte  in  Bereitschaft  gesetzt  hat  den  ersten  ankommenden  Mann 
in  Beschlag  ku  nehmen,  tritt  ihre  junge  Nebenbuhlerin  auf  und  erklfirt 
daai  sie  ihr  BemUhen  vereiteln  werde.  Die  Antwort  der  alten :  rovx^ 
Sutliyovj  mit  der  sie  sich  von  jener  abwendet  und  den  Flötenbliser 
anredet,  heisst  da  wol>im  naturlichsten:  *was  redest  du  mich  an?  ich 
höre  nicht  auf  dich '  (vgl.  Frö.  176.  Ekkl.  930) ;  *  rede  mit  diesem.' 
Wenn  nun  aber  der  Schol.  tovt^i  mit  r^  tidoltp  erklärt,  so  beachtet 
er  eben  nicht  dasz  die  alte  hochmütig  der  jüngeren  den  Rücken  zu- 
wendet und  einen  dabei  mehr  in  die  Augen  fallenden  Körpertheil  meint. 
Ein  ihnliches  höfliches  Anerbieten  sprfichwörtlich  V.  2öö.  Die  8telle 
wird  von  den  Erklarern  ganz  anders  verstanden,  lovifp  soll  auf  einen 
Greis  gehen  im  Gegensatz  zu  einem  Jünglinge,  den  <Ue  alte  für  sieh 
hnt>en  will ,  und  Sialiyso&ai  soll  synonym  mit  öwovata^sw  sein.  Es 
ist  indes  weder  ein  Greis  noch  ein  Jüngling  (mit  Ausnahme  des  Flöten- 
blisera)  auf  der  Bühne.  Die  alte  hat  ja  V.  877  geklagt:  W  7to&^  Sv- 
ÖQig  aix  iptovoiv;  a^«  d^  tjv  itdkaij  und  die  folgenden  Worte  stellen 
es  ansser  Zweifel,  dasz  sie  sich  noch  immer  vergebens  nach  ihnen  sehnt. 
Der  einzige  Manu  der  in  der  Scene  noch  auftritt,  ist  der  unglücklich« 
Jtngling,  der  Y.  933  von  dei*  alten  bemerkt  wird.  Damit  füllt  von 
selbst  die  Annahme,  duxXiyic^fu  sei  hier  gleich  tfvvoi;<Tta£^iv,  ein  spe- 
cieller  Nebensinn  des  Worts ,  den  es  nur  haben  kann ,  wenn  ihn  der 
Zusammenhang  mit  Noth wendigkeit  ergibt. 

Y.  899  ill^  Itp*  htqov  Sv  nhono.  Die  Stelle  bedürfte  wahrlich 
einer  Erkifirnng  nicht,  wenn  nicht  nnbegreiflicherweise  die  alteren 
Ausleger  Anstoss  an  ihr  genommen  hatten.  Subject  in  nitoito  ist  tlg  , 
ans  Y.  896  in  dem  Sinne:  eine  jüngere,  die  sich  die  alte  als  Gegen- 
satz denkt.  Sie  rühmt  sich  ihrer  beständigen  Liebe  (Y.  896  ütiQysiv) 
und  warnt  vor  der  Unbeständigkeit  der  Jugend ,  die  durch  TtixBa^ai 
charakteristisch  bezeichnet  ist. 

Y.  903  Inl  Totg  jiiiloig.  Ich  stimme  dem  Schol.  bei,  welcher 
xaig  itoi^iaig  erklärt,  namentlich  wegen  des  in  iwhQtiffai  folgenden 
Gegentheils. 

Y.  938  ff.  Das  Metrum  ist  vom  Harmodiosliede  entlehnt,  wol  nicht   . 
ohne  Absicht :  vgl.  Y^  941  und  946. 

Y.  938  ff.  Um  die  Darstellung  der  folgenden  Scene  auf  dem  Thea- 
ter richtig  zu  fassen,  bedarf  es  einiger  Ueberlegung.  Sichtbar  auf  der 
Buhne  war  zunächst  nur  der  Jüngling.  Die  alte  und  das  Mädchen  hat- 
ten sich  Y.  936  u.  937  in  das  Haus  zurückgezogen ,  und  der  Jüngling, 


284  C.  Kock :  zar  ErkUrang  u.  Kritik  v.  Arisiophanes  Skkl^iazosen. 

welcher  nun  auftritt  und  die  junge  allein  zu  finden  vrQnsoht,  sieht 
also  weder  sie  noch  die  alte.  V.  942  ff.  singt  die  alle  im  Hause  nnd 
946  tritt  sie  nur  an  ein  Fenster,  um  d^n  Jüngling  zu  beobachten.  Dasz 
sie  nicht  offen  auf  die  Strasze  tritt,  beweist  V.  947  u.  948:  denn  der 
Jüngling  weisz  noch  immer  nicht,  ob  sein  WuDsch  in  Erfflllang  geheo 
wird.  Aber  auch  nicht  vom  Jüngling  unbemerkt  kann  die  alte  die 
Strasze  betreten  haben ,  denn  ihr  folgender  Gesang  V.  952  ff.  tönt  aas 
dem  Hause.  Der  Jüngling  nemlich,  weicher  die  singende  uichf  siebt, 
glaubt  die  Stimme  des  Mädchens  zu  vernehmen  und  bittet  diese  za 
öffnen  V.  962.  Noch  genauer ,  der  Ton  musz  aus  dem  Oberstock  kom- 
men :  denn  er  fordert  sie  auf  herabznkommen  und  die  Thfir  zu  offnen. 
Dieselbe  Bitte,  ohne  Erwähnung  des  herabkommens,  wird  nach  V.  974 
wiederholt,  nnd  erst  V.  977  tritt  die  alte  auf  mit  den  Worten:  ovrog^ 
xl  %6f7txHq\  ftcov  ifil  ^^c^g;  Das  Mädchen  endlicd  erscheint  zwar  V.  949 
u.  950  wieder  auf  der  Bühne,  hält  sich  aber  bis  V.  977  verborgen,  wo 
die  Gefahr  den  Jüngling  zu  verlieren  sie  aus  ihrem  Versteck  lockt. 
Dasz  sie  nicht  etwa  erst  V.  1037  hervortritt,  beweist  V.  989,  wo  sie 
der  Jüngling  bereits  gesehen  haben  musz.  —  Was  die  Anordnung  der 
einzelnen  Rollen  betrifft,  so  habpn  Beer  und  Bergk  mit  Unrecht  V.  969 
— 972  der  alten  gegeben.  Das  wiederholte  eintreten  des  Wechselge- 
sangs, wie  V.  893—923.  938 — 945.  952 — 968,  macht  es  auf  den  ersteo 
Blick  freilich  begreiflich,  in  den  metrisch  sich  entsprechenden  Partitfii 
von  V.  969 — 972  nnd  973 — 976  ebenfalls  einen  Wechselgesang  zn  sa- 
cken, zumal  sonst  der  Jüngling  eine  angewöhnlich  lange  Gesangpartie 
erhält  960 — 976.  Gleichwol  ist  eine  solche  Annahme  hier  nnstatthafl. 
Abgesehen  davon  dasz  die  Worte  V.  969  xal  xavta  fiivrot  (ler^iag 
tItQog  rriv  ifAiJv  aväyTitiv'  slgrifiiv^  icxLv^  offenbar  viel  passender  im 
Munde  des  Jünglings  sind,  der  im  vorhergehenden  sein  Liebesleid  ge* 
klagt  hat  und  sich  hier  im  Ausdrucke  noch  selbst  steigert  (die  alte 
brauchte  der  inbrünstigen  Bitte  des  Liebhabers  gegenüber  nicht  ihren 
Schmerz  zu  klagen,  sondern  einfach  zn  öffnen),  so  kann  V.  971  avoi^ov 
nur  vom  Jünglinge  gesagt  werden.  Wie  kann  die  alte  bitten  die  Thfir 
zu  öffnen,  da  dies  ganz  in  ihrer  Gewalt  steht?  Wie  kann  sie  den 
Jüngling  darum  bitten,  der  es  beim  besten  Willen  nicht  kann  nnd  noch 
V.  976  durch  anklopfen  das  öffn\en  zu  erreichen  sucht?  Dasz  zadem 
die  Partie  des  Jünglings  erheblich  länger  als  die  der  alten  ist,  liegt  in 
der  Natur  der  Sache,  da  er  der  bittende,  jene  oder  vielmehr  die  dem 
Jüngling  vorschwebende  Jüngere  die  gebotene  ist. 

V.  982.  Aus  diesem  und  dem  folgenden  Verse  zu  schlieszen,  dasz 
ProCesse  in  Athen,  mochten  sie  Privat-  oder  Staatshändel  betreffen, 
über'öO  Jahre  dauerten,  scheint  nicht  geboten.  Die  Redefigur  ist  dem 
Processweson ,  die  Zahlen  sind  deip  wirklich  gemeinten  Gegenstände 
entnommen. 

V.  987.  Der  Dativ  reo  ßovXofiivto  erklärt  sich  daraus,  dasz  dem 
Jüngling  ans  dem  Bladynv  doK€i\.  986  der  Begriff  der  Nothwendig- 
keit  und  somit  ein  Adiectivnm  verbale  Mxiov  vorschwebt;  vgl.  V. 989. 
Was  den  h  nsxxolg  vofiog  betrifft,  so  scheint  aus  der  Stelle  so  viel 


C.  Kock:  xor  ErkliruDg  a.  Kritik  y.  Aristophanes  EkklesiasaseD.  285 

herrorzugeheD,  dass  er  sich  aaf  das  slaciyeiv  bezieht.  Dies  Wort  wird 
io  VerbindaDg  mit  dem  Brettspiel  schwerlich  etwas  anderes  bedeoteo, 
als  einen  Stein  nach  einem  bestimmten,  vielleicht  fttr  die  Entscheklnng 
des  Spiels  wichtigen  Pnnkte  ziehen.  Der  gemeinte  Zog  mochte  unter 
Unstäoden  bedenklich  sein ,  so  dasz  es  dem  Gutdfinken  lies  Spielers 
äberlaseen  sein  muste  ihn  zn  wagen  oder  nicht.  Ob  elcttysiv  #pecieller 
kei»at  *den  Stein  zwiachen  zwei  feindliehe  ziehen,  so  daaz  er  geschla- 
gen werden  konnte'  (vgl.  Beckers  Gbarikles  I  S.  485),  wagp  ich  nicht 
za  eotsc^iden;  nnmöglich  wSre  es  nicht. 

V.  1006  ovd'  avayurif  was  Kav.  hat,  ist  ohne  genügenden  Grand 
aoFgegeben.  ovdi  erklärt  sich  dnrch  die  Ellipse:  *  abgesehen  davon 
dasz  ich  nicht  will,  branche  ich  es  auch  nicht'.  Was  den  Gedanken 
dieses  and  des  folgenden  Verses  betrifft,  so. wird  man  ihm  wol  immer 
nnr  dnrch  Vermuturigen  nahe  kommen  können.  Ich  bescheide  mich 
anf  die  ^rklirnng  hinzuweisen ,  die  Boeckh  Staatsh.  d.  Ath.  I  S.  676 
der  9n  Ausg.  versucht  hat. 

V.  1036.  Anf  die  bernliigende  Versicherung  der  alten ,  sie  wolle 
den  Jungling  so  befriedigen,  dasz  er  ihr  noch  eine  ötstpdvti  kaufen 
wärde,  antwortet  dieser:  vij  rov  Ji\  ijvTtBQ  ]/  yi  nov  rmv  xriQlvanfj 
oder  ijv  Ttsgiyg  yi  Ttov  rcSv  njiqlvmv^  oder  ^v  ftBqi^  yi  nov  zmv 
nriQimv.  Alle  drei  Lesarien  sind  mir  gleich  unverständlich.  Die  erste  • 
würde  nnr  einen  Sinn  geben,  obgleich  nur  einen  dftrfligen,  wenn  man 
«  den  todten  wichsern e  Kränze  aufgesetzt  hätte,  was  meines  Wissens 
nicht  aberliefert  ist.  Bei  der  zweiten  Lesart  würde  man  den  Genetiv 
Tiay  nriQtviav  entweder  partitiv  zu  fassen  haben  und  ijv  nsQf^  *  wenn 
da  die  Strapaze  lebendig  überstehst'.  Dann  wäre  der  Gen.  part.  ohne 
jedes  Beziehungswort  sehr  hart  gebraucht,  und  was  der  wächserne 
Kranz  bei  lebenden  sollte,  wie  in  der  Darbringung  desselben  ein  Witz 
liegen  könnte,  begreife  ich  nicht.  Oder  man  macht  den  Genetiv  von 
%fQiyg  abhängig:  *wenn  du  die  wächsernen  Binden  überlebst',  was  ich 
eben  so  wenig  verstehe.  Die  dritte  Lesart  ijv  iteQt^  yi  Ttov  rmv 
«ij^uni/  ist  zwar  an  sich  gleich  unverständlich ,  doch  scheint  sie  den 
Weg  ztfm  wahren  zn  zeigen.  Ich  nehme  rmv  xn^tmv  an  und  lese  die 
vorhergehenden  Worte :  ^v  tcsq  y  yi  itov,  ategwuri  ist  zunächst  offen- 
bar 'Binde',  wie  man  schon  daraus  ersieht,  dasz  Pollux  dem  Worte  auch 
die  Bedeutung  öfptfHXfjg  beilegt.  Freilich  wir^  es  meist  im  Sinne  von 
Haoptbinde  und  Kranz  gebraucht.  Der  Jüngling  erklärt  sich  bereit  der 
alten  eine  &ctqxiv7i  in  der  nrsprüiiglichen  Bedeutung  zu  kaufen ,  aber 
eine  9iri^^  die  als  Bandage  bei  kranken  gebraucht  wurde.  Dann  passt 
auch  der  Grund  vortrefflich :  olfiai  yuQ  IvSov  duxTtaceic^al  c*  ovzlna, 
Mit  der  xi/^/cr  soll  sie  ihrem  äuseinanderfallenden  Bündel  von  Gliedern 
wieder  einen  Halt  gebeH. 

V.  1067.  Von  den  beiden  Erklärungen  des  Schof.  folge  ich*  der 
ersteren ,  welche  den  Ausdruck  anf  das  Safrankleid  der  alten  bezieht. 

V.  1065.  Weshalb  Bergk  die  dritte  Frau  mit  der  eriten  für  iden- 
tisch hält,  sehe  ich  nicht  ein,  da  alles  für  das  Gegentheil  zu  a|preohen 
«cheint.   Jedenfalls  kann  ich  in  V.  1071  keinen  Beweis  dafür  sehen, 


286  C.Koek:  tut  ErkUriug  u.  Kritik  t.  Aristophanes  EkklesitsitteD. 

dass  der  Jüngling  in  ihr  die  erste  wiedererkennt.  Die  verxwetfeiten 
Aasmfungen  V.  1068  f.  verrathen  nur  eein  Entsetzen  aber  die  «lies  da> 
gewesene  Qberbietende  Hisslicbkeit  des  dritten  Scbensals,  was  dann 
im  folgenden  Verse  mit  klaren  Worten  aasgesprocben  wird.  In  V.  1071 
geht  der  Jangling  daran,  sich  die  uobegrei fliehe  Widerwirtigkeit 
irgendwie  zn  erklären.  Dagegen  tst  es  allerdings  wahrscheinliob,  dass 
derselbe  Schanspieler  das  erste  und  dritte  Weib  darstellt.  V.  lOH 
taemlioh  tritt  die  erste  alte  ab  mit  der  Drohung  sich  an  dem  jungen 
Mädchen  zu  rfichen.  Dies  sieht  man  aus  V.  1045  f. ,  die  der  Jangling 
nnr  sprechen  kann,  wenn  die  erste  alte  ihre  Ansprüche  aufgegeben 
und  das  Feld  gerfiumt  hat.  V.  1049  redet  die  zweite  alte  mit  ovrij 
das  Mädchen  an,  wie  man  aus  der  Erwiderung  des  Jänglings  siebt. 
Wenn  nemlich  die  erste  alte  noch  auf  der  Bahne  war,  so  konnte  er 
dieselbe  schwerlich  mit  iiuivo  (r'b  tuckop)  bezeichnen.  .Zwischen  V. 
1044  nnd  1065  hatte  nun  der  Schauspieler  wol  Zeit  das  Costfim  zn 
wechseln.  —  Uebrigens  musz  man  sich  denken  dasz  der  Jangling 
V.  1066  u.  1067  spricht,  indem  er  von  der  zweiten  alten  nach  dem 
Hause  gezerrt  wird  und  der  dritten  den  Racken  zuwendete  V.  1068 
hat  ihn  dann  die  zweite  losgelassen,  und  er  sieht  mit  gesteigertem  Eat> 
setzen  seine  Retterin.  —  Wenn  der  Jüngling  nach  Bergks  Ansicht  in 
Nr.  3  wirklich  Nr.  1  erkannt  hätte,  so  muste  er  doch  durch  irgend  ein 
Wort  seine  vergleichsweise  Tröstung  aussprechen ,  einer  wenigstens 
um  etwas  jangeren  als  Nr.  2  in  die  Hände  gefallen  zn  sein ;  aber  seine 
Verzweiflung  ^chst  bei  ibrom  Anblick  ersichtlich.  Auch  nähme  eine 
solche  Fiction  des  Dichters  der  Scene.  alle  Pointe.  Das  komische  liegt 
darin ,  dasz  das  Gesetz  seinen  strengen  Lauf  hat  und  der  Jüngling  das 
Opfer  der  ältesten  und  häszlichsten  wird. 

V.  1083  ßadui  d£V(^,  Das  Futurum  vertritt  nicht  einfach  den 
Imperativ,  sondern  bezeichnet  die  Handlung  als  eine  (in  Folge  des 
Gesetzes)  nothwendig  bevorstehende.  Deshalb  fallen  die  Worte  mit 
groszerem  Recht  der  ywii  F  zu.  Ebenso  würde  V.  1085  ill*  ovx 
aqyrfim  ficr  Jla  ai  der  dritten  Freu  zu  geben  sein.  Als  die  gesetzlich 
bevorrechtete  spricht  sie  zuerst  nnd  mit  gröster  Entschiedenheit. 

V.  1090  ßivstv  det  lu  dtalaXrifiiiivov  ist  das  zu  einem  ganzen 
Setze  aufgelöste  Praedicat  zu  tovxI  to  TtQccyfMi:  vgl.  Thuk.  11  40,  3 
0  Toig  aXXoig  —  ifia^tä  ithv  ^^aog,  loyi4ffMg  ßt  onvov  ipigUy  wo 
das  Praedicat  sogar  zn  zwei  selbständigen  Sätzen  erweitert  ist.  — 
Was  das  Gesetz  des  Kannonos  betrifft,  so  lautete  es  (vgl.  K.  F.  Her- 
mann grieol\,  Staatsalt.  §  133,  ll)  idv  tig  xov  xm  ^A^tfvalav  d^ftov 
odtx^,  Ssdeiiivov  inoiiKuv  iv  xip  di^fifp.  Der  Schol.  bezieht  dies  Ver- 
fahren mit  Recht  abf  die  Eisangelie  und  ertlärt  i^t^vov  der  vorlie- 
genden Stelle  zu  Gunsten  wol  etwas  zu  speoinll:  nuntjfp^vov  a^Ltpo- 
xif^&sv.  Ich  bezweifle  nicht  dasz,  wenn  der  angeklagte  sich  gefesselt 
vertbeidigte,  zu  beiden  Seiten  Skythen  standen,  um  so  noch  mehr  zu 
bezeichnen  dasz  er  ein  Staatsgefsngener  sei.  Diesen  Umstand  benutzt 
Ar.  als^.den  für  ihn  wesentlichen  Punkt  des  Gesetzes,  weil  er  allein» 
obwol  freilich  nioEt  ganz  genau,  auf  den  vorliegenden  Fall  passte.  Die 


C.  Kock:  tar  Erklirang  o.  Kritik  r.  Aristophanes  Bkklesiazosen.  287 

beiden  alten  Weiber  sind  die  Skythen.  Inwiefern  der  Vergleich  nicht 
gana  paast,  liegt  auf  der  Hand.  Aach  das  SuxlsXfifiiiivov  iat  mit  b»- 
noristiacher  Uebertreibung  dem  Gesetze  aafgebardet. 

y.  1091  dtxwmtv  äfitpoiiQag  sc.  xmjtagj  was  ein  Accnsativ  des 
Inhalts  iat.  Erst  durch  den  Nebensinn ,  in  welchem  igxoncHv  hier  ge> 
braneht  ist,  erhalt  auch  das  zu  ergänzende  Substantiv  die  Bedentang 
*beide  Weiber'.  Bei  iimpotiqag  unmittelbar  ywtuxttg  odi|r  y^Ktvg  zn 
sBpplieren  halte  ich  nicht  fflr  zulässig. 

V.  1088 — 1094  vertausche  ich  die  Rollen  von  ywn^  B  und  F,  Es 
ist  festzuhalten  dasz  F  als  die  hiszHcbste  und  älteste  dem  Gesetze 
nach  die  zunichst  berechtigte  ist  und  sich  auch ,  wie  früher,  zuerst  in 
den  Besitz  des  Janglings  setzen  will.  B  macht  gegen  sie  nur  Oppo- 
sitioD  and  steht  in  zweiter  Linie.  Deshalb  sagt  J*  V.  1088  9iyj^  ßad^e 
dtvQo^  B  als  Opponentin  ^  JC  alX^  mg  ifii.  V.  1092  kommt  auch 
r  zu.  T.  1094  spricht  B  zur  Tröstung.  Der  Jüngling  soll  nicht  allein, 
dem  alten  Scheusal  fiberlassen  werden:  sie,  die  jüngere  alte,  wilf  ihn 
begleiten.  Ala  das  geringere  von  zwei  Uebeln  kann  aie  mit  Recht  in 
sich  einen  Trost  f&r  den  Jüngling  sehen. 

V.  1104  halte  ich  gegen  Bergk  und  gegen  das  awelQ^Ofuii  des  Rav. 
an  cvinnq^oputt  fest.  Ea  ist. nicht  zo  fibersehen,  dasz  Ar.  hier  Bilder 
BUS  dem  Seeleben  mit  Vorliebe  wihlt  (vgl.  V.  1066.  lb9l.  1106).  Der 
Jfingling  aiebt.sich  als  einen  schiffbrüchigen  an,  der  unter  und  mit  den 
Seetbieren  zusammen  schwimmend  (hier  ist  der  Sinn  natürlich  obscön) 
dem  Hafen  zustrebt.  Eine  freilich  nicht  genau  passefy^e  Analogie  fflr 
nnsern  Fall  findet  sieb  bei  Lukian  ver.  bist.  33,  wo  wir  ganz  ihnliche 
Worte  lesen :  Cvvvrjxofu^a  xm  iuqii%ovti  vovrm  ^^m.  Das  von  Ar. 
gebrauchte  Bild  dürfte  mindestens  eben  so  passend  sein  wie  bei  dtxoh- 
%H¥^  iXavvHP  usw.  Soltte^dem  Erfinder  des  Ausdrucks  Arion  vorge« 
schwebt  haben? 

V.  1106 — 1111.  Den  Verbeaserangavorschlägen  Bergks,  die  fibri- 
gena  nicht  in  den  Text  aufgenommen  sind,  kann  ich  nicht  beipflichten. 
Kmnächst  ist  0(img  d*  gegen  ahm  d'  festzuhalten.  Aer  Jüngling  hat 
sieh  im  vorhergehenden  aehwer  beklagt,  dasz  er  mit  diesen  Frauen- 
zimaMTD  zusammengekeHet  tat,  und  gegen  dieae  Klage  bildet  aein  fol- 
gender Wunsch,  dasz  sie  auch  noch  nach  dem  Tode  mit  ihm  vereinigt 
werden  sollen,  einen  so  starken  Gegensatz,  dasz  ofim?  ii  ganz  an  aei- 
aem  Platze  ist.  Ebenso  scheint  mir  die  Veränderung  V.  1108  von  tiiv 
in  njvda  keineawega  nOthig:  vgl.  Krugers  Sprachl.  §  60,  1, 5. —  Frei- 
Kck  bleibt  in  der  Stelle  noch  manche^  zu  erklären:  zunachat  V.  1106 
die  Verbindung  von  tl  mit  itoXka  ^okXaKtg.  Man  sagt  eaphemistisob 
naajiuv  ii  Mr  'sterben'.  Indem  der  Jüngling  tI  sagt,  findet  er  daaz 
der  Avadruck  seinem  Schicksal  nicht  entspricht,  sondern  viel  zu 
schwach  ist,  und  er  erläutert  oder  berichtigt  ihn  mii  noXXa  noXXamg, 
,  Gleich wol  ist  vi  unentbehrlich,  weil  es  erst  mit  Ttacxnv  verbanden 
*  die  BedeuCmig  *  sterben'  hervorbringt;  aber  insofern  ica^%€iv  xt  nicht 
wirklich  *  sterben'  heiszt,  kann  die  eigentliche  Bedeutui|r  durch  de# 
Znsatz  mit  Recht  gesteigert  werden. 


288  C.  Kock:  zar  ErkliiruDg  u.  Kritik  v.  Arislophanes  Ekklesiasuseo. 

V.  1107.  Obwol  der  SchmuU  in  dieser  Scene  so  reichlich  ist, 
dan  niemand  ein  Bedürfnis  nach  Vermebrnng  desselben  enpfindeo 
wird ,  kann  in*  avxfp  tooi  arofiati  xijg  slcßoXilg  nur  in  der  alleronsaa- 
bersten  Bedeutung  genommen  werden.  siaßoXiq  kann  nicht  die  Thor 
des  Hanses  bedeuten.  Der  Jüngling  hat  es  mit  zwei  xaaalßadsg  za 
thnn  und  erwartet  von  ihnen  den  Tod;  daher  ist  es  natflrlicb,  dasz  er 
beide  in  seinem  Testamente,  das  er  hier  macht,  bedenken  wird.  Die 
eine,  in  deren  Armen  er  stirbt  (er  meint  wol  JT),  soll —  eine  oage- 
beuerliohe  Phantasie  —  sein  Grab  sein  (vgl.  V6.  475) ,  die  andere  (V. 
1106  %al  Tifv)  soll  ihm  als  Leicbenslein  dienen. 

V.  1106  avo^Ev,  das  an  sich  nicht  deutlich  geoag  ist,  wird  darch 
ifcinolrjg  xov  örjfutTog  erkiftrt. 

y.  IUI  TtgSipaatv  ivxl  A^xvOov.  Dasselbe  Verhfiltnis  wird  durch 
TtQQfpaaiv  snbjectiv  und  durch  ivxl  objeetiv  bezeichnet:  unter  Vor- 
Schätzung  des  Grundes,  dasz  sie  die  Stelle  einer  XijxvOog  veftrele. 

*  V.  1138  raaJi  xiig  iislQotxag  erkläst  der  Schol.  xag  xov  ^o^ov. 
Zwar  bestand  der  Chor  aus  verheirateten  Frauen;  doch  scheint  eide 
andere  Deutung  liicht  möglich.  Dasz  die  Gattin  (offenbar  Praxagora) 
zum  Vergnfigen  ihres  Eheherrn  Hetaeren  habe  holen  lassen ,  wie  die 
allen  ErkUrer  annehmen,  ist  kaum  glaublich,  zumal  sie  selbst  V. 718 
erklart  hatte,  dasz  sie  ihnen  das  Handwerk  legen  wolle.  Auch  aol- 
wortet  der  Chor,  oder  genauer  der  Chorführer,  auf  diese  Einladaog 
offenbar  V.  1151,  indem  er  sich  zum  Abzüge  anschickt.  Insofern  fut- 
QaMov  ein  jungy  Mann  unter  zwanzig  Jahren  ist,  kann  lui^^  gewb 
auch  eine  Frau  gleiches  Alters  bezeichnen.  Auf  Verheiratung  oder 
ledigen  Stand  nimmt  das  Wort  keine  Rücksicht. 

V.  1144 — 1150.  Die  Vertheilung,  welche  Bergk  mit  diesen  Ver- 
sen vornimmt,  scheint  mir  nicht  passend,  vielleicht  weil  ich  seioo 
Gründe  nicht  kenne.   Dasz  etwa  die  Dienerin  eine  za  lange  Partie  er- 
halt, wenn  man  sie  V.  1136 — 1148  sprechen  Ifiszt,  wird  die  Veranlas- 
sung kaum  gewesen  sein,  da  sie  V.  1112 — 1126  grerade  noch  zwei 
Verse  mehr  im  Zusammenhange  redet.   Auch  stimmt  der  Inhalt  ron 
V.  1144 — 1148  ganz  zu  einer  Rede  der  Dienerin.   Wie  sie  im  vorher- 
gehenden (V.  1141)  gesagt  hat,  auch  das  wolgeneigte  Pnblicoai  sei 
zur  Mahlzeit  geladen,  so  fordert  sie  nun  den  Chor  auf  diese  EinUdang 
direct  zu  bestellen.    In  Folge  dessen  stimmt  denn  aac&  der  Chor  V. 
1162  ein  (likog  (liXXoSHitvixov  an,  welches   der  an  ihn  ergaogenea 
Aufforderang,  wenn  auch  in  freierer  Weise,  entspricht.   Wollte  man 
die  Verse  1144 — 1148  dem  Chor  beilegen,  so  könnte  sie  im  Naoen 
des  Chors  nur  der  Chorführer  sprechen  und  die  Choreuten  auffordern, 
die  Einladung  an  das  Publicum  zu  richten.    Dasz  nemlioh  V.  iM  7^ 
qovxtiy  fU^(^a%iov^  itaiölaxov  nur   las  Publicum  belteichnen  können, 
geht  dhraus  hervor,  dasz  die  Bürger  des  Stfleks  sämtlich  schon  ge- 
speist haben  (V.  1131  ff.)*  Der  Chor  kann  nicht  etwa  die  Dienerin  rer-  , 
anlassen  wollen  die  Einladung  auszusprechen ,  da  sie  es  einmal  in  al- 
ibr  Kürze  sAon  gelhan  hat  und  es  in  der  Folge  mit  keiner  Silbe  mehr 
thut.    Uebrigens  bin  ich  sehr  geneigt  auch  noch  Y.  1149  u.  11^  ^^^ 


C.  Kock:  sor  Erklirnng  u.  Kritik  v.  Arislophanes  EJiklesiazusen.  289 

Rolle  der  Dienerin  beixnlegen  and  stutKe.  mich  auf  Rar^  der  Y.  1151 
eine  Personeninderang  eintreten  lädzt.  Dadurch  würde  jene,  was  frei* 
lieh  von  untergeordneter  Bedeutung  ist,  hier  gerade  ebenso  viel  Verse 
sprechen  wie  Y.  1112  — 1126.  Sodann  würde  das  iyoi  61  usw.  V.  1149 
dem  was  der  Chor  thun  soll  als  Gegensatz  sehr  gut  entsprechen,  auch 
die  Antwort  des  Chors  Y.  1151:  *  weshalb  zögerst  du  noch,  da  du 
doch  gehen  wolltest?'  ganz  passend  sein^  Hiezu  kommt  ein  Grund, 
den  ich  für  schhgend  halte.  {%ov6a  toi  %al  6ada  tovitivI  xaXöig  (oder 
Ix»  ii  Rav.  u.  Bergk)  Y.  1150  kann  nur  die  Dienerin  sagen.  Der  Chor 
ist  seit  langer  Zeit  unbeweglich  in  der  Orchestra ,  ist  am  hellen  Tage 
ohne  Fackeln  gekommen  und  kann  sich  jetzt  nicht  daran  erinnern, 
dasz  er  k  la  bonne  heure  gerade  Fackeln  bei  sich  habe.  Diese  beiden 
Verse  unter  Aufnahme  des  l^co  61  (was  ich  für  einen  aus  der  Aehnlich- 
keit  des  vorigen  Versanfanges  entstandenen  Schreibfehler  des  Rav. 
halte)  dem  Herrn,  Blepyros,  beizulegen,  scheint  mii> unstatthaft.  Der 
Herr  ist  seiner  Dienerin  gegenüber  sehr  wortkarg  gewesen  (Y.  >130 
0.  113&)  und  wol  schon  Y.  1137  abgegangen,  da  es  für  ihn  von  keinem 
Interesse  sein  konnte  die  weiteren  Herzensergieszungen  der  Magd  mit 
anzuhören.  Wie  wenig  er  sich  um  die  Worte  der  letzteren  bekümmert 
hat,  zeigt  Y.  1135  die  Frage  derselben:  not  not  ßa6l^€ig;  Sie  bat  nur 
einen  Sinn,  wenn  die  Dienerin  erstaunt  darüber  ist,  dasz  der  Herr 
schon  gleich  nach  ihren  ersten  Worten ,  ohne  dfe  Hauptsache  gehört 
zu  haben,  sich  zum  weitergehen  anschickt.  Sie  halt  ihn  mit  dieser 
Frage  natürlich  noch  einen  Augenblick  auf  and  zwingt  ihn  wenigstens 
noch  einiges  anzuhören.  Uebrigens  enthält  der  Schlus'z  der  Ekklesia- 
zasen  manches  belehrende  über  die  AufTubrnng  der  Komoedien.  Y. 
1146  IT.  beweisen  dasz  die  Ekkl.  das  letzte  Stück  des  Tages  waren: 
denn  es  ist  kaum  glaublich  dasz  die  Zuschauer  nach  dem  dern;vov,  das 
gegen  Abend  gehalten  wurde,  und  zwar  in  diesem  Falle  zu  Hause,  noch 
einmal  in  das  Theater  gekommen  seien.  Steht  dies  fest,  so  geht  aus 
V^.  11S7  IT.  hervor,  dasz  an  jedem  Tage,  und  zwar  an  letzter  Stelle, 
nur  6ine  Komoedie  aufgeführt  wurde.  Die  Ekkl.  sind  die  erste  der 
aufgeführten  Komoedien  und  spielten  am  Nachmittag  des  ersten  Fest- 
tages. 

V.  1155.  Dasz  %qLvbiv  in  diesem  und  den  folgenden  Yers'en  die 
praegnante  Bedeutung  ^vorziehen,  für  den  Sieger  erklären'  )iat,  beweist 
auszer  manchem  anderen  schon  die  starke  Form  des  Fron.  pers.  ifii, 
nicht  fi/.  Beurteilen  müssen  die  Richter  natürlich  alle  Dichter,  die, eine 
Komoedie  aufgeführt  haben;  für  den  Sieger 'erklaren  sollen  sie  im  Ge- 
gensatze  zu  den  anderen  ihn. 

Y.  1166  %€tl  xaa6e  vvv  kaycigag  xotv  aKeUcHOiv  rbv  ^^^v.  Zu 
ergänzen  x/vci.  Vorher  waren  die  Choreuten  des  ^inen  Halbchors  auf> 
gefordert  wordeii  die  Füsze  in  kretischem  Rhythmus  zu  bewegen ;  jetzt 
knüpft  nal  ein  neues  Object  der  Bewegung  an.  raffde  Xayaqag  kann  auch 
ich  nur  von  den  hohlen,  leeren  Magen  verstehen.  Sie  sollen  auch  die 
leeren  Leiber  in  der  geforderten  Weise  bewegen.  Dem  entspricht  der 
Y.  1168  mit^^a^  angeknüpfte  Grund,  dasz  die  Strapaze  bald  reichlich 


290  C.  Kock :  sur  Erklärung  u.  Kritik  v.  Aristopbanea  Ekklesiasusen. 

belohnt  werden  solle,  roti^  axBlictioiv  ist  Dativ,  xov  (v&imv  Accmativ 
des  Inhalts  %n  lUvu^  gleich  Torvti/v  ri^v  ^^(Aixfjv  lUvrfiw* 

V.  1179  tnqB<s9  avo  ist  auch  an  die  Zuschauer  gerichtet,  die 
nach  beendigtem  Stücke  zum  Ssmvav  nach  Hause  gehen. 

Anclam.  Carl  Kock. 


Studien 

zur  griechischen  Mythologie, 


Von 


Anglist  Friedrich  Pott 


iahib.  f.  «iMt.  Pbilol.  Sappl.  Bd.  IIl  HfU  S. 


20 


7. 


Studien  zur  griechischen  Mythologie. 


L  Der  Kythns  von  lo  und  Argos« 

Nicht  leicht  ist  im  allgemeiDen  ein  Mythus  durchsichtiger  und 
rerstäadlicher  als  der  von  der  lo.  Um  so  geringer  daher  auch  die 
Gefahr  des  irrens,  wenn  man  sich  an  ihm  mit  der  Bezeichnungsweise 
▼erlniot  zn  machen  sucht,  wie  sie  von  der  mythologischen  Sprache 
iherbanpt  geliebt  wird.  Und  doch  erhebt  sich  wieder  anderseits  eine 
licht  onbedeatende  Schwierigkeit  bei  Behandlung  gerade  dieses  Mythus: 
lemlich  wegen  dessen  unleugbarer  Verflechtung  mit  Aegypten  und  in 
Betreff  der  Frage,  ob  und  in  wie  weit  hieraus  geschichtliche  SchlQsse 
la  ziehen  nns  zustehen  mag. 

Bekanntlich  beginnt  Herodot  sein  Werk  mit  dem  wechselseitigen 
Banbe  zwischen  Europa  und  Asien  von  den  vier  Weibern  lo,  EuroTpa, 
Xedeia  and  Helena;  und  seitsam  genug  sollen  sie  es  gewesen  sein, 
welche  den  ersten  Aulasz  gegeben  hätten  zu  den  groszen  Kämpfen 
beider  Welttheile  mit  einander.  Noch  seltsamer,  dasz  sie  auszerdem 
säntlieh,  wenigstens  nach  der  Darstellung  von  Gerhard  gr.  Myth.  1 523, 
'Mondheroinen'  wären,  was  auclf  in  der  That  viel  für  sich  hat. 
lo  bedeotete,  wird  angegeben,  in  argivischer  Mundart  den  Mond,  und 
loch  iok  ist,  freilich  als  Maso.,  im  Koptischen  dasselbe,  und  läszt  des- 
halb  gegrilndetermaszen  auf  gleichen  Brauch  bei  den  alten  Aegyptern 
lorackscblieszen.  —  ^Ekhni  vergleicht  Preller  gr.  Myth.  11  73  geradezu 
Bit^Ai^  und  meint,  indem  er  an  den  Zeus  Hellauios  und  die^£XAo« 
oder  XelXol  zn  Dodona  (vgl.  auch  Gerhard  gr.  Myth.  I  154)  erinnert, 
es  sei  ein  weiblicher  Helios.  Das  Appellativum  lAavi;  Athen.  15  p.699 
oder  bei  Hesych  ikivri,  der  übrigens  auch  aiXatvat '  laiinddsg  anführt, 
wird  als  vorn  digammiert  aufgeführt  (Thiersch  gr.  Gr.  S.  225.  Giese 
aeol.  Dial.  S.  284),  was,  wie  der  letztere  auseinandersetzt,  etymologi- 
sche Vereinigung  mit  aiXag^  ceXi^vri^  in  denen  hinter  Sigma  kein  Di- 
lamna  nachweislich,  oder  gar  mit  i^kiog  (skr.  sür-yoy  lat.  so/,  eig. 
cielestis  ans  svar  caelum),  welche  alle  Crenzer  Symb.  IV  153  mit 
eitaader  in  dinenTopf  thut,  erschwert,  wo  nicht  gar  unmöglich  macht. 

20* 


294  A.  F.  PoU:  Stadien  zur  griecliiscIieD  Mylliologie. 

Wie  dem  nan  sei :  ilivri^  wovon  sich  '^EAivij  nicht  wird  trenneo  lassen, 
obschoo  nach  Giese  es  ungewis  wäre,  ob  aeolisch  wirklich  der  Name 
Digamma  gehabt  habe,  bedeutet  Fackel;  and  warum  sollte  sich  das 
nicht  auf  den  Mond  deuten  lassen?  Man  nehme  doch  nur  Hör.  4, 6,37: 
rtle  Lalonae  puerum  can€ntes,\rtte  crescenlem  face  Noctilucam^  wo 
natürlich  vom  Monde  mit  zunehmendem  lichte  die  Rede  ist.  Ein  sol- 
cher Name,  der  an  sich,  jedoch  eher  als  Mond  denn  als  Fackel  (selbst 
wenn  Hochzeitsfackel),  für  eine  Frau  sich  schickte,  ist  aber  in  der 
Iroischen  Sage,  worin  mehrere  Eigennamen  dem  Charakter  der  Perso- 
nen und  ihrer  Aufgabe  zu  sehr  entsprechen,  um  nicht  mit  einer  ge- 
wissen Absichtlichkeit  gewählt  zu  sein,  von  einer  Bedeutsamkeit,  die 
nicht  rein  zufallig  sein  möchte.  Wie  also  wenn  Helena  die  Kriegs- 
fackel,  fax  belli  (KZ.  VII  91),  wäre,  welche  die  gegenüber  lie^eadeu 
Küsten  des  östlichen  und  westlichen  Welttheiles  zu  einem  so  hart- 
näckigen und  langwierigen  Kriege  entzündete?  '^'Ekevog^  aoszer  dem 
Oenopiden  dieses  Namens  IL  5,707,  heiszt  auch  wol  als  nicht  groadloses 
Gegenstück  zur  Helena  der  berühmte  troische  Wahrsager  (etwa:  als 
Sonnengott  Apollon  Leuchte  in  der  dunkeln  Zukunft?),  welcher,  da 
nach  des  Paris  Tode  ihm  Deiphobos  als  Geraal  der  Helena  vorgezo- 
gen wird,  sich  auf  den  Ida  zurückzieht  und,  von  den  Griechen  gefan- 
gen, ihnen  eine  verrätherische  Mitlheilung  über  seine  Vaterstadt  ma- 
chen will.  Er  war  der  einzige  von  Priamos  Söhnen,  welcher  den  Fall 
von  Troja  überlebte  und ,  dem  Pyrrhos ,  dem  Sohne  des  Achilleas  za- 
gefallen,  sogar  dessen  Nachfolger  in  Epirns  wurde.  Sicher  derGrnnd, 
warum  später  König  Pyrrhus  seinen  Sohn  Helenos  hiesz  (W- 
Pyrrh.  9). 

Wir  kommen  zur  Europa.    Ich  halte  es  durchans  nicht  fOr  on 
wahrscheinlich,  dasz  diese  Tochter  des  Agenor  (tüchtiger  Mann)  noJ 
der  Telephaässa  (fernhin  leuchtend,  was  nicht  nothwendig  blosz  bild- 
lich zu  verstehen  wäre)  oder  der  Argiope  *)  (d.  h.  also :  weissen  .Ant- 
litzes, wie  der  Mond  sich  oft  zeigt),  einer  Tochter  desNeilo^;  DacliUo* 
mer  des  Phoenix  (also  aus  dem  Volke  der  Phoeniken,HeyoeObss 
ad  Apolld.S.212),  mit  ihrem  Bruder  Kadmos,  wie  man  vermalet  hal. 
den  gleichsam  verschwislerten  Gegensalz  von  Abend-  und  Morgen- 
land vorstelle,  und  zwar  in  Namen,  welche  der  phoenikischen  Spraclui 
angehören:  nemlich  hebr.  *ereb  (vespera),  woher  arab.  ^A^rb  (occi- 
dens),  gherbi  (pars  occidentalis),  ital.  garhino  (Südwestwind)  im  »"' 
lelländischen  Meere  (Diez  etym.WB.S.  163),  und  das  Königreich  yl^^"'^ 
fies  in  Portugal,  sowie  meghreb  (occidens),  und  auf  der  andern  Seile  liebr 
*ed«m,Äadim  (oriens);  vgl.  etym.  Forsch.  II 190.  Mit  dem  Abend  beginn' 
nach  der  Herschaft  der  Sonne  die  des  Nachtgestirns ;  und  es  hat  sicher 
lieh  einen  tieferen  Grund,  wenn  auch  Europa,  wie  lo,  der  Hörner  des 
Mondes  wegen,  selber  zur  Kuh  wird,  durch  Zeus  wenigstens  in  Gestal 

*)^Auch  Thamyris,  ein  alter  thrakiscber  Sänger ,  hatte  *^^Wf".°u 
A^yionii  2«  Eltern  (Apolld.  1,  3,  3.  Paus.  4,  33).  Das  verstehe  ich  mcia 
anders  als  Xtoi;»?  (Schneeland),  nemlich:  weis«  (von  Schnee)  «izuseiit«, 
d.  h.  Thrakien,  da  Eumolpos,  Sohn  der  Chione,  auch  ^aai^^^^^^' 


A.  F.  Polt:  Slndien  zur  inieehisckea  Mythologie.  295 

eines  (billigerweise  onr  fflr  eine  Knh  sich  schickeDden)  Stieres 
entfahrt  worde.   Dasz  der  Grieche,  wie  er  in  fremden  Wörtern  pflegte, 
anch  in  EwQtinTi  ein  einheimisches  Wort  su  hören  glanbte  und  es  dem« 
gemiss  sich  ein  wenig  fär  sein  Ohr  nnd  seinen  Hand  wolgefilliger 
sosialsle ,  kann  durchaus  kein  Befremden  erregen.    Uebrigens  hat  er 
ee  doch  nickt  Töllig  lu  iv^ay^  (weitblickend)  umgemodelt,  obgleick 
er  nn  dies  einheimische  Wort  bei  EvQDOTtri  znnSchst  gedacht  haben 
mag.  Es  scheint  sich  aber  weglassen  von  v  aus  svqv  selbst  nicht  durch 
ev^ionog  ond  ivQcidijg  als  genügend  berechtigt  zu   erweisen.    Sonst 
Hesse  sich  'weitblickend'  allerdings  auch  zur  Noth  vom  Monde  sagen; 
ja  mit  Cassei  magyar.  Aiterth.  S.  288  sogar  von  unserem  Weltlheile  als 
*weil  ausschauendem',  d.  h.  sich  weithin  erstreckendem  Lande,  wie 
er  Ja ph et  auch  als  latitndo  =:=  late  patens  (terra)  versteht.    Ihm  ist 
dann  Enropa  auch  gewissermaszen  Kuh,  wie  im  Skr.  go  Kuh  und  Erde 
(so  anch  Wiswamitra's  Kuh,  die  AUernahrerin).   Bei  Paus.  7, 4, 1  hatte 
Asios  der  Samier  gedichtet,  ag  0olvwt  ix  Ils^ifi'^dfig  (die  gar  kluge, 
am  Rath  nicht  verlegene)  rrjg  Olviong^  Königs  in  Aetolien  (vgl.  der 
geographischen  Lage  nach  einigermaszen  JcDÖaiv  Sohn  des  Zeus  und 
der  Bar  opa)  yivoixo  ^ActvnaXaia  %al  EvQcinri,    Also  auch  hier  in 
dem  Schwesternpaar,  welches  auf  den  Eponymus  der  Phoeniken 
zoräekgeleilet  wird  mit  einer  Europaeerin  im  Westen  Griechen- 
lands, der  Gegensatz  zwischen  den  beiden  Welttheilen.    Astypalaea, 
d.  h.  doch  wahrscheinlich« hier  nicht  etwa  als  alte  Stadt  Samos  gemeint, 
sondern  das  durch  alte  Handelsstädte  hochbertthmte  Phoenikien.    Vgl. 
naltdjjdmif  (Altland)  als  mythischen  Urahn  von  Griechenlands  Urbe- 
wohnern,  ansgedrflckt  durch:  Vater  des  Pelasgos.    üocei^davog  dlnal 
'Aawjtaialag  dvat  nalda'^Aywaov  (s\t\\t\c\k\.:  Entzflnder,  nemlich  des 
Tages,  hei  Sonnenaufgang),  ßaeiUvBtv  de  ccvtov  vmv  naXovfiivcav  A^ 
Uysifff,    'Ayfuiim  öi  xriv  ^vycniqa  xw  Ttoxaiiov  Xaßovxi  xov  Maiav- 
d^ov  (also  in  Kleinasien)  £a(Uav  (also  eponym  mit  der  Insel  Samos) 
—  %ai  JEdfiov  (eben  so).  ^Ayuala^ — ov  ^IfißQaöioiöt  tkxq^  vöaaiv  (aus 
SumOBYA^vmiXata  xlxxs  Iloöetöaoavi  Apoll.  Rh.  2, 866.  ^Aaxvrcalauiif 
wie  ausserdem  z.  B.  sporadische  Insel  bei  Kreta,  auch  alter  Name  von 
Kos.   Sollte  des  Ankaeos  Bruder  Eurypylos  (Weitthor)  —  doch  s. 
spiter  —  nnsem  Welttheil  vorstellen,  der  brüderliche  Ankaeos  aber, 
als  Sonnenaufgang,  Asien?  d.  i.  etymologisch,  wie  etym.  Forsch.  II 
190  gezeigt  worden,  yrj  i}omk.   Vgl.  auch  den  phoenikischen  "i^dcm/e^ 
(d.  i.  Herr,  dominus,  im  Hehr.)  as  ^Afpog  (orientalis)  usw.  Ahrens  KZ. 

10  173. 

Endlich  Medeia  hat  zum  Monde  allerdings  auch  einen  Bezug 
Iheils  wegen  ihrer  Herkunft  aus  dem  Sonnenlande ,  theils  in  ihrer  Ei* 
geaschaft  als  Zauberin ,  weil  man  Zaubereien  gern  Nachts ,  hei  Mon- 
denschein, vollbrachte,  wie  z.  B.  aus  Theokr.  2, 10  f.  erhellt.  —  Den 
Zink  zwischen  Europa  und  Asien,  oder  zwischen  Abend  und 
Osten,  nm  den  Mond  scheinen  wir  uns  aber  wirklich  aus  der  Natur« 
beolNichtang  deuten  zu  müssen ,  dasz  der  Mond ,  freilich  wie  alle  Ge- 
stirne, dem  Enropaeer  Griechenlands  gleichwie  von  der  asiatischen 


296  A.  F.  Poil:  Shidii»  svr  grieohisoliM  Mytholofie. 

KflsCe  heraberkofflmend,  nnd  dem  Asiaten  als  sieli  von  ihm  ^eo  En* 
ropa  (man  dachte:  gezwungeD,  nicht  gutwillig)  entfernend  sich 
darstellen  nuste;  —  und  dabei  nun  das  Wunder ,  wie  im  Westen  ver* 
schwindend  der  Mond  immer  doch  von  neuem  wieder  im  Oslen  (also 
doch  wol ,  so  lange  man  nicht  von  der  Kugelgestall  der  Erde  wnate, 
sondern  sie  sieh  als  Fliehe  dachte,  durch  dunkle,  lichtlose  Gegenden, 
mithin  des  hoben  Nordens,  worauf  die  kimmerisohe  Finsternis  lagerte, 
dahin  snrQckgekehrt)  seine  Reise  am  Himmel  antrat ! 

Bei  Herodot  hat  sich  der  Mythus  gleichsam  in  gans  oatörlich 
verlaufende  Menscheogeschichte  verwandelt,  indem  er  alles  wunderba- 
ren entkleidet  worden.  Was  aber  die  Ersählung  von  der  lo  im  beson- 
dem  angeht,  so  bleibt  die  göttliche  Dazwischenkunft  des  Zeos,  wel- 
che ursprünglich,  wo  darunter  der  Mond  gemeint  war,  nothwendig 
dasn  fifehörte,  gans  aus  dem  Spiele.  Merkwürdigerweise  aber  wüsten 
sufolge  Herodot  von  der  lo,  also  ausser  den  Griechen,  auch  Fhoeniken 
nnd  Ferser,  ja  nicht  minder  Aegypter,  was  von  weiter  Verbreilang 
der  lo,  mindestens  als  Gegenstand  der  Unterhaltung,  wo  nicht  der  Ver- 
ehrung, KU  Herodots  Zeit  unbestreitbares  Zeugnis  ablegt.  Ihm  sufolge 
erzählten  nun  die  Perser  von  einem  Raube  der  lo  aus  Argos  durch 
phoeuikische  Kaufleute ,  wihrend  die  Fhoeniken  selbst  (Kap.  5) ,  Ter* 
möge  des  im  Alterthum'  oft  wiederkehrenden  Strebens  nach  Ehrenret- 
tung oder  Verherlichung  des  eigenen  Volkes  oder  Stammes,  in  beschö- 
nigender Weise  bloss  verbotenen  Umgang  des  Schiffshauptmanns  mit 
ihr  einräumen,  wogegen  sie  selbst,  zwar  aus  Scham  vor  den  BUern, 
sonst  freiwillig  ihm  gefolgt  sei.  Vgl.  ähnliches  von  der  Fhoenikio  im 
Hause  von  des  Eumaeos  Vater  Od.  15,  414.  üebrigens  Ton  Wichtig- 
keit ist,  dass  lo  —  jedenfalls  also  ein  Zug  weloher  der  Geschichte 
wesentlich  angehören  musz  —  zuletzt,  wie  zum  Schlüsse  ihrer  Irrfahr- 
ten als  Kuh  bei  den  Dichtern,  auch  hier  naoh  Aegypten  gelangt; 
nnd  zwar  um  so  mehr,  als  das  gleiche  von  der  Helena  ersfthlt  wnrde 
(Freiler  II  75). 

Gierig  zu  Ov.  M.  1, 747  hat  folgendes :  ^Epapkus  ab  Aeschylo  From. 
319  vocatur  diog  (caelestis  oder  auch  a  love  oriundus)  Tto^ig  (vitalus 
i.  filius)  ßoog.  Eusebius  tarnen  in  Chronico  ad  a.  481  auctor  est,  ex 
Telegono  (Sohn  des  Proteus,  der  sich  ja  auch  besonders  in  Aegypten 
aufhält,  KZ.  VI  121,  wol  wie  der  Nil  durch  seinen  angeblichen  Namen 
Hneivrigj  Diod.  S.  1, 19,  zu  einem  Verwandten  des  Okeanos  gemacht 
werden  soll),  cui  iuxta  Apollod.  postea  nupsit  Isis,  genitum  esse  hunc 
Epaphum:  v,  Burmannns  ad  h.  l.  Apud  Aesch.  lupiter  non  concumbit 
cum  lo,  sed  ad  Nilum  placide  manu  palpans  gravidem  eam  reddit: 
inaipav  axagßu  x^^Q^  xal  ^lymv  (lovov»  f  intivvfiov  di  tmv  Jtog 
^lyi^liaxmv  \  ri|e(ff  nelaivov  '*Eauitpov  xxX,  v.  849.  Is  Graecis  i.  q. 
Aegyptiis  Apis  Herod.  S,  153.  3, 137.'  Vgl.  Greuzer  II  934,  der  das 
berühren  auf  den  Blitz  deutet.  Schwarz,  als  sich  auf  Aethiopen 
beziehend,  die  nachmals  durch  Phaäthons  UnglQcksfahrf  schwars  ge- 
brannt werden,  oder  weil  Aegypten  KHME^  XFMI  (daher  Alcbemie, 
als  ars  Aegyptiaca ,  und  nicht  als  Schwarzkunst?)  heiszt  von  käme 
(schwarz) ;  s.  meine  Versch.  der  Rassen  S.  62.  67.    X^^ug  als  alter 


A.  F.  Pott:  Stadran  zur  grieehitdien  Mythologie.        "  297 

König  Aofnrptens  Biod.  S.  1 ,  fö  vornullieh  aocli,  d>wol  aach  Stadt. 
Xfiftta  als  fuXayystog  Fiat.  Is.  et  Os.  c.  ä3  p.  364.    Vgl.  anch  von  der 
sehwarsen  Farbe  der  Taabe  sa  Dodona,  m  Atytmtlti  ^  ywni  ^, 
Her.  9,  58.     laigleicheD  MilaftgtoSig ,  nach  Apolld.  2,1,4  der  alte 
Käme  der  Aegypter,  was,  obsehon  yod  eiaigen  rerdichttgt,  doch  nach 
Heyae  not.  crit.  S.  118  nicht  braacht  in  lulafißaXov  gefiedert  za  wer- 
den.   Dahin  gehört  auch  nnstreitig  der  Seher  MeXafiatovg^  von  dessen 
früher  ntir  ntfUarer  Benennung  (KZ.  VI  114)  ich  nunmehr  in  Her.  2,  49 
(vgl.  Creuzer  III  161)  den  Grund  glaube  entdeckt  zu  haben.   Er  war 
es  nemlich,  welcher  die  Griechen  in  aegyptischen  UeiligthQmern 
anterwies.    Nach  Schol.  Theokr.  3,  43  hiesz  er  so,  weil  (lovovg  fjv 
yvinvog  roifg  nodag  xal  i^evuxv^  wto  tov  ffUov.    Hingegen:  "EatagHtP 
MccSö^i'  ort  6  2jivg  inatpriaifiBvog  Ttjg  ^lovg  nahv  $lg  ywahia  ov- 
tify  fUTCfto^9>cMrcv,  Schol.  Enr.  Phoen.  633.  Heyne  Obss.  ad  Apolld.  S.  103. 
Gevris:  tactns,  palpatus  oder  tangendo  procreatus  kann  der  Name  gram* 
malisch  unmöglich  bedeuten,  wäre  dies  auch  sonst  nieht  ein  abenleuer- 
lieber  Sinn.  An  Aeschylos  ist  man  es  gewohnt,  dasz  er  mit  Namen  spielt. 
So  BBit  der  Helena  als  iXivag,  Skavigog^  ikinroXig  Agam.  696.    Desglei* 
chea  beim  Epaphos ,  wo  er  deshalb  auch  des  Activs  inatpmv  statt  des 
sooat  Qbliohen  Mediums  sich  zu  bedienen  kühn  genug  ist.  Preller  II 30 
rith  bei  Epapbos  auf  den  Abendstern,  und  ist  nun  anders  der  Name 
wirklich  ans  griechischen  und  nicht  etwa  aus  aegyptischen  Mitteln  zu 
erkUren,  so  nfihme  ich  zwar  auch,  man  mfiste  denn,  des  vordem  e  we- 
gen nicht  recht  glaubhaft,  Annahme  einer  rednpli eierten  Form  vorzie* 
hen,  inpiieKa  zu  Hälfe,  allein  in  dem  bei  Soph.  Trach.  933  wenn  anch 
aar.  figflrlich  angewendeten  Sinne  des  Aizündens;  m.  vgl.  bei  den  Rö- 
mern die  prima  fax  oder  lucemae  geheiszene  Tageszeit,  wenn  man 
das  Lieht  anzOndete.  Vgl.  agni  lv%viav  Herod.  7,  315.   Das  bleiben  von 
« in  ht«tpfi{  asw.,  ohne  sich  vor  dem  Spiritus  von  atffi\  in  tp  zu  ver- 
wandeln,  hat  seinen  Grund  wol  in  dem  Streben  nach  Vermeidung 
zweier  gleicher  Consonanten,  wie  denn  auch  Sq>^ai,  eine  Art  Entzfin- 
dang,  aaoer  ignis,  den  Spiritus  mildert,  welchen  doch  i(pd'og  als  Asper 
beibiÄialten  hat.   An  hcaq^r^iii^  gegen  einen  loslassen,  das  allenfalls 
anch  noch  in  Frage  käme,  wQste  ich  viel  weniger  eine  Anknapfnng 
zu  versuchen.  —  Wenn  nun  znfolge  Herodot  3,  28  6  öi'jiitig  (so  Reiz 
st.  ^Atug)  oirog  o  lEacafpog^  so  könnte  vielleicht  jemand  auf  den  Gedan- 
ken verfallen,  die  griechische  Form  sei  von  der  aegyptischen  nur  ver- 
schieden durch  den  aeg.  minnlichen  Artikel  77  oder  <Z>,  in  welchem  die 
Griechen  aber,  ihrer  Umdeutung  aus  htatpaoi/Lai  zu  Liebe,  die  Kürzung 
von  hU  gefunden  hätten.   Doch  erseheint  auch  mit  dem  kurzen  o  in 
"Euaipog  die  Länge  in  ^Anig  nicht  gut  vereihbar.   Creuzer  I  486  gibt, 
anszer  der  Erinnerung  an   den  lieg.  Monat  Epipkij  noch  die  nicht 
sehr. einleuchtenden  Erklärungen  als  Vater-Stier  (also  aus  kopt. 
ajUk  Abbes,  senior,  pater^  ascela)  nach  Zo^ga,  oder  Haupt- Stier 
nach  de  Rossi,  aus  «^ne,  ^^^  caput,  princeps,  snmmitas,  Vertex,  zu- 
mal fflr  Apis  selbst  im  Koptischen  sich  kein  Wort  im  Sinne  von  Stier 
vorändet.   Nicht  besser  steht  es  um  die  Gleichstellung  mit  ApophiSy 


298  A.  F.  Pott:  Stadim  sir  friodmeheft  MTflioIofie. 

WM  RiM0  BMA  soll  (IV  180).  Vgl.  doD  Apepi  DUZ.  X  906.  SlO.  — 
«i/apt (Apis)  war  niobl  D«r  der  Name  des  S  tieres  tod  Meaphis,  boo- 
dern  aaoli  der  deilige  (hierogtyphisohe)  Name  des  Kils,  oad  drilleas 
der  Name  desjenigen  der  vier  nnterweltliclien  Onirissöhne,  welcher  dea 
Kopf  des  dem  Monde  heiligen  Kynokephaios  na  tragen  pflegte.  Aas 
den  Naobrichten  der  Sohriftstelier  geht  answeifelbaft  hervor,  dasx  der 
Stier  Apis  aaoh  von  den  Priestern  in  einer  doppelten  NatnrbeseichnoDg 
Terebrt  wurde ,  nemlicb  als  Symbol  des  Mondes  and  als  Symbol  des 
Nils»  usw.  Lepsias  DHZ.  YIl  437. 

Orid  lässt  nun  unseren  Epapbos,  also  einen  Sobn  der  lo  (d.  h. 
der  Mondgöttin)  von  Zeus,  dem  obersten  aller  Götter,  mit  dem  Apol- 
losohne in  Streit  gerathen ,  weil  der  Sole  natns  PbaStbon ,  d.  h.  der 
lenebtende,  sich  einstmals  seiner  vornehmen  Herkanft  (von  Phoeboi 
und  der  Nymphe  Klymene)  gegen  ihn  berahmt.    Was  dann  beksoaUicli 
das  Motiv  herleibt,  wie  Phafttbon  zur  Beglanbigang  seiner  Gebort  die 
.Erlaubnis  sur  Besteigung  des  väterlichen  Wagens  sich  erwirkt.   Pbi^- 
thon  gleicht  beim  niederfallen  einer  Sternschnuppe:  iangoque  per 
a€ra  iractu  \  fertut;  ui  interdum  de  caeio  Stella  serenOj  |  eisino» 
cec  idil,  potuii  cecidiue  viderL  Ygl.  ausser  den  Auslegern  so  Ov.M. 
3,  321  iUl.  Stella  cadente  KZ.  II  426 ;  und  so  mag  Beobachtung  ros 
Sternschnuppen  mit  in  die  kosmogoniscbeSpecnlation  über  Unterschied 
der  Klima te  und  deren  Entstehung  hineinspielen,  wie  man  sie  im 
Mythus  von  Phaftthon  sich  offenbar  klar  su  machen  suchte.   Den  oafs- 
schickten  Fahrer  des  Sonnen wagens  —  escipii  Eridanus,  ein  Flnss 
im  fernen  Westen,  also  in  der  Gegend  des  Sonnenunterganges.  Prelier 
I  297  abersetst  ^HgLÖavog  mit  ^Fräbstrom  [?]  ^vielleicht  eig.  der  des 
Lichtes,  da  der  Fluss  euch  0ai^tDv  geheissetf  haben  soll,  Serv.  V.  A. 
6,  659.'    Sollte  aber  in  diesem  mythischen  Strome ,  der  also  doch  wol 
niobt  eigentlich  Östlicher  heisxen  kann  und  nur  mit  Unrecht  in  der 
Wirklichkeit  auf  der  Erde  gesucht  wOrde,  bloss  ein  Gegenstäek  sar 
Milchstrasse  gemeint  sein 7  deren  Entstehen  man  daher  leilel, dMS 
Hefa  (Wolkenhimmel),  durch  List  dasu  vermocht  den  ihr  verhasstos 
jungen  (Sonnenheros)  Herakles  an  ihre  Brust  sn  legen,  ihn,  als  er 
SU  gewaltig  sog,  von  sich  warf.    Vielleicht  mit  Hinblick  auf  dis  sog* 
Wassersieben  der  Sonne  j^edacht,  womit  ähnliches  su  vergleichen  in 
Anakreons  19r  Ode  samt  den  Auslegern;  s.  Cic.  Arat.  389(145)  Vol. 
IV  2  p.  538  Or.:  namque  etiam  Eridanum  cernes  in  parte  locatum\ 
caeli,  funestum  magnis  cum  viribus  amnem^  \  quem  lacrimis  maesUH 
Phaälhontis  saepe  torores  \  sparserunt^  letum  maerenti  f>oce  canenles. 
Eine  gewisse  Analogie  bietet,  ausser  dem  nur  scheinbar  gleich  abfei- 
lenden ^Pidavog  oder  ^lagSavog  in  Kreta  und  ^laqiavt^  in  Eüs,  der 
^jiniSavog,  ion.  ^HniSavog  in  Thessalien  oder,  nach  Stepb.  B.,  anch  in 
Troas.*  Ich  weiss  abrigens  nicht:  sieht  Preller  darin  Comp,  mit  Wor- 
tern wie  Dafiffrttfs,  Tanais=i  Don  (ossetisch  don  Flusz)  oder  eine 
blosse  Herleitung  in  Analogie  mit  tfikedccvogy  ovttdavig,  t'^fp^^''^^^ 
nevTtidavog^  '^edavog  u.  ä.7 

Die  drei  Ueliaden,  Pbaötbusa  (also  die  weibliche  For«  «» 


A.  F.  Potl :  SlndieB  inr  griacliMofaeD  Hytiiologio.  299 

Pka£lhoii),  Lampetie  (d.  h.  leuchtend,  daher  mil  dem  Beiworte  con- 
diäny  etwa  von  einer  Form  aas  AcrfUEco,  die  analog'  gebildet  mit  Ttv^- 
TOg  naw.)  and  Aegle  {taylti  Glanz)  oder  Phoebe  (Fem.  zu  Ooißag) 
werden  sd  Pappeln,  ond  das  aasflieasende  Harz,  ihre  Thrinen,  erhärtet 
ao  der  Sonne  (tikinzm^  II.  6,  513)  sa  Bernstein  (im  Deatachen  nach 
der  Brennbarkeit ,  engl,  to  burn ,  brennen ,  so  genannt) ,  gr.  i^UnxQovj 
d.  h.  glänzender  Stoff,  was  za  skr.  räg^  leuchten  (rgl.  ifVY^S  Färber) 
gehört,  woher  rakia  roth  und  ärakia  röthlich  stammen ;  s.  etym.  Forsch« 
1  337.  KZ.  VI  357. 

Epaphos  vermählte  sich  sodann  mit  Mifiiptg^  der  Tochter  des 
Flaazgottes  N  e  i  I  o  s ,  and  nach  ihr  sollte  die  Stadt  Memphis  in  Mittel« 
aegypten  benannt  sein,  Apolld.  2,  1,4.    £ben  da  §  5  aber  ist  sie  Ge- 
nalin  des  Da  neos,  was  ziemlich  auf  eins  hinansläaft,  indem  dieser 
zum  Brader  des  Afyvnrog  (also  auch  des  Niles)  gemacht  wird.  ^'Eina^ 
qpo;,  König  in  Aegypten,  Erbauer  von  Memphis  Find.  P.  4,  19.  N.  10, 5. 
Dagegen  bei  Clem.  Alex.  1  p.  139  (Lepsins  fiber  den  Apiskreis  DHZ. 
Vil  434):  An  ig  xs  6  "A^ovg  (als  ob  von  to  "Agyo^j  d.  h.  der  Stadt 
Argos,  und  nicht  von'i^^^^o^,  ov;  ^Anig^  iSog  oder  log  aber  Sohn  des 
Pboroneus,  Schol.  IL  1,  22)  Miinpiv  olyU^etj  äg  tprfliv  ^Aqlaxmnog 
iv  TC^iixa'  ^A(^%aii%&v.    xovxov  6h  o  ^Agiöxiag  o  *A^£iog  (also  ein 
Schriftsteller  aus  Argos,  womit  eben  der  lo-Huter  Argos  in  Verbin- 
dang  gebracht  warde)  iTtovofiaa^ijvtd  qniai  2aqaniv  %al  xovxov 
§lvai  ov  AfyvTCtiot  aißovotv.   Vgl.  Heyne  Obss.  ad  Apolld.  S.  97  nnd 
Lepsias  a.  0.  S.  428.   Bei  Steph.  B.  ist  ^Amöav  ein  Flasz,  wovon  man 
die  ^ATXidovig  (vgl.  Maxedovsg;  Arfisiovog^  ovofia  nrjyiig  Said.)  oder 
^Axidavaig  als  Einwohner  von  ^Ania  (angeblich  alter  Name  des  Felo* 
ponnes,  s.  Buttmann  Lex.  I  67  IT.)  herleileL    Aach  wol  einer  von  den 
mancherlei  Anlässen,  die  Geschichte  der  lo  mit  aegyptischen  Verhält- 
nissen (hiebei  mit  dem  Apisstier)  in  Zusammenhang  zu  denken.   So 
lassen  einige,  auter  ihnen  Yarro  nnd  Augustinus  (de  civ.  dei  18,  ö)  — 
catgegen  anderen,  welche  aegyptiscbe  Golonien  (im  ganzen  wenn  auch 
schwerlich  mit  mehr  Wahrheit,  doch  mit  mehr  Schein)  nach  Griechen- 
land versetzen  —  Apis  mit  griechischen  Ansiedlern  nach  Aegypten 
waadern  und  den  Bewohnern  jenes  sicherlich  doch  vor  den  Griechen 
caltivierten  Landes  Bildung  bringen,  wofür  zum  Danke  sie  ihn  zam 
Gotte  gemacht  hätten  und  als  Serapis  verehrten. 

Wie  ungläubig  man  sich  nun  auch  bei  solchem,  oft  auf  bloszem 
haschen  nach  Namensähnlichkeiten  beruhenden  Sagengewirr 
gegen  eine  Beziehung  griechischer  Mythen  überhaupt  zu  Aegypten 
und  im  besondern  gegen  die  von  der  lo  verhalten  mag:  so  scheini 
doch  ein  Best  fibrig  zu  bleiben,  der  wenn  auch  nur  vergleichsweise 
spätere  Mythenvermengungen  zwischen  Aegypten,  Asien  und  Griechen- 
land als  anabweisbar  darzuthun  das  Anssehen  hat. 

lo  (von  der  reden  wir  jetzt)  kommt  nach  ihren  langen  Irrfahrten 
als  Mondkuh  endlich  nach  Aegypten,  und,  wieder  in  eine  Jungfrau 
snrfick  verwandelt,  nunc  den  linigera  colilur  celeberrima  iurboj  wie 
Ovid  sagt,  d.  h.  als  Isis.   Alywxioi  Kai  xr^v  'im  laiv  oitoicag  nQodifyO' 


300  A.  F.  PoU:  Stndieo  ur  gnneeliisoheii  MyUiologie. 

^eiMfttv,  Apolld.  3,  1,  4.  Und  daliar  daon  aach  Bpaphos  oder  Apia,  ihr 
8ohD.  Vielleicht  gibt  ons  der  Naaie  der  lo  noch  weiteren  Anfachlaas. 
Versuchen  wir  es  zuerst  mit  einem  griechischen  Etymon.  Da  PreU 
1er  11  27  'Im  mit  *  Wandlerin  am  Himmel'  wiedergibt,  so  kann  er  fdg- 
lich  an  nichts  anderes  gedacht  haben  als  an  Uvai,  als  wäre  es  gleich- 
bedeutend mit  lovöa.  Die  Beaeichnung  *  Gängerin '  wäre  etwas  allge- 
mein und  bliebe.,  weil  der  richtige  Hinweis  auf  Irrfahrten  gerade  an 
Himmel  dabei  fehlte ,  ohne  die  lur  Charakterisierung  nSthige  Farbe, 
selbst  wollte  man ,  der  Wandelbarkeit  des  Mondes  in  seinen  Pha- 
sen wegen,  z.  B.  den  auch  an  sie  gebundenen  Wechsel  der  Zeit(x^o* 
vog  —  Iciv  Soph.  Oed.  Col.  617)  mit  in  Anschlag  bringen.  'Im  (anch 
lat.  lo  Or.  M.  1,  584.  588.  629)  hat  langes  Iota ,  und  das  allein  schon 
verbietet  Herleitung  von  Blfit.  Mich  bekehrte  zu  solchem  Glauben  auch 
nicht  die  ZuQucht  zum 'TVrc^cov,  dem  hoch  über  allem  daher  wan- 
delnden Sonnengotle,  riikiog  O'  V7teQii(Uvog  (s.  Schneider  WB.). 
Die  Länge  des  i  in  diesem  nemlich  hat  einen  besonderen  Grund.  Ent- 
weder läge  darin  noch,  wie  metabatisch  in  vfff/^  (vgl.  ivl,  tiv^  iv), 
der  Schluszvocal  von  skr.  upari  (über) ,  welcher  dann  mit  dem  l  der 
Wurzel  eine  Contraction  eingieng,  ygX/AfnplfQV,  ovog  und  Amphio- 
nis  arces  (Ov.),  der  auch  wol  daher  seinen  Namen  hat,  dasz  er  The* 
ben  mit  Mauern  umgab  (gls.  umgieng,  ambiens),  Oder  die  Länge 
wfirde  einer  patrony mischen  Form  verdankt,  wie  die  Grammatiker  an 
eine  Kürzung  aus 'lVsepioy-/a)v  denken,  was  unter  Hinblick  auf  l^fi- 
^ia£bv,  ^A^tpBiov  oder  "Ai^pBiovj  das  Heiligthum  des  Amphion  in  The- 
ben, oder  HocbMov^  IIoöBldiiovy  gar  nicht  unmöglich  wäre,  obschon, 
hei  Zulässigkeit  einer  Urform  auf -io-g,  nicht  dringend  nothwendig. 
Freilich  wäre  patronymische Form  doch  eigentlich  nur  fflr  Helios  als 
Sohn  des  gleichnamigen  Titanen  in  der  Ordnung,  während  letzterer, 
ein  Sohn  des  Uranos  und  der  Gaea,  unzweifelhaft  den  Himmel  vor- 
Stellt  aber  uns.  TstBQiovldfig  (Helios),  wie,  nur  scheint  es  nicht  ge- 
rade gleich  letzteren  mit  gehäufter  patronymiscber  Endung  (lov-  nnd 
-Ufig):  ^Iccjutfovldfig^  auch  Ov.  M.  4,  632;  ^E^xldi^  :=z'*Ekattoviiiig; 
Tukaiovtdrig  =  TaiaovlÖYig^.  Sohn  des  Talaog;  Acrisümiades ^  d.  i. 
Ferseus  Ov.  M.  5,  70,  aber  Acrisioneus  Argiver,  entweder  auch  von 
Acrisius  oder  von  einer  Stadt  Acrisione  in  Argolis,  Verg.  Aen.  7,  410; 
^Iftetaovlörig  Sohn  des'Ixcracoi/,  während  'ixetatSag  von  'Ixhag;  Bo- 
f^MVBog  natg^=:BoQ€adrig^  BoQifiadrig.  Den  Namen  'TTCiQimv  behandelt 
ansfahrlicher  A.  Haacke :  quaest.  Homericarum  capila  duo  (Nordhausea 
1857).  Rücksichtlich  des  r  müsse  man  II.  14,  247  Kffovlovog  und  2, 
SöO  KqovUovu  vergleichen.  Die  Verlängerung  sei  vom  m  auf  das  i 
flbertragen,  wie  tfri^/iAev,  ötifOfiEv;  xt^tfoxog,  xi&vemBg.  Bntstebuog 
ans  iniQ  und  einer  mit  loiv  gleichbedeutenden  Form  will  er  nicht  gel- 
len lassen ,  obschon  er  nichts  desto  weniger  auch  au  einen  drüber  hin 
fahrenden  Sonnengott  denkt.  Statt  dessen  denkt  er  an  Ableitung  nach 
Analogie  von  licr^aA/mv,  Bovjtoklowy  JsvxaUfovj  '£^&aA/o)v.  Aller- 
dings könnte  ihm  ein  etwa  mit  lat.  superi,  superae  aurae  usw.  stim- 
mendes Adj.  (vgl.  die  Männernamen  Superianus  KZ.  VI  252  und  "iTVcs- 


A.  F.  Pott:  Stadien  Eor  grieeliischen  Mythologi«.  301 

^og  Alben.  1  p.  Sl,  wo  nibht  als  Mörserkeale  gemeinl)  ron  tW^,  oder 
nach  blosi  dies  selbst  som  Grunde  liegen.  Vgl.  'TiKQldfig  ^^^  'T^te/- 
^ov,  oyo^  Troer  11.  5,  144,  was  dem  Sinne  nach  wol  s.  v.  a.  '2Wf^o- 
%iSffg^  'TniQoxldfig^  ^TiUQB%tdf^.  'Tsu^idtig,  insofern  nach  Ir  Deel., 
könnte  anf  ein  Adj.  zn  wtiqBv  rathen  lassen,  Yriel/ixiXXelörigy^Ar^d' 
dfig  von  ^ji%ilXivg^  ^Axq&ig  nsw.  Die  Genetivform  'Tjc€QBlßovg  Inscr. 
1418  jedoch  geht  nothwendig  aof  slSog  zarfick  ond  bezeichnet  demnacb 
*von  vorzflglicher,  das  gewöhnliche  Masz  öberschreitender  Schönheit, 
ev€idi}$'.  —  An  Tov  (viola)  kann ,  trotz  tov  levKov  und  trotzdem  dass 
lo  in  eine  weisze  Kuh  verwandelt  war,  schon  nm  deswillen  nicht  ge- 
dacht werden,  da  es  auch  übv  ti^xsov  (viola  flava,  gelber  Lack)  gab, 
und  für  gewöhnlich  bei  mangelndem  Beiwort  das  blaue  Veilchen 
(ß4lav)  darunter  verstanden  wurde.  Auszerdem  liesse  das  ihre  Un- 
einigkeit iu  der  Quantität  nicht  zu.  Allein  auch  log  (das  geworfene, 
Geschosz,  Pfeil)  gäbe  trotz  seiner  Länge  nur  eine  gesnchte  Erklärung, 
möchte  man  es  nun  auf  Strahlen  (gls.  Pfeile,  was  doch  für  das  stechende 
der  Sonne  viel  passender  wäre  als  für  das  milde  Licht  des  Mondes)  oder 
auf  die  Geschosse  der  Artemis  als  Jagdgöttin  beziehen. 

Besteht  man  übrigens  auf  Herleitung  von  'Jiu  aus  dem  Griechi* 
sehen,  dann  möchte  die  aus  £l(ii  immer  noch  am  erträglichsten  sein. 
AVir  haben  bis  jetzt  einen  zweiten  Namen  zurflckbehalten ,  welcher, 
ohne  die  Sache  beweisen  zu  können,  sie  doch  in  einem  von  Seiten  des 
Begriffs  nicht  ungünstigen  Lichte  darstellt.  Zufolge  Schol.  Arat.  161 
gebar  lo  als  Priesterin  der  Hera,  welche  Göttin  bekanntlieh  in  Argos 
(daher  *A^slaj  luno  Ärgiva  Verg.  Aen.  3,  547)  hoch  verehrt  wurde 
und  je  zuweilen  selbst  in  den  Begriff  der  lo  und  Mene,  ja  des 
Mondes  hfnuber  schillert  (Grenzer  II  548.  556.  576),  einen  Soho 
T ro  ch i  1 0 s  *qui  aurigandi  arte  inventa  (also  von  xqo%6g  Rad ;  obschon 
sonst  XQOxlXog  Vögelarten:  Strandläufer  nnd  der  flinke  Zaunscbifipfer) 
in  eaelo  Aurigae  sidus  factus'  (Heyne  Obss.  ad  Apolld.  S.  101),  des- 
sen Name  in  letzter  Instanz  desgleichen  im  ^laufen'  seine  Wurzel  hat. 
Fans.  1,  14,  2  kennt  seinerseits  TQOxiXog  als  Hierophanten  aus  Argos, 
der  nach  Attika  floh  und  dort  mit  einer  Bleusinierin  den  Triptolemos 
sengte.  Nicht  unwahrscheinlich ,  man  habe  im  Trochilos  als  Sohn  der 
den  Mond  vorstellenden  lo,  falls  nicht  ein  dem  Sonnenwagen  entspre- 
chendes Fuhrwerk ,  im  Gegensatz  zur  Sonne  ein  Deminutiv  (vgl. 
s.  B. XotQlXog)  erblickt  entweder  im  Sinne  von  xQOxog (rnnde  Scheibe, 
s.  B.  xriQov)  oder  als  rgoxog  (Lauf;  als  Kreislauf  s.  B.  der  Sonne), 
wie  dffofioi  (Lauf,  und  zwar  der  geregelte  in  der  Hennbahn)  mit  Be- 
zug auf  die  lo  Aesch.  Prom.  833  gebraucht.  Ambiiu  breviore  iuna 
eurrii  quam  $ol,  Plin.  N.  H.  2, 23,21.  Solis  cursus  lunaeque  meaiut 
Locr.  5,  77.  Cursus  lunae  5,  629;  so/ts,  lunai  419.  Gewis  aber  hat  der 
Gedanke  nichts  gegen  sich,  wenn  man  an  die  Wanderungen  und 
Wandlungen  des  Mondes  in  Person  der  lo,  und  als  gls.  davon 
ausgehend  den  Triptolemos  anknöpft,  worin  ich,*sufolge  dem  von 
mir  RZ.  VI  350  f.  gesagten,  als  Grundidee  glaube  richtig  ebenfalls 
einen  Wechsel,  nur  der  drei  alten  Jahreszeiten  erkannt  zu  haben 
ond  der  Menschen  Kampf  (moXsfiog}  mit  ihm.    Sinnig  gab  man  aber 


302     '    A.  F.  Poll:  Studien  snr  grieehisdiM  Mythologie« 

den  TripKolenoB  einen  EvßovXsvg  (Paus.  a.  0.)  lam  Broder,  indem 
der  Mensch  bei  der  Arbeit  (im  Kampfe  mit  den  Jahresseiten)  stets  der 
Ueberlegang  und  des  guten  Rathes  benöthigt  ist.  Wesentlich  gleich 
gemeint  wie  Ev%biq  o  E^ßovUdovj  indem  der  geschickten  ansflbenden 
Hand  des  Bildhauers  (Eucheir  ist  aber  ein  mythischer  Name)  auch 
wolberathene  Schöpferkraft  des  Geistes  tur  Seite  stehen,  ja  ihr 
(gls.  als  Vater)  vorausgehen  musz.  —  Uebrigens  liegt  uns,  wie  so 
oft,  was  abrigens  bei  der  Eifersucht  griechischer  Stämme  auf  einander 
nie  Verwunderung  erregen  kann ,  eine  doppelte  Angabe  vom  Trochilos 
vor,  deren  öine  als  attische  Ersahlung  mit  der  argi vischen  in  Streit  liegt. 
Wir  mQssen  nun  aber  eine  zweite  Möglichkeit  uns  vor  Augen 
halten:  ob  der  Name  Y»,  was  natürlich,  insbesondere  auch  daraus 
llieszender  historischer  Folgerungen  wegen,  äuszerst  erwünscht  wäre 
mit  Sicherheit  zu  wissen,  nicht  griechischen  Ursprungs  sei,  sondern 
aegyptischen.  Eustathius  zu  Dion.  92  (p.  23)  hat  die  höchst  be- 
achtens w er Ihe  Notiz :  'l(0  yoiQ  ff  creXi^vij  xorra  Ttp^  xmv  ^A^eltov  öiaXex" 
TOVj  woraus  dann  Heyne  Obss.  S.  100  nicht  mit  Unrecht  schlieszen 
mag:  ^fuisse  suspicor  nomen  hoccaputque  feminae  cornutnm  symbolnm 
Lunae  apud  Argivos  antiquissimum.'  Griechisches  Indigenat  des 
Wortes  folgte  daraus  indes  leider  immer  noch  nicht  mit  ausreichender 
Sicherheit.  Ein  passendes  Etymon  auf  dem  Boden  Griechenlands  da> 
für  ausfindig  zu  machen  gelang  uns,  wenn  ja,  nur  unvollkommen.  Wer 
gibt  uns  zudem  Aber  die  eigentliche  Gebrauchsweise  des  Wortes  bei 
den  Argivern  Aufschiusz?  lo  vertritt  mythisch  den  Mond;  und  da  die 
Geschichte  hievon  ganz  besonders  in  Argos  spielt,  könnte  es  uns  nicht 
befremden,  wenn  die  Argiver  lo,  obschon  nur  eig.  durch  Uebertragung, 
für  M  0  n  d  auch  a  p  p  e  1 1  a  t  i  v,  ja  vielleicht  selbst  in  der  tiglichen  Bede 
verwendet  hatten,  wie  Dichter  Ceres  und  Bacchus  für  Brot  iind 
Wein  gebrauchen,  sub  love  =  sub  dito  u.  dgl.  —  Gesetzt,  es  wäre 
barer  Zufall,  immer  bliebe  es  ein  höchst  neckischer  und  seltsamer  Zu- 
fall ,  dasz  im  Koptischen  ioh  der  gewöhnliche  Ausdruck  für  Mond  (s. 
davon  nachher)  ist;  ich  weisz  aber  nicht,  in  wie  weit  bei  den  alten 
Aegypfern  unter  diesem  Namen  mythisch  gewendet.  Schwer  laszt  sich 
aber  glauben ,  dies  ioh  sei  als  echtes  Appellativ  aus  Aegypten  nach 
Argos  gewandert,  etwa  wie  L.  Boss:  Italiker  und  Graeken  S.  11  um 
des  widderköpftgen  "Aiifinv  (daher  auch  die  Ammonshörner  als  Mu- 
schelart) willen  den  Griechen  ihr  afivog  als  von  Aegypten  eingeführtes 
Wort  aufzwingen  will.  Als  ob  die  L&  mm  er  schon  Hörner  hatten! 
Dasz  lo  aber  als  mythische  Person  einen  aegyptischen  Namen  trüge, 
hätte  nichts  an  sich  wunderbares  und  unglaubliches  wegen  der  vielfäl- 
tigen Beziehungen,  wodurch  sie  mit  dem  Nillande  in  Verkehr  steht. 
Wir  stoszen  indes  auch  bei  dieser  Annahme  noch  auf  eine  besondere 
Schwierigkeit.  Einmal  in  Betreff  des  Lautes.  Der  Mond  heiszt  im 
Koptischen  ioh,  allein  auch  oih,  ooh  und  oou  (Parthey  vocab.  Copt.  S. 
385.  Champollion  gramm.  Egypt.  S.  75).  Dagegen  hat  Brugsch  DMZ. 
VI  255.  Aah  (Selene)  vgl.  X  176  Anm.  Dann  zweitens  will  der  Um- 
stand berücksichtigt  sein,  dasz  im  Koptischen  die  Wörter  für  Mond 


A.  F.  PoU:  Stadiea  sar  grieehischeB  M|r|hologie.  303 

Sintiich  den  minnlicheii  Artikel  pi  vor  sich  Debneo  and  demzafolge 
der  Mond,  wie  s.  B.  im  Deutschen  (s.  meinen  Art«  ^Geschlecht'  in  Ersch 
u.  Grubers  Encycl.  S.  447),  auch  bei  den  Aegyptern  minnlich  ge- 
dacht wvrde.  *  Im  Koptischen '  bemerkt  W.  v.  Hamboldt  Versch.  des 
Sprachb.  S.  459  *sind  Sonne  {Ph-re)  und  Mond  (letsterer  piok) 
minnlichen  Geschlechts,  und  auch  die  Hieroglyphe  des  loh,  des  Mond- 
goUes,  trigt  kein  weibliches  Zeichen';  indes  wird  weiter  hinsngefiBgt: 
*dass  auch  der  mythologische  Begriff  der  Mondgöttin  in  das  minn- 
liche Geschlecht  fainflberschweifte ,  ist  schon  durch  andere  Untersu* 
chongen  bekannt  (Hirt  Abb.  der  berl.  Akad.  1830 — 21  S.  133.  Creuier 
Syrab.  II  8  ff.)-'  Sichere  Nschweise  des  asiatischen  Men  als  mann- 
weiblich  bei  Gerhard  gr. Myth.  I  523.  Deshalb  acceptiert  denn  auch 
Boss  (Ilaliker  und  Graeken  S.  84) — freilich  dicht  hinter  Ra^  ite,  der,  was 
ganz  unmöglich  ist,  ebenfalls ^Hliog  Sol  sein  soll  (s.  Curtins  KZ.  1 29} 
nnd  in  Gemeinschaft  noch  anderer  Götternamen,  die,  so  lisst  er  sich 
Ton  Roth  einreden,  Griechenland  sich  aus  Aegypten  geholl  bitte  — 
dankbarlicbst  *den  Mondgott  loh  weiblich  als  die  gehörnte  'Zco'.  Vgl. 
Preller  II  137:  *ohne  Zweifel  ist  diese  wunderbare  Hirschkuh  mit  den 
goldenen  Hörnern  [da  doch  sonst  Hindinnen  keine  Hörner  haben,  wol 
androgyn !],  die  ein  Jahr  lang  nnd  bis  tfji  den  Hyperboreern  herum- 
lauft, bis  sie  endlich  zu  dem  Ausgangspunkte  zurückkehrt  [im  wesent- 
lichen die  Wandernngsgeschichte  auch  der  Mondkoh  lo !] ,  der  Mond 
am  arkadischen  Himmel,  als  ob  er  von  dem  Sonnenhelden  gejagt 
wfirde.'  —  Wenn  nun  lo  später  in  Aegypten  als  Isis  verehrt  wurde, 
so  könnte  das  freilich  1)  nur  so  viel  heiszen :  als  der  Grieche  mit  ae- 
gyptischer  Religion  bekannter  wurde,  trat  ihm  in  der  Isis  manches  vor 
Augen  und  Seele,  was  ihn  lebhaft  an  den  Mond,  zumal  an  seine  argi- 
Tische  lo  im  besondern  erinnern  muste.  Man  nehme  doch  die  Isis 
(ist  die  anders  wirklich  in  solchem  Falle  gemeint)  mit  der  Scheibe 
auf  dem  Kopfe,  die  mit  Stier>  (wirklich  nicht  Kuh-?)  Hörnern 
(also  comua  lunae)  ein^faszt  ist  (Grenzer  I  494  und  unter  den  Abbil- 
dungen Tf.  I  Fig.  1  ein  Kopf  mit  Hörnern  und  drei  Sternen).  Es  erzählt 
aber  Pltttarch  Is.  et  Os.  c.  52  von  der  heiligen  Kuh  als  lebendem  Bilde 
der  Isis,  welche  man  beim  Solstilium  siebenmal  um  den  Tempel  führte. 
Ihm  zufolge  setzen  ferner  die  Aegypter  die  Macht  des  Osiris  in  den 
Mond  und  stellen  die  Isis,  welche  die  fruchtbaren  Eigenschaften  der 
Natur  anzeigt,  als  von  ihm  [das  wäre  also  wie  lo  vom  Zeus]  schwan- 
ger vor.  Demzufolge  nennen  sie  den  Mond  die  Mutter  der  Welt 
and  stellen  ihn  so  wol  männlich  als  weiblich  dar:  indem  er  die 
Emanation  der  Sonne  empfangt,  wird  er  befruchtet  und  verbreitet  dann 
wiederum  seinen  befruchtenden  Einflusz  durch  die  Luft.  Vgl.  Prichard 
aeg.  Myth.  S.  60.  —  Oder  2)  wäre  auch  denkbar,  der  Name  der  lo 
samt  einem  Theile  desjenigen,  was  man  von  ihren  Schicksalen  sich 
erzihlte,  stamme  von  vorn  herein  und  wirklich  aus  Aegypten. 
Ovvm  i/^iv  ^lovv  ig  Atyxmxov  anixiad'ai  liyotHii  lUgcai^  ovx  mg  Ool^ 
vintg^  berichtet  in  seiner  seltsam  nüchternen  und  vermenschlichtea 
Weise  der  Vater  der  Geschichte.  Die  Erzihlung  von  der  lo  muste  alsoi 


304  A.  F.  PoU:  Studien  tar  grieeUsoheD  Mythologie. 

ween  aaefa  hie  ood  da  zu  kQbler  Proaa  abgeschwächt,  io  drei  Weltthei- 
Ion  bekanot  sein,  und  es  wäre  unter  solchen  Umständen  allerdings  mög- 
lich ,  die  Griechen  seien  deren  Verbreiter.     Die  eigentlichen  B  r  f i  n  - 
der  von  ihr,  das  folgt  mindestens  gar  nicht,  brauchten  sie  darum  doeh 
nicht  SU  sein,  und  es  stände  kaum  etwas  besonderes  der  Meinung  ent- 
gegen, versettte  man  ihre  eigentliche  Geburtsstätte  nach  dem  Nil* 
lande.    War  loh  auch  seinem  grammatischen  Geschlechte  nach  ein 
Gott,  so  hat  sich  doch  schon  auf  aegyptischem  Boden  die  Vorstellung 
▼om  Monde  mit  der  Isis  vermengt,  und  kein  Wunder ,  wenn  nun  ia 
Griechenland,  in  GemSszheit  mit  der  einheimischen  Hek'qvfi  oder  "Aff^ 
T£fi«^,  daraus   eine  Göttin  wurde.    Vom  hinzudichten  des  Argos 
später.  •-«  Das  Neupersische  hat  den  grammatischen  Geschlechts- 
unterschied  der  Wörter  eingebflsst,  und  deshalb  ist  auch  mäh,  tnek 
(luna ,  mensis)  geschlechtslos.    Vom  gleichbedeutenden  mäonkj  Non. 
mäo  im  Zend  kenne  ich  nicht  mit  Sicherheit  das  Geschlecht;  alleia 
nach  skr.  mäs^  woraus  es  entstand,  zu  sohlieszen  wäre  es  männlich* 
Auch  im  Phoenikischen,  kam  anders  der  in  ihm  far  den  Mond  ab- 
liebe Ausdruck  mit  hebr.  t\*i^  und  nicht  vielmehr  mit  iir^b  (eig. 
Weisze,  albedo)  flberein,  wäre  der  Mond,  wie  bei  nns,  ein  Mann. 
Auch,  einige  sonst  freilich ^bei  unserer  Frage  unbetheiligte  Sprachen 
noch  zu  erwähnen,  gelten  in  den  sonst  geschlechtslosen  finnischen 
Sprachen  Sonne,  Mond  und  Sterne  als  männliche  Götter  (Gas- 
tr6n  finn.  Myth.  S.  ö3).    Ferner  ist  bei  den  Kassias,  einem  rohen 
Bergvolke  im  nördlichen  Indien,  wie  die  vorgesetzten  Artikel  zeigen, 
zufolge  V.  d.  Gabelentz  (Gramm,  der  genannten  Sprache  S.  6)  Sonne 
und  Tag  ka  sngi  weiblich,  aber  in  derselben  auffallenden  Weise  wie 
im  Deutschen  der  Mond  u  hynai  (vgl.  noch  g  45)  männlich.  —  Sollte 
nicht  ''Afiaticcay  der  Name  einer  Frau  (Inscr.  4670)  bei  Edessa,  durch 
Umstellung  des  (i  aus  hebr.  Vi72^  m.  (sol)  mit  Artikel  ha-  entstanden 
sein,  also  ein  Fem.  zu  Sckimschon  N.  pr.  viri?    iBaiffa/ntf/a,  Stadt  am 

arabischen  Meerbusen  (St.  B.)  erkläre  ich  domus,  aedes  (arah.  ^saa| 
bait) Solls,  als  Status  constr.  mit  anderer  Stellung  des  Genetivs,  sonst 
analog  mit  ^HhovitoXtg,  Auch  BaitaQ(fovgy  ovvxog  in  Palaestina  ge- 
wis  vorn  mit  hebr.  n'^ä 

Es  geschieht  ganz  im  Interesse  der  Sache,  wenn  wir  an  dieser 
Stelle  noch  auf  einige  andere  Vorstellungen  uns  einlassen,  die  man 
mit  dem  Monde  verbunden  hat.  Heyne  flhrt  in  der  oben  abgebrochen 
neu  Stelle  vom  argivischen  Nomen  der  Io  und  dem  hohen  Alter  ihrer 
Verehrung  in  Argos  so  fort:  *  videtur  hoc  ipsum  offerre  expeditissi- 
mam  ralionem  Arcadum  fabolae,  qnod  se  itqo(SBki^v9vg ^  ante  lunam  er- 
lös dicereut,  h.  e.  antiqoiores  ipsis  Argivis.'  Ich  möchte  die  Erklä« 
rung  nicht  gerade  so  weit  herholen,  sondern  eben  so  gern  in  ganz 
buchstäblichem  Verstände  in  der  Weise  nehmen,  dasz  sich  die  Bewoh- 
ner Arkadiens,  wohin  man  die  patriarchalische,  dabei  etwas  rohe  Sitte 
der  Vorzeit  verlegte,  überhaupt,  nicht  blosz  mit  Rücksicht  auf  Argos, 
für  uralt  und  gleichsam  *vormondig'  hielten.  Man  musz  ja  auch  das 
analoge  ßenKsciXfivos  Arist.  Nub.  398  für  o^^^aib^  hinzunehmen,  samt 


A.  F.  Pott:  Stodieo  zar  grieihiscben  Mythologie.  30& 

ß.  l^Qog  bei  Platarch  für  altmodische,  alberoe  Possen.  Wer  sieh  der  • 
Historie  Tom  Psammetieh  bei  Uerod.  2,  2  entsinnt,  wie  er  anzweiKia- 
dera  das  Experiment  anstellte  wegen  der  Frage,  welches  Volk  das  SU 
teste  sei,  könnte  wol  darauf  verfallen,  das  ßixog^  was  sie  nach  swei 
Jahren  hören  lieszen,  in  ßiXKsaiXtivog  lu  finden.  Dasz  ich  des  Königs 
Psanmetich  Schlnsz  aus  jenem  Umstände  (einmal  die  Wahrheit  des 
Gesehichtcbens  auf  einen  Augenblick  zugegeben)  nicht  entfernt  als 
gereeht  anerkennen,  sondern  höchstens  daraus  folgern  würde,  die 
Kinder  hätten  jenen  Laut  den  Ziegen  ((iipiddig)  abgehorcht,  welche 
der  Hirt  ihnen  zum  saugen  zuführen  muste;  —  nun,  das  thut  nichts  zur 
Sache.  Es  Feioht  hin,  wenn  die  Erzählung  in  Griechenland  verbreitet 
geoag  war  zu  der  Möglichkeit,  sie  in  ßsnnsaikrivog  mit  dem  anmass- 
liehen  Vorgeben  der  Arkader  in  Verbindung  zu  bringen.  Dann  war 
es  ja  äoszerst  natürlich,  alles,  worauf  man  den  Ausdruck  anwendete, 
als^  den  Charakter  von  Ammenmährchen  an  sioh  tragend  zu  bezeichnen. 
Das  DoppeUx  wenigstens  legte  der  Herleitung  aus  dem  Neutrum  ßinog 
(also  Gen.  ßixs-og)  so  wenig  ein  Hindernis  in  den  Weg,  dasz  sie  sich 
vielmehr  mit  niXexTtov  (xx  aus  x£  wegen  nsUnBtogf)  in  ziemlich  glei- 
chem Falle  befinden  möchte.  Ich  will  übrigens  nicht  damit  zurück* 
halten:  mir  ist  noch  ein  anderer  Einfall  gekommen.  "Etog  (Jahr)  ist 
bekanntlich  digammiert.  Nähmen  wir  nun  in  xx  eine  Assimilation  aus 
t'%  (SnflT.  -ixog^  wie  zweifelh.  ^SQtnog  von  ^iQog)  au,  so  erhielten 
wir  vielleicht  in  dem  Worte,  insbesondere  unter  Vermitleinng  des  lat. 
eelifs,  den  Begriff:  vom  allen  Monde  her.  Wie  dem  auch  sein  möge, 
es  liegt  Grund  vor,  namentlich  um  Erklärung  des  Namens  Isis  als  Alte 
willen  (wovon  nachher)  uns  noch  einige  andere  einschlägige  Vorstel« 
langen  vom  Monde  in  Betreff  seines  Alters  nicht  entgehen  zu  lassen« 
Dahin  gehört  die  Bemerkung  in  Junios  Fabers  (pseud.  st.  Baron  v.  He- 
rian)  Synglosse  S.  87:  *im  Araukaniscben  bedeutet  kujen  Mond,  und 
kmje  alt;  auf  gleiche  Weise  nennen  die  Samojeden  den  Mond  tm,  t're, 
welches  der  Alte  bedeutet;  und  bei  den  Ostiaken  von  Lumpokolsk 
heiszl  der  Mond  t'Ari,  d.  i.  Greis.'  —  Sonne,  Mond  und  Sterne  sind  bei 
den  Finnen  allerdings  (s.  o.)  männliche  Gottheiten,  deren  die  ersten 
beiden  bei  Werbung  um  eine  Jungfrau  aus  gar  nicht  üblen  Gründen 
den  Korb  bekommen,  während  der  Stern  Erhörung  findet  (Castr^n 
Myth.  S.  53).  Zudem  aber  der  Ausdruck  ^PäMläinen  ilman  ukko,  der 
Greis  der  Luft',  worin  der  Sonnengott  mit  Ukko  (eig.  *Gro8zvater' 
S.  28)  verwechselt  worden  (S.  59),  trägt  zu  der  Wahrscheinlichl^eit 
obiger  Etymologien  nicht  unwesentlich  bei.  In  Gastr^ns  Wörter verz. 
der  samojedischen  Sprachen  S.  14:  jurakisch  jiry^jiri  Blond,  Mo- 
nat;/tW  Groszvater  (jieru^  Jeru^jierufu  Wirt,  Herr,  Richter,  Fürst, 
etwa  auch  daher  als  Ehrentitel,  wie  frz.  seigneur  aus  tenior  usw.,  wie 
desgleichen  die  Götter  als  mehr  oder  minder  reiche  und  mächtige 
Hauswirte  vorgestellt  wurden,  s.  Castr^n  Myth.  S.  51).  Ferner 
S.  103:  pstiak>samoj.  äre  Mond,  aber  hinten  mit  a:  ärä  Greis,  wie  an- 
derwärts mit  gleicher  Unterscheidung  tW  Mond,  ird  Greis  (S.  107). 
Vgl.  noch  das  deutsch-samoj.  WB.  u.  alt,  Greis,  Mond.  —  Rücksicht« 


306  A.  F.  Pott:  StsdiM  zur  gtieckiielieB  Mythologie: 

lioh  des  Araukanisclien^  d.h.  der  Sprache  von  Chile,  nmes  ieh 
aher  aus  Febres  gramm.  de  la  lengoa  Cbilena  (1846)  S.  15.  ^28  bemor- 
keo,  dasz  zwar  Lona  cuyen ,  allein  Vieja  cosa  cuje^  also  nicht  mit  jr, 
sondero  mit  hartem  spanischen  j  (dagegen  Viejo :  ffückd)  and  im  Diee. 
Chileno  S.  16  cuyen  Luna ,  o  mes,  aber  S.  14  zwar  cttyvt  AntigaamentOy 
euyvi  che  (che  Gente)  Los  antepasados,  neben  cu/e  Vieja,  cosa  rieja: 
eujen  Envejecerse  la  mnjer,  casas,  o  cosas  femeninas:  ser,  o  eslar 
vieja  (mithin  nnr  von  weiblichen  Personen  oder  Dingen:  vetalam  cet. 
Oeri). 

Hiemit  stände  nnn  in  gewi»  beacbtenswerthem  Einvernehnen  eine 
Notiz  bei  Jo.  Lydos  de  mens.  p.  78,  wonach  Isis  in  der  aegyptiseheft 
Sprache  die  A 1 1  e  bezeichnen  soll ,  d.  i.  den  Mond  (Lnna,  nicht  Lanns) : 
lutlata  —  Tovr'  Sativ  19  aeX^vri.  Vgl.  Grenzer  IV  80.  Eine  Nachricht 
welche  wir  auch  Died.  S.  1,  11  lesen:  rov  %b  riXtQv  Kai  vr^v  aslij^ 
V9JV,  mv  xov  [liv  **OctQiv  r^v  6h  laiv  ovoiuicotiy  cmo  Jivog  hvftov 
xs^iCatig  htaxiQag  zijg  n^Crfyoqiag  tavxtig,  fiaOf^fii^vcvofiivfDi^  fUQ 
xovxaw  elg  xov  ^EXkriviKOv  xijg  öiakiKtov  xqotcov  ilvai  xov  (liv  "OöiOiv 
7tolv6g>^aXfiov  ,  .  tijv  dl  laiv  (iB&EQurivtvofiivfiv  elvat  nalaiav^ 
xe&stfiivfig  X'^  TtQoatjyoqlag  ino  x^g  asiölov  xai  nakaiag  yBviöSiBg.  Ick 
wage  nicht  zu  behaupten,  dasz  die  von  Diodor  gegebenen  Erkliroogen 
der  beiden  aegyptischen  Hanptgötter  unbedingt  die  wahren  seien. 
So  viel  aber  folgt  mit  onverbrüchlicher  Gewisheit  daraus,  und  das  wird 
mir  zu  meinem  Zweck  im  folgenden  genügen ,  man  hat  einmal  an  de- 
ren Richtigkeit  geglaubt,  und  es  liegen  uns  noch  zur  Stande  im 
Koptischen  Wörter  vor,  welche  zum  mindesten  den  Anlasz  zu  solcher 
Deutung  vollkommen  einleuchtend  machen.  So  hat  sich  a$  im  sahi- 
dischen  und  es  im  bascfamuriscben  Dialekte  fflr  vetus ,  antiquas  erhaU 
ten.  Ein  derartiger  Name  *die  Alte'  läszt  übrigens  auch  eine  gewisse 
mythische  Vieldeutigkeit  zu ,  und  aus  diesem  Grunde  könnte  z.  B.  «ach 
Herod.  2 ,  156  im  Rechte  sein  mit  seinem  Aiyvnxtaxl  —  jd^infftffq  6h 
^Icig^  vgl.  59,  indem  unter  anderem  Gesichtspunkt  die  Alth  bienach 
freilich  eher  die  Erde  wfire  als  der  Mond.  Ja,  ihm  zufolge  wiren 
Artemis  Bovßacxig  (also  doch  wol  der  Mond)  und  ApoUon  ^SlQog 
(Sonne?)  Kinder  Jiovvaov  (d.  h.  des  Osiris)  xaVlötog^  Leto  aber  de- 
ren Amme.  Herodot  sah  natflrlich  das  aegyptische  Göttersystem  mit 
griechischen  Augen  an,  d.  h.  nothwendig  getrabt  und  unter  ein  schie- 
fes Licht  gebracht.  Sonst  gibt  es  auch  der  Fälle  genug ,  dasz  obere 
Götter  bald  allgemeiner  und  mehrumfassend  (deus  supremus),  bald  be- 
sonders (z.  B.  als  Sonne,  Mond)  und  gleichsam  in  nur  ^iner  hervor- 
stechenden Eigenschaft  genommen  werden.  Und  so  kann  es  kom- 
men, dasz  solche  Götter,  scheinbar  widersinnig,  zuweilen  wie  die 
V&ter  von  sich  selbst  aussehen,  wenn  sich  derselbe  oder  ein  ähnlicher 
mythischer  Begriff,  nnr  ausschliesslicher  auf  einen  bestimmten  Gegen- 
stand (z.  B.Sonne,  Mond)  beschränkt,  unter  dem  ablieben  Bilde  ge- 
nealogischer Abstammung  aus  ersterem  wieder  herausspinnt.  Grie- 
chische Erklärungen  des  Nameifc  Isis  bei  Plut.  de  Is.  et  Os.  e.  S  p. 
351.  3,  352.  60,  375  (vgl.  auch  Grenzer  IV  540),  L  B.  aus  Uovy  ver- 


A.  F.  Fell:  Stadm  wr  gntMmIkm  Mflfcolagi«.  307 

dieBMi  als  in  sidi  liehorliek  gar  keioe  BMchtaif ,  ausser  in  dem  Be- 
Iraebt,  dass  man  ans  ihnen  lernt,  wie  weit  sieh  oftmals  _ 
Dealesaeht  sogar  an  fremdspradiigen  Namen  und  Wörtern  vergriff. 

Die^Brklirnng  nolvogA^aX^Log,  welehe  anoh  Platareh  a.  0.  e.  10  p. 
356  TOm  'Oatiftg  giht,  weiss  dieser  sogar  dnrdi  Angabe  der  anseinaa- 
dergalegten  Bestandtheile  0£'  to  nolv^  and  1P£'  o  09»dirAfft0ff,  and  in 
der  Tbat  glaubhaft  gegen  viele  andere  Deutungen  und  Hisdeutungen 
(Prichard  aeg.  Mylb.  S.  8i)  zu  begrOndea.    Im  Koptischen  haben  wir 
sowol  oseh^  äsch  (muUus)  als  iorh  (pupilla  ocnli),  toreni  (intentis 
ocnlis  adspicere).     Bin  Name,  der  jedoch  viel  besser  auf  den  avr 
Nachtseit  allerdings  vieläugigen  Himmel  pssste  als  auf  die  eher 
einiagige,  obscbon   fiberallhin  mit  ihren  Slralen  blickende  Sonne 
(wie  Diodor  will),  welche  ohnedies  ja  gewissermassen  schon  im  Hirn- 
smI  einbegriffen  ist.     So  erklärt  sich  auch  leicht,  warum  einige  den 
Osiris  gleichsam  mit  einem  gefleckten  Hirsch  kalb  fei  le(vf/}^) 
Torslellen,  nemlich  wegen  der  Hanigfaltigkeit  der  Sterne  die  ihn 
vmgeben  (Prichard  a.  0.  S.  24).    Ein  Symbol  ähnlich  dem  Schweife 
des  junonischen  Vogels,  und  vielleicht  einer  der  Grande,  warum  man 
faiofig  den  Osiris ,  statt  mit  Zeus ,  mit  dem  griechischen  Dionysos  ver- 
glich.  J^^QidifcmXog^  vißQiioctolog  wurden  ja  fiakchos  und  BakchaU' 
tea  von  ihrer  Kleidung  znbenannt.   Hau  nehme  hinsu,  was  Brugsch  in 
DMZ.  X  661.  680  bemerkt,  wie  auf  einer  Stele  im  Museum  sn  Neapel 
von  Nomosgott  Chnnm  (hieroglyphisch)  gesagt  wird:  *sein  rech* 
tes  (östliches)  Auge  ist  die  Sounenscheibe ,  sein  linkes  (westliches) 
der  Mond,  seine  Seele  ist  der  Sonnenschein.'   Vgl.  dazu  Lepsius  ebd. 
VII  436.   Die  Sonne  als  ofifiu  alHqoq  Arist.  Wolken  384  mit  Schol. 

Wem  mSste  bei  so  bewandten  Umständen  nicht  eine  gewisse 
Gleichheit  des  Verhältnisses  zwischen  diesem  vielgeaugten  Oai- 
ris  ond  der  alten  Isis  unwiderstehlich  in  den  Sinn  kommen  gegen- 
aber  jenem  des  hnndertängigen  Argos  au  der  M o n d k u h  lo,  zu- 
msl  wenn  man  Entstehung  dieses  letzten  Namens  durch  Umformung  ans 
dem  allerdings  masc.  kopl.  ich  (Mond)  in  ein  allerdings  schon  des  -m 
wegen  (Ahrens  KZ.  III  88  f.)  jetzt  ein  völlig  griechisches  Gesicht 
scheidendes 'JcD  als  richtig  gelten  iäszt?  Nehmen  wir  nun  an,  was 
nach  solchen  Vorlsgen  gewis  nichts  wunderbares  hätte,  die  Erzählung 
von  der  lo,  wie  sehr  sie  nachmals  anders  gewendet  und  ausgeschmOckt 
worden,  wurzele  ihrem  ersten  Grunde  und  Anstosae  nach  in  der 
aegyptischen  Göttergeschichte :  dann  erklarte  sich,  hauptsächlich  un- 
ter Anleitung  von  Namenanklängen,  warum  man  griechischerseits  die 
Scene,  freilich  um  sie  gleichsam  zum  Schlusz  des  Dramas  wieder  nach 
Aegypten  zurQckzuspielen,  in  den  alten  berQhmten  Griechenstaat 
A  r  g  o  I i  s  verlegte ,  welcher  dafür  wunderbar  genug,  als  wäre  es  durch 
eine  praestabilierte  Harmonie,  gleichwie  geschäfTen  sich  darbot,  ohne 
dasz  es  gerade  viel  mabsamen  sucbens  hiezu  bedurft  hätte.  Dar  Haupt- 
ort der  erwähnten  Landschaft  konnte  zum  Behuf  der  lo- Geschichte 
durch  seinen  Namen  (^die  leuchtende'),  wenn  schon  nicht  dem  wahr- 
scheialiohen  Sinne  desselben  nach,  der,  so  wird  berichtet,  *  Ebene' 

Jtthrb.  f.  cIms.  PhUol.    Sappl.  Bd.  III  Hft.  3.  2  t 


308  A.  F.  F6II!  SMtieft  %wr  stieolnsoliMi  Mrllioliigift. 

-feweaeo,  doch  rermOge  betteeke0deii  Scheioes  in  sotneai  Klaigo 
eioen  gleieblaoteDden  Arg  ob  Oleochteftder'),  ich  will  nicht  behaof»- 
ten  m  Dasein  rufen ,  allein  Bindestens  eine  anch  ohne  BAeksichl  nnf 
die  Stadt  Argos  bereite  so  geheissene  mythische  Persönlichkeit  (s.  spä- 
ter) mit  seiner  Oertliehkeit  anfs  innigste  geschichtlich  (richtiger  gn- 
sagt:  mythisch)  verflechten.  Daso  ward  Her«,  die  HimmelsliraUn, 
xn  Argos  von  nralters  her —  deshalb  ja  auch  im  Troerkriege  anf  Seiton 
der  Griechen  und  ihres  vornehmlichsten  Heerführers ,  des  Argeierfflr- 
sten  Agamemnon —  hoch  in  Ehren  gehalten;  und  wenn  diese  Göt- 
tin, welche  den  unteren  Wolkenhimmel  vorstellt,  sich  der  Mondin, 
d.  h.  lo,  aus  wolbegrflndeter  Eifersucht  auf  ihren  Ehegemal  (den  obe- 
ren Himmel  oder  Aether)  seiner  Bnhierei  mit  der  genannten  glans- 
vollen  Heroine  wegen,  aufs  iuszerste  gram  und  feindlich  erweist,  so 
werden  wir  dies  physisch  daraus  erkliren  dürfen,  dass  Mond  (/immi 
imhribus  densa  Val.  Fl.)  und  Sterne  den  Blicken  oft  durch  meteorische 
Vorgänge  entzogen  werden.  —  Einen  anderen  legendarischen  Anknö- 
pfungspunkt  fand  man  in  dem  Namen  von  Agamemnons  Besidens  Mv^ 
%^vat  oder  Mvntivti,  welche  Stadt  tufolge  Od.  2,  120  nach  der  M»^ 
rnivri,  einer  Tochter  des  Inachos  nnd  Gemalin  des  Akestor,  benannt 
sein  soll ,  die  demnach  eine  Schwester  wäre  von  der  lo  als  (der  ftb- 
liebsten  Vorstellung  nach)  auch  ^Ivu%ig  (Creuser  III  94).  Eine  von  den 
sechs  anf  Namendeutung  gegründeten  Stiftnngslegenden  von  Hykenae, 
die  Crenser  1 787  f.  zusammengestellt  hat.  Zufolge  einer  anderen  Sage 
hat  Mykenae  davon  den  Namen,  dasz  lo  brüllte  {^vxtfitus^i)^  als  sie 
hier  in  eine  Kuh  verwandelt  wurde  (Steph.B.).  '*Aqyog^  des  weiss  auch 
Apolld.  2,  l,  3,  ix  T^^  iXaUtg  iöiaiisvBV  ovrifv,  i^ig  iv  tcS  Mfmif¥aU»v 
wtfj^sv  il^st.  Wieder  eine  andere  Meinung  wollte,  Mykenae  sei, 
wie  oft  rein  willkürlich ,  allein  nach  mythischer  Schlussfolge  derlei 
Nsmenwechsel  behauptet  wird,  zuerst  —  Argeion  geheiszen  vom 
vielüugigen  Argos.  Im  Sinne  dieser  Meinung  soll  die  Umänderung  des 
Namens  in  Mykenae  vom  Gebrüll  nicht  der  lo  herrühren,  sondern  von 
dem  welches  die  Schwestern  der  Medusa  voll  Mitgefühls  über  deren  Tod 
ausstiessen  (fivxij^fiov  avidaxav)^  als  sie  von  weiterer  Verfolgung 
des  Mörders  Ferseus  an  dieser  Höhe ,  der  Vergehliobkeit  inne  werdend, 
abstanden. 

Unter  Schillers  Bäthseln  lautet  das  eine  bekanntlich : 

Anf  einer  groszen  Weide  gehen 

Viel  tausend  Schafe  silberweiss: 

Wie  wir  sie  heute  weiden  sehen. 
Sah  sie  der  allerält^ste  Greis. 
Und  weiter: 

Ein  Hirt  ist  ihnen  zugegeben 

Mit  schön  gebognem  Silberhorn. 
lu  dieser  aenigmatischen  Fassung  wären  also  die  Sterne  eine  Herde 
von  (weissen,  a^/vqpoff)  Schafen:  ihr  Hirt  aber  der —  Mond,  was  den 
alten  Griechen  und  Bömern  nicht  so  leicht  in  den  Sinn  kommen  konnte, 
weil  ihnen  letzterer  weiblichen  Charakter  besass.  Augeoscheiniich 


hat  der  devtsche  DicUer  g«r  nkh%  oder  Dir  «tns  datfemt  m  das  Ver- 
Ii6lt»i8  Yoo  Argos  als  ÜAter  der  Mondkuh  gedachl,  gegen  welehes  das 
von  ibai  aageDommeoe  sich  aaai  geraden  Gegensatz  hernongedrebft  hai^ 
Was  dort  Hirt,  der  dine  aber  Weläugige,  ist  bei  ihm  die  einheitliche 
]i(wde;  oad  an  Stelle  des  eioaigea  Gegenstaades  der  Bewachang,  der 
eiMaiMn  llondkah,  im  Altertham  setst  sich  bei  dem  nenera  Diehter 
der  Hirt. 

Pers^nliebkeiten  mit  Namen  Argos  erschuf  die  Phantasie  der 
Griechen  je  nach  verschiedenen  Gesichtspunkten,  selbst  nach  anderem 
StfaHin,  mehrere.  So  verdankt  zuerst  der  eine  Argos,  ans  begreiflichem 
Grunde  Sohn  des  Phrixos  oder  auch  gleich  dem  Argos  nav&nris  (in 
Folge  syakretisUscher  Durchmisohung)  Arestoride,  natarlieh  de«  Ar- 
goaehiCCe,  als  dessen  Erbsuer  man  ihn  brauchte,  Dasein  and  Namen. 
Idifyii  als  wirkliches  Schiff  gedscht  kann  aber  im  Nsmen  nur  einen 
*6chaellsegler%  wiedooii^eg,  ans  eigen  wollen,  aus  app^og^  schnell', 
wiewol  man  nicht  durchaus  sicher  ist,  ob  unter  diesem  wunderssmen 
Fiahraeoge  nicht  noch  ein  anderer  Gedanke  (s.  B.  *  eilende  Wolken, 
Sogler  der  Lflfte')  versteckt  liegt,  worauf  selbst  Mencblend'  (von 
der  Sonnfie  beschienen)  passte.  Preller  sieht  in  dem  Widder  des  Phrixos 
<f  r.  Myth.  II  211 ,  vgl.  KZ.  VII  JOS)  ein  Symbol  der  befrnchteodea 
Wolke^),  weshalb  denn  auch  die  Gemalin  des  Phrixos,  Tochter  des 
Aeetes  in  Kolchis,  aus  triftigem  Grunde,  nemlieh  des  Donners  wegen, 
XttXxionfi  (Ap.  Bb.  3,  428.  ApoUd.  1,  9,  l)  heiszt,  d.  1.  «mit  eher- 
«er  Stiaune',  wie  der  weithin  seine  Donnerstimme  erschallen  lassende  . 
(fv^iMma)  Zeus.  Vgl.  xalnoßoagf  xaXTUoipcavog,  und  auch  von  der 
Stimme  (eod?),  nicht  vom  Gesiebt,  KalKianti;  Tkßlxiope  (durch Gesang 
bosaabernd,  wie  die  Sirene  StU^äsuia  bei  Eust.),  wenn  Gio.  N.  D.  3, 
3I9  54  so  statt  Tkdxinoi  (den  Sinn  bezaubernd ,  auch  BeJ^ivifi  Franen- 
•ame)  au  lesen  erlsubt  ist.  Eine  aweite  XaXTuinri,  Tochter  des  Bhexe- 
•or  ond  Gemalin  des  Aegeus  (von  alyeg^  was  zu  Artemidors  Zeiten 
3, 12  grosse  Wellen?  vgl.  v.  Hahn  alb.  Studien  S.  224)  in  Attika  (Apolld. 
3,  IS,  6)  verstehe  ich  dagegen  von  dem  tosen  der  Meere sbr an- 
d«Dg  {vasius  iUic  frdgar  canumque  circa  mare  Plin.  Ep.  6, 31, 17), 
amal  der  'Pri^iivwQ  in  dieser  Verbindung  nicht,  wie  als  Beiwort  des 
Aehilleus  *  Minnerschaaren  durchbrechend^  (von  ^wi^i  gwUiyya, 
OfuXop,  6rl%ag  ivä^av)  sein,  sondern,  vermute  ich,  einen  Brechung 
i^itg)  der  Meereswellen  (^fitv  d'aXaaorjg,  vgl.  ^vmo  xvfia  IL 
18,  67)  am  schroffen  Ufer  {scopulus  frangU  fluciui)  hervorbringen- 
dmi  Mann  vorstellen  soll.  Oder  als  Phaeake:  die  Wellen  mit  Bn- 
der ond  Kiel  durchbrechend,  wie  amnem  frangere  nando  Lue. 
8,  374  and  puppis  scindit  aquas  Ov.  Trist.  1 ,  10,  46.  Das  gibt  mir 
aber  den  Mut,  auch  noch  einer  dritten,  welche  so  heiszt,  ihres  Na- 
meos  Grand  zu  deuten.  Ich  meine  Chalkiope,  Tochter  des  Königs  £tf- 
^ymjlog  in  Kos,  Mutter  (warum?)  des  flepraesentanten  von  Theasa- 


•)  Vellera  —  neMas  aequanüa  Ov.  M.  6,  22,  und  Vergleich  der 
9mbeeulae  mit  lanae  vellera  Veig.  Ge.  1,  307. 

21* 


3t 0  A.  P,  Pott:  SlodiMi  B«r  griacMscIieB  Mythologie. 

lieo ,  Thenalos ,  vom  Herakles  (Apolld.  2,  7, 1  «.  8.  II.  3,  677).  Etwe 
weil  BorypyloB  Sohn  der  Astypateea,  was  safolge  Strabo  14,  ^7  wm- 
ter  anderem  alter  Name  der  Stadt  Kos,  aad  demnach  als  Brnder  des  Aa- 
kaeos,  wie  oben  berOhrt,  in  Verbindung  wenigstens  piil  der  Ae to- 
ter in  nti^i^rfinil  Da  Enrypylos  Sohn  des  Poseidon  heisst,  liessesich 
bei  dem  *weittborigen'  an  das  weite  Heer  (latnm  mare  Cio.)  mit  sei- 
nem Getose  denken.  Die  Besiehnng  so  der  Insel  Kos  aber,  wotod  Ni'^ 
syros,  nnter  welcher  Uokvßmr^  ^der  Brüller'  (KZ.  Vi  49)  liegend 
Torgestellt  wurde,  sollte  losgerissen  sein,  und  die  Auxtiti^Q  gehelaseae 
Landspitse  von  Kos  (Strabo  14,657),  was  auch,  sei  es  nan  ^Zerretsser' 
oder  ^Lirmer'  (s.  B.  von  der  Skylla  Od.  12,  85)  von  laöxm^  IcauiPy 
aber  dor.  mit  langem  «  (hxnia)  st.  Irptia)  bedeuten  könnte,  diese  Üan 
stiade  liessen  hier  in  der  Chalkiope  aueh  etwa  auf  DonnergebrflII  eines 
Vnlcanes  rathen,  der  selbst  fils  klaffender  Krater  die  Benennung  *weit- 
pfortig'  sniiesxe.  Man  denke  nnr  s.  B.  an  das  Erdbeben  von  1866  anf 
den  griechischen  Inseln. 

Ein  zweiter  "A^og,  als  Eponymos  von  vo  ''Aqfog  (laut  Strabo 
maked.  und  thess.  eine  Ebene),  ist  nach  Weise  des  Alterthnms  erst 
ans  dem  Namen  der  Stadt  herausgeklaubt  und  su  deren  verm^intliehem 
Erbauer  gestempelt.    Am  gewöhnlichsten  wird  lo  cur  Tochter  des  al« 
teolnaohos  gemacht.     Also  eines  Flussgottes,  was  sum  Theil  wot 
auch  darin  seinen  Grund  haben  mag,  dasis,  wie  Aelian  V.  H.  %  33  Aber 
die  bildliche  Darstellung  der  Flösse  ausfahrt,   letxtere  häufig  ßomp 
fidog  erhielten;  vgl.  KZ.  VI  48.    Das  Rind  als  wasserausströmend  Ger» 
bard  gr.  Hyth.  I  19,  wie  die  Ganges -Quelle  Gomukhl  (kuhminlig). 
Auch  der  Fluss  Gomalt  beisst  ^rinderreich'.   Herodot  scheint  von  dem 
Vater  der  lo  nichts  angegeben  su  haben.    Wenigstens  ist  t^v  ^Ivijpm 
(oder  auch  etwa  'Jatfoi;),  wie  F.  A.  Wolf  Anal.  IV  510 — 514  niher  be- 
grOndet,  mit  Recht  fOr  verdichtig  erkifirt  worden.    So  hohe  Abstam«- 
mung  bitte  sich  kaum  ffir  die  lo  geschickt,  von  welcher  Herodot 
schreibt,  indem  sie  in  dessen  Bericht  als  rein  menschliche  Person  er- 
scheint.   Apollodor:  "Aqyov  dh  naVltfini^vrig  xijg  ^Aöamav  naS;  "Iwsa^y 
ov  qnxölv  'Im  yevh&ai.    Dürfen  wir  **Iceaog  (daher  lo  als  eirgo  laskt 
vorn  mit  langem  •'  Val.  Fl.  4,  353,  trotzdem  dass  kurs  vorher  350  ina- 
chis)  als  *  erfrischenden  Nachtthau'  aus  lalvm  deuten  (s.  KZ.  VI  3361^^), 
so  gibe  das  für  den  thauigen  Mond  (roscida  luna,  von  ros  und  ca- 
dere)  keinen  Qblen  Vater,  zumal  wenn  man  weiter  den  "Agyog  als 
sternfonkelnden  Nachtbimmel  und  Gottheiten  von  Gewissem  (Inachos, 
Asopos)  binznnimmt,  aus  welchen  zur  Nachtzeit  feuchte  Dfinste  empor- 
steigen.    KaOtiOQ  di  —  nuA  itoXkol  tmv  TQceytxmv  *Ivä%ov  vtiv  Ym 
liyovaiv.  'Haiodog  di  wxVAxov^lUiog  Ilst^fjvog  ttvvfjv  g>a6iv  slvet^ 
Als  Mutter  wird  z.  B.  IIsi^w  ans  Pherekydes  genannt,  was  etwa  durch 
den  Asopos  (hier  sikyonischer  FIusz  und  nicht  der  Boeotiens)  mit  her- 
beigeführt sein  mag,  weil  die  Iltt^m  (Suada)  besonders  in  Sikyon 
und  Athen  beröhmte  Tempel  hatte.    Vielleicht  aber  auch,  weil  man  die 
Mondgöttin  als  Vertraute  von  Liebenden  sich  mit  der  Göttin  der  Ueber> 
rednngskanste  in  Einverstindnis  dachte,  welche  Zeus  auch  selbst  ge^ 


A.  F.  PoU;  StadieB  sar  gifoelibelieB  Mythologie.  311 

goB  die  lo  in  Aowendiuig  briegt  (Ov.  M.  1, 585  oi w.)?   Unter  dem  IIu^ 
fifv  mag  der  Jlsl^v&og  (rings  blühend  ?  KZ.  VI  336)  oder  Hil^fag  ver- 
borgen  liegen,  der  kars  zuvor  bei  Apollodor  mit  dem  lasos  zusammen 
nb  Sohn  des  "A^fyog  gilt,  den  dieser  mit  der  Evidv^  (wolgefalUg, 
üoblieh),  einer  Tochter  A^b  Flusses  Strymon  und  der  Meaera  (Neu- 
BBDBd  ?)  gezeugt  haben  soll,  freiler  gr.  My th.  II  27  behauptet  mit  Be- 
nag auf  Peiren,  dieses  Wort  bedeute  in  der  ältesten  griechischen  oder 
in  einer  ausländischen  Sprache  *  Wasser,  Flut,  Quelle'.   Zu  dem  Ende 
wird  an  die  Quelle  Ilsi^vti  (vgl.  'icfi^vti,  "la^tpfog  in  Betreff  der  Bn. 
dang)  in  Korinth,  an  die  Flflsse  TlHqog  (auch  Hisifog,  etwa  durch 
Umdentung  gls.  fett,  fruchtbar)  in  Acbaja  samt  der  Sladt  Ilei^l  an 
ihm  (Fans.  7, 18,  i),  und  üsifofi  in  Boeotien,  an  UffQci  die  Mutter  des 
FInssgottes  Asopos  usw.  erinnert.    Diese  Bemerkung  könnte  für  die 
ethaographischen  Verbiltniase  des  alleraltesten  Griechenlands  wichtig 
werden,  wenn  man  damit,  und  das  scheint  mi|^  gar  nicht  unüberlegt, 
Wteter  solcher  Bedeutung  in  Einvernehmen  setzt,  welche  sich  viel- 
lelekt  ans  dem  höchsten  Alterthnm  in  Sprachen  jener  Gegenden  erhal. 
Um  haben.    Vgl.  Schaffarik  Slovansk^  Starozitnosti  S.  404  (slaw.  Al- 
lerth.  I  503.  506),  wo  JavanQig  (tautologisch,  vgl.  oss.  don  Flnsz)  und 
IVw/A,  IIvQsvog,  UoQagy  Acc  Ro^axa  ans  einer  getisch-il lyrischen 
Benennung  für  Flnsz  gedeutet  werden.  Nemlich  albanesisch  bei  v.  Hahn  ' 
Stadien  U  99.  178  neffQoviX'Oi  Flnsz-,  Bachhett,  Thal ,  und  Bach,  Wald- 
slrom, was  ngr.  ^lut  und  sQddentsch  ram,  —  Bei  dieser  Gelegen«^ 
liMt  mag  auch  noch  einiger  anderer  Flnsznamen  mit  wahrscheinlich  in 
•ich  verwandtem  Schlüsse  gedacht  werden.   Eine  Mtxwtri  wnr  Gema- 
lin  des  JSuy^aQtog  (Flnsz  in  Bithynien)  und  Mutler  der  Hekabe  (ApoUd. 
3,  12,  5).    O  dh  '"AaaaTCog  mnufiog  (hier,  es  gab  aber  mehrere  Flüsse 
des  Namens ,  in  Boeotien) ,  'Slneavov  xal  Trfivog  (also  hienach  sehr 
hoher  Abkunft)  —  ovro^  Metwtriv  (trotz   der  •  weiblichen  Endung 
Flnsz  in  Arkadien;  nli^mnov  ä  Br^ßav  hwxtv^  also  mit  Boeotien  nahe 
Terwandl,  Find.  Ol.  6,  85)  yii^^nvog,  Aadmvog  (Flnsz  in  Arkadien, 
äUein  auch  Bach  in  Boeotien;  daher  wol  die  Verwandtschaft)  dl  tov 
isofayiov  ^vytttriQ  oStf}*  dvo  ftiv  noudag  iyivvrflevy  ^I^^rpfov  (FInss 
"  m  Boeotien)  xal  Uilayoma  (wol  wie  ein  Meer  austretend ,  nach  Ana- 
logie von  notaiibg  mX^yi^n}^  sfxotfi  dh  ^vycctiQag-  £v  yiv  fUav  At- 
fivuv  (Nymphe  der  so  gebeiszenen  Insel ;  bei  Pindar  daher  ^Aaantigy 
weil  andi  auf  Aegina  ein  Flusz  Asopos)  ^^^mkits  Zevg,    Asopos  ver- 
folgte den  Rftuber.    Zevg  dh  ^Aaamov  iihu  HBQOwmöag  duonovtaj  na' 
hv  htl  xa  oixila  oninifi'iffB  fei^Qa,    dia  xavxo  (lixQi  %ul  vvv  in  xmf 
ta/vxov  ^Mqwv  iv^i^amg  q>tqovxtii.    Geht  der  Flusz  etwa  durch 
Steinkohlenlager?    ^A6mti%og  in  Deminntivform  heiszt  bei  Find.  Ol. 
14  ein  Orcbomenier  und  ^Acomodnffog  ein  Thebaner  Herod.  9,  69  nach 
dem  Asopos  in  Boeotien ;  dagegen  ein  zweiter  '^Acwtoim^iog  (vom  Aso- 
pos Gaben  empfangend)  Phliasier  Athen.  14,  631 '  unstreitig  nach  je- 
nem ^Acmtig^  der  nach  Paus.  2,  5  König  in  Phlius  war,  sowie  ^Acvh 
noluoq  ein  Plataeer  Thnk.  3,  52,  unstreitig  in  Erinnerung  an  einen  an- 
deren ^Acmnogy  König  der  Plataeer  Fans.  9, 1, 2.   Die  Qnantitftt  des  «r, 


312  A.  F.  Pott:  Stndiea  sdr  griecbiBClien  Mythologfie. 

das  in  Sötg  (surackbleibendef  ScblaBm  eines  abergotretebeo  Plofses) 
IL  31,  321  ODd  a6iO$  knrs  ist,  samt  deai  Mangel  des  Iota  verbietet 
Einigung  dieses  Wortes  mit  ^AifüMog,  dessen  a  lang  ist.  —  Aneb  JStvwni 
(t  lang)  Tocbter  des  Asopos  Ap.  Rh.  3,  946  nnd  die  Stadt  Paphla«. 
goniens  an  einem  gleichnamigen  Flnsse.    Eritere  erinnert  wegen  ihrer 
Gemeinschaft  mit  Apollon,  ans  wetober''>am  Pontes  Enxeinos  ein  Sy- 
ros  (Syrer)  geheissener  Sohn  berrorgieng  (Diod.  S.  4,72),  Tielleiehi 
nicht  minder  an  ^Ivcmog^  Quelle  und  Bach  anf  Delos,  wie  dieses  mit 
seinen  Anfaogslauten  an  'Ivaxog^  deren  beiderseitiges  i  Linge  hat.  — 
Nrfiwt^  eine  Insel  (also  doch  wol  von  vifiog^  vgl.  die  Nereide  Nifim) 
bei  Lesbos  (Steph.  fi.).  —  ^Eamig  Berg  bei  Lokri  (Strabo  6,  259).— 
Hiezn  andere  mit  ni  oder  langem  a:  Atörptog  (Accent  auch  anders  nls 
in  ^Attwiog)  Flusz.  in  Kleinmysien.    Daher  auch  mit  dem  Hi^iaaog  sn- 
sammen ,  welcher  angenscbeinlich  die  gkicbnamige  Stadt  der  Leieger 
am  Satnioeis  vertreleg^  soll ,  Söhne  der  Najade  !^/3tf^a^^  (gls.  Ggs. 
von  BaQßa(^t)  von  BovTtöXlmv  (Rinderhirt),  Laomedons  Sohne  (II.  6, 
21).    Als  FInstgott  aber,  wie  viele  andere  seines  gleichen,  in  erklär- 
licher Weise  Sohn  des  Okeanos  und  der  Tethys.     Skr.  nadmttpaii 
Herr  der  Flttsse,  d.  i.  das  Heer.  —  SelrpaadTig  ist  Evtivog  U.  2,  693. 
Lettterer  unstreitig  nach  dem  so  geheissenen  Flusse  in  Mysien  (Strabo 
13,612).,  Yfie  Evrjvog,  Sohn  des  Ares  und  der  Demonike  nnd  Vaier 
der  Marpessa  (daher  Evijv/vij  II.  9 ,  553 ;  vgl.  ij  Maqfjtrficog  Sladt  in 
Troas),  als  König  von  Aetolien  schwerlich  etwas  anderem  seinen  Na- 
men verdankt  als  dem  gleichnamigen  Strome  daselbst.  Indem  far  Maqr 
ntficog,  den  Berg  anf  Faros  mit  Marmorhrflchen ,  auch  Miqmfi^a  ge* 
braucht  sein  soll,  erklärt  sich,  wie  swei  Blegiendichler  ans  Faros 
zu  dem  Namen  Evi^vo^  kamen.   Man  benutzte  die  obige  Verwandlschaft, 
nm,  wie  oft  bei  Personennamen  der  Fall,  an  Namen  von  Flössen  den 
der  Kinder  anknüpfen  und  zugleich  ihm  eine  patriotisehe  Wendung 
geben  zu  können.  —  Ferner ,  so  wäre  nicht  unwahrscheinlich ,  Lfm- 
tttvog^  ion.  ^Hntiavog^  der  FInsz  in  Thessalien.    Auch  etwa  *AfUa  (mit 
langem  «  vom)  Aesch.  Suppl.  790,  wenn  für  Peloponnes ,  als  Halbin- 
sel, gls.  Wasserland?    ^Ak^tptUt  yrj  bei  Sikyon  (Fans.  2,  30,  5)  von 
einem  Sohne  des   Poseidon,  "Al^iptog.     MsöaoTtta  angeblich   von 
dem  Boeoter  Micaaitog.    Der  Grund  solcher  Annahme  liegt  in  nicbts 
als  dasz  es  in  Boeotien  to  Msaaantov  o^  gab  (Strabo  9,  406)  und 
dasz  man  nun  beide  Ortsnamen  durch  eine  erdichtete  Ansiedelung  un- 
ter Führung  eines  gemeinschaftlichen  Eponymos  in  Verbindung  brachte. 
Möglich  dasz  der  wirkliche  Sinn  für  Messapia  in  Unteritalien  eig. 
ara  maritima  ist,  als  an  (und  zwischen)  Wasser  gelegener  Land- 
strich. Dasselbe  gilte  vom  messapischen  Berge  bei  Anthedon  (Strabo 
9,  406),  am  euboeisehen  Meere  (Fans.  9,  22,  5).  AuehMessapier,  ein 
Volk  in  Lokris  zwischen  Tritaea  und  Chalaeon ,  Hafenstadt  der  ozoli- 
sehen  Lokrer  (Thnk.  3,  lOl).    M9ac€atiai ,  Flecken  in  Lakonien ,  «nd 
Mkaitu^  feste  Stadt  in  Aetolien,  j}  xatm  ftiv  in  avtijg  t^  T^h^ 
Xmvliog  It^vtig  suxl  mv  ftaqa  tavTg  cuväv  ml.  Pol.  5,  7,  falls  deren 
a  lang  ist,  allenfalls  auch  von  ihrer  Lage  iwisehei  Gewässern,  wie 


A.  F.  Pott:  StadiM  nr  griMbiadMD  llflhologi«.  SIS 

Fnierammü  osvr.  —  Bs  wira  halwcb ,  wann  sich  vm  dam  sobsI  i« 
Griaehiseheo  Tarschollenan  Ausdruoke  für  Wassar,  lat.  aqua^  lith« 
uppe  (mit  u  durch  Einfluas  des  homorganao  p)  Flosz,  Stron,  in  daa 
anfj^alahrtan  Ortsoamaa  noch  ein  vardnnkelter  Rest  geborgen  hilta. 
Walaah.opd  f.  (im  PInr.  ape)  ist  jedoch  nur  die  gewöhnliche  Umbildung 
▼OB  lal.  aqtuf^  wie  s.  B.  epa  (egua)  und  eine  Menge  anderer.  Anszer« 
dam  darf  nicht  ausser  acht  gelassen  werden,  dass  im  Skr.,  aasaer  der 
aooatigan  Verwendung  von  ap  f.  mit  Kurze ,  einzig  der  Nom.  PI.  äpas 
^e^em  den  Acc.  apas  eine  solche  L&nge  hat,  welcher  allenfalls  gr.  m 
und  iiy  ä  gleichgestellt  werden  dürfte;  und  selbst  in  Compp.  steht  nur 
mpa:  Ygl.  Böhtlingk  WB.  und  Bopp  Gr.crit.  S.  207.  —  Ich  reihe  hieran 
der  Yerwandtschaft  des  Gegenstandes  wegen  noch  mehrere  griechische 
Flfsaznamen,  die  sich  dem  Laute  nach  gleich  gut  an  skr.  nada  m.  und 
nadi  f.  Flusz  (vom  rauschen,  nad),  oder  an  holl.  nat  (das  Nasz,  aller- 
hand Flüssigkeiten,  z.  B.  Brflhe),  nat  -=  abd.  naz  (madidus,  humidns), 
golb.  naijan  (irrigere),  abd.  nazjan  nässen,  netzen  (zu  lat.  maderef} 
anknöpfen  lieszen.  Nemlicb  Nida  oder  ßieditf^  von  welchem  letzteren 
darch  daa  Gentile  auf  -1^17$  hindurch  Nsd&qOtogy  Grenzflusz  zwischen 
Moaaeaien  und  Elia.  Ferner  Nidav,  fovog,  allein  auch  participial  Ni- 
Sinnog^  woher  Nfdovaiog  st  ovr-io^.  *Der  Name  Ntdovcta  (Strabo  8, 
363.  360)  für  Athena  steht  (vsd/ai  Seeraben)  in  Verbindung  mit  der 
Sage  des  Nestor  (Rackert  Athena  145).'  Gerhard  gr.  Hytb.  1  a^5.  Also 
jVior»^  (etwa  ^Ranscher^?)  eig.  dem  Flusse  NiSavy  der  bei  Pbarae  in 
den  mesaenischen  Meerbusen  fillt,  gleich  gedacht?  Als  Neleide  konnte 
er  daa  um  so  wahrscheinlicher,  weil  ZVi^Afv^  ja  sogar  als  Sohn  des 
Waaaergottes  Poseidon  und  der  Tyro  gilt,  und  ÜBt^d^  welche  dem 
Nestor  in  hohem  Grade  eigen  war,  desgleichen  als  Tochter  des  Okea- 
nos,  obsehon  von  der  Telhys.  Etwa  in  diesem  Zusammenhange  üet^ti 
gedaeht  als  *  Beschwichtigerln  der  Wogen  '  gleich  der  Nereide  Kv(ia- 
tolifytl  (vgl.  nolfMfiae  II.  12,  169)?  Neleus  zog  aus  Thessalien  nach 
lasaanien,  hatte  aber  zur  Tochter  'TQiUvtf  (Schol.  Ap.  Rh.  1,  172), 
wilaraad  diese  bei  Paus.  5, 1, 6  als  Tochter  des  Epeios  und  der  Anaxi> 
rod  (Königen  der  Ströme?)  aufgeführt  wird,  was  ich  daraus  erkläre, 
d9M%  Epeios,  um  der  ^Ennoi  als  alter  Bewohner  von  Elia  willen,  einen 
König  dieser  Landschaft  vorstellt,  ^Tq^Uvii  aber  als  Gegenstand  der 
Wirklichkeit  und  nicht  blosz  der  Phantasie,  eine  Stadt  in  Blis  war  (II. 
2,616.  Strabo  8,345).  Aus  ihnlichem  Grunde  hat  Schol.  Ap.  Rh.  I,  166 
^iffl  als  Gemahn  des  Neleus,  indem  OäQal^  ion.  OviQiij  Stadt  in 
Masaenien  am  Nedonflnsse,  auf  diese  Weise  mit  dem  Neleus  in  Verbin- 
dung gebracht  werden  sollte.  Indes  wäre  nach  Paus.  4,  30,  2  vgl.  7, 
22,  5  ^oQtg  (besser  wol  (Z>cr^i^?),  Sohn  des  Hermes  und  der  Philoda- 
aiaia,  Erbauer  des  eben  genannten  Pharae  (ein  anderes  in  Achaja).  Bei 
üoner  bezeichnet  IlvXog  das  ganze  Gebiet  des  Nestor  in  Elis  an  bei* 
dan  Ufern  des  AIpbeios,  das  sich  bis  nach  Hessenien  hin  erstreckt, 
während  Strabo  8,  350  f.  das  triphylische  Elis  für  seinen  eigentlichen 
Sitz  hält.  Nelens  berschte  aber  im  messeniscben  Elis  (so  dasz  hier  also 
die  Uerschaft  von  Elis  und  Hessenien  etwas  in  einander  flieszt)  am 


314         A.  F.  Ml!  S«Um0  «V  friecUMhtfi  HyttotocM. 

Pamifos  Hieb  Ptw.  4^3,5. 4,86 ff.  Thok.  4,89. — Nktog  haissi  mii  Ftoss 
in  Thrakien.  Die  Form  Nüaog  Hes.  Th.  341  wol  dnroh  AMiMiUiion 
•nutenden  und  Ni(Sog  wieder  Yereinfacbt  (v^l.  fUtftfo^,  lat  mtediu§^  nnd 
lUaog). — VielleiGht  gar  der  Kentanr  Nböog.  Diener  ward  bekannClioh 
am  aetolischen  Flusse  Buenos,  als  er  der  Delaneira  Gewalt  anlliaa 
wollte,  vom  Herakles  mit  einem  Yer^fteten  Pfeile  (petödlet,  wibread 
das  mit  seinem  Samen  und  Blute  getränkte  Gewand  nachmals  den  He- 
rakles zu  verzweifelnder  Wut  brachte.  Auch  wieder,  so  mnas  man 
fast  glauben,  einer  der  vielen  K&mpfe  a wischen  Sonne  (Herakles)  mit 
Ihren  Pfeilen  (Siraien)  gegen  das  Nasz  in  Wolken  (Kentauren ,  s.  KZ. 
VII  87)  und  Flüssen,  welche  ihrerseits  sich  dafür  an  dem  Soanenbelden 
rieben,  indem  sie  mit  ihren  Dünsten  (Samen  und  Blut),  welche  die 
Sonne  selber  (auch  als  jdtjiivtiqu^  d.  b.  wahrsch.  in  Possessivform :  einen 
feurigen,  irficnf  ftvQ^  d.  h.  den  Herakles,  zum  Manne  habend)  ihnen 
entlockte,  wiederum  letztere  bekriegen  und  verdunkeln.  Die  Kentau- 
ren suchte  man  in  Thessalien:  dies  wol  mit  ein  Grund,  warum  Ntco^inß 
ein  Sohn  des  Thessalos  (Strabo  9,  444).  Sonst  auch  hiesz  so,  zufolge 
Steph.  B.  und  Snidas,  eine  Stadt  in  Thessalien,  wonach  JNiffOmvlg  aller 
Name  dieser  Landschaft.  Sonst  ^  Nsccmvlg  U^ivri  bei  Larissa  in  Tbes- 
aalien.  —  Etwa  auch  Ntctavri  Flecken  in  Arkadien  mit  einer  fnfyij 
(Paus.  8,7,  4),  und  Naaxlal  Und  gar  Neaxl$  ola,  das  Land  des  illyri- 
schen Volkes  NBCtatoil 

Bei  der  Frage,  ob  der  Mythus  von  der  lo  eigentlich  aegypti- 
aehen  oder  Oberhaupt  nichthellenischen  Ursprungs  sei,  kirne  natarlicb 
deren  elterliche  Herkunft  mit  in  Frage.  Indes  haben  wir  gesehen, 
neben  der  lo  eine  der  wichtigsten  Persönlichkeiten,  Argos,  hingt 
durch  Nsmen  (wenigstens  dem'  iuszeren  Klange  nach,  obschon  innei^ 
lieh  unwahr)  und  Genealogie  mit  Argolis  und  seiner  Hauptstadt 
Argos  aufs  innigste  zusammen,  indem  ja  sogar  bald  er,  bald  der  lo 
Vater  Inachos  der  letzteren  Erbauer  sein  soll.  Warum  dies  aber  fdr 
Graecitit  des  Mythus  nicht  völlig  entscheidend  ist,  liegt  darin,  dasc 
der  Name  lo  in  der  That  aegyptisch  *  M  o  n  d '  bezeichnet  und  Argos 
zum  mindesten  Anbequemung  an  den  Osiris  sein  könnte,  dessen  Name 
entweder  wirklich  oder ,  was  für  unseren  Fall  auf  dasselbe  hinausliefe, 
wenigstens  einer  durch  das  Altertbum  bestitigten  Meinung  nach.eineo 
^vieliugigen'  bezeichnete.  Offenbar  nemlich  ist  ja  der  dritte 
A(^gj  d.  h.  der  Hüter  der  Mondkuh  lo,  nichts  anderes  als  durch  Za- 
rftckziehung  des  Accents  zu  einem  Proprium  gestempeltes  a^^off,  weiss. 
Ein  passender  Name  das:  *der  hell,  wie  Silber  («p^^o^j  was  von 
gleicher  Wurzel)  leuchtende,  weisse',  weil  die  Gestirne  von 
dieser  Farbe  {siella  splendens^  Candida)  sind.  Dieser  Argos,  der  All- 
schauer (TtavonTfig)  y  (ivQiomog  ßovxag  Aesch.  Prom.  669,  $leUaiu$ 
ocult's  cusios  virginit  Nemes.  Cyjeg.  31 ,  beisst  seiner  vielen  Augen 
wegen  scherzhaft  bei  Plautns  octi/etis,  d.  h.  gleichsam  nur  aus  Augen 
(als  seinem  Stoffe)  bestehend,  nach  Analogie  von  titreus  ferreus  usw. 
Wenn  er  bei  Aescbylos  flberdem  aber  als  ytjysviqg  bezeichnet  wird,  so 
erklire  ich  das,  sicherlich  doch  in  schönem  Binverslindnis  mit  der 


A.  F.  Pott:  SMiMi  W9f  erieeUMhaa  Miffcologi«.         815 

UseBMiclikeit  d«8  HiB»elira«nes:  *gifiitifeh%  weil  md  GigtileB  für 
fiiyivus  aug«b.  Die  Asalegang  als  ^plebejisch',  wie  saweilen  ierrae 
fUü  d.  i.  iffuoiii  paretUibus  nal»  (Lact,  de  falaa  relig.  I  p.  19)  gebrancbt 
ward  «fid  wie  Heyne  Obas.  ad  Apolld.  S.  101  will,  häUe  böcb^leoa 
iai  Vande  der  lo,  weil  aie  voo  aeiten  dea  Argoa  aich  Ober  drackende 
Beiiaiidlang.sa  beklagen  hatte,  einen  gewiaaen  achicklichen  Sinn  (bin- 
risch,  grob),  anaserdem  nicht,  nnd  halte  ich  daher  meinen  Vorachlag 
für  annehmlieher.  Hiemit  vergleicht  aich  nun  aufa  treflHichate,  ohne 
dau  aich  darauf  gerade  auf  mythischen  Zusammenhang  rathen  lieaze, 
nicht  nnr  die  indiache  Bezeichnung  der  Nacht,  ^aiäxi^  die  hondert- 
Mgige  (vgl.  ttloXa  Nv^j  wenn  die  bunte,  Soph.  Trach.  94),  sondern 
nach  die  beiden  Epitheta  sahasräsca^  sahasradrg  tansendäagig(vgl.  oben 
fivffliOTtogy  für  den  Gott  dea  Himmels  Indra.  Cenium  luminibus  eine- 
liMi  capui  Argus  habebat:  inde  suis  vicibus  capiebani  bina  quietem, 
cetera  servabani  atque  in  Mtaiione  manebani.  So  Ovid  M.  l,62ö  ff.  D.  b«, 
wenn  auch  einige  Geatirue  im  Westen  untergehen  (gls.  einschlafen),  blei- 
ben noch  andere  am  Himmel  dem  Blick  offen  und  sichtbar.  Cenium  ex^ 
cubiit  unam  servat  iuvencam  Claudian  21,313.  —  Zuletzt  wird  Argoa  — 
denn  wenn  der  Tag  wieder  anbricht,  verschwinden  die  Nachtlichter  am 
Himmel  —  durch  Hermes  den  Argostödter,  A^sttpowrig^  umgebracht, 
ceniumque  oeulos  nox  Mccupat  »nii.  |  excipü  hos  volucrisqne 
suae  Saiurnia  pennis  |  collocai^  et  gemmis  caudam  stellaniibus  im- 
piei,  Ov.  M.  1,  721  ff.;  aber  13,  385:  Junonis  tolucrem,  quae  cauda 
»idera  portaL  Sehr  erklärlich  und  naturgemäaz.  Der  Pfau  gibt 
durch  aeinen  aternenbeaiten  Schweif  gleichsam  ein  Bild  dea  geatirnten 
Biauaela  (vgl.  auch  pfauenachwinzige  Rosse  des  Indra  KZ.  IV 
432)  ond  gilt  deshalb  mit  Recht  ala  ein  der  Himmelskönigin  Hera  ge- 
weihter Vogel  (Paus.  2,  17,  6.  Preller  gr.  Myth.  1  112).  Er  ist  aber 
in  Indien  zu  Hauae  und  von  da  erst  nach  Europa  gekommen.  Irre  ich 
mich  nicht,  so  hat  Voas  in  aeinen  myth.  Briefen  gezeigt,  wie  man 
meinle,  fiber  Samoa,  waa  inzwiachen  auch  bloaz  der  Samia  Inno  za 
liebe  könnte  aufgebracht  aein.  Siehe  aber  die  Benennungen  dea  Pfau*) 
meine  Sammlungen  in  Lassens  Ztschr.  IV  28  und  vgl.  ferner  meine  Zi- 
geaner  II  147.  362,  wo  dargelegt  worden,  wie  man  die  Benennungen 
U  coq  dPInde  uaw.  nicht  auf  Oatindien ,  aondern  auf  daa  nach  dea 
Colnmbus  irriger  Vorstellung  fOr  *  Indien'  gehaltene  Land  Amerikaa, 
nemlich  Westindien  und  Nordamerika  beziehen  müsse,  wo  der  Pu^er 
wirklich  zu  Hauae  iat.   Obgleich  A.  W.  v.  Schlegel  (ind.  Bibl.  I  343) 

*)  Han  füge  hinzu  Hemachandra  WB.  8.  247  und  b.  B.  skr.  ishan" 
drakvif  ifhandrakavai  mit  Möndchen  {ischandraka  Mond,  allein  auch 
Auge  im  Schweife  dea  Pfauen)  versehen.  Käntapaxm  lieblicher,  schöner 
Vogel.  Nartaka  (Tftnser)  wegen  seiner  oft  seltsamen  Geberden.  Därjh- 
aiM2tf  (Holzeier  legend;  etwa  weil  mit  härterer  Schale?).  NUakan/ha,  Kala- 
kak^ha  d.  i.  Blau-,  Schwarzkehle.  Süäpdnga  mit  weiszen  Augenwinkeln. 
yirandhara  (etwa  einen  Helden  darstellend,  eig.  haltend?  da  es  auch 
fighting  with  wÜd  beasts  sein  soll?).  Von  seinem  Geschrei  A^A;d  anch  Areitoi, 
kekdbala.  Tibetisch  madseha  Schmidt  Gramm.  S.  34.  Maldiviacb  fiäncrj, 
Samara  (Peacock)  Joum.  Bojr.  As.  Soc.  XI  62. 


316  A.  F.  Pott:  SMien  Mr  griochbehMi  Mythologi«. 

da«  Tmlhaiui  «ttf  isdisehes  BronxeD  *aeMterlie1i  ehmkteriiiarl'  (?!) 
gesehen  haben  yrill  nnd  aber  den  Mangel  eines  akr.  Namens  im  Ama* 
rakoseha  sich  selber  verwandert:  blieb  ihm  doch  der  wahre  Grnad^ 
dasa  dies  nnmöglieh  sei,  verborgen.  Durch  briefliche  Miltheilnng 
weisa  ich  seit  lange  vom  Prof.  Hermsnn  Brockhans  zn  Leipalg,  daan 
sich  an  den  tükkim  der  Bibel  in  Indien  wirklich  die  Form  iögai  findet, 
dem  anch  des  griech.  xaäg  nahe  kommt.  Afghanisch  Idooa  Leach  S.  10 

wol  nach  dem  arab.  {j*y^^  das  erst  wieder  aas  dem  Griechischen 
stammen  möchte,  schon  des  verrilherischen  Schlosz-Zischlanles  halber. 
*lm  Tamalischen  kommt  das  Wort  iögai  oder  wol  besser  iöghai  wirk* 
lieh  io  der  Bedeutung  Pfau  vor;  das  gewöhnlichste  Wort  dafür  ist 
mayil^  was  auch  in  der  tamulischen  BibelQbers.  Buch  d.  Kön.  gebrancht 
worden.  Classische  Belegstellen:  1)  in  dem  filtesten  WB.  des  Tamn* 
lischen,  das  wie  der  Amarakoscha  ein  nach  den  Materien  geordnetes 
Vera,  der  Synonyma  in  Versen  ist,  von  Divigaram  (^endan'  rivAgaram. 
Madras  1839.  8)  steht  Cap.  UI  Sfttra  145  (S.  67)  das  Wort'  idgai  als 
Synonymon  von  mayil^  Pfau.  2)  Ebenso  in  dem  gleichmSscig  einge- 
richteten  WB.  des  CAddmsni  (Cüddmani  nigandu.  Madras  1839.  8.  Cap. 
m  V.  50  S.  74).  Auch  Rottief  in  seinem  Tamil  Dict.  (Madras  1854.  4) 
u.  tögai.  Danach  bedeutet  das  Wort  auch  Pfauenfeder.*  So  weit  mein 
Freund.  Ob  das  Wort  aber  aus  dem  skr.  gikhin  (eig.  cristatus)  ent- 
stellt sei,  wie  Lassen  AUerth.  1  538  wahrscheinlich  Gndet,  wage  ich 
nicht,  zumal  des  fremden  Vocales  wegen,  zu  behaupten.  —  Von  ganz  ^ 
besonderem  Belange,  wegen  möglicher  Wurzelgemeinschaft  mit'^^o; 
wäre  noch,  dasz  skr.  arjuna  nicht  nur'weisz'  bedeutet  (vgl.  a^/v^ Sil- 
ber, aqyvtptogy  agyvcpijg  weiszglänzend,  doch  wol  st.  -^fjg  von  ^og, 
wie  (5ag>i^S9  isceg>fivfjg ^  dor.  aatpavtig,  wol  *mit  Licht'  ans  tfa-  ftiter  als 
a-j  a-,  luce  clarius),  sondern  auch  einen  Sohn  des  Himmelsgottcs 
Indra,  ja  selbst  einen  Pfau.  Letzterer  vielleicht  aber  nur  als  ^leach> 
tend%  vgl.  Wz.  räj. 

Längst  hat  man  erkannt,  wie  die  Bildung  von  ^A^Btfpovxf^^  soll 
das  Wort  in  Wirklichkeit  ^Argostödter'  bedeuten,  sich  schwer  rechte 
fertigen  lasse.  Die  Ausrede ,  der  Diphthong  h  sei  durch  das  Versbe- 
dürfnis des  Hexameters  an  die  Stelle  von  o  gedrungen,  verfingt  wenig. 
Dazu  hätte  schon  einfache  Verlängerung  des  o  tu  co  ausgereicht. 
Hermes  ist  in  dieser  Verbindung  der  Tag,  welcher- dem  leuchten  der 
Sterne  ein  Ende  macht.  An  q>alva  kann  wegen  tsQ(Hpavtfig  usw.  oder 
wegen  Namen  auf -^mv  unmöglich  gedacht  werden,  und  ein  Nentral- 
substantiv:  ^Glanz'  u.  dgl.  (^dti'!A(fyog  die  Stadt  nicht  in  Frage  kommen 
kann),  was  etwa  im  Dativ  stände,  wie  in  o^alvoiiog  (auf  dem  Berge 
weidend)  usw.,  gibt  es  nicht.  Rein  grammatisch  genommen  könnte 
man  aus  dem  Worte:  *den  Argiver'  (nnd  das  wäre  onn^etwa  dnroh 
Vermengung  von  Argos,  sonst  Agenors  Sohn,  mit  seinem  Namensvetter 
Argos,  der  nach  Phoroneus  zu  Argos  herschte)  oder  *  Argiver  C-^Q- 
yüovg)  tödtend'  (mit  Ausstoszung  deso)  herausdeuten.  Und  letzteres 
passte  fas  den  Apollon  als  Beiwort  in  so  fern  nicht  flbel ,  als  er  bei 
Homer  mit  seinen  Pfeilen,  und  zwar  w%x\  ioixmg  IL  1,  47,  viele  der 


A.  F.  Potl:  Sfs^ian  lar  grieehiBciiM  Myllielogie;  31T 

Grieche«  niederstreckt  Aos  wolehem  Grunde  es  aneh  V.  446  Tim 
Pheeboe  heisst:  o^  wv^AQ^ysioiög  TBolvatov«  mjde'  i^pi|xtv.  Wirk- 
lich aber  wire,  was  Beachtong  rerdient,  nach  den  Elyn.  M.  *A(^yti^ 
^pivti^g  aach  eis  Epilheton  des  Sonnengottes  gewesen.  Ja  hatte  man 
nicht  inr  Tödtnng  des  Argos  den  Hermes  als  dienstbeOissenen  Götleri» 
boten  und,  wie  Preller  gr.  Myth.  1  246  erkifirt,  Regengott  vorgezogen, 
OB  bei  unserer  Gelegenheit  gerade  im  Interesse  des  obersten  der  Götter 
IQ  bandeln,  wer  wollte  leugnen  dass  ganz  eigentlich  A pol  Ion  es  ist, 
welcher  die  Augen  am  nächtlichen  Himmel  anslischt  und  letztern ,  so 
SU  sagen ,  dadurch  t6dtet.  Wenn  aber  Hermes  dies  mit  der  einschlä- 
fernden Kraft  der  Pansflöte  bewirkt ,  so  deute  ich  das  so :  er  ist  auch 
Hirtengott  (yofiiog  ^  olonokog  Uyn^n,  Merc.  314),  und  beim  anbrechen 
des  Tages ,  also  auf  dem  Scheidepankte  des  Stemengefunkels,  werden 
die  H  e  r  d  e  n  wieder  ausgetrieben. 

Was  nun  sber  die  lo  und  deren  Schicksale  anbetrifft,  so  irrt  die 
Geschichte  von  ihr  zwischen  menschlich-göttlichem  Wesen 
und  Thier  oder,  noch  wieder  anders  gefaszt,  zwischen  Mond  oder 
Mondknh  und  einem  weiblichen  Rinde  mit  sehr  begreiflichem 
Schwanken  hinaber  und  herftber.  Ja  es  ist  klar  dasz ,  wenn  Aeschy- 
los  in  sehr  gewagter  Weise  die  lo  sogar  auf  die  Bahne  brachte,  er, 
am  nicht  das  tragische  Pathos  zu  verderben  und  statt  Mitleid  ffir  die 
Dulderin  zu  erregen,  vielmehr  Gelächter  aber  eine  sich  als  Kuh  he- 
habende  Jungfrau  hervorzurufen,  in  Kostüm  und  Vortrag  nur  andeu- 
tungsweise und  verstolen  in  der  lo  konnte  zugleich  eine  junge  Färse 
hervorblicken  lassen. 

Hält  man  daran  fest,  wie  (und  dss  kann^  ja  keine  Verwunderung 
erregen)  von  lo  wegen  ihrer  zwitterhaften  Doppelgestalt  Erzählt  wird, 
bald  was  der  Strenge  nach  nur  auf  eins  von  beiden  (Mond  oder  Kuh) 
passt,  bald  jedoch,  was  nicht  blosz  vom  einen,  sondern,  wenigstens 
vergleichsweise,  auch  vom  andern  gilt:  dann  lösen  sich  alle  etwa  min* 
der  einleuchtenden  Widersprüche  doch  bei  einigermaszen  sorgfältigem 
znrechtlegen  des  erzählten  in  wolverständlichen  Einklang  auf.  Die 
Verwandlungsgeschichle  als  in  dem  Sinn  und  in  der  Ausdrucksform 
aller  Mythen  begrttndet  haben  wir  bereits  oben  besprochen.  Der  hör- 
nergeslalteten  Mondphasen  wegen  Isg  es  nahe,  Mond  und  (den  davon 
abhängigen)  Monat  unter  dem  Bilde  eines  Thieres  aus  dem  Riuder- 
gesch lochte  sich  vorzustellen,  was  Creuzer  I  290.  507.  III  454  f. 
mit  mehrerem  belegt.  Ob  deshalb  auch  etwa  skr.  vaisa  Rind  und  zu- 
gleich (Mond-)  Jahr  (gr.  hog  mitDigamma  und  ve/ti/tis,  was  doch  sehr 
verschieden  von  vitulus),  scheint  mir  äusserst  fraglich.  ^ —  Die  junge 
Ktth  aber,  in  welche  lo  verwandelt  worden,  war  in  Uebereinstimmung 
mit  der  Fsrbe  des  Mondes,  welche  die  Inder  gern  mit  dem  Kamphor^) 

*)  Z.  B.  bedeutet  gläu  m.  beides.  Daher  etwa  yXavaanig  bei  £m- 
pedoUes  y.  170  Beiwort  des  Mondes,  und  Fkaviuo  Mond  (Schol.  Find. 
OL  6,  76).  ^Blaoäogig'  bedeutet  das  Wort  eigentlich  nicht,  sondern 
caesius  mit  dem  Beigeschmack  eines  furchtbaren  leuchtens,  wie  die  Au- 
gen von  Baubthieren,  s.  B.  Catull  45,  7  caesius  leo.  Vgl.  Gellins  2,  2Ö. 
Daher  auch  von  der  Athene ,  weil  sie ,  meint  man ,  ursprünglich  Mond- 


318  A.  F.  PoU:  Stadien  inr  grieehisdiM  Mylkologie« 

MuamiieostelleD,  weiss,  g.  neine  etym.  Forsch.  II  437.  Desbalb  fflr 
Ramphor  ckandrasanjha  ^  d.  b.  mondDaaiig,  weil  er  mit  dem  Monde 
eine  Menge  Synonyma  theill.  — -  Die  Farbe  der  Mondkah  ist  also 
weiss:  ßovg  ilevxi}  Apolld«  1,  2, 3;  niUn$  iutenca  Or.  M.  1,  610ond 
ntvea  652.  Und  selbst  nich  Rttckwandlung  der  lo  in  menscblicbe  Ge- 
stalt 743 :  de  böte  nil  super  est  formae  nttt  candor  in  üla.  Vgl.  die 
candenles  armi  von  ibr  Yal.  Fl.  4,  380  und  Candida  luna  Verg. 
Aen.  7,8.  Im  Skr.  anter  den  32  Namen  des  Mondes  (Henacbandra 
synon.  Lex.  S.  17)  gegen  72  fflr  Sonne  (S.  16)  z.  B.  himdn^  (^It-, 
wo  nicbt  schneestralig)  für  Mond  und  Kamphor.  Ferner  ^etadkäman 
*  weissstralig '  wieder  beides.  Dann  aber  für  Mond  nnd  Fürst  Arjaoa 
bald  gvetatäkana  (mit  weissem  Wegen)  oder  ^etaväji»  *mil  weissen 
Rossen  verseben'  unstreitig  wegen  des  weissen  Mondlicbtes  gegen 
harya^a  (gelbrossig)  Indra  KZ.  IV  422.  Also  Xevxtsatog^  was  von- 
den  Dioskuren  als  Epitheton  gebraucht  wird,  und  im  Skr.  ^eiaraika 
(der  Planet  Venus),  was  im  Skr.  minntich.  —  Sodann  lo  als  ßaüu- 
Qmg  jta(f&hog  bei  Aesch.  und  Luna  bicornis  regina  siderum  Hör.  c. 
saec.  35,  obschon  zur  Zeit  jedesmal  nur  ^inbornig.  Femer  nennt  sie 
Val.  Fl.  4,  361  primae  refereniem  cornua  Phoebes  (also  geradesu  der 
Schwester  vom  Phoebns,  KZ.  V  293  ff.;  und  swar  im  ersten  Viertel) 
indomilamqne  botem.  Die  Stelle  bei  Ovid  V.  630  ff.  hilt  sich  in  der 
Ausmalung  zu  sehr  an  eine  Kuh  in  der  Wirklichkeit:  luce  sinii  pasci; 
cum  $ol  iellure  sub  alia  esl,  claudil  ei  indigno  circumdat  vimcmia 
collo.  Also  Tags  Quce)  weidet  Argos  sie,  wahrend  sie  Nachts  von 
ihm  eingesperrt  und  sngebunden  wird.  Bei  der  Mondkuh  mflste  das 
umgekehrte  stattfinden.  Wollte  man  aber  hinter  630  einen  Vers  ans> 
gefallen  annehmen  und  abersetzen :  *mit  Licht  läszt  er  sie  sich  nihren« 
so  lange  die  Sonne  tief  unter  der  Erde  steht;  (Tags)  scbliesst  er  sie 
ein'  usw.,  dann  passte  das  hiesu  nicht,  dasz  sie  im  nAchsten  Verse 
Laub  uod  Gras  friszt. 

Die  maszlosen  Wanderungen,  welche  lo  als  Nachlgestini 
gleich  der  Sonne  in  Gestalt  des  Sonnenheros  Herakles  (auch  gaas 
ohne  Besug  hierauf  Apollon  iQOfiaiogl  Preller  gr.  Myth.  I  169)  darcb 
dieHimmelsriume  von  Osten  nach  Westen,  und,  so  scheint  ssan 
es  sich  gedacht  zu  haben ,  in  unsichtbarer  Weise  durch  hyperborei- 

g5ttin  gewesen,  nnd  weil  die  Augen  des  ihr  geweihten  Nachtvogels  yltfvC, 
womit  er  (und  darom  wol  Symbol  der  Weisheit)  selbst  in  die  Finsternis 
unterscheidend  eindringt ,  auch  groBz  nnd  von  gleicher  Farbe  sind.  Siehe 
noch  über  yXavxog  nnd  ylavnmms  J. -B.  Gail:  le  Philologne.  T.  VIII. 
(1820)  S.  284—298:  «Minerve  anz  yenx  brillans  et  persans  de  glavz.* 
hhaoaia'paxa-^vreia^'beBchvringi*  heisst  die  Gans;  aber  als  'die  weisse 
Hftlfte  (Flügel)'  auch  the  fortnight  of  tbe  moon's  inerease.  BhwtM 
oder  dAovafi  f.  heisst  eine  weisse  Kuh,  aber  dhaoala  m.  nicht  nnr  die 
weisse  Farbe,  sondern  auch  Kamphor.  Endlich  Dhaoalagiri  ist  gls.  der 
indische  Montblanc.  Für  Kamphor  auch  sphat'ikädiibhida^  d.  h.  den  Krys- 
tallberg  (Kaikasa)  brechend ,  d.  h.  an  Weisse  und  Glans  beschämend« 
Mttktäphala^  (Perlenfruoht)  für  Perlen  und  Kamphor.  Auch  viraka.  Siehe 
Über  Tuttpov^a,  Pehlwi  cäpor^  Hindi  kap&ro  usw.  aus  Laurus  camphora 
Sprengel  Gesch.  d.  Bot.  I  162.  210. 


A.  F.  Pott:  Stodien  sar  griecUt^en  Mythologie.  319 

sehe  GegeDdeD  snrAck  {ieuXt(»%lay%xota$  dqoiioig  Aeteh.  Prom.  888, 
Tgl.  lach  tovg  vjuqftfixiig  i(f6(iovg  591 ,  wovon  bereits  oben)  anstellt, 
■m  ihren  Lanf  von  nenem  im  Aufgang  za  beginnen,  werden  dann,  wie 
es  etwa  filr  ein  wirkliches  Thier  sich  schickte ,  xn  Wanderungen  auf 
der  Erde  (vgl.  die  Kentanren,  obschon  Wolkensöhne,  in  Thessalien) 
nmgedichtet.   Erklärlich  in  einer  siemlich  unbestimmten  und  mit  der 
wirkliehen  Geographie  oft  schwer  vereinbaren  Freiheit.   Siehe  darüber 
des  4n  Excors  von  Sobats  in  dessen  Ausg.  des  Aescb.  Bd.  1 170—178. 
Ueberdem  mit   einigen  Namensdentungen,  welche  vor  dem  Richter- 
Stahle  wahrhafter  Etymologie  nicht  besteben  können.  So  wird  V.  836  ff. 
die  ireitere  Fahrt  hinweg  von  den  Molossern  folgendermassen  beschrie- 
ben :  ivtiv^ev  obstoiqaecaa  ti^v  naQaxtiav  |  xiAcv^ov  y^ag  nQog  (tiyttv 
wilamv  ^Piag^  \  a<p  oS  naXifiTeXapctOiai  %€tiia^€^  igonoig'  \  ^^ovoy  ü 
xov  fUHovra  %6vxiog  (ivxog^  \  (Sdopmg  iiüaxao^^  ^oviog  xcxilijtfCTai,  { 
T^  Cf^g  ftOQilag  (ivrjfia  votg  nuciv  ßgotoig.  Damit  in  Einklang  Apolld. 
3,  1 ,  3:  "^Qa  dh  ry  ßot  oIcxqov  ifißaXXsf  rj  6i  n^taxav  fpuv  dg  xov 
Jnt*  hubtqg  'lovtov  xoibtov  xXrjd'ivxa.    Das  adriatische  Heer  oder 
ein  Theil  desselben  biesz  das  ionische  {lonium  mare,  lonius  sm«s); 
wahrscheinlich  von  dem  Wandervolk  der  I  o  n  i  e  r ,  das ,  nrsprflnglich 
an  der  Aegiaieia  angesessen ,  zuerst  jene  Gewisser  befuhr  (vgl.  Sich- 
ler alle  Geogr.  S.  417),  dichterisch  auch  K^oviog  %ccl  'Piag  »ohtog^ 
welches  Namens  Grund  ich  weniger  zu  verstehen  bekennen  muss.   Ge- 
sellt aber  auch,  mit  der  Benennung  des  ionischen  Meeres  verbalte  es 
sieh  nicht  so,  wie  eben  angefahrt,  so  sieht  doch  die  mythische  ErkU- 
rang  jenes  Namens  von  der  lo ,  ich  will  mich  nur  zaghaft  ausdrflcken, 
einer  baren  Unmöglichkeit  so  ähnlich  wie  ein  Ei  dem  andern.    Thetls 
sehoD  nm  der  Kürze  im  Namen  der  lonier  willen  gegen  das  lange  t  in 
lo;  «nderniheils  aber  auch  wegen  des  v  dort,  das  sich  weder  z.  B. 
durch  das  patronyme  BoQSiovstog  ytaig  Opp.  C.  3,  623  noch  dureh  das- 
jenige n  in  den  obliquen  Casus  entschuldigte,  welches,  wie  mehrere 
griechische  Wörter  auf  ai,  so  auch  lo  bei  den  Römern  in  Anbeque- 
mmag an  lateinische  Formen  (Argui^  quem  quondam  Jönn  luno  ctis/o- 
dem  addidit  Plaut.  Aul.  3,6,  20)  aufnahm.   Es  ist  das  eine  blosze 
Spielerei  mit  Namen  ohne  innere  etymologische  Wahrheit,  und  um 
nichts  besser,  als  wenn  der  Chor  bei  Aeschylosy.694in  dem  Ausrufe: 
&D  ^co  iiM^a  ftoTgccj  niq>qt%^  ihsiiovau  nqä^iv  lovg  (auch  Im  (lol  fioi 
lo  von  sich  selbst  V.  742)  den  Namen  gleichwie  als  einen  aus  der  In- 
lerjeetion  hervorgegangenen  Ungificksnamen  uns  vorführt.  Gerade  wie, 
nach  alter  Dichter  Sitte,  auch  sogar  Sophokles  den  Aias  diesen  seinen 
Hamen  V.  430  (vgl.  Lobecks  Anmerkung)  von  al  al  herleiten  l&szt, 
welchen  Ausruf  man  sogar  auf  den  Blumenblattern  vom  ixlacxiig  vwuv- 
9og  sa  lesen  vermeinte.   Wirklich  verwandt  halte  ich  den  Namen  mit 
ulvog^  einer  Participialform  wie  dsivog^  und  lat.  saactis,  s.  KZ.  YII  4. 
—  Uebrigens  darf  man  sich  nicht  wundern ,  wenn  ,der  Name  des  thra- 
kischen  Bosporos  auf  einen  Hindurchgang  von  selten  der  lo  zurück- 
gefohrt  wird  (V.  733.  Apolld.  2,  1,  3).    Die  erste  Silbe  aus  dem  Gen. 
Sing,  ßoog^  obschon  dem  Begriffe  nach  vielleicht  doch  wie  in  Alybg 


320  A.  F.  PoU^  SUidiMi  «ir  gmchiidiflii  IlythologU. 

nöta^Mol  mehrheitlich  gameiBt,  nit  Kttrzmfff  ffletoh  dar  in  Oi- 
Slutöq  8t.  OIöItcovq^  so  ds82  überhaupt  bloBz  eine  schmile  Heeresfiirl 
dadurch  scheint  aogedentet  zn  werden,  welche  selbst  Ochsen  %u  dnrch- 
waten  (vgl.  engl.  Oxford)  oder  zu  durchschwiaimen  im  Stande  wären. 
Vgl.  noch  andere  Ersfihlungen  von  des  Namens  Ursprang  bei  Harlees 
SU  Val.  Fl.  4,  347. 

Die  weiten  Irrfahrten  der  lo  werden  theils  durch  Raserei  no* 
liviert,  welche  deren  Feindin  Hera  aber  sie  verbfingte,  IheiU 'durch 
ein  dem  Rindergeschlecht  furchtbares  Insect.    OUtQog^  lat.  asüus^ 
Aesch.  From.  &67,  nebst  der  steten  Wiederkehr  in  oictQfikax^  difyuxtt 
580,  o^^o^^t^ov  xoQtig  589,  ol(fT(f6nlri^  681,  oiaiQi^aaft  8!d6,  woraus 
man  ersieht,  welch  groszes  Gewicht  vom  Dichter  gerade  auf  diesen 
Ausdrack  gelegt  worden ,  ist  non  zunlchst  nicht  bildlich ,  sondera  in 
wahrhaft  natnrgeschichtlichem  Sinne  von  der  Bremse  (Oestrna  bovis, 
vgl.  Nemnich  Catholicon  S.  753)  zu  verstehen,  welche  dem  Rindvieh 
ihre  Eier  unter  die  Haut  legt,  woraus  dann  die  Engerlinge,  frz.  ^ers 
bauvieri^  deutsch  auch  binourm^  entstehen.  Letzterer  Name  (s.  Grinm 
WB.)  von  biegen,  bisen,  Lith.  %ilojimas  das  biesen  (bissen)  der  KQjie. 
Nesselmann  WB.  S.  646;  vgl.  Schmidt  wester w.  Idiot,  u.  6iese.  Bndlof 
Bildungsgesch.  S.  Id  will  sogar  den  toon,  was  indes  der  alte  wisani 
(buhalus,  Graff  I  1078),  von  bissen^  bissein  herleiten,  welches  noch 
jetzt  gebraucht  wird,  wenn  das  Rindvieh,  von  Bremsen  verfolgl,  mit 
atriubendem  Haare  und  aufgerecktem  Schweife  wütend  umherspringt. 
Böhmisch  mjli  raupy  w  predeli:  Bremsen  am  Steisz  (d.  h.  kein  Sitz- 
fleisch) haben.  S.  auch  Verg,  Ge.  3,  148.    Daher  nun  die  ttiUnlayxvot 
und  «oXvTtlayxvoi  nXavea  Aesch.  576.  585 ,  welche  von  solch  wildem 
nmherschweifen  über  L4ind  und  Heer  gebraucht  sind,  allein  auch  von 
der  Bewegung  des  Mondes  am  Himmel  nicht  uneben  gesagt  würden. 
Vgl.  nkav^teg  aaviQSSj  (^stellae)  quae  erranies  et  quasi  vagae 
nominaniur  Cic.  Rep.  1,  14;  steliae  erratieae,  errones  Gell.  3, 
10,  2  und  14,  1,  11  und  errabunda  bovis  tesiigia  Verg.  Bei.  6,  58. 
Bs  kann  Schütz  eingeräumt  werden,  dasz,  wie  Aescbylos  die  lo  zwar 
als  gehörnteJungfrau  (xe^axtg ,  ßovKBQmg  jcocQ^ivog  588),  nicht 
aber  in  wirklicher  Kuhgestalt  habe  auf  die  Bühne  bringen  können,  so 
auch  bei  diesem  Tragiker  unter  olav^g   sehicklicherweise  nur  ein 
Bild  von  Geistesverwirrung  und  fahriger  Unruhe  zu  ver- 
stehen sei  und  nicht  die  Bremse  selbst.    Vgl.  oesirum  furor  Graeeo 
eoca5fli/o  Paulus  Festi.  Wenn  Schätz  aber  weiter  V.  674  o^v<yvDft^f&vcM» 
%Qta&€taa  (wie  %^lßi  —  ohtgog  567 ;  voaog  — •  xQlovaa  %ivxqQiat  90*- 
tfi(kio^6i  599)  in  so  fern  meistert,  dasz  die  Bremse  mit  einem  Stachel 
im  After  steche ,  nicht  im  Rüssel :  so  hätte  er  nicht  ^vm^  (vielleicht 
die  sog.  blinde  Roszfliege,  tabanus,  frz.  taon,  wo  nicht  die  Stech- 
fliege, Conops  calcitrans),   wie  ffilschlich  übrigens  auch  andere  (s. 
Schneider  u.  oZicrrpo^)  thaten,  mit  der  Bremse  vermengen  sollen.  Diese, 
als  gleichfalls  eine  arge  Plage  für  das  Vieh  und  durcfc  Uebertragung 
für  Sporn  einmal   zur  Abweohselung   vom  Dichter  gewählt,  sticht 
wirklich  mit  dem  Säugrüssel  und  heiszt  'knrzsiohtig'  (bachat.  btin- 


A.  F.  PoU:  Sta4ieo  sar  griechisebea  MyAoIogie.  621 

lelad  mit  den  Aogm)  oder  *bUod'  desbalb,  weU  sie  onverscbiml  gt- 
nag  isl  (daher  wol  xwdfivfa),  auch  dann  nicht  soglflicb  rorUofliegen, 
wenn  man  ihr  nahe  kommt ,  gleichsam  als  würde  sie  es  nicht  gewahr. 
Zorn  Schlüsse  noch  ein  Wort  über  den  TfiUyovog.   Heyne  Obss. 
ad  ApoUd.  S.  105:  'Telegonum  Eor.  Schol.  Or.  932  etiam  memorat:  sed 
Epaphi  filiam;  at  Epaphum  ex  lo  et  Telegono  natum  Syncellos  p.  126 
a  yiris  doctis  emendatus  et  Eusebins  Hieronymianas  n.  482.   Enndem 
Telegonum  Ori  [also  ^^^9  aegyptischer  Name  Paus.  2,30,  6]  filium 
ioier  Aegypti  reges  refert  n.  511.^  Vgl.  aacb  Ilokvyovoq  und  Ttikiy^^ 
voq  als  Söhne  des  Proteus,  welche  Herakles  (als  Sonne?)  erlegte,  KZ. 
VI  131.  Also  auch  hier  Verflechtung  mit  dem  Mythus  auf  aegyptischem 
Boden.    Nur  in  ziemlichem  Widerspruche  mit  der  Isis   als  ^altern' 
Monde  ßncbte  man  in  ihm  einen  spitgeborenen.    Besser  denkt  man  wol 
an  öriliche  Ferne:  *ferngeboren%  etwa  unter  Hinblick  auf  obige 
Tfili7clixy%toi  xldvai  und  in  ähnlichem  Sinne,  wie  *E%iiri  doch  gewis 
eig.  der  ferne  Mond  sein  soll,  wenn  schon  von  Artemis  als  Jagerin 
sich  auch  der  BegrilT  einer  Ferntrefferin  (sonst  auch  von  Mond- 
stralen  geltend)  einmengt.  —  ^'A^isfug,  dor.  "jigjafug  (schwerlich 
nngriechisch  trots  Diod.  S.  6,  77  und  Koss  Italiker  u.  Graaken  S.  85) 
erklAre  ich  etym.  Forsch.  I  221  der  2n  Ausg.  aus  ai(fa  (mii  Kürzung  des 
Vocals   wie  in  xiqxo(iog^  wenn  aus  xi«^,  %iJQ^  was  indes  von  Leo 
Meyer  KZ.  VI  14  angezweifelt  worden)  und  xiiiveiv^  ra^tv,  wid  vom 
Persans  Ov.  M.  4, '667  sagt:  et  liquidum  motis  talaribus  aSra  [in- 
dl/,  vgl.  616  aera  carpebai  ienerum  siridenübui  alis^  nach  Ana- 
logie von  carpere  viam^  iier^  mare  usw.  von  dem  allmählichen  Nacb- 
eioander   der  Fortbewegung.     Aehnlich  auch   vtnofisvog  iik^ayov 
(dorchschnitt  ich)  Iar7fia0d.7,276  und  dirimebai  Nerea  delphin  Pen. 
1,  94.  Nonnos  Dionys.  10, 76  erklärt  den  Namen  der  Leukoihea  daher, 
weil  sie  Iwxov  nedloio  (des  weisz  schäumenden  Meeresgefildes)  dut- 
xfiijfovca  novlriy  (also  von  livY,6g  und  ^li ,  oder  dachte  er  gar  an 
9i&  laufen?);  s.  Creuzer  IV  27.  iVaees  ante  solent  roslro  Neptunia 
vraia  secantei  Cic.  Arat.  129,  freilich  wol  das  schneiden  als  mA- 
ben  herbeigeführt  durch  noinnov  aldog^  wie  von  den  Galeerensklaven 
es  beiszt:  faucher  le  grandpre  (das  grüne  Meer  durchrudern),  schon 
im  Gilblas  von  Lesage  I  147  d.  Uebers.  von  Mylius  (Berlin  1798).  Vgl. 
meine  Zigeuner  11 28.  Ihrem  Namen  nach  ist  Artemis  also,' weil  Muft- 
darchsehneidend'  (gis.  auch  von  der  häufigen  Sichelgestalt  her-* 
genommen),  urspr anglich ,  wie  fPotßog  ^Lichtwandler^  =s  Sonne 
(KZ.  V  293  f.),  Mond-,  nicht  Jagd-Göttin.   Der  Grund  aber,  warum 
der  Mondgöttio  auch  das  Vorsteheramt  der  Jagd  beigelegt  worden, 
ist  aatarlich  der,  dasz  für  gewöhnlich^  das  Wild  sich  dann  von  sei- 
nem Lager  znr  Aesung  aufmacht,  wenn  der  abendliche  Mond  am  Hori- 
zont heraufkommt,  und  ihm  zu  dieser  Zeit,  wo  es  zu  Felde  geht,  leicht 
aufgelauert  wird.   Deshalb  sagt  auch  der  Schol.  zu  Theokr.  3,  49  vom 
Endymion,  dem  Geliebten  der  Artemis,  nicht  uneben,  dasz  er  lufinov' 
^VS  ^^9  £ekrpfrig  ii^Bi  JtQog  ^i^Qog,  r^ow  i^qevij  diu  xo  ta  di;- 
f^laxati  xovxov  xov  kuciqov  i^iivui. 


322  A.  P.  Pott:  Stadien  snr  grieclibchett  Mythologie. 

Weil  Kalamenien  and  Schwengerechefl  derWeibersiek 
nach  dem  Monde  regeln,  so  erkürt  sich  leicht,  warum  Eileithyia, 
die  Geburtsgöltio,  nach  Res.  Th.  922  Tochter  des  Zens  nnd  der  Hera 
(als  höchsten  Musterpaares  fttr  die  Ehen,  daher  Inno  Lucmd)y  spiter 
eins  war  mit  Ar  temis(Kan.Hymn.  Dian.23).  E/il^dvMxHesych.  denkt 
sich  zwar  Welcher  kret.  Gol.  S.  1  ff.  als  aus  JAij,  Licht,  entstanden; 
allein  da  das  Wort  wahrscheinlich  ausländisch  ist  und,  wie  in  Kuhns 
Beitr.  I  291  gezeigt  worden,  auf  hehr.  Jalad  (genuit,  peperit)  und  an- 
dere semitische  Yerba  von  gleicher  Geltung  zurückgeht,  kann  es  nicht 
eig.  Lucina  sein,  wenn  der  Name  auch  mit  dem  der  Venus  geneirix 
(als  Göttin  der  Liebe)  begrifflich  zusammenläurt.    ^Afiviag  lanleto 
nach  Rufus  Ephesius  ein  Beiname  der  Eileithyia,  augenscheinlich  ¥oni 
Schafhintchen ,  ifivlovy  welches  die  Leibesfrucht  umgibt  und  bei  der 
Geburt  zersprengt  wird.    Allein  auch  der  anscheinend  sonderbare  8^ 
(tog  ivvwnrjfivg  (Halsband  von  neun  Ellen)  Hom.  Hymn.  Ap.  104 ,  den 
Gerhard  gr.  Myth.  i  117  nnerklärt  liszt,  ist  für  mich  ein  Symbol  der 
Nabelschnur,  mittels  deren  der  Embryo  nenn  Monate  lang  ans 
dem  Leibe  der  Mutter  Nahrung  und  Wachslhum  empfingt.   Vgl.  von 
der  Myrrha  0 v.  M.  10 ,  479 :  perque  novem  erravii  redeuntU  eomua 
Lunae;  vixque  uteri  poriabai  onus.   Vgl.  aber  aber  die  NeunsakI 
mehr  bei  Greuzer  IV  99.  Orientalisch-  nnd  Occidentalischer  Sprach* 
meister  (Leipzig  1748)  S.  186.    In  Hannover  iszt  man  am  grfinen  Don- 
nerstage die  nSgen  stärke^  d.  h.  Kohl,  bestehend  aus  neunerlei 
Kräutern.   Bei  den  Bauern  in  Liefland  ist  neun  auch  eine  heilige  Zahl, 
weshalb  oft  zu  ihren  Heiltr Anken  neunerlei  Kräuter  gehören.   S. 
T.  Strahlenberg:  das  Nord-  nnd  Ostl.  Theil   von  Europa  und  Asia 
S.  78.    Vgl.  meine  Comm.  Lithuanica  U  36.     Z.  B.  russ.  deiDesyr 
(d.  i.  etym.  Neunkraft -Kraut),  Inula  helenium,  Alant,  lith.  wie  es 
scheint  zu  ^dibesylas  Alant,  Schwarzwurz,  Symphytum  officinale' 
nach  Nesselmann  verdreht,  als  stamme  es  von  debesis  Himmel,  statt 
von  dewyni  neun.   Doch  z.  B.  deu>jfn-s%arwas  Nesselmann  S.  140.  530 
(eig.  9  Rflstnngen  habend)  die  Studentennelke.   DewynUwis  (9  Viter 
habend)  Hurkind. 

Dasz  die  Geburt  von  solch  hohen  Zwiliingsgötlern  wie  Apol- 
Ion  (Sonne)  nnd  Artemis  (Mond)  eine  ttberans  schwere  war,  er- 
klärt sich,  und  namentlich  auch,  dasz  die  Wehen  der  Mutter  (gls. die 
Normalzeit  an  Monden  vorbedenteod ,  welche  der  menschlichen  Leibes- 
frucht zu  ihrer  Reife  von  nöthen)  nenn  Tage  nnd  neun  Nichte  dauer- 
ten. Hera  (der  Lufthimmel)  spielt  hier,  wie  so  oft,  die  eifersfichlige 
gegen  ihren  Gemal,  der  in  den  obersten  Regionen  des  Alls  thront  nnd 
herscht.  Es  versprechen  aber  nun  der  Göttin  der  Geburt,  wenn  sie  der 
Leto  in  ihren  Kindesnöthen  beistehen  wolle ,  die  abrigen  Göttinnen  ein 
kostbares  Geschmeide ,  wie  das  beschriebene  (Preller  gr.  Myth.  1 154). 
Sie  kommt,  nnd  auf  den  Knien  die  heilige  Palme  umfassend  gebiert  Leto 
den  Apollon,  den  miobtigen  Liohtbringer.  Vom  entgegenslemmen  nnd 
von  der  damit  verbundenen  Anstrengung  auch  im  Lat.  emte' für  >gebaren' 
nnd  die  di  /Vi«i,  weiche  gleichfalls  knieend  dargestellt  wurden« 


A.  F.  Polt:  Stitdieii  rar  grieohisclieii  Mytholofiew  328 

Wober  nao  aber  die  beiden  groB%eu  Liebter  des  Himmelg?  so 
bat  eicb  mebr  als  ^\ü  Volii  gefrogt.    *Die  Erde  war  wQste  and-  ieer^ 

ond  es  war  finster  aof  der  Tiefe. Und  Gott  Fpracb:  es  werde 

Licht.   Und  es  ward  Lieht. Da  schied  Gott  das  Licht  von 

der  Finsternis^  nsw.    VgL  Herder  älteste  Urk.  d.  Menschengeschl. 
(WeriLO  s.  ReL  n.  TheoL  V  &3  f.).    Froher  wenigstens  als  das  Licht 
dachte  man  sich  im  Weltall  allgemeine  Finsternis:    ehe  denn  sie, 
die  grossen  Himmelsliehter ,  das  grauenvolle  und  einsame  Dunkel  er- 
leuchteten. Warum  sollten  aber  nicht  auch  beide,  Sonne  und  Mond, 
gleichwie  des  Kind,  ehe  es  das  Licht  des  Tages  erblickt  (in  lucem 
edtfur),  im  dunkeln  Mutterschosze  eingehallt  ruht,  als  bervorgegan^ 
gen  ans  der  Nacht  (weil  po»i  eam)  nnd  gleichsam  als  deren  Ge«> 
hurten  rorgestellt  werden  ?  So  sagt  luciparens  nos  Avienos  Phaen. 
853,  nnd  beisst  also  die  Nacht  ^Lichtes  Mutter'  in  dem  Betracht,  dass 
auf  die  Nacht  der  Tag  folgt.    Wie  man  sich  wende:  soll  zwischen  Fin* 
stemis  nnd  Licht  einmal  nach  dem  Fr  Ober  die  Frage  aufgeworfen 
werden,  so  wird  man  nicht  anders  können  als  die  Verneinung  des 
Lichtes  dem  Lichte  selber,  wie  bei  der  Schöpfung  das  Nichts  dem  El^ 
was,  der  Zeit  nach  voraufgehen  zu  lassen.    Darum  scheint  ganz  an- 
nehmbar die  bereits  slte  Deutung  der  Leto  als  Nacht.    iVvf  ih  ^ 
Atftdj  Ifi&ti  ttg  ovOtt  xmv  il$  vnvfyiß  xQBnofUviav^  wie  Plutarch  er- 
kürt; 8.  auch  PIaL  Krat.  22  (Grenzer  11  578,  vgl.  Prichard  aeg.  Mylh. 
8.  131):    trotz    des  t,  welches   an   Stelle  von  ^  (vgl.   tat.  laUo^ 
ATEN1^^0T0£  auf  einer  Manze  bei  Mionnet  111  16  st.  ^j^^rivoSnog) 
erscheint,  nicht  ungbinblieh,  wenngleich  sicher  mehr  die  Nacht  gemeint 
wird,  insofern  sie  in  ihrem  Schatten  alles  verbirgt  nnd  den  Augen 
entzieht,  als  weil  sie  den  SohUfern  Vergessenheit  in  die  Seele 
triufell.    Leto  oder  die  Umacht  ist  aber  noch  nicht  der  Anfang  von 
Zeit  nnd  Welt.  Weiter  zurQck  geht  Kotog^  ihr  Vater,  selbst  Sohn  des 
Ursnos  nnd  der  Gaea,  was  zu  dem  biblischen  Worte  *im  Anfsng 
schnf  Gott  Himmel  nnd  Erde'  stimmt,  indes  mit  dem groszen  Unter- 
schiede, dasz  hier  Bimmel  und  Erde  schon  geschaffenes,  und  zwsr 
eines  einheitlichen  Gottes  sind,  nicht,  wie  dort, selbstschaffende  Göt- 
ter. Leto  heisst  daher  Kaioyiveui  (vgl.  jlrfti>yivfia),  Kotritg  (vgl.  etwa 
^SlMUnnitg  nnd  ^SlKtctvfjuig  bei  Nonnos  als  episches  Fem.  zu  ^^xBoveiog, 
wo  nicht  gar^  der  Etymplogie  nach  gerade  nicht  unmöglich,  mit  Hinblick 
aof  Njitg^  NrjMg)  und  Kouxvrig  Orph.  H.  34,  2,  das,  wenn  nicht  auf 
bischer  Analogie  (vgl.  s.  B.  Oleyvavxlg  das  Gebiet  von  0l€yva^  ne* 
beu  OltyvffiSj  des  ^Xsyvctg  Tochter  Koronis)  beruhend,  allenfalls 
von  einem  Adj.  auf  -evr  ansgienge  und  möglicherweise  auf  der  Vor- 
stelinng  eines  da  wo  die  Sterne  sind   durchlöcherten  (caeerftasum) 
Himmels  bemhetf  könnte.  Vgl.  in  der  Formz.  B.  dor.  iifyäg,  av  st. 
iify^Hg,  ^ev.   Was  Kotög  bedeute,  darßber  siehe  Vermutungen  KZ. 
V  299.  Ich  glsube  bei  der  dort  vertheidigten  Herleitung  aus  lat.  corns 
(vgl.  xoilog,  lat.  Tae/vs),  etwa  nach  Analogie  von  sir-ius  (ernster 
Art)  durch  Contraction  aus  seeems,  griecb.  iplk-tog  aus  q>lXog  nsw. 
beharren  zu  mOssen.     liaque  dicii  Andromeda  (nach  Varro  L.  L.  V 

Jahrb.  f.  elMt*  Philol.  Sappl.  Bd.  Ill  Hft.  S.  22' 


324  A.  f.  Pott:  StadieB  cor  grtoohiidiaB  Xylbologie» 

%  19)  lioeti  (das  wire  non  eben  Latona  aock):  qmai$  ta9n  eaeli 
$ignitenenti(m$  conßcü  bigis.  Vgl.  corerno  C0ieU,  airis  bei  Freund. 
Z.B.  sidera  cestare  aeihBriit  adfixa  caperms  cmneta  eidenfnr  Laer. 
4,391.  Vgl.  Ober  die  Benennang  ^Fixsterne'  Homboldl  Koamoe  11157. 51. 
Seibat  pßr  eaulas  aeih&riM  Locr.  6,  493,  waa  nicbt  ron  Stille«  (Be- 
battsungen)  genieiDt  tat ,  aoodem  gla.  von  den  HöblaAgeii  dea  Aethera* 
Vgl.  Pideniur  aira  per  f»m cuum  ferri  Verg.  Ge.  3,  109»  Daa  Hirn- 
nelsgewOlbe  konnte  man  aich  nun  entweder  ala  daa  leere  (vgl.  via^* 
nufninane^  inane  profund/um^  desertum  ipaiiwn  Lncr.  1, 1096  ff.), 
in  welcbem  Sinne  wenigatena  apitere  Zeiten  catus  auch  gebravehten, 
vorstellen ,  oder  ala  daa  hohle  {cavum) ,  wie  a.  B.  nieht  minder  pro^ 
f  und  um  caelum  als  Dnendliche  Tiefe.  Zar  Person  anrgeachaffea  gab 
daa  den  Titanen  Koiog  (Cae/iia) ,  nnd  den  rückte  mais  in  Gemeinaebaft 
mit  der  Licht wandlerio  Ooifiti  noch  wieder  vor  die  Leto  d.  b.  Naeht 
ala  deren  Eltern,  und  ana  dieaen  Urwesen,  gleichwie  als  Enkel  von 
ihnen  giengen  dann  die  beiden  grösten  LichtkOrper  im  Himnela* 
ranme,  Sonne  und  Mond,  hervor,  indem  man  ao  in  aeheiabarer  Aaa- 
beuge  auB  der  Schlaaefolge,  wie  daa  Licht  «na  seinem  geraden  Gegen- 
Iheil,  der  abaolnten  Abwesenheit  von  ihm,  entaprangen  aei,  wie- 
der herauskam  eben  aom  Licht  ala  Phoebe,  dea  Zens,  welcher  Nama 
auch  den  leuchtenden  Himmel  (skr.  dte,  Nom.  dyäu$)  anaeigt,  za  gpe- 
achweigen.  Demgemfiaa  könnte  gefragt  werden,  ob  die  Tochter  dea 
bohlen  nicht  vielmehr  ala  Ar^xm,  dor.  AaxfiOj  die  weite  aei,  A.b. 
auch  nur  wieder,  unter  anderem  Namen  und  Geschlecht,  der  weite 
llimmelsraum.  Das  bitte  ausserordentlich  viel  für  aich,  rnftstea 
wir  «u  dem  Itehufe  nicht  erst  nach  dem  lat.  lata  neben  Läiona  grei- 
fen. Genug,  die  alten  dachten  bei  der  ^^i/tqi  an  eine  Atf^j  and 
daher  kein  Wunder,  wenn  aie  den  Namen  der  Inael  //^log,  doch  nicbt 
etwa  gar  um  blossen  Klanges  willen?  au  der  heiligen  Statte  machten, 
wo  das  Zwillingslicht  aar  Welt  kam  nnd  gleichsam  offenbar  (d^ov) 
ward.  —  Wenn  bei  Homer  K^fovog  als  Vater  der  Leto  an  Stelle  dea 
Kotog  tritt,  ao  bitte  dieaer  alte  Urgott  schon  vermöge  aeinea  ao  an 
aagen  vorweltlichen  Charaktera  ein  gegrindetea  Anrecht  auf  aofche 
Ehre.  Doppelt,  wenn  in  ihm  wirklich  der  Begriff  der  nngesehaffeiiea 
Zeit  liegen  sollte.  Denn  Sonne  nnd  Mond  sind  ihreraeita  Kegeler  der 
Zeit  und  ihrer  Weebaeleracheinnngen ,  durch  welche  letatere  ]ene 
aberhanpt  erst  sich  bemerklich  macht. 

Man  hat,  am  suletst  dies  nicht  mit  Stillschweigen  za  fibergelMB, 
ICöro^ans  xtfto  ableiten  wollen.  Ffir  den  Sinn  nicht  unpaaaend,  weil 
er  dadurch  ao  an  aagen  cum  Ana  ander  (fhcenaor)  dea  Weltlichtea 
wQrde.  Allein  von  xo/oi,  Fut.  xavtfo»,  ao  dasa  daa  v  aller  Vemalong 
nach  wurzelhaft  ist,  geht,  so  wenig  als  von  navm^  ein  Derivat  mit  o 
aiia,  wie  z.  B.  nv^og  (daa  Opferfeuer  beachauend)  ganz  anderer 
Art  ist  als  irv^xa^^.  Siehe  auch  oben  ^Ay^aibg.  In  dieaer  ROokaiebt 
liesze  sich  Koiog  als  'schauender*  (Koim,  lat.  cateo  aich  voraiobtig 
amachauen)  besser  hören ,  obschon  ich  gegen  beiderlei  Erkiirang  ein» 
zuwenden  bitte,  dasa  mir  Derivata  uamittelbar  aus  dem  Verbam  mit* 


A.  R  Pt»tl;  flletlm  mt  gmdMdiMi  Mylbotogie.  925 

fels  «Mg  (wie  's.  B.  gem-ims)  im  Siaae  tob  Nmum  ageiti«  njeht 
»llsa  wabrstheialicb  T«rliomineB;  znnal  «nsier  der  Composition)  wo- 
b^  Mcht  eiomtl  piiniog  als  Verbalableüoiig  (eber  voa  Stcagl)  ?oll- 
kommeo  xweifelafrei  wire.  —  Bei  fierbard  gr.  Mylb.  I  83:  Coeiw  Poii 
(«Ibo  des  Hinmelg)  fiiku.  Hygiii.  Fab.  141.  Aus  deai  Etym.  M.  aber : 
Koiog  jTji»  muitffTa  (eine  nut  Reebt  voo  Abreas  dial.  AeoL  8.  41 
Aam.  4  vgl.  KZ.  V300  als  albern  verworlooe  Falsebdeuliing) ,  Kgeiog 
6i  x^  %if(a^p  (abgesebea  voa  der  abstrusea  Metaphysik  io  der  Den- 
tsDg  ganz  ODinöglicb,  indem  u  nimmermebr  ans  «f/ws  eotstinde; 
wahrseb.  Bock,  aries,  wie  icb  in  K2L  VII  361  darzniboa  saQbe),'2ki- 
ifksv  Movfpoxffw  (also  Termatlioh  Aelb»*,  Laft,  als  das  leicbtere 
ob  OD  sobwimmend  gedaebt) ,  jTasiveg  (als  Erde?)  ßaiffitrita. 


IL    Lynkens  als  Gegonstiiek  m  Argon. 

Zn  Argos,  dem  vielangigen,  gibt  Lynkeas,  der  sobarf&ugigei, 
ein  wnndersames  Gegeastflck;  and  wenn  jener  gaiia  aaTerkjsanbar  der 
gesliralo  Nacbtbimmel  ist,  welcher  naturwibrheitlicbe  Gedanke  kann 
dann  etwa  unter  seinem  Gegenbilde  f erborgen  liegen?  Diese  Frage 
soll  Bos  im  folgenden  am  so  mebr  bescbsltigen,  als  aaoh  hierbei  wie- 
der »icb  allerhand  Aegyptiaea  einmUcben.  Es  werden  der  Persöalich'- 
keitea  mit  Namen  Avynsvg  mehrere  unterschieden,  die  aber,  von 
den  historischen  abgesehen,  doch  com  Theil  in  ihrem  Grondwesen 
wieder  sosammenfallen  mOgen. 

1.  Vor  allen  des  Aphareus  wegen  seiner  lachsAugigen 
Bebarfiiehtigkeit  gepriesener  Sohn,  auf  den  sich  auch  wol  besiehea 
soll,  was  Aelian  V.  H.  11 ,  13  ohne  Nemiong  eines  Namens  von  jeman* 
dem  ersAblt,  wie  er  Ton  Lilybaeon  nach  Karthago  bioflberzasehen  im 
Stande  gewesen.  Sonst  war  lyncus  nicht  bloss  Seyihiae^  sondern  an- 
deren snfolge  (Gierig  an  Ov.  H.  5,660),  was  so  der  Aelianisehen 
Eraiblang  passte,  Siciliae  res.  Dieser  Lyncos  sher,  welcher  dem 
Pfleger  dts  Ackerbaps  Triptolemos  nachstellt  and  deshalb  in  ein 
Waldtbier,  den  Luchs,  verwandelt  wird,  bezeichnet  den  Kampf 
swiscben  Gesittung  und  Bildung  im  Gefolge  ackerbaulicher  Angesessea«- 
beit  aut  der  Rohheit  von  Waaderv61kern  wie  die  Skythen ,  und  den 
Sieg  der  ersteren.  Dieser  Lynkeas  und  sein  Bruder  töag  (mit  langem 
c  Theokr.  32, 140,  wie  die  Götterwarte 'Uij;  also  wol  ksum  ^Schauer' 
TOB  Uittv)^  vV  'Ag>aif^j  heisren,  wie  die  ,Jt6aiiovQOi  ihre  Gegner 
(beide  BrOderpaare  bei  Ap.  Rh.  1,  146  CT.  hinter  einander  erwihnt), 
gieiehfalls,  trotzdem  in  mehrheitlicher  Zahl  (s.  weiter  unten  IKaog), 
und  swar  mit  einem  sonderbaren  Einschab,  Aipafffifiöai,  bei  Ap.  Rh« 
1, 151  *AijHt^n^niiM9  während  der  Vatername  'Agnxgsvg  (die  beiden  a 
kar«  Tbeokr.  32,  139.  307)  vielmehr  im  Patronymicom  Befolgung  der 
AaaUigie  tob  ^AtgMiigy  IlfiXdit^  erwarten  liesze.    Dem  mnsz  also 

22* 


336  A.  9.  MI:  SUidieB  mt  frieekittiMa  Mylirologi«. 

eise  a«  Bade  elwM  angdiogMa  Forai  (vgl.  a«eh  ^Affr/tiüi^  SohD  des 
Ares,  d.  i.  Kyksos,  Hes.  8e.  37)  £■■  Grande  liefea.  Vgl.  'Aplnrai 
8.  Aphsfetis  filü'  Heyae  Obss.  S.27Ö,  wikread  Lenpriere  Bibl.  elias^ 
ich  weiss  aioht  aaf  welekes  Zeagais  hia,  Apharetos  Liebhaber  Jlad 
Eatffihrer  voa  Marpessa  (soast,  Tormallieh  weil  Maifntfi^oq  eiae  SladI 
in  Troas  aad  Ida  der  Berg  daselbsl,  Geaialia  des  Idas!),  des  Oeao- 
laaos  Tochter^  seia  lissl.  Apolloaios  Rb.  1,1&5  berichlet  ?on  derFilug* 
keil  des  Lyakeas:  ^ffidlag  aal  vig^t  »ata  jfiovog  avyai^^ai.  Heissl 
doeh  Hades  aickts  aaderes  als  ^easicblbar'  aad  eatbebrl  der  fia> 
stere  Oreas  alles  Uehles,  weaa  aicbl  etwa  aas  der  Oberwelt  eia 
Stral  ia  iha  kiaeinfftlll.  Ferner  bei  Paas.  4, 2,7:  ^Aqfoga  6i  xmv  ntd^ 
dwv  nf^fivTiifog  ftivldcr^,  vtnnqog  di  i}v  Avynsvgj  ov  l^  lUvSuqo^ 
[N.  10, 113  ff.]  (0T9»  ntaxa)  oSraig  o|v  o^v,  cd;  nuxl  itii  ottlkiQvq  ^s- 
üc&ai  dQvmvag  (Sqvogl  S(fvig  iv  ozbUih  Find.  a.  0.  115).  Er  koanle 
also,  wie  wir  sagea  könalen,  darch  eia  Brett  sehen,  oder  wie  der 
Scboliast  zu  Fiadar  angibt :  sein  Blick  war  so  scharf  ^dass  er  darch 
Stein  aad  Erde  sebea  koaaSe  was  geschah'.  Was  ist  nun  scharflagi- 
ger  als  die  helle  Soaue  am  lichtea  Tage,  wean  ihre  Stralen  überall 
hin ,  nad  erwirniend  selbst  anler  die  Erde  hinab  in  den  Boden  drin- 
gen? Dies  scheint  mir  die  freilich,  wie  alle  Lösungen  von  Bithsela, 
siemlich  nüchterne  Zarackf&Ernng  eines  Wunders  auf  swar  prosaische, 
allein  nichtsdestoweniger  stannenswertbe  Wirklichkeit.  Sollte  bei 
Fans,  in  der  Ausgabe  von  Facins  d^mv  (übrigens  ein  in.  den  WB.  feh« 
leades  Wort)  in  der  Thal  als  Eiehioht  (qnercetum)  beibehalten  werden 
müssen,  so  wäre  das,  weniger  wundersam,  die  Sonne,  welche  sich 
selbst  durch  Laubdiekicht  hie  und  dort  hindurch  stielt.  Möglich  aber, 
man  habe  bei  der  i^vg  (und  in  einer  hohlen  Eiche,  ino  6^ 
Apolld.  3,  11,  2;  vgl.  Heyne  Obss.  S.  390  f.,  d.  h.  wol:  gleich  Ster- 
nen, die  am  Himmel  hinter  einem  Walde  verschwinden,  verbergen  sich 
die  Dioskuren,  als  sie  den  Apharetiaden  aunanern:  s.Frellergr.  Myth. 
II  67)  die  dodonaeische  Zeus- Ei  che  im  besondern  gemeint,  weil 
ja  von  den  beiden  Dioskuren  abwechselnd  der  eine  in  der  Unterwelt 
(also  in  der  Finsternis),  der  andere  bei  Zeus  (im  Liebte)  snbriogea 
soll.  —  Bichtig  hat  man  erkannt,  dass  Apharetiaden  aad  Dios- 
kuren trots  ihrer  Kämpfe  mit  eintnder  doch  in  vielem  flbereinkom- 
mea,  ja  dieselben  mythischen  Gestalten  mit  wesentlich  gleichem 
Gedankeninhalt  sein  mögen.  Nicht  unwahrscheinlich:  der  Streit  be- 
ruhe weniger  auf  einem  Unterschied  ihrer  selbst  (etwa  wie  gegen  den 
Argos  in  Argolis  gehalten)  als  auf  landschaftlichen  FArbangen 
in  Folge  von  Eifersüchteleien  swischen  Nesseniern  (Aphareas  war 
Messenier)  und  Lakoniern,  ihren  Unterdrückern.  In  Lakonien ,  al- 
lein auch  in  Messenien,  wurden  dieTyndariden  hoch  verehrt. 

Tansanias  4,8,3  nennt  ns^ii^fipf  (den  *rings  hernmgefägren'  Hori- 
sont?)  Tov  Alolov  (Sohn  des  Windgottes,  weil  dieBichtnng  der  Winde 
auch  gewissermaszen  eine  Bestimmung  der  Weltgegend  am  Himmel  ein- 
sohliesst),  —  dies  wieder,  indem  man  den  Himmel  auf  die  Erde  her- 
absieht —  König  in  Messene.    naf^a  rovroy  »tpixeto  —  Mikavwg^ 


A.  F.  Folt:  Stadieo  sdr  f rieeUtdiM  Hytiwiogi«.  .327 

Ich  deoke,  das  ist  die  ach  war  se  Gewiilerwolke ,  ana  walober  «Her- 
diBga  Feaergeschosae  heraaafabreo,  faat  oocb  gewaltiger  ala  die  Apol- 
loas.  Vgl.  Apolld.3,10,4,  wo  A  pol  Ion,  freilich  Ober  Zeus  ergrimmt, 
weil  er  den  Aaklepios  niedergeachlnettert  hatte,  aeineraeita  die  Ky- 
klopen  ambringt,  welche  dem  Zeoa  die  Blitse  achnieden.  Daa  heiaal 
denn  doch  wol,  physisch  die  Sache  erkifirt:  aelbst  die  Blitze  dea 
Zeus  mfissen  zaweilea  vor  der  Macht  dea  Sonnengottea  weichen. 
Nach  seiner  Genalin  aber  bitte  Melanens  daa  von  ihm  bewohnte  Kar- 
aeaion  damals  Oi%aUa  genannt;  andere  dagegen  wollten- wiaaen:  mc 
xo  Enqvxiov  (xto^ov  il  l^rifwv  ivp  fiiuav  iati  xo  Ejvifvtiap)  nolig  %a 
i^tMv  ^v  suxl  IkuUIxo  Oi%aUK.  War  das  ein  Ort,  der  aiob  dnrck 
schöne  Gewisser  (vgl.  cv^ro;)  oder  dnreb  schnell  anachwellendo 
Giessbiche  znr  Regenzeit  bemerklich  machte?  Hier  haben  wir  es  au 
thao  mit  Oechalia  in  Messenien,  an  der  Grenze  Arkadiena  bei  Andania, 
nach  Strabo  8,  360  Andania  selbst.  II.  2,  596:  Ol%aUrfitv  lovzu  na^* 
EvQvtov  Olxaliijog.  Aber  aneh  eine  aweite  Stadt  dea  Namena  in 
Thessalien,  welche  11.  3,  730  gleichfalls  mit  Enrytoa  in  Besiehang  ge- 
bracht wird.  Ja  noch  eine  dritte  anf  Enboea,  bei  Eretria,  mit  welcher 
abermala  dasselbe  geschieht.  Vgl.  Evqimud  Pana.  7, 18,  i  =  17  £v- 
^vida  TtoUg  Soph.  Fr.  260  far  Oechalia.  Der  Streit  (a.  Faoa.  4,  2)» 
welche  Stadt  des  Namens  Oechalia  für  die  dea  Enrytos  zu  halten  aei, 
ist  ein  ziemlich  leerer  und  von  wenig  Bedeutung  fflr  den  Kern,  daai 
nemlich  an  den  Namen  Ev^vro^  (Schönatrömer)  aich  die  Voratellnng 
einen  Wesens  knOpfle,  mit  dem  ala  Regen  der  Sonnengott  Heraklea 
fast  beständig  in  einem  (iuszerst  begreiflichen)  Streit  liegt.  S.  meine 
Aoseinnndersetzung  in  KZ.  VII  96  f.  UeqvqQBi  il  fyiyoviiuv  ix  Foq- 
ywpivr^  (Umbringerin  der  grauaigen  Gorgo  oder  Sohreckenawolke) 
n|g  ITc^lca^CSonDenheld)  ^Aipa(^tvq  xciABVTintnog,  (Auch  JJusog^ 
Sohn  dea  Ferieres,  Fans.  5, 17,  9.  6,23,2;  ich  weiaz  nicht,  ob  wegen 
Flau  in  Elia,  oder  zugleich  wegen  ro  nioog,  feuchter  Ort,  Aue,  Wiese, 
und  juiaea  nasse  Gegenden?)  »ql  ig  aici^ove  ÜE^i^pn^,  ia%ov  outot 
t^v  MecöfivUw  i(fX^v.  xvQidiuQog  ii  It»  ^Aqnxi^evg  i^v.  ovxog  ßmat- 
isvaag  noliv  &%iatv  V^^fjvijv  (in  Messenien;  aber  nach  II.  2,  591. 
II,  733  Stadt  in  Elia;  vorn  a  lang)  into  x^g  Olßakav  ^vyax^,  otv- 
XQv  öi  yweeinog  xi^g  aixiig  %al  aiBk^pf^g  0(iOiiriVQlag'  %al  ya(f  OlßaXqt 
9%fvmxffie  Foifyoipovri,  Oebalia  war  ein  alter  Dicbtername,  welchen 
man  Lnkonien  gab  von  dem  Könige  OtßaXogj  desTyndareoa  Vater, 
so  daaz  auch  anf  diesem  Wege  wieder  eine  Verbindung  von  Apharetia- 
den  and  Diosknren  hervortritt.  Ja  dieae  wird  noch  enger  dadurch 
gezogen ,  dasz  nicht  blosz  nach  Pausaniaa  3,  l,  3  Kwoifxa  öi  (wol  als 
Bnndehetzer,  weil  die  lakoniachen  Hunde  berühmt  waren)  iyhsxo  Ot- 
ßalog*)j  aondern  zufolge  Apolld.3,  10,  4:  bM  di  ot  kiyovxBg  'Aipa((ia 
^  nal  Aav9U7a(ov  in  ÜBQi^QOvg  yBvis^ni  xov  Alolov,  Kvvoi^xov  ii 

*)  Dem  äuszem  Anscheine  nach:  Schafwerfer.  Etwa  vom  treffen 
wilder  Schafe ,  vgl.  layaßolovl  Oder  xahme  Schafe  mit  dem  Hirtenstabe, 
tat.  pedwn,  an  dea  Füssen  fangend  nnd  niederwerfend,  mithin  Schäfer? 


328  A.  F.  Pott:  8t«dtea  ittr'grteohiiclieii  Mythdlojlie. 

J2f^^f}v,  tav  dl  Olßalovf  Olßuloü  di  xäl  Nif8ogvv(tq»fig  Bnämg 
(sonst  Tochter  dsi  Tenkros;  etwa  von  ßatog^  wie  BcnUta  oder  Btnia 
Hilgol  bei  Troja,  wol  robeta,  sentioetom)  TvviaQiwv,  'Iwaoxoatwa^ 
'iK^amK)  ist  Oebaloa  auch  Sohn  des  Perieres  gleich  dem  Apbarens, 
weshalb  Lynkeas  ganz  Recht  hat  die  Tyndariden  mit  den  Apharetiadea 
verwaadtau  oeaneo,  s.  Tbeokr.  32,1709  vgl.  Harless  za  V.  164.  Bei 
Apolld.  1,9,5  steht  ao  Stelle  des  'Ixo^oi^v  vielmehr  der  Name  'Ixcr^to^. 
Darunter  könnte  aber  eine  Art  Veriumnu$  oder  Jahreswechsel  verborgen 
liegen,  sei  es  nun  als  Vater  der  Penelope,  welche  stets  ihro  Tags 
gefertigten  Gewebe  Nachts  wieder  aufzupfi,  gleichvrie  das  Jahr  mit 
dem  Fflanzenwuchse  thut,  den  es  im  Frühling  hervorgetockt  hatte; 
oder  der  Erigone,  welche  im  hohem  Sommer  ^  wo  das  Laub  verwelkt, 
naohdem  sie  vergeblich  ihren  Vater  gesucht,  an  einem  Baume  sich  er- 
henkt,  d.  h.,  weil  sie  den  Frühling  (eere,  ^»,  natd)  vorstellt  (KZ. 
VI  ld9),  dann  sa  Grunde  geht.  S.  Freund  u.  d.  W.  und  üeriffon  =^ 
Virgo  Graff  IV  1016. 

Was  bedeutet  aber  JliQiriiffig,  der  mit  seiner  Gattin  FoQyogionif 
wodurch  auch  wieder  in  die  Sage  vom  Sonnenhelden  Perseas  einge- 
griffen wird,  eine  so  zahlreiche  und  gewichtige  Nachkommenschaft 
hat?  Analog  gebildet  finde  ich  auszer  EviqQtigj  wie  mehrere,  ich 
woisz  jedoch  nicht  warum  (als  Appellativ :  wol  angefügt,  bequem,  von 
Rudern;  ttberh.  geschickt,  bereit,  wol  zu  brauchen;  vgl.  ttber  den  so 
geheiszenen  Sohn  des  Teiresias  KZ.  VI  114)  heiszen ,  den  Namen  !/ff»- 
gnffi^,  Sohn  des  Poseidon  und  der  Kleito,  Herscher  in  Atlantis  bei 
PUt.  Kritias  11-1  ^  Kl€ixoi(d.  i.  incluia)  ist  Tochter  des  Buenos  (dw^ 
wol  des  Fluszgottes  in  Aetolien)  und  der  Asvidwtri  Piaton  a.  0.  113^, 
worunter  wahrscheinlich  (doch  vgl.  auch  die  Leukippiden  spiter) 
uchts  anderes  gemeint  ist  als  die  (wahrsch.  nach  den  weisaen  Schaum* 
wellen  ao  geheiszene)  Tochter  des  Okeanos  (Hom.  H.  Cer.  418.  Paus. 
4»d0,4)  mit  gleichem  Namen.  Unsere  Kleito  aber  ist  nicht  bloss  Kutter 
obiges  Hersohers  in  Atlantis,  sondern  auch  des  Atlas  zufolge  Schol. 
Plat.  p.  436.  Wahrscheinlich  wie  KXüxri  eine  der  Danaiden  Apolld. 
3,  1)>6  VLuAKXhhog  Sohn  des  Aegyplos  ebd.,  welche  gleichfalls  mit 
Wasser  zu  thua  haben,  lift^^^i}^  vom  Schiffe,  wrvg,  heisst  'auf  bei- 
den Seiten  gerudert',  wie  dii^^;,  7^17^17^»  ^V(t^y  xqM%9vti\^  dret-> 
ssigruderig,  ityQtjg  mit  Rudern  versehen  usw.,  allein  auch  von  a^ 
*von  beiden  Seiten  gefugt',  ctofM  Mund  mit  zwei  Zahnreihen,  cxi^vor/ 
ringsum  wol  befestigte  Wohnungen,  Bur.  Etwa  mit  Bezug  auf  die  ^Ax^ 
Ittvtlg  als  Iqsel,  im  Sinne  gleich  mit  iiktpiqqvxrfl — Aehnlieher  Bildung 
gibt  CS  nicht  wenige  Adjectiva»  mit  passivem  Sinne,  als:  (fvvfii^^ 
ovvrnk^ivogy  ct;vi|^|Mitf/iivof  verbunden ;  auch  cvaxtog  schattig,  wegen 
Ineinanderfligung  der  Blatter,  ivxriqrjji  entgegen  rudernd;  entgegen 
kämpfend;  ge^enaberliegend  (x^V)-  ivin^k  Gcgenstfltze,  Strebe- 
pfeiler. %ax^Qri$  ausgerastet,  fertig,  in^qt^  zubereitet,  versehen  mit^ 
wie  nxs(fvysa<Si  vma^  womit  analog  nedriQ^  zweifelhaft  st.  itodiigtis 
(an  den  Fusz  gefügt,  (alaris).  xaXKi^qfig  (zalftoa^rig)  mit  Erz  gefagt. 
^I^nong  dem  Herzen  wolgeffillig.    lv0ciiif^s  wütig,  toll,  während 


9^0^45  '«Hws  Verstalte  mAobtig  (rgl.  to  BifMOMBtti  ^ffoai^^ 
^  KZ.  VI  98),  oaeh  aidareB  d«8  GepiOheil.  Vgl.  9m^^,  sm^ijb- 
^o(  verrackt.  «v^fei??  ungeachiokt;  «va^fiotffog  aBrorheiratel;  oder 
(aus  inniQ)  al.  avdQmir^^  wie  ea  bei  Aeacb,  (daa  leiste  enlpobiedea 
frtscb)  erkürt  wird.  Vgl.  noch  mit  Besag  auf  "O^ri^  DOoUer  I« 
Hdrers  Ztachr.  IV  267. 

Dieeem  gemflaa  maaa  nao  aoob  für  ila^iif ^^  nacb  einer  Erklirong 
gerachi  werden,  aoll  anders  der  Name  mehr  sein  als  *tönend  Ers  und 
eine  klingende  Schelle'.  Vgl.  aber  ihn  Heyne  Obaa.  S.  $8.  375.  28S. 
311.    ^Etva^fi  (tugendhaft;  oder  '£v«^a),   Toebter  des  Jrfi/Mji^ 
(bloss:  Feinde  bekämpfend,  oder:  mittelst  di^iov  nvq^  worunter  etwa 
Blitse  sn  verstehen ,  kimpfend?),  war  ausser  vom  Perieres  snfolgo 
Apolld.  1,7,3  desgleichen  Matter  1)  des  I!nkiMW9vg^  seiner  freveln« 
den  Nnohabmnng*)  des  Donners  nnd  Blitzes  (Wetterleocbten?)  wegee 
in  den  Tartaros  geschleudert,  2)  des  stflrmisohen  '^Oa^g,  3)  von 
Siawpog^  Vater  des  Meergottes  Glaukos,  4)  von  Jrjiiv  (vgl.  J^ 
|M(XOff  oben),  d)  von  Miyvt^  (als  Unterabtheilung  von  Thessalien), 
6)  von  Kqvfitig^  Gründer  von  lolkos  in  Thessalia  Magnesia  (also  7), 
nnd  ansterdem  von  5  Töchtern:  Kctvanri  (Windesranaehen),  Idlxvovii 
(Windstille),  iZ^i^cd/xi},  Mutter  des  "Awupog  nal^AntiOQ^  welche  nn- 
streitig  als  Gemalin  des  Theasaler- Fürsten  MvQfuötiv  in  diese  Reihe 
kommt  und,  ans  dem  Namen  sn  schlieszen,  der  canßdemi  iure  au  be- 
deaten  scheint,  entweder  auf  das  Recht  des  Acbilleus  dem  Agamemnon 
gegenüber  anspielen  mag,  oder  wahrscheinlicher  auf  dss  gute  Reeht 
der  Griechen  im  trojanischen  Kriege  gegen  ihre  Feinde.    ''Avtupog 
(wol:  dagegen,  gegen  die  Trojaner,  leuchtend,  oder  au  ivtt^fnuu: 
ihnen  widersprechend,  wie  umgekehrt  ein  Sohn  desFriamos  11.4,469) 
uad'ldxuoQ  Fahrer  (vgl.  lat.  aeior  von  jedoch  anderer  Wendung  den 
Sinnes).    Eine  sweite  des  Namens  JleiöMKfi  als  Tochter  des  Nestor 
Apolld.  1,9,9,  wol  weil  dieser  ein  Günstling  der  J7s«^m  {Suadä)^  und 
hier:  vom  Rechte  Oberaengend?   Eine  dritte  Mutter  des  Boros  Schol. 
Fiat,  wie  ein  BAifog  Sohn  eines  a weiten  ile^MJ^i^ff  U.  16 ,177.   Eine 
vierte  Tochter  der  Enarele  mit  dem  Aeoloa,  Kaivuri  vielleicht  als  *Bln« 
menkelch'  vergleichbar  mit  der  aye/tmi^ ,  i welehe  davon  den  Namen 
haben  soll,  dasx  sie  leicht  der  Win^  (also  Aeolos?)  enthlittert.   Zn- 
lelat  ilc^ifi^diy,  mit  welcher  Acheloos  (hier  der  thessallsche?)  den 
Hippodamas  (Rosseblndiger,  wol  wegen  der  Rossebertthmtheit  Thessa* 
liens,  s.  B.  Soph.  El.  693)  and  einen  Orestes  (monianutf)  sengte.  *-* 
Ueberblicke  ich^nun  diese  Nachkommenschaft  des  Ferieres,  worin 
ein  grosser  Theil  angepscheinlicb  auf  Naturerscheinungen,  nnd  swar 
snmeist  am  Himmel,  anrflckgebt,  sowie  anderseits  die  spraehlicbe  Ver- 

*)  Rewmbu  .  .  flämineo  periU,  imiiator  fulminit,  iciu  Ov.  K.  14, 
618.  Salmonens  herschte  erst  in  Thessalien,  dem  Lande  s.  B.  der  wol- 
kenarügen  Kentaaren  und  wenigstens  des  einen  Aeolos  (so  hiesz  sein 
Fator),  sp&ter  (d.  h.  also  wol  der  Stodt  IkÜL^^n  in  Elia  Pisatis  zn 
Liebe)  in  Elis.  Oder  von  «o'yvoti  cdlog  brausen  (nnd  phosphoreseieren?) 
des  Heeres. 


330  A.  P.  r«ll:  SMim  tor  trtMhiMhet  M^tMi^ie, 

wMKitootain  des  Ntnens:  dano  Btheiiit  mir  der  UnkreiB  des  Bin- 
mels  sowie  aeeh  etwa  davon  abhängend  der  ÜAschwoDg  der 
Jahreaieiten  sich  am  beateo  cor  Brklirung  desselben  sn  eignen. 
Warum  freilieh  »ach  s.  B.  der  Wagenlenker  des  Menoekens  in  Thebeo 
UeQifiiffig  hiess  (Apolld.  3,  4,  II)  —  etwa:  in  seinem  Gesehifte  wol 
erfahren,  geschickt?  —  wQste  ich  nicht  zu  erklären. —  Vgl..  Qbrigenn 
lluch  Tleiql^oogj  der  Yom  umlaufen  der  Jüt  {caeUiiis)  durch  Zeos 
(caelum)  als  Rosz  seinen  Namen  haben  soll,  KZ.  Vll  92.  Seltsam  genn^ 
aber,  dass  zufolge  Phokylides  Fr.  3  V.  4  Bergk,  wo  die  verschiedenen 
Frauenarten  auf  viererlei  Thiere  snrflckgefahrt  werden ,  die  cv^o^o^ 
^£,  raxeta,  nt^idf^o^o^j  ddog  iffiatti  vom  wotgemähnlen  Rosne 
abstammen  selb 

Wir  kommen  su  des  Lynkeus  Söhnen  ^AtpaQBvg  nnd  Aivxaaeog, 
nimmt  man  das  abwechselnd  swischen  den  Dioskuren  (d.  h.  buch* 
atlblick:  Zetts-oderHimmelss5hnen)Polydeukes  und  Kastor  erfol- 
gende ittbringen  in  Unter-  oder  Oberwelt  (Find.  N.  10,55)  wol  mit  Recht 
fflr  den  Wechsel  von  Nacht  nnd  Tag,  so  soll  das  ihnen  analog» 
Brflderpaar  der  Apharetiaden,ja  selbst  der  Kampf  nwischen  bei- 
den BrQderpaaren  vermutlich  eben  so  im  allgemeinen  den  stets  sick 
erneuenden  swischen  Licht  nnd  Finsternis  bedeuten.  Auch  mag  es 
nicht  ohne  Sinn  sein,  wenn  man  den  Idas  sum  älteren  (wie  die  Umnekt 
es  war)  und  stärkeren,  den  scharfsichtigen  Lynkeus  aber,  der  anck 
wol  den  listigeren  vorstellen  soll,  sum  jangeren  machte.  Ein  ähn- 
licher Gegensals  zwischen  Gewalt  oder  Kraft  und  kluger  List,  etwa  voa 
den  beiden  Hauptheiden  der  homerischen  Gedichte  Achilleun  und 
Odysseus  abgesehen,  seigt  sich  auch  s.  B.  im  Autolykoa  (Wolf) 
gegenüber  dem  Sisyphos,  welchem  jener  (die  Gewalt)  erliegt  (KZ. 
VI  135).  Uebrigens  heiszt  wieder  ein  Sohn  des  Sisyphos  ßi(fittvd^os 
(den  Mut  eines  Mannes  habend,  oder  verbal:  Männer  ermutigend?) 
Paus.  2,  43.  Diesem  zufolge  erblicke  ich  nun  im  ^A^ffsvg  etwa  einen 
Anzander^  des  Tageslichtes  (pr^o  toor,  die  erste  Helle  de« 
Tages)  undLichtbringer,  gleich  dem  Lucifer,  während  sein  Bruder, 
der  Veissrossige'  Aivxmnog  far  mich  die  Nacht  ist,  gls.  mit 
ihren  weiszen  Rossen,  d.  i.  Sternen  (vgL  Schillers  Veisze  Scknfe' 
nnd  das  Opfer  weisser  Lämmer  in  Sturmesnoth  Hom!  Uyma.  33,  6). 
Etymologisch  gewinne  ich  aber  jenen  Gedanken  ans  *Aipaifevg  (beide 
a  kurz)  mittelst  Snctm^  o^if  unter  Verwandlung  des  Asper  in  Folge 
des  aspirierten  Labials.  Vgl.  Ko^ccQog^  ßto^ffs  lutuQog^  ^tmaffog  a.  a. 
Selbst  den  Kaletariden  Aphareus  II  13,  479.  543  möchte  ich  bildlieh 
als  *  Auf  a  ober  des  Kampfes'  (vgl.  ineetuor  iurbarum  Ammian  31,  9 
oder  inciiaior  ei  fax  onmium  Frndent.  mffl  avi<p.  10^67)  deuten,  inso- 
fern des  Klytiös  Sohn  ZaXijrop  vom  Aias  niedergeschmettert  wird  fvv^ 
ig  v^ä  g>{(fmv  IL  15, 419,  und  wenn  dies  auch  mit  dem  Namen  ^AgMQtvg 


*)  Oder  umgekehrt  die  Ivx^mv  atpcU^  pHma  faee^  nnd  dann  also 
auoh  Atwujtno^  vielmcOir  der  Tag-,  UvwKmXog  ^fU^7  Vgl.  Praller  gr* 
Myth.  II  68  und  oben  Jtyiuiiög  von  avcnuiti». 


A.  P*  Poll;  BkMtu  tm  frmUMhta  NylMocio«  331 

keiMfl  ioMTM  2«MMineaiittg  telMo  nag,  doch  •«  siek  ^Rolbr',  fi9^v 
iya&ig^  keiMl«   VgL  den  Herald  ^HnvMfig  nit  ^^tio^. 

Sehirfer  feseichnet  nad  ooch  bedotttsaaer  iat  der  Nene  dea  jimi^ 
7LUB€o^  jismutuun  aiad  die  Dioakareo  aelbal,  weil  aie  geaUiBi  deai 
Slaaae  dea  Dopj^elgeatiras,  welches  aie  Terlrelen,  fraires  HeUna^^, 
lucida  iidera  Bor.  earai.  1,  3,  2,  aaf  weisaeo  Roasen  daher  ira- 
bea  (^fraires  ambo  compieuif  »tee  eandiäioribuM  ambo  ceclo- 
bmUtw  equii  0?.  11.8,372).  VgL  im  GegeaUieü  die  sehwaraen 
Roaae  dea  Platoii  ala  aalerirdisehen  Goitoa  Ov.  M.  5,  860,  woaa  ia 
der  Gierigacbea  Ausgabe:  ^Proserptaam  tameo,  qoaaiqaans  PInCosia 
carra  olilnr,  levxmnav  Tocal  Pindaraa',  waa  aber  ia  der  Doppelaatar 
der  Proaerpina  ihreo  Grood  hat,  iadem  sie  ja  aar  aaweileo  unter«  der 
Erde  weilt.  Nalflrlich  eben  ao  aiit  Grund,  als  weau  aaf  etruakiaebea 
Spiegeln  au  ihren  Bildern  anaser  dem  Schwane  (wol  der  Weiaaa 
«regen  Symbol  dea  Ucbtes,  und  auf  ihren  Uraprung  gis.  aua  eiaeaa 
Wellet ,  akr.  brahmäntta^  woriiber  Kellgren,  vgl.  Gerhard  Myth.  1 94. 
Crenser  II  20. 71,  hindeutend)  und  dem  Sterne  (was  sie  waren)  bia- 
weilea  die  Hindin  (von  welcher  Farbe?  etwa  aua  licht  und  Dunkel 
gemischter,  gKoogT)  hinantritt,  daa  gewöhnliche  Symbol  dea  lichten 
llin«eIa(dieHiBdiB  der  Morgeurdthe),  Tgl.  Preller  gr.  Myth.  1173.  £twa 
wegen  dea  T^Xitpog  (fernhin  leuchtend),  Sohn  dea  Herakles  (als  Sonne) 
aad  der  Auge  (Glanz) ,  Vater  des  Enrypylos  (des  weilpforligen  Uim- 
nela),  den  eine  alberae  Etymologie  ^gesiegt  (ßiqlfi).  von  einer  Hirsch- 
kuh (^Rtttpogy  sein  läsat.  Auch  ein  Jla^y^af^  (allleuchtend)  war  es^ 
weleiier  die  Dioskaren  gastlich  aufgenommen  hatte  (Pind.  N.  10,  49). 
Daa  wichtigate  von  allem  sind  aber  in  unserem  Mylhus  die  Ai%mattti^ 
itgy  dea  Leukippoa  Töchter,  um  deren  ehelichen  Beaitz  awischen  Apha« 
retiaden  und  Tyndariden  ein  heftiger  Kampf  entbrennt,  worin  zwar 
letztere  obsiegen,  allein  nicht  ohne  dasz  der  eine  von  ihnen,  welcher 
sterblich  war,  fällt.  Darauf  dann  jenes  bewunderte  Betspiel  brflder* 
lieber  Hingabe  dea  unsterblichen  Polydeukes  an  seinen  im  Kampfe  ge« 
bUebeneo  Bruder,  den  Kaator,  indem  er,  nach  des  Zeus  ihm  gelassener 
Wahl,  umacbicht  mit  jenem  die  unterirdische  Behausung  mit  *den 
himmliachen  goldumatralten  HAusern^  zu  vertauschen  dem  ihm  sonst 
gebokreoden  Lose  vorzieht,  stets  mit  den  Göttern  im  Olympoa  au 
weilen.  Ewig  (gls.  unsterblich)  ist  zwar  das  Licht;  allein  ea 
maaz  nüt  aeinem  aterblichen  Bruder  (dem  Dunkel)  sich  doch  in  die 
Zeilen  tbeilen.  Tov  yi^'Üetg  a^qA  ßovalv  9rmg  jipXün&elg  hQOHSiv  x«!- 
xktg  liyxaq  axfi^,  also  um  Rinder  willen,  d.  h.  wol  Sterne,  in  so 
fern  aie  untergehen  (gls.  gestohlen  werden).  Vgl.  Paua.  4,3,1:  ind 
Sk  %cXq  ^jitpa^iag  natal  9t(^  xovg  Jto0%ov(fovg  iyivno  ivtilnovg  ovtag 
ILOX"!  nsQlrtSv  /}o(ov  usw.,  und  ganz  ähnlich  bei  Heaiod  vom  EIek« 
tryon  (stralend,  aas  i}ilixTm^;  kaum  aAcxrpvmv  Hahn,  schon  weil 
dea  letzteren  Vordersilbe  kurz),  den  Ampfiitryon  tödtete  Zigpi  daiiaa^ag 
iwöa^uvog  icsqI  ßoval.  Preller  gr.  Myth.  II  120.  Die  Apharetiaden 
wollten  sich  eine  gemeinschaftlich  erbeutete  Herde  allein  zueignen:  d.  h. 
vom  Tage  werden  alle  Sterne  wie  hinabgeachlungen;  daher  Heraklea 


332  A.  F.  PeU:  Sta««»  sw  griMUMbea  HyOMila^e« 

((kmna)  als  /fov^«}^  ä.  rieUar  gr.  Hyli.  II  «•  —  Zarolge  ThMkril  SS 
hatte  Leakippoa  saiaa  Töchter  dam  Lynkeas  and  Idasvar  Ehe  Ter- 
aproch^D,  iMd  da,  als  naeh  deren  Raohe  die  Tyndariden  jenen  in  aen 
Weg  kamen,  entapann  sieh,  trota  des  Lynkeas  voranagegangeneM  Vnr« 
suche  die  Saehe  gatlich  beianlegen,  am  Grabe  dea  Aphareas  (beiani 
das  etwa:  in  der  Dfimmemng?)  der  Kampf,  weleher  bInCig  genng  für 
beide  Theile  ablief.  Innfichal  ward  swisehen  Lynkena  (Lache)  isd 
Kaalor  (d.  h.  canden$^*)  leuchtend)  gefochten,  nnd  ao  hieb  Kaalor 
Jenem,  als  Lynkeos  nach  seinem  linken  Knie  (wahracheialich,  um 
Ihm  durch  eerhauen  der  Sehnen  die.  Möglichkeit  des  gehens  an  nehmen: 
aonal  ein  sdilmpflicher  Saabieb!)  sieUe,  nut  gewaltigem  3treiche  die 
rechte  Hani  ab  und  tödlete  ihn  dann  voUenda.  Beim  SchoK  IL  3, 
SIS  soll  Kastor  rom^Afpidvog^  d.  b.  dem  Eponymos  von  dem  attischen 
Demos  "y^^i^a  und  Freunde  des  Theseas,  am  rechten  Schenkel 
rerwnndel,  nach  Hygin  F.  A.  2,  32  aogar  in  diesem  Kampfe  gefallen 
sein  (Praller  gr.  Myth.  11  77).  Der  Zug  Ton  Verletanng  je  ^iner  Seite 
am  Körper  der  kfim[»fenden  kann  seiner  Wiederkehr  halber  kann  rein 
änfilHg  sein.  Ich  wflhne,  es  soll  damit  angedeutet  werdeä,  wie  vom 
wx^fitQOv  oder  fi(U(fovv%vtov  die  ^ine,  und  awar  die  rechte  HftUle 
Ton  der  augehörigen  anderen  rerletat  wird,  d.  h.  die  Lieb tmi cht e 
nicht  stark  und  amhidexter  genug  sind,  nm  nicht  aar  Hälfte  ihrem  Ge- 
gentheir,  dem  Dunkel,  den  Platz  räumen  au  mOsaen.  Daas  aber  der 
Kampf  im  abrigen  so  aiemlich  in  menschlicher  Weiae  verläuft,  kann  nichl 
Wunder  nehmen,  obgleich  er  nooh  etwas  anderes  und  böherea  an  he«* 
deuten  hat.  Polydeukes  bleibt  nach  dea  Theokrit  Erzählung  gans  anaaer 
dem  Spiele.  Idaa  aber,  welcher  bis  dahin  dem  Zweikampfe  aaeh  a«r 
ruhig  angesehen  hatte,  reisat  nun,  als  ea  fär  aeinen  Bruder  tehliauD 
geworden,  vom  Grabmale  ihres  Vaters  eine  Stele  [etwa  als  Lichlatral 
gedacht,  gleich  den  Obeliaken  au  Heliopolia],  seines  Brndera  Schick«* 
sal  an  Kastor  damit  au  rächen,  fällt  aber  vom  Blitae  dea  Zeaa  er- 
aeUagen.  Obsiegen  in  solcherlei  Kampf  mOasan  natarlieh  die  mäohti- 
geren  nnd  göttlich  verehrten  Tyndariden,  obsobon  ihr  Sieg  der  Natur 
der  Sache  gemäss  immer  nur  ein  halber  bleibt  und  einaeitiger. 
ihnen  als  Sternen  gebahren  die  Lenkippiden,  weil  nächtliche  Ga^ 
stirne.  *Die  Bedeutung  dieser  seelenvollen  Dichtung  ist  die  abwech* 
aelnd  erblassende  und  wieder  auneuchtende  Bracheinung  deaMorgen* 
and  Abendsterns  [vgl.  in  Sparta  ein  Heiligthum  der  Leukippidea  in 


*)  KZ.  y  289.  VI  103,  wo  ich  auch  Kupäalog,  Sohn  dea  Halioa 
auf  Rhodos ,  damit  verbinde ,  vgl.  s.  B.  xvUatog  von  %vU*6m,  Als  Nomen 
ngentis  kann  Kaat^^  doch  auch  nor  Activbedeataiig  haben  and  nicht  die, 
welche  Preller  dem  Worte  unterlegt ,  %t%ac{kivog^  obschon  £.  B.  Ap.  Rh. 
1,  154  of^ftatfi  xexa<rfi£Vog  vom  Ljnkeus  gebraucht.  —  Castor,  Biber, 

verbindet  Lassen  ind.  Alt.  I  ^16  zwar  mit  lüiaz  (i&)  im  Nenpera.   Wahr- 

scheiulich  eig.  Holzspalter  von  %Bdi(o  oder  HBÖd^tö  mit  Wegfall  von  «, 
wie  vo6c6s  8t.  vsocaog.  Also  activ  wie  intofi^vg ,  und  nicht  passiv  wie 
hrofitag,  gis.  coBtrans  se,  ^  Ueber  noXvdtwijg  nnd  T^vr^äff^mg,  T«- 
dtvff  angeblich  tumdau  (mf  aya#ds)  Dfintaer  in  Höfsra  Ztsehr.  IV  268. 


A.  F.  PMfl  StalKeii  Mr  gtieoUithMi  llyilK>logi^  tSS 

der  mite  its  TeHpeli  der  Apkrodtte;  Mru  PkiaM  Y^otti?],  d«MB 
«af  Torbnndena  ZosaiDineDgebörigfaelt  den  alten  uimdglieh  Terborgeo 
bleiben  konale,  wenn  eocb  ihre  IdenkiUlt  erst  spiler  benerkl  eeui 
sollte/  Freller  gr.  Myth.  If  67  f.  Dazn  Helena  als  Mond,  der  ja 
•n  mit  der  Venus  tusammen  aaf  dem  Scbetdepunkfte  von  Nadit  and 
Tagenbeiie  sieh  xeigt.  —  Die  bcrahmten  Rosse  der  Dioskoren  heissett 
aber  das  eine  Siv&og^  goldgelb,  falb  (wie  desgleicken  eins  vom 
Achillens  II.  16,  J49;  Hektor  IL  8, 186;  Diomedes,  vgl.  Preller  11 14»); 
allein,  sonderbar  genug,  das  sweite  KvlXa^g  (Preller  II  69).  Madi 
Schneider  ist  ttvlkagag  oder  önvkkaQog  eine  naekte  Krabbenart,  welehe 
sich  in  Unschelschalen  verbirgt,  eancer  Bernhardns.  Dabei  kann  nnii 
die  Farbe  ganz  augenscheinlich  nicht  das  Vergleichsdriite  sein.  Wol 
aber  die  racklinfige  Gangart  des  Krebses  (vgl.  skr,  enitf-üaroy 
ei|^.  answärtsschreitend;  s.  meine  etym.  Forsch.  I  613  der  2n  Ausg.), 
«elohe,  ob  auch  wahrscheinlich  nicht  auf  reirogrutuM  der  Sonne« 
Macrob.  Sat.  1, 17,  Wendekreis  des  Krebses,  oder  auf  rttohg£ngige 
ireirogradus)  Bewegung  der  Sterne  in  allgemeinen ,  doch  gewis  hier 
auf  das  zaraekziehen  des  Morgensterns  Besug  hat,  wenn  et 
gewissermaszen,  wie  der  Bernfaardinerkrebs,  im  Dunkel  verkrochen 
den  Blicken  entschwindet.  Vgl.  auch  die'iadischen  Dioskuren  Ä^inam 
(d.  h.  die  beiden  roszbegabteo) ,  Söhne  der  A^M  von  dem  Sürgm 
(d.  i.  Sol),  und  Aerzte  des  Svarga  (Himmels),  weshalb  auch  A^ni^ 
kmmAräUj  Agvinapuiräu^  A^inisutdu,  d.  h.  der  A^vini  Söhne.  A^* 
smi  heisBt  der  erste  von  den  36  Nakschatras  oder  sog.  Mondhinsemy 
d«  h.  Constellationen  auf  dem  Wege  des  Mondes.  Dann  in  der  Mylho« 
logie  *lhe  asterism  personified*.  Endlich  die  Gemalin  von  Snr^a  (Soa* 
nengott),  welche  sich  in  Gestalt  einer  Stute  verbarg.  Vgl.  a.  fi.  Rtg*< 
veda  1,23  p.  31  (vgl. dO,  17  p.  49)^. Rosen:  *mene  sociales  expergelao 
Asvinoe:  huc  veniuuto,  ad  hnius  libaminis  potationem.  Qni  egregio 
carrn  prsediti  (sunt) ,  —  vgl.  auch  die  DIoskaren  als  %QVitaQfAtnM  -*^ 
aarigae  peritissimi,  ambo  dii,  oaelieolae,  Asvini,  eos  vocamns.'  — * 
Meror  de  xavva  JtoaxovQav  vaog'  ayaXitava  de  avtoi  xs  xcrl  o£  naSH^ 
Ü9i¥j  "Ava^tq  %al  MvcMfivifvg,  avv  di  (Sg>iaiv  cd  (AtjviQig  'ÜMil(^  ntü 
0o^ßri.  Paus.  3,  33,  B.  Diese  beiden  Namen  der  Leukippiden  (Cren- 
ser  II  783)  sind  nun  gleichfalls  bedeutsam  genug,  und  zwar  ersterei 
*die  heitere'  (gebildet  von  ÜLagog,  wie  Kuei^a  die  Karerin  von  Ki^i 
loj^cugm  d.  i.  nicht  pfeilfroh,  sondern  tela  fundtns^  wie  Ebel  KZ.  II  80 
gezeigt  bat,  iusiQa  ebd.  VI  211),  serena^  vom  *Monde%  was  es  bei 
Empedokles  ist,  zu  verstehen,  wie  letztere,  OotßTi(^iB  Lieht  wandelnd'X 
als  weibliches  Gegenbild  zum  mannlichen  Phoebos  (KZ.  V  397).  Als« 
auch  wieder  mit  dem  Gegensatz  von  Nacht  und  Tag  und  in  Gemein-* 
Schaft  mit  den  beiden  Hauptgestirnen,  deren  je  eins  dieselben  Vorzugs» 
weise  auszeichnet.  Als  das  höhere  Paar  mnsz  man  unstreitig  den  ?o* 
lydenkes  (von  den  Gebrfidem  der  unsterbliche!)  und  Phoeba 
(Souie)  betrachten ,  aus  welcher  Ehe  MvtialXifog  (memor  p9fuU\ 
Qifier  Mvaiflvovg  (eingedenk  im  Geiste)  d.  h.  unstreitig:  Helfer  in  der 
Notii,  als  Sohn  entsprosz,  gegen.Kastor,  welcher  mit  Hilaelra  dep  ^Avui^ 


334  A/P.  Polt:  Slodiei  sar  griacliiscIieB  M |tiialogi0. 

fm¥  ersengle.  Latoterer  Nme,  ^Avmyav^  avog  Apolld.  3, 11,  3  (wena 
imperatar^  %u  ivwyvjy  und  nicht  etwa  so  xbavioyimvj  dem  Bacfaetaben 
eaeh :  alles  oberhalb  der  Erde  beBndliohe ;  nach  einigen  auch  = 
ivayxaiov  Gefingnis),  noch  mehr  uhtt^Ava^  (tmperhimf)^  scheioeo 
Anspielangen  aein  %n  sollen  an  die  Dioakuren  als  "^voMg,  woher  deren 
Heüigtham  ^Ava%t$<tv.  "Ava^ig  abrigeaB  ist  ein  blosser  Kleinname  mit 
Kflrsang,  ans  eomponierten  Namen  entstanden,  and  weil  die  Dios- 
knren  in  Lakonien  gan«  besonders  so  Hanse  sind,  verdient  es  auch 
rielleicht  einige  Beachtung,  dasz  hier  mehrere  alte  Herschernamen  asit 
^Ava^t-  beginnen.  So  ^Ava^tXaog  und  *Ava^tevd(fldfig  und  *Ava^€t(ios 
Prokliden ,  sowie  Ägiden  ^Avaiavigog  der  13e  Ägide  and  ein  ^Ava^av^ 
t^ldtlS  der  16e.  Uebrigens  wage  ich  nicht  zu  behaupten ,  ob  "Avaneg 
mit  dem  anerkannt  vorn  digammierten  Spaxtig  stammgleich  sei  and 
^Könige,  Ohwalter,  Schirmherren'  bedeute.  Dass  man  daran  gedacht, 
beweist  der  Umstand,  dass  '^voxTO^tov  auch  im  Sinne  von  *AvaKuovj 
Tempel  der't^vaxfg,  vorkommt.  Sonst  neigte  Ich  viel  eher  der  Hei* 
nung  SU,  es  möge  "AvanBg ,  Qbrigens,  behauptet  man,  ursprflnglich  von 
den  Dioskuren  verschieden ,  mit  etwas  starker  Karzung  hinten  (vgl. 
%i»ag)  von  ivoKalm  ausgehen  und  ^Anaflnder'  entweder  am  Morgea 
69B  Tageslichtes  oder  am  Abend  der  Sterne  und  Kerzen  anseigen  sollen, 
wie  wir  Ja  deagleichen  den  ^Atpa^vg  uns  deuteten. — Bemerkens werlh 
ist  aueh  der  von  Apolld.  1,7,8  erzählte  Kampf  um  des  FluszgoUes 
Buenos  Tochter  Marpessa  zwischen  Idas,  des  Aphareus  Sohn,  und  Apol- 
Ion.  Zeus  fiberUszt  der  Jungfrau  zwischen  beiden  die  Wahl  und  sie 
zieht  aus  Furcht,  dasz  der  Gott  sie,  wenn  sie  altere,  verlassen  m6ge, 
diesem  den  Idas  als  Gatten  vor.  Dies  versohmihen  des  Sonnengottes 
von  einer  sterblichen  hat  doch  auch  wo!  den  Gedanken  von  Wechsel 
zwischen  Licht  mit  Finsternis  im  Hintergründe. 

Man  könnte  sagen,  den  zwei  Söhnen  der  beiden  Dioskuren  liefe 
wiederum  in  etwas  parallel  das  Herscherpaar  im  trojanischen  Kriege« 
Nemlich  '^yaftifivmi/  (*sur  GeuQge  ausharrend')  und  MiviXaog  (^aus* 
harrend  beim  Volke',  oder:  das  Troervolk,  was  jedoch  leicht  wie 
blosse  Vertheidigung  aussähe,  mutig  erwartend?),  welche  Brüder  zu- 
gleich zwei  Schwestern,  wenn  auch  nur  Halbschwestern,  zu  Frauen 
haben.  Menelaos,  der  Herscher  von  Sparta,  war  der  Oertlichkeit  we- 
gen mit  Helena  vermalt,  jener  schönen  und  verführerischen  Mond- 
föttiii  and  Rriegsfackel,  deren  Bntfdhrung  durch  Paris  einen  Krieg 
zwischen  den  Lindern  zweier  mit  ihren  Enden  sich  nahe  kommender 
Welttheile  entzflndete.  Sein  Bruder  hingegen,  der  Herscher  von  My- 
keoae,  obschon  sonst  der  mftchtigere  Heerfahrer,  weil  Argeier  (nicht 
Lakone),  bloss  mit  Klytaemnestra,  welche  vielleicht  nur  des  Pa- 
rallelismus wegen  als  zweite  Tyndaridin  hinzugedichtet  und  dem 
Oberfeldherm  der  Griechen  als  Weib  zugegeben  wurde,  —  für  ihn  und 
seinen  Sohn  noch  unheilvoller  und  daemonischer,  als  für  Menelaos  und 
aberhaupt  die  Griechen  die  Helena.  —  Was  für  eine  Bewandfnis  es 
aber  mit  der  Leda  und  ihrem  Ei  (öfters  sn  ihrer  Stelle  Nemesi^, 
wol  als  Yertheilerin  des  snum  cutque  JBwischen  den  beiden  kriegfah- 


A.  F.  PoU:  Stsdien  ssr  grieeUsebeB  Mrlhologi«.  335 

readM  Partoian)  eigenllieh  haben  söge,  famag  ich  daahalh  Bidit  la 
sagao,  weil  mir  der  eben  erwähnte  Name  seinem  Urapmnga  nach  t61«* 
Kg  dnnkel  ist.  An  die  Arf^y  Uog  (dem  Namen  nach  gleich  mit  jitälgl 
▼gl.  Fublius  :  popuhui)^  Tochter  des  Gros,  welche  dem  Poseidon  den 
Alifaepos,  woher  Althepia  bei  Sikyon,  gebar  (Paus.  2,  30,  6),  k6nnla 
snr  Noih  in  Atjö«  dorch  Contraction  im  innem  (unter  wegbleiben  des 
Iota  snbser.)  and  Znsatz  eines  Vocales  hinten  gedacht  werden.  Allein, 
wenn  man  des  Schwanes  wegen  nicht  eine  Basiehnag  der  Leis  snm 
Wassergotte  dahin  rechnen  will ,  ohne  irgend  charakteristiseha  Merkr 
male,  wie  sie  sich  för  eine  Matter  oder  doch  Pflegerin  tob  Hatann 
(Mond)  und  Diosknren  schickten.  Auch  ans  der  VerwandtscBaft  dar 
Leda  —  ihr  .Vater  s.  B.  war  ßiettog,  Agenors  Sohn  (s.  Heyne  an 
Apolld.  1,  7, 10),  oder  Glaukos ,  Sohn  des  Sisyphos  (Preller  II  64)  — 
lasst  aich  anscheiaend  nicht  viel  machen.  Der  blaue  Meergoti  Glan« 
kos  indes  könnte  den  Sitin  haben,  dasz  in  Griechenland  wegen  seiner 
▼ielen  Küsten  allerdiags  Mond  und  Sterne  sus  dem  Meere  emporsn» 
steigen  scheinen  musten;  und  auch  dem  Agenor,  sei  es  nun  dem  Va« 
ter  des  Kadmos  (d.  h.  also  des  Ostens,  wo  der  Aufgang),  oder  des 
Argos  Panoptes  als  gestirnten  Nachthimmels,  weniger  meinea 
Wissens  dem  Thestios  unmittelbar,  liesze  sich  ein  passender  Sinn  ab« 
gewinnen. — In  Betreff  des  ersten  Falles  will  ich  noch  einer,  wie  mich 
bedankt,  parallelen  Genealogie  Erwfthnnng  tbnn,  weil  beide  sich  ga«> 
genaai tig  erläutern.  Vater  der  Sterngöttin ^AiMQla  (sonst  Tochter 
des  Koeos  und  Schwester  der  Leto ,  d.  h.  iler  Mutter  von  Sonne  und 
Mond),  der  Gemalin  des  kleinasiatischen  Sonnenberos  Belleropbon- 
tes  (s.  meinen  Aufsatz  über  ihn  in  KZ.  IV  416—441),  auch  Sohn  des 
Glaukos,  wäre  zufolge  Steph.  B.  'Tdiag,  Dasz  dieser  Nsme,  welcher 
sieh  wol  als  Derivat  von  der  noch  im  Dativ  ablieben  Form  viii  im 
Sinne  von  aquaiicus  rechtfertigt,  zugleich  auch  mittels  eines  ver« 
meinilichen  Sohnes  von  Bellerophon  und  Aaimti'^Tdiöaog  an  die  gleich- 
namige Stadt  ^'Tdteaa  oder  ^Töiaao^  in  Karien  (kaum  doch  auch  durch 
den  KaQveiog  Apollon)  angeknfipfl  wird,  ist  ein  eitles  Spiel  mit  Na« 
mensihnlicbkeiten. 

%  Wir  kommen  jetzt  zn  .dem  zweiten  Avynevgy  das  Aegy  p« 
tos  Sohn,  welcher  allein  von  seinen  50  Bradern  in  der  Brautnachl 
flbrig  blieb  nach  der  Verheiratung  mit  den  Dana  ide n.  IW^f^yi^at^ 
seine  ihm  sngetranle  Retterin,  wurde  vielfach  im  Alterthnm  nm  ihrer 
hochherzigen  That  willen  gepriesen  (Find.  N.  10, 6),  und  zugleich  mi| 
dieser  That  legt,  meine  ich,  ihr  Name  durch  sich  selber  dar,  warum 
sie  eine  Priesterin  der  Hera  war,  jener  Ehegöttin,  welche 
unter  anderem  in  Argos,  dem  Orte  wo  die  Danaidensage  spielt,  ihren 
Sitz  hatte.  Dies  um  so  mehr,  als  *  die  Danaiden  zugleich  iovr^o^a^ 
nad  brintliche  Nymphen  sind,  weil  Hochzeiten  und  Nymphen  immer 
zusammengedacht  wurden'.  Preller  gr.  Myth.  II 38.  '7hv^fii^(Fv^  nem* 
lieh  (ein  Frauenname  der  freilich  auch  noch  von  zwei  anderen  mythi- 
schen Weibern  vorkommt)  musz,  wie  ich  jetzt  einzusehen  glaube,  so 
gefaszt  werden,  dasz  man  sich  das  zweite  Glied  des  Compoaitums  (wie 


336  A.  F.  Poll:  Stadial  t«r  gmeUscUii  Mjrlliolfl^i«. 

•omI'UtflVs,  s.  B.  in  «fosviav,  üeilu  4ifile  eämmn,  ptBtetiMi  rz=  pr« 
4)MM«/e)  rom  eryleii,  d*  h.  also  hier  vom  wsi^,  and  zwar  ian  Geneliir 
aMiAngig  denkt.  Alio:  (gegen  des  Vaters  Willen  und  aaf  eigae  Ge- 
iilir)  fttr  den  Freier,  {kvrfix^^  seiend,  mif  schtttiender  Sorge  über 
ilm  wachend,  als  treae  Gattin  ihm  sngethan.  Vgl.  ink^  t^g  nat(ft3os 
ifivvuvj  ims^fMaxit».  Dergleichen  Composita,  nor  freilich  in  Mllchem 
dinne,  wären  vsl^^io^,  vju(^v&pr^^  vtu^ßoifBog. 

Es  fflAste  aber  wanderbar  nagehen ,  wenn  aasnahmsweise  in  des 
lobealaasen  des  Lynkens  durch  seine  GaUin  nur  eine  elhiaoha  Thal 
gieHMinI  wäre,  da  doch  bei  deren  Schwesiern  unwiderspreohlich  «ina 
Maturerscheinung  in  einen  begangenen  Frerel  TerkebrI  worden 
M.   Was  soll  ein  Wnchsäugiger'  in  der  Geschichle  von  den  Da« 
miden,  und  warum  ist  er  unter  Tielen  Brüdern  der  einsige,  welcher 
mit  dem  Leben  davon  kommt?   Das  sind  Fragen,  worauf  man  ohne 
Einsieht  in  das  Wesen  des  seltsamen  Danaidengescblechts  nach  Ant- 
wort vergebens  sich  umschauen  möchte.  ^lob  glaube  KZ.  VU  109-den 
Namen  ^avatdig  ans  dem  der  Najaden  NatSeg  mit  gekirstem  dia  (dem 
Begriffe  nach  etwa  auch  aus  ^tog,  was  aber  formell  niehl  angioage) 
erklärt  zu  haben,  indem  ich  die  Praep.  als  intensiv  nahm,  woraus  ato 
dessen  etymologischer  Begriff  ^StarkstrOmerinnen'  hervorgiMige. 
Möglich  indes  auch ,  und  mit  Bezug  auf  das  lechzende  Fass  sogar 
vielleichl  wahrscheinlicher ,  es  heisze  das  Wort  ganz  eigenlliob  aoch 
^Dnrobströmerinnen'.    Es  waren  vorzaglich  die  SAdwIade, 
welche  Regen  in  Griechenland  brachten:  vgl.  udus  Notu»  Hör.  epod. 
10,  19  und  dessen  griechische  «Epitheta  von  gleichem  Sinne  bei  Mil- 
aeherlieh;  madiäis  Noius  eeolai  alis  Ov.  M.  1,  264;  creberque 
procellis  Africus  (U^ffi)  Verg.  Aen.  l,  85.  Das  sind  nun  meinen  er* 
achtens  jene  50  Freier  der  Dsnaiden ,  und  es  scheint  mir  nichts  wani- 
ger  als  wunderbar,  dieselben  als  Sfld winde,  wofQr  ich  sie  halle, 
lu  Söhnen  von  jenem  berahmten  Strome  in  Afrioa ,  Aiywttog^  einem 
Bnkel  des  Wassergottes  Poseidon  und  Bruder  des  Danaos,  gemacht  zu 
sehen.    Der  eignet  sich  als  Strom,  und  zwar  nach  Grösze  und  Welt- 
gegend ,  ja  trotz  oder  vielmehr  .wegen  geringen  Regens  in  Aegyptaa 
aufs  trefflichste  au  deren  Vater,  d.  h.  sp  zu  sagen,  physischem  Urhe- 
ber.  Vgl.  übrigens  auch  dlis  Räsoniiement  über  den  Unterschied  zwi* 
gehen  Regen  in  Griechenland  und  NilQbersohwemmung  bei  Herod.3,13. 
Die  Sadwinde  treiben  Regenwolken  gen  Norden  vor  sich  her  nad 
ittchen  sich  gleichsam  mit  diesen   ihren  Verwandtinnen  zu  ver- 
■llan.    Das  ist  ganz  in  der  Ordnung.   Es  sind  dicDanaiden  solche 
R^genwolkea,  um  welche  ihre  Vettern,  die  Aegyptiaden,  freien.   Letz- 
tere erreichen  das  von  ihnen  erstrebte  Ziel;  allein  sie  fallen  schon 
in  der  Brantnacht  sämtlich,  mit  Ausnahme  eines  einzigen,  der  verschont 
wird,  durch  den  verrätherischen  Dolch  (d.  h.  doch  wol  den  Blitz) 
der  neavermählten ,  den  ihnen  der  Vater  zugesteckt  hatte.   Wenn  die 
Wolken  im  dQrst/Bnden  Argos  (dl^Mv^'A^fyog)  ihre  Segensschätze  tnU 
leert  haben  nnd  das  Nasz  in  den  gierigen  Erdboden  (d.  h.  gleichsam 
durch  ein  Fasz  mit  Löchern)  gedrungen  ist,  so  hört  der  regenbringeade 


A.  F.  Pott:  StadMtt  ur  fHMhMM  Mytibolflgi«.  337 

Wdiriai  ihml  selbst  wie4er  auf  bs4  stirbl  j  sa  so  si^^^/iolMni  asoh 
der  ersten  Befrachtang  des  Erdreicirs  in  Gemeinsehsfl  mit  den  Wölken 
«Mi  duroh  sie.  Aehnlich  roe  den  Regenströniea  Lacr.  1,  250  CT.:  p««- 
retmitesdrsf, nbi  eos paier  osther  in  fremium  malru  ierrm  pra^r 
tipUamU:  ai  niiidae  surguui  fruges  osw. 

Sehen  wir  uns  jetst  nach  dem  Lynkens  am.  Was  kann  ^  seio^ 
velcher  slleiti  in  dem  Blotbade,  das  die  regnerischen  Dsnaiden  «nrich- 
len,  dem  Tode  entgehl?  Er  ist,  oder  ich  mflste  mich  ansserordentlich 
linsehen,  der  lich'te  und  mittels  der  Sonne  soharfblickeiide 
Tag,  welchem  das 'Regenwetter  aaf  die  Daner  nichts  /msuhaben  Ter« 
mag.  Solcher  Widerstreit  spricht  sich  aber  in  verschiedener  Form  ans. 
Einmal  gerakh  er  mit  seinem  grausamen  Schwiegervater  Da  neos  (ai^ 
so:  Starkströmer)  in  Uneinigkeit,  entthront  denselben  nnd  macht  sich 
SB  seinem  Nachfolger.  —  Dagegen  wollen  andere:  Lynkens  habe  sich 
mit  dem  Danaos  (Regen)  ausgesöhnt,  sei  ihm  nach  dessen  Tode  gefolgt 
and  habe  (hier  fftllt  die  Ersahlung  wieder  ins  rein  menschliob«  surflck) 
41  Jahre  geherscht.  Eine  ^hl,  die  vielleicht  weniger  willkOrlich  ist 
ala  sie  ansaiidit,  nnd  die,  wo  nicht  eine  astronomische,  doch  In  der  M||t*> 
terknnde  hegrandek  sein  mag.  Vgl.  etwa  auch  von  den  Dioskuren: 
'habiti  lade  pro  diis,  XL  anno  post  pognam  com  Ida  et  Lynceo  factam, 
nt  Paw.  III 13  p.  ^8  docet,  anno  LIIl  inde  ab  Hercnle  inter  deos  adr 
scripto,  Clemens  Alex.  Strom.  1  p.  383  PotL'  Heyne  Obss.  S.  291.  — * 
Naeh  der  Ersahlung  Hygins  Fab.  273  (Preller  II  36)  hatte  sich  Lyn- 
kens vor  Danaos  in  den  Tempel  der  Hera  (d.  i.  gls.  in  den  Dom  dtß 
Himasels)  geflachtet,  dort  vom  Tode  des  Danaos  gehört  und  daranf 
den  ritterlichen  Wettkampf  im  rosseliebenden  Argos  gestiftet.  (Also 
in  Argos,  wo  auszer  Danaos  anch  Argos  Panoptes  waltete,  wie 
dagegen  In  Lakonien  die  Himmelssöhne  Dioskvren;  in  Messenien 
Idas  nnd  anch  ein  Lynkens,  jedoch  in  anderer  genealogischer  Ver- 
btndang.)  Das  eigenthSmliche  des  Spieles  bestsnd  darin,  dass  den 
Siegern  nicht  ein  Kraox,  sondern  ein  .eherner  Schild  zu  Theil  wurde» 
Wiewol  »igegeben  werden  moss,  diese  Sitte  könne  auch  einen  ander/* 
weiligen  Grund  haben,  so  lisst  sich  doch,  denke  ich,  die  Vermutung 
nicht  ohne  weiteres  beiseile  schieben,  e»habe  einen  meteorologi- 
schen Sinn,  wamm  17  iv^'Aqiyst  iöidg  bei  dem  Spiele  an  dee  grossen 
Heraeen  (sn  Ehren  also  der  Himmelsfürstin  Hera)  der  Kampfreis  war, 
nnd  Lynkens  dessen  angeblicher  Stifter.  Mit  dem  Schilde,  der  ver* 
mnllidi  zum  Theil  aas  oekonomisehen  Rflcksichten  bloss  ein  eherner, 
kein  goldener  war,  ist  nemlich  aller  Vermutung  nach  symbolisch  nichts 
saderes  gemeint  als  die  Sonnenscheibe,  dei  clupeus  Ov.  H.  15, 
792  (vgl.  die  Wurfscheibe  als  altes  Sonnensymbol,  Creuzer  I  791  nnd 
KZ.  VI  274).  Durch  Regen  nnd  Sturm  (vielleicht  wären  selbst  die 
Rosse  bei  dem  Spiele,  wie  die  Kentauren  Wolkengestalten  sind,  nicht 
ohne  alle  tiefere  Bedeutung)  wird  die  Sonnenscheibe  unsichtbar,  nnd 
diese  musz  also  jenen  verdunkelnden  Mfichten  erst  wieder  vom  luchs* 
iugigen  Lynkeujs  (d.  h.  der  Tageshelle)  in  schwerem  Kampfe  abgerun- 
gen werden.  ^ 


338  A.  F.  Potl:  ShtÜen  lor  grieshitöhen  Hyttiolo^«* 

Der  Vater  der  Danaiden,  Javaog  selber,  isl  voa  nna  biilier  aodb 
wenig  aaf  seioeo  mythologiscbeo  Werth  hilf  angeseheii.    Fast  nöebte 
ieh  glaabeo,  er  sei  erst  aas  den  JavatSeg  gesebmiedet,  inde«  nnB 
diese,  obschon  mit  Natdig  xassmmengesetst,  fllschlich  fflr  ein  Patro- 
nymicom  sa  nehmen  allmihlich  sich  flberredete,  was  dann  nothweadig 
aneh  den  Sehiass  anf  einen  Javctog  als  deren  viterliches  Primiti?  her- 
beiführte.   Dieser  soll  dann  seinerseits  mittels  der  Mondgdttin  I  o  anf 
einen  Flnsagott,  den  griechisehen  Inachos  zarflekgehen.   Wie  nana 
aber  ihn,  sowie  seine  Ahnin  lo  an  aegyptisebe  Verhiltnisse  aBknapf* 
te,  erhellt  unter  anderem  darans,  dasc  man  ihm  als  Gemalia  ^EliHytnntq 
(Apolld.  3,  1,5)  andichtete.    Eine  Persönlichkeit,  welche  der  Inael 
*EU(p9tv%ivri  zn  Liebe  erfanden  und  vermutlich  deshalb  gewihll  wer* 
den,  weil  die  Nilanschwellungen  in  SchneesohmeUen  und  masseBhaftea 
RegengQssen  in  den  Lindern  sfldlich  von  Aegypten  ihren  Grand  ha- 
ben (anders  freilich  Herod.  3,  33,  vgl.  indes  Theopbylaktos  7, 16.  17), 
vorgedachte  Insel  aber  auf  der  SQdgrense  Aegyptens  liegt    Mein 
Bekenntnis,  nicht  recht  den  Grand  davon  einsusehen,  wodurch  veran- 
laikt  die  Argiver  und  dann  mit  Erweiterung  des  Specialnamens  alle 
ilteren  Griechen  den  Dichternamen  Javaol  (allerdings  doch  wol  Dach 
jenem  Javaog)  sich  gefallen  lieszen,  ist  bereif  in  KZ.  VI  109  nieder- 
gelegt. Wie  überhaupt  mit  aegyptischen  Niederlassungen  in  Bel- 
las ,  80  insbesondere  mit  der  vermeintlichen  des  D  a  n  a  o  s ,  als  Braders 
des  Aegyptos,  in  Argos  (Crenser  H  384)  steht  es  Äusserst  bedenklich. 
Will  man  dagegen  auch  nicht  geltend  machen ,  dass  nicht  frflher  ala 
unter  Psammetichs  Sohne  und  Nachfolger  Neko,  der  594  starb,  die  erste 
Anlage  einer  Seemacht  entstanden  zu  sein  scheint:  ist  denn  aber  der 
Name  Javaogy  und  demnach  auch  Javaolj  was  doch- höchst  seltsam 
wäre ,  fOr  die  Griechen  glaubhaft  ein  im  Aegypiisehen  nachweisbarer 
und  daraus  erkl&rlicher  Name?  Die  Bemerkung,  welche  schon  Heeren  im 
Handb.  d.  Staatengesch.  d.  Alt.  (1838)  S.  60  f.  maehte:  *auoh  das  be- 
reits SU  Uerodots  Zeiten  gewöhnliche  Streben  der  Priester,  griechische 
und  aegyptisebe  Mythologie  in  Uebereinstimmung  zu  bringen,  erzeugte 
manche  Deutungen,  die  der  Kritiker  nicht  zulassen  wird;  wie  z.  B.  die 
ganze  sehr  graecisierte  Geschichte  des  [vermeintlichen!]  Königs  Pro* 
teu8'^)Kap.  113—115'  hat  noch  heute  nichts  an  SMrke  der  Wabrheil 
eingebflszt.  Herodots  Behauptung  3, 50:  exidw  di  xcA  tuivtwv  xmv  ^mv 
ta  ovvoiuna  l^  Aiywttov  iXi^lvd'e  ig  tifv  EUdda^  und  jene  andere  K.  53, 
^asz  die  Pelasger  (d.  h.  in  Wahrheil  nichts  anderes  als  die  iltesteo 
Bewohner  Griechenlands,  gleichgflltig  ob  Hellenen  oder  nicht)  zuerst 


*)  lieber  den  Gott  Proteus  s.  meine  Deutung  desselben  in  KZ.  VI 
Ji5  ff.  Ich  sehe  darin  den  Umwandlnngsprocesa  der  frühesten 
Schöpfungsperiode.  In  diesem  Betracht  dürften  die  Avataren 
oder  Incamationen  des  indischen  Visehnn  damit  dnen  entfernten 
Vergleich  anlassen:  dieser  heisst  seiner  grossen  Wandelbarkeit  wegen 
(yoladhäuum  (bundertleibig,  als  being  multiplied  in  as  many  shapes  as  the 
creatiun  exhiblts).  Vi^arkpm  taking  all  forms,  omnipresent  Vishn  u.  Auch 
Bohuritpa  multiform,  von  Vischnu  und  Qiva. 


A.  F.  Pott:  Stadien  zur  griechischan  Mythologie.  339 

für  ihre  Gölter  keine  Namen  besessen ,  sondern  erst  aaf  Mahnang  des- 
Orakels  su  Dodona  die  aus  Aegyplen  eingeführten  angenommen; 
oder  gar  K.  53  der  Satz  von  Erriudung  der  hellenischen  Theogonie,  als 
ob  Götter  Er  findang  [!]  einzelner  sein  könnten  und  nicht  vielmehr 
Erzeugnisse  eines  gesamten  Volksgeistes  wären  —  sind  so  in  sich  un- 
glaablich,  ja  widershinig,  dasz  sie  wol  eben  nur  um  ihrer  Seltsamkeit 
willen  haben  Anhänger  finden  können.  Wie  halle  man  doch  lange  na- 
menlose Götter  verehren  können,  und  wo  sind  denn  jene  ^nur  nicht 
eile'  Namen  griechischer  und  nicht  etwa  ausländischer  Götter,  die 
aus  dem  Aegypiischen  oder  aas  dessen  jüngerer  Form,  dem  Kopti- 
schen, erklärbar  waren?  Welche  kahle  Ausreden  und  wie  fruchtlos  die 
Windungen  in  diesem  Punkte  z.B.  bei  Creuzer  II  288. 'IV  S.  VIII— X! 
*£ei  der  Einführung  der  aegyptischen  Gottheiten  in  Griechenland  stan-: 
den'  vi'ird  versichert  ^ den  Priestern  drei  Wege  offen:  entweder  1) 
sie  gaben  den  aegyptischen  Gott  mit  seinem  aegyptischen  Haupt- 
oamen,  oder  2)  sie  snchlen  denjenigen  aegypiischen  Namen  auf,  der 
sich  am  bequemsten  in  die  griechischen  (pelasgischen)  Formen 
fugte,  oder  5)  sie  übersetzten  den  UauptbegrifT  des  aegyptischen 
Gottes  in  die  griechische  Sprache.'  Dasz  das  erste  jemals  gesche- 
hen sei,  möchte,  wird  eingestanden,  bezweifelt  werden  müssen.  Aber 
aus  weichem  nichtigen  Grunde,  meint  man?  Weil  die  Griechen,  was 
zugegeben  werden  musz,  fremde  Namen  und  Wörter  oft  ganz  weg- 
Hessen,  indem  sie  dieselben  in  ihren  einheimischen  Klängen  zu  bar- 
barisch ond  Übellönend  fanden,  um  deren  Wiedergabe  auch  nur  an- 
Dähernngsweise  mittels  griechischer  Schrift  zu  versuchen.  Der 
zweite  Weg,  den  man  mit  den  aegyptischen  Götternamen  in  Grie- 
chenland eingeschlagen,  sei  der*dasz  mau  sie  lange  veränderte,  bis  sie 
sich  griechisch  schreiben  lieszen'.  Als  ob  derartige  S.cheingriechen 
dadurch  etwa  mehr  als  höchstens  eingebürgerte  Fremdlinge  würden ! 
Nun  kommt  aber  die  dritte  Annahme,  welche  Creuzer  für  sich  adop- 
tiert, dasz  nemlich  *  die  Lehrer  der  alten  Griechen  die  aegyptischen 
Götter  mehrenlheils  übersetzt  haben':  als  z.  B.  Amnn  durch  Zeus, 
Horos  durch  ApolIon,Mendes  durch  Pan  usw.  Welcher  verständige 
kann  aber  glauben,  es  liesze  sich  nicht  blosz  ein  einzelner  Gott,  son- 
dern der  Cult  fast  eines  ganzen  Götlerkreises  von  fremdher  bei  einem 
Volke  einführen,  ohne  dasz  letzteres  mit  den  eingeführten  Götterideen 
nicht  auch  meistens  die  ausländischen  Namen  beibehielte?  Und  weiter, 
das  substituieren  solcher  Quidproqno,  was  zum  höchsten  ein  Ersetzen 
wäre,  nennt  Creuzer  Uebersetzuug  von  aegyptischen  Gölternamen. 
Welch  arge  Verblendung,  nm  nicht  auf  der  Stelle  zu  sehen,  wie  die 
Griechen  oder  vielmehr  die  Völker  des  polytheistischen  Alterthnms 
iosgesämt  die  Thorheit  begiengen ,  überall  auswärts  ihre  eignen 
Götter  zu  suchen  nnd  demnach  auch  zu  finden,  insofern  ihnen  gewisse 
mehr  oder  minder  treffende  Aehnlichkeiten  an  den  fremden  Göt- 
tergestalten ^  sei  es  in  ihrer  wirklichen  Idee,  in  ihrem  Cult,  in  ihrer 
frildlicben  Darstellnng  oder  sonst  zu  solcher  Vermengung  willkomme- 
Anlasz  boten ,  wolgemerkt  zu  etwas ,  was  durchaus  auf  fremdem 

Jahrb.  f.  eUu.  Philol.  Suppl.  Bd.  111  Hfl.  23 


340  A.  F.  Pott:  Studien  snr  griaebitehe« 

Boden  gewachsen  sein  mochte ,  mit  dem ,  was  eben  so  selbsliadig  auf 
eignem.  Der  Ausdruck  ^Qbersetzen'  schlösse  ein,  man  habe  den  ety- 
mologischen Werth,  welchen  die  aegyptiscben  GOUernamen  in 
aegyp tischer  Rede  gehaibt,  wirklich  und  wahrhaft  ohne  irgend 
welchen  Irtham  (denn  Erkeanlnis  von  Namennrsprflngen  der  Götter  ist 
nicht  eben  sehr  wolfeil  und  sicher  zu  haben!)  von  den  Aegypiern  in  Er- 
fahrung gebracht  und  diesen  Sinn  nnn  mit  hellenischen  Äosdräeken 
ungefähr  von  gleichem  Werthe  wiederzugeben  versacht.  Wo  ist  denn 
das  aber  der  Fall?  Bedeulet  etwa  Amvn  (j4ii(i<av)  Himmel,  wie  das 
griech.  Zivg  rzr:  skr.  dyäusf  Leere  Ausflucht  also  dies  Theorem  Tom 
Qbersetzen  aegyplischer  Götternamen,  was  zum  allerböclisfen  im  nnler> 
schieben  von  Wechselbälgen  eigenen  griechischen  Machwerkes  an 
Stelle  der  echten  auslfindischen  Ausdrücke  oder  in  ^Assimilation' 
(vgl.  Boss  Italiker  und  Graeken  S.  39)  bestanden  halle.  Und  wenn 
die  ältesten  Griechen  (oder  meinetwegen  auch  das  Hirngespinnst  von 
den  Pelasgern  als  einem  Volke  von  wirklichem  Fleisch  und  Blut)  doch 
nun  ganz  unwiderleglich  eine  Menge  Namen  von  schlechtweg  einkei- 
mischem  und  nicht  entfernt  z.  B.  aegyptischem  Gcprige  (auch  nicht 
einmal  als  deren  Ueb  ersetz  ung)be8aszen:  woher  bekamen  sie  die- 
selben anders  als  durch  sich  selbst,  aus  eigenstem  Sprachborne 
sie  schöpfend?  —  Mancherlei  Umstände  aber,  z.  B.  anszer  der  unbe- 
fangenen bona  fides  noch  je  zuweilen  Eitelkeit,  Eigennutz,  WillHlhrig- 
keit  gegen  fremde  und  mancherlei  andere  Triebfedern,  als  gerade  klare 
und  einsichtsvolle  Kritik,  wirkten  zu  solcher  synkretistischen  Durch- 
einandermengung  fremder  und  einheimischer,  oft  nicht  entfernt  einander 
begrifflich  deckender  Göltermythen  zusammen,  und  abermals  hat  Hee- 
ren nicht  Unrecht,  wenn  er  (Ideen  1 622)  meint,  es  bitten  die  tyrisehen 
Priester  ihren  sog.  Herakles  (Herod.2,44)  nur^aus  Gefilligkeit 
gegen  die  Griechen  mit  solchem  Namen  geheiszen,  sobald  sie  mit 
diesen  über  ihn  redeten.  Es  hilft  wenig,  wenn  Crenz^r  darauf 
dringt:  ^allemal  verstanden  die  Völker  den  ideellen  Vollgehalt  and  dea 
religiösen  Mittelpunkt  einer  groszen  Sache,  wenn  sie  vom  Namen  re- 
deten'', und  umsonst  ist  die  hieraus  gezogene  Schlnszfolge:  ^biemit 
ist  denn  euch  der  gröste  Theil  des  ety mologisierens  beseitigt, 
worauf  treffliche  und  wahrheitsliebende  Forscher  so  viele  vergebliche 
Mühe  verwenden,  wenn  sie  durch  Hillfe  der  hebraeischen,  koptischen 
und  anderer  Sprachen  griechische  Gottheiten  und  religiöse  Anschauun* 
gen  der  Hellenen  aus  dem  Morgenlandischen  erklären  wollen.'  Wie 
eitel  nemlich  meistens  das  Bemühen  solcher  Etymologen  ist  (weil  eben 
die  griechischen  Götternamen,  und  zwar  nachweisbar  in  der  weitaus 
grösten  Mehrzahl,  der  griechischen  Sprache  oder  doch  dem  indoger- 
manischen Stamme  angehören  nnd  nicht  etwa  dem  semitischen  Spracli- 
geschlcchte  oder  dem  gleichfalls  ganz  fremdartigen  aegyptiscben  Idio- 
me): immer  lassen  sie  sich  doch  von  dem  richtigen  Gefühle  leiten, 
dasz  Aufnahme  fremder  Götter,  ohne  zugleich  deren  Namen  mit  auf- 
zunehmen, höchstens  in  den  seltensten  Ausnahmefallen  keine  nnglanb- 
Hche  Verkehrtheit  wllre.    Wünscht  man  aber  einen  Ueberblick  aber 


A.  F.  IM:  SltidNii  Mwt  gneAMMB  KyikolDgid.  341 

derlei  etynologiMhe  Erklftr«DgsT«rsu€he  m  demK^m^iiaclieii,  so  dient 
dAiB  s.  B.  der  Yon  Aoss  Italiker  und  Graekea  S.  &I  «as  BlumeDi  die 
▼onOgUch  R6ih  ibm  lieferle,  gewundene  Slraosz,  worin  sich  freiiioh 
w«ilan8  die  meisten  für  den  kundigen  sogleich  als  dufllos,  weil  kQasl- 
lieh  nnd  nicht  mit  der  Ii(atur  in  Einklaogi  erweisen.  So  s,  B.  'Hiag,  das 
gans  unzweifelhaft  nebst  ctvtogj  amrxora  nsw.  zwar  nicht,  wie  Ahrens 
KZ.  Ul  lfi2.  172  gezwungen  annimmt,  aus  skr.  dyu  (lenchten)  stammt, 
aber,  wie  ich  in  Lassens  Zischr.  Yll  114  gelegentlich  des  Namens  der 
Orange  ausführlich   dargethan  habe,   mit  litb.  aunra  Morgenrdthe 
▼Ott  mnvUa  (es  tagt,  Nesselmann  WB.  S.  17),  skr.  umcHom  t  Früblicht, 
Horgenröthe,  personif.  die  Tochter  des  Himmels,  auch  Schwester  der 
A'diiifa  (Sonne  in  ihren  verschiedenen  Sünden  zum  Thierkreise  und 
apiter  gewöhnlich  12,  fräher  7  als  Götter  des  himmlischen  Lichtea) 
nsw.  (vgl.  Böhtlingk  und  RothWB.  1 1011  vgl.  631)  gleicher  Wurzel  ist, 
BDd  daher  vergeblich  mit  koptisch  ehoauj  d.  i.  Tag,  und  nicht,  wie 
man  aus  bloszer  Finte  behauptet,  der  ^jnnge'  Tag,  verglichen  wird. 
Glücklicherweise  könnte  auch  Boss   trotz  seines  Hasses  gegen  das 
Sanskrit  wider  obige  Gleichstellung  von  avdgj  ^dg  usw.  mit  skr. 
uschas  —  im  Anfange  von  Copulativ-Compositis  dafür  UMchäsä  (Bopp 
Gramm,  crit.  S.  298),  dessen  Schlusz  zur  Erklärung  vpn  lat.  auröra 
wichtig  —  nichts  haben,  indem  er  S.  31  Ausfall  des  Zischlautes  sogar 
in  demjenigen  Verbum  gelten  I8szt,  woher  jene  Wörter  entspringen, 
nemlich  in  nio>=  lat.  uro  (us-ius)  =  skr.  ösch-ä-mi  (uro;  dschaü 
illucescit,  de  anrora,  Westergaard  Radd.  S.  280).    Wer  aber  um  den 
Diphthong  in  €iv(6g^  lat.  aurora  (die  beiden  r  st.  s)  verlegen  ist,  des- 
sen Nachdenken  sei  das  gleichfalls  im  Skr.  vorhandene  äuschasi  f. 
Frflhe,   Tagesanbruch  (Böhllingk  1  1141)    bestens  empfohlen.     Man 
sollte  doch  nicht  die  Wissenschaft  mit  derlei  Vergleichen  zu  Ober- 
Völkern  fortfahren,  welche  auf  der  Wagschale  der  Kritik  so  flberana 
leicht  befunden  werden.   Und  nun  gar  jener  vermeintliche  ^aegyptische 
Mnaengott  AfOT,  MOTE(l),  METI,  der  splendor  [ein  Wort  dieses 
Sinnes,  nemlich  ffiowe;  ist  allerdings  koptisch]  bedeutet,  dessen  weib- 
liche Genossin  Tafne  {J€ig>vrj)  ist',  woraus  dann  S.  38.  84  in  einem 
md  demselben  Athemzuge  nicht  nur  0oißog  (s.  Aber  diesen  KZ.  V 
293  f.)  durch  die  kleine  Veränderung  von  fi  zu  9,  sondern  auch  die 
Movcai  metamorphosiert  werden.     Als  ob  es  nicht  sprachge- 
scbichtlich  feststände,  was  Conservatoren  alter  längst. abschmek- 
kend  gewordener  Irthüraer  indes  wenig  kümmert,  dasz  in  Mmi  der 
Spiritus,  weit  gefehlt  der  ursprüngliche  Laut  zu  sein,  reine  Verder- 
bung ist  aus  dem  participialen  a  (KZ.  VI  109)!  —  Wer  wird  sich  fer- 
ner die  weibliche  Nig>^vgy  ^V  xal  Tekevriiv  »ttVAq)Qo6lrfiv ,  ivioi  di 
%al  NUr(v  ovo(Uiiov6iv  (Plut.  Is.  et  Os.  c.  12  p.  355)  als  lat.  Meeres* 
gott  Neptunus  einreden  lassen  ?  Etwa  aus  dem  nichtigen  Nebengrunde, 
dasz  Aphrodite  dem  Meere  entstieg  ?    Vgl.  näheres  bei  Prichard  Beg. 
Myth.  S.  124  f.,  wo  die  Nephtbys,  als  Venus  Urania,  entschieden  doch 
mit  dem  Wasser  nichts  zu  schaffen  hat.  —  Zu  guter  letzt  nur  noch 
eins.    Auch  die  Siiiig  (allerdings  doch  wol  zu  ^ifia,  t/^ijjm,  wie  Ge- 

23* 


342  A.  F.  Polt:  Smdieii  Mf  grIttfIteolMii  Vffkologle. 

»elx ,  Satinng  ron  festsetaen  ^  Habere)  i oll  von  Aegyptea  oaeh  €Me- 
ebenlaiKl  eingewandert  sein,  und  diesmal  berufl  iiiao  sieh  mit  eiaigom 
Schein  aaf  koptische  Wörter  von  allerdings  ihnliohem  Klange.  Neu- 
lieh  (s.  Parthey  Vocab.  Copt.  S.  376):  lusUtia  ^i/fu,  m  (d.  b.  nase.^ 
weil  ni  als  Artikel  vor  sieh  nehmend) ,  dagegen  im  Fem.  ftc^fiiji  mit 
weiblichem  Art.  ^i  davor.  Auch  ^(lato^  m,  jedoch  iiai  angeblich  mit 
Art.  O  (so  auch  S.  78,  obscbon  fuii  sonst  Amor,  amare)  instificatao, 
iustiflcare.  Abgesehen  aber  davon,  dasa  meines  Wissens  bei  den  Ae- 
gyptern  keine  Göttin  solches  Namens  nachweisbar  ist,  so  sollten  doch 
die  Herren,  welche  alles  glauben  mit  Ci taten  beweisen  an  können,  bei 
unserer  Gelegenheit  ihres  Herodot  eingedenk  geblieben  sein,  welcher 
2,50  anter  anderen  Göttern  ansdracklioh  gerade  die  Themis  als  nieht- 
a^gyplisch  ausnimmt.  Wahrscheinlich  ist  ^(ii  spätes  Lehnwort  aas 
dem  Griechischen ,  and  nur  erst  in  koptischer  Sprache. 

Halle.  August  Friedrich  Patt. 


Zweiter  Beitrag 


zur 


Zeitrechnung  der  Griechen  und  Römer 


Vou 


AngfUBt  MonmiMii. 


8. 

Zweiter  Beitrag  zur  Zeitrechnung  der  Griechen 

und  Römer. 


Erstes    Kapitel. 

Castoren. 

%  !•  Was  toCg  xoiifotg  oiioXoyovfisvog  bedeute  bei  Polybios  1 5, 4. 

Polybios,  im  Begriff  den  ersten  panisclien  Krieg  zu  erzählen, 
stellt  für  den  vornnszaschickenden  Eingang  den  Anspruch  an  sich, 
einen  geeigneten  Zeitpunkt  zu  finden,  um  von  demselben  beginnend 
den  Anfang  des  genannten  Krieges  zn  erreichen.  Hernach  fixiert  er 
seinen  Anfang  auf  ein  kallippisches  Epochenjahr,  Ol.  gs,  2  =  v.  Chr. 
387/6,  Archon  Theodotos.  Es  fragt  sich  ob  seine  Aenszerungen  ttber 
diese  a^rj  ein  Bewnstsein  verrathen,  dasz  er  hiermit  eine  Epoche  der 
kallippisehen  Enneakaidekaeteris  wihle,  sowie  Fabius  OL  8,  1  nnd 
Cincius  Ol.  12,  4,  zwei  unmittelbar  auf  einander  folgende  Jahre  des- 
selben Zeitkreises,  nnd  zwar  wahrscheinlich  mit  Absicht  benatzt  haben 
inr  Setsango-der  nrbs  condita  als  der  a^x>7  römischer  Dinge  überhaupt. 

Ehe  Polybios  den  Ansatz  selbst  beibringt,  sagt  er  1  5, 4:  Xr(jtiiov 
61  toig  xaiQOig  bfiokoyoviiivriv  %al  yrrngiiofiivriv  iffXfIv  ^ccq  Smatat, 
tal  Toig  nQayfAaai  dvvafiivtiv  atniiv  i^  avx^g  ^imQtiC^ai,  Und  dieser 
Vorstellung  von  einer  o^x^  ^>'<^  ^^^^  ^^^  *^^  Ol-  98,  2  gesetzte  Er- 
obernng  Roms  durch  die  Gallier,  welche  1  6,  2  folgt,  Genflge  gethan 
haben.  Hier  könnte  xotg  naigoig  Ofiokoyovfisvog  eine  Dativconstruction 
zu  enthüllen  scheinen:  *den  Zeiten  angemessen,^)  d.  h.  den  darzustel- 
lenden Thatsachen  angemessen  %  also  nicht  in  der  gewöhnlichen  Be- 

1)  Es  finden  sich  bei  ofUiloyovftspog  Dative.  Erstlich  beim  Ady. 
opiolayovft^ivng ,  toig  gigiifiivoig  (Xen.)  nnd  t^  <pv6Bi  (Diog.  L.),  wo  bei 
Steph.  die  Variante  by^oliymg  erwähnt  wird.  Dazu  res  Xdy«  bei  Aristo!. 
Metaph.  p.  24, 11  Brandis.  Dann  6fioZoyo«fifi-o«^  avxd  eavro»  (Piaton),  was 
wol  far  sich  au  stellen  w&re ;  indes  läszt  der  Gebranch  des  Adverbs  sieh 
aneh  ffir  bykoXnyovfuifog  in  Ansprach  nehmen.  Letzteres  findet  sieh  mit 
9^g  aweimal  bei  Aristoteles,  s.  Stephanus-u.  d.  W. 


346  A.  Mommien:  «weiter  Beitrag  sar  ZeitrecliBDBg 

dentaog  *  ontweifelhefl,  ansgemtcbt'.  Stinde  *ifotg  fuu^^  Tovroi^,  lo 
wäre  es  der  eben  vorher  §  3  erwähnte  Zeitpunkt ')  der  duißactq  oder 
der  vom  Uebergange  nach  Sicilien  bis  gegen  Haanibals  Zag  sich  er- 
streckende Zeitraum ;  aber  der  Satz  ist  vielmehr  allgemeia,  so  wie 
auch  hernach  die  negative  Wendung  §  5:  ^dssz  vom  folgenden  nichu 
fasrJich  sein  werde,  wenn  der  Anfangspunkt  Zweifel  sulasse' (ovdi  loy 
i^fjg  ovölv  olov  zs  itagadoxrjg  a^icad'ijva^  xal  nlCTSG^g)  die  gewollte 
^Sachgemäszheit'  (lotg  xaiQoig  Oßoloyovfiivtiv)  Oberhaupt  auf  alles 
folgende  zu  beziehen  gestatten  würde,  also  nicht  blosz  auf  den  erstes 
punischen  Krieg,  sondern,  da  au  die  Zeiten  des  Haniiibal  —  tov^  xot' 
^Avvlßav  xaiQOvg  —  sich  doch  die  eigentliche  Aufgabe  des  Polybios 
knöpft,  vielleicht  vornebmlich  auf  diese.  Im  letzteren  Falle  würde  der 
Leser  erst  im  3n  Buch  in  den  Stand  gesetzt  zu  sehen,  ob  wirklich  der 
Anfang  mit  Rucksicht  auf  die  Zeiten  des  UaDnibal')  und  der  Scipioaeo 


2)  So  kann  man  %aiQo£  bei  Polybios  nicht  selten  übersetzen,  obwol 
es  Singular  sein  nitiste ,  tLttiQÖg»  Polybios  braucht  naiQog  and  %aiQoi  so 
häufig,  dasz  schon  durch  diese  Httntigkeit  das  Wort  bei  ihm  von  seiner 
alten  Dignität  einbÜKSt;  so  dreimal  in  der  Beschreibang  des  Treffens  bei 
Eknomos  1  27,  1.  28,  1.  10  %axa  xov  avxov  xaiQOv.  Der  Plural  natgol 
gibt  eine  mehr  ungefähre  Bestimmung ,  welche  die  Sehftrfe  des  Siagnlars 
nicht  bat,  dessenungeachtet  aber  ziemlich  auf  dasselbe  in  der  AnweDÜnng 
hinauskommt,  i.  B.  li  41  ^es  war  die  124e  Olympiade,  als  sieb  die 
Palreer  an  die  Dymaeer  anschlössen  —  der  Zeitpnnkt  wo  (xmpol  S^ 
%a^'  ovg)  Ptolematus  Legi  und  LyaimHchus  .  •  starben;  alle  diese  nem- 
lieh  fanden  zur  Zeit  der  gedachten  Olympiade  ihren  Tod.'  Die  nai^ol 
^Momente,  Umstände,  Qelegenbeiten '  nehmen  am  Ende  so  viel  Zeit  ia 
Anspruch  als  die  Person  oder  Thätigrkeit  in  deren  Bereich  die  Momente, 
Umstände,  Gelegenheiten  gehören,  s.  B.  'meine  Zeit'  ot  lutO-'  rifuig  tat- 
9oi  sehr  häufig,  II  37,  4.  6.  8.  10  TiermAl;  «die  Zeiten  des  Agnthokles' 
xovg  nct%'  'Aya^OKlia  naigovg  I  82,  8;  ebenso  II 41,  9.  111  27. 10.  32,2. 
—  So  heiszt  «gleichseitig,  damals'  xara  tov;  avtovg  %aiQQvg,  «.  x.  ^ofh 
TOVff,  wo  man  immer  erst  das  verglichene  Factum  ansehen  muss.  nn 
KU  wissen  wie  viel   Spielraum  dem  Zeitpunkte  gegeben  sei.  3)  Bs 

Hesse  sich  behaupten  dass  die  Ueberflutung  Roms  dareh  die  GaOier  fn 
einem  näheren  Verhältnisse  anm  aweiten  punischen  Kriege  stehet  da  die 
Lombardei  und  die  Keltenatämme  überhaupt  eine  wichtige  Rolle  io  Hsa- 
nibals  Operationen  spielen ,  ein  näheres  eingehen  auf  die  keltischen  Dinge 
hier  (II  14,  2)  aber  füglich  den  Historiker  veranlassen  kann  bis  sniQ 
Brande  Ol.  98,  2  hinaufzusteigen ,  welcher  auch  erwähnt  wird  II 18,  ?•  6 
vgl.  22,  4.  28,  7.  Aber  dasz  der  gallisohe  Brand  nun  hier  etwa  erst  im 
vollen  Lichte  als  die  wahre  and  rechte  af^z^  erseheine  und  gleichsaai 
in  seine  Rechte  eingesetzt  werde,  davon  ist  keine  Spur,  vielmehr  heisst 

-  "  *-   '     -'-  ^*  -"-    '      *        '      ' '    *^    '       iotovv,  oUa 

ytatanfnltiy' 
^       Wene 

'dennoch  das  erste  nennenswerthe  Factum  die  gallisohe  Glades  ist  (nicht 
das  ans  Liv.  V  34) ,  die  späteren  Züge  aber  von  ihr  ab  in  Jahren  be- 
stimmt werden  (Pol.  II  18, 6  ff.),  so  dasz  die  Clades  fdglich  als  sicherer 
Anfangspunkt  der  Keltengeschichte  beaeichnet  sein  konnte,  so  wird  der 
unbefangene  Leser  eben  daraus,  dass  sie  so  nicht  beaeichnet  wird ,  den 
Sohlusa  ziehen,  Polybios  habe  die  Wahl  der  d^xV  I  6  ^^^  ^^  .j^ 
II  18  f.  nicht  in  Besag  seUen  wollen,  sondern  aei  an  jeder  der  betdea 


d«r  Gridehen  und  Röner.  347 

scfaicklich  gewihlt  sei,  niid  Polybios  hatte  4eu  Leaef  gar  lango  tmt  daa 
ofioloyovfuvov  totg  xaiQoiq  warten  lasacn,  aucli  ihn  hier  —  l  6  ff .  — 
gMT  Dicht  einmal  ^etrdstet,  durch. einen  Wink  dasK  es  spiter  deutlich 
genacht  werden  solle,  hier  aber  nicht  der  Ort  sei,  wie  Polybios  sich 
soost  wol  entscheldigt.  Das  also  wollte  Polybios  nicht  sagen,  sondern 
jene  a^i}  sei  angemessen  für  den  ersten  puniscben  Krieg,  und  diesen 
bstte  er  nach  bei  ra  f|%  besonders  im  Auge?  Aber  statt  die  sachliche 
Besiehttttg  des  Anfanges  Ol.  98,  2  zan  ersten  pnnischen  Kriege  so  ur« 
gieren,  erklärt  Polybios  vielmehr  den  Beginn  desselben  ohne  weiteres 
(ij/tlmg)  berichten  zu  wollen  und  lehnt  den  Causa Inexns  (aixtaq  aliia» 
htiir[tova7]g)  höher  hinauf  ab.  Nicht  als  ob  die  ccqxi  Ol,  98,  2  fQr  den 
ersten  panischen  Krieg  unpassend  wäre,  da  sie  am  Ende  für  jede  nach« 
aliensische  Machtauszernng  Roms  sich  eignet,  eben  darum  aber  nicht, 
als  in  näherem  Verhältnisse  zu-  den  Zeiten  des  ersten  puniscben  Kriegs, 
gewihlt  sein  kann.  Man  müste  also  die  xaiQol  von  der  gallischen  CIs« 
des  bis  zum  ersten  puniscben  Kriege  verstehen,  welche  128  Jahre  gana 
kurz  durchgegangen  werden  in  Kap.  6:  der  historische  Gehalt  dersel- 
ben sei  Roms  allmähliches  emporkommen;  da  sich  dasselbe  an  die 
verwondene  Clades  knüpfe  und  diese  daher  die  objeetive  ciqx^  ''^ 
avvctv^0s<0g  (I  6,  3)  bilde,  so  habe  ein  Antor,  welcher  die  Kraflent* 
faltung  der  Römer  üherblicken  wolle  ^),  seine  subjective  Wahl  auf  je- 
nen durch  die  Thatsacheu  gegebenen  Anfang  hinlenken  müssen  ^) ;  es 
sei  also  die  gewählte  UQX'q  eine  den  Zeiten  {KatQoig)  deren  Anfang  sie 
bilde  angemessene  (ofioXoyoviiivrj) ,  und  da  die  cvvav^tjaig  mit  dem 
ersten  ponischen  Krie^^e  noch  fortgehe  und  auch  weiter  nur  immer  zm- 
nehme,  fibersll  ein  guter  Anfang  römischer  Geschichte  und  des  poiy- 
bianischen  Werkes.  —  Nun  liegt  es  schon  in  dem  Begriff  eines  histo- 
rischen Ausgangspunktes,  dasz  er  mit  dem  historischen  Stoffe  stimme, 
dasz  man  eben  mit  dem  Anfang  anfangen  müsse;  wogegen  eine  andere 
von  Polybios  verlangte  Eigenschaft  (synchronistische  Darstell barkeit) 
mehr  gibt  als  in  dem  Begriff  einer  iQ%ri  schon  liegt.  Auch  zeigt  sich  ein 
kleiner  Zwiespalt  der  Regel  I  5,  4  und  ihrer  Anwendung  I  6,  3.  Denn 
wo  Folyhios  seine  allgemeinen  Vorsätze  faszt,  da  stellt  er  die  objee- 
tive Harmonie  der  cr^^if  mit  den  Zeiten  nnd^der  Zeitgeschichte  —  daa 
ofLokoyiiadtii  totg  xatgoig  —  voran ;  hernach  aber  im  Detail  Ifiszt  er 
mehr  nebenher  verlauten  dasz  hier  auch  eine  Art  Anfang  römischer 
Hachlentwickelung  sei.^    Ob  also  mit  totg  %aiQOig  OfioXoyoviiivrjy  die 


SteOen  unabhängig  seinen  beaondern  Weg  gegangen.  Dasz  die  nQXfl  I  0 
lediglich  Koma  Entwicklung  angehe,  siebt  man  auch  aus  I  12,  7.  8. 

4)  V^.  I  12,  7.  8.  Es  ist  dasselbe  Motiv  das  den  Thnkydides  I  89  aaf 
die  Geschichte  Athens  fährt  (ot<p  tgoTCt»  ijk&ov  ixl  %ä  ngäyiutta). 

5)  Vgl.  von  einem  andern  Anfangspunkte:  fidlufza  dl  ttno  tovtmv  ije- 
yint^a  tmv  xatqSv  dtä  to  »ai  v^v  tvj^ijv  aaavfl  nenaivonoirjndvai 
Kdwra  td  naxd  t^v  oUov^vnv  h  totg  nQOBiQpiitvQtg  mi^Iq  IV  2,  4. 

6)  16,  2  f.  raimxai  dh  ««tö  ngdtog  sXovxsg  avxifff  %riv  'Poifkiiv 
%rttti%9V  nliiv  tov  Kanizmliov.  nQog  ovg  «Ofri}ea^vo(  PtofucSot  e«o»- 
9ds  »dl  duiXvöiig  BvdoKOviiipag  raXtkuig,  wd  yBv6iuP0$  »dUv,  d^tX- 


348  A.  Momiiuen:  sweiler  Beilrag  tar  Zeitrcchnong 


AagomMfoiilleit  vorgeschrieben  werde  ^  bleibi  zweifelbafll 
and  dieger  Zweifel  mehrt  sich  durch  folgeodes. 

Der  a^X^  toig  naiQoig  oiiolfyyovfutvi]  %al  yvaQiioiiivri  nag*  Stnactv 
in  j|4  steht  in  §  5  gegenQber  die  ayvoovfiivti  tj  i(i(piaßr[tov(U>ni,  Der 
Gegensats  von  i(ig>§aßritov(Uvog  ^zweifethaft'  and  ofioloyoviiivog  *  an- 
sweifelhafi'  ist  ein  bekannter. '')  Folgen  wir  ihm,  so  beisat  ofkoloyov- 
(tevog  nicht  *  sich  anpassend  an  etwas  (n^g  xi  Aristot.) ,  einer  Sache 
(nvl)  entsprechend',  sondern  'anzweifelhafl',  welche  Bedealnng  bei 
weitem  die  gewöhnlichste  ^)  ist.  •  Bestätigend  kommt  hinan  daaz  das- 
selbe Wort  von  derselben  Sache  eben  im  gewöhnlichen  Sinne  folgt; 
Polybios  will  dem  Leser  eine  ofioXoyovfiivti  doger  (eine  jede  Meinungs- 
verschiedenheit ansschlieszende)  darbieten  in  Betreif  seines  Anfangs- 
punktes. ')  Und  dahin  führt  auch  eine  mit  der  unsrigen  vergleichbare 
Stelle.  ^<») 

Hiernach  gftbe  toig  ntuQoig  die  Beziehung  an,  in  welcher  oder 
dareh  welche  der  Anfang  ein  pnzweifelbafler  wäre.  Eine  ff^i}  hat 
80  gut  ihre  objective  Seite  als  Anfangsfactum  (III  6,  7),  wie  ihre  sab- 
jeetive  weil  der  Schriftsteller  hier  zu  erzählen  anfangt  (I  3,  5).  Die 
Zeitbestimmnng  gehört  zu  letzterer,  sofern  sie  ein  Darstellungsmiltel 
des  Schriftstellers  ist.")  Da  nun  Polybios  (1  5, 4  Irpniov  di  xtI.)  sich 


niaxms  trjs  natgidog  iyxQCcteig^  xcrl  Xaßovtsg  otov  ff^^^v  tijg  tfvv4xt*|j9- 
aeatg,  inoXifiovv  iv  zoig   i^^g  x^o'ygtff  iCQog  tovg  daxvyBlxovag.  7) 

8.  Stephanus  n.  hjuoXoym,  8)  Ob  es  bei  Polybios  eine  Stelle  gibt, 

wo  bfkoXoyoviLi^vog  xivl  =z  'einer  Sache  entsprechend'  vorkommt,  ver- 
mag ich  niobt  za  saeen.  In  den  drei  ersten  Büchern  haben  ofioX^Y^v- 
fiivtog  und  of/koloyQVfitvog  die  gewöhnliche ^  ßedentnng  des  aoerkanoten 
nnd  anlengbaren;  das  Adverbinm  I  55,  8.  8H,  4.  II  50,  8.  IH  28,  2. 
47,7.  9.  105,  9.  118,  8:  das  Adjectiv  OfUiXtyyovuivoi  1  70,  7.  II  (52,  10. 
III  1,  5.  4,  3.  12,  2.  14,  10.  21,  10.  30,  I,  2.  85,  9.  111,  7.  Einen  Be- 
leg ans  Poljbtos  für  den  üblichen  Sinn  mit  beigefügtem  Insimmentalla 
weiss  ich  Indes  anch  nicht  beizubringen;  doch  ist  für  den  üblichen  Stau 
mit  angefügter  Beziehung  ein  Beleg  weniger  nöthig  als  für  die  seltene 
Bedeutnng  ^angeschlossen  an';  eine  dynamische  Beziehung  Jcann  mehr 
nach  Willkür  hinzutreten ,  wenn  nur  die  herkömmliche  Bedeutung  bleibt. 
'Dynamisch'  meine  ich  in  dem  Sinne  wie  K.  W.  Krüger  in  seiner  griecfa. 
Sprachlehre  das^  Wort  braucht.  9)  Pol.  I  5,  5  x^g  yap  oiQX^^  dy^ooo- 
lievfjg  ^  aal  vi;  Ji*  afi^i(jßrixovfi.ivri<:  ovSh  xfSv  e^tjg  ovilv  ofov  xe 
nai^dox'^g  ei^uod'ijvai  %al  nicxsmg*  oxav  d*  ij  nfgl  xavxrig  o.uoXoyov- 
pkivri  xaQaenBvaa^"^  do{a ,  xox'  fjSrj  xcrl  nag  6  cvvfxh^  Xoyog  dnodoxijg 
tvyxdvei,  na(^  xoCg  dnovovoiv,  10)  III  1,  5  ein  (gewisser)  Zeitraum 
habe  einen  bekannten  Anfang,  eine  fixierte  Dauer  und  einen  unbestrit- 
tenen Schlusz,  xifv  dgxv*  yvfOQitofUvrjv  x«l  xov  XQÖvo9  toQia(tivo9  nutX 
tqv  avvxiXuav  oi^oXoyoviiivxiv,  11)  Mehrere  Anfangsthatsachen  (a^- 

X^l)  fallen  dem  Zeitrechner  zusammen  in  ^inen  Anfangspunkt  (a^X'i)« 
aber  ebenfalls  dem  synoptischen  Blicke  des  Universalhistorikers ,  der 
hier  mit  dem  Chronologen  Hand  in  Hand  geht.  8o  erwähnt  Polybios 
III  1,1.0  mehrere  factische  Anfänge  als  dgxtt^;  aber  seiner  Gesamt- 
anschauung  nnd  chronologischen  Messung  sind  sie  nicht  ein  yieles,  son- 
dern eine  dgx^  §  5  u.  9.  —  Da  nun  an  unserer  Stelle  I  5,  4  die  dgx^ 
mehrere  Facta  (nQoyfJkuxa)  enthalten  soll  und  auch  wirklich  hernach  deren 
drei,  ein  römische«,  ein  hellenisches  und  ein  sieilisches  genannt  werden,  so 


der  Griedioa  aod  fltaier.  849 


»eine  sobjaelire  Anffabe  stelll ,  ao  scheisl  die  UnbMlrilteik 
h«it  des  Aufaogspuokles  faglioh  «of  die  Orienlieriug  desselbeo  in  der 
Zeit  bezogen  werden  xn  kAonen,  sowie  aaob  1 3, 1  beginnt:  af|tt  H 
Tifg  n^yiiMfilug  i^iv  tüw  (kkv  XQOvmv  olvfuuag  bunoövfl  tc  nal  tct- 
X9cifu%ö0viqj  zmv  il  j^o^cidv  %%L  Der  Gegeiisats  von  %qivoi  and  jk^- 
lug  indet  aich,  jedoeh  weniger  scharf,  anoh  an  unserer  Stelle  in  xa^- 
f^  und  nf^y^una. 

Wer  dagegen  sich  aaf  die  objectire  Seite  stellend  ^  ein  dnreb  die 
besonders  nnglQcklichen,  gefährlichen  Umstllnde  anerkanntes^')  An* 
fangsfactnm'  rerstfinde,  wQrde  mit  demselben  Rechte  *ein  dnreb  die 
besonders  glückliche  Befreiung  aus  der  Noth  denkwflrdiges '  (1  6»  3 
^cvofMiPoc  Tcihv  ivtXnlaxioq  tijg  naxqldog  fyH^axeig)  verstehen  können; 
auch  war  die  Bedentoamkeit  der  UmsUnde  des  Faotums  (des  gallischen 
Brandes),  mochten  sie  noch  so  erschütternd  gewesen  sein,  doch  nicht 
weseotlioh  genug  für  die  a^i^  um  sie  mit  Itpniov  dh  roig  na^gotg 
vorauustellen.  In  der  Reihe  der  Thatsachen  hatte  die  Ueberflntniig 
der  Barbaren  vornehmlich  deshalb  ein  Anrecht  die  a^i}  an  werden, 
weil  von  ihr  abwftrta  sich  eine  constantere  Machtvermebrnng  der  StadI 
neigte. 

ToSg  xfti^oi^  oiioloyovfiivfiv  ist  also  vielmehr  auf  die  Zeitbeatim^ 
mnng  an  beaieben,  *in  Betreff  der  Zeiten  unsweifelhaft'  und  swar  in 
Betreff  der  historischen  Zeiten  wo  (natgol  xa^^  ovg)  die  Sache  hingen 
hdrt,  oder  swischen  welche  sie  gehört.  Polybios  bestimmt  seine  a^i} 
nach  Aegospotamoi  und  Lenktra,  zweien  Abschnitten  in  der  Gesohiehla« 
tafel  des  Eratosthenes.  Wir  lernen  von  ihm  wie  sein  Anfangsaeitpunkt 
sieh  verhalte  zu  den  Zeiten  des  Lysander  und  Epameinondas  (also  roSg 
»a9u  jivaavd(^ov  %ai.QOig)  und  zwar  genau  aufs  Jahr,  ohne  dasz  doch 
der  convenlionellen  Zeitrechnung  (xQovot  V  1, 1)  gedacht  wird;  denn 
daa  Olympiadenjahr  wird  nicht  genannt.  Die  Absicht  nun  seine  iifxi 
nach  anderen  schon  im  Zusammenhange  Qberschauten  Thalsachen  za 
orientieren,  so  sie  für  die  Universalgeschichte  gewinnend,  die  Absicht 
ganz  Historiker,  nicht  Chronolog  zu  sein  und  doch  das  Jahr  mit  der 
Genauigkeit  eines  Zeitrechners  zu  fixieren,  diese  Absicht  hat  den  Aus- 
druck Toig  %aiifotg  6iu>loyovnivfiv  veranlaszt  statt  toig  x^ivoig;  denn 
es  ist  eben  nur  eine  Verschiedenheit  des  Ausdruckes  und  Standpunktes, 
im  Resultat  aber  ziemlich  dasselbe. 

Toig  TuxiQotg  ^in  Ansehung  der  Zeit^  ist  also  ein  adverbialer  Dativ 
wie  Tcji  ovTi,  ^(fy^y  ^99  aQid'fip^');  vgl.  Flut,  de  fort.  Rom.  10  (11  p. 

könnte  man  engen  daaz  dgxi^  offenbar  hier  den  sie  alle  vereinigenden 
Anfangspunkt  bedeuten  mttBse.  Aber  der  Antnlkidasfriede  und  die  Bein- 
genug  von  Bhegion  sind  keine  Anfänge ,  die  weiter  verfolgt  werden  sol- 
len, sondern  bloss  der  synchronistiachen  Orientierung  wegen  da.  12) 
Auch  ist  es  wol  sprachlich  nicht  ohne  Bedenken  tots  %iu(foig  o/»oloyoo> 
luwrjv  so  zn  erklären;  oiAoloyovpkivog  ist  ein  schlechter  Wegweiser  fUr 
diese  Bedeqtnng  (luui^i  c=3  'Noth'),  wogegen  totg  lUUQOig  (t%mv  (dnroh 
«die  schlimme  Lage  gezwungen)  oder  «»o  tmv  ma^oy  cvynXiiofUvog  III 
0,  7.  II  00,  4  u.  dgL  Ausdrücke  in  sich  selbst  die  Fingerzeige  enthal- 
ten wie  man  neu^ot  nehmen  müsse.        13)  6.  Krüger  gr.  SprachL  §  48, 


350  A.  Monsaoi:  «weiter  Beilrag  aer 

« 

376  Telw.)  Al^uilnog  m^  w  K^ißfuii  toig  XfovBi^  ^re^Foiw^.  ")^  Den 
SioD  von  toig  nai^foig  6i»oloyoviuvog  findet  nen  bei  Diodor  I  3  to  dtf^ 
%Qi߀»lUvov  Totg  XjffQvoig  [xi^tfuinf^p  iau]  rov  fii|M  yiyvmanofLivw 
xlatv  btQax^  naiffoig^  wo  ttaiQoi  nnd  X9^^^  ^^^  ***  Ansdracke  sich 
nnteracheiden.  Eben  so  sind  beide  Wörter  Synonyme  bei  Polybios  U 
62,  3.  4  iya  yaq  ov  liyn  fun^  imlvovg  t9vg  xpovov^  .  • .  ill  h  loi^ 
%a&'  ^(läg  »aiQoig  xrl.,  «och  111  1,  10.  Wie  gans  temporal  xai^o/  gt- 
braaebt  ist,  zeigt  aueh  der  Dalivas  tenporis  III  10,  3  slati  xmi 

Dennocb  wird  man  den  Unterschied  der  farblosen  x^^^  ^^^  ^^ 
lebenvolleren  Katgol  *^)  nicht  aufgeben  darfen.  So  wird  einer  aichts- 
sagenden  und  geistlosen  OlympiadensifTer  (x^*^)  ^^^^  v^  Bedentong 
verlieben  durch  die  Zeillfiufte(x4»poO  in  welche  die  Olympiade  gehört, 
II  41,  3.  Man  könnte  sieh  einen  Hergang  denken,  von  dem  man  nit 
hinreichender  Genauigkeit  wüste,  wann  er  in  den  Verlauf  der  Tfait- 
sacben  (in  die  tmi^C)  eingetreten  sei,  dessen  Olympiedenjahr  anioffe- 
ben  aber  dennoch  ein  griechischer  Autor  in  Verlegenheit  gewesen  wäre. 
Wer  den  Sommer,  ja  den  aegyptischen  Monat  kannte,  dem  ein  TrefTeo 
angehört,  weiss  darum  noch  nicht  immer  das  Olympiadenjahr:  denn  ia 
demselben  Sommer  schliesit  ein  voriges  und  beginnt  ein  folgendes, 
SchlusB  und  Beginn  können  in  denselben  aegypiisoben  Monat  fiUen; 
es  wäre  also  jenes  Treffen  xotg  tutiQOig  &Qiaiiivov  nnd  doch  ta^  x^ 
voig  ififptößfitwfuvov ,  wenn  man  das  Beispiel  auf  diese  Spitse  trei* 
ben  darf.  Denn  meistens  wird  ein  historisch  orientiertes  Factuai  auch 
wol  chronologisch  bestimmt  sein.  Genug  in  Polybios  Ausdruck  m^ 
»oi^of^  liegt  swar  nicht  eine  Andeutung  von  schwanken  ober  die  Zeil, 
wol  aber  ein  ginzliches  absehen  von  conventioneller  **)  2eitrediooBg< 

Hiernach  darfle  die  Frage  ob  in  dem  Ausdruck  xolg  nuu^k  ^^ 
kayiWfUvfiv  eine  Beziehung  auf  die  Epoche  der  kallippischea  Snaa»- 
kaideknöteris  zu  suchen  sei  nur  verneint  werden  können.  Äai^ohie 
weiteres  hat  nichts  mit  dem  technischen  oder  natarlicben'O  Laafeder 


15  A.  17  ttod  40^  4  A,  2.  14)  Bei  Passow-Rost  u.  t9^^^  ^^J^' 

sserdam  laokr.  11,  86  citiert,  wo  aber  «cbwerlich  to^  xqopoig  l^«o<'€ 
*in  der  Zeitreohnang  falsch*  sasammengehört ,  vielmehr  ws  %9^^^ 
j^r^^MS  cff'  Ti(  aitoMiBU9  (vermittelst  der  Zeiten  kann  man  leicht  d*cI1' 
weisen)  vov;  loyovg  ^(vSsCg  09tag  (dasz  ihre  Darstellong  fklseh  sei). 
15)  Vgl.  xitg  nett'  'Avwißw  irpoin^  III  6,  1  mit  xo^g  «w  '^«^«*,ff* 
eovff  in  27,  10.  16}  Etwas  convenUonelles  ist  s.  B.  der  ordenUiebe 
Wahltormin,  6  lurTa  rag  ti^x^i^^ütg  t^ovog  I  52,  2;  nnd  ebeafaU«  von 
Bebördenweobsel  ovto(  yap  if*  6  t90Pog  III  70, 7,  allcrdiiigs  'die  i^bt« 
Zail%  aber  nicht  eine  dnrch  die  Veriiftltnisse  erst  gemachte.  Doch  fiade 
ich  bei  DIpa.  Hai.  X  54  dpzatQ^Mimv  %ai^  nnd  Plat.  Osm.  10  f»«^ 
ft'ttv  Kcri^o«,  welche  AnadmckiiweiM  meiner  Ansicht  nach  wenigier '<^ 
Keh  Mt  17)  Seine  von  Herodian   als  attiadi   erwShnte  Bedentm« 

^Sommer*  erlangt  ««190?  insofern  es  Überhaupt  eine  ganstige  ^*^J^^ 
ao  wie  denn  aueh  wol  richtiger  Heeyehlns  sagt:  m^  hüpg,  nm^  ^^\ 
ve  l«e  Md  vd  ^o(,  also  die  gute  Jahi«aaeit.  wogegen  Herodian  lesrt. 
hm^  i^  /»iW  t^  #^S  Ux^»LOi\  Dicht  in  EM^ng  mit  Moeni: 


l 


d«r  GrieAiD  nad  Umir*  3&1 

Zeil  f«»eia;  es  »äste  «iisdrficklicll  angegebes  seia  dtn  hier  Wende- 
paokte  der  Clironologia  gemeint  waren,  an  welehe  die  iffpl  CKge- 
achiossea  sein  aolle  —  denn  die  Dalivconatruclion  wftre  wol  dann  vor» 
auieben. 

Die  Ueberaetftang  der  Sielle  wäre  also:  ^man  masz  einen  Anfangs* 
ponkl  wählen,  der  in  BetrelT  der  Zeii  unangefochten  and  allbekannt  ist 
and  durch  die  Thatsaeben  (welche  er  enthftltj  aas  aioh  selber  ansehao^ 
lieh  gemacht  werden  kann.'  Mit  Rechi  ist  nach  ajteiai  in(erpnngiert; 
die  Tor  a^xifv  hergebenden  Eigenschaften  treten  snsammen  nnd  dem 
%etl  toig  7t(ftty(i4i0i . .  ^e^Qsic^ai  gegenüber.  Ob  man  xoig  xaigoig 
auch  noch  aaf  yviOQiiofUvtiv  besiehen  müsse  (nnd  tmt^'  aitaaiv*^}  aneh 
tto^h  aaf  oiiLoXoyoviiivfiv)^  scheint  nicht  von  Belang.  Die  aQxtl  selbst 
ist  nichts  factisches,  sondern  der  Anfangsstandpnnkl  des  Historikers 
Polybios  und  der  Anfangsseilpunkt  des  Chronologen  Polybios,  so  dasz 
yva^oiiivtp^^  mag  man  xotg  xcuffotg  hinsuziehen  oder  nicht,  tnnichst 
nicht  anf  das  Factum  geht,  sondern  auf  den  Zeitpunkt,  der  nicht  bloss 
wegen  seiner  Anlehnung  an  die  denkwürdige  Brobernng  der  Stadt 
durch  die  Gallier,  sondern  auch  als  solcher  um  Jahre  danach  zu  sib* 
lea  ")  ein  bekannter  und  berühmter  war. 

S  8.    Die  Aegoapotamoi-SeUaolit  kommt  auf  OL  93, 8. 

Also  historisch  orientiert  (16,4)  wollte  Polybios  seinen  Anfangs- 
zeilpnnkt  darbieten;  historisch  orientiert  nach  Thatsaeben  (I  6,  1.  2) 
hat  er  ihn  dargeboten,  auf  eine  bestimmte  Sitte,  wie  die  Athener  oder 
die  Achaeer  oder  die  Aegypter  Jahre  und  Monate  zählen,  dabei  nicht 
Räcksicht  genommen.  Indes  versteht  es  sich  von  selbst  dasz  er  von 
einem  Jahre  welches  dauerte  als  dem  I9n  nach  der  Aegospotamoi- 
sehlacht,  dem  16n  vor  der  leuktrisehen  nicht  reden  konnte,  ohne  eine 
filierte  Vorstellung  von  dem  zu  haben  was  ein  Jahr  sei,  und  sicherlich 
eine  solche  die  er  seinen  Lesern  auch  zntrauen  konnte.  Je  mehr  wir 
ihn  als  Historiker  verfahren  lassen,  desto  weniger  können  wir  ihm 
den  coBventionclIen  Apparat  der  Zeitrechnung  entziehen,  weil  er  um 
jene  J9  and  16  Jahr  an  die  Facta  anznschlieszen,  das  conventionelie 


m^tt  hovq  *Ax%iw>C'  vMiQoq  hovi''ElXrivig »^  s.  Stephanns^  u.  xaipog.  Bei 
Polrbios  scheint  es  III  107,  1  für  ^igos  zu  stehen:  xov  fihv  ovv  %$i' 
fi«Bt>a  x«l  xriv  ia^9^v  £qclv  dfCiiHvotv  avrierQenOTtBdsvovttg  dXXilXoig' 
^Sn  öl  TtaQaöiöovtog  xov  xaigov  trjv  ix  rmv  inetBimv  xugntSv  %0Q7iy(av 
xr«.  l>^t  Zusammenhang  führt  dahin.  Aber  wo  nichts  leitet ,  kann  xat- 
pog  nicht  eine  im  gewöhnlichen  Laufe  der  Din^e  eintretende  Zeit  sein. 
Die  Griechen  zeigen  dies  auch  in  ihrer  kindlichen  Weise  an  durch  die 
Daemottien ,  den  persönlichen  Kairos  nnd  Chronds ,  im  Dichtergebranch. 
18)  Vgl.  tov  xuQa  toig  noXXoig  Ifyofiivop  acnovdov  nolifiov  1  65,  6. 


9a^'  Sautci  so  erklären  würde  neben  ofioXoyovftffo^  xal  n^oB^Xag  II 
45,  3.         10)  Vgl.  L.  O.  Bröcker  Untersnchnngen  S.  193.    Pol.  II  18,6ff. 


352  A.  MomoiiM:  swMler  Bailrif  mt  ZeitrechDaog 

Dtlam  dieser  Fiele  braedite.  Fictenjehre  sind  Adelo-Jehre.  Het  eUo 
Polybios  solche  Adeto-Jahre  gewollt?  er  hille  ihre  Bildung  dea  Leeer 
enbeingesteltt  and  bei  diesem  die  Kenntnis  der  beiden  ScbUebICage, 
oder  wenn  sie  nabeliegend,  etwa  gar  identisch  waren,  eines  der  bm- 
den  vorausgesetzt.  Folyhios  setzt  nicht  viel  voraus  bei  seinem  Leser, 
Damentlich  scheint  er  die  buntscheckige  Menologie  der  Grieeheo  su 
vereieiden  und  sich  lieber  an  Fixsternaufginge'^)  tu  halten.  Okee 
Zweifel  verlangte  er  nicht  vom  Leser  dass  er  das  Datum  der  Ae^os- 
potamoi-  oder  Leuktraschlacht  wissen  solle,  gestattete  ihm  vielmehr, 
wo  in  dem  polybianischen  Werke  von  Jahren  die  Rede  war,  an  Olym- 
piadenjahre zu  denken,  deren  er  selbst  schon  erwfihnt  hatte  (I  3^  1.  6, 
1).  Wer  nur  die  Olympiadenjahre  der  beiden  Schlachten  kannte  ,  den 
muste  Polybios  als  hinreichend  befähigt  betrachten  um  den  gewusscb- 
ten  Anfangspunkt  sn  finden. 

Wir  wollen  uns  also  einen  Freund  der  Geschichte  denken,  etwa 
einen  des  Griechischen  mfiohtigen  Römer,  welcher  eine  in  Olympieden- 
jahren verzeichnete  Geschieh  Uta  fei  in  der  Hand  den  Polybios  zu  aiu- 
dieren  begann  und  das  19e  Jahr  nach  dem  Aegospotamoi-,  das  16e  vor 
dem  Leuktra-Olympiadeiijabr  fixieren  wollte.  Letztere  Schlacht  miU  in 
Ol.  102,  2  =  V.  Chr.  371/0.  Erslere  wird  OL  93,  4  =  v.  Chr.  405/4 
(Archen  Alexias),  z.  B.  in  den  August  406'*)  gesetzt:  sie  muss  «ber 
OL  93,3  =  V.  Chr.  406/5  (Archon  Kaüias)  gesetzt  werden,  wenn  der 
römische  Schüler  des  Polybios  nicht  in  Verlegenheit  kommen  soll. 
Gesetzt  nemlich  er  gienge  von  OL  93,  4  aus  und  hielte  dies  Jahr  für 
das  erste  von  den  19,  so  erhielte  er: 

OL  93,  4;  94, . . . ;  95, .  . . ;  96, . . . ;  97, . . . ;  98,  I.  98,  2 
1  V  IX         XIII       XVII     XVIII   XIX 

als  das  gemeinte  19e  Jahr  OL  98, 2  =  v.  Chr.  387/6:  benähme  er  sieh 
nun  eben  so  bei  der  llinaufzahlung,  wieder  das  Lenktrajahr  OL  102,  2 
für  das  erste  der  16  nehmend ,  so  hätte  er 

OL  98,3.  98,  4;  99,...;  100,...:  101,...;  102,1.  102,2 
XVI     XV       XIV        X  VI  11         1 

als  das  gemeinte  16e  Jahr  OL  98,  3  ==  v.  Chr.  386/5,  also  ein  anderes 
als  .vorher  und  würde  über  diese  Verwirrung  leicht  etwas  verdriesz- 
lieh  werden,  da  bei  der  augenscheinlichen  Sorgfalt  des  griechischen 
Meisters  Polybios  und  dem  nachrechnenden  Fleisze  des  römischen 
Schülers  nur  Widersprüche  sich  ergeben  hallen. 


20)  Pol.  I  37,  4.  II  16,  9.  III  54, 1.  V  I,  1.  —  Ein  tropische«  Son- 
nenjalir  würde  man  ihm  vielleicht  am  liebsten  beilegen  wollen^  vom  Som> 
xnersolstitium  laufend,  nuabhän&rifi^  vom  Monde.  Allein  wo  er  einfach 
Olympiadenjahre  nennt,  da  bleibt  es  bedenklich  tropische  untersnschte« 
ben ,  80  wenig  wie  eine  verwandte  Vorstellung:  Boeckhs  Mondcjelen  S.  50 
Beifall  verdient.  Vgl,  Synkellos:  17  xar*  etvtov  (Koooißov)  6l^furtag 
ngeSn^  haz9^  t  dtp'  ijglSmTiVBg  eigii-fitiv  xi  doxovfftv  augißiiSe  jf^ovtxdf^. 
xavTU  *Agt6t6drifiog  ttftOQS^  xofl  avvmda  tovtoi  Tlolvßiog^  K.  F.  Her- 
mann gr.  Antiq.  11  49,8.  21)  von  Emil  Müller  de  Xenoph.  bist.  Gr. 
parte  priore  S.  63  mit  betgesetatem  Fragezeichen. 


dtr  Grieeben  aod  R5mor.  353 

NaIArlieb  er^t  ei  dem  mitreohnenden  ^r  nicht  besser,  wem  er 
die  beiden  Termiualjabre  Ol.  93,  4  und  Ol.  102,  2  nicht  einreebnet,  sie 
selber  als  die  nullten,  als  die  ersten  aber  Ol.  93,  5  und  Ol.  102, 1  an- 
seist. Denn  es  ergeben  sich  dann  abermals  verschiedene  Jahre  Ol.  98^ 
3  and  98, 2,  da  sich  doch  nur  ein  and  dasselbe  Jahr  ergeben  soll. 

Gestattet  er  sich  nan  den  einen  Terminus  einzuschlieszen,  den 
andern  aassnschlieszen,  so  bringt  ihm  Einseht asz  von  Ol.  93,  4  nnd 
Ansschlnss  von  Ol.  102,2  allerdings  das  identische  Jahr  Ol.  98, 2:  allein 
da  die  Voranssetzang  war  dasz  er  bloss  das  Olympiadenjahr  der 
Schlachten  kennen  solle,  so  konnte  er  den  Ein-  und  Aosschlusz  aaeh 
nrakehren,  in  welchem  Falle  er  wieder  nicht  Ol.  96,  2  sondern  98,  S 
erliilt. 

Vor  diesen  Zweifeln  war  er  sicher,  wenn  wir  uns  die  Schlacht  bei 
Aegospolamoi  in  der  Geschichtsübersicht,  die  er  mitbringen  soll,  anf 
Ol.  93,  3  gesetzt  denken.  Denn  mag  er  es  nun  mit  den  Terminalien 
halten  wie  er  will,  nur  eine  einzige  Methode  gibt  ein  identisches  Jahr 
und  zwar  Ol.  98,  2  :=  v.  Chr.  387/6  (Arcbon  Theodotos).  Denn  ]) 
Ol.  93,  3  als  0,  102,  2  als  1  gibt  zwei  Resultate,  Ol.  98,  2  and  3,  ist 
also  falsch.  2)  Ol.  93,  3  als  1,  102,  2  als  0  gibt  zwei  Resultate,  Ol. 
98,  1  und  2,  ist  also  falsch.  3)  Ol.  93,  3  als  1  und  102,  2  als  1  gibt 
zwei  Resultate,  noch  divergenter  als  die  vorigen,  Ol.  98,  1  und  3,  ist 
also  falsch.  4)  Ol.  93,  3  als  0  und  102,  2  als  0  gibt  einzig  und  allein 
das  identische  Jahr  des  Theodotos. 

Wenn  ein  anderer  aus  den  Historikern  ersah,  in  welchem  Sommer 
(in  welchem  Kriegsjahr)  die  Schlachten  vorgefallen,  dasz  bei  Aegos- 
potamoi  im  Sommer  406  v.  Chr.  und  bei  Louktra  371  v.  Chr.  gekämpft 
worden  sei,  so  entstand  dieselbe  Verlegenheit.  Die  IdentiPicicrung  des 
19n  von  oben  mit  d^  16n  Jahre  von  unten  stellt  18  obere,  das  eine 
zu  suchende  Alliajahr  und  15  unlere  insgesamt  34  Jahre  auf;  34  Som* 
mer  also  sind  auszuzählen  um  den  gesuchten  zu  ermitteln.  Aber  von 
405  bis  371  V.  Chr.  sind  35  Sommer''),  diu  der  Terminaljahre  einge- 
rechnet. Folglich  miisz  ein  Terminaljahr  wegbleiben.  Aber  welches? 
Dazu  musz  man  wieder  sagen  können  ob  das  determinierende  Factum 
in  den  Vorsommer  oder  Nachsommer  gehöre,  man  musz  also  mehr 
wissen  als  blosz  das  Kriegsjahr.  —  Aber  schwerlich  wollte  Polybios 
seinen  Leser  bei  Itog  an  irgend  etwas  anderes  denken  lassen  als  an  die 
gewöhnlichen  Olympiadenjahre.  Er  hat  seine  faclische  Bestimmung 
gerade  so  eingerichtet,  dasz  abj^esehn  von  wenigen  Tagen  die  Adalo- 
Jahre  vor  Leuktra  als  gewöhnliche  zu  betrachten  sind,  weil  diese 
Schlacht  am  5n  Hekatombaeon  ist  geschlagen  worden,  mithin  vorzüglich 
geeignet  war  um  Zeiten  nQO  trig  iv  Aevuxqoig  ftcr^ij^  hinaufzufahren, 


22)  So  wie  man  die  Zahl  anf  30  Sommer  erhöht,  so  ist  kein  |chwan- 
ken  mehr  möglich,  da  die  18  +  1+15  ===34  nur  so  hineinzulegen  sind, 
dasz  aowol  der  le  als  der  36e  als  Null  gerechnet  werden.  Es  iat  dies 
schon  oben  an  den  Olympiadei^ahren  gezeigt;  denn  Ol.  93,  3  bis  102,2 
sind  deren  36,  wobei  man  Ol.  03,  3  nnd  102,  2  einzahlt. 


364  A.  Mommsen:  «weiter  Beitrags  tur  ZeitrechnoDg 

ohne  damit  zu  wesentlicb  anderem  za  teifen  als  za  sotstitiaIeD  Mond- 
jahren wie  sie  bei  den  Griechen  bekannt  sind. 

Aber  aof  dw  Identität  des  I9n  Jahres  vom  alteren  Faclom  ab- 
wärts und  des  16n  vom  jüng^eren  aufwfirts  ruht  die  ganze  Bestimnang. 
Den  nicht  bekannten  Schlachttag  von  Aefospotamoi  musz  man  ilso 
darch  Conjectnr  so  orientieren,  dasz  von  einer  solchen  Idenlilit 
wirklich  die  Rede  sein  kann.  Hierzu  bieten  sich  zwei  Wege:  eolwe- 
der  man  rath  auf  zwei  gleiche  Adato-Jahre,  die  Schlacht  bei  Aegospo- 
tamoi  auf  den  ön  Hekatombaeon  Ol.  93,  4  setzend  wie  die  lenktrische, 
oder  man  befolgt  die  Analogie  der  Wegwerfung  weniger  Tage  vor  der 
Lenktraschlacht ,  der  fänf  ersten  des  Olympiadenjahres  102,  2  and  der 
Weiterrechnung  in  gewöhnlichen  Olympiadenjahren.  Diese  letzte  Weise 
fahrt  dahin  dasz  man  die  Schlacht  bei  Aegospolamoi  auf  den  Scblosz 
von  Ol.  93,  3  setzt,  wie  schon  oben  zu  Gunsten  des  blosz  mit  Olym- 
piaden nachrechnenden  angenommen  ist,  z.  B'.  auf  den  Vollmond  des 
Skirophorion.  Die  letzte  Hälfte  des  Skirophorion  kann  dann  wegge- 
worfen und  einfach  in  conventionellen  Jahren  weiter  gezählt  werden, 
wie  bei  der  Hinaufrechnung  der  16  Jahre  vor  Leuktra.  Polybios  ver- 
langt dann  nicht  von  dem  Leser  dasz  er  die  Schlachtlage  kenne;  er 
bietet  ihm  36  Olympiadenjahre  von  Ol.  93,  3  bis  102,  2  und  schtieszt 
dadurch  dasz  er  davon  nur  34,  nemlich  18  +  1  +  15,  benutzen  beistt, 
jede  Unsicherheit  aber  die  Terminaljahre  aus*. 

%  8.    Prüfimg  des  Ansatzes  OL  93,  3  nach  einem  Kxstem- 

Anfgange. 

Die  vorgeschlagene  Setzung  der  Schlacht  bei  Aegospolamoi  aol 
den  Schlusz  von  Ol.  93,  3  läszt  sich  noch  durch  eine  Episemasie  prü- 
fen, aus  welcher  folgt  dasz  die  Schlacht  entwedePzur  Zeil  des  Solsti- 
tiums  oder  doch  wenige  Tage  darnach  stattgefunden  habe,  d.  h.  tm 
Ende  eines  melonischen  Jahres"),  so  wie  ich  in  den  ^Beitrlgeo  zar 
griech.  Zeitrechnung'  die  melonische  Constrnclion  gemacht  habe  und 
als  die  richtige  festhalte.  Die  zu  prüfende  Setzung  der  Schlacht  auf 
den  Skirophorion  Ol.  93,  3  =  406/5  v.  Chr.  stellt  sich  nach  netoni- 
schen  Neumonden  und  jnlianischen  Daten  so  dar: 

Melonische  Numenicn  v.  Chr.  405  B  =  Ol.  93,  3/4,  und  zwar  die 
letzte  Hälfte  von  Ol.  93,  3: 

Jan.  24      Febr.  22      März  23      April  21       Mai  21      Joni  ^ 
TafM^X.       ''Av&eax.      'Ela(prjß,       Movv.         ßcc(^.      X^tdO^P- 


23)  nnd  gleichfnlls  eines  kallippischen,  wenn  mnn  den  neueren  p*»  i 
wie  für  den  praktischen  Gebrauch  vielleicht  anzunehmen  steht,  eben  wie 
den  äl:eren  an  sichtbare  Niimenien  knüpft  statt  an  wahre.  Da8  4eJAnr 
hat  dea  25n  Jani  zum  wahren  Neumund;  den  sichtbaren  des  homolo- 
gen Jahres  v.  Chr.  232  setzt  r.  Gnmpach  Zeitr.  d.  Babyl.  S-  50  auf  den 
28n  Juni,  so  dasz  am  Abend  des  28n  Jnni  der  I e  Hekatombaeon  beginoCi 
der  grössere  Theil  des  28n  Jnnl  aber  noch  «um  Vorjahre  gehört.  AncU 
geht  daa  Solstitium  hier  schon  groazentheila  aaf  den  27n  Juxd  zurück. 


der  Grieoben  «id  Rom«.  365 

Di«  erste  Hülle  von  Ol.  93,  4  aber  ist: 

Joli  19      Aog.  18      Sept.  16      Oetbr.  16    Novhr.  14     Dec.  14 
'EatoTOiiß.   Mnay,        Btyri9q.        IIvecvB^,     Maiiiaxr,     Iloaiti, 

(Der  neoere  Stil  des  Kallippos  benennt  dieselben  Mondwechsel  hier 
mit  denselben  Honatsoamen.)  Es  fragt  sich  also  ob  der  Ansatz  jenes 
Treffens  anfeinen  das  Solstieiom  enthaltenden  Skirophorion  Ol.  93,3 
=  Juni  20/Juli  18  v.  Chr.  405  mit  der  jetzt  zn  erwähnenden  Epise- 
masle  zu  reimen  sei. 

Lysander  hatte  Lampsakos  erobert  und  auf  die  Nachricht  folgten 
die  Athener  nach  Sestos  und  weiter  nach  Aegospotamoi,  von  dem  ge- 
genüberliegenden Feinde  getrennt  durch  den  Hellespont,  welcher  hier 
etwa  15  Stadien  breit  ist.  In  der  folgenden  Nacht,  als  es  zn  dämmern 
begann  (isul  0(f9(f0g  {v  Xen.  Hell.  II  1,  22) ,  gab  Lysander  den  Befehl 
alle  Vorbereitungen  zur  Schlacht  zu  treffen;  doch  durfte  kein  Fahr- 
teng wirklich  vorgehen.  Mit  Sonnenaufgang  zog  die  athenische  Flotte 
gleichfalls  in  Schlachtlinie  auf,  kehrte  aber,  als  der  Feind  sich  nicht 
röhrte,  wieder  nach  ihrem  Standorte  Aegospotamoi  zurück,  da  es 
schon  hoch  am  Tage  war.  Lysander  schickte  ein  paar  Schnellsegler 
nach  and  liesz  sich  berichten  was  der  Feind. mache.  So  trieb  er  es 
Tier  Tage,  die  Athener  wjirden  immer  lässiger  und  begannen  den  Ly« 
sander  za  verachten.  Dieser  aber  griff  am  fünften  Tage  an  und  siegte 
über  seine  fahrlässigen  Gegner.  So  erzählt  Xenophon.  Einige  behanp- 
teten  nach  Plutarch'^),  die  Dioskuren  hätten  sich  zu  beiden  Seiten  des 
Admiralschiffes  gezeigt,  gleich  als  Lysander  aussegelte  gegen  den 
Teittd,  and  am  Steuerruder  geleuchtet. 

Da  Lysander  ohne  Zweifel  auch  am  fünften  Tage  seine  Manöver  vor 
Tag  als  es  dämmerte  begann,  so  zeigten  sich  die  Zwillinge  als  eine  Mor- 
generscheinung.  Sie  müssen  aber  tief  am  Horizont  gestanden  haben, 
weil  sonst  die  ioA  Schiffe  nicht  den  Eindruck  hätten  empfangen  können 
als  standen*  sie  am  Steuer.  Da  dann  Lysander  von  Ost  nach  West 
fährt,  rückwärts  vom  Vordertheil  oder  von  der  Mitte  nach  dem  Spiegel 
zn  das  Schiff  entlang  blickend  also  nach  Osten  blickt,  so  ist  klar  dasz 
die  Anakten  tief  im  Osthimmel  standen  und  wie  Leucbten  am  Steuer 
aussahen,  welche  die  noch  lagernde  Dämmerung  erhellten.  Ein  so 
erseheinender  Fixstern  musz  aber  entweder  ganz  kfirslich  seinen  be- 
liakiseben  Aufgang  gehabt  haben,  oder  eben  an  dem  Tage,  wovon  die 


24)  Plut.  Lys.  12  ijtfa»  Si  tivsg  ot  rovg  JioeiMQavg  htl  rrj^Avöap' 
dQOv  9tmg  intni^md'SVy  ozi  tov  Xinivog  i^inlsi  ngtSrow  htl  toyg  nole- 
lu'ovg,  äütQa  xotg  ottt^iv  ^iXdy.'ipai  Xiyovtig,  Das^Wort  nqtotov  ver- 
jtärkt  nur  5'rf ,  wie  onnon  %s  icqoSzov  (Hom.),  «vr*  Sv  ngtSxa  (Hes.), 
oxttv  TCQmtov  (Piaton),  ineid'^  ngoStov  (Hom.) ;  und  Dem.  18,  141  slaov 
%al  TOT*  9v9vg  iv  riß  ^TJ/Etco,  ore  ngatov  stdov  xtI.  =  cum  prvnmnij  übt 
frimum.  £«  geht  also  auf  etwas  gleich  im  Anfang,  in  der  Morgenfrühe 
des  Schlachttages  vorgekommenes,  nicht  etwa  auf  den  vier  Tage  frühe- 
ren Anfang  der  Operationen,  wo  ein  h.nUiv  in\  xovg  itoXiit£ovg  nich't 
stattfand. 

J»hrb.  f.  elMt.  PhUoI.  Sappl.  Bd.  111  Hft.  8.  24 


3S6  A.  Monnitao:  sweitw  Beitrag  s«r  ZeitrediBDVg 


Rede  itt,  geht  er  neeh  längerem  vereefcn  intfee  xoersl  wieder  kerz  ?or 
der  Bonae  d.  b.  belUkieeh  auf.  ^) 

Im  Jahre  405  v.  Chr.  kommt  das  Sommersolatitium  io  parUer  Zeit 
anf  Jani  27.  23^  Die  heliakiscben  Aufgange  falleo  aof  Jiioi  18  und  27, 
der  des  Castor  auf  Jani  18  and  der  des  Pollox  aaf  Jon!  27**);  am  Sol- 
atilialtage  also  geht  Castor  einige  Zeit  vor  der  Sonne  auf,  nenn  Tage 
Yorher  war  er  zuerst  beliakisch  wieder  am  Horizonte  gesehen  wordeo. 
Hat  also  Castor  ein  wenig  am  Himmel  gestanden,  so  kommt,  sai  SoU 
atilialtage  selbst,  Potlnx  zugleich  mit  der  Sonne  cum  Vorschein,  wenn 
die  Dimmerung  su  enden  im  BegrifT  ist.  Am  folgenden  Tage  koDSt 
auch  Pollux  etwas  vor  der  Sonne  aber  den  Horizont,  am  nächsCeo  wie- 
der ein  wenig  fraher  usw.,  aber  bis  zum  9n  Juli  immer  noch  io  der 
Oimmeroflg.  Castor  hingegen  ist  eine  Morgeneracheinung  nnr  bis  zoo 
2n  Juli,  am  3n  Juli  zeigt  er  sich  wenn  es  noch  Nacht  ist.  AU  in  der 
Dimmerzeit  aufgehend  können  also  beide  Sterne  nnr  betrachtet  werdeo 
an  wenigen  Tagen,  nemlich  am  27n  28n  29n  und  30n  Juni  und  am  In  aod 
2n  Juli,  also  am  Solstitialtage  und  den  fanf  Tagen  danach.  Doch  kOnnle 
man  die  Zeit  bis  9n  Juli  mitnehmen,  weil  doch  Pollux  da  nach  oq^qio; 
^xmv  nachkommt.  Alle  diese  Tage  aber  fallen  in  den  metoniscben 
Skirophorion,  in  welchem  sich  folglich  die  Schlecht  ereignet  biben 
muss.  •*) 

Dasz  die  Worte  des  Plularch  auf  eine  Sternerscheinang,  gedieht 
als  eine  Hälfe  göttlicher  Nichte,  zu  beziehen  seien,  ist  ans  den  Worten 
SifxQa  Toig  ota^tv  inildfitlfai  (Ixari^m^ev  ttjg  vteig)  mit  Sicherheit  in 
entnehmen.  Damit  man  nicht  bei  jdioöxoQovg  an  die  persönlichen  He- 
roen denke,  fOgt  er  deutlich  Satga  hinzn.*")  ^EjjttXtifiitHv  tivl  könnte 
von  einem  (heliakischen)  Aufgange  verstanden  werden,  *die  Zwillioirc 
giengen  rechts  und  links  Ober  dem  Steuerruder  auP;  wie  es  nach  einer 
Dfichtlichen  Affaire  vom  Tagesanbruche  heiszl: —  oxsriXiog  tv^  i^^' 
lanne  im  t(fytii  PInt.  Arat.  22  a.  E.  und  &g  cq>i,  indlaiü^e  finJ^  (^^f)- 


25}  Nachdem  ich  im  ungefähren  dies  Besaitet  gewonnen  and  aocb  daw 
das  Solstitium  dem  heliakiachen  Aufgangstage  der  Diofkureo  fast  coin- 
ctdent  sein  müsse ,  bat  ich  Hartwig  in  Schwerin  die  Sache  eo  prsecisiereo. 
Auf  seine  Reehmingen  fosie  ich.  Er  hat  jetst  den  herliehen  Gedanken 
gefaast  nach  den  neuen  Tafeln  atwaa  grösieres  für  nna  Phiiolo^  n 
arbeiten.  26)  Ans  dieser  Divergenz  um  mehrere  Tagei  ooobiniert 

mit  dem  abendlichen  Verschwinden ,  bildete  sich  das  was  die  Sage  *'' 
Heteremerie  gibt.  Aber  Tag  am  Tag  geht  ea  nicht ,  die  SagenrontelisB; 
hat  die  Anschaaang  so  verschoben.  Vgl,  Bode  Ptolemaeos  8.  2dP* 
27)  Der  2e  Juli  ist  gegen  den  Vollmond  des  Skirophorion;  wenn  iamaiB 
die  Schlacht  war ,  ao  fieng  Ljsander  seine  Operationen  mit  dem  vollefl 
Tage,  nach  dem  Solstitinm,  an,  ao  dasz  eben  jene  fünf  Tage  dt»  Xenophon 
▼erwendet  würden  und  Lysander  nach  der  Wiederkehr  der  DiosknreQi 
Tags  darauf  an  operieren  anfieng.  Doch  fehlen  die  Mittel  nm  solcher  Ue- 
nanigkett  anf  den  Tag  Sicherheit  zn  geben.  Der  Volksglanbe  der  a^ten 
würde  eher   auf  das  Solstitiam   selbst  führen.  28)  Einige  wollten 

entweder  Jio&koqovq  oder  fftrrpot  streichen;  'altemm  ntmm  deleturis  non 
accedo'  Sintenis.  Wer  aatoa  tilgt,  masz  indes  immerhin  eine  8tem- 
erscheinnng  einräumen,  da  htldiitfrai.  keine  andere  Dentnng  aol&asi 


der  Giid6lieii  and  RöoMf.  367 

Doftk  lie0  bei  iiltog  «»d  ^(U^  das  aafgtlies  bUmt  •!•  hü  swei 
Fixffternea;  hnH^nnv  also  mit  Dativ  'bei  etwas,  ia  der  Nibe  ron  eU 
was  leuchten',  so  wie  es  Ton  der  List  des  Hannibal,  der  den  Pindem 
Reisigbäadel  aofbinden  und  anzfiaden  Hess,  bei  Plot.  Fab.  6  heisst: 
darv^ai  %olq  .  •  ßovHoloig  ^öuv  orf  fpXoytg  SxQOig  iiukdinnotfaai  toig  »If^ 
ffosi»^  a.  Pape  a.  intXapmn.  Das  eigeatiiebe  Wort  ist  imtoliq  (s. 
Poppe  sa  Tbok.  II  78,  2);  doch  findet  sich  such  ivmoli^. 

Wer  es  bedenklich  findet  auf  die  ans  nicht  bekannte  Qnelle  des 
Plntarch  an  bauen*')  und  das  Detail  seines  Referats,  ans  welchem  ge- 
rade die  Erscheinung  der  Castoren  am  Osthorizonle  folgt,  an  urgieren, 
wird  bei  der  Sachgemaszheit  des  erzfihlten  sehr  im  allgemeinen  blei- 
ben mit  seiner  Bedenklicbkeit  und  auch  statt  der  Himmelserscheinung 
die  persönliche  der  Dioskuren  als  eine  Thatsache  des  Glaubens  wieder* 
geben  müssen;  es  knöpft  sich  aber  der  Glaube  an  die  Kampfgenossen- 
Schaft  jener  Heroen  an  einen  bestimmten  Sonnenstand,  nemlich  an  den 
Mittsommer,  so  dasz  die  Vorstellung,  Caslor  und  Pollux  wären  bei 
Aegospotamoi  dem  Lysander  als  Helfer  erschienen ,  doch  indirect  wie- 
der auf  die  Solslitialzeit  fuhren  würde.  Denn  erstlich  laszt  die  That- 
sache des  Glaubens  an  den  Dioskurenbeistand  in  der  Schlacht  bei  Ae- 
gospotamoi keinen  Zweifel  zu.  Lysander  stellte  ihre  Sterne  zu  Delphi 
in  Gold  auf,  ?on  wo  sie  eben  vor  der  leuktriscben  Niederlage  wieder 
Terschwanden ,  wie  Cicero  und  Plutarch  berichten."*)  Nach  Cicero 
hatte  man  eine  persönliche  Erscheinung  des  Castor  und  Pollux  als  eine 
Sage  (risi  es$e  dicebanlur)  und  eine  durch  die  Anathemen  in  Delphi 
ohne  Zweifel  allgemein  verbreitete  und  im  Andenken  erhaltene;  die 
beiden  goldenen  Sterne")  selbst  deuten  wieder  auf  den  Fixsternhim- 
mel ond  eine  Episemasie,  Dinge  die  der  gläubige  schwerlich  scharf 
anseinaoderhielt.    Dann  aber  ergibt  sich  ans  verwandten  Beispielen 


t&)  Wenn  Lysander  tob  dar  Castorenepiphania,  der  siderisehea 
sieht  der  peraönlichen ,  Qebraach  machte  um  das  Moralisohe  der  Armee 
sUr- starken  und  seinen  Leuten  einssareden  die  Heroen  w&ren  mit  ihnen^ 
so  war  diese  Benutsung  des  Aberglaubens  «a  überliefern  auch  dem  ver- 
ständigsten und  nüchternsten  Historiker  nicht  unanst&ndig  Vgl.  Xen. 
HeU.  U  4,  14  xal  y«^  h  tvdfa  tnyLmv«  notov^iv  (of  ^soi)  St«p  i^^> 
€v^^iQil,  eagt  Thrasylmlos  an  den  Befreiern.  Und  ebenso  ermniigian 
sieh  die  Thebaner  vor  Lenktra  dnreh  abergUnbige  Vorstellungen  (ebd. 
VI  4,  7).  KalÜBthenes  (bei  Cic.  de  div,  I  34,  74)  ist  hier  etwas  detail- 
lierter gewesen  al«  Xenophon,  der  aber  die  Sache  an  sich  nicht  ver- 
sehmäht  hat.  So  könnte  man  die  Nachrieht  bei  Plutarch  dämm  tadeln, 
weil  sie  kein  Moment  bildet  für  die  Entscheidung  des  Kampfes,  sondern 
als  ein  mnsziges  Mirakel  nachhinkt.  30)  Cic.  de  div.  I  34,  75  Ly- 

sandri  siaiuaey  quae  Delpfds  siabat,  in  capUe  eorona  subito  extitit  ex  tupe- 
riß  heHiiM  et  affrestibuM,  ttellaeque  mtreae,  quae  Delphis  erant  a  Laeedae- 
moidis  posiiae  po$t  funalem  ülam  victoriam  Lysandri.  qua  Aiheinense$  cen* 
eiderwti  {qua  in  pugna  quia  Castor  et  PoUux  cum  Lacedaemomorum  doise 
viMi  esse  dicebaniur,  eorum  insignia  deorum,  steliae  aureae  quas  duei,  Del- 
phis posiiae) ,  paulo  ante  Lsuetrieam  pugnam  deeidertmt  neque  repertat  suasi, 
VgL  Plnt.  Lys.  18.  31)  die  Sterne,   ohne  BildsKnlen  darunter,  von 

denen  weoigstens  nichts  gesagt  wird;  vgl.  Preller  gr.  Myth.  11  8.  72. 

24* 


358  A.  MommiM:  <v«iter  B«ltMg  tar  Zeitrecbnoog 

dieser  antiken  Svperstilioii  detz  eie  sioli  aof  den  heliekieeliea  Aaff»ng^ 
also  entweder  geneu  oder  mil  der  UBgenaaigkeU  einiger  Tage  auf  daa 
Sonaiersoletitinai  belogen  habe,  was  su  aeigea  ist. 

S  4.  Proftmg  den  Aasatiea  OL  93,  3  aaoh  der  PttraoBifloieraag 
des  Dioakuren-Anflgaiigea,  wie  nie  im  VolkaghuibeA  lelito. 

Die  alten  haben  persönliche  Wnnderwirknngen  der  Dioskaren  an 
die  Johannisnacht  geknüpft,  wie  man  richtiger  sagen  kann  als  Johan- 
nislag,  da  der  Grand  der  Sache,  die  heliakische  Wiedererscheinang 
beider  Zwillinge,  doch  dem  Tagesanfange  vorhergeht.  Es  ist  eine  oa- 
tarliche  Sache.  Nach  lingerem  verschwinden  zeigen  die  CfottJQcg  xo- 
erst  wieder  ihr  frenndliches  Licht,  sie  stehen  dicht  am  Horizont,  also 
dicht  an  d^  Schwelle  des  Menschenlebens;  es  ist  aber  frühmorgens 
da  der  Mensch  an  seine  Arbeit  geht,  auch  an  die  blutige  des  Kampfes, 
and  mit  dem  Menschen  zugleich  sind  die  Tyndariden  da,  bfei  seiner  Ar- 
beit ihm  zu  helfen;  ihre  Sterne  verschwinden  rasch,  aber  nur  weil  die 
Tyndariden  nun  wirklich  und  leiblich  mit  in  die  üeihen  treten.  Hier- 
nach würde  man,  der  Erscheinung  selbst  folgend,  nicht  bloss  den  ein- 
zigen heliakiscben  Aufgangsmorgen  des  Pollex,  für  die  besten  Zeiten 
Griechenlands  also  das  Solstitium,  in  Ansprach  nehmen  für  daemooi- 
sehe  Machtäuszernngen  der  Tyndariden,  sondern  noch  einige  Tage^) 
nach  dem  Solstitium  hinzunehmen,  wogegen  nur  freilich  der  allgemeine 
Satz  aufzustellen  ist  dasz  die  Superstition  am  liebsten  auf  einen  be- 
stimmten Tag  sich  fixiert,  z.  B.  auf  den  des  heliakiscben  Aufgangs. 

Zuerst  also  Leuktra.  Nach  dem  Siege  von  Aegospotamoi ,  ein  Men- 
schenalter früher,  hatte  Lysander  sich®)  in  Erz  gieszen  and  in  Delphi 
aufstellen  lassen;  auch  den  Dioskuren  hatte  der  Emporkömmling  einen 
Platz  angewiesen  neben  sich*^)  als  Sternen  in  Gold.  Aber  jetzt  waren 
die  Zeiten  andere,  die  Heroen  wollten  den  Posten  nicht  mehr,  auf  den 
ein  spartanischer  Offtcier  ihre  Zeiehen  gestellt,  sie  verlieszen  ihn  vor 
der  leuk'trischen  Schlacht  nnd  gedachten  jetzt  den  Feinden  Sparlas 
beizustehen.  So  verschwanden  auch  des  Herakles  Waffen  ans  dem 
Tempel  (Xen.  Hell.  VI  4,7):  denn  auch  er  rüstete  sich  um  bei  LeokCra 
mitaustreiten  für  Theben.  Es  rührten  sich  also  jene  goldenen  Sterne 
vor  dem  6n  Hekatombaeon  Ol.  102,  2,  kurz  vor  (paulo  ante  Cio.  a.  0.) 
der  an  diesem  Tage  stattgehabten  Schlacht  bei  Leuktra.  Man  siebl 
sofort  dasz  das  wundersame  verschwinden  (ijgoav/a^i^erv  [Plnt.] ,  de- 
ciderunl  neque  repertae^)  suni  [Gic.])  auf  den  Schlnsz  von  Ol.  lOS,  1 
gesetzt  werden  kann ,  mithin  in  die  Gegend  des  Solstitium. 


^2)  Znm  Beispiel  siehen.  Die  halkyonischen  Tage  sind  so  nm  die 
Brama  gelegt.  Man  übersehe  auch  nicht  dasB  arsprünglich  die  Vor- 
stellung von  Mittflommer  mehrere  Tage  amfasten  roasto,  nemlich  die  wo 
die  TagesUnge  fast  völlig  gleich  i«t.  33)  »and  seine  Nanarehen»  sagt 
Platareh  18.  34)  wo  .nicht  gar  über  seiner  Statue;  denn  Lysander  war 
gank  der  Mann  sein  eigner  Oiosknre  an  sein.  35)  In  diesem  Ans- 

drucke  liegt,  so  einfach  er  auch  ist,  etwas  höheres,  aa  göttüohen,  dae- 


der  Griacben  aiHi  Römer.  3M) 

Dmi  FIvtoreh,  weleber  «n»  des  Otllin  gibl,  lig'  gar  kein  M*  Ha- 
kalonbaaoii  Tor,  aondartt  ein  5r  Hippodremos  **),  des  Platarob  aaf  den 
Kalender  Albeos  and  der  gebildeten  redaaiert  hat.  Er  wird  ibn  aber 
redeeierl  haben  oaeb  dem  Kalender  neaeren  Stila,  dem  kallipptsohen, 
niohC  naeh  dem  antiqnierlen  metonisoheo.  Die  aicbIbareD  Neumonde 
nnn  In  kallippiaeher  Benennang  sind  Mftr  ▼.  Chr.  371  folgende: 

die  leiste  Hfllfle  von  Ol.  103,  I.- 
Jan. 7     Febr.  6     Min  8     April  6     Mai  6    iani  4 
rVi|il.     !^rd.      '£Xa9>.      JUow.     Saify,     JSxiQ. 

die  erste  ßilfte  tob  Ol.  103,  3 : 

Juli  4    Angost  3     Sept.  1     Sept.  30    Octbr.  30    Nov.  38      Dec.  38 
'Emov.     Mstay.      BoriÖQ.       Ilvav.      Maifucxr.  IloaetS.     *E(iß6X, 

Ehe  der  Gesandleocongress  am  14d  Skirophorion  Ol.  103,  1  .entschie- 
den war,  werden  die  Diosknren  nicht  ihre  Sterne  für  Sparta  ausge- 
Uyscht  and  sich  auf  die  Seite  der  Gegner  gewandt  haben ;  ihre  jjoliti- 
»che  Sinnesiaderang  nnd  das  verschwinden  der  Sterne  musz  also  zwi- 
seben  den  14n  Skirophorion  Ol.  103, 1  nnd  die  Schlacht  am  5n  Heka- 
tombaeon  Ol.  103,  3  fallen,  and  zwar  ein  wenig  vor  dieser,  das  ist 
zwiaeben  l7o  Jnni  und  8n  Juli  v.  Chr.  371 ,  auch  30  Tage  dazwischen 
sein,  was  der  Fall  ist"),  wie  denn  anch  eben  die  antike  Johanoisnacht 
in  diese  Zeit  fällt.  Das  Sommersolstitiom  in  pariser  Zeit  ist  Juni  38. 
4^  Castor  ist  schon  neun  Tage  früher  am  19n  Juni  zuerst  wieder  in 
der  Frühe  sichtbar,  wahrend  der  heliakische  Aufgang  des  Pollux  Juni 
27  als  mit  dem  Jahrpunkte  coincident  betrachtet  werden  kann.  Bm 
steigender  Verfrühung  ihrer  Aufgange  kommt  Castor  am  3n  Juli,  Pol- 
lax erst  am  lOn  zuerst  als  Nachterscheinung,  bis  Juli  3  und  9  fingt  es 
eber  an  zu  dimmern  als  die  Tyndariden  am  Himmel  sind.  Am  8n  Juli 
371  V.  Chr.,  dem  Tage  der  leuktrischen  Schlacht,  kam  also  Pollux 
noeb  als  Morgenerscheinung,  während  Castor  schon  im  Dunkel  der 
Naebt  eine  Zeitlang  sichtbar  gewesen  war.  Setzt  man  das  geheimnis- 
ToUe  verschwinden  der  Insignien  auf  die  Nacht  vom  37n  zum  38n  Juni, 
so  beträgt  das  paulum  des  Cicero  zehn  oder  elf  Tage. 

Nach  Metons  Cyclus  fängt  Ol.  103,  3  erst  am  3n  August  an,  der 
heliakiaebe  Aufgang  fällt  in  den  Tbargelion,  also  vor  den  Gesaqdten- 
eongreaa;  sollen  die  Dioskaren  sieh  am  37/28n  Juni  ans  Delphi  rflhren, 
so  wird  das  paulum  fast  sechs  Wochen,  kurz  die  metpnische  Reohnung 
dieser  Zeiten  ist  unganstiger.   Da  es  sich  om  boeotisch- spartanische 


moniaehen,  unerklärlichen  Dingen  tendierendes.  Vgl.  PreUer  rSm.^Hyth. 
8.  83.  36)  Plnt.  Gem.  19  Botcno^s  *Iitno9QOik£ov  ftfi^^^,  mg  d'  'A^- 
«ttfiM  Tutlovoiv  'EntnoiLßttwvog  t  tcta^kivov  ni\Lm^,  Dies  würden  wir 
nicht  wissen,  wenn  wir  bloss  die  andere  Stelle  Ages.  38  hätten,  wo  es 
heisst:  «9  yuo  xtv^St  ini*9i%tt  tov  £iu(fötpoQuovog  i^rivog  inotifaavTO, 
tug  mimfdug  tv  AanB^uiiHMn^  vjgf  dl  nipt^t^  xav'EiLUTOfi.ßamvog  ^mf-» 
^tfffv  itf  AM9%%^ig  ^tQw  fffftoet  äiayB90(ikivtov»  87)  Die  sechsehn- 
tca  Jahre  des  Ifeton  nnd  Kellippos  haben  SOtUgige  Sklrophorione;  es 
ist  sber  OL  102,  1  ein  seehzehntes  des  Kallippes  f  bei  Meton  ein  viertes. 


360  A.  MoBmfMi:  iweiter  BtfUmg  svr  Zaitreeluiuf 

TkatMohM  ImsMi  and  der  A«lor  •tsdriloUioh  von  eisMi  boeolischMi 
DfttdB  aMgieng  far  die  ScUeelit,  wie  ihs  de«  ClMieroAeer  deea  der 
Kelee^er  seiaer  boeotisehee  iaadsleote  for  boeolieclM  Tbetaeobea  aehe 
leg,  so  wird  nee  eiobi  odthif  bebea  «a«h  aai  Meloae  Zeitreeluiuig  kier- 
bei  so  bekftaiBMni. 

VoD  der  eoletitielee  Bpipheaie  dieser  Heroea  habea  si^h  (bei  dea 
Griecben)  weiter  keine  Beispiele  geseigt,  die  sieb  sur  Bereelinang  eig- 
neten. Wol  aber  ist  klar  dasa  die  Dieskaren  als  iCampf warte  der  Olym* 
pien  aueh  wieder  keliakisck  aafgebendgenomaieawardaa;  denn  ia  der 
bestea  Zeit  Griechenlaads  waren  sie  ein  Solsiilialzeiohea,  also  geeignet 
aar  Regelung  des  diesem  Jabrpunkte  angeschlossenen  Festes.  Die  ganze 
Vorstelinng  musi  sich  so  bei  allen  Griechen  verbreitet,  nicht  einem 
besondern  Stamme")  angehört  haben.  Und  wir  finden  sie  denn  anch 
in  Saditalien  bei  den  Lokrern,  deren  Sieg  an  der  Sagra  sie  den  Helle- 
nen nach  Olympia  in  die  Festverssmmlnng  meldeten,  wonach  die 
Schlacht  auf  die  Zeit  der  Olympien,  also  in  den  Mittsommer  (lllt.  Vgl. 
Philologus  XI  708  r. 

Anch  aber  Hellss  hinsus  verbreitete  sieh  diese  Saperstition  sn 
den  Römern.  Am  vierten")  Tsge  nach  der  Schlacht  bei  Fydaa,  deren 
julianische  Zeit  daroh  eine  Finsternis  gesichert  ist  (3l/2  Juni  168  v. 
Chr.),  brachten  dieTyndariden(Cic.N.D.  112,6)  eine  Siegesbotschaft, 
also  am  25n  oder  26tt  Juni.  Das  Solslitlum  kommt  suf  den  Morgen  des 
26n  Juni ,  und  in  der  antiken  Johannisnacht  erschienen  dem  Vatinius 
die  Heroen,  vom  25a  auf  26n  Juni  oder  in  der  Nacht  vorher  Juni  24/25. 
Castor  war  schon  am  Himmel,  aber  Pollux  gieng  einen  oder  zwei  Tage 
nach  dem  Solstitium  auf.  Vielleicht  Ihite  man  Unrecht  diesen  wenn 
auch  kleinen  Fehler  entfernen  an  wollen  durch  etwa  ta  wählende 
Setzungen.  Denn  frOher  (370  v.  Chr.)  war  der  heliakische  Aufgang 
des  Pollux  ooincident  mit  dem  Solstitium.  Der  Abergisube  hatte,  als 
beide  auseinanderzugehn  anfiengen ,  die  Wahl  ob  er  am  Mittsommer  ^ 
oder  an  der  Pizsternerscheinung  haften  wollte  t  ersteren  zog  er  vor, 
ohne  doch  seine  tradionelte  Figuration  als  Tyndaridenankunft  anfzn- 


38)  Die  ICriegshtllfe  der  Dlosknreti  haben  sonst  die  Spartaner  vor 
andern  b^nspraehl  *Ia  Sparta  gab  es  eSn  alfces  Symbol  d«  gettileheii 
Brttder,  Swet  paraUeie  Baikea,  weleke  dttroh  Querhölaer  tefbaaden  w»> 
rea«  das  begleU^  die  aosrfiokeaden  Sparlaaar  immer  in  den  Krieg,  so 
lan^  beide  Könige  anscogen  beide  Dioskaren ,  später  nur  einer.*  Prel> 
1er  griech.  Myth.  11  70.  Seit  dem  vierten  Menschenalter  voir  Lysander 
hatten  sie  nur  ^in  solches  Symbol  bei  sich,  yielleicht  eine  Art  «o'ios 
womit  man  die  Schattenlänge  bemass  und  das  Solstitium  fand??  30) 
Liy.  XLV  1.  Plnt.  Aem.  24«  Livina  gibt  noeh  eine  -aweite  Sage  von 
einem  am  dreisehntea  Tage  nach  der  Soklaeht,  also  dea  4a  Jiüi,  enge- 
kounaenea  Tabellariaa.  Da  die  Anfgitnge  lllr  diese  Zeit  vad  dea  Ort 
(Rom)  etwas  sp&ter  als  €ie  bei  Aegospotamoi  (s.  oben)  waren,  ao  gieo- 

Sm  am  4b  Jnli  beide  Zwillinge  erst  auf  aU  ea  sehen  dämmerte.  40) 
ann  entsprang  er  also  aas  dem  Kopfe  eiaee  Gelehrten,  welcher  diu 
SolsCttiam  geaan  wnste.  Ich  glaabe  oaeh  einer  hier  aiefat  verfolgten 
Spur  an  aekliesaen,  dasa  aooh  in  der  hybriden  Zeitraebaaag  fioais  (v. 
Ohr.  168)  den  OelelirteD  praeoise  Konde  des  NaitBzjahrs  aoaiigeatehea  ist. 


dar  GrMdMii  Md  RdoMr .  861 


g^ktm.  \gl.  PJHl«logvt  XI  707  f.  Attck  irtr  deek  der  «tne  Tytdirid« 
»choii  am  HioiaieL 

Dats  es  feraer  eine  Saga  gßh  walohe  ariUiblta  wie  wunderbar  •akaall 
der  Cimbaroaieg  dea  Marias  aaf  den  randiaehe»  Feldern  sacb  Rom  ge* 
aseldel  wordea,  aeigea  die  Worie  des  Floma  Ul  3  qmppe  todem  cMa 
quo  gtUa  ret  e$i  viai  pro  aeäB  PoUmcit  ei  Ca$iarts  mpemet*^)  lautta*- 
tas  praeiori  liiieras  iradere,  ^)  Der  SobUchllag  warde  io  Folge  Yoa 
Catalns  Gelabde  iai  Kaleader  rerewigt  als  der  Foriuua  huiuMce  diei 
(tvx^  W^  Vl'^^S  i%dvf^  Pkit.  Msr.  36)  belüg,  s.  Preller  röia.  Mytb. 
S.  5S8.  Es  war  der  vorleUte  des  aUrtaiscben  Qaiaotiiis  oder  a.  d.  lil 
K.  Sesülei.  Platsreb  a.  0.  sagt,  der  Feind  bebe  aebr  anter  der  Hilae 
geliUeB ,  oad  scbliessl  daa  Datom  an  das  Sonoieraolstltiam  an.  Seine 
daroh  die  Lesarten  erschwerten  Worte  aiad:  Sne  üi  »ai  futi  tqoTcag 
d^ovg  tilg  f*^X^  y€vo{kivi^y  Sg  Syüv0t  Pufuttb«  ngo  T^iciy  ^Sfiair 
njg  vovfifivlag  %ov  vvv  fnipjivyavatovj  vors  ii  £e^iXlov  lu/vog*  Dtea 
ist  die  Lesart  des  Saagerauiaepsis,  des  ilteslen  and  besten  Codex,  oad 
so  gibt  Sintenis  die  Stelle,  als  Variante  ron  Sg  ayov^i  besMrkend  mg 
«jrovtfi  T(algo).  ^)  Man  kann  nicht  anders  als  das  Komma  naeb 
iyovai  weglaasen ,  so  dasa  von  dem  Solstitiom  geredel  wird  woldies 
die  Roaser  als  a.  d.  ///  K.  SexUlu  in  ihren  Kalender  aalsea,  richtiger: 
ebeden  gesetat  haben ,  nicht  äyav^i  ^Pmfuam^  sondern  o(  vors  1970V- 
Plalarch  kam  darch  ErwAhnnng  des  gegenwirligen  NaaMns  (lov  vvv 
fify  AvyovitTOv)  ans  Verseben  in  die  Gegenwart  hinein,  wenn  wir  niokt 
lieber  annehmen,  er  habe  de«  jaliaaischenSolstitialtag  (Sin  Jnni)  aber- 
all aicbt  gewasL  Da  er  ferner  aiebl  den  Tag  der  Soaaenweade  son- 
dern den  der  Scblacbt  melden  wollte,  so  nUkate  luut  xifoatag  ^iqtmg 
dea  Tag  der  Wende  aaaeigen,  welchen  also  Marias,  der  auf  dea  Wunaeb 
der  Cimbem  einen  Tag  aar  Scblacbt  anaaberanmen  etagieag,  fdr  die» 
aea  ZMreck  aasersehen^)  bitte  eis  eines  glacklioben.  Far  dieses  dea 
Worten  abgedrnngene  VcrstandnSs  hälfe  in  fura  xQcnig  yielleicbt  das 
fehlen  dea  Artikels,  wie  fied'  i^tfav  =  mit  Tageaanbrnoh;  wenn  auia 
es  genan  nimmt,  ist  die  Wende  nur  ein  Punkt  wie  der  Tagesanbracb ; 
doch  am  firr«  T^oma$  mit  Sieberfaeit  so  atreag  m  nehmen  mOata  man 
Belegatellen  haben.  Denn  ^uva  biesxe  dana  gegen  aeine  Clrnndbedea- 
taag  an  Ende  so  viel  wie  ita^  %i(imig.  Der  Sinne  wire  aber  gnl, 


4n  Ansdrflekliehe  Kenonng  der  Castorea  wird  amgangen.  Aber  ebeneo 
geheimnisvoll  ist  Livins  über  die  Botachaft  nach  der  Fydoaachladbt, 
idUirend  Cicero  geradesn  die  Tjndariden  nennt.  UnrnSflich  dass  Flo- 
nu  nicht  ebenfalls  dieselben  im  Sinne  gehabt  hat.  42)  Vgl.  Plin.  H. 
K.  VII  22  madkua  wmm  exempbm  habet  ndrubäe,  proeUmm  quo  Sybaria  de- 
kta  €9i  £9  die  qwe  geeüpn  erat  muHäm  Olyupiae,  nam  Ombrieae  t/Moriae 
Ceatereeque  Romam  qui  Pereieam  vktoriam  ipeo  die  quo  eontigU  nwUtooere 
maus  ei  mummtm  fuere  praeeagia,  Plinins  •eheint  hiernach  die  olmbriaebe 
fiicgeskmide  nicht  mit  BeflUmmihett  den  Oatioren  betsolegen ,  aber  da« 
wnnderbare  wenigetens  ansnerkenaen.  43)  Fischer  rSm.  Zeiti.  a.  a. 
«63  =  ▼.  Chr.  lOJ  druckt  mg  Uy^ei  'PmpeUm  swischen  Kommata. 
44)  Nach  vtf sobiedeiMB  Kacbricktea  Maate  Marias  dea  aafrageadaa 
Feinden  den  dritten  oder  auch  den  gleich  folgenden. 


SOS  '  A.  Mommstn:  sweiltr  fidbra^  z«r  Zeitreohftaag 

Mmlleh:  (anmittelbar] 'Oteh  der  Wende,  am  NaehwendeU^,  der  dem 
römischen  Kalender  (jener  Zeiten]  infolge  aaf  a.  d,  iil  K.  Sexlät$ 
kommt.  Wer  nm  der  Schwierigkeit  sa  entgehen  mg  Syov0t  *Ptofiau>i 
(Komma)  liest,  wird  dennoch  fi£ta  ti^onag  Tersteben  mfissen:  ^naell 
der  Wende  d.  h.  nicht  lange  danach',  sondern  n.  B.  einige  Tage  da- 
nach ,  möglicherweise  auch  nur  6inen  Tag  danach.  Diese  M&gticblieit 
aelse  ich  als  wirklich,  da  jeae  Worte  doch  wenigstens  sie  sDlassea: 
(die  Cimbem  an  Kälte  gewöhnt  wnrden  sehr  von  der  Jahreszeit  ge- 
plagt) *  indem  die  Sohlacht  nach  der  Wende  voriel,  wie  die  Röaaer 
datieren  am  vorletaten  Tage  des  jetzt  Angnslaa,  damals  Sexlilta  ge- 
nannten Monats.'  Sei  also,  weil  auch  der  Nachweodelag  gemeiat  seia 
kann,  nicht  weil  er  Ton  Plutarch  gemeint  sein  mnst,  dieser  angesetxt! 

Das  Solstitium  ist  für  101  v.  Chr.  Juni  26.  11^  par.  Zeit:  Csator 
geht  heliakisch  auf  Juni  21,  PoUnz  Juni  28.  Lftszt  man  nun  den  Aber- 
glauben an  das,  hier  (Rom)  und  damals,  schon  om  drei  Tage  von  den 
heliakischen  Aufgang  des  PoUux  diflferiesende  Solstitinm  ^)  sich  lehnen, 
d.  h.  an  die  Solstitialnacht  und  zwar  die  vom  25/26n  Juni ,  so  bat  maa 
die  Wahl  ob  man  den  Lichltag  vor  den  Nachtstunden  25/36  Juni  oder 
den  Lichttag  26  Juni  zu  dem  der  Dioskurenmeldung  machen  wolle. 
Setze  man  demnach  die  Schlacht  und  ihre  gleichzeitige  Meldoag  aof 
den  26n  Juni  v.  Chr.  101,  also  unmittelbar  fuvä  r^oRag^)  und  im  An- 
schlnsz  an  die  erste  (kalendarische)  Sommernacht  als  die  von  Marias 
und  seiner  Superstition  gewollte.  Es  laszt  sich  diese  Setzung  unter 
den  von  mir  (röm.  Daten  S.  44)  gemachten  Voraussetzungen^  präfen. 

Theilt  man  die  vorjulianische  Zeit  in  Qnadriennien  ein  und  be- 
trachtet V.  Chr.  47/46,  das  letzte, [als  ein  viertes  Jahr,  beginnend  mit 
13n  Octoher  ^)  v.  Chr.  47  und  nach  Sueton  hergebraebtermassen  den 
Schaltmonat  enthaltend  (Ideler  II  121),  so  gilt  es  das  VerbfiUnia  an 
zeigen,  in  welchem  die  Setzung  von  a,  ä,  ill  K,  Sesiiies  =  96n  iani 
V.  Chr.  101  zu  der  Construction  des  letzten  vorja lianischen  Qasdrien- 
ninms  steht.  Wenn  das  Jahr  der  Cimbernscblacht  355  Tage  und  einen 
Schaltmonat  zu  20  Tagen  hatte ,  so  ist  a.  d,  III  K.  SewtiUi  der  327e 
Tag  dieses  Jahres,  so  dasa  die  Kai.  lanuariae  auf  den  13n  Nov.  v.  Cbr. 
102  kommen.  Man  kann  aber  hiermit  aof  einen  I3n  October  a(a  An- 
fang eines  vierten  Jahres  im  Quadriennium  gelangen ,  ohne  die  Grea- 
zen  zu  überschreiten,  welche  iq  den  ^römischen  Daten'  vorgeaohlagen 
sind  für  die  pontificische  Willkür.     Die  Qnadriennien  ergeben  aicb 

nemlich  so: 

t  / 

45)  Die  Anfgäoge  der  Cantoren  würden  sonnt  noch  Spielrnnra  geben 
bis  snm  12n  Jall,  an  welchem  Tage  Polloz  mit  Anfang  der  DUmm^rung 
anfgeht,  am  13n  aber  schon  in  der  Nacht.  46)  t^oitai  =  «Wend^ 

tag»,  nicht  =  ^Moment'  genommen.  47)  Sie  sind  hjpothetiach  and 

neuerdings  bestritten  worden.  Aber  mein  Gegner  fusst  aoob  nur  sttt 
Hypothese  and  die  meinige  scheint  mir  besser.  48)  Diesen  Tag  e**'^ 
Ideler.  Unter  gewissen  Annahmen  lässt  sich  das  Datum  andere  finden; 
doch  Idelers  Annahmen  möchten  die  voraügUcheren  sein;  hier  pMst  nur 
nur  der  13e  October. 


'  der  Griechen  and  R5mer.                             363 

dies              ZüFerim  .  ante 

intercalati     QaadHenniam  Christum 

(31)                   1  102/1     heginnt  13n  Nov.  n.  hat  375  Tage 

II  101/0         „ 

(20)                  III  100/99       „ 

IV  99/8         „ 


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355 

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amme  1461  Tage 

IdB  Nov. 

u. 

hat  356  Tage 

3n 

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365 

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33n  Oct. 

11 

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355 

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396 

w 

1  98^         w 

II  97/6         „ 

III  96/5         „ 
(W)                 IV  95/4         „ 

Summe  1461  Taga 

Das  üittel  um  dies  zutreffende  Resultat  za  erreichen  ist  der  doppelte 
Schallmonat  (Hypothese).  Mit  dem  Material  ist  diese  Constrnction  in 
Einklang,  es  beginnt  IV  mit  dem  verlangten  13n  October,  enthält  auch 
der  consnetndo  intercatandi  gemfisz  Schalttage,  jedoch  statt  21  oder 
20^)  deren  41,  was  Willkflr  isL  Bei  der  gedachten  Setzung  der  Schlacht 
auf  den  26n  Juni  mag  es  also  bleiben.  Sicher  ist  sie  nicht.  Zu  gnnsten 
des  Volksglanbens  indes  mdste,  unabhängig  von  meiner  Rechnung,  eine 
sehr  ähnliche  gemacht  werden. 

In  der  Schlacht  am  See  Regillus  fand  auch  eine  Epiphanie  der 
Castoren  statt,  und  zwar  a.  u.  258  Varr.  (Philologus  XI  706).  Das  Da- 
tum der  Schlacht  ist  Idibus  QuinctilibuB,  Im  ungefähren  also  sit^ht  man 
dasz  es  die  Zeit  des  hohen  Sommers  ist  (Quinctilis).  Da  die  Idus  ei- 
nen VoHmond  anzeigen  fOr  diese  ältere  Zeit  Roms  (Dion.  Hai.  X  59)) 
so  folgt,  sofern  die  Caslorenepiphanie  das  Solstitium  ergibt,  dasz  es 
ein  solstitialer  Vollmond  war.  Durch  einen  Zufall  läszt  sich  dies  prü- 
fen. Livius  sagt  (1 19)  dasz  nach  Numas  Intercalareinrichtnng  der  Mond 
im  zwanzigsten  Jahr  zum  selben  Sonnenstande  (meta  solis)  zurfick- 
kehre.^)  War  also  a.  u.  268  Varr.  ein  solslilialer  Vollmond,  so  muss 
dies  lunarische  Datum  im  zwanzigsten  Jahre  von  jenem  wieder  zo- 
röckgekehrt  sein  zum  höchsten  Sonnenstande.  Das  zwanzigste  Jahr 
aber,  268  als  1  gesetzt,  ist  das  Jahr  der  Cremeraschlacht  277,  und  von 
diesem  behauptet  Plularch  dasz  die  cremerensiche  Niederlage  an  einem 
sotstitialen  Vollmonde  statigehabt  habe  (Cam.  19).  Folglich  haben  die 
alten  auch  diese  Castorenepiphanie  auf  den  Mittsommer  gesetzt^').  Ob 


49)  Dies  sind  die  wirklich  eingeachobenen  Tage.  Auch  wer  anders 
meint  mnsz  in  dem  Qnadrienniam  wie  ich  es  anfatelle  den  durchschnitt- 
liehen  Stand  der  Neujahre  anerkennen,  als  ungefähre  Sitniening.  Diea 
dünkt  mich  hätte  anch  Theodor  Mommsen  einräumen  müssen ,  welcher 
neaerdinga  sich  für  die  gewöhnliche  Ansicht  (22  and  23  Tage)  erklärt  hat. 
50)  Theodor  Mommsen  hat  diese  Stelle  dreimal  in  den  letzten  Jahren  behan- 
delt nnd  drei  sehr  yerschiedenartige  Meinangen  ausgesprochen.  Die  zweite 
daron  war  meine,  welcher  gegenüber  derselbe  die  seinige  Kurückgezogeü 
hmtte.  Jetzt  ist  er  anch  dieaer  zweiten  abhold  geworden ;  ich  kann  nicht  um- 
hin aie  featauhalten,  da  aie  die  richtige  ist.    51)  Anaserdem  ist  noch  der  dies 


364  A.  Moiiims«B:  swaitor  Beilnf  lar  ZeilrediaaBf 

dies  aaskomst  nacli  jaliaaUolieB  DateB«  wird  hier  sMidwl  nicIU  ge- 
fraft,  da  nor  tu  zeigen  war  wie  die  Soperstition  der  alten  fär  die 
WoBderwirkoBgeD  der  Dioskoren  den  liöchsten  Sonnensland  auserlaa, 
weil  er  lange  Zeit  mit  dem  heliakischen  Aufgange  der  Zwillinge  coin- 
cidierte. 

Um  also  die  Rede  wieder  dahin  ¥on  wo  sie  ansgieng  snrflckso- 
bringen,  auf  Plntarcha  Mittheilung  von  den  Sternen  die  sieh  am  Steuer 
des  Lysander  zeigten  —  auch  wer  die  Notis  als  kryptisch  in  SchatteD 
stellte,  mAsle  sn  gnnsten  der  übrigen  Castorenepiphanien,  dennoch  nos 
der  persönlichen  Heroenerscheinnng,  wie  sie  Cicero  angibt,  ffir  Aegos- 
potamoi  ebenfalls  sehtieszen,  dasz  der  Tag  dieses  Treffens  dem  Som- 
mersolstititim  wahrscheinlich  nahe  gelegen  habe  oder  gar  der  Solsli- 
iialtag  selber  sei. 

Darch  die  Betrachtung  der  anderen  Castorenepiphanien  dflrfle  sich 
bei  der  Wahl  zwischen  S7n  28n  29n  und  dOn  Juni  und  In  und  2n  Juli  der 
Vorzag  des  Solstitialtages  selber  gesteigert  haben.  Man  kann  also  den 
37n  Juni  405  v.  Chr.  als  den  Tag  der  Aegospotamoi-Schlackt  hypothe- 
lisch  aufstellen  y  den  8n  Shirophorion  altmetonischen  Stils  Ol.  93,3 
und  dasselbe  Datum  neuen  Stils,  wenn  man  die  Numenien  sichtbar  seist, 
aber  den  10  Skirophorion  neuen  Stils,  wenn  man  vom  Conjnnctionstage 
ausgeht. 

Dasz  Polybios  von  lunarischen  Daten  hier  ausgieng,  also  vom 
[8n  Skirophorion]  OL  93,  3  hinab,  vom  5n  Hekatombaeon  Ol.  102,  3 
hinauf  in  Olympiadenjahren  rechnete,  darf  man  annehmen;  er  veran- 
schaulichte diese  Jahre  durch  Thatsachen.  Dasz  seine  Factenjahre ,  a 
dato  genommen,  nach  dem  Sonnenjahrstage  (27  Juni  405,  8  Juli  371) 
mehr  identisch  sich  aeigen,  ist  wahr,  doch  der  Vorzug  nicht  bedeutend 
genug  um  ihm  deshalb  die  Mondjahre  der  Hellenen  zu  entreissen.  Dasz 
er  die  beiden  griechischen  Schlachten  als  dem  Solstilium  nahe  mit  dem 
gleichfalls  auf  den  Mittsommer  gesetzten  dies  AUiensis  znsammendadi- 
le,  mithia  den  Sonnensland  auch  ins  Auge  faszte,  könnte  man  einria- 
men,  ohne  doch  statt  der  Mondjahre")  ihm  vom  Solstilium  laufende 
Sonneajahre  zuzumuten.  Auch  kann  man  noch  sehr  zweifeln  ob  Poly- 
bios die  t^onal  &€Qival  7t$^l  t^v  fctcvaikrivov  (Plut.  Cam.  19)  aner- 
kannt haben  wflrde,  da  Flutarchs  Angabe  auf  ein  anderes  Jahr  bezogen 
werden  mnsz  als  die  polybianische  (s.  rbein.  Mus.  XIII  54  f.).    Die 


AiUentis  als  solstitialer  Vollmond  überliefert  (PluUrch  a.  0.).  Nach  ge* 
w5hnlicher  Reduction  hätte  man  die  drei  jalianischen  Jahre  497,  478, 
SOO  ▼.  Chr.  Kein  einsiges  enthalt  einen  solstitialen  Voihnond.  Sobald 
man  aber  die  Voijahre  nimmt,  findet  man  dass  sie  diese  Eigenschalt 
mit  mehr  oder  weniger  Genauigkeit  haben.  52)  Sollen  wir  uns  niAt 
die  ii'^vt«  ov  nltiovi  T9109V  nal  dhut  bei  Poljbios  VII  7,  3  als  Mond^ 
Wechsel  denken?  Dass  er  dann  dafür  kam  sagen  konnte  'der  jange 
HierouTmos  lebte  nur  noch  ^in  Jahr  'ist  richtig ,  doch  bei  der  12-  cdcr 
ISfflonatlichkeit  der  lunarischen  Jahre  war  es  ünmer  geaanar  13  Hän- 
den %n  »etsen.  Polybios  XXtX  0,  8  erwähnt  die  Finatemis  yora  22n 
Juni  168  ▼.  Chr.  ohne  ein  Datum  an  nennen;   doch  welches  Qestvn 


der  Griecheft  oad  R6Bcr.  3tt 

bisloriieba  Emkkidnig  aber  wflrde  fflr  SoBpe^iebre*^,  die  ail  So»* 


merseoffDg  begönnen,  fibnlich  and  nocb  etwas  schflrfer  durcb  das  aaa« 
geben  von  Aegospotamoi  and  Lenklra  erreicht  worden  sein. 

%  6.    Daai  Eratoatheiies  Zeitrechnimg  nicht  gegen  das  Aego«» 
potamoi-Jahr  OL  83,  3  spreche. 

GemAsz  der  hiernach  feststehenden  Setzung  der  S^^laobt  bei  Ae- 
gospotamoi in  Ol.  93,  3  mQssen  jetzt  noch  die  Ansitze  des  Eratostbe- 
nes  ins  Ange  gefaszt  werden.  Um  seine  zehn  bistorisehen  Abscbnille 
zn  bilden  bedient  er  sich  elf  abschnittbildender  Momente,  und  eine 
derselben  ist  *die  Endigung  des  peloponnesiscben  Krieges  nnd  die 
Pliederlage  Athens^.  Damit  soll  Eratosthenes  Ol.  93,  4  meinen  and  den 
Abschnitt  mit  diesem  Jahre  schlieszen,  wahrend,  wie  gezeigt  ist,  Po- 
iytrios  zwischen  Ol.  93,  3  nnd  93,  4  abschneidet.  Der  anders  gewihlta 
Abscbniltsponkt  des  Eratosthenes  ergibt  sieh,  wenn  in  Innarischen 
Sommerjahren  von  Alezanders  Tode  Ol.  114^1  =  ▼.  Chr.  324/3  als  von 
dem  860n  und  letzten  Jahre  eratosthenischer  Zfthlung  anfwftrls  gegan- 
gen wird. 

Das  erste  ist  darnach  1183/^  v.  Chr.  Da  die  verschiedenen  Daten 
der  Eroberung  Trojas  dem  letzten  und  vorletzten  Monat  eines  nm  die 
Mittsommerzeit  schlieszenden  Mondjahres  angehören,  so  entsteht  die 
Yermntnng  dasz ,  wie  die  vielen  Tage  vorher ,  so  anch  der  Rest  als 
Null  betrachtet  werden  und  erst  einer,  der  nfichsten  Nemnonde  das  erste 
Jahr  der  Aera  einflbren  solle.  Ist  also  1183/2  als  erstes  Jahr  des  Era« 
tostbenes  gefunden ,  so  folgt  dasz  das  aerabildende  Factum ,  die  Zer- 
störung Trojas,  in  1184/3  falle.  Da  also  die  ganze  Aera  an  ihrer  Spitze 
einen  Terminus  ad  quem  zeigt,  welcher  eine  Vorzeit  bescblieazt,  nicht 
selbst  mit  zur  Aera  gehört,  so  könnte  es  symmetrisch  aebeineii,  wenn 
jeder  einzelne  Abschnitt  es  ebenso  machte  nnd  die  Ansscbliesznng  des 
obersten  Terminus  im  voraus  ankOadigte,  dasz  jedes  Terminalfactnm 
einen  Terminus  ad  quemi  die  Endigung  eines  Absebnittes  ergebe,  fol- 
geadermaszen : 


(«elipifff  htlinofiofig)  es  gewesen  sagt  er,  das  heiszt  also,  er  sagt  das 
Faetum,  und  fragt  nach  dem  moralischen  Einflasa  auf  die  Römer  und 
ihre  Gegner,  gans  als  ein  Historiker,  so  weit  die  Fragmente  xn  sehen 
gtstatten»  lefa  will  nicht  leugnen  dasz  mir  fUr  Polybios  solstitiale  Son- 
neojakre  eine  Zeitlang  passender  schienen.  Es  kann  die  hier  vorgetra- 
gene Ansicht  also  vielleicht  einst  modlfioiert  werden.  53}  Sollte  ich 
gezwungen  werden  auch  praktisch  solche  ihm  beiznlegen,  so  müsten 
diese  Sonnenjahre  vom  längsten  Tage  beginnen  als  den  olympischen 
obligat;  es  käme  also  nicht  dahin  dasz  man  dem  Polybios  das  Mondjahr 
näbae,  sondern  ihm  eine  sweiie  Sorte  von  Jahr  hinzu  bewilligte»  Aber 
ich  habe  hier  vieles  noeb  vitafat  genug  verfolgt. 


366 


A.  Mommsen:  x weiter  Beitrag  tut  Zeitrechoung 


BntMthenes  Aert  fai  OlyMptaie^falrei^  a.  1  =  1188/2  t.  Ghr. 

1184/3  T^o^ctg  alwfig. 


ili83/2  erstes  Jahr  nach  Troji 


Tjichtiigl 
-■■    Jahr 


^80  post  Tr.  =3  1004/3  'Hganksidav  %d-] 


nsechszigl 
Jahr 


il40  post  Tr.  =  1044/3  i}  'imviag  utiitig. 


hundert 
*-|-r  neun  und] 

^^J^  \\299  post  Tr.  =  885/4  i}  AvnovQyav^ 


hundert 
TV  und  acht\ 
^      ^^       Jahr 


i407  post  Tr.  =  777/6   tö  »^oiyyovf*«-! 
vov  itog  tSv  Xf^ztov  OXvituimv. 


«we'i    \\408  post  Tr.  =  Ol.  1,  1  =  776/5. 
hundert 

•TT  und  sie- 

"run^^itVOipo't  Tr.  =  Ol.  75.  1  =  480/?9  ^} 
Jahr     W    iESiQiov9uifiaatg. 

acht  und 

VI  Tieraig  \\  V 

Jahr   \\752  post  Tr.  =  Ol.  87,1  ==  432/1  ij\ 

stehen 


ftOV  .1 


ehett   \\  .     ,\ 

Jahr    \\779  post  Tr.'=  Ol.  93,4  =^405/4  4 


vm 


vier 
und 


^  Jah?  W^  post  Tr.  =  Ol.  102,2  =  371/0 


fünf  und) 
TX   dreiszig 

Jahr    \\g48.pogt  Tr.  =  Ol.  111,1  =  336/5  n] 
^lUxnov  xsletrcij. 


X    «w81f 
Jahr 


i869  post  Tr.  ^  OL  114,1  =  3240  ij] 
'Aleiävßgov  Tclsonf. 


dar  Grieclien  aod  Aömer.  367 

FiaelMr,  der  das  Eratoslhenes  •keafalls  mit  1183/2  beginBen  liitl 
als  mit  Anno  I ,  aber  die  Herakliden,  die  ionische  Colonie  und  Lykurg 
■B  I  tiefer  aof  1103/2,  1043/2  and  884/3  setzi'^),  will  diese  drei  Stu- 
fenjabre  als  Termini  ad  quos  berechnet  haben,  scheint  also  zu  .dem 
Ende  v.  Chr.  1183/2  als  Jahr  der  Eroberung  selbst  mit  Null  in  Recb<* 
nung  so  bringen,  mitbin  118^1  als  Anno  1  und  1103/2  als  Anno  80  post 
Tr.  Anno  80  ist  aber  der  Scblnsz  des  ersten  Abschnittes  ond  dies  das 
Heraklideajahr,  ein  Terminus  ad  quem ,  den  Eratostbenes  wie  sonst  so 
ancb  hier  mitzählte  (Fischer  griech.  Zeitt.  S.  24).  So  folgt  der  2e  Ab* 
•schnitt  von  1102/1  bis  1043/2,  sechsig  Jahr  von  denen  das  erste  ohne 
Factum  ist,  das  sechsigste,  1043/2,  durch  die  Gründung  loniens  he« 
leiehnet  wird.  Ebenso  hat  der  3e  Abschnitt,  hundert  neun  und  fünfzig 
Jahr  umfassend,  kein  Anfangsereignis  fQr  sein  erstes  Jahr  1042/1«  son- 
dern nur  ein  Schluszereignis  für  sein  letztes,  884/3,  Lykurgs  Vormund* 
Schaft.  Aber  der  4e  Abschnitt  umfaszt  die  27  Olympiaden,  welche  von 
Lykurg  und  Iphitos  eingesetzt  waren  und  an  die  sich  nach  dem  Siege 
des  Koroebos  die  28e,  gewöhnlich  als  Ol.  1,1  gerechnete,  v.  Chr.  776/5 
anschlieszt.  Folglich  musz  das  Schluszjahr  884/3  aus  dem  vorigen  Ab- 
schnitt und  dessen  Schluszereignis,  Lykurgs  Epitropie,  zugleich  als 
Anfangsjahr  und  Anfangsereignis  dieses  4n  Abschnitts  angesehen  wor- 
den sein.  Des  heiszt,  es  ist  Anno  299  p.  Tr.  =  v.  Chr.  884/3  zweimal 
in  Rechnung  gesetzt,  wodurch  die  Einbusze  von  Anno  1  p.Tr.  =  1183/2 
V.  Chr.  wieder  aufgehoben  ist  —  denn  es  war  Anno  1  als  Null  beban- 
delt, damit  1103/2,  1043/2  und  884/3  als  Termini  ad  quos  der  80,  60 
und  159  Jahr  betragenden  Abschnitte  inöchten  angesehen  werden.  Aber 
weder  dia  Einbusze  noch  die  Ersetzung  ist  zuUssig.  Es  kann  v.  Chr. 
1183/2  nicht  für  einige  Termini  als  Null,  für  andere  als  Eins  in  Rechnung 
kommen.  Denn  sonst  nimmt  Fischer  v.  Chr.  1183/2  als  l,z.  B.  S.  5  wo 
Ol.  1 ,  1  f Ar  das  408e  Jahr  nach  Troja  erklärt  und  der  Anfang  der  von 
Eratostbenes  gezahlten  Zeiträume  auf  1183=407  +  776  gebracht  wird, 
d.  h.  auf  OL  1,1  +  407=776/5  +  407= 1183/2  =  Anno  1  post  Tr.  **). 

Wer  also  die  Jahre  1103/2,  1043/2  und  884/3  mit  Eischer  wählt, 
Buss  sngestehen  dasz  sie  identisch  sind  mit  post  Tr.  81,  141  und  300, 
dass  sie  mithin  Termini  a  quibus  der  folgenden  Abschnitte  sind,  eine 
Conseqnens  in  den  Terminalbestimmungen  elso  nicht  vorhanden  ist, 
weil  Termini  ad  quos  daneben  geben  wie  Ol.  114, 1  =:  v.  Chr.  32^3 


54)  Anders  wird  man  Fischers  Ansätze  auf  1103,  1043  und  884 
nicht  Terstehen,  da  er  nar  von  Oljmpiadenjabren  handeln  konnte,  aber 
dieM  Immer  mit  dem  jultanischen  Vorjahre  verrechnet,  s.  gr.  Zeitt.  8. 
59  f.  Für  1183/2  =  Anno  Null  post  Tr.  ist  884/3  v.  Chr.  das  299e  Jahr, 
man  subtrahiert  209  von  1183/2,  wie  Fischer  8.  34  thnt,  der  also  hier 
1183/2  als  Null  mnsz  betrachtet  haben.  Dieselbe  Sache  ist  jedem  be- 
kannt ans  der  varronischen  Aera.  55)  Mit  der  obgedachten  Rechnung 
'Fischers  ist  es  schwer  zu  vereinbaren,  wenn  er  8.  24  sagt  dasz  Clinton 
den  Herakliden  das  80e  Jahr  post  Tr.  :=  1104  d.  h.  1104/ä  gebe,  eia 
Jahr  höher  als  Fischer  ansetze.  Letzterer  scheint  hier  also  zu  sagen 
dasz  er  die  Herakliden  in  das  81e  Jahr  verlege« 


368  A.  MoMBseB,:  tweiler  Beitraf  rar  Zeitreduiiiif 

*AUiai¥8((av  teUvrtj  =  p.  Tr.  800,  Sefala$s  der  erttofthenitebaii  Aera 
«.  a.  m. 

Di«  Tradition  wörde  gegen  p.  Tr.  81  =  v.  Chr.  llOSy^  als  daa 
Beraklidenjahr  inid  gegen  p.  Tr.  141  =  1043/2  v.  Clir.  als  das  der 
ionischen  GrQnduog  keine  Argumente  ergeben.    Sagenhafte  EreigBiase 
aittsaen  sich  wo  nicht  alles  doch  einiges  gefallen  lassen,  also  das«  r. 
Chr.  1184/3  fflr  Tqolag  iXüMSig  bliebe  ond  80  Jahre  nnbenutct  Tergien- 
gen,  bis  im  81n  die  'HpaxAeidcSv  »ad-oSog  folgte,  welcher  Ansats  also, 
aoch  wenn  Jemand  die  T^te  anders,  nemlich  1184/ä  nicht  als  Nnll  aoo- 
dem  als  Eins  rechnete,  nur  der  Tradition  noch  mehr  widerspriehe. 
Denn  von  Bratostheoes  Ansicht  abgesehen ,  bliebe  nur  die  Wahl  iwi- 
sehen  dem  Bin  and  82tt  Jahre  post  Tr.    Nichts  hindert  aber  einen  An- 
aats  anfzustellen,  der  als  eine  Nebenanffassang  (nicht  als  die  des  Era> 
tosthenes)  aach  die  Herakliden  in  80  p.  Tr.  su  setzen  gestattet.   Dieser 
Ansatz  ist,  dasz  man  1183/2  als  das  Erobernngsjabr  selbst  betraohtet, 
ao  dasz  dss  81e  Jahr  p.  Tr.  auch  als  das  80e,  wenn  dies  jemandem  bea« 
aar  geAllt,  betrachtet  werden  kann.'*)    Eratosthenes  hatte  dann  fflr 
die  vier  ersten  Abschnitte  vor  Ol.  1,  1  lauter  Anfangstbatsachen  ge- 
nannt fflr  die  Jahre  1 ,  81 ,  141  und  300  seiner  Aera ;  bei  dem  vierten 
aach  den  Schlnsz  erwfihnt  v.  Chr.*  777/6  itQorjyovfievov  hog  ta^ngm- 
twv  ^Okv(iitl(ttv;  ebenso  fQr  den  fOnften  beides,  wie  es  scheint,  Anfang' 
ond  Sehlusz,  denn  der  fQnfle  beginnt  v.  Chr.  776/5  =  Ol.  1, 1,  welche 
man  mit  a^'  r^g  *Olviima^og  angedeutet  glaubt,  und  endet  mit  der 
Diabasis  des  Xerxes  Ol.  75,  1  =  480/79  v.  Chr.;  die  fünf  fernereii 
Thatsachen^  fflr  die  noch  nach  Ol.  1 , 1  abrigen  ffinf  Abschniltspunkte 
hatte  Eratosthenes  dann  so  gewählt ,  dasz  er  immer  nur  Sohlnssfaeta 
nannte   und  damit  jedesmal  das  Endjahr  eines  Abschnittes  fixierte. 
Seine  Zahlung  wflrde  also  bei  Ol.  1 ,  1  einen  Umschwung  zeigen :  vor 
01.1,1  hatte  er  lauter  Termini  a  quibus  gemeint,  v.  Chr.  1183/2;  1103/2; 
1043/3;  884/3:  nach  Ol.  1,  1  lauter  Termini  ad  quos,  Ol.  76, 1 ;  87,  1 ; 
99,  4;  102,  2;  111,  1;  114, 1.    Man  mOste  sich  also  begnflgen  die  Ter- 
ninallen  vor  Ol.  1,  1  unter  sich  conseqnent  angewendet  za  sehen  nnd 
ebenso  die  nach  Ol.  1, 1  unter  sich;  aber  die  obere  Hfilfte  wire  nicht 
oonsequent  mit  der  unteren. 

Die  oben  gegebene  Tafel  macht  es  anders :  sie  zeigt  nar  ^ine  De- 
terminierungsweise  und  enthält  Unter  Termini  ad  qnos.  Gleich  1184/3 
Tgolag  aktoaig  ist  ein  solcher,  der  daher  aus  der  Zählung  der  ange- 
schlossenen achtzig  Jahre  und  der  ganzen  Aera  ausgeschlossen  bleibt; 
gemäss  der  gewöhnlichen  Ueberlieferung  kommt  die  Eroherung  in  den 

56)  In  der  That  wflrde  damit  nur  einer  Tradition  die  andere  vor- 
gezogen werden.  Denn  Trojas  Erobernog  kommt  gBgen  das  Ende  eines 
um  das  Solstitinm  bef^innenden  Jahres  ea  liegen,  weist  also  darauf  hin 
dasz  der  folgende  le  Hekatombaeon  nicht  der  sehr  viele  Tage  frohere 
des  Eroberung sjahres  selbst  als  Anfang  naehtroiseher  Zeiten  anzusehen  * 
sei.  Wer  hierauf  fbsEt  kann  eine  Beliebigkeit  das  Brobemngsjahr  als 
0  oder  1  zu  nehmen  nicht  einräumen.  Doch  könnte  der  G^^er  eine 
(iltere?)  Tradition  vorschützen,  Aesch.  Agam.  82tf. 


dinr  Griedbmi  md  RAmtr.  369 

Tbargefion  oder  Skiropborlon  1184/3,  womit  abereinsUnmend  die  Aera 
▼om  In  Hekatombaeon  1183/2  roS  d*  i^rjg  hu,  nQmxa  Sh  ftcrcr  r^v  SXm- 
tf&y  (Dion.  Hai.  I  63)  abwirts  lauft.  GemSaz  ferner  der  Ueberliefernng 
komnut  der  Reraklidenzng  in  80  p.  Tr. ;  dank  die  ioniacbe  Coloni^  in 
140.  Beide  Ansitze  wird  man  ohne  Bedenken  sulaaaen,  }a  viefleicht 
etwas  willkommener  nennen  als  die  um  I  späteren  in  1103/2  nnd  1043/2. 
Die  beiden  nächsten  in  v.  Chr.  884  ond  776  fallenden  Abschnitts- 
pankte  mnsz  man  im  Zasammenhange  erwägen,  da  sich  beide  anf 
Ofymptadenanringe  beziehen.  Die  Tafel  verrechnet  bloss  die  Vorjahre 
aod  kann  da  in  ihrem  Rechte  sein,  sofern  die  Olympiadenstiflang  deoi 
Nenjabr  vorhergeht,  welches  die  gezählten  Olympiaden  von  Ol.  1,  1 
ODd  von  884/3  ab  einfahrt.  Bei  884  ist  nur  die  Rede  von  einer  histori- 
Bchen  Person,  welche  anter  gewissen  Schwierigkeiten  in  gewissem 
Zeitverlanf  eine  Sache  zn  Stande  brachte,  an  die  sich  884/3  als  lyklir- 
giscbe  Ol.  1  anlehnte.  Lyknrgs  Mahwaltnng  gehörte  offenbar  dem 
Vorjahre  an,  und  eben  seine  Verdienste  um  die  OlympiadenstiftoRg 
konnten  auf  885/4  za  fahren  scheinen ,  nicht  auf  884/3.  Ja  die  ersten 
olympischen  Spiele  selber  können  auf  die  Vorjahre  885/4  nnd  777/6 
gesetzt  werden  in  den  letzten  Monat,  so  dasz  die  Numenie  nachher  die 
Zeitrechnung  beginnt.  "^  Wenn  dieser  Setzung  sehr  alter  Thatsacheti 
nichta  historisches  entgegenstehen  dfirfle ,  so  ist  sie  vom  Standpunkte 
des  Chronologen  sogar  die  treffendere.  Gieng  Eratosthenes  von  ihr 
aas,  so  war  es  denkbar  dasz  er  als  Terminus  ad  quem  eben  das  Vor- 
jahr in  seine  Tafel  stellte,  zu  anderen  Facten  aach  ein  olympisches 
fainzafdgend,  dessen  merkwürdigste  Eigenschaft  im  Nachjahre  als  Ter- 
miBna  a  -quo  hervorträte.    Wenn  der  Sieg  des  Korpebos  in  das  Ende 


57)  Denn  Zeiten  werden  meistens  gerechnet  nach  etwas  geschehe- 
nem ;  s.  B.  nach  Trojas  am  achtletaten  Thargelion  erfolgtem  Falle  begin- 
Bcm  mit  dem  nSchstaächsten  Neumonde  die  Zeiten  nach  Troja.  BowdI 
die  Ijkvrgische  Olympienfeier  884  aU  den  Sieg  des  Koroeboa  niöebte 
man  alao  am  liebsten  eben  vor  die  Neujahre  von  884/3  und  770/5  hii^ 
bringen;  jedoch  ist  dabei  nicht  zu  übersehen  dasz  wer  die  olympische 
Zeitrecbnnng  mit  776/5  begann  nicht  zugleich  die  lykurgische  Spitze 
oljn^piscber  Zeiten  anerkannte ,  anderseits  dem  Ol.  1 ,  1  =  884/3  be- 
trachtenden der  Sieg  des  Koroebos  nicht  als  Tdte-bildend  galt,  sondern 
als  Ol.  28,  1  und  vielleicht  nach  dem  Neujahr  von  776/5  gewonnen. 
Die  Ijkurgische  Stiftung  kann  die  Epoche  eines  Cjclus  anzeigen,  der 
Bieg  den  KoroebQs  gleichfalls  die  Epoche  eines  Cyclus,  aber  jener  von 
diesem  verschieden  sein ,  jener  eine  OktaSteris ,  dieser  eine  Enneakaide- 
kaeteris,  oder  beide  Oktaeteriden,  aber  von  verschiedener  Epoche,  wo- 
bei noch  weiter  zn  fragen  wäre  ob  nicht  bei  Belassung  der  Epochen- 
jahre älterer  Zeit  doch  die  Menologie  modernisiert  worden  um  gleich^ 
m&saige  Jahre  zu  erhalten,  die  Ansicht  aber  ron  dem  vorhergehen  der 
ersten  Feier  dieselbe  geblieben  sei  der  Postcomputation  wegen.  Wollte 
man  beiden  Ansätzen  (884/3  und  776/5)  dieselbe  OktaSteris  zu  Grunde 
legen,  so  würden  nicht  beides  Anfangsjahre  des  Zeitkreises  sein.  Boeckh 
Mondcyclen  8.  16  findet  es  natürlicher  dasz  das  olympische  Jahr  im 
Anfange  der  Oktaeteris  nach  den  Spielen ,  nicht  Tor  den  Spielen  begann, 
was  abo  wenn  von  770;^  nicht  von  884/8,  und  wenn  von  884/3  nicbt  von 
776^  behauptet  werden  dürfte. 


370  A.  MomDMi;  i«r«il«r  B«it««g  s«r  Zeitrediiuf 

Too  777/6  Hill,  so  geht  das  Jahr  fasl  gana  denaelheo  Yorber  ud  kMB 
fOglich  nQ<niy9viuvov  xav  nQtaxm  ^Okvimimv  genannt  werden «  je  es 
bleibt  unbenommen  die  Thatsache  der  ersten  Olympienfeier  ihrer  seit* 
liehen  Dauer  sa  entkleiden  und  als  ein  Sinnbild  des  Scheidepnnktes 
▼on  Ol.  0,  4  und  Ol.  I,  1  anausehen,  so  dasa  Ol.  0,  4  =  777/6  gmns 
dieaem  Punkte  rorangehL")  Der  Plats  aber  für  diea  Sinnbild  wird 
das  Vorjahr  bleiben,  wie  es  die  Tafel  gibt  als  Schiusa  des  dn  und  4n 
Abschnitts.  Dasa  dann  der  4e  mit  der  ersten  lyknrgischen  und  der  5e 
Abschnitt  mit  der  ersten  gewöhnlichen  Olympiade  anfingt  in  der  Tafel, 
iai  durchaus  angemeaaen. 

Der  öe  Abschnitt  endigt  Ol.  75,  1  =  480/79  17  Sigiov,  dtaßaCtg. 
Dies  Jahr  reisat  noch  ein  Stock  des  Sommers  v.  Chr.  479  weg  und 
enthalt  den  Vorsommer  480  in  welchem  d^e  Perser  heranaogen  nicht 
mit,  Uebelstände  welche  unvermeidlich  mit  den  von  Sommer  an  Som- 
mer reichenden  Jahren  verknöpft  sind,  die  also  im  einaelnen  Fall  nicht 
einen  besondern  Tadel  erfahren  dürfen. 

Der  Schiusa  des  6n  Abschnitts  ist  der  Anfang  des  peloponneai* 
achen  Kriegs  Ol.  87, 1  =  432/1.  ^Soll  denn  also'  darf  man  fragen  *ein 
hiatoriaoher  Anfang  einen  chronologischen  Schluss  bilden?  seit  wann 
hat  die  Chronologie  aufgehört  eine  Dienerin  der  Geschichte  au  sein?' 
Dasa  dafür  nun  auch  die  berühmten  27  Jahr  auskommen  und  als  7r  Ab- 
aohnitt  auch  eine  chronologische  Existens  gewinnen,  dasa  die  Agonien 
Athens  dafür  auch  bis  aufs  letzte  darin  enlhalten  sind,  möchte  keine 
befriedigende  Antwort  sein,  weil  der  Ueberfall  von  Plataeae  und  die 
fllilga  luydXmv  rofg  '^E^X'qöi  xaxojv  uQ^ovaa  schmerzlicher  vermisat 
wird  als  die  Folgen  der  Schlacht  bei  Aegospotamoi ,  welche  seibat 
noch  in  Ol.  93,  3  fallt.  Ol.  93,  4  gehört  achon  aur  Hegemonie  der 
Spartaner.^) 

Auf  den  Ausdruck  inl  tijv  aceialvaiv  (xov  üeA.  nolifiov)  tud 
*A^veilmv  t^xxav  darf  man  •freilich  nicht  au  viel  Gewicht  legen.  Der 
Sinn  könnte  sein:  *bis  aum  Ausgang  des  Krieges  und  awar  dem  fdr 
Athen  ungünstigen'  als  ein  detaillierender  Zosata;  doch  da  detaillie- 
rende Zusätae  niobt  in  eine  Uebersicht  gehören,  besser:  ^bis  aum  Endo 


58)  An  sich  wäre  es  gleichgültig  ob  mau  ihn  zu  Ol.  0,  4  oder  uu 
Ol.  1,  1  zöge,  was  lediglieh  von  dem  Factum  abhängt  welchem  (vor- 
oder)  nachgehend  er  gedacht  wird.  —  Urgiert  man  noch  stärker  das 
&otisehe,  so  ist  777/6  das  Jahr  der  ersten  Olympienfeier ,  wie  OL  114, 1 
da«  Todesjahr  Alexanders,  und  das  vorhergehende  ist  778/7.  So  wird 
das  factisohe  in  der  Tafel  sonst  genommen;  also  das  Jahr  vor  dem 
Jahr  in  welches  die  ersten  Spiele  fielen  778/7  und  dann  weiter  von  dem 
Jahre  an  in  welches  die  ersten  Spiele  fielen  (dq)'  ijs  'Olviiniadog)  777/0, 
wobei  also  von  Ol.  1,1  gar  nicht  die  Rede  wäre.  60)  Polybios  I  2,  3 
rechnet  kaum  12  Jahre  für  die  unbestrittene  Hegemonie  Sparta«,  wie  e« 
scheint  bis  zur  Schlacht,  von  Knidos,  welche  sich  vor  dem  15n  August 
a04  ereignete.  Vom  8n  Skiropborion  Ol.  03,  3  bis  zum  Ende  des  Ho- 
katombaeon  Ol.  96,  3  vergeben  11  Jahre  und  reichlich  1  Monat.  Hier 
schloss  Theopompos.  Das  Schluszjahr  des  Krieges  Ol.  03 ,  4  ist  in  den 
li^liS  ixfi  datSfnu  miibegriffen. 


te  Griitlia«  iiad  Römk.  871 


4m  KrMg«B  ad  bwot  bir  Mr  8«hlteht  M  A^got^üatti/  NmIi  der 
T«M  aber  bjesse  dies:  *bis  eimi  Ende  des  Krieges  d.  b.  bis  sum  27n 
Kfiagii«hr  and  »war  bia  zum  26fl,  dem  der  AefoapotaMii-SeMaobl', 
was  nicht  angeht. 

Aveb  an  dem  8n  Abaehnilte  kann  man  Ansiosz  nebmen;  niiohl  weil 
L0flklra  nrit  hineingezogen  ist.  Denn  ob  daa  Leoktrajabr  beaaer  eine 
3Ml  beginne  oder  eine  endige  (Dem.  Phil.  III  jd),  mag  niobt  gteieh 
klar  nein.  Wird  aber  in  vollen  Jahren  ?om  In  Hekatombaeon  gesiblt, 
ao  mfiaaeB  die  historischen  Misstfiode  dieser  Zahlnag  doeh  nach  Kriften 
▼erringen  werden.  Wer  nun  mit  Lenklra  schliesst,  raubt  der  tbebam- 
eehen  Hegemonie  auch  noch  die  Ullfte  des  Sommers  nach  dem-  lenktri- 
aeben  Kriegsjahr.  —  Eratostbenea  lählt  den  8n  Abschnitt  zo*  34  Jabfeo, 
n«ch  Polybios  bat  34  Jahr,  welche  er  in  18  +  1  +  15  theiK  Sollen 
wir  nicht  glanbea  dasz  beide  34  dieselben  sind? 

Der  9e  Abschnitt  eadei  Ol.  111, 1  =  336/5  mit  Philippea  Tode. 
Dn  derselbe  im  Herbst  336  erfolgte,  so  geborte  der  grOaiere  Tbeil 
TOD  Ol.  111,  1  schon  dem  Alexander,  «och  wenn  der  Vater  im  Spät- 
beapbat,  nor  vor  dem  Winter  ist  ermordet  worden.  Warum  woIHe 
denn  Eratostbenea  dies  Jahr  also  nicht  lieber  als  Anfang  dea  lOn  Ab- 
scbnittes  und  der  Herscfaaft  des  Alexander  betrachten,  einen  an  Thaten 
reicben,  an  Jahren  armen  Fürsten?  denn  wenn  demselben  hernach  ancb 
aein  Todesjahr  Ol.  114,1  voll  zugerechnet  wird,  so  ist  das  kein  Ersatz, 
weil  Alexander  eben  vor  dem  Jahresende  starb. 

Man  kann  also  die  in  obiger  Tafel  gebotene  Constroetion  nicht 
von  einzelnen  Unwahrscheialicfakelten  freiaprecben.  Licszen  sich  die- 
aelben  mit  Bezog  anf  die  Symmelrie  der  blosz  ad  qnoa  gewählten  Ter- 
mini ,  mit  Bezug  auf  die  Unabhängigkeit  des  Polybioa  vom  firatoathe- 
nee**)  oder  sonst  irgendwie  entschuldigen,  so  hat  doch  laagst  die 
Luniealarbesümmung  dea  Brobernogatagea  bei  Dien.  Hai.  I  63  grosses 
Bedeaken  erregt  gegen  die  Richtigkeit  zunächst  dea  Anfange  der  Aera, 
weiter  also  gegen  die  Richtigkeit  der  ganzen  Aera  wie  sie  oben  oon- 
stmiert  ist.  Man  musz  dem  Feinde  gerade  ins  Gesiebt  sehen,  er  kann 
niefat  Irger  sein. 

Dionysios  benutzt  I  74  die  Chronographien  dea  Eratosthenes  um' 
Catos  in  [aegyptiscben]  Jahren  gegebene  Bestimmung  der  urbs  con- 
dita  auf  helleoisoke  Zeit  (Olympiaden)  zu  reducieren;  aber  jene  Be- 
stimmung war  in  Jahren  nach  Trojas  Zerstörung  gegeben.  Dionyaios 
hüH  mm  der  Richtigkeit  der  eralosthenischen  Kavovig  fest.  Wdaten  wir 
von  Eratosthenes  Aerenanfang  nichts  ,.eo  müste  Dionysios  Tür  uns  Era- 
tostbenea sein,  nicht  blosz  I  74,  sondern  auch  I  63,  wo  er  den  Son- 
nen- nndMondstand  des  Eroberungstages  angibt,  der  nur  auf  1185/4 
paaat.    Dieser  Widerspruch  kommt  nicht  aaf  Jabre,  sondern  auf  ein 


60)  Die  Abschnitte  des  Eratosthenes  sind  mllgenDein  griechisch; 
daraus  dasz  Polvbioi  II  41 ,  4  xara  Ti}f  'Hga-Kltidtov  ndd'odov  oder  III 
22,2  ngötsga  rijg  ISig^ov  diaßdoBoag  rechnet,  folgt  nichts.  Die  Bestim- 
mung  III  25,  1  -kutcc  trjv  TIvqqov  Siaßa^tv  geht  den  Eratosthenes 
nichts  an. 

Jahrb.  f.  clM».  Philol.  Sapp!.  Bd.  III  Hfl.  3.  25 


372  A.  Mon«M« :  sweltor  B«itrtf  iv  Zeilreehnvif 


eiMifM  Jahr  hinaua.  Ba  aieht  aw  wi«  eift  Veraebeo  in  der  DtratoUva^, 
nicbl  wie  eine  DiTerfenz  in  der  Saebe.  Es  oiaas  daher  der  Veravch 
•itter  anderD  Conatraetioo  geaiaoht  werdeo ,  aaoh  der  BraCoatkeaea  €vä 
Jahr  höher  anfragt. 

Die  Aogaben  dea  athenisohea  Kaleaders  (Dion.  Hai.  I  63)  fAhrea 
also  aaf  das  troisehe  Eroberaagsjahr  1185/4,  welches  als  Nall  b^ao» 
delt  wird,  damit  1184/3  Aooo  1  der  eratostheDischea  Zeitea  sei.  Maa 
kane  niobt  verlangea  dasz  in  den  Abschnitten  die  Terninalfacta  ebenso 
behandelt  werden  sollen  wie  das  an  der  Tdte  des  gansen  stehende 
Factnm,  dass  nemlich  alle  sich  aaf  die  Endjahre  herzögen  nnd  anfaag- 
bildende  Thatsachen  gar  nicht  vorkimen.  Denn  anch  wer  diese  Cob- 
seqnena  nicht  sn  streng  finde ,  mflste  doch  nachgeben  hei  der  Wnhr- 
nehmnng,  dass  der  Terminns  ad  quem,  welcher  das  ganze  schliesxt,  jetst 
ebenso  wenig  mit  zur  Aera  gehört  wie  das  troisehe  Brobernngsjahr, 
sondern  berausgestossen  ist.  Denn  sie  gestaltet  sich  nnn  so.  (Siehe 
die  gegenflberstehende*  Tafel.) 

Sftmtliobe  9  innere  Termini ,  welche  Tafel  1  (S.  366)  als  SeblAsee 
seigte,  erscheinen  hier  aafTafd  2  als  Anfinge.  Die  Setzung  des  Herakli- 
denzages  in  81  p.  Tr.  mnsz  man  zulassen.  Manches  ist  hier  passender 
als  anf  Tafel  1:  dasz  Ol.  87,  1  als  ein  anfangbildendes  Jahr  behandelt 
wird,  dass  Ol.  111,1  dem  Alexander  zufällt.  Willkommen  ist  auch,  die 
polybianischen  34  Jahre  hier  genau  so  im,  8a  Abschnitt  wiederanfliBdeo. 
So  freilich  sind  die  fflisstfinde  —  vornehmlich  der  Widerspruch  der 
Tite  nnd  der  athenischen  Daten  —  gewichen;  aber  ohne  Unwnhr* 
scheinliohkeiten  und  Seltsamkeiten  ist  /auch  diese  zweite  Constmetiott 
nicht,  im  Gegeniheil  erweisen  sich,  Zeile  fflr  Zeile  verglichen,  einige 
noch  empfindlicher  als  die  froheren. 

In  dieser  Construotton  nemlich  scheint  die  Olympiadenseitreek- 
nong  mit  sonderbarer  Rflcksicbtslosigkelt  behandelt  zu  werden.  Es 
wird  darauf  verziehtet  n^it  dem  lykurgischen  und  dem  gewöhnliohen 
Olympiadenanfang  auch  Abschnitte  anzufangen.  Gewis  kann  ag)*  ^ 
*OlviMaeta8og  bedeuten  *  von  dem  Siege  'des  Koroebos ',  also  dem  Sie- 
gesjahre desselben  777/6,  wofern  man  die  ersten  Spiele  aaf  das  Ende 
von  777/6  bringen  kann ;  aber  das  wichtige  dieses  Sieges  kommt  erst 
mit  dem  Neujahr  776/5,  warum  also  nicht  dieses,  =  Ol.  1,  l,  loaa 
Anfange  des  6n  Abschnitts  wählen?  oder  sollte  Koroebos  nicht  den 
Namen  hergeben  fOr  Ol.  1 , 1 ,  anch  far  Ol.  1,2,  anch  fflr  3  und  4  — 
für  die  ganze  Penteteris?  Nag  Lykurgs  Mahwaltung  vor  884/3  ge- 
dacht werden,  die  Stiftung  und  erste  Festfeier  auf  das  Vbrjahr  885/4 
kommen  —  wenn  dies  so  gewählte  Anfangsjahr  nicht  ausser  der  Stif- 
tung anch  noch  das  erste  lyknrgische  Olympiadenneujahr  enthält ,  ao 
gibt  es  der  Stiftung  ihr  Recht  nicht,  sondern  scheint  ihr  Blut  und  Le- 
ben abzuschneiden.  Wollte  einmal  Eratosthenes  ein  Gewicht  auf  das 
persönliche  thun  des  Lykurg,  auf  seine  Stiftung,  anf  die  Feier  selbst 
legen,  nnn  weshalb  entsagte  er  dann  nicht  Qberhaupt  den  vonSossmer 
au  Sommer  reichenden  Jahren?  Gedachte  er  dem  Factum  der  Olyn* 
piadengrflndung  seinen  Willen  zu  lassen,  damit  es  in  seiner  Natarlieb- 


te  CMtektii  «M  RöMtr. 


373 


1185/4  T^o/ttff  iXmaiQ. 


Iaehtsig 
Tal««* 


i Anno  1  nach  Troja  a  1184/3. 


Jahr 


81  po8t  Tr.  =  1104/3W^»A«^w  k«- 


TT  sechsig 
^     Jahr 


P08t  i 

vodog. 


hundert  W^^l  port  Tr.  «=  1044/3  ^  Tew^ac  «W-! 

nnd  neun"    ***'• 

TTT      und 

funfsig 
Jahr      ^ 

1300  post  Tr.  =  885/4  i]  iltmoopyov 
hundert  W    inixQoniee. 
XV  «nd  acht\\301  POBt  Tr.  »  884^  erstes  lykurgi-i 
Jahr   \\    sehe*  Olympiadenjahr. 

j^ei    \\4D8pOBtTr. =777/6  Ta  %if»vaX)lvaiua.\ 
hundert  \\409  poet  Tr.  «=  Ol.  1,1  c=:  776/D  An-) 
V  sieben  u.\\    ^^°fi>  ^^'  [timaeischen]  Olympiaden-1 
neunzig  \\    Zeitrechnung. 
Jahr 

[705  nost  Tr.  ==  Ol.  75,1  c=:  480/79  ijl 
m^^o«  diä߀eatg. 


VI 


acht 
und 
yiensig 
Jahr 


Jahr 


i753,  post  Tr.  =  Ol.  87,1  =  432/1   ijl 
sieben  ^    a^;^  tov  JIsloiKOvpfiataxov  noXiiMV.^ 
yjT      und 

awM^g\\779       g^  Tr.  «=  Ol.  93,3  =  406/5  ijl 

1780  post  Tr.  =  Ol.  93,4  =  405/4  i}] 
Tierundu    )^y<^^v<^^S  [iud'A97i9aimv  ^ccj. 

Vin  dreiesig 
Jahr 


*       fünf  und 
IjL  dreiszig 
Jahr 


>814  post  Tr.  =  Ol.  102,2  =  371/0  ^1 


zwölf 
Jahr 


i849  post  Tr.  «=:  Ol.  111,1  =  336/5  i}] 

[860  post  Tr.  =  Ol.  113^  =  325/4  das^ 
Jähr  Tor  Alexanders  Todesjahr. 

Ol.  114,1  AXl^tifov  tilivt^  bleibt  wef . 


25» 


B74  A.  Monmiwn  cwvllsr  BtHnif  Mf  Zeitrechnnog 

kelVviit  dir  nMiite«  Mlfe  en%Mmi%  ftai  dutlStde  Tor  dM  Aofar^r 
lernenden ,  dann  mnste  er  die  OlympiadeasettreclinBag  nicht  gleichsam 
swingen  sich  selber  zq  messen  and  ihre  eigene  Grebnrt  za  beseheini- 
gen, sondern  ein  anderes  Jahr  als  das  Sommerjahr  wählen,  welches, 
dem  platonischen  Zeus  gleichend,  die  Thatsachen  licherlieh  grausaa 
halbiert. 

Böte  das  Anfangsjahr  des  6n  Abschnittes  777/6  ans  die  ganze  That- 
sache,  in  angestörtem  Verein  mit  ihrer  wichtigsten  Qualification,  die 
ersten  Spiele  und  eine  Probe*')  wenigstens  der  olympischen Zeitreeh- 
Dung,  dann  könnte  das  Anfangsjabr  mit  Recht  das  Jahr  der  ersten 
Olympien  heiszen  nnd  das  vorhergehende  gienge  demjenigen  Jahre  vor- 
her, in  dessen  Verlanf  jenes  berahnte  Faotam  sich  ereignete,  wie  ein 
julianisch  rechnender  sagen  könnte,  v.  Chr.  776  falle  eine  erste  Olym- 
pienieier  nnd  Ol.  1,1  nehme  hier  den  Ursprang,  das  Jahr  v.  Chr.  777 
sei  das  den  ersten  Olympien  vorhergehende.  Aber,  nach  Sommerjah- 
ren gezihlt ,  wird  die  Thatsache  verstümmelt  and  tritt  dem  Jahresende 
so  nahe,  dasz  vielmehr  das  factisch  erste  olympische  Siegesjahr  (v.Chr. 
f77/6)  selbst  als  dem  Siege  vorangehend  betrachtet  nnd  dem  factisehen 
nicht  mehr  eingerfiumt  werden  kann ,  als  dasz  es  die  Frage  entscheide 
ob  man  den  seitlosen  Grenzpunkt,  welcher  Ol.  1 ,  1  von  der  Vergan- 
genheit scheidet,  durch  einen  Terminus  ad  quem  im  Vorjahre  oder  im 
Nachjahre  durch  einen  Terminus  a  quo  veranschaulichen  mQsse;  mit 
andern  Worten :  so  nahe  dasz  das  factische  mehr  zum  bloss  chronolo- 
gischen Momente  wird. 

Auch  ist  wol  die  zweite  Tafel  nicht  im  Vortheil  gegen  die  erste, 
wenn  jene  den  5n  Abschnitt  mit  Ol.  74,  4  enden  Uszt  =  v.  Chr;  481/0, 
da  im  Frtlhjahr  480  die  Perser  ausziehen.  Der  Abschnittspunkt  Ol.  74,4 
auf  01.75,1  halbiert  wieder  einigermaszen  den  factisehen  Verlauf,  wo- 
gegen  der  Sohlusz  des  5n  Abschnitts  auf  Tafel  1  doch  diesen  Perserzng 
zum  Abschlusz  kommen  Uszt  —  freilich  auch  unpassend  genug  noch 
den  halben  Sommer  479  hinzunimmt,  was  aher  dem  Sömmerjahre,  nicht 
dem  Abschnittspunkte  zur  Last  fillt.  Als  eine  mögliehe  Auffassung 
indes  wSre  es  dennoch  wol  zuzulassen ,  statt  mit  dem  Aufschwung  dcB 
befreiten ,  lieber  mit  den  Kfimpfen  des  sich  befreienden  Griechwbinds 
anzufangen. 

Für  die  Sache  —  nemlich  zwischen  welchen  Thatsaohen  man  den 
Eratosthenes  einschneiden  ISszt  —  ist  es  gleichgültig  ob  man  die  sca- 
xakvaig  KoiVA^vatfov  ffna  des  Clemens  auf  Ol.  93,  3  oder  Ol.  93,  4 
bezieht;  jenes  ist  das  Endjahr  des  7n,  dieses  der  Anfang  des  8n  Ab- 
schnitts. Lediglich  die  Consequenz  blosz  Termini  a  qiiibus  zu  haben 
fahrt  zu  der  Ansicht,  es  müsse  naxilvatg  nctl  '*A^v(dtov  ^ro  den 
Terminus  a  quo  des  8n  Abschnitts  bedeuten.  Sonst  wttrde  man,  bei  der 
BerOhmtheit  der  2*^  Jahre,  eher  das  27e  Jahr,  also  den  Schlusz  des7n 
Abschnitts  gemeint  glauben.    Hier  ist  es  an  der  Zeit  hervorzuheben, 

61)  Ich  meine  damit  ein  paar  Monden  von  Ol.  1,  1,  z.  B.  was  He- 
ksiMttbaeon  und  Metageitnion  in  Athen  sind. 


-d^r  GriAp|i^.a|i^  ftAyec  375 


dasa  ^wirtiifyü  mm  «i  *wDil  g^tri«lNn»o*GopiQ|yM0dfi  jHWr  Aiii.der 
historische  Sinn  mit  allem  Fug  auflehnen  könnte.  Denn  weshalb  sol- 
len alle  Zeiträume  nun  gerade  so  iMschaffen  sein  daas  ihre  Anfangs- 
jahre sich  markieren  ?  oder  ihre  Schlossjahre  ?  fahrte  nicht  eine  unbe- 
fangene Anschauung  vielmehr  zu  der  Inconsequens  den  Schlusz  zi 
deflgieren  wo  dieser,  4fin  Anfang  wo  dieser  sich  dem  Oedachtnisse 
mehr  empfahl?   Mich  wenigstens  bedankt  es  also. 

Wenn  es  dann  beifa  11s würdig  scheint  dasz  Ol.  111,  1  den  Auffin- 
gen d^s  Alezander  bewilligt  und  als  Anfang  des  letzten  Absebnittes 
betrachtet  wird,  so  ist  doch  wieder  die  Auffassung  von  Ol.  114,  1 
(dem  Todesjahr  Alexanders)  sehr  seltsam.  Denn  ungeachtet  dies  Olym- 
piadenjahr fast  ganz  dem  Alezander  gehörte,  scheint  es  als  erstes  sei- 
nes Nachfolgers  zu  gelten.  Dies  ist  aegyptische  Auffassung  und  iiD 
Regentenkanon  Regel.  Soll  in  einer  in  hellenischen  Jahren  laufendei 
Aera  sich  etwas  Aegypliscbes  ereignen?  ist  äie  vielleicht  vom  ae^yp- 
tiscben  Standpunkt  gemacht?  war  sie  vielleicht  eine  Doppelaera ,  in 
der  das  Uundssternjahr  als  Schrittzahler  neben  den  zu  messenden 
hellenischen  Zeiten  herlief?  Versuchen  wir  es  also  einmal  die  Jä|re 
des  Clemens -Eratosthenes  nach  der  Sothisperiode  anzusetzen,  folgen- 
dermaszen.  (Siehe  die  Tafel  auf  der  folgenden  Seite.) 

Hier  springt  es  zuvörderst  in  die  Augen,  wie  geschickt  sich  Era- 
tosthenes an  die  philippische  Aera,  eine  zunächst  in  aegyptiscben  Jahren 
lanfeode  Fortsetzung  der  nabonassarischen  ansohlieszt  ^fis  finden  sich 
im  Almagest  auch,  wiewol  seltener,  Jahre  seit  Alezanders  Tode — ano 
T^  ^AXe^avdgov  teXiwijg  —  in  Verbindung  mit  aegyptiscben  Monaten 
gebrancht ,  besonders  wenn  von  Reobachtungen  des  Hipparch  die  Rede 
ist.  Die  Chronologen  nennen  diese  Jahrreihe  nach  Censorinus  Vor- 
gang die  Aera  des  Fhilippos.  Ihre  Epoche  ist  der  12e  November  324 
V.  Chr.'  Ideler  1 106  f.  Der  Clemens -Eratosthenes  ist  im  Ausdruck 
also  einig  mit  Ptolemaeos*');  beide  behandeln  aeg.  324/3  in  gleicher 
Weise,  jener  ab  einen  nicht  einzuzahlenden  Schluszterminos ,  folglich 
als  einen  Anfang  der  Weiterfolge,  dieser  als  den  eingezählten  Anfangs- 
ferminvs  der  philippischen  Zeilrechmmg,  folglich  als  denjenigen  vor 
welchem  die  nabonassarischen  Zeiten  ihren  Sdilusz  finden. 

Der  Anfang  des  letzten  Abschnittes ,  aeg.  15  Nov.  336/&  Alezan- 
ders  erstes  Jahr,  ist,  Wenn  Fhilippos  etwa  im  September  336  gestor- 
ben sein  sollte,  als  das  volle  erste  Regierungsjahr  aegyptischer  Zäh- 
lung anzusehen.  Man  weiss  nicht  wann  Fhilippos  starb,  sein  Tod  wird 
in  den  Nachsommer  gesetzt.  Ist  also  sein  Todesjahr  aeg.  337/6,  so 
wflrde  die  Tafel  den  Terminus  ad  quem  des  9n  Abschnitts  verzeichnen, 
was  möglich  ist  Verlangt  man  die  Regel  des  Regentenkanon  ange- 
wendet, so  mnsz  man  setzen  dasz  Philippos  noch  den  15n  November 
336  erlebte  und  das  Todesjahr  desselben  so  als  seines  Nachfolgers  er- 


fÜi)  Auch  BynkftUos  bst  den  Atisdrnck  der  Jahre  von  Alezanders 
Tode  so;  wenn  er  dtcrcbsteht,  so  ttssa  also  des  Eratosthenes  Aera 
mit  V.  Chr.  324  November  11  schlieazen. 


376 


A.  loauMM :  i  weiCer  Mtraf  nr  SeitraehMig 


l15  Juni  1183  bis  1182  Juni  14  erstes] 


YachtsigU    Jahr  nach  Troja. 


^80  post  Tr.  =  26  Mai  1104/3  Mai  26. 
Heraklidenrüekkehr^ 


nseehsigl 
Jabr 


il40  post  Tr.  =  11  Mai  1044/3  Mai  10.1 
Ionische  Colonie. 


hnndert 

mneonnnd 
funfiig 
Jahr 


299  poBt  Tr.  «  1  April  885/4  Mütb  31 .1 
l    Epitropie  des  Lykurg  und  «^oijyo«- 

1     ßBVOV  Itos  seiner  Olympien. 

\\3OO  post  Tr.  c=  1  AprU  884/3  MM  i>i 
hundert  \\     Lyknrff  stiftet  die  Olympien. 
IV  und  achtW-^post  Tr.  =  5  Mar«  777/6  WÄr«  4. 
Jahr    \\    nQOfiyovi^apQv  ixog  %wv  «^«Dtwvülvf*- 

\\    nimv»  V 

«weihTm-V^403  «ost  Tr.  c=  5  März  776/5  M&rx  4.) 
dert  sie-tt     Koroebos  Siee  und  deren  angeschlos- 
V  ben  und  \\     gene  Zeiten  beginnen.  "^ 

neunzig  \\704postTr.?=21Dec.  481/0  Dec.20.Xer- 
.     Jahr    U     xes  ruckt  aus  Sardes,  wird  i|:eschlagen.V 

,^  acht  und) 
vT  viersig 
Jahr 


.  .  ^„  W753  post  Tr.  =  9  Deo.  432/1  Dec.  ö. 
,,-       "^X  W    AnfangdespeloponnesUchenlpieges. 
Vn      '^*.  \\779postTr.:^3Dec.406bis4^Dec.l.\ 
^  "  ewMing  \\  •  2fa  jahr  dieses  Krieges  und  Nieder- 
J*"'    «    läge  der  Athener  bei  AegospoUmouJ 

Tier  tmdV 

^^  ^Ä^Pia  portTr.  =  24  Hot.  972/1  Not.23J( 

^    Leuktra. 

fünf  und' 
IX  dreissig 
Jahr 


XBWÖlf 
Jahr 


i849  post  Tr.  =  15  Nov.  336/5  Nov.  14. 
Alexanders  erstes  Jahr. 


12  Nov.  324  begixint  das  erste  Jahr 
4es  Philippos  Arldaeos  und  die  phi-' 
Uppifehe  Aer». 


tor  6rio«keD  isd  Btoer.  377 

Bhm  SM  MniekM  worden.  ImIm  iit  CleMaBS-Eratoftheies  vom  dem 
RegeeteokMioD  aBebkingrig,  weicher  dem  Alexander  nar  8  Jahre  bei- 
legt So  wird  man  ameh  nieht  mit  Sieherheit  die  Regel  dea  Kaaon  aal 
dea  Clemena-EratoalheBea  anwenden. 

Die  Abachnitlspnnkte  werden  im  allgemeinen  dareh  Termini  ad 
qnoe  bestimmt,  Tielleicht,  wie  gesagt,  auch  der  9e  Abschnitt  durch 
8i8  post  Tr.  =  fi  OüJtwttov  tslavtr^^) ;  Ausnahmen  werden  sugelas- 
sen,  wo  ein  Terminus  a  quo  natarlicher  ist  oder  conTontionell  als  ein 
Anfang  betrachtet  wurde.  Alexanders  Todesjahr  gilt  so  als  Terminus  a 
quo  der  philippischen  Jahrreihe ;  die  a^^  tov  IIskfmowffauiKov  noüifAOv 
wird  respectiert  als  a^^  des  diesen  Krieg  darstellenden  7n  Abschnit- 
tes ;  das  die  ngcna  'Olviima  enthaltende  Jahr  aeg.  776/5  wird  in  der 
Wfirde  eines  Anfangsterminus  fflr  den  ön  anerkannt;  gleichfalls  dem 
lykargischen  Stiflungsjahr  aeg.  884/3  sein  Recht  nicht  gesohmilerl 
als.  ein  erstes  sn  gelten  und  den  4n  Abschnitt  zu  beginnen.  Das  Jahr 
der  lykurgischen  EpUropie  kann,  als  die  Sliflnng  Yorbereitend,  dem 
Stiflnogsjabr  vorangehen  und  Terminus  ad  quem  im  3n  Abschnitt  werden. 

Es  ist  nun  fftr  die  historische  Zeit  ersichtlich ,  dass  die  aegypti- 
sehen  Jahre  den  Thatsachen  mehr  ihren  natflrlicben  Spielraum  lassen 
nnd  nicht  fort  und  fort  zweierlei  SommerbSIflen  an  einander  leimen. 
Da  in  aeg.  776/5  die  erste  Olympiadenfeier  und  Anfinge  der  Olympia- 
denseitreehnnng  ordentlich  Platz  finden  wi^  eine  Thatsache,  so  ist 
die  Gefahr  nicht  da  dies  Jahr  für  das  TtgariyoviiBvov  xmv  nqmtmf  'Oilvfi- 
ittmv  sn  nehmen,  welcher  Ausdruck  vielmehr  aeg.  777/6,  das  Jahr  vor 
dem  Olymptenjahre,  anzeigt,  so  wie  bis  zum  In  Thoth  des  Jahres,  in 
das  der  Ueberfall  von  Plataeae  fällt,  oder  bis  zur  letzten  Epagomene 
des  Lenktrajahres  gezählt  und  dies  genannt  wird  'bis  zum  Anfange  des 
peloponnesischen  Krieges',  *bis  zur  Leuktraschlacht'  zählen.  Auch 
wird  die  olympische  Zeitrechnung  nicht  genöthigt  sich  selber  zu  mes- 
sen ;  vielmehr  musz  der  Aegypter  die  junge  Olympiade  in  ihr  Geburts- 
jahr einreihen:  er  ist  der  rechte  Mann  dazu,  und  von  dieser  alten 
Vergangenheit  weisz  er  Zeugnis  zu  geben ,  wie  von  noch  älteren  Ver- 
gangenheiten. Denkt  man  sich,  Eratosthenes  habe  olympische  Mond- 
jahre neben  seiner  aegyptischen  Reihe,  von  aegVptisch  776/5  an,  ge- 
genflbergestellt,  so  war  die  aegyptische  Seite  die  messende,  die  grie- 
chische die  zu  messende.  Ol.  1,  1  ward  als  eine  culturgeschichtliche 
Thatsache,  deren  Stoff  die  Zeit  war,  in  die  historische  Tafel  des  Era- 
tostlienes  aufgenommen.*') 

63)  Ich  habe  in  die  Tafel  also  gesetzt,  was  sicher  ist,  dass  dem 
Alexander  aegyptisch  336/5  als  erstes  Begienmgsjahr  snkomme.  64) 
Aach  wenn  es  ebenso  onamstösalieb  wftre  als  es  hypothetisch  ist, 
daaa  die  erste  Olympienfeier  in  Ol.  0,  4  Ende  kogimt,  so  wiirde  bei 
gestellter  Alternative,  ob  man  historisch  die  Institution  in  Ol.  0,  4  oder 
In  OL  1,  1  setzen  solle,  dem  letzteren  Ansatse  der  Vorzug  gegeben 
werden  müssen.  Man  kann  dies  zeigen  dnrch  Beispiele,  wo  eine  Zeit- 
reehnnng  sich  anf  ein  Jahr  fundiert  dem  die  aerabildende  Thatsaehe 
*erwlesenennasaen  nicht  angehört.  Ein  heutiger  Historiker  wird  Christi 
Qelmrt  nicht  in  den  Anfang  unserer  Aera  setzen ;  die  Setzung  von  Christi 


376  A.  Mommsei :  iw«iler  BeÜrig  4ur  leitrecbDiiag 

I>er  aegypikohe  AnfaafiUiff  dar  Aara  iat  der  la  TimAidaa 
raa  1183/3  v.  Ghr.^  d.  i.  dar  15a  Jnni  USa.  Sialit  mao  bloss  imfmg 
dar  Broberimg  Trojaa  aa ,  so  konnte  dar  Aegypiar  uai  ein  ^gaoaoi  Jsbr 
früher  anfangen,  nemlich  schon  am  loa  Juni  1184;  daan  ^  oben  Iftr 
Aagoapotamoi  erwfihntan  Mondwaohaal,  wenn  nan  aia,  ab  wAran  aie 
coaakant,  bis  il85/4  v.Chr.  fainanfscbiebt,  ergeben  den  8letslen  Tbar^»- 
lion  aus  12tt  Joai  naob  aiehtbarem  Neamoad,  naish  der  Conjimctioo  also 
elwa  lOn  Juni.  Sobald  man  die  Eroberung  bis  in  ihna  niobsleo  Pol- 
icen ausdehnt  und  nicht  eher  beabsichtigt  Jahre  fAcra  t^v  wlmffcv  sa 
aäblen,  als  die  troischen  Dinge  sich  einigermaszan  abgewickelt  babeo, 
so  wird  die  aerabildende  Thatsache  am  12n  Juni  noch  nicht  fertig  «da- 
stehen, auch  nicht  am  13n  oder  am  I4n  oder  am  l&n  Juni,  dem  In  Thoth 
dar  Sothiszeitrechnang ,  folglich  am  l&n  Juni  1184  die  Aera  noch  .nicht 
beginnen  dürfen,  .sondern,  da  nur  mit  einem  In  Thoth  angefangan  wer- 
den kann,  erat  .mit  dem  nächsten  ISn.Juni  1183.  Wie  aber  das  Factom 
dar  Eroberung  beschaffen  war  oder  doch  dargestellt  werden  mflsae, 
darfiber  hatte  Eratosthenes  bei  den  Griechen  anaufragen.  Diooysioa 
I  63  nun  läszt  der  abschnittmachenden  Thatsache  noch  einen  Spielraum 
von  einigen  Wochen,  ehe  er  Jahre  *naoh  der  Eroberung'  zihlt.  Wem 
also  dies  die  Vorstellung  war  .welche  auch  Eratosthenes  Jielolgett 
wollte ,  so  konnte  seine  aegyptische  Jahrfolge  .nicht  eher  als  den  15o 
Juni  1183  anfangen.^) 

Aber  eben  in  dieser  Rücksicht  auf  bellaoiache  Ansiditen  lia^l  ein 
Fingerzeig,  dasz  die  fiirinsjahre  dem  Eratosthenes  neben  einer  Railia 
obligater  tfondjiihre  .hedlielen  ond  dasz  die  eratostkenische  Aara  aiaa 

Gebart  auf  diesen  Zeitpunkt  hat  för  die  Thatsache  keinen  Werth,  desto 
gröszeren  aber  für  die  Culturgeschichte.  Das  caltnrgeschichtliche  Mo- 
ment einer  anf  diesen  Ansatz  begründeten  höchst  vortrefFlicheii  Aera 
trannt  sich  rein  ab  von  dem  sachlichen.  Ebenso  wird  anderseits  der 
Cultorbistoriker  nicht  sowol  die  Mühwaltong  doroh  welche  ein  Zeite^rstaBi 
an  Wege  gebracht  worden  berücksichtigen,  als  vielmehr  den  Moment 
von  wo  an  sie  Gültigkeit  gewann.  Will  er  nur  e'inmal  in  seiner  Ge- 
schichtsdarstellung von  der  Sache  sprechen,  so  mnsz  er  sie  da  ergreifen 
wo  sie  allgemeinen  Werth  erlangt.  Wann  Sosigenes,  wann  Meton  sa 
rechnen  anfieog  oder  aufhörte,  iat  .Kebensache;  wann  dm  joliaiiiBcfaeD 
oder  metoniaohen  Jahre  begannen  «in  Gemeingut  der  gebildeten  zu  werden, 
ist  Hauptsache.  Im  Falle  also  Diodor  Xll  36  seine  Pflicht  that,  redete 
er  von  dieser  Hauptsache ,  das  ist  das  an  sich  wahrscheinliche  und  auch 
mit  dem  Material  vereinbar.  65)  Die  obige  Darstellung  geht  darauf 
hin,  dasz  Eratosthenes  den  81etzten  Thargelion  in  dem  neamefcOBiooben 
Epochenjahre  schon  angesetzt  vorfinde  und  sich  aneigne,  so  dasa  die 
Dvien  des  Dionysios  als  audh  von  Eratosthenes  gebilligte  erscheinen. 
Sonst  liesze  sich  unter  den  Trojadaten  ein  dem  Communions-Gebiet  «von 
griech.  1185/4  und  aeg.  1184/3  angehöriges,  der  Sde  Bkirophorioo,  wäh- 
len, damit  aeg.  1184/3  das  Eroberungsjahr  selbst  werde  und  man,  diese 
Tdte  als  Null  gesetzt,  in  der  That  aeg.  1183/2  als  Anno  1  der  Aerm 
habe.  So  mögen  andere  gesuhlt  haben.  Denn  bei  dem  Vertrauen,  wel* 
ohes  Dionysios  zu  Eratosthenes  hat,  ist  es  willkommener  die  dionyaio- 
nieche  Lunisolarbestimmung  auch  dem  Eratosthenes  beizulegen.  Wob 
ieh  also  röm.  Daten  S.  53  gesagt  habe,  ist  für  andere  geeigneter  ok  Ahr* 
Eratosthenes. 


dtr«cieilwi  9Mi  llta«r.  37» 

HonpelMra  mut^  •«•  AnNrfirtflahMnig  •merteiU  des  l««affiitliiDl[i- 
leaders,  anderseits  der  nabonassariscben  Jahre  oder  ricbli^r  eine 
BcpttUwig  der  sehe«  voriieffeadeD  Jahre  der  aeg^pliscben  Handsstern- 
panede,  tod  der  «die  4M  naboDassarkobeii  aar*  ein  Theil  sind.  Era-> 
MMtbeoes  honnle  steh  die  Anrfasaang  eines  Griedien ,  dasa  die  Brobe- 
Trojaa  ein  aaf  6  Woehen  gedehntes  Fsolum  sei ,  nioht  aneignen, 
sa  dnreheohaaan,  wie  der  grieohisehe  Darsteller  iediglieb  einen 
chroDokogiaehen  BeweggraDd**)  habe^  wie  er  nur  soebe  einige  Woehen 
an  Yeracbtendern  als  nocb  bezSglioh  auf  Troja ,  anf  dasa  er  vom  In 
BelHitenibaeon  lIM/ä  an  mit  mehr  sobeinbarem  Anschlasse  an  daa 
Faelsni  fm«  x^v  ilwciv  aiblen  mdge  —  diese  Auffassung  bat  Era- 
toaibeaea  nnmögiiob  an  der  seinigen  gemaobt,  ohne  augleich  den  Be-- 
^^S***d  sieb  anaueignen,  nemliob  die  Rücksicht  anf  das  obligate 
Monljabr  vom  In  Heliatombaeon  1184  =  19n  Juli  (siebtbarer  Neu- 
mond). 

Eben  diese  Racksieht  auf  die  lunarisohe  Seite  seiner  Aera  legte 
aneli  ihm  einen  chronologischen  Zwang  auf.  Das  aegypitscbe  Jabr  ist 
au  köre,  das  grieohisohe  von  durcbscbnittlich  fast  richtiger  Linge.  In 
einer  ganaen  Handssternpertode  bat  der  Aegypterein  Anno  mehr  als 
der  Grieche,  wekher  also  jenem  viele  Tage  vorausgeben  nrosa,  damit 
die  aegypttsGbe  Seite  der  Aera  nicht  ein  Uberaäbliges  Anno  zeige.  So 
begiaaeii  beide  ihren  Wetllauf  sehr  divergent.  Der  le  Hekatombaeoa 
i  aofaon  am  19n  Juli  1184  auslaufen,  der  le  Thoth  erst  am  15n  Juni 
;  je  nihar  sie  an  ditf  historische  Zeit  racken  und  Je  weiter  sie  sich 
in  die  Gegenwarten  unserer  Schriflsteller  hineinbegeben ,  desto  mehr 
sehwindet  alkmflhUch  von  der  anfangs  sehr  grossen  Divergena,  so  dasa 
immer  mehr  Tbatsaoben  aegypliscb  und  griecbisch  ein  gleiehzabligea 
Anno  erhalten.")  Der  Hauptvor theil  welchen  eine  Geschichtstafel  aus 
der  üiindasternporiode  sog  war  der,  dasa  gerade  die  denkwfirdigslen 
Zeilen  Griechenlands  so  eine  den  factiacben  Verlauf  uogestörler  dar- 
steliende  Chronologie  fanden. 

War  die  Zeitrecfaaong  des  Eratoatbenes  eine  Doppela«*a,  ao  sieM 
man  wie  sie  dem  Dionysios^ein  geeignetes  Werkzeug  darbieten  konnte 
um  AoBO  432/a  post  Tr.  >«if  Ol.  7,  1  an  reducieren.  Ol.  7,  1  ist  = 
V.  Ohr.  7»/l ;  aber  aeg.  432  post  Tr.  ==  27  Febr.  752  bis  26  Fehr. 
761  V.  Chr.  ^) ;  mithin  gehört  die  letate  HAlfte  des  beUenisehen  Jahra 


4ft)  Dionyaios  wer  -ein  in  der  Chronolo|fie  nicht  nnknncUger  Jtfnnn : 
er  nuidkte  Winketeäge,  aber  seine  Wänhdzüqge  sind  echt  chronolQgiseb» 
übrigens-  harmlos.  Zu  Grunde  liefft  Ordonngasinn ,  ein  wol  frommender 
Zweck  I  Damm  schwatzt  er  nun  A  paar  Tage  weg.  67)  Je  nRbor  die 
Faeta  dem  In  Hekatombaeon  folgen,  desto  mehr  sind  sie  in  der  Aera 
ddm  ansgesetst  im  griechischen  Anno  nm  eine  Einheit  höher  zu  kommen. 
Dei  le  Hekatombaeon  Ol.  1,  1  ist  griech«  Anno  409  posi  Tr^  aber  aeg^. 
406,  der  5e  Hekatombaeon  Ol.  102,  2  (Leuktra)  ist  griechisch  Anno  814 
post  Tr.,  aber  aeg.  8 IB.  68)  Dasa  man  für  Cato  und  Yanro  besser 

thtti  den  In  TfaoCh  jnlianisch  postnumerando  lu  ttbertragen,  iat  anderswo 
Seaeigt.  Hier  tat  ee  glei^,  weshalb  ich  der  gewöhnlichen  Uebertragnng 
folge. 


380  A.  lowMMi:  swflMor  lattnif  g«r  iMtraohant 

u  «0g.  48S  pMl  Tr.»  TOB  der  «ig.  TMo  1189^  s=:  Amo  1  afewatts 

forecbnet. 

Die  aotike  WiBMMobafl  bedieoto  licb  solcher  Doppelierea*  Ti- 
«ooharis  (bei  Pkolemaeos,  ••  Ideler  I  349)  gab  fOr  mebrere  Beoback- 
taugen  beiderlei  Daten,  aegyptiach  oind  neikmetoniscb;  Ptoleaiaooa  fokrt 
einige  Beobacbtnngen  der  Chaldaeer  in  doppelten  Kalender  an,  indes 
die  aegyptiachen  Daten  der  nabonaaiarischen  Aera  ingieicb  nach  den 
aMkedoniacb  benannten  Mondmonaten  nnd  Jakren  der  Chaldaeer  be- 
atimmt  werden  (ebd.  1  376).  Taratins  gab  dem  Varro  seine  Beetiin- 
mengen  in  aegyptiachen  Daten ,  aber  die  dabei  genannten  Jahre  »nd 
die  olympiadiachen  Mondjahre  Griechenlands.  So  hat  auch  EratosUie- 
nes  der  rorgefondenen  lunarischen  Zeikrechnnng  nach  Troja  eine  pa- 
rallele aegyptische  angelehnt;  die  eratosthenische  fingt  wie  die  des 
Nabonassar,  ihrer  lunarischen  Seile  nach,  mit  einem  nenmetonischen 
Epochenjahre  an,  jedoch  so  dass  jene  das  oberste  Epocheajahr  = 
Nnil  setst,  wodurch  die  Nöthignng  entsteht  andi  aeg.  118^3  =  Nnll 
in  behandeln,  was  in  Nabonassars  Zeitrechnnng  anders  ist.**)  Das 
aegyptische  Schlnssjahr  der  ausschlieszlich  Nabonassars  Namen  fah- 
renden Jahr  folge,  325/4,  ist  auch  des  Eratosthenes  Schlnssjahr. 

Wenn  Clemens  uns  das  aegyptische  Anno  überliefert,  ao  int  klar 
dMS  nunmehr  weiter  gefragt  werden  kann,  wie  sich  denn  in  den  obli- 
gaten Mondjahren  die  Abschnitte  des  Eratosthenes  darstellen  werden. 
Bei  der  ungemeinen  Verschiedenheit  beider  Jahrgattungen  rersteht  es 
sich  Ton  selbst  dass  die  griechische  Seite  hiebt  gans  gleich  sihlen 
kann;  Tielmehr  sählt  sie  da  rerschieden,  wo  ein  griechisches  Neajahr 
oder  ein  bald  danach  eintretendes  Datum  untersubringen  ist.  Vielleicht 
ist  aber  die  ganse  Frage  mOssig,  weil  die  Aera,  wenn  man  den  In  Thotk 
lum  Triger  des  Anno  macht,  eines  griechischen  Anno  gar  nicht  bedarL 
Steht  s.  B.  innerhalb  von  griech.  1181/3,  neben  dem  In  Thotb,  Anno  i, 
ao  seigt  der  le  Thoth  an  dass  griech.  1184/3  auch  Anno  1  der  grieeh. 
Seite  sei,  oder  aeg.  408  post  Tr.  beginnt  in  griech.  408  posi  Tr.  nnd 
endet  in  griech.  409  post  Tr.  Dieses  Verhältnis  bleibt  weit  Ober  1000 
Jahr  eonstant 

Die  gänzliche  Verschiedenheit  der  34  Sirinsjahre,  die  BraloeChe- 
nea  Ton  der  Schlacht  bei  Aegospotamoi  bis  an  der  Yon  Leaktra  nihil, 
gestattet  eine  Identigcierung  mit  den  34  Oiympiadenjahren  des  Voly- 
bios  durchaua  nicht.  Eratosthenes  gibt  die  unserstackelten  Eri^gs- 
Jahre ,  Polybios  Sommerjahre.  Will  man  jenem  ein  griechisches  Ajino 
hinsufagen ,  so  bleibt  doch  der  le  Thoth  am  Regimente  fär  die  Ab- 
schnitlsanflnge.  Er  kann  den  In  Hd^atombaeon  nicht  anoehmen  snm 
Mitregenten ;  es  mQste  der  9e  Abschnitt  griechisch  mit  Leuktra  begon- 


60)  Sähe  man  hierauf,  so  würde  die  nabcnasBariBohe  eher  eineKaeh» 
bildung  der  eratosthenischen  heissen  können  als  umgekehrt,  nemlioh  ein 
Theil  der  eratosthenischen  und  die  Epoche  Ol.  8, 1  ein  innerer  Terminus, 
der  selbstverstllndliGh  illeht  als  Nidl  gesetit  werden  kann.  Die  nabo- 
naasariflohe  Aera  braucht  nicht  sehr  alt  au  sein,  s.  Ideler  1 108.  Boeekb 
Studien  8.  113. 


^  firiecfceii  ofld  Römer.  381 

MB  kabes,  wibread  aegyptifeh  der  8e  nitLenklra  eebliettt;  aiis  dem 
•egyplucheo  Terminas  ad  qaem  704  p.  Tr.  def  5b  AbsehnilU  wird 
friechiBcb  ein  AnfangslerminaB  des  6ii  705  p.  Tr.  mit  Absplitteroiiif 
eines  TbeiU  der  Thataacbe ;  der  4e  nad  &e  AbacbniU  könaen  grieehiacb 
erst  poal  Tr.  301  and  409  anheben,  welcbe.Jabre  ans  Clemens  niobt 
dardk  Wechsel  von  Anfingen  und  Scblflssen,  sondern  bloss  durch 
Aeadernng  des  Textes  zn  gewinnen  sind.  Jedenfalls  darf  man  den 
Cleaeas  aar  nach  ^iner  Jahrsorte  interpretieren  und  moss,  wenn  ich 
Rechl  habe,  Ton  griechischen  Jahren  abaehen  oder,  was  dasselbe  ist, 
fUr  jedes  aegypCiscbe  Jahr  beide  anstossende  griechische  anr  Hand 
haben.  Bei  der  Natnr  des  Wandeljahrs  ist  eine  Gleicbsetsnngsregel 
wol  ehronologisch ,  aber  nicht  historisch  da. 

Dennoch  xeigt  sich  eine  anziehende  Aehnlichkeit  swischen  der 
gasxen  Aera  'des  Eratosthenes  nnd  der  Vorrechnong  jener  kleinen 
Posten  bei  Polybios.    Diese  nemlich  ist  im  gleichen  Sinne  gemacht. 
Von  neametonischen  Epochenjahren  gehen  beide  ans;  denn  Ol.  93,  S 
ist  ein  solches,  der  Znfall  hatte  Kallippos  Anfangsjahr  so  verherlicht, 
nnd  nichts  konnte  dem  Polybios  gQostiger  entgegenkommen  als  die 
dem  Jahresscblasz  eben  vorhergebende  Schlacht  bei  Aegospotamoi. 
Ebenso  geht  das  oberste  Factum  des  Eratosthenes  dem  Schlüsse  des 
Mondjahrs  1185/4  vorher  —  denn  nur  von  einer  Vergleichung  der  lu- 
narischen  Seite  kann  die  Rede  sein  für  Polybios.    Beide  setzen  ihr 
oberstes  Jahr  =  Null,  Eratosthenes^)  wirft  einige  Wochen,  Polybios 
einige  Tage  weg,  so  dasz  beide  mit  dem  In  Hekatombaeon  eines  zwei- 
ten neametonischen  Jahres  beginnen,  der  eine  iura  r^  vavyLa%lav^ 
der  andere  fura  r^i/  almöiv.  Es  ist  schwer  zu  glauben  dasz  Polybios, 
ein  geübter  Chronolog,  nicht  bemerkt  haben  sollte  dasz  er  hier  an- 
fange mit  einem  nenmetonischen  Anfangsjahre ,  um  so  weniger  als  er 
von  der  cycliscben  Epoche  Ol.  93,  3  ausgehend  im  weiterrecbnen  aber- 
mals ein  cyclisches  Epochenjahr  desselben  neametonischen  Zeitkreises 
fixiert^  nemlich  Ol.  98,  2  =  v.  Chr.  387/6.   Dieses  letztere  nutzt  er 
wieder  so  dasz  Chronologie  und  Historik  Hand  in  Hand  zu  gehen 
scheinen;  die  aQxii  des  Zeitkreises  setzt  er  als  agi^  tijg  övvav^i^aeaig 
far  Rom,  von  da  ab  Roms  Emporkunft  zu  aberwindender  Stfirke  an- 
schauend.   Sollen  wir  glauben  dasz  er  nicht  bemerkt  habe  wie  zier- 
lidi^eser  Ansatz  der  chronologischen  Technik  entspreche?") 


70)  wenn  eratosihenisch  ist,  was  Dionysios  a.  O.  thut,  71)  'Dann 
bitte  ea  doch  Polybios  «wenigstens»  sagen  müssen'  —  mag  jemand 
entgegnen.  Nnn  er  witre  freilich  auch  da  noch  nicht  ganz  sicher  vor 
den  Anticyeläem,  welche  was  ihnen  nicht  passt  wegininterpretieren 
wiasen.  Auch  bei  Ansetsnng  der  nrbs  condlta  hat  er  nur  kurzweg  das 
Jahr  genannt,  was  ihm  Dionysios  nicht  wol  aafninunt.  Sicherlich  hat 
er  seine  Qrfinde  aueh  hier-  verschwiegen. 


3SS  A.  MomBsw:  swoilttr  B«itr«g  lor  Zeatrecbaang 


Zweites    Kapitel. 

^lejadea. 


$  1.    Dolphisoho  Sxmadterii  nach  K.  0.  MMar. 

Weder  die  penteterisoh  begangenen  Pythien  noch  die  ebenfalU 
von  vier  zu  vier  Jahren  wiederkehrenden  Olympien  lassen  sich  anders 
als  durch  einen  acht  Mondjahre  nmfassenden  Kalender  ursprönglicii 
geregelt  denken.  Handelt  es  sich  aber  um  die  Priorität  der  delphi- 
schen oder  eleischen  Enna€teris,  so  kann  nar  su  Gunsten  der  erstereo 
entschieden  werden;  nicht  sowol  weil  es  ausdrücklich  bezeugt  ist 
dasz  vor  alters  die  Pythien  von  acht  zu  acht  Jahren  gefeiert  wurden  *), 
als  weil  die  uralten  apollinischen  Sühnungsgebr Suche')  eine  acht- 
jährige Buszezeit  kennen,  die  den  Charakter  einer  gewissen  Ursprung- 
lichkeit  trägt,  dergleichen  far  Olympia ')  nichts  scheint  angeführt  wer- 
den zu  können. 

Wird  also  die  Alternative  aufgestellt,  so  ist  nicht  zu  sweifeln 
dasz  man  die  olympische  Zeitrechnung  als  die  Tochter  der  pythischen 
betrachten  müsse.  Durch  die  Einwirkung  des  delphischen  Orakels  auf 
die  olympischen  Spiele,  glaubte  K.  0.  Hüller Ö?  sei  es  geschehen 
dasz  deren  Feier  nach  der  pythischen  Enna^teris  geregelt  wurde;  man 
habe  die  99  Mondwechsel  des  Festkreises  in  50  und  49  getheilt  und  so 
diese  beiden  für  die  olympischen  Spiele  bezeugten  ^)  Fristen  erreicht. 
Allein  eine  einfache  Auflheilung  der  delphischen  2922.  Tage  genügte 
nicht;  man  mnste  zwei  solche  Festkreise  zusammenlegen  and.eioea 
Ausschnitt  machen,  da  die  Pythiaden  und  Olympiaden  einander  zu  an- 
gleichen Hälften  schneiden,  z.  B.  wenn  man  den  pythischen  Cyclaa  mit 
Boeckh*)  in  der  gleichen  Olympiade  beginnen  läszt: 


1)  CexMorinus  18  Delphis  i^uoqßte  ludi,  qui  voeantur  Pytkia,  poeioeißf 
vum  tmmm  oHm  oonfidebantvr ,  bei  Ideler  II  600.  Die  vorhergehendea 
Worte  ^dasa  viele  griechische  'Feetgebrttuche  aeh^ilhrige  Interyali«  hm- 
ben' (oe&iMtar)  gehen  auf  die  noch  beaieheiiden,  a.  B.  die  von  Aeliai^y. 
H.  III  1  erwähnten.  Dasa  die  Olympien  einatmala  «ach  ennaeteriaeh 
waren,  ist  eine  Yermatung,  möglicherweise  auch  wahr.  2}  Preller 

griech.  Myth.  II  110.  3)  Im  Gegentheil  zeigt  die  olympische  Sage 

schon  Anftheilnng  in  Penteteriden  durch  öO  Monden,  Töchter  des  £n- 
dymion.  4)  Dorier  I  252.  ö^SohoI.  Pind.  Ol.  3,  35  bei  Boeekh 
Mondcyclen  S.  151.        6)  Moudcyclen  S.  17;  siehe  aber  hernach. 


der  Grieofcea  mid  Rftmer. 


383 


A.  Bpeeklis         j 

Pljthiadier 

Cjclas 

Oiympiadeigahre 

OlympifldMr  Gydkm» 

1 

48»  3 

2 

4 

3 

40,1 

1 

4 

2 

2 

& 

3 

3 

0 

4 

4 

7 

50,1 

5 

8 

2 

6 

1 

3 

7 

2 

4 

8 

3 

• 

51,1 

4 

2 

5 

3 

- 

6 

4 

7 

52,1 

8 

2 

Ad  tieh  hat  dieffe  Nachbildon^  nichts  gegen  sich,  wie  nnsere  öster- 
liehe  Enneakaideke^Steris  ja  ein  Ansschnitt  ist  ans  zwei  znaemmenge- 
legten  alteren  Gyolen.  Fflr  Olympia  und  Delphi  kam  vielleicht  noch 
eine  grössere  Divergenz  hinein,  wofern  die  Delphier  ihr  Jahr  mit  dem 
Herbste*)  begannen,  nicht  um  den  Mittsommer  wie  die  zu  Olympia. 
Dennoch  könnte,  wenn  die  Schaltfolge  beider  Cyolen  bekannt  wfire, 
die  olympische  als  ein  Ansschnitt  aus  der  andern  oder  aber  als  eine 
Iheoreiische  NachbildiAig  (durch  Postnumeretion  oder  Praenumeration) 
sieh  aBküttdigen,  welcher  Weg  der  Ansmittelung,  hei  mangelnden  Nach- 
nebten ,  nicht  betreten  werden  kann.  Historisch  genommen  bleibt  es 
aber  immer  ein  h&chst  ansprechender  Gedanke  dasz  die  Religion  auch 
hier  Trigerin  der  Cultur  gewesen  und  die  alte  Ennaßteris  von  Delphi 
als  die  Skitter  der  jüngeren  olympischen  zu  betrachten  sei,  auch  in 
dem  Ftolle  dasz  überhaupt  nur  der  Grundgedanke  beiden  gemeinsam 
gewesen  wSre.^)  K.  0.  Müller  bat  historisch  gewis  die  Wahrheit 
getroffen. 

Die  ennaSterische  Strafzeit,  welche  Apollon  verhängt,  ist  dermal- 
einst  fiber  diesen  Gott  selber  verhängt  worden,  er  selbst  hat  in  Thaten 
und  in  Leiden  diesen  Weg  der  Busze  vorgebildet,  damals  als  Gaea 
noch  die  delphische  Orakelstätte  innehatte  und  ein  Drache  sie  hütete 
in  QBvordenklicber  Zeit.  Apollon  erschosz  den  Drachen  und  erwarb 
den  pythischen  Sitz,  aber  wie  einem  höheren  Gesetze  gehorchend") 


7)  K.  F.  Hermann  griecb.  Antiq.  II  §  45,  17  vgl.  §  49,  12.  Dera. 
de  anno  Delphico  S.  29,  wo  er  Bovndtiog  t=:  BoTidifOfuciv  t=  September 
all  ersten  Monat  setzt.  8)  Als  möglich  ist  eine  freie  Kaohbttdnng 

luzolsflsen ;  aber  wahrscbeinlich  ist  dass  man  so  viel  als  thnnlich  etwas 
•chon  kalendarisch  bestehendes  sich  und  seiner  Sitte  anpasste.  Anleh- 
nung an  schon  bestehendes ,  Vermeidung  natsloaer  Nenerangen  ist  über> 
hanpt  Grundsatz  aller  Chronologie.  0)  Aelian  Y.  H.  III  1  ivxav^ti 

xai  tpaai  xaiSag  S§Txaloav  xorl  roy  'AxolXmva  xiv  Uv^iov  mccd^ij^etüi^cu 


384  A«  HoMniiM:  sweiler  Biitrtf  tv  Zeitreebn«ig 

««ito  er  Uidflfichtig  werden  raf  die  Zeil  eiaer  BraeHerie,  bb 
SQhmmg  fand  an  Alter  la  Teape  nnd  wieder  heilig  and  li^t^ 
Btead,  rein  yod  SQnde.  Noch  in  spSteeter  Zeit  warea  Ci 
ftbiich,  welche  Yon  acht  sa  acht  Jahren  sieh  wiederholead  dieea  Cal- 
taasage  in  Kraft  aad  Aneehen  erhielteQ;  Apollona  Flaohl  aaeh  Ten^ 
wnrde  dnrch  eiae  alle  acht  Jahr  wiederholte  Theorie  der  Delphier 
Boch  in  Plntarcha  Zeit  begangen ,  und  es  standen  damit  gleiohralls 
enna6terisch  beobachtete  Caerimonien  in  Delphi  selbsl  in  Verbiadon^, 
die  x(^  iwant^f^ieg  xata  to  ^17(9  in  welchen  K.  0.  HAller")  aielit 
24  Jahr,  sondern  drei  alle  8  Jahr  unmittelbar  hinter  einander  gefeierta 
Feste  erblickt 

Als  Herakles  nach  mörderischem  thaa  ia  tiefe  Schwernnt  rar- 
mit,  wendet  er  sich  an  den  sahnenden  Apollon,  nnd  swar  entweder 
an  den  einheimischen  des  Ismenion  oder  an  den  pythischen.  Der  Gott 
befiehlt  ihm  als  Knecht  zu  dienen,  wie  er  selbst  nach  Pythons  Braor- 
dnng  gedient  hatte.  Es  dauerte  aber  die  Knechtschaft  nach  Apollo» 
dor")  acht  Jahr  und  ^inen  Monat;  keine  suf&llige  Zahl,  sondern  offla»- 
bar  die  (pythische)  Enna6teris,  so  wie  auch  Kadmos  einen  oTdiog 
hfutvrig  dient;  *es  war  aber'  fagt  Apollodor")  hinzu  'der  Bnieutoa 
damals  8  Jahr.'  K.  0.  Müller '0,  der  so  urteilte,  wOrde,  falls  aMin  die 
Epoche  der  pythischen  Enna€teris  gefunden  nnd  einen  ohronologiaehea 
Ansats  des  lustrierten  Herakles  auf  dieses  Epoehenjahr  nachgewieaem 
hätte,  ohne  Zweifel  die  Erklärung  gebilligt  haben,  dasz  dieaem  Aa- 
satz der  alte  pythische  Festkreis  zu  Grunde  liege;  dasz  der  Caltaa 
Hand  in  Hand  gehe  mit  dem  Kalender;  dasz  man  historisch  gaai  firea 
gehabt  ein  erstes,  zweites,  drittes  Jahr  des  pythischea  Cyelas  na  wih- 
len,  ein  erstes  aber  gewählt  habe,  damit  die  Lustration  nach  Ablauf 
«ner  ganzen  Fythiade  erfolge.  Ebenso  wflrde  Maller'*)  gewis  aiehta 
eingewendet  haben ,  wenn  die  an  Minos  von  den  Athenern  alle  8  Jahr 
zu  zahlende  Menschenbusze  nicht  anders  angesetzt  gefunden  oad  so 
erklärt  wärde,  an  den  Ablauf  also  'einer  ennaäterischen  Fythiade  die 
Verhängung  dieser  Strafe  durch  den  Gott  geknflpft  erschiene,  die 
zweite  Entrichtung  des  Tributs  mithin  an  die  Endigung  der  niohsten 
Fythiade  zu  8  Jahren  usw.  Denn  es  war  diese 'SQhne  ffir  den  er* 
schlagenen  Androgeos  eine  vom  (delphischen)  Gott ")  gebotene. 


natu  VQOütwfiui  to«  jdiog.  10)  PluL  Qu.  Qr.  21  itywoq  ysvofUM^ 

%a\  ^o£pos  iXrfimi.  11)  Dorier  I  310  Anm.  Plut.  Qu.  Or.  12  «^g 
Syovct,  JeXipol  iwastfjifidttg  netzä  to  ftv^f  ^^  ''V^  C^^^  SsnTfiifiow  «c- 
lovai^  %riv  d*  ^HQtotSttf  irijv  Sh  Xa^Clav,  Das  saerst  genannte  Fest  war 
eine  mimische  Darstellung  des  apolUniscben  Drachenkampfea.  Dass 
eine  solche  alle  8,  nicht  alle  24  Jahr  wiederkehren  mäste,  ist  wahraohein- 
lioh;  doch  wenn  wir  uns  die  drei  heiligen  Schauspiele  hinter  einander 
denken  sollen,  so  mfttte  auch  ein  innerer  Znsammenhang  aufgeseigt  wer- 
den. Könnte  die  Forschung  das  nicht  aasmitteln?  12)  II  5,  11  §  1 
tiUe^iwtnv  dh  %mv  a^Xmv  ivl  (i^fivi  %al  Iymcv  dicvo.  13)  III  4,  2 

§  1  XddfMtg  dh  &v9'  »¥  htiipav  dtSiop  ivunndw  M^TSvtftv  "J^t,  ^9 
Sh  6  hiuvtog  t&ti  6%tm  In}.  14)  Dorier  1 436  f.  15)  Vgl.  Dorier 
I  241.        16)  Schol.  Fiat  (Mlnos  p.  821)  x^mfUvwr  Sl  ntgl  tijg  tofitmv 


d«r  6riMli6D  und  Mmw.  385 

BbeMO  wirde  Mttller  fflr  den  in  emiadtarisclion  ZelMiimeB  her- 
Mheiiden  aid  Mit  ZeDs  redendeo  Minoi^^  die  Högliehkeil  cyclo- 
fraphteolier  AMetzaog^eD  nach  demselben  Cyelns  gans  bereitwillig, 
wie  es  seheint,  eingeriont  haben.  Und  daas^die  Ephoren  alle  8  Jahr 
eine  reine  mondlose  Nacht  wflhiten,  naeh  himmlischen  Wahneiohen 
apihesd,  denen  snfolge  die  Könige  Spartas  als  sfindhaft  etwa  sn  «er- 
werfen  wirea,  erschien  Mflller  als  eine  im  wesentlichen  gewis  uralte 
Sitte  nnd  wol  in  Einklang  mit  der  innigen  Verschmelznng  von  Reli* 
gion  nnd  Politik  jener  Zeiten,  so  dasz  die  Herschaft  der  altdorischen 
Ftrsten  mit  Jedem  Anfange  des  heiligen  Zeitkreises  nach  selbst  gleich- 
sam neu  ansoheben  nnd  mit  Jedem  Ablaaf'')  dieser  religiösen  Frist 
abermaliger  Bestfttignng  der  Gottheit  zn  bedOrfen  schien.  So  wtirde 
HOUer  es  sehr  glanblich  gefunden  haben  dasa  man  aitdorische  Regie« 
mngsanfinge  auf  pythische  Epochenjahre  gesetzt  habe  nnd  im  Fall 
meh  der  I9jihriga  Cyelns  fflr  Delphi  nachweisen  liesze,  auch  dieser 
aut  nur  Frage  komme.  —  LSszt  sich  also  die  Epoche  der  pythischen 
BnnaSteris  noch  finden? 

Da  die  erste,  aber  schon  Tierjihrige  Fythiade  auf  Ol.  48, 3  kommt, 
die  erste  gezihlte  nemlich,  so  kann  es  scheinen  als  wenn  der  8jährige 
Kaieader  ron  Delphi  im  dritten  Jahr  der  ebenzahligen  Olympiade  masse 
begonnen  haben.  Es  wire  dann  das  nfichstfrahere  Epochejahr  Ol.  46, 3, 
und  diesen  delphischen  Kalenderanfang  hätte  sich  Selon  angeeignet, 
nm  d>enfalls  hier  seinen  8jährigen  Cyelns,  den  panathenaischen,  in 
beginneo.  So  denkt  Boeckh '*)  sich  die  Sache;  *denn  dasz  die  erste 
gesfihlte  Fythiad6  (als  achtjährige)  in  Ol.  47  begonnen  habe,'  fährt  er 
fort  *wie  der  parische  Chronist  anzunehmen  scheint  (C.  1. 6.  II S.  336), 
ist  daram  nicht  glmiblich,  weil  man  Tcrständigerweise  nicht  Perioden 
▼en  reraohiedener  Länge  in  6iner  Zähläng  verbinden  konnte.'  Es  ist 
indes  na  bezweifeln,  ob  die  von  einigen  als  erste  gezählte  Fythiade 
Ol.  48  9  3  combiniert  werden  dfirfe  mit  den  Setzungen  des  Chronisten. 
Doch  dw  sachlichen  Frage  kann  hier  noch  ganz  ausgewichen  werden, 
da  fAr  die  gleich  zu  besprechenden  Ansätze  des  parischen  Chronisten 
zunächst  nur  die  subjective  Ansicht  entscheiden  kann,  welche  derselbe 
fiber  den  achtjährigen  Zeitkreis  der  Delphier  gehabt  hat.  Da  er  aber 


axaXXayijg  ivsCntv  6  UnolXmv  d£%ag  Mivtp  dovpai.  Plnt. Thes.  15..  xal 
fo«  <8^ov  Hifocrd^ttvtog  tlaaa(isvoig  %6v  MCvm  %ttl  ÖiaXloty^ici  Xioq^ü9i9 
xo  pif^cfMf.  Auch  dasz  es  sieben  Jünglinge  nnd  Mädchen  waren,  scheint 
MoBer  ein  Zeichen  des  Apolloncnltns.        17)  Piaton  Minos  p.  310. 

18)  Die  späte  Naehrieht  stellt  Olympia  nnd  Delphi  hier  gleich,  wo- 
nach man  also  die  Wahl  hätte  zwischen  der  olympisdien  nnd  der  pjthi« 
gehen  Ennaeteris  und  gar  in  Versnchnng  käme  beiden  heiligen  Oertera 
denselben  Sjährigen  Festkreis  zu  leihen.    Die  Nachricht  steht  bei  Pln- 


_      ^ ,  wg 

»e^  To  9Hov  iiaiJWiftavovtag  %ai  natitnitvovöi  x^g  «^x^^t  l^hw  ^^ 
h  JtXtpmv  ri  'Olvft^iccg  XQfia(t6g  il^fi  totg  ^Xanoci  xnv  fimnUnv  ^ei}- 
4^m.         19)  Mondeyclen  S.  17  f. 


386  A.  MommaM:  sumler  BaUng  inr  ZeilreehnoDg 

dU  BiariclUmf  dea  ieymf  yf^ifHi^tlvi/ii  in  Ol*  47,  ^  «nl'  8  Jahr  danach 
die  de»  ctymv  (SxBpavlxr^  in  Ol«  49,  3  seilt ,  ao  iat  Tar  aeiDe  Aaatlae 
daroa  aiiaaagehen,  data  ilim  die  pythisobe  EDaaeleria  ioi  draitea  Jahre 
der  QBeheaaahligen  Olympiade  begonneo  bähe. 

WeoD  mao  oud  dea  ftimaeiscben]  Olympiaden  eine  vorborodiiMche 
Zeitrechnung  ansetat^  gleicbfalU  olympiadenartig  anfiBteigend,  und  awar 
in  der  Art  daaa  v.  Chr.  780/79  alt  OL  0,  1 ,  v.  Chr.  78V3  als  Ol.  -r- 
],  1,  V.  Chr.  788/7  aU  Ol.  rf-  2,  1  obw.  betrachtet  wird^  ao  bleib«  fir 
die  JEnnaöleriden  dag  Verhältnis  der  Bben-  und  Unebensahligheil  das 
gleiche  wie  im  hinuntersihien  der  [timaeischen]  OlympiBdenreibe,  noJ 
es  findet  sich  dasz  der  parische  Chronist  die  Lnslralion  des  Herahles 
in  der  16n  Epoche  aal  ein  Anfangsjahr  seines  pytfaiscben  Featkreiaea, 
die  Theaernng  aber  zur  Zeit  des  Aegens  und  die  Mensch enbnsse,  walebe 
Apollon  den  Athenern  an  Minos  zu  zahlen  gebot,  auf  einen  Schlnas  des> 
selben  Fesikreises  gesetzt  habe  in  der  19n  Epoche.  Denn  die  Laalra- 
tion  des  Herakles  kommt  in  Ol.  H- 137,  3  =  v.  Chr.  1326/5,  die  Boaae 
an  Minos  in  Ol.  -r-  129,  2  =  v.  Chr.  1295/4. 

Die  genaue  Angabe  Apoliodors  fär  die  Buszeseit  des  Herakles  auf 
acht  Jahr  und  einen  Monat  scheint  die  Deutung  zu  fordern,  dasz  die  aoht 
Jahre  voll  sein  mfissen  und  erst  im  neunten  dieEntaabnnag  rollsliftdig 
werde  mit  dem  ersten  Monate  eines  neubeginnenden  Sfihnkreiaes  von 
acht  Jahren'®),  also  eben  Ol.  -r-  137,  3. 

Zur  Erklärung  des  andern  Ansatzes  musz  der  panaihenaisehe 
Cyclus  hinzttgenommen  werden.  Die  Legende  Uazt  den  Androgieos, 
Sohn  des  Minos,  in  den  Panalhanaeen  siegen  und  dann  erschlage»  wer- 
den. Auf  diese  Blutschuld  aber  folgt  der  apollinische  Auasprneh  md 
der  Vertrag  wegen  Buszzahlung  nicht  in  allernächster  Zeit,  so  daaz 
fflglicb  die  vier  Jahre  früheren  Panathenaeen  der  Sage  ontergeiegt 
werden-  können ,  also  die  von  Ol.  -4-  130,  3.  Hier  beginnt  eine  pana- 
tbenaische  Festzeit,  welche  man  mit  Boeckh  auf  die  drillen  Jahre  glei- 
cher Olympiaden  setzen  musz.  Die  zwischenliegenden  Jahre  werden 
dann  auf  die  KriegssQge  des  Minos  nach  Megara  und  Athen*'},  so 
wie  auf  die  Landplagen  welche  über  die  sündige  Stadt  hereinbreefaeir'') 
gerechnet,  bis  dann  etwa  vier  Jahre  nach  Ermordung  des  Androgeos 
die  Athener  dem  Spruche  des  ApoHon  sich  fugen  und  einen  ersten 
Tribut  zahlen  mit  Ablauf  der  apollinischen  Ennaeteris  Ol.  -r-  129,  2. 
So  hatte  denn  die  Sage  ihr  poetisches  Schattenspiel  den  achtjährigen 
Kalendern  von  Delphi  und  von  Athen  angelehnt. 

20)  MüUer  Dor.  I  437  meint,  es  sei  der  Monat  welchen  Apollodor 
erwi&fant  'der  letzte  Schluszmonat '  und  zwar  einer  'von  den  drei  eiog«- 
achalteten  dea  achtjährigen  Kalenders,  während  die  beiden  in  der  Mitte 
eingesehobenen  minder  in  die  Augen  fallen'.  Es  sind  dabei  Voraus- 
setzungen über  den  Sitz  des  Schaltmonats  gemacht,  welche  besser  ver- 
mieden werden  in  einer  b6  Ungewissen  Sache.  Es  hat  dagegen  prak- 
tischen ßinn,  wenn  zu  den  acht  Jahren  noeh  der  Monat  kommt,  so  dass 
niemand  seine  Strafzeit  schon  im  Laufe  des  8n  Jahres  endigen  darf.' 
Bedeutet  unser  'Jahr  und  Tag'  nicht  so  etwas  ähnliches?  21)  Preller 
griech.  Myth.  11  195.         22)  Plut.  Thes.  15. 


4er  GrieeheA  nad  Röner.  387 

Die  Rtaer  habea  ^ich  in  ilterer  Zeit  einee  Mondjahres  bedient*') 
umdj  wohin  einige  Nachrichten  fahren,  vielleicht  dee  achtjährigen 
Kalender«.  Bei  der  Berühmtheit  des  delphischen  Orakels  und  den  (in 
unserer  Ueberliefernng  wenigstens  gemeldeten)  Gesandtschaften  der 
Römer  sacb  Delphi  könnte  man  die  Frage  aufwerfen,  ob  der  älteste 
Moadcyclns  Roms  mit  dem  pythiscben  eingestimmt  habe ,  mflste  sieh 
aber  gefasst  machen,  statt  den  wirklichen  Kalender  des  ältesten  Roms 
wiedersnfinden,  yielleicht  bloss  die  snbjectiven  Meinungen  anzutreffen, 
welche  spatere  Kritiker  über  jenen  verschollenen  Kalender  sich  gebil- 
det bitten,  so  wie  über  die  keine  hinreichende  Sicherheit  bietende 
Jahrreihe  der  älteren  Fasten.  Da  die  Römer  erst  spät  an  diese  Kritik 
giengen^  als  die  alten  achtjährigen  Festcyclen  Griechenlands  längst  in 
Hälften  aufgetheilt  waren,  so  wird,  im  Fall  die  Benutzung  eines  ersten 
Jahres  dieser  Quadriennien  sich  bei  den  Römern  zeigen  sollte ,  nicht 
gleich  der  Schlnsz  zu  machen  sein ,  dasz  damit  die  Spitze  eines  acht- 
jährigen Festkreises  gemeint  sei.  Denn  dieser  war  auch  bei  den  Hel- 
lenen als  technische  Zeit  durch  den  19jäbrigen  Cyclus,  ab  heilige 
durch  die  vierjährigen  Pytbiaden  und  Olympiaden  verdunkelt  worden, 
so  dasz  um  in  beiden  Beziehungen  zu  genügen  76jährig  gerechnet 
werden  konnte. 

In  der  römischen  Tradition  wird  nun  die  Gelobung  des  sehr  allen 
ApoUötempels'O  auf  ^^  urbe  321  Varr.  :=:  v.  Chr.  433  gesetzt.  Da 
nun  v.  Chr.  434/3  =  Ol.  86,  3,  so  sieht  man  da^  hier  eine  Pythiade 
beginnt,  darf  aber  nicht  folgern  es  sei  Ol.  86,  3  als  T6te  einer  allen 
pythiscben  Ennaäteris  gemeint,  so  dasz  der  parische  Compilator  diese 
mit  Unrecht  im  dritten  Jahre  der  unebenzahligen  Olympiade  anzusetzen 
scheine.  Denn  soll  der  römische  Zeitrecbner  dabei  einen  Nebengedan- 
ken gehabt  haben,  so  ist  dies  nicht  die  Achtjöhrigkeit  gewesen,  son- 
dern er  richtete  sich  nach  der  19jährigen  Regel,  welche  längst  als  die 
bessere  erkannt  worden  war,  und  religiös  nach  der  vierjährigen. 

Aehnlich  musz  man  über  den  hergebrachten  Ansatz  des  ersten 
Consniats  urteilen,  sofern  dieser  auch  als  eine  Teropelzeitrechnung 
erscheint.  Zwar  handelt  es  sich  hier  nicht  um  einen  Tempel  des  pythi- 
schen  Gottes  selbst,  doch  kann  von  Pytbiaden  für  religiöse  Dinge 
überhaupt  ausgegangen  sein,  immer  auf  Grund  der  späteren  Technik. 
Das  erste  römische  Consulat  kommt  nemlich  auf  v.  Chr.  510/9  =  Ol. 
67,  3,  ein  erstes  Pythiadenjahr  und  nach  des  parischen  Chronisten 
Meinung  auch  ein  Anfangsjahr  der  delphischen  EnnaSteris.  Aber  den 
römischen  Chronologen  darf  man  diese  Ansicht  nicht  zumuten ;  wenn 
von  diesem  Jahr  als  von  dem  der  Einweihung  des  capitolinischen  Ju- 


23)  Ideler  II  56.  67.  24)  Liv.  IV  25  pestUentia  eo  anno  aliarum 

rcntm  otittm  praebtdt.  aedis  ApoUini  pro  valetudine  populi  vota  est.  multa 
duttmciri  ex  Ubris  placandae  deum  irae  aoertendaegue  a  populo  pesiis  causa 
f teere:  magna  tarnen  clades  in  urbe  agrisque  promiscue  hondnum  pecontm- 
qu  permde  aeeepta,  famem  cuüoribus  agrorum  timentes  in  lUruriam  Pomp- 
Ümtmque  agntm  et  Cumas ,  postremo  in  Siciliam  guoque  frumenti  causa  miseie, 
Jmhrb.  f.  cIass.  Philol.   Sappl.  Bd.  Ul  Hfl.  3.  26 


S88  «A.  Mommseo:  iweiter  Beitrag  cur  Zeilrechnang 

pitertanpels  poBi  CapitoUnam  aedem  deäicaiam'^}  g«tflbll,  also  an 
eine  alte  Thatsache  des  Cnitua  der  Römer  aogekafipCt  wird  in  lieber- 
einstiaimiing  mit  einem  Pythiadenanfang ,  so  ist  es  möglieh  daai  naa, 
bei  der  am  einige  Jahre  aUerwenigstene  onaiehem  Fastenreehnnag, 
abaiehtlioh  dieses  pythiadisehe  Anfangsjahr  wlhlte,  ohne  im  geriag- 
aten  sieh  am  die  arsprängtiche  AehtjAhrigkeit  des  Fesikreises  sa  be- 
kflmmem.  Es  genügte  dasz  die  Pythienfeier  diesem  Jahre  Ehrwirdig* 
keit  verlieh  and  es  geeignet  erscheinen  tiess  die  Dedieskion  des  eapi- 
talinischen  Jupiter  au  fibernehmen.  Das  Ansehen  des  pythiaeheo  Got- 
tes reichte  Ober  die  Grensen  von  Hellas  hinaas,  and  wie  in  religiöser 
so  in  technischer  Hinsieht  mochten  sich  die  Römer  bereilvrillig  der 
Überwiegenden  Coltar  onterordnen.  **)  Dean  die  timaeisehe  Baaaa- 
kaidekaöteris,  derea  sie  sich  bedienten,  war  eben  die  olympische. 

$  S.  Panatheiiaiaohe  Ennaeteria  uaoh  A.  BoeekiL 

Yoraassetzend  dasz  die  athenische  Finansperiode  (Ol.  n ,  3  ond 
n,  4  and  [n  +  l],  1  and  [n  +  l],  2)  mit  dem  cyclischen  Kalender  ge- 
stimmt habe,  mitbin  sein  Anfang  in  einem  groszen  Panathenaeenjahr 
—  dem  dritten  der  Olympiade  —  gewesen  sei,  wirft  Boeckh*')  die 
weitere  Frage  aof,  ob  der  achtjährige  Kalender  Athens  in  der  gleichen 
oder  angleicheo  Olympiade  begonnen  habe.  Er  entscheidet  sieh  f&r 
erstere  ond  bei  dieser  seiner  Entscheidiing  masz  es  bleiben.  Boeckhs 
Ansicht  wird  nicht  dadurch  alteriert,  dasz  die  Athener  Hetons  Cyelos 
Ol.  879  1  einführten,  ganz  abgesehen  davon  dasz  die  ersten  EnnaSte- 
riden  von  Ol.  87  ab  in  Schalt-  and  Gemeinjabreo  mit  Meton  stimmten, 
welcher  dem  bisher  üblichen  Kalender  möglichste  Schonung  angedei- 
ben  liesz ,  so  dasz  z.  B.  wegen  Zinsen  getrofTene  Verabredongen  eben 
so  gut  nach  metonischer  als  nach  ennaöterischer  Zeit  fdr  die  nächsten 
Decennien  efTectaiert  werden  konnten. 

Da  die  im  dritten  Jahr  der  gleichen  Olympiade  beginnende  Pen- 
teteris  die  kleinere  ist,  von  49  Monden,  so  meint  Boeckh  mQsse  hier 
der  Cyclus  anfangen,  weil  Mie  kleinere  nothwendig  die  erste  Pentete- 
teris  sein  müsse'.  Dies  scheint  mir  nicht  bewiesen ,  wiewol  es  elwas 
natürlicher  sein  mag  sich  immer  erst  so  spat  als  möglich  and  gleich- 
sam Widerwillen  zar  Ansetzung  von  Schaltmonden  zwingen  zu  lassen 
und  in  der  ersten  Penteteris  wenigstens  doch  nur  ^inem  solchen  bisz- 
liehen  Gast  die  Thure  zu  öfTnen*")  und  nicht  zweien  zumal,  dass  gar 
des  harmonischen  und  des  unharmonischen  gleich  viel  werde. 

Solon,  heiszt  es  ferner  bei  Boeckh,  habe  sich  vielleicht  nach  dem 
pylliischen  Cyclus  gerichtet,  der  in  der  gleichen  Olympiade  begonnen 
zu  haben  scheine  wegen  der  Pytbiadenzfihlung  von  Ol.  48,  3  abwärts. 
Es  gibt  aber  eine  genügende  Ursache  einer  jüngeren  Pythiadensflhlung 
von  Ol.  48,3,  wenn  man  den  19jfihrigen  Cyclus  an  beiden  heiligen 

25)  8.  FiBcher  röm.  Zeittufeln  S.  17.        26)  Vgl.  Preller  röm.  Myth. 
S.  ib.        27)  Mondcyclen  8.  17.  28)  Denn  wer  lüde  gern  sieh  den 

dreisehnten  ein? 


der  GrieelMfli  nid  Rönerv  389 

Slillea  irgeidirami  mfefatirt  d«nkt,  so  dasi  mb  das  erste  Olynpi». 
deejahr  OL  1,  ]  k=  ▼.  Ckr.  776/5  and  das  erste  Py^ÜiiadeDJabr  ▼.  Ckr. 
586/5  Spitsen  dieses  Zeitkreises  bildeten.  Aueb  sollte  man  denken 
dass  Solon  nickt  annötkigerweise  an  der  im  Cnltns  lingst  berkömm« 
lieben  Epocke  des  aektjihrigen  Festeyolns  der  Panatbenaeen  babe  in- 
detii ,  nübin  ftberbaopt  eine  Waki  zwiscken  der  einen  nnd  der  andern 
Penteteris  sick  aaf  keine  Weise  kabe  ^stelten  weiten,  weil  ancb  ikm 
08  wiektig  gewesen  sei  das  bestebende  mit  Miszignng  sn  verbessern. 
So  sibe  man  sich  also  mebr  anf  eine  Frage  der  gottesdienstlicben  An- 
liqQititen  hingewiesen.  D»  dflrfte  es  dann  angemessen  sein  die  enna€- 
toriseben  Pytbiaden  mit  orsprAnglick  gleiekfälls  woi  enna6terischen 
Panathenaeenseiten  zu  vergleichen,  nnd  es  könnte  sick  empleklen 
dasi  beide  Feste  nickt  sn  nake  ligen ,  sondern  nack  den  Pytkien  vier 
Jahr  spiter  die  Panatkenaeen ,  nack  abermals  vier  Jakren  die  Pytkien 
usw.  abwechselnd  folgten. 

Endlich  beisst  es:  *Solon  halte  den  Kalender  mit  seiner  Verfas- 
MiDg  festgestellt,  die  Ol.  46,3  eingefakrt  wnrde;  gesetzt  auch  er  kfitte 
den  Kalender  erst  wikread  des  Jahres  aafgestelit,  wiewoi  man  nicht 
wissen  kann,  wie  viel  schon  von  seinen  Nenemngen  vor  seinem  Ar- 
ehontet  vorbereitet  war,  so  wird  er  schon  von  diesem  Jahre  ab  ge* 
reeboet  beben:  setsen  wir  die  Oktaeteris  ffir  Athen  nicht  filter  als 
Solon,  so  ist  also  der  Anfang  derselben  in  der  gleichen  Olympiade 
sehr  wahrscheinlich.'  Aber  im  Cultas  musi  der  acbtjfihri^e  Cyclas 
sekon  4finger  vorhanden  gewesen  sein ;  Solon  mochte  ihn  berichtigen 
nnd  aus  einer  religiösen  Satsang  etwas  gemeinntttsiges ,  nemlicb  einen 
Katender  machen,  dass  jedermann  ihm  dankbar  wurde.  Dennoch  masz 
man  in  Ol.  46,  3  ein  Epochenjabr  der  solonischen  EnnaÖteris  sehen, 
weil  Solon  damals  seine  Verfassoag  und  also  ancb  wol  seinen  Kalen- 
der aufstellte ,  sei  es  dasz  der  Zufall  ihn  gerade  im  Anfangsjahr  eines 
panalhenaiscben'  Festcyclns  Archon  werden  liesz,  sei  es  dasz  die 
dairiibaren  Mitbfirger  den  kalendermachenden  Archon  am  liebsten  an 
das  Aafangsjahr  des  von  ihm  berichtigten  Cyclus  knüpften,  sowie  Ly- 
kurg eben  vor  das  Anfangsjahr  seiner  Olympiadenzeitrecbnnngr  gesetzt 
wird  md  der  römische  König  Nama  ab  nrbe  39  zo  regieren  anfangt, 
nach  den  I^n^i^en  des  Fabius  and  des  Cincias  also  wahrscheinlich  in 
einen  Epochenjahre  der  nach  Livius  I  19  von  ihm  in  Rom  vorgeb- 
lich eioge fährten ,  ffir  die  neametonische  genommenen  EnneakaidekaS- 
teris,  weskalb  auch  seine  Kalendereinricblang  von  Livias  anter  die 
'allerersten'  (omnttim  primum  Liv.  a.  0.)  Regiernngshandlnngen  ge- 
rechnet wird.  Ebenso  begannen  die  Lastra  des  Servius  Tollius  ange- 
fihr  da  wo  dieser  König  begann  (Censorinus  18);  sie  konnten  von 
kellenisierenden  als  pythiscbe  Sflbnkreise  genommen  werden,  wohin 
einiges  deutet.  Die  umfangreiche  Reform  des  Solon  kann  man  sich 
zwar  in  einem  bestimmten  Jahre  eingeführt  denken,  jedoch  nicht  ohne 
ebenfalls  umfassende  Zurfistangen,  wie  Boeckh  selber  zugibt;  noth- 
wendig  ist  der  Gedanke  gleickzeitiger  Proclamation ,  und  gerade  in 
dem  Panatkenaeenjahre ,  nickt;  vielmehr  mag  einiges  auch  vorher,  an- 

26* 


390  A.  Momm^Mi:  xweiler  B«ilrig  zar  ZeilreclinuDg 

deres  erst  ntohher  und  die  gante  Reform  soccessive  tu  Staude  gekom- 
men sein.  Je  weniger  nun  es  swingend  ist  sich  Ol.  46,  3,  als  das  po- 
litisehe  Reformjabr  su  denken,  desto  starker  spricht  es  fOr  Boeckhs 
in  der  ebensahligen  Olympiade  gewählten  Kalenderanfang. 

Der  panatheoaische  Cyclus  wird  von  dem  parischen  Sammler 
ebenfalls  im  dritten  Jahre  der  gleichen  Olympiade  angefangen  jirorden 
sein.  Denn  wenn  man  in  der  §  1  angegebenen  Weise  die  Olympiade 
vor  776/5  v.  Chr.  als  Null  seist  und  mit  -r  I,  -H  2  usw.  aufsteigt,  so 
findet  sich  dsss  die  zehnte  Epoche  des  Marmors  Ol.  -r-  1S2,  3  ist  und 
auf  diese  die  ersten  Panathenaeen  angesetzt  werden.  Die  erstgefeier- 
ten Panathenaeen  hat  der  Chronist  auf  "den  Anfang  des  panathenaischen 
Cyclus  setzen  wollen.  An  dieser  Auffassung  kann  es  nicht  irre  machen, 
wenn  sich  dennoch  Kekrops,  dem  nächst  Athens  für  die  Erwerbung 
der  panathenaischen  Olive  gedankt  werden  muste,  auf  ein  driiles 
Jahr  der  unebenzahligen  Olympiade  fixiert  findet,  nemlich  auf  Ol.  -rr 
201,  3,  so  dasz  es  nun  gar  aussieht  als  wolle  der  Chronist  die  Ge- 
schichte Athens  mit  einer  Cyclenhfilfte  beginnen.  Was  von  dem  alten 
achtjährigen  Kalender  im  Cultus  und  in  der  Finanz  lebendig  fortlebte 
auch  nach  Metons  Neuerung,  das  waren  die  Halbierungen  jenes  Ka- 
lenders, die  panathenaischen  Penteteriden.  So  kann  man  es  dem 
Chronisten  nicht  wehren,  wenn  er  sich  ihrer  losgelöst  vom  Cyclus 
bedient,  uod  sollte  such  dem  auf  die  Ennaöteris  allein  Gewicht  legen- 
den diestf  Setzung  des  Kekrops  nicht  passend  erscheinen,  das  erste 
Panathenaeenfest  Ol.  -r  183,  3  spricht  doch  entschieden  zu  Gunsten 
der  von  Boeckh  gewfthlten  ebeozabligen  Olympiade. 

Es  ist  aber  die  Setzung  des  Kekrops  erklärbar,  weon  man  nur 
neben  den  Penteteriden  noch  den  19jährigen  Cyclus  heranzieht;  und 
wie  könnte  man  anders,  für  athenische  Dinge  vor  allem?  Der  techni- 
sche Regulator  religiöser  wie  kaufmannischer  Fristen  war  eben  in 
Athen  zu  allererst  aufgestellt  in  Metons  I9jfihrigem  Kalender,  und  ver- 
gleichungsweise  alte  und  einheimisch  bewahrte  Kyklographien  mäs- 
ten sich  einem  Sammler  darbieten. 

Die  beiden  gedachten  Fixierungen  des  Chronisten  OL  -r-  20i ,  3 
und  Ol.-f- 182,3  haben  nemlich  mit  dem  Reformjahre  desSolonOI.46,3 
die  Eigenschaft  gemein  in  zehnte  Jahre  Metons  zu  fallen;  was  noch 
auffallender  ist,  alle  drei  fallen  in  einundvierzigste  Jahre  des  Kai Up- 
pos,  sind  also  nach  4.19jährigen  Perioden  angesetzt,  in  welchen  eben 
die  Penteteris  des  Cultus  mit  dem  ablieben  Cyclus  von  19  Jahren  com- 
biniert  ist.  Solons  Panathenaeenepoche ,  Erechtheus  (Erichthonios)  and 
die  Panathenaeenstiflung  mit  ihren  OelkrOgen  und  dem  Oelbanro,  wel- 
chen Kekrops  in  uralter  Zeit  als  die  edlere  Gabe  der  Göttin  erkennend 
fflr  seine  Stadt  Athen  erworben  hatte,  das  ist  der  Zusammenbang. 
Vielleicht  nahm  man  hierbei  Rücksicht  auf  ein  Wunder  welches  sich 
mit  dem  heiligen  Oell^^uro  auf  der  Akropolis  zugetragen  hatte  in  einem 
zehnten  Jahre  des  Neton,  aber  in  ganz  historischer  Zeit,  und  wollte 
an  den  unter  19  nur  Einmal  so'^)  wiederkehrenden  Sonnen-  und  Hond- 

29)  Nach  der  Vorstellung  als  seien  die  Daten  der  Enneakaidekaeteris 


der  Grieeben  ntid  Römer.  391 

stand  aocb  den  Kekrops  and  die  Panathenaeen  des  Erichthonios  kuApfen 
als  an  einen  heiligen  Tag  des  Festkalenders;  wobei  dann  sugegeben 
ist  dasB  die  Coincidenz  mit  Solons  Panatbenaeenepoche,  Ol.  46,  3  inso- 
fern wenigsten%zori1Iig  ist,  als  der  Zofall  die  solonische  Reform  auf 
jeden  Fall  nicbt  weit  von  Ol.  46,  3  oder  gar  auf  Ol.  46,  3  selbst  bin- 
geworfen  batte.  Jenes  Wander  aber  trog  sieb  in  den  Perserzeiten  so, 
und  swar  nicht  in  einem  grossen  Fanatbenaeenjabre,  so  dass  es  naeh 
acbtjibrigdm  Kalender  nie  und  nirgends  hatte* benotet  werden  können 
für  die  Ansetznng  des  Kekrops  und  Erechtheus — des  Ereohtbens:  denn 
Stande  bloss  Erechtheus  in  der  Tafel ,  so  wfirde  anzunehmen  sein  dasz 
dieser  als  FanathenaeensliRer  auf  die  panathenaische  Epoche  komme. 
Es  ist  aber  jener  Tag ,  von  dessen  Wunder  noch  die  Dichtong  weisz, 
ans  Herodot  VIII  55  zu  entnehmen  för  v.  Chr.  480/79  =  Ol.  75,  1, 
das  Jahr  der  Salamisscblacbt.  Es  ist  der  [zweite]  Tag  nach  der  Yer- 
brennnng  Athens  durch  Xerxes  und  zugleich  der  [zweite]  Tag  welcher 
auf  den  Abgang  der  persischen  Siegesbotschaft  nach  Susa  folgte. 

Xerxes  hatte  Athen  (im  Sommer  480)  völlig  in  Besitz  genommen 
und  das  Heiligtbnm  auf  der  Akropolis  eingeäschert.  Da  fflhlte  er  sich 
als  Sieger  und  liesz  einen  Courier  abgeben  nach  Susa.  Mochte  ein 
Tranna  den  trotzenden  verzagt  machen  und  ihn  warnen  dasz  eben  Aber 
glfieklicben-Menscben  der  Neid  der  Götter  achwebe,  oder  sei  es  dasz 
er  den  Zorn  der  AtHena  und  der  Landesberoen ,  deren  Penetralien  er 
angetastet,  fürchtete ,  kurz  Xerxes  entscblosz  sich  schon  Tages  darauf 
die  Athener  welche  um  ihn  waren  aufzufordern ,  sie  sollten  auf  die 
Akropolis  binanfgeben  und  daselbst  landesabliche  Opfer  darbringen. 
Diese  athenischen  Leute  gehorchten  und  gienge'n  hinauf  nach  der.  ver- 
ödeten Statte.  Es  ist  aber,  sagt  Herodot,  ein  Heiligthum  des  Erech- 
theaa  auf  der  Akropolis,  eines  angeblich  Erdgeborenen.  In  diesem 
Heiligthum  ist  ein  Olivenbaum  und  ein  See,  der  Sage  nach  zum  Ge- 
dächtnis des  Streites  zwischen  dem  Meergott  und  der  Landesgöttin. 
Nun  hatten  die  Ausländer  diesen  Baum  wie  das  Qbrige  verbrannt.  Aber 
am  Tage  nach  der  Verbrennung  sahen  die  vom  Könige  binanfgesendeten  . 
Athener,  als  sie  in  die  verwüsteten  Mauern  traten,  dasz  der  Oelbanm 
einen  ellenlangen  Schusz  inzwischen  auf  dem  Rumpfe  get^an  hatte  mit 
wundervoller  und  tröstlicher  Lebenskraft.^)  Athena  hatte  noch  ihren 
Oelbaom  lieb  und  der  Stadt  die  ihn  pflegte  ein  stilles  Zeichen  ihres 
waltens  gegeben  durch  die  Wiedergeburt  der  heiligen  Pflanze.  Die 
genaue  Bestimmung  des  Tages  als  der  devtiga  ri(UQa  ano  xijg  i(in(f^- 
öecng  zeigt  dasz  die  Athener  welche  diese  Sage  verbreiteten  das  Mo- 
natadaturo  wüsten,  was  sich  übrigens  auch  wol  von  selbst  verstände. 
Dass  es  ein  schon  sonst  im  Atbenacnltus  geheiligtes  war,  wird  nicbt 


constant,  welcher  wo!  die  meisten  folgten.  Sie  eind  in  der  That  nicht 
conatant.  Für  jene  alten  Zeiten  von  denen  der  parisebe  Chronist  redet 
tritt  jeder  Neumond  gegen  O).  75, 1  gehalten  ungefähr  vier  Tage  später 
ein  im  jnlianiscben  Kalender,  die  Jahrpnnkie  ungefähr  10  Tage  später. 
30)  Die  plebejische  Myrte  (Preller  röm.  Myth.  S.  329  vgl.  97)  scheint 
dem  Oelbanm  dies  Stückchen  abgesehen  zu  haben. 


392  A.  Mommsea:  sweiter  Beitr«;  xur  Zeiirechnnog 

biazagdfügt,  denn  die  Albener  werden  nur  beaafiragl  nach  ibren  Bilm 
zü  opfern,  der  Tag  scheini  doroh  die  Sachen  aelbst  an  die  Haod  ge- 
geben^ kann  aber  durch  Zufall  auch  ein  CnUustag  gewesen  sein. 

Man  Binas  also  einige  Wochen  vor  der  in  BoCd^OBion  Ol.  76, 1 
erfolgten  Salamisschlachl  die  Wiedergeburt  des  heiligen  Oelbaona  sieli 
denken  und,  um  ein  Abriges  für  Anlehnung**)  an  den  Atbenaealtat ii 
Ihun,  einen  dritten  Monatstag,  als  der  Alhena  beilig,  oder  den  28q  He- 
katombaeon,  Athenas  Geburtstag,  oder  sonst  einen  Tag  wihlea  der 
geeignet  scheint.  Den  Tag  wüste  man,  das  versteht  sich,  es  wareio 
erster  Hoffnungsstral  in  der  Angst  und  Noth.  Sophokles  "*)  preist  die 
Un Vergänglichkeit  des  Baumes  eben  mit  Bezug  auf  Xerzes:  kein  jusger 
(Xerxes)  und  kein  alter  (Archidamos  ?)  Heerführer  habe  ihn  elwn 
anzuhaben  vermocht,  woraus  sn  sehen  wie  tief  sich  diese  wnaderbar 
liebliobe  Sage  den  Gematern  einprägte.  Nnn,  scheint  es,dflnkteder 
Sonnen-  und  Mondstand,  welcher  an  dem  Tage  der  Wiedergebort  jenes 
Baumes  war,  ein  mit  dem  Schicksal  dieses  selbst  und  der  Stadt  providei* 
tiell  verbundener.  Mit  demselben  AnUits  mnste  Helios  wie  Seleoe  ni 
den  Kekrops  geschaut  haben,  da  er  den  Oelbaum  erwerben  half,  nsd 
auf  den  Erechtheos,  da  er  das  ritterliche  Spiel  der  Panatheaaeen") 
stiftete,  da  zuerst  die  Greise  mit  ihren  Zweigen,  die  Panathenaeensie- 
ger  mit  ihren  grünen  Kränken  und  den  mit  dem  Od  der  heiligen  Bisae 
gefällten  Amphoren  als  Preisen  **)  gesehen  wurden.  Sofern  aber  dies 
Fest  erst  durch  Tbeseus  seine  über  ganz  Attika  ausgedehnte  Bedeotang 
erhielt")  und  erst  in  Folge  seiner  Synoekien  die  Athenaeen  so  Paoi- 
thenaeen  wurden,  sieht  man  wie -in  den  obigen  Zusammenhang  aBch 
Tbeseus  und  seine  staatliche  Vereinigung  der  Athener  gehört,  la  dis 
durch  die  Renascenz  der  Olive  und  die  Salamisschlacht  gelieble  nad 
gefeierte  zehnte  Jahr  des  Meton  also  haben  die  Athener  noch  ihre  Ei- 
nigung durch  Tbeseus  setzen  wollen,  und  ihre  Vorstellung  #t  nos 
der  parische  Chronist,  indem  er  den  Tbeseus  und  die  Zusamnenaiebaag 
von  zwölf  Orten  zur  Stadt  auf  Ol.  -r-  120,  2,  Metons  sebates  Jahr  an- 
setzt. Dies  ist  aber,  wie  gesagt,  kein  groszes,  sondern  ein  fcleioes 
Panathenaeenjahr,  so  dasz  nur  unter  Anwendung  des  l9jlArigen  Kt- 
lenders  die  Zusammengehörigkeit  zu  Tage  kommt.  Dasi  diese  oach 
Sinn  und  Inbalt  auf  einander  hinweisenden  Thatsachen  athenisohea 
Glaubens  durch  Zufall  alle  auf  zehnte  metonische  Jahre  sollten  gekoai- 
men  sein ,  ist  unglaublich ;  überhaupt  ist  Metons  zehntes  Jahr  bis  Ol. 
76, 1  gröstentheils  für  athenische  Sachen  in  der  Chronik  gebraachl, 
kleinerentheils  für  ferner  liegende  Dinge ,  nemlich :  Kroesos  Sendaag 
nach  Delphi  (Ol.  56, 1  =  v.  Chr.  556/6,  Epoche  41)  und  die  Grfladaog 
des  kyprischen  Salamis  durch  Teukros  (Ol.  -r  106,3  =  v.  Chr.  iWlU 
Epoche  26).    Denn  auszer  diesen  zwei  Ansätzen  und  den  vier  erwäbo- 


31)  Spaterhin  sollte  man  denken  hätte  sich  der  Cultas  dieses  Tagee 
doch  ^ewifl  bemächtigt.  32)  Oed.^  Kol.  702  to  ^Jv  (ipvXlov  ilaiat) 

ttg  ov  vio£  oviTfi  yiiif^  arniaivmv  aUmafi  (wird  FeriiicbteD).;^^^!  *^^^o^\ 

33)  Preller  griech.  Myth.  II  93.  34)  Preller  h.  O.  I  HO.  35) 
K.  P.  Hermann  griech.  Antiq.  II  §  54,  10,  vgl.  Preller  a.  0.  I  139- 


der  Grieeben  md  Rdmer.  393 

!•■  Ol.  -r-  901,  3  Kekrops;  Ol,  -r  1^«  3  PaMthentet  prima;  Ol.  -r 
1^,  3  Thefeas;  Ol.  75,  1  SaUaiis,  wosq  der  voa  dem  Chroniaten 
itichi  erwähnte  Ansata  das  Selon  aaf  Ol.  46 «  3  kommt  (wenn  man  ihm 
denselben  beilegen  darf  als  fünften^)),  sind  keine  sehnten  Jahre  Me- 
toBS  benntzt  in  der  parischen  Chronik  bis  Ol.  76, 1. 

Aach  ist  fraglich  oh  man  recht  thiie  den  Kroesos  and  Tenkros 
vom  athenischen  Standpnnkie  aus  irgendwo  passender  antergebracht 
zu  finden  als  eben  in  zehnten  Jahren  des  Meton.  Wo  Solon  hingehörte, 
da  mochte  ein  Athener  aoch  den  Kroesos '^)  ansetzen;  der  salaminische 
Teakros  war  ein  Bruder  des  telamonischen  Aias,  nnd  auch  seine  Ge* 
schichte  pflegte  im  Zasammenhange  der  attischen  Sage  erzählt  zn  wer- 
den and  bot  dem  Sophokles  Stoff  za  Tragoedien  '^) ;  die  beiden  Aias 
nnd  Teokros  sind  eine  engverbnndene  Gruppe  und  eben  diese  Heroen 
riefen  vor  der  Salamisschlacht  die  bedrängten  zur  Hülfe  auf),  Ge- 
stalten geharnischter  Männer  schienen  von  Aegina  herschreitend  mit 
Gdtterhanden  die  hellenischen  Trieren  za  schirmen.  So  lag  es  einem 
athenischen  Chronologen  nahe  das  herliche  Jahr  von  Salamis  als  zehn- 
tes bei  Neton  auch  fQr  Teukros  za  nehmen  und  dessen  Grandang  eines 
andern  SAamis.  Man  masz  also  sagen  dasz  der  parische  Chronist  die 
zehnten  Jahre  des  Melon,  deren  er  bis  Ol.  75, 1  sechs  verwendet,  ky- 
klographisch  benalzt  hat  für  theils  athenische  theils  auf  Athen  leicht 
bezogene  Dinge,  indem  er  seine  mythischen  Ansätze  an  das  historische 
Jahr  der  Schlacht  bei  Salamis  anlehnte.  In  wie  weit  ihm,  in  der  halb 
historischen  Zeit  z.  B.  bei  Kroetps  Ol.  56,  I,  der  Zufall  entgegen  kam, 
ut  hier  wie  in  ähnlichen  Fragen  nicht  za  ermitteln.  Aber  Vernunft 
nnd  Wahrscheinlichkeit  fähren  dahin  seine  Ansätze  des  Kekrops ,  der 
Panathenaeen  und  des  Theseus  als  ein  zierlich  geregeltes  Schattenspiel 
der  Historik  anzusehen. 

Es  ist  für  diese  Frage  gleichgültig  ob  die  Athener  Hetons  Jahr- 
einrichtong  nach  Ol.  112,  3  in  reformierter  neumetonischer  Gestalt  an-- 
wendeten  (was  mir  das  wahrscheinliche  dünkt)  oder  nicht;  sie  kenn- 
lea  die  im  materiellen  onleogbaren  Verbesserungen  des  Kallippos  an- 
nehmen ohne  die  altmetonische  Epoche  zn  vertauschen,  auch  ohne  von 
der  Sichtbarkeit  der  Numenie  abzugehen.  Aber  dies  ist  wie  gesagt 
f&r  kyklographische  Fragen  einerlei,  da  die  im  obigen  gezeigte  Ab- 
sicht dem  Kyklographen  irgend  ein  interessantes  Jahr,  z.  B.  Ol.  75, 1 
oder  Ol.  111,  2  oder  Ol.  93,  3  empfiehlt  nnll  er  nun  von  diesem  in  flb- 
licher  Technik ,  d.  h.  in  Enneakaidekaöteriden  aufsteigt ,  zum  Theil  in 
Verbindung  mit  Festcyclen  welche  ihn  zu  4. 19  betragenden  Distanzen 
von  kallippischer  Feriodenlänge  nöthigen;  so  läszt  der  parische  Chro- 
nist eine  solche  Periodenlänge  von  Kekrops  bis  auf  Erechtheus  ver- 
streichen ;  vier  weitere  bis  Salamis  Gründung ;  fernere  acht  bis  zu  dem 


36)  Denn  mit  anderen  Nachrichten  (Herod.  I  20)  würde  es  besser 
stimmen,  wenn  Solon  nnd  Kroesos  einander  etwas  näher  gerückt  wür- 
den. 37)  Herod.  1  dO.  38)  PreUer  a.  O.  II  320  vgl.  263.  30) 
HcTod.  VIII  64.  Plut.  Them.  15. 


394  A.  MommMD:  iweiter  Beitrag  tar  Zeitrechaong 

doroh  SolOBs  ArchoRtal  aosgezeiehneten  grossen  PanttbeDteesjahr, 
wenn  anders  hier  Ol.  46,  3  aoch  fflr  den  ChroDistes  galt.  Dagegea 
sind  einfache  EnneakaidekaCteriden  s.  B.  von  Sslamis'Grflndniig  bis  sor 
salaminischen  Schlacht  38,  von  Theseas  bis  Solon  35. 

$8.  Meton  ZVm  imd  nL 

Das  Zutrauen  su  dem  unaufhaltsamen  Fortschritte  der  Bildoog 
empfiehlt  die  Ansicht,  dass  wie  im  tibrigen  Hellas  so  auch  lo  den 
Cultusstätten  von  Delphi  und  Olympia  der  unvolikommnere  achtjfilirige 
Kalender  endlich  aufgegeben  und  der  bessere  I9jiibrige  angenomneD 
worden  sei.    Als  die  Pythien  vierjfihrig  worden,  bfisste  die  alte  Eo- 
naßteris  schon  von  ihrer  Autorität  ein ,  da  sie  mit  den  panegyrischeo 
Fristen  nicht  mehr  identisch  war.    Die  Ansicht  dass  die  TempelkalcD- 
der  19jdhrig  wurden  ist  auch  nicht  neu.  Dodwell^)  glaubte  die  Eleer 
h&tten  die  von  Heton  begründete  Buneakaideka^teris  angenonmeo. 
Mag  die  olympische  oder  eine  andere  heilige  Zeitrechnung  mit  Meloo 
in  vielem  gestimmt  haben,  ganz  metonisch  kann  man  keinen  eiozigeo 
griechischen  Tempelkalender  nennen.   Ein  Cyclns  hat  seine  feste  Epo- 
che, und  Anlehnung  an  Hetons  wolbekannte  Epochenjahre  seigt  sich 
nicht  in  den  Zeitrechnungen  der  Agoneo.   Denn  es  ist  voranssusetieo, 
wo  Olympias  1,  1  anhebe,  da  habe  auch  der  olympische,  wo  Pyibias 
1,  i^  der  pylhische,  wo  Isthmias  1,  1,  der  isthmische,  wo  Nemeas  U  U 
der  nemeische  Kalender  seine  Epoche  gehabt  und  die  gflldene  Zahl  1. 
Wenn  man  mitten  in  Metons  EnneakaidekaSteris  eintrat  und  aoch  ifl- 
fangs  die  güldenen  Zahlen  des  Erfinders  brauchte,  so  moste  der  liogere 
Gebrauch  doch  dahin  führen  dasz  man  das  unbenutzte  Stück  des  erstes 
metonischen  Cyclus  wegwarf  und  dem  ersten  Jahre  des  Tempelkaleo- 
ders  die  güldene  Zahl  I,  dem  zweiten  die  II  usw.  gab. 

Sehen  wir  nun  für  den  Augenblick  von  den  Isthmien  ab  osd  ver- 
gleichen die  unbestrittene  erste  Olympiade  =  r.  Chr.  776/6  mitdeo 
Anfängen  der  Pythiaden  und  Nemeaden,  wie  sie  nach  Boeckh^*)  getihW 
wurden ,  so  zeigt  es  sich  auf  der  Stelle  dasz  von  lletons  I  Jahr  nicht 
begonnen  wird.  Man  musz  also  jenen  Festrechnern  die  19  aietooiscbeo 
Jahre  in  einer  andern  Folge  zuzählen,  wenn  man  sie  ihnea  dberhaopt 
zuzahlen  will  —  was  doch,  wie  gesagt,  dem  vorausgesetiten  Fort- 
schritte der  Collur  ganz  angemessen  wäre.  Und  hier  tritt  soglei<^h  eis 
höchst  merkwürdiger  Umstand  hervor.  Die  erste  Olympiade  kommt  io 
Metons  XVIII  Jahr;  Pythias  1,  1  =  Ol.  48,  3  =  v.  Chr.  586/5  ebeo- 
falls;  die  erste  Nemeade**)  Ol.  53,  2  =  v.  Chr.  567/6  ebeofall»;  <*»« 
erste  mythische  Nemeade  Ol.  -r  118,  2  =--  v.  Chr.  1251/0  ebeofall» — 


40)  Krauhc  Rell.  II  1  S.  63  f.  41)  Mondcyclen  S.  10  und  Clinto»' 
Krüger  S.  213  ans  Boeckh.  42)  Dieser  Zusammenhang  bestätigt  b\so 
Boeokbs  Behauptung  dasz  Ol.  53 ,  2  die  erste  gezählte  Nemeade  sei, 
was  K.  P.  Hermann  (griech.  Antiq.  II  §  49,  18)  beatreitet.  —  !>»«  '■^* 
thische  Nemeade  ist  epocha  22  im  marmor  Parium.  Hie  ZaW  wt  g»»» 
erhalten. 


der  Gi'itclien  uBd  Rdmer.  395 

alle  h«b«n.  dieselbe  gfildeoe  Zahl  des  19JihrigeD  Cyclos,  alle  kooiiten 
sieh  derselben  gflldenen  Zahlenfolge  bedienen ,  alle  derselben  Epoobe. 

Für  Znfall  kann  dies  unmöglich  gelten.-  Gleiches  tbnn  lasst  schon 
•nf  eif  gleiches  Werkzeug  seh  Hessen ,  und  wenn  die  Sparen  dieses 
Ihuns  sich  nun  auch  noch  als  so  gans  gleiche  erweisen ,  welcher  un- 
befangene könnte  zweifeln,  dass  sie  von  dem  Gebrauch  eines  gleichen 
Werkzeuges  herrahren?  oder  war  es  nicht  ein  gleiches  tbnn  die 
Olyoipiaden ,  Py thiaden  und  Nemeaden  anzusetzen  ?  rechnete  man  die 
Feste  nicht  nach  cyclisohen  Mondjahren?  Nun,  das  Zeus -Kind  Nemea 
war  selber  Seleoes  Tochter,  und  des  Turnwarts  A£thlios  Sohn  Endy- 
mion  hatte  die  50  Monden  der  olympischen  Fenteleris  zu  Töchtern  *^)^ 
ihn  liebte  und  küszte  Selene  dieweil  er  schlief,  und  er  schlief  drei 
EoDeakaidekaöteriden^),  eigentlich  aber  vertiefte  er  sich  in  die  Lep- 
tologien  des  Mondlaufs  als  ein  anderer  Ptolemaeos^)  —  und  in  Delphi 
der  altehrwürdige  Sühnkreis  der  Enna^teris,  was  war  er  anders  als 
eine  Reihe  lunarischer  Jahre  nach  denen  die  Pythien  gefeiert  wurden  ? 
—  Aber  es  wird  freilich  immer  Menschen  geben  die  das  offenbarste 
nicht  einrfiumen  und  in  falsches  zu  verkehren  trachten.  Dean  ganz 
offenbar  verfolgten  alle  jene  Kalendermacher  ein  gleiches  Ziel  und, 
wie  die  Spuren  zu  zeigen  scheinen,  auch  mit  gleichem  Werkzeuge, 
aeanlich  mit  19jahrigem  Kalender.  Bestätigt  also  scheint  die  Voraus* 
Setzung,  wachsende  Cifltar  müsse  zur  Ausgleichung  der  Zeitrechnungen 
fübren,  welche,  je  creatflrlicher  die  Zustände  sind,  desto  weiter  zu  di* 
vergieren  pflegen.  Nichts  kann  buntscheckiger  sein  als  die  Jahr^n^ 
lange  deren  man  sich  in  unserm  Mittelalter  bediente;  diese  Unter* 
schiede  sind  allgemach  geschwunden,  und  dies  abwinden  macht  auch 
einen  kleinen  Theil  von  dem  aus,  was  wir  Cultur  nennen. 

Wolan  also,  sn  jenen  drei  Tempeln  brauchte  man  Metons  Kalen- 
der, aber  die  Priester  benannten  ihre  ersten  Jahrö  nicht  oder  nicht 
lange  mit  Metons  güldener  Zahl  XVIH,  sondern  mit  I.  Indes  sieht  man 
doch  nicht  ob  es  bloss  wissenschaftliche  oder  doch  ursprünglich  wis- 
seasehaftliche  Zeilrechnungsanfänge  sind  oder  ob  die  zu  Olympia  und 
Delphi  selbst  also  begannen,  späterhin  aber  die  Wissenschaft  sich  die 
arsprftnglich  panegyrischen  Cyclen  aneignete.  Letzlere  Auffassung 
hst  historisch  mehr  für  sich,  also  dasz  Timaeos  den  geistlichen  Kalen- 
der für  nicht  geistliche  Zwecke  benutzt  und  gleichsam  der  allgemeinen 
Bildottg  gewonnen  habe.  Timaeos — kann  man  sagen — hat  die  Olym- 
piaden nicht  gemacht,  auch  die  Py  thiaden  nicht  oder  die  Isthmiadefi, 
warum  soll  er  den  unabhängigen  Kalendern  jener  Tempel  ihre  Epochen- 
jahre gewiesen^')  haben?   Sieht  man  sich  nach  Analogieu  um,  so  er- 


43)  Boeckh  zu  Pind.  Ol.  3, 18  f.  44)  Die  57  Jahre  werden  ange- 
(reben;  wo  sie  bei  den  alten  yorkomraen  weisz  ich  nicht.  Andere  An> 
{TAbeti  bei  Boeckh  Mondcyclen  S.  10.  45)  Oljmpiodor  zu  Platoos 

Phaedon  p.  72«,  hinter  dem  Commentar  von  Wyttelnbacb.  46)  Früher 

wQste  ich  dieee  merkwürdige  Einstimmung   der  Tempelzeitrechnungen 
nicht  (rhein.  Mus.  XIII  6B);  auch  als  ich  sie  wahrgenommen,  habe  ich 


396  A.  HoBmaea:  fweiler  B«trag  sv  ZeilrechnaDg 


gibi  4i0  EiUtahaagsfeaehMkle  aBierer  «oroipaeiMliaa  Aora,  dasi  die 
CrttBlIichlLeil  io  der  lüUttive  war«  Aber  eben  diese  Parallele  regt  so- 
gleidi  an  neaer  Foraehnag  am 

Ea  hat  aehr  lange  gedauert,  ebe  aicb  die  Teraehiedenen  Kirokei 
der  Cbriatenbeit  Aber  die  Oaterepocfae  veratindiglea ;  wie  aonderbtr 
daas  die  heidniaohen  TeanpelaeitreobaQDgeQ  wie  auf  iinen  Sehlag  bar* 
monieren!  Wird  ea  damit  nicht  aach  lange  gedaverl  haben?  auaal  die 
natarwfichaigen  Cnlte  dea  HeideDthnma  dem  Neide   der  Stimme  üeh 
verachwiatern,  das  Cbristenthom  hingegen  grnndailclicb  die  N«tiooa> 
litAten  verneint.    Erat  nach  and  nach  alao  haben  aich  die  panegyriscbei 
Zeitayateme  der  alten  auf  Meton  XVllI  accommodiert;  eina  gieng  for- 
an,  dem  aich  apiter  daa  aweite  ver&hnUohte,  dann  nach  daa  dritte. 
Welcbea  war  wol  daa  eine,  daa  vorangehende?    Daa  olympische,  wie 
die  Zengnisae  ergeben ;  voraosgeaetat  daaa  die  Nemeen  Qberall  nicht 
Antoritit  genug  hatten,  am  die  Annahme  an  empfehlen,  ala  habe  Olya- 
pia  vnd  Delphi  sich  dem  nemeischen  Kalender  untergeordnet.  D»  nes- 
lieh  gegen  daa  featatehende  Jahr  776  v.  Chr.  für  den  Olympiadenaario^ 
nichts  XU  maohen  ist,  wol  aber  neben  dem  PythiadenanfaBg  Ol.  48, 3 
sieh  ein  anderer  wolbelegter  aeigt,  so  musz  an  den  Pythiadenanfanf 
Ol.  48,3  sich  der  Zweifel  knapfen,  ob  nicht  der  andere  ala  der  eigesl- 
liebe  und  araprAnglich  delphische  an  betrachten  aei.    Dieaer  aadere 
wol  belegte  ist  Ol.  49,  3,  Meton  III;  er  iat  in  der  That  beaser  belebt 
ala  Ol.  48,  3,  Meton  XVIIl.    Die  Scholiaaten  an  Pindar ,  Easebios  uod 
daa  marroor  Parium  atimmen  far  Ol.  49, 3,  Pauaaniaa  fflr  Ol.  48,  S.  D>- 
her  haben  aich  Soaliger  n.  a.  mit  gutem  Grande  an  Ol.  49,  3  gehiiteo 
and  der  beute  vorgeaaigene  Pylhiadenanfang  Ol.  48^  3  (Boeckh,  K.  F. 
Hermann)  iat  gerade  der  jüngere,  der  accommodierte  ^).   Dieaea  Bio- 
druck machen  auch  die  obgenannten  vier  chronologischen  Ansitie  der 
geaihlten  Featkreise:  die  Olympiensihlung  hat  die  Primitive,  wdt 
apiter  folgt  die  Zfihinng  dar  Pythiaden  und  Isthmiaden,  endlich  die 
der  Nemeaden.   Wenn  hiermit  eine  Art  Geschichte  der  Spiele  ialea- 
diert  scheint,  ihre  Nengrflndungen  in  historisdier  Zeil,  ao  ist  im  aü- 
gemeinen  au  erwidern  daaa  in  die  Geachichte  der  Spiele  auch  die  ihrer 
Kalender  hineingebore  und  daaa  der  aehn  Cyden  iltere  Olf»^^^^' 
anfang  doch  auch  die  Anaicht  empfehle,  ea  habe  aioh  der  delpbiaobe 
Kalender  mit  Ol.  48,  3  dem  oiympiachen  Epochenjahre  als  dem  llterea 
und  ehrwürdigeren  anaohlieaaen  sollen.   Man  retrocomputierte  *il  1^ 


sie  nicht  genügend  verfolgt  (Philol.  XII  369).  Mehreres  ronsz  also 
modificiert  werden,  c.  B.  daa^  ich  Meton«  XVIII  Jahr  die  tiin»ew«w 
Epoche  nannte.  Vorsichtiger  ist  es  sie  die  olympische  cn  nenoeDt  ^^ 
auch  Timaeos  sie  verbreitet  hat.  47)  Auf  kernen  Fall  wird  Ol«  ^M 
'flUsohUoh  als  erste  PyihUde  gezählt'  (Krause  Hell.  II  2  S.  21),  da  beide 
Zahlungen,  eine  ältere  nnd  eine  jüngere,  anzuerkennen  sind.  ^^^ 
hat  allerdings  nicht  bewiesen  dasz  Ol  48,  3  der  echtere  Anfang  seit  aber 
keineswegs  behauptet  es  sei  die  Rechnung  von  Ol.  49,  3  eine  falsobe. 
Vielmehr  sagt  er  (an  Find.  Ol.  12  8.  206  f.)  dasi  man  darin  einen  ««• 
eulus  satis  aliunde  notus  quem  recentiores  secuti  sunt*  su  sehen  bsb«- 


der  6rieeb«D  iumI  Römer.  S97 

jährigen  Zeilkreisea  in  diesem  Sinne.  Denn  en  nnd  fttr  nich  wer  je 
der  Olympisehe  Agon,  der  Tradition  naeh,  eher  der  jfinfste  eis  der 
illeeCe. 

Be  hal  also  fraherfain  die  Pythiadenreihe  niehC  mit  der  olympi- 
schen Epoehe>  Meton  XVIll,  begonnen,  sondern  ihre  eigene,  Meton  ill, 
gehabt.  Die  Delphier  haben  demnaeh  in  Metons  drittem  Jahre  dessen 
Cyclus  aogenommen.  Hierbei  ist  voransgesetxt  dass  ohne  besondere 
Vmwilsungen  eine  Uebereinstimmnng  delphischer  nnd  athenischer 
Zeitrechnung  zu  Wege  gebracht  werden  konnte,  so  weit  dies  bei  den 
besondern  stidtischen  ßigenheiten  tbonlich  war.  Bei  der  Verehrung 
welche  der  pythisohe  Gott  in  Athen  genoss  muss  man  sich  diese  Ueber- 
einkunfl  sehr  leicht  denken ;  so  meinte  auch  Boeokh  dasx-  Selon  gar 
wol  den  delphischen  Kalender  sum  Huster  nehmen  konnte.  Umgekehrt 
moebte  man  in  Delphi  schon  in  den  ersten  Jahren  seit  Metons  Kalen- 
demufstellnng  die  athenische  Entdeckung  tn  nutzen  anfangen.  Da  nun 
die  erste  nach  Meton  berechenbare  Pythiade  OK  87,  3  gewesen  ist« 
dieses  Jahr  aber  die  gttldene  Zahl  HI  hat,  so  sieht  man  nun  wie  es 
zugeht  dasz  die  erste  Pythiade  OL  49,  3  eben  auch  die  gflldene  Zahl 
111  hat  Der  parische  Chronist  nennt  aber  ausser  der  Pythien- Reform 
von  Ol.  49,  3  noch  eine  erste  und  filtere  um  Ol.  47, 3.  Dies  musz  man 
ans  Geminos  erkifiren,  weil  doch  bekanntlieh  (vor  OL  87,  3,  jedenfalls 
vor  Meton)  die  EnnaSteris  in  Delphi  ablich  war. 

Wenn  Ol.  47,  3  die  Pythien  neugeordnet  wurden,  so  hat  man  wol 
damals  auch  die  EnnaAteris  berichtigt.  Nehmen  wir  also  an,  der  del- 
phische Kalender  sei  OL  47,3  in  Ordnung  gewesen  nnd  man  habe  seil- 
dem  sich  so  benommen ,  wie  Geminos  ^')  fOr  den  aehtjfihrigen  Cyelos 
vorschreibt,  habe. mithin  alle  16  Jahr  3  Tage  eingesohaiteL  Nun  ver- 
laufen aber  von  OL  47,  3  (dem  Regulieruagsjahre  der  pythischen  £n- 
nafiteris)  bis  Ol.  87,  3  (dem  Eintrittsjahre  der  Delphier  in  den  metoni- 
sehen  Cyclus)  vierzig  penteterische  Pythiaden;  der  angesammelte 
Fehler  betrug  also  30  Tage  (zu  fiel).  Mithin  muste  OL  87,  3  ein 
Scbaltmonat  ausgemerzt  werden.  *  Ebenso  gut  wie  wir  einen^  Sehalt- 
Bonet ausmerzen'  —  so  liesz  man  (d.  h.  der  parisohe  Sammler)  die 
Delphier  sagen  —  ^ebenso  gut  können  wir  nach  Metons  Kalender  ein* 
führen;  unsere  gescheiten  Nachbarn  versichern  uns  ja  dasz  wir  uns 
dann  ein  fOr  allemal  die  Monatsausmerzung  ersparen  werden,  auch 
dasB  sie  diesen  neuen  Kalender  schon  einige  Jahre  ausprobiert  und 
probat  gefunden  bitten.'  Es  ist  möglich  dasz  in  Delphi  so  geurteilt 
wurdei  doch  muss  die  Annahme  vorbehalten  werden ,  dasz  das  Inter- 
vall von  OL  49  bis  87,  die  160jfihrige  Periode  vielleicht  zunächst  auf 
der  sttbjeotiven  Ansicht  des  parischen  Chronisten  oder  seiner  Quelle 
beruht.  Denn  was  die  historischo  Wahrheit  der  Cultnsrestitutioaen 
von  Ol.  47  und  49,  verglichen  mit  der  von  OL  48,  angeht,  so  wird  nie- 
mand sie  hoch  anschlagen  wollen;  in  dieser  Hinsicht  ist  des  Paiisanias 
Epoche  OL  48,  3  gewis  nichtim  Nsohtheil.    Sollte  aber  auch  die  160- 


48)  Ideler  I  296. 


398  A.  Monmsen :  zweiter  Beitrag  tut  ZeitrechDUBg 

jihrige  Periode  in  dieser  PraecisioD  ein  lErgebnis  spiterer  Relroeom- 
patatioo  aein^  welches  nicht  gerade  aofs  Jahr  mit  der  Geschichte 
stimmt,  sollte  Ol.  87,  3  die  erste  Pythiade  noch  nicht  metoniseh  in- 
gesetzt  sein,  sondern  der  Eintritt  in  Metons  Kalender  einer  spilereo 
angehören :  so  läszt  sich  doch  zeigen  dasz  die  Epoche  der  delphischen 
Enneakaidekafiteris  in  III  nicht  als  eine  sobjective  Annahme  betrachtet 
werden  darf,  sondern  dasz  allem  Anschein  nach  Hetons  III  sehr  «Ugc- 
meiB  als  pythiseher  Kalenderanfang  galt,  mithin  nichts  im  Wege  ist  lo 
behaupten  daaz  die  Tempelrechner  wirklich  Ol.  87,  3  den  metooiscbeo 
Cyelns  für  die  Pythien  einführten.  Sie  gaben  damit  aaszerlich  die 
Achtjfihirigkeit  gewisser  Gebräuche  nicht  auf,  nur  dasz  die  Eana^leris 
kalendarisch  nicht  mehr  normierte.  Sie  war  ein  im  Cultns  iosserlieh 
bewahrter  Rest  des  AUerthums  geworden. 

Offenbar  nemlich  rivalisiert  die  (jGngere)  Epoche ,  Meton  XYIII, 
die  olympische,  mit  der  (alteren)  pythischen,  Meton  III.  Wie  Herifcles 
um  den  Dreifusz  kämpfte,  so  haben  sich  die  Olympiaden  nebenbahle- 
risch  hingestellt.  Die  älteren  Gründungen  dieses  Agons  scheinen  od- 
Ter  "pythiseher  Herschaft  zu  geschehen.  Es  finden  sich  daher  Ansitze 
welche  den  Herakles,  den  Lykurg,  den  Oxylos  nicht  an  XVIII,  sondern 
an  III  knüpfen,  und  gerade  sehr  angesehene  Ansätze  (s.  die  Tafel 
am  Sehlusz  dieser  Abhandlung). 

Wenn  für  die  Verfassungsänderungen,  namentlich  dorischer  Staa- 
ten, allerdings  Metons  XVI11  Jahr  (s.  die  Tafel)  absichtlich  bevor- 
zugt wurde ,  so  kann  man  hinwiederum  für  Athen  dieselbe  absichtliche 
Bevorzugung  der  alt-delphischen  Epoche  (Meton  III)  bemerken,  neben 
welcher  Varianten  in  XVIII  als  die  schlechteren  Ansätze  erscbeioeo. 
Denn  Athen  und  Delphi  scheinen  Hand  in  Hand  zu  gehen.  Wenn  des- 
senungeachtet das  erste  Freiheitsjahr  der  Athener  in  XVIII  (Ol.  67, 3) 
kommt,  so  kann  man  weiter  nichts  sagen  als  dasz  diese  znfillige€oia- 
cidenz  —  vorausgesetzt  dasz  Ol.  67,  3  historisch  richtig  ist  —  den 
Timaeos  das  olympische  Epochen  jähr  zu  verwandten  Ansätzen  empfahl 
und  der  Spruch  wahr  wurde,  dasz  die  Wahrheit  tausend  Schattea  werfe. 

Dieselbe  Rivalität  der  beiden  Tempelepochen  in  III  ond  XVin 
zeigt  die  römische  Synchronistik.  Neben  dem  bekannten  Aosafxe  der 
aedes  Capiiolina  dedicata  in  Ol.  67,  3  d.  h.  in  XVIII  haben  wir  einen 
andern  in  III ,  welcher  auf  eine  ganz  fiberwältigende  Weise  xo  der 
Annahme  zwingt,  der  Autor  habe  Metons  III  Jahr  als  geeignete  Tem- 
pelepoche betrachtet.  Derselbe  Autor,  ein  kundiger  Chronolog,  be- 
natzt nemlich  für  dieselbe  Sache  {aedes  Capiiolina)  dasselbe  netom- 
sehe  Jahr  zweimal,  erstlich  ans  der  Königszeit  und  dann  unter  der 
Gonsolarregierung;  und  das  benutzte  Jahr  ist  gerade  Ol.  49, 3«  ^*  ^^^ 
Pythiadenjahr  nach  dem  parischen  Chronisten.  Diesem  hat  also  der 
römische  Chronolog,  Diouysios  von  Halikarnass,  beigestimmt. 

Tarqainius  der  ältere  gelobt  in  seinem  letzten  Kriege  (triumph. 
de  Sabinis  Kai.  Sextil.)  den  capitolinischen  Tempel.  Er  lebte  oor 
noch  vier  Jahre  nach  denn  Kriege  (Dion.  III  70):  sind  dies  volle  Jahre, 
so  kommt  die  Sabinerschlacht  und  jenes  Gelübde  in  das  fänfUol^^^ 


der  GfMOheD  and  Römer.  399 

Jahr  4«s  Könige.  De  nun  Servine  Talline  (ebd.  IV  1)  Ol.  50,  4  folgte, 
eo  iet  der  Tempel  Ol.  49,  3  gelobt  worden ,  d.  h.  im  ersten  Pythieden- 
jnbr.  Die  Dedicelion  seist  Dionysios  in  01.68,3,  was  wieder  Meton  111 
isl  und  ein  Anfangsjabr  der  delphischen  Enneakaideka^teris.  Man 
siebt  leiebt  wie  die  Datiernog  des  am  Septem berrollmond  geweihten 
Teapels  an  das  Herbstjabr  der  Deipbier.  erinnert.  Andere  haben  die 
olympische  Epoche  vorgezogen  und  das  Factum  in  OL  67, 3  gesetxt. 
Kann  wol  irgend  etwas  klarer  sein  als  diese  synchronistischen  Tem- 
pelneiirechnnngen?  Man  abersehe  auch  nicht  dass,  wie  sich  Pythiadea 
an  Ol.  4<9,  3  lehnen ,  so  auch  «nni  post  aedem  Capiiolinam  dediealam 
an  die  römische  Grandung;  indes  ist  keine  der  beiden  Jahrfolgen  tu 
rechter  Geltung  gelangt. 

Andere  Forscher  haben  ähnliche  Synohronistik  gewollt  und  eine 
noch  treffendere.  Die  erste  Pythiade  Ol.  49,  3  =  r.  Chr.  583/1  ist 
▼arronisch  ab  urbe  173/3,  oder  nach  den  Fasten  171/3,  also  eine  Re* 
form  in  Delphi.  Hier  warde  nach  eine  rumische  Cultusreform  statuiert. 
Dean  über  170  Jahr  hatten  die  Römer  keine  Götterbilder,  schrieb 
Varro;  auch  folgte  in  derselben  Ennaöteris  die  Neuerung  des  Servius, 
den  nicht  bloss  Sühngebränche,  sondern  auch  ampbiktyonenartige 
Einrichtungen  (Dion.  IV  25)  beigelegt  worden.  Mit  den  mehr  als 
170  Jahren  haben  Altere  den  Regierungsantritt  dieses  Königs  selbst 
meinen  können;  nach  Varro  beginnt  er  ab  urbe  176,  aber  Fabius  s&hl(e 
einige  Jahre  weniger  und  mag  den  Servius  eben  nach  a.  u.  170  enge« 
setal  haben.  Seine  Synohronistik  traf  dann  nicht  das  Jahr  Ol.  49,  3, 
doch  die  Sachen  desto  besser.  Denn  wenn  auch  die  Pythien  penlete^ 
riscb  worden,  so  blieb  doch  der  achtjährige  Sühnkreis  im  CuUus 
stehen,  und  in  diesen  ersten  Sfihnkreis  der  Pythiaden  'fiel  doch  noch 
die  Neugründung  des  Servius  und  die  Lustration.  ^') 

Der  Wunsch  auf  die  Tempelepoche  XVIII  ein  entsprechendes  Er- 
eignis zu  bringen  seheint  auch  die  Ursache  eines  Fehlers  su  sein  der 
sich  im  marmor  Pariom  findet.  Hier  wird  die  Plünderung  des  delphi- 
schen Tempels  ein  Jahr  zu  hoch  gesetzt,  Ol.  105,  3  Archon  [Kephiso- 
doros  oder]  Kephisodotos  ^)  statt  Ol.  105, 4  Archon  Agathokles.  Denn 
Ol.  105,  4  wird  von  Pausanias  und  Diodor  für  die  Tempelplfindernng 
beseagt  und  seheint  richtig.'  Unter  Kephisodotos  durfte  er  nur  den 
Anfang  des  phokischen  Krieges  melden,  nahm  aber  die  Entheiligung 
des  Tempels  gleich  mit  in  Ol.  105,  3,  Meton  XYlIl.   Er  liesz,  so  mag 


40)  WaDn  musz  man  im  Jahre  die  römische  Lustration  sich  denken  ? 
Ein  Beispiel  fuhrt  auf  die  delphische  Jahresscheide,  nemlich  auf  den 
julianischen  September  v.  Chr.  169,  wo  daiDals  der  römische  December 
stand.  Die  Kechniing  stützt  sich  auf  das  Datum  der  Pydna-Finstemis. 
—  Oibt  es  auch  Achtjährigkeit  bei  der  römischen  Lustration?  50) 

Beide  Formen  belegt  Clinton  z.  d.  J.  Carl  Müller  (fragmenta  bist.  Gr. 
I  589)  nimmt  einen  yiel  grosseren  Fehler  von  7  oder  8  Jahren  an ,  was 
basser  vermieden  wird.  Boeckh  halt  OL  105,  3  fest.  Dasz  der  Chro- 
nist KfitpiüodtoQov  hat  statt  des  richtigeren  Xfj<piOoda%ov  ^  berechtigt 
ichwerlich  ihm  das  Jahr  Ol.  103,  3  aufzubürden,  wie  Carl  Müller  will. 


400  A.  Monnsen:  sweiler  Beiirtg  sar  Zeitreehoang 

et  scbeineii,  die  Olfmpiedeiiepoehe  ibrea  endKebee  Sief  feien  Iber 
die  einst  allniehlige  von  Delphi.  Allein  da  dai  Faetoa  dooh  sehoa  Ol. 
105,  4  folgl,  80  konnte  er  ee  auch  ohne  solche  Nebengedanksa  eiiM 
snm  Vorjahre  sieben ,  welches  er  als  ein  sehr  epocheascbeBdei  loeh 
als  ohronolof  ische  Epoche  sn  betonen  wflnseble.  Es  dient  u  Hinif- 
recbnnngen ,  so  wie  anter  den  mit  Heton  UI  beseiohneten  das  dei  Ar- 
obon Enaeaetos^')  passend  war. 

Wenn  man  sn  Delphi  in  aller  Stille  den  metoniscken  Cydos 
rielleieht  schon  Ol.  87,  S  annahm,  so  Ifsst  sich  in  entgegengeseUtM 
Sinne  für  die  Olympien  Ol.  91,  S  empfehlen,  =  v.  Chr.  416/4.")  Ei 
ist  des  Jahr  der  Expedition  nach  Sicilien,  ein  imposantes,  in  jeder 
Hinsicht  folgenreiches  Factum.  Das  scheitern  der  ionischen  Armdi 
war  eine  der  gltnsendsten  Epochen  des  Dorertbums,  Syrakae  etiad 
michtig  da  wie  neugeboren  ans  tiefer  Noth.  Diese  war,  wenn  eise, 
die  syrakusische  Epoche,  und  an  sie  knflpfte  jemand  die  erste  Bstste- 
bung  dieser  Sladt  (Syracnsae  oond.  Ol.  6, 4  ist  Meloa  XVIII).  HelOBS 
des  Atheners  Kalender  wurde  als  ein  geknechteter  in  einer  Gestilk  in- 
genommen ,  welche  dem  dorischen  Feinde  die  Ehre  gab.  Deas  wol 
war  es  eine  Ehre,  dass  dem  Jahre  Ol.  91,  3,  welches  die  Reihe  syrt- 
kvsiscber  Siege  begann ,  der  Vortritt  blieb  unter  allen  die  Metos  ge- 
ordnet. Seiner  feinen  Rechnungen  wollte  sich  Syrakus  wol  bedienen, 
auch  sich  euripideischer  Lieder  freuen,  denn  all  dieser  Witt  iHui 
Scharfsinn  erschien  dienstbsr  und  fiberwiltigt  unter  syrakasiseker 
Botmissigkeit.  Die  Olympien  sind  dooh  vorwiegend  eia  dorisehes 
Fest,  und  es  ist  angemessen  dass  solch  ein  Umsehwung  auch  in  ihres 
Institutionen-nachzittert.  Man  braucht  den  Eintritt  in  Metoos  Kalender 
nicht  sofort  oder  sehr  bald  su  denken;  aber  einige  Zeit  naohber,  all 
man  sich  völlig  klar  geworden  Aber  die  Wichtigkeit  des  Mree, 
konnte  man  hier  die  Epoche  setien.  Sie  empfshi  sich  dnrcb  die  Han- 
thonschlacbt  allen  nach  Herhstjahren  rechnenden  Griechen  und  bei  Uf 
Herbstjabre  sich  in  so  fern  passend  dar,  als  sie  einen  an  dea  Plejeden- 
Untergang  5  Novbr.  gekuQpften  (sichtbaren)  Neumond  entbiell.  Ana 
Sicilien  hat  sich  diese  Epoche  auch  nach  Italien  verbreitet,  nsob  Coane 
etwa  und  Rom,  wo  man  die  olympische  Epoche  eher,  wie  ei  scbeisti 
als  die  historisch  iltere  pyjhisobe  gekannt  hat,  wie  die  AasMs« 
ergeben. 

In  der  Kyklographie  wurde  die  Grundepoche  natfirlicb  bald  dnrch 
den  ursprOnglicb  nach  ihr  (Meton  XVllI  =  v.  Chr.  415/4)  relrocom- 


51)  Dieses  coineidierte  mit  der  alten  Epoche  von  Delphi,  welchen 
Zufftll  bentitsend  man  es  historigch  snm  Terminus  branchen  konnte. 
Ich  habe  daher  alle  Ansetznngen ,  von  Troia  eapta  e.  B.,  die  in  My"' 
len,  vorlKnfig  enaenetische  genannt  (im  Philo!,  a.  C),  finde  aber  dieee 
Beseichnnng  nicht  mehr  passend.  52)  Seit  ich  die  Daretellnng  im 

rhein.  Mus.  XIII  62  u.  69  arbeitete,  hat  eich  das  materielle  der  Unter- 
snchnng  mir  so  gemehrt ,  dasz  ich  es  nicht  mehr  dnrch  Anlehnang  »^ 
Ol.  67,  3  zn  erledigen  weiss.  Ich  habe  schon  damals  angedeutet  dass 
OS  nnr  dine  Seite  der  vielseitigen  Frage  sei. 


"     dpr  GriecfaeD^iod  Römer.  401 

Ipitierlai  kOMtlichefi  AoAiiig  verdräng I,  wie  Dioelelitns  AaüiBgtjtlir 
dweh  den  dereue  rftckwirU  gewonneneft  Anftng  deterlioher  Zeiten  in 
der  Nilm  ron  Christi  Geburt.  Diodor  von  SteiUen  benutst  sie  indes 
iO,  wie  sie  bier  nun  dargestellt  wird,  nemlich  eis  Grandepoehe  ser 
Retroeompatelion.  Er  beginnt  sMit  ihr  sein  Ide  Buch;  inoh  tndere 
Hieloriker  erkennen  *die  tbeohniltbildende  Eigensebafl  des  sicilisehen 
Krieges  an'.^  Diodor  retrocompatiert  von  Ol.  91,  T  Trojas  Zersl6« 
rang«  indem  er  diese  40  olympische  Enneakaidekaäteriden  höber  an- 
eels»,  760  Jahr.  Wesseling  ftndet  die  Zahl  falsch,  da  es  doch  die 
abliebe  Kyklographie  ist,  welche  wir  auch  hier  finden.  Troia  oapta 
kommt  damit  anf  Meton  XVIU;  Tsetses  behavplet,  Diodor  hebe  Troia 
eapU  418  Jahr  vor  Ol.  1,  l  gesetzt,  das  gibt  wieder  Heton  XVIU. 
Nichts  kann  also  sii^erer  sein  als  dpSK  Diodor  ein -XVIII  Jahr  des 
Meloo,  das  heisst  die  retrocompatierte  Epoche  der  sicilisehen  Expedi- 
tion boEielte.  Fischer,  der  Diodor  XIII 1  nicht  citiert,  will  dem  Ttetaee 
jeae  Zahl  aicht  gelten  lassen,  doch  bestätigt  sie  ewar  nicbl  des  die* 
dorische  Jahr  (Troia  capta  v.  Chr.  1175/4),  wol  aber  die  goldene  ZebL 
IHodor  geht  23  Cyclen,  Tsettes  23  höher  als  Ol.  1,1.  Hat  Tsetees  sieb 
wrseben,  so  hat  er  sieh  um  einen  ganzen  Cyclos  verseben,  bestfitigi 
aber  völlig  das  timaeische  Anfangsjthr  fQr  Diodor  XIII  1,  mag  Diodor 
Boa  eonst  gerechnet  haben  wie  er  will.  Es  ist  gans  ein  Versehen  wie 
in  den  österlichen  Chronographien  unseres  Mitlelellers,  die  in  l9jfthri- 
gea  Ostereyden  oder  deren  Combinationen.  verlaufen.  Hier  gibt  es 
Aaeitie  die  um  eine  ganze  Periode  verkehrt  sind:  z.  B.  setzen  die 
Aaneles  Elnoaenses  Karthagos  Einnahme  durch  Genserieh  in  n.  Chr. 
972^),  welcher  Fehler  einen  groszen  Ostercyclus  betrigt. '^)  Ein 
seleber  faszt  533  Jahre.  Die  absichtliche  Kyklographie,  wpiche  Ke- 
Iffope  oder  Deukalion  um  ganze  Cyclen  von  irgend  einem  Punkte  anf- 
wirts  wirft,  ist  in  der  Forni  ganz  dem  Versehen  den  Tzetzes  wie  des 
Klosterbruders  ähnlich.  Seltsam  ist  dies  nicht;  im  Gegentheil,  4)eide 
geben  von  gleichen  Praemissen  lunarisch  gerechneter  Zeiten  aus;  wie 
»ollten  also  beide  in  ihrer  Willkftr,  ihren  Fehlem,  Oberhaupt  ihrem 
tban  sieht  sich  anfs  Haar  gleichen? 

Wenn  auch  die  Nemeaden  wirklich  sich  von  olympischen  Epochen 
ableiteten,  wie  unsere  Ansätze  (Ol.  -r  ^18,  2  und  Ol.  53,  2)  ergeben, 
und  dies  nicht  blosze  Annahmen  der  Chronologen  sind,  so  ktnn  man 


53)  F.  W.  Ullrich:  Beitr&ge   zur  Erklärnng  des  Thukydides  9.  158 
hat  dies  vortrefflich  hervorgehoben.  54)  Statt  n.  Chr.  440  Carlhugo 

€0pia  a  Genserioo,  Indes  hat  et  dann  83  Tage  falsch  gesetzt,  wenn 
doch  die  Einnahme  den  On  October  stattfand.  (Gibbon  VI  32.  55)  Bei 

F.  Piper:  Karls  d.  Gr.  Kalendariam  S.  103  ist  das  nachchristliche  Jahr 
verdmckt  (702  statt  072) ,  auch  swei  Druckfehler  in  den  Citaten  aas 
Perts  (^on.  Oerm.  Y  statt  VII  sweimal).  Aber  Pipers  Arbeit  ist  sehr 
sdiön  und  von  nnvergleichlichem  Interesse  für  meine  Forschungen.  Er 
gibt  a.  O.  noch  mehr  solche  cyclische  Fehler;  leider  konnte  ich  die 
diierten  Werke  nicht  nachsehen ,  ausser  den  Mon.  Genn.  welche  unsere 
Bibliothek  besitzt. 


402  A.  Mommsen:  xweiter  Beitrag  sir  Zeitrechoang 

die  BinCiÜirung  der  olympischen  Enoevkaidekafiterb  so  Neaet  ia  irgmd 
ein  spftteres  Jahr  als  v.  Chr.  415/4  verlegen  und  ins  Ange  lasMo  dtu 
die  Schlachl  •  bei  Marathoir  als  eine  historische  Nachhälfe  gelten  dirt, 
um  insbesondere  denen  sa  Nemea  die  Epoche  Meton  XVÜl  noch  will- 
kommener und  ehrwürdiger  au  machen.  Sie  hatten  ihre  JahrcMcheidea 
im  Herbst,  and  in  ihren  letzten  Monat  Paaemoa  (September),  tob  des- 
sen 12ni  Tage  ab  die  Nemeen  gefeiert  wurden '^),  fiel  die  Soklacht. 
Was  für  sie  Ol.  72,  2  heiszt  oder,  vorsichtiger  gesagt,  das  Jakr  ihrer 
gflldenep  Zahl  I  v.  Chr.  491/0  von  Herbst  zu  Herbst,  umfasst  also  loch 
Metons  Hekatombaeon,  Metageitnion  und  etwa  den  Bo^dromion  aas  Ol. 
72,  3  =  v.  Chr.  490/89  Archon  Phaenippos.  Der  Schmers  nai  dicM 
tapferen  Todten  empfahl  ihnen  den  Eppichkranz,  nicht  bloss  nach  dei 
Perserschlachten,  sondern  mit^Bezng  auf  sie;  früher  waren  es  Oei- 
zweige  gewesen '^^).  Sie  haben  also  hingeblicki  auf  die  Harttiion- 
schlacht  und  ein  Ein&usz  dieses  grossen  Sieges  auf  das  laszeriiclia 
zeigt  sich.  Wenn  nun  die  dorischen  Griechen  in  Olympia  Kalender 
brauchten,  deren  Epoche  auf  diese  Schlacht  führte,  so  konnte  das  eis 
Umstand  sein  der  insbesondere  denen  von  Nemea  solche  Kalender 
empfahl.  Der  Sonnen-  und  Mondsland  des  marathonischen  Psneoos 
kehrte  nur  alle  19  Jahr  genau  so  wie  v.  Chr.  491/0  (Herbstjahr)  xo- 
rück,  und  eben  diesem  Sonnen-  und  Mondstand  gebührte  vor  den 
übrigen  18  der  Vortritt  als  dem  geweihtesten. 

Die  erste  Isthmiade  (die  gezählte)  wird  von  Eusebios  der  ersten 
Pythiade  Ol.  49,  3  angeschlossen,  lehnt  sich  also  an  die  pylhische 
Epoche  Meton  III.  Der  parische  Chronist  zieht  sie  ganz  io  die  reo 
der  Salamisschlacht  Meton  X  emporsteigende  Zeitrecbnaog  der  pani- 
thenaischen  Cyclen  hinein  und  lehnt  sie  ebenfalls  an,  aber  Dicht  in 
historischer,  sondern  in  mythischer  Zeit.  Er  verbindet  die  Isthmiea- 
gründong  in  ^iner  Perikope  mit  des  Theseus  Synoekien,  ihm  auch  jene 
Gründung  beilegend,  und  zwar  Ol.  -r  120,  2  =  v.  Chr.  1259/8.  Der 
Armenier  lehnt  in  verschiedenen  Jahren  diese  drei  auf^einander  beso- 
genen  Stiftungen  — '  Isthmien  Pythien  Synoekien  ' —  sfimtlicb  ao  die 
güldene  Zahl  XV  bei  Meton,  in  mythischer  Zeit'»),  und  wol  simlUoh 
falsch ,  wie  ja  erwiesenermaszen  der  wichtige  Pythien-Aosats  Ol  50,  l 


56)  Krauae  Hellen.II  2  S.  128.         57)  Schol.  Find.  S.  425Bpeckh- 
iavitpovTo  dl  to  naXaiov  iXala^    vatsgov  ^dh  (isxä   r^v  <rü|«^o^«y  ^®' 
Mfidmuov   inl   tifiij   ttiSv  nat'otxofiivmv.  asl£vip.     Krause  a.  0.  o.  l 
wirft,  dünkt  mich,  Corsinie  Ansichten  zu  weit  weg,   ans  ^*°®°,«.?J« 
einiges  gewis  das  wahre  int.  58)  Nemlich:  Ol.  ^  143,  4  =  l^f^ 

V.  Chr.,  p.  Abr.  Ö67  Isihnna  al.,  Ol.  -J-  128,  l  =  1292/1  v.  Chr.,  p.  Aor 
724  Pythäs  P/dlammon  ckoros  virginwn  instituH  al.,  Ol.  -r  10^  *  =  *^  j^ 
▼.  Chr.,  p.  Abf.  800  Theseus  Athenienses  in  unam  cimtfliem  congr^f^- 
Da  diese  Ansätze  die  güldene  Zahl  gemein  haben ,  so  wttre  es  mog^^ 
dasz  sie  sämtlich  auch  den  gleichen  Fehler  gemein  haben.  I)<^> 
Pythien  in  einem  ersten  Olympiadenjahre  nicht  die  Bede  sein  k*J  ' 
versteht  sich;  aber  geht  man  mit  den  Pythien  in  XVIII,  eo  hat  man  «"» 
viertes,  was  auch  falsch  ist. 


d«r  GmdMtt  a«d  Mner.  403 


ttatt  Ol.  49,  3  bei  dem  Anmiier.  Liest  nea  dieee  Aneftse  bei  Seite 
md  bau  sich  an  den  aoch  von  K.  F.  Mermaiin  als  historiscb  betracbte- 
ten  ayvchronistiseben  der  Isthaiieo  in  Ol.  49«  3,  so  bat  man  Meton  Ul 
als  Islbmiadenanfang.  Da  nan  neben  111  so  hiafig  auch  XVIU  sieb 
ftndet,  so  kann  man  behaupten  dasz  einer  oder  der  andere  leieht  aoob 
einen  Istbmiadenanran;  in  XVIIl  gesellt  haben  könne,  drei  Jahr  tiefer 
also  als  des  armenischen  Ensebips  Istbraien. 

Nnn  setst  aber  Apollodor  II  7,  2  des  Herakles  Sieg  Qber  die  Me- 
lioniden  und  Einnahme  von  Bus  in  die  drüte  Isthmiade  (die  mytbisobe)t; 
dem  Siege  des  Herakles  aber  folgte  die  Stiftung  des  olympischen  Agon, 
welchen  auch  Apollodor  als  Folge  des  Sieges  aber  den  Augeas  and 
die  Moliooiden  gleich  anscbliesst  in  seiner  Ersfiblang.  Er  hat  also  die 
Stiftnng  des  Agon  an  die  dritte  Istbmiade  geknQpfl.  Der  Leser  wird 
nach  Anleitung  der  Tafel  (s.jim  Schlnsz)  bemerken,  wie  leicht  dies  anf 
einen  Herakles -Ansats  in  III  nnd  folglich  einen  Isthmiadenanfang  in 
XVIll  SU  acoommodleren  ist;  Herakles  aber  gehört  in  III,  vgL  Euseb. 
p.  Abr.  826;  auch  750;  mitVellejas  Setzung  v.Chr.  1229/8  (Meton  II), 
wie  andere  Olympiengrflnder  ^).  Hiernach  müste  man  mit  Eosebios' 
isthmien  in  XV  um  drei  Zeilen  tiefer  gehen  in  XVIII. 

§  4.  Apolliiiii<>hft  Zeiten. 

Bei  Diodor  II 47  heiszt  es  von  Apollon  bei  den  Hyperboreern :  Xi- 
/ercrft  Sl  xal  tov  ^eov  dt'  /rcov  ivviaxal8e%a  xaxavtäv  etg  r^M  v^ov, 
iv  ols  at  %mv  ScxQav  cmoTunadxaCBtg  htl  xikog  Syovzai  *  %al  dui  tovxo 
xbv  iwiaTUndenaixii  %q6Jüv  wco  xmv  'EMiivmv  (tiyav  Iviavxov  ovofui' 
ißC^ai.    %axii  de  xipf  liti<pdvsuxv  xccvxipf  xov  ^eov  xi^agtisiv  XE  %al 
jpQZvuv  C%)vt%(^  xag  vvnxag  afco  Uti](ASQlag   iaQivilg  sfog  nliiddog 
ervOToA^g,  ItcI  xotg  löioig  evriiie(fi]iiaai   xsQn6(i€vov.     Was  Sjfihrig, 
I9j&hrig,  Oberhaupt  cyclisch  gedacht  wird,  Idszt  sich  h&nRg  auf  den 
epischen  Ausdruck  Eniantos  zurfickfahren ,  welcher  später  gedeutet 
wurde.   So  bezog  man  das  ^ticsviiv  dg  iviuvxov  (IL  O  444)  auf  ein 
groszes  Jahr.^  Herakles  soll  nach  einigen  weit  kürzere  Zeit  als  Apollo- 
dor sagt  gedient  haben,  nemlich  drei  Jahn*^);  der  ivuivxog  gilt  also  fdr 
die  vielleicht  als   drei  Jahr  angesehene  Trieteris,  zwei  'volle  Jahre 
und  einen  llonat;  oder  er  gilt,  nach  Apollodor  (s.  oben  S.  386),  fflr  acht 
volle  Jahre  und  den  ersten  Monat  des  neunten.    Als  diese  Okta€(eris 
oder  Ennaßteris  abkam ,  hat  man  auch  19  Jahr  in  die  Epiker  hinein- 
deuten können  und  Nachdichter  mochten  es  in  Liedern  sagen ;  von  der 
I9jährigen  Apodemie  des  Gottes  konnte  in  Hymnen'^)  die  Rede  sein. 


59)  Ol.  ^  4,  2  t=  r.  Chr.  7Ö5/4  Meton  XVIII  Lycurgi  teges  ie»U  Apoi- 
lodaro ,  welcher  Ansata  übrigens  einigem  Zweifel  anftgesetzt  ist.  Vielleicht 
ist  er  aber  richtig.  60)  Vgl.  MiUlers  Dorier  I  437  Anm.  61)  Dii>. 
dor  a.  O.  xäv  as  mtroinovvTmv  avtr^v  (die  Hyperboreer -Insel]^  xovg 
%lti6XQvg  thftti  lu^ccfficzdgj  ical  avvtxoSg  iv  rep  vam  xi^ag^iovxtxg  vfivovg 
Uyeiv  xm  d'ttß  ftex'  aäijgy  ocnoaefivvvovxag  avvov  xctg  nQu^fig.  Wer 
•o  berichtete,  ist  wol  iielber  ein  geistlicher  Poet  gewesen. 
jAhrb.  f.  cUu.  Philol.  Sappl.  Bd.  UI  Hfl.  3.  27 


404  A.  Moinin96ii!  swefler  Beitrag'  tvr  Zeilreclinaiig 

SpMere  tbo  liaben  das  Dogfina  von  A)>oIIod8  aaf  einen  Ivfcrvro^  gestell- 
ter Apodemie  avf  das  19  gewöhnliche  amfassende  grosse  Jahr  bezogen, 
welehea  Helen  der  Athener  432  ▼.  Chr.  seinen  MitbOrgern  dargebolei 
und  welches  sieh  aueh  in  Delphi  und  Delos,  allgemaeh  fiberatl  ia  Grie- 
chenland Gettnng  verschafft  halle.  *Von  den  Hellenen  %  wie  Diodor 
e.  0.  sagt,  nicht  ron  einigen  nur,  sondern  uberfannpt  ron  den  Griecheo 
wird  das  19j&hrige  als  das  grosse  Jahr  belraehlel.  Etwas  genanef 
XII  86  dasa  *die  meisten  Hellenen  [von  Metons  Zeiten  her)  bis  auf  die 
Gegenwart  sieb  des  melonisoben  Jahres,  der  sogenannten  Enneaktide^ 
kaeteris  bedienen  und  daran  eine  wo!  sntrefTende  Zeitrechnung  haben.' 
Was  urspranglich  Deutung  der  Theologen  war  und  als  solche  in  einen 
beiligen  Laich  such  etwa  ausdrfleklicb  vorkam ,  gieng  dann  in  den  ge- 
meinen Glauben  Aber  —  denn  *was  gesagt  wird'  (liysvat  Diod.  «.  0.) 
mnsc  doch  woi  als  eine  Sage  gelten  —  und  «war  ganz  in  Ueberein- 
stimmnng  damit  dasz  Metons  Cyclns  selbst  in  den  Mund  der  Leute  nnd 
ins  Sprichwort  ftbergieng''),  nicht  blosz  bei  den  Griechen,  soadern 
selbst  bei  Cicero. 

Liegt  also  hierbei  eine  nrsprönglich  nnr  auf  einen  Eniautos*') 
gestellte  Sage  zu  Grunde ,  so  musz  man  sie  früber  auf  die  EnnaCteris 
gedeutet  haben.  Eine  jüngere  Deutung  ist  die  auf  19  Jahre,  nicht  eine 
falsohe*^)  Deutung.  Denn  wenn  der  Priester  19jihrig  rechnet,  so  gfr- 
atattei  er  seinem  Gotte  auch  19jihrig  nu  reinen,  das  versteht  «oft. 
Man  kann  indes  rackwirts  aohlieasen^  daas  die  Apodemie  voraili 


62)  Redlich  Meton  S.  37  Anm.  42.   Arat.  751.         63)  Ich  finde  dasK 
K.  O.  Müller  dem  Vorwurfe  nicht  entgehen  kann ,  Cyclen  auch  da  m  fin- 
den wo  der  alte  Epiker  vielleicht  nur  ein  limplea  Jahr  meinte.    Dorier 
I  322   heilst   es   dasa   «die  Dichter   einen  grossen  Eniauton  als  Z«t 
dar  apollinischen  Frohne  bezeichnen  nnd  damit  die  delphische  Periode 
(EnnaSteris)  meinen;  IL  0  444  d'JitsvaapkBv  sCg  ivuxvtov^  womit  au3 
einem   andern   Epiker    iiiyav    Big    ivucvräv    zu    vergleichen.'     Hoper 
gibt   a.  O.  die  Daner  von  ApoUons  und  Poseidons  Knechtschaft  Di(Ai 
ailher  an.     Das   4hiz$48iv  tlg  hiavxQv   endet   ors  dif   ftte^öHo  rüog 
«olvyif^ifC  igai  igiiptQOV  (ebd.  450),  waa  dodi    in  dinem  JabreBm- 
teplauf  erreicht  sein  könnte,  allerdings  aUo  einem  Cyelue,  «^i',^'°^ 
%viilog  tDQcSv  d.  h.  eben  einem  Sonnenjahr,  vgl.  Od-  x  470  aU  on  oij 
{'iviocvthg  fijv,  n€Ql  d'ixganov  mgai  und  hierzu  Eustathios  beiNitzScn 


%al  oßifiii>69vy,og''AQijg  vno  ncczQog  ivdy%rig.  Er  sagt  nicht  dass  Arei 
einen  Eniautos  diene,  führt  auch  mit  vno  ncctgog  dvdynrjs  nicht  aot 
die  Einkerkerung  des  Ares  bei  Homer  IL  £  385.  Diese  ist  desooen 
vergleichbar  (zlfj  iiiv),  wie  die  ganze  Stelle,  wo  Homer  Beispiele  für 
das  TZijwi  der  Götter  aufreiht.  Aber  hätte  Panyasis  etg  hitivtov  m- 
zugefügt,  so  würde  Müller,  wenn  sonst  nichts  hinderte,  diee  aof  o» 
Ennaöteris  bezogen  haben.  Nun  dauert  dem  Homer  aber  das  ^^^!! 
des  Ares  18  Monden ,  eine  Sohaltjahrslänge ,  also  ein  recht  langes  aDer 
kein  groszes  Jahr.  Homer  konnte  dies  nun  sicherlich  tlg  /rwfvror  nen- 
nen, tBlBa^oQov  Big  iviavt6v,  ein  volles  Jahr.  64)  Müller«  Doner 
269  Anm.  2. 


der  fimdien  imd  Bdner.  405 

•■eil  taf  aciil  eyeliMbe  Jabre  giodeatel^^)  wovde»  ist,  et  «Me  deii;i 
dio  BaUtehoog  der  Sage  in  eine  Zeil  verlefC  werden,  als  dia  Ennea- 
kaidekaCteris  schon  in  das  innerste  des  Cultus  eingedrungen  und  da- 
selbst  gans  heimisch  geworden  war.  Vorsichtiger  möchte  es  sein  die 
Sage  selbst  alter  an  denken  und  was  MaUer  verlangt — die  aobtjlihrige 
Apodemie  —  als  eine  historische  Vorstufe  der  19jihrigen  anznsehea. 
Als  nrspranglicfaen  Ausgang  musz  man  diesen  erweiterten  Vorstellun- 
gen daa  gewöhnliche  Jahr  zuordnen  und  nicht  bloss  als  Ausgang  son- 
dern als  inuner  lebendig  Torschwehende  Grundidee ,  aus  der  allein  das 
Verständnis  der  seenndaren  Gestallungen  möglich  wird.  Denn  wie 
sollte  ein  annus  magnns  ohne  das  gewöhnliche  Jahr,  ein  cyclischer 
Frfihling  ohne  den  jährlichen,  ein  heiliger  Lenz  ohne  den  profanen  zu 
seinem  Begriffe  gelangen  und  daran  halten?  Dies  ist  etwas  sachliches, 
es  steht  sieht  in  nothwendiger  Verbindung  mit  der  Ansicht,  Diodors 
Enneakaidekaöteris  sei  nur  Interpretation  eines  epischen  Mavfog.**) 


^  eOi)  ApoUodor  III  4,  2  Aad^og  dh  ap9*  09  iwiBivav  atdi09  ivunnop 
i^tjnvütp  ''AoH»  ^v  äh  0  ipuevtog  xoxb  6ntm  ftff.  Dies  ist  Deutung, 
vnd  wenn  dtdiog  dabei  stand,  eine  richtige  Deutung.  Der  £ntanto8 
allein  bei  den  Epikern  swingt  nicht  einen  Cyelns  in  interpretieren. 
Sogar  f^iyag  iviavtög  nnd  magnus  amuu  ist  bei  den  Dichtem  nicht  noth- 
weodig  eine  periodiaehe  Wiederkehr  inm  Betrag  mehrerer  Qemeiigahre. 
VgL  Scrrina  ra  \wf^.  Aen.  1 269  und  III  284.  Sogar  fUyag  oyt^g  hymn. 
Hom.  32y  11  könnte  doch  auch  ein  Einmaliges  durchlaufen  des  Thler- 
kreiaes  sein,  obwol  der  feierliehe  Ansdrnok  allerdings  mehr  au  enthalten 
tefaeiBt;  Arat.  748  dfirfta  wenigstens  Ein  Sonnenlauf  durch  den  Thier- 
kreia  genügen.  Da»  Indes  huivzög,  ein  machtiger  klingendes  Wort, 
•ich  (namentlich  neben  hog)  mehr  ftir  die  stärkere  Bedeutung  eignet 
(Cjelaa,  Periode),  ist  anch  meine  Meinung.  Vgl.  K.  O.  Ifiillers  Orehom. 
8.  216  Amn.  3.  —  Sollen  wir  also,  wenn  Hesiod  Ton  den  k&mpfenden 
Göttern  sagt  Theog.  036  ovvix^njg  ipMXOTto  dixtt  nliCovg  hiuntovg^ 
nicht  dem  Dichter  selbst  einfache  Jahre  beilegen?  Anch  Apollodor  I  2, 2 
hat  ivutvTO^g  dincc  nnd  fügt  nicht  htnsu  dasa  es  BnnaÖterlden  seien; 
■elbatrerst&ndlich  denehte  ihm  das,  nach  III  4, 2  an  sehliesien ,  schwer- 
lich. Dennoch  bleibt  es  möglich  dasz  spätere  die  Theomaohie  SOjährig 
dachten ,  wie  80  Jahr  nach  Troja  die  Merakleiden  in  ihr  Beeht  kom- 
men nnd  hier  wie  dort  drei  Lose  fallen ,  den  Göttern  nm  die  Welt,  den 
Herakleiden  nm  den  Peloponnes  zu  theilen  (Preller  griech.  Myth.  I  46). 
Hur  dem  Hesiod  selbst  möchte  die  theologische  Ausdeutung  des  Enian- 
toa  noch  nicht  snantranen  sein;  Hesiod  konnte  Ja  an  den  lOjährigen 
Troerkrieg  selbst  denken.  Die  80  Jahre  nach  denen  die  Dorier  kommen 
mögen  10  Cyolen  sein  su  8  Jahren.  Wer  nun  10  jüngere  Cyclen  au  Je 
19  wühlte  nnd  ans  chronologischer  Noth  su  Winkelaügen  griff,  fand 
10  •  19  Jahre  Tom  Anfange  des  Krieges,  also  180  Ja^  post  Troiam 
eaptam.  Im  Grunde  erreichte  er  damit  also  sein  Ziel»  10  Enaeakaide- 
kaeteriden  an  rechnen ,  keineswegs ;  denn  Ton  Troia  obsiderl  eoepta  an 
sn  rechnen  rerstiesz  gegen  die  Analogie  (Phtlol.  XII  345).  Doch  so 
aasgedaeht  können  die  180  Jahr  sein.  66)  Ich  habe  Orund  sn  be- 

merken, dasB  es  meine  Absicht  nicht  ist,  dem  Homer  und  Hesiod  Kennt- 
nis der  Ennaöteris  absnsprechen;  vielmehr,  obgleich  man,  was  anch 
mir  wahrscheinlicher  rorkommt,  sich  schon  in  Jenen  alten  Zeiten  dieses 
Cyelns  bediente,  haben  die  Dichter  doch  mit  ivutinog  nicht  eben  den 
Cyelns  aadeaten  wollen.  Aber  unabhängig  faierron  finden  sich  bei  Homer 

27* 


406  A.  Noffloisea:  swetter  Beilrag  lar  Zeilreehnong 

Gierst  also  die  PBedamenlaWoralellvsg,  FrtliliBgseieseg  wie  »ba 
jedes  Jahr  der  weehselade  Laaf  der  Hören  heraebriDgl.    Das  Local  ist 


einige  Vontelhingen ,  welche  ohne  die  Annahme ,  dass  es  damals   eine 
EUinaeteris  gab,  schwerlich  sn  erledigen  sind;  sie  gehören  dem  Aloiden- 
Mythus  an.    Otos  nnd  Ephialtes  sind  ^eineJPersonification  erster  Schritte 
der  Cnltiir'  (Nitssch  i.  Od.  1311);  'üebermnt  der  menschlichen  Cnltor 
ist  der  Inhalt  der  Fabel«  (nach  Preller  griech.  Myth.  I  69).     Aach  K.  O. 
MfiUer  Orchom.  S.  380  bezieht  sie  anf  das  werden  der  Cultar,  obwol  er 
Apollod.  I  7,  4  etwas  peinlich  nrgiert  nnd  so  die  Aloiden  an  Canmlgril- 
bem  macht.    Wenn  aber  ein  Volk  inr  Coltnr  gelangt,  so  Casst  es  sich 
nnd  sein  thnn  auch  in  einen  ordentlichen  Rahmen.    Dieser  Rahmen  ist 
die  Zeit.    Soll   die  Zeit   nach   einer  Ordnung  yerlaafen,   so   mnsx   sie 
ennaeterisch  verlaufen.    Deshalb  lesen  wir  dasz  die  Aloiden,  wie  nach 
Minos-Zeiten  (Od.  t  179)  lehend,  ivviwifOi  d.  h.  nennjährig  waren,  acht 
rolle  Jahre  nnd  einen  Monat  des  neunten  etwa  nach  der  Interpretation 
die  Apollodor  von  Herakles  Btrafseit  gibt.     Sie  sind  aber  auch  ivvfOQ- 
yvtoi,  nenn  Klafter  lang,  nnd  hvfccTri^x^fg^  neun  Ellen  breit  (Od.  1  312); 
aber  nnr  wenn  sie  ausgewachsen  sin^,   meint  Apollodor  I  7,  5,  denn 
alljährlich  thnn   sie  einen   solchen   eilen-  nnd  klaffcerlangen  Scbaaz  in 
Breite  nnd  Länge,   was   gut  passt  anf   die  personificierte   Ennmeteris, 
welche  einjährig  beginnt,  dann  sweyährig  wird  nsw.  und   doch    schon 
gleich  flu  mächtig  ist  dass  alles  thun  nnd  leben  sich  ihrem  kalendans^en 
Gebote  vnterwerfen  mnss,   dafür  freilich  aneh  ihre  Tage    nicht   hoch 
bringt  —  pnwpd'tidia  dh  ysviü^v  (Ol.  X  307)  —   sondern  schon  im 
nennten  Jahre  erstirbt.    Die  Aloiden  hemmen  den  Krieg  gerade  13  Mon- 
den ,  also  anf  ein  regelrechtes  Schaltjahr  (II.  £  387),  so  lange  sitat  ihnen 
Ares  im  ehernen  Rädcht,  wie,  wenn  Friede  ist,  Mars  oder  die  Ijanse 
nnter  Versehlnss  der  Jannspforten.    Das  13monatliche  Jahr  ist  ein  Cnl- 
tnrprodnct«  nnd  falls  eine  jährige  Waffenmhe  ordnnngsmäsztg  anch  noch 
anf  den  13n  Mond  ansgeddint  werden  darf,  so  haben  die  Menschen  das 
der  Cnltnr,  hier  der  cyclischen  Jahrordnnng  zn  danken.    Die  Zeit  gibt 
nnd  bringt  alles;  so  bleibt  Spielraum  nach  welcher  Seite  hin  die  ennae- 
terischen  Heroen  wirken  sollen.    Die  Zeit  ist  nnr  Form;  was  in  ihr  ge- 
fordert wird  bleibt  die  Hauptsache ,  so  dasz ,  wenn  man  in  den  Aloiden 
einmal  halbg^ttliche  Bildner  nnd  Förderer  hatte,  leicht  anch  die  Eigen- 
sehaften  einer  gebildeten  Zeitordnnng,  also  die  der  EnnaSteriSy  anf  sie 
'     persönlich  übergehen  konnten.    Es  ist  also  Freiheit  gegeben   in   Otos 
einen   Mann   der   Tenne  (m9'iw)j  in  Ephialtes   einen  Traubenkelterer 
(itpidXXoy^xi ,  s.  Preller  a.  O.)  oder  ähnliches  zu  erkennen;   dachte  man 
sie  nnr  klar  als  Cnltivatoren  überhaupt,  so  konnten  sie  anch  feinere 
nnd  geistigere  Selten  der  Cnltnr  vertreten,  nnd  der  alte  Kalender  mit 
seinen  Notizen  über  Wetter  und  Wind,  wann  die  Schwalbe  kommt,  wann 
die  Plejaden  Morgens  untergehen  (October  nnd  November)  n.  dgl.  —  der 
alte  Kalender  gibt  dem  Emter  nnd  Drescher,  dem  Winzer  nnd  Most- 
bereiter mehr  Anleitung  als  nnser  modemer  Kalender ,  obwol  man  aller- 
dings anch  ohne  Kalender  Korn  nnd  Wein  bauen  kann.*  Die  Himraels- 
erscheinnngen  auf  acht  Jahr  voranssagen  —  in  der  That  anf  viel  längere 
Zeit  —  das  war  ein  mächtiger  nnd  herlicher  Schritt,  es  schien  anch  wol 
Vorwitz,  in  die  Geheimnisse  der  Uranionen  einzudringen,  ans  der  niedri- 
gen Erdenwelt  den  Himmel  zn  stürmen.    Bei  den  Liebeshändeln,  welche 
den  Aloiden  todbringend  werden ,  ist  Artemis  Hauptperson  (Hera  acheint 
überflüssig).  Artemis ,  der  Otos  nnd  Ephialtes  Gewalt  anthnn  wollen,  ent- 
schlüpft ihnen  als  Hirschkuh ,  was  man  anf  den  Mond  deuten  kann  und 
dessen  der  ältesten  Oktaeteris  ohne  Zweifel  oft  spottende  Launen.    Der 
ennaeterische  Kalender  will  den  schwierigen  Lauf  des  Mondes  unter  ieine 


der  Grieohen  ood  Römer.  407 

Delos.  Alljährlich  liehl  ApolloD,  weno  die  besaere  Jahreszeit  begiimf« 
Criomphiereod  eio  io  Delos,  die  Winter  Lykiens  and  den  XanthoasCrom 
verlaasead.  Um  den  göttlichen  Choregen  anmait  ein  Gemiach  von  Kre^ 
lern,   Dryopern  und  bemalten  Agathyraen  (Verg.  Aen.  IV  146  f.  und 

Nona  bringen  y  es  geht  immer  und    immer  niehi,  Seleue  enifliebt  ihm 
doch.    Helios  ist  auch  betfaeiligt  nnd  hilft  (nach  einer  Fassung  dieser 
Unegorie)  seine   Schwester  aus  den  plumpen  Händen  der  Ennaeteriker 
losen.  —  Als  möglich  mnss  man  auch  den  umgekehrten  Weg  betrach- 
ten, das2  die  Aloiden  ursprünglich  iwei  Sterne,   oder  Sonne  nnd  Mond 
bedeateten  und  so  eigentlich  zuerst  die  personifiderte  Ennaeteris  wurden» 
welche  dann  erst  die  andern  Elemente  der  Cultur  um  sich  sammelte. 
Hiernach  müste  man  die  Namen  deuten,   aber  ich  weisz  keine  solche 
Deutungen.  —  Schliesslich  noch  folgendes,   worüber  schwer  ins   klare 
sn  kommen  ist.     Bekanntlich  sind  die  alten  achtjährigen  Festkreise  der 
P/thlen  späterhin  in  vierjährige  Py thiaden  aufgetheilt ;  diese  Festkreise 
waren  Lunisolarcyclen.    Ein  solcher  enthält  swei  Factoren,  Sonne  und 
Mond«   Da  sind  wol  zwei  'zusammengewachsen',  konnte  einer  im  Scherze 
sagen,  'robuste  Gesellen,   und  laufen   thun  sie  auf  acht  Beinen,  und 
Hals  über  Kopf,  radschlagend  wie  ein  Turner;   denn  von   Sonne  und 
Mond  sind  sie  Abkömmlinge  und  da  haben   sie  ihre  Talente  her,  dasz 
sie  sich  so  cycllsch  um  sich  selber  wälzen',  wenn  es  rasch  gehen  soU 
— >  lugt  der  platonische  Aristophanes  hinzu,  dem  dieser  Scherz  beige- 
legt   wird   Symp.    p.   190.      Die   Allegorie   von   Lunisolarcyclen   stäit 
nicht  ganz  durch ,  z.  B.  dasz  es  dreierlei  Gattungen  der  Doppelmenschen 
gibt:  männliche  die  der  Sonne,  weibliche  die  der  Erde,  Zwitter  die  dem 
Monde  entstammen;  denn  blosz  Sonne  und  Mond  und  immer  beide  sind 
die  Eltern  eines  jeden  Cyclus,   wie  die  Griechen  ihn  brauchten.    Aber 
da  der  Redner  über  die  Liebe  reden  will,  so  muste  er  das  geflchlecht* 
liehe  hineinziehen,  wie  es  scheint.  —  Auch  wenn  man  jene  Oktapoden 
nicht  auf  Cyclen  deutete,  wie  sonderbar  dasz  a.  O.   gerade  Ephialtes 
und  Otos,  die  homerischen  ippimgoi  %cil  hvHcif^Xies  nal  ipvtogyvioi 
als  Beispiel  dienen  müssen  I  Dasz  die  6%tm  x6t§  oSci  totg  ^ili6iv  anf* 
^tdoiiepQi  %al  raxv  <pf  ^d^ro&  nvnXip  hieraus  .durch  ein  niUrisches  Ver- 
ständnis von  ivveavfjxBeg  (als  wären  Arme,   nicht  Ellen  gemeint)  ent- 
nommen werden  konnten ,  ist  klar.   Spaszliafte  Verdrehungen  homerischer 
Worte  sind  nicht  ohne  Beispiel  eben  bei  Piaton,  und  wie  nahe  die  An- 
nahme solcher  Doppelgestalt  lag,  zeigt  die  gleiche  Auffassung  der  Mo- 
lioniden ,  welche  mit  Recht  auch  in  anderer  Hinsicht  den  Aloiden  ähn- 
lich befunden  sind,   s.  Kitzsch  a.  O.     Bei  Homer  sind   es  ZwilliagCt 
Aristarch  nahm  sie  aber  als  ditpveig^  9vo  i%pvxag  omfiMxa^  nnd  berief 
äch  auf  Hesiod  (s.  Lehrs  S.  179).    Die  Molionen  sind  auch  bei  Ibykos 
(Fr.  16  Bergk)  Myvioi.    Sie  stehen  in  Beziehung  zu  den  Festspielen 
(s.  Krause  Hell.  II 2  S.  179) ;  doch  wie  man  ihnen  einen  chronologischen 
Sinn  leihen  wollte,  wüste  ich  nicht;   ihre  Doppelgestalt  und  dasz  sie 
als  Theoren  den  Isthmien  zuwandern,  kann  doch  schwerlich  gestatten 
in  ihnen  die  Ennaeteris  zu  sehen.    Allein  dazu  dient  ihr  Beispiel  dasz 
man  wol  sieht  wie  der  platonische  Aristophanes  seine  Achtfüszer  nicht 
rein  auagesonnen  hat;  und  so  mögen  wir  annehmen  dasz  den  Aloiden 
ein    personificierter   Lunisolarcydus  von  acht  Jahren  zu  Grunde  liegt. 
Doch  nun  endlich:    die  Ennaeteris  ist'  einst  gethmlt  worden  in  Pente- 
teriden«     Aber  die  platonischen  Doppelmenschen,   welche  eben  alle  mit 
einander  an  dem  'Uebermute',  welchen  Preller  den  Aloiden  beile{^,  la- 
borieren ,  werden  auch  zerschnitten  und  existieren  als  betrübte  Hälften. 
Lag  auch  hier  die  Allegorie  der  aufgetheilten  Cyclen  im   Sinne  oder 
tauscht  der  Schein? 


408  A.  MommseB:  iweitsr  Betlr«^  tut  Zeitreehninig 

Serviut  s.  d.  St.)*  1>>«  Agathyraen  aber  aind  eis  akylbiaeiiea  Volk, 
daa  den  hyparboreiacheB  Apollon  vtftehrt«  Die  Mcha  Wiatemoaate 
iai  Apollos  iD  PaUra,  die  aacba  Sonmermoiiale  in  Deloa;  aeia  ÜBtug 
alao  gesehiahl  oan  die  Aeqaieoolialieiien  nod  acheidel  daa  Jahr  fia  swei 
Jahreszeiten,  ergibt  mithia  nicht  eigentlich  eioeo  Frahlingseinia;, 
welcher  Avadruck  indea  den  Sinn  der  Sache  beaaer  ala  Sommerseio' 
sag  wiedergeben  dürfte.  Es  ist  dieselbe  Zweitheilung  welche  simt- 
liehe  Amphiktyonen ,  die  um  den  Tempel  des  pythischen  Apolloo  so 
Delphi  sich  vereinen,  in  der  laQivii  nvkala  (Delphi)  und  der  lutma- 
p*v^  nvJiaUt  (Thermopylen)  anerkennen,  Deios  ood  Apollons  jibrliciie 
UnisiedelaDg  nach  Deloa  bildet  so  dem  hyperboreiachen  Eilande  nnd 
Apollons  alle  19  Jahr  eintretender  Hinfahrt  sn  den  Hyperboreern  eio 
um  so  passenderes  Vorbild,  als  diese  märchenbafte  Dicbteriosel  im 
heiligen  Norden  angenacbeinlich  in  einseinen  Zügen  das  Conlerfei  tob 
Dolos  iaI.  Leto  iaI  daselbst  geboren,  Apollon  voraagliob  geehrt,  die 
Hyperboreer  sieben  in  besonderm  Verhfiltnis  zu  den  Athenern  und  u 
den  Deliern  (Diod.  II  47.  Herod.  IV  33  f.).  Diesen  jfihrlichen  Apol- 
lons-Jubel  in  Delos  darf  man  also  dem  cycliscben ,  von  dem  jelxt  die 
Rede  aain  wird,  voranstellen* 

Die  nlohste  Stufe  also  wäre,  dasi  der  Golt  immer  nach  Ablanf 
von  acht  Jahren  sein  geliebtes  Hyperboreerrolk  besuchte  und  ihn 
sechs  oder  sieben  Wochen  seine  Anw.esenheit  gönnte,  Nachzuvieiseo 
ist  diese  Stufe  nicht,  doch  bleibt  dieser  von  K.  0.  Malier  ausgespro- 
ebene  Gedanke  sehr  angemessen.  Der  Wunsch  dea  Gottes  Apodemio 
an  einen  bestimmten  Sonnenstand  nicht  bloss,  sondern  auch  an  den 
durch  die  Mondesgestalten  regierten  Festkalender  zu  knflpfen  leitete 
von  selbst  dahin  den  wahren  Frühlingseinzug  an  die  nächste  Frist  lü 
knflpfen«  innerhalb  welcher  die  gleiche  Combination  des  Sonnea-  osd 
Mondstandea  sich  zu  wiederholen  schien,  d.  h.  an  die  Enna£(eris. 

Die  dritte  Stufe  ist  die  Enneakaideka^teris ,  welche  Diodor  a.  0. 
bezeugt.  Der  Golt  soll  —  so  heiszt  es  bei  ihm  —  nach  je  19  Jabreo 
die  Insel  der  Hyperboreer  besuchen ,  in  welcher  Zeit  aach  die  Wie- 
derkehr der  Gestirne  sieb  vollsiebt.  Bai  seiner  Erscheinung  aber  spielt 
er  die  Kithar  und  fahrt  den  Reigen  ohne  Unterlasz  die  Nichte  hisdarehi 
von  der  Frahlingsnachtgleiobe  bis  zum  Plejadenanrgang,  seiner  eigenen 
Glorie  sich  freuend.")  So  Diodor.  Diese  Vorstellung  mosz  aiao  nach 
dem  delphischen  Zeitkreise  prflfen,  indem  man  das  Epooheajahr  ndo-. 
ntach  III  flbarhaupt  bei  allem  Apollonoalt  au  Grunde  lagt,  wonil  sm- 
tisehe  Abweichungen  in  Betreff  des  Jahranfiings  nicht  ansgescblosse« 
aind.  Der  aus  dem  Nordlande  zurOckkehrende  Gott  lenkt  seinen  Sch^t- 
nenwagen  ebenso  gut  nach  Delphi^)  wie  nach  Delos.    Es  fragt  sich 


07)  IB  dem  Verae  den  Meuod  (Wesfcerm.  Biogr.  8.  40)  my^^^^ 
Atlayiißii»¥  initilloiuwdfap  liegt  eiu  »teigeu  und  soliwelleo»  ^'f, ^^j. 
jungen  Jahre.    Die  Conaonanten,  die  durchgespielte  Vooalleiter,  Mod- 
ders der  metrische  Bau,  alles  ist  von  aüszer  Gewalt  an  dteaem Yerse. 

68)  Preller  griecfa.  Myth.  I  159.    Alkaeoa  Fr.  2  Bergk. 


d«r  6ri0elheB  otd  Rdner.  409 

nur  ob  der  TrioBph  des  Gdlei  io  den  19b  FrAMiiig  mar  sebliMieiden 
Enneakaidekaeteris  oder  nach  volleodeten  19  io  den  20n,  also  in  den 
AnfaBg  der  nea  aurathmenden  Zeit  za  yerlegen  ist.  Letatere  Orientie- 
ran^  scheint  entsprechender,  die  Wiederverjangung  der  Nator  ist  eio 
Anbeginn  und  passt  besser  für  den  Anfangt)  eines  ebenfalls  sieb 
gleichsam  abermals  gebärenden  Zeitkreises. 

Aus  Diodors  Bestimmnngen  ergibt  sich  als  die  Zeit  des  hfperbo* 
reischen  Aufenthalts  die  zweite  Frahliugshilfte«  welche  Plinins  (N.  H. 
XYIII  66)  als  abgesonderten  Jahrestheil  behandelt  and  vom  S5o  Mira 
bis  sam  lOn  Mai  rechnet,  Hippokrates  aber  vom  36n  Mftrs  bis  lom  21a 
Mai^).  Da  es  sich  nun  far  die  diodorische  Sage  uni  Delos  handelt,  die 
Delier  aber  Apollons  Geburtstag  auf  den  7n  Thargelion  setzten"),  so 
wird  die  Apodemie  sam  7n  Thargelion  enden  müssen ,  damit  der  Gotl 
an  seinem  Geburtstage  in  Delos  sei.  Dies  sieht  man  auch  sas  dem 
pythischen  Hymnos  des  Alkaeos  a.  0.  Als  Apollon  geboren  wnrdo 
(Srs  WjvoiUmv  iyivito)^  sohmflckte  ihn  Zens  fflr  Delphi;  Apollon  aber 
fahr  gen  Norden  und  weilte  ein  Jahr  bei  den  Hyperboreern");  mw 
erst  kam  er  nach  Delphi,  mithin  als  sein  Geburtstag  wiederkehrte,  also 
zum  7n  Thargelion,  wenn  der  Geburtstsg  nicht  bloss  in  Delos  sondera 
auch  fOr  Delphi  gilt.  Mithin  mflssen  die  Plejaden ,  auf  deren  Morgen- 
anfigang  die  Bestimmung  geht,  am  7n  Thargelion  des  spollinischaB 
Wanderjahres  schon  wieder  sichtbar  sein.  Setzen  wir  dann  Yoraos 
dasz  die  Ssge  schon  in  Metons  Zeit  entstand,  also  viel  ilter  als  Diodor 
ist,  so  messen  wir  nachsehen  welche  Stellung  der  metonische  Thar- 
gelion der  anhebenden  pythischen  BnneakaidekaCteris,  d.h.z.B.01.87,3 
hatte,  und  ferner  wann  in  Metons  Zeit  die  Plejaden  des  Morgens  wie- 
der fiber  den  Horizont  kamen. 

Aber  nach  meiner  Constmction  des  metonisehen  Kslenders,  der 
ich  als  der  wahren  folge,  ist  Ol.  87,  3  der  le  Thargelion  am  I6n  Mai 
4a&  T.  Chr.  Dieser  sichtbare  Neumond  coincidiert  also  mit  dem  fttr 
diese  Jahre  angewendeten  Plejadenaufgang;  denn  am  16n  Mai  des  Mor- 
gens zeigen  sich  diese  Sterne  zuerst  wieder.^  Am  Gehartstage  des 
Apollon,  22n  Mai  =s  7n  Thargelion,  werden  also,  wenn  das  Wetter 
danach  ist,  aacb  die  kleineren  Ton  deo  Plejaden  sichtbar  gewesen 


69)  Aof  K.  O.  Müller  hat  die  Bache  denselben  Eindniok  gemacht: 
Dor.  I  269  sogt  er ,  der  Besuch  des  Gk>ttes  im  Norden  geschehe  jedesmal 
nach  Umlauf  der  grossen  Periode.  70)  Vgl.  Ideler  I  252.         71) 

Stellen  bei^  Müller  Dor.  1 329.  ^  72)  Alkaeos  Fr.  2  6  d^  Itos  8lov  ma^a 
To»i(  inei:  d^fMntvimis  y  iustdtj  xnri^^ov  (die  Zeit  des  Sommer-Einsnges?) 

hoiMf^itn  **  xal  tovg So  bei  Bergk  le  Ausg.  8.  569,  worauf  der 

Text  lückenhaft  wird.  73)  Fischer  griecfa.  Zeittafeln  8.  18  gibt  die- 

sen Tag ,  nach  Boeckh  wie  es  scheint.  Petav  Uranol.  diss.  II  0  seist 
den  15n  Mai  für  Meton  an  und  swar  für  per.  Inl.  4283  =  ▼.  Chr.  431. 
Er  fasst  dabei  die  hellste  der  Plejaden  ins  Auge,  die  Alcyone,  ti  im' 
Stier.  Ehe  die  schwächeren  zu  Gesicht  kommen,  können  leicht  noch 
ein  paar  Tage  vergehen;  für  einen  andern  Ansais  reehnet  PeiaT  dei^sn 
funf^    Das  bleibt  ungewis  der  Atmosphaere  wegen. 


410  A.  Monmsao:  sweiler  Beilrag  tut  Zaitrecluiug 

sein;  wol  schon  an  6n  Thargalioo,  als  KelderiBBea  des  an  7b  erwar- 
teten Gottes. 

Es  beginnt  aber  dann  das  Frendenspiel  des  Gottes  im  Blspliebo- 
lion.  Das  Frahlingsaeqninoetinm  steht  aaf  dem  26o  Hin ;  dies  ist  der 
9e  Elaphebolion,  f  Iso  gegen  den  VoHmond  hin,  da  hier  von  sichtbaren 
Numenien  ausgegangen  ist  (18  Mirz);  vom  unsichtbaren  Neomondi 
bitte  man  den  lOn  oder  lln  oder  12n  des  Elapbeboiion.  Wofern  dtr 
Caltus  den  Anfang  des  apollinischen  Kitharspiels  im  Hyperboreerlande 
ehrte,  wird  man  den  ein  paar  Tage  nach  dem  Aeqainootiuin  eintreten- 
den Blaphebolion Vollmond  als  den  Anfang  betrachten  dürfen.  Ursprfiog- 
lieh  waren  die  Jahrpnnkte  mehrtägige  Zeiten  nnd  ihre  Bestimmung  tut 
schwierig.  Der  Frfihlingsvollmond  ist  auch  sonst  im  Cnltas  wichtig; 
cÜe  Athener  haben  hier  die  Pandien.  Sie  enthalten  offenbar  eine  rer- 
wandte  Vorstellung,  wie  der  homerische  Hymnos  33  seigt,  and  kom- 
men nach  den  Dionysien  anf  den  16n  Blaphebolion'^).  Die  Geburt  des 
himmlisch  schönen  (a.  0.  V.  16)  Selenekindea,  der  Pandia,  gebdrt 
aach  in  den  Kreis  der  Empfindungen,  die  durch  das  erwachen  des 
Jahres  und  der  Natur  angeregt  werden ,  mag  uns  nun  der  Hymaos  ein 
eyclisch^)  oder  ein  allj&hrlich  gefeiertes  Pandienfest  andeuten. 

Es  versteht  sich  bei  der  Verschiedenheit  der  Neumonde  von  selbst 
dasa  anch  s.  B.  metonisch  XIV  sich  fihnlich  eignen  würde  fdr  die 
Orientierung  der  Apodemie  des  ApoUon,  wo  am  15n  Mai  s.  B.  v.  Ciir. 
418  ein  metoniscber  Monat  beginnt,  aber,  was  von  Belang  ist,  nicht 
der  Thargelion  der  es  sein  musz ,  sondern  der  Mnnytbion  der  es  nicht 
s6in  musz.  Auch  ist  der  einzige  auf  den  16n  Mai  kommende  aieloai- 
sche  Neumond  der  le  Thargelion  des  pythischen  Kalenderaafang^,  was 
nun  freilich  bedeutsamer  scheint  als  es  ist,  da  sich  in  der  Wieder- 
holung  des  Cydas  die  Werlhe  ein  wenig  Andern.  —  PrQft  mao  hier- 
nach die  vorgeblich  ecbte  Pythiadenepoche  Ol.  48,  3  d.  h.  metODisch 
XVIII,  80' -steht  sie  dem  wirklich  echten  Pythiadenanfange  Ol.  49, 5 
oder  metonisch  III  sehr  weit  nach,  da  der  Blaphebolion,  Muaycbioo 
nud  Thargelion  hier  April  2 ,  Mai  1  und  Mai  31  anfangen.  Das  Aeqoi- 
Doctinm  trifft  auf  den  abnehmenden  Motnd,  den  34n  Anthesterioo,  ond 
der  Geburtstag  des  Apollon  auf  den  6n  Juni,  als  die  PIejadeo  schoo 


74)  K.  P.  Hermann  griech.  Antiq.  11  8  50,  6.  76)  Die*  hängt 

davon  ab  wie  man  V.  i  1  fi^yctg  oyfLog  versteht.  Ich  kann  darüber  nicht 
»ur  Sicherheit  kommen ;  auch  wie  Preller  griech.  Myth.  1  29.7  iich  die 
Legende  denkt,  ist  mir  nicht  völlig  klar  geworden.  Soll  es  menschUch 
sniirehen  und  awisehen  der  Zeit  wo  Selene  so  schön  war  und  dem  Zeaa 
gefiel,  and  dem  Tage  als  Pandia  geboren  wurde  9  Monden  liegeo,  <^ 
geht  die  begeisterte  Beschreibung  der  Selene  auf  den  mittsommerliciien 
Vollmond,  wofern  man  die  Pandien  des  Elaphebolion  zu  Grunde  legt« 
Der  Dichter  urgiert  den  Jahrpunkt  wol  überall  nicht ,  da  er  ry  (a  **'* 
V.  14  sagt,  nicht  tors  also.  Allerdings  konnte  die  Legeade ^die»  thun. 
Als  eine  Möglichkeit  mflste  man  indes  doch  zulassen,  dass  ote  nl^vf 
lityag  5y(»oa  V.  11  auf  den  in  jedem  Monat  durchmessenen  Thieikieu 
gienge. 


der  Grtecheii  and  Römer.  411 

drei  Wochen  tn  sefcea  gewesen  waren.  Dies  nun  ist  wiederum  nicht 
geeignet  Boeekbs  Ansicht  zu  empfehlen,  dasz  Ol.  48,  3  die  bessere 
Pylhiadenepoche  sei,  man  mflste  denn  sagen  dass  dieser  Epochenweeh- 
selooeh  eine  zweite  Neuerung  herbeigefahrt  habe,  nemiich  dasz  man 
für  die  neue  Pythiadenzihfung  von  metoniscb  XVIII  ab  den  FrAhling 
104  XYU  zum  ersten  pythischen  der  neuen  Enneakaidekaeteris  gemacht 
habe,  denn  um  das  bQrgerliche  Herbstjahr  der  Delphier  habe  man 
sich  flicht  zn  bekfimmern  gebraucht,  um  das  religiöse  vom  Frühling 
Uofeode^  allerdings;  endlich  dasz  man  bei  dieser  Neuerung  anck 
sUlt  des  altmetonischen  den  neumetonischen  Stil  angewendet  habe. 
Der  metpnxsche  Kanon  nemiich  gibt  Neumond  Hai  12,  aber  einen  für 
ApoUons  Jahr  anpassenden  Monat,  den  Munychion.  Der  neue  Stil 
bietet  denselben  Neumond  treffend  als  In  Thargelion ,  dessen  siebenter 
Tag  flieh  dem  Plejadenanfgange  gut  anschlieszt. 

Wenn  die  Plejaden  das  py thische  Jahr  zweitheilig  zerlegen ,  so 
enlsleht  neben  dem* an  den  PIejadenuntergang  geknflpften  politischen 
Jahraafaog  (im  Herbst)  ein  ungefähr  6  Monden  davon  entfernter  um 
die  Zeit  des  Aufgangs  (gegen  den  Sommer) ,  und  der  letztere  kann 
füglich  als  Beginn  des  apollinischen  Kirchenjahres  betrachtet  werden, 
am  80' mehr  als,  wie  gezeigt,  die  6940  von  Neumond  zu  Neumond 
laareodea  Tage  dieser  religiösen  Enneakaidekaöteris  zwischen  zwei 
coineideole  PIejadenphasen  eingespannt  waren.  Das  kirchliche  grosze 
Jahr  ist  also  voUstfindig  mit  6940  Tagen  abgelaufen,  wenn  Apollon 
sein  Spiel  endet  im  Hyperboreerlauda. 

Die  Kalender  von  Athen  und  Delphi  haben  auf  einander  einge- 
virkt,  und  den  athenischen  Schriftstellern  und  Chronologen  musz  es 
gelaofig  gewesen  sein  sich  der  delphischen  Jahreinrichtung,  d.  h. 
eines  lo  Tisri  neben  einem  In  Nisan  zu  bedienen.  Fttr  Kriegsscbrift- 
iteller,flberaU  fflr  Historiker  passen  Sommerjahre  nicht,  wiewol  sie 
dorch  das  geistige  Uebergewicht  Athens  auch  in  der  Kyklographie 
gesiegt  haben.  Denn  Troia  capta,  auf  die  pythische  Epoche,  metoniscb 
Kl,  gesetzt,  moste  ja  auch'  pythischen  Jahranfang  zeigen.  Aber  der 
lieblleUte  Thargelion  Ol.  -r  106,3  Troia  capta  (marmor  Par.)  ist  offen* 
^n  ausser  allem  Verh&ltnis  zum  pythischen  Neujahr,  dem  er  —  auch 


76)  Zu  dieser  Frage  gehört  etwa  auch  noch  folgendes.  Da  Polybios 
U  41  den  Tod  des  Ptolemaeos  (Ol.  124 ,  2)  und  den  des  Lysimachoa 
(Ol  124 ,  4)  nennt  am  das  Achaeerbtindnis  zu  orientieren ,  so  kann  man 
^  zwischen  beide  Thatsachen  ansetzen  Ol.  124,  3,  damit  es  auf  die 
olTopische  Epoche  komme  und  zwar  beginne  mit  dem  Plejaden -Neu- 
mond (Tgl.  PolybioB  y  1)  am  lOn  Mai  282  (unsichtbare  Nomenie)  oder 
vol  besser  lln,  12n  Mai,  als  die  Mondsichel  Abends  zuerst  wieder  er* 
blickt  wurde.  Die  Achaeer  haben  dann  nach  dem  pythischen  Kirchen- 
Mltf  gerechnet;  sie  haben  also  Boeckhs  Pythiadenepoche  Ol«  48,  3  — 
also  schon  die  jüngere  —  die  olympisch -pythisch-nemeische  d.  fa.  helle- 
nische befolgt.  Es  kann  Benutzung  zufölliger  Coincidenz  sein.  Doch 
i't  der  Anfanc  des  Bundes  unscheinbar  and  naeh  und  nach  herbeige- 
^^rt,  mag  also  um  ein  oder  zwei  Jahre  leicht  mit  chronologischer 
Willkür  verschoben  sein. 


412  A.  Momnsen:  sweUer  Beilrag  tnr  Zeitrecbmittg 

weoD  man  (was  Bicht  so  gut  paaat)  den  geislliclieii  JabraafaBg  (l  Thir- 
gelion)  gestaUen  wollte  statt  des  bargerliehen  —  einige  Wochen 
folgt,  da  er  nn  post  captam  Troiam  su  zählen  doch  Torangehen  sollte. 
Da  wir  nnn  aach  für  metonisoh  VIII  bei  Dionysios  das  gleiche  Ditoa 
finden,  so  darf  es  nieht  als  für  metonisch  III  ausgedacht  geltes;  es  iil 
für  eine  ganz  andere  gfildene  Zahl  ausgedacht  und  auf  III  bloss  fiber- 
Iragen.  Wofern  nach  pythischen  Jahren  angesetU  wurde,  so  ina»U 
die  Stadt  Troja  gegen  das  Ende  der  guten  Jahreszeit  erobert  seio, 
und  nichts  hinderte  dasz  auch  ein  Athener  so  zu  reohnea  besser  fand 
als  nach  Sommerjahren.  So  bat  Aeschylos  Agam.  826  die  Eroberung 
Trojas  dem  Plejadenuntergange  angeschlossen.  Diese  BeieicboDog 
wird  nichts  mit  der  Tageszeit  gemein  haben,  sondern  auf  den  Herbst 
gehen,  den  Frahuntergang  der  Plejaden,  also  Anfang  November"). 
Die  PIejaden  hatten  dann  die  ganze  Unglücksnacht  auf  das  arme  Troja 
hinabgeblickt,  und  als  der  Tag  graute  giengen  sie  unter. 

Die  Plejadenfabeln  sind,  soweit  sie  Anschauungen  enthalten^  oach 
dem  Eindrucke  gebildet,  welchen  (im  Anfang  des  November)  die  an- 
tergehenden  PIejaden  machen.  Wo  sie  in  der  Nacht  stehen  ist  einerlei, 
da  schlafen  die  Menschen;  wenn  sie  anfsteben,  ungefähr  ameUbr, 
bemerken  sie  das  liebliche  Gestirn  im  scheiden,  wie  auch  die  Natur 
mit  ihren  Reizen  zu  scheiden  im  BegriiT  ist.  Es  steht  eben  aber  dem 
Westhorizont,  und  zuerst  verschwinden  die  westlich  stehenden,  also 
Electra  (neben  der  noch  mehr  lichtschwachen  Celaeno^J),  wahrend  die 
hellste  PIejade  (Alcyone)  noch  sehr  deutlich  und  die  östlichste  (Ple- 
jone)  wenigstens  sichtbar  ist  So  beruht  die  Dichtung  dasz  Elektri, 
als  troische  Ahnfran,  den  Anblick  der  geliebten  Stadt  iq  ihren  Träu- 
mern nicht  ertrug  und  den  Reigen  der  Atlastöcbter  verliesz  und  enU 
schwand,  eben  auf  der  Anschauung  des  im  Frahuntergaoge  begriCTeocn 
Gestirns^);  mithin  auf  einer  Setzung  von  Troia  capta  eben  vor  Anfiog 
des- delphischen  Herbstjahres,  das  auch  bei  den  Argivern,  SparUnero 
und  Syrakusern  üblich  war.  Spitere  NiveUiernng  der  Unterschiede 
also  möchte  es  sein,  wenn  wir  fast  aosschlieszlicb  von  troischen  Zeit- 


77)  October  26  nach  Petav  a.  O.  Kftp.  10,  für  Meton;  November  5 
netzt  Ideler  I  252  für  Hippokrates  und  dessen  Klima.  —  Aeeehylo«  denkt 
•ieb  die  Broberung  eben  gesoheheii  Agam.  813  ff. ;  doch  bkibt  ei  un- 
sicher aus  seiner  auf  eine  ganz  dunkle  Nacht  allein  passenden  Dsritei- 
long  (s.  V.  280)  auf  Neumond  zu  schUeszen.  Zeit  für  ^e  Herreiie  der 
Qriechen  nach  Argos  scheint  er  nicht  zu  rechnen.  78)  Am  Qi*"|"?| 

sind  mit  blossen  Augen  gewöhnlich  nur  sechs  an  sehen,  Arat.  256.  ^f 
Die  Erklämtig  dasz  Sterope  (Merope,  a  in  den  PIejaden  bei  lÄttrow  Atw- 
blatt  15)  verschwand  kann  man  ablehnen,  sofern  es  nnr  Kachdi<^tiii^ 
und  Umdentung  der  verschwundenen  Elektra  sein  dürfte.  Unniögli«^ 
das^s'die  andern,  welche  theils  kleiner  theils  westlicher  als  Merope  siif^ 
noch  gesehen  werden,  während  Merope  ganz  allein  nicht  mehr  bemerk- 
bar wäre.  Düustp  der  Atmosphaere  können  ohne  Zweifel  samtliche  Ple- 
jad^usterne' fünfter  und  sechster  Grösse  nnwahmehmbar  machen,  wäfi- 
rend  Alcyone  noch  deutlich  ist,  nicht  aber  einen  elnselnett  von  den 
kleineren.    Dazu  sind  die  PIejaden  ein  viel  zu  kleines  Sternbild. 


iler  Grieebsn  und  Römer.  413 

rediano^eii  boren,  die  in  Somner  anhebeo;  und  zwar  wieder  in  PolfV 
der  siegreichen  Antdehnang  des  olympisch'^n  Kalenders. 

Aoch  gehört  hierher  wahrscheinlich  der  Glaube  an  den  söge- 
DaDnteo  goldenen  Sommer"^),  so  nemlich  dasz  es  ein  besonders  ge* 
segiieter  Sommer  ist,  welchen  der  Aberglaobe  nach  je  8  oder  je  19 
Jahren  sieh  yerhiesz.  Bei  allen  Hondcyolen  herscht  die  Heinung  einef 
Wiederkehr  der  Witlerang;  frAher  galt  dies  ohne  Zweifel  als  elwae 
götilich  bestimmtes.    Unsere  Kslendermacher  geben  sich   nicht  als 
Propheten;  vielmehr  wird  aasdrficklich  bemerkt,  man  habe  in  das  laa- 
fende  Jahr  diejenige  Witterung  eingetragen  welche  vor  19  Jahren  in 
der  Gegend  beobachtet  worden.   Den  goldenen  Sommer  an  Apollons 
Ankaoft  und  den  PIejadenaufgang  zu  knüpfen  ßdt  schon  der  Son- 
neaatend  ein,  an  welchen  nach  den  Ansichten  der  alten  die  Erntezeit, 
der  Sommer,  sich  knüpft.   Apollon  bringt  den  Erntesegen  mit;  Erst- 
linge   der  Ernte  gelangten  aus  hohem  Norden  nsch  Delos,  auf  on- 
bekannten  Wegen;  der  apollinische  Pfeil  mit  der  fruchtreichen  Deme- 
ter kehrte  darch  die  Luft  zurOdc  nach  Delphi.    Wenn  aber  nnn  der 
gali^e  Apollon,  in  hochheiliger,  nur  so  selten  —  alle  19  Jahr  — •  wie- 
derkehrender Zeit  in  das  Hyperbojyerlandffthrt,  er  selber,  nicht  sein 
GeschosB  oder  sein  Dienstmann  Abaris ,  wie  sollte  er  da  den  Deliern 
Qod  allen  Hellenen  nicht  die  allerschönste  Gabe  mitbringen,  einen  ganz 
froldenen  Sommer,  Aehren  so  üppig  und  schwer  wie  sie  nur  aus  dem 
Hyberboreerlande  stammen  konnten? 

Der  mit  dem  Frflchtesegen  heimfliegende  Pfeil  des  Gottes  erinnert 
in  den  Apollonspriester  Abaris ,  welcher  auf  einem  Pfeil  seines  Herrn 
und  Gottes  durch  die  Luft  ritt  und  Gelübde  wnste  nm  den  Plagen  za 
wehren.  Hungersnoth  war  die  Ursache  seines  anftretens.  Er  war  nan 
ilto  etwa  der  Mann  der  einen  goldenen  Sommer,  einen  guten  wenig- 
sleos,  an  machen  wnste,  er  masz  also  dogmatisch  an  das  pythische 
Epocbenjahr  angeknüpft  werden;  er  ist  aber  von  einigen  in  die  2ie 
Olympiade  gesetzt^*)  und  Ol.  21,  1  ist  ein  metonisch  III  Jahr.  Der 
•rmenische  Ensebios  bringt  ihn  in  01.53,1,  metonisch  XVII;  vielleicht 
ist  XYIU  gemeint,  Ol.  53,  2,  also  die  bei  Pansanias  vorkommende 
jfiDfere  Epoche  der  Pythiadenzihlung,  in  der  That  die  olympische 
Epoche,  wie  js'  auch  die  Ansitze  von  Troia  capta,  von  Syracusae 
irbs  condita ,  von  des  Charops  Archontat  bald  auf  III  bald  auf  XYIU 
ksmmen. 

Spätere  haben  geglaubt  dasz  der  Philosoph  Plalon  ein  Sohn  des 
Apollon  sei.  Nnn  ist  es  sehr  merkwürdig  dasz  sein  Geburtstag  auf 
den  7n  Thargelion  und  nach  einigen  gerade  in  das  pythische  Epochen- 
Jahr  Ol.  87,  3  kommt.  Es  ist  das  Jshr  wo  Apollodor  Archen  und  Isa-- 
lorin  Sparta  Ephor  war.  K.  F.  Hermann")  findet  das  Jahr  und  den 
l    Tag  historiach ;  über  den  Tag  variieren  die  Nachrichten  nicht,  wol  aber 


SOy  Praller  grieeh.  Mytli.  I  158.  105.  81)  Oratt.  Ali.  fragm.  & 

271  i^aappe.         82)  Gesch.  n.  System  der  plat.  Phil.  B.  11.     Doch  seigt 
die  Note  5  dasz  Hermann  doch  etwas  schwankte. 


414  A.  Mommtea:  swettor  Beitrag  zsr  Zeitreclinaog 

HktT  das  Jahr,  welches  andere  um  1  verspiCeten,  so  dass  Plaloas  Ge- 
burt in  das  Archontat  des  Ameinias  nnd  Epborat  des  Stratooidas  Ol. 
87,  4  fallen  würde.  Je  sicherer  nan  Platona  Todesjahr  Ol.  166, 1  ist, 
desto  mehr  Behatsamkeit  ist  nöthig  nn  swischen  den  beiden  Geborli- 
jahren  das  rechte  so  treffen.  Denn  sollte  Platon  nicht  OL  87,  ä,  «on- 
dorn  erst  Ol.  87,  4  geboren  sein ,  so  konnte  die  platonische  Scbnie 
Hüt  dem  Gebartsjahr  ihres  Meisters  ans  Snperatition  nm  1  höher  ge- 
hen, nm  das  apollinische  Anfangsjahr  und  in  diesem  den  Geburtstag 
des  Gottes  fflr  Platon  sn  gewinnen.  Man  weiss  aber  nicht  wie  stark 
die  ZofiUigkeiten  waren,  die  der  superklugen  Absicht  entgegeokamea; 
denn  am  Ende  hindert  ja  nichts  su  glauben  dasi  nm  21/22n  Mai  429  t- 
Chr.  oder  7n  Thargelion  Ol.  87,  3  in  Athen  ein  Knabe  geboren  wurde. 
Das  Mass  der  seltsamen  Coincidensen  ist  nun  auch  ein  noch  grösseres. 
Der  Tag  vorher,  der  6e  Thargelion,  ist  hei  den  Deliern  der  Gebartslag 
der  Artemis.  Wie  leicht  könnte  ein  witaiger  Kopf  ausgesonoea  babea 
dasB  der  maeeutische  Sokrates^),  ein  Schaler  nnd  Diener  der  Estbin- 
dnngsgöttin:,  an  ihrem  Geburlstage  das  Licht  erblickt  habe;  ebeaso 
der  Dienstgenosse  der  apollinischen  Schw&ne^),  Platon,  am  Gebarts- 
läge  des  pythischen  Gottes.*  Es  kouite  dieser  witsige  Kopf  ^ine  lehr- 
hafte Miene  annehmen  und  sich  auf  die  Pythagoreerin  Diolima  beru- 
fen, also  im  Grunde  wieder  auf  Platon  (Symp.  p.  203).  Der  Liebesgott 
ist  Aphrodites  getreuer  Diener,  weshalb?  weil  er  an  ihrem  Gebarts- 
tage  selber  geboren  ist;  umgekehrt  also  die  dogmatische  CoaseqaeBS 
fdr  Platon  nnd  Sokrates. 

Und  hiemit  sind  die  seltsamen  Zufllligkeiten  noch  immer  nicht 
SU  Ende.  Die  Todestage  nemlich  sind  auch  die  Geburtstage  fflr  beide, 
obwol  dies  für  Platon  keineswegs  einstimmig  (s.  Clinton  tu  v.  Chr. 
347),  wie  es  scheint,  bloss  von  Seneca  behauptet  wird"^),  von  Sokra- 
tea  aber,  so  weit  mir  die  Stellen  bekannt  sind,  g:ar  nicht  direct  fiber- 


88)  Vor  mehreren  Jahren  schon  ist  mir  die  Lei^endenhaftigkext  die- 
ser beiden  menschliehgöttlichen  Coincidenzen  des  On  und  7n  Tbugmoo 
aofgefftllen.  Hernach  sah  ich  dasa  K.  O.  Müller  Dor.  I  ddO  Am.  l 
hier  ebenfalls  nur  Dichtang  erblickte.  Das  hat  micb  nnn  sehr  bestärkt. 
K.  F.  Hermann  a.  O.  B.  85  N.  7  nimmt  den  7n  Thargelion  Ol.  87,  3 
für  wahr  und  vermiszt  die  ^urkundliche  Hinterlage^  bei  der  ge^neriBchen 
Ansicht,  also,  wenn  ich  ihn  recht  verstehe ,  eine  abweichende  NachncJii 
bei  den  alten.  Eine  solche  Divergenz  liegt  ja  aber  auch  vor  in  ^^ 
bald  auf  Ol.  87,  3  bald  auf  Ol.  87,  4  lautenden  Ueberlieferang;  deno 
auch  das  Jahr  des  ApoIIon  gehört  mit  zur  Frage.  Allein  die  Hsnpt»»^^ 
bleibt  der  Gesamt^druck  einer  ganzen  Reihe  von  den  BonderbÄrfitw 
Coincidenzen.  E.  v.  Leutsch  (bei  Hermann  a.  O.)  verlangt  vielmehr  de» 
21n  Thargelion  nach  dem  Schol.  zur  Rep.  p.  395 ,  was  mir  «°^^^^^k 
tisch  scheint  der  Legende 'gegenüber.  84)  Westerm.  Biogr.  3*^:'^? 

ö  nxdvmv  dfikodovlop  lavtöv  ixaln  tm  nvxvat,  Bokrates  sagt  dißJ*J 
von  sich,  aber  der  platonische  (Phaed.'p.  85*).  85)  Dennoch  fin«° 
die  Gelehrten  dies  so  glaublich  dasz  sie  bei  Diogenes  h  yivt»Uois  cor- 
rlgieren  für  iv  ydfiois,  s.  Clinton  a.  O.  Sind  es  Legenden,  «o  "•*  ^ 
nicht  nöthig  sie  einstimmig  zu  glauben. 


der  Grieeiiea  and  Rdmer.  415 

liefert  isl.  DeMoeh  liegt  gerade  io  dem  usenneBtrefllaB  vos  Sokra- 
les  Verarteilaog,  30iägiger  Haft  and  Hinriohtang  mit  heiligeo  Tagen 
Dad  Zeiten  des  Fealkalendera  ein  sieheres  historiaehes  Momenl  ?or, 
weldiea  an  weiterer  Auadiehtnng  einen  aafiSlligen  Anlasa  darbot.  *Wir 
■asten  ans  wandern  dass  Sokrates ,  obwol  er  lange  rerarteilt  war«» 
doeh  nicht  gleich  hiogeriebtet  wurde'  heisat  es  bei  Platon  Phaed.  a.A«, 
woraaf  Phaedon  entgegnet,  wie  der  Zufall  (viipi)  den  lieben  Meister 
noch  etwas  länger  am  Leben  erhalten  habe.  Und  eben  ein  dem  Apolion- 
enltoa  angehöriger;  denn  Tages  au  vor,  ehe  Socratea  abgenrteilt  wor- 
den, sei  die  SchmAckung  des  TheseosschifTs  nach  Delos  gewesen,  alao 
snnichst  jede  Hinrichtung  sistiert.  Aber  dies  ist  der  6e  Munycbion 
(Plnl.  Thes.  18).  Hat  also  hiernach  Sokrates  noch  30  Tage  (Xen. 
Nem.  IV  8,  2)  in  Haft  gesessen  und  ist  dann  erst  gestorben,  so  getan* 
gen  wir  damit  auf  den  6n  dea  folgenden  Mondes,  also  auf  den  6b  Thar« 
gelioB,  den  Geburtstag  der  Artemis.  Die  30  Tage  des  Xenophon  kön- 
nen angeffibre  Bestimmung  sein  (Monatsfrist),  indes  sieht  man  dasa  die 
Gegend  des  6n  Thargelion  doch  für  Sokrates  Tod  erreicht  wird.  Die- 
sem Zufall  bot  ma'n  die  Hand.  Denn  wann  das  Schiff  aus  Delos  aaf> 
rflekkebrte  und  damit  die  Vollstreckung  dea  Todesurteils  gestattete« 
hien^  ab  von  Wetter  und  Winden,  wie  Platon^)  hervorhebt;  ea  war 
also  ein  neuer  Zufall  dasa  dies  gerade  aiim  6n  Thargelion  geschah« 
wenn  dieser  Tag  nun  wirklich  historisch  der  Todestag  aein  aollte. 
Etwas  geheimnisvolles  mischt  hier  schon  Platon  ein ,  denn  im  Kriton 
heiazi  es ,  dem  Sokrates  sei  eine  schOne  weisagekletdete  Fraueage- 
stalt^  im  Traume  erschienen,  die  ihm  seinen  Todestag  anaeigte  mit 
ehrwürdigen  Worten  aus  Homer.  Wenn  uns  nun  nicht  auadrackUch 
aberliefert  wird  dasa  der  6e  Thargelion  auch  der  Todestag  sei,  so 
haben  die  späteren,  welche  die  Genetblien  des  Sokrates  an  dieaen 
Tage  begiengen,  es  wol  als  selbstverständlich  betrachtet,  daaz  diese 
Feier  eben  so  sehr  dem  Todestage  gelte,  und  vielleicht  recht  eigent» 
lieh  und  ursprfinglich  dem  Todestage  und  erst  durch  Anlebnnng  an 
diesen  dem  Geburtstage,  mithin  im  Grunde  nicht  sowol  eine  Genethi. 
lienfeier  als  eine  Genesienfeier  au  nennen  wäre""). 


86)  Phaed.  p.  58^;  vgl.  Kriton  n.  A.  Zeller  (In  Paulys  Realeno. 
VI  1230)  findet  dea  Sokrates  Geburtstag  6  Thargelion  01.77,4  verdäch- 
tig wegen  der  Coineidenz  mit  dem  der  Artemis;  die  30  Tage  aus  Xeno* 
phon  nimmt* er  (ebd.  8.  1247)  einfach  an  und  kann  auch  hierin  Recht 
haben.  Ich  habe  gezweifelt  ob  eine  solche  Monatsfrist  noXvg  Kfovog 
(Plai.  Phaed.  p.  58^)  heiszen  könne;  man  mag  indes  sagen  dasa  dies 
relativ  wahr  sei,  da  nach  gewöhnlichem  Gang  die  Hinrichtung  sofort 
erfolgte  und  mit  dieser  8ofortig]cext  verglichen  eine  Zeit  von  30  Tagen 
schon  merkwürdig  lang  erscheint.  87)  Bollte  man  anch  diese  geden- 
tet  haben?  88)  Schol.   Plat.   Alcib.  I  p.  388  yhvi&Xfd  iftiv  ^  d*' 

Iwurvtov  inttpoizäea  rov  t$%9ivxog  ^OQxri^  yBviaia  Sl  ^  di'  iviavtov 
httipoiTaüa  Tov  zt&vBtStog  fivrjfAri.  Vgl.  Petersen  über  die  Geburtstags- 
feier bei  den  Griechen  8.  301  f.,  der  die  Verwechselung  von  YBviamc 
und  yspd&Xia  ber  späten  und  besonders  hellenistiichen  Schriftstellern 
nicht  leugnet.     Anch  wurden  die  Atticiaten  auf  dieser  Synonymik  nicht 


416  A.  NoauBsaa:  eweiler  Beilrag  w  Zeitreehnong 

Dm  tmm  sieh  na  «Mn  UeiBen  hkloriseheii  Ken  eia  fabelhafler 
Schweif  ereoeeeeer  Coiecideeson  angesetzt  hebe ,  scheiat  gaes  neah- 
weiaber;  doch  dieses  Kern  aieher  sa  erauUeie  bleibt  aehwierig.  Nicht 
blOBK  der  7e  Thargelion  aoodeni  auch  das  pythisehe  Bpochenjahr  Ol. 
8!  y^  kann  abergliabige  Setaong  aeie;  Man  bemerke  auch  daai  hei 
deo  ao  gealelllea  81  Jahree**),  welche  Piaton  lebt,  dieaeni  eilf  Enaa^ 
teridenanfinge  beigelegt  werden  und  sein  Tod  in  ein  ennaCleriache« 
Bpoehenjahr  kommt  wie  seine  Gebort ,  anf  welche  leiztere  doch  wol 
der  Zweifel  Aele  dasz  sie  vielleicht  richtiger  Ol.  87, 4  angeaetst  werde. 
Die  Ennaöteris  lebte  ala  Featkreis  in  den  pytbischen  Briochen  fort, 
wiewol  der  achtjährige  Kalender  nicht  mehr  galt;  und  den  Platonikera 
fenOgte  eben  äaazerliche  Anlehnung  ihres  incarnierlen  Apollon  an  die 
heatehenden  Cultnaformeu.  Bs  war,  dfinkt  mich,  an  dem  dasz  der 
apollinische  Calina  in  der  Piatonsreligion  sich  verjungte  nnd  vertiefle. 
Dem  Antiatioa  Labeo  galt  er  fOr  einen  Halbgott;  ein  Gottmensch  alehl 
dem  Mensehen  und  seiner  Liebe  naher  als  der  Gott:  man  konnte  einen 
ApolioBstag  am  7n  Thargelion  haben ,  aber  feierte  iieher  einen  Pia- 
tonatag.  Apollon  war  nnr  der  ferne,  allgemeingöttliche  Hintergrund; 
dasa  er  mit  seinen  Schwfinen  ana  dem  Norden  heranfuhr  zur  Zeit  des 
Flejadenaafganga,  war  recht  gut  nnd  schön;  aber  das  beste  und  achötnste 
deuchte  den  Piatonikern,  dasz  aich  einst,  als  Apollodoros*)  Archen 
Aber  die  Athener  war,  Ton  jenen  gesangreichen  Schwfioen  einer  nach 
dieser  Stadt  Torflogeu  hatte ,  um  Tiei  schöner  den  pytbischen  Hymnos 
jenem  Gotte  zu  dichten  als  PhiUmmons  und  Thamyria  oder  Alkaeos 
Hymnen  gewesen  sind,  solchen  wie  den  Phaedon  oder  den  Schlusz 
der  Bepubiik.  Wie  den  Piaton  aelbst,  so  trug  auch  seine  echten  Leser 
der  gleiche  Schwung  flberirdiscb  empor,  und  diese  Begeisterong  hat 
die  historischen  Nachrichten  ober  Piatons  Leben  und  das  des  Sokrates 
nllerdings  wol  etwas  von  der  nttchternen  Wahrheit  abgelenkt  in  das 
Gebiet  der  Legende. 

Bndlich  der  lle  Mai  n.  Chr.  S80,  aberliefert  ala  Binweihangalag 
von  Konatantinopel'Of  ergibt  den  7n  Thargelion  Ol.  S77,  1  =s  a.  Chr. 


so  besteben,  wenn  nicht  die  Yerwechsclang  nahe  läge  und  oft  vorge- 
kommen  wäre.  Was  nun  Piaton  angeht,  so  konnten  leicht  Stellen  anf- 
geaeigt  werden ,  dahin  führend  daaz  der  Tod  eigentlich  die  wahre  Oebnrt 
aei.  Für  Pia  toniker  also  lag  es  noch  näher  Todesfest  nnd  Geburtstag 
an  «identifizieren.  80)  An  dieser  Zahl  versuchte  man  indes  auch 

mathematische  Deutung,  a.  Philol.  XII  347  Anm.  Jeder  'deutete  sieb 
herans  was  er  wollte.  00)  Sie  mochten  sich  mit  diesem  Kamen  anck 
eine  Spielerei  erlauben  nnd  ein  ApoUodoros-Jahr  dem  des  Ameiniaa  vor- 
aiehen  Ol)  Gibbon  Qesch.  III  33  gibt  aus  Kodlnos  an,  es  sei  am  2^ 
Sept.  320  n.  Chr.  der  Qrund  aur  Stadt  gelegt  nnd  am  lln  Mai  330 
Konstantinopel  eingeweiht  worden.  Er  besweifelt  die  Sache  weil  der 
Zeuge  ohne  Gewicht  sei.  Aber  die  Ueberliefemng  des  lln  Mai  wird, 
ao  idel  ich  sehe,  allgemein  angenommen,  Petav  Doctr.  XIII  S.  412  ana 
Idatins;  a,  d,  y  Idiu  Maitu  d,  h.  lln  Mai;  auch  in  der  allg.  Encyel. 
Beet.  I  Bd.  XIX  S.  158:  nach  Idatii  Fasti  p.  262  und  Chron.  Alex, 
p.  2S5  falle ,  als  nach  den  glaubwürdigsten  Nachrichten ,  die  Etuweihung 
auf  den  lln  Mai  330. 


der  Griechen  ond  Romer.  417 

399/^9  ^o*>»  "»"  9  wie  sieh  flOr  so  späte  Zeiten  von  selbst  yerstelit, 
niehl  nach  meloniscbem,  sondern  nach  neuem  Stil  rechnet.  **)  Constan- 
tinas  knQpfte  seine  neue  Schöpfnng  an  den  anch  Im  alteren  Byzans 
(▼gl.  Tac.  Ann.  XII  62)  geObten  Apollocultus.  Das  Haaptforam  liesz 
er  mit  einem  Koloss  dieses  Gottes  sohmacken  und  aus  Delphi  die 
Sehlangensiule  holen,  welche  die  Sieger  von  Plataeae  (Boädr.  3  Ol. 
76,  2  =  ffieton.  XI,  also  nach  Heton  26  September  479  v.  Chr.)  aufge. 
sielll  hatten  (Herod.  IX  81) ;  sie  trug  einen  goldenen  Dreifusz,  ein 
pythisches  Gerfith  und  war  anch  hergestellt  ans  dem  Zehnten  welcher 
diesem  Gott  gebohrte.  Der  kolossale  Apollo  auf  dem  Markt  ward 
spiter  aufden  Constantinus")  gedeutet,  und  die  Stralen  welche  den 
Kopf  des  Bildes  auszeichneten  sollen  sich  auf  den  Mflnzen  der  lYach- 
folger  finden.  Ein  apollinischer  Kaiser,  scheint  es,  machte  viele.  Bil- 
det man  nun  ein  Mai  5  n.  Chr.  330  beginnendes  pythisches  Kirchenjahr, 
so  congruiert  dasselbe  gröstentheils  mit  Melon  II,  daher  hat  wol  En- 
sebios  die  alle  Gründung  von  Byzanz  ebenfalls  in  Netons  II  Jahr  ge- 
setzt, ncmlich  Ol.  30,  2  statt  30,  3;  in  II  kommen  Albas  und  Roms 
Gröndnngen  ja  ebenfalls.  —  Nimmt  man  den  daneben  fiberlieferten  Tag 
der  Grundsteinlegung  26  Septbr.  329  n.  Chr.  als  25/26,  also  fflr  die 
24  Stunden  vom  Abend  da  der  Mond  voll  war  bis  gegen  Sonnenunter- 
gang des  folgenden  Tages**),  so  ist  der  September -Vollmond  gemeint 
worden ,  d.  b.  zunächst  der  in  den  julianischen  September  fallende  15e 
des  Mondes.  Aber  in  alter  Zeit  war  der  September  wie  alle  römischen 
Monate  lunarisch  gewesen  und  Idibus  Septembribus ,  an  einem  herbst- 
lichen Vollmonde ,  war  der  alte  und  berühmte  Tempel  des  capitolint- 
sehen  Jupiter  geweiht,  vielleicht  anch  ehedem  gelobt  worden,  indem 
der  vorhergehende  Triumph  des  Königs  Tarquintus  in  den  Sextills 
kommt.  Die  ersten  Consnln  haben  ihn,  nach  einigen,  dediciart,  und 
die  Consnlnreihe  beginnt,  einer  abweichenden  Angabe  zufolge,  01.68,1. 


02)  Folgendermaszen:  die  kalUppischen  Correlatjahre  ans  der  ersten 
Periode  sind  v.  Chr.  280  und  279.  Hier  gibt  meine  ConBtmction  Septbr. 
13  als  In  Boedromion  und  Mai  7  als  In  Thargelion  in  Ol.  125,  1.  Da 
mn  n.  Chr.  329/30  gerade  die  beiden  ersten  hipparohisehen  Perioden 
verlairfen  sind ,  so  hat  man  awei  Tage  an  subtrahieren ,  also  jene  beiden 
Knmenien  fallen  auf  Septbr.  11  und  Mai  5,  als  unsichtbare  Neumonde. 
Der  Vollmond  des  BoSdromion  ist  also  25  Septbr.  und  vielleteht  ist  der 
Vollmond  mit  des  Kodinos  26m  Septbr.  gemeint;  der  Ue  Mai  ist  der  7e 
Thargelion.  03)  Gibbon  Oesch.  III  24.  94)  In  diesem  Falle  also 
BoSdr.  15  y  sonst  BoSdr.  16  (Eleusinien).  Wer  nun  sieh  erinnerte  dass 
BoSdr.  20  bei  Salamis  und  Boedr.  3  bei  Plataeae  gesiegt  worden  sei,  konnte 
den  lf$n  als  Dankfest  für  beide  Siege  sich  vorstellen ,  wenn  es  ein  frem- 
der war ,  kein  Athener.  .Denn  der  Athener  wünschte  wol  die  Collision 
mit  den  Elenslnien  su  vermeiden  (Ideler  1 309  Anm.  1).  Die  Schlangensllnle 
erinnerte  ja  auch  an  Plataeae.  Leitete  aber  der  lOe  BoSdr.  attischen 
Kalenders,  so  wurde  die  Spur  verlassen  welehe  auf  pjthxschen  Cultns 
führt,  aber  die  von  Herod.  IX  100  bezeichnete  nicht  betreten.  Letztere 
führt  nenüieh  auf  die  Eleusinien ,  s.  Philo!.  XI  710.  Auch  ist  der  16e 
BoSdr.  selbst  doch  nur  der  Siegestag  der  Ghabrias,  s.  Boeckh  Mond« 
cjden  8.  78. 


418  A.  NommieD:  xweiter  Beitrag  xor  Zeilreckmiiig 

SetEen  wir  abo  Ol.  68,  1  aach  die  Dedicalion  des  Tenpela,  so  ist  der 
Herbslvollaiood  in  Metons  erstem  Jabr  gemeint.  Aber  a.  Chr.  329 
Septbr.  26  ist  gleicbfalls  Metoos  erstes  Jahr  ond  der  HerbstvollmoDi 
So  wftre  die  aberlieferte  Combination  beider  Daten  vom  römisch,  his- 
ten  griechisch,  im  gansen  hybrid,  wie  es  dieser  Zeit  and  der  GrQn- 
dang  von  Nen-Rom  aaf  Alt-Byxani  angemessen  sein  möchte. 

Neben  jene  auf  ein  gewöhnliches  Jahr,  dann  nach  K.  0.  Mfillen 
Ansicht  aaf  eine  Ennaöteris,  darauf  nach  Diodor  auf  eine  Enneakside- 
kadteris  aecommodierten  Vorstellnngen  apollinisoher  Religion  masi  mm 
noch  den  Weltfrahling  stellen,  welchen  Vergilius  in  der  vierte  Ecloge 
nnter  dem  Consulat  des  Cn.  Domitius  Celvinos  und  L.  Asinios  Pollio^] 
als  kommenden  begrfisst.  Dieses  Consulat  fillt  ins  J.  40  r.  Chr.  Der 
Dichter  acheint  seinen  Stand  am  Schloss  des  ablaufenden  ond  am  Be- 
ginn dea  anhebenden  grossen  Jahres  sn  haben ;  doch  entnimmt  man  mit 
Sicherheit  dasx  er  den  Anbeginn  einer  neuen  besseren  Zeit  in  Pollios 
Consnlat  yerlegt.  Vergilius  als  Seher  gleichsam  redend  kaoo  nicht 
wo!  anders  als  an  der  Schwelle  der  geweissagten  Zukunft  sich  den- 
ken, ao  dass  die  Futura  mehr  der  Dichtungsfarm  angehören  ond  da- 
neben das  Perfect  und  Praesens  nur  zeigen  wie  der  Dichter  auf  den 
Grenspunkte  beider  Zeiten  zu  stehen  glaubt.  ^Sohon  ist  das  ietsle  Al- 
ter daher,  welches  die  cumaeische  Seherin  verkündete;  die  grosze 
Ordnung  der  Saecula  beginnt  abermals' ;  dann  ^nnd  es  werden  anhebea 
die  grossen  Monden.'  Dagegen  liegt  die  Pointe  des  Gedichts  daria 
dasz  Pollios  Consulat  als  Anfang  einer  neuen  Ordnung  der  Dinge  la 
betrachten  sei.  Soll  nun  aber  die  Prophezelnog  aus  einem  canaei- 
achen  Liede  stammen,  so  ist  klar  dass  Apollon  Tag  und  Stande  wis- 
sen und  nach  Apollons  Lehre  die  cumaeische  alte  Tag  und  Stande 
weissagen  wird,  wann  der  Weltfrühling  beginne,  nicht  anfragend  bei 
den  römischen  Pastenmachern. 

Setzen  wir  also  den  lOn  Mai  als  Plejadenaufgang"),  so  kann  ent- 
weder das  Adato-Jahr  vom  lOn  Mai  v.  Chr.  41  bis  9n  Mai  40  oder  das 
vom  lOn  Mai  40  bis  zum  9n  Mai  39  v.  Chr.  gemeint  sein.  Ersleres 
Jahr  wollen  wir  wählen,  weil  es  ein  günstiges  Resultat  gibt  safer  den 
gleich  sn  erwähnenden  Voraussetaungen.  Sei  also  das  Adato-Jahr 
lOn  Mai  v.  Chr.  41  bis  9n  Mai  40  d§s  erste  Jahr  des  WettrrnhUngs. 


05)  Vgl.  Fischer  röm.  Zeittafeln  8.  844.  06)  Da  der  Hercnrim- 
lempel  ab  i^be  250  Yarr.  =  405  t.  Chr.  ^stiftet  wird  und  ewar  Idibai 
Malis  d.  i.  den  ]5n  Mai,  Mercarins  aber  ein  PIejadensohn  ist,  ao  konnte 
es  scheinen  dasi  ein  15r  Mai  als  Plej adentag  ganz  metonisdi  sa  d*^ 
römischen  hinzukäme.  Allein  man  mnas  die  Idns  Maiae  nicht  ala  joüa- 
niech  15n  Mai,  sondern  als  den  Vollmond  nehmen  welcher  dem  Plejaden- 
anfgange  dieses  Jahrs  cnnächst  liegt.  Setzt  man  also  ab  nrbe  259  =: 
Herbstjahr  v.  Chr.  406/5  (Meton  XIII),  so  findet  man  bei  Meton  einen 
Neumond  am  26n  April ,  mithin  Vollmond  am  lOn  oder  IIa  Mai.  Es 
liegt  also  ganz  der  gewöhnliche,  römisch  beliebte  Sonnenstand  sn  Omndp. 
Nach  ▼.  Gnmpachs  chaldaeischen  Nnmenien  hat  man  den  25n  Apnl 
für  den  betreffenden  Neumond,  also  ungefähr  dasselbe  Resultat. 


der  Orleeliett  and  HAmer.  419 

Ofid*')  ■■!!  betraelitet  die  Lebeasdaaer  der  eonaeischen  Sibylle  als 
ein  Hillenniom,  und  da  wir  bei  Vergilioa  gleiobfalU  eine  ^enflnaeisebe' 
Propbezeinng  beben,  so  Uazt  sich  für  die  vierte  Belöge  ebenfalls  das 
lillenniam  braaeben.  Das  tansendste  Jahr  vom  lOn  Hai  41  v.  Chr. 
aafwirts  hebt  also  den  lOn  Mai  1041  v.  Chr.  an,  und  hier  zeigt  sieh 
wie  die  Sache  susammenhängt.  Es  fällt  das  Datum  in  das  delphisohe 
Jahr  von  Herbst  zu  Herbst  1042/1;  dies  ist  Ol.  -f-  66,  3,  also  ein  Py- 
thiadenanfang,  aber  zweitens  auch  ein  Anfangsjahr  des  19jAhrigen 
Cyclas,  mit  dessen  Epochen  nicht  bloss  die  olympische  und  nach  Paa* 
sanias  aach  die  pyibische  Zeitrechnung  beginnt,  sondern  gleicher- 
Bussen  die  anni  posi  aedem  CapüoUnam  dedicaiam  (Ol.  67,  3),  wie 
auch  die  Gelobung  des  römischen  Apollotempels  (Ol.  86,  3)  an  sie 
geknfipft  worden.  Passend  also  beginnt  hier  der  apollinische  Welt- 
fr&hling. 

Man  kann  die  1000  Jahr  auch  noch  auf  anderm  Wege  aus  Vergi- 
lins  selbst  erreichen,  wofern  man  ihn  dogmatisch  benutzen  darf.   Das 
6e  Bach  der  Aeneide  darf  man  ein  cumaeiscbes  Lied  nennen,  wenn 
aach  nicht  die  hier  zu  entnehmende  Vorstellung  der  cumaeischen  Fuh- 
reriD  des  Helden  in  den  Mund  gelegt  ist  —  die  Vorstellung  einer  tau- 
sendjährigen Busze.   Wofern  nemlich  eben  damals  41/40  v.  Chr.  die 
Zeit  erfallt  war  dasz  ein  anderer  Achilleus  gen  Troja  ziehen  und  eine 
andere  Argo  die  Helden  fahren  sollte  (Verg.  Ecl.  4,  34),  so  leitet  das 
Dogma  tausend  Jahr  rOckwirts  auf  die  Zeit  da  sie  eingiengen  in  das 
Schattenreich,  um  nach  verbasztem  Millennium'^)  wieder  verklärt  an 
die  Oberwelt  zu  kommen  und  menschlicher  Leiber  theilbaft  zu  werden. 
Piaton  (Rep.  X  p.615)  legt  diese  Idee  dem  Armenier  in  den  Mund;  1000 
Jahr  sind  es  als  das  zehnfache  des  auf  100  Jahr  gesetzten  Menschen- 
lebens, and  dies  lOOjfihrige  Menschenalter  ist  eben  das  dem  Vergilins 
sageCraate  Saeculnm.    Denn  der  Begriff  des  Saecnlum  lehnt  sich  an 
das  Alter  der  Menschen.    Man  kann  sich  hier  nicht  blosz  auf  Censori- 
nas,  sondern  auf  Vergilius*')  selbst  berufen.    Der  *  grossen  Monden' 
sind  also  zehn,  jeder  zu  100  Jahren.   Dasz  man  eine  so  lange  Zeit  als 
Honal  ansah,  rahrte  wahrscheinlich  von  der  Hundssternperiode  her, 
in  welcher  120  Jahre  mit  Neujahren  desselben  Monats  beginnen  und 
aas  der  sich  auch  far  das  cumaeische  Weltjahr  etwas  entnehmen  Ifiszt. 
Sucht  man  nemlich  das  retrograde  Neujahr^  den  altaegyptlschen 
lif  Thotb  der  Solhisperiode  auf,  so  findet  sich  dasz  derselbe  1041 
V.  Chr.,  nach  üblicher  postnumerierender  Schaltung,  zuerst  auf  den 
IOd  Mai  rOckt,  also  mit  dem  Plejadenaufgangstag  coincidiert.    Von 
diesem  In  Thoth  konnte  man  nun  entweder  in  aegyptischen  oder  in 
festen  Adato-Jahren  hinabgehen.   Aber  vom  In  Thoth  v.  Chr.  751  postn. 


07}  Met.  XIV  144.  Des  Sandes  bedient  sich,  wie  Ovid  a.  0.,  so 
das  Volk  am  Vielheit  iti  bezeichnen ;  'viel  wie  Sand  am  Meer'  sagt  man 
an<^  bei  uns.  Daher  kommt  wol  auch  die  Sandeszahl  bei  Archimedes. 
ApoUon  ist  der  Gott  des  Mathematikers ,  wie.  das  delische  Problem  seigt. 
OB)  Verg.  Aen.  VI  748  n.  750;  vgl.  Lobeck  Aglaoph.  S.  798.  09) 
Georg.  II  205  mulia  virum  voluens  durando  saecula. 

Jahrb.  f  elati.  PhUol.  Soppl.  Bd.  III.  Hfl.  3.  28 


420  A.  Mommsmi:  sweiler  Beitrag  cor  Zeilrecliooiig 

=  38  F«br./i  Man  wurde  io  Rom  wenigsleDs  auch  io  festen  Jabrea 
weiter  gerechnet,  wie  ebenfills  die  Alexandriner  bekanntlich  nicht 
wandelhafte,  sondern  feste  Jahre  an  den  in  Thoth  wie  er  eben  damaU 
ihnen  stand  knflpften.  Man  bleibt  also  in  der  Analogie,  wenn  man 
auch  fftr  das  camaeische  Millenninm  feste  Jahre  nimmt,  gani  sa  ge- 
schweigen  dass  die  binsagebrachten  Vorstellungen  von  Apollo  anch  in 
dem  mit  v.  Chr.  41/40  beginnenden  Millennium  einen  Plejadenanfgang 
jedenfalls  antreffen  wollten.  Doch  man  sieht  wie  nach  der  tecbnisehea 
Norm  des  Censorinus  hier  wieder  feste  Jahre  in  den  Sothiskreis  ein- 
fallen. 

Richtet  man  die  Schaltung  der  Sothisperlode  nicht  jntianiscli  ein 
sondern  postnumeraliv,  so  steht  der  le  Thoth  v.  Chr.  1041  noch  anf 
dem  lin  Mai.  Da  nun  nach  nabonassarischer  Regel  die  Tage  Mittags 
beginnen,  so  hat  man  die  Möglichkeiten;  die  aegyptischen  Neojahre 
sind  julianisch  10/11  Mai,  postn.  11/12  Mai,  mithin  entweder  der  lle 
oder  13e  Mai.  Welcher  Ansatz  hier  zu  wfihlen,  ist  nicht  leicht  zu 
sagen,  obwol  leicht  erkannt  wird  dasz  sie  sehr  gut  Übereinkommen 
mit  den  bei  den  Römern  fiblichen  Daten  (ür  den  oriui  eergtiiarttM. 
fetays  Calendarinm  ^^)  gibt  aus  Columella  und  Plinins  den  lOo  Mai 
oder  a.  d.  VI  idu$  Maias;  ans  Ovid  aber  den  13n  Mai  oder  a.  d,  HI 
idns  MaioM^  zwischen  welchen  Grenzen  jene  Möglichkeiten  liegen.  ^'^ 

Vergilius  also  hat  mit  r.  Chr.  1042/1,  metonisoh  XVIII,  die  moderne 
Epoche  des  pythiscben  Kalenders  befolgt  statt  der  filteren  metonisch 
111,  hier  also  r.  Chr.  1038/7.  Wahrscheinlich  stand  an  der  Spitze  des 
dem  cumaeischen  Apollo  geweiheten  Millenniums  die  GrAndung  Ton 
Cnmae.  In  die  Nfihe  dieses  Jahres  scheint  Vellejas  1  4, 1  Cumae  urbs 
in  lialia  ecndüa  zu  bringen  ^^).  Cumae  ist  dann  die  Sibylle  und  das 
Sibyllenalter  die  Dauer  von  Cumae ;  ihren  Geburtstag  knfipfen  beide 
an  den  Plejadenanfgang,  aber,  wol  bemerkt,  ohne  irgend  eine  wahr- 
nehmbare Beziehung  auf  den  7n  Thargelion.  Der  lOe  Mai  1041  kommt 
nach  den  Numenieu  welche  man  hier  voraussetzen  kann ,  vielmehr  auf 
den  lOn  des  Mondes*^),  indem  die  julianischen  Daten  im  ungefsbren 
als  lunarische  anzusehen  sind,  denn  der  le  Februar,  le  April  und  ie 
Mai  fallen  hier  auf  sichtbare  Neumonde. 


100)  Uranologiam  8.  62  erste  HSlfte;  vgl.  Ideler  II  143.  101) 

Andere  Ansätze  bei  PeUv  ebd.  S.  öi  sweite  Hülfte  Diss.  11  0.  'Wt) 
loh  habe  mit  seinen  Ans&tsen  nicht  aufs  reine  kommen  können.  Nach 
meiner  Vorstellnng  kann  er,  weil  er  die  varronische  Zeile  fUr  Rom 
(Metons  II)  hat ,  auch  Troia  capta ,  auch  ffercutes  ad  deos  excessit  hier 
«etst,  anch  Cnmae  in  II  bringen,  also  v.  Chr.  lO^OyB,  nnd  1039  hat  man 
bei  14,  1  geeetst  für  ein  Factum,  an  das  sich  ~  nee  wmUo  poet  sagt 
Vellejns  —  Cnmaes  GrUndnng  ansehlosz.  103)  Wenn  man  die  aicht- 

barcn  Neumonde  nimmt  ans  der  Zeit  der  pnnischen  Kriege,  wie  ▼•  Onm- 
pacb  Zeitr.  d.  Babjl.  S.  50  sie  ansetzt. 


dmr  GriMilien  and  Rdnor.  421 


Drittes    Kapitel. 

mit  Btzng  auf  'die  rSmische  Gbronologie  bis  auf  CaMAr  ron  Theodor 

Mommsea»  (Berlin  1858.    282  B.  8). 


Nicht  das  Genf  AI  allein  erstarkt  in  Demat,  aaeh  des  Verstandes 
md  Wissens  erkannte  Sohiriebe  wird  seine  Stfirke.  Ein  starker  Geist 
aiag,  wo  Homer  an  schlnmmern  seheinl^  sieh  selbst  einen  Homer 
wihnen  und  die  eebten  Worte  herstollen,  wibrend  der  scbwachbo- 
wnnto  erkürt,  was  der  Dichter  salber  feeun^ea  wisse  er  nicht,  könne 
aber  vielleicht  sagen ,  wie  Aristaroh  diesen  oder  jenen  Vers  gelesen^ 
habe.  Der  starke  Geist  ahnt  and  sehsDt  den  leibhaftigen  Pythagoras^ 
and  errith  sune  Lehren,  der  schwache  ist  froh  sa  ermitteln  wie  Phir 
lolaoa  lehrte.  Ein  starker  Geist  diviniert  die  Zeiten  des  Servias  Tal- 
lina, errftlh  seine  neuen  and  wunderbaren  Censns-EinrichtnQgen  sej^ 
her,  nuttelt  einen  Bovigus  ans;  der  schwache  verzichtet  anf  den  Bovi- 
gna,  faaal  die  Ueberliefernng  vom  Servina  — ^  nicht  den  Servins  -<- 
ine  Aoge,  ft>agt  auf  was  fflr  ein  Geldsystom  die  GensossAtse  fiibren, 
welcher  snbjectiven  Ansicht  aber  Servins  also  unsere  Quellen  folgen. 
Boeekli  war  beacheidener  als  B.  Hnschke,  und  Bescheidenheit  hier  die 
bessere  Weisheit.  Ich  habe  in  der  römischen  Chronologie  nun  ihnlich 
mich  SB  verhalten  bemAhl  mid  mir  vorgestellt  wie  man  zwar  die  An- 
sichlea  spfitorer  über  das  altrömische  Mondjahr  ermitteln  könne,  aber 
die  Sachen  selbst  nicht  mehr,  das  älteste  römische  Jahr  der  Könige 
oder  Decemvirn  selbst  nicht  mehr  findbar  wtre  (röm.  Daten  S.  18). 
Der  Vf.  atecki  sich  dagegen  das  höhere  Ziel.  Ungeachtet  er  gesteht 
die- griechische  Chronologie  sei  ^seiaea  Faches  nicht',  sondern  *ein 
ihm  firemdea  Gebiet',  nnternimmt  er  es  doch  eine  der  mislichsten  Fra- 
gen dieaea  Gebietes  au  entacheiden.  Die  griechische  Chronologie  be- 
rabteof  LnnisolarcycleB,  dieae  auf  Ansgleicliaag  des  Mond-  und  Soih 
■enjahrs.  *Bei  der  Tetraöteris  findet  gar  keine,  bei  der  Trieteris  nur 
eine  höehat  nnvoUkommene  Ansgleichung  statt'  (Worte  von  Ideler  U 
fip7).  Dieses  sachkundige  Urteil  beunruhigt  den  Vf.  nicht:  er  stellt 
eine  nm  14  Tage  von  der  Sonne  abweichende  Tetra|lieri8  auf  und  be- 
haaptel  es  sei  dies  der  ilteste  griechische  Mondcyclus,  da  es  doch  gar 
kein  Cyclns  ist.  Die  Trieteris  ist  7  oder  8  Tage  falsch  und  mag  ids 
AnfsagaversHch  der  griechischen  Cyclenlehre  etwa  vorangestellt  wer- 
den ,  wie  etwaa  creatarliches ,  vorgeschichtliches  der  Geschichte.  Von 
eiaem  politisohen  Gebrauch  der  Trieteris  kann  aber  ebenso  wenig  die 

28* 


422  A.  MommsMi:  sweitor  Bwirif  zw  ZeUreclinong 

Rede  sein.   Der  prektisohe  Gebraoch  nenlicb  Terlinfl  so  viele  Abs- 
schaltODfen ,  desz  *  Ideler  sowol  die  Trieteris  als  die  TetraSlerii  nil 
Recht  als  ganz  nnbrauchbar  hat  fallen  lassen,  da  diese  Anffiage  des  Ka- 
lenderwesens  besser  fttr  Rndimente  des  achtjährigen  Kalenders  gelten 
mflssen,  weil  dieser  bis  in  die  mythische  Zeit,  sicheren  Sparen  nach, 
hinaufreicht.'    So  nogeffthr  urteilt  Boeckh  Mondoyclen  S.  10.  Der  VL 
wird  schon  gesehen  haben  dasz  ich  die  OktaCleris  fOr  sehr  alt  halte, 
nicht  erst  jetzt,  sondern  die  Idee  den  uralten  Aloidenmythas  soii 
deuten  habe  ich  schon  vorliagst  geCasit.    So  wird  er  schon  selbst 
vermutel  haben  das»  ich  aber  die  Anfinge  der  griechischen  Zeitrech- 
nung Boeckh  und  Ideler  beistimme  und  des  Vf.  *  iltesten  griechiscbeB 
Cyclus^  sowie  *die  Gestalt  welche  er  höchst  wahrscheinlich  halle'  sieM 
wahr  finde.    Die  Unsoliditftt  seiner  Aufstellung  steigert  Vf.  ROch  di- 
dnrch  dasz  er  diese  unsichere ,  dnroh  Aussehaltniig  sich  vemichteide 
Tetrai^teris  als  wftre  sie  sicher  zu  Grunde  legt  und  ich  weiss  siebt 
welche  zufillige  Zusammenlreffiing  mit  philolaischen  Zahlen  so  der 
Behauptung  benutzt,  es  habe  jene  (fabelhafte)  Tetraeteris  eiae  (fabel- 
hafte) Redaction  erfahlrett,  eine  Yon  pythagoreischem  Zahlenglanbea 
durchdrungene  Redaction  (!),  und  diese  Redaction  sei  der  römiache 
Kalender  Allerer  Zeit.    Widerjegen  lassen  sich  derartige  Hypoth^ 
nicht,  da  sie  ganz  in  der  Luft  schweben.   Der  Vf.  versichert  *dsss  ibn 
kein  Zweifel  an  der  Richtigknt  der  ganzen  cyelisohen  Coastrsolioa 
bleibe'  (S.  13).   *Ein  solcher  Kalender'  heisnl  es  S.  15  'aiaste  sehr 
bald  von  den  Jabrzeileu  und  in  wenigen  Deeennien  anoh  voa  dea 
Mondphasen   wesentlich  abweichen,    wenn   nicht  anszerordeaUiehe 
Correctionen  zu  Hftife  kamen.    Die  starren  Römer  scheinen  sieh  der- 
selben durchaus  enthalten  zu  haben,  so  dasz  der  römische  Kafender 
schon  seit  Servius  Tullius,  welcher  die  pythagoreisierte  TetraSterts 
vermutlich  einfahrte,  ziemlich  unbekammert  um  Mond  und  Sonne  sei- 
nen eigenen  Weg  gegangen  ist.'   Aber  ich  dachte  dasz  die  mmäiMi^ 
angeblieb  der  Religion  wegen,  Ausschaltung  eines  Tages  ah  «od  aa 
herbei  fahrten?  Nun  darf  man  diese  Ausschallung  nur  tbeils  swsi 
theils  dreimal  (in  19  Jahren  uugefihr)  statuieren ,  um  die  TemBUrts 
des  Vf.  in  sehr  guter  üebereinstimmung  mit  dem  Monde  sa  baltea. 
Der  Vf.  aber  ist  bemaht,  da  *der  Unverstand  keine  Grenze  bai'(S*^^^^ 
dies  Princip  seiner  römischen  Chronologie  auch  durohzusatzea.  1» 
yermisse  ein  Streben  de»  aufgebauten  Cyclas  auch  anzakaipfsa  ti 
verständliche  Daten  dea  jnlianisohen  Kalenders.  —  Wena  daaa  die 
Tetraöteris,  wie  Vf.  will,  von  Servius  (Anfang  etwa)  bis  aaf  dieDa- 
oemvirn ,  wo  nach  dem  Vf.  das  beknnnle  vorjulianisehe  Qnadrieasian 
eintrat,  ohne  Correctionen  weiter  lief,  so  versehohen  lieb  die  Vosa^ 
in  einem  Jahrhundert  dermaszen,  dasz  der  ApriKs,  den  Vf.  ftr  ^ 
Monat  des  aufgefaena  halt,  ebenso  gut  in  Jahreszeiten  kam  we  ks^ 
llaimohen  mehr  aufgieng  oder  wo  alles  voll  Frachte  stand.  OesstK* 
versichert  Vf.,  auch  der  Mai  und  Juni  bitten  Bezug  auf  die  Jahrssssm 
Jener  bedeute  waehsen,  dieser  gedeihen;  diese  Etymologien  siad  sih 
sieher,  aber  da  aie  dem  Vf.  (S.  9)  einen  Grund  gegen  daa  freie  Mosd- 


d«r  GmelMii  mid  Mmer.  4S3 


jdw  «kgabm ,  so  atssMi  sh  ebaDfelU  ftgoD  die  T«lr«4M«ri8  sprMbeD. 
lek  wirdd  flanb«!  den  Vf.  in  eiaer  so  klares  Stehe  ilnreeht  m  titae, 
weBB  er  webt  S.  iB  sagte,  der  (servianisolie)  Kelender  (Tetraeteris) 
sei  eiaer  Correetion  dringend  bedOrftig  gewesen ;  um  mil  den  Jabree* 
seilen  Sebritt  nn  bnltea,  bitte  dnrolisobniUlich  jeder  rierte  Sebalt- 
Baooni  beseitigt  werden  mttssen.  *Er  bitte  es  werden  mflssen',  wnrde 
»ber  nicbt  beseitigt  nnd  der  Monat  des  gedeibens  gerietb  in  Herbst 
ttmd  Winter.  Alle  34  Jabr  yerspielte  jeder  Monat  eine  Jahreszeit;  wie 
der  Vf.  iber  diesen  Absehnitt  als  Titel  setsen  konnte  *  das  gebundene 
Mondjahr*,  ist  so  wenig  klar  wie  die  Jabresaeiten  ibnlicben  Monats-' 
namea  für  Monste  die  schon  in  4inem  Mensoheaaller  ihre  Jabresneit 
verlassen.  Dennoch  scheint  die  Vermeidung  sller  Corredionen  Yom 
Vf.  behauptet  zn  werden ,  also  die  wirkliche  Geltung  der  Tetra^terie 
4ibBe  Ansscbaltung.  Denn  offenbar  in  diesem  Sinne  legt  der  Vf.  ein 
Wort  für  den  Herodol  ein,  welcher  (I  33  rgl.  11  4)  IS-  nnd  Idmonat- 
lide  labre  ohae  Anssebaltang  wechseln  liszt,  wodurch  ein  ^Uagebener 
TOB  Sobaltperiode'  (Ideler  1 37S),  ein  ^verrOchter  Cyclns'  (Boeekb 
Mondeyden  S.  64)  entstlnde.  Vf.  meint  dasz  zwar  *eine  so  abentener« 
liebe  Periode  ohne  Zweifel  nie  existiert  habe,  aber  doch  dieser  F^ler 
begrmiicb  werde  durch  eine  wirklieb  gflitige  Trieleris,  unbegreiflich 
aber  sei^  wenn(!)  zu  Herodots  Zdit  eine  nneb  nor  eimg^rmasnen  geord- 
nete Obtaöteris  allgemein  bestanden  bitte'  (S.  311  f.)  — ^  eine  inssersC 
nnmcbore  Folgerung^  da  das  Feblermscbea  Ton  des  Auiors  Capaeitit 
Teraebailiob  abbingl;  femer  bestand  an  Herodots  Zeiten,  der  Metons 
ätarer  Zeitgenosse  wnr,  der  aebtjihrige  Kalender,  nnd  zwar  ziemlich 
allgemein  in  Folge  der  helleaischen  Festspiele  in  Delphi  nnd  Olympia, 
aber  gwwis  in  maachea  Slidten  recht  unvollkommen.  Aber  die  besten 
laleader  scbliessen  Fehler  nicbt  aus.  Vf.  kommt  dann  auf  *die  innere 
Noibwandigkeit'  einer  soloben  Trieleris,  wogegen  leicht  vieles  einsu- 
wende«  sein  dfirfle.  Wenn  es  S.  314  heiszt  dasz  *die  slten  Kalender- 
ordaer  sieb  fftr  die  Correetion  auf  die  Ausschaltung  verlassen  bitten', 
so  knoB  ich  dies  nur  auf  *die  grieebische  Trieleris'  bezieben,  welche 
die  Debersebrifl  nennt,  koaune  also  immer  wieder  auf  eine  ohne  Cor- 
rectioB  ia  die  Irre  laufende  röaiisebe  TelraMrii  nnrack ,  welche  wi- 
iemanigerweise  fftr  ein  ^gebundenes  Mondjahr'  gelten  soll,  ich  muss 
doch  anaehmen  dasz  dem  Vf.  der  Begriff  eines  soleben  bekannt  und 
lelioig  war*,  gestehe  sber  hieran  gezweifelt  zu  haben,  da  der  Begriff 
des  fretea  Mondyahres  von  dem  Vf.  mil  einiger  Uasieberbeit  gebend- 
habt  wird.  Es  heiszt  S.  9:  *die  Zahl  (awdlO  nnd  die  Namen  der  lati- 
aischaa  Monate  zeigen  dasz  das  Jahr  ein  Sonnenjahr  war;  ein  freies 
Hendjahr  bitte  man  keine  Veranlassung  gehabt  gersde  aus  zwdif 
Mondnmlaufen  zusammenzusetzen'  usw.  Falls  der  Vf.  wirklich,  wie  es 
ja  acbeini,  z.  B.  elfmonatliebe  Jabrfolgen  lir  mögUcb  bilt,  so  wider- 
spricht er  der  BrCahrnng  nnd  der  Natur.  Jedes  Mondjahr  will  den 
Sonnenlauf  nachahmen,  ist  also  entweder  13  oder  13  Monden  lang,  ein 
drittes  gibt  es  nicht.  Das  sind  Elementarbegriffe,  an  denen  nicht  ge- 
rückt  nnd  gemäkelt  werden  darf.  Ich  fttrchle  dasz  dem  Vf.  hier  seine 


4S4  A.  MomsMii:  ivoitor  B«tlr«g  i«f  Zeilreehiaif 

Grille  einen  Stroidi  gei^ielt  het;  er  glaeM  dee  aof.  ronslieolM  Jalv 
so  10  Moeetea  eei  praktwch  f  AlUf  feweeeo,  worAber  die  Fereeber 
beinabe  erastinmig  aberteileo.  Weee  der  Tbierkreie  niebi  dordilMifee 
wird,  so  keim  von  *Jabr'  Aberbavpt  eiobl  die  Rede  aeis.  Der  eiaselae 
Moadlauf  (dreiaaig  Tage)  wird  in  so  fem  folgerieblig  eie  änima  ge- 
naDet  (von  Serrins),  aber  tteedektmeiiiden ,  DekuMiiiäea  osw.  sied, 
kalendariaeh  genonmea^  blosse  Googlonerate,  wUlkfirUche  Diage« 
die  mit  der  Basis  der  ealOrliebeB  Dinge  am  Hiaunel  nicbU  gomeie 
beben.  Je  mehr  uns  die  fernen  Zeilen  des  Servias  dunkel  sind,  dealo 
wiobtiger  ist  es  die  gani  klaren  nnd  fixierten  Begriffe  der  Chronologie 
nieht  selbst  aneh  noeb  sn  verdunkeln. 

Vom  historischen  Geaiehtspunkle  seheint  mir  Vf.  aneb  im  Unrecht, 
wenn  er  die  Rftmer  als  nnr  sieb  selber  ftbaliebe  Leute  nach  geaobrie- 
benem  Kalender  lebe»  Iftsat,  siemliob  unbekümmert  nm*  Mond  and 
Sonne.  Am  besten  ist  es  sie  so  einfaeb  als  mdglich  far  ein  Naturvolk 
au  nehmen.  Wenn  also,  wie  wir  lesen,  der  fonlifex  am  Neumond  die 
ersten  Viertel  last  verkündet,  so  mnss  man  aneb  wirklieb  Neumond 
haben;  bekannte  niehtrömisebe  Analogien  führen  aneb  dabin.  Der  Vf. 
findet  es  nair  %  darum  weil  Neamond  gemeldet  wurde  aneb  sn  glnuben 
dess  er  am  Himmel  gestanden  habe.  loh  gestehe  so  naiy  an  sein. 
SpAterhiu  wurde  ea  wol  bloaae  Caerimoaie,  aber  die  Feeligkeil  der- 
selben seist  voraus  daas  es  sehr  lange  nieht  bloss  Caerimonio  wer, 
sondern  wenn* Neumond  gesMldet  wurde  aneb  Neumond  war.  Sabeieal 
ea  S.  17 :  ^gewarnt  mnai  aber  werden  vor  der  unklnren  Voralelinng', 
die  bei  alten  und  neuen  sieh  yieHseh  findet,  als  handle  es  sich  hier 
um  Bekanntmaebnngen  unaüttelbarer  HiaMuelsbeobaobtungan.*  Statt 
*alle  und  neue'  au  tadeln ,  muste  der  Vf.  vielmehr  sieb  selbai  aennen. 
Denn  R.  6.  I  193  wird  gelehrt :  *io  Rom  dagegen  hielt  men  aneb  neben 
dem  Sonne^jabr  noeb  feat  an  dem  synodisoben  Monnt,  wie  das  d66ti^ 
gige  Jahr  und  noeb  bestimmter  die  Thataache  beweiet,  daaa  aMn  bin 
in  späte  Zeit  den  Neumond  na  eh  Beobaobtang  abaumien  fort- 
fuhr', and  ebd.  &  194:  *  einen  feslen  Sehaltcyolua  bat  es  sebworlieh 
gegeben,  da  die  ganse  Binriebtnng  anafiebat  aaf  Beobaebtang  berabte.' 
Vf.  hat  also  wie  fast  alles  flbrige  so  aueb  das  hier  erwiknte  ^abrnfen 
naeh  Beobaobtang'  aurQokgenommen.')  leb  wollte  er  bilU  daa  niebi 
gelben;  es  war  die  naive  und  kindliebe  and  nnbefongene  nnd  riehlige 
Darstelinng  der  Saebe.  Dasa  diese  jedenfialls  an  Grunde  liege,  lengnet 
Vf.  selbst  Jetnt  nieht,  sebiebl  sie  aber  in  die  ilteatea  Zeiten  der  ersten 
Könige  hinaaf  (&  10)  ^  uml  man  merkt  die  AbsiobI  <daa  abrufen  naeh 
Beobachtung'  nnd  damit  die  BinalimaHing  mit  dem  Monde  Ibnnliehsl 
los  au  werden.   Aber  Ideler  sehlieant  gena  mit  Reebt  (11  38),  «weaa 

1)  Vf.  braaebt  dies  Wort  meUlens  tadelnd.  2)  Je  beliebter  und 

veibreiteter  die  Arbeiten  des  Vf.  sind,  desto  erastlioher  sollte  er  eiob  ver- 
pflichtet halten  deaUlch  und  klar  zn  sagen  wo  er  seine  Ansichten  refor- 
miere. Die  Leser,  ich  selbst  zum  Beispiel,  kommen  sonst  leicht  in  ein 
Schwanken ,  ob  es  vielleicht  nur  ihre  eigene  irthtimUche  Anffassung  sei, 
welehe  Ihnen  Widersprttebe  aeigt. 


d«ff  CirioeliaB  nod  Rtaar.  425 

die  Ncebrioht  vo»  disr  Melduig  des  NetMOodf  vmä  AhklHidlgnng  der 
KoBM  wahr  sei,  so  Bisse  das  röSBisebe  Jahr  eiaaal  ein  lf4od|ahr 
fewesen  aad  aoeh  eioe  (fersaaie  Zeil  gebliebea  seia%  so  wie  der 
«abofaDceae  Vf.  es  *bis  ia  spile  Zeil'  Mfestoad.  Rs  ist  freüioh  naa 
eia  aaeatsekeidbarer  Streit  was  ^i^eraoaie  Zeit'  sei,  welclM  Zeit  ge- 
aigo  aai  das  formelle  des  Moodjslirs  aaf  eiae  aosaslöscbliehe  Weise 
eiasBiirigeB.  Sobald  aber  eiae  bestimmte  Naehricht  sagt  dsss  i.  B. 
aar  Zeil  der  Decemvira  die  Ides  aaf  Vollmood  gekommen  (Dioa.  Hai. 
X  69),  so  werdea  wir  eine  solohe  Naebrioht  höohst  beachteaswerth 
ftadea,  aicbt  sber  wie  Vf.  thot  sie  verwerfea,  damit  das  Mondjabr  §o 
wenig  Terrain  wie  möglich  erbsUe.  Zaaiebst  gibt  alierdiags  Dioay* 
sios  anr  seine  iodiTidnelle  Ansteht;  aber  diese  Aasieht  stimmt  mit  sll- 
gemeinen,  niebt  bloss  iadividuellen  Dingen  (356  Tage;  Rieksihinng 
amie  diem  • .  KaUmdas  osw.),  also  wird  sie  vieUeieht  aaeh  objeotiT 
sein ;  aaserm  heatigea  SnbjccÜvismns  gegendber  ist  sie  jedenfalls  die 
bereebligtere.  Die  Deeem? irnseil  ist  noch  schleebl  genag  Aberliefert ; 
in  EraMBgelnBg  einer  besseren  Ueberliefernng  mnss  msn  am  Ende 
geben  was  bei  Dionysios  and  aadem  stobt,  so  weit  es  angemessen 
oder  mdglieh  scheint. 

Der  Vf.  also  behaaptel  aicbt  bloss  eiae  eyelisohe  Sehsttnag  die 
ihres  Zwecks  (Eiaballong  der  Soanenjahresseiten)  verfehlt  aad  einem 
creatirlieben  Volke  neben  dieser  Beaweeknng  den  April  als  Spross- 
Moaat  SB  haben  den  wanderbaren  Eigensinn  beilegt  am  serviaaiscbea 
(?)  Kalender,  am  ftnehslaben  dieses  Kalenders  lieber  an  haflea  als  ab 
aad  aa  oiaea  Moaat  wegiulassea,  wo  die  ABschaaaag  lehrte  dpss  dies 
adtbig  sei,  sondern  ebenfsUs  eine  eigensinnig  bnohstiblicke  ResthsU 
tang  der  eiaselaen  MondenUngea  wie  sie  im  sernaaischen  Kalender 
Yorgesckrieben  werden.  Zeigen  sieh  sber  die  Rtaer  denn  sonst  im 
Kaieader  so  gsna  eigensinnig?  Unter  den  ersten  Königen  leiht  ihnen 
der  Vf.  Zeiten,  die  dnreh  aamittelbare  Beobachtang  mit  dem  Monde 
stimmen;  jedenfalls  tritt  eine  Reform  ein,  anter  Serrins,  wie  Vf.  will. 
Sie  siad  also  voa  ihrem  yorigea  Siaae  ab  and  anf  pyihagoreisehea 
Sinn  eiogegaagen;  nach  etwa  Wer  Meascheasltorn  haben  sie  aater  dea 
Deeeatira  sam  dritteamal  sich  reformiert  und  sind  ron  ihrem  vorigen 
EigeasiaB  ab  nad  aaf  eiaea  oeaen  Bigeasiaa  eiagegangen.  Die  sweite 
SinnesAndernng  hatten  sie  von  den  sadilalisohen  Griechea.  Diese  habea, 
wie  Vf.  S.  213  a.  SI4  andeutet.  Tage  aad  Monate  aasgesohsitet  aad  siad 
dabei  mit  Mond  nnd  Sonne  im  Schritt  gebliebea.  Ich  wAste  nicht  was 
die  Römer  hatte  abhalten  sollen  sieh  sowol  des  aasaoscbaltenden  Mon* 
des  als  aaeh  der  fnU^fa  iggj^foiftog  za  bedienen.  Soll  also  einmal  Aber 
die  oBsieherea  Zelten  des  Servias  ganrteill  werden,  so  fAhrl  die 
Wahrsoheialichkeit  dahin  dass  die  Römer  t.  B.  den  Aasschaltetsg  an- 
nshmen  und  so  mit  dem  Mond  stimmten.  Julias  Caesar  (bei  Sali.  Cat 
41  9  37  f.)  fiadet  dssa  seine  Landsleote,  die  Römer,  nicht  eigensinnig 
wsren,  sondern  gutes  und  braaehbaras  sanahawa;  im  Gegentheil  kaaa 
msa  sa  ihnen  einige  AasÜnderai  spAren.  Die  sonderbaren  Blgensehaf- 
tea  ihres  Kaleaders  haben  darin  ihren  Grand  dasa  Zeit  Geld  and  Geld 


426  A.  Mommsen:  iweiter  Beiirtg  uir  Zeitreeboang 

Haclit  itl,  ■ilbio\a«ff  eiDe  ealöblieli«  Wel«e  die  Zeitoiessiiiig  Geges- 
gtand  des  Ehrgeiies  wird;  man  rechte!  oai  SeheKmonde,  halbiert, 
yerdoppelt  sie  fflr  Geld,  aal  dea  WooBch  mAohtiger  Peraoaea  die  Boch 
einige  Wochen  Unger  sich  i»ereieherD  wollen  in  ihrer  Profin.  dkn 
historischen  Verhältnisse  aber  auf  jene  frflhea  Zeilen  ansawendea  ist 
Dicht  richtig ;  als  man  uoeh  sich  nicht  um  di«  Inlercalartage  taakte, 
braucht  die  Stdrriglceit  des  pontiflcischen  Kalenders  nicht  avflbllesd 
gewesen  su  sein.  So  mnsten ,  dfinkt  mich ,  den  Vf.  seine  eigenen  Be- 
hanplnngen  einladen  den  ROmern  eine  4i(iiQtt  il^aiQ^ijAog  zu  leiheo. 
Ich  meinerseits  hebe  längst  gesagt  dasa  die  Nandinniregel  anstatt  eiasr 
solchen  trefflich  dienen  konnte. 

Aber  Vf.  liszt  seine  Tetraäterts  weiter  Innfen  ohne  Correctioa: 
*tn  wenigen  Decennien  mnste  sie  wesentlich  von  den  Mondphasea  ib* 
weichen'  sagt  er  S.  16.   Das  wird  niemandem  lieb  sein,  der  die  Enl- 
wickelnng  des  römischen  Caltns  verfolgt.   Wie  eine  Bestebong  lar 
Natur  der  Jahresseit  hervorgehoben  wird  (von  Preller  rdm.  llytb.  S. 
141),  so  noch  znm  Mondlauf  (ebd.  S.  139  f.)-    Wenn  die  Idns  dem  Ja- 
piter  Lncetins  geweiht  sind  und  der  Juno  Lucina  die  Kaienden ,  so  bst 
dort  die  volle  Lichtgestalt,  hier  der  Neumond  na  Grunde  liegen  mes- 
sen und  wieder,  wie  der  Vf.  selbst,  als  er  unbefangen  war,  sugab,  *bii 
in  späte  Zeit'  an  Grunde  liegen  mflssen.   Nach  der  TetraSieris  des  Vf. 
steht  am  Ende  von  Servius  Regimente  der  sichtbare  Neumond  oage- 
fähr  da  wo  der  geschriebene  Kalender  die  Nonen  hat.    Sollte  deon 
wirklich  schon  so  frfth  die  Grundlage  der  Ansebannngen  weggesogeo 
sein ,  so  dasa  sich  die  römische  Religion  gleicbsnm  ohne  Boden  ia  der 
Luft  entwickelte?  ist  es  wol  eine  angemessene  Vorstellnng  dass  sie 
sich  bloss  entfsltet  hebe  in  dem  Kopfe  eiaea  Pontifez,  oder  ia  den 
Regelbnche  und  nach  dem  Regelbnohe?  Denn  dio  römische  Religions- 
gesehicbte  ist  in  der  Entfaltung  noch  nachher  begriffen.   Dflrfea  wir 
ibr  die  natürliche  Basis  wegaiehen?   Dem  Apollon  heiligten  Ait  Helle- 
nen ihre  siebenten  Monatstage  nnd  Apollo  Soranas  gewann  so  den  7& 
Märn  bei  den  Römern;  so  gibt  es  noch  manches.  Diese  leichten  \ithtT- 
gänge  dankt  es  mich  besser,  wofern  es  thnnlich,  an  die  Pbases  za 
knüpfen.  Wo  der  Grieche  und  der  Römer  die  gleiche  NatarsascbioBOf 
(hier  erstes  Viertel  des  Mondes)  mit  dem  7n  Monatstage  verbsad,  de 
war  der  Uebergaag  leicht  und  nahe  liegend,  ohne  dieselbe  sieberUcb 
schwerer.    Statt  also  dem  Mondjahre  absndingen,  leitet  alles  dartof 
hin  es  möglichst  lange  den  Römern  in  Einstimmung  mit  den  Phsien  »« 
bewahren.    Nicht  dass  man  die  Römer  lu  Astronomen  macbea  i(iXi^ 
bei  Leibe  nicht!  aber  man  gestalte  ihnen  nach  unmittelbarer  Beobaeh- 
tung  Mondjahre  zu  haben,  mag  man  nun  Ober  die  Trieteris  oder  Ene»^ 
teris  denken  wie  man  will.    Das  ist  die  Simplicität  welche  sich  fAr 
latinische  Bauern  schickt. 

Auch  bezweifle  ich  ob  der  Vf.  sieh  ordentlich  klar  geflisclii  Aa< 
wie  geringe  Aussehaltongeo  für  den  Mondlauf  genttgen.  Von  ServinB 
(Anfang)  bis  zu  den  Decemvirn  verlaufen  vier  Menschenalter,  is  ^^^' 
eher  Zeit  die  Summe  der  ausgeschalteten  Tage  etwa  drittebalb  Wocbes 


der  Griechen  and  Römer.  427 

belragen  wfirde,  was  wen!g  ist  in  so  tanger  Zeil.  Für  den  Mondlanf 
sind  die  Tagsammen ,  welche  der  Vf.  vorschlägt,  vorlreffliob  gesobioki 
«od  der  Fehler  klein.  Ich  werde  mich  nie  davon  übertengen  dass  der 
Moodlanf  mit  solcher  Feinheit  für  vier  Jahre  angesetzt  nnd  dennoeh 
preisgegeben  worden  sei  bloss  weil  es  im  Buche  so  stand,  ebenso  we- 
nig ftberbanpt  daaz  sich  so  zierliche  Nnmenien  irgend  reimen  lassen 
mit  der  Barbarei  eines  vierjährigen  Mondoyclus*)  der  14  oder  15  Tage 
filsch  ist  gegen  die  Jahreszeit.  Zierliche  Numenien ,  sage  ich.  Ob 
die  Monden  29  nnd  30  Tage  haben  oder  ob  auch  welche  von  31  daran- 
ter  sind  nebst  einem  —  ich  weiss  nicht  woher  genommenen  —  *27ta- 
gigen  SchaUmonat'  (S.  13)  —  das  sieht  viel  störender  ans  als  es  ist; 
die  Lidilgestalt  des  Neumondes  ist  sehr  launisch  nnd  stimmt  auch  mit 
der  hellenischen  Tagregel  nicht  immer. 

Aber  ganz  abgesehen  von  dem  Detail  der  Ausrahrnng  möchte  Vf.  sieb 
das  Ziel  seines  Weges  za  hoch  genommen  haben.  Die  Einrichtung  des 
Jahres  nnd  der  Monate  selbst,  wie  Servius  (oder  Numa,  was  indes  ein 
wenig  Unterschied  macht)  sie  gestellt,  zu  errathen  ist  eine  sehr  hohe 
Aufgabe,  der  jedenfalls  eine  sorgfältige  Prafung  der  Quellen  vorange- 
ben mnsz.  Statt  za  fragen  wie  Numas  Kalender  beschaffen  gewesen 
mnsz  man  fragen  welche  subjective  Ansicht  Fabius  usw.  davon  gehabt 
habe;  in  dieser  Fragstellung  liegt  das  Eingeständnis,  man  könne  vieU 
leicht  ganz  nnd  gar  nicht  den  wirklichen  Numa -Kalender  selbst  ge~ 


8)  Yf.  ist ,  glaube  ich ,  durch  Censorlnus  auf  diese  Idee  gekommen, 
vmi  dem  er  dennoch  8.  213  eine  Ansieht  unrichtig  findet.  Ich  habe 
bisher  nicht  daran  gezweifelt  dass  Idelef  II  607  den  Censprinus  des 
Irthunra  -mit  Qrund  beziobtigt  habe ,  im  Gegentbeii  wüste  ich  den  Schein 
durch  welchen  Censorlnus  getäuscht  worden  noch  zu  verdeutlichen.  Die 
Mythographen  stellen  als  erstgegriindet  meistens  die  Isthmien  voran, 
4.  h.  eine  Trieteris;  sp&ter  folgt  die  Penteteris  von  Olympia  —  denn 
elympisebe  Ennaeteriden  scheinen  nieht  überliefert.  Die  Pytbienansätse 
sind  nicht  deutlich;  aber  blickt  man  ins  marmor  Parium,  so  hat  man  eine 
Ennaeteris  von  Ol.  47,  3  abwärts.  Da  sieht  es  aus  als  kämen  erst  Trie- 
teriden  (Isthmien,  Nemeen),  dann  die  vier-  und  achtjährigen  Gyden. 
So  sah  es  ans  für  den  unrichtig  vergleichenden!  Censorlnus  hätte 
aneh  das  juKanische  Quadrienntnm  wol  nicht  hineingebracht  —  was  Vf. 
mit  nns  anderen  fehlerhaft  findet  im  Censorlnus  —  wenn  er  nicht  durch 
die  Olympladen,  scheinbar  die  Mittelstufe  zwischen  den  trieterischen 
Isthmien  und  enuaeterischen  Pythien,  und  die  Aehnlichkeit  des  olympi- 
schen und  capitolinischen  Agon  wäre  geleitet  worden.  Schon  die  au- 
gustischcn  Lustra  berühren  01ympiadenanf3inge,  nemlichOl  188,1.  103,1. 
198, 1,  immer  erste  Jahre,  aber  nach  zweierlei  Oleichsetzung.  Hernach 
indes  ist  diese  Gleidisetsung  constant  geworden ,  wenn  Vf.  8.  167  recht 
berichtet  (ich  denke  ans  Boeckh)  dasz  4n  jedem  dritten  Jahr  eines  jn- 
lianisehen  Quadrienniums  capitolinische  Olympien  seit  Domitian  86  n« 
Chr.'c=01.  216,  1  c=  85/86  gefeiert  wurden.  Denn  das  dritte  Jahr  des 
juliamachen  Quadrienniums  beginnt  allemal  in  einem  ersten  Olyropiaden* 
jahr,  nachdem  sechs  Monden  früher  die  griechlsohen  Olympien  gefeiert 
waren.  Diese  Qleichsetzung  ist  auch  bei  Ol.  108,  1.  Weshalb  yf.  die 
alten  nnd  ihre  römischen  Olympiaden  kritisiert  ohne  die 
Olympiaden  heranzuziehen,  sehe  ich  nicht  ein  (S.  166  f.). 


428  A.  Mommseo :  swoiter  Bettrig  tur  Zeitreclinvaf 

wouaea  haben ,  wenn  nan  eines  spiteii  rftmieelieB  Gelebrtea  Ansicht 
gewonnen  habe.  Wir  sehen  die  Richtung  eines  Teleskops,  das  lid  auf 
einen  einstmals  sehr  hellen  Punkt  am  Firmaaient  richtete;  die  Ricbtittf 
ist  viel,  sie  gibt  uns  die  Grade,  aber  sie  ist  nicht  alles.  Deaa  anti 
sehen  ob  der  alte  Observalor  auch  richtig  observiert  habe,  nüatea 
wir  seihst  das  Teleskop  auf  den  Punkt  richten  können.  Der  aber  ist 
selber  verschwunden ,  denn  am  Firmament  der  Geschichte  wandelt  et 
sieh  schneller :  was  ein  lichter  Stern  war  kann  sieh  in  einea  Nebel 
auflösen  oder  beinahe  lerstieben,  so  dass  wir  oft  nur  die  Ricbtaig 
erkennen  in  welcher  ein  alter  Historiker  einen  leeren  Fleck  sa  b^ 
trachten  scheint.  Im  Bewastsein  also  der  Schwache  unserer  histori- 
schen Kenntnis  gieng  ich  darauf  aus  die  suhjectiven  Vorstellungen  des 
Fabius  und  Cincius  för  die  römische  Chronologie  in  findeo.  Aocb 
diese  Aufgabe  ist  nicht  leicht;  aber  folgender  Umstand  ermutigte  osd 
begeisterte  mich. 

Ich  war  zuvörderst  Qberzeugt  dass  die  antiken. Archaeologes  nit 
Recht  den  Römern  ilterer  Zeit  Mondjahre  beilegen.    Diese  Wahrheit 
galt  mir  als  eine  objective,  weil  der  Kalender  dahin  fahrt  (Ideler  II 
37  f.)*   Sie  ist  auch,  seit  Ideler  sie  nachdrQcklich,  in  UebereiDstin- 
mnng  mit  Petav,  hervorgehoben,  von  keinem  Gelehrten  in  Abrede 
gestellt  worden.    Den  nach  unmittelbarer  Beobachtung  eittgehaUeaeo 
Mondmonat  legt  der  neueste  Bearbeiter  dieser  Sachen  S.  10  der  iltereo 
Königszeit  bei.^   Fabius  und  Cincius  haben  also  auch  Mondjahre  f^ 
wollt,  die  romulischen  Zeiten  waren  ihnen  wie  ans  dunkel;  wie  ge- 
langten sie  zu  ordentlichen  Mondwechseln?  oder  wollten  sie  doch 
keine  lunarischen  Daten,  sondern  redueierten  sie  auf  den  ihh^ 
Kalender?   Unmöglich  wfire  das  nieht,  aber  leider  winea  wir  aieht 
genau ,  welcher  Kalender  zu  Fabius  Zeit  der  Abliebe  war.   Ist  ts  der 
spatere  hybride  Kalender  gewesen,   so  wareo  seine  Eigenscbaftea 
nicht  einladend   die  alten  Mondjabrsdaten  auf  ihn  an  redscieres. ) 
Also  aus  den  ehemals  gewesenen  Mondwechseln   aberUeferta  Dates 
konnten  Fabius  und  Cincius  im  Besitz  ihres  lunarischen  Werthes  doch 
möglicherweise  gelassen  haben.    So  dachte  ich,  indem  damals  (vor 
viertebalb  Jahren)   ahnliche  Fragen   der  griechischen  Zeilreohassg 
mich  beschäftigten.   Heilige  Daten  durften,  meinte  ich  (Beilrige^-^)' 
nicht  geändert  werden  durch  Reduction,  z.  B.  der  21e  April  als  Mv- 
dungstag  der  Stadt;  der  Daten-Name  (a.  d.  XI  K.  Maias)  moste  imn^r 
bleiben.  Aber  die  Religion  wie  die  allgemeine  Ueberzeugnag  verlangte 


4)  Er  wiU  den  171  Jnhren  vor  Servina  (den  er  172  *•  tL  aatrettf 
Uezt  nach  älterer  Zahlung),  so  viel  ich  verstehe,  nur  den  Hooat  ^' 
währen ,  nicht  dae  Jahr.    Das  ist  eine  Anuahme   die  snr  Sache  nicw 
thut;  genug  der  Mondmonat  wird  auch  nach  dem  Vf.  nenn  Cyclen  vo 
metonischer  Länge  hindurch  eingehalten.  5)  Mithin  hatten  spsM^^ 

wenn  sie  des  jolianischen  Kalenders  sich  bedienen  konnten,  ^^^^^zl 
saohung  alle  Daten  zn  redncieren  in  unweit  grösserem  MaasstaDe  «^ 
bestehen.  VieUeieht  besUnden  sie  dieselbe  aach  nicht  and  verdieav 
noch  Lob  obendrein. 


der  GrieclMB  ladl  Rtaer.  489 

emen  SJ«  das  Ifondea,  3a  Tag«  nach  dem  Nenmoiid  iMiftte  der  h^Uam 
GrdndoagsUg  Roma  fallea.  Die  Religion  war  aber  noch  aaapracha« 
voller.  .  Sie  verlaogte  aaeli  daaa  dieses  90  Tage  aacb  Nenmoad  FatleDde 
P«lilieiireat  mit  deai  Untergaage  des  9idu$  parüidum  ooiaoidlere.  Ea 
kicaaea  die  Uyaden  eben  deshalb  so,  weil  sie  mit  jenen  denkwtrdigu 
alea  Palilien  lasammentrafen.  So  war  der  Sonnenstand  Rjdert  (91 
April  jal.*)),  ^®'  Moadatand  fixiert  (20  Tage  nacb  Neamond),  eadlieh 
auch  der  Daten  •<  Name  (a.  d.  XI  K.  Maiai,  d.  h.  sehn  Tage  vor  deA 
Newaonde  das  Mai).  Aber  ein  viertes  war  freigegeben,  das  Jahr.  Bei 
dar  Unsicherheit  der  Regiemagsdauer  des  Romolos,  Nnma  asw«  aehiaA 
ea  mir  als  oh  die  alten  Chronologen  sich  gar  nicht  an  ängstigen 
brauchten  ein  paar  Jahr  höher  oder  tiefer  au  gehen.  Und  diesen  Er-» 
wigottgen  kam  nna  ein  ungefährer  Ueberbiick  der  römischen  Aeren- 
aamnge  auf  folgende  Art  entgegen. 

Gruppen  aemüch  hatten  sich  mir  langst  geaeigt  und  mich  enge« 
reist  darfiber  nachauainnen.  Einige  Aerenanfinge ,  wie  Varroa,  Cato» 
■.  a.  standen  gani  dicht  beuammen,  andere  aber  and  gerade  die  IHe-^ 
atan  von  Timaeoa,  Fabins  und  Ciuoius  waren  gana  versprengt,  leb 
tkeilt^  sie  alao  aawillkarlieh  in  Cycladen  und  Sporaden.  Hiatortacli 
branohle  ich  diese  Gruppierang  gar  nicht  falsch  zu  finden.  Warum 
sollten  diejangerea  Forseher  sieb  nicht  ausammenroitieren  gegen  die 
filteren  ?   So  etwas  findet  sich  ia  der  Gelefarteogeachicbte,    . 

Haben  die  jene  drei  Racksiehten  (Mond,  Sonne,  Namen)  befolgen- 
den aich  unter  einem  Zwange  befunden  die  groste  Mehrzahl  der  Jähret 
sa  UMiden,  in  welchen  die  Hyaden  nicht  auf  den  lOn  vor  Neumond  ka- 
men, mithin  eigentlich  unter  6  Jahren  nur  eine,  genauer  unter  19  nur 
ein  einaiges  brauchbar  finden  können ,  dann  haben  sie  sporadisch  an- 
geaetat;  vielleicht!  Und  die  Ueberlieferung  bot  die  Hand.  Die  Sage 
fixiert  oft  dea  Tag,  nie  und  nirgends  das  Jahr.  Also  bei  den  Sporaden 
mnaz  man  die  Rfickaiohten  auf  das  heilige  Datum  der  Palilien  voraus- 
setzen, deren  Tag  also  nicht  bloss  auf  den  Sin  April  julianiseh,  aaf 
welchen  alljährlich  Jener  Sternanfergang  den  allen  zufolge  angesetzf 
wird,  sondern,  was  nicht  alljährlich  der  Fall  ist,  zugleich  auf  den  21n 
eines  lunarisehen  April  auskommen.  Bei  den  Cycladen  kann  davon  im 
ganzen  nicht  die  Rede  sein;  dasz  sie  aufeinanderfolgende  Jahre  be* 
nutzen,  zeigt  Vernachlässigung  des  Mondstandes,  der  höchstens  in 
imem  dieser  Jahre  der  erforderliche  ^  sein  kann. 

Inzwischen  hatte  mich  die  hellenische  Chronologie  gelehrt  dasz 
Kallippos  v.  Chr.  330/29  eine  cyctische  Jahrfolge  begonnen  habe; 
19  Jahre  danach  v.  Chr.  311/0  fiengen  die  Chaldaeer  ebenfalls  eine  an. 


6)  coQventionell  fixiert,  wie  all  dergleichen;  so  hat  man  lange  Zeit 
nach  altem  Stil  in  Europa  gerechnet,  obwol  der  alte  Stil  nicht  mehr 
genau    stimmte.  7)    Reebnet    man   hipparchisch,   so  hat  das  von 

Varro  gewählte  Jahr,  vor  Chr.  7&8,  die  günstigsten  Eigenschaften;  der 
le  Thoth  ==  Kai.  Martiae  ist  (sichtbarer)  Neumond. 


430  A.  Momumm:  sweilMr  Mirag  JKar  ZeitrBchniiBg 

Waaderbar  ibDltcli  war  dieaea  mmü  mit  Mgeoder  WabmahaiaBg.  F». 
biaa  begaui  aeine  ZMtreolinaDg  Ol.  8,  1  urba  Roma  eoadil«;  aber  f«* 
rade  19  Jahr  apAter  begaua  die  Zeitreohnaag  dea  Ginoioa,  Ol.  12,  4 
ttrba  Roma  condiU.  Aber  neio  EraUanen  Aber  die  A^oUcbkeil  mehrte 
aich  Boch.  Dena  nao  fieng  ich  ao  die  griechiaebe  uod  cbaMaeUebe 
Epoche  hinanf  und  hinab  zm  reobnea,  immer  19  Jahr  abtheilead,  wie 
die  Oalerreehner  welebe  mit  Cycieo  aafwirta  gehen  and  auf  eiaea 
Cyeleaanfaag  den  Weitanfang  bringen,  oder  wie  die  Aegypter  welohe 
Haadsaternperiodea  emporfabren  bia  in  grane  Zeiten,  am  aaf  etaaB 
FferiodeaanCang  anch  beilige  intbroniaierungen  sa  aetsea.  Hiaaafrecb- 
aend  alao  fand  ich  daas  Ol.  8,  1  and  Ol.  12,  4  cyoliaehe  Aafftnge  dea 
Kallippoa  and  der  cbaldaeiachen  Aera  warea.  Wie  denn?  iai  Fabiaa 
eia  helleniatiacher  Rechner  geweaen?  kaaa  aeia!  er  achrieb  ia  grie- 
chiacher  Sprache;  oder  machte  er  den  Chaldaeer?  vielleicht!  Italien 
warde  von  cbaldaeiachen  Gelehrten,  denen  ea  an  Geld  mangelte,  api- 
ler wenigatena  förmlich  ttberachwemmt.  Und  Cinoioa  —  anch  der  ein 
Chaldaeer  oder  Grieche?  waa  aber  dea  Fabiaa,  maate  aacb  fiber  aeia 
Anfangajabr  gelten,  dal>eide  Heton  VIII  braacben ;  aber  Ciadaa  fcoasie 
ja  aeinea  LandaaMnaea  Pabina  Sparen  folgen.  Die  Eiaaichi  voa  dieaea 
aamöglich  aafalligen  Coincidensen  lieaa  mich  anfange  den  timaeiaobeB 
Anaata  veraacbUaaigea ,  ao  wie  die  kalendariacbo  PrOfnag,  welche  ich 
aacbhole. .  Sie  gibt  meiner  Anaicht  neue  Statsen. 

Haben  Pabina  und  Cinciua  Mondjahre  gewollt  aad  die  alten  Dalea 
lanariach  genommen,  ao  mnaa  nach  ihrem  Anaalae  (in  Meloa  VIU)  der 
Sie  April  augleich  nach  Mond  und  Sonne  anakommen,  d.  b.  es  mawi 
Neumond  aein  am  In  April.  Die  Correlatjahre  der  kallippiacbea  Pe- 
riode gehören  in  v.  Chr.  292  and  291 ,  aua  denen  ein  AuaachniU  eben 
Heton  VUI  bildet,  d.  h.  Ol.  8, 1.  12,  4  and  andere  achte  Jahre  Metoea. 
ba  die  olympischen  Jahre  im  Sommer  beginnen ,  ao  fragt  ea  aieb  ob 
Fabius  das  au  %  oder  an  %  mit  dem  olympiacben  eongraiereade  Fmk- 
Uagsjahr  von  Kai.  Martiae  mit  Ol.  8,  1  gleicbaetaen  wollte.  Er  bat  die 
Coincidena  au  %  vorgezogen^),  wie  die  Nnmenien  aeigea.  Deaa  der 
erwartete  Neumond  auf  den  In  April  findet  aich  in  v.  Chr.  292;  bUü 
iai  der  21e  April  swansig  Tage  nach  Neumond;  der  abendliehe  Ualar- 
gang  der  Hyaden,  für  welchen  die  Convention  21  April  jal.  aelai, 
coincidiert  mit  der  verlangten  Phaae.  So  iat  der  Indidenbeweia  voU- 
atindig  daaz  Fabiua  und  Cinciua  den  21n  April  ordentlich  orientiert 
and  anch  a.  d.  XI  ÜT.  Maias  nicht  auf  einen  moderneren  Kaieader  re> 
duciert  haben.  Wer  ein  ao  praeciaea  Resultat,  das  mit  allen  Nachrich- 
ten in  bestem  Einklang  ateht,  glaubt  dem  Zufall  verdanken  an  könaea, 
dea  mag  ich  gar  nicht  bestreiten;  er  nennt  Zufall  etwas  anderen  als 
wir  andern  gewöhnlichen  Leute.  Ohne  aergffiltige  techniache  Benntaung 
einea  Mondcyclns,  wie  das  Ausland  darbot,  ist  es  nicht  wabracheinlich 
dasz  der  jnt.  21e  April  zugleich  auf  einen  2ln  des  Mondes  gefallen  aei. 

8)  wenn  er  olympische  Jahre  brauchte,   waa  vielleicht  nicht  der 
Fall  war. 


der  GrieelMii  md  RdiMr.  431 

MMi  htUrn  adMNi  die  BtMtMmg  der  B^oelieiijihre  Olberfteflgt  dtti  hier 
«usltediselie  Tecbnili  iierMigfesogen  sei.  Der  ClMideeer  Hegt  19  Jahr 
Mck  Kallippos  »0,  Cittoios*)  19  nach  Fabios;  aech  mehr,  alle  vier 
Aafin^  falleo  aaf  Meten  VUl,  das  betraohtete  ioh  damab  als  Beweises 
geoeg;  jeUt,  da  sieh  der  HyadenoDtergang  an  die  richtige  Phase  lehnt, 
kami  iefa  nor  noch  fester  an  meinen  Teehntkem  halten. 

Und  nnn  Timaeos!  hat  aneh  dieser  Roma  GrQndnng  in  ein  Jahr 
geeeist  welchen  den  jal.  21n  April  und  seinen  Sternnntergang  mit  einem 
Ml  Tnge  nach  Neumond  verbindet?  Allerdings  hat  er!  und  die  Ver- 
mntnng  dasa  die  sporadischen  Ansitze  auf  Berftcksichtignng  der  PaK- 
Uen  =  lunarisoh  a.  d.  XI  K.  Maias  ruhen ,  also  auf  Lnniaolarbestiaa- 
mnngen,  bestitigl  sich,  jedo^  mit  einem  bemerkenswerthen  Unter- 
schiede.  Nehmen  wir  fQr  des  Timaeos  Ansatz  die  Correlatjahre  t.  Chr. 
283  and  281,  ans  deren  Theilen  Meton  XVIII,  also  t.  Chr.  814/3  (ßama 
ei  Carikago  urbei  eomdiiae,  Timaens)  besteht.  Hi^  ist  die  Numenie 
den  Kallippos,  also  die  unsichtbare,  nicht  den  In  April  sondern  den 
dOa  Mira;  swei  Tage  falsch,  scheint  es.  Allein  schon  lingst  habe  iph 
hehanptet  dass  Timaeos  nach  sichtbaren  Nenmoaden,  wie  Meton,  an- 
^tsen  koante.  War  der  dOe  Mira  der  bloss  kalendarische  Neumond, 
so  konnte  am  In  April  das  erste  Licht  gesehen  werden.  So  hat 
V.  Gnnpaeh  fOr  eins  der  Correlatjahre  Meton  XVIII  (nemlich  v.  Chr. 
343)  seinen  In  Artemisios  angesetst  auf  In  April  (Zeitr.d.  Bab.  S.50). 
Mitbin  bat  Timaeos  nicht  so  technisch,  |edocb  nach  hellenischer  Praxis 
angenetat.  Aach  ist  noch  ein  aweiter  Unterschied  von  den  Fachgenoa- 
sen (Fabiua  und  Cinoins).  Fabius  benutzt  den  Frfibling  des  Vorjahre^ , 
Timneoa  den  des.  Nachjabres.  Vielleicht  hat  Timaeos  sein  dorisches 
Jahr  beginnend  5n  Nov.  (in  Meton  XVIII)  mit  dem  PIejaden-Nemnond 
etniseh  zu  Grunde  gelegt  und  hier  die  urbs  condita  orientiert.  Ihm 
folgten  in  d^m  Sinne  Fabius  und  Cincius,  dasz  sie  die  Epoche  tausch- 
ten. Giengen  sie  vom  unsichtbaren  Neumond  ana  and  gestatteten  sich 
eine  Wahl  zwischen  den  beiden  anstoszenden  FrQhlingen ,  so  bemerk- 
ten nie  dasz  sie  mit  Meton  VIII  eiae  ebenso  schöne  Orientierung  des 
PalUientages  gewinnen  konnten.  VieHeicht  hat  Fabius  gar  nicht  den 
heUeniaehen  Cyolns  sondern  den  ohaldaeischen  gebraucht  oder  den 
selenkidisehen.  Ich  habe  mich  bemflbt  zu  erkennen,  wann  die  chal^ 
daelneben  Jahre  beginnen,  ob  sie  ala  Frtthlingajahre  dem  Fabius  ebne 
weilerea  entgegenkamen ,  was  ich  aber  nicht  zu  veraichern  wage  '^. 
Ein  ehaldneischer  Mathematiker  dürfte  als  Quelle  nahe  liegen,  nifaer 


9)  Cinoins  also,  die  Palilian  eben  vor  Ol.  12,  4  setzend  und  12,  4 
als  Anno  1  betrachtend,  that  dem  Palilientage  seine  volle  und  rechte 
Ehre  an.  Der  Vf.  weiss  Mittel  an  finden  den  Ansatz  von  Anno  1  anf 
Ol.  13,  1  an  verschieben  und  den  Qründnngsact  in  den  Frühling  des 
olympischen  Jahres  12,  4  selbst,  wodurch  der  Innisolarisoh  richtige  Pa- 
lilienansats  in  einen  falschen  verkehrt  wird.  Ich  komme  auf  die  selt- 
same Casnistik,  die  Vf.  dabei  brancht,  ftpäter  snrUck.  10)  Ich  brauchte 
freilich  mir  beizustimmen;  denn  v.  Gumpach  läset  seine  Chaldaeer  mit 
dem  In  Xanthikos  beginnen  und  setzt  eben  den  f&r  Fabius  erwünschten 


4QS  A.  Moamseii:  twtiler  BtilMf  Mr  ZeitreeiinoBg 

vMllaklit  tifl  Kallippoft.  Aaob  wife  wol  Mr  den  AefMiMfMig  der 
Frahling  •!•«•  erstM  cMdaeiscIieQ  Jahres  elwM  willkoauneeer '^) 
eis  der  eiaes  19*  ktllippiseben ,  der  indes  sllerdiegs  hü  dea  «eu 
Monden'  des  kallippisehen  Bpochenjrtres  kennte  sesamBengeMfee 
werden« 

Wie  verhAli  sieh  aber  nnn  der  Vf.  sn  diesen  aaf  Teehnik  bem- 
henden  Ansilsen?  prall  er  sie  aaeb  recht  fleissig?  denn  da  Boeckh 
sie  niehl  bestreitet,  so  mäste  Vf.  sie  doch  erst  ordeolliek  annchen, 
ehe  er  behauptete  dass  von  cyoUsehen  Aasitsen  nad  anslindiaeher 
Kaust  hier  nichts  antaerkeanen  sei  (8.  S07  f.)*  Boeckh  nemlich  leag- 
net  die  Anknflpfang  an  Kallippos  *  für  im  AUerihnn  galtig  gewesene 
Acren'  (Stadien  S.  113),  was  er  hinanffigt  om  Cincias  und  Fabins  ans- 
ansohliessen.  Dies  sieht  man  ans  dem  was  Boeokb  ebd.  S.  106  and 
140  urteilt.  Er  bemerkt  dasi  hier  die  Orientierangen  aach  KalKppos 
*Tielleicht  wahr* seien,  dasi  sie  aber  doch  nicht  Beispiele  abgebea 
?on  Attknftpfung  wirklich  politischer  Acren.'  Von  seinem  «ega- 
tiven  Standpunkte  war  das  sehr  viel  eingerfiumt;  er  hatte  niebt  ab- 
sprechen wolien ,  weil  die  Benqtzung  aweier  unmittelbar  sich  folgen- 
der Bpochenjahre  im  gleichen  Sinne  —  als  urbs  condita  —  gar  aa 
merkwflrdig  ist.  So  thut  der  Vf.  Unrecht  sich  nur  so  im  atlgemeiiien 
auf  Boeekh  S.  113  au  berufen  und  die  Beziehung  der  *GAttigkeil  im 
Alterthnm*  auf  Pabius  und  Cinoins  au  verkennen.  Man  masa  dem  Geg> 
ner  in  die  Augen  sehen  —  «vro^OaAfufv,  das  ist  Polemik!  Wer  des 
Gegners  Standpankt  nicht  einzunehmen  weiss,  der  wird  ihn  nie  beleh- 
ren.  Aber  ich  will  meine  Techniker  weiter  rechnen  lassen. 

Man  bemerke  dssz  Fabias  von  der  Gleichung  Ol.  8,1  =  748/7 
das  Vorjahr,  aber  Timaeos  Ol.  -r  9,  3  =  814/5  das  Naohjahr  beantst 
bat,  jener  vielleicht  ein  chaldaeisches,  dieser  ein  pytbisohes  (dori- 
sches) zn  Grunde  legend.  Die  Sache  ist  sicher  durch  die  Neumonde 
auf  m  April.  Sie  Usat  sich  noch  von  jeglichem  Kalendernamen  anab- 
hSngig  prflfen  durch  die  solstitialen  Vollmonde.  Hier  besUtigt  sich 
nnn  erstlich  dasz  aberhaupt  die  iltere  Zeitrechnung  Roms  nach  Mond- 
Jahren  angesetzt  ist.  Die  alten  ftberliefem  solstitiale  Vollmonde,  diese 
finden  sich  auch  mit  einem  hinreichenden  Grade  kalendiriseher  Ge- 
nauigkeit in  den  entsprechenden  Jahren;  man  wird  also  vemftnllifei^ 
weise  ennehmen  messen  dasa  diese  solstitialen  Vollmonde  von  antiken 
Kalenderleuten  in  technischer  Weise  angesetst  sind,  doreb  Retroeom- 
pnlalion,  weil  die  Zeiten  der  Cremera-  und  Alliasehlacht  sehr  anehro- 


Marsneumond  als  In  Xantbikoa ,  nemlich  v.  Chr.  235  Mars  4  c=  In  Xan- 
thikos.  Die  folgende  Noqienie  kann  man  dnroh  eine  andei'e  Tagvertfa«!- 
In&g  leicht  vom  8n  April  (v.  Qnmpaoh)  aof  den  2n  April  bringen ,  der 
am  Abend  des  In  April  beginnend  einen  21/22  April  als  Hyadenitnter^ 
gang  darbtfte.  —  Femer  könnte  man  anoh  noch  eine  swei  Kaienden  tie- 
fere Nuoienie  nehmen,  a.  B.  die  von  v.  Chr.  107.  11)  Mir  wenigsten«, 
da  doch  auf  das  einfallen  des  Neujahrs  Gewicht  sn  legen  ist.  Sonst 
mnsa  ich  angeben  dass  aweierlet  Qleiohsetanngen  vorkommen  und  meine 
Mhera  Lehre  nnsardehend  war. 


der  Griechen  niid  Römer.  43S 

Dolof  iflch  aberliefert  waren.  Da  ist  es  nan  höcbst  merkwSrdif  das«  der 
solstitiale  Vollmond  ans  dem  jnl.  Vorjahr  heranzunehmen  ist,  wie  idi 
im  rhein.  Mos.  XlII  S5  gezeigt  habe.  Dies  ist  die  fabianische  Oleleh- 
settong',  der  anch  das  Vorjahr  brancht.  Ich  habe  noch  weitere  Bestl- 
tigongen  dieser  Gleichsetzang  gefanden,  die  mir  nicht  mehr  nölhig 
scheinen ,  weil  ich  den  Beweis  der  fabianischen  Mondjahre  fflr  volf- 
sündig  halte. 

Der  Vf.  hingegen  macht  di^  Chronologen  almtlich  zn  RiatoH- 
kern  und  erkISrt  die  Ansitze  der  arbs  condita  durch  rein  historische 
Rinanfrechnung,  was  dem  Material  dieser  Frage  kein  Genüge  thiit. 
Ein  Cbronolog  versichert  sich  erst  des  technischen,  was,  da  er  nnge- 
nfar  weisz  wo  die  Aera  anfangen  mnsz,  znr  Folge  hat  desz  er  ein 
paar  Jahre  ans  der  historischen  Rumpelkammer  hinznnehmen  oder  in 
dieselbe  hineinwerfen  masz.  HStte  wol  Cincins  19  Jahre  spSter  als 
Fabias  ansetzen  können,  wenn  der  historische  Stoff  sicher  fixiert  war? 
Nan,  darober  werde  ich  mich  nie  einigen  mit  dem  Vf.  Ich  vermisse 
auch  hierbei  die  Erörterung  was  für  eine  Jahrsorte  bei  jeder  Aera  zu 
Grande  liege ,  um  so  mehr  da  nach  des  Vf.  Lehre  der  Jahraorlen  *)  in 
Rom  selbst  mehrere  waren  and  neben  einander  fortbestanden,  das  zefan- 
noDatliche  des  Romulus,  das  hybride  seit  den  Decemvirn  und  ein  Jahr 
welches  Vf.  das  Banernjahr  nennt.  Blosz  die  pythagoreische  Totraö- 
leris  ward  aufgegeben,  nachdem  sie  behaftet  mit  einem  Innarischen 
Fehler  von  17  Tagen  (ungefihr)  bei  der  Decemvirnzeit  anlangte  nfld, 
weil  sie  dnrch  den  ganzen  Sonnenjahreslanf  sich  verschoben  nnd  be- 
reits wieder  eine  Jahreszeit  verspielt  hatte,  ihren  Abschied  erhielt. 
Sei  dem  nnn  wie  ihm  wolle,  es  musz  jedenfalls  erörtert  werden,  was 
fDr  Jahre  Cato  von  Troja  bis  Rom  zählte?  wie  die  Fastenmacher  ihren 
Weg  fanden  durch  die  dreierlei  Daten  fflr  die  Amtswechsel?  was  fflr 
Jahre  Fabius  brauchte?  nnd  weiche  Sorte  Varro?  ob  sie  die  anch  dem 
Vf.  znfolge  Innarischen  Daten  ältester  Zeit  in  ihrem  Mondstande  re- 
speetierteti  oder  ob  es  ihnen  gleichgaitig  war  a.  d.  XI  K,  MaioB  (f a- 


ff 

12)  leb  kann  mir  ffieses  nm  so  weniger  erklliren  als  eben  eine  allcti 
kaasllose  Betraehtnng  den  Vf.  k&rslieh  hat  Fehi«r  ma^en  (f.  rheia. 
Mos.  XUi  öd).  Er  nahm  von  vom  hereiQ  an»  die  an  Christi  Qelnut 
pknupften  Jahre  mästen  nnterschiedslos  sein,  nnd  setzte  Zechs  von 
1  ▼.  Chr.  =  0  gezähltes  Jahr  unter  die  gewöhnlichen;  auf  diesen  Feh- 
ler baute  er  (R  G.  I  008)  einen  Beweis.  Nnn  also  war  es  doch  an  der 
Zeit  auf  die  Jabrsorten  zu  achten ,  deren  bei  den  alten  noch  mehr  wa- 
ren. Ebenso  bezog  Vf.  in  der  römischen  Gychlehte  moderne  Finster- 
niadaten  auf  altr5mi8che  Jahre,  die  er  also  ganz  nnbefangen  als  mit 
den  julianischen  identisch  behandelt :  s.  ebd.  I  433  n.  908.  In  der  neuen 
Arbeit  8.  45  scheint  er  diese  in  der  röm.  Gesch.  gemachten  Fehler  yer- 
inieden  zu  haben ;  aber  der  Sinn  für  chronologische  Unterschiede  ist  ihm 
immer  noch  nicht  aufgegangen.  Ich  habe  freie  Mondjahre  als  Amts- 
daner  angesetzt;  hier  galt  es  die  Jahrunterschiede  en  prfifen.  Diese 
Aufgabe  lehnt  der  Vf.  als  unnöthig  ab  (S.  103),  und  sie  war  doch  sehr 
nSthig.  Dasz  das  de  la  Nanzesche  Jahr  von  dem  freien  Mondjahr  gHnz- 
lieh  Terschieden  ist,  scheint  er  nicht  zn  bemerken  (S.  100). 


434  A.  MommsM :  swwler  Mtrag  sar  Zeitr6chmiiig 

Ulien)  soa  Bx^oip»!  «af  Vollmoad  tu  briogaa?  Vf.,  deake  ich,  wfirde 
Mgea  dasi,  wie  seit  Serviae  Zeil  der  Kaieader  iaimer  weniger  sich 
um  Seane  aad  Moed  kamaierte,  so  sech  die  römischea  Geldirfea, 
welche  also  des  aoiaiaeile  der  altea  Datea  resthieltea  uad  nicbl  aech 
Jahrea  sachtea  wo  der  HyadeaBatergeng  aaf  eiaea  10a  tot  NeaAoad 
kaai  —  aaa  woan  sie  aioht  sachtea,  so  faadea  sie  ohae  sa  sachea! 
deaa  Timaeos,  Fabius  uad  Ciucias  faedea  die  rechtea  Hyadenaater- 
gftage.    Ich  habe  schoa  gesagt  da^tiese  lelstgeaaBatea  Chroaologea 


braacbtea,  mithia  aac'brauchbare  Cyclea  heransogen. 
JUich  habe  ich  behaaptet,  Cato  sei  auf  seiaea  Aasats  durdi  dea  Un- 
slaad  geffthrt  wordea,  dass  die  römische  Aera  nagefibr  da  aafieag 
wo  der  le  Thoth  auf  Kai.  Martiae  kann,  weil  sich  so  das  vorliegeade 
besteas  erledigt.  Deaa  eben  jeae  Gruppe  eng  sosaaiaiengesehobeaer 
Aasitae  Ifisst  sich  aas  der  aegyptischen  Chronologie  erkUren,  aad 
wie  sie  sasamaienstehen,  so  gehören  sie  anch  sosamaieB.  Das  histo- 
rische tritt  meiaes  eracbtens  immer  nur  secundfir  ein;  dies  wird  im 
Verlaufe  der  Zeit  sweifelhaft.  Denn  die  Festigkeit  der  Tradition  ninuat 
stetig  SU,  so  wie  sich  dean  s.  B.  fflr  Varro  und  seine  Zeit  in  der  That 
fragen  liesse  ob  sein  Aasais  vielleicht  eine  historische  Nachbesseraag 
sei.  *')  Allen  diesen  Aegyptologen  leihe  ich  fixe  Jahre  sn  365^  Tag, 
daneben  genane  Keantnis  der  Sothis;  s.  röm.  Daten  S.  Iff.  Wenn  aaa 
Vf.  gegea  mich  polemisiert,  so  vermisse  ich  wieder  das  avro^OorAfftuV. 
Eiaes  Blickes  werth  war  der  sonderbare  Umstand  doch  wol,  dass  die 
Setsnngen  der  jüngeren  Chronologen  simllich  auf  dasjenige  Qnadriea> 
aiam  der  Sothis  treffen,  wo  das  allaegyptische  Neujahr  auf  98n  Februar 
kommt,  mithin  vom  Mittag  (nach  nabonassarisoher  Regel)  dea  28a 
Februar  bis  Mittag  Kai.  Martiae  reichen ,  mitbin  ohae  Ausnahme  mit 
dem  altrömiscben  Jabraafange  coincidiereu"),  so  dass  hier  regelrecht, 
nach  Censorinus,  eine  Tochleraera  der  Sothis  begiant,  ganx  wie  die 
alexandrinische;  und,  merkwQrdig,  nicht  nach  juliaaiscber  sondern 
nach  voraussetslich  filterer  Schaltung  (postnumerando)  innerhalb  der 
aegyptischea  Periode.  Nach  julianischer  kommt  es  um  1  Tag  falsch. 
Ich  sage,  solch  eiae  praecise  Coincidenz  war  doch  wol  eines  Bfiokea 
werth,  da  Zafall  und  Absieht  hier  einander  so  ihneln  wie  ein  Ei  dedl 
Bi.  Dasu  liegen  des  Tarutias  aegyptisohe  Daten  fflr  Romalas  «ad  dia 
arbs  coadita  vor,  er  hat  sie  dem  Varro  mitgetheilt!  Diese  Römer  ha- 
bea  das  Gottesjahr  fflr  ihre  Stadt  erobert,  eine  römische  Hundsstern- 


13)  Varro  ward  dennodb  wahrscheinlich  durch  die  teohnisohen  Eigen- 
schaften des  Jahres  753  ▼.  Chr.  bewohn;  s.  oben  S.  420  Anm.  7.  Dtisz 
er  mit  einem  vollen  Qoadrienniam  jalianischer  Schaltung  beginnt ,  gebort 
vielleicht  mit  sur  Sache.  Aber  die  Frage  ist  Kosjserst  spinös.  Ol«  6,  3 
ist  ein  Pythiadenjahr,  dergleichen  lieber  für  Grilndangen  benntst  werdco 
als  a.  B.  vierte  Jahre ,  wenn  ich  nach  einigen  Beiapielen  schlieaaea  derf« 

14)  Wenn  man  sich  dies  aU  Znfall  denkt,  so  werden  diese  grundge- 
lehrten Lente  sich  wenigstens  höchlich  gewandert  haben,  wenn  ihnen 
aus  dem  aegyptischen  Zeichen  des  Gärtchens  mit  dem  Himmel  drüber 
plötslich  und  asehrfach  ihre  ehrlichen  Kai.  Martiae  herauaguckteo. 


'  der  Grieehen  und  Rdner.  435 

Periode  babeii  «ie  gedacht,  die  Zeit  wir  ihr,  aad  das  faioroglypUselM 
Geslirn  der  Iiis-Tholh  ein  römisclier  Stern  geworden ;  sie  betten  ibn 
■enlieh  seine  Scbwiche  abgelauscht  und  ihn  in  einem  Momente  über- 
rasehl  wo  er  in  römischen  Stand  flbergieng  als  Kalendae  Martiae.  Vf. 
findet  solche  AnknApfung  mflhsam ,  weil  ihm  diese  Dinge  fern  liegen ; 
misten  sie  dem  Cato  und  Varro  darum  fern  liegen?  Ckib  es  solch 
ein  Wort  wie  ^mOhsam'  ror  der  rastlosen  Thitigkeit  dieser  beiden 
lUnner? 

Von  der  repnblicaaischen  Zeit  an  hat  das  römische  Jahr  nach  des 
Vf.  Positionen  weder  mit  Mond  noch  mit  Sonne  etwas  gemein;  mit 
den  Decemrirn  wird  es  in  Btzng  auf  den  Mond  nicht  besser,  der  Mond 
wird  ignoriert.  Aber  nnn  höre  man  Ideler  II  67:  *dasB  das  Mondjahr 
wenigstens  bis  dahin  bestanden  (bis  in  die  Decemriralzeit) ,  beweist 
folgende  Stelle  des  Dionysios  (X59):  «imnichsten  Jahr  fibernahm  Ap* 
pins  Claudius  mit  den -fibrigen  Decemvirn  die  eonsnlarische  Gewalt  an 
den  Idns  des  Mains ;  man  rechnete  die  Monate  nach  dem  Monde,  und  es 
traf  der  Vollmond  auf  die  Idns».'  Vf.indet  (S.26  Anm.  32)  dass  Ideler 
hier  nicht  richtig  urteile.    Die  römischen  Archaeologen  haben ,  obwol 
das  Jahr  gans  wild  lief,  sich  doch  eingebildet  es  sei  ein  Innisolares; 
alle  fiberhaupt  haben  diesen  Irthnm  getheilt  und  sich  eingeredet,  bis 
auf  Caesars  Zeit  habe  Numas  Jahr,  ein  wolgeordnetes  mit  beiden  6e» 
Stirnen  stimmendes ,  gegolten.   Ich  sehe  daron  augenblicklich  ab  dasz 
dlreele  Zeugnisse  da  sind  (Cicero  und  Plutarch),  wo  die  spfltere  Nicht- 
tbereinstimmung.  des  Kalenders  herrorgebobeni  wird  gegenOber  der 
fraheren  Uebereinstimmung ,  und  weise  daraufhin  dass  Dionysios  tob 
Hnlikarnass,  ein  Gelehrter  der  Ober  den  Unterschied  römischer  und 
griechischer  Jahre  geschrieben  hatte ,  fflr  nichts  geachtet  wird.    Ge- 
wis  mnss  jeder  Antor,  auch  der  beste,  besiritten  werden,  wo  er  un- 
sinniges oder  nur  unwahrscheinliches  meldet.     Aber  die  Notis  das 
Dionysios  ist  weder  unsinnig  noch  unwahrscheinlich.    Ich  gehe  auf 
des  Vf.  Hypothesen  ein.     Er  lisst  die  pythagoreisohe  Tetraöteris^ 
falsch  geworden  wie  sie  war,  bis  anf  die  Decemvirn  reichen.   Sie  war 
ein  Moodcydus  und  konnte  corrigiert  werden.   Wenn  Dionysios  also 
Richtigkeit  des  Kalenders  meldet,  so  meldet  er  Berichtigung  des 
Mondcyclns ,  den  Vf.  yerlangt.    Ich  schliesse  aus  der  Stelle  des  Dio- 
nysios wie  ans  der  Einstimmigkeit  Ober  die  langdanernde  Existent 
alter  Mondjahre  nur  dasz  die  namhaftesten  Chronologen  des  Alterlhums 
diese  Ansicht  hatten.     Ob  sie  hierin  Recht  hatten,  ist  eine  sweile 
Frage,  die  Vf.  verneint;  genug  sie  statuierten  Mondjahre.   Wenn  sie 
nun  Chronologen  waren,  so  brachten  sie  diese  ihre  Ansicht  auch  zur 
Geltung  und  rechneten  so  dass  der  21e  April ,  die  ersten  Palilien  sehn 
Tage  vor  Neumond  fielen.  Vf.  gestattet  ihnen  nicht  vernfinftig  xu  sein, 
sie  sollen  absolut  reden  von  Dingen  die  sie  nicht  verstehen.    Aber 
diese  armen  verkannten  Kalendermacher  haben  sie  ja  doch  verstanden, 
ihre  Hyadenuntergftnge  kommen  auf  die  verlangte  Phase  des  Mondes, 
warum  also  sie  zu  Weiszbindern  machen  ?   Der  Unterschied  eines  or- 
dentlichen Mondjahres  von  anderen  Jahren  ist  doch  gar  leicht  wahr- 

Jahrb.  r.  cUm.  Pbilol.  Soppl.  Bd.  IIl  HfL  3.  29 


436  A.  Nominsen:  xweiler  Beitrag  fur  Zeilreebnang 

snaetaen  «nd  teiciiter  damils  in  Ittlien,  wo  Rooib  falsdM  Jahre  ntl 
den  richligen  der  HelleDen  coDiraatierteii. 

Am  «oaderbarsten  aber  iik  Vf.  mit  Lir.  I  19  vaigegaiigeB.  In  ra- 
geher  AnfeiDaaderfoige  häi  er  in  beiden  Aasgaben  der  röBL  Geack. 
swei  rerachiedene  Ansiobten  anfgestelU:  die  zweite  war  die  tob  adr: 
jetot  ist  er  sa  einer  dritten  von  beiden  vorigen  abweicheadeo  gelangt 
Die  Ansichten  sind:  1)  Livins  meine  einen  20iihrigen  (?)  Hondkreis 
mit  wahrscheinlich  (?)  247  Monden ;  2)  Livios  meine  die  helioaiadw 
Enneakaidekaöteris ,  welche  die  Sage  dem  Nnma  betgelegt,  wie  so 
manche  andere  Anfänge  des  Caltns  and  der  Cultnr;  3)  Livios  meiae 
einen  dnrcbaas  hybriden  Cyclas  von  awanaig  Jahren,  der  mit  dem 
Monde  nichts  gemein  habe  nnd  von  dem  sich  nicht  angeben  lasse  ob 
er  jemals. realisiert  worden;  er  sei  nemlioh  offenbar  (?)  der  Verbesse- 
rangsvorsehlag  eines  Pontifex  des  6n  Jh.  der  Stadt  Vf.  bestreitet 
selbst  nicht  dass  der  Kreis  chronologisch  onvernftnflig,  obwol  besie- 
hnngsweise  der  rationellste  gewesen  sei. —  Dem  Livios»  oder  vielmehr 
seiner  Qifelle  geschieht  hier  Unrecht.  Er  besbhreibt  einen  Mondcyclns, 
wie  der  Vf.  sweimal,  als  er  noch  anbefangen  war,  einriamte  Und  wie 
aach  die  Efklirer  glaaben,  welche  eben  deshalb  die  dreifaofae  Ennae- 
leris  nach  der  manus  secunda  in  den  Text  des  Livius  setaten.  Gegen 
die  awei  ist  also  die  letzte  im  Nachtheil,  denn  gegen  zwei,  sagt  der 
Grieche,  vermag  aach  Herakles  nichts.  Livins  also  will  einen  Mond* 
eyolos  beschreiben,  er  beschreibt  nnd  beschreibt — was  hat  er  eodlicb 
beschrieben?  einen  Zeitkreis  welchem  weder  Mond  noch  Sonne  Uckt 
geben,  sondern  bloss  der  sonnenklare  Eigensinn  eines  Pontifex.  Der 
Antor  also ,  dem  Livins  folgt ,  hat  sich  bloss  eingebildet  hier  ein  Jahr 
zu  beschreiben  welches  ad  curnts  lunae  (Liv.)  eingerichtet  sei  nnd 
dessen  cyclische  Natur  und  vortreffliche  Beschaffenkeit  auch  sonst  (bei 
Cicero)  gelobt  wird.  Dieser  Antor  war  also  ein  Mann  der  gar  nicht 
wnsto  wovon  er  redete  und  doch  redete.  Mögen  andere  versacken 
sich  in  diese  verkehrte  Welt  zu  finden!  Vf.  kann  den  20j&hrigen  Cyclna 
nieht  auf  hybride  Jahre  zu  355,  377  nnd  376  Tagen  znröckfabren,  ohne 
die  auch  von  ihm  anerkannte  Abwechselang  des  22-  nnd  23tagfgeo 
Sohaltmonds  (S.  18 f.)  zn  verletzen;  er  hat  blosz  zweimal  den  kleineren 
nnd  den  gröszeren  siebenmal  (S.  43).  So  behauptet  er  denn  dasz  es 
ein  vielleicht  nie  realisierter  Vorschlag  gewesen  sei.  Man  mnsz  niehl 
Hypothesen  aufstellen  blosz  für  eine  einzelne  Stelle.  Eine  Hypolkese 
braucht  nicht  richtig  zu  sein ,  sie  mnsz  aber  mehrere  Erscheinungen, 
die  der  Erklfirung  bedürfen ,  sammeln  unter  6ine  Idee :  dann  wird  sie 
natzlioh.  Sie  ist  eine  Grandlage  ffär  das  vielfache  des  Details,  welches 
anter  öinen  Hut  zu  bringen  verdienstlich  ist  Des  Vf.  Hypothese  dient 
aber  blosz  dazu  die  livianischen  Mondjahre  und  den  auf  dem  Epochen* 
Jahr  des  von  Nnma  der  Sage  nach  eingefOhrten  Kalenders  wegzubrin- 
gen. —  Man  sollte  nun  denken  dasz  Vf.  jetzt,  da  er  bereits  die  dritte 
Meinung  in  fast  ebenso  viel  Jahren  aufstellt,  auch  die  livianisehe 
Stelle  fleiszig  prüfe.  Er  hatte,  nur  wenig  früher,  erklirt  ^es  sei  karz- 
lich  [von  mirj  erwiesen,  dasz  Livins  von  der  finneakaidekafiteris  rede.' 


der  Grieebea  und  Röaittr.  437 

JeUt  ist  er  wieder  so  fest^  in  seiner  nenesten  Behnoplnng,  dsss  er  mir 
S.  101  entgegenhält  ^es  sei  [von  mir]  nicht  nachgewiesen  dssx  das 
[ooa-]  metoniache  Jahr  einem  römischen  Archaeologen  als  das  des 
Nnm«  gegolten  habe  oder  auch  nar  habe  gelten  können.'  Das  sind 
Behaoptangen.  GrSnde  finde  ich  nicht;  es  mOste  denn  die  hingewor- 
fene Bemerkung  S.  43  sein  in  Betreff  des  vicesimo  anno^  ob  hiermit 
das  erste  der  neuen  Enneakaidekaöteris  gemeint  sein  könne.  Da  heiszt 
es  ^sprachlich  sei  diese  Erklärung  vielleicht  sulassig ,  obwol  das  ein- 
rechnen des  Anfangs-  und  des  Endtermins  bei  Intervall rristen  doch 
woi  nur  bei  kleineren  Zahlen  unter  sehn  vorkomme.'  Hier  ist  keine 
Inleryallfrist  [das  heiszt,  wenn  ich  recht  verstehe,  eine  sich  wieder- 
holende Frist].  Die  sprachliche  Form  gibt  den  ersten  Cyclns  und  das 
erste  Jahr  des  folgenden  als  normgebendes  Beispiel  instar  omnium.  ^^) 
Die  immer  neue  Rückkehr  des  Zeitlaufes  bringt  der  Leser  hinzu,  in 
der  Form  des  Ausdrucks  liegt  nur  dasz  Anno  1  und  Anno  20  nach  bei- 
den Gestirnen  gleichartig  sind.  Wer  vicesimo  anno  durch  *alle  19  Jahr' 
abersetzt,  der  gibt  den  wahreji  Sinn  wieder,  aber  nicht  die  Form  des 
Livius.  Ich  w^uste  also  nicht,  weshalb  die  Einzahlung  des  Termins, 
die  im  römischen  Kaleuder  stehend  ist,  dieser  Stelle  nicht  zu  gute 
kommen  sollte:  z.  B.  was  den  Römern  der  18e  Tag  vor  den  Kaienden 
ist,  nennen  wir  den  I7n,  indem  bei  den  Römern  hierbei  durchaus  nur 
eingezahlt  wird.  Bis  20  reicht  diese  Kalenderzahlung  nicht;  aber  wenn 
der  alltägliche  Kalender  bei  17  Tagen  den  Terminus  einzahlt  und  18n 
datiert,  so  würde  ich  mich  nicht  bedenken  es  bei  19  Tagen  und  einem 
Termin  eben  so  zu  machen,  sowol  bei  einer  Aufzählung  als  auch  bei 
einer  sich  wiederholenden  Frist,  also  bei  die  ticesimo  und  auch  bei 
vicesimo  quoque  die.  Ich  kann  die  Stelle  also  nicht  anders  beurteilen 
als  ich  Beitr.  S.  14  gelhan  habe;  da  habe  ich  es  sogar  'erwiesen',  wie 
\t  einstmals  schrieb.  Folglich  war  Vf.  schuldig  den  Gegenbeweis  zu 
führen  dasz  vicesimo  anno  heisze  vicesimo  anno  peracio^  wodurch  der 
Ablativ  ganz  andern  Sinn  erhält.  Mir  bedeutet  er:  *im  zwanzigsten,  im 
Verlaufe  des  zwanzigsten,  am  ersten  zweiten  Tage  des  zwanzigsten,  im 
ersten  zweiten  Monat  des  zwanzigsten  Jahres' ;  dem  Vf.  'nach  Ablauf  des 
zwanzigsten  stimmen  die  Mondstände  wieder  mit  denen  der  Sonne  und 
diese  Einstimmung  beginnt  mit  Anfang  des  einundzwanzigsten.'  Liegt 
es  nun  —  das  grammatische  bei  Seite  —  nicht  sachlich  näher  dasjenige 
Jahr  zu  nennen  welches  mit  dem  ersten  harmoniert,  also,  wie  ich  will, 
30  und  Anno  1?  Letzteres  bezeichnet  Livius  mit  unde  dies  orsi  esseni. 
Liegt  es  nicht  ferner  eine  Congruenz  zu  erwähnen  neben  einem  Jahr  in 
dem  diese  doch  nicht  statthat,  genannt  wird  Anno  20,  gemeint  aber  21, 
wie  Vf.  jetzt  will  ?  Ohne  hinzugefügtes  confecio  ist  es  gewis  das  leichteste 


15)  Vgl.  Beitr.  8.  14.  Wenn  ein  kranker  seine  Fiebertage  beob- 
achtet und  sagt,  er  sei  am  kränksten  quario  quoque  die^  nemlieh  Montag, 
Donnerstag  and  Sonntag  gewesen,  so  Tergleicbt  er  den  &s  primuM, 
quartue  und  geptmut;  die  Periode  ist  dreitägig.  Falls  sich  das  periodi- 
iche  Ton  selbst  yersteht,  so  genügt  eben  als  Beispiel  das  priwMa  nnd 
{vartes.    Vgl.  Celsus  III  4. 

29* 


438  A.  Monmsen:  c weiter  Beitrag  cor  Zeitrecboaeg 

€9eeiimo  anno  ffir  einen  gewöhnliehen  Ablatlr  der  Zeit  xa  nehaen, 
in  welcher  etwas  sich  ereignet  (Zompt  Gr.  %  475).  Knn  wie  ieb  et 
auch  nehme,  ich  komme  anf  meine  aohon  auf  der  UniversitSt  tob  nif; 
gefundene  Interpretation  von  Li?.  1  19  cnrfick.  In  meinen  Aagen  em* 
pfiehlt  sie  sich  besonders  aneh  dadurch  dass  dann  Lirins  sagt  was  er 
sagen  will,  also  nicht  wie  ein  unmündiger  sondern  wie  ein  mfladiger 
Mensch  verfihrt. 

Statt  des  Vf.  willkflrlicher  Annahmen  ist  es  rielmehr  wabrseb«iii- 
Itcb,  dass  man  in  Numas  Kalender  eben  den  von  Fabius  und  Ciacias 
gebrauchten  ihm  mythisch  beigelegten  sehen  mfisse,  den  IQjihrigen, 
ohne  welchen  ohnehin  des  Fabius  und  Ctncius  Ansitze  der  urbs  con- 
dita  i\^oht  tu  erklären  sind.  Hiermit  ist  Qber  die  politischen  Jahre  dei 
iltesten  Rom  nur  in  so  weit  entschieden ,  als  sie  sicherlich  Mondjahre 
geraume  Zeit  hindurch  gewesen  sind.  Wie  brauchten  aber  nun  jeoe 
Chronologen  ihren  Gyclus  bei  der  Restitution  des  Mondjahrs?  Sie 
gaben  den  iltesten  Behörden  der  Republik  jeder  ein  freies  Moadjabr, 
wie  es  scheint.  Sicher  ist  diese  Hypothese  nicht,  doch  ist  manche* 
was  doch  durch  das  freie  Mondjahr  am  besten  erledigt  wird. 

Ich  bin  bei  dieser  Frage  dem  Vf.  au  besonderem  Danke  sehoo 
früher  verpflichtet  worden  (s.  rhein.  Mus.  Xlli  57)9  und  jetzt  abermalSf 
da  er  das  Material  der  von  mir  mangelhaft  behandelten  Frage  roo 
seiner  Seite  mehren  hilft  S.  75  ff.  loh  begann  meine  ^römischen  Daten' 
vor  drei  Jahren,  weil  ich  durch  des  Fabius  und  Cincius  Ansitze  ver- 
muten muste,  Reste  einer  durch  diese  Gelehrten  restituierten  losari- 
sehen  Zeitreohnung  zu  finden;  diesem  Grundgedanken  geht  Vf.  vorbei, 
kritisiert  aber  desto  eifriger,  und  zum  Theil  sehr  zu  meiner  Belehrnog 
die  genannte  Schrift.  Ich  könnte  diese  Schrift  jetzt  selbst  kritisiereo, 
da  sie  mir  selbst  schon  ferner  getreten  ist  und  ich  inzwischen  philolo- 
giseh  hinzugelernt  habe.  Ihre  Grundlage  aber,  das  fabianische  Mond- 
jahr, ist  sicher,  und  ich  zweifle  ob  ich  Ober  die  Conseqnenzen  mich 
mit  dem  Vf.  einigen  werde. 

Vf.  berücksichtigt  nicht  genug,  dasz  ich  nur  den  Ansichten  der 
römischen  Chronologen  nachfrage,  welche  blosze  Grille  sein  kosnleo. 
Ich  habe  dies  noch  absichtlich  Fhilol.  XII  348  hervorgehoben.  Man 
war  aber  sehr  uneinig  wann  zuerst  geschaltet  worden  sei  in  Ron;  da 
man  nun  einig  war  dasz  den  ilteren  Zeiten  ein  Mondjahr  beisnlegen 
sei,  so  folgt  dasz  man  Qber  nichts  anderes  abwich  als  darüber  wie 
weit  man  mit  dem  freien  Mondjahr  hinabgehen  mflsse,  nicht  ob  et 
überhaupt  freie  Mondjahre  In  Rom  gegeben  habe. '')   Denn  schatllose 


16)  Der  Ansicht  freier  Mondjahre  konnte  die  Benennnng  entgegen- 
Riehen ,  vermöge  welcher  ein  Monat  an  die  Jahreeseit  sich  anwhbw. 
'  Allein  die  Beziehungen  der  römischen  Monatsnamen  anf  das  Sonnenjshr 
roüsaen  erst  dnroh  Etymologie  gefunden  werden,  und  der  Etymologie  der 
Namen  ist  man  nicht  so  ganz  sicher,  s.  Preller  röm.  Myth.  S.  142.  Der 
Vf.  verläsBt  sich  in  sehr  auf  zweifelhafte  Ableitungen  (S.  0),  bedenkt 
auch  nicht  dasz  es  im  Orient  Wandelmonate  gibt,  deren  Nsmen  die 
einheimiachen  an  die  Jahreszeit  knüpfen  ^  a.  Ideler  U  475.    Die  romi- 


dar  GrUebeQ  mid  Römer*  439 

Jaliro  nach  dem  Monde  rechnen  beirat  Dodtkemeniden  brnaeben  wie 
die  Araber  und  wie  ich  »ie  für  die  Erklärung  des  gröslen  Tbeila  der 
AmUwecbsel  geeignet  finde.  Wenn  also  s.  B.  TudiUMia  und  Caasins 
Hemina  erst  den  Decemvirn  die  Sobaltnng  beilegten,  als  man  noeb 
lanarisebe  Rechnung  (nach  Dionysioe  Behauptung)  statuierte,  so  hat 
Caaains  den  Magistraten  nur  immer  13  Mondwechsel  iura  Regimente 
gegeben,  denn  Schaltung  d.  h.  Hinzufagung  eines  13n  fahrten  erst  die 
Decemvirn  ein,  seiner  Ansicht  nach.  Anderseits  konnte  ein  Rechnnngi- 
jahr  cycliscb,  also  feststehend  sein,  aber  doch  den  Beamten  immer 
nar  13  Mondwechsel  beigelegt  werden;  einen  lunarisohen  Schaltmonat 
kennt  die  römische  Ueberliefernng  nicht:  dasz  einige  (Pabins?)  so 
gerechnet  haben,  scheint  mir  die  sonderbaren  Eigenschaften  der  Ue- 
berlieferang  am  besten  zu  erklären  (röm.  Dnten  S.  31.  Philol.  XII  341 
Anm.  31).  Gesteht  doch  Vf.  selbst  S.  76  dass  'es  kein  günstiges  Vor- 
urteil für  historische  Richtigkeit  erweckt,  wenn  diese  Ansetznngen  in 
der  halb  sagenhaflen  Zeit  zahlreich  sind,  dagegen  von  der  Alliaschlachl 
nn  bis  auf  die  pnniscben  Kriege  die  Daten  ftuszerst  spftrlich  fliessen.' 
Vf.  sagt,  dasz  ihn  die  chronologischen  Sonderbarkeiten  dieser  Daten, 
ihre  hier  und  da  33jahrigen  Distanzen  n.  a.  nicht  stntzig  mache.  Bei 
den  [chronologischen  Sonderansiohten  des  Vf.  kann  ich  darauf  kein 
Gewicht  legen;  desto  mehr  auf  sein  historisches  Wahrheitsgefübl, 
dessen  Stimme  ich  zu  vernehmen  glaube,  wenn  das  vorkommen  in  nn- 
geschichtlicher  Zeit  ihm  ^  kein  günstiges  Vorurteil  erweckt'.  Der  Vf. 
wird  mir  auch  zugestehen  dasz  sich  meine  Ansicht  noch  gesehiekter 
vortragen  lässt,  als  es  in  dem  Programm  von  1856  geschehen  ist.  Ich 
hatte  damals  weniger  Bücher  und  auch  weniger  Kenntnisse  als  jetzt. 
Einig  werden  wir  aber  scbwerlioh  darüber,  das  sehe  ich  voraus. 
Denn  die  Amtsantritte  können  gröslentheils  ersonnen  sein,  was  von 
den  Trinmphaltagen ,  die  mit  Pietät  aufbewahrt  wurden  im  Gedächtnis 
der  Familien ,  nicht  so  wahrscheinlich  ist ;  vielmehr  mflsten  diese  mit 
Vorliebe  für  historische,  jene  als  Mistranen  weckend  mit  Vorurteil  für 
erlogene  genommen  werden.  Die  Triumphaldalen  also  können  noch 
manches  ergeben  —  wie  ich  im  vorigen  Jahre  im  Philol.  a.  0.  S.  343 
Anm.  34  schrieb  —  weiter  komme  ich  auch  jetzt  nicht.  Sie  gehören 
mit  zur  Frage,  aber  wenn  diese  Vermutung  nioht  täuscht,  so  wie  die 
obligate  Geschichtsersählung^  als  Mehrung  des  möglicherweise  histo- 
riscben  Stoffes.  Dasz  dennoch  auch  Triumphaltage  rein  erfunden  sind, 
gibt  gewis  jeder  zu  für  die  Königszeit.  Die  Sache  mnss  nicht  bloss 
von  Seite  der  Daten,  sondern  auch  der  Beziehung  oder  Beziehnngs» 


sehen  Monden  sind  wie  die  romischen  Götter  etwas  farblos  und  nicht 
geeignet  das  feste  Mondjahr  sn  erxwiDgen,  ja  die  blosse  Numerierung 
ones  5n  6n  asw.  {qidncdUt,  sexUHa  usw.)  scheint  sogar  daxn  einsnladen; 
schwerlich  ist  das  mit  Sicherheit  mehr  zu  entscheiden.  Der  Vf.  spricht 
auch  von  den  Glossen  des  Papias ,  aber  nioht  Torsichtig  genug ;  S.  278 
will  er  dass  etruskisch  Xofer  der  'rauh  ausgesprochene'  October  sei; 
die  Glosse  hat  nemlich  Xofer  =  October,  Aber  wenn  nur  nieht  Turca* 
mm  oder  Turcorum  mentes,  türkische  Monden  daswischen  sind! 


440  A.  MomMsea:  sweiler  Beitrag  lor  Zeitrechoviif 


der  Detei  s«r  Brcftblnsf  erwogen  werden,  was  Vf.  nicht 
llral.  Ich  betorge  dess  Vf.  eine  la  vortheilhafle  M einnng  (S.  78)  von 
dem  FeiteDjthre  hegt.  Festen  terlangen  eiaerlei  Jahriorte.  Aber  die 
llioliaohen  Jefare  waren,  ao  viel  iat  aieher,  mehrerlei.  DieWabnchein- 
tichkeit  tat  dafttr  daaa  tieht  geringe  Verwirrungen  folgten,  versohie< 
dennrtige  Redtotionen,  wie  die  Aeren  selber  mehrerlei  und  stark  di- 
vergente Anagangajahre  hatten.  Fabius  setnte  Mondjahre  an,  die  Datei 
blieben  stehen,  s.  B.  21  April  y.  Cbr.  748  %ls  fabianischer  (aooli  seboa 
tinmeiaoher)  Gründungstag.  Nun  kam  ein  anderer  darüber  her,  der 
die  ganse  Folge  aolariseh  wollte;  dieser  konnte  so  irgendwo  ein  paar 
AnaälEo  einaohieben,  was  nioht  seltsam  ist,  wie  Vf.  S.  101  mir  Tor- 
hiit.  Wenn  ein  Volk  geranme  Zeit  Mondjahre  bette  und  daoB  lon 
hybriden,  endlioh  aam  jnlianiscben  Jahre  gelangte,  so  ist  es  doch  be- 
greiflich dasa  mehrerlei  Zeitrechnungen  confundiert  wurdeo*^).  Du 
freilich  rinme  ich  bereitwillig  ein:  ea  kann  diese  Confasion  eioea 
Grad  erreichen  dass  sie  nicht  mehr  in  Ordnung  an  bringen  oder  ihrer 
Etttatehung  nach  an  erkennen  ist.  Sie  kann  einen  solchen  Grad  errei- 
chen, hat  ihn  aber  doch  nicht  erreicht,  weil  noch  deutlicbe  Spnrea 
da  sind  von  den  cyelisehen  Mondjahren  des  Fabius.  Diese  Spurea  hielt 
ond  halte  ich  für  den  rothen  Faden  der  römischen  Chronologie.  Ohae 
die  Freude  an  diesen  Sporen  wire  ich  langst  in  misologisches  Schwei- 
gen geratben;  um  ao  wichtiger  wird  ea  mir  aein  meine  als  Tragnesle' 
(röm.  Daten  S.  61)  gegebenen  Anfinge  an  erweitem  und  tn  bertehü- 
gen ,  wenn  eine  erneuete  Untersuchung  so  leiten  sollte. 

Der  Vf.  halt  nicht  hinreichend  fest,  duss  Fabius  seinen  l9jihrigeD 
Kalender  nur  ala  techniaehes  Werkaeug  in  der  Hand  hatte,  die  Röner 
aelbst  aber  andere  rechneten.  Sonst  wOrde  er  mir  S.  3*J  nicht  den 
Vorwurf  machen  daaz  ich  die  Oktaeteria  ignoriere. .  Die  politisebe 
Zeitrechnung  anchCe  ich  nicht,  aondern  wie  Fabiua  und  Cineiaa  die 
verwirrt  und  widersprechend  Oberlieferten  Jahre  und  Daten  älterer 
und  «lleatetr  Zeit  wieder  heratellten ,  waa  sie  vortrefFlieh  dorob  jenes 
Werkeeng  erreichten. —  Im  Gegentfaeil  habe  ich  aehon  vor  saderfhalb 
inhren  und  neuer dinga  wieder  der  Epoche  nachgespftrt,  wetobe  die 
politische  Bnnaateris  Roms  etwa  gehabt  haben  möge ;  aber  die  Spar 
hat  mich  immer  auf  nichts  geführt  und  meinen  alten  GedaDkeo  der  üb- 
llndbarkeit  dea  politischen  Kalenders  jener  Zeiten  mir  wiedero«  belegt. 
Wna  Vf.  Ignorierung  der  OkU^teris  nennt,  ist  also  nicht  Ableagnflogi 
Ja  nicht!  Aber  wenn  ieh  die  Bnnaflteria  nioht  ordentlich  sokofipf^o 
kann  an  meine  Julaaniaehen  Tafeln,  dann  ist  sie  mir  unnQts,  ich  lieoB< 


17)  Der  ron  Timaeos  und  Fabius  so  «rol   orientierte  Pahlientag 
erfohr  eben  diese  heterogene  Behandlnng  von  Cato.    Nach  Catos  a  - 
satae  kommen  die  Palilien  keineswegs  auf  Luna  XXI,  ^^^^'^^  ."^JL 
man  wolle,    Varro  dagegen  konnte  mit  vor  Chr.  763 ,  ohne  die  B»^* 
Schaft  des   catonisohen  Jahres   (Ir  Thoth  =  Kalendae  Mtrtiae)  »»»» 
geben ,  aogleieh  die  Innarisohen  Vonlige  der  älteren  Anafttse  dem  sei» 
gen  zueignen;  «.  oben  S.  420  Anm.  7. 


der  CMeelieii  mA  R&BMr.  44 1 

•ie  rar  «b  etwa»  wolkenhaft  imheradiwebMides.  fthirtliclM  Cyolra 
des  Vf.  sehwebcD  so  «aker,  da  der  Zweek  der  Ckroiiologie  doob  am 
Bodo  oor  isi^  diireh  Ankaipfmig,  ttrerstindJiche  Oaleo  alter  Zeil  ia 
verstiBdlicke  jaliaBiscke  umanselaeii. 

Fftr  das  hybride  Jahr  nehne  ich  als  Regel  90  ood  91  Sokalltagfs 
an  bei  355-  oder  92  und  93  bei  dditigi^on  Genrnnjakr.  Diese  Hypo» 
Ihese  isl  die  eiazig  branehb^re.  Die  vier  Jahre  werden  roli,  d.  h.  an 
3^5,  377,  355  ond  378  Tagen  auf  die  Tafel  gesetst  aod  non  die  Noadi* 
nalre^el  hergenoaneo ,  am  wo  möglieh  jedes  Jahr  am  ^iaen  Tag  za 
verkOrzen.  Denn  die  Norm  konnte  nnr  auf  1461  Tage  als  normale 
Linge  laolen.  fiina  Norm  ist  nieht  falsch.  Wenn  nns  also  365  Tage 
neben  99-  nnd  93ftgigen  Schaltmonden  aberliefert  sind»  so  ist  das 
ohne  Berflcksichtignng  der  Folgen  des  aosschaltens  durch  die  Noadi» 
nairogel  geschehen,  vielleioht  daroh  etwas  bloss  dem  Seheine  dienen*> 
den  gefördert  worden;  denn  die  Schaltung  liszt  sich  so  anbringen  dasi 
bei  93  nnd  93  Tagen  das  Beiwort  inieraüaris  steht.  Diese  letzte  Br- 
klimng,  dasz  man  die  nominell  mit  dem  Adjeetivnm  inierealarü  be» 
zeichneten  99  and*  93  Tage  verwechsele  mit  den  90  ond  91  wirklieken, 
liszt  Einwftnde  na,  wie  ich  nieht  leugne;  aber  dieser  Lebnsats  ist  se- 
candir,  ist  der  Lehrsatz  nicht.  Denn  es  bleibt  stehen  dasz  dnroh  ein 
möglichst  einfsches  Mittel  das  Jahr  davor  bewahrt  wird  ein  Wandel* 
jähr  zn  werden ,  und  da  scheint  es  mir  am  einfachsten  [sowol]  99*  nnd 
931igige  Schaltmonden  [mit  354  Tagen,  als  90-  und  91tagige}  mit  365  an 
verbinden.  Wenn  jemand  dies  nun  hypothetisch  Endet,  so  findet  er  das 
was  ich  auch  finde.  Aber  mein  Quadrienninm  ist  ankrtflpfbar,  man  kann 
es  brauchen  zur  Einordnung  des  Materials,  kurz  es  ist  eine  natzliche") 
Hypothese.  Die,  wie  Vf.,  das  Quadrienninm  4  Tage  so  lang  setzenden 
müssen  auch  eine  Hypothese  bilden,  die  Weglassung  eines  Schallmon« 
des  nach  einer  Regel  oder  keiner  Regel.  Zu  welchem  Ende?  damit 
eben  die  jnlianbche  Jahriange  and  ddmit  der  Stand  imierfaalb  der 
Jahreszeiten  gewahrt  werde ;  folgli^  wird  durchschnittlich  so  geschal- 
tet sein  wie  ich  verlange,  vorkommendenfalls  wird  man  also  fflglick 
arii  den  Sammen:  90^  91, 356;  oder  aber:  99,  93,  364  seine  Ansitze 
machen  dflrfen.  Aber  Vf.  will  freilieh  keine  Ansitze  macken,  will 
nicht  nndeotliche  Daten  in  deutliche  des  jalianischen  Kalenders  aber- 
tragen; kaum  erfihrt  sein  Leser  die  Soonenfinstermsse,  ans  denen 
denn  doch  mit  Sicherheit  die  Monatsnamen  fflr  die  Jahreszeiten  ilterer 
Zeit  folgen.  Was  ich  chronologisches  thnn  nenne,  das  ist  dem  Vf. 
fremd.  —  Wer  mit  mir  Jahre  zn  355^  375  und  376  Tagen  ansetzt,  hal 
eine  Brklirung  ffir  die  nrvalischen  Festtage ,  welche  97  Mai  and  17 
Mni  nsw.  immer  10  Tage  differieren,  was  schlecht  passt  zn  der  ge- 


18)  Ich  habe  es  bei  mir  selbst  längst  mit  Boeckhs  Oktaeteris  ver- 
gliehen ,  die  nicht  die  Wahrheit  brachte ,  aber  so  ntitsHoh  and  brauch- 
bar sich  erwies,  dass  sie  alles  Material  in  der  geschickten  Hand  ihres 
Urhebers  subsumierte  und  so  die  schönsten  Diensie  leistete.  Denn  von 
meinen  Quadriennien  sage  ich  nur  dasx  sie  wahr  sein  können. 


442  A.  Mommaeft:  swaiter  Betlrag  s«r  Zeilrechnong 

wAhnMoliea  Annahme.  0«  mOMoa  es  11  Tage  aeta.  Die  arvaüaehee 
Festläge  aind  aaa  dem  bybrtden  Jahr  so  beiMuilteB,  aeheiai  mir.  — 
Sohlieiaiieh  bemerke  ieh  daai  die  Kritik  dea  Vf.  S.  34  f.  inlereaaaat 
iat,  aber  neben  Ideler  U  62  f.  gelegt  einige  Absieht  aeigt  Sohwache 
Antoren  interpretiert  man  leiebt  an  niehte*,  da  aie  doeh,  wo  aie  ver- 
nttpftiges  geben ,  als  obaotiscbe  Fnndgraben  au  betraehten  sind ;  aoeh 
naf  anderes  gehe  ich  nicht  ein ,  da  Vertrignia  doch  nicht  erreichbar 
sein  wttrde. 

Der  Vf.  polemisiert  S.  208  gegen  die  Verschiebung  des  Conanln- 
anfanga  von  Ol.  68,  1  oder  sonst  einem  Jahre  anf  das  timaeiaehe  Epo- 
ehenjabr  Ol.  67)  3,  bestflligt  aber  was  ich  will,  indem  er  seltsamer- 
weise mir  Ol.  67,  3  entgegenhält  als  wire  es  nicht  Heton  XVlil^  da 
es  doch  Meton  XVIII  ist.  Wer  die  timaeische  orbs  condita  au  Grande 
legt,  wird  als  jolianisches  Jahr  lieber  509  wihlen,  wenn  er  nichl  vor- 
sieht, was  auch  aich  hören  ilsxt,  immer  derselben  Gleidinngaregel 
an  folgen.  Ans  Plinins  Worten  (S.  193)  folgt  nnr  aberhaopt  dass 
jemand  Jahre  posi  aedem  CapHoUnam  dedicaiam  gesahlt  hat;  Vf. 
hatte  bei  der  'schwankenden  Lesung'  der  Zahl  aelber  den  Voraats  ge- 
faaat  nicht  viel  darauf  an  bauen.  Baut  er  nun  dooh  darauf?  sei  vor 
alters  damit  Ol.  68,  Jl  gemeint,  so  folgte  als  jQngere  (?)  Setzung  auch 
dem  Vf.  die  abweichende  auf  Heton  XVIIi  =  Ol.  67 ,  3.  Ich  habe, 
wie  ich  sehe,  julianisch  angegeben  v.  Chr.  510/9,  was  richtig  war 
and  voraichtiger ,  weil  das  voa  Timaeos  gemeinte  Jahr  vielleicht  niehl 
so  gans  olympisch  war,  sondern  ein  pythisches  Herbstjahr,  wie  die 
Römer  lange  Zeit  auch  hatten. 

Das  aehnmonatliche  Jahr  glaube  ich  richtiger  deuten  an  können 
als  der  Vf.  Die  wunderbare  304tigigkeit  dieses  Jahres,  welches 
das  des  Romnins  heisat,  zeigt  erstlich  dasa  ea  kein  Jahr  ist.  Vf. 
dividiert  S.  51  die  365  Tage  durch  12  und  moltipliciert  dann  unge- 
fihr  304  Tage  heraus.  Von  einer  praktischen  Anwendung  eines  bo* 
nannten  zehnmonatlichen  Jahres  kaan  gar  nicht  die  Rede  aein  "),  wie 
Freiler  röm.  Myth.  S.  142  gans  richtig  urteilt.  Ich  kann  die  achon 
von  Niebuhr  angebahnten  Combioationen  nicht  wahr  finden.  Nament- 
lich sind  es  die  Monaisnamen  und  die  unerhörte  Tagzahl  eines  dOtigi- 
gen  April  hei  355tägigem  Jahre.  So  wird  den  Ältesten  Zeiten  ein  dop- 
pelter April,  einer  von  30  Tagen,  der  romulische,  einer  von  29  Ta- 
gen, der  gewöhnliche,  zugemutet;  ebenso  mit  noch  fünf  anderen  Mon- 
den  (s.  Ideler  II  19).  Diese  Monate  erinnern  an  das  spätere  Jahr  des 
Julius  Caesar;  aber  da  tat  eia  Sextilis  au  30  Tagen,  da  der  julianische 
31  hat,  ebenao  der  December.  Wie  kleinlich  seltsam  ausgearbeitet! 
Ich  rathe  also  das  seltsame  mit  seltsamem  zu  eombinieren,  aber  nicht 
mit  klarem  und  verstflndlicbem.    Auch  wenn  ich  die  Combinationen 


19)  Niebuhrs  Ansicht  dass  die  Weffeastilbtände  nach  islmmonat- 
liehen  Jahren  angesetzt  seien,  halte  loh  wie  des  Vf.  Behauptnng  dass 
die  Fetialen  die  synodischen  Monden  beobachteten  für  ersetzbar  durch 
richtigeres. 


der  GrieolKn  uad  Römer.  443 

«■gibe,  s.  B.  nit  der  Traaerfriet*^),  aowfiste  ick  aichl  welcheaBei> 
trag  diese  CoaibiDation  gfibe  cur  Erkliroog  eines  Sextilis  mit  der  im 
hybridea  wie  iat  jnliaDischeo  Jahre  oaerbörleo  Tagsamme  30. 

SeUCe  man  die  hybriden  Jahre  voll  an  ohne  die  erforderliche 
Aasschaltang,  mit  365,  377,  378  Tagen,  und  notierte  das  Neujahr  im 
Weiteriaaf ,  so  stand  dieses,  wofern  Kai.  Martiae  auf  dem  julianisehen 
Soooenstande  begannen,  als  Ir  März  im  ersten  Jahr,  als  3r  März  im 
dritten  Jahr  osw.'^)  Gieng  also  jemand  mit  den  hybriden  Jahren  auf 
die  Bfba  condita  zurück  und  wollte  eine  hipparchische  Periodeniange 
10  904  Jahren  erschöpfen,  so  brauchte  jedes  Jahr  einen  Tag,  ond  wenn 
mn  diese  Periode  in  Menschenalter  zerlegte,  also  in  grosze  Monden, 
»0  xeigt  es  sich  dasz  die  Aultheilung  in  31-  nnd  30tigige  entspricht; 
denn  29  isl  kein  Menschenalter«  So  ist  das  Jahr  des  Romulus  ein 
grosses  Jahr  und  daher  die  zehn  Menschenalter ,  als  Monden  betitelt, 
wie  im  Hundssternkreis,  jeder  Tag  ein  Jahr.  Also  eine  rerkürsle 
Soihis  und  benannt  nach  ^oll  angesetzten  Biennien  der  hybridea 
Jibre.")  Der  dritte  Romulus  erstand  102/1  r.  Chr.  nach  der  Cimbern- 
achlacht,  Marios;  zwei  romulische  Jahre  vor  ihm  war,  nach  Fabius, 
der  erste  als  Quirinus  zum  Himmel  gefahren.  Diesen  Zufall  kann  man 
bemerkt  nnd  gedeutet  haben.  Ungefähr  ein  romulisches  Jahr  nach  des 
Fibias  Aerenspitze  wird  der  zweite  Romulus  geboren,  Camillns,  wel- 
cher 81  Jahr  alt  ward.*')  Ein  grosses  (12monatliches)  Jahr  meint 
aich  Uvius,  wenn  er  dem  Camillns  in  den  Mund  legt  dasz  eben  jetzt 
'365  Jahre  verstrichen  seien'^  also  ein  Viertel  der  Sothis.  Andere  setz- 
ten die  Befreiung  der  Stadt  auf  360.  Man  wollte  etwas  providentielles. 
Beide  Annes  ab  urbe  bilden  neben  304  auch  die  Tagsummen  welche  dem 
Jahr  des  Romulus  beigelegt  werden,  360  und  365.  Man  nehme  biesu 
die  Saecularspiele  304,  606  ab  urbe,  wenn  die  Schiasse,  306,  609, 
wenn  die  Anfänge  der  Romulus -Zeit  gemeint  sind;  dieses  ist  Copie, 
da  die  originale  Darstellung,  wie  die  cyclische  Beschaffenheit  der 
^nne  lehrt  (304  =  16  •  19),  durch  die  Cimbernschlacht  und  deren 
lanarische  Coincidenz  mit  dem  Himmelfabrtsjahr  an  Meton  YUI  haftete« 


20)  Zehn  Monden ,  als  Ausschnitt  aas  dem  üblichen  Kalender,  wür- 
den in  praktischer  Anwendung  am  leichtesten  blosz  gezählt  werden  als 
1t  ^t  3  usw.  ohne  eigene  Namen.  Wer  ihnen  Eigennamen  gäbe ,  müste 
diese  von  der  Sache  hernehmen ,  z.  B.  für  die  lehnmonatliche  Schwanger- 
icliaft  einen  JYtMmiki- Monat  als  ersten  (Preller  röm.  Mjth.  S.  576),  als 
"ififten  den  der  ersten  Bewegung  u.  dgl.;  was  aber  nicht  su  einer  all- 
gemeiner gültigen  Dekamenis  fiUiren  würde.  Und  auch  für  diese  na- 
tarliehe  Frist  liegt  Bezifferung  vielleicht  näher,  z.  B.  der  9e  und  lOe 
Monat  müsten  der  Frau  Neune  (Nona),  der  Zehne  (Decima)  geweiht  sein. 

2i)  Dies  ist  der  de  la  Nanzesche  Fortschritt.  Ich  bemerke  dies  nur 
^  den  Vf.  zu  bedeuten;  8.  100  heiszt  es  dasz  meine  Amtsjahre  auf 
^  1s  Nanze  zurückgehen,  auf  dessen  'fast  verschollene  Bätze.'  Ich  be- 
wpte  aber  nichts  de  la  Nanzesches ,  sondern  etwas  ganz  gewöhnliehes, 
^  freies  Mondjahr.  22)  Der  Anfang  also  wol  mit  In  Thoth  =  Kai. 
Mart.,  wo  feste  Märzjahre  einhaken.  23)  Im  timaeisierenden  System 
l^men  den  Königen  etwa  304  Jahr  su,  814/3  bis  510/9  ▼.  Chr.  exd. 


444  A.  Mommiai:  sw^ltar  Mtraf  tar  Zmireehaang 

Dies  ist  ein  chaldaeifclies  Epooheiijtlir,  wddies  Meh  eise  RmMdas- 
«eit  nach  der  Cimbernsohlacbl  die  Saeculanpiele  n.  Chr.  204  bradit«. 
Die  lislige  Prophetis  Martha  wird  aicbt  ennaDgelt  babeii  deai  Marios 
and  seineo  Leoten  chaldaeisohe  Grillen  beisabringvn,  nad  m  Ciabem- 
Sieger  darf  sich  selber  glaaben,  ein  anderer  Camillos,  ja  ein  dritter 
Romulus  ta  sein.  So  möchte  die  gaaxe  Vorstellung  so  aoaderbarer 
Monatslingen  wie  eines  30tlgigen  Sextilis  nsw.  nicht  iller  ab  Marias 
Sieg  sein.  Dass  ein  Anliqaar  schon  rorher  Yersicherte,  erst  NasM 
habe  den  Januar  und  Februar  hinKugefligt,  bann  wol  sein,  doDD  was 
rersichern  Antiquare  nicht?  und  die  Nunerierang  fahrt  sunfioliat  anf 
sehn  Monate :  statt  Undecember  und  Duodecember  hat  man  awei  Indi- 
vidualnamen  und  glaubt  diese  später.  Aber  die  Dekamenis  dieaea  An- 
tiquars Tom  alten  Mira  bis  zum  alten  Decenber-Ende  hatte  298  Tage, 
nicht  304.  Anderseits  kannte  man  iingst  die  Praeeession  des  voll  an> 
gesetzten,  um  ?ier  Tage  zu  langen  Quadrienniums,  welche  zur  Auf- 
theilung  der  Sothis  in  vier  ungleiche  Perioden  fahren  konnte.  Man  hat 
noch  einen  anderen  Weg,  nemlich  die  146(4flhrige  Sothis  in  365jihrige, 
also  gleiche  Perioden  zu  zerlegen,  deren  6ine  endigt  nach  der  Ver- 
jfingung  Roms,  wie  Camillus  mit  Nachdruck  hervorhebt.  Aber  erst 
der  Zufall  erschuf  oder  half  erschaffen  was  nun  so  mysteriös  in  Mon- 
den- und  Tagsummen  als  romulisches  Jahr  vorliegt  —  der  Zufall  dasz 
des  Marias  Sieg  Ihnlichem  Sonaen-  und  Mondstand  angehört,  wie  das 
Himmelfahrtsjahr  des  Quirinus  hatte  und  die  Einischerung  Rons'^i 
bei  der  sich  mancher  Bezog  aAf  Romains  finden  liszt.  Zu  Gnnsten 
also  der  Bieaniennamen,  die  fdr  vier  kallippisohe  Periodenlingeo 
nöthig  waren,  modelte  man  sich  ein  304tägiges  Jahr  zureoht  za  einer 
Zeirwo  man  Hipparchs  Periode  swar  kennen  konnte,  über  doch  jene 
d04  Jahr  nicht  eben  hipparchisch  nahm,  sondern  sanichst  von  den 
Chaldaeern  16  Enneakaideka^teriden  empfleng,  welche  abrigena  den 
Mondlauf  schon  längst  genauer  als  die  Griechen  kannten  (Ideler  1  207) 
und  dem  Hipparchos  einigermaszen  an  Genauigkeit  gleich  stehen.  So 
scheint  mir  das  romulische  Jahr  ein  wunderliches  Product  aas  ver- 
schiedenartigstem. Die  römische  Zeitrechnung  ist  eine  Sphinx  helle- 
nischen Angesichts  mit  aegyptischer  Hanptbinde  und  ruhend  aaf  einem 
Sockel,  welchen  italische  Hände  aus  dem  Marmor  Italiens  aufgericlt- 
tet.  Das  dachte  ich  vor  drei  Jahren ,  als  ich  die  röm.  Daten  drucken 
Uesz,  und  jetzt  sage  ich  das  gleiche*^). 

Hierher  gehört  auch  dasz  Quirinus  als  Zeitengott  gelten  aiasz. 
Es  wird  ihm  die  erste  Sonnenuhr  vor  seinen  Tempel  gestellt;  sein 
Ehrentag  ist  der  29e  Juni ,  womit  nur  der  Mittsommer  gemeint  sein 


24)  Obwol  diese  leicht  selbst  accommodiert  sein   könnte  bei   den 
differenten  Ansätsen.  25)  Wm  loh  hier  über  das  Vomuliscbe  Jahr 

vorirAge  ist  skissenhaft  nnd  hypothetisch,  ich  sehe  voraus  dasa  ich  es 
spHter  noch  modificieren  werde;  doch  bitte  ich  den  Leser  diese  Hypotheie 
sn  prüfen,  ob  sie  nicht  den  sonderbaren  Eigenschaften  des  sogenannten 
tomnlisdien  Jahre«,  so  wie  den  von  mir  hervorgp^hobenen Nebenumst&n- 
den  eine  ent^rechcnde  Fassung  gebe. 


der  Griechen  eod  Röner.  445 

kann;  das  olympische  Jahr  beftiint  am  den  Millsemmer,  md  weim 
also  die  Soneennhr  ans  Kataoa  v.  Chr.  263  aufgesteUt  wiirde,  so  kam 
sie  recht  passend  eben  vor  oder  mil  dem  Anfang  einer  olympischen 
Bnneakaidekaeteris.    Doch  die  snr  aedes  Quirini  gehörende  papiria- 
nische  Sonnenuhr  soll  v.  Chr.  293  aargestellt  sein ;  aber  im  folgenden 
Jahr  ement  sieh  die  chaldaeische  Epoche.    Auch  bemerke  man  data 
Romoli  Himmelfahrt,  die  Alliaschlacht  und  die  Cimbernsohlacht  dem 
Mittsommer  angehören.    Der  Zeitengott  Qnirinus  scheint  seine  Ver- 
jangnng  an  das  Solstitium  zu  knQpfen,  da  findet  der  Saecnlnram- 
schwnng  statt  und  die  Zacken  des  Weltrades  greifen  endlich  wieder 
ein  in  die  vor  hundert  und  aber  hundert  Jahren  berAhrten  Einschnitte. 
Die  Saecalarspiele  v.  Chr.  17,  gefeiert  im  Sommer,  setze  ich  daher  in 
die  Nahe  des  Solstitium  (nach  Caesars  Kalender  24  Juni).    Am  idn 
Jani  ist  (hipparohisch)  Neumond;  also  der  24e  Juni  ein  7r  des  Mon- 
des, der  dem  Apollo  ziemt;  Abends  den  6n  des  Mondes,  welchen  die 
Griechen  der  Artemis  weihen ,  kann  begonnen  sein  mit  dem  Opfer  des 
Kaisers  am  Tiber;  24  Juni  Ritus  auf  dem  Capitol;  25  Juni  Gesang 
auf  dem  Palatin;  wenn  man  nicht  22,  23  und  24  Juni  lieber  hat,  damit 
ana  7n  des  Mondes  das  Fhoehe  iätarumgue  poiens  Diana  erschallen 
möge.   War  es  die  Morgenfrühe,  wo  die  Gesflnge  vorgetragen  wur- 
den, so  konnte  die  luna  bicomi*  neben  dem  aufgehenden  $ol  sieh 
rielleicht  zeigen.    Dies  letztere ,  so  wie  eine  zweite  Orientierung,  die 
nur  weniger  schön  erscheint ,  musz  ich  noch  genauer  prQfen.    Audi 
wurde  nooh  zu  erwSgen  sein  ob  hierher  gehört  dasz  die  olympische 
und  eapitoüuische  EnneakaidekaSteris  mit  v.  Chr.  11/16  =  Ol.  190,  4 
abliuft.    Die  eben  mitgetheilte  Setzung  fillt  nicht  in  Ol.  190,  4,  son- 
dern in  das  Ende  von  01.  190,  3.   Mithin  mflste  man  das  olympische 
Jahr  meiden  und  sich  erinnern  dasz  die  Pythiadenepoche  jängerer 
Zahlung  (Ol.  48,  3 y  nach  Boeckh  sogar  die  echte,  den  Römern  vtel- 
telcht  früher  bekannte)  identisch  ist  mit  der  olympischen ,  weil  sie  in 
Heton  XVIII  kommt.    Dies  kann  man  so  wenden  dasz  allerdings  der 
24e  Juni  in  das  pythische  Schluszjahr  fällt,  aber  nicht  in  das  bürger- 
liche vom  Herbst,  sondern  in  das  dem  PIejadenanfgang  angelehnte 
Kirchenjahr  der  Delphier.  Dieses  beginnt  mit  Neumond  10  Mai  v.  Chr. 
16;  mithin  ist  das  Schluszjahr,  Meton  XVI/XVII,  vom  Mai  v.  Chr.  17 
zn  beginnen,  so  dasz  die  gewünschte  Coincidenz  staltfindet.   Diesem 
Jahre  gehört  auch  der  Septembervollmond  der  capitolinischen  Grffndung 
Ol.  67, 3  an,  da  die  Römer  dieselbe  Tempelepoche  Meton  XVllI  hatten 
(s.  S.  387  f.,  398  n.  d.  Tafel  am  Scblusz).  Auch  Tarutius  hat  die  Geburt 
des  Romnlns  auf  das  Sommersolstitinm  gesetzt  (s.  röm.  Daten  S.  8),  so 
dasz  als  heiliger  Anfang  des  romulischen  Zeitkreises  der  24e  oder  26e 
oder  (nach  dejn  Nominaliage)  29e  Jani  gelten  mosz;  iM  Zeiteogottes 
Anbeginn  rührt  an  sein  Ende,  denn  alle  Zeit  ist  eyolisch,  and  wie  die 
Gebort  dem  Mittsommer  (29  Juni)  zukommt,  so  auch  die  Himmelfahrt, 
was  eben  auch  der  Kalender  lehrt,  7  Juli.     Es  ist  ganz  die  Idee  wie 
bei  dem  Phoenix,  eine  echt  saecularische;  daher  hat  man  dem  Kaiser 
Claudius ,  welcher  n.  Chr.  48  =  ab  nrbe  800  Fast.,  801  Varr.  Saeen- 


448  A.  Mommseo^  s weiter  BoUrag  xar  Zeitrechnniig 

gyptologie,  atfllien  mir  teit;  und  da  ich  jelst  in  Jbeidee  ImariielMo 
Bpochea,  Neton  Vll/VlU  and  XVIII/XIX,  eacli  Hend-  ped  SonneakA- 
lender"*)  sukommeede  PalilienUge  nacbgewiesen,  atehen  hoffeatUdt 
die  Nondjahre  aicht  bloaz  mir  fiaat,  da  die  beiden  Epocbeignbre  OL  8,1 
vnd  OL  13  9  4  allein  geafiglen  um  einem  etwas  negativen  Manne  ein 
^mlleioht  wabr'  absonöthigen.  —  Hiermit  iat  niehts  behauptet  Ober 
die  wirkliche  poliliaebe  Zeitrechnung  dea  ältesten  Ron,  welefae  u 
entdecken  mislioh  isL    Nur  Mondjahre  acheinen  mir  aneh  objeclir 
wahrscheinlich.    Unter  dem  Apparat  dar  sabjectiven  Ansichtea  apite- 
rer  Arehaeologen  Roms  moss  auch  ein  freies  Mondjahr  (Dodekaasenis) 
anerkannt  wefden,  nnabhangig  von  der  Ansicht  über  die  retrograden 
AmtawechseL  —  Waa  ich  aber  die  Amtswechsel  gesagt  habe,  ist  an- 
sareichend;  um  die  Anwendung  freier  Mondjahre  abanlebnen  oder  aa 
beatfttigen  wird  es  nöthig  sein  sämtliches  Material  von  meinem  Stand- 
punkte ana  sorgfältig  durchaugehen  —  das  cyclische  Gewebe  ^anfaa- 
drdseln ',  wie  Vf.  mit  einem  mir  nicht  geläufigen  Worte  dies  Geachäll 
nbweiaend  sagt.   Ohne  sorgfältige  Auflrennung  dea  Gespinnates  bleibt 
die  Frage  —  mir  wenigstens  —  unentschieden;  ob  ich  aber  nicht  wie 
Penelope  auftrennend  auch  gleich  wieder  anzetteln  und  anwehen  wer- 
de, daa  weiss  «AfjdcMr.   Ich  werde  mich  also  vielleicht  selbst  des  Ir- 
thums  seihen,  ich  bin  kein  Gelehrter,  und  da  mein  chronologischer 
Säckel  einige  echte  Thaler  enthält,  so  mag  ich  selbst  die  Calaehea 
(wenn  sie  es  nur  wirklich  lind !)  am  wenigstens  unter  den  echten  lei* 
dea.  —  Aus-  und  Einschalletage  sind  neben  Schaltmonden  von  33,  22, 
il  und  20  Tagen  der  UcenUa  pontificum  und  ihrem  d55tägigen,  prak- 
liaoh  a«ch  3S4tägigen  Gemeiojahr  au  gestatten.    Diese  Hypothese  ist 
die  einzig  passende,  für  das  Quadriennium  v.  Chr.  10SI|/1  ff.,  fflr  die 
Afvaldatea  usw.    Sobald  man  mir  eine  beasere  gibt,  siehe  ich  die 
»einige  aurfick.    Aber  die  Auameraung  eines  Mercedonins  ist  nicht 
besser.   Hypothetisch  sind  beide  Ansichten,  meine  wie  die  Ideleraehe; 
der  Zweck  ganz  derselbe,  auch  die  Schatzgöttin  beider  ist  dieselbe, 
eine  oll  genannte  nnd  verkannte,  die  innere  Nothwendigkeit.  Doeh  da 
das  Jahr  als  einigermaszen  constant  sich  doch  zeigt,  kann  man  sagen, 
hier  habe  bmb  auch  eiaea  äusserlichen  Beweis,  dasz  das  Jahr  nicht 
vagidinndieate,  sondern  so  ziemlich  feststand. — Die  kyklographisdieD 
Setanngen  nach  ausländischen  Gyclen  bleiben  mir  stehen.    Die  Eigen- 
acimften  der  betroffenen  Jahre,  Monden  und  Tage  lassen  den  Gedenken 
aa  Zufälligkeit  aicht  aufkommea.   Des  Vt  Fastenreohnung,  sein  Beaas- 
teaveraeiehaia,  die  beiden  Kdnigsreihen  zeigen  die  Unwahracbeialich- 
kelt  dasz  ein  Chronolog  auf  dergleichen  solUe  gebaut  haben  im  stärk* 
sten  Lichie.   Ich  danke  ihm  diese  Arbeiten  und  daneben  beeondera  die 
diei  fasti^  mit  denen  ich  früher  verschiedentlich  Noth  gehabt  habe. 
Aber  anmOglieh  kann  man  doch  glauben  dasz  auf  eine  ae  snbjeetiv 


30)  Nach  dem  vorausaetzlich  von  späteren  gebrauchten,  sowie  b.  B. 
Troia  capta  anf  retrocomputierten  Gyclen  beruht,  die  selbst  su  jüngeren 
Himmelserschemungen  passen. 


der  Griodien  uad  Rdmtr.  44ft 

fndierle  iiilmihe  ordentlich«  Leute  fossen  moehiea.  Mit  Bpoehen* 
jahMo  fünft  jeder  Ghronoleg  ta.  Die  jalienieelie  Periode  wer  ein 
dtfottolofieeher  Gedenke;  lie  neigt  in  Anno  1  die  simtUohen  Cyclea- 
epooban  welche  dem  Zeitrechner  nöthig  liad,  and  diese  bewnndernc* 
wArdige  Idee  Joseph  Scsligers  ist  daher  ein«  ZwUlingsscbwes<er 
ohnonolofiseher  Wissenschaft  gewesen.  Denn  Scaliger  scbaf  beide, 
die  Periode  nnd  die  Chronologie.  Nickte  Anfänge  empfeblen  sich 
iMil,  und  die  elten  besonders  •betten  mehr  Sachen  die  sie  auf  ibrea. 
Aeronanfsng  setsen  konnten ,  eis  wir  haben ;  so  ist  die  urbs  coadita 
and  ihalicbe  Sachen  aaf  den  chsldaeischen  Cyclenanfang,  gekomncn; 
was  man  far  Fabins  noch  so  urgieren  kann  dasa  OL  8, 1  die  Acre  Na« 
bonaasaris  beginnt.  Vf.  findet  dasz  solche  Anknapfnngen  ja  ganz  nnt«* 
los  wirea.  Knn  ihm  freiüch,  weil  kalendarische  Ansrecbnnng  ftberali 
a^ae  Sache  nicht  ist;  einem  Chronologen  ist  es  einzig  aagemessaa,  mit 
der  goldenen  Zahl  1  auch  des  Anno  1  der  Aera  an  rerbividen.  Wie  nem- 
ficli?  Man  dividiert  das  Aano,  jedes  Anno  der  Acre  dnrph  19  and  der 
Real  ist  einfach  die  gflldene  Zahl,  man  braucht  also  nicht  noch  vorhec 
einen  Absag  zn  macbea  oder  biazuzulagen.  ^Diese  letztere  Mühe  isl 
aber  klein'  wird  Vf.  entgegnen.  Klein;  ja,  aber  wenn  zu  den  19  noch 
z.  B.  ein  aegyptisches  Qnadricnninm  kommt?  oder  die  Olympiade  zu 
▼ier  Jahren?  dann  musz  man  schon  die  zweite  Correction  brancheiH 
wena  hybrid  begonnen  wird;  nnd  dieses  abziehen,  warum  soll  man 
sicii  es  nicht  ersparen  ?  Bei  Scaliger  wird  gar  aichts  subtrahiert  o^r 
addiwt,  nnd  dsss  unsere  Aera  nach  Chr.  1  addieren  mnsz,  isi  eine 
kleine  Qaiicrei,  die  zu  Fehlern  fahren  kann.  Ich  sage  dies  vom 
Standpunkte  der  Bequemlichkeit  — -  nicht  mein  Standpunkt!  Frage 
aber  einerden  Ordnungssinn,  ob  wol  die  gflldene  Zahlenfolge  sich 
niebl  von  1,  au  IL,  au  111  schreitend  nnd  an  die  Jahre  der  Aera  Anno  1, 
Awio  3,  Anno  3  lehnend  hfibacher  ausnehme  als  wenn  Anno  I  die  gftU 
dene  Zahl  XVUI  zum  Bxempel  bekommt.  Ich  wollte  darauf  wettern 
dasz,  wenn  man  auch  anfangs  immer  sich  entschlösse  die  17  zu  addio« 
ren  oder  2  an  subtrahieren,  doch  spAter,  wenn  die  na«e  Rechnung 
Ton  Anno  1  =  XVUI  Kraft  und  Selbstbewustsein  gewönne,  in  aller 
Stille  die  XVUI  Ober  Bord  gienge  nnd  1  zo  Anno  1  hinkime.  Die 
ROaer  aber  sind  sich  sehr  schwach  bewast  gewesen  den  cbaldaeischen 
■ethemetikem  nnd  den  feinen  Griechen  gegenaber.  Wo  die  Wissen- 
sehafl  ihaen  eine  galdene  Zahlenfolge  bot  von  1,  U,  III  usw.,  da 
Bohlossea  sie  sich  an;  sie  waren  nicht  geniesflchiig  (SalL  Cat*  a.  0.)» 
Sandern  brauchten  das  brauchbare.  Also  weit  entferni  sogleich  1,  II 
usw.  umzuwerfen  oder  auch  mitten  in  die  gfildenen  Zahlen  bineinzn* 
fahren,  benutzten  sie  sie  lieber  von  Anfang  und  ohne  den  allergering« 
sten  Respect  vor  der  Ton  DictatoreiyahreB,  von  einer  magistratischen 
Windstille  nnd  dergleichen  Nullitäten  heimgesnchten  Jahrreihe ,  der 
KOnigszeiten  ganz  zu  geschweigen.  Ich  mache  den  Vf.  noch  darauf 
aafniM'sam  dasz  er  mir  meine  chronologischen  Cyclenlente  nicht  aner* 
kennt,  wfihrend  er  selbst  nnchronologische  Cyclenleute  voraussetzt. 
Relrocempntation  der  Enneafcaidekafiteris  hat  einen  vemfinftigen  Zwecke 


450  A.  Mommseii :  swetler  Beitraf  sar  Zeilredinaiig 

mtB  findet  die  NeomoDde  wieder;  «ber  mit  110-  oder  laojlhrigmi Mr. 
geeamtheiten  rflckwirts  gehen  iit  ancbronologiaoh ,  gant  wie  C.  lAU 
lera  nnd  M.  Danekers  Protens  -  Perioden.  Den  Cineioa  mit  llQjIbrifei 
Saeentifl  rehnen  lassen  heitst  ihn  einer  Spielerei  besehnldigeo.  N«r 
wofern  diese  110  Jahr  als  etwas  geheiligtes,  religiös  eingebftrgertes 
sieh  ceigten ,  könnte  man  die  Anwendung  eines  solchen  Sehaaiu  be- 
greifen und  bitte  cn  urteilen ,  Cincins  sei  ein  mystischer  Msaseh  ^ 
wesen.  Aber  ich  dichte  das  llOjihrige  Saecnlum  wire  sehr  kryptiMh 
nnd  Cincins  ein  ordentlicher  Mensch  gewesen.  Religiöse  Kyklognpbie 
hat  ttbrigens  meist  ihren  Grand  in  wirklichen  Zeitkreisen ,  deaeo  li« 
die  Weihe  gibt,  wovon  in  der  Hnndssternperiode,  wie  Boeekh  lie 
behandelt  im  M anetho ,  ein  schönes  Beispiel  vorliegt.  Aach  iit  die 
EnnaCteris  in  der  Religion  noch  lange  gewesen  als  eine  Art  Gespeist, 
und  eine  heilige  Kyklographie  mochte  li^hrigen  Kampf  als  80  Jibr 
nehmen  (s.  oben  11 4),  80  spiter  als  190.  Die  mit  anfgetheilten  EnnU- 
teriden ,  a.  B.  4jShrigen  Pythiaden  getriebene  Kyklographie  ist,  wen 
nie  von  der  Nenncehnjihrigkeit  anabbingig  ist,  darchans  nnr  religiöSf 
bestehend  also  darin  dasz  ein  Historiker  sein  Fnotnm  lieber  aaf  01.11,3 
als  auf  11 ,  4  setzt  u.  dgl.  Dies  ist  nicht  so  spielend  wie  es  aoBsieht 
fflr  die  Colonisierung  (Delphi),  nnd  nicht  so  gana  hohl  wie  die  110- 
Jihrigen  Saecnla. 

Noch  liegt  mir  Liv.  1  17  das  ibai  nnd  fuit  im  Sinn.  Vf.  neist  8. 
136  Anm.,  Livios  erEihle  hier  am  unbefangensten,  und  bfirdet  ibn  doch 
auf  was  Uvins  nie  wollte.  Livins  sagt,  es  habe  die  Herscbaft  R^ibo 
rund  gehen  sollen  (ibaf) ,  das  Zwischenreich  sei  von  der  Daoer  eioes 
Jahres  gewesen  (fuii).  Vf.  findet  es  *  offenbar'  dasz  die  laterregei 
alle  an  die  Reihe  gekommen ,  mithin  500  Tage  am  Regiment  f ewesen 
seien ,  welche  Tagsumme  als  zwei  Jahr  verrechnet  worden.  Mit  t&oi 
wird  wie  mit  flniebaiur  die  Norm  angezeigt,  nicht  ein  Factom,  welebei 
desto  klarer  im  Perfectnm  folgt.  Ich  halte  etwas  aof  die  Temport. 
Wie  kann  Livins  deutlicher  geredet  haben ?  Vf.  corrigiertiba,  fiidal 
ihn  also  in  der  That  nicht  unbefangen ,  sondern  ebenso  befiagea  wie 
er  1 19  gewesen.  Er  hat  es  sich  nur  eingebildet ,  dasz  es  iwir  an- 
gehen sollte,  aber  nur  wirklich  rund  gieng  so  lange  das  annutm  miff- 
9ailnm  es  gestattete,  sowie  ja  Dionysios  und  alle  sich  die  aKea Voll- 
monds-Idns  usw.  nur  eingebildet  haben.  Hier  ist  es  wieder  wie  obei; 
es  sollen  zwei  Jahre  herausgefunden  werden,  und  eben  die  sind  es 
welche  Vt  dem  Livins  abzwingt  oder  aufzwingt.  Nnmas  Regieroof 
wird  auf  39  und  41  und  43  Jahr  gesetzt;  diese  Differenz  soll  erkürt 
werden ,  das  ist  die  Absicht  der  Sache. 

Ich  breche  jetzt  diese  Betrachtungen  ab,  fflr  spiter  weiteres  vor- 
behaltend. Aus  dem  gesagten  hat  der  Leser  entnommen  dasz  mir  diese 
neueste  Version  der  chronologischen  Ansichten  des  Vf.  ebeoso  nawis- 
senschaftlich  scheint  wie  die  frfiheren.  Desto  leichter  wird  sie,  in  der 
gewandten  Darstellung  des  Vf.,  bei  einem  gröszeren  PublicQD  Bis^iV 
finden,  welches  ja  auch  die  frfiheren  ^Versfindigungen'  oad  die  >>> 
Fehler  gegrfindeten  «entschiedensten  Beweise*  ohne  Widerrede  aoge- 


iw  GrieelMB  md  Rtaer.  451 

BOMBen  hat.  Der  Vf.  bMitit  eis  oiehl  gewftMi^es  Gesebick  «ich 
dflB  grosiM  Pttblicam  gef  enflber  eioe  Stellmg  bq  gebeo.  Die  neislea 
Measehea  bedarfon  der  Antoritftt,  insonderbeit  bei  ehronologieeben 
Dingen,  weldie  wenig  gekannt  sind.  Sie  wollen  nicbt  Prafnngen, 
die  ihnen  nnveretindlioh  nnd  langweilig  sein  wflrden.  Diesen  den 
grossen  Poblienm  gegenaber  angemessenen  Ton  bat  der  Vf.  enge- 
schlagen. 

Dabin  rechne  ich  die  Versiobernagen  dasz  araine  Ansiebten  so 
gar  verwegen  und  kühn  and  allemal  rerfehlt  and  aoglacklieb  seien. 
Diese  mit  den  schwachen  Prflfongen  in  .keinem  Verhältnis  stehenden 
Versicbernngeh  richten  sich  lediglich,  scheint  mir,  an  das  ^grosse 
PnbUcom,  nicbt  an  mich.  Mir  dergleichen  sn  sagen  hatte  kein 
If ensch  in  der  Welt  weniger  Anlass  als  der  Vf. ,  der  sich  selbst  ge- 
stehen moste  dnrcb  niemandes  Widersprach  von  seinen  vormaligen, 
ihm  jekzt  irtbOmlich  scheinenden  Behaaptnngen  befreit  worden  so 
sein  als  dorch  den  meinigen«  Da  ich  nan  genao  daram  wnste,  wie 
der  Vf.  anf  chronologischem  Gebiete  das  entschiedenste  UnglAck  ge- 
habt hatte,  so  versprach  er  sich  wol  selbst  bei  mir  wenig  Erfolg  von 
dergleichen  Assertionen ;  diese  Versicherangen,  sie  setzen  im  stillen 
vorana,  der  so  versichernde  müsse  dem  Leser  als  Antoritflt  gelten.- 
Hir  wird  man  es  nicht  verargen  wenn  ich  es  anmöglich  finde  in  dem 
gestern  nnd  vorgestern  von  mir  eines  besseren  belehrten  Vf.  beute 
eine  Antoritit  an  sehen.  Der  Vf.  also,  wie  ich  annehme,  rich- 
tete sich  mit  seinen  Abarteilnngen  an  das  grosze  Publicnm,  nicht 
an  mich. 

Wer  vor  dem  Poblionm  eine  Aaloritat  sein  will,  der  darf  sich 
nicbt  gar  an  oft  verseben ,  anch  nicht  an  oft  die  Meinungen  wechseln. 
So  zeigt  sich  nan  auch  bei  dem  Vf.  ein  gewisses  Bestreben  Ober  seine 
froheren  Behaoptnngen  nicht  allzo  scharf  mit  sich  ins  Gerieht  za 
gehen,  ein  gewisses  versehleiern.  Anders  Boeckh,  der  sich  seiner 
Fehler  zeiht,  wie  es  einem  wissenschaftlichen  Manne  geziemt.  Boeckh 
nennt  sogar  den  welchem  er  die  Berichtignog  zu  danken  habe  (C.  Red- 
lich) ,  anch  sonst  sagt  er  klar  und  dentlich  wo  er  einen  'sehr  oapas« 
senden'  Weg  eingeschlagen  habe.  Ich  könnte  anch  G.  W.  Nitzsch 
anfahren ,  der  sich  einmal  im  kieler  philologischen  Seminar  sehr  ver- 
sah und  hernach  seinen  Fehler  offen  eingestand.  Das  thaten  die  ge- 
nannten weil  sie  sich  nicht  dem  groszen  Publicnm  gegenaber  fflhlten  : 
das  kleine  Publicum,  zu  welchem  sie  sich  halten  wollten,  lohnte  ihnen 
dureb  doppelte  Achtung.  Ich  enthalte  mich  das  Gegenbild  zu  ent- 
werfen, wie  zoginglich  mir  auch  das  Material  wäre,  um  darzustellen 
in  welcher  Weise  die  zwischen  dem  Vf.  und  mir  gepflogenen  Debatten 
aber  römische  Zeitrechnung  sich  gestaltet  haben:  Kurz  der  Vf.  wen- 
det sich  an  die  vielen,  nicht  an  die  wenigen,  am  allerwenigsten  an 
mich.  Dennoch  ist  die  Wissenschaft  allezeit  die  Sache  nur  weniger 
gewesen,  ich  meine  die  strebende,  forschende,  prflfende,  und  eine 
andere  scheint  es  mir  nicht  zu  geben. 

Da  ich  den  Vf.  nun  eine  so  ganz  von  mir  und  meinem  Ideal  von 

Jahrb.  f.  clMt.  Phllol.  Suppl.  Od.  III  Hfl.  3.  3Q 


452     A.  Mommsen:  xweitor  Mlnif  s«r  Zetlrecbnuog  der  Gr.  und  R. 

WissAMclMift  abgekehrte  Bah»  liebe«  sah,  so  wallte  ieb  aefaegs  gns- 
lioh  alkin  ihn  «eben  Uaaen  nnd  aaf  allea  kein  Wort  anlwortes.  Allein 
ieb  halte  ihm  bei  alle  den  fftr  manehe  beiUame  Belehrnng  tm  danken^ 
und  feine  Bebanplungen  nnd  Einwinde,  angeachtet  aie  aiir  grtaten- 
theila  vnriebtig  schienen,  hatten  nieh  doch  gefördert  nnd  x«  nenen 
Studium  angeregt.  Auch  war  mir  der  Gegenstand  sehr  lieb  und  seit 
Jahren  bekannt,  und  da  idh  im  Verlauf  neue  mir  günstige  Arguneate 
fand,  glaubte  ich  um  so  wontger  schweigen  su^dirCan. 

Parchim.  August  Mommsen. 


Inhaltsübersicht. 


Erstes  Kapitel.    Castoren.  Seite 

§  I.    Was  «eilff  wri^efff  optoXoyoviifvog  bedeute  bei  Polybioe 

I  5,  4 345 

%  2.    Die  Aegospotamoi-Scblacht  kommt  auf  Ol.  03,  S     .     •     951 
§  8.    Prttfting  des  Ansatses  Ol.  98,  3  oaeh  einem  Fixstern^ 

Aufgange «^     ...     354 

I  4.    Prilftiiig  des  Ansatses  Ol.  93,  3  naeb  der  Personifieie- 
mag  des  Dioekuren- Aufganges,  wie  sie  im  Volhsglan- 

ben  lebte ^6S 

§  b.    Dasz  Bratosthenes  ZeitrechnuBg  nicht  gegen  das  Aeges> 

potamoi-Jahr  Ol.  03,  3  spreche 9^ 

Zweites  Kapitel.    Plejaden. 

§  1.    Delphische  Ennaeteris  nach  K.  O.  MüUer     ....     892 
§  2.    Panatbenaisdie  Ennaüteris  nach  A.  Beeckb  ....     388 

t  3.    Meten  XVIII  und  III 394 

f  4.    Apolllnisobe  Zeiten 403 

Drittes  Kapitel.  Luna  XXI  mit  Beaug  auf  '  die  römische  Chro- 
nologie bis  auf  Caesar  von  Theodor  llommsen' 
(Berlin  1858) 421 


AaneriMMifMi  iv  dtfr  Ttfol.  453 


Aomerkungen  zu  der  Tafel. 


Inachos  T.  Chr.  1073  (Oensorintts  21)  rgh  rbein.  Mns.  XIII  68. 
lo  p.  Abr.   [480.  499].    Ensebioa  hat  lo  479  u.  498;    beide  Setsungen 
also  in  XVII,  so  wie  der  Armenier  gleichsetzt.     Ich  habe  sie  um 
I   hinabgerüekt. 
Zweite  Fttit;  Censorinns  ebd.  und  rh.  Mns.  a. O. 
Apollonstempel  p.  Abr.  [490];  habe  ich  nm  1  hinanfgesetzt.     Elise- 
bios  hat  diese  Grfmdnng  500.    Vielleicht  ist  es  besser  2  Jahr  tiefer 
zn  gehen  in  p.  Abr.  092,  da  ist  eine  pythische  Epoche.  —  Mit  mehr 
Hicherheit  habe  ich  die  andere  Angabe  ans  &2Ö  in  p.  Abr.  522  hin- 
anfgesetst,  indem  anch  die  erste  Pythiade  statt  in  Ol*  49,  3  bei 
Biuebios  falsch  in  Ol.  50,  1  kommt.     Beide  Fehler*  sind  indes  nicht 
gans  gleich :  jener  beträgt  3 ,  dieser  2  Jahre.    Jedenfalls  mnsz  die 
nDjthische  Gründung  eines  Apollontempels  entweder  auf  ein  erstes 
Pytlüadenjahr  s=  Ol.  n,  8  oder  einen  Cyelenanfang ,  und  zwar  einen 
religiösen  (wie  Meton  III  oder  XYIII)  oder  endlich  auf  beides  zu- 
gleich kommen.    Eusebios  Ansätze  aber  kommen  in  Ol.  -f-  184,  1 
(Met.  XIX)  und  OL  -f-  178,  2  (Met.  VI),  sind  also  schwerlich  rieh- 
tig.  '-^  Abaris  steht  bei  Eusebios  1448;  ich  habe  ihn  um  1  Ter- 
schoben  in  1449  t=  Ol.  53,  2. 
Aedes  Apollinis  Tota   ab  urbe  321  Varr.  e=  433  v.  Chr.    Ich  habe  ein 
Herbstjahr  angenommen,  beginnend  im  Vorjahr  v.Chr.  434;  olym- 
pisdiseh  also  zu  bezeichnen  als  Ol.  80,  8,  ein  erstes  Pythiadenjahr. 
Ebenso  andere  die  römische  Religion  angehende  Nutzungen  dieser 
Epoche, 
lathmias  1,  1   mythisch,   Anno?    Der  Qrund  dieser  Orientierung 
liegt  in  Apollodors  Darstellung ,  dasz  Isthm.  3  die  Herakles  -  Grün- 
dung in  Elis  falle ,  diese  aber ,   der  Analogie  nach ,  in  III  gehören 
möchte. 
Aletes   Corinthius  p.  Abr.  917.     Die  beabsichtigte  Einhaltung  der 
Epoche  zeigt  sich  auch  in   den  Begierungszeiten   der  korinthischen 
Fürsten;  nach  Diodor  fr.  tom.  VI  p.  7  Tauchu.   regieren   die  drei 
ersten  38,  38  und  37  Jahr. 
Eleusis  und  Athene  hat  Eusebios  p.  Abr.  230  in  11.    Ich  habe  den  An- 
satz um  1  hinabgesetzt,  weil  die  pythische  Epoche  sowol  überhaupt 
den  Athenern  mehr   als  den  andern  Griechen  nahe  lag,  als   insbe- 
sondere weil  der  parische  Chronist  den  Areopagos  in  III  setzt.     Eu- 
sebios liat  auch  den  Prometheus  in  III  gesetzt  wie  seinen  Befreier 
Herakles.     Man  kann  auch  anführen  dasz  Eusebios  ed.  Aucher  den 
Drakon,  vielleicht  richtig,  in  Ol.  40,1  (Meton  III}  setzt,  hingegen 
in  Meton  II  der  Eusebios  von  Zohrab  und  Mai. 


454         ^  Aanerisnftii  n  der  Tafel. 

Troia  capta.  Timaeiis.    Daaz  diese  EaUreiohen  Angaben  tlieflweiie 
falsch  sind,  ist  wahracheinlich;  doch  belegen  sie  nnrnm  so  stärker 
die  Absicbilichkeit   eine  olympische  Epoche,    Meton  XYIII,  sn  er- 
reichen.   Denn  wie  sollte  es  Zufall  sein  dass  so  verschiedene  Quel- 
len anf  dasselbe  cydisehe  Jahr  fahren?  'nach  Timmeos*  ansetzen 
hiesz  wol  nach  des  Timaeos  Epoche  ansetsen ,   und  daher  die  rer- 
schiedenen  Angaben.     Ich  habe  Troia  capta.  Tim.  1308  v.  Chr.  einem 
lieben  Freunde  su  Gefallen  eingeklammert,  welcher  meint  ich  hsbe 
mit  unrecht  im  rh.  Mus.  XIII  64   eine  abweichend«  Setsong  fw 
Kerkyra  ku  Grunde  gelegt.    Dass  Timaeos  ein  in  Tielem  abwei- 
chender Chronolog  war  steht  aber  doch  fest,  und  ich  finde  dsxs  C. 
Müller  SU  Fragm.  56  nicht  wesentlich  anders  urteilt  und  eben  über 
verwandte  Ansätze.    Mich  selbst  freiUch  bewegt  die  Analogie,  nMch 
der  Timaeos  Troia  capta  sicherlich  an  die  olympische  Epoche  Idinte. 
wovon  Censorinus  21  ja  ein  sicheres  Zeugnis   gibt.    Zu  diesen  An- 
Bätren  in  XVIII  vergleiche  man  Fischer  grieeh.  ZoittafeUi  8.  11  n. 
13.    C.  Müller  zu  Fragm.  63  S,  2i»2  und  A.  v.  Gntsohmid  BeitrÄge 
8.  17,  wo  1137/6  auch  für  Demokritos,  so  wie  S.  123  wo  lJW/1 
auch  für  Thrasyllos  und  Kastor  in  Anspruch  genommen  wird.  Die« 
letBtere ,   von  Censorinus  beaeugte  Jahr  gewinnt  auch  dadurch  an 
Autorität,  dasB  es  übrigens  wol  fehlerhaft  dem  Diodor  beigelegt  ist 
von  Tsetzes  Posthorn.  764. 
Troia  capta  1209/8  v.  Chr.  usw.    Wegen  des  sosibianischen  Ansttie« 
s.  Philol.  XII  335.    Die  Herstellung  Ilions  p.  Abr.  864  fehlt  in  dem 
Ensebios  von  Aucher,  ist  aber  ebd.  Tbl.  II  8.  138  f.  njiohgetrsg«n. 
Die  Homer-Setzung  des  Sosibios  s.  bei  Fischer  a.  O.  8.  40. 
Schliesziich  bemerke  ich  noch  dasz  im  weiterforschen  mich  be- 
Ronders  die  Betrachtung  an  meine  Lehre  je  länger  desto  mehr  glsnben 
läazt,   wie   derselbe  Autor   auch   dieselbe  Zeile  der  Enneakaideksetens 
bevorzugt,  z.  B.  Yellejus  die  varronische,  Dionysioa  die  catonische  nnd 
dgl.  mehr. 


Analecta  Homerica, 


Scripsit 


Lndovicos  Friedlaender. 


Jahrb.  f.  elut.  Pbilol.  SappK  Bd.  III.  Hfl.  4.  j  | 


9. 


Analecta 


Qoae  luic  opporloniUite  oblaUi  *)  e  schedis  nMia  promo  ea  diuliaa 
preui  qoan  Horatins  praeeipit;  nam  abbioo  dacea  aniioa  vel  etiaoi 
plores  chartis  auiDdala  rapt  paene  oauiia.  Hoc  ideo  moneo  quia  fieri 
potest  ot  bis  annis  qnibiia  baec  stadia  maxine  ferbaeninl,  noBDolla  de 
aeis  ab  aliia  viria  dootia  oecvpala  aint,  qaorom  libri  io  bano  noatram 
^Uav  i^fiiav  perlati  non  aant.  Id  oerle  ex  bac  aiea  tardilate 
loeri  faeteot  leclorea  quod  loag e  plora  aeposui  qaaai  nunc  edo.  Nam 
(nt  icioDl  OBinea  qai  bia  rebaa  operam  doderoot)  miilta  priaio  aapecto 
pUoeat  Tel  certiasima  yidentar;  ai  naagno  temporia  apatio  interiecto 
itenuD  inapieiaa,  non  item.  Ita  et  mibi  accidit  ut  de  eiadem  rebaa 
divenis  tomporibaa  diverae  iadiearem,  plurimaqoe  spreverim  qoae 
aihi  oUm  arriaerant.  Contra  qaae  ideotidem  intaenti  emdem  aapec- 
(u  imaiatatom  praebere  viaa  sant,  ea  non  potui  non  ant  pro  veria 
kabare  ant  pro  veri  simillimia.  Magno  antem  gandio  affectna  anm 
noTisfiaua  ImmaDoelia  Bekkeri  curia  Uomericia  ad  noa  adlatia,  e 
(joibu  intellexi  de  noanallia  mihi  cum  viro  anmmo  conyenire,  qoae 
ntea  a  nnllo  obaervata  erant. 


*)  [Pnblicayit  enim  aucior  banc  ipsam  commentaiionem  menae 
Aprili  haias  anni,  at  iuyitaret  quos  par  erat  ad  audiendam  lectionem 
poblicam  qtLiODi  babitums  erat  ad  munas  professoria  pbilotogiae  pnbliei 
ordintrii  in  uniTersitate  Regimontana  rite  anapicandnm.] 


31* 


L   De  locis  lacimoBiB. 


Qoamqoam  verissimqm  est  qaod  dixit  Lebrsios,  HomenuD  ii 
universom  tarn  bene  habitnm  esse  nt  id  Damqnam  satis  mirari  possi- 
mos,  tarnen  tion  minns  Yemm  e^  nullnm  fore  corrnptelae  genns  co> 
gitari  posse,  quo  baeo  canniiia  non  aliqnatenns  contaniiiata  sint. 
Hoc  recte  intellecto  eriticae  Homericae  fandamenta  ieeit  Aristarcbiis. 
Cuias  censoria  virgula  veteribus  quidem  in  yersns  divini  poetae  ni- 
BAta  severitate  grassari  risa  est:  at  bodie  multo  plures  loci  pro  per- 
peram  insertis  babentnr  qoam  ille  notavit ,  eis  tantam  dissentientibes 
qni  clavam  Herooli  facilios  eripi  posse  etiam  nnnc  indicanl  quam 
nnnm  versom  Homero.  Ac  non  modo  insiüciorani ,  sed  etian  male 
ex  uno  loco  in  alteram  transpositorum  vel  iteratonim  nameram  long« 
maiorem  esse  qaam  sammo  illi  critico  yisoni,  bodie  inter  omn« 
convenit.  Deinde  neqnaquam  raro  factam  esse  at  binae  eiusdea  ar- 
gamenti  recensiones  iaxta  positae  sint,  et  alii  monuere  et  ego  n 
Sobneidewini  Pbilologo  vol.  lY  p.  577  sqq.  His  tribns  nratatioBift 
generibus,  interpolationis  transpositionis  variationts,  accednot  1a- 
cnnae,  qnae  yiros  doctos  adhnc  raro  adyerternnt.  Non  aalen  eas 
nunc  dico,  quae  maiores  narrationis  partes  bausernnl:  qoaai  oUb 
plara  continuisse  indicio  sunt  non  pauca  quae  at  narrata  memorantur 
nee  yero  narrata  sunt.  Et  ut  recte  observaverit  Aristarchos  (cf. 
Lehrsius  p.  357),  fieri  nonnulla  apud  Homerom  quae  non  diserle  du 
cantur  sed  ex  consequenti  cognoscantur :  hoc  tarnen  non  eo  yalebit 
nt  tarn  multa  atanfofiivaig  yeyovota  nobis  persnadeamas  qaam  veteres 
interpretes.  De  hoc  genere  luculentissime  dispntavit  Scboemaanos 
in  dissertatione  de  reticentia  Homeri,  quae  tertio  opnscaloram  aca- 
demicorum  volumini  inserta  est.  Equidem  nnnc  nil  yolo  nisi  noo- 
nullos  locos  indicare,  ubi  unum  vel  paucos  yersas  perisse  deficieos 
conexns  yel  discrepans  ostendit.  Sane  vernm  est  boo  yitii  genere 
carmina  Homerica  rarias  deformata  esse  quam  reliquis.  *  Nam  cum 
illa  carmina  neque  a  poetis  neque  a  rbapsodis  omnibus  lemporibes 
eodem  modo  cantarentnr,  saepissime  sine  dubio  factam  est  at  plnres 
eioedem  argamenti  formae  in  concinnatorum  manns  venirent.  Tantum 
igitur  afuit  nt  his  aliquid  deesset  ad  narrationem  perpetaan  resti- 
toendam,  nt  multa  muUis   locis  redundareot:    e  quibus  not  eligen- 


L.  Friedfoeoder:  iinaleoUi  Honerica.  450 

dam  foil  qsod  optimiui  aptissimimTe  esse  videretur,  Hat  duae  yet 
plures  formae  oonglatinaadae ,  ea  aotem  qaa«  eonanisaarae  repagna- 
rent  re«ideoda.  In  hoc  labore  ei  fieri  poUiit  nt  kio  illic  plus  iosto 
reeideretar,  Dee  negari  poteat  dobiihU«  oonoinnaloribaa  lam  manca 
el  lacanosa  IradiCa  esse. 

Celerom  harum  lacooarnDi  deaiOBSlratio  raro  IIa  certa  esse  po- 
teal,  nt  nallani  dabitationem  reliaqaat  Naai  abi  ad  perfectionem 
senlentiae  aliquid  deest,  non  aemper  id  excidisse  slatneBdum  eril, 
sed  poCeril  etiam  oorraptione  obliteratam  esae.  Hiac  etiam  Lehrsius 
de  loco  noto  B  230  dispalana  rem  in  incerto  reliqait  (Arist.  p.  382) : 

qood  B^kkeras  in  ntraqae  editione  minima  distinctione  post  Ai^fivtj^ 
posita  sanare  conatns  est,  ot  suppleatnr  fifuv,  Eqnidem  Lehrsio  as- 
sentlor  hoc  ab  Homero  ita  profectam  esse  praecise  neganti:  sed 
otrnin  Yerans  alter  ab-  initio  corruptas  sit  an  exciderit  aliquid  post 
bone,  nemo  sane  decreverit.  Alterutrum  stataendam  erit  de  loco 
Odysseae  X  412—415,  in  quo  nemodum  qnantnm  scio  ofTendit.  fAga^ 
nenuionis  ambra  Ulixi  narrat  quomodo  perierit:) 

cig  %avQv  oluxlnSx^i  Oorvcrro}'    Jte^l  d'  aÜkoi  haiqoi^ 
vtoke^wg  xxUvovxOj  aveg  Sg  i(fyi6Sowsgf 
o7  ^d  z   iv  awvHOv  (xvÖQog  (Uya  dwafiivoio 

♦     »     ♦ 
i|dij  ftiv  itoXicw  tpovfp  avdQciv  avxBßoktiCug  xtl. 

ubi  nisi  versnm  post  415  excidisse  snmemas,  neeesse  erit  prioeipiQm 
versas  414  (pi  ^a  xs)  pro  vitioso  babeamns.  His  locis  tertinm  adde 
il721,  quem  erunt  qni  pro  aano  babeant.  Sermo  est  de  Hectoris 
exseqoiia. 

qI  d*  iitel  elaayayov  %lvxu  ötifictxa,  tov  fiiv  Imna 
T20  Tfffixolg  iv  XBxhaci  ^iöov^  naga  d'  cltfav  ioiöovg 
^qf(ifwv  i^/iifxovgj  o!  xe  üxovi&SCav  ioiirjv 

414141 
(ü  ftiv  qf^'  i0Qiiv€Ov^  iiA  öi  Cxevaxavxo  ywaineg. 

Enmi  iaqnam  qni  bio  nihil  deriderent:  at  mihi  mos  epicns  poscere 
Tidelor,  nt  ab  oT  fiiv  Sq*  l^(iip^tov  noTa  incipiat  sententia,  quam- 
qaam  id  tnm  demnm  certo  dici  poterit,  si  exempla  omoia  hnc  per- 
tiaeDiia  collecta  fnerint,  qnod  me  omisisse  doleo.  Ceterum  etiam 
kaee  difficoltaa  loUitnr,  si  in  versn  722  ab  initio  pro  ot  (liv  Sq 
^pifa^aoy  alind  quid  fnisse  snmimufl. 


e  186  sqq. 


Hi  loci  omnes  ntmm  corruptelam  passi  sint   an  mutilationemi* 
daoerni  non  polest.    Contra  locus  ille  9  186  aqq.  quo  Hector  eqnos 


460  L  Fri«dkieMler:  analeola  ÜMMrica. 

auos  adloqnitor,  flu«  ua  diBoallato  iMigsia,  rix  «liier  ea[pUcari 
poterii  ^luuB  ai  ««im  «erU  vttra«m  ezoidlaae  afeatnaana. 
184'  0^  iinm  huuMiv  ininkno  qmitifiiv  xt' 
— ^  Slc»^  %i  Kai  0n  MUtt^yM  nal  A^&9a¥  Aiyau  Ta  ^U^ 
vvv  lAOi  Ti)y  TMfitd^v  iianlvevovj  tjv  fgalu  m>iA^ 

»     *    « 

*Qtv6p  %"  iyne^fiaaaa  nuiv^  Sie  ^^»0$  ivcifoi* 

♦     ♦     ♦ 
aAA*  ifpoQlia(fvutov  naL  CiuvSfzop  xri. 

Veranin  185 ,  quem  obelo  ootatam  ease  ab  Arislardio  notoai  &X 
(v.  Lelira.  p.  196  sq.),  nil  moror.  Seqaenlia  consideranti  primiun  id  io 
ocalos  incurret,  in  enantiatione  qaae  ab  ^v  ^lu  nolX^v  iacipit 
verbum  deesse:  nam  boc  modo  nemo  loqui  poteat:  nofuörpßj  i^w 
udXa  TtoXXfiv  vfuv  tcv^ov  na^i^ipiev,  Aat  igitnr  periit  aliqoid  aal 
97V  luiXa  nolX'^v  corruptam  est.  Pro  quo  si  v.  c.  i^v  nogsv  vfiri? 
legeretur,  omnia  plane  et  recte  procederent.  Quod  q«in  dici  poln- 
erit,  non  est  dubitandum,  cum  dco^or,  ßQcifLtiVj  leaxa  noi^etv  dieatur. 
Nee  quae  deinde  sequuntnr  ab  homine  sano  dici  potniase  «mquan 
mihi  perauadebo ,  nednm  ab  Homero :  nisi  forte  Hectorem  una  com 
iumentia  ad  praesepia .  pastum  esse  fingimus.  Eteaim  bis  verbia  nolla 
interpretantium  arlifioia  atinm  sensum  extorquere  possunt  quam  hunc: 
*axor  vobia  prius  frnmentum  apposuit  quam  mihi'.  Nee  yeraa  189  re- 
moto,  quem  teoentiores  cum  veteribus  eiciunt,  nodus  solrltar.  lauio 
Wo  quamtis  ei  ioeo  quem  nunc  oocupat  minime  conrenial,  tanien  ser- 
Y«ri  poteat,  dummodo  transponatur.  Mihi  emm  nil  probabllias  Tide- 
lur  quam  unum  rel  plures  versus  excidisse*,  quibua  Andromache 
Hectori  epulas  struens  describeretnr,  de  hac  autem  descriptione 
versum  1^  reliquum  esse.  Animi  causa  totnm  locum  ita  refiogamus 
at  intellegi  aaltem  possit: 

vvv  (lot  rifv  ftOfuS^  anottvsrov,  fjv  itoQBv  i^$v 

^AvdQOfucxfl  ^  ^yoTfiQ  (UfäX'ijxofog  ^Hetlmvog. 

vfuv  ita^  nQOtfyontfi  fuUq>QOVt[  nvqov  f^rptevj 

if  i^l,  og  fd^  o£  OüXiqofg  ^tooiq  ^ifO\^t  tlvm^ 

altcv  %ml  n^iu  nolla  noQoia^  &9tlla9ato  tBitt^ov^ 

ohov  v'  iyK^m9aöa  nuS^^  ZtB  <Nj|xo$  wvciym* 


Hunc  locum  omnes  interpretea  aicco  pede  Iranaierunt*),  qa«mTis 
aensum  non  habeal.    Hoc  primus  vidil  Bekkerus,  qui   in  aovissima 


^  Kitzsohltts  adn.  ad  Od.  I  p.  2^  *Vosb:  und  verderUe  das  //aus 
mAi'.    Hiettiilt  kann  Mosa   ein  durch   eeihe  Abweaenheit   entatimdener 


L.  Prie4li«rier:  «naleeta  Hoamo«.  461 

etf ÜMe  km  Iret  r^rw»  eiaeil.  MeMlMs  Taleasebo  «t  KiiflrAto 
damw  «IM  ifindoroA  MiniDtib««  otml  06  has  diriliw  anltat 
IMTM  4)lwrrasteai  mim  siae  mtfnif  lakkribas  edsptnuM  i  78 — 69. 
Deiod«  010  peinit: 

90  dog  lfm  nt^l  %iüm  imIvv  ßhtow  awwyUifmy 
^üiinfv,  x$lng  ^»  itihpwv  iHog  tm^jmp 

äg  q6  %i  THnC^nv  %otate  ivtürnamv  wä^am, 
«öl  nanipmp  xaiB  ftdXltt^  «xoW^a/,  of  iftvig  i^v 
M  dslv^  iml  fuiltt  9EoU'  fim^ov  *Kal  oTemUca  msov* 
ev  fMxXff  ifatevaowa^  wjap66ta  «voiXa  imtI  l04^Xtf. 

vtf/eiv,  «/  4'  avdifig  a6o$  liifMvm  <#  tot'  oAowo. 

In  versa  95  haeremas.  Qnae .  eDim  est  illa  domus  opnlenta, 
quam  se  perdidisse  dicit  Henelaus?  *A(ig>lßoXov  ^  respondeBt  scholia 
M  V,  TtoxfQov  rov  iavrov  ff  top  ü^iaiMv :  sed  neutram  intelle^ 
poteat.  Ulnd  ineptooi  est;  nam  postqaam  errores  saos  maritimoa 
memoravitf  qaod  faetam  yerbis  hcd  iiaXa  ttoAA*  ifut^v:  non  po- 
tuit  ffleotionem  direptionis  Troiae  subicere,  quae  illos  maUis  aonia 
aaleeessit.  Deinde  baec'  ambiguitas  aliemssima  est  a  more  epieo, 
at  auditoribos  coniciendum  relinqaatory  qua  de  re  poeta  cogitareril. 
Si  solam^coDstnietioDis  ratioaeai  speclabimos ,  non  poterimos  non 
intellegere  Henelai  domnm.  Sed  hoc  sensns  non  patitnr;  nam  erro- 
ribna  illis  non  comminnit  sed  «udt  divitias  snas  Menelans  (cf.  y  31l)« 
Fait  enim  bic  mos  temporibus  heroicis,  nt  reges  ab  nno  hospite  ad 
altenini  eommigrantes  dona  colligerent  (qua  de  re  cf.  o  80  sqq.)  *), 
sicnt  ipse  Ulixes  1 37  sqq.  v  IS?,  nbi  Eastathins  1521,  90  xal  aTKislah- 
tkci  inqnit  dvo  rovrovg  ^poMr^  iv  nXavn  nkovtrfiuvxug  SHtog  ftivro» 
med  SXiwg^  tiv  'Odvetflv  dijklad^  xcd  tov  MeviXaov.  Iden  noatmm 
loenm  reeCe  intellexit  i486,  33  et  46.  Cf.  |  285*  326,  übt  Ulixes  in 
mendicnm  traaafonnalas  Bnmaeo  aarrat,  ae  apnd  regem  Thespro- 
tornm  gazam  ab  Ulixe  bac  ratione  eoacervatam  Yidisse:  nai  fio» 
nxiiiun*  f9fi|sv  Stfa  ^uvaytiQot  Üdvtfoei;^,  |  2<>^Asu>v  %i  xqvöov  xb 
mlvKiikffsov  %9  ddtiiftry.  |  futl  vi  «cv  lg  inatuffv  ytvs^  txBqiv  y  In 
ßoöxot '  I  toa^a  ot  iv  luyiifotg  jtf ifMfiUa  xeho  Svaxtog.  —  Acoedit 
quod  versus  97  oatendit,  non  iactorae  mentioneai  prozime  anteoes- 
sisse  sed  Incri.  Nam  cnm  dieat  Menelans:  *qaornm  ntinam  tertiam 
partem  possiderem',  cpparet  non  de  eis  enm  toqni  qnae  perdiderit, 
sed  de  eis  qnae  possideat 

Sin  antem  qnaerilnr,  qna  ratione  baec  perturbatio  naia  sit,  pln- 
ribna  modis  responderi  potest.     Faeillima  medicin«  ea  est  quam  Bek- 


Verlnst  gemeint  sein.    Aber  wir  müssen  uqs  dsbei  beruhigen,  wenn  es 
anch  nicht  recht  befriedigt.' 

*)  Non  erat  igitnr  cnr  offenderet  VoOnnannus  in  1 283  (eommenlt 
epp.  p.  118). 


462  L.  FriedfaeBde^:  «ntleet«  Uömeriea. 

keni0  «dhibaü^  ot  ventis  94*^—96  exf^angtotur:  qwibiM  reaolis  «t  sm< 
toto«!  9tnietara  belle  habeat,  ne«|«'e  qnie^aam  desideratur,  naM.taa 
&v  in  tersa  97  ad  %twtt60iv  ia  v»  93  perttBebit.  Fortasae  aata 
hi  versus  ex  alia  hoius  loci  recensione  soIi  sapersBBt,  i*  qua  oar- 
ratum  fuerit  «bseDte  Meaelao  domam  ab  infidelibna  ministris  male 
babitam  eoramqae  neglegeutia  vel  rapacitate  malta  perdita  esse. 

Deinde  ita  hunc  Aodani  aolvere  possoaiiu,  nl  altenun  diaiidiui 
versus  95  corniptam  ease  statuamaa.  Fieri  eoiai  poleat  ut  pro  ia^ht» 
olim  verbujB  oonirariae  aigniflcationia  hoc  loco  posiium  faerit,  relut 
&(pHla  {plxov  o^ilkiiv  o  21  /  nede  ohwpiXlii  g  223).  Quodsi  hone 
versum  hac  fere  ratione  sonaiaae  putaama:  ifcel  (auXu  tcoII  inti- 
^ov*  xov  i*  oIkqv  otpBtka  (quod  exeaapli  gratia  pono):  hoc  fwri 
saltem  poterit,  duauaodo  aeqaeutia  (ßv  luUlu  vauvaovta,  luxixvdottt 
noXki  %al  ia^ka)  TtgoXfiTCiixäg  dicUi  esse  statuamaa. 

Tertia  ratio ,  quae  naihi  quidem  maxime  arridel,  ea  est  nt  post 
fna^ov  aliquid  excidisse  sumatur.  Fingamus  v.  c.  baoc  versom  eodem 
modo  cecidisse  quo  versum  81  i^tal  fiika  noll'  iyca^ov  xal  %olX 
inaXri^v  —  tum  ita  pergere  potuit  MeDelaus :  «in  bis  auteqi  error!- 
bus  mnltas  divitias  congessi,  ita  ut  nunc  domum  posaideam  qaaleo 
videtis,  optime  instructam  et  ampUssime  ornatam:  olxov 

Bv  (uiXa  vatitaovta^  X£;i;ciri/doTa  TioXXa  xal  i6^Xa.\ 


t  107  sqq. 

■ 

Hunc  locum,  qui  pluri^us  modis  adulteratus  est,  etiam  lacuno- 
sum  esse  afflrmare  non  dubito.  Uiixem  in  mendicam  traasrorfflatiui 
de  patria  ac  parentibus  percontatur  Fenelope,  cai  ille  sie  respoodet: 

«0  vvvat.  ovx  &v  tlc  öS  ßoovmv  in   aiteioova  yaiäv 
vaMcm*    fi  yaQ  aev  nXiog  ovquvw  bv^w  movUj 
*&£  vi  xiv  fi  *ßa(uk^g  afivfMtfog,  og  %e  ^eovd^^ 
110  avd^atv  hf  nokloitu  nuA  üp^fytmctv  ivditcan^ 
evdiiUag  iviiySi^  9>^9V^  ^^  7^^  fUkatva 
Ttvgovg  xal  XQi^g^  ßgi^yOi  6h  divdfcor  nagicS^ 
xl%zin  S*  ifiTtsicc  jx^Xa,  wkaiSöa  di  TUtgiiy  tjKJ^vg 
i|  svifyeififigf  aQiX(oö€  dh  kcuA  vit   uinov. 

116  T^i  iyA  vvv  %a  fiiw  aXka  ptBtcikka  a^  Ivi  olke», 
firid^  ifiov  i^EQistve  yhfog  %al  na%qidai  yaütv^ 
(»17  f(Of  imkkov  6iifi0v  hfiJtki^ityg  iöwamv 
(ivfjaeifUvn*    iM^ka  ^'  eifd  noXv^tovog,    avöi  xl  V^  %^ 
ot%(p  iv  akkoftglija  yoocovxä  xi  ^vqo^uvov  xe 

120  ffi^i^  hui  Kcfxfov  mv^iiuvtti  axQtxov  akl. 

Primum  vides  conexum  deficere  ubi  laouoam  indicavi.  ^^^  4°^ 
dücit:  Mdeo  ne  me  interroges',  is  oaosam  iam  attaler it  necesse  esl^^'' 
interrogari  noiit.     Quam  nunc  frustra  qaaerimns.     Si  dixiaa^^'  *^i^ 


L.  Friedlaeader:  malecta  Bomerica.  463 

■Hiila  et  gravis  p^rpeaaus  aam',  reete  aubieere  potalt:  Mdao  doU 
iitarrogare  qoi  yel  oade  sim,  ne  In  lecrimas  et  gemitua  ernnpaai, 
qood  ne  in  domo  aliena  facere  non  deoet'.  Nee  vero  hoe  loeo  u% 
aHln  optio  data  eat ,  uirnm  autnere  yelimoa  quod  deeat  excidiaa«  aa 
Tersaai  115  ab  ioitio  corroptom  ease.  Nam  ne  illo  tgo  qaidem  re* 
Hioto  dilficultaa  toHitar,  qnoniam  dao  argumenta  tam  diveraa,  qaaai 
est  haec  deprecatio  et  illa  Penelopae  laudatio ,  se  exeipere  non  poa- 
soDt  nisi  tranaitu  ab  uno  ad  alterum  facto. 

Deinde  Teraus  109  ab  initio  corruptna  eat.  Nam  aire  17  pro 
particala  diaiunctiva  habemus  aive  pro  affirmativa,  in  explicando 
frastra  laboramns.  Si  vocalem  acuimus,  altera  particula  disinnctiva 
desideratnr^),  cnins  defectum  Eustathias  perridicule  excusare  cona- 
tor,  hoc  ctTeoaioMiiiasfog  genus  esse  dicens  (1857,  50);  sin  circum- 
flectimus,  quod  fecit  Bekkerus  in  novissima  editione,  malum  etiam 
peius  ileri  yidetnr.  Nam  vereor,  utdicam  quod  aentio,  ne  hac  par-, 
ticola  inter  duos  genetivos  inculeata  epico  aermoni  vis  afferatur.  Eqni- 
dem  totom  loeum  ab  109 — 114  aliunde  buc  traqslatum  esse  iudico; 
oamhaec  coanparatio  cum  rege  pio  et  iuato,  quantnmvis  licet  pulcbra 
Sit,  neqne  Penelopae  convenit  neque  bnic  loco.  Idem  sensit  Ähren - 
Blas  de  dialeetia  II  p.  302.  Cf.  etiam  Nit^schius  Sagenpoesie  p.  177. 


N  207  sq. 

AaiphinMchnni ,  qni  Gteati  Actorionis  filina  eaa^  dicitar  iV  185) 
Hector  occidit.  Corpua  occisi,  qood  Hector  abripere  frustra  oona- 
tor,  amiei  in  castra  Graeca  portant;  contra  Imbrinm  Troianum  a 
Teucro  basta  percnaaum  dao  Aiacea  apoliant  (185 — 20d): 

»€g}al'^v  d'  aTCah^g  and  östQrjg 
KOjfnv  'O^htidrig^  %BXolto(iivog  'A(ig>tficixoio  ^ 
i|xe  di  (iiv  aq>atQrid6v  ih^afi€vog  d&'  SfUlov. 
305  "EjiTOQir  dh  ytQonaQOt^B  TtoÖiop  Ttlcev  iv  %ovirpiv, 
nal  v6x€  Sri  itEgl  K^^a  HoHBiMwv  ixoXta^ 
vtmvoio  neaivtog  iv  ahj  öfiiottJTi, 
ßfj  d'  livm  Tsaga  te  »hclag  wxl  v^ag  A%mmv  %xL 

Quis  obsecro  est  ille  nepos,  de  cuius  morte  Neptunus  irasci- 
tar?  Nimirum  idem  Amphimachus 'de  qao  supra  sermo  fuerat.  Unde 
aatem  scimua,  eum  Neptuni  nepotem  t9»bt  Nam  id  neqne  hoc  loco 
■eqae  alibi  ab  Uoaaero  diaerte  dicitor.  At,  inquiunt,  efßeitar  ex 
tomparalioae  huiua  loci  eum  A  7dO.  Etenim  AmphtmacbuS)  ut  diai, 
Claati  Actorionia  filina  eat  (quod  etiam  in  navinm  catalogo  traditnr 
B  621) :  Actorionum  autem  patrem  Neptunnm  esse  Nestor  in  libro 
andeeinio  memoravit.     Scilicel  hoc  bomines  docti  eraere  poterant, 


*)  Cf.  y  348  &g  xi  xev  fj  nagd  wifiJtav  aveifMvog  i^h  ntviXQOv. 


464  L.  FriddUeDder:  aatleoUi 

qai  camina  Hoaeriea  ataidna  teetione  Yersaraal:  aadilores  lalem  qus 
est  qoi  Um  booa  memoria  praeditos  fuisse  exislimet,  it  OBBibas  ta- 
poribos  omnia  reoordarentar  quae  aliquando  eb  recitata  esseat!  Ut 
taceam  io  quaqae  recitatione  mnltos  sine  dobio  aifaime,  q«  iUn 
Neatoria  narratiooem  numqaam.audiviaaeDt.  Nee  fabala  de  Actorio- 
iiibas  Qua  e  DOtioribns  fait,  quam  omniam  mealibiu  c^Temtaii  esM 
atuiere  poeaimas.  Sed  fac  eam  ootiaaimam  faiase:  eüam  lau  boc 
loco  verbo  monilum  oportait,  Cteattim  a  NepbiDO  genoa  dacare.  Noa 
dabito  igitur  qaio  aat  poat  veraum  187  a«t  poat  S05  idu  vel  plares 
veraaa  excideriat. 


©261—265.  ^56—60. 


DioBMdes  ante  omnes  Graeoorum  dnees  in  Troianoa  irniit  fagien- 
temqae  Agelanm  prosternit: 

360  ^giTCE  d*  i^  oximv^  igaßffae  8i  vevx^*  bt   amm, 

vot6i  d'  in*  Atavtsg  ^ovqiv  iiusi(iivoi  aAxf|v, 
xoiiSt  6   in   ^l6o(iLSvevg  nal  onacov  ^Idoficv^os 
MriQioprig^  ixäixuvtog  ^E/uvaUtü  ivdgeiqfovtfi  ^ 
365  Tor<r(  d   in   EvQvnvlog  EvcU(Wvog  aylaog  vtog. 
TBv%Qog  d'  Btvcciog  ijilOf,  naUvzova  TO|a  xixalvtav^ 
tfT^  d'  Sq*  V7t*  AXcnnog' CuKil  TeXafitovucdao, 
In  hac  enumeratione  herovm,  quae  a  veraa  ^1  ad  965  periiset, 
yerbnm  deest;  nam  versam  seqaentem,  nt  cum  Nieanore  loquar,  an 
aUifig  iQXVg  legendum  esse  in  aperlo  est,  quod  recte  intellegeotes 
editores  interphnctionem  raaziraam  post  Ruaifaovog  iyletog  vüg  po- 
snetnnt.     Hoc  etiam  clarios  perspicietar  comparato  loco  simiii  libri 
praecedentis ,  ubi    novem  Graecorum  duces  ad  pagnam  com  Heclore 
sese  offerunt.     Horom   nomine  partim  eisdem  versibos   receosentiir 
qaos  hie  legimos,  ut  H  164 — 167  respondeant  veraiboa  0  962—365.0 
Sed  illis  verbis  in  initio  poaitis  legibus  atmcturae  satis  fit: 
161   äg  velneaa^  o  ylqmvj  ot  d'  iwkt  navteg  itvhxov. 
OHfto  mkv  itQmog  (ilv  ava^  avi^mv  '"Aya^fy.ww^ 
X(p  6  ini  TvÖBtdfig  to^o  HQoxBqog  AiOfifjdrjg^ 
xolai  d  ix  Atavxeg  d'OVQiv  iTUHfiivot  ilxi^v  %xL 

Sed  etiam  aliud  est  qood  in  boc  looo  offendat.  Nam  haea  eDi- 
meratio  aiout  in  aeptimo  libro  plane  necessaria«  ita  in  ootavo  son 
modo  initUis  tat  sed  ne  ferenda  qaidem.  Nam  postqaam  bi  daces  tati^ 
magaifioa  indnoti  anot  (cf.  Kayaerns  de  unterpol.  Hom.  p.  7)  ozfpec- 
tandnm  eet,  fortiterfaeta  aut  ab  omnibaa  narraUim  iri  aat  cerie  i 
plnribns.     Sed  totom  libmm  pervolventibna  ne  noaa  qnidem  ocevrrit 


*)  emt  xedit  £  157,  263aq.  ^  P  2568q. 


r 


L.  Priedlaender:  analeeta  Homerica.  465 

praeter  Teocrum,  qai  Bag^ttamni  ietibns  decem  Troianos  proateroit, 
et  Aiacean  maiorem,  qui  fratrem  scato  praelenio  tegit  ae  toetur. 
SaspiCio  igitur  erit,  hunc  catalo^m  e  septimo  libro  ab  interpola- 
tore,  qoi  transitnm  ad  Teucri  agiarslav  facere  vellet,  hnc  illatum 
esse:  qua- in  traDspositione  nonnalla  amissa  sont,  qolbos  ad  perfeo- 
tioneod  sententiae  carere  non  possnmas.  Cetamin  etiam  hie  fortitrae 
fragmenta  narralionis  sapersnnt,  qnae  olim  plnra  continaerit. 

Non  iipioro  ad  hanc  verbi  defectionem  excasandam  afferri  poM^ 
similem  locum  ex  libro  nndecimo:  sed  eam  non  magis  sanum  esse 
existimo.  Uterqoe  exercitus  ibi  e  castris  educitur;  primam  Graeco- 
ram  aciem  describit  poeta  (47 — ^55),  deinde  Troiano^nm: 

Tgmg  ^'  crv^'  iriQca^ev  inl  ^Qtoofi^  mSloio^ 
'^EnxoQa  %   a(iq>l  nfyccv  %al  crfivfiova  Ilovkvdafiavxa  ^ 
AlvtUxv  9\  og  T(ftoal  %Bog  &g  zUxo  dri^m^ 
TQBtg  X  'AvrrjvoQidag  ^  HoXvßov  xai  ^Ayi]voqa  dtov 
60   ril^tov  X   ^Aw^Mvx  ^  iTtulaelov  ad'avaioioiv. 
"ExxfOQ  i*  iv  TCQmotai  (piQ*  ia%Ua  rcavxoa  ilcriv, 

Nimirum  etiam  hie  dubitari  polest,  otrnm  locas  eorroptas  sit  an  de- 
curtatas.  Si  enim  y.  c.  pro  TqmBg  d'  avQ'^  kiqfod^ev  posuerimns 
Tifökg  S*  av  xo^firi^ev^  nil  desiderabitar.  Ceterum  hie  versus 
redit  initio  libri  yicesimi,  ubi  verbo  proxime  praecedenti  a  com- 
muni  accepto  sententia  completur. 

T  1  £g  o£  filv  Tta^a  vip)al  KOQG)vi0i  ^toQrfiöovxo 
iiupl  aiy  üfikiog  vfi,  ficcXfig  aKOQtjxov  ^Axaioly 
T^äeg  d'  av^'  ixi^to^sv  ijil  d'Qtaafi^  TteÖtoio. 


o381. 

In  hoc  loco  proclivius  fuerit  de  transpositione  quam  de  re- 
sectione  cogitare.  Eumaeus  ab  Ulixe  rogatus  de  domini  parenHbus 
narrat  ae  se  a  familia  berili  optime  babitum  esse  addit,  de  sua 
patria  suisqne  parentibas  ne  verbum  quidem,  nihil  nnde  seiri  possit, 
vemane  sit  an  emptus.  Unde  satis  mirari  non  possnmns ,  si  Ulixem 
respondentem  andimos: 

381   flS  TtOTtot,  ig  Sga  xvx^g'iciv^  Eviucu  avßäxa, 
TeoJiXov  ajufcldyx^g  aijg  naxqldog  ^dl  roxijcov. 

Haee  offensio  non  fugit  R.  Volkmannnm ,  qui  in  commentk.  epicis  p.  82 
reote  animadvertit,  ea  quae  de  parentibns  suis  dixerit  Eumaeus  | 
140  sq.^)  nimis  brevia  et  obscnra  esse,  qnam  ut  hoc  loco  hac  ra- 
tione  loqui  possit  UHxes.  Uli  igitur  versus  olim  narrationem  Eumaei 
402—484  exeepisse  videntnr,  quem  locum  nunc  hi  occupant: 


466  L.  Friedlaender:  «ualeota  Homerica. 

46&  %ov  i*  av  ^Myepfig  ^OSvCBvg  ^fislßevo  fiv^* 
Eviuu^  ff  fuiXa  d^  i^oi  ivl  ^Qiol  ^nov  oift>vag 
ravTcr  fxatfTa  Xiytavj  ooa  dri  nad-eg  SXyeoi  ^fA^. 
akk*  ippot  6ol  fi^  fKK^a  %al  xax^  la^üv  i^ipuv  xzL 
ubi  pro  versibos  486  et  487  sine  uUa  difficaltatc  381  et  382  vides 
anbatitai  poaae.    Fortaaae  tanen  eo  loco  quo  ounc  hi  duo  de  qaibaa 
loqaiaiar  legootar,  oUm  alii  duiic  anissi  antecedebant,  quibaa  Eumaeus 
patriae  parentamqae  meatiooem  ioiceret. 


n.  De  gnomis  ixunticÜB. 


Locos  iDsiticios  ian  Aristarchos  in  genera  dirorsa  descripseraC, 
quorann  iadtceoi  dedil  Lehraios  (p.  362 — 365) ,  et  possant  plara  addi, 
qoorom  alia  latiaa  patent,  alia  aDgasttoribas  ftniboa  circumsoripta 
sunt  Rarissime  antem  sententtae  nno  paucisve  versibaa  conprehen- 
sae  ab  interpolatoribas  insertae  snnt,  quaa  gnooiaa  dicnnt  Ninirnm 
hoc  gen 08  interpolationis  Heaiodeae  a  cafminU  epici  natura  vel  prop- 
ter  perpetttitatem  argamenti  alieniasima  erat.  Attamen  nonnuUae 
gnomae  etiam  in  carmina  Homerica  aditam  invenernnt.  De  ono  carte 
loco  iam  veteres  criticos  hoc  modo  statuisae  acimns. 
o  67   Tov  d'  i}uf/j5et'  iTtsita  ßorjv  aya^og  MeviXaog  • 

TfiXifUcx  ,  ov  tC  6  iywye  noXvv  xf^ov  iv^€ti*  i(fv^ 
UfiEvov  rotfroio*    vsfif66m(iai  il  nal  SlXi» 
70  avdgl  ^eivod6%a>j  og  %   l^o^cr  ft^  tpOAigsiv 
t^fyfjat  ^  ix^€tC(frfiiv '  i^ivca  d^  atatfue  navta, 
laov  roi  xcrxov  £(rO\  og  x  ovx  i^ilovra  vie6^i> 

^tvOV   htOXffVVeiy   Wxl   og   hfÜV^BVOV   1UCt€QVK€l. 

74  XQ^  ^stvov  nagBOVTcc  tpilitv^  i^tkovra  dh  ni^nsiv. 
De  altimo  in  codd.  Harl.  Ambr.  Q  Vind.  133  hoc  tradttnr:  h 
itoXloTg  oif%  itpigito  *  xccl  fffxiv  ^Haiodeiog  rijg  q>QaaB€9g  o  xetQantM. 
d  di  dexoCfie^a  ninov^  nqo  xmv  nqo  iavxov  dvo  cxl^f^v  wpilXet  ypa* 
<pB6&at.  Ubi  hoc  certnm  est  nsqne  ad  x^Q^^^VQ  Aristarcheae  ob- 
servationis  saperesse  Tragmenta ;  reliqaa  ex  eodem  fönte  hanata  esse 
afRrmari  non  potest.  Qood  etsi  nesciremoB ,  yersum  74  in  mnltis  oo- 
dicibna  derniase ,  hone  tarnen  quo  id  qnod  modo  dictum  erat  atne  olla 
cansa  iteratar,  ferendnm  nnllo  modo  pntaremns.  Sin  anfem  illi  co* 
dicea  hodie  exstarent  qnibns  Alexandrini  nsi  sunt,  non  dnbitandnm 
est  quin  saepius  indicia  nostra  de  versibus  interpolatis  eorum  testi- 
moniis  confirmare  liceret.  Ceterum  Bekkerus,  qui  in  editione  priore 
yersum  74  eicere  satis  habnit,  in  posteriore  etiam  duos  antecedens 
tes  expunxit:  quibos  etsi  carere  sane  possumns,  tamen  eos  necea- 
sario  excludendos  esse  afÜrmare  non  ansim. 

Equidem  ante  hos  decem  annos  dedita  opera  qnaesivi ,  num  in  car- 
minibas  Homericis  plurea  hoc  genus  gnomae  insiticiae  laterent,  sed 
admodam  pancas  inveni.     E  quibus  dnas  yel  tres  etiam  Bekkermn  pro 


468  L.  FriedlaeoJer :  analeoU  Honerica. 

alieois  habuiase  noviasioia  editione  cerkior  faclua  soai.    Sed  com  ne 
qoe  ipse  Bekkeras  cauaas  iodicii  aoi  indicaverit  et  sint  de  quibas 
mihi  cum  viro  somino  non  conveniat,  non   inutile  faerit  exponere, 
qnamobrem  iilaa  aententias  perperam  incalcalas  eBB9  arbitrer. 


ß  270—280. 


Miperva  snb  Mentoria  persona  Telemacbom  hortatar  ut  iter  pro- 
poaitann  ingredi  ne  vereatar. 

»)         Triliiu[x%  oii*  Sm^ev  xanog  icösai  oü*  avuijfiavj 
271  sl  d^  tot  öov  naxQdg  IvhtctKXiu  i»4vog  lyti, 
ofo^  ittitvog  hjy  xeXhai  fyyov  re  /ftog  rc. 
ov  roi  iiKtd'^  iXlfj  oSog  iüitw  ovd*  atiXmftog. 
tl  i*  ov  nelvov  y  h^l  yovog  %al  nip^elomlfig, 
nb  ov  &t  y  iiiena  lokita  veXsvri^siv  a  fuvoivag, 
^— *  fUtv(fo$  yaf  roi  ^tatStg  SfioToi  ntttgl  nilomai^ 
«^  ot  nliovsg  xcexhvg^  lutvgoi  di  ve  mxtifog  uQtlovg, 
Q         aXr  hui  ovS*  oni^v  »UKog  ia^en  ovd'  etvoi^fUtVj 
ovti  öS  nayx^  y^  (^V^^S  X)Svaa^g  nffoliXoiJUVj 
280  iliuDQi^  toi  iTtitttt  TElevtilcui  rade  iqya, 

Hanc  locnm  intaentem  fngere  non  potesi,  dooa  illos  versus,  qiios 
Bekkems  e  contexla  removit,  ego  obelo  notavi,  aententiae  absolo- 
tae  formam  prae  se  ferre.     In  qua  neqaaquam  casa  factum  e»Be  cre- 
diderim  qnod  tot  vocea   ab  eadem  consonanti  incipiunt,  sed  menio- 
riae  inrandae  causa  de  indnstria  qnaesitum.  Accedit  quod  Enstalhias, 
qui  dnobns  locis   frustnla  huius  gnomae  affert,  semel  Hesiodo  eam 
tribnit,  celeberrimo  priscae  sapientiae  auctori  cui  plarima  aÜcitora 
triboebantur,  altero  looo  inoertum  esse  signiGcat,  a  quo  profect«  si(, 
nt  yideas  proterbinni  yetustate  tritnm  fuisse.  Eustatbius  447,  27:  nav- 
QOi  yaff  naiisg  iotfutöi  nccxQdatv'  ot  nXioveg  %a%lovg'  (f^i^ 
^Hclodog*     Idem  IO359  45  nav(foi  yccQ  naidtg  uQslwtg  nati^ 
-—  ot  lUptoi  TtXiovsg  Kaxlovg  »ctta  xov  slnovta,    Id  nunc  non  argeo 
ex  ipia  Homerica  poesi  nonnnlla  exempla  ad  hanc  sententiam  refa- 
laftdam  afferri  posse*    Nam  et  Diomedes  i^futg  tot  inquit  7tati(^ 
idy*  ifubfovig  sixo^u^^  bIvui  ^  406,  et  Hector  deos  precatnr  ol  ali- 
^nando  de  filio  sno  dicant  homines  seavQog  y    ode  %oUhv  i^vm 
Z  411%  et  de  Petipbete  Copreos  fllio  ipse  poeta  hoc  praedicat  tov  fi- 
vct'  i%  na%(fog  nolv  x^li^wog  vtog  i^ulvwv  O  641«     Qtio^  10  Ma- 
010  de  hoc  loco  ferendo  nulüns  monenti  esse  libenter  concedo:  at 
ehnracterem  Hestodeuai  et  sensu  et  adomattone  verboruai  prodi  (a< 
taceam  de  Eustathii  testimonio)  nemo  opinor  aegabit   Hoc  safficeret 
«d  quaeationem  BM>yendam,  num  bi  versus  pro  genuinis  habendi  siat: 
wilto  antem  gravius  est  quod  nee  cum  seqnentibus  coennt  aec  con 
yraeeedentibBs.   Dicit  enim  Minerva:  ^neque  ignavus  eris  neqae  iai- 


L.  FrieillMiuler :  analeeta  Hoaeriea.  469 


prodens,  »iqQhlen^)pttri8  Ivi  indole»  quasi  hereditate  ad  te  ^pervemC: 
sin  aatean  noa  es  Ulixi  flias  (i.  6.  fac  te  eins  filinai  dod  esae), 
naila  spes  erit  te  ad  ftnem  perd«einr«B  qaod  soscepiati.'  Q«id  haee 
T«rba  ezeipere  pirteat  atsi  hoc:  ^fortaa  eBim  aon  creaatar  aiai  for« 
tibaa  et  beaia'?  At  aeqnitar  plaae  eontrariaai:  ^pauci  eaäm  filii 
aefMit  geaitomm  Tirtates'.  Loagas  aam  ia  re  aiaaifesta;  aemiaeai 
eaiai  eriUeae  vel  aiediocriter  peritam  esse  eredo,  qui  aaoiel  moaitas 
hos  Tenras  arale  interpositos  esse  mm  videat.  Hao  anteia  aenteotia 
exelaaa  eo  clariiis  apparet  ne  saqaentia  qoidem  stare  posse.  Naai 
378 — ^280  idem  dioitar  qaod  reraihus  370 — 275:  ea  taatnai 
tia,  at  qaod  illto  pro  aryameato  pooitiir  hie  seatentiaai  coa» 
ehidat  et  ¥iee  rersa.  Haec  ab  eodeai  poeta  profeeta  aase  aoa  poa*- 
sQBt:  \mmo  stat  mihi  sententia  hoc  loco  doas  reeensioaes  eoalaisse, 
qaanim  altera  versus  270—275  coatiaaerit,  alteraai  hac  fere  ratioae 
GOBceptam  faisse  suaiere  possnaius: 

TfiXiuax\  oifi*  ont&sv  Kaxog  ¥(f0stti  ovS*  avorjfian^j 
.  ei  öri  TOf  aov  nccTQog  ivlaxanrui  fjjvog  r^ 
ovdi  as  Ttayjv  fe  fi^rt^  ^Odvöö'^og  nqoXllotnsv. 
iXntoi^ii  tot  ifCitra  xeXevtrfiat  vads  fgya. 


1  320. 

Haue  qaoqne  seatentiaai  primus  quaatuai  soio  recte  exelasit  Bek- 
kerns  io  editioae  norissiaia,  at  tamea  doos  praecedeates  yersas  Sig- 
nal eiecerit ,  quos  etsi  fait  cum  propter  euadem  characterem  gaomi- 
can  pro  spuriis  haberem ,  nunc  genuinos  esse  arbitror.  Achilles  Grae- 
coram  legatis  fuse  exponit  quare  exercitui  oppresso  auxilium  ferro 
recnset: 

31  &   ovx''  iiuy*  ^ArostSriv  ^Ayccuiiivovcc  neusiuiv  otto 
ovr  allovg  ^ccvaovg^  insi  ovn  a^  Ti>g  xccQig  ^€v 
(ucQvaö^iu  dr^lotCiv  in  aviQadi  vcoXe^lg  ahl, 
lati  notQct  fiivovTtj  iuxl  el  fiaAa  zig  noXeiilioi* 
319    iv  di  In  xi^y  ifilv  xccKog  ^Je  aal  ia^Xog' 
— *  nuT&av   Ofiag  o  x*  aegyog  avriQ  o  xs  Tcokka  ioQycig, 
Of>d{  Vi  fu>(  lUgUeixaij  Infi  ftad'ov  ülyta  dviim^ 
aüv  if/tfjv  tfn^^  jueqaßaXloiuvog  nolefii^Biv, 

^Non  adducor'  inqait  ^ut  denuo  bellum  capessam,  nbi  gratis 
fortiker  pagnantibus  nulla  refertur,  ignavusque  et  eodem  honore  frui- 
tor  quo  vir  forlis  (iv  de  iy  x^iy)  et  eadem  praedae  portione  (taii 
(loiga  (Uvavxi)»'  Vides  hie  aon  sententiam  in  Universum  valentem 
ennatiari,  Bed  de  eo  tantum  sermonem  esse  quod  in  hoc  exercitu, 
hoc  dnce  locum  habeat.  Tantum  igitur  ehest  ut  versus  3l8  et  319 
alieni  sint,  ut  huic  loco  apprime  conveniant:  nam.  non  ubique  hono- 


*)  ei  ä4  sipidem  A  61.  J7  66.  7558.  y  376.  v  238.  ^  253. 


470  L.  FrieAltender:  Maleeli  Honerica. 

res  et  praedam  onaes  pariter  oaiiciscniitar ,  sed  AganenBoaU  taiti« 
iniastitia  id  Ren  dicil.  Deinde  latiaa  explicat,  aibi  omntbns  taaipori- 
b«a  plorinum  perieuli,  aiiniiiMiin  eoiolaBieiiti  el  mereedif  coaligine. 
Qaae  cnnn  ita  aint,  vitan  tatam  vitae  pericokwae  praeferendan  mm: 
qnod  deinde  ita  ox«g^rat  ul  nimiam  illim  vitae  amoreai  prte  m 
ferat  Teraibaa  406  sqq.  Cum  hoc  toto  hnius  oratiosis  argsaeato  apcrie 
pagnat  rersua  320  nun^^w  ofiag  o  t  is^fyog  avi}^  o  re  itoXlB  h^ 
ymg.  Nam  ai  ineiiem  mors  non  miniu  aiavet  atqoe  eam  qii  üolta 
praeclare  fesait,  nallamqae  fati  Bioram  lacratar  ignavia,  saaeBeUos 
eat  pngnam  capeasere  qaam  deaidem  languescere.  Hoic  loco  ooB?eii- 
ret  aententia  contraria :  igaavna  vitam  longaai  aperare  potest,  andaces 
praematnra  aiorte  abripi  aolent.  Qnod  de  nnllo  verina  esse  ^n 
de  ae  ipso  et  optime  aoivit  Achilles  et  in  hao  ipaa  oratioae  proi- 
tetar  veraibua  410  sqq.  Eicienda  ergo  ntiqne  haeo  gnoma  ab  iater- 
polatore  dormitante  inserta,  qni  cum  nanov  ia^Xa  opponi  videret, 
banc  sententiam,  qua  deaes  cum  strenuo  componitur,  cognatam  esse 
aibi  persuaderet. 


I  63  sq. 

In  hoo  loco  neminem  adhuc  offendisse  miror.  Postqoaai  Ai^t- 
memno  consilinm  fugiendi  cum  reliquis  ducibus  oontulit,  Diomedes 
bellum  strenue  oontinuandum  es^e  cenaet.  Huio  Nestor  assentitor, 
moda  oantiones  neceaaariae  non  neglegantur,  de  quibus  ille  propter 
defeotum  experientiae  railitaris  non  cogitaverit 

60  uXX  ity   iycivj  og  asio  ysganeQog  bvxo(iuxi>  slvai, 
i^eincD  xal  ndvra  dtC^Ofiaf   ovdi  xi  xig  (loi 
ftv^ov  ivTittijtfef,  ovöh  XQelcav  ^Ayafiif/LVüov, 
— — "  ag^^^TO^  ad'iiiiöTOg  ctvißxiog  l0uv  laeivog 
^—  6g  noXifitov  iQectai  Inidtifdov  OKqvoEvtog. 
65  aXX^  T^ot  vvv  ftkv  nsid'cafie^  wnxl  (uXatvi^ 
do^a  T   iqxmXicofiea&a*  qyvXcatx^Qeg  dh  &ui6xot 
Xe^aa^cov  nagi  xag>QOv  o^vkx^v  xel%EOg  i%x6g. 

Gnoma  illa  a  me  obelis  notata,  qua  belli  cnpidi  tot  mal»  rer- 
bis  obinrgantnr,  ab  hoc  loco  quo  belli  instanratio  suadetur,  nemalU, 
alienissima  est.  Nihilominns  ab  eis  qni  iactaram  unius  versus  Ho- 
merici  anguine  peius  vitant,  aliqua  ratio  etiam  huius  sententiae  de- 
fendendae  excogitari  posset:  dummodo  de  bello  omnino,  non  decerlo 
belli  genere,  hie  sermo  esset.  Velut  Schol.  Ven.  A  dtdadxsi  ii  in- 
quit  (ig  slvai  (ilv  fcoXsfiiKOv  Sei  di^  &v  (pfjöl  «ofg  ov  xi  (UXei  n^^' 
fifila  iqyay^  B  338,  ov  firjv  q>iXo7t6Xefiov'  ivctxQimt  yag  ravroajwtfffv 
noXixeiav.  At  versus  illi  neqnaqnam  ad  omne  genus  belloram,  s^^ 
ad  solum  bellum  intestinum  —  TtoXtfiov  inirdi^fAiov  —  spectant:  cnius 
cur  hoc  loco  mentio  fiat,  nemo  opinor  docuerit.  Qui  id  bellom^^- 
pit  in  qua  tribus  cum  tribu,  familjae  oum  familiis  pngnant,  legessi- 


L.  Prisditevder:  flntlecUi  Homeriov.  471 

ImI:  10  BMrito  otp^mQy  ivhuoq^  iHftUftög  diei  polesl  Qni  autem 
belkm  esm  hostilNis  externis  «nadel ,  is  non  utiqne  vitaperatione  dig- 
Bus  eal,  saepe  aammis  landibus,  praesertim  illo  tenpore.  Nisi  \gi- 
tar  hanc  Bententiam  eioimns,  habemas  aenem  suaTiloqniiiii  boe  modo 
delirantem:  *ego  yobia  eonsiliam  menin  ezponam  qood  tos  non  aper- 
netia.  Qui  beliam  civile  cupit,  abominandus  eat.  Nunc  au  lern  epa- 
las instrnamoa  et  vigilea  ad  fosaam  disponamus.'  —  Quis  est  qni 
ho€  ferro  poasit? 


S  80  sq. 

Agamemno  iteram  fngae  consilium  proponens  orationem  saam  bis 
Torbis  eoncladit: 

Skx»iuv^  naötxg  dh  iqvtfoofiev  etg  Slci  dicrv, 
wjßt  i*  bt  eirvaav  0(ffiüfif0fit€v^  Big  o  xev  IX^ 
w|  aßgozrij  i^v  Ttal  x^  an6<s%minai  TCoUftoio 
TQmig'   ijteixtt  di  xsv  i^wfaifis^  vtjag  anaöag, 
80  ov  yaQ  tig  vifieatg  gjvyieiv  naxov,  ovo*  iva  vmxa. 
— ^  ßilt£(fOv  og  (pevyoov  nQoq>vyri  xaxov  i}i  aXcitf. 

Dnobiis  versibus  extremis,  qni  similiter  cadant,  idem  bis  dici 
apparet.  Tarnen  erunt  fortasse  qui  hanc  iterationem  non  improbent: 
eqaidem  defectom  copulae  in  initio  yersns  alterins  pro  certo  indicio 
habeo,  banc  gnomam  propter  similitudinem  sententiae  et  yorborum 
ab  interpolatoro  iuxta  positam  esse. 


S  83  sq.    d'  546  sq. 


Hoc  locos  dubitanter  adscribo,  qui  otmm  senrari  possint  an  eici 
ntiqoe  debeant ,  sagacioribus  decernendum  relinqno.  Mihi  fnit  cum  de 
eomm  athetesi  nnlla  dubitatio  esset,  deinde  itemm  iteramqne  repn- 
lanti  res  non  ita  certa  yisa  est.  Cur  mihi  snspecti  sint,  fusius  ex- 
ponere  snpersedeo,  quoniam  lectores  monitos  facilo  intellectQros  esse 
confido,  quibus  rebus  offendar.  Alter  locus  est  in  sermone  ab  Eu- 
maeo  coUato  cum  Ulixe  in  mendicum  transformato. 

i  80  sc^u  vvvj  o  ^stvBy  xi  x8  dfim<f(f&  fed(feaxiVy 

jplqB'    axicQ  öuikovg  yB  Cvag  fitvffixij(fBg  idovötVj 
ovx  omda  q>^oviovxBg  ivl  g>QB6lv  ovi   iXefjxvv, 
tov  filv  axirluc  Sqya  ^boI  fidnagsg  q>iXiovaiVy 
^aXlu  dliMpf  xlovai  %al  atötiui  F|p/  av^QWtWf' 
85  %al  fikv  &ifa(iBviBg  xal  ava(f6ioi,  ot  x*  iid  yalr^ 
iXXiOTolfig  ß6kf&v  mal  6q>i  ZBvg  X^lda  dcoj^, 
nlTfiofiBVOi  di  XB  v^ag  ißav  oIxovöb  visö^aty 
«al  (ihf  xoig  on&Öog  xqcixb^v  diog  iv  g>^Böl  ntnxBi. 

Jahrb.  f.  eUs«.  Philol.  Sappl.  Bd.  HI  HA.  4.  32 


472  L.  PrMlaendMr:  «ntleeto  Honario«. 

Id  eerto  apparei^gaena  iUa  qMm  nolavi  raaMita  nosnodo  iaeli- 
ram  Ballam  Aeri,  sed  eliaoi  oralionen  nnlto  pUimas  proeaden. 
Ideal  valel  de  allere  leeo.  Verba  anot  Aleiaoi,  DeBM>do€aBi  tteere 
iabeatia,  eaias  eaataa  hoapitia  laerimas  aioverit. 

e-  542  alX   cey   o  {liv  axi^irm,  fv  Ofiäg  rsQTtdfAe^  navtsg^ 
^HvodoKOt^  xal  ^etvog^  iTCil  tcoIv  xaXltov  ovtoag' 
etpexa  yag  ^eCvoio  xaS*  atdoloio  xkvxxai , 
nofimi  »al  g>lla  imgäy  xa  ot  dlSo^v  fpiliovxsg, 
M6  «orvrl  tuxöiyviixov  ^sMg  O'  Ukrig  xb  xhwLxai 
^avi^i,  og  X*  oXfyov  mq  huffHuvi^  nqanld&soiv. 
xm  vvv  fiTjdh  <fv  mv^s  voi^fuiai  neQdalioufiv 
OTU  9ii  <t'  cf(pfiYMr»*    fpiö^<u  di  ot  xalliov  ioxiv. 

Praeter  aenaom  diaerepantein  indicia  interpolalionia  haec  wmt: 
primaai  defectna  parlioulae  coninnotivae  io  ioitio  versus  546,  deiode 
qaod  xm  (v.  647)  DOn  ad  hanc  aeDtentiam  pertinel  aed  ad  prieceden- 
lem.  Neque  td  fortoitom  faerii  qnod  veraaa  &44  el  &47  eodeai  Terbo 
flninntar:  talia  enim  inlerpolalioni  ansani  praebuiaae  aciaias.  Cete- 
rom  etiam  veraaa  ö4&  mihi  anspectoa  est^  quomam  xiSi  v.  544  de 
epolis  poliua  ae  ladia  quam  de  dedaolione  ei  donis  hoapitalibDS  in- 
tellefenda  eaae  videBtnr. 

De  locis  T  242  sq.  et  250  infra  dioetur. 


m.  Ezempla  dnplicis  recensionis. 


Eorum  locoram  obi  binae  recensiones  iaxt«  positae  saot  dao 
geneni  esse  notam  est.  Nam  idem  argumentmn  a  binia  poaüa  aat 
eodefli  modo  traotatom  est  aat  diverso.  In  primo  geaere  importuDa 
iteratione,  in  altero  disorepaotia  offeodimar.  Utrinsqne  geoeris  exem- 
p\m  iB  ea  dissertatione  attali  quae  quarto  Philologi  volumini  ioserta 
est ;  at  multo  plura  afferri  possunt ,  qaorom  nonnolla  adscribam  qaae 
milii  in  prompla  fani. 

Ad  id  genas,  ubi  idem  argamentam  bis  eodem  modo  tractatam 
est  9  loci  nonnnlli  pertinent,  qaibus  de  altera  recensione  singali  tan- 
tiiiii  versus  sapersant.  In  quorom  nomero  ponendum  mihi  videtur 
hoc  simile  N  334  sqq. 

ig  i^  o^'  VTto  Ufimf  avi^un^  öTciffxnCiv  &tXX«u 
•)  93»  fjiuni  xf  ox$  ti  nldatfi  xiv^g  iiupl  %il6v&ovgy 
Q         ix  T  Siivdig  novh^u^ihqv  btißiv  0(Uxhpf^ 

mg  aga  %iv  Ofwa  fji^c  fMK2i}f  lUfUiöm^  d'  M  &vftfi 
aXlrjlovg  %a&^  Ofulov  iva$(ßiuv  iiit  %alK^. 

Altemm  exemplam  hoe  est.  In  narivm  oatalogo  earam  gentium, 
qoae  Pbylacen  et  Pteleum  incolebant  orbesque  vioiaaSy  dux  Protesi- 
Uas  fuisse  dieitur;  huno  immatura  morte  ee^disse  sarrat  poeta  095 — 
703,  deinde  ita  pergit  : 

•)         ovdi  (ilv  ovS^  ot  SvaQ%oi  tßuv^  no&BOV  ye  fjiiv 

aXXa  a^sag  Kotf^i^tfs  lIoiuq%rig  S^og  ^Aqrjpg^ 
7S6  ^IfphXov  vtog  nolvfifqlov  <^ia%ldao, 
avTiinotöfyvfftog  (isyee^iiav  ügansitikttov 
inXctiQog  ycvBJ*  6  i*  Sficc  Ttgotegog  futl  a^elwvy 
G  VQ^  IlQtoTBallaog  ifftfiog'    oidi  ti  Xaol 

•)         devov9  '^yefiovogj  tco^sov  ye  fuhv  iö^kov  iovva 
710  TO  d^  Sfui  xs60€((^avta  (UXatvai  vrjeg  fTUnrso. 

Bekkems  in  editione  novissima  versus  706  et  709  eiecit,  Koechlyins. 
(de  genniiia  eatalogi  Hom.  forma  p.  12)  etiam  versum  707,  propter 
legem  illam  strophieam  quam  in  eatalogi  compositione  valnisse  ar- 
bitratnr.  *Qai  deinde'  inqnit  p.  21  *  inferti  sunt  versus  707—709  de 
Podaree,  prorsns  nihil  novi  contineht.'     Sed  nt  hos  nott  ab  eodem 

32» 


474  L.  FriedlaeDder:  analecU  Homerica. 

poeia  poni  potaisse  concedo,  a  qao  versna  703  profecUis  erat:  ita 
non  magis  intellego,  qaid  interpolatorem  movere  potuerit,  at  id  re- 
peteret  qood  modo  dictam  erat.  Immo  eiosmodi  iteratio  mihi  qoiden 
pro  certiasimo  indicio  est,  versus  706  et  709  ex  aiia  receosione  de* 
sumptos  esse  ac  reliqaa. 


Deinde  hoc  roferendos  esse  arbitror  dnos  versus  quibns  oratio 
Antenoris  in  teichoscopia  finitur,  qui  interpretes  ei  eriticos  valde 
^xercuerunt.  Ulixi,  qui  cum  Menelao  a  Graecis  Troiam  lefi^tos  mis- 
sns  erat,  habitum  indeoornm  describit. 

rsis  cxfJTtTQOv  d^  ovT*  OTtüSa  ovre  n^aic^tjvhg  ivtofiaj 

220  qHxhig  »s  iav/ovov  vi  xiv   ififuvat  aq>QOva  r'  avTHog» 
all*  oxs  di^  j'  ona  v€  luyalffv  1%  Cri^^eog  tsi 
%ttl  ima  vupadeö0&v  iot%ira  xufitQirfi^v^ 

(•       ovn  av  iiuix^  ^OdvC'ql  y   i^leasu  ßgoxog  aHog. 

•)       oif  xixe  y   ood'  ^0^%y9i\og  aya<sa«(U&*  itSog  Uovxeg. 

Bekkerns  acute  perspiciens  versum  ultimum  non  modo  saper- 
fluum  esse  sed  ne  ferri  quidem  posse,  si  versus  223  proxine  tote- 
cedat,  in  novissima  editione  illum  e  conteztu  removit.  At  forUss» 
etiam  hoc  loco  dnarum  recensionum  clausulas  inxta  positas  habemas, 
ut  in  altera  Antenoris  oratio  versu  223,  in  altera  versn  224  finita 
sil.  Qnod  si  recte  conieci ,  ayaa^aiiBdrx  non  oum  veteribus  per  i9ov- 
(jacöufiev  explicandum  erit,  sed  vertendum  ^indig^nabamnr'.  *)  Sen^ 
tentia  autem  haee  erit:  *cnm  Ulixes  loqui  incepit,  tum  sane  desivi- 
mus  indignari  si  eins  formam  intueremur,  i.  e.  non  iam  aegre  toli* 
mus,  talem  legatnm  a  Graecis  ad  nos  missum  esse.' 


Alibi  duplex  eiusdem  argumenti  tractatio  plnribus  vestigiii  pro- 
ditar.  Velot  in  illa  altercatione  Aeneae  el  Achilli  in  libro  yigesimo 
Iliadis  plus  semel  idem  duobus  modis  enuntiatum  est.  Qned  Ariatar- 
chum  non  fugit,  qui  tarnen  obelo  uti  maluit  quam  sigmate  et  toti- 
sigmate  ,  quamquam  hie  si  usquam  notae  duplicis  recensionis  adfaiben> 
dae  erant.  Primum  Aeneas  bis  originem  suam  fnse  exponit  •)  M 
—212  G  213 — ^241.  Priore  loco  Veneris  et  Anchisae  fllium  se  prae- 
dicare  contentus  est,  altero  totum  gentis  suae  stemme  inde  a  Dardano 
levis  filio  usque  ad  Anchisem  percenset,  de  matre  divina  tacet.  Hae«' 
altera  narratio  eisdem  versibus  incipit  quibus  Glaucus  Diomedi  respon- 
det  Z  150  sq. 

T  213  bI  S^  i&iXsig  Kai  tavxa  daiffuvai^  o^q'  £V  tU^S 

iqfABxiQfiv  yavs'qv,  nollol  di  fiiv  avd(fsg  föaßtv. 
Hi  versus  in  sexto  libro  recte  habent,  nbi  Diomedes  Glaucom 
de  genere  sciscitatus  erat,  huio  loco  non  conveninnt,  qui«  Achulet 


♦)  Cf.  Äill.  a389.  ß67.  #658. 


L.  FriedUender:  analecta  Homerici.  475 

DDllam  einsmodi  interrogationem  fecit.  Suspitio  igitiu*  erit,  aliquam 
haias  carminis  formam  exstitisse,  io  qua  Aeneae  orationi  interroga- 
tio  illa  qaam  nunc  desideramus  praemissa  füerit.  Ceternin  .ea  me- 
dicina  quam  Aristarchns  adhiboit,  nt  veraas  205 — 209  eiceret,  locaa 
niniflne  peraanatua  est.  Saltem  daos  praecedentes  nna  delere  debnit; 
oam  qui  dixit 

n^6%Xvz  aKOvovreg  inea  9vr[tAv  ivd'qtoTttav' 

is  non  video  quomodo  paulo  post  dicere  possit:  el  i'  i^iUtg  xal 
xavta  Sa'^fuvcci  %tL 

DeiDde  Aeneas  in  eadem  oratione  altercationi  flnem  impoDeaduni 
esse  bis  monef. 

•)  «XV  aye  firi%ixt  ravta  leyoafudtc  vr^vxiOi  Sg, 

•)  245  foraor'  iv  (liaai^  vafilvrj  Stiiorrjrog, 

•)  iari  yaQ  augxnigoiöiv  ivsUea  iw^i^crtf^i 

•)  nokXu  uak  *    ovi  av  vrjvg  iKctroivyog  Sx&og  S^^ito. 

•)  aTQ€7tTfi  dh  ylwus*  iiS%l  ßqoxw^  noXifg  a  Sv^  iiv^i 

•)  24S  jucvTOMj  iJUmv  6h  nokvg  vofkog  SvOa  xal  Sv^ot^ 

— —  OTtnoiov  n   etTtyC&cc  ifcog^  roiov  %'  inanoi^ig, 

Q  alXa  rlri  igtdag  tuxI  vtliuu  vckv  ivciyxri    . 

Q  viiTtiiv  aXXfiloiaiv  ivavxtov^  Zg  te  yvvatxagj 

(•  aT  ts  xoXoiCccfievai  igidog  nigt  ^fioßogoio 

Q  veiKeva*  aXXi^Xjjai  (liofiv  ig  ayvteev  lovtSai^ 

(3  '2&5  itoXk^  hti  TS  %al  ovxi'    xoXog  öi  xe  nud  xa  %bXbvu. 

0  aX%i\g  f  ov  fi'  inisaaiv  aTtoxQiijßeig  (uuamtc 

0  tcqIv  %aXxa  (iccxiactö^ai  ivavxlov.    iXX  aye  ^Sööov 

0  ysvöOfisd'  aXXfiXfov  xccXnf}gs<Siv  hy%Blrfiiv, 

Aristarchns  versus  251 — 255  obelis  notavit.  Contra  Bekkerus  in 
ediiione  novissima  versus  248 — 250  expnnxit  De  tertio  viro  summo 
«ecedere  non  dubito:  nam  haec  sententia  non  modo  incommode  in- 
earrit,  sed  etiam  defectu  particulae  ab  hoc  conexa  aliena  es%e  ar- 
gaitar.  Dao  sequentes  nescio  an  ferri  possint.  Contra  alteram  gno- 
mam  praeter  hanc  eiciendam  esse  arbitror.,  qnae  locum  modo  alla- 
tarn  proxime  antecedit. 

341  xavxrjg  xoi  yevs'^g  xs  tucI  aUfiaxog  iv%o^i,  Blvai. 
— «  Zavg  [d']  apsTi)v  ivdqefSöiv  wpiXXei  xs  mvv^bi  xSj 
-—  Zfuttag  9UV  i&iXyOiv   o  yag  TuigxtCxog  ccitavxaw. 
aXX*  ays  xxX, 

quam  sententiam  neqne  cum  antecedentibos  cohaerere  vides  neque  com 
seqaentibas. 


Hinc  Iranseo  ad  eos  locos,  ubi  eadem  res  a  duobus  poetis  di- 
verse modo  tractata  est.  In  horum  nnmero  ponenda  mihi  videtnr  ora- 
tio Telemachi  in  contione  Itbacensiam  de  procoram  ininriis  qnerentis. 


476  L.  Friedlaender:  analecCa  Honerica. 

ßavv  koevovxeg  xal  oig  %al  Tclovag  atyag^ 
elluTCiVttiovoiVf  nlvoval  rt  crfö'omr  olvov, 
luc^^dlmg'    tu  dl  TtoXXi  nctiavevat,    oi  yaQ  Sn  €nr^Q 
oloc  ^OdvcasvQ  Saxev^  cconv  im  olxov  aavv€u, 
•)    60   '^[Uig  0   ov  vv  xi  xoioi  afiwifiEV    ii  %tH  inuxa 
f)         XsvyaUoi  x^  ia6(t€<S^a  %al  ov  SeSatixoTig  alxfjv, 
Q  fl  X   Sv  aiiwaiiiipf^  it  ftoi  ivvafiLq  ye  mr^e/ij, 

ov  yccQ  tx*  ivCXBxa  l^a  xsxevxfnxcci  ^  oifd  ext  nakmg 
olnog  iiiog  ^dtolaXs  xxk. 

Ib  altera  recensione,  qaae  veraas  60  et  61  baboit,  Telemacbua  mnimo 
prorsus  abiecto  et  ape  fracta  est,  in  altera  (62)  volantatem  altionia 
sibi  neqaaqoam  doesse  ait.  Ae  nesoio  an  hoe  qaoqae  pro  indicio  di- 
versae  originis  babendam  sit,  qaod  illic  verbam  plarali,  bic  siogo- 
lari  namero  posituai  est. 


Siaiili  modo  oratio  eittsdem  Telemachi  in  libro  octavo  deciao 
contamiData  est,  qni  matri  ae  ezenaat  exprobranti  qnod  hoapitem  enn 
Iro  lactari  paaaas  sit. 

©0  227  fimBff  ififif  x6  filv  ov  6i  vefnaöaiiai  xi%olä0&ai* 

•)  txvxa^f  lym  ^vficS  voia  xal  olda  FxacTTor, 

•)  ia&Xa  xe  xal  xa  xi^t^'    7td(fOg  d'  Ixt  vijyuog  i/or. 

Q  330  aXXti  xoi  oi  dvvayLCH  ittnvvyAv«  icavxa  vofjiStw 

Q  ix  yag  (is  nX'qaöovCi  naQ^fievoi  alko^ev  aXlog 

Q  ofdi  xcrxa  q>qoviovx£g^  ifiol  d'  ovx  bMv  agayoL 

•)  ov  fiiv  xot  ^eivov  ye  xal  Ti^ov  (icjXog  ixvy9ifi 

D  (AvrfixiiQwv  t6rf}xi^  ßtr}  d*  o  ye  q>iQXBQog  ^bv. 

Hoc  loco  dnae  excnsandi  rationea  coaluerant.  Altera  ea  fait  at 
se  nequaqaam  ignorare  diceret  quid  fas,  quid  nefaa  esset;  nee  vero 
hospitem  a  procis  ad  luctam  coactum  esse,  sed  sua  aponte  in  boc 
certamen  descendisse,  niillam  igitiir  iniuriam  ab  eo  propolsandani 
fuisse.  Ad  hanc  recensionem  praeter  versum  primam  dao  seqneotea 
pertinent,  qui  v  .309  sq.*  redeunt,  deinde  versas  233  et  331.  Bek- 
keraa  versum  329  eicere  satis  babait,  qao  remoto  vereor  ne  dirfi- 
cultas  Bon  sablala  sit.  In  altera  se  unnm  sine  adiutoribos  contra 
tantum  prooorum  numemm  nibil  posse  qaerilnr:  qnasi  ininriae  depeU 
lendae  non  volnntas  ei  defoerit  sed  potestas.  In  bac  recensione 
versom  228  excepisse  videntur  230 — 32.  Cetemm  neque  banc  neqne 
illam  integram  ad  noa  perveniaae  veri  aimile  eal,  qnoniam  eonlimi» 
nantibns  particulae  snperflaae  resecandae  erant. 


His  locia  eam  orationem  addo,  qua  Minerva  in  prino  libro  sub 
Mentae  persona  Telemaoho  suadei,  at  Pylnm  Sparlamqne  iter  faeiat 
ad  sciscitationem  de  patria  redttu  institaendam.  (jfaaeibia  deadicoBtiir, 


L.  Frtedlaettder:  Maloclt  Honerioa.  477 


■lafBam  partom  ex  allero  libro  translata  annt.  BteBim  io  eontione 
Uhaceaaiom  Telemacbaa  ab  Barynacbo  rogator  ol  matrem  in  domam 
patersaaB  siatiai  redire  inbeat.  Con^a  ipae  conailiam  iCinerla  faeiendi 
propoBÜ,  ut  certior  flai  olnim  pater  obieril  an  saperstea  sit;  qaenn 
si  Bortaaoi  esse  oompereril,  autrem  viro  se  collocalanmi  proaiittlt 
Qirae  coBsilia  sane  diversissima  snol,  qoippe  quae  a  partibas  ad- 
versia  proponantur.  Quo  magis  mireris  io  primo  libro  otrnaiqQe  Te- 
lemacho  a  HiDenra  in  eadem  oralione  dari:  sed  quasi  boe  non  satis 
sit,  bis  doobus  eonsilüs  terlinm  adioil,  ut  Teleauobos  prooos  auf 
vi  anl  dolo  perimere  conetnr.  Haec  oralio  •  partim  eisdea  versibis 
coBstat  qui  in  altero  libro  redeunt.  Coai  igitur  in  hoc  omnia  bene 
procedant,  in  illo  oiazinia  pertvrbatione  ofTendamur,  dubitari  non  po- 
lest quin  ii  qui  Minervas  orationem  consareinarunt  e  Telemaobi  En- 
rymachique  contionibus  bauserint.  Ut  anteoi  apertissime  demonstre- 
tnr,  qnantopere  haec  oratio  seoum  ipsa  pugnet,  totuoi  locnm  apponan. 

a  aar  oXl'  ^toi  fthß  wvta  ^m  h  yavvaai  %th«$j 

qI^v  M  pLtyiifOiai'    al  dh  ^gatBa^ai  ivaya 


uvQiov  Big  ayoqriv  xaXiöag  riQooag  A%ai,ovg 
fiv^ov  nig>QaSe  naCiy  Oeo2  d'  iTUfuigifvgoi  forcov. 
Hvrfixrlifag  (ilv  htl  <Sq)kBqct  axldvaö^i  Svayjfit^ 
275  iifitiga  d*  bT  o[  dvfAOg  itpogfiärai  yaiiiBö^at  ct.ßuuq. 

S^  frco  lg  fiiyaQov  naxQog  (liya  dvva(iivoiO'  ßi» 
oi  dl  yafiov  TBv^ovöt  %al  a^fvvviovötv  IbSvo  ^196 
noXXa  (icil\  occa  ioixB  <plkfig  inl  itatiog  tnB- 


aol  9*  avt^  TtvTuväg  wto^rfioiuti^  at  %b  iMifii^  *)  ^  »s 
wn  v^'  agifag  igbySiv  hlnoötv,  fj  xtg  agiötfiy                    cf.ßsis 

l(^Bo  nBvüoiiBvog  naxQog  d^v  olxo^Uvoio^  ßwt 

fjv  tlg  xoi  BXnvfii  ßgoxäv  fj  oaöav  axovcyg  S16 

ix  Jtog^  ^  XB  luilKSxa  fpiqBi  xXiog  itv^QWtotaiv,  217 
ni^ma  iiev  ig  Uvlov  iX^l  xal  BfQSO  NhxoQa  itovy 
286  Ttst&Bv  dl  TTtdQXfivis  fuxQa  lavOov  MBviXaov' 
dg  yicQ  ÖBVxaxog  r^h^Bv  ^A%aicav  ^uXxoxixdvtov. 

BlfiivxBvitaxQ^g  ßloxov  xal  voöxov  ixovCjig^  P21» 

^  t'  av  xQvx6(iBv6g  tcbq  ixi  xXattig  ivtayxov  21» 

bI  di  XB  xB^vr^äxog  ixovörig  |*tjd'  fr'  iovxog^  220 

290   vocxffiag  Sri  tvcB^xa  ^CXtp^  ig  nttxqlda  yatdi>  221 

atjfui  XB  ot  XBvai  xal  Inl  xxigBa  xxBQBti,ai  222 


*)  o«f oc  i  axi%09  iv  tg  mcw  'Putwov  ovx  lyv.    H.  M. 


478  L.  FriedUender:  «aaleoU  Homerica. 

aivag  inifiif  dr^  xaina  xBUvxrfiigs  Te.iurl  ^Q^^y  d.  X  m 

gp^afftfÖa«  iri  Imita  %axa  tp(fiva  %ui  uutit 

2»  onnmg  m  (ivricxiJQas  ivl  (tsydooiai  %BOiCi¥     ^u» 
»xilvyg  rih  doltfi  ^  iiig>ad6v.     ovii  %t  üb  %q/q  iM 

vfpuaag  6%ietv^  bul  oinixt  xriXUag  hs^L 
^  Qv%  aUtg  olov  xliog  lHußi  dibg  ^O^iörfig 
navxag  ht   av^QWWvg^  i%d  Snx€cvs  mtcgofpav^y 

^300  jßyia^ov  i6lo^iixi.Vy  o  ot  juesioa  nlvxiv  S%m ; 

Ticd  01/,  9>Ao;9  —  f^^  yf^Q  ^   oqoa  surX^v  ve  (dyctp  xi  — 
aiLx»fiO$  Söö\  ftw  tlg  ae  mal  i^yovwf  ev  ztnr^. 

Postqnam  Minerva   Telemachnm  v.  270  deliberare  iassit,  qoo 
pacto  procos  vi  ex  domo  sna  depellere  possit   (nam  sie  ana^m  et 
hie  et  alibi  iatellegi  debet) :  dao  illa  consilia  seqaantar  inier  se  ([m- 
dem  nt  dixi  diversiaaima ,  qaibns  tarnen  id  coflamnne  eat,  nt  atram- 
qae  vim  excladat.    Nara  sive  Penelope  statin  in  domaa  patarnam  di- 
mittetar,  sive  a  Telemacho  de  itmere  rednci   in  BBatrimonian  collo- 
cabitar ,  sive  ille  de  patris  vita  certior  faetua  proooram  iniarias  pt- 
tienter  ferre  perget:  vis  utiqae  contra  eos  non  erit  adhibenda.   Prae- 
terea  haec  dao  consilia  sibi*  invioem  obstant:  nam  si  nuptiae  Pene- 
lopae   ab  eins  cognatis  adornabnntnr ,  Telemachus  ex   itinere  redox 
non  poterit  iterum  aviqi  (itixigcc  dovvai.   Priore  coosilio  exposiio  sequi 
debebat:  *sin  autem  mater  se  nupturam  abnnerit,  dum  reditam  mariti 
sperare  possit,  tum  sciscitatio  de  eins  vita  instituenda  erit.'  Cam  autem 
duo  consilia  discrepantia  sine  uUa  iunctara  iuxta  posita  siot,  apparet 
alterntrum  alienum  esse.     Neque  id  fortuitum  esse  arbitror,  quod  hi 
dno  loci  versibns  similiter  oadentibus  278  et  292  finiuntur:  qnod  facit 
ad  suspitionem  de  diversa  baram  particularam  origine  augendam.  Qood 
autem  in  codd.  Harl.  et  Marc,  versui  279  adscriptam  est:  ovxogoiSxt- 
%og.iif  T^  WLxa  ^Ptccvov  ovx  fjv  —  id  ad  versnm  278  referendnm  esse 
videtur,  cum  ille  plane  neoessarius  sit,  hoc  autem  sublato  aiolesU 
illa  iteratio  tollatur. 

Sed  nunc  ad  tertium  consilium  accedimus,  videlicet  ut  Telema- 

chus  procos  aut  vi  aut  dolo  interimat.     Numne  igitnr  timendum  est, 

ne  etiam  post  Penelopae  nuptias  (versu  proxime  anfecedeoti  nemo- 

ratas)  in  domo  mansuri  sint?  Quod  si  Minerva  revera  fleri  posse  po- 

tabat ,  id  carte  disertis  verbis  dicendum  erat.  Sed  etiam  aliud  est  qood 

offendit.   Nam  nunc  Minerva  Telemachum  urget  ut  facinus  il1o<i  sta- 

»II' 

tim   perpetret,  quippe  cuiua  aetas  iam  confirmata  sit:  quod  cnm  m» 
—  fl  X*  Sv  XQVxofUvog  nsQ  Ixt  xlalrfg  iviavxov  —  aperte  pogn«* 
Nam  si  Telemachus.  iam  nunc  satis  fortis  est  ad  procos  depelieados, 
quid  est  cur  patris  reditum  exspectans  bona  sua  diripi  etiam  pati»^^- 

Equidem  haue  confusionem  ita  explicandam  esse  censeo,  Qt 
non  minus  tres  diversas  recensiones  contaminatas  esse  sumaaiffs.  ^^^ 
tarnen  tacendum  est  Godofredum  Hermannum,  praeceptorem  divinuD 


L.  Friedlaend«r:  analecU  Honerica.  479 

coittf  menorian  yenerari  Damqaam  desinam,  de  hoc  loco  aliter  sen- 
sisse.  Cai  com  ante  hos  sedecim  annos  in  nniversitate  Lipaiensi  Ut- 
leris  Graeeis  studens  offensiones  meas  exponerem,  respondit  versus 
275 — 278  ei  292  tollendos  esse.  Cum  his  plerasqne  difficuUates  tolli 
DOB  nego,  ut  tarnen  aliqnid  deesse  videatur  ad  nodnm  expediendnm. 
Ac  miratus  sum  P.  D.  C.  Henningsium,  qui  novissime  de  Telemachia 
scripsit,  criticum  non  nimis  timidum,  de  hoc  loco  nihil  dicere  nisi 
versus  277  et  278  ex  altero  libro  male  translatos  videri  (ann.  philol. 
suppl.  III  p.  164). 


IV.  VenoB  perperam  vel  neglegenter  transpositi. 


Permaltos  versus  in  carminibns  Homeriois  bis  vel  saepiiu  re- 
petitos  esse  consial,  ot  tameo  onmibiis  locis  apte  positi  sinl  vel 
ferri  certe  possint.  Nam  nee  poetae  nee  rbapsodi  eisdem  verbis  ac 
formolis  plus  semel  ati  dabitabaot,  sive  a  sese  inrentis  sire  ex 
alioram  carniinibas  desomptis.  Sed  non  minas  saepe  facta»  est  ut 
yersas  uno  aliquo  loco  recte  et  apte  positi  per  erroreai 
ad  alios  locos  obi  minas  aptas  eorom  looos  transferren* 
tar.  Quod  recte  intellegens  Aristarchus  ad  hoc  interpolationis  genas 
notandam  obelum  cam  asterisco  ianctum  destinarit.  Ac  Lehrsias,  oaias 
verba  modo  attnli,  in  hac  re  eom  saepius  qnam  necesse  obelo 
usom  esse  iadicat  Arist.  p.  d58.  Qaod  ut  concedi  possit,  tarne« 
non  minus  verum  est  summum  criticnm  alibi  in  eiusmodi  locis  no- 
tandis  nimis  cautum  fuisse:  nisi  potius  multos  obelos  excidtsse  sa- 
mendum  est.    Cuios  rei  nonnuHa  ezempla  afferam. 

In  libro  Odysseae  sexto  decimo  Telemacbos  sese  mendicam,  sab 
cuios  forma  Ulixes  latet,  in  domom  suam  receptarom  esse  bis  verbis 
abnuit  it  69  Bqq. 

Eviutt  ,  1}  udXa  xavTO  iTCOg  ^(naXyig  litTug' 
70  niiig  yitg  dri  rov  ^sivov  iyiv  vnoSi^(iai  ofxo»; 
awog  filv  viog  el(il  %al  owta  ^reptfl  tUtcoi^ 
ccvdQ*  aTCttuvvaa^tj  orf  t^  nQ6T€(fog  xaleTti^vti, 

Ultimos  versus  in  extremum  Iliadis  librum  translatos  est,  nbi 
Merourios  Priamo  in  Graecorom  castra  tendenti  comitem  se  olTeri  ac 
st  opus  fuerit  defensorem. 

Sl  36S  ovx^  avrog  viog  hstsl  —  ylQtiafif  di  to^  ovrog  ojttiSei  — ^ 
ScvSq  oTTOf» wcrirdai ,  otf  rtg  svporcpog  xakemjvf. 

Nam  hoc  modo  hanc  translationem  factam  esse  arbitror,  non  vice 
versa,  qaoniam  in  loco  Iliadis  tunctara  huius  versus  cum  praece- 
denti  dariuscula  est,  certe  minus  commoda  quam  in  loco  Odysseae, 
Nee  tamen  obelum  asterisco  utique  apponendnm  esse  dixerim;  nam 
infioitivus  aitafivvaö^at  ab  ovx*  ainog  viog  iaöl  pendere  potent, 
dnmmodo  verba  yi^^mv  di  toi  o%nog  iTttiiet  pro  interpositis  habea- 
mus,  quae  sermonem  continuum  dividunt. 


L.  FrMlaeiider:  analecU  HooMrica.  481 

Contra  idem  reraas  lertio  loco  viniaM  ferendna  est,  quem 
nanc  afferam.  Telemacliiia  ab  Ulixe  nuta  monilas  de  eonatu  arcos 
teedendi  deaistit. 

9  IM  toig  d*  ttvug  yLizUup   tsgri  lg  TfiXiiid%oto  * 

€0  ieo7to&j  fi  wxl  JiTUttu  %a%6g  x^  l<R>fta»  nuA  ixinvg^ 

^       avÖQ^  inu^vvao^i^  ove  xig  TUforsQog  xal^nrivy. 

Ubi  id  aocidisse  apparet  quo  nihil  in  earmioibna  Homericis  fre- 
qaeatias  est,  vt  uai  veraai  ex  soa  sede  in  aliam  recte  tranalato  aub- 
seqaena  adhaeserit  atqae  in  noynm  locum  simnl  irrepserit,  qoamvia 
haic  minime  conreniret.  Nam  recte  quidem  Telemacbos  defectam 
yiriam  simalana  se  manibns  suis  nondam  confidere  dicit ;  sed  illad 
crv^^'  oTUciivvMf&ai  prorsos  alienam  est;  qiiis  enim  hoc  loco  de  in- 
inria  afferenda  vel  depellenda  cogitat?  Sin  antem  eam  rem  diserfis 
verbis  significare  Toluit,  ad  quam  vires  anae  non  anfficerent,  hac  fere 
ratione  pergere  potnit:  twl  ov  ma   zaptft  Tti^w«^ 

ixxiUiSiin  Tov  ai^lov        rel 
hnavvoni  vods  rd|ov  OSukfiiog  ^iloto. 
qaamqnam  omnia   hoc  genua    additamenta   locnm   deformant  potiaa 
qaaai  ornanl. 

Sed  hie  versna,  quem  ler  immutatum  invenimua,  quarto  loco 
plane  nova  specie  indutus  occurrit  In  nndevicesimo  Iliadia  postquam 
Achillea  Agamemnoni  reconciliatos  est,  Ulixes  verba  facit  155—183, 
qaam  orationem  hia  versibus  concindil: 

isi  *AvQBtiri,  aif  d'  innza  StKatOTSgog  %al  in  SXXoi 
icötai'    ov  [aIv  yotQ  n  vs^tsöötirov  ßaötltja 

^  SvSq  anuqicfSaC^ai^  orf  xtg  nqoxBQog  x^^^^'^V- 

Ubi  praeter  anai^idiSac^ai  pro  aitafivvaa&ai  positum  etiam  mem- 
bniBi  oxi  Ti^  aliter  intellegendum  est  ac  reliquis  locis:  nam  xlg  non 
id 'tnbstanti vnm  proxime  praecedens  Svdga  pertinet,  sed  ad  ßaadija. 
Hoc  recte  intellexernnt  scholl.  A  et  B.  qnomm  hie  oxi  ovx  löxi 
vtfieüriTov  inquit  bI  ßaaiXsvg  avÖga  ßlaijfag  xal  xijg  aSixiag  nQoi}^ 
^{fl<xg  inaQhtcat  ainov.  Ceterum  mihi  quidem  haeo  ratio  syn- 
tsctica  a  aotila  epici  sermonis  perspicnitate  adeo  videtur  abhorrere, 
ut  illod  xlg  in  (ilv  neeessario  mutandum  esse  existimem. 

Hoc  exemplo  admonemur  in  versibus  transferendis  propter  mu- 
tatoBi  conexum  singula  verba  non  raro  mutende  Tuisse.  Quales  mu* 
Utiones  ubicumque  neglectae  sunt,  certa  interpolationis  vestigia  te> 
neaiBs.  Velnt  in  quarto  Odysseae  Menelaus  Ulixem  reducem  de  procis 
poeaas  atrooes  snmpturnm  leoni  comparat  hinnuleos  in  cnbili  ano  de* 
prehendenti  d  335  sqq. :  qui  locus  totua  in  aeptimnm  deeimum  illatus 
CBt,  obi  Telenachus  matri  de  itinere  ano  refert,  ut  q  124—141  re- 
spoadeat  d  333—350,  g  142—146  ="  d  556—560.  Haee  iterairo  inter- 
polatori  oscitanti  debetar,  qui  emblema  tneplissimum  in  Tetemachi 
oirrationem  inonloasae  eonlentna  de  commissnra  aeonroa  fntt.  Nam 
Kenelaaa  aic  incipit: 


482  L.  Priadlieader:  antfocta  fiomeriec. 

fi&BXov  €vvfi&^tf€ci  ivdXxtdcg  avtol  iovztg. 

Qai  sinl  illi  avalrndtg^  in  qaarto  libro  claram  est,  com  Telemachi 
conqaestio  de  proeorum  iniariis  proxirae  praecedat  316—332:  in 
aeptimo  decimo  de  qoibns  hominibas  sermo  sit  plane  ignoramos. 

Siniile  vestiginni  Iranscriptionis  incariose  factae  in  fiiie  decimi 
libri  deprehendere  licet,  nbi  Circe  Ulixi  sacroram  apnd  iaferos  fa- 
ciendornm  ritus  eiadem  fere  versibns  tradit  %  517—537,  qnibos  deiode 
in  narratione  descenaus  ipse  utitnr  X  25—50.  Haue,  totnn  loGam  pri- 
mum  in  undecimo  fuisse  arbitror,  in  decimum  poatea  eo  coosilio  io- 
sertnm  esse,  ut  vBuvtciy  quae  ab  initio  ad  haue  carminam  seriem  ne- 
qnaquam  pertinebat,  com  praecedentibns  aliqno  modo  conecterehir. 
Qaam  translationem  ita  ut  dixi  factam  esse,  non  vice  versa,  cwtis- 
simo  indicio  etiam  nunc  proditar.  Quod  enim  Ulixes  a  so  facton 
esse  narrat  k  44 

d^  rix   Sytsid'^  biqoiotv  inotQvvag  iniXsvaa 
fi^iUK,  TOT  d^  Kar  ins  tx^  hfpay\iha  vtilü  xalK^y 
Selgavtag  xaxaxijaij  iTUv^a^ai  Sh  &eoi6tv^ 

id  ut  faciat  a  Circe  bis  versibns  admonetnr  %  531 

dl}  tot  imtx    ivccQoiaiv  iiun^vai  %al  avm^ai 

öel^vtag  xcnrax^a^,  insv^aa^ai  Si  O'Botöiv. 

Imperfectum  Tiathsiro,  qnod  illic  bene  babet,  hie  com  straotvrae  le- 
gibus aperte  pug^nat.  Hoc  Nitzschium  non  fug'it,  qui  in  adnotatioDibas 
ad  Od.  III  173  sqq.  recte  animadvertit,  imperfectum  non  ita  defendi 
posse  ut  factum  est  a  G.  Hermanne  et  Hartung'io;  sed  praesens  x<r- 
xctKBixat^  quod  ipse  cum  Bothio  restituendum  esse  dicit,  non  ma^s 
ferri  potest.  Nam  quod  boc  futuri  significationem  induere  posse  af- 
firmat  vir  egregius,  id  vereor  ut  exemplis  probari  possit.  R^cte 
igitur  Bekkerus  lectionem  cod.  Hamburg,  xcrraxfir'  ia<pay(ävtt  10  ntra- 
que  editione  reiecit;  quae  nisi  e  lapsu  calami  orta  est,  studio  de- 
betur  vestigium  interpolationis  obliterandi. 

Addo  exemplum  versuum  ex  Iliade  in  Odysseam  temere  traosla- 
torum.  Quoties  enim  Odysseae  narratio  in  bellum  pugnasve  iacidit, 
versus  ex  altero  carmine  adscisci  notum  est:  quos  qui  transcripsa- 
runt,  nonnumquam  eas  mutationes  adhibere  obliti  sunt,  qoas  moUtu 
requireret  conexus.  Hoc  etiam  in  libro  nono  factum,  nbi  Ulixes  de 
proelio  cum  Ciconibus  commisso  satis  breviter  refert. 

t  öl  fildwf  ln»A^'  oCd  gwlXa  luxl  av&sa  ytyvixai  ägi/j  B  M^ 
r^iQMi'   xotB  di7  ^a  xantj  Jwg  oilaa  ytagicxfi 
^luv  uivofMQOtöLv^  Tv'  ülysa  TXoXXa  na^ifuv. 
^  —  0xfi04i(ievoi  0  ifia%ovxo  iui%f(if  na^  vfivöl  ^ jtf**'j  ^  ^ 
^'"'^ßaHov  d'  aXki^lovg  xf*X%'q^Bötv  h%ürptv.  ^^ 

56  oq>Qa  (üv  fimg  fjv  Kcd  ii^exo  h(fOv  'iifutQ,  ^'^ 

iwpqa  d'  a^|dfievo»  (Uvoiuv  TcXiovag  Ttsq  üvt^S' 


L.  Friedhieiider :  analeela  Honwrica.  488 

%al  TOTS  Sri  KÜoveg  fiXivctv  dafuiöavtig  ^Ajütovg. 

Versus  54  et  55  ex  descriplione  scati  Achillei  sampti  buic  loco 
miDime  cooreoiaiiL  Nam  Ulixem  ea  quomm  pars  magoa  fnefit 
Dairanlem  prima  verbi  persona  nti  debere  in  aperto  est.  Qaodsi  dicil 
Ifutiovto^  boc  non  potest  intellegi  nisi  de  solis  Ciconibas,  sed  se- 
qaens  ßaXXov  d'  akki^Xovg  atramque  exercitam  comprebendit.  Debe- 
bat  igitur  ifiaxo^^a  et  ßaXkofjisv^  sicat  v.  57  (livofiev  recte  posU 
tnm  est.  Hi  igitnr  versus  ntiqne  eiciendi  sunt,  ac  nescio  an  idem 
statuendam  sit  de  quattnor  seqaentibns. 

Nonnamqaam  ordo  rernm  turbatus  de  versibns  male  translatis  ad- 
mooefacit.     Velut  in  qninto  decimo  Odysseae  Ulixes  Enraaeum  inter- 
rogat,  atrum  in  direptione  arbis  patriae  ab  bostibus  captus  sit, 
0  yi6  ff  ci  y€  fiowto^ivra  nciQ   oXsCiv  rj  Ttaga  ßovalv 
Svdgsg  Svöusvisg  vrivalv  Xccßov  iji*  iniqcKSfSccv 
)jf  —  TOvd'  ccvögog  fCQog  dcifia^*,  6  S  a^LOV  covov  iöcDicev. 

Com  nihil  praecedat  quo  illud  rovd'  otvdgog  referamas,  de  Ulixe 
necessario  togitare  debemns.  At  Eamaenm  non  Ulixes  emit  sed  Laertes 
(483  iv^a  fiB  Aaiqftrig  n(flaro  %tsixscaiv  ioifiiv).  Id  bospes  vel  inde 
sQspicari  potest ,  qnod  Enmaens  se  ab  Anticlea  edncatam  esse  narra- 
vit  T.  363.  Versus  igitnr  388  ab  hoc  loco  alienus  esse  videtar,  qni 
recte  positos  est  in  narratione  mnlieris  Sidoniae: 

427  ilXa  II   avfjQyta^ctv  Taq>toi  XriUixoqng  icvögeg 

iyQO&ev  i^oiUwpfj  7tiQa(Sav  Si  lu  ösvq^  ayayovveg 
^       Tovd'  ivÖQog  TtQog  dcifucd'*,  o  i*  a^ov  mvov  iStaxev, 

Sifflilis  neglegentiae  vestigiam  in  octavo  decimo  Iliadis  apparet, 
obi  in  eo  faisse  poeta  dicit  ut  Patrocii  corpus  ab  Hectore  abriperetar, 

£  166  ^  l^^vi  IlrjXeüavt  Ttodi^eiiag  enUa  iQig 

Syysiog  i}il<&f  ^iovö^  an    ^OXvfiTCOv  ^coQrjaösc^iDu. 

QDomodo  autem  d-mgriaasa^at^   cum  iabere  potuit,  cni  arma  deesse 
ninime   gnorabat?  (197  cv  w  xal  ti^istg  töfiev  o  tot  %Xina  xbvjib 
ixovxaf  I  aXV  avttog  inl  xiipgov  läv  Tgmaai  gMrvi/^i.)     Scilicet 
Me  Tarsus  ex  undecimo  desnmptus  est,  ubi  Nestor  cr/Etfu  d'  ^A^ipffi 
inquit 

A  715  ayysXog  tiWs  ^iovd*  an   ^Olvfiitoy  ^OHt^iSa&S^t. 
Qaem  cum  in  octavo  decimo  omitti  conexus  non  patiatur,   levi  mu- 
tatione  opus  est  ut  v.  c.  scribatur  SyyBiog  fil9s  9iov6a  xor'  Oilvfiiwv 
yupiivtog  (cf.  £  616). 

Non  miqns  saepe  quam  versus  integros  versuum  membra  trans- 
lata  esse  notum  est;  et  est  ubi  in  hoc  quoque  translftionis  genere 
Biatationes  necessariae  neglectae  sint.  Postquam  Sarpedonera  a  Pa- 
troclo  interfectuffl  esse  narratura  est,  baec  adduntur: 

n  SOG  MvQfudovBg  6^  ayxov  c%i^v  Jjcnovg  qAXSiomvxag , 
kfiivovg  q)oßiBa&ai,  insl  Xlnov  agfiax*  avanxcov, 

AvanxBg  sunt  Patroclus  et  Sarpedon,  qui  comminus  congressuri 
4e  eurribus  descenderant ;   sed  quomodo  equi  qui  cnrribus  subiuncti 


484 


L.  Priedlaender :  analeeta  Homerica. 


essent  eos  relinqoere  poterant?  Scilicel  haec  verb«  ex  alio  loco  eias- 
dem  libri  hoc  iranslala  sunt: 

S70  noXlol  i*  iv  taq>Q€i  igvöagfunsg  toxieg  tnnoi 
a^avT^  iv  ytQtovip  qv^^  Xlnov  agfiocr*  ivaxtav 

nbi  eqnos  fractis  teraonibas  sese  abripere  vides.  Ariatarchiu,  qoi 
alterum  dimidium  versus  507  qaoraodo  nunc  legitur  sensam  aoa  habere 
vidit,  Xlnsv  in  textam  recepU,  avaloyov  xm  iliUp^nfiav  xa  a^funa: 
quod  noa  modo  ab  analog^a  recedit  sed  etiam  obscnre  dicton  est. 
Eqaidem  namquam  dabitavi  quin  is  qai  hanc  locam  transposnit  mo- 
tatione  necessaria  eademqae  facillima  soripserit:  htA  U%ov  aQfun 
avccnxBc,  Ac  video  iam  Jortinura  proposuisse  inet  Xlnov  o^fw  üi- 
vaxxeg^  quod  affert  Bekkerus  in  nova  Iliadis  edltione  p.  522. 

Restat  ut  moneam  in  versibua  vel  versuum  membris  transferei- 
dis  ttonnumquam  singala  verba  novam  significationem  indaisse  Tel 
rationem  structnrae  muUtam  esse.  VeJut  HC  512  o  ii  iwirixe  dfff; 
OTta  q>tavrpiarig  accusativus  a  ^vii^x^  pendet,  sed  o>  53&  wna 
i*  iitl  x^vl  jtime  ^aäg  otuc  g>mnfiaa6fig  a  q>wftfiaisr^g:  qood  re- 
reor  ne  a  consuetadine  Homerica  abhorreat.  De  versu  |avi»v  tijiU- 
Saitäv  g>iXi(ov  ifiov  t%€xo  iäfia  ^  qui  r  351  aliter  intellegeodos  esse 
videtar  ac  cd  268,  iam  Bekkeras  monuit  (Monatsberichte  d.  BerL  Akad. 
1853  p.  651). 

Scribebam  Regimontii.  Ludocicus  Friedtaender. 


Index  versuum  Homericorum 

qui  hac  commentatione  tractantnr, 


B  703  sqq p.  473 

r223  8q 

S  185—190 

Ö230 

ö  261— 265 

f638q 

/  320 

A  55-60 

i\r207 

iV^  334  sq 

Ä  80  sq 

J7  507    . ,,483 

27  107 „483 

T  183 „481 


»» 
»> 
»I 
»» 

»7 
»» 
♦» 


474 
450 
459 
464 
470 
469 
464 
463 
473 
471 


T  200—258 
Ä  721     .     . 


»1 


474 
459 


a  269—296 p.477 

ß  60^-62 „476 

ß  270—280 „4Ö8 

d  94—96 „  4Ö0 

^  546ßq „471 


n 

V 


482 


48? 


(  54  sq. 

IC  532 

X  415 „459 

{83ßq 471 

467 


o  74 
0  381 
o  388      . 

p  124  sqq. 

a  228  sqq ,476 

T   107  aqq „462 

9  133 


j» 


»I 


465 
483 
481 


1» 


481 


Das 


plataeisehe  Weihgeschenk 


SV 


Konstantinopel. 

Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Perserkriege. 

Von 

OttoFriok. 


Nebst  Zeichnungen  von  P.  A.  Dethier. 


10. 

Das  plataeifiche  Weihgeschenk  zu  KonstantinopeL 


L  Das  Schlangengewinde  auf  dem  Atmeidan  zu  Konstantmopel. 

Es  sind  die  bisherigen  Mittbei langen  Ober  die  sogenannte  Scblan- 
gensiale  zu  Konstantinopel  Iheils  so  verstreut,  theils  so  unvollständig 
—  weder  existiert  eine  Zeicbnang  des  Monumentes  noch  ein  getreuer 
Abdruck  der  Inschrift  —  die  Frage  aber  die  Echtheit  aber  in  den  Au- 
gen berahmter  Kunstrichter  noch  so  wenig  entschieden,  Inschrift  und 
Denlunal  endlich  für  Epigraphik,  Archaeologie  und  Geschichte  so 
bedeutend,  dasz  eine  neue,  denn  Material  nach  vollständige  und  alle 
kritischen  Fragen  berührende  Behandlung  des  Gegenstandes  wfinschens- 
werth,  sum  mindesten  gerechtfertigt  erscheint.  Schon  jetzt  hat  die 
Un Vollständigkeit  der  bisherigen  Berichte,  die  obenein  sich  gegensei- 
tig so  erganzen  und  corrigieren,  dasz  keiner  von  ihnen  ohne  Rflck- 
sicht  auf  den  andern  benutzt  werden  kann,  zu  manchen  nnzulang- 
lichea ')  oder  entstellenden ')  Auffassungen  der  Sache  Veranlassung 
gegeben.  Die  folgende  Darstellung  wflnscht  nicht  nur  des  Verfassers 
eigene  frflhere  Veröffentlichungen ,  welche  vom  Fundort  aus  gegeben, 
bei  dem  Mangel  an  den  noth wendigsten  litterarischen  Hulfamitteln  nur 
dOrflig  sein  konnten,  berichtigend  zu  vervollständigen,  sondern  auch 
mit  Benutzung  alles  dessen,  was  von  alten  und  neueren  bisher  Aber  die 
Sache  gesagt  worden  ist,  ein  ausreichendes  Actenstück  zu  liefern,  auf 
welches  jede  weitere  Ausbeutung  der  Entdeckung  zurückgehen  könne. 

Einige  Worte  Ober  die  Auffindung,  Entzifferung  uod 
Veröffentlichung  der  Inschrift  werden  zur  Orientierung  aber  das 
Verhältnis  der  verschiedenen  Berichte,  auf  welche  im  weitern  oft  zu- 
rflckgegangen  werden  musz ,  so  wie  zum  allgemeinen  Verständnis  des 
ganzen  nothwendig  sein. 

Die  erste  Kunde  von  den  Grabungen  auf  dem  Hippodrom  und  an 
unserem  Denkmal ,  welches  etwa  6  Fusz  aus  dem  Erdboden  nackt  und 
nnbeschatzl  hervorragend  immer  schon  den  Platz  geschmackt  hatte. 


1)  M.  Dnncker  Geflchichte  des  Alterthams  IV  S.  852.         2)  Mager 
paedagogische  Revue  1857  S.  370. 

Jahrb.  f.  class.  Philol.  Suppl.  Bd.  III.  Hft.  4.  33 


488  0.  Friok:  das  plaUeisohe  Weibgeschenk  za  Konstatttittopel. 

kam  dem  Verfasser  9  der  am  Bosporos  wohnend  die  Stadt  w5ehentlieh 
nar  einigemal  besuchen  konnte,  durch  das  Journal  de  Constanliaople 
vom  24n  Januar  1856  und  eine  gleichzeitige  Mittheilung  des  Dr.  0. 01a  a^). 
Er  eilte  sofort  an  Ort  und  Stelle  und  fand  die  von  jenem  Joomal  schoa 
mitgetheilten^)  offen  daliegenden  Namen  der  Ambrakioten  ond  Teaier, 
welchen  derjenige  der  Leprealen  ohne  Hohe  hinangefdgt  werden 
konnte,  beschlosz  aber  auch  sogleich  an  die  Lesnng  der  Qbrigea  In* 
Schriften  au  gehen,  welche  entzilTern  zn  können  jenes  Blatt  für  onmöf- 
lich  erklärt  hatte.  Allerdings  war  die  Entzifferung  sehr  schwierig. 
In  einer  engen  Grube  stehend  —  so  eng  dasz  nicht  einmal  der  Granit- 
wurfel,  welcher  jetzt  dem  Gewinde  als  Postament  dient,  vollstindi^ 
blosz  gedeckt  war  —  ohne  genflgendes  Licht,  konnte  man  der  roa 
Grflnspän  überzogenen,  mit  Rissen  Qberdeckten  Inschrift  oft  nar  mit 
groszer  Mühe  beikommen.  Buchstab  für  Buchstah  moste  gesinbert 
werden;  oft  waren  sie  nnr  im  Moment  des  anfeucbtens  sichtbar  ood 
mit  dem  trockenwerden  wie  spurlos  verschwunden.  Nur  durch  dea 
Anhalt,  den  der  Katalog  bei  Pansanias  (V  23)  darbot,  war  unter  sol- 
chen Umstfinden  die  Lesung  möglich ,  und  kein  Wnnder  dasz  es  troti 
der  gewissenhaftesten  Sorgralt  an  LQcken  und  IrthQmern  nicht  fehlte^). 
In  dieser  Gestalt  wurde  die  Inschrift  nebst  einigen  ErUaternngen  voa 
dem  Verfasser  dem  Professor  E.  Cnrtius  in  Bertin  zogesandt,  der 
früher  schon  durch  den  Dr.  Blau  vorläufig  von  dem  Funde  in  KenDtais 
gesetzt*)  dieselbe  noch  am  selben  Tage  der  berliner  Akademie  der 
Wissenschaften  vorlegte  nnd  fflr  die  Aufnahme  der  Abhandlang  ia 
deren  Monatsberichte  Sorge  trug^. 

Unterdessen  wurden  die  Nachforschungen  auf  den  Hippodrom 
fortgesetzt.   Sie  waren  nicht,  wie  des  Verfassers  erste  Erkandignagea 
ergeben  hatten  und  der  erste  Bericht  darnach  angibt,  von  einem  fran- 
zösischen Ingenieur  ausgegangen ,  sondern  von  dem  duroh  sein  reges 
archaeologisches  Interesse  in   den   gelehrten  Kreisen  wolbekaanlen 
ürn.Ch«  Newton,  britischem  Viceconsul  zn  Mylilene,  im  Binrerstiad- 
nis  mit  Lord  Na  pi er,  erstem  SecretSr  der  britischen  Botschaft  la  Koo> 
atantinopel,  angeregt,  thatsächlich  aber  vollzogen  durch  den  daauligen 
Botschafter  Lord  Stratford  Rede liffe,  welcher  einige  an  jener  Zeit 
in  Scutari  oantonnierende  Truppenabtheilungen   (nicht  die  deutsche 
Legion)  unter  Leitung  des  General  Stork  zu  diesem  Zweck  anfbok'). 
Nachdem  man   den  verschotteten  Boden  des  ehematigen  Hippodrom 
planlos  nnd  daher  vergeblich  nach  allen  Richtungen  hin  an  etwa  12 
bis  15  verschiedenen  Stellen  sondiert  halte,  legte  man  das  Postamevl 
des  groszen  theodosischen  Obelisken  und  der  Spitzsiule  des  Konstaa- 
tinos  Porphyrogennetos  blosz  und  machte  sich  dann  von  nenem  an  die 


3)  Monatsbericht  der  berliner  Akad.  1856  MUn  8.  162.  4)  In 

folgender  Gestalt:  TENIO  .  AMPRAK  .  FO  5)  Gerhards  arehaeol. 

Anz.  1856  Nr.  90  S.  2 17 ♦ff.        6)  arch.  Ana.  1856  Nr.  88  S.  181*. 
7)  Monatsbericht  der  beritner  Akad.  1856  März  S.  162—181.        8)  Vgl 
arch.  Anz.  1856  Nr.  89  S.  207*.  Nr.  90  S.  217*;  dazu  Revue  areh^ol. 
XIII  annde,  vol.  I  p.  316. 


0.  Friflk:  d«f  plttaaisdM  W^ibgesekeak  la  KoiiaUntioopel.  489 

■ 

sogenamite  SehlaDgensiole.  Es  wurde  om  aie  beroni^iii  geriamigec 
PiaU  TOB  elwa  15  Fass  im  Durcbmesser  geschafTen,  dessea  Wände 
daoB  apiter  aasgeanauert  und  auf  der  Flache  des  beatigen  Platze^  mit 
einen  eiseroen  Gelinder  umgebeo  wurden.  Nun  that«  was  aller  frühe« 
ren  Arbeit  nur  unvollständig  gelungen  war,  Luft  und  Sonne  von  selbst. 
Sie  lieazeo  die  SchriftzQge  von  Tage  zu  Tage  bestimmter  hervortreten, 
und  bald  war  die  Mehrzahl  der  Namen,  was  sich  früher  nnr  von  dreien 
sagen  liesa  (^jiiJtQtaxtt^j  AfisiQaKioiai^  T£vtot)j  dem  blossen  Auge  er- 
kennbar; bequem  und  nnter  gunstiger  Beleuchtung  konnte  man  den 
ObrigoD  oaohgehen.  In  diesem  Bemahen  traf  der  Verfasser  mit  dem 
Dr.  P.  A.  Dethier,  Director  der  österreichischen  Schale  in  Peru,  zu- 
sammen; beide  unternahmen  vereint  eine  nochmalige  gründliche  Revi- 
sion der  ganzen  Inschrift,  deren  Resultate  vom  Verfasser  im  arch.  Anz. 
1856  Nr.  90  S.  217  ^—224*  mitgetheilt  wurden*). 

Ea  ergab  sich  bei  dieser  Untersuchung  nicht  nur  eine  Reihe  we- 
sentlicher Berichtigungen  fflr  die  Schreibung  der  schon  entzifferten 
Namen/  durch  welche  eine  Anzahl  aulTallender  Eigentbümlichkeilen 
hinweggeräumt  wurde,  sondern  es  fanden  sich  auch  mehrere  bisher 
Boch  vermisste  Namen  auf  (Athener,  Tegeaten),  wie  ferner  vor  allem 
die  Widmnngsworte  der  Inschrift  selbst,  auf  dem  ersten  der  beschrie* 
benea  und  einer  Zerstörung  und  Verletzung  daher  am  meisten  ansge- 
setsten  Gewinde.   Endlicb  gab  die  völlige  Bloszlegung  des  Postaments 
und  die  Entdeckung  einer  Röhre  mit  byzantinischer  Inschrift  im  inne- 
ren des  Gewindes  interessante  Ailfschlusse  über  die  spätere  Geschichte 
desselben '®).    Somit  können  die  ersten  Mittheilungen  in  den  Monats- 
berichten nicht  ohne  Berücksichtigung  der  spateren  Nachträge  im  ar- 
chaeol.  Anzeiger  benutzt  werden.   Durch  das  Verhältnis  dieser  beiden 
Berichte  ist  aber  auch  der  Werth  der  von  anderen  Seiten  her  gegebeneii^ 
Referate  bezeichnet.  Es  hatte  unterdessen  nemlich  schon  im  März  auch 
L.  Boss  mit  Benutzung  einer  Copie  des  Dr.  Blau  den  Gegenstand  be- 
bandelt in  diesen  Jahrbttehern  1856  S.  265 — 268  *  Inschriften  der  drei- 
köpfigen ehernen  Schlange  aus  Delphi  in  Konstantinopel'.    So  reich 
diese  Abhandlung  an  belehrenden  Erläuterungen  und  Beiträgen  zur 
richtigen  Würdigung  der  Inschrift  ist,  und  so  oft  die  folgende  Dar- 
Btellung  dankbar  von  ihnen  wird  Gebranch  machen  müssen,  so  ent- 
halt sie  doch  alle  die  Ungenanigkeiten  der  ersten  Copie,  deren  einige 
freilich  in  sehr  scharfsinniger  Weise  vertheidigt  werden ;  sodann  aber 
fehlen  ihr  die  neugefundenen  Zusätze  der  zweiten  Lesung.  Dazu  kommt 
dasz  die  Namen  durch  irgend  ein  Versehen  in  eine  falsche  Ordnung 
gera^ben  sind,  welche  nur  durch  eide  vollständige  Umstellung  aller 
Gruppen  hergestellt  werden  könnte,  so  dasz  also  auch  nicht  einmal 
die  erste  Copie  in  einem  zuverlässigen  Abdruck  dort  vorliegt. 

Ein  anderes  Referat  enthält  der  arch.  Anz.  1856  Nr.  89  S.  207^  f. 
■*^  einem  Artikel  der  nengrieehiacben  Zeitschrift  GeXiivov  Nr.  6« 


^)  Vgl.  Dethier  im  Journal  de  Constant.  1856  Jnillet  10  und  in  der 
Prwae  d*Orient  1856  Juin  23.         10)  Vgl.  arch.  Anz.  1856  Nr.  89  8.  104*. 

33  ♦ 


490  0.  Friek :  das  plaUeiaclM»  Weibgeseheak  m  Koailaatiaopl. 

?om  19n  Mai  l8o6.  Dieser  rBlirt  von  deai  Heraasgeber  Epan.  Phr ao- 
gudi  her,  die  daselbst  milgelheilte  Abschrift  uad  Aoslegaog  der  lo- 
Schrift  aber  vod  Hrn.  Karl  Wilke  aus  Halte,  griechischem  SiaalsbSr- 
ger  und  Professor  an  griechischen  Patriarchats  -  Gymnasiaai  ia  Koa- 
stantinopel,  und  den  Hrn.  Johannes  Pa n ori'o s  (aus  Siphnos)  nod  Xas- 
i  h  0  p  n  I  o  s  "),  Lehrern  an  derselben  Anstalt.  Es  ist  diese  Abschrift  iwar 
in  so  fern  vollständiger,  als  sie  den  von  uns  anfangs  vermissleo ") 
Namen  der  Tegeaten  bringt  —  der  Name  Kv^vioi  war  in  unserem  Re* 
ferat  nur  durch  ein  Versehen  beim  Druck  der  Inschrift  ausgefallea 
und  wird  im  Texte  (S.  J65)  stets  mit  aufgCEahlt  —  im  ubrigea  aber 
ist  sie  um  vier  Namen  ärmer  als  selbst  unsere  unvollständige  erste 
Copie  und  gibt  die  mitgetheilten  Namen  snm  Thcii  so  fehlerhaft  wie- 
der, die  erste  Hälfte  ausserdem  in  so  unbegreiflich  verwirrter,  will- 
kürlicher Ordnung,  welche  mit  dem  Original  fast  bei  keinem  Nanea 
zusammenstimmt,  dass  jene  Notiz  far  uns  keinerlei  Werth  beaaspro- 
eben  kann.  —  Bis  auf  einzelne  Ungenanigkeilen  hingegen  richtig,  lo- 
weilen  nur  zu  zaghaft  als  Conjectur  hinstellend,  was  in  der  Folge  lar 
Gewisheit  wurde,  ist  der  Katalog,  welchen  ebenfalls  nach  einer  aeil- 
dem  wol  verbesserten  Abschrift  jener  drei  Herren  Pi  t  ta  k  i  s  gibt  ia  der 
'EtpfifitQlg  aQxaioXoytnij  18&6  Nr.  42  Tit.  2759  S.  1378  ff.  Aber  loeb 
hier  fehlen  die  späteren  Zusätze,  der  Name  der  Tegeaten  nnd  Alheaer 
aowol  wie  die  eigentlichen  Widmungsworte;  die  Erlänlernngen  sodaaa, 
zuweilen  zwar  ein  dankenswerther  Beitrag  zur  Ausbeutung  der  Inschrift, 
erschöpfen  weder  alle  auf  dieselbe  bbzüglichen  Fragen ,  noch  beruh- 
reo  sie  diejenigen ,  welche  durch  das  Monument  selbst  und  seine  Ge- 
schichte angeregt  werden. 

Endlich  hat  C.  Bo  ck  in  Sintigart  eine  kurze  die  spätere Gescbiclile 
des  Denkmals  betreffende  Notiz  veröffentlicht  (Denkmäler  und  For- 
schungen 1857  Nr.  100—102  S.  47  f.),  auf  welche  wir  in  der  Untersttcbos; 
selbst  zurückkommen  werden. —  Von  gelehrten  Zeitschriften  des  Aasr 
landes  hat  der  Verfasser  nur  noch  in  der  Revue  arch6ologiqae  XIU 
anne£,  vol.  I  p.  316  eine  kurze  Anzeige  der  Ausgrabung  des  Gewiedef 
gefunden,  ohne  dasz  jedoch  dort  der  Inschrift  oder  sonst  der  Bedeu- 
tung des  Monumentes  gedacht  wQrde.  Mit  grösserer  Wichligkeit  irird 
die  Enlschfittung  des  Obelisken  besprochen. 

Was  nun  zunächst  die  Gestalt  nnd  das  Aussehen  des  Ho- 
tt n  m  e  n  t  e  s  so  wie  der  Inschrift  betrifft ,  so  hat  die  seit  alter  Zeit  ge- 
bräuchliche und  dnrcfi  alle  Reisebesehreibungen  hindurch  vererbte  Be- 
zeichnung ^ Schlangensäule*  viel  dazu  beigetragen,  von  vorn  hereii 
eine  schiefe  Vorstellung  von  dem  Denkmal  zu  erwecken,  und  dadurch 
den  Zweifeln  an  seiner  Echtheit  Vorschub  geleistet.  Bini  gewaadeee 
Säule,  die  Schöpfung  byzantinischen  Ungeschmacks,  mochte^  man  nicht 
mit  den  Zeilen  edelster  Kunstblule  in  Verbindung  bringen,  den  sie 
darch  die  Inschrift  zugewiesen  wurde.    Nun  kann  aber  unser  lioai- 


1 1 )  Diesen  letstern  nennt  neben  den  ersteren  Plttakis  an  dem  gleich 
ansaführenden  Orte.  12)  Monataber.  a.  O.  S.  168.  175  ff. 


0.  Friok:  das  plalaeisclie  Weibgeseheak  tu  KoMlavtiiiopel.   491 

BieaK  eine  Sfinle  ndr  in  dem  Sinne  des  TrSgers  einer  Last  genannt 
werden,  nicbl  in  dem  Sinne  der  Kunstsprache  als  arcbitektonisebas 
Glied.  Es  ist  der  Untersats  eines  Dreifuszes,  der  oberflftcblich  be- 
trachtet zuoial  in  seiner  gegenwärtigen,  an  beiden  Enden  verstamoieU 
ten  Gestalt  allerdings  den  Eindruck  einer  Sfiule  gewährt,  einem  ge- 
abtan Auge  aber  sich  bald  als  ein  selbständiges  Kunstwerk,  eine  voll- 
ständig  dorcbgefahrte  körperliche  Aasbildnng  einer  sich  aufrichtenden 
Schlangentrias  ausweist,  welchem  einerseits  fehlt,  was  selbst  die  ge- 
schmacklosesten Verbildungen  der  architektonischen  Säule  festhalten 
(entweder  allmähliche  Verjangung  oder  gleichmäszige  Stärke  aller 
Theile),  welches  anderseits  aber  eine  so  feine  Durcharbeitung  der 
Composition  bis  in  das  Detail  hinein  zeigt,  dasz  sich  nun  umgekehrt 
das  Gefühl  entschieden  dagegen  sträubt ,  eine  solche  Vollendung  bei 
den  Byzantinern  zu  suchen.  So  wird  man  gut  thnn,  den  Namen  Schien- 
geosänla  mit  der  Bezeichnung  Schlangengewinde  za  vertanschen.  Die 
beigegebene  Zeichnung  von  der  geschickten  Hand  des  Dr.  Dethier 
wird  wesentlich  zur  Berichtigung  schiefer  Vorstellungen  wie  zur  Ver- 
deatUchung  der  folgenden  Beschreibung  dienen  können,  wenn  sie  auch 
oicht  im  Stande  ist  die  Natflrlichkeit  und  den  freien  Gusz  des  Originals 
wiederzugeben.  Besonders  zeigt  die  rechte  Seite  des-  oberen  Theils 
dem  Monument  selbst  fremde  Härten. 

Auf")  einem  roh  behanenen  viereckigen  GranitwQrfel  —  einer 
späteren  Znthat  ans  der  Zeit  der  Verwandlung  unseres  Denkmals  in 
eine  Wasserkunst'^)  — •  erheben  sich  frei  und  ohne  äuszerliche  Befesti- 
gang  allein  durch  ihre  Schwere  getragen  die  dreifach  verschlungene» 
Sehlangenleiber  bis  zu  einer  Höhe  von  5,55  M6tres  in  29  Gewinden, 
von  welchen  15  früher  verschüttet  lagen,  sich  also  aoch  jetzt  unter 
dem  Niveau  des  beutigen  Platzes  befinden.  Der  Durchmesser  des  hoh- 
len Körpers  ist  nicht  überall  von  gleicher  Stärke ,  der  natürlichen  Ge- 
■lalt  der  Schlangen  entsprechend.  Das  Ende  der  ineinandergreifenden 
Windangen  ist  verstümmelt,  so  dasz  die  Art,  in  welcher  die  Schien- 
gsaleiber  ursprünglich  ausliefen,  nicht  mehr  deutlich  erkannt  werden 
kann.  Nur  das  scheint  aus  der  geringen  Breite  der  letzten  Gewinde 
aad  den  übrigen  Verhältnissen  des  ganzen  Kunstwerkes  mit  Sicherheit 
geschlossen  wärden  zu  können,  dasz  ganze  Gewinde  nicht  fehlen,  so 
vie  das  jetzige  Aussehen  auch  der  verstümmelten  Theile  es  ferner 
wahrscheinlich  macht,  dasz  jene  Scblangenschwänze  kaum  mehr  als 
iaszerlich,  vielleicht  nur  durch  Streifen  oder  Ringel  angedeutet  waren, 
in  Übrigen  aber  die  Spirallinie  nur  fortsetzten  und  abschlössen,  nicht 
etwa  — wie  oben  die  Köpfe  —  ausbiegend  heraustraten.  Zwar  scheint 
die  sogleich  zu  erwähnende  Darstellung  auf  dem  Postament  des  tbeo- 
dosischen  Obelisken  nach  unttn  sich  auszubreiten,  ist  aber  zu  nnbe- 
itiaimt  und  zu  undeutlich  erhalten,  als  dasz  sie  mehr  Gewicht  ver- 
diente als  das  Denkmal  selbst.    Dieses  aber  bedurfte  eines  etwa  dnreh 


13)  Das  folgende  zam  Theil  wörtlich  ans  den  NachtrSgen  in  arch. 
^n>.  1850  Nr.  00  S.  220  *.  14)  Vgl.  unten  AbaehniU  VI. 


492   0.  Frick :  das  plataeische  Weihgesobeok  m  Kout«Bliiiop«l 

attslnnrende  SehwSnse  dargebotenen  Haltes  nicht,  wie  der  beatige 
freistehende  Zustand  desselben  zeigt;  sie  hSKen  solchen  in  einer  so 
schmalen  Form,  welche  ihnen  der  letsten  Windang  nach  bitte  gegeben 
werden  müssen,  nicht  wol  gewähren  können,  nnd  wärdea  so  aar  ein 
hisslioher  Auswuchs  des  sonst  mit  so  feinem  Kanstsinne  durchgeführ- 
ten Werkes  gewesen  sein.  —  In  der  Spiralwindnng  selbst  ist  es  den 
Auge  nicht  gut  möglich,  die  drei  einzelnen  Gewinde  aoseinanderto- 
halten  —  daher  unser  erster  Berieht  anfangs  nor  von  dinem  Gewiide 
sprach'^) — ;  verfolgt  man  aber  von  unten  beginnend  ein* jedes  fir 
sich,  so  gewahrt  man,  wie  sich  das  3e,  6e,9e —  das  4e,  7e,  lOe  —  5e, 
8e,  lie  usw.  durchaus  entsprechen.  Die  Ansföhrung  selbst  ist  tod 
grosser  Schönheit  und  ausserordentlicher  Naturwahrheit.  Am  aaterea 
Ende  sind  die  Leiber  schmal  und  dünn,  in  wagerechter  Richtung  mebr 
um-  und  aufgerollt  als  gewunden;  allmählich  stfirker  anschwellend 
heben  sie  sich,  besonders  vom  15n  Gewinde  an,  in  gleichem  Mane, 
erscheinen  am  32n ,  2dn  und  24n  am  stärksten  und  längsten  gesogen, 
werden  dann  wieder  danner  und  ihre  Richtung  weniger  senkrecht,  so 
dass  das  obere  Ende  eine  merkliche,  aber  mit  dem  ganzen  hannooie- 
rende  Verjüngung  der  Sanlengestalt  bildet.  So  ist  die  naturliche  Ent- 
wicklung der  Scblangenleiber  treu  festgehalten  und  mit  solcher  Sicher- 
heit, dasz  in  der  Anschwellung  und  VerjQngung  der  Unterschied  iwi- 
schen  der  unteren,  mittleren  und  oberen  der  gleichsam  QbereioaDder 
sich  hebenden  Schlangen  genau  beobachtet  ist.  Jede  für  sich  zeigt  an 
den  betreffeaden  Punkten  die  durch  die  Natur  vorgezeichnele  Verinde- 
ring  auf.  Man  musz  bei  der  Betrachtung  gerade  hierauf,  auf  die  con- 
aequente  Durchführung  der  einzelnen  Glieder  in  der  Trias,  um  so  mehr 
achten ,  als  die  dreimalige  Wiederholung  der  unter  sich  gleiches  Ver- 
hältnisse das  aufmerksame  Auge  wol  täuschen  und  an  die  gewnndenen 
Säulen  der  byzantinischen  Zeit  erinnern  kann.  Bestände  das  Gewinde 
Bar  aus  zwei  Schlangen ,  so  würde  das  schon  jetzt  offen  genug  her- 
vortretende Verhältnis  von  Verjüngung  (oben  und  unten)  nnd  stnrker 
Anschwellung  (in  der  Hilfe)  sich  allerdings  weit  augenfälliger  hersas- 
stellen  müssen. 

Das  Kunstwerk  ist  aus  Erz  gegossen,  eine  Spur  von  Löthosg  atebt 
zu  bemerken,  das  ianere  hohl"),  die  Auszenseite  der  Leiber  aber  so 
plastisch  heraustretend  nnd  körperlich  ausgearbeitet,  dasz  sie  oichl 
den  Eindrnck  reliefariiger  Erhöhung,  sondern  durchaus  den  einer  vol- 
len Ausbildung  maohen.  —  Die  Dicke  des  Gusses  beträgt  am  Kopfe 
0,013  Mötres. 

Auch  die  Art  des  oberen  Abschlusses  ist,  wie  diejenige  des  on- 


15)  Monatfl'ber.  a.  O.  S.  163,  arch.  Anz.  a.  O.  S.  220*  So  nach 
Bethier  in  der  Presse  d'Orient  a.  O.:  'nona  avons  de  plus  pris  nne  dbsu- 
cbe  da  dessin  d»  U  colonne  . .  et  nous  avons  vu  qae  Topinion  gü  noiu 
e'tioDs  que  la  colonne  (dt  formee  d^un  seul  serpent  k  trois  tetes,  eUü 
faussc.  Nous  avons  vii  qvCil  devait  y  avoir  trois  serpens'  nsw.  1^) 
Damaeh  so  beriehtigen  Pittakis  'Efprjik.  dgx.  a.  O.  S.  1378,  duz  nur 
der  obere  und  unier«  Tkeü  ausgebohrt  sei. 


O.  Friek:  das  pUUebcbe  Weibgescbenk  sa  Konstanliiiopel.  493 

lere»,  aichl  nelir  sa  erkeDmn.    Die  VerhftlUiisse  des  Werke«)  «owie 
die  gegenwärtige  Verstämmelnng  deaten  darauf  hie,  dasz  man  sich  die 
Attsbiegaag  der  drei  Halse  bald  oach  dem  29o  Gewinde  su  denken 
bat;  denn  dasz  das  Gewinde  in  solcher  Weise  auslief,  ist  [abgesehen 
von  deu  Stellen  der  alten,  welche  es  erwähnen]  durch  die  davon  er- 
balteneo  Abbildungen  bezeugt,  so  roh  und  unvollkommen  oder  auch 
■nricblig  sie  sonst  sind.     Die  ilteste  und  für  ans  wichtigste  findet 
sieh  ««gleich  mit  den  andern  Monumenten  der  ehemaligen  Rennbahn  ",) 
aal  eioeoi  der  nun  aufgedeckten  Reliefs  an  der  Basis  des  Ibeodosischen 
Obelisken.   Es  ist  ein  einfacher,  jetzt  scheinbar  glalter  Pfeiler,  der  sich 
ohne  Postament  vom  Boden  erhebt,  der  obere  Tbeil  zu  beschädigt,  am 
Formen  von  Köpfen  erkennen  zu  lassen,  die  Ansbiegnng  indessen,  ob- 
wol  nnbedeatend,  doch  nicht  zn  verkennen.    Die  modernen  Zeichnnn- 
gea^^)  aiod  so  willkürlich,  zum  Theil  abenteuerlich,  und  entsprechen 
selbst  den  vorhandenen  Tbeilen  so  wenig,  dasz  sie  auch  für  die  Re- 
consiructioD  der  j^erlorenen  keine  Autorität  sein  können.    Immerhin 
ist  es  genog,  das  auslaufen  in  Köpfe  so  einstimmig  von  ihnen  bestä- 
tigt fto  seilen.   Nun  aber  hat  ein  glucklieber  Zufall  uns  einen  derselben 
oder  vielmehr  ein  Brnchstück  von  ihm  erhalten.   Es  wird  in  dem  klei-> 
aen  Antikenmusenm  der  ehemaligen  Irenenkircbe,  des  jetzigen  Zeug- 
hauses in  Konstantinopel,  in  welchem  man  eine  Anzahl  in  der  Haupt- 
stadt nnd  in  den  Provinzen  gefundener  AlterthOmer  vereinigt  hat,  auf- 
bewahrt, ond  es  gilt  für  ein  Verdienst  des  Architekten  Fossati,  des 
Restaurators  der  Sophienkifthe,  das  Bruchstack  gerettet  zu  haben.  Er 
fand  es  im  Jahre  1848  bei  einer  zufälligen  Ausgrabung  in  der  Nähe 
jener  Moschee  nnd  erkannte  es  als  za  unserem  Gewinde  gehörig  '*). 
Dasz  das  letztere  wirklich  der  Fall  sei,  darüber  läszt  das  Material  und 
die  Uebereinstimmung  des  Fragmentes  [mit  den  Angaben  der  Autoren 
sowie]  mit  denjenigen  Zeichnungen,  welche  das  vollständige  Denkmal 
geben,  keinen  Zweifel.   Es  stellt  den  Oberkiefer  eine»  weit  geöffneten, 
mit  einer  Reihe  gewaltiger   Zähne  besetzten   Rachens    dar,   dessen 
Grösze  den  Verhältnissen  der  Leiber  durchaus  entspricht.   Er  ist  eben- 
falls gegossen,  die  Fläche  des  Kopfes  breit  genug  am  einen  Dreifus« 
za  tragen  und  zwischen  den  gewölbten  Augenbrauen  leise  verlieft. 
Ungefähr  in  der  Mitte  bricht  der  Kopf  ab;  die  ganze  hintere  Seite  also 
fehlt,  so  dasz  die  Art  des  Ansatzes  an  Hals  oder  Leib  der  Schlange 
Aach  ans  diesem  Bruchstück  sich  nicht  bestimmen  läszt*®). 

Die  (der  Moschee  Achmets  zugewandte)  Ostseite  des  Denkmals 
^ägt  die  Inschriften.  Die  beiden  letzten  und  schmälsten  Gewinde  — 
QBserer  Zählung  nach  das  le  und  2e  —  sind  anbeschrieben;    dann 


17)  Es  sind  aoszer  den  hentigen  Retten  zwei  Metae  nnd  ein  Porii* 
ctts  imd  die  ganze  Darstellung  für  die  KeconstracUon  des  alten  Hippo- 
drom aehr  wichtig,  18)  S.  "unten  in  Abschnitt  III.  19)  Vgl.  «rch. 
Ana.  1856  Nr.  89  S.  208*.  20)  Vgl.  die  beigefügte  Zeichnung  Nr.  2. 
I^n  Kamm,  wie  die  Monatsberichte  nach  vorläufiger  Mittheilung  Yon  an- 
^mt  Hand  angaben,  befindet  sich  nicht  darauf.  Auch  die  modernen 
Zeichnungen  seigen  durchgängig  den  geöffneten  Bachen. 


1 


494  0.  Frick:  dos  pUtaeiscbe  Weihgesebeok  sa  KoosUDliiopel. 

folgen  vom  3n  bis  13n  einscbliesziicb  die  Namen,  so  dass  ein  Bescbaier 
mittlerer  GrÖsze  itiren  Aiirang  den  Augen  gerade  gegenüber  bs(.  W«. 
der  die  böheren  Gewinde  noch  die  flbrigen  Seiten  der  eben  geaaiatea 
tragen  Sparen  irgend  welcher  Sohriflzage. 

Je  drei  oder  vier  Schriftreiben  tiomnien  anf  eineWindnng— nardi« 
erste  und  letzte  trägt  deren  zwei — und  zwar  enlhatten  die  4e  undTe Win- 
dung vier  Namen,  die  übrigen  sämtlich  deren  drei.  In  der  Regel  fQüea 
sie  fast  die  ganze  Breite  der  Schlangenracken  aus;  ihre  Länge  richtet 
sich  nach  jder  Anzahl  der  Buchstaben,  welche  durchaas  gleicher  Gröiie 
sind").    Die  Anfangsbuchstaben  jeder*  Zeile,  nicht   allein  derselben 
Windung,  sondern  auch  aller  übrigen,  stehen  in  senkrechter  garider 
Linie  genau  unter  einander;  eine  gleiche  Ordnung  halten  auch  die  (oU 
genden  Buchstaben  ein,  soweit  die  Wölbung  es  gestattet;  die  Ober- 
sihligen  Buchstaben   längerer  Reihen   treten  in  gleichen  Abstioden 
heraus.    Nicht   überall  indessen   ist  die  horizontale  Linie  derselben 
Zeile  genau  festgehalten;  diente  nemlicb  die  senkredite  Linie  der  An- 
fangsbuchstaben als  Aasgangspunkt  für  die  horizontale  der  Namen, 
so  nöthigte  zuweilen   doch  die  gekrümmte  Fläche   oder  die  Rück- 
sicht auf  den  Raum  für  die  folgenden  Namen  zu  kleinen  Abweicbon- 
gen,  für  welche  auf  einer  geraden  Fläche  keine  Veranlassung  ge- 
wesen wäre.    So  gerieth  an  der  einen  oder  der  anderen  Stelle  die 
Zeile  wol  etwas  höber  (in  Koqtv^ioi^  IIoTeidaiccTtti)  oder  tiefer  (in 
Egxof^^ioi)  als  die  Anfangsbuchstaben,  ohne  dasz  hierin  doch  eine 
Nachlässigkeit  zu  sehen  wäre;  vielmehr*' tritt   in  dem  conseqneaten 
festhalten  an  dem  Aasgangspunkte  das  Streben  nach  Regelmissigkeit 
nur  schärfer  hervor.  Die  Charaktere,  von  der  Grösze  von  etwa  <)^Zoll, 
sind  sehr  sorgfältig  eingegraben ,  und  zwar  so  dasz  man  nicht  selten 
deutlich  die  Punkte  des  Griffeis   erkennt,  welche  dem  eigentlichen 
gravieren  vorausgegangen  waren.    Diese  müssen  da   wo  die  Sehrift- 
züge,  wie  nicht  selten,  zu  sehr  verwischt  sind,  der  Lesung  zum  Anbaft 
dienen,  um  die  eigentliche  Richtung  der  Züge  aufzufinden,  über  welche 
man  durch  die  daneben  hinlaufenden  Risse  so  leicht  getäuscht  wird  )• 
Mit  solchen  nemlicb  ist  der  untere  Theil  des  Monumentes  bis  bi"*f' 
zar  15n  und  16n  Windung  besät,  d.  h.  bis  zu  derjenigen  Wh^i  ^^^ 
ta  welcher,  und  an  denjenigen  Stellen,  an  welchen  es  den  Schwert- 
streichen der  Türken  besonders  ausgesetzt  war.    Denn  daher  rühren 
jene  Verletzungen  offenbar,  mögen  sie  nun  auf  die  Zeit  der  Eiantb«« 
Konstantinopels  zurückgehen,  wo  die  Erzählung  vom  Einzage  SolUi 
Mohameds  II  auf  solche  Verstümmelungen  hindeutet  **),  oder  aof  die 
Dscheridspiele,  eine  Art  Turnier  und  Speerwerfen  vom  Pferde  herab, 
welche  in  den  Zeiten  des  Alttürkenthums  gleichsam  als  Fortsetsoog 
der  Rennspiele  anf  dem  Hippodrom  abgehalten  worden  nnd  bei  denen 
unser  Monument  den  ritterlichen  Uebnngen  ein  willkommenes  Ziel  ab- 

21}  Das  kleine  o  der  ersten  Copie   (Monatsber.)  ist,  wie  das  1^ 

RoBs  schon  geschehen  ist,  durchweg  zu  berichtigen.  22)  Vgl.  a'^' 

Anz.,a.  O.  8.  aiO».    Dethier  Presse  d'Orient  a.  O.  23)  Vgl.  »»*«" 
Abschnitt  VI. 


0.  Priek:  d«t  plataeitche  Welhgesohenk  tu  KoDMaDtinopel.  495 

gegeben  habee  mag.  Daher  sind  die  letzlen  Gewinde  am  Boden  fast 
gans  ron  solchen  Verietzangen  verschont;  je  weiter  hinauf,  desto 
sahtreicher  werden  sie,  am  dichtesten  in  der  Gegend  des  höchsten 
beschriebenen  Gewindes  (des  13n),  wo  die  Lesang  deshalb  am 
schwierigsten  war.  Diese  Stelle  war  eben  far  solche  Aenszerungen 
des  Mutwillens  die  günstigste«  Denn  dasz  es  nicht  etwa  ausdracklich 
aof  Zerstörung  der  Inschrift  abgesehen  war,  geht  daraus  herTor,  dasz 
aocli  die  onbeschriebenen  Seiten  in  ähnlicher  Weise  und  in  Ähnlichem 
Verhiltnis  zerfetzt  sind.  Weiter  hinauf  werden  die  Yerstömmelungen 
frellener,  bis  die  Höhe  gänzlich  davor  sicherte.  Auf  diese  Risse  und 
Schnitte  nun  sind  meist  die  Irthümer  der  ersten  Entzifferung  zurück- 
znföbren,  indem  sie  den  fast  erloschenen  Schriftzügen  oft  sehr  ähnlich 
und  neben  ihnen  weit  mehr  in  die  Augen  fallend  theils  selbst  für  Buch- 
sUben  gehalten  wurden,  theils  die  Charaktere  bis  zur  Unkenntlichkeit 
serslört  hatten  *'). 

Die  Inschrift  lautet:  / 

Gewlade 

13    A  n  0/V0/VI®(E)0 

(A)/V(A®  E)A\ATOA^(EAAA'0/V) 

12   (A)A  KE(D)AIM0/V(I0I) 
A  0  AA/(A)  I  (0)1 
K  O  R  I  A^®  lOI 

UTE  CE  AT(AI) 
^  E  KVO/VIOI 
A   I    C  lA^ATAl 

24)  Vgl.  über  das  ganze  Dethier  a.  O.:  '(nous  allions)  ezaminer  la 
coI<Mine  de  bronze,  saus  y  tronver  la  moindre  inseription,  .  .  et  noos 
noas  sommes  chaqiie  fois  ^loign^  avec  la  oonviction  qa'il  n*y  avait  rien. 
Cependant  plas  tard  nous  sommes  tomb^s  aar  ane  des  inzcriptions  da 
bronze  et  noas  avons  chercb^  k  ddcbiffrer  ce  qni  noos  semblait  d^chiff> 
rable.  Kous  avons  fait  notre  travail  s^parement  comme  M.  le  doct. 
Frick  a  fait  le  sien.  Qaand  ensuite  sa  pablication  a  4i4  faite  &  Pi^ca- 
demie.de  Berlin,  i)  neos  a  fait  Thonnear  de  nous  la  eommnniqaer ,  et 
nous  avons  pu  compMter,  recti£er  et  corriger  ce  qnUl  avait  dtfchiffrd, 
de  meme  qae  noos  avons  pa  rectifier  notre  le^on.'  Derselbe  antwortet 
uns  am  7n  März  1859  auf  unsere  Bitte  um  eine  nochmalige  Revision  an 
Ort  und  Stelle  zam  Zweck  etwaiger  Verbesserungen  oder  neuer  Ent- 
deckungen folgendes:  *Eb  war  eine  schwere  Aufgabe  ffir  mich,  gestern 
noch  einmal  eine  Autopsie  des  Denkmals  vorzunehmen;  nur  vermittelst 
eines  Seiles  konnte  ich  auf  die  Fläche  des  ummauerten  Platzes  gelan- 
gen. Die  Inschrift  war  nicht  lesbarer  geworden.  Im  Gegentheil  war 
der  ans  der  Erde  neu  blosz  gelegte  Theil  viel  mehr  mit  Grünspan  be- 
deckt als  der  übrige,  so  dasz  er  blangrün  gefärbt  gegen  den  oberen  ab- 
stach« Die  jetzt  noch  tiefliegenden  Buchstaben  waren  mit  Lehms totfb 
zugekittet,  wo  sie  nicht  neuer  Grünspan  bedeckte.  Ich  säuberte  sie  so 
gut  wie  möglich . .  Neues  bezüglich  der  Inschrift  war  nicht  zu  erzielen. 
Im  Gegentheil  ist  es  Ihnen  and  mir  zur  glücklichsten  Stande  gelangen, 
mit  aUer  Musze  und  Bequemlichkeit  in  der  vortheilhaftesten  Periode 
der  Bloszlegung  das  lesbare  mit  Geduld  au  entziffern.' 


496  O.Fri(*:dMpltl«eiieli6Weilii6S0liMikMKoMrttilMMp«l. 

€enrhid« 

10    MECAREC 
EPIOAVRIOI 

9  (DAEIACIOI 
TROIAA^IOI 
ERMIOA/EC 

8    TIRV/V®I0I 
PAATAIE^ 
®ECPIE^ 

7    MVKA/VE€ 
KEIOI 
MAAIOI 
TEA^IOI 

6    A/AX I O  I 
E  RETR  I  EC 
yAAKIOEC 

6    CTVREC 

FAAEIOI 

POTEIOAIATAI 
4    AEVKAOIOI 

F  AA^AKTO  R I EC 

KV0A/IOI 

CI0/VIOI 

3    AMPRAKlOTAf 
AEPR  EATA  I 

Verschiedene  Abweiohangen  in  den  andern  Copien  Nwi<  w* 
Scbreibnng  einselner  Namen  maohen  einige  Bemerkangeo  nAtUf.  y" 
beseiehaen  der  Kflrae  halber  die  Copie  bei  Pitlakis  mit  F.,  4i<)Mig> 
bei  Roia  mit  R.,  die  Monatsberichte  Mb.,  den  arclf.  Anseiger  As. 

Gew.  13.  Bei  der  Auffindung  der  Widmuagsworte,  walcke  bei 
R.  and  P.  fehlen,  meinten  wir  anfangs  aber  dem  P  des  AKoion  eis  0 
lesen  so  mOssen.  Spitere  Rerisionen  Oberseugten  mm  von  einem  Ir'^^ 
—  Ueber  die  Schreibart  ./^icolov«  {ärAnollovt  vgl.  Franz  Elem.  «PT- 
Gr.  S.  49.  Sie  spricht  fOr  das  Alter'  der  Inschrift.  —  ava9t(»  |<i' 
avotdi}^,  wie  nachher  Tevuu  t&r  Ttfvtoi ;  wie  das  m  von  o,  «> "' 
das  1)  vom  s  noch  nicht  geschieden. — Das  Elavttv  ist  ans  den  rorktf- 
gehenden  «uv  mehr  vermutet  als  gefunden  werden.  Auch  die  ■ein*'*' 
Revisionen  haben  betlitigt,  was  wir  frfiher  aassprachen  (>reb.  A><- 
6.  219*),  dasz  eine  Entsifferung  hier  Oberhaupt  nicht  zu  hoff«"  "'*' 
Pia  Voranstellong  des  Götternaaeos  ist  des  hier  folgenden  Kti(log> 


0.  Friok;  du  pMaeiaohe  Weib^sdieiik  sa  KowttBliMq^eL  407 

we^en  mtarücb.— DerGebraocb  des  Sobst  ivadunut  ffir  das  gewöhn- 
liche Verbam  ivi^mv  erhält  gerade  fQr  die  frahesten  Zeiten  Bestli^ 
tigoDg  dnrcb  die  Erzfihlang  des  Herodot  (I  51)  vom  Weihkeaael  dea 
Kroesoa.  Vgl.  auch  Franz  a.  0.  S.  3B3  a.  Nr.  33.         . 

6ew,  12.  Oaa  Awudmiiovtoi  and  A^avatot  fehlt  bei  P.  und  R, 
Aoch  iat  der  erate  Name  mehr  aoa  einzelnen  aehwachen  Beaten  voii 
Bocbataben  oad  der  Innern  Nothwendigkeit,  daas  er  dort  geauchl  wer- 
den mflaao,- svsammengeaelzt  ala  wirklich  entziffert  worden,  ünaere 
Reviaion  (a.  0.  S.  219  *)  fand  ihn  nicht.  —  Daa  A&avauoi  hingegen  iai 
dem  grösten  Theile  nach  deutlich  erhalten.  In  ihm  begegnet  nna  za* 
erat  der  Doriamaa  a  für  ij,  welcher  dann  conaeqnent  featgehalten  iat. 

—  KoQivd^ioi]  P.  ein  für  allemal  S.  Daa  aehrigo  Krenz  iat  daa  rieb* 
tige,  ao  auch  R.    Die  tiefere  Stellung  dea  K  iat  achon  berfihrt  worden. 

Gew.  11.  Tsysaxai  fehlt  bei  R.  und  P.  Letzterer  erkannte  die 
LAcke  nnd  vermutete,  jedoch  ohne  jede  Begrandnog,  KkscDvauH,-^  £e^ 
xvovuh]  X  .  KVON ...  R.,  £^%vovt(H  P.  Die  Form  £iKvovwt  konnte 
nach  der  zweiten  Reviaion  nicht  mehr  bezweifelt  werden  (arch.  Ana« 
S.218^);  aie  wird  durch  HOnzen  bestätigt  (vgl.  Curtiua  Pelpp.IIS.ö83). 

—  A^yivazai]  R.  A,  wie  auch  sonat  Oberall  mit  Ausnahme  dea  AE- 
PREATAI ,  während  P.  diese  Form  A  nur  fQr  MVKANEC  in  Anspruch 
Dimmt.  Das  schräge  A  kann  als  die  durchgehend«  Form  angenommen 
werden ,  doch  so  dasz  sie  sich  mehr  oder  weniger  der  geraden  nähert, 
wie  besonders  in  AEVKADIOI.  Der  Znstand  der  Inachrifl  macht  über- 
dies eine  sichere  Entscheidung  darflber  an  einzelnen  Stellen  sehr 
schwierig,  jn  unmöglich.  —  Das  y  ist  ein  Mittelding  zwischen  dem 
winklicl\(en  <  und  dem  gerundeten,  jedenFalls  aber  nicht  daa  volle, 
ruDde  C,  welches  R.  gibt  (vgl.  Franz  a.  0.  S.  41  n.  56). 

Gew.  10.  Msyagst;]  R.  c.  —  EntScivgioi]  R.  Y,  welchea  nirgenda 
vorkommt. — E^oftewof  bestätigt  durch  HQnzen  beiGurtioa  Pel.  1  S.228. 

Gew.  9.  ÖXiiaaiol]  OXieiaaioi  Mb.  und  R.,  dessen  Vertheidigung 
dieser  abnormen  Form  durch  die  gegenwärtige  Lesart  unnöthig  wird. 
Diese  findet  sich  auch  in  Inschriften  bei  Ross  Reisen  1  S.  42  und  auf  Man- 
nen, vgl.  HofTmann  Griechenland  u.  seine  Bewohner  1  S.  820.  -^  Durch  das 
Tgo^avioi  atatt  Tgoi^avioi  bestätigt  sich  die  Lesart  Tgo^ipfioi  in  Boockha 
C- 1.  G.  106,  welche  sieh  in  einer  nengefundenen  Inschrift  dea  Feiraeena 
wiederholt,  vgl.  aroh.  Anz.  1855Nr.82.83S.84^'E9n7/:ft.  ff(»x-  Nr.2d8a. 

Gew.  8.  Tiifw^tot]  R.  Y.  — «  Fflr  IlkavMfg  lieat  P.  nur  lA  .  • .  ^^ 
vermutet  aber  das  richtige. 

Gew.  7.  Ueber  Mvxavstg  neben  Mvwpwtot  vgl.  Steph.  fiyz.  a 
<)•  W.  Auch  P.  lieat  Mvxavtg  und  stellt  es  doch  sonderbarer  Weise 
Bar  als  Yermntong  hin,  dasz  die  Mykenaeer  damit  gemeint  aeiea,  ja  er 
^'^t  sogar  an  die  Mvnakriatoi,  R.  vergleicht  ÜQ^avatoi  md  ü^ukthr 
^^tg  iB  einer  und  derselben  Inacbrift  (C.  1.  G.  2556). 

Gew.  5.  ÜTVQBg]  R.  Y  und  B\t.  — J^aXtvqt  mit  Digamma  auch  aaf 
doia  eliseben  Erz  C.  I,  6.  11  (Franz  a.  0.  Hr.  24);  dazu  Eckhel  D.  N, 
(lS.166.->  UmBidmmw]  IlojeSemai  TUb.  und  R.  ilorcfdsflrTW  P.  Uoh«r 
^  Mzige  Form  vgl.  R.  0.  Mäilera  Dorier  U  S*Ö20.  'läpi^.  «^»Nb.9») 


498  0.  Friek:  dtf  plataeif^e  Weihgeseheok  sa  Koutaotinopel. 

S.  548  a.  Nr.  1062  S.  620.  C.  I.  6. 170 ,  nnd  daber  aach  bei  Aristopb, 
Ri.  438. 

Gew.  4.  J^vaKxo^ug]  vgl.  Steph.  Bys.  v.  d.  W.:  ^Avaxro(^oq  %al 
*Av€txtOQUvg,  Das  Digamma  ihnlieh  wie  vor  iva^j  vgl.  Ahreifs  de  dial. 
1  8.  33.  II  S.  41.  —  Die  Kv^vtoi  fehlen  bei  R.  and  im  Mb.,  hier  aber 
Dor  im  Abdrack  der  Inschrift,  nicht  im  Text,  s.  S.  165. 

Gew.  3.  ^AiiTtgaxidzfig  fflr  das  spätere  ^AfißQaxtdxfig  noeh  bei 
Herodot  ond  Thnkydides,  vgl.  anch  Steph.  Bys.  o.  d.  W.  —  Nach  P. 
fand  sich  s wischen  den  beiden  letzten  Namen  noch  ein  nicht  lesbarer. 
Wir  können  auf  das  bestimmteste  das  Gegentheil  versichern.  Kein 
Name  ist  so  deutlich  erhalten  wie  diese  beiden  letzten;  anch  ist  swi- 
sehen  beiden  kein  Raum  fär  einen  dritten. 

lieber  das  e  far  si  in  der  Pluralendnng  iig^  welches  conseqoeol 
festgehalten  ist  (wonach  Mb.  nnd  R.  zu  berichtigen) ,  vgl.  Frans  a.  0. 
S.  50,  dessen  Beobachtungen  durch  unsere  Inschrift  bestitigt  werdea. 
Es  stellt  sich  somit  das  Alphabet,  soweit  es  in  unserer  Inschrift  er- 
halten ist,  als  folgendes  heraus  (vgl.  Boss  S.  267): 

A  AA  /V 

(B  fehlt)  X  (als  £i  sUU  +) 

c  o 

D  P 

E^  R 

F  (Digamma)  ^ 

I  T 

(H  fehlt)  V 

0  CD 

I  y  (xO 

K  (^  fehlt) 

A  (ß  ist  noch  nicht  voo  0 

A\  geschiedea). 

Ueber  die  einzelnen  Charaktere  ist  kaum  etwas  hinxasnfagea.  la  den 
A  reicht  der  zweite  Schenkel  nicht  bis  hinab;  die  Schenkel  des  fA bä- 
hen eine  schräge,  nicht  senkrechte  Richtung;  das  a/  ist  stets  etwas 
nach  rechts  geneigt;  das  t  seigt  den  Uebergang  ans  der  Slterea  cor 
jOngeren  Form  an,  wie  auf  dem  Helm  des  Hieron  ans  01.76,3  bei 
Franz  a.  0.  Nr.  27.  —  Wir  haben  mithin  ein  Specimen  des  herkösia- 
liehen  älteren  dorischen  Alphabetes  des  Peloponnes  vor  uns;  weder  ir- 
gend eine  neue  oder  nur  ungewöhnliche  Buchstabenform  zeichnet  es  es' 
oder  könnte  den  Argwohn  einer  Fälschung  erwecken ;  ebenso  weaig 
die  sorgfiltige,  sichere  Arbeit,  in  welcher  selbst  scheinbare  Nsoblis- 
sigkeiten  auf  ein  Streben  nach  Regelmis^gkeit  znröckgefabrt  werden 
konnten.  —  Ohne  allen  weiteren  Anhalt  das  Alter  der  Inschrift  allein 
aas  ihrem  palaeographischen  Charakter  nahe  bestimmen  so  woHoi 
wäre  gewagt.   Es  nfthert  sieh  am  ersten  dem  Alphabet  der  elisobea 


0.  Friek:  das  pltlaeisebe  Weihgesebeok  in  Koiitlaiitiaofel.   489 

hiidkrifl  bei  Frans  •«  0.  Nr.  34»  der  argiviacben  ebd.  Nr,  28,  vor  allem 
d«r  erwihaten  Inacbrift  auf  dem  Helm  des  Hieroo ,  deren  Charaktere 
im  allgemeinen  zwar  eekiger  sind,  sonst  aber  mit  Aosnahme  des  nn- 
gewdhnlichen  ^  yollkommen  mit  denjenigen  unserer  Inschrift  Qberein- 
slimmen  ^).  Somit  werden  wir  auch  für  diese  in  die  Zeiten  der  Fer- 
eerkriege  gewiesen. 


n.  OescMcbte  des  plataeischen  Weihg^e^chenkes  in  Delpbi 

So  beschaffen  zeigt  sich  uns  nach  den  neuesten  Ausgrabungen 
das  Denkmal  des  ehemaligen  Hippodrom  zu  Konstantinopel.  Die  aber* 
einstimmende  Tradition  fast  aller  Reisenden  und  Topographen  Kon- 
stantinopels dnrcb  alle  Jahrhunderte  hindurch  bis  auf  die  neueste  Zeit 
gibt  es  ffirdas  Weih  gesehen  k  der  Griechen  nach  dem  Siege 
bei  Plataeae  aus.  Bald  ist  es  ihnen  aber  nur  eine  Tradition,  bald 
rerweisen  sie  einfach  auf  die  Hauptstellen  der  alten  Ober  die  Weihung 
jenes  Denkmals.  Gibbon  allein  (Cap.  17  seiner  Geschichte)  stellt  die 
Identität  unseres  Gewindes  und  jenes  Weihgeschenkes  in  entschieden- 
ster Weise  hin,  jedoch  mehr  behauptend  als  beweisend.  Auch  er  be- 
gndgt  sich  mit  der  Berufung  auf  das  Zeugnis  des  Uerodot  nnd  Pausa- 
nias  aber  die  Weihnng,  des  Eusebios,  Sokrates,  Sozomenos  aber  die 
Uebersiedelung  nach  Konstantinopel,  endlich  auf  die  Beschreibun  galler 
earopaeischen  Reisenden  von  Bondelmonte  bis  Pococke').  —  PrOfen 
wir  znnichst  unabhängig  von  unserem  Denkmal  Zeugnis  für  Zeugnis 
die  Geschichte  jener  Weihung  und  vergleichen  wir  sodann  die  Resul- 
tate mit  den  vorliegenden  Thatsachen. 

Der  älteste  Gewährsmann  ist  der  Geschichtschreiber  der  Perser- 
kriege selbst,  Her odot OS  (1X80.81).  Pausanias,  erzählt  er  am 
Schlnsz  seiner  Schilderung  der  Schlacht  von  Plataeae,  liesz  die  Beute 
durch  die  Heloten  zusammentragen.  Ein  Zehntel  wurde  für  die  Götter 
ausgesondert  nnd  in  drei  Theile  getheilt,  dem  Apollon  in  Delphi,  dem 
Zeas  in  Olympia  und  dem  Poseidon  auf  dem  Isthmos  bestimmt.  Die 
Worte  sind :  CviKpogi^aatnieg  di  ra  XQri(iccTa  xai  äBKctripf  i^Blovteg  r^ 
iv  ^ilffotci  <&c^,  wt  r^g  6  XQLitovg  o  %QvCBog  ivzxi^ri  o  inl 
tov  VQinagi^vov  Sq>iog  xov  xaX%iov  insaxemg  Sy^iista 
Tov  ßtß^LOVy  xai  rm  iv  Okviinljj  ^bS  i^sXovxBg^  im  ik  ^B%in7^v 
XalxBOv  Jla  avidiptav,  »al  reo  iv  la^n^  &£^^  int*  r^g  btxinr^vg 
jcrAxcog  IIoaBidiaov  l^eyivBzo  »xl.    Einen  goldenen  Dreifusz  also  er- 

25)  RoBS  S.  267  vergleicht  die  alte  lokrische  Inschrift  von  Oean- 
theia  (ediert  1854) ,  in  der  Meinnng,  an  welcher  er  selbst  nicht  mehr 
feath&lt,  unsere  Inschrift  sei  ein  Specimen  delphischer  Lapidarschrift. 
Die  folgende  Untersuchnng  wird  zeigen,  dasz  sie  unter  spartanischer 
Aufsicht,  also  nicht  wol  von  jemand  anders  als  einem  Lakedaemonier, 
jedenfalls  in  dorischer  Schreibweise  abgefaszt  worden  ist.  1)  So  fest 
ist  er  von  der  Echtheit  des  Denkmals  überzeugt ,  dasz  er  sagt  (S.  475 
der  Uebers.  von  Sporschil),  die  Hüter  der  heiligsten  Reliquien  würden 
sieb  freuen,  wenn  sie  eine  solche  Kette  von  Beweisen  aufbringen  könn- 
ten, als  bei  dieser  Gelegenheit  aich  aufführen  lasse. 


500  d.  Friek ;  dti  plftlaeifehe  Wetbgesehenk  la  KoMüikiMpiA. 

hielt  der  pytbische  Apollon ,  welcher  «vf  einer  dreik5p6fet  eherwfe 
Schlange  ruhte  ond  dem  Altar  zanlcbst  stand,  mithin  an  einem  heeoi- 
ders  in  die  Aagen  fallenden  Standort,  der  die  ansserordentticha Be- 
rühmtheit gerade  dieses  Weibgeschenks,  welches  oft  nnr  schlechtkia 
als  delphischer  Dreifusz  aufgeführt  wird'),  erklären  hilft —  Ebea 
diesen  Dreifuss  haben  wir  nun  auch  Grund  in  einer  andern  Stelle  des 
Herodot  (VIII  82)  wiederzuerkennen ,  wo  uns  berichtet  wird  dasi  die 
Tenier,  weil  ihre  Triere  vor  der  Schlacht  bei  Salamis  von  den  Persern 
zu  den  Hellenen  flbergieng,  ihren  Namen  auf  dem  Dreifusz  in  Delphi 
unter  denjenigen  der  flbrigen  siegreichen  Staaten  aufzeichnen  dorr- 
ten^): dm  Sh  tovto  TO  l^ov  ivsy^qnfiav  Trjvtoi  iv  ^ilqtoi^t 
ig  tov  XQlnoda  iv  voitfi  xov  ßaQßa^ov  ncttsloikfi.  Denn  saalelft 
würde  man  zwar  hier  an  ein  Weihgeschenk  für  Salamis  denken;  du 
aber  war  kein  Dreifusz,  sondern  die  Kolossalstatue  einea  Hannes  m 
Erz  Yon  zwölf  Ellen  Höhe,  welcher  einen  Schiffsschnabel  in  der  Hiad 
hielt. ''^)  Von  einem  anderen  Dreifusz  aber,  welcher  hier  gemeint  seil 
könnte ,  als  dem  an  der  früheren  Stelle  genannten  finden  wir  weder 
bei  Herodot  selbst  noch  bei  sonst  einem  Schriftsteller  etwas  an^- 
geben.  Andere  Stellen  nun  werden  uns  nathigen  das  plataeische  Weih- 
gescbenk  auch  auf  Salamis  mit  zu  beziehen.  —  Es  trug  also  nach 
dieser  Stelle  das  Weihgeschenk,  der  Dreifusz,  die  Namen  der  Barbarea- 
bezwinger,  nnd  der  Name  der  Tenier  befand  sich  unter  ihnen. 

Ausführlicheres  über  denselben  Gegenstand  erfahren  wir  roa 
Thokydides.  Dem  Pansaniaa,  heiszt  es  bei  ihm  (I  132),  wurde 
unter  anderen  Anschuldigungen,  welche  seine  Herschsncht  zum  Geg^ea- 
stand  hatten,  auch  das  zum  Vorwurf  gemacht,  dasz  er  es  sich  einst 
herausgenommen  habe,  auf  den  delphischen  Dreifusz,  den  die  Griechea 
als  Siegesbeute  von  den  Medern  aufstellten  (inl  xov  xqlnoii  nmi 
rov  iv  Jilg>otg^  ov  avid'Söav  ot  '*ElXriveg  ä^o  xmv  Mfj' 
itov  uKQo&lviov)^  aus  eigener  Willkür  folgendes  Dislicboo  sa 
achreiben : 

Ellrjvav  cigxriyog  insl  (Sxgenbv  &lB<fi  Mi^dwvj 
UcLvottviag  Ooißfp  fivijiiL*  ivld'fjxe  xode. 

Dieses  Distichon  lieszen  die  Lakedaemonier  sogleich  damals  roo  dem 
-Dreifusz  hinwegmeiszeln  und  alle  diejenigen  Staaten  mit  Namen  darauf 
schreiben,  welche  die  Barbaren  mit  bezwungen  und  das  Weihnrescbeak 
aufgestellt  hatten,  xb  (liv  ovv  iXiyeiov  ot  AaxiSaifiovto^  lU' 
KO katjfav  sv^iig  xoxs  aitb  xov  xginoSog  rovro  %cti  inifQ«^^^ 
ovofiaaxl  xagnoXsig  ocai  ^vyxa^ekovaai  xov  ßagßagov  kvffiw 
ro  ävad'fifia.  Darauf  berufen  sich  50  Jahre  spater  im  peloponnesiscbea 
Kriege  die  von  den  Lakedaemoniern  bedringten  Plataeer  io  jM^ 
denkwürdigen  Vertheidigungsrede ,  durch  welche  sie  die  Zent6roaf 
ihrer  Stadt  abzuwenden  suchen.    Es  wfire  entsetzlich,  lisatTbakf- 


2)  Herodot  selbst  VIII  82.  Thuk.  I  132.  III  57.  Ariateidef  »*>? 
«ffTTa9o»«r  p.  281  Ddf.  und  die  meisten  der  unten  aufgefübrUn  Byzan- 
tiner.       3)  Vgl.  Plut.  Them.  12.        3*)  Vgl.  Herod.  VIII  12l. 


0.  Friek:  dts  pitlaeisehe  Weik^8eh6fik  sa  EoMtaRlinopel«  501 

di«l6i  (m  57)  ihre  Spreeker  sagen,  daaz  PlaUeae  dorch  die  Lakedae-* 
noDier  aeralört  werden  aoHte,  wenn  deren  Yfiter  die  Stadt  ihre«  Ver* 
dienstea  wegen  auf  dem  delphischen  Dreifnsz  verseicbnet  hfitten  and 
BOB  ihre  Nachkommen  um  der  Thebaner  willen  sie  ans  der  gesamten 
Hellenenwell  aasstreieken  wollten ,  und  man  sieht  data  diese  Appelle- 
UoB  aaf  eine  besondere  Wirkung  berechnet  war.  duvov  6i  do^et  dvQ$ 
...TM^^iv  futxioag  avayffi^i  üqxov  f^ltsoda  tov  iv  Jaltpoig 
di'  fs^i}v  tfjv  noliv^  v(mg  di  nal  i%  navtog  xq€  ^Eklipftnav  navat» 
nffifa  öiu  SfißcUovg  i^aUi^ai,  So  allgemein  ist  die  Beaeiohnnng,  dasa 
der  Scholiast  snr  ersten  Stelle  ansdrackiich  warnen  konnte,  nicht  an  den 
berahmtesten  aller  Dreif dsse,  den  der  Py thia  selbst  an  denken  *),  —  So 
gibt  nas  Thnkydides  eine  Bestitigong  der  Angaben  des  Herodot,  wenn 
locb  seinem  Dreifnsz  das  Praedicat  ^golden'  fehlt  und  des  Schlangen« 
fewiodes  keine  ErwShnnng  geschieht,  zugleich  aber  einige  wichtige 
fieitrige  anr  weiteren  Geschichte  des  Denkmals  und  neben  der  allge* 
neioea  Notiz  Qber  das  auf  ihm  befindliche  Völkerverzeichnia  die  be- 
stimmte, dass  es  den  Namen  der  Plataeer  enthielt. 

*  Die  enge  Beziehnog  des  Weihgeschenkes  zu  Pansanias  nnd  der 
Zosammenhaog  der  Erzählung  verlangt  in  ihm  ein  Siegesdenkmal  fflr 
Plataeae  zu  sehen,  wenngleich  der  Name  dieser  Schlacht  an  keiner 
der  beiden  Stellen  genannt  nnd  die  Yeraalassung  immer  nnr  durch 
allgemeine  Bezeichnungen  ausgedrückt  wird  (uTto  wv  Mi^iwv  attf^ 
&lviav,  ^xa^ilovöat  tov  ßagßaQinf.  Schol.  zu  III  67  toi;  (tQlnoia) 
i%  TOV  Mrjdixav  cnvlrnv^  ov  o  Ilav^avlag  istoltfii).  Denn  nnr  so 
läszt  sich  das  Thnn  des  Pausanias,  welchen  Plataeae  erst  berOhmt 
machte,  erklären.  Indessen  steht  damit  eine  Anzahl  anderer  wichti- 
ger Stellen  imWidersprach,  durch  welche  die  bisherigen  Angaben  zn<* 
gleich  doch  neu  bestätigt  werden.  Gleich  der  nächste  Zeuge  Demos^ 
tbeaes  oder  der  Verfasser  der  Rede  gegen  Neaera  §  97f.  p.  1378 R« 
neoDt  den  Dreifass  ein  gemeinsames  Weihgeschenk  der  gemeinsamen 
Kimpfer  bei  Plataeae  und  Salamis.  Er  theilt  dann  dasselbe  Distichon 
ab  laschrift  des  Pansanias  mit,  welches  wir  bei  Thnkydides  lesen, 
Bad  das  jener  darauf  geschrieben  habe  *als  sei  es  sein  Werk  and 
Weihgeschenk,  nicht  das  gemeinsame  der  Bundesgenossen',  Das  e'r«^ 
regte  den  Zorn  der  Hellenen,  fährt  er  fort,  und  die  Plataeer  brachten 
bei  den  Anaphiktyonen  zn  Gunsten  der  Bundesgenossen  eine  Klage 
gegen  die  Lakedaemonier  ein  im  Belang  von  1000  Talenten,  zwangen 
sie  dss  Distichon  wieder  hinwegmeiszeln  zn  lassen  nnd  diejenigen 
Staaten  darauf  an  schreiben ,  welche  an  dem  Kampfe  Theil  genommen 
liatlen.  Daher  schreibe  sich  denn  die  Feindschaft  der  Lakedaemonier 
ttod  besonders  des  königlichen  Geschlechtes  gegen  Plataeae,  welche 
erst  Arohidamos  50  Jahre  spater  bethätigt  habe,  i^'  olg  gnug^&sig 
llttv^uvlag  i  tmv  AaneiatiMvUov  ßfxailtvg  hdyf^Q'^v  inl  xov  xqI^ 


4)  Schol.  za  Thnk.  I  182  ovx  iv  m  ifiavtevsto  6  'AnoXlav^  uXV 
htffow  ttva,  ov  iXaßov  of  'TmykaCfov  ßaßiXsig  %ai  (isridiptocv  Inl  tov 
tnnodffoiiow  tov  Bv^avtiov, 


502  0.  Kriok:  das  yUUeiidie  WdbgasehMk  so  KowlaslaopcL 

nXatatäai  fia^i^v  %al  z^v  iv  £akaiiiv$  vavfLaxltiv  vav- 

OTto  t&v  ßagßaQavy 

^Ekliivnv  i^xifiyog  iitü  atqtnov  äktu  Miqdmv, 
Ilav^avktg  Ooißtf  fiv^'  ivi^r^M  xoöBj 

mg  avtov  tov  l^ov  ovtog  nal  tov  iva^futtog,  älV  ov  »oim» 
Tov  aviifiaxnv*  o^ia&iwuv  6h  rmv'EXliivtop  ot  nicetaulg  l^yii* 
vovat  Sixriv  voig  AcixtSatfgovloig  eig  xovg  *A(iq>txxvovag  jh 
lUov  ralavt€9v  vniff  xmv  <Sv(ifuixav^  %al  ^vayxwfav  avrovg  Ixxo- 
npavtag*")  Tcr  iXtytut  iniyQatlfai  Tag  nolug  titg  noivavovüa^ 
tov  Igyov  Sionsff  ctvxoig  w%  ^xctfrce  naQfixoXov&$i  i}  Ij^^  ifof/i 
jitt%»Sai(iovlaiv  %tX,  Die  Identität  des  hier  erwibnten  Dreifvssefl  Bit 
dem  früher  genannten  könnte  auch  ohne  die  Aofahrung^  des  Disticboai 
Bicht  sweifelhafl  sein.  Wenn  nun  der  Redner  ^ne  nrsprflnglicbe  Be- 
stimmung des  Weihgeschenkes  fOr  die  Siege  von  Salamis  und  PlaUeu 
annimmt,  welche  das  Epigramm  des  Pansanias,  des  alleinigen  Siegen 
Ton  Plalaeae,  dann  ignoriert  Sahen  wflrde,  so  werden  wir  spiter  dsrio 
eine  Ungenanigkeit  entdecken.  Die  Besiehvng  auf  Salamis  seihst  aber 
ist  auch  in  den  sonstigen  Ansdrflcken  so  heslimmt  von  dem  Redner 
festgehalten,  als  dass  die  Angehe  deswegen  verdachtigt  werden  köonte 
(vttvfur^/ffv  vaviutxfi<i<xvx£g).  Die  Nachricht  üher  den  Spruch  der  An- 
phiktyonen  hat  er  xwar  allein;  dennoch  wird  gerade  sie  im  Stande  seil 
einige  Widerspräche  eu  lösen,  welche  mit  den  weiteren  ZengnisseD 
hervortreten. 

Das  nachfolgende  giht  ans  Cornelius  Nepos  Paus.  1.   Er 
spricht  von  der  Ueherhehung  des  Pause nias  und  ffihrt  fort:  Med  pn- 
mum  in  eo  esi  reprekemus^  quod  cum  ex  praeda  iripodem  ««• 
reiiin  Delphis  poiuissei^  epigrammaie  Bcripio^  in  quo  haee 
erai  tenieniia:  euo  ductu  barbaros  apud  Plaiaeas  esse  deleun  etus- 
que  vicioriae  ergo  ApoUini  donum  dedisse,   hos  t>ersus  Lactdatmomi 
exsculpseruni  neque  aliud  scripserunl  quam  nomtnaBS" 
rum  cieitaium ,  quarum  auxilio  Persae  erani  vidi.   Die  Worte  ver- 
rathen  eine  Benntsnng  des  Thukydides ,  nicht  allein  in  der  Vtaehrei- 
bung  des  Epigramms,  sondern  auch  in  dem  Worte  e^tcti/ps^nnM,  weU 
ehes  sich  in  der  Bedeutung  ^wegmeisseln '  anderweitig  nicht  findet 
und  oflTenhar  durch  das  i^exoXa^av  seiner  Quelle  veranlasst  wordes 
ist*).     Sie  zeigen  sich  eher' von  jener  Quelle  auch  anahbingig  ob^ 
erhalten  so  einen  selhstandigen  Werth  in  dem  Zusatz  otiretrm,  welcher 
hei  Thukydides  fehlt,  sowie  in  dem  neque  aliud  scripserunl^  wodoreb 
der  Bericht  des  griechischen  Historikers  naher  bestimmt  wird.  i< 
widerspräche  dem  nicht  die  Chronologie,  oder  wfire  die  spfite  Ab* 
fassungsseit  des  heutigen  Cornelius  sicherer  verbargt,  so  wOrdemss 


5)  Dafür  in  Uebereiostimronng  mit  Thnk.  a.  O.  und  Plutarch  (s-  ^"^^ 
nnd  mit  Yergleicliung  der  R.  gegen  Eubnlides  p.  1318  von  einigen  hto- 
Idi^oivxag  geändert.         ß)  Vgl.  Nipperdej  zu  dieser  Stelle. 


0.  Pri6k:  dts  plataeisclie  Weiligesobeok  so  KoDSlantinopel.  503 

gmieigl  sein  dieae  letzten  Worte  neque  aUud  scripteruni  eis  eine 
Beriobtignng  der  Nachricht  des  Diodoros  zu  nehmen,  welcher  im 
Widersprach  mit  allen  anderen  bisher  aufgeführlen  and  noch^aufza- 
fahrenden  Quellen  ans  am  Schlosse  seiner  Geschichte  der  Perserkriego 
(XI  33)  erzählt,  die  Griechen  bitten  aus  der  Beute  der  plataeischen 
Sehlncbt  den  zehnten  Theil  ausgesondert  und  davon  einen  goldenen 
Dreifass  mit  folgendem  Distichon  nach  Delphi  geweiht:  (^otd^  ''EkXf^ 
vag  ix  xäv  XaqjvQtav  dsxatriv  i^sloiuvo^  ncnsaxevatfav  ygvaovv  tfi^ 
fsoda  md  uvi&tiiuitv  alg  Jalqxivg  invyqai^vxsg  iXsyBiov  xoSei) 

Elkkddog  sv(^6q<>v  6anfJQ€g  x6v6^  avi^xav 
öovkoövvi^g  OTvyeQag  ^vtfttfievoi  Ttokuxg, 

Es  würde  dieses  Epigramm,  wäre  es  echt,  als  Ersatz  für  das  ausge* 
meiszelte  des  Pansanias  betrachtet  werden  mflssen,  welchem  die  Na* 
men  der  Staaten  nach  Folgten'),  und  so  liesze  diese  neue  Angabe  sich 
immerhin  mit  den  früheren  vereinigen.  Indessen  machen  manche  Punkte 
den  Bericht  des  Diodor  höchst  verdfichtig.  Schon  Nipperdey  (zur 
Stelle  des  Cornelius)  bemerkt,  dasz  Thaf^ydides  —  wir  können  hinzu- 
fügen ,  jeder  der  anderen  zahlreichen  Berichterstatter  —  den  Umstand 
einer  Emenerang  des  Distichons  nicht  würde  nnerwfihnt  gelassen 
haben.  Dazu  kommen  einige  erhebliche  Bedenken  in  der  Relation  des 
Diodor  selbst.  Von  den  unmittelbar  nach  dem  unsrigen  mitgetheilten 
Distichen  auf  die  bei  Thermopylae  gefallenen  bringt  das  erste  statt 
der  Zahl  xqirpioclaig  bei  Herodot  (Vll  228)  ein  iitixootaig  und  enthält 
das  zweite  noch  gröszere  Ungeuaaigkeiten  ^).  Das  vierte  endlich, 
"v^-elches  er  noch  aus  jener  Periode  anführt,'  ist  wie  das  in  Rede  ste« 
liende  gleichfalls  ohne  andere  Gewährsmänner,  und  es  trägt  die  Be- 
nntzung  dieser  Quellen  somit  die  Zeichen  derselben  Flüchtigkeit  und 
Oberflächlichkeit,  wie  die  Behandlung  des  ganzen  Zeitraums  und  vor 
allem  die  Schilderung  der  Schlacht  von  Plataeae').  Ja  Diodor  scheint 
die  besondere  Beziehung  des  Pausanias  zu  dem  Weihgeschenk  und  die 
Geschichte  der  ersten  Inschrift  gar  nicht  zu  kennen.  Denn  schwerlich 
würde  er  bei  der  kurz  darauf  folgenden  langen  Tirade  gegen  den 
Pausanias  und  über  seine  Sinnesänderung  (c.  44  —  47)  ein  solches 
Material  unbenutzt  gelassen  haben.  Man  wird  daher  das  ganze  für 
eine  kritiklose,  vielleicht  der  Tradition  entnommene  irrige  Variante, 
nicht  für  eine  mit  Bewustsein  den  anderen  Referaten  entgegengestellte 
historische  Nachricht  halten  müssen.  Eben  diese  innere  Haltlosigkeit 
des  Berichtes  nöthigt  uns  nun  auch,  dem  neque  aliud  des  Cornelius 
Nepos  kein  besonderes  Gewicht  beizulegen  und  darin  nicht  etwa  eine 
Beziehung  auf  eine  von  Diodor  unabhängige  andere  Quelle  gleichen 


7)  Vgl.  Wesseling  zu  der  Stelle.  8)  Bei  Herodot  &,  O  i  m  £(iV[, 
dyyilXstv  AwudaiiMvloig  ovi  tfde  \  mifiB^a  toig  %s{vaiv  Qijiuiai  vei&o- 
liivoi»  Bei  Diodor  (and  freilich  anch  Lykurg  g.  Leokr.  28  and  zam  Tfaeil 
ebenso  Strabo  IX  p.  656):  m  iBtv\  ayystlovAoi%B9aipkov£otg  Su  tjd$  | 
«f/|W^a  toi^g  %9Cvmv  Teii^öfisvoi  pofi^ifioig»  9)   Orote  Gesch. 

Grieeh.  (übersetat  von  Meissner)  III  S.  132  A.  45  vgl.  mit  S.  07  A.  43. 
S.  101  A.   52.   S.  74  A.  49. 

Jahrb.  f.  clats.  Philo).  Suppl.  Bd.  III.  Hft.  4.  34 


504  0.  Priek:  iha  pUtaeiidie  Wolhgesehenk  n  Kontta«Ha«p6l. 

InhatU  %ü  entdecken,  am  so  mehr  da  keines  der  Abrigen  Zetgiitte 
irgend  eine  Spur  eines  solchen  sweiten  Berichtes  verrlllh. 

Attsfahrlich  und  in  sehr  bestimmlen  AasdrQeken  gedenkt  der  Sache 
Platarchos  in  der  ihm  seit  G.  Lahmeyers'®)  grfindUeher  Uater- 
snchnng  wol  nicht  mehr  abgesprochenen  Schrift  fUQl  vqg  'fljpodotovaa- 
xoffiilag(c,  42).  Er  beschuldigt  den  Herodot  der  Verieamdnog,  wem 
dieser  den  Sieg  bei  Plataeae  allein  als  das  Werk  der  LakedaeBoaiar, 
Tegeaten,  Athener,  nicht  anoh  der  Obrigen  Griechen  darstelle  ond 
von  leeren  Grabhflgeln  spreche,  welche  diese  aus  Eitelkeit  am  der 
Nachkommen  willen  errichtet  hatten.  Wozu  bedurfte  es  dessen,  wirft 
er  ein,  da  sie  ibren*Rnhm  aaf  den  herlichsten  und  grösten  Weihf^ 
schenken  yerherlicht  sahen?  Liesz  doch  Pausanias,  wie  man  sagt,  ab 
er  schon  Herschergelttsltf  hatte,  in  Delphi  folgende  Inschrift  setzes: 
(xcu  (Lfiv  IlavöavCag^  ug  Xiyov0tVy  i^dti  rvQctvvina  <pifavm  bä 
y^Qf^Bv  iv  ^el(potgj) 

'ElXiqvtav  otQXriyog  iiul  fStqaxov  uiLftff  Mr^Srnv^ 
Ilavöavlag  0olß^  i''^H'^  ivi^ri%e  rode. 
Sonach  hatten  schon  damit,  heisat  es  dann  weiter,  die  Griechen  Antheil 
an  dem  Ruhm,  wenn  er  sich  ihren  Führer  nannte;  als  sie  aber  denaoeh 
darüber  unwillig  Klage  erhoben,  sandten  die  Lakedaemonier  uck 
Delphi,  vernichteten  die  Inschrift  und  lieszen,  wie  es  billig  war,  die 
Namen  der  Staaten  hineingraben.  (%oiv<}V(Uvog  i\i,wiyinv}g  xolg  ^'ElXrfi^ 
xi\v  do|av  cov  iavxov  ivrjyoQivCiv  riytuava'  rmv  Sh  EkXi^viov  w% 
avaöxoiUvfov y  aki*  iyxaXovvxmvy  niiifffavieg  Big  ^Bktpovg  Aau- 
dorifidi^iOf  TOVTO  fiiv  i\B%6lci^avy  ra  i*  ovofiata  xf^v  nokimv^ 
ZoteBQ  ffv  dlaaiov^  ivBxagalav,) — Man  sieht,  es  ist  die  Erzählung  des 
Thukydides  und  Pseudo-Demosthenes,  nur  in  minder  genauer  Fassao^, 
so  dasz  er  den  Dreifusz  selbst  nicht  einmal  nennt  und  die  Aenderuag  «U 
eine  mehr  freiwillige  darstellt.  Vermutlich  wüste  auch  er  von  dieser 
Sache  nur  durch  hOrensagen  (mg  Xiyovöiv),  Wol  unterrichtet  hin- 
gegen, ohne  Zweifel  durch  Augenschein,  war  er  aber  die  spiter  aaf- 
gezeichneten  Namen.  Er  sagt  uns,  dasz  die  Siphnier,  Kylhnier 
und  Melier  sich  unter  ihnen  befanden,  und  spricht  von  ihnea  ab  dea 
unscheinbarsten  und  geringsten  unter  den  Mitstreitern'*).  YVeaa  er 
dann  bei  eben  jener  Besprechung  der  Schlacht  von  Plataeae  Tropaeea 
lind  Kolosse  erwähnt,  welche  die  Namen  der  Lakedaemonier,  Athener, 
Korinther,  Aegineten,  (Tegeaten,)  sowie  aller  Theilnehner  ao 
der  Schlacht  getragen  hätten'*),  so  ist  offenbar  von  einem  und  dem- 


Vgl 

f  ovv  Tovg  **EXX7ivetg  rj  ^Tcaptidtaig  fpUovBino^rtttg  vnhif  &9Xtjs  iftat^^^' 
ntiv  vo0Ovtovg  xal  totovtovg  ayiovccg,  c.  42  .  .  ov^h  Kv^wiiof  i^' 
ygafpofi^vtow  toig  zQonaioig  otld^  MfjXim9  fJx^iif^^Knf,  12)  c.  42 
xol  orr'  Alyi9^tag  U^rjpmtot  diatpopoffg  Svteeg  fl^änw  tfjg  inty^^' 
fprjg  .  ,  tovg  Sl  ^EllTjvag  .  .  (of  Aanfd.  %€tl  'A^tjp.)  MygtUpov  tois 
xQonaioig  %ul  xoCg  KoloifaoCg.  Die  Korinther  und  die  Tegeaten  aiod 
AUS  dem  Zueammenhaog  hinzuzufügen. 


0*  Fffok:  du  pktaiieki  WaÜM^MohMk  m  EoMlaBtlM|(el.  506 

seibaii  WeikgMebeak  die  Rede,  oad  weM  endlich  mm  flcblois")  in 
dem  BeewDö  aber  die  Kritik  der  ErxihloDg  Herodoto  die  fräber  ge» 
nnnnlen  Tropieen  als  Dreiffisse  nil  InschrifleD  beseichDel  werden  nnd 
Bwnr  in  fieieher  Verbindang  mit  dea  Altar  des  Zens  Eientheriea,  ao 
ist  dieaea  mit  jenen  Namen  reraeiiene  Weihgeaehenk  nnsweilelhafl 
eben  der  Dieifnaa,  den  wir  ana  allen  frflberen  Zengniaaen  kennen,  nnd 
dem  aehon  oben  so  nennen  Plotaroh  anr  veraiamt  hatte.  Se  wird  die 
Aoannge  deaaalben  eine  der  ▼ollatindigaten  nnd  wichtigsten  fflr  nnaere 
Snehe.  Ja  um  aogleich  eine  andere  Steile  deaaelben  Schriflatellera 
■il  heransaziehen ,  so  acheint  es  nicht  onwahrscheinlich ,  daas  jene 
▼on  der  persischen  Beute  gesfiflelen  Weihgeschoike,  deren  er  jn  der 
Vertlieidigang  der  Koriather  gegen  die  Anklagen  gedenkt,  welche  ilir 
Verhallen  in  der  Schlacht  bei  Salamia  trafen ,  eben  diejenigen  sind, 
wolefae  ana  der  plataeiachen  Beate  geweiht  wnrden.  Denn  er  gibt  die 
drei  eraten  Namen  deraelben  (Lakedaemonier,  Athener,  Kor  in- 
tker)Jn  deraelben  Reihenfolge  an,  in  welcher  wir  aie  auf  der  Zeiia> 
ata  tue  in  Olympia  wiederfinden  **).  Neben  dieaer  nennt  uns  aber  Hero- 
doC  den  delphischen  Dreifusz  nnd  die  Poseidonstatne  auf  dem  Isthmos. 
Auf  aie  wird  also  der  ron  Platareh  gebrauchte  PInral  iva&rn/MOiv  nm 
so  mehr  gehen,  als  wir  700  ihm  selbst  schon  erfahren  haben,  dasa  anch 
daa  delphiaehe  mit  Völkernamen  beacbrieben  war. 

Waa  wir  von  PIntarch  vermuten  können ,  daas  er  daa  Weihge* 
»ekenk  mit  eigd^n  Augen  geaehen  habe  '^) ,  wiesen  wir  bestimmt  von 
Faoaanias.  Die  Hauptstelle  ladet  sich  X  13,  5:  iv  itoivm  61  ivi" 
^0mv  aifo  l(fyav  tov  II lata §tt 0^9  ot '^Elltivts  %qvcovv  xqI" 
noSa  S^aKovtt  ifcutelfievoiß  %aX%^,  oaoy  liiv  d^  %alxog  fjv 
Tov  apa^iucvogy  aaov  %al  ig  iiti  Iti  ijv*  ov  ^hnoi  %(aa  xa  avxot  tutl 
Tov  xiffvabv  ot  Ö(»x{c9P  wceUnovto  ^iftiveg.  Es  Ist  die  Schilderung 
dea  Iforodot,  nur  daas  der  Trüger  dea  Dreifnszes  hier  als  dgannv, 
dort  ala  og>ig  ^*)  nnd  zwar  genauer  als  t^ixiffffvog  bezeichnet  wird. 
Aber  auch  der  von  Herodot  angegebene  Standort  (ay%ia%a  rov  ^cofiov) 
trifft  sn.  Ehen  jenen  Altar  erwihnt  sogleich  in  der  Anfsfihlnng  der 
niebsten  Weihgeschenke  nach  Pansaniaa '^),  und  so  macht  diese  (Jeher- 
einstimmnng  uns  fast  zur  Gewisheit,  was  die  Worte  des  Herodot  uns 
schon  errathen  lassen  nnd  waa  an  aich  glaublich  ist,  dasz  auch  Hero- 
dot aus  Autopsie  von  dem  Denkmal  sprach.  Von  den  Namep  sagt 
Pausanias  nichts.  Das  könnte  befremden ,  hitte  er  nicht  frfiher  schon 
(V33, 1)  bei  der  Beschreibung  des  aus  eben  jener  Schlacht  nach  Olym- 

13)  e.  43  yffttniKttmv  us tf«ol  tg^noSsg  iaräoi  nq^  ^«^1  naget 
toig  ^toFg,  14)  c.  30  oi^iyuQ  $U6g  ^v  'A^'qvaloyg  xavxa ßlaoipfi' 
p*iv  n§gl  xijg Ko qiv^Cwv  feoUmg,  ijvxQ^xti^  fihv  imgav  ^exu  Aa%  e- 
datpLO^Coifg  «orl  ^tx'  aixovg  iyzctffcnxofiivrjiß  xotg  dno  xmv  ßttffßa- 
Qm9  dvet9iifkaai94  Vgl.  Pans.  V  23,  1.  15)  So  auch  Grote  a.  O. 
III  S.  128.  16)  d^%m9  und  S^ig  dnrcbaus  gleichbedeutend  bei  Hes. 
Theog.  322  u.  8^.  17)  X  14.  4  J9X^m9  di  avm^fui  hxiv  avxmv 

xlti^l&p  tov  ßmfLov  to^  fiiyalov  Urxog  ;|[aAxoitf.  Vgl.  Thiersch 
über  die  Topographie  von  Delphi  (München  1840)  S.  31 1  innerhalb  des 
mg^ßolog  dos  Apell<>nteropels ,  nicht  aber  tm  Tempelgebande  selbst. 

34  ♦ 


506  0.  Fri«k:  4t0  ptolaeUohe  Weibgatcbenk  so  KoMteBÜDopel. 

pki  geweihten  Zeusbildet  aosfAhrticb  das  daraaf  beAndlicbe  Nameis« 
verseiehnis  mitgotheilt.  Es  mäste  auf  beideo  dasselbe  seis,  aad  ebes 
weil  sieb  dieses  för  die  Grieohes  von  selbst  rerstand,  bedarfte  es 
darüber  keiner  Worte.  Uns  kann  die  Bestitigaog  tob  anderer  Seile 
ber  genOgen ;  sehn  Naaien  des  Katalogs  aof  dem  olympisebea  8Uad< 
bild  sind  wir  im  Stande  auch  an  unserem  Dreifnss  nachsaweisea, 
bei  Plutarcb  die  Lakedaemonier,  Athener,  Korintber,  (Tegeaten,)  Aegi- 
neten,  Kythnier,  Siphnier,  Melier,  bei  Herodot  die  Tenier,  bei  Thiky- 
dtdes  (HI  57)  die  Plataeer.  —  Der  Perieget  wnste  aber  anch  ?on  dem 
Epigramm  des  Königs  Pausanias.  Ihm  verdanken  wir  die  Notii  über 
den  Verfasser  desselben ,  and  er  ist  nach  wol  für  den  Scboliasteo  is 
der  Anthologie  die  Quelle '*).  Bei  Gelegenheit  eines  Tadels  nemlicb 
Ober  die  Gleichgaltigkeit  der  Lakedaemonier  gegen  die  Dichtkiast 
fahrt  er  mit  einem  Epigramm  anf  die  Kyniska  (Pans.  VI  I)  dasjeaige, 
welches  Simonides  fOr  den  Pausanias  auf  dem  nach  Delphi  geweib- 
ten  DreifusE  gefertigt  habe,  als  das  einzige  Beispiel  von  poetiseber 
Verherlichung  spartanischer  Könige  an^').  Wenn  nnsere  Stelle  aber  eis 
solches  Epigramm  schweigt,  so  findet  das  in  dem  Zasats  seine  Erfcli- 
rung,  welcher  uns  den  Raub  des  goldenen  Dreifuszes  durch  die  Phokier 
erzahlt.  Dieser  D  r  e i  f  u  s  z  enthielt  das  Epigramm*^),  von  welcheai  Pan- 
sanias  somit  nur  aus  der  Geschichte  wissen  konnte.  Weiter  aber  sind  vir 
berechtigt  ans  diesem  Schweigen  zu  schlieszen,  dasz  er  ein  anderes  spi- 
teres  Epigramm,  wie  ein  solches  die  Stelle  des  Diodor  voranssasetsea 
schien,  wenigstens  auf  dem  Postamente  nicht  fand;  schwerlich  wttrdeer 
einen  solchen  Umstand  öbergangen  haben.  Fragt  man  aber,  ob  seia 
Schweigen  Ober  die  Namen  nicht  ebendaher  erklärt  werden  mas9«,weil 
auch  diese  auf  demDreifusz  befindlich  und  mit  ihm  verschwunden  warea, 
so  erinnern  wir  uns  für  Jetzt  nur,  dasz  doch  anch  Plntarcb  noch  vier 
Jahrhunderte  nach  der  Wegfflhrnng  des  Dreifuszes  die  Namen  sah''). 
—  Das  weitere  Schicksal  des  Dreifuszes  verlangt  eine  besondere  Be- 
trachtang **). 

Ein  indirectes  Zeugnis  In  unserer  Sache  enthält  eine  Stelle  eiaei 
Zeitgenossen  des  Pausanias,  des  A«lios  Aristeides  in  der  Rede 


18)  Anth.  Pal.  VI  197  am  Rande:  Sifimvidov  slg  nav9tt9tuf. 
Bninok  Anal.  I  S.  133  mUau  und  avid^%et.  Es  enthält  diene  Stelle 
bei  Thiflc.  I  132  zugleich  die  älteste  Erwähnung  des  ilfyBiOf,  Tgl 
Bernhardy  Grundrisz   II  316.  19)  Paus.  III  8,  1   %ai  in  n^öu- 

oov  TLavaavCa  x  6  inl  t  ^  z  ^  Cno9 1  Siykiov  i9fig  xtjt  uptcts^^^^ 
ig  ^eXtpovg  (#»o/i2<j«).  20)  Tbnk.  I  132  inl  tov  rginoSa  MoiCtv 

ifetyQthlfete^ixt  m  il^Biov,  ^  Psendo  -  Demosthenes  a.  O.:  77.  M/P«' 
ipsv  ivi  TOP  rpino&a  *  'Ellijvmv  %tX.  Diodor  a.  O. :  xQ(no9a  .  .  ar^- 
%av  ixiyQtirl>avTtg  ileystov.  Suidas:  rginoda  dpei^elg  iniyQer^tv  . 
to  in{fifafi(ka  i^enolonpav  i%  tov  xglitodog,  Schol.  zu  Aristeides  S*  l^B 
iy^aytsp  ip  x(ß  xg^nodi,  21)  Die  Sache  ändert  sich  nicht,  auch  wenn 
man  sich  von  der  Autorschaft  des  Platarch  nicht  fiberseogen  konnte. 
Da  d«r  Verfasser  den  Tod  des  Cato  von  Utica  erwähnt,  so  lebte  er 
mindestens  drei  Jahrhunderte  nach  jener  Plünderung.  22)  S.  oa^en 
Abschnitt  III.  Aehnlich  verstümmelt  sah  Pansanias  das  Weihgescheoi^ 
rdr  die  Schlacht  am  Earymedon  (X  15,  3  und  Plut«  Nik.  13). 


0.  Friek:  das  plataeiiehe  WeihgeaeheBk  za  KooitaDtiiiopal.   507 

vxiQ  toSv  xntii^wß  (Periklas,  Kimon ,  MiltiadeSy  ThemislokUs)  Bd.  11 
S.  176  Ddr.   Er  vergleicht  den  Miltiades  und  Paasajiiag  und  stellt  die 
Massigvng  jenes  nach  der  Schlacht  bei  Marathon  der  Ueberhebuog  des 
laIxtereD  nach  dem  Siege  von  Plataeae  gegenüber.   Dann  fahrt  er  fori: 
*ao  wire  es  dem  Hiltiades  zugekommen,  jenes  dxqazov  äXiOi  Mi^ömv 
in  der  Weihinschrift  von  sieh  an  branchen:  denn  es  war  sein  Werk; 
QBd  anch  das  vorhergehende  Ekktjvav  ^(fXVy^S  passte  genau  auf  ihn, 
der  allen  in  der  Befreiung  vorangieng.'    {üct*  imivov  9roo<l^xev  im* 
yqafpiiv  ou  ccrr^orov  cSiLctfs  Mi^^mv».   atSrov  yctQ  ig  bItuiv 
riv  TO  iqyov*  9ial  to  yi  fOVTOV  n(f6%e(^v  to  •^ElXrjviov  iQXriyog* 
uKQiß^  iqQ^LQ/txiv  ain^'    naöiv  yitQ  avzoq  i}^|e  t^^  iXiv^tqlaq.  aXi* 
Zfuog  %ai  xuvxa  nga^ag  iptlatatö  awpQOveiv  %al  ovielg  avroti  naxtf- 
yoqitfiB  zoioikov  ovdiv  ola  üavaavlag  nokka  xariiyoQii&fi,} 
D*3  Worte  lassen  im  Znsammenhang  mit  der  ganzen  Stelle  betrachtet 
deatlicb  die  Kenntnis  der  mit  jenem  Epigramm  verknöpften  Umstände 
biadarchfählen;  die  Art  aber,  wie  auch  bei  den  Lesern  das  Distichon 
als  bekannt  vorausgesetzt  wird ,  mag  mit  dazu  dienen  seinen  Doppel- 
gänger bei  Diodor  zn  verdichtigen.  —  Zum  Ueberfinsa  erläutert  der 
Scholiast  III  S.  569  Ddf.  (to  i7ify(fafiiia)  S  ly^aiptv  iv  xip  t(fl7toSi 
o  IlavCaviagy  aicsQ  viStsqov  i^Bxoka<p&fi,  —  Derselbe  Dreifusz 
ist  offenbar  in  der  rhetorischen  Floskel  gemeint,*  mit  welcher  Aristeides 
im  derselben  Schrift  seine  Verlheidignng  des  Themislokles  gegen  die 
harte  Beurteilung  im  platonischen  Gorgias  aufputzt  S.  281  Ddf.  xavtl 
ya^  Iv  (wi  4f'^g  iitoqlag  diakvßawsg  oxad'i^mattv  naga  %ov  xqI' 
noda  xov  iv  Aiktpolg^  ov  "Ekkrivig  ano  xav  ßa^ßa^mv 
ivicxfiaav.    Es  ist  nicht  die  erste  Stelle,  welche  ihn  in  solcher 
Allgeoseinheit  bezeichnet  und  als  so  allbekannt  voraussetzt. 

Den  Sehlusz  unserer  Zengenreihe  bildet  S  n  i  d  a  s  in  einer  schita« 
baren  Notiz  n.  Tlavifavlag:  og  (lexa  Ilkaxaiag  xqlnoda  ava- 
^tlg  x^  Ajiokkiovi  iniyga^ffsv^ 

'Ekkrivmv  aQX'!?^  '^^^  OXQcttov  £ki(ts  Mijdcov, 
IlavOavUtg  0olß^  f^^C'*  ivid'rpu  xode' 
•  ..  nal  xo  inlyQaii^a  iJ^Bxokaijfav  in  xov  xglitodog  xalxig 
noke^g  iniyQcctlfav,  Sie  gibt  in  Uebereinstimmung  mit  den  frühe- 
ren Zeugnissen  bQndig  die  Resultate  des  Ereignisses ,  ohne  sich  doch 
wörtlich  an  eines  derselben  anzuschlieszen  oder  neue  Momente  hinzu- 
xnfQgeu. 

Das  ist  nach  den  Quellen  die  Geschichte  des  ptataeischen  Weih- 
gesohenkes,  soweit  sie  in  Delphi  spielt.  Einzelne  Widerspräche  in 
ihr  (das  Distichon  des  Diodor)  konnten  schon  bei  der  Aufzählung  der 
Zeugnisse  beseitigt  werden.  Suchen  wir  die  verschiedenen  Berichte 
noch  weiter  zu  sichten  und  nach  der  innern  Glaubwflrdigkeit  der  Sache 
ein  möglichst  reines ,  sieheres  Resultat  zu  gewinnen.  Die  Obermfitige 
Handlung  des  Pansanias  und  seine  Inschrift  sind  zu  bestimmt  verbargt, 
als  dasz  sie  angezweifelt  werden  könnten.  Ein  Seitenstack  dazu  aus 
seinem  AufenthsH  zu  Byzanlion,  ein  Epigramm  auf  einem  ehernen 
Misehgeflsz  im  Tempel  des  Zeus  an  der  Bosporosroandung,  welches 


508  0.  Fri«k :  dM  platcmeh«  Weihgeielieiik  tu  Koattaitinopöl. 

iho  lU  iiertclicr  ron  Hellas  anfTahrt,  hat  aM  Alhenaeva  ans  dei  l^^m- 
phis  Yon  Uarakleia  Werk  ne^l  x^g  naxffldoq  aofbewakrt^).  SeinSloli 
«ad  Hoehmat  warde  fast  sprachwörllieh ,  und  mit  Recht  bezieht  Grote 
Gesch.  Griecb.  111  S.  198  bieraaf  die  Vene  des  Baripides  ii  der 
Aodromaohe  693  ff. : 

otttv  vQOTtata  nokifUmv  axifljf  ct(futog^ 
ov  Tüiv  Tcovovvttow  tovpyov  riyovwat.  todij 
akV  0  (STQOxriyog  r^v  öontfitv  Sqwxaij 
og  elg  fifT*  SXlav  (ivqüov  fcaUmv  66(fv 
ovdhv  nkiov  6(fmv  ivog  Ixei  nldm  loyov. 
Uad  weon  Cartios  VIII  4,  29  (vgl.  Plat.  Alex,  öl)  den  Inhalt  dieser 
Stella  so  angibt:  quo  significabaiur  maU  instiindBse  Graeeos^  ^ 
iropaeis  regum  äumiasai  nomina  iiiscri6eref»l,  so  trifft  er 
den  Sinn  der  Worte  nicht  nur  richtig,  sondern  zeigt  offenbar,  daci 
auch  er  nm  unsere  Sache  wisse.  Gleicbwol  wQrde  des  Paosantas  Haid- 
Inng  unerh6rt  und  vom  griechischen  Standpunkt  ans  geradesa  oomög- 
lieh  gewesen  sein,  ffinde  sie  nicht  in  den  näheren  Umstäoden  der 
Schlacht  ihre  Brklirang. 

Es  war  diese  bekanntlich  im  Grunde  allein  Ton  den  Lakedae« 
m o niern,  Tegeaten  und  Athenern  geschlagen  worden,  aad  iwir 
so  dasx  von  diesen  drei  Staaten  wiederum  nur  die  beiden  ersteo  oit 
den  Persern,  die  Atheper  getrennt  davon  in  einem  Separalkampf  nit 
den  Boeotern  gestritten  hatten.  Alle  übrigen  Völker,  welche  fern  fon 
Schaaplats  in  der  Nähe  der  Stadt  Plataeae  standen,  erhielten  dieKoade 
von  der  Schlacht  nugleich  schon  mit  der  Kunde  vom  Siege**).  Voll 
Eifer  an  der  Ehre  noch  theilsuaehmen  eilten  sie  auf  kQriealeai  Wege 
nach  der  Walstatt,  die  einen  mit  den  Korinthern  Ober  die  Berge 
den  Persern,  die  andern  mit  den  Megarern  und  Phliasiera  dareft 
die  Ebene  den  Tbebanern  entgegen ,  welche  letztere  die  nogeordaet 
herandringenden  sogar  siegreich  snrackwarfen.  An  der  Verfolgoag 
und  der  ErstOrmun^  des  befestigten  Lagers  scheinen  nun  iwar  iHe 
Aatheil  gehabt  au  haben,  aber  genannt  werden  uns  wiederom  oor  jeae 
ersten  Hauptstreiter  (Herod.  IX  70);  alle  Anstrengnngea  derLakedae- 
monier  sind  vergeblich;  erst  das  hinzukommen  der  Athener  antscW- 
det  die  Einnahme,  und  die  Tegeaten  sind  die  ersten  Velebe  biaeia- 
dringen.    An  dem  darauf  foigionden  Gemetzel  betheiligea  aioh  wol 

23)Delpn.XII. 

äg  avTog  avad'$Cg^  vnod 
vntQjjtpavütv  intXa^o^svog  avtoVf 

l^päfi '  igetdg  dvi4h^e  Iloütidotmpi  &vwm 
ncev9avUtg^  Si^imv  EXXudog  9vqv%6^0Vj 

mißf%9v  in' sitfiivov  f  Aan§dat(^viog  y^vog,  vtog 

Vgl.  Herod.  IV  81.         24)  Vgl.  Herod.  IX  59  ff.  und  c.  69.;  W'?^^' 
xotai  ttXXoiai  l&XXriai  xotai  .  .  anoyevofiivoiai  tfjg  (iäzn^t  '^^^  ^^ 
y4yov§  x«i  Pifußtv  et  ftfr«  ThncupiBm. 


0«  Priek :  das  plaUittische  Weibgeschettk  so  KoDBlantioopel.   609 


alle  **).    Aber  nnr  voo  den  LakedaemoDiern ,  Tegeaten  and 
Athenern   werden  die  todlen  aogegebeo  (c.  70),  und  nnr  von  ihrer 
und  der  Me^arer  und  Fhliasier  Beslattang  ist  die  Rede  (c.  85).    So 
gehört  die  Ehre  des  Tages  hier  recht  eigentlich  den  dorischen  Waffen, 
wie  bei  Salamis  den  athenischen'");  sie  hatten  den  Nationalfeind,  die 
Meder  vernichtet,  den  feindlichen  Fahrer  erschlagen,  und  bei  det 
secundiren  Stellung  Tegeas  war  es  natürlich   dass  der  Hanpiglana 
wieder  aof  die  Lakedaemonier  fiel;  sie  und  den  Pausanias  erkannte 
die  allgenseine  Stimme  durch  alle  folgenden  Zeiten  hindurch  als  die 
eigentlichen  Sieger  von  Plataeae  an*^).    So  konnte  er  jenes  Distichon 
wagen,  welches  —  das  ctQcnov  äksoi  Mrjdiov  wörtlich  genommen  — 
nicht  einmal  eine  Unwahrheit  enthielt.   Dennoch  muste,  selbst  wäre 
das  Anrecht  nnbestritten  gewesen,  die  Selbstverherliohnng  des  Feld- 
herrn auf  Kosten  der  Nation  immer  als  ein  UebergrilT  erscheinen, 
gegen  weichen  das  UnabhängigkeitsgefOhl  der  Griechen  sich  auflehnte. 
Recht  bezeichnend  für  ihre  Auffassung  der  Sache  bringen  sie  es  mit 
seinen  späteren  Herschergelfisten  in  Zusammenhang;  traf  doch  schon 
den  Kimon  harter  Tadel,  als  die  Inschriften  der  Weihgeschenke  far 
die  Einnahme  von  Eion  und  den  Doppelsieg  am  Eurymedon  seine 
Thaten  %n  fireigebig  zn  preisen  schienen,  ohne  doch  seinen  Namen  zo 
nennen*^).     Und  nun  war  das  Verhalten  der  Lakedaemonier  nnd  be« 
sonders  des  Pausanias  eben  so  sweideutig  vor  der  Schlacht  wie  hel- 
denmiltig  in  derselben  gewesen.    Weich  ein  saudern  und  schwanken 
vor  der  Entscheidung,  welch  Gestindnis  der  Schwäche  und  Mutlosig- 
keit in  der  freiwilligen  Abtretung  ihres  Ehrenplatzes  an  die  Athener ! 
War  ihnen  die  Schlacht  doch  anfgenöthigt,  der  Sieg  auf  der  eignen 
Flucht  ihnen  gleichsam  in  die  Hände  gefallen.     Die  Erinnerung  daran 
moste  den  Unwillen  über  die  Anmasznng  des  Pausanias  steigern.  Dazn 
kam  der  Neid  aller  jener  Staaten,  welche  umsonst  ausgezogen  zu  sein 
schienen  and,  je  grösser  die  Ehre  war,  desto  unangenehmer  empfinden 
mosten  nnr  die  Nachlese  gehalten  zu  haben.   Die  Vernichtung  der  In- 
schrift den  Pansaniss  war  mithin  nur  natürlich.  Aber  Ober  die  Art  des 
Herganges  berichten  die  Quellen  verschieden.    Nach  TlMikydides  tilg- 
ten die  Lakedaemonier  das  erste  Epigramm  gleich  damals  (ev&v^  riti) 
bei  der  Anfstellnng.   Nach  dem  Verfasser  der  Rede  gegen  Neaera  thun 
sie  es  gezwungen  {'^yayxaoav)  durch  einen  Spruch  der  Amphiktyonen 


2.*))  Herod.  IX  70  nagifv  xs  toi^üi*'ElXfiai  ipovtv8i9  ntl,  und  Ariatei- 
dw  II  8.  175  Ddf.  mit  dem  SchoU  26)  Find.  Pylh.  1,  75  ff.  «e^ofiaj 
»tf^  fi^  SaXafiLvos  'A&avuimv  %dQiv  [ita^ov  ^  h  Zndqxff  9*  igico  ngo 
Ki9aiQ(Dvos  fidxav.  Und^  auch  Aescbylos  der  Athener  gesteht  das  willifi^ 
2a,  Pers.  810  f.  tocog  yctQ  iaxat  niXavog  alftMxoütayfig  n^^s  fi  Illa- 
xttttiv  JwQidos  XoYXfie  vjto,  27)  Vgl.  Grote  a.  O.  III  8-  147.  Vor 
allem  Herodüts  ehrenvolles  Zeugnis  IX  (M  vccl  vCxr^v  dvatffisxcii  uotXXiax^v 
i^aainv  xav  rut^sig  Cdfisp  Flavcavfrig.S  KXtoußgoxov  xov  'Avaitivägl" 
*'«.  28)  VgL  Grote  a.  O.  III  8.  198.  Diod.  XI  62.  Flut.  Kimon  7 
TMVftt  ncUnBQ  ovdafjLOv  x6  Klyktavog  6vofui  dtiXovvxa  Tifitjg  vxBQßoX^v 
^Üjciv  Mdxsi  TO*s  xoxs  dvJ^Qoiito^g,  ovxM  yag  OefiiCxonXijg  xoiovtov  xivog 


510   0.  Friok:  das  plataeisdie  WeihgosoheBk  %n  KoastaaliiMipel. 

aof  eine  Klage  der  Plataeer.    Corneliiia  Nepos,  wenn  er  daaEreifiis 
aU  erstes  Glied  in  einer  Kette  von  Willkärlichkeiten  des  Paasaatas 
erwähnt  (primum  in  eo  e$i  reprehensus)  and  nur  die  LakedaeBoaier 
als  die  Urheber  der  Aendernng  nennt,  scheint  dem  Tbukydides  gafolft 
zn  sein.   Bei  Plutarch  ist  es  eine  Beschwe'rde  der  Hellenen  (voly  jEU^ 
vmv  ovx  iva(S%o\iiva3v^  aXV  iyiiakQVvxfov)^  welche  die  Lakedaeraonier 
▼eranlaszte  nach  Delphi  an  schicken  and  die  Vernichtang'  roraiinehain. 
Snidas  endlich  bringt  die  Entfernung  jenes  Distichons  mit  der  Verartoi- 
lung  des  Panaanias  in  Zosammenhang  und  führt  sie  anter  den  Strafea 
■af,  welche  den  spätem  Verrather  trafen**).   Eben  dieser  Ansicht  triU 
aber  des  Thnkydides  Erafihlung,  welche  für  uns  entscheidend  seit 
niusa,  bestimmt  entgegen.    Man  erwog,  heisst  es   hier  in  der  Ver- 
nrleilungsgeschichte   des  Pansanias,    unter  anderen   Punkten  seiaei 
früheren  Lebens ,  worin  er  vom  gesetzlichen  Herkommen  abgewieben 
war,  auch  jene  Begebenheit  mit  der  delphischen  Inschrift,  welche  die 
Lakedaemonier  gleich  damals  hatten  ausmeisaeln  lassen ,  eio  Zu- 
sata  der  ausdrücklich  ein  Misverstfindnis  wie  in  der  Stelle  des  Said» 
abwehrt.   Aber  auch  der  Redner  gegen  Neaera  wird  durch  Thnkydidei 
snm  Theil  widerlegt.    Es  seist  die  andere  den  Dreifusa  erwihaeade 
Stelle  des  letzteren  (III  57)  die  Lakedaemonier  als  freiwillige  Urheber 
der  Vernichtung  jenes  Epigramms  voraus;  denn  nnmöglidi  koaDita 
die  Plataeer,  um  das  Mitleid  ihrer  damaligen  Feinde  au  erregeB,sicb 
auf  ein  Ereignis  berufen,  welches  für  dieselben  die  gröste  Demfltigaag 
gewesen  wäre.   So  unzuverlässig  mithin  auch  in  anderer  Hinsicht  des 
Redners  Bericht  erscheint,  der  etwas  verworren  gegeben  ist  aad  in 
Zusammenhang  manigfache  Ungenauigkeiten  enthält  "*) ,  so  darf  doob 
schon  um  der  Ausführlichkeit  der  sonst  richtigen  Erzählung  willei 
die  den  Amphiktyonenrath  betreffende  Mittbeilung  nicht  ohne  weiteres 
beseitigt  werden.     Den  Hergang  in  solcher  Weise  als  einen  öffeol- 
Hchen  so  fassen ,  an  welchem  die  ganze  Nation  sich  betheiligte,  ver- 
bietet die  Stelle  des  Thukydides  nicht,  verlangt  aber  ausser  demZeog- 
nis  des  Psendo-Demoslhenes  auch  das  des  Plutarch.    Auch  die  Nacb- 
rieht  des  Herodot  über  den  Namen  der  Tenier  setzt  einen  öffeallicben 
Besohlusz  vorans.    Nun  gab  es  aber  nur  zwei  Vertretungen  der  beÜe- 
nischen  Nation,  von  denen  ein  solcher  Beschlusz  ausgehen  koDBle,^^ 
sogenannte  Synedrion  und  die  Amphiktyonenversammlung.  Jenes  var 
ein  allgemeiner  Bnndesrath  der  Griechen  (ro  %oivov  avpiö^ov  to^ 
'EkX'qvmv) ,  welcher  unter  dem  Vorsitz  der  Lakedaemonier  währead 
des  Perserkrieges  auf  dem  Isthmos  und  dann  in  Sparta  tagte«  die  Lei- 
tung des  Krieges  und  der  Vertheidignngsanstalten  übernahm ")«  ^^^^ 

29)  Auch  Boss  a.  O.  S.  267  setzt  die  Inschrift  in  das  J^br  der 
Verfolgung  des  Pausaniaa,  474  v.  Chr.  30)  Die  Plataeer  werden»» 
Mitstreiter  bei  Salamis  genannt  im  Widersprach  mit  Herodots  aasdrack- 
licher  Aussage  VIII  44.  Auch  bei  Thermopylae  sollen  sie  nach  i^"^  "j 
den  Lakedaemoniern  zurückgeblieben  sein;  vgl.  dagegen  Her.  VH  ^|' 
222  Diod.  XI  4.  Die  spätere  Ueberhebung  des  Pausanias  wird  n» 
seinem  Benehmen  nach  der  Schladit  etwas  unklar  zusammengehalten- 
31)  Vgl.  Diod.  XI  3,  55.  Herod.  VII  172.   K.  O.  Müllers  Dorier  II S.  l»«« 


0.  Friek:  das  pittaeuehe  W^ihgeflobenk  tu  Konstanlinopet.  Sil 

die  Sfegespreiie  bei  Salamis  (Her.  Vin  123)  nod  wol  aaeb  bei  Plalaeae 
entsohied,  die  Aoerkennang  der  Aatonomie  Ton  Plataeae  (Thok.  II  71) 
sowie  den  Zog  gegen  Theben  besebloss  (Her.  IX  86.  Grote  a.  0.  111 
S.  148)  oad  endlich  auch  im  Process  des  Themistokles ,  welcher  Tor 
sein  Gericht  gefordert  warde,  erscheint  (Diod.  XI  55).  Sehr  wol 
koanle  daher  in  anserem  Falle  die  Entscheidung  von  ihm  abhüngig  ge* 
■Mebt  werden,  zumal  wir  in  der  Weibnng  des  Altars  fflr  den  Zeus 
Elontherios ,  welche  mit  allen  aoderen  gleichzeitig  den  Plataeern  er* 
wieaeoen  Ehren  dem  Synedrion  zuzuschreiben  ist,  ein  Beispiel  ihn* 
lieher  Fflrsorge  erhalten  haben").  Indessen  fehlt  uns  Jede  Spur,  welche 
mii  einiger  Sicherheit  dorthin  wiese.  Nicht  unwesentliche  Pnnkte  schei- 
nen Tielmehr  für  eine  Betheiligung  der  Amphiktyonea  zu  sprechen. 
Wir  finden  sie  in  jenen  Kriegen  zu  wiederholten  Malen  thitig,  zum 
Theil  in  Angelegenheiten  welche  den  unsrigen  sehr  verwandt  sind. 
Sie  setzten  einen  Preis  auf  den  Kopf  des  Ephialtes  (Her.  VII 213  f.); 
Yor  ihre  Versammlung  bringen  die  Lakedaemonier  den  Antrag  die. 
jeBigen  Staaten,  welche  an  den  Perserkriegen  sich  nicht  betheiligt 
fafttteo,  von  der  Amphiktyonie  ausznschlieszen  (Phit.  Them.  20);  sie 
atelllen  im  Apollontempel  zu  Delphi  die  Statue  des  Tauchera  Skyllias 
auf,  der  sich  um  die  Zerstörung  der  persischen  Flotte  bei  Arte- 
nisloB  verdient  gemacht  hatte  (Her.  VIII  a  Paus.  X  19, 1.  Bronck 
Anal.  li  136);  sie  lieszen  endlich  den  Heiden  von  Thermopylae  Denk* 
BBiler  und  Inschriften  setzen  (Her.  VII  228) ").  Bedenken  wir  ferner, 
wie  die  Farsorge  für  den  delphischen  Tempel  recht  eigentlich  in  den 
Bereich  ihrer  Obliegenheiten  gehörte,  so  werden  wir  geneigt  sein  der 
Mitlheüung  des  auch  sonst  so  vollständig  unterrichteten  Redners  gegen 
Neaera  Glanben  zu  schenken.  Das  weitere  Detail  über  eine  förmliche 
Klage  der  Plataeer  und  die  Strafsumme  von  tausend  Talenten  sondert 
sich  dann  leicht  als  rhetorische  Zuthat  ans  und  ist  den  andern  Unge* 
naaif  keilen  gleichzustellen. 

Demnach  wird  eine  unbefangene  Betrachtung  den  Hergang  sich 
folgendermaszen  zu  denken  haben.  Noch  auf  dem  Schlachtfelde  wurde 
die  Beute  im  allgemeinen  zu  Weihgeschenken  bestimmt,  natarlich  far 
den  so  eben  erfochtenen  Sieg  bei  Plataeae;  der  Feldherr  Pausaniaa  über- 
nimmt die  Sorge  für  Anfertigung  und  Aufstellung  des  Kunstwerkes  and 
versieht,  als  er  es  vollendet,  den  Dreifusz  eigenmfichtig  nnd  ohne  Auf- 
trag  mit  der  Inschrift.  Nun  erheben  sich  die  Griechen,  und  die  Saclie, 
bisher  ein  Privatact  der  Arroganz  des  Pausanias,  wird  nachtriglioh  in 
noch  anderm  Sinne  als  auf  dem  Schlachtfelde  eine  Sache  der  Nation; 
die  Amphiktyonen  nehmen  sie  in  die  Hand  mit  Wissen  und  Willen  der 
Lakedaemonier,  des  damals  einfluszreichsten  Mitgliedes  des  Bundes*^. 


Prolegomena  zu  einer  wibs.  Myth.  S.  406  ff.  K.  F.  Hermann  griech.  St.  A. 
§  13,  1  und  35,  7.  32)  Thuk.  II  71.  Plnt.  Ariat.  19.  de  Herod. 
mal.  c.  42.  Hermann  a.  O.  §  63,  9.  33)  Ueber  das  ganze  vgl.  Titt- 
mann  über  den  Bund  der  Amphiktyonen  S.  124  ff.  u.  154  ff.,  der 
nuiDcbe  Fälle  hineinzieht,  welche  dem  Synedrion  zufallen;  a.  Hermann 
a.  O.  §  13,  1.        34)  Flut.  Them.  20.   Hermann  a.  O.  §  13,  1. 


513  0.  Friek:  4m§  plataeif^he  Weibfesekenk  s»  KoMlntiiopel. 


Umm  beiohlient  dte  Titgaiig  des  Bpigranrns«  Dabei  wird  4ar  Streit  Aber 
den  Aniheil  am  Siege  wieder  laut,  am  so  mehr  aU  der  Siegeaentbaaiai- 
IUI8,  weloher  denLakedaemoDiero  bereitwillig  die  Ehre  des  Tages  aage- 
staadea  hatte,  verflogen  war.  Alle  streiteadea  Interessen  treten  heraas, 
der  StoU  and  das  Ehrgefahl  der  Mitkämpfer,  der  Neid  nad  Hiamat  der 
Bundesgenossen,  denen  nur  Zufall  den  Antheil  am  Ruhme  geraubt  hatte; 
ihnen  allen  küna  nicht  besser  Rechnung  getragen  werden  als  dadnreh 
dass  maa  die  engere  Bestimmang  des  Weihgescbenkes  fOr  Plataeae 
aufgibt  uad  es  ein  Siegesdenkmal  far  den  ganaen  swettea 
Perserkrieg  sein  lisxt,  auf  welchem  aua  die  Namen  aller  derer 
Terewigt  werden,  welche  am  Kampfe  gegea  die  Barbaren  theilge- 
Dommen  hatten.  So  hatte  man  nach  der  Schlacht  bei  Salamis  aaff  dem 
Isthmos  lieber  abstehen  wollen  von  einer  Preisvertheilung,  als  ca 
Gnnstea  eiaes  der  Streiteaden  Feldherrn  entscheiden  (Her.  VIII 1S3  f.); 
so  erhielten  eben  dort  von  den  Völkern  die  Aegineten  den  Preis  suer* 
kaant,  wol  um  ihn  nicht  den  Athenern  oder  Spartanern  au  geben 
(Her.  VIII  93) ;  so  endlich  half  man  sich  in  derselben  Sache  bei  Pla- 
taeae selbst,  nach  einer  xwar  nicht  sicher  verbArgten,  mit  allen  anderen 
Umstftnden  aber  wol  aussmmenstimmenden  Nachricht,  und  sohüchtete 
den  Streit  awisohea  Sparta  und  Athen  dadurch ,  dass  man  keinen  von 
ihnen,  sondern  den  Plataeern  die  Ehre  anerkannte  ")•  In  unserem  Falle 
hatte  die  Lösung  nicht  einmal  für  irgend  jemand  etwas  druckendes. 
Die  Schlacht  bei  Plataeae  hatte  dem  Kriege  auf  hellenischem  Bodea 
ein  Ende  gemacht;  das  war  zur  Zeit  der  Aufstellung  des  Denkmale 
eatsohiedene  Thatsache.  Es  wird  die  Bestimmung  fUr  den  gaasen  swei- 
ten  Perserkrieg  in  der  Folge  noch  genauer  erwiesen  werden  können. 
Erinnern  wir  nnsjetst  nur  noch  des  Namens  der  Tenier  und  dasa  ihre 
Nennung  nach  Herodots  eigner  Aussage  ein  Verdienst  bei  Salamia  be- 
lohnte, so  wie  der  von  Plutarch  uns  aberlieferten  Namen  der  Helier, 
Kytfinier  und  Siphnier,  welche  nur  bei  Salamis  als  Hitstreiter  genannt 
werden. 

Im  vollsten  Einklang  mit  dieser  Auffassung  des  ganaen  Ereig- 
nisses steht  nun  aber  auch  der  sonst  schwer  begreifliche  Umstand^ 
dasa  auch  der  Katalog  des  frfiber  erwfihnten ,  gleichseitig  nach  Oiirn- 
pia  gebrachten  Zeusbildes  Ober  Plataeae  hinausweist  und  hier  eine 
Veranlassung  au  einer  Aenderung  doch  nicht  gegeben  war"*).  Offenbar 
erhielt  dieses  gleich  anfangs  nur  die  6ine  Inschrift;  denn  gleicbaeilig 
oder  als  ein  schwierigeres  Kunstwerk  später  vollendet,  wurde  hier 


85)  Plat.  de  Herod.  mal.  42  'Ad'nvaCot  dl  md  Aamäiap^viot  %i 
naO'ovxBg  svd've  tötc  ngog  (thv  aXXfilovg  6Xiyov  Mricav  iig  x^^as 
iXQ'Biv  nsgl  zov  tgonaiov  Ti}p  apaataaseng.  Vgl.  Plnt.  Arist.  20.  — 
Thuk.  III  50  von  den  Plataeern:  xifktid'ivxsg  ig  xa  ngmta  (vgl.  II  71), 
im  Widerspruch  mit  dem  Schweigen  Herodots  IX  71  und  der  freilich 
liach  nirgends  weiter  besifttigtcn  Angabe  Diodors  XI  3S  t^v  itfql  tav 
pLQicxBimv  %QiOLV  inoiiicavxo  xorl  xatgixi  SovXtvactvxeg  hipivav  dgiifwtv- 
0UI  «oAif  fikv  Lnagxr^ify  &v9Qa  Sh  flavoapiap  xbv  A€nti9aifMPi09.  I>»fiir 
Dancker  Gesch.  d.  Alt.  IV  8  947 ,  dagegen  Grote  Gesch.  Griech.  III 
ß,  147.        30)  Vgl.  unten  8.  521. 


0.  Friek:  das  plaMsohe  WeibgeMliMik  w  KM|t|«Mna|>t4»  618 

bei  der  Aabtollnng  dar  Atar  das  dalphiseha  (lasohaiik  kars  Torker 
^ebsste  Beaahlois  sogleich  aagewandt.  Und  es  tSsst  sich  mit  Sicher- 
heil  dar  Rflckschlasz  aiachca,  dass  jenca  darch  PaasaBiaa  aafbchaltaae 
Veraeichais  aaoh  aaf  onsarem  Dreirass  staad  «ad  nii(  dam  von  Thaky«» 
dides  aad  dea  Abrigcn  Aetoren  arwihntea  idaptisch  ist.  Aach  die 
Poseidoastatae  aaf  dem  Isthmos  cathielt  ohne  ZwciM  ebaa  dieselbe 
Inschrift. 

Vcrgegeawirtigea  wir  aas  aaoh  dieser  Uatcrsachnng  aber  die 
Gesehichta  des  Denkmals  noch  ciiumil  aeiae  Saaaera  fieatalt,  am  daalo 
sicherer  seine  Spar  in  den  folgenden  Zeitaa  verfolgen  sn  kdanaa.  Es 
iit  eia  goldener  Dreifoss  auf  eiaar  dreiköpflgan  ehernen  Schlange 
rehead  (Her. :  M  tov  r^iKa^^i/ov  og>iog  tod  xalufüv  hwf%wg-  Peas. : 
dpcraoyr»  imniliuvov  xaXn^y  Das  Denkmal  trägt  die  Namea  aller 
griechischen  Staatea ,  welche^  am  Perserkriage  Aheilgaaomman  habeB, 
wsbrsobeinifch  in  der  dnreh  den  Katalog  dea  Paosanias  aagegebeoen 
Ordnang  und  Weise «  Dachweislieh  aber  eater  ibpeo  den  der  Teaier 
(Her.)«  Plataeer  (Thak.)«  Kythnier,6iphniar,  Melier,  (Tegeaten,)  Lake- 
dsemonier»  Athener,  Morinther  (Plnt  de  Her.  mal.)t  die  drpi  laUte« 
in  der  angefebenen  Reiheafolge.  Der  Dreifoss,  welcher  das  ?oa  Pa«- 
saniss  geweihte,  von  den  Griechen  alshsid  wieder  getilgte  Epigraawi 
getragen  hatte,  wurde  im  heiligen  Kriege  von  den  Phekiern  geraobl; 
Bor  der  nntere  Tbeil  des  Weibgesehenkes  (oaov  %9ikxbs  ^  xov  iva- 
^ifiuctog) ,  also  die  dreik&pflge  eherne  Schlange  war  noch  übrig.  An 
eiocr  der  beiligslen  Stitten  des  delphischen  Tempelranmee  siehead 
war  es  von  der  gesamtea  griechischen  aad  grieehisoh*  römischen  Welt 
so  sllea  Zeilen  eis  einer  der  dankwOrdigsiaa  Zeogea  hellenischen 
Aohaes  gekaaot  oad  gepriesea« 


nZ.  Oeachiehto  dea  idatiaiacken  Weihgeeoheakea  in 

Xonatanti^opeL 

Dieses  Weihgescheok  nun,  erfahren  wir  von  einem  iinbekanntea 
Seboliasten  an  der  besprochenen  Haoptstelle  des  Thnhydides  (I  131), 
worde  in  der  Kaiseraeit  nach  Bysantion  aaf  den  Hippodrom  versetzt; 
(rp/ffoda)  ov*  iv  A  t^avxeoezo  6  ^AnoklcDVj  aki*  Sxsqov  tivtity  ov 
tkaßov  ot  Tmfia/mv  ßaöiXstg  «al  fAsridifxav  iitl  vov  titno- 
iq6fiL0v  rö^  Bv^avrlov.  Dosz  er  vom  Dreifnsz  spricht,  statt  von 
dem  damals  nur  noch  vorhandenen  Postament  —  worüber  später  nfihe^ 
res —  wflrde  die  Glaabwürdigkeit  der  Notia  nicht  beeintrSchtigen  kön<r 
nen,  selbst  wenn  es  an  weiterer  Bestätignng  fehlte.  Diese  haben  wir  aber 
in  einer  Beihe  glanbwfirdlger  Zeugnisse  der  Byzantiner.  UebereinstimT 
nend  bezeichnen  sie  als  den  Zeitpunkt  jener  Uebersiedlung  die  Be* 
giernng  Konstantins  des  grossen.*)   Das  wichtigste  und  ausfahrlicbste 


■^  *  •  •  fi» •  ■ 


1)  Es  ist  das  luglaich  der  einsige  Anhalt,  einigermaosen  das  Zeitalter 
des  genannten  Bckoliasien  zu  bestimmen :  vgl.  Poppe  Thuc.  p.  II  vol.  I  &  00, 


514  6.  Priok;  das  plaUieifolie  Weibgrescheok  sn  Konstaotioop«!. 

iteckt  10  einer  Stelle  deiHermias  Sozomeoot  (biist. eccl.  11 5)^. 
Er  spricht  von  dem  Verdienst  Konstantins  nm  Ansrottang  des  Beides- 
Ibnms ,  wie  er  unter  anderem  die  Götzenbilder  in  Geld  Terwsndelt 
habe.  Dann  fährt  er  fort:  xa  Sh  iv  xal%m  ^otviiaatmg  e^^ffSfim 
navTOd'ev  sig  tiiv  Inmvviiov  noliv  tov  ccvxoxQato(fog  ^ixino- 
fitc^tl  ngig  HOCfiw  mal  elciti  vvv  i^yLOtsUt  Id^wtai  suna  taq 
iyviag^  tnnodqoiiov  nal  tu  ßccatXeia'  xa  fiiv  xov  Ilv^Utg  f}v  ftav- 
titov  ^AfCoXXtivog  xal  Movaai  at  ^Elmtoviadig  %al  ot  iv  J^ltpol^ 
xiflftoSeg  %al  6  Huv  o  ßocifiBvog,  ov  Ilavcavlag  o  Aan^tu- 
jMvupg  %al  at  'EXlrivtSsg  noleig  ivi^svxo  fisxa  xovnqoi 
MiiSovg  TtokBftov.  Die  Corraption  der  Stelle  ist  ebenso  offenbir 
wie  die  Verbessernngf  auf  der  Hand  liegend.  Einen  solchen  Fsn  tU 
Weihgesehenk  der  gesamten  Hellenen  und  des  Pausanias  kenaea  vir 
nicht,  wol  aber  einen  vor  allen  anderen  berühmten  Dreifass  und  voa 
Ihm  die  hier  mitgetheilte  Thatsache.  Schon  Gyllins*)  gibt  in  seioer 
Uebersetzong  der  Stelle  stillschweigend  den  berichtigten  Text,  Dod 
aneb  Heyne ^)  macht  darauf  aufmerksam,  dasz  nur  unser  Dreifusi  ge- 
aseint  sein  könne.  Die  urspr angliche  Lesart  war  wahrscheinlich:  o(to) 
itav  ßodfuvog  so.  xqinovg^  was  andere  durch  Siaßotfsogy  fUQißiritog  be- 
seiohnen.  So  schlieszt  sich  dies  Zeugnis  unmittelbar  an  die  Notii  jeoei 
Soholiasten  zum  Thukydides  an  und  wird  das  vollständigste^  selbst dti 
%alx^  kann  auf  unser  Weihgeschenk  bezogen  werden  —  und  deshslb 
wichtigste,  durch  welches  auch  die  allgemeineren  Angaben  anderer, 
vor  allem  froherer  Schriftsteller  mit  Sicherheit  auf  dieselbe  Stehe 
bezogen  werden  können.  Wir  setzen  sie  ihrer  chronologisohen  Folge 
nach  her,  schieben  jedoch  gleich  hier  eine  Stelle  des  Nikephoros 
Kallistos  ein,  welcher  zum  Theil  mit  denselben  Worten  des  Soto- 
menos  Nachricht  —  den  Irthum  nur  durch  anderes  sinnlose  noch  Ter- 
mehrt  (l|  ^Ekinwvog,  i%  Ilv^lag)  —  wiedergibt  (hist.  ecci.  VlII  33). 
Es  ist  auch  dort  von  Konstantin  und  der  Ausschmückung  der  neoen Haupt- 
stadt die  Rede;  dann  heiszt  es :  offt/  d}  iv  %aX%^  üg  naXkog  ilelqyaCto 
»oöfiov  xaQtv  elg  xr^v  viav  xov  avtOKQarogog  nokiv  i^ysto  wl 
ävä  xieg  ayvwg  xov  ta  InitoÖQoiiov  xcrl  anavxaxov  xa^iS^fto. 
ijysxo  ovv  AitoXlmv  xt  i%  Ilv^iag  %al  i^  ^EXmwog  at  Mw9cn  m 
o  CBfivog  i»  JiXtpäv  xqlnovg  nal  o  diaßotixog  HaVjOV 
Jlavaavlag  [lexa  xov  Mr^d t%ov  avi^exo  noXiiiov.  Eskönate 
befremden ,  dasz  Nikephoros ,  welcher  einen  grossen  Theil  seines  Le- 
bens KU  Konstantinopel  in  der  Bibliothek  der  Sophienkirche  zubrachte 
nnd  sich  mit  der  Specialgeschichte  dieser  Stadt  beschäftigte,  so  ge- 
dankenlos die  Statue  eines  Pan  erwähnte,  die  er  nie  gesehen  habea 
konnte.  Aber  er  mochte  denken ,  dasz  auch  diese  sich  unter  den  yoo 
den  Lateinern  zerstörten  Kunstwerken  befunden  habe.   Dann  ist  riel- 


2)  Ueberaetzt  bei  Caasiodor  bist.  eccl.  II  20.  3)  Topogr.  Con- 
Btantinopoleos  II  13  ^non  modo  tripodea  Delphicos,  aed  etiam  celebra- 
tiaaimam  tripodem'   naw.  4)   Comm.   aoc.   Gottxng.  (1793)  XI  S.  4 

(in  der  Ahh.  'priacse  artia  opera   quae  ConatantinopoU  entitiaae  na- 
morantor*).     .,  ' 


0.  Fridi :  das  ptaUeteeha  Weihgesohenk  so  KoostsAtiiippeL  51.5 

leiehl  sack  der  Singohiris  o  tffbtovg  statt  des  Plnralis  kei  SoxomeHos 
Dickt  svflllig ;  ar  katte  den  onsrigen  vor  Augen ;  uns  ist  wenigsteos 
eia  sweiter,  welcker  jene  Katastropke  akerdaaert  hätte,  nicht  kekannt. 
Der  älteste  unserer  weiteren  Zeugen  ist  ein  Zeitgenosse  des  Kai- 
sers Konitantin  und  also  auch  unserer  Begekenheitf  Ensebios«  Auch 
er  sprickt  von  der  Zerstörung  der  heidniscken  Tempel  und  Statuen 
darck  jenen  Kaiser  und  fährt  dann  fort  (y.  Constantini  III  54):  oLloov 
ta  Ci^va  %aXKOv Qy  fj fiat Uy  iq)  olg  tj  tmv  TcaXaimv  mtatri  ^%f^aig 
iaq^voloyeho  XQovotg^  indrila  xotg  näaiv  iv  iyoQtug  itadug  r^  ^a- 
cüJiag  noXeatg  nq^vrl^siOy  ig  tlg  aaxrjfiova  &iav  ngoiuas&ai  xoig 

OQ&ÖW    Cods    fiCV    TOV    Ilv&LOVy    hiQfO&l   dl  XQV  2Jfl/v0i0V,   iv 

avT^  dh  iisjtoÖQOfiltp  xoifg  iv  Jsltpolg  xqlitoittgy  xotg  i  £Ai* 
ntovidag  Mowsttq  iv  itakaxl^  *  Jnlrufovxo  dh  SioXov  näca  i}  ßactXimg 
iitciw(tog  Ttokig  xav  »axii  näv  l&vog  ivxi%voig  xalnov  g>iXo%aXlaig 
itpuQO^l^ivav  ...  tot  &i  yi  xQvda  xnv  iyakinittov  aXXy  nri  fierij^- 
%txo.  Auch  Ensebios  mochte  als  Augenzeuge  sprechen ;  obwol  Bischof 
von  Caesarea  besuchte  er  häufig  Konstantinopel ').  Deutlich  werden 
goldene  und  eherne  Bildwerke  unterschieden  und  der  Dreifuss,  wie 
kei  SoBomenos,  su  den  letzteren  gerechnet.  In  dem  »(pi^qfo^ivtav 
sckeint  eine  Hindeulung  auf  Weihgeschenke  zu  liegen *). 

Als  nächstes  Zeugnis  musz  hier  noch  einmal  die  schon  früher 
gewflrdigte  Darstellung  des  alten  Hippodrom  erwähnt  werden,  welche 
durch  die  letzten  Ausgrabungen  auf  dem  Postament  des  theodo- 
siechen  Obelisken  entdeckt  worden  ist.    Zu  verwisckt  und  ke- 
sekädigt,  als  dasz  das  dort  befindliche  Monument  ohne  einen  andern. 
Anhalt  mit  Sicherheit  auf  das  delphische  Geschenk  bezogen  werden, 
könnte,  erhält  es  einen  solchen  durch  seinen  Standort  zwischen  den. 
beiden  Obelisken,  welcher  fUr  alle  folgenden  Zeiten  weiter  bezeugt  ist^). 

Dem  Eusebios  folgt  der  Zeit  nach  der  Zeitgenosse  und  Laudsmana 
des  Sozomenos,  Sokrates.  Er  spricht  (bist.  ecci.  I  16)  von  dem 
neaen  Konstantinopel  und  rühmt  des  Konstantin  Sorge  für  das  Chri« 
stenihum  ^urch  Kirchenbau  und  Zerstörung  heidnischer  Heiligthflmer. 
Dann  heiszt  es :  iXka  xal  xa  tco v  ^EkXrivmv  xord^pfi,  ta  yovv  aydlficexa 
x6ö(AOv  xj  Kayvöxavxlvav  nolsi  7t(^xid'ei  druioda  koI  xoig  J  ilgur- 
xovg  xfflnoiotg  iv  tä  tnTCodqoinLip  druioaicvaccg  TCQOvd^e' 
xavxa  fkhf  ovv  So^et  mgixxa  XiyBc9«i  vvv  ogäxcei  yaq  ngoxiQov 


5)  Vgl.  Eoseb.  y.  ConaUnt.  IV  46.  6)  K.  O.  Müller  in  Böttagers 
Amalthea  I  S.  J24  citiert  Easeb.  v.  Constant.  III  54  otptg  mgl  %6v 
XQ^noSa  htlitxo.  Diese  Worte  hat  auch  Heyne  vor  Angen,  wenn  er 
a.  O.  8.  33  sagt:  ^qnod  Ensebiiis  narrat  de  tripode  serpentis  gyris  im- 
pUeito',  und  Oyllioa  a.  O.  II  13  in  seiner  Uebersetsiiiig  jener  Stelle  dea 
Easebioa:  ^tripodem,  circa  quem  aerpena  in  apiraa  volveretur.'  Weder 
die  Ausgabe  des  Valeaias  noch  die  von  Heinichen  enthält  dieaen  Zusatz, 
and  ea  ist  nna  anch  nicht  möglich  gewesen  ihn  sonst  in  jener  oder  den 
anderen  Schriften  dea  Ensebios  au  entdecken.  Es  würden  die  Worte 
ein  beatfttigender  Beitrag  mehr  sein  für  die  vorliegende  Unterauohung, 
in  keinem  Falle  ihren  Behauptungen   widersprechen.  7)   S.  unten 

S.  510  f. 


510  O.  Meli:  &h  ]il«l*eii€hd  W«lktMolMttli  s*  KoMtaBÜMpel. 

^  inö^itai.  DiiMII  die  miMittolMr  iNiMmf  fel^iodd  BaiidBifr  nf 
Basebk»*)  bMUllft  ef  d«i  Zeegnit  dös  toUterea;  «ber  er  wie4erlioU 
es  nicht  ttntelbMindig',  gondern  die  aesdrOckliehe  Bentfaiig  «rf  die 
ForldetiMr  des  Honinneiftes  und  auf  die  eigne  Autopsie  gibt  seiner 
Aussage  einea  selbstiadigen  ood  besonderen  Werth. 

Bin«  weitere  Ketis  enthilt  die  Gesefaichte  des  Zosimos  (II 31). 
Er  erwfihnf,  wol  aaeb  hier  dem  Banapioa  folgend*),  die  Neubaaleo  des 
Konstatiliil  ia  seiner  neuen  Residenz ,  bebt  unter  ihnen  den  Bippodron 
hetver  nnd  sagt  dann:  lattioedh  natu  xi  xov  tnnoÖQOfiov  lü^  fui 
vovtoiTtödä  tov  iv  Jikfpot^^AnoXl&vo^  l%ovta  iv  IcrvrcpMrt 
ctixo  tu  T0i>  ^AwfXXiXh^g  SyuXpia.  Wenn  hier  der  DreifasE  als  Dreifo» 
des  delpbisehen  Apollon  besei ebnet  wird,  so  ist  man  geneigt  aa  dea- 
jttfigert  der  Pfthia  selbst  su  denken;  dieser  aber  konnte  aiclit  wol 
eiifftmii  werden,  ehe  nieht  das  Orakel  ffberhanpt  eingegangea  vir, 
welches  noch  der  Kaiser  Jalian  befragte").  Aach  widersprechen  sol- 
cher BrkTirung  die  Worte  des  genaonteo  ädioliasteB  sn  Tbakydides. 
Dieser  bitte  beide  DreifdsKe  nicht  so  gegen  aberstellen  nnd  anrUater- 
sebeidnag  die  Versetzung  des  6inen  nach  Konstantinopel  herrorheben 
können,  wlre  eine  solche  dem  anderen  auch  widerfahren '*).  Niehsl 
dem  pylbischeff  aber  gab  es  keinen,  ffir  welchen  eine  so  allgeneine 
Beieichntittg  wie  an  unserer  Stelle  hinreichte,  ala  der  damals  bei  PU- 
tireae  dem  Apollon  geweihte  (vov  ^ArcolkcDvog).  —  Unwiohtig  ffir  un- 
serer Untersuchung  ist  die  andere,  sonst  nicht  weiter  bestitigte  Nich- 
Hebt,  dass  der  Dreifnss  ein  Bild  des  Apollon  selbst  getragea  babe. 
Da  Zosimos  in  Konstantinopel  lebte,  verdient  sie  Beaehtnag.  Zwar 
efwfihnt  Nikefas  in  seiner  Aufzfihinng  der  an  seiner  Zeit  noch  erhil- 
tenen  Statuen  keines  Apollon ;  auch  dürfen  die  bei  Euaebios  gensBaten 
Bildnisse  6^8  pythischen  und  sminihischen  nicht  hiebor  gesogen  wer- 
de*, weif  ihnen  die  Denkmiler  des  Hippodrom  (und  Palaüoa)  ent- 
gegengesetzt werden;  wof  aber  könnte  der  von  Sosomenos  aad  Nike- 
pboros  angef ahne  Apollon  mit  dem  in  Rede  stehenden  identisch  seia"). 


8)  oifro  tap  xo^  ßaüiiiog  iyampUiov  luxa  fusyaloipmpov  (p^tt4it»e  o 
UafttpfXov  S4ü4ßiog  [ivij^Tiv  ^Bnoir^xat,  9)  Vgl.  Reitemeyer  ditqn.  8, 
XXX  (Tor  seiner  Aoegttbe).  10)  Vgl.  Julian  ep.  CyrilL  VI  19S'.  K.  F. 
Hermann  gotteedr  Alt  §  12,  12.  Erst  Clandiamia  de  eexto  oohboI. 
Hon.  25  spriclit  yon  ihm  ale  einem  erloechenen.  II)  Dorcbans  ohne 
hinreichenden  Qrnnd  echreil^t  O.  Wolff  de  ultima  oraculornm  aetate 
(BarHn  1854)  8.  Ö  die  Aufhebung  des  delphtecben  Orakels  dem  Kod- 
atantin  au  und  Tersteht  dea  Zosimos  Worte  vom  DreifUsa  der  Pytbii' 
Vgl.  Heyne  a.  O.  8.  33  ff.,  dec  freilich  anch  um  des  Ausdrucks  TpAre«9 
willen  nicht  an  unser  Postament  denken  will,  sondern  einen  der  vielen  Dr^- 
fiisse  in  ihm  sieht,  welche  ituf  dem  Hippodrom  standen.  Für  die  Glaubwor- 
dlgkeit  der  Angabe  des  Zosimos  tritt  auch  C.  Book  auf,  Denkm.  u.  Fonch. 
1857  Nr.  100--102  8.  47  f.  K.  O.  Müller  Amalthea  1  8. 124  führt  sie  auf  ein 
Mlsversandnis  dm*  Weihungsivorte  AnOAAONO^  AfAAMA  zurfiok;  diese 
Erklärung  fallt  durch  das  heutige  AnOAONI^EOANAGEMA.  It)  Ab 
den  berühmtesten  Apollon  in  Konstantinopel,  welcher  in  eine  8Utae  des 
Konstantin  verwandelt  dns  Forum  Conatantini  schmüekte  nnd  als  deren 
Postament  die  jetzt  aogenannte  verbrannte  Porphjrsäule  gilt,  kann  des» 


0.  Friek:  tfM  plaladseke  Weil^esolieiik  ««  KoMUiMi*op6l.  517 

J«  M  erliMle  eine  eoMi  aeffiilleiide  Ifaobriebt  bei  Fttttaiiiif  (X  14, 8) 
daderoh  eine  Krklfiruef .  Dieser  erwibnt  eine  naeh  Deipbi  geweibte 
ApollOBStatoe  als  WeihgeschcDk  für  Salamis  ond  Artemision,  von  wel-* 
cber  ans  nirgends  sonst  etwas  gesagt  wird,  (avi^eaetv  6i  nal  lg 
/Silqfovq  ^AnoXXmint  anb  i^atv  tmv  iv  taig  vavölv  tnl  xt  ^Aq/vt\LMlif 
nal  h  ZaUt^ivi,)  Sie  stand  in  der  Nihe  des  grossen  Altan  and  mil- 
bio  aocb  des  plataeischen  Dreifoszes.  Wie  nun,  wenn  diese  Slatne 
ebenfalls  nacb  Konstantinopel  gebracht  und  als  Brsatx  fflr  den  ge- 
ranbCen  Dreifnsz  mit  dem  Postament  verbanden  wurde? 

In  einer  wunderbaren  Zusammenstellung  aus  den  Worten  des  Bo« 
sebioa  ond  Sokrates  hat  sieh  eine  Notiz  Ober  das  Schicksal  des  Denk- 
mals in  die  mittelalterliche  hisioria  miscella  dw  Paulus  Diaconua 
rerirrt  (üb.  XI  p.  228  ed.  Cherii).  Dort  heiszt  es  von  Konstantin :  9i* 
muiaera  namque  ornata  publice  in  Comlani^opohtana  whe  prapO" 
tmi  ei  tripodai  Delphicos  in  eireö  ad  speciacuhun  deäit^  quae  cum 
ipso  mdeaniur ,  aspectu  superfiuere  feruniur* 

Ein  wichtiges  Zeugnis  liegt  endlich  noch  in  einer  Stelle  des 
Anonymus  (naQot^aiXitg  övvtofAOi  igoinztuf) ,  ein  Werk  aber  Alter- 
thümer  Konstantinopels,  welches  zwei  bis  drei  Jahrhunderte  später  in 
den  Georgios  Kodinos  Schrift  de  signis  Constantinopolis  p.*  dO* 
(55  Bk.)  wörtlich  aufgenommen  ist  *').  Er  spricht  von  den  Statuen 
den  Hippodrom  und  hat  eine  Reibe  ron  Städten  anfgezihlt,  aus  welchen 
dieselben  durch  Konstantin  nach  Konstantinopel  gebracht  seien  '^). 
Anf  allen  Denkmfilern  sei  der  Ort  der  Herkunft  verzeichnet  (pno^iv 
hüttae^  eifQifxiTat  yQ€iq>ri).  Dann  heistt  es  nach  einer  Erwähnung  von 
Statuen,  welche  Apollonios  von  Tyana  geweiht  habe:  oiioiwg  di  %al 
ot  xginoSig  vmv  /fiXtpi%mv  %a%%ißtav  nal  at i(ptaat(n  6r^la& 
yga^ovöt^  di^  ^jv  alxlav  latfifSa¥  xal  %l  tfiffitt/vovtfi.  Die 
letzten  Worte  lassen  eine  Beziehung  auf  nnset  mit  Namen  bedecktes. 
Weibgeschenk  kaum  zweifelhaft. 

Soweit  aber  die  Versetzung  des  Monumentes  nach  Konstantinopel. 
Freilieh  ist  ja  an  diesen  Stellen  flberall  von  einem  Dreifnsz  die  Rede, 
wAhrend  dooh  nur  der  eherne  Untersats  nach  Konstantinopel  gebracht 
worden  sein  konnte.  Aber  wir  wissen  ans  Herodot,  dasz  dieser  ein  rfi- 
xii^rpfoq  war,  selbst  also  eine  Gestalt  hatte,  welche  allein  schon  eine  so 
allgemeine  Bezeichnung  veranlassen  konnte,  mindestens  erklaren  kann. 
Es  machen  sich  also  die  Byzantiner,  nur  in  umgekehrter  Weise,  dersel* 
ben  üofenanigkeit  schuldig  wie  die  frAher  anfgezftblten  filteren  Schrift* 


halb  in  diesen  Stellen  nicht  gedacht  werden,  weil  derselbe  ans  Athen 
oder  Heliopolis  stammte,  vgl.  Kodinos  de  signis  Const.  p.  23«.  Anna 
Komnena  Alexiad.  382.  Glykas  Annal.  IT  p.  617  Bk.  13)  Anch  in 
Bandnri  Imp.  Orient.  III  8.  42.  Üeber  das  Verhältnis  des  Kodinos  znm 
Anonymus  rgl.  die  Vorrede  des  Lambecins  8.  XIV  (ror  der  Ausg.  des 
Kodinos  von  Bekker).  14)  Darunter  befindet  sich  Delphi  zwar  nicht; 
aber  er  fügt  hinzu:  %td  and  «actov  tmv  n6Xemv  uvcftöX'qs  te  «orl  dt^.' 
ofoog  ijnafft  3taq)0Q0i  üf^lect  nucl  ^tafiata  traQce  tov  fi^ydlof^  Kaoperaw^ 
xCtov  Tttl,  Vgl.  Kodinos  de  origin.  Const.  p.  9*  itdvxtt  dl  xA  YaXxo'OQyii' 
paxu  nal  XU.  %6ava  i%  dtaqfÖQiop  xonav  %al  leoXiav  ä^Qo£atcg  fexrimv  mtI. 


518  0«  Fiiok:  du  ptolaeteebe  WeihfMcheiüi  to  KoBtUnÜtopel. 

•teller,  welohe  das  Denkmal  nur  eiDOD  Dreifosz  Bionten,  ohne,  wie  He- 
rodot  und  Paufaoias,  ausdracklicb  des  UntersaUes  so  gedeakea.  Hier 
nimmt  man  den  UnteraaU  für  das  ganze,  wie  dort  den  Dreifasi.  Dm 
steht  nichts  im  Wege —  nnd  es  ist  sogar  wahrscheinlich — anzunehnea, 
dasz  man  ein  Kunstwerk,  welches  snr  Zierde  in  Konstanlinopel  antge* 
.  stellt  wurde,  nicht  in  seiner  Yeratflmmelang  zur  Schau  brachte,  soaden 
ihm  für  den  geraubten  Theil  einen  Ersatz  gab  '^) ,  eine  Annahme  wel- 
che durch  die  Beschreibung  des  Zosimos  von  der  darauf  befiadlichea 
Apollonstatue  unCerstfllzt  wird.  Es  bedürfte  anderer  Argnmeole,  on 
eine  in  so  bestimmter  Weise  beglaubigte  Thatsache  umzostosteo. 
Solche  aber  finden  sich  nicht.  Nichts  widerspricht  in  diesen  spiterei 
Nachrichten  dem  Resultat  der  früheren;  das  einzige,  was  über  die 
finszere  BeschafTenheit  des  Monuments  ans  den  Byzantinern  entoomaiea 
werden  kann,  dasz  es  ans  Erz  bestand,  wird  durch  die  älteren  Qoel- 
len  bestätigt;  nichts  ferner  kann  die  innere  Glaubwürdigkeit  des  gia- 
zen  Ereignisses  anfechten. 

Es  sind  aber  jene  Stellen  zugleich  auch  Zeugnisse  über  seioe 
Fortdauer  bis  in  das  14e  Jahrhundert.  Alle  die  angeführten  Schrift- 
steiler  von  Eusebios  bis  Nikephoros'  konnten  als  Augenzeugen  gelten. 
AucKdasz  Niketas  Choniates  (p.  6  ed.  Wilken)  in  seiner  Aofüb- 
Inng  der  durch  die  Lateiner  zerstörten  Statuen,  in  welcher  diejeniges 
des  Hippodrom  ausführliche  Berücksichtigung  finden,  keines  ßreifones 
erwähnt,  kann  hieher  gezogen  werden  *'). 

Aber  auch  nach  dem  14n  Jh.  läszl  uns  eine  Reihe  glaubwürdiger 
Gewährsmänner  die  Existenz  des  Monumentes  durch  alle  folgeoden 
Zeiten  hindurch  von  Decennium  zu  Decennium  mit  Sicherheit  verfol- 
gen. Die  Geschichte  der  Verstümmelung  wird  uns  später  auf  sie  n- 
rückführen.  Es  genfigt  hier,  um  die  Untersuchung  durch  Nebeafrigen 
für  jetzt  nicht  zn  unterbrechen,  eine  kurze  Uebersiohl  der  wichügstes 
Erwähnungen. 

1422.  Noch  vor  der  Eroberung  durch  die  Türken  schrieb  der 
Florentiner  Christoph  Bondelmonte^^)  seine  unschätzbare  losel- 

15)  Das  umgekehrte  also  von  dem  was  Cortius  in  dem  Refent  ober 
unseren  ersten  Bericht  (Monatsber.  1856  8. 17d)  einwendet,  xnden  er  die 
Stelle  im  Pausaniae  übersieht:  ^es  läszt  eich  sehr  wol  denken,  dasi 
ConRtantinns  den  goldenen  Dreifnss  nach  Byzantion  bringen  liesxohne 
die  Basis ,  anf  welcher  die  Inschrift  stand ,  dasz  man  ihn  daselbst  eaf 
einem  nenen,  In  byzantinischem  Gesehmaek  gearbeiteten  Postamente 
aafitellte  nnd  anf  demselben  die  Inschrift  der  ursprangHohen  Basis  lueh- 
ahmte.'  16)  Einen  Plan  aus  diesem  Zeitalter  gibt  Onuphrins  Panri- 
nins  Veronensis  de  Indis  Circensibns  (in  Graevii  Thes.  antiqa.  Ron. 
t.  IX)  nach  einer  alten  Zeichnnng  ans  dem  14n  Jh.:  'Circi  sive  hippo- 
dromi  Gonstantinopolitani  ab  imp.  Caesare  Flavio  Constantino  Aogosto 
exaedificati  reliqoiae,  qnae  c e n t e s i m o  ante  anno,  quam  ea  arbia 
TarcisoccnpataeRt,  adhnc  supererant.'  Er  enthält  das  S  c  h  la  ngen- 
gewinde  nicht,  ist  aber  überhaupt  so  willkürlich  angefertigt  (aaehdie 
Spitzsäule  des  Konstantin  fehlt,  so  wie  der  Porticns,  den  wir  aus  dem 
theodosisohen  Obelisken  kennen)  nnd  stimmt  so  wenig  zn  den  Nach- 
richten des  Gyllins ,  dass  das  fehlen  unseres  Gewindes  nieht  sehr  be- 
fremden kann.        17)  Christoph.  Bondelmontii  Florentini  Über  insolanim 


0.  Friok:  das  «plataeische  Weihgescllenk  zu  Konstanlinopef.   519 

reise.  Dorf  heisxt  es  e.  65  S.  123:  ^altrs  hone  lapidem  (den  groszen 
Obelisk  des  Theodosiiis  ond  vor  dem  andern  des  ConsUntinas  Porphy- 
rogennetos)  tres  aeneos  serpentes  inunum  videmns  oribus 
apertis,  a  quibos,  ut  dicitor,  ffqaa,  vioam  et  lac  ab  eis  exibat  diebos 
lastraotinm.'^^) 

Ffir  das  Schweigen  des  Kodinos,  bei  dem  man  vergeblich  nach 
einem  Znsatz  über  den  Zustand  des  Hippodrom  nach  der  Einnahme  durch 
die  Türken  sucht,  entschädigt  reichlich  die  in  allen  Schilderungen  jener 
Katastrophe  wiederholte  Nachricht,  der  Eroberer  habe  bei  seinem 
feierlichen  Einzüge  an  eben  jenem  Monument  des  Circus  seine  Kraft 
Tersacht  and  mit  seiner  Streitaxt  den  Unterbacken  eines  der  drei 
Scblangenkdpfe  zerschmettert  (s.  Abschnitt  VI). 

e.  1520.  Aus  der  Zeit  Sul ei m ans  ein  altes  türkisches  Miniatur- 
gemilde  im  Besitz  des  Herrn  Cayol  zu  Konstantinopel,  welches  eine 
Festlichkeit  auf  dem  Hippodrom  darstellt,  der  frSnkische  Gesandte 
beiwohnen.  Es  gibt  von  allen  uns  bekannten  Abbildungen  des  Gewindes 
die  richtigste,  wenn  auch  im  übrigen  grob  und  kunstlos  (vgl.  die  Beilage). 

Mit  dem  16n  Jh.  beginnt  die  Reiselitteratur.  Den  Anfang  macht 
des  Feter  Gyllins  (f  1555)  ^topographia  Constantinopoleos'  (Lug- 
duni  Batav.  1632).  Von  Franz  I  nach  Konslantinopel  geschickt,  um 
Handschriften  zu  vergleichen,  schrieb  er  jene  Topographie,  welche 
für  alle  die  Geschichte  und  AUerlhfimer  dieser  Stadt  ba|reffenden  Un- 
tersachangen  Hauptquelle  geworden  ist  and  immer  bleiben  wird.  Fol- 
gendes ist  seine  Beschreibung  unseres  Denkmals  (II 13):  ^extat  iliam  in 
eodem  ordine  altera  colamna  aenea, 'striata  non  quidem  oanaliculis, 
ragas  matronalium  stolarum  referentibns ,  sq^  spiris  triumser- 
pentam,  interse  oircomplioatarum,  non  sursum  versus  direc- 
tis ,  sed  tortis  in  modum  tororum  (qoos  valde  eminentes  exprimnnt 
magni  fnnes)  et  desinentibns  in  cap nt  triceps  triam  serpen  tum, 
qoaram  capita  in  triqoetram  formam  disposita  longe  eminent  supra 
colnmoae  torosum  scapam.'  Gyllins  erkennt  somit  den  Dreifusz  wie- 
der; mit  ihm  lebt  die  Konde  seiner  historischen  Bedeutung  wieder  auf 
und  als  Tradition  durch  alle  folgenden  Zeiten  fort,  bis  Gibbon  in  der 
fhSher  angeführten  Stelle  in  bestimmter  Weise  die  Identit&t  desselben 
mit  dem  plataeischen  Weihgeschenk  hinstellte.  Zugleieh  sehen  wir 
aber  anch ,  dasz  die  Inschrift  erloschen  war.  So  wo!  vertraut  der  ge- 
lehrte Gyllins  mit  der  Geschichte  des  Denkmals  war,  and  so  nahe  es 
für  ihn  lag  dasselbe  sorgfältig  zu  mnstera,  nach  wenn  er  der  Ansicht 
gewesen  sein  sollte,  der  Dreifusz  selbst  habe  die  Namen  getragen  und 
nicht  das  Gewinde:  so  schweigt  er  doch  ganzlich  darüber.  Wir  können 
annehmen,  daaz  der  Hippodrom  auch  damals  schon  erhöht  war  und 
mithin  die  untere  Partie  des  Denkmals  verdeckte. 

1543.  Ein  uns  anbekannter  Yen etianer '*):  *nel  mezo  alqual 
Hippodrome  insta  una  agacchia,  che  e  una  colonna  fatta  in  forma  di 

Arcbipelagi  ed.  L.  de  Sinner.  Berlin  1824.         18)  da  Gange  zu  d.  St.:  «in 
qaibas   ttebnnt  equestres   lad!.'  19)  Yiaggi  fatti  (1543)  da  Vinetia, 

alls  Tana,  inPersia',  in  India  et  in  Costantinopoli.  Yin^gia»  Aldo.  1545. 

Jahrb.  f.  class.  Philol.  Suppl.  Bd.  III.  Hft.  4.  35 


520  0.  Frick:  das  plalaeisebe  Woiligeaolieiik  to  KoMtmtiaopel. 

ago ...,  vi  ^ana  coloona  di  bronzo  in  forma  di  serpecon 
Ire  c  a  p  i . .  . ,  et  nel  mezo  vi  h  ona  machioa  cooie  ano  Coloiso  di 
marmi  diverai  et  belli,  nella  quäle  h  intagliata  la  historia  di  lottele 
aopradette  coae'  usw.  (der  Obelisk  des  Theodoaioa). 

1554.  A.  G.  Busbeqae ^)^  österreichischer  Gesandter  nater Fer- 
dinand II.  Her  Constantinopolitanam  p.  40:  ^exstat  veteris  bippodroai 
area,  obi  gemiiii  (?)  serpentes  aeoei  visontar;  est  itidem  Ib* 
aignis  obeliscns.^ 

1578.  Sal.  Scbweigger**):  ^Ferner  eine  irdeoe(?)SiBle,eiii 
ond  einen  halben  Mann  hoch  und  drei  Spannen  dick,  dreifach  gewon- 
den,' oben  mit  drei  Schlangenköpfen,  nicht  weit  von  gemeldeter  Pyranide 
.  ..Von  ihr  die  Sage,  Mohamed  habe  von  einem  Kopf  den  onteren  Theit 
hinweggeschlagen.'  (Betgegeben  ist  eine  sehr  unförmliche  Abbildaog.) 

1643.  d'Ootremann"):  Mapid(3a(?)columna  cui  ex  lere 
fuso  snperpositns  erat  serpens  trioeps.' 

1655.  J.  Thevenot*'):  *eine  kupferne  (?)  Siole  von  dr«i 
Schi  ah  gen,  welche  sich  ineinander  wickelnd  fiber  der  Höhe 
derselben  ihre  etwas  von  einander  abstehenden  Köpfe  hio aas- 
strecken.' 

1675.  G.  Wheler'^):  *eine  hronaene  SSule  circa  14  oder  J5 
Fuss  hoch,  in  Gestalt  von  drei  Schlangen  mit  hinauirfgendeo 
Köpfen.'  Dabei  eine  sehr  wiükarliche  Abbildung,  welche  hinreicht  das 
heutige  Monument  erkennen  au  lassen,  sonst  aber  eine  völlig  verkehrte 
Vorstellung  davon  gibt. 

'^  J.  S  p  0  n  und  G.  W  h  e  1  e  r '^) :  ^ein  dreifaches  Schlangeagewiade 
TOD  Brottse ,  dessen  Köpfe  in  einen  Triangel  aasgehen.' 

1696.  A.  de  la  Motraye**)  gibt  eine  rohe  Abbildang  vos  eilf 
Gewind^en  mit  den  hinausragenden  erhaltenen  drei  Köpfen. 

Aus  dem  I8n  Jh.  mag  es  genügen  statt  aller  übrigen  J.  P.  Toor- 
nefort'^undR.  Fococke*^)  zu  oitieren:  aus  dem  l9nJ.  vcaHaii- 
mer"),  der  in  der  Vorrede  au  seinem  Werke  einen  siemlich  aasfährli* 
eben  Katalog  der  ganaen  auf  Konataalinopel  besüglichen  Reiselinerator 
aufführt,  in  welcher  fast  durchgängig  mehr  oder  weniger  ansAlhrlich 
auch  unaerea  Monnmentes  gedacht  wird.  Abbildungen  des  Eippodrom 
mit  den  Monumenten  in  sehr  kleinem  Hassstabe  geben  tu  diesem 
Zeitraum  noch  Chol  seul  Gou ff ier:  voyage.pittoreaque.  T.ll(F>n* 
1809)  S.  484  (pl.  81)  and  Pertnsier :  promenades  pittoresqaes  dam 
Constantinople  (Paris  1815)  I  S.  351. 

20)  Augerii  Gislenii  Busbeqnii  omnia  quae  exstant.   Basileae  1740. 

21)  Beyssbeschrelbung  nach  Konstantinopel  (Nürnberg  1608)  6.  123. 

22)  ConetantinopoHs  belgica,  libri  V.  Tomaci  1643.  23)  Beisen  io 
Europa ,  Asien,  Africa,  übersetzt.  Frankfurt  1693.  24)  Vojsge  de 
Dalmatie,  de  Gr&ce  et  da  Levant  (Amst.  1689)  8.  141.  25)  Voyig« 
d'Italie  .  .  et  du  Lerant  (Lyon  1678)  I  S.  234,  nebst  einer  Abbiidaog  des 
Hippodrom  mit  den  Monumenten,  unter  welchen  sich  auch  das  Gewinde 
angedeutet  findet.  26)  Yoyagea  en  Europe,  Aste  et  Afriqae  (Haye 
1727)  I  S.  216.  27)  Relation  d'un  yoyage  au  Levant  (Paru  1717] 
II  8,  228  ff.  28)  Voyage  en  Orient  1722  T.  V  S.  350  ff.  20)  Kon- 
stantinopel und  der  fiospoms  I  S.  133. 


0.  Friek:  da  platteisoho  WeüigVMliaak  so  KoaaUuilioopeL   521 


lY.  Die  Identität  des  plataeischen  Weihgesohenkee  und  des 
Sohlangengewindes  auf  dem  heutigen  Atmeidan. 

Wir  haben  die  Geschichte  des  pUtoeisohen  Weihgeschenkes  re- 
den lassen,  anabhängig  von  dem  Honament  Yon  welchem  wir  ans- 
giengen.  Sie  hat  ans  gerades  Weges  su  demselben  aarfickgefabrt. 
Nirgends  reiszt  der  Faden  der  Ueberliefernng  ab;  wo  er  ja  einmal 
schwächer  wird  oder  sich  zu  verlieren  scheint,  wie  in  den  späteren 
Zeilen  der  Byzantiner,  da  sorgen  in  den  folgenden  Zeiträumen  desto 
bestimmtere  Aussagen  dafar,  die  Erinnerung  lebendig  au  erhalten.  Was 
schon  Herodot  und  Pausanias  aber  Aussehen  und  Gestalt  des  Kunst- 
werkes mittheilten ,  eben  dasselbe  erfahren  wir  ans  dem  Munde  wie 
aas  den  Zeichnungen  von  Reisenden  spätester  Zeiten,  von.  denen  doch 
der  geringste  Theil  die  Geschichte  des  Denkmals  oder  die  Stellen 
jener  Autoren  kannte.  So  ist  die  Geschichte  des  Monumentes  selbst 
der  sicherste  Beweis  für  die  Identität  des  plataeischen  Weihgesohenkes 
mit  dem  Schlangeogewinde  auf  dem  heuligen  Atmeidan;  alle  anderen 
Gründe,  welch^  dafür  sonst  noch  beigebracht  werden  können,  sind 
dazu  nur  Erläuterungen  und  Ausführungen,  wie  alles  was  dagegen 
sprechen  möchte  nur  der  Erklärung  bedarf  und,  wo  solche  nicht  ge- 
geben werden  könnte,  nur  nene  Thatsachen  zn  begrOnden,  nicht  alte 
nmsiistoszen  vermag. 

Freilich  ist  das  heutige  Monument  kein  rQ^naQtfvog  mehr,  auch 
könnte  die  gegenwärtige  Gestalt  allein  ein  solches  Anssehen  nicht 
errathen  lassen;  aber  ein  Bruchstück  des  6inen  Kopfes  ist  erhalten, 
und  die  Geschichte  der  Verstümmelung  von  einem  ehemaligen  drei- 
häoptigen  Gewinde  bis  zum  jetzigen  Torso  kann  im  weiteren  belegt 
werden;  freilich  sprechen  Herodot  und  Pausanias  von  6inem  dgccxav 
oder  oipig^  während  das  erhaltene  Denkmal  ein  dreifaches  Schlangen- 
gewinde  ist;  aber  es  ist  schon  in  der  Beschreibung  ausdrücklich 
hervorgehoben  worden,  wie  leicht  der  Augenschein  diesen  Irthum 
hervorrufen  konnte,  dessen  sich  auch  die  neueren  Reisenden  und 
wir  mit  ihnen  immer  von  neuem  schuldig  gemacht  haben,  und  der 
sosnit  eher  ein  Zeugnis  für  die  Echtheit  als  gegen  dieselbe  ab- 
gcbea  könnte.  Endlich  schweigt  zwar  jeder  der  Reisenden  über 
die  nach  den  Zeugnissen  der  alten  anf  dem  Denkmal  eingegrabenen 
Namen;  aber  sie  mochten  schon  lange,  ehe  die  Höhe  der  Umschüttung 
die  Lesung  anmöglich  machte,  dem  bloszen  Aoge  nicht  mehr  erkenn- 
bar sein. 

Jetzt  ist  der  ^anze  Katalog  za  Tage  getreten  und  bestätigt 
die  oben  S.  513  ausgesprochene  Vermutung ,  dasz  das  Verzeichnis  der 
olympischen  Zensstatue,  welches  wir  aus  Pausanias  (V  23, 1)  ken- 
nen ,  aQch  dasjenige  des  delphischen  Weihgeschenkes  gewesen  sein 
werde. 

Die  folgende  Zusammenstellang  mag  das  Verhältnis  beider  in 
ihrer  Uebereinstimmung  wie  in  ihren  Abweichangen  besser  veran- 
sebanliohen  : 

35» 


522  0.  Friek :  das  plataeiMh»  WMbgtaoliMik  t«  KonaUatiMpeL 


I  ScUaBgenge* 

1  Lakedaemoniar 

2  Athener 
B  Korintber 
4  Tegeaten 

6  Sikyonier 
.6  Aegineten 

7  Megarer 

8  Epidaurier 

9  Orchomenier 

10  Phliasier, 

11  Troesenier 

12  Hermioneer 

13  Tiryntbier 

14  Plalaeer 

15  theapier 

16  Mykenaeer 

17  Keer 

18  Melier 

19  Tenier 

20  Naxier 
31  Eretrier 

22  Cbalkidier 

23  Styrier 

24  Eleer 

25  Potidaeer 

26  Leakadier 

27  Anaktorier 

28  Kythnier 

29  Sipbnier 

30  Ambrakioten 

31  Lepreaten 

Wir  Beben  anerst,  daaz  keiner  der  (27)  Namen  des  Paasnias  taf 
onaerm  Gewinde  fehlt ,  wol  aber  dieses  deren  4  mehr  (also  31)  auf- 
weist, nenlicb  die  der  Thespier,  Eretrier,  Leakadier  oiid 
Siphnier.  —  Von  den  Thespiern  erzählt  ons  Uerodot  (IX  30) 
Ewar,  dasz  sie  bei  Plataeae  ohne  Rüslang  erschienen  seien  (onlail 
fn>d*  ovxot  ilxov).  Und  mit  Recht  meint  Bröndstecl,  die  Art  ihrer  nach- 
trfiglichen  Erwähnung  and  der  Umstand,  dasa  sie  in  der  vorangehen- 
den Zählang  weder  an  den  onJiivai  noch  sa  den  fffiXol  gerechnet  wer- 
den, weise  sie  in  eine  besondere  Classe.  Aber  es  ist  nicht  nölbig,  und 
wäre  sonderbar,  sich  dieselben  mit  ihm  ganz  ohne  Waffen  aa  denkes. 
Ibre  Stadt  war  niedergebrannt  (Her.  VIII  50);  sie  hatten  sich  eilig 
nach  dem  Pelopoones  geflüchtet  und  erschienen  uuo  so  gnt  bewaffoeti 
als  es  den  heimatlosen  in  ihrer  Lage  möglich  war»  gleichsam  eine 


IIZettstatiebOlyliH 

pia  (Paus.  V  23). 

Lakedaemonier 
Athener 
Korinther 
Sikyonier 
Aegineten 
Megarer 
Epidaarier 
Tegeaten 
Orchomenier 
Phliasier 
Troeaenier 
Hermioneer 
Tirynthier 
Plataeer 
Mykenaeer 
Keer 
Melier 
Ambrakioten 
Tenier 
Lepreaten 
Naxier 
Kythnier 
Styrier 
Eleer 
Pottdaeer 
Anaktorier 
27  Cbalkidier 


miUtaltglcrStnlterm 
Platecae  (Herod.  IX  28). 

Lakedaemonier 
Tegeaten 
Korinther 
Potidaeer 
Orchomenier 
Sikyonier 
Epidaurier 
Troezenier 
Lepreaten 
Mykenaeer 
Tirynthier 
Phliasier 
Hermioneer 
Eretrier 
Styrier 
CballAlier 
Ambrakioten 
Lenkadier 
Anaktorier 
Paleer 
Aegineten 
Megarer 
Plataeer 
Athener 
Thespier 
Man  tineer 
27  Eleer. 


0.  Friek:  dat  plalamefca  Weibgreseheak  tu  KoMUiBtiiopel.   523 

irre^alire  Troppe,  ohne  sehwere  Rflstaiig,  ja  nicht  einmal  in  der  her- 
könmliehen  Bewaffnung  der  ^Uo/').  Niemand  aber  sagt  uns,  dasz 
sie  an  der  Schlacht  geringeren  Antbeii  genommen  als  die  grosse  Schar 
der  fibrigen  Hellenen,  welche  sich  ebenfalls  nicht  auf  der  eigentlichen 
Walstalt  befanden.  Ja  eine  freilich  nicht  gans  zuverlässige  Nachricht 
(Diod.  XI  32)  nennt  sie  mit  den  Plataeern  nnter  denjenigen,  welche, 
wie  bei  Herodot  allein  die  Korinther,  Sikyonier,  Phliasier,  sich  be- 
sonders lebhaft  an  der  Verfolgung  der  Feinde,  und  zwar  der  Thebaner 
belheiligt  bitten.  Wenn  aber  endlich,  was  aus  nnserem  Monumente 
aoafahrlicher  wird  nachgewiesen  werden  können ,  das  Weibgeschenk 
nicht  allein  jener  Schlacht,  sondern  dem  ganzen  zweiten  persisches 
Kriege  galt,  so  besaszen  gerade  die  Thespier  ein  vorzügliches  An- 
recht auf  die  Ehre  der  Nennung  um  ihres  Heldenmutes  bei  den  Ther- 
Hiopylen  willen  und  der  rOhmlichen  Ausnahme,  welche  sie  allein  mit 
den  Plataeern  nnter  allen  medisierenden  Boeotern  machten').  Somit 
kann  es  nur  befremden,  den  Namen  der  Thespier  von  Pausanias  aus-* 
gelassen  zu  sehen,  nicht  umgekehrt  sein  Vorhandensein  auf  unserem 
Gewinde  Verdacht  erregen. 

Dasselbe  gilt  von  den  zwei  nächsten  der  fehlenden  Namen.  Die 
Eretrier  stellten  bei  Plataeae  gemeinschaftlich  mit  den  Styriern, 
welche  Pausanias  auffahrt,  600  Mann,  erschienen  aber  mit  7  Schiffen 
bei  Artemision  und  Salamis,  d  h.  mit  einer  mehr  als  dreimal  stärke- 
ren Macht  als  ihre  fiberhaupt  so  viel  unbedeutenderen  Landsleute; 
wie  mochten  sie  ihnen  nun  nachgestanden  haben')  ?  —  Aehnlioh  wer- 
den zwar  auch  die  Lenkadier  mit  einem  andern  Volke,  den  Anakto- 
riern,  zusammen  genannt,  bei  Salamis  aber  von  beiden  allein  aufge- 
Tfihrt  (mit  3  Schiffen).  Wenn  somit  einmal  6iner  der  beiden  Namen 
für  beide  Völker  gelten  sollte,  so  hatten  sie  gröszere  Ansprache  als 
die  Anaktorier^).  —  Das  Gonttngent  der  Siphnier  endlich  ist  frei- 
lich das  winzigste  von  allen  (6in  Fanfzigruderer  bei  Salamis,  Her. 
Vin  47  f.),  aber  um  des  Lobes  willen,  das  ihnen  mit  den  abrigen  der 
fäof  trenen  Inselstaaten,  den  Keem,  Kythniern,  Seriphiern,  Siphniern, 
Meliern,  von  Herodot (VIII  46.66)  zuertheilt  wird,  und  wenn  man  an  die 
Belohnung  der  Tenier  denkt,  welche  doch  erst  in  der  letzten  Stunde  und 
•oeh  nur  ^ine  Triere  hinznbrachten,  vermiszt  man  ihren  Namen  ungern^). 

1)  Bröndsted  Reisen  und  Forschungen  I  S.  101  ff. ,  woselbst  eine 
Borgfältlge  Kritik  der  olympischen  Inschrift.  Da  das  ovd*  ovtoi  %tX, 
die  Thespier  in  gewissem  Sinne  doch  immer  den  'tpUotg  gleichstellt, 
80  will  er  durch  die  Inschrift  geleitet  ändern :  onXcc  Öh  ovn  (oder  ovxa) 
ovTot  bIxov,  Vgl.  jedoch  über  die  Bedeutnng  von  onXa  Weseeling  ra 
Herod.  «.  O.  und  Grote  a.  O.  III  S.  73  Anm.  47.  2)  Her.  VU  222.  VIII 
66.  Diod.  XI  9.  Paus.  X  20,  2.  3)  Her.  VIII  1.  46.  IX  28.  4)  Auf 
Bolche  Za  Sammengehörigkeit  der  Eretrier  und  Styrier ,  wie  der  Lenka- 
dier nnd  Anaktorier  beruft  sich  BrÖndsted  a.  O.  S.  108  in  seiner  Er- 
klärung der  Anslassiing;  er  vermutet  dasz  die  Namen  der  Eretrier  und 
Leukadier  sich  nicht   in  der  vorderen  Namenreihe  befanden,  sondern 

ungefähr  so:    'Ztvgisg  ntTa^EQStQtiov  Pausanias  habe  dann 

'Aifaiix6gioi  (kstä  ABvTMtdimv,      jenen     Znsats     über- 

sehen.  5)  Schon 


524   0*  Friek :  das  pUU«if  ch»  Weihgeseliiiik  m  KoosUtliBopel. 

Eine  weitere  Yergleichaog  seift  ans  aneer  VeraeiolmiB  aber  niehl 
allein  vol Istin di^er,  sondern  anch  in  einer  der  Geschichte  derWeihong 
angemesseneren  Ordnang.  Sehen  wir  von  dem  bei  Pansanias  fehlendes 
Namen  der  Th  espi er  ab,  so  stimmt  die  Rethenfolge  beider  lasehrifiea 
bis  auf  18  Namen,  d.  h.  bis  zu  dem  der  Melier,  mit  einer  eiauges 
Abweichung  vollstftndig  flberein.  Der  Name  der  Tegea  ten,  welcher 
auf  dem  Scblangengewinde  den  nichsten  Platz  hinter  den  GrossmicliteB 
der  Lakedaemonier,  Athener,  Korintber  einnimmt,  wird  von  Paosaoiu 
swischeu  den  Epidanriern  und  Orohomeniera  aufgeführt.  Die  sieb- 
folgende  Untersuchung  wird  darthun ,  dass  ein  geographisches  Priocip 
der  Aufzählung  nicht  zu  Grunde  lag;  und  wir  haben  uns  schon  jelit 
nur  der  ehrenvollen  Stellung  Tegeas  im  Bnndesheere,  so  wie  der 
Rolle  zu  erinnern,  welche  es  in  der  Schlacht  bei  Plalaeae  spielte, 
deren  Yerherlichung  doch  zunftchst  das  Geschenk  gewidmet  blieb,  on 
jene  vierte  Stelle  für  sie  geeigneter  zu  finden  als  die  achte.  GebährCe 
'den  Tegeaten  doch  eigentlich  ihrem  Siegesantheile  nach  die  Stelle 
unmittelbar  hinter  den  Lakedaemoniern  und  Athenern,  aus  der  aar  die 
Geltung  Korinths  als  Groszmacht  sie  verdringen  konnte. 

In  dem  letzten  Theile  des  Katalogs  kehrt  nur  eine  VerbiodoBg 
auf  beiden  Monumenten  in  gleicher  Weise  wieder  (Styrier,  Bleer, 
Polidaeer) ;  im  übrigen  ist  hier  die  Ordnung  auf  jedem  der  beiden  eise 
völlig  andere.  Indessen  iSszt  schon  ein  flüchtiger  Blick  in  nnsereai 
Verzeichnis  ein  bestimmtes  Princip  (nach  dem  Antheil  am  Kriege  sid 
der  politischen  Geltung)  erkennen,  wohingegen  bei  Pansanias  regelloie 
Willkür  und  ein  schwer  zu  erklärendes  Durcheinander  sofort  ia  die 
Augen  fällt. 

Es  ist  nicht  wahrscheinKcb ,  dass  die  Erzinscbrift  der  Zeasstatse 
eine  andere  gewesen  sei  als  diejenige  des  Schlangeng ewindes  in  Delphi, 
und  nichts  natürlicher  als  dasz  bei  der  Abschrift  einer  so  langen  Reihe 
von  Namen  sich  Irthümer  und  Versehen  einschlichen ,  mögen  sie  aas 
von  Pansanias  herrühren  oder  aus  späterer  Zeit.  In  keiner  Weiss  sko 
können  jene  obenein  meist  äuszerlichen  Abweichungeo  die  Beweisknft 
schwächen,  welche  des  Pansanias  so  beredtes  Zeugnis  dem  dareh  die 
Geschichte  gegebenen  Beweis  von  der  Echtheit  unseres  Denkvi'e  wei- 
ter hinzufügt.  Sie  setzen  im  Gegentheil  nur  die  innere  Wahrheit  der 
aufgefundenen  Urkunde  in  ein  helleres  Licht. 

Noch  weniger  kann  der  so  neu  bestätigte  Beweis  der  Echtheit 
durch  Fragen  anderer  Art  erschüttert  werden,  welche  nur  dann  io  du 
Gewicht  fallen  würden,  wenn  die  übrigen  Argumente  weniger  kriflig 
und  bestimmt  wären.  Dass  in  palaeographischer  Hinsicht  auch  nicht  dis 


Bröndeted  a.  O.  S.  108  hielt  es  für  nnwahrscheinlich ,  dass  das  Kamem- 
verzeichnis  des  Pausanias  die  ganze  Inschrift  der  Zensstatue  gebe.  & 
folgert  ans  dem  nonä  xov  ßd^QOv  xa  d££ta,  dasz  alle  vier  Seiten  der 
Basis  mit  Inschriften  bedeckt  gewesen  seien  und  Pausaniaa  sich  nur  mit 
der  rechten  begnügt  habe.  Da  der  Anlas z  zu  dieser  Vennatnng  (d>s 
fehlende  'EgtegitCg  und  ABvnd^toi)  wegfällt,  so  sehen  wir  keinen  weite- 
ren Gmnd  sie  anzunehmen. 


O.Friek:  das  ptttaoisehe  Weibgescbenk  su  Koostanlinopel.  525 

l^eriBgtto  Bedenken  erhoben  werden  kann,  om  die  Glanbwflrdig^kett  der 
laacbrifl  xn  verdächtigen,  ist  fraher  schon  nachgewiesen  worden.  Ja, 
wie  selbst  aoffalleode  Eigenthnmlicbkeilen  der  Schreibung  die  Unecht- 
heit  allein  nicht  beweisen  könnten,  sondern  vielmehr  zur  Erhllrnng  anf- 
forderlen,  ist  von  Boss  an  den  Irthttmern  der  ersten  Lesang  gezeigt  wor- 
den.—  Dasz  das  Gewinde  selbst  die  Inschrift  trfigt,  nicht  das  Postament 
desselben,  daran  wird  kaum  jemand  Anstosz  nehmen,  sondern  es  musz 
der  unbefangenen  Betrachtung  dies  als  das  natürlichste  und  angemes- 
senste erscheinen.  Wir  haben  Beispiele  genug,  wo  selbst  Statuen  wel- 
che Menschen  darstellten,  geschweige  die  von  Thieren  mit  Inschriften 
versehen  waren*),  und  hier  dienen  die  Schlaogenleiber  doch  eben  als 
Poslnment.  Es  ist  der  Gestalt  des  Kunstwerkes  nach  nicht  wol  glaublich, 
dann  dieses  selbst  wiederum  eine  Basis  für  sich  gehabt  habe,  auszer 
böefaatens  einige  Stufen;  ein  Beschauer  mittlerer  Grösze  hat,  wie  wir 
schon  froher  bemerkten,  den  Anfang  der  Inschrift,  die  Weihnngs werte, 
seinen  Augen  etwa  gerade  gegenüber,  wenn  er  mit  dem  Fusz  des  Ge- 
windes anf  gleicher  Flfiche  steht.  Das  war  für  eine  Urkunde,  welche 
allen  leicht  sichtbar  und  lesbar ,  ein  Document  gemeinsamen  Ruhmes 
sein  sollte,  der  geeignetste  und  zweckmSszigste  Ort.  —  Groszes  Be- 
denken erregle  einzelnen  kunstverständigen  Mie  durchaus  ungrieehische 
Form  der  gewundenen  Säule '^).  Die  Unzulfinglicbkeit  der  bisherigen 
Basehreibnngen  des  Monumentes,  so  wie  die  mangelhaften  und  schiefen 
Vorstellungen  von  demselben  konnten  solche  Zweifel  hervorrufen.  Wir 
sind  daher  frfiher  in  diesem  Punkte  um  so  ausführlieher'gewesen  und 
hoffen  dadurch,  so  wie  durch  die  beigefügte  Abbildung,  welche  zwar 
den  Reiz  der  Natnrwahrbeit  und  reiner  Vollendung  nicht  wiedergeben 
kann,  an  sieh  aber  oorreet  und  getreu  ist,  die  Bedenklichkeiten 
ia  etwas  gemindert  zn  haben.  Wir  haben  schon  oben  darauf  anf- 
Hier%8an  gemacht,  wie  wenig  die  Bezeichnung  *  gewundene  Sfinle' 
naf  das  Monument  passe,  am  wenigsten,  wenn  man  die  Vorstellun- 
gen der  spfttern  byzantinischen  Bildungen  damit  verbindet^).  Es  ist 
eine  so  vollständige  körperliche  Ausbildung  dreier  in  den  richtig- 
sten und  natnrgemfiszesten  Proportionen  sich  verschlingenden  Schlan- 
gealeiber,  dasz  ihre  nur  reliefartige  Erhöhung  über  dem  hohlen  Kern, 
welche  befremden  mag,  erst  der  nähern  Prüfung  bemerkbar  wird.  Die 
Schlangentrias,  in  welcher  die  natürlichen  Unterschiede  der  Verhält- 
nisse der  einzelnen  Körpertheile  in  ihrer  Wirkung  sich  gleichsam 

6)  Vgl.  Franz  Eiern.  8.  332,  5.  Bröndsted  a.  O.  I  S.  109.  Cic. 
Verr.  IV  43,  93.  Paus.  V  27,  1.  7)  E.  Curtius  in  den  Monatsber. 
s.  O.  S.  179.  6)  Gewundene  Säulen  aus  der  früheren  g^iechiBchea, 
jadenfaUs  nicht  byzantinischen  Zeit  zeigt  ein  Basrelief  bei  Winckelmann 
Monumenti  inediti  Th.  II  S.  201  Tf.  149;  es  ist  einem  Sarkophag  im 
Palaszo  Aceoramboni  entnommen  und  stellt  die  Scene  der  eiiripidei- 
sehen  Iphigeneia  dar,  in  welcher  Orestes  nnd  Pylades  znm  Opferaltar 
geführt  werden.  Auf  jeder  Seite  dieses  Altars  steht  eine  spiralförmig 
gewundene  S&ule,  welche  der  Form  unseres  Qewinde^  durchaus  gleicht. 
Die  Zeit  des  Reliefs  kann  nicht  nllher  bestimmt  werden,  die  Arbeit 
weist  anf  eine  der  besseren  Kunstperioden  hin. 


526   0.  Friok:  dts  plataeisebe  Weihgeseheak  ku  KonsUnCiiMpeL 

aofheben  muston  nnd  für  ein  unaufmerkiames  Aage  sa  eiDem  fkick- 
massigen  ganzen  verschwanden,  rief  die  Saulenahnlicbkeit  hervor, 
welche  von  dem  Kunstler  um  so  weniger  vermieden ,  vielmehr  geride 
erstrebt  wurde ,  weil  das  Monument  wie  eine  Säule  zum  Träger  Dsd 
Postament  bestimmt  war.  Eine  einsige  Schlange  wurde  entweder,  «q(- 
einander  gerollt,  das  uoaesthelische  Bild  jener  TabaksroUen  gegebea 
beben,  welchem  wir  auf  den  Zeichnungen  begegnen,  und  aasserdes 
ein  unnatürliches  Riesenthier  voraussetzen,  oder,  langgezogen,  die 
wirkliche  geschmacklose  byzantinische  Schneckenform  erreicht  babeiL 
Umgekehrt  ist  die  jetzige  Gestalt  also  nur  ein  Moment,  die  Feiobeit 
des  Geschmackes  an  dem  Künstler  zu  bewundern. 

Wo  aber  die  Kette  sonstiger  Beweise  für  die  Echtheit  eioet 
Denkmals  eine  so  feste  ist  wie  hier,  da  vermöchten  selbst  ganz  andere 
Bedenken ,  als  jetzt  erhohen  werden  können ,  sie  nicht  zu  spreogen. 
Jedes  eingehen  auf  dieselben  würde  uns  nur  in  eine  Menge  von  Wider- 
sprüchen mit  dem  Resultate  der  vorangegangenen  historischen  Unter- 
iuchung  verwickeln  und  uns  ohne  Noth  zu  den  eben  teuer  liebsten  Er- 
klärungen zwingen,  wie  zur  Annahme  einer  byzantinischen  Nachahmyng 
von  unerhört  künstlerischer  Vollendung,  einer  wunderbar  geschickten, 
tadellosen  Gopierung  der  doch  dann  ebenfalls,  wie  das  Denkmal,  in 
irgend  einer  —  freilich  nicht  nachweisbaren  —  Zeit  zerstörten  Ib- 
Schrift.  Es  biesze  die  gefundene  Strasze  verlassen,  um  auf  mühsamen 
Umwege  zu  einem  Ziele  zu  gelangen ,  an  welches  ein  anderer  Weg 
mühelos  hinführte,  gefundene  Thatsachen  durch  wunderbare  Hypo- 
thesen entstellen.  Zudem  ist  unsere  Kenntnis  der  Kunstgeschichte 
jener  Periode  eine  zu  beschränkte,  der  Vorrat  erhaltener  Kunstwerke 
ein  zu  spärlicher ,  als  dasz  wir  es  wagen  könnten  durch  so  dürftiges 
Anschauungen  entnommene  Gesetze  beglaubigte  Thatsachen  urnsB' 
stoszen,  und  uns  nicht  vielmehr  freuen  sollten,  sie  durch  einen  so  er- 
wünschten Zuwachs  vermehren  zu  können').  Als  solchen  nebmeo  wir 
somit  das  Denkmal  in  Besitz  und  suchen  seinen  Inhalt  als  eine»  histo- 
rischen Docnmentes  von  gröster  Wichtigkeit  nunmehr  anszuheateo. 


T.  Ausbeute  der  Entdeckimg. 

Wir  knüpfen  an  die  zuletzt  berührten  kunslhistorischeu  Fragen  ao 
und  suchen  uns  zunächst  sie  zu  beantworten.  Der  Name  des  Künst- 
lers ist  auf  dem  heutigen  Monument  nicht  zu  entdecken  und  befand  sich 
wahrscheinlich  niemals  darauf;  man  kann  ihn  kaum  anderswo  sacken  all 
am  Ende  des  Verzeichnisses  auf  den  beiden  letzten  Gewinden;  vondie^ 
sen  aber  läszt  sich  mit  Sicherheit  behaupten,  dasz  sie  unbescbriebeo 
waren.  Auch  keine  sonstige  Spur  leitet  auf  den  Namen.  Der  KfinsHef 
des  olympischen  Standbildes  war  Anaxagoras  von  Aegina*)*  ^^ 

^    9)  Vgl.  die  Bemerkungen  von  Boss  'alte  lokrische  Inschrift'  S.  Ip* 
1)  Paus,  y  2Z,2  z6  dl  uyalfia  iv  'Olvykitia  %6  dvazsd^hp  vxo  tttf 


0.  Frtck :  iBB  plataeSscbe  Weihgeseheak  ta  KoüUnliiopel.  5S7 


der  sonst  nirgr^nds  weiter  naebgewiessD  werden  kenn  und 
dessen  ÜDberühmtbeit  schoB  Paasanias  aosdrffcklieb  hervorbebt.  Ibm 
aoeb  das  deipbiscbe  Geschenk  zu-  oder  absprechen  ed  wollen  wäre 
WiltkQr.  Zweierlei  aber  können  wir  ans  dieser  Nachricht  entnehmen, 
einmal  dasz  die  an  sich  natärliche  Vennntung,  es  möchte  ein  Werk 
von  solcher  Bedeatung  einem  der  damaligen  Heroen  unter  den  Kflnst- 
lern  äbertragen  worden  sein,  einem  Kanachos,  Kallon,  Onatas,  sehr 
Iröglicb  sei ,  sodann  aber ,  dasx  man  anch  fQr  das  delphische  Welk- 
geschenk  sich  an  eine  der  grossen  Kunstschulen  gewandt  haben  werde 
(tob  Argos,  Sikyon,  Aegina,  Athen),  in  deren  Händen  damals  alle  her- 
vorragende Kunstbildung  lag.  Von  ihnen  ist  das  perserfrenndlich'e 
Argos  anssuscheiden ;  und  will  man  auf  dem  unsichern  Gebiete  der 
Hypothesen  weiter  tasten,  so  wdrde  die  spartanische  Fürsorge,  unter 
welcher  das  Werk  gefertigt  wurde,  lieber  an  das  dorische  Sikyon 
oder  Aegina  denken  lassen  als  an  Athen.  Das  dorische  Alphabet  der 
Insekrift  kann  keinen  Anhalt  gewähren ,  da  diese  unabhängig  von  der 
Kanatwerkstätte  erst  nachträglich,  wol  von  spartanischer  Hand,  Jiinsn^ 
gefagt  wurde;  aus  den  Formen  des  Kunstwerkes  selbst  aber  auf  eine 
^  der  Schulen  zu  schliessen  verbietet  uns  das  ungenQgende  Bild,  welcbea 
wir  von  der  Kunstentwicklung  jener  Zeit  uns  zu  machen  im  Stande 
sittd'}.  Das  wenige  indessen,  was  uns  aber  sie  und  ihren  Charakteir 
bekannt  ist,  stimmt  sehr  wol  zu  der  Erscheinung  und  den  Formen  UU'» 
seres  Denkmals.  Zuerst  ist  es  uns  ein  neues  Zeugnis  für  das  Streben 
jener  Periode,  auch  das  dem  sacralen  Dienst  gewidmete  zu  selbstän- 
digen Kunstwerken  zu  erheben.  Stellte  man  in  diesem  Sinne  anderen 
Dreiffiszen  auch  wol  selbständige  Gestalten  nnter,  so  gieng  man  hier 
einen  Schritt  weiter  und  machte  das  Postament  oder,  wie  wir  sogleioh 
sehen  werden,  den  Dreifnsz  selbst  zur  plastischen  Gestalt').  So  ge* 
nfifte  man  hieratischen  Traditionen  ebenso  wie  dem  fortgeschrittenen 
kanatleriscben  Bedürfnis.  Vielleicht  dasz  die  ausdrucksvolle  Bezeioh* 
nnng  bei  Herodot  6  xqCitovg  o  XQVifeog  o  inl  xov  rgirM^tfvov  oipiog 
ebensowol  anf  die  besondere  und  nicht  gewöhnliche  Gestalt  des  Drei- 
fnszes  geht  als  anf  seine  Berühmtheit  und  den  allbekannten  Standort. 


xts  rä  ig  IlXataiäg  nugiaaiv  iv  rorjj  Xoyoig,  Die  Frage,  ob  xa  ig 
nXdßxag  zu  lesen  sei,  wie  Schubart  wol  mit  Recht  vermutet,  ist  für 
unseren  Zweck  ohne  Bedeutung.  Vgl.  Brunn  Gesch.  der  griech.  Künstler 
I  S.  84,  der  es  für  zulässig  hält  auch  denselben  Namen  bei  Diog. 
Laert.  II  15  und  das  Epigramm  der  Anthologie  (Anal.  I  S.  117  Nr.  d) 
auf  unseren  Künstler  zu  beziehen.  2)  Vgl.  Brnnii  a.  O.  I  S.  81.  04. 
118.  123.  Ebd.  8.  111  wird  die  Vermutung  ausgesprochen,  dasz  dem 
Charakter  der  altattiseben  Kunst  mehr  das  totwn  ponere  eigen  gewesen 
sei,  die  aegine tische  hingegen  mehi*  Gefallen  an  der  feineren,  naturge- 
mäflzeren  Bildung  des  einzelnen  gefunden  habe.  Dann  heiast  es  weiter: 
'doch  scheint  mir  die  voigescblagene  Unterscheidung  wenigstens  so  weit 
begründet,  dasz  sie  einst  einer  genaueren  Prüfung  mit  Hülfe  anderer 
ans  dieser  Periode  erhaltener  Sculpturwerke  würdig  befunden  werde.' 
Ein  soleher  Beitrag  ist  der  kunsthistorischen  Forschung  durch  unser 
Monument  gegeben.        3)  Brunn  a.  O.  I  8.  120  ff. 


528   0.  Priek:  das  plttaenclie  WeibgeM^enk  so  KoMUnliittpeL 

SodanD  isl  der  arobabtiache  Typas  jeaer  Periode  aich  ta  aue- 
rem  SchlangeDgewiDde  nicbt  za  verkennen;  er  aeigt  sich  bei  der 
Totalanschauung  des  KonaCwerkes  und  verschwindel  bei  aiaem  aike- 
ren  eingehen  anf  die  einzelnen  Theile.  Arcbaialiseh  iet  die  etreage^ 
einfache ,  fast  nüchterne  Aoaführung ,  welche  das  Auge  darflber  n 
Uoachen  vermag,  daaz  ea  statt  äiner  Schlange  (pg>igj  d^crxoy)  eil 
dreifaches  Gewinde  vor  aich  hat ;  archaistisch  die  genan  festgehaltene 
und  doch  fast  monotone  Symmetrie  der  Glieder,  das  trotz  aller  Lebeas- 
Wahrheit  etwas  steife  und  mehr  architektonische  als  plastische  Aas- 
seheo  des  ganzen,  endlich  die  einfache  nur  anf  Natnrwahrheit  gerichtete 
Bildung  der  Köpfe,  welche  an  dem  erhaltenen  Theil  des  Rachens  reclit 
wol  erkannt  werden  kann ,  kurz  die  gebundene  Selbständigkeit  des 
Werkes.  Aber  das  alles  weicht  zurück,  wenn  man  den  einzelnen  For- 
men nachgeht,  den  Körper  jedes  einzelnen  Thieres  für  sich  verfolft. 
Dann  treten  alle  früher  hervorgehobenen  Vorzilge  und  Schönbeiteo 
lebendiger  und  ausdrucksvoller  Naturwahrbeit,  gefalligen  Oberfliesseas 
der  einzelnen  Theile  und  harmonischer  Abrnndung  so  unabweislich 
hervor,  dasz  sie  die  vor  der  Thür  stehende  KnnstvoUendung  ahaea 
lassen. 

-  Dasz  die  dargestellte  Gestalt  nur  znfalligea  Ornament  sei  ohaa 
weitere  Bedeutung,  ist  an  sich  nicht  wahrscheinlich.  Otreabar  lag  der 
Idee  des  Künstlers  die  Beziehnng  anf  den  Python  zo  Grunde,  jeaei 
aehlangenartig  gebildete  Ungeheuer,  welches  in  der  delphischen  OrU- 
aage  nnd  dem  apollinischen  Gultns  eine  so  wichtige  Rolle  spielt^).  — 
Der  Dreifuszkessel  mnsz  als  ein  Kolossalkessel  gedacht  werden,  wie 
der  am  Bosporos  ebenfalls  von  Pausaniaa  aufgestellte  Miscfakessel 
(Herod.  IV  81),  und  es  scheint  uns  mit  K.  0.  Müller')  wahrscheia- 
lieh,  dasz  er  ohne  weitere  Verbindung  unmittelbar  anf  jeaen  drei 
Köpfen  auflag,  diese  also  des  Dreifusses  Füsze  bildeten.  Zwar  sagt 
Herodot  ausdrücklich  o  XQljtovg  o  %(fvasog  o  inl  tov  TQi%a^fivov  wptog 
Tov  %ak»iov  inB{n6cig;  aber  schon  das  oipig  war  eine  ungeoaneBe- 
aeichnung  gewesen.  Aehnlich  könnte  das  goldene  Becken  aileia  hier 
TQlnovg  genannt  sein').  Eine  solche  Annahme  wird  durch  die  Yforle 
des  Pausanias  bestätigt.  Auch  er  spricht  von  einem  XQhsovg  i^ixoni 
ijtwBlfisvog  %alKm.  Aber  wenn  er  fortfahrt  ocov  fisv  dij  {fflaog  ^ 
tov  avad-rniavogy  aaov  nal  ig  iiii  Iti  v^Vy  so  wfire  das  eine  wQoderlich 


4)  Man  vergleiche  die  Uhnliche  Büdung  des  delphischen  Dracbea 
bei  Gerhard  etrusk.  Spiegel  I  76  nnd  Forchhammer:  Apollos  Ankunft  in 
Delphi  (Kiel  1841).  Dort  erscheint  Delphi  personificiert  als  eine  jogend- 
lich  männliche  Figar  mit  einem  Delphin  in  jeder  erhobenen  Hand.  Der 
Leib  dieser  Figur  geht  in  zwei  sich  verschlingenden  Schlangen  auf« 
welche  dann  nach  verschiedenen  Seiten  anebiegend  (wie  die  drei  Kopf« 
unseres  Monumentes)  sich  ateil  wieder  aufrichten  und  in  bärtlgea  mit 
Klimmen  versehenen  Köpfen  auslaufen.  Auch  der  erhaltene  Rest  an- 
serer  Köpfe  erinnert  an  die  Bildung  eines  Delphinrachena.  Man  ver- 
gleiche besonders  die  Vorderansicht  der  beigefügten  Zeichnung.  5)  la 
Bötiigers  Amalthea  I  S.  124.  6)  Wie  U^rig  XQinovg  bei  Aescbylos 
Fr.  1  Ddf.;  vgl.  K.  O.  Müllers  Arch.  §  299,  9. 


0.  Friak:  dM  plataoliA«  Weil^rMA«ik  ib  KoaitaBlioopel.  529 

breit«  UnaolireibOBg  fflr  öm  Postamonl.  BmU  nd  DreiCus  liessei 
sich  eben  aiehl  treonen;  wihrend  die  eriten  Worte  eaf  den  goldenes 
Kessel  geben ,  meint  er  mit  dem  folgenden  Zaeats  das  eberne  GeateU. 
Daher  ferner  erklärt  es  sich,  wenn,  wie  schon  frOher  bemerkt  wurde, 
die  Bysantiner  das  Postament  immer  einen  Oreifasx  nennen ;  und  darauf 
Dia^  sich  endlich  auch  der  seltsame  Zusatz  ^«A^uxcov  xaxiuißmv  an  der 
angefahrten  Stelle  des  Anonymus  ^)  beziehen.  Kuxnaßog  oder  xannaßti 
ist  eigentlich  ein  Kochgeschirr  und  bezeichnet  nach  Pbotios  p.  125  s.  A. 
eioeo  Tiegel  mit  drei  FOszen;  mitbin  trennt  hier  der  Anonymus  den 
Dreifosz  von  seinem  Kessel  und  hat,  wie  Pansanias,  nur  den  dreifusz- 
artigen  Untersatz  im  Gegensatz  zum  geraubten  Beoken  im  Sinne.  — 
Der  erhaltene  Rest  des  Kopfes  gestattet  bestimmte  Folgerungen  nicht; 
er  ist  Bwar  an  den  gewölbten  Augenbranen  merklich  abgeplattet;  eine 
fdrmliehe  Vertiefung  oder  Oeffnung  aber  zur  besseren  Befestigung 
etwa  der  Fäsze  des  Dreifoszes  befindet  sich  nicht  darauf^). —  Yon  der 
in  byzantinischer  Zeit  vielleicht  mit  ihm  verbundenen  Apollonstaina 
ist  sehen  oben  S.  bl6  L  die  Rede  gewesen. 

Endlich  gehört  zur  Reconslruction  des  ganzen  Denkmals  auch 
die  Frage  nach  der  Stelle  des  Epigramms.  Man  könnte  glauben,  die 
Sparen  der  Ausmeiszelung  mflsten  sieb  erhalten  haben,  und  allerdings 
hatte  das  erste  Referat  (Monatsber.  a.  0.  S.  172)  in  diesem  Sinne  auf 
denlliobe  Spnreir  einer  Art  von  Absehieifung  hingewiesen ,  'indem  der 
Rfieken  der  I3n  Windung  merklich  abgeplattet  erscheine'.  Wir  musten 
aber  auch  sobon  damals  hinzufügen  *dasz  Spuren  einer  erneuten  In* 
schrifl  (etwa  von  dem  Epigramm  des  Diodor)  nachzuweisen  ebenso 
unmöglich  sei,  wie  das  Gegentheil  festzustellen,  dasz  die  Fläche  nnbe* 
sehrieben  gewesen  sei'.  Später  befestigte  sich  unsere  Ansicht.  Auch 
die  Nachträge  (areh.  Ans.  a.  0.  S.  321  *)  halten  an  den  Sparen  von  der 
Vertilgung  des  Epigramms  des  Paosanias  fest:  'die  erwähnte  Ab- 
plattang  ist  nicht  zu  verkennen;  die  Fläche  des  13n  Gewindes  tritt 
gegen  die  der  Qbrigen  merklich  snrttck.  Die  Risse  und  Einschnitte 
daselbst  geben  gleichsam  den  handgreiflichen  Commentar  zn  den 
Worten  des  Thakydides  (Igexoila^av)  und  des  Cornelias  Nepos 
(e^seulpserutuy  nsw.  Die  genauere  und  vollständigere  Prüfung  der 
Zeugnisse  hat  aas  jetzt  anderer  Ueberzeugung  gemacht.  Sie  weisen, 
wie  aus  der  obigen  Zusammenstellung  (S.  506  A.  19  u.  20)  hervorgeht, 
das  Bpigramm  abereinstimmend  dem  Dreifnsz  zu;  das  ist  aber  der 
bisherigen  Untersuchung  nach  der  Kessel.  Hält  man  dieser  Annahme 
entgegen,  dasz  auch  an  jenen  Stellen,  wie  frflher  zuweilen,  das  Wort 
xQbeovg  die  weitere  Bedeutung  des  Postamentes  habe,  so  läszt  sich 
erwidern,  dasz  dem  Pansanias  solche,  damals  noch  viel  deutlichere 
Spuren  einer  Vertilgung  schwerlich  würden  entgangen  sein.  Dazu 
kommt  dasz  man  das  Epigramm  wol  schicklicher  auf  dem  vierzehnten 

7)  Bei  KodinoB  de  signis  Constant.  p.  30  6(ioü»g  dh  »ai  of  tifhco- 
Seg  xtSv  ^ilfpi%£p  nann^mv  xal  at  iqfixnot  axtiXat  yQwpovct  öl*  ^tr 
ahiav  iüTfiüciv   xal  ti  CfifuUvotaiv.  8)   Darnach    zu  berichtigen 

Monatsber.  a.  O.  8.  180. 


530  O.Friek:  dn  plttaeisdi^Weilifcsdieiik  n  Kmurtttotiiopel. 

Gewinde  snelien  sollte  als  anf  dem  sebon  etwas  besebrlnkten  Rmm  des 
dreixebnten ,  und  dass  es ,  wenn  es  in  denselben  Cbaraktereo  wie  die 
Insebrift  gescbrieben  war,  Ober  jene  fragUcbe  etwas  abgeplattete  Stelle 
betrficbtlich  hiltte  binausreicben  und  die  ganse  Hinterseite  des  Gewis- 
des  bedeeken  müssen;  diese  trfigt  jedoch  keinerlei  Anseiehea  eioer 
Verletz ang  an  sich.  Andere  Erklärangsgrfinde  aber  fflr  die  jetzigen 
Botstellungen  liefert  die  Geschichte  des  Monumentes  und  ihr  Schicksal 
in  reichem  HasEe. 

Die  weitere  Ergfinaung  des  Torso  and  die  nihere  Art  nnd  Weise, 
wie  er  oben  in  den  Köpfen  aaslief,  masa  dem  Ermessen  des  eiatelnen 
Itberlassen  werden;  was  aus  den  vorhandenen  Theiien  geschlossee 
werden  kann ,  ist  in  der  Besehreibnng  berührt  worden  *). 

Wir  wenden  uns  zur  näheren  Kritik  der  Inschrift.  Der  frabereo 
palaeographischen  Würdigung  derselben  können  wir  nunmehr  das  Di- 
lom  hinzufügen ,  und  auf  dieser  Möglichkeit  beruht  die  grosse  Bedeo- 
tnng  der  Wiederaufflndung  dieser  Inschriften  für  die  grieehische 
Palaeographie.  Denn  die  Zahl  der  obronologiseh  bestimmbaren  Urkni- 
den ,  nach  welchen  man  das  Alter  der  verschiedenen  Gestaltoagen  des 
hellenischen  Lapidaralphabets  feststellen  kann,  ist  eben  für  die  frflkeni 
Zeiten  noch  sehr  klein.  Sie  erhfilt  durch  diese  Weibinschriftea  einen 
sehr  erwünschten  Zuwachs'®).  Der  Schlaehttag  war  der  dritte  oder 
vierte  Bo€dromion  (25e  September)  des  Jahres  479"}.  Einige  Honsle 
mnslen  mit  der  Ausführung  des  Kuostw^rkes  und  seiner  Anfstetlong 
hingehen;  immer  aber  fiel  sie  noch  in  das  Jahr  479,  und  es  kins  mit- 
hin  die  Inschrift  als  ein  Specimen  dorischer  Lapidarschrift  ans  Ol.  76,3 
angesehen  werden. 

Dasz  die  Inschrift  nicht  allein  die  Kampfer  von  Plataeae  ver- 
zeichne,  sondern  auch  auf  Salamis  und  Artemisien  Bezug  habe,  ist 
schon  aus  der  Geschichte  unseres  Monumentes  ersichtlich  geworden. 
Es  bleibt  uns  übrig,  den  Beweis  dafür  aus  unserer  Urkunde  selbst  in 
vervollständigen.  Er  wird  durch  den  Vergleich  mit  dem  Katalog  ge- 
führt ,  welchen  uns  Herodot  (IX  28)  über  die  Mitstreiter  bei  Plitseae 
aufbewahrt  bat.  Wir  haben  ihn  schon  oben  S.  522  cor  Erginiong  des 
Verzeichnisses  der  olympischen  Statue  benutzt  nnd  die  grössere  ^nrer- 
Ilssigkeit  unseres  Documentes  im  Vergleich  zu  Pausanias  aus  ihm  nach- 
weisen können.  Die  Vergleichung  mit  unserer  Inschrifl  zeigt  oas  aof 
dieser  einmal  sämtliche  Namen  des  Herodot  mit  Auenahme  der  Paleer 


0)  Pittakis  a.  O.  am  Schluss  spricht  von  einem  Postamest  ans 
parlschem  oder  pentellschem  Marmor;  dabei  liätten  Tropaeen  der  drei 
Bohlachten  von  Artemision,  Salamis  nnd  Plataeae  gestanden.  Wir  wiastn 
nur  von  dem  Öfter  genannten  ApoUonbilde  für  Artemision  und  Salamis, 
welches  in  der  Nähe  stand  (Paus.  X  14).  lieber  die  ünwahrscheinlidi- 
keit  eines  eigenen  gröszercn  Postamentes  für  das  Gewinde -Postament 
selbst  haben  wir  uns  schon  oben  geäussert.  10)  Boss  a.  O.  8.  267. 

Dasz  er  irrt,  wenn  er  im  folgenden  ihre  Ansfühning  in  die  Zeit  der  Yet- 
folgnng  des  Pausanias  setzt,  ist  früher  schon  bemerkt  worden.  lO 
Vgl.  Plut.  Cam.  19.  Arist.  19.  K.  F.  Itermann  gr.  St.  A.  §  63,  Q  mit  der 
BeriohtigoDg  bei  Grote  s.  O.  III  S.  148  Anm.  97. 


0«  Friok:  da»  plataeis«be  WeihgeselieBk  su  Koostaiitiiiapel.  531 


uid H a  0 1  i  n «er,  aber  noch  abendieaalben  fOaf  laaelrdlfcer  melir,  weleba 
aaah  Fausanias  aof  seiner  Staloe  fand  (Keer,  Melier,  Tenier^ 
Naxier,  Kythnier),  and  endlich  die  weder  von  Uerodot  noch  von 
PanaaniaB  anfgefflhrten  Siphnier. 

Um  nil  jenen  Insel  Völkern  an  beginnen,  so  erk\&rt  Bröndsted 
(••  0«  8.  lOi  ff.)  ihre  Auslassung  bei  Herodot  dadorcfa,  dasx  dieser 
B«r  diejenigen  Völker  anfsahle,  welche  Hopliten  gestellt  hatten.  Wahr« 
seheinlich  hätten  dann  jene  fünf  ausgelassenen  Inseln  des  aegaeischea 
Heeres  nur  Leichtbewaifnete  sugefahrt,  die  Herodot  seinem  Plane  nach 
aaaüeaz,  das  Denkmal  aber  verewigte;  und  es  wQrde  das  fehlen  ihrer 
Naasen  um  so  leichter  erklärt  werden,  wenn  man  sich  dächte  dass  sie 
nicht  als  selbständige  Corps  auftraten ,  sondern  sich  ihren  stanunver« 
wandten  Völkern  (den  Athenern,  Styriern,  Lakedaemoniern)  so  an* 
schlössen  wie  diePotidaeer  den  Korinthern.  Aber  schon  Grote(a.O.Ul 
S.  128)  erinnert,  dasi  es  befremden  mdsse,  ans  der  Inschrift  des  Fan- 
saniaa  von  der  Theilnahme  jener  Inselvölker  am  Kampfe  von  Plataeae 
an  hören,  wenn  man  bedächte  dasz  zur  selben  Zeit  sich  auch  die 
griechische  Flotte  im  Dienst  befand,  mit  welcher  sich  jene  immer  sehr 
kleinen  and  wol  kanm  theilbaren  Contingente  lieber  würden  vereinigt 
haben.  !Nnn  ist  jene  Erklärung  wol  ein  scharfsinniger  Nothbehelf ,  die 
andere  aber  weit  näher  liegend,  aa  sich  schon  wahrscheinlicher  und 
durch  die  delphische  Inschrift  aufs  neue  nahe  gelegt,  dasz  nemlich  das 
Weibi^eschenk  nicht  allein  dem  Siege  von  Plataeae  galt. 

Des  ausdracklichen  Zeugnisses  dafür,  welches  in  der  Geschichte 
des  Ionischen  SohifTes  und  seiner  Belohnung  für  das  äberlaofen  an  dem 
verhingnisvolien  Vorabend  der  salaminischen  Schlacht  von  Hero- 
dot aelbst  gegeben  wird,  ist  mehrfach  schon  gedacht  worden.  Die 
übrigen  vier  Völker  (Keer,  Melier,  Naxier,  Kythnier)  werden  in  aller 
Form  anter  den  Streilkräften  bei  Salamis  mit  verzeichnet  (Her. 
VIU  46),  die  Keer  ausserdem  auch  unter  der  Flotte  bei  Artemi- 
sion (VIII  1),  und  auch  die  anderen  müssen  sich  spälesteus  gleich 
nach  jenem  Treffen  für  die  griechische  Sache  erklärt  haben  (VIII  46. 
6ö).  Bben  dasselbe  gilt  auch  von  den  auf  unserer  Inschrift  neu  hinzn- 
kommenden  Siphniern  (VIII  46.  66).  Ein  Weihgeschenk  für  Fla- 
taeae  and  Salamis  aber  nannte  schon  der  Redner  gegen  Neaera 
in  den  bestimmtesten  Ausdrücken  den  delphischen  Dreifusz^');  und 
keines  der  übrigen  Zeugnisse  tritt  dem  in  bestimmter  Weise  entgegen« 
Es  liegt  in  ihnen  entweder  nnr,  dasz  das  C^pscbenk  von  der  plataei- 
schen  Beute  herrühre  ^') ,  oder  sie  gedenken  Plataeaes  nidit  einmal 

12)  §  97  p.  1378  Sv  of^XXrjvsg  ot  avfifiaxsadfitvoi  t^v  TlXcttaiuai 
{laxfi^  ytal  t^v  iv  SaXctfiivi  vavpLaxCav  vavfiaxij<favTfg  xoiv^  non^adfis^ 
voi  dv4»7jitav,  13)  Her.  IX  81.  Diod.  XI  33.  Fans.  X  13,  ö.  Fast  mit 
denselben  Worten  nennt  dieser  V  23,  1  die  olympisohe  Zensstatue  ein 
plataeiachea  Weihgeschenk  trotz  der  unmittelbar  darauf  folgenden  Na- 
men, die  schon  er  anmöglich  alle  auf  Plataeae  beziehen  konnte.  Diodor 
a.  O.  erwähnt  die  Weibgeschenke  bei  Plataeae  nnd  bespricht  gleich- 
zeitig damit  die  Ehren ,  welche  im  allgemeinen-  den  im  ganzen  persi* 
sehen  Kriege  gefallenen  zutheil  wmrden. 


532  0.  Friok :  das  pltlaeiMhe  Weiligeseheiik  m  Koosteatiiopel. 

Qod  sprechen  Dor  gsns  sllgenein  von  einer  ErsUingsgabe  derjcaifeg 
Hellenen,  welche  die  Barbaren  vernichtet  bitten  *^).  Wie  eodlieii  sieh 
dem  ganzen  Verl  auf  jener  Schlacht  in  Grunde  nur  die  LakedieiaoBier, 
Athener ,  Tegeaten  nnd  höchstens  aacb  die  Korinther ,  Megarer,  Pktii- 
sier  ein  Anrecht  gehabt  bitten,  auf  einem  Weihgescbenke  far  dea 
plalaeischen  Sieg  genannt  sn  werden,  wie  natörlicb  nack  d«o 
darauf  folgenden  Begebnissen  und  der  Geschichte  des  ersten  DistichoM 
eine  Aendernng  der  nrsprflnglichen  Bestimmung  war,  ist  an  Miien 
Orte  nSher  nachgewiesen  werden. 

Dagegen  macht  freilich  Plntarob  in  seiner  polemiscbea Schrift 
gegen  Herodot  (c.  42)  gerade  aus  unserer  Inschrift  den  umgekebrleo 
Schluss,  dass  Herodot  falsch  berichtet  haben  müsse,  wenn  er  nar  eise 
so  geringe  Anzahl  von  Griechen  an  der  Schlacht  theileehmea  laste. 
Es  hat  aber  seine  Schrift  noch  in  keinem  Punkte  die  GlaubwOrdigküt 
Herodots  erschflttern  können.  Und  hier  würde  es  sich  nicht  alleio  on 
einzelne  Ungenanigkeiten  des  Historikers  handeln,  sondern  aaieine 
vollständig  uuwahre  und  entstellte  Schilderung  des  ganzen  Herguges 
der  Schlacht.  Es  zeugt  eben  nur  von  der  gehässigen  Befangenkett 
jener  Schmfihschrift,  wenn  sie  sich  gegen  andere  Erklärungen  desUn- 
Standes,  weshalb  die  bei  Plataeae  nnthltigen  Griechen  mit  aaf  den 
Denkmal  verzeichnet  sein  konnten,  verschlosz.  So  findet  auch  er  dii 
Kythnier,  Siphnier  und  Melier  in  dem  Verzeichnis,  und  es  filll  ibn 
bei  diesen  doch  nicht  auf,  dasz  Herodot  ihrer  in  dem  so  geosaen  Ver- 
zeichnis der  Mitstreiter  gar  keine  Erwähnung  thnt. 

Wichtiger  sind  die  anderen.  Gründe,  welche  Piutarch  gegen  die 
Glaub wflrdigkeit  des  Herodot  beibringt,  weil  sie  auch  in  der  Biogripkie 
des  Aristeides  (o.  19)  geltend  gemacht  werden.  Auch  hier  wondert 
er  sich ,  dasz  Herodot  die  Theilnahme  am  Kampfe  auf  eine  so  kleine 
Anzahl  beschränke,  während  die  Menge  der  gefallenen,  wie  ferner  die 
Ehrenmäler  (fivrifiatd)  und  endlich  die  Inschrift  am  Altar  dee  Zees 
Eleutherios  auf  der  Walstatt  das  Gegentheil  bezeugen.  —  Die  Ver- 
schiedenheiten in  den  Zahlenangaben  Ober  die  Verlaste  erklireo  sick 
aber  aus  der  Geschichte  der  Sohlacht;  sie  sind  bei  Herodot  an  ge- 
ringsten, weil  er  nur  den  Haupttag  im  Sinne  hat,  bei  Plulareä  (1360) 
und  Diodor  (10000)  bedeutender,  weil  sie  den  Verlust  derfrAkereo 
Gefechte  mit  einrechnen,  der  letztere,  so  weit  er  hier  Beräckeieblignsg 
verdient,  wol  auch  die  gefallenen  Heloten  mitsählt^^). 

Ueber  die  Grabmälar  verbreitet  sich  der  Kritiker  Herodots  lo»- 
fahrlicher.  Herodot  nennt  uns  drei  Grabmalen  der  Lakedaenonier, 
eines  fGr  die  Eirenen,  eines  ffir  die  Sparliaten,  eines  ffir  die  Heloten; 
auszerdem  überliefert  er  uns,  dasz  die  Tegeaten  und  Athener  jede  ein 
besonderes  errichteten  und  dasz  endlich  die  Megarer  nnd  Fhlinsier 
fttr  ihre  gefallenen  Reiter  ein  gemeinsames  erhielten.    Die  ührlgen 


14)  Her.  VIU  82.  Thnk.  I  132.  Pen«.  X  14.  15)  Her.  IX  f- 
70  vgl.  86.  Plnt.  Arist.  19«  Oiod.  XI  33.  Duncker  Qesch.  d.  Alt  lY 
8.  846  Anm.   Qrote  a.  O.  Ul  S.  142. 


0.  Friek :  das  plataoisebe  Weihgesehenk  sa  KoBsUBtiiiopel.  538 

firabniler  aber,  welcbe  man  anf  dem  Seblachlfelde  noch  zeige,  aeieo 
leer  aad,  wie  er  höre ,  erst  spiter  ron  den  Griechen  om  der  Naebwelt 
willen  aos  Scham  aber  ihre  Entfernang  von  der  Schlacht  aofgertcbtel. 
So  sei  ein  angeblich  aeginetiscfaer  GrabhAgel  erst  sehn  Jahre  spiter 
Bof  VeranstaÜang  der  Aegineten  and  durch  Vermittlung  eines  plataei- 
sehen  Bargers  aufgescböttet  Gegen  solchen  Vorwarf  erhebt  sich  nan 
Pltflarch,  ohne  jener  Beschaldigang  doch  anders  entgegentreten  zu 
können  als  durch  die  Berufung  auf  das  Namensverzeichnis ,  welches 
dasselbe  beweise  wie  die  Grabmaler.  Den  Gegenbeweis  bleibt  er 
sohnldig  ").  Die  Nachricht  des  Herodot  ist  freilich  merkwflrdig, 
aber  doch  so  bestimmt  und  sogleich  so  vorsichtig  mitgetheiU  (mg 
nüv^ttvofiai,  mg  axovm),  dasz  man  nicht  Grand  hat  sie  verdächtig 
m  finden.  Leicht  findet  sie  auch  eine  andere  Brklfirung  als  eine 
Bolche,  welche  mit  den  glaubhaftesten  Zeugnissen  im  Widersprach 
steht.  Pausanias  erzShlt  uns  nur  von  drei  GrabhQgeln,  einem  der 
Lakedaemonier ,  einem  der  Athener,  einem  gemeinschaftlichen  der 
flbrigen  Hellenen.  (Strabo  weiss  nur  von  einer  xatpri  Sfifioöüx.)  Nur 
eise  kleine  Anzahl  von  Grabbageln  —  das  geht  trotz  ihrer  Wider* 
ipruche  aus  beiden  Angaben  hervor  -—  war  bedeutend  und  in  die 
Angen  fallend,  die  anderen  entweder  anbekannt  oder  angezweifelt. 
Noefaten  diese  nun  den  Verluslen  aus  den  dem  eigentlichen  Siegestage 
vorangehendien  Gefechten  gelten  *')  oder  in  dem  Wunsche  errichtet 
sein,  die  Nachwelt  wissen  zu  lassen,  dasz  die  betrelTenden  Völker 
wenigstens  auf  dem  Scblachtfelde  waren  ^^)-— immer  ist  es  ein  interes- 
santer Beitrag  zur  Kenntnis  der  früher  besprochenen  Stimmung  bald 
naeh  der  Schlacht,  des  Haders  Aber  den  Siegesantheil ,  ffir  den  es 
keine  willkommnere  und  natarlichere  Lösung  gab  als  jene,  weldie  die 
Arroganz  des  Pausanias  herbeifahrte.  Und  indem  wir  so  an  dem 
Zeugnis  des  Herodot  festhalten,  haben  wir  Grund  desto  sicherer 
KD  sehlieszen ,  dasz  Staaten ,  welche  aus  Scham  aber  ihr  Verhalten  in 
jener  Schlacht  zu  solchen  Mitteln  griffen ,  unter  den  Siegern  von  Pia- 
laeae  nicht  genannt  sein  konnten. 

Bndlich  das  Epigramm  an  dem  Altar  des  Zeus  Elentherios").  Un- 
nögUcb,  meint  PInlarch  (Arist.  19  und  de  mal.  Herod.  42),  bitte  man  in 
ihm  die  Hellenen  als  gemeinsame  Sieger  auffahren  können ,  wenn  nur 
<irei  Staaten  bei  Plataeae  gestritten  halten.  Aber  einmal  besagt  auoh 
diese  Inschrift  nicht  mehr  als  so  viele  unserer  früheren  Stellen ,  wenn 
>ie  in  allgemeiner  Weise  die  Schlacht  bei  Plataeae  als  das  eigentliche^ 

16)  Vgl.  Lahmeyer  a.  O.  8.  77.  17)  Duncker  a.  O.  IV  8.  846. 
18)  Qrote  a.  O.  III  8.  145  A.  89. 

19)   tövSb  Tcod'*  '*EXXrjvtg  vCurig  xpara,   Spyo»  "Aqriog, 
tvtoXiMo  "tlfvxrjg  Xijfiati  nEi^ojisvotf 
nigüDig  iieXdoavtsg  iXev^i^oi  'EXXddi  %oiv6v 
CSgvcavTo  diog  ßmfiov  'EXev&fgiov. 
Vgl.  Pkt.  Anst.  19.    Antb.  Pal.  VI  60.    Der  Scholiast  zu  Herod.  IX  85 
aweifelt  an  der  Echtheit,  weil  Herodot  desselben  nicht  gedenke.    Aber 
dieser  spricht  auoh  nicht  vom  Altar,  dessen  Existens  nicht  bestritten 
Verden  kann,    * 


834   0.  Friok:  das  plttaoisefae  Weihgeschettk  tn  KoaMaotMopel. 

Befreiongswerk  der  (gesMiteo)  HelleDeo  vom  penisehen  Mk$  be- 
seiohneii.  Sodano  wird  der  Altar  gar  niobt  eio  gemeinsanea  Geieheak 
von  dem  befreiteo  Griechenland,  sondern  nur  ein  solches  für  daiselbe 
genannt.  Uod  wollte  man  das  alles  nicht  gelten  lassen,  sestiadeji 
nichts  im  Wege  auch  diese  Inschrift  in  die  Zeit  der  Uminderao;  des 
Dreifnss- Epigramms  zo  seteen  und  ihr  dieselbe  Beziehang  sa  gebea 
wie  jenem.  Denn  wenn  das  Opfer  ffir  den  Zeus  Elentherios  aof  den 
Markte  inPlataeae  auch  unmittelbar  nach  der  Schlacht  stattfand  (Tbok. 
U  71.  Pliit.  Arist.  20),  so  war  der  Altar  damals  nicht  sogleich  herge- 
richtet, um  so  weniger  als  nach  den  Worten  des  Pausanias  damit  aoch 
die  Errichtung  einer  Slatne  des  Zeos  verbunden  war'^).  Mithio  isl 
auch  dieses  Epigramm  in  beiden  Pillen ,  mochte  es  vor  unterer  Id- 
Schrift  geschrieben  sein  oder  gleichseitig,  nur  eine  Bestiligang  mehr 
fttr^die  bisherigen  Resultate  unserer  Untersnchuag.  Eine  willkarlicbe, 
durch  nichts  als  noth wendig  geforderte  Erklärung  einiger  BafTalieo- 
der  Angaben  des  Herodot  — -  das  also  ist  der  Kern  dieser  Kritik,  and 
ihre  Consequeni  eine  Reihe  gane  anderer  Bedenken  als  die  von  ihr  bei 
Herodot  aufgesparten. 

Es  fragt  sich  jetct  sweitens,  wie  erkUrt  sich  die  Anslassoa^  der- 
jenigen Namen,  welche  zwar  in  dem  mitgetheüten  Verzeicho»  dei 
Herodot,  nicht  aber  ia  unserer  Inschrift  standen,  der  Ha n tineer  ood 
P aleer,  und  sind  ferner  ans  nicht  noch  sonst  Namen  von  Staates  inr- 
behalten  als  Theilnehmern  an  den  Siegen  von  Salamis  uad  Arte- 
mision,  deren  Abwesenheit  auf  unserem  Denkmai  Bedenken  erregen 
mfiste? 

Beantworten  wir  uns  die  zweite  Frage  zuerst,  so  trefTea  wir 
allerdings  fdr  Plataeae  noch  auf  den  Namen  der  Pale  er  (Her. 
IX  28),  für  Salamis  auf  diejenigen  der  Seriphier  oad  Kroto- 
niaten  (VHL  46),  fttr  Artemision  aber  auf  die  der  opantisebeD 
Lo  k  r  e  r  und  L  e  m  n  i  e  r  (VIII  1.  11.  82).    Hatte  sich  nun  scboa  bei  der 
ersteo  Revision  der  Inschrift  der  früher  auszerdem  noch  vtrmMt 
Name   der  Tegeaten  aufgefunden'^),  so  lag  es  nahe,  laeh  diese 
Namen  noch  an  irgend  einer  Lflcke  der  Inschrift  zu  vermotee.  Als 
solche  wurden  schon  in  dem  Nachtrag  gleichzeitig  mit  der  AaflFodoii^ 
der  Tegeaten  die  Stellen  unterhalb    des  EQxoiueviot,  ^tcia^i 
nnd  EQiiiOvsg  bezeichnet.    ^Es  scheint  wahrscheinlich'  beistt  ei 
daselbst  (arob.  Anz.  S.  218*  f.)  ^was  früher  nicht  behaoptet  werden 
konnte ,  dasz  auch  unter  dem  Egxofuvtot  der  lOn  ond  dem  Stömi9 
der  8n  Windung  ein  Name  gestanden  habe;  jetzt  wOrde  es  Wiilbdr 
sein ,  wollte  man  aus  den  mancherlei  Rissen  und  Strichen  die  fehleo- 
den  Namen  herauslesen.   Bestimmt  aber  ist  unter  dem  t  der  EQfuovi; 
des  9n  Gewindes  ein  t  erkennbar ;  vielleicht  ist  hier  der  Name  M(t*' 
Ttveg  verborgen,  dessen  Buchstabenzahl  der  daraberstehendao  gemn 


20)  Paus.  IX  2,  4  ov  noQqta  dl  dno  xov  noi90v  tSv  ^BUiiwr  ^»of 
iütiv  *El8v9'$oii}v  ßeofidg  *  tovtovs  (ihv  dij  xalnov ,  %ov  diog  <9h  ^"^^* 
ßaiiov  «ttl  xo  ayaXfia  inotticav  livnov  U^ov,  21)  Vgl.  Honataber* 
S.  173  ff.  und  arch.  Ans.  S.  218*. 


0.  Friek :  das  plttamebe  Weihgeseheak  ss'Konstaiiliaopel.    535 

enlipreckev  wflrde.'  Anoh  Detbier**)  war  unserer  Ansicbl,  wikrend 
PiUaki«  daräber  sebweigt.  UDterdeasen  batte  der  Gang  der  gegen» 
wirtigen  Untersuebung  ons  an  jener  Entdeckung  irre  gemacbt  We«. 
der  die  Geacbicbte  des  Krieges  noch  die  sonstige  Znsanunensetsong 
der  Inschrift  schien  sieb  mit  solchen  Lacken  yereinigen  sn  lassen. 
Wir  wandten  uns  daher  noch  einmal  nach  Konstantinopel.  Herr  Dr« 
Delbisr  unterzog  sich  mit  der  grösten  Bereitwilligkeit  sofort  einer 
Deoen  Revision,  deren  Resultat  wir  schon  oben  S.  495  Anm..  24  mitg»« 
tfaeilt  haben.  Es  bat  unsere  neu  gewonnene  Ueberseugung  nur  be- 
festigen können. 

Drei  Stellen  nur  (das  können  wir  aus  genauester  Autopsie  noC 
das  bestimmteste  rersichern)  kommen  bei  einer  etwaigen  Auafalluag 
in  Betracht  und  können  den  Verdacht  Ton  Lücken  erregen.  Sechs 
Bewerber  treten  fflr  sie  auf:  die  Paleer,  Man  tineer,  Seriphier« 
Lennier,  opuntischen  Lokter  und  Krotoniaten;  »her  nicht 
alle  diese  Namen  haben  gleiche  Ansprache,  ja  von  einigen  würde  ea 
mehr  befremden  sie  genannt  sn  sehen,  als  es  auffallen  kann  wenn  sie 
fehlen. — Die  Krotoniaten  kamen  den  Hellenen  bei  Salamis  mit  Einern 
Schiff  unter  der  Pahrong  des  Phayllos  eu  Hälfe.  Wenngleich  Colo- 
Dislen,  bitten  sie  vielleicht  gerade  als  die  einsigen  Vertreter  der  Ober- 
seeischen  Colonien  die  Ansseichnung  der  Nennung  verdient  Aber  es 
ist  in  sich  nicht  wahrscheinlich ,  dass  ein  so  reicher  Staat  auf  einen 
so  kirgea  Beitrag  sieh  beschrankt  habe,  und  femer  sagt  uns  Pausanias 
lasdrOcklich,  es  sei  diese  Halfsleistnng  nnr  eine  Privatunternebmung 
des  Phayllos  gewesen,  nicht  Bescblusx  des  Staates.  Drei  Siege  in  den 
pytbischen  Spielen  erkifiren  sein  besonderes  Interesse  für  die  helle- 
nische Sache  '*). 

Die  opuntischen  L akrer  waren  swar  mit  ihrer  gesamten 
Naeht,  welche  Pausanias  (X  20)  —  freilich  sehr  willkarlich  —  auf 
<iOOO  Mann  sbschBtst,  Diodor  (XI  4)  sn  1000  Mann  angibt,  bei  Thermo* 
pyiae  EU  den  Griechen  geslossen  (Her.  VII  203)  und  eilten  bei  Arte« 
nision  mit  7  Pentekonteren  eu  Httife.  Aber. ihr  Verhalten  war  schon 
in  Anfang  ein  durchaus  schwankendes  gewesen ;  sie  hatten  dem  Xerxes' 
logar  Erde  ond  Wasser  geschickt,  und  erst  die  besondere  Anffor- 
derong  von  Seiten  des  Leonidas  batte  sie  cum  Zuzug  veranlasst  (Her. 
Vn  132  n.  203  iitlKlfitot  iyivovxo,  Diod.  XI  4).  Wie  alle  abrigen  mit 
Ansaahme  der  Thespier,  verliessen  auch  sie  den  Bngpass  vor  der  Ent- 
scheidung, folgten  sogar  später  deqn  Zuge  des  Xerxes,  wie  aus  Herodot 

22)  In  der  Presse  d'  Orient  1856  Join  23.  ^  23)  Herod.  VIII  47 
(vgUValckeDaer  zu  der  Stelle)  KifOX(ovi'qxai,  ftovvoi  ijaav  o2  ißa^rjaav 
^3,  EUa^t  yiiv&vv evovaij  vrjt  ^i«,  rrjg  ij^jf«  dp^Q  rplg  nv^iovUrjg 
*öüUoff.  Pans.  X  9,  1  ^avlXip  ah  KgotcDvidtri  —  'OXvyknictüi  iikv  oix 
tffriv  avTo»  pi%ri,  tag  dl  Ilv^oi  ittvta&Xov  dvo  uvMfto  mal  ütadiov 
^yx^^triif  ivctviuixV^^  ^^  *^^  ivavxicc  zov  Mijöovvavv  x§  «orpaexava- 
1«Hi9og  oi%s£ci9,  «al  Kffotmvwtmv  onoaoi  intd^iiovv  x'j  ^Elladi  dvB- 
P^^aoe  •«  xovxov  iöxtv  dvdQiag  bv  JeXq>oig.  Ein  Epigramm  auf  ibn  in 
^^^> Pal. US. 851.  AebnlichKleiniMbei Artemieion:  Her. VIII  ildanavi^p 
otxi^rjjir  ntiQf^ö^ivos  icxffotsvixo  u^Bquci  xb  dir^oc{otoi  xal  oUfiT^  vrit» 

'»hrb.f.  das«.  Philol.  Sappl.  B.l.  III.  Hft.  4.  36 


536  0.  Fridi:  das  pl»taai«ek»  WeUigesttoak  im  KoulnÜioydl. 

Vlli  66  (vgl.  mil  VU  IdS.  VUI  30.  33  «.  36)  hervorgvlU,  w4  slMd« 
•ndlieh  bei  PlttUeae  aa  der  Saite  der  Thebaaer  (IK  31),  weaa  sie 
aaek  dea  Kampfea  seibat,  wie  alle  oicbtbeeetiaebea  Baadaageaeisei 
iaa  Köaigs,  aiob  eathielten  (IX  67.  68). 

Leaittoa  gehörte  ntebt  sa  jenen  Inseln,  deren  Bewebaer  dan 
Barbaren  Erde  und  Waaser  an  verweigern  wagtea  (Her.  VIll  46u  66). 
und  seine  Betbeiligang  an  den  Perserkriegen  erstreekte  sieh  aar  nf 
das  aberlaufen  iines  Sehiffes  bei  Artemisien  (Her..  VIII  11)  uod  ^ 
Tfaeibiahme  deaaelben  an  der  Sehlaeht  bei  Salanis  (ebd.  82).  Diese 
Handlung,  könnte  man  awar  meinen,  mflste  ihnen  ein  noeh  grösiera 
Anreebt  anf  jene  Ebre  gegeben  haben  als  den  Teniem.  Abar  schon 
der  Omaland,  daaa  Berodet  nnmittelbar  naeb  der  Braibl«ig  roaden 
tenuehen  Sebiffe  aneb  den  lemnisehen  Ueberlanfer  nennt ,  ohne  dodi 
einer  gleichen  Aoaseicbnnng  an  gedenken  (e.  82) ,  daaa  er  aber  wol 
frdber  von  einer  andern  Belohnung  gesproehen  hatte,  die  den  Fahrer 
des  Sehiffes  sntheil  wurde  (eine  Landanweisnng  auf  Salamis  tob  Sei- 
len der  Athener  e.  11),  Ifisst  vermuten,  daas  die  That  der  Leniier 
mit  derjenigen  der  Tenier  niohi  auf  ^ine  Linie  geatelll  wurde.  Ohse 
Zweifei  war  auch  bei  den  Lemniern,  wie  bei  den  Krotoniataa,  jeie 
TheUnahme  nur  Sache  des  Führers  Antidoros,  nicht  der  gaasao  Insel, 
welche  ihrer  Grösse  naeb  den  Xerxes  sicherlich  SMlir  stellen  aieite 
als  dine  Triere.  Denn  daa  ist  der  Unterachied  in  beiden  Haadlai|f0ii 
welohen  die  Daratellnng  dea  Herodet  dentlich  dnrchbliekan  lisit**) 
vnd  die  Privatbelohonng  des  Lamniers  bealitigt,  daas  von  dea  fcaiers 
off<anbar  die  Gesamtmacht  (von  allerdings  nur  iiner  Triere)  in  jeMr 
kritischen  Stunde  sich  für  die  Hellenen  erkl&rte,  die  Lemnier  als  Stasi 
aber  passiv  blieben. 

Von  den  Mantineern  iat  awar  nichts  berichtet,  was  ihre  Be- 
reitwilligkeit der  hellenischen  Sache  an  dienen  sweifelhaft  maehei 
könnte.  Sie  stellen  ein  verbfittnismftsiig  sehr  bedeutendes  Coatiafeil 
för  die  Thermopyleo  (500  Mann  —  Korinth  nur  400  —  s.  Her.  Vll 
20S.,  Paus.  X  20),  sie  sind  unter  den  Arkaden,  welche  dea  Isthnoi 
beaetsen  (Her.  VIII  72  9ui  ^Agnidig  ffttvrsg),  aie  aftmen  sieh  selbst 
und  bestrafen  ihre  Fahrer,  als  sie  sich  bei  Flalneee  verspäten,  md 
können  nur  mit  MQhe  von  den  Lakedaemoniern  anriokgehaltea  vrerdee, 
daa  Corps  des  Artabaaos  aa  verfolgen ;  aber  sie  haben  eben  das  üi- 
glflck,  an  keinem  der  grossen  Kämpfe  wirklichen  Antheii  geaomea 
EU  haben,  auf  welche  es  hier  ankommt.  Denn  wollen  wir  aachse- 
geben ,  daaa  der  Kampf  bei  den  Thermopylen  denen ,  welche  aiit  den 
Leonidas  ausharrten,  den  Spartanern  und  Thespiem,  mit  in  Anredwaef 
gebracht  werden  mgcbte  beim  Antheii  am  allgemeinen  Befreiaef*- 


24)  Herod.   VIII  1 1   Jf  wvtn  t^  vttvfuit^V  *Avxidaw^  Aii^^ 

Ebd.  82  um.ß%B6vxmv  dl  xwzmv  ^%e  tQi^Qfig  ävdgiSv  Tf^virnv  ttvto- 
fLoUovüa,  T^g  ^qxb  «ptj^  ÜiiPtUttog  6  £mütiUv9og^  rjuBp  di)  l'^Cf*  ^^ 
iXffi9ifiv  Kdcav'  did  dh  xovto  xo  i^y^tw  hif^wffiwtp  JS^pm^  sei. 


0.  Flick :  das  plataeiMiM  Wmhgwtknk  wa  KoMtantlMpal.   537 

werke,  m»  sckwerliok  doch  daoeD,  wolisbe  sack  dam  Anadraek  Bero- 
dols  (VII  730)  tiofflutig  waren  und  nickl  gewillt  ihr  Lehen  eiasusetsea 
— TOT  alleoi  wenn  sie  in  den  Hauptochlachteo  fehlten.  K,  0.  MttUer"^) 
bringt  ihre  Pasaivitit  bei  Plataeae  mit  ihrer  afgivisehen  Politik  so- 
Butmen  (Tbak.  V  29.  Strabo  VIII  p.  337)  j  nnd  allerdings  mnss  ein 
verspiten  gerade  an  ietaterem  Orte,  wo  »ehr  als  14  Tage  bis  sar 
Eatscheidoag  vergieagen''),  verdiehlig  erseh ei nen ;  indessen  fehlt  ea 
dodi  an  beatinnlen  Beweisen ,  jene  spätere  Parteinahme  anch  schon 
für  daaiala  anannehnien ;  aoa  der  Darstellnng  Berodota  wenigstens  isl 
keinerlei  Vorwnrf  heransanlesen  *^. 

Die  Seriphier  stellten  dne  Pentekontere  bei  Salamis.  Ea  war 
neben  demjenigen  der  Siphaier  (ebenftlls  ^ine  Pentekontere)  das  ge- 
ringste Conttngent  nnter  allen.  Nnn  war  freilieh  Seriphos  kaum  halb 
10  groac  als  Siphnos,  und  auch  sonst  bei  weitem  anbedentender  *^), 
md  seine  beachrinkte  Dürftigkeit  sogar  anm  Sprflehworte  geworden; 
lileia  nicht  woi  hätte  ans  solchen  Grflnden  den  Seriphiern  ein  Ehrenplals 
Terweigert  und  sie  jenen  Inselbewohnern  nachgesetzt  werden  können. 
Waaa  sie  nnn  trotsdem  fehlen  —  eine  der  drei  Lucken  ihnen  ansn- 
Bpreeben  ist  der  Ordnung  der  Namen  wegen,  wie  später  naehgewieaen 
werden  wird,  nnmöglich,  nnd  in  der  Nachbarschaft  der  Kythnier  und 
Sipbnier,  wo  wir  sie  soeben  milsten,  ist  weder  Raom  noch  die  leiseste 
Spar  anderer  Inschriften  —  so  bleibt  nichts  fibrig  als  an  die  Unao* 
lingHohkeit  nnserer  Nachrichten  so  appellieren,  welche  die  Kunde 
besliilpiter  CSrtode  ons  vorenthält. 

Endliek  die  Pal  e er.  Wir  fnnden  sie  mit  900  Mann  bei  Herodol 
OBter  den  Ißtkämpfern  bei  Plataeae  veraeichnet,  ohne  dasa  ona,  wie 
TOB  dea  Mamtineem,  beaondere  Umstände  angefahrt  werden,  aoa  wel- 
tbeo  sich  ihre  Abwesenheit  auf  onserem  Denkmal  erklären  lieaze.  Auch 
Ptasaniaa  hat  awar  ihren  Namen  nicht,  doch  kann  das  bei  der  schon 
fräher  nachgewiesenen  LAckenhafligkeit  seines  Katalogs  nicht  an 
ichwer  ins  Gewicht  fallen.  Mancherlei  Verauche  aind  genkacht  wor- 
den ihr  fehlen  aa  erklären.  Bröndsted  a.  0.  S.  106  ff.  nimmt  ein  Ver- 
leben des  Pausanias  an,  der  fflr  PM^St  gelesen  habe  FAAEIOI ,  ein 
Nime  deaaen  Erwähaong  allerdings  Wunder  nehmen  mnsa ,  da  wir 
sie  ebenso  wie  die  Mantineer  nur  sls  vecapätete  AnköaMnliage  bei 
Flitaene  anfgefährt  aehen.  Aach  Grote  (a.  0.  III  S.  128)  meint  in 
einer  Verwechselung  beider  Namen  den  Fehler  an  erkennen ,  ist  aber 
*Boh  geneigt  an  einen  Betrug  der  Eieer  au  denken,  welche  vielleicht 
Ms  Eitelkeit  au  solcher  Aenderong  geschritten  seien;  eine  solche 
värde  um  so  leichter  fflr  sie  gewesen  sein,  da  sie  die  Aufsicht  aber 
Olynipin  hatten.  Beide  Erklärungen  werden  durch  unsere  laschrifl 
onmöglich  gemacht;  auch  sie  hat  den  Namen  der  Eleer,  und  awar  so 
<lontlich  nnd  wol  erhalten,  wie  kanm  irgend  einen  der  aaderen.  Weder 


^  25)  Dorier  1  S.  179.  26)  Duncker  ».  O.  IV  S.  828.  27)  Vgl. 
X^^us  Pelop.  I  S.  239  und  Müllers  Dorier  II  S.  70.  28)  Hoffmann 
GHcchenland  II  8.  1428  ff, 

36* 


538   0.  Frick :  das  plaUeisolie  Weihgescheiik  kq  KoosUntiaopel 

ein  Versehen  noch  eine  Filscheng  war  hier  also  möglich.  Nas  konnle 
man  ja  ihren  Namen  an  einer  der  drei  Lücken  vermaten ;  indessen  Ysr- 
bietet  die  Rangordnung  der  abrigen  Völker,  in  welcher  jenes  unbe- 
deutende Volk  dann  eine  nnverhfiltnismfiszig  hohe  Stelle  eisnihae, 
solche  Annahme.  Wir  hätten  sie  ihrer  Bedeutung  wie  ihrer  geogrt- 
phischen  Lage^nach  in  der  Nachbarschaft  der  Leakadier,  Aniktorier, 
Ambrakioten  zn  suchen ,  welche  doch  samtlich  ein  weit  bedentenderei 
Contiogent  für  Plalaeae  stellten,  mit  Ausnahme  der  Anaktorier  tieh 
nicht  unbedeutende  Streitkräfte  für  Salamis  lieferten  ond  endlich  ihrer 
ganien  Machtstellung  nach  den  Faleern  nicht  nachstehen  kooslen.  — 
Wie  non  also  die  Ausfüllung  einer  jener  angeblichen  Lücken  darek 
den  Namen  der  Paleer  mindestens  sehr  gewagt  erscheint,  so  ktnn  die 
Auslassung  desselben  auch  die  Glaubwürdigkeit  der  Urkunde  nicbt 
irgendwie  antasten.  Es  ist  ihr  Antheil  an  der  Schlacht  bei  Plataeae 
die  älteste  Erwähnung  der  Insel  in  historischer  Zeit,  und  noch  Thokf- 
dides  gedenkt  ihrer  su  Anfang  des  peloponnesischen  Krieges  in  einer 
Weise  (II  30),  welche  deutlich  zeigt,  wie  fern  die  Insel  Kephslleui 
selbst  damals  dem  allgemeinen  politischen  Leben  Griechenlsnds  sltod. 
Nun  war  es  auch  nicht,  wie  z.  B.  bei  den  Leukadiern,  eine  VertretaBf 
der  ganzen  Insel,  sondern  einer  einzelnen  Gemeinde.  Wir  wollen  keis 
Gewicht  darauf  legen ,  dasz  auch  des  Paasanias  lückenhafte  Copie  lie 
ausläszt,  obwol  er  die  Ambrakioten  und  Anaktorier  nennt;  aber  weoi 
die  Stadt  so  unbedeutend,  ihre  Geschichte  so  dunkel  ist,  sind  wir  nickt 
auch  hier,  wie  bei  den  Seriphiern,  eher  berechtigt  aus  unserer  Uckoode 
auf  unbekannte  Gründe  .ihrer  Auslassung  zu  schlieszen,  als  an  ihrer 
Auslassung  willen  der  Urkunde  Gewalt  anzuthun  7 

Eine  genauere  Betrachtung  der  Zusammensetzung  unserer  Insekrifl 
und  der  Ordnung,  in  welcher  die  Namen  aufgeführt  werden,  wird  die 
inneren  Gründe ,  welche  auch  diejenigen  Namen  auszuschlieszen  for- 
dern (Seriphier,  Psleer),  deren  Abwesenheit  anderweitig  nicht  ge- 
nügend erklärt  werden  kann ,  weiter  verstärken  (vgl.  S.  548  f.)- 

Vorher  jedoch  müssen  wir  uns  die  Frage  beantworten:  ksnn,  wie 
oben  das  fehlen,  so  nun  nmgekehrt  das  Vorhandensein  irgend  eiees 
Namens  auf  unserem  Katalog  befremden?  Und  da  ist  allerdiagi  schoo 
so  eben  bemerkt  worden,  dasz  die  Erwähnung  der  Eleer  nnfTallen 
müsse.  Wir  treffen  sie  weder  bei  Arteroision  noch  bei  Sslsmia:  t^^ 
werden  sie  bei  der  Besetzung  des  Isthmos  genannt  (Her.  VIII 73);  ihe^ 
weder  dort  noch  bei  Plataeae,  wo  sie  mit  den  Mautineern  nnd  oock 
mehr  als  diese  sich  verspäteten  (IX  77),  wurde  ihnen  Gelegenheii« 
Waffenthaten.  Ganz  wie  die  letzteren  vertrieben  auch  sie  ihre  Fuhrer 
und  stehen  so  durchaus  mit  den  Mantineern  auf  gleicher  Linie,  disi 
man  entweder  keinen  von  beiden  Namen  oder  beide  erwsrlen  sollte- 
Und  doch  nennt  sie  auch  die  Inschrift  des  Pansanias!  —  Der  Ver- 
mutung Grotes,  die  Eleer  möchten  ans  Eitelkeit  sich  einen  Betrog 
erlaubt  und  den  Namen  der  Paleer  in  den  ihrigen  verwsndelt  heben, 
ist  schon  gedacht  worden ,  so  wie  dssz  sie  durch  unsere  Inschrift 
widerlegt  werde.    Uns  scheint  Bröndsteds   zweite  Erkllrosg  0^^^ 


Übersicht  der  grieohiAchen 


des  Qewindes. 


Thermopylae 
(Her.  VII  202.    Paus,  X  20). 


Artemision 
(Her.  Vin  1). 


1 
2 
3 
4 
5 
6 


8  3 

»I 

10  I 

11 

12 

13 

14 

15 

10 

17 

18 

19 

20 

21 

22  j 

23  L 

24  1 
25 


L  akedaemonier 
Athener  .  .  . 
Korinther.  .  . 
Tegeaten.  .  . 
Sikyonier.  .  . 
Aegineten  .  . 
Megarer  .  •  . 
Epidaorier  .  . 
Orchomenier . 
Phliasier  .  .  . 
Troezenier  .  • 


300  Mann 


Hermioneer 
Tirynthier  . 


400 
500 


120 
200 


Plataeer  .  .  . 
Thespier  .  .  . 
Mykenaeer  .  . 

Keer 

Melier  .  .  .  . 
Tenier  .  .  .  . 
Naxier  .  .  .  . 
Eretrier .  .  .  . 
Chalkidier  .  . 
Styrier  .  •  .  . 

Eleer  

Potidaeer.  .  . 

26  Leukadier  .  . 

27  Anaktorier  .  . 

28  Kyihnier  .  .  . 

29  Siphnier   .  .  . 

30  ifc  I  Ambrak toten . 

31  ■  I  Lepreaten  .  . 


700 
80  . 


10  Trieren 
100  ....  . 
40 


12 

18 
20 

8  , 


(auf  athenlBchen  Schiffen) .  .  . 


2  Trieren  nnd  2  Pentekonteren 


7  Trieren 

(bemannen  20  athenische  Srbi^£ 
2  Trieren 


Plut  Them.  20  ms  tQtdnovra  %ai  y^ia  i^ovai  xoXng  tlclv  at  i^stavxovcai  xof 
Paleer 


s 


Ueriphier .... 

Mantineer 

Lemnier 

Opuntische  Lokrer 
Krotonlatcu  .... 


500 


navatifau^  (vgl.  Diod.  XI 4) 


1  Triere  (als  Uoberiaofer  Her.MH 
7  Pentekonteren 


tfte  im  zweiten  Perserkriege. 


(Za  Seite  539). 


BitlaTnifl 
(Her.  Vni  48). 


T*Tfiitftfiftf> 
(Her.  IX  28). 


Mykiae 
(Her.  IX 102). 


6  Trieren 

80 

K) 


15, 


ÖOOO^Mann 

8000  I 

gQQQ    /(<ü«  flif^nilichen  Sieger) 

150«  ]    '/...'/,..... 


3000 


K)  (Preis,  Her.  VUI  03) 

» 

10 


500 


3000 


800 


l 


600. 
1000 
1000 


+      [IX  105) 
+ (Preis,  Her, 

+ 


300 


(feUen) 


2  Trieren  u.  2Pentekontereii1  ff*!»«  ■*«*»* 
l  Pentckonteren  |     Wiwer 

1  Triere  (als  üeberläufer,  Her.  VIU  82) 
1  Trieren  (von  Demokritos  £iigefahrt) 


(wf  %  athenischen  Schiffen) 
*i  Trieren .  w  .  .  . 


400  (mit  Mykenae) 

600 

(1800  unbewaffnete,  Her.IX  30) 
400  (mit  Tiryns) 


600  (mit  Styra).  . 

400 

600  (mit  Eretria). 


11  Triere  u.  1  Pentekonterel 

1  p  I    Qr^ben  nicht 

»  t'entekontere  f  Erde  u.  Wwer 


300   . 
800 


Trieren 


500 
200 


200. 
iPentekontere  (verweigerten  E.  u.  W.) 


«: 


(verspäten  sieh ,  Her.  IX  77) 


•  folgen  dem  Xerxes)  . 
^  Triere  des  Phayllos. 


(folgen  dem  Xerxes) 


O.Frick;  das  platäeiscbe  Weihgeschenk  su  KoDslantinopel.    539 

glticklieh  (die  erste  nahm,  wie  bemerkt,  ein  Versehen  des  Pausanias 
an),  wenn  er  in  ihnen  nicht  die  peloponnesischen  Eleer  erkennt, 
sondern  die  Colonie  der  Bleer  in  Eretria*').  Er  sacht  zwar  zugleich 
daraas  die  Anslassnng-  der  Eretrier  in  dem  Verzeichnis  des  Pausanias 
zu  erklären,  welche  wir  doch  nnh  in  unserem  Verzeichnis  gefunden 
haben;  seine  Vermutung  bleibt  aber  niehtsdestoweniger  sehr  glaub- 
lich und  hat  durch  ^ie  Aufßndong  jenes  Namens  an  Wahrschein- 
lichkeit nur  noch  gewonnen.  Jetzt  lesen  wir  die  Namen  der  drei 
euboeischen  Stidte  zusammen  (Eretrier,  Chalkidier,  Styrier),  dann 
folgen  die  Eleer '°),  welche,  wären  es  die  peloponnesischen,  sowol 
der  geographischen  Lage  wie  ihrem  Antheil  nach  an  der  letzten 
Stelle  hinter  ihren  Stammgepossen ,  den  Lepreaten,  gesucht  werden 
mOsten.  Da  es  nur  Zukömmlinge  waren  (iTrotxo»),  nicht  eigentliche 
Gründer  der  Colonie  {aTtoixoi) ,  so  konnten  sie  sehr  wol  von  den 
Erelriern  gesondert  aufgefährt  werden'');  möglich  auch  dasz  darin 
eine  Concession  lag,  welche  man  der  Eitelkeit  oder  der  ehrenvollen 
Slellnng  der  Eleer  im  Mntterlande  als  HOter  der  olympischen  Spiele 
machen  wollte ,  nachdem  ihre  Saumseligkeit  sie  selbst  um  solche 
Ehre  gebracht  hatte. 

Gehen  wir  nnnmehr  an  die  genauere  Betrachtung  der  Ordnung, 
in  welcher  wir  die  Namen  aufgezeichnet  lesen ,  so  ist  einleuchtend 
dasz,  wenn  überhaupt  die  Abfassung  solcher  Inschriften  nicht  der 
Willkfir  eines  Individuums  überlassen ,  sondern  einer  bestimmten 
Behörde  oder  dazu  ernannten  Commission  abertragen  sein  wird,  dies 
in  noch  anderer  Weise  von  unserer  Inschrift  gelten  musz,  welche 
ihre  Botstehnng  dem  Rangstreite  der  verschiedenen  Machte  verdankte. 
Erinnern  wir  uns  aber  der  Umstände,  welche  ihre  Abfassung  be- 
gleiteten, so  können  die  Gesichtspunkte  nicht  zweifelhaft  sein,  welche 
<li6  Ordnung  und  Reihenfolge  bestimmen  mnsten.  Es  muste  vor  allem 
der  Antheil  am  zweiten  Perserkriege  in  den  Schlachten  von  Arte- 
mision,  Salamis  und  Plataeae  in  Betracht  kommen,  nicht  aber  so  dasz 
die  Zahlen  allein  entschieden.  Die  binnenländischen  Staaten  konnten 
nicht  bei  Artemision  und  Salamis ,  die  Inselvölker  nicht  bei  Plataeae 
streiten.  Es  wird  also  die  Röcksicht  auf  die  sonstige  Machtstellung 
nnd  politische  Bedeutung  in  jener  Zeit  sich  dazu  gesellt  haben,  wozu 
>ls  dritter  Gesichtspunkt  bei  gleichen  Ansprüchen  die  geographische 
W^  kommen  mochte.  Die  nebenstehende  Tabelle  gibt  eine  Uebersicht 
fiber  die  nnmerischen  Verhältnisse  der  jedesmal  gestellten  Contingente. 
Es  ist  die  Reihenfolge  unserer  Inschrift  und  Thermopylae  und  Mykale 
zar  Vergleiohnng  mit  herangezogen. 


«7  ov  Hetl  t(p  yffafifutzi  xo»  Qa  nolla  x^Tittuftevoi  mtl.  Ygl.  K.  U, 
MüllcTB  Dorier  II  8.  614.  '  30)  Bei  Pausanias  sind  sie  auseinander- 
gerissen.  31)  Vgl.  Curtins  Pelop.  II   S.  117  Anm,  86.     Aehnlich  so 

P*M.  V  5,  3  'HXsiovg  Ix  AfnQhv. 


540   0.  Priok:  d«i  plaCaeuolM  WeihfeMWek  lu  KMaUBliMpel. 

Die  drei  6ro8Ciiiiohto1)steli6ii  biUif  fonw,  udntor  ikiei 
wioderam  Sparta,  damaU  ia  dam  aoch  aabestriUeaea  Besili  dar Ue^ 
moDia,  der  eigeatlioha  Sieger  voa  Plataaae.  Den  Atheaera  gekört 
dar  aweita  Plali ;  die  allgemeine  Stimme  sprach  ihben  dea  Preii  dei 
ganxen  Krieges  au**).  Daai  wir  dana  Koriath  am  drittea  PlaU  tref- 
fea,  ist  eia  Zeagais  mehr,  wena  es  dessen  noch  bedArfle,  geges  die 
flble  Nachrede  der  spftteren  Athener,  welche  ihnen  ein  feigm  mi 
adiwankendes  Benehmen  bei  Salamis  vorwarfen**).  Aaaaerde«  mt- 
aprach  dieser  Platx  dorohans  ihrer  daauligen  Machtslellaag  (Ptil 
Arist.  a.  Q.  Hermann  gr.  St.  Ali.  %  34, 11).  Bei  Plataeae  eadlieh  kit- 
len  sie  wenigstens  nachtriglichen  Anthail  an  nehmen  gesncht  (Her.  IX 
69.  Diod.  XI  33).  Auch  auf  den  Abrigen  Weihgeschenken  wir  diaie 
Reihenfolge  beohaohtet  (Plnt.  de  Herod.  mal.  39).  Ihre  Leistufa 
im  Kriege  hattea  ihrer  politischen  Bedeutung  entsprochan. 

Den  drei  Grosamichten  schlteszt  sich  derjenige  Staat  an,  der 
allein  Ton  allen  Bnndesvölkern  mit  den  Lakedaemoniern  uad  Atbenen 
an  der  Entscheidung  bei  Plataeae  theilnahm^  die  Tegeateo.  Desa 
es  blieb  das  Weifageschenk  sunftehst  eine  Danksagung  für  Plilaeie. 
Schwerlich  wflrde  ihnen  das  Contingent  (1500  Hopliten ;  dass  lie  bei 
ArtemisiOB  und  Salamis  fehlten,  konnte  der  Landmacht  nicht  iia 
Vorwurf  gemacht  werden)  oder  ihre  politische  Bedeutung  alleii  » 
solcher  Ehre  verholfen  haben. 

Vergleichen  wir  die  Contingeale  der  vier  niehslen  Nanea,  w 
kann  das  awar  nicht  befremden,  dasa  die  Aegineten  den  Sikyooicri 
nachstehen ;  denn  diese  erscheinen  awar  mit  einer  betrichtlieh  gröixen 
Streitmacht  bei  Artemision  und  Salamis,  stellen  aber  dafür  nar  da 
aechsten  Theil  der  Zahl  der  Aegineten  bei  Plataeae:  wol  aber  köiile 
man  die  Megarer  eher  erwarten,  welche  bei  Plataeae  mit  einer  gleicki 
Anzahl,  in  den  Seeschlachten  mit  einer  grossem  Macht  als  die  Sikfo- 
ttier  sich  betheiligien.  —  K.  0.  Müller  '^)  vermutet  in  der  Reiheofolfe 


32)  Plnt.  Arist  20  ijy  ya^  iif  aiiafitxti  (iByicttp  (ista  trjt  Smu^ 
%al  %äi  'A^rag  ^  Ko^tr^og,        33}  Herod.  Vll^  130  vv9  dh  'A^fiäovi 
«F  Tiff  X4yaif  0av^^g  ytretfO*««  t^g  'Elltidog   ov%  ap  ofutffxafm  ^^' 
&iog,  Diod.  XI  32  ot  %^g  *ElldSog  'qyovfksvoi  Acmsdaiiiovtoi  sei  '^^' 
vaCoi.    Thuk.  I  73.        34;^  Herod.  VI II  94.    Sein  ZeagnU  am  Scbloii 
{tovtovg  iilv  toiavtri   tpdtig  iiH   vno  'A^nvaCmv^   ov  (livtoi  aMp 
KoqCv^ioi  ofioloyioviti,  .  .  .   fiagwifiC  di  a<pi  %etl  17  ofXli;  *KUdi)  ge- 
nügte freilich   allein  jeden  Verdacht  niederanBchlagen ,  ond  die  Sidw 
verdiente  kaum  eine  £rwahaang,  hätte  sie  nicht  Plutarck  de  Her«i 
mal.   30   an  einem   gehaesigen   Angriff  auf   den  Herodot  beoatii  oad 
spätere  Declamatoren  (Dio  CLrys.  XXXVH  p.  456  Mor.  Marceliiaas  n'u 
Thnc.  16)  sie  noch  weiter  ausgesponnen.    Vgl.  Grote  a.  O.  III S.  115)  äer 
mit  Recht  die  Ersählang  auf  den  Haas  suraekführt,  welcher  n  der  Zeit 
als  Herodot  sein  Werk  niederschrieb  swischen  Athen  und  Koriotii  Mf- 
Bubreohen  begann  (Thok.  I  42.  103.    Curtins  Pelop.  II  S.  590  Asm.  77). 
Baau   kam  das  dttrchaos  nicht  tadelfreie  Benehmen  ihrer  Führer,  ^ 
Adeimantos   bei  Artemieion  and  auch  bei  Salamia  (Her.  YIIl  5*  ^n 
des  Earjbiades  bei  Salamis  (YIU  58.  63) ,  welches  die  Entstehimg  t»- 
eher  Verdächtigung  begünstigte.        35)  Dorier  II  S.  170. 


0.  Friok:  das  pUrtaoiMbe  W^th^mktak  la  KoMtaatiao^  S41 

«■•«rer  IweMII,  wmI  me  asek  fpiler  aoeh  oaeh  der  Zerattraag  Ae- 
gisas  aiagahallaa  aad  im  gaaiea  wieder  ia  der  AafaiiilaDf  der  Ver^ 
Iheidiger  des  IsthMoe  befolgt  werde,  die  Ordaaag  der  Bandee* 
Glieder  der  daaialigea  Baadeagenoseeaecbaft,  aad  ee  moehte  dana 
4«r  dari  behaaplele  Vorraag  aach  liier  berftcksiohtigt  wordea  seia, 
ftaaMl  der  Uatenehied  der  Beisleaer  iKeia  alUa  grosier.war.   Mehr 
■•eh  atod  wir  aber  geaeigt,  die  Srkliraag  ffir  die  Bevoraogaag  der 
Siliyaater  ia  ihrem  Verbaltea  bei  Mykale  aa  sachea;  es  ist  aa  aioh  nieht 
giavbiicb,  daas  den  Tbeilaehmera  aa  jeaem  Kampfe  nicht  eben  dieselbe 
Bhre  aagestaadea  wordea  seia  sollte,  derea  die  Sieger  von  Artemi» 
sioii  aad  Salemis  gewürdigt  wordea  waren,  aad  es  scheial  durch  an* 
aer  Denkmal  bestfttigl  aa  werden.    Dia  Sikyoaier  gebaren  an  dea  w»» 
nigea  Völkern  (Lakedaemonier,  Athener,  Korinther,  Sikyonier,  Troe* 
senier),  welche  in  jener  Sehiaoht  namentlich  genannt  werden  (Ber.  IX 
103  ff.);  die  Scblacbtstellnng  zeigt,  sie  namittelbar  neben  den  Korin- 
tbern,  nnd  erst  hinter  ihnen  die  Troesenier  aaf*);  sie  aeicbnen  sich 
besonders  aus,  verlieren  dabei  ihren  Anfdbrer  (c.  103)  nnd  erhalten 
nil  den  Athenern,  Koriotliern,  Troeseniern  den  Preis  der  Tapferkeit 
(c  106).    Diodor  (XI  32)  nennt  sie  aoger  unter  den  Truppen,  welche 
in  aweiter  Linie  zu  den  Streitern  bei  Plataeae  gehörten,  d.  h.  nach 
denn  Baapisiege  der  Spartaner,  Tegaatea  und  Atheaer  an  dem  Nach- 
apial  der  Schlacht  dea  eifrigsten  Antheii  nahmea ;  nnd  wir  haben  nm 
so  weniger  Grund  diese  Angabe  in  Zweifel  an  sieben,  als  die  von 
Herodat  bei  dieser  Sache  geaannten  Korinther,  Megarer  und  Phliasier 
mir  nia  Fahrer  grösserer  Abtheilungen  aufgefährt  werden  (IX  69). 
Badlieh  BMchCe  die  schon  erwähnte  Vertbeidigung  dea  Isthaios  bei  der 
ftavgordnnng  sack  mit  in  des  Gewicht  fallen. 

Die  Leistongen  der  Aegineten  nnd  Megarer  warden  sich  im 
gnnaen  ausgleichen.  Aber  die  ersteren  haben  den  ersten  Preis  bei 
Salamis  davoagetragen  (vgl.  Simoaides  Epigr.  136  Bgk.  Her.  VIII  93. 
Diod.  XI  27).  Aaeb  bei  Mykale  können  sie  nicht  gut  gefehlt  haben; 
die  geringe  Schar,  welche  sie  nach  Plataeae  senden,  spricht  dafdr; 
ihre  Insel  war  der  Sammelplats  der  fflr  jenen  Feldsug  bestimmten 
Flotte (VIII 131  ff.);  sie  vor  atlem  werden  wir  uns  unter  den  ungenann- 
ten Seharen  an  denken  haben ,  welche  die  Athener  nnd  Lakedaemonier 
als  Hillten  des  ganten  Heeres  auf  beiden  Flügeln  fährten  (IX  109  ff.)« 
und  da  den  Athenern  die  Korinther,  Sikyonier,  Troesenier  sogetheilt 
werden,  so  werden  wir  die  Aegineten  auf  dem  FlOgel  der  Lakedaeaio- 
nier  an  suchen  haben  (d.  h.  nsch  alter  Sitte  dem  rechten)''). 

Die  Megarer  nennt  Diodor*^)  mit  den  Aegineten  susammen  eis 
die  im  Seewesen  erfahrensten  naiAsI  den  Athenern.  Sie  hielten  bei 
Salamis  mit  dea  Aegineten  den  rechten  Fldgel  (Diod.  a.  0.)  und  hatten 

36)  Herod.  IX  102  'J&iiPaSot  dh  %ail  Ko^v^yoi  %ai  £i%v»Ptoi  uai 
TQOitn^^^^  (ovxot  ya^  ^aav  ins^rig  XBtixyiiivoi)  avvtniünofisyoi  %xX. 
Zl\  Ygl.  Dnneker  Gesch.  d.  Alt.  IV  S.  857.        ^)  XI  18  Aiyiv^xai.  dl 


Übersicht  der  griechischen  Sti 


Namen 
des  Gewindes. 


Thermopylaa 
(Her.  VII  202.    Pans.X20). 


ArtoznlBioix 
(Her.  Vin    1). 


1 
2 
3 
4 
5 
6 

7  I 

8  I 

0  I 

10  I 

11 
12 
13 
14 
15 
10 
17 
18 
19 
20 
'21 

22  I 

23  |J 


L  akedaemonier 
Athener  .  .  . 
Koriniher.  .  . 
Tegeaten.  .  . 
gikyonier.  .  . 
Aegineten  .  . 
Megarer  .  .  . 
Epidaorier  .  . 
Orchomenier  . 
Phliasier  .  .  . 
Troezenier  .  . 


300  Mann 


400 
500 


L20 
200 


Hermioneer 
Tirynthier  . 


10  Trieren 
100  ....  . 
40 


12 

18 
20 

8 


5 


(auf  atheniBohen  Schiffeaj .  . 


2  Trieren  nnd  2  Pentekonteff 


7  Trieren 

(bemannen  20  athenische  Sei 
2  Trieren 


Piataeer  .  .  . 
Thespier  ...    700 
Mykenaeer  .  .    80 

Keer 

Melier  .... 
Tenier  .... 
Naxier  .... 
Eretrier.  .  .  . 
Chalkidier  .  . 
Styrier  .... 

24  I    Eleer 

25  Potidaeer.  .  . 

26  Leukadier  .  . 

27  Anaktorier  .  . 

28  Kythnier  .  .  . 

29  Siphnier  .  .  . 

30  A  ( Ambrakiotcn . 

31  ■  I  Lepreaten  .  . 
Plut  Them.  20  dg  tgidnovra  %ai  iida  fkovai  «dXeig  tlaiv  at  fkfxa^xov^ai  % 

Paleer 


j 

I 
1 


äeriphier.  .  .  . 

Mantineer 

Lemnier. 

Opnntische  Lokrer 
,  Krotoniatcu  .... 


500 


navat^ati^  (vgl.  Diod.  XI 4) 


1  Triere  (als  Ucberlilaf er  Her.l 
7  Pentekonteren 


Kfte  Im  zweiten  Perserkriege. 


(Za  Seite  530). 


Salamis 
(Her.  Vni  43). 


Flataeae 

(Her.  IX  28). 


Mykiae 
(Her.  IX 102). 


16 

180 

40. 


« 

90  (Preis,  Her.  VUI  93) 

20 

10 


I 
13 


(fehlen) 


STrierenii.  2Peiitekonterenl  ff»J>«n  nicht 

>  £rd0  und 
2  Pentekonteren  j     ^awer 

1  Triere  (als  Ueberläufer,  Her.  YHI  82) 

4  Trieren  (von  Demokritos  zugeffilirt) 


i: 


laaf  20  athenischen  Schiffen) 
2  Trieren ^  .  .  • 


5000  1  Mann 

8000  I , 

Q(j(^     ^(die  eifl^nllichen  Sieg-er) 

1500    !!!!!'/.!!!!! 

3000 

500 

3000 r 

800 

600 

1000 

1000 

300. 

400  (mit  Mykenae) 

600 

(1800  unbewaffnete,  Her.IX  30) 
400  (mit  Tiryn») 


600  (mit  Styra).  . 
400 

600  (mit  Eretria). 


+      [IX  105) 
+(Prei«,Her. 

+ 


1  Triere  n.  1  Pentekonterel 

I    gaben  nicht 

i  Pentekontere                  (ErdeiLWaMer 
7  Trieren 


300   . 
800 


} 


500 
200 


200. 
1  Pentekontere  (verweigerten  £.  u.  W.) 


(verspäten  sich,  Her.  1X77) 


'(folgen  dem  Xerxes)  . 
1  Triere  des  Phayllos. 


(folgen  dem  Xerxes) 


&44  0.  Friok :  das  platieisehe  Weibfeicheiik  m  KontartBwp<t. 

ten  Aber  die  danslige  Gescbidite  beider  Sudle  niehl  erwieaea  warte 
kaon,  eatweder  daas  Tiryna  micbtiger  war  als  Mykenae,  oder  dm 
es  TOB  jenea  400  Mano  deo  grösseren  Tbeil  bei  Plataeae  stellle;  viel- 
leicht sandten  die'Mykenaeer  niebl  mehr  aas  als  Jeoe  frflberea  80  laai 
Ton  Thermopylae.  Immer  wird  man  unsere  Urkonde ,  ohne  sieh  einer 
pelitio  principii  schuldig'  au  machen ,  als  Zengnis  gegen  die  Notis  dei 
Pansanias  gebrauchen  können.  —  Es  nimmt  Mykenae  den  Mftehtea  dei 
Continents  gegeuQber  eine  ähnliche  Stelle  ein  wie  Siphnos  gegealber 
den  Inselmichten.  Denn  wenn  wir  den  Vorrang  der  Tirynthier  tot 
den  mftehtigeren  und  sich  mit  so  Tiel  ansehnlicheren  Streitkriflea  be- 
theiligenden Stadien  Boeotiens  (Plataeae  und  Thespiae)  durch  ihres 
Antheil  an  der  peloponnesftcben  BundesgenossenschafI  erklären  kta- 
nen,  Mykenae  aber  Irols  des  gleichen  Verhiltnisses  ihnen  nachsleät, 
so  kann  das  eben  nur  seinen  Grund  in  der  völligen  Bedeutungslosifkeil 
haben,  zu  welcher  die  so  bald  darauf  xeratörle  Stadt  schon  dantls 
herabgesunken  war;  sie  schlieszt  als  winatgste  Macht  den  eageri 
Kreis  der  hellenischen  FeslIandsmSchte,  wie  Siphnos  den  weiteres 
der  Inselrölker  und  entfernteren  Seestaaten. 

Die  Plataeer  gehen  den  Thespiern  voran,  obwol  sie  bei  Plt- 
laeae  nur  ein  Drittel  von  der  Macht  der  letzteren  stellen ,  aus  deasel- 
ben  Grunde,  aus  welchem  ihnen  so  viele  Auszeichnungen  zntheil  wor- 
den, nemlich  um  die  Stätte  des  Kampfes  und  die  Aufopferung  der  Stidt 
zu  ehren.  Die  ehrenvolle  Stellung  in  der  Schlachtordnung  an  der 
Seite  der  Athener  (Her.  IX  28),  fthnlich  wie  die  Stellung  der  Tegeilea 
an  der  Seite  der  Lakedaembnier  ^) ,  mochte  mit  tob  Binflasz  eeia. 
Dasz  sie  femer  auch  bei  Artemision  auf  atheniechen  Schiffen,  aiekt 
aber  ebenso  bei  Salamis  mit  fochten,  wie  der  Redner  gegen  Neaera$97 
p.  1378  meint,  ist  früher  schon  erwähnt  worden.  Nach  Plntarch  Arist. 
20  erhielten  sie  bei  Plataeae  den  Siegespreis,  jedoch  nicht  sowol  ab 
Anerkennung  fQr  dort  geleistete  Dienste  —  Ton  welchen  unter  dea 
Schlachtberichten  nur  derjenige  des  Diodor  XI  33  etwas  meldet,  der 
sie  unter  den  nachträglichen  Verfolgern  nennt —  sondern  als  eis  Aas- 
knnftemittel ,  den  Streit  zwischen  den  Athenern  und  Spartaners  baiia- 
legen,  und  um  des  Kampfplatzes  willen.  Duncker  (a.  0.  IV  S.  616) 
irrt  daher,  wenn  er  ans  dem  Siegespreis  auf  einen  bedeoteadea  An- 
theil am  Kampfe  und  auf  grosse  Verluste  derselben  schlieszt,  in  wei- 
terer Conseqnenz  ihnen  dann  auch  ein  Grabmal  zuschreibt  und  des 
Herodot  Angabe  bestreitet,  alle  Gffiber  bei  Plataeae  auszer  denjeaigea 
der  Athener,  Spartaner ,  Tegeaten ,  Megarer  und  Phliasier  seiea  Keno- 
taphien.  Niemand  sonst  bezeugt  die  Nachricht  des  Plutarch,  und  will 
»an  sie  daher  annehmen,  so  musz  man  auch  seinen  Grund  geltea  Is0- 
aen.  Nun  bezweifelt  sie  tft^er  Grote  (a.  0. 111 147)  und  wie  uns  seheist 
mit  Grund;  nicht  nur  das  einfache  Schweigen  Herodots  spricht  da- 


44)  Vgl.  Ljiiae  Epitaphios  §  46,  wo  die  Lekedaemonier  und  Te- 
geaten als  Sieger  über  die  Barbaren,  die  Athener  und  Plataeer  ab 
Sieger  über  die  (mediseh  geiinnten)  Hellenen  genannt  werden« 


0.  Fmdi:  te  ptatacmhe  Weihcesehank  m  K«MU«liB0p4.  S45 

« .  ^ 

gegea,  sondert  Mieh  die  fielen  Widertprflolid,  in  weMe  aen  eioii 
dann  mit  seiner  Dnrstellnnf  der  gansen  Sohlaeht  verwiekelt  sihe. 

Der  Thespier  und  wie  befremdlioh  ihre  AnsUssang  bei  Paasn* 
Blas  sei,  ist  oben  sehen  gedacht  worden. 

Mit  den  Mykenaeern  schliefst  die  Reihe  der  dem  engeren  Grie- 
dionland  angefaörigen  Staaten,  nnd  es  folgen  nan  in  xweiter  Linie 
gtoiehsam  die  entfernteren  Inselrölker  (Aegina  wird  schon  von  ilero« 
iol  Vlü  66  sa  den  Fes tlandstaaten  gerechnet)  nnd  die  den  poliU* 
sehen  Gesamtleben  femer  stehenden  Staaten  Mittet-  nnd  Nordgrieohea- 
lands. 

f>ie  Keer  eröffnen  —  aneh  bei  Paosanias  —  diese  Abtheiloaf, 
Qod  die  Geschichte  ihres  Verhaltens  im  Perserkriege  rechtfertigt  dea 
Ehrenplatz.  Sie  halten  von  den  Kyklsden  nicht  nur  die  meisten  Schiffe 
gestellt,  sondern  waren  auch  die  einzigen  von  ihnen,  welche  schon 
bei  Artemision  mit  gefocbten  (Her.  VIII  1).  Mü  derselben  Macht  (S 
Trieren  nnd  2  Pentekonteretf)  stieszen  sie  dann  zur  Flotte  bei  Salamis 
(Her.  VIII  46).  Unrichtig  haben  einige^)  mit  ROcksicbt  aaf  Herodot 
VII  95  0.  VllI  46.  66  auch  sie  unter  -diejenigen  Völker  gerechnet,  wel- 
ebe  dem  Xerxes  sich  anfangs  unterwarfen.  Die  erste  Stelle  (VII  95) 
aprichl  nar  allgemein  von  loniern  und  Inselvölkern;  die  Worte 
(VIII  66)  aber  nXriv  vmv  nivte  noUmv,  xmv  bu(ivi^^v  «^c^ov  tic 
ovvofMtra  (o.  46)  mSssen  zwar  adf  die  Melier,  Siphnier,  Seriphier, 
Kytbnier,  nicht  aber  auf  die  Naxier  bezogen  werden,  von  denen  ua- 
ntitelbar  vorher  gesagt  wird,  daez  ihr  Contingent  fOr  die  Perser  be- 
stimmt gewesen  and  nur  auf  Veranlassaag  ihres  Fahrers  za  den  Grie^ 
oben  gestossen  sei.  Offenbar  sind  die  Keer  jener  ffinfte Staat,  dessen 
Halfstetstang  gleich  vor  den  Naxiern  erwfihnt  wird.  Auch  die  Grösse 
nnd  Bddentung  der  Insel  steht  mit  diesem  Vorrang  in  keinem  Widern 
sprach. 

Melos  stellt  zwar  nur  zwei  Pentekontcren ,  ist  aber  von  jeaen 
fflaf  trea  gebiiebenan  Inseln  nftchst  Keos  die  michtigste  nnd  ein  be» 
soliderer  Schitzling  der  Spartaner  (s.  K.  0.  Möller  Orchom.  8.  31d). 
Auch  bei  Paasanias  nimmt  sie  die  zweite  Stelle  ein  nnd  PIntarch  hatte 
ihrer  Aafzeiehnung  gedacht  (de  Herod.  mal.  49). 

Die  Ten i er  hatten  sich  zwar  erst  nachtrfigllch  nadh  dem  Gefecht 
bei  Artemision  den  Persern  angeschlossen  (Her.  VHI  66).  Aber  es  ist 
schon  wiederholt  des  wichtigen  Dienstes  gedacht  worden,  welchen 
am  Vorabead  der  Schlacht  von  Salamis  das  ttberlanfen  ihrer  Triere 
aater  dem  Panaetios  der  hellenischen  Sache  leistete,  nnd  dessen  Be- 
denlang die  vorhergehende  Katastrophe  und  finszerst  bedenkliche  Si- 
tnntion  der  Verbttudeten  in  ein  helleres  Licht  stellt  (Her.  VIII  82.  Fiat. 
Them.  12).  Wahrscheinlich  bestaad  ihr  Contingent  nur  aus  der  ^iaen 
Triere  ^). 


45)  Bröndsted  a.  O.  I  8.  71.  Hoffmann  a.  O.  II  8.  1428.  Valeke- 
Beer  xu  Herod.  VII  95.  46)  Vgl.  oben  8.  536.  Diodor  XI  17  Ittaat 
einen  Samier,  von  den  loniern  abgeschickt,  heimlich  hindnrehschwixnmen 


646  0.  Priok:  d«8  p litaeiiche  Weibfe»ehoiik  s«  KMstaBtiMpel. 

Di6  Nazi  er  hattoo  vier  Sobiffe  sau  Heere  des  Xerzea  gfenadt, 
der  Trierarch  Demokrilos  aber  sie  dea  Hellenea  zagefflbrt  (Her.  Vlli 
46)  ^)..  Die  besondere  AasaeichBang-,  mil  welcher  sie  dann  eaker  sei- 
ner  Führung  bei  Salamis  stritten  —  Demokritos  hatte  nach  einen  Epi- 
gramm des  Simooides  als  dritter  das  Treffen  begoniieD,  fanf  feindliche 
Schiffe  genommen  und  ein  sechstes  dorisches  aus  den  Hinden  der  Bar- 
baren befreit  (Plnt.  de  Herod.  mal.  36)  —  maohte  daas  man  die  ob- 
freiwillige  Theilnahme  des  Staates  abersah.  Bei  My^kala  noehtea  sie 
auch  im  Auftrage  des  Staates  mitgefocbtea  haben. 

Es  folgen  die  Städte  Enboeas.  Hit  ihnen  beginnt  die  Grapfe 
der  entfernteren  Festlandstaaten.  Denn  auch  Eaboea  gehört  wie  Ae- 
gina  nicht  zu  den  Inselvölkern  im  engeren  Sinne  (Her.  VIlI  66).  Za- 
dem  nahm  es  seit  der  Dematigung  vonChalkis  dnrch  Athen  (Her.  V  77) 
eine  secnndire  Stellung  ein,  von  allen  nordgriechisohen  VarbflndeteR 
indessen  wieder  die  erste.  Unter  den  euboeischen  Stidten  geben  po- 
litische Bedeutung  und  Verdienst  nm  die  Nationtlsaohe  den  Eretriern 
Tor  den  anderen  den  Vorrang.  Sie  treten  bei  Artemision  und  Saitnis 
mit  7  Schiffen  auf,  bei  Plataeae  stellen  sie  mit  den  Styriem  geaeio- 
schaftlich  —  aber  sicherlich  sie  doch  den  grösseren  Theil — 600  Haas. 

Die  C h  a  1  ki  di e r  erscheinen  in  voller  Abhiogigkeit  von  Athen.  Sie 
bemannen  20  athenische  Schiffe  für  Artemision  und  kämpfen  mit  dieses 
auch  bei  Salamis.  Boeckh  sieht  in  ihnen  jene  4000  Kleruchen,  welche 
Athen  nach  dem  erwähnten  Kriege  in  Chalkis  auracklieaa  (Her.  V  77). 
Als  Kleruchen  konnten  sie  eine  eigene  Seemacht  nicht  besitsen,  aad 
die  Zahl  4000  stimmt  zur  Bemannung  jener  Trierenzahl  sehr  gnt.  Scbos 
früher  hatten  sie  von  Athen  Befehle  zu  Kriegsunternehmongen  erhal- 
ten ^^).  Dasu  würde  denn  auch  die  Stärke  ihres  Contingents  fflr  Fli- 
taeae  (400  Mann)  vortrefflich  passen. 

Die  Styrier  waren  Dryoper^)  und  als  solche  in  grösserer 
Selbständigkeit  zu  einiger  Bedeutung  gelangt,  nächst  Eretria  und  Chal- 
kis der  mächtigste  Ort  der  Insel;  sie  fahrten  den  Griechen  3  Triereo 
bei  Artemision  und  Salamis  zu  und  hatten  Theil  an  dem  Coatiageat 
der  Eretrier  bei  Plataeae. 

Dasz  wir  in  den  EI  eer n  mit  Bröndsted  nicht  das  peloponnesisehe 
Elis,  sondern  eine  Colonie  der  Eleer  in  Eretria  zu  sehen  haben,  ist 
oben  S.  538  f.  ausfährlich  begrQndet  worden.    Die  nunmehr  naefage- 


tmd  die  Stelle  des  tenxschen  Schiffes  vertreten ,  offenbar  indem  er  diese 
Begebenheit  mit  der  That  des  Tauchers  Skyllias  bei  Artemision  ver- 
wechselt (Her.  VIII  8).  47)  Vgl.  Aesch.  Pers.  887.  —  Plutarch  de 
Herod.  mal.  30  bestreitet  des  Herodot  Angabe  und  beruft  sich  auf 
Hellanikos  und  Ephoros,  deren  Worte:  die  Naxier  seien  mit  6  oder  5 
Schiffen  den  Griechen  zu  Hülfe  gekommen,  der  Hauptsache  nach  mit 
Herodot  doch  nicht  im  Widerspruch  stehen:  vgl.  Lahmejer  a.  O.  8.  72, 
welcher,  wie  schon  Reiske  vermutete,  in  dem  xffsig  Xift^QBtg  bei  Platarch 
mit  Recht  nur  einen  Fehler  sieht,  der  sich  aus  dem  folgenden  t^iJQm 
für  thtatfag  eingeschlichen  habe.  48)  Boeckh  Staatshaush.  I  S.  504 
(46g).  Her.  VI  100.  49)  Her.  VIII  46  und  K.  O.  Müllers  Dorier 
I  8.  43. 


0.  Friek:  du  pltltoitohd  Weihgesohenk  so  KonstaniiDopel.  547 

wieseDe  PlaimiMigkeit,  mit  welcher  der  guie  Katalog  abgefa'szt 
ist,  Biass  das  Gewicht  der  dort  beigebrachteii  Gründe  noch  ver- 
stirkeo. 

Uoter  deo  folgeDden  koriotbiscben  Colonien  war  sowol  Leokaa 
wie  Aaaktorion  ood  Ambrakia  zwar  älter,  nicht  aber  mächtiger  als 
Potidaea^),  and  waren  jene  Städ|e  aach  nomerisch  stärker  im 
Kriege  vertreten,  so  hatte  an  Eifer  and  Anfopferongsfähigkeit  Potidaea 
sie  abertroffen.  Von  Xerxes  zur  Heeresfolge  genöthigt  (Her.  VlI  123) 
waren  sie  sofort  nach  seiner  Niederlage  and  Rackkehr  von  den 
Barbaren  abgefallen ;  ihr  Beispiel-  hatte  auch  die  llbrigen  Bewohner 
ron  Pallene  so  dem  gleichen  Schritte  veranlasst.  Das  hatte  ihneo 
eiae  langwierige  Belagerung  von  Seiten  des  Artabazos  zogezogeD 
(Her.  VIII  126 — 129),  aas  welcher  ihre  Aasdaaer  allein  sie  rettete. 
Endlich  erschienen  sie  mit  300  Mann  bei  Plataeae  and  erhielten  den 
erbetenen  Platz  an  der  Seite  der  Korinther  (Her.  IX  28.  31),  offenbar 
scboB  damals  in  Anerkennung  derselben  Verdienste ,  derentwegen  sie 
hier  den  anderen  vorgezogen  sind. 

DieLeakadier,  welche  Pausanias  ausläszt,  gehen  den  Anak* 
loriern  voran,  weil  sie  auszer  den  800  Mann,  welche  sie  mit  diesen 
geneinschaftlich  nach  Plataeae  führten  (Her.  IX  28),  3  Schiffe  fflr  Sa- 
laoHs^  gestellt  hatten  (VIll  46). 

Man  erwartet  nun  die  Ambrakioten,  die  ein  sehr  bedeutendes 
Cootingenl  lieferten  (7  Schiffe  für  Salamis  und  dOO  Mann  für  Plataeae) 
Qod  durch  geographische  Lage  ebenso  wie  dorch  ihre  politische  Stel- 
lung als  Colonie  von  Korinth  sa  den  eben  genannten  Staaten  gehörten. 
Und  in  der  That  läszt  sich  kaum  ein  anderer  Grund  für  diese  Ab- 
weichflog  von  dem  sonstigen  Princip  anfahren  als  ihre  isolierte  Lage 
sasierbalb  der  eigentlich  griechischen  Welt,  auf  welche  auch  Herodot 
sehen  hindeutet  (VIII  47).  Diese  Erklärung  gewinnt  an  Wahrschein- 
liebkeit,  wenn  wir  bedenken,  dasz  es  gerade  die  Kythnier  und 
Siphnier  sind,  welche  ihnen  vorangehen.  Es  würden  dann  nemlich, 
wie  die  Thespier  nnd  Mykenaeer  den  Schlusz  der  ersten  Gruppe 
der  Fesllandstaaten  bilden,  so  diese  die  Reihe  der  eigentlich  helle- 
nisehen  Staaten  schlieszen.  Der  letzte  Platz  war  aber  fQr  diese  nn- 
bedeutendsten  der  betheiligten  Inseln  nur  natürlich;  sie  hatten  allein 
bei  Salamis  mitgefochten  und  von  allen  Staaten  das  winzigste  Con- 
tingent  gestellt  (die  Kythnier  6ine  Triere  und  dine  Pentekontere ,  die 
Siphnier  ^ine  Pentekontere).  Zwar  belief  sich  auch  die  Beisteuer  der 
Teaier  nur  auf  6ine  Triere ,  aber  ihre  ehrenvolle  Stelle  war  eine  be- 
soadere  Auszeichnnng  und  die  Insel  auch  an  sich  bedeutender.  Denn 
die  Bedeutungslosigkeit  von  Kythnos  und  Siphnos  wird  gerade  mit 
RScksicbt  auf  unsern  Fall  in  einer  Stelle  des  Plutarch  ausdrücklich 
berrorgehoben.  Es  wäre  immer  besser  gewesen,  sagt  er  von  den 
Argivern,  mit  den  Siphniern  nnd  Kythniern  in  der  Befreiung  von 
Hellas  zu  wetteifern,  als  aus  Eifersucht  auf  die  Spartaner  sich  solchen 


50)  Mullers  Dorier  I  S.  117  ff. 


548  0.  Friek:  da«  plaUiaiaelie  Weil^resebeak  m  KoMtaoliao^L 

Ktapfen  za  enUieheii  ^^),  Dem  mii^tigslM  StMt  also  oad  Ha«|»t  dea 
Krieges  werden  die  nDansebBliehaten  and  letitea  Glieder  dea  Baadea 
entgegengeselst.  Erinnern  wir  nns  aber,  dass  PInlarch  apiler  ia  iha- 
lieber  Weise  die  Kylbaier  and  Melier  als  die  anbedeatendaten  der- 
jenigen Staaten  erwfibnt,  deren  Namen  anf  anserem  Weihgeaefaeak 
Terzeicbnet  gewesen  seien,  und  dasz  er  von  dem  Monomeni  als  Angea- 
leage  sprach ,  so  wird  ancb  die  erste  Stelle  mit  onserer  iBaebrifl  ia 
Yerbindnog  gebracbt  werden  k^aaea,  ibr  Zengnis  wenigstens  an  Be- 
daatung  gewinnen. 

IHss'die  Ambrakioten  dem  Verseichnis  anbaagawaise  aaga- 
reibt  werden  konnten,  erklärt  sieb  ans  ibrer  isoliertea  Steliang  im 
attasergriecbisehaa  Gebiet;  ibniiob  ist  es  ancb  mit  den  Lepreatea, 
dere»  Erwfibnnng  an  dieser  Stelle  anf  den  ersten  Blick  der  sooali* 
ge»  Aaordnaag  so  ▼öllig  sn  widerstreiten  scheint.  Sie  sii^d  awar  ein 
peloponnesiseber  Staat,  aber  eine  miayaebeNiadcrlauaBg,  aad  mIk 
man  als  solche  den  übrigen  Hellenen  gegenaber  eine  gesoaderle  Stel- 
iang^ ein.  Lepreon  war  der  Hanptort  des  Minyerstaates ,  welcher  aiek 
am  die  Zeit  der  dorischen  Wanderang  mit  sechs  Stidten  in  TripbyUea 
erhob.  Es  halte  allein  ron  ihnen  sieh  aach  nach  den  meaaeniaeheo 
Kriegen  gegen  die  Eleer  gehalten  and  behauptete  nater  spartanisehea* 
Schatz  eine  Aft  von  Halbautonomie  bis  in  die  Zeilen  dea  pelopcaa»- 
aiachan  Krieges.  So  konnte  es  mit  200  Mann  (so  viel  aagefibr  stellte 
aneb  Tiryns  nnd  Mykenae,  mit  denen  Lepreoa  in  mancher  Hiasicbt  anf 
gleicher  Stafe  stsad)  naeh  Plataeae  sieben.  Maate  es  nun  am  dieaar 
ezelusiven  Stellang  willen  den  Stsatea  des  eageren  Grieebeabaadea 
nachstehen  und  aach  den  so  viel  michtigerea  Ambrakiotea  den  Vor- 
rang lassen,  so  sehatzte  die  LepreaCen  doch  ihr  Wohnsitz  and  der 
Umstand,  deaa  sie  von  alten  Minyerstädten  die  einzigen  Tbeilaekmar 
am  Kriege  waren,  vielleicht  aneb  die  spartanische  Gnaat  vor  einer 
Aaaschlieaenng,  welche  wir  bei  den  Paleern  annehmen  maaten,  deren 
Contingent  demjenigen  der  Lepreaten  dnrcbaas  gleichksm"). 

Nehmen  wir  nun  die  Präge  wieder  aaf,  von  welcher  aoagehead 
wir  zu  dieser  genaaeren  Betracblnng  dea  Namen verseichntaaea  geführt 
worden  waren,  die  Frage,  wie  die  vermeinten  drei  Lfleken  dea  Denk- 
mals etws  auszufallen  seien,  so  waren  es  überbaapt  nur  sechs  Be- 
werber gewesen  (die  Krotoniaten,  Lemnier,  opuntiaohen  Lokrer,  Man- 
tineer,  Seriphier  und  Paleer),  welche  nach  aorgfiltiger  Mnaterang  aber 
alle  ans  irgend  genannten  Theilnehmer  des  Krieges  dafflr  hätten  nnf- 
tY'eten  können.  Von  ihnen  waren  die  vier  ersten  Namen  ans  einer 
Bethe  triftiger  Gründe  sogleich  aasaasehlieszen ,  and  aneb  v>cni  den 
beiden  letzten  konnte  gesagt  werden,  dasz  ihre  Auslassung  zwar 

51)  Plnt.  de  Herod.  mal.  28  Zupvioiq  yaq  ^v  xal  Kv^pioig  apfivow 
iX$v99Q0vv  tovs  '^Ellfipagy  ^  £iuiif%idt€tkg  ^iXovsixovvxag  vtl^q  «K^^ik 
iynatetliTtßtv  xoüovtovg  nal   toiovtovs  aytSvag.  52)   Vgl.  Her.    Iv 

148.  VIII  73.  ßtrabo  VIII  p.  344  ff.  K.  O.  Müller  Orchom.  S.  373  ff. 
E.  CxutiUB  griech.  Gesch.  I  S.  141.  192.  Pelop.  II  S.  85.  Qrote  a.  O.  I 
S.  742.  ^ 


0.  Friek:  das  pUladsebe  WoilifMcheftk  %n  Koiulaiilinopel.  549 

■iehl  gMfigead  i«  erkUren  sei,  dms  Gegentheil  aber  aooh  Dicht  durch 
•Bdere  Thataacben  besUmmt  gefordert  werde.  Jetzt  masz  die  syste- 
matische Composition  der  Inschrift,  welche  wir  so  eben  aafzeigeo 
koanten,  völlig  tod  der  Unmöglichkeit  äberzengen ,  diese  Namen  in 
jenen  Lflcken  zu  suchen.  Es  genügt  dazu  allein  auf  die  strenge  Scbei- 
dnog  von  Fesllandstaaten  und  Inselvölkern  hinzuweisen,  welche  durch 
das  einschieben  der  Paleer  und  Seriphier  in  die  efste  Gruppe  anfge- 
boben  wQrde,  der  weiteren  Art  nicht  zu  gedenken,  wie  die  plan- 
niazige  4ind  doch  so  natdrliche  Einheit  des  Katalogs  dadurch  zer- 
riaaeD  würde.  Somit  stehen  wir  nicht  an  unsere  ehemalige  Ver- 
mutung Ober  das  Vorhandensein  jener  Lacken  aus  diesen  inneren 
Gründen  für  einen  Irthum  zu  erklären,  welchen  das  früher  beschrie- 
bene einstige  Aussehen  des  Monumentes  ebenso  erklärlich ,  wie  der 
gegenwirtige  Zustand  desselben  wahrscheinlich  macht.  Es  ergäbe 
sieh  somit  eine  Zahl  von  einunddreiszig  Namen;  das  ist  aber 
eben  dieselbe  Zahl,  welche  Tbemistokles  in  der  mehrerwihnten  Stelle 
des  Plntarch  als  Theilnehmer  des  Krieges  angibt").  An  aich  würde 
einer  so  vereinzelten  Zahlenangabe  eines  so  späten  Schriftstellers 
keine  grosse  Bedeutung  beizulegen  sein;  in  dem  fast  wunderbaren 
•  snaammentreffen  mit  den  Resultaten  der  vorhergehenden  Untersuchung 
wird  sie  ein  wichtiges  Zeugnis.  Und  fragen  wir  dann  weiter:  woher 
entnahm  Plntarch  eine  so  bestimmte  Zahl ,  welche  weder  mit  einer  der 
Anfsihlttngen  dea  Herodot  vollständig  stimmt^)  noch  sonst  etwa  eine 
herkömmlich  überlieferte  war?  so  liegt  die  Vermutung  nicht  fern,  dass 
es  wieder  eben  unser  Denkmal  gewesen  sein  werde,  welches  ihm 
Quelle  war. 

Und  damit  hätte  unsere  Betrachtung  ihr  Ziel  erreicht.  Sie 
wünschte  in  möglichst  vollständiger  Weise  alles  das  Monument  be- 
trelTende  Matertal  zusammenzustellen;  sie  hoffte  dadurch  allein  und 
am  schlagendsten  den  Beweis  der  Echtheit  fahren  zu  körnten.  Kein 
wesentliches  Bedanken,  weder  in  epigraphischer,  historischer  noch 
kunstgeschichtlicher  Hinsicht  trat  uns  entgegen;  wo  auf  den  ersten 
Blick  der  eine  oder  andere  Punkt  —  zwar  nicht  einen  Verdacht  gegen 
die  Echtheit  erregen  konnte,  wol  aber  mit  anderen  Resultaten  im 
Widerspruch  zu  stehen  schien,  fand  die  genauere  Betrachtung  eine 
zwanglose  Lösung  und  meist  neues  Licht  und  neue  Bestätigung  für 
schon  erwiesenes.  Zu  einer  fortlaufenden  äuszeren  Bezeugung  der 
Identität  des  heutigen  Schlangengewindes  mit  dem  plataeischen  Weik- 
geschenk  trat  in  dem  zusammenstimmen  aller  durch  das  Monument  nn« 


53)  Plnt.  Them.  20  9i9d^ag  dg  xoidyLOvxa  %al  fiia  fidy«i  noXstg 
tMr  aC  (istaßxovaca  xov  noXi^i^ov  xal  tovtmv  at  nltiovg  nccvranccat 
(u%Qiiti.  54)  Bei  Plataeae  nennt  er  —  die  Kleer  nnd  Mantineer  mit. 
gestthlt  —  27  Namen;  dazu  kommen  aas  der  Schlacht  von  Salamis  7 
InselTÖlker,  nnd  wir  erhalten  (ausser  den  Elrotoniaten ,  Lemniem  and 
opnntischen  Lokrem)  34  Theilnehmer.  Davon  scheidet  unser  Verieich- 
nia  nun  3  Namen  aus,  die  Paleer,  Seriphier  and  Mantineer,  enthiUt  mit<» 
hin  31  Namen. 


550   0.  Frick:  das  plataeische  Weibgeschenk  zu  Koostantinopel. 

geregten  Fragen  mit  der  Geschichte  wie  unter  einander  die  velle 
Starke  der  inneren  Glaubwürdigkeit.  Sollte  aber  mauchem  eioe  so 
breite  Ansrfihrlichkeit  der  Beweisffihrnng  onnOthig  erschienea  seie, 
so  möge  derselbe  bedenken,  dasz  sie  zur  Nothwendigkeit  wurde,  wo 
Mfinner  wie  Ernst  Cur tius  und  Carl  Bö  tti eher  bis  in  die  letzte 
Zeit  hinein  sich  von  der  Echtheit  nicht  flberzeugen  konnten. 


Tl.  Zur  späteren  Geschichte  des  Mommentes  in  Xonitantinopel 

(seine  Benutzung  und  Verstümmelung). 

Es  bleibt  uns  nun  noch  Qbrig,  aus  der  Geschichte  des  Denkmals 
wfihrend  seiner  Existenz  in  Konstanlinopel  dasjenige  nachzutragen, 
was  sich  auf  seine  gegenwärtige  Gestalt,  vor  allem  auf  seine  Yer- 
stfimmelung  bezieht^).  Der  heutige  Zustand  läszt  keinen  Zweifel,  dasi 
das  Monument  zu  einer  Wasserkunst  benutzt  worden  sei.  Gleichzeitig 
mit  der  Aufgrabung  entdeckte  man  eine  Wasserleitung,  welche  einige 
Schritte  von  dem  Postament  entlang  führte  und  zunächst  mit  den  Lei- 
tungen der  Moschee  Sultan  Achmets,  sodann  mit  der  Wasserleilang 
des  Valens  in  Verbindung  stand.  Nun  kann  zwar  unser  Gewinde  nicht 
gerade  unmittelbar  mit  dieser  Leitung  verbunden  gewesen  sein,  weil 
diese  beinahe  einen  Fusz  höber  lag  als  der  Granitwürfel,  welcher  dem 
Gewinde  jetzt  als  Piedestal  dient;  höchst  wahrscheinlich  aber  war  die 
neue  Leitung  die  Benutzung  einer  alten;  mit  dieser  hatte  das  Monoment 
Commnnication;  das  zeigt  eine  ziemlich  grosze  Oeflfnung  am  Ende  des 
Gewindes,  sowie  eine  dicht  unterhalb  derselben  in  dem  Granitwärfel 
befindliche,  der  Wasserleitung  zugekehrte  Rinne.  Die  Wasserleitung 
ist  mit  der  späteren  Erweiterung  und  Ummauerung  des  Platzes  ver- 
soh wunden.  Dafür  hat  nach  den  neuesten  Mittheilungen  von  Dethier^ 
das  Postament  selbst  die  Gestalt  eines  Bassin.  Endlich  wird  uns  solche 
Verwendung  des  Gewindes  zu  einer  Art  von  Brunnen  oder  Wasser- 
kunst und  zugleich  die  Zeit,  in  welcher  dieselbe  staltfand,  durch  den 
Rest  einer  Bleiröhre  bezeugt,  welche  schon  bei  der  ersten  Aufgrab ang 
im  inneren  des  hohlen  Erzkörpers  von  uns  entdeckt  wurde  (vgl. 
Monatsber.  S.  287).  Sie  stand  in  demselben  aufrecht,  so  dasz  wir  sie 
anfangs  für  den  Stil  des  Gewindes  halten  konnten,  durch  welche  es 
in  dem  Postament  befestigt  sei  (vgl.  Monatsber.  S.  163  f.)-  Das  Bruch- 
stück hatte  eine  Länge  von  ungefähr  3  Fusz  und  war  mit  folgender 
sehr  wol  erhaltener,  erhaben  darauf  angebrachter  Inschrift  versehen: 
AP . . .  AT(*)NnATPIKI0VKenAPX0VPt^^  I 

1)  Vgl.  über  das  nächste  arch.  Anz.  a.  O.  S.  221*  ff.  und  Monatsber. 
a.  O.  S.  286  ff.  2)  In  dem  oben  erwähnten  Briefe  vom  7n  März  d.  J. 
heiszt  es:  'das  einzige,  was  die  Autopsie  nachträglich  ergeben  hat,  ist, 
dasz  im  inneren  der  Säule  am  Boden  sich  ein  Stein  entfernen  laset, 
unter  welchem  sich  der  Grundstein  als  Deckel  eines  Bassin  darstellt . . . 
Auch  der  grosse  Obelisk  (des  Tbeodosius)  steht  über  einem  Bassin, 
welches  Wasser  enthält.' 


0.  Fri«k:  dat  plataeisehe  WeihgesoBenk  so  Koiistaatinopel.   551 

A.  Kirehboff  erginzt  dieselbe  foIgendermaszeD'):  ....  vov  SsTvog] 
tt«(o  wt]az€inf  navQixlüv  x(al)  iica^ov  'P(6(n{i]s  vr^g  viag].  Der 
Name  des  Beamteo  ist  verloren  gegangen ;  es  war  dem  Rest  der  In- 
schrift nacb  ein  Praefect  von  Konstantinopel,  ein  Mann  mit  consttlari- 
sdien  Rang  und  dem  Titel  patricias,  dem  höchsten  in  der  neage- 
scbaffeDen  Bureaakratie  des  Konstantin,  welcher  seine  Inhaber  selbst 
Aber  die  praefecti  praetorio  stellte  (Zosim.  II  40.  V  47).  Die  Beanf- 
siehtigang  der  Wasserbauten  gehörte  aber  recht  eigentlich  in  den 
Wirkangskreis  der  Stadtpraefeeten  (vgl.  Notitia  dign.  S.  180  f ,  181  m 
Bock.).  —  Dasz  nun  Konstantin  selbst  diese  Siegestropaee  fQr  einen 
solchen  Zweck  bestimmt  habe ,  wird  schon  an  sich  niemand  geneigt 
sein  anzunehmen.  Es  wird  diese  Annahme  aber  auch  durch  die  Chro- 
nologie verboten,  da  die  Errichtung  der  Praefector  von  Konstantinopel 
(ond  Rom)  erst  in  die  Regierung  des  Constantius  und  das  Jahr  B59 
ßllt  (Not.  dign.  S.  175).  Auf  der  anderen  Seite  gestatten  indessen 
die  ZQge  der  Insohrift  (besonders  die  Formen  des  A  und  V)  nicht  zu 
weit  in  die  byzantinischen  Zeiten  hinabzugehen,  und  da  die  oft  er- 
wähnte Abbildung  an  dem  theodosischen  Obelisken  die  Säule  ohne 
Postament  zeigt,  so  muste  sie,  scheint  es,  schon  unter  der  Regierung 
dieses  Kaisers  jene  neue  Bestimmung  erhallen  haben.  Denn  schwerlich 
hatte  sie  Konstantin  ohne  ein  wfirdiges  Piedestal  aufrichten  lassen, 
Qiid  das  mehr  als  unscheinbare  ftuszere  des  heutigen,  welches  sonst 
mit  Recht  befremden  mflste,  findet  nun  seine  Erklärung.  Kann  nun 
aber  so  die  Regierung  des  Theodosins  als  Anhaltspunkt  in  der  Zeit- 
bestimmung jener  Umwandlung  angesehen  werden,  so  legt  die  er- 
wähnte Verbindung  der  gleichzeitig  entdeckten  Wasserleitung  mit 
dem  benacbbarten  groszen  Aquaeduct  des  Valens^)  es  nahe,  noch 
einige  Jahrzehende  weiter  hinaufzugehen  und  die  Einrichtung  jener 
Wasserkunst  dem  Bau  der  groszen  Leitung  gleichzeitig  zu  setzen, 
d.  h.  in  die  Regierung  des  Valens  (364 — 378).  Es  wird  uns  solche 
Benutzung  des  Gewindes  aber  auch  ausdracklich  gemeldet  von  dem 
ältesten  der  oben  aufgezählten  Reisenden,  Bondelmonte  (1422),  wenn 
er  sagt  a.  0.:  *oribus  apertis,  a  quibus,  ut  dicitur,  aqua,  vinnm  et  lac 
>b  eis  exibat  diebus  instrantium.'  Und  auch  von  der  tfirkischen  Zeit 
behauptet  die  noch  jetzt  lebendige  Tradition  ein  gleiches'). 

Den  Anfang  derVerstflmmeluttg  fahr!  die  Ueberlieferung  auf  eine 
oben  schon  berührte  Handlung  Mohamed  des  Eroberers  zurAek, 
Welcher  bei  seinem  Einzüge  nach  der  Einnahme  der  Stadt  mit  seiner 


3)  Corpas  inscr.  Gr.  Bd.  IV  S.  270  Nr.  8611.  Damit  wird  zugleieh 
die  von  ans  im  arch.  Anz.  a.  O.  S.  222*  gegebene  Ergänzung  berichtigt. 

4)^  Kodinos  de  aignis  Constant.  p.  20*  6  aywyog  xtav  fisydltov  ailfC- 
9<ov  vno  xov  Ovdlsvxog  intiad-rj^    ng  offätcci,  5)  Dallaway  Con- 

itantinople  aiioienne  et  moderne  S.  68  läszt  das  schon  in  Delphi  ge^ 
•chehen,  wo  jene  Flüssigkeiten  ihm  als  ^Embleme  der  Göttlichkeit  des 
Apollo'  gelten.  Eigene  Erfindung  ist  es  auch,  wenn  er  das  Fomm  des 
Areadins  als  ursprünglichen  Standort  des  Denkmals  angibt,  nicht  den 
Hippodrom. 

Jahrb.  f.  cIms.  Philol.  Suppl.  Bd.  III.  HR.  4.  37 


552   0.  Frick:  das  pUtaeiscke  W^ihgeiekeak  sa  KoBilafttiaopel. 

Sireitaxt  den  od  terep  KiBDbaoken  des  einen  der  drei  Schlangenkö^e 
zerschmettert  habe.    Die  einzige  uns  bekannte  historische  Naehriebl 
daraber  findet  sich  in  den  ^annales  Turcici'  von  Sead-eddin  (gastorbM 
nack  1550),  übersetzt  von  Leanclavias  S.  29  (ed.  11  Francof.  1596): 
'cum  El-Farich  (Mohamed  11)  in  Atmeidanum  pervenisset,  coloanam 
ibi  lapideam  vidit,  cui  triplex  erat  inpositns  sarpens  akeneai 
idemqnetrieeps.    illam  conspicatns,  qmdnani    hoc  esset  idoli, 
qnaesivit.   simul  in  enm  contorta  magna  vi  olava  ferrea ,  quam  posdi- 
gannm  Turci  vocant,  uni  de  tribas  illis  capitibas  serpentinis  labron 
in  fer  ins  comminuit.     quo  facto  mox  serpentes  in  iirbe  magno  con- 
spioi  coepere  numero.  quapropter  aactores  ei  foere  quidam,  ut  missaa 
deinceps  illum  serpentem  faceret,  quando  per  id  simulacrnm  eflactan 
fuerit,  ut  serpens  in  vrbe  nuUns  esset,   hinc  eacolumna  infao- 
diernum  diem  adhne  durat,  et  quamqnam  nnius  afaeoei  serpenlb 
inferiori  labro  deiecto  serpentes  in  orbem  veniont,    nocere  tarnet 
neraiai  possunt.'  Erweckt  nun  schon  der  letzte  Zusatz  Mistrauen  geges 
die  Kritik  des  Berichterstatters,  so  musz  das  Schwelgen  des  Dokas 
und  Phrantzes,  welche  beide  doch  jenes  feierlichen   Einzuges  des 
Sultans  gedenken'),  gegen  den  Bericht  überhaupt  einnehmen.  Aber 
auch  Gyllius  kennt  das  Factum  nicht.    Er  erwähnt  zwar  eine  angeb- 
liche Beschfidigung  des  Denkmals  durch  die  Türken,  welche  nach  den 
Glauben  einiger  das  früher  vergoldete  Gewinde  des  Goldes  beraubt 
haben  sollten,  weisz  jedoch  nichts  von  einer  Verstummelong  durch 
Mohamed,  die  er,  wire  sie  schon  zu  seiner  Zeit  vorhanden  gewesen, 
in  der  sonst  so  ausführlichen  Beschreibung  des  Monumentes  unmöglich 
bitte  fibergehen  können.  Dadurch  aber  wird  der  Zweifel  an  der  Wahr- 
,heit  jener  Nachricht  fast  zum  Beweise  ihrer  Erdichtung^).  —  Niobts- 
desloweniger  erhielt  sich  die  Sage.    Das  angeführte  Miniatnrbild  des 
Herrn  Cayol  zeigt  zwar  alle  drei  Köpfe  erhalten,  und  die  nichslea 
unserer  aufgezählten  Reiseberichte  sind  entweder  zu  unbestimmt,  wie 
derjenige  des  unbekannten  Venetianers  (1543),  welcher  nur  kurz  und 
allgemein  von  drei  Köpfen  spricht,  oder  auch  sonst  unrichtig,  wie  d$8 
*gemini  serpentes'  des  Busbeque  (1554);  aber  schon  Schweigger  (1678),  f 
welcher  als  Augenzeuge  sprach,  wiederholt  nicht  nur  die  Ersablua^ 
von  Mohamed,  sondern  seine  Abbildung  gibt  auch  deutlich  die  Be- 
schädigung an*^).    d^Ontremanu  (1643)  theilt  die  Stelle  der  Annalen 
von  neuem  mit,  und  Thevenot  (1655)  fand  ebenfalls  den  nntereo  Kioa- 
backen  des  einen  Kopfes  zerschmettert  und  scbrieb  auch  seinerseits 

'6)  Dukas  hist.  Byz.  XL  p.  168.  Der  Eroberer  reitet  in  die  Sudt, 
begibt  sich  sofort  in  die  Sopbienkirche  und  bestraft  dort  sogar  eigts- 
bündig  eine  Handlung  fanatischer  Zerstörungswut.  Vgl.  Phrantzes  ioO' 
III  0.  7)  Auch  die  neueste  quellenmässige  Darstellung  der  ^Belagerung 
und  Eroberung  Konstantinopels  durch  die  Türken  im  J.  1453'  von  A« 
D.  Mordtmann  (Stuttgart  1858)   enthält   nichts  von  der   Sache. 

8)  Schweigger  a.  O.  S.  123.  Von  ihr  die  Sage,  dass  um  der»elben 
willen  keine  Schlangen  in  die  Stadt  kommen  könnten ;  als  aber  Moha- 
med die  Stadt  eingenommen ,  habe  er  die  Schlange  besichtigt  und  BtÜ 
einer  Keule  den  unteren  Theil  des  Kopfes  wcggeschlagen  usw. 


0.  Friok:  das  plataeische  Weibgeschenk  za  KonstaDtinopel.  553 

die  Veretammelang  deqp  Mohamed  za.  -i-  Gyllius  machte  seine  Reise, 
wie  frfiher  bemerkt  warde,  unter  der  Regiernng  Frans  I  (1515  —  47) 
ond  zwar  in  der  letzten  Zeit  derselben").  In  den  Zeitraum  von  c.  1544 
bis  1578  also  rousK  jene  Verletzung  fallen,  und  dadurch  erhält  eine  an 
sich  sehr  allgemeiue  Nachriebt  vom  Sultan  Suleiman  (1520^-66)  eine 
bestimmtere  Beziehung,  welche  von  C.  Bock  mitgelheilt  wurde  aus 
dem  sehr  seltenen  Buche  *  Extremes  y  grandezas  de  Constantinopla 
eompaestas  por  Rabi  Moysen  Almosino,  Hebreo.  Traducido  por  Jacob 
CiBsino'  (Madrid  1698.  4)  S.  128:  ^Sultan  Suleiman  beaehlt  derri  bar 
la  estatua  de  Hercules,  que  estava  sobre  las  tres  sierpes 
debronce,  frontero  a  los  Falacios  de  Braham  Baxa,  diziendo,  que  lo 
nindö  assi ,  por  que  era  idolo  en  que  adorava ,  ä  qaien  se  humillava 
cids  vez  que  salla  de  su  casa ,  A  cuya  causa  hizo  la  puerta  principal 
dflla  a  fronte  della  estataa  ,  apiicando  los  Falacios  para  Serrai  Real, 
maodando  viviessen  en  ellos  sus  criados  (como  lo  hazen  oi)  con  Ag&, 
Medice,  y  todo  lo  demas  necessario'. '^)  Darf  man  nun  durch  Ver- 
bifidang  dieser  verschiedenen  Nachrichten  den  Suleiman  für  den  Zer- 
störer halten,  so  kaun  das  Ereignis  dem  Gyllius  noch  unbekannt  gewe- 
sen sein  nnd  der  tQrkische  Annalist  eine  so  viel  jüngere  Begebenheit 
irlhanlich  in  die  Zeit  des  Eroberers  versetzt  haben.  —  Eine  dritte 
Relation  freilich  nennt  als  Urheber  der  Zerstörung  einen  Sultan  Murad, 
offeDbar  Amnrath  IV  (1623 — 49),  Velcher  eines  Tages  fiber  den  Flatz 
spazierend  mil  einem  Schlage  seines  Stockes  den  Kinnbacken  des 
(  einea  der  Köpfe  von  unten  abgeschlagen  habe' ").  Eine  solche  Hand- 
lang stimmt  sehr  wol  zu  dem  Bilde,  welches  wir  von  diesem  durch 
DDgeneine  Körperkraft  ausgezeichneten  nnd  ritterlichen  Uebungen 
sebr  EDgethanen  Sultans  haben  *'),  und  eben  dies  mochte  der  Grund  zu 
jener firzfihlung  sein,  welche  von  den  frQher  genannten,  fast  ein  halbes 
labrbandert  alteren  Berichten  Lögen  gestraft  wird.  —  Nicht  viel  bes- 
ser scheint  es  mit  der  andern  Angabe  zu  stehen ,  welche  Tourneforl 
(und  mit  ihm  Fococke  wiederum  wörtlich   Qbereinstimmend)  allein 

9)  Beine  Grabechrift  (1555)  spricht  von  einem  Tode  nach  mehr  als 
lljihrigen  Wanderungen.  10)  Denkm.  u.  Forsch.  1857  Nr.  100—102 
^•47.  Der  Stelle  ist  die  Zahl  (1539?)  beigesetst,  aber  ohne  nähere 
^egrandung.  Prof.  Guhl  übersetzt  die  Worte:  'Sultan  Suleiman  be- 
fiehlt, die  Statue  des  Hercules  umzustürzen,  welche  auf  den  drei  Bronce- 
Khlangen  stand,  gegenüber  den  Palästen  von  Braham  Baza,  indem  er 
Als  Grand  dieses  Befehles  angab,  dasz  dies  ein  Oötzenbild  sei,  welches 
er  anbetete  nnd  vor  dem  er  sieh  jedesmal  verbeugte,  wenn  er  aus 
Bemem  Hause  gieng,  zu  welchem  Zwecke  (aus  welchem  Grunde)  er 
^Qch  den  Haupteingang  desselben  gegenüber  der  Statue  anbrachte, 
U|dem  er  (Suleiman)  die  Paläste  zum  königlichen  Sorail  yerwendete  und 
l^fahl,  dasB  darin  seine  Diener  wohnen  sollten,  wie  sie  dies  auch  noch 
jetat  thiin  nebst  dem  Aga,  dem  Arzte  und  allem  anderen  erfordere 
Hellen.»  11)  Bo  zuerst  Spon  und  Wheler  (1675)  a.  O.  S.  234.  Dann 
Tottrnefort  (1717)  a.  O.  II  S.  228,  und  mit  diesem  wortlich  überein- 
Btimnend  Pocoeke  a.  O.  V  S.  850.  Dazwischen  zeigt  die  Abbildung 
^^^  de  la  Mottraye  (1600)  drei  Köpfe  mit  drei  erhaltenen  Kinnbacken. 
12)  Vgl.  L.  Ranke  Fürsten  and  Völker  I  S.  87  ff. 

37* 


A 


554  0.  Frick :  das  plaUeische  Weihfeschenk  lu  KoiuUiittMifeL 

macht,  daaz  das  GeWinde  im  Jahre  1700  naeh  d|m  Carlowilstr  FriodMi 
(1699)  amgestflrzt  uod  auch  die  beiden  andereQ  Köpfe  bei  dieser  Ge- 
legenheit abgebrochen  wfiren.  Denn  Lady  Montagne  *')  sah  die  K6pfis 
noch  im  Jahre  1717  und  eine  1721  in  Paris  erschienene  anonysM  Re- 
Schreibung  Konstantinopels  kennt  sie  mit  Ausnahme  jenes  ^inen  ser- 
schmetterten  Kinnbackens  in  wol  erhaltenem  Zustande'^).  —  Endlidi 
musz  einer  vierten  Version  gedacht  werden ,  nach  welcher  die  Zer- 
störung von  Begleitern  eines  polnischen  Gesandten  herrühre,  dessen 
Wohnung  sich  in  der  Nähe  befunden  habe");  vermutlich  ist  der 
EUschi-chan,  der  ehemalige  Aufenthalt  aller  Gesandten  bei  der  Pforte 
gemeint;  auch  der  Name  wurde  genannt:  es  sei  nach  de  la  Hottraye  '^) 
ein  Graf  Lisinsky,  Palatin  von  Posen,  gewesen,  welcher  vom  König 
von  Polen  als  auszerordentlicher  Gesandter  nach  Konstantinopel  ge- 
schickt worden  sei.  Wenn  nun  de  la  Hottraye  Konstantinopel  im 
Jahre  1696  besuchte,  so  folgt  aus  allem'  früher  gesagten  und  bewebt 
sum  Ueberflusz  die  von  ihm  gegebene,  alle  drei  Köpfe  anfaetgende 
Abbildung,  dass  die  in  Rede  stehende  Notii  nicht  die  vollslindige 
Zerstörung  aller  Köpfe  im  Sinne  haben  konnte,  sondern  offenbar  nar 
eben  jene,  welche  von  anderen  Seiten  dem  Sultan  Hohamed  oder 
Murad  zugeschrieben  wurde.  —  So  sind  die  Resultate  der  Zerslo- 
rnngsgeschichte  unseres  Denkmals  sehr  dürftig  und  bestehen  mehr  in 
der  Beseitigung  einer  immer  neu  wiederholten  Tradition  als  in  der 
Nach  Weisung  bestimmter  Thatsachen.  Auch  das  erhaltene  Braehstöck 
des  Kopfes  vermag  keinen  n&heren  Aufscblnsz  zu  geben;  in  keinem 
Falle  gehört  es  jener  ältesten  Verstümmelung  an,  da  es  ein  Theil  des 
oberen,  nicht  des  unteren  Kinnbackens  ist"). 

Zum  Scblusz  noch  eine  Bemerkung  über  den  mit  dem  Monument 
verbundenen  Aberglauben,  welcher  in  demselben  einen  Talisman  gegen 
Schlangen  und  Krankheiten  sah.  Er  liszt  sich  bis  in  die  griechischen 
'  Zeiten  hinein  verfolgen.  Schon  die  türkischen  Annalen,  wenn  sie  der 
^Gefahr  gedachten,  welche  mit  der  angeblichen  Verletzung  des  Gewin« 
des  durch  Mobamed  nun  über  die  Sfädt  hereinbrechen  werde,  weisen 
darauf  hin.  Dann  aber  wird  man  nicht  irren,  wenn  man  in  der  Sache 
nur  eine  Fortsetzung  der  Wundergeschichten  sieht,  welche  bereits  im 
ersten  Jahrhundert  zur  Zeit  des  Apollonios  von  Tyana  die  Stadt  be- 


13)  Vgl.  Hobhouse  jonrney  throagh  Albania  (London  1813)  Bd.  II 
S.  051.  14)  Noavelle  description  de  la  ville  de  Const.  (Paris  1721) 
S.  29:  'il  y  a  dans  la  meme  place  trois  serpens  de  bronse  en* 
tortill^s,  la  tSte  drossle  an  hant  et  la  queue  onverte,  le  bas  de  la 
m&choire  manque  &  un,  pareeque  Mahomet'  etc.  15)  ChiBhuIl  trsTeU 
in  Turkey  (London  1747)  S.  40.  10)   Vgl.   Glarke   travela  Bd.  III 

S.  73  ff.  17)  Pittakis  a.  O.  weiss  von  einer  Tradition  an  berichten, 
^dasz  Leo  der  weise  oder  (?)  Konstantin  der  grosse  die  Oeffnnngen 
des  Gewindes  —  er  hielt  dasselbe  nicht  für  voUständig  hohl  —  ver- 
BchlosBen  habe,  weil  die  Jaden  die  Säule  kaafend  dieselbe  oben  und 
unten  durchbohrten,  um  das  in  ihr  verborgene  Gold  hervonuholen«  In 
dieser  Zeit  hätten  sie  zuerst  die  bis  auf  Mohamed  II  erhaltenen  awei  (?) 
Köpfe  derselben  und  die  oberen  Qewinde  aerstört.'!! 


0.  Fiiok :  das  plalaeische  Weihgeschenk  zn  KoDstantinopel.  555 

wegten.  Damals  muss  Bysanz  von  eioer  Schlangen -Landplage  heim- 
gesacht  worden  sein.  Man  rief,  heiszt  es,  den  Apollonios  von  Tyana 
herbei,  das  Uebel  sa  bannen.  Dieser  richtete  eine  SSnle  auf  mit  einem 
Adler,  welcher  in  seinen  Krallen  eine  gebändigte  Schlange  hielt,  nnd 
seit  der  Zeil  verschwanden  die  Thiere  ^^.  Niketas  kannte  diesen 
Adler  noch.  Bei  der  Einnahme  Konstantinopels  durch  die  Lateiner 
wurde,  wie  die  meisten  Kunstwerke  des  Hippodrom  und  der  Stadt, 
anch  er  zerstört ;  die  Sage  aber  erhielt  sich  und  heftete  sich  in  nahe- 
liegender Uebertragung  an  das  schlangenartige  Gewinde,  und  dieses 
wurde  nun  in  einem  zwiefachen  Sinne  des  Wortes  zu  einer  ^Schlangen- 
8inle'.  Fast  alle  Reisebeschreibungen  bezeugen  die  Fortdauer  des 
Aberglaubens^*),  und  bis  in  die  neueste  Zeit  erhielt  sich  die  lieber- 
leugnng  von  seiner  wunder thäligen  Kraft.  Als  die  Ausgrabungen 
Torgenommen  wurden,  erhoben  die  Türken  laute  Klage,  dasz  ihr 
Talisman  ihnen  genommen  werden  sollte:  Krankheit  und  Elend  war- 
deu  nun  die  Stadt  heimsuchen,  die  Kriegsleiden  sich  steigern.  Es 
ergab  sich,  dasz  die  ganze  Höhlung  des  Gewindes  von  unten  bis 
oben  mit  kleinen  Steineben  angefüllt  war;  leidende  aller  Art  hatten 
sie  hineingeworfen  in  dem  Glauben,  von  ihren  Krankheiten  dadurch 
befreit  zu  werden*^). 

Essen.  Otto  Frick. 


18)  Hiketas  Choniates  de  signis  Const.  c.  8  p,  801  Bk.  Glykas  Ann. 
lU  230  (445  Bk.).  Hesychius  BüleBius  orig.  Constant.  p.  67  OreUi,  wo 
in  Stein  gehauene  Störche  die  Kolle  des  Adlers  übernehmen.  Kodinos 
de  aedificiis  Const.  p.  62 ,  wo  derselbe  Wundertbäter  mit  einer  ehernen 
Mücke  nnd  Fliege  solcherlei  Ungesiefer  verscheucht.  Ders.  de  signis 
p.30  n.  36.  Nikephoros  KaUistos  bist.  eccl.  III  81.  10}  So  d'Outre- 
mann,  Thevenot,  Wheler,  Tonrnefort,  Pncocke.  Einige  hielten  das 
Gewinde  selbst  ftir  ein  Werk  dieses  Aberglaubens,  wie  Schweigger  nnd 
Smith  r  Septem  Asiae  ecciesiae'  (1673)  8.  100  nnd  bei  Pertosier  <pro- 
menades  pittoresques  dans  Const.'  (Paris  1815)  I  8.  251.  20)  Vgl. 
Monatsber.  a.  O.  8.  286  f.  Aehnliches  erzählt  Pittakis  a.  O.  von  athe- 
nischen Monnmenten,  von  den  Säulen  des  Olympieion,  der  Ilissosbrücke, 
der  einen  Karyatide  des  Erechtheion. 


Berichtigungen. 

o>  401  Z.  16  1.  Die  beigegebene  Zeichnung  Nr.  III  von  der  geschickten 
Hand  —  Ebd.  Z.  20  f.  sind  die  Worte  ^Besonders  zeigt .  .  .  fremde 
Härten'  zu  tilgen.  * 

S-  493  Z.  4  V.  u.  1.  die  beigefügte  Zeichnung  Nr.  I  n.  II. 

S.  510  Z.  5  1.  instrantinm  st.  lastrantium.  Ebd.  Z.  2v.  u.  hinter  'eqnes- 
tres  Indi'  hinzuzufügen:  'ex  italico  ^to«<rare;  QtJlis  Jousier  (Joüier).* 

EW.  Z.  17  1.  die  Beilage  Nr.  IV. 

8.  520  Z.  24  hinzuzufügen:  vgl.  die  Beilage  Nr.  Y. 

8.  525  Anm.  8  am  8chlusz  hinzuzufügen:  vgl.  die  Beilage  Nr.  VII. 


I 


I 


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Inhaltsübersicht. 


Seite 

I.  Das  .ScUangengewinde  auf  dem  Atmeidan  zn  Konstantinopel  487 
II.  Geschichte  des  plataeischon  Weihgeschenkes  in  Delphi     .      .  499 
IIL  Geschichte  des  plataeischen  Weihgeschenkes  in  Konstantinopel  513 
ly.  Die  Identität  des  plataeischen  Weihgeschenkes  und  des  Schlan- 
gengewindes auf  dem  heutigen  Atmeidan 521 

y,  Ausbeute  der  Entdeckung 526 

yi.  Zur  späteren  Geschichte    des  Monumentes  in  Konstantinopel 

(seine  Benutzung  und  yerstümmelnng) 55A 


Verzeichnis  der  Abbildungen. 


I — ^yil  nach  Zeichnungen  von  Dr.  P.  A.  Dethier. 

I  u.  II  Seiten-  und  yoxderansicht  des   erhalteneu  Drachenkopfes;  vgl 

S.  40a. 
III  die  mit  Inschriften   bedeckten    Gewinde   des    Denkmals;    vgl. 

8.  491  S. 
ly  das  Gewinde  nach   dem  türkSsefaen  Miniaturgemälde   des  Hm. 

Cayol  zu  Konstantinopel;  vgl.  S.  519. 
y  Abbildung  des  Gewindes  bei  G.  Wheler;  vgl.  S.  520. 
yi  Abbildung  des  Monumentes  auf  dem  Basrelief  des  theodosiachen 

Obelisken;  vgl.  S.  403  u.  515. 
yil  Darstellung  gewundener  Säulen  auf  einem  Basrelief  bei  Winekel- 

mann  Monument!  inediti  Th.  II  Tf.  149;  vgl.  S.  525  A.  8. 
ym  Ansicht  des  Gewindes  in  seinem  gegenwärtigen  Znstaade  nach 

einer  Photographie  im  Besitz  des  yerfassers. 


..? 


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DE 


SENATVS  POPVLIQVE  ROMANI  ACTIS 


>1ull 


SCRIPSIT 


■IVSHVBNER. 


Jahrb.  f.  das«.  Philol.  Snppl.  Bd.  III.  Hft.  5.  38 


u. 

De  senatus  populique  Romani  actis. 


I 

Casa  ma^is  quam  consilio  factum  est  nt  de  senatas  populiqae 
aetis  denao  quaerera  inatituerem.  neque  enim  paaci  hominea  io  hoo 
argomeoto  inlaatrando  aersati  sunt  neque  indocti.  sed  cum  receotea 
qnoadam  qoi  de  hia  rebus  deque  aliia  similibua  acripti  sunt  libelioa 
diiudicandi  rounua  mihi  oblatum  esset,  satis  amplam  quaerendi  mate- 
riam  eos  reliquisse  stalim  inlellexi.  ne  reliquiae  quidem  siue  potius 
teatimonia  dixeris,  quae  de  utroque  actornm  genere  apud  uarioa  scrip- 
lores  leguutur,  ita  coUecta  disposita  explicata  inueni,  ut  nunc  talia 
colligi  disponi  explicari  iure  exspectartur.  mnlto  autem  minus  priores 
illi  commentotores  in  eis  consentientem  me  habent,  quae  de  aotorum 
origine  ac  ratione  uninerse  disputaueruut.  praeterea  duo  sunt  in  qui- 
bns  cum  illorum  opinionibus  mihi  non  conuenit.  primum  quod  non 
DulU  eorum  acta  siue  senatus  siae  populi  cum  annalibus  maximis  artis- 
simo  uincnlo  coniungenda  esse  existimauerunt.  alterum  quod  inepta 
quaedam  saecnli  qninti  decimi  inuenta,  quanquam  fraus  a  paullnlum 
sagacioribus  plerisque  dudum  est  detecla,  tarnen  usqn'e  ad  haec  tempora 
ab  hominibus  quibusdam  male  religiosis  ueluti  genuinae  antiquitatis 
reliquiae  etiam  atque  etiam  praedicantur.  sciMcet  actorum  fragmenta 
dico  Dodwelliana  nuncnpari  solita  a  Dodwellio  Britanno,  interprete 
ac  uindice  eorum  primo,  cniiis  de  actis  commentatio  adpendicis  loco 
praelectionibüs  Camdenianis  Oxonii  anno  1692  editis  inde  a  p.  464  ad- 
iecta  est.  quicunque  praeterea  de  actis  dedita  opera  eommentati  sunt 
eorum  scripta  mihi  praesto  fuerunt  fere  omnia.  eos  tamen  qui  de  aliis 
locis  disserentes  tantum  occasione  siue  data  siue  arrepta  de  actis  quid 
sentirent  protulerunt  nee  noui  omnes  neque  inutili  diligentia  enume- 
rare  uolui.  ex  utroque  numero  qaos  ut  nunc  etiam  consulanlur  dignos 
eenseo  hi  sunt.  lustus  Lipsius  in  excursu  A  ad  quintum  Taciti  anna- 
lern  de  actis  senatus  populique  breuiter  sed  docie  atque  eleganter 
nerba  facit  nulla  hoc  quidem  loco  fragmentorum  Dodwellianorum  men- 
lione  iniecta;  sed  ab  amicis,  priusquam  in  Pighii  annalibus  anno  1615 

38* 


560  B.  Habner:  de  senatos  populiqae  Romaai  actis. 

editiB  II  p.  378  in  pablieam  prodierant,  secam  comnanieata  baboit 
atqae  in  commentario  ad  annalium  XV  43  p.  177  editionis  Antoerpiensis 
anni  1685  inde  oerba  qaaedam  sine  fraudis  saspitione  protaUt.  deinde 
Petrus  Wesselin^ius  in  probabiliom  libro  aingulari  Franeqae'rae  aaao 
1731  inpresso  p.  364 — 386  acer  actoruan  Dodwellianorom  inpagiiator 
exstitit.   eiqoe  adsensos  est  loannes  An^stns  Ernesti  in  primo  ezev- 
snnm  qaos  Saetonio  sno  Lipsiae  anno  1748  edito  adinnzit.    bic  piimis 
omninm  actoram  naliam  ante  Caesarem  mentionem  fleri  rectisslnie 
monuit.   e  recentioribus  post  Fridericom  Cbristopbornm  Schlosserni, 
qni  in  sno  Berchtiique  historiae  atque  litteraram ,  nl  uolnerant,  arcbio 
Francofnrii  anno  1830  edi  coepto  I  p.  80 — 106  de  fontibns  bistorieo- 
rum  Latinoram  aeni  recentioris  atqne  inprimis  de  actis  edictis  pablicts 
archiis  dissernerat,  et  Robertnm  Fratzium,  qni  in  dissertatione  *de 
fontibus  qnos  in  conscribendis  rebus  inde  a  Tiberio  usque  ad  mortem 
Neronis  ^estis  auetores  ueteres  secnti  nideantnr'  anno  1838  scripta 
p.  14 — 31  de  actis  populi  senatusqoe  qnaedam  leclu  non  prorsiis  in- 
digna  qoanqnam  ab  eis  qui  insecnti  sunt  scriptoribus  neglecta  proto- 
lerat,  post  illos  igitur  tres  uiri  de  actis  seorsim  commentati  sunt  primos 
eorum  Victor  Le  Clerc  Franoogallus  est,  cuios  de  dinrnis  Romanoram 
liber  Lutetiae  anno  1838  editus  multa  inepfa  continet  neque  tamen  om- 
nino  spernendus  est  ob  landabilem  diligentiam ,  qua  quaecunque  anlea 
de  bis  rebus  scripta  exstabant  nndique  conquisiuit  atque  eonim  niro» 
rum  qui  actorum  Dodwellianorum  Odern  aut  defendernnt  aul  inpug- 
nauerunt  plenissimum  indicem  confecit.  deinde  G.  E..F.  LieberkahDius 
patrouus  eorum  esse  uoluit  duabus  commeutationibus,  quanim  prior 
qnae  est  de  dinrnis  Romanorum'  actis  in  programmate  gymnasii  Wims- 
riensis  anni  1840  edita  est.    ea  me  caruisse  non  aegre  fero,  quoaiam 
adfatim  mihi  innotuit  ex  G.  Reinii  censura  quae  ephemeridi  antiqnitatis 
Studiorum  IX  1842  p.  443 — 446  inserta  est.    altera  quae  inscrilntar 
^epistola  critica  de  uetere  diurnorum  aclorum  fragmento  Dodwelliauo 
data  ad  uirum  amplissimum  Victorem  Le  Clercium  (ita  enim  eum  bar- 
bare  quam  Clericum  Latine  dicere  maualt)  Parisiensem '  in  eins  uiadi- 
ciis  librorum  iniuria  suspectorum  Lipsiae  anno  1844  diuulgatis  p.  1 — 
100  legitar.    tertius  denique  Adolfus  Schmidtius  dissertationem  uer- 
nacule  sie  inscriptam  *das  Staatszeitungswesen  der  Römer '  alque  iam 
anno  1837  utait  perscriptam  anno  demum  1844  in  ephemeride  sna  histo- 
rica  I  p.  303 — 356  publici  iuris  fecit.   in  hac  dissertatione  fragmenta 
Dodweliiana  recte  illa  quidem  damnaait,  sed  idem  Clericum  secvtus 
auctor  praecipuus  prauae  illius  opinionis  exstitit,  qua  acta  cum  aunali- 
bus  maximis  confusa  esse  supra  commemoraoi.   bis  adnumerandi  sunt 
qui  dum  de  rerum  litterarumue  Romanarum  historia  uel  de  antiquitati- 
bus  Romanis  generatim  agerent  etiam  de  actis  disseruerunt.    ueinti 
G.  A.  Beckerus  in  antiquitatum  Romanarum  enchiridio  I  p.  31  et  II  2 
p.  446,  G.  Bernhardyus  in  historiae  litteraram  Romanarum  edittoae 
tertia  p.  76  s.,  G.  Reinius  in  Paulyi  antiquitatum  encyclopaedia  I  p.  48 
— 53.   postremo  ante  hos  paucos  annos  prodierunt  illi  quos  supra  ia- 
dicaui  libelli  Batauorunr  duorum  uniusque  nostratis :  I.  G.  Hullemani 


B.  Hobler:  de  seDatos  popoliqae  Romani  aclb.  561 

dispaUlio  eritica  de  annalibas  maxinis  Amatelodami  anno  1865  edita^, 
qaae  de  actis  qaaedam  cootinet  inde  a  p.  43;  I.  W.  A.  Renaseni  dis* 
pataCio  de  diuroia  aliiaqoe  Romanorum  actis  Groningae  inpressa ;  Ca- 
roll  Zellii  de  actis  Romanorom  enarratio  primo  aolamini  earam  disser- 
Utionam  iaserta  qaas  per  otia  feriaram  conscriptas  iterum  coUegit  et 
Heidelbergae  anno  1857  edidit.  de  quibas  qaid  seotirem  in  Fleckeiseai 
aDoalibus  philologicis  1859  p.  401 — 423  oportODitatem  de  annalibus 
maximis  separatim  disserendi  nactas  aberias  exposui.  qao  loco  etiam 
eis  argameatis  paaca  addidi  qaae  Sehmidtius  potissimam  contra  acte- 
ron  DodwelUanoram  fidem  proposaerat.  ceternm  ne  quid  in  hao  sub- 
sidioram  meoram  enameratione  desideretar  hoo  addo:  eos  scripto- 
res  qai  de  senata  Romano  seorsim  egernnt  actornm  senatas  uix  in 
transcarso  mentioneni  fecisse.  etiam  G.  H.  Kolsterns,  cai  enm  de 
agendi  in  senata  ratione  (qaod  nernacnle  dicit  *aber  die  pariamentari- 
«oben  Formen  im  römiscben  Senat')  in  epbemeride  antiqnitatis  stndio- 
rum  1.  s.  s.  p.  409 — 438  dispataret  prae  ceteris  de  actis  senatas  com- 
miniscendi  nepessitatem  inpositam  fnisse  credideris,  qnaestionem  bance 
attigil  ilie  qaidem  sed  minime  absolait.  tot,  igitnr  airorom,  qnorum 
nnmeram  pro  rei  ipsins  non  ita  graai  pondere  iare  mireris,  copiis 
paratis  mibi  utendnm  erat,  sed  ita  tamen  atendnm,  ut  propriam  dispu-, 
Undi  oiam  ae  rationem  seqaerer. 

n 

Incipiendoffl  est  a  signiflcatione  oocabali  qood  est  acta,  qaam 
signiflcationem  triplici  aia  qoasi  ex  anias  notiouis  radice  propagatam 
esse  aideo.  enim  aero  primom  ab  eo  quod  magistratibas  Romanis  con- 
petebat  cam  popalo  agendi  iare  qoaeeunqae  magistratas  aliqais  pro 
potestate  saa  ael  imperio  faceret,  oaa  SstQa^i  ts  %al  n^^Biev  ut  Ap- 
pianos  bell.  ein.  V  75  ait,  ea  acta  eias  appellabantur.  exempla  malti 
eoUegerunt,  oelati  ForoelUnins  s.  a.  acta,  Reinias  l.  s.  s.  alii.  quibas 
exemplis  apie  addi  potest  qaod  in  titnlis  quibusdam  qui  acta  magistra- 
taam  siae  Romanoram  siue  manicipaliam  continent  acium  uocabuium 
ana  com  anni  dieique  indicatione  snbscriptum  est:  uelati  in  testamento 
Dasnmii  (in  Spangenbergii  mon.  legal,  p.  156),  in  decretis  eentnm  ai- 
rom  Veientium  (Or.  4046)  et  decurionnm  Caerelanornm  (Or.  3787), 
deinde  in  tabnlis  qoibnsdam  patronatus  (Or.  4358  et  apud  Gazzeram 
in  actis  academiae  Taurinensis  XXXV  1835  p.  100  et  n.  VIII).  aliud 
eins  modi  exemplnm  aide  apud  Mommsenom  *die  Sabscription  and 
Edition  der  Rechtsorkunden'  in  actis  societatis  Saxonicae  HI  1851  p. 
375  adn.  II.  alqae  inprimis  banc  actornm  oocis  uim  inlostrani  qaae 
Cicero  in  primae  Pbilippicae  orationis  cap.  7  — 10  de  actis  Caesaris 
contra  M.  Antoiiium  disseruit.  nnde  illttd  qaoque  adparet  qaod  dodom 
obseraatum  est :  acta  de  eis  potios  inteilegenda  esse  qnae  togatns  fe- 
oerit  magistratas  quam  qaae  paladatus,  nimiram  leges  edicta  decreta 
iodicia.  perinde  ac  liberae  rei  pablicae  magistraluam  etiam  imperato- 
rom  acta  faisse  consentaneom  est.  qnippe  imperatores  senatnmqne 
inde  a  dino  Aagosto  in  acta  snperiornm  principam  iarare  solitos  esse 


562  E.  Hibner:  de  senatu  poptliqae  Roouuii  actis. 

et  eis  teatimoniis  diaciaiaa  qaae  Harqnardlias  ant.  Roan.  enehir.  II  3 
p.  211  adootatione  849,  p.  213  adn.  857,  p.  224  adn.  903  conprebeodiu 

Deinde  aiitem  non  taDtam  qoae  magistratoa  aliquis  egit,  sed 
etiam  quae-de  actis  sais  lilleris  mandaoit  acta  appellata  sunt,  quod 
seriptionam  geouB  si  adcuratias  loqai  uolebant  commentarios.aetonun 
Romani  dicere  debebant.  ita  ta  VTCofAvi^fuera  rijg  uQxiig  Caesaria  acta 
recte  Appianiis  aertit  bell.  eio.  II  125,  alqae  simililer  Cicero  comaaeD- 
tarium  de  consulatu  sdo  Graece  scriptum  nosirum  illud  VTtoiivrifta  dizit 
epist.  ad  Att.  II  1,  12.  nihil  igitar  mirnm  est  quod  bis  nisi  fallor  coa- 
roenlariam  dictam  inoenimas,  nbi  procol  dubio  acta  iotellegeoda  saot: 
in  Taciti  aonalium  XV  74  et  in  titulo  1.  N.  6828,  ad  quae  testiDonia 
infra  reaertemar.  praeterea  ab  elegantioribus  scriptoribos  obiqae  io- 
ter  acta  et  commentarios  diligenter  distinguitur.  atque  bac  quideat 
signiflcatione  primnm  acta  aenatus  dicta  inuenio.  eadem  autem  qua 
senatus  acta  fuerunt  ratione  etiam  reliqua  collegia  sacra  profane  po- 
biica  priaata  acta  aaa  habuisse  probabilis  conieotura  est.  quorom  col> 
leg iorum  apad  Romanos  tanta  mullitado  ao  narietas  erat  qoantam  futsae 
e  scriptornm  testimoniis  nanquam  ne  diainare  qnidem  licuisset,  nisi 
lapides  inscripti  testarentar.  apte  igitur  Caietanus  Marinius  librvaa 
SDum  praeclaram  *gli  atti  de'  fratelli  Arvali'  inscripsit.  casu  enim  ac- 
cidit  quod  in  scriptorum  Lolinorum  qui  supersant  libris  nuilnm  qnaii- 
tum  scio  hnins  usus  exemplum  exstat.  etenim  monumenta  iüa  siue  pu- 
blica siue  priuata  a  scriptoribus  antiquis  plus  quam  par  est  neglecia 
atque  adeo  spreta.  esse  nemo  ignorat.  quidquid  snperest  talinm  acte- 
rum,  sine  collegiorum  acta  sunt  siue  manicipiorum,  non  scriptores 
seruanerunt  sed  aera  atque  lapides.  discernenda  autem  sunt  acta  a 
reliqnis  acriptionibus  quas  apnd  magistratus  et  dinersa  illa  corpore  in 
usu  fuisse  scimus.  quales  fuerunt  libri  commentarii  tabuiae  ratioaea. 
haec  omnia  ab  actis  diuersa  fuisse  praeter  sigairicationes  uocabuloram 
illorum  proprias  illud  quoque  demonstrat,  quod  iuxta  scribas  lihrarios 
a  commentariis  siue  commentarienses  a  rationibus  sine  raiionales  et 
si  qui  alii  fuerunt  etiam  qui  acta  curabant  reperiuntur  ab  actis  dieti, 
raro  siue  aeiuarii  siue  actarii^  praeterea  noiarii  et  postea  cenmiUes. 
una  cum  senatus  actis  atque  aimili  ratione  etiam  populi  acta  inslitata 
fuisse  infra  adouratius  exponetur. 

Tertio  denique  loco  acta  nocabulum  a  duplici  quem  signiftcani 
usu  secundum  recentioris  aeui  consuetudinem  quandam  ad  dao  alia 
translatum  esse  nideo.  etenim  apud  iudioes  quoque  sine  urbanos  eine 
mnnicipales  praeter  iudicum  alba  et  alia  quaedam  eins  modi  etiam  de 
eis  quae  in  iudiciis  agerentur  acta  conficiebantnr.  hoc  ita  fuisse  e  iore 
consultis  post  Sauinium  (in  iuris  Romani  mediis  quae  dicuntur  tempori- 
bus  hisloria  I  p.  107  editionis  alterius)  et  Spangenbergium  (in  tabniis 
negotiorum  sollemninm  p.  48  s.  et  p.  298  a.)  Bethmannua  maxiaie  (in 
libro  sno  de  caussis  Romanorum  prinatis  I  p.  191  s.  et  p.  237  a.) ,  Ra- 
dortfius  deinde  (in  ephemeride  iuris  prndentiae  biatorioae  Xlil  1846 
p.  190)  et  Reinins  (inris  Romanorum  priuati  ed.  alt.  p.  18  s.)  adnota- 
aernnt.  liberae  nero  rei  pnblicae  temporibns  taiia  acta  oondoai  in  os« 


E.  Habner :  de  «enatos  popnliqae  Romani  actis.  563 

foisae  teDeadom  ests.  elenim  ia  Ciceronia  de  legibas  III  4, 11  aerbis, 
qoae  neper  MommsenDS  (in  dissertatione  *  sui  roodi  a9ati  da^  Romani 
nel  coaservare  e  pnbblioare  ie  leggi  ed  i  senalusconsulli '  inserta  an- 
nalibus  instituti  arcbaeologici  anni  18ö8  p.  182  adn.  6)  ita  legeada 
proposuit:  censares  fidem  legum  (pro  fide  legem)  cusiodiunto,  priuati 
ad  eos  acta  deferunto  (pro  referunto) ,  nee  magisiraiue  ea  lege  (pro 
nee  eo  magis  lege)  liberi  iunlo^  non  iodicioram  acta  aed  Codices  excepti 
et  expensi  qai  aalgo  dicuntur  commemorari  iam  Dureaa  de  la  Malle 
(oeeonomiae  Romanoram  polittcae  I  p.  162  adn.  2)  perspexit.  ea  enim 
qaae  priuati  in  codicibus  illis  adnotare  soliti  essent,  de  quibns  aide 
Reiaiani  l.  s.  s.  p.  680,  ad  similitadinem  eoraoi  qaae  magistrataam  acta 
appellarentur  non  inepte  acta  dici  potnisse  facile  quinis  concedet.  iaria 
ciailis  qaae  aocantur  corpore  nnlla  eins  modi  actoram  exempla  conti- 
nent.  sed  apte  bao  referri  possunt  qaae  in  cereis  tabellis  e  Daeiae 
antiquae  solo  erutis  atqoe  in  papyris  Ranennatibus  a  Harinio  coUectis 
scripta  possidemus.  praeterea  ad  hoc  genas  forense  etiam  Muciani 
aciomm  libri^  quae  a  Tacito  dialogi  de  orat  cap.  37,  iteoique  Ackolii 
libri  actorum^  unde  sumpla  sant  qaae  a  Vopisco  aitae  Aureliani  c.  12—14 
commemorantar,  aidentur  pertinaisse.  ceteram  omnis  baec  qaaestio  satis 
inpedita  qaae  est  de  actoram  forensium  oau  ao  nominibas  diaersis  iare 
consaltis  relinqaenda  est.  qaae  Renssenas  dissertationis  saae  capite 
sexto  de  eis  congessit  rem  minime  absolaant.  similiter  deniqae  etiam 
in  militia  Romana  inier  aaria  scriptionam  qaae  ibi  in  usa  faerant  ge- 
Dera,  nelati  libri  commentarii  breuna^  etiam  acta  inaeniantur.  boe 
praeter  Vegetinm  de  re  milit.  II  7  et  19  mnnera  qaaedam  militaria 
partim  a  scriptoribas  partim  in  lapidibns  tradita  docent.  eins  modi 
faisse  nidentor  cobortiam  arbanarnm  optio  abact(i$)  ille  titali  Bene- 
nentani  I.  N.  1459  =3  Gr.  3462,  et  euoeatue  in  foro  ab  aclis  Atellani 
I.  N.3542  =  0r.  832  eiqae  simillimas  euoc(atHs)  Aug(u$ti)  ab  acl(i$) 
fori  Aaximatis  Or.  3868.  ab  acluario  qaodam  Victorinas  imperator 
oecisas  esse  traditar  apad  Entropiam  IX  9  (7)  et  in  Sex.  Aareiii  Vic- 
toris  qni  fertar  de  Caesaribas  libello  cap.  33,  13,  obi  nomen  eins  cor- 
rttpte  AttiUani$$  soribitar  pro  eo  qaod  aat  AUlianvs  siae  AUilianuM 
aai  AtHcianns  erat,  ha  ad  secas  ad  militiam  pertinent  aciuarii  ab 
*Ammfaflo  commemorati  XX  5,  9  et  acluarius  earcinaUum  principii 
immeniorum  XV  &,  3  et  ex  aciuario  raiiociniis  scrutandis  XXV  10,  7. 
qaae  inTheodosii  lostinianiqae  codicibas  exstant  de  actnariis  testimonia 
mazimam  partem  iam  Henriens  Valesias  in  praeclaris'  ad  Ammiannm 
adnotationibns  attalit.  inneniantnr  aatem  aolaarii  bis  qaos  infra  scripsi 
loois  Theodosiani  codicis  VII  4  11,  13, 16  (qaae  lex  in  Ittstiniani  co- 
diee  est  Xll  38  ö),  24  (cod.  last.  XII  38  9)  VIll  1  3,  ö,  14  (cod.  Inst. 
XII  50  6),  15  VIII  7  21  (cod.  lost.  XII  50  7),  22  et  lastinianei  prae- 
terea XII  38  16  et  XII  50  9.  daobos  codicis  Theodosiani  locis  Haene- 
lins  in  libris  qianu  scriptis  aclarius  formam  se  legisse  testatar  VII 4, 11 
(abi  pro  actaris  postea  correctam  est  aciuaris)  et  24.  pradenter  tarnen 
Marquardtiaa  ant.  Rom.  enchir.  111  2  p.  419  adn.  34  de  actario  ieg^io- 
nie)  Vll  gem(iw^)  Anl(p»inianae)  p(iae)  fel(icis)  titali  Hispani  apad 


564  B.  Hflbner:  de  seMtus  popeliqae  RooMii  aelb. 

Grateram  2160, 1  dabilal.  nun  pro  actario  non  asiarhu  qaide«,  qnod 
losepho  Scaligero  placuil,  sed  areariui  sine  nl  pleromqae  in  titalis 
legitnr  arkarius  in  lapide  esse  potait.  ntramqne  nero  foniani  ei 
aeiuanui  et  aciariu$  exslUisse  Velins  Longos  de  orthograpiiia 
p.  2354,  13  P.  bis  aerbis  docet:  hinc  nascwUur  eHam  diuertarwm 
signißeaiiOHum  guaMiones^  aciarios  an  aciuarios  ei  dieere  ei  scri- 
here  debeamut^^  cum  aciuarioM  canes  qu$dem  ab  aciu  appeUewms^ 
aeiarioM  uero  $criptore$  aetarum,  nee  non  ei  eum  qui  actum  agü 
actuarium  uocari  uolueruni,  e  Velio  Longo  Cassiodori  p.  3S87,  35  et 
Bedae  p.  2338,  31  de  eadem  re  nerba  desampta  sunt,  siaiiilia  samt 
oisuarium  et  osearium  iignuariuB  et  Ügnarius  inxta  nsitntn.  qnne 
Renssenns  capite  qninto  dissertationis  suae  de  actis  militaribus  disse- 
rnit  perexignam  babent  ntilitatem.  quaecnnqne  de  actis  magistrntnnm 
et  coUegiornm  deqne  forensibus  militaribnsqne  indicani  potins  quam 
pertractani  necessario  praemittenda  erant,  ne  si  quae  forte  eins  modi 
aotornm  reliqniae  sese  offerrent  perperam  sine  senatns  sine  popnli 
actis  attribnerentar.    pergamns  igitnr  ad  acta  senatns  inlustrandn. 


ACTA  SENATVS 

m 

Qnidquid  Beckerus.l.  s.  s.  I  p.  31  et  II  2  p.  44ö  adn.  1126  oblo- 
qaitnr,  ante  Caesaris  aetatem  acta  senatns  nnlla  fuisse  certnm  est.  e 
testibns  enim  quos  protuüt  ut  snam  de  maiore  actornm  anliquilate 
opinionem  defenderet  is  qnem  prinio  looo  posnit  Cicero  epist.  ad  Atl. 
XII  21,  1  nerbis  bisce:  quae  omnia  quia  Calo  laudibus  exlulerai  im 
caelum  perscribendaque  cemueral  non  de  actis  perscribenjiis  loqaitnr 
sed  de  ipso  senatos  conauUo;  qnod  Beckerns  ipse  allero  loco  qaem 
snpra  scripsi  negare  desiit*  sed  idem  (ut  Mommsenns  in  annalibos 
inst.  arch.  anni  1858  p.  189  adn.  1  intellextt)  etiam  de  Sestianae  nerbis 
61,  129  nalet  qnae  exsoribero  nibil  attinet,  nbi  tolins  ennntiati  initinm 
qnod  est  nam  quid  ego  iüa  de  me  diuina  senatus  consulia  commemo- 
rem  a  Beckero  neglectum  esse  profecto  mireris.  deinde  omnüi  illa 
qnae  in  Vatinianae  14,  34  düigenlia  C.  Memmii  pubUcis  iabuiü  esse 
notaia  atque  ieslata  Cicero  ait  nee  senatns  acta  sunt  neqne  indioü, 
sed  edictnm  C.  Memmii  praetoris  quo  Vatininm  iadicia  defugisse  pro- 
nuntiauerat.  ea  porro  qnae  idem  Cicero  in  oratione  pro  P.  SnUa  14, 
40  *-  15,  43  exposnit  niri  docti  in  ntramqne  partem  interpretati  sunt: 
Beckerns  nt  ante  Caesatem  acta  senatns  fnisse  probaret,  Schmidtins  nt 
negaret.  atque  bio  qaidem  recte  neganit.  exposnit  enim  Cicero  eo  loco 
qnalem  in  Catilinae  caussa  coram  senatn  tractanda  excogitasset  nonam 
prorsns  nee  prins  usitatam  rationem  qna  falsa  indicia  postea  in  uolgns 
exire  prohiberet.  iti^ae  iiUmlae  illae  publieae  quae  priuaia  iamem 
custodia  more  matoHini  continerentur  non  acta  senatns  fnerunt  sed 
indicum  dicta  interrogata  responta  a  senatoriae  dignitatis  oiris  mt- 
demque  Cioeroni  amicissimis  nee  »umma  uirlute  e^  fide  toultim  sed 


E.  Httbner:  de  senalos  po|mliqae  Romani  aotis.  565 

eiiam  memoria  $eieniia  eeleritaie  icribendi  insignibas  persoripta. 

faaeo  iDdioia  in  tabalas  pablioas  relata  Cicero  describi  ab  omnibus 

liörariis  diuidique  passim  ei  peruulgari  aique  edi  popuh  Romano 

imperaail.    aimilia  postea  qaoque  nsu  ueniase  Neronia  imperatoria 

exemplam  doceft,  qui  ne  inaontea  ob  inaidiaoi  metnnme  ezatinxisae 

nideretor,  at  Tacitns  refert  ann.'XV  73,  aono  nrbia  conditae  819  poat 

Chrialsm  66  uocaio  senaiu^  oralione  inier  patres  habitaj  edieium 

apud  populum  et  conlata  in  libros  indicia  confessionesque  damnato- 

rum  adiunxiL  librarii  isti  qaoa  Cicero  1.  a.  a.  comanemorauit  non  eioa 

scribae  prinati  foerunt,  ut  Rensaenna  p.  35  adn.  2  et  p.  53  ai^i  per- 

saaait  qaod  ipse  Cicero  panllo  poal  acribaram  anoruan  flieDtionean  in- 

ieciaael,  aed  bibliopolae,  qnoram  commercia  iam  tarn  Romae  magno 

opere  floraiaae  Hommaenua  docnit  biatoriae  Romanae  II  p.  456.   aori- 

bae  aero  qaoa  aaoa  dicit  1.  a.  a.  15 ,  44  aenatorea  ilU  auni  qoi  indioam 

reapoaaa  peracripaerant.   qaod  de  Calonia  Vticenaia  oralione  qnadam, 

qme  aoia  omoiam  eiua  orationam  poateritaii  aeroata  ait,  Platarebaa 

oarrat  oitae  Catonia  cap.  23,  a  notariia  eam  notia  Ciceroniania  excep- 

tam  9ue^  hoc  ad  aenatua  acta  referri  non  poaae  ipae  Beckeraa  priore 

loco  (adn.  53)  conceaait,  altero  (adn.  1126)  rem  ipaam  aidetar  adda- 

bitare.   reatat  deniqae  e  Beckeri  argamentia  aolna  coromentariaa  iile 

remm  orbanarnm  a  M.  Caelio  Ciceroni  in  Ciliciam  miaaoa,  de  qao  infra 

ubi  acta  populi  tractabantar  explicatina  dicendam  erit.     itaqoe  nihil 

inpedit  quo  minua  et  nere  et  adcurate  a  Snetonio  traditam  esse  creda- 

mos  quod  de  Caeaare  uitae  eiua  cap.  20  tradidit :  inito  honore  (loqai- 

tar  de  conaulata  eiaa  primo  anni  695/59)  primus  omnium  insiiiuii  ui 

iam  tenaius  quam  populi  diuma  acta  conßerent  et  publicarentur, 

certnm  tarnen  eat  diu  ante  Caeaarem  eam  Romae  conanetndinem  faiaae, 

ut  inaigninm  in  re  publica  nirorom  orationea  in  aenatu  aat  ad  populom 

habitae  litteria  mandarentar  aiue  per  ipsoram  aeruoa  libertoane  at 

domi  expolitae  postea  ederentur,  aiue  amicorum  cara  ut  Romae  inter 

plebem  urbanam  perque  proninoiaa  distributae  partium  atudia  adiuua- 

rent,  aine  deniqae  a  librariia  nt  nenum  darentar.   Caeaaria  ipaiua  ora- 

tionem  qaandam  pro  Q.  Metello  aiue  habitam  aiue  acriptam  tantum  An- 

gvataa  Saetonio  teste  uitae  Caea.  55  magis  ab  actuariis  exceptam  male 

subsequentibus  uerba  dicentis  quam  ab  ipso  editam  existimauit.   etiam 

domi  inter  meditandnm  clarorum  patronornm  orationea  a  acribia  eorum 

priaatia  exceptas  ease  ea  docent,  qoae  de  Sergio  Galba  conanle  anni 

610/144  ex  P.  Rntilio  Rufo  Cicero  ae  audinisae  narret  Brnti  cap.  22,87, 

Galbam   cognitionis  die  omnibus  exclusik  commentaium  in  quadam 

iesiudine  cum  seruis  litteratis  fuisse^  quorum  alii  aliud  dictare  eo- 

dem  tempore  solitus  esset,  postea  scriptores  iÜos  malemutcatos  exisse 

cum  Galba ;  ex  quo  significabat  illum  non  in  agendo  solum  sed  etiam 

in  meditando  uehementem  atque  incensum  fuisse.     aimiliter  Cicero 

oam  ad  Leuoopetram  agri  Regini  promnntnrium  moraretnr,  Philipp,  I 

3,  8  munieipes  Regini  inquit  conplures  ad  me  uenerunty  ex  eis  qui- 

dam  Roma  recentes.   a  quibus  primum  accipio  M,  Anionii  eonüonemj 

quae  mihi  ita  placuit  ut  ea  lecta  de  reuersione  primum  eoeperim 


566  E.  Dibner:  de  soDaUu  popriiqoe  Ronam  actis. 

eogiiare.  nee  dia  mmlio  po»i  edicium  BruH  adferhtr  ei  Cauü  e.  q.  s. 
oratioDam  aotem  excipicBdarom  coosnetado  illä,  indieiomm  in  leuto 
latoran  perscriptiones ,  narrationes  deoiqae  a  senatoribas  Romae  con- 
norantibus  amicis  extra  urbem  degentibus  per  epistulaa  traosmisue 
qoasi  prineipia  aont  onde  facile  ad  acta  senatos  conficienda  pobüciB- 
daqne  progrcasio  fieri  potoit.  de  q Albas  priosquam  adcaratlos  dissA- 
ritor  qaotqoot  eorom  exstant  siae  reUqoiae  siae  teslimonia  exBcnbenda 

SOBt. 

mi 

Ipsa  senatos  actornm  aerba  unani  taatum  eorom  qiiae  infra  posii 
testimoBioroBi  seraasse  aidetar.  itaqoe  reliquias  quae  proprie  dicon- 
tar  sine  aerba  siae  res  tantum  seniauerunt  a  testimoniis  segngin 
Bolai.  in  disponendis  aatem  reliqoiis  temporis  at  par  est  ordioen 
qaantnm  fieri  potuit  secatas  sum.  Soetonii  uerba  quae  supra  iam  ad- 
acripsi  sao  loco  repetenda  faerant.  ei  testimonio  quod  cooiectara  lau« 
tarn  siae  aliorom  siae  mea  inter  senatos  acta  conlocaai  asterisciim  ad- 
posui.  in  adnotationibos  quas  singulis  testimoniis  subiunxif  qaonian 
non  panca  ab  aliis  occapala  mihi  dicenda  esse  uidi ,  quibas  tameo  qni 
omnia  intellegere  uellent  carere  non  possent,  id  temperamenfum  fenoiat 
nihil  alind  adnotarem  nisi  onde  singola  testimonia  utram  recte  ooiDino 
inter  senatas  acta  conlocata  essent  necne,  deinde  cui  anno  attribueodi, 
postremo  qnare  ita  uti  scripsissem  scribenda  essent  adpareret.  obi  de 
annis  nihil  adnotani  quos  in  margine  singutis  testimoniis  adscripsi, 
libros  cuinis  patentes  secutus  sum  Fischeri  annales,  Eckhelii  doetri- 
nam  nnmorom,  Tillemontü  historiam  imperatorum. 

l 

ti^-jB  Inito  honore  primus  omnium  instituit  ut  tarn  senalus  quam  po- 

piili  diurna  acta  conGerent  et  publicarcntur.    Suetonios  uitaeCaes.iO 

Caesar  quid  nam  hoc  actoram  senatas  pablicandorom  institoto  sibi 
uoluisset  ideo  potissimum  tarn  diuerse  a  uiris  doctis  diiudicalam  est, 
quia  Auguslum  idem  institutum  aboleuisse  ex  eo  quod  altero  loco  po- 
sui testimonio  nonimus.    atque  Caesarem  potentiam  senatos  boc  iasii- 
iuto  subuertere  uoluisse  Clerici  opinio  est,  Sohmidtii  contra  sentlits 
auctoritati  eom  aliquantum  indulsisse.    Drumannns  bist.  Rom.  IV  p.  195 
mediam  quandam  inter  utrumque  uiam  tenuit,  timidiorum  taatom  seB<- 
torum  animos  Caesarem  hod  modo  regere  noloisse  ratus.   Zellios  nihil 
eum  nisi  publicae  utilitati   consuluisse,  Renssenus  ipsius  litteranuB 
monomentorumqne  amori   satis  fecisse  credidernnt.    sed  certam^^ 
Caesarem  eo  tempore  quo  haec  instituit  senatus  auctoritati  infestiss^- 
mom  atque  populi  tantum  fauore  fretum  imperii  culmen  adfectass«  (O' 
Mommseni  bist.  Rom.  III  p.  197  ss.).   itaque  uera  Clerici  opiaio  esij 
Augnsti  uero  tempore  postquam  a  senatus  partibus  nouo  imperio  nihil 
iam  timendnm  erat  (qua  de  re  nide  Dionem  LV  3,  2),  nt  acta  eiosp»' 
bliearentur  nihil  iam  intererat. 


E.  Habner:  de  senaUis  popaliqae  RomiBi  actis.  567 


Aactor  et  aliarum  rerum  fuit,  in  quis  ne  acta  senatuB  pablica-  Tte/tst^t 
rentur.    Snetonins  nitae  Aog.  36.  ^**/* 

Augnstas  quo  anno  hoc  ne  acta  senatas  publicarentur  rescripserit 
non  traditur.  duobus  illis  quos  snpra  adscripsi  annis  multa  enm  de 
senata  sanxisse  notnm  est.  Fischerus  hoc  de  qao  agimus  ediotum  anno 
priori  attribnit. 

3* 

Reperio  apad   scriptores   senatusque  eonindem  temporum  7n/i9 
actis  Gandfstrii  princlpis  ChaUoram  iectas   in  senatu   litteras 
qaibi»  mortem  Arminii  promittebat  si  patrandae  neci  uenenum  mitte* 
retnr,  responsumqne  esse  non  fraude  neque  occuUis  sed  palam  et 
annatum  popalnm  Romanum  hostes  suos  uicisci.   Tacitus  ann.  II  88. 

Taciti  uerba  sie  ati  traduntur  reperio  apud  scriptores  senaiores- 
que  eorundem  temporum  Adfjandestrii  principis  e.  q.  s.  corrupta  esse 
duabns  rebus  enincitur.    primum  quod  nunquam  qnantum  scio  senato« 
res  simpticiter  dicti  ncque  a  Tacito  neque  ab  aliis  scriptoribus  inter 
rerum  gestarum   auctores  nominanlur.     deinde  Adgandestrii   nominis 
formam  ferri  non  posse  ei  adfirmant  penes  quos  de  bis  rebus  iudicium 
est,  lacobus  Grimmius  et  Karolus  MQUenhofTius  in  Hauptii  antiquitatnm 
Germanicarum  ephemeride  IX  1853  p.  224  s.    nt  alteram  ofTensionem 
tollerent  Lipsius  et  Douza  senioresque  scripserunt,  minus  probabiliter; 
nt  Chattorum  principis  nomen   restitueret  Grimmius  haec  proposuit:. 
reperio  apud  scriptores  senaioresque  .  .  ,  ad  Gandesirii  principis  • . . 
litteras  .  .  .  responsum  esse^  deleta  que  particata,  quam  codex  Medi- 
ceos  tuetnr;  in  nnigata  olim  deerat.   nescio  utrum  apud  bonos  scripto- 
res ad  litteras  respondere  inueniatur,  quanquam  a  Cicerone  epist.  ad 
Alt.  VII  17,  4  dictum  est  haec  . . .  ejr  illius  ad  nostra  responsa  respon- 
sis  inteliegentur ;  quae  enim  inuenio  ad  nomina  ad  delectum  ad  temput 
ad  regulam  cum  similibns,  deinde  ad  animum  ad  spem  ad  uota  respon- 
dere ea  dissimilia  sunt,    restat  praeterea  altera  ofTensio  in  Senator  es 
uoce  posita.   ntramque  offensionem  Georgius  Bezzenbergerus  snstnlit, 
qui  in  Adgandestrii  nominis  initio  actis  uoc^ibulum  latere  ratus  pro 
senaioresque  lenifmutatione  senatusque  scripsit;  leniore  etiam  senato- 
riisque  Mommsenus  proposuit,  quanquam  praecedente  scriptores  uoce 
ad  senatores  lapsus  librariis  facillimus  erat,    senatus  actorum  mentio 
quam  apta  hnic  loco  sit  uix  indicare  opus  est.     Gandestrii  principis 
litterae  ad  senatum  datae  senatusque  responsum  non  in  senatus  actis 
esse  omnino  non  potuerunt.  in  praepositionem  >pud  Tacitum  in  dicendi 
genere  poßlarum  saepissime  imitatorem  nemo  desiderabit. 

4 
Interim  cum  in  actis  senatus  legisset  dimissos  ac  ne  aaditos  qui-  no/n 
dem  quosdam  reos,  de  quibus  strictim  et  nihil  aliud  qaam  nominatos 


568  E.  HObaer:  de  seoatuB  popslique  Eomam  aetia. 

l 

\  ab  indice  acripaerat,  pro  contempto  se  habitmn  freaiieiia  repelere 

i  Capreas  qnoqno  modo  desttnaait.   Saetonioa  uitae  Tib.  73. 

Tiberiaa  breui  postea  quam  hanc  Senates  aclomm  partem  le^f 
Biortous  est  eo  anno  qaem  sapra  adscripsi. 

I  5 

8it/M  Reperio  in  commentariis  senatns  Cerialem  Aniciam  conaulem 

desigoatum  pro  sententia  dixisse  at  templam  dino  Neroni  ipiain  na- 
lurrime  publica  pecania  poneretur.  Tacitus  ann.  XV  74. 

Commentarios  proprie  dictos  ab  actis  diaersos  faisae  coaa  aapra 
significatom  est  tum  certissimis  exemplis  de  magistrataam  aeHa  coai- 
nuentariisqoe  constat.  commentarii  enim,  qaales  omaia  magiatrataom 
Romanorbm  collegia  atqae  etiam  pontifices  et  cetera  collegia  sacra 
baboerant,  iura  et  consaetodines  eoram  per  capita  distribata,  item  ex- 
empla  qaae  qnemqoe  sequi  oporteret  contiaebant.  itaque  conuieatarü 
iasuper  etiam  acta  cootinere  potuerunt,  sed  neque  acta  omnia  nee  nibil 
praeter  acta  conplectebantnr.  praeter  senatos  acta  etiam  coauDeataiios 
senatus  fuisse  oon  nego.  oihilo  tarnen  setius  boc  loco  Tacitnat  miiias 
adcarate  locutam  senatns  acta  dicere  uoluisse  ubi  commentarios  dixerit 
ex  ipsa  re  quae  narratnr  consectarium  est.  non  enim  de  iure  qaodam 
sine  consuetodine  senatus  sermo  est,  sed  quid  unus  ex  senatoribos  pro 
aeatentia  dixerit  dum  indiscreia  dona  ei  graies  deis  decemumimr  ob 
principem  a  coniurationis  metn  liberatnm  traditnr.  cetemm  Aaieü 
Cerialis  consulis  designati  nomen  in  fastis  desideratur. 

6 
•lü^M  7t^        Natus  est  Augnstus  . . .  regione  palatii  ad  capita  bnbula,  abi 
^  ^'^'    nunc  säcrarium  habet  aliquanto  post  quam  excessit  constitutum. 


ut  senatus  actis  continetur,  cum  C.  Laetorius  adulescens  patricii 
generis  in  deprecanda  grauiore  aduiterii  poena  praeter  aetalem  at- 
que  natales  hoc  quoque  patribus  conscriptis  adlegaret,  esse  posses- 
Sorem  ac  uelut  aedituum  soll  quod  primus  diuus  Augustus  nascens 
attigisset,  peteretque  donari  quasi  proprio  suo  ac  peculiari  deo,  de- 
cretum  est  ut  ea  pars  domos  consecraretur.   Suetonins  uitae  Aug.  6. 

Quo  anno  C.  Laetorii  aduiterii  rei  caussa  in  senatu  acta  fnerit 
ignoratur.  cum  Augustus  diuus  dicatur,  post  eins  mortem  et  ante  id 
tempus  quo  Suetonius  scripsit  accidisse  oportet,  ex  hoo  testinonio 
quo  modo  fieri  potuerit ,  ut  principum  natales  relatos  esse  in  senatns 
acta  essent  qui  concluderent,  non  intellego.  sed  inter  annuas  uotoram 
nuncupationes  uel  alia  oportunitate  etiam  in  senatu  natatium  mentioaem 
fieri  potuisse  non  abnego. 

7 

b«visi*S        Diuom  Hadrianum  auom  tuum  laudaui  in  senatu  saepe  nnmero 
»HAM  studio  inpenso  et  propenso  quoque . . .,  Antoninum  uero  nt  solem*. . 


E.  Hfibner:  de  senatns  popolique  Romani  actis.  569 

ilfligo,  amari  me  ab  eo  sentio.  hanc  nisi  ha  laado  ul  laudatio  mea 
non  in  actis  senatas  abstrasa  lateat,  sed  in  manibus  hominom  ocnlfs- 
qne  nersetor,  ingratos  sum  etiam  adaersus  te.  Fronto  epUt.  ad  Mar- 
cam  Caesarem  II  4  p.  47  edit.  Rom. 

H.  Aarelias  aono  893/139  Caesar^  Aagastas  uero  anno  914/161 
appellatas  est.    ergo  Frontonis  epistulae  intra  bos  annos  scriptae  sunt. 

8 
Eo  tempore  lectis  actis  quae  de  Clodio  Celsino  landando  qui  noßvi 
Hadmmetinus  et  adfinis  Aibini  erat  facta  sunt  iratus  senatui  Seue- 
ras,  quasi  hoc  Albino  senatus  praestitisset,  Commodum  inter  diuos 
referendum  esse  censuit,  quasi  hoc  genere  se  de  senatu  posset  ul- 
cisci;  primusque  inter  milites  diuum  Commodum  xpronnntiauit  idque 
ad  senatum  scripsit  addita  oratione  uictoriae.  Spartianus  uitae  Sept. 
Sen.  11. 

Tempus  de  quo  Spartianus  loqnitur  is  annus  est  quo  Seuerus  Clo- 
di«M  Albinnm  apnd  Lugudunum  deuicit. 

9  • 

Post  hoc  Romam  uenit  triumphoqne  pulcherrimo  acto  apad  se-  *m/>>' 
natom  primum  haec  uerba  habuit.  ex  actis  senatus  die  YII  kalendas 
Octobres:  Persas,  patres  conscripti,  uicimus  e.  q.  s.  adclamatio  se-^ 
natus:  Alexander  Auguste,  di  te  seruent  e.  q.  s.  Lampridius  uitae 
Seu.  Alex.  56. 

Seuerum  Alexandrum  ob  bellum  Fersicnm  siue  confectnm  siue  non 
confectum,  si  Herodiano  VI  6  maior  fides  habetur  quam  ipsius  glorio- 
sae  uaniloqaentiae ,  eo  quem  sapra  scripsi  anno  Romae  trinmphasse 
Eckhelius  VII  p.  276  docet.  integram  principis  orationem  senatusque 
adclamationes  omnes,  quas  Clericns  Latine  et  Gallice  dedit,  SchmidHus 
et  Zellius  Germanice  uertere  non  grauati  sunt ,  repetere  snpersedi. 

10 
Vsus  . . .  (sum)  actis  etiam  senatus  ac  populi.  Vopiscus  uitae  '?<&»^6t' 
Probi  2. 

Haec  sumpta  sunt  e  Vopisci  ad  Probi  imperatoris  uitam  praefa- 
tione,  in  qua  inter  subsidia  quibus  ad  eam  conscribendam  usus  esset 
praeter  acta  senatus  et  populi  libros  ex  bibliotbeca  Vlpia  aetate  sua 
thermis  Diocletianis ,  item  ex  domo  Tiberiana ,  regesta  scribarum  por- 
ticns  Porphyreticae ,  ephemeridem  Turdnli  Gallicani  nominanit  porti- 
cns  illa  Porphyretica,  quod  in  transcursa  moneo,  eadem  uidetur  esse  ac 
Purpureiica  in  foro  Traiani^  quo  Patcasius  dominus  seruum  fugitiuum 
renocari  iussit,  ut  in  aerea  lamella  ab  Orellio  3832  ex  Fabrettio  p.  522, 
361  repelita  scriptum  est. 

Haec  omnia  nisi  quaedam  me  fugemnt  testimonia  sunt  quae  ad 
senatus  acta  pertinere  expresse  indicantur. 


570  E.  Habner:  de  senatus  popnliqae  RomeDi  lelis. 

•    V 
De  origine  aotoram  senatus  snpra  dietam  est    falliiDlar  laten 
qai  oelati  com  Schmidkio  p.  330  Renssenas  p.  39  post  Caesaris  »n- 
salatam  actoram  seoatos  pablicandorom  consaetadinem  aliqoutisper 
interinissam  esse  credideraot,  propterea  quod  in  Asconii  Miloniane 
orationis  scholiis  acta  popali  taotum  non  senatas  acta  commemorareD- 
tttr.   at  Milonis  caassa  neqae  in  seuata  acta  est,  qaod  Schmidlian dob 
fagit,  neqae  etiam  si  in  senatu  acta  fuisset  inde  qnod  Asconins  seDitm 
acta  siue  non  uidit  sine  nominare  omisit  omnino  nälla  senatas  icU 
fuisse  concludi  potest.   talibus  igitar  argamentis  nihil  efficitor.  sed 
si  inde  ab  anno  695/59  acta  senatas  conficiebantnr  atqoe  edebantor, 
quo  modo  Cicero  anno  711/43  M.  Antonio  Pbilippicaram  YIII  10,  ^ 
crimini  dare  potuit  quod  cui  porias  huius  nrbis  paiere  ius  non  erdt 
huic  aditus  in  senatum  fuit^  hie  hesUrno  die  senieniias  uestras  (),. 
Pisonem  et  L.  Philippam  conpellat)  in  codicillos  et  omnia  uerba  re- 
ferebal?    quod  si  senatas  acta  conficiebantnr,  in   eis  qoam  q«s<(oe 
sententiam  dixisset  perscriptum  faisse  stataendam  est.   sed  non  sUtia 
nee  tarn  plene  anins  caiasque  sententiam  litteris  mandare  licebat  qoia 
Antonio  nti  eis  placnit.^itaqne  ille  praeter  senatas  acta ,  qoae  nibil 
obstat  quo  minus  insto  tempore  confecta  et  publicata  esse  credioDS, 
in  suam  proprium  nsum  singotorum  sententias  sibi  perscripsit  tat  a 
soribis  suis  perscribi  caraait.   nernm  idem  Kolsterns  qoi  hoc  testino- 
niam  a  oeteris  neglectam  attulit  1.  s.  s.  p.  432  ideo  breni  post  Caesiris 
oonsalatnm  acta  senatas  nnlla  faisse  sibi  persaasit,  qoia  si  faisseot 
tanuaadacter  tres  aagares  illi  et  duo  consulares   mentiri  oon  aosi 
essent  quam  Cicero  anno  700/54  bis  epist.  ad  Att.  IV  18,  2  aerbis 
scripsit:    consules  flagrant   infamia  quod  C.  Memmius  candidatus 
pactionem  in  senatu  recitauit  quam  ipse  et  suus  conpetiior  Dom- 
tius  cum  consuUbus  fecisset^  uti  ambo  US  quadragena  consulibus 
darent  si  essent  ipsi  consules  factiy  nisi  tris  augures  dedissent  qv* 
se  adfuisse  dicerent  cum  lex  curiaia  ferrelur  quae  lata  non  esse<, 
et  duo  consulares  qui  se  dicerent  in  ornandis  prouinciis  consulan- 
Ims  scribendo  adfuisse j  cum  omnino  ne  senatus  quidem  fuisset.  qai<^- 
quod  tomaltuosis  illis  post  Caesaris  necem  temporibus  falsa  seoatos 
consulta  relata  esse  Cicero  saepius,  hoc  est  epist.  ad  fam.  XII  l^l 
anno  710/44,  XII  29,  2  anno  711/43,  Philipp.  V  4, 12  eodem  anno  con- 
qaestas  est?    etiam  Tiberii   imperatoris   tempore   falsae  singaloroii 
senatoram  sentenliae  diuulgatae  sunt  Tacfto  teste,  qui  ann.  V4aBD0 
782/29  haec  accidisse  narrat:   dum  populus  effigies  Agrippift^^ ^ 
Neronis  gerens  circumsistit  curiam  faustisque  in  Caesarem  o««*^* 
falsas  litteras^  qaas  in  Agrippinam  et  Neronem  missas  aotea  dixeTth 
et  principe  inuito  exitium  domui  eius  intendi  clamitai^  .  •  •  f^^*^^' 
iur  etiam  sub  nominibus  consularium  ßctae  in  Seianum  sentenU^  • 
tatia  siue  fuernnt  acta  senatas  sine  non  fnerant  semper  fieri  potni^^ 
quis  negabit?  itaque  post  Caesaris  consulatom  usqae  ad  Augnsti  ^ 
cretam  semper  acta  senatas  confecta  et  publicata  esse  ienendaa es- 
at  uero  sab  Augasti  saccessoribns  ea  modo  pablicata  modo  oon  pB 


B.  Hubner:  de  senalas  popttliqae  Romani  actis.  571 

cala  esse  alter  ReuBseni  p.  40  error  est  immo  Aogosti  deeretom  ia- 
lactam  mansisse  praeter  Frontonis  testimonium  (7),  qui  laadatiooes 
aaas  in  actis  seoatns  abstrasas  latere  dixit,  etiam  Pliniani  panegyrici  in 
Traianam  dkti  cap.  75  oerba  demonstrant,  qaibos  quasi  nonum  aliqaid 
atqae  aotea  inauditum  praedicaait,  quod  actis  populi  et  tabulis  aheneis 
inscripta  fuissent  qoae  Traiano  seoatns  adclamasset:  anie  orationes 
prineipum  iantutn  inqait  eius  tnodi  genere  monumentorum  mandari 
aeiemiiaii  solebani^  adclamationet  quidem  nostrae  parietibus  curiae 
claudebaniur,  nihil  autem  contra  id  quod  dixi  ex  eis  conseqnitur 
qaae  de  senatus  consuitis  tacitis  Iraduntur,  de  qnibus  Beckerus  II  2 
p.  446  et  Harquardtius  II  3  p.  283  nerba  fecerunt.  post  Augustum 
igitar  conficiebantur  quidem  acta  senatus,  quod  scriptoruni  testiraonia 
ex  eis  desumpta  demonstrant,  nee  tarnen  publicabantur.  etenim  qnan- 
lann  senatus  actorum  imperator  publici  iuris  facere  uoluit,  tantnm  in 
acta  populi  referebatur.  atque  iam  inde  ab  initio  multa  eorum  qnae 
in  senatus  actis  perscribebantur  in  acta  populi  translata  esse  nee  mi- 
randuffl  est  et  populi  actorum  testimoniis  non  paucis  quae  infra  pro- 
feram  conprobatur. 

Exeeptis  eis  testimoniis  (I,  2,  10)  e  quibns  quid  scriptum  fnerit 
iD  aetis  senatus  non  discitur  e  reliquis  fragmentis  haec  ibi  iouenta 
esse  uidemos :  epistulas,  si  recte  conieci,  inter  Gandestrinm  Chattorum 
priooipem  et  senatum  mntuas  (3),  senatus  consnlta  qnibus  Neroni  ho- 
nores  decernuntur  una  cum  singulis  senatornm  sententiis  (5),  Fron- 
tonis orationes  in  senatu  habitae  quibus  Hadriaaum  et  Antoninum  Fium 
laudanerat  (7),  senatus  consultum  de  laudando  Glodio  Celsino  (8), 
Seueri  Alexandri  oratio- in  senatu  dicta  cum  senatus  adclamationi- 
bas  (9) ,  iuris  dictionis  deindQ  quae  senatui  conpetebat  exempla  duo : 
maiestatis  (4)  et  adulterii  (6)  reorum  quorundam  caussas.  haec  omnia 
proprio  acta  dici  secundnm  eam  quam  supra  indicaui  acta  nocaboli 
DOtionem  uuus  qnisqae  peruidet.  si  qnis  igitur  uninerse  quae  nam  acta 
seaatus  continuerint  dicere  uelit,  ei  primo  loco  nominanda  erunt  sona- 
tas  consuUa  ipsa ;  deinde  ea  quae  priusqnam  senatus  consultum  fiebat 
a  singulis  senatoribus  pro  senten'tia  dicebantur ;  tum  prineipum  orationes 
in  senatu  per  quaestores  recitatae  quaeqne  eas  insequi  solebant  sena- 
tus adclamationes ;  deniqne  senatus  cum  magistratibus  siue  Romanis 
sine  municipalibns  et  cum  exterarum  gentium  principibus  epistulae  mn- 
tuae.  haec  omnia  si  in  senatus  actis  re  uera  scripta  fnerunt  —  quis 
uero  scripta  fuisse  negabit? — ,  multo  saepius  quam  indicatur  scripto- 
res  antiquos  ex  hoc  fönte  hausisse  adparet.  ut  paucis  exempüs  de- 
fottgar:  ex  actis  senatus  procul  dubio  petita  sunt  siue  a  Tacito  ipso 
siue  ab  eius  auctoribus  qnae  statim  annalium  principio  leguntur  de 
hoooribus  defuncto  Augusto  habendis  tractata  I  8,  Tiberii  oratio  11, 
Asinii  Galli  loqnendi  ferocia  et  L.  Arruntii  incauta  contnmacia  12, 
hoDores  defuncto  Germanico  decreti  II  83.  ipsius  tabulae  aheneae 
quae  senatus  consultum  eo  tempore  in  Germanici  honorem  factum 
continnerat  frusta  quaedanr  exigna  supersunt  a  Carole  Fea  in  libro 
qui  insoribitur  *frammenti  di  fasti'  p.  XVI  edita.    mitto  nuno  eins 


572  B.  Habner:  de  seMtiu  popaliqoe  Romctti  actis. 

geaerii  fere  iDnamerabilia  qnae  in  Taciti  Dioois  Snetonii  Herodiasi 
Platarchi  libria  Pliniiqae  Secundi  epiatalis  legantar.  neqae  enim  talii 
ei  reapieienda  anot  qoi  actonim  senatas  reliquiaa  colligere  sibi  pro- 
posait,  aed  eis  relinquenda  qni  in  fontes  soriptorom  illoraai  paollo 
•dcaralias  inqairere  aolent  qaam  adhac  faclom  est. 

Ipaa  uero  aenatus  consolta  ideo  potiasimom  diligentios  pertrl^ 
tanda  sunt ,  qoia  non  tanlam ,  at  praetoria  edictani  legatoram  decrt;i 
conatitokiones  imperatoram ,  quid  aenalas  ceosoerit,  aed  etiam  quiado 
et  qao  loeo  et  qua  ratione  censaerit  referont.  ita  ok  ad  ioati  actoma 
Gommentarii  speciem  nihil  fere  eis  deesse  aideatar  quam  singDloran 
aenatoruBi  sententiae  perscriptae.  aed  earnm  etiam  saltem  aestifu 
quaedam  infra  deprehendemua.  aimiliter,  qaanqaam  non  pariliter,  U 
plebi  aeitia  quis  magistratua  popalam  iore  rogaaisaet,  qno  loeo  et  qao 
die  popalus  iure  aciaisset,  qaae  tribus  principiam  fnisset,  qais  pro 
triba  primas  scinisset,  perscribi  solebat.  ot  aotem  colonias  noaieipii- 
qne  rei  pnblicae  Romanae  qaasi  imagines  foisse  acimas,  ita  eüaa 
eom  senatus  Romani  conaaltis  decarionnm  manicipalium  decreta  forni 
prorsQS  conuenisse  non  est  qaod  miremur.  itaqne  qui  in  tali  qoaestiooe 
qaalis  haec  est  ea  neglegeret  iure  reprehenderetar,  praesertim  cw 
nostris  dernnm  temporibas  tot  eins  generis  monamenta  innotQeriat,i{ 
•liqaa  ex  parte  inde  plara  etiam  quam  e  senatns  consultis  Romasis 
discere  liceat.  com  decretis  municipalibua  deniqae  coniangeoda  sut 
eollegiorum  decreta,  quarum  forma  cum  iUia  prorsus  cooaeniL  qoae 
eius  generis  supersnnt  inferioris  ilia  qnidem  aeui  barbariem  redoleol, 
aed  tarnen  admodum  memorabilia  quaedam  sola  nobis  serutDeroot. 
neque  uero  meum  est  hoo  loco  grauissimam  senatus  oonsoltorooi  de- 
oretorumqne  munioipalium  edendorum  i^olem  suscipere.  sed  ne  molesti 
enumerakione  dispntationis  tenor  interrumperetur,  in  adpeadice  prima 
indicem  eonfeci  omnium  qnae  mihi  innotuerunt  senatus  consDltoram. 
in  hoc  indice  temporum  ordinem  secutus  sum  et  singula  senatas  con- 
aulta  adbreuiationibua  notaui,  in  qnibus  eligendis  non  tarn  diceodi 
elegantiae  colorisque  antiqni  quam  breuitatis  atque  perspicoitatis  ra- 
tionem  habui.  in  altera  adpendice  decreta  ordinum  mnaicipaKoffl  ^ 
eollegiorum  simili  ratione  conposui. 

De  senatua  consultis  hisce  ordinumqne  decretis  prinsqoam  odi- 
nerse  disputatnr,  non  aequabili  neo  diligentia  neque  integritato  ea 
nobis  seruata  ease  tenendum  est.  non  nulla  enim  quae  manibos  uersa- 
mus  exempla  non  decretorum  integra  uerba,  aed  epitomas  tantameo- 
rum  uaui  publico  destinatas  exbibent.    hoo  de  Bac.  et  Tiäuri,  dio 
obaeruatum  est.  atque  idem  quodam  modo  de  Casir,  et  Caer,^  forUsse 
etiam  de  Paesi.  Gen.  Aq,  2  ualet.    alia  nunquam  legitima  oec  coo- 
aulta  nee  decreta  fuerunt,  sed  auctoritatea  tantum,  uelnti  Auct.  ei 
e  municipalibua  Vei, ,  deinde  Phil,  utrum  unqnam  perscriptam  atqae 
ad  aerarium  delatum  fnerit  iguoratur,  nam  a  Cicerone  tantooi  ot  aü- 
quando  s.  o.  fieret  propositum  est.    etiam  P%$.  2  a  solleoioi  forau 
aliquantum  reoedit,  quia  tum  cum  decretum  factum  est  caso  ordiatpi 
magistratus  Pisis  non  erant.    scriptorum  uero  siue  neglegeoliae  sia» 


E.  Habner :  de  senatas  popnliqae  Eomani  actis.  573 

festinalioni  tribiiendaiii  est  qaod  Suei.  et  Geü.  breaiore  forma  legon- 
tur  qoam  origine  babuisse  existimanda  sunt,  qaod  Snetonins  et  Gelliaa 
oel  eoram  aactores  feceront,  idem  de  losepho,  qaalia  nunc  qoidem 
nerba  eios  io  los,  1,  2  legimos,  et  Caelio  dicendum  «ast ,  qai  postqaam 
prinaani  triam  illarom  genatus  aactoritatom  (AucL^  integram  descripae- 
rat  reliqoas  taedio  fortasse  deacribeodi  captoa  aliqaa  ex  parte  ad- 
breoiatas  dedit.  niai  hoc  fortasse  librariis  triboere  malis.  deinde  etiam 
lapicid'aram  neglegentia  infra  interdam  castiganda  erit.  Plinins  autem 
s.  c.  PaU.  iotegrom  cum  Montano  sao  communicare  omnino  nolait; 
alqae  Vlpianos,  qai  luu.  tarn  plene  tamqoe  adcarate  descripsit,  in  Vell. 
fformalaa  qaasdam  breoitatis  studio  consulto  aidetur  omisisse.  restant 
deuiqoe  qaae  cum  in  aeribaa  lapidibusue  seraata  sint  tempornm  iniqui«- 
tates  matilaueruot,  ut  Prien.  Asiyp.  Saec.  et  e  municipalibus  PuL  2,  3 
App.  Tib.  Maff. 

Singula  oero  qaae  de  conscribendorum  decretorum  ratione  obser* 
aata  digna  sunt  eo  quo  in  ipsis  monumentis  sese  excipiunt  ordine  pro- 
feram. 

1  Consulam  nomina,  exceptis  matilis  Prien,  Pall.  Pui,  3  App.  Tib. 
Müff.^  praescripta  legimus  e  s.  consaltis  in  Suet  Astyp.  Gell.  Ascl. 
Aphr.  Hos.  Vol.y  e  municipalibus  in  Sor.  Caer.  Gab.  Tuf.  Abell.  Perus, 
PuL  4,  5  Peli.  Cum.  Paest.  Gen.j  denique  in  Omnibus  decretis  collegio- 
ram.  in  Cael,  AticL  Caelias  anni  indicationem  consulto  omisit,  qaia 
ipsius  quo  scribebat  anni  consules  Ciceroni  in  memoriam  reuocare 
nihil  opus  erat,  in  Vei.  Aq.  1  noii>  initio  ut  solent  sed  in  fine  con- 
sulam nomina  adscripta  sunt,  unde  ueri  simile  flt  has  anni  indicatio* 
Res  non  ad  decreta  sed  ad  basium  dedicationes  referendas  esse,  si 
quis  autem  consideranerit  ex  eorum  numero  in  quibus  anni  indicatio 
prorsus  desideratur  in  Bac.  los.  3  Saec.  Front.  Vell.  Juu.  consules  ut 
uerba  facientes  nominatos  esse,  unde  de  annis  quibus  haec  s.  consnlta 
facta  sunt  constat,  atque  idem  accidisse  in  Pis.  1,  2  (hoc  enim  decre- 
tum  quamuis  capite  truncatum  tamen  nunquam  anni  indicationem  ba- 
buisse existimo)  Neap.  2,  3  Pul.  1  Terg.  Castr.^  ubi  dno  uiri  quattuor 
oiri  aqjpvxsg  praefecti  iure  dicundo  ambo  alterue,  hoc  est  magistratus 
nunicipiorum  eponymi,  uerba  faciunt,  si  quis  haec  dico  consideranerit, 
facile  ob  eam  ipsam  caussam  anni  indicationes  omissas  esse  sibi  per- 
suadebit.  quod  tamen  secus  esse  haec  demonstrant.  primnm  quod  in 
Vol.  quanquam  cdnsules  uerba  faciant  tamen  eornndem  nomina  initio 
Dt  magistratuum  eponymorum  adscribuntur.  idem  fere  in  Ascl.  factum 
est,  ubi  alter  consul  uerba  facit,  ambo  initio  praescribuntur.  deinde 
quod  in  municipiis  magistratus  municipales  soli,  ut  annus  indicaretur, 
adscribi  non  solebant,  quia  fasti  municipales  non  ita  muUnm  ultra 
municipii  mnros^noli  erant,  solebant»  tantum  iuxta  Romanos  adscribi. 
denique  quod  in  municipalium  decretorum  in  quibus  consulum  nomina 
leguntur  plurimis  ipsi  magistratus  eponymi  ambo  (ut  in  Per.  Sor,  Caer. 
Gab.  Perus.  Pui.  5  Pelt.  Cum.  Gen.)  alterue  (ut  in  Neap.  1  Tuf.  Pul.  4) 
uerba  faciunt.  itaqae  consulum  omissio  inde  tantum  explicari  potest, 
qaod  ut  iustum  ratumque  haberetur  s.  c.  siue  decretum  anni  quo  factum 

Jfthrb.  r.  clut.  Philol.  Sappl.  Bd.  III.  HfU  5.  39 


ConsQliim 
nomina 


574  B.  Hflbner :  de  senatas  popaliqae  Romani  actis. 

esset  indicalio  necessaria  dod  erat,  ideo  losephas  (fos.  1,  2)  Tibories- 
qae  qoanqnam  non  sine  grani  historicorum  iveommodo  annorum  ia- 
"dicationes  omiseroDt.  nerum  enim  aero  s.  consaltorura  decretoniDqge 
archetypa  annoraoo  indicationibas  Don  caraisse  persnasissimum  mihi  esl 
nam  ubi  annus  non  indioatos  esset  diem  indicare  iDeptum  foret:  qood 
faetam  est  in  Bae.  los.  1,  2  Tihurt,  Cael,  Auci.  Jos,  3  /««.  Pis-  ii3 
Neap.  2,  3  Pui.  1  i^^.  1,  2.  cum  aatera  onios  eaiasqne  anni  s.  consolti 
lino  oolamine  conprebensa  in  tabnlario  adseroarentur,  nt  iofrt  aide- 
bimus,  üon  omnibas  eiusdem  anni  sed  primo  tantum  s.  consollo  coo- 
Sttlam-nomina  praeflxa  faisse- probabile  est,  unde  qui  reliqna  exscripsit 
facile  ea  omittere  potuit.  in  Ascl,  (inl  vjtattav  Kotmov  Aviaim 
Kotvxov  vtov  Katkov  xal  Ma^nov  AlfiiUov  [Kotvtov  vtov]  Magnov 
v[<Qvov  Als\7t[l]dov  CtQctXTiyov  di  xorra  TtoXiv  %al  inl  twv  |fv«y  Aw- 
xlov  KoQvtiUov  . . .  [vtov]  Ziöivva)  ut  annus  plene  indicaretor  bod 
solum  consulum  sed  etiam  praetoris  urbani  atque  peregrini  ooniloi 
adscripta  sunt  casu  enim  boc  anno  idem  uir  utraqne  praelora  foDge- 
batur.  similiter  supplenda  uidentur  quae  in  Astyp.  u.  15 — 18  UgimüB: 
inl  wcav[a>]v  IlonXltov  ^PotiUov]  IJonXiov  viov  nal  irva]lov  Mal- 
Xlov  Fvalov  vtov  [arQattjyov  6h  xorra]  noliv  AevkIov  . . .  awiw  Asv- 
sUov  vtov  [xal  inl  rav  ^ivcov]  ....  UoTtXlov  vtov  .  . . . ,  qnae  aerba 
com  media  fere  inscriptione  legantur  facile  inde  alternm  s.  o.  incipere 
erediderim.  unde  magis  etiam  adducor  ut  Mommseni  coniecbirae  cn- 
dam  cuius  alio  iam  loco  mentionem  feci:  practorem  siue  polios  prae- 
tores  urbanum  peregrinumque  antiqniore  tempore  inier  eponymas 
Romanorum  magistratns  habendos  esse,  neqne  aller  tanlam,  sed  ambo 
praetores  absentibus  consulibus  senatum  consutnerunt,  ut  apud  Lioiao 
XXII  5,  qua  de  re  uide  Beckerum  II  2  p.  424  adn.  1075.  etiam  in 
fastorum  nouo  fragmento  quod  Borghesius  bullet.  1856  p.  59  iolostra- 
nit  praeter  consnles  duo  prketores  nominantur.  sed  eos  pneiores 
aerarii  fnisse  Tastosqne  ad  collegium  aliquod  cum  aerario  conioneliim 
pertinuisse  ideo  Borghesius  ooniecit,  quod  unum  eorum  aerarii  pra^- 
tura  functum  esse  aliunde  constat. 
Die«  2    Dies,  praeter  mutila  Astyp.  Saec,  PalL  et  Pui.  3  App-  Sar. 

(ubi  satis  spalii  superest  quo  dies  notatus  esse  potnerit)  Gen,  Maff.^  io 
Omnibus  indicantur  exceptis  Suet,  Gell,  Phil.  Front,  VeU.  Vei,  Caslr- 
Ostr.  quod  in  Phil,  non  indicatur  explicatione  non  eget.  in  reUquisiiero 
cum  scriptores  diernm  indicationes  omiserint  omilti  potuisse  putandte 
sunt,    in  Ascl.  fitjvog  Matov  Graeco  more  additur,  Romanis  eoioi  ho- 
roinibus  [yeQo  ^fie]^i»v  FvJexa  naXavö^v  ''lovvUov  quod  infra  scriptoD 
est  surilcere  debebat.    in  los.  3  duplex  diei  indicatio  exstal:  r^  ^(^ 
XQi^v  itömv  (pro  quo  nescio  an  el^v^6iv  scriptum  ubique  restiloendi 
Sit)  ^AitgiXXüov  initio  decreti  soUtoque  loco ,  in  fine  uero  iyi^^^  ^^ 
nivTS  (löäv  OeßQovafftiov  additnr.   sed  hoc  referendnm  est  ad  ea  qoa^ 
öoyfiatt  ovyxXi^tov  Faiog  Kalaaq  InQtve  xal  elg  ro  ta(iUiov  ov» 
Sgi^ciaev  ccvEvexd'flvai,   denique  in  decretornm  Neapolitanomm  eö(^** 
anno  Graece  scriptorum  {Neap,  1)  altero  nolandum  est  diem  Graeco 


E.  Habner:  de  senatos  popultqae  Romani  actis.  575 

more  (16  uirpfattävog)  indicari,  in  altoro  Latino  (. . .  'lovA/iov);  in 
tertio  diei  indicatio  interiit. 

3  Locus  quo  senatos  conaenerit  in  antiqnioribns  s.  consuUis  Loci 
Bac.  (apnd  aedem  Duelonat)  los,  1  AscL  (iv  %ofut{m)  Jos.  2,  3  (iv 

xm  xfjg  'Ofiovoiag  vam)  Tiburt,  (sub  aede  Ka^orns)  CaeL  Auci,  (m 
aede  ApoUinis')  Saec.  ([in  curia]  lulia^  ut  Borghesios  bull.  Napol.  IV 
1846  p.  34  e  codice  Vaticano  6038  p.  78  restitnit)  diligenter  indicator. 
deest  haec  loci  indicatio,  si  Prien,  Asiyp,  Aphr,  PalL  mntila  excepecis, 
iD  Suet  Gell,  (iterum  Suetonii  Gelliiqae  culpa)  Phil,  (ut  par  est) 
Yfonl.  VelL  Hos,  Vol.  luu, ,  unde  in  s.  consuUis  oiröiter  Inda  ab 
Aogusti  aetate  omitti  coeptam  esse  erit  qui  contenderit.  postquam 
certi  dies  qnibns  senatus  conneniret  instituti  erant,  etiam  locnm  uel 
locos  senatui  habendo  certos  destinatos  esse  ideoque  in  s.  consnltis 
indicari  desisse  consentaneum  est.  in  mnnicipalibus  non  aedificii  tan- 
tQffl  in  quo  ordo  conuenerat  sed  etiam  ciuitatis  nomen  addi  solebat, 
at  0.  c.  in  Pis,  1:  Pisis  in  foro  in  Augusteo,  similiter  in  Vei.  Per, 
Sor,  AbeÜ.  Perus,  Pell,  Cum,  Req,  Seni,  I,  2  Oslr.  contra  non  aedi- 
ficii sed  ciuitatis  tantum  nomen  in  Gen,  adscriptum  est,  aedificii  tan* 
tarn  non  ciuitatis  in  Put,  1,  2,  3,  4,  5  Caer,  Gab,  Lucr.  praeter  Pis,  2 
App.  Tib.  Maff.  mntila  utrumque  deest  in  Casir,^  qnod  insti  decreti 
formae  non  omni  ex  parte  respondere  supra  dixi,  deinde  in  Neap.  1, 
2}  3  i49.  1,  2  Tuf.  Paest.  Ben,  quorum  ultima  duo  infimae  aetatis 
neglegentia  incisa  sunt,  reliqua  cum  in  ipsis  municipiis  basibus  in- 
scolpta  exstarent  eorundem  municipiorum  nominibus  iure  carere  po- 
tnerant. 

4  Post  anni  dieique  indicationem  in  Hos,  Vol,  s(enatus)  c{on-  fnscripiionei 
tiultum)  inscriptio  similiterque  in  Tuf.  eodem  loco  decrit(um^  sie)  de- 
cur{imum)  legitur.    qnae  in  Cael,  praescribi  solent  S,  C,  auctoriias 

Berba  (in  codice  Mediceo ,  ut  e  Mommseno  noni ,  baec  senatus  con- 
sulhts  auctoriias  scripta  sunt)  intellegi  prorsus  nequeunt.  certum  enim 
est  8.  consultum  esse  non  anctoritatem ,  quod  etiam  Beckerum  1.  s.  s. 
P-  W2  et  Rudorffium  p.  222  credidisse  miror.  docent  enim  Caelii  quae 
proxime  praecedunt  uerba  haece:  quod  ad  rem  publicam  pertinet 
mnino  multis  diebus  exspectatione  Galliarum  actum  nihil  est,  ali- 
^ando  tarnen  saepe  re  dilata  et  grauiter  acta  et  plane  perspecta 
Ca.  Pompei  uoluntate  in  eam  pariem  ut  eum  decedere  post  kalendas 
9lartias  placeret ,  senatus  consultum  quod  tibi  misi  factum  est  aucto- 
fitatesque  perscriptae.  unde  Manntius  non  inepte  supra  iS.  C,  auctoris 
tatet  scribi  uoluit,  quod  ad  tres  quae  secuntur  auctoritates  referre- 
^r.  mihi'  auctoritas  uocabulum  interpolafum  esse  uidetur  a  librario 
({Bodam  male  sciolo,  qui  s.  c.  de  quo  Caelius  scripsit  non  ona  cum 
hftc  epistula  sed  iam  antea  Ciceroni  missum  (quod  tibi  misi)  atqne 
hanc  auctoritatem  tantum  esse  falso  sibi  persuaserat.  restat  igitur 
<•  c.  inscriptio  ut  in  Hos.  VoL  idem  illud  S.  C.  Front,  primo  a  Cas- 
smensis  codicis  scriptore  praefigitnr,  Frontini  editoribus  Poleno  et 
BOchelero  inmerito  suspectnm.  perinde  etiam  qnae  in  altero  s.  con> 
SQlto  Front,  non  apto  illa  quidem  loco  (p.  40,  21  edit.  Bflch.)  leguntur 

39* 


576  E«  Habner:  de  senatas  popolique  Rofflani  actis. 

s.  c.  litterae  eadem  inscriptio  esse  possant  librarionun  inaeitia  ioalo 
loco  mota.  potuernnt  tarnen  omitti  tales  inscriptiones,  ui  io  cetnia 
Omnibus,  quae  enim  in  Prien,  Io$.  3  exslant  Graecae  inscriptioaes 
diaersae  sunt:  in  Prien,  (doyfia  vi  %0(ua^iv  na^fa  r^  av{v7ÜL'qtw 
^Pm(Mcl€»v\)  a  Prienensibus  addita,  in  los,  3  a  losepho  sine  eins  anc- 
lore  e  tabniarii  uoluminibns  adscita,  de  qnibns  postea  dicelar. 

c<  iisiüäiriBt  ^  Anni  diei  loci  indicationes  principio  eins  maipstratoa  eonaae 

magistratuom  nomina  qni  senatum  ordinemoe  consnineninl  secuta  ease 
existimo.  atque  omissis  Asitßp,  Pail.  Abell.  Tib.  Maff.  motilis  in  Bme, 
consnles  tentUum  consolueruniy  in  SueL  TiburL  praetor  senaHun  com- 
suluii  idemque  in  Prien,  secnndum  Boeckhii  restilntionem  adaM>dnm 
probabilem ,  in  los,  1  axqavrjyog  fiovlifv  cwfjyaye  (qaod  LaCtso  co- 
gendi  uocabnlo  respondet),  in  los,  2  idem  avveßovlsv6uto  %y  tfv^- 
x^f/ro»,  in  Ascl,  alter  oonsul  CvyxXi^Tip  cweßov[lewsau>].  adiaeiibam 
deinde  mnnicipalium  deoretorum  nerba  quae  buc  pertinent.  qaae  aaat 
in  Fer, :  IUI  uir(i)  i(ure)  d(icundo)  s(^enaium)  c(onsuImeruni) ,  in 
^4^.  1:  ////  uiri  i,  d,  s(enatum)  c(onsulueruni)  ^  in  Caer.:  dietaUiT 
ei  (aedüis)  decuriones  corrogaueruni ^  in  Pell,:  ordinem  kabetUüms 
....  aed(ilibus)  q(uin)q(uennalibus) ^  in  Cum.:  in  ordine  decurio- 
num  quem  . . .  praet(pres)  coegerani^  in  Paesi,:  cum  dbes  frequem- 
tes  coloniae  P'aesianorum  coegissent  herba  feceruni^  in  Senl,  1 :  m- 
merum  habenlibus  ,  . .  q(uin)q(uenntUibus^ ,  in  Seni,  2 :  nwnermm 
habeniibus  sequella  eiusdem  coüegi.  in  bis  fefe  omnibns  eins  mnonj 
qni  senatum  ordinem  decuriones  eines  consuluerit  co^erit  corroga- 
uerit ,  ordinem  siue  numerum  babuerit  a  munere  siue  uerba  faoientis 

»«rb.Pr'KQriiit  siue  referentis  discernitur.    etenim  in  los,  1 ,  2  (»e^l  mv  hs^ßsvcav 
.  .  .  n€iAg>^ivTig  vtco  diffiov  tcov  ^lovSceimv  o?  xal  öukix^^V^far  atque 
Tcegl  mv  .  . .  ^lovdaltov  fC^$aßevtal  . .  •  dulix^i^av)  legati  Iudaeo^la^ 
in  Tiburi,  (^quod  Teiburies  u(^erbd)  f(eeisii$)  quibusque  de  rebus  mos 
purgauistis)  Tibnrtes,  in  Ascl,  (ns^l  mv  Koivtog  Amatiog  Motwoo 
v&g  Kat[X]og  vnarog  koyovg  inoujcaro)  alter  consnl  idem  qni  oon- 
suluerat ,  in  Fer.  PelL  (jquod  uniuersi  ii(er6a)  f{eceruni)  atque  quod 
uniuersi  uerba  fecerunt)  ■  uniuersi ,  in  Caer,  (ubi  Vesbiwfs  Aug,  Hb, 
peüf)  unns  ex  ordine  uerba  faciunt,  in  Cum.  (refereniibus  prQaetori- 
bus)  de  ... )  praetores  eidem  qui  coSgisse,  in  Seni,  1  {ei  referemiibus 
ipsis^  qninquennales  eidem  qni  numerum  habuisse  dicuntnr,  deaique 
in  Sent.  2  (t^*  refereniibus  . . .  paire  fi(fimert)  n(psiri)  el  . . .  jmi- 
renie)  patroni  collegii  referunt.    in  Bac,  haeo  quoque  formale  ad- 
breuiata  est,  nihil  enim  habet  nisi  de  bacanalibus  , . ,  Ha  esdeieem- 
dum  censuere.    in  Suei,  Aq.  1  (quod  uerba  facta  sunt  de  . . .  atqne 
quod  u(erba)  fiacla)  s(uni)  in  honorem  . . . )  non  qnis  nerbe  feeerit, 
sed  omnino  uerba  facta  esse  indicatur.    in  Paesi.  qui  cinea  coSgeriat 
et  uerba  fecerint  non  dictum  est.    in  Aq,2  (L.  Nonius  e.  q.  a.  ... 
p(raefect{)  i{urß)  d{icundo) ,  scrib(endo)  adf(ueruni)  . . . ,  a(eiM- 
ium")  c(onsulueruni),   cum  e.  q.  s. . . . )  qui  consuluerunt  tantuai  ia- 
dicantur,  interpositis  admodum  inconcinne  eornm  nominibus  qui  acri- 
bendo  adfuerunt.  in  aliis  uero  deoretis  municipalibus,  quod  non  minns 


E.  HQbner:  de  senalas  popaliqae  Romani  actis.  577 

obseruatn  dignam  est ,  inter  referendi  et  aerba  faciendi  muoera  discri- 
minatar.  ita  in  Tuf,  (quod  C,  Caesius  Siluester  p(rim{)p(iiaris) 
u(^erbä)  fi^cii)  . . .  d(e)  e(ii)  r(c)  referenie  L.  Yario  Firmo  IUI 
w«>(o)  ita  centuerunt)  unas  ex  decorionibas  nerba  facit,  IUI  uir  refert. 
in  Reg.  (quod  referenUb(u8)  .  . .  que8iorib(us)  u(erba}  ((ecerunt) 
. .  .)  qaaestores  referunt,  plebs  collegii  at  uidetar  uerba  facit.  in  Gen. 
(referenlibus  .  .  .  q(uin)qluennaHbus)  uerua  facia  sunt)  quinquenna- 
les ,  in  Lun.  (i(bique  referentibus)  . . .  mag(istri8)  q(uod)  u(erba) 
f(acta)  s(unt)  esse  . . .)  magistri,  in  Ostr,  (ibique  referente  .  . .  q(uin-) 
q(uennaie)  unhiersomm  consensu  uerba  sunt  facta)  alter  quinqoen- 
naliom  refert,  deinde  breuiter  uerba  facta  esse  norr  a  qno  facta  sint 
indicatar.  sed  in  longe  maiore  et  s.  consultorum  et  decretorum  mnni- 
eipaliam  namero  qni  consuluerint  sine  coßgerint  magistratns  omnino 
ooo  indicantur,  sed  ei  tanlum  qui  aerba  fecerintl  scilicet  in  Cael, 
Auct.  alter  consalnm,  in  los,  3  Saec.  Front.  Veit.  Vol.  luu,  ambo 
eonsales,  in  Phil.  triban|  nerba  faciant.  nee  quae  in  Gell,  legnntur 
(^quod  C.  lulius  L,  f.  pontifex  nuntianit)  a  uerba  faciendi  notione 
differre  uidentur.  in  solo  Hos.  (ctim  prouidentia  .  . .  principis  . . . 
prospexerii)  nemo  qui  uerba  fecerit  nuncnpatur:  uidetur  decretum 
factam  esse  e  principis  libelio  per  qnaestorem  recitato.  e  mnnicipali- 
bna  in  Put.  1  Sor.  (quod  . . .  11  uiri  u.  f.)  Terg.  (quod  . . .  JI  uiri 
•iure)  d(i€undo)  u.  f.)  Perus,  (quod  . .  .  II  uir  suo  et  collegae  sui 
nomine  uerba  fecit)  duo  uiri ,  in  Pis.  1  Put.  4  (quod  . . .  II  uir  u.  f.) 
alter  eorum,  in  Castr.  (L,  Cornelius  A.  f.  Fal.  PupiUus  u.  f.)  Put.  2 
(quod  Cn.  Lucceius  Filius  (?)  u.  f.)  nnns  decurionum ,  in  Put.  3  App., 
qaae  mntila  sunt,  forlasse  uniuersi  uerba  fecerunt.  singularem  locum 
aibi  poscunt  Pis.  2  (ob  eas  res  uniuersi  decuriones  colonique  quando 
eo  easu  in  colonia  neque  II  uir  neque  praefecti  erant  neque  quis- 
quam  iure  dicundo  praerat  inter  sese  consenserunt  .  .  .)  et  Vei. 
(centumuiri  municipii  Augusti  Veientis  Rotnae  in  aedem  Veneris 
geneiricis  cum  conuenissent  placuit  uniuersis  dum  decretum  con- 
tcriberetur  interim  ex  auctoritate  omnium  permitti  e.  q.  s.).  in 
Pis.  2  enim  quia  magistratns  ordinarii  propter  contentiones  candida- 
iorum  eo  tempore  in  colonia  non  erant,  non  decuriones  tantum  sed 
•tiam  eoloni  connenerunt.  in  Vei.  ordo  Veiens  Romae^  hoc  est  loco 
Yeientibus  non  legitimo,  atqne  fortasse  etiam  non  satis  frequens  con- 
nenit,  ut  iustum  decretum  fieri  posset  itaque  in  utroque  a  solita 
^agendi  in  ordine  ratione  aliquantum  recessum  est.  restant  denique 
ea  decreta  in  qnibus  nee  qui  consuluerint  nee  qui  uerba  fecerint  sed 
qni  retnlerint  solum  modo  indicantur.  quae  sunt  Neap.  1,2,3  (tcsqI  qw  retuierim 
ov  7tQoöavriVBV9uv  toig  iv  TtQoaxkTfttp  0  aQxmv  sine  6  ivtaQx<av  sine 
ngoöm^sv%av  t^  ßovX^  ot  &q%ovxEg)  Gab.  (referentibus  . .  .  //// 
tftr(ts)  q(uin)q(uennalibus)  . .  .  i(ta)  cens.)  Put.  5  (quod  .  ..II  uir(i) 
rettulerunt)  Ren.  (quod  coeptum  studi  iuuenum  cultorum  dei  Her- 
culis  maiores  retulerunt).  praeterea  in  Puteolanis  4  (quod  postulante 
Annio  Proculo  o(mato)  u(iro)  . .  .  duouirum  u.  f.)  et  5  (quod  postu- 
ianie  Cn,  Haia  Pudenti  o(rnato)  u(iro)  . .  .  II  uir(i)  rettulerunt)^ 


578  E.  Hfibner:  de  seoaUi»  popalique  Romani  actis. 

quibascnm  PraeDestinam  apud  Or.  7166  (exempl(um)  deer^eit)  g(mod) 
/{actum)  .  . .  V08.  postulanie  Claudio  Marone  . . .  plaeuü  e.  q.  s.)  eoa- 
feratur,  decretum  uno  ex  decurionibus  postalanle  factam  esse  addilor. 
in  AbeU,  autem  unmeniB  ordinis  uiris  poUulaniibus^  ut  ia  Osir.  nui- 
uersorum  consensUy  aiue  aerba  facta  siae  relatum  esse  credendan  *est» 
certi  enim  propter  tituli  lacunas  nihil  definire  licet,  cam  bis  coapo- 
nenda  sant  quae  scripta  inaeniaias  in  Auci, :  si  quis  knie  s.  c.  M/er- 
cessissei  senaiui  placere  auctoritaUm  perscribi  ei  de  ea  re  ad  sema- 
ium  populumque  referri  atque  $i  quis  e.  q.  s.  .  • .  ad  hune  ordimem 
referri  (qmbnscum  conparentar  qaae  de  s.  consuito  quodam  aimillino 
Cicero  ad  Atticum  scripsit  epist.  IV  169  6:  senaius  decreuerat  ne  prius 
^omitia  haberentur  quam  lex  laia  essel;  $i  quis  intercessissei  ^  res 
integra  referretur) ;  in  PhiL:  senaiui  placere  uii  C.  Pansa  A.  Hiriims 
cos,  des(ignaii)  cum  magisiraium  inissent  s(i)  e(^is)  u(^idereiur} 
prima  quoque  iempore  de  his  rebus  ad  hunc  ordinem  referrent 
i(ia)  u(ii)  e(is)  e  r(e)  p(ublica)  f(ide)q(ue)  s(ua)  ufidereiur); 
in  Pis.  2 :  utique  cum  primum  per  legem  coloniae  duo  niros  ereare 
ei  habere  potuerimus  ii  duo  uiri  qui  primi  creaii  eruni  hoc  qmod 
decurionibus  et  uniuersis  colonis  placuit  ad  decuriones  referani, 
eorum  publica  aucioritaie  adhibiia  legilume  id  caueatur  aucioribus- 
que  iis  in  tabulas  publicas  referaiur;  in  Gab.:  hoc  decreium  poU  tres 
relationes  (retulerant  autem  IUI  niri)  placuii  in  tabula  aerea  scHbi 
et  proponi  in  publico  unde  de  piano  rede  legi  possii  (quae  nota  est 
e  legibus  Romanis  formula). 

Haec  omnia  si  coniunctim  consideramns ,  tria  quae  adcarate  ioter 
se  distinguerentar  munera  fuisse  consulentis  uerba  faeienlis  referentis 
manifestum  est.  primum  igitur  qui  consuluit  idem  semper  foisse  pu> 
tandus  est  cum  eo  qui  senatum  siue  praeconis  uoce  sine  edicto  (0. 
Beckerum  p.  404)  conuocauerat.  unde  eliam  cogentis  corrogaatisae 
nomen  ei  inditum  inuenimus.  qui  senatum  conuocauit  conaocatamque 
consulit  idem  senatum  habere  dicitur ,  cui  uocabulo  numernm  siae  or- 
dinem habere  in  municipiis  respondet.  is  igitur  poatquam  bostiam 
immolauit  atque  auspicatus  est  qua  de  canssa  senatum  conaoeasset 
breuiter  indicauit.  senatum  uero  habendi  ins  nemini  nisi  magistratai 
conpetiuisse  notum  est.  quibus  magistratibus  Romae  conpeliuerit  a 
Varrone  apud  Gellium  XlllI  7,  4  et  a  Cicerone  de  leg.  III  3  edocemor. 
a  consulendo  autem  uerba  faciendi  uocabulum  eo  dilTert,  quod  hoc 
non  de  magistratu  tantum,  sed  de  quouis  senatore  siue  decurioae 
atque  etiam  de  exterarum  nationum  legatis  dicebatur.  sed  is  qai 
senatum  habuit  ipse  etiam  uerba  facere  potuit,  quanquam  eins  partes 
exquirendae  magis  sentenliae  quam  dandae  erant,  ut  Liuii  VIII  30 
nerbis  utar.  consentaneum  enim  est  cum  qui  senatui  praesederit,  ol 
Plinio  epist.  II  U ,  10  auotore  fere  dicere  consueuimus,  etiam  qaasi 
rogationem  facere  potuis^e,  nee  tamen  debuisse.  itaque  in  AscL^  quod 
plenius  quam  reliqua  omnia  nobis  seruatum  est,  consulendi  (avikßov- 
kevsiv)  offlcium  a  uerba  faciendi  {Xoyovg  itoutd^at)  adcurate  distin- 
guitur,  quanquam  idem  consul  qui  consuluit  suo  ei  coüegae  sui  ma- 


E.  Habner:  de  senatus  popalique  Romani  aclia.  579 

fliMe,  ot  ia  Perus,  dictum  est,  etiam  uerba  fecit.  oerba  facieotis  au- 
tem  orationem  a  consalentis  ita  dilTerre  exislimo ,  ut  hie  breuiter  sicut 
sapra  dixi  id  de  quo  ageretur  iadicaret  taotam,  utrum  de  religione 
ao  de  re  publica  de  comitiis  de  hello  de  pace  et  quae  suat  similia ; 
ille  quäle  de  ea  re  senatas  consultum  fieri  nellet  uberius  exponeret. 
tum  singuli  siue  sonatores  siue  decuriones  ab  eo  qui  senatam  hahait 
pro  auo  quisque  loco  sentenliam  rogati  senientiam  (uide  ßeckerum 
p.  429)  dixeruDt.  illud  autom  qnod  qui  consuluerit  idem  etiam  uerba 
fecerit  cum  saepissime  accideret,  ut  res  ipsae  secum  ferebant,  iode 
facile  explicatur,  qnod  plernmque  in  ipsis  decretis  solum  aut  consulentia 
nomen  inscribebatur ,  ut  in  Bac,  Suet,  Aq.  1,  nisi  id  inperfecto  po- 
lins  harum  reliquiarnm  statui  tribuere  maus,  aut  uerba  facientis,  ut 
in  Cael,  AucL  PhiL  los,  3  Saec,  Front.  VelL  Vol.  luu. ,  hoc  est  in  s« 
consultis  reoentioribus  quae  supersunt  omnibus,  atque  e  municipalibus 
in  Pui.  1  Sor.  Terg,  Perus,  quod  uniuersos  uerba  fecisse  intordum 
adnotaiur,  id  ab  eo  quod  saepius  simpliciter  dicilur  uerba  facta  esse 
non  uidetnr  diuersum  fuisse.  hie  quoque  unum  (antum  uerba  fecistte 
certissimnm  est,  reliqui  aut  uerbo  aut  adclamalionibus  adsentiebantur. 
tertio  loco  referendi  uocabuli  uis  definienda  est.  quod  si  M.  Varronis 
commenlarius  isagogicus  ille  Cd.  Pompeio  consuli  primum  designato 
de  officio  aenatus  habendi  scriptus  superesset  aut  certe  lilterae  eins 
qnaa  ad  Oppianum  dedit  4n  libro  epistulicarnm  quaestioDum  quarto,  in 
quibtfs  litteris  rursum  multa  ad  eam  rem  ducentia  docuerat,  quarum 
GeHins  Xllll  7  memoriam  seruauit,  quäle  inter  consulendi  et  referendi 
officia  discrimen  principio  intercessisset  fortasse  nulla  explicatione 
egeret.  nunc  quin  certa  testimonia  desunt,  discrimen  illud  coniectnris 
tantum  quäle  fuerit  diuioare  licet,  neminem  unquam  nisi  magistratum 
retulisse  cum  scriptorum  testimonia  docent  quae  post  Brissonium  apud 
Beckernm  p.  422  ss.  coUecta  sunt,  tum  ea  quae  supra  recensui  decre- 
torum  municipalium  exempla  (in  s.  consultis  enim  quae  supersnnt  qui 
retulerit  nunquam  nominatur).  ex  hac  sola  re  inter  uerba  faciendi  et 
referendi  noliones  discrimen  factum  esse  salis  adparet.  sed  idem  prae- 
ter ea  decreta,  in  quibus  ab  alüs  uerba  facta  ab  allis  relatum  esse 
indicatur,  quae  sunt  Tuf.  Gen.  Lun.  Osir,  et  fortasse  etiam  Reg,, 
etiam  Ciceronis  illa  Pisonianae  13,  29  uerba  demonstrant  qnae  sunt: 
an  lum  eraiis  consules  cum ,  quacunque  de  re  uerbum  facere  coe- 
peraiis  aul  referre  ad  senatum,  cunctus  ordo  reclamabat  osten- 
debalque  nihil  esse  uos  acturos^  nisi  prius  de  me  retlulissetiß?  in 
quibus  cum  Wundere  Halmium  aut  referre  ad  senatum  ilia  pro  glosse- 
mate  babuisse  miror.  immo  proprium  s.  consultorum  genus  fuit  eorum 
qoae  per  relationem  facta  nuncupabantur.  id  enim  Ateii  Capitonis  et 
Aelii  Tuberonis  eis  nerbis  quae  Gellius  1.  s.  s.  13  seruanit:  nullum 
s,  c.  fieri  posse  non  discessione  facta ,  quia  in  omnihus  s.  consultis, 
etiam  in  iis  quae  per  relationem  ßerent^  discessio  esset  necessaria^ 
itemqae  legis  quam  uocant  regiae  nerbis  hisce:  utique  et  . . .  senatus 
consuUa  per  relationem  discessionemgue  facere  liceat  subindicatur. 
aed  haue  Capitonis  Tuberonisque  opinionem  Gellius  cnm  Varroniana 


580  B.  UObncr:  de  senatiis  popaliqae  Eobmu  tetis. 

paruin  conneoire  credebat   is  enim  in  eo  qoem  sapra  indicau  libro 
s.  c.  dnobus  modis  ßeri  dlxit,  aul  per  ätscessionem  $i  camsenUretmr, 
aut  ti  res  dubia  esset  per  singulorum  senieniias  e^quaiias,  al  B«eke- 
ras  p.  435  8.  Varronis  opioionem  a  Gellio  male  iatellecUun  cam  Capn 
tonis  Taberonisque  subiiliter  conciliaait.   scilicet  s.  c.  per  discessioBea 
appellabatar ,  quando   postquam  uerba   facta  erant  nemo  seDteiitiam 
dicebat,  sed  slatim  discedebatur ,  ita  at  magistratus  relaUo  cum  Bolita 
inaitatione,  ut  discederetar,  quasi  in  anam  orationem  coalesceret; 
contra  per  relationem,   quando  tum  demum  discedebatur  poslqoan 
ainguli   sententias   dixerant  et  magistratus  retnlerat.    nam  poatqa 
singuli  sententias  dixerint ,  tum  eum  qui  senatum  habuerit  qnales 
lentiae  a  singnlis  dictae  essent  breuiter  retractauisse  ei  deinde  de 
quot  quibusque  sententiis  disceptandum  atque  discedendum  essel  pro- 
nuntiauisse  tam  necessarium  uidetor ,  ut  id  qaoque  Varronem  in  libro 
illo  qui  periil  exposuisse  perquam  probabiie  sit.    a  potioh  igitar  at 
dicunt  etiäm  s.  consultorum  denominalio  flebat.   atque  huio  sententias 
a  -«ingulis  dictas  breuiter  retractandi  atque   ut  de  eis  diiadicarelnr 
proponendi  officio  referre  uocabulum  Graecumque  ngocaveupioeiv  pro- 
prie  respondent.   sed  cum  idem  semper  magistratus,  qui  senatum  coa- 
suluit  siue  ordinem  habuit,  etiam  postquam  singuli  sententias  dixerant 
referre  soleret  (nam  sine  relatione  nullum  s.  c.  cogitari  potest) ,  raro 
tantum  in  ipsis  decretis  inter  utrumque  magistratus  officium  et  coa- 
sulendi  et  referendi  distinguitur ,  quod  factum  est  in  Cum.  et  SemL  1, 
in  quibus  praetores  siue  quinquennales   et  co^gisse   siue  numerom 
habuisse  et  retulisse  dicuntur,  fortasse  etiam  in  Sent.  2,  in  quo  se- 
quella  coUegii  numerum  habuit,  pater  et  parens  retulernnt.    saepios 
autem  omisso  consulentis  officio  referentis  tantum  nomen  adscribitor, 
quod  in  Tuf.  Gen.  Reg.  Lun.  Ostr,  ita  accidit ,  ut  quae  principio  pars  tao- 
tum  officii  senatus  habendi  erat  postea  pro  toto   poneretur.    onde 
totiens  ab  ipsa  relatione  senatum  incepisse  a  scriptoribns  narratw, 
ueluti  a  Liuio  XXXIX  39  Vopisco  uitae  Aureliani  c.  19  aliis.   principia 
nero  orationem  a  quaestore  in  senatu  lectam  iustae  relationis  a  ma- 
gistratu  factae  uicem  obtinuisse,  ut  in  Hos,^  par  est.   proprium  sibi 
locum  Gell,  postulat,  in  quo  pontiflcis  tantum  nuntiatio  indicatur.   quod 
aut  Gellii  culpa  factum  esse  potest,  aut  fortasse  pontifici  etiam  cum 
senatu  agendi  ins  erat^  ut  cum  populo  ei  fuisse  scimns,  quod  Moaui- 
seno  probabilius   uisum  est.     pontificis   nuntiatio  igitur  magistratas 
relationi  respondisse  pulanda  est.   praeterea  proprie  etiam  referre  ad 
senatum  uocabant,  quando  quae  proximo  senatu  disputata  essent  denno 
a  magistratu  proponebantur.    quod  ipsis  decretis  interdam  sanciebatar, 
nelut  in  Auct.  Phil,  Pis.  2.    atque  ut  non  semel ,  sed  bis  terne  de  ea- 
dem  re  referretur  cautum  est,  uelut  in  Gab.^  imperatoribus  autem  non 
tertiae  tantum,  sed  quartae  quintaeque  relationis  ins  concedebator,  at 
testknonia  docent   quae  Marquardtius  II  3  p.  226  conposuit.     cum 
tribus  uero  relationibus ,  quae  ut  iustum  decretum  fieret  ioterdum 
exigi  solebant ,  ueiut  in  Gab.^  l|offlmsenus  apte  Paulli  iuridici  recepta- 
mm  sententiarum  V  5  A,  7  (edit.  Arndtsii)  uerba  haece  conparari 


E.  Habner:  de  senatus  popaliqae  Romani  actis.  58  t 

luhei :  ir$m$  Ittieris  uel  edieiis  aui  uno  pro  amnihus  dato  aui  irina 
denuniiatione  conuentus  nisi  ad  iudicem  ad  quem  tibi  denuniiaium 
est  aui  eil  JIM  liiieris  uel  edicio  conuentus  eo  uenerii ,  quasi  in  eou- 
tumaeiam  dicia  senieniia  aucioriiaiem  rerum  iudicaiarum  obiinei; 
quin  immo  nee  appeliari  polest  ab  ea. 

6  In  Omnibus  eis  s.  consultis  decretisqne  municipalibas ,  in  qui-  ^ärl^t^f^'' 
bas  coBsalentis  atque   oerba  facientis  nomina   adscripta  sunt,  inter 
ulraqme  eornm   nomina  qni  scribendo  adfaerant  interponnntnr.     ubi 

nero  consulentis  nomen  deest,  testium  index  ante  nerba  facientem 
atqoe  continno  pone  anni  diei  lociqne  indicationes  conlocatur.  duo 
aero  testes  in  los,  1,  2  inuenimus;  tres  in  Bac.  Tiburi.  Asch  Saec. 
Qtroqae  (in  altero  enim  Borgbesios  bull.  Napol.  IV  1846  p.  34  e  cod. 
Yalicano  6038  p.  78  haec  restitnit:  scribundo  adfuer[unt]  M.  lunius 
M,  f.  Si[lanus  C.  Seniius  C,  f.  Sqiurnjinus  C.  Asinius  Cn.  [f.  Pollio]); 
in  Cael,  octo,  in  Auci,  septem,  quod  non  casa  accidit  quia  C.  Luccei 
Hirri  Caelii  in  aedilitate  conpetitoris  nomen  deest,  de  quo  aide  epist. 
ad  fann.  VIII  2,  2  et  11,  2.  etiam  in  Apkr,  octo  siue  plus  etiam  uiden- 
lur  faisse.  in  los.  3  e  foedis  corrnptelis  undecim  tantum  nomina  ez- 
piscari  licet,  quae  origine  dnodecim  faisse  aero  simile  est.  Asiyp, 
Pail,  matila  sunt,  neque  in  Prien.  testiam  numerus  adparet.  in  Suei, 
Gell.  Soetonii  Gelliique  culpa  qut  scribendo  adfuerint  omnino  non 
indicantar,  in  Phil,  a  Cicerone  adscribi  non  potaerant.  at  in  Front. 
VelL  Hos.  Vol.  luu.  uidentur  nanquam  faisse,  quod  otrum  casa  factum 
uideatar  an  consilio  infra  dicetur.  in  s.  consultis  igitur  quae  habemas 
non  infra  duo  nee  supra  duodecim  testes  uidentur  adscripti  esse, 
atque  dao  re  oera  testes  satis  fecisse  etiam  Ciceronis  epist  ad  Att. 
IV  18,2  quae  supra  adacripsi  (duo  consulares^  qui  se  dicerent  in 
omandis  prouinciis  consularibus  scribendo  adfuisse)  uerba  indicanL 
in  municipalibas  duo  testes  adscribuntur  in  Fer.^  tres  in  Neap.  1,  2,  3 
Cum.  (atque  hie  quidem  sorle  ducti  adfuisse  dicuntur)  Caslr.y  in  Put, 
1 ,  4,  5  qaattuor,  in  Sor.  Abell.  quinque',  sex  in  Pis.  1,  sex  sine  octo 
(de  lacanarnm  enim  magnitudintf  non  constat)  in  Aq.  1,  in  Pis,  2  deni- 
qae  duodecim.  in  Gab.  autem  scribundo  aifuit  uniuersus  ordo  deeu- 
rionum,  quod  singularis  honorificentiae  Signum  fuisse  credo.  in  Ostr. 
de  centonariis  Ostrensibus  dictum  est:  cum  sckola  sua  frequenies 
scribundo  adfuisseni.  unde  aeoo  recentiore  municipales  homines  qua 
de  caussa  qni  scribendo  adessent  iuberentur  prorsus  oblitos  esse  puto. 
quid?  quod  in  Perus,  Pelt.  scribundo  adfuerunl  uerba  leguntur  qui- 
dem, nomina  uero  tesiiam  ne  lacuna  quidem  interposita  omittuntur? 
App.  Tib,  Maff.  mutila  sunt,  in  Put.  2,  3  de  nuraero  testium  non  liquet. 
denique  in  Vei.  Castr.  Caer.  Tuf.  Terg,  PaesL  Gen.  Reg,  Lun.  Ben. 
Sent.  1,  2  nulli  testes  indicantur.  nam  quod  in  Vei.  tredecim  adfuisse 
tantum  dicuntur  omisso  scribendo  uerbo,  hoc  idem  ualere  credo  atque 
qaae  in  Caer.  leguntur  in  curiam  fuerunt^  qua  de  re  infra  dicen- 
dum  est. 

7  Post  testium  nomina  eins  mentionem  fieri  qui  uerba  fecisset  °f!^ue" 
supra  dixi.   sequitor  quod  secundum  Aelii  Galli  apud  Festom  p.  339  M. 


^ 


582  E.  Habner:  de  senatus  popnliqno  Romam  actis. 

opinionem  proprie  decretnm  dicebator  aoUta  incipiens  formala  9(«*d) 
d(e)  e(a)  r(e)  /(tert)  pQacerei)  d{e)  e(a)  r(e)  *(ia)  c(^ensuermmi) 
ahie  d,  e,  r.  q.  f.  p.  d.  e.  r.  •'.  c.  siae  9.  /.  p.  d.  e.  r.  t.  c.  siae  deni- 
qne  nihil  nisi  d.  e.  r.  t.  c,  haec  tipc^I  tovtov  xov  ngayiunog  ovrag 
löo^e  Graece  nerti  solebant;  losephas,  qaalem  nunc  manibos  aersaaias^ 
Id  Io$.  1  li5o|€V  ovv  negl  zovtmv  xavra  et  in  los.  2  tanlum  iöo^sv  ovv 
«ertit,  in  Io$.  3  (mQl  av  ,, .  Kuusa^  lx^»v£  .  . .  mql  rovrov  aqicna 
tjfttv)  in  breuius  redegit.  semel  (in  Neap,  3)  tt.  r.  t.  sr.  oStio^  svi^- 
^xricsv  dictum  esL  atqae  legitar  aolita  formala  in  omnibas  s.  coa- 
anltis  decretisqoe  praeter  Pis.  3^  Vei.  Casir.  Sor,  Caer,  Cum.  PaesL 
Gen.  Aq*  2  Maff,  Ben, ,  in  qoibus  statim  ipsius  decreti  sententia  pro- 
fertur. 
/ecilMoiue  S   Sententiae  ipsiag  declarandae  sollemnia  uocabala  fuerant  pla- 

uv.catiuu  ^^^^  (^Hos,  luu,  Sor.  Perus.  Aq.  2  s.  c.  luncianum),  senatui  placere 
{Phil.  s.  c.  de  honoribas  Germanico  decernendis,  C.  I.  G.2737  cc^icxuv 
T^  6vy%kr(cm)^  placere  huic  ordini  (Fronl.  Pul.  1,  4)  sine  conseriplis 
(Pis.  2  App.  Fer.)  aiae  uniuersis  consensu  plebis  (Tuf.)  el  cumclis 
uniuersisque  (Lun.).  sed  etiam  directa  quam  dicant  oratione  asi  smnt, 
neloti  in  Gen.  (placef)  Maff.  (placet  cunclo  ordini^  in  titnlo  ap.  Or. 
7166  (placuil)  et  in  Vei.  Caer.  Pul.  6  Cum.  (placuit  uniuersis). 
paollo  magis  insolita  sunt  quae  Uguntur  in  Prien.  (pvvaig  doxei  6üv 
elvai  et  ovTm  tpalvnai  detv  slvai)  Ascl.  (ßi  r^v  alxUiv  xiiv  cvYnhq- 
fov  UQtvitv)  Aucl.  (senalum  exislimare  •  .  .  iiem  placere)  VeiL 
(arhilrari  senalum).  inBac.  (ita  exdeicendum  censuere)  el  TibmrL 
(senalus  animum  aduorlit  ila  uli  aequom  fuii)  etiam  hae  formuUe 
in  breuius  contractae  sunt. 
pubn^db  ^    Subiunxi  bis  decernendi  uocabulis  si  quae  praeterea  inoeniun- 

iir«ecepu  ^^  ^^  g^  consultis  siuc  pubUcaudis  siue  cum  aliis  magistratibas  com- 
muoicandis  praecepta  et  similia.  eius  generis  haece  sunt  in  Bac.  in 
agro  Teurano^  quod  quo  modo  Rudorffius  p.  221  de  Terina  urbe  inter- 
pretari  potuerit  ualde  miror*  agrum  enim  Teuranum,  quanquam  hodie 
i^notum,  a  Terina  procul  afuisse  is  locus  demonstrat,  quo  aes  Yindo- 
bonense  repertum  est.  in  Aslyp.  [oxi . .  •  d]s  'PöxlXiog  vnaxog  %al' 
xcDfior  avfifAoxlag  : . .  [iv]  tucnstioUai  Tta^riXta^fjvai  ip^ovxiC'j^  .  .  .  cS^ 
av  avxm  ix  rcov  Stifiocltov  n^ay^iaxav  [nicxecig  xt]  xrjg  IdUtg  900/1^ 
xai'  iSo^Bv  oxi  .  .  .  og  vnaxog  xov  xa^iav  naxct  xo  6iaxay\ka  .... 
(ubi  non  suppleri  polest  xi]g  <s%yyvXrixov^  est  enim  öwxay^a  ruv  ipÜJav 
amicorum  formula  ut  Ascl.  docet)  [Kjs^aitf]/  ^alav  xe  iv  uctTCSxadla 
iaV  &iki[i  noi^olai]  x.  t.  L  in  Ascl.  oit&g  xs  > .  ,  vaotoa  6  SxeQog  «] 
aiiupoxB^i  iccv  avxoig  q>aivfixai  Big  x6  x^v  iplkmv  didxayfia  ivivsx^^ij' 
vai  fpQovxlCfoaiv ,  xovxotg  6i  nlva[xa]  xalnoüv  fpi^klag  iv  x(p  xcaux»- 
klip  iiva^Bivat,  Qvaiav  xe  noiifiai  ij^'^^  ^ivta  xe  ccinoi^  neeva  xo 
öiatayua^  xonov^  nago^i^v  xe  xov  xa^dav  xov  %a%a  nohv  xovtoig 
luad'woai  anoöxellat  xe  xekevoDöiv  . . .  09So>^  xe  . . .  vTtaxot  0  exe^ 
ij  i^oxBQOt  iav  avxoig  q>aivr}[tai  y^ifAfiaxa  Ttqbg  xovg  aQ%otfxag  xovg 
fjfietiQOvg  .  . .  tucI  jtQog  xovg  &QX0vxag  avteaiy  anoaxelkaHStv ,  r^ 
avy^ktfcov  ^ikitv  xol  ilnaiov  rjyeid^t  xavx«  ovxm  ylvea^m  wxvig 


E.  Habaer:  de  sanatas  populique  Romani  actis.  583 

ag  Sv  avTOig  i%  rcov  ififioclanf  itQayfiaxfov  TtUsrems  xb  t^g  13 tag  9flf[/|- 
vtjzaif  qaae  partim  etiam  e  Latino  exemplari  seruata  ([senatum  ueÜe 
et]  aeguom  censere  ea  ita  fieri  i,  ii.  e.  e.  r.  p.  f,  q.  s,  «.)  atque  a 
Sigonio  rede  pleraxnqoe  restituta  sunt,  io  los-  3  avevsyTutv  xe  xctvxa 
dg  dikxovg  xai  ngog  x(njg  %axa  tcoIiv  xa^ilag  ontog  fpgovxlcaxsi  xal 
avxol  iv  öiXxoig  ava^uvat  di7nv%oig,  in  Front.:  utique  tabulas  char- 
tas  . , . ,  cos,  ambo  alterue  si  is  uidebitur  .  .  .  praebenda  locent^  at- 
qne  qaae  in  s.  consultorum  Frontinianorum  sexto  legitur  sanctio:  si  quia 
aduersus  ea  conmiserit  in  sin^ulas  res  poena  HS  dena  milia  essent 
e.  q.  8.  in  Palt. :  utique  . . .  eo  quae  X  kal.  Febr.  quae  proximae 
fuissent  in  amplissimo  ordine  optimus  princeps  recilassel  senatusque 
Consta  de  iis  rebus  facta  in  aere  inciderentur  idque  aes  ßgeretur 
ad  siatuam  loricatatn  diui  lulii.  in  Pis,  2 :  utique  .  . .  II  uiri  ea 
omnia  quae  supra  scripta  sunt  ex  decreto  nostro  coram  pro  quaes- 
toribus  primo  quoque  tempore  per  scribam  publicum  in  tabulas  publi- 
cos  referehda  curent.  in  Aq.  1:  pQacere)  h(uic)  o(rdini^  falsa 
enim  sant  quae  Marinio  Arn.  p.  LXIV  Visoontioqae  placnerunt  propter 
hoc  Optimum  .  . .  uideri;  ut  Mommsenns  perspexit)  adque  e  r{e) 
p(ublica)  u(tdert)  statuam  aeream  cum  (basi  .  •  .  erigi  .  .  .  de* 
cretuymque  noslrum  basi  inscribi  e.  q.  s.  in  Gab.  quae  supra  memo- 
rani  de  decreto  in  tabula  aerea  scribendo  et  in  publico  proponendo. 
in  App,  quoque  de  decreto  aeri  Hncidendo)  agitur.  deinde  in  Omni- 
bus quae  uocant  patronatus  decretis,  hoc  est  in  Pelt.  Paest,  Maff.  Lun. 
Sent,  1  de  tabulis  patrono  cooptato  offerendis  sollemnia  uerba  sunt. 

~10  In  municipalium  decretorum  non  nuUis  etiam  de  agendi  in  M'Suntue 
ordine  ratione  qnacAam  adscripta  sunt  notatu  non  indigna,  uehit  in 
Sor,  (omnium  suffragantibus  uotis),  in  Tuf.  (quod  anus  ex  ordine 
u.  f.  . ,.  q.  f.  p.  d.  e.  r.  referente  . .  .  ////  ttir(o)  . . .  censente  alio 
ex  ordine  t.  c.  placere  uniuersis  consensu  plebis  e.  q.  s.) ,  in  Terg. 
(d.  e.  r.  t.  c.  primo  censente  nno  ex  ordine) ,  in  Aq.  2  (in  fine  ad- 
scriptum  est  prim{us)  cens(uit)  C.  Lucretius  Heluianus  qui  etiam 
scribendo  adfuturus  erat) ;  in  Maff.  (ideo  placet  cuncto  ordini  n(osiro^ 
iabulam  {patr)on{alus)  ....  (of)ferri  debere  quem  cum  prompto 
animo  suscipere  dignatus  fuerit  ad  ....  laetitiam  procedat,  fiat 
perrogatio  ordinis  ut  singulatim  ....  reliqua  desunt).  qui  primus 
oensuisse  siue  censuisse  tantum  dicitur  is  est  qui  primus  sententiam 
rogatus  dixit.  qua  de  re  deque  perrogandi  more  uide  Beckerum 
p.  425  SS. 

11  Yt  quibusdam  s.  consullis  decretisque  inscriptiones  fuisse  "^^J*""' 
supra  uidimus,  ita  in  plerisque  etiam  subscriptiones  exstant.  atque 
subscriptum  est  censuerunt  (siue  censuere^  censuer,^  cens.^  c,  löo^sv 
in  Ascl.)  nocabulum  in  Ascl.  -Hos.  Vol.  luu.  Pis,  2  Put.  1  Fer.  Aq.  1, 2 
Tuf.  Terg,  Pelt,  Gen.  Reg.  Lun.  in  omnibus  hisce  decretis  censuerunt 
uerbum  non  e  praecedentibus  enuntiatis  suspensum  est,  ut  u.  c.  io 
CaUr. ,  sed  interdum  interposito  spatio  per  se  solum  additur.  quare 
etiam  quam  in  Cael.  codex  Nediceus  seruauit  i.  t«.  subscriptionem 
cum  Mommseno  (uide  eins  dissertationem  /die  Rechtsfrage  swischen 


584  B.  H&bner:  de  senatos  popuHqae  Romani  actis. 

Caesar  und  dem  Senat'  p.  52  adn.  137)  nihil  alind  esse  existirao  qua 
cen8(ueruni)  nocabali  reliquias  male  intellecVas.    pro  qaa  sabscrip* 
tione  cum  in  deterioribns  qnibusdanr  oodicibns  e  Hediceo  deriatUs 
/.  N,  scriptum  sit,  inde  inepta.illa  i(Hierces8ii)  n(emo)  formula  eflcla 
est,  quam  s.  consultis  qnibus  nemo  intercessisset  sabscriptam  faisse 
fnerunt  qni  crederent   sed  etiam  in  Phii, ,  qnod  s.  c.  nunqoam  eisli- 
tisse  saepius  monni,  a   duobus  non  infimae  nolae  codicibos  %!■- 
bergensi  et  Bernensi  censuertini^  a  Wolfenbuttelano  censuerimt  sob- 
seriptio  additnr.   hanc  ab  ipso  Cicerone  additam  esse ,  cum  s.  c.  ilind 
proponeret,  nix  erit  qui  concesserit.    itaque  interpolata  certe  nidetor, 
sed  tam  docte  interpolata  ut  qni  eam  confinxerit  temporis  illius  libni* 
rius  nix  cog^tari  possit.   atqne  eentueruni  subseriptionem  tribnaoru 
fnisse  Valerio  Maximo  teste  scimns,  qui  II  2,  7  baec  narrat:  irihunu 
plehis  intrare  curiam  non  lieebaty  ante  ualuas  autem^posiits  subsei- 
Uis  decreia  pairum  . . .  examinabant  ^  ui  si  qua  ex  eis  inprobßs$ent 
rata  esse  non  sinerenL    itaque  ueteribus  senatus  consultis  eUttera 
(banc  enim  contra  Kempfium  T  nnlgatae  defensorem  e  Paridis  epitoma 
Angelo  Maio  praeennte  Mommsenns'  ann.  inst.  1858  p.  190  adn.  3  resti- 
tnil)  subseribi  solebat  eaque  nota  signißcabatur  illa  tribunos  quoqst 
eensuisse.   atqne  Yalerius  qnidem  c  illnd  in  ueteribns  tantum  s.  con- 
sultis snbscriptnm  obsernauerat.   altero  antem  p.  Chr.  saeculo  etodea 
consnetudinem  permansisse  qui  intra  annos  781/28  et  785/ä2  seripsit 
(n.  KempBi  praefationem  p.  7)  scire  non  potuit.    antiquissimum  iofem 
c  subscripti  exemplnm  AscL  anni  676/78  praebet   nemm  enim  nero  s. 
consnita  non  tribnnomm  tantum ,  sed  etiam  aliorum  mag^istratann  ^ 
eadem  potestate  quam  ei  qui  s.  e.  ßeri  ueüent  maioresue  essent  (nt 
Varro  apnd  Gellinm  XIIII  6,  7  docet)  inlercessione  inpediri  potneroat. 
ipso  anno  676  ntrum  omnino  tribunis  intercedendi  ius   fneril  oecne 
nalde  dubitatur.   a  L.  Sulla  enim  id  eis  ademptum  neque  ante  legeoi 
Anreltam  anni  679/75  sine  potius  Pompeiam  anni  684/70  restiloloa 
esse  perquam  probabile  est  (uide  Beckerum  I.  s.  s.  p.  289  ss.).  itaque 
si  Romae  a  tribunis,  quorum  reliquis   magistratibus  semper  mtior, 
summis  par  potestas  erat,  c  subseribi  solebat,  etiam  in  municipiisa 
paribns  maioribusue  ma^stratibus  snbscriplum  esse  ludicandam  est. 
cum  autem  raro  ab  aliis  magistratibus  quam  a  tribunis  intercesssni 
esse  probabile  sit ,  c  illud  a  Valerio  Maximo  facile  pro  tribuBonm 
tantum  signo  haberi  potuit.   si  tribuni  intercesserant,  disertis  ueibis 
intercessum  esse  et  a  quibus  tribunis  intercessnm  esset  adscribebitor, 
ut  in  Auet,  legimus:  huie  s,  e.  intereessit  C  Caelius  L,  VinieiusP. 
Cornelius  C.  Vibius  Pansa  (^tribuni  pt,)  et  bis  huic  s,  c.  intercettU 
C  Caelius  C  Pansa  tribuni  pl.    praeterea  etiam  quando  senttos  iv 
xinta  Xivl  fi^  vsvoiiiafitva  ij  rniiQtc  (lii  na^tptova^  rj  xal  i^m  voft^ 
fUHi  naffdtyyiiiMttog  vno  cnovÖijg  conuenerat,  ut  apnd  Dionem  LV  3«  5 
dictum  est,  anctoritas  tantum  perscribebatnr.    atque  locum  quo  eeaUüs 
niri  Veientes  conuenerant  canssam  fnisse  cur  non  decretum  sed  tacto- 
ritas  tantum  perscribi  posset  supra  (p.  577)  indicaui.   etiam  in  App- 
ante  decretum  perscriptum  (senatus)  anctoritas  facta  indicatar. 


B.  Häbner :  de  senatos  popnliqae  RomtDi  «cUb.  585 

12  Vt  iostum  decretom  fierel  certmn  seDatonim  decarionnmae  JI^SS^ 
nntteron  in  caria  foisse  necesse  erat,  qni  nomeros  dod  aolam  diaeraia 
lemporibofl  aidetur  diaersos  fnisse,  sed  etiam  pro  decretorom  argii<' 
mentis  uariasse ,  al  rede  Marqnardtias  II  3  p.  225  obseroaaiL  ita  ol 
10  ipsis  senatus  consaUis  interdam  praescriberetur  qoot  seoatorea 
adesse  deberent  quam  ea  res  cosoleretnr,  ot  in  Bae.  dictom  est. 
exempla  quaedam  aimilia  Beckeroa  p.  441  adn.  1113  collegit.  ando 
eliam  in  quibusilam  s.  conaoltis  decretisqne  senatorunoi  namernm  ad- 
scriptum  inaenimas.  nidelicet  in  Hos.  (in  senatu  fueruni  CCCLXXXIH)^ 
in  VoL  (tu  senalu  (fueruni)  . . . ) ,  in  Caslr.  (in  decurianilms  fue- 
runt  XXVl)j  in  Caer.  (in  curiam  fueruni  . . .  dictaior  aediles  duo 
el  sex  alii  decnrionc^s).  atqne  decorioaDm  namernm,  non  teslium, 
adaeriplnm  esse  credo  eliam  in  Ket.  (adfueruni  . . .  //iitr(t),  deiode 
guinguennales  duo  et  nouem  alii  decariones)  similiterqne  in  Tib. ,  in 
qno  nihil  nisi  adfue(runi)  nocahalnm  sernatum  est. 

Haec  fere  sunt  quibus  a  Beckero  de  bis  rebus  exposita  (p.  402 — 
447)  qnae  saepius  landaui  bic  illic  sine  emendari  siue  snppleri  posse 
existimem.  ex  usn  autem  formularum  sollamnium  quas  conposui  Ro- 
manos etiam  in  s.  consultis  conscribendis ,  nt  in  omnibus  fere  quae 
ad  rem  publicam  deorumque  cultnm  pertinerent,  non  uerborum  sed 
renun  tantum  aequabilitatem  religiöse  obseruasse  adparet. 

Forma  autem  tantum,  non  re  ac  natura  ab  ipsis  senatus  con- 
soltis  ea  differunt  quae  altero  loco  in  senatus  actis  fuisse  supra  dixi: 
principnm  orationes  per  quaestores  eorum  in  senatu  recitatae  quae- 
qoe  eas  insequi  solebant  adclamationes  senatus.  orationes  enim  istae 
prorsus  senatus  consultorum  uicem  obtinebant  atque  solae  aeri  in- 
cidebantur,  adclamationes  inde  a  Traiani  demum  tempore  cum  ipsis 
senatus  consultis  orationibusue  publicari  incipiebant;  ut  infra  e  po- 
pali  actornm  testimonio  37  docebitur.  earum  scriptores  bistoriae  Au- 
gustae  potissimum  tot  exempla  nobis  tradidemnt  non  aHunde  sumpta 
quam  ex  senatus  actis,  ut  ea  indicare  saltem  pauUo  adcuratius  ope* 
rae  pretium  sit.  quod  feci  in  tertia  adpendice,  ex  qua  propriam  se- 
natus actornm  formam  etiam  in  scriptorum  illorum  relationibus  ser- 
oatam  esse  uni  cniqne  adparebit.  demonstrat  hoc  dierum  et  loco- 
rum  quibus  senatus  conuenerit  indicatio  plernmque  non  omissa,  de- 
monstrat ordo  sententiarum  a  singulis  dictamm  religiöse  obseruatus. 
nihil  autem  obstat  quo  minus  scriptores  isti  non  ex  ipsis  senatus 
actis  bau^sse,  sed  ab  aliis  iam  adbreuiata  in  libros  snos  trans^ 
tnlisse  putandi  sint.  Lampridius  carte  adclamationes  senatus  post 
mortem  Commodi  factas  e  Marii  Maximi  historiis  sumpsit,  ut  ipse 
nitae  Commodi  cap.  18  testatur.  itaque  senatus  actis  etiam  uindi- 
candae  nidentur  non  paucae  illae  principnm  orationes  in  ^senatn 
habitae,  quarum  memoriam  eidem  scriptores  bistoriae  Augnstae  ser- 
uanerunt  quasque  in  eadem  tertia  adpendice  indicaui.  quanquam  enim 
iam  inde  ab  Hadriani  tempore  omqes  imperatorum  constitutiones,  ut 
nno  nomine  conplectar,  temporum  ordine  dispositas  et  in  diuersa  cor- 
pore collectas  fuisse  scimns,  tamen  eas  orationes,  quae  in  senatn 


7" 


586  E.  Habner:  de  senatas  popoliqae  Romani  actu. 

reeitatae  essent,  etiam  in  acta  aenataa  reeeplas  eaae  ideo  perniasis* 
aimani  mihi  est,  qnia  in  hisce  exemplis  omnibtfs  principis  oratio  niceai 
rekftiopis  a  magistratu  factae  obtinet,  qaod  in  H6s,  et  forlasse  etiam  io 
FalL  factam  esse  sapra  obseruanimus.  talea  uero  constitationum  coUee- 
tiones  inter  scriptorum  bistoriae  Augnstae  fontes  habendas  esse  reete 
iam  Dirksenus  monait  in  eo  libro  quem  de  seriptoribus  istis  conseripsit 
p.  63 — 69.  quae  in  bibliotheca  Vlpia  et  in  domo  Tiberiana  et  ex  reges* 
tis  scribarum  porticus  Porpbyreticae  Vopiscos  snum  in  usun  exscripsit 
eins  modi  fuisse  facile  crediderim.  reliqaae  certe  imperatoruni  epista- 
lae,  quas  eidem  scriptores  sernauerunt,  non  ad  senatum,  sed  ad  pro> 
ninciarum  praesides  aliosue  magistratus  siue  etiam  ad  propinqaos  ami* 
cosque  datae  ex  eius  generis  collectionibus  uidentor  desnmptae  esse« 
atque  ex  eisdem  etiam  quaecunque  ad  ins  ciaile  pertinerent  in  libros 
iure  consultornm  et  deinde  in  Theodosii  ti  losttniani  inris  ehrilis 
Corpora  peruenisse  Rudorffius  1.  s.  s.  p.  224  s.  et  p.  274  s.  exposoit, 
qui  in  eodem  libro  p.  130 — 141  quidquid  orationnm  edictornai  man- 
dalorum  decretorum  epistniarnm  sine  rescriptorum  snperest  indicanit. 
sed  qnanquam  optimae  notae  permulta  ex  hisce  fontibas  a  seripto- 
ribus bistoriae  Angustae  sine  ab  eorum  auctoribus  nobis  seniata  sunt, 
tarnen  ne  eius  generis  omnia  fide  digna  censeamus  canendnm  est.  ipse 
Trebellius  Pollio  de  Claudii  oralione  quam  snpra  indicani  nitae  eins 
cap.  7  baec  dixit:  hanc  ipse  dictasse  perhibeiur  ^  ego  uerba  magisiri 
memoriae  non  requiro,  de  non  nullis  epistularum  quas  signififsaei 
saepe  dnbitatum  est,  ut  Dirksenus  l.  s.  s.  monuit.  nnper  etiam  Borgfae« 
siuB  cum  in  Henzeni  de  diplomatibus  qnibusdam  militaribus  Traiant 
et  Antonini  Pii  commentatione  ann.  arch.  inst.  1855  p.  5  s.  inserla  de 
prouinciae  Pannoniae  praesidibns  ageret,  Tillemontium  secutns  Harci 
epistulas  db  Auidio  Cessio  soriptas  in  Vulcatii  Gallicani  Äu,  Cass,  1,  S 
ittterpolatas  esse  pronuntiauit. 

Tertium  quod  in  senalns  actis  fuisse  dixi  senatus  cum  magistra- 
tibus  siue  Romanis  siue  municipalibus  et  cum  exterarum  gentium  pri- 
moribus  epistulae  mntuae  sunt,  quarum  exempla  tertia  adpendix  in* 
dicat.  etiam  municipalium  senatnum  epistulas  non  nullas  lapides  no- 
bis sernauerunt. 

Praeter  baec  tria  autem  rerum  in  senatus  actis  olim  perscripta- 
rnm  genera  integrum  exstat,  quamuis  inferioris  aeni,  senatus  actomn 
exemplar,  ab  omnibus  fere  qui  de  actis  senalns  scripserunt  prorsos 
neglectnm.  gesta  anno  438  p.  Chr.  in  senaiu  urbiM  Roma»  de  reei- 
piendo  codice  Theodosiano  dico ,  quae  anno  demum  hnius  saecnli  ni- 
gesimo  Ciossius  in  palimpsesto  Ambrosiano  inuenit  (unde  Niebahrias 
in  praeclaris  de  antiqnitatibus  Romanis  soboHs  qnae  nuper  prodie- 
runt  p.  201  ea  commemorauif),  Haenelius  editioni  suae  codieis  Theo- 
dosiani  (81 — 91)  praemisit.  gesta  ifla,  quo  uoeabolo  recentius  aenmn 
etiam  in  iudiciis  acta  significare  solebat,  ab  anni  indieatione  inei- 
piunt.  secuntur  baec :  Anicius  Acilius  Glabrio  Faustus  . . .  prae- 
fectuB  praeiorio  et  consul  Ordinarius  in  domo  sua  quae  est  ad  p<d- 
mamy  Flauius  Paulus  ...  urbis  praefectus^  lunius  Pomponius  Pmbfi- 


B.  HQbner:  de  senahtf  popaliqae  Romani  actis.  587 

anua  .  . .  uiearius  urbis  aeiemae^  proeeres  amplissimusque  ordo  $t- 
wmims  dum  eonueniaseni  halmiisentque  inier  se  aliquamdiu  iractaimm^ 
ihi  ingre$si$  ex  praecepto  Anasiasio  ei  Mariio  constiiuiionariiSy  .... 
Ftmsius  . . .  dixii,  postquam  dixit  acclamaium  esi:  noue  diserie^  uere 
diserie.  deinde  iteram  dicit  iteramque  aeeiamaium  esi:  aequum  esi^ 
piaceiy  placei,  post  haec  Faastus  ipsam  Theodosii  et  Valentiniani 
iasperatoram  constitntionem  ex  codice  Theodoüano  libro  primo  legii, 
tertlam  sine  fioe  acclamaium  est :  Augusii  Augusiorum  et  reliqua  qaae 
exscribere  taedel.  deniqae  Faiistus  secundum  dominorum  praecepta  ei 
desideria  cuhninis  nestri  (hoc  est  amplissimi  ordinis)  id  se  carata- 
rnm  esse  exponit,  ui  hie  codex  a  constitotionariis  per  tria  corpora 
iranseribaiur  ^  quornm  onom  Africae  proniociae,  alternm  scriniis  prae- 
feeti  urbis,  tertlam  constitutionariis  ad  legitima  exemplaria  inde  so- 
menda  popaloque  edenda  destinatum  sit  eteDim  orationis  eius  sen- 
tenliam  aliqaantum  inpltcalam  ita  explicandam  esse  ut  explicaui  con- 
iuDcta  iore  consuUorum  opera  nunc  constat  (uide  Mommsenam  in  ac- 
tis soc.  Sax.  III  1851  p.  380  adn.  25  et  RudorfRnm  1.  s.  s.  p.  278). 
ex  bis  gestis  quantum  de  agendi  in  senala  eo  tempore  ratione  ab 
antiquo  more  non  multam  diuersa  discatnr  nix  est  qaod  adcnratius 
exponam.  praefectus  praetorio  adsistentibus  praefecto  arbis  et  nicario 
nrbis  senatum  habet ,  idem  solas  omninm  uerba  facit,  nemo  senatornm 
senteatiam  dicit,  contra  adclamando  omnes  latera  sibi  defatig'ant.  ce- 
terom  id  quoque  gesta  illa  nos  docent,  quam  diu  senatus  Romani  uel 
nnnbra  tantum  relicta  fuerit,  tarn  diu  etiam  acta  senatus  perscribi 
conseruarique  solita  esse,  uerum  eliam  in  decretis  municipalibus  qui« 
basdam  similia  prorsus  actorum'  uestigia  non  desunt.  ita  in  Casir.  post- 
quam uerba  facientis  oratio  adscripta  est  tum  uniuersi  uerba  secuntur. 
in  Paesi,  placei  placei  ut  in  gestis  anni  438  adclamatum  est.  nee  dissi- 
milia  sunt  quae  in  Tyriorum  actis,  e  quibus  in  adpendice  tertia  stationis 
Pnteolanae  epistulam  protnii,  legimnshaece:  ano  axriov,  ßovlijg  iifiei- 
ötig  %a  jdiov  Tov  sTOvg  x'  (id  est  VI  id.  Dec.  anni  927/174)  itpffiis^ 
Q[ev](hnog  KaXXixQarovg  üaviSccvlov  fCQoiÖQov'  dveyvcia^ri  inustolri 
Tvfflfov  OTccxitovaqLfQv  avaöo^staa  vno  Ai^rftog  ivbg  avxmv  x.  t.  L 
.  .  .  fte^'  riv  avdyvmaiv  OiXoKXijg  ^ioöwQOV  slnsv'  .  .  .  inefptivffiav 
%aX^  ilnev  Oilojilijg  x.  r.  iL.  ...  ivByvwö^ti  fcitxaKiov  io^hv  x6[xe] 
vito  Aäpftog  .  .  .  Tvqlfov  axccnrnvagicDV  x.  r.  X.  —  itaque  ne  iusto- 
rum  quidem  actorum  exempla,  in  quibus  siue  sententiae  a  singnlia 
dictae  siue  adclamationes  perscribuntur,  omnino  desunt. 

VI 

Magistratus  praeterea  senatoriae  dignitatis  fnisse  scimus  quibus 
ab  aeiis  senatus  nomen  erat,  exigua  de  hoc  munere  scriptorum  aU 
que  inscriptionum  testimonia  Marinius  iam  coUegit  Aru.  p.  790  s., 
nude  Marquardtius  quae  II  3  p.  228  adn.  939  legnntnr  desurapsit.  Rens<* 
senas  oero ,  cuius  libri  caput  septimum  de  raiione  acta  conficiendi 
ei  publicandi  inscriptum  est,  incredibili  leuitate  senatorium  munus 
cum  ^lebeiis  scribarum  officiis  confudit.    cum  autem  post  Marinium 


588  B.  Habner:  de  seDtlog  popaliqae  Bomaai  actis. 

eins  manerifl  teslimonia  qnaedam  satis  memorabüia  e  lapidibna  polu* 
aimam  accessisseol,  indicem  omninm  eorum  cooposoi  quo*  ab  acüs 
aenatoa  fuisse  ioaentrein ,  hie  qaoque  tomporum  ordinem  qoanlam  fieri 
potttit  aecuttts.  adscripsi  mnnerä  eorum  eiuilia  omnia  naqoe  ad  prae- 
taram,  militaria  atqoe  saeerdotia  omiai. 

1  lanius  Rasticua  conpanendis  pairum  actis  delectu$  a  Cat%are^ 
al  Tacitus  ann.  V  4  inter  geata  anoi  782/29  refert.  ceterom  ignotoa 
est,  nisi  qaod  proanns  fortasae  eiaa  Innii  Rnatici  fuit  qoem  M.  Ab- 
relti  imperatoris  praeceptorem  foisae  aeimns. 

2  C.  lulias  M.  f.  yolt(inia)  Proculus  ///  uir  a(uro)  a^rgemlo) 
a{€re)  f(landd)  f(eriundo) ,  q{ua€8ior)  Augustorum ,  ab  actis  imp, 
Traiani  Aug,^  tr(ibunus)  pl{ebis%  praet(or)  . . .  Or.  2273.  ciun  ab  ac- 
tis Traiani  fuiase  dicalttr,  Angusti  illi  qaorum  qaaestor  erat  Neraa 
et  Traiaaus  sunt  anno  enim  850/97  Traianum  per  tres  menaes  a  Neraa 
ad  imperatoriae  dignitatis  calmen  adaumplum  fuisae  noliim  est 

3  (L.  Neratins  L.  f.  Vol.  Maroellns)  ///  utr  a.  a.  a,  f,  /.,  adiec- 
tU8  inter  patric{ios)  ab  diuo  Vespasiano^  curat{pr)  actomm  sema- 
ius,  quae$t(or)  Avg(usti)^  pr(aetor)  I.  N.  4933  ^^  Or.  6447.  eins 
nomen  Borghesius  certissima  coniectura  snppleoit  (in  annaübns  inst 
arch.  1852  p*  21)  idemqne  bonorum  seriem  lapicidae  culpa  corrnp- 
tarn  esse  suo  iure  existimauit,  quia  Marcellus  senatus  acta  curare  non 
potuissel  priusquam  quaestura  aditum  ei  senatus  patefecisseL 

4  Hadrianus  imperator,  de  quo  Spartianns  u.  Hadr.  3  baee  nar- 
ret :  post  quaesturam  acta  senatus  eurauit.  ante  quaestnram  decem* 
nir  stlitibus  iudicandia  (c.  2),  postea  Traiani  in  expedilione  Dacica 
prima  anni  854/101  comes  erat,  quaesturam  eodem  anno  854/101  ges- 
Sit,  redux  anno  858/105  tribunus  plebis  et  860/107  praetor  factns  est 
(c.  3).    acta  s.  igitur  nisi  paucos  menses  curare  non  potuit. 

5  Ignotus  qui  in  titulo  Orell.  3186  ////  uir  uiar(um)  curanda- 
r(fim),  quaestor  pro« (tfictae)  Narb^onensis) ,  ab  actis  senat(us)^  tri- 
biunus)  p/e6(ts),  candidatus  imp.  diui  Hadriani  (?),  praetor  fnisse 
narratur.  titulnm  enim  illum  e  dnabus  inscriptionibus  diuerais  con- 
flatum  esse  Borghesius  demonstrauit  (uide  Henzeoi  adnot.  III  p.  510). 
haec  altera  autem  pars  Boissardi  tantum  inflrma  auctoritate  nititnr, 
qui  eam  eCittadinoet  Manutiosumpsit.  itaque  conficta  ea  quidem  noa 
est,  sed  interpolatam  esse  imp.  diuus  Hadrianus  nerba  aliaque  euia- 
eunt.    cufam  aetorum  exeunte  regno  Hadriani  gessisse  nidetur. 

6  C.  Arrins  Antoninus  ////  uir  uiarum  curandar(um}y  ^quaes- 
tor) ^  ab  actis  senatus^  aedil(is)  curulis,  praetor  cui  primo  iuris 
dictio  pupitlaris  a  sanctissimis  imp(^eratoribus)  mandata  est  Or.  6485. 
bic  primus  erat  praetorum  tntelarium  a  Marco  imperatore  anno  91^161 
institutoruffl,  nt  Borghesius  (^iscrisione  di  Concordia'  in  ann.  inst.  arcb. 
1853  p.  36)  enicit,  uide  etiam  Mommsenum  in  actis  soc.  Sax.  1852  p. 
268.     non  nullis  igitur  annis  ante  acta  s.  cnrasse  putandus  est. 

7  M.  Claudius  H.  f.  Quir.  Fronto  X  uir  stlitibus  iudicandis, 
quaestor  urbanus^  ab  actis  senatus  y  aediUs  curulis^  praetor  Or.5478 
et  5479.    post  praeturam  legioni  undecimae  Claudiae,  deinde  primae 


'     B.HttbBer:  de  senatat  popnliqae  Romani  aetii.  589 

Mineraiae  in  Maroi  imperatoria  expeditione  Parthica  anni  916/163  prae- 
foiL  itaqae  iam  ante  Arriam  Antoninom  ab  actis  faiase  potest 

8  Ti.  Claudius  Qnir.  Frontinas  Niceratus  X  uir  iti.  iud,^  guaesior 
pro  praet(ore}  prouinc{iae)  Ächaiae^  ab  actis  $enaius^  aed(ilis) 
eur(uits)^  praetor  I.  N.  1879'=  Or.  3113  siue  ut  in  duobus  titulis  Grae- 
eis  Lacedaemone  et  Argis  repertis  C.  I.  6.  1133  et  1327  appellatur 
Tcov  dhut  avdgmv  x&v  xa  fpovma  di%ucivxmv^  xafAÜig  xal  avtiaxQcixri' 
yog  beaQX^lagldxatag^  inl  toov  vnofivrinaxiaiv  xijg.övyxk'^ov  xavdÄ 
dinog  €tvxoxQaroQog  M.  Avf^Uov  Avxxovdvov  Avyovöxov  Fegfiavt^ 
«ov,  ayoQavofiog  Turugovlliog,  ax(f€n;7^og  Pa}(ial&v.  candidaius  impe^ 
raiaris  non  est  peculiare  munus,  nt  a  multis  etiam  nunc  creditur,  sed 
cnra  actorum  Frontino  ipsins  imperatoris  designatione  delata  erat. 
Gemanici  nomine  Marcus  inde  ab  anno  928/175  (uide  Eckhelium  YII 
62)  nuneupari  uolnit.  ceterum  de  ipso  Nicerato  eiusque  patre  et  fra- 
tre  Borgbesins  in  actis  iicad.  Taurin.  XXXVIII  1835  p.  39  egit. 

9  M.  Sernilius  Q.  f.  Ho(ratia)  Fabianns- Maximus  IUI  uir  »tar, 
curandar,y  q(ua€sior)  urb{anus)y  ab  actis  senatus^  aed(ilis)  ctff(tf- 
/m),  praet{pr)  Or.  2274  cf.  III  p.  192  et  Kellermanni  Vig.  p.  67,  248. 
cum  postea  l€g(atus)  Augustorum  pro  praetor e  Mysiae  superioris  item 
Mysiae  inferioris  fuisse  dicatur  eumque  probabile  sit  prouinciam  illam 
ineunte  Traiani  regno  in  duas  partes  diuisam  esse  (uide  Marquard- 
lium  III  1  p.  106)  y  ante  diuos  fratres  nel  ante  Antoninum  Fium  ab 
actis  fuisse  neqnit. 

10  Domitius  Florus  nsQiSQOii^  ^igccTcelag  ngog  aiiovdaQxtaVy  nai^ 
Tot  TCQOXEQOv  TtoxB  Xtt  Xfjg  ßovXtjg  imofivi^fAaxa  duz  %^i^g  lx<ov  %al 
iyoQavofiog  ht  avxotg  anod6i%9rjvat  ogpE/Aov,  elxu  nglv  Sq^ui  xtjg 
Ihtldog  dta  IlXavxiavov  ixTtedmv^  naxeöxi^axo  Tud  öi^fiagxog  ane- 
iii%^y  quae  sunt  Dionis  LXXVIII  22,  2  uerba  gesta  anni  970/217 
narrantis.  « 

11  C.  Porcina  C.  f.  Quir.  Priscus  Longinus  X  vir  stlitib.  iud.j 
allectus  inter  quaestorios^  ab  actis  sen(^atus)y  aedilis  curulis^  allectus 
inter  praetorios  ap.  Harinium  Arn.  tab.  LXI ,  quo  de  titulo  etiam  le- 
genda  sunt  quae  I.  B.  de  Rossi  scripsit  ann.  inst.  arcb.  1858  p.  60. 
hic  cum  anno  978/228  iam  iterum  Arualium  magister  fuerit,  non  pau- 
eis  annis  ante  ab  actis  fuisse  credendus  est. 

12  T.  Harcius (guaestor)  prouinciae  Ac(h)aiae^  a(b 

actis)  senat(us%  aed(üis)  cur(ulis) ,  praet(pr)  Or.  6020. 

13  Sex'.  Oppius  Priscus  «(tr)  cQarissimus)  ^  X  uir  stlit,  iud.^ 
electus  ini{er)  ordinar(ios)  ^  ab  act(is)  senat(us)^  aedil(is  curulis)^ 
adlect(us)  ifi/(er)  praetor(ios)  Grut.  446, 3.  bonorum  seriem  in  titulo 
ab  Vrsino  tantum  mendose  transcripto  interpolatam  esse  Harinius 
Arn.  p.  790  demonstrauit.  idem  ordinarios ,  quod  nomen  aliunde  non 
innotuit,  eosdem  cum  quaestoriis  esse  sibi  persuasit. 

14  L.  Gestius  Gallus  Cerrinius  Instns  lu . .  iius  Natalis  ////  titr 
uiar,  curand,^  quaestor  urbanus  ^  ab  actis  senat(us')y  aedü(is)  cu-' 
^i^)-»  praetor  I.  N.  3537. 

J»hrb.  f.  cUm.  Philol.  Sappl.  Bd.  in.  Hft.  5.  40 


590  E.  Habner:  de  senatas  popalique  RomaBi  actis. 

• 

15  M.  Annaeas  Satamioas  Clodianus  Aelianas  «.  c,  irmmuimm 
. . .  .y  quaestor  {kandid)aius ^  {ab  a)cii$' senaius ,  trib(unwi)  pM(ts) 
kand(idatu3),  pr{aetor)  kandidaius  Kellermann  Vig.  67,  244.  Aelia- 
niia  ille  in  eodem  litulo  etiam  tr^ibunus)  leg(jonii)  III  Iiäü(iea€) 
fttisse  dicitor,  quam  a  Marco  imperatore  conscriptam  ease  adnaa 
(aide  Paalyi  encyclop.  IV  p.  877). 

16  M.  Cassina  Paullinas  in  titalo  qaem  FabreUias  p.  691  j  131 
in  ailla  Barghesia  .(in  cnias  oillae  descriptionibos  frastra  enm  qoae- 
aini)  exslare  dicit,  III  VIR  •  A  •  A  •  A  •  F  •  F  •  TR  •  M  |  LEG  •  HI  •  Q  • 
PR  '  MAG  I  AB  *  ACTIS  *  SEN  foisse  indicatur.  eandem  titalaaa  Gadiam 
operis  editores  indicis  p.  CVl  e  Gadii  scbedis  ita  dederanl:  III  VIR* 
AAAF-FTRMI  LEGI  •  IT  •  OPRMAG  |  ABACI  SEN.  ande 
pro  legione  terlia,  qaae  cognomine  non  facile  carere  potesf,  prae- 
ferenda  nidetar  leg(io)  I  U(alica),  pro  MAG  antem  MAC  legeodaii 
est.  Paallinus  igitor  post  oigintiairatum  et  tribanatam  legionarioB 
q(uae$tor)  pr^ouinciae)  Mac(edoniae)  ^  postea  ah  acl{i$)  sen{atMi) 
erat,  eiasdem  familiae  aidetur  faisse  M.  Cassias  Hortensias  Paalinas 
pr(aeior)  urb(anus)^  XV uir  sacris  faciundis  tituli  Romani  apad  Sme- 
tium  23,  7  ==  Grat.  47,  4=  Mar.  582,  6  et  711,  6.  enm  circifer 
tertio  saecalo  aixisse  reliqai  litali  docent  ana  cam  bac  inscriptioae 
inaenti,  qaos  de  Rossi  in  dissertalione  qaae  inscribitur  Tara  nas- 
•ima  ed  il  tempio  d''Ercole'  (ex  annalibus  inst.  arcb.  1854)  p.  30 
oonposait. 

Qainqae  illorum  qaos  altimo  loco  posai  tempore  certins  definiri 
neqaeunt.  T.  Marcias  antiquissimas  eoram  esse  aidetur  atqae  fortasse 
medio  circiter  saeculo  secundo  altribuendus.  ceterorum  nomina  digni- 
tatesque  terlii  potius  saeculi  uesligia  monstrant.  lulium  Procalam  (2) 
acta  senatus  cnrasse  mihi  persaasi  Marinio  (p.  792  adn.  23)  auctore, 
qaanquam  si  sola  tituli  uerba  spectantur  ab  actis  imp(eratoris)  pro 
offlcia  aliqno  domus  Aogustae  priaato  haberi  potest.    at  aero  donuns 
Augustae  officiis  nunquam  senatorii  ordinis  homines  fancti  sont,  aed 
serui  tantum  siue  liberti   libertiniue  equestris  dignitatis.     itaqae  ab 
actis  imp,  lapicidae  siue  eius  potius  qui  titali  uerba  concepit  negle> 
gentia  positum  esse  existimo  pro  eo  quod  adcuratius  ab  actiM  %ena^ 
tus  candidatus  imp,  dici  debebat.     in  nniuersum  autem  de  ab  actis 
mnnere  haec  statuenda  sunt,    inde  a  Neronis  fere  temporibaa  ab  actis 
senalus  munus,  uocabulum  fortasse  non  ante  Hadriani  imperinm  ex- 
slitit,  cum  antea  curator  actorum  s.  uel  similia  in  usu  fuissent.  atqae 
in  nniuersum   quidem  qui  post   solitum  uigintiuiratum,    qai    in    nno 
Marcio  . . .   (12)   desideratur,    qnaestdres   facti   erant  continao  post 
quaösturam  acta  senatus  curabant.    itaque  etiam  Innium  Ruaficam  (l) 
et  Domitium  Florum   (10)   antea  uigintiuiratu  et  quaestura   fnnctos 
esse  certum  est.    Neratii   Marcelli  (3)  quaesturam  errore  tantam  in 
eius  titulo  post  cnram  actorum  positam  esse  supra  monai.    ab  acto- 
rum cura  aut  ad  tribnnatum  plebis,  uetuti  a  lulio  Procalo  (2)  Ha- 
driano  (4)  ignoto  (5)  Annaeo  Aeliano  (15),  aut  ad  aedilitatem  cn- 
rulero,    ueluti  ab  Arrio  Antonino  (6)  Claudio  Frontone  (7)  Claudio 


B.  Hfibner:  de  senatus  popaliqae  Romani  actis.  591 

Prontino  Nicerafo  (8)  Sernilio  Maximo  (9)  Poreio  Longino  (ll)  Mar- 
cio  ...  (12)  Oppio  Prisco  (13)  Gestio  Natale  (14),  deinde  solito 
more  ad  praetnrani  procedebatar.  nee  tarnen  actornm  enra  ex  eis 
mnoeribus  est,  quibas  necessario  fungendam  erat,  nescio  aatem  an 
non  casai  tantnm  tribuendum  sit,  quod  inde  fere  a  dini  Marci  tem« 
poribas  actornm  cnram  non  tribnnatas  neqne  aedilitas  plebis  siue  Ce- 
realis,  sed  mira  profecto  constantia  (6 — 14)  aedilitas  cumlis  secnta 
est.  alioqnin  enim  aedilitas  ntraqne,  quod  exignns  aedilium  numerus 
secom  fert,  longe  rarins  inuenitar  quam  tribunatds,  nt  Henzeni  indi* 
ces  p.  105  docent.  buc  accedit  quod  Dionis  (iyoQavofiog  in  cevtotg 
ar7tod€i%&flvai>  og)slXa)v)  nerba,  quae  sunt  de  Domitio  Floro  (lO),  eos 
qai  acta  curassent  aedilitatem  quasi  dememisse  iadicant.  nam  quod 
Florns  postea  tribunus  factus  est  (ßritJiccQxag  äneSBlx&rj) ,  inde  tribnna- 
lara  aedilitatem  prorsus  dignitate  aequasse  non  sequitur.  ceterum  Ne- 
ralium  Marcellum  (3)  continuö  post  quaesturam  praeturam  adeptum 
esae  non  interposito  nee  tribnnatn  neqne  aedilitate  alterntra,  id  adeo 
memorabile  est ,  ul  alio  loco  adcnratins  innestigandum  uideatar.  quam 
diu  ab  actis  officium  darauerit  ignoratur:  Marquardtius  non  sine  pro- 
babilitate  annunm  fuisse  magistratnm  coniecit.  Hadrianns  enim  for- 
lasse  per  exceptionem  fantum  post  pauoos  menses ,  nisi  fallor  animi^ 
actornm  cura  se  abdicauit.  certum  autem  uidetur  semper  singulos  tan- 
tarn  hoc  ab  aistis  senatus  mnnere  functos  esse,  qualia  denique ,  id  quod 
granissimum  est ,  curatoris  actorum  officia  fnerint  in  nniuersum'  quidem 
ex  ipso  nomine  coUigitur,  adjcnratius  uero  deflniri  nequit.  ~acta  aena- 
Ins  aaspiciis  et  auctoritate  atqne  etiam  quasi  periculo  eins  perscripta 
esse,  ita  nt  scribarum  senatus  officium  sub  eins  dispositione  fuerit, 
eoBsentaneum  est.  itaque  etiam  s.  consnltis  conscribendis  ionm  inter* 
foisse  nemo  negabit.  iam  uero  cum  inde  fere  ab  Augusti  aetate  eorum 
qai  Bcribendo  adfuissent  nomina  in  s.  consnltis  perscrihi  desinerent, 
qaod  supra  commemoraui ,  in  eorum  locum  actornm  cnratorem  sncces- 
sisse  erit  qni  coniecerit.  cui  coniecturae  id  non  obstat,  quod  eins  no- 
men  nunquam  in  s.  consnltis  adscriptum  inuenitur.  si  enim  magistra-r 
las  pnblicns  erat,  qui  actornm  sinceritatem  sponderet,  testibns  omaino 
eareri  potuit  sed  quae  Lampridius  (Elag.  4)  de  Elagabalo  narrat:  ii6i 
pritnum  diem  senatus  habuil^  mairem  suam  in  senatum  rogari  inssit, 
quae  cum  uenisset^  uocata  ad  consulum  suhsellia  scribendo  adfuit^ 
id  est  senatus  consulti  eonßciendi  testis  id  carte  demonstrant ,  etiam 
ioxta  actornm  curatores  qui  scribendo  adessent  adbibitos  esse,  qnam- 
ois  eorum  nomina  in  ipsis  s.  consnltis  omitterentnr.  omittebantur  uero 
nomina  eorum  fortasse  ob  id  ipsnm  quod  qui  acta  cnrarel  magistratns 
perpetuus  creari  solebat. 

Restat  ul  de  ipso  s.  consnlta  seribendi  officio  quae  sciri  possint 
dispntatione  persequar.  atqne  antiquiore' quidem  tempore  qui  senatum 
haboit  magistratus  idem  uerba  s.  consulti  constitnit  (quod  quanquam 
eis  argumentis  quae  Beckerns  p.  443  adn.  1119  attniit  minima  conpro- 
batnr,  per  se  lamen  ueri  simillimum  est) ;  qni  scribendo  adfnerunt  non 
aolnm  nt  eisdem  uerbis  litteris  mandaretnr  cnrauemnt,  sed  etiam  in 

40* 


592  B.  Hfibner:  de  seaitas  popnliqae  Romaiii  aeti«:  * 

ipsis  aerbis  eonstitaandis  magislratom  adiaoernot    ntrom  torte  iacti 
(quod  in  Cum.  faetam  esse  sapra  oidimas)  an  saa  sponte  adhierinl  aoa 
traditar.   aeram  hoc  probabilius  uidetur.    ex  eoram  enlni  nomero  etsa 
aolebant  qoi  s.  consalto  faoebant    quod  praeter  alia  testünoDia  qaae 
Beckerus  adposnit  haec  Cieeronis  epist.  ad  fam.  XV  6,  2  aerba  do- 
Cent :  haec  enim  aenaiui  comulta  nan  ignoro  ab  amicis$imi$  em»  es- 
ius  de  hanore  agitur  scribi  solere.   de  s.  conaoltis  in  alieoina  boao- 
rem  factis  sermo  est.  nam  in  ceteris  a.  consoltis  omnibns  eaden  eon- 
anetndo  obtinuerit  dubitari  potest.    praeterea  in  ipsis  decretis  perteri- 
bendis  eos  uersatos  esse  etiam  Valerius  Probos  docet,  cains  haec  saat 
in  prelioso  de  notis  antiqnis  eommentariolo  (p.  119,  6  edit.  HonuBseni) 
verba:   apud  ueieres  cum  «ms  notarum  nullus  esset  j  propier  scri- 
bendi  facuUatem  maximeiin  senaiu  gut  scribeudo  aderani^  ui  eeU- 
Hier  dicia  conjttehendereni  ^  quaedam  uerba  algue  namma  es  com- 
muni  cansensu  primis  hiieris  noiabanly  ei  smgulae  iiiierae  quid  mg^ 
nißeareni  in  promplu  erat,  haec  uerba  noli  ita  interpretari  qnaai  iam 
antiqnis  temporibns  inter  loquendnm  sine  singulornm  nerba  sine  s. 
consnlti  sententiam  scribendo  persecntt  essent.  quam  Beckeri  opiaio- 
nem  sapra  idoneis  argiimentis  refntasse  mihi  utdeor.  quid  senatns  een- 
snisset  omnes  memoria  tenebant  atqne  fidei  testinm  permisanm  erat  al 
8.  c.  eisdem  nerbis  conscriberetur.    id  uero  in  curia  statim  poat  sena- 
tum dimissum  factum  esse  recte  Beckerus  opinatur.    atrumqne  enim 
Cieeronis  in  tertia  Catilinaria  6, 13  uerba  euincnnt:  guaniam  momdmm 
est  perscriptum  s.  c^  es  memoria  »oftifi  Quirites^  quid  senaius  eeit> 
suerit  exponam,    nee  qni  scribendo  adfuerunt  ipsi  litteras  nolasae 
exarasse  putandi  sunt,     scrtbae  enim  quae  et  qualia  uerba  atque  no- 
mina  primis  litteris  notaret  indicare  potuernnt.  scribam  antem  in  ae- 
natu  fuisse  qui  s.  eonsulta  exciperet  et  si  opus  esset  recitaret  cum  ipsa 
necessitas  postulare  uideatur  tam  Dionysii  XI  21  de  senatu  qvodani 
deeem  nirornm  tempore  habito  narratio  dooet,  in  qua  de  Appio  Claa- 
dio  totfr'  sinwv  dictum  est  nal  xov  yQOfifiaTia  nelivaocg  ivayvwvai  xo 
TtQoßovXiviut . . .  dtiXvCt  tov  CvlXoyav.    quae  narratio  quamuis  de  de^ 
cem  uirorum  tempore  nihil  definiat,  ut  recte  Beckerus  monuit,  tamea 
consuetudinem  illam  antiqnam  fuisse  testatur.    deinde  etiam  in  deere> 
tis  municipalibus  quibusdam  scribae  mentio  fit,  id  est  in  Pis,  3  (uii- 
q(ue) . ,.  II  uiri  ea  amnia  quae  supra  scripta  sunt  es  decreto  nos- 
tro  eoram  pro  quaestoribus  primo  quoque  tempore  per  scribam  pu- 
blicum in  tabulas  publieas  referenda  curent)  et  in  Caer.  (es  eow^- 
mentario  quem  iussit  proferri  CupeNus  Hostilianus  per  T,  RusHmm 
Lysiponum  scribam  pubUcum).   postquam  notarum  usus  inualuit,  quod 
sub  liberae  rei  publicae    exitum    factum   esse  probabile!  est  (aide 
Bernbardyum  p.  ^  ed.  tert),  scrtbae  quos  notis  scripsisse  supra  e  Va- 
lerie Probo  monstraui  etiam  notarii  dicebantur,  ita  tamen  ut  scribarom 
semper  maior  dignitas  fuisse  credenda  sit  quam  notariorum.    adparet 
hoe  e  Senecae  lepida  descriptione  senatns  caelestis,  quae  est  in  eins 
de  morte  Claudii  ludo  cap.  9.    ibi  enim  de  Inno  eos,  des,  in  kal.  iuL 
posimeridianas,  qui  primus  uerba  fecerat  de  Claudio  inter  diuoa  re- 


B.  HAboer:  de  senalas  popnlique  Romaiii  aolis.  693 

ferendo,  baee  dieit:  ts  muiia  diserie  quod  in  foro  uiuai  (ubi  eins  ar-  * 
cos  eral,  de  aede  enim  nix  cogitauerit)  dixii  guae  noiarifts  persequi 
nom  potuiij  et  ideo  non  referam  ne  alii*  uerbis  ponatn  quae  ab  eo 
dicia  suni,  ad  eaadem  consaetadinem  spectat  qaod  idem  Seneca  epist. 
90,  25  (XIV  2)  inter  näisiimorum  mancipiorum  commenia  posait: 
uerbarum  noias  quibus  quamuis  cütUa  excipiiur  oratio  et  celerita- 
tem  tingwte  manus '  sequitur,  nihil  igitur  inpedit  quo  minna  iam  eo 
tempore  inter  loquendam  aingaloram  sententias  a  notariii  perscriptas 
esse  credamus,  ut  ex  eornm  scriptionibas  postea  acta  senatas  conpo- 
nereatar.  Seneri  quidem  Alexandri  tempore  hoc  faclam  esse  in  senatu 
ideo  probabile  est,  qnia  princeps  ille  ad  senatas  similitudinem  eandem 
in  eonsilio  suo  consaetadinem  institail.  qaod  Lampridins  aitae  eias 
cap.  16  bis  nerbis  narrat: '  neque  ullam  constitutionem  sanciuit  sine 
uiginii  iuris  peritis  et  doctissimis  , . .  uiris  . . .  non  minus  quinqua- 
ginia ,  ut  non  minus  in  eonsilio  essent  sententiae  quam  s.  c.  confice^ 
reni ;  et  id  quidem  ita  ut  iretur  per  sententias  singulorum  ac  scri- 
beretur  quid  quisque  dixisset^  dato  tamen  spatio  ad  disquirendum 
cogiiandumque  priusquam  dicerent  e.  q.  s.  notarios  omnibas  fere  ma> 
giatralibus  poblicis  atque  etiam  inter  priaatorum  bominnm  seraos  faisse 
lexlca  docent,  notarii  senatas  expresse  dicti  qaantam  equidem  scio 
noD  inaeniuntar.  notarnm  aatem  asus'praecipae  ad  excipiendas  adcla- 
mationes  singnlornm  senatoram  necessarins  erat,  qualibas  enim  solita- 
mm  formalaroffl  usi  singnli  senatores  consensisseqt  notis  excipiebant, 
deinde  singulis  formaiis  quot  senatores  eis  usi  essent  adscribebant.  hoc 
in  tranacarsu  moneo,  qoia  a  plerisque  numeros  singulis  adclamationibos 
adpositos  perperam  ita  intellegi  aideo ,  quasi  omnes  una  totiens  eadem 
uocabala  altis  ooeibas  repetiuissent.  qaod  credat  cai  tales  ineptiae  pla- 
eent.  praeter  seribas  nero  notariosqne  etiam  sertif  pnblici  et  censuales 
in  senata  commemorantar  a  Capitolino  n.  Gord.  triam  c.  12,  qno  loco  s. 
eoasulta  tacita  ita  fleri  docet  ut  non  scribae^  non  serui  publici\  non 
censMoles  Ulis  actibus  inter  essent^  senatores  exciperent^  senlatores 
MNntfitfi  ofßeia  censualium  scribarumque  conplerent.  qnod  etiam  cen- 
snales  commemorat,  id  ex  sni  potios  temporis  consuetudine  fecisse  pa- 
tandas  est.  antiqaiore  enim  tempore  eos  exstitisse  nix  crediderim ,  ut 
ne  Marquardtias  qaidem  II  3  p.  228  adn.  940  credidit,  qaanqaam  qaando 
inceperint  nescitnr.  e  Gothofredi  ad  codicis  Theodosiani  VI  28,  5  de 
censaalibas  adnotatione  adparet  dignitate  et  potentia  eos  scribarnm 
Botarioramqae  officia  longo  saperasse.  utrum  7.  F(f)auius  ille  Au- 
g(usii')  lib{ertus^  Vestalis  adiutor  ab  actis  titali  Florentini  apnd  Ma- 
rininm  inscr.  Alb.  p.  55  ad  eins  qai  acta  senatas  caraoit  officiam  per- 
tinaerit  an  ad  alias  generis  acta  diiadicari  neqait.  libertus  uero  per 
qnem  Tiberias,  at  Stfetonias  a.  Tib.  23  refert,  inlatum  in  senatum 
Augusti  testamentum  non  admissis  signatotfibus  nisi  senatorii  ordi- 
ms,  ceteris  extra  curiam  Signa  agnoscentibus  recitauit  non  aidetor 
soriba  senatas  faisse,  sed  inter  officia  domas  Augustae  babendus.  ce- 
lenun  ab  actis  nocabuli  etiam  a  Prisciano  inst,  libro  V  p.  668  P.  (p. 
183  Herta.)  mentio  facta  est. 


594  B.  Häbner:  de  seottas  popnlique  RonuiBi  aotis. 

VniaB  eaiosqneanBi  senatas  oonsolta  et  reliqaa  magistrataiiB  acU 
per  qoaeatores  in  aanoa  aolumina  relata  el  sie  in  aerario  conseiuata 
esse  DoperMommsenus  ann.  inst  arch.  1868  p.  192  ada.  1  ezposoiL 
doeent  id  Ciceronis  nerba  quibus  per  Atticam  epist.  XIll  33,  3  qnae- 
dam  secoffl  eommnnicari  noU  ex  eo  libro  in  quo  suui  s.  cansulla  Cn. 
Cornelio  L.  Mummio  cos.,  id  esl  anni  60^146.  docet  praeterea  in- 
scriptio  8.  consulti  los,  3  haec:  doyfut  Ovyxl^vov  i*  xov  rofuuov 
ivtiyiyoamiivov  i%  xmv  dilt<ov  tcSv  dfifwölav  Tciv  vaiuevzuuov 
Kotvtto  'PwttUf  • . .  KoifvfiU^  vcLfäaig  xora  icokiv  diXx^  Sevxi^ 
%ttl  i%  %&v  TCffükiov»  cni  persimilis  nidetur  fuisse  fragmenti  Aphr,  in- 
soriptio,  quam  in  adpendice  exempli  caosa  restituere  conatas  aoin.  eaden 
ratione  etian  senatus  aeta  conscripta  fuisse  municipalium  jictoram,  qoo- 
rum  exempla  sapra  recensui,  similitodo  indicat.  in  commetUario  enim 
eoUidiano  municipi  Caeriium  (ßaer.)  inde  pagina  XX  VII  kapiU  VI 
decretnm  deenrionnm,  inde  pagina  altera  kapiie  primo  decarionoin 
epistnla  ad  municipii  curatorem  data ,  inde  pagina  VIII  kapiie  primo 
patroni  responsnm  scripta  erant.  atque  similiter  in  Tyriornm  actis 
qaae  saepius  eommemoraoi  primam  stationis  Poteolanae  epistula,  deinde 
ffffo  axTcov  quid  in  Tyriornm  senatn  dictum  esset  perscriptum  eai. 


ACTA  POPVLI 
VIT 

Snetonii  nerba  qnae  snpra  iam  adscripsi  atqne  infra  primo  loco 
inter  popnli  actornm  reliqnias  posni ,  dubitare  non  sinunt  quin  Caesar 
anno  695/59,  quo  anno  primnm  consul  erat,  ut  acta  senatus  ita  etiam 
populi  dturna  acta  confieri  publicarique  iusserit  quod  non  ita  intelle- 
gendum  est,  quasi  nno  eodemque  cum  senatus  actis  uolumine  etiam 
popuH  acta  publicari  noluerit.  neque  e  tarn  —  quam  particularom  coa- 
locatione  necessario  concluditur  acta  populi  diu  quidem  exstitisse,  acta 
senatus  uero  sola  ad  eorum  similitudinem  a  Caesare  adiecta  esse,  bpc 
enim  LieberkQbnius  Schmidtius  alii  inde  conclndi  noluerunt,  q&ibns 
Renssenus  p.  14  merito  oblocutus  est.  etiam  Beckeri  opinio  (I  p.  30 
et  32) ,  tttraqne  et  senatus  et  populi  acta  ante  Caesarem  exstitisse  illa 
quidem,  sed  in  tabulariis  tantum  exstitisse,  publicata  non  esse,  Caest- 
rem  autem  nihil  alind  quam  uti  publicarentur  nouasse,  falsa  est.  png- 
nat  enim  haec  opinio  contra  tesUmonium  Snetonii ,  qui  populi  acta  tarn 
primnm  non  publicata  tantum  sed  confecta  esse  auctor  est  utraque 
igitur  et  populi  et  senatus  acta  Caesar  primus  instituit.  sed  sicut  an* 
tequam  senatus  acta  publice  conficiebantur  populoque  edebantnr  noa 
deerant  qnae  eorum  quasi  uicem  tenerent  uariae  orationum  in  senato 
habitamm  perscriptiones  ,^  ita  etiam  ante  populi  acta  inueniuntur  ad 
qnorum  similitudinem  ea  perscribi  coepta  esse  ueri  simile  est  dudom 
enim  eam  Romae  consuetudinem  fuisse  necesse  est,  ut  magistratns  qoi 
procnl  ab  urbe  siue  bella  gererent  siue  proulncias  regerent  ab  amicis 
Romae  degentibus  qnaecnnque  ibi  scitu  digniora  publice  prinatimqoe 


E.  HQboer:  de  senaluB  popnlique  Romani  aclU.  595 

Kgerentor  per  litteraa  coBmanieata  aeeiperent    leales  eioa  oonsuetu* 
dinis  M.  Caelii  Rufi  dari  oratoris  epistalae  saot,  Ciceroai  annis  70S^52# 
et  70S/51,  cum  Ciliciam  pro  coosnle  obtineret,  acriptae.    notum  est  io 
hia  epistulis  praecipue  de  prouincianmi  sortilione  agi,  qua  de  Caesari 
graaisaima  tum  erat  cum  seaata  cootroaersia.    maUam  enim  Ciceronis 
iaiererat,  imperatoris  receos  facti ,  ne  prorogato  imperio  proconsulari 
graais  cum  Parthis  debellandi  necessitas  ipsi  iaponeretar  (u.  Mommseni 
eommentationem  *die  Rechtsfrage  zwischen  Caesar  nod-demSenat'  p.27 
adn.  63  et  p.  50  adn.  130).    in  bis  igitar  epistnlis  Caelins  saepiws  uo- 
luminis  cniusdam  mentionem  feoit,  qaod  cum  impensa  sua  ab  operariis 
Ol  Ciceroni  mitteretur  perscribi  curauerat,  quia  ipsi  scribendi  otium 
deesset  (aide  epist.  ad  fam.  YlII  1, 1  et  2).    atque  commeniarium  ve- 
rum urbanarum  uolumen  illud  appellat,  quod  aut  una  com  epistulia 
aat  alia  oportunilate  Ciceroni  mittere  solebat  (ibid.  2, 2  commeniarium 
rerum  urbanarum  primum  dedi  L.  Caslrinio  Paeio ,  secundum  ei  qui 
haM  liiieras  tibi  dedii  cf.  8,  4  et  11,  4).    inserta  erant  nolnmini  illt,  nt 
Caelius  de  eo  praedicat^  omnia  s.  consulla  edicta  fabulae  rumores 
(1,  l),  oec  deerant  qnae  ex  ipsis  s.  actis  desumpCa  credideris  (^quam 
qutsque  senientiam  dixerit  in  commentario  est  rerum  urbanarum 
11,  4).    leaidensia  omittenda  quidem  Caelius  censet  (muUa  trami^  m- 
primis  imdorum  expiosiones  ei  funerum  ei  inepiiarum  ceierarum; 
piura  habet  utilia  11,  4),  sed  tarnen  in  hanc  partem  errare  maunlt,  ui 
quae  non  desidere$  audias ,  quam  quicquam  quod  opus  est  praeier- 
miiiatur  (U ,  4).   epistnlis  autem  sua  manu  scriptis  tenuitati  istins 
commentarii  opitulari  studet:  st  quid  in  re  publica  maius  actum  eriiy 
quod  isii  operarii  minus  commode  persequi  possini  ^  et  quem  ad  mo^ 
dum  actum  sit  et  quae  existimalio  secuta  quaeque  de  eo  spes  sit,  di- 
iigenter  tibi  perscribemus  (1 ,  4).    ita  in  prima  statim  epistula  plures 
rumores  ipse  narrat,  atque  in  octaua  s.  c.  iltud  tresque  senatus  auclo- 
ritates  de  quibus  supra  saepius  dictum  est  perscribit,  quia  commenta 
rio  nondum  inseri  potuerant.    officiosa  faac  diligentia  non  ita  delecta- 
tus  Cicero  in  prima  statim  qua  respondet  epistula  anno  703/51  iocaado 
ittgratas  ei  agit  gratias:  quid?  tu  me  hoc  tibi  mandasse  existimas,  ui 
mihi  gladiaiorum  conpositiones  ^  ui  uadimonia  dilata  et  (quod  nihil 
est  cur  cum  Rensseno  p.  20  adn.  1  in  ut  mutetur)  Chresti  conpitalionem 
mitter  es  ei  ea  quae  nobis  cum.Romae  sumus  nemo  narrare  audeat? 
. . .  ne  illa  quidem  curo  mihi  scribaSy  quae  maximis  in  rebus  rei 
publicae  geruntur  cotidie;  nisi  quid  ad  me  ipsum  pertinebit.  scribent 
alU^  multi  nuntiabant  (scr.  nuntiabunt^^  perferet  multa  etiam  ipse 
rumor  (ad  fam.  II  8 , 1).    contra  a  Caelio  ut  homine  longe  in  poste- 
rum  prospicienle  futura  exspectat^  ut  ex  eius  litteris  cum  formam 
rei  publicae  uiderit,  quäle  aedificium  futurum  sit  scire  possit  (ibi- 
dem),  nihilo  tamen  setius  ilerum  atque  iterum  ab  eo  precatur  ut  scri- 
bere  non  desinat,  ueluti  ut  ad  me  omnia  quam  diligentissime  perscri- 
bas  ie  vehementer  rogo  (10,  4)  et  tu  uelim  ad  me  de  omni  rei  pubU- 
cae  statu  quam  diligentissime  perscribas  (li ,  2)  et  tu  mihi  obuiam 
mitte  epistulas  ie  dignas  (12,  3)  et  ego  res  Romanas  uehementer  ex- 


596  E.  Habner:  de  seoatos  popaliqoe  Roditiii  tMä. 

$pecio  ei  detidero  (ep.  14).  Chresti  oero  conpilaliooeiii  illun ,  d«  ^mm 
#CiceroloqDitar,eandeiii  faisse  camCaeKi  cooimeatario  reram  nriianarva^ 
qaod  qaibasdam  placait,  Manalios  atqae  OreUias  (Onoai.  Tnll.  s.  ■. 
Chrestas)  ideo  negaaerani,  qaod   conpilare  et  canpilaiio  uocabnl« 
BODqaaoi  pro  eo  qaod  scribendo  coUigere  esset  a  scriptoribna  Romaus 
Bsorparentor.   nee  totam  commeotarium  Ciceronem  ita  asperoalaai  eoMi 
existimo,  ut  oiinotiora  illa  qnae  in  eo  scripta  erant  aspernabalur.  qmam 
si  ita  sunt,  Chresti  coopilatio  aat  furtam  fait,  qaod  Chresloa  cobmii 
rat,  aat  ipse  Chrestas  ab  alio  quodam  coopilatas  est.   ötromqne  vt 
breaiter  Latine  dici  potaerit  aereor.    itaqoe  com  ipse  Cicero  Hilonia- 
nae  orationis  oap.  11,  23  Cn,  Flauium  ab  tpsis  capsis  iure  consulloma^ 
sapieniiam  conpilasse  diceret,    ut  Horatias  qaoqae  notissimis  sattr»- 
ram  I  1 ,  120  aersibas  ne  me  Crispini  scrinia  lippi  eonpilasse  putes 
scripsit ,  sie  etiam  hoc  loco  Ciceronem  Chresti  conpilationem  transUto 
nsarpasse  probabilias  aidetar.    Chrestas  ig^tar  re  aera  anas  e  Caelii 
operariis  faisse  potest.  ceteram  eodem  anoo704/dO,  qao  Cicero  eCilicia 
Romam  reaertit,  siae  e  Caelii  commeotario  siae  ex  alioram  epistaüs 
Catoois  orationem  de  sapplicatioais  honore  sibi  defereado  in  sesata 
babitam  cognouerat,  de  qua  ad  fani.  XV  6,  1  haec  scripsit:  . . .  nikd 
poie$i  esse  laudabilius  quam  ea  iua  oratio  quae  est  ad  me  perseripia 
a  meis  necessariis,   eodeoi  modo  etiam  Q.  Corniflcias,  qai  Asiam  pro- 
oinciam  tum  pro  consale  obtinebat,  qaae  Romae  agereotor  ab  «nieia 
perseripta  accepit.   anno  enim  710/44  haec  illi  Cicero  scripsit  ad  faa. 
XII  22,  1:  ego  au$em  acta  ad  te  omnia  arbitror  perscribi  ab  ai$$M^  m 
me  fuiura  debes  cognoscere^  et  inseqaente  anno  711/43:  t»  re  publica 
quid  agaiur  credo  te  ex  eorum  litteris  cognoscere^   qui  ad  te  acUs 
debent  perscribere  (28,  3).    atque  hie  quidem  dubitari  potest  faeriatae 
acta  illa  popali  acta  an  oommentarius  ut  Caelii  ille  sompto  prioato 
conparatus.   etiam  in  eis  qaae  infra  inter  popali  actorom  testimonia 
(9,  10, 13, 14,  38)  conlocaui  Ciceronis  Pliniiqae  aerbis  inter  acta  po- 
pali et  commentarios  illos  priuatos  omnino  nihil  discriminis  aidelar 
factum  esse,  sed  Cicero  non  a  Caelio  tantum  commentarium ,  sed  ab 
aliis  etiam  acta  perseripta  i^ccipiebat,  ut  aerba  eins  qaae  supra  ad> 
posui  scrt6enl  o/it,  multi  nuntiabunt  docent.   idemque  etiam  de  Cor- 
nificio  Cessio  Plinio  statuendum  erit :  ipsorum  quae  Romae  edebantar 
actorum  popali  exemplaria  siae  integre  siue  adbreuiata  aut  amiconm 
cura  excerpta  prius  accipiebant  quam  per  librarios  in  proaincias  per- 
ueniebant;  qaod  non  ita  celeriter  fieri  potaisse  patet.    quibas  ne  acta 
qaidem  sufficiebant,  quae  certe  nOn  omnia  continere  potnerunt,  eb 
amici  ipsi  qoaecuoqae  in  actis  deessent  in  epistulis  narrare  coacli  eraai, 
nisi,  quod  Caelius  praetulit,  commentarium  a  scribis  confectnm  man- 
dare  malebant.    itaque  quod  Caelius  Ciceroni  commentarium  illam  ni- 
Berit,   inde  illud  minime  consectarium  est,  eo  tempore  acta  popnli 
omoino  nulla  faisse.    quam  Ernestii  opinionem  etiam  Reinio  plaeuiase 
miror,  praesertim  cum  Schmidtius  iam  contra  disputasset.    etiam  Plinii 
tempore  simplex  illud  urbana  acta  perscribendi  officium  non  oauübes 
satis  faciebat,  at  uerba  eiaa  demonstrant  quae  Cornelio  MiniciaBO 


B.  Uabner:  de  senatiu  popaliqae  Romuii  actis.  597 

aeripsil  (IV  11,  15):  uides  quam  obsequenier  paream  Uhi  qui  non 
modo  res  urbanas  uerum  eiiam  peregrinas  tarn  sedulo  scribo  ut  al- 
aus  repeiam.  ex  talibas  igitnr  initiis  ad  soUemnem  actoram  popnli 
confectionem  atqae  pablicatiooem  facilis  Caesari  progressos  erat 

Breoiter  eis  deniqae  respondendam  est  qui  acta  populi  iam  ante 
Caeaaris  oonsolatum  faisse  contra  Saetonii  auctoritatem  sibi  persaaae- 
mit.  quornm  ratiocinatio  eo  potissimam  nititur  fandamento  qaod  anna- 
les  Bsazimos  non,  ut  penes  baram  reram  intellegen tes  fere  omnes  con* 
atat,  P.Mucio  Scaeoola  pontifice  maximo  primis  septimi  saecoli  decenniia 
eonscribi  desiisse  credant,  sed  diatios  perdurasse  atque  annales  maxi* 
mos  cam  actis  diarnis  ita  in  nnunf  quasi  corpus  coaloisse,  nt  eos  iibroa 
qiios  post  Scaeoolam  et  ante  Caesarem  nno  quoqae  anno  oonscriptoa 
esse  opinantar  perinde  annales  atqae  acta  dicere  licuerit.  sed  opinio- 
Dem  eos  fefeilisse  alio  loco  abi  de  annalibas  maximis  dispntaui  (p.42l8.) 
saus  mibi  nideor  demonstrasse.  itaqne  qnae  ibi  posni  argumenta  bic 
repetere  nolai. 

vin 

Similiter  ut  in  senatus  actoram  reliquiis  testimoniisqne  disponen- 
dis  hoc  capite  populi  actoram  reliquias  temporum  ordinem  aecutna 
eonposui.  neque  ab  eis  quae  proprio  reliqniae  dici  possunt  testimonia 
acriplorom  separaui.  temporum  ordinem,  qui  huius  generis  reliquiia 
eooponendis  unioe  aptus  est,  e  prioribus  commentatoribus  onus  Cleri- 
cos  religiöse  obseruandum  sibi  proposuit,  Zellius  in  nnioersum  qui- 
dem  obseruauit,  interdum  tarnen  neglexit,  Schmidtiua  qoique  enm  imi- 
latus  est  Renssenus  rerum  in  actis  traditarum  admodum  lubrica  dia- 
tittclione  facta  diuersa  reliquiarum  genera  esse  uoluernnt.  omnea  aa- 
tem  ant  omisernnt  quaedam  quae  necessario  huo  pertinent,  aut  qoae 
prorsus  diuersa  sunt  admiscuerunt ,  atque  in  singulis  rebus  interpre- 
tandis  saepius  errauernnt.  qua  re  singulis  reliquiis  testimoniiaue ,  nt 
in  senatus  actorum  reliquiis  feci ,  adnotationes  subiunxi ,  quibus  quam 
ob  caussam  populi  actis  ea  attribuerem  et  quem  ad  modum  legenda  in- 
terpretandaque  existimarem  exposui.  praeterea  id  potissimnm  egi,  ut 
expeditn  facilia  quam  breaissime ,  difficilia  ceteria  adcuratios  plenioa- 
qne  explicarem.- 

1 
Inito  honore  primus  omnium  (Caesar)  fnstituit  ut  tam  senataa  •••/&• 
quam  populi  diorna   acta   confierent  et  publicarentur.     Suetonios 
Caes.  30. 

2 
Inuenitur  in  actis  Feiice  russei  auriga  elato  in  rogum  eins  unum  ^^IS^ff 
e  fauentibus  iecisse  sese ;  friuolum  dictu :  ne  hoc  gloriae  artificis  da- 
retur,  aduersis  studiis  copia  odorum  corruptum  criminantibas.  cum 
ante  non  multo  H.  Lepidus  nobilissimae  stirpis,  quem  diuortii  anzte- 
täte  diximas  mortunm,  flammae  ui  e  rogo  eiectns  recondi  propter 
ardorem  non  potnisset,  ioxta  sarmentis  aliis  nudus  crematos  est.  Pli'* 
nius  n.  h.  VI!  53,  1&6. 


598  E.  Habner:  de  seiuiUis  popuUqae  Ronani  tdis. 

De  Lepido  illo  qoi  hie  oommemoratur  Plinioa  einsdeiB  Ubriap. 
36  9  122  baec  narraaerat:    M.  Lepidus  Apputeiae  uxoris  cariUUepoU 
repudium  obüt.  certum  est  eam  esse  M.  Äemiliam  M.  f.  M.  n.  Lepidu 
praetorem  anno  673/81  consulem  676/78,  ot  e  Drnmaani  libro  I  p.3,U 
disci  potest,  eundemque  anno  677/77  obiisse,   qood  Platarehos  niUe 
Pompei  cap.  16  bis  uerbis  tradidit:   hekevtr^aB  6i    a^^Uag  ov  li» 
nifoyiitttaw^  Sg  tpaCtv^  iXlot  yqaykpxtilip  fUQUJtBamv  1$  ov  (tot%iiav  zum 
x^  ywatxog  itptiqaCBv,   atque  id  qaidem  recte  a  Schmidtio  (p.  312) 
monitum  est,  Piinii  ante  non  muUo  illa  referri  non  posse  nisi  ad  Feli- 
cia anrigae  mortem,  non  ad  ipsias  Piinii  tempos.   sed  mians  reeteinde 
idem  Schmidtins  consequens  esse  aoluit,  utramqae  et  Felicis  etLepidi 
mortem  tam  breai  temporis  spatio  interposito  accidisse,  at  acta  iaa 
dia  ante  Caesarem  ezstitisse  certissimnm  sit.  sed  com  nalla  aste  aBDua 
6d5/59  acta  fuisse  aliotide  flrmissimis  argumentis  constet,  Felicis  aari- 
gae  mortem  breoi  post  aecidisse  necessario  stataendnm  est.  oix  ai- 
ginti  annorum  spatiam  quod  inter  eins  atqae  Lepidi  obitam  interoedil 
a  Plinio  non  inepte  anle  non  muHo  aerbis  significari  potnit   cet«na 
ne  id  qaidem  omni  caret  probabilitate ,  de  morte  illa  inpronisa  narrt- 
tionculam  aliquot  annis  post  quam  accidit  in  actis  demum  lectam  esse, 
qaod  quo  modo  accidere  potaerit ,  aariis  rationibns  facillime  ezplicari 
potest.    prorsus  similiter  Suetonius,  ut  supra  uidimos,  quo  namloco 
Aogastus  diem  obiret  e  senatus  actis  didicit ,  in  quibos  proprio  de  Ai- 
gusti  morte  nihil  scriptum  erat,    de  ea  autem  re  qaidquid  indjcaaerisi 
hoc  uno  testimonio  iam  ante  Caesarem  acta  exstitisse  DUDqaaai  aobis 
persuaderi  patiemur.    de  aliis  uero  actis  ideo  cogitari  nequit,  qoi«  i> 
indice  eorum  auctomm,  quos  secutus  Plinius  septimom  historiac  sue 
librum  confecii,  inter  Catonem  et  Fabinm  Vestalem  acta  comnenortB- 
tnr  (uide  Henrici  Brunnii  de  auctorum  indicibus  Plinianis  dissertttio- 
nem  isagogicam  p.  12) ,  quae  alia  esse  non  possunl  quam  populi  acta. 
eeterum  Feiice  russei  auriga  (ubi  suppletur  coloris  aocaboloffl)  «>■ 
Siiligio  lanus  scripsit  e  Riccardiano  et  Dalecampii  codice  (qoi  ^^ 
exhibet)  pro  eo  quod  uulgator  Feiice  russato  auriga,    atque  rvstaü 
quidem  factio  dici  solet,  ut  tituli  apud  Gruternm  76,  4;  338,3.4.6; 
339,  1  (siquidem  sincerns  est)  et  apud  Orellium  2593  docent;  rusteam 
e  duobus  tanlum  titulis  Forcellinius  profert,  quos  lacobus  Sinaoodos 
cum  Romae  moraretur  inuentos  esse  narrauit  in  notis  ad  Sidonraa 
Apollinarem  23,  323.    similiter  eliam  factio  alba  apud  Or.  7419 dp 
dicta  est  pro  ea  quae  albaia  (Ot.  2593)  dici  solet.    aur^a  oero  nts- 
8atus  siue  russeus  pro  auriga  faclionis  russalae  a  Plinio  didoin  va 
mirere. 

3 
606/58  Obsessus  est  (Cn.  Pompeius)  etiam  a  liberto  Clodii  Damione,  o» 
ex  actis  eins  anni  cognoui,  in  quibus  XV  kal.  Septembris  L.  Nooius 
tribunus  plebis  collega  Clodii,  cum  Damio  aduersus  Flaaitua  pr<^' 
torem  appellaret  tribunos  et  tribuni  de  appellatione  cogooscereat, 
ita  sententiam  dixit :  «et  hoc  apparitore  F.  Clodii  uulneratns  800  ^ 
hominibus  armatis  praesidiis  dispositis  a  re  publica  remotU9  sbi^'* 


E.  Haboer:  de  senttus  popalique  RomtDi  aekis.  599 

Cn.  Pompeios  obses^us  est.  cum  appeller,  |Aon  utar  eius  ezemplo 
quem  nitapero,  et  iudicium  toUam.'  Asconius  ad  Cie.  Milooianam  p. 
47,  7  cdil.  Orell. 

Anni  aocabalam  in  cod.  Ambrosiano  et  editiooibas  antiqais  omitti« 
tut  (uide  Baiteri  analecta  ad  Asconium  in  Ciceronis  Orelliani  nol.  VIII 
p.  330).  nee  tarnen  inde  Asconium  nihil  nisi  in  actis  scripsisse,  eiuB 
a  librario  inperito  adiectum  esse  aliqua  probabilitate  conieoeris. 

4 

Ipse  (M.  Scaurus)  cum  ad  consulatus  petltionem  a.  d.  III  ka-  too/m 
lend.  Quint.  Romam  rediaset,  querentibns  de  eo  Sardis,  a  P.  Valerio 
Triario  adulescente  parato  ad  dicendum  et  notae  indnstriae  . .  .  pos- 
tolatas  est  apud  H.  Catonem  praetorem  repetundarum ,  ut  in  actis 
scriptum  est,  pridie  nonas  Qnintil.  post  diem  tertium  quam  C.  Cato 
erat  absolutus.    Asconius  ad  Cic.  Scaunanam  p.  19,  3  Or. 

Pridie  ex  omnibus  codicibas  cum  Rauio  (aide  Baiterum  1.  s.  s. 
p.  321)  restitui  pro  postridie  nulgato;  unde  snpra  in  Asconii  uerbis 
a.  d,  IUI  nonas  pro  a.  d.  III  nonas  scribendum  est. 

5 

A.  d.  Xm  kal.  Febr.  (acta  etenim  magis  sequenda  et  ipsam  m/it 
orationem  quae   actis   congruit  puto,  quam  Fenestellam  qui  a.  d. 
XIIII  kal.  Febr.  tradit)  Milo  Lanuuium,  ex  quo  erat  municipio  et 
ibi  tam  dictator,  profectus  est  ad  flaminem  prodendum  postera  die. 
Asconius  ad  Hilon.  p.  32,  14. 

6 

Sunt  antem  contionati  eo  die  (XIII  kal.  Febr.  quo  die  Clodius  Tot^t 
occisus  est),  nt  ex  actis  apparet,  C.  Sallustius  et  Q.  Pompeias,  utri- 
qae  et  inimici  Milonis  et  satis  inqnieti.   ibid.  p.  49,  9. 

In  Ambrosiano  codice  ex  inimici  legitur,  unde  fortasse  erit  qui 
ex  inimicis  scribere  praetulerit. 

7 
Ego  ut  curiosius  aetati  uestrae  satis  faciam  acta  etiam  totiusfw/st 
illius  temporis  persecutus  sum.  in  quibus  cognoui  pridie  kal.  Kart. 
8.  c.  esse  factum ,  P.  Clodii  caedem  et  incendium  curiae  et  oppngna- 
tionem  aedium  M.  Lepidi  contra  rem  publicam  factam.  ultra  relatun 
in  acta  illo  die  nihil,  postero  die,  id  est  kalend.  Mart.,  Hunatium  in 
contione  exposuisse  populo  quae  pridie  acta  erant  in  senatu.  in  qua 
contione  haec  dixit  ad  uerbum:  ^quod  Q.  Hortensius  dixisset, 
extra  ordinem  s  i  quaereretur  apud  quaestorem ,  aestimare  futurum 
ut  cum  pusillum  edisset  dulcedinis,  largiter  acerbitatis  deuoraret. 
aduersus  hominem  ingeniosuro  non  ingenio  usi  sumus.  inuenimns 
Fufium  qui  diceret  diuide.  reliquae  parti  sententiae  ego  et  Sallustius 
intercessimus.'    ibid.  p.  44,  15 — 45,  5. 


600  B.  Hflbner:  de  senatus  populiqae  Komani  adii. 

Verba  eontioDis  Manatianae  sie  scribaatar  in  eodieibiis:  Q.  Bor- 
Un$ium  dixisse  «I  • . .  non  ingenio  usi  sumus  .  . .  dicerei  dimiderei 
. . . ;  unde  faerant  qui  quae  Q,  Hortensium  disisse  siae  quae  Q,  tf. 
disisset  soriberent  Rauius  haec  proposoit:  cum  Q.  H.  dixissei:  extra 
ordinem  quaereretur;  apud  quaeslorem  aesUmare  futurum  «1. .  •  mom 
ingenio  usi  sumus,  ego  cum  Baitero  quod  scripsi,  aotiqaiorea  editorea 
non  omiaeranl.  seoatas  enim,  at  ipsiaa  Ciceronis  uerbia  utar  (Mil(w.9, 
12) ,  caedem  in  qua  P.  Clodiua  occiaaa  esset  conira  rem  pablieam  ease 
factam  iadieauit.  hanc  aero  quaeskiooem  nunqaam  tarnen  seDatos  coa- 
alitnendam  pataail,  erant  enim  leges,  erant  qaaestiones  nel  de  caede 
nel  de  ni.  itaque  Q.  Horlensio  uerba  faciente  senatus  deeernebat  al 
aeteribos  legibus ,  tantum  modo  extra  ordinem  quaereretar.  ea  sea- 
tentia  diuisa  est  postulante  Fufio,  reliquae  auctoritati  senatus  Manatina 
et  Sallustius  intercesserunt.  de  re  igitur  dnbitari  neqnit,  seraaonia 
inooncinnitatem  Mommsenus  si  particula  inserta  snstulit.  ceteraai 
LieberkQhnii  opinio  Asconium  quaecunque  ad  orationes  illas  ezpli- 
eandas  protulisset  non  e  populi  actis  sed  ex  actis  forensibus  sumpaisse 
ideo  corruit,  quia  quae  ab  Asconio  inde  proferuntur  senatus  cooaalla 
contiones  reliqua  nun  quam  in  iudiciorum  actis  fuisse  certum  est.  Beeke- 
rus  autem  quid  sibi  uolnerit  cum  in  additamentis  ad  uol.  I  p.  719  de 
actis  iam  ante  Caesarem  asitatis  ad  bos  Asconii  commentarioa  proao- 
caret  non  intellego. 

8 
Ttt/kt         Eodem  (T.  Annio  Hilone)  cansam  dicente  lateribns  cocUs  pIn- 
uisse  in  acta  eins  anni  relatum  est.   Pünius  n.  b.  II  56, 147. 

Haec  narratio  cur  a  Rensseno  p.  22  anno  710  tribuatur  ignoro, 
com  de  tempore  nuUa  omnino  dubitatio  esse  possit. 

9 
TM/4         Habebam  acta  orbana  nsque  ad  nonas  Hartias,  e  qnibas  intelle- 
gebam  Curionis  nostri  constantia  omnia  potias  actum  in  quam  de 
prouinciis.   Cicero  ad  Att.  VI  2,  6. 

10 
mM         De  Ocella  parum  ad  me  plane  acripseras  et  in  aelis  non  erat. 
Cicero  ad  fam.  (C.  Caelio)  II 15,  5. 

Caelius  eodem  anno  ineunte  haeo  Cioeroni  scripserat  (ad  fam. 
VIII  7,2):  Seruius  Ocella  nemini  periuasissei  se  moeehum  esse  nisi 
triduo  bis  deprehensus  essel.  fortasse  aliqnis  miretnr  cur  Cicero  non 
in  eommentario*  potins  illo  Caelii  quam  in  actis  talia  quaesinerit.  sed 
Caelius  Ciceronis  uöluntati  obtemperans  futilia  eins  generis  omiltere 
solebaL 

11 
7io/i4         *Bg  tä  wtOfitvijiiccTa  iyvQaipwai  inolrfisv  (o  Kul6aq)  of » 
n^  ßaaikeÜKV  xafa  tov  dqfiov  ata  tov  {m&tov  dtdofUvip^  ol 
oi%  idiiavo.    Dio  XLVII  11,  3. 


R  Habiier:  de  senatns  popaliqae  Romani  actis.  601 

Cieeroiiis  de  M.  Antonio  in  Philipp.  11  34,  87  baec  nerba  snat: 
eüam  adicrM  iussii  in  fa»H$  ad  Lupercalia^  C.  Caesari  dietatori 
perpeiuo  M,  Antonium  consulem  pojmU  iussu  regnum  deüulisM^  Cae- 
sarem  uii  noluisse^  de  quibns  dixi  in  dispotatione  de  annalibns  maxi- 
mia  p.  419.  sed  boc  diuersam  est  ab  eo  qnod  Dio  tradidit,  Caesaris 
inasu  eandem  rem  etiam  in  acta  relatam  esse,  nt  recte  Scbmidtius 
p.  333  obsernaait. 

12 
Ego .  • .  acta  ad  te  omnia  arbitror  perscribi  ab  allis,  a  me  fa-ric/«« 
tora  debes  cognoscere.   Cicero  ad  fam.  (Q.  Cornificio)  XII  32,  1. 

Hoc  loco  dabitari  posse  ntrnm  de  actis  popali  cogitandam  sit 
■ecne,  praesertim  codi  acta  omnia  et  futura  in  uicem  sibi  opponeren- 
tar,  snpra  indicaoi.  sed  acta  omnia  perscribere  utramque  signiftcat: 
et  qaae  gesta  sint  per  epistulas  narrare  et  acta  popali  describere. 

13 
Rerom  arbananim  acta  tibi  mitti  certo  scio.  Cicero  ad  fam.  (Q^  ^i^/^ 
ConiiBcio)  XII  23, 2. 

Snadent  baec  potissimnm  oerba  et  ea  qaae  in  15  legantar,  nt 
etiam  in  12  de  actis  nrbanis  cogitetnr. 

14 
Scelns  adfinis  tui  Lepidi  sammamqae  leaitatem  et  inconstantiam  ni/4s 
ex  actis  qaae  ad  te  mitti  certo  scio  cognosse  te  arbitror.   Cicero  ad 
fam.  (C.  Cessio)  XII  8, 1. 

Lepidi  scelus  eins  ad  H.  Antonium  ab  optimatinm  partibns  de- 
'  fectio  erat. 

15 
In  re  publica  quid  agatur  credo  te  ex  eorum  litteris  cognos-  7ii/a 
cere ,  qui  ad  te  acta  debent  perscribere.    Cicero  ad  fam.  (Q.  Cornifi- 
cio) XII  28, 1. 

Perscribere  nocabalnm  actornm  e^emplaria  describendi  pfDcinn 
proprio  denotat  atque  bano  consnetndinem  latissime  diunlgatam  faisse 
cerfo  SCIO  illad  a  Cicerone  saepias  repetitnm  indicat. 

16 
Natus  est  (Tiberins)  Romae  in  palatio  XYI  kak  Dec.  H.  Aemi-  Yit/4t 
lio  Lepido  iternm  L.  Munatio  Planco  cos.  per  bellum  Philippense.  sie 
enim  in  fastos  actaque  in  publica  relatam  est.   Suetonias  Tib.  5. 

De  Tiberii  natali  aide  Eckbeliam  VI  p.  182.  actaque  in  publica 
pro  actaque  publica  qnod  uolgatar  qnodque  longo  simplicins  est  at^ue 
elegantins  scripsi  com  Rotbio ,  ab  eo  Memmianum  codicem  expressnm 
esse  ratns.  etiam  hie  igitar,  ut  in  11,  simplici  memoria  non  contenti 
et  in  fastis  et  in  actis  rem  adnotauerant.    Zellius  (p.  67)  acta  hoo 


602  B.  Habner:  de  senatiis  popiliqoe  Romaat  actis. 

loco  noD  popvli  acta  esse,  sed  alia  acta  siue  oalusois  generis  doea- 
nenta ,  inprimis  uero  tabulas  apod  praefectos  aerarii  seniatas ,  id  qni- 
bos  nascentiom  nomina  inscriberentar ,  opioatas  est  idemque  de  19  sibi 
persnasit.  qood  ne  commemorare  qaidem  opas  esset  nisi  aliis  quoqiie 
persuasisset.  multo  etiam  minus  de  senatus  actis  cogitari  potesi,  «I 
Dirksenus  de  Script,  bist.  Ang.  p.  187  cogit'auit. 

•      17 
TU/M         Kai  avtbv  {KXavötov  Jqovöov  Niganfo)  6  KatöccQ  xcd  avii 
ksxo  xal  rcS  xargl  ix£(iil;£v^  avzo  zovto  ig  za  vxogi^ijucta 
iyygd^ag^  otL  KatöuQ  ro  yEwri%\v  AlhCcc  t^  iavrov  ywa^xL 
naiSCov  Neqovc  tä  natqX  dxiäaxsv.     Dio  XL VIII  44,  4. 

Infans  ab  Augusto  susceptam  patrique  reddiium  Drusns  senior 
Ciaudii  imperatoris  pater  est  (u.  Eckhelium  VI  p.  17ö),  qai  in  titolis 
Qt  I.  N.  4922  plenius  Nero  Claudius  (Ti,  ^.)  Drusus  Germanicus  naii- 
cupatur.    natalis  eius  annas  etiam  aliunde  notus  est 

18 

749/s  In  actis  temporum  diai  Augnsti  inuenitur  XII  consulata  eins 
Lucioque  Sulla  collega  a.  d.  III  idus  Aprilis  C.  Cri8pin(i)uni  Hilanim 
ex  ingenua  plebe  Faesulana  cum  liberis  YIII,  in  quo.  numero  filiae 
.  duae  fuere,  nepotibus  XXVIII,  pronepotibus  XIX,  neptibus  \in, 
prolata  pompa  cum  omnibus  bis  in  Capitolio  inmolasse.  Piinins  n.  b. 
VII  13,  60. 

Quanquam  non  desunt  nomina  gentilicia  in  in««  exeantia  ex  eo 
potissimum  genere  quod  ethnicam  apte  dici  potest,  ueloti  Aiatinus 
Beluinus  Plestinus  Vruinus  alia,  gentiliciis  similibus  in  anu;  et  enifs , 
exenntibas  coordinanda  (de  quibus  satis  inconsiderate  etiam  nnnc 
interdum  dubitatur),  tamen  Crispinum  in  Crispinium  mutaui  (non 
enim  est  ex  ethnicornm  nomero) ,  praesertim  com  Crispinia  qaaedam 
L.  f.  Firma  in  titnlo  Florentino  apud  Gorium  I  18,  29  =  Mur.  1664,  7 
=  1780,  26,  non  procul  igitar  a  Faesulis  inuento  exstet. 

19 

pfcbr!  C-  Caesar  natus  est  pridie  kal.  Sept.  patre  sao  et  C.  Fonteio 
Capitone  cos.  ubi  natas  sit  incertum  diuersitas  tradentium  facit  • . .; 
ego  in  actis  Antii  editum  inuenio ;  .  .  .  seqoenda  est  igitur  qnae  sola 
restat  publici  instramenti  auctoritas.    Saetonins  Calig.  8. 

Diuersas  de  ea  re  Cn.  Lentuli  Gaetulici  Pliniiqae  opiniones  Soe- 
tonius  hoc  loco  refutauit.  de  Caligulae  natali  etiam  aliunde  constat, 
u.  Eckhelium  VI  p.  218.  oeterum  qnia  Antii  natqs  esse  fertur,  non 
iralli  acia  hie  tabulas  publicas  municipii  Antiatini  esse  perperam 
existimauernnt,  in  quorum  nnmero  est  Durean  de  la  Malle  oecon.  Ron. 
polit  I  p.  163.  pro  corruptis  sola  auctor  reslat  et  publici  quae  tradaa- 
tnr  Rothius  Scrinerium  secutus  reCte  opinor  ita  emendauit  ati  sapra 


B.  HBbner:  de  seDttoB  popoliqne  Ronaoi  aotis.  603 

Bcrifßi.   auetor  enim  glossena  est ,  ei  e  dnplici  scriptnra  restai  resUt 
ortam. 

20 

ITaw  yaQ  (liya  xal  vx^q  xdöag  rag.  XQoöd'sv  yvvatxag  t67/i4 
a^yxano  (17  Amla)  aöts  xal  trjv  ßovXr^v  xal  tov  dijiiov  tovg 
^^ikovrag  otxada  a6jca6o^ivovg  äsl  tcoxb  iadixBCd'ai  xal  xoiko 
jcal  ig  ta  dTHMöuc  vjcoiivijiiara  kgygatpsöd'ai.     Dio  LVII  12,  2. 

Sandern  Agrippioae  fuisse  consoetadiDem  infra  e  29  discimns. 

21 

Matretn  (Germanici  Caesaris)  AntODiam  non  apud  auctores  re-  7t8/»o 
mm,  non  diarna  actorum  scriptura  reperio  ullo  insigni  ofßcio  (in  fu- 
nere  filii)  faactam,  cum  sbper  Agrippinam  et  Drusum  et  Claudiom 
celeri  quoqae  conaangninei  nominatim  perscripti  sint.     Tacihis  ann. 
III  3. 

In  exignis  senatas  consnUi  illins  reliqniis,  quod  tum  in  honorem 
Germanici  factum  esse  supra  conmemoraui,  ipsum  Antoniae  matria 
Domen  casu  sematum  est. 

22 

' '  Kata  Sh  xov  xfiovov  tovrov  xal  öroa  nsyiözr^  iv  rji  'Pfi)f*5,  rihitt 
äneidri  ixsQOxkLvrig  iyivBtOy  d'avuaötov  dii  tiva  xQonov  oJo- 
^d^'  aQXixixxQv  yag  xig,  ov  xo  ovoiia  ovdelg  oldav  (x^  yag 
^av^taxonoUa  avxov  tpd'ovijifag  6  Tißs'gvog  ovx  initgsilfsv  avxo 
ig  rä  vxoiiviiiiaxa  igygatpijvai)  ....  ig  rijv  agxaCav  edgav 
dv&gdxotg  xs  TCoXkotg  xal  utixavijiiaiSLV  (oödfiavog  (avr^v) 
ixavijyayev.     Dio  LVII  21,  5.  6. 

Quae  nam  porticus  öroa  (leyt&tri  illa  fuerit,  id  ne  coniecturis 
qnidem  Dionis  interpretes  adsequi  stnduerunt.  fortasse  Liuiae  porti- 
cas  est,  de  qua  aide  Caninae  libmm  ^indioazione  topografica  di  Roma 
antica'  (1850)  p.  110.  res  autem  ipsa  e  narratinncularum  de  poötia 
pictoribus  sculptoribus  architectis  traditarum  numero  non  exiguo  esse 
mihi  uidetnr,  quarum  quam  dubia  sit  fides  muUi  obseruauerunt ,  ueluti 
Beckerus  (I  p.  608  ubi  de  Sauro  et  Batracho  architectis  loquilur), 
sed  nemo  inter  recentiores  elegantius  persecutus  est  quam  Lehrsias. 
simillima  exstat  de  Hadriani  imperatoris  erga  ApoIIodorum  architectum 
inuidia  narratio  apud  Dionem  LXIX  4*  itaque  nomen  architecti  qui 
porticum  illam  restaurauit  cum  re  uera  fortasse  nescio  qua  ex  caussa 
ignoraretur,  optime  id  Tiberii  inuidiae  tribui  posse  crediderunt.  ut 
ApoIIodorum  Hadrianus  ita  Tiberius  ignotum  illum  postea  etiam  inter- 
fecisse  a  Dione  traditur. 

23 

Kai  yag  sl  iv  anoogrixo)  xig  xal  ngog  Eva  dtskix^  xty  m/ts 
xal  xoiko  idrjiioöisvBV  (0  Tißigtog),  äöXB  xal  ig  xd  xoivd  ino- 
l/Lvrifkaxa  igygaq>B6^ai.    Dio  LVII  23,  2. 


604  R.  Hflbaer:  de  senfttiu  popoUifse  Romni  adb. 

E  faUis  ist»  relationibns  foerunt,  at  Dio  naml,  qni 
mente  captam  esse  argnerenl.    inde  etiam  faclom  est  at  de  rnüacna 
actoram  fide  malti  iniquius  iadicarent. 

24 

wftB  In  nostro  aeoo  actis  popoli  Romani  testatmn  Appio  lonio  et  F. 
Silio  COS.,  com  animadaerteretur  ex  causa  Neronis  Germanici  filii  ia 
Titium  Sabinum  et  seraitia  eius,  nnias  ex  bis  canem  uec  in  carcere 
abigi  potaisse  nee  a  corpore  recessisse  abiecti  in  gradibas  gemito- 
riis  maestos  edentem  ulalatus  magna  populi  Romani  corona,  ex  qua 
cum  quidam  ei  cibum  obiecisset  ad  os  defuncti  tulisse.  ionatanit 
idem-cadauere  in  Tiberim  abiecto  sustentare  conatus,  effasa  mntti- 
tudine  ad  spectandam  animalis  Gdem.   Plinius  n.  b.  VIII  40,  145. 

Canssa  illa  Neronis  Germanici  filii ,  ex  qua  Titius  Sabinus  capife 
damnatus  est,  Seiani  in  Germanici  uxorem  flliosque  perseculio  est 
(de  qua  aide  Tillemontium  Tib^re  art.  XVII,  XXII),  Sabini  ipsins 
damnatio  e  Taciti  in  historiarnm  quarto  narratione  notissima.  eandem 
rem  Dio  (LVIII 1,  3)  Sabine  ipsi  non  seruornm  eins  cuidam  aeeidisse 
narrat :  idelvcMte  d*  Inl  nliov  ro  itädvg  axrtov  xvcov  xig  rov  JSaßlvcv^ 
öwtgild'dv  TS  ütit^  ig  rb  oinfnia  xal  aito^avom  naQafulvttg  %al 
TÜiog  suxl  ig  tov  ntnafiov  awegnsctiv,  Plinii  antem  narratio  qnan- 
qnan  non  simplicior  est  tamen  ueri  similior  uidetnr. 

25 

'?M/s77         Quibusdam  (matronis)  absentium  maritonim  nomine  repndium 
TS4/I1  ipg^  ^Q^  Caesar)  misit  iussitque  in  acta  ita  referri.  Suetonin8Calig.36. 

26 

:  «00/47  Adlatas  est  (pboenix)  et  in  nrbem  Claudii  prineipia  cenanra^ 
anno  urbis  DCCC,  et  in  comitio  propositus,  quod  actis  testatnm  est, 
aed  quem  falsum  esse  nemo  dubitaret.   Plinius  n.  b.  X  2,  5. 

Claudium  imperatorem  anno  800/47  cum  L.  Vitellio  imperatoris 
'  patre  censorem  faisse  et  proximo  anno  lustrum  septuagesimum  primum 
celebrauisse  post  Eckbelium  (VI  p.  241  et  314)  omnium  adcuratissime 
Borgbesius  (^suir  ultima  serie  de^  censori'  in  actis  acad.  pontif.  arcbaeol. 
VII 1836  p.  236  et  241)  demonstrauit.  idem  quod  Plinius  sed  qua  est 
neglegentia  (neminem  enim  alium  auctorem  habuit)  paullo  aliter  Solinus 
33,  14  narrat:  Plautio  üaque  Sextio  et  P,  Apronio  cos,  Aegyptum 
phoenix  inuolauit ,  captusque  anno  DCCC  urhis  condiiae  iussu  Clou- 
da  principis  in  comitio  publicatus  est,  quod  gestum  praeter  cen^ 
suram  quae  manet  actis  etiam  urbis  continetur.  Plinius  enim  paullo 
ante  haec  narrauit:  Cornelius  Valerianus  phoenicem  deuolauisse  in 
Aegyptum  tradit  Q.  Plautio  Sex,  Papinio  cos,  pboenicem  igitnr 
Aegyptiacum  illum  anno  789/36  uisum  Solinus  falso  cum  Romano  anni 
800/47  confudit«   consules  quos  Solinus  nominat  nnnqnam  exstitemati 


B.  Hfibaer:  de  fleDafas  popnliqne  Romani  a«tif.  605 

unde  suo  iure  Salmasius  exerc.  Plio.  p.  390  b  P  haec  aidetur  obsernasse; 
^«orem  hanc  esse  Solioi  noai,  nomina  consulom  alia  pro  aliis  sub- 
stitnere.' 

27 

Nouas  etiam  commentas  est  (Claadias)  liUeras  tres  ac  namero  'Soo/'t'm' 
nelerum  quasi  maxime  necessarias  addidil.   de  quarum  ratione  cum    ^^^ 
priaatus  adhuc  uolumen  edidisset,  mox  princeps  non  difliculter  opti- 
nuit  ut  in  usu  qaoque  promiscuo  essent.    exstat  talis  scriptura  in 
plerisque  libris  ac  diurnis  titulisque  operum.   Saetonins  Ciaud.  41. 

Litterae  quas  Claudius  introduxit ,  ut  ponstat  Francisci  Bücbeleri 
disputatione,  qnae  de  Ti.  Claudio  Caesare  g^rammatico  inscribitur,  hae 
faerant:  J  dig'amma,  OC  antisigma,  f-  üoealis  inter  •'  et  u  media,  ai 
diphihongus.  libris  ac  diurnis  Rothins  seripsit  MeDimianum  credo 
secatns.  ex  eis  uero  emendationibus ,  quas  Bfichelerus  disputationia 
snae  p.  29  commemoranit  (Torrentii  libris  aclorutn  divrnorum,  MureH 
librts  actorum  diurnis^  Burmanni  ^i|bris^  actis  diurnis^  qnam  Sehmidtins 
quoque  p.  363  proposuit),  si  omnino  mutandnm  est,  Burmanni  innen- 
tnoi  sententia  et  litterarum  similitudine  ceteris  facile  praestat,  prae- 
sertim  cum  diurna  simpliciter,  quae  aliam  quoque  signiflcationem 
habebant,  ut  infra  eap.  Villi  ö  docebitur,  prp  actis  diurnis  ab  alio 
acriptore  anllo  dictum  sit.  eeteriim  BOchelerus  dissertationis  saae 
capite  qainto  et  sexto  litteras  istas  Clandianas  intra  annos  800/47  et 
807/54  taalnn  in  asu  fuisae  eaineere  studuit. 

28 

Et  pomerium  nrbis  auxit  (Claudias)  Caesar  more  priaeo,  qoo  ^/*^ 
üa  qui  protnlere  Imperium  etiam  terminos  urbis  propagare  datnr  .... 
qnoa  tum  Claudius  terminos  posuerit,  facile  cognitu  et  pabKeta  actis 
peracHptum.    Tacitus  ann.  XII  23  et  24. 

De  eis  niris  qui  pomerium  nrbis  dinersis  temporibas  anxerint 
nnperrime  atqne  omnium  adcnratissime  Henzenus  (bull.  1857  p.  8 — 14) 
dissernit,  cum  cippum  pomerii  terminalem  a  Vespasiano  et  Tito  po- 
situm  atque  eo  loco  ubi  antiquitus  steterat  inuentum  inlustraret.  Clau- 
dio Britannia  prouincia  imperio  adiecta ,  de  qua  anno  794/44  trinmpha- 
nit,  pomerii  promouendi  ins  dedit  (u.  Tillemontium  Claude  art.  XXI). 
cipporum  antem  terminalium,  quos  ad  nouos  pomerii  fines  desig- 
nandos  anno  802/49  posuit,  tria  exempla  eodem  titulo  ornata  supersunt 
(Or.  710),  de  quibus  Fea  (^frammenti  di  fasti'  p.  XL  s.)  uberius 
exposuit. 

29 
'Ev  xoLvä  xovg  ßovXoiiivovg  r^^mitfto  (^  ^Ayfftnutlvtf) '  xal  8M/19 
tovto  xal  ig  xa  vnoyivrniaxa  igsyQaq)tzo.   Dio  LX  33,  1. 

Meminit  eius  Agrippinae  consuetudinis  etiam  Tacitus,  qui  ann. 
Xill  18  tribunos  et  centuriones  eam  comiter  excepisse^  Neronem  uero 
ne  coeiu  saluiantium  freqnenlaretnr  cauisse  tradif. 

Jahrb.  f.  class.  Philol.  Sappl.  Bd.  lU.  Hft.  5.  41 


606  E.  HQbner:  de  senatas  popuHqne  Ronaiti  aetis. 

30 

Bie/&7  Nerone  itertini  L.  Pisone  cos.  pauca  memoria  digna  eoenere. 
nisi  cui  libeat  laudandis  fundamentis  et  trabibus,  quis  molem  amphi- 
theatri  apiid  campum  Martis  Caesar  exstruxerat,  aolumina  inplere. 
cum  ex  dignitate  populi  Romani  repertum  sit  res  inlastres  annalibns, 
lalia  diurnis  urbis  actis  roandare.   Tacitos  ann.  XIII  31. 

De  Neronis  amphitheatro  ligneo,  cains  deacriptionem  io  acHs 
Tacitos  legerat,  aide  Snetonii  nitam  Neronis  12  et  Becken  topogn- 
phiam  orbis  p.  681. 

31 

"'tii8/65'"  ^^°  nego ,  quotiens  patitur  res ,  percipiendum  gaudiam  ex  ac- 
cipientis  uoluntate.  sin  adinuari  illum  et  oportet  et  pudet,  si  quod 
praestamns  offendit  nisi  absconditur,  beneficium  in  acta  non  miuo. 
quidni?  ego  illi  non  sum  indicaturus  me  dedisse,  cum  inter  prima 
praecepta  et  maxime  necessaria  sit,  ne  unquam  exprobrem,  immo 
ne  admoneam  quidem.  haec  enim^eneficii  inter  duos  lex  est:  alter 
statim  obliuisci  debet  dati,  alter  accepti  nunquam.  Seneca  de  benef. 
II  10,  4  (Haase). 

Seneca e  nerba  beneßcium  in  acta  non  mitio  nihil  aliad  sifiii- 
ficare  possnnt  quam  '  beneflciam  non  pnblici  iuris  facio '.  itaqae  eiM 
si  acta  uocabulnm  aliud  quid  significare  possit  quam  acta  populi 
(fueruttt  autem  qui  de  Senecae  ipsius  codioe  accepU  et  expeasi  cogi- 
tarent),  tarnen  ut  hoc  loco  publica  acta  intellegantur  senteotiaron 
nexus  postulat.  inmerito  igitur  hoc  testimonium  actis  populi  abindi- 
eari  solet.  de'  beneftciis  libros  Seneca  ultimis  aitae  annis  scripsisse 
existimatur  (u.  Bährium  in  Paulyi  eneyciop.  VI  p.  1039);  obiit  auteia 
anno  818/S5. 

32 

*°*bi8M°*  Numquid  lam  nlla  repudio  erubescit  postqnam  inlastres  qua«* 
dam  et  nobiles  feminae  non  consulum  nnmero  sed  maritorum  annos 
suos  conputant,  et  exeunt  matrimonii  causa,  nubant  repndii?  tarn  dfo 
istuc  timebatur  quam  diu  raram  erat,  quia  uero  nnlla  sine  diaorlio 
acta  sunt,  quod  saepe  audiebant  facere  didicerunt.  Seneca  de  benef. 
III 16, 12. 

Ex  hisce  Senecae  uerbis  minime  consequitur,  quod  non  nollis 
uisum  est,  in  actis  omnia  matrimonia  diuortia  natiuitates  niortes  per- 
scripta  fuisse.  Senecam  enim  de  inlustribns  tantum  dinortiis  loqai 
manifestum  est.  diuortia  uero  eo  tempore  in  ipsa  domo  diaioa  qaam 
dicebant  ceterisque  familiis  inlustribus  sollemnia  fuisse  non  est  quod 
exemplis  demonstrari  oporteat. 

33 
ai9yis6        Diurna  populi  Romani  per  prouincias,  per  exercitos  caratto^ 
leguntur,  ut  noscatur  quid  Thrasea  non  fecerit.    Tacitus  aaD.XVISi« 


B.  Habner  c  de  senatas  popnliqoe  Ronani  actis.  607 

Verba  ex  ea  oratione  sunt  quam  Capito  Cossatianua  TigeUnii 
gener  boc  anno  in  senatu  babnit  ut  Paetum  Thraseam  maieslatis  renm 
faceret.  qaae  nero  Thraaea  non  fecerit  haec  sunt:  quod  senalu  egret- 
SWS  est  cum  de  Agrippina  referrelur  (ann.  XIV  12)9  guodgue  iuuena- 
lium  ludicro  (qaod  Nero  instituerat)  parum  speciabilem  operam  prae- 
buerat;  deiode  die  quoque^  quo  praetor  Antistius  ob  prohra  in  Nero-  ^ 

nem  conposiia  ad  mortem  damnabalur ,  mitiora  censuit  obUnuitque  ; 
ei  cum  deum  honores  Poppaeae  decemuntur  sponie  absens  funeri 
non  interfuerat  (XVI  21);  postremo  principio  anni  uiiare  eum  sol- 
lemne  iu$  iurandum^  nuncupationibus  uotorum  non  adesse  quamuis 
quindecimuirali  sacerdolio  praeditum^  nunquam  pro  saluie  principis 
aul  caelesti  uoce  inmoiauisse  . . . ,  triennio  non  introisse  curiam  (22) 
et  similia.  ceteram  nee  Capitonis  nee  Thraseae  nomina  gentilioia  a 
quoquam  definita  innenio.  Capito  Ateiis  potius  quam  Fonteiis  ad- 
Dumerandus  est,  Thraseam  utram  Valeriis,  quod  Lipsio  placnit,  an 
Fanniis  adscribant  baerent  interpretes. 

34 

Ex  Graeco  uero  translata  nel  Sallustii  pinrima  .  .  .  uel  Horatii  ^^s^S/of'''^ 
.  .  .  uel  Yergilii .  .  .,  etiam  uulgatum  actis  quoque  ^saucius  pectus'. 
Quinlilianus  IX  3,  17. 

De  asu  accusatiui  illius  quem  Graecum  dicere  consueuimus  (ut 
in  naXog  (tOQqyi^v  et  similibus)  uide  Reisigii  scbol.  gramm.  p.  689* 
Quintilianum  autem  eis  annis  quos  supra  adscripsi  institutiones  con- 
posuisse  communis  opinio  est  (uide  Bäbrium  in  Paulyi  encyclop.  VI 
p.  374). 

35 

'j^vtdviog  6i  tig  iv  FsgiiavCa  aif%(OV  wxxa  xoikov  xov  sm/^i 
XQovov  rm  ^ofiiriavä  iTcaviötri ,  6V  Aovxiog  Mal^ifiog  xcczij^ 
yGnftaaxo  %oX  xa&stXiv.  og  ixl  fihv  t^  v£xi]  ovdhv  [liya  altog 
ioxiv  i%awBt6^ai ..  .,  ort  d%  xa  y^dfiiiaxa^  oöa  iv  xotg  roti 
^AvxGivlov  xtßmxioig  svffi^^  xagä  ßQtxxv  x'qv  iavxov  dötpa- 
ksiav  jCQog  x6  (iriddva  i^  avxäv  övxotpavxri^vai  ^daavog 
ixavöev ,  ovx  6q(S  näg  Sv  avxov  a^log  vut^öaiiii.  6  de  z^o- 
fi^ixiavog  aq)OQiifig  ivxavd'av  evxoQijöag^  ixl  xäv  <p6vcjv  xal 
x(DV  ygafiiicixav  x^Q^S  oimijöag^  ovS*  av  stxoi  rtg  oCovg 
änixxsLVBv.  ovxio  yoQ  dr^  xal  avxog  iavxov  inl  xovx€o  xa- 
r/yvGi,  äöd'^  Iva  iiijäeiiia  iivi^iiri  xäv  d'avaxov^ivav  VTCokBir- 
qP'O^,  ixciXvad  awag  ig  xa  i;;ro/iti/if/itara  igyQaq^nvac,  ov  (irjv 
ovah  Jtegl  xäv  avaiQsd'dvxav  xy  ßovky  xt  iTtsöxeile  x.  t.  A, 
Die  LXVII  11,  1—3. 

Dionis  narratio  de  tumultu  moto  a  L.  Antonio  Satumino  (Anto- 
nium  simpliciter  Dio  Plutarcbus  u.  Aem.  Pauli  25  Aurelii  Victoris 
qaae  fertur  epitoma  11,  9,  Lucium  Suetonius  Domit  6,  Antonium 
Saturninum  Martialis  IV  1 1 ,  2  et  9  nominant)  Germaniae  superioria 

41  ♦ 


608  E.  Hflbiier:  de  Benatns  popoliqae  Romani  actie. 

praeside  a  Xiphiliao  et  in  excarptis  Valesiaois  seroala  est  ygififma 
illa,  tine  quibos  Domitiaoua  tot  oiros  inlereioit,  non  postalalioiies 
acriptae  oeqoe  acta  forensia  sant,  at  quibosdaan  Dioois  iaterpretibns 
placail,  sed  epiatolae  aliaeqne  scriptiones  io  Antonii  scrinüs  reperUe, 
qaas  Haximus  combori  iasserat,  ne  imperatori  persecutionum  ansan 
praeberent.  similiter  Seaerus,  at  Capitoliaus  o.  Albini  eap.  12  oarrat, 
com  apod  LogndDanm  Albinum  interfecisset,  staiim  litterat  rtquiri 
iussiij  ita  ui  mueniret  uei  ad  quos  tpse  scrtpsissei^  uel  qui  ad  em 
rescripsisseni;  omnesque  tlios  quorum  episiuias  reperit  hostes  iudi- 
cari  a  $enaiu  fecit^  nee  his  pepercii^  sed  et  ipsos  inieremii  et  bona 
eorum  proteripsit  aique  tn  aerarium  publicum  retulii,  aetait  igitor 
Domitianns,  qaod  Scbmidtias  p.  347  recte  obseruauit,  daniDatonuD 
oomina  in  actis  pnbllcari.  publicata  autem  interdom  damnatoram  oo- 
rnina  esse  ex  hisce  Dionis  LIX  18,  2  de  Caligula  nerbis  adparet:  mf 
Sh  V9CO  xov  Futöv  iMixat\>ri(ptcf^lvxnv  tie  ovoficera  i|rr/^fro,  &(S^^ 
tpoß(iV(iivov  avxov  fi^  dtccXd&axfiv,  vTtOfivi^fMttce  nee  senatns  acta 
sunt,  quoniam  ad  senatum  quidem  nihil  de  ea  re  Domitianus  retalit, 
neque  alia  cuiusuis  generis  acta.  L.  Blaximus  idem  uidetur  esse  can 
L.  Appio  Maximo  Norbano  {Appium  Norbanum  Victoris  epitoma  I. 
8.  8. .,  Norbanum  Martialis  IX  84  dicunt)  bis  consuie  confectore  beJU 
Germanici^  cuius  elogii  pars  in  titnlo  Orelliano  772  superest,  ui  Bor* 
ghesius  (de  aetate  luuenalis  p.  7)  coniecit ;  idem  fortasse  etiaoi  cao  L 
Appio  Maximo  Bithyniae  proconsule,  cui  Domitianus  epistulam  scripsU 
a  Plinio  epist.  ad  Trai.  58, 6  (66)  seruatam.  quibus  annis  coo^ol  faerit 
ignoratur.  quod  enim  Panuinio  credi  solet,  iterum  enm  anno  856/1U3 
consnlem  fuisse,  Borghesius  (ann.  inst.  arch.  1852  p-  13  et  19  cf« 
1844  p.  344  et  Or.  4915)  refutauit.  tempas  autem  belli  illios  Germa- 
nici  e  Traiani  et  Glabrionis  consnlatn  anni  844/91 ,  quem  Die  capite 
aaqaeBli  (12)  OMmorat ,  deftnitiir.  hoc  recte  monoeriinl  Picnis  inter- 
preUa  (apad  Staraian  VI  p.  586)  contra  Pagiam  et  TiüemoBtiaiD,  qoi 
neseio  quo  errore  boc  bellum  anno  841/88  adaigDavernat  nee  faven 
boe  ipso  anno  844/(^1 ,  sed  circa  id  tempas  (Iv  ih  tm  %1fova  fovrff 
11  >  6),  sine  jk^tias  panllo  ante  in  Germania  debeUaliiffl  est. 

36 
M6/bi  Demonstro  ergo ,  qoanquam  diligentiam  tuam  Togere  non  possit 
cum  Sit  in  publicfs  actis,  demonstro  tarnen  quo  magis  credas  iocon- 
dum  mihi  futurum,  si  factum  meum  caios  gratia  periculo  creoKtoo 
ingenio,  tuo  testimonio  ornaueris.  dederat  me  senatns  cum  Herennio 
Senecione  aduocatum  prouinciae  Baeticae  contra  Baebium  Msis^^ 
e.  q.  s.   Plinius  epist.  VII  33,  3. 

Verba  Plinii  sunt  e  notissima  epistula  Tacito  scripta,  qua  hisio- 
riarnm  eins  inmortalitatis  quam  auguratnr  partem  aliqoam  sibi  quoqae 
uindicare  stndet.  aduocatos  prouinciae  Baeticae  contra  BaebioAi  Bas- 
sam,  qui  eam  prouinciam  pro  consuie  credo  rexerat,  seoatus  ^^^^J*„ 
Herenniom  Senecionem,   quem  Domitianas  postea  ob  uitam  Heloidü 


E.  Hüboer:  de  senatas  populiqae  Romani  actis.  609 

Prisci  acriptam  capitali  poena  adfecit,  ut  Dto  LXVII  13,  2  Tacitus 
Agrlc.  2  et  45  Plinius  epist.  VII 19,  5  narrarunt,  et  Plinium  tarn  noo- 
dam  praefectam  aerarii ,  at  ex  epistulis  III  4,  2  et  4,  VI  29,  8  adpareL 
damnalo  Nassa  senatus  ut  bona  eius  publice  custodirentur  censuit. 
Senecio  iiero  cum  txplorassel  consuies  postulationibus  uacatvros  et 
cum  eo  Plinius  quanqnam  initio  inuitus  a  consulibus  ne  bona  di$sipare 
sinani  quorum  esse  in  custodia  debeant  rogant.  qua  re  conmotus 
cum  Massa  Senecionem  inpietatis  postularet,  horror  omnium;  Plinius 
aotem  uereor  inquit,  clarissimi  consules^  ne  mihi  Massa  silenlio  suo 
praeuaricationem  obiecerit^  quod  non  et  me  reum  postulauil.  haec 
fuit  illa  eius  contumacia  quam  inmortalitate  dignam  existimauit,  prae- 
sertim  cum  Nerua  tum  priuatus  ei  scripsisset,  gratulari  se  non  ei 
solnm  uerum  etiam  saeculo  cui  exemplum  simile  antiquis  conligisset. 
Schmidtius  p.  345  eumque  secutus  Zellius  p.  240  adn.  70  haec  non  in 
senatu,  sed  in  atrio  consulum  acta  esse  contendunt  propterea  quod 
Senecio  consules  postulationibus  uacaturos  explorasset.  sed  si  in 
consulum  domo  priuata  acta  essent,  nnde  quaeso  ille  Horror  omnium 
(33,  8)?  et  qua  ratione  de  Nerua  haec  praedicare  potuit  Plinius: 
nam  priuatus  quoque  adendebat  Ms  quae  rede  in  publico  fiereni 
(33,  9)?  falso  etiam  acta  publica  forensia  acta  esse  Walchius  ad 
Taciti  Agric.  p.  113  existimauit.  annus  quo  haec  agebantur  inde 
discitur  quod  Tacitus  (Agric.  45)  Massam  reum  fuisse  tradit  cum 
Agricola  diem  obiret,  id  est  anno  846/93.  quocum  conuenit  quod  Dio 
Senecionis  mortem  inter  gesta  anni  847/94  tradit  quodqne  Plinius 
Dondnm  aerario  praepositus  erat,  anno  enim  851/98  eum  praefeclum 
aerarii  fuisse  Tillemontii  ratiocinationi  (Domitien  art.  XVI)  creden- 
dnm  est. 

37 

Sed  quid  aingula  consector  et  colligo?  quasi  aero  aut  oratione  e&s/ioo 
conplecti  aat  memoria  consequi  possim ,  quae  uos,  patres  conscripti, 
ne  qua  interciperet  obliaio  et  in  publica  acta  mittenda  et  incidenda 
in  aere  censuistls.  ante  orationes  principum  taatum  eius  modi  genere 
munumentornm  mandari  aetemitati  solebant :  adclamationes  qoidem 
nostrae  parietibus  curiae  claodebantur.   Plinius  paneg.  75. 

Singula  illa  quae  Plinius  consectari  noiuit  hae  sunt  adclamatio- 
nes: o  te  felicem^  crede  nobis  crede  tibij  ut  sie  te  amarent  dii  quem 
ad  modum  tu  no«,  ut  no$  sie  amarent  dii  quo  modo  tu  (cap.  74). 
adcnrate  autem  Plinius  bis  uerbis,  ut  Schmidtius  p.  336  uidit,  dupli- 
cem  pnblicandi  rationem,  in  acta  mittendi  et  incidendi  in  aere  distinxit. 
hoc  ad  leges  et  senatus  consulta,  illud  ad  senatus  acta  et  adclamationes 
pertinet.  leges  et  senatus  consulta  posteris  prodebantur,  acta  in  uulgus 
exibant,  at  proxima  Plinii  uerba  declarant.  inde  a  Traiano  morem 
illuro  adclamationes  senatus  actis  publicis  inserendi  permansisse  ea 
quae  supra  de  senatus  actis  disputani  et  populi  actorum  testimonium 
quod  infra  posui  44  demonstrant.  ceterum  orationem  de  Traiano  impe- 
ratore  quae  panegyricus  dicitur  Plinias  anno  853/100  in  senatu  habuit. 


610  E.  Httbner:  de  senatus  popnliqae  Romani  actis. 

38 

*°854/ioi"        Tu  consuetudinem  seroa  nobisque  sie  rusticis  urbana  acta  per. 
Bcribe.    Plinias  epiat.  IX  15,  3. 

Epistulam  node  haec  nerba  aompta  sunt  Plioius  Pompeio  Falconi 
acripsit,  cuius  statua  titulo  bonorario  ornata  olim  in  foro  Traiano  ex- 
stabat,  titulna  (Or.  5451)  inferiore  parte  mutilus  nonc  in  mnseo  Vaticano 
adseruatur.  Pliniua  alia  epistula  (I  23)  eum  ut  inniorem  de  tribnaatas 
officiis  erudire  studet,  postea  (VII  22  cf.  IUI  27)  ab  eo  petit  nt  in 
Corneliom  Hinicianum  amicam  suum  tribunatum  militarem  coaferat. 
Falco,  ut  e  titalo  illo  diacitnr,  legioni  qnartae  Macedonicae  praefnit, 
atque  ut  Borgbesio  quidem  (de  L.  Burbuleio  p.  25)  uisum  est  ^  in  priaia 
Traiani  expeditione  Dacica  anni  854/101.  itaque  haec  Plinü  epistaU 
non  aliquot  annis  ante  scripta  esse  non  potest. 

39 

850/10»  Recitauit  (Nigrinus  tribunus  plebis)  capita  legum,  admonail  se> 
natus  consultoram.  in  line  dixit  petendum  ab  optimo  principe  nt, 
quia  leges,  quia  senatus  consulta  contemnerentur,  ipse  tanCia  uitüs 
mederetur.  pauci  dies ,  et  über  principis  seuerus  et  tarnen  modera- 
tus.   leges  ipsum ,  est  in  pubiicis  actis.    Plinius  epist.  V  13,  7.  8. 

Caussae  de  qua  agitur  in  bac  epistula  initium  quarta  eiusden 
libri  epistula  refert.  legati  Vicetinorum,  quibas  Tuscilius  Nominatus 
contra  Bellicium  SoUertem  (de  quo  uide  Henzeni  Orellinm  6912,  6936 
et  p.  521)  adftierat,  dixerunt  se  ab  eo  deceptos,  quanquam  ingentem 
pecnniam  ac()ßpisset.  Nominatus  in  senatu  ab  aliis  absoluitur,  ab  aliis 
damnatur.  itaque  Nigrinus,  de  quo  aliunde  mihi  quidem  nihil  notum 
est,  rem  ad  principem  deferendam  oenset.  libello  autem  illo  ad  sena- 
tum dato  principem  ne  aduocationes  praeuaricationesque  in  posterum 
uenirent  cauisse  existimo.  tempus  quo  haec  in  senatu  agebantur  inde 
deduci  potest,  quod  Afranius  Dexter  ut  consul  designatus  sententiaai 
tulisse  scribitur.  consulatum  eins  Panuinii  assedae  perperam  anao 
851/98  adsignaueruntr  anno  enim  859/106  eum  consulem  fuisse  Bor- 
ghesius  e  diplomate  militari  apud  Henzenum  6857  demonstrauit  in  ea 
dissertatione  quam  de  Vibio  Crispo  scripsit  (bull.  1846  p.  173). 

40 
"''So/1«r  'Officium  cras 

primo  sole  mihi  peragendum  in  ualle  Quirini.' 
quae  causa  officii?  *quid  qnaeris?  nubit  amicus 
nee  multos  adhibet.'   liceat  modo  uiuere,  fient, 
fient  ista  palam,  cupient  et  in  acta  referri. 
luuenalia  II  132 — 136. 

41 

Coniugium  in  multis  domibus  seruanit  adulter. 
quo  te  circumagas?  quae  prima  aut  ultima  ponas? 


K.  Hühner:  de  senatas  populiqae  Romani  actis.  611 

^Dollimi  ergo  meritom  est,  ingrate  ac  perfide,  nulium^ 
quod  tibi  filiolus  uel  filia  nascitar  ex  me? 
toUis  enim  et  libris  actorom  spargere  gaudea 
argumenta  uiri ....'. 
luneDalis  IX  80 — 86. 

Altenas  saturae  uerbis  in  acta  referri  aetas  scholiasta  annaiibus 
contineri  adscripsit ,  nonae  autem  /t6rts  actorum  haec :  propier  pro- 
fessionem  scilicei  qua  apud  aerarium  patres  natorum  deferebantur 
ßiiorum.  ita  enim  lahnius  e  codicibns'scripsit.  uerba  ultima  Salma- 
8108  ita:  notnina  natorum  deferebantj  Schreuelins:  deferebant  filio- 
rum  notnina  oorrexit.  atque  mihi  qnoque  corrupta  aidentur.  natorum 
enim  potius  nisi  fallor  quam  petrum  indicem  confectnm  esse  scholiasta 
indicare  uoluit.  itaque  duplex  archetypi  scriptura,  ut  frequentissime 
accidit,  a  librariis  confusa  uidetur.  scriptuga  enim  erat  et:  qua  aptid 
aerarium  natorum  deferebantur  [nomina]^  et:  qua  apud  aerarium 
patres  [nomina]  deferebant  filiorum;  sententia  utriusque  scripturae 
eadem  est.  spargere  gaudes  uerba  autem  scholiasta  sie  interpretatur: 
id  est  nominum  noticiem  deuulgare  contestatione  publica,  utroque 
loco  totins  enuntiati  uis  in  eo  posita  est,  ut  res  istae  de  quibus  agitur 
publice  et  coram  omnibus  fieri  indicentur,  quod  sensit  is  qui  ultimum 
scholium  scripsit.  atque  priore  loco ,  ubi  de  foedis  inlustrium  uirorum 
matrimoniis  agitur,  nemo  dubitabit  quin  populi  acta  intellegenda  sint, 
in  quibus  talia  diuulgata  esse  supra  uidimus.  altero  autem  loco  scho- 
liasta uetus  plerosque  interpretes  eo  perduxit,  ut  de  tabulis  publicis 
potius  apud  praefectum  aerarii  conseruatis  cogitarent.  natorum  uero 
nomina  initio  eam  tantum  ob  caussam  in  tabulis  publicis  adscribere 
mos  erat,  ut  inde  in  caussis  quas  dicebant  liberalibus  legitima  ingenui- 
tatis  testimonia  desumi  possent;  quod  nuper  Mommsenus  monuit  in  ann. 
inst.  arch.  1858  p.  184  adn.  5.  ceterum  uniuersa  eins  instituti  uis  ac  natura 
eis  quae  Eduardus  Huschkkis  in  libro  qui  est  de  censu  aeui  imperato- 
rum  p.  198  s.  adn.  445  et  Dirksenus  de  Script,  bist.  Aug.  p.  183 — 193 
indicauerunt  potius  quam  persecuti  sunt  nondum  ita  uti  oportebat  ex- 
plicata  est.  apud  Marquardtium  autem  praefectorum  aerarii  uix  mentio 
facta  est  (uide  II  3  p.  257  et  274).  at  uero  tabulas  illas  —  nam  tabula- 
rum  nomen  earum  proprium  fuisse  omnes  consentiunt  —  etiam  acta 
diel  potuisse  firmiter  negandum  censeo.  solet  hoc  eo  probari  testimonio 
quod  numero  43  signaui,  sed  quo  nihil  de  hac  re  probari  posse  infra 
docebitur.  uerum  etiam  si  acta  dici  potuissent,  ut  dici  non  potirerunt, 
tabulae  istae  eo  quidem  sensu  publicae  fuejrunt ,  ut  apud  praetorem  le* 
gitimornm  testimoniorum  uim  haberent,  nee  tamen  ita  ut  uelut  acta 
omnium  manibus  uersarentur.  hoc  autem,  ut  supra  dixi,  sententiarum 
nexus  postulat.  tenuioris  condicionis  homines  plerumque,  opinor,  natos 
apud  praefectum  aerarii  proflteri  contenti  erant,  opulentiores  siue  quo- 
rnm  ins  trium  natorum  adipisci  intererat  ut  filios  sibi  natos  esse  in 
actis  publicis  promulgaretur  curabant.  itaque  annaiibus  contineri  illud 
band  ita  inepte  a  scholiasta  adnotatum  est,  quandoquidem  etiam  acta 
qnodam  modo  annales  dici  potuerunt ,  quanquam  ab  antiquioribus  nun- 


612  B.  HAbnar:  de  fWMilas  popaliqne  Boomdi  meü». 

quam  ila  dicta  tant.  Borgbetina  in  diaaertalionB  de  aetale  lanentlifi 
diurnis  Arcadieia  anni  1847  ioaerta  e  duoboa  eonaulatiboa ,  qooniai 
po^ta  mentioneai  feeerit,  uidelicet  L.  Aeaiilii  lunei  XV  37  et  Fontei 
Ca*))itoDi8  XIII 17,  aatoras  iatas  circa  aDDam  880/137  acriplaa  esae  de« 
monstrauit.    de  secandae  et  nooae  tempore  certias  nihil  definiri  poCeat. 

Hib/^  Lndom  '^aemper  ingreaaoa  eat  (Gommodos)  et  qaotiena  ingrede- 
retttr  publicis  monumentis  indi  iuaait «...  habait  praeterea  moren  ot 
omnia  quae  tarpiter,  quae  inpure,  qnae  cmdeliter,  quae  gladiatorie, 
quae  lenonice  faceret  actia  urbig  indi  iuberet;  ut  Marii  Haximi  scripta 
leatantor.   Lampridiua  Comm.  11  et  15. 

De  Commodi  insano  rei  gladiatoriae  amore  Lampridias  nariis 
locis  ut  solet  et  inordinate  haece  retulit:  propter  {^Marciam  con- 
cubinam)  ei  ipse  Amazonico  habitu  in  arenam  Romanam  proeedere 
uoluit,  gladiatorum  etiam  cer tarnen  subiit  et  nomina  gladiaiorum 
recepit  eo  gaudio  quasi  acciperet  triumphalia.  secuntar  ea  nerba 
quae  aupra  adscripsi,  deinde  haec:  pugnasse  autem  dicitur  septin- 
gentiens  triciens  quinquU  ns;  et  cap.  15:  speclator  gladiatoria  sumpsit 
arma,  panno  purpuno  uudos  umeros  aduelans  (pro  spectaior  for< 
tasae  scribendum  eat  ieculor;  non  enim  arma  sumpsit  ad  explorandam 
aciem  tantum,  ut  de  Tito  in  Aurelii  Victoria  epitoma  10,  10  narratnr) 
.  .  .  Commodinnum  etiam  populutn  Romanum  dixit^  quo  saepisstme 
praesente  gladiator  pugnauit^  Romam  enfm  coloniam  Commodianam 
appellauit.  %ane  cum  Uli  saepe  pugnanii  ut  deo  populus  fauisset^ 
inrisum  se  credens  populum  Romanum  a  militibus  classiariis^  qni 
uela  ducebant,  in  amphitheatro  interimi  praeceperat  ....  appella/us 
est  sane  inter  cetera  triumphalia  nomina  etiam  sexcentiens  uiciens 
palus  primus  secutorum,  ludum  semper  ingressum  esse  Ckimmodum 
ne  Lampridium  quidem  scribere  potaisse  pro  certo  adfirmandum  est 
qua  re  Gasaubonns  lacobi  Lectii  simplicem  sane  correctionem  saepe 
commendauit.  sed  numerus  fortasse  interiit  quo  quotiens  Indnm  in- 
gressus  esset  indicabatur.  mirum  deinde  est  quod  quotiens  ladum, 
ubi  exercebantur  gladiatores ,  non  quotiens  arenam  ipsam  ingrederetur 
actis  indi  iusserit.  nisi  forte  maiorem  insaniae  gradum  existimare 
uelis,  quod  non  solum  quotiens  pugnaret  cum  gladiatoribns  sed  etiam 
quotiens  exerceretnr  cum  populo  communicarit. 

43 

ub/m  lam  illud  satis  constat  quod  (Gordianus)  Glium  iGordianam  no> 
mine  Antonini  signo  inlustrauit,  cum  apud  praefectum  aerarii  roore 
Romano  professus  filiuro  publicis  actis  eius  nomen  insereret.  Capi- 
tolinus  Gord.  tres  4. 

Haee  ai  recte  interpretantur,  Oordiannm  patrem  duaa  res  feciaae 
adparet :  et  fliium  more  Romano  apud  praefectam  aerarii  profeaaus 
eat,  et  nomen  filii  actia  publicis  inaerniL    itaqne  tabulas  praefectoram 


B.  Haboer:  de  senatiu  popaliqae  fiotttfti  aotis*  013 

aenirii  pnbliMs  atiam  acta  dici  potniase  ex  bia  narbia  oiioime  oonae« 
quitor.    Scbmidtiaa  p.  d&O  prorsaa  sioa  canasa  boc  loco  da  actia  au- 
^isirataojii  cogitaait.   neque  id  hia  aerbis  deraonstratar,  qnod  mallU 
placuit,  omninm  natoram  nomina  actis  publicis  inserta  esse.    Gordia- 
Doram  enim  domoa  iuxta  Augustam  tum  Romae  omniam  erat  splendi* 
diaaima.   naigatam  acriptaram  quae  est  Gordianum  nomine  Antonini 
ei  Signa  inlustrauit  Casaubonas  adeo  non  intellexit,  ut  satia  audacter 
pro  et  ugno  aerbia  aut  in  senatu  aut  et  censu  coniectaret,  utramqne 
param  probabiliter.  sed  et  aocabnlani  dod  est  in  codice  Palatino  oeram- 
qoe  interpretationem  Salmasins  inuenit:  filiam  cai  Gordiaoo,  ut  par 
eai,  nomen  erat,  pater  Antonini  cognomine  inlustrauit.   Signum  pro 
cognomine  dici  posse  iam  in  Forcellinii  lexico  adnotatur.   Yopiscna 
eoim  Anreliani  uitae  cap.  6  duos  tum  in  exercitu  Aurelianos  tribunoa 
fuisse  narrat:  Avic,  id  est  ei  qui  postea  imperator  factus  est,  Signum 
exercitus  adposuerat  ^manu  ad  ferrum'^  ut  $i  forte  quaererelur^ 
quis  Aurelianus  aliquid  fecisset  uel  gßssisset^  suggereretur  ^Aure- 
Hanus  manu  ad  ferrum*  atque  cognosceretur,    simile  quid  Tacitus 
ann.  I  23  refert  de  Lucilio  quodam  centurione ,  cui  militaribus  face- 
tiis  uocabulum  ^cedo  alter  am  ^  indiderant^  quia  fracta  uite  in  tergo 
mililis  alteram  clara  uoce  et  rursus  aliam  poscebat,    Vopisci  igitur 
Signum  adponere  idem  est  quod  Tacitus  uocabulum  indere  dixit.  inde 
tarnen  nondnm  sequitur  Signum  per  se  etiam  pro  cognomine  dici  potuiase. 
exstant  autem  praeterea  inscriptiones  tres  a  Forcellinio  et  Orellio  (ad 
2780)  indicatüe,  apud  Gruterum  631,  7,  Muratorium  1382,  8,  Fabrettium 
252, 42.  nominantur  in  bis  titulis  Lucilius  Metrobius  signo  Saprici(us) 
Stator  ciuitatis  Vienes  (Allobrogum) ,  deinde  Octauia  Felicitas  signo 
Leonti  et  Aur(^elius)  Felicissimus  signu  (sie)  Leontius ,  nbi  M uratoriua 
Oclaaiae  el  Aurelii  localis  in  columbario  leonis  Signum  adpictum  fuiaae 
salis  insulse  existiroauit.   apud  Fabrettium  denique  talis  si  dis  plaoet 
bexameter  legitur:   hie  iacet  Aufidia  Seuerina  signo  Ftorenti.  lituli 
omnea  genuini  aunt  omneaqua  aetate  inferiore,  hoc  est  aaeculo  aiue 
tertio  exeunte  sine  quarto  soripti.   hia  accedit  titnlus  Dianensis  a  Re- 
nierio  inter  inscriptiones  Africanas  (1777)  editus,  in  quo  ViruUius  Ui^ 
hsrus  quidam  signo  Concordius  nominatur.    itaqne  Lucilius  Metrobius 
signo  Saprici(us)y  Aurelius  Felicissimus  signo  Leontius ,  ViruUius  Hi- 
larus  signo  Concordius  ita  dicti  sunt  ut  in  titulis  Africanis  potissimum 
et  Christianorum  hominum  duo  saepius  nomina  qui  et  siue  qui  uocalur 
(n.  Maffei  M.  V.  288,  5)  atque  qui  et  uocilatus  est  (ann.  inst  arch. 
1857  p.  88)  nel  rarius  sttie  (Fabr.  144,  172.  Mur.  1267,  2)  uocabulia 
ooninnguntar.    atque  Octauia  Felicitas  uxor  erat  Aurelii  Felicissimi 
signo  Leonti  similiterque  Aufidia  Seuerina  Basilei  (ita  enim  nominatur) 
signo  Ftorenti.  re  uera  igitur  Signum  uocabulum  quarto  quidem  saeculo 
pro  cognomine  dicebatur.    nee  tarnen  pro  quouia  cognomine  dictum 
esse  uidetur,  sed  pro  eis  tantum  quae  singulis  bominibna  aliqua  ex 
eaussa  indita  pro  legitimia  perpetuisque  cognominibus  haberi  neqneunt. 
naqne  enim  Gordianorum  ullos,  ut  tituli  eorum  docent,  Antonini  cogno- 
mine propter  Caracallum  et  Elagabalum  peasimoa  imperatorea  onuii- 


614  B.  Hfllwer:  de  seoaCoB  popaliqae  Romtiii  aeCk. 

bas  inoiso  (aide  P.  Richteram  in  noao  mos.  Rhen.  YII  p.  44)  onqaan 
QSMs  est.  Gordianus  pater  io  Pii  et  Maret  divorom,  quos  aniee  diligebat, 
memoriafli  filio  si(piom  tantam  Antonini  indidit,  quod  Capitoliaas 
etiam  alio  loco  (Gord.  tun.  17)  luniam  Cordum  secatns  bis  oerbis 
refert:  primii  diebus  sui  natalis  (pro  qaibas  primts  diebus  po$i 
iuum  natalem  ael  similia  exspectaueris)  Anloninus  est  appeUatms^ 
mos  m  setiatu  Anionii  (ualgo  Anianini  legitor)  nomem  est  editmm^ 
uuigo  deinde  Gordianus  haberi  coepius.  errat  antein  Capitoliniis  si 
stirpis  eias  nobilitatem  infra  iode  euincere  stadet,  guod  Anionmanm 
cognomine  semper  est  nuncupatus^  quod  Antonium  ßlium  suum  tpse 
(Gordianus  alter)  signißcari  uoluit  in  senatu,  Gordianus  alter  aooo 
991/238,  quo  anno  patris  sui  Africae  proconsulis  legatus  erat  atque 
una  cum  patre  imperator  factus  est,  si  Gapitolino  (Gord.  tres  15)  fides 
est,  quadraginta  sex  annos  habuit.  natas  igitur  est  anno  945/192,  qoo 
anno  Commodns  obiit. 

.  44 
»7s/iat  Interest  retexere  orationem  qua  (Seuerus  Alexander)  nomen 
Antonini  et  Magni  delatum  sibi  a  senatu  recusauit.  quam  priusqnam 
referam  addam  adclamationes  senatus,  quibus  id  decretam  est,  ex 
actis  urbis  ante  diem  pridie  nonas  Martias.  cum  senatus  freqaens  in 
curiam ,  hoc  est  in  aedem  Concordiae  templumque  inauguratum  con- 
uenisset,  rogatusque  esset  Aurelius  Alexander  Caesar  Augustus  ut 
concineret,  ac  primo  recusasset,  quod  sciret  de  honoribns  sois  agen- 
dum,  deinde  postea  uenisset,  adclamatum :  Auguste  innocens ,  di  le 
seruent,  . ..  Aureli  Alexander  Auguste,  di  te  seruent.  Lampridias 
Seu.  Alex.  6 — 12. 

In  bis  nerbis  falso,  ut  opinor,  post  decretum  est  interpungi 
solet,  tta  ut  quae  secuntur  uerba  pro  simplici  tnscriptione  babeada 
sint.  Salmasius  autem  minus  apte  post  ex  actis  urbis  inlerpangi 
iussit.  concinere  uocabulum  Casaubono  merito  displicuit,  itaqiie  «I 
conueniret  scribere  proposuit.  quanquam  illud  in  Palatino  codice  exstat 
atque  a  Salmasio  defendilur,  multis  tarnen  Mommseni  ut  consideret 
coniectura  praeferenda  uidebitur. 

45 

ui?/inVt        Vsus  (sum)  . . .  actis  etiam  senatus  ac  populi.  Vopiscus  Prob. 2. 

Haec  sunt  actorum  reliquiae  deque  actis  testimonia  qnotquot 
repperi. 

Villi 
Vt  insoriptionum  antiquarum  editores  etiam  titalos  fabos  ael 
suspectos,  ne  cui  fraudem  faciant,  in  unum  quasi  corpus  colligere 
solent,  ita  mihi  quoque,  ne  diutius  de  actis  populi  quaestionem  inpe- 
dirent,  hoc  capite  ea  testimonia  conquirere  uisum  est,  quae  perperan 
actis  adscribuntur. 

1 
711/a^      '\)xag  voq  {iijSslg  öteQii&ijtfsö^ai  täv  a^X&v  tpoßtjd'sig, 
ort  xovg  im  tov  I^vXXov  q>ov€v6ennds  nvecg  6  Kaxmv  o  Mdif- 


E.  Habner:  de  senatns  popnliqae  Romani  tctis.  615 

xog  TttfiiBvtfag  aicritti^B  niv^^  o0€c  i%*  avtotg  slXijfpfffaVj  tjt- 
Tov  XLva  anoxteivi] ,  itgorjyogevaav  (6  ^Avrdviog  xal  i  Abtidoq) 
Ott  ovÖBva  avxäv  ig  rä  dTjfiotfta  ygäfificcta  igy(faq)Ovötv.  Dio 
XLVII  6,  4. 

z/ijfiotfia  /^afifiora  neque  acta  populi  sunt,  nt  non  oulli  eredi- 
derant,  nee  magistratuum ,  qood  Renssenua  p.  25  non  multam  abest 
quin  coniecerit,  sed  tabulae  publicae  populi  RomaniTliuibus  quaestor 
nomina  et  bona  proscriptorum  atque  eorum  qui  in  bona  illorum  suc- 
cederent  adnotabat.  tabulam  Sullae  luuenalis  dicit  sat.  II  28.  de- 
monstrant  hoc  Plntarchi  in  Catone  minore  cap.  17  nerba  quae  sunt: 
ovtasv  de  noXlav  oTg  JSvkXag  instvog  anoxriCvaaiv  avdqaq  in  ngo- 
yQcctpijg  yigag  Idarnsv  ava  (ivgiag  ÖiüxtUag  Sgaxficig^  . ..  Karoav  . . 
ngoöxakovfiEvog  ?9Uxatov  j^oi^ar  d'tjftoaiov  oQyvgiov  adinoig  i^htQott- 
TSV  afia  ^(la  nal  koyip  to  z^g  ngd^ea^g  avoatov  %al  nuQavofiov 
i^ovitdl^av, 

2 

Filiam  (luliam)  et  neptes  (luliam  et  Agrippinam)   ita  instituit  ^li/tl^ 
(Angustns),  ut  etiam    lanificio  adsuefaceret  netaretque   loqui  aut 
agere  quicquam  nisi  propalam  et  quod  in  diurnos  commentarios  re- 
ferretur.    Suetonins  Aug.  64. 

Dinrnos  istos  commentarios  Scbmidlius  et  Renssenos  (p.  27) 
acta  populi ,  Schlosserus  Lieberkühnius  Zellius  domus  Augustae  com- 
mentarios priuatos  fuisse  existimauerunt.  memorantur  commentarn 
et  acta  Tiberii  Caesaris  (acta  igitur  a  commentariis  diuersa  fuerunt) 
a  Suetonio  Domit.  20 ,  cmmmentarii  principales  a  Taoito  bist.  IV  40^ 
commentarii  Traiani  ab  ipso  Traiano  in  epistuia  Plinio  scripta  106 
(105),  Gallieni  ephemeris  a  Palfurio  Sura  conposita  a  Trebellio  PoU 
lione  Gall.  duo  18,  Aureliani  ephemerides  ^  qui  libri  lintei  fuerunt 
tu  guibus  ipse  quotidiana  sua  scribi  praeceperat  ^  a  Vopisco  Anrel.  1, 
ephemeris  denique  Turduli  Gallicani  a  Vopisco  Prob.  2.  itaque  cum 
acta  in  quadraginta  quinqne  testimoniis  quae  snpra  coUegi  nunquam 
commentarii  dicti  sint,  etiam  boc  loco  siue  Augusti  ipsius  siue  totius 
domus  Augustae  ephemeridem  quandam  indicari  probabilius  uisum  est. 

3 
''Enei  XB  TCoXla  xmv  di]fio0imv  yga^Lftaxav  xa  (ikv  xal  '*«/'• 
navxBkwg  ä^oXciXsi.,   xa  dh  i^xrika  yovv  vico  xov  xqovov 
kfByovBi,^  XQBlg  ßovXBvxal  nQ0B%Bi,Qla^6av  m6XB  xa  xa  ovxa 
ixygäifaöd'ai  xal  xä  Xomä  dva^fix^^öai.  Dio  LVII 16, 2. 

Tiberius  non  acta  populi  colligi  iussit  sed  leges  senatus  consulla 
plebi  scita,  ut.dixi  in  dfssertatione  de  annalibus  maximis  p.  404;  quod 
posi  Capitolii  incendinm  tterum  Vespasianns  feeit,  ut  Soetonius  aitae 
Vesp.  8narrat:  aerearum  tabularum  tria  milia  resHiuenda  iuscepii 
undique  inuestigatis  exemplaribuz:  insirumentum  imperii  putcherri^ 
mum  ac  ueiustissitnum^  quo  continebaniur  paene  ab  esOrdio  urbif 
tenatus  cönsulia  plebi  scita  de  iocietaie  et  foedere  ac  priuüegio  cui- 


616  E.  Hilbnar:  de  senatas  populiqae  Romau  actis. 

cunque  couee$sis.  ReDssenus  uero  Dionis  uerba  de  actis  interprelalas 
inde  Tiberii  iassu  *  acta  qaae  fasa  eztricata  qnee  perieraot  reslaarata 
eMe'  (p.  77)  sibi  persnasit. 

4 
^^/*»        Com  C.  Pompeios  Gallus  et  Q.  Veranfus  urbis  conditae  aooo 
DCCCI  fuerint  consules,  consulatu  eorum  olympias   GGVII  actis 
publicis  adnotata  est.   Solinus  I  29. 

Cum  nihil  de  hac  re  apud  Pliniam  inuenietar,  unde  Solinos  baec 
sumpserit  per  se  satis  memorabilia ,  Claudii  tempore  in  actis  urbis 
Graecam  ennoram  conpatandorum  rationem  adnotatam  foisse,  nescilar. 
itaqae  priusquam  aliunde  etiam  talia  fieri  potnisse  constiterit,  de  hoc 
testimonio  dubitare  tutias  erit. 

5 
^""So/ni^  Verberat  (matrona)  atque  obiter  faciem  iinit,  andit  amicas 

aul  latum  pictae  uestis  considerat  aurum 
et  caedit,  long!  relegit  transuersa  diarni 
et  caedit,  donec  lassis  caedentibus  *exi' 
intonet  horrendum  iam  cognitione  peracta. 
luuenalis  VI  481 — 485. 

Scholiasta  actus  longi  diurni  iransuer$a  (Ribbeckias  in  laaeoale 
suo  transacla  scripsit  Codices  interpolatos  secutns)  relegit  nerba  ila 
interpretatur :  raft'ocinium  diurnum  accipit  in  transuersa  Charta  scrip- 
tum, haec  interpretatio  omni  ex  parte  satis  facit,  neqne  uilam  uideo 
canssam  cur  cum  Scbmidtio  p.  354  aliisqne  Ifingum  diurnum  illud  acta 
populi  fuisse  matronasqne  Romanas  ea  ut  nos  fere  ephemerides  diumaque 
mane  inter  uestiendum  et  ornandnm  legisse  animum  inducamus.  cete- 
rnm  transuersa  Charta  scribere  quid  sit  ea  nos  docent  quae  de  Caesare 
Saetonius  narrat  uitae  eins  cap.  56,  epistulas  quoque  eins  ad  senatum 
exstare^  quas  primus  uideatur  ad  paginas  et  formam  memoriaJis  liheUi 
conuertisse ,  cum  antea  consufes  et  duces  non  nisi  transuersa  Charta 
scriptas  mitterent. 

6 
914/161        Commodum  antem  Marcus  Antoninum  appellauit  atqae  ita  in 
*pub]icas  edidit  ^diem  natalis  sni.   Lanpridius  Diadurf.  6. 

Haec  ita  nt  scripsi  in  Palatino  codice  leguntur.  atqae  diem 
natalis  sui  uerba  ferri  non  posse ,  cum  non  de  Marci  ipsius  sioe 
nomine  sine  nalali  quaereretnr,  Casaubonuset  Gruterus  perspexerqnt, 
qaoram  iUe  die  natalis  eius  scribi  uoluit.  deinde  tu  publicas  scrip- 
turam  Graterus  Salmasiusqne  defendunt,  ita  ut  siue  tabulas  siae 
Chartas  uocabalom  suppleatar;  quod  tarn  facile  suppleri  posse  nego. 
Casaabonas  in  publicum  uulgatam  lectionem  seruauit.  et  in  pubU- 
cum  edere  per  se  quidem  tarn  bene  dici  potuit  ut  Nepos  in  Datame 
6)  4  in  uulgus  edere  dixit.  sed  Palatini  scriptara  conlatis  actoram 
testimoniis  quae  sapra  attuli  16  (ubi  de  Tiberii  natali  sie  enim  in 


E.  Rfibner:  de  senatus  populiqne  Romani  actis.  617 

fa$to$  aciaque  in  publica  relaium  est  scribitar)  et  44  (onde  Gor- 
diannm  filii  nomen  publicis  actis  inseruisse  discimus)  in  publica  acta 
corrigere  magis  snadet.  sed  baec  incerta  maneot  donec  de  librornm 
maoa  acriptorom  fide  omni  ex  parte  constabit. 

Fecil  (Seuerus  Alexander)  Romae  curatores  urbis  quattuorde-  "^^J^^f*^ 
Clin,  sed  ex  consulibus  uiros,  quos  aadire  negotia  iirbana  cum  prae- 
fecto  urbis  iussit,  ita  ut  omnes  aut  magna  pars  adessent  cam  acta 
fierent.   Lampridius  Seu.  Alex.  33* 

Negotia  urbana ,  qaae  cum  praefecto  urbis  curatores  isti  pro  sua 
quisque  opinor  urbis  regione  audire  debebant,  acta  bic  oon  populi 
acta  esse  demonstrant,  quod  Renssenus  p.  51  cum  aliis  credidit,  sed 
acta  iudiciorum  forensia.  ex  consulibus  uiros  Salmasius  e  Palatino, 
(|ui  f.  c.  ueros  habet,  restituit  pro  ea  quam  Casaubonus  e  Regio  de- 
derat  ex  consularibns  lectione.  ceterum  de  curatoribus  istis  uide 
Marquardtium  II  2  p.  269. 

8 

Dein  Taurum  ex  praefecto  praetorio  in  exilium  exegere  Ver*  ii<4/s«i 
cellom,  cuius  factum  apud  iudices  iustorum  inlustorumque  distincto- 
res  uideri  potuit  ueniae  plennm.  quid  enim  deliquit,  si  ortum  turbi- 
nem  ueritus  ad  tutelam  principis  sui  confugft?  et  acta  super  eogesta 
non  sine  magno  legebantur  horrore,  cum  id  uoluminis  publici  conti- 
neret  exordium:  consulatu  Tauri  et  Florentii,  inducto  sub  praecoui- 
bus'Tauro.    Ammianus  Marcellinus  XXII  3,  4* 

Reete  omnes  fere  Ammiani  interpretes  neluti  Lindenbrogtus  Wag- 
nenis  et  cum  eis  Sehlosserus  Rewricum  Valesium  seenti  nolomen  illnd 
publicum,  quod  acta  super  Tauro  gesta  continebat,  non  acta  publica 
sed  acta  iudicii  esse  perspexerunt.  Zellius  autem  (p.  38)  acta  populi 
esse  contendit:  in  ea  enim  tantnm  qoadrare,  quod  Ammianus  exordium 
illud  non  sine  magno  borrore  lectum  esse  diceret.  baec  recte  se  ha- 
bent,  si  de  prtmo  uel  allero  post  Christum  saeoulo  sermo  est.  sub 
qnarti  autem  finem  et  exstitisse  iudiciorum  acta  et  lecta  esse  nemo  in- 
fitias  ibit. 

Verbo  denique  monendnm  est,  quod  Schmidtfus  (p.  307  et  349) 
etiam  nbi  annales  a  scriptoribus  historiae  Angustae  testes  proferrentur 
acta  populi  intellegi  uolnit.  Capitolinus  enim  Macrini  uitae  cap.  3  de 
ipso  quae  in  annales  relafa  sunt  proferam^  et  Lampridius  Seneri 
Alexandri  cap.  57  haec  nos  et  in  annalibus  et  apud  multos  reperimus 
dixernnt  quod  enim  idem  cap.  1  de  Elagabalo  scripsit  eins  nomen 
ex  annalibus  senatus  auctoritate  erasum  esse,  hoc  ad  faslos  pertinere 
manifestum  est.  duobus  uero  reliquis  locis  annales  istes  imperatorum 
uilas  esse  annalium  forma  conscriptas  iam  in  disserCalione  de  annalibus 
maximis  p.  423  dixi. 

Quaecunque  igitur  ex  eis  testimoniis  quae  hoc  capite  eonposni 


618  E.  Habser:  de  fenalas  popoliqaa  Roaaai  «elif. 

de  actis  popoli  io  miiaersani  eoDcladere  aoloerant  oiri  doeli  (atqae 
■OB  paac«  profecto  iode  concludi  posse  sibi  peraaaseninl),  ea  omaii 
postquam  tealimonia  ipsa  ad  acta  non  pertiDere  deaoDstraoi  seonoai 
refatare  saperaedi. 

Postremo  etiam  commeaioraoda  est  actoraaa  imitatio,  quam  io 
Petronii  libro  cap.  53  Trimalchionia  actuarina  tanquam  urbis  acta  re- 
citat;  VII  kaL  Sexiäa  m  praedio  Cutnano^  quod  est  Trimakkumü, 
nait  sunt  pueri  XXX  pueliae  XL;  sublata  in  horreum  ex  arta  Irüici 
mäia  modium  guingenia ;  boue$  domiii  quingenti.  eodem  die  Mühri- 
dalet  seruus  in  crucem  actus  est  quia  Gai  nostri  genio  male  dixerai. 
eodem  die  in  arcam  relatum  est  quod  conlocari  non  potuit  sestertims 
centie$u.  eodem  die  incendium  factum  est  in  horiis  Pompeianis^  or- 
tum  ex  aedibus  Nastae  uüici,  de  actoruBi  popoli  forma  noni  oon  mal* 
tarn  inde  discitar,  nisi  obsernatu  dii^nam  iodicaaeria  quod  siagalie 
res  sub  singuloram  diemm  inscriptionibas  (VU  kai.  Sextiies  (erqae 
repetitunn  eodem  die)  refernntor. 

X 

Postquam  de  actoram  orig^ine  supra  iam  dispatatum  est,  reslitat 
hoc  capite  qaidquid  sciri  posstt  de  noraine  actorum,  de  eis  rebas  qius 
continaerint,  de  forma  qua  confleri  et  publicarl  solita  sint,  deniqae  de 
tempore  quo  publicari  desierint  quam  breuissime  exponatnr. 
NoBiM         1   Atque  Saetonius  eo  loco  ubi  a  Caesare  institula  esse  Iradidit 
populi  diurna  acta  {l) ^  Plinius  acta  populi  Romani(2i),  aetapo- 
puli  Vopiscus  (45)  dixernnt.    frequentius  acta  publica  ut  a  Saeronio 
(16),  siue  publica  acta  at  a  Tacito  (28)  Plinio  Secnndo  (36,  37,  39) 
Capitolioo  (43)  nominantar ,  qnibaa  Dionis  ir^ocia  vnofiv^iuno  (20) 
sine  %owa  vnofiviifutta  (23)  respondent.   Tacitus  semel  diurna  populi 
Romani  (33)  dixit  idemque,  ot  solet  paullo  liberiore  dicendi  genere 
delectari,  diurna  urbis  acta  (30)  atque  diurnam  actorum  scripluram 
(21),  Suetonius  si  codicibus  fides  est  etiam  simplicins  diurna  (27). 
acta  urbana  (9)  siue  rertint  urbanarum  acta  (13)  apud  CiceroDeDi 
aimtliter  apud  Plininm  urbana  acta(ßS)  etLampridium  acta  urbis  (^ 
44)  inueniuntur.   longe  autem  frequentissime,  hoc  est  niciens  qui"- 
quiens,  acta  simpliciter  dicuntur,  ut  a  Cicerone  (10,  12,  14,  Io)  ^^^^^ 
(2,  26)  Snetonio  (19,  25)  Asconio  (4,  5,  6)  Seneca  philosopho  (31, 
32)  Quiatiliano  (34)  luuenale  (40,  41  ubi  libros  actorum  scn>iU 
Graece  Dioni  vjrofAi/rJi»«!«  (11,  17,  22,  29,  35);  a  Plinio  (8)  et  Ascosio 
(3)  eins  anni^  ab  eodem  Asconio  totius  illius  temporis  (7)  et  aPIinio 
temporum  diui  Augusli  (18)  uerba  adduntur.    itaque  praeter  acta  siD* 
plicem  necessariarnque  denominationem  re  uera  ouUum  eis  faisse  pro- 
prium titulom  adparet.   sed  ubi  senatus  actis  opponuntur,  popu'i  ^'"^ 
populi  Romani ,  ubi  exteri  Romam  scribunt  urbana  siue  urbis  sine  re- 
rum  urbanarum  acta  nuncupantnr.    si  quis  maiorem  in  eis  qo^ni  reih 
quis  eius  modi  scriptionibus  auctoritatem  inesse  significare  oolnit,  pu- 
blica appellare  potuit.  diurna  ea  fuisse  uix  addere  opus  erat.  Tacitus 


B.  Hflbner:  de  senatus  populiqde  Romani  aetia.  619 

certe,  qao  esse  solet  anpercilio,  minntias  eorum  atqae  potidam  infima- 
ram  rerum  enarrandarnm  diligentiam  non  sine.superba  contemptione 
hoc  epitheto  aidetur  indioasae.  haec  autem  omnia,  et  publica  ea  fuiaae 
«t  diarna  et  res  urbanas  praecipue  continuisse,  lectoribaa  Romanis 
lam  nota  erant,  ut  plernmqae  acta  simpliciter  appellarentur. 

2  Si  ea  testimonia  exceperis  io  quibus  acta  nominantar  solum  ArfBrnnu 
(1, 10, 12, 13, 38,45),  eaque  qoae'de  dicendi  scribendiae  ratione  in  actis 
obsernata  agunt  (34,  27),  in  reliquis  triginta  Septem  tria  argnmento- 
rum  genera  distinguere  licet,  aut  enim  ad  rem  publicam  spectant,  aai 
ad  domam  Augostam,  aut  res  urbanas  quasdam  memorabiles  tradunt. 
pleraqne  ad  rem  publicam  spectant,  uideiicet,  ut  paucis  repetam,  L. 
Nouii  tribuni  plebis  de  appeliatione  aduersns  praetorem  sententia  dicta 
(3),  P.  Valerii  Triarii  adnersus  H.  Scaurum  apnd  M.  Catonem  praeto* 
rem  repetundarum  postulatio  (4),  C,  Sallustii  et  Q.  Pompei  (6),  deinde 
T.  Hnnatii  tribnnorum  plebis  contiones  (7) ,  M.  Lepidi  ad  M.  Antonium 
defectio  (14),  pomerii  per  Glaudium  imperatorem  propagatio  (28) ,  in- 
lustrium  denique  uirorum  supplicia  (35).  ex  actis  senatus  in  populi 
acta  translata  uidentur  haece:  senatus  consuitum  contra  P.  Clodium 
factum  (7),  Curionis  in  differenda  prouinciarum  prorogatione  constan- 
tia  (9) ,  Baebii  Nassae  per  Senecionem  et  Piinium  prouinciae  Baeticae 
adnocatos  accusatio  (36),  adclamationes  senatus  Traiano  factae  (37), 
Traiani  imperatoris  de  officiis  aduocatorum  qui  prouincialibns  adsint 
libellns  (39),  Seueri  Alexandri  oratio  in  senatu  habita  et  adclamatio- 
nes quae  eam  insecutae  sunt  (44).  domum  Angnstam  uero,  qnae  ab 
ipsa  re  publica  pro  temporum  illorum  condicione  quasi  non  dinersa 
haberi  solebat,  respiciunt  haece:  regiae  potestatis  nomen  a  Caesarere- 
pudiatum  (U,  nisi  hoc  ad  ipsam  rem  publicam  spectare  malueris),  Ti- 
berii  (16)  Drusi  (17)  Caligulae  (19)  Gordiani  (43)  natales ,  Germanici 
fonus  (21),  luUae  Augustae  (20)  et  Agrippinae  Germanici  (29)  saluta- 
tiones,  Commodi  denique  palmae  in  arena  reportatae  (43).  quid  igitur 
mimm  quod  Cicero  in  re  publica  quid  agatur  ex  actis  potissimum 
disci  scribit  (l5),  quodque  curatius  acta  legebanlur,  ut  quid  Thrasea 
non  fecisset  nosceretur  (33)?  haec  igitur  niginti  tria  testimonia  sine 
ad  rem  publicam  siue  ad  domum  Augustam  pertinent ;  reliqua  quattuor- 
decim  memorabilia  uaria  quae  in  urbe  accidebant  referunt.  scilicet  eins 
modi  sunt  Felicis  aurigae  funus  atque  unius  e  fautoribus  eins  mors  in- 
prouisa  (2),  Hilonis  ad  flaminem  Lanuuii  prodendum  profectio,  quae 
profectio  cum  eis  rebus  quae  tum  in  re  publica  agebantur  artissime 
coniuncta  erat  (5),  porticus  conlapsa  atque  restaurata  (22),  amphithea- 
trum  ligneum  a  Nerone  in  campo  exstructum  (30).  accedunt  res  pro- 
digiosae  siue  etiam  prodigia  proprie  dicta  (quibus  mortem  quoque  in- 
auditam  quae  in  Fdlicis  aurigae  funere  accidit  adnumerare  possis), 
neiuti  lateribus  coctis  pluuisse  (8) ,  G.  Crispinii  Hilari  sacrificium  Ca- 
pitolinum  (18),  fidelitatis  caninae  exemplum  (24),  phoenicis  aduentua 
(26).  ad  urbem  itidem  spectant  falsi  rumores  a  Tiberio  callide^inul- 
gati  (23),  inlustribus  matronis  maritorum  nomine  a  Gaio  Caesare  repu- 
dia  missa  (25),  reliqua  in  familiis  inlustribus  matrimonia  diuortia  nati- 


620  E.  Habner:  de  senatus  populique  Romani  actis. 

iiitate»  (32,40,41),  beneficia  denique  a  poteationbns  homtBibosin 
tenaiores  conlata  (31). 

Quae  cnm  ita  sint,  qno  nam  consilio  Caeaar  poputi  diaroi  aeU 
coBfleri  pnblicariqoe  iasserit  quasi  spoole  adparet.    enim  vero  aatiqu 
illa  consuelodo  a  maioribus  tradita  pauca  taDlam  eorum,  qaae  seire 
popoH  interesset,  pablicaadi  atque  ita  qaidem  publica odi,  ut  le^m 
aenatusoe  consoltorum  exii^ua  pars  aeri  incideretnr,  alia  uolominibBs 
tantttoi  perseriberentur ,  reliqua  sicut  etiam  cuiusnis  generis  edicU  ta- 
bnlis  dealbalis  siue  aediflciorum  parieübus  adpingerenlor,  iam  non  si- 
tis  fecisse  nidetur,  postquam  eines  Romani  per  totnm  fere^orbein  (er- 
rarum  dispersi  niuere  coepernnt.   hao  publicandi  ratiooe  res  ^aoissi- 
mae  sero  atque  in  pancornm  notitiam  peruenemni.    talinm  igilor  re- 
rnm ,  hoc  est  omnium  fere  quae  in  urbe  publice  ag-erentur  memoriim 
acta  populi  eonseruabant.   hoc  tarnen  non  ita  intellegendum  est,  qvasi 
fmperatores  magistratusque  pnblici  actis  illis  at  edictis  pablicis  asi 
quid  fleri  iuberent  quaeue  senalns  censeret  magistratusqae  decernereot 
cum  populo  coDimunicauerint.   nara  tali  opinioni  praeter  alia  non  paoca 
ipsum  nomen  actornm  obstat,    immo  acta  semper  relatipnis  potias  bis- 
toricae  quam  edictonim  publicornm  naluram  conseruasse  pataoda  soot 
sed  illud  omnium  grauissimum  est,  quod  etiam  qnaecunque  de  re  pu- 
blica sine  de  domo  Augusta  narrantur,  omnia  ad  arbem  ipsam  perti- 
nent,  bellorum  contra  aliarumque  rerum  exterarum  nnsquam  in  actis 
raenlio  facta   est.    ita  nt  qui  rerum  urbanarum  acta  siue  acta  arbana 
nocarunt  propriam  eorum  naturam  indicasse  uideantar.  etanim  com  re- 
bus urbanis  istis  quae  in  actia  narrantur  chronica  illa  urbis  Romae, 
quae  sub  nomine  catalogi  imperatorum  Yindobonensis  (a  Momraseno  ia 
commentationibus  soc.  Saxon.  TI  p.  645  ss.  editi)  nota  sunt,  apte  eoo- 
parari  possunt.    atque  etiam  diiras  Hieronymus  in  Ensebii  chronicorosi 
versione  Latina  similis  argumenti  conplora  sernauit,  qoae  Hommseaiis 
1.  s.  8.  p.  6^1  SS.  conposoit.  sed  in  cbronicis  islis  magis  etiam  qaam  ia 
actis  eae  tantum  res  referuntur,   quae  ad  infimae  plebis  coadieiooeai 
pertinebant.   ceternm  Antiochiae  qnoque  atque  fortasse  etiam  Rieroso* 
lymis  similes  rerum  urbanarum  historias  fuisse  nescio  an  ex  eis  coai- 
cere  liceat,  quae  Hieronymnm  ex  eius  modi  scriptionibus  suaipsisse 
Mommsenus  eodem  loco  p.  680  indicauit    utrum  in  aliis  quoqoe  nr- 
bibus,   et  Graecis  quidem  potissimum,   nrbici  illius  generis  bisloriae 
exstiterint  necne,  id  nisi  singulari  quaestione  instituta,  qnae  lon^  ^^ 
ireque  adflrmari  potest  nee  negari.   ab  annalibus  maximis  auUmicU 
populi  cum  aliis  rebus  tum  maxime  eo  difTerunt,  quod  ilH  etian  ext«- 
ras  res  omnes,  hae  nrbanas  tantnm  tradebant.   deinde  quod  imperatore5 
actis  interdum  eo  consilio  abusos  esse  uidimns,  ut  minus  uera  in  nnlgns 
exire  facerent,  id  non  inpedit  quo  minus  in  uniuersum  fidemeoron  incor- 
ruplam  auctoritatemque  grauissimam  fuisse  persuasum  habeamos.  see 
quod  altioris  ingenii  uiros  ueluti  Tacitum  leuidensia  illa,  quae  pra<;ter 
cetera  etiam  in  actis  perscripta  fuisse  reliquiae  ipsae  docenl^  qoB^'  '^ 
digna  annalinra  populi  Romani  grauitate. atque  iuRmae  plebecolae  de* 
fltinata  aspernatos  esse  reperimus ,  inde  ut  a  nobis  etiam  spernaDlor 


E.  Habner:  de  senatus  popaliqae  RomaDi  acUs.  621 

nlla  caoMa  est.  acta  aatem  cnm  a  scribendi  diligentia  exigoam  fortasae 
commendationein  haberent ,  qnippe  quibus  res  gestae  quam  brenissime 
et  quam  celerrime  cum  popnlo  commonicandae  essent,  non  at  libri  his- 
torici  a  maltis  iteram  atqne  iterum  legebantur,  sed  post  exigaum  tem- 
poris  spatiam  oblialoae  obrata  postea  ab  eis  tantam  eaolaebantnr ,  qui 
temporum  illornm  bistoriam  conscribere  sibi  proposnerant.  ita  factom 
est  Dt  tarn  exiguae  tantum  eorum  reliquiae  bodie  supersint.  mnlto  tarnen 
saepius  quam  diserte  indicatar  scriptores  Romanos  ex  actis  bansisse 
consentaneum  est.  postquam  enim  senatus  acta  publicari  desiernnt, 
graaissimi  pooderis  non  pauca  alinnde  quam  e  populi  actis  cognosci 
omnino  non  potoernnt. 

3  Cai  nam  actorum  conficiendornm  publicandornmque  curara  im-pouteMdOTttm 
peralores  demandauerint  prorsus  ignoratur.  ut  magistratai  alieui  eam  '*^'° 
potius  demandatam  fuisse  stataamus  quam  domus  Augustae  seruo  über- 
töne origo  actorum  populi  cum  senatus  actorum  artissime  coniuneta 
uidetur  quasi  postulare.  qnalis  uero  magistratus  ille  fuerit  cum  neqne 
ab  uilo  scriptore  traditnm  sit  nee  coniectando  definiri  possit,  quin  per- 
multi  magistratus  sunt  quibus  talem  curam  non  inepte  attribueris,  si 
qnis  acta  populi  sub  magistratus  alicuius  auspiciis  confecta  esse  omnino 
negauerit,  equidem  non  pertinacius  contra  dicam.  de  praefeoto  urbis 
sine  de  regionum  urbanarum  curatoribus  cogitanerunt  qui  testimonium 
illnd  quod  supra  cap.  Villi  numero  7  signaui  falso  ad  acta  populi  re« 
tnlerunt;  de  praefecto  aerarii,  qui  tabulas  publicas  populi  Romani  in 
aerario  seruatas,  de  quibus  dixi,  ab  actis  distinguere  neglexerunt. 
neqne  magi^notum  est  qua  ratione  qnoue  tempore  acta  publicari  solita 
sint.  atque  recentioris  quidem  aeui  diurna ,  quibuscum  acta  populi  ali- 
qua  certe  ratione  apte  conparari  possnnt,  ita  orta  esse  dicunt:  medio 
circiler  saeculo  sexto  decimo  Yenetiis  primum  rei  publicae  antistites 
schedulas  conscribi  curabant,  quibus  rerum  contra  Turcos  gestarum  re- 
laliones  continebantur  quaeque  paruo  pretio  (nummo  eins  temporis  ga- 
zettae  nomen  fuisse  traditur)  uni  cuique  legenda  prostabant.  Romae 
actorum  exemplaria  in  libellorum  formam  redacta  atque  ita  edita  esse 
ueri  simile  non  est.  restat  igitur  de  qua  cogitetur  antiqua  tantum  le- 
gum  edictorumque  publicandorum  consuejtudo.  mirum  profecto  est 
quod  nemo  unquam  tabulae  siue  parietis  dealbati  mentionem  iniecit, 
in  quo  acta  urbana  atramento  scripta  essent  nnde  de  piano  recte  legi 
possent.  reliqua  certe  omnia,  quae  cum  populo  communicanda  essent, 
nullo  alio  modo  publicata  esse  parietes  Pompeiani  nos  docuerunt.  res^ 
■utem  per  singulos  dies  perscriptas  esse  diurnorum  nomen  atque  ipsa 
testimonia  (uide  praesertim  S — 7)  demonstrant.  nee  tarnen  inde  unius  . 
cuiusque  diei  acta  stalim  litteris  mandata  esse  sequitur.  immo  certo 
temporis  spatio  interposito  boc  factum  esse  ueri  similius  est.  e  tabula 
autem  illa  publica  descripta  postea  acta  librariorum  cura  edebantur  me- 
morialis,  nisi  fallor,  libelli  forma,  hoc  est  in  capita  et  paginas  distincta« 
«l  Caeritum  ille  commentarius  cottidianus,  non  transuersa  tantum  Charta 
scripta,  ut  tempore  antiquiore  epistulas  magistratuum  publicas  scribi 
solitaa  esse  supra  nidimus.    scribae  notariique,  qui  acta  populi  conscri- 

Jahrb.  f.  clftss.  Philol.  Suppl.  Bd.  III.  Hfl.  5.  42 


622  B.  Hübner:  de  senatas  populiqoe  Roraani  aeUs. 

bebant,  fortasse  eliam  aetnerii  appellabantar,  nt  actornm  militarinn  aU 
que  senatus  actuarios  fuisse  supra  dictam  est.    glossa  quidem  setos 
quam  Valeaius  in  adnotationibas  ad  Amiaianam  XV  5  9  3  aUnlit,  qoae' 
tsi  aciuariuB  wiofivfiiucvoy(f€iq>og  ^  aeque  ad  senatas  atque  ad  popiU 
sine  eliam  ad  priuata  acta  referri  potest.    etenim  etian  hoaunom  pri- 
uatoram  actuarios  fuisse  Trimalchionis  ille  actuarius  dooet,  cuinssi- 
pra  mentionam  feci.    docent  praeterea  Seoecae  epist  33,  9  (IV  11) 
uerba  baece:  quid  est  ei  quare  audiam  quod  legere  possum?  *muUum' 
inquit  ^uiua  uox  fecit'  (haec  sibi  opponi  fin^it).   nan  quidem  haec 
quae  alienis  uerbis  commodatur  ei  actuarii  uice  fungiiur,   bis  de  a^ 
torum  forma  et  publicatione  coniecturis  si  quis  meliora  proponeoda 
habebit,  ego  quidem  omnium  faciliime  me  edoceri  patiar. 
»ru  l^üSaSi        4  Eliam  de  tempore  quo  acta  publicari  desierint  nihil  triditon 
est.   neqne  inde  certi  quicquam  concluditur,  quod  a  Vopisco  inter  his- 
loriae  Probi  imperatoris  fontes  ullimam  eorum  menlionem  facttm  io- 
uenimus.    nam  postea  neminem  amplius  actis  nsum  esse  inde  facile  ex- 
plicalur,  quod  rerum  in  ipsa  urbe  gestarum  splendor  atque  graoiUsex 
illo  fere  tempore  magis  magisque  deficiebat.    itaque  erunl  forlasse  qni 
postquam  imperii  sedes  Roma  Conslantinopolin  mota  esset  acta  publi- 
cari desisse  non  sine  aliqna  probabilitatis  specie  coniecerlol.  eleoin 
eliam  chronica  illa  urbana ,  quae  supra  commemoraui ,  non  ultra  hooe 
termioum  producta  sunt,    sed  etiam  si  postea  qaoque  conficiebantor, 
quod  fieri  potuisse  nemo  certe  negabit ,  tamen  quaecunque  ad  rem  pn- 
blicam  sine  ad  domum  Augustam  pertinerent,  quae  grauissima  semper 
acioruiA  pars  erat,  non  Romae  sed  Constantinopoli  polits  perscripta 
esse  consentaneum  est.    itaque  non  est  mirum  quod  acta  populi  ab  eis 
Bcriptoribus,  qui  rerum  a  Romanis  inde  a  Constantino  geslarom  niemo- 
riam  nobis  tradiderunt,  nunguam  nominantur. 

ADPENDICES 
I 

Senatus  consultornm  reliquias  post  Brissonium ,    qai  Hbri  sui  de 
formulis  alterins  capp.  43— -176  (p.  151 —  254  edit.  Conradianae)  c 
scriptoribus  antiquis  omnia  fere  quae  hnc  pertinent  larga  utsoletnanB 
effudit,  et  Antonium  Augustinuro,  cuius  de  legibus  et  senatas  codsdi- 
lis  librum  (in  operum  eins  Lucae  anno  1765  inpressorum  uol  I  p-  7— 
'164)  Pnluius  Yrsinns  notis  et  additamentis  auxit,  a  nullo  denuo  itf  <^o'~ 
lectas  esse,  ut  uno  quasi  oculorum  obtutu  quae  propria  singulis  esaeni 
quaeqne  cum  reliquis  communia  facile  cognosci  posset,  magno  opere 
dolendom  est.    etenim  inueniunlur  quidem  etiam  s.  consolta  inier  Haa- 
boldii  monumenta  legalia  quae  Spangenbergius  edidit,  sed  temporno 
tantum  raüone  habita  reliquis  diuersorum  generum  monumenti«  ito  ''' 
mixta  ut  commode  inter  se  conparari  nequeant.  plonius  quam  reliqui^l*' 
dorflius  ea  indicaiiit  1.  s.  s.  p.  221—224,  sed  indicauit  tantum  non  edidttt 
atque  idem  non  nulla  admiscuit  quae  proprio  buc  non  pertinent,  uelfl  1 
magistratuum  siue  Romanorum  sioe  exterorum  decreta,  foedera  com 


E.  Uabner:  de  seoatiui  popnlique  Romani  actis.  623 

eiaitalibiia  Graeeis  facta,  arbitrorom  aententias.   equidem  aenatus  con- 
sulta  repperi  haece: 

Bac.  senatus  consuUam  de  Bacchanalibus  anni  568/186  apnd  Span- 
genbergium  p.  5 — 7. 

Suei,  8.  c.  de  philosophis  et  rhetoribus  aani  593/161  quod  e  Sueto- 
nii  de  rhetoribus  libro  I  1  Gellios  noctiom  Atticarum  XV  11,  1 
snmpsit. 

Ptien,  s.  c.  de  foedere  cum  Prienensibus  facienda  anni  at  Boeckhias 
probabiliter  coniecit  615/139  (aide  etiam  Paulyi  encycl.  III  p. 
533)  C.  I.  G.  2905. 

/os.  1  8.  c.  de  foedere  cum  ludaeis  facienda  quod  tradidit  losephus 
ant.  lud.  X1I1  9,2.  a  Krebsio  in  libro  pro  tempornm  illornm 
ratione  perbono  qui  inscribitur  *decreta  Romanoram  pro  lu- 
daeis facta  collecta  et  commentario  historico  grammatico  cri- 
tico  iliastrata'  (Lipsiae  1768)  anno  629/125  adscribitur.  quo- 
cum  conuenit  quod  lohannes  Hyrcanus,  qui  hoc  foedus  cum  Ro- 
manis fecit,  ab  eis  qui  nuperrime  de  ludaeorum  chronologia 
quaesiuerunt  (uide  de  Saulcy  ^recherches  sur  la  numismatique 
JudaVque'  Paris  1854  p.  67)  intra  annos  135  et  106  a.  Chr.  lu- 
daeorum pontifex  fuisse  creditur.  Fannius  M.  filius  praetor  qui 
in  hoc  8.  c.  commemoratur  historiarum  scriptor  est  et  C.  Laelii 
gener,  quem  anno  608/146  Ti.  Gracchi  in  Africa  comitem 
fuisse,  612/142  in  Hispania  mililasse,  625/129  inter  quaestorios 
fuis3(0  scimns  (uide  Orellii  Onom.  Tüll.  p.  250).  itaque  hoc 
foedus  post  annum  625/129  factum  esse  certum  nidetur,  reli- 
qua  incerta  sunt. 

los.  2  8.  c.  de  ludaeis  alterum  apud  enndem  losephum  1.  s.  s.  XIV  8, 
-  5.  a  Krebsio  p.  111  ss.  quem  ceteri  omnes  seeuti  sunt  anno 
630/124  adscribitur.  falso  enim  loco  in  nostris  losephi  exem- 
plis  legi,  cum  non  ad  Hyrcannm  iuniorem  sed  ad  maiorem  per- 
tineat,  iam  Scaliger  atque  Petauius  perspexerunt.  L.  Valerius 
L.  filius  iUe,  qui  senatum  de  hoc  foedere  consuluit,  quo  anno 
praetor  fuerit  nescitur.  consulem  eins  nominis  anno  623/131 
inuenio  (u.  Paulyi  encyclop.  II  p.  1311)-  adcuratius  in  hos  an- 
nos inquirere  longum  est,  cum  nniuersa  quaestio  illa  quae  est 
de  rerum  a  ludaeis  gestarum  temporibua  moltis  etiam  nunc  diffi- 
cultatibns  laboret. 

Asiißp.   a«  c.  de  foedere  cum  Astypalaeeniibus  facienda  anni  649/105 

C.  I.  G.  2485. 
Geü.      8.  c.  de  hasiis  Martiiz  anni  655/99  apud  Gellium  IUI  6,  2. 

TihurL  s.  c.  de  Tiburiibus  anni  664/90  aut  665/89  apud  Spangenber- 

ginm  p.  81  s. 
AacL     a.  c.  de  Asclepiade  Clazomenio  eiusque  sociis  quod  breuiter 

Luiatianum  dicunt  anni  676/77  C.  I.  G.  5879. 
Cael.     8.  e.  de  prouinciii  consularibus  anni  703/51  quod  Caelius  Cice- 

roni  epist.  ad  fam.  VIII  8,  5  perecripsit. 

42* 


624  E.  Habner :  de  aenalttB  popnliqae  Roauini  actis. 

Auet.     tres  eiuadem  anni  aenataa  auctoritaUi  ab  eodem  Caelio  can 

Cicerone  oommunicatae  ibidem  VIII  8^  6.  7.  8. 

Phü,      8.  c.  de  D,  Bruto  imperatore  laudando  anoo  710/44  non  fae- 
tarn  illud  qaidem  sed  a  Cicerone  Philippicaram  III  15,  37  pror 
SU8  eisdera  quibus  concipi  debebat  uerbis  propositnm. 

lo$.  3  tertinm  de  ludaeis  s.  c.  anni  710/44  apad  losephonn  XIIII 10, 
9  et  10,  cniua  mentionem  qaidem  Krebsius  in  libro  ano  sapra 
indicato  aaepins  fecit  (uelati  p.  242  a.) ,  proprio  aero  cofflmea- 
tario  inlustrare  noluit.  quo  factum  eat  ut  ab  Haoboldio  Spaa> 
l^enbergio  p.  XIX  Radorffio  p.  221  prorsas  neglegeretnr. 

Aphr.  fragmentom  s.  coosalti  Aphrodisiade  Cariae  a  Loewio  reporta- 
tum  et  a  Franzio  in  annalibas  institnii  arcliaeologici  anni  1847 
p.  113  editum  neodum  in  C.  I.  G.  receptnm.  quod  adscripsi  in> 
tegrum  qnia  breue  eat  et  paullo  aliter  anpplendum   qnam  a 

Franaio  factum  est:  hd ovAzvnlov 

vtov  vitcttav  i%  %mv  äv\{aysyQa(iitivmv  iv  nlvanu*!  qnod 
ezempli  causa  tantam  propono)  (»i)fi7rT0) ,  Extgd,  lß66(ia>^  iy- 

dOCO,  ivCTTO»   TO|(^MVT(X(OV   dikx(ov  ? ' 

tafiUug)  naxa  noXiv  öilttji  jtQcizy  *  itgo  i7^e^|(iov 

ygatpofiivto  ita^^av  MaQxog  Ov  | 

(ytog)  OiaXkelvtf  A vag^  Aevx^{og  \ Ab)wUov 

v(oq  SitpBvxBlvtf  Balßo{g | OaksQvä  IHav- 

TOff,  (r)aU>g  M | Honltog  ZfjaxMg  Aivxio{y 

vl^g I v)[og  Kkavdiai  Smgog  (pro  quo  Franzius 

OmQog  dedit,  uoiuit  fortasse  ^Xwqoq) | ivo^ 

r oersuum  longitudo  incerta  est,  unde  ne  de  namero 

quidem  testium  certi  quicquam  deßniri  potest.  ceterum  foedua 
fortasse  continuit  cum  Aphrodisiensibus  temporibus  liberae  rei 
publicae  factum,  utrum  cum  altero  de  Aphrodisiensibus  s.  cod- 
aulto  C.  I  G.  2737  quod  infra  indicabo  coniungendam  sit  necne 
qui  utrumque  uiderit  tantum  diiudicare  poterit. 

iSaec.  8.  consulta  tria  de  ludis  saecularibui  ab  Augusto  anno  737/17 
celebratia  apnd  Spangenbergium  p.  163  s.  prioris  tantam  exigua 
pars  adhuo  exstat  in  museo  Vatioano ,  reliquorum  duorum  in 
eadem  tabula  perscriptorum  quod  supererat  fragmenlnm  interiit. 

Frofil.  8*  consulta  sex  de  aquis  urbis  Rotnae  anni  743/11  omnia  a  Fron- 
tino II  capp.  100.  104.  106.  108.  125.  127  seruata. 

Veü,  8.  c.  Vellaeanum  in  digestis  XVi  1, 2.  sie  euim,  fton  VeUeiannm 
scribendnm  et  ad  anni  780/27  consules  sulTectos  L.  (non  Mar* 
cum,  ut  in  codice  Florentino  est)  luninm  Silanum  flaminem  Mar- 
tis  et  C.  Veltaeum  {VeUetts  cod.  Flor.)  Tutorem  referendam 
esse  post  Marinium  Arn.  p.  788  Borghesius  doouit  in  annaliboa 
inst.  arch.  anni  1849  p.  45 — 50,  quem  Mommsenua  in  Bekkeri 
iuris  ciuilis  annali  II  p.  337  laudat,  idemque  perapexerat  etiam 
Haakbius  apud  Paulyum  VI  p.  2433. 

Hos.      s.  c.  Ho$idianum  intra  annos  794/41  et  799/46  factum,  ut  Moaui- 


E.  Habner:  de  seottas  popoliqäe  Romani  actis.  625 

seaas  docuit  in  actis  soc.  Saxon.  anni  1852  p.  272 — 277 ,  noa 

anno  801/48  ut  apnd  RudorfRum  1.  s.  s.  p.  223  dictum  est. 

PaU.      s.  c.  de  honoribus  Paüanti  Claudii  liberto  tribuendis  anai 

805/62,  cnius  nerba  ^qaaedaoi  integra  Plinius  epist.  VIII  6, 13 

seruauit. 

VoL      8.  c.  Volusianum  anni  856/103  in  eodem  aere  scriptum  cum  Ho- 

sidiano,  qaod  Mommsenas  loco  ibi  indicato  emendatius  quam 

reliqui  edidit 

/«•r.       s.  c.  luueniianum  anni  882/129  in  digestis  Y  3,  20.  eius  initium 

etiam  in  Kriegeliornm  exemplaribus  adeo  corrupte  legitur  ut 

hoc  loco  emendatius  adscribere  operae  pretinm  sit.  manifestum 

enim  est  scriptorem  codicis  Florentini  notarum  quibus  formu- 

lae  sollemnes  in  archetypo  scriptae  erant  magnam  partem  per- 

peram  interpretatum  esse,    qua  re  factum  est  ut  de  ipsis  con- 

snium  nominibus  etiam  in  nouissimis  iuris  Romani  conpendiia 

pro  ueris  falsissima  diuulgentur.   quae  notis  scripta  fuisse  pro- 

babile  est  (certi  enim  nihil  de  hac  re  adfirmare  licet)  uncinis 

rotnndis,  quae  delenda  sunt  qnadratis  inclusi;  quae  aut  addidi 

aut  correxi  cursiuis  ut  dicunt  litteris  scripsi. 

Prid(ie)  id(us)  Mart(ias).    quod  Q.  lulius  Baibus  [et]  P.  Inuentius 

Celans  Titius  Aufidius  Hoenius  (Oenus  cod.  Flor.)  Seuerianus  cos. 

u(erba)  f(ecerunt)  de  bis  quae  irop(erator)  Caesar  diui  Traiani  Par- 

th(ici)  f(ilins)  diui  Neruae  n(epos)  Traianus  Hadrianus  Attg(ustus) 

opiimus  (imperator  cod.)  maximusque  princeps  p{aUr)    p(atriae) 

ipropoiuit  cod.)  V  non(as)  Mart(ias)  quae  proximae  fuernnt  libello 

conplexus  esset  q(uid)  f(ieri)  p(laceret)  d(e)  e(a)  r(e)  i(ta)  c(en- 

suerant) :  cum  e.  q.  s placere euocatus  esset   cen- 

suerunt. 

Tiiius  Aufidius  Hoenius  Seuerianus  unius  Celsi  nomina  esse  ne- 
que  de  Balbo  et  Celso  ordinariis ,  Tito  Anfidio  uero  et  Oeno  Seueriano 
snffectis  (quorum  ne  nomina  quidem  Romana  sunt,  quis  enim  Hadriani 
temporibus  consulem  nouit  cognomine  carentem,  quis  Oenus  praeno- 
men,  Seuerianus  gentile?)  cogitari  posse,  ut  ab  omnibus  fere  iure  con- 
suUis  usque  ad  Rudorffium  p.  117  adn.  32  cogitatum  uideo,  diu  est 
quod  Petras  Wesselingius  obseruationum  snarum  quae  Amstelodami 
1728  prodieruttt  p.  233 — 240  perspexit  atque  idoneis  argumentis  con- 
probauit.  cum  ut  par  erat  secntus  est  Marinius  Arn.  p.  163  et  175  adn. 
63.  atque  rectissime  eos  iudicauisse  nunc  multo  certioribus  etiam  ar- 
gamentis  dt^onstrari  potest  quam  ipsis  uti  licuit.  consules  enim  ordi- 
aarii  anni  882/129  P.  luuentius  Celsas  iterum  L.  Neratius  Marcellus  ite- 
mm  fuerunt,  ut  ex  titulo  Romano  Or.  7182  et  ex  codice  Instinianeo 
VII  9, 3,  nbi  s,  c.  proferlnr  Ittuentio  Cefso  Herum  et  Neratio  MarceUo 
(jlertfm)  cos.  factum^  Borghesius  docuit  bull.  1851  p.  36  et  explicatios 
ann.  inst  arch.  1852  p.  18 — 22.  Marcellus  Neratii  Prisci  inlustris  iure 
consalti  frater  a  Caesare,  ut  Borghesius  coniecit,  mori  coactus  mense 
Febniario  obiit,  in  eiusque  locum  suflTeclus  est  Q.  lulius  Baibus.  hoc 
demonstrant  dno  diplomata  quae  nocantur  militaria :  in  Cardinalii  col- 


626  E.  Habner:  de  senaUis  popuiiqoe  Romtoi  aetis. 

lectione  decimum  p.  XXXIV,  qaod  scriptam  est  a.  d.  Xll  k{ai.)  Mar- 
l(ias)  P,  luutntio  Celso  U  Q,  lulio  Balho  cos,^  et  in  Arnethii  libro 
sepUmum  p.  65,  quod  scriplam  est  a.  d.  XI  h(^aL)  AprH(e$)  P.  luueH- 
Ho  Celso  II  Q,  lulio  Balho  cos.  itaqae  pridie  idus  Martias,  quo  die  s. 
c.  factam  est,  nemo  consul  fuit  nisi  Celsos  iterom  et  Baibus,  atqoe 
Baibus  quidem  Marcello  suiTectus.  qnod  Balbi  nomen  nihilo  mioes 
priore  loco  scriptam  est  nibil  offensionis  in  se  habet  scimus  enim  io 
consulum  nominandorum  ordine  uariatum  esse,  eo  adbibito  tempert- 
mento ,  ut  si  alter  uter  tantum  consulum  nominaretnr ,  eum  semper  ae- 
täte  et  dignitate  maiorem  esse  certum  sit.  id  quod  idem  Bor^hesios 
docuit  in  diurnis  Arcadicis  CX  1847  p.  215.  inonerito  igitur  Rudorffios 
p.  116  et  Reinius  p.  294  et  873  conquesti  sunt  hoc  s.  c.  loaeDtiaoBis 
uulgo  appellari  non  lulianum.  «onslanter  enion  a  consnie  maiores. 
consulta  denominabanlur.  ceterum  Hoenius  pro  Oenus  iam  Wesselio* 
gius  optime  correxerat.  duo  Titi  Hoenii  Seueri  consules  fueroot,  alter 
anno  894/141  alter  911/158,  de  quibus  uide  Marinium  Aru.  p.  166  et 
177  adn.  78  atque  tilulos  Orellianos  3701,  7170,  7174.  deinde  biec 
imperator  ....  Hadrianus  Augustus  imperaior  ferri  non  posse  udos 
quisque  peruidet.  itaque  optimi  maximique  principis  titulum  restitui. 
denique  ineptum  illud  proposuil  ex  falsa  p.  p.  siglarnm  interpretalioee 
ortum  esse  praeclarum  Rudorflii  inuentum  est,  quocum  optime  conae- 
nit  quod  Hadrianum  inde  ab  anno  881/128  hoc  patris  patriae  titolo  coo- 
stanter  usum  esse  Eckhelius  VI  p.  515—518  demonstrauit.  reliqna  qnie 
siue  adieci  siue  mutaui  neque  expiicatione  nee  defensione  nidentor  egere. 

Omisi  in  hoc  senaius  consultorum  elencho  quaecunque  a  Cicerone 
in  Pbilippicis  orafionibus  praeter  iilud  quod  supra  adscripsi  (Pkä.) 
proponuntur.  utrum  enim  unquam  facta  sint  necne  ignoramns,  ttqae  si 
breue  Opimianum  illud  VIII  4,  14  exceperis,  reliqua  quae  leguntur  id 
quinta  oralione  13,  36.  15,  40 — 41.  17,  46.  19,  53;  in  octaua  11,33; 
in  nona  7,  15  s.;  in  decima  11,  25  s.;  in  undecima  12,  29  s.;  in  qaarta 
decima  14,  36  a  sollemni  s.  consultorum  conscribendorum  ratiooe  ioo- 
gius  recedunt.    omisi  etiam  fragmenta  s.  consultorum  haece: 

anno  715/39,  ut  ßoeckbio  uidelur,  de  Apbrodisiensibns  facti  C.  I. 
G.  2737 ; 

anni  746/18  ex  quo  Sextilis  mensis  Augustus  appellatos  est,  coios 
uerba  quaedam  Macrobius  Saturnaliorum  I  12,  35  seruauit; 

anni  772/19  in  honorem  Germanici  facti  apud  SpangenbergioiB  p> 
186  s.  et 

anni  776/23  in  honorem  Drusi  Tiberii  6lii  facti ,  ul  q^ihi  q^dem 
uisum  est,  apud  Maffeium  Mus.  Ver.  p.  313,  1.  nihil  enim  formularoB 
in  bis  Omnibus  seruatum  est.  quartum  uero  quod  ex  losephi  anuq- 
lud.  XII  10,  6  una  cum  relicfuis  tribus  proferri  solet  anoi  &94/^^/^j 
natus  consuUum  proprie  dici  nequit,  sed  foederis  cum  ludseis  A 
Graecum  exemplar  est  Graeco  more  perscriptum.  hnicsimilias'^'*'^^  ' 
dus  com  lonatha  anno  610/144  (XIU  5 ,  8  uide  Krebsium  1.  s.S.  p-  oV 
duoque  cum  Simone  anno  615/139  facta  (XIII  7,  8  apud  Krebsium  P«  ^.* 
s.  et  77),  quorum  sententias  tantum  non  uerba  losephus  adscripsil* 


1 

I 


E.  Hühner:  de  seoatas  popaliqoe  Romani  acl».  627 

iare  consaltonun  libris  praeter  Vellaeanam  et  lanentianam  qoae  sopia 
nominaai  e  sex  taDtom  nisi  fallor  s.  consuUis  uerba  integre  quaedam 
nobis  seraata  iunt.    sunt  autem  haece: 

Sueilianum  in  digestis  XXXVIII  4,  1  Claudianis  iemporibus  fac- 
ium.  Snellianum  dico  quod  Yelleianum  appellari  et  anno  799/46  ad- 
scribi  solet,  uelat  apud  Rudorffium  p.  120.  non  enim  Velleum  Rufum, 
nt  hoc  digestorum  loco  in  codice  Florentino  scriptum  est,  sed  SuilÜum 
Rafnm  et  P.  Ostorium  (non  Asforium  aut  Oster ium  qnae  Gudius  olim 
refutauerat)  Scapulam  hnius  s.  c.  aoclores  esse  ex  instilutionum  III 8,  3 
(^Suilio  Rufo  ei  Osiorio  Scapula:  Sueliio  iam  Hotomanus  scripserat, 
SabelUo  uariam  lectionem  Golhofredus  et  Haloander  adnotant)  et  Theo- 
phili  III  8,  3  p*  587  ed.  Reizianae  {Inl  £aXkUov  'Povq)ov  xal  'Otfrco^/ov 
ÜKcmovltt  x&v  imarav)  manifestum  est,  quae  ita  esse  Haakhius  apud 
Paulynm  VI  p.  1486  et  2433  perspexit.  consules  fuerunt  Claudii  impera- 
loris  temporibus  atque  ante  annum  801/48.  nam  per  annos  801/48  usque 
ad  804/51  Ostorium  Britanniae  legatum  fuisse  noui  museiRhen.XII  p.478. 
demonstrani.  anno  799/46  eos  coniectura  tantum  adscriptos  esae  Schra- 
derns  (in  adnot.  ad  instit.  1.  s.  s.)  uidit.  quod  in  libro  Florentino  legi- 
tnr  temporibusuelleorufo  fere  non  difTert  ab  ea  scriptura  quae  uera  est 
iemporibvssuelliorufo.  SuelUus  enim  et  Suiliius  idem  nomen  est,  Suet^ 
lius  forma  antiquior  et  usitatior.  Rufus  ille  Ouidii  priuignam  in  matri- 
monio  habuisse  creditur,  uide  Heinsium  ad  Ouidii  ex  Ponto  IV  8. 

TrebeUianum  anni  815/62  dig.  XXXVI  1,  1. 

Macedonianum  Vespasiano  regnante  hoc  est  intra  annos  882/69 
et  832/79  factum  dig.  XIV  6,  I. 

Bubrianutn  anni  854/101  dig.  XL  5, 26. 

luncianum  anni  880/127,  ut  Borghesius  in  diurnis  Arcadiois  CX 
1847  p.  204  docuit,  dig.  XL  5,  28. 

Senaius  consultum  qtiod  factum  est  de  his  qui  Romam  trans- 
missi  ante  sententtam  decessissent  dig.  XLVIII  21,  2;  quo  auctore  et 
quo  anno  factum  sit  ignoratur. 

Verba  autem  quae  ex  bis  senatus  consnltis  nobis  seruata  sunt  for- 
mularum  soliemnium  nihil  exhibent 

II 
Decretorum  municipalium  indicem  simiti  ut  senatus  consultorum 
ratione   confeci,   uidelicet   tempornm  ordinem  secutus   adscriptisque 
adbreuialionibus ,  quibus  supra  in  disputatione  singula  decreta  notaui. 

Pts.  1    decretum  Pisanum  priüs  anni  755/3  apud  Orellium  642. 
Pis.  2    d.  Pisanum  alterum  a.  757/5  Or.  643. 
Vei.      auciorilas  centum  uirum  Veientium  a.  779/26  Or.  4046-   "! 
Castr.    d.  Castrimoeniense^  ut  uidetur,  a.  784/31  Or.  4034. 
iVeap.  1  decreta  Neapolitana  tria  Graece  scripta  anni  824/71  omnia  sed 
diuersorum  mensium  C.  I.  G.  5838. 
His  continuaui  Puteolana  sine  Graece  siue  Latine  concepta  quinque 
annorum  quidem  incertorum,  quae  tarnen  omnia  siue  exeunte  saeculo 
primo  sine  altero  ineunte  facta  esse  uero  simile  est. 


628  E.  Habner:  de  senatus  popnliqae  Romani  actis. 

Neap>  2  d.  NeapolUanum  Graece  scriptom  anoi  incerti  L  N.  2461  = 

C.  I.  G.  5836. 
Neap.^d.  NeapoUtanum  Graece  scriptum  a.  i.    I.  N.  2453  =  C.  1.  G. 

5843. 
PuL  1    d.  Puleolanum  a.  i.   I.  N.  2623  =  Or.  7169. 
Pui,  2    d.  PuUolanum  a.  i.  sed  post  746/8  factum,  quia  meusis  Angmti 

in  eo  mentio  Bt,  I.  N.  2625.  quae  initio  huins  decreti  legaotur 

Q.  Caeciiitts  ,  ,  .  M.  Benniu$  . . .  nomina  consuium  esse  onper 

quidem  ut  a  Mommseno  doceor  obseraatom  est,  sed  coi  anio 

adsignandi  sint  nescio. 
PuL  3   d.  Puleolanum  a.  i.  I.  N.  2521.     eiusdem  fere  com  eis  qnte 

praecedunt  temporis  est. 
App.      d.  decurionum  municipii  ignoti  ad  uiam  Appiam  siYi  edilon 

et  quoad  fleri   potuit   restitutum  a  Mommseno  in  Richten  et 

Schneideri  annalibus  criticis  XV  1844  p.  474. 
Per,      d.  Ferentinas  intra  annos  854/101  et  857/104  factum  apud  Ma- 

rinium  Aru.  p.  XLIV  et  753  et  Feam  fasti  p.  XLVIl  24. 
Aq.  I     d.  Aquileiense  a.  858/105  apud  Marinium  Aru.  p.  5  et  Spangen- 

bergium  p.  235  s. 
Sor.      d.  Soranum  a.  860/107  1.  N.  4496  ^:=  Or.  7081. 
Caer,    d.  Caeres  a.  866/113  I.  N.  6828  =  Or.  3787. 
Gab,      d.  Gabinum  a.  893/140  Or.  775. 
Tuf.      d.  Tuficanum  a.  894/141  Or.  7170. 
Abell,    d.  Abellanum  a.  908/155  I.  N.  1951  =  Or.  7167. 
Terg,     d.  TergeHinum  post  annum  914/161  factum,  ut  recte  GöUlin- 

gius  XV  monum.  Rom.  p.  76  monuit,  Or.  7168. 
Perus,    d.  Perusinum  a.  915/162  Or.  4038  cf.  Henzenus  HI  p.  439. 
Pul.  4    d.  Puleolanum  a.  940/i87  I.  N.  2517  =  Or.  5037. 
Pul.  5   d.  Puleolanum  a.  946/196  I.  N.  2624  =  Or.  4135  cf.  Bentenus 

lU  p.  451. 
Pell.      d.  Pelluinas  a.  995/242  I.  N.  6034  =  Or.  4036. 
Cum.     d.  Cumanum  a.  1042/289  I.  N.  2558  =  Or.  2263. 
Paesl,   d.  Paeslanum  a.  1097/344  I.  N.  89  =  Or.  64J5. 
Gen.      d.  Genusinum  a.  J 148/395  I.  N.  591  =  Or.  6416. 
Aq.  2    d.  Aquileiense  anni  incerti  I.  N.  4041  cf.  Fabretlios  p.  612,  99 
Tib,       d.  Tiburlinum  anni  incerti  apud  Marinium  Aru.  p.  6- 
Maß,     d.  ordinis  et  anni  incerti,  sed  quarti   saeculi  uidetur,  apa 

Maffeium  Mus.  Ver.  p.  288,  4,  nunc  in  museo  Cassellano,  nhi 

lulius  Friedifinderus  descripsit.  ^ 

Ceterum  exciusi  fragmenta  prorsus  inutilia  neluti  Saepinas  1.    • 
4936  et  originis  incerlae  1.  N.  6823,  deinde  exempla  omm«  dccre- 
torum  quae  sententias  tantnm,  formularum  uero  nihil  nisi  anooro 
dierumque  indicationem  praebent,   ueluti   Praenestinnm  iatra  »bd 
946/193  et  964/211  factum  Or.  7166.    eins  generis  antiqoissimn«»  F«"" 
dannm  est  I.  N.  4139  =  Or.  7000,  reliqua  similia  collegil  Ga^if^^' 
in  actis  academiae  Taurinensis  XXXV  1831   p.  1  —  100  bis  nomer» 
I  IX  XI  XIII  XX— XXV  XXIX  iudicata,     decretorom  Graecoroffl, 


E.  Hühner :  de  senatus  popnlique  Romani  actis.  629 

neluli  C.  I.  G.  1736,  2811  b,  2878,  39026,  6786,  6788  nullam  me  ratio- 
nem  haboisse  conseDtaDeam  est,  qiiaoquain  noo  Dulla  eorum  (ut  Eu- 
menensium  anni  750/4  C.  I.  G.  39026  cf.  addenda  p.  1104)  etiam  a 
Radorffio  inter  Roinana  adferuntar. 

Coliegiorum  antem  decreta  haec  sapersnnl: 

Reg,  decretiiin  coUegii  fabrutn  et  cenlonariorum  Regienstum  Regii 
Lepidi  anni  943/190  Or.  4133. 

tun,  d.  numeri  cenionariorum  Lunenstum  a.  1008/255  longe  adcnra- 
tius  quam  a  Gazzera  1.  s.  s.  XV  et  reliquis  edituin  a  Bianconio 
in  ann.  inst.  arch.  1846  p.  67  —  81  (tav.  d^agg.  A)  nee  tarnen 
lectionis  omni  ex  parte  certae. 

Herc.  d.  siudii  iuuenum  cultorutn  dei  HercuUs  Beneuenti  a.  1010/257 
I.  N.  1524  —  Or.  6414. 

Seni.  1  d.  numeri  coUegii  fabrorum  Sentinaiium  a.  1013/260  Gazzera 

XVII  =  Gnasco  mns.  Cap.  I  p.  231 ,  240. 
Ostr,     d.  coUegii  cenionariorum  Oslrensium  a.  1013/260  GazzeraX VIII 

=  Bianchini  Anast.  bibl.  III  p.  CXXVI. 

Seni,  2  d.  coUegii  cenionariorum  ut  uidetnr  Seniinatium  a.  1014/261 
Gazzera  XIX  :^=  Bianchini  1.  s.  s.  (cf.  Or.  4135). 

HI 

Oraliones  imperatorum  in  senatu  per  quaestores  recitatae  et 
senatns  adclamationes  atqne  consuUa  quae  eas  insecuta  sunt  sicut 
reliqna  temporum  ordine  disposui. 

Marci  imperatoris  oratio  de  Auidio  Cessio  ad  senatum  missa  cum 
eis  quae  secutae  sunt  adclamationibus  (ex  oratione  Marci  Antonini), 
Vnlcat.  Galiic.  uitae  Au.  Cass.  11 ,  12. 

Adclamationes  senatus  post  mortem  Commodi  factae  et  senatus 
consttlti  sententia,  deinde  qnae  senatns  de  cadauere  Commodi  non 
sepeliando  adclamauerit  et  Cincius  (ita  enim  scribendum  est  pro 
Cingius  quod  uulgo  editnr)  Seuems  pontifex  pro  collegio  pontiflcum 
responderit  (de  Mario  Maximo  indidi),   Lamprid.  Comm.  18 — 20. 

Senatns  consultum  factum  ob  mortem  Maximini  nnntiatam  cum 
adclamationibus  senatus  (s,  c.  hoc  fuit:  reciiatis  in  senatu  per  Balbi^ 
num  Auguitum  litteris  adclamauit  senatus  e.  q.  s.)  et  eis  uerbis  quae 
Caapidins  Celerinus  rogatus  sententiam  hahuit  (forte  dies  ludorum 
erat),    Capit.  Maximini  duo  25 ,  26. 

Consulis  oratio  qua  Gordianos  patrem  et  filium  imperatores  ap- 
pellatos  esse  refert,  litterae  Gordianorum  recitatae,  senatns  adclama- 
tiones (non  legitimo  sed  indiclo  senatus  die  in  curia),  Capit.  Gor- 
diani  tres  11. 

Orationes  de  Maximo  et  Balbino  imperatoribns  faciendis  habitae 
ab  ignoto  senatore  qnodam  et  a  Vettio  Sabino,  deinde  senatus  ad- 
clamationes (Vll  kal,  lun,  in  aede  Concordiae),  Capit  Max.  et 
Balb.  1 ,  2. 

42*' 


d 


630  E.  Hühner :  de  senttas  popalique  Ronaoi  actis. 

Seoatus  consoltom  de  censara  Valeriano  deferenda  emn  adcla- 
mationibus  (duobus  Deciis  cos,  VI  kal.  Nou,  in  aede  Castorvm), 
Treb.  PolL  Valer.  1  et  in  fragmentis  qaae  ferootar  de  vitis  Valeiia- 
Dorum  1). 

Arellii  Fasci  consolaris  primae  senteatiae  nerba  de  dioinis  hono-' 
ribus  Pisoni  decerneDdis  facta  (Vllkal,  lul.),  Treb.  PoU.  triginta  tyr.21. 

Adclamationes  Claudio  priusqaam  ad  imperium  peraeoit  in  senatn 
faotae  senatnsque  consultmn  postqaam  imperator  appellatns  est  {IX  kaL 
April.  . ,  ,  ad  Apollinis  templum),    Treb.  Poll.  Claud.  18  et  4. 

Fulaii  Sabini  praetoris  urbani  et  Vipii  SuUani  primae  sententiae 
(senatoris)  nerba  facta,  deinde  s.  o.  conditum  de  libria  Sibyllinis  ob 
Aureliani  expedilionem  Marcomannicam  inspiciendis  (///  id.  /o».). 
Yopisc.  Aor.  19 ,  20. 

Litterae  qaas  exercitus  aenatni  de  morte  Aureliani  scripsit  in 
aenatu  relatae  ab  Aurelio  Gordiano  consule  et  Taciti  primae  sen- 
tentiae senatoris  de  eis  oratio  (///  non,  Febr,  in  curia  Pompüiana). 
Yopisc.  Anr.  41. 

Velii  Gornificii  Gordiani  consulis  de  imperatore  eligendo  ad  sena- 
tum relatio,  senatus  adclamationes  quibus  Tacitus  Augustus  appellaCns 
est,  Taciti  responsum,  senatus  adclamationes,  Mettii  Falconii  Nicomachi 
consularis  et  se^undae  sententiae  senatoris  oratio,  iterum  adclamatum, 
Aelii  Caesetiani  praefecti  urbi  uerba,  denuo  adclamatum,  denique  a.  c 
factum  (Vll  kal,  Ociobres  in  curia  Pompiliand).   Vop.  Tac.  3 — 7. 

Oratio  Probi  prima  ad  senatum  ^  item  senatus  consuUum:  hoc 
est  Aelii  Scorpiani  consnjis  relatio,  adclamationes  senatus,  Mantii 
Statiani  primae  sententiae  senatoris  oratio ,  aliae  deinde  adclamatio- 
nes (///  non,  Febr.  in  aede  Concordiae).    Vop.  Prob.  11,  12. 

Orationes  autem  siue  epistnlae  imperatorum  praeterea  memoraa- 
tur  haece: 

Hadriani  Spart.  Hadr.  6. 

Seueri  duae  Spart.  Seu.  11  et  Capit.  Albin.  12. 

Capita  ex  oratione  Macrini  et  Diadumeniani  imperatorum  Capit. 
Macr.  6,  non  paullnm  diuersa  ab  ea  epistula  quam  Herodianus  Y  1 
Macrinuni  senatui  scribentem  fecit. 

Seueri  Alexandri  Capit.  Gord.  tres  5. 

Maximini  duae  Capit.  Max.  12,  13. 

Gordiani  tertii  Capit.  Gord.  tert.  27. 

Yaleriani  (inter  cetera  ex  oratione  diui  Valeriani)  Treb.  Poll. 
trig.  tyr.  12. 

Claudii  Treb.  Poll.  Claud.  7. 

Aureliani  Treb.  Poll.  trig.  tyr.  30  et  Yop.  Aur.  20. 

Taciti  Yop.  Tac.  9. 

Probi  duae  et  Cari  Yop.  Prob.  15  Car.  5 ,  6. 

Alia  quaedam  quae  huc  pertinere  possint,  neluti  quao  de  Pertinace 
ad  uocis  usque  defectum  in  senafu  addamata  esse  in  S.  Aurelii  Yicto- 
ris  quae  ferlnr  epitomae  cap.  18  narrantur,  ne  nimis  cupide  omnia  nn- 
dique  arriperem  huc  trahere  nolui. 


B.  HUbser:  de  seoatos  popviiqae  RomaDi  actis.  631 

Commercii  deniqne  epistalioi  aenatas  exerapla  haec  sant: 

Litterarom  exempluin  a  senatu  proconsulibus  praesidibus  legatis 
ducibus  iribuni9  magisiraUbus  ac  singulis  ciuüatibus  ei  municipüs 
ei  oppidis  ei  uicis  ei  casiellis  (pro  qaibus  temporibas  antiquis  dictum 
foisset  municipitp  colonits  praefecturis  foris  conciliabuiis  ciuium 
Romanorum)  missarum  postqoaan  ambo  Gordiani  Angosti  appellati 
sanI  Capit.  Maximioi  dao  15. 

Epistulae  publicae  a  scDato  ob  redditom  appellandi  principia  ins 
cnriae  Carihaginiensi  et  curiae  Treuerorum  et  aiiis  ciuitatibas  missae 
Vop.  Florian.  5. 

Ordinum  uero  moDicipalium  basce  epistnlas  habemns: 

In  Caerelanorum  actis  qaae  sopra  indicaui  duae  insant,  quaram 
altera  sie  inscribitur:  magisiraius  ei  decurion(es)  Curiatio  Cosano 
(qui  carator  mnoicipii  erat)  $al(uiem)  idib(us)  Aug(usiis)y  altera  sie: 
Curiaiius  Cosanus  mag(islratibus)  ei  dec(unonibu8)  Caeretanor(um) 
9ai(tiiem).  buic  epistalae  daia  prid(ie)  idu$  Sepiembr(e8)  Ameriae 
nerba  subscripta  sunt. 

Epistnla  //  uirorum  ei  decurionum  Forosemproniensium  ad  C. 
Hedium  Verom  municipü  patronam  anno  ioeerto  data  Or.  4039. 

Epistula  Graeca  a  Tyriorum  statione  Poteolana  Tyro  raetropoli 
anno  9^/174  scripta  in  titaio  Puteolano ,  qnean  melins  quaan  in  C.  I.  G. 
5853  factam  est  Mommsenus  in  actis  soc.  Saxon.  1850  p.  57  —  62 
edidit  ac  sappleuit  {imotoXii  ygatpitaa  t^  rcoXii  TvqIvdv  . . . . '  icQ%ov6i 
ßovl^  öi^fAm  nal  rifg  nvQtag  naxqliog  ot  iv  Iloxtokoig  »axomovweg 
XalgetVj  snbscriptam  est  ilyQ]ti(pvi  iv  Uoriokoig  n^o  i  TucXavdmv  uiv- 
yovavmv  Faklm  »al  Okanxf  KoqvriUav^  inaxo$v). 


ADDENDVM 

Dum  Valerii  Probi  de  notis  Romanorum  opnscalnm  denuo  per- 
lastro  9  inter  litteras  singnlares  quae  in  iure  duäi  de  legibus  ei  plebi 
iciiis  ponuntnr  reperio  quas  apte  cap.  V  numero  12  (p.  585)  adiungam 
basce:  Q-PEiSF  guod  factum  est  in  senatu  fueruni  (p.  122,  21  edit. 
Mommseni).  in  legibus  plebisne  scitis  eas  leclas  esse  oix  crediderim ; 
sin  uero  s.  consuitis  subscribi  solebant,  quae  aeuo  inferiore  legum 
uices  obtinuisse  omnes  nouimus,  erit  forlasse  qui  Probi  manum  ita 
restituendam  esse  sibi  persuaserit:  s(enatus)  c(pnsulium)  Q(uom) 
F(acium)  E(st)  I(n)  S^enatu)  F(ueruni). 

Scribebam  Berolini.  Aemilius  Hubner. 


INDEX  CAPITVM 


I     de  eis  qui  de  senatas  popnliqtie  actis  scripseriiit  .     p.  669 

n     de  signiftcatione  acta  aocabuli ,^661 

acta  senalaa 

III     de  origine  actornm  senatos ,,  664 

IUI     actorum  senatus  reliquiae  collectae  et  explicatae  .     ,^  666 
V     de  eis  qoae  in  actis  «enatos  perscripta  foerint  .  ,,  670 

VI     de  cnra  aotorom  senatus  conficicndoram ,  687 

acta  popali 

VII     de  origine  actornm  popnli ,.  694 

VIII     actornm  popali  reliqniae  collectae  et  explicafae     .     ,,  697 

Villi     de  eis  testimoniis  qaae  falso  ad  acta  populi  referanlnr  ,,  614 

X     de  ratione  actorum  populi  publicaiidorum     .     .     .     ,,  618 

adpendices 
1     conspectus  senatns  consultorum  qnot  supersunt     .     ,,  6*22 
II     decreta  ordinnm  mnnicipalium  et  collegiorum  .     .     ,,  627 
III     orationes  imperatorum  in  senatu  habitae  et  epistulae 

senatns ,,  629 

addendnm ,,  6Si 


Die  Citiermethode 


and 


QueUenbenutzung 


des  A.  Gellius  in  den  Noctes  Atticae. 


Von 


Ladwig  MerokliiL 


Jahrb.  f.  c\m«.  Philol.  Sappl.  Bd.  III.  Hfl.  6. 


43 


12. 


Citiennethode   und    Quellenbenutzimg  des 
A.  Gellius  in  den  Noctes  Attieae. 


Während  die  Mehrzahl  der  allen  Historiker  in  neuerer  Zeil  anit 
Schriflen  *de  fonlibos  et  aoetoritale'  bedacht  worden  ist,  steht  der 
wegea  seines  historischen  and  sprachliohen  Materials  vielgebraaohte 
Gellios  in  dieser  Beziehung  fast  verlassen  da ,  obgleich  die  Bedenken, 
welche  einem  solchen  Unlernehmen  bisher  die  kritische  Unsieher&eit 
des  Textes  entgegenstellte,  durch  die  auf  umfassenden  Collationen 
beruhende  Ausgabe  von  H.  Hertz  (Leipzig  1853)  zum  Theil  gehoben 
sind,  und  Dirksens  noch  vor  deren  Erscheinen  in  den  Abhandhingen 
der  Berliner  Akademie  der  Wissenschaften  vom  J.  1851  veröffentlichte 
Arbeit  *die  Aussöge  aus  den  Schriften  der  römischen  Rechtsgelehrten 
in  den  Noctes  Attieae  des  A.  Gellius'  den  Beweis  lieferte,  dasz  auch 
bei  einem  minder  gflnstigen  Stande  der  Sache  dies  Gebiet  sich  mit 
Erfolg  belrelen  lasse.  Was  jener  verdiente  Forscher  für  einen  Theil 
des  Bestandes  der  N.  A.  geleistet  hat,  auf  deren  Gesamtheit  auszudeh- 
nen, dazu  hat  der  Verfasser  dieses  im  Gange  seiner  Stadien  langst 
den  Antrieb  empfunden  und  endlich  die  schmerzlich  vermiszte  Vor- 
arbeit ,  da  sie  sich  fflr  seinen  Zweck  partiell  nicht  ausführen  liesz ,  in 
gröazerem  Umfange  zu  bewerkstelligen  sich  genöthigt  gesehen.  Aller- 
dings hatDirksen  in  dem  ersten  seiner  drei  Abschnitte  eine  allgemeine, 
nicht  blosz  auf  die  juristischen  Quellen  beschränkte  Charakteristik 
der  schriftstellerischen  Methode  des  Gellius  gegeben  und  seine  Beob- 
achtungen mit  zahlreichen  aus  dem  ganzen  Umfange  der  N.  A.  gewähl- 
ten Citaten  zu  nnterstJltzen  nicht  versäumt;  aber  die  Beweisfflhrung 
an  eoncreten  Fällen  in  den  folgenden  Abschnitten  bezieht  sich  nur  auf 
die  röojiisch- rechtlichen  Quellen,  oder  richtiger  auf  eine  fSr  den  vor- 
gesetzten Zweck  besonders  geeignete  Auswahl  derselben,  und  ohne 
solche  ausfahrliche  Erörterungen  entbehren  selbst  manche  jener  Beleg- 
stellen des  rechten  Verständnisses.  Dazu  bietet  jene  Charakteristik 
nur  die  allgemeinsten  GrundzQge  und  macht  auf  eine  vollständige  Dar- 
legung aller  Merkmale  schwerlich  Anspruch,  so  dasz  wir  ihr  manchen 
guten  Wink  schuldig  zu  sein  gern  gestehen ,  fibrigens  aber  sie  zu  er- 

43* 


636         L.  MerckÜD:  die  Citiermetbode  ond  Oaellenbenotcniig 

ginsen  und  za  berichtigen  vielfacb  Gelegenbeil  gebabt  baben.  Wem 
unser  Unternebmen  des  Vorlheils  entbehrt,  welchen  Dirksen  für  seine 
engere  Aufgabe  hervorhebt,  an  der  scharf  ausgeprägten  Kunstsprache 
der  römischen  Juristen  ein  Krjterium  för  deren  Benutzung  in  den  Ex- 
cerpten  des  Gellius  zu  besitzen,  so  wird  derselbe  aufgewogen  dorch 
die  Möglichkeit  seine  Excerpiermethode  bisweilen  an  den  noch  erhal- 
tenen Originalen  zu  prüfen,  wozu  die  selbst  aus  lauter  Excerpten  be- 
stehenden Digesten  begreiflich  viel  weniger  geeignet  sind.  Freilidi 
sind  dies  im  Verhältnis  zum  Ganzen  nur  seltene  und  zugleich  die  ein- 
fachsten Falle,  denen  eine  überwiegende  Masse  complicierter  Probleme 
gegenflbersteht,  welche  sich^  wie  auf  Dirksens  engerem  Gebiet,  nor 
zum  Theil  oder  auch  gar  nicht  lösen  lassen.  Mögen  andere  das  Dsr> 
gebotene  prüfen ,  berichtigen  und  weiter  fördern ,  und  möchte  nament- 
lich der  letzte  Herausgeber  des  Gellius,  der  seine  Arbeit  nur  als  eine 
yorlauflge  bezeichnet,  mit  seinen  Mitteln  beispringen,  wo  die  bevor- 
stehende Gestallung  des  Textes  neuen  Anfschlusz  verheiszt  oder  die 
gegenwirtige  zn  falschen  Annahmen  verleitet  hat. 

Wir  beginnen  unser  Vorhaben  mit  der  fiuszerlicben  Seite  des 
Gegenstandes,  indem  wir  die  Ciliermethode  des  Gellius  einer  Beiraeh- 
tang  unterwerfen,  um  von  hier  aus  die  inneren  Bestandlheile  seines 
bn6ten  Gewebes,  seine  Quellen  und  deren  Handhabung  sn  verfolgen. 
Es  bedarf  keiner  vertrauten  Bekanntschaft  mit  den  N.  A.,  um  zu  wissen 
dasz  in  den  Ci taten  des  Gellius  die  allergröste  Ungleichheit  herscbt. 
Denn  bald  bedient  er  sich  einer  Genauigkeit  in  seinen  Anfährnngen, 
die  nichts  zu  wünschen  übrig  liszt,  indem  er  neben  dem  Inhalt  eines 
Werkes  seinen  Titel  (XI  5 ,  5  super  qua  re  Favorinus  . .  decem  lihros 
eompomü:  iJv^^mvc/mv  T^offmv  inscribii),  und  wenn  dasselbe  ein 
mehrtheiliges  ist,  das  Buch,  ja  (in  Ernungelnng  der  Capitel-  und 
Paragrapheneinrieblung)  innerhalb  des  Bnehs  die  Stellung  und  Reihen- 
folge  der  mitgetheilten  Worte  angibt,  z.  B.  XlII  9,  1  TuUius  Tiro^  M. 
CiceronU  alumnuM  et  liherius . .  Ubros  compiuris  de  um  atque  raiiome 
Unguae  LaHnae^  item  de  variis  atque  promiscit  quaestiombuM  eam- 
posuit.  in  Ais  esse  praecipui  videntw  quos  Graeco  tiiulo  juevdin^ag 
inscripsit^  tamquam  omne  rerum  atque  doctrinarum  genus  caniinemiU. 
XIIl  17,  3  itaque  verba  posui  Varronis  e  lihrö  rerum  humanarmn 
primo^  cuius  principium  hoc  est.  I  18,  l  in  Xlifl  rerum  divinarum 
Itbro  M,  Varro  — .  ebd.  3  haec  Varro  in  primore  lihro  scripsü» .  sed 
in  posteriore  eiusdem  tihri  parte . .  dicii,  III  16,  20  Hippocraiee  am- 
iem  in  eo  lihro  ^  de  quo  supra  scripsi^  cum  et  numerum  dierum  . .  et 
iempus  ipsius  pnrtionis  ,  ,  deßnisset  neque  id  tarnen  semper  eadem 
esse  ßni  dixisset.  sed  alias  ocius  ßeri^  alias  serius^  kisce  ad  postre- 
mum  Bertis  usus  est  IV  2,  1  ff»  edicto  aeditium  curuUmm,  qua  parte 
de  mancipiis  vendundis  cautum  est,  vgl.  Xlfl  13,  4.  5.  II  30,  1.  2, 
oder  auszer  dem  Titel  des  Werkes  den  Inhalt  des  betreffenden  Absehnit. 
tes  zn  besserem  Verständnis  der  ansgehobenen  Stelle  mittbeilt:  VII  8,2 
Anlavy  Gr accus  Homo  qui  nkeiatovslnt^  appeliatus  est  .  ,  cum  de 
AUxandH  regis  laudibus  scriberet,  ticti,  inquit,    XI  14,  1  —  L.  Pisa 


des  A.  Gellins  in  den  Nocies  AUicae.  637 

Frugi  nsu$  esi  m  primo  annaii^  cum  de  RomtUi  regis  tiia  aigue  Piciu 
scriberet.    ea  verba  quae  scripsii  haec  iunL    Mit  dieser  Umständlich- 
keit (¥31,  9  Sinni  Capiionis  .  .  epistulae  sunt  nno  in  Hhro  multae  .  . 
prima  episiula  scripta  est  ad  Pacuvium  Labeonem ,  cui  tiiuius  prae-^ 
scriptus  esi:  pluria  non  plura  dici  debere;  vgl.  Herta  za  Prise.  VIII 
18  S.  384.   VI  3,  7  M,  Caio  .  .  orationem  inclutam  dicii^  quae  et  seor^ 
sum  fertur  inscriptaque  est  pro  Rhodiensibus  ei  in  quiniae  ariginis 
iibro  scripta  est,   XIU  10,  I  Ltüteo  Antistius  .  .  sunt  adeo  iibri  posi 
mortem  eins  editi,  qui  posteriores  inscribuntur^  quorum  librorum  iren 
eoniinui  XXXVIII  ei  XXXV Uli  ei  XXXX  pleni  sunt  id  genus  rerum) 
contrasHert  aber  die  ebenso  häufige  Allgemeinheit,  Kürze  und  Unbe- 
«timmtheit  seiner  Quellenangaben,  wofür  Dirksen  S.  40  f.  Anm.  39—46 
zahlreiche  Beispiele  darbietet,  zu  denen  ich  noch  folgende  hinzufüge: 
XIV  3,  4  Plaionem  ,  .  quodam  in  Iibro  (gemeint  sind  die  Bücher  nsql 
v6(A(av)^  nachdem  §  3  die  Bücher  vom  Staat  ausführlich  bezeichnet  wa- 
ren, wahrend  er  jene  anderswo  (XV  2,  3.  4.  XX  1,  4)  deutlich  nennt 
decem  libros  Piatonis  de  legibus;   XVII  15,3  idque  cum  in  historia 
Graeca  legissem^  ohne  dasz  diese  im  vorausgehenden  oder  folgenden 
genauer  bezeichnet  wäre;  XII  11 ,  7  cUius  quidam  veierum  poetarum, 
ctftus  nomen  mihi  nunc  memoriae  non  esij  Veritatem  Temporis  ßliam 
esse  dixiL    Der  Verfasser  ist  ohne  sein  Werk  citiert  XII  II,  6  versus 
isios  Sophocli,  II  28,  3  M,  Varro  dixit  (vgl.  I  20,  4.  8  und  Ritsehls 
qaaest.  Vanr.  S.  38),  I  7,  3  «<  m  Plauti  comoedia  moeehuSy  I  15,  14 
Hesiodus .  .  dicit^  17  versus  Euripidi^  19  Aristophanes  —  oder  um- 
gekehrt in  antiquis  annatibus  I  19,  1  (steht  mit  Unrecht  bei  Dirksen 
A.  44).  Dazu  gesellt  sich,  obwol  nicht  häufig,  ein  gewisses  Schwanken. 
Gellius  bleibt  sich  in  der  Bezeichnung  Wittes  und  desselben  Werkes 
nicht  gleich  *) :  III 14, 17  Caio  in  Iibro  quem  de  agri  culiura  conscripsitj 


1)  Vahlen  (in  Varronis  satnras  Menippeas  conieetanea  S.  207)  hat 
sich  in  seiner  Kritik  meiner  Hypothese  von  den  constanten  Ooppeltiteln 
der  Menippeen  von  der  Annahme  nicht  überzeugen  können,  dass  Gellius 
^ine  und  dieselbe  Satire  jedesmal  unter  verschiedener  Titelhälfte  eitiere. 
So  mögen  denn  hier  einige  analoge  Fälle  stehen.  Aehnlich  den  Varro- 
nUehen  Doppeltiteln  sind  die  langen  Titel  der  Catonischen  Reden,  welche 
die  betreffende  Person  nnd  Saehe  anzugeben  pflegen.  Dieselbe  Rede 
welche  Festus  8.  844^  vollständig,  anführt:  Cato  in  ea  quam  scripsü  de 
L.  Veturio  de  sacrifido  comadsso,  citiert  Gellius  VI  22,  3  Cato  in  oratione 
guam  de  sacrificio  eornndsso  scripsü,  dagegen  XVII  2,  20  ilf.  Cato  in  L, 
VetmMm,  Im  Hertzschen  Index  sind  freilich  beide  Titelhälften  als  ver- 
echiedene  Reden  aufgeführt.  Mehr  aber  als  zweimal  kommt  die  Rede  bei 
Gdlius  nicht  vor.  Ferner  Gellius  I  12,  17  M.  Cato  de  Lnsitania  cum  Ser- 
mwtm  Oatbam  aecusaoit  nnd  XIII  25,  15  Cato  ex  originum  Vll  in  oratione 
quam  contra  Servium  Galbam  dixit.  Die  Rede  welche  ToUständig  de  suis 
mriutitms  contra  TJiermum  heiszt,  citiert  Gellius  XVI  14,  2  quam  de  sme 
virtutibus  babuit.  Leider  fehlt  eine  zweite  Anführung.  Dirksen  S.  58  hat 
sehr  wahrscheinlich  vermutet,  dasz  bei  Gellius  XI  18, 12  (Masurä)  Sabit^i 
über  cui  titulus  est  de  furtis  nicht  verschieden  sei  von  dem  in  demselben 
Cspitel  §  20  genannten  Über  iuris  civilis  seeundus.  Eine  Verwechslniig 
braucht  man  deshalb  dem  Gellius  mit  Dirksen  nicht  Sohtdd  zu  geben: 


638         L.  Mercklin:  die  CitiermclhoJe  and  QoelleBbenQUong 


dagegen  X  26«  8  Caio  in  Uhro  de  re  rusUca ;  I  Sl,  S  HfginMS . .  m 
cammentariis  quae  in  Vergilium  feeii  und  XVI  6,  14  Hfginm  tamn 
luUus  . .  tfi  piario  librorum  quos  de  VergiUo  fecii;  oder  1 3, 6  iis- 
serialionum  EpicUU  digestarum  ab  Arriano  primum  Ubnm  and  XYIl 
19,  2  Arrianus  in  libris  qua$  de  dissertaiionihus  eins  componUi  nd 
XIX  1,  14  Ubrum  EpicteU  philosophiquintum  dutX^mVy  quas  ab  Ar- 
riäno  digesta$  congruere  scripiis  S^vi»vog  ei  Chryeippi  non  Mmm 
est;  ferner  lY  16,  8  C.  Caesar  . .  in  libris  quogue  anaiogieis^  1 10,4 
a  C,  Caesare  .  .  in  primo  de  analogia  libro  scriptum  esi  (rfl.  XDL 
8,  3);  XIII  22,  8  Sempronius  Asellio  in  libro  rerum  gesiarumXlUl 
und  XIII  3,  6  Sempronii  Aseüionis  quartum  es  hisioria  Ubrum ^  oder 
die  gelinde  Variation  VI  13,  3  in  M.  Caionis  oraiione  qua  Voeonüm 
legem  suasii  und  XVII  6,  1  if.  Cato  Vocaniam  legem  suadens  (rfl. 
RiUcbl  im  rhein.  Mos.  VI  S.  552  A.  3),  und  eine  dbnliche  Abweichaag 
enthält  das  Citat  II  20, 1  M.  Varro  in  libro  de  re  rusiica  lU^  deoo  die 
alte  und  echte  Aufscbrift,  wie  sie  der  Katalog  des  Hieronymos  darbie- 
tet, war  libri  III  rerum  rusiicarum  (Ritschi  a.  0.  S.  554).  Ein  höke- 
rer Grad  von  Ungenanigkeit  ist  es,  wenn  der  Theil  mit  den  Gasieo 
verwechselt  wird,  wie  XVII 10,  8.  9  earmen  Pindari  quod  est  »per 
monie  Aetna;  Pindari  Carmen  quod  de  natura  atque  fiagrantia  wm- 
iis  eins  compositum  est^  denn  gemeint  ist  Pytb.  I  21  auf  Hieros  dea 
Aetnaeer ,  jene  Beteichnung  also  sehr  aneigentlicb.  Vielleicht  verbiit 
es  sich  ebenso  mit  Neratius  in  libro  de  nuptiis  IV  4,  4,  woraber  n- 

es  ist  nur  Varietät  dea  CiUerens.  —  Wenn  Oaann  (Beitr.  s.  gr.  n,  roD. 
LG.  II  S.  329)  und  Ritschl  (Parerga  I  S.  360)  darin  Recht  hätt«n,  dwe 
alle  Citate  aus  Caesellins  Vindex,  von  dem  Gellins  immer  leetiommj^' 
Hquarum  eommentarü  anfUhrt,  ans  dessen  stramateus  stammten,  so  wurde 
diese  Schrift  wenigstens  in  der  Vorrede  sowol.onter  den  Titel  exQ0^»9 
als  unter  antiquarum  lectionwn  fallen.     Aber  ich  will  dies  ebenso  wesif 
wie  anderes  minder  sichere  geltend  machen.    Die  obigen  Beispiele  ftud 
ansreichend  sn  meinem  Schats.   Dergleichen  hat  aber  gar  kein  Bedmen, 
wenn  man  sich  erinnert  dasz  Gellius  dine  und  dieselbe  Schrift  bei  rer' 
schledenen  Gewährsmftnnem    benutst    fand    und  in  ihrer  wecbselBdea 
Beseiohnung  entweder  jenen  folgte,  oder  uneingedenk  seiner  ^'^^^^' 
fiihrung  das  sweite  Mal  selbst  wechselte.   ~   Keiner  aber  hat  sieb  die 
Entscheidung  dieser  Frage  so   leicht   gemacht  wie  Bticheler  im  rbsis. 
Mus.  XIV  S.  420:  'wie  Varro  die  DoppelUtel  liebte,  so  finden  wir*Mft 
bei  Seneoa  [dnonoXoxvvTaaig  ludus.  de  morte  Claudii]  einen  grieehuehen 
und  einen  lateinischen :  allerdings  war  darchgäugig  der  sweite  bei  jenem 
ein  griechischer,  msqI  — ,  aber  auch  nur   in  denjenigen  Satiren 
welche  allgemeinerci  meist  philosophische  Gegenstilflda  be- 
handelten. Hatte  der  Tgi-ndgavog  noch  einen  zweiten  Namen,  so  wst^ 
vermutlich  ein  römischer  [?] ;  doch  wahrscheinlicher  will  mich  bedünken, 
dasx  Varros  Satire  nur  den  von  Appian  erwähnten  Titel  trag,  die  6^ 
eas  nur  den  von  Cassius  Dio  bexeugten'  usw.    Denn  wenn  dsaaeli  s^^ 
fM'rjgf  «e^l  dtad^xcov,   n.  voiitcfititmv  ^  n,  %S(fawoiJ  zn  den  sH^^' 
neren  oder  philosophischen  Gegenständen  geboren ,  was  IKsxt  sieb  ^^ 
nicht  alles  unter  diesen  breiten  Mantel  stecken ,  und  wie  speciell  soue 
die  Themata  der  Satiren  gewesen  sein,  um  einen  Gegensatz  gegen  ffl^ 
allgemeineren  zu  bilden?    Ist  das  besser  oder  sohlediter  als  'ein  fH^ 
Spiel  nüt  MögUohkeiten'  (8.  452)? 


dM  A«  MlifM  ia  dei  Noetes  AtltoM.  639 

der»  iirleiU  Dirkaea  *die  Wirluaaikeit  der  Ebegelöbnisse'  (Abb.  der 
Berliner  Akademie  1818  S.  98  ff.).  .Aber  es  kommen  noch  ärgere 
Dinge  vor.  *  Gellina  ciiiert  Bflcber  ohne  sie  gesehen  an  haben  (diea 
Unflg)  and  augleicb  ohne  ihren  Titel  anderswoher  an  kennen.  Das 
inl  der  Fall  X  13,  i  librum  esse  Democriiiy  nobüissimi  phüoso- 
pkarumj  de  et  ei  natura  ckamaeleoniis  eumque  se  legtsse  P/t- 
»HM  Secundus  in  naturalis  kistoriae  vicesimo  octato  refert.  Wer 
orwartei  hier  nicht  diesen  Titel  bei  Plinina  N.  H.  XXVIU  112  wieder- 
zafinden?  wo  man  jedoch  nnr  folgendes  liest:  iungemus  iUis  simiUima 
ei  peregrina  aeque  animalia^  priusque  ehamaeleanem  pecuiiari  nolu- 
«wie  dignum  existimaium  Democrito  ac  per  singula  membra  desecra- 
ium^  nan  sine  magna  toluptate  nostra  cognitis  proditisque  mendaeiis 
Graecae  panitatis  . .  eis  eins  nuixima  contra  accipitrum  genus.  Gel- 
lins  hat  sich  also  auf  die  alleinige  Autorität  des  Plinias  hin  und  aus 
dessen  Referat  den  Titel  des  Buches  surecht  gemacht,  das  er  weder 
•na  Autopsie  noch  sonstwoher  kannte  —  wenn  er  nemlich  liiit  den 
Worten  de  ei  et  natura  chamaeieontis  den  Titel  und  nicht  bloss  den 
Inhalt  des  Buches  bezeichnen  wollte,  in  welchem  Fall  er  in  seinem 
Rechte  ist.  An  sich  dürfte  wenig  einzuwenden  sein,  wollte  sich  jemand 
XU  seinen  Gunsten  entscheiden:  denn  ausser  Plinius  haben  wir  von  je- 
aaan  Buch  des  Demokrit  keine  Kunde;  aber  was  wird  aus  allen  den 
Fällen,  wo  uns  Gellius  scheinbar  Bflcbertitel  mit  de  vorfährt,  deren 
nrsprüngüche  Form  wir  gar  nicht  mehr  controlieren  können?  s.  B.  I 
1,  1  Plutarckus  in  Ubro  quem  de  HerculiSj  quantum  inter  homines 
füitj  imtnii  eorporisque  ingenio  atque  eiriutibus  conscripsit.  Sollen 
wirglanben  dass  er  auch  hier,  wenn  er  sich  in  derselben  Lage  wie 
bei  Demokrit  befand,  nnr  den  Inhalt,  nicht  den  Titel  habe  angeben 
wollen?  Ich  entscheide  mich  für  den  vorliegenden  Fall  und  die  ihm 
analogen  dennoch  anders.  Es  ist  die  sweekmässigste  Art  ein  Buch 
naeh  seinem  Inhalt  su  betiteln,  nnd  entsprechend  dem  einfachen  und 
praktischen  Sinne  des  Alterthams  begegnen  uns  demgemäss  sahireiche 
Titel  mit  de  nnd  ntgl.  Auch  bei  Gellius  ist  diese  Titelform  sehr  häu- 
fig, sei  es  dass  er  sie  bei  den  bennisten  Gewährsmännern  vorfand,  wie 
aieh  in  vielen  Fällen  nachweisen  läszl,  obwol  er  sich  nicht  immer  so 
bestimmt  ausspricht  wie  XVIII  6,3  ei  lihro  (Aelii  Melissi)  titulus  est 
ingentis  cu^sdam  inlecebrae  adlegendum,  seriptus  quippe  est:  de 
loquendi proprietats^  oder  wie  in  dem  besprochenen  selbst  bildete*). 


2)  Wenn  die  Kritik  des  QelUna  sich  einmftl  mehr  befestigt  hat,  wird 
ee  Zeit  sein  die  verschiedeiien  spraohlichen  Ausdrücke,  mit  denen  er 
»eine  Autoritäten  anführt,  im  Zusammenhange  cn  prüfen  und  was  sich 
claraaa  für  sein  Verhältnis  cn  den  Qnellen  ergibt,  au  entwickeln.  Nur 
dtner  derselbenf,  das  obige  seribere  de  heiseht  schon  Jetst  eine  Bespre- 
ehnng.  Vahlen  (a.  O.  8.  194),  ausgehend  von  der  Beobachtung  dasz  Gel- 
lins  achtmal  (vielmehr  neunmal  mit  der  vergessenen  Stelle  III  16,  13) 
Varronische  Satiren  mit  quae  insfribilur,  WMcHpta  est  oder  qwm  HucripsU 
anführt,  ist  geneigt  in  dem  Citat  1  17,  4  Korro  in  »aiura  Menippea  quam 
de  officio  mariä  teriptit  su  schreiben  in»eripsiiy  obgleich  ^absque  con- 
Buetudine  seriptoris'  an  nnd  für  sich  seripeü  ertrüglidi  sei;  dagegen  XIII 


640        L.  MerckHn :  die  Citiermettiode  aad  OQ«U«i^Bvt<BDg 

Er  beTorsngl  sie  aaeh,  wo  er  cwisdien  mehreren  Titeln  wählen  kernte^ 
s.  B.  XIH  25 ,  9  in  Ubro  M.  Tvüi  gut  de  camsHtuendo  aecu$ai&rt  mi^ 
wo  er  kdrser  in  diPinaiione  M.  T.  oder  mi  oraiiome  M,  T.  m  Q,  Cae- 
eitium  citierent  konnte  (?gl.  über  divinaüo  II  4).  Geilins  hat  aber 
auch  zugleich  eine  rechte  Lust  und  Freude  am  Citieren,  wie  aowol  eim 
Blick  auf  jede  Seite  seiner  N.  A.  lehrt,  als  auch  der  Umstand  dasx  er 
seine  Qaelle  lieber  unbestimmt  angeben  als  gans  verschweigen  ma^ 
(Dirksen  A.  43).     Ein  gewisses  Auskramen  seiner  Belesenbeil  nn«! 

23,  4  M,  Varro  in  satara  Menippea  quae  seribitur  limto^xüt  sei  gans 
unsalüsflig ,  oder,  weon  man  diese  Fülle  gelten  lasse,  beabsichtigte  GeUins 
nicht  eine  InhaltBangabe,  sondern  den  Titel  su  geben,  denn  nur  den  Titel 
könne  uttura  quae  9cribüur  Sxiofiax^cc  anzeigen ,  ebenso  wie  o£Fenbar  der 
Titel  gemeint  sei  XVII  18  mit  M,  yarro  .  .  in  Ubro  quem  seripsit  Piu9 
aut  de  paeCt  wo  inscripgü  so  schreiben  nahe  liege.  —  Dagegen  habe  ich 
folgendes  einznwenden.    Einmal  ist  die   ^eonsnetudo'   des  GeUins   mia 
jenen  acht  oder  nenn  Beispielen  gar  nicht  abgemacht,  sondern  aasser 
jenen  beiden  bezweifelten  FiÜlen  quam  »criptU^  quae  scribitwr  gibt  es  (in 
dem  Hertzschen  Text)  noch  folgende:    X  17,  2  Laheriu»  in   mimo  quem 
sct'ipsii  Resiionem,  X  24,  5  ex  atellania  qua^  Meoia  tcribihtr,  XII  10,  7 
Pomponi  fabula  atellania  est,  quae  ita  scripta  est:  Aeditumus,  XIII  23,  16 
Licinius  Imbrex  in  fabula  quae  Neaera  scripta  est,  XIII  30,  3  Pacwrimt  vs 
tragoedia  quae  Niptra  seribitur,  XYI  7,  2  Laberius  in  mimo  quem  Capkmsam 
scripsit,  XVI  7, 13  (Laberius)  in  mimo  quem  scripsit  Alexandream,  XX  2,  1 
m  oratione  M,  Catonis  quae  scribitur:  ne  imperium  sit  veteri  ubi  novus  veneriL 
Also  den  neun  Fällen  von  inscribere  stehen  wenigstens  ebenso  viele  tod 
acribere  gegenüber.    An  einigen  dieser  Stellen  mag  es  palaeographisch 
leicht  sein  inscripsit  oder  inscribitur  za  schreiben ,  aber  keineswegs   *ii 
allen.    Sodann  fehlt  es  an  einem  praegnanten  Gebrauch  ?on  scribere  aaeh 
nicht  ganz   bei  anderen  Schriftstellern:    Yarro  L.  L.  V  45  e  quU  prima 
est  scripta  regio  Suburana,  secunda  Esquüina  usw.   Y  47  huic  iunetae  Carinae 
et  inter  eas  quem  loaim  Ceroliensem  appellatum  apparet,  quod  primae  regkmiw 
quartum  sacrarium  scriptum  sie  est.    Ob  nun  bei  Gellios  die  künftige  Kritik 
Anlasz  finden  wird  an  allen  jenen  Stelleo  inscribere  herzustellen,  ist  «b* 
zuwarten.    Aber  auch  dann   dürften  einige  Fälle  noch  streitig  bleiben. 
Scribere  de  ist  auch  dem  Gellius  ein  geläufiger  Ausdruck  für  die  Inlialta> 
angäbe,  z.  B.  lY  3,  2  Sulpicius  in  Ubro  quem  composuit  de  dotibus  und 
lY  4,  I  Servius  Sutpidus  in  Ubro  quem  scripsit  de  dotibus  (s.  Philol. 
XIII  8.  725).     Wenn  aber  der  Titel  eines  Bachs   mit  de  anfängt   vnd 
ein  solches  citiert   wird   mit  m  Ubro  quem  scripsit  de^  dann  kann  es  oft 
zweifelhaft  bleiben,  ob  der  Inhalt  oder  der  Titel  bezeichnet  sein   solL 
Und  dies  tritt  namentlich  ein,  wo  wir  einen  Bachtitel  nur  aus  Gellius  und 
nicht  anderswoher  kennen,  z.  B.  XY  24,  1  Sedigitus  in  libro  quem  scripaU 
de  poetis.    Der  oben  angeführte  Fall  XYIII  6,  2  läszt  keinen  Zweifel  zu, 
auch  wenn  die  Interpunction  dem  Sinne  nicht  zu  Hülfe  kommt.   Zugleich 
tritt  aber  auch  seriptus  qtäppe  est  in  die  Kategorie  des  praegnanten  Ge- 
brauchs.   Dies  alles  seheint  Yablen  zu  wenig  beachtet  zu  haben.    We- 
nigstens in  der  Yanronisehen  Satire,  von  welcher  seine  Firörternng  aus- 
geht, kann  quam  de  officio  mariti  scripsit  nur  Inhaltsangabe  sein:   denn 
da  de  officio  mariti  Uebersetznng  der  zweiten,   griechischen  Titelhälfta 
mit  nsQ£  ist,  so  hat  Yarro  selbst  seine  Satire  so  nicht  betitelt,  und  es 
ist  nicht  gerechtfertigt   dem  Gellius  die  Unkunde  davon  zuzuschreiben. 
Er  citierte  die  Satire  nach   ihrem   Inhalt.     Dagegen  ist   nur  der  Titel 
▼on  ihm  gemeint  XIII  23,  4  und  XYII  18.    Es  sind  also  diese  drei  Stel- 
len nicht  nach  demselben  Masastab  su  benrtmlen« 


des  A.  Gellias  in  den  Noctes  Atticae.  64 1 

Praokeo  mit  selten  Eugän^lichen  Qoellen  liegt  ihm  gar  nicht  fern  und 
ist  ens  wiederam  znr  Kenntnis  der  Schickstle  mtncher  Werke  fördere 
lieb.  Daram  glaube  ieh  dasz  er  auch  das  Buch  des  Demokrit,  welches 
er  Dieht  anders  als  seinem  Inhalt  nach  bezeichnen  konnte,  damit  zu- 
gleich seinem  Titel  nach  ciliaren  wollte.  Er  hatte  die  breite  Analogie 
dieser  Tilelform  Für  sich,  ja  vielleicht  Sie  Consequenz  seines  eigenen 
VerFahrens  in  Ähnlichen  Pillen.  Auch  befriedigte  er  zugleich  eine 
kleine  Eitelkeit,  indem  er  darlegte  nicht  blosz  den  Titel  der  Bücher 
zu  kennen,  sondern  sie  gelesen  zu  haben,  z.  B.  XIV  3,  3  operi  nid- 
zmvog^  quoä  de  optima  statu  rti  pvblicae  cititatisque  administrandae 
scriptum  est^  womit  die  Bacher  ne^l  noXiXBlag  gemeint  sind. 

Aus  dieser  Mnsterkarte  von  Citaten  ergibt  sich  zunächst,  dass  die 
Genaaigkeit  des  Gellius  im  Citieren  mit  ebenso  viel  Recht  gerühmt  als 
seine  Ungenauigkeit  beklagt  werden  darf,  so  lange  man  nicht  nume« 
risch  die  Pille  der  einen  und  andern  Art  gegen  einander  abwigt,  son- 
dern gelegentlich  dieser  oder  jener  Eigenschaft  begegnet.  Aber  auch 
eine  vollständige  Berechnung  von  beiderlei  Anführungen  dürfte  die 
Sache  schwerlich  zur  Entscheidung  bringen,  wenigstens  nicht  das  Ver- 
dienst oder  die  Schuld  des  Schriftstellers  hinlänglich  begründen.  Denn 
abgesehen  davon  dasz  viele  Abschnkte  (und  deren  sind  mehr  als  Dirk- 
sens  Worte  S.  41  glauben  machen)  gar  keine  Quellenangabe  enthalten, 
dasz  ferner  zwischen  den  Extremen  grosser  Umständlichkeit  und  gro- 
szer  Unbestimmtheit  nach  dem  Obigen  noch  verschiedene  Stufen  des 
Citierens  in  der  Mitte  liegen ,  ist  gerade  jene  Ungleichheit  ein  charak- 
teristischer Grundzug  des  ganzen  Werkes^  der  sowol  in  den  einzelnen 
Absefanitten  als  auch  bei  den  Anfuhrungen  ^ines  und  desselben  Schrift- 
stellers so  wie  einzelner  Schriften  immer  wieder  hervortritt.  Und 
darin  liegt  Anlasz  genug  nach  den  erklärenden  Gründen  dieser  that- 
siehliefaen  Erscheinung  zu  forschen. 

Es  fragt  sich  nemlich,  ob  jene  wahrgenommene  Ungleichheit  ge- 
paart ist  mit  völliger  Unbeständigkeit,  ob  sie  auf  rein  willkürlicher 
und  zufälliger  Handhabung  der  Quellen  beruht,  oder  ob  sich  mit  ihr 
ein  bestimmter  Wechsel ,  eine  regelmässige  Wiederkehr ,  also  etwas 
absiebtiiches,  constantes  und  somit  methodisches  verträgt.  Diese  letz- 
tere Annahme  ist  es,  welche  sich  mir  als  nothwendig  ergeben  hat^ 
und  ich  glaube  nachweisen  zu  können,  dasz  Gellius  die  von  ihm  für 
seine  einzelnen  Capitel  benutzten  Hauptquellen  auch  durch  die  genaue 
Art  ihrer  Erwähnung  neben  anderen  schon  bei  jenen  vorgefundenen 
und  von  ihm  in  seine  Darstellung  herübergenommenen  Autoritäten 
kenntlich  macht.  Dieses  Unterschiedes  ist  er  sich  selbst  bewust 
praef.  18  Ais  subcenseant  unde  ea  nos  accepimus  .  .  sed  ei  rationes 
rerum  et  auetorilates  hominum  pensitenl,  quos  Uli  quosque  nos  secuti 
sumus.  Zu  dem  Zweck  lasse  ich  eine  Anzahl  einfacher  Beispiele  fol- 
gen ,  um  später  zu  den  verwickelten  überzugehen. 

Das  vierte  Capitel  des  IX  Buches  leitet  Gellius  mit  der  Erzählung 
von  seiner  Rückkehr  aus  Griechenland  und  Landung  in  Brnndisium  ein 
*—  ein  Ereignis  das  noch  öfler  zu  solchen  Einleitungen  hat  berhaitea 


642         L  Mercklin:  die  Citiernelbade  ond  QaelleBbanulfatg 

mOsseß,  XVI 6, 1.  XIX  1, 1  vgl.  II 21,  t  —  wo  er  bei  eiten  BidiiiiBdler 
folgende  scriptores  rerum  ineredibiliiiM  kaiifl;  Arisieoi  Froeamiam 
ei  higonus  Nicaeensis  et  Ciesias  ei  OneucriiuM  ei  Poljftiepkmm  ti 
üegetia$^  und  dieselbeo  in  den  beiden  nfiebslen  Nichten  doroUInfkud 
excerpiert.  Darauf  folgt  die  Mittbeilang  der  Bzcerpte  §  6:  ermi  i^ 
tur  in  iUit  Ubris  scripta  huiuscemodi^  und  %  7  heiaxt  ea:  id  e/iaa  i» 
itdem  Ubrii  icriplum  offendimus^  quod  potiea  in  UhroquofiuHm 
Secundi  naturalis  historiae  ieptimo  Ugi,    Waa  daraus  bis  $  15  refe- 
riert wird,  ist  aus  Pliuins  VII  2,  16—36  anagesogen.    Daran  sokliettt 
sich  %  16  eine  wörtliche  Stelle  aus  Plinius  VII  4,  36  und  endlich  %  16 
aus  Plinius  a.  0.  %  34.    Dirkseo  S.  36  A.  21  (vgl.  S.  41  A.  46)  IM 
unser  Capitel  als  Beleg  an  für  die  Gewohnheit  dea  Gellins  ^an  die  i« 
dem  Studium  einer  vereinzelten  Schrift  erwachsenen  Aussöge  kisUr- 
her  Nachlrige  aus  verwandten  Quellen,  zum  Theil  auch  ans  frendei 
Compilationen  zu  fügen'  und  Stichle  (Philol.  IV  S.  402),  der  mit  ReckI 
Philostephanus  für  Poly$tephanu$  geschrieben  wissen  will,  fiodel  ei 
wahrscheinlich,  dasz  das  Histörchen  %  6  üem  esse  compertum  el  m- 
ditvm,  Sauramatas^  qui  ultra  Borysthenen  fluvium  lange  coiwat,  et- 
bum  capere  semper  diebus  tertiis^  media  absiinere  in  dem  Werk  des 
Philostephanus  Ober  die  PUsse  seinen  Platz  gehabt  habe.  Keiner  m 
beiden  scheint  gemerkt  lu  hsben,  dasz  nicht  nur  §  7 — 16,  wieGeUiu 
selbst  sagt,  sondern  auch  der  vorangehende  §  6  aua  Plinius  stanneB, 
der  §  12  als  Gewährsmann  fQr  jenes  Histörchen  nicht  PhilostepliiMS, 
sondern  Isigonus  nennt.   Was  bei  Gellius  %  6  Ober  Scylhen  osd  Ari> 
maspen  voransteht,  hat  ebenfalls  Plinius  a.  0.  §  11.    Vergleidil  mn 
die  Stelle  des  PKnius  mit  dem  Texte  des  Gellins  näher,  sc  findet  mo 
dasz  dieser  zwar  nicht  wörtlich ,  denn  der  Stil  des  Plinius  wir  ilm 
nieht  mundgerecht,  aber  doch  genau  aas  jenem  referiert  hat,  obae 
irgend  einen  Zug  anderswoher  einzumischen,  die  Gewihrsmiaaar  9^^ 
welche  Plinius  bei  den  einzelnen  Angaben  namhaft  macht,  so  eiser 
Gruppe  verbunden  vorangestellt  hat,  mit  Ausnahme  des  Philostephasof 
und  Hegesias,  die  in  dem  7n  Buche  des  Plinius  erst  §  207. 906  »  den 
Katalog  der  Erfindungen  vorkommen.    Sollen  wir  nun  noch  mit  Dirk- 
sen  glauben,  Gellius  habe  jene  logenhaften  Schriftsteller,  die  Quellen 
des  Plinius,  wirklich  gelesen  und  erst  hinterher  ihre  Beaatiaog  bei 
Plinius  entdeckt?   Unmöglich.    Denn  ausserdem  dasz  er  niekls  aiebr 
als  Plinius,  sondern  nur  weniger,  und  nichts  anderes  und  alles  is  der- 
selben Reihenfolge  aus  ihnen  beibringt,  wie  sie  Plinius  darbietet,  da« 
er  sie  sonst  in  seinen  20  Büchern  nirgend  wieder  nennt  —  er  ciUert 
sie  auch  genau  so  wie  sein  Original,  d.  h.  Arisieas  Proconnesius  $  19i 
Isigonus  Nicaeensis  %  12,  dagegen  Onesicritus  und  Ciesüis  §  SS  beide 
ohne  Ethnikon.  Also  wird  sich  die  Sache  gerade  umgekehrt  verha^- 
Gellius  hat  jene  Quellen  des  Plinius  nickt  früher  gelesen  als  des  P»- 
nins,  sondern  er  hat  nur  Plinius  gelesen  und  aus  diesem  ihre  Kesainis 
geschöpft.    Plinius  ist  seine  Hauptquelle,  jene  citiert  er  ibm  aacb,  er 
nennt  sie  aber  voraus  und  macht  den  Leaer  glauben,  er  kesoe  f« 
ebenao  gut  wie  Plinius,  den  er  erat  %  7  nennt,  sich  ihm  atfckbesK 


des  A.  Gelliua  ia  den  Noetet  Atticae.  643 

«ad  »it  wörtliehen  EntlebnoDgen  deo  Abschnitt  beendet  —  ein  Ver- 
fahren das  Dirksen  in  anderen  Pillen  erkannt  (S.  43)  und  im  sweiten 
Abschaitt  an  mehreren  Beispielen  nachgewiesen  hat«  Nun  erklärt  sich 
n«ch  die  Versohiedenbeit  in  den  Citaten.  Seine  Hanptqnelle,  welche 
er  in  Händen  hatte,  citiert  er  genau,  die  secnnd&ren  Quellen  citiert 
er  gerade  so  wie  er  sie  bei  jener  vorfand.  Aber  wie  ist  er  zu  Philo* 
•tephanus  and  Hegesias  gekoaunen?  Dafür  laset  sich  mehr  als  ^ine 
Möglichkeit  denken,  ohne  dasa  die  eben  ausgesprochene  Ansicht  dar- 
■nter  au  leiden  braucht.  Stdnde  unser  Pall  allein,  so  liesae  sich'  an- 
nehmen, Gellins  habe  ans  dem  ganien  7n  Buch  des  Plinins  sich  Ex- 
eerpte  gemacht  und  die  bei  Plinins  genannten  Qnellen  der  einzelnen 
Notizen  zusammen,  sei  es  za  Anfang,  sei  es  zu  Ende,  sich  angemerkt; 
ala  er  aber  aus  seinen  Adversarien  dies  Capitel  redigierte  und  unter ' 
•einem  Material  eine  Auswahl  traf,  irlhQmlich  auch  n^ch  die  beiden 
letzten  Namen  aufgenommen,  die  zu  den  ausgewfthlten  Excerpten  keine 
Beziehung  hatten.  Oder  Gellius  kannte  jene  Schriftsteller  dem  Namen 
■ach  anderswoher  als  fabelhafte  Erzlihler,  und  dies  ist  um  so  wahr- 
acbeinlicher,  als  sich  ein  Theil  dieser  Namen ,  darunter  Philostephanos 
(Aristeas,  Hegesias,  Onesikritos  fehlen),  gruppiert  bei  Tzetzes  Chil. 
VII  644  ff.  wiederfindet  (Sllehle  a.  0.  S.  386).  Ja  wenn  Westermanns 
Vermutung  (Paulys  Realenc.  VI  S.  1335)  richtig  ist,  dasz  in  dem  fii(fag 
ldfuii^€ias  des  Sotion,  welches  Gellins  einmal  1  8  citiert,  die  fabel- 
haften Nachrichten  aber  Indien  standen,  die  Tzetzes  a.  0.  referiert,  so 
wire  damit  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die  'Quelle  gefunden,  der 
Gellias  seine  aber  Plinins  hinausgehende  Namenkenntnis  verdenkt. 
Denn  auch  so  bitte  er  nicht  die  Bflcher  selbst ,  sondern  höchstens  Ez- 
eerple  aua  den  Schriftstellern  gelesen,  mit  deren  Namen  er  paradiert. 
Wir  können  ihn  daher  tou  einem  gewissen  Mangel  an  Wahrheit,  von 
einigem  Schein  mit  dem  Leser  Versteck  zu  spielen  und  gelehrter  Eitel- 
keit nicht  ganz  frei  sprechen.  —  Bin  ganz  analoges  Beispiel  bietet 
das  berahmte  dritte  Capitel  des  III  Buchs,  dessen  treffliche  Erlanterung 
TOB  Rilschl  (*die  fabnlae  Varronianae  des  Plautus'  Parerga  I  S.  73-245) 
ons  aasfQbrlieher  Beweisfahrung  aberbebt.  Denn  dasz  die  %  1  zusam- 
neagrappierten  sechs  Verfasser  von  indicei  Plauiini  ^offenbar  diejeni- 
gen waren,  deren  Listen  auch  Varro  vor  sich  hatte'  (ganz  sicher  At* 
lins  §  9)  *  und  Gellius  sie  wol  gröstentheils  nur  ausVarros  Buch,  nicht 
ans  eigner  Lectüre  kannte',  hat  bereits  Ritschi  S.  92  gesehen  und  im 
4a  Bzcnrs  S.  238  ff.  durch  die  Untersuchung  ihrer  Zeitverhfiltnisse 
begrandcL  Sollte  ihre  Benutzung  durch  Varro  bei  dem  einzigen  Ser- 
Tins  Clodius,  wie  Ritschi  meint,  fraglich  sein  können,  so  bitten  wir 
hier  wie  im  vorigen  Beispiel  an  Philostephanus  und  Hegesias ,  ein  Ad- 
ditamentam  des  Gellius ,  das  an  der  Sache  selbst  wenig  finderl.  Ich 
erkenne  dies  Bedenken  vollstindig  an,  da  Gellius  XIU  23,  19  mit  der 
If achtragsformel  ac  ne  id  quidem  praeUrmiiUndum  pu$o ,  cuiu9modi 
etiy  quod  in  eommeniario  (was  vom  imdex  nicht  verschieden  zu  sein 
braucht)  Servii  Claudn  icripium  iwceninms  nihere  Kenntnis  des  Ser- 
Tios  Clodius  verräth.  Er  ist  also  such  hier  verfahren  wie  oben,  indem 


64 1         L.  Meroklin :  di«  Cilicrmelliode  ond  OaelleebeimfoaD^ 

er  aas  Varro,  seiner  Haaplqaelle,  des  er  eral  %  9  geaaa  citieri,  m 
iibro  de  eomoediis  Plauiinii  primo,  die  ¥Oti  diesem  eiiierten  GewAn- 
fflinner  viel  kflrter  blosz  mit  ^inem  Namen  voransCellte.   Ob  Vnrro  si» 
genauer  citiert  halle,  wissen  wir  nicht;  nach  »einer  sonsligea  Methode 
(d«  (.  L.)  ist  es  nicht  wahrscheinlich.    Vgl.  Roeper  Bameoidum  reü- 
qoiae  1  S.  18.  —  Einen  drillen  Fall  dieser  Art  bildet  das  21e  Capitel 
des  V  Bnches ,  wo  jener  Brief  des  Stnoios  Gapito  an  PaeaTina  Labeo, 
eilt*  tiiuius  praescriptus  esi:  pluria  non  pkara  dici  debere  $  9.  10  ge- 
nannt ist,  nachdem  vorher  $  6  M.  Cato,  Q.  Clandins,  Valerina  Anlias, 
L.  Aelinf ,  P.  Nigidius,  M.  Varro  als  Aatoritftlen  für  die  Form  plmrut^ 
praeter  poetarum  oratorumque  veierum  muliam  copiam^  verxeicbnet 
stehen,  von  welchem  Katalog  schon  Herta  (Sinnius  Capito  S.  19)  mit 
Recht  vermalet  hat  dasz  Gellius  denselben  erst  der  Behandlang  des 
Sinnius  verdanke.    Seine  Ansicht  aber  Pacovius  Labeo  hat  Herta  an 
Priscian  Bd.  I  S.  384  berichtigt.   Also  auch  hier  in  der  Form  des  CiCats 
ein  deutlicher  Unterschied  «wischen  der  onmittelbar  and  mittelbar  be- 
nutzten Quelle.    Es  bleibt  daher  zweifelhafl,  ob  die  §  14  ff.  als  adim- 
menlum  opinionis  Stnnianae  folgenden  Stellen  aus  Plantas  Persa  und 
Cato  in  IUI  originum  gleichfalls  aas  dem  Briefe  des  Sinnius  staramcB 
.oder  anderswoher  nachgetragen  sind. 

Indes  ist  diese  Methode  zu  excerpieren  und  zu  eilieren  nicht  die 
dem  Gellius  gelfiuflgs(e :  denn  es  lassen  sich  mit  den  obigen  keine  gana 
gleiche,  sondern  nur  analoge  Beispiele  nnd  anch  diese  nicht  zahlreich 
beibringen.  So  ist  II  13,  wo  §  1  aniiqui  oratores  historiaeque  ami 
earminum  scripiores  als  Gewfihrsmfinner  fflr  liberi  in  der  Bedeataag 
^ines  Kindes  und  complures  veierum  Uhri  voraosgenannt  sind,  ii«r 
aus  dem  Über  Sempronii  Aseliionis  rerum  gesiarum  qumius  niberes 
beigebracht.  —  Oder  II  25 ,  4  duo  auiem  Graeci  grammalici  ittustres 
Arislarchus  et  Crates  summa  ope  tue  ivaXoyUtv  hie  ivfapMUav  deftm- 
titatit.  Es  folgt  das  genaue  Citat:  Jf.  Varronis  Über  ad  Cieeranem 
de  lingua  Latina  octavus  and  eine  wörtliche  Mitlheilnng,  die  in  unse- 
rem Texte  des  8n  gegen  das  Ende  lackenhaften  Buches  fehlt;  aber  die 
Namen  des  Arislarchus  nnd  Crates,  welche  Gellius  dem  Varro  verdankt, 
lesen  wir  noch  L.  L.  VIII  63.  68.  —  Oder  III  10,  wo  ein  fbrllaufen- 
des  Excerpt  aus  Varro  in  primo  libromm  qui  ineeribuniur  hebdamm^ 
des  vel  in  imaginibus  gegeben  ist,  erscheint  nachher  in  Varros  Worten 
selbst  §  2  F.  Nigidius,  §  6  Aristides  Samius,  §  9  Chaldaei,  %  II  ffo- 
meruSy  aber  auch  §  11  genau  citiert  Herodotus  in  primo  hisiariarmm. 
Die  drei  zuerst  genannten  gehen  gewis  aufVarros  eigne  Cilate  znrOck, 
denn  die  Worte  §  II  qnod  esse  magis  eerum  arbitramur  .  .  rerum  aU 
que  hominum  decrementa  stini,  welche  den  genau  eiiierten  Herodol 
und  die  bekannte  Sielte  des  Homer,  II.  £  304,  den  Gellius  nicht  ge- 
nauer zu  eitleren  pflegt,  enthalten,  sind  Zusatz  des  Gellius.  Die  Notis 
aus  Nigidius  wiederholt  Gellius  XIV  1,  11  nicht  bestimmter,  obgleieb 
er  sonst  die  Schriften  desselben  eifrig  benutzt  hat  (XII  14,  4).  Hin- 
sichtlich der  Chaldaei  oder  geneihliaei  vgl«  Censorinns  de  die  nai.  14 
%  9. 10. —  Oder  IV  1,  wo  darch  Dirksens  aberzeugende  Beweiarabnisg 


des  A*  Gelliofi  in  den  Noctes  Alticne.  645 

(S.  48  ff.)  eraitteU  ist,  dm  der  erat  §  21  genau  citierle  Masurins 
Sakinaa  t»  iuris  citilii  seeundo  die  Haaplqaelle  bildet,  aus  welcber 
Geliius  die  abrigen  nnbeatimmteren  Verweiaangen  §  17  Q.  Scaevolam 
.  .  kU  verbit  usum  audio^  20  Sertium  Sufpicium  in  reprehensis  Scae^ 
9olae  eapiUbus  entlehnt  hat.  —  Oder  VU  7)  wo  durch  desselben  Be- 
merkung (S.  70)  festsieht,  dasa  der  zuletzt  §  8  genannte  Sabinas  Ma- 
snrina  in  primo  memorialium  allein  benutzt,    die  früheren  Angaben 
§  1  in  aniiqui»  annalibus^  %  2  iex  Horatia ,  §  3  duodecim  iabulae^ 
9  6  Aniiaifs  hisiaria  schon  bei  jenem  vorgefundene  Referate  sind,  wie 
Getlius  selbst  §  8  durch  secuius  quosdam  hisloriae  scriplorei  andeutet 
(s.  Dirksen  ober  die  Quellen  des  Verrius  Flaccua  und  Festus  S.  151 A.  63). 
—  Oder  XII  2,  wo  aus  dem  §  3  citierten  liber  vicesimus  seeundus 
episiukirum  moralium  des  Annaeus  Seneca,  quas  ad  Lucilium  compo- 
9uii  (diese  Worte  hätten  bei  Hertz  durch  den  Druck  als  Tbeil  des  Ti- 
lalfl  bezeichnet  sein  mfissen)  die  daselbst  beurteilten  N.  Cicero,  Q.  £n- 
nios,  P.  Vergilins  ohne  nähere  Angabe  ihrer  Werke  §  2  vorangestellt 
werden  und  nachher  die  bezüglichen  Stellen  des  Briefes  folgen,  in 
welchen  sie  nicht  genauer  bezeichnet  sind ,  mit  Ausnahme  Ciceros  in 
Ubris  de  re  publica  §  7  —  zugleich  ein  Beispiel  der  bereits  mehrmals 
beobachteten  Methode  des  Geliius,  aus  seiner  Quelle  etwas  auszuheben 
ond  an  die  Spitze  seines  Capitels  zu  stellen,  hier  die  Verse  des  Ennius, 
dann  seine  Excerpte  in  der  Reihenfolge  des  Originals  mitzutheilen,  an 
der  bereits  benutzte  Stelle  aber  dies  anzumerken,  §  11  et  cum  repre- 
hendisset  versus  quo$  supra  de  Celhego  posuimus ^  eine  Gewohnheil 
die  im  Verfolg  für  manche  andere  Fälle  Aufschlusz  geben  wird   Einige 
noch  weniger  ähnliche  und  weniger  sichere  Erscheinungen  begnüge 
ich  mich  anzudeuten:   II  22.  VI  1.  XVI  6.  XVII  6.  XVII  9.    Aus  allen 
diesen  Beispielen  aber  leuchtet  die  grosze  Abhängigkeit  des  Geliius 
▼on  seinen  Quellen  ein.    Er  hat  sich  in  der  Regel  Einern  Hauptführer 
hingegeben  und  die  von  diesem  benutzten  Schriften,  ebenso  wie  er  sie 
vorfand,  nachcitiert,  oder,  was  zugleich  ein  Fingerzeig  für  ans  ist, 
noch  ungenauer  bezeichnet,  so  dasz  nicht,  wie  Dirksen  S.  42  meinf, 
die  Rangordnung  (d.  h.  Reihenfolge)  der  citierten  Gewährsmänner,  wol 
aber-die  Bestimmtheit  des  Citats  einen  verläszlichen  Anhaltspunkt  &ar 
Ermittlung  der  direclen  und  indireoten  Excerpte   bildet.     Diese  Ge- 
wohnheit tritt  dadurch  als  eine  ihm  selbst  bewnste  noch  mehr  hervor, 
dasz  er  ausnahmsweise  ausspricht,  er  habe  sich  mit  dem  Vorgefunde- 
nen nicht  begnügt,  sondern  sei  auf  die  angezogenen  Quellen  selbst  zu- 
rückgegangen:  VI  3,  49  verba  adeo  ipsa  ponemus  Caionis^  quoniam 
Tito  ea  praeiermisii,    §  55  commodius  auietn  ereciiusque  de  bis 
meis  verbiSj  quibus  TuUio  Tirani  respondimus  ^  existimabit  iudicium- 
que  faciei^  qui  et  oraiionem  ipsam  ioiam  Caionis  acceperil  in  manus 
ei  epislulam  Tironis  ad  Axium  scriptam  requirere  ei  legere  curaverii. 
IX  14,  6  quod  ego  itipensa  opera  conquisitis  veieribus  lihris  plustnlis 
ita  ut  Caeseliius  ail  scriptum  inveni,   XIII  7,  6  ea  nos  dissensio  atque 
dieersitas  cum  agilaret  inclulissimi  poetarum  et  historicorum  nobi- 
lissimi^  placuii  libros  Aristgielis  philosophi  inspici^  quos  de  animaU- 


646         L.  Veroklin:  die  Citiermelhode  ond  QaeNeBbenntsong 

5«!  esquiMiiisiime  eompoiuiL  XVI11  4, 11  ei^fmm  gnog^ts  kanm  m^ 
cum  ei  originet  seripias  es$e  die^at  in  lihria  NigidianU,  quöi  refw 
tiios  ego  et  reperioi  cum  primamm  eiffnißcaiiommm  esemplü^  ut  em- 
meniariie  karum  nociium  inferrem^  notwi  ei  imiuitne  tarn  me  aUfw 
in  loco  commeniationibut  isiis  esiiiimo.  XVI  8, 3  qmia  in  primo  xt^ 
aitmfiariov  diicendum^  quae  M.  Varro  aiiß$  prafaia^  aUai  prohpia 
appeüai^  eommeniarium  de  proioquiis  L.  AeUi^  doch  Aomsmi,  ^i 
magieier  Varronie  fuii^  tiudiose  quaesivimme  emmqme  im  P&ei$  MÜo- 
ikeca  reperium  legimve ,  deon  die  Kenntnis  des  Bncbes  verdankte  er 
ohne  Zweifel  Varro.  Dasaelbe  ergibt  sieb  aas  den  nieht  biafl^reo 
Gestindnisaen ,  er  habe  Excerpte,  die  er  nitlheilt,  bereits  bei  anderai 
Torgefanden,  z.  B.  IV  7  Valerius  Probue  . .  ieeie  episiuia  eins  icripte 
ad  MareeUum^  in  qua  Piauium  et  Ennium  muiioeque  aiioi  veteret  eo 
modo  pronuntiasse  affirmat^  so/tuf  tarnen  Ennii  verenm  nnum  ponil.. 
ettm  vertum  eubieeimus.  VI  3, 3  seripsit  autem  Caeseliiue^  Q.  Emmm 
in  XUl  annaii  cor  dixiste  genere  mascutino.  perba  CaeseüH  nb- 
iecta  9unt:  ma$culino  genere,  ut  multa  atia^  enuntiavit  Ennius.  nan 
in  XIFI  annaii  quem  cor  dixii.  a$crip$it  deinde  ^erems  EnnH  d90. 
VI  9,  11  Aeiium  quoque  Tuberonem  libro  ad  C.  Oppium  scripta  occe- 
currit  dixisse  Probus  adnotavit  et  haec  eins  verba  apposuit:  st  gi- 
neraiis  species  occecurrerit.   idem  Probus  Valerium  Äntiatem^)  Ubrü 


3)  Dasz  bei  Griechen  und  Romern  durch  die  Beschaffenheit  ihrer 
Personennamen  leicht  Verwechslnngen  Tersohiedener  gleich  oder  IhsHeli 
benannter  entstehen  konnten ,  nnd  dasi  man  anf  UnterseheidiingsmiUel 
bedacht  sein  moste ,  ist  onaweifelbaft.    Bei  den  Griechen  sprechen  fnr 
diese  Thatsache  auch  die  Schriften  über  oftcs^fiot,   wie  des  Demetrioi 
ans  Magnesia   ofimvvikoi  notrixal  cvyyQuqjsCg  t$  %al  nolei-s.    Was  die 
Römer  anbetrifft,  denen  dazu  noch  die  Vornamen  so  Gebote  stehen i  m> 
habe  ich  (de  Innio  Gracchano  I  8.  15)  anf  die  Oekonomie  im  Citisres 
sweier  Gentilen  bei  Varro   aufmerksam  gemacht,  der  z.  B.  die  beiden 
Forcier ,  Cato  nnd  den  Dichter  Lioinos ,   in  den  Büchern  de  /.  l»-  ^ 
trennt,  dasi  er  jenen  stets  ohne  Gentilnamen,  bloss  mit  dem  Cognomen, 
diesen   dagegen  nnr   mit  dem  Gentilnamen  bezeichnet.     Ebenso  scheint 
derselbe  den  Verrins  Flaccns  nnd  T.  Valerins  Flacons,  flasMn  tfarfisitf, 
durch  die  Bevorsagnng  des  Cognomen  bloss  bei  dem  letzteren  nnts^ 
schieden  sn  haben  (Merkel  Prol.  O7.  Fast.  8.  XCV).    Herts,  wslcbtr 
(Berliner  Jahrb.  f.  wiss.  Kr.  1842  Nr.  100  S.  794)  gegen  meine  an  Speng« 
anknüpfende   Ansicht    über   Varros   Citiermethode    allerhand   Bedenken 
Knszerte   (gegen  eins  derselben  s.  Osann  comm.  sem.  philol.  Giss.  «p^* 
V  8.  9  A.  6),   ohne  jene  Beobacbtnng  eines  Wortes  sn  würdigen,  m 
jetet  wenigstens  für  Priscian  über  diesen  Ponkt  gleicher  Meinong,  n 
PriscUn  Bd.  I  8.  380,  wo  im  Text  einfach  Cauius  citiert  ist:   'Cswio« 
Severus  ni  f.,  hunc  enim  Cassii  nomine  laudat  Prise.  VII  §  55  »d«J^^* 
slgnificari  yidetur  Villi  §  53   (cf.  Lindem,  ad  Charis.  p.  70  «•  ^.^ 
snae)  • .  'Cassinra*  yero  «Eminem»  pleno  nomine  et  addito  annaUooi  UMo 
aezies  landet  Prise.,  nt  sciens  oerte  hone  enm  afferendi  morem  ns  ni 
qnidem  desernerit.»     Ein  noch  schlagenderes  Beispiel  gibt  Priscisn  cnrcn 
seine  Distinction  der  drei  Terentier:  S.  329  Tereii/ifis  (der  XoiDi*er;, 
8.  331  rarro  (Beatinus)  in  antiq.  hum.  Xlf. ,  AtacinuM  quoque-   ^^ 
selben  Methode  folgt  anch  Gellius :    XV  14,  1  Q.  (Caecflium)  •''^ 
Nunddkmn  in  Nbro  aeeusatianU  in  Valerimn  Messailam  terüo  —  *  ^  ^^"^ 


A.  GellMf  ia  des  Nocles  Allioae.  647 

kiUorimrmm  XXII  $p€pomderami  teripHue  ammoUi^ü  verbaque  Hu$ 
kaec  pamUi:  Ti.  GracckuM,  gut  guaeslor  C.  Mancmo  in  Hispanta  fuf- 
rag ,  ei  ceieri  qui  paeem  ipeponderani  —  GetlindnisBe  die  sieb  öfter 
bei  IniialtsreferateB  als  bei  wörtlichea  Exoerpten  finden ,  z.  B.  XIV  7, 
13.  13.  XIV  6,  3  Q.  a.    In  der  Regel  aber  aehweigt  er  aber  die  Uer- 
kamfl  aeiner  Ezoerpte  and  Usst  den  Leser  im  Dankein,  ob  er  sie  £iner  ' 
oder  mehreren  Qoeüen  enllebnte,  ob  er  sie  in  diesen  bereits  für  den 
vorliegenden  Zwecii  angewandt  fand,  oder  ob  er  sie  aas  eigner  Lectiiro 
•In  Beispiele  and  Beweismittel  zusammenlas.    Damit  eröffnet  sieb  eine 
Reibe  verwiekelter  Untersncbaogen ,  anter  denen  es  geratben  ist  die- 
jeeigen  Fille  yoranzastellen ,  wo  Gellins  nur  zwei  Quellen  onabhingig 
TOD  einander  benntzt  and  demgemiss  aaeh  gleicb  genau  bezeiehnet  bat. 
Der  Anfang  des  6n  Capitels  des  HI  Boeha  lautet:  per  hercle  rem 
mirandam  Arisioielee  in  sepiimo  problemaiorum  ei  Piviarehus  in  oc- 
ta»o  Mfßmpo9iacormm  dieii:  st  tuper  palmae^  inquiuni^  arboris  und  die 
mitgelheille  Stelle  sehlieszt:  propierea^  inquii  Pluiarchus,  in  ceria- 
mmihms  oaw.   Die  Stelle  des  Plularch  steht  Q.  S.  VIII  4,  5,  die  des 
Aristoteles  findet  sich  jetst  im  7n  Buche  der  Probleme  nicht  vor,  es 
gibt  aber  anch  Plotarch  keine  Hinweisung  anf  sie,  also  hat  Gellias 
beide  Schriftsteller  onabhingig'  von  einander  benntzt  and  demgemlsx 
gleich  genaa  citierL — Aooh  das  bereits  oben  besprochene  lOe  Capitel 
deaaelben  Bachs  gehfltt  in  diese  Kategorie :  denn  obgleich  es  ein  fort- 
laufeedes  Referat  aus  Varros  Über  I  hebdomadum  gibt,   hat  Gellias 
$11  einen  Zusatz  aua  Herodoiue  in  primo  kieioriarum  eingeschoben 
nnd  schon  durch  dieses  genaoe  Citat  «ngedealet,  dasz  er  ihn  nicht  bei 
Varro   vorgefanden.    Dem  widerspricht  nicht,  dssz  der  von  Gellias 
aelbat  beigebrachte  Hamenu  so  schlicht  genannt  ist,  denn  bei  diesem 
pflegt  nie  eine  nähere  Bezeichnung  hinzuzutreten.  —  Nicht  minder  ist 
hieher  za  zählen  das  schon  von.Dirksen  S.  53  IT.  beleochtete  3e  Capi- 
tel des  IV  Baehs,  wo  $  1 — 12  ein  Bxeerpt  aas  Caelius  Sabinus  tu  libro 
quem  de  edieio  aedilium  curulium  composuii  steht,  worauf  %  13 — 15 
■ut  der  Formel  des  Nachtrags  non  praeiereundum  esi  die  Ansicht  und 
saletst  die  Worte  Maeurü  Sabini  ex  libro  iuris  citiiis  seeundo  folgen. 
Beide  Odilen  sind,  wenn  die  Schrift  des  Aelias  Sabinus  in  Einern  Buch 
heslaod,  gleich  genau  oitiert,  wibrend  die  bei  ihnen  vorgefundenes 
Labco,  Trebatins,  Servius  gemisz  der  oben  besprochenen  Untersohei- 


Ihuque  (der  Komiker),  und  ebenso  sind  VI  9,  12  (Valerius)  Probtta  der 
Qramnuttiker  aus  Beiytus  und  Valerius  Anäa*  unterschieden.  Wälirend 
Gel  lins  IV  2,  3  Caelius  Sabinus  und  §  15  MatuHus  Sabinus  schreibt,  un- 
terscheidet Ulpian  (nach  Dirksen  a.  O.  S.  52  A.  "lO)  den  jüngeren  Sa- 
binns  als  CaeHus  von  dem  lUteren  (M&surins),  den  er  nur  Sabiinus  nennt» 
Der  Oegenstand  yerdient  in  einer  Lehre  von  den  römischen  Namen ,  die 
naeh  Vollendung  dee  Corpus  inscr.  Lat.  zu  schreiben  sein  wird,  mehr 
Berücksichtigung  als  ihm  hier  zutheil  werden  kann.  Vgl.  Huschke  in 
der  Ztschr.  f.  gesch.  RW.  Bd.  X  S.  340.  Merkel  Pro!.  Ov.  Fast.  8.  CIV. 
F.  Ritter:  die  Oekonomie  des  Tacitus  im  Gebrauch  romischer  Namen  (Z. 
f.  d.  AW.  1849  S.  300—310)  und  Tac.  opera  prooem.  e.  83,  daanPfit»- 
ner  in  d.  Z.  f.  d.  AW.  184S  &  1114  ff. 


648         L.  Mercklia:  die  Citiermethode  «d  Oo^liMbenutsang 

danf  Ton  HavpU  »Ad  secandirer  QaelU  olwe  Angabe  ihrer  Mnhn 
•vftreten. — Dagegen  bleibt  ea  angewia,  ob  IV  4  neben  dem  anScUMi 
§  4  genannten  Neratina  in  libro  quem  de  nupHis  compoteü  aiek 
Servins  Salpiciua  in  libro  quem  teripsii  de  doMus,  obwol  aoi  iha 
allein  wörtlioh  referiert  wird ,  benatzt  worden  iat  oder  aicb  bei  Nen- 
tioB  vorfand:  deno  Dirksen  (S.  43  A.  51)  bat  nach  Groaors  Vorgaif 
bemerkt ,  daaz  sich  Servins  Dig.  XII  4, 8  bei  Neratina  /.  //  mee^nm- 
rum  citiert  findet,  und,  da  eine  besondere  Schrift  des  Neratios  de  aif • 
•  fiis  nicht  bekannt  ist,  vermutet,  Gellina  habe  einen  Absehniit  jeacs 
grösseren  Werkes  mit  einer  Monographie  Ober  das  Ebereeht  venreob- 
seit  Cdie  Wirksamkeit  der  Ehegelöbnisae'*  S.  98  ff.).  —  Deoüich  md 
wiederum  zwei  Quellen  benutzt  VI  3,  7  if.  Caio  .  .  oraiiöuim  mek- 
tarn  di'cil,  quae  et  $eoreum  feriur  imcripiaque  esi  pro  Rkodiensam 
et  in  quintae  originis  libro  tcripta  e$t  (vgl.  XIII  35 ,  15  ilideii  Cäo 
ew  originum  VII  in  oratione  quam  contra  SerfHumGalbam  äigit)ui 
§  8  Tiro  TuUius  . .  episttUam  con$erip9it  ad  Q.  Axium  . .  »n  fM  liii- 
met  94ius  est  orationem  istam  pro  Rkodiensibue  acri  subtiliqne  mii- 
eio  percensuisse.  Denn  obwol  Tiro  die  von  ihm  ^getadelten  Stellei  d«r 
Catonisehen  Rede  meist  selbst  angefObrl  hatte,  trigt  Gellins  %  49.50 
(eerba  adeo  ipsa  ponemus  Caloni»^  quoniam  Tiro  ea  praetermifH) 
wenigstens  ^ine  nach ,  nnd  die  Schlnaaworte  §  55  ndihigen  ebeafallf 
au  der  Annahme,  dasa  er  beide  Schriften  benotat  hat,  denn  es  fllUder 
Acoent  auf  totam  in  den  Worten  qiti  et  orationem  ip$am  totamCe- 
tonis  aceeperit  in  manusy  nnd  dies  steht  gegenäber  dem  per  tun 
quippiam  nudumque  sumpeit  quod  obtrectaret  §  54.  —  VI  15  bestdil 
ans  einem  Inbaltsreferat  aus  Labeo  in  libro  de  duodecim  tabulis  ieceado 
nnd  ans  Worten  des  Q.  Scaevola  in  librorum  de  iure  civiliXVL  Bei 
der  Verwandtschaft  des  Inhalts  mit  XVII  7,  dessen  gesamtes  Htleriil 
Dirksen  S.  €0  mit  gntem  Grunde  ans  dem  daselbst  §  4  genanatsa  Nigi- 
diua  f^  tertio  pieesimo  grammaOcorum  commentarioruM  ableitet, 
könnte  man  an  diese  Quelle  auch  hier  an  denken  geneigt  seia.  Aber 
obwol  Labeo  nnd  Nigidius.  auch  XIII 10  neben  einander  stehea,  dirf 
doch  ein  rein  juristisches  Thema  den  grammatischen  Bfiohern  des  lett- 
teren  nicht  augeschrieben  werden.  Ea  bleibt  alao  nnr  die  unabbiagif* 
Benutzung  des  Labeo  nnd  Q.  Scaevola  Obrig,  zu  welcher  Anaibne 
aneh  Dirksen  A.  103  neigt,  freilich  mit  dem  Einwände,  es  könne  Labeot 
Xlltafelcommentar  die  Verweisung  auf  die  Schrift  des  Scaevola  eatbal- 
ten  haben.  — -  Ebenso  dürften  VII 13, 1  Servins  Sulpicius  «a  Ubrode 
sacrii  deteitandis  secundo  und  §  5  G.  Trebatius  in  libro  de  reUgiMi' 
bu$  secundo  unabhängig  von  einander  angeführt  seia:  denn  ohwollhn 
Sehriflen  verwandten  Inhalts  waren,  wird  doch  aus  jedem  ein  aoderes 
Wort,  dort  testamentum,  hier  sace^iim  genannt,  das  sie  fOr  eis  CO0- 
positum  hielten.  Uebrigens  sind  beide  Zeitgenossen  und  komneo  so 
auch  IV  3,  9.  13  in  dem  Referat  aus  Caeliua  Sabinus  vor  (s.  oben). 
Sollte  darum  etwa  auch  an  unserer  Stelle  das  Citat  beider  ans  eioea 
angenannten  Dritten  atammen  ?  —  Ferner  ist  klar  dass  VII  S  »owol 
Chrysippus  mqi  nqovotag  quarto^  als  nach  Cicero  «n  libro  q^i''^  ^ 


des  A.  Geltns  in  den  Noetes  Auieae.  649 

/Wl9  cou$erip$$t^  jeder  fAr  sieh  and  nidit  der  eine  bei  dem  abdern, 
Gellitts  Torgelegen  beben :  denn  obwol  Cicero ,  wie  das  Fragment  sei» 
ner  Scbrifl  §  Id  zeigl,  Chrysippos  beraoksichtift  hat,  so  ist  es  doch 
gtmz  gegen  seine  sonstige  Sitte,  sahlreicbe  Stellen  ans  griechischen 
Schriften  im  Original  aafzunehmen.  —  XI 1  stammt  zum  grossem  Theil 
bis  S  6  ans  Varro  in  uno  eicesimo  rerum  huptanarum^  der  aber  die 
•Ite  muUa  nach  sonst  gesprochen  hatte,  L.  L.  V  177  and  quaeti.  eptai, 
L  I  hei  Festvs  n.  muUam  S.  143.  145.  Darauf  wird  die  Ansieht  der 
tmrba  grammaiicorum  novtcia  erwähnt,  die  GelUos  anderswoher 
kannte,  und  mit  einer  Stelle  aas  M.  Cato  in  quarto  ortginum  geschlos« 
sen ,  der  multam  facti  fdr  m.  dicit  gesagt  hatte.  —  Das  12e  Capitel 
des  XIII  Bachs  beginnt  mit  dem  Citat:  m  quadam  episiula  Aiei  Ca- 
piioni9  scriptum  legimus.  Von  §  5  an  folgt  eine  wörtliche  Mittheilang 
ans  Jf.  Varranis  verum  humanarum  uno  et  eicensimo  Übro.  Allerdings 
ist  das  Yerbfiltnis  der  coniecianea  des  Atejns  and  der  Varronisohen 
quaesiiones  episiuUcae  ein  eigentbamliches ,  worabeir  Dirksen  S.  67 
A.  129  eine  annehmbare  Verfiintung  ausgesprochen  hat,  and  die  Worte 
Capitos  §  2  nisi  quod  iuslum  sanctumque  etje  in  Romanis  antiquita- 
Mus  legissei  scheinen  anf  die  Varronisohen  aniiquiiaies  hinsodeuten. 
Aber  hier  sind  nicht  die  coniecianea  des  Atejns,  sondern  eine  epistuks 
genannt,  deren  anbestimmte  Beseichnnng  (qu€uiam)  nicht  nothwendig 
eine  unmittelbare  Benatzung  ansscblieszt,  und  Varros  Schriften  gebdr- 
ten  zu  den  von  Gellins  selbständig  gelesenen.  Freilich  erscheint  auch 
hier  §  5  das  anderswo  trflgerische  posiea^  aber  verbunden  mit  enar- 
raiius  scriptum  invenimus.  —  In  XVI  ö  ist  die  Realdeflnilion  von 
9e9tibulum  des  C.  Aelius  Gallus  in  libro  de  significatione  perbomm 
qnae  ad  ins  civile  pertinent  secundo  vorangestellt,  dann  heiszt  es  §  4: 
quae  porro  huic  vocabulo  ratio  stl,  quaeri  multum  solet^  sed  qnae 
scripta  iegi^  ea  ferme  omnia  inconcinna  aique  absurda  eisa  sunt, 
Dnfflr  folgt  eine  Mittheilang  aus  dem  Munde  des  Snipicias  Apollinaris, 
aber  in  directer,  nicht  in  abhängiger  Rede,  wobei  es  unmöglich  ist 
die  etwaigen  Zuthnlen  des  Gellius  auszuscheiden,  und  ebenso  bleibt  es 
nngewis,  ob  dies  ans  einem  Gespräch  mit  Snlpicius  referiert  ist,  oder 
■nr  angebliche  Einkleidung  eines  bei  ihm  'oder  einem  andern  Gram- 
matiker vorgefondenen  Stoffes.  Es  sind  gewis  zwei  Quellen  benutzt: 
denn  schwerlich  standen  die  Dicbterstellen  bei  Aelius  Gallus  (s.  über 
ihn  Mommsen  im  rbein.  Mus.  XIII  S.  5ö8),  die  zweite  ist  als  eine 
nfindliche  nur  mit  dem  Namen  ihres  Organs  bezeichnet.  Ebenso  II 2, 11, 
wo  Taurus  als  mündliche  Quelle  neben  (%  13)  Claudias  Quadrigarius 
e^  annaii  sesto  erscheint.  —  XVI  12  wird  die  Ansicht  des  Cloatius 
Verus  verborum  a  Graecis  traclorum  libro  Uli  aber  faenerator  ino 
tov  ipeUvea^ai  als  insulsa  verworfen ,  und  ihr  gegenübergestellt  M. 
Varro  in  libro  iertio  de  sermone  Latino:  faenerator  a  faenore^  fae^ 
nus  autem  a  fetu  (Paalus  n.  fenus  S.  66. 94),  der  schwerlich  bei  Cioa^ 
tios  erwähnt  sein  konnte;  sondern  beide  hat  Gellius  selbständig  benutzt, 
daher  auch  mit  gleicher  Genauigkeit  citiert,  dagegen  die  bei  diesen 
seinen  Quellen  genannten,  Hypsicrates  bei  Cloatius,  M.  Cato  bei  Varro» 

Jahrb.  f.  da».  Philol.  Suppl.  Bd.  III.  Hft.  5.  44 


V  • 


650        L.  Mercklia:  die  CUiMMlMto  aad  QadiMb«raUing 

seiner  SiUe  genifls  aifeoae.  Preilioli  wird  Hrpsicrales  eech  r« 
Varro  L.  L.  V  88  ciUert,  was  oatttrUeh  nicht  beweisl  daai  Cioatias  ib 
daher  kannte  (vgl.  sonst  Gr&feahan  in  Z.  f.  d.  AW.  18t7  S.  31  f.).  - 
In  XIX  8,  7  wird  aas  C.  Caesar  de  analogia  ad  M.  CieerwMm  liko 
primo  ein  wörtliches  Citat  mitgetheilt,  worin  der  Singular  won  qfu- 
drigae  and  der  Plaral  von  harena  als  sprachwidrig  beseiohael  »ini 
Diese  von  Caesar  besweifelle  nnd  also  nicht  gekannte  Form  wird  ab 
raris»ifnum  §  17  ans  /t6ro  stUurarum  Jf.  VarroniM  qui  inscripha  eU 
Esdetneiicui  beigebracht.  Die  Stellen  des  Plaotns  und  Enaias  werden 
aas  Caesar  sein  oder  aus  der  mAndlichen  Hittheilvng  des  Froato. 

Von  der  im  Obigen  nachgewiesenen  Methode  bilden  aar  eiw 
scheinbare  Ansnahae  die  Doppelcitate  mit  ei  and  iiem,    Gdlias  vor- 
bindet mit  diesen  Partikeln  awei  Schriftsteller  oder  swei  Werke,  <tia 
er  nicht  anabhängig  von  einander,  sondern  das  eine  ans  dem  asdera 
kennen  gelernt  hat,  so  dass  die  mittelbare  and  nnmitfelbare  Qtt^^^ 
unter  dieser  Form  saaammentreten,  ein  Gebrauch  der  auch  anderwailif 
beobachtet  ist  (s.  0.  Jahn  im  rhein.  Uns.  IX  S.  639.   Festes  S.  310^ 
Varro  ei  Euhemems  t=3  ex  Euhemero  Varro)  und  selbst  im  Grieeki- 
seben  seine  Analogie  hat  (Preller  au  Polemon  S.  146).    Dabei  ist  ei 
nun  bemerkenswerth,  dass  Gellius  dem  sonst  beobachteten  Untersclriade 
awischen  der  Hauptqaelle  und  der  secnndfiren  in  der  Regel  (die  bei 
ihm,  wie  alles,  ihre  Ausnahmen  hat)  tren  bleibt,  indem  er  aur  die  eiae, 
gewöhnlich  der  Reihe  nach  cweite,  genan  citiert.  —  111  9^  1  travmi 
Basiüi  in  commeniariis  stHS,  tiem  lulius  Modesius  ti»  sectmdo  qeo»- 
Oanum  confusarum  hinioriam  de  equo   Seümo  traduni,   %  8  kwc 
equum  Gat>iu$  Bassus  eidisse  se  Argis  refert.    Den  ZeitverhiilaiffaB 
nach  konnte  eher  Bassus  von  Julius  Modestn^  citiert  sein  als  amfe- 
kehrt:  denn  Bassus  sah  jenes  Pferd  in  Argos  43  v.  Chr.  nad  Modeatos 
war  Libertas  des  Hyginus ,  eines  Liberten  des  Augnstns  (Soet.  de  ill- 
gramm.  30.  Roth  in  Heidelb.  Jahrb.  1845  S.  6ßS).    Anderseits  ist  es 
aalfallend,' dasa  die  Qbrigen  Anfahrungen  des  Bassus  bei  GeJIios  tbeiff 
genan  sind ,  theils  eine  selbständige  Bekanntsobafl  mit  ihm  verrakbea, 
•o  das«  man  xweifelbaft  werden  möchte,  ob  hier  die  Rege!  oderdte 
Ausnahme  vorliegt.  -^  X  15,  1  caerimoniae  imposiiae  ßammi  diali 
muHae^  üem  castus  muliiplices^  quo»  in  librii  qui  de  sacerdetibftf 
pfUfUcis  composiii  stm<,  iiem  in  Fabii  Picioris  Ukrorwn  primo  scrif- 
tot  legimus.    Aus  dem  ersten  Buch  des  Fabius  (de  iure  ponüßdo.) 
theilt  Gellius  I  13, 14  die  Formel  bei  der  Caption  der  Vestalfo  mit,  oad 
aus  dem  16n  Buch  Nonius  S.  544 ,  34  eine  sacrale  Vorschrift  (s.  Lab- 
bert comm»  pontificales,  Berlin  1859,  S.  60  IT.),  wonach  das  Werk  als 
eine  Fandgrnbe  fdr  die  Kenntnis  des  heiligen  Rechts  erscheiot,  deaseo 
Urkunden  Gellius  daraus  seinen  Lesern  übermittelt.  —  XI 1, 1  7^^ 
t^  hisioriie  quas  oraiione  Graeca  de  rebus  populi  Romani  compotiu^ 
ei  M.  Varro  in  anüquiiaiibus  rerum  kumanarum.    %  b  ff.  Ftfrrtf  ta 
fffio  Heesimo  rerum  humanarum.   Timaens,  den  Gellius  niebt  ^^^ 
citiert,  erscheint  als  Gewährsmann  des  Varro  auch  bei  Ceneorioof  da 
die  nat.  3  und  vieileieht  auch  31  (s.  0.  Jahn  xu  beiden  StelM'  -^  ^^ 


des  A.  flellius  in  den  Nooles  Attioae.  651 

Form  if t  CSelliii  zwefimal  nnd  wol  itieht  ohne  Grund  ib^ewiohen. 
IV  5,  6  ea  kittoria  de  hart$spteibus  ae  de  9er$u  isto  senario  scripta 
est  in  annalibuM  maximis^  Ubro  undecimo^  et  in  Verri  Fiacei  libro 
primo  rerum  memoria  dignamm.   Aus  Fleckeisens  Jahrb.  1859  S.  417 
sehe  ieh  dass  anch  Hnüenan,  dessen  diap.  crit.  de  annaliboa  naximis 
mir  niebt  Koginglich  ist,  wie  es  scheint,  ohne  nähere  GrQnde  anzu- 
heben, der  Ansicht  ist,  Gellius  habe  die  Ertlhlung  nur  aas  Verrios 
Flaocns  entlehnt.    Die  Abweicbong  des  Gellius  aber,  hier  anch  bei  der 
mittelbaren  Quelle,  die  er  ebenralls  nie  wieder  anfahrt,  das  Buch  zu 
citieren ,  wird  gewis  aaf  dem  eigeuthflmlichen  Verhfiltnis  beruhen  ,~~ia 
dem  die  Annalen  zn  den  Bachern  des  Verrius  standen ,  deren  ein  jedes 
ihrer  vielb  umfaszt  zn  haben  scheint,  wie  sieh  ein  solehes  mit  noch 
grösserer  Wahrscheinlichkeit  in  dem  zweiten  Falle  roraussetzen  liszt, 
XIV  8,  2  Jf.  auiem  Varro  in  quarto  epistuUearvm  quaestionum  et 
Ateius  Capiio  in  coniecianeorum  VIIIF,    Dirksens  Ansicht  (S.  66  und 
A.  139)  dasz  die  coniectanea  des  Atejus  Varros  viertes  Buch  der  epist. 
guaest,  *sei  es  vollständig  oder  ihrem  wesentlichen  Inhalte  nach  als 
integrierenden  Bestandtheil  umschlossen  haben',  ist  mir,  je  weiter  ich 
das  Verhältnis  des  Atejus  zu  Varro  verfolgt  habe,  desto  glaub wflrdtger 
erschienen  (vgl.  s.  B.  Piin.  N.  H.  XVIII 11, 107. 108),  und  Gellius  würde 
demnach  durch  diese  beiden  Doppeicitate  nicht  sowol  die  mittelbare 
und  unmittelbare  Quelle  als  vielmehr  eine  nähere  Bestimmung  der  zu- 
erst genannten  haben  angeben  wollen ,  etwa  wie  wir  .ein  Citat  im  Text 
durch  eine  Anmerkung  unter  demselben  zu  vervollständigen  pflegen. 
—  Uebrigens  sind  von  dieser  Form  des  Citats  wol  zu  nnterscheiden 
solche ,  wo  mit  et  verbunden  werden  zwei  gleich  genau  bezeichnete 
Quellen :  VII  5 ,  10  in  Q,  quofue  Ennii  tragoedia  quae  inscribitur 
Alexander  et  in  satira  M,  Varronis  quae  inscripta  est  dlg  naidsg  ot 
yiqovxsgy  oder  zwei  gleich  unbestimmt  erwähnte:  I  13, 10  a  Sempronio 
AseUione  et  plerisque  aliis  historiae  Romanae  scriptoribus  traditur. 
IV  1},  14.  IV  12, 3.  VI  14, 10  Rvtiiius  et  Poiybius^  welche  wol  ans  dem 
%  6  genannten  M.  Varro  stammen,  der  Folybius  anch  L.  L.  V  113  abfahrt 
(dasz  Rntilitts  bei  Hacrobius  Sat.  I  16,  34  aus  Varro  geschöpft  habe, 
ist  Mommsen  r5m.  Ghron.  S.  254  A.  51  nicht  zn  glauben),  XIII  23,  1. 
XVI  9, 1,  oder  die  Verbindung  durch  et .  .  et:  VI  1,  1  et  C,  Oppius  et 
Mius  Hyginus  aliique  qui  de  tita  et  rebus  Africani  scripsemni,  X  1,8 
et  Varro  et  Tiro^  XIII  20,  17(?).  XIV  2, 1.  XVII  11,  1,  und  die  noch 
verschiedenere  durch  et  alii  . .  et:  IV  9,  2.  VII  14,  5,  obwol  ich  nicht 
leogne  dasz  auch  unter  diesen  Formen  einzelne  Doppeicitate  in  der 
obigen  Bedeutung  versteckt  sein  mögen. 

Die  geringe  Zahl  von  Beispielen,  mit  denen  die  obigen  Sitze  be- 
legt worden  sind,  läszl  schon  erwarteir  dasz  die  genannte  Citiermethode 
keine  aberall  berschende  ist ,  dasz  sich  Abweichungen  einstellen  wer- 
den ,  mögen  dieselben  durch  nns  bekannte  oder  unbekannte  Ursachen 
gerechtfertigt  sein  oder  nicht.  Es  Andet  nemlioh  von  beiden  bespro- 
chenen Gewohnheiten  auch  das  Gegenthell  statt:  es  ist  nicht  nur  die 
unmittelbare  Quelle  ungenan ,  die  mittelbare  genan  citiert ,  sondern  es 

44* 


652        L.  Merokliii:  die  Citiemielkode  and  QaeHeobenatanng 

sind  aucli  xwei  in  demseVben  Absebnitt  unabbingtg  von  einander  be- 
nnUte  Qaellen  nicht  gleich  genau  bezeichnet.     Beispiele  der  ersten 
Art  aind  folgende:  VI  9,  11  Aelium  quoque  Tuberonem  Ubro  ad  C, 
Oppium  scripta  occecurrii  dixisse  Proinu  adnoiatii   ei  haee  iius 
verba  appomit . .  idem  Probu$  Valerium  Aniialem  Ubro  histariarum 
XXII  speponderant  scripsisse  annolanü  verbaque  eius  haee  poiuU, 
Vielleicht  stammt  aus  Probus  auch  §  9  pepqsci  tquague^  non  popo%ci 
Valerius  Aniias  Ubro   annaUum  XLY  scriptum  reUquit  und  aoch 
manches  andere  Beispiel.     Dennoch  ist  die  Schrift  des  Probas,  die 
Uauptquelle  des  Capitels,  mit  keiner  Silbe  genannt.   Dasx  aber  Gelliu 
den  Probns  nicht  etwa  aus  zweiter  Hand  kannte,  sondern  selbstindi; 
benutzte,  zeigt  auszer  mehreren  genauen  Citaten  desselben  {%.  deo 
Index)  die  Bemerkung  XV  30,  5  ego  cum  Probi  multos  admodum  com- 
mentationum  Ubro$  adguisierim^  neque  scriptum  in  his  tnreni  nee 
nsquam  alioqui  Probum  scripsisse  eredo,  —  X  20  wird  eine  Definition 
des  Atejus  Capito  ohne  Angabe  seines  Werkes  miigetheilt  ond  darai 
eine  Erörterung  geknüpft,   in  welche  Stellen  ans  Lucilius  in  primo 
saiurarum  Ubro  und  aus  Sallustius  in  secunda  bistoria  eingelegt  siDd, 
mögen  sich  diese  nun  bei  Atejus  gefunden  haben  oder,  was  wahr- 
scheinlicher ist,  aus  Gellius  eigner  LectOre  stammen,  womit  das  Capitel 
unter  die  zweite  Kategorie  fiele.  Jedenfalls  ist  Atejns  die  unmittelbire 
oder  eine  der   unmittelbaren  Quellen.   —  XIII  18.    Die  abgeleitete 
Quelle  oratio  M.  Catonis  Censorii  de  aediUbus  t>itio  creatis^  welche 
Gellins  aus  dem  Briefe  des  Erucius  ClarUs  an  Sulpicius  ApolliaBfift 
mit  dessen  Antwort  kannte,  ist  genauer  oder  wenigstens  ebenso  genta 
bezeichnet  als  dieser.  —  XIV  3.  Die  Schriften  de  officio  iudieis  wer- 
den §  1  nur  ganz  allgemein  bezeichnet;  als  Quelle  parfieller  BelebraDflf 
§  2  lex  luUa  et  Sabini  Masurii  et  quorundam  aliorum  iurisperito- 
rum  commentarii  genannt ,  aber  nicht  als  Quelle  der  generalia  pras- 
ceptay  unter  denen  §  20  praecepla  Aelti  Tuberonis  super  officio  iu- 
dieis^ quae  nuperrime  legi  (bei  Hertz  im  Index  nicht  namentlich  mfge- 
fuhrt)  ausgezeichnet  werden ,   lauter  nicht  ganz  bestimmte  Angaben, 
dagegen  genau  §  21  M.  Catonis  oratio  quam  pro  L.  Turio  contra  Cn. 
Gellium  dixit^  aus  welcher  erst  ein  Inhaltsreferat  und  dann  §  36  die 
bezfigliche  Stelle  wörtlich  folgt.    Benutzte  freilich  Gellius  die  Schrift 
des  Tubero  nicht  selbstindig  (aber  den  er  XIV  7, 12.  13  ans  den  eos- 
iectanea  des  Atejus  referiert),  so  kl&rt  sich  damit  die  Sache  auf.  — 
XVII  4.  Dasz  der  §  3  genannte  M.  Varro  (nach  Ritschi  im  rhein.  Mos- 
VI  S.  514  in  den  imagines)  nicht  nur  fär  die  Angabe  aber  Earipides, 
sondern  auch  für  das  vorangehende  (§  1.  2)  über  Pbilemon  ond  Me- 
nander  Quelle  war,  habe  ich  (rhein.  Mus.  XIII  S.  465)  wabrscbeinlich 
gefunden.    Die  folgenden  Angaben  des  Apollodorus  •»  Ubro  qui  chro- 
nica inscriptus  est   fand  Gellius  wol  auch  bei  Varro,  der  L-  ^* 
105.  VI  2  ebenfalls  den  Xpotlodor  ciüert;  dasz  Gellius  diesen,  der 
nur  hier  und  nicht  wieder  erwähnt  ist,  nicht  selbst  benutzte,  st^^^ 
auch  daraus  hervorzugehen,  dasz  er  sein  Werk  chronica  ^  das  ner 
Bücher  umfaszte,  nur  allgemein  und   eigentlich  falsch  in  Ubro  ^ 


des  A.  Gellias  io  den  Noctes  Atticae.  653 

chronica  inscriph$s  esi  eitiert;  dennoch  ist  diese  Angabe  genauer  als 
die  der  anmittelbaren  Quelle,  des  Varro.     Unter  Vergleichang  ron 
XVII  21,  43.  46  M,  Varro  in  lihris  de  poetis  (welche  Ritsehl  a.  0. 
S.  515  freilich  aaf  die  lateinischen  Dichter  beschränkt)  dürften  diese 
and  nicht  die  imagines  auch  an  unserer  Stelle  gemeint  sein.    Die 
Uebereinstimmnng  mit  Qaintillan  X  1,  72  hindert  daran  nicht:  denn  in 
den  betreflTenden  Theilen'der  imagines  wird  manches  wie  in  jenen 
Bachern  gelautet  haben.  —  XVII  13.   Am  Schluss  §  10  wird  auf 
P.  Nigidii  commeniarü  grammaiici  als  ergiebigste  Quelle  fdr  die 
Bedeutung  der  Partikel  quin  verwiesen,  nachdem  früher  §  3  ff.  Stellen 
aus  terUa  und  secunda  origine  M,  Caionis ,  Quadrigarius  in  octaro 
annaliumy  iiem  in  sexio  annali  ganz  genau  mitgetheilt  sind,  die  doch 
wahrscheinlich  alle  ans  —  Nigidius  stammen,  oder  falls  sie  nicht  daher 
stammen^  vermiszt  man  bei  diesem  das  Buch  der  commeniarii^  das 
Gellins  sonst  gewöhnlich  anzugeben  pflegt.  —  Der  zweite  Fall  wird 
Terlreten  durch  folgendes  Beispiel :  XIII  10.  Genau  bezeichnet  ist  als 
Quelle  der  Definition  von  soror  Labeo  Antistius  in  quario  ad  edictum 
praeiorii  libro ,  dagegen  als  Urheber  der  Definition  von  frater  P.  Ni- 
gidius, sa  und  nicht  näher.  Beide  scheinen  selbständig  benutzt  zu  sein^ 
und  die  grammatischen  Commentare  des  Nigidius  behauptet  Gellius  XII 
14,  4  eifrig  gelesen  zu  haben.    Da  Nigidius  im  J.  710  d.  St.  starb  und 
Labeo  769  am  Leben  war,  so  konnte  er  von  diesem  eitiert  werden,  wie 
er  auch  einmal  bei  Gellius  III  10,  2  in  einem  Referat  aus  Varro  er- 
Beheittl ,  und  in  diesem  Fall  wäre  die  Verschiedenheit  der  Anführung 
gerechtfertigt. 

Aber  Gelliua  bleibt  bei  der  Zweiheit  der  Quellen  nicht  stehen, 
er  verbindet  in  6inem  Abschnitt  die  Angaben  und  Worte  von  drei  und 
mehr  Gewährsmännern,  und  damit  wächst  begreiflicherweise  die  Schwie- 
rigkeit, sowol  die  unmittelbaren  von  den  mittelbaren  Autoritäten  zu 
unterscheiden,  wie  auch  einer  jeden  ihr  Eigenthum  znzntheilen:  denn 
es  dauert  zugleich  seine  Gewohnheit  fort,  ficht  bei  jedem  Referate 
sogleich  die  Quelle  desselben  namhaft  zu  machen,  sondern  erst  am 
Schlusz  des  Abschnittes  diejenige  zu  nennen,  aus  welcher  der  Anfang 
stammt,  und  indem  sich  dazu  noch  das  unten  zu  bes{)rechende  Ver- 
schweigen seiner  Fuhrer  gesellt,  liegt  nirgend  mehr  die  Gefahr  einer 
Täuschung  nahe,  da  man  sich  bei  der  Anwesenheit  vieler  Namen  auf 
^inen  oder  einige  derselben  den  sie  umgebenden  Stoff  zurückzuführen 
für  berechtigt  hält.  Anderseits  eröffnet  sich,  auch  bei  der  Vermeidung 
dieser  Gefahr,  eine  weite  Perspective,  die  oft  je  länger  verfolgt,  desto 
mehr  in  Nebel  sich  auflöst.  Wir  gehen  auch  hier  von  den  einfacheren 
Fällen  zu  den  schwierigeren  über.  —  13.  Zuerst  wird  aus  den  /i6rt 
eorum  qui  viias  re$que  gestas  clarorum  hominum  memoriae  manda- 
eeruni  die  Rede  des  Ghilo  mitgetheilt,  die  er  kurz  vor  seinem  Tode 
an  seine  Freunde  gerichtet,  und  an  deren  Inhalt  anknüpfend  §  9  gesagt, 
dasz  et  alii  deinceps  mulli  philosophiae  sectaiores^  ut  in  libris  eorum 
icriptum  est,  untersucht  hätten,  ut  verbis  quae  scripta  sunt  ipsis 
utar^  bI  tu  ßoff^stv  x^  (plktp  na^ic  xo  dlnaiov  xal  iü%((i  Jtoaov  «oA 


654        L  MerckUo :  die  Citiermeifaode  aud  Qaelle&beooUoBg 

9poUt»  Das  deutet  mit  Nothwendigkeit  aof  eine  griechisebe  Qodk,  nd 
diese  dArfte  in  dem  erst  am  Schlosz  §  31  genannten  Plafarchos  m  Ubn 
9UqI  ^Ifvxqg  primo  gefanden  sein ,  aus  dem  XV  10  ein  Referat  Ober  dii 
Todesart  der  Milesischen  Jungfraaen  gegeben  ist.  Dean  er  allein,  aad 
nicht  die  übrigen  in  unserem  Capitel  genannten  Qnellea,  geh5rt  u 
denen  qui  tilas  resque  gesias  clarorum  hominum  memoriae  numio- 
perunL  Dieselbe  Sache  berichtet  kQrzer  Diagenes  La€rtius  1  3,  3. 
lieber  jene  Frage,  wie  weit  man  dem  Freunde  helfen  mOsse,  beisit« 
dann  §  10,  habe  Theophrastus  gehandelt,  Mi  rede  meminimuty  in  Ubn 
de  amiciHa  primo^  welches  Buch  Cicero  in  seiner  Schrift  de  amidtii 
benutzt,  die  betreffende  Frage  aber  zu  summarisch  berührt  hibe,  wo> 
bei  Ciceros  Worte  (17,  61)  angeführt  sind.  Daran  knOpft  Gellios  %  H 
Ausstellungen  über  die  mangelhafte  Bestimmung  bei  Cicero  and  Theo- 
phrast  selbst  ($  22,  auf  welche  er  spiter  S  29  mit  den  Worten  qMi 
ego  nos  in  prima  iractaius  isiius  parle  desiderare  dixeram  xorfiek- 
weist)  und  bringt  die  bezügliche  Steile  dieser  wörtlich  bei,  %  36. 
Unmittelbar  darauf  folgt  ein  fihnlicher  Ausspruch  des  Farorinos  (ob 
ein  mündlicher  oder  schriftlicher  ist  nicht  gesagt) ,  und  dann  die  Forl- 
setzung der  Theophrastischen  Erörterung,  Nach  der  Art  wie  die  drei 
Gewihrsminner  Plutarch,  Theophrast,  Cicero  citiert  sind  ond  wegen 
der  wörtlichen  Hittheilungen  ans  ihnen  bitte  man  bei  allen  auf  elM 
selbständige  und  unabhängige  Benutzung  derselben  zu  schliesieo. 
Aber  der  Umstand  dasz  Gellius  Worte  des  Theophrast  anfahrt  ud 
doch  ungewis  ist,  ob  sie  in  dessen  erstem  Bach  de  amiciHa  ftindeji, 
wie  klärt  er  sich  anders  auf  als  unter  der  Annahme,  Gellios  habe  jeee 
Worte  einmal  bei  Theophrast  gelesen,  jetzt  aber  bei  eiaen  «adero 
Gewährsmann  vorgefunden,  wo  sie  eben  nicht  genau  citiert  wirea. 
War  dies  etwa  Plutarch ,  so  dass  auf  ihn  alles  mit  Ansashae  der 
Stelle,  des  Cicero  und  Favorinus  zurOckzuffihren  ist?  AherirenipW 
das  §  20  über  Ferikles  berichtete  scheint  nicht  Flutarchisoh  sa  sein, 
denn  sein  Ausspruch  iit  ulv  fSvfucgunuv  toig  iplloigf  iH^  I^W^ 
xäv  Ocmv  lautet  bei  Pluarch  immer  d.  /».  ff.  t.  (p-i*  I^^XQ'^  ß^^.V'. 
(apophtb.  reg.  Fer.  3.  de  vit  pud.  6.  praec.  ger.  rei*  p.  17)-  Vieliejchl 
hat  der  ganz  gelegentlich  und  erst  spät  genannte  Favorinus,  welcben 
Diogenes  La6rtius  viel  benutzt  hat  und  der  seine  Quelles  aDiagebea 
pflegte  (Diog.  L.  V  2, 12) ,  zu  unserem  Capitel  mehr  beigesleoert  ai« 
der  Augenschein  verräth,  was  nach  der  hohen  Achtung,  in  welcber  er 
.bei  Gellius  steht,  um  so  glaublicher  sein  dürfte.  —  1 12;  ^'^^  ^^^l!*' 
guogen,  Gebräuche  und  rechtlichen  Folgen  der  Caption  eioer  VesU 
werden  nach  Labeo  Antistius ,  als  dem  genauesten  Schriftsteller  a 
diesen  GegensUnd,  dargestellt  (§  1  —  12)  und  dazwischen  §  Y'd 
eine  Notiz  aus  Capito  Atejus  vervollständigt.  Die  ^^^^^^  ^^g 
Capitels  bilden  Angaben  über  den  Sprachgebrauch  von  ^'/"'.f  p**^^ 
Captionsformel ,  wie  sie  enthalten  war  in  libro  primo  Fabii  °*f*?"j 
welches  Buch  wir  schon  oben  aus  X  15,1  als  Quelle  «olcher  Vorauf« 
kennen  gelernt  haben,  dann  ala  Belege  für  die  Ausdehnung  des  no 
auf  die  Wahl  des  fiamen  diali9p  der  oti^ras  und  pontißces  swai 


des  A.  Gellias  in  den  Noelas  Attioae«  655 

ien  aas  L.  8alU  remm  geiiarum  Uhro  tecundo  and  N.  Cato  de  Lusi- 
iamt  cum  Sert>ium  Galbam  aceusavii.  Endlich  §  18  wie  oben  die 
Noiis  aus  Capito,  gleichfalls  mit  eioem  praelerea  aogeknflpfl,  eine 
Angabe  über  das  Erbrecht  der  Veatalen  in  eommeniarü$  LabeoniM 
quae  ad  duodecim  tabulas  composuü.  Nach  der  sonstigen  Gewöhn» 
heil  des  GeHins  zu  nrleilen  musa  das  auletzt  genannte  Werk  des  Labeo 
•la  dasjenige  gelten ,  aas  welchem  das  Referat  unter  seinem  Namen 
herstammt ,  das  die  erste  Hälfte  des  Gapilels  einnimmt ;  der  ans  Atejns 
Capito  eingeschaltete  Znsata,  welchen  Dirksen  S.  67  A.  132  dem  An« 
schein  nach  nicht  unpassend  mit  einem  ähnlichen  ans  Masnrins  Sabinus 
in  dem  forllaufenden  Referat  ans  Fabins  Pictor  X  15,  18  Tcrgleicht, 
erinnert  .aber  an  XII  13,  wo  in  quadam  epistula  Aiei  Capiioni*  über 
denselben  Labeo  ansführtich  gehandelt  war.  Scheint  sich  hienach  nicht 
daa  Verhältnis,  welches  wir  oben  zwischen  den  conieclanea  des  Ate« 
j«a  und  einem  Briefe  des  Varro  antrafen ,  auch  anf  die  Commentarien 
«loa  Labeo  an  den  XII  Tafeln  ausindehnen  und  sind  etwa  die  con^ 
ieetanea  des  Atejus  mit  seinen  epishüae  identisch?  SchmeUen  so 
die  beiden  Autoritäten  des  Labeo  und  Atejus  fast  in  6ine  ausammen, 
so  bleibt  noch  die  schwer  zu  erledigende  Frage  übrig,  woher  die  drei 
Belegstellen  aus  Fabins ,  Sulla  und  Cato  stammen,  ob  sie  trotz  der  ge- 
nanen  Citate  dem  Labeo  (oder  Atejus)  in  Reehndng  gestellt  werden 
oder  eben  wegen  dieser  als  eine  Frucht  der  selbständigen  LectAre  des 
Gellius  angesehen  werden  sollen.  —  Dennoch  fällt  von  hier  ein  Streif- 
licht anf  das  in  seiner  Construction  und  dem  Bestände  seiner  Quellen 
ähnliche  fünfzehnte  Capitel  des  X  Buchs.  Dem  ersten  Buch  des  Fabins 
Fiotor  begegnen  wir  hier  in  einem  Doppelcitat  an  der  Spitze,  worauf 
ein  zusammenhängendes  Referat  ans  demselben  aber  die  Observanz 
dea  ßamen  dialis  §  4 — 30  folgt,  welches  von  jenem  Zusatz  des  Ma- 
snrios  Sabinus  §  18  unterbrochen  wird.  Aber  ein  wesentlicher  Unter- 
schied zwischen  beiden  Capiteln  entsteht  dadurch,  dasz  das  Citat  aua 
Masurius  nicht,  wie  I  12, 18,  am  Schlusz  unseres  Abschnitts  durch 
eine  wiederholte  nähere  Verweisung  anf  ihn  verstärkt  wird,  sondern 
den  Schlosz  bilden  unvermittelt  zwei  kurze  wörtliche  Mittheilungen, 
eerba  praetorin  ex  edicto  perpetuo  de  fiamine  diali  et  de  sacerdote 
Vestae  (von  Dirksen  S.  67  nicht  erwähnt)  upd  verba  M,  Varranis  ex 
seamdo  rerum  divinarum.  Die  letztere  sieht  nicht  danach  aus,  als 
ob  mit  ihr  die  Hauptquelle  des  Abschnitts  angedeutet  sein  sollte,  und  so 
bleibt  es  auch  hier  unbenommen  an  Labeo  und  Atejus  Copito  zu  denken: 
denn  jener  hatte  mindestens  vier  BQcher  ad  edictum  praetorii  gescbrie* 
ben  (Gell.  Xlll  10, 3)  und  dieser,  wie  ans  Plutarch  Q.  R.  50  il'A]tii'£og) 
nn  ersehen,  aber  den  flamen  dialis  gehandelt.  —  Ein  wahres  Schau- 
fenster Gellianischer  Belesenheit  ist  das  16e  Capitel  des  111  Buchs ,  in 
dem  sich  zugleich  die  einzelnen  Absätze  der  Compitation  ziemlich 
deutlich  verfolgen  lassen.  Der  Gegenstand  desselben,  die  menses 
genitales^  sind  in  den  ersten  12  Paragraphen  abgehandelt,  von  wo 
Nachträge  und  Zusätze  folgen.  Was  wir  zu  erwarten  haben,  sagt  der 
Bittgang:  et  medici  et  philosopki  üUvstres  de  tempore  humani  partue 


656       L.  MerckKo:  die  Cilierinelbode  ond  QaeUdnbmraUaiig 

quaesivermtU,  Demgaroisi  findeo  wir  eiiicrt  %  6  Varro  mi  Ubro  ftärlo 
decimo  rerum  divinarum  und  bei  ihm  Aristoteles  (vgl.  §  13),  dm 
Gellius  Dicht  weiter  oacbfegangeu  ist,  §  7  liber  ÜippoeraiU  fvi  ts- 
»cripius  esinsgl  TQoq>ilg^  und  §  8  dessen  CommeDtator  Sabiaas;  Yoriu- 
Ifbschickt  sind  Stellen  aas  Plautos  Cistellaria,  ans  MeDaaders  Plocim 
und  dem  gleichnamigen  StQck  des  Caeeilins ;  es  folgt  derAossprseh 
des  Varro  aber  die  beiden  Parese ,  Nona  nnd  Decima ,  nad  die  4«yoo 
abweichende  Angabe  des  Caesellios  Vtndex  in  lectionibns  iui$  onH- 
qttii,  begründet  aaf  einen  Vers  aus  Livius  Odyssee.  Von  dieser  Ut- 
terarischen  Aasbeute  (^guae  icripta  in  Ubri*  Itgi)  onterscheidet  Geliias 
(nachtriglich ,  praeiereoi)  %  12  ein  durch  einen  streitigen  Vorfall  sei- 
ner Zeit  veranlasstes  Decret  Hsdrians,  welches  auch  die  im  elfkeo 
Monat  erfolgte  Geburt  als  gQltig  anerkannte,  das  er  selbst  gelesso  hat, 
nnd  schlieszt  entsprechend  dem  Eingänge:  tu  eo  deereio  Uadriama 
ttf  staiuere  se  dicit^  reguisitis  veierum  phäosophorwn  ei  medieorum 
iententiis.  Ist  Gellius  hier  wie  sonst  seiner  Gewohnheit  gefolgt,  die 
Hsnptquelle  snletst  xa  nennen ,  so  scheint  es  aoeh  nicht  UDnOgUch, 
dasa  der  mit  seiner  Gelehrsamkeit  prunkende  Kaiser  in  jeaen  Decret 
wenigstens  auf  einen  Theil  der  Autoritäten  sich  berufen  hatte,  die  Gel- 
lius uns  Torfahrt:  denn  der  einsige  unter  den  genannten,  dem  massie 
sonst  beimessen  könnte,  Varro,  hat  weder  SabinuS)  dea  Ldirer  des 
Galenus ,  noch  Caesellias  Vindex  citieren  können.  Unter  den  Nacb- 
trftgen  folgt  §  13,  mit  hodie  quoque  forU  legimus  eingeföbrt,  eine 
Stelle  aus  Varros  Satire  Tesiamenium^  wahrscheinlich  sus  Geliias  od- 
mittelbarer  Kenntnis,  dann  §  15  Verse  aus  Homer  Od.  l  248  ff.,  wo  der 
Ausdruck  nsgutXofiivov  d'  ivunnov  sn(  den  swölften  Monat  der  Ge- 
bart gedeutet  werden  könnte ,  was  aber  Favorinas  durch  die  Ister- 
pretation  non  confecio  ease  anno^  sed  adfecio  aurklärt,  uod  dieser 
Gebrauch  von  adfecius  wird  gleich  aus  Cicero  de  provineOs  amfu- 
laribus  gerechtfertigt.  Gellius  kehrt  weiter  §  20  su  dem  Bache  des 
Hippokrates  surQck,  um  eine  Stelle  wörtlich  mitzutheilen,  die  er  (wahr- 
scheinlich nach  Sabinus)  lateinisch  erklirt,  theilt  §  21  aus  eigner  Er- 
fahrung eine  Streitfrage  der  römischen  Juristen  mit,  ob  ein  nach  der 
Geburt  im  achten  Monat  sofort  verstorbenes  Kind  das  tua  trium  Uht^o- 
rum  EU  Stande  bringe,  und  gibt  wieder  anknapfend  an  die  Homeriseka 
Stelle  {quoniam  de  Homerico  annuo  parlu  ae  de  undecimo  mense 
diximus  quae  cognoteramus)  einen  Nachtrag  (visum  est  non 
praeiereundum)  aus  Plinii  Secundi  Ubro  septimo  naturalis  kiMtoriai 
aber  eine  Geburt  im  dreizehnten  Monat,  woran  sich  noch  eine  aicbl 
lur  Ssche  gehörige  Notiz  ebendaher  anhifingt. 

Viel  grösser  ist,  wie  gesagt,  die  Zahl  der  Abschnitte  ia  ^eU^ 
Gellius,  statt  seine  Quelle  oder  seine  Quellen  zu  nennen,  dieselbea  nur 
unbestimmt  andeutet  oder  auch  gSnzlich  verschweigt.  Doch  sind  ao» 
hier  manigfache  Grade  dieser  Unbestimmtheit  su  unteracheideo.  ^f 
geringste  flndet  statt,  wenn  ein  Schriftsteller  als  Quelle  geoaDotiftt 
oder  als  solche  betrachtet  werden  darf,  ohne  dasz  zugleich  dal  b^ 
nutzte  Werk  desselben  namhaft  gemacht  ist.   Und  zwar  geschieht  dies 


des  A.  Gellifis  id  den  Noetes  Attioae.  657 

nicht  bloBZ  da,  wo  irar^'^iD  Werk  vorhaaden  oder  die  Ergiaioiig  des- 
selbea  vermöge  des  bebaodeUen  Gegenstaades  dem  Leser  aozamaten 
war,  wieThncydides  1  11, 1  oder  Cbares  V  3,  3  oderLaereiias  V  15,4, 
aoodero  gerade  bei  Polygrapben  wie  Aristoleles  II  12,  1.  III  16,  1. 
X  3,  l.  XV  26, 1,  Caio  IV  12,  3  (vgl.  VI  22,  3),  Cicero  I  11,  16. 
II  17,  1.  XI  11,  1,  Nigidios  U  26,  19.  IX  12,  6.  XI  11,  1,  Varro  1 
20,  4.  8.  II  28,  2.  III  14,  1.  VI  14.  X  7,  2.  Wie  wir  ans  in  soicben 
Fallen,  wenn  nur  die  Scbriften  der  Verfasser  erbalten  sind,  dennoob 
anrecbtünden  können ,  so  rermocbten  es  die  Zeitgenossen  des  Geliias 
in  viel  grösserem  Umfsng,  wenn  nicbt  wiederum  die  geringere  Ver- 
breitung der  Utteratur  damals  die  Lüekenbaftigkeit  derselben  in  der 
Gegenwart  mag  aufgewogen  beben.  Ein  stärkerer  Grad  von  Unbe- 
alimmtbeit  ist  es,  wenn  statt  des  Scbriftstellernamens  obnie  Werk 
bloax  die  Bezeichnung  der  Schriftgattung  im  allgemeinen  eintritt. 
Diese  allgemeinen  Beseicbnungen  dienen  eber  nicht  bloss ,  wie  Dirk- 
sen  S.  41  ansunehmen  scheint,  als  Einleitung,  um  von  ihnen  zu  con- 
ereien Gewährsmännern  fiberaogehen.  Wir  beschranken  uns  darauf 
Bar  solche  Fälle  anzuführen,  wo  jene  unbestimmten,  generellen  Aus- 
drOcke  durch  keine  nachfolgende  Angabe  ergänzt  und  beschränkt 
werden:  I  19,  1  in  aniiqui*  annalibus  memoria  super  Ubrit 
SdbyUinis  kaec  prodita  esi,  II  7,  2  super  ea  re  Graeci  nosiri- 
que  qui  de  officiis  scripseruni  (über  denselben  Gegenstand  ahn* 
lieh  unbestimmt  I  13,  vgl.  II  2.  V  13,  1.  2.  XIV  2,  1  Ubri  uiriusque 
Ungnae  de  officio  iudicis  scripii^  bestimmte  Angaben  I  17,  4 
Varro  in  saiura  Menippea  quam  de  officio  mariii  seripsii,  IV  10,  7 
Capiio  Ateius  in  libro  quem  de  officio  senaiorio  composuil,  XIII 
28,  1  Panaetii philosophi  über  de  officiis  secundus).  U  13,  1  anlt- 
qui  oraiores  hisioriaeque  aui  carminum  scriplores 
eüam  unum  fiiium  filiamve  liberos  muliitudinis  numero  appeUarunU 
Es  werden  nur  zwei  Beispiele  aus  Sempronius  Aseltio  beigebracht. 
II  15,  2  ui  scriptum  in  antiquiiaiibus  esi  (vgl.  V  13,  3).  III 
4,  1  in  libris  quos  de  vita  P.  Scipionis  Africani  compo- 
sitos  legimus  (vgl.  VI  1 ,  2  C  Oppius  ei  lulius  Uyginus  aliique  qui  de 
9iia  ei  rebus  Africani  scripseruni),  III  15,  4  praeierea  innosiris 
annalibus  scriptum  legimus.     IX  11,  2  in  libris  annalibus. 

V  ö,  1  ifi  libris  velerum  memoriarum  scriptum  est^  vgl.  IV 
6, 1  m  96/ er 1 6 IIS  memoriis  scriptum  legimus  (VI  8,  1  non  modo 
hisioriae  veteres ,  sed  recentes  quoque  memoriae  declarant).  V  6,  27 
veieres  scriptores.  V  12,  1  in  antiquis  precationibu» 
(nach  Preller  röm.  Myth.  S.  235  A.  1),  vgl.  XIII  23,  I  comprecationes 
deum  inmortalium*    VI  1,  1  in  historia  Graeca  scriptum  esi, 

VI  20,  1  scriptum  in  quodam  commentario  repperi.  X  2,  2  sed 
et  dieo  Augusto  imperante  qui  temporum  -eins  histo- 
riam  scripseruni.  X  9,  2  in  libris  eorum  qui  de  militari 
disciplina  scripseruni.  X  17, 1  in  monumentis  hisioriae 
Graecae  scriptum  est.  X  18,  2  »/  quidam  Graecarum  hisio- 
riarum  scriptores.    X  25,  1  quae  m  hisioriis  peteribus 


658       L.  MeroklM:  üa  Citiametho4e  nmi  QoelldBbanalsiiag 

»eripim  mnt.  X  S7,  1  im  Utterit  eeierihms  mmnoria  egtoi.  II 
6,  1  t^  veieribui  ier$pti9.  XIU  3, 1  guOHS  oiium  ei  tMut 
fuü  tiias  aique  aeiate»  dociorum  kommum  fuaerere  ae  Menoriae 
iradere.  XIU  23,  1  eomprecoHonei  dewn  imnariaU^tm  .  •  expotUae 
9uni  in  librii  8ae§rdoium  populi  Romami  ei  im  pleritfu 
aniiquis  oraiionibus,  Nor  dies  letstere  Ganiu  erhilt  $  13  eis 
eoBoretes  Beispiel  au  der  Rede  der  Hersilia  Tor  T.  Tatios.  XIV  3, 1 
^tft  de  Xenophontis  Plaionisque  viia  ei  mtoribmsplera^ 
amnia  exqui$iii$$ime  scrip$ere.  XV  16 ,  1  Miio  CrolomieMm$ ,  alk- 
ieia iniuiiriMj  quemim  ehromieii  scripiumesi — .  XV16, ISmco«- 
mentariii  quibnsdam  ad  iu»  poniificum  perUmemObus.  XVI 
9, 1  tfi  poemaiie  quoque  ei  inepiiiuii»  eeierum  scripimmed. 
Es  folgen  keine  epistulae^  wenn  nicht  die  Stelle  ans  lf«.Varro  m  Si- 
eemna  tei  de  hiUoria  im  Dedicationsbrief  stand  (Pbilol.  IV  .S.  493); 
oder  will  man  die  iogisiorici  lieber  mit  Roeper  m  den  peemaia  recb- 
oen?  XVIH  10,  8  medieinae  quoque  diseipiinae  libroioUifi^ 
vgl.  §  II.  Diese  im  VerhAltnis  sn  90  oder  genaner  an  19  MAm 
nicht  allia  grosse  Zahl  von  völlig  nnbestimmten  Beseiobooageo,  ii 
deren  Vollstindigkeit  nicht  viel  fehlen  wird,  spricht  nicht  fär  DtrkKM 
Ansicht,  dasz  sie  im  Gegensats  sa  den  eigentlichen  Collectifbeseic^ 
nangen  bei  Gellins  hiaffg  vorkommen.  Sie  erscheinen  sowol  geget- 
flber  den  Abschnitten  mit  ganz  bestimmten  Qnelleoangaben,  sU  Mck 
denen  wo  diese  gsni  fehlen ,  nur  als  Ausnahme.  Bevor  wir  qii  h 
den  letaleren  wenden,  an  denen  fast  kein  Bach  leer  ausgeht,  nögea» 
ihren  Kreis  solche  eingeführt  werden,  in  denen  die  Angabe  der  Qnelie 
nnr  scheinbar  vorhanden  ist,  indem  sich  bei  näherer  Betraohtasg  er- 
gibt, dasz  die  genannte  Quelle  nicht  die  ist,  aas  welcher  Gdllios  dirtd 
entlehnte,  sondern  dasz  diese  von  ihm  verschwiegen  worden.  Dibiii 
scheinen  mir  ausser  den  oben  beilioBg  besprocheoea  Pillen  folgeoda 
an  gehören. 

Siebenmal  wird  GaesellinsVindex  angefahrt,  daraoter  föof* 
mal  mit  seinen  commeniarii  ieeiionum  oiUiquarum  (die  ich  (roli  dtf 
beharrlichen  Ansicht  von  Ritschi  Parerga  I  S.  360  nicht  für  ideotitck 
mit  dem  siromaleusj  sondern  mit  Lersch  Z.  f.  d.  AW.  1841  S.  1103  ßr 
ein  von  diesem  verschiedenes  Werk  halte) ,  und  diese  AafAhroBfM 
sind  mehrmals  (II  16,  5.  VI  2,  1.  XX  2,  3)  so  beschaffen,  dsff «» 
ihn  als  Hauptorgan  des  ganzen  Gapitels  erscheinen  lassen.  Weoo  ai> 
aber  XI  16,  3,  nachdem  Caesellius  Vindex  im  commemiario  kctiMtm 
amiiquarum  genannt  ist,  liest:  Tereniius  autem  Scaurufj^* 
Hadriani  iemporibua  grammaiicus  eel  nobüasimus^  inier  Hh  q^ 
de  CaeseiU  erroribus  compoiuii ,  im  hoc  quoque  eerbo  erra$$e  eem 
scripsiiy  wenn  man  II  16,  8  nach  einer  ganz  gleichen  Erwibaoag  \M' 
idcirco  Apoilimaris  Sulpicius  inier  ceiera^  im  quiiCaeseä^ 
reprehendit ,  hoc  quoque  eiui  quaii  erraium  amimadveriit  (vgl-  '"^ 
XI  15,8),  nud  wenn  man  Wahrnimmt  dasz  aberall,  wo  Cseselliof  *"i^ 
fahrt  wird  (IX  14,  6  ist  irrelevant  und  XX  2, 2  enthalt  nichts  positireij? 
Gellins  mit  ihm  nicht  abereinstimmt  (XVIII  11 ,  1  imw  kerOe  »^ 


dM  A.  GeHioB  in  den  Noctes  AUicae.     .  659 

wenHo  cum  Caeseilio  Vmdice.  VI  2, 1  iurpe  erralwm  ofenäimms  in 
ilUs  eHebtatiS9imi$  commenlariis  lecüonum  aniiquarum  CaeseUi  Vm" 
ddcü^  wo  es  gleioh  daranf  weit0r  heiszt:  guod  erra^um  nnUtos  fugü^ 
guomquam  mulia  in  Caeseilio  reprehendendo  eüam  per  calumnias 
rtMarenAir) ,  wird  es  daoD  nicht  mindestens  sehr  wahrscheinlich« 
dass  Gellitts  auch  an  den- Stellen,  wo  er  Tadel  gegen  Gaesellius  vor- 
bringt, ohne  Sttipicius  Apollinaris  oder  Terentins  Scanrus  zu  nennen, 
siillachweigend  aus  diesen  schöpfte  und  wol  nur  durch  ihre  Vermitl- 
lang  den  Caesellias  kannte?  Dazu  kommi  der  beachCenswerthe  Um- 
stand, dasz  in  keiner  jener  sieben  Stellen  ein  bestimmtes  Buch  seiner 
comm.  lecL  ani,  genannt  ist,  was  Gellius  sonst  bei  seinen  direct  be- 
Dotzten  Quellen  hinznznfdgen  pflegt.  Demnach  würde  er  zu  den  mittel- 
baren Quellen  geh&ren,  und  jene  Capitel,  in  denen  weder  Sulpicina 
Doeh  Scaurns  genannt  sind,  zu  der  Kategorie  solcher  deren  Quellen 
angenannt  bliebenr  Ja  man  könnte  geneigt  sein  auch  Terentius  Seaa- 
ros,  der  ebenfalls  nur  unbestimmt  citiert  ist,  nicht  als  directe  Quelle, 
sondern  als  solche  erst  den  mit  ihm  zusammen  erwähnten  Sulpicins 
Apollinaris  anzusehen,  welchen  Gellius,  wieder  bei  Mitlebenden  pflegt, 
nicht  genauer  bezeichnet.  —  Zu  ähnlichen  Beobachtungen  geben  des 
Jalins  Hyginas  counnentarii  in  Vergüium  und  de  Vergüio  (die 
ich  mit  Bunte  de  Hygino  S.  29  für  identisch  halte)  Anlasz.  Gellius 
citiert  das  Werk  riermal,  einmal  XVI  6,  14  mit  Angabe  des  4n  Buchs. 
Trotzdem  liesze  sich  zweifeln,  ob  dasselbe  überall  direct  benutzt 
worden  ist:  denn  auch  hier  bietet  sich  VII  6, 12  Sulpicins  Apollinaris 
dar ,  der  über  die  Bedeutung  von  praepetes  aves  dem  Erucius  Clarus 
nflndlich  Auskunft  gab ,  demselben  dessen  briefliche  Anfrage  ar  Xlll 
18,  3  schriftlich  beantwortete,  also  gab  es  von  ihm  quae$iione$  epi$iu-' 
lieae  oder  per  epi$tulas  quaesüa,  ^)  Auch  ist  nicht  zu  übersehen,  dasz 
zweimal  (VII  6, 10  und  XVI  6,  12)  neben  Hyginus  sich  Nigidius  Fig«- 
Itts  mit  den  bestimmten  Angaben  in  lihro  pritno  augnrii  pricati  und 
in  lihro  quem  de  exUs  composuil  erwähnt  findet:  denn  das  scheint  auf 
eine  gemeinsame  Quelle  dieser  Abschnitte  hinzuweisen.  Doch  fehlen 
an  weiteren  Schlüssen  die  Ualtpunkte.  Dagegen  scheint  es  weniger 
zweifelhaft,  dasz  von  Hyginus  Gommentar  zu  Vergilius  auch  noch  an 
anderen  Stellen  Gebrauch  gemacht  worden  ist,  wo  sein  Name  sich 
Dicht  genannt  findet.  Da  aemlich  fast  alle  seine  Erörterungen  Tadel 
gegen  Dichter  zum  Inhalt  haben,  V  8,  1.  VII  6,  2  ff.  X  16  (sn  welchen 
Stellen  er  ohne  Angabe  einer  Schrift  citiert  ist),  so  ist  es  nicht  grund- 
los anzunehmen,  Gellius  habe,  als  er  schrieb  II  6, 1  nonnuUi  gramma- 


4)  Beiläufig  konnten  in  diesen  auch  Bemerkungen  Über  Vergiliaa 
sUhen»  was  Grttfenhan  Z.  f.  d.  AW.  1847  S.  10  ff.  und  in  Jahns  Archiv  f. 
Philol.  XIU  S.  113  übersehen  hat,  der,  weil  Gellius  kein  grammatifiches 
Werk  des  Snlpicios  erwähnt,  auf  afmctationes  in  seinem  Handexemplar, 
nur  schüchtern  zu  schlieszen  wagt;  aber  das  Bedenken,  Gellius  würde 
gewis  nicht  die  Gelegenheit  versäumt  haben  seines  hochg^priesenen 
Lehrers  Werk  su  eitleren,  fällt  weg,  sobald  man  weiss  dasz  Sulpicins 
dies  Schicksal  mit  allen  übrigen  Zeitgenessen  bei  Qellius  theiU. 


660       L.  Meroklin :  die  Ciliermelbode  and  QaelleiibenalsiDg 

Hei  aetaiU  tuperiorii^  in  quibus  est  Carnutu»  Atmaeui^  kwl  $ne 
indocii  neque  ignobilesy  q^i  commetUaria  in  Vergilwm  eompo- 
wertinf ,  reprehenduni  —  §  3  Hern  aUud  kuiuscemotU  reprekeBinU 
—  $  4  item  aliud  verbum  cutpaeerunt^  auch  Hyginns  vor  Angeo  g^ 
habt,  den  er  I  21,  3  non  hercle  ignobilis  ^ramiNaiicia genamit 
hatte.   Ebenso  ist  man  Yorsucht  bei  XVII  10,  6,  wo  es  Yon  Vergiliu 
heiSBt  sed  quae  procrastinata  sunt  ab  eo ,  ut  post  reeenseremtur ,  ei 
absohi^  quoniam  mors  praeterterat^  nequiverunt^  nequaqum 
poetarum  eiegantissimi  nomine  alque  iudieio  digna  sunt,  und  %  8  ii 
his  quae  videntur  reiractari  et  corrigi  debuisse  an  Hyginos  so  deikea 
(trotzdem  dass  allea  dies  dem  Favorinas  in  den  Mond  gelegt  i»t), 
wenn  man  vergleieht  waa  X  16,  1  von  diesem  gesagt  ist:  reprekendä 
Hgginus  Vergilium  correcturumque  eum  fuisse  esistimatj  qwd  m 
libro  sexto  scriptum  est,    §  1 1  item  hoc  quoque  in  eodem  Ubro  re- 
prehendit  et  correcturum  fuisse  Vergilium  putat^  t^si  mors  occu- 
passet.   Und  wiedernm  liegt  es  nahe  auf  die  genannte  Gruppe  tob 
Grammatikern,  also  anoh  auf  Hyginns  zn  beziehen  X  29,  4  quod  in  ku 
Vergili  versibus  existimatur  obscure   et  insequenter  partieula  isto 
(atque)  posita  esse,  —  Zn  den  am  binfigsten  beigebrachten  Sehriflei 
gehören  Gatos  Origines  nnd  Reden.   Da  nnn  Gellius  XVII  6,  nachdea 
er  eine  Stelle  ans  Cato  Voconiam  legem  suadens  vorgefahrt,  $  2  s0 
fortfihrt:  quaerebatur  sertus  receptieius  quid  esset,    UM  ttatm 
quaesiti  allatique  sunt  Verrii  Placci  de  obscuris  Catonis^ 
nnd  die  aus  dem  liber  secundus  mitgetheilte  Erklirnng  fast  wörtlich 
fibereinstimmt  mitFestns  S.  282^  recepticium  servum  (weshalb  Möller 
Vorr.  S.  XVI  annahm,  Pestns  habe  jenes  Werk  des  Verrins  beoolil, 
wenn  nicht  etwa  Verrins  an  zwei  verschiedenen  Orten  dasselbe  sigle 
-—  für  mioh  hat  dies  letztere  gar  nichts  anstösziges  — ),  so  bit  es 
von  vorn  herein  viel  Wahrscheinlichkeit,  dasz  er  sich  auch  soost  aoch 
der  Schrift  des  Verrins  bei  der  Erklärung  Catonisober  Stellen  bedieot 
haben  wird.    Und  dies  dQrfte  für  die  fibrigen  Mittheilnngeo  sos  der- 
selben Rede  beinahe  zweifellos  sein.    Also  VI  13,  d  hoc  eo  stricUu 
notapi,  quoniam  in  M,  Catonis  oratione  qua  Voconiam  legem  suasü 
quaeri  soleL,  quid  Sit  classicus^  quid  infra  classem  wird  die  vorii»- 
gehende  Erklirnng  dem  Verrins  Flaocus  zuzuschreiben  sein:  deoo  ob- 
gleich sich  jetzt  ein  Artikel  classicus  nicht  mehr  bei  Festos  und  Paslu 
findet,  haben  wir  doch  bei  Paulus  S.  113:  infra  classem  significantsf, 
qui  minore  summa  quam  centum  et  tiginti  milium  aeris  censi  sunt, 
ganz  ttbereinstimmend  mit  Gellins  a.  0.  g  2.  Ebenso  halte  ich  X  3«  19 
die  ErkHrung  der  Brutliani  in  dör  Rede  de  falsis  pugnis,  eiog8rdbr| 
mit  den  Worten:  quod  Cato  dixit:  Bruttiani  eerberavere,  n^  ^ 
fortasse  de  Bruttianis  requirat^id  signißcat,  fflrVerr  iaoisch,  and  wie 
in  jenem  Falle  finden  wir  auch  hier  die  Uebereinstioimoog  i^^i  ^^^^^ 
S.  31 :  Brutiani  dicebantur,  qui  ofßcia  sertilia  magistratibus  praettor 
baut:  eo  quod  hi  primum  se  Hannibali  tradideranl  et  cum  eop^^ 
verarunty  usque  dum  recederet  de  Halia.    Ferner  wird  eben  daber 
stammen  die  Auseinandersetzung  über  insecenday  inssce  XVIII  9t  df^ 


dM  A.  GelliM  in  den  Noctet  AIHcaa.  66  t 

sich  an  eine  Stelle  ans  Gatoa  Rede  de  Piolemaeo  conira  Therwhtm  an- 
aebliessl  mit  den  Worten  insecenda  quid  esset  qua  er  $  coeptum: 
denn  wir  finden  wieder  bei  Paulas  S.  111 :  hueque  apud  Ennium  die, 
insesii  dixerii.   Von  $  4  an  ist  die  Schrift  des  Velins  Longns  de  usu 
aniiquae  leciümis  benutzt.  Die  stete  Verbindung  des  Cato  mit  Verrins 
bei  Geliius  ergibt  sich  endlich  ans  XVI 14,  indem  die  aus  Catos  Rede 
de  suis  virtHÜhus  citierte  Stelle  sich  wiederfindet  bei  Festus  S.  234\ 
18  (der  Anfang  ist  ausgefallen);  die  Erkifirnng  dagegen  des  Verrias, 
welche  bei  Gellins  $  3  nachfolgt^  fehlt.    Malier  Vorr.  S.  XV  meint, 
Festus  habe  stillschweigend  die  anpassende  Etymologie  {fesiinai  a 
fnndo)  des  Verrius  unterdrückt.    Das  kann  sein,  obwol  er  sonst  die 
Gelegenheit  nicht  versäumt  sein  Original  an  tadeln.    Aber  wie  das, 
was  Geliius  XVII  6  ans  Verrius  de  ohscuris  Catonis  anfahrt,  auch  in 
der  Schrift  de  eerborum  siqnißcalione  zu  lesen  ist,  so  hindert  nicbia 
dass  ancli  XVI  14,  3  die  Angabe  des  Verrius  eben  daher  stammt  und 
ebenso  in  die  Schrift  de  verb,  sign. ,  die  übrigens  Geliius  ebenfalls 
kennt  (V  17, 1.  V  18,  2),  übergegangen  w/ir.  —  Hier  knüpfen  wir 
füglich  einige  Stellen  an,  in  denen  überhaupt  ein  Einflusz  des  Verrius 
(ohne  Zusammenhang  mit  Cato)  wahrnehmbar  ist.    VII  5,  10  scriptum 
est  ttutem  purum  putum  tum  in  Cartkaginiensi  solum  foedere^  sed 
cum  in  multis  aliis  eeterum  lihris^  tum  in  Q.  quoque  Ennii  tragoedia 
quae  inseribitur  Alesander  ei  in  satira  M.  Varronis  quae  inscripta 
est  ilg  itaidsg  ot  yiqovxtq.   Das  Citat  aus  Ennius  Alexander  ist  nemlich 
noch  jetzt  in  dem  lückenhaften  Artikel  putum  pro  puro  bei  Festus 
S.  317 ^  90  zu  erkennen  (wie  bereits  Müller  bemerkt  bat),  die  Stelle 
ans  Varros  Satire  wird  am  Ende  des  Artikels  gestanden  haben ,  wo 
mir  in  ^dibus  die  ins  Lateinische   übersetzte  zweite  Titelbülfte  zn 
stecken  scheint,  was  ich  anderswo   naher  begründen  werde.    Wir 
haben  also  dasselbe  Material  und  in  derselben  Reihenfolge,  wie  es 
Peatns  im  Verrius  fand,  auish  bei  Gellins.    Auch  der  Ausdruck  des 
Gellins  cum  in  multis  aliis  eeterum  libris^  ium  ist  für  Verrius  passend, 
da  derselbe  einen  Reichthum  an  Beispielen  darzubieten  pflegte,  den 
Featns  auf  ein  knappes  Mass  zurückführte.  —  Zweifelhafter  ist  es,  ob 
die  Mittheilungen  des  Geliius  XV  30, 3. 6.  7  über  pelorritum  aus  Varros 
/.  XIIII  rerum  dieinarum  direct  stattgefunden  haben  oder  erst  ver- 
mittelt worden  sind  durch  Verrius  Flaccns,    bei   dessen  Excerptor 
Festns  S.  206^  beide  von  Geliius  vorgetragene  Etymologien,  wenn 
anelr  in  anderer  Fassang  wiederkehren,  und  da  die  Varronische  Ety- 
mologie von  lancea  (Geliius  a.  0.)  mit  der  des  Paulus  S.  118  nicht 
übereinstimmt  (aber  freilich  sehen  wir  hier  nur  eine  doppelte  Verklei- 
Dorong),  so  könnte  man  sich  auch  für  die  von  pelorritum  zu  Gunsten 
des  Varro  entscheiden.  Die  Uebereinstimmnng  des  Geliius  mit  Festus  ist 
von  Müller,  nicht  aber  von  Merkel  Frol.  Ov.  Fast.  S.  CV  übersehen  wor- 
den. —  Dagegen  wird  bei  der  ebenfalls  von  Merkel  a.  0.  bemerkten 
Concordanz  des  Gellins  II  10, 3  über  faeisae  aus  Varros  (zweimal  bei 
Festns  vorkommenden)  quaestiones  epistulicae:  id  esse  cellas  quasda^t 
et  eistemas^  quae  in  area  ȟb  terra  essent^  ubi  reponi  soler enl  Signa 


->  662       L.  Merckl» :  dio  Citiennetbode  «ad  QnelleabeDatiiDg 

cetera  quae  ex  eo  templo  eoüapsa  esseni  out  Paolai  S.  88:  fmme 
iocum  iic  appeUabant^  m  quo  erat  aqua  inchua  circa  tewtpla,  mt 
auiem  qui  puianij  faeüas  esse  in  CaptioUo  cdUs  dsienusque  usii- 
/et,  ubi  reponi  solita  erani  ea  quae  in  iemplo  vetusiaU  erntfaät 
inuHlia  wegen  deft  aosfahrliohen  Beferats  bei  Geliias  oiebt  •■  ein 
erst  aas  Verrias  gescböpfte  KenntDis  des  Varro,  sondera  an  eiie 
selbständige  Benntsang  desselben  (vielleicbt  in  den  eaniecUmeadu 
Atejns,  da  Geliias  die  Schrift  des  Varro   nicbl  bestimmt  nennt)  n 
denken  sein.  —  Was  den  oft  erwibnten  Cato  selbst  betriffl,  m 
scheint  die  Bede  de  sacrißeio  eommisso  (VI  33,  3),  die  mit  der  m  L 
Veturium  (XVII  2,  30)  identisch  ist  (s.  oben  Ann.  1  S.  637),  noehn 
einer  andern  Stelle  benutzt  in  sein,  wo  Cato  schlechtweg  genannt  ist 
Nemlich  wie  ans  ihr  VI  33  die  Thatsache  referiert  wird,  dtsi  die 
Censoren  einem  corpnlenten  Bitter  das  Staatspferd  nahmen  and  dw 
dies  rou  Cato  selbst  als  ignominia  Yerhingt  wurde,  so  lesen  wir  IV 
13,  dass  die  Vernachlissigang  des  Landbaas  eine  censoriscbe  Rli^ 
begründete  und  die  Vernachlissigang  des  Ritterpferdes  als  iupdüis 
verrufen  war:  cuius  rei  utriusque  aucioriiates  sunt  et  M.  Cato  U 
saepenumero  attestatus  est.    Also  wol  aoch  in  jener  Bede ^egaa 
L.  Veturius,  cum  ei  equum  ademit  (Festns  S.  344^).    Freilich  komnt 
daneben  auch  in  Betracht  die  Rede  quam  dixit  Numantiäe  apud  equi- 
ies  (Gellius  XV1 1, 3),  aber  diese  ist  keine  censoriscbe  (Meyer  or.  H.  fr. 
S.  34),  und  als  technischen  Ausdruck  des  Ceosor  kennt  impotitia  Mf^ 
Paulus  S.  108:  impolitias  censores  facere  dicebantur,  cum  eqmliaet 
abnegabant  ob  equum  male  curatum,  —  Ferner  Usst  sich  im  Bin- 
gange  von  X  33  mehreres  auf  Catos  Bede  de  dote  snrackfabrea,  m 
der  erst  §  4  f.  wörtliche  Miltheilungen  folgen.    Dasi  Cato  za  denen 
gehört,  ^1  de  tfictu  atque  cultu  populi  Romani  scripsenmt,  ohno 
dass  jedoch  eine  so  betitelte  Schrift  von  ihm  existierte,  Ufft  ^^^ 
schon  nach  der  Methode  des  Gellius,  von  einer  allgemeinen  Erwibnon^ 
au  einer  concreten  Schrift  Qbersngeben,  erwarten,  ond  der  Gcgeositi 
welchen  Gellius  mit  den  Worten  macht :  atque  haee  quidem  (n  M 
quibus  dixi  libris  pervulgata  sunt,  sed  M.  Cato  —  ist  "««■  «"  ^^^^^^ 
barer.    Denn  es  stammt  in  jener  Einleitung  einiges,  wenn  oif^*  *"^' 
ebenfalls  aus  Catos  Bede  de  dote,   wie  sich  ergibt  aus  FliBio«  N.  b. 
XIV  90  Cato  ideo  propinquos  femmis  osculum  dare,  ut  $cirent  fl» 
temetum  olerent,   hoc  tum  nomen  9ino  erat,  undeet  temtUentte  ttp- 
peltata  (Paulus  S.  365  temetum  tinum,  unde  temuientut  ettem- 
lentia.    Festus  ist  hier  lückenhaft).    Cn.  Domitius  iudex pron^^ 
Vit  mulierem  tideri  plus  vini  bibisse  quam  valetudinis  caits^ 
insciente,  et  dote  multaf>it  (Gellius  %  S  sed  M.  ^^^^^^ 
existimatas,  sed  et  multatas  quoque  a  iudice  mulieres refo' 
minus  si  rinum  in  se  quam  si  probrum  et  adulierium  ^^^"^^^^q 
Dasz  za  diesen  Schriftstellern  auch  Varro  in  aetiis  gehörte,  ob    ' 
Thilo  (de  Varrone  Flutarohi  quaest.  Born,  anctore  prnecipöO  S.^^/ 
nachgewiesen.    Es  wird  also  bei  ihm  ahnliches  wie  bei  Cato  ^ 
gewesen  sein.  Was  bei  Plinius  $  93  folgt,  ist  eine  Yf euere  A^l^ 


dat  A.  Ctelliis  m  den  Noatet  AtHoae.  663 

de«  Satoes  bei  Gellias  $  2:  btbere  auiem  $oliias  feruM  larUKm^  pm$^ 
•im,  miiffTtiiiifli  el  guae  iä  genmt  esiani  poiu  dulcia.  Plinius  %  93 
fuibus  apparei  non  inier  vma  Utodo  murrmam,  sed  inier  dulcia 
qmoqme  namimaiam  (vgl.  Paulus  S.  144  murrima  genus  poHoniSy  qua4 
Graece  dieiiur  vhitaQ,  hone  muliere$  poeabani  mmrriolam.  Varro 
de  9ita  P.  R.  bei  Nonias  551, 10).  Uebrigens  lerneo  wir  aus  Plinius  bei 
dieser  Gelegenbeit  aocb  andere  Sehriflsteiler  Ober  das  genannte-Thena 
kennen,  oemltcb  Fabius  Pictor  in  annalibus^  Scaevoia,  Laelius,  Atejas 
Gaptio,  zu  denen  ieb  aus  Gellins  XI  14  binsafuge  L.  Piso  Frngi  cimi  de 
Romuii  regit  eiia  atque  eictn  seriberel^  dessen  angefAbrle  Worte  sieh 
^leiehfalb  auf  den  missigen  Weingennss  besieben.  Aber  die  Brwib» 
Dung  jener  Sebriftsteller  bei  Plinius,  namentliob  deB  Aiejus,  machl  ea 
auch  wieder  aweifelhaft,  ob  hier  Cato,  Varro  u.  a.  direct  von  Gellina 
beaaUl  wurden,  oder  ob  nicht  einem  Buche  seiner  umfangreichen  com- 
iecianea^  de  doiibus  oder  de  nupiiis  betitelt,  Catos  Rede  und  jene 
Schriften  des  Servius  Suipioins  und  Neratius  (IV  4)  entweder  voll* 
ständig  oder  in  Excerpten  einverleibt  waren.  Cato  und  Atejus  au- 
sammen  erwähnt  in  Bezug  auf  dieselbe  Sache  Gellias  XX  2.  —  Wie 
die  Benutzung  des  Hygiuus  in  den  Ausstellungen  gegen  Vergilius  wei* 
ter  reichte  als  sein  Name,  so  Ifiszt  sich  fthniiches  auch  von  Asiniua 
Follio  und  dessen  Meinungsgenossen  in  Betreff  des  Sallustius  darthun; 
X  26^,  1  Asinio  Follioni  in  quadam  episiula  quam  ad  Plancum 
scripsit  ei  quibusdam  aliii  C.  Sallueiii  iniquis  dignum 
noia  Visum  es/,  quod  — .  Es  handelt  sich  weiter  um  den  übertragenen 
Gebranch  von  Iransgredi  für  iransfreiare.  Worauf  der  Tadel  dos 
Asinins  im  allgemeinen  gieng,  sagt  uns  ganz  Qbereinstimmend  mit 
diesem  Fall  äuetonius  de  gramm«  10:  quo  magie  miror  Aiinium  cre- 
didisse  antiqua  eum  (L,  Aieiumr  Phiiologum)  eerba  ei  figuras  saliium 
es$e  coUigere  ßallusiii,  cum  tibi  sciai  nihil  aliud  suadere  quam  ui 
noio  eiviUque  ei  proprio  sermone  uiaiur  eiieique  maxime  obscuriia^ 
lern  Sallusiii  ei  audaciam  in  iranslaHonibue.  Wenn  wir  nun  IV  15, 1 
lesen:  eleganiia  oraiionis  Sallusiii  terborumque  ßngendi  ei  noeandi 
siudium  cum  muUa  prorsus  ineidia  fuii^  muliique  non  medioeri  mi- 
genio  f>iri  conaii  suni  reprehendere  pleraque  ei  obireciare^  in  quibue 
plura  insciie  aui  maligne  rellicani^  so  sind  wir  berechtigt  an  jene 
Gruppe  und  ihren  Vertreter  Asinins  zu  denken.  Denn  auch  §  3  fihrl 
Gellius  fort:  —  «ft^tfttfii/  — ,  aiuni  — .  haec  Uli  malieoli  reprehen- 
sares  dicuni.  Aber  auch,  an  anderen  weniger  deutlichen  Stellen  wird 
dieselbe  Voraussetzung  gerechtfertigt  sein.  XX  6,  14  ei  idcirco 
importunissime^  inquii  (Apollinaris  Sulpictns),  fecerunij  qui  in  ple^ 
risque  SaUusti  exemplaribus  scripiuram  iiiam  sincerissimam  cor* 
ruperuni^  uemlich  t>esirum  für  eesiri^  denn  diese  Emendatioqen  Waren 
die  Folge  jener  Ansichten.  Dieselben  Gelehrten  scheinen,  obwol  nooh 
unkenntlicher,  gemeint  zu  sein  XIII  30,  2  sicuii  quidam  fadem  esse 
hominis  puiani  os  ianium  ei  oculos  ei  genas  j  quod  Graeci  TtQOOwnov 
dicuni ,  quando  facies  sii  forma  omnis  ei  modus  ei  faciura  quaedam 
corporis  ioiius  a  faciendo  dicia  . .  iiaque  Pacuvius  — .  non  soium  au^ 


664       L.  Mereklia :  die  Cittermeliiodo  «ad  QaelleDbeiiQUoiig 

iem  in  kominum  corporibus^  ied  etiam  m  rerum  cuiusquemodi  dienn 
fades  dicüur,  nam  fnoniii  ei  caeii  ei  maris  fades  ^  si  tempeüitedi- 
eahtr^  probe  didtur.  SaUustii  verba  sunt  ex  kisioria  seetmda:  — 
denn  diese  Worte  klingen  wie  eine  Vertheidigong  des  Sallnstios  fegei 
gewisse  Vorwürfe  der  Neoerang.  Wer  aber  ausser  Asinias  die  Tidler 
des  Sallostias  waren,  sagt  nns  weder  Gellios  noch  die  Litteratvrge. 
schichte.  Lesen  wir  jedoch  die  Abschnitte  des  Geliios,  wo  Sallostlscbe 
Stellen  behandelt  werden ,  in  der  obigen  Inlention,  so  stoszen  wir  lof 
swei  seiner  Zeitgenossen :  1  15,  18  Valerium  Probmm  (deraoch 
III  1,5  dem  Sallnstins  eine  drcumlocuUo  quaedam  poeüca  z&- 
sohreibt,  was  Favorinns  zu  widerlegen  sucht,  endlich  aber  so  schliesit: 
S  14  Ott!  Aoc  quod  dixisti  probabüe  est,  aui  SaliusUvs  odio  maritiae 
plus  quam  paiuii  eam  criminaius  es/),  grammaiicum  mlustrtM,  es 
famüiari  eius^  docto  tiro^  comperi  Saliusiianum  iüud:  saUs  elo- 
queniiae^  sapienUae  parum\  breci  antequam  viia  decedereL,  sie  Ugert 
coepisse  et  sie  a  Sallusiio  reUcium  affirma^isse:  saiis  loquesiiat, 
sapientiae  parum^  quod  loqueniia  novaiori  verborum  Saihtstio 
maxime  congrueret^  eloqueniia  cum  instpieniia  minime  coneinirä, 
nnd  11  27,  3  <ie  uiriusque  {Demosthenis  et  Salhtstii)  hü  cerbis  Tilus 
Castrieius  cum  iudicaret^  nonne^  inquit,  ultra  naturae humanst 
modum  esf,  dehonestamento  corporis  laetarif  .  .  quod  est,  inguit^ 
insolens  et  immodicum^  sed  — . 

Wenn  in  den  eben  behandelten  FftUen  oft  weit  enseiDanderlie- 
gende  Abschnitte  vermöge  ihres  abereinsiimmenden  Inhalts  sich  aof 
dieselbe  Quelle  snrOckfähren  liesxen ,  so  gibt  es  dagegen  eine  Reihe 
anderer,  deren  gemeinsaiper  Ursprung  durch  ihre  rftnmliche  NIhe  «b- 
geceigt  wird.   Es  ist  lange  nicht  genug  beachtet  worden,  dsss  GellinS) 
was  in  seiner  Quelle  unmittelbar  zusammenhieng,  in  zwei  ond  drei 
auf  einander  fplgende  Gapitel  zu  zerspalten  pflegt  (rbeio.  Mos.  XI" 
S.  463).  Dasz  man  rehlgehen  würde,  wenn  man  den  AensseroD^eD  de§ 
Gellins  in  der  Vorrede  aber  seine  Excerpiermethode  und  Redaction 
unbedingten  Glauben  schenken  wollte ,  hat  Dirksen  S.  36  f.  ni'  ^^^^ 
bemerkt.   Die  Reihenfolge  seiner  Capitel  entspricht  gewis  oicbt  sirea; 
seinen  Aufzeichnungen  des  gelesenen  und  gehörten ,  aber  eben  so  on- 
wahrscheinlich  ist  es,  dasz  sie  aberall  von  ihnen  abwiche.    ^^^^^ 
Gellius  ganze  Schriften  excerpierte,  wie  er  mehrmals  sagt  (1I90,H 
ciutis  rd  causam^  cum  Aristotelis  libros  problematorum  praecerpere- 
m««,  notavi.    XI  2,  5  praeter ea  ex  eodem  libro  Catonis  haec  ettt^ 
sparsim  et  intercise  commeminimus  ^  es  folgen  Catoniscbe  Säts^? 
mit    der   behandelten  Sache  nicht  zusammenhingen,  aber  beweist^ 
dasz  Gellins  das  genaue  carmen  de  moribus  gelesen  und  sich  ^^^^^t 
notiert  hatte;  ihnlicb  III  16,  24  die  ungehörige  Notiz  aus  PJ'"'^^' Tj 
VII  [42] ) ,  so  lag  es  auch  nahe  die  Excerpte  der  Reibe  nach  m  d' 
Redaction  aufzunehmen.   Es  ist,  wie  sich  zeigen  wird,  ^^ß^^?fj^ 
schehen,  nnd  die  Frage  warum  es  nicht  öfter,  nicht  immer  9^^??  ^|^ 
soll  spiter  erwogen  werden.   Die  sichersten  Belege  und  *"^^®*  .l^^ 
einleuchtendsten  Beispiele  sind  die  Aussprache  des  Gellio«  Bslbst  u 


des  A.  fieUiii  »  dM  N«oles  AtUeii«.   •  OM 

das  VOD  ihn  baobadiCate  Varfiilirea :  II  8^1  Kuiarehiu  sieundo  Mro^ 

rut»  quoa  de  Homßro  compomü  mperfecie  algne  praeposiere  wiique 

•nscüe  9fßogismo  tue  «JtMi  Epicurmm  dieity  nnd  II  9,  t  in  eod^en^ 

iibro    id§m  Pluiarchus  tun  dem  Epiemrum  reprehendü;   V  10,  | 

imier  9U$a  argumemiorum  longe  maaimum  etse  titium  eideiur  quae 

ivxi&i^ltpovta  Graeci  dicuni  . .  quäle  est  pervolgatum  iliud,  quo  Pro-' 

iagoram^  söphüiarum  ocerrtmum,  usum  esse  feruni  adversus  Euäihium 

disciputum  suum^  nad  V  11,  1  exieiimani  quidam  eiiam  illud  Biäniis, 

vir*  sapieniis  ac  nobüis^  rtsponsum  eonsimile  esse  dque  est  Proia^ 

gorion   illud  de    quo    dixi  modo  aniisirepkon;   IX  13,  6 

verba  Q.  Claudio  quihus  pugna  isla  depicta  esi^  adscripsi:  §  11  nemB 

audebat  propter  magnitudinem  aique  ifmaniiatem  faeies^  Q»d  IX  14, 1 

^uod  auiem  supra  scriptum  est  in  Q,  Clmtdi  verbis:  propter  magni* 

iudi'nem  atque  inmaniiatem  facies;    XI  9,  1  Criiolaus  scripsii^  «od 

XI  10,  I  quod  in  eapite  superiore  a  Critolao  scriptum  es$B 

diximus;   XlII  14,  1  pomerium    quid   esset ^  augures  populi  Ro^ 

mani^  qui  libros  de  auspiciis  scripserunt^  isiiusmodi  sentenUa  de* 

fnierunty   %b  huiue  rei  Jlessalla  aliquot  eausas  videri  scripsii^ 

Dod  Xlll  15,  2  super  kac  re  meis  eerbis  nil  opus  fnil^  quoniam  Hb  er 

M.  Messallae  auguris  de  auspiciis  primus^  cumkocseri^ 

beremusy  forte  adfuit,  nod  XUI  16,  1  (vnlgo  15  a.  B.)  idem  Mes- 

salia  in  eodem  libro  de  minoribus  magistratibus  ita  »eripsit^ 

Von  denselban  Verfahran  geban  aach  ohoe  aoloha  ausdrOckliche  Var* 

waisungan  Zevgnia  swai  aarainander  folgevdä  Capitel,  in  danan  die* 

gelbe  Schrift  oder  derselbe  Schriftsteller  als  Quelle  genanat  ist:  UI 

5,  1  Plutarchus  refert  Arcesilaum  phHosophum  vehementi  terbo  u$um 

esse  (gemeiDt  ist  symp.  qoaest.  VlI  3, 3,  Tgl.  de  san.  tiieada  praec.  7% 

irad  III  6,  1  per  hercle  rem  mirandam  Aristoteles  in  septimo  proble- 

matorum  et  Plutarchus  in  octavo  symposiacorum  dicit  (oemKch  VIII 

4, 5,  deoQ  sind  es  gleich  swei  Yerschiedene  Bflcber  der  symp.  qnaest, 

so  sind  es  doch  anf  einander  folgende  Bücher);  III  10,  1  M»  Varro  in 

prüno  librorum  qui  inscribunlur  hebdomadee  vel  de  imaginibus^  ond 

111  11,  3  If.  Varro  in  primo  de  imaginibtis  (s.  rbein.  Uns.  XIII  S.  463, 

wo  gegen  Ritschi  geseigt  ist,  das«  daranter  das  Einleitangsbaah  zu 

den   Hebdomaden   zv  veratehen  sei);   III   18,  3  atque  haec  eUam 

eoc€tbuli  istius  (pedarit)  ratio  diciiur,  quam  Ga9ius  Bassui  in 

commentariis  suis  seriptam  reUquil^  und  III  19,  1   legebatur 

Gavii  Bassij    eruditi  eiri^  liber  de  origine  terborum  ei 

voeabulorum^  denn  beide  Citste  halte  ich  fdr  dasselbe  Werk  mit 

Lersoh  (Philol.  I  S.  617).  Gellias  ciliert  sonst  kein  anderes  Werk  des 

Bassns,  nnd  sowol  die  angefahrten  Stallen  als  was  er  seihst  darttber 

sagt,  stimmt  in  allen  Fällen  Aberein.  Wie  er  III 18,  3  bei  den  com- 

mentarii  Ton  der  ratio,  die  Bassns  angab,  spricht,  so  wieder  II  4,  4, 

wo  liber  UI  de  origine  tocabuiorum  genannt  ist:  nimia  quidem  est  in 

terbis  Gaei  Bassi  ratio  inperfecfa  vel  magis  inops  et  ieiuna.   Dan 

Werk  scheint  alphabetiseh  geordnet  gewesen  xu  sein  (auch  LerscH, 

der  sich  darOber  nicht  ausspricht,  hat  die  Fragmente  nach  dem  Alphabai 

Jahrb.  f.  clast.  Philol.  Soppl.  Bd.  III.  Hft.  6.  45 


MO        LHeroklm:  die  (HlUt««fte8a  «M  QafcltafbeMUng 

fvtMIt),  md  die  Erktiritete*,  WeM«  OeUHis  damu  »ttlMII,  kto 
alU  denselbM  Typs»:    II  4,  3  futfüMin.   V  7,  3  gmomam.    III  18,4 
fropterea  senatotes,  HI  19^  3  quam  ob  camMmm.  XI  17,  4  quod  pru- 
iereunies,  *—  IV  3  und  4  shMBtoe«  beide  entweder  aes  Senriiii  Sil^- 
eine  de  doiibus  oder  aue  Neratioe  asi  Uro  ^tiaei  d*  iitipliM  twmfo$»i, 
der,  wie  daa  aus  aeiaea  Über  H  membritmarum  in  den  Dig.  XlHä 
enthaltene  Fragment  lehrt,  Anasage  aas  Sulpieios  nuttheille  (Ihrksea 
S.  43  A.  61  nnd  <  die  Wirkiamkeit  der  Ehegelöboiaae  *  S.  97  f.).  Die 
Stelle  über  peUex  IV  3,  3  alimmt  «herein  mit  Paulna  S.  322,  deraich 
die  Us  Numae  mittbeilt.    Seine  Quelle  Featos  nnd  reap.  Verrins,  dtf- 
aea  BeDutsung  des  Servina  Salpieius  Rnfna  aich  naeh weisen  lütt,  kt- 
ten  wot  aueh  die  Ableitung  ana  dem  griechischen  nilXa^  beigobradil, 
wie  Maller  au  Paalns  aus  der  Stellang  dea  Artikels  sobliassL  —  h 
V  17  nnd  18  wird  Verrius  Flaecus  in  fuarto  de  ^erborum  iignifiaU 
genannt.     Haller  Vorr.  z«  Festns  S.  XIV  nnd  XXX  bat  wahrscbstaliek 
gemacht,  dass,  weil  im  17n  Capitel  airi  dies^  im  Idn  annaltt  bespro- 
chen werden,  das  Citat  quario  libro  so  an  verstehen  sei,  wie  Ym\m 
S.  326^  in  Ubro  V  qmorum  prima  esiPliiier^a^  nemlieh:  qwMmmprim 
erat  A  liiiera,    bßs  ist  saaugehen  (denn  leider  gibt  es  keine  CiUla 
weiter  ana  Verrias  Flaocus  de  eerb»  sign,  bei  Gellins,  um  Nallen  6^ 
haaptung  an  controlieren);  das  Citat  dea  Gellius  aber  ist  deanock  nickt 
nngenaa,  weil  für  den  ersten  Buohstaben  des  Alphabets  die  ihn  la- 
fassenden  Bacher  nur  einfach  gailblt  a«  werden  brauchten.   F.  Uck- 
mann dagegen  ^de  die  Alliensi^  S.  4  meint:  's.  v.  (ftcs,  ut  videtar',  ni 
auch  das  folgende  18e  Capiiel  aas  demselben  Buche  des  Verrios  käute 
wegen  diarium  unter  D  gestanden  haben,  bei  welcher  Annahaie  aiehli 
geändert  au  werden  braucht,  wihrend  Scriver  und  Qronoy  UU inVUl 
verwandeln  wollten,  nm*die  Stellung  von  hisiaria  unter  U  u  bewir- 
ken.  Es  bleibt  kein  Bedenken  gegen  Lachmann  abrig,  wens  MÜa 
wenigstens  das  zweite  Fragment  aus  Sempronius  Asellio  ($  9),  <i<* 
aich  nnr^ualer  annales  fägl,  nicht  ana  Verriua,  aoadern  dtreet  eotldal 
haA;  dafar  aprieht  sein  genaues  Citat  i»  libro  Semp.  As.  primo^  ts  ftt 
Hbro  phtra  verba  ascripsimuej  und  der  Umatand  daas  aich  io  ooserea 
Festns  keine  Erwihnnttg  dea  Sempronius  Asellio  findet.  —  Aeck  Y^  > 
und  21  geben  sich  als  aus  derselben  Qoelle  geflossen  kond.  30,  S  I 
quod  f>iiium  Sinnius  Capito  in  liHeris  pios  ad  Clodium  Tiucem  dedd  \ 
hiece  ^erbie  definit.    31,  9  Sinni  Capikmü^  doctiuimi  vin,  epiii»^ 
9uni  uno  l'fft  libro  muUae  positae^  opinor^  in  temph  Pacit.  prim 
epithUa  ecripla  e$i  ad  Pacueium  Lubeonem^  cui  iiiuiüs  prüacrif^ 
s$l:  pluria  non  plura  dici  debere^  s,  Herta  Sinnias  Capito  S.  lU  "7 
Ferner. VII  1  nnd  2  aus  Chrysippna  in  Hbro  mifl  n(fOvo£ag  ftorlß^  «^ 
welchem  Titel  der  Inhalt  beider  Abaohnitte  durchaaa  abereinttinol'" 
Wieder  ein  ausammeobängendea  Paar  bilden  die  folgeodeo  (^'P'^^'J 
nnd  4  ana  Tubero  in  kietoriis  und  Tnditanus,  auch  dem  InkaU*  i*^ 
ausammenhingend ,  obgleich  es  hier  allerdings  aweifelbaft  kltfiklf J'^ 
diese  direct  benntat  worden  sind.  —  Im  X  Buch  stamaeo  Cipiw* 
und  5  ana  Nigidius  tu  grammaiieis  commeniariü^  weaa  Mck  ««* 


1.       " 


ditA.  «MliwmitolMtoAltieM«.     i     i       <ftT 


bei4A  luu  4ia  Mo  Borii  4m(  nv  Dir  das  Uteter«C#|MM  «igtflihrl  UC; 
dMO  die  ArfuneoU  für  die  natiürUche  (qfvau)  Bildung  der  W6Jrt«« 
aekeiaeif  weiiQ  das  Werk  syatemaüsck  angelegl  war  (Berliner  Jahrk, 
C-.wm.  Kr.  1816  S.  630),  eher  in  eine  Eialeitiiog  aod  ao  dea  Anfaag 
ala  aas  Ende  dea  Werkes  (ein  spüterea  Baeb  ^ird  nicki  ciUert)  «a  ge-i 
Iftören.  *^  Im  XIII  Buph  atammen  Capital  12  und  13  au»  Varro  r^runa. 
hwwtuirum  XXI  libro ,  denn  die  12«  1  voraagenanata  episiuia  Äiei 
Capüoni*  dient  nar  als  Einleitung  und  13,  6  wird  nook  mit  supn^  m 
4od4m  libro  auf  13,6  ut  quaeaiores  ei  C€ier$  qui  mquti  Uctarem  habeni 
neque  uaiorem  zurackTerwieaen.  —  Endliob  flieszt  das  7e  «ad  8a  Can 
pitel  des  XIV  ßucbs  aus  Varroa  liUerae  qua»  ad  Oppiannm  dedit^  ^imm» 
aam/  i'i»  libro  epistulicarum  quaestionum  quario:  dann  daaa  ebep  die«« 
aet  Brief  euch  im  8n  Capitei  gemeint  ist,  wo  nur  daa  4e  fiuoli  der  epul. 
quaeU.  genannt  wird,  ackeint  aowpl  wegen  dea  verwandten  InkaUa 
ala  ancb  wegen  des  beidemal  mitgenannten  Atejua  Capito  m  comector 
^^eerurn  libro  Villi  sicher  an  sein,  Ueber  die  Abfassungsaeit  des  Briefea 
Ml  Oppianas  habe  ick  in  den  ^quaestiones  Varronianae'  (vor  dem  Dorr 
paler  Lectionskalalog  von  186:2)  S.  16  f.  gehandelt.  Das  9e  Buch  jdef 
Atejos  aber  kalte  ich  für  identisck  mit  dem  von  Gellius  IV  10 «J  ga-; 
nannten  Buch  desselben  de  ofßcio  senutorio  (Z.  f.  d.  AW.18^  8.876) 
and  glaube  dasx  Gellius  XIV  7, 13  mit  alio  in  loco  weder  auf  dieae 
Stelle  xurQckweist,  noch  auf  III  18,6,  da  jdt^B  pleniu»  accuratiusque 
»OS  memini  scribere  auf  keine  von  beiden  reckt  passL  -r^  Ich  begnüge 
mich  auf  die  Beziehung  hinzudeuten  zwischen  111  7,  31  Claudius  Qua-- 
drigarius  annali  tertio  und  III  8,9,  und  auf  die  noch  losere  zwiacbet 
VI  11 9.  9  P'  Africanus  pro  se  contra  Tiberium  Aulium  de  mufia  ad 
populum  and  VI  13, 4  P.  Africanus ,, P.  Sulpicio  Gallo, .  obieciatai^> 

Steht  fär  die  obigen  Beispiele  theils  durch  die  ansdraaklioka« 
Verweiauage«!  des  Gellius,  tkeils,  wo  diese  feklen,  durch  die  Aiigaha 
derselben  Quelle  die  Zusammengehörigkeit  zweier  aal  einander  foW 
geuder  Capitei  feat,  so  wird  sich  eine  solche  und  damit  zugleich  die 
Identil&t  der  Quelle  noch  weiter  auck  da  aackweisen  lassen,  wo  keine 
Qnelle  genannt  iat,  wenn  aick  ein  genauer  Znaammenbang  ana  Mßd%n 
Indicien  ergibt  Iat  nemlick  jenes  Verfakren  ebeaao  natarliak  ala  nack- 
weislick,  so  eatstekt  für  jedes  Capitei  okna  Quellenangabe  die  Vor* 
anaaetzung,  es  baba  seine  Quelle  mit  depn  vorangebenden  oder  nach« 
folgenden  gemein,  nnd  es  stellt  sick  dieser  Mangel .  als  eine  Art  Al^ 
kürznng  im  Citieren  dar,  ganz  analog  jener  ^ewoknkeit,  welckefiellioa 
innerkalb  der  Abschnitte  beobachtet,  indem  er  sieb  begnOgt  seine 
Quelle  Einmal  zu  nennen,  während  auch  noch  anderes  vorang^benda 
oder  nachfolgende  ebendaher  genommen  ist.  An  solchen  PAlIen  isC 
nan  kein  Mangel.  —  Die  Capitei  15  und  16  im  V  Bück  sind  ikrer  Coa* 
struotion  nack  so  fihnlich,  dasz  sie  «aas  6iner  Quelle  gefloasen  aein 
mOssen,  obgleich  diese  nickt  genannt  und  auch  nicht  zn  ermittalq  iat. 
Beidemal  werden  die  Meinungen  der  Stoiker,  Piatos,  Epikers  vorge<* 
tragen  und  beidemal  als  spitzfindig  nnd  nnpraklisck  abgewiesen  mit 
Berufung  auf  den  Spruch  des  Neopfolemus  bei  Ennius:  phihsophandum 

45* 


M6        L.  llereUte :  4H  OMiffMlhote  omI  OB«>ll«ritaniliaf 

e$t  pameiij  nmm  anmimo  kamd  ph^eei,  I«  den  l6ii  Ca^lel  «il  Verwci- 
sang  tttf  dai^  15e:  eimtdemque  iUius  Enniani  NeopioUm^  de  fw 
$%pra  sctfpsimuSj  coniäio  ntendmm  eHj  qui  degnsiandmm  expkih' 
wophia  cetuei^  non  t»  eam  tngurgUandumj  welche  Worte  RiMedi 
trag.  Lat.  reliq.  6.  55  ond  ihnr  fotgead  Vahlen  finataBae  poesis  ft\i^. 
S.  146,  aU  gehörten  sie  gleichfalla  Eanias,  mit  deon  fräherea  Verse  ii 
folgender  Form  Torbindeu:  philosophari  e$t  miki'nectne^  otpeidM: 
nam  omnino  haüi  placeL  |  tUguiiandum  ex  eä ,  non  in  eam  Higiirgi' 
tandum  cSnseo^  wo  wir  schon  deshalb  nicht  beipflichten  könaea,  weil 
das  Snbject /^fVosopAia,  woranf  sich  ex  ea  besiehen  köante,  aicU 
roransgeht.    Jene  Worte  degusiandum  ex  philosophia  usw.  sebeisei 
nar  eine  erklärende  Umschreibung  des  Bnnianischen  Verses  pkikn»- 
phandum  e$i  paucie  asw.  sn  sein ,  wie  sie  GeHins  oft  genag  seiiei 
wörtlichen  Citaten  beizugeben  pfiegt  (s.  anten).  ^-  Nicht  weaifer 
deutlich  hingen  Capitel  18  nnd  19  im  VI  Bach  cnsammen.    Dss  18e  iü 
gana  aus  Cornelius  Nepos  in  Uhro  exemplorum  qninio  geschöpft,  deai 
ans  den  Worten  $  II  Corneiiun  auiem  Nepos  in  Uhro  exemphnm 
quinio  id  qvoque  liiieri$  mandavit  folgt,  dasx  auch  das.voraageheide 
Factum  von  ihm  ersihlt  war.    Aber  auch   das  folgende  19e  Capitel 
händigt  sich  als  ebendaher  geOossen  an :  putcrvm  atque  UberaU  et- 
qne  magnanimum  factum  7V.  Sempronii  Graccki  tn  exemplit  refo- 
Mihim  est.    id  exemplum  huiuscemodi  est  (s.  Herts  im  Index  S.  267). 
Freilich  heiszt  es  auch  IV  18,  2  vom  iltern  Scipio  Africcnns:  esf^ 
bus  sunt  haec  duo  ex'empla  eins  ßduciae;  aber  hier  neenl  Gellio* 
%  6  die  wenn  gleich  aweirelhafte  Rede  des  Scipio  (gegen  den  Trtbos 
M.  Naevius)  als  Quelle  des  ersten  exemphm^  das  sweile  %  7  wird  dt- 
nach  wahrscheinlich  aus  der  ebenso  bestrittenen  gegen  die  Petillier 
Mammen.   Livins  XXXVIU  50,  5  nennt  den  unEaverlissigen  Valeries 
Antiaa  als  Quelle  seines  Berichts.  —  Auch  fOr  X  8  und  9  \lt$st  sieb  die 
Abstemmang  aaa  gemeinsamer  Quelle  wahrseheinüeh  macheo.  8, 1  f^ 
kaec  quoque  antiquiius  miUtaris  animadversio  y  iubere  ignamiMt 
eau9m  miliii  tenam  sohi  et  sanguinem  dimUti,    Dass  dies  aas  Cato 
stammt,  beseugt  Frontinns  strat.  IV  1, 16  M.  Cato  memoriae  tmiO» 
in  furto  comprehensi^  inter  commiiitones  dextras  esse  praecisat^  o^ 
si  leeius  animadtertert  tohUssent^  in  principiis  sanguinem  esse  mü' 
stf 01,  nnd  0.  Jahn  (Ber.  Ober  d.  Verb.  d.  sichs.  Ges.  d.  Wiss.  1850  S,  ißO 
denkt  mit  Recht  an  die  Schrift  de  re  milUari,   Was  aachher  %^^ 
S  hei  Gellitts  folgt,  ist  dessen  eigner  Zusatx :  ciiitis  ret  ratio  in  Utterii 
eeleri6«s,  quas  equidem  intenire  potui^  non  extat;  sed  opinor  fcct»* 
hoc  primitus  in  militibus  stupentis  animi  et  naiurali  hahitu  dedi- 
natis  r  11/  non  tarn  poena  quam  medicina  Hderetur,    postea  tam^  ^ 
pteraque  a!ia  deticta  idem  faetitatum  esse  credo  per  eonsuf^^^dineny 
quasi  minus  sani  9iderentur  omnes  qui  delinquerent.    Ich  ktnn  dther 
Jahn  nicht  beistimmen ,  wenn  er  die  Stelle  des  Charisius  I S.  70:  s^d 
Cato  de  hahitu  ait  ^sanguen  demittatur^  wegen  des  Ausdraeke  natitf»' 
^ttftilti*)heiGellios  aus  der  Schrift  de  re  militari  genomaea  lei»  ^^ 

6}  Das«  habituM  In  diesem  Sinne  dem  Gellios  selbst  geUtafig  ^  '^ 


Jet  A.  OelKoB  ia  de«  Noetea  AltiüM.  669 

Aack  hat  er  Meyer  or.  Ron.  firafv.  S.  145  migversUiDden :  deen  dieser 
rerbiodet  ila  hahit^  nicht  nit  demiUahWj  sondera  vielmehr  mit  aü. 
m^ie  derselbe  de  habUn  irerslanden  bat,  sagt  er'gans  klar:  *aed  veri» 
sinaile  est  verba  Charisii  alinro  aensnm  habere ,  nempe  secuiulium  pro^ 
prwam  9oca!ntU  formam  a  Catone  diei  »anguen  nentro  geaere,  aoa 
sam^mi  masealiDO.   de  ha^tu  ergo  est  qnod  Graeci  dicoot  smr«  r^v 
S^s^.   ianguen  enim  ideo  dixit,  qaia  »angumis  facit,  at  Carmen  ear- 
m4m$$  eet/  (vgl.  aoch  Keil  so  Cbar.  S.  90).    Die  Schrift  de  re  müilari 
aber,  aaf  welche  Jahn  jene  Stelle  des  Gellias  sorackftthrt,  ist  im  foU 
genden  9b  Capitel  angedeotet:  eocaMa  9uni  mäilaria^  ^$hu  m-» 
eirucia  cerio  modo  aeies  appellari  $olei:  frons^  suhtidia^  ewMM$^ 
ar^M^  giobus^  forfices,  serra^  aiae,  turres,  haec  ei  quaedam  item 
aiia  meenire  e$i  tu  iibris  eorum  qui  de  militari  diseiplina 
tcripterunt.   Wenn  unter  diesen  auch  noch  andere  aoazer  Cato, 
wie  Varro  de  beiio  ei  pace  (Gell.  I  25,  1)  and  Cincins  de  re  müUari 
(XVI 4)  begrtlfen  sein  mögen,  so  liegt  es  doch,  sobald  Cato  als  QaeHe 
des  SnCapitels  feststeht,  am  nSehsten  an  ihn  an  denken.  Dasa  kommt 
daaz  Catoa  Schrift  mehrmals  bei  den  Späteren  anter  dem  Titel  de  die* 
cipUmm  mäitarij  also  wie  hier  bei  Gellins  (dsgegen  de  re  militari  VI 
4«  5)  eitiert  wird  (Jahn  a.  0.  S.  270).    Uad  wirklich  ist  die  Stelle  dea 
Celonisehen  Bachs,  aas  der  Gellias  schöpfte,  erhalten  bei  Festns  S, 
344^:  terra  proeliari  dicitur^  cum  aesidme  acceditur  recediiurque 
neqme  nUo  consisiiiur  tempore.  Cato  de  re  miUtari:  eiee  forte  opu» 
Sil  cuneo  out  globo  out  forcipe  aut  iurribus  aut  serra^  uii 
0dariarej  welche  Aasdrflcke  Gellius  fast  in  derselben  Reihenfolge  an« 
fahrt.   Deshalb  wollte  Gronor,  der  diese  Uebereinslimmong  bemerk! 
Hai,  ftir  forte  lesen  orbe^  Aach  die  ftbrigen  militiriscben  Ansdraeke 
dea  Crellins  finden  sich  bei  Festos  anter  besonderen  Artikeln  wieder. 

folgende  Stellen:  I  2,  5  habihon  »tahimque  vitae  beatae,    1  0,  2  degue  toäuB 
eorptniM  /Uo  aique  habitu  (vgl.  XIV  4, 2  forma  aique/Uo  tnrginali).    1  15,  3  «d 
jomoR  mägiß  kabitumque  veot  (lY  2,3  Labeo :  morbus  est  kabiiua  aäusque  eorpo- 
Hg  eoHira  naturam).  XIV  1,10  ipsum  gmdem  corpus  ei  habiium  iam  profimdi  ae- 
vis,  XVIII  10,Q  habiium  ei  modumfebrium.-^WaM  aber  beiUa6g  die  Erkl&iung 
desOeUins  von  jenem  Aderlass  betrifft,  so  schmeckt  sie  nach  dem  Gram- 
matiker, und  aneh  bei  den  Neneren  habe  ich  (mit  Ausnahme  von  Llpsius» 
s.  OronoT  s.  d.  8t.)  kein  richtiges  Verstftndnis  der  'ratio'  gefunden.    £a 
iat  offenbar  eine  symbolische  Todesstrafe ,  ein  Surrogat  derselben  (denn 
noch  nach  den  XII  Tafeln  wurde  der  für  mmdfeetuSy  von  dem  Frontinua 
gerade  spricht,  si  aui  cum  faeerei  furtum  nox  eseei,  aut  inierdiu  ielo  ee, 
cum  prenderetur,  defenderet  [Gell.  XI  18,  7  rgl.  YIII  lemma  1]  mit  dem 
Tode  bestraft),  mag  man  nachher  auch  aus  der  Strafe  sogar  ein  medi- 
einiscbes  Praeventivmittel  gemacht  haben.    Beim  Heere  aeheint  das  /Wr- 
ium  besonders  stark  verpönt  gewesen  su  sein ,  vgl.  Cato  de  praeda  wä- 
äübus  dividenda  bei  Gellius  XI   18,  18  und  den  Soldateneid  aus  Cineina 
XVI  4,  2.    Der  Beweis  aber  für  die  Ansicht  des  Lapsius,  welche  wir 
theilen,  kann  nur  in  einem  gröszeren  Znsammenhange  solcher  Erschei- 
nungen geführt  werden.    So  wird  noch  heute  in  Bayern  su  Ostern  den 
Pferden  xur  Ader  gelaasen  'wol  stellvertretend  fOr  ehemalige  Opfer  ein- 
geführt' nach  Mensel  in  Pfeiffers  Germania  I  8.  73.    Die  der  alten  rö- 
mischen Todesstrafe  su  Grunde  liegende  Ansicht  von  einem  Opfer  ist 
soletat  wieder  entwickelt  worden  Ton  Lübbert  comm.  pontif.  8.  142  ff. 


6Tto        L.  MerokNn }  4ie  OHkroMOiade  QflH  lOocUirtenaUaiig 


Ueber  frons  gab  #s  einen,  de^  nlclil  melr  erlwltea  ftt   Suhsidium 
wird  8;  306%  eo  weil  siofa  «ne  der  tfteke  eehen  IflMi,  ••  erklirt,  dm 
Oellliib  Worte  X  9,  3  trakUa  autem  $uni  ab  ipH»  rehu^  quae  Üü  pre- 
priH  nowfinaniur^  earumque  remm  «n  ceie  in$irmenda  sm  emimqut 
wftabuk  imagines  asienduniar  daraof  passen.  —  Daa  7e  Cafritel  dn 
XII  Boebs  achiieaat  mit  der  Angabe :  »eripia  haee  hUioria  esi  in  Uhn 
VoUrii  Maximi  faetorum  ei  diciörum  memarahilium  nono^{\n  dum- 
ren  Anagaben  VIII  [o.  i  amb.  2],  waa  Rempf  S.  45  gans  wahncheii- 
liob  ans  einem  Schreibfebler  K//I/  für  VlI!  herleitet).    Aber  aach  dis 
foigende  6e  Capitel  stammt  ans  Valerius,  wo  die  beiden  enrabotes 
Beispiele  IV  3,  3  nnd  IV  2,  I  stehen.    Daas  der  Text  dea  Gellins  in 
beiden  Capiteln  von  dem  dea  Valerfus  vielfach   abweicht,  ist  seiner 
Gewohnheit,  entlehate  Thalaachen  nicht  wArClicb,  sondern  in  seioer 
Sprache  in  referieren,  gemfts.  —  Im  16tt  Capitel  des  XVI  Baebs  hi 
V^rro  eitiert  ohne  Angabe  der  Schrift,  im  folgenden  I7n  Varro  is 
Ubris  diinnarwn.    Die  erate  Stelle  handelt  von  den  beiden  Carmentß, 
Fosi9&ria  und  Ptorsay  die  ihre  Namen  von  der  Lage  des  Kiodes  in 
Matterleibe  haben,  die  aweite  von  dem  deus  VaUcanui^  der  seiaea  Na- 
men haben  soll  von  eagire^  dem  ersten  Kinderlant,  tmui  aique  parU 
mmt  pueri  (daher  Vagiianui^  a.  Preller  röm.  Mytli.  S.  578  A.  4).  Ei 
sind  alao  Götter  der  Indigitamente  anfgesfihlt,  nach  den  Monentea  dei 
entstehenden  Lebens.   Aaszerdem  ist  auch  in  beiden  Capiteln  der  Vir- 
roniacbe  Ausdrnok  sehr  ihnlieh:  16,  4  arae  staiiOae  sunt  Romae  das- 
bu9  Carmeniibus;  17,  2  sicut  Aius  deu$  appeUaiUM  araque  ei  tUMt 
bU.    Daa  Buch  der  remm  dMnaruin  liatt  sich   fQr  beide  Capitel 
ermiUeln  ans  Gellins  III  16;  6,  nemlieh  daa  14e,  wo  fiber  die  rwsAi^ 
dene  Zeit  der  Geburt  im  achten ,  nennten ,  sehnten  und  elftea  Honit 
gehandelt  und  davon  die  Benennong  der  Parcae  Nona  und  Decimä  ib- 
geleitet  war.    Die  Zaaammengehörigkeit  dieaer  Stelleo  bestiüft  Ai- 
gnatinua  C.  D.  IV  11,  welcher  ohne  Unterbrechung  aioh  folfrea  \M 
ipse  in  vagiiu  os  aperiat  ei  tocetur  deus  Vaiicanus  .  .  tjp*a  ••  ^^ 
Ulis  quae  fata  nascentibus  canuni  ei  vocaniur  Carmeniet,    Eben 
deshalb  sehe  ich  nicht  wol  ein,  weshalb  Merkel  Prol.0v.Fa5t.S.Cni 
(vgl.  CLXXXVl)  die  Stelle  dea  Varro  Ober  die  Carmenies  aas  Cip.  16 
erat  dem  15n  Buch  de  deis  ineeriis  zutheilt.   Daaa  Varro,  seiaar  Ge- 
wohnheit folgend,  anch  noch  in  andern  Schriften  denselben  Ge^nslaBd 
besprochen  hatte,  ist  damit  natürlich  nicht  aasgeschlossen ,  wiet. B- 
im  Caius  de  liheris  educandis  bei  Nonius  S.  352  u.  numerum.—  ^^ 
auf  einander  folgende  Capitel  ans  derselben  Quelle  sind  das  1^)  1^ 
und  17e  im  XVII  Buch.   Im  ersten  ist  Plinius  Secnndus  in  librisnat^ 
raUs  historiae  genannt,  gemeint  ist  das  25e  Buch,  dessen  $$  ^7) 9|» 
57,  62,  61  d^n  §§  1,  4,  5,  6,  7  bei  Gellius  enlsprecbeo.    Das  l6e  C«p»- 
tel  fallt  mit  §  5,  das  17e  mit  §  6  zusammen  (vgl.  Plin.  N.  H.  VH  »> 
Nur  die  Worte  Quinius  Ennms  Iria  corda  habere  sese  dicebat.f^ 
toqui  Graeee  et  Osce  ei  Latine  stiret  sind  anderswoher  und  nicnj  o^j 
geschickt  dazwischen  gestellt,  wie  Gellius  auch  aonsl  gern  FaraHei 
zwiachen  Griechen  und  Römern  zieht.    Bei  dieaer  Coinaii^^'  ^^  ^ 


4m  A.  IMUu  in  dUli  JloolM  Alttea«.  871 


vorwiefeodaii  BwiMfemf  t^s  PÜDias  kaaa  es  selbst  (ragUab  «elieiaeii., 
ob  die  Aofftbe  15«  3  idque  caud  tu  hisiaria  Graeca  legissem  elwes  aaf 
sieh  bat :  dem  so  koimte  Gellias  alleofslU  eialeitan^sweise  schraiben, 
•aeb  wentt  er  amr  Plinios  vor  Aagen  hatte.   £s  ist  aemliob  auch  sonst, 
"«ro  er  kein  bestimmtes  Boeb  im  Auge  hat,  sein  Ansdrack  dem  obigen 
sehr  äbolich:  IV  8,  8  uH  in  pleraqve  hisioria  scriptum  e$i,   VI  1,  i 
gwtoä  de  Oiympiaäej  PkHippi  regis  uxore^  Alexandri  maire^  in  hiBiorm 
Graeca  tcripHim  esi^  id  de  P,  quoque  Seipionis  maire^   qui  prior 
Africanus  appellaius  esi^  memoriae  daium  esL   VII  8»  &  no9  saiis 
habehimus^  fuod  ex  hiUoria  ett^  4d  dicere.  Uebrigens  hat  schon  Oisel 
bei  Gronov  die  gemeinsame  Quelle  dieser  drei  Capitel  angemerkt.   Zu* 
^leieh  bietet  aich  hier  ein  Beispiel  dafAr  dar,  wie  Gellius  die  korse 
Angabe  einer  Thatsaohe  bei  PHniua  Carneadem  responeuntm  Zenonis 
idbris,  Drvsum  ptoque  apud  nos^  triimuorum  popuiarium  ciarissimum 
. .  consiai  hoc  medicamento  iiberalum  comiUali  morbo  in  Anticyra 
inatüa,  ibi  enim  luiissitne  tumiiury  queniam  usw.  wortreich  und  da- 
mit   soheinbar  selbslindig  vonntrsgeto  versteht.  —  Ebenso  sogen- 
echeielicb  ist  der  Zussmmenhang  von  XVIII  14  und  15:  denn  ausser 
dem  gemeinsamen  Inhalt  sind  die  welche  14,  2  de  numeris  LaUne 
seripseruni^  dieselben  welche  15,  1  metrici  heissen,  und  da  hier  M. 
Ynrro  in  libris  discipUnarum  genannt  ist,  so  wird  aus  ihm  auch  das 
Yorasgehende  Capitel  sich  heracfareiben.    Dasz  hier  Varro  berflck- 
aiehtigt  aei,  hat  bereits  Ritschi  vermutet  (qusest.  Varron.  S.  30),  und 
ea  wird  deronaoh  dies  einem  der  BQcfaer  disciplinarum  zninweisen 
sein,  das  auf  der  Grundlage  der  numeri  beruhte,  Ober  deren  gegen- 
seitige Beaiebongen  Ritschi  sieb  verbreitet.    Ich  theile  daher  Ritschis 
Schwanken  (rhein.  Nna.  VI  S.  504)  nicht,  es  möchte  manches  in  %  13 
seiner  *qaaestiones'  den  nenn  Varronischen  Bachern  de  principiis  nu- 
merarum  ansnweisen  sein,  wenn  darunter  auch  Gellius  XVIll  14  be- 
griCTen  aein  aolL  •-*  Ein  Betspiel  noch  weiter  reichender  Benutzung 
derselben  Qnelle  bieten  die  sns  Aristoteles  Problemen  geschöpften 
Capitel  a,  4,  5,  6  im  XIX  Buch,  wo  nur  das  kurze  dritte  Gspitel  sus 
■tnndlicher  Mittheilung  des  Favorinns  daxwischen  gesetst  ist.    Denn 
die  Worte  des  Aristoteles  2,  5,  welche  Gellius,  wie  er  pflegt,  §  1—4 
lateinisch  mitgelheilt  hat,  stehen  Probl.  XXIX  7.    Der  Inhalt  des  vier- 
ten Capitels  findet  sich  Probl.  VII  3  und  XXVII  9.   Ebendaher  stem- 
men ihrer  Form  nach  die  Aristotelischen  Stellen  im  5n  und  6n  Capitel 
des  Gellius ,  wenn  sie  sich  auch  in  unserem  Text  nicht  mehr  nach- 
weisen lassen. 

Einen  nicht  zu  abersebenden  Beitrsg  zur  Quellenkunde  des  Gel- 
lius liefert  er  selbst  in  der  Vorrede  %  4 — 10,  wo  er  zur  Begründung 
des  von  ihm  gewählten  Titels  noctes  Aiiicae  die  Titel  griechischer 
and  römischer  Schriften  ähnlicher  Art,  deren  Verfasser  ungensnnt 
bleiben,  anhftuft;  nihil  imilati  festivitaies  inscripUonum^  quas  pleri- 
que  alii  tUriusque  linguae  scriptores  in  id  genns  libris  fecerunt. 
uam  qaia  Lariam  ei  misceUam  ei  quasi  confusaneam  docirinam  con- 
quisieeraM^  eo  iituhs  quoque  ad  eam  senieniiani  exquisUissimos  in- 


672       L.  Mereklitt«  41»  CilienMaiM«  wd  OadlAabMiUnsg 

äidi^nmi*  nmmque  Mi  MuB^rum  kiücriftmwmi^  Mi  ««Iver«*, 
•tfe  %inlovy  hie  ^Afi^al^siag  ni^ttg^  alim  xfiQiuy  partim  in- 
^c3va$,  qmidam  leciioni$  »tiae,  alitu  auiiquarmm  lectio^ 
nmm  aifue  aliut  «vdiy^<09  ei  iiem  aiiut  ev^i}fi.av«y.  tmUeOm 
fvt  Ivivovg  inicripterunt,  $uni  item  qui  Ox^mi^azeig^  mmt  udeo 
qtu  itavdinxug  ei  'Eltieaiva  ei  nqoßl^fikaTa  ei  iyiii(fliiu 
et  n€iifa^t(pidug,    e$i  qui  memorialei  iiiHium  fecerii^  tu  fU 
itf^nyi^ax^nit  ei  fta^egya  ei  di6aa%«Xi%ay  e$i  iiem  qui  kii- 
ioriae  naturalis^  e$i  nuvtoianiig  Icxo^fiag^  eei  praeUru 
qui  praium^  esi  iiidem  qui  niy%aqnov<y  eei  qni  xonmr  scripsiL 
sunt  iiem  muiii  qui  couiec  ianeoj  ueque  Hern  ncn  nmi  qui indices 
Ubrie  suii  feceriui  dui  epieiularum  moralium  out  epistuli- 
carum  quaeetionum  aui  confusarum  ei   quaedam  aUa  m- 
eeripia  uimie  lepida  multasque  prorsum  caucitmitaies  redolaUh. 
Aach  hier  ist  Gellios  niobt  origiqell,  sondern  hat  »einen  Vorgin^er  tu 
PUnias,  N.  H.  praef.  §  24:  inscripiioms  upud  Graecoe  mra  ftUn- 
tta:  ULfiQlov  iuscripsere,  quod  volebaui  inieüegi  foüom^  alii  %i(fü; 
^Afial^slug,  quod  eopiae  com«,  ui  vei  ladis  gaUiuacei sferert 
po8Sis  in  voiumiue  hausium^  Invia^  Movaaij  navdintaty  ifin- 
qISi^j  Xet^fitivy  mvunld^ovy  inscripO/omee  propier  qum  eätaHih 
fittim  deeeri  pouii,    al  cum  introperis^  di  deueque^  quam  mhä  m 
medio  iuveniet,  nestri  eranioree^  aniiquiiaium^  exemplorum 
ariiumque^facetissitui  lucubraiionum^  ui  qui Bibaeulm eret 
et  eocabatur;  paulo  minue  serio  Varre  m  tatiris  »ui$  SeeeuUxem 
et  Flawtahulae.  apud  Graecoe  desiit  nugari  Diodorus  et  ßtßUo- 
^i^Ufig  hiiiariam  euam  ineeripeit.   Apion  quidem  grammatiem—* 
me  nan  paenitet  nuUum  festiviorem  escogilasse   tituiumj  asd  mk 
darin  weicht  er  nar  seheinbar  ron  Ptinios  ab,  hm  dem  die  Vorrede  ii 
Verbindang  steht  mit  der  Angabe  seiner  Gewährsnianer  iai  entei 
Baob  (auctorum  namina  praelexu4\  dass  er  weder  die  picaateo  Titel 
noch  die  Absiebt  ihrer  Verfasser  (§  11)  adoptiert  so  haben-versiebert. 
Denn  nichts  desto  weniger  hat  er  sie  in  seinem  Werk  benalit.  £< 
lassen  sich  nemlicb  die  Verfasser  jener  BOcberlitel  grosseotbeiU  ans 
Geliias  selbst  nachweisen,  und  es  wird  damit  eine  Gruppe  tob  Werkeo 
gewonnen,  welche  Vorginger  and  Vorbilder  des  Geliias  waren,  leid^ 
aber  meist  der  verlorenen  Litterator  angehören,  so  dasz  eia  \ir\»\ 
aber  den  Umfang  and  die  Art  ihrer  Benutsong  erschwert  ist.  Befinei 
wir  mit  den  griechisohen  Titeln,  so  ist  der  ninlog  des  Aristoteles 
von  Geliias  nirgend  genannt,  aber  vielleicht  benutzt  HI  11,6.  'A^^ 
^elag  nigag  gehört  Sotion  I  8,  1  (Sotion  . .  ii^rvm  muUae  eanoff^ 
historiae  refertum  compoauit  eumque  inscripeit  uigag  ^AfUiMa;- 
ea  90X  hoc  ferme  ealet^  tamquam  si  dicoi  cornum  eopiae^  Tgl.  XVlH 
6  lemma ,  XIV  6,2);  einen  Uquiv  hatte  der  Aristarcheer  PtnpbüB^ 
verfaszt  (Saidas  u.  Ma^ilog  —  fon  dl  noiuiXmv  mqioin)  >■' 
Cicero  (nach  der  Mittheilong  bei  Suetonins  v.  Terentt  5  (^c$ro  is 
Limone  in  metrischer  Form),  welche  beide  Geliias  nicht  dtiert  &• 
Titel  iv^Qti  ist  bei  Gellins  nioht  aechsoweisen,  was  niobt  bisiert 


4dl  A.  Gilltas  iB  d»  Ko«Ces  AUhm.  673 

4»M'  ao  beoMiiite  Werke  banottl  tiBd,  dpi»  Pliom  M.  H.  XXI  la 
»olireibt:  tuf  noMiris  aviem  mscripsere  aliqui  libros  oHlkologiam^ 
ßore§  vtra  penecutut  eu  nemo^  quod  equidem  inveniam.  ilepi  ev(^ 
fuiswv  schrieb  ausser  Arisloleies,  Theophrast  u.  a.  der  von  Geiliai 
•hneBoch  cilierte  Philoslephaoas  IX  4,d.  Dasz  bei  et^o/Aoret^,  derea 
es  aeeh  vob  Plutarch  gab,  m  Caesellins  Viodex  la  denken  sei,  hat 
Lersoh  (Z.  /.  d.  AW.  1843  S.  1103)  sehr  wabrscheinlich  ^maeht 
Jlonrdixtat  oilieit  Gellios  XIII  9,  3  als  den  vornebmsteA  Theil  der 
ttfieber  des  Tallias  Tiro  de  9arii»  atque  promücis  quaestionihus  (Jam^ 
quam  omne  rerum  atque  docirinarum  genus  contmenies},  Die  n(p^ 
ßlijfMna  des  Aristoteles  bat  Gellios  oftmals  gebrancbt«  Unter  den 
iy%uql6ia  kannte  er  jedenfalls  das  des  Epiktetos,  obgleioh  er  es  nir^ 
gend  nnler  diesem  Titel  nennt.  Die  Zusammenstellung  mit  tto^Ia^ 
deg  lasst  vermnien,  dass  er  das  Wort  in  derselben  Bedeutung  fasite 
wie  Sinplicitts  comm.  in  Epicteti  enohir.  prooem.  lyxnqidiev  ii  ovri 
intfiyqantm  dik  zo  Jt^foxeigov  ael  avxo  Suv  *ul  exoifiov  tlvcu  toig 
ßcvJbofUvois  ev  ^fiv'  %m  yag  to  atQcc%i9ni7tov  iyjßiQldiov  iUpog  i0tl 
n^uifov  iil  zotg  xfimiAivoig  oq)nlov  ilvai,  vgl.  Salmanius  notae  S.  6. 
Die  Ttguyiutxtxa  des  L.  Attius  eitiert  Geltius  XX  3,  3,  seine  dtda^U" 
lina  sind  wahrsebeinlicb  III  3, 1  gemeint.  Die  Ttavtoidacrf  fcrro^ 
dUs  Favorinus,  welche  Diogenes  LaMius  oftmals  nennt,  hat  Gellinn 
ohne  Zweifel  gekannt  und  —  stark  benutzt.  Somit  bleiben  von  den 
griechischen  Titeln  herrenlos  xi?^«  iv^tiffi^  l,v%voi^  ^Eltx&Vy  nw- 
^a^tpiöegj  naQSQyaj  niyxaquiog^  xiitoi.  Unter  den  lateinischen  Auf- 
schriften lassen  sich  auf  ihre  Verfasser  sorflckführen:  die  ahtiquae 
ieeiümes  auf  Caesellins  II  16,  6  und  Velins  Longns  XVlil  9,  i  (ts 
eavHäenkuio  de  um  aniiquae  lecUanit)^  die  Hbri  memordalet  auf 
MaBuritts  Sabinos  V  6,  13  n.  VII  7,  8,  auf  den  vielleicht  auch  die  peime 
memoria  XV  4,  1  (vgl.  Plin.  N.  H.  VII  135)  und  die  eeieret  memo* 
Tiae  IV  6,  1  KurQefcgehen,  die  Musae  (bei  denen  man  an  Herodot 
■iebtwird  denken  wollen)  auf  Anrelias  Opilius  I  26,  17 9  der  diesen 
Titel  und  die  Zahl  der  Bfleher  daher,  ableitete,  quia  »eriptaree  ac 
poeiae  sub  ciieniela  Muearum  iudicatei  (Suet.  de  gramm.  6).  Die 
süeae  geboren  vielleicht  Valerius  Probns,  wie  man  aus  Suet.  de 
gramm»  24  schlieszen  könnte :  reliquii  au$em  non  mediocrem  eüoam 
observationmm^  oder  Atejus  Philologus,  der  von  seinen  Werken  in 
einem  Briefe  sehreibt  (Suet.  de  gramm.  10):  ^e»  nosiram  aUis  ms* 
meuio  commendare^  quam  omnis  geueris  eoegimus^  uii  scis^  oeün* 
gemios  in  iibros.  Aber  Gellius  erwähnt  weder  die  sUva  des  Valerias, 
Boek  kommt  der  Name  des  Atejus  Philologus  bei  ihm  vor.  Eine  De- 
ftnition  der  eilea  gibt  Quin  Uli  an  X  3,  17:  diversum  est  huie  eorum 
Vitium^  qui  primo  decurrere  per  materiam  stUo  quam  velocissimo 
poiunt  et  sequentes  calorem  atque  impetum  ex  tempore  scribufU; 
kanc  3il9mn  eocant,  repeinnt  deinde  et  componünt  quae  effuderant; 
$ed  verba  emendantur  et  niimeri,  manet  in  rebus  temere  congesUs 
quae  fuit  leeitas.  Die  uns  erhaltene  naturalis  historia  des  Plinius  ist, 
wie  oben  gezeigt  worden,  eine  der  direet  benatzten  Quellen.   Cos- 


6?4       L.  Mereklift  t  «e  OHiera^lbod«  «M  Oaellnbmüsii« 

ieei&nea  «Itiert  Oetlkis  UM,  Si  ton  AtatfiB  Ctfilo ,  VII  5,  1  rem  Alb- 
■st  Varas^  epishUae  mor&tei  von  Seaee«  Xll  %  3,  cp«tfiii»c«e  ^aaeilio. 
«et  voa  Varro  {fg.Catönii)  Vi  10,  8  nmi  XIV  8, 3  (r^l.  11 10),  roi 
VatgiQS  Bnfaa  {de  rehu$  per  epuMom  fuuetUU)  XU  3,  1  (vM  Sal|H- 
elai  Apolliaaris  Xlll  18,3;  Aber  diase  Galioag  a.  üager  deValgio  S.lfö 
vmA  metna  Abh.  Ober  A\e  isagof .  Schriflaa  <L  RöaMr  in»  Pbilol.  IV 
S.  4n  fr.) ;  quaeiHones  eonfueae  von  Julias  Modeatua  111  9«  1,  welohea 
Tilel   bai  den  Grieohen  antspreoheo  ^diftct6^$vog  hf  taSq  axogadipr 
l>iof»  L.  I  9,  S,  ^It^wvpkog  hß  ß  twtß  am^idfiv  vmopannuixmv  abi 
1  1 ,  4.  II  3,  9.    Daa  praium  gabflhri  Saetoaiiia  and  iat,  wta  aach  6. 
Baefcar  so  Isidoraa  de  nai.  reram  8.  XV  banerkl  hal,  die  Jateiaueba 
NtahbHdiiiig*daa  ifriacbiaobao  Tilala  iUifiaSv.   Weitere  UetersnobaBgea 
über  daa  SealoniaQlie  Werk  Tarbeiazt  Reifferaebeid  in  Fleokaueos 
Jabrb.  1869  S.  714.    Semit  bleibea  aar  die  Verfaaaer  voa  Bfiehen 
leciionin  8uae  oabekannt.     Da  aicb,  waao  wir  hieraua  die  Sänne 
arehen,  anter  den   ?on  Gellina  inaamaieageatellten  30  Bflchertitein 
etwa  nor  ffir  die  Eifitfle  die  Verfaaaer  emittelo  lieaaen,  von  daeen  er 
aelbat  nieht  viel  mehr  ala  10  in  seinem  Werk  eitiert,  aber  die  andere 
HiMle  also  vOllif e  Uagewiabeit  stattfindet,  so  dürfen  Folgernagan  am 
dem  obigen  Versetehnia  nor  mit  grosaer  Vorsicht  ekgeleilet  «ardes. 
Daas  er  diese  Titel  nicht  etwa  bloaa  ana  der  Vorrede  dea  Plinios  iiad 
anderswoher  aufgriff  and  aammelte,  sondern  daas  er  die  aut  ibaei 
beaeiehneten  Werke  niher  kannte,  zeigen  theila  seine  wörüiobaa  Hil- 
Iheilungen  ana  einem  Drittel  derselben ,  theila  l&ast  ea  aich  ans  dea 
SS  11  ^^^  12  d®**  Vorrede  in  noch  grösserem  Umfange  abaabBca. 
Dean  die  Worte  seä  modiea  ex  hit . ,  accepiy  wenn  sie  sieh  ascb 
sttttiobat  anf  die  in  demselben  Satse  vorhergehenden  vaheHda  trtmu- 
mtdaqme  nmUa  admodum  eo/timtoa  besiehen ,  sohliesseu  doch  wagea 
dieser  allgemeinen  Beseiehnang  jene  30  ihrem  Titel  nach  niher  be- 
xeiehneten  ein,  von  denen  namtttelbar  zur  Darlegang  der  Grfiade,  wes- 
halb aie  iraiueunda  waren  und  nnr  modiea  ana  ihnen  anfgeaomaea 
werden  konnten,  fortgegangen  wird  mit  den  Worten:  sed  n$  aonfiitni* 
^idem  m  eweerpendü  9U>iaiHi<9que  rekue  idem  mikd  quod  plerit* 
que  Ulis  fuii.    Demnach  begegnen  wir  anch  hier  wieder  dar  sehoo 
beobaehtelen  Verschwiegenheit  dea  Gellins  in  Betreff  aeiaer  QaeUes 
ond  werden  schwerlich  fehlgreifen  mit  der  Voranasetsnog,  dass  er 
noch  das  eine  und  andere  Werk  unter  jenen  SO  ebne  die  geriagiU 
Andentang  davon  fflr  aeine  Bacher  anagebentet  haben  mag.    Nar  folgt 
darana  weder  fttr  die  von  Gellioa  aelbst  besengten  noch  fttr  die  vorasi- 
snaetsenden  Pille,  daas  immer  eine  dtrecte  Benntsnng  slattgafbadea 
hat:  denn  ao  sicher  dies  far  Plinins,  Seneca  und  Favorinns  ist,  abeoio 
nnaicher  fflr  Gaeaellins  Viadex  nnd  Philostephanas.   Aach  die  Angabe 
dea  Gellins,  dass  er  mit  Mass  ans  ihnen  geschöpft  habe,  erweif I  fi^* 
aO  viel  wir  nachkommen  können,  ala  richtig:  denn  die  eraiiUelim 
Verfasser  jener  Werke  sind  nicht  die  welche  am  hinfigstea  geaissl 
werden ,  und  uoter  ihnen  gibt  er  wiederum  den  Römern  vor  den  Grie- 
eheo  den  Vorsag  (ei  eorum  numme  Graeci  . .  aane  ctirn 


*    tiM  A.  MiHn  In  ttoft  ff^etes  AttfoMH  6tfi 

«olWiii  eopiam  geciati  am^erM^mi),  Eidlioli  reriiMA'  t^edketrÜt  i« 
werden ,  tfass  sowol  ili«  Hehndil  Jeser  Schrtflstotler  4er  rO«iMiiMi 
KflFlsers^it  ingelidrt,  als  tmth  die  niiftes^miirt  gebliebene«  grieohieelmr 
Titel  eine  spilere,  dem  Gelline  nabe  liegende  Graeeillt  vemlben,  and 
dass  dfe  directe  Benntsvng  dieser  Lilleratnr  an  ebeaten  er« 
'w«rtnt  werden  darf,  was  aebon  frtther  mebrmala  auaBaapfreebev  Ge* 
legenbeif  war. 

Den  Lesefrdcbten  dea  Gellias  alelrt  ala  iweiler  Beatandtbeil  eel» 
ner  Bflcber  gegenfiber  die  Millbeilnng  dea  nfiadlieh  ▼ernenHBenMi, 
eine  Scbeidang  deren  er  sowol  in  der  Vorrede  sieb  be#nat  iat  H  9 
nam  proinde  ut  Nbmm  quemqne  4n  mafMia  cepet^am  . .  nel  quid  nie* 
maraiu  dignum  audieram.  $3  facta  igiHnr  eti  in  h$$  güoqne  eon^ 
meniarH$  eadem  rtrum  di$parUiia$^  quae  fuit  in  üÜb  annöiaümUtm 
prisHniSf  quas  . .  erudiUonibus  leeHonibusque  tariii  feceramui^  ala 
•ach  im  Verlauf  seiner  ßehrifl  raebrmala  gedenkt:  III  16,  19  pmeiwratf 
ego  de  partu  humano  ^  praeierquam  quae  scripiä  im  librHlegf^  h&e 
qnoqtte  usu  veniste  Remae  comperi^  obwol  blnterber  folgt:  idque 
ipsum  eins  rei  decreium  no$  legimH»,  V  21, 4  oderai  . .  qni  perpanea 
.  .  tegerai  habebfttqne  nonnullai  diseipUnae  grammaüeae  inaudatttn" 
cnias,    XX  10,  6  itaqne  id  quod  ex  imreconeaUie  qwödque  eA  Hbfie 
eorum  didici.   Dieae  MItCbeilangen  biljen  etwa  dea  vierten  Tbeil  dea 
Ganzen.)  wenn  man  die  Gesamtheit  der  Abschnitte  in  mnder  Kahl  anf 
dOO  ansetat,  nnd  sie  sind  als  eine  besondere  BlgeMbOmliebkeil  de/ 
Sottrin  bereits  von  DiHisen  (S.  37  ff.)  gebflbrend  berOebslohtigt  wor-- 
den.  Eine  wiederholte  Betraohtnng  von  unserem  Blandponkt  ans  aoH 
jene  Charakteriatik  an  ergfinxen  ancben.  —  Wie  die  Leaefrflehte  onanier 
lUere  nnd  ftiteste  Litteratnr  vermitteln,  so  fahren  ons  die  mftndlivbea 
VerVend langen  in  den  Kreis  der  Zeitgenossen  ein.    Wir  lernen  die 
Lehrer,  Frennde  nnd  Gönner  des  Gellina  kennen,  seinen  Umgang  iv 
Rom  and  Athen,  nnd  angleich  tritt  das  pbllosopbisehe,  grammatisebe 
nnd  rheloriscbe  Treiben  jener  Zeit  in  gefeierten  Namen  nnd  namen« 
losen  Persönlichkeiten  vor  uns  aof.    fCnr  selten  werden  frAber  lebende 
dorch  die  Erwibnong  ihrer  Schaler  nnd  Freunde  berbeigeaogen ,  wie 
Mnsonitts  Und  Valerins  Probns  ans  Berytns,  beide  aoa  Neroa  tnd  Veap»« 
aiana  Regiernngaaeit.   Es  sind  alao  «TSOfit^fiotWfMrT«,  ans  der  Erte« 
nemng  und  in  Brsihlnngsform  milgetheilte  Reden  und  Aussprache,  die 
der  Verfasser  selbst  gehört  hat,  eine  Gattung  deren  Merkmale  aua 
ihren  Ueberreslen  neulich  von  E.  Köpke  *  aber  die  Gattung  der  ino" 
pvfjitov^vpLata  in  der  griech.  Litt.'  (Brandenburg  1857)  treffend  ent- 
wickelt worden  aind.    Aber  nicht  die  Xenophonlischen  commentqrH 
diciorutn  atque  factorum  Socraiis^  welche  Gelllus  kannte  (XIV  3,  5)» 
sondern   die  mtofivfifiOvBviucra  seines  gefeierten  Lehrers  Favorinua 
(a.  Köpke  S.  21  ff.)  und  des  von  ihm  ebenfalls  geaohitaten  Muaonina 
(Snidas  u.  n<oXi(Ov  6  ^AaivMgy  Nieuwiand  de  Musonio  Rufe  S.  60  ff.) 
scheinen  ihm  dabei  als  Vorbild  gedient  an  haben :  denn  dass  er  auch 
für  diesen  umfangreichen  Beatandtbeil  seiner  Noctes   abhingig  war 
von  fremden  Leiatungen ,  wird  oaeb  aeineai  Geatindnia  in  der  Vorrede 


6T6      L  MtrAliA:  tf •  OiliiWiiithida  md  QvelMhMvUvig 

flmMiih  mim*   IMIiiii  Hi  ein«  BriribMAf  JMer  aiifMid  Miln 
msvtroffMiy  aoadcni  aw  ^ioMal  vielUioht  eaae  leite  AiidMta»g  Ttr- 
lMUi4aii,  iadm  XIU  36^  IS  dam  Favoriws  die  Worte  in  &m  Haad  «e- 
iafi  wardae;  ^'(iHhh  tii  ßa  «Mit  «isofiviifiovevety.    Den  aifiadlicki 
Charakter  diaaar  MiUbeiUogen  hält  Gellioa  iaaofara  alreaf  aafreeht, 
ala  aeiae. Referate  deraetbea,  aeiea  e»  eiaselae  Aneapriche  oderu- 
aamneabdageade  Vortrage,  gefliaaeallich  alle  Beaiebong  aal  ickrift- 
liohe  Grudlagea  abgeatreift  habea.   GelUaa  aeheiat  die  Sohhftea  hA- 
ner  Lehrer  aad  Zeitgeaoaaea  ala  bekaant  voransaiuetaeo,  oder  erlegt 
höhere«  Werlh  aaf  die  aiaadliebe,  oaaiittelbare  laatroctioa  vad  praikt 
wol  aaoh  sagleioh  aut  der  peraöalicben  Bekaaataehafl  der  entea  litte- 
rariaehea  Aiitorititea,  oder  er  folgt  hierin  deai  Charakter  der  Gattaif ; 
vetehea  aber  aoch  der  Grand  dieser  Retieeaa  sei,  aar  aeltea  aad  gm 
aallllig  werden  Sohriften  deraelben  ala  ihm  bekaaal  aad  von  ihm  be- 
natat  erwfthnt,    Bs  geschieht  neailioh  nar  bei  FaTorinoa  XVII 12,) 
Mieuiiy  cum  TherMiiae  imudu  qmauwU  el  cum  fehrim  quarüs  dkkM 
recmrreniem  Umdini$^  Upida  $ane  mulia  €$  non  fadUa  invmlu  m 
uiramfue  camsam  dixii  eaque  scripia  in  Mris  reUfuii.  X 1%,  9(tM 
im  Hertaaahea  Index)  »oa»  ei  pkrique  noMium  Graeeormm  ei  Fmc- 
rmms  phHoiopkmM^  ntemorimrum  veierum  exequetUunmus  j  €f firme- 
IMSÜM  scrt/sennil^  iimmiacrmm  colmmbae  e  Ugno  ab  Arckffta — .  Wtel 
hmrch  euper  rp  imn  aikorremO'  m  ßäe  ip$ius  Pavorimi  verbe  ponere. 
XI  5,  5  st^mr  qma  re  FaporinuM  quoqme  9ubiüiuime  orfWiMmefH 
decmn  iibroM  eomposmü^  iZti^^vatöoy  zQonnv  m$cribii^  aas  danea  das 
gaaxe  Capitel  geaehdpfl  ist,  wie  die  eingestreulea  griechischea  Ais- 
drieke  lehrea,  denn  Favoriaos  sprach  and  schrieb  griechisch  (Xlll 
36,  4)  —  bei  Calvisios  Tauras,  von  dem  ansaer  commteniam  ISd^ 
(vielleicht  idealisch  mit  seinen  cammmtiarii  quo$  i»  Gorgiam  IVslesd 
componUi  VII  14,  5  vgl.  X  22,  3)  noch  ein  Über  $uper  Midi  XU  5, 5 
(fehlt  hei  Herts)  geaanal  iai  —  bei  Snlpioioa  ApoUinaris,  voa  den 
XV  6«  3  eiae  Stelle  aaa  eiaem  Briefe  mitgetheilt  aad  XIII 18, 3  «|m 
yiXWfl  reeeripia  Brmeio  Claro  genannt  wird.     Da  aber  Gellioi 
einigemal  aasdraeklich  erinnert,  wie  Dirksea  S.  38  A.  32  sagt,  diM 
er  daa  von  dem  Redaer  milgetheilte  hiaterher  in  bekaaatea  Werkei 
anderer  angetroffen  (XVIII  6,  12  Aoc  ium  nobi$  !miianm$  Bi  mdm etie 
imeide  »imul  §i  aäfMiaer  dimü.    ud  eadem  ipsa  po$i  eiiam  i»p^- 
9oigati»  0  coamienltfrMi  scHpia  ofendimuiy  vgl.  XVI  3, 5.  XIX  li  V), 


6)  Dies  Wort  erscheint  im  Hertssehen  Text  als  Theil  des  THeb 
(mit  Unrecht)  ond  dennoch  fehlen  die  pervolgaü  eommeniarü  im  ^^ 

inoüamentoram.  Solcher  Incongruensen  finden  sich  mehrere*  Ancli  tft 
manche  Stelle  in  den  Index  reram  gerathen,  die  snm  Index  aactoroD 
geh5rt.  ki  der  Hoffnung  daez  die  zn  erwartende  grössere  Aaig*°^ 
aaeb  noch  reifere  Indiees  bringen  wird  —  der  Index  anctoram  w 
schon  jetst  einen  wesentliohen  Versag  vor  den  fHiheren  dadnreli  dif< 
die  Citate  ans  erhaltenen  Schriftstellern  überall  anf  unsere  Texte  reda- 
eiert  worden  sind  —  erlauben  wir  nns  einen  Wunsch  anMOSpr^^^' 
den  die  vorliegenden  Studien  mehrmals  angeregt  haben.  Es  wird  nee- 
lieh  gar  keiiie  Auskanfl  darfiber  gegeben,  ob  ein  Schriftsteller  bei  GeDi« 


dM  A.  iWifift  i»  iM  ÜIMm  AUfoM  677 

•B  isdeni  Sletlen  4m  R«d»(ir  selb»!  Mi»  OMtl*  teiaet'  DMMHüif 
nenMK  titst  (XVIII  4,  11  etymm  quoqut  Aanin»  vöevm  ei  origHtn 
»eriptas  e§se  dieebai  im  UbrU  Nigidiauis,  qU08  tequitUo*  §go  ei 
reperioe  cum  primantm  eignißeatümmm  e^^empHs^  ui  ^ammentarüe 
kämm  noeifum  inferrtm^  notani)  oder  die  mfliidliehe  Hittheiimiff 
biBlerlier  ia  einer  Sclirifl  dee  Redners  gefanden  sa  heb^n  bekemt 
(1  96f  d  ts  [7atirttf]  cum  graniter  ei  copiose  de  morho  affechtte  irae 
dieseruiMiei ,  guae  ei  mi  neierum  ÜMs  ei  «n  ipsius  commentarüe  e»» 
poMiim  nuU)  —  so  liegt  es ,  wenn  man  seine  Methode  iit  den  littera-^ 
riaabaa  Capitaln  erkanot  hat^  sehr  nibe  ananaebmen,  es  seien  viel  After 
aaaichst  die  Schriften  der  redeaden  Orgaae  als  Qnellea  ffir  ihre  aiflnd* 
liebe  Darstellung  beantst  worden^  nnd  sodann  auch  ihre  Referate  nocb 
aas  den  Schriflen  anderer  abgeleitet.    So  siebt  das  22e  Capitel  dea 

II  Bucba,  wo  Favoriaos  eiaen  vollstftndigen  Vortrag  aber  die  Namen 
und  Riebtnngen  der  Winde  bftltf  gan«  danach  ans,  als  ob  es  sus  dem 
erst  %  Sl  genannten  P.  Nigidins  in  eedundo  Ubrorum  quo$  de  9eni& 
eompoeuii  berstanme  (s.  Becker  la  Isidoms  de  nat.  rernm  S.  XVIfi  f. 
nnd  dagegen  Reifferscheid  in  Fleekeisens  Jahrb.  18&9  S.  716).  Dasa 
hier  oiaaches  auf  Aristoteles  xurflckgebt,  ist  nur  eine  Bestitlgnng 
dafar:  denn  diesen  hatte  Nigidias  auch  sonst  benntat  (Herta  zaPrisciaa 
Bd*  1  S.  385).  Aneb  verrfith  Gellins  wider  Willen,  dass  er  In  diesen 
Absehaitt  dem  Farorinns  Fremdes  nntergescboben  bat.  Denn  naobdom 
Fnforinns  seinen  Vortrag  geendet,  heisat  es  richtig  %  38  sed  qued  ait 
usw.,  aber  §  30  quod  eupra  amiem  dixi  hffiüxg  ex  alia  aique  aiiä 
eaeii  parte  flare»  Dies  mpra  bezieht  sich  nemlloh  auf  §  26,  der  noch 
dem  Vortrag  des  Pavorinns  angehört.  Es  bfttte  also  statt  disi  hcfiazea 
massen  dixii.  Stammt  aber  alles  aas  Nigidioa,  so  mnss  aocb  $tt 
eigener  Znaats  desGellins  sein,  dean  der  Vers  ansVergilins  Aenels  Vlil 
709,  die  beim  Tode  des  Dicfalera  736  d.  St.  noch  nicht  ediert  war, 
konnte  Ton  Nigidias,  der  bis  710  lebte,  nicht  angefahrt  werden.  Ans 
derselben  Quelle  scheint  anch  11  30  abgeleitet  werden  an  massen,  wo 
der  Anfang  eine  Lacke  hat.  —  Von  der  Anseinandersetiung  des  Favo'> 
riaaa  aber  penus  IV  I,  14  IT.  hat  Dirksen  S.  49  nachgewiesen,  dasa 
nicht  der  von  ihm  selbst  genannte  Q.  Scaevola,  sondern  der  erst  nach- 
trfiglich  von  Gellins  erwähnte  Masorius  Sabines  als  Quelle  aniuseben 
ist.  —  Aber  freilich,  was  konnte  nicht  alles  in  der  nttptodmni  htonfu 
des  Favorinns  von  wahrscheinlich  24  BAohern  (e.  KOpke  a.  0.S.2I)  auf- 
gespeichert sein,  deren  Inhalt  Photius  Cod.  16!  mit  wenigen,  aber  viel 
umfassenden  Worten  beseichnet:  iv  olg  itifpoqtn  tcjogiai,  rmv  aova 
ta  ovoftara  ^iasatv  ainoXoyCai  nal  vouwta  Tre^a.  Auszer  ihr  Isg  dem 
GellivB  namentlich  far  philosophische  Themsta  nnd  Persönlichkeiten 
die  Benntinng  der  inofivrifiovevfiata  nahe,  ins  denen  wahrscheinlich 

III  17  geschöpft  ist.  Vgl.  zu  §  1.  2  Diog.  L.  Vlll  1,6,  an  $  5  Diog» 
L.  VIII 7, 4,  zu  S  3  Diog.  L.  IV  1, 11,  wo  Pavorinns  ip  öewig^  cnvo^y. 

selbst  oder  bei  einem  andern  von  Gellius  angeführten  erwähnt  ist.  Fälle 
dieser  letzten  Art  sind  gar  nicht  selten  und  stehen  doch  beim  Qnellen- 
stadinm  mit  den  anderen  nicht  auf  gleicher  8tafe. 


«78      L.  ■0rakliR»t«#  a<ini<lg>i  mimfVßtkfMnn 

«Mifi*  Mi'  W«Mi  WB  f^Mt  mm  Dio«.  L.  V  a»  la  -^  tfMUttiui 
•#wet  iüt  FaroriMS  9i$  für  CMlioa  •Wraklerwtii^;  <^aßm(fmi  ii 

0Ün&v  MV  Umfuvuüky  iv  olg  £gMtfiM  s^  .^i«»vdigv  tov  fu^^pviov 
(?f  U  Dkig.  L  U  öt^  VIII  l^Sö  aas  aar  navjadanii  (cvo^) :  (Uoi  »ii 
aaUle  AeiMii,  er  habe  aeiaeiii  Lahrar  diaBa  Avi  ft«  aiUarea  «bgciebci 
«-»-  eraiabi  daai  Favorinaa  da«  Uarmippaa  beaatote  ^  ao  wird  o«n  gt- 
«aigl,  waa  Galliaa  III 13  aiia  Harouppna  raferiert  (^Üermippui  $cn^ 
rwi9qmii)r  aJa  aas  Favoriaoa  ObarkoHwiad  xa  bairaotUaD^  und  wia4«ru 
11 18,  wo  w«der  der  aia#  noab  der  aadare  f asaiui^  ial,  aaf  Haraifpu 
9»^  fttv  dua$QSifavtmv  iv  naiitbot  iovlm»  urOcksafAbran«  abgleidi 
Mog.  L,  Vi  8,  l  iho  nur  ^iimdaI  bei  Maaippua  eUiert  ood  Mys,  <i«i 
Mlavea  dea  Bpikur,  aictit  erwibat.    hin  Worle  über  Epiet^tas  §  10 
nirarden  dann  Suaaia  dea  Galliaa  aalbat  aaia.  —  Da  Favorinai  noh 
•i«a  Schrift  ftbet  Sokratea  varfaail  halle,  ao  kesD  akb  daraaf  ^ 
oiahan  II  l,  3  qy^m  rem  cum  Fo^arinus  de  foriüudine  euu  viri  (^ 
^0$it)  ui  pleraque  disierent  aii$g$$tel^  noUuitug^  MifuiX  —  D» 
Dettailioa  dea  Favorinna  I  3,  27  dArfte  ebeafalla  eiae  aabriAlich  |«- 
gabeaeaai»,  da  sie  nntar  laaler  acbriftUehea  MillbeilaDgaa  alabt  «id 
CSelliaa  das  Gegenlheil  sichl  hinaufAgt  — ^  HiDaicbllich  dea  Salpidu 
ApolUnaris,  von  deai  Gellina  mr  epiUidae  erwahM«  kliiigt  %wi  Dich 
aobrilUicber  AbfaaaaBg  U  16,  8  idcirco  ApoUu^4KH$  Su^icwt  üUtr 
cetera^  in  gui$  CaeMeUium  reprehendü^  kM  fuo^e  ems  quati  ene- 
Um  umimadverHi  errarüque  ütdu$  himc  eue  causam  dtfil»  s*od 
eeriphtm  üa  iü^    Aaeb  babea  wir  bereite  geaeben,  daas  Grifenki« 
gaaeigl  iai,  niehl  einen  Comoientar  dea  Snlpiclaa  um  Vergilioi  ,iMi- 
dera  ein  MiaeeUanwerk  grammaliachen  Inhalte  nnMBehmea,  oad  «eis 
Bedeaken  dabei ,  daaa  Gellioa  gewte  aicbl  veraAnail  babea  wflrd«  eio 
aolehea  Werk  aeinaa  hocbgeprieaeaen  Lehrera  in  citieren,  erleiüft 
aiflb  TOB  aelbal  dnreb  die  aehon  aaagasproabene  Beobaohbug«  dMi 
daraiftlbeaul  aUenaeineB  ZeilgeooaaeB  niehl  aadera  verfabrl.— Vonöer 
BrlVrlarnag  Aber  dee  Sla«inibaiHn  der  Calonea,  XIII  90,  wdobe  Apol- 
Unaria  aelbal  mit  den  Worten  aeblieast:  hanc-ieeqfcrm»  differentan 
faeUe  ammadeerieii$  ex  hoc  ipea  oraHcne  (M,  Caioms  NepoHs)^  cim 
MMti  legeüs^  bat  aehon  Pirkaen  S.  39  A.  36  geaeben ,  dasz  Gallius  dea 
ApoUinaria  in  den  Mand  legt',  waa  aiob  ana  dea  SobrifteB  ergab,  die 
er  ^eliiat  bi  n  t erber  benntet  haben  will:  kaec  Sulpiedui  ApotH»^ 
mdietMm$  nobü  disit^  quae  paüea  iia  e$ie^  uii  diseratt  eognop^ 
muBf  cum  ei  laudmiionei  funebres  ei  iibrum  commenUtrium  de  famüM 
Pft0ria  le§eremu».  Unter  den  laudaiio»€i  funebrei  aber  wird  t8oi«li** 
Ciceroa  laudmiio  Parciae  nnd  iaus  CaUmis  (s.  Paulya  fiealeae.  VI( 
fik  %i99.  2127),  sodann  jene  Rede  dea  Calo  Nepos,  die  sich  aacbSvl- 
pieion  obigen  Worten  Aber  die  FamiUeaverhflltnisse  der  Cafcooefl  ^^' 
bfoitel  haben  mnaS)  an  Terslehen  aejn.  ^—  Die  maodliche  BelebrUMr 
d^8  Apollinaris  Aber  die  Partikel  ve  XVI  ö,  &  enlbfiU  wenigsteos  ^m 
noch  jetzt  nachweisbares  schriruicbes  Element:  denn  §6  vescwno*' 
fem,  qubd  ex  ve  particuia  ti  esca  copukUum  est^  ulriuiqut  dwtfio» 


teA.ll0lliMiAi«i«NfllMAItiiM.  909 


§iptißfa§i§ni»  nim  eapii.  wüim' ^nim  i0U0r0Um9  vesoum  94i4^m 
'dimü  B9  edendiinientioney  aUier  lueUmi  vtMcmm  aipp§Uai  cmm 
0dendi  fa$tidio  findel  siok  som  Tkeil  wieder  bei  Pasl«a  S.  368: 
MMM  fa$iidio$us:  ve  enim  pro  gmsdUo  uiebamiur,  lucreUug  vet^um 
dicü  edmeem^  emm  oil  (k  326):  nee  mare  qwie. imptndetu  ctsco 
9ai0  §amm  pere$a^  wo  «Bell  Malier  die  Uebereioslimmiiiif  sieht  enU 
gangeo  ist.  Der  aatfabrlicbere  Artikel  dee  FeeloB  and  reip«  Verhof 
wird  wol  «neh  das  andere  Beispiel  aiis  Lucilius  ealhelleo  babeo. 
Halte  er  etwa  Aelias  Gallus  benatst»  dessen  über  de  »igmßcmlion0 
neröorum  quae  ad  iu»  civUe  perUnemi  »ecundus  Geklias  in  diesem 
Gapitei  %  a  oitiert?  Gerade  das  2e  Buch  derselben  Schrrfl  findet  skji 
aweiBMil  bei  Festns  S.  978  a.  309.  Beispiele  aber  soheiat  Aelias  Gattns 
nicht  fegeben  so  beben:  denn  Festns  sehreibt  an  der  ersten  Stelle: 
ai  Capito  ÄUius  im  eadem  quidem-  opMone  es/,  »ed  exempio  adiutoi 
mürpreiaiionem,  —  Ebenso  klingt  die  Angabe  des  Apollinaris  Ober 
nsnuM  (XIX  13,  3)  wieder  bei  Festna  and  Paains  S.  176.  177:  manum 
üraeci  vom  aquarium  dicuni  humile  ei  ^imeatum^  gmod  vulgo  vocani 
eitulum  barbahm  (vgl.  Varro  L.  L.  V  119),  umde  nani  pumHonee 
mpptiiafUur.  Der  von  Apollinaris  gegen  Laberina  aasgesprochene  Ts«- 
del  ($  3)  besieht  sich  anf  Gellius  XVI  7, 10.  Dieselbe  Vorsusseiuing 
sebriftlicher  Grundlagen  gilt  indessen  noch  ftlr  manche  andere  Ab* 
sehniUe,  die  aaeh  Form  nnd  Umfang  nicht  wol  fflr  eine  ^esprA^bs- 
weise  Aensaerung  so  passen  scheinen.  So  trägt  jene  yori^ücbe 
HAndliehkeit  ihre  Widerlegung  in  sich  selbst.  Denn  es  liegt  auf.  def 
Hand  dass  Reden,  die  von  sahlreicheB  nnd  geaanpn  Cilatep  strolaen, 
nieht  ana  dem  Stegreif  nnd  aberbanpt  nicht  in  dieser  Form  wirklich 
gehalten  sein  können,  wie  1  7.  II  26  (die  Angabe  Aber  aniiii  wieder* 
holt  Gelli«s  mit  deoselben  Worten  ill  9,  9,  wonach  die  Benatsnng 
derselben  schrifiliohen  Quelle  wahrscheinlich  ist,  wenn  er  sich  nicht 
selbst  ansschrinb).  IV  1.  XIII  25,  wo  Gellius  das  UnsUUhsfle  einer 
solehen  Anhflnfnng  gelehrten  Materials  selbst  gefflhlt  zu  haben,  sohaint, 
wenn  er  sagt  (§  ö):  aifue  ul  erui  Fa»orinue  egregiu  vei  dwina^  qua^ 
dam  memoria^  verba  tpsa  M,  TulU  eiaiim  dixü^  nachdem  der  Bedeade 
aieh  %  4  wol  aach  aicht  ohne  Grund  so  gerechtfer^tigt  hat:  etiami 
apera  mihi  prineeps  ei  prope  amms  i»  iHieris  diseipiimsque  Croßcis 
»un^Ua  est,  non  ueque  eo  iamen  infrequent  $um  vooum  Laiinarum^ 
quae  eubeiei^o  aui  iumHliuario  eiudio  colo^  ui  hanc  i^norem  manU" 
bemtim  inierpreiaHonem  wdgariam.  In  der  ohne  Citate  auftretenden 
Bxposition  des  Favorinns  aber  die  geneikUuci  (XIV  l)  ist  wenigalens 
%l\  quae  mmUi  erraücae^  Nigidiue  erronee  wfcai  wiederholt  aus  den 
Worten  Ysrros  bei  Gellins  IU  10,  2.  Auch  hier  seheint  Gellius  das 
UnnntArliche  solcher  Isngen  Belehrung  oder  wenigstens  die  Schwierige 
keit  ihrer  Aufseichnung  aus  dem  Gedächtnis  gefahlt  cu  hahen,  weil  er 
ansdrfleklich  im  Anfang  $  2  sagt:  eapiia  auiem  locorum  argu» 
meniorumqne^  quibue  neue  eei  (Favorineui),  quod  eiue  memi- 
nieee  poiui  egreseue  ibi  ese  audiiiane  pro^pere  adnoiavi,  eaque 
fuenmi  ad  hone  ferme  eenieniiam.    Es  hatte  aasaerdem  Favorinus, 


680       L.  Hereklto:  «•  CMemtliM^  «rf  QttoKertMroUaBf 


wie  4r  pllaf  le,  grieohitdi  fesproolMt,  %  8S  udFsoorinm$^  «I  kmnmt 
imgemum  fuii  miqme  eU  Graecae  fmcurnddae  eapia  wiwnU  ef  «cmsIm.' 
Dasselbe  Bedenken  findet  statt  fegen  XVII  10.  XVIII  4.  XX  6,  wo 
Gellifis  »  gleiohem  Bewnslsein  inletsl  (%  15)  nagt:  kaec  wuminimäU 
Ap&Hinarem  äie^re^  eaque  iune  ipta^  iio  uH  dicia  fuerami^  noteri. 
—  Gegen  die  Wirklichkeit  dieser  maBdllchen  Verhandiongea  seofei 
ferner,  wie  sehen  Dirkaen  8.  dl  ff.  bemerkt  hat,  die  stebeadea  Ge- 
legenbeilen, an  welche  sie  sich  knSpfen,  entweder  eine  Sehiffsfirl 
Ton  Aegina  nach  dem  Pairaeeas  II 11,  oder  tob  Griecheolaad  aack 
Bmndisinm  XVI  6.  XiX  I ,  oder  Krankenbesneb  II  26,  1.  XII 1.  Xll  5. 
XVI  S,  S.  XVIII  10.  XIX  10, 1 ,  am  binllgsten  die  Sitte  des  Voriateas 
beim  Mahle  oder  nach  dbmselben  II  i2.  III  19.  (IX  9.)  XX  8  aad  der 
LOsnng  witziger  Anfgaben  VII  13.  XVIII  3  nnd  13;  es  leogen  dsfegea 
die  oft  wiederkehrenden  typischen  Persönlichkeiten,  die  daaa  aaeh 
gar  nicht  benannt  an  aeio  pflegen ,  ao  dass  aie  oor  als  die  Träger  roa 
Hei nnngen  erscheinen ,  die  siegreich  bekimpft  werden  Bonen**,  wia  dio 
hochmOtigen  Grammatiker  oder  eingebildeten  JOng finge,  wofär  Dtriuea 
A.  17  die  Betspiele  verzeichnet  hat.   Uiufig  sind  nach  zwei  dergleichei 
Personen  einander  gegenObergestellt,  um  die  Gegensitse  wirkaaaer 
eolKdieren  zu  Isssen,  wie  III 1.  VII 15.  XIV  6.  XVIII  9,  9  hm  es  kü 
qtti  aderani  alier  iüieraior  fnil,  aiUr  UiieraM  icteiis,  id  tU  aUer 
docen»^  d^eiui  alier,   ki  dmo  mier  $e$e  diesentiebani^  oder  Aab^nfer 
Tersebiedener  phiiosophischer  Schulen,  Peripateliker  und  Stoiker  XVIH 
1  (rgl.  XIX  13,  3)  oder  SkepHker  und  Stoiker  XII  6  oder  Philosoph 
und  Idiot  13,6.  —  Allerdinga  machen  viele  dieser  Absebaiite,  wie 
Dirkaen  richtig  bemerkt,  den  Eindruck  einer  willkfirlicbea  aod  er- 
diebleten  Einkleidung,  aei  es  nun  daaz  Geliiua  diese  Fora  der  Ab* 
wechslong  halber  wfthlte,  auf  die  er  ffir  den  Inhalt  ao  sehr  bedteki 
lat,  oder  wirklich  einmal  atatigehahte  Gespriche  und  VortrigeM^ 
seiner  unseitigen  Gelehrsamkeit  nachtriglieb  auaataltele;  aber  mti 
wOrde  dennoch  au  weit  gehen,  wollte  man  die  dialogische  forB 
Überall  nnr  ala  aufillige  Einkleidung  und  die  sprechenden  Persosea 
aoazer  den  benannten  Individuen  nur  ala  Masken  ansehen.   Die  Ueber* 
einalimmong  welche  0.  Jahn  (Proleg.  zu  Persius  S.  CXXXVIII)  swi- 
sehen  den  Angaben  des  Soetonius  (de  gramm.  24)  Aber  Valeries  Probu 
und  seinem  Anflreten  bei  Gellins  nachgewiesen  bat,  zeigt  dass  M^i^ 
wenigatena  In  Betreff  der  individualisierten  Persönliehkeilen  die  Zeit- 
Verhältnisse  nicht  vernschlissigte.    Und  was  die  nngenaantea  Theil- 
nebmer  der  Dialoge  angeht,  so  ist  kein  Zweifel  dssa  sie  •«•  ^^ 
Wirklichkeit  nnd  dem  Leben  gegriffen  sind  nnd  dasz  solche  Gelegen- 
heilen  und  Unterredungen  zu  den  alltigliehen  Erscbeinoagen  ia  der 
damaligen  Gelebrtenwelt  gehörten.     Manche  derseibea  trogea  ib^ 
auch  den  Stengel  der  Wahrheit  an  aieb ,  weil  die  dialogi^ebe  Fora 
als  nothwendig  erscheint,  wie  IX  15  der  ganze  Verlauf  nötbig  iiN  "* 
daa  Wortspiel  des  Antonius  Julianua:  aduiesceus  kic  eine  controtersis 
dieeriue  eei  enUteben  zu  lassen.'.  Deshalb  kann  aber  die  e(mtT<^^^^ 
%  7  immer  aas  den  im  niebatfolgeoden  16n  Capitel  geaaaatei  ^^ 


dn  A.  Gelihn  io  doi  N00I6B  AHtcM.  681 

<i«iftM0rfMi  des  PiiiiiiM  genommen  sein.  Ebendafain  dttrften  die  Dia« 
löge  über  Aussprache  und  Accenlaaiion  einselner  Wörter  »1  GeUins 
Zeit  gehören,  weil  hieffir  des  lebendige  Gespriob  der  natdf liebele  und 
ergiebigsle  Anlass  iel^  wie  YII  id.  —  Uebrigens  rnüisea  unter  den 
mfindiichen  Aeuszerungen  mehrere  Classen  oder  SluCefl  untersehseden 
werden:  einselne  Aassprdche,  förmliche  Weehselreden  swisehen  zwei 
und  drei  Personen,  wobei  noch  andere  als  Zuhörer  angedeutet  sind, 
niid  als  vermittelndes  Glied  mehr  oder  minder  entwickelte  Dialoge. 
Jene  Sentenzen ,  namentlich  des  Favorinns,  inden  sich  Ihetls  als  seU»<- 
sUndige  Abschnitte  I  10.  II  5.  IX  8.  XIX  3,  theils  wie  sobriftliebe 
Zeugnisse  in  die  litterarischea  Capitel  eingestreut,  z.  B.  I  15;  18. 
I  31,  4.  III  3,  6.  III  16,  17.  IX  13,  ö,  und  gleichen  hierin  den  Ans- 
sprachen  des  Aelius  bei  Varro ,  die  mit  den  Cilaten  aus  seinen  Sehrif» 
ten  abwechseln ,  wihrend  wieder  in  die  entwickelten  Dialoge  lifttera* 
risohe  Elemente  theils  als  Zusätze  and  Nachtrige  des  Gellins  ein- 
treten, theils  den  redenden  Personen  selbst  in  den  Mund  gelegt  sind, 
oft  auch  beide  Elemente,  das  mündliche  und  das  schriftliche,  ohne 
feste  Grenze  anmerklich  in  einander  Qbergehen,  wie  dies  alles  bereits 
Dirksen  bemerkt  und  mit  Beispielen  belegt  hat.  Wenn  derselbe  S,  43  f. 
A.  64  zu  den  Gapiteln  Aber  juristische  Gegenstände,  wo  Gellius  aus- 
sdiliesziich  seiner  eigenen  Anschauung  Worte  geliehen  hat,  XU  18. 
XIII  13  und  XIV  2  (nicht  12)  rechnet,  so  bilden  die  erste  und  letzte 
Stelle  die  Einleitung  zu  einem  Gesprfich  mit  Apollinaris  nnd  Favo^ 
rinus ,  die  mittlere  zn  einer  üittheilung  aus  Varros  Antiquit&ten ,  und 
eotbalten  gar  kein  rechtskundiges  Urteil,  sondern  die  schlichte  Dar- 
ateilnng  eines  Erlebnisses.  Dagegen  ist  es  eine  wahre  Bemerkung, 
dass  in  allen  diesen  Abschnitten  die  Verknäpfnng  mit  dem  Bücher- 
nlndium  des  Compilators  mehr  oder  minder  anschaulich  hervortritt. 
Denn  entweder  nehmen  die  mflndlichen  Aeuszerungen  ihren  Ausgang 
von  Schriftstellen,  oder  haben  dieselben  im  Gefolge,  referieren  aus 
Schriften,  wie  namentlich  die  des  Taurus,  oder  verweisen  auf  solche 
als  die  Quellen  niheren  Aufschlusses.  Streicht  man  von  ihnen  die 
novellistischen  Eingänge  und  den  dialogischen  Kitt  ab,  so  bleiben 
Kerne  übrig,  welche  oft  auch  nur  Lesefrflcbte  sind  und  die  Anwen- 
dung derselben  Grundsätze  erlauben,  welche  sich  für  jene  ergeben 
haben. 

War  die  Untersuchung  bisher  vorzüglich  auf  den  Umfang  der 
littemrischen  und  mündlichen  Quellen  gerichtet  gewesen,  der  sich 
danach  theils  erweiterte  theils  zusammenzog,  so  ist  jetzt  die  Frage 
aufzuwerfen  nach  der  Treue  und  Zuverlässigkeit  im  einzelnen.  Darauf 
beruht  groszentheils  der  «Werth  des  Gellius  für  uns ,  wenn  wir  von 
seinen  eigenen  Zuthaten  absehend  blosz  das  bunte  Mosaik  fremder 
Mitlheilungen  betrachten.  Es  ist  nicht  gleichgültig,  ob  Gellius  hier 
gewissenhaft  verfuhr:  es  ist  von  B'elang  zu  wissen,  wie  die  verschie- 
denen Arten  seiner  Referate  sich  zu  der  Beschaffenheit  seiner  Quellen 
verhalten  und  mit  welchen  Mitteln  und  Absichten  er  zu  Werke  gieng. 
In  dieser  Besiehung  genieszt  Gellius  im  allgemeinen  einen  guten  Ruf 

^    Jahrb.  f.  cUtf.  Pbilol.  Suppl.  Bd.  III.  Hft.  5.  46 


882       L.  MerekKi :  die  CillenMilMide  Ml  QnallaBbeiistevB^ 

md  seine  Referententrene  ist  meines  Wissens  Bieht  besiritten  wordei. 
Js  sie  verdient  vielleieht  noeli  höber  gestellt  %n  werden  ^) ,  wie  tidi 
nns  dem  Folgenden  ergeben  wird.  Beachtet  mnn  die  von  iba  selbit 
aasgeprigten  Untersebiede,  so  ergeben  sieb  bei  ihm  aberbtapt  M 
Arten  von  Citsten. 

1.    Gellitts  sagt  entweder  nusdraeblieb ,  er  gebe  tipsa  eerie  titu 
andern  (was  er  bei  Anfübrang  von  Dicbterstellen   nnlerlisst,  weil 
hier  die  WOrtliobkeit  der  Form  in  die  Aogen  springt),  and  in  diesMi 
Falle  ist  sowol  die  fremde  Qnelle  genau  genannt,  als  auch  dieAngibe, 
dass  ihm  sein  Gedficbtnis  dabei  geholfen  habe,  aosgescblossea.  in 
wird  also  annehmen  dflrfen,  es  hsben  ihm  dann  entweder  die  OrifiatU 
selbst  vorgelegen  oder  er  hsbe  wenigstens  unter  gensner  AnfShroB; 
die  mitgetbeilten  Worte  bei  anderen  vorgefunden.   Beispiele  aos  röni* 
sehen  Sehriflen:  l  4,  3  Med  verba  prtwf ,  de  qmibfis  indiciimahet 
facium  es/v  ip»a  ponam^  nachdem  voraus  genannt  worden  oratio  M. 
Tuüii  quam  pro  Cn,  Plancio  dixii,    I  18)  S  verba  ipta  smper  ta  rt 
Varroms poeuüHut^  naohdem  voraus  gesagt  ist:  in  XIUI  rtntm  din- 
narum  lihro  M,  Varro  .  .  o$iendii,    11  2,  13  potuimus  igitur  terha 
ipgi  QuadrigarU  ex  annaU  ettis  $exio  transcripia.    V  6,  35  de  ^m 
re  9erba  ip$a  apposui  Caionis^  voraus  geht :  M.  Caio  obiecii  M,  Ffdm 
Nobiiiori^  quod  mUiie$  per  ambünm  eoronis  de  levinimis  cauMdo- 
nauei^  womit  die  Rede  in  M,  FuMum  NobiUorem  (Meyer  S.  öl)  Ent- 
lieh beseiehuet  ist.    VI  3,  16  eaque  ipea  verba  (CaUmis)  pomi  (7W- 
Uu$  TVro)  Ha  uii  infra  scriptum  ^  und  §  49  eerba  adeo  ipso  ponemes 
CaUmie ,  qnoniam  Tiro  ea  praelermitit.    X  26 ,  S  {A$iniu$  PoUio)  » 
quadam  episiula  quam  ad  Piancum  scripsU  . .  verba  ipsa  Salhuti  po- 
enit.    %  10  Saliusiins  in  eodem  iibro — .  verba  ipsa  de  teapUs  pofui. 
XIII  12,  5  id  ipeum  posiea  -in  M.  Varronis  rerum  Mumanarum  imo  et 
vieeneimo  Iibro  enarraüus  gcriptum  invenimus^  verbaque  i^m  «s^^ 
ea  re  Varronis  adseripsimus.  XIII  25, 5  aique  ui  erat  Favorinmt  efre- 
gia  vei  divina  quadam  memoria^  verba  ipsa  M.  TStUi  siafi» 
dixit  (hier  ist  olTenbsr  ein  Buch  benutit,  denn  sonst  biesse  es,  GelHos 
erinnere  sieh  tpsa  ^erba  gehOrt  sn  haben,  und  das  ist  doch  eise  gif 
SU  starke  Zumutung  fOr  den  Leser).    XVI  6 ,  15  verba  iüius  (#99^ 
in  quario  Ubrorum  quos  de  Vergilio'fecii)  ipsa  posui.    X VIII  4,  4 

'  7)  Wobei  einselne  IrthGmer,   von  denen  ein  Theil  auf  BeebDong 
der  Abschreiber  kommen  wird ,  wenig  anstragea.    So  bemerkt  Lfibber< 
oomm.  pontif.  8.  196,  daei  III  10,  6  nicht  Aristides  Samu9,  sondeni 
die  noch  erhaltene  Bchrift  des  ArUtarehus  Samhts  nigl  iie/t^^/  "f^ 
dnoatfifiMtoDV  rjUcv  %al  aeli^vfig  die  Qnelle  sei.   —  VI  10,  2  i9<  t^^ 
verba  Catonis  ex  primo  epistuliearum  quaesHomim  zn  schreiben  Farrontt 
mit  Lipsins  var.  leet.  III  21  8.  103  (vgl,  Meyer  or.  Rom.  fragm.  8«  ^^f 
—  XV  8,  1.  2  kann  der  Name  des  Favorinus  nicht  richtig  »«'"•_5*, , 
Becker  in  den  hesBisohen  Gymnasialbmttern  (Maine  1845}  I  S.48ff. — 1^  V 
Ist  PolyBtephanns  in  Philosiephanus  so  verwandeln  mit  StieWe 
im  Philol.  IV  8.  402.  —  A.  Naudk  Eurip.  Studien  I  8. 126  inm.  ««»r» 
dasB   die  XV  20,  8  aus  Alexander  Aeiolus  angefahrten  «n*!^"^' 
sehen  Tetrameter  dem  ^ris<opAaae«  gehören  nach  der  TiUEvriP'^^ 


dM  A.  GeUias  in  den  Nooleg  Atticie.  683 

eaque  ipia  verba  uU  su»i  a  SaUuiUo  teripia  dixii  (^Suipidus  Apal- 
linaris).  Es  gilt  hier  dtaselbe  wie  XIII  25 ,  5.  XX  1 ,  49  e/  guidem 
9€rba  ipsa  legis  (XII  lab,  %  3)  dicam,  —  Beispiele  aus  griechischeD 
Scbriaen:  1  8, 6.  II 8, 1.  lY  11,5.  IV II,  12.  X  22, 3.  XIV  4,  4.  XIX  5, 9. 
Die  Form  der  Aristoleliscben  Worte  läszt  keinen  Zweifel,  dasz  sie  eos 
den  in  vorangehenden  abd  fplgenden  Capitel  erwähnten  Problemen 
stammen.  Für  verba  ipsa  tritt  in  demselben  Sinne  aach  ein  verba 
ipsius  sowol  bei  griechischen  als  bei  römischen  Quellen:  I  7,  20. 
I  11 ,  5.  1  II,  16.  III  7, 18.  III 16,  23.  IX  3,  6.  IX  4,  14.  X  13,  21. 
XII  13,  26.  XIII  15,  4.  XVI 14,  2.  XVU  13,  5.  —  Von  diesem  fest- 
stehenden  Schema  finden  sich  nar  wenige  Ausnahmen.  Zweimal  ist 
doch  die  Berufung  auf  das  Gedächtnis  eingemischt:  VII  2,  2  ipsa 
autem  eerba  Chrysippi^  quanlum  oa/tit  memoria^  ascripsi^  ut 
si  cui  meum  islud  inier prelamentum  tidebilur  esse  obscuHus,  ad 
ipsius  verba  animadvertat,  in  libro  enim  negl  nqovola^  quarlo  — 
and  I  3,  10  eaque  dispulalio  (Theophrasli)  scripla  esl^  si  rede 
meminitnusj  in  libro  eins  de  amicilia  primo.  Dennoch  heisxt  es 
§  25  verba  adeo  ipsa  Theophrasti  super  ea  re  adscripsi.  Dia 
Aenszernng  des  Gellius  §  29  über  die  von  ihm  gemachten  Ausstellun- 
gen bezieht  sich  auf  §  22  als  die  prima  traclatus  islius  pars.  Denn 
dasz  er  mit  Iraclahn  isle  nicht  die  Schrift  des  Theophrast,  sondern 
seine  eigene  Darstellung  in  diesem  Capitel  meint  (obgleich  er  sie  in 
der  nichsten  Zeile  haec  dispulaliuncula  nennt),  zeigen  die  analogen 
Ausdrücke  praef.  §  14  lucubraliunculas  islas^  XVII  21)  2  nocles  istae^ 
XVII  21,  50  adnotaliunculis  islis^  XVIII  4,  11  commenlationibus  4stis 
(aber  XV  7, 3  nox  isla  proxima  superior  s.  unten  S.  690  A.  9).  Diese 
Ausnahmen  sind  jedoch  nur  scheinbar.  Von  dem  letzteren  Fall  ist 
oben  gezeigt  worden  dasz  Gellius  das  Buch  des  Theophrast  hinterher 
benutzt  haben  musz ;  es  ist  also  die  wörtliche  Mittheilung  §  26  ein 
spaterer  Zusatz,  auf  den  auch  das  Plusquamperfect  dixeram  hinweist. 
Die  Angabe  Ober  das  Buch  des  Chrysippns  aber  dflrfle  nach  Nr.  3 
(unten)  zu  erklären  sein.  Wir  hatten  damit  an  dem  ersten  Beispiel 
einen  Fall  der  Art  welche  die  Vorrede  §  2  andeutet,  wo  bei  der  Re- 
daction  libri  ex  quibus  ea  sumpseram  non  adessent,  Oefter  dagegen 
fehlt  bei  ipsa  verba  die  Angabe  der  Schrift  aus  welcher  sie  genommen 
sind:  I  3,  9.  I II,  5.  I  11,  16.  X  12,  10.  XI 11,  1.  XIX  2,  8,  aber  auch 
far  diese  Ausnahmen  wird  sich  im  allgemeinen  ein  erklärender  Grund 
nnten  ergeben^  —  Dasselbe  Zutrauen  verdienen  auszerdem  gewis  noch 
viele  Stellen,  wo  Gellius  einfach  verba  (ohne  ipsa)  zu  geben  ver- 
spricht, z.  B.  I  11,  19  verba  pauca  Arislolelis  super  ea  re  apposui 
(Probl.  XIX  9.  43),  I  15,  5  M,  TuUi  quoque  verba  posui  (de  or.  III 
35),  namentlich  aber  die  Anfflhrnngsweise  haec  verba,  die  noch  durch 
manchen  Zusatz  verstärkt  wird  (und  dies  ist  die  hluftgste  Formel  fflr 
die  metrischen Citate,  z.B.  praef. §21  versuß  legis  dalae  hi  sunl^  nach- 
dem vorausgeht:  mutuabor  ex  Aristopkanae  choro  anapaesla  pauca), 
oder  wenn  dafür  andere  Umschreibungen  eintreten,  welche  die  Ab- 
sicht des  Schriftstellers  den  Originaltext  mitzutheilen  nicht  verkennen 

46* 


684       L.  Mercklitt:  di«  Citiernetliode  sad  Oo^lMibenaUiiiig 

liiien.   Da  dieser  Beispiele  Oberail  sebr  viele  sind,  so  bescbrieke  ich 
aiicb  aaf  das  erste  Buch,  Yfo  haec  verba  citierl  sied:  I  3,  27.  3,3t. 
6,  8.  7,  9.  12,  14.  22,  5.  7.  8.  15,  iia  scriptum  futl:  I  6,  2.  7, 2. 
16.  12,  18.  16,  15,  oder  beides  verbanden:  ita  scriptum  est ,. 
verbis  Ms  1  22,  19,  oder  isloc  modo  XI!  13,  17.    Doch  ist  io 
diesen  Fällen  schon  mehr  Vorsieht  nöthig :  denn  wir  haben  s.  B.  fe- 
schen, ^asz  der  Anssproch  des  Perikles,  welcher  I  3,  20  mit  des 
Worten  mitgetheilt  wird  Ais  ad  eum  terbis  usus  est ,  bei  Plotarcb  ilr- 
weichend  lautet;  oder  IV  4,  4  haec  eadem  Neratius  scripsit  ta  Uhro 
quem  de  nuptüs  composuit  wird  schwerlich  wörtlich  zu  venlehea 
sein,  wenn  auch  Neratius  wie  sonst  als  Referent  des  vorausf^enaaDteD 
Servins  Sulpicins  aufg^etreten  war.   Und  XVII  20,  3  wird  auch  in  diese 
Formel  das  Gedächtnis  eingemischt:  sunt  adeo  quae  meminimus  verha 
kaec,    Umschreibungen  welche  die  Anthentie  der  HitlheiluDg  verbür- 
gen sind  folgende:  II  23,  8  tersus  utrimque  eximi  iussi  et  aiüsad 
iudicium  faciendum  exponi.  Menander  sie  . .  Caecilius  autem  sie  —  > 
V  18,  7  scriptum  est  in  libro  Semproni  Asellionis  primOj  ex  quo  Ubro 
plura  9erba  ascripsimus^  ut  simul  ibidem^  quid  ipse  inter  res  geslat 
et  annales  esse  dixerit^  ostenderemus.    VI  19,  5  eius  decreti  terbs 
quae  posui  ex  annalium  monumentis  exscripta  sunt  (XX  4,  3). 
VII  9,  1  quod  . .  L  Pisa  in  terHo  annali  scripsit  .  .  iocum  istnm 
totum  huc  ex  Pisonis  annali  transposuimus,    VII  13,  llPloto 
.  .   tempus  .  .  verbis  propriis  atque   infegris  Tfjy  i|a^9^ 
qwöiv  appellapit  idque  ipsum  ita  uti  dico^  inquii^  in  libro  cuiPar- 
menides  titulus  est  scriptum  ab  eo  reperietis,  —  Bei  der  HittheiloBg 
von  Urkunden  und  Originalbriefen  bedient  sich  Gellios  des  Aasdraeks 
exemplum:  III 8, 7  iitleras  guas  ad  regem  Pyrrkum  super  ea  causa 
miseruni  (consules)  Claudius  Quadrigarius  scripsit  fuisse  hoc  esem- 
plo.    IV  6,  2  eius  rei  causa  SC.  factum  est  M.  Antonio  A.  PosImsm 
consulibus^  eiusque  exemplum  hoc  est,   XV  7,  3  eius  epistulae  {difi 
Augusti)  exemplum  hoc  est.    XX  5,  10  exempla  utrarufique  Utfera- 
rum  sumpta  ex  Andronici  philosophi  libro  subdidi.   Vgl.  Jan  so  Mt- 
orobiiis  Sat.  III  7,  8  exemplum  *i,  e.  ipsa  verba.' 

2.   Oder  er  sagt  ausdrOcklich,  er  gebe  nur  den  Inhalt,  nicht  die 
Form  des  gelesenen  oder  gehörten  wieder,  und  zwar  geschiebt  dies 
bei  UebersetzttDgen  mit  der  Formel  ad  hanc  ferme  senteitliam: 
I  3,  28  post  deinde  idem  Theophrastus  ad  hanc  ferme  sententiam 
disseruit.    II 12 ,  1  t'it  legibus  Solonis  .  .  legem  esse  Aristoteles  refert 
scriptam  ad  hanc  sententiam,  VII  2, 1  fatum^  quod  etfiagfiivriv  Graeci 
vocant^  ad  hanc  ferme  sententiam  Chrysippus  . .  deßnit^  nod  §  3  fol- 
gen ipsa  verba  Chrysippi  in  libro  »f^l  ngovotag  quarlo.    fX  3,  5  '^ 
epistula  .  .  exponenda  est  igitur  ad  hanc  ferme  sententiam  ^  ond§6 
folgen  ipsius  Philippi  eerba.   XI  8,  3  in  eius  (A.  Albini,  qui res  Ro- 
manas oratione  Graeca  scriptilavit)  historiae  principio  scriptum  tu 
ad  hanc  sententiam  (abhflngige  Rede,  die  mit  nam  sum,  inqui^'^' 
directe  übergeht).    XIII  4,  2  Olympias  ei  (Alexandro  ßlio)  rescrip»^ 
ad  hatte  sententiam.   XIII  28,  3  iegebatur  Panaetii  liber  de  of^^ 


des  A,  Gellias  io  den  Nocies  Alticae.  6S5 

secundus  .  .  ibi  scriptum  est  -— .  id  auiem  est  ad  haue  ferme  sen- 
ieniiam.  XIX  1,  15  in  eo  lihro  (EpicUti  quinto  dtaki^stov)  Graeca 
sciUcet  oraiione  scriptam  hanc  senieniiam  legimus.  XX  5,  9  rescripsii 
ei  Aristoteles  ad  hanc  sententiam ,  §  12  folgt  das  griechische  Original. 
Aber  auch  ohne  diese  Formel  gilt  dieselbe  Voraussetzung  fflr  solche 
Mittheilungeo ,  bei  denen  bemerkt  ist  dasz  sie  urspränglich  griechisch 
waren,  wie  bei  den  Gesprfichen  des  Favorinns  XII  1,  24.  XIV  1,  32. 
XVI  3,  2,  des  Herodes  Atticus  1  2,  6.  Far  Referate  aus  lateinischen 
QnelleD  kommt  dieselbe  Redeweise  onr  ausnahmsweise  vor:  II  23,  14 
quid  de  illo  loco  in  utraque  comoedia  posito  existimari  debeat^  mani- 
festum est^  cuius  loci  haee  ferme  sententia.  III  7,  2  pulcrum  facinus 
.  .  9f,  Cato  libris  originum  de  Q,  Caedicio  tribuno  militum  scriptum 
reliquit,  id  profecto  est  ad  hanc  ferme  sententiam,  IV  14,  2  cum 
librum  VIII  Atei  Capitonis  coniectaneorum  leger emus,  gui  inscriptus 
est  de  iudiciis  publicis^  decretum  tribunorum  9isum  est  gravitatis 
antiquae  plenum.  propterea  id  meminimus^  idque  ob  hanc  causam 
^t  in  hanc  sententiam  scriptum  est.  IX  1 ,  7  ad  hanc  ferme  senten- 
tiam lulianus  super  istis  Q,  Claudii  terbis  nobiscum  sermocinatus 
est,  DasK  aber  Gellius  zwischen  sententia  und  terba  den  angenomme- 
nen Unlersehied  macht,  zeigen  solche  Stellen  wie  II  2,  9  eorum  eer- 
borum  senlentia  haec  fuit;  XVII  5,  1  if.  Cicero  in  dialogo  cui  litulus 
est  Laelius  vel  de  amicitia  . .  hac  sententia  atque  his  terbis  usus  est. 
—  Wo  Gellius  eine  iSngere  fremde  Exposition  in  gedrängtem  Aus- 
züge zusaromenfaszt  oder  eine  kürzere  ansführlich  erläutert,  pflegt  er 
seine  Darstellung  mit  der  Formel  ad  hunc  ferme  modum  einzo- 
leiten:  l  3,  22  Theophrastus  autem  in  eo  quo  dixi  libro  inquisitius 
quidem  super  hac  ipsa  re  et  exactius  pressHisque  quam  Cicero  dis- 
serit.  sed  is  quoque  in  docendo  non  de  uno  quoque  facto  singiUatim 
existimat . .  sed  generibus  rerum  summatim  unicersimque  utitur  ad 
hunc  ferme  modum,  I  23,  3  ea  Catonis  verba  huic  prorsus  commen- 
tario  indidissem^  si  libri  copia  fuisset  id  temporis^  cum  haec  dictavi, 
quod  si  non  virtules  dignitatesque  eerborum ,  sed  rem  ipsam  scire 
quaeriSj  res  ferme  ad  hunc  modum  est,  X  1,  7  quod  de  Pompeio 
Yarro  breviter  et  subobscure  dixit^  Tiro  Tullius^  Ciceronis  libertus^ 
in  epistula  quadam  enarratius  scripsit  ad  hunc  ferme  modum.  Es 
folgen  zunächst  directe  Worte,  die  aber  mit  tum  Ciceronem  iudicare 
in  ein  Referat  Qbergehen  und  vielleicht  schon  frQher  nur  Excerpt  sind. 
Xn  13,  6  tum  deinde  disseruit  (Sulpicius  Apollinaris)  me  et  plerisque 
aliis  audientibus  in  hunc  ferme  modum,  XIV  4,  2  facti  (Chrysippus 
in  librorum  qui  inscribuntur  mgl  nalov  xal  fidovijg  primo)  quippe 
smaginem  lustitiae  fierique  solitam  esse  dicit  a  pictoribus  rhetoribus- 
que  antiquioribus  ad  hunc  ferme  modum.  JCVIII  10,  8  medicinae 
quoque  disciplinae  libros  attigi  ,  ,  et  ex  his  cum  alia  pleraque  . . 
tum  de  venis  quoque  et  arteriis  didicisse  videor  ad  hunc  ferme  mo- 
dum.  Und  noch  deutlicher  ist  für  eine  solche  stattgehabte  Zusammen- 
fassong  der  Ausdruck  126,  10  summa  autem  ßotius  sententiae 
Tauri  haec  fuit.    III  14,  6  omnis  auUm  disputationis  eius  . .  summa 


686       L.  Mercklin:  die  Citiermethode  oud  OuoUenbeaoUangi 

haec  es$.    Eine  ihnliche  Ünbestimntbeit  drückt  huiuscemodi  tn^ 
nafflenttich  wo  ans  mehreren  Quellen  ein  Referat  gebildet  wird :  V  5, 1 
in  libris  veterum  memoriarum  scriptum  esi^  HantUbalem  Cartha- 
giniensem  apüd  regem  Aniiochum  faceiissitne  catfiUatnm  esse,   ea 
caviÜalio  huiuscemodi  fuiU   VI  1 ,  8  hat  tolgi  de  Scipione  opiniones 
conßrmare  aique  approbare  videbantur  dicta  faclaque  eius  pleraque 
admiranda,     ex  quibus  est  unum  huiuscemodi.     VI  19  9  2  pv/cma 
aique  liberale  aique  magnanimum  factum  Ti.  Sempronii  Gracchi  m 
exemplis  repositum  est.    id  exemplum  huiuscemodi  est,    VII  3,6 
contra  ea  Chrysippus  tenuiter  multa  et  argute  disserit:  sed  omnim 
ferme^  quae  super  ea  re  scripsit,  huiuscemodi  sententia  est.  IX  4,6 
erant  igitur  in  iUis  libris  scripta  huiuscemodi.   XIV  3,  2  qui  deXeno- 
phontis  Platonisque  vita  et  moribus  pleraque  omnia  exquisüistimt 
scripsere^  non  afuisse  ab  eis  motus  quosdam  tacitos  et  occultos  simul- 
iatis  aemulationisque  mutuae  putaterunt  et  eins  rei  argumenta  quae- 
dam  conieciaria  ex  eorum  scriptis  protulerunt.    ea  sunt  profecto 
huiuscemodi.    Was  in  den  obigen  Fällen  vor  der  MiUbeilnng  ober 
deren  BeschalTenbeit  angekändigt  wird,  das  folgt   in  anderen  der- 
•elben  noch  deatlicher  nach:  II  2,  II   haec  aique  alia  in  eandm 
sententiam  Taurus  gr amter  simul  et  comiter  disseruit.    VI  3,  II  ^ 
ea  epistula  lubitum  forte  nobis  est  reprehensiones  eius  quasdan 
aUingere,    §  55  commodius  . .  exisiimabitj  qui  et  orationem  ipsan 
totam  Catonis  acceperit  in  manus  et  epistulam  Tironis  ad  Axiw 
scriptam  requirere  et  legere  curacerit.    IX  4,  11  haec  atque  alia 
istiusmodi  plura  legimus,   X  9,  2  haec  et  quaedam  item  alia  invenire 
est  in  libris  eorum  qui  de  militari  disciplina  scripserunt   XIV  1, 32 
haec  nos  sicca  et  incondita  et  propemodum  ieiuna  oratione  atlingi' 
mus,   sed  Fatorinus  . .  tatius  ea  et  amoenius  et  splendidius  et  pro- 
fiuentius  exequebatur,   XIV  6,  5  haec  item  atque  alia  muUa  istisS' 
modi  scripta  in  eo  libro  fuerunt,    XIV  7,  11  haec  et  alia  quaedam 
id  genus  in  libro  quo  supra  dixi  M,  Varro  epistula  ad  Opptanum 
scripta  executus  est,    XVIII  1 ,  15  haec  atque  alia  quaedam  fninnta 
magis  et  nodosa^  tamquam  apud  arbitrum  Farorinum,  in  suam  uter- 
que  sententiam  conferebant.    Das  häufigste  Zeichen  aber  der  anvoH- 
Btändigen  und  vermittelten  Mittheilung  ist  die  indirecte  Redevireise, 
welche  in  die  directe  Qbergeht  oder  mit  dieser  abwechselt,  wofAr 
Drrksen  S.  39  A.  33  Beispiele  angemerkt  hat,  denen  als  ein  besonders 
auffälliges  XIV  1  hinzuzufügen  ist. 

3.  Oder  er  nimmt  nach  keiner  Seite  hin  die  vollständige  Trene 
seiner  Mittheiinng  in  Anspruch  bei  Anführnngen  aus  dem  Gediehtsifi 
welche  auf  eine  directe  und  anihentische  Passung  verzichten  and  «ic^ 
mit  den  Formeln  der  unbestimmten  Citate  (Nr.  2)  verbinden:  13)1«^ 
eaque  disputatio  scripta  est^  si  rede  meminimus^  in  libro  eins  deamt- 
cilia  primo  (s.  oben  S.  683).  II 24, 15  edictum  dhine  Augusti  an  Tiben* 
Caesaris  non  satis  commemini.  VI  16,  5  el  ipsos  quidem  versus ^  ^ 
otium  erit^  in  libro  quo  dixi  positos  legat;  genera  autem  nom^*^* 
edulium  ei  domicilia  ciborum  omnibus  aliis  praestantia . .  f^'  ^"^ 


des  A.  CSedSas  id  den  Noetes  Altioae.  687 

opprobrans  execuius  eü^  haee  tuni  ferme^  quanium  nobit  memoriäe 
rsi»  VIj  3  9  2  ipsa  auiem  verba  Chrysippi^  quantum  9alui  memoria^ 
ascripsi  (s.  oben  S.  683).  -  X  3, 9  f  e/«/  tuni  isia  quae  de  C.  Verre  dicH^ 
quae  not  ui  in  praesens  poiuimnSy  quanium  memoria  suppediiabai^ 
adscripsimus  (sie  stinmen  mit  nnserem  Texte  V  62, 161  wörilich  aber> 
ein).  X  15,  1  quos  in  iibris  qui  de  sacerdoiibus  publicis  composiü 
9uni,  item  in  Fabii  Pictoris  librorum  primo  scripios  legimvs^  unde 
haec  ferme  stmf,  quae  commeminimus.  X  29,  3  t«l  animadeerümus 
in  Q.  Enni  annalibusy  nisi  memoria  in  hoc  versu  labor.  X!  18, 16  id 
eiiam  memini  legere  me  in  libro  Arisionis  iureconsulü.  XII  1 ,  34 
haec  Favor.inum  diceniem  audwi  Graeca  oraiione.  cuius  senten- 
iias  communis  utiliiaiis  graiia^  quantum  meminisse  potui^  retiuU, 
XII  11 9  1  in  quibus  id  fuit^  quod  praecipuum  audilum  meminimus, 
XIV  1,  34  praeter  haec  au/em,  quae  diceniem  Favorinum  audivirnus^ 
muita  etiam  memini  poetarum  veterum  testimonia  — .  ex  quibus  est 
Pacwfianum  iUud — ,  item  Attianum  iüud--*  XVI  5, 5  quod  Sulpieium 
Apoilinarem  memini  dicere^  etnim  eleganii  scientia  omatum^  huius- 
cemodi  est,  XVI  10,  5  namque  Ennius  terbum  hoc  ex  XU  tabulis 
9esiris  accepit^  in  quibus^  si  rede  commemini^  ita  scriptum  est,  XVII 
S,  3  velut  haec  verba  ex  Q,  Claudi  primo  annali,  quae  meminisse 
potui^  notavi^  quem  librum  legimus  biduo  proximo  superiore,  §  37 
haee  ego  pauca  interim  super  eo  libro  ^  quorum  memoria  post  lectio- 
nem  suppetierat^  mihi  notati.  XVII 10, 1  Favorinum . .  memini  super 
Pindaro  poeta  et  Vergilio  in  hunc  ferme  modum  disserere.  %  9 
Carmen  Pindari  quod  est  super  wsonie  Aetna  ^  quantulum  mihi  memo- 
riae  et/,  dicam  (es  stimmt  mit  Pyth.  1,  31-26  Bergk  bis  auf  ein  Wort 
nnd  einen  Buchstaben  aberein) ').  XVII  30,  3  sunt  adeo  quae  memi-- 
nimus  verba  haec  (aus  Plalo  Symp.  180*  wörtlich).  XIX  13,  3  in 
ea  dissertatione ^  quantulum  memini^  huiuseemodi  sensus  est. 
XIX  13,  3  51  memoria ,  inquit  {ApoUinaris)^  mihi  non  labat^  scriptum 
hoc  est  in  comoedia  Aristophanis  cui  nomen  est  ^Oknidsq.  XX  1,  14 
velut  Uta  lex  talionis^  cuius  verba ^  nisi  memoria  fallit^  haec  sunt. 
Eine  fthnliche  Beschrftnknng  drückt  opinor  ans:  XII  10,  5  Laevius 
quoque^  ut  opinor^  in  Protesilaodamia  claustriiumum  dixit.  XVIU 
7, 5  misit  autem  paulo  post  Favorino  librum  quem  promiserat . .  Kerrt 
opinor  Flacci  erat.  XX  1 ,  45  sie  enim  sunt  opinor  verba  legis.  Wir 
befinden  ans  vielen  dieser  Stellen  gegenüber  in  der  bedenklieben  Lage, 
entweder  die  gewallige  GedflchtniskrafI  des  Gellins  anznstannen ,  oder 
•eine  Anführnngen  ans  der  Erinnerung  Lügen  in  strafen,  wenn  diesel- 
ben wörtlich  mit  unseren  erhaltenen  Texten  übereinstimmen.  Und  dien 
letztere  wird  das  richtigere  sein.  Allerdings  dürfen  die  mnemoniselien 
Leistungen  des  Alterthums  nicht  mit  modernem  Maststabe  gemessen 
werden,  und  Gellins  erwfthnt  seine  Gedächtnisübungen  XVII  3,1  cum 

8)  Die  UebereinstiminaDg  oder  Abweichang  wörtlicher  Referate  des 
Oellias  gegenüber  onseren  erhaltenen  Texten,  ein  für  die  vorliegende 
Untersuchung  nicht  gleichgültiger  Gegenstand,  durfte  bei  dem  jetxigen 
Stande  der  Kritik  noch  nicht  berührt  werden. 


688       L.  Mercklia :  die  GiliennellMHlo  und  Qnelleiibf noItiiDg 

li^rwn  veier$$  $crtpioris  legehamut^  tonabmnmr  pa$iea  wumoriu  ve- 
getandae  graiia  indipisci  animo  ac  recensere  quae  m  eo  libro  seripia 
euetU  • .  eraique  hoc  sane  quam  utile  esercitium  ad  conciUandat  1I9^ 
uhi  venittet  tisv«,  ioerborum  senUfUiarutnque  elegauUum  reeardatMUL 

XIX  7, 3  ciffit . .  audütemuB  legi  laeti  AlceeUm  .  •  ui  guaeque  tox  ä- 
didem  digna  animadverti  »ubceneral ,  qua  nos  quogue  possemus  «d, 
memoriae  mandabumut.  XIX  8«  7  iunc  prolato  libro  de  muilogia 
primo  verba  haec  ex  eo  pauca  memoriae  mandati ;  aber  wie  die  u- 
f  eblicb  mOndlioheB  MiUbeilnnifen  vielfach  auf  schriflliche  Grandligeo 
Korackgiengen,  so  ateben  aacb  die  Anfülirungen  ans  den  Gedicbtois 
biaflg  genag  io  VerbioduBg  mit  Bachern  die  knn  vorher  gelesen  wa- 
ren :  VI  16,  6.  X  3,  9.  X  15,  3.  X Vll  3,  3  aod  27.  XIX  8,  7.  Aacii 
scheint  Gellios  das  Uebertriebene  solcher  Gedieh tnisslirke  bisweiN 
selbst  gefühlt  au  haben  nnd  weiss  allerhand  besondere  Grande  fär 
dieselbe  ansngeben:  11  36,  13  cuius  «ermis,  quoniam  sumt  iucwdissh 
mif  libens  commemini.  IV  14,  3  decretum  tribunorum  viaum  esi  gra- 
viUitis  anüquae  plenum:  propUrea  id  meminimue,  XV  8, 1  totum  ut 
meminisse  possemu»  odio  esse  kercle  isUusmodi  sumptus  aique  tichu, 
perdidicimus.  XVI 1, 1  quoniam  vere  alque  luculenle  dictum  verhisqst 
esi  breeibus  ei  roiundis  emcitim,  per  quam  Hbenier  memintrafm, 

XX  10,  4  tum  ego  hos  versus  ex  ociavo  antsali  absenies  disiy^nam 
forte  eos  iamquam  insigniier  praeter  alios  facios  memiueram.  Daza 
begegnen  sich  hier  schroffe  Widersprüche.     Wihrend  er  gaaie  6fr- 
spräche  nnd  lange  Reden  mit  vielfachen  wörtlichen  Citoteo  ist  der 
Erinnerung  niederschreibt,  ohne  darin  etwas  aasserordeslliobes  tn 
sehen,  sind  ihm  einzelne  Namen  entfallen  (III  3, 14  ei  ieraarnquan- 
dam  [Ptauti  fabulam]  cuius  nunc  mihi  nomen  non  suppetil.  XII  IUI 
alias  quidam  veterum  poetarum ,  cuius  nomen  mihi  nunc  memoriae 
non  est);  wfihrend  ihm  so  gut  was  andere  gesagt  nad  gescbriebeB 
haben  sa  Gebole  steht,  weiss  er  nur  nngeffthr  was  er  selbst  geschrie- 
ben hat  (XVIII 4,  11  ^tios  [/t6ros  iVi^sdaanos]  ui  commentariis  kanm 
noctium  inferrem^  noiaei  et  intulisse  iam  me  aliquo  in  loco  commesr 
iaiionibus  isiis  existimo) ,  und  wihrend  er  stillschweigend  nad  eiig«- 
staadenermaszen  sich  an  unsihliges  erinnert,  hat  er  laut  der  Vorrede 
alles,  gehörtes  und  gelesenes,  sofort  aufgeschrieben  (praef.  %1Mm 
proinde  ui  librum  quemque  in  manus  ceperam  . .  vel  quid  memoratu 
dignum  audieram^  iia  quae  libitum  erat . .  indisiincte  aique  promäct 
annotabam  eaque  mihi  ad  subsidium  memoriae  quasi  quoddam  iH^ 
rarum  penus  recondebam^  vgl.  XIV  1,3  [s.  oben  S.  679).  XX6,J6  *««« 
memini  mihi  ApolUnarem  dicere^  eaque  iunc  ipsa  iia  ut  dicta  fuerasl 
noiaei).    Danach  wird  die  gewis  sehr  verkleinerte  Zahl  wirklieb«^ 
Gitate  aus  dem  Gedichtnts  mangelhafter  Aufzeichnung  oder  der  Abwe- 
aenheit  der  früher  epitomierten  Originale  ihre  Entstehnog  verdas^ieoi 
wie  schon  Dlrksen  S.  32,  der  übrigens  an  der  mnemonischcn  SUrW 
des  Gellius  keinen  Anstosz  nimmt,  andeutet.     Dasz  aber  Gelliir«  '' 
stolzer  Bescheidenheit  sein  Gedächtnis  zur  Schau  irfigl»  mos»  W"* 
specielle  Eitelkeit  oder  die  allgemeine  der  Gelehrten  seiner  Zeil  ge- 


4m  A»  iir«lli«s  ia  d«B  Noetos  Allioae.  689 

wese»  sein :  denn  s^tn  Ideal  Farorinm  ist  Bgregia  ve/  dinina  quadmn 
mem^ia  (XIII  25,  6),  Antojiias  Julianas  mii/to  memoria  (I  4,  1),  Tao- 
ras  erinnert  sich  einer  Stelle  aus  Deaiosthenes  (g.  Androtion  7),  die  er 
m  primori  fmeriiia  gelesen  hat  (X  19,  3),  wörtlich.  Hatte  doch  der 
Rbetor  Seneea  in  hohem  Alter  far  seine  drei  Söhne  sehn  Bacher  cau- 
sarum  ohne  alle  Vorarbeiten  ans  blosser  Jngenderinnernng  Eilsammen« 
getragen !  —  Wenn  somit  die  Angaben  des  Gellius  Aber  sein  Gedicht- 
nia  nicht  Überall  glaabhafl  sind,  desto  snverUssiger  aber  die  unter 
diesem  Titel  auftretenden  Mittheilnngen ,  als  auf  dem  gleichzeitigen 
Gebrauch  schriftlicher  Qaellen  beruhend ,  so  werden  auch  seine  Ver- 
sicherungen vom  Gegentheil,  dasz  er  etwas  nicht  gelesen  habe,  nicht 
mehr  Gewicht  fQr  ans  haben.  Herta  Me  P.  Nigidii  Fignlistudiis  atque 
operibus^  S.  30  f.  hat  ans  Gellius  XII  14,  3.  4  aique  trat  qui  äicerei 
legisse  $e  in  grammalicis  commentariis  P.  Nigidii  ^saliem*  ex  eo  dic- 
tum, quod  eitel  ^h  aliier'  . .  sed  id  nos  in  isdem  commentariii  P.  Ni^ 
gidii,  cum  eo$  nan  apinor  incuriose  legissemuSy  nusquam  intenimui 
bei  der  Uebereinstimmung  dieser  Etymologie  mit  anderen  bekannten 
des  Nigidias  und  bei  der  nachweislichen  Vertrautheit  des  Gellius  mit 
dessen  Commentarien  als  einsigen  Ausweg  die  Folgerung  gesogen,. es 
mOsse  eine  doppelte  Recension  oder  Ausgabe  dieser  Bücher  gegeben 
haben,  so  dasz  in  der  einen  fehlte,  was  die  andere  darbot.  Ich  selbst 
habe  firQber  (Berliner  Jahrb.  f.  wiss.  Kr.  1816  Nr.  78  S.  632)  diese 
Annahme  bestritten  und  einen  Ged&ehtntsfehler  des  Gellius  rathsamer 
gefunden,  indem  ich  aus  der  Combination  von  XVIII  4,  11  etgma 
guoque  harum  vocum  ei  origines  scriptas  esse  dieebal  in  Ubris  Nigi- 
diams,  quoB  requisitos  ego  ei  reperios  cum  primarum  significaiionum 
exemplis,  ui  cammeniarüs  harum  nociium  inferrem,  noiavi  ei  inHtr 
lisse  tarn  nie  aliquo  in  loeo  cammeniaiianiims  tsiis  exisUmo  (ge- 
meint ist  naoh  Oisel ,  Gronov  und  Herts  a.  0.  S.  20  wahrscheinlich 
VIII  14,  wo  das  Lemma  sagt:  tUque  ibidem  a  P,  Nigidio  origines  eo* 
eabulorum  exploraiae)  und  XIX  14,  4  sicuii  suni  quae  paulo  ante 
legimus  in  commenlarUs  eius  quos  grammäticos  inscripsii  eine  jeden- 
falls unvorteilhafte  Ansicht  von  seinem  Gedächtnis  gewann,  an  der  ich 
im  ganten  noch  festhalte.  Dennoch  stehe  ich  jetzt  von  meiner  Folge- 
rung ab,  weil  Gellius  seine  Noctes  zu  sehr  verschiedener  Zeit  geschrie- 
ben nnd  ebenso  die  Bücher  des  Nigidius  zu  sehr  verschiedener  Zeü 
gelesen  haben  kann  und  weil  sich  mir  zugleich  ein  einfacherer  Weg 
zur  Lösung  jener  Schwierigkeit  ergeben  hat.  Ganz  fthnlich  nemlich 
heiszt  es  XV  30,  3  AT.  nam  cum  quaerereiur ,  peiorritum  quali  forma 
vekieulmm  cuiaiisque  Unguae  vocabulum  esset,,  ei  fadem  tekieuli 
emeniitus  est  longe  alienam  falsamque  et  vocabulum  Gfaecum  esse 
dixil  .  .  scriptum  etiam  hoc  esse  a  Valerio  Probo  contendit,  ego  cum 
Probi  mulios  admodum  commentationum  libros  adquisierim,  neque 
scriptum  in  his  inteni  nee  usquam  alioqui  Probum  scripsisse  credo. 
Beide  Stellen  stehen  sich  ganz  gleich  und  sind  nach  demselben  Masz- 
stab  zu  beurteilen.  Hier  wie  dort  sind  jene  Angaben  über  Valerius 
Probus  und  Nigidius  aus  der  Luft  gegriiTen  nnd  dienen  nur  zur  Cha- 


690       L.  Mercklia :  Ü»  Ciaermelbode  nd  OnallMbeDQtins 

rtkteristik  der  ansprocIiSTolleii  Halb(fe1ehrt6i  (aj^pido  quam  fmu  m 
läierarum  osieniaiiane  inepH  ei  frieoU),  aber  welche  Gellioi  ii  4ei 
AageD  seioer  Leser,  mit  der  Versioheraog  dasz  er  (rotx  aller  Belesu- 
heit,  in  den  Schriften  des  Probas  and  fligidias  jene  An^beo  nicbi  ii- 
getroffen,  den  Sieg  daYongetragen  so  haben  sich  achoidchelt.  (Unge- 
kehrt  teigt  er  XX 10,  4,  dasz  er  gefanden  was  jene  in  Abrede  stalleii.) 
Es  sind  also  beidemal  Erfindungen,  Phrasen  des  Gellias,  die  kciK 
Basis  bieten,  nm  darauf  irgend  welche  ScblQsse  aber  die  erwibniei 
Schriften  za  bauen.  Sie  gehören  zu  dem  in  so  vielen  anderen  Stöckea 
stereotypen  Apparat  der  Schilderung  seines  Verkehrs  mit  jeoea  Halb- 
wissern,  welcher  z.  B.  gewöhnlich  schlieszt  mit  digressu$  e$t  VI  17, 13: 
digrediiur  XVIII  4,9;  dücessü  XVIII 5, 4;  dimisimu$  XV  9,  U:  dim- 
$$i  Xlll  21, 9;  nebulo  esurgit  suaim  et  ahiens  —  XIII  31,  13';  f^ceiia 
ne^hms  hominis  rtsi  el  reliqui  XVI  6,  12.  Wie  er  selbst  aadersvo 
sagt  dasz  er  etwas  nicht  in  seiner  Lectfire  gefonden:  II  19,4.  Vl7,3. 
V  20,  4.  XIII  22,  7.  XIX  8, 18,  so  hat  er  hier  die  Bebaoptang  des  Ge- 
gentheils  anderen  in  den  Hand  gelegt ,  um  dieselbe  desto  krfiftiger  u 
rerneinen.  >—  Jedoch  wflrde  man  auch  hier  za  weit  gehen,  wolUe  oii 
Jede  Bernfong  anf  die  Erinnerung  fQr  eine  inhaltsleere  Redensart  aoi 
rhetorische  Piction  ansehen.  Die  Zeitangaben  aber  die  stattgehabte 
firfabrang  oder  Kenntnis,  welche  diese  and  andere  Mittheilaagei  ^ 
gleiten,  scheinen  durchaus  anrerfinglich  und  rficken  oft  die  Zeit  der 
Abfassang  in  die  gröste  Nähe  (Dirksen  S.  32  A.  11).  Es  sind  folgeade. 
fitific:  II  13,2  idque  ros,  cum  in  camplurium  reierum  librit  MTi]p(itfa 
aUquoUens  adver ierimus ,  nunc  quoque  in  libro  Sempronü  AseUmii 
rerum  gesiarum  quinio  Ha  posiium  esse  offendimus  (vgl.  XI 18, 10. 
XVII  21,  1);  hodie  III  16,  13;  XV  7,  3  nocie  quoque  isiaprosi- 
ma  superiore^)  cum  librum  episiularum  diüi  AugusH,  qwa  ad 
Gaium  nepotem  suum  scripsit^  legeremus  .  .  id  ipsum  in  quadaa 
episiula  super  eodem  anno  scriptum  offendimus,  XVII  2,2  veltU  kau 
terba  ex  Q.  Claudi  prima  annaU^  quae  memini$se  polui^  «otee i,  g*^ 
iibrum  kgimus  biduo  proximo  superiore^  Tgl.  IX  4,  6  tf&roi 
plurimos  aere  pauco  emo  eosque  omnis  duabus  proximis  noeti- 
bus  cursim  iran$eo;  hesierno  dae XVIII 4,2;  nuperrimellW- 
IV  13,  2.  VII  4,  1.  IX  9,  4.  XIV  2,  20;  nuper  {adeo)  II  23,  4.  5  " 
24,  2.  X  3,  2.  XI 16, 2.  XVIII  2,  7;  paulo  ante:  XIII  4,  l  inpi^ 
que  monimentis  rerum  ab  Alexandra  gestarum  et  pauio  ante  in  /liro 
M,  VarroniSy  qui  inscriptus  est  Orestes  vel  de  insania^  Olf/mpiai^ 
Philippi  uxorem  festitissime  rißscripsisse  legimus  Alexandra  f^ 
edenfalls  mit  legimus  sa  verbinden  and  im  Vergleich  mit  dea  frib^ 


9)  Ein  zweideutiger  Ausdruck.  Denn  man  konnte  unter  "^ ''!» 
proxbna  mperior  auch  dos  vorangehende  XTV  Buch  verstehen  ßni 
21,  Z^noeies  istae)  und  yermnten,  ea  sei  dort  ein  Capitel  snagefaueB, 
in'  dem  die  epistulae  iUvi  Augugti  erwähnt  waren.  Dasa  kommt  da^i 
das  XIV  Bnch  nur  acht  Capitel  zHhlt,  weniger  als  das  unvoWsi&näi^j^ 
und  nur  17  Seiten  füllt;  jedoch  ist  abzuwarten,  ob  die  Handschiu«^ 
ffir  diese  Vermutung  einen  Anhalt  bieten. 


des  A.  fiellttts  io  ^o  Noctes  Attioae.  tQl 

gelesenen  monimenia  remm  ab  AI.  gestarum  aaf  die  Abfaflsnogsieit 
des  Capitels  zu  beziehen,  und  nicht  mit  Gronor:  *an  reapecta  aetatis 
qaa  vizit  Gellios  et  qoa  vixit  Varro ,  idque  in  eomparatione  interYatti, 
quod  est  a  Gellii  vita  nsque  ad  Aieiandri  vitam  el  eins  scriptorea? 
sie  ridetur.  paler  tarnen  aliqaando  cogitavit  et  primore  in  libro*;  vgl. 
XIX  14^  4;  non  pridem:  XIII  14,  7  sed  de  AvenÜno  monie  praeter^ 
mittendum  non  putativ  quod  non  pridem  ego  in  Elydis  ^  grammaüei 
reieris  cammentario  offendi.  Hier  linden  wir  die  Zeitbeatioianong  aan 
Ende  des  Abschnitts  in  einem  Nachtrag,  was  ganz  natflrlioh  ist.  In 
einem  Zusatz  des  Gelliiis  sieht  nuperrime  III  3,  7,  sonst  immer  im 
Anfang  und  dann  fttr  den  ganzen  Abschnitt  gflitig.  Anszerdem  sind 
diese  Angaben  in  der  ersten  Hälfte  der  20  Bacher  eben  so  binflg  als 
in  der  letzten.  Endlich  bedient  sich  Gellios  der  Partikel  posteo 
in  der  Regel  um  anzuzeigen,  dasz  er  dasselbe,  was  er  als  mflndlich 
vernommen  oder  als  gelesen  mitgetheiU,'-oder  etwas  den  fihnliebea 
hinterher  auch  schriftlich  gefunden  habe:  IX  4,7.  XU  13,21.  XIII  12,5. 
XIII  20,  17.  XIII  21,  10.  XVI 1,  3.  XVI  3,  6.  XVIII  5, 12,  unter  weU 
eben  Pillen  der  erste  wenigstens  nachweislich  unglaobwardig  ist,  der- 
selbe Verdacht  aber  anch  noch  fflr  andere  besteht. 

Es  läszt  sich  hienach  dem  Gellios  im  allgemeinen  nicht  der  Vor* 
wnrf  machen ,  dasz  er  seinen  Lesern  die  Merkmale  rorenthalten  habOf 
nach  denen  sie  die  verschiedenen  Grade  der  Authentie  seiner  Mitthei* 
langen  ermessen  konnten.  Aber  wie  gewis  viele  Citate  wörllieh  ent- 
lehnt sind,  ohne  dasz  er  ipsa  rerba  zu  geben  verspricht,  so  liszt  sich 
•och  voraussetzen,  dasz  es  eine,  vielleicht  kleinere  Anzahl  von  Stellen 
gibt,  die  ans  dem  Gedichtnis  mitgetheilt  sind,  ohne  dasz  sich  dieselben 
durch  die  Art  ihrer  Anffihrung  von  jenen  ontersoheidea.  Das  Metho* 
dische  ist  also  anch  hier  nicht  mit  strenger  Consequens  dnrehgefahrt, 
sondern  es  wiederholt  sich  die  oft  beobachtete  Ungleichheit  als  der 
heYsehende  Charakter  im  ganzen. 

Die  letzten  GrQnde  fflr  alle  diese  Ersoheinongen  ergeben  sieh  ans 
der  Tendenz  welche  Gellius  hei  der  Abfassung  seiner  Schrift  verfolgte^ 
ond  aus  der  Art  und  Weise  wie  er  sein  Material  gewann  und  verarbei- 
tete, lieber  beide  Punkte  gibt  nicht  nor  die  Vorrede,  sondern  aoch 
das  Werk  selbst  an  zahlreichen  Stellen  erwünschten  Aofschluszt  Nach- 
dem er  seine  Sitte  gelesenes  und  gehörtes  aufzuzeichnen  (ad  subsidivm 
memariue)  und  die  daher  stammende  Bnntsoheckigkeit  (disparilitas) 
seiner  commeniarii  bemerkt  hat,  motiviert  er  die  Benennung  seines 
Boches  im  Gegensatz  zn  den  Titeln  anderer  Bücher  ähnlichen  Inhalts 
ond  spricht  seine  leitende  Idee  so  ans:  $  11  sed  ne  consilium  qmi- 
dem  in  excerpendis  noiandisque  rebui  idem  mihi  quod  pierisque  iiUt 
fuii.    namque  iUi  omnes,  ei  eorum  maxime  Graeci^  multa  et  varia 


10)  Der  Name  ist  entschieden  corrupt.  Mit  Rücksicht  auf  die 
vulgäre  Lesart  Etidis  liegt  es  am  nächsten  za  schreiben  FelicU  nnd 
Laelias  Felix  zu  yersteheu,  aus  dessen  liber  ad  Q.  Mucium  prmui  Be- 
stimmungen über  das  ponterium  erwähnt  sind  XV  27,  4.  Die  ausführ- 
liche Begründang  gebe  ich  anderswo. 


602       L.  MercUio:  iie  Ciliaraeftode  ud  QatHeabeBvtsiiag 

lectüanie»^  in  quas  res  atmque  iuciderami^  *alba*  ut  dieilur  Wmm' 
sine  CHra  discriminia  solam  copimn  seciati  converUbant^  quilma 
legendis  anie  atUmus  senio  ac  iaedio  languebiL,  quam  ummm  aitenmt 
reppererii^  quod  sU  aut  voluptaU  legere  aui  culM  legüse  aut  um 
meminisse,    ego  vero  cum  iilud  Ephesii  viri  summe  noMii  terbm 
cordi  höherem^  quod  profecio  iia  est:  noXviM4x^ifi  voov  oi  ötiMttu 
ipse  quidem  tohendis  transeundisgue  muiUs  admodum  volummilM 
per  omnia  semper  negotiorum  intereaUa ,   m  quibus  furari  otium  po-^ 
<tii,  exereitus  defessusque  sum^  sed  modiea  ex  kis  eaque  solaae- 
cepi^  quae  aui  ingenia  prompia  expediiaque  ad  honesiae  ervditmit 
cupidinem  uiüiumque  arlium  coniemplaUonem  celeri  faciliqiK 
compendio  ducereni  aui  komines  aüis  iam  nitae  negoUis  ocenpa- 
tos  a  turpi  cerie  agreslique  rerum  aique  verborum  imperilia  tM- 
eareni.    Daraaf  macht  er  die  verschiedenen  Kategorien  seines  Stoffes 
aambaft:  §  13  quod  eruni  autem  in  his  commentariis  pauca  quatian 
scrupuiosa  ei  anxia^  tel  ex  grammaiica  vel  ex  dialectica  rel 
eiiam  ex  geomeiria,  quodque  eruni  item  paucula  remotiora  super 
augurio  iure  et poniificio^  non  oportet  ea  defugerCy  quasiati 
cognitu  non  utilia  aui  perceptu  difßciiia.    non  enim  fecimus  aiua 
nimis  ei  obscuros  in  his  rebus  quaesiümum  sinus,  sed  primilias  quas- 
dam  et  quasi  Ubamenia  ingenuarum  artium  dedimus^  quae  einr»  n- 
nüiter  erudiium  neque  auddsse  umquam  neque  aUigisse^  si  non  ^tif^ 
lumd  quidem  eerte  decorum  est^  und  schlieszt,  nachdem  er  manoherlei 
Forderangea  an  seine  Leser  gestellt  hat,  also:  $  17  quae  autem  parun 
plana  tidebuniur  aui  minus  pleno  instructaque^  petimus^  inqwm^^ 
ea  non  docendi  magis  quam  admonendi  gratia  scripta  exisii»^ 
(rgl.  XII  10,  3)  e/  quasi  dewumslratione  eestigiorum  contenti  peru^ 
quaniur  ea  post^  si  libehii^  f>el  libris  repertis  vel  magitirit 
(Tgl.  XVII 13, 11  quod  quia  longioris  dissertaiionis  est,  potent,  est 
otium  est,  reperire  hoc  in  P.  Nigidii  commentariis  quos  grammaUc^ 
inscripsit;    so  erklärt  aiob  auch  die  UmsUndlicbkeit  maocharCiU(0 
nnd  die  Angabe  der  Loeale  wo  die  BQcher  %n  finden:  V  it^9*  IXl^«^ 
XVI  8,  3).    quae  tero  putaeerini  reprehendenda,  his,  si  audehssK 
subeenseani,  unde  ea  nos  aceepimus;  sed  enim,  q^oe  aliter  apsi 
alium  icripta  legerini,  ne  iam  statim  tempore  obstrepant,  sed  el  ra- 
Hones  rerum  et  aucioritates  hominum  pensiteni,  quos  Uli  quotque  soi 
secuti  sumus.   Diese  Grnndsitse  stehen  mit  der  Anafähreag  in  ^^^ 
Einklang  nnd  werden  gelegentlich  vielfach  wiederholt:  IX  3)  ^  ^ 
epistula  (PhiUppi  ad  Aristoielem)  quoniam  curae  däigentiaeque  i« 
liberorum  disciplinas  hortamentum  est,  exscribenda  tisa  '^^f^^^ 
monendos  parenium  animos.   IX  4,  5  aique  in  legende  earpsi  ejisa^ 
quaedam  ei  noiaei  mirabiiia  et  scriptoribus  fere  nostris  inUmp^'^ 
eaque  his  commentariis  aspersi,  ut  qui  eos  lectitabit  ne  rudis  owim'*ö  f 
avrjxoog  inter  istiusmodi  rerum  auditiones  reperiatur.  XU  1,1**''' 
Favorinum  dicentem  audivi  Graeca  oratione.    cuins  sententias  €(0- 
munis  utiHtatis  gratia  y  quanlum  meminisse  potui,  retiuli-  Xlfl^^» 
haec  nos  aucioritate  dociissimi  homims  (P.  JSigida)  addncH  propi^ 


des  A.  6eMo8  in  den  ff ootes  Altimie.  ^93 

eos  qui  harum  quoque  rerwn  $cientiam  quaerunt  non  praetermil- 
lenda  existimavimus.  XIII  29,  6  hoc  indicium  Frontonis  etiam  in 
parvis  minutisque  eocabulis  non  praetermüiendum  putaf>i^  ue  nos 
forte  fugerei  lateretque  snbtilior  huiuscemodi  verborvm  consideraiio, 
XIV  6,  5  gibt  er  ein  Bach  zarQck,  librum  grandi  volnmine  doctrinae 
amnigenae  praescatentem  mit  den  Worten:  ovato  cov  rctvtrjg  t%  tto- 
Xvfuxd'Cag  ei  librum  hunc  opulentissimum  recipe^  nil  prorsus  ad  nostras 
paupertinas  liUeras  congruentem.  nam  meae  noctes^  quas  instrucium 
ornatumque  isti^  de  uno  maxime  illo  versu  Homeri  quaerunt^  quem 
Socrates  prae  omnibus  semper  rebus  sibi  esse  cordi  dicebai:  ovn  tot 
iv  fiiyaQOiai  TUiitov  t'  aya^ov  ts  rhvxteu,  XVI  8 ,  15  sed  hoc  tarn 
hreve  ex  dialec'tica  libamentum  dedissenunc  satis  erit,  XVII  91,1 
ui  conspectnm  qticndam  aeiatum  antiquissimarum^  item  tirorum  itlus- 
trium^  qui  in  his  aeiatibus  nati  fuissent^  haberemus^  ne  in  sermonibus 
forte  inconspecium  aliquid  super  aeiate  atque  tita  clariorum  homi^ 
nnm  temere  diceremus  . .  et  excerpebamus  ex  libris  qui  chronici 
appeUantur^  quibus  temporibus  floruissent  Graeci  simul  atque  Romani 
viri  ,  .  easque  nunc  excerptiones  nostras  f>ariis  dirersisque  in  locis 
factas  cursim  digessimus,  neque  enim  id  nobis  negotium  fuit^  ut  acri 
atque  subtili  cura  excellenlium  in  utraque  gente  hominum  üvyxQOviö- 
fiovg  componeremus ^  sed  ut  noctes  istae  quadamtenus  His  quo- 
que  historiae  flosculis  leviter  iniectis  aspergerentur. 
XVIII  10, 8  hoc  ego  postea  cum  in  medico  reprehensum  esse  meminis- 
sem ,  existimavi  non  medico  soli^  sed  omnibus  quoque  hominibus  libe- 
ris  liberaliterque  institutis  turpe  esse^  ne  ea  quidem  cognovisse  ad 
notiiiam  corporis  nostri  pertinentia^  qitae  non  altius  occultiusque 
remota  sunt  et  quae  natura  nobis  tuendae  talitudinis  causa  et  in 
promptu  esse  et  in  propatulo  toluerit;  ac  propterea^  quantum  habui 
temporis  subsicivi ,  medicinae  quoque  disciplinae  libros  attigi^ 
quos  arbitrabar  esse  idoneos  ad  docendum ,  el  ex  his  cum  alia  plera- 
que  ab  i$to  humanitatis  usu  non  aliena^  tum  de  venis  quoque  et  arte- 
riis  didicisse  videor.  XX  10 ,  6  itaque  id  quod  ex  iureconsultis 
quodque  ex  libris  eorum  didici^  inferendum  his  commentariis  existi- 
mavi^  quoniam  in  media  rerum  et  hominum  vitam  qui  colunt^  igno- 
rare  non  oportet  verba  actionum  civilium  celebriora.  Nur  selten  ist 
er  von  seinem  Plan  abgewichen,  wie  er  selbst  anmerkt  I  25, 18  hoc 
ab  Aurelio  scriptum  propterea  non  praeterii^  ne  cui  harum  noctium 
aemulo  eo  tantum  nomine  elegantius  id  tideretur^  tamquam  id  nos 
originem  verbi  requirentes  fugisset.  Daher  Entschuldigungen,  wo  er 
SU  weit  gegangen  schien  XVII  21,  50  sed  progressi  longius  sumus,  cum 
ßnem  proposuerimus  adnotatiunculis  istis  bellum  Poenorum  secundum^ 
oder  tu  viel  mittheilt  V  18,  7  ex  quo  libro  plura  rerba  ascripsimus^  ut 
simul  ibidem^  quid  ipse  inter  res  gestas  et  annales  esse  dixerit^  osten- 
deremus,  VI  11,  6  sed  ex  eo  loco  M,  Tullii  verba  compluscula  Ubuit 
ponere,  XIX  14,  3  Nigidianae  commentationes  non  proinde  in  tolgus 
exeunt  ei  obscuritas  subtiliiasque  earum  tamquam  parum  utilis  dere- 
licta  est.  sicuti  sunt  quae  paulo  ante  legimus  in  commefUariis  eius 


d94       L.  Mercklw  i  die  CStiermellMide.  ud  QaelleiAeiiQlsaog 

qmo8  grammaiieos  üucripgii ,  ex  quibus  fuaedam  ad  d0mom$irandu9 
$cr$p$urae  genu$  ewempli  graUa  tumpsi^  und  Abweisung  des  Leeres 
iwd  Spilzflndigen  V  15«  9.  IX  4,  11.  12  huec  aique  alia  isUumoü 
plura  legimus^  $ed  cum  ea  tcriheremus,  ienuü  nos  man  idoueae  $crif- 
iurae  iaedium,  tuhil  ad  ornandum  iuvandumgue  timoi  vilae  pertintit- 
iin;  XIII  1,  4.  —  Seine  Absicht  gieag  also  dahin,  ein  Werk  so  lieferB, 
welches  onterhalten  and  belehren  sollte  darch  Maoigfalligkeit  ond 
Faaziicbkeit  der  Gegenstinde.  Weder  nassenhafle  Erudilioo  oock 
systematische  Form  der  Darstellung  war  erstrebt:  jene  (adelt  er  u 
seinen  griechischen  Yorgingern;  dasz  er  diese  vermied,  lehrt  der 
bunte  Wechsel  seiner  Themata^  der  nicht  surallig  sein  kann,  sooderD, 
wie  sieb  zeigen  wird,  absichtlich  herbeigeführt  ist.  Sein  Ideal  wir 
eine  Bncyclopaedie  ")  der  freiesten  Art  nach  Form  und  Umfao^;  eiA 
Kaleidoskop,  das,  wo  man  auch  hineinsah,  stets  Nutzen  undYergoilg» 
gewihrte.  Fragen  wir  nach  den  Mitteln ,  durch  welche  er  dieses  Ziel 
erreicht  hat,  so  werden  wir  seine  Methode  das  Material  zn  gewiDoea 
und  zn  gestalten  betrachlen  müssen.  Es  handelt  sich  dabei  um  seiie 
Art  zu  excerpieren,  die  R^daction  der  £xcerpte,  endlich  die  Disposi- 
tion des  Ganzen. 

Ueber  seine  schriftlichen  Anfzeichnungen,  seine  Colleciaoeeo  ron 
Excerpten  und  Notizen  znm  Behufe  späteren  Gebrauchs  sagt  er  in 
Eingang  der  Vorrede:  usi  auiem  sumus  ordine  rernm  forluüo,  ^»^ 
aniea  in  exeerpendo  feceramus,  nam  proinde  ut  lißrum  quem- 
gue  m  manus  ceperam  $eu  Graecum  seu  Latinum  vel  quid  memorat» 
dignum  a«  dt  er  am,  iia^  quae  libitum  erat^  cuius  gentris  cumtfut 
erant,  indistincte  atque promisce  annotabam  eaque  mihia^ 
$ub*idium  memoriae  quasi  quoddam  lUterarum  penus  recondebom,  vA 
quando  usus  venisset  aut  rei  aui  verbiß  cuius  me  repens  forte  obläio 
lenuisfel,  et  libri  es  quibus  ea  sumpseram  non  adessenty  facilf 
inde  nobis  intentu  atque  depromptu  forei.  facta  igitur  est  i»  ^^ 
•quoque  cammentariis  eadem  rerum  disparilitas^  quae  fuü  la  i^*^ 
annotationibus  pristinis^  quas  breviter  ei  indigeste  et  is* 


11)  Für  den  Umfang  des  encydopaediachen  Winsens  werden  di« 
nenn  Varroniacben  Bücher  de  disdpiiniSy  welche  Gellio«  kannte  and  m- 
niitzte , -rnicht  ohne  Einflasz  gewesen  sein;  natürlich  gilt  *^®^  ^'i  j 
ihn  die  ^ homoeopathische  Verdünnung',  durch  welche  0.  Jä^d  (^'. 
a&cbs.  Ges.  d.  W.  1850  S.  282)  die  spateren  encyclopaedischeo  Wew 
im  Verhältnis  «u  Varro  charakterisiert.  Die  Vorrede  §  13  B«wt  in  a» 
Varroniacheu   Reihen"       '——    -  «    «»n  rJrftmm&tiK. 

Dialektik,  Geometrie, 

Die  Arithmetik  wird  vertreten  von  ^  i  uuu  jvvxia  ii.  *"  \""  jn  Ji« 
30),  die  Astrologie  von  II  21  und  XIV  1,  die  Musik  von  XVI  l»f  » 
Medicin  von  XVIII  10,  8.  Nur  die  ArcMtectur  geht  leer  aM,  »^j^ 
man  nicht  dahin  die  Bemerkung  über  vesiätulum  und  airim  ''^^^^f 
XVI  5  (Ritachl  S.  50).  Vielleicht  rechnete  Gellius  sie  nicht  ««i/^"  ^q,^ 
ingenuae.  Dafür  sind  die  echt  römischen  Disciplinen  der  Junspr  ^j 
des  Krieg-  und  Sacralwesens  eingetreten.  Ueber  die  ''*6^^5  »saer 
dens  des  Gellius  a.  meine  Abb.  über  die  isagogiachen  Schriften  der  fio 
a.  O.  S.  432  ff. 


Reihenfolge  (Ritschi  quaest  Varron.  S,  21)  Gra^jn»"';; 
>metrie,  wobei  die  Rhetorik  übersprungen  ist  (^^*^.Y  i« 
k  wird  vertreten  von  X  1  uiid  XVIII  14.  15  (R^H^"//' jsl' 


des  A.  Oelluis  in  den  Noetas  AitiMe.  695 

condiie  erudiiiomhut  lecüanibusque  tarüi  feeermnui,  Daaiit  Btmn 
raen  gelegentliche  Aeossernngen  imVerlaDfe  des  Werks  überein;  XVII 
%  1  cum  Uhrum  veieris  scriptorü  legebamusy  ctmabamur  posiea  me- 
moriae  vegetandae  gratia  indipisci  animo  ac  reeen$ere  quae  in  eo 
Ubro  »cripta  essent  in  utrasque  existimaiiones  laudis  aut  culpae  ad- 
notamentis  digna^  eraigue  hoc  tone  quam  uiile  ewerciiium  ad  eond- 
liandas  nobis^  ubi  venisset  «ms,  terborum  senientiarumque  elegan- 
ftiMR  recordationes.  ^üui  haec  verba  tx  Q.  Claudi  primo  annaii^ 
quae  meminisse  poiui^  noiati,  quem  iibrum  legimus  biduo  proximo 
superiare,  §  27  haec  ego  pauea  inierim  super  eo  libro^  quarum  me- 
moria po$t  leciionem  euppeiierai^  mihi  notoDi.  XIX  7, 2  ego  et  luUue 
CehinuSj  cum  ad  cum  (JuUum  Paulum  poetam)  eenassemue  ei  apud 
meneam  eiu$  audissemu»  legi  Laetti  Alceeiin  rediremusque  in  urbem 
saie  iam  fere  occiduo^  figuras  habiiusque  terborum  nove  aui  insigni- 
ter  diciorum  in  Laeeiano  iUo  carnUne  ruminabamur^  ui  quaeque  vos 
indidem  digna  animadverti  subvenerat^  qua  noe  quoque  postemue  uti^ 
memoriae  mandabamus,  erant  autem  verba^  quae  iunc  suppeiebani^ 
htiiuseemodi.  §  12  Atf  nos  inter  viam  f^erborum  Laepianorum  adno- 
tatiuncuUs  oblectabamur,  cetera  etiim,  quae  videbantur  nimium  poe- 
iiea^  ex  prosae  orationte  usu  alieniora  praetermisimue  (wehrschein- 
lieb  baUen  sie  das  Buch  mit  aof  den  Weg  genommen,  denn  die  %  ^16 
angefal^rten  Einxelbeiten  sind  für  die  blosse  Erinnernng  nacb  iinmali* 
ger  Lesang  zu  speciell,  wenn  es  flberbanpt  mil  der  Binkleidang  etwas 
auf  sieb  bat).  FQr  die  gleicbseitige  Anfzeicbnnng  von  geborten  siiid 
XIV  1,  2  nnd  XX  6,  15  bereits  angefahrt  worden.  Diese  Aufseicbnan- 
gen  nennt  er  im  Gegensats  zu  den  ausgearbeiteten  BQchern  annotatio- 
nes^  annotamenta  (1 7, 18),  annotatiuneulae^  excerptiones  (XVII  21,1). 
Das  Aarseichnen ,  scbrifllicbe  Vermerken  einer  gelesenen  oder  gehör- 
ten Sscbe  bezeichnet  er  mit  notare  nnd  adnotare:  II  30,  11.  III  18,  9. 
VI  13,  3.  X  28,  2.  XI 1,  6.  XI 15,  7.  XV  14, 1.  XVII  2,  2.  XVIII  4,  11 
quos  (libros  Nigidianos)  requisitoi  ego  ei  repertos  cum  primarum 
signißcaiionum  exemplii^  ui  commeniariis  harum  noctium  infer- 
rem^  notavi  et  intulisee  iam  me  aliquo  in  loco  commeniationibue 
'  isiis  exisiimo,  XVIII  12,  10.  XVIII  14,  6.  XIX  1,  21  haec  Epicteium 
philosophum  ex  decretis  stoicorum  sensisse  atque  dixisse  in  eo  quo 
dixi  libro  fegimus  adnotandaque  esse  idcirco  existimarimus  ^  ut  — . 
XX  6,  15  haec  memini  mihi  ApoUinarem  dicere^  eaque  iunc  ipsa  ita 
uti  dicta  fuerant  notaei.  Diese  leiste  Stelle  ist  entscheidend  dafür, 
dassfioliire  nicht  beisst,  wozu  einige  der  obigen  Stellen  verführen 
könnten ,  anstreichen  (im  Buche,  zu  späterem  Gebrsnch),  sondern  auf- 
zeichnen in  den  Adversarien.  Im  Gegensatz  zu  diesem  Act  beiszt  die 
Aufnahme  der  Excerpte  und  Notizen  in  die  noctes  (commentarii^  com- 
meniationes)  inferre  XVIII  4,  11.  XX  10,  ^  Gelesen  aber  hat  Gel- 
lios,  wenn  auch  nicht  planmäszig,  doch  in  einem  gewissen  Zusammen- 
hang, nnd  darnm  werden  auch  seine  Excerpte  in  einer  gewissen  Ord- 
nung gewesen  sein,  obwol  er  das  Gegentheil  sagt:  II  30, 11  id  quoque 
a  periUssimis  rerum  phUosophis  observatum  est ,  ausIris  spirantibus 


696       L.  MeroklHi;  die  Cilieriiietliofle  mid  Qnellenbenulzung 

metre  ßeri  glaucvm  et  caeruleum^  aquilonihus  obncvrins  atrm^nt. 
euiusqne  rei  causam ,  cum  Arisiotelis  libros  probiematorum  pratetr- 
peremus^  nota^i.  XI 2, 5  praeterea  ex  eodem  libro  Catonit  kaee  ttiai» 
spar$im  et  intercise  commeminimus  (vgl.  Ritschi  poesis  Stlor- 
niae  spicilegimn  I  S.  14.  H.  Jordan  im  rhein.  Hos.  XIV  S.  ^tSU).  XYll 
21 , 1  e/  excerpebamus  ex  tibris  qui  chronici  appeUemtur , .  eaggw  woc 
excerptiones  nostras  rariis  dirersisque  in  locis  factas  cnrsiJn 
digesshnuB.     Denn   dasz  oft  yerhäUnisinäszig  nar  wenig  mifgetbeili 
wird ,  darf  nach  der  Vorrede  §  13  ipse  quidem  roteendis  transevndii' 
que  muHis  admodum  vofuminibus  .  .  modica  ex  kis  eaque  soläat- 
eepi^  quae  —  nicht  befremden.    Auf  der  andern  Seile  (aasen  die  zibl- 
reichen  AnfQhrangen  ans  bficherreiehen  Werken ,  wie  des  Aristoteles. 
Cicero,  Clandiiis  Quadrigartns  (XVII  2,2  fr.),  Ennins,  Uomer,  Labems, 
Luoilins,  Nigidios,  Plato,  Piautus,  Pliniiis  (III  16,24),  PIntarcb,  Poreins 
Cato  (VI  3,  7.  49.  55),  Sallostios,  Varro,  Vergilius  keinen  Zweifel 
übrig,  dasE  er  nicht  desnltorisch  hie  und  da  in  ihnen  geblättert  habt 
sondern  mit  ihnen   wol  vertraut  gewesen   sei.     Von  manchen  der 
genannten  sagt  er  es  anszerdem  selbst:    XIII  13,  4  sed  ego  qui  tm 
adiidnus  in  tibris  üf.  Varronis  fui  . .  protuli  unum  et  vicensimi» 
rerum  kumanarum.    XIII  31 ,  2  tum  forte  ego  cum  Ubrum  ex  isäe» 
Matwis  ferebam^   qui  'TÖQOKViov  inscriptus  est,    XII  14,  4  cum  eoi 
(P.  Nigidii  comm,  gramm.)  non  opinor  incuriose  tegissemus.  XU 
15,  I  cum  lectitaremus  historiam  SisenHae  adsidue  (dennoch  er- 
wähnt er  ihn  nar  viermal).   XV  30,  5  ego  cum  (  Valerii)  Probi  mfUa 
admodum  commentationum  libros  adquisierim ,  fie^e  scriptum  in  kis 
inveni  nee  usquam  alioqui  Probum  scripsisse  credo.     Demnach  kaoB 
ich  Dirksen  nicht  beipflichten,  welcher  S.  32  meint,  es  sei  nicht  ror- 
aasznsetzen,  dasz  bei  den  umfangreichen  Werken  eine  stetige  Fol^e 
der  Exoerpte  sei  festgehalten  worden.     Derselbe  hat  bereits  snsp- 
sprochen,  das«   die  angefertigten  AuszOge  doppelter  Art  gevresei, 
nemlich  Bxcerpte  theils  für  den  Inhalt,  theils  fdr  die  Textesworte  der 
ben atzten  Originale.    Ausserdem  ist  anch  noch  der  Unterschied  der 
sachlichen  und  sprachlichen  Notizen  zu  bemerken  (praef.  §  3  quanio 
usus  renisset  aut  rei  aut  verbiß  vgl.  §  12;  XVII  2, 1  eraique  hoc  mt 
quam  utile  exercitium  ad  conciliandas  nobis^  ubi  f>enisset  usus,  ter- 
borum   sententiarumque  elegantium   recordationes) ;    die   Icteterw 
lieszen  viel  weniger  blosze  Inhaltsreferate  zu ,  verlangten  viel  mehr 
wörtliche  Mittheilong  von  Beispielen  und  Grundlagen. 

Die  verschiedenen  Gesichtspunkte ,  unter  denen  der  gesann«!^^ 
Stoff  zusammentreten  sollte,  mag  Gellins  zum  Theil  schon  mitgebracht 
haben ,  theils  mögen  sie  ihm  wSbrend  der  Lectüre  und  RedactioB  ent- 
standen sein:  III  3,  8  ex  qua  duo  kos  versus  exscripsimus,  ut  h^*^' 
riam  quaereremus  oratuli  arietini ;  die  Untersuchung  sber  ij^^  ^' 
weder  hier  noch  anderswo.  Und  dergleichen  •  unerfilllte  Abaichlen 
treffen  wir  auch  noch  sonst  an:  II  22,  31  considerandum  igil^^  ^' 
qftid  Sit  secundo  sole.  XII 14, 7  censuimus  igitur  amplius  quotrt»^^' 
XIII  7,  6  ea  nos  dissensio  atque  diversitas  cum  agitaret  induiis*i^ 


des  k,  Gellitu  in  den  Nooles  Attieae.  697 

poetanun  et  kiHorieorum  nobüinimi^  plaeuii  libro»  Arütöielis  ph&o^ 
sophi  innpici^  quoB  de  anmalibns  esquisiiisiime  composuiL  in  quibas 
quod  wper  isia  re  scriptum  intfenerimus^  cum  ipsius  Aristotelis  f>erbis 
m  kis  eommefUariis  $cribemus.  XVIII  13, 10  et  aiia  istiusmodi  plera- 
que^  quae  proinde  ut  in  legendo  fuerini  obvia  notabuntur,  DafOr 
aber  dasz  er  bestimmte  Inteotionen  nicht  bloss  bei  Beiner  Lectttre  ver- 
folgte (a.  die  Vorrede),  sondern  nach  diesen  namentlich  aoch  bei  der 
Redaotion  verfahr,  zeugen  die  vielen  JStreitfrägen ,  welche  als  die  be- 
lebenden Krifle  seiner  Gelehrsamkeit  anftrelen.  I  13,  l  in  ofßciis 
capiendis  censendis  iudicandisque .  •  quaeri  solet^  an  ntgotio  tibi 
dato  et  quid  omnino  facßres  definito  contra  quid  facere  debeas^ 
9i — .  anceps  quaestio  et  in  utramque  partem  a  prudentibuB  tiris 
arbitrato  est.  sunt  enim  non  pauci  qui  — .  ali*  existimarerunt  — . 
dustructius  deliberatinsque  fore  arbitramur  theorematium  hoc  de 
wMndatis  huiuscemodi  exequendis  — .  Dasselbe  Thema^  wird  wieder 
behandelt  II  2.  II  7,  1  quaeri  solitum  est  in  philosophorum  discepta^ 
iionibus^  an  semper  inque  omnibus  iussis  patri  parendum  sit,  V  13, 1 
seniorum  hominum  et  Romae  nobilium  atque  in  mofum  .  .  doctrina  . . 
praestantium  disceptatio  quaedam  fuit  .  .  de  gradu  atque  ordine  ofß- 
ciorum ,  cum  quaereretur,  XIII  28.  XIV  2.  —  I  22,  14  an  autem  su- 
peresse dixerint  veteres  pro  restare  et  perficiendae  rei  deesse^  quae- 
rebamus.  II  4,  2  id  vocabulum  (dimnatio)  quam  ob  causam  ita  fac- 
tum  si/,  quaeri  solet,  III  2,  1  quaeri  solitum  est^  qui  noctis  kora 
iertia  quartave  sive  qua  alia  nati  sunt ,  uter  dies  natalis  haberi  ap- 
pettarique  debeat,  III  16,  21  memini  ego  Romae  accurate  hoc  atque 
soUicite  quaesitum^  negotio  non  rei  tunc  partae  postuiante^  an  octoTo 
fnense  infans  ex  utero  vinus  editus  et  statim  mortuus  ius  trium  Übe- 
rortifl»  suppie^isset  — .  IV  1, 15  meministi  enim  credo  Quaeri  solitum^ 
quid  Vergilius  dixerit^  penum  instruere  i>fl  longam  vel  longo  ordine, 
IV  2,  2  propterea  quaesierunt  iureconsulti  t>etereSy  quid  mancipium 
morbosum  quidee  vitiosum  recte  diceretur,  %  6  de  eunucho  quidem 
quaesitum  est^  an  — .  §  11  de  myope  quoque . .  dissensum  est.  IV  6,  3 
quod  suecidaneas  hostias  senatus  appellavit,  quaeri  solet  ^  quid  ver- 
bum  id  signißcet,  IV  17, 10  quaerimus  igitur  in  obictbus  o  littera  qua 
raiione  intendatur.  V  8, 8  posse  quaeri  animadtertimus^  utrum  lituus 
auguralis  a  tuba^  quae  lituus  appeUatur^  an  tuba  a  lituo  augurum 
liiuus  dicta  Sit,  V  15 ,  1  vetus  atque  perpetua  quaestio  inter  nobüis- 
simos  philosophorum  agitata  est ,  corpusne  sit  r>ox  an  incorporeum^ 
▼gl.  V  16,  1.  —  V  17,  4  eins  observationis  an  religio  ulla  sit  tradita^ 
quaeri  solet,  V  20, 3  cum  Graecum  autem  eocabulum  sit  soloecismus^ 
an  Attici  homines^  qui  elegantius  locuti  sunt^  usi  eo  sint^  quaeri  solet, 
VI  13,  3  hoc  eo  strictim  notavi^  quoniam  in  M,  Catonis  oratione  qua 
Voeoniam  legem  suasit  quaeri  solet  ^  quid  sit  classicus^  quid  infra 
cimssem,  XIII-13, 1  quaesitum  esse  memini  in  plerisqve  Romae  sta- 
Oonibus  ius  publice  docentium  aut  respondentium^  an  quaestor  populi 
Romani  a  praetore  in  ius  t>ocari  posset,  id  autem  non  ex  otiosa 
quaesiione  agitabatur^  sed  usus  forte  natae  rei  ita  erat,,  ut  vocandus 

Jahrb.  f.  cUm.  Philol.  Soppl.  Bü.  XII.  HfU  5.  47 


J 


698         L.  Mercklia:  die  dtiernelhode  oiul  QnMIoibeBnUQaf 

esiet  in  ttif  quaeslor,    XIII  14,  4  propierea  qnae$iium  est  mc  mmc 
etiam  in  quaesiione  est,  quam  ob  causam  ex  Septem  urhis  momühm 
.  .  Avtntinus  - — .    XIII  15,  2  guaeri  igitur  solet,  qui  sint  maqiUralm 
minores,    XV  13,  2  sunt  autem  verba  haee  omnia  ex  altera  pcrU 
inusitata ,  et  an  dicta  sint  in  eam  guoque  partem ,  quaeri  sdet,  XVI 
5,4  quae  porro  kuic  vocabulo  ratio  sii^  quaeri  muUum  saht.  XVI 
10,  3  tum  ibi  quaeri  coeptum  est,  quid  esset  praletarius,    XVII  6,2 
quaerebatur,  sereus  recepticius  quid  esset.    XVIll  9,  2  insuenia. 
quid  esset,  quaeri  coeptum,   Aach  fehlt  es  nicht  an  wirklichen  Stvdiei, 
an  der  fortgesetzten  Anfmerksanikeit  auf  gewisse  Probleme,  ami  vir 
haben  bereits  gesehen  dasa  manche  derselben  nicht  anm  Abschlosi 
gebracht  worden  sind :  I  25 ,  12  indutiarum  autem  vocabuium  qna  tä 
ratione  factum,  iam  diu  est  cum  quaerimus,  II  19,5  cur  autem  m  koc 
uno  foerbo  (rescire)  re  particula  huius  sententiae  vim  habeat,  eqvi- 
dem  adhuc  quaero,   Beispiele  genauer  Nachforschong  bieten  das  obea 
skiKsierte  16e  Capitel  des  III  Boehes,  oder  IX  14,  obgleich  der  $6 
genannte  Caesellios  (welcher  Beispiele  ananführen  pflegte  III  16,  II. 
VI  2,  5.  XI  15,  1)  und  §  24.  26  C.  Caesar  i»  libro  de  anahgia  secu^ 
mutmaasen  lassen,  dasa  Gellius  nicht  selbst  alle  Belegstellen  gesammelt 
hat,  was  auch  seine  Worte  com  Schluss  §  26  bestätigen :  ego  quogue 
in  lugurtha  SaUustii  summae  ßdei  et  reterendae  eetustatis  libro  dit 
casu  patrio  scriptum  ineeni,  oder  XVI  11,3  quorum  (^Psyliorum)  super 
nomine  et  genere  cum  in  teteribus  iitteris  quaesissem,  in  quarto  dm- 
que  Herodoti  libro  fabulam  de  Psgllis  hanc  ineenimns.    In  vielen  Fil* 
len  mag  die  Lectüre  selbst  schon  das  fertige  Material  fdr  die  Behand- 
long  einzelner  Controrersen  dargeboten  haben ,  wie   die  Bächer  des 
Verrins  Flaccos  de  terborum  significatione,  welche  Gellius  (oder  seiae 
Quellen)  viel^öfter  benutzt  hat  als  er  angibt,  wenigstens  eiae  Fälle 
Toa  Belegen  und  Autoritäten  darboten  (auctoritates  IV  12  3.  XII 10,^ 
XVIII  6,  7.  XV  ^  4.  6  missas^ auctoritates  facias  . .  sed  rationem  dic> 
wie  auch  sonst  zwischen  auctoritates  und  ratio  geschieden  wird  17,19. 
IV  6,  3.  praef.  §  18),  oder  die  libri  Nigidiani  cum  primarum  signifr 
cationum  exemplis  (XVIII  4,  11)  oder  Varros  Schriften;  ein  anderes 
Mal  enthielt  sie  Anweisungen   und  Fingerzeige,  sich  des  weiteren 
zu  belehren,  oder  es  trat  ans  den  Excerpten  bei  der  Redaction  das 
Gleichartige  zusammen:    IX  4,  13  libitum  tamen  est  in  loco  hoc  min- 
eulorum  notare  id  etiam,  quod  Plinius  secundus  .  .  in  libro  naturalis 
historiae  septimo  scripsit,   XIII  3,  6  hoc  ego  scripsi  de  utriiAque  to- 
cabuli  indifferentia ,  admonitus  forte  verbi  istius,  cum  legerem  Sem- 
pronii  Asellionis  . .  quartum  ex  historia  Ubrum.   XVII 21, 1  excerpe- 
bamus  ex  libris  qui  chronici  appellantur  . .  easque  nunc  excerptiont* 
nostras  variis  dirersisque  in  locis  factas  (wodurch  nicht  ausgeschlos- 
sen wird  daaz  die  Excerpte  aus  den  einzelnen  Chroniken  beisaoaiea 
standen)  cursim  digessimus.    Bei  der  Verarbeitung  der  excerpierlea 
Notizen,  welche  laut  der  Vorrede  die  Originale  ersetzen  aolllen,  bi6- 
gen  diese  dennoch  bisweilen  zu  Rathe  gezogen  worden  sein  (1 3)f  ^^ 
aian  daraus  sohlieszen  möchte,  dasz  selten  genug  Qber  deren  Abwesea. 


des  A.  Gelttu  in  de&  Ifoeles  Attieae.  699 

heil  geklagt  wird:  I  33, 3 ea  Caionis  t>erba  knie  proriut  e&wmeniar^ 
indidiuem,  $i  lihri  copia  fuissei  id  iemporis  cum  haec  dieiaei")^ 
wibraad  es  in  Besag  aof  deoselben  Cato  V  13,  3  helszt:    huhu  mariM 
obMerwiiionisque  muiia  sunt  iesiitnania  aique  documenta  in  antigui- 
iatiims  pencriptOj  ex  quibus  unum  hoc  inier  im  . .  quod  prae  mmiibtu 
eMi  pcnemus.    M.  Caio  in  oraiione  — ,  and  ein  anderes  Mal  XIII 16,  8 
Geliins  wörtlich  millbeilt,  was  er  in  Ermangelong  der  Quelle  watr* 
sobeinlich  nur  dem  lohalte  nach  referiert  bitte:  mj»er  hac  re  meü 
^erkis  nH  opus  fuit^  quoniam  Über  M,  Me$sallae  augurit  de  auspicnB 
primuM^  cum  hoc  scriberemus^  forte  adfuitz  woraus  man  aber  nicht 
gleich  wird  schlieszen  dürfen ,  dass  aberall ,  wo  nicht  directe  Worte 
mitgetheilt  sind,  deshalb  die  Originale  gefehlt  haben.   Denn  Text  nnd 
Inhattsreferate  sind  nicht  streng  geschieden,  weder  nach  den  Abschnitt 
ten  noch  nach  den  Gegenständen,  sondern  stehen  in  demselben  Ab- 
schnitte über  verschiedene  Gegenstiinde,  wie  anch  Aber  denselben  diehl 
beisammen.    Beispiele  fflr  die  Verbindung  von  Inhaltsangabe  und  w5rl^ 
liebem  Text,  wobei  bald  der  eine  bald  die  andere  voransgeht,  sind 
l  3,  25  n.  26.  XHl  7,  1  u.  2.  XIV  2,  21  o.  26.  XV  1,  6  n.  7.  XVI  3,  3. 
4  n.  7.  8.  9  n.  10.  XVI  10, 14  u.  16.    Gellins  pflegt  die  ausgehobenen 
Orig:inalstellen  sn  umschreiben,  zu  erliutern  (t.  B.  die  Stellen  aus  Ln- 
cilios  und  Laevius  II  24,  5  u.  9),  und  wenn  es  griechische  sind,  sn 
llbersetsen.    Dass  dies  seine  Sitte  war,  zeigt  ausser  den  Beispielen 
die  Bemerkung  XIX  14,  5  verba  haec  scripsii  (Nigidiue)^  quae  reli^ 
quitnuB  inenarraia  ad  ewercendam  legentium  inieniionem.   Beispiele 
von  def  Verbindung  griechischer  Texte  mit  lateinischer  Uebersetznng 
sind:   I  3,  9  ea  terba  significani.    HI  6,  20  ^t^tis  verbis  BignißcaL 
IV  11,  4  u.  5.  VII  2,  1  u.  3  St  cui  meum  isiud  inierpreiamentum  vido- 
bitur  esse  obscurius.  VII  2, 11  u.  12  inferi  deinde  verba  haec  his  quae 
dixi  congrueniia.    IX  3,  5  n.  6.  XV  26,  1  n.  2.  XVII  20,  3  u.  9  ee/nl 
ipsmm  hoc  est^  quod  ex  isdem  Ulis  eerbis  eius  efßnximus,   XIX  2, 1-^ 
4  n.  5.  XX  5,  7.  8.  9  n.  II.  12.    Nur  seilen  ist  er  davon  abgewichen, 
ans  Unvermdgen  das  Original  an  erreichen:  X  22,  3  verba  ipsa  super 
hac  re  Plaionis  ex  libro  qui  appettaiur  Gorgias  scripsi^  quoniam  rer- 
tere  ea  consilium  non  fuii^  cum  ad  proprieiates  eorum  nequaquam 
poswii  Laiina  oraiio  aspirare  ac  muiio  minus  eiiam  mea,   XVI  8 , 5 
hoc  ego  supersedi  ceriere ,  quia  novis  et  incondiiis  tocibus  utendum 
fiMl,  quas  paH  aures  per  insoleniiam  9ix  posseni.  Auszerdem  gibt  ea 
aber  auch  Uebersetznngen  aus  dem  Griechischen ,  deren  Originaltext 
er  nicht  mittheilt,  z.  B.  V  9  aus  Herodot  I  85;  XVI 11, 3  aus  demselben 
I  23;  XVI 11,  4  f.  aus  demselben  IV  173,  und  namentlich  die  Referate 
aus  den  Vortragen  und  Gesprächen  (resp.  Schriften)  seiner  Zeitgenos- 
sen ,  wo  die  eingestreuten  griechischen  Redensarten  an  die  Sprache 

12)  Es  brancbt  nicht  nothwendig  an  Dictieren  gedacht  zu  werden, 
da  das  Wort  in  der  nachaagasteiscben  Latinitttt  aach  'entwerfen,  ab- 
fassen' bedentet.  Dagegen  musz  aaf  Dictieren  bezogen  werden  II  23,  8 
versus  vtrimque  exinri  iussi  et  aUis  ad  htdieüm  faehuiduM  expom,  XU  18,  9 
9ersum  Lmberii  .  .  notari  iuMSvmis. 

47* 


700       L.  Mereklw :  4ie  Cittinn^tiiode  «»4  QoelleibeiiotsBiig 

dM  OrigiMls  erinBeni^wie  des  Ftvorimis  XII  1,  31^  XII1SS,4.  IIY 
1 ,  6.  33.  XVI  3,  a.  XVll  10«  des  Herodes  AUicoe  I  3, 6  Gmu  ib 
piurimns  ei  mos  fuit  araiione  uiens,    IX  2.  XIX  12,  des  CeWinasTM- 
rna  l  9.  1  26.  IX  ö,  8.  XYIl  8.  XVIII  10.  XIX  6.    Diese  UebeneUo 
gen  n5geD  svm  Theil  sus  RQcksichl  sof  die  des  Griechisehes  aDkiidi- 
f  eo  Leser  hervorgegangen  sein ;  davon  bleibt  aber  die  Verbiadoag  der 
ItthaUsangabe  mit  lateinischen  Texten  unberihrl,  und  jene  BemerkoBf 
XIX  14,  &  scheint  vielmehr  dafdr  an  spreebeo,  dasi  aaeh  der  Driic 
nnit  dem  Fremden  Eigenes  zu  verbinden  mitwirkte.   Dies  fährt  nis  nf 
die  eigenen  Zathaten  des  Gellius.    Die  Schwierigkeit  diese  von  den 
fremden  Eigenthnm  an  scheiden  hat  schon  Dirksen  S.  32  saerkint 
«ad  nicht  ohne  Grund  vermutet ,  dass  die  gewählte  und  festgehalteie 
Form  der  Darstellung  dahin  geführt  hat,  diese  Theile  nicht  slreofii 
aondern.   Nichts  desto  weniger  lassen  sich  sowol  eingestreute  Bener- 
Irangen  als  Nachtrige  in  aiemlicher  Menge  erkennen.  Zu  jenen  gehörei 
folgende:    I  8, 5  a<  Luis  iw^flas  dgaxiMg  poposcil  (hoc  facti  »«•«* 
noUraiii  denarium  decem  miita).    III 17,  3  Arisfoielem  . .  libroi  pn- 
culos  Speusippi  . .  emisse  ialeniis  AUicis  tribus  (ea  summa  ßi  mmm 
nosiri^  sesteriia  duo  ei  septuaginla  milia),    V  2,  2  emptum  (Bueepka- 
htm)  Chares  scripsH  ialenfis  tredecim  ei  regi  PhfUppo  domaium  (koe 
mttem  actis  nosiri  summa  esi  sesierfia  irecenia  duodecim),  XYIl 
9,  15  hoc  genus  episiulae  Lacedaemonii  <rxvraAi}v  appellani.  Seboi 
früher  ist  von  II  22,  23  die  Rede  gewesen,  als  eingestreut  ia  die  au 
Nigidius  de  tento  gegebene  und  dem  Favorinus  in  den  Muad  gelegte 
Attseinandersetsang.    Dasselbe  gilt  von  III  10,  II,  wo  die  Worte  ^ 
esse  magis  perum  arbiiramur  usw.  deutlich  das  Gutachten  des  Gelües 
ansdracken.   Oder  Besiehungea  auf  die  Gegenwart:  I  9,  6  pulffusas^ 
lern,  quos  geniüicio  vocahuio  Chaldaeos  dicere  oportci^  maihemati- 
cos  diciij  nachdem  die  richtige  Bedeutung  der  fta^fftOTtxo^  snseioao- 
dergesetzt  ist.   1  19,  11  ad  eos  (Ubros  Sibgllinos)  quasi  ad  oranbm 
qumdecimviri  adeuni,  cum  di  immoriales  publice  consufendi  s^ 
(s.  Ambrosch  Stadien  !S.  54).   II  18,  10  de  Epicieio  auiem  ..qvodis 
quoque  sereus  fuii^  receniior  esi  memoria  y  quam  ui  scribi  qwiü  ob- 
Uieratum  debuerii,   IX  11, 10  siatuam  Corvino  isii  dims  Auguüus  i» 
foro  suo  siaiuendam  curaeii.  in  eius  siaiuae  capiie  corüi  simnlacnm 
esiy  rei  pugmaeque  quam  diximus  monimenium,  X*l,9  id  auiemg^ 
1  Varro  ei  Tiro  dixeruni^  in  eodem  nunc  iheairo  non  est  ile  icrif 
ium.  nam  — .   XIII  25,  30  quod  per  quaesiorem  auiem  dixi,  iniftt^ 
nunc  oporiei  praefecium  aerario  signißcari,    Oder  wenn  io  ein  U*- 
geres  Inhaltsreferat  lagrediensen  ans  der  eigenen  Belesenbeiteialreteo: 
U  34, 4--6  und  8—10.   Das  Gänse  stammt  aus  Atejna  Gapito.  E»  ^^ 
Fannia  bemerkt  Gellins:  hanc  LudUus  poeia  legem  signißcal,  ctm 
dicii;  cur  Licinia:  huius  legis  Laeeius  poeia  meminii  in  Erotopf^- 
niis  — .    Seltener  sind  Erläuterungen  wie  III  18, 5  f>idetttrqite(yarr(n 
eos  signißcare  ^»  — (s.  Hofmann  d.  röm.  Senat  S.  25),  oder  PirilW«« 
wie  XVII 17, 1  p.  Ennius  iria  corda  habere  sese  dicebat,  g^^ 
Graece  ei  Osce  ei  Laiine  scirei^  eingeschoben  swischen  swai  •■>  ^ 


dos  A.  Gellius  in  den  Nootes  Allione.  701 

nios  siammende  Capitel.  Aber  «ooh  dieee  sckeinber  eigenen  Benier- 
koagen  wurzeln  ofl  genog  in  fremdem  Boden,  fliaflg  ist  nemenllieli 
die  Coineidens  nicht  nur  der  entlehnten,  sondern  eaoh  der  sebeinber 
nelbslindigen  Mittbeilnugen  mit  Festns  und  Paulus,  und  diese  wQrde, 
w6re  uns  Festos  ganz  erhalten  oder  gar  Verrins  Flaceus,  nooh  viel 
deutlicher  hervortreten;  aber  auch  bei  der  jetaigen  ZertrOmmernng 
isl  ein  starker  (directer  oder  vermittelter)  Einfluss  dieser  Quelle  gar 
eicht  SU  verkennen  *').  Z.  B.  II  6,90  stimmt  die  firkllrung  von  squaler^ 
{dicium  a  squamarum  ereöriiaie  atperiiaiegue  ^  quae  «n  serpentium 
piseiumve  coriis  eisuniur ,  wörtlich  bei  Servius  nur  ^en.  X  314)  arit 
Pattlos  S.  328  squalidum  incuUum  et  iordidum^  quoä  promime  eimüi* 
iudinem  habeai  jquamae  piscium  nc  appeilaium^  oder  IV  6, 6  die  Er* 
klürong  von  euccidaneae  hottiae^  welche  Gellius  als  seine  eigene  gibt, 
mit  Festns  S.  303*  und  Paulus  S.  303.  —  In  einer  andern  Richtung  er* 
scheint  die  redigierende  Tbitigkeit  bei  den  Nachtrigen.  Sie  unter* 
scheiden  sich  von  den  eingeschalteten  Bemerkungen  dadurch,  dass  sie 


13)  Ich  gebe  hier  eine  üeberaicht  dieser  Berührongen,  in  welche 
ich  der  Vollständigkeit  halber  auch  die  schon  früher  besprochenen  auf- 
nehme, ohne  zu  behaupten  dass  sich  nicht  noch  mehr  ermitteln  lassen: 

Gell.     I    9,  12  —  Paul.  S.    82        Gell.  X    3,  19  —  Paul.  8.    31 

„       II    6,20—      „      „328  „  X    9,  l  —  Pest.  8. 844 ^ 

„       niO,    8—      „      „88  „  X20,  l—     „      „  266> 

„       U  11         —  Fest.  S.  190»»  „  X  20,  4  —  Panl.  8.  226 

„     ni  18         -      „      „  210«»  „  X  23,  2  —     „     ,,  144 

„     ni  18,    8  —      „       „339*  „  X  25,  2  —  Paul.  u. Fest. 
„     IV    2,    2  —  Paul.  8.139                                                    s.w. 

„     IV    2,    8  —      „      „816  „  X  25,  6  ^  Paul.  u.Feat. 
„     IV    2,  10  —  Pest.  8.270*                                                  s.w. 

„     IV    2,  11  —  Paul.  8.  120  „  X  27,  8  —  Paul.  S.  101 

„     IV    3,    3-      „       „222  „  XI     1,  1  -      „     „106 

IV    5,     1  —  Fest.  8.290»»  „  XI     1 ,  2  —      „     „  144 

rv    6,    2  —  Panl.  8. 264  „  XI    1 ,  5  —      „     „  148 

IV    6,    6  —  Fest.   8.302«  „  XI    8,  2  —      „      „226 

IV    6,    7  —  Paul.  8.218.223    „  XI  17,  2  —  Fest.  8. 273« 

;;     IV  12,    2—      „      „108  „  XII    3,  1— Paul.  8.115 

„       V    4.    5  —      „      „    67  „  XII  10,  4  —      „      „     13 

„       V    6,    4  -       „      „  192  „  XIII  14,  1  -  Fest.  8.249«» 

„       V    6,    5  —      „      „  367  „  XV    9,  4  —  Paul.  8.   60 

,,       V    6,    8—  Fest.  8.190*  „  XV    9,  5  —  Fest,  8.218 «• 

„       V    6,  11  —  Paul.  8.   42  „  XV  30,  3  —      „     „  206* 

„       V    6,  17  -      „      „    57  „  XV  30.  7  -  Paul.  S.  118 

V    6,  18  —  Fest.  8.162*  „  XVI    5,  6  —      „      „  368 

;       V    6,  20  -  Paul.  8.195  „  XVI    9,  1  -  Pest.  8.290- 

„       V    6,  23  -      „      „  144  „  XVI  12,  7  -  Paul.  B.86.94 

„       V  17          -  Fest.  8.178«  „  XVI  14,  1  -  Fest.  8.234* 

„     VI    4,    5-      „       „306*  „  XVII     l,  9  -Paul.  8. 222 

,,     VI  13,    3  -  Paul.  8.113  „  XVII    6,  l  -  Fest.  S.282* 

„     VI  17          —       „       „  191  „  XVin    4,  10  —       „      „  817 

„  Vn    5,  10  —  Fest.    8.217*  „  XVIII    6.  4  —  Paul.  8.125 


»» 

9t 


„     X    1,    8-      „      „364«         „     XIX  13,    2—      „      „  IW. 


702       L.  Mercklio:  die  CUiermeUiode  and  QaellenbeBBtaani; 

mit  grösserer  Breite  und  SelbsUidigkeit  aof  einen  bereits  behthdeltei 
GegensUnd  folgen,  and  sind  an  der  ziemlich  losen  Verknäpfatt^  kenU 
lieh,  welche  meist  durch  die  Formela  non  praeter eundurnttu 
quoquey  non  praeter miitendum  est  v.  dgl.  bewirkt  wird,  n- 
mal  wo  diese  gegen  Ende  des  Abschnittes,  oft  erst  im  lelites  §  eio- 
tritt.    I  9,  12  sed  id  quoque  non  praetereunäum  esty  quod  omms^  ti- 
mnl  aique  a  Pythagora.,recepti  erant—,  1 22,8 tn  Ubro  quoqntdert 
puUica  sectmdo  id  ipsum  terbum  Cicero  ponü  non  temere  /ramom- 
dum  (vgl.  Hertz  viod.  Gell.  S.  20).    1  26 ,  18  hoc  ab  AureUo  icriph^a 
propterea  non  praeterii^  ne  — ,  obwol  die  Ansicht  des  Aorelios  Opi- 
lios  anoh  «ns  Vsrro,   der  Haaptqaelle   des  Capitels  geschöpft  seil 
könnte,  der  ihn  in  den  Büchern  de  /.  £.  oft,  aber  niemals  ooter  A»- 
fahrang  einer  Schrift  citiert.    Vielleicht  hstte  Gellius  io  Folge  eioer 
bei  Varro  befindliehen  Andeutung  seine  Iftisae  za  Hathe  geiogeo,  u^ 
so  mögen  manche  Nachtrage  schon  ans  dem  Verfolgen  der  ia  deo  be- 
natzten Quellen  genannten  Antorititen  erwachsen  sein.  III  16, 22  ifti 
quoniam  de  Homerico  annuo  partu  ac  de  undecimo  mense  diximm 
quae  cognoveramus  ^  Visum  est  non  praetereundum  quod  in  PliniiSt- 
cundi  Ubro  septimo  naturalis  historiae  legimus  (s.  oben).    IV  1,9 
praeter ea  de  penu  adscribendum  hoc  etiam  putavu    Dirkseo  Usit 
diese  ^nachträgliche  Berichtigung'  (S.  45)  des  Gellius  ebenso  wie  die 
Verweisung  auf  Q.  Mucius  Scaevola  (§  17)  aus  dem  erst  §  21  geDanD- 
ten  Masurijis  Sabinus  in  iuris  civilis  secundo  entlehnt  sein  (S.  48).— 
IV  2,  13  no»  praetereunäum  est  id  quoque  in  libris  veterum  iurispe- 
ritorum  scriptum  esse.  Auch  diese  ^nachträgliche  Notiz'  leitet  Dirkseo 
S.  53  nicht  aus  einer  selbstfindigen  Leetüre  der  Schriften  jener  celeres 
ab,  sondern  denkt  sie  sich  hervorgegangen  aus  dem  Recbtssystem  des 
Masurios  Sabinus  in  Form  eines  kurzen  Inhaltsreferats,  den  hinterber 
die  beigefagten  Textesworte  einer^  vereinzelten  Bemerkong  sich  is- 
sohiieszen.    Und  diese  letztere  Annahme  scheint  auch  mir  in  der  m 
Gellius  sonst  befolgten  Gewohnheit  wol  begrOndet.   Nichts  desto  v^e- 
niger  aber  ist  in  diesem  und  dem  vorausgehenden  Abschnitt,  dereo 
innere  Construction ,  wenn  man  von  der  dialogischen  Eiokleidao;  des 
ersteren  absieht,  grosse  Analogie  hat,  ein  deutlicher  Absats,  hier  bei 
%  13,  dort  bei  §  20,  der  sich  in  Uebereinstimmung  mit  dem  Aosdrocke 
des  Gellius  am  besten  erklfirt,  wenn  das  beidemal  folgende  als  spa*^ 
rer  Zusatz  gilt,  veranlaszt  etwa  durch  eine  wiederholte  Lactüre  des 
Masurius.  —  V  6,  27  praetereundum  non  est  quod  ad  ovationes  aUt- 
net,  super  quo  dissensisse  veteres  scriptores  accipio.  Schon  die  vor- 
angehenden §§  24—26  stehen  znssmmenhangslos  mit  den  frfiberefl  di, 
und  adszerdem  ist  die  Schria  des  Masurius,  aus  der  allerdiags  dtf 
ganze  Capitel  zunficbst  abzuleiten,  schon  §  13  genau  genannt.  GeWifiS 
kehrte  also  §  27  noch  einmal  zu  ihr  zurück  und  mag  ihr,  wie  IV 1  u-^ 
auch  die  Kenntnis  der  veteres  scriptores  verdanken  (Dirkseo  S.71  ^ 
mein  Prooemium  zum  Dorpater  Lectionskatalog  von  1869  S.  7).  —^8,6 1 
quoniam  facta  litui  mentio  esty  non  praetermittendum  est,  quodfos^' 
quaeri  ammadvertimus,  utrum  ..an—.  XI  18, 19  ^«»  ^^'  ^^ 


des  A.  GelUot  in  den  Noctes  AUieae.  703 

ae  religioH  a  prudeniissitnis  virtSj  .quid  esset  furtum^  definttum  sit^ 
praeiereundum  non  pnto.  Aach  hier  erklärt  sich  die  von  Dirksen 
S.  58  angenommene  Verwechslang  ^)  des  Über  de  furiis  mit  dem  liher 
teeundus  iuris  civilis  des  Masnrios  (dasK  diese  Annahme  nicht  notb- 
wendig,  haben  wir  oben  S.  637  Anm.  1  bemerkt)  am  leichtesten,  wenn 
man  die  §§,  in  welchen  dieser  und  in  welchen  jener  erwähnt  wird,  zu 
verschiedener  Zeit  geschrieben  sein  iSszt.  XIII  1 ,  5  ilfud  tarnen  non 
praetermittendum  esi^  quod  VergiUus  quoque  id  ipsum  quod  Cicero 
de  falo  opinatus  est,  XIII  14, 7  sed  de  Atentino  monte  praetermitten- 
dum non  putavi^  quod  non  pridem  ego  in  Elydis^  grammatici  eeteris^ 
commentario  offendi.  XIII  23, 19  <fc  ne  id  quidem  praetermittendum 
puto^  cuiusmodi  est^  quod  in  commentario  Sert>ii  Claudii  scriptum 
inrenimus,  XIII  26,  4  id  quoque  in  eodem  lihro  Nigidiano  animad- 
vertimus.  §  5  haec  nos  auctoritate  doctissimi  hominis  adducti  prop- 
ier  eos  qui  harum  quoque  rerum  scientiam  quaerunt  non  praeter- 
mittenda  exislimavimus ^  vgl.  XIII  29,  6.  Aehnliche  Anknapfangsfor- 
mein  för  NachtrSge  sind:  praeterea  memini:  XIII  30,  7  praeterea 
memini  Quadrigarium  in  undevicensimo  facipm  pro  statura  totius- 
que  corporis  figura  dixisse  (vgl.  IX  13, 11,  wo  facies  in  dieser  Bedeu- 
long  ans  dem  ersten  Bach  des  Clandius  beigebracht  ist,  nnd  IX  14). 
XIV  1,  34  praeter  haec  autem ,  quae  dicentem  Pavorinum  audivimus^ 
multa  etiam  memini  poetarum  veterum  testimonia.  Schon  mit  §  31 
bat  der  Vortrag  des  Favorinus  geendet,  denn  §  27  heiszt  es  ad  postre- 
mum  autem  .  .  requireba^  Es  folgt  die  ühliche  Nachschrift  des  Gel- 
lias  §  32  haec  nos  sicca  et  incondita  et  propemodum  ieinna  oratione 
attingimus.  sed  Favorinus  — ;  aber  er  kann  sich  von  der  Bewunde- 
rang  des  Schönredners  nicht  losmachen  and  theilt  noch  einige  Salze 
von  ihm  mit  §  33.  Dann  folgt  unser,  wie  man  will,  Zasatz  oder  Nach- 
trag. Aber  anch  da  Rndet  er  kein  Ende,  sondern  kehrt  noch  einmal 
S  36.  36  zn  Pavorinas  znrQck.  —  Oder  praeterea  inveni: 
VI  9,  15  praeterea  inveni  a  verbo  scindo  simiti  ratione  non  scide- 
rat^  sed  sciciderat  dictum  fsse,. nachdem  bereits  §  13  die  ratio  fQr 
die  in  den  vorangehenden  Paragraphen  gegebenen  Beispiele  derselben 
Formation  beigebracht  war.  Oder  die  Wendung  II  2,  12  quid  autem 
super  huiuscemodi  patris  atque  filii  officio  apud  Ctaudinm  legen- 
mtfs,  non  esse  ab  te  risum  est  ut  adscriheremus.  Die  meisten 
dieser  Nachtrage  oder  Znsllze  bekunden  ihren  Charakter  aach  da- 
durch, dasz  sie  aaf  einen,  gewöhnlich  auch  durch  den  sprachlichen 
Ausdruck  kenntlichen  Abschlnsz  der  vorangehenden  Darstellung  fol* 
gen:  die  meisten  enthalten  ferner,  wenn  sie  sos  der  selbstfindigen 
Lectttre  des  Gellius  hervorgegangen  sind,  die  genane  Angabe  ihrer 


14)  Dirksen  macht  sieh  hier  selbst  einer  kleinen  Verwechslnng 
schuldig,  denn  niebt  dem  liher  de  fvriü,  sondern  dem  liöer  iuris  etviUs 
secundus  legt  Oellins  §  21  verffchiedene  Capitel  bei  {item  aüo  capite). 
Freilich  setzt  Dirksen  nach  dem  Vorgang  anderer  beide  Büeher  einan- 
der gleich,  worin  wir  ihm  gefolgt  sind. 


l 
l 

I  704        L.  Mercklin :  die  CUieraieUioile  aud  QteUeobeBBUaif 

Quelle*^).  Aber  Biemals  findet  siqli  in  ^ineii  und  demselbeB  Abseluiitt 
mehr  als  6iii  Znsats  mil  diesen  Formeln  angeknOpfl ,  man  nösU  deiB 
das  16e  CapUel  des  III  Bucbs,  dessen  manigfalUge  Bestandüiieile  wir 
oben  gesondert  haben,  fttr  einen  solchen  Fall  anaeben,  ioden  der 
Schlussparagraph  13  der  ersten  Hilfle  mit  praUerea  ego  de  parU 
humano  . .  hoc  quoque  u$u  venisse  Romae  comptri  angehängt  is(  ood, 
nachdem  ein  erster  Zusats  die  §§  13 — 21  eingenommen,  ein  tweiler 
($  22)  so  beginnt:  sed  guoniam  . .  diximus  quae  cognoterarnui^ti- 
sum  est  non  praetereundum,  (Anderer  Art  ist  I  12,  8  n.  18.)  Wir 
würden  solcher  HSafang  der  Anhangsei  gewis  öfter  begegneo,  hatte 
sich  nicht  Gellios  durch  seine  Tendern  nach  leichter  Unterballiing  ond 
Belehrung  (sed  modica  ex  his  eaque  sola  accepi^  quae^.celeri 
facilique  compendio  ducerenl^  praef.  §  12)  bestimmen  lassei, 
sowol  der  innern  Conatruction  als  auch  dem  äussern  Umfang  seiner 
Abschnitte  ein  gewisses  Mass  yorsnschreiben.  Zugleich  aber  erbiKen 
seine  Capitel  durch  die  Iheils  ausgeführte,  Ibeils  überall  noch  mög- 
liche Vermehrung  einen  Anstrich  des  Offenen  und  Unfertigen,  der  sich 
dem  Ganzen  miltheilt,  welchem  die  letate  Feile  und  völlige  Reife  si 
fehlen  scheint.  Dafür  sprechen  auch  die  mancherlei  Wiederhoioogeo, 
die  einer  besseren  Herscbaft  über  den  Stoff  und  einer  nochmaligeo 
Revision  hfitten  weichen  müssen.  Sie  hingen  mit  der  SystemlosigkeU 
des  Gänsen  zusammen,  welche,  wie  sie  dasselbe  Thema  an  verschiede- 
nen Orten  wieder  aufnimmt,  so  auch  dieselben  Ingredienzen  aiebr- 
mala  auflischt.  II  6,  12  und  II  9, 1,  also  in  benachbarten  Capitelo,  ist 
derselbe  Ausspruch  des  Epicurus  zu  lesen;  II  17,  7  und  IV  17,  6  die- 
selbe Stelle  des  Sallustins  zu  gleichem  Zwecke  angeführt;  II  26, 10 
und  III  9,  9  die  Bemerkung  über  anadt^  mit  fest  gleichlaoteoden 
Worten  wiederholt;  III  10,  2  erscheinen  da  Worte  Varros:  guas  aiii 
erraiicas^  P.  Nigidius  errones  vocat^  und  XIV  1, 11  als  Worte  des 
Favorinus:  quas  muUi  erraticas,  P.  Nigidius  errones  vocai.  Der  An- 
fang der  Catonischen  Rede  pro  Mhodiensibus  ist  VI  3,  14  nnd  XIII 
25, 14,  freilich  jedesmal  in  verschiedener  Absicht  vorgeführt;  ebeoso 
eine  Stelle  der  XII  Tafeln  XV  13, 11  und  XX  1,  45;  eine  cspliöse 
Frage  XVIII  2,  9  und  XVIII  13,  8. 

Ebenso  maszgebend ,  wie  die  obigen  Grunds&tze  für  die  Gestal- 
tung der  einzelnen  Abschnitte  waren,  wirkte  auf  den  Charakter  des 
Ganzen  die  Disposition  des  gesammelten  und  redigierten  Materials, 


15)  Ein  niur  in  den  Nachträgen  auftretender  Schriftsteller  ist  Seoi' 
proniiis  Asellio ,  den  Gellias  also  erst  während  seiner  Compüation  nnS 
nachdem  bereits  ein  groszer  Theil  redigiert  war,  benutzt  hat.  T>ie  B^ 
ferate  aus  ihm  sind  stets  mit  genauer  Angabe  des  Baches  versehen  ond 
stehen  in  der  Regel  in  den  Schluszparagrapben.  Die  einzige  Ausoal^inj^ 
davon  II  13,  wo  er  das  ganze  Capitel  einnimmt,  bekundet  sagieich 
darch  die  Notiz  §  3  i«  AseÜio  stdf  P,  Scipione  Africano  tnhum  P»^ 
ad  Numantiam  fuU  retque  eas^  qtdbus  gertndi»  ipse  inier fidi,  conteripf^ 
dergleichen  sich  bei  Gellias  nur  selten  finden,  dasz  dieser  ihn  ^^^ 
kurzem  {nunc)  kennen  gelernt  hatte  und  sich  daher  veranlasst  sab,  s"^ 
den  Lesern  mehr  als  den  Namen  mitsutheilen. 


des  A.  fielÜBS  in  de«  NooCes  Alticie.  705 

welche  mit  der  »uftgesproolianeB  Tendens  in  Tdtligea  Binkleege  sieht. 
Eioe  systematische  AnordnuDg  ist  absichtlich  gemiedeo,  dagcfen  maiif- 
faliige  Abwechslaag  erstrebt.  Weno  die  Vorrede  sagt  $  2:  ««•  auiew^ 
Stamms  ordine  rerum  foriuiio,  quem  aniea  in  txcerpendo  fecerth- 
«Mcw  .  .  facia  igüur  esi  m  his  quoque  commeniarn»  eadem  rerum 
dnspariliias^  quae  fvit  in  iUis  otMOlatiomlmB  prisiims^  quets  bre*- 
^äier  et  inäigeste  eiin  c  o  ndii  e..  feceramut^  so  ist  dies  nor  halb 
wahr  and  das  Werk  selbst  verdient  etwas  Mehr  Lob  für  seine  Ordnung, 
als  Gel  lins  hier  in  Anspruch  nimmt.    Denn  was  er  einmal  XVII  21,  1 
bekennt:  easque  nunc  excerp$i<mes  noshras  tariis  äiversisque 
tj»  locis  Q=i'inddgesie)  facias  cureim  digessimusj  das  wird  aneh 
sonst  noch  vielfach  geschehen  sein,  wie  die  aas  versehiedenen  Qaellsn 
sosammengetragenen  Capitel  beweisen.  Dagegen  haben  wir  aber  aneh 
bereits  gesehen,  dasz  ein  und  dasselbe  Thema  an  mehreren  Orten  wie- 
derholt auftritt,  und  hier  mag  die  disparüila*  der  arspranglichen  Ord- 
nung der  £xcerpte  entsprechen.  Auch  nach  einer  andern  Seite  hin  ist 
der  ordo  foriuHus  su  beschrinken.   Da,  wie  gezeigt  worden,  manche 
Schriften  im  Zasammenhange  gelesen  nnd  excerpiert  waren  (vgl.  aaeh> 
XVII  3.  XIX  7),  so  wurden  im  Interesse  der  dispariliia$  bei  der  Gnip*« 
pieruag  nnd  Disposition  diese  mehr  oder  weniger  fortlaufenden  Bx* 
cerpte  in  eine  andere  Ordnung  oder  Unordnung  gebracht.    Spuren  .der 
ersten  Anlage  sind  die  swei  oder  drei  auf  einander  folgenden  Capilel 
aus  gemeinsamer  Quelle.    Das  Streben  nach  Manigfaltigkeit,  die  Qrvp-» 
pierung  des  Gleichartigen  und  vielleicht  auch  die  Racksichl  auf  den 
iossern  Umfang  der  Abschnitte  verboten  es,  die  ganse  Bxcerptenmaasa 
ans  demselben  Original  beisammen  su  lassen  und  dem  Leser  auf  einmal 
vorzuführen.    Es  ist  also  der  ordo  forluitus  sehr  uneigeatUcfa  su  ver* 
stehen:  denn  er  ist  vielmehr  eine  absichtliche  Auflösung  der  Ordnung^. 
Dnss  eine  solche  stattgefunden,  zeigen  die  auf  verschiedene  Bacher 
▼ertheillen  Ezcerpte  ans   derselben  Schrift  oder  demselben  Schrifl- 
sieller,  von  denen  wir  mehrere  als'  Susammengehörig  nachzuweisen 
v&rsnchi  haben.    Und  unter  der  Annahme  dieser  Zerstttckelnng  nnd 
Zerstreuang  erklärt  sich  auch,    dasz  Gellius  zuweilen  versäumt  hat 
die  genaue  Angabe  der  Quelle  zu  wiederholen,  nnd  dasz  dieselbe  hie 
nnd  da  ganz  ausgefallen  ist.  Einmal  ist  sogar  eine  Beziehung  auf  eine 
Schrift  vorhanden,  deren  Angabe  dennoch  fehlt:  XIII  24, 1  if.  Caio^ 
eomMularie  et  censoriss,   publicü  iam  privatüque  opulenlis  rebus^ 
uiUas  mias  inexcuUas  et  rüdes ,  ne  tectorio  quidem  praelüqs  fuism 
dieit  ad  annum  usque  aetatis  9uae  eeptnagensmum,   atque  ihi^^y 
poitea  Ms  verbis  utUur: — .    tum  demde  addit: — .    Gellius  hat 
vergessen  den  Titel  der  Bede  (Mexer  S.  146)  anzugeben,  aus  welcher 


16)  Wollte  man  auch  ün  posiea  für  einen  ähnlicbeB  Pleonasmus  a|i- 
sehen  wie  ibi  tum  nnd  eine  Bestätigung  dafür  in  dem  nachfolgenden 
tum  deinde  finden,  so  wird  damit  die  Sache  nicht  viel  besser,  denn  auch 
posiea  setzt  eine  Angabe  über  das  Prius  der  Zeit  oder  dem  Orte  nach 
voraus.  Vgl.  XVII  12,  3  tUque  inibi  iadem  laudibu»  .  .  lusU  {Fafforimt8)i 
nachdem  §  2  der  Titel  der  Schrift  genannt  ist. 


706         L.  Nercklin:  die  CiUeraetliode  and  QaellmibeBatoiiDg 

dieae  Prafaeote  enUeknl  aiod ,  weil  er  si«  walirseheinlieli  vm  ciBca 
aodero  Abaehnitt,  wo  er  dieselbe  Bede  benotU  ond  nambafl  gemtckt 
hatte,  sonderte  and  hieher  veraetate.   Uoter  den  im  necksten  Capitd 
geBannten  drei  Redeo  Catoa  fillt  naeh  seioem  70o  Jahr  die  coalr« 
Senium  Galbam^  welche   er  im  8&n  Jahr,  seinem  Todesjahr  (Cie. 
Brot.  20, 80)  hielt,  und  darum  scheiat  an  diese  hier  nicht  gedacht  ver- 
den  KU  dCIrfen.    Sollte  es  hienach  noch  sweifelhaft  scbefaeA,  disi 
Gellios  bei  der  Disposition  seiner  Capitel  in  der  angenomneaea  Webe 
▼erfahren  ist,  so  können  die  Mittheilnngen  seiner  Erlebnisse,  welch« 
mit  einer  Angabe  des  Locals  versehen  sind ,  den  bisher  gefübriea  Be- 
weis verstärken.   Entspriche  nemlieh  der  Wechsel  der  Locale,  wie  «r 
ans  ans  der  Reihenfolge  seiner  Capitek  und  Bacher  entgegentritt,  den 
wirklichen  Aufenlhalte  des  Gellius  in  der  Zeitfolge,  so  müste  dieser 
unstit  wie  ein  Zagvogel  swischen  Rom  und  Athen  amhergcKOgea  seit. 
Denn  1  3  ist  er  in  Athen  (und  dies  stimmt  mit  der  Vorrede  %  4,  wo- 
nach die  Abfassung  des  Werkes  in  Attika  begonnen  worde),  II  20  ut 
der  Fahrt  von  Aegina  nach  dem  Peiraeeos,  III 1  in  Rom  und  so  M 
bis  VII  6,  12.    Dann  VII  13  wieder  in  Athen,  VIII  10  in  Eleuais^lXI 
in  Athen,  IX  4  aber  in  Brundisium,  IX  14  in  Tibur,  IX  15  in  Neapel, 
X  1  in  Athen ,  XI  3  tii  Praeneslino  recessu ,  XII  5  in  Lebadea ,  XU  11 
in  Athen,  XII  13  in  Rom  ond  so  fort  bis  XV  1 ;  XV  3  wieder  in  Alhea, 
XVI  3  in  Rom,  XVI 6  in  Brundisium ,  XVI  8  in  Rom,  desgleicbeo  IVI 
10;  XVII  8  in  Athen,  XVII  10  in  Anlinm,  XVII  30  in  Athen,  XYlll  1 
in  Ostia,  XVIII  2  in  Athen,  XVIII  3  in  Rom,  XVllI  5  in  Puteoli,  XVIJi 
7  in  Rom,  XVIII  10  in  Athen,  desgleichen  XVIII  13;  XIX  1  aafden 
Weg  von  Cassiope  nach  Brundisium,  XIX  7  in  Rom  und  so  fort  bii 
XIX  9;  XIX  12  in  Athen,  XIX  13  in  Rom  und  so  fort  bis  XX  6,  esd- 
lieh  XX  8  in  agro  Faliico,    Aus  dieser  Uebersicht  ist  klar  dass,  wcdd 
er,  wie  die  Vorrede  sagt,  nicht  nur  das  gelesene,  sondern  aach  das 
gehörte  sofort  aufzeiohnete  —  und  die  akroamatischen  und  dialogischea 
Capitel  sind  vorzugsweise  mit  Angaben  dea  Locals  versehen  — ,  diese 
Notate  hei  der  Disposition  der  20  Bacher  tttcbtig  durcheioaaderge- 
schflttelt  worden  sind ,  und  dass  auch  in  diesem  Bestandtheil  der  or- 
aprangliche  (träo  fortuitus^  der  wenigstens  ein  chronologischer  war, 
abgefindert  worden  ist  zum  Zweck  der  dispariliiasj  und  einer  Uaord- 
nung  Platz  gemocht  hat,  die  ihre  Absichtlichkeit  an  der  Stira  trägt 
Mag  auch  ein  Theil  dieser  Angaben  mit  den  Einkleidungen,  iowelchea 
sie  atehen,  auf  Rechnung  der  Phantasie  des  Gellius  kommea,  so  wird 
nsoh  Abzog  der  fingierten  Locale  die  eben  ausgesprochene  Befflerkoof 
doch  nicht  viel  von  ihrer  Richtigkeit  einbaszen.    Dennoch  ist  Töllig« 
Systemlosigkeit  nicht  das  lierschende  Princip.  Eben  so  weoig  als  sich 
seiner  Art  zu  eitleren  im  Verhfilluis  zu  seinen  Quellen  alle  Methode 
abaprechen  liszt,  harscht  in  der  Disposition  des  Ganzen  reiae  Wlf^^^' 
Die  Vorrede  schlieszt  ^  22  volvmina  commenlariorum  ad  kvnc  diem 
viginti  iam  facta  sunt  —  -   progredieHtr  ergo  numerus  Ubrorum  fft^ 
bene  iuvaniibus   cum  ipsius  tiiae  .  .  progressibus.    So  scheint  mch 
die  runde  Zahl  von  Bachern  onr  ein  Ergebnis  des  AngeoblickSi  ^ 


des  A.  d^llias  in  den  Noctes  Attioae.  707 

die  oAehsre  Znkanfl  indem  kann.  Doch  wird  man  aoeh  diese  2ahl 
nteiit  als  eine  gaoa  sufällige' ansehen,  wenn  man  die  gleiolunissige 
Vertheilnng  des  Stoffes  aber  sie  verfolgt.  Man  könnte  sogar  fragen^ 
waram  aberhaapt  far  ein  solches  Werk  die  Eintheiiung  in  Baoher? 
und  die  Antwort  wird,  so  any  oll  kommen  sie  aasfallen  mass,  neben 
dem  allmfthlioben  Anwachsen  auch  ein  praemeditierendes  Moment  an- 
erkennen müssen.  Die  Bacher  haben,  wenn  sie  vollslindig ")  sind, 
ein  aiemlich  gleiches  Voinmen,  also  abgesehen  von  dem  VIII,  XIV, 
XIX,  XX,  zwischen  38  and  17  Seiten  der  Hertzsokeo  Ausgabe;  die 
Zahl  der  Capitel  in  den  einseinen  Bachern  variiert  stärker,  awischen 
30  und  15;  aber  es  kommt  hier  der  Unterschied  lingerer  und  kürserer 
in  Betracht:  jedes  Bnch  enthält  dinen  oder  swei  reichhaltigere  oder 
aasgedehntere  oder  sorgfältiger  ausgearbeitete  Abschnitte,  die  aioh 
als  die  Glanzpunkte  aber  die  andern  erheben,  b.  B.  I  3,  II  22,  III  16 
nsw.  Dean  war  einmal  die  Eintheiiung  in  Bacher  beliebt,  dann  moste 
der  Stoff  auf  jedes  derselben  nach  dem  Massstabe  der  diipariUtas  ver« 
theilt  werden  und  dadurch  wurden  die  Bächer  gerade  einander  ahn* 
lieh.  Darum  gibt  es  kein  Buch,  dem  sich  ein  bestimmter  Inhalt  vor- 
zagsweise  vindicieren  liesze;  aber  in  einem  jeden  findet  sich  möglichst 
alles  vor,  Sachliches  und  Sprachliches,  Jurisprudenz,  Medicin,  Theo- 
logie, Grammatik,  Dialektik  und  Rhetorik,. Prosa  und  Poesie,  Gelesenes 
and  Gehörtes,  in  positiver  Darstellung  oder  in  dialogischer  Form.  Der 
Anfang  war  den  Alten  nichts  gleichgöltiges. ''')  Siebenmal  eröffnen 
Vorträge  des  Favoriiius  die  Bücher,  nemlich  II,  III,  IV,  XII,  XIV, 
XVIII,  XX,  zweimal  des  Antonius  Julianas  IX,  XV,  zweimal  des  Hu- 


17)  Ob  wir  alle  Lemmata  des  fehlcDden  VIII  Baches  besitzen,  wird 
man  bezweifeln  dürfen.  Die  Un volle t&ndigkeit  des  XIV  wurde  oben  ver- 
mutet.  Für  das  XIX  kommt  in  Betracht  die  Notiz  bei  O.  Jahn  Proleg. 
za  PersiaA  S.  CXVI  von  einem-  Berner  Miscellancodex,  in  welchem  ent- 
halten iat:  Caput  21  Übri  XIX  Agellii  nociium  AUicaruni,  Die  Unvoll- 
■tändigkeit  des  XX  Bachs  wird  man  am  wenigsten  in  Abrede  stellen. 
Nach  solchen  Verlusten  würden  wir  auch  die  Verweisungen  des  Gellius 
V  1*2,  10  de  qvibus  aUo  in  loco  uberiore  tractaiu  facto  admoiiuünug ,  XIV 
7,  10  sed  de  hoc  omni  re  alio  in  loco  plenius  aeeuratinsque  nos  memini 
seriberey  XVII  1,  0  sed  id  aliorsum  pertinet  atque  alio  in  loco  dicetur  nicht 
ausserhalb  der  Noctes  zu  suchen  haben  (vgl.  Hertz  de  L.  Cincüs  S.  8*2). 

18)  Bei  Gellius  zeig^  sich  dies  aach  Insofern,  als  er  diejenigen 
seiner  Citate,  welche  den  Anfang  einer  Schrift  bilden ,  so  za  bezelckneu 
nicht  versäumt:  I  7,  9  in  duodevicesimo  annaii  Quadrigarii  principium  libH 
ne  scriptum,  I  22,  ^  in  Piauti  Asinaria  .  .  scripium  est  in  hU  versibus 
qui  sunt  eius  comoediae  primi.  V  13,  0  C  Caesar  .  •  in  oratione  quam 
pro  Bithynis  dixit  hoc  principio  usus  est.  V  21 ,  10  prima  epistula  (Sinni 
Capitonis)  scripta  est  ad  Pacuoium  Labeonem,  VI  .3,  14  ipsum  deinde  prin- 
cipium (orationis  Catonis)  apposuit,  vgl.  XIII  25,  13.  —  X  1,  ^  idque  in 
principio  libri  Coelium  scripsisse.  XI  8,  3  i»  eius  (A.  Albini)  hintoriae  principio 
scriptum  est.  XI  13,  2  in  eius  (C.  Graccfti)  orationis  principio  conlocata 
verba  sunt,  XIII  17,  3  Varronis  e  libro  rerutn  kumanarum  piimo^  aäus 
principium  hoc  est,  XVIlI  9,  6  librum  Livii  Andronici  qui  inseriptus  est 
OdvaoHa,  in  quo  erat  versus  primus.  Nur  der  Anfang  des  Piaatinischen 
Pseadulos  ist  XX  0,  9  stillschweigend  angeführt. 


708 


L.  MercUu:  die  Citiermethode  and  QoeUeBbeaaUwif 


soMus  V,  XVI.  Aber  eoBsti»!  flodel  «•  mehl  ttaU,  and  gerade  d» 
erste  Bneh  entbehrt  einet  solchen  Anfangs.  Also  nneli  hierin  k«i« 
dnrchgehende  Beständigkeit,  sondern  die  Uersehafl  der  disparUäat, 
Bisweilen  scheint  es  als  ob  gleichartige  GegensUlade  anf  dieselben 
Capitel  verschiedener  Bücher  vertheilt  worden  seieo ;  aber  wir  wissea 
dasE  in  solchen  Dingen  euch  der  Zufall  sein  neckischen  Spiel  treibl 
und  haben  die  Geduld  des  Lesers  vielleicht  schon  sa  lange  mit  de« 
Suchen  nach  der  Regel  im  Unregelmfiszigen  in  Ansprach  genomaeo. 
Dem  aber,  welcher  uns  bis  hieher  gefolgt  ist,  wönschea  wir  als  Ersats 
fir  seine  Ausdauer  und  zugleich  als  die  beste  Fracht  unserer  Be- 
mühung den  Glanben  erweckt  su  haben,  dasi  in  den  Büchern  des  Get- 
lins  noch  ein  reiches,  namenloses,  halbbenanntes  und  anter  frendea 
Namen  gehendes  Material  verborgen  ist,  durch  welchen  unsere  Frag- 
mentsammlungen direct  und  iudirect  wachsen  kdnnea.  Nor  bedarf  es 
eines  mikroskopischen  und  zugleich  teleskoptschen  Blicks,  um  des 
analytischen  und  synthetischen  Frocess  zu  durchschanen ,  dem  jene 
ihre  Gestalt  verdanken. 

Dorpat.  Ludwig  MercUm. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Stellen  des  Gellius. 


praef.      2 

S.705 

II  16, 

> 

5 

„  4—10 

— 

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671 

II  16, 

8 

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4 

I    3,  27 

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I    3,  29 

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683 

II  26, 

10 

I    8,    5 

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700 

II  27, 

3 

I    0,    6 

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664 

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1 

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I  23,    2 

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II 

699  Q.  A.  12 

III    6 

I  25,  18 

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11 

702 

ni  7, 

21 

II    2,  11 

— 

11 

649 

ni  8, 

5 

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659 

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1 

II    6,  12 

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704 

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9 

II    6,  20 

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11 

701 

in  10 

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665 

in  10, 
in  10, 

2 
6 

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704 

ni  10, 

11 

II  10,    3 

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m  11, 

6 

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m  13 

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„  658.  678 

„  704 

„678 

„700 

„  677 

„  699  A.  12 

„  700 

„644 

„704 

„604 

„677 

„643 

„673 

„665 

„647 

„667 

„  650.  674 

..  704 

„  644.  647 

„704 

„  682  A.  7 

„700 

„672 

„«'S 


des  A.  €ellio8  in  den  Noetes  Atticae. 


709- 


III  16 

S.  655.  704 

IX  14 

— . 

8.698 

III  16,  24 

-— 

„  664 

IX  14, 

6 

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658 

m  17 

— 

»  677 

IX  15 

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680 

III  17,    3 

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„  700 

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III  18,    3J 
III  19,     1( 

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„700 

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666 

III  18,    9 

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„  699  A.  12 

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IV     1 
IV     1,  20 

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IV    2,  13 

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X  15, 
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IV    3,    3 

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IV    4,     l 

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IV    4,    4 

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„  661 

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XI     1, 

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IV  12,     1 

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IV  15,     1 

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XI  15, 

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XI  18, 

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V  10,     1 

V  11,     1 

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XII    8 

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V  18 

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V  20 

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667 

V  21 

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XIII  14, 

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XIII  15, 

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VI    3,    7 

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XIII  16, 

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VI    9,  12 

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XIII  24, 

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VI  14,  10 

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VI  18) 
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XIII  25, 
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VII    2 

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XIII  30, 

2 

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XIV     1, 

11 

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XIV    1, 

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VII    5,  10 

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XIV    2 

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XIV    7, 
XIV    7) 
XIV    8j 

13 

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667       ' 
667 

VII    7. 

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VII  12,     1 

„  648 

XIV     8, 

2 

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651 

VII  15 

_ 

„  681 

XV    7, 

3 

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1 1 

690 

IX    4 

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„  641 

XV    8, 

1 

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682  A.  7 

IX    4,    3 

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„  682  A.  7 

XV  13, 

11 

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704 

IX  11,  10 

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„  700 

XV  14, 

1 

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646  A.  3 

IX  13,    6) 
IX  14,    IJ 

„  665 

XV  20, 

8 

— 

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682  A.  7 

XV  30, 

3 

— 

f> 

661.  689 

710     L.  MerekKo:  di«  Citlemethode  mw.  das  A.  GalHns  in  des  IV.  A. 


XVI 

XVI 

XVI 

XVI 

XVI 

XVI 

XVI 

XVI 

XVI 

XVII 

XVII 

XVII 

XVII 

XVII 

xvn 

XVII 
XVII 

xvn 
xvm 


5  — 

5,  6    — 

6,  12    — 

8,  2    - 

9,  1    - 

12  - 
14,  3  — 
16) 

17|         - 

4  — 

6,  2  - 
9,  15    — 

10,  6    — 

13  — 
15 
16 
17 
21,  1    — 

2,  9    - 


8.649 
„678 
„  659 
„  646 
„  658 
„649 
„  661 

„670 

„  652 
„  660 
„700 
„  660 
„  653 


—  .,  670 


»» 


„  098 
„704 


XVIU    4,    4 

.— . 

S.682 

xvm  4, 11 

„  689 

xvm   6,    3 

— 

„  639  n. 

xvm  9 

„  660 

XVIII  13,    8 

„  704 

XVIII  14 ) 

xvm  15 

„671 

XIX    2. 

XTX    4 
XIX    5 

— 

„  671 

XIX     6 

XTX     7,    2 

— 

„6» 

XIX    8,     7 

— 

„  föO 

XTX  14,    5 

_- . 

„  699 

XX    1,  45 

— . 

„704 

XX    2,    2 

^ 

„658 

XX    6,  14 

. — 

„  663 

XX    6,  15 

._ 

„  680.  6 

XX  10,    4 

— 

„690 

A.2 


Zwei  homerische 


Wörterverzeichnisse 


Von 


Ludwig  ftiedlinder. 


48 


Jahrb.  f.  cIms.  Philol.  Soppl.  Bd.  ül.  RA.  6. 


13. 

t 

Zwei  homerische  Wörterverzeidinisse. 


L 
Die  homerisehen  aitai  sigijii^va. 

Eine  volbCiiidige  Kenotnu  der  homerischen  anai  e^fciva  ist  in 
doppeller  Hinsicht  wflnschenswertb.  Ersteos  kann  es  dazu  beilragen, 
unsere  Anschaoung  der  allepischen  Sprache  sa  erweitern  und  sa  be- 
richtigen, wenn  wir  das  VerhSltnis  der  nnr  Einmal  rorkommenden 
Wörter  su  dem  ganzen  erhaltenen  Wortvorrat  übersehen.  Zweitens 
.ergeben  sieh  ans  einer  solchen  Gesamtabersicht  die  Grundsfilze  die 
bei.  eiaer  Anwendung  der  a%a^  sif^^iva  zu  kritischen  Zwecken  fest- 
suhaltep  sind. 

Das  hier  folgende  Verzeichnis  enthält  alle  Wörter  die  in  Sehers 
Index  als  Einmal  vorkommend  aufgeführt  sind.  Auslassungen  und  Ver- 
sehen die  ich  beim  Ausziehen  derselben  etwa  gemacht  habe  (hoffentlich 
werden  deren  äoszerst  wenige  sein)  bitte  ich  zu  entschuldigen.  Die 
VoUsUndigkeit  dieses  und  jedes  äinliohen  Verzeichnisses  kann  aber 
immer  nur  relativ  sein.  Erstens  weisz  jeder,  der  Sehers  Index  viel 
benutzt  bi(t,  das«  auch  die  zweite,  von  mir  zu  Grunde  gelegte  Oxfor- 
der Ausgabe  von  1780  keineswegs  durchaus  vollständig  und  zuverläs- 
sig ist^  Manches  Wort,  fflr  das  Seber  nur  £ine  Stelle  anfahrt,  habe 
ieh  aus  meinem  Verzeichnis  weggelassen,  weil  ich  aus  eigner  Beob- 
aehtnng  wusle  dasz  es  mehr  sls  Einmal  vorkommt  oder  dies  bei  Damm 
ai^egeben  fand.  Dasz  abrigens  in  Damms  vortrefflichem  Werke  nicht 
alle  Stellen  verzeichnet  sind ,  in  denen  die  homerischen  Wörter  vor- 
kommen, ist  ebenfalls  bekannt.  Zweitens  hat  Seber  hiufig  andere 
Lesarten  als  wir  und  fahrt  daher  manche  Wörter  aus  zwei  Stellen  an, 
von  denen  eine  in  den  jetzigen  Texten  anders  lautet  und  daher  weg- 
fillt;  manche  Wörter  stehen  bei  ihm  als  Sata^  ili^fiiva^  die  aus  unsero 
Texten  ganz  verschwunden  sind,  z.  B.  wcoxtvim  aus  j  433,  wo  jetzt 
gelesen  wird  ZiqwQov  Zno  xiviiacnmog.  Dagegen  hat  er  z.  B.  ^^m- 
(f6g  gar  nicht ,  weil  er  an  der  einzigen  Stelle  wo  das  Wort  jetsl  steht 

48» 


714      L.  FriedUnder:  swei  homerische  Wörterfeneiduiiue. 

X  69  nvlamgovg  las,  wie  0  S30  A68I ;  ebenso  wenig  ytvitag^  weil  er 
statt  yevBiadeg  n  176  l^nqüiq  las.  Heine  Arbeit  beruht  anf  dos  Text 
der  ersten  Aasgabe  von  Immanuel  Bekker.  Legte  mao  einen  andern  si 
Grande,  so  wQrde  aach  das  Verzeichnis  der  ana^  UQfKUva  anders 
ausfallen.  Der  syrische  Palimpsest  der  Ilias  z.  B.  hat  vier  Verse  nehr 
als  onsere  Texte,  während  ihm  27  fehlen  (und  zwar  nnr  zun  Tbeil 
ans  Versehen  des  Schreibers);  seine  Varianten  sind  zahlreich  and  er- 
heblich ,  oft  weichen  ganze  Halbverse  von  der  jetzigen  Lesart  ab  {r%\. 
dessen  im  Philologus  VII  S.  181  IT.).  Es  ist  klar  dasz  ans  so  rer- 
schiedenen  Texten  sich  auch  ein  verschiedener  Genamibestand  der 
homerischen  Wörter  und  ein  verschiedenes  VerhfiUnis  der  Sata^  el^ 
liiva  ergeben  musz.  Aber  für  die  Fragen  die  ans  beschäftigen  ist  etee 
relative  Vollstiudigkeit,  wie  wir  sie  erreichen  können,  völlig  genfl- 
gend.  Ob  in  jedem  Gesänge  ein  oder  zwei  aica^  ilQfnüva  mehr  oder 
weniger  sind,  und  im  ganzen  hondert  oder  zweihundert  mehr  oder 
weniger,  darauf  kommt  es  nicht  an. 

Welche  abgeleitete  Wörter  man  als  selbständig,  welche  als  blosse 
Abbeugnngen  eines  Grundworts  anzusehen  hat,  das  hingt  bis  anf  eisea 
gewissen  Grad  von  subjectiver  Ansicht  ab.    Je  mehr  Ableitungen  imd 
als  selbständige  Wörter  ansieht,  desto  grösser  wird  das  YerzeicliDis 
der  aita^  iiQ7i(iiva  ausfallen.    Ganz  consequent  zu.  sein  isl  hier  kaua 
möglich^  Ich  habe  Ableitungen  durch  die  Suffixe  ipi  ^t  ^ev  nicht  als 
neue  Wörter  gezählt  (auszer  wenn  sie  etwas  besonderes  haben,  wie 
oto^sv  H  39,  aivo^ev  H97^  oder  wenn  ihre  Stammformen  fehlen,  wie 
bei  vBio^ev  K  10  ^  ayLO&Bv  a  10);  ebenso  wenig  Adverbia  anf  ag  reo 
Adjectiven  auf  o;'),  auch  nicht  Comparative  und  Soperlative  (aiit 
Ausnahme  anomaler  oder  nicht  von  Adjectiven  stammender  Bildasgeo, 
wie  oXCSoav  ßgceaaeav  aq>a^£Qog  (tv%oittttog  oitUttaxog) :  dagegen  Ver- 
balia,  weil  sie  oft  ganz  adjectitisch  gebraucht  sind,  habe  ich,  wenn  sie 
nur  Einmal  vorkommen,  verzeichnet.   Ebenso  kann  man  hinflg  zweifel- 
haft sein,  ob  man  die  Verändern ilgen  der  Wörter,  die  durch  die  ver- 
schiedenen Gattungen  des  grammatischen  Pathos  hervorgebrtebt  thi^ 
als  neue  Bildungen  oder  als  blosse  Nebenformen  des  Stammworts  la- 
sehen  soll.    Ich  habe  mit  Rflcksicht  anf  die  Natur  des  epischen  l>ii- 
lekts  den  Begriff  der  Veränderlichkeit  nicht  zu  eng  fassen  so  dflrfea 
geglaubt  and  daher  eine  grosze  Anzahl  von  Einmal  vorkonuneadea 
Formen  nicht  als  Snal  dqfip,ha  gezählt,  weil  Nebenformen  davon  steh 
Einmal  oder  Öfter  finden,  ^denn  diese  spräche,  erwaehsen  wäbreod 
einer  Völkerwanderung  unter  beständigen  berflhrnngen  reibnages  «f* 
schnngen  verwandter  stamme,  und  geregelt  allein  durch  gesing  vnd 
sailenspiel,  ist  zwar  zu   reichthnm  und  wohllant  in  falle  gediebSy 
scheint  aber  die  formen  alle  erst  anzaversnehen,nfid  keat 


1)  Ich  kann  in  dem  einmaligen  Vorkommen. von  ipClmg  /iZM  ebeiiio 
wenig  etwas  besonderes  finden  als  in  den  übrigen  von  Düntzer  ('dsi  3« 
bis  7e  Buch  der  Iliiia'  im  2n  Snppl.  Bd.  der  Jahrb.  f.  daas.  ?\üXol  S. 
960  tf.)  angeführten  Sna^  ii^ffft^pa.  , 


U  Friedliniieir;  swei  h^meriscb«  WörleireneichDisse.       71? 

k«ine  festen  ueabäpderlicheD  «uMohliesslichen,  dergleichen  später  die 
verbreitang  der  schrifl  einfAbrt.  litlera  scripta  manel.^  Bekker  in  den 
Monatsberichten  der  Berliner  Akademie  der  Wissenschaften  1857  S.  179, 
Es  bi  allbekannt  wie  fiasKerst  h&ufig  Formverandernngen  durch  das 
Bedörfnis  des  Verses  herbeigeführt  worden  sind,  tin  Beispiel  statt 
vieler.  Bekker  bat  nachgewiesen  dasz  in  der  Qherwiegenden  Mehr- 
saht  der  Pille  vor  der  bukolischen  Caesar  Daktylen  stehen  (a.  0. 
1859  S.  265  ff.)*  ^^^  diese  daktylen  zu  beschaffen  haben  die  sänger 
mitunter  sq  Wörtern  ond  formen  greifen  müssen  die  in  andern  stellen 
selten  oder  nie  vorkommen,  so  steht  für  nqocmta  und  n(^o6iiitoi^ 
6  19  XQOC^maxa,  H  213  nqocwtaOi .  .  r  308  naqr^w  für  naQUccly  yin* 
derwSrts  ^vviqia  für  |vva  und  auf  ahnliche  weise  gedehnt  is(^iov 
NrflT^iov  usw.  .  •  AlxfiUo^  ferner  für  Ahakog,  (y^OIta  (d  108)  für 
ai^lovgy  ihi^M  für  ekfOQa  . .  y^^oliog  und  o^ioiiog  für  ysloiog  und 
ofioiog  .  .  tfxorofiijvios  für  axorofiijfo^,  Sidviiaovsg  für  Slöv^ioi^  «ov- 
xatog  nnd  vBovvcctog  neben  oovto^,  dcitpotveov  neben  dagioivov^  und 
selbst  gegen  die  gewöhnliche  analogie  tvulieov  für  eixsl%S(K ,  Svctj^iog 
für  dv<Sti%0Vf  ivaifld'it,iog  für  IvaQc&fAogj  Ttavdi^fiiog  für  navdtmog^ 
avoCviuov  für  avoaxov^  qtaivtaxog  für  q>auvixaxog .  .  akiiatu  alU- 
qwxog  xo^ota  äudiiftoveg  ^fiXr^fiovsg  ovsUna  nur  in  dieser  stelle. 
dmxvog  X  ^96^  aber  kein  anderer  casns  von  Satxvg  .  .  fc^ov  s  402 
neben  Itj^civy  9>  M7.*  Fast  alle  solche  Nebenformen,  wenn  sie  nur 
Einmal  vorkommen ,  habe  ich  nicht  als  a^ro^  il^fUva  gezahlt.  Noch 
einige  andere  Beispiele.  Ich  habe  afSX€i%vg  B  148  nicht  aufgeführt, 
weil  Cxaxvg  ^598  steht,  ivfinovcxifo  0  336  nicht,  weil  vfiTMvaxifa 
T 14  vorkommt.  Ebenso  w:enig  habe  ich  folgende  einmalige  Abwei- 
chongen  in  mein  Verzeichnis  aufgenommen:  iwU'^fig  B  806,  »aQQi^iQ 
E  434  (neben  xata^^m),  äg  (ägsöCi)  E  48($  (neben  oa^),  f^tig  E  887, 
ItakdatLog  P688,  fio^ifios  ^303  (iiogaiiiog  X  13),  nloauiiog  S  176 
(ffioxfios  Pö2),  afijJAijdijv  X476  (ifißoladriv  O  364),  noixaoiuxi  M  287 
(Tcorsofta«  m  7),.  sva^crT^amao)  1 500  (nagaxgoxiai  d  465),  dovi;^  T  44 
(^domig  ^  325),  a£x^ilM)g  ^77  (statt  des  gewöhnlichen  aeinihog}  nsw. 
Am  bfinfigsten  sind  Veränderungen  der  Endung,  nnd  darunter  kommen 
natürlich  viele  nur  Einmal  vor.  Auszer  den  von  Bekker  bereits  ange- 
führten-nenne  ich  z.  B.:  lukavio  nur  H  64  neben  ficXa/vm,  xev^avco 
Bur  r  453  neben  xevdm)  oUava  I  554  h.  646  neben  oUito  a  455,  etAv- 
g>amA  156  neben  slXvg>at^  !r492,  xcrvo^^^»  M  36  x  399  neben  suxvax^m 
T  469  usw.,  vsoTCvxTog  <Z>  592  neben  VEoxsvx^g  £  194,  [Toxrikaatog  H 
340  =  439  neben  htnriXaxogy  irnuxriXog  A  526  neben  aitaxrilMg  |  127. 
157.  288,  axignog  Z  285  neben  arc^^g,  ^voBtq  O  153  neben  '^vT^sig^ 
uln'qiig  ^  87  statt  o»9ri!y,  %^fi8fig  Z  483  statt  ^i^met^,  cMoaxadov 
O  556  neben  oTtocfTada  i  143.  146,  ovrotf^sda  27  319  neben  €ivxo6%ed6v 
osw.,  o^X^^^^9  ^  ^^^  neben  o^Xi7<f'ri}$9  alcvfivrix'^g  Sl  347  neben  o/- 
0vfivi}ri}$^  258,  rptegonsvxrjg  F  39  neben  rptegoitevg  X  364,  a^^ri/ff 
ff  218  neben  aygotmrigy  öoXofk'^xf^  A  540  neben  doAofiijti^,  miv^itog 
IV  28  neben  xsv^funv,  tf;af*f*09  ft  243  statt  if/afur^og,  ^vAaxo^  nor 
A  566,   %^»i}  5  164  statt  x?(»ff>  wcoa%&tlfi  N  369  statt  vmax«^^* 


716      L.  Friodlinder:  twel  hoararisoiie  WdrIervenmchBUBd. 

Solche  oinmalige,  in  den  allermeiften  Ffillen  dnreh  das  Bedftifbs^ei 
Veraes  veranlasste  Abweichungen  der  Formen  ohne  Uniersehied  der 
Bedealung*)  habe  ich  beispielsweise  angefAhrt,  ohne  dabei  irgoid 
welche  Vollstindigheik  sn  beabsiehligea  ond  ohne  sie  unter  den  ixal 
HQi]fiiva  mitauslhlen.    Dies  ist  nur  geschehen,  wenn  die  einaiilig« 
Form  slark  abweicht  oder  etwas  besonderes  hat,  wie  hnnl^iog  tiaU 
ht^etavog  nur  17 118)  nhwriQ  staU  xlitSiiog  nur  0 190,  novfftirig  'Axaiäv 
statt  Kovffoi  nur  T  193  n.  248 ,  <pv^ig  statt  gfvy^  nur  in  K,  ^wni/Of 
neben  iwatiqQ  nur  i  dSj  tf^odpcoy  neben  Ctpiöuvig  nnr  fi  124,  ^iftfa» 
£  571   neben   fi^w(ii^  iöltQ  nnr  v  S04  neben  Ugoto  u.  dgl.    HH 
Praepositionen  susammengesetste  Verba,   wenn   sie   nnr  ^inaial  ab 
wirkliche  Composita,   aber  auszerdem  noch  in  Tmesis  vorkooiDeBi 
habe  ich  nicht  als  Oruii  üfftnUvtt  angesehen.   Wer  dies  alles  anter  die 
ana^  tlqr^l/iiva  rechnet,  erhält  natOrllch  viel  grössere  Zahlen  als  ich. 
Rhode  (Untersuchungen  Ober  den  XIII— XVI  Gesang  d.  Odyssee  S.25r.) 
tfthlt  s.  B.  unter  die  oatal  e^^ft^ades  Stacks  v  187 —  £  307  folgcBda 
Yon  mir  nicht  aufgenommene  Wörter:  * v  195  ix^aTuxoi  {inanmog  1 1 
P743  und  iiUQmtogZd/^  q  234),  213  a<ptCag  (menn  die  Lesart  ricblig 
ist;  dafflr  steht  sonst  Otpiag,  tf^pi,  vereioselt  in  £  Oipag)^  224  düvn^ 
als  Adjectiy  (sonst  nnr  das  Adverb  [?J  dl7ttv%a  in  dem  viermal  wieder- 
holten Verse  6beiv%ci  nonfivmtgj  in  ovnoy  i*  tifi4>d'hffiav)j  iQö 
möo^evj  1 104  oqovtai  sie  wachen  (y  471  ist  nicht  so  rergteicftss)/ 
Uebrigens  gebe  ich  gern  sn  dass  ich  anch  nicht  röllig  coaseqBesI 
gewesen  bin,  dasz  ich  hie  und  da  ein  Wort  nusgesehlossen  hsbedM 
ich  bitte  aufnehmen  können  und  umgekehrt:   aber  es  ist  mir  oicbt 
^    möglich  gewesen  ein  durchaus  festes  Frincip  fQr  das  hier  la  beob- 
achtende Verfahren  su  finden,  und  aberdies  kommt  es  auf  die  ianerst 
geringen  Verinderungen  die  solche  kaum  sn  vermeidende  Inconseqaei- 
sen  in  den  Summen  der  Saut^  sl^^fiiva  herbeif&hren  durchaus  nicbt  ta. 
'  "Anai  ilQfi(Uvtt  nenne  ich  such  Wörter  die  sich  mehr  sls  dinail 
finden ,  wenn  der  mehrmalige  Gebrauch  auf  nahe  beisammensCebesde 
Stellen,  mindestens  suf  ein  und  denselben  Gesang  beschrankt  ist.  So 
kommt  qw^ig  zwar  dreimal  vor  aber  nur  in  Ky  axfiripog  (nüctUn) 
viermal  aber  nnr  in  7\  q>uil^  (und  anderes)  viermal  aber  nur  io  % 
gwaa  fünfmal  aber  nur  in  £,  cxikilog  achtmal  aber  nnr  in  11  osw. 
Desgleichen  Wörter  die  swar  mehrmals  aber  nur  in  Wiederbolaages 
desselben  Verses  vorkommen  (von  welchen  ich  freilioh  eins  uod  du 
andere  öbersehen  haben  kann):    s.  B.  kommt  SmiQog  viemil  for 
aber  nur  in  dem  Verse  äg  aq*  ttfmvtfiBv^  x^  S*  ant€Qog  IWlero  (iv^os^ 
Ans  der  sweiten  Hälfte  der  Odyssee  habe  ich  einige  Wörter  aofgs- 
Bommen,  die  in  swei  verschiedenen  Bttchern  vorkommen;  andere '2$ 
üfffiiUva  sind  selten  angegeben  und  nicht  mitgesfthlt. 


2)  Wenn  die  verschiedenen  Formen  sich  xagleicb  durch  die  Bedeo- 
tnng  unterscheiden  (wie  0^0909  and  09091^,  waxrm^v  ond  xati}9ijs)i  ^^ 
beide  »Is  avag  tC^fUva  angegeben. 


U  Friodliader:  iwei  h^neriflche  Wörtervorseiohnifae.      717 

In  AltarUiooi  jntae«  2fsMr|  d^ft^ha  Ifloge  ?or  dep  Aleztadrineroy 
nindestenfl  3eU  d^o  Glossographen  beobachtet  worden  sein,  und  zwar 
Termullich  in  allen  vielgelesenen  Schriftstellern:  s.  s.  B.  Et.  M.  505,20 
K9Qaöß6Xov'  löu  fftiv  tmv  utuc^  c^^fiivov  ra  niaxfovi,    Ebd.  250,  10 
iuvio  xo  xouiofia».  Ikxnfpto  *  Savoig  iauckäs  sva(^g  iv  avq^sciv.  Xiyei 
äs  ^HgmdiavQg  ou  Sata^  tuirvi  {  Xiiig  na(^  2kmq)ot»   Pflr  Homer  halte 
Aristarch  offenbar  eine  umfassende  Untersuchung  dieses  Gegenstandes 
angestellt.   Von  den  Diplen  die  er  deshalb  gesetzt  hatte  ist  nur  ein 
kleiner  Theil  erhalten  (s.  Lehrs  Ar.  S.  14).   Selbst  an  Stellen  wo  wir 
ein  Fragment  von  der  Bemerkung  des  Aristonicns  haben»  ist  der  Zu- 
satz %al  Zvi  Sna^  öfter  ausgefallen ;  s.  B.  ^  531  ^T^a)  ^349  (axotfi- 
viqQixu)  ^806  {Miva)  und  an  fihnlichen  Stellen  wird  diese  Notiz  ge- 
wb  nicht  gefehlt  haben.  Einige  seiner  Gesichtspunkte  lassen  sich  noch' 
erkennen.    Die  Beobachtung,  dasz  viele  Dinge  bei  Homer  nur  Einmal 
erw&hnl  werden,  hat  er  zurVertheidigung  der  Lesart  F54  angewandt: 
ov%  Sv  TOI  Xi^cclöfiy  %td'aQig  xa  xe  ömQ*  Axp^iUrig :  i}  iiniti  oxi  xivkg  ft^ 
svgliSxovxBg  xccxic  xr^v  Jtolrfiiv  xov  ^Aii^avdgov  sud'tcqliovxec  fiexiyQarjHxv 
xiöa^ig'  xovxo  6\  nlXav  yivoq  etva^  Xiyovöiv.    noXXa  ü  iaxiv 
ana^  Xsyofitva  ita(fa  xm  aso^ifv^.   Unter  den  Beweisstellen,  die 
deshalb  mit  der  Diple  notiert  waren,  ist  ^88:  axi  Sna^  T^g  öia  x£v 
äifxQayaXfov  Tta^diag  fi^vipai,  Nafarlich  ist  di«s  nur  eine  von  vielen 
ehemals  vorhandenen  Diplen.  Sodann  musz  Arislarch  bei  seiner  Methode 
die  Worterklärung  aussobliesalioh  auf  den  homerischen  Spraohgebrauch 
SU  basieren,  diesen  aber  auch  fflr  jedes  Wort  in  absoluter  VolisÜndig^ 
keit  zu  ermitteln ,  sehr  hftuAg  das  einmalige  Vorkommen  von  Worten 
Dotiert  haben.  Eine  Anzahl  von  Sna^  slfftifiiva  war  femer  als  unho- 
merisch  notiert  und  damit  die  Aihetese  der  betreffenden  Verse  be- 
grttndet,  wie  H  475  Wegen  avöifttnodscciv:  a^exihaiy  m  vsaxiQixii 
ovofiaista  xov  avSgcMoiov'  ovJi  yaQ  naga  xotg  iittßsßXfiiiotiiv  ^Ofii/^f> 
TutxM  (cod.  vostttti).  Unter  den  Gründen  der  Athetese  von  A  23  ff.  ist 
auch  das  ana^  df^r^Lhov  fkuxXo^ivri  (als  ein  zuerst  von  Hesiod  ge> 
branchtes  Wort)  angefahrt.   Bei  Sl  304  war  man  zweifelhaft,  ob  Aris-i 
larch  wegen  des  nur  in  diesem  Verse  vorkommenden  %iqvLßav  den 
Obelos  oder  die  Diple  gesetzt  habe.    Endlich  war  die  Chorizonteo« 
frage  Veranlassung  zur  Beobachtung  von  una^  siQYifiiva,  wie  oAjbiog 
A  147  (vgl.  Ariston.  zu  der  Stelle),  ^on/^  ^  28,  Ivxvog  x  34,  noch 
mehr  freilich  von  Wörtern  die  Einmal  in  jedem  Gedieht  vorkommen, 
wie  Xoyog  (s.  Ariston.  zu  O  393)»  &Qi(fxov  (zu  i2  124).    Ohne  Zweifel 
rflhren  auch  viele  anonyme  Notizen  aber  cata^  elffruiiva  in  unseren 
Schplien  mittelbar  oder  unmittelbar  aus  aristarchischen  Quellen  her, 
aber  mit  Gewisheit  kann  dies  bei  einem  so  vielbehandelten  Gegenstände 
jintarlieh  nur  ausnahmsweise  behauptet  werden.    Mehreres  ist  in  Bn- 
stathios  Obergegangen;  die  reichste  Quelle  aber  fOr  die  Angabe  home- 
rischer ana^  tt^iniva  ist  das  Lexikon  des  ApoUonios.  Da  er  sie  sehr 
häufig  mit  dem  Ausdruck  xav  aita^  eJ^fftiviov')  auffahrt,  kann  man 

8)  Ebenso  xiSv  ntxotfi^ivmv  oder  ovöiMcxomnoifiiLivt»^.  Aueh  in  den 


718      L.  FriedUnder:  swei  homeriidili  Wörterrendciufte. 

inf  den  Gedanken  kommen  ,.68  htbo  ifini  ein  (übrigens  ni^t  ^nu» 
Terlissiges)  Verzeichnis  rorgelegen ,  wts  aber  freilieh  eine  liloss«  * 
Möglichkeit  bleibt.  Ich  habe  Oberall  wo  mir  eine  Notis  aus  eiaer  der 
angegebenen  Quellen  bekannt  war,  diese  in  meinem  Verzeichnis  bei^ 
fQgt:  wieweit  diese  Notizen  Yollst&ndig  sind,  bin  ich  ausser  SUids 
anzugeben,  da  ich  sie  vor  mehreren  Jahren  excerpiert  habe.  Abor 
wenn  sie  auch  nicht  ganz  voUstfindig  sind,  geben  sie  doch  eine  aage- 
f&hre  Vorstellung  von  dem  Umfang  der  betreffenden  Notizen  nnd  ilid 
also  wol  nicht  unwillkommen.  Ap.  bezeichnet  das  Lexikon  des  Apol- 
lonios ,  Ar.  die  Fragmente  des  Aristonicns  mgl  aijiAekiv  naoh  aieiaer 
Ausgabe ,  die  homerischen  Codices  sind  mit  den  gewöhnlichen  Boefc- 
Stäben  benannt.  Eine  Hakenparenthese  f  J  bezeichnet  Verse  die  tod 
den  Allen  für  unecht  gehalten  worden  sind.  Wiederholte  Verse  sind 
mit  t=2  bezeichnet,  z.  B.  A  22=376.  Bei  der  Angabe  der  Anzahl  roa 
Stellen  in  denen  ein  Wort  vorkommt  bedeutet  die  erste  Zahl  die  Stei- 
len der  Ilias,  die  zweite  der  Odjrssee,  z.  B.  naXXiQQOog  3, 3  d.  h.  drei* 
mal  in  der  Ilias,  zweimal  in -der  Odyssee. 


1.  '^Aicctg  elptiiiiva  der  Dias 

A  128  tniftmXy 

14.  28.  873  et^fia  140  futaq>i^i» 

JI2^=yi6iit€vtpfi(i^im^)  155  ßmtiivBii^ 

45  i^t^tpriqtqniq  156  fier«^') 

61  AoifiOff  ite  Saöfiig 

75  iriccrqßeXhris  205  VTtiQonUri^ 

61  Kcetctnhöm  225  olvößa^g 

95  inodixofioei^*)  231  ififioßoQog*} 

99  avanotvov^)  235  rofii} 

104  =  [6  662]  hxpntram  236  iva^Xin 

106  »qiiyvov        Ar.  236  Xhtm 

113  ngoßißovXa  237  g>Xot6g 

119  iyiQcearog  248  ffSvmiig 

122  g)tXoxuavmavog       Ap.  269  (is^OfuXito^) 

126  naX(XXoyog^)  292  vnoßXriifiv^^) 

128  TQtTtXy  313.  314  anoXv(Milvoiia$  '*) 

Scholien  snr  Odyssee  findet  sich  diese  Wendung  öfter.  4J  tvtprjfiia  im* 
4  •)  Vgl.  Z  178  N  710.  5)  vfjnoivog  achtmal  (aber  nur  in  der  Od.),  ö) 
Ueber  Xöyog  s.  Anm.  124.  7)  Bekker  II  fi,tüfiyv,  Ygi.  Ind.  leet.  Bei^mont 
hib.  1850—60.  8)  virf^ovl^ofM»  q  268.  0}  xataStiaoßo^m  2:301. 
10)  Nach  Aristarchs  Lesart  %al  i^kv  toiciv  iym  fii^'  ofL^liow  fiele  diel 
Wort  ganz  ans.  Dergleichen  Varianten,  die  die  Abhängigkeit  des  Wori^ 
hestandes  yon  der  Lesart  zeigen ,  oft  anEaführen  würde  unnütz  sein'  I^ 
habe  es  nur  ausnahmsweise  und  des  Beispiels  halber  gethan.  11)  ^' 
daßXn^n^  ä  6.        12)  «EjsoAvfMXfrr^^  ^  220.  377.    ZvfM  {A  314)  i  ^% 


L.  FiMUtadar:  iwei  haamMh»  Wörter vemkiiaMia..     719 


itudtiog 

403  iKOToyxHQog 

434  taxodoxfi^') 

449  %Bi^htto{/Lui 

463  s=  7  460  n€(wmßoXo¥ 

518  ix^odtmim 

536  vuilivdyQSTog 

Ö7ö  «oApoff") 

Ba  1—483 

56  s=  iC  303  0i7xaiUo 

86  htavUsxr^i 

89  /^or^doy») 

93  Ikaöiv'^) 
106  fEoilva^i 
135  itnaifiov 
153  ov^$ 
904  ffoivxoA^v^ 

312  a|iia^0£7rif^ 
31S  xoX^iaco'^) 

313  axoafioff 
315  yEloUog  ") 

317  9>oAxo$         Ar.  Ap. 
319  9>o$Off  Ap. 

219  'fifsivog 
334  imßacxm 
267  i^v^cavustfiiu 
375  imaßoXos  '*) 
289  viaQog 
293  JioXvfvyo^"^ 
311. 326  tfT^ovdo^ 
312  vnonxrfiiSm 

315  afi^«9R>TttOfuw 

316  i^ta%m 
325  o^ifiOff 


335  o^iTÜlnrrog 

356  =  590  o^fii^fMK 

362.  363  9>cri7r^i7 ") 

372  cviMpi^ad^mv^) 

386  ffatitffloAi} 

425  a^vAXo; 

448  nayxqyatog 

450  naupiccn^^ 

460  =  O  692  d<nMl»2odcft^o^ 

463  %kayyrfi6v 

463  ngoxa^l^m 

470  »OffAviftOff '^) 

471  =  JI  643  yA«yo5») 
483  ix«^«Äj/5  *•) 

jB  b  484—877  (Schiff«kataloff) 
497  7toXv*vfi(Mg 
502.  582  noXvt(^Qۧv 
507. 537  ffoAvcnra^vAo^ 
516  =  680  =  733  x^v^umna 
526  IfMcAip         Ap. 
538. 5B4  itpaJLoq 
554  aaTCid^flOTi}^  **) 
559.  646  XHiiOBig 
568  =  652  oydmtioi¥%u 
588  nQo^vfilri 
592  ivxTiTog 

599  ff)|^os 

600  Ki^a^MyTi;^ 
635  ivtmiQatog 
647. 656  a^ivoetg 

$49  IxoTOfi^^Ai^ 

668  xcrra^vAadov 

701  fiiitrek'qg 

723  t;^^^ 


13)  tctonidfi  fi  51.  14)  Vgl.  fi  212.  —  Einmal  vorkoipniende 

Formen  ia  A,  die  nicht  als  Sna^  iiQtjfiiva  gezählt  sind:  das  Fem. 
iUnönig  98,  das  Masc.  %vv6ntig  159.  ^olo/iifrijg  (statt  9ol6fiJizig  Od.) 
640,  dnatfjlog  520  neben  iSxariJlioff  |  157.  288.  15)  (Sdr^v;  £  562. 

16)  fXi7  kommt  nicht  vor.         17)  Vgl.  A  575.         18)  yiloiog  kommt 
lueht  vor.         19)  iveaßoUfi  d  1Ö9.  20)  fxttrotvyog  T  247.    tvyti^ 

ivtvyog  Od.  21)  d(pgjjtca4f  1  63.  22)  (pQddftmv  11  638.  23)  ht- 
mutpiaom  E  803.  24)  noiy^vri  i  122.  25)  itsqhyXayfig  U  042. 
20)  Einmalige  Form  an  ^in  der  ersten  Hälfte  von  fi:  ätftavvg  148  (etd- 
%vi  W  598) ,  ivcnog  313  =  327  (sonst  tt^vonog).  %avavdCfi  führt  Seber 
nur  an  ans  B  12  ss  29  =  60;  es  steht  noch  A  700.  725.  27)  11 107 
tviednrholt  sich  derselbe  Yen  nur  mit  verändertem  Anfiing  (dvQvvnp  — 
aos|&q0ctt).  • 


720      L.  99'miUmA99 :  mei  haiwrMtfci  .W6fl0rf iCMChMe. 


450  ha&Qb» 
469  i»8ii&iu*} 


729  xlniuinoeig 

751    ffM^TO^ 

765  Wq4 

765  o^Äijff 

776  ilto^ffeTtvog 

792  nodmKitri 

814  wolvtf x«^f*os  ■•) 

867  ßa^ifoqHOVOg 

868  a»^«t09>viUtoff  **) 

r 

13  asUiyg 

31  xotflocligtftftt'^) 

35  (dx^g 

39  =  iV  769  Jvtf»a^*S 

39  yvvMfMyi^g 

40  a^'ovoff 
42  vTcd^AOff 
48  eve^dfig 
66  tod^^v 
64  iifaxog 
79  feaotafofia» 

126  ififfatftfco 
151  dtwj 
170.  211  }^c^flr^ 
182  fioi(friysviqs 
»  182  okßMdalfiav 
185  cr^iUma)Xo$ 
197  7ri2}re<y/fiaAXo$^ 

220  faxoTOg  ^          ^»«'  '— -•"— I — ^' 

315  Jiaf4CT^i»(344J««f*«eir«oj)*)  437  yij^«?   )  ,    ^ 

359  =  If  253  iiaitdn  448  =  6  62  lahM^mf^i^ 

363  dut&ifvnxm  463  iitöydyxsta         Ap. 

371  «yx«»  ")  478  =  P  302  «►^few^ 

371  mlvxEöxog**)  486  igiiatonriyog 

387  «f^oxofM^ff  492  /Sov/Jwv 


6  TMr^oi^Xi)^^*')         Ap. 
20  =  6  457  hcfy^vißv 

27  fAoyoff 

35  ßtß(fa9m 

38  ipctffia^ 

77  tf«»i^^ 
101  s=  U9  IvMjysviis 
105  t^alog 
107  ff^oJoxif 
109  exxaidcxadtt^og 

117  «/JAifs-O         Ap. 

126  Xiyic 

126  o^vßelns 

137  FipvfMK 

171  fsolvölrfftog 

183  ini&aQövvm 

218  ^«fiv^xfl» 

248  iim(fV(ivog 

262  dttit^ov 

277  9c/tftfa 

324  aixfA«^o 

342  =  M316  %ava%U^ 

372  irrotfxafai 

381  naQaiaiog 

383  ßadvcxoiv9g 

412  Tino 

433  ffoXimafUDV 


28)  Wffua^fiog  IVT  81.  29)  Einmmlige  Formen  in  der  iswcit« 

Hftlfie  von  B:  fiox^tto  723  (neben  [toz^im  K  ^^h  ^^^i^l^'  on 
90)  in  UbertraarenerBedeutnng.  /»sXiftfirm  ebenso  2v  394  2/  22B.  « ' 
^^proe^ns  N  824.  32)  ^tpi«  y  179,  arafi,CTp€oi  f»  428.      ^; 

&ÄX«  X  230.        34)  *«<rtoß  Ä  214.  35)  Einmalig  Form«  i^' 

nMvoQ6og  33  (neben  ifoairöp|»Mroff^326),  ^l^P«»««^«  ^^  (»**1^ 
«0««;«  A  364),  ^dpßjixog  63  («rap^ifj?  N  229),  ^MOfuu  41%  (p^ 
1 274,  sonst  nur  noch  of^mVi^roff  Jtf  109,  (uifkog  ß  86),  ii«t>»«i«  ^ 
86)  ^fcofUiidi?»  il  292.       37)  Daneben  nooh  aßXntog  ^640.      */  ^ 
Z^yil^vg  j»  187. 


L  FrMlioddr:  sw6i  hoatrisdie  WArlervtrambBiwe..      til 


Ö22  inalotato'*) 
o26  =  <2>  181  xolii 

E 

2  IxJiyXoff^O 

12  inonqlviQ 

19  lurafia^iog 

31. 455  Ta^etrnrli^^ 

36  i}io£c^ 

49  affto)!/ 

54  ixfißokta 

63  cr^^xo^ 

80  (üxad^fidSipf 

113  avaxovr/^O) 

126  aaxitf»aiLog 

138  XQava 

158  ;ci}^«><'n2; 

191    XOTIJ^i^ 

216  iiaxXato*') 

353  ^€vvaiO^ 

295  TUiQaTQim^) 

306  ivaxQ&pm 

315  ytvvyfia, 

339  ^iva^ 

340.416  ^Zfl9^ 

343  avalii(ov  blutlos 

374  =  [<{>  510]  ivomii 

390  ixxA^oo 

407  Stivawg 

408  TraTnrafoo^) 
417  aXOoftai«) 
417  xaxtptiäm 
425  Mtxauvöao} 
448.  512  advtw 

453  =  AT  436  Aaitf^iov 
487  atf;/^ 


487 

500 

502 

602 

597 

613 

613 

614 

623 

70t 

723 

725 

743 

743 

745 

752 

763 

777 

778 

785 

803 

831. 

838 

860 

860 

865 

876 

882 

886 

887 

894 

902 

902 


9vavft7^og 
iUxfiaco^) 

axuQiita 

anaXaiivog 

TCoXvuri^lifov 

itoXvXT^iog**) 

iTtiKOvqim  ^ 

atiwlßfiiäid* 

aloXo(ilt(fi^S 
oxtaxvrifiog 

c=z  ^  41  ttt(ftt^ii!i^fog 

ilig)iq)aXog 

==  6  389  (pXoyiog 

=  6  396  xevr^vfx^  ^) 

avaxiXXfo^^^ 

%aXiie6g>mvog 

l%TtaupaC0n 

889  iXXonifOiSakXQg 

fpr(yi.vog 

s=  j?  148  iwedpXiH 

dexd%iXoi 

xavfia 

a-qövXog 

vsKccg 

tVTtfj 

iwealri 

9        0 

onog 


17  wtctwidi» 
19  vg>fivlo%og 
24  iSnouog 


39)  oloMC»  I  568.  40)  Eiamalige  Formen  in  J :   üißonai  242 

neben  09ßdto(iMi  Z  167. 417  (mag  ist  bäuififf),  dvovtatog  540  (vgl.  unten 
Anm.  14?;.       41)  ^i^log  nur  v  333,  dieXog  K  466,  ^qIo(  als  Name  1 162. 

42)  iPinXäa  9  406  =  422.  43}  avf  ^iT^ico  A  676.  44)  ixayyiaa 
^  775.  45)  ndnjta  (  57.  40)  anaX^oy^t,  9  405.  47)  AtufiijTif^ 
JV  590.        48)  XavMi^fra»  fk  172.  49)  |ia'^Zi/ft0c"2:  550.         50)  «^v- 

«o^eg  TanrflBv  ^  391   £  102;   vgl.  Anm.  177.  51)  dvtoXal  '^iX£oiO 

(k  4.         52)  iiM^og  %  421  tf  2  ^  11.  53)  Einmalige  Formen  in  JS: 

vioxBv%^g  194  fneben  veorctrxvög  #  592)«   %a^^iiio  424 1   &qicci  486 


722      L-  Fricdtoder:  «w«  hoMoriteiie  WdrleryerMicl»i«©. 


99  iiVQliuvog 

42  ^==  ^  394  ixKvUto 

94. 275.  309  nKBiftOi 
114  ßwlivt'qg 
154  ^a^lov 
135  ßovicX^i 
139  'svg>X6g 
169  «rtvxTO^ 
178  jMr^d^Ofi«*f».obünAnni.  4*) 

193  /5atfaijfe  (tifiiy  ß») 
336  ivvtdßoMg 
351  ^ffioJcD^Off 
265  aisoTiuofl»*^) 
366  aviTCTOff 
301  oXoXvyi} 
306  lQv6tinohg 

319  =  ©  494  hSenMfunvg 

320  =  Ö  495  9Ko^»i}$ 
322  a^aoo 

358  iolSiiiog 
400  aTcrXa9>^09v") 
434  l»/d^fioc 
465  axi}OfiOff 
469  tnnioxaltftg 
506  =  O  263  orotos 

506  «xotfT^cTaff 

507  c=  O  264  ngocdvm^) 

H 

9. 138  jco^vv^ijg*^ 
39.226  olo^sv^) 

71  evTfVQyog 

96  affCiAi^if^ 

97  aivo^ev 
141. 143  xo^'i^ 

2^1   tfXVTOTOfAOg 

263  tfwj^ijv 
267  IffOfi^aAiO^ 


267  fUQifula 
270  fivXoci^ije 
302  aQ&iiifo 

310  a£ijn:ifli*0 
332  xvxXio 
384  finvza 
423  elaavBiiu 
428.  431  htivtivim 
433  aft9>»Avxi}        Ar. 

449  rcix/t» 
463  fffiaXJvM» 
466  ßovtpovim 
475  avd^ccysoJov"*) 


Ar. 


8  dutitelgm 

41  =  2V  23  xal%axovg 

42  =  iV  24  i»xv9K^i|g 
84  x^v/ov 

89.  158  ^O2ftog 

97  iöaxovta 
131  afixa^G» 
178  ovdei^co^og 
181  (ivfifiocvvfi         Ap,    . 
189  iyxiQavwiu 
197  ovrow^/ 
209  aTTToeTTif^ 
230  nevBccvxqg 
250  9ravofi9>atbff  Ar.  (Bl.  11.650,15) 

289  TtQeaß^tov 

297  TawyAax*v**) 

299  Avfftft^i}^") 

306  fiifxcDv 

307  voTiO^ 

311  7taQacq>ilXoD 

328  vff^xaiio 

342  =  .^  178  wdöxmog 

348  afft^iJU^MTr^co^aio'') 

361  aTce^ooev^*^) 


(SaQ  I  827),  tag  887  (statt  {aoff).  —  «oXtJpovXos  260  komnit  bot  bjkA 
«  282  in  einer  Interpolation  vor.  54)  Simplex  B  402.  55)  «f«*^ 
N  27.  56)  Einmalige  Formen  in  Z:  CißdioyMi  167.  417  (neban  tf*f<^ 
ft^m  ^  142) ,   &x9qnoq  285  (gewöhnlich  «Me«j|g).  57)  Vgl  *»^ 

141.        58)  Vgl.  aM^MV  97.  59)  «leX«wg  ff  408.  60)  EiBin^hjP» 

Form  in  H:  fwmjlaatoc  340  =  439  (f««l/li«og  ^  607  »  242).  J'/ 
yXfoiiv  Sl  274,  x^^Kor^^Z^y  -^  ^25.  62)  Xvc^B^g  N  53.  03)  "^ 
vptax^Mffi^g  A  40.        64)  dntffmim  11  723. 


L.  Friedliniar:  twti  hOMerbAe  WOrltrvfTi^idniMe.      728 


403 
405 
408 


508 
518 
519 
524 
527 
556 
558 
558 


=  A  185  x^tHTOffrc^ 
=  416  yv*o»") 

=  432  iviKkam^ 
==  <^  40  Konti 

noliox(f6tiieq>og 
^eoSantog 

r       f 

v^vtfiog 

=  17  300  vajM} 

V7tOQ(flll<SCa} 


7  xo^^co 
7  9vxo$ 
11  xli^driv 
63  og)^»^**) 
63  avicuog 
73  v3coJe£/i} 
109  (»rofftv&lofUM 

125  =  267  ikfiiog 

126  =  268  axrijfcov 
147  =  389  lullia^) 
151  =  393  ßa^hiUijiog' 
154  =  296  noXvßwvng 

157  =  399.  361  (istahtffm 

158  ttöafiaaxog 
164  ovoCtos 
171  evg>ijf»to") 
180  Jn^aXcD 
203  f  (o^ff 

203  x{^a/fi9  X 

206  xpMOV 

208  fa'x«  .  •    .  ' 

213  av^^ani^ 

214  x^cvr^g 

220  eynifi      ; 

241  Mifviißov 


Ap. 


256  ^ilo^^otfvvi} 

311  T(ifi{;fi9 
333<mTi7g 

334  fiacTTal 

337  2: 100  dst  oparM^) 

343  dov^XTi^roff 

363  Mclolfi 

368  igwßoiia 

373  xvi'coff 

378  iv  xa^  ab]} 

379  dsxaxig 
379  Btnoaaxtg 
381  mniviööoiiai 

383  lxat6fi9cvAo^ 

384  l^oiXvioD 
404  o^^iprcD^ 

406.  408  li2<0To^  (Uroto^) 

407  xtritog 

409  iXerog 

416  TtaQcifiv^ioiuti 

443  ^ii^") 

453  nqo^ilyvvfki 

454  iitixilofuti 

456  Irra^a 

457  xftra^^ovi^.    . 

470  c/v«W2^ff 

490  funaiivm 

491  anoßkvim 
503  ^(Tog 

503  naQaßXwff 

505  C^evaQog* 

505  iqtiTtog 

536  Smifvit6g 

534  daXvaia 

539  l^vvv 

563  aAxWv 

565. 664, 9a(f€(X€(TaUyofuu 

568.  ttAoia«»^') 

579  »evTi^xovTOT^vog 

583  iittfipalva 

593  «fAcr^vo 


65)  airoyvi(((9  Z  265.  66)  «Itefu»  £-4174  67)  dumXd» 

E  216.       68)  fkix^i  N  143  A  128.        69)  (p^n^^  B  862.        70)  Aris- 
tareh  htitidli«,        71)  ktEwpiiaiia  A  22.  376.         72)  s^  ^i  #«"  soiUfM. 
{^voi  T9ijetf0»ir;        73)  (r^xog  4  445,  j^^  {  803,  ^^ciq  9  291. 
74)  «xaloMM»  ^  522. 


724      t.  KiedHMor:  swei  iMweriuM  WdrtenwMidMiftsa. 


601  ivtavOa^) 

648  =rr  77  59  (Utavaattig''^) 


8  mvxedav6g 

10   V€IO^£v") 

90  alB^UaKog 
41  ^QaavnttQStog 
94  ffilaXvxri^fiai^) 
96  ÖQaivm^) 

154  Ixradtog 

153  tfavoonri}^ 

173  £v^g 

173  axfi^") 

183  iy(fnyo(f%l^^) 

183  dvam(fia 

197  avii'firirtaofiici 

216  vmi^^ijvog 

326  ßgciaamv        Ar.*) 

258  ft^cr^o; 

258  aXAo^o^ 

258  xarartvl 

265  sK»ilo$ 

274  iqmdiog 

311  =  398.  447  9vii( 

331  a^XfflSbfA''^'') 

335.  458  XTidifi 

347  ff^otiCiXiio 

357  iovQtpfiKi^ 

361  xcfta^         Ap. 

975  ßafißalvo}        Ap. 

375  &Qaßog 

432  Su^SQiofuu 

434.  558  v/ijAvff 

451  ^ionrevcs  (vgl.  563) 


459  ilvsifl 

460  Irfirig 

466  ^^cAo^  (s.  Kum.  41) 
467  Cv(i(ui(iaevm 
473  T^i<JToi%r') 
475  iiuöupQUig^) 
485  aa^fMTiTog 
493  ai^^itfcrco 
502  jo«£'/(o 
562  StOTCTiqQ  (vgl.  451)") 

40  aiiipiCTQi^^g^} 

40  inipva 

54  fivJcKiUof 

63  ovAiOff 

67  «fii^ij^*)^ 

74  na(fUTvyxavۧ 

88  a^og 
105  didtffit 
105  jioifjpg 
147  oXfu>g 
155  a|i;Ao( 
160  x^oraUJ;« 
183  9Vid]}ei^ 
334  fii/r^offcrrcD^ 
337  (lokißog 
349  nQEaßvytrriq 
371  cod/v 
282  agt(fia 
297  VTre^a^^ 
307  T^oy*5*) 
353  t^/tttv^o^ 
371  avd(^ii(irivog 
385  ffaf^ev09B£»i2( 


Ar. 


75)  httvttv  nar  t  568,  hfutv&o^  nur  ^  122  tf  105  v  262L  76) 

Einmalige  Formen  in  J :  wt^Tffmxaa  500  (nuQtxTQOTtim  d  465),  »Idiwm 
554.  646  (0/^^  c  456).        77)  trfM>>t  «  317.        78)  <iliitfinii  X  70. 
70)  di^m  mit  seinen  CompoBitis  und  Deriyatis  findet  sich  nur  Id  o  gr  t. 

80)  a%ykriv6g  aasgewachsen  t^f  191.        81)  iygiiyoQomv  v  6.     '•  82)  <h 

uno^otiov  0V9  ßgaaoopLMwog  %zX,  Die  Neueren  Ton  ßgadvg  welches  (wie 
an  eh  ß^aävrijg,  ßag^nnog)  homerisch  ist.  83)  nrayla^OMcri  i^  133. 

84)  tgictoizog  fi  91,  jMnrtfroi^^^  sr  359.        85)  ^«»d/qDpcoff  0  51.  76. 

86)'  £inmal^:6  Formen  in  K:  dpa&ü9va%(i»  9  (neben  avacuvtixia), 
li^^ovfffo^eir  65,  tiox^dto  106  (/doj^^f^tti  B  723),  «wtoto«  503  («vvrepo»* 
öfter).        87)  a^tptni(fiüt^t»<paf»  B  348.        88)  afiijTü»  T  223.  80) 

XQOtpottg  O  621  y  290, 


L.  M«dMader:  swei  Igüortwiii  W§«t«rf4nieMitfci4.      725 


424  ni^iAffiig         Ar.  Ap. 

439  xaxaxalQtog 

458  dvatfcvo» 

480  vifAog  pascuurh 

495  a^^vo^mg 

509  imaxklvm 

636  =  r  501  ottAiJ 
551  =  P  660  iQoxltm 
554  =P663  ^«rdg 

558  ovog^) 

559  vo»Oi}ff 
569  ff^ci^tt*') 
604  fxfiOiUv 

628  /TiFiTT^iccAAco 

629  mvaviicita 

637  ifioytitl 

639  xvacD 

640  xv^tftig 
643  »oli;9Mr}^x|^g 
673  ßorilttöifi 
676  is«^ir^ia>") 
685  kiyaivm 
694  vTCiiffitpavtm 
713  iiAfptOTi^ttOiUii 
736  cvfKpii^^ 
754  ^ftiSrlg 

764  ^oxltf/m 
845  9r£^t9C<i;xi}g'^ 

ilf 

33  iffA^a); 

36.  i  74  tfvvex^9 
36  aA/7riloog 
30  tt/a^poog 
33  xaXXlQQOog 

51  x^f*^'(^ 
87  nivta%a 


109  fffifofii^rog") 
133  vnrog 
151  »oiinita 
161  ^vA«| 

163  aXaCtin^) 

164  9iAo'4^n;Ji}g 

203  =  220  g)Oiv^£<g*^ 

208  og>ig^ 

247  (ia%ii(iayif 

258.  444  x^tfCT«*) 

259  fiaxUo) 

269  fKtfiieig 

277  nf^ßoam 

283  il(DTio> 

295  i|ijAatog 

314  mi^o^o^ 

422  hil^vvog 

424  duigya}^} 

433  %e^v^tg 

435  tocrfcD*~) 

451  9Koxag 

459  ^aioog 

463  vnomioy'**) 

27  araAAcD*) 
31  ivöiuxQ^fiog') 
36  9ciJi7 
41  aßgoiiog 
41  avia%og 
53  Ivaaoodf^'*) 

63  oxvTTre^g 

64  oifvsov 
103  9w£'ax«vog 
108  im^fioövvTi 
113  aitaTi(iam 
115  ax€<XTOg') 
137  oAoo/t^o^og 


00)  i^fuWog  ist  hSufig.  Ol)  diBigym  M  424.  92)  nagatgitB 

E  295.  93)  tfi;^qpf^rog  iV'  237,  Xttra^i^i»  Jt  425.  ^  94)  Eiomallge 
Formen  Ib  A:  otfLog  24  (nebdn  oCarj  tind  oliue),  sUv^tim  156  (jBtlvfpct- 
l(o  T  492),  «o^Xivd^fistrog  326  (»«i/yo^tfog  V  33),  ro£($ti7$  385  (ro{«vnic 
9^  850).         95).  Vgl.  oben  Anm.  35.  96)  inaXaatim  a  252.         97) 

tpotpög  n'159.         98)  ir^oxpoaaoff  ^  35.  99)  n^Ofigyca  A  569. 

100)  laodi  ij  212.  ^  101)  Einmalige  Formen  in  M:  %avax^m  36  (neben 
%avaxio}  t  3),  aro^rao^ai  287  (nozlofiai  m  7).  2)  dzaldtpQmv  Z  400. 

3)  ^o;ivaxor^fiOff  B  814.        4)  Xvtfci^r^V  ^  ^^*        <'^)  aic^crfttf  O  304. 


726      L.  FiMIMir :  wm%l  hwiriirtii  WWerw envwWfM. 


110  iva^Qocnn 
142  lain^ov 

143.  Ä  1»  ^iw^) 
146  iy«v^«0 

158.  ^  901  »ov9M>g 
156.  806  ngono^iSn 
171  ffoAvuMOff 
904  6q>€UQ'qdav 
212  ^yvi5i| 
237  avinpifftog^) 
281  |X€TOxXa((D 
285  fo/fw'*) 
300  talafpQav 
314  Tofotfvvi} 
323  (tj%rog 
325  avxoövaStfi 
342  viociiipitog 
352  v9re$crvaJv(D 
359  htakliatsm 
361  fieaaiJtoliog 
382  Ic^vcoTf^g') 
389  ==  n  482  «X^pOB^ 
391  =  IT  484  venxi^ff 
393  =n  486  d^atfacs'®) 
460  hcmtivlm 
616  /Ja^i^v 
621  ßQin'tvog 

546  9Xi^ 

651  9(e^i<ftad6v 

562  af^vi^voco 

564  tfxoSAoff      Ar.  St.  H.  719, 43 

564  nv(fl9Uiv6tag 

572  IXlag 

684  Ofia^TifJi^ 

588  rmiov 

689  »vttfftog 

689  i^ißivihg 

690  i*jefM^iJ^") 


597  9Ctt(wrsc^fumwfu^ 
600  (Ufivdavfi 
624  tgtß^^iUtfig 
654  tf x«XiJ£ 

685  lAs»%/raiv 

686  fpaiimLimg 

710  i»Jix<V^^") 

722  ifv^'xlovi» '0 

736  (hri^Mtvog  (MJlifftOfo) 

761  avoif^^og 
793  ifioißog 

798  9rflr9)la£^ai 

799  9)aX4/^tt 
824  uiMiQtosni^^) 

s 

18  ff^xvil/vdofMu'*} 

35  itQOXQoa^og") 

37  3^£/i» 

78  aß(fo%og  (w£  ißgasfi) 

96  cwüftfuu 

98  evxTog 

99  hciQqbu9 
101  inoTtfxicttdifm 
110  funrevcs 

124.  <F650«po/3aTOv") 
142  tft^AoiD       Basi.  972, 34*') 
172  Mavoff 
172  ^ofl» 
180  ivevii 
182  Ivtpi^Off 

182  io/Sog 

183  ==  tf  298  tiffylniHK. 
183  fio^fiig 

901  =302. 246  yhßfCtg 
909  ofioo 
914  xctftoff") 
949  mvtf tftfoi 


106)  liiory«  Ö  508.  7)  flvyxv^i»  5^436.  8)  Wfi^ip«  ^  736.  8*)W*» 
*31l.  0)ft*»oa>ß53.  i0)99dyiucA(i9£f^2,9Qtty^m2:S^.  l])**»- 
uaeo  JE  500.  12)  Ä»o«pff*air»«^t  y  879,  ilyitp«fM«wvi*t  «  440.  13)  «««»*■ 
xouai  J  95,  naoaditoiua  Z  178.  14)  vKO%lovki  *  556.  15)  rfyaf*^««- 
«iTff  r  215.  —  Einmalige  Formen  in  N:  luv^pi^og  28  (nebcn^  %iv9iMP* 
%iv»og),  atagßn^  299  (dtdQßntog  P  63),  VJcoc%BcCn  369  (varotfrWjS)- 
16)  «oo3roo«vAiv^oV«'Og  X  221  «  525.  17)  «9(5<rffa  Af  258.  444. 

18)  Vffl.  KQoßetcig  ß  75.        10)  i^amW^i^  i}  U^ig  %cna  xovg  ^»^^V^^JZ 
innisC^fittu.    V:  nsQiOcig'  xal  n  l«£w  9$ani(fmv.         20)  «oZini«<ff»f 


L.  Fmdllhidor;  twei  litaentehd  W^hrlerrertildkiiiMe.      727 


357  ^ma^m 
3d8  Intim 

359  6(iiir€iQa 
261  ino^fuog 
391  xalKlg 
291  xvfuvdc^ 
307  ngopLvoiifeiei 

308.  v  98  r^a^s^iy 
316  negingoxia 

347  veoOi^Xi^ 

348  x^xo^ 
•^1  atihtvog 
372  9ravca^$ 
413  öx(f6(ißog 

436  ovaJipxoftai^'^) 

437  ff^rffAico'*) 

463.  T  461  AiX9«9i/^ 
465  (SwsoxiAog        Ar. 
499  xcd^cca        Ap. 
509  avÖQciygiov  Ar.  Ap. 

57*») 

O 

14  xaxoTe;i;vo^ 
159  ^IfBviayyBlog 
162  aAo^'ici) 
180  VTregaliofiivi 
186  Oftotifio^ 
209  isofiOQog 
228  avid^onl 
238  q>aö<SO(p6voQ 
252  a/oo  =  aArOcD 
309  afitplioavs 
320  xcrrivooTVor 

360  9»aAa^yi}(}ov 
364  a<&i;^(D 


389.  677  vav^x<^ 
389  xoAli^ec^ 

393.  a  56  il^Off*<)       Ar, 
394  SxeafMc*^) 
401  ndttrigjt» 
413  009/17 
453  fiQOtia 
469  veoirrpo^o^ 
479  s=:  2  122  T9r^d£lti^i^ 
505  ifißadow 
607  atpXoiönog 
621  7CQ06ifivyi» 

626  OTEoxovmrio 

627  l^/JpJjfi»») 
*  635  ofioavipHi» 

653  c/tfoMßo^ 
678  ßlijtifov 

678  SvoMauiKoalnfipig 

679  xfAi/r/fw") 
Bust.  999,  682  lao^o^o^ 

709  «ixi; 
713  (isXavd^og 
717  flf^Aairrov 
729  htt€at6dfig 
741  /iaA*2;/^*) 

77 

31  alvaghtig 

34  yAovxog      Ar.**) 

78  Ttegiaywiu 

91  ifcayakloiuxi'^) 
106  9aAa^ 
117  xoilog 
126.  584.  839  fifssoxiAev^og 

160  aytkrfiov 

161  AcJosTO)       Ap. 


r  371.^  121)  %a%oi9i^op,fit  %  16.  22)  ^|«fi^  |»  237.  437.  23)  1} 
^»»1^  Sri  vvv  nuA  iv  'O^vüOB^a  ana^  itf^rpiBv  avöifäyoia.  In  der  Od. 
kommt  es  jetzt  nicht  yor.  Eost. :  ^^vti  17  ii^ig  «««£  gri^si^öa,  -^  Ein- 
miilige  Formen  in  S:  onnotigto^sv  50,  Z9^^V  1^>  srXoxafftOff  176  (tiIox- 
flog  P  52),  ffff^qpafftff  217  (nccQuitpaaig  A  792  O  404),  fMvixa^fiog  376  (sonst 
(iiVfxccQuriS.  Ar.:  to  iievixaffiuog  ovn  oldiv  6  avoti^rifg),  novto^sp-  395. 
24)  a;ioyc(0  O  162,  ^v^oZoyctioi  fi  450.  453,  naXÜloyog  A  126.  25) 
anBOxogNUb.  26)  imßffifio}  P  739.  ^  27)  xiXiyg  €  371.  28)  Ein- 
malige Formen  in  O:  ^oeig  153  (statt  ^ife^O»  avi2xot;<rT^0  236  =  11 676 
(fl^ijxauffT^tt  T  14),    anotnadov  556  (iSsrotTTa^tt  f  143.  146^.  29)  17 

iKaylat^Ofiai  2  133. 


Jahrb.  f.  eUtt.  Philol.  Soppl.  Bd.  III.  Hft.  6. 


49 


728      L.  Frisitiidtor :  sw«l  kibmmi9tk$  W^rrenrwMMMBM. 


163  n^i^xivm 

234  ivtiMCxm-q^ 

235  imofpr(%if^ 
235  uviminovq 
260  elvodiog 
260  iQiSfialvm 
290  a(i(piq>oßiofiM 
294  iffudai/ff 

296  at€QoixirffBif{ta 

304  TtQOtQOTeaÖfiv 

315.  324  fivcov 

333  :=  r  476  wto^ifiudvm 

335.  337  (n;t^^lx<i^(tfwM^ftöv)'^) 

341  7SaQ€[BlQai^) 

355  dur^TSof^o» 

357  ^vtfxiXftJog 

379  ivaxvußalui^m 

387  <rxoAio^ 

419  ifAiTQoxlxmv 

459  ^«ff 

470  «^/xe 

519  ßa(fv9i0 

689  Tttvaog 

638  9^adfi09v^) 

642  ß(fOfkim 

642  sM^^^AciTf}^ 

642  TC^Aa 

713  ^/fcD 

723  aTTC^coto'^ 

747  r^og      Ar.  Ap. 

747  Ji9>afo  V 

748  Sv<sniiitpiXog 
767  Tcri/v^^oiOff 

779  c=  i  58  jSovlvf  Off 
792  <S%Q€g>iiivim 
825  »rJag 

JB56  =  X362.  68  ^^««*) 

P 

4  ffo^ttg 


5  fCifftttovoxog 
5  xiw^o^ 

37  =  il  741  i^fitig 

38  tueraTUWfUi 
42  adi^pfTOff 
54  avaßißQv%s 
56  /3^o> 
58  ixatgiipio 
75  ix/^iTTOg 

112  9ra%voc9 

136    l9VitfXVVM>V 

136.  ^  91  tucxm 
143  ^w'Sijitff 
272  (ucia      Ar. 

330    VTTf ^f^^ 

873  fUTaTtavm^} 
381  iiti6(f<S0(iat 
392  /x|[ias 
476  dfi^atg 
524  VfjdvMr 
533  vitora^ßim 

549  ^vo^ailTsij^ 

550  ftvcmavcD 
577  e^Xa9C^va<m^^ 
599  ÄttX/yJijv         Ar.*') 
650  htilafiTtm 
670  ivi^e/i; 
677  a(kq>Cxo(iog 
720  Ofiowfiog") 
722  a/xa£'ofiai 
739  inißgifio}'^ 

Z^  1-^467 
25  aiMpi^avto 
54  dvtfir^fUf  OToxeMT 
114  6Xet^9 
133  iTtuylatioiuii^) 
175  ^ftOv» 

211.  552.  T  226  rnn^ififMK 
219  <to;bs(^|^) 

131)  (rvv^«ii<r»m  v  245.  32)  dnaeigto  <p  563.  33)  avßtpQaSfimv 
B  372.  34)  aw*eio«vg  ©  361.  35)  Einmalige  Formen  in  11:  svth- 
Zifs  57  (statt  fvtBi'xeog),  tpoivog  159  (<po£vios  a  97  fpoivTJng  M  202.  220). 
a'Jroüxidd  319  (statt  a^offa;e*öv).  86)  Vrf.  P  38.  650.    ttfraw^- 

amXff  T  201.  37)  ow  vvv  Sna^  %al  h  x'§  mwran'a  (r  278)  Uy^n^^ 
oTLifov  di.  38)  ivmvvtiog  ^  552.  39)  i^ß^ifta  O 627.  —  Einma/i^ 
Form  in  P:   «lojriiirfg  52  («Xoxa^of  S  176).  40)  dyiatSoaai  K  331. 

#«afyailofiai  71  91.        41)  aaXw^fw  <P  388. 


L.  Ff i^Msdar :  BWfT  hMetiMba  WMerfrtvteMariise       729 


336  q>iiift(fOv       Ar. 

301  %ataii^iMßoQk$^**} 

319  isxvfivog 

319  iXagnjßolog 

322  i£€i;^^<Txc9 

372.  409.  412.  468.  470  qwOa 

382  AiTra^x^i^dcfivo^ 

400  %aX7tevm 

401  noifnri 
401  xailvg 

410  ali^Tog  <2>  396  aijTO^ 

2:b  468— 61 7  (Schild  des 
Achilleas) 

470  xoavov 

471  et!7E^i7(TTo^ 
471  i^avlrjfii 
477  §aiaxiqQ 
486  'Tadig 
493  äyivica 
493  vfiivatog  ' 
d02  iitrptvfo 
505  ^e^^oovo^ 
313  i;9CoOo)(»i7tf<rQi 
519  oA/^oov       Ar. 
ö21  jSoTOi; 

529  iifjloßovTJQ 

531  cFie^' 

643  fevyog 

643  Aaar^io) 

550  /Ja^iLiJtog**) 
550.  560  f^iOo^**) 
553.  554  a(ialXo6mqif 

553  ilUSavog 

*555  J^ay/üev«^) 

562  /Jorpvg*») 

563  xafittg 
566  ^o^evg 
570  XfOff^^foD 
570  A/vog 


571  iUmraX^p 

571  ^aaoD 

572  ft/yfiOff 
576  (odavog 
576  dovaxcv^ 
580  i^t^fui^Ao^ 
584  ivSiriiii 
690  9roix/Ail(o 
593  alg>sa£ßoia 
601  xff^aftav^^) 


25  %aXx6rv7Cog 
39.  348.  354  arat»*) 
83  ivÖBlxwfii 
107  ^gvtfWio*') 

118    l^^iTOfAI^VO^ 

126  liTtaQonXonaiiog 

149  xXoroTcevGo 

150  igBTiTog 

163.207.  320.  346  Stcfirivog  nach- 

tern*") 
183  a^nr^lcrxo» 
188  imognito 

193.  248  xov^iTTe^  (Axauov) 
201  fAcraTravtfoiili}^') 
223  afiiyroff") 
234.  235  oxi^vTvg 
262.  302  TtQOipaöig 
263  a^r^orilJictatfTO^ 
268  ^oVi^ 
294  xi^diiog 

294.  409  oAi^^iO^  (oill^^Mv  ^i^q) 
325  iiyidavog 
350  a^i; 

350  At^fv^cDvoff 

351  ix%<xvcataXXo(Mti 
357  ixnatiofMci 

361  x^ortam;a>lo0 
385  iq>aQitoim 


142)  dijfiopoQog  A  231.  43)  nolvlifiog  E  613.  44)  cwi^idoff 
£  32.  45)  S.  oben  Anm.  110.  ^  46)  /Jot^v^oV  B  80.  47)  Einmalige 
Formen  in  £:  aemijXiog  77  (statt  aBt%iXiog)y  %Qvßda  168  (%(fvßSfiv  X  454 
«  153),  r^Off^oi  224  (neben  tQCindto),  6q%71c%7iq  494  (e^j^ntfr^c  17  617 
i2  261),  Sovxog  536  (ayovraTog  ^  540,  ävovtrixi  X  371),  o^^arayi?  551 
{B^inayov  a  868).  48)  ivmtiia  ß  271.  ^  40)  rfttvarrig  Sl  261.  50) 
ttvfti^yoff  ausgewachsen  ^101.       51 )  iJUtan€cvm  P  373.      52)  afiijrif^  <^  67. 

-      49* 


730      L.  PrieMnder:  «waf  hfmmMke  WdffenroneieMtse. 


385  ivt^m 
387  cvQiy^  BebiUer 
393  xaUvo^ 
411  vwi%UfC^) 

T 

39  axgQaeTto^rig 

67  fvavra**) 
142  6f»ijyvpi$**) 
145  aiüpljiyzog 
157  noQxaiQm 
166  oT^io 
173  ^rAovxMXc»^) 
190  fieTOT^omrÜ^ofia« 

193  ili^urV 
a04  itQoxXwog 
218  imciS^fur 

221  T^i^x^^^* 

226  (fniQtdm 

227  ai^i^i£ 

a*7    iKOTOttTOff  *') 

303  atfffe^fiog'^ 

332  orionr 

342  H^6t 

396  aXc|i}Ti7^ 

404. 406  iQivyio  ich  brfllle 

440  ifv%(o 

467  ^'Avxv^po^ 

483  a^ovdviUog 

490  avafMtmam^) 

12  ax^,  Idog 

38  0^1/1 

39  avoiMfro^*^) 
123  am>Ai2fMfOf(ai 
141  ev^^^ed^g 
155  ioiU%ey%ijff 

163  Tre^fd^^S 
166  htiyiQaßdfiv 
168  ivaxfi^^oD 


169  l^hnnlmv 
172  fifaaoffoyifg 
195  ßtt^Qifdxfig 
197  g>QSÜ[Q 
203.  353  fn^Avc 
204  iTUve^qUiog 
234  inatacm 
244  duod^o 
249  ax^oxelttiVMroi 
257  ox«riyyifff 
259  fuxxeXAa 

259  ifMegri 

260  ^9/ff 

261  oxAio  ^ 

262  9r^aili}; 
271  VTTf^livro) 

317  vffo^i«') 

318  Uvg 

319  riQaiog       Ar. 
321  acr«^  ' 

323  tvfißoxoim 

337  9»il4'f«a 

345. 348  {i7^a/v»«»)  (vgl.  347) 

346  vtoaQÖfjg 

347  ava^fi^va 
347  l&£/^ 

351  '^^vov 
357  avTA9>f^(o 
361  avorg^Avco 
363  läldia 
363  inKrilorD€9>i7$ 

381  nonaaßivwfii 

382  »orcrtffvo/tun*') 
388  <yaZ«/fw") 
392  ^ivGTOQog       * 
394.  421  xvvccfiVior 
397  navo^iog 

406  afig>aQaß{m 
412  i^ccftovlvm 
437  aiutpritl 


153)  Ejnnialigre  Form  in  T:  ^oriyp  44  (daiTjJp  «•  325).        64)  V  116 

Svttvra  xatavra  ndqavxa,        55)  ofirjyvQCim  n  376.       66)  yXtfvxoff  7734. 

57)  Vgl.  oben  Anm.  20.        58)  cnigfia  f  490.        59)  moiMxtadm  fL  95. 

-.  Einmalige  Formen  in  T:  VTixovaxdw  14  (dpmLovütda,  s.  Anm.  128), 

ßö^ifiog  802  (iiogeiiiog  X  13),  fllvtpdim  492  («ht;©«»  ^  156).         60) 

«Jf  f  ^^If      61)  f «o4^sr  K  10.        62)  |f ^c>ff  «  4Ö2,  iijg6g  nirgend. 

63)  <^vtf0MfofMc»  A  458.        64)  ffälw*y{  ^219.  '  *  ''^  *       * . 


L.  FriedllBder:  iwei  liomeris«ke  WftrtorvenakhniMe.      731 


441  Svoog 

445  ^r/TOff"») 

460  nolvyrj^iig 

455  OTtoliitm 

465  tatplBytjg 

483  To^oipoQog 

494  Blanhoiicu 

4Ö5  CT^W 

499  nlrixTl^o(Mci       Ar. 

502  (fvvalwiiat 

541  xiy^2^ilio$ 

556  VTCOxAovioo'') 

563  anaelpa") 

567  xcnevavtlov 

568  Tpordg 
575  vlayiiog 
598  ^tfvjrioj") 

31  »v^ero^         Ar. 

51  ovofCflrxXt;TO$ 

69  '9t;^aco^og  *") 

72  igtiMTdiievog 

83  Xa^ixijd^^ 

93.  95  %Biii 

132  xo^vdai^ 

146  af»a|iTo$ 

165  ntqid^vim 

192  ^Vix^^^" 

221  Q  525  TT^ofVpoxviUvdofte- 

225  %ctX%oylfoj^v''^) 

244  ^eidcoili} 

261  <rt;vi}f^avyi} 

263  o^uotpqmv 

281  a^tCTn/^ 

294  livwiiCittq      Ar.  Ap. 

301  aXii}  Vermeiden  ^) 

319  cv^xifff 


349  ttxoCivqgitog 
371  tfvovri/T/") 
389  X€irTaXi{<&Of«ai 
397  Kiiqvri 
409.  447  xoxvrdff 
411  oq>gv6eig 
425  X€i;rQr9>i^o> '') 
441  ^Qovov 
460  fuxivag 
467  iMoticcm 
469  offiTTvl 
469  ivadiaiiri       Ap. 

489  oTTOv^ioi 

490  9rava9>i}ili£ 

491  «;9C£fii^fit;x£ 

495  vTtBQcifi 

496  af«9>idali}^     Ven.  ß 
4%  daiTV^ 

502  vi^ta;(evcii 

512  xcrra^pAi^oi 

513  l^xet^fti^} 

4  üTtoCiUdvaiuet 

13.  301.  351  ^v^^ 

26  aqxmU^Ofun 

30  o^c^^io) 

34  xotvX^^vTog 

79  aiiq>i%alvm 

88  a(Tr^}^«ilos  Ar. 

91  öOQog         Ar. 
102  avuTcXttrayim 
114. 123  vloTOfios     . 
116  avavra™) 
116  xaravra 
116  m^vta 
120  iumXiqifam 
126  17^/ov 
127.  683  itaQaTUttußakkm 


105)  Vgl.  Anm.  78.  66)  üvy%Xo9im  N  722.  67)  na^afiffm 

n  341.  68)  fl^rvi^fl  Sahst.  0  22.  —  Einmalige  Formen  in  #:  a/iriffee 
87,  dfißolddriP  364  (itffrjSlii^ijy  JT  476) ,  ofijtog  395  (arijtoc  £  410) ,  yco- 
TSimro$  502  \vBOV9vxii9  E  194).  60)  v.  l.  mAacopoSy  Bekker  bat  dies 
nur  «  530  A  681.  70)  8.  Anm.  1 16.  71)  Vgl.  Anm.  61.  72)  &lin 
Wärme  q  23.  •.  73)  dvovtttiog  2/540.  ttowog  27  536.  74)  cvpxpiqm 
A  730.  75)  Einmalige  Formen  in  Xi  ^QOi^og  13  {uo^ifkog  T  302), 
ui%Äg  336,  diißltjdriv  476  {dy^ßoXddn^  «  364).        76)  ivairta  T  67. 


733       L.  Pfieditodar:  «wei  IhmbiIhIi»  WOrterToneidbaiMe. 


132  naQaißaxrig 

147  ivof^ag 

163.  674  »fidtiuiv 

164  ixinoiMtsSog 

169  (f^oTO^ 

186  ^doitg 

191  tfxAli» 

236  loa^^ 

243. 253.  270.  616  q>uilfl 

264.  513  mtmtg 

264  dvi»SMx»€i»otf//uT^^ 

266  /^eiqc^og 

270.  616  iiupC(^etog 

270   ttTEV^ODTOg 

292  wcBXiSdim 

311  i(pi^€Qoq       Ar. 

314  fMtQB%fit(fOfp9vyn 

328  xcnroTTv^o 

330  SwoCT 

330  titnoigofiog 

337  x€nriio*") 

353  =  757  luxacxoiii  '*) 

382  =  527  af«9^^^Tog 

387.  430  nivxi^v 

395  srf^^dpvjncD. 

396  ^ffvUtm 
413  anoxrjdin 
416  TTcrpadvio 

420  (caxfAog 

421  ^cr^vtt 

422  afmT^;(M{ 
426  [iiTcaiofiai 
431  xaT(i)fia<!io^'') 
435  ffuyxv^eö'®) 
455  7tSQirga%og 
458  crv/a^OfAtti 
459. 480  TtaQoiteQog 
468  i^eQCDia 

474  Xaß(f9V0fU(i 
477  iKÖignofiat 
479  kaßo^YOQtjg 


•  j 


481  cvAi}^      Ar.  Ap. 
483  xaxo9>^flr()i/g 

485  ^  78  «g^tdtfcyMW 
505  apfftcrr^oxi^ 
520  ovpaibg 
523  d^xov^or^') 
531  fjxifSxog  Ar. 

536  Aofa^o^       751.  785  ioMr^i/iof 
561  X6Vf»a 
583  ^divog 
593  inaixia 
599  aA<!i7(Txio 
604  veo/i;  Ar") 

635  <&  206  TraXi} 

701  ^  103. 126  nal€ct9fMawfi'*) 
653.  665  7vvyfia%li] 
669  Äuyfii}®*) 
688  x^oV^^^'? 

691    V7t€QBi7ta 

693  9>i;xioei^^) 
697  «TV»*) 

702  ifinvQißiJTfig 

703  SadBxaßoiog 
705  xsaaaQaßoiog 
712  ayLiißtov 

726  xciiAy^iI;         Ap. 

751. 796  riiiixalavxov 

762  nrivlov 

762  ft&'ro^  • 

774  oldf^ffp» 

775.  777.  781  oi^o^ 

791  ciiioyiQCDv 

806  Ivdiva         Ap. 

826.  839. 844  aolo$         (Ar.) 

826  avxo%6(avog 

845  xaXoiJ^oify       Ar. 

850  iostg 

851. 858.  883  fipunÜMWv 

854.  857.  866.  867. 869  M^¥»og 

855  Toifvi»*') 

879  aTtOKQ^kavvvfAi^) 


177)  Vgl  387  und  Anm-  60.        78)  v^ttftötx^  K  473.        79)  «««•• 

^d^fr  ^r  500  O  352.        80)  iyvLVifa  N  145.        81)  d^xov  ot^a  f  431. 

82)  17  dtff/l^  £iTt  vv«'  (t490¥  ovtcag  iöx^fkmXKH,  vtoiTj  dvxl  vov  ptitf^^* 

83)  waXaiaxiig  0*  246.        84)  ntyiid%og  J»  246.  85)  ipvim  J  '^• 

86)  insnvt^  B  322.  87)  to|8wi}(  850,  a.  EinUitong.         38)  £• 

Anm.  112. 


L  FfMUiader:  vwti  hMionaehe  W^lervvnekhBwae.       733 


886  fm»v 
«91  ijf»«*") 


a 


30  (laxXoavvfi      Ar.'*) 

49  flrfvog 

65  anoaxvdftälvG}  (vgl.  592) 

80  liokvßÖMva     Ap. 

80  ^atfo^ 

93  wxlvpLfia 

152. 181  Ttt^j^ff  ") 
157  :=  186  oftfxcmog 
157  aliziq(i(av 
163  ivTVJsag     Ap. 
165  xcttaiiaoiiat  "*) 
192  ftiÖQivog 
192  yil^vos 
211  a^lnovg 

213  mos»») 

214  xo«/^o> 
228  iTtl^fiiia 

230  =»  276  anXotg 
253  xoTiygwDV*^) 
255.  493  TsaviTtotfiog 
261  if;«JtfTi^ff") 

261  xoQOixwtlri 

262  iqiJttt%xtfq 
269  nv^ivog 

269  orijl 

270  ivyoieafiLog 
272  ffi^a 


') 


272  x^xog 

272  Ftfroop 

274  yilcojr/v'*) 

277  ivTCtfie^dg 

304  xiQvipov     Ar.**) 

316  fiOQqfvog 

316  »e^xi'og 

3^  ==  X  279  wtipfipstig 

354  gp^adijs") 

3^5  pA^dvo^**) 

376  ajatog 

420  fuaQog 

420. 637  f«vM 

428  crsrofivoo 

451  OQoq)og  Dachrohr 

453  bußliig 

454. 456  i3t^QQ1qaa^a 

488  fse^fvcriiri}^ 

4%  ivvsanalSena 

506  9taido9^ovO^ 

531  Imßtitog 

532  ßovßQ<oaTig 
540  sravaM^iO^  **') 
577  xailiTto)^ 

592  a%vd(iaiv(o  (vgl.  65) 
657  TToatf^fioi^  *) 
701  ioTvßomiig         Ap. 
721  ^^vos  (vgl.  722) 
721  H^tQXog 

722  CO  61  &(friyia 
753  afii^^ailoei^ 
757  nQoüsp^og*) 


189)  Einmalige  Formen  in  V:  «^otfffo^^y  533,  to JroTifff  850  (ro{otijg 
^  385).        90)  'HüiodBios  d'  iütlv  ^  U^ig.  91)  S.  Anm.  85.        «) 

inafucopMi  £  482.  93)  avrtrog  9  51.  00,  naUvtirog  «  370.         04) 

Arwtarchs  Lesart,  Krate»  luixfjipieg  (m  482).  95)  tpsvatim  T  107. 
96)  Vgl.  Anm.  61.  97)  d&eteitai  Stt  «a(?«  «6  tfvvij^fff  ««tc5  aj^^wipoi» 
x6  dyyeiov  tb  vnodsf6(iivov  to  {jSmQ^  mg  ^iiitCg  .  .  hioi  dfh  dinXf  tfij* 
uHovvxai  <og  «««£  ivxav^a  eigtKiivov.  98)  evcp^adi}^  t  852.  99) 
otfowrd^tov  o  506.  200)  6^<pii  j;  298.  201)  «idqo«  fi  80.  2)  •«. 
v^fjMQ  f'  31.  3)  Einmalige  Formen  in  Ä:  a^uvfifijTifp  347  (aiav(ivn' 
xrjg  9  258),  l«f*a»f6*M^  451,  (pvlanog  566,  f^firo^X^c»  5Ö7  (fi-etox*«» 
'^  188). 


734      L.  Fri«dliader:  swm  hMiomoke  WiktorreneMknife. 


2.  '^AtcoS  elpiQiLfva  der  Odyssee. 


10  «fio^fv 

66  aiJfiiiiUog 

76  niQvp^ioiiat 
107  ngaaog 
116  cxiöacig 
118  lAi&fifiat 
138  dov^ifdxi^ 
177  hUaxifO^g 
352  ^A«<rTio>'^) 
330  avomrra 

351  imxUlm 

352  af«9miJlofia# 
869  ßorppog 

379  =  /}  144  fsai/nriTO;^) 

438  Ttvxtfirid'qg 

440  a^^x^ffAcfvwfAi ') 

16  »v^o^ 

63  anoQiyim 
53  ledvoc»^) 

58  =  p  537  xoraVo 

64  dioXAvfa 
75  ngoßaaig^) 
78  inttnl^a 
86  ^c»^og') 

371  ^vffTaf»  ") 
393  i^^cAovTif^ 
319  ini^ßolog 

319  coSOOijftffo^Off") 
333  ,lffiXio/3n;o>"> 
338  viTTog 
844  xii^t^ff 
354.380  iv^^or^ijg 
355  lAvXiqgfaTog 
366  ffXildj'yairoff 
400  IxTC^oJMrilio» 


7  JUvxrpMioi 

81  ««ov^iog*") 
82  A  314  I^iog 

88. 184  ctnw^g 

115  nsvrasTsg 

169  ffildog 

179  fjCT^i»  ") 

311  avafiVffiD 

374  v(paa(MM 

383  »vßiQvan 

316  ^=  o  13  ri^tftoff 

323  crvTd£T£^ 

348  avelfitov 

348  «cvizeos") 

408  anoatllßn 

425  2pvao}roog 

443  InixoTtrm 

444  afAv/ov        E  M  V 
450  orv^iviog 

463  ax^OTTO^og 

495  ytvQfiq)6Qog 

a 

36  ^tvcrofiai 

41.  604  ^la 

93  avflOitfTt") 

131  inoKvxXog 

134  /Svco 

159  insaßoUfi") 

194  ^cradd^iog'*) 

221  vi^eiAO'iig 

321  htllfi^og 

232  xoTtf/Spo^efC 

227  fti/Tidft^ 

248  ÄixTiyg 

249  iißaxrfiav^       Ap. 
251  ovc^florao) 


204)  alatfT£o>  AT  163.        5)  8.  Anm.  103.        6)  8.  Anm.  112.       :) 
MvtOTijg  N  382.  8)  nQoßatov  S  124  W  550.  9)  Vgl  Anm.  35. 

10)  tttuim  T  39.         11)  ifinoldofAtti  o  456.         12)  Xmßivm  ^  15.  20. 

13)  a  186  haben  die   alten  Ausgaben  vvoviiiip  statt  vno  Ntiin, 
14)  diaiiexQim  F  315,  aforf^ero^o  fi  428.  15)  %svi7i  |  157.    '     16) 

ttpmcxog  <P  39.        17)  inicßöXog  B  275.        18)  »oridd^vio^  •  234. 249. 


L.  FriMUMer:  swei  homeraohe  W^terverseiehniMe.       735 


961  lutuatlvm 
277  JW^iötf/x»  •'•) 
311  JUi^a*»*) 

317  xXrpidmv 

336  =  ^  127  vir^yBviqg 
336  T^aila^i/i/og 

318  =  Q  139  Tto^jOidov 
361  aXutiqg 

369  =  ^  332  aytuinqov 

386  vffO()fiO0^ 

396  fCffoiatlg 

404  vhtoö^g 

413  fuimaim 

418  iquutiv 

433  2<>fX6rro 

437  htifii^dofMct 

438  diayXantm 
442  criliOT^c^if^ 
494  oxilavrog 
&07  a^/J:» 

606  f  ^90; 

536  =  il41ldei9Kv/^a> 
604  n;^9i;i|^ 

607  cvXe/fAcov 

623  staHix^dfftvog 

644  ^ 

671  =  o  29  «opOfws  ») 

775  iiM7)raXo>*') 

782  =  ^  63  T^o9fo^ 

782  degnäuvog 

788  atfiTog 

794  =  a  189  a^ea 
809  xvcotftfo) 
809  ovelQHog 
824.  835  aiietvQog 
847  afA9^/dvf40^  ") 


öl  Äapo^ 
53  dyQdiaöa 
60  xidQog 


60  cv9(iarog 

60  Wov 

64.  239  xAi^'^^i} 

66  tfx»'^ 

66  xavvyl(oaaog 

66  xo^csvi} 

69  jt^QCg") 

79  a^'vflof 
118  {i/Xijftcov 
146  iTtwU^Ofuti 

191    iilfl^fKDV 

222  xaloTtev^i^ 
231  =  X  544  ^vg 
236  ^ciAciov 
339  ov^vofii^i^ 
244  neXexiuim 

248  y6(ig>og 

249  Ucifpog 

250  texxoavvij 

252  avafUv 

253  inrjyxsvlg 
254.  318  ijtCxQtov 
256  ^/ify 

256  olavivog 
260  v;ri^ 
260  xalog 
286  nßjaßovXev» 
303  Tre^^tfri^^oi'^) 
306  TCT^ax^ 
310  intQginxm 
319  vnoßQvxog 
322  IxTCTVoo'^) 
328  axav^fi 
337. 363  aJ^itt 
359  gwji^off") 
368  ^ia  Sprea 
368  di}/ticov 

371  xtii/ff") 

372  lloTcodvvo» 
402  Se^'s") 
404  ojroff 


219)  n^c9tU%m v 73.        210 •)  ia/^o». iV 285.        20)  noQ^Mvg via?. 

21)  ^lor/y^Uo  £  390.        22)  Einmalige  Formen  in  ^:  dpocnpLog  182 
(ayooTOff  tt>  528),  «oe^aTpoir^  465  («crpor^coirfl^o  i  500),  ^»otij  565. 
23)  ^/M^og  0  162.        24)  a^<p»irc^«0r^(D  d.  175.        25)  nxvm  9^607. 
26)  9«£cc  8.  K  311.    9v'£n^eff  P  143.  27)  wlnx^m  O  679.         28) 

iq^ivm^  awxiii^9m  ^  345.  347;  ino^g  gar  nicht. 


73G      L  Ari6«tad«r:  imi  lioiMriMlM  WdftoraffMMkmM. 


404  iitKoyri 
405.411  nayog 
406  ielnrjg^) 
410  Ixßacig 

412  ^^wg'^) 

413  a^^i/Sadi}^ 
415  iU^a£ 

417  itaQavtjXOiiai 
418.  440  TMr^^siijl 
432  Ttovlwtovg 

432  ^oilafiiy 

433  Kovvlridüiv 
445  ffoilvAXttfTog 

455  ntinlm 

456  anvivatog 
463  vnoxUva 

466  dvtfxi^di}^ 

467  ^t//5i?      P  Q 

468  oAi^i^ciUi} 

469  av^i? 
472  ^iyog 
477  gpvil/f} 

481  iitafioißailg 

482  iTtafAUOfiai*^) 

483  =  T  443  xvtffff 
488  anoSiii^) 

490  anigiux'') 

493  dvMoi/i}s'0 

32  tfvW^i^og") 

38  f(i5<yr^ov       P  0  T  *  ) 

45  ivig>£kog 

49  anod'avfitt^m 

57  Tcanna^) 

64  v£07silt;Tog 

70  ifne(^$Q£fi 

76  x/tfriy      Ap.  P  0  V 


79  c==  215  Jli/xi^o? 

80  TVTiloCO 

87  wuxTCQOQlm  .  ^ 

8S  vitEKnQoXvto 

90  T^coy»*) 

90  SyQcaöTLg 

93  ^vi^r 

95  aJCOTrAvi'O) 

J06  ayQovofiLog       Ap. 

113.  142  cvcoffK 

128  TctoQd'og 

179  cnvfur 

185  evfiivfttig"} 

226  <fffti2X^ 

226  xvoog 

264  ciöi^fii^  *•) 

265  inlaitog 

310  nagafieißoiiai 

318  TtUGdovzo       Ap.  U  P  0  ") 


20  »crlTTi^ 
64  aKOVQog 
90  v7C£^^^ioy 

104  «ilfTpeiJai  **) 

104  fAi^Aco^ 

106  luxKBÖvog 

107  %aiQoai(ov 
107  anoUißio 
115  =  il  589  ^11} 

118  ^iseTijffiOfi 

119  isipvQlfi 

121  <TVXOV 

123  d€iilo;s{()ov 

123  Aevpo^ 

125  xQUTciia 

126  vfforee^xaj;«» 

127  xo^fii^TO^ 


229)  ocsXntitp  /f  310.  30)  »orli^^O'O'iOC  t  430  i  485.  31)  ytara- 
ficeofMTt  A  165.  32)  ano96q  i  375.  33)  omiQm  nirgend,  aona^i 
i  100.  aansQitog  T  303.  34)  Einmaligre  Formen  in  e:    al^Qtiytfifni 

^  (neben  «^e'/V^*''??)*  o^^^»  455  {oidavfo  I  554),  6^o^«9  477,  6»> 
400,  s.  Bnitmanna  aasf.  Qr.  11  295.  35)  igt^og  £  550.  5aa  36) 
anai  Sh  ivtav^  i}  («oaT^a  (sie)  Idystai.  37)  3Morvi^«B  £  40B. 

38)  Tpo(xi:?79  $  289  o  410.        30)  ro^yffg,  «^fiivtta,  «v^vfco  gar  siebt- 

40)  ifoo^oß  X  00.  41)  Einmalige  Formen  in  {:  vavcinlHto^  ^^ 
(«tau  vavcUXvzog),  (mm^uw»  274  (pwiniofuti  r412).        42)  dltj^is  v  106, 


L.  FriedliDdwr:  vwei  b8iflf«ri«dto  WiVrterTmrieiofMiiAe.      737 


197  xlmd'sg 

232  oTCOTiociiim^) 
370  Ivvfifii 
283  ^vfiriye^iav 
307  «Jvtffi^^off 
324  yaii^iog 
326  ajravvo*) 

35  fCQononloog 

99  awi^ogog 
103.  128  ofA/tia 
127  anoMtlwiiai 
137  avQQrjyw(ii 
164  a^Ai^^^ 

170.  X  367  fio^9^ 
175  iiiq>ineQi6xiq>oi*') 
185  «d'Vfiodaxi}^ 
188  ditfxiflo 

198   VTtfQlflflt 

246  «vyfia^og*^ 
246  ÄaAawyrrlg  *^) 
249  i^Vfioißog^) 
250.  383  ßriiaQ^iiov 
253  vavrtUfj 
260  ev^woo 
265  (utQ(iX)c(fvyi^ 

Uymnos  von  Ares  o.  Aphrodite 

266—369 
271  niycciofiai 
273  yorilxcaiv 
294  ayQioqxovog^) 
307  yfAacTTOff 
320  ixi&vfiog 

325  d cor^(»es  foiDv  (335  SmoQ 
Ittoav)  ") 


329  aQitdio 

332  ikoixiyqwv  ^ 

345  xAvTOC^og 

351  iyyvtii  iyyväoiitu 


376  fif'&at^ioi 

379  htdrinim 

404  vsoJtQiaxog 

429  Vfivog 

437  yaCXQfi 

449  avtodtov      Baal.  1605, 12 

456  oIvotcottIq 

475  imoTtqoxa^rüi 

480  ififiOQog 

493.  512  dov^areo^ 

494.  504  ax^OTToili^ 
515  inngokBlTton 
523  ififpmlTtrto 

529  er^f^o^        Ap.  E 
529  elaavaya 
547  iTttilfavoa 
552  ofvaJvvfiOff")' 

25  itavtmi^axog 

27  xov^r^o^og 

70  lyrixa^cTiOff*') 

,80  nsQtyvafiTtxG) 

84  avOtvos*^) 
109. 123  aarcaQxog  **) 
109.  123  ovifpoTOg 
117  a«oriyAov 
120  xvvrjyhrjg 
122  noifivri^) 
122  a^OTog 

124    %Y7p£VC9 

131  ra^io^*^ 
133  vJ(»72Xo^ 


243)  ^tfofflo  Jlf  435  5i  607.  44)  iy%oafjLi<o  o  218.  45)  Einma1i(fe 
Form  in  ij:  ^x-Zijdavai  221  statt  /xAT^dco.  BEPQT  65  vvfitp^o^i 
Snat  ttgritai  ^  A^|i?  •  unsere  Texte  haben  es  aber  noch  9  223.  4t) 
nsgiarifpo  a  3ÖS.  47)  VgL  9^653.  669.  48)  Vgl.  W  «35.  701.  49) 
anotßdg  |  521.         50)  ßdQßaQoqxavos  B  867.  51)  sdtop  Sl  528.     do- 

T1JQ  T  44.  ^  52)  Oficovvfiog  P  720.^—  Einmalige  Formen  in  ^:  #eet;- 
yMivm  108,  ^Aiop 271  (a9rcr£  etgrjrai  rjXiog'  jjiXiog  ydg  dsl  ipijnv 'Immg, 
x6  12  c/$  fii,  H).        53)  ivrl  xap  17302.  54)  avW«,  cvcey^i/g  X  320, 

uolviBor^g  i  353.        55)  Vgl.  Anm.  233.        56)  7toi(iv^tog  B  470. 


738      L. 

151  =  fi  7  inoßifin 
156  tokl%€tvlog 
183  iigfVfi 
191  citoq>uy9Q 
196  atysog 
m  ngoyavog 

321  ikiraafSa 
323  ^'ttvAo^ 
223  aitaq>£g 
223  ivaiiiXym  ^ 

234.  249  ffOT^'^ffio;'*'} 

239  T^^'og 

245. 309. 342  ifiß^WK 

270  IjCiTi^iiro»^ 

293  fivtloHg 

296  Nft^in^ffv/i} 

322  icixotfo^ 

323  ixTtSQaon 

324  ^ra^off 
327  oficihig 

327  ^000» 

328  ^rv^crxTicD 
372  €mo6o%ii6m 

374  ^a>fM>$ 

375  öiiodog^) 

383  iv€Qi£Sci} 

384  r^vmro» 

385  %(fWUcvov 
387  «v^iijxi^ff 
390. 440  aq>aQayin 

392  ßateta 

393  tpaqyMOCf» 

394  tf/{:(o 

416  ^ijAa^aoo 
425  JaO^fAaXXog 
429  tfvvT^iff 
439  av^fAcAxTog 
447.461  x^iOiT 
456  ffOTi9>a>viJ€i$ 
464  xavawtQvg 

486  ffXf^fiv^/ff 
486. 542  ^CfiO» 

487  xovrog 
491  iig^ 


swei  lioAertsdi«  WOrlerrerteifllMiiie. 

503  ilawtig 
515  axixt^**) 


3  9rJliorog 

10  nBQ^axiv€tJlim 
20  ßvxxf^ 

23  fii^^i^     Ap.  Eofi.  1616,  30 
30  nvQTCoUm 
38  T/f«iO( 
79  lunlri 
90  c&odog*^) 
107  «ailii^&^^Of 

121  ivögax^^g 

122  xovaßog 
158  vify/ic«^iog 
161  ixvrfixtg 
165  «araxil/v« 
169  xoToAo^a^eia 
171. 180  di^^'ov 
195  iiulQixog 
200  avdQoqwyog 
213  xcera'&ii}'!» 
217  f*e/Aiyf*a 

227  afi^ifiifivxc 
242  axvilo^ 
301  imopwfivoM 
301. 341  avi^vmQ 
303  ^tffff 
329  axiqlf[xog 
392  9K^otfaXe/<gp<» 
413  i(iq>t^im 
440  affOffilfftftfo» 
463  &9viiog 
510  uActf/xa^TSOg 
515  |vvetff( 

516    X^fiTSTO 

517  =  A  25  nvyov^tog 
519  =3  il  27  iuil»(fticog 
555  '^zo^ 
559  SKOToyrM^^ 

k 

7  £=^  fft  149  »XijaArrfo; 

11  TTovroTvo^ioo 


257)  iktrmdoQnMg  9 194.        58)  axo^eii  t  488.        59)  »Aivc  1  3^-^ 
Einmalige  Form  in  » :  ditij^aoiof  206  (neben  ccxij^aro;).    00)  c^/9^i7  {^64. 


L  TH«dlfodltr:  twei  hdAeriscbe  WtetarMMttohiitM.      739 


16  JUKta^/^ofitfi  "') 

38  nolviXfiTog^ 

39  vttmevd^g 
41  ßgavom 

95  inoxaioitat 

96  iy%at€CJtriyw(U 
110  ::=  fi  137  afSiv^ 

124  =  ^  271  gfOiviKOTtafmog^) 

128  =  ^  275  i&ri(friloiyog 

143  nqoti^u^lo^i 

149  inup^avim 

201  Ti^iccdoiv 

234  i£a^op«vo> 

244  »v^ooD 

246  ^iJloT^tfiOff 

264  jrv^oo 

264  anvqycnog 

274  tfvajcvtfrog 

303  k€(frjiui^g 

312  ivvfd^/viog 

319  IbvAo? 

320  av^ico 
320  «vavdifff**) 

325    IMMQtV^fl 

334  £=  V  2  xijli^^fiog 
393  jwxvg") 
437  ywcri«€*bff**) 

489  irtaQOVQog 

490  axAiy^Off'O 
519  %tnBvcLlQ& 

529  flSx^iai") 

539.  573.  »  13  ictf>odtl6g 

575  aoyifg 

579  ii^qov 

581  xaAA/);o(og 

584  di'iifia 

587  nava^i^aaiii 


594.  9>  405  ßtiötiia 
611  XÄ^^WK^S**) 


4  avToA^'^) 
22  ditf'd'avijg 
22.  350  Äral^O  ^ 
48. 175. 199  %fi(^g 
48  deip/o>") 
51  [eifmidfi'^ 
60  nvavmug 

62   »OTITTOg 

73. 80.  95.  101.  108.  220.  239.  ^0 

CTtofulog 
79  niQi^eCTog 
86  veo^iXog 
89  amQog''*)         Ap. 

91  T^toioi^os'*) 

95  itBQi(iai(uim^) 

97  ayi^ovog 

99  9rttpa9€V}foi 
104.  236.  431  ivaQQOißdim 
106  (oißdia 
119  fiaxiyroff 
124  tf9)0<!^c^^) 
124  ßw$xql& 
131  inmo^ifiv 

135  a«oix/2^u 
170  iiriQvofiai 
172  JLwxof/v©  ") 
187  fWil/yiy^ff") 
205  ff^oijxi}^ 
221  iioQfiaca 

230  ff^co^  (so.  vi/vg) 

231  9r£T^rog 
237.437l5fftia)*) 
238  avafiOQiivQm 


261)  dvadiQ%opLai  IS  436.        62)  t;Ii2t6c  A  40.         03)  fu;ivoifa^)70ff 
B  637  i  125.        64)  av^ivog  i  84.         65)  axixvff  i  515.  66)  Sonst 

kdn  Adj.  von  yvvni  anszer  yv^aioff  (yvvaiav  ttv§%a  doi^miß  1 521  o  247). 
67)  «oltndiiQog  I  211.  68)  äxQog  T^,  60)  Einmalige  Formen 
in  l:  nuifiivtog  245  (sonst  nnQf^kvi%6q)  y  niQi%z(x7i9  288  (neben  9repi- 
%xCmv)^  ijneifOJtsvg  364  (ij^r^^oisevTi/g  F  30).  ApoIl.r{  Krititoi  (l  521) 
y^io;  Mvomv.    twv  Sna^  elgrjiiivav,  70)  avcrrfDU»  £  777.  71) 

na^dna^  tp  840.        72)  ad^ro;  v  2.  142.        73)  r^fO^oxi^  A  484. 
74)  »ayaoipto;  iQ  540.  75)  XQictotxi  K  478.  76)  irrcr^c^« 

T  400.         77)  tf^od^dc  gar  nicht,  nur  cgfsdavog,  ?8)  v%oXiv%aivm 

E  502.        70)  yi7^(  ^  437.        80)  a»ffi/o  ^9  487. 


740      L.  Friedlta4«r:  iw«i  litaMriMhe  W^tervttMCiflbtffes«. 


251  ngoßolog 

266  ßknvi 

269.  274  x€Qtlfl(iß(fOTOg 

272  iiavtriKW 

286  öfilTiiict 

306  iianoßalvfo 

317  c^fpvc» 

357  d^iTSOO 

363  Inoiftiam 

406  ==  £  304  ax^voi 

421  xAv^fflv 

423  iTcitovog 

435  a7Ci^fi>^ff 

436  ncrtacxtam 

4 jO.  453  ftvOoitoycveo  ") 

V 

14  av^porxa^        A|^ 
31  navifiiotg^) 
81  TfT^aopoff 
95  7tQO0iitikva(iai 
98  TCOtinBnxrivtai 
106  u^atßm<S0ia         Ap. 

109  cdsvamv 

110  naxatßaxog 
142  äxiiilfj 

194  aXiloei  jij^ 

195  7Ccrvo(»fiOg 
213  {xcTijato^ 

222  imßdtoDQ 

223  TTova^railo^ 

224  Xoonii; 
243  XvTC^^ 
246  ßovßoTog 

255  «oit;xe^<!i{ff  **) 
262  öxBQita 
265  dc^ci»Mvco 
280  ^v^tfrt^ 
295  xitoTTM^ 
326  avaiTT^i^cD 
332  ayxtvoog 


339  inuaxiiö 
398.  430  xa^^ 
401. 433  xw{:oG9 

421  ii^tJfMOs*) 

422  9rof4ffevi» 
435  fiO^<rtfo"^) 

I 
10  ^^^xdo 
10  S[%itQdog^ 
12  afK9)iX£a^oi> 
16  Toxa^ 
24  hriqoriq 
37  diccdt]Uo(iai. 
50  lov^ag         Ap. 
63  eu^v/tiog 
73  xor^pog 

81  xo^e*<^S 
95  ila^^v» 
98  ^vvsdxoai 

112    0XV9M>g 

152. 166  evayyiXiov 
157  jwv/ij*') 
161  Xvxaßag 

202  foyi/Tog 

203  l^amvrug 
211  «oivxAiy^ff*) 
213  9)i;70»ToA€fio$ 

217  ^k:rfiOQh 
223  olnuotpBUfi 
226  xflrra^/f}Xo^ 
230  c^vaxi^ 
255  avovtfo^ 
257  miMnmog 
261  =  p  430  ontfii^ 
318  crl^^ 
350  igwAxaiov 

353  (f^o$ 

353  noXvuv^^g^y 

372  aTTOTpoffOff 

393  ^^) 

425  xe/o)  ich  spalte 


281)  iistoki  y  179.        82)  Einmalige  Form  in  ^i  ^«fif^ofi  243  (nek^ 
^a^^cHf).        83)  «oir<Ji7>a«?  Ä  657.  84)  »oitnci^^J««  «  1Ö7.       »^ 

il«oMfui>ff  Ä  261.         86)  Einmaüge  Form  "J  •;:  «*o^«r  29o.        ^^ 
niviX9^V  84«  88)  «xXij^off  X  490.  89)  Vgl  Anm.  254.       w; 

Vgl.  Anm.  73. 


k  rrMUadc?:  iw«i  ImMriMhe  W«rterv0f»idMiis«.      741 


434  hnaxtt 

434  dutiu}^Qtto(iat 

446  iqy^a 

457  tfxorof(ifvio$ 

458  ^KpvdQoq 

466  aQ^rog 

467  ivaxga^m 
476  «iwüJUg 

476  jwrjfviy 

477  TtiQirpiqm 
481  §iy6m 
489  oioxlxiov 
621  aiioißdg*^) 

529  aiU|(rv(^og 

530  vcrxi; 
533  /©yij") 

o 

18  ^$09>eXXo> 

51  =  75  htaUpqibg  ") 
162  ^f«^05**) 
218  Ij'xoafii«  **) 
234  (laffiKX^i^ 
273  lf«9)vilo$ 
275  vnaXivo^kai 
317  dpaw") 

321  difTfixocvvfi 

322  ()avo$ 
324  nuQadqiio 
330  vTCodQffixr^i^ 
333  vnodqim 
343  ftkayxroovvff , 

369  ==0  361  vjwW lyfMT  •») 
397  avcrxTO^io^ 

404   T^OTCI^ 

405  9r€(»t3r)li/^i^ 

406  svßoTog 
406  iVfifiXog 
406  olvonXri^g 


407  9k/vi; 

419  »oAvmr/milof 

426  ^<!ov 

448  vno%dqiog 

449  inißa^f^v 
451  T^jra©") 
456  ^fiffDlttOfMr«'') 
470  aetfi9>^o<rvvi7 
479  «1/1 

.480  9KOX17 
506  iSotnoQtov^ 
553  «viD^Ä»*^*) 

9  yvdQt(iog       Eul.  1792^  19 
28  iniSfjiuwo 
111  avrjwCvog 
140  hto/iti€Vüa 
148  m/Ta^'^^CTOf 
159  ivtl&VQOv 
163  xw^i^fid^ 
165.  343  Tii%iov 
176  y£vttcfg*) 
248.  a  76  dqrfixriQ  •) 
253  daixQoavvri 
255  9coilv3rix^o^ 
263  iicafivvtaiQ 
290  =  T  9  Kortvf x/Sto 
292  =  T  11  o/vdf0 
310  xaJlt^^otfvvi; 
362  fieraiftco 
374  inian^mv 
376  0(ifiyv(^0(iai. 
387  a9av<!avai 
389  ^fLtiSflg 
401  jScrtfilijiog 
423.  X  412  otf/ij 
427  aQ^iiiog 
454  ivutvciog 


291)  iiijfioißog  *  249.  92)  Einmalige  Formen  in  g:   ajrarnAiOff 

127.  157.  288  («{»ofri^ioff  ^  526),  Ixtom  277.         93)  inidtipQtag  K  475. 

94)  iitUQtg  9  69.  95)  a«o«Off/»«ö  ij  232.  96)  Vri.  die  folgenden 
Verse  und  n  248  ff  76  t  345.  97)  Die  beiden  Verse  differieren  fast 

nur  durch  die  Modi  der  Verba  (cifA<piieaGa^  dovatt  —  dfjupii^taifu  ioltiv) 

98)  fffMTTCoxftif  y  422.  99)  Ijiinopos  ß  319  ©  300.  300)  odai- 
nÖQog  i2  875.  301)  Eiumalige  Formen  in  o:  XrjietmQ  (statt  Xmavn^) 
427,  ^OYi/^  (statt  ßmxm^)  604.  2)  ycyft«4D  ff  176.  269.  8)  Vgl. 


742      L  FrMitader:  iwei 


WM^mnMkwmn. 


466  ntnaßXaaxto 

468  oiifiQim        Ap.**) 


23  iXin  Wfirme  ') 

51. 60  Svttxog*) 

57  =  T  29  9>  886  %d^aimQog 

112  x^*'*^ 
170  ddjtvrfitog 
173  naQaylyvoiiai 
196  d^ux^Md^^ 
208  vdoTor^^ifg 
211  htiQQiia 

219.  tf  26  fioAo^^ 

220.  377  «»oilvfUKVT^^^ 
221  9>ilicr 

221  0A/j3a> 

222  axoXog 
224  tff}xoxo^og 
224  ^crAAoff 

225.  0  74  iniyowlg 

228.  a  114.  364  avaXTog 

231.  c  394  tfg^Aa^ 

232  inatglßm 

237  i(iq>ovdlg 

240  x^vafOff 

266  htacxim 

268  v9r£^offi/{;ofiaf 

295  9r^o£ 

296  aTToOetftOff 

299  noTCQim 

300  »vvo^ttiaT^g 
317  xvoJdaXov 
340  %vnaqUsctvog 
343.  tf  120  of^og 
352.  449  ni^%xif^ 
383.  r  74  akr^iktav 
383.  T  135  öfifAioe^og 
409  V9co^/vo> 
446  n^foaaya 
451  iitlöxeaig  EnlhaUuag^ 


Ap. 
Ap. 


455  htiOtixi^        Ap. 
457  cTTMMSpoai^ifli 
487  BvvoiUfi         H 
502  axQti(iocvvri 
517  ()mxvvo>    ' 
530.  9  429  iflßuio(utt  *) 
541  Tttaiiffo 
545  iTtintttlgto 
599  (fmiliao'O 

11  &ViAl^a> 

22  t;tfvx^iy") 

27  xcr/iiviD 

29  IfiißiviiQa 

33  nav^fiadov 

33  ox^Ofiaf 

37  TC^coAif 

41  xaxof/fMDv 

54  xaxoc^og 

73.  a  462  htUsnaifvog 

77  nBQiToofiim 
100  ixhvrfinta 
176.  269  ymicf w  ") 
190  xliwqQ 
196.  T  564  TT^MTrog 
201  ttlpOTta&vg 
224  ^vOTcrxrv; 
294  iu/vcrfi9rro$ 
300  Tadfiiov         Ap.") 
307.  343.  T  63  XofMmjp 
310.  %  221  i»^a(ä^ym 
315  tfr^o^aA^^co 
327.  T  68  taXav 
327  ixTcatdöön 

329  A60X1I  ,    . 

336  g>0(^aam  (%  21  ^(vv0; 

342  xctQßofSvmi 

353  a^ee/ 

B68.  9  6  evKOfcm^g 


o  317  ff.        304)  Einmaligre  Formen  in  «:  fi8lay;fpOMjff  175  i^f}^^ 
XavoxQOOS  N  589  r  24«),  dygotris  218  (neben  ay^oiioriyff).        5)  «**J  J  , 
meiden  JT  301.        6)  Vgl  Anm.  193.        7)  Vgl.  Anm.  12.^      8)  «JU«''*' 
Vorwaad  tp  7L  9)  ^qp«^iao^»  t  331.  370,  ««^«t«««/*«*,!.'^;'-,oc 

10)  Einmalige  Form  in  q:  dTelTjg  640  (neben  dtiXsctos).       H)  V^V 
Adj.  *  598.        12)  YBwBtdg  n  176.        13)  C^^iiiog  nocitog  »«p*»^^*^* 


L.  PrMItader:  swei  homeriMhe  WörterveraeiehBisse.      743 


373  ^14  ^ 

373  laogwQog 

374  /JaiLos»") 


28  zom|     Eo8t.  1854,4 

34  lv%vog     Ap.Et.ir.56j,37HQ 

58  sr^^vif^ 

111  ivdiKlfj 

114  eifiysclfi         V 

122  Sax^vjtlcim 

136.  205.  206  Kcnarrjxm 

173  nsglQifvTog 

177  t^*zaiS         Ap. 

179  oetQtörris  v 

224  IvöaXXofnai 

228  lüioV 

229  iUxG> 

230  aTtayxca^^) 
233  AoffOß 
233  Usxaliog 


246  T^v^o^ 
246  ovAoxa^voc 
282  in^ficevrog 
284  a;n;^fa^G) 
319  ^aXnuicD^^) 
327  flrvtfTaliog 
331.370  ig>Bil>iaoii(xi") 
343. 504  TcoödvintQa 
343  6r<^^vo^ 
345  d^tfTetoa 
352  svg>QaSfig^^) 
372  xa^c^icro^GTi'*) 
385  htifp^vioa 

387  i^coroW^ai 

388  Äca^i/oo 


391  avctfpQa^Ofuti 
396  xX&noavvrj 
410  \Mf(tQfaiog 
439  Xo2fii7 
446  itogp^i^ 
457  htaoi6'q 
465  ^^co 

518  X^^^^ff 
518  ai^^cov 
545  ßgoTBog 
547.  t;  90  Map 
553  9fveilo^ 
556  anoTtXivn 
568  imv-^^v«") 

574  <!pvo%o^ 

575  ^iap^i/spro '^) 


v 


2.  142  adiilnftog  «) 
6  iygrjyoQOfov^ 

23  TTc/tfi}     Enst.  1882,  31 

27  ctlokkm 

48  ilavcr^^av^ov 

57.  ^  343  ilt;aif«£ili}ff 

73  «poatfre/x»  •*) 

76  ctfiiioQlfi 
105  «Aerpfe«^) 
108  SJlsuiq 
132  tfinXfiySfiv 
149  xopioo 
152  aiig>^(iaofiai 
156.  9>  258  lo^Ti?     B 
187  Äo^ficvs**) 
195  dvaa 
204  M/co         Ap. 
212  vicoCTCtxvoiiai'') 
245  tfvvOiw*^) 
257  xa^i^^o» 


Ap.' 


314)  Einmalige  Formen  in  ci  "Atifog  73,  (po^wiog  97  (vgl.  tpotpog  11 159). 
15)  «n»  ^971.         16)  <^ca»eo  9)  179.  184.  246.         17)  Vgl.  Anm. 
309.       18)  tp^adiis  A  354.         19)  Vgl.  Anm.  309.        20)  ivtav^a  I  601 
(vgl.  Anm.  75).  21)  Einmalige  Formen  in  x:   drifio^iv  197,  Ku%oU 

Uov  260,  %oC%7i  341   (neben  xorro;),  ai^padd  801   (neben  dfMpitdov  und 
d(Mpadi7iv),  niltdiuv  517  (neben  fitXddvifuc).        22)  dtfpkt  (i  48.  23) 

iygriyoifvi  K  162.        24)  nsgiatB^xn  d  277.        25)  alerpfvoi  17  104. 
26)  «op^fioff  ^  671  =  o  29.        27)  cvdzvg  V  b9S^anttp)g  B  148. 
2B)  üvvidQUfiov  n  335.  337. 

Jahrb.  f.  cUtf .  Philol.  Suppl.  Bd.  lU.  Hft.  6.  50 


744      L.  Friedliiiiler :  Kvei  hemeriMh«  WdrterrerMickBiss«. 


Ap. 
Enst.  1899,  3  V 


302  öa(fdavtov 

348  afyiiHpoQVXTOg'^ 

376  naxo^ttvog 

377  htlfueOtog 
379.  9  400  fyitaiog 
387  Svttfivig'^) 

9 
12.  60  lo66%oq 
21.  CO  ^2Sn€tiiv6q 
26  httlaroQ 
35  |«votfvvii") 
35  Trpotfxi^di}^ 
43  d^tvog 
47  ivaxoTttm 
54  yo)(»t;r<>^ 
61  oyxiov 
71  i%i(S%B<stri  Vorwand  ") 

111  /ivvi?     ^    Ap.  B  Q 

112  xawCtvg 

122  vaaato 

123  evxo(f/tiO$ 
146  ^v^o/ioTog 
151  crT^tTcrog 
178. 183  CxiaQ 
179. 184.  246  ^aXitm  *') 
284  aKO(n0tlfi 
291  ^ijcF^"*) 
294  %avJ6v 
306  ^ijTvg 
3i9  xa^ajraS») 

vgl.  192295 
391  ßvßXivog 

394  äi^arQOHpuai 

395  7^         Ap. 
397  ^frifitiJQ 
402  ovi^tff^ 
407  xoÄAot/;         Ap. 
407  XO^^'J 


Eo8l.  1912,  12; 


411.  X  2^  Xf^^"^ 

422  tfraJUii}**) 

Z 

10  SfUfmtog 

37  TTa^cwcrgiOfMif 

38  VTCOiAvaofiat 
74  iv%Us%(ü 

84   TTf^i^^^ff 

104  nvx^c«' 
126.  132  o^oOv^ 
128. 137  lay^ 
130  i9X>^|iii} 
143  6ml 

184  afi;") 

185  xovp/^cD 

186  ^a^tj*) 

188  xov^^         Ap.  Ettst.  1934, 10 

198  ifWxa 

223  noXeifo 

235.  374  svsffysölfi 

249  cvj'ftcr 

278  X/yV   Q")  vgl.  Eosl.  1936,33 

287  g>iloxiQTOiiog 

298  o^ogjij^) 

298  nxoUa 

300  obr^og 

335  f^KHog 

337. 342.  365  nQ06atac& 

347  avTOÖidaxtog 

348  lUtQaMm 
368  nsqus&ivka 
374  xaxoe^/i}^*) 
382  vrroxilofcia) 
386  d/xTvoi/ 
386  scoAvcMsog 

423  £a»vo> 

442. 459. 466  f^log 
444  i^agHut^im 
455  i/tfr^ov^) 


329)  (po^vW,  (poffvcam  x  21.  tf  336.        30)  Einmalige Fpnneii iflT' 
6q<p€iv6g  68  nelmii  o^^on^txds,  d^Ao;  333  (ygl.  Anm.  41),  ytloidto  347. 390. 

31)  Ifvirj  m  286.        32)  in£ax^oi9  9  461.        33)  ^alniaai  f  310. 
34)  ygl.i^nm.  73.        ^35)  a»a£  fi  22.        36)  Einmalige  Formen  iof: 
ivniiYns  334  (neben  eomjxTOc) ,  nXayntos  363  (iZUxyxT«/  f»  61  f  rj'' 

37)  iuictatnvair%f  l  587.        38)  (oTttog  co  228.        39)  «««£  iwtav9<t 
xal  &r«|  jy  7Xiadt  rP  590)  imXfydfjv.  40)  o^ogws  A  451. 

atQflfl  a>  251.         42?  XicrqBvto  to  227. 


4/; 


L.  Priedliiidar:  iwei  hoMemelia  WörlorTarsaidiaisse.       745 


468  xlxlfi        Xp. 
482.  iff  50  ^nioa 
494  dta^eioa»**') 


Ap. 


Ap. 


3  wt€(^ixTalvoiiai 

13.  30  fSaoipQoavvfi 

13  xalig>Qovi<o 

15.  26  hoßevm  ^) 

46  K^OToi&redo^ 

94  ivcancedlcog 

97  dvöfniirjQ 
134  (piXoTtcifyiAav 
167  atiganvog 

191  axiir^vog  ausgewachsen^) 
196  xoQfiog 
196  ajit9)t|&> 
243  mqazri 
296  ^£0/tiO$ 

321  noXviirix<«v^ri 
330.  09  539  ^oXoei^ 
361  »oilvjMydjJg**) 

o 
8  OQiia^og 
83  TijX^^avi^g 
167  9R)lvx«^ Je/17  ^ 


East.  1947,  11 


206  xiU<riov       Ap.  V 
209  aix{ofia$ 
222  iaxataßalvm 

227  iitfr^evo^) 

228  ^«»roff  *•) 
2*29  yQaittvg 
230  %«t^ff 
230  ^aroff 

242  ttfig>iX€ixalvm 
244  adariiiovlfi 

250  av;i;|[iiai 

251  UBgylfi 

252  htmqhito 
261  agvigfQtov 
279  slöaUfiog 
286.314|€v/ib'*) 
286  vnaQxto 
288  noctog 

342  durtQvyiog 

El.  M.  271,  27 
386.  395  imxeioim 
394  cr7t£xilav<&ttva> 
402  ovAe     H 
416  ftv^f^o^ 
432  x«riyg>ifff") 
437  nsQttiom 
485  IWAi^tf«^"') 


East  1964,  26. 


343)  Einmalige  Formen  in  x :  «c*;off  240  statt  ntpsog  (Henoann  Orph. 
8.  727  conj.  %svi'  Bvyiiatä),  Slvündvm  330  (neben  aXvaiuo),  ^jfior  493 
(neben  ^ieiov).  44)  inilcußtva  ß  323.  45)  a%[tfivog  nücbtern 

T163  ff.  46)  Einmalige  Form  in  ij);  Jnttvlog  358  (neben  inavltg). 

Apolloniofl  77,  7  erklärt  igfiCv  (198)  für  ein  anaf  slQJiiiivov;  ea  steht  aber 
noch  ^  278.  47)  nolvTUQdijg  v  255.  48)  Uatpov  %  455.  40)  ^«917 
%  180.  50)  {»yotfvVi}  9  35.  51)  »an^cpaifr  A  253.  52)  Einma- 
lige  Form  in  co:  ävontog  528  (dvoattf/^og  9  182).  ApoUonlos  105,  10 
Ävlliji'io;  (üo  1)  xmv  asral  eifftiiiivaiv  daa  Wort  steht  aber  noch  O  518. 
Riehti^r  heisates  in  MV:   KvXX^viog  ov^afioo  BtQfjt€u  (sc  6*EQHiQg) 


50  ♦ 


746      L.  M»4Uiid«r :  sw«!  hMMriaehfl  Wdrterrenaieteiisa. 


Durchschnittliches  VerhäKnis  der  aicex^  d^rtffjt^OL  za  den 

Versen  der  dnzelnen  Gesänge. 


A  hat  in 

611  Versen  39 

wut%  d(^\/Liva :  darchschn.  etwa  1  in  lb\  \ 

^ersei. 

B^»   « 

483     ,, 

39 

'»                 9 

9                             99 

99 

99    99  12% 

r 

B^,  „ 

394     ,, 

28 

99                    9 

9                              99 

99 

»  » 14 

1» 

r 

461     „ 

28 

99                    9 

9                              99 

99 

«  « 16% 

*i 

-^    »1      W 

36 

99                    9 

9                              99 

99 

»«15 

•» 

-E    W      M 

909     99 

66 

99                    9 

9                             99 

99 

„  « 13« 

11 

Z     ,9      »» 

529     „ 

80 

99                    9 

9                             99 

9> 

„  «  I7»i 

1^ 

-^M      M 

482     9, 

23 

99                    9 

9                             99 

99 

„  «  91 

1» 

Ö    «      »1 

565     ,9 

38 

'^                    9 

9                               99 

t9 

99    99   ^5 

«* 

-^      »?      « 

713        99 

67 

99                    9 

9                               99 

99 

»  «  10% 

'.y 

■K    «      ^» 

579     99 

40 

99                    9 

9                               99 

99 

„  » 14% 

11 

-4   n      91 

848     99 

51 

99                    9 

9                               99 

99 

«  « 16% 

V 

JM"«   « 

471     „ 

30 

99                    9 

9                               99 

99 

»  » is% 

9> 

iV,,   „ 

837     99 

63 

99                    9 

9                               99 

99 

„«13% 

ri 

« » •» 

522     „ 

38 

99               «9 

1                               99 

99 

«  «  "X 

r 

o„  „ 

746     99 

87 

99                    9 

9                             91 

99 

„«» 

91 

n„  „ 

867     „ 

46 

"                    9 

9                             99 

99 

„  «  18« 

V 

"    9»      19 

761     ,9 

31 

99                    9 

9                             99 

99 

««24% 

91 

^»9      99 

467     99 

16 

99                   9 

1                             99 

99 

««29 

H 

^    99     99 

150        99 

36 

99                   9 

9                             99 

99 

99   99     4 

91 

^    99      99 

424     99 

31 

«9                   9 

9                            99 

»9 

99    99  ^3% 

11 

•■■     99      99 

503     „ 

24 

99                   f 

9                            99 

99 

««21 

91 

^  99     99 

611        99 

66 

99                   9 

9                           99 

99 

99   99     9 

91 

^  99     99 

515        99 

39 

99                   9 

9               "99 

99 

99    99  13% 

91 

^■^  99      99 

897     99 

97 

99                    9 

9                             99 

99 

«  «   9^ 

11 

Ä„  „ 

804     99 

58 

99                   9 

9                             99 

99 

«  « 14 

91 

•     99      99 

444     99 

16 

99                   9 

»                             99 

99 

«««7« 

91 

P     U     ^ 

434     ,9 

18 

99                   9 

9                            99 

»9 

«  «  24 

91 

y      99      99 

497     „ 

20 

99    ■               9 

9                             99 

M           W 

,,«25 

»1 

^     9»     99 

847     99 

51 

99                   9 

>                            99 

* 

99 

«  ,.  16% 

1» 

*       99      99 

493     9, 

72 

99                   9 

*»                            99 

99 

7 
99  99    * 

IT 

ff      99      99 

331         99 

27 

99                    9 

>                            99 

99 

99  99 12% 

1» 

^      99      99 

347     „ 

25 

99                    9 

*                             99 

9f 

99  9, 14  , 

91 

^    99      99 

ö86"»)9, 

44 

99                    9 

'                             99 

99 

99  ,9 13% 

11 

*      99      99 

566     „ 

60 

99                    9 

9                             99 

99 

99  99   ^p 

H 

*     99      99 

574     9, 

37 

■  99                    9 

9                             99 

99 

«  « 15** 

1» 

*      99      99 

640     „ 

39 

99                   9 

9                             99 

99 

«  « 16^ 

91 

f*     99     99 

453     ,9 

48 

99                   9 

9                            99 

99 

««  9^ 

91 

^     99     99 

440     „ 

30 

99                   9 

9                            99 

99 

t»   99^*^^ 

91 

353)^  266— 369  (101  Verte)  hat  0  ofm£  d^pdva,  dnrcbsdiafta/di 
1  in  11%  Venen. 


L.  Friedlioder:  swei  homerische  WörferyerseiohDiBse.       747 
£  hat  in  d33  Versen  50  €rmx|  sl^ftnUva:  dnrchsehn.  etwa  1  in  10%  Versen. 


0     « 

19 

557 

33 

11 

11 

11 

11 

11  11 17 

91 

«  *» 

11 

481 

27 

11 

11 

11 

11 

11 11  18 

11 

9   « 

11 

606 

46 

11 

1» 

11 

•11 

.. »  13!i 

11 

^   « 

11 

438 

33 

^^ 

11 

11 

11 

11  11  J3 

11 

^    »» 

11 

604 

49 

11 

11 

11 

1» 

11  17  12% 

11 

V    „ 

11 

394 

26 

11 

11 

11 

11 

11  11  15 

19 

9  „ 

11 

434 

31 

11 

11 

11 

11 

„  «  n 

11 

Z   M 

11 

501 

39 

11 

11 

11 

11 

11 11  '3 

11 

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11 

372 

17 

11 

11 

11 

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1»  ^^  23 

11 

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11 

548 

30 

11 

11 

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»  „  i8!4 

11 

Von  i\f  297  bis  zam  Sohlasz  (624  Verse)  33  cnial  Blffv^hcc:  darcb- 
schnittlieh  etwa  1  in  19  Versen. 

Diellias  hat  in  15694  Versen  1097  mc,  bI^,:  ungefähr  1  in  14%  Versen, 
die  Odyssee  in  12101  Versen  868  cot.  üq.:  beinah  I  in  14  Versen, 
beide  Gedichte  sasammen  in  27795  Versen  1965  an.  elq.:  ung^efabr  1  in 
14V7  Versen. 


Das  Verhältnis  der  homerischett  oTtai,  el^rniiva  tu  dem  ganzen 
honterischen  Wörtervorrat  kann  ich  auch  jetzt  nur  nach  der  annfihern* 
den  Ermittelung  angeben,  die  ich  im  Philologns  VI  (1851)  S.  231  mit- 
getheilt  habe.  Sie  ist  das  Resultat  einer  Zählung  der  Wörter  in  Sehers 
Index,  die  mit  den  Buchstaben  B  F  Z  H  X  ^  anfangen.  Die  Eigen- 
namen sind  nicht  mitgezählt,  ebenso  wenig  unter  H  die  Wörter  die 
nar  durch  das  angmentnm  temporale  dahin  gehören.  Verba  von  denen 
nur  Formen  mit  dem  augmenlnm  syltaMeum  vorkommen ,  die  also  im 
Index  unter  E  stehen  wQrden ,  finden  sich  mit  diesen  Anfangsbuch- 
staben nicht.  Alle  durch  Deolinatton  im  weitern  Sinne  abgebengten 
Formen  sind  mit  dem  Grundwort  als  eins  gezählt,  und  zwar  nicht  blosz 
Casus  Tempora  Numeri ,  sondern  noch  Comparationsformen ,  aber  die 
Verbalia  besonders.   Diese  Zählung  ergibt    » 

unter  B  131  Wörter,      davon  45  aita^  elQfnUva 


r  105     „ 

22 

Z     31      „ 

8 

H  113      „ 

21 

• 

X138      „ 

39 

?P   20      „ 

11 

Gesamtsumme  538,  Summe  d.  an.  el(^,  146. 

Wenn  auch  unter  den  Obrigen  Buchstaben  das  Verhältnis  fftr  die  &ra| 
slift^va  vielleicht  zum  Theil  nngflnstiger  sein  wird,  so  wird  man  doch 
Dicht  sehr  irren,  wenn  man  annimmt  dasz  etwa  der  vierte  Theil 
aller  homerisehen  Wörter  bei  Homer  nur  6innal  vor- 
kommt. 


748      L.  Friedlfiader:  swei  honerische  Wörterrerseidmisie. 

Der  folfpenden  Abhandlang  liegt  die  Erörteniiig  dieses  Ge^- 
Standes  im  Philologas  VI  (1851)  S.  228— 253  zu  Grunde.  Zwar  babe  ick 
einiges  dort  gesagte  modificiert,  meine  Ansicht  aber  io  irgend  einen 
wesentUoben  Punkte  sa  findern  micb  nicbt  bewogen  gefanden.  Voa 
neueren  homerischen  Untersuchnngen,  in  denen  auf  chca^  el^fkiva  be- 
sondere Raoksicbt  genommen  ist ,  nenne  ich  folgende : 

H.  Haupt:  Zusätze  zu  Lachmanns  Betrachtungen  über  die  lliis 
(Berlin  1847)  S.  99—101,  Aber  die  zweite  Hälfte  Ton  A. 

G.  Cnrtius:  homerische  Studien,  im  Philologus  III  (1848)  S.  1 
*— 21,  Aber  einige  StQcke  von  B  und  F. 

•    E.  Geist:  disquisitiones  Homericae,  im  Archir  ffir  Pbilol.  n. 
Paed.  I  (1832)  S.  604  CT.,  über  £. 

C.  L.  Kays  er:  de  inlerpolatore  Homerico  (Heidelberg  1813), 
Aber  Theile  von  JJ  8  ui  M  £ 

H.  D  An tzer:  die  Doloneia,  im  Philologns  XII  (1857)  S.  41—59. 

G.  W.  Nitzsch:  Anmerkungen  zur  Odyssee  (besonders Vorrede 
zu  Bd.  II  [Hannoter  1831] ;  dann  ebd.  S.  208  ff.  S.  222.  229.  Bd.  III 
S.  60.  262),  Aber  verschiedene  Stellen  der  Odyssee. 

A.  Rhode:  Untersuchungen  Aber  den  XIII — XVI  Gesang  der 
Odyssee  (Brandenburg  1858). 

R.  Volkmann:  common tationes  epicae  (Leipzig  1854),  comai. iV 
S.  117 — 151 :  de  vocabulis  novis  et  aiun^  elgtifiivoig  in  postremis  Odjs- 
seae  libris  usnrpatis  (von  o  ab). 

A.  Rhode:  Untersuchungen  Aber  das  XVII  Bach  der  Odyssee 
(Dresden  1848). 

I.  Bekker:  Aber  das  zwanzigste  Buch  der  Odyssee,  in  den  Mo- 
natsberichten der  Berliner  Akademie  der  Wiss.  1853  S.  643 — 653. 

F.  A.W.  Spohn:  de  extreme  Odysseae  parte  (Leipzig  1816), 
Aber  ^  297  bis  a  548. 

Auszerdem  sind  in  vielen  homerischen  Schriften  aTta^^^Q^^ 
gelegentlich  berAhrt,  und  vermutlich  sind  mir  trotz  meiner  BemQhoDgeQ 
manche  der  betreffenden  Abhandlungen  unbekannt  geblieben.  Wesa 
ich  nun  die  von  den  angefAhrten  Verfassern  vorgetragenen  Ansicbteo, 
die  zum  groszen  Theil  von  der  meinigen  abweichen,  nur  ansoshins- 
weise  besprochen  habe ,  so  habe  ich  sie  doch  stets  gewissenhaft  er- 
wogen. Weshalb  ich  anderer  Meinung  bin,  ergibt  sich  fiberall  aos 
meiner. Darstellung,  daher  es  unnöthig  schien  das  einzelne  zu  bestrei- 
ten :  Überdies  wäre  ich  dann  genöthigt  gewesen  mich  unaufhörlich  iv 
wiederholen. 

Das  angegebene  Verhfiltnis  der  aita^  elgrifiiva  zur  Gesamtcahl  der 
homerischen  Wörter  genAgt  allein  um  zu  zeigen,  dasz  von  demWort- 
Torrat  der  epischen  Sprache  in  der  Ilias  und  Odysfte  aar  ein  be- 
schränkter Theil  erhalten  ist.  Bei  den  meisten  ana^  BlQ^fiiva  ist  es 
oflTenbar  Zufall  dasz  sie  Aberbanpt  vorkommen;  sie  könnten  ebenso 
gut  gar  nicbt  als  Einmal  gebraucht  worden  sein.  Wissen  wir  aber  von 
einer  solchen  Menge  von  Wörtern  nur  dnreh  Zufall,  dasz  sie  der  epi- 
sehen  Sprache  angehörten,  so  ist  klar  dasz  uns  ein  sehr  viel  grösserer 


L  FriedliBder:  swei  homeriscbe  Wörlerrerseichnisse.      749 

Theil  derselben  ganz  nnbekannt  geblieben  isl.  Denn  das  Gebiet  aaf 
dem  sich  die  beiden  homerischen  Gedichte  bewegen  isl  beschränkt: 
die  llias  hält  sich  im  ganzen  innerhalb  ^ines,  die  Odyssee  innerhalb 
Eweier  Vorstell ongskreise  (Krieg,  Hinslichkeit  und  Seeleben)..  Wer- 
den ausnahmsweise  Gegeustfinde  berührt,  die  auszerhalb  dieser  Gren- 
•  ECO  liegen,  so  tritt  in  der  Regel  anch  ein  sonst  nicht  vorkommender 
Aasdruck  ein :  sum  Beweise  dasz  ein  ausgedehnteres  Gebiet  von  Vor- 
stellungen uns  auch  mit  einer  gröszern  Fülle  von  Ausdrücken  bekannt 
gemacht  haben  würde.  Dazu  kommt  noch  dasz  der  epische  Gesang 
seiner  Natur  gemisz  von  dem  vorhandenen  Vorrat  der  Sprache  nur 
einen  sparsamen  Gebrauch  gemacht,  weil  er  es  liebt  dieselben  festge- 
wordenen  Ausdrücke  Wendungen  und  Formeln  wieder  und  wieder  an- 
suwenden.  Man  denke  an  die  hfiuGgen  Wiederholungen  von  ganzen 
und  halben  Versen  und  von  lungeren  Stellen :  sie  machen  einen  nicht 
uobetrfichtlicben  Theil  der  homerischen  Gedichte  aus,  der  doch  nur 
eine  geringe  Anzahl  von  Wörtern  enthilt. 

Die  reichsten  Fundorte  für  uTta^  sigTifiiva  sind  die  Gleichnisse, 
weil  die  verglichenen  Gegenstinde  so  luszerst  häufig  ganz  auszerhalb 
des  Bereichs  liegen,  innerhalb  dessen  sich  die  homerischen  Gedichte 
bewcrgen.  Selbst  die  ganz  kurzen:  die  troischen  Greise  sind  Redner 
tivvlysüötv  ioijwxeg  F  151,  die  ferne  Wolke  ist  schwarz  r^vTS 
ici00a  //277,  Agamemnon  schleudert  das  Haupt  des  Hippolochos 
oXiiov  d'  äg  Iccsve  A  147,  die  Lanzenspitze  biegt  sich  (lokißog  äg 
A  l&l^  Harpalion  liegt  S^g  xt  ^%UiXt\\  im  yctlr^  N  664,  Hektor  schleu* 
dert  einen  Stein  axQOfißov  d'  äg  iacsve  S^l^,  Peneleos  hält  llio- 
neos  Kopf  auf  der  Lanze  9^  xmdciav  iS'499,  Leukothea  taucht  aus 
der  Flut  empor  und  wieder  hinab  al^v^y  iiKvia  s337. 353,  die  Phoe- 
nikerin  stürzt  vom  Schiff  ag  BlvaUri  xi7§  0  479. 

Von  den  ausgeführten  Gleichnissen  (die  llias  hat  deren  fast  sechs- 
mal so  viel  als  die  Odyssee,  die  nicht  mehr  hat  als  die  Gesänge  27  und 
pEusammengenommen*^))  setzen  bekanntlich  einige  Wissenschaft  des 
Dichters  von  Dingen  voraus,  die  der  heroischen  Zeit  nach  seiner  Dar- 
stellung fremd  waren  (s.  Lehrs  Ar.  S.  348):  dazu  .gehört  das  Kochen 
^en  Fleisches  (^  363  %vl6irpf  fieldofievog)^  die  Reitkunst  (xsXi^- 
tlinv  und  xiXrig  jedes  in  einem  Gleichnisse  O  679  e  371),  die  Trom- 
pete (aaXniy^  2^219,  auszerdem  afigA  dh  CaXmy^sv  fiiyag  ovqa- 
yog^d&d);  vgl.  auch  die  Anmerkung  Arislarchs  über  ötig>avog 
SD  der  einzigen  Stelle  wo  es  vorkommt  N  736.  Eine  Anzahl  von  aitai 
tlQfl(ilv€iy  die  in  Gleichnissen  vorkommen,  mag  die  Manigfaltigkeit  der 
hier  ausnahmsweise  berührten  Handlungen,  Objecte,  Zustände,  Erschei- 
nungen und  die  Häufigkeit  der  Veranlassungen  zu  einmaligen  Ausdrücken 
veranschaulichen. 

^A7ta^  elQTifiiva  in  Gleichnissen  die  der  unorganischen  Natur  ent- 
nommen sind:  amv^Qig  A  77,  fiiöyayKeia  A  453,  vtiog  M  133,  «a- 
yAagco  N  798,  yaJLiy^iaa)  N  799,  ivaßißi^s  P  54,  xnQ^t^og  0  495. 

354)  Ein  Verzeichnis  der  sämtlichen  homerischen  Gleichnisse  folgt 
am  Schlusz  dieser  Abhaudlong  S.  786  ff. 


760      L.  Fri9dUiid«r;  zwei  lio»erUoli0  WörieirfntMniiBe« 


AüB  der  PflaoieaweU:  fM^xcnr  6  306^  ^ywa^g  17,  ImtimMV^ 
imaüg  iV  389  =  J7  483,  ßffvaP  56,  aijijtfxa»  ^F  599. 

Ans  der  Thierwelt:  0toto£  tytnog  anocxiiöag  bA  ^wj^  -^ 
»Qoalvnv  Z  506  =  O  263,  ovog  —^v€9&^A  5ö8,  «o^og  —  «^ 
TOTOKog  xiw^if  P  4,  Cnviivog  £  319,  a^t?  — ^  hyvfpmnig  T  350,  j^o- 
No>v  Iffl  x^^^  ^^^  ^»  ia^og  —  ayQWöaio  b  51.  ^  0$  d'  S«  nov- 
Ivnoiog  ^alafikfig  i^Blnofiivoio  nQog  nozvXridovo^iv  b  43^ 
oUvQog  X  300,  nlxlai  %  468.  whtbqIs  könnt  iweimal  vor:  Odyueai 
hilt  eich  am  Oelbaum,  t^  7C(^ifivg  ixoiMpf  n^  wkzbqIs  ^  433t  die 
Seeleo  der  Freier  schweben  cur  Unterwelt  ig  d'  oxb  yvstie^s 
%%X.  CO  4. 

Von  menschlicher  Thfttigkeit,  KOnsten,  Handwerken,  FabriesteB: 
a^fftOTOTCi^o^  ^  486,  wtoXBvnoLvovxM  apjQfucU  E  503,  ono;  E  90)^ 
«^v^T«^  M  433,  ano  nXatiog  nxvofpiv  —  ^iftoanwa^v  »virfio»  — 
fl  iqiß^v&oi  N  588,  negaiuvs  £  601,  ixBttiyog  fMCJteilu  a^^fi^ 
9£$cff  oz^im  nf^aktig  O  267 — 362,  ntiviov  läxog  W  762,  SMtAov^ 
^845,  iioXvßdatva  ßvaaog  52  80,  T^VTsaa»  t^vimevov  i  384  f-,  /Sasno 
^pcLQiMaom  i  392  f«,  KdiUc^;  jpgiii  g>  407,  d/xvt/Ov  —  nolvw/niv  %  386« 

Nicht  blosB  in  Gleichnissen  sondern  aaoh  in  der  Ersahlaag  wer* 
den  Besch&fligungen,  Arbeiten  und  Verrichtungen  ausnahnsweise'sss- 
fahrlich  beschrieben  y  die  nicht  den  beiden  Gedichten  vorsofsweise 
eigenthamlichen  , Bereich  angehören:  nnd  solche  Stellen  sind  dann 
ebenfalls  an  einmaligen  Ausdrücken  reich.  So  wenn  Hera  sich  fiir 
Zeus  schmackt  S 180 — 183:  ivexaly  T^^Ai^va,  fMQOBvta  (noch  in  der 
Wiederholung  desselben  Verses  6  298),  lößoi^  ivxfftpiog*  Wena  He- 
phaestos  den  Schild  des  Achilleus  schmiedet  J^ 468-^477:  ^pvea(ttOch 
372.  409.  412),  xouvovj  ^mi^rfixogy  ^uixr^.  Die  Zusanmensetsoeg 
von  Priamos  Wagen  aus  seinen  Stücken  Sl  268 —  272:  nv^ivog^  oTi^, 
i^oiBßiMg^  nif;«,  x^/ko^,  !ax(»(^  Der  Plosxban  des  Odyssens  e  254— 
261:  CtBiUioVy  TCBlB%*aiOy  yofiqxig^  {daq)ogy  xBxxoavvtf^  axufUv^  bnff- 
%BvCg^  inlngiov  (noch  318),  ^/^,  olavivogj  vni^,  naXog.  An  reieh- 
sten  an  Sita^  Bl^r^iiiva  ist  der  Schild  des  Achilleus:  die  Darstellaag 
der  Ernte  4^550 — 560  enthilt  folgende:  ßa^Xviiog^  Sgi&og^  ifuillih 
derijp,  iklBÖuvog,  dgayfitim;  die  der  Weinlese  561 — 572:  ßotdvgy 
x«f&a|,  q)OQBvgy  xt&aQltay  Uvog,  iBTnaliogj  ^i/atfco,  Ivyfkog»  SbenfO 
enthalten  Schilderungen  ungewöhnlicher  GegenstAnde  immer  sahireiche 
Sata^  BlQfiiiiva:  die  H&sxlichkeit  des  Thersites  B  217 — 219:  tpohiog^ 
ffoiogj  ri}Biv6g\  die  Höhle  der  Kalypso  f  57 — 74:  »tfpo^,  cvxloiog, 
O'vov,  Kki^^^ri  (noch  239),  tfxc»^,  xavvyloHSöog^  xopmvi},  ^fUffig;  der 
Weingarten  des  Alkinoos  1;  122 — 126:  ^BiXoTtBÖovj  Isv^gj  x^a»i»y 
ofi^og,  wto7C((f%äii»;  die  Schfiferei  des  Kyklopen  i219— 223:  XQoyovoh 
(Uxaöcai^  Sgcai  (in  dieser  Bedeutung),  yctvkoly  aKag>£6Bg^  ivafUl/^ 

Weit  hiufiger  als  ausführliche  Beschreibungen  sind  natfirlieh  bei- 
l&ufige  Erwähnungen  von  Gegenstfinden ,  die  nicht  inn  iweiteoaMle 
berührt  werden  und  deren  Bezeichnungen  folglich  ma|  e^^ijfiiva  ii^d. 
Dafu  gehören  sunichst  solche  die  der  Dichter  ausdrücklich  als  aobe- 
kannt  voraussetzt:  nvvBtjv  —  ^  xb  Kaxaixv%  Kixlf[xai  KV^j  ^oggf- 


L.  Friediteier:  swai  lioAeritehe  Wörterreneiehaisie.       751 

V09  &fiff[f^Q*  Sv  Jurl  ntQxvov  xaXiavatv  Sl  316,  also  beioodars 
alle  Jena  Dioga  dia  aor  io  dar  Spraeha  der  GöUar  Nanan  habaa  odar 
yon  Manschen  and  Göltero  ▼erachiedan  benannt  werden,  a.  B.  dar  Vo- 
gel welchen  %aXxlda  %i%li^nova$  ^co/,  aviffig  ii  %v(i^$vd$v  S^L 
Vgl«  aber  diaaa  Namen  Lobaak  Aglaoph.  II  S.  868. 

Femer  auanahmawaiaa  berOhrCe  Erscheinangen  und  Vorginge  ia 
der  Nalnr.  Dia  ilAi^urdcg  werden  iweimal  £  486  t  272,  die  'Tudig  nnr 
an  der  ersten  Slella  genannt,  iaaipoQog  nur  ^P  226,  avxolal  tjiUoiO 
in  4^  ^uidsg  174599  «v^  «  469,  »Av^fivp/g  1 486,  cxtiXuv  Ton  der  Sonne 
!F  191 9  avatpXvßiv  ¥001  Strome  <Z>  361. 

Pflansen,  Strfincher,  Blume,  Früchte  and  andere  pflansliohe  Tbeile: 
cniqfta  e  490  (anilQm  nirgend,  &f7ta(fiog  i  109.  123),  ^Aoio^  A  237, 
nto^og  i  128,  eaXkog  q  224,  o^i}£  O  38,  av^igi^  P  227.  —  dpvoir 
O  351,  tili  d  41.  604,  of/^mtfTi^  t  90,  o^9>o$  A  4dl,  a%i(^og  |  10, 
/SoTOi  m  230.  —  qwUri  6  477,  Safpvri  1 183,  ^fi7 1;  1I5  =  A  5199,  avnou 
fl  121,  oxvAog  X  242  (vgl.  die  Höhle  der  Kalypso  e  57^74,  den  Weia* 
garten  des  Atkiaoos  17 122-7126). 

Thiere,  Thierisches:  ßQi<pog  (das  angeborene)  ^  266,  Ifkßifvov 
(das  nengeborene)  1  245  (309. 342).  —  ^giov  k  171.  180  (neben  ^i^p), 
nvnSaXov  q  317.  —  Ivopxo?  (m^o)  W  147,  (aTg)  Ig«^  ^  105,  (uti) 
lov^ag  1 60,  (cvg)  xXo&mig  1 539,  r^a^^o^  i  239,  xpidg  i  447  (461),  zoii^ 
1 73  (xo/^eog  £  81),  ff^|  ^  295,  iXXog  x  228,  69^X17  ^  536  =  7*  50], 
attvtfixig  %  161,  vcrxi;  £  530,  loqtiri  x  446,  5t^o$  W  775.  —  o^veov 
iV64,  cxifov^og  B  311.  326,  ailxvttv  1  563,  i^fttötog  K  274,  xAm^i^ 
«ijdoiv  T  518.  —  fyxilvg  O  203.  353,  gwÄi;  0  480,  Tiyd««  12  747.  — 
xwoQauSxrjg  q  300,  Iffs^  q>  395,  u%qldig  ^12,  %vvai»vut  (flgOrlieh) 
0  394.  421.  —  nrii^  (i  48.  175.  199. 

Theile  des  mensehlieben  Körpers:  ßovßdv  ^f  492,  ^ivag  £339, 
ßgsxiiog  E  586,  Kgaviw  S  84,  TT^TfAijai^  ui  424,  vffonfia  M463,  fyvvif 
iV  212,  9>ii^  JV  546,  fivmv  11 315.  324,  iffttfxvViav  P 136,  v^^uc  P524^ 
^ovdvÄiOi  2?  483,  (ßfUMg)  htivKpqldiog  O  204,  ioq>iqttyog  X328, 
siri^vi}  JIC  397,  wuq^  X  495,  xod'Ay^  ^726,  tviiva  ^806,  ^vg  s  231 
=  X  544,  di^^y  iL  579. 

Körperliehe  Znstinde  and  Aifectionen,  Kraakhaitea,  Mienen,  Ba* 
wagnngan  (anch  von  Thieren):  loiitog  A  61,  nif\i^g  £  599,  xwfikig  Z 
139  (neben  «Atto^),  iffoyvtwo  Z  265  (yvwa  B  402),  aA^ofur»  E  417 
(Mtfl^Ofiai  e  405,  avakxog  ^  228  tf  114.  364),  vcr^xam  B  328,  dfvdiU« 
i  180,  ^aog  1 503,  ßaiißalvw  K  375,  fMtoxilafio  JV  281,  »vperoff  X3I9 
xamm  X  467,  o^e;t#im  9^30  (von  Stieren),  fivm  Sl  4SXK  637,  ßovßom^ 
atig  Sl  532,  %vqf6g  ß  16,  ^()^o  g  481,  ^naigw  (f  541  {htutxulqm  ^  546), 
isf^U/^te  <i  11,  vsfa^  T  547  t)  90,  2d/m  v  204  (neben  fi^om),  (ftsidiam) 
Ca^avtov  V  302,  tnMf  iXT«/yofAai  ^  3. 

Lanta,  besonders  onomatopoeisehe :  Uy^i  A  125,  T0;{to  I  911, 
^«{im  K  502,  z^efAer/{:oo  M  51,  naxfikilmj^  798,  x^x€  il  470,  xaf- 
xo^m  3?  157,  X^ofMxdog  ^688,  avafto^fiv^m  f*  238,  /^itiTH  f^  ^^>  ^^^ 
i  394,  xwti^Ofio^  ff  163. 


752      L«  Friedllttder:  iwei  homeritehe  WörterToraeiohnuie. 

Farben:  äxqog  TSS,  lo^^^  1 529,  yhwnog  i784,  ylavtuam  Tn% 
ini^%sXaiviaa  0  249,  ifiav(^g  d  834.  835,  xaQorcog  l  611. 

Haste,  Gewichte,  Wertb«,  Zeit-  and  Zahlenangaben :  alie  mit  nxooi 
vnd  ixctiiv  znaammengesetsten  Wörter  aaster  ixarofißfi  und  ljMrTo|ft- 
ßotog,  a.  B.  ituxtoyxsiifog  A  402,  bMxiyMoXig  £  649,  ixarofiisvlog  1363- 
Bine  grosse  Zahl  der  mit  Zahlen  snsammengeaetsten  Wörter  sind 
asu^  el^fiiva^  z.  B.  fnneuSBKadmQog  A  109,  h%ti%vii\\u^-JS»  733,  %i- 
TQeiq>aXtiQog  E  743  =  A  41,  iweaßoiog  Z  236,  IvdcxairiTXVff  Z  319  = 
6  494,  e^vorwxcff  1 470,  sMvri^xovTO/voff  J  579,  r^Mfroi^^  X  473,  tct^- 
^ilvfivog  O  479  =^%l2^y  dvoTtauixoclntixvg  O  678,  htxanodf^  O  739, 
dvmxaictxotf/fUT^og  ^264,  dmdBxaßoiog  ^703,  ti66agaß(H0g  9^70&, 
s^vrcrere^»/  115  usw.,  wvyovaiog  x  517  (A  25).  Desgleichen  nicht  we- 
nige Cardinalaahlen,  ala  XQH^xovra  B  516  =  680  =  733,  oydmxovttt 
B568=652,  iwBonXoi  nnd  dexa^aei £860= i5'l48,  xQtaxiUoi  7221, 
iw&ixatdiKa  i2496,  nevtriKOöioi  /  7;  nnd  fast  alle  Zahladverbia:  Sau4 
mir  f»  22. 350  (mx^aita^  9349),  dlg  »491,  t^lg  sehr  oft,  vexi^xtg  «306, 
mvidnig  bis  oxtantg  gar  nicht,  dvaxtg  |  230,  dsKaxtg  nnd  eixoffaai^ 
1 379,  nivta%a  M  87. 

Theile  von  Gebinden  (sämtlich  vom  Palast  des  Odyasens  in  der 
sweiten  Hilfte  der  Odyssee  mit  Aasnahme  von  ineg^giav  ff  90):  iplta 
^  221,  avTfiaxig  v  387,  oqoo^vQii  %  126,  Ictvfri  %  128,  0^091}  %  298, 
^log  X  442.  459.  466. 

Verrichtungen,  Kflnste,  Handwerke:  Öifpamll  747,  ^€^pi»t'^48. 
(ßtibprjitog  v  2.«  142),  xonqia}  q  299,  xoq{(o  v  149,  ^alvm  x  423,  n^- 
xoiiog  J*387,  crxtnrorofio^  H  221 ,  fynoqog  ß  319  o  300  {iiiitoldofULi 
0  456),  X9^^^iK^<>^  y  425**),  xafitvo»  tf  27,  «o^fifvff  v  187- 

Gesang,  Spiel,  Gesellschaft,  Zauber,  Feste:  Vfiivaiog  Z493,  livog 
i?570,  aörgayalog  <P88,  tjtnod^Ofiog  9^330,  n^fti?  ^669, 9Mr>li7  ^ 
635  O  206,  naXaiaiAoavtni  W  701  O  103.  126,  neöüog  a  107,  ßfftaqikm 
^  250.  383  (;i;o^o»t;7r/i}  Sl  261 ;  ;i;^^£vn7$  kommt  nicht  vor,  xvßtßxan 
und  xvßunrjrriQ  mehrmals),  licxfi  ^  ^^9  inamÖii  x  457,  daAvtfm 
i  534.  Ein  religiöses  Fest  das  mehr  als  bloszes  Opfer  wire  wird 
sonst  nicht  genannt,  ausser  das  Fest  des  Apollon  in  der  Odyssee,  oor 
hier  Io^ti}  v  156  tp  258  (vgl.  aber  diese  Stellen  Bekker  in  den  Monats- 
ber.  d.  Berl.  Akad.  1853  S.  651). 

Gerfithe,  Werksenge,  KunstgegenstSnde,  Waffen,  Kleidung,  Fahr- 
aenge,  Oberhaupt  Werke  menschliches  Fleisaes,  nnd  deren  Theila: 
totodoxti  A  434,  oniqxa  B  135,  ovqoI  B  153,  xdicti  8  434  =  d  40, 
huditpQiig  K  475,  xv^öxtg  A  640,  ^ai^g  M  459,  a<pevd6vti  N  600, 
ivexii  S  180,  ßliJTQOv  O  678,  (piQXQOv  £  236,  fpQiut^  O  197,  ^Qova 
JIC441,  «ftTTvl  xBXQVtpalog  avad^fti;  X469,  q>idlfi  ^243.  253. 270.616, 
yl'^vea  Sl  192,  dovpoddxi^  a  128,  SyxitSx(fov  d  369  s=  f»  332,  axuXitov 
9  236,  xdlnig  ri  20,  taxoniöri  (i  51,  Tcqm^  (n,  vtiyg)  (i  230,  Cipüas 

355)  Homer  bat  xp^ao^oog  nnd  x^^^vg,  aber  keine  Benennongoi 
für  Silber-  nnd  Eisenarbeiter.  Ueber  die  relative  Seltenheit  des  Eisens 
ond  Silbers  in  dem  homerischen  (Bronae)seltalter  vgl.  man  Grote  histoij 
of  Qreece  II  S.  192  Note  2. 


L.  FriedUiider:  iwei  homerische  WörterverseichniMe.       753 

^  231  <i  394,  üd'fitov  a  300,  kafimtJQ  er  307.  343  r  63,  rZoTvig  t  28; 
Xvxvog  T  34,  nvsXog  t  553,  SQvo%og  r  574,  yco^vrog  tp  54,  %6Xlo^ 
q>  407,  GzHln'q  q>  422,  %BiQlg  m  230.^) 

Diese  so  sahlreichen  BenennuDgen  vod  Oegeostfiodeo ,  die  nar 
aasnahmsweise ,  namenUicb  in  Gieichnisseo  berührt  werden,  lassen 
eben  so  sehr  die  BesohrSnktbeit  des  Gebiets  inne  werden,  innerhalb 
dessen  beide  Gedichte  sich  bewegen,  als  die  Fülle  nnd  Manigfaltigkeit 
der  Vorstellnngskreise  die  aaszerbalb  dieses  Gebiets  liegen,  ohne  dem 
epischen  Zeitalter  deshalb  weniger  bekannt  zu  sein.  Zugleich  eröfTnel 
sich  hier  eine  weite  Perspective  auf  den  Umfang  und  Reichtham  der 
epischen  Sprache,  der  für  so  viele,  verschiedena,  weit  aaseinander 
liegende  Gebiete  stets  eine  Fülle  bezeichnender  Ausdrücke  zu  Gebote 
steht.  Die  Bewnnderung  dieses  Reichthums  muss  sich  steigern,  wenn 
man  gewahr  wird  dasz  sehr  hinßg  für  jeden  Gegenstand  zwei ,  drei, 
anch  mehr  synonyme  Bezeichnungen  im  Gebrauch  waren.  Bei  selten 
erwfihnten  Gegenstinden  sind  dies  eben  so  viel  Sna^  el^rniiva,  Daza 
gehören  die  nfgiyXayisg  niXkat  i7  642,  wol  nicht  sehr  verschie- 
den von  den  yavXol  und  öKatpCdeg  i  423.  Reif:  mlßri  e  467  (al^Qog 
§  318) ,  na%v7i  g  476  (vgl.  vv^  ntfyvXlg  ebd.).  Schlamm :  aqn)6yei6g 
A  495,  iXvg  O  318,  adk  <Z>321.  Hirschkalb :  xe^tag  K  361,  iXXog  z  228, 
ähnlich  nqol  q  295.  Schmutz :  XvfActra  A  314  3  171 ,  ^vsr«  t  93.  Erst- 
lingsspende: 9vfiXai  1 220  (vgl.  Aristonicus),  ä(^(iaxu  £  446.  Schiffs- 
sierate :  wqv^ßa  1  241 ,  aq)Xacza  O  717  (einige  Scholiasten  erklären 
beides  durch  ixqoazoXta).  Faden:  firJQiv&og  ^  854.  857.  866  ff.,  fiip- 
lug  X  23.  Uetanbter  Ast:  itzog^og  ^  128,  ^uXXog  q  224.  Bissen :  i^ofioff 
i  374,  uKoXog  q  222.  Wolle  krämpeln  neixsiv  a  316  (sonst  nur^HQti — 
XotUog  ns^ctiiivTi  ^176),  ^alvsiv  %  423.  —  Vor  wand:  nq6q>aCig  T262. 
302,  iittcitairi  q>  71,  (ivvri  q>  111. 

Ueberhaupt  ist  nichts  so  geeignet  von  dem  Reichthum  der  home- 
rischen Sprache  einen  Begriff  zu  geben  als  die  erstaunliche  Meitge  ih- 
rer Synonyma.  Ich  kann  auf  diesen  Punkt,  dessen  monographische 
Bearbeitung  eben  so  dankbar  sein  würde  als  sie  für  die  genaue  Kennt- 
nis der  homerischen  Sprache  unentbehrlich  ist,  hier  nicht  nfiber  ein- 
gehen. Wenn  aber  neben  6inem  oder  mehreren  gangbaren  Ausdrücken 
für  einen  Gegenstand  sich  ausnahmsweise  ein  weniger  gebr&uchlicher 
findet,  so  folgt  daraus  in  der  Regel  keineswegs  dasz  dieser  aus  einer 
Jüngern  Zeit  herstamme,  sondern  nur  dasz  wir  den  Wörtervorrat  die- 
ser Sprache  sehr  unvollkommen  kennen,  da  der  Zufall,  der  nns  hie 
und  da  mit  einem  seltener  gebrauchten  Worte  bekannt  macht,  uns  ohne 
Zweifel  eine  bei  weitem  gröszere  Menge  vorenthalten  hat.  Bei  einer 
Sprache,  die  für  jede  auch  noch  so  geringe  Abart  der  Gegenstände  und 
Erscheinungen,  für  jede  Nuance  der  Vorstellungen  und  Begriffe  eine 
eigne  Bezeichnung  besitzt,  können  auf  einem  ziemlich  eng  umgrenzten 


356)  Manche  Dinge  dieser  Art  werden  auch  wol  zufällig  mehr  als 
dinmal  genannt,  wie  %QvctaXXog  in  einem  Gleichnisse  ^152,  ausserdem 
i  477;  %taavßiov  i  346  £  78»  52  usw. 


754      L«  Friedlinder:  swei  honerisehe  Wörter?erieichiiiese. 

Gebiet  nur  die  wenigsten  dieeer  Synonyma  inr  Anwendvng  fekomaea 
sein  und  von  den  angewandten  viele  nur  Einmal.  Mitunter  siebt  man 
wesbalb  die  einmaligen  Ausdrucke  gewählt  sind.  Wenn  Glieder  ge- 
wöhnlieh iiiXea  und  yvüc  heiszen,  so  ist  es  natQrlicb  nicht  saflllig 
dass  einmal  S'^ea  gebraucht  ist  von  der  schlafenden  Penelope  d794 
=  C  189  evde  d'  avaxliv^BiCa^  Xv^ev  9i  ot  aiffta  navta.  Dagegen 
ist  dunkel  warum  in  dem  Verse  J7  856  (=  X  68.  362)  t^Z^  d'  i%  }t' 
^iav  xtaulvri  ^AiSoöds  ßBßi^xit  das  sonst  nicht  vorkommende  (i9sa 
gewählt  ist.  Warum  nur  E  587  a(ia^og  steht,  nicht  das  sonst  abliebe 
^dfia^ogj  wissen  wir  durch  Aristarch  (Lahrs  S.  128).  Dass  düntog 
(öfter)  sich  von  aoXog  (nur  9^826.  839.  844)  unterscheidet  j  ist  ofTeD- 
bar;  wie,  darüber  waren  schon  die  Alten  uneinig,  s.  Nilzsch  Anm.  i. 
Od.  II  S.  192.  axv^g  statt  dbuxg  und  kvtkXXov  nur  £  112,  weil  aacb 
Athen.  XI  498'  tm  axvfpu  xal  xm  xiaavßltp  xmv  filv  Iv  Hörn  %al  fu- 
tglmv  ovdilg  i%g^ro,  övßmon  öi  xal  vofuig  xal  ot  iv  aygm.  Feinere 
Unterscheidungen  sind  unklar  oder  unbekannt.  Wir  wissen  awar  wie 
sich  xäfia  (nur  5^359  a  201)  von  wtvog,  aber  nicht  wie  sich  von  den 
oft  gebfauchten  Wörtern  des  Schlafens  und  Ruhens  (nfdo»  xad'Bvda 
daQ^avcD  lava  atca  acoviat  Klb9  x  548  xoifiaofiai)  xvdaöto  nntersobei- 
det,  das  nur  Einmal  von  der  schlafenden  Penelope  steht  d  809  ijdv  iidla 
xvtoacoviS*  iv  oveiQilyöt  nvXrjCt.  Und  so  wir*d  es  in  vielen  Fällen 
unentschieden  bleiben,  ob  dem  seltnem  Wort  vor  dem  hfiufigern  der 
Sinn,  der  Vers  oder  der  Zufall  den  Vorsug  gab.  Oefter  ist  wol  das 
besondere  statt  des  allgemeinen  gesetzt,  wie  wenn  iXa<pfiß6Xog  (aar 
2^319)  statt  ^(M/r^9  steht  (ilber  xwrjyirrjg  s.  unten),  statt  Sundog 
Einmal  fi(ieQig  e  69*09  ^Qfi^onf  kommt  9,  1  mal  vor,  v^Qog  nur  B  723 
(die  Schlange  die  den  Philokteies  bist) ,  otptg  nur  M  208  Tgckg  S 
iQQfyriCavy  OJtoag  Mov  aioXov  oq>tv,  doch  ist  dieselbe  Schlange  V.  203 
dgaxfov  genannt  worden.  Vielleicht  ist  auch  hier  Sgaxmv  der  allge- 
meinere Ausdruck,  wie  aXoigyq  allgemeiner  ist  als  axiag  das  nur  gf  178. 
183  steht  "Ol  wogegen  drjfAog  ebenso  hluRg  ist  als  aAoc^if.  Bettler 
beiszen  in  der  Odyssee  (in  der  Ilias  kommen  keine  vor)  gewöholich 
aX^ai^  aXfifioveg  und  mtoxoi^  dixxr^g  steht  nur  d  248,  ngotxxrig  aar 
Q  352.  449 9  intaxaxrig  nur  q  455,  ayvgxtfg  kommt  nicht  vor,  aber  bloss 
snfilfig,  denn  äyvgxaisiv  steht  %  284.  .Das  untere  Ende  des  Laozen- 
aebafls  heiszt  in  der  Ilias  dreimal  ovgia%og^  öovQonijQ  nur  £153:  fder- 
tpog  steht  neben  SaiCBdov  I,  9  nur  e  249,  vnodfifia  nur  o  369  (fast  ge- 
nau gleich  ö  361)  neben  niddov.  Obwol  das  erstere  in  der  spitem 
Sprache  gewöhnlich  ist,  hat  man  schwerlich  das  Recht  es  far  jflager 
SU  halten.  Und  wer  möchte  sagen,  warum  cximXog  (neben  nit(ffi) 
nnr  in  f»  (aohtmal)  vorkommt  und  sonst  nirgend,  obwol  dort  von  des- 
selben Felsen  beide  Wörter  gebraucht  werden**)?  Von  Adjecti^en 

357)  Ein  Agathoklea  bei  Eastaihloa  verttand  aorar  dArnntar  lex^o- 
ipXoiog  xal  xttgnotpoQog  dgvg.  56)  «p  178  ix  dh  6tiatog  h»** 

ydfav  XQOX0V  ivdov  iovtog^  I  otpga  vdot,  MX«owe«,  imxgiovtH  ^Xoi^f 
%%K  50)  »  70  nixgn  r^  Xig,iazi,  aM^f^M»^  tixviä'  |  iÜ€4f  d  fr 
pnoniXip  iaxl  9niog  ^SQondig, 


L  Priedllnder:  swai  honeritelie  Wörterrdrctt^lmisso.      755 

erwikne  ieh  aor  huivöuif  (nar  n  454)  neben  dem  melmnaligen  ^w^ 
tffiöiog  y  316=  o  13  neben  ailio$  18,2.  Andere  synonyme  taw\  6i(nf' 
lUvuy  bei  denen  die  Vermutnng  späterer  Bntatehnng  nabe  liegt,  werden 
anlen  erwähnt  werden. 


Wenn  also  ein  Hauptgrund  ffir  das  häufige  Vorkommen  einmali- 
ger Ansdrflcke  in  der  Beschränktheil  der  Gebiete  liegt,  anf  denen  die 
beiden  Gedichte  sich  bewegen,  also  durch  den  Gegenstand  bedingt 
ist,  so  ist  ein  sweiter  in  der  epischen  Sprache  sn  snohen.  Was 
ist  auch  natQrlicher  bei  dem  unergrflndlichen  Reicbthum,  der  unend* 
liehen  Wandelbarkeit  nnd  Bildsamkeit  dieser  Sprache,  alt  dass  im 
Flusse  des  Gedichts  durch  den  Drang  des  Augenblicks  mittels  Ablei-* 
tung  und  Zusammensetaung  aus  6inem  Stamme  eine  Menge  Yon  Formen 
hervorgeht,  die  Ausdruck,  Ton,  Vers  und  andere  Veranlassungen  nur 
Einmal  fordern  und  nicht  wieder?  Ich  will  dies  auerst  an  den  Zusam* 
mensetsungen  nachweisen,  dann  an  den  Ableitungen. 

Bei  den  unsäbligen  Verhältnissen  nnd  Beziehungen,  die  durch 
Zusammensetsung  mit  Fraepositionen  ausgedrQckt  werded,  seigl 
sich  am  schlagendsten,  wie  gana  Tom  BedOrfnis  des  Augenblicks  die 
Bildung  solcher  Composita,  wie  gans  von  der  Natur  des  Worts  oder 
Tom  Zufall  ihr  ein  -  oder  mehrmaliges  Vorkommen  abhängt,  y?  116 
enthält  drei  äna^  f/^fiiva:  xoXXa  d*  ivavta  xätavta  fta^avtä 
X8  Soxiiia  t'  ^X^ov,  auch  Ivavta  T  67  kommt  sonst  nicht  vor  und 
ttvra  ist  doch  so  häufig.  Die  von  sehr  gebräuchlichen  Substantiven^ 
mit  einer  Praeposition  gebildeten  Adjectiva  anf  -fog  (sl  daräber  Lehrs 
Ar.  S.  134  und  Nitzsch  Anm.  s.  Od.  Bd.  III S.  47)  werden  grosxentheiU 
Sna^  €l(ffl(iha  sein,  wie  (urafuif^iog  £  19,  htOfAgfiktog  H  267,  smtt«- 
X^iviog  1 457,  wui}(f6q>iog  1  640,  %ata%€tl^tog  A  439,  assoOvftiog  S  261^ 
iivoöiog  n  260,  heiVitpQlötog  O  204,  xato^iadtog  ^431,  ^LetaÜiftw^ 
d  1^4,  noxidoquuog  i  234.  249,  iv^fuog  v  421,  huiUpQiog  o  51  es:  76» 
vnox^tqwq  0  448.  Die  mit  Fraepositionen  ohne  Veränderung  der  Foxm 
lusammengesetzten  Verba  sind  so  wandelbar,  dass  sie  nicht  blosf 
durch  Tmesis  immer  aufgelöst  werden  können:  mitunter  ist  sogar 
sweifelhaft  ob  Verbum  und  Fr^ep.  au  ^inem  Worte  verwachsen  sind 
oder  nicht,  wie  bei  (U^fäleov  A  269  (s.  das  Verzeichnis).  Manchmal 
ist  Fraep.  nnd  Verbum  nirgend  zn  6inem  Wort  verwachsen,  wie  bei 
tfvfi-Wswio,  tfvv-a^tftfm,  tfvv-f^c/dc»  usw.  Ich  habe  die  mit  tfvv  (£vv) 
zusammengesetzton  Wörter  gezählt,  es.  sind  deren  gegen  60,  damnter 
aber  mehrere  Verba  die  nur  in  Tmesis  vorkommen,  so  dasz  nicht 
einmal  50  wirkliche  Composita  fibrig  bleiben.  Von  diesen  sind  17 
Spsa£  elQtifuivay  also  mehr  als  ein  Drittheil:  ivviilxoci  £  98,  Swlifs-^ 
0daii}27O,  ivvo^'^iv  ^330,  avyxvqösiav  9^435,  OvfifiiprMratftei 
K  197,  avfmlatayriöBv  W  102,  cvfMptqvr^  JV  237,  Cwaiwto  <Z>  508, 
tfvvexXpv£ov  iV  722,  ifvvßox/iog  ^3*465,  öwintf^ev  E  902,  öwiifi^og 
£32,  CwtoqffHKxa^  d  137,  avvBC%a&t9q  J?96,  ^vi^pffvvi}  2C261,  tfv* 
vi^ifOi  ^  299,  cvvTQug  1 429.    Bei  allen  diesen  Wörtern  if t  es  entwo- 


756      L.  FrMttiulor:  swei  homeriMbe  WörterreneiehDiMe. 

der  zaßlllig  oder  natflrlioh,  dass  sie  ner  Einmal  YorkomaneB,  nad  das 
wird  wol  von  Wörtern  die  mit  Praepoaitionen  zosammeogeseUt  siod 
iai  aUgemeinen  gelten.'^)   Wörter  die  mit  swei  oder  mit  mehreren 
Praepositionen  zasammengesetzt  sind,   finden  sieb  wol  gröstentheils 
nur  Einmal,  weil  nothwendigerweise  die  Veranlassang  za  ihrem  Ge- 
brauch am  ebenso  viel  seltener  sein  mnste,  als  die  Beziehungen  die  sie 
ausdracken  specieller  nnd  besohränkter  sind,  also  iaiwcaßalvo  selte- 
ner als  nataßaLviOy  VTUXTC^oqim  seltener  als  ngogim  usw.  "Aita^  il^}- 
liiva  sind :  iTtavüstfifii  B  86,  i^wtavlarriiti  267,  TtQonad'C^a  463^  i^ano- 
Uofittt  E  763,  BlaavHfu  B  423 ,  €Cfiq>i7Ci(fiaTQaHpaa  S  348,  TtagaKota- 
UyofUit  I  566.  664,  iftefißaCvoo  682,  öu^egiofiai  K  432,  intn^ialla 
A  628,  vffclavadvQ  N  362,  Tti^vki^ita  ^316,  iml^a'kia^^cti  0  160, 
i|av/i7fic  £  471 ,  ixnazciTcdlkoiiai  T  351,  ilcmoxlvm  <Z>  412,  mr^xora- 
ßilXn  W  127.  683,  wuTUSd^m  292,  TtaQeiatQwpsvyoi  314:  inTCQOwlki 
ß  400,  i^anoövvf»  b  372,  vJcexiCQOQiG}  ^  87,  VTcexnQokvm  88,  a^ipiiua^' 
exig>fD  ^  176,  anoTtQOfiafivea  476,  ixjtQoXeincii  616,  lUsavayto  629,  ^^- 
Tcmi^yvviu  X  98,  i^anoßcclvm  fi  306,  inoTtgoelciv  q  467,  i^cntovlia  1 387, 
i^aipatgim  %  444,  iaxaxaßctlvoa  m  222,  omsxlttvd'dvai  394.^')   Ich  hätte 
hier  und  öfter  im  Verlauf  dieser  Abhandlung  nicht  nöthig  gehabt  die 
Beispiele  so  zu  häufen  wie  es  geschehen  ist;  aber  es  ist  eine  Freude  die 
wimmelnde  Fülle  nnd  bunte  Manigfaltigkeit  der  zahllosen  Bildongen 
zu  betrachten ,  welche  diese  herliche  Sprache  spielend  geschalTeD  hat. 
Anch  unter  den  mit  den  untrennbaren  Partikeln  a-aQir 
ivg-  igt"  tä-  i^fü-  vi^  zusammengesetzten  Wörtern  finden  sich  sehr 
viele  Sica^  ei^fiiva.  Von  den  sechs  mit  ^fu-  kommt  nur  fnUovog  (vnA 
flfjuovsiog)  mehVmals  vor,  von  den  sechzehn  mit  dvg-  neun  nur  Einmal. 
Dasz  die  Zahl  der  mit  a  privativum  anfangenden  Saue^  el^[».tva  sehr 
grosz  ist,  bedarf  keiner  Auseinandersetzung.   Ich  schreibe  einige  Bai- 
spiel eher:   ayovog  —  a/orfto^  JT  40 ,   &ßkrp:og  xal  ivovxatog.  A ^M 
(aovTO^  £636,  avovxtfxl  X  371),  a^^i^rm^  —  iviatiog  I  63,  flfgwAog  f^ 
xal  illotpog  K  258,  iX'qiog  —  ixxtjiiav  I  125  f.,  avaitotvov  A  99, 
oxotffiOff  B  213,  a^pvUog  425,  ävcdficuv  E  342  usw.,  avil(uov  y^  348, 
axolog  6  221 ,  aeXni^g  e  408,  axovgog  rj  64,  ivciwftog  O  552,  aCiyrjS 
1  110  =  fA  137  usw.,  afUXifOiTHiig  B  ^12,  axgtxofiv^og  246,  ixifi^oq^k" 
log  868  usw.,  acjijftavros  X  485 ,  aTCOff^og  M  11  usw.,  avi^tÜM^tog 


360)  Haupt  (8.  100)  hSlt  es  nicht  für  zufSüig,  dasz  %tit»Bv9iiv^^ 
dinmal  in  der  Ilias  A  611   steht  (in  der  Odyssee  fünfmal),  während  sif 
evdsiv  aOmal  hat.  ^  Ich  halte  dies  für  ebenso  znfällig  als  dass  «'^j'^ y^' 
ZOiuxt  nur  A  95,  avsaxBvdz^^^  iiur  K  9  steht,  ani^x^(irj<S8  nur  ^  ^*^ 
(von  der  Beleidigung  des  Achilleas,   die  sonst  stets  durch  das  ^["'P.^ 
bezeichnet  wird):  wenn  freilich  aach  keins   der  angeführten  Bcwp»«» 
dem  Falle  von  xaf^evdsiv  völlig  entspricht.     Das  einmalige  Vorkommen 
von  vnuQz^iv  a  286  und  htizeiQBiv  386.  305  (s.  Spohn  S.  178  f.)  kbnoM 
nur  befremden  y  wenn  diese  Verba  schon  die  später  üblichen  Bedentno^^ 
'zu  Grunde  liegen'  und  'unternehmen'  hätten;  aber  jenes  heisat  '^Jf^^^ 
dieses  'Hand  anlegen*.        61)  Man  sieht  wie  wenig  richtig  es  is*  ^* 
Spohn  (8.  168  u.  179)  die  beiden  letzten  Verba  unter  den  Indicien  spa- 
terer Entstehung  dieses  Stückes  aufführt. 


L..Fri««yiDder:  twei  iM^meriseke  W(Mer?erseiotat88e.       757 

t.439^  ini^lfisog  %  399,  invi^ünog  l  964,  ivtamatog  k  274  usw.,  avi^- 
wcrogn  HL  Hierher  gehören  aaoh  die  mit  angebiicheiii  a  inlen8i?an 
sosammeiigefletzleii  ußgofiot  iHa%oi  iV  41 ;  ^  vielmehr  ist  anselirei  s« 
vergleichen  mit  nnmenech  unthier  onwetter,  ond  wer  ihn  anestös&t 
heisftt  Grieohiach  aß^fiog  afla%og*  (Bekker  Monataher.  d.  Berl.  Akad. 
1857  S.  180).  Dasz  die  meisten  mit  Z/ihl  Wörtern  sasammengesetzteo 
Wörter  ana^  el^f^iva  sind  (so  wie  die  Zahlwörter  selbst)  ist  bereits 
bemerkt. 

Am  unerschöpflichsten  erweist  sich  der  Reiohtham  der  epischen 
Sprache  in  den  mit  Nominibns  zusammengesetzten  Wörtern.  Zum 
grösten  Theil  sind  es  Beiwörter.  Ich  kann  aus  der  Menge  der  hieher 
gehörigen  ana^  BlgTjfiiva  nur  einige  Classen  bezeichnen.  Besonders 
finden  sich  solche  da  wo  die  Leidenschaft  im  Moment  den  entspreohen* 
den  Ausdruck  sich  schafft,  der  folglich  sonst  aberall  unangemessen 
sein  würde,-  also  in  Ausrufungen  und  heftigen  Anreden:  JvOTUtai  — 
ywatfiavig^  rJTCBQomvca  r39=iV  769,  w»z*tfi7tA^cr  E31=4ö5,  juHo" 
ni^aalXog  E  831.  889,  naffitvonZna  A  385,  afiaQjosjtig  JV  824,  övca- 
QiOTOToneue  Z  54,  dvOfirfteQ  '^  97-  Aber  wie  viele  andere  noch  haben 
nach  apgenblicklichem  BedQrfnis  sich  zusammengefügt,  und  wie  oft 
ist  das  augenblickliche  Bedürfnis  ein  einmaliges  gewesen.  So  wenn 
Kirke  die  Gefährten  des  Odysseus  dia^aviig  nennt  fi  22,  Priamos  den 
Acbilleus  naidoipovog  Sl  506,  die  Schiffe  die  Paris  nach  Griechenland 
fahrten  aQxiiuixot  heiszen  E  63,  der  Kyklop  avSQoq>ayog  x  200,  die 
Dioskuren  ixs^ftjfieQOi  X  303,  Asieropaeos  Ttegidi^iög  O  163,  Zeus  Iris 
mahnt  nicht  rl;8vSäyyskog  zn  sein  O  159,  Theano  Pallas  als  i^fvclnvo^ 
hg  anruft  Z  305  usw.  *")  Die  meisten  dieser  Wörter  könnten  aller« 
dings  öfter  vorgekommen  sein  nnd  eben  nur  der  Zufall  hat  es  gefügl 
dasz  sie  Einmal  stehen.  So  steht  von  den  Beiwörtern  des  Asopos  ßa^ 
^öxoivog  Isx&toifig  A  383  das  erste  nur  hier,  das  zweite  noch  J3  697 
(von  der  Stadt  Pteleos) ;  von  den  Beiwörtern  des  Herakles  ^qaöviii* 
livovu  9v(ioXiavta  E  639  das  zweite  öfter,  das  erste  nur  noch  in  der 
Wiederholung  dieses  Verses  k  267.  Beispiels  halber  erwähne  ich  fer-* 
ner  folgende  aTta^  elf^fiiva:  noktonQoragxyug  (vigowag)  B  518,  (xi}- 
(fV9ia)  aöwßo€iri}v  A  701,  akiovosq>i(ov  (^fpoonctanf)  d  442,  idcnatge" 
qfitov  (alyslqmv)  q  208,  ^fiodoxijg  ((iv^og)  d"  185,  ^[Mffiia  (z^fun«) 
ff  389,  Ttkirfiiaxiog  {pigog)  kl  =  (i  149:  die  ungemeine  Menge  dieser 
Sma^  ^IgTifiiva  beweist  ebenso  sehr  dasz  der  Zufall  uns  nur  einen  ge- 
ringen Theil  der  gleichartigen  Bildungen  aufbehalten,  wie  dasz  er  das 
Vorkommen  der  einzelnen  herbeigeführt  hat.  Sie  sind  so  leicht  und 
natürlich  gebildet,  dasz  man  sie  auch  bei  Homer  Öfter  gelesen  zu  ha« 
ben  meint,  wie  öaniancikog  £  126  (iyxicTtakog  3,  0),  axc^acxojcii/g  T 
39,  Sokixsyxi^g  0 155,  Ttvxiiitjdrig  a  438,  aks^avsitog  §  529,  iukay%QOi^g 
ft  175.  Manche  solche  homerische  ana^  eigtiiUv«  sind  in  der  spatern 
Sprache  sehr  hfiufig,  wie  iki^lxanog  K  20,  7U)VQ(n(f6g>og  i  27,  siay- 
yiktov  I  152. 166.   Dies  beweist  aber  keineswegs ,  dasz  die  Stelle  wo 

302)  Man  vergleiche  In  Bebers  Index  die  Composita  mit  ^olixo-  s^^ 
tigV'  xalki'  «axo-  vto-  nav-  «oZv-  lavv-. 


758      L.  Priedlittder :  swei  teamMho  WftrUrvanekhwM. 

dergleichM  Wörter  stehen  erst  in  aaehhomerieeher  ZMt  eatataadea  lei: 
▼ielaiehr  kOnnMi  wir  eie  höchstens  als  in  der  honerisehen  Zeit  sei 
febildet  ansehen,  so  dasz  ihr  Gebraneh  erst  nach  Homer  hinflger  ge- 
worden wäre.  '--<-  Die  mit  Nominibns  zasanmeDgesetsten  Verb«  sBd 
Snbstantiva  sind  swar  bei  weitem' nicht  so  sahlreieh  nie  die  AdjeetiTi, 
doch  sind  nach  ihrer  nicht  wenige,  s.  B.  ßovq>ovin  H  4669  tfr^i^i- 
viw  n  792,  TV(ißoxoi&  O  333,  ivdifuyQUt  S  ö09,  vAoTOfM)^  ^  114. 133, 
iiQfuttifO%iif  ^605,  diaitovQa  <P'523,  ofiayiQWv  !F79l9  miiffiti^g SIW, 
liOixayQUt  ^  dS%  atiKonoQog  q  224. 

Unter  den  sussmmengesetslen  Beiwörtern  sind  nun  sehr  Tiele  bei 
denen  der  eine  Thei!  der  Composition  fest  bleibt ,  der  andere  naeh  Um- 
standen wechselt  ohne  dasx  ein  wesentlicher  Unterschied  in  der  Beden* 
tnng  eintritt   Mitunter  sind  beide  Formen  Snta^  e/^fi/vo,  wie  die  Bei- 
wörter des  Widders  nifyiaifiallog  F  197  iaCviucXXog  i  425.  In  diesen 
Fell  hat  des  BedOrfnis  des  Verses  die  Wahl  entschieden  nnd  so  in  ▼ieleo 
andern.  iQiaxitpvXog  nur  »111. 358,  noXv^agwlog  nur  B  507.  537;  iv- 
aiut(fifu^  nur  N  31)  9roli;<rxa^fu>^  nur  B  814;  siifVi^i^Qog  nur  (P 141, 
ttalliQk^ifog  nur  «107:  an  den  Stellen  wo  die  mit  Consonaaten.  sefan- 
genden  Wörter  stehen  wird  der  Hiatus  vermieden,  evlü^uofv  nur  6  607, 
ßa9vlii(iog  nur  1151=293:  hier  ist  derConsonant  zur  HerYorbringnog 
der  Position  erforderlich.   Um  nichts  verschieden  sind  die  Falle  wo  du 
eine  Wort  sehr  oft,  des  andere  nur  öinmsl  vorkommt.  Es  heistt/vd^iffoy 
ino  nv(^mv  M 154)  ivdfiiTTOv  iid  nvifyov  11  70O9  IvdfMfrovg  ino  itv(^ 
^Fov^  Xl95,  sher  U^aö^m  fCB^l  aatv  9tod(iiqxnv  iaü  fcvgy»vSbl9» 
Das  Beiwort  ffvxoiiog  haben  Leto,  Briseis,  Helena,  Tbetis,  Athene,  Hers, 
Niobe,  der  Versscblnsz  ^vtcofioto  steht  15,  2mal,  fUtXkutofioio  nur  Saal 
KaklatUdog  neQt%€icato  KalXinofAOio  /  449,  'EUvfig  ni^  lurXlisofMMO 
0  68.   Wie  oft  itmv^f&idsff  ^A%ciud  vorkommt,  habe  ioh  nicht  gesihU: 
ist  es  aulTaUend  dasi  der  Vers  nur  Einmal  xaXnonvf^iuitq  gefordert 
hat?  of  di  «'  ayaaaafuvoi  %aX%o»vtiiudeg  ^ji%auUH^L  ifupiffvtog 
hat  die  Odyssee  als  Beiwort  von  Inseln  viermal,  aber  fQr  den  Gebraseh 
von  ntQ£Q(^og  yrw  nur  r  173  Gelegenheit,  wo  es  von  Kreta  heiixt 
%9tl^  «uxl  TdsiQaj  mglQifwog*   Fflr  den  Fall  dass  das  mit  dem  Cosio- 
nanten  anfangende  Wort  oft,  das  mit  dem  Vooal  Einmal  vorkomat, 
fahre  leb  an  iuiXUx(fi%tg  tmni  12»  3  (darunter  tweimal  in  ^)j  •^0' 
ivTQiXig  nur  ^  13.  301.  361;  X€t%vnmloi  11, 0  als  Beiwort  der  Daaaer, 
atolinmlo^  nnr  F  186  als  Beiwort  der  Phryger;  nalXUsfpvifog  steht  im 
Homer  fOnfmal,  ivc^Qog  erst  in  den  Hymnen  nnd  bei  Hesiod.  MiUia- 
ter  hat  offenbar  der  blosse  Zafail  gewaltet,  wie  wenn  MxXlaüm'if^ 
4,  2mal,  linagonloxttiiog  nnr  Tl26  steht;  der  Tod  2,  6mal  rmmj^^fV^ 
heisst,  X  836  dvtfi^lc^^^  (sonst  nur  dvcr^Uyiog  noXiiioio  T 164);  areon 
es  A  61  helsxt  ßÜog  ixauvnig  ipuig  und  A  129  ßilog  ixtffsvnig  o^v- 
MV,  nnr  A  846  o^v  ßÜog  m^innm^*   Wobei  man  freilich  die  Wts- 
delbarkeit  des  homerischen  Textes  gerade  in  aeqnivalentea  Wdrtera 
nnd  Formeln  nicht  vergessen  darf,  und  dass  wir  nirgend  auch  oor  cibo 
Art  von  Gewisheit  haben,  jede  solche  Stelle  in  ihrer  arspraaglicben 
Gestalt  sn  lesen.   Manchmal  hat  auch  der  Wolklang  entschieden,  wie 


L.  Friedllinder:  swei  homeriselie  WörleryorEeichniBsö.       759 

wem  Zens,  der  so  oft  vstpelriyt^tt  Z^g  beiezt,  6ional  6xBQ(mrfyB(^h:ct 
genannt  wird:  %ivrflri  nvniv^v  vig>iXfiv  (trsQtmriyeQha  Zevg  II  398. 
Vielleicht  anch  ^99  wo  angtccTriv  avaTtoivov  steht,  während  vi/- 
noivog  0,  8ma1  vorkommt. 

Bie  jetzt  habe  ich  Gomposita  angeführt,  deren  zweiter  Theil  fest 
bleibt;  non  noch  einige  wo  der  erste  fest  bleibt.  xccXxoxlT(ovig  heiszen 
mehrere  SfSmme,  besonders  die  Achaeer,  es  kommt  31,  2mal  vor; 
Xalxsod'(OQfiK£g  nur  Einmal:  Cvv  ^'  IßaXöv  ^ivovg^  avv  d'  eyxsa  xcrl 
liivt^  iy8Q65v\xaXiuo^(öQT^iiwv  z/448  =  B  62;  dieses  bat  seine  Stelle 
am  Yersanfang,  jenes  am  Versscblusz.  Zeus  beiszt  so  oft  iQiyöovnogj 
nur  N  624  iQtßQBfiixrig;  Troja  fiinfmal  BvxBixBog^  nur  H  7).  av7tv(fyog; 
noXvfiriXog  5,  0  {svfArjXog  nur  o  406);  noXvQQtivBg  nur  I  154  =  296, 
TtoXvQQfivog  nur  iL  257,  JtoXvagvi  nur  B  106. 

Schlieszlich  noch  einige  Beispiele  wo  das  einmalige  vom  mehr- 
maligen sich  nicht  durch  abweichenden  Stamm,  sondern  nur  durch  ab> 
weichende  Formalion  des  zweiten  Theils  unterscheidet:  ßa^vQQOog  3^^^ 
ßa^Qqstrrig  nur  0  195;  evmjKiog  3,  1  (von  Haus,  Zelt,  Gemach),  «v- 
nr]yrjg  nur  g>  334  (vom  Gliederbau  des  Odysseus);  ivKztfisvog  18,  15, 
nur  B  592  ivKtirov  AItcv;  inTißoXog  9,  0,  nur  A  75  e/MxrjßeXixao 
Svttxvog. 


Naehdem  gezeigt  worden  ist  wie  sehr  hfinflg  ans  gebräachlichen 
Theilen  dnrch  Znsammensetzong  ana^  BlQrjfihct  entstehen ,  ist  noch  za 
zeigen  dasz  nicht  minder  hflnflg  ans  gangbaren  Stfimmen  durch  gelfinfige 
Endangen  abgeleitete  Wörter  nur  Einmal  vorkommen.  Hier  nicht  minder 
als  dort  ist  die  einzeln  stehende  Form  aus  dem  Bedürfnis  des  Augen- 
blicks hervorgegangen,  and  ich  kann  das  Zuflllige  der  Erscheinung 
ttberatl  nicht  anders  beweisen  als  indem  ich  zeige  dasz  sie  bei  allen 
Arten  von  Ableitungen  ohne  Unterschied  auftritt,  also  keineswegs  als 
Ansnabme  betrachtet  werden  kann,  anf  die  irgend  welche  Bedenken 
aioh  stätzen  lieszen.  Ich  zfihle  nnr  solche  Einmal  vorkommende  De- 
rivata auf,  deren  Stfimme  entweder  in  ihren' einfachsten  Formen  oder 
in  anderen  Ableitungen  sich  bei  Homer  öfter  (mindestens  dreimal)  fin- 
den^ wenn  anch  die  Form  von  der  die  angefahrte  unmittelbar  abgelei- 
tet igt  bigweilen  fehlt.  Dasz  Homer  ivvofUri  hat  (nur  q  487),  aber  nicht 
vo^LOg^  bemerkten  schon  die  Alten.  Desgleichen  hat  er  evnXoiri  nur 
I  363,  aber  nicht  evnXoog;  Tego^fän]  nur  B  588,  aber  nicht  ngS^fiog; 
a^jüico  (nur  H302)  nnd  aQ&fitog  (nur  n  427),  aber  nicht  ag^^g; 
aqxico  (nur  Z  322),  aber  nicht  ufpiq;  ayvgTa^oi  (nur  r  284),  aber  nicht 
ayvgvrig;  negatoa  (nur  (d437)  und  avzmigaiog  (nur  B  635),  aber  nicht 
neQaiog  nsw.  Bei  der  Aufzahlung  der  abgeleiteten  Snal^  slgrifiiva  habe 
ich  mich  der  Uebersichtlichkeit  wegen  einer  sehr  rohen  Eintheilung 
bedient,  nemlich  die  auf  gleiche  Silben  auslautenden  Wörter  zusam- 
mengestellt, meist  ohne  Rücksicht  auf  Verschiedenheit  des  Accents, 
der  Ableitung  nnd  der  Bedeutung. 

Jahrh.  f.  cIass.  Philol.  Soppl.  Bd.  III.  Hft  S.  51 


760      L.  Fri©d«iiid«r:  BW6l  bomeriBeli«  WftrlcrTewelcliiiiise. 

1.  Verba:  «9»©  Z322,  ylavniatö  ri72,  hv/Jc^väcd  y  383, «- 
IfixxtfCD  e  244,  6i^f«m  k  684,  diuXuim  q  699,  fBvetaa  ö  176.  269,  9ttk' 
niaoi  t  319,  ^vat»  v  I9b^).  , 

Itwxov^^w  £  614,  aQ^fUm  H  302,  xvxAicD  ir332,  aq>Qim  A  38J, 


|it  406  ^  S  304.  ,  .        , 

vi^t«X«5a)  X  502,  XaßqtüO^iMi,  «F474,  roJfVM  ^855,  alfr^wo 

fl  104,  xi?^£i5a)  ft  124,  ^BQcmtifa  v  263,  nofiitsva  v  422,  ^lypftJö)  ^  ^• 
aiXftafcö  J  324,  «iraMJxafa)  /f  372,  öe/Jafofiai  Z  167.  417®),  «^l- 

xaj:a)  9  131  (^(raf©  M  435  Ä  607),  ^iTcrafo}  S257,  ayxafo^«*  P722, 

tiatatofiai  ^  426,  «vyafofAat  ^  458,  «efwrafw  J  412,  f**yafo/i«i^27K 

iXT'voTa^ct)  T  284.  , 

KOTCv/^üO  ß  399,  f*oz^/f(ö  ß  723,  TC^jr/fw  H  449,  a/Xarfoftai  A33I, 
i«aylarSo|»ai  2:133,  XA^a^tS«  2: 570,  ffli^xr/J-o^a*  a>  499,  xax/ffl)  fl  214, 
diotvltm  d  536  =  A  411,  öt^oyaiUfa)  ö  315,  KOVQltm  %  185. 

A*y«/v«  y/  685,  ^ttv^alvm  ^  108,  Aevxatvi»  (i  172,  Äwl*»««*'® 

£602. 

/}aOvvo>  ^  421 ,  ev^vo  ^  260. 

axaklm  N  27,  m>ix/it^(o  £  590,  aA>U()9  v  27. 

nivvaaG)  ^249,  ay^coaaa)  «  53,  ipaQiiicom  y  393. 

XaXiffrw  d  423,  ßa(fv»a  JI  519,  ßißQfi^a  A  35,  d/dt/jü*  >^  10^- 

IL  SubsUntiva.  1.  persönliche:  xw<»^»*Jff  ^  *^»  ^^^^''^^ 
Z  114  (To£oTi?ff  ^  383,  Tol^vTiiff  «P  850),  h^vm^z  N  382,  ^ttojav^' 
ct^g  P  577,  naQaißaTris  W  132',  t/;«i;(rri/g  Ä  261,  «tfwjJoaJrij«  Ä  701; 

ijfitixoL  H  384.  ^      '    «    1 

a«£ai?TiJ^  H96,  Avtfcri^iyV  S  299,  fiyri}^  I  443*'),  oZctij^  -ilHj 
äifgilTii^  r  396,  a^w«XT»?>  Ä  262,  idaiovrij^  /J  292,  a^lfßn9  ^  ^^ 
olvwtoiiiQ  ^  456,  VTtodQKiaxiqQ  0  330  (jSofij^  0  50^,  ^^^^  9^  ^^* 

atptitmQ  1 404,  xaXijroo^  iß  577  {kqLaxnq  0  427),  lisafivvYaf  ^  ^ 

9)0^£i;g  Z  566  (^TtSQOTUvg  l  364). 

xavair£i(»o  ^  342  =  M  316,  dfii^m^  £259)  d^^£»^  1^  ^ 

«iler^/i?  V  105. 


363)  Bekker  Monatsber.  d.  Berl.  Akad.  1853  S.  648  nennt  dvia  'ein 
unerhörtes  verbum*.  Aus  der  Analogie  gebt  es  aber  nicht  herans,  i^c- 
der  der  Form  noch  der  Bedeutung  nach.  64)  Spohn  S.  177  »»f^^' 

finde  sich  kein  hiemit  verwandte«  Wort  bei  Homer;  hier  ist  aber  Ver- 
wandtschaft im  engsten  Sinne  gemeint,   denn:  atSos  ist  sehr  h^la°?-... 
65)  cißofiai  J  242   ist  ebenfalls  ana^  stQrjftivov;    aißag  komrat  oiwi 
vor.    ^    66)  Eust.  782,  17  (^zoga  ovx  otätv  dn^tv*  ov  yuQ  inn^Q^^^' 
TOTS  17  Xiiig, 


L.  Priftdl«nder;  swoi  iMnertMlM  WMerveruidksbsi.      761 

9.  ODper06Dliehe:  TOfii7^335,rv9Vi}JB887,aisi|O709,f^iwii 
o  404,  i(poQiifi  %  130,  ^«91^  X  1^- 

nifo^ulfl  B  688,  hrfioUn  E  64,  iwtalfi  E  894,  vnoi^f^  I  73, 
^Aooi^  ui  673,  y^uUjifti  O  741 ,  ^OQomnäfi  St  361,  oiU)fi}9rtA/i}  e  468, 
viwtMfi  ^  253,  afifixavlfi  i  396,  «YifJij  v  143,  fi^n^^OQ^iJ  \  317,  o/kc»- 
9eA/i2  £  233,  evriyiclti  v  114,  i^HLOf^fi  v  76,  hM%Balri  9  71,  ixofiiöriti 
(p  384,  9toAv/ti7X<yv^i7  if'  331,  iduruMvlri  lo  344,  ffC^/17  (O  361,  fei'/i;  a> 
386.  314;  nodmxeltj  B  792,  ivije/i;  P670. 

»ovtfaili^  B  386,  fA£ra^<n;(ra>Ai}  T  301,  ^tdmli^  X344,  viffno^ 
Xiq  tf  37.  , 

<&r/0ffti7  (364,  ^^  I  393. 

^vTKMOvvri  ß  181,  9)Uo9^t;vi7 1 356,  f*«&i|^«iivi7  iV  108.  131, 
To|oavi^  iV314,  doAo^^tfvi^  797.  112,  OvvriyLOOvvq  X361,  Texro* 
avi^  e  230,  d^tfroavvY}  0  321,  TtloT^xrotfiJvi;  o343,  atettpQoavvri  h  470, 
2aAi9)^o0vvi7  n  310,  ixifrmoavvtj  q  503,  raQßoavvri  c  343,  xAeTTVotfvvi} 
T  396,  ^Civotfvvi}  9  36,  crao9>potfvvi}  ^  13.  30. 

fio^off  ^  27,  i^ttßog  K  375,  svAoog  y  169 ;  o^ifro^  T  333,  na/mwog 
X  409.  447,  iditvffixog  q  170. 

lAxiT^iiioV  Z  465,  (ATivt^iAog  11 63«  203.  382,  ^wgj^g  W  420, 9eo^> 
fiog  ^  1%,  ^c<Tft09  tf;  296. 

ado$  A  88,  vifio^  (Viohweide)  ^  480,  itvyog  ^543,  tUQßoq 
Sl  152.  181. 

nliwfJQ  0  190,  luftant^Q  0  307.  343  t  63. 

if^qdßaa^g  E  623,  ^ivetf»^  j^SOl.  346.  303,  naq^pwsiq  Sni^  dfi^- 
0($  P  476,  /?oV^^  T  368,  Sxßonstg  e  410,  zvtfig  e  483  =  t  443,  ^ht 
(Wiiobs)  X  303,  httc%iCtq  Q  461,  ovf^i^  9  403,  ^a<ff  9  391. 

«v^tf w^  A  640 ,  /» vi7<rTf$  V  380.  "0 

xi^aQiaxvg  B  600,  6r(fvvxvg  T  334  f.,  daiTv^  X496,  axovtiorvg 
W  633,  jSoiTvv;  u  369,  ayofftpsvq  &  168^  iXawitvg  i  503,  ^(TTaKTt;^  0  224, 
tawotvg  9  1 12,  yQcnnvg  m  329. 

»Ai^dcDv  d  317,  Ti^xcdcov  1  301,  /laiUdcov  t  517;  xAvdcm^  fi  431. 

OQfiriiui  B  356  =  590,  Sgiöfia  J  38,  üpvfuv  ^  137  (Zenodot  und 
Arif  lophanes  liLi;fia),  %ivyfia  E  315,  ^»fta  £  683,  naviia  E  865,  crxc- 
CiM  O  394,  natofutviM  P38,  9)Ae)rfia  0  337,  x^vfitt  ^  561,  i^nc  ^{^891, 
fUtlv(iiia  Sl  93,  hMfjiuc  Sl  338,  wpaiSfta  y  374,  eZlvfia  |:  179,  alfw  d 
103. 138,  fu/Ai^/ta  x  317,  a^fMt  |  446,  voy\M  %  349. 

Ki^ßt^v  S  389,  ftovr^iov  fi.  373;  bUßa&^v  o  449;  iqifttxov 
i  418. 

9re/(T97  V  23;  ßqadmiqg  T  411*^;  j»!  %  143;'2aAxe(uv  d  273. 

III.  Adjectiva:  ^dg  E  887;  afiOijSog  N  793,  ravorog  17  589,  xv- 
tpog  ß  16. 

<TxoTiO^  Z  24,  ixxeiitog  K  134,  «ra^ivio^  11 180  (and  [1  245]), 

367}  Bekker  rechnet  hieher  auch  amfOtig  v  387 ,  wo  andere  x«rf ofy- 
vi|«vcy  schreiben.  Etwas  auffallendes  yerroag  ich  weder  in  der  einen  nooh 
in  der  andern  Form  su  entdecken.  08)  Von  den  sechs  Substantiven 
auf  -oxfis  (8.  Lehrs  Ar.  S.  269)  ist  das  seltenste  vtoxrig:  S  B6  W  445» 

51* 


762       L.  Fri«4liB^r:  twm  iMneriMbe  W5rtorT«nmdmt«; 
iU»^ios  T  294.  409,  oSoioq  A  376,  avitmo^  r,^^9  ji^^^  <^^ 

y  295y  ttiNvuTO^io^  o  397,  ivMWtfiog  «  454,  jjfovioq  q  113. 

ycvi^aiag  £  263**),  navofupmos  S  2ä0,  ov^iog  ^  590,  «nr^u»; 
I»  231,  9L(ffivaiog  Q  340;  di}raio$  £  407. 

xildnog  T  294^  ovdi^iog  d  809;  T^vyaMobg  1  437. 

ytM^wg  17  324,  ßacdi^iog  ic  401  (viffri}  ßaaiXt^g  Z  193). 

yiXolioq  B  216 ,  fii/r^coio^  r  410. 

9>Xo)reoc  £  745  =  #  389,  xvt'iog  1 373,  Ivxii;  fiC459,  oi/eo;  « 196« 
/J^'T«a5T545'^.  •      ^         ^ 

VerbiUa  mit  BedeatuDg  von  GerandiveD:  ovoctog  1 164,  Xi}AtfTo$ 
liSatig  1 406.  406,  xtitto^  1  407,  lAno^  I  409,  dmi^oq  I  526,  ax«JToc 
JV  115,  ^nxog  N  323,  a^ipo^  P  37  =  Ä  741,  %(^6g  0  668,  yiXtt^xi; 
^  307  (Wolf  1794  ayiXttata). 

Verbau«  nit  Bedeutnng  von  passiven  Parlicipien:  o^fXTo;  B  543, 
t^qftog  B  761,  iUi&Qiittoq  B  776,  i^oro^  r64,  mvntog  Z  169,  n- 
»Tog  S* 98,  ^OTtf  2;  521 ,  ^g  O  445,  d^xog^  ^  169,  Xo/^o^  A  53K 
vi^og  ß  338,  xXi^ttftog  ß  344,  mvr(t6g  ^  202,  oiroOfffro^  p  296,  ss^itfto^ 
<r  196  T  664,  avXüöi6a%xog  %  347;   rXi^rdg  gedoldig  Sl  49. 

0riX9rtH>g  ff  351,  ^lux^dvog  17 106 ,  4avo;  o  322,  naidvog  9  21  o  338, 
yaltt^fjl^g  6  336. 

9^ivo$  £  838,  fAvp/xfvo^  Z  39,  dsQfiativog  ^  782  =  ^  63,  «i'- 
^ivo;  i  84,  %v7ta(^(S0ivag  q  340,  d(^ivog  tp  43;  ^vSkrKfvdg  iV  101 

fio^tfiog  X  13  (afd<fTifiO$  d  182  neben  cfvotfrog),  ^^cfiog  f  369^ 
)rvfS^ftog  9C  9,  MiXijkog  od  279. 

veapdff  B  289,  yiffaqog  F  170  (T^ff^pmf^  T  311) '0?  ^^^^9^^ 
l505,fiMredg  A420. 

X£9rraX/og  2?  571 ,  at;<TTaA^og  r  327. 

tvnSrig  F  48,  9>padi2V  A  354^),  Bvav&i^  l  320,  »oAimf^i^V 
V  355,  itokvav^g  |  353,  TU^mXi/Of}^  o  406,  o^vofrXiT^g  o  406,  ttivih 
ita^fig  0  301,  €V9^o^^  t  363,  JW^i^pi/^^  x  ^9  noXvxfidfig  f  3dK 
Ti^c^xn^  o  83;  fwloBiiiig  H  370,  AvatfocJi/g  iV  53. 

norqtig  E  191,  »i^i^ci^  A  183,  ^»Oivi^efg  iü  303  =  230,  ^)i/<^ 
M  369,  xoXli^fig  O  389,  abcriBig  O  87;  mx^d^i^  B  559.  646,  nt^^ 
Fj  36,  gMidifioiig  iV686,  d^^Ci^  X  411,  fii^rideig  6  327^  |»vcidc<^ 
i  393;  mmig  V  364.  513. 

indijiinv  F  56  (Zenodot  iXfi^funv,  Jetst  nnr  e  191),  fMCnW'^'''^  ^ 


360.)  Geifft  bemerkt  dasa  Homer  yivva  and  yBvvam  nicht  hat.  Wie 
hünfig  die  einem  Derivatnm  znnftchst  vorhergehende  Form  fehlt  habe  ich 
oben  gezeigt,  ysfcij  and  ysviO'Xii  ist  häufig.  70)  Nitzsch  Anm.  sar 
Od.  Bd.  II  8.  LIK  bezweifelt  den  Vera  aus  aprachlichen  Gründen,  womit 
wol  dies  Wort  gemeint  ist.  Ich  finde  daran  nichts  aaffallendes.  71) 
Curtias  (8.  10)  hält  daa  einmalige  Vorkommen  von  ys^agog  für  nicht 
ttnerheblicb.  Ans  der  obigen  Znsammenstellnng  ergibt  sieh  wol  das  Ge- 
gentheil.  72)  Hieran    als   dem  einzigen   Simplex  anf  'VS  nimint 

A.  Sehnater  über  die  kritische  Benatsong  d.  hom.  AcU.  (Clansthal  1659) 
8.  12  Anstoai. 


L.  Friedlioder:  iwei  homerisehe  WörlerTersei«hoiM«.       763^ 

347,  qn^iimv  776389  ^/^w  9  886,  itjXtifimv  «118  (a.  L.  dfilifiMvtg)^ 
imör^fiav  rc  «H74. 

hithtaxog  6  342  c=  ^  178,  ßQaCömv  iS:  226,  a^cr^e^  W  311, 
nai^hsQog  W  459.  480,  ^Mltog  9^531,  AoMT^g  ^536  {loiCd^iog  ^ 
761.  785)  "») ,  fivxolxatog  g>  146. 

IV.  A  d  V er bi • :  vnoßXiidfiv  A  292,  na^aßkriSriv  J  6,  lUtocSQOfiaSTiv 
E  80,  rf*i}diyv  H  262,  «At;di^  1 11,  /3cdiyv  iV  516,  6/iiae^iJdi;y  iV  584 
(nach  Aristarch  ond  Bekker  statt  Ofia^i/ri/v),  7tqox(^idr(v  11  dO^y 
huygaßdrpf  O  166,  ififiolaörfv  O  364,  iiAßkfjirjv  X476,  iiiitlriydriv 
V  132. 

nBquSraöov  JV551,  iiißadov  O  505,  anoctadov  O  556,  x^^ijdov 
g  330s=:t  29^,  ^4ov  0  426,  i^avagnxvSov  v  48,  xavdov  9  294;  Kffvßda 
Z 168,  aTKoarada  £  143.  146;  ulayyrfiov  B  463,  xorogwAadov  B  668, 
a(pMQf}d6v  iV204,  tpalayyriöov  O  360,  aytlrfiov  TL  160,  ^ray^fta- 
doy  <r  33. 

ijtafioißaöig  s  481,  a(ig>ovS£g  ^  237,  ifAOißridig  a  310  (ond  ^506 
wo  aber  Arislarch  ifioißfiÖov  las). 

ovrow^/  ©  197,  ^y^?;yo^/iC  182,  XQunoixi  Ä473,  i(ioyfp;ljl6^7f 
ividQml  O  228,  (uxa(Sxoi%l  ^^  358  c=  757 ;  a^«/  tf  353. 

ojodfv  H  39.  226,  a^vodev  1^97,  vfM>{^«v  £  10  (yeio^i  O  317), 
OfM>^ev  £  477. 

'(ov^«^  %  188,  ivtvnag  Sl  163;  noaa^fiaQ  Sl  657;  navCviCy  B  12 
ui  709.  725;  TtQmi^a  B  303;  IfAffili^  £  526;  avd^xa^  v  14. 


Man  sieht  aas  dieser  ZasammeDstellnng  dass  nicht  etwa  ansnahnis- 
tveise,  sondern  üosserst  häufig  (vielleicht  in  der  Mehrzahl  der  Fälle) 
W^ter  die  aus  gangbaren  Theilen  zusammengesetzt  oder  von  gang- 
baren Stämmen  abgeleitet  sind  nur  Einmal  vorkommen.  Der  umge- 
kehrte Fall  dasz  das  Stammwort  oder  Simplex  nur  Einmal,  dagegen 
das  Compositum  oder  Derivalum  öfter  vorkommt,  ist  zwar  bei  weitem 
seltener,  aber  doch  keineswegs  unerhört.  Finden  sich  ja  sogar  bei 
Homer  zusammengesetzte  und  abgeleitete  Wörter  deren  Stämme  gar 
nicht  vorkommen;  ein  neuer  Beweis  dasz  wir  mit  Umfang  und  Inhalt 
der  homerischen  Sprache  nur  sehr  unvollständig  bekannt  sind.  Zu 
nQtj&ev  n  548  bemerkt  Herodian :  *AQUsxctq%og  dtavlXaßov  iKdivstai 
tfjv  li^v  xal  nQoiteQiöna,  iyimg  ytuw '  9utl  ovx  htUixccccii  0  noitfXTig  xo 
%a(fri  o^vvoiiBvov  ^lv%6vy  ikX*  o[  SXXot  Ttameg.  Kali>iHv^€tü(iaax6v' 
nah  yag  aXXag  nuQaXoyovg  tpmvag  inlcxaxai  ayvooiv  xitg 
ngtüxo^ixovg  avroov  Xi^Eig.  So^hat  Homer  ^oduTixvXog  (aber 
kein  anderes  Compositum  von  ^dov)  and  ^oitg  V  186,  aber  nicht 
^iov;  ßaQßaQ6<pixn/ogB&&Ii  aber  nicht  ßiqßaQog\  '4;oAoet^'4;330  0539, 
aber  nicht  f^>oXog,  Desgleichen  fehlen  die  Stammwörter  zn  iXttiov  B  93, 


373)  Dasz  dieser  Saperlative  and  Comparative  gerade  in  7  so  viele 
Bind  ist  nicht  zaföllig.  Bei  den  hier  gesehilderten  Wettkltmpfen  werdea 
Ausdrücke  der  Reihenfolge  besonders  erfordert. 


764      L.  Friedlioder:  iwei  honarUehe  WörlerTersaidniMe. 

nlufumoiig  B  739,  lutoidutai  N  SSI,  g>«lfiQiimvN799j  ^pifpk  <9M^ 
ttfAoOev  a  10,  0(Ari(fiio  n  468,  ßvßlivog  (p  391 ,  Uydtjv  %  278*iuw.  Um 
•0  woBiger  darf  man  sich  waadero  das  Grand  wort  aines  biafigeo  De- 
rivatan  oder  Compositaa  nnr  Einmal  anzutreffen.  riUiUfi  ofiijAil  ofi^ 
hnlti  sind  hinfig,  iqki^  nur  0  373;  xsd^a  hfioQg,  xda  nur  |  426;  x^ 
Ttoscmkoe  4,6,  x^'xof  nor  iS348;  a^^fftce  1,2,  a^^  nar  0  364: 
naväa  3,1,  vee/vi}  nur  o  407;  ^i^revco  1,2,  ^i^g  nur  d  644;  i(^ß(a^og 
6,  I9  iffißcika^  15, 1,  aber  /3coilo£  nirgend,  ^coAog  nur  0  374;  »vavdk^o»- 
^  3,  9,  nQmqti  (yrfig)  nur  fi  230;  ivTsAoxofio^  und  xaliU^s^oxa/AO^  oft, 
nloKoiAog  nnr  «ST  176,  »Ao^fio^  P52;  9KoXtmrtfa£  8,0,  s^rja^  nor  17826; 
und  so  gewöhnlich  yXavKchtig  ist,  so  findet  sich  ylavMg  nnr  an  einer 
einsigen  Stelle  (il  34  ylavx'^  ii  ae  xluxi  ^alMaca). 

Nach  dieser  Anseinandersetzang  wird  man  es  nicht  bloss  nitfirlich 
finden  dass  die  Zahl  der  aTta^  dQTifiiva  sehr  gross  ist,  sondern  toch 
dasz  sie  in  beiden  Gedichten  überall  verbältuismfissig  uDgefähr  in 
derselben  Menge  erscheinen.  Denn  die  ^ine  Haaplbedingung  ihres 
Vorkommens,  der  Reichlhum,  die  FlQssigkeit  und  die  schöpferische 
Kraft  der  Sprache,  ist  ja  fiberall  dieselbe.  Nur  in  solchen  Stellea,  ia 
denen  die  andere  Uaoptbedingang,  die  Darstellung  aosDabns weise 
berührter  Gegenstfinde,  hinzutritt,  kann  man  die  ana^  ei^fi&a  in 
ongewöbnlicber  Menge  zn  finden  erwarten:  und  dies  wird  auf  über- 
raschende Weise  durch  die  Beobachtung  bestätigt.  Wie  das  Verzeich- 
nis ergibt,  kommt  sowol  in  der  Ilias  als  in  der  Odyssee  auf  nogerihr 
14  bis  15  Verse  ein  onsag  Blgf^ihov.  Bitten  gewissen  Spielraum  wird 
man  natürlich  dem  Zufall  einräumen  und  daher  ein  UTta^  $i^iUvw  inf 
mehr  als  10  oder  weniger  als  20  Verse  immer  noch  als  ein  normales 
Verhältnis  betrachten  müssen:  dies  Verhältnis  ergibt  sich  aber  far  bei 
weitem  die  meisten  Gesänge  beider  Gedichte.  In  dieser  gleichmfissigea 
Vertheilnng  der  ma^  elgr^fn^iva  liegt  ein  starker  Beweis,  dasz  die 
Sprache  im  grossen  und  ganzen  in  jedem  der  beiden  Gedichte  dieselbe 
ist  und  nicht  minder  in  beiden.  Die  Gesänge  in  denen  die  Zahl  der  awl 
tlQflliiva  das  normale  Verhältnis  übersteigt  bewegen  sich  fast  sämtlich 
ganz  oder  theilweise  auf  Gebieten  die  anszerhalb  der  eigeollichea 
Vorstellungskreise  der  Ilias  und  Odyssee  liegen.  Am  schlagendstes 
zeigt  sich  der  Einflusz  des  Gegenstandes  auf  die  Zahl  der  aitai  ^^'^ 
fieVa  in  den  beiden  Theilen  von  £:  die  ersten  467  Verse  haben  aar  16, 
alsol  auf  29,  die  letzten  150  (der  Schild  des  Achilleus)  36,  also  1  an^ 
4!  Dieser  höchsten  Zahl  kommen  in  der  Ilias  am  nächsten  (P  (mit  1  aaf 
9),  wo  die  Schilderung  der  Wassernoth  des  Achilleus  im  Skamaodros, 
deren  Abwendung  durch  den  Brand  des  Hephaestos  und  einige  sehr 
ausgeführte  Gleichnisse,  und  ^(mit  1  auf  9%),  wo  die  Beschreibung 
der  Wettkämpfe  die  Veranlassung  zu  so  vielen  ungewöhnlichen  Aus- 
drücken ist.  Von  I  (1  auf  10%)  wird  unten  die  Rede  sein.  In  der 
Odyssee  enthalten  die  meisten  ema^  üi^t^iva  e  (i  auf  7), « (1  aof  9%) 
und  f&  (1  auf  9^).    In  s  geben  mehrte  Gleichnisse  ^0,  die  Bescbrei- 

374)  a  hat  anter  allen  Büchern  der  Od/ssee  die  meisten. 


L.  Friedlinder:  twei  honeriMiw  WdrterverseiohDisse,       765 

bangen  von  Kalypso«  Insel  ^  Odynseus  Floubaa,  Schiffbrnoh  nnd  ReU 
long  an  der  Pbaeakenküste ,  in  i  die  Besehreibnng  von  der  Sebiferei 
des  Kyklopen  und  von  seiner  Blendung,  in  (ik  die  Schilderung  der 
Wunder  und  Schrecken  des  Oceans  die  Veranlassung.  Wo  die  Zabl 
der  Snca^  el^tifiiva  unter  der  normalen  bleibt,  da  erklärt  sieh  dies 
(abgesehen  vom  Zufall)  durch  Mangel  an  Gleichnissen'^),  sabireieh« 
längere  Reden  (die  weit  weniger  Gelegenheit  zu  seilnern  AnsdrOcken  ra 
geben  pflegen  als  die  Erzählung),  vor  allem  dureh  zahlreiche  Wieder« 
bolnngen  anderwärts  vorkommender  Fornein,  Verse  nnd  längerer  Siel« 
len.  Die  beiden  Gesänge  der  Ilias  welche  die  geringste  Zahl  von  Sna^ 
slgtlfiiva  enthalten  (abgesehen  von  der  ersten  Hälfte  von  £)  sind  H 
und  T  (beide  1  auf  31).  Von  H  bemerkt  Kayser  S.  23:  *in  If  40i 
(demptis  16  primis)  versus  aut  toti  aut  aliqua  ex  parte  alieni ,  eoram-» 
que  non  plus  viginti  sex  terminatione  propria  utnnlur.'  Ebd.  S.  II: 
^pugna  singularis  initnr  nt  prior  illa  Paridis  etüenelai,  Nestor  in* 
terloquitor  ut  >4  254,  sortiuntur  beroes  ut  x  207,  preoantur  homines 
de  exercitu  ut  P318.  —  donnm  alterius  ex  ^825  repetitur,  alterins 
ex  Z  219.  —  in  sequenlibus  Nestor  suasor  est  ut  i  92,  Paris  loqoitur 
ut  Heclor  M  231,  Diomedes  brevi  epilogo  de  paetione  decernit  nl  I  in 
fine,  luppiler  et  Neptunus  collocuntur  ut  v  218.'  Auch  T^  eins  der 
am  meisten  alterierlen  Büeher  der  Utas,  enthält  sehr  viele  anderwärts 
vorkommende  Stellen,  mehrere  längere  Reden  und  wenig  Gleiehnisse. 
In  der  Odyssee  enthalten  die  wenigsten  ana^  el(fr^iiiva  a  (l  auf  27^), 
ß  (1  auf  18),  y  (L  auf  25),  ^  (1  auf  22). 


Wenn  also  neuere  Kritiker  hin  und  wieder  die  jüngere  Entslehang 
ganter  Gesänge  allein  oder  hauptsächlich  dureh  die  Zahl  der  darin 
vorkommenden  ana^  elgrifiiva  su  beweisen  gesucht  haben,  so  haben 
sie  sich  im  Irlbom  befunden.  Diese  Methode  bat  s.  B.  Geist  auf  £ 
angewandt,  und  Haupt  war  der  Meinung  dass  *der  späte  Ursprung  des 
fänftev Liedes'  nach  dessen  Beobachtnngen  ^ dicht  zweifelhaft  sein' 
könne.  Geist  fand  in  E  etwa  70  eigentliche  ofgrcrg  el^rniivu,  ich  zähle 
nur  66,  also  1  auf  beinah  14  Verse:  dies  ist,  wie  wir  gesehen,  fast 
genau  das  normale  Durchschniltsverhältnis.  Spohn  zählte  in  den  G24 
von  ihm  behandelten  Versen  der  Odyssee  (^  297  bis  m  548)  36  a9Mt| 
s^^fiivor,  ich  nur  33,  also  1  auf  19  Verse:  folglich  enthält  dies  Stack, 
das  unzweifelhaft  zn  den  jängsten  Theilen  beider  Gedichte  gehört,  so- 
gar weniger  Sna^  elQrjfiiva  als  die  meisten  anderen  Gesänge !  lieber- 
haupt  zeigt  die  Beobachtung  dasz  die  mit  oder  ohne  Grund  am  mei- 
sten verdächtigten  Gesänge  gerade  verhältnismäszig  wenig  oder  doch 
keineswegs  auflTallcnd  viele  Srea^  slQrnUva  enthalten,  baupisäeblich 
weil  sie  groszentheils  aus  entlehnten  Versen   bestehen.     Zu  diesen 


375)  East.  zn  B  455  onov  (tlv  ov  noklä  ta  ngayuecxa,  ov  noXla^ 
nttgetadyn  nagaßoXds  -  iv&a  dl  itoi^Ma  nr^ffyftavaiy ,  #Mf  nX§opaißt ««( 
nmgapohxig, » 


766      L.  Ffi€4ita4«r:  swei  luMMrtMfie  WörhsrTerMielmiMe. 

Tbeilen  gehört  d«r  8cbiffi»k«lalog  (der  freilieh  Überdies  grossenlbetli 
aag  Namen  besteht)  mit  1  auf  12^^,  H  mit  i  aaf  21,  6  mit  1  auf  15,  9, 
mit  1  anf  14,  iL  mit  I  aof  16^^  (aach  hier  viele  Namen)  und  die  meisUi 
der  letBtea  Bücher  der  Odyssee. 

Aach  die  abrigea  einmaligeo  Ab weichangen,  die  neben  den  eigeot* 
liehen  oata^  BlQtifiiva  aar  Begrundaag  kritischer  Bedenken  angefubrl 
an  werden  pflegen,  durften  überall  in  aiemlich  gleicher  Aaaahl  iüM- 
den  sein.  Geist  bemerkt  dasx  die  Zahl  der  einmaligen  Ausdrücke  voo 
70  auf  130  vermehrt  werden  könne,  wenn  man  die  Wörter  hiniafäg« 
die  swar  anderwärts  vorkommen,  aber  in  anderer  Bedeutnng  oder  aa 
verdüehtigea  Stellen,  und  die  nur  hier  vorkommenden  Götternainen. 
In  Laohmanns  ^erstem  Liede'  {A  1 — 347),  das  allgemein  so  den  eebte- 
sten  and  nnverfülscbtesten  Erzeugnissen  homerischer  Poesie  geiähit 
•wird,  kommen  d3  eigentliche  Saut^  eigruiiva  vor  (wobei  einige  mitge- 
sihlt  sind,  die  sich  sonst  nur  noch  in  den  *  Portseizungen'  findea), 
also  verhiltoismdszig  sehr  viele.  Rechnet  man  dazu  die  übrigen  voo 
Geist  namhaft  gemachten  Abweichungen  (wobei  ich  den  Begriff  der 
Abweichung  noch  nicht  einmal  so  weit  fasse  als  Geist),  so  kann  mto 
die  Zahl  leicht  anf  40  und  darüber  vermehren.  Bei  der  Aufzählung 
bediene  ich  mich  so  viel  als  möglich  der  von  Geist  gebrauchten  Ktle- 
gorien.  1.  Wörter  die  sonst  in  anderer  Bedeutung  vorkommea:  86 
*jhtolXmv€t  dUipilov:  dUg>ilog  ist  sonst  nie  Beiwort  eines  Gottes  (Na- 
gelsbach  Anm«  zur  Ilias  2e  Aufl.  S.  39).  88  SeQKOfAivo^o  iu  der  Be« 
deutung  *  leben'  nur  hier  und  in  der  Nachahmung  n  439.  343  ^vfUiv 
ttiiv^Big:  afivatSBiv  nur  hier  metaphorisch.  —  3.  Namen:  39  H^tv^iv. 
69  Si0xoif£6f}g  als  Beiname  des  Kalchas  (ein  SsCTO^Cdtig  ^AXx^tamv  M 
394,  0i^O(fa''HvO7tog  vtov  11 401).  363  f.  jQvavra  ze  no^iUva  kam 
(Z  130  heiszt  der  Vater  des  Lyknrgos  so)  und  *E^adto»  (JQ^ifri  Xqv- 
tfifg  X^arjig  kommen  nur  im  ersten  Gesänge  vor).  —  3.  Eigenthamlich- 
keiten  der  Form:  4  ikm^w  (sonst  Utoq^  i?93  Üa^a).  98  ilixwnSa 
KOVQTiv  (sonst  nur  iUnameg  ^A%cuo£).  159  nwäita  (sonst  nar  »vv&- 
jug).  394  wcil^SMi  die  anelidierte  Fraeposition  in  Formen  von  wio- 
whcm  kommt  achtmal,  die  elidierte  nur  noch  (i  117  vor,  wo  man  statt 
^souftv  viui^Bai>  (wie  Bekker  auch  noch  in  der  2)i  Ausgabe  schreibt) 
leicht  Andern  kann  ^eqig  wtoei^sai,  —  Wollte  man  noch  die  Wörter 
angeben,  die  sich  sonst  nur  in  Stellen  finden,  die  von  und  seit  Lacb- 
fliann  verdächtigt  sind,  wie  namentlich  Haupt  thut  (S.  100),  so  könnte 
man  diese  Zahl  noch  beträchtlich  vermehren  (über  Wörter  die  sieh  io 
dar  ilias  nur  dinmal,  in  der  Odyssee  dagegen  öfter  finden  (Haupt  iS.  99] 
wird  unten  iu  der  II  Abhandlung  gesprochen  werden). 


Von  der  ungeheuren  Mehrzahl  der  homerischen  aita^  il(fw^ 
ist  also  erwiesen  dasz  ihr  einmaliges  Vorkommen  theils  in  der  Natar 
der  Sache  begründet,  theils  durch  Zufall  herbeigeführt  ist,  und  dasz 
wir  nicht  berechtigt  sind  sie  für  jünger  zu  halten  als  die  übrige  Masse 
des  homerischen  Wörtervorrats.  Es  soll  nun  von  dene«  die  Bede 


L  Frieilltader:  swei  homMntfkm  W6rterYttneietaitM.      767 

saio,  die  io  der  Thal  eioe  tpitere  Bntsieboogsseil  sa 
remtheo  scheinen. 

Wie  euch  die  homerischen  Gedichte  enistaeden  sind  —  eine  Frefe 
die  für  den  Zweck  dieser  Untersnchnng  ganz  offen  bleiben  kann  —  so 
viel  ist  sicher,  dass  sie  lange  Zeit,  aller  Wahrscheinliohkeil  nach  min« 
destens  swei  Jahrhunderte  lang  nur  durch  mandliehe  Tradition  fortge- 
pflanxt  worden  sind.  Wir  mögen  nns  die  Pietfit  dieser  Tradition  gegea 
ihren  Gegenstand  noch  so  gross,  das  Festhalten  an  dem  flberkommenen 
Text  noch  so  streng  denken ,  so  mOssen  wir  doch  annehmen  dass  er 
—  namentlich  in  der  Form  —  gar  manche  Yer Änderungen  durch  diese 
Tradition  erlitten  hat.  Zunächst  muss  der  Ausdruck  manigfache 
Wandlungen  erfahren  haben.  Denn  die  Jahrhunderte,  wahrend  deren 
die  mündliche  "fradition  fortdauerte,  waren  eine  Periode  lebhafter 
Sprachentwicklung,  und  diese  muss  in  dem  Text  ihre  Spuren  surüek« 
gelassen  haben.  Da  wir  den  Text  nicht  in  seiner  ursprünglichen  Form, 
sondern  als  einen  Niederschlag  aus  dem  Fluss  einer  langen  mündlioben 
Ueberlieferung  besitsen,  so  müssen  wir  von  vorn  herein  erwarten  in 
seine  ursprünglichere,  aus  Älterer  Zeit  stammende  Hauptmasse  man« 
ehe  mit  dem  Fortschritt  der  Sprache  spater  entstandene  und  gaagbnr 
gewordene  Neubildungen  eingestreut  su  linden. 

Nicht  minder  ohne  Zweifel'als  der  Reichthum  und  die  Ausdrucks« 
fahigkeit  der  Sprache  erweiterte  und  veränderte  sich  wAbrend  der 
langen  mündlichen  Tradition  der  Kreis  der  Anschauungen  und  Kennt- 
nisse,  VorsteJlungen  und  Begriffe.  Aber  von  diesen  Umgestaltungen, 
Fortschritten  und  Neuerungen  der  Cultur  lassen  sieh,  wie  es  scheint, 
bei  weitem  weniger  Spuren  in  den  homerischen  Gedichten  nachweisen 
als  von  der  Weiterentwicklung  der  Sprache.  Einerseits  traten  die 
Einflüsse  die  das  griechische  Leben  am  meisten  umgestalteten'^)  gro- 
ssentheils  erst  in  Kraft,  als  die  homerischen  Gediobte  bereits  dureb 
Schrift  fixiert  waren.  Sodann  konnten  sprachliche  Aenderungen  de« 
überlieferten  Textes  eher  unwillkürlich  und  nnbewust  geschehen;  bei 
dem  Einmischen  von  Gegenständen  und  Vorstellungen  die  dem  home- 
rischen Zeitalter  fremd  waren  konnte  man  sich  ihres  relativ  modernen 
Charakters  leichter  bewust  werden  und  sie  darum  vermeiden.  Denn 
ohne  eine  ausschliessliche  Concentration  der  Rhapsoden  auf  den  Ge- 
genstand ihres  Berufs,  der  sie  mit  instinctivem  Gefühl  für  alles  unbo- 
merische  erfüllte,  und  ohne  eine  sehr  hohe  Pietät  für  den  Bestand  des 
Textes,  dessen  Depositare  sie  waren:  ohne  diese  beiden  Vorana« 
Setzungen  ist  die  im  ganzen  durchgehende  Gleichartigkeit  beider  Ge- 
dichte in  Ton ,  Ausdruck  und  Darstellungsweise  bei  so  langer  mdnd« 
licher  Ueberlieferung  unbegreiflich ,  und  eine  der  wunderbarsten  Er- 
scheinungen bleibt  sie  unter  jeder  Voraussetzung. ")  Die  VerAndernn- 
gen  des  Textes  seit  der  Niederschreibung  können  verhältnismässig 
nicht  grosz  gewesen  sein ,  und  die  Thätigkeit  der  Alexandriner  ist  so- 


376)  Vgl«  Orote  griecb.  Mytb.   u.  Antiq.   übers,  v.  Fischer  Bd.  II 
6. 151  f.        77)  Vgl.  ID.  homerische  Kritik  von  Wolf  bis  Grote  S.  19—21. 


768      Lr  grinilliiir:  sw«  htatriiiha  WtetorverMiflWMo. 


far  (wie  aaMhe  iHftllif  erfcaltaoe  Asgab««  teige«)  «lamf  f «richlet 
gewaseo^  Sparen  voo  Uogleichbeit  möglichel  m  verwischen  md  eine 
■^lichtl  groBse  Unifömiilat  des  Ansdreeks  hertoeiellen:  wcail  wabr- 
eeheiolieli  niebi  wenige  Merkmale  der  allaAblioben  Ealstehung  und  der 
fertaehreatenden  Spraehentwieklang  getilgl  werden  aiad. 

Von  Conpoailia  nnd  Denvatia,  die  jlorck  die  Art  ikrer  Zaiaa- 
menaelanng  and  Ableitang  eine  apitere  BnUtehong  Terrielhea,  könnto 
ioh  kanni  ein  einaigea  nüt  einiger  Sicherheit  oaekweiaen.  Dus  eioe 
fiildnng  hei  Hener  ohne  Analogie  iat  kann  keineswegs  einen  jängen 
Uraprnng  heweiaen;  dieaen  kann  man  böchatena  antnnehmen  geoeigt 
.  aetn,  wenn  die  Bildang  in  der  apAtern  Sprache  gangbar  iat,  wihren4 
nie  bei  Homer  einaig  daateht.  Als  Beispiel  der  eralera  Classe  führe 
ieb  das  anasrl  tUft^hiw  oviip609Qa  S 178  an,  mit  3er  vortrefflicbeo 
Beaerkang  Herodiana:  anawog  ff  xouwxii  avv&tctg  i|  ontHpao&os  ^'"^ 
(fwöiCfUHf  *al  T^  Svog  feviurjg  ivtilovg  *  ovdijcoTi  yag  ovtag  «vs^  ^ 
ftViHfi  tfwv^dfviu'  ilV  o! yticoifital  ToXf^aiei  H^ag  avv^i' 
ßeig,  Ala  Beiapiel  der  «weiten  Gattnng,  die  in  der  Form  ihrer  Zu« 
aammenaetaang  aieb  ala  Prodaet  nachbomerischer  Spraobbildaag  ver- 
riethe,  könnte  man  ixQOitolig^  4%^.  504  hetraebten  wollen,  oaeh 
Lobeck  su  Phryn.  S.  600:  ^non  aolent  Graeci  aubalaatiTom  oom  adiec* 
liro  ita  componere  nl  oompositoram  eadem  aignificaiio  ait  qaae  faerat 
appoaitoram.'  Ebd.  S.  603:  ^ad  illnd  genaa,  quod  Graecis  concassaa 
eoae  dicebam,  antiqana  aermo  raro  deaoendit,  coniugntas  notionas  na« 
gia  diaauere  aolitaa  qnam  aepares  compingere.'  Aach  wird  dieselbe 
Borg  von  Uioaaonat  Aberall  beaeichnet  ala  üi^aftog  S%^iiE4ßOZbl% 
m^  noltg  Z  3&7,  noJng  ax^i^  Z  317  i7343,  noüg  ax^ran^XlT^.^) 
Da  nun  die  anomale  Form  an(finoXig  an  einer  nach  aoasl  des  spitera 
Uraprnnga  oder  doch  der  Ueberarbeitung  mehrfach  verdachtigen  Stelle 
ateht"),  ao  ist  ea  wol  möglich  dass  auch  aie  einer  Periode  der  Nach- 
diehlong  gehört, 

Ebenao  wenig  ala  anomale  Compoaila  können  anomale  oder  rith- 
aelbefle  Derivata  immer  die  Vermatnng  spiterer  Botatehong  begrllii- 
den ,  sondern  nur  wenn  ihre  Ableitnngaform  daa  Geprige  einer  forlge' 
aehriltenen  Wortbildung  trftgt.  Diea  iat  niobt  der  Fall  bei  Ableitaagea 
wie  vMolfi  W  604)  wo  Aristareh  die  Diple  aetate  m  vw  fcovov  ovfO$ 
iapifutttCij  viotvi  uwl  fov  vsdn^:  ebenso  wenig  bei  aellenen  nad  aa- 
veralindlioben  Ableitnngen  wie  ^^odoni^iftr»  A  618$  vB%ddeg  E  886, 
^vi^ilig  P  143  5  aniitivog  ^  191.  Ein  Wort  daa  aieb  durch  die  Form 
aeiner  Ableitung  als  nachbomeriaoh  verriethe  (etwa  so  wie  ^ieri|^ 
Uymn.  VUI  10  vgl.  Lahrs  Ar.  S.  270)  iat  mir  nicht  bekannt.  Dea  Fall 
einer  in  der  apAtero  Sprache  gewöhnlichen,  bei  Homer  einaeln  slehea- 
den  Wortbildung  haben  wir  freilioh  in  i'^lfilo^ig  3  hl\  dem  eiasigea 

378)  Aristaroh  sa  Z  257 :  oxi  Staltlvf^ivmg  au^av  n6ii9  ilnt  tfiP 
axQonoXiv,  Dasselbe  za  Z  317  H  345.  Zu  X  172:  oxi  vx^Q^ititöi 
dvrl  tov  dn^oitoXtt.  70)  Auch  Nitzsch  Anm.  zur  Od.  Bd.  II S.  XLVHI 
ist  nicht  abgeneigt  die  ganze  Stelle  9  83—521  aar  Interpolation  za 
rechnen. 


L.  Priedlinder:  swei  honeriMlie  WörtonrenttelMiiise.       769 

Beispiel  eines  Deeiderativoni  auf  -(film  bei  Homer :  a.  Lobeok  so  Bell«» 
inanBe  gr.  Gr.  II  S.  389.  Daraas  geht  aber  weiter  niobta  hervor  ab 
dass  diese  Formation  and  vermutiich  jede  ibniicbe,  die  sieb  findet 
Hesse,  gelftnflg  erst  der  naehhomerischen  Zeit  wurde;  aber  sobwerliek 
wird  man  Grand  haben  ihre  Anfinge  der  bomerisehen  Zeit  geraden« 
abaosprecbea.  Auch  im  lotsten  Theil  der  Odyssee  hat  Spohn  troti 
eifriges  Snchens  nach  Sparen  vorgesehrittener  Wortbildong  niohts 
entdecken  können  als  das  berfichtigte  xXiatov  (S.  144 — 163)  nnd  fttnf 
bis  seohs  Snbstantiva  die  abstraete  Begriffe  aosdraoken(S.  106).  Allein 
diese  Absiracta  sind  von  gangbaren  Wörtern  mit  gangbaren  Endungen 
gebildet,  and  die  oben  gegebene  Zusammenstellung  der  Derivata  von 
nicht  persönlicher  Bedeutung  zeigt  dass  ihre  Zahl  durchaus  keine  Aber- 
raschende  ist,  da  sie  aberall  in  beiden  Gedichten  sich  häufig  finden. 
In  xUatov  glaubte  Spohn  ein  Deminutivnm  mit  einer  den  Gegenstand 
herabsetsenden  Bedeutang  gefunden  zu  haben;  aber  aber  die  Beden* 
tnng  dieses  Wortes  können  wir  ebenso  wenig  ins  klare  kommen  als 
die  Alten,  und  ein  Deminutivnm  vorauszusetzen  ist  nicht  der  mindeste 
Grund.  Auch  können  die  Alten  dieser  Meinung  nicht  gewesen  sein, 
da  sie  bekanntlich  Homer  den  Gebrauch  der  Deminntiva  abspraehen: 
s.  die  Stellen  aus  Eustalhios  bei  Spohn  S.  138  ff.  Wenn  dieser  sagt: 
afiiAeiovvvai  ot  nttXcnol  (lii  elvai  wtono^iofia  naqa  x<S  itoiijT^^ 
so  hat  er  vielleicht  Herodtan  gemeint,  dessen  Scholion  zu  iV7l  (^xvmk) 
wir  noch  haben  (auch  Et.  M.  480,49):  ou  ii  6  no^fftifg  ovöh  vnonoQi^ 
aunoig  XQ^^^i  idrilciaaiAsv  iv  r^  A.  Dies  ist  wenigstens  insofern 
wahr,  als  die  später  gebräuchlichen  Deminntivformen  noeh  keine  De« 
minntivbedeutnngen  haben,  wie  {(liya)  ^^ov  x  171  u.  180,  ilitfyv) 
zH%lov  Tt  165  n.  343 ,  ^i/^ov  txvtov  ifivlovj  vgl.  Bntimann  gr.  Gr.  II 
S.  440  f.  (es  ist  wol  sehr  zweifelhaft  ob  aach  nur  6ine  dieaer  Formen 
*von  dem  Begriff  der  Verkleinerung  ausgegangen' ist;  vielmehr  scheint 
dieser  gerade  erst  später  hinzngelreten  zu  sein).  Auch  bei  den  anderen 
Deminutivendungen  ist  die  Deminntivbedeutnng  nirgend  gewis,  wie 
bei  cwXtt^iU^a^  a  415  ist  ein  Adjectiv,  U^a^  »^9^)9  ^i/l  e  433  (95 
(an  beiden  Stellen  ist  die  Deminutivbedeutung  sehr  passend,  aber  notfe* 
wendig  ebenso  wenig  als  bei  dem  synonymen  ffniqflg  <2>  260);  cryxaA/g 
hat  offenbar  ganz  dieselbe  Bedeotnng  wie  iyxakti^  auch  '7xvXog  x  523 
(Matthiae  gr.  Gr.  %  102)  ist  zweifelhaft.  —  Die  homerische  Zusammen* 
Setzung  nnd  Ableitung  vollständig  zu  bearbeiten  wftre  gewis  eine 
sehr  dankbare  Aufgabe:  vereinzelte  Bemerkungen  sind  hier  wie  aberall 
eher  geeignet  irrezuleiten  als  anfcnklftren. 


Viel  deutlicher  und  zahlreicher  sind  die  Sporen  der  Wandinngen 
die  der  faiomerisohe  Text  erlitten  hat  in  der  A  u  s  s  p  r  a  c  b  e  und  Flexion. 
Vor  allem  mnsz  hier  an  daa  Digamma  erinnert  werden,  das  bald  als 
Consonant  geltend  bald  nicht,  am  deutlichsten  Zeugnis  ablegt  von  den 
verschiefenen  Entwicklungspbasen  der  Sprache  nnd  Aussprache,  wäh- 
rend deren  die  Ueberliefernng  fortgedauert  hat.    Entstanden  in  einer 


770      L  Fri«dliiidor:  svrei  honerisehe  Wörterveneiehniis». 

Zeit  wo  das  Digaoima  Doch  vollen  oousonantislbeo  Werth  halle,  tiad 
die  homerischen  Gedichte  niedergescbriebeo  worden,  als  es  un 
blossen  Hauch  verflttcbtigl  war,  nad  die  Schrift  die  den  Bestaad  der 
üeberliefernng  fixierte  hat  Allere  und  jQngere  Abfassnngea  aabM 
einander  aufbewahrt  oder  mit  einander  verachmolsen.  Wer  Mdchto 
aber  aus  dem  Alter  der  Abfassung  eines  Stacks,  das  sich  etwo 
constatieren  Hesse,  anf  das  Alter  der  Diebtang  selbst  scbliesses! 
Oder  kann  nicht  ein  Slflck  das  uns  in  einer  Üeberliefernng  ans  eiaer 
Periode  vorliegt,  in  der  man  das  Digamma  nicht  mehr  aussprach,  fri- 
her  entstanden  sein  als  ein  Stack  das  uns  anfällig  in  der  Form  aaCb»- 
wahrt  ist,  die  es  in  einer  Periode  des  consonanlischen  Digamaia  er- 
halten hat?  Wenn  daher  neuere  Gelehrte  (wie  namentlich  K.  A.  J. 
floffmann  in  den  'quaestiones  Homericae')  ans  der  Beobachtung  oder 
VernachUssigung  des  Digamma  auf  den  frahern  oder  spitern  Ur- 
sprung der  betreffenden  Slflcke  soblieszen:  so  bekenne  ich  dus  siir 
dies  ganz  unbegreiflich  ist,  selbst  abgesehen  davon  daas  in  dieser  Be- 
siehung  der  Text  auch  nach  der  Niedersohreibnng  höchst  wahrscheia- 
lieh  noch  vielfach  alteriert  worden  ist. 

.Ebenso  ist  die  Natur  und  Geschichte  des  homerischen  Textes  voa 
der  neuem  Kritik  nicht  immer  bei  andern  Punkten  berQcksiohtigt  wor- 
den, so  wenn  zwei  susammentrefTende  Vocale  bald  contrahiert  ersobei- 
nen,  bald  nicht.  Auch  wo  sich  nicht  annehmen  lässt  dasa  beides  nebea 
einander  gehört  sei ,  lisst  sich  einmaliges  Vorkommen  der  coatrabier- 
ten  Form  mit  einiger  Sicherheit  nur  dann  als  ein  Indicium  spiterer 
Abfassung  ansehen,  wenn  für  diese  Vermutung  noch  andere  Grfiade 
vorhanden  sind.  Wenn  z.  B.  riXiog  nirgend  als  in  dem  offenbar  ialer- 
polierten  Hymnos  in  ^  (271)  statt  des  hundertmal  gebrauchten  ijeAio; 
steht  (Schol.  P  V:  ivxav&a-  tQiiSvllißmg  kiysi  xov  ^bov):  so  wird 
diese  der  spfitern  Sprache  so  gelaufige,  bei  Homer  so  auffallend  ver- 
einselte  Form  wol  mit  Grund  zu  den  Spuren  einer  jOngern  Bnistebnaf 
gerechnet.  Kaum  minder  berechtigt  ist  diese  Vermutung  bei  ti(ff 
(stau  ^Q(oi)  das  sich  zweimal  findet,  H  453  0  483.  Aristaroh  scbeiat 
nach  seiner  Diple  bei  der  erstem  Stelle  keinen  Anstosz  daran  genommea 
an  haben,  obwoi  er  dieselbe  für  unecht  hielt,  desto  mehr  Hermsaa  de 
amend.  rat.  gr.  Gr.  S.  38.  Nitzsch  nimmt  es  in  Schutz  (zur  Od.  Bd.  n 
S.  139);  aber  da  beide  Stellen  der  Interpolation  oder  Ueberarbeitaag 
ohnehin  dringend  verd&chtig  sind ,  so  dürfte  das  Vorkommen  dieser 
Form  gerade  hier  nicht  zufillig  sein.  Vielleicht  ist  auch  /»^tfffv 
X  445  (in  der  gewis  interpolierten  firzihinng  von  der  Bberjagd  des 
Odyaseus  bei  Autolykos)  diesen  Formen  beiznzihlen :  s.  Nitzsch  Aon. 
z.  Od.  II  S.  LIX.  '^)  In  andern  Fillen  wird  man  eher  annehmen  dürfen 
daas  zwei  Formen  neben  einander  bestanden  haben  wie  'Eifiiifig  'Eif 
lUag  neben  dem  gewöhnlichen  'E^oiulag,  ^E(f^i^  (Spitzner '£^|ii^)  steht 
jetit  £  390,  und  so  dOrfte  auch  an  den  Stellen  wo  jetzt  die  zweisilbige 


380)  Zu  vto  £  210  bemerkt  Herodian:  anal  h  'lUaSt  wt  Snai  h 
"Odvncfi^  (0  47b);  dies  steht  auch  im  Et  M.  600,  80. 


L.  Friedliider:  swei  honariselie  WörierTenaiehiine.       77t 

Form  sieht  T  73  (mit  dam  einnaUgen  Eptthatoa  i^wivaoq)  «  64  ^  934 
I  435  w  1  die  dreisübige  herKastcIlen  sein,  wie  scbon  Nitzseh  vorge^ 
aeklegen  hat.  Dass  die  zweisilbige  Form  i^ko^  nur  ^  160  and  164 
rorkommt  (Nitzseh  II  S.  185),  ist  insofern  niebt  richtig  als  adAi^e«w€0 
H  453  steht,  A^lrfiuvtn  O  30,  a^loqiOQog  I  124  =  266  ^699  und 
jetzt  ancb  i%Xevwf  Sl  734  nach  Bekker  statt  Wolfs  as^Xsvaw.  Aach 
hier  ist  es  doch  wol  sehr  denkbar  dssz  die  beiden  Vocale  in  ein  und 
derselben  Periode  asch  Bedürfnis  gesondert  oder  znsammengezogea 
wurden.  Dasselbe  dürfte  bei  vovg  der  Fall  sein,  obwol  es  zufällig 
neben  dem  so  häufigen  voog  sieh  nur  ^inmsl  k  240  findet  (KrQger  gr» 
Spracht.  II  $  16,  5  Anm.  l).  Wenn  dagegen  yij  neben  yakt  nur  acht* 
mal  rorkommt,  so  wird  man  aber  geneigt  sein  hierin  eine  Spar  des 
fortschreitenden  Sprachbildnngsprocesses  zu  sehen,  der  die  AUeren 
Formen  in  nene  nmprfigte:  bei  strengem  Festhalten  der  Ueberliefernng 
an  dem  überkommenen  Bestände  ist  es  erklärlich  dasz  die  neueren  For* 
men,  wenn  sie  ancb  hie  und  da  Eingang  fsnden,  die  filteren  nicht  za 
verdringen  vermochten.  ^*)  Wie  grosz  die  Zahl  dieser  Abweichungen 
von  den  gelfinflgen  Formen  isl,  wird  sich  freilich  erst  durch  eine  voll- 
ständige Zusammenstellung  herausstellen.  Vermutlich  würden  sie  noch 
zahlreicher  sein,  wenn  nicht  schon  die  Alexandriner  auch  hier  eine 
Uebereinstimmung  des  Gebrauchs  hergestellt  hatten,  so  viel  es  mög- 
lieh war,  theils  durch  Wahl  der  Lesarten  ans  ihrem  ungeheuren  Appa-. 
rat,  theils  durch  leichte,  ja  kaum  merkliche  Aenderungen.  Für  uns, 
die  wir  die  Voraussetzung  einer  von  6inem  Dichter  herrührenden  Ab- 
fassung und  damit  eines  Urtextes  verloren  haben,  kann  es  durchaus 
keinen  Grund  geben  eine  solche  Uniformitfit  herzustellen:  vielmehr 
müssen  wir  Abweichungen  und  Differenzen  als  Spuren  der  allmihlichea 
Entstehung  sorgfältig  festhalten.  ^) 

Noch  mehr  als  die  Aussprache  ist  die  Flexion  im  homerischeo 
Zeitalter,  wo  die  Sprache  die  Formen  gleichsam  ^erst  anversuchte  und 
noch  keine  festen  unabänderlichen  ausschlieszlichen  kannte,  dergleichen 
später  die  Verbreitung  der  schrift  einführte'  (Bekker),  variabel  ge- 
wesen. Hier  haben  wir  meines  Erachtens  am  wenigsten  Grund  ein- 
malige Formationen  als  Spuren  abgesonderter  oder  späterer  Entstehung 
zn  betrachten.  Wenn  man  dagegen  alles  besonders  finden  will ,  was 
neuere  Kritiker  wie  Geist,  Düntzer,  Rhode  u.  a.  in  den  von  ihnen  b^- 


381)  Ueber  nv  ^üt  aoi  statt  itov  ifiüi  iaai  vgl.  Hermann  Orph. 
S.  824,  Nitzseh  sn  )}  04  ^  147  a.  680:  die  Stellen  werden  theils  corri- 
giert  theils  besweifelt.  Ueber  den  Oen.  'Odvasvg  a  308  s.  Spohn  S.  154 
(im  cod.  Harl.  ist  'OSvaiag  beigesetst).  —  Ueber  die  contrabierten  For« 
men  der  Adjectiva  auf  -äff,  xiiiffg  1  605,  ziii^vxa  £  Alb,  Xoaxovvxa  M  2S^ 
vgl.  Schuster  über  krit.  Benutzung  hom.  Adj.  S.  12.  82)  ^  Das  recht 

die  quantität  der  vocale  beinah  unbedingt  nach  bedfirfnis  des  yeraeB 
zu  bestimmen  .  .  beruht  auf  der  jugendlichen  elastieität  der  Homerischen 
spräche.'  Bekker  MonaUber.  der  Berl.  Akad.  1857  S.  170.  Natürlieh 
wird  auch  hier  manches  sich  nur  dinmal  finden.  So  bemerken  die  Epim. 
Hom.  25,28  dies  von  u§iSm  mit  langer  erster  Silbe  (nur  q  510);  dasselbe 
im  Et.  M.  21,  17. 


77)      L.  FrMUM^r;  swei  hoüfiaelie  WMerMPMMMiiie* 

kasMleii  SlOaken  enter  de«  Merluulaa  eiaer  elgenIhfinilMMi  o4«r 
■nhcMieriseheB  Spraehe  «nf^sählt  habeo,  sodArll«  es  kaui  eiaWort 
iai  HoBer  geben,  an  den  aioh  «iehl  irgend  eine  Abweicbang  entdeebea 
tteese.**) 

Ancb  die  Bedeutungen  and  Coastractionen  der  W6rltr 
haben  natArlich  mit  der  fortechreitendeB  Sprachentwicklnag  mtnigfiebe 
Modificationen  erlitten.  Aber  aucb  hier  wird  mau  aicb  baten  nfi«8ea 
dem  homeriaebea  Spraebgehraueb  eine  au  beaebrankle  Freibeit  aaia- 
geateben.  Ein  8«br  grosaer  Tbeil  einaelnatebender  oder  aneb  nur  ver- 
«inzeller  Bedeutungen  und  Constructionen  muas  obue  Zweifel  mit  de« 
durebgingigen  Gebrauch  als  gleicbaeitig  angeaeben  werden,  und  nicbt 
jede  aacb  der  Färbung  einer  beaondern  Stelle  beaondera  nflaaeierlo 
Bedeutung  kann  fUr  ein  Merkmal  späterer  Entatebung  geltea.  Z.  B. 
rersteht  es  sich  von  selbst  dasa  im  allgemeinen  die  tropische  Baden- 
tung  eines  Wortes  seltener  als  die  natfirlicbe  sein,  also  sehr  oflanch 
nur  Einmal  vorkommen  wird.^)  Bbenao  wenig  kann  die  Verbiodaag 
versebiedener  verwandter  Bedeutungen  in  einem  Wort  Verdacht  er- 
regen, wie  X.  B.  der  aotiven  und  passiven.")  Eine  durch  den  Draag 
des  Augenblicks  erzeugte  ungewöhnliche  Verbindung  oder  ConstroclioB 
kann  selbst  dann  nicht  unbedingt  fUr  nachbomerisch  gelten ,  weaa  iia 
In  nachbomeriseher  Zeit  gebräuchlich'  geworden  ist.  ^)   Allen  solchen 


383)  Oelst  S.  615—617  bemerkt  anter  anderm ,  daas  f  «m;»  nar*£  10, 
ilfihne  nur  E  400  (sonst  ifl^larro)  sUht,  daaa  Wacg  nnr  £  464  Voealiv 
ist,  daSa  von  SiSmiui,  eine  passive  Form  nur  E  428  ß  78  vorkommt.  Ab 
Besonderheiten  der  Wortfprmen  in  K  führt  Düntzer  S.  58  an:  oxtCo 
28Ö,  Ttd^iisvov  34,  naXfififvai  125,  iieQvcaöxs  4V)0,  IftQf^i  541,  die 
Medialformen  von  vottv  und  iiegBeivsiv  81.  501,  das  rednplicierte  «nr^' 
^otto  204,  den  Plural  itai  391,  das  adverbiale  iolixov  52.  Rhode  (über 
Od.  Xm— XVI)  bemerkt  unter  den  EigenthümUcbkelten  (S.  28):  v  358 
^i^iDeo  nur  noch  s»  314,  £  343  o^^at;  (S.  38)  d  807  aliTi|>fyog,  o  77=:= 
94  tBvv%Biv  (sonst  der  sweite  Aorist  des  Mediums,  im  Activ  der  ersteh 

84)  Dasz  z.  B.  indyeip  nur  {  392  in  übertragener  Bedeutung  steht 
(Bhode  Od.  XIII— XVI  S.  28),  ist  um  so  weniger  auffallend,  als  das 
Wort  überhaupt  bei  Homer  sehr  selten  ist.  Aber  anch  dass  ein  ge- 
wöhnlich figürlich  gebrauchtes  Wort  einmal  natürliche  Bedeutung  hat 
wie  yewiiutL  q  413  (Bhode  Od.  XVII  8.  35),  kann  nicht  befremden. 
85)  Diese  Verbindung  bemerkte  Aristarch  bei  ditijxttvog  (Lehrs  S.  149). 
Darum  ist  auch  z.  B.  an  alBotog  aXrjfTfig  (f  578  (nur  hier  in  der  Bedeutang^ 
'verseh&mt')  nicht  Anstosz  zu  nehmen.  Andere  Beispiele  von  Adjeetiveo 
aiit  zu|[1eich  activer  und  passiver  Bedeutung  s.  bei  Schuster  a.  0. 8. 13  f« 
Ueber  inhrjg  das  «  422  6  (yiBttv^s^g  bedeutet  s.  Grote  bist,  of  Greecell 
8.  109.  Auch  der  Fall  dasa  eine  Form  zwei  völlig  verschiedene  Ding« 
beaeiohnet,  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  a.  B.  xvfißaxog,  iotygf^^j  V*^* 
i^Xog,  ijJn,  fvjijif  usw.  86)  Nitzsch  Anm.  zur  Od.  II  S.  208:  'das 

dikipi  mit  dem  Genetiv ,  das  sich  überhaupt  im  Homer  nur  noch  11  825 
in  einem  Gleichnis  findet  .  .  verr&th  sich  hier  als  der  Sprachgebraaeh 
der  epischen  Hymnen.»  Vielleicht;  aber  Aristarch  hätte  sich  wol  vor- 
sichtiger ausgedrückt.  Lehrs  8.  142:  '  semel  apnd  Homemm  sidto  onm 
genetivo  coaiunctum  in  Veneris  et  Martis  Amoribus  #  290  6  d'  fftf<» 
imiunog  ^bi  [doch  vgl.  die  Addenda].  Kitsschium  qni  hano  particnlam 
snbditiciam  iudicat  hoc  momentum  fogit.    Aristarcho  vellem  scire  sitae 


L  Friadliidvr :  swei  iMMieriMke  WftrterrenMeMise.      773 

AbweitlMNH^o  innsz  schon  die  Laieirtigktit  mti  der  na«  sie  ia  Maaga 
findel  wo  mao  aar  saohan  will,  alle  Beweiakraft  aehmea.  ^  Ariatareba 
ÜBterattehnngea  werden  fttr  immer  das  vollkommenste  Moster  bleibe«, 
wena  wir  auch  nicht  mehr  too  seiner  Voranssetsnng  der  Abfsssuag 
dnreh  6iaen  Dichter  ausgehen  ond  ihm  auch  sonst  nicht  in  allen  Punk^ 
len  beipflichten.  Br  war  weit  entfernt  fiberall  de»  Obelos  an  setaea, 
wo  er  ein  Wort  ansnshmsweise  in  besonderm  Sinne  gebraucht  fand: 
wie  oft  hat  er  praegaante  oder  sonst  abweichende  Bedeutungen  mit 
der  Diple  notiert  (s.  Lebrs  S.  146 — 156)  ohne  das  mindeste  Bedankea 
gegea  das  Alter  der  Stelle.  Den  Obelos  hat  er  nur  da  gesetst,  wo  die 
Abweichung  vom  Gebrauch  durch  einen  weiten  Absland  getrennt  ist, 
an  dessen  Ausfallung  die  Mittelglieder  fehlen:  und  welch  feinen  Takt, 
welch  seltenen  Scharfsinn,  welch  beneidenswerthe  Sicherheit  hat  er 
dabei  bewiesen.  Es  kann  sein  dass  hin  und  wieder  auch  solche  Ab« 
weiebuttgen  erst  nach  der  Niederschreibung  in  den  Text  gekommen 
sind;  doch  scheint  es  mir  auch  hier  durchaus  nicht  rathsam  au  corri* 
gieren ,  um  eine  ein  sein  stehende  Stelle  mit  dem  allgemeinen  homeri» 
aaben  Gehrauch  in  Einklang  au  bringen ,  weil  man,  wie  schon  bemerkt, 
in  Gefahr  ist  dadurch  Spuren  au  verwischen,  welche  die  fortschreitende 
Sprachentwieklung  im  Texte  aurflckgelassen  hat.  Dasu  möchte  ich  die 
Stellen  rechnen  wo  sich  Oficog  findet  (Lehrs  Ar.  S.  J60)  und  &ctt  in 
der  Bedeutung  *so  dasz'.  Freilich  wird  es  143  statt  htiadwat  üitse 
vhit^m  orsprflnglicb  httaavtitu  aitoviaö^i  geheisaen  haben:  aber 
^30  otf  /a^  bü  atad^uHis$  (ihs^v  hi  xfiXl9to$  ilfä^  \  &ax* inmikankh^ 
atifutvto^mawa  ntd'ia^t  kann  doch  der  aweite  Vers  eben  so  gut  aus 
apiterer  Abfassung  wie  aus  nachtriglicher  Interpolation  oder  Aend»- 
ruag  herrQhren. 

Inwiefern  man  bei  jormeln,  formelhaften  Ausdrucken 
andWendungen  im  epischen  Gesang  eine  durchgehende  Uaher* 


item  haec  cantiancnia  damnata  an  res  lectoris  indicio  permisBa.  hao  fere 
ratione  quam  nonnnmqaam  ofFendimus:  17  SinlTJ  oti  vvv  axcti  xo  stam 
hi\  ye9i%rig,  387)  Dies  scheint  mir  von  dem  allergrösten  Theil,  wo 
niehi  allen  von  Rhode  a.  O.  als  eigenthümlich  angeführten  Ausdrücken 
an  gelten,  z.  B.  8.  28:  ^r  326  yaiav  avaütifkpofkai  in  der  Bedeutung: 
ich  rerweile  in  einem  Lande  —  während  das  Wort  nur  noch  W  436  und 
swar  im  Actiy  erscheint  in  dem  Sinne  von  umstürzen.  Aehnlich  9  304 
avaatQWpüSv  xo^op  den  Bogen  umwendend,  umkehrend.  —  {  144  no&oq 
fi'  aryvra».  Das  Verbnm  sonst  nicht  Ton  SeelenzustKnden ,  sondern  ia 
Verbindnng  mit  to^ov  n.  ä.  J  531  ix  9'  atvvxo  ^fi6v  und  so  öfter 
iiaiwa^^ai  ^fiov  yom  Tödten.  —  275  nrjii'  viti&ixxo.  Das  Verbnm 
inodexofiat  hat  sonst  stets  ein  persönliches  Snbject  mit  Ausnahme  von 
%  470  üxvysQog  ä'  vnsäiittxo  noCxog,  also  auch  gans  anders  als  hier.  -— > 
284  ptinaa&zai  %a%a  iQyci,  Das  Verbum  vffiseam  wird  im  Homer  ab» 
solut  oder  mit  einem  persönlichen  Dativ  construiert,  welchem  auch  ein 
Infinitiv  an  einigen  Stellen  hinzugefügt  wird ;  da;  Medium  steht  absolut, 
mit  einem  persönlichen  Dativ  usw.  Ein  persönlicher  Aoeusativ  steht 
bei  vifiBceiv  nie ,  bei  vcfua^Hv  a  263  ^«ovc  (die  Götter  seheuen).  Diese 
Uebersioht  zeigt  dass  im  Homer  nichts  unserer  Stelle  analoges  sich 
findet,  denn  vtfiBCCiäpxw  %€aut  i^ya  =  sie  rächen  die  Frevelthaten.' 


774      L.  Pri4dliBder:  swd  hoaeriiohe  WOrterreneiolwtfie. 

eiuümmnng  ToraoiietB««  aod  Abweichai^an  tls  Mameren  •iaer  ipi- 
lern  Zeit  betrachten,  Oberhaupt  ans  der  Veraehiedenartigkeit  der  Fon 
mein  aof  vefachiedene  Entatebnng  aeblieazen  könne*") ,  darOber  sied 
bekanntlich  die  Ansichten  so  getheilt  wie  kaum  über  irgend  etwai 
anderes  in  der  homerischen  Kritik.  Aach  hier«  kann  man  nar  dareh 
eine  vollstfindige  Bearbeitong  aHer  homerischen  Formeln  ein  sicheres 
Urteil  gewinnen.  Meiner  Ueberseugnng  nach  hat  man  bisher  in  der 
Regel  eine  viel  zn  starre  Consequens  des  epischen  Gesanges  hieris 
▼orausgesetit.  Gewis  liegt  es  in  seiner  Natnr  an  dem  einmal  glileklich 
gefnndenen  Ansdrook  festzuhalten,  aber  ebenso  gewia  ist  ihm  eia  sn- 
verhrflchliches  Beobachten  selbstgegebener  Gesetze  fremd.  Wess 
Abweichnngen  von  stehenden  Verbindungen,  besonders 
zwischen  Subject  und  Praedicat  von  neueren  Kritikern  öfter  als  lodi- 
cien  apftterer  Entstehung  oder  auch  nur  einer  eigenthOmlichen  Aos- 
drncksweise^)  angesehen  worden  sind,  so  kann  ich  meistens  niehl 
beistimmen.  Haupt  (bei  Lachmann  S.  104)  findet  (liyd^vfMi  yi^v^t^ 
B  53  auffällig,  denn  der  Plural  (isya^fioi  sei  sonst  nur  Epitheton  von 
Völkerschaften.  Aber  nichtsdestoweniger  konnte  meines  Erachtei« 
derselbe  Dichter  der  diesen  Gebrauch  eingeführt  hatte  auch  gelegent- 
lich davon  abweichen;  sowie  ich  auch  daran  keinen  Anstoss  nebno 
dasz  yaya&vfiog  im  Singniar  in  der  Regel  Beiwort  von  Helden  ist,  osr 
9'  620  V  131  (itya^i»ov  *A^vtiv  und  J7  488  tavQov  .  .  fiS/ttOv/ioy- 
Auoh  hier,  dankt  mich,  kann  Aristarohs  Verfahren  als  Master  diesen. 
Er  nahm  keinen  Apstosz  daran  dasz  das  stehende  Beiwort  der  Hera 
ßowtig  H  10  einer  andern  Person  gegeben  wird,  ond  obwol  er  die 
beideo  andern  Stellen  wo  dies  der  Fall  ist  F 144  und  £  40  ans  aadero 
Grflnden  obelisierte,  so  begnügte  er  sich  dort  die  Diple  zu  setzen, 
m  iv^aiB  fAOvov  ig>  fJQoUvfjg  xo  hMaov  lutl  iv  xm  a&etwiiiiff'^) 
Abgesehen  davon  dasz  der  Dichter  an  die  QDliche  Form  nicht  dsrcb 
innere  Gründe  gebunden  ist,  sondern  nur  durch  eine  freilich  sehr 
mächtige  Gewohnheit,  hat  hier  auch  (worauf  bisher  noch  nie  ge- 
achtet worden)  das  Bedürfnis  des  Verses  vielfach  bestimmend  ein- 
gewirkt. Wenige  stehende  Beiwörter  halten  ao  fest  an  ihrem  Subject 
wie  %o(fv9alolog^  denn  nur  3?  38  steht  es  bei"^^^,  sonst  immer  (37biI) 
bei'^xTco^.  Aber  ich  frage,  bei  welchen  Namen  hätte  es  denn  soost 
noch  stehen  können?  Da  es  an  die  vierte  und  fünfte  Stelle  des  Hexa- 
meters gleichsam  gebunden  ist,  nur  bei  zweisilbigen  die  mit  eiaea 
Voeal  anlauten.    Und  wie  viele  gibt  es  deren  in  der  ganzen  Ilias?  leb 


888)  Vgl.  ».  B,  mehrere  Bemerkungen  Lacbmanns  S.  81—84.  üeber 
darripBg  idatv  u.  Sckog  iäoov  Nitzsch  Bd.  II  S.214  (nur  ^  325  n.  335): 
^eine  starke  Instanz  zum  Beweis  der  Neuheit  der  Stelle."  DieWendttog 
oU9'i9  oloQ  und  alvo^'ip  aivtog  nur  H  30  u.  07 :  8.  Kayser  8.  30. 
Sehr  übereilt  scheint  mir  der  Schlusz  von  Liesegang  (PhUol.  VI  S.  503  f.) 
ans  der  in  27  achtmal  (sonst  überhaupt  nur  sechsmal)  vorkommenaen 
Apostrophe  eines  Heros  durch  den  Dichter:  dasz  die  Patroklie  nicht  m 
den  ültesten  Theilen  der  Utas  gehöre.  80)  Auch  dies  besonders  ?on 

Rhode.  00)  Dasz  evxBixvs  nicht  nothwendig  das  Beiwort  too  IIio« 

sein  müsse,  bemerkt  er  zu  11  57.    Vgl.  über  dfi^mzos  sa  iT 430. 


r 


L.  FriedUnder:  zwei  hömeriscbe  Wörterverzeichnisse.       775 

finde  nnr  folgende:  Aüfioiv  J  296 9  ^IcTog  A  101,  ^Slgog  A  303,  ^Slxo^ 
O  5189  alles  nar  einmal  genannte  Nebenpersonen,  zum  Theil  in  Ver- 
zeichnissen wo  die  Absicht  war  Namen  zn  häufen,  nicht  aber  die  ein- 
zelnen durch  Beiwörter  zu  charakterisieren,  oder  Helden  der  Vorzeit 
wie  "AxtcoQ  B  513  A  785  JI 14,  ^IXog  K  415  usw.,  "Alxrig  (P  84  X  51, 
bei  deren  Namen  man  ein  derartiges  Epitheton  nicht  suchen  wird.  Anf 
der  andern  Seite  ist  iqritfpiXog  ein  constantes  Epitheton  des  Menelaos 
(18,  1),  und  ebenfalls  mit  Vorliebe  an  einer  gewissen  Versslelle  ge- 
braucht, aber  es  steht  doch  auch  bei  anderen  Heldennamen  am  Scblusz, 
wie  a^t<piXog  AvKOfi'tjdrjg  P346,  auch  an  anderen  Versslellen,  wie 
MeXiayQog  i^ltpiXog  noXifit^sv  1550,  auch  aQ%ou  a^lfpiXov  B  llBy 
auch  bei  ^Axaiog  (viermal,  z.  B.  ttQr}ig)iX(ov  vn  *A%aiav),  Schwerlich 
wird' man  diese  Stellen  för  anstöszig  erklaren  wollen.  An  derselben 
Versstelle  wie  B  53  (iBya^ficov  I^b  ysQOvxonv  steht  das  Beiwort  z.  B. 
B  541  fieya^fimv  a^xog  *Aßdvr(ov  (ebenso  z/464)  and  O  519  fieyccdv- 

Endlich  stellt  sich  bei  nfiherer  Betrachtung  heraus  dasz  die  Ab- 
weichungen auf  die  man  Gewicht  legt  keineswegs  so  einzeln  stehen 
als  es  auf  den  ersten  Blick  scheint.  Eine  vollstfindige  Bearbeitung 
aller  constanten  Epitheta  (die  sehr  wönschenswerth  ist)  fehlt  noch ; 
ich  glaube  sie  wflrde  herausstellen  dasz  diejenigen  die  nicht  auch  mit 
andern  Substantiven  verbunden  werden  sogar  seltene  Ausnahnien  sind, 
far  die  man  überdies  Öfter  Grfinde  wird  anführen  können,  die  in  der 
Bedeutung  oder  iu  der  Natur  der  Verbindung  liegen.  Aber  auch  schon 
die  bisher  beobachteten  FfiUe  reichen  meines  Erachlens  völlig  hin,  um 
zn  beweisen  dasz  der  epische  Gesang  die  Consequenz  im  Festhalten 
stehender  Verbindungen,  die  Haupt  und  andere  voraussetzen,  Qberhanpt 
gar  nicht  hatte :  ciTtSQiüstaX^^  0  bei  Snoiva  eilfmal,  nur  77 178  bei  ?Sva ; 
atfxs^Hg  7,  4mal  bei  ov^vo^,  nur  77  134  bei  '^co^i^l  und  ^370  bei 
'Hq>ei£oT<yv  dofiog;  arQvyerog  bei  aXg^&dXaaiSccy  novxog  5, 12,  nnr  P  425 
al^ilQ  atQvystog;  ßgoroevra 9, 0  bei  ivaqa  achtmal,  Einmal  S'509  bei  av- 
SQoyQUx;  iXinamsg  ^A%cctoi  6 jOy  nur  A^  iXixooTtiSa  kovqtiv;  igiSovitog 
1,7  bei  atQ'Ovaaj  nur  T  50  bei  amal  und  x  515  bei  notafioi;  igiy- 
dovTtog  7,3  Beiwort  des  Zeus,  nur  A  152  iQfydowtoi  noösg  Ztnmv; 
ei^%Qil(ov  11,  1  bei  Agamemnon,  nur  A  751  bei  ivo^ixd'mp;  ^ov^ig 
23, 1  bei  aXxt/,  zweimal  bei  aa7tlgAS2  T 162  und  bei  alylg  nur  O3O8; 
Hvavoxatvqg  5,  3  bei  Poseidon,  nur  T224  bei  tjtTtog;  nvdidvEiQa  8,  0 
bei  fid%ri^  nur  A  ^90  ayo(^  nvdtavsiQav;  novXvßoxEiQa  13,3  mit  %^civ, 
A  771  ^A%atUiu  novXvß6xBiqttv\  nqoitctg  nur  in  der  Verbindung  nqoncLv 
^{utQ  (3,  7)  ausgenommen  vijtt^  re  ngondaag  B  493;  ffotfoixi/g  (29,  2) 
ist  22mal  Beiwort  des  Achillens,  auszerdem  von  Dolon  K  316,  ^  262 
bei  tniutg^  dreimal  bei  tnnoi  B  764  P6I4  ^376;  vgl.  Schuster  a.  0. 
S.  21.  Eine  und  die  andere  der  angeführten  Abweichungen  scheint 
allerdings,  allein  betrachtet,  an  die  Weise  der  spätem  Epiker  zn  erin- 
nern, die  in  Anwendung  der  Epitheta  absichtliche  Abweichungen  vom 
homerischen  Gebrauch  liebten,  wie  i^lydavTioi  itoSsg  Zitittov^  das  dnroh 
Klang  and  Rhythmus  so  auffallend  an  iqlyiovitog  noifig^i^  erinnert, 

Jahrb.  f  /elast.  Philol.  Snpp).  Bd.  III.  Hft.  6.  52 


res  homerische  dagegen,  wie  tav^g  fteyäOw/we,  Kttttos  xvavoxaiTig, 
(O  iit  min  wieder  geneigt  auch  golcbe  AbweichenpeD  in  tolerierM. 
JedeDfalls  iai  ein  einigermasEen  sicheres  Urleil  nicht  möglich,  so  Inf« 
maa  nicht  alle  belrefTeDden  Ffille  ahersieht.  Daac  hin  nnd  wieder  eii 
■Uhilea  Epithelon  seinem  Subetanliv  Tehlt,  iat  meines  Erachlens  eiae  m 
oatarliehe  Erscheinung,  diu  ich  kenm  versiehe  wie  man  daran  Anslosi 
nehmen  kann:  vgl.  Sohesler  a.  0.  and  aber  einige  angeblich  anriehltf 
gebranchle  EpilbeU  ebd.  S.  31—24. 

Schlieszijch  noch  ein  Wort  aber  angebliche  AbweichnB^ci 
und  Eigenthilmlicbkeilen  im  Vershan,  woraaf  man  den  Be- 
weis *erschiedener  Enlstehiing  einielner  Gesinge  En  begrOnden  ver- 
lacht hat.  Hancbe  von  G.  Hermanns  Schülern  werden,  wie  ich,  aas 
seinem  Munde  vernommen  haben,  dasx  sich  ihm  bei  wiederliolter  Lesaag 
der  homerischen  Gedichte  ebensowot  durch  Aiisdrock  nnd  Vei^ban  aU 
durch  Darsteiningsweise  von  einander  geschiedene  Abachnille  henns- 
geslelU  ballen.  Doch  da  er  sich  nie  gedrungen  gefablt  hat  eine  so 
bedeutende  Wahrnehmung  in  verölTenllichen,  so  darf  man  vrol  ver- 
mnlen  dasE  sie  mehr  auf  suhjecliver  Empttndang  als  anf  ibatsäcblicb 
nachzuweisenden  Beobachtungen  beruht  hat.*")  Seitdem  hat  besoa- 
ders  K.  A.  J.  HolTmano  in  den  'qnaestiones  Homericae'  versscbt  ml 
einer  wol  nur  in  Deutschland  möglichen  Ansdener  aas  fast  nikroshe- 
pischen  Beobachtungen  der  Caesuren,  des  Hislns  nnd  des  Gebranchs 
des  Digamma  das  Zeilaller,  den  ümTang  und  die  Zusammengehörigkeit 
der  einzelnen  StQcke  nachzuweisen.  Es  ist  in  bedanern  dess  so  viel. 
Fleisz  und  Sorgrilt  an  die  Ermittlang  dieser  winzigen  Thatsschen  ver- 
■obwendet  ist,  denen  Tür  diese  Unlersuchnng  alle  nnd  jede  Beweiskraft 
abgesprochen  werden  masz.  Erstens  ist  es  tnch  bei  all  diesen  Ah- 
Weichlingen  nicht  nnr  möglich  sondern  sogar  wshrscheinlich,  da»  sie 
erst  im  Lauf  der  mündlichen  Ueberlieferang,  theilweise  sogar  erst  Dach 
der  niederschreibung  in  den  Text  gekommen  sind  —  und  wenn  dies 
unleugbar  ist,  so  ist  der  angewandten  Methode  vOllig  der  Boden  ent- 
zogen. Dies  ist  denn  euch  bereits  von  Krilikern  der  entge^engeaeti- 
testen  Bichtungen  lusgesprochen  worden,  sowol  von  Migelsbacb(ABM. 
tur  Uisa  3e  Aufl.  S.  399}  als  von  G.  Curtins  (Andeutungen  Aber  den 
gegenw.  Stand  der  hom.  Frage  S.  33),  denn  ich  mich  nnr  vollkomnen 
■nschlieszen  kann.  'Das  nemlich'  sagt  der  letztere  'stellt  sich,  sollten 
wir  meinen,  bei  allen  diesen  Unlersncbungen  immer  entschiedener 
herans,  desi  Sprache  und  Versbau  durch  beide  Gedichte  hindurch  we- 
■entlich  dieselben  ;ind,  Terner  dasE  die  bomeriscbe  Sprache  eine  laxere 


301)  Eine  Andentung  fiber  dieaen  QegeDstand  von  ihm  kenne  ich 
nnr  Orpli.  S.  637:  'illnd  contendo,  in  hsc  qo^eationa  dod  n^lig-endos 
esse  numeros.  nt  uno  aed  eo  Incnlento  ntRr  ezemplo,  quis  qoq  mim» 
qnantam  interesae  spBtiHt  inter  nameros  qni  sunt  in  XIII  libro  lliadii 
et  eoa  qni  sunt  in  XXIIl?'  Im  Philologns  VIII  S.  103  —  212  ist  aoch 
der  Versuch  pcmaoht  worden  eine  Verscliiedenhait  des  Versbaas  für 
A  N  nnd  ¥  nachinweisen. 


L.  Friedlliider:  swai  homerisebe  Wdrteiverioiolinisse.       777 

Regel  bei  als  die  meisten  tnderen  Mandartes ,  dass  sie  im  böohsten 
Grade  diejeaige  Eigenschaft  besitzt,  die  man  Flflssigkeit  oder  Debn- 
barkeit  genannt  bat.  Bedenken  wir  nun  ausserdem  noch ,  wie  leicht 
durch  eine  winsige  unwillkQrliche  Aenderung  der  Rhapsoden  in  ein 
altes  Lied  eine  sprachliche  Neuerung  hineingebracht  werden  konnte, 
wie  dasn  trotz  der  voranszusetsenden  Ehrfurcht  der  vortragenden  fflr 
das  alte  Lied  bis  auf  die  Fixierung  des  Textes  durch  die  Schrift  der 
gröste  Anlasz  sein  muste,  und  wie  manches  auch  noch  zwischen  Pei- 
sistratos  und  den  Alexandrinern  sich  in  diesen  Dingen  leicht  verfin- 
dern  konnte,  so  merken  wir  dasz  wir  uns  hier  auf  einem  äusserst 
seblüpfrigen  Boden  befinden.  Dergleichen  Untersuchungen  führen  da- 
her selten  zu  wirklich  aberzengenden  Resultaten,  nemlich  nur  dann, 
wenn  sie  mit  anderweitig  gefundenen  Beobachtungen  zusammentreffen, 
oder  wenn  irgend  ein  Stück  eine  ganze  Menge  seltsamer  Erscheinungen 
neben  einander  bat.'  Aber —  und  dies  ist  der  zweite  Punkt  —  die  von 
Hoffmann  wahrgenommenen  Verschiedenheiten  stehen  .viel  zu  verein- 
selt  als  dasz  man  ihnen  irgend  eine  Beweiskraft  zusprechen  könnte. 
Dagegen  wird  jeder  unbefangene  sich  in  der  Ueberzeugung  von  der 
darebgebenden  Gleichartigkeit  des  homerischen  Versbaus  aufs  neue 
bestärkt  fahlen  durch  die  Untersuchung  von  I.  Bekker :  ^  zahlenver- 
biUnisse  an  dem  Homerischen  versbau  beobachtet'  (Monatsber.  der 
Berl.  Akad.  1859  S.  259—268).  Hier  stellt  sich  im  grossen  und  ganzen 
eine  Uebereinstimmung  in  den  Haupteigenthamlichkeiten  des  Versbaus, 
dem  Gebrauch  der  Caesuren,  der  Neigung  der  verschiedenen  Versstellen 
BQ  Dactylns  und  Spondeas  heraus,  Aberbaupt  in  dem  was  das  eigent- 
liehe  Wesen  des  Hexameters,  seinen  Rhythmus,  bedingt:  eine  Ueber- 
einstimmong  der  gegenOber  alle  jene  winzigen  Differenzen  als  völlig 
irrelevant  erscheinen. 

Nach  dieser  längern  Abschweifung  komme  ich  wieder  auf  die 
eigentlichen  &ra|  £l(fri(Uva  zurück.  Es.  ist  nun  noch  von  denen  zu 
reden,  die  nicbl  durch  Ableitung  und  Zusammensetzung,  überhaupt 
■ieht  durch  die  Wortform,  sondern  durch  den  Sinn  oder 
die  Anwendung  als  nachbomerisch  erscheinen.  Sie  zerfallen  in 
vier  Classen: 

1.  Bezeichnungen  für  Begriffe  und  Gegenstände,  die  sich  trotz 
hinftger  Veranlassung  nur  Einmal  finden:  was  den  Verdacht  erregen 
kann ,  sie  seien  in  der  nachbomerischen  Zeit  bekannt  geworden  und 
haben  in  die  homerischen  Gediobte  erst  nachträglich  Eingang  gefunden. 

3.  Bezeichnungen  für  Anschauungen  und  Gegenstände,  die  für  die 
homerische  Zeit  zu  modern  erscheinen. 

3.  Wörter  die  für  einen  häufig  erwähnten  und  durch  6in  oder 
mehrere  gangbare  homerische  Wörter  bezeichneten  Gegenstand  oder 
Begriff  nur  Einmal  vorkommen,  während  sie  nach  Homer  häufig  sind. 

4.  Wörter  die  nur  Einmal  vorkommen,  während  man  erwarten 
sollte,  wenn  sie  zu  dem  homerischen  Wortschatz  gehörten,  sie  viel 
öfl^r  zu  finden« 

52* 


778      L.  FriedliDdcr:  zwei  honeritciie  WArtarrereeieliiilsse. 

Zar  ersten  Classe  (Gegenstände  die  trots  hiafiger  Yer< 
anlassungnur  Einmal  vorkommen)  hat  Geist  den  Gebraoeh 
des  Stachels  beim  Antreiben  der  Pferde  gerechnet,  der  in  dem  aiuii 
ilQTKiivfiv  nevxQfivexflg  sich  zeige  (r^  ^a  dt  avtdmv  xcyv^vfxia^ 
l%av  tnnovg  £752=  6396).  Aber  dies  ist  ein  Irtham,  denn  das  %ivt(fov 
wird  nicht  bloss  noch  W  387.  430  erwähnt  (vgl.  Toivaat  W  337),  son- 
dern der  Gebrauch  erscheint  als  ein  allgemeiner  in  dem  Beiwort  niv- 
%0Q£g  tnjtmvy  das  J  391  den  Kadmeern,  E  103  den  Troern  gegeben 
wird.  Wenn  auch  vereinselt,  sind  diese  Erwihnnngen  doch  Eablreick 
genug  um  sich  gegenseitig  su  schätzen:  und  wären  sie  das  nicht,  so 
wire  der  Verdacht  eines  nachhomerischen  Gebrauchs  immer  noch  nicht 
gerechtfertigt.  Auch  hierüber  hat  Aristarch  das  richtigste,  leider  jetit 
nur  KU  wenig  beherzigte  Urteil  abgegeben.  §tatt  der  tU^aQtg  die 
Hektor  dem  Paris  als  unmännlich  vorhält  F  54  (ovx  av  xoi  %Qa(a^ 
xi^oQig  %a  n  d0Q^  ^Ag>(fodlTfis)  wollten  einige  Kritiker  iMtiQtg  schrei- 
ben, weil  vom  Kitharspiel  des  Paris  sonst  nirgend  die  Rede  sei. 
nokla  Si  iativ  ana^  kiy6(ievtt  na^a  rm  noit^zj  ist  die  Ent- 
gegnung Aristarchs.  Nichts  ist  verkehrler  als  die  Einbildung  dass  der 
Dichter  alles  was  er  kennt  bei  jeder  vorkommenden  Gelegenheit  look 
vorbringen  müsse.  Am  allerwenigsten  sind  wir  bei  BesebreiboDgei 
eine  pedantische  Vollständigkeit  zu  fordern  berechtigt;  vielmehr  ist 
nichts  natOrlicher  als  dasz  hier  nach  Lust  und  Laune  ein  Zug  eianal 
weggelassen,  ein  andermal  hinzugesetzt  wurde.  Im  ganzen  stimnea 
oft  wiederkehrende  Beschreibungen  fast  immer  überein,  im  einzelaoB 
selten:  sie  immer  neu  abzufassen  wäre  eben  so  pedantisch  gewesen  ils 
sich  immer  wörtlich  an  ^ine  Abfassung  zu  binden.  Beispiele  werden 
das  Verfahren  der  homerischen  Dichter  hierin  anschaulich  maehea. 
Der  Kampf  des  al(ia  so  wie  das  Wort  kommt  nur  ^  103.  128  vor, 
während  der  Wetlkampfe  öfter  gedacht  wird  (Nitzsch  Bd.  II  S.  181); 
aber  muste  der  Dichter  jedesmal  dieselben  Kampfspiele,  jedesmal  alle 
angeben,  die  er  WH:ite?  Das  Anschirren  der  Pferde  wird  öfter  be- 
schrieben, aber  die  Gebisse  xaltvoi  werden  nur  T  393  erwähnt.  Die 
Beschreibung  der  Schiffahrt  und  des  Landens  gehört  sn  den  bänfigslea 
bei  Homer,  aber  nur  Einmal  wird  der  Höhlang  im  Verdeck  gedacht, 
in  die  der  Mast  niedergelassen  wird  {A  434  Icibv  d*  tcxodornff^" 
Xaaav  n(^6votöiv  vgfivtig) ,  nur  Einmal  der  Befestigung  des  Mastes 
am  Fuszende,  wo  Odyssens  sich  daran  binden  läszt(fft61=l79o^ov 
iv  taroniijij  i%  6^  avxov  nslqax*  avi^ip&a).  Und  obgleich  it^PJI 
und  ngviiviqata  so  häufig  sind,  und  nicht  minder  das  Bpitheton  xverve- 
TtQtoQog^  so  wird  doch  das  Vordertbeil  des  Schiffes  ansdrdcklich  oor 
Einmal  genannt  fi  230  slg  titQia  vriog  Sßaivtw  JtQmgtig.  Von  der  Ver- 
wundung der  Götter  ist  zwar  einigemal  beiläufig  die  Rede,  aber  flie- 
szen  und  abwischen  sehen  wir  göttliches  Blut  nur  Einmal,  wo  Dioniedes 
Aphrodite  mit  der  Lanze  in  die  Hand  stöszt,  daher  nur  hier  lxio(f  ^ 
840.  416*").  Nur  bei  der  Rflstang  des  Aohilleus  zur  Schlacht  wird  die 

392)  Geist  sagt:  'haeo  voz  sI  qan  alia  seriorls  originis  ant  saltem 


L.  FriedläDdert  swei  hofflerisehe'Wörterverseichnisse.      779 

Linse  aas  der  avQiy^  geoommeB  T387,  onr  bei  der  Heimfahrung 
Ton  Hüklors  Leiche  werden  ^Qrjvoi  gesnngen  ^  721."')  »So  hänBg 
Bad  und  Salbung  sind,  so  ist  es-  doch  nor  Einmal  eine  Königstochter 
(Nansikaa)  die  sich  dazu  rastet,  und  nirgend  sonst  werden  die  Vor« 
bereitongen  so  ansfohrlieh  beschrieben;  daher  nnr  hier  k'qiivd'og 
i  79  nnd  %vxkova&ai  ^80,  so  wie  auch  nnr  hier  das  Behältnis  der 
auf  die  Fahrt  mitgenommenen  Speisen  erwfihnt  wird  K/tfri/  {;  76,  die 
sonst  ohne  weiteres  in  den  Wagen  gepackt  werden. 

Selbst  jene  Beschreib angen  oft  wiederkehrender  Handlangen  nnd 
Ereignisse,  bei  denen  sich  ein  und  dieselbe  Ansdracksweise  zn  wieder* 
holen  pflegt ,  haben  wie  gesagt  sehr  oft  eine  und  die  andere  Besonder- 
heit, wenn  sie  anch  im  ganzen  durchaus  in  den  stehenden  Formeln  ge- 
halten sind.  Wie  sich  unter  den  Beschreibungen  des  Landens  die  bei 
der  Heirofahrnng  der  Chryse  durch  die  Erwähnung  der  iotodonri  ans« 
zeichnet,  ist  bereits  erwfibnt.  Bei  den  Beschreihnngen  des  Ankleidens 
wird  das  Znsammenheften  des  Obergewandes,  das  doch  gewis  in  der 
Regel  geschah,  nur  zweimal  erwfihnt,  bei  der  sorgfiltigen  Ankleidnng 
des  Nestor  in  der  kalten  Nacht  (gegen  welche  die  jungem  Helden  sich 
mit  Thierfellen  schätzen)  K  133  a(i<pt  6^  aqa  %l.alvciv  negovriaato 
q>otviK6s<S0av  j  ömXilv  ixtadiriVj  ovXij  d'  inevi^vo^e  Xaxvri  —  nnd 
wo  sich  Hera  für  Zeus  schmflckt  ^180  xifvaslifg  d^  iv6T^6i  Tutva 
at^^og  nsQOvavo,  (Ausserdem  nn^noch  B  145  dov^i  (liaov  tts- 
QovtiiSBv.}  Bei  Beschreibungen  von  Opfern  fehlt  es  anch  da  nicht 
an  Besonderheiten,  wo  sie  nicht  dnrch  besondere  Umstände  bedingt 
sind,  wie  bei  den  Eidopfern  P24j,  dem  Todtenopfer  für  Patroklos 
W  29,  den  Opfern  des  Eumaeos  $  74  n.  419.  Auch  bei  dem  Hekatom* 
benopfer  A^9 — 471,  welche  Stelle  sonst  fast  durchaus  aus  gangbaren 
Formeln  besteht,  ist  das  Händewaschen  durch  das  übrigens  unerhörte 
XSifvtrffavTO  (449)  bezeichnet.  Bei  dem  Stieropfer  B  402 — '431  haben 
die  (Sxiiai  das  Epitheton  ag)vXloi  (nur  hier)  und  nor  hier  findet  sich 
der  Vers  426  anXayxva  d'  aQ^  iiiitdQOvrsg  wuIqzxov  'HqHxlatoio.  Bei 
dem  Opfer  des  Nestor  7^  430  —  463  heissen  die  oßsXoC  axQonoQO^ 
(nur  hier),  auch  das  afitvtov  (444)  zum  Auffangen  des  Bluts  kommt 
sonst  nicht  vor,  was  bei  der  Ausführlichkeit  mit  der  dies  Opfer  be- 
schrieben wird  nicht  auffallen  kann.  Bei  dem  Opfer  der  Sonnenstiere 
f*  3&3 — 396  ist  inrnttav  ein  ana^  di^^ivovy  auch  lynata  werden 
nnr  bei  diesem  Opfer  genannt. 


interpolationis  SQspitionem  movere  potest.  nAm  neque  apud  Homerum 
neqae  apud  seqnentes  poetas  ante  Apollonium  Rhodinm  ullnm  eius 
vestigium  ea  potestate  qua  hiö  legimos  usnrpatae  reperitur.'  Ich  kann 
dies  nicht  zageben:  der  Umatand  dasz  das  Wort  in  dieser  Bedeutung 
sich  erst  wieder  bei  Apoll.  Rh.  findet  beweint,  wenn  er  etwas  beweist, 
gerade  das  Gefrentheil,  nemlich  dasz  das  Wort  in  dieser  Bedeutung 
veraltet  war  und  erst  von  den  Alexandrinern  wieder  hervorgesucht  wurde. 
Für  spätem  Ursprung  würde  höchstens  sein  häufiges  Vorkommen  bei 
den  Spätem  beweisen.  303)  Ueber  das  ^QtivBtv  der  Musen  bei  Achil- 
leus  Tod  s.  Spohn  S.  35—37. 


7S0      L.  FriedUnder:  swei  hom«riaehe  WörlenreraeichBuise« 

Die  BeacbreibuDgeo  von  MahUeiten  pflegen  kflrser  abgelban  so 
werden ,  daher  hier  weniger  Gelegenheit  za  Abweichangen  ist.  Doeh 
wenn  es  co  386  statt  des  gewöbDiiehen  oi  d^  in  oviUi^^  IroifMc  %qo- 
Tteliuvm  %8iQag  taXXov  beisxt  iv^^  ol  fiiv  öiLnvip  i7C8%Bl(^B0V 
(das  Wort  sonst  nur  noeh  395  a/vf»  inixeiQffiuv)y  so  verrath  sieh  hier 
allerdings  die  hastige  Kürze  die  dem  Scblnsz  der  Odyssee  eigen  ist. 
Dagegen  entbfilt  1206  ff.  eine  sehr  ansfabrlicbe  und  fast  in  allen  Punktea 
abweichende  Beschreibung  der  Zurüstnng  des  Blahls^  mit  dem  die  Ge- 
sandten der  Aohaeer  von  Achilleus  aufgenommen  werden.  Zuerst  wird 
nicht  wie  gewöhnlich  frisch  gesohlachtet,  sondern  schon  gebaeeDO 
Stecke  auf  dem  Hackbrett  (x^etov)  zerlegt"')  um  sie  an  die  Spiesse 
zu  stecken :  aber  dies  erklärt  sich  einfach  ans  dem  unerwarteten  oad 
spfiten  Erseheinen  der  Gäste;  obwol  auch  für  Priamos,  der  in  der 
Nacht  zu  Achilleus  kommt,  ein  frisches  Schaf  geschlachtet  wird  Sl  6)1« 
Und  so  wird  gewöhnlieh  nur  6in  Thier  zur  Mahlzeit  bereitet;  hier  sind 
die  gehauenen  Stücke  von  Schaf,  Ziege  und  Schwein,  da  doch  der  io 
der  Odyssee  so  häufige  Gennsz  der  beiden  letzten  Thiere  in  der  Hits 
sonst  nirgend  erwähnt  wird  (ausgenommen  der  Schweine  in  eben  die- 
sem Gesänge  1 467).  Aber  dies  kann  wol  eben  so  wenig  befremden 
als  das  nur  hier  vorkommende  Braten  über  der  Gintasche  und  dass  die 
Zuthat  des  Salzes  bei  der  Speisebereitung  sonst  nirgend  erwähnt  wird. 
SXg  bedeutet  in  der  Ilias  niemals  und  in  der  Odyssee  zweimal  Salz: 
X  123  =  ^  270  oidi  O'  aXiöHi  fMfityiAivav  tlöaQ  i'öovaiv  und  p  4öö 
ovo'  &la  Soifjg.  Von  den  zahlreichen  oTra^  BiQt}(iiv€i  dieser  Stelle  ist 
^^Vfilai  220  schon  erwähnt,  wofür  g  446  (von  Aristonicus  angefahrt) 
i^yfLcna.  »qsSöv,  KQatWTül^  av^paxtif  haben  ebenfalls  nichts  anffil- 
lendes,  ÜbU  kommen  noch  £  432  vor  (der  Ausdruck  iv  nvQog  «nS/g 
noch  ^  305  if;  89) ;  auch  dasz  das  Rückenstück  nur  hier  §a%ig  heisit 
(statt  des  gewöhnlichen  auch  an  dieser  Stelle  gebrauchten  vdirov),  kisB 
bei  dem  oben  angedeuteten  Beichthum  der  homerischen  Sprache  ao  sy- 
nonymen Bezeichnungen  nicht  befremden.  Statt  des  V.  212  avxicQ  hä 
xoTo  nvQ  ixari  xal  tpXo^  ifuxQav^ri  lasen  einige  ovrap  iml  itvqag  i^ 
^og  iniTttato^  navcaxo  6a  q>l6^.  Aristarcb  fand  dies  ^reUbs  (yBloiov 
Sh  Ttvpog  av^g  (og  ^6mv  av^og)  und  gab  der  erstem  Lesart  den  Vor* 
zng.  Doch  wie  mein  Freund  A.  Nauek  bemerkt  hat  (Z.  f.  d.  AW.  1865 
S.  273),  ist  die  zweite  bezeugt  durch  Flutarch  Mor.  934\  Schol.  Aescb. 
Prom.  7,  Hesyeh.  u.  nvQog  av^og.  Es  scheint  also  allerdings  als  ob 
auch  unsere  Vulg.  ihre  Stelle  dem  Bestreben  Aristarchs  verdaoke,  no- 
gewöhnliches  wo  möglich  zu  beseitigen  und  durch  gangbares  tu  er- 
setzen. Wenn  nun  jede  einzelne  Abweichung  dieser  Stelle  an  und  fflr 
sich  betrachtet  nicht  auffallen  kann,  so  fragt  es  sich  ob  das  Zusaromeo- 
treffen  so  vieler  nicht  in  der  That  etwas  fremdartiges  hat.  Doch  wäre 
dies  nicht  eher  mit  einiger  Sicherheit  zu  beantworten,  als  bis  eioe 
vollständige  Bearbeitung  aller  formelhaften  Beschreibungen  heraasge- 


394)   Arifltarcns  Uebertetzung  to  xqsodoxov  tkyyii09  passt  nicht; 
vielleicht  ist  dyyetov  verdorben. 


L.  Friedländor:  zwei  homeristfie  WörtenrerzeichBisse.       781 

stellt  bitte,  ob  und  in  /wie  weit  AbweiehangeD  von  der  (j^ngbaren 
Ansdrackfiweise  gewöbnlich  sind. 

Zur  zweiten  Classe  (Anschauungen,  Begriffe,  Gegen- 
stande, die  im  Verhältnis  zn  homerischer  Weltanschau- 
ung,Denk-  und  Geffihlsweise,  GebrSucben  und  Einrich- 
tungen modern  erscheinen)  werden  namentlich  einige  ethische 
und  religiöse  Begriffe  gezählt,  die  man  aber  keineswegs  alle  mit  Si- 
cherheit dem  homerischen  Zeitalter  absprechen  kann.    So  hat  man,  wie 
ich  glaube  mit  Unrecht,   oalri  (nur  tt  423  %  412)  hieher  gerechnet. 
Eher  dürfte  fAax^oavvri  Sl  30  unhomerisch  erscheinen.    Dies  Wort 
befand  sich  auch  unter  den  Grflnden  um  derentwillen  Arislarch  diese 
Stelle  vom  Urteil  des  Paris  verwarf,  aber  freilich  nicht  sowol  weil  er 
es  modern  sondern  weil  er  es  unpassend  fand.    Doch  setzt  Aristonicos 
hinzu:  ^Höioöeiog  ö  icxlv  rj  ki^ig'  imtvog  yoQ  jcqmog  i%Qiq6axo  inl 
rmv  tov  IIqoitov  ^vyuxiqfov.  —  Eine  veränderte  religiöse  Vor- 
stellung zeigt  sich  unzweifelhaft  in  ijfi/Oeo^  M  23  (xa^VTr^crov  iv 
zovlißai  xai  fi^Ld^imv  yivog  ivögav),  da  Homer  übrigens  noch  keine 
Halbgötter  oder  vergötterte  Menschen  kennt.    Eben  so  unhomerisch 
würde  allerdings  okßtodaliimv  sein,  wenn  es,  wie  Gurtius  will 
(S.  20),  aya^ovg  und  xaxovg  Salfiovag  und  den  Begriff  dalfwvd  ziva 
^^avvoranssetzte,  was  ich  jedoch  bestreiten  mnsz.  Denn  da  bei  Homer 
öalficDv  öfter  die  schicksalffigende  Gottheit  ist  (X  61  »  64  tf  256  o  149), 
warum  sollte  *der  von  der  Gottheit  gesegnete,  in  dessen  Leben  eine 
günstige  Gottheit  waltet'  (Nägelsbach)  nicht  oXßiodalfifmf  heiszen? 
Ebenso  wenig  kann  ich  das  Unhomerische  von  (lotgrjysvi^g  zugeben. 
Denn  selbst  wenn  fiotga  auch  nirgend  das  günstige  Geschick  bedeu- 
tet, so  liegt  diese  Modification  der  Grundbedeutung  doch  nicht  so  fern, 
dasz  ihr  einmaliges  Eintreten  befremden  könnte.    Auch  ar^hafa  (un- 
gewohnt sein)  Ül  490  befremdet  mich  nicht,  obwol  ^^la  bei  Homer' 
nur  die  Bedeutung  Wohnsitze  hat.  —  Die  Spur  eines  späterer  Zeit 
ungehörigen  ekstatischen  Cultus  scheint  sich  in  fioriva^  JiC460  zu 
zeigen  (von  Andromache  mg  q>a(iivrj  luyaqoto  dUaavxo  (latvadi  tarj). 
*ls  locus'  sagt  Lobeck  Agl.  I  S.  285  *cum  Z  389,  übt  eadem  et  eandem 
ob  causam  progreditnr  (laivofAivri  itxvta^  tantam  similitudinem  habet 
ut  vix  dubitari  possit  quin  ex  illo  expressus  et  interpolatus  sit.'  Auch 
Sdvtov  E  448.  512  hat  Geist  zu  den  Dingen  gerechnet  die  dem  ho- 
merischen Cultus  fremd  sind,  da  dieser  ja  keine  ^sacra  operta'  kennt 
(Lobeck  a.  0.  S.  282).    Indessen  involviert  ädvzov  den  Begriff  dersel- 
ben keineswegs,  sondern  ist  hier  wol  nichts  als  ein  zu  irgend  weichem 
Behuf  verschlossener  Raum  im  Tempel. 

Auch  ßaQßttQ6q)tovog  könnte  nur  dann  modern  erscheinen, 
wenn  ßa^ßagog  hier  schon  die  Bedeutung  des  Nichthellenischen  hätte. 
Aber  diese  hat  es  ebenso  wenig  ah'^^Elkrivtg  bei  Homer  die  ganze  Na- 
tion bezeichnet;  sondern  KaQtg  ßaQßctQoqxovoi  B  867  sind  nichts  »n- 
deres  b\s  HlvTug  ayQioqxovoi  d"  29^j  obwol  ermöglich  ist  dasz 


jenes  Praedicat  erst  nachträglich  in  die  Stelle  vonlnesem  getreten  ist. 


'In' 


782      L.  Friedliodor:  swei  hooierisohe  WOrterTeraeiehnitte« 

Wenn  tlso  Thokydides  I  3  aacb  Unrecht  hatte  die  BeneDOOBg  Bar« 
bar  fflr  modern  {vemtSQtx^v  Ariston.  B  867)  zu  erklären,  so  war  doeh 
seine  Empfindung  insofern  ganz  richtig  als  Homer  die  spätere  Bedeu- 
tung noch  nicht  kennt. 

Die  Spur  eines  nachbomeciscben  Gebrauchs  scheinen  eisige 
Alte  in  Ivxvog  x  34  gerunden  zu  haben  nach  dem  Et.  N.  565,  37:  ol 
naXaiol  qv%  i%q^vxo  IXcdtp  xorl  Av^vm  ikkit  %6Xoig  .  .  dto  xal  tfe<ri^ 
inelanai  ro  iqvcsov  Xv%vov  lxov6a.  Doch  scheint  man  zur  Atbe- 
tese  hierin  keinen  Grund  gefunden  zu  haben ,  gewis  mit  Recht.  ^ 


Wir  kommen  nun  zu  den  zahlreichen  aita^  ilQtjiiivaj  die  nicht 
durch  den  bezeichneten  Gegenstand  oder  Begriff,  sondern  durch  die 
einmalige  Anwendung  des  Wortes  als  nachhomerisch  erscheinen.  Die 
dritte  Classe  nmfaszt  diejenigen  Wörter,  die  für  häufig  er- 
wibnie  Gegenstände  oder  Begriffe  Einmal  eintreten, 
während  diese  in  der  Regel  durch  einen  stehenden  oder 
einige  wechselnde  Ausdrücke  bezeichnet  sind.  Unter 
diesen  sind  aber  manche  die  man  nicht  leicht  für  jflnger,  ja  sogar  für 
älter  halten  wird  als  ihre  gangbaren  Synonyma.  Dahin  dörfle  so 
rechnen  sein:  gyq  far  mg  B  H4  S  499 >  yfjgvs  nur  ^  437  für  tp&vri 
und  yl(aoaa  (sonst  nur  noch  (ullYtiQvg  fi  187),  ^h<pa  nur  6  508  f&r 
\ii%Qi  (auch  dies  nur  2V  143  St  128)  und  &XQ^  (viermal),  uqu  nur  2^531 
fflr  ayoqi  (%,  Aristonicus),  Bvlriffct  nur  ^  481  fQr  ^ior,  dßcc»fj<sav  nur 
d  249  fflr  axiiv  iyivovvo  usw.,  £tQS(M>g  nur  ^  529  für  dovloavvri^)^ 
xtKvg  nur  X  393  statt  Tg  usw.  (sonst  nur  noch  axixvg  t  515),  XvKtißctg 
nur  £  161  für  Irog,  xvddaXov  nur  q  317  für  ^i^q^  Xaca  nur  t  229  für 
o^am.  Dagegen  gellen  andere  äna^  d^rifiiva^  die  der  spätem  Sprache 
geläufig  sind,  mil  Recht  für  modern  und  galten  dafür  zum  Theil  schon 
im  Alterthum.  Mit  Recht  verwarf  Aristarch  den  Vers  B  475  a^^o»  ^^ 
avi^ctTtoSeaai'  xL^bvxo  dl  datxa  ^aXsiav:  oxi  veG>x£Qi%rj  ovofiaöiaxov 
ivi^ifcodov  ovöl  yciQ  noiQcc  xoig  iTCißeßXriKoaiv  Ofii^Qa  vositcil^) 
Mit  Recht  hebt  Nitzsch  unter  den  Verdachtsgründon  gegen  die  Stelle 
i  120 — 125  besonders  das  Wort  nvvi^yixai  hervor,  da  Homer  sonst 
immer  d7iQrix^(^$g  und  andere  Worte  (wie  iXa(pi]ß6Xog) ,  diese  bei  des 

395)  B.  Constant  wollte  nicht  blosz  in  dem  Wort,  sondern  auch  in 
der  Sache  etwas  neues  sehen  (b.  Nitssch  Bd.  II  S.  229),  wie  mir  scheiott 
ohne  allen  Grund.  96)  Neben  dem  gangbarsten  Wort  Sfiois  kommt 
-a-ijs  nur  3  614  {d'Tjtsvto  1,  2).  dovXrj  nur  T  409  9  12  vor,  welches  Nitwch 
Bd.  I  S.  231  mit  Recht  in  Schutz  nimmt,  da  dovUov  ijjucrp,  dovXoavvti 
und  SovkBiov  eldog  nicht  selten  ist :  s.  die  ganze  treffliche  Auseinander- 
aetsnng.  —  Micbt  so  sicher  als  die  aristarchtsche  Athetese  von  H  475 
ist  die  von  Ä  304  wegen  xiQvißov:  a&etei^tat  oti  nagä  to  avvtivfQ 
ttVTCD  j^pvipov  TO  dyyitov  xo  vnodiTOfiBvov  x6  v^o)p,  mg  ^/*«^'  'i??** 
dl  avtbg  etmO'e  %aXsiv  Z^pijra,  to  dl  hutoc  t(ov  vfigtov  diSöfievov  voag 
XeQvißa.  ft'io*  dh  diicX"^  ürifietovvtou  tag  ana^  ivxavd'a  BlQri(iivov,  Oh 
die  Bemerkung  im  cod.  V  und  bei  Eustathios  über  6i(pXa<SHiv  ff  14* 
(i|  Xiiig  vemxi^mvj^n  Aristarch  herrühre,  ist  mir  sehr  sweifelhaft 


L  Friedliador:  zwei  bomerUche  Wörter veneiehniMe.      783 

Spileren  gemeintte  Bezeichnung  aber  sonst  nirgend  gebraaobt  bat."^ 
Gewis  ist  auch  das  einmalige  ioiÖrig  viivov  &  429  geeignet  den  Ver- 
dacht nachhomerischer  Abfassung  oder  Ueberarbeitnng  dieser  Stelle 
zu  verstärken,  so  wie  das  einmalige  aotplri,  das  sonst  mit  seinem 
ganzen  Stamm  in  beiden  Gedichten  durchaus  fehlt,  in  einem  Gleichnis 
O  412  leicht  späterer  Einschiebung  seine  Stelle  verdanken  kann,  s. 
Nitzsch  Bd.  II  S.  105.^)  Auch  dasz  fio^^if,  eia  übrigens  erst  von 
Besiod  gebrauchtes  Wort,  nur  an  den  beiden  ohnehin  verdfichtigen 
Stellen  ^  170  und  l  367  steht,  ist  schwerlich  zufällig.^)  Doch  wenn 
in  diesen  Wörtern  alle  oder  die  meisten  Spuren  nachhomerischer  Ab- 
fassung erkennen  werden,  so  wird  dies  bei  anderen  zweifelhafter  er- 
scheinen, besonders  wenn  sie  sich  mehr  als  Einmal,  und  überdies  an 
ganz  unverdächtigen  Stellen  finden.  Hier  wird  die  Möglichkeit  dasz 
die  Anfänge  solcher  Ausdrücke  schon  dem  homerischen  Zeitalter  an- 
gehören nicht  abzuleugnen  sein.  Wenn  Rede  in  der  Regel  (iv&og 
beiszt,  so  scheint  doch  damals  auch  schon  der  Gebrauch  von  Xoyog 
begonnen  zu  haben,  da  nicht  blosz  dies  Wort  sich  an  zvi^ei  unverdächti- 
gen Stellen  findet  O  393  a  56,  sondern  auch  naUlloyog  A  1269  iXoyia 
O  162=^178,  iiv^oXitysvia  (a  450.  453.  TtQoßarov  statt  oig  ist  gewis 
anfTallend,  aber  es  steht  nicht  blosz  j?  124  und  ^  550,  sondern  den 
Anfang  des  Gebrauchs  gewahrt  man  auch  ß  76  v$iiag  ia&ifisvai  Kiiiii^' 
Xui  TS  TtQoßaclv  T€.  Das  zweimalige  inoörnia  0  369  c  361  statt  des 
so  häufigen  niÖiXov  für  naclhomerisch  zu  halten  sehe  ich  um  so  we- 
niger  einen  Grund,  je  mehr  dies  Substantiv  aus  dem  so  geläufigen  vito 
nooalv  idi^aaro  Kala  nidiXa  mit  Nothwendigkeit  hervorgehen  mnste. 
Auch  das  einmalige  oÖomoQOg  Sl  375  (und  oöoitcoqiov  0  506)  neben 
oSixTig  1,  5  wird  wol  niemand  für  nachhomerisch  halten.  Ich  stelle 
hier  sämlliche  von  mir  bemerkte  Ausdrücke  der  spätem  Sprache  zu- 
sammen, die  ^in  oder  einigemal  statt  der  gangbaren  homerischen  vor- 
kommen; aufmerksame  Beobachter  werden  die  Zahl  gewis  vermehren 
können.  Es  mag  dem  Urteil  der  Leser  anheimgestellt  bleiben,  in  wel- 
chen Fällen  spätere  Abfassung  oder  Umbildung  des  Ausdrucks  anzu- 
nehmen sei,  und  in  welchen  man  sich  dahin  neigen  möchte  das  neue 
Wort  schon  der  homerischen  Zeit  zuzusprechen. 

Substantive:  ^nTric  als  Beiwort  der  Pallas  nur  K  460  neben 
aysUlfi  5,3;  iiqlov  für  tf^fca  oder  tv^ißog  nur  ^''.126;  aQTog  nur 
^  346  tf  120,  sonst  01x0g, 

Adjectiva:  zvipXog  für  aXaog  nur  Z  139  TvgL  TtriQog  £599); 
»ov g>og  für  iXafpqog  oder  ^lötog  N  ibS  &  701;  fifSv%iog  (und  ijtfv- 
'    Xh)  <^  598  er  22  für  ixriXogj  evxriXog, 


397)  Dagegen  kann  ich  auf  das  ana^  ligrjfiivov  no^fivri  i  122 
statt  des  gewöhnlichen  ntSv  kein  Gewicht  legen  (wie  Nitzsch  thut  Bd.  III 
8.  30),  da  Ttoifiijv  häufig  ist.  ^  98)  tintovog  ,  .  og  (d  te  naarjq  \  sv 
Mij  aotpCrig  vito^rjitoüvvTjatv  'Ad'ijvrjg,  Dagegen  i  234  ov  '^Htpamtog 
9idafv  xal  IlaXXag  A^ijvrj  \  riivrip  navtoii^v,  99)  ^  170  dXXä  9tös 

fiOQtfqv  inBOi  axi<pBi,  und  X  367  aol  d'  im  \i>\v  ßOQqtrl  miov,  vgl.  Nitzsch 
zu  beiden  Stellen.  Dagegen  ^  175  ov  ot  2«(^ftff  aiifpinBQiati(pexai  iniecoiv» 


784      L.  Friedllnder:  twei  honerlMlM  WdrtervdrseieluiisM. 

Verba:  (ia(iio(iai  P412  (fKOfisvm  t  274  afidfifp;o$  M  109  fio- 
ftoff  ß  86)  statt  iviittm;  dei  far  ;t^i7  Dar  i  337  2;  100;  fijtio  statt 
öi^flliat  nar  i3'258;  fAiaia  für  Gxvylaa  nur  P272;  are^^eo  fär  omn;- 
^flo  Q8W.  nur  V  262. 

Partikeln:  tivIkcc  nur  %  198  für  oituwte. 

Hieran  schliesst  sich  eine  Reihe  von  Wörtern,  deren  Stimme  der 
homerischen  Sprache  geläufig  sind,  während  ihre  Form  sich  sonst  nur 
bei  Späteren  findet.  Daeu  gehört  ^17  ^/ov,  das  für  ^f^q  bekanailich 
nur  %  171.  180  steht  (^aXa  yag  liiya  ^rj^^lov  ^ev).  Ob  kvitQog  (nur 
V  243  von  Ithaka  ovöh  klriv  Xvitg^ ,  avor^  ovd'  svQeta  rhvxxai)  als  eine 
Nebenform  von  Xvy^og  zu  betrachten  sei  oder  als  ein  anderes  Wort, 
wage  ich  nicht  su  entscheiden;  der  Stamm  Ivtc-  findet  sich  ubrigeos 
bei  Homer  nicht.  So  häufig  iv^a  iv^äde  iv^€v  iv^ivöe  sind,  so 
lesen  wir  ivrai) ^ er  doch  nur  1601,  ivxevd'sv  nur  t  b68j  ivxav- 
^oi  0  122  <s  105  V  262.  «  «  r  w  nur  P  136  ^  91^),  (utxa^ii  nur 
A  156.  

Endlich  ist  noch  von  der  vierten  Glasse  der  oTCa^  eiQtjiiiva  sa 
sprechen,  deren  einmaliges  Vorkommen  hauptsächlich 
darum  befremdet,  weil  man  sie  öfter  zu  lesen  erwartet, 
wenn  sie  bereits  zum  homerischenWortvorrat  gehörten. 
Eins  und  das  andere  könnte  mit  eben  so  viel  Recht  der  yorhergeheadeB 
Classe  beigezählt  werden,  wie  man  denn  überhaupt  manche  dieser 
mal  elgrifiiva  mehr  als  ^iner  Kategorie  unterordnen  kann.  Auch  hier 
werden  in  einzelnen  Fällen  die  Meinungen  gelheilt  sein,  und  mir  selbst 
scheinen  keineswegs  alle  hier  aufzuzählenden  Wörter  gleich  auflTallend: 
axfii^  K  173  und^ie  ganze  Redensart  vvv  yag  Sri  ndvrsaaiv  inl  ^' 
QOV  üaxaxui  aTififjg  \  fj  ^äka  kvygog  oXs^gog  ^Axaiotg  ris  ßiavai^*)\ 
do^a  K  324  X  344  (beidemal  ovd'  aiio  So^rig);  ntvlr\  ^  157  {laviiqog 
y  348);  iyyvrj  (und  iyyvio^i)  &  351;  vytf^g  ©524  (fiv^o^  i'og^ 
vvv  vyir^g ,  ilgrifiivog  laxüsi) ;  öisXogK 466,  d^Xog  v  333  (JijXog  ^  161, 
vgl.  delXrj  SeuXiaa  evSsUXog);  ay^oXiogU  387  (Grote  bist,  of  Greece 
II  S.  468  Note);  tSiog  y  S2  S  314;  ^(i€(^og  o  162  (n(*^Qlg  s  69);  die 
Anrede  m  xdXav  a  327  r  68,  da  sich  das  Adjectivum  raXag  abrigens 
erst  bei  den  Tragikern  und  der  Vooativ  erst  bei  Theognis  512  findet; 
svq>ri(AiüD  1 171  (fpiQre  öi  xegalv  vÖeaQ^  twprifi^aal  xs  niXsa^i:  btiV' 
fpfl(iiio  Beifall  zurufen  ^  22  =  376);  &oiväo(iai  nur  ^36;  ßo- 
6vcii<a  k  694  tp  405;  dgato  nur  in  den  Gesängen  0  n  x;  öj  x^^^aA^ 
avafid^Big  X  9^j  da  Homer  übrigens  weder  das  einfache  (Aaaöa  noch 
ein  anderes  Compositum  dieses  Wortes  hat;  ovvexig  M26  i7^ 


r217 


400)  tp  Ql  6  9*  äga  ngog  xiova  ua%(f^v  'qaxo  %ata>  ogomv:  dagegen 
*   ^n  aidanBv,  vned  ifh  i^deane  %a%a  x^ovog  o(S4^ata  nrj\ag,  401) 

Auch  dasz  ivifov  nur  hier  steht,   fällt  auf.    Wie  anders  wird  derselbe 
Qedanke^Bonst  ausgedrückt.    Z.  B.  sagt  Nestor  in  derselben  Nacht  /  78 


L«  Friadllader:  swei  hoiMrisciM  W6HerT«rseiolnMie«      785 

In  einem  grossen  Theil  dieser  durch  kflnftige  Beobaehtang  su 
vermehrenden  ana^  elgtifiiva  wird  die  Kritik  Spuren  xu  erkennen  ha- 
ben, welche  die  fortschreitende  Sprachentwicklnng  während  der  Daner 
der  fflflndiichen  Ueberlieferuog  in  dem  homerischen  Text  lurflckgelasseD 
hat.  Eins  und  das  andere  mag  freilich  erst  von  Abschreibern  hineinge- 
in'dert  sein,  schwerlich  aber  von  den  Grammalikern,  die  vielmehr  das 
einmalige  durch  das  gangbare  zu  ersetzen  strebten.  Diese  DifTerenneD 
und  Unebenheiten  sind  also  nicht  wie  in  anderen  Texten  naohtrflglich 
von  auszen  hinzugetreten,  sondern  ans  der  Geschichte  des  Textes  or- 
ganisch hervorgegangen.  Ihnen  gegenüber  ist  folglich  anch  die  Auf- 
gabe der  Kritik  eine  andere  als  sonst.  Wihrend  sie  sonst  alle  Verln- 
dernngen  des  Urtextes  als  Entstellungen  zu  beseitigen  strebt,  mnsz  sie 
sie  hier  als  Zeugnisse  der  Wandlungen  welche  die  Ursprüngliche  Forst 
erlitten  hat  unangetastet  lassen  und  sorgfiltig  verzeichnen:  gerade  da- 
durch dasz  ein  so  groszer  Theil  dieser  Zeugnisse  verloren  gegangen 
ist,  haben  die  uns  darch  die  Gunst  des  Zufalls  aufbewabrten  doppelten 
Werth  erhalten.  Jede  Aendbrnng,  die  an  Stelle  des  einmaligen  Aus- 
drucks den  gangbaren  setzt,,  mag  sie  noch  so  leicht  und  natfirlich 
sein,  ist  ein  willkürlicher  Eingriff  in  eine  geschichtliche  Ueherliefe- 
rung.  Eine  solche  Aendernng  hat  Bekker  in  der  neuen  Ausgabe  ge- 
wagt, indem  er  A  166  iml  ij  ^ala  noUa  fuxa^vj  \  ovg^d  xe  anio- 
evra  ^ciXaaatc  %s  rixqicca  statt  des  obne  Variante  bezeugten  fiera|v 
das  gangbare  (isötiyvg  schrieb;  denn  dies  kommt  bei  Homer  26mal 
vor,  jenes  nur  hier.^)  Aber  selbst  angenommen  dasz  an  keiner  von 
den  26  Stellen  fitdrjyv  grieimma tische  Correctur  ist;  angenommen  dasa 
wirklich  A  156  ursprünglich  dies  gestanden  und  erst  später  durch  die 
neuere  Form  verdrängt  worden  ist :  so  musz  die  Kritik  wie  gesagt  sich 
darauf  beschränken  die  Abweichung  zn  bemerken,  beseitigen  darf  sie 
sie  nicht.  Vielleicht  hat  anch  Bekker  dies  gefühlt,  vielleicht  hat  er 
jene  Aenderung  gleichsam  beispielsweise,  um  in  kürzester  Art  auf  den 
Funkt  aufmerksam  zu  machen,  in  den  Text  gesetzt:  wenigstens  hat  er 
in  keinem  von  allen  ähnlichen  Fällen,  wo  die  Herstellung  des  gang- 
baren nieht  minder  leicht  und  bequem  gewesen  wäre,  geändert.  Ea 
ist  sehr  möglich  dasz  v  243  ursprünglich  gestanden  hat  ovdi  Uriv 
^^yifVi  da  auch  XvyQog  die  Bedeutung  ^armselig'  hat  (iüfutta  kvyi^); 
dasz  1 337  W  dl  6h  TtoXefii^ifUvai  Tqmaaiv  das  spätere  ist  statt  %i 
Sl  %qii^  dasz  %  ld8  ^Wxa  an  die  Stelle  des  ursprOnglichen  aitnoTS  ge- 
treten ist.  Ebenso  bietet  sich  P272  läoffiev  o  a^a  fiiv  äi^mv  »völ 
xti^^a  ysviö^tti  die  Aendernng  latv^ev  von  selbst,  da  auch  cxvykiv 
mit  dem  Infinitiv  verbunden  wird  A  186  cxv^ey  di  xal  iXlog  \  hsov 
ifiol  q)aa^ar,  und  S268  i(ih  d'  ISo^a  navxmv  |  d'qxsi'  %al  %i  fi'  a^xov 
iat  al&iQog  fyßaks  novx^  kann  man  statt  tr^xn  z.  B.  Sl^tv  schreiben 
usw.  Aber  wenn  die  Kritik  nicht  allen  festen  Boden  verlieren  soll,  so 
darf  sie  Iki  allen  solchen  Fällen  nicht  über  den  alexandrinisehen  Text 
hinansgehen  wollen. 


402)  Vgl.  oben  Anm»  7. 


786      L.  FriedlftBftor:  twei  bomerieohe  W^rlerreneiclHiisse. 

Anhang. 

Veneielmi«  der  homerisohen  GleiohxuuMe, 


Wie  für  so  viele  Untersacbangen  ist  namentlieb  für  die  obige 
eiae  voIlsUDdige  Uebersicht  der  Gleicboisse  ein  kaum  zu  eotbebreodes 
HülfsmiUeL  leb  entoebme  das  hier  folgende  der  Abbandlung  von  G. 
F.  C.  Günther  ^Ober  die  homerischen  Gleichnisse'  im  Atbenaeum  voi 
Güniber  und  Wachsmuth  (Halle  1817)  Bd.  1  S.  98  ff.  173  ff.,  das  so 
weit  meine  Erfahrung  reicht  vollstflndig  und  xweckmissig  geordnet 
ist.  Der  Vf.  theilt  die  Gleichnisse  in  3  Classen :  1)  ausgeführte  Gleich- 
nisse, K.  B.  B  87 — 93;  2)  aosgeschmackte  Vergleichungen,  z.  B.  JB337 
{  Sri  nwAv  ioiMozBQ  ayoQattfS^e  [  vtptidxoig^  olg  ovxi  iiiisi  noUfu^ut 
fj^tt;  3)  einfache  Vergleicbnngen,  z.  B.  ^  47  6  d'  ^ic  w%vl  iM%dg. 


L  Gleichnisse  der  Ilias.  ^"') 

1.  Auageliilirto 

« 

OlelohniMe. 

B   87—93 

E     4—    7 

A  113—121 

JV 198-203 

144—146 

87—  94 

155—161 

242—245 

147—149 

135—143 

172—180 

298—305 

207—210 

161—165 

269—272 

334-338 

394—397 

499—505 

292—295 

389—393 

455—458 

522—527 

305—309 

471—477 

459—468 

554—560 

324—326 

492—496 

469—473 

597—600 

414—420 

570—575 

474—477 

♦770—772 

473     484 

588— 59J 

480—483 

864—867 

492—497 

701—708 

780—785 

902—904 

548—557 

795—801 

r   2—  7 

Z  146—149 

658—565 

S    16-52 

10—  14 

506—514 

M  41       50 

394—401 

21—  28 

H     4—    7 

131—136 

414—420 

30—  37 

63—  66 

145—152 

0  80-83 

60—  63 

6  306—308 

156—160 

170—172 

150—153 

338—341 

167—172 

263—270 

J  ♦Tö—  78 

655—561 

278—289 

271—280 

130—131 

14-8 

299—308 

323—327 

141—147 

323—327 

421—424 

361—366 

243—246 

K     5—  10 

433     438 

381-389 

275—282 

183—189 

451—456 

410-414 

422—428 

360—364 

N  62—  6p 

579-583 

433—438 

485—488 

102-106 

586—590 

452—456 

A   62—  65 

137—146 

«18—622 

482—489 

67—  71 

178—181 

6J3-629 

403)  Die  mit  *  beaeichneten  Gleichnisse  fehlen  bei  Günther. 


L.  Friedlfinder:  iwM  böneriadie  WdrterT^ntfiolHiiif».      787 


0  630—638 
679—686 
690—694 

n  7—  11 
156—166 
212—217 
259—267 
297—302 
352—357 
364—366 
384—393 
406—410 
428 — 430 
482—486 
487^491 
582—585 
633—637 
641—644 
745—750 
751—754 


n  766—761 

765—771 

823—828 

P     4—    8 

20—  23 

53—  60 

61—  69 

108—113 

133—137 

263—266' 

281—285 

389—395 

434—437 

520—524 

547—552 

569—573 

657—667 

674—681 

725—731 

73fr— 741 


B  337 

E  782 
H208 


JI235 
I  14 
A    27 


A    47 

359 

r  222 

A  462 

E  778 


A  147 
485 
595 

M  40 
375 


P  742—746 
747—754 
755—759 

£  161—164 
207—214 
219—221 
316—323 
599—601 

T  357—361 
375—380 

T  164—175 
403—406 
490—494 
495—502 

0  12—  16 
22—  26 
257—264 
346—349 
362—365 
49^—496 


2.  Kürxere  CQeicIiiiüwe. 


*  522— 525 
57^—580 

X  22—  24 
26—32 
93—97 
139—144 
162—166 
189—193 
199—201 
262—267 
308—311 
317—321 

9^222—226 
598—600 
692—694 
758—764 

Ä  39—  45 
480-483 


M293 

O  237 

605 


P  157 

460 

2?    57 


1*252 

<Z>  252 

282 


W  712 
Sl     80 


3.  Kfnesto  GlelohiilMe. 


M385 

iV  330 

470 

531 

564 


iV654 
754 

S  185 
413 

n  59 


P  51 
£  56 
T  17 
T  51 
444 


<Z>  483 
X  125 
^455 


d  45—  46 
336—  40 
791  —793 

s  51—  54 
328—332 
368—370 
394—1398 
432— 43j 
488—493 

t   102—109 


II.  Gleichnisse  der  Odyssee. 

Olelclmiflse. 


1.  Ausgeführte 

i  130—136 

160—169 

232—235 
O  523—531 
*   384—388 

391—394 
K  216—219 

410 — 417 
f4  251—255 
V    31—35 


V  81—  85 
jr    17—  21 

216—219 
Q  110—113 

126—131 

518—521 
T  205—209 

518—529 

V  14 —  16 
25—  30 


9  406 — 109 

X  299—301 
302—309 
383—389 
402—406 
468—472 

^  159—162 
233—240 

«   6—  10 


788      L.  I^rfedliiider:  twei  ho««rlMlM  Wdrterrarieidnttse. 

%.  KimeM  GlelofaüMie. 

a  306  tf  413  t  813  X  411  fi  237  fp  ^ 

a.  Küraeste  GleicImlMe. 

5  245  17  106  0  479  <f    27  ^168 

a  371  A  368  »463  t  494 

17    36  fi.433  500  9  411 


Nach  diesem  Verzeiclinia  hat 

die  llias      182  aaagefahrte      17  kürzere      28  kOrzeate  Gleichoisse. 
die  Odyssee  39  „  6       ,,  13       ,,  „ 


u. 

0 

Die  homezisehen  Wfirter  die  einem  yon  beiden  Ge- 
dichten aosschlieszlidi  oder  vorzugsweise  angehören. 


Obwol  die  Ansichl  dass  die  Sprache  der  Odyssee  und  Ilias  im 
wesentlichen  dieselbe  sei ,  sich  mit  Recht  immer  aligemeiner  geltend 
macht,  so  wird  ihr  doch  noch  vielFaoh  widersprochen.  Der  Grand  ist 
kein  anderer  als  weil  man  aach  hierin  bisher  Qber  einzelne  Bemerknn* 
gen  nicht  hinausgekommen  ist.  Nichts  ist  aber  bei  homerischen  Unter- 
snchungen  so  gefährlich  als  ans  einzelnen  Bemerkungen  allgemeine 
Schlüsse  zn  ziehen.  Sehr  hinflg  hat  eine  zufällig  allein  beobachtiSte 
Erscheinung  etwas  höchst  frappierendes  nnd  scheint  ein  ganz  neues 
Licht  auf  den  Gegenstand  zu  werfen.  .  Je  mehr  man  aber  den  Kreis 
der  Beobachtung  ausdehnt,  je  mehr  man  die  6ine  Erscheinung  mll  an- 
deren zusammenhält,  desto  mehr  wird  man  gewahr  dasz  ihr  der  An-« 
schein  der  Eigenthümlichkeit  nur  durch  ihre  Isolierung  geliehen  wor- 
den ist. 

Auf  die  Verschiedenheit  der  Bedeutungen  Constrnctionen  und 
Redewendungen  in  beiden  Gedichten  gehe  ich  hier  nicht  ein,  sondern 
beschäftige  mich  nur  mit  den  Wörtern  die  einem  von  beiden  yorsugs- 
weise  oder  ansschliesziich  angehören.  Zufällig  sind  Ton  diesen  ge- 
rade einige  sehr  auffallende  von  neueren  Kritikern  beobachtet  worden, 
namentlich  von  Buttmann  im  Lexilogus,  wie  %Qai6iuiv  (I  S.  8)  das  in 
der  Ilias  I9mal,  und  ßv6g(ll  S.9ff.)  das  in  der  Ilias  lOmal  vorkommt, 
während  keines  von  beiden  sich  in  der  Odyssee  Gndet. 

Ich  gebe  auch  hier  ein  aus  Sehers  Index  ausgezogenes  Verzeich» 
nis  aller  beireffenden  Wörter,  wobei  ich  kaum  glaube  dasz  mir  ein^ 
bemerkenswerthes  entgangen  sein  kann.  Solche  Wörter  jedoch,  die 
in  dem  einen  Gedicht  nnr  an  wenigen  Stellen  vorkommen,  im  andern 
gar  nicht,  habe  ich  nicht  angeföhrt,  wenn  (wie  in  der  Regel)  dabei 
nichts  auffallendes  ist,  als  idsvxi^g  0,  3^  uxQig  0^  4»  i7toq)€iXufg  O9  49 
avxoficevog  4,  t),  yivro  5,  O9  nsvxalifiog  4,  Oy  noXvi^QaTog  0, 4  usw.  Die 
Bemerkung  Hoffmanns  qnaest.  Hom.  I  S.  27  dasz  q>aia  von  Augen  nur 
in  der  Odyssee  gesagt  sei,  verliert  ihren  Werth  dadurch  dasz  das 
Pinrale  in  der  Odyssee  auch  nur  dreimal  vorkommt.  Sehr  richtig  ur- 
teilt der  Schol.  Harl.  a  48  (bei  Gelegenheit  von  yeixmvOi  3):  ifii4fif- 
fuUviyinai  di  iv^Ikiddi  ydxava  ft^  covofiaa^ai,  iv  dh  X)dvC0Bla  vvv  ts 
%aKil  ۊg  offiiv  ialvwto  yskavig  ^dh  Stai  Mevikaov^  (d  16).  Vermut- 


790      L.  Friedlloder:  swei  bomeriscbe  Wörterreneielinisie. 

Höh  doch  eiDeChorizontenbemerknng.  Die Enlgegnnng  ist:  Töag  iloiil 
ht^l&ev  ccvxa  %qilaiv  *IXiadi^  ivcav^a  dl  nB^Uatti  xat^.  —  Wör- 
ter die  in  beiden  Gedichten  gleich  vertheilt  sind  habe  ich  nur  bds- 
nahmsweise  der  Erläuterung  halber  aurgenommen.  Bei  der  ZihloDg 
der  Stellen  habe  ich  die  gröste  Sorgfalt  gebraacht  und  auch  hier  man- 
che  Zahlen  die  sich  aus  Seber  ergeben  corrigiert,  wenn  seine  Angaben 
fehlerhaft  waren  oder  auf  veralteten  Lesarten  beruhten.  Absolute  Rich- 
tigkeit der  Zahlen  ist  auch  hier  unmöglich  und  es  kommt  aach  für  qd- 
Sern  Zweck  nicht  darauf  an.  Auch  hier  bezeichnet  die  erste  Zahl  die 
Stellen  der  Ilias,  die  zweite  die  der  Odyssee,  und  eine  Hakenparen- 
these  interpolierte  Verse. 


L  Wörter  die  der  Ilias  eigenthümlich  sind. 


ayuvXoiir^tr^ 

ayog 

iyoatog 

ayxiiiaiog  ^ 

ttyXHiapitfig 

atyig 

^  (t453  = 

alahfjtog 

aliy^a 

akucazog 

aliog 

iftnejcaXiiv 

avdi%a 
^  (d/x«3,  7; 
ivdQßupovtifg 
ivM'^tog 
awl^Bog 

anii^lisiog 


5)  0  (ayaxXetxog  aaTttotamv 


7,1 
8,1 

23,  0 
5,  0 
4,0 
7,0 

11,  1 
36,  0 

24,  6 
13,  2 


[5,  6)  a6t€Q07critfig 
ixaXccutog 
nttog 
teukcijtig 
avrito 
atnrij 
&<p&ivog 
ßovXtiq>6^ 
ßocmig 
ßgoxoetg 


^  253,  %  16  =  P  49)  ßQOToXoiyog 

8,  1  yhpvQa 

6,  1  (oAfyi»4,6)  yvv| 

7,  0  (vgl..A(ato))  dat^m 
18,  2  (ol»oa)l,2)  dfiiog 

8,  2  (fi>öl9.522)  dfiiom 


anoiva 


tntotfifiym  . 
ai^ißrfit 

(&(kaßog  K 
aQyixi^awa 

i(^l(piXog 


4,0 

^5,  0 

iiavöi%a  4,  0) 

4,  0 

ö,  0 

2931 
13,0 
12,1 
28,  0 

6,  0 

10,  1  (m  525) 
375) 

3,  0 

3,  0 
26,  1 
13,  1 


11,  0 

5,  0 
27,  2 

6,1 

4,0 

44,2 

23,4 

8,1 

15,  2 

17,  0 
9,  0 

12,  1 
7,0 

6,  0 
19,  2 
44,  0 

16,  2 
26,  3 

7,0 
21)  5 
22,  2 

8,  5 


örnoxrjg 
doXixoaxtov 

doimog 

dv^fievrig  promiscne 

i(ei)^v6g(y)  10,  0 

ii^UQ  9,  0 

inaeqyog  7,  1 

bittxrißoXog  6,  2 

{iKctzfißslkfig    1,  0) 

Sxctxog  .  4,  0 

hrißoXog  8,  0 

iXlnayilf  6,  0 

iXTisaln&tXog  3,  0 

ifilUfutdig  11,  1 


(ys<pv(f6(o 


(iXtxwtig 
M98) 


L.  FfUtiinder:  swel  hotoieriidie  WMerTdfseieluiiise.       791 


ivalQ€Si  16,  2 

naisvalqfa         0,  1 

Fva^  12,  0 

iva^tia  13,  0 

hnia  ^'  1    . 

(vtBQa  69  1 

iwdkiog  7,  0 

i^aXoTtatto  9,  3 

i£fvap/£^a)  34,  2 

iniKOV(fog  32,  0 
iQsßswog  8,  0 

(f i^c/Jo^  3, 6 ;  iQBfivog  3,  2) 

iqüiim  24,  l 

(xarei^BlTt»  %  0 ;  inegalnoi  1,  0) 
i(ficcvxriv  5,  0 

igißmla^  15,  1 
iQlßmXog  6,  1 

iglydotmog  Sj  3 

i^oio)  9,  2 

{iisQaia  1,0;  vmgioim  2,  0; 
afff^GOCvg  1,  0) 

^^001)      ^  1^  0 
m^Axfl^  6,  0 

iv^nvog  7,  0  (xoAil/f 01^09 

iviiiuUtig  5,  1  [2,  l) 

evqvKQiiav  11>  1 
IvxQOxog  7,  1 

i9>€Tf(i2  9,  1 

{:a^£0$  7,  0 

{;aitfTi7p  16,  1      (^oifTT^ov 

ij^cfiiov  23,  2  1?  38) 

fiyiuovBvtü  19,14 

fiyijtfOQ  proroiscoe 

ivhxog  30,  0  (vgpi^v/b^og 
«viO%a;ff  4,  0  [l,  0) 

nvioxevm  3,  1 

nvogiri  4,  1 

TjVKOfiog  15,  2  (xaAA/xo|iiO$ 

^£06t<JiJff  27,16  [1,  1) 

^soelitskog        %  3 
^iönidaig  (jtVQ)  7,  1 

•e^v  13,  3 

^ovQig  26,  1 

^avQog  11,  0 
^0>^ipcTi2$  5,  0 

^fli^l  35,  0 

^o^aao)  39,  3 

Jahrb.  f.  cUm.  Philol.  Suppl.  Bd.  HI.  HfU 


tintsvg              '  21,  1  (o  70) 

tjcjtrikaxr^  9,  2 

tTCTcriXdatog  2,  0 

tTtm^XoTog  0,  2 

iit7c68a(iog  45,  3 

£njt6}iO(iog  5,  0 

titnonoqvcxrig  5,  0 

twnocvvri  6,  1      (o>  40  ssb 

tnmvQig  6,  1        [i7  776) 

lao^sog  (g>üig)  12,  2 

xoAiliffcr^j^o^  13,  2 

x«AAi9rAoxafi09  4,  2 
Ai7r«r^07cAoxafM)$  1,  0 

navaxri  3,  1 

xava^/^G)  (-ia>)  1,  2 

xagrjnofioiavxig  26,  5 

KuaaheQog  9,  0 

xedvo^  14,  3 

MQotSai  8,  1 

xAcfTo^  14,  1 

»Xovii%  16,  0 

xAovoff  8,  0 

Tcvrnilg  7,  1 

xovaßim  {"tS»)  7,  1 

novaßog  %  122 

xo^vff  36,  2 

xo^^a/oXof  38,  0 

xo^^a^  1,  0 

noqvaam  11,  1 

x£Xo^vdfiivo9  10,  2 

noqvaxf^  5,  0 

xo^ov/ig  13,  2 

%qoiiLOTtsitXog  4,  0 
%v6atv(o  ("dvüol)    9,  1 

Hvdutveii^  9,  1 

nvducm  4,  0 

xvJfffTog  16,  2 

xvJo^  promiscDe 

»vdoifiog  7,  0 

xvdo«fi^o>  2,  0 

»vviri  19,  8 

Aaiif;7}^d^  10,  0 

altlffiQOg  1,  2 

Xcr^TT^o^  10,  1 

XdiiTtm  (-erat»)  21,  1 

XaiiTCxrjg  0,  3 

Aa£  6,  2 

6.  53 


792      L.  PrMIliidiir:  iwei  lumeriMlw  WOrtenrerMMaiBM. 


iUncff^  7,  0 

Juatm  9,  2 

lolyiog  4,  0 

lotyog            ^  21,  0 
a^(ffilo$y6g     0,  1 

Xoqfog  1%  3 

luujiato  6,  0 

lutQiuUgm  9}  0 

lUÜUvog  1%  1 

fi€il/i7  13,  3 

fieve^iju);  2,  0 

fievsffTOJUfiOff  89  1 
(uvi%€(Q(ifis  ((i^vh^QI^)  7,  0 

fiiiQlUQog  6,  0 

^rjfiavio^cn  1%  2 

9K^if»i}2avaofuxt09  2 

fUtfi9M)vo$  4,  0 

fioOog  5,  0 

fftioAo^  69  1 

(ücdIvvI  32,  1 

v6(Ta^  5)  2         0 

ventaQSog  2«  0 

vfiXeig  ^fi«^  7,  2 

vfptCa%og  ,  3,  0 

yi]9rvriOff  9,  0 

viptiog  proffliscue 

vo^g  11,  0 

vvaaoi  25)  1 

yco^oip  69  2  (01)467.500) 

(vtfTov  69  0 

oU&QOg  32.50 

oloip<oiog  O9  4 

ofiaJo;  13^  1 

Ofuxdioo  0,  5 

Ofi^aAoei^  12,  1 

oiiqxxXog  7,  1 

olvocfff  IO9  1 

offcrcov  69  0 


7toX$iäta 
noliiLiariqg 

ntdr^ng 


10^  1 
53,  4 
13,  1  («  499) 

8,0 

1,0 

1,0 


oi(flaxog 

mim 

n6diqv€fiog 

nodtinfig 


3i  0   {actVQOitvJQ 
8,  0        [K  153) 

15,  4 

10,  1 
7,0 

9,1 
10,  0 
27,  2 


noXvg>loiaßog  6,  2 

%ovXvß6xsiQa  14,  3 

itfftivrig  17,  2 

n(f03iQ'qvfig  2,  1  (x  96) 

ngofucxog  35,  2 

fCQOiiog  7,  1. 

fCQvXieg  5,  0 

ÄtJi  4, 4 

itv(^rfi6v  3,  0 

nv(fyog  42,  2 

nv(fyom  0,  1 

^}fvo^t(^^»)48,  1 

avap^iTj^wfii  3,  0 

^x^t^ywfift  2,  0 

ijtiQQi^yvviii  1,  0 

tfv^^^/wf»  0,  1 

inoQQiiyw(ii  %  0 

CKoXo'tff  8,  1 

axoto^  IH,  1 

axotiog  Z  24 

tfxoTOfiiJviog  $  457 

Cvadlrj  5,  0 

6xEg>avri  5,  0 

tfr/g  44,  1  [«  100) 

tfvAa»  21.  0 

CvXbvo  2,  0 

TftXcyvpfvo^  4,  0 

xifpQog  36,  1 

xaiinmXog  11,  0 

T^v^crXeta  14,  1 

XVVTl  6,  0 

VTTcrf^a  5,  0 

vniq^^og  19,  8 

wtEQ^Bvr^  12,  2 

vTrfM)^  14, 2 

vafiCinj  36,  2 

vijfißQifkixtig  4,  2 

t5t///?vyoff  4,  0 

qmXayi         ^  33,  0 

qpoAa^^ddv  1,  0 

ipaXog  7,  0 


L.  Ffifttiittder:  vnti  kommmlk»  WArlervaraeiehniise*      793 


^ißofiai 

11,  1 

^il(mv6X$iiög 

10,  0 

tpvfyoq 

8,  0 

ipXoufßog 

4,0 

g>oßio(iai 

35,  1 

• 

ttfupupoßiofiM  n  290 

^ßog 

39,  1  (i 

»67) 

gw^ee 

6,  2 

0  269  = 

qw^amvog 

1,0 

[^438) 

fpvXontg 

19,3 

Xitoiiai^ 

33,  0 

€cva%atofitti 

13,  2 

anoxaSofuti  0,  1 

^orXxoxo^OTi^  9,  0 

XalTioxhfovig  31,  2 

ZttQliri  22,  1 

XQoiaiiia  19,  0 

Xfogim.  10,  0 

av€c%mQlm  12,  3 

vTtoxcDQim  6,  0 

Xfliofiai  24,  ö 

mxvnovg  11,  2 

flSfiijtfTifff  4,  0 

a(Loq>ayog  5,  0 


2.  Wörter  die  der  Odyssee  eigeDthfimlich  srnd. 

iyaxlvrog  1^  9 

0,  5 
0,  6 


ayvog 

acotim  1,  1 

a^ifUaT^og  (-ov)  1,  6 
ax^orf}9  0,  3 

iXaog  0,  3 

aluom 
aiatotvg 

äXaoöKOTtlri 
iXeyvvio 


aXfi 

iXfjiimv 

aXriTfig 

aXriTivt» 

aXt&ig 

aXX6&goo9 

iXXitQiog 

aXiAfi 

aX(iVQ6g 

ahptxov 

afig>laXog 

i^gdqvtog 

avttQ<Stog 

aotdog 

at(fvyeTog 

ica^iv^og 

icnaöTog 


0,  2 
0,1 

4,1 

0,  5 
0,4 
0,2 
0,11 
0,  6 
0,  4 
0,  4 
2,15 
0,4 
0,  8 
343 
0,  5 
0,4 
1,5 
1,38 
5,12 
1,10 
0,7 


aanaöiog  promiscoe 
ßaalXsut  0,11 


ßQWtig  i,  8 

ßvaaodofuv»  0,  7 

yslrmv  0,  3 

yQtjyg  1.22 

daiTVfiiiv  0,  9 

duTceiov  1,  9 
daQ&ava  (jut^d.  xorraj.)  1,  6 

difiVMV  1,12 

Hanowa  0,11 

Avt^  Qj  5 

Jva»  0,  1 

tXntg  0,  2 

ilatmi^  0,  4 

l!l9so>,  SbvofUM  promisciid 

ifina^ofiai  1,10 

HV?  0,  7 

I|e/i7$  promiscoe 

ijtfiiTavog  0,  7 

ixtigeviiog  0,  6 

lyttßovnoXog  0,  6 

igiaaca  2,  3 

ngoighöw  0,  1 

i^^Tt/^  3,  5 


[o497) 
(^435 


ßov%6Xog 
ßifmfifi 


3,10  (B^beifiov-       fodo^il  94 
0,  5         [smAo^)  I^t/i;  (£^/i7) 


1,26 
vgl.  doXixiqgnuog  ini^ge€i»og  tpi- 
X'qQtviiog 

2,  8 
7,17 
0,15 


igldowtog 
iglfiQog 
iadiig 


0,4 
53* 


794      L.  Frledtloder :  swel  liomerlsehe  WArtenrdneicbniMe« 


iviöxiog  1  63 

iq>iartog  1,  3 

btUszwv  i  265 

iöxctgri  1,10 

evisUlog  0^  7 

ivfwvos  7,  0  (xaXA/?<ov05 

cvij^f}^  0,  6            [2,  l) 

ivnkoKaiiog  7*21 

iwtkona^iiösg  0,  2                 ^ 

i%iq>Q<ov  h  8 

i}€(K)et^^ij$  745 

{ta  I9  7 

'^Qi/yivBta  B920 

decTvdiJg  0,  6 

&iag>atog  19  8 

^avo  4)  9 

tuhrig  5,1 1 

fx£T£VOI)  I9   5 

f%liivog  h  4 

r^f/ov  4,19 

forog  9>33 

foTO^OXl}  1,  0 

Üxoniöfi  O9  1 

XCIt^ffV^GO  I9   ^ 

xa^/£:a>  1,25 

xaAAtfiOg  O9  5 

xafifio^g  O9  5 
%(as%Xda^l  (fpCXov  rftOQ)  0,*  7 

iUlkm  O9  5 

«Aijfe    ^  1?11   (nokvTiXfiig 

xoifiaco  14^28           [69  5) 

sco/ti}  0,  1 

xohog  0,  9 
nvavonQWQog  (-tigstog)  3,  10 

nvßiQvafo  0,  1 
xt;/3€^vijn^  (-'»?*^9)  2i  7 

xcoag  I9I2 

^afTfi«  I9  7 

Iffti^v  3,32 
^viofiai  freien      0,18 

fiV9}arfjp  O9.. 

fivtiaTevm  O9  2 

livffirrj  4)  4 

fAviTcrrv^  j3  199  r  13 

vovtfixA<urog  O9  6 


vovcrtxXf  iTOg  1 22 

vrptotvog  0,  8 

vdcrufiog  O9I2 

votfTog  voötiiB  promiscne 

okßiog  1,14 

oA^og  3,  8 

okßloSttt^CHf       h  0 

OfiadioD  0,  5 

offfg  I9  5 

OTtilov  (pnka)  6,10 

09ril/£(fi)  69I4 

TttqUpQtav  0,55 

nfjöakiov  O9  5 

^tiWTOg  O9  6 

«oXt;/3evO)js  I5  4 

Tcokvxkag  5.35 

TiojKTrevg  0,  5 

7CO(inevoi  1,  0 

nofinfj  1)22 

TTOftTCOg  8,  3 

Tc^vfii/i^crtor  1,11    (-^  476  = 

TOro^^fvoi)  0,  5              (f»  32 

«rco%og  0.22 

^anog  0.11 

^^Off  2.12 

avßoixrjg  0, . . 

avtpoQßog  1,  7  (vgl.  vqpo^ 

TaAcr9C£^^iOg  0,  5           ,  Il'off) 

ißgC^fo  1,  7 

C/J^tg    ^  2,14 

vßQiöxiqg  h  4 

vnigßiog  %  8 

VTrf^f^vo^^flDi'  2,12 

t^^/crÄog  7.20 

v^rs^co^ov  2,21 

vq)0Qß6g  O9I8 

q)ccQog  6,26 

^tlij^fifiog  O9  8 

^iAo|ctvog  O9  4 

^i^^tf;  0,  8 

Xigvtßov  Sl  304 

2£QvCixxoiiag  A  449 

^Attiva  8,52 

%gf{\IM  0,  14 

Ktictxa  69  10 

KV^tg  69  5 

xr^fbux  199  42 


U  FrLedUider;  swei  hofflerische  W5rterverxeichoi|80«      795 

^)  Vom  forn  herein  mass  mtn  erwarten,  wae  diese  Veraaicbniaaf 
bealiligeo,  eine  grosse  Anzahl  von  -Ausdrucken,  diu  in  «Jem  eiiieii 
Gedieht  sehr  häufig  sind,  in  dem  andern  selten  oder  gar  nicht  SDza* 
trelTeo.  Denn  jedes  von  beiden  bewegt  sieb,  wie  bemerkt,  anf  einem 
abgegrenzten  Gebiet,  und  nur  ansnabmsweise  schweift  die  Erzählung 
aas  dem  ihr  eigentbümlichen  Kreise  in  einen  fremden  über. 

Das  Local  der  Ilias  ist  das  weite  Blachfeld ,  ans  dem  die  einzelne 
Bache  ragt,  auf  der  einen  Seite  begrentt  von  der  Mauer  der  heiligen 
Itios,  auf  der  andern  von  dem  Scbiffslager  mit  Mauer  Zinnen  und  Tür- 
men, Graben  und  Palisaden.  Ueber  das  Feld  und  um  die  Lagermauern 
wogt  das  Getümmel  nnd  Getöse  der  Schlacht,  wolgeordnete  Scbareo 
rücken  unter  ihren  Führern  einander  entgegen,  stürmender  Angriff 
und  tapfere  Abwehr,  hier  nnd  dorthin  schwankender  Sieg,  auch  sendet 
Zeus  wilde  Flucht.  Die  Helden  kämpfen  vom  Wagen  herab,  dessen 
Rosse  die  Lenker  zügeln  und  antreiben,  mit  Helm  Schild  Schienen  und 
Gurt  wolgcTüstet ,  im  Einzelkampf  fliegt  die  Lanze  weithinschaltend, 
der  getroffene  stürzt  rücklings  oder  vorwärts,  dumpf  kracht  er  im 
Fall,  die  Waffen  rasseln,  Nacht  deckt  ihm  die  Augen,  der  Sieger  den 
Fnsz  auf  die  Brust  des  gefallenen  stemmend  raubt  seine  Rüstung.  Auch 
die  ewigen  Götter  gehen  hfiuflg  in  den  Kampf,  und  der  Donnerer  schüt- 
telt die  Aegis. 

Das  Local  der  Odyssee  ist  einerseits  das  Öde  Meer,  dessen  gren- 
aeolose  FUcho  sich  in  dämmernde  Ferne  verliert,  mit  seinen  Schlün- 
den nnd  Buchten.  Um  Ufer  und  Inseln,  die  ringaumflossen ,  sonne- 
helcuchtet  aufsteigen,  rauscht  die  Woge.  Ueber  sie  ziehen  die  Schiffei 
der  Steaeraunn  richtet  das  Steuer,  scharf  wehender  Fahry^ind  bläht 
die  Segel  oder  lange  Rnder  sclilagen  die  graue  Salzflut. 

Andrerseits  fuhrt  die  Odyssee  in  das  Innere  des  Fürstenhauses, 
Ml  den  friedlichen  Herd,  wo  anf  dem  gefügten  Estrich  des  Saales  dijs 
fifiste  schmausen,  dem  nahenden  Fremdling  Lager  und  Nahrung  gebo- 
ten wird,  die  Badewanne  zur  Erfrischung  bereit  steht,  Gewftnder  in 
der  Trabe  liegen,  das  Bett  in  der  tönenden  Halle  aufgerichtet  wird 
nnd  im  Obergeschosz  die  Herrin  waltet.  Dort  werben  die  übermütigen 
Freier  um  die  kluge  Königin.^) 

Die  folgende  Untersuchung  wird  ergeben  dasz  die  Ausdrücke 
welche  nur  in  der  Odyssee  vorkommen,  aber  nicht  in  der  lUas,  oder 
umgekehrt,  zum  allergrösten  Theil  solche  sind,  deren  Gebrauch  durch 
den  Gegenstand ,  die  Natur  der  auftretenden  Personen  in  dem  einen 
Gedieht  veranlaszt  wird,  während  solche  Gelegenheiten  zur  Anwendung 


404)  Diese  Abhandlang  h&be  ich  bereits  in  anderer  Form  in  drei 
Programmen  der  Königgberger  Universität  (15  Ootober  1858,  18  Januar 
1859,  15  Ootober  1859)  veröffentlicht,  unter  dem  Titel  ^de  vocabulis 
Homericia  qnae  in  alteratro  carinino  non  inveniiintnr'.  Anszer  einigten 
kleinen  Znsätzen  ist  hier  am  Inhalt  fast  nichts  geändert.  405)  Ich 

habe  hier  fast  nur  solche  Ausdrücke  snaammengeatellt,  die  einem  von 
beiden  Gedichten  eigenthümlich  sind. 


796      L.  Friedlinder:  swei  homeriscbe  Wörlonreneieluiiisel 

in  dem  mdern  theiU  durch  Zufall  Ibeils  der  Natar  der  Stehe  nach 
fehlen.  Ferner  dasz  überall ,  wo  das  eine  Gedichl  ausnahmsweise  das 
dem  andern  eigenthamliche  Gebiel  berohrt,  da  auch  immer  oder  fast 
immer  dieselben  Ausdrücke  snr  Anwendung  kommen,  die  in  Jenem  für 
denselben  Gegenstand  gebräuchlich  sind.  Endlich  dass  der  sehr  ge« 
ringe  Rest  von  Worten,  deren  ansscbliesziiche  Beschrinkung  anf  eines 
von  beiden  Gedichten  nicht  aus  der  Verschiedenheit  des  Inhalts  her- 
geleitet werden  kann,  von  der  Art  ist,  dasz  ihr  Vorkommen  oder  Nicht- 
vorkommen  theils  als  suffillig  angesehen  werden  musz,  theils  sich  aos 
i^eren  Ursachen  herleiten  Iftszt.  Auch  hier  bestätigt  sich  also  die 
Ansicht  dass  die  sprachliche  Fassung  beider  Gedichte  dieselbe  ist: 
eine  Ansicht  die  von  vorn  herein  niemandem  zweifelhaft  sein  kann, 
der  die  jetzige  Form  beider  Gedichte  als  ein  allmählich  gewordenes 
Resultat  der  mündlichen  Ueberlieferung  ansieht.  Ware  auch  die  Odys- 
see spSter  entstanden  als  die  llias,  so  würde  die  gleichzeitig  fortwih- 
reiiife  mündliche  Tradition  beider,  Gedichte  durch  ihren  auf  beide 
gleiohmfiszig  einwirkenden  und  modilicierenden  Einflusz  die  Spuren 
des  verschiedenen  Alters  verwiseht  und  die  pifferenzen  ausgegUcheB 
haben. 


« 

Die  jedem  von  beiden  Gedichten  eigenthünilicheu  Ausdrücke  sind 
meistens  Substantiva  und  Adjectiva,  weniger  Verba,  sehr  wenige 
Wörter  aus  andern  Classen:  also  hauptsächlich  Bezeichnungen  von 
Gegenständen  Eigenschaften  Handlungen  und  Zuständen.  Schon  dies 
allein  würde  darauf  führen  dasz  der  Grund  des  verschiedenen  Aus- 
drucks nicht  in  der  Verschiedenheit  der  Sprache,  sondern  des  Inbilts 
liegt.  Die'Adjectiva  sind  meistens  stehende  Epitheta :  ober  diese  will 
iph  eine  Bemerkung  vorausschicken.  Die  Erscheinung  ist  nicht  selten, 
daaz,  wenn  ein  Substantiv  auch  in  beiden  Gedichten  gebräuchlich 
ist,  seine  stehenden  Beiwörter  nur  oder  fast  nur  in  dem  einen  vor- 
kommen, in  welchem  das  Substantiv  häufiger  ist;  denn  mit  der  hin- 
figeren  Anwendung  tritt  auch  das  Bedürfnis  eines  charakterisierenden 
Beiworts  und  mehr  noch  einer  passenden  Füllung  des  Verses  eher  ein. 
Solohe  Verbindungen  von  Substantiv  und  Adjecliv  werden  bekanntlich 
leicht  formelhaft  und  heften  sich  gern  an  bestimmte  Versstellen,  be- 
sonders Versschlflsse,  z.  B.  fta^i}  ^  ^  nvdvivHqa^  aber  die  Natur  ^t% 
epischen  Gesanges  bringt  es  mit  sich  dasz  sich  von  dergleichen  Gc* 
brauchen  fast  immer  hie  und  da  Abweichungen  finden.  Ich  will  einiga 
Betspiele  von  Beiwörtern  anführen,  die  dem  Gedicht  eigen Ihdailioh 
sind,  in  dem  ihre  Substantiva  häufiger  vorkommen.  Von  den  Wörtern 
die  Schlacht  und  Kampf  bezeichnen  ist  natürlich  das  allgemeinste 
ULttiti,  wenn  auch  in  der  llias  häufiger,  doch  beiden  Gedichten  ge- 
mein, aber  das  stehende  Epitheton  nvdiivuQa  hat  nur  die  lli>s 
(8,  0  und  auszerdem  A  490  bei  ayoQtO.  Zu  den  in  der  llias  häuBgsten 
Wörtern  gehört  Zmtoq^  das  aber  auch  in  der  Odyssee  nicht  ganz  sel- 
ten ist,  aber  fioivv^cg  tnnoi^  das  die  erstere  33mal  bat,  steht  la 


U  Firiedliader:  swti  koaeriseha  WörierTeneiaboiase.      797 

der  letstwa  aar  o  46;  mxvnoitg  (nur  bei  fwtoi)  11,  2  (tf  963  ^  346 
— JVf  51  fehlt  bei  Seber);  iQiav%€vig  (ebenfalis  nur  bei  ünnot)  5,0; 
i^ffixisg  our£772  W^(y(^g>ixai  Xvovzo  öi  fitivv%cig  Txnovg. 
A).  alxiq  ist  io  der  Odyssee  nicht  ganz  selten,  aber  den  in  der  llias 
so  häufigen  VersscMosz  ^ovQidog  aXx^^batsie  nur  Einmal  in  dem 
entlehnten  Halbverse  (ivffiaixo  6i  ^ovQidog  akx^  d  527 ;  in  der  Iliis 
kommt  ^ovpiy  26roal  (3fflal  nicht' bei  aAxff),  in  der  Odyssee  nar  an 
der  angefahrten  Stelle  vor.  Dagegen  bat  nur  die  Odyssee  die  Bezeich- 
nang  des  Meerwassers  aXfiv^ogO,  8;  axQvyBvog  bat  zwar  auch 
die  llias  4mal  bei  aXg  dcfXoraaa  novzog  (nnd  P425  bei  at^g)^  aber 
die  Odyssee  i2mal.  Aüch'  ai&ovaa  ist  hier  häufiger,  deshalb,  diu 
stehende  Epitheton  iQiöovnog  fast  ganz  auf  die  Odyssee  besehränkt 
(hier  dmal,  wovon  x  515  nota(icov  Igidowtov,  in  der  llias  eigentlich 
nur  T  50  bei  axra^:  denn  der  Vers  ^  323  ix  ö*  SXaaa  ngo^goio  xal 
ai&owstig  iQt^(yvnov  ist  ans  der  Odyssee  entlehnt  (o  146.  191 ;  beide 
Stellen  stehen  bei  Seher  aus  Irtbum  unter  iqlyÖiywiog),  Inseln  efwähnl 
die  Odyssee  viel  häufiger,  daher  nur  hier  die  stehenden  Epitheta  st)- 
itiikog  0^1  (Einmal  bei  ^I^ixfi^  6mal  bei  vf^aog)^  aiAipCaXog  Oy  6 
(cnfällig  nur  von  Ithaka),  afiq>iQVTog  0,  4  (3mal  bei  vifiog,  Einmal 
bei  der  Insel  ^ia). 


Von  den  Wörtern  die  Schlacht  nnd  Kampf  bezeichnen  sind 
die  meisten  wie  natfirlich  auf  die  llias  beschränkt.     Am  häufigsten 
•ittd  auch  in  der  Odyssee  die  allgemeinsten  Ansdnlcke  fiaxv  und  m- 
Xi^gj  dagegen  für  die  Kämpfer  im  Nahekampf  ay%iiiaxoi  4,  0  und 
ayxt(ia%fital  7,  0  hat  nur  die  llias  die  Namen,  wie  sie  nur  die  Sache 
hat.  Für  die  specielleren  Bezeichnungen  des  Kampfes  fehlt  es  ebenfalis 
in  der  Odyssee  fast  ganz  an  Gelegenheit,    vtffi/v.i/ 36,  2  hat  sie  nur 
in  dem  Gespräch  zwischeu  Agamemnon  und  Odyssens  in  dem  Vers- 
schlnss  ivl  x^ategy  iofävt^  l  417  und  in  der  Interpolation  vom  Schat« 
ten  des  Herakles  X  612  (vgl.  Res.  Theog.  228);   aber  das  Epitheton 
aTcrd/i}  (5,  0;  JV  314.  713  bei  va^ilvri  und  anszerdem  3mal  elliptisch) 
hat  nur  die  llias.    X^QC^V  2*2,  1  (in  einem  entlehnten  Halbverse  x  73 
uXXa  iivrjamfie^a  WQiifig).  Auch  iXlaözogl^O  gehört  hierher  (5mal 
mii  noXcfiog  fiax^l  oiiadog^  2mal  mit  yoog  und  odvgia^ai,  If  a^m  9,  2), 
desgleichen  atog  6,  1  (5mal  mit  (iccxrfg  und  noXifioio,  2mal  ÖoXaw  avt 
A  430  V  293).   Auch  die  Ausdrücke  für  das  Getfimmel  nnd  Getöse 
der  Scblacht  sind  durch  die  Natur  der  Sache  im  wesentlichen  auf  die 
llias  beschränkt:   xvdoifiog  7,0,  xv^oifiioi  2,  0,  fioO'O^  5,0, 
xXovog  8,  0,  xXovi^a  16,  0  (vTToxXovim  (I>  556,  avyxXovim  N 
722),  (xova^o;  x  122)  xovaßica  xovaßlica  7,  1  (^  542,  denn 
in  der  von  Seber  angeführten  Stelle  x  399  wird  jetzt  xava^f^e  gelesen), 
xavaxiq  3,  1,  xava^/^m^xava^im  1,2.    In  all  diesen  Fällen  ist 
klnr  dasz  die  Versohiedenheit  des  Gegenstandes,  nicht  des  Ausdrucks 
der^Grund  ist,  weshalb  diese  Wörter  in  der  llias  vorkommen,  in  der 
Odyssee  nicht;  denn  tritt  einmal  ausnahmsweise  in  der  Odyssee  so 


800      L  Priefliadar;  wrai  hmmi$MkM  WW»ywMiffl«hw 


(r  400).  Vm  dd  drei  neUea  d«  Uaia,  Bude  Stiall  od  SjpilM, 
kMBMt  keia  eusifer  ia  der  Odystee  vor:  |««Tdy  690,  oi^iax9g 
3,0^  0€iv^OTi|^  i[  1539  ailP^fi  36,0  (aber  «/j^i^t^^  ^9  O9 
ff« MX i|  13,2  (aber  diese  beidea  Stellea  aiad  eallehat  x  4d3=^2S39 
X  16  =  P49). 

Die  Naaiea  der  Vertbeidif  uaftwaffea  siad  aasaehliesaliak 
aaf  die  Iliaa  besehrfiakt^  da  ia  der  Odyaaee  fast  aar  die  Haesteropko- 
aie  Gelegeaheit  bietet  sie  sa  erwfibaea;  eiaige  aasgeaoauaea,  die 
aaf  leicb  aacb  Theile  des  biaslicbea  Aaiags  beseickaea.  Nar  die  Itiaa 
hat  X  Pfiiilg  (7, 1)  fflr  Beiasebieaea,  aber  ia  der  Odyssee  m  3S9  koaiMea 
nvijn$Sig  Retinal  ßoiuu  Tor,  nit  deaea  sieh  Laertes  vor  Doraea  sekatsC. 
flar  die  Uias  kat  {;ioatfJQ  (16,  1)  als  dea  Gart  der  Rastaag ,  aker  die 
Odyssee  |  72  aSff  ibu$v  iwot^  ^oiig  avvii^B  %itmHiy  eaaserdaai 
1 38  iaat(fa  ts  Tud  ninlovg  xal  ftiyi»  öiyahiivxu.  Voa  dea  Obrigea 
WaflTea  werdea  Hein  aad  Schild  ia  der  Odyssee  oft  erwibat,  beaoa* 
ders  bei  der  Maesterophoaie ,  aber  Braslharaiscbe  habea  aaeh  aickt 
eiaaial  die  Freier.  Daran  koaint  diopi;^  (36,  0)  far  aickt  vor,  aach 
aicbt  do>^i7XTi|g&,  0  (imncr  ^cj^i/xroiav,  aar  O  429  ^io^fn^Kiffiiv)^ 
aber  ^n^r^catia  13,3  wegea  setner  allgemeioero  Bedeotaag  *waffaea': 
f«  227  iini  ov  xl  ^* ivwyu  ^n^cas^ai^  %  139  ilX^  ayi^\vuiv  xeijit 
hdxn  ^09^1^^ wori,  ^  369  ot  di  ot  ovx  iatUhfiw^  i^0Hf9fi00vKO  6h 
yai»^.  Eia  einziges  Mal  hat  die  Odyssee  nOQvcan  (il,  1)  f*  121 
fiv  yaq  örfivvijjfi^a  xoffvaaoiuvog  na^it  ffir^,  aad  zweinal  stcxofvO* 
iUvog  (10,  2)  9>  434  %  125,  aber  weder  tnycoxoQvPxtjg  (5,  0)  aock 
XaXxoxof^vcxtjg  (9,0).  Die  verschiedenen  Namea  des  Helms  kat 
die  Odyssee,  wena  aaeh  viel  selleaer  als  die  llias  (aasser  xaxaixvi 
K  258)  xvvifi  19,  89  9K17I17I  9,  1,  xoQvg  36,  2,  XQvg>aX9ia  14,  1; 
aber  die  Epitheta  tnnoxoiiog  b^Oj  avlmicig  4^  0  gar  eicht,  aad 
TnnovQig  6, 1  nar  in  einem  entlehnten  Verse  %  124  Zit3tov(^iv'  Suvov 
ii  X6q>og  xa^v7t€(f&ev  ivevev;  ebenso  wenig  g>aXog  7,0;  Zo^o; 
12,  3  bedentet  defi  Helmbasch  in  der  Od^see  aar  ia  dem  ebea  aage- 
ftthrlea  Verse  (an  swei  Stellea  der  liias  aad  ia  den  flbrigea  beidea 
der  Odyssee  heisst  es  Hagel).  Aach  axsq>dvri  5,  0  steht  3mal  vom 
Helm  (axiipovog  JV  736).  Voa  aaxog  and  ientg  (ia  der  liias  aber 
90msl)  kommt  jenes  in  der  Odyssee  12,  dies  3aial  vor:  oiigtalottg 
(12, 1)  nar  x  32  (aad  o(iq>alog  7, 1  nur  a  50  vom  Hittelpaakte  dea 
Meeres),  afig>ißg6xfi  4,  0  niemals,  ebenso  wenig  ianiax^g  (11,0 
—  immer  iüjtMxamv  am  Veraeode).  Dea  Gesamtasmea  der  Rastaag 
tvxia  ^31,  3)  hat  die  Odyssee  aar  f  17  ^  368,  aasserdem  17  232  (vua 
öanogf  onlov  and  onXa  (6^  10)  nnd  onXlim  (ß^  14)  dagegea  sogar 
6fter  als  die  llias,  weil  diese  Wörter  öfter  Gerftibscbaft  aad  Aaa- 
rflstang  von  Schilfen  bezeicbnea  als  Waffenrflstaag. 

Von  dea  Namen  der  Metalle  kommt  xaöalxiQog  (9,  0)  in  der 
Odyssee  nicht  v.or,  offenbar  weil  es  vorzagsweise  aar  Aoslegvng  voa 
ROstangen  verwendet  wurde,  von  9  Stellen  der  llias  ia  8,  aar  W  503 
i^liata  6i  XQvam  nenvxaafiiva  xaaatxig^  xs.  Das  steheade  Beiwort 
voa  2ff^ao;  vm^o^  (6,2)  hat  die  Odyssee  aar  in  dam  aweisul  eal- 


L.  FHodllBler:  twei  homeriNiie  .WMerTerseiohBiMe«      801 

lehnten  Vene  e»  467.  dOO  oninw^  iml  f  tmsamo  neQl  x^ot  vtaf^omt  {aJU 
xov.  Aoeh  die  Ausdrflcke  für  Glanz  and  Schimmer  «ind  in  der 
Hits  nur  deram  so  viel  bftafl^er,  weil  die  gllnsenden  Waffen  hier  eo 
oft  erwftbnl  werden:  n;afA9>a/v(»8,0  (5mal  von  Waffen),  »of»g»a- 
vptav  15,  4  (in  der  Ilias  lOmal  von  Waffen),  iiagfialgio  9,  0  (7mal 
von  Waffen),  ItHiiTcm  und  (einmal)  X«it(»>nexda  21,  1  (in  der  Uiae 
meist  von  Waffen,  in  der  Od.  tf;  290  datötoi^mo  iUr^«ofievafl9v),  ita/n* 
jtQog  10,  1  (in  der  Ilias  &mai  von  Waffen,  t  234  vom  xitniv:  ücfinifog 
d'  i/v  riiXiog  &g);  aber  lafintiJQegO^  3  kommen  wieder  nnr  in  der 
Odyssee  vor,  weil  in  der  Ilias  keine  Gelegenheit  zn  ihrer  Erwfth» 
nnn^  ist. 

Die  sfimtlicben  Ausdrfl^ke  weiche  die  Wendungen,  Eintel« 
heiten  aiid  Znffille  der  KfimpTe  bezeichnen  gehören  mit  wenigen 
Ausnahmen  aasschlieszlieb  der  Ilias  an.  Ich  betrachte  snerst  den 
Einzelkamp r.  Verba  des  Hanens  Stechens  Brechens  nnd  Retssens*: 
vvatfco  25,  1  (£  485  ayxmin  vv^ag)j  aycoxiirjym  6,  0  (x  440  wo  Se- 
her crnoTfi^lorg  las,  steht  jetzt  anonki^^ag),  (i^ywfii  oder  ^^tftfm 
48,  1  (fi  409  iggri^^  ivfyoio  ^eXla),  ava^^if  <r<rm  3,  0,  iiciQQ^9^ 
om  1,  0,  (Tvp^ijaacnO,  1  (^  137  xaxourt  avvi(fQipitai  noXitaaiv)^ 
vnoQQTJaafo^fO^  öat^m  19,  2.  Schwingen  nnd  ErscbOttern:  9sc* 
Itfil^o}  10 j  1  (g>  125  TQlg  (liv  fuv  itsUiit^ev  iqvüCi^ai  luvsalvwv--^ 
den  Bogen),  aiiTcenaldvSy^  (od  519.  522,  s.  oben  bei  doAtjoaxfOv). 
Heftige  Bewegung,  Anstrengung,  Schwung,  Streben:  igtorj  \ijO  (dov* 
^  ßsUtov  nv^g  nolifiov)^  i^oico  9,  2  (f»  75  to  (ihv  ov  not  if^om^ 
9K  441  alipa  ot  crffia  xbXülivov  iQmfiBCnBQl  dovQl:=:AdOi)j  i^iQtoin 
1,0,  vnBQtoim  2,  0,  iii^B^acig  11,1  (t|;  127,  von  Seber  ausgelassen, 
eine  unpassende  Uebertragung  von  JV  785),  ftaifiac»  6,  0;  selbst 
XaiiffflQog  10,  0  {ai^riQog  1,  2).  Stürzen:  i^tlnoi  24,  1  (in  der 
ilias  2imal  f^gim^  %  296  f^QvitB  dh  ngtivi^g^  ^^dva  d'  Jjkaas  iulvxI  fir- 
ttonm)^  xaTe^£/7Co>2,  0,  vTttqBintü  1,  0.  Vorwärts  nnd  rücklings: 
vnxiog  14,  2  (i  371  17  xai  avaxAfvO'elg  Tricrev  vnxiog^  tf  398  crvirap  o 
^*  oi^d^ag  niisiv  vTttiog  iv  xovljiaiv)^  ^QV^VS  ^'^9^  (X  ^^  ^^  ^^^^ 
bei  iQelnm  angefahrt  ist:  die  erste  HalOe  ist  aus  £  58;  da  dessen 
zweite  Hfilfte  aQccßrfie  öh  Tev%e'  iit^  avxfp  hier  nicht  passt,  so  ist  hier 
nnd  X  94  eine  andere  Reminiscenz  zum  Schlusz  benutzt,  s  374  mnog  di 
TtQfivrig  itÜ  %anntöB  Ttavxl  (ieroi7tm)j  ngongrivtlg^l  (x  98  wo  Bek- 
ker  jetzt  richtig  geschrieben  hat  q>acyav(a  al^ag  ffi  nQfmfftj^fia  xv^fHxg 
st.  nQOTcgrjvit)^  yvv^  6^0^  Aal  6,2  (0  45  ka^  noSl  xiv^Cag  von  Aris- 
larch  verworfen,  q  233  Aa|  iv&OQev  ag>Qadl'riaiv).  Dagegen  7rv|  4,  4, 
weil  Faustkdmpfe  auch  in  der  Odyssee  vorkommen.  Die  Formel  !kt 
yatttv  ayoax^  (sonst  kommt  das  Wort  nicht  vor)  hat  die  Ilias 
5mal,  die  Odyssee  gar  nicht.  Körpertheile  die  bei  Verwundungen 
genannt  werden  sind,  wie  oben  bemerkt,  der  Natur  der  Sache  naeh 
gröstentheils  ana^  slgrifiiva ;  Ivx ega  6 ,  1  (9  408) ,  kanagtil^O* 
Krachen  der  fallenden  Körper  und  Rasseln  der  Waffen:  dov»im20,3 
(an  der  eben  angefahrten  Stelle  x  94  nnd  m  525,  auch  in  der  Ilias  ist 
es  ISmal  davnifiev)^  öovnog  8,  5,  agaßiio  10,  1  (immer  agdßffie^ 


SOS     L.  WmUMmt  i  wM  iMNitffiMiHi  WMerT«riei«M«e. 

»69&),«pa^«tf  XS76.  Erfldil«9eBiiiidd«rBA0l«i^ beranken:  övXam 
91, 0^  avk9vm  %  Oj  Ivaga  12,  0,  ß^otosvta  9, 0  (teal  bei  Ivv^m^ 
teRM^  bei  ivjSgtiyQtm)^  ivaglSm  13,  0,  j^fva^^f«  34,  3  (X273 
•  d'  ov  natiQ^  i^evagl^ag  yrjfi9Vf  %  264  fifUttg  i^svcigl^t,  itcl  »^ofi^oM« 
l«mo£9(v),  ivo/^ail6,2  (x  363  fAi^fcin  vvv  xQoa  ttaXov  iveUgio,  m  4S4 
%QV  it^mo¥  iv^QOTo  dSogu6vöaeüg)y  xarsvalQ»  war  l  519  oli^oSw 
f#v  Tiqle^fiv  xttrtt^aro  x«il»^.  axoro^  13,  1  hat  die  llia«  nvr  in 
deo  beiden  Formelo  tov  te  6%6iog  oCitB  naXwIfev  (lOnal)  ood  <itv}r<- 
•e;  d'  «^  (UV  0%ivog  elktp  (3mal) ;  die  Odyssee  t  389  iso^^d«  axoroy 
cr^Mer'  aZ^  (0xoT<oß  Z  24,  tfxoTO^ifviog  £  457). 

Ich  komme  nun  za  der  Schilderung  der  Schlacbl  im  gansea* 
Deas  die  Vertheilnng  der  W6rter  io  beides  Gedichten  nicht  durch  die 
Veraohiedenheit  der  Sprache,  sondern  des  Gegenstandea  bewirkt  ist, 
aeigen  aan  dentliebaten  die  Wörter  FQr  fliehen  und  Flucht.    Da« 
allgemeifle  Wort  ^sii^rstvist  beiden  Gedichten  gemein,  aber  g>ißs* 
tfdcr»  ^ßiia^ai  g>6ßog^  von  der  Flucht  des  gejagten  and  Terfolgten, 
also  gani  eigentlich  auf  dem  SchlachiCelde,  kommen  fast  nur  in  der 
llias  vor ;  »um  Ueberfluss  seigen  aber  auch  hier  ein  paar  Stellen  dar 
Odyssee,  dass  dflere  Veranlassung  auch  öftern  Gebrauch  herbeigefohrt 
haben  wflrde.   ipißea^ai  (11,  O  von  den  durch  den  Saal  flieliendan 
Freiern  %  299  oi  d'  ifpißovto  xava  fUyagov  ßoi^  ag  aytXaün:  90* 
/^sttfda«  (35, 1)  von  den  Hunden  die  Enmaeoa  mit  Steinwflrfen  von 
Odysseus  hinwegireibt  n  163  nw^tfii/^^  d'  eri^owc  dior  cxa^fuug  ^ßtf^ 
^$v(a(Aipi(poßBic^ai  17390):  q>6ßog  39,1  nur  in  der  Interpolation 
0»  57  ot  d'  I0XWVO  gioßov  fuya&viAiH  ^Axatol^  was  aua  F  84  und  eine» 
gnngharea  Sohluss  lusammengeschmolsen  ist.   ^v^or  (jpoß^v  a^voev- 
tog  halffi)  kommt  snfftllig  in  beiden  Gedichten  vor  6,  3  (|  269  ^  438, 
es  ist  beidemal  dasselbe:  iv  6i  Zeig  xi(^%iQuvvog  \  <pvtav  iiu>ig  Iscr- 
fOKTi  tUKxifv  ßaliv),  ipviaKivog  nur  N  102.   Aber  aneh  die  Wörter 
des  langsamen  Zarfickweiobens  gehören  der  llias  aa:  xa^Ofiai  31,  Oi| 
avax^toiiai  J3,  2  (ti  280  aiU'  avaxacacqupog  vijxov  «aXiv,  l  97 
äg  ^t\  iyi  d'  iva%Dtooafiivag  ^g>og  a(fyv(fitiXov  \  xovUfp  iyxcixijniitty 
dort  auch  das  ana^  ei(fri(iipa¥  a9V02a(o^(xil95  ilJi*  «7B0%a^£0  ßo- 
#^01;),  xmp^m  10,  0,  vnoxtogio^  6,  0,  ivaxmgit»  12,  3  (g  463  xov 
ö*  ivaxo>gii9€tg  x^foeitpri  nolvfinsig  'Odvtftfev;,  461  vvv  d^  a'  ov%k$ 
Ktthic  6tix  pLByagoto  y   o/m  |  a^  ava%v^ifitw^  %  270  iivfiaxfJQcg  6*  ava- 
2fl»f7tfa.v  luyiifoio  (wxivds).  —  Nur  die  llias  hat  Vorktmpfcr ,  daher 
kommen  auch  die  Namen  dafflr  in  der  Odyssee  nur  ausnahmsweise  vor: 
»po/üog  7,  1(1  493  wo  der  Schallen  des  Achilleus  nach  seinem  Sohne 
fragt  i|j  &Ksr'  ig  nols^Qv  ngoiiog  fyfisvai'tis  xal  ovac/),  ^rpCftar^Off 
35,  2  (tf  379  T^  *i  (a*  Uoig  ngmotöiv  ivl  ngoftaxoun  luyivxv^  c»  536 
iv  d'  fursdov  fcgo^/iuxoig  'OdiMrcvg  %oX  fpadi^kog  vtog).    Dtigegtn  isl  es 
anfillig  dasii  apiarevsivlS,  lin  der  Odyssee  nur  d  653  vorkommt 
(xovQoi  d'  oT  xata  di}fiov  agidxevovöi  (ud^  ijf^9)  1  da  es  von  Ana- 
seicbnung  aberhanpt  gebraucht  wird;  iifiüx^tg  hat  die  Odyssee 
6mal.  Von  ttixfj  ist  schon  die  Rede  gewesen;  ixsQulxiig  6,0  (ima^r 
txBgalxia  tdxfiv). 


L  Friedlinier:  swei  boieeriMhe  Wtrterreneietaiflse.      tOS 

Von  den  Wörtern  die  des  Loeal  der  Selileelit  beReiAaeii 
sind  ntötov  und  xBi%og^  obwol  in  der  Ilitifl  Abemriegend  hünifer^ 
*  aocb  in  der  Odyssee  nicht  gani  selten;  rtJj|rof  kommt  hier,  wenn  ieb 
nicht  irre.,  fttufmal  vor  (und  iweimal  'Ui%iQv)^  und  nelbst  ein  Wort  wie 
icikui  nicht  öfter  als  fanfmal,  nnd  swsr  nicht  ein  einziges  Mal  von 
einem  wirklichen  Thore,  sondern  d809  und  x  562  das  Thor  der  Triunm, 
S  156  das  des  Hades,  der  auch  X  277  nvXiqxifiq  (4,  1)  heisst,  nnd 
das  der  Sonne  m  12.  um  so  weniger  ist  es  anCTallend  dasz  yipvQn 
(in  beiden  Bedeutungen)  nur  in  der  llias  vorkommt  (7,0),  desgleicim 
y$q>vif6m%0.  Dagegen  hat  es  der  Zufall  gefflgt  das«  nvQyog  49t^% 
sowol  in  der  eigenilicben  Bedeutung  in  der  Odyssee  vorkommt,  i  262 
avtaQ  inrfv  noXtog  hcißdofuv^  ijv  niqi  nv^og,  als  auch  in  ftberlra- 
gener  l  556  roiog  yag  aq>tv'nv^og  inmkso:  in  demselben  Buch  264 
TtvQymedv  v\  hcsl  ov  (liv  aitvQymrov  y  iSvvavto  |  vaUfUv  bv* 
^v%opov  Si^ßriv  (sowol  das  Verbum  als  4^s  Verbale  nur  hier) ;  dagegen 
jtvQyridov  i,  0.  Und  so  zeigen  flberall  einzelne  Stellen  dasi  ei» 
Wert  sehr  leicht  in  der  Odyssee  hatte  ganz  fehlen,  eben  so  leicht  aber 
auch  öfter  vorkommen  können.  Z.  B.  atioioitagS^  1  hat  sie  Einmal 
bei  der  Beschreibung  der  Phaeakenstadt  97  45  r$i%$a  (ia%^  |  tyifn^lii 
OKokojtBCöiv  «^(»oTCf,  ^avfia  iSia^ai:  xaipQogM,l  von  dem  Graben 
den  Telemaehos  durch  den  Estrich  des  Saals  zieht,  um  die  Aexte  hin- 
einzuschlagen, 9 120  nQwtav  füv  mki%Hcg  ctijCBv^  dta  xatp^v  o^^ag : 
dagegen  g>fiy6g  S,  0  (7mal  von  der  einsamen  Buche  im  Blaclifelde  vor 
Ilios ,  12  767  in  einem  Gleichnis)  kommt  in  der  Odyssee  nicht  vor.  «-^ 
Natarlich  sind  auch  die  Verba  des  VerwOstens  and  Zerstöre  na 
in  der  llias  hinfiger:  i^akana^itv  9,  3,  negatietv  8,  1  (^M6 
allov  ö^  äkky  asidn  mkiv  tuf^liifUP  aiatriv^  derselbe  Verssehlnns 
J7  830).  datttiv  19,  2  ist  schon  oben  erwfthnt;  von  den  beiden 
Stellen  der  Odyssee  ist  v  320  ilX*  aisl  (pQialv  ^iv  l%mv  dsdoiyfitftfev 
^to^  schon  von  den  Atten  mit  Recht  verworfen ,  die  andere  ist  £  434 
Ttttl  xa  ^hv  iitiaju  navxa  öuimh^oxo  iät^eiv* 

Selbst  auf  die  Gleichnisse  der  Iliaa  ist  der  Gegenstand  n^t^ 
ohne  BInflnss  gewesen.  Es  ist  nicht  ganz  Znfall  dasz  w\tofpiyog  6,<^ 
nur  hier  vorkommt;  denn  es  ist  das  Beiwort  der  wilden  Thiere  mit 
denen  die  Kftmpfenden  vergliehen  werden;  dagegen  mfii/tfviiy  4,  0 
ist  sweimal  von  Hunden  nnd  Vögeln  gesagt,  welche  Leichen  Ersohla-* 
gener  fressen,  einmal  von  Fischen  in  einem  Gleichnis,  einmal  i^vfiUfg 
uviqif  Sl  207.  

Man  siebt  dasz  die  Zahl  der  Wörter  die  der  Iliaa  mehr  oder- 
weniger  ausschlieszlioh  engehören  nichts  weniger  als  gering  bt.  Ich 
gebe  nun  zn  dem  doppelten  Kreise  von  Vorstellungen  Aber,  in  dem 
die  Odyssee  sich  abwechselnd  bewegt.  Die  Ausdrfleke  fftr  Meer 
und  Gestade  hat  sie  mit  der  llias  natflrlich  theilweise  gemein,  de 
sie  dort  eben  so  gut  zum  Looal  der  Handlung  gehören,  aber  nicht  alle. 
SXfüfl  0^  4  und  akiivQiv  vdng  O98  sind  der  Odyssee  eigenthamlieh : ' 
denn  dasz  das  Meer  ein  Salnwasser  ist,  diese  Bigensehaft  tritt  era4 


8M      L  PffitMMbr:  iwei  hoMriMh«  WMervwPMkMMo. 

fftr^l««  SeeMrer  herror;  dtfeges  s.  B.  dat  Wort  welcint  das  Rai- 
sahaA  der  Brandnng  am  Ufer  beiaiohoet  itoXvg>lo^aßog  6, 2  in  der 
Uias  aogar  viel  bioftger  iat  als  ia  der  Odyssea.  Aaeli  dan  Sciiiond 
das  Maares  laixf/^a  1,7  hat  aar  die  Odyaaee;  aar  ^iaaial  ist  der 
Schlass  ikog  ig  fUya  iahfia  eatlahak  T  967  aas  i  323.  Das  Beiwart 
das  Meeres  r^affosiirjg^^  15  (soast  aooh  bei  c%6xog  aad  sk^^)  bat 
die  Uias  eiamal  in  dem  eatlehaten  Verssebiosae  hc  ^BffOitiia  noviov 
9^  744=  /3  263  asw.  and  einmal  das  Neutram  als  Adverbiam  £  770 
Satfov  i^  fJBifOitdig  aviiQtd8vogfd^kfu>^iv,  Anders  ist  es  mit  '^BQotig 
6)  4>  das  aas  metriseben  Gründen  sich  nteht  snm  Beiwort  für  Koviog 
eignet  ond  daher  mit  S6g>og  verbanden  ist  4,  3,  anszerdem  Ta^apeg 
S  13,  xiksv^a  V  64.  Das  Walten  des  Zafalls  saigt  sich  in  der  Ver- 
theilang  von  ßiv^og  6, 5. 

Von  den  Beiwörtern  der  Winde  hat  aar  die  Odyssee  aa^aif; 

0,  3;  fHfievog  1,  4  noch  die  Uias  ^amal  bei  der  Zaraekfabrung  der 
Briseis,  wo  flberhaapt  eiae  Ansahl  von  Weadangen  and  AnsdrIakeB 
dar  Odyssee  gebraucht  ist.  Die  Beiwörter  der  Inseln  kommen,  wie 
oben  bemerkt^  nar  in  der  Odyssee  vor:  eiSsielog  0,  7,  iiiipialog 
0,5,  afiq>£QV%og  0,  4.  A^f«^v3,  32  hat  die  Uias  einmal  in  eisern 
Gleiohais  M  284»  wo  es  vom  Schnee  beisst  x«/  r'  ig>'  aJjfg  «al^  ti- 
XVTori  ktfiiaiv  xe  nal  anvatg^  dann  9^746)  wo  vom  Seehandel  derPhoe- 
aiker  mit  den  Griechen  die  Bede  ist:  Of^tfov  d'  iv  kifihtwiy  6oavii 
ii  dm(fav  Idmxov,  dann  an  der  erwibnten  Stelle  in  dem  abertragenea 
Verse  ^  432  =  sr  324  o^  d'  ora  di^  li^iivog  noXvßevO'iog  Itnrog  r«om: 
vgl.  Haupt  bei  Lachmann  S.  99,  der  bemerkt  dass  ancb  nolvßiv^^g 

1,  4  sonst  in  der  Uias  nicht  vorkommt.  Aas  dem  angefahrten,  naaieat- 
lieh  aber  ßtv^og^  geht  hervor  welchen  Antheil  der  Zufall  hieraa  hat 

Von  den  Beiwörtern  der  Schiffe  ist  »o^ov/g  13,  2  dar  IUm 
sogar  voraagsweise  eigen,  weil  die  im  Halbkreia  aneiaandergeraihteB 
Sehiffssehnibel  ein  wesentlicher  Zag  in  dem  Bilde  des  SchiffsUgs'* 
sind  und  Oberdies  die  Formel  (iv)  nagit  vrival  noQm^civ  eiae  sehr 
beqsease  Ortabezeichnung  ist.   Daa  Wort  kommt  aar  im  Dativ  Pier,  nnd 
wenn  ich  nicht  irre  immer  in  derselben  Verastelle  vor,  aach  ia  des 
beiden  Stellen  der  Odyssee,  die  ans  der  Uias  entlehnt  aind  t  183  M 
i  lihf  iv  v^msci  nogmilaiv  llktav  dorn  nnd  x  193  ol^ofiivf  cvv  vifl^* 
%OQ»vtaiv'lUov  cbm.  noXvnlrilg  6,  ö  ist  gleich  vertheilt,  weil  die 
Raderbftake  bei  anfs  Laad  gezogenen  Schiffen  nicht  weniger  ia  die 
Angen  falten  als  bei  fahrenden ;  da  aber  die  anf  den  Banken  siteenden 
Rttderer  nie  in  der  Uias  erwähnt  werden,  so  hat  sie  auch  nXfilg  1«  1^ 
nur  ausnahmsweise  11 170  luvti^xovx^  laav  avdQig  htl  xXi^iv  hoH^ 
Die  Formel  htl  %hqiai  xi^itw^  die  der  Odyssee  eigenlhümlich  iet, 
bat  auch  auf  die  Vertheilung  von  Ka^l^siv  11,  21  Eiaflasz  gehiht 
Daa  Synonymon  von  noXvnXrilg  noXv^vyog  hat  zuflllig  sogar  aar  die 
flies  B  993,  desgleichen  inaxoivyog  2?  247,  dagegen  nar  die  Odye* 
aee  zweimal  ivivyog  v  116  ^  288;  tvya  nur  i  99  i^  21.   Die  Verthei- 
lang  dieser  Wörter  hat  ebenso  wenig  etwas  aaffallendes  als  das  aos- 
nahmsweise  Vorkommen  eines  Synonymon  fflr  einen  gsngbsren  Aas- 


L.  FHedlllMder:  iwei  honeritolie  WOrler?0raeiokHl#M.      80B 

dniok,  woffttr  in  der  eritea  Abhandlmig  S.  783  flf.  berrilt  lalitreiolie 
Beispiele  angefahrt  sind.  KvavonQCOQog  (und  ^(^log)  ist  in  der 
Odyssee  hiafiger  3,  10. 

Alle  Aosdrflcke  die  sich  speeiell  auf  S eh if fahrt  bes2efaeo 
kommen  in  der  Ilias  gar  nicht  oder  nnr  ausnahmsweise  vor:  svi^dcr- 
liov  0;  5,  xvßeifvi^trig  i-fjftfJQ)  2,  7  (T4d  7ud  f*  oTfUQxb  na^ 
y%  vmv  iv  aympi  (ihiaxov  \  orrs  nsvßsgvijtatj  9^316  (irjti  d'  crur«  flt^• 
ßt(fvrjtfig  ivl  olvoni novrm  |  v^a ^orfv  l9vv$i)y  xvßeQvato  nnr  y  283. 
taxlov  4,  19  hat  die  Uias  nnr  in  einem  Gleichnisse  O  627  aviftoio  di 
invbg  arftti  |  iaxl<p  ifißg^atM  nnd  in  der  Heimfahrnng  der  Briseis, 
#0  A  433  tatUc  f»£v  atelXavto,  ditforv  d'  iv  vrß  fulalvji  dieser  Stelle 
eigenthflmlich  ist  (vgl.  y  11),  480  iva  O'  tözla  Xsvxa  nkaCöaVj  481 
iv  d'  avs^og  n(^€v  ^iyav  tazlov  aus  der  Odyssee  entlehnt.  Ich  habe 
schon  wiederholt  bBroerkt  dasz  die  Wiederkehr  von  AusdrOcken,  die 
sich  sonst  nnr  in  der  Odyssee  Anden ,  an  dieser  Stelle  nichts  weniger 
als  anffallend  ist  (gegen  Haupt  a.  0.),  da  dies  eben  die  einzige  Stelle 
der  Ilias  ist,  wo  eine  Seefahrt  ansffihrlich  beschrieben  wird.  Im  Oe- 
gentheil  wird  man  bei  fortgesetzter  Beobachtung  den  Satz  in  der  Re*^ 
gel  bestitigt  finden,  dasz  Qberall,  wo  das  eine  Gedicht  ausnahmsweise 
in  den  Vorstellongskreis  des  andern  Abergebt,  anch  die  in  diesem  flb« 
liehen  Aosdraoke  Wendungen  und  Formein  eintreten ,  die  iwar  nicht 
mit  pedantischer  Genauigkeit  reprodnciert ,  aber  ebenso  wenig  mit 
pedantischer  Absiohtliehkeit  variiert  werden..  So  stimmt  s.  B.  die  an^ 
gegebene  Stelle  im  ganzen  mit  ihnliohen  der  Odyssee ,  hat  aber  doch 
wie  bemerkt  einzelnes  eigne.  Nilzsoh  (Anm.  s.  Od.  Bd.  I  S.  1S&) 
glaubt  sogar  dasz  die  Stelle  von  Telemachos  Seefahrt  in  ß  naoh  A 
eopiort  sei.  Mit  absoluter  Gewisheit  Ifiszt  sich  ebenso  wenig  dies  all 
das  umgekehrte  behaupten;  dagegen  wol,  dasz  dergleichen  ihnliebe 
Steilen  im  Verlauf  der  mfindlichen  Ueberliefernng  dnrch  Hin»  jind 
ROokaberlragung  sich  wechselsweise  immer  mehr  ausgeglichen  haben. 
Anch  das  erste  Lied  Lachmanns  A  1 — 347  hat  swei  AusdrAcke  dt« 
Abrigens  nur  in  der  Odyssee  vorkommen ,  nemlich  312  inhßUov  iyffn 
»iXtv^a  und  321  ov^i^^i»  ^Bqmovxt,  auszerdem  113  iQvTcrifty^^..^^ 
ftfro^  9,  33  bedeutet  in  der  Ilias  auszer  den  angefahrten  Steilen  nnr 
noch  ^  852.  878  den  Mast  (an  den  Achilleus  die  Taube  als  Ziel  for- 
den Bogenkampf  bindet),  sonst  den  Webstuhl,  i^srfiov  1,  26  bat  die 
Ilias  nnr  in  einem  entlehnten  Verse  A  435  s=  o  497  xa^icaiLiftm^,  v^ 
d'  ttq  o^fiov  nQoiQsatsav  iQStfung:  das  Epitheton  eiff^ig  0,  6  gar 
nicht,  ebenso  wenig  die  Composita  dokixi^QitfAog  0,6,  ini^QeTfiog 
0,  6,  9iXi^^£Tfco^  0,  8.  Dagegen  kommt  das  auch  in  der  Odyssee 
Biebt  hinfige  iqlaaiv  2,  3  (und  ngosgiööBiv  v  279)  anszer  in  dem 
angefAhrten  Verse  noch  1361  vor:  v^cig  ifuig^  iv  d'  avSqag  ipstfo^- 
fisvac  fcfficrcora^:  igirrfg  3,  5  (A  142.  309  B  719).  %ilkm  0,  5, 
SffVfiVi/tffttfl,  11  {A  476  dfi  roTf  xoifii^orvro  na^a  TKpvui^tfMr  vffig 
s=  fi  32);  {la  1,  7  bedeutet  Schilfskost,  auszer  e  368  ag  d'  Svifiog 
imig  filfov  ^(imva  xivil^ji  und  iV  103  kvxuv  r*  i^ta  nikavtai. 


800      lu  FM6diii4«r:  swoi  iiMMriiebi  WMerYü^teiolaltM^ 


Im  Ittnere  des  Hailses  fihrtdiftllMf  Bor  sehr  seltea,  daher 
ie%ti.Qfi  1,  10  hier  »er  ausnahms weise  K  418  oöctn  ftiv  Tqmw  %o* 
QogiöxaQtti:  iaxlfi(taxlri)^^  gar  nicht,  iniattov  £;26Ss  i^^^xiO^ 
1,  S  (B 135  Tj^fiMTg  filv  Xi^x«^m$  hphxuii  oaaoi  laaiv)^  avicttog  163 
{iqf^WQ  a^iiuötog  apiötiog  iötiv  ixuvog  \  og  nolifMV  IgaiMy  waB 
ieh  als  Interpolation  naohgcHieaen  habe  Anal.  Uom.  S.  470  f.).  Voo 
den  flbrigen  Theilen  des  Haoses  hooimt  ddnedov  1,  9  einmal  in  der 
llias  TOT,  wo  die  Götter  sohmansen  X(fvaim  iv  dmtida  A  %  uI^ov6a 
Btehrnals,  aber  mit  dem  Beiwort  i^/doii7Co^(in  der  Odyssee  7nal) 
nar  in  dem  ans  der  Odyssee  entlehnten  Verse  Sl  333  =  o  146. 191. 
(Ueber  antanv  i^töowtiov  T  öO,  functfiol  i^tiowtoi  %  &15  s.  obea 
S.  797.)  vniQtiiov  2j  21  (J3  514  na^ivog  alöoiii  vmifaiov  dawa- 
ßi6ay  n  184  ttvtincc  i^  Big  imaq^^  avaßag  na^Bli^cno  la^^,  beides 
mit  Bemlttisoens  an  die  Odyssee :  dort  ist  es  eine  laebschafl  des  Ares^ 
hier  des  Hermes).  Was  das  Hans  dem  Gast  und  dem  Fremdling  bietet, 
nennt  fast  nur  die  Odyssee:  diiiviov  1,  12  («$2  644  =  ^  397  nsw. 
dtfwt  Vit  ul^ovari  d'ifuvai  nal  §^yicc  naXa),  aCaiAiv^og  1,  10 
(JC  576  Sg  ^'  aaafUv^vg  ßavieg  iv^iatag  lovaavto  s=s: 6  48),  %iQVi^ 
0,  8.  2nr  Anwendnng  der  Formel  xigvißa  i^  ifupCnokog  itifO%6»  iiu- 
%m>t  ^i^fovcu  fehlt  es  in  der  llias  an  Gelegenheit:  das  Wort  kennt  sie 
BatOrlioh  so  gut  wie  die  Odyssee,'  wie  anm  Ueberflnsz  %iifvißov 
A  304,  xiQvlntiöd'ai  A  449  beweist.  ßgcifAtf  0,  5,  ßgmcig  1^8 
(r210  ov  noing  ovSi  ßqMig)  fast  nnr  von  der  Kost  die  den  Gftstea 
gereicht  oder  anf  Schiffen  mitgenommen  wird;  ans  demselben  Grande 
isl  iX^ixov  3,  13  in  der  Odyssee  so  viel  hftnftger.  In  der  llias  wird 
es  erwähnt  A  631.  640,  wo  Nestor  dem  verwnndeten  Eurymedon  dea 
Misohtrank  bereitet,  und  2^560  auf  dem  Schilde  des  Aehillens  deM««ef 
i^t^iaiv  icvx'  &kq>tTa  nokH  Ttakww  vgl.  iL  28  £  77.  In  diesem  Zn* 
sammenhnnge  wird  es  anoh  nicht  mehr  auffallend  eraeheinen,  dasi 
i^^i^g  0, 15  nnr  io  der  Odyssee  vorkommt,  das  wie  eeslis  als  Collee- 
tivhenennong  von  Gewfindera  Zeugen  und  Teppichen  gana  eigentlich 
Mr  SehHdernng  des  Innern  des  Hauses  gehört;  doch  hat  die  lliss 
ia^og  Sl  94  (%ikvfiiAtx  • .  tov  6^  ov  ti  fA^iUvwspov  tnXito  Mog)» 
Sind  dooh  selbst  die  Benennungen  der  einaelnen  Gewinder  in  der  lliss 
sehr  viel  seltener,  ob wol  das  Ankleiden  nicht  selten  beschrieben  wird: 
XltttvaS,  52,  ipai^og  6,269  ^VT^S^^  12.(1661  wisiite^6gu 
Uvoio  TS  Xewtov  aorev,  Sl  644  =  6  297),  ntSag  1,  12  (in  der  eben 
angeflQlu'len  Stelle  der  llias).  Endlich  kann  ich  es  auch  nicht  auffallend 
finden  dasa  nur  die  Odyssee  die  allgemeine  Beaeichnung  fftr  Gegen* 
atande  des  Gebrauchs  hat  XQVf^^  ^9 1^-  Freilich  hätte  es  aach  bin 
nnd  wieder  in  der  Iliaa  vorkommen  können,  besonders  ds  die  Sab- 
stantiva  von  xtuofiai  dort  nicht  selten  sind:  nv^fita  19,  42,  »rifffff 
by  lOf  %t^^ig  ßyb,  aber  an  manchen  Stellen  wo  jetat  x(f^f^  *^^^ 
kann  nrsprOnglich  xt^fMt  gestanden  haben  and  umgekehrt. 

Nicht  minder  als  die  verschiedene  Seenerie  und  die  verschiedene 
Handlung  trftgt  auch  die  Verschiedenheit  der  in  beiden  Ge- 
dichten auftretenden  Tersonen  bei,  eine  Ansabl  von  Ana- 


L.  Friedifinder:  swei  bomericebo  Wfirterverseiciuiiise.      807 

drickeo  iuf  das  eine,  eine  andere  nnf  dn  andere  tu  besehrfinken. 
Bekanntlich  greifen  in  der  lliaa  die  Gö  tter  ungleich  öfter  und  in  un- 
gleich grösserer  Zahl  in  die  Handlang  ein  als  in  der  Odyssee;  die 
aatarlicbe  Folge  ist,  dass  hier  liie  stehenden  Epitheta  derer  die  gar 
nicht  oder  selten  erscheinen  gar  nicht  oder  selten  vorkommen.  Nur  die 
Ilias  hat  ßoänig  \7j  O9  weil  es  14mal  ein  Beiwort  der  Hera  ist,  die 
in  der  Odyssee  nur  3mal  (d  513  k  604  fi  72)  ganz  beiläufig  genannt 
wird  (über  die  Stellen  wo  es  Beiwort  von  Heroinen  ist  s.  Ariston. 
r  144);  nur  die  Ilias  noötjvefiog  10,  0,  weil  Iris  deren  Beiwort  es 
immer  ist  in  der  Odyssee  gar  nicht  vorkommt.  Das  gleiche  gilt  von  den 
meisten  Beiwörtern  des  Ares  ivv<iltog7,0,  ^ovQog  ll^O,  avÖQSt" 
^ovtfig  4,  O9  TcilavQtvog  Ttolsfiuszi^g  3^  0  (auszerdem  zaXctvQivov 
jcoXefUtitv  H239)^  (itat^ovog  4^  0.  Nur  ßQOtoloiyog  ist  Einmal 
O  115  in  die  Odyssee  übertragen,  wo  der  Ringer  Euryalos  ß^oroloiya 
taog^'^Qrit  genannt  wird.  Dagegen  ist  es  natürlich  dasz  sich  XQvarjviog 
O  285  (im  Hymnos)  als  Beiwort  des  Ares  nicht  in  der  Ilias  findet,  wol 
aber  als  Beiwort  der  Artemis  Z  205.  Der  Hymnos  ist  auch  die  einzige 
Stelle  der  Odyssee  woApollon  (unter  den  dem  Ehebruch  zuschauenden 
Göttern)  vorkommt;  auszerdem  wird  noch  in  v  sein  Fest  erwähnt:  an  die- 
sen beiden  Stellen  kommen  denn  auch  seine  in  der  Ilias  so  gewöhnlichen 
Epitheta'' vor:  ixaT^^jSoAoff  6,  2  (•&  339  v  278),  iaat tj ßelizrig 
A  75,  i%itxog  4,  0,  i^a^^yog  17, 1  ('^  323).  Auch.  Zeus  tritt  in  der 
Ilias  ungleich  öfter  auf  als  in  der  Odyssee,  daher  seine  zur  Ffillung. 
des  Verses  gebrauchten  Epitheta  hier  entweder  ausschlieszlich  vor-» 
kommen,  wie  a^^^tx^^avvo^  3,  O9  ii't^l\,vyog  4,  O9  airTe^o^i}- 
Tsjg  5,0,  oder  doch  hauptsachlich,  wie  vipißQEfiixtig  4,2,  K(f6vov 
na  ig  ceyKvko(i'qt€(o  7^  i  (der  Nominativ  ayKvJLO(ii^fig  noch  A  S9% 
iQlydov7tog7^^.  Dagegen  die  Epitheta  der  Athene  (ylavxwitg}j  des 
Hermes  {ÖLaxxoQog  a(fy£tq)6vtrjg)y  des  Poseidon  (yati^axog  iwoölyaiog^ 
ivoölx^ov)  sind  ziemlich  gleich  vertheilt.  Basz  ayvog  O9  ö  nur  in  der 
Odyssee  vorkommt,  rührt  bei  einem  so  seltenen  Wort  wol  iheils  vom 
Zufall,  theils  daher  dasz  es  ein  Epitheton  von  Persepl^one  und  Artemis 
ist,  von  denen  die  erstere  in  der  Ilias  gar  nicht,  die  zweite  selten  vor- 
kommt, auszerdem  ayvi^  iogviq  ip  259*  Auch  was  den  Göttern  gehört, 
ihnen  eigen  ist  oder  von  ihnen  ausgeht,  hat  die  Ilias  natürlich  viel 
öfter:  alylg  11 9  1  (d^  tox^  ^AQ^ulri  ^lalfißgotw  alyld^  ivicxBv 
X  297)9  vif^Tag  5,  2  (c  93  (  359),  vsHTaqsog  %  O9  ig>ix(iii  9,  1  (in 
dem  interpolierten  Verse  6  353  oC  d'  aUl  ßoviovxo  ^eol  (UfAv^^ai 
iq>nfiiaiVy  in  der  Ilias  7  oder  8mal  von  Befehlen  der  Götter),  afp&i- 
zog  Sjl  (5mal  von  göttlichen  Dingen). 

Die  Ilias  nennt  ferner  eine  ungleich  gröszere  Zahl  von  Stäm- 
men und  Völkerschaften  als  die  Odyssee,  hat  also  auch  viel  mehr 
Beiwörter  zu  deren  Charakteristik.  Uebrigens  treten  dort  die  Völker 
als  Contingente  der  Heere,  hier  in  friedlichem  Znstande  auf,  weshalb 
die  Beiwörter  verschieden  sind,  iglrigeg  ixalqoi^  die  im  Kriege 
wie  im  Frieden  genannt  werden,  sind  gemein,  das 'Wort  iq^'riqt\g 
7,17  (auch  bei  aoLSog).   do^«;|(^^£TfiOff  und  tpi,Xriq$xinog  kommen, 

Jfthrh.  f.  clasi.  Philol.  Sappl.  Bd.  III.  HH.  6.  54 


808      L.  Pri^dlinder :  cwal  homeristilio  Wör torT»nekMase. 

wie  bemerkt,  nor  in  der  Odyssee  vor,  eis  Bpilbett  der  Phaeekea  wid 
Taphier,  desg^leiehen  vai^^ix^vrog  6,  0  (Phaeaken  and  Pboeniker, 
Einmal  ^22  die  andere  Form  vccvaniXiitog);  dagegen  fpikojaolifiog 
xa%wtmkog  u.  dgl.  hat  nnr  die  Iliaa.  g>iXonz6liiioi  10^0  (Achaeer 
Troer  Myrmidonen  Leieger,  einmal  Fra^i  ^^)j  ta%vnaloi  \\^(i 
(Achaeer  Danaer),  ivigcg  tnnonoQvüral  5,  0,  initoÖciiioi  45,  3 
(gewöhnlieh  Troer,  auch  einzelne  Helden,  in  der  Odyssee  y  17  von 
?ie8tor,  y  181  von  Diomedes,  X  300  von  Kastor),  %tilitoiiQifvCxiig 
9,0,  xolttoxittovBg  31,2  (a  286  d 496 '/^^«mJv  x«Xxox»r(owav),  iyi- 
Q9»X^^  7,  1  (5mal  Troer,  Imal  Rhodier,  Imal  Hysier,  l  286  IIiQinlV' 
\ktv6v  r*  ayiqfo%ov)>  Aber  aach  solche  charakterisierende  Beiwörter 
von  Völkerscharten,  die  sieh  nicht  auf  den  i^rieg  beliehen,  hat  di0 
llias  natürlich  mehr  und  öfter:  ill^rnntg^Axaiol  ^^  0  {iU%wni^ 
%ovgriv  A  98),  %aqt\%o^o^vx%q^A%tLioi  26,  4  (ausserdem  tn^- 
xo|uoioure$  hax(^i  ß  408):  ivKvtffitSig  kommt  in  der  Odyssee  etwas 
öfter  vor.  Aach  die  grössere  Menge  von  Stidten  Ländern  and  Ortschaf- 
ten, die  in  der  llias  genannt  werden,  bat  auf  den  Gebrauch  der  Bei- 
Wörter  inRniert:  iciO-eog  7,  0  (immer  bei  Stiidte-  ond  Ländernamen), 
iQißmXa^  15,  1,  iqlßmlog  6,  1  (ausser  igißenkov  &QavQav  0& 
immer  bei  Eigennamen;  die  Stellen  der  Odyssee  sind  e  34  2%t^ipf 
iglßfolov,  V  235  i%xi\  igißdlctnog  ^tuIqoio)^  nokvniSa^S^O  (n^- 
daj  1,  0,  niöi^Big  1,  O). 

Von  den  Beiwörtern  der  Völkerschaften  sind  viele  sogleich  Epi- 
theta einselner  Personen,  wie  CjmodafAog.  agtilqulog^yl  ist 
in  der  llias  da»  gewöhnliche  Beiwort  des  Henelaos  (18,  1  —  o  169), 
ausserdem  des  Heleagros  I  550,  des  Lykomedea  P346,  a^ov  it^fj^' 
Iqv  B  778,  4mal  der  Achaeer  (77  303  fehlt  bei  Seber).  agrii&oog 
kommt  nur  im  Gen.  Plur.  vor  a^td^mp  al^timv  3,  0  (^  280  a.  L.  dicr^- 
(pitav).   Hieher  gehört  auch  fievexag^Lrig  (Einmal  S376  ^cvi^^^M^) 

7,  0  (Beiwort  der  Aetoler^I  529),  (tBveSfjiog  2,  0,  fievattolefiog 

8,  1  (7  442  (isvBTnoUiiog  SQaaviirlStjg ^  so  aach  K  255).  Nor  als  Epi- 
theta einselner  kommen  vor:  tnnfjkaxfig  9^2  (in  der  llias  Tydeas 
Peleus  Phoenix  Oenens,  in  der  Odyssee  Nestor  y  436.444),  noiii%fl? 
27,  2  (X  471.  538  TTodoixeo^  Alaxldao  —  in  der  llias  ist  es  22mal  Bpi- 
tbeton  des  Achilleus,  K  316  von  Dolon  og  6rj  xoi  slöog  fihv  irjv  surxo^, 
illä  noSciarig^  ^262  bei  (iticstgj  B  764  P  614  U^*  376  bei  titTto^), 
liOQv&aloXog  38,  0(0  246.  504  fehlen  bei  Seber,  immer  Beiwort 
Hektors,  nor  T  38  von  Ares,  A"  132  iwaltog  xoQv^dt^)^  iVQV- 
»gelmv  11, 1  (y  248,  immer  von  Agamemnon,  nar  A  152  hoalffhav)- 
Auch  xvditfrog  16,  2  ist  in  der  llias  so  fiel  häufiger  wegen  der  Aa- 
reden Zbv  %v6iaxB  iiiytaxi  nnd  ^AxQilörj  xvdtotf,  welche  letstere  swei- 
mal  in  die  Odyssee  fibertragen  ist  A  397  =  o  121.  Und  so  finden  sieh 
noch  andere  ansseichnende  Epitheta  von  Heroen  angleich  hänfiger  in 
der  lliasy  wo  das  Bedürfnis  so  viel  öfter  eintritt,  lao^iog  nar  ia  der 
Clansei  lao&eog  tpmg  12,  2  (in  der  Odyssee  von  Telemachos  a  324  v  124, 
in  der  llias  von  mebrern);  dagegen  sind  ävxl&sog  29,  3,  d^son^^S 
27,  16,  deo(/9i8Aog2,3  gemein.    Abgesehen  vom  Zarall  hat  dies 


L,  Fried! toder:  swei  liMierieehe  Wörtervene&tbiiisse.      809 

wol  gewit  zuni  Theil  in  der  Willkflr  der  Redaotoren  vmd  Kritiker 
seioeo  Grand,  die  sumai  bei  der  EoUcheidang  swiicben  avil^eog  ned 
töo^sog  gttnt  freie  Hand  bauen;  irakawog^^^  kommt  auch  nor 
bei  der  Vergleichung  von  Helden  mit  Göttern  und  flbermenscblicben 
Gewalten  vor  (^IlQlafiog  ^Utpiv  fif;0ro9^  itakaviog  IT  366,  besonders 
mit  Zeus  und  Ares,  aber  auch  M463  ^'EAnmQ  wxvl  ^oy  axakuvtag 
immnia  and  ot  6*  i(Sav  agyaliav  ivifuov  uxulavtoi  iikXy  iV  79ö, 
iir  der  Odyssee  y  110  von  Patroklos,  y  409  von  Nelens). 

Endlich  Tührt  die  grössere  Zahl  von  Personen  in  der  Ilias  aabU 
reichere  Genealogien  mit  sich;  auch  werden  eben  darum  nnr  hier 
gewisse  Verwandtschaftsverblltnisse  erwihnt,  als  aviiffiog 
5,  0,  vo^og  11,  0  (öKgttog  Z  24).  Wegen  des  öfter  vorkommenden 
Verhältnisses  von  Herr  und  Diener  ist  d'eoanciv  in  der  llias  viel 
häufiger,  oitatov  6,0  nur  hier  (4mal  mit  Idofisvrjog}* 

Fast  alle  in  der  llias  auftretenden  Personen  sind  Krieger  oder 
Fürsten  (ßovktifpogot  15,  2,  in  der  Odyssee  0airjxmv  ßavkfiq>6Q0i 
V  12,  iyo^l  ßovki^ipoQOt  1 112)«;  dagegen  in  der  Odyssee  erscheinen 
sie  in  den  Zustfinden  Verhältnissen  and  Bescbfiftigungen 
des  Friedens  und  friedlichen  Lebensgenasses.  Daher  da&TVfio* 
vBg  0,  9,  selbst  ioidog  1,  38  nur  Einmal  und  awar  anffillig  in  der 
llias  Sl  720  aoiöovg  ^gr^vcDv  i^agxovgy  etwas  öfter  ioiSrl.  In  die 
Odyssee  gehören  auch  £^^^£^0,4  (sweimal  Fischer  in  Gleichnissen, 
sweimal  Schiffer),  v^o^j^o/O,  18,  övqtoQßog  1,  7  (<Z>  282  wo 
Achilleus  farchtet,  die  Wasser  werden  ihn  fortreiszen  m$  TtaitÜa  av- 
q>0Qß6v),  avßoaia  nnr  A679  =  ^  101,  ^ovxoilo^  3,  10,  i^ißov^ 
xokog  0, 6.  Nur  die  Odyssee  hat  Bettler:  yttm%6g  0,  22,  %%m%tv- 
BivOy  5  und  die  ana^  elgvifiiva  dinxtig  JtQotxriig  imataxrig 
ayvQxäisiv  (denn  ayvQxrig  fehlt);  ferner  akiixfig  0,  11,  aki^fiav 
0»  2,  akfixBvsiv  0,  6,  akr^  0,  4;  aber  aXao^ai  kommt  auch  in  der 
llias  4mal  vor.  £xixfig  5,  11,  txsxsvm  If  5  sind  in  der  Odyssee  we- 
nigstens viel  häufiger;  xakansCgiog  (Beiwort  von  txixrig  und  ^ttvog) 
Bar  hier  0,  5.  Wie  für  Bettler  und  Herumstreicher,  so  hat  auch  nnr 
die  Odyssee  die  Namen  fär  ihre  Lumpen  (^axogO,  U)  und  fQr  ihr 
Elend  övfi  %4  (nur  in  der  zweiten  Hilfte  der  Odyssee  |  215.  338 
c  53.  80)  und  dvato  v  195.  Die  Beschränkung  dieses  Wortes  auf 
die  Odyssefe  ist  ebenso  wenig  ganz  zufällig  als  die  des  Wortes  fär 
plötzliches  Verderben  koiyog  21,  0  auf  die  llias.  -—  Der  Fremd- 
ling der  an  unbekannte  Küsten  verschlagen  wird  darf  auf  gastliche 
Aufnahme  und  fleimsendung  hoffen,  qfiko^sivog  0,4  (immer  in 
der  Formel  ^e  ipiko^eivoi^  xcd  ctpiv  voog  hxl  ^Bovii^g  i  121  ^676 
i  176  v202,  9b ov ölig  >uszerdem  noch  x  109.  364,  im  ganzen  also 
0,  6),  TCouitBvg  0,  5,  JCoiiniq  1,  22  (Z  171  ainag  o  ßri  AwdffviB 
^Bmv  in  afwfiovi  TCOfi»^),  ^ofiff  eva>  ajta^  Bl^fiivov  v  422.  Dage- 
gen 9ro|ii?to^  8,  3;  von  den  Beispielen  der  llias  fallen  ö  in  A,  wo 
Priamos  von  Hermes  ins  Lager  der  Griechen  geleitet  wird.  Am  deat« 
liebsten  aber  zeigt  sich  der  Einflusz  des  Gegenstandes  auf  die  Ver- 
theilnng  der  Wörter  in  beiden  Gedichten  bei  ^vao\Uu  und  den  davon 

54  ♦ 


810      L.  Friedlinder:  twei  homeriselio  WörtenreraeiehaiMO. 

abgeleiteten  Wörter«.  Von  fivaofiat  in  der  Bedeotang  ^freien'  führt 
Damm  18  Stellen  aus  der  Odyssee  an^  keine  ans  der  Ilias,  und  fivf^- 
(FTi^^,  vielleicht  das  liiafigste  Wort  in  der  Odyssee,  kommt  in  der 
Ilias  anch  nicht  Einmal  vor  ((ivtiaxevm  0,  2,  nvtfCtvg  /?  199  r  13); 
bedürfte  es  aber  eines  Beweises  dass  die  Ilias  den  Stamm  eben  so  ;ot 
kennt  als  die  Odyssee,  so  wflrde  er  durch  fivi^art;  alo%og  geliefert, 
das  in  beiden  Gedichten  gleich  oft  vorkommt  4, 4.  Die  häufige  Erwäh- 
nung der  Freier  bewirkt  asoh  dasz  die  für  sie  charakteristischen  B^- 
wörter  bauptsichlich  der  Odyssee  angehören:  vff€^i;vo^ia>v2,  TJ 
(gewöhnlich  im  Gen.  PInr.  am  Versende,  mit  ivigtov  und  vitov^  aoch 
Kvxk(i7t&v)j  wihrend  ifvogiri  4,  1  der  Ilias  eigenlhünilich  ist;  vntQ- 
q>lakog  7, 20  (gewöhnlich  im  Dativ  Plur.  vicegtj^idXotai  fuO*'  vfiivSoial, 
fivriariJQötv vn€Qq>ttiXoiatv 9tti9\  in  der  Od.);  vnigßiog  2^S  (gewöha- 
lich.von  den  Freiern,  3mal  vniQßiov  vßgtv  ixowieg);  V7C€QfisviovtBg 
nur  T  63  (was  ttberhaupt  weiter  nicht  Vorkommt);  dagegen  komoit 
vfcsQiaevrig  12,2  (in  der  Uiaa  von  Zeus,  den  Königen  und  Baades- 
genossen),  in  der  Odyssee  nur  v  206  =  v  222  vor  (vntQfUvimv  ßaot- 
;  Xi}(ov),  oiTenbar  rein  znffillig;  in ig&vfiog  19 y  8  wird  ebenso  wenig 

;  von  den  Freiern  gesagt,  die  ilias  hat  es  theils  von  eineeinen  Heroen, 

I  theils  von  den  Troern  und  Achaeern;  eine  tadelnde  Bedeutung  scheint 

j  es  nie  zu  haben. 

Frauen  nehmen  zwar  in  der  Ilias  bei  weitem  weniger  Antheil  in 
der  Handlung  als  in  der  Odyssee.  Aber  erstens  treten  dort  viel  öfter  Göt- 
tinnen auf;  sodann  werden  Frauen  oft  beiläufig  erwähnt,  theils  in  Genei- 
logien  von  Heroen,  theils  wenn  von  der  Beute  der  Sieger  in  eroberten 
Städten  die  Rede  ist :  daher  kommt  es  dasz  eine  Anzahl  von  schmflckenden 
Beiwörtern  in  der  Ilias  häufiger  ist  als  in  der  Odyssee:  iv^avogl^O 
(itakktiavog  2, 1),  ikxealmnkog  3,  0,  rivxoiiog  15,  2  (xffA- 
kl%Ofiog  1,  1),  %akkink6xafiog  4,  2,  kiTcagonkoKOfiog  ri26; 
dagegen  ivTtkoxafiog  7,  21  (und  ivTckoxecfiiSeg  ß  119  v  542).  In 
der  Odyssee  erscheint  die  Frau  als  Herrin  des  Hauses,  daher  nur  hier 
diCTCotva  11,0,  ßaalkBta  11,0  gewöhnlich  von  Penelope,  deren 
stehendes  Epitheton  itSQltpQavO^  bS;  auch  ixiq>Qa}v  1,8  steht  7nii 
von  Penelope,  die  beiden  andern  Male  von  Männern.  Alte  Fraoen 
kommen  in  der  Odyssee  öfter  vor,  in  der  Ilias  fast  gar  nicht,  daher 
yqtivg  1, 22  (F  386  yQtil  di  (iiv  hxvta  Ttukai'yEvh  Tcqoaieuttv). 

Die  Verschiedenheit  der  Fabel  in  beiden  Gedichten  macht  sich 
aber  nicht  blosz  in  den  angeführten  einzelnen  Fällen  in  Bezug  auf  den 
Ausdruck  geltend.  In  der  Odyssee  ist  der  eine  Angelpunkt  der  Haad- 
Inng  die  Rfickkehr  des  Odysseus,  der  andere  die  Rache  fflr  den 
Frevel  der  Freier,  voatito  und  voarog  zwar  sind  beiden  Ge> 
dichten  gemein,  aber  voctiiiog  (gewöhnlich  voaxifMv  ^l^^)  ^^^ 
Odyssee  eigenthümlich  0, 12;  wie  auf  der  andern  Seite  auch  nicht  zn- 
ffillig vrikshg  ^(uiq  7,  2  der  Ilias  vorzugsweise  angehört.  Der  Held  der 
Odyssee  wird  vom  Unglück  verfolgt:  xafifioi^og  0,5  (immer  von 
Odysseus),  noklixkag  5,  35;  auch  dieFormel  xattxkaö^fi  tplkov 
^tOQ  (IfMLyBj  fiiuv  8ij  xotüw  di)  0, 7  gehört  hieher.  Odysseus  beflsdet 


L.  Friedlioder:  swei  homerisciie  WOrterverMichoUse«      811 

sich  in  der  Regel  in  der  Lage,  seinen  Zweck  dnrcb  liefersonnene  Lisi 
Sil  erreichen,  besonders  gegenüber  den  Freiern  und  dem  Kyklopen: 
ßvaaodofASva  0,  7  (4mal  von  Odyssens,  Imal  von  Hephaestos,  2mal 
von  den  Freiern).     Der  Frevel  der  Freier  hat  auf  den  Gebrauch  von 
vß^ig  2,  14  und  vß^fl^tiv  1,  7  sichtbar  influiert  (A  203  ^  tva 
vßQtv  tdri  ^AyafLifivovog  ^Ax^Mao^  A  214  vßgiog  eivsxa  x^aösy  A  696 
^Efjutol  %ak%o%lzmvig  fifiiag  vß(fl^avTeg);  dagegen  dasz  vßQioxr^g  1,  4 
fast  nur  in  der  Odyssee  vorkommt,  liegt  an  der  dort  3mal  gebranchten 
Formel  ij  (  oSy*  vß^iaxal  xe  xal  aygioi  ovSh  öIymioi^  ton  den  Freiern 
kommt  es  sogar  niemals  vor.    Die  vßQig  der  Freier  besieht  darin  dass 
sie  fremdes  Gut  ohne  Entgelt  verzehren;  dies  hat  auf  das  höulige  Vor- 
kommen  von  iXXoxqiög  in  der  Odyssee  3,  15  Einfluss  gehabt.   Denn 
wenn  ilkoftqiog  in  der  Ilias  nur  E  214  (j=^  n  102  ainlft*  &tfix'*  eac 
ifieio  xo^ij  xccfioi  alloxQiog  (ptig^  und  T  298  (fta^  !v€k   akkorglav 
aximv)  vorkommt,  so  ist  es  in  der  Odyssee  nicht  weniger  als  achtmal 
von  dem  fremden  Gute  gesagt,  das  die  Freier  verprassen:  im  fibrigea 
hat  hier  wie  so  oft  der  Zufall  gewaltet.    Dasz  aber  aXXo^QOog  0^  i 
nur  die  Odyssee  hat,  liegt  in  der  hfiuflgen  Erwihnung  des  Umherirrens 
von  Land  zu  Land.    Die  häufige  Erwähnung  des  Prasseus  ohne  Entgell 
bewirkt  auch  das  häufige  Vorkommen  von  vi^noivog  0,  8  (ftinftnal  in 
dem  Verse  ilXoxgiov  ßCoxovvmtoivov  idovaiv,  in  ähnlicher  Verbindung 
I  417;  zweimal  vrjrcoivol  %tv  oXota&e  a  380  ß  14d).    Dagegen  hat  wie- 
der nur  die  Uias,  in  der  so  oft  Auslösung  und  Lösegeld  vorkommt, 
aytotva  28,0  (allein  in  ■(^  achtmal),  das  stehende  Epitheton  äiteQel- 
Cia  12j  1  (in  der  Stelle  der  Odyssee  x  529  wie  in  einer  einzigen  der 
Ilias  n  178  in  Verbindung  mit  hSva).    Dasz  aber  itoiviq  10,  1  fast 
gauz  auf  die  Ilias  beschränkt  ist,  kann  ich  nur  fär  Zufall  halten  (ava- 
noivov  nur  ^99);  ebenso  xciofiai  24,5,  was  man  geneigt  sein 
könnte  aus  der  Fabel  der  Ilias  abzuleiten,  in  der  That  aber  ist  es  viel 
öfter  von  dem  Zorn  anderer  als  von  dem  des  Achilleus  gesagt.    Dasz 
Xoiyog  21,  0  nur  in  der  Ilias  vorkommt  (meist  Xotyov  afivvuv  und 
aXaXxBiv)  ist  allerdings  zum  Theil  zufällig  (denn  oXs^Qog  32,  50  ist 
in  der  Odyssee  sogar  viel  häufiger,  oXi^Qtog  2,0,  oXoq>aiog  0,  4), 
zum  Theil  aber,  wie  schon  bemerkt,  dem  Gegenstande  der  Ilias  zuzu- 
schreiben.   Dies  letztere  kann  wieder  bei  1 0/7^10^  4,  0  gar  nicht  ge- 
schehen, da  es  nur  ^533  von  verderblichem  Kampf  gesagt  ist,  wo- 
gegen (iiQfiSQa  iQya  6,  0  immer  sich  auf  Kampf  bezieht. 

In  der  Ilias  wird  das  Nachten  und  Tagen  ungleich  seltener  er- 
wähnt als  in  der  Odyssee.  Bekanntlich  geht  die  Erzählung  über  die 
Denn  Tage  der  Pest  und  die  zwölf  des  Verweilens  der  Gütler  bei  den 
Aelhiopen  kurz  hinweg.  Die  Gesänge  von  B  bis  H  umfassen  nur  einen 
einzigen  Tag,  die  von  A  bis  Z  wieder  nur  ^inen.  In  der  Odyssee 
bringt  es  die  Natur  der  Erzählung  mit  sich ,  dasz  der  Eintritt  der 
Nacht  wie  der  Anbruch  des  Sforgens  sehr  oft  ausdrflckiich  erwähnt 
wird;  besonders  bei  den  vielen  Wanderungen  Aber  Land  und  Meer 
Iritt  das  BedOrfnis  ein  Abschnitte  in  der  Erzählnng  auf  diese  Art  za 
bezeichnen.   Nur  beiläufig  bemerJie  ich  dasz  dies  auf  die  Anwendung 


812      L.  FriedUoder:  swei  homerischa  Wörterrerieichiiiise. 

gewiBser  Formeln  ond  formelhafler  Wendenden  wesenilichen  Binfliin 
geübt  hat;  deon  das  geoauere  Aber  diesen  Punkt  mnsz  einer  speciellen 
Untersuchung  vorbehalten  bleiben.  So  s.  B.  bat  den  Vers  Svöbto  6^ 
^ikiogy  ömomvxo  dl  sra^ac  iyviai  nur  die  Odyssee,  da  er  des 
Einbruch  der  Nacht  nur  für  Reisende  schildert  (vgl.  H  465  dvtfero  ^ 
riiUog ,  XBviXeato  di  SQyov  ^Arai^v),  Eben  daher  kommt  es  dasz  der 
Versi}fiO$' d^  ilQiyiv€ia  (pavt^  (odoidntvlog  iJoSg  in  der  Uias 
3-,  in  der  Odyssee  20mal  (davon  8mal  in  'AliUvov  axokoyot)  vor- 
kommt, vgl.  Haupt  a.  0.  S.  99  (der  zweite  Halbvers  noch  Z  175  1707 
W 109  A  785  [mit  der  Variante  (paealiißgaiog  tfoig],  ^Qiyivaa  Aber- 
baupt  3,  25).  DasK  dagegen  das  Beiwort  der  Eos  KQOnomnXognüt 
in  der  Ilias  vorkommt  6  1  =  A  695  Tl  ^  227 ,  kann  ich  nar  für 
Zufall  halten.  Mir  scheint  dass  der  epische  Gesang  aus  einer  Fälle 
sngleich  fester  und  wandelbarer  Formeln  schöpfte,  von  denen  wir 
ebenso  nur  eine  geringe  Anzahl  kennen,  wie  wir  von  dem  unermess- 
liehen  Reichlhnm  der  epischen  Sprache  nur  einen  Brnchtheil  besiUeo. 
Es  kommt  hinzu  dass  in  diesen  Dingen  die  Ueberlieferung  nad  wol 
nicht  minder  die  Redaction,  ja  selbst  die  Kritik  am  freisten  und  will- 
kariichsten  schalten  konnte. 

Auoh  die  Ausdrdcke  für  Nachtlager  und  Nachtruhe  hat  die 
Odyssee  viel  öfter.  Die  allgemeinsten  vnvog  und  svöm  sind  sirir 
beiden  Gedichten  gemein ;  von  den  30  Stellen  der  IHas  in  denen  tS^tf 
steht  fallen  übrigens  nicht  weniger  als  12  in  die  Doloneia,  die  einsige 
grosse  Nachtscene  des  Gedichts.  Dass  xa^svösiv  ausser  ^611  an' 
in  der  Odyssee  vorkommt  (fünfmal)  ist  meines  Erachtens ,  wie  scboa 
bemerkt,  nicht  weiter  aulTallend.  Die  Vertheilung  der  Dbrigen  bieber 
gehörigen  Wörter  ist  folgende:  Ssaa  0,  6,  amtim  1, 1  (Ä159 «548), 
daqd'dva  (nagaSaQ&ava ^  ncetccdaQ&dvm)  1,  6,  iccvm  4, 9,  nvd^^^ 
nur  8  809,  noifida  (oft  abertragen)  14,  28,  xataxoifbtao  3,0 (an- 
dere Composita  kommen  nicht  vor),  »oitog  0,  9»  notxri  nor  rdil» 
nafia  SSb9  tf  201. 

Auf  daa  Walten  des  Zufalls  im  Gebrauch  der  Wörter  bibe 
ich  schon  öfter  hingewiesen.  Es  zeigt  sich  am  deutlichsten  da  wo  tos 
einem  Worte  zwei  Formen  gebräuchlich  sind,  von  denen  die  eine  sar 
in  der  Odyssee,  die  andere  nur  in  der  Ilias  vorkommt.  Igeßogd^^ 
haben  beide  Gedichte;  dasz  also  iQeßBwogS^  0  gegenwärtig  nvr 
die  Ilias  hat,  igeiivog  3,  2  auch  die  Odyssee,  kann  nur  aas  den  so- 
fälligen  Bedürfnis  des  Verses  herrühren.  Dasz  e^e/i^g  gemeiasiin  ist, 
^£^9  0,  7  nicht,  erlilärt  sich  aus  dem  sechsmal  wiederholten  Verse 
der  Odyssee  i^rjg  d'  i^ofisvoi  noXtiiv  aXa  rvTSrov  igexfioig'  vi?**^^ 
ist  gemeinsam,  vtinvxiog  9,0  und  vriycla%og  3,  0  der  Odyss«^ 
fremd;  dagegen  aanaaxog  0,  7  der  Ilias,  während  acndciog  9^ 
meinsam  ist  Man  vergleiche  hiemit  noch :  tnnfjXdctog%0^  Inftft 
XaxogO^  2;  aycdiXiffg  5,  0,  ayaxXvxog  1,  9,  iyanXeixogb,^ 
(xAsiTog  14,  1  in  der  Ilias  Beiwort  von  IxcrrofijSf?  hUmovgot  Havo- 
f^vg^  {:54  lASta  nXBixovg  ßaödtjag);  ccAi/m  4,  6,  aXsylt^  ^i  ^ 
aXayvvm  (nur  darr«)  0,  5. 


L  Friedlioder:  zwei  homeriscb«  W6rtenrerseichBlMe,       813 

Nicht  miader  häoflg  isl  der  Fall,  disa  sich  ein  Stammwort  in 
beiden  Gedichten  findet,  die  davon  abgoleilelen  Wörter  aber  nur  in 
Einern,  und  umgekehrt;  oder  dtsz  von  den  Ableitungen  von  einem 
Stamm  die  eine  auf  die  Ilias,  die  andere  anf  die  Odyssee  beschränkt 
ist.  Auch  dies  ist  natürlich  rein  zufällig.  Mehrere  hieher  gehörige 
Beispiele  sind  bereits  angeführt,  ich  fuge  noch  einige  hiosu:  ikitay 
iXno^tti  sind  gemeinsam,  ilnlg  0,  2,  iknagi^  0,  4;  nivvrog  0,  6, 
während  Jttvvöaa)  und  das  Subst.  rcivvxiq  auch  in  der  llias  vorkom- 
men; %v6oq  und  die  davon  abgeleiteten  sind  gemeinsam,  wenn  auch 
in  der  llias  viel  häufiger  {^vÖQog  1,  2,  nvötotog  16,  2,  %vdalvtai 
(j-ivfsi)  9,  i),  nur  xvd^aa)  4,  0  usw.  Eine  ähnliche  Vertheilong  findet 
öfter  bei  einfachen. und  susammengeselzten  Wörtern  statt.  Ausser  den 
bereits  angeführten  zeigen  dies  iXaog  0,  3,-aAao(oO,  2,  ikamxvg 
*  t  503;  dagegen  alaoanoTilri  ^^l  (immer  ovd'  aXaoGKOTiltjv  f7%f,  was 
O  285  in  die  Odyssee  übertragen  ist).  Slxcc  3,  7,  Svdtxa  5,  0,  ötdv- 
di^a  4,0;  df/doi  gemeinsam,  nBqidzldto  7,  0  usw. 

Uebrigens  musz  immer  von  neuem  erinnert  werden,  dasz  in  einem 
so  wandelbaren  Text  die  Zahlen  der  Beispiele  nur  ungefähre  Vorstel- 
lungen von  dem  Gebrauch  geben  können,  da  sie  sich  in  den  verschie- 
denen Phasen  des  Textes  ohne  Zweifel  anders  und  wieder  anders  ge- 
stellt haben  werden.  Vieles  was  heute  nur  in  ^inem  Gedicht  steht 
kann  einst  in  beiden  gangbar  gewesen  sein.  Besonders  gilt  dies  von 
den  Wörtern  Wendungen  und  Formeln  die  ohne  Einflusz  auf  den 
Sinn  mit  gleichbedeutenden  vertauscht  werden  konnten,  ßagv  cxb- 
va%mv  z.  B.  steht  gegenwärtig  nur  in  der  llias  7,  0;  aber  i  16  wird 
die  Variante  &g  o  yt  öanQv  ximv  statt  ag  6  ßagv  atsvaxmv  aus- 
drücklich angegeben,  und  ebenso  können  beide  Formeln  wechselsweise 
öfter  vertauscht  worden  sein,  okßog  und  die  davon  abgeleiteten  Wör- 
ter sind  gegenwärtig  in  der  Odyssee  viel  häufiger  als  in  der  llias: 
oAj3os3,8,  oXßiog  1,  ii.oXßioöaliimv  T  182;  aber  wie  t  161 
statt  des  jetzigen  rm  tc  Zsiie  Tivdog  ona^si  früher  auch  gelesen 
wurde  tco  xs  Zsvg  okßov  oTta^et,  so  kann  dieselbe  wie  die  um- 
gekehrte Vertauschung  noch  viel  öfter  stattgefunden  haben. 

Zum  Schlusz  sind  die  bisher  noch  nicht  aufgeführten  Wörter  cn 
nennen,  die  einem  von  beiden  Gedichten  eigenthümlich  sind,  ohne  dasz 
man  dies  ans  dem  Inhalt  ableiten  kann.  Schon  ihre  änszerst  geringe 
Zahl  beweist  dasz  ihre  Vertheilung  nicht  von  einer  Verschiedenheit 
der  Sprache  in  beiden  Gedichten,  sondern  vom  Zufall  herrührt. 

cc^Hiaxog  {i^siiicxtog)  1,6;  tcklog  18,2,  aXioco  1,  2;  anxsQOg  0,4 
(immer  in  der  Formel  xy  o  aTtxsQog  IttXcto  fiv^og);  iavog  (etavog) 
10,  0  (vgl.  Buttmann  Lexil.  II  S.  9);  bI&uq  9,  0;  iintatoiiai  1,  10; 
btfiBxavog  0,  7  {iiuxTfiiog  ri  118);  ^Bamdaeg  nvQ  7,  1 ;  ^lafpatog  1,8; 
^r^v  13,  3;  %iXXi^g  0,  5;  xfdvog  14,  3;  (irixavdoiiai  12,  2  (nsgiiifixa- 
vaofiai  0,  2);  onig  1,5;  novXvßoxeiga  14,  3  (immer  bei  x^^^9  ^^^ 
A770  ^AxocUSa  novXvßoxeiQccv);  xvvri  6,  0;  vnat&u  5,  0;  ^^at^fi/m 
19,  0  (Buttmann  Lexil.  I  S.  8). 

Unter  diesen  Wörtern  sind  nur  zwei  deren  Beschränkung  auf  ein 


814      L.  Friedlinder:  swM  homerisehe  WörteryeneicliouM. 

Gedichl  illerdings  anifallend  ist,  and  «ufillig  sind  es  gerade  die  bei- 
den die  schon  Baltmann  beobachtet  hat:  iavog  und  xQai6(ilai.  Haft 
wird  vielleicht  geneigt  sein  auch  von  denen,  deren  Vertbeilung  ich 
ans  dem  verschiedenen  Inhalt  abgeleitet  habe,  eins  und  das  andere 
anstöszig  zu  finden  und  namentlich  bei  Xotyog  (nur  in  der  Ilias)  aod 
XQtjlia  (nur  in  der  Odyssee)  auf  eine  Verschiedenheit  des  Sprachge- 
braocbs  zu  scblieszen.  In  Bezug  auf  das  letztere  Wort  neiiet  sich  auch 
Lehrs  zu  dieser  Ansicht.  Ich  kann  mich  ihr  jedoch  nicht  anschliessen. 
Bei  einer  wirklichen  Verschiedenheit  des  Sprachgebrauchs  mosten  der* 
gleichen  Beispiele  sehr  zahlreich  sein ,  und  dasz  ihrer  so  äuszerst  we- 
nige sind,  beweist  meines  Erachtens  schon  allein  ihre  Zufälligkeit 
Sodann  aber  kann,  wie  gesagt,  die  Ilias  früher  .;c^i}fitt  an  mancher 
Stelle  gehabt  haben,  wo  wir  jetzt  xv^fia  lesen. 


Anhang* 

Veber  die  kritUohe  Benutamg  der  homeriflohen  Homonymie.  *} 

Die  Namen  der  Hauptpersonen  in  der  Ilias  sind  wol  alle  dorek 
die  Sage  überliefert^),  die  der  Übrigen  nur  zum  geringsten  TheiL, 
und  hier  haben  die  Dichter  entweder  aus  der  Menge  der  gangbaren 
heransgegrilTen  oder  erfunden,  nicht  selten  mit  Bezug  auf  Eigenschaf- 
ten Zustände  und  Verhältnisse  der  Personen.  SsQ^ittig  ist  von  ^aQaog 
(aeol.  Mgaog^  s.  Buttmann  zu  Schol.  ß  157),  auch  Kxi^amnog^  einer 
der  frechsten  unter  den  Freiern ,  heiszt  nokv^iQCelÖrjg  %  287  (vgl. 
SeQdlXoxog  P  216  und  'Aheigarfg  ß  158).  Die  Führer  des  Hinterhalts, 
der  dem  von  Theben  zurückkehrenden  Tydeus  auflauert  ^394,  heiszen 
Maltov  Atfioviörig  vlog  t'  ^vto^ovoio  fievintolsfiog  iloXti^o vti}^^, 
der  Zimmermann  der  Alexandros  Schiffe  baute  Aqiuiviöt^  E  60"), 
der  Sohn  eines  Traumdeuters  IloXmSog  E  148  (die  Benennungen  der 
Söhne  von  Zuständen  und  Beschäftigungen  der  Väter  sind  bekannt'), 

*)  Mit  einigen  ZasHtzen  vermehrt  abgedruckt  aus  den  Jahrbiiehem 
ffir  olassische  PhUologie  1855  S.  537—552. 

406)  Kur  auf  solche  bezieht  sich  Aristonicns,  wenn  er  von  Homer 
sagt  T  40:  naQadsdoiJkivoig  drjlovoTi  xQcoiisvog  xcrl  ovx  avtog  nldcctov 
tä  ovofiatUf  wie  aus  den  gleich   anzuführenden  Anmerkungen   erhellt. 

7)  Einen  Anklang  an  diese  Stelle  enthalt  das  Verzeichnis  von  Troern 
die  Teakros  tödtet  0  275  AvHoq>6vxfiv  (früher  IIokvtpövtTiv)  xal  FJolvat- 
fiovldiiv'Jaondova,  8)  Aristonicus:  ^  dinlrj,  Sit  ovofiaxod'ttLiiog  6  scocij- 
tifs,  leof?  SV  'OSvCüiC^  naqanXficCoig  noiei'  oUfiov  yccg  Ttntovog  t6  a^- 
IM^Biv,  %&%Bi  ^Tsgniddqg  9i  r'aoiddg»  (%  330).  Vermutlich  hat  Aristarch 
alle  solche  Namen  notiert,  um  die  Gemeinsamkeit  dieser  Namenbildung 
in  beiden  Gedichten  als  Argnment  gegen  die  Chorizonten  zu  bonutxen. 
Vgl.  zu  1  137.  Das  Schol.  Pal,  ^^0  v£6g  ^govioio  Nofjfnavi  oti 
nal  4v  Ikiddt.  ^  avviQ  sv&eox^a  tijg  tdiv  ovofidroiv  d'BaBmg  ist  ans  Aristo- 
nicus abgeleitet.  0)  Anch  die  Namen  der  drei  Töchter  Agamemnons 
I  145  Xgvaod'Bfiig  ical  AaodC%ri  xorl  'itpidvciaoa  sind  von  der  Herscher- 
und  Kichtergewalt  des  Königs  abgeleitet,  obwol  sie  der  Dichter  dieser 
Stelle  schon  vorgefunden  haben  kann. 


L.  Friedl&nder:  zwei  homerische  Wörtervereeichnisse.       815 

eio  Seher  üolviiog  kommt  iV  663  vor),  der  Diener  eine«  gastfreien 
Hannes  KaXiqaiog  Z  18  *^) ,  ein  Bastard  Laomedons  der  seine  Herden 
weidet  BovmoXianf  Z  22,  der  Verfertiger  von  Aias  Schild  Tvxlog  H  290 
{ö  o£  Tv%log  nafis  revjov),  der  Lemnierfarst  der  *den  Griechen  über 
See  Wein  zufahrt  ir468  (und  ein  sidonisches  silbernes  Mischgefisi 
als  Kaufpreis  an  Achilleus  für  Lykaon  zahlt  ^747)  Evvi^oq^  die  Herolde 
welche  die  Gesandten  an  Achilleus  begleiten^O^/b^  und  EvQvßarrig  1 170 
{EuQvßarrig  A  320  als  Herold  Agamemnons,  B  184  Herold  des  Odys*> 
seus),  der  Herold  des  Neneslheus  BofoxjfQ  {M  343  llp^co,  du  Oocov«, 
^imv  Alavxa  %aXBiS0ov). ")  IIsQiipag  der  Herold  des  Aeneas  ist  ein 
^Hnvtlöfig  P  324,  der  Sikyonier  der  dem  Agamemnon  die  State  At&ii 
gibt  heiszt  'fi^^ooilo^  W  296,  der  dem  Priamos  erscheinende  Hermes 
sagt  Sl  397  MvQiitdovmv  d'  S^eifiiy  nccvrig  6i  fioC  iazt  IIokvKtmQ^  \ 
tt<pvitog  (ihv  0  y  iatl. 

In  der  Odyssee  kommen  Namen  die  von  Meer  und  Schiffahrt  ab* 
geleitet  sind  nur  bei  den  Phaeaken  gehäuft  vor.  O  111  cS^ro.filv 
*Aiiqov€tig  xz  %ctl  ^Sl%vakog  %til  ^EXaxQBvg  \  NccvxBvg  xs  ü^fiv^g  re 
HoA  Ayjiakog  xal  ^E^svfisvg  \  üovxevg  xs  ÜQtiqtvg  xe^  Somv  ^Avaßi^ 
elvBtig  xs  \  ^AinplaXog  ^'  vtog  UoXvviqov  Tiftxovlöao'  |  av  Si  nal 
Evfwakog  ßgoxokoiyip  laog  "A^t^)^  \  NavßoXidtig  xe.  Ein  anderer 
Fhaeake  heiszt  'E^iiprjog  tj  155  X  342,  der  Herold  üovxovoog  tf  179, 
Alkinoos  Vater  J^awsld-oog  ^  7.  NccvCixaa  ist  vielleicht  mit  dem- 
selben Stamme  gebildet  wie  die  Namen  auf  -xoov,  ArifKmooiv  usw. 
(von  xonv  =  vobIv,  also  etwa  so  viel  als  Navaivirj).  Ausserdem 
heiszt  ein  mehrmals  auftretender  ithakesischer  Seher  ^AÜ^iqtsrig  ß  158, 
ond  Athene  nennt  sich  als  Herscher  der  ruderliebenden  Taphier  Sohn 
des  ^Ay%laXog  a  180.  —  Ferner  heiszt  der  Freund  der  dem  Telemachos 
sein  Schiff  leiht  JVoj^fcov,  Sohn  des  O^iviogy  ß  386  d  630,  der  Steuer- 
mann des  Menelaos  in  Nestors  Erzählung  0Q6vxtg  ^Ov7(to(^Ldrig^  der 
Sanger  in  Odysseus  Hause '<Z>iffuo$  Te^idörjg")^  der  treue  Diener 
des  Menelaos  Botf^olÖr^  'Exe&vevg  d  31**),  ein  anderer  ^Aag>aXlmv 
6  216.  Ein  Herold  in  Ithaka  üstöi^vcDQ^  mKWfiiva  fti^dea  Mmg  ß  38, 
ein  Diener  auf  dem  Gehöft  des  Eumaeos  MeöavXtog  |  449.  Magav 
der  dem  Odysseus  den  köstlich  duftenden  Wein  gibt  ist  ein  Sohn  des 
Evav^g  1 197.  Auch  der  Seher  SBO%Xviuvog  (mit  seinem  Groszvater 
Mavxwg  o  249)  gehört  vielleicht  hieher. ") 

410)   17  dvnlriy  ort  oyofiaro^CTtxoff  6  noirixTqq'  anb  yccQ  toS  x«Ac4v 
inl  XU  ^ivia  KalrjüLog.       11)  342:  17  SinXrjy  ort  oUsiov  Svoaa  xjjpvxo;, 

^a^exviioXoysi  xöv  Qomtnv  ano  xov  &ieiv,  Vgf.  auch  Herodian  zu  £  60 
/Iijdatov:  ^01x6$  yäg  fiäXlov  iJQtoi  nagu  x6  nriddv  iaxrjfiatla^ai, 
12)  Dieser,  der  Sieger  im  Ringkampf,  ist  übrigens  homonym  xfait  dem 
Fanstkämpfer  W  677.  13)  Yielleichi  richtig  bemerkt  Seh.  Q  zu  «O*  44 
^rifi6$o%ov:  oimeiov  t6  ovo^ut  Öia  x^v  na^ä  xtp  Sijfitp  vnoSoxfjv, 
14)  Eust.  1484,  31  'Exfoavtvg  .  .  naga  x6  ixBOV  yiaXoviutvog.  15)  Ich 
führe  hier  noch  die  Namen  an,  die  blosse  Farbebenennungen  sind. 
Sdv^'og  ein  Troer  £  152,  FXavnogy  Asvnog  ein  Gefährte  des  Odysseus 
^  4Ol,.0o(v4,  *EQev&aXiaiv  in  Nestors  Erzählung  H  136,  MiXagilloQ' 


816      L.  FriedlaBdor:  swai  homeriiche  Wörterferseieluuu0. 

Viele  Nameo  der  Ilias  sind  too  Stadteo,  Flflsseo,  fiberhavpt  Orl- 
seheften  und  Völkerschaften  genommen.  ^'^)    So  Xi^^g  oad  X(^riki 
der  Herold  des  Priamoa  ^Jdaiög  {F  H  Sl  —  ebenso  heissk  der  Soha 
des  Dares  E  11),  ein  Troer  ZnuiidvÖQios  E  49  (ebenso  war  Astyinu 
vqn  seinen  Eltern  genannt  worden  Z402)  ")^  ein  am  IkiMug  geboreaef 
£i^otl(Siog  A  474,  ein  am  Z/otxv%ozig  geborener  £atviog  S  443,  ein  Troer 
^Iktovivg  S  489.    Im  Kampf  bei  der  Maner  ist  die  Schlacht  am  beisto- 
ftea  N  792  ii(i(pi)  ^A(S%avi6v  zu  Moqvv  &^  vV  ^Lcie<nlawog,  \  otf  ii 
^Acxavlrig  i^ißdlaxog  ^l&ov  i(ioißol.    Ebenso  hinfig  führen  Troer 
and  ihre  Bandesgenossen  Gentilnamen,  die  nicht  genau  die  Abstam- 
mung bezeichnen,  sondern  von  Namen  verwandter  und  befreundeter 
Stimme  und  Orte  abgeleitet  sind.  "Aautg^  welcher  Name  sioherUch  mit 
dem  'Idaiog  le^iimv  susammenhängt  {Kavarglov  ufupl  ^ii^Qa  B  460* 
beiszt  nicht  bloss  der  Sohn  des  ""'T^ruKog  aas  ^Aglaßti  vom  2illf^ 
her  £  838  f.,  sondern  auch  ein  Bruder  der  Hekabe  aus  Phrygien  vom 
JSayyaQtog  11  717,  anszerdem  kommen  swei  ^Aöiadai  vor.    Hektors 
Wagenlenker  'Hvtomvg  ist  Sohn  eines  Srißaiog  9  120,  ein  Troer  heisst 
SviißQatog  A  320  {ßv\Lß^  wird  nnr  X  430  erwähnt),  'tfißgiog  beisst 
ein  Troer  der  zu  üridauiv  wohnt  N  171 ,  die  Imbrier  sind  den  Troern 
befreundet,  ein  imbrischer  Gastfrennd  löst  den  nach  Lemnos  verkauf- 
ten Lykaon  aus  <2>  43.     Die  Zwillingssöbne  des  BovKoUmv  heisien 
Aüst^nog  und  ntjdaaog  Z  21  (die  Stadt  üi^dacog  ebd.  35).    Ein  Paeo- 
ner  heiszt  Alviog  0  210,  Alvog  ist  eine  Stadt  'der  Thraker  A  52a 
Die  Ahnherren  des  Aeneas  Aa^öavog  T  215,  T^mg  230,  ^IXog  232  ge- 
hören der  Vorzeit  an  (wie  der  Phrygerkönig  Mvydav  mit  dem  Prit- 
mos  einst  Kriege  geführt  hatte  F  186)  und  kommen  daher  hier  nicht 
in  Betracht;  aber  auch  ein  Troer  den  Achillens  tödtet  heiszt  Au^iftvog 
T  460.    Von  den  Namen  der  Griechen  gehört  zu  dieser  Gattung  nur 
^Enuog  Sohn  des  HawnBvg  ^^  665  und  der  im  Katalog  als  Vater 
zweier  Helden  genannte  Heraklide  SiacaXog  B  679.  '^) 

In  der  Odyssee  führt  von  den  auftretenden  Personen  nur  ^ioe 
einen  Gentilnamen  und  zwar  einen  höchst  merkwürdigen:  Aiy^nff*^ 
heiszt  ein  alter  Ithakesier,  Vater  eines  Freiers  nnd  eines  Gefihrtea  des 
Odysaeus  ß  15.  Der  Vorzeit  gehören  "l'^axog  nnd  Ni^ifitag  an  Q  207*  ) 

Der  bei  weitem  gröste  Theil  der  Namen  von  unbedeutenden  Per- 
sonen in  beiden  Gedichten  ist  ohne  jede  andere  Rücksicht  als  auf  Verl 

e^og)  S  117,  MsXavsvg  m  113.  Alle  Pferdenamen  sind  von  EigenschafteB 
der  Tbiere  entlehnt.  Accfinog  das  Pferd  der  Eos  ^246,  Jldda^yog  A^ 
MeneUos  !F  2ft5 ,  /lodaVy??  die  Matter  von  Achillens  Pferden  Sfx^^og 
nnd  ßttliog  T400,  Hifdaffos  il  149— 152,  AC^rj  Agameronons  Stute  9^295. 
Vgl.  9'  185.  416)  Vgl.  Lehre  Arist.  S.  284  ff.  17)  Auf  einer  Va« 
ist  ein  Troer  jS%apkav6g6q>ilog  genannt:  O.  Jahn  Einleitung  in  die  Vsr 
senkunde  S.  CXIX.  18)  Ich  erwähne  noch  dasz  ein  Grieche  'Agi^ßo^^ 
heiszt  P  345  {jAqCe^fi  in  der  lUas  nur  Stadt  des  'Aaiog  B  830)  und  ein 
Troer  "Aßat  E  149.  19)  'AQvßag  der  Name  eines  Sidoiüers  in  Eumaeos 
Erzlihlang  o  426 ,  ein  Name  der  auch  in  der  historischen  Zeit  vorkommt, 
klingt  nngriechisch  nnd  ist  vielleidit  semitisch. 


L.  Friedlfioder:  sirei  homerMohe  WörtenFerieiohnisfa.      817 

and  Wolklang  aas  der  Menge  der  vorhendeoen  heraaegegriffen  oder 
erfanden.  Ich  stehe  xnnficbst  nnr  die  Ilias  in  Betracht,  die  an  Naoiea 
io  sehr  viel  reicher  ist  als  die  Odyssee.^  Bei  Hiafang  solcher  Na- 
men kommt  hin  und  wieder  eine  Uebereinstimmang  im  An-  and  Aoe- 
laat  vor,  die  schwerlich  zuffillig  ist.  Tenkros  tödtet  S  274  ^O^tko%aw 
^iv  nQW^a  xal  ''ÖQfUvov  i}d'  ^Ofpekiaxriv,  Hektor  tödtet  E  705  avtt- 
Qiov  Tsv^Qavx^^  inl  di  nkrj^fititov  Oqictrjfiß^  \  Tq^iv  t*  alxiifj[ffiv 
Alzmhov  Olvofutov  xs  |  OlvOTuSjfv  ^^  ''EXtvov  xcri  ^Ogicßiov  aloXih^ 
fi/r^i/v.  Vgl.  A  490  f.  Der  Ffihrer  der  ersten  Myrmidonenschaar  isl 
Mivia&iog  H  175,  ov  tixi  Util^og  ^vyatriQ  xalri  nokvdagii^  der 
Fflhrer  der  zweiten  heisst  EvS<oQog  179,  tov  Ixinze  roQ^  xak^ 
IloXvfifiXfi.  Der  Name  Ton  Hektors  Wagenlenker  ^Hvwnevg  S  120  isl 
wol  ans  fivtojjBvg  entstanden:  xal  rov  (liv  ^^  u<pafia^sv<f  o  d*  rivlo* 
rov  de^cnrovra,   |  vtov  vmq^uov  Srißahv  ^HviOTCtja^  |   iftmu» 

Nun  treten  in  der  Ilias.  viel  mehr  als  200  Nebenpersonen  auf,  von 
denen  der  bei  weitem  gröste  Theil  nnr  Einmal  vorkommt  (etwa  150), 
sehr  viele  nur  in  Aafz&hlnngen  der  von  hervorragenden  Helden  mas- 
•enweise  getödteten  figurieren,  also  blosse  Namen  ohne  alle  wirkliche 
Persönlichkeit.  Hiebei  konnte  in  einem  schreibenden  Zeitalter  ein 
Dichter  den  zweimaligen  Gebranch  von  Namen  wol  vermeiden,  im  ho- 
merischen schwerlich ,  nm  so  weniger  als  bei  der  Natur  der  griechi- 
sehen  Namen  Homonymie  zu  allen. Zeiten  nicht  selten  gewesen  sein 
kann.  Wie  kann  man  aber  auch  nur  die  Absicht  Homonymie  so  ver- 
meiden Dichtern  sntranen ,  die  in  der  von  ihnen  gewählten  Sage  zwei 
gleichnamige  Hanpthelden  vorfanden?  Zeigt  doch  der  Vers  iV  759 
jftfurdi^v  t'  *A6aficcvra  %al  ^Acww  'T^a%ov  vtov  dsss  man  nicht  An- 
stand nahm  Homonymä  selbst  da  nebeneinander  zu  nennen ,  wo  man 
in  der  Wahl  der  Namen  völlig  nnbeschrinkt  wer.  Von  vom  herein 
darf  man  also  erwarten  gar  manche  Namen  znr  Bezeichnung  zweier 
oder  mehrerer  benatzt  zo  finden. 

Eine  Anfzfihlung  von  Beispielen  wird  von  der  Menge  der  Homo- 
nymien in  der  Ilias  einen  Begriff  geben ;  ich  beschrfinke  pich  jedoeh 
dabei  auf  Namen  von  Personen  die  selbst  handelnd  auftreten  and  ihrer 
Vater,  da  bei  solchen  die  nur  erwähnt  werden,  aber  auszerhalb  der 
Handlang  stehen,  Homonymie  mit  Personen  des  Gedichts  noch  weniger 
auffallen  kann.  Die  beiden  Kataloge  schliesze  ich  aus.  Sind  die 
Namen  blossen  Aafzählongen  entnommen ,  so  bezeichne  ich  sie^mit  ^ ; 
ist  die  Aufzählung  in  Form  einer  Erzählung  gefaszt,  mit  f*  Es  ist 
deswegen  unnmgänglicb  nöthig  hierauf  zu  achten,  weil  ein  groszer 
Unterschied  ist  zwischen  Namen  wirklich  an  der  Handlung  betheiligter 
Personen  und  jenen  Namen  ohne  Persönlichkeit   Je  mehr  eine  Persoh 

420)  Namen  die  von  Wörtern  gebildet  sind,  welche  Krieg  Qchlacht 
Waffenhandwerk  bezeichnen,  sind  in  der  Ilias  verhältnismäszig  nieht 
hünfig,  am  häutigsten  Ableitungen  und  Zusammensetsnngen  mit  r«so9. 

21)  'Hvion^a:  naffä  tag  tipiag  tmif  Zfcnnp  iaxl  x6  Svoiim.  V. 


818      L.  Friedländer:  swei  homerisobe  Wörlerrerseiclmitse. 

iD  die  Bandlnng  eingreifl,  desto  wahrscheinlicher  ist  es  dase  sie  des 
arspranglichen  Gedicht  angehört;  je  unwichtiger  nnd  entbehrlicher 
sie  ist,  je  episodischer  nnd  spurloser  ihr  Auftreten,  desto  niber  lie^t 
die  Möglichkeit  dasie  sie  ihren  Platz  erst  der  AnsdichCung  darcb  die 
■landliche  Ueberlieferung  verdankt.  Endlich  wenn  durch  mehrere 
Verse  nichts  als  Namen  von  gans  unbekannten  gefallenen  genannt  wer- 
den, dann  hört  auch  der  letzte  Schein  von  Sicherheit  auf,  dass  wir 
hier  die  Namen  lesen  die  der  erste  Dichter  setzte.  Man  mag  sich  die 
Pietit-der  Rhapsoden  gegen  die  homerischen  Gedichte  noch  so  gross 
vorstellen ,  aber  nimmermehr  wird  man  doch  glauben  dass  sie  loch 
diese  Verzeichnisse,  die  sich  beliebig  einsohieben  auslassen  vermeh- 
ren verändern  ergänzen  liesi^en  ohne  irgend  einen  Einflnss  aaf  die 
Sache,  dasz  sie  diese  mit  unverbrflchlioher  Treue  fiberUefert  und  her- 
gesagt hätten.  Bei  mehreren  derselben  läszt  sich  mit  so  viel  Evideni 
als  überhaupt  in  solchen  Dingen  möglich  ist  zeigen ,  dass  sie  oas  lo- 
deren Theilen  der  Ilias  zusammengestöppelt  sind,  die  damals  schoa  ihre 
jetzige  Gestalt  hatten.  Auch  die  Kritiker,  welche  die  doppelte  Anwes- 
dang  eines  Namens  bei  einem  und  demselben  Dichter  nur  als  AnsBabine 
statuieren  und  Homonymien  als  Spuren  verschiedenen  Ursproags  der 
betreffenden  Theile  anzusehen  am  meisten  geneigt  sind,  auch  diese 
werden  einräumen  dass  sich  auf  die  in  Verzeichnissen  vorkommeadeB 
Uoroonymieu  gar  keine  Schlässe  bauen  lassen. 

Namen  von  Hauptpersonen  der  Ilias,  besonders  gsngbare,  siod 
bin  und  wieder  auch  anderen  Personen  gegeben.  *'^)  Ein  Troer  heisst 
Goccg  n  Sil  (desgleichen  ein  Lemnierfflrst  S  230,  vielleicht  !F74&), 
ein  Grieche  "Eievog  *E  707,  ein  Troer  "OiXevg  >i  93,  ein  Lykier  Tltf 
noJLBfiog  *n  416.  Wie  der  Sohn  des  Priamos  und  der  Laotho£,  dea 
Achilleus  tödtet  T  85  X  50  (vermutlich  derselbe  F  333),  heiszt  auch 
Pandaros  Vater  Avxafqy  B  J  E.  Wie  Andromaches  Vater  heisst  aach 
ein  Imbrier  ^Hitlmv  O  43  und  der  Vater  des  Troers  Iloi^g  P  576— :90. 

Von  den  nicht  Oberlieferten  sondern  willkärlich  gewählten  Namea 
unberQhmter  Personen  kommen  einige  auch  mehr  als  zweinsl  vor. 
üslcavÖQOg  ein  Troer  A  122 — 140,  ein  anderer  Troer  N  601—20,  eia 


422)  Die  Homonymien  mit  Personen  anderer  Sagen  hatte  Aristarch 
notiert  wegen  AC&qtj  ni'z9"fjog  QvydtriQ  V  144  (s,  Aristonicns  mit  Lehrs 
Bern.),  vgl.  Ariston.  za  E  U4.  705  M  J39.  140.  193.  Vgl.  bu  Z  130. 
Die  Fragmente  der  aristarchischen  Untersuchangen  über  Homonymien 
innerhalb  der  Ilias,  die  zunächst  durch  den  doppelten  Pylaemenes 
veranlasst  waren,  sind  nicht  erheblich  und  können  uns  nicht  fordern,  da 
Aristarch  in  der  Annahme  von  Homonymien  viel  zu  weit  gteng.  Er  sab 
KufilUige  Gleichheit  des  Namens  auch  da,  wo  theils  absichtliche  Entleh- 
nung offenbar,  theils  von  derselben  Person  die  Bede  ist.  War  er  doch 
geneigt  27  175,  wo  ein  Myrmidone  als  Sohn  einer  Tochter  des  Pelens 
genannt  wird ,  nicht  den  Vater  des  Achilleus  sondern  einen  HomonymoB 
anzunehmen!  Ebenso  nahm  er  irrig  Kwei  'A^ftit^'oog  an  H  10  nnd  138, 
wo  das  Epitheton  %OQvi^xrig  das  an  beiden  Stellen  steht  die  IdentitSt 
erweist.  Auch  den  'ApmxmQ  ^OgfispiSrig  I  448  hiüt  er  fdr  verschieden 
von  dem  K  260,  vgl.  dagegen  Strabo  IX  438  f. 


L.  Friedlinder:  swel  homeriflebe  WörterreneidiniMe.       819 

• 

Myrmidone  17  193.  MsXavmnog  ein  Troer  O  576,  ein  Grieebe  T  240 
(und  ein  Troer  in  einem  unten  ku  bebandelnden  Verzeichnis  27  695). 
XQOfUog  (oder  Kgoptig,  Lehrs  Arist  S.  280  Note)  ein  Sohn  des  Priamos 
E  160,  ein  llyser  P  218.  494.  534,  ein  Lykier  *E  677  (und  in  den  bei- 
den Verzeichnissen  z/  296  und  &  275  worüber  unten).  Kjuk%ag  ist  ein 
Btaxoqlörig^  ein  Grieche  l4ilxfiaa>v  M  394  gleichnills,  und  Giavm(f 
beiszt  ein  Troer  77  401.  Ein  Troer  ßomv  wird  E  152  von  Diomedes 
getödtet,  ein  anderer  fA  422  von  Odysseus,  ein  dritter  N  545  von  An- 
tiloohos  (schon  genannt  M 140).  Jener  erste  beiszt  Sohn  des  0aiv(ytlf. 
Sohn  des  Oaivoijf  beiszt  noch  ein  anderer  Troer  OoQKvg  P  312 ,  es 
fehlte  eben  in  beiden  Stellen  ein  Versschlasz: 

E  152  ßii  di  turit  Sciv^v  v€  Soüova  re  —  Oaivtmog  vU* 
P  312  Autg  d    €tv  OoQTtvva  dattp^va  —  0alvo7tog  vliv. 

Endlich  heiszt  ein  Abydener  Oaivoiff  ^Aaiddrjg  P  583.  Fast  alle  diese 
Personen  kommen  nur  Einmal  vor. 

Dasz  ein  Name  von  zwei  Personen  gefahrt  wird ,  ist  sehr  häufig, 
auch  diese  sind  meist  nur  Einmal  genannte.  Ich  fahre  zuerst  Beispiele 
an  wo  beide  zu  ^iner  Partei  gehören: 

'^ßtvvoog  Tr.  E  144  Tr.  O  455 

Mvömv  Paphl.  E  580  Pae.  *a>  209 

Mevia^tog  Gr.  H  9  Myrm.  77  173 

"ÖQfievog  Tr.  *&  274  Tr.  M  187 

'OfpeXiöxrig  Tr.  *&  274  Pae.  ♦O)  210 
'^vofiog  Tr.  A  422  *P  218 

nvXäifti^  Tr.  *A  491  Tr.  '77  696 

Aaqyovog  Tr.  77  604  Tr.  T  460 

BBQOlXoxog  Tr.  ♦P  216  Pae.  ♦<!>  209 

'Hszliov  Imbr.  O  43  Tr.  P  575. 

Vielleicht  isl  auch  Ariitiooav  E  534  homonym  mit  Afi(io%6anf  A  499, 
beides  Troer ,  vgl.  die  doppelte  Lesart  AriftoXicav  und  AfiiXianv  T  395. 
Sodann  Namen  von  Personen  verschiedener  Parteien : 

Acipd6%og  Tr.  A  87  Gr.  P  699 

B^Qog  Haeon.  E  44  Gr.  77  177 

'Oqcllo%og  Gr.  E  542  Tr.  ♦©  274 

Xo/^avoff  Lyk.  ♦£  677  Gr.  P  601 

Nornkwv  Lyk.  ♦£  678  Gr.  W  612 

iWO^ff  Gr.  ♦£  705  Tr.  Z  13 

'Opitfrtyg  Gr.  *J5  706  Tr,  ♦M  139.  193 

Tltqlfpag  Gr.  E  842  Tr.  P  323 

'O^Ariog  Tr.  Z  20  Gr.  ♦^  302 

'Uiwivg  Gr.  JEf  11  Thrak.  K  435 

'itfyiAaoff  Tr.  6  257  Gr.  ♦^  302 

Avtwoog  Gr.  *-4  301  Tr.  *77  694 

AevxaUav  Gr.  JV  451  Tr.  T  478 

ÄaAiJrw^  Gr.  N  541  Tr.  O  419 

'AiffilkvMg  Gr.  S  451  Tr.  77  308 


820      L.  Friedllader:  swei  hoMeriMhe  WörtorTeneiehntBe. 

Unter  allen  bisher  an^flbrlen  HonMnymien  hebe  ieb  beiae  be- 
merkt, die  in^der  Wiederholung  des  Namens  Reminiscens  des  ffrflhern 
Gebraachs  verriethe,  mögen  auch  manche  wirklich  dnrch  Reminisceas 
entstanden  sein.  Weiche  Grenzen  sich  ein  Dichter  der  homerisebeo 
Zeit  bei  dem  swei-  und  mehrmaligen  Gebrauob  von  Namen  selbst  so;, 
darflber  werden  die  Ansichten  sehr  differieren.  Ich  bekenne  dsss  ich 
in  keinem  der  angefahrten  Fille  die  Noihwendigkeit  einsehe,  den  dop- 
pelten Gebranch  des  Namens  einem  and  demselben  Dichter  absosprecheo. 
Diese  Namen  sind  ohne  Zweifel  fast  alle  gewöhnlich  gewesen,  and  eis 
Singer  der  sein  Gedicht  nicht  in  einer  Handsohrift  vor  sich  hsUe  und 
Qbersah,  konnte  sie  in  einer  längern  Dichtung  fttr  die  wesenlosen 
Figuranten  der  grossen  Schlachtscenen  selbst  ohne  es  zu  wissen  iwei- 
mal  brauchen,  und  wenn  er  es  waste,  hatte  er  nur  6inen  Grund  es  in 
nnterlassen:  wenn  nemlich  der  Zwischenraum  twischen  den  beiden 
Stellen  so  gering  war,  dass  die  Hörer  sich  bei  der  Wiederholung  noch 
des  frühem  Gebrauchs  erinnern  musten.  Dies  ist  der  Fall,  wenn  es 
n  34%hei8Zt  ^Ido^evsvg  6^  ^E^fiavxa  xara  axofia  vtikh  xaXxo  |  vv|i, 
und  siebzig  Verse  später  ein  Verzeichnis  von  Troern  die  Patroklos 
tödtet  anfangt  415  avxaQ  (nsit^  ^E^vfiavta  — .  Nach  Schol.  V  sachte 
man  diesem  Uebelstande  durch  die  Lesart  ^Ogviuxvxa  in  der  ersten 
Stelle  abzuhelfen,  eine  offenbare  Correctur.  Vielmehr^ist  such  hier 
^  klar,  dasz  dies  Verzeichnis  415 — 417  nicht  von  dem  Dichtet  der  Pi- 
troklie,  sondern  von  einem  spätem  herrührt. 

Ich  komme  nun  zu  den  Homonymien,  wo  die  Wiederholung  offen- 
bar durch  Reminiscenz  des  frühem  Gebranchs  entstanden  ist,  und  selbst 
in  diesem  Fall  können  meiner  Meinung  nach  zuweilen  beide  Stellen 
Ton  einem  und  demselben  Dichter  herrühren.  J  4ö8  tödtet  Antilochos 
einen  Troer  la&Xov  ivl  ni^fiaxoici  Sakvaiadfiv  'fijiffooXov. 
V  296  heiszt  es  von  der  Stute  Al&ti:  tifv  ^Ayaiiifivovi  66%  ^Afxi' 
Ciaifig  ^Exiitakogj  wo  die  Reminiscenz  unverkennbar  ist.^)  Mög- 
licherweise hat  auch  die  zweite  Stelle  ursprünglich  gelautet  So*^ 
SalvCuidfig  ^E^htnlog^  und  ^AyxMtddt^  wäre  dann  Correctur.  Aber 
wenn  wir  die  beiden  Stellen  in  ihrer  urspr^inglichen  Fassung  heben, 
sehe  ich  nicht  warum  sie  nicht  von  einem  und  demselben  herrubron 
können,  der  sich  dann  natürlich  mit  Bewustsein  wiederholt  haben 
mflste. 

Gewöhnlich  wird  man  jedoch  bei  solchen  Reminiscenzen  mit  mehr 
Wahrscheinlichkeit  auf  verschiedenen  Ursprung  der   beiden  Stellen 


423)  Daez  ein  Name  wie  hier  *ExinmXog  das  eine  Mal  mit  Beziehung 
auf  die  Umstände  gebraucht  igt,  das  andere  Mal  ohne  Beciehan^,  hat 
nichts  auffallendes.  Auch  die  Namen  '09iog  und  NoTJiuov  kommen  thefls 
als  bedeutende  vor  (s,  oben)  theils  ohne  Bedeutung.  Die  bedeatep<len 
Namen,  die  zweimal  mit  Herseiben  Besiehung  gebraucht  sind,  UolviSos 
EvQvßätrjg  und  'idtxiog  ZHaiLavögtog^  habe  ich  oben  erwähnt.  Ob  man 
auch  eine  solche  Wiederholung  einem  und  demselben  Dichter  mtrauen 
kann,  lasse  ich  dahin  gestellt,  doch  halte  ich  es  bei  den  Gentihiamen 
durchaus  nicht  für  nnmdglich. 


L.  Friedlfodor:  iwei  iHiaeriMlie  WMenrenaieliBisse.      821 

• 

Mliliessen.  O  114  nnd  A  620  konint  ein  Wagenlenker  Nestors  £v^v- 
fgidfov  vor.  Nan  heiszt  es  von  Agamemnons  Pferden  J  227  xal  %ovg 
ftiv  ^SQttnwv  anaviv^*  S%s  tpvotomvxaq  \  Ev^filömv^  vtbg  HxoXs- 
(utiov  n€iQ€ttdaOy  I  Tip  (laia  noXl^  htitsJili  naQtaxiiuv  — .  Niemand 
kann  hier  das  Bedürfnis  fühlen  den  Namen  dieses  Dieners  zn  wissen, 
der  nie  wieder  genannt  wird  (aneh  nicht  A  273  wo  Agamemnon  auf 
seinen  Wagen  steigt  xal  ^vio^oo  inhtklsv  |  vrivalv  Siti  ylatpvQ^iv 
iXawi(»,sv,  vgl.  283).  Vermutlich  hat  ihn  jemand  in  Brinnernng  an  jenen 
Wagenlenker  Nestors  eingeschoben,  nnd  am  den  Vers  sn  füllen  ihm 
noch  Vater  und  Grossvater  gegeben. 

Am  hflufigsten  ist  solche  Entlehnung  von  Namen  in  Verseiehnissen 
nachsn#eisen.  Hektor  tödtet  E  706  ivti^eov  Tiv^^avT\  inl  di 
nki^iatTtov  'O^iOTi/v  |  T^i/^ov  r'  alxfitittiv  Airaikiov  Oivofiaov 
TS.  Die  Erinnerung  an  diese  Stelle  hat  auch  in  einem  andern  Ver- 
seichnis  auf  den  Versschluss  ^Ogicripf  den  Versschloss  Olvofutov  ts 
folgen  lassen:  M  139  "Aaiov  a(ig>l  avanra  xal  'lauevov  xal  *OQi- 
ctfiv  \  ^Acnidrpf  x  ^Adifiawa  Somvi  t$  Oivofjiaov  xe,  Ei|^  ähn- 
liche Beziehung  ist  zwischen  dem  Verzeichnis  der  von  Tenkres  ge- 
tödteten  Troer  S  274  und  der  von  Achilleus  getödteten  Paeoner  O  209 : 
0  274  'O Q cllox ov  (ihv  itqmxa  xal "ÖQfiBvov  ^d'  ^Oipilicxriv,  O  209 
A^'  ili  SeQötkoxov  xb  Mvöatva  xb  *A0xwtvX6v  xs  |  Mvijaov  xs 
B^tasiov  xe  xal  Alviov  i}^ '  ^OfpBXicxfiv» 

In  einer  Ungern  Erzihlung  werden  drei  Brüder  des  Priamos  ge- 
nannt: Klvxlog  O  419  (vgl.  422),  Ad(i%o$  526,  'ixsxdcDV  546  vgl. 
554^),  deren  Söhne  dort  auftreten.  Der  Sohn  des  Adfiftog  heiszt 
AoXo^lf  'AaiiTCBxlifig  525.  Nun  tödtet  Hektor  A301  ^Aaat&v  fghv 
nQma  xal  Avxovoov  xal  ^OrUxr^  \  xal  Aolona  KXvxidijv  xal 
*0<piXxMv  i}d'  ^AyiXaov  \  Atavfivov  x  Sl^yxe  xal  'iTtitotfOov  iupbxuq* 
(iriv.  Ich  zweifle  nicht  dasz  dies  Namenverzeichnis  später  ist  als  die 
Stelle  in  O,  wo  die  Namen  fest  in  die  Erzählung  verflochten  sind. 
Ueberhaupt  nehme  ich  bei  allen  Entlehnungen  an,  dasz  die  in  der 
Erzählung  vorkommenden,  also  besser  beglaubigten  Namen  die  frühe- 
ren, die  in  Verzeichnissen  dagegen  die  entlehnten  sind:  falls  nicht  das 
Gegentbeil  aus  anderen  Gründen  hervorgehL  Dem  Verfasser  dieses 
Verzeichnisses  in  A  haben  die  Namen  jener  Verwandten  des  Priamos 
in  O  vorgeschwebt,  und  er  hat  aus  zweien  derselben  eine  dritte  Per- 
son zusammengesetzt  nm  einen  Vers  zu  füllen. 

Im  vierten  Gesänge  erscheint  Athene  dem  Pandaros  in  der  Gestalt 
des  Antenoriden  Laodokos,  der  sonst  nicht  vorkommt.  ^  86  17  d'  avÖgl 
IxiXfi  Tgiimv  xaxidvae^^  OfiiXov^  \  AaoÖoxip  ^AvrfivoQlSji,  x^a- 
XBQ^  atxiirp:^.  Der  ziemlich  überflüssige  Vers  ist  entstanden  aus  F 123 
xriv  Avxrivoqldf^q  bI%b  xQeiav  'EXixdaVy  \  Auodlxt^v.    Hierauf 

424)  Diese  drei  werden  T  238  als  Bruder  des  Priamos  genannt ,  ver- 
miitlich  eine  Entlehnung  ans  O:  Accofis^mif  d'  äpa  Ti^iopov  xhiBzo  Jlgfee- 
l^ov  TB  I  Acifinov  xb  KlvHov  &'  'ixBxdovd  x'  Siov  "Agriog,  Der  b weite 
Vers  steht  auch  r*  147  bei  der  Anfzäblnng  der  örjfioyiifOPXBg ,  nnd  dürfte 
dort  wieder  eine  Interpolation  aus  T  sein. 


829      L.  Priadllttdtr;  swei  homeriMlM  WftrlerTdrieiobiiiMe. 


hat  Köehly  aafnerksaiii  gamacbl  de  lliadis  carflünibna  dias.  IV  (Zflrieh 
1857)  S.  10. 

Nur  ausnahmaweiae  erCahren  wir  daas  die  Haadschriften  Sparea 
aeigten ,  wie  ansnverlaasig  nnd  achwaokeod  die  Ueberlieferaag  aabe- 
kaanter  Namen  besonders  in  Verzeichnisaen  war.  *^^)  Der  Yersschliut 
Avtovoov  xcrl  ÖTcivfpf  (oder  Avzlvoov  Lips.)  wird  ala  Variaate  auch 
angefahrt  in  einem  Veraeicbnis  von  Troern  die  Patroklos  todtet:  17691 
'*Aiqriaxov  ^lAv  TtQwta  W  Avxivoov  %al  *'Ex€%Xov  \  xal  iZ^ifiov 
Mf/crdi/v  %al  ^EaUßzoQu  %al  MekavmTtov,  \  ctvva^  hctn  "Elacov 
xorl  Movliöv  iidi  nvldgitiv.^)  Zwei  dieaer  Namen  aind  aas  Z 
entnommen,  wo  es  erst  in  einem  ausfahrlicher  gefasaten  Yerteichnis 
heisat  33  Elaxo^  (sie)  öh  ava|  avÖQÖsv  ^Aya^Ufivmv  (ii^^ofo); 
dann  37  "AdgriOtov  d'  ap'  iTtuxa  ßofnv  iya^og  MeviXaog  |  t^v 
SU,  welcher  '*Aiqrfixoq  dann  Gegenstand  einer  längern  Eraihlaag  ist. 
Zwei  andere  sind  aus  T  genommen)  wo  es  von  Achillens  beisat  472: 
6  61  Movkiov  ovra  naqaaxuq  \  6ovq\  nun  ovg'  sl^ag  dl  di'  ovmog 
lyid'  hiiqoto  \  alxfifi  xakuslrj'  6  d'  ^Ay^voffoq  vtov  TE^exXov  |  (il^' 
Offv  KOK  %€q>otkfiv  ^£g>st  fikacs  mwttfivxi.  Einige  andere  Nanen  aus 
T  aind  in  einem  andern  Verzeichnis  benutzt.  Die  Pylier  ordnen  sich 
A  195  cuMpl  fiiyav  üslayovxa  ^Akicxoga  xe  XQOfulov  t£  | 
AVfiova  TS  KQilovxa  Biavxd  xe  noifiiva  kamv.  Von  den  Troern 
die  Achilleus  tödtet  sind  zwei  Söhne  des  Blag  T  4t60  und  einer  Soba 
des  ^AXdcxmi^  463.  Diester  WAcraro»^  rief  dem  Verfasser  des  Ver- 
zeichnisses den  Versschlusz  ins  Gedächtnis  E  677  fvO'  o  ye  iCo/^ocvov 
stkBv  ^Akaaxoffd  x$  XgQfiiov  rs.  Dies  sind  Lykier  welche  Odjr»- 
seus  tödtet,  und  einer  derselben  heisst  anch  Ilekdyfov  £695*  Kon 
alle  Namen  aind  hier  ans  T  nnd  E  zusammeng^liehen,  um  die  bei* 
den  Verae  zu  bilden,  die  iaszerst  entbehrlich  aind,  nur  ^tjiuav  ist 
angesetzt. 

Der  Name  ^AkuCxaQ  kommt  anch  im  griechiacben  Lager  vor. 
Zweimal  nemlich  tragen  einen  gefallenen  aus  der  Schlacht  Mi^xt- 
axBvg  ^E%loio  niig  nul  6iag  ^AkcicxmQ,  B  333  den  verwnadetea 
tenkroa,  iV421  den  Hypaenor.  Eine  von  beiden  Stellen  ist  natärlich 
nach  der  andern  copiert,  wie  es  scheint  die  zweite  (iV  418—23) 
naeh  der  ersten.  Nnn  heiszt  es  aber  in  einem  ansführlichen  Verseioh* 
nia  von  Griechen,  die  von  Troern  getödtet  werden,  O  339  Mii%^' 
axij  d'  FAs  novkvöäfAogj  *E%iov  öh  üoklxrig.     Ich  möchte  eher 

425)  0  128  und  312  schwankten  Zenodots  Handschriften  cwiseheo 
Uffziargatog  und  ^Egaaiatgatog,  TL  468  führt  Scbol.  A  zu  Sqtteydny^v 
die  Variante  &QaavßovXov  an ,  in  Villoisons  Text  steht  gar  SQaGVfirilov. 
T  395  war  neben  JrifjLoUav  die  Variante  dtiilsav  (Seh.  B).  P  73  lasen 
einige  statt  KiMvtov  ^yfjtoQi  Mivxfj  —  Ueiiftp  (Seh.  V),  offenbar  ein© 
Clorrectur  um  den  Vers  mit  dem  Katalog  in  Uebereinstimmnng  su  brio- 
gen,  der  keinen  Mivxrjg  aber  einen  ThrakerfUhrer  Ilsiiftog  hat  844.  Nlw 
Bollin  nach  Seh.  V  einige  Zxsdiog  statt  2^xi%Cog  geschrieben  haben. 
26)  Fast  ist  man  versucht  in  dem  IliQifLov  Msycc^nv  einen  Anklang  zu 
finden  an  TlgiayLÜiriv  A  490  nQiaii£di]vv6&ov  vl6v,  iiisira  is  Hav- 
doiiov  ovTcc,  I  ovxtt  dl  AvaavSgov  %a\  flvffaaov  iqdl  Ilvldifxfjp, 


L*  Frtedl toder:  swei  honeris^e  WMerycneieliiiissd.      823 

glauben  dasi  dieae  Namen  hier  tob  den  Fremden  des  Teokros  ent- 
lehnt sind  als  nmgekehrl.^)  Ein  ähnliches  Yerhflltnis  findet  zwi- 
schen folgenden  swei  Stellen  statt.  Die  erste  ein  Verzeichnis  von 
Troern  die  von  Griechen  getödtet  werden:  S  513  OaXxfiv  d* 
*Avtllo%og  xal  MiQfUQOv  i^iva^i^iv  \  MriQiOvrig  6i  Moqvv  tt 
Mal  'innoxioDva  «urrixra,  |  Tev%Qog  6h  Ü^o^otuva  x  ivrif^xo  xcrl 
IleQ&q>fixriv.  Im  13n  Gesänge  tobt  die  Schlacht  am  meisten  nm  die 
TroerfObrer  N  791  0aXxfiv  *0(^ai6v  xe  %al  ivxl^tov  Tlolvfpf^- 
xf^v  I  IlaX^vv  t'  'Aünaviop  xbMoqvv  &*  vV  ^Ittnoximvog.  Hier 
wo  swei  Verzeichnisse  ron  ganz  gleich  geringer  Anthenticitit  einan- 
der gegenflberstehen,  kann  man  auch  nicht  einmal  rermaten  welches 
das  frühere  war. 

Ans  allen  diesen  Homonymien  geht  weiter  nichts  hervor,  als  dasz 
in  der  Ilias  öfter  die  Namen  untergeordneter  Personen  aus  anderen 
Stellen  entlehnt  worden  sind,  ganz  besonders  za  blossen  Aafzihinngen. 
Mitunter  kann  der  Dichter  von  sich  selbst  entlehnt  haben ,  gewöhnlich 
mnsz  man  annehmen  dasz  Rhapsoden ,  die  einzelne  Theile  vortragen, 
andeVe  ihnen  bekannte  benntzten.  Keiner  der  angefahrten  Falle  aber 
enthiU  irgend  eine  Nöthigung  verschiedene  Dichter  fOr  die  gröszeren 
Abschnitte  vorauszusetzen,  in  denen  die  betreffenden  Stellen  vorkom- 
men. Denn  wie  bemerkt  treten  alle  diese  Personen  nur  auf  um  gleich 
wieder  zu  verschwinden,  ohne  irgendwie  auf  den  Gang  der  Handlung 
iniluiert  zu  haben,  sie  bilden  also  niemals  integrierende  Theile  der 
^  Erzihlung.  Wenn  also  auch  viele  solche  Stellen  die  sich  gegenseitig 
voraussetzen  nicht  haben  *aus  £inem  Munde  kommen  können',  was 
folgt  daraus,  so  lange  die  Tbatsache  einer  langen  mflndlichen  Ueber- 
liefernng  unbestritten  bleibt?  Nichts  als  was  wir  schon  ohnedies  wis« 
sen:  dasz  die  Ilias  dnrch  diese  Ueberliefernng  zahlreiche,  aber  un- 
wesentliche Veränderungen  erfahren  hat. 

Auch  die  von  Lachmann  Betr.  Aber  die  Ilias  S.77  zusammengestell- 
ten Homonymien  kann  ich  nur  nach  der  bisher  befolgten  Methode  beur- 
teilen. P  347  (es  ist  von  dem  Griechen  Lykomedes  die  Rede):  axfj  äh 
wiX^  iyyvg  itivj  xol  axovxias  Sovgl  fpasivm,  \  fuxl  ßaXsv  Innaalöffv 
Afcicaovuy  rcoiiiivee  Aorinv,  |  iptag  vno  nganiSuiv^  ild-ag  S*  imo 
yovvax^  iXvasv.  A  bll  (es  ist  von  Enrypylos  die  Rede):  tfrij  ^a  nag 
ixifwv  kivy  xal  axovtuSi  dovgl  qHXHViBy  \  %al  ßaXs  OavataStiv 
^Anioiova^  noifiiva  Aacnv,  |  {ftap  v7to  ngauüömv^  eld-ag  d'  vtco 
ywjvax  iXvcev.  JV411  (es  ist  von  Deiphobos  die  Rede):  aU'  ißaX* 
*l7Citacl6fiv  'T^i^voqixj  noifuiva  Aacov,  |  Tptag  imo  TtgunMow^ 
st^ag  d'  vno  ywiima  iXvtfev.  Gewis  konnten  diese  Stellen  nicht  aus 
^inem  Munde  kommen.  Aber  das  berechtigt  noch  nicht  zu  dem  Schlüsse 
dasz  die  drei  Gesinge  von  verschiedenen  Dichtern  seien,  von  denen 
etwa  einer  das  Lied  des  andern  kannte  und  Verse  daraus  mit  belle- 


427)  jtfi/xiffrevff  sonst  noch  als  Vater  des  Enryalos  B  566  7  678, 
'Ejjr/os  i7  416  nnter  vielen  von  Patroklos  getödteten  Ljkiern. 

Jahrb.  f.  elnss.  Philol.  Suppl.  Bd.  III.  Hfl.  6.  55 


834      L.  VrteMtoder:  «wei  iMieriidM  W6rteffenMMniM. 

Mgcr  ModMcation  den  seinifcn  einf^te.  Sonio«  MOb  Irieriitdi» 
■atflrlicbste  Vorstell anf,  d«sz  Rhapsoden  weielie  die  bdrelfendei  Ab- 
schnitte gesondert  vortrugeii  sich  die  Freiheit  tiebmM  klewe  Episo- 
den ans  anderen  ihnen  ebenfalls  bekamiten  Thei^ea  des  Gedichts  eis- 
KOsohaKen ;  denn  alle  diese  Stellen  sind  fär  die  Brsablang  gans  eat- 
hehrticb,  haben  wenig  mehr  Anthentioitit  als  blosse  Verseiebnisse, 
können  also  sehr  wol  in  die  fibrigens  fertigen  -Gedichte  nachtragiicfa 
eingeschoben  sein. 

Die  Namen  der  Helden  dieser  drei  kleinen  Episoden  sind  natar- 
Hob  nicht  (iberliefert ,  sondern  willkarlieh  gewftblt»  Wenn  ma  bei 
dergleichen  gans  onbekannten  and  nnbedentenden  Personen  der  Name 
des  Vaters  mitgensnnt  wird ,  so  kann  dies  kaum  einen  andern  Zwesk 
haben  als  den  Vers  sn  fdllen.  Z.  B.  unter  den  Anfftbrern  der  Myrni- 
donenschnren  wird  als  fünfter  '^xtfiidinv  genannt:  11  197  9*4^^^ 
S*  ^Akxiftidiov  Aai(f%eog  vlog  apvfMnv.  Derselbe  betsst  P  457  i^^' 
(Udmv  vtog  Aoti^oq  Alfioviöao.  Hier  ist  doch  sonnenklar  dass  aiia- 
destens  AaiQnrig  ans  dem  Stegreif  snm  AlftoviSr^  gemacht  ist,  weil 
ein  Versschlosz  fehlte.  Solche  Patronymica ,  die  einen  Daotylos  mit 
Aofsilbe  -  w  s^  -  bilden,  sind  mit  Vorliebe  gewnhlt  worden,  wie 
Uu^ctUr^  A  238,  ^Qcedfiovldfig  9  257,  Bovxoklötig  O  a38,  MaavoQi^ 
O  4aS  iß  156),  'AxvoqidfiQ  77  189,  Mai(UiU6fig  II  194,  Evfv\U^ 
i  509,  'TXmdifiq  l  204,  'O^fifWdiT^  o  404,  aHe  bei  onbekanatea  Per- 
sonen. 5  511  Afag  ^a  ftqmog  Telafmviog  '^Tgitiov  ovror  |  Fixatiädiiv. 
scheint  das  Patronymicum  durch  blosxe  Digammiermg  aus  dem  Ni- 
men  gebildet  zn  sein.     Zu-  dieser  Classe  gehört  auch  'Iwattaidffg^ 

Hippasiden  kommen  in  A  awei  vor,  die  von  Odysseos  getödteleo 
Brfider  £Mog  and  Xii^  426.  Der  Name  des  Vaters  ist  aa  dieser 
Stelle  durch  mehrere  Wiederholungen  einigermassen  gesiohert  o  ^ 
ap'  *LmaClifiv  XagoTC*  ovraOB^  dovgl  426 ,  ij  öoloufiv  iiuv^stou  'Iitm- 
iSU^iv  4dl,  CD  Zl&x  ^I^^a^ov  vÜ  45K  Ans  demselben  Gesang  is| 
der  von  Bnrypylos  getOdtete  ^cnnfiadf^  ^Antaamv  578.  Dssa  iwei 
Namen  die  an  einer  Ungern  Stelle  getrennt  vorkommen  nn  einer  is- 
dern  ^rbanden  worden  sind  nm  einen  dritten  cn  bilden,  habe  ich  vaa 
dem  Aolo^  KXvtiir^  gezeigt.  Und  so  könnte  möglicherweise  Mi^ 
der  ^Imucldm  ^Anusamv  P  348  von  einem  Rhapsoden  ans  jenen  beides 
Söhnen  des  lymaaog  und  dem  0€iv6iudfig  ^Asuöamv  gebildet  sein. 
Doch  ebensowol  kann  man  glauben  dasz  die  eine  Stelle  genaa  nach 
der  andern  wiederholt  war,  und  dasz  die  Patronymica  er«t  dorch 
Correctar  verschieden  geworden  sind ,  als  man  die  beiden  Stellen  in 
der  Handschrift  des  ganzen  Gedichts  las  und  die  Unmöglichkeit  einsah 
bei  dieser  doppelten  Homonymie  sich  verschiedene  Personen  sa  denken. 
Auf  gleiche  Weise  könnte  in  die  dritte  Stelle  N  411  'Tijfnvo^  »M 
^Antaawcc  hineincorrigiert  sein. 

Anders  dagegen  ist  es  mit  den  beiden  Stellen,  in  denen  der  Pbo^ 
ker  Zx^öhg  von  Hektor  getödlet  wird,  O  515  und  P  306.^  O  blSjv»^ 
"Exwif  filv  Üb  £x^6iov  UeqifArideog  viovj  |  a^x^p  ^wni^mv,  Ahg  d 


L.  firiedMiBder:  iw«i  homemekt  WOrtenwiaiefaibse.      825 

SU  Aaoti^umu,  P  W  i54M^  H«klor  ^jfl^lov  (Uya^v^ibov  'lq>kov 
vtivj  I  0omfiwv  0%  aQiat&Vj  og  iv  nliit^  Ilavon^i  |  ohUa  vctie- 
xiaaiu  noliac*  üvögeaaiv  ivaascuv.^^)  Hier  sehe  ioh  keine  Spar  ron 
RemiDiBGeos  oder  EDtlehnang,  vielmehr  echeinen  die  beiden  Steilen 
ganz  nnabbfingig  von  einander  entstanden  zu  sein.  Die  Verfasser  bei- 
der haben  einen  Phoker  £%BdU}£  gekannt,  der  wol  doroh  die  Sage 
flberliefert  war,  S4rabo  and  Pausanias  sahen  sein  Grab.*^  lo  der  An- 
gabe des  Vaternamens  aber  folgten  sie  entweder  verschiedenen  Sagen, 
oder  er  war  nicht  Qberliefert  and  sie  bildeten  ihn  nach  Belieben.  Das 
Schicksal  des  Zxiölog  fallt  in  der  ersten  Stelle  anderthalb  Verse 
(in  einem  ansgelohrten  VerKcichnis),  in  der  zweiten  sechs,  übrigens 
kommt  der  Name  nicht  vor:  also  aocb  hier  ist  keine  Veranlassang 
diese  kleinen  Episoden  als  Theile  des  orsprAnglicben  Gedichtes  an- 
Bosehen. 

Ich  komme  endlich  zv  dem  berüchtigten  Paphlagonier  Hvlaifii' 
vrigj  der  E  576  von  Menelaos  get6dtet  wird  nnd  N  658  hinter  der 
Leiche  seines  von  Heriones  getödteten  Sohnes  ^AqjtaXUav  hergeht, 
«nimis  cito  fati  soi  oblitos',  sagte  Wolf  Prol.  S.  CXXXIII.  Die  Alexan- 
driner sachten  durch  Correctar  oder  Athetese  den  Widersprach  zu 
tilgen.  ^)  Aber  eine  solche  Kritik  können  wir  aberhaapt  nicht  mehr 
Oben.  Sie  beroht  aaf  der  Voraassetznng  eines  Urtextes ,  der  im  gan- 
zen durchaas  die  Worte  des  ersten  Dichters  enthalt  ond  nur  durch 
verhaltnismfiszig  geringe  Interpolationen  entstellt  ist.  Diese  Voraas- 
setznng haben  wir  durch  Wolf  verloren ,  and  mflssen  daher  diese 
and  alle  ähnlichen  Stellen  stehen  lassen,  als  Sparen  der  Unordanogen 
welche  die  onvermeidliche  Folge  einer  langen  mündlichen  Ueberlia^ 
ferung  waren. 

Die  beiden  Kataloge  habe  ich  bis  jetzt  unberücksichtigt  gelassen, 
weil  sie  auf  die  Beantwortung  der  hier  behandelten  Fragen  keinen 
Einflusz  haben.  Denn  wie  auch  immer  die  Ilias  entstanden  sein  mag, 
diese  Theile  gehören  gewis  zu  den  zuletzt  entstandenen,  sie  setzen 
das  Vorhandensein  des  gröszern  Gedichts  wenigstens  der  Hauptmasse 
nach  voraus.  Deshalb  können  aber  immerhin  kleine  Stellen  in  die 
Ilias  nachtriglicb  eingeschoben  sein,  welche  wieder  später  sind  als 


428)  Der  Kataloff  stimmt  mit  P:  517  avxaq  0oo%ijmr  Hx^^iog  %al 
'KniexQOtpog  ii9%ov^  \  vthg  *Iqi£zov  iuya(hffii,oy  NavßoX^dao,  Diesen 
'EniatQoq>og  kennt  die  Ilias  nicht:  Aristarch  nahm  auch  hier  Homonj- 
mie  an,  s.  Aristonicas  en  d.  St,  und  zn  O  515.  20)  Strabo  IX  424 f. 
Pans.  X  36.  30)  Zenodot  corrigierte  N  043  KvXtufiivsog  statt  ilo- 

XcuiJtivsog  (Bast.  ()53,  4);  Aristarcb  jind  Aristophanes  atrichen  die  an- 
stöszigen  Verse  658.  659,  aber  Axistarch  hält  doch  eine  Homonymie  für 
mögUchl  Der  Bpaazhafteste  Versuch  die  Schwierigkeit  za  losen  war  die 
Aen^mng  |»eta  d'  ov  ötpi  natiiQ  %U  ddnQva  Is^pnv  statt  futä  ii  ö^i. 
Der  Katalog  kennt  nur  den  Pyüemenes  als  Paphlagonierführer  B  851. 
In  der  Erklärung  des  doppelten  Pylaemenes  trifft  übrigens  Grotes  Theo» 
rie  genau  mit  der  Lachmannschen  zusammen ,  da  auch  Grote  für  den  5n 
and  i3n  Gesang  verschiedene  Verfasser  annimmt. 

55* 


82G      L.  FriedllBdej:  swei  honerisohe  WdrterfenMehnifM. 

die  Kataloge.  Fflr  eine  solobe  balle  ieh  das  NamensTerseichiis  in 
P  316  —  218,  obwol  der  Katalog  das  Vorhandensein  gerade  dieses 
Gesanges  im  gansen  voraossetzt.  ^')  Denn  drei  Fährer  der  Bandes- 
genossen, die  er  nennt,  kommen  eben  nnr  in  P  vor:  ^hsnoM)^  der 
Sohn  des  Petasgers  Aifiog  aus  Larissa  P  288 — 318  (als  Fahrer  der 
Felasger  B  840  ff.)'*  ^oq%vg  Sohn  des  Octivo^  P 312— 18  (als  Fährer 
der  Phryger  E  862);  Xgoiuog  P  494.  534  (als  Führer  der  Myser  BdaS 
XifOfitg).  Jenes  Verzeichnis  enthält  anszer  diesen  dreien  noch  zwei 
andere,  die  gleichfalls  nur  der  Katalog  nennt:  Mia&ltig  (als  Ffibrer 
der  Maeoner  B  864)  und  "Ejvvoims  oUnfiüTiig  (als  Fahrer  der  Hyser 
B  868).  Die  Stelle  lautet:  P  215  m^vey  de  CExtio^)  f xotftoy  iffot- 
%6iuvog  inha6iVy  \  Miad-lriP  xt  rVUrvxov  xt  Mldovxa  xe  S^fiUojov 
xB  I  ^Aaxs^onaüv  xe  AeuStivoQa  d'  'litjco&oov  xt  |  Ooqkvv  xs  Koofdoy 
xi  xorl  '^vvoftov  okovusxiqv,  \  xovg  o  y  inoxQvvtov  iiua  nuifonna 
nQOCfivda*  I  «xixXvT£,  (avqUc  (pvXa  iUQi%xi6vwv  kuxovQmv»  xrl.  Di 
nnn  die  Aufzählung  der  Namen  hier  höchsl  fiberfiflssig  erscheint,  so 
ist  es  wol  wahrscheinlicher  dasz  dies  Verzeichnis  erst  mit  Beoatxong 
des  Katalogs  compiliert  und  nachträglich  eingeschoben  worden  ist  als 
dasz  der  Verfasser  des  Katalogs  die  beiden  Micd-ktig  und  "Ewoftog 
olmvuni^g  von  hier  entlehnt  hat.  Die  übrigen  anszer  rXavitog  and 
^AaxeqfntMog  (M 102  P  351  ff.  0  140  ff.)  sind  gans  unbekannt,  ?oo 
Midcav  und  0sq6lXoxog  gibt  es  Homonyma ,  der  Name  Jetarjvio^  steht 
nnr  hier. 

Eine  Angabe  des  troischen  Katalogs  scheint  ans  zwei  Stellen  der 
Ilias  durch  den  schon  mehrfach  beobachteten  Prooess  zusammenge- 
schmolzen zu  sein.  Nemlich  A  329  tddtet  Diomeden  vU  ivm  MiQO-- 
nog  nsQ9if»alovy  og  ttc^  nivxünv  \  ^dfc  lutvxocvvag  ovSe  ov; 
natdag  laCKSv  \  Cxslxeiv  ig  fcoksfiov  fp&i6i]V0Q€t.  xm  il  ol  w  Xi\ 
mt^iü^v  Krl(fig  ^or^  Syov  (lilavog  ^avaxoio,  Ihre  Namen  werden 
nicht  genannt.  £  612  tddlet  Aias  einen  "Afiq)iogy  Sohn  des  üilayfS 
aus  Tlataog.  Nnn  heiszt  es  im  Katalog  B  828  oV  d'  'yfd^^'tftetai' 
t'  bI%ov  %al  diinov  ^Anaidov  \  %ctl  ütxvBucv  Ixov  %al  Tij^^  o(fOi 
alnvj  I  tävfiQx'  ^Aö^riaxog  xs  Kai  "Afnquog  JUuoOeo^ly  |  vUSva 
Miqonog  IJe^Kmclou  usw.  wie  in  A,  Der  aacb  sonst  gangbare 
Name  Z4S(ftiaxog  ist  ohne  Zweifel  wegen  ^Ai^r^cxBict  gewählt.") 

Sogar  eine  Reminisoenz  aus  dem  griechischen  Katalog  eothiU 
der  troische: 

B  517  amaq  (Pmxf^mv  JSxBÖlog  nal  ^Estlcx^oqxfg  nnov. 
856  avxuQ  ^Ahf^tivcov  'OSlog  xal  ^EaiiaxQOipog  i}^«»'- 

431)  Dm  umgekehrte  VerhäKuiH  nimmt  an  RooUly  de  genoina  ca- 
tologi  Hom.  forma  (Zttrioh  1853)  S.  30:  'quae  seoutitnr  tria  versnum 
paria  858  eq.  862—65,  contexiiifc  adiutuB  P  21()~?18.'  32)  Vgl.  aber 
die  ganze  Stelle  Köeblj  a.  O.  S.  33  ('r.  831—34  qnos  noviasima  nanas 
ex  A  831—384  insulsiaaüne  hae  transtnlit,  niai  ab  iuitio  tontam  ad 
illnatrandam  LUifXiirfjv  835  adscripti  erant.'  Ich  glaube  vielmehr  da«s 
die  Wahl  dea  Perkoaiera  durch  die  gleich  folgende  ErwHhnang  von  UfQ- 
noitfi  herbeigeführt  worden  iot. 


L.  FriedlAnder:  swei  homerische  WOrlerverseichnisse.      827 

Der  Fahrer  der  Alisooen  ^Oitoq  ist  aus  £  39  genooimeii,  aod  der  An- 
klsBg  des  Namens  an  Z'xtiiog  bat  die  Wiederholung  des  dortigen  Vers- 
schlusses berbeigefohrt.  Die  beiden  ^EiUcx^fpog  kommen  nicht  vor 
und  sind  eben  nur  da  nm  den  Vors  sn  füllen.  Vgl.  Köchl j  a.  0.  S.  30. 
Eine  andere  Reminiseens  bemerkt  derselbe  S.  31 : 

JB  864  Mif^iv  av  Mia^ltig  xs  %al  "Avttipog  tiyri6a6^fiv. 
678  tmv  av  OsiÖiTtnog  rs  %al''Avxiq>og  i^yfiüac^tiv. 
Mh^Xtig  kommt  noch  P  216,  OMiatnog  gar  nicht  mehr  vor ,  und  die 
beiden  "Ainitpog  ebenso  wenig. 

Die  Odyssee  hat  in  ihren  eigenen  Grenxen  wenig  Homonymie, 
weil  die  Zahl  der  Namen  dort  verhiUnismSszig  gering  ist  ond  Neben- 
personen häufig  ungenannt  bleiben.^  Ancb  die  Homonymien  «wi- 
schen Odyssee  und  liias  finde  ich  nicht  zahlreich ,  und  die  meisten 
zeigen  keine  Spur  einer  Entlehnung  des  einen  Gedichts  vom  andern, 
sondern  erscheinen  durchaus  zufällig,  "^pi^rog  heiszt  ein  Troer  P  494, 
ebenso  ein  Sohn  Nestors  y  414.  440;  AaiQxrig  der  Goldschmied  in 
Pylos  y  425,  wie  der  Vater  des  Myrmidonen  'Alnifiiicav  77497  P  467; 
AeitoKQixog  ein  Freier  und  ein  Grieche  P  344;  Miiav  (ausser  einem 
Troer  *P  216)  der  Bastard  des  OHeos  und  der  Herold  in  Odyssens 
Hause;  iVoijfiCDv  (ausser  einem  Lykier  ^£678)  ein  Freund  des  Anti- 
lochos  ^''612  ond  ein  Freund  des  Telemacbos^);  TloUxf^  ein  Sohn 
des  Priamos  und  ein  Gefährte  des  Odyssens  %  224.  ^"AvxiqK^g*  sagt 
Bekker  a.  0.  S.  129  *  ist  dreifach  in  der  llias  ond  zwiefach  in  der 
Odyssee.'  Von  jenen  drei  in  der  llias  sind  übrigens  zwei  nur  in  den 
Katalogen,  B  678  ein  Grieche  und  865  ein  Maeoner,  so  das«  nur  ^ine 
reelle  Persönlichkeit  übrig  bleibt,  ein  Sohn  des  Priamos  A  489  A  101. 
109;  in  der  Odyssee  wird  der  Sohn  des  Alywtnoq  "Avxtfpog  nur  ge- 
nannt ß  19,  aus  welcher  Stelle  derselbe  Name  für  einen  andern  Itha- 
kesier  q  68  entlehnt  sein  könnte.  ^Uolvßog*  fährt  Bekker  fort  ^heiszt 
in  der  llias  ein  söhn  des  Antenor  ^  59,  in  der  Odyssee  der  vater  des 
Enrymachos  er  399  und  Öfter*,  der  Aegyptische  Thebaner  der  Helena 
bescheokt  S  126,  der  verferliger  des  balles  der  Phaeakischen  tänzer 
'D'373,  und  endlich  in  der  Hneslerophonie  ein  freier,  personen  also 
die  allesamt  auf  ein  eignes  und  festbegrenztes  dasein  in  der  sage  ge- 


433)  Ausführlich  hat  darüber  Bekker  gesprochen  in  den  Monatsber. 
der  Berl.  Akad.  1842,  2  Mai.  Von  108  Freiern  werden  nur  15  genannt, 
von  Odyssens  Leuten  vier:  Eurjlochoa,  Elpenor,  Polites  x  *^24,  Peri- 
medes  X  23:  ^  nicht  genannt  werden  die  herolde,  die  knndschafter ,  die 
vom  Kyklopen  nnd  der  Skylla  gefressenen,  mit  einer  einsigen  ausnähme 
gans  ansaer  der  reihe  ß  19*  usw.  34)  Der  Name  ist  in  der  Odyssee 
bedeutend  {ß  380  d  030),  in  der  llias  nicht.  Dies  ist  bei  Homonymien 
ans  einem  Gedieht  ins  andere  öfter  der  Fall,  wie  bei  *Ay%iaXo9  Ev^w^ 
Xog  'Ovrfxaq  die  alle  in  der  Odyssee  absichtlich  gewählt  sind,  in  der 
Hias  absichtslos;  um  so  weniger  ist  an  Reminiseens  oder  Entlehnung 
SU  denken.  Am  wenigsten ,  wenn  in  der  llias  P  40  die  Frau  des  Pan- 
thooa,  in  der  Odyssee  y  282  der  Steuermann  des  Menelaos  den  gleiehen 
Namen  ^(fovxtg  führen. 


828      L.  Friedender :  swei  homerische  WörlerTerteiehiuMe. 

riafen  ansprach  machen,  auch  so  vertheilt  sind  aber  das  gedieht  daii 
frei  steht  ansnaehmen,  die  ohnehin  dentlich  gesonderten  theile,  d«ien 
sie  angehören ,  seien  nrsprünglich  gar  keine  theile  gewesen ,  sondern 
beben  fQr  sieh  bestanden,  ttttbekOnMnert  nm  einander.'  Diesem  and 
ihnlichen  Schiassen  kann  ich  aherkll  nicht  folgen.  Je  weniger  jene 
Personen  auf  ein  eigenes  Dasein  in  der  Sage  Ansprach  machen,  nn  so 
weniger  sehe  ich  ein ,  mit  weiohem  Recht  man  annimmt  dasi  sie  schon 
in  dem  arspranglichen  Gedicht  enthalten  gewesen  seienw  Weit  natür- 
licher erscheint  es  sie  anf  Rechnang  der  mandüchen  Ueberliefernng  u 
setzen,  von  der  nicht  bezweifelt  werden  kann  dass  sie  far  ihre  Au- 
dichtnngen  Namen  des  nrspringlichen  Gedichtes  entlehnt  hat.  Äof 
Rechnang  der  mOndlichen  Ueberliefernng  ist  es  auch  sn  setzen ,  dssi 
Personen  die  sich  in  den  fraheren  Gesingen  ohne  Namen  behelfen,  ia 
den  späteren  dazu  gelangeq  (ebd.  S.  131)  —  fisUs  nemlich  dabei  etwas 
nnfkllendes  ist. 

Auch  dieselben  Patronymica  sind  far  verschiedene  Personen  der 
beiden  Gedichte  gebraucht  worden.  Der  Freund  des  Telemachos  Jld- 
(^log  ist  ein  KXvtldrig  o  540  wie  der  Troer  Jolo^  vi  302^,  der 
Greis  ^AU^iQ^r^  ist  ein  Matfro^dt^g  §  168  m  451  wie  der  Grieche 
AviMqtQtov  O  430,  Eumaeos  Vater  Kx^ctog  ist  ein  ^OQfievUrig  o414 
wie  *A(ivvzm((  I  448  K  266. 

Dasz  die  Odyssee  Namen  aus  der  Ilias  entlehnt  hat,  wird 
sich  kaum  jemals  mit  einiger  Sicherheit  beweisen  lassen");  eher 
darflen  einige  Personen  ans  dem  einen  Gedicht  in  das  indere 
her  abergenommen  sein ,  von  denen  es  nicht  wahrscheinlich  ist  dass 
sie  schon  in  der  Sage  vorkamen.  So  der  Herold  des  Odyssens,  den 
die  Ilias  Bjv^ßdxrig  nennt:  unter  demselben  Namen  wird  er  einmal  ia 
der  Odyssee  erwfihnt  t  247.  Auch  bei  der  in  beiden  Gediehten  Tor- 
kommenden  Familie  des  Jio%l^  von  Pherae  dOrfle  eine  Entlehnang 
wahrscheinlicher  sein  als  eine  gemeinsame  Ueberliefernng.  Seine 
Söhne  fallen  vor  Ilios  E  541 — 560,  in  der  Odyssee  abernacbtet  Tele- 
machos bei  ihm  y  488— 490  c=  o  186— 188;  in  dem  Hause  seines 
Vaters  ÖQClkoxog  E  547  ist  Odysseus  als  junger  Mann  gewesen  <p  lo 

— ai.'O 

Ob  aber  in  solchen  Fallen  die  Odyssee  aus  der  Ilias  entlehnt  hat 
oder  umgekehrt,  das  ist  nicht  zu  entscheiden:  denn  wenn  ancb  die 


435)  Dana  dieser  Iliigaiog  KXvtidi^g  auch  Klvtiog  in  heissen  seheint 
n  327 ,  wie  Bekker  sagt,  kann  ich  nicht  finden.  Denn  da  er  ein  Alters- 
genosse des  Telemachos  iat|  so  hat  er  ohne  Zweifel  ebenso  wenig  ein 
eigenes  Haas  als  dieser,  sondern  wohnt  in  dem  seines  Vatere.  Dorthin 
bringen  abo  die  Freunde  des  Telemachos  dessen  Geschenke  ff  327.  Dse 
Vaterhaus  kann  aber  auch  das  des  Sohnes  genannt  werden,  daher  Mf^ 
Telemachos  sn  üsiffQuog  o  542  iv  9oiitaci  coSaiiß,  86)  Vielleieht  iJit 
der  Käme  des  Ringers  ^v^veeXo;  O  115  Ton  dem  Fanstk&mpfer  ?  ^T* 
entiehni.  37)  Der  Name  'O^oCloxog  noch  in  der  Brs&Uung  dee  Odys- 
seus als  Sohn  des  Idomeneus  v  200. 


L  FriedUiid^ri  twei  hotterüdio  Wöffl«rveri«iohiiUao.       839 

Uhm  in  fmM»  iUor  Ul.  ak  die  Odysste,  «o  wird  doch  aiBaMid  b«- 
lwa|»teii  wollen  dati  «Ue  Stellen  der  lliae  älter  seien  als  a41e  SteUea 
der  Odyasf»«  Wen»  aooh  Bekkers  Bemerkiug  daai  der  Name  Mitnifg 
dareb  finttehnnig  beiden  Ckdicbten  gemeinaan  few<»rdea  sei^  riobtig 
iaty  aa  folgt  daran»  aoeb  niebt  dass  er  friber  in  der  Iliaa  geweae»  aei 
ala  in  der  Odyaaear.  Bekker  sagt  (a..  0.  S.  130):  ^dagegen  ist  reni- 
niacenz  oder  nachbildang  nicbt  so  verkenaen,  wa  der  naane  Meoiea  in 
die  Odyaeee  eingeführt  wird  gerade  auf  dieselbe  weise ,  in  denselben 
gramma iischen  and  metrischen  formen,  wie  er  eingeführt  ist  in  die 
liias :  dort  (a  105)  erscheint  Athene  ildofuhni  ^elvto  Tatptmv  tjyiftoQi 
Mivtfi'  hier  ist  (P  73)  Apollon  erschienen  ävi^i  shaiiivog  Kmovoiv 
ffffftoqi  Mhny,  auch  für  den  vater  des  Hentea  ist  der  narae  Anchia- 
los  ans  der  llias  genommen  £609,  wo  er  gepaart  steht  mit  einem 
nicht  unähnlichen  MBvia^tpf  ^Ayx^^ov  re.'  Wenn  es  der  Mflhe  lohnt 
bei  so  höchst  sweifelhaften  Dingen  die  Wahrscheinlichkeiten  absu- 
wägen,  so  möchte  die  Annahme  dasz  die  llias  hier  ans  der  Odyssee 
entlehnt  habe,  sich  noch  eher  empfehlen  als  die  umgekehrte.  Denn 
der  Vers  a  105  ist  unentbehrlich  und  smn  WortUml  einigermassen 
gesichert  durch  a  180  f.  (vgl.  418  f.) ;  dagegen  P  73  ist  enibehtlich, 
da  Apollon  sich  hier  ebenso  wenig  eu  verwaadeüi  branebl  ala  0.243; 
jedenfalla  war  er  beliebig,  da  dieser  Mhtr^j  ia  den  Apollon  sidi 
rerwandelt,  sonst  nicbt  vorkomait  (weshalb  auch  einige  Ilä^  statt 
Mivry  corrigierten).  Auch  bei  der  Stelle  E  609  könnte  Enllebnung 
aus  der  Odyssee  staltgefaadea  haben,  wean  dort  aiebi  viehaiekr  der 
Zufall  gewaltet  hat.  —  Die  von  Bekker  in  einer  (meines  Wissens 
nicbt  gedruckten)  frühern  Vorlesung  berührte  ursprüngliche  *  Einer- 
leiheit  der  Namen  Mentes  und  Mentor'  halte  ich  auch  für  wahr- 
scheinlich. 

Schliesslich  noch  ein  Wort  über  die  Familie  des  Dolios,  in  welche 
Bekker  Homonymie  wünschen  möchte.  Der  ungetreue  Knecht  Melan- 
thios  und  die  freche  Magd  Melantho,  beide  heiszen  Kinder  des  Dolios, 
des  treuen  alten  Dieners.  *In  diesen  namen  und  dieser  Verwandt- 
schaft liegen  motive  von  ungemeiner  stärke  und  ergiebigkeit.  wie 
sind  sie  ausgebeutet?  nicht  zu  dem  kürzesten  epiphonem  des  dich-* 
ters,  nicht  zu  dem  flüchtigsten  wink  seitens  der  handelnden  von 
irgend  einem  bewustsein  ihrer  eignen  Verhältnisse'  usw.  Ich  be- 
merke hiezu  folgendes.  Dasz  Helanthios ,  der  ungetreue  Ziegenhirt, 
der  einen  kaum  zu  entbehrenden  Gegensatz  zu  den  getreuen  San- 
und  Rinderhirten  bildet,  zur  ursprünglichen  Erzählung  gehört  hat, 
scheint  mir  unzweifelhaft.  Er  wird  zweimal  Sohn  des  JoXiog  ge- 
nannt Q  212  %  159,  und  dieser  Name  war  vielleicht  als  ein  bedeu- 
tender gewählt.  Ob  schon  der  erste  Dichter  die  Idee  gehabt  bat, 
eine  nngetreue  Magd  MsXav&oi  zu  nennen  und  ebenfalls  zur  Tochter 
des  JoXlog  zu  machen ,  das  kann  nicht,  mehr  mit  Sicherheit  behauptet 
werden ;  denn  ihr  Name  und  ihre  Abstammung  beruht  nur  auf  tf  321 — 
326  und  v  65.   Die  Persönlichkeit  des  AoUog  aber  iat  ganz  problena- 


880      L.  FriedllBder:  iwei  homerische  WörterveneiehBiiae. 


tiflch  inid  höDDte  gar  wol  erit  splter  den  Namen  aiifebildel  wordea 
sein.  Denn  sie  beruht  auf  dem  Schlnss  der  Odf ssee ;  den  seit  Aristo- 
phanes  und  Aristareh  kein  rationeller  Vertheidiger  ihrer  Einheit  ab 
Theil  des  ursprfinglichen  Gedichts  betrachtet  hat,  und  auf  der  Stelle 
d  735 — 741,  die  sich  mit  dem  24n  Gesänge  nicht  recht  yereiaigea 
Usit,  die  sehr  wol  eingeschoben ,  oder  in  der  der  Name  ^oUog  eioem 
andern  snbstitniert  sein  kann. 

Königsberg.  Ludwig  Friedländer. 


Inhalt 

I.  Die  homerischen  Snat  iifftfiikiva '713 

Anhang. 

Verseichnis  der  homerischen  Gleiehnisse        786 

II.  Die  homerischen  Wörter  die  einem  von  beiden  Gedichten  aus- 

Bohliesslioh  oder  Torzugsweise  angdiSren 789 

Anhang. 

üeber  die  kritische  Benutsnng  der  homerischen  Homonymie     814 


Die 


Interpolationen 


im 


eilften   Buche   der   Ilias< 


Von 


Heinrich  Dttntzer. 


834    H.  Dttitser:  die  iDterpolationen  im  eillten  Boche  der  UUb. 

der  eincelnen  Gesfinge;  denn  darin  mflssen  doch  alle  Parteien  sich 
Tereinigen,  daaz  die  homerischen  Gedichte,  ehe  sie  aafgeschrieheo 
worden,  als  einzelne  Lieder  im  Monde  der  Rhapsoden  lebten,  ond  es 
hfitte  wnnderlioh  angehen  mflssen ,  wenn  diese  nicht  im  Laofe  der  Zeit 
hie  ond  da  Aenderongen  ood  einzelne  AosfQhrongen  ond  Eindichtongea 
sieh  gestattet  hfltlen.  Manche  dieser  Eindichtangen  liegen  so  aof  der 
Hand ,  desz  sie  von  keinem  verständigen  geleognet  werden  könaea, 
wogegen  Tiele  andere  sich  bisher  noch  der  Beobachtnng  entzogen  ha- 
ben. Solche  interpolierte  Stellen ,  welche  von  den  von  Lachmann  so 
genannten  Fflllstflcken  wol  so  onterscheiden  sind,  haben  Lachmaaas 
Anhinger  hiofig  aom  Beweise  verschiedener  Lieder  misbraocht ,  wih- 
rend  die  Vertreter  der  Einheit  ond  die  Mittelpartei  dorch  Vertheidigoog 
derselben  sich  den  Blick  getrabt  haben.  Gerade  hier  bedarf  es  vor 
allem  des  regen  GefQhls  fflr  das  rechte  nnd  gesonde ,  um  die  Wider- 
spräche solcher  Eindichtungen  von  denjenigen  zo  sondern,  welche  tob 
der  nrsprflnglichen  Verschiedenheit  der  zo  onserer  Ilias  ond  Odyssee 
znsammengesetzten  Lieder  sich  herschreiben.  Zum  Beweise  des  ge- 
sagten wflhlen  wir  das  eilfte  Bach  der  Ilias,  welches  neuerlich 
R.H.  Hieeke  in  seiner  Abhandlong  ^flber  Lachmanns  zehntes  Lied  der 
Ilias'  (Programm  des  Gymn.  zn  Greifswald  1859)  besprochen  hat,  wo- 
rin aoszer  Lachmann  besonders  W.  Ribbeck  (im  Philologos  VIU  480  ff.) 
bestritten  wird.  Aber  alle  seine  Anfstelinngen  zo  billigen  fahlen  wir 
uns  aoszer  Stande,  sehen  vielmehr  hier  die  flblen  Folgen  eines  zo  li- 
hen  Festhaltens  vielfach  hervortreten. 

Zeus,  welcher  den  Achaeern  an  diesem  Tage  Verderben  bereiteu 
will,  sendet  die  Eris  ab  ihnen  Mot  zom  Kampf  einzoflöszen '),  besooders 
dem  Agamemnon,  der  nach  dem  schweren  Schlachttage  so  ganz  est- 
motigt  gewesen,  dasz  er  in  der  Nacht  aof  Flacht  gesonnen,  wovon  ihn 
nur  das  kahne,  von  Nestor  belobte  Wort  des  Diomedes  abgebracht  hat. 
Er,  der  Oberheerf&hrer,  soll  gerade  an  diesem  Tage  zonichst  seinen 
Heldeumnt  bewflhren;  daran  hindert  ihn  Zeus  nicht,  dessen  Absicht 
nur  darauf  gerichtet  ist  die  Achaeer  heate  nach  Verwundong  vieler 
Hanpthelden  in  die  Snszerste  Noth  zu  versetzen.  Da  Agamemnoa  hier 
vorzaglich  hervortreten  soll,  so  fahrt  uns  der  Dichter  seine  Gestalt 
besonders  lebhaft  vor,  indem  er  seine  glinzende  Bewaffnung  in  aos- 
ffthrlicher  Darstelinng  beschreibt ,  wogegen  die  Rflstnng  der  Obrigea 
Aehaeer  nur  dadorch  angedeotet  ist,  dasz  Agamemnon  sie  aofroft  sieh 
zu  rasten,  was  er  selbst  dann  nnter  ihnen  thnt.  Die  Sohildemog  wie 
Agamemnon  sich  bewaffnet  wird  treffend  abgeschlossen  nnd  gleichssn 
verklärt  durch  den  Donner  der  beiden  ihm  gewogenen  Göttinnen,  wo- 
von der  Dichter  sich  nicht  dorch  den  Gedanken  abhalten  lassen  konnte, 
dasz  die  Götter  sich  heote  enthalten  mflssen  den  Achaeern  oder  Troern 
Beistand  zn  leisten.  Anch  die  scblieszliche  Bezeichnong  Agamemooas 
als  ßa<siX^g  nolvxQvdoio  Mvnipnig  ist  von  besonderer  Wirfcong.  Dm* 


1)  Ueber  die  schon  den  Alexandrinern  mit  Recht  verd&ehtigen  Verie 
13  n.  14  vgl.  meine  Schrift  do  Zenodoti  stndiis  Homerids  S.  M' 


H.  Dfiataer :  die  laterpolationen  im  eilftea  Bnclie  der  IliaB.    835 

der  Passer  welehea  Aganeainon  anlegt  eia  Geaclienk  de#  Königs  roa 
Kypros  ist,  soll  gleichfalls  den  griechischen  Oberfeldberrn  erbeben, 
dessen  Rahm  so  weit  erschollen  war.  Dagegen  möchten  wir  in  V.  36 
— 40  eine  anserm  Dichter  fremde  spatere  Ausscbmacknng  erkennen. 
Die  um  den  Schild  sich  schlingende  Gorgo  nebst  Deimo^s  und  Phobos 
sind  doch  gar  zu  wunderlich  als  Einfassung  des  Gänsen,  wie  anch  A. 
Jacob  bemerkt  hat,  und  dasz  auch  auf  dem  Gehenke  sich  ein  dreiköpA- 
ger  Drache  abgebildet  gefunden,  ist  doch  des  guten  oder  vielmehr  des 
schrecklichen,  womit  ein  Rhapsode  die  Rastuog  ausstatten  wollte,  so 
viel.  Das  silberne  Gehenk  des  Schildes  des  Aohilleus  ist  ohne  Figuren, 
und  beim  Schilde  des  Herakles  erwähnt  der  hesiodische  Dichter  des 
Gehenkes  ga'r  nicht.  Jacob  sieht  freilich  hierin  keine  Interpolation, 
sondern  eine  der  Ueberschwinglichkeiten,  welche  dem  Dichter  dieses 
Liedes  eigen  seien. 

Nach  der  Beschreibung  der  RQstung  Agamemnons  fahrt  ans  der 
Dichter  zu  den  Troern,  die  an  einem  von  den  Schiffen  entfernten  hoch- 
gelegenen Punkte  der  Ebene  die  Nacht  zngebracht  (8  489  ff.  453  ff.), 
und  so  finden  wir  sie  jetzt  auch  iid  d'QcaafA^  TteStoio.*)  Wie  eben 
Agamemnon,  so  wird  hier  Heklor  vor  allen  hervorgehoben,  ja  wir 
möchten  die  Nennung  des  Aeneas  und  der  drei  Antenoriden  (V.  68  ff.) 
für  nicht  urspränglich  halten.  Vollkommen  genügt  es  dasz  neben  Hek- 
tor  Pulydamas  genannt  wird,  der  auch  sonst  bauptsAcblich  neben  ihm 
hervortritt.  Sollten  noch  andere  angeführt  werden,  so  erwartete  man 
doch  auch  von  den  Söhnen  des  Priamos  wenigstens  Paris,  Helenos 
und  Deiphobos  genannt  (M93  f.).  Aeneas  tritt  etwas  zu  bedentend 
hervor  durch  das  og  TqoxsI  ^iog  nag  xlno  djffi^i,  worin  auch  das  völlig 
nnnöthige  Tqwsi  neben  dr^iLfp  auff&llt.  M  98  heiszt  er  nur  ivq  tuug 
*AyxlacLO,  Als  Söhne  des  Antenor  werden  hier  Polybos,  Agenor  nnd 
Akamas  genannt,  wahrend  M  100  als  zwei  schlacbtkondige  Antenori- 
den Archelochos  nnd  Akamas  verbunden  sind.  Agenor  kommt  aneh 
sonst  als  Sohn  des  Antenor  vor  {O  545),  wogegen  ein  Polybos  nicht 
nachzuweisen  steht.  Zwei  andere  Antenoriden ,  Iphidamas  und  Koon, 
werden  unten  A  221  —  263  getödtet.  Wenn  von  Hektor  znerst  gesagt 
wird,  er  habe  unter  den  ersten  den  Schild  getragen,  es  unmittelbar 
darauf  aber  heiszt,  er  sei  bald  unter  den  ersten  bald  unter  den 
letzten,  sie  antreibend,  gewesen,  so  dürfte  das  nicht  ohne  Anstoss 
sein.  Alles  stimmt  ganz  vortrefflich  zusammen,  wenn  wir  V.  68— 61 
fallen  lassen.  *Dte  Troer  waren  auf  der  Höbe  der  Ebene;  unter 
ihnen  erschien  Heklor  antreibend  zum  Kampfe  bald  unter  den  ersten, 
bald  weit  hinten,  und  er  gUnzte  gewaltig  von  Erz.'  Bei  fAsra  nQn- 
toim  nnd  h  nv^iaroioi  ist  nicht  an  die  sich  bereits  fortbewegenden 
Reihen,  sondern  an  die  sich  rüstenden  Krieger  zu  denken:  vgl.  ^231. 
260  n  166. 

Zwischen  die  Rustang  des  Agamemnon  und  die  der  Troer  nnd 


2)  Die  Stelle  K  100  gehört  einem   andern   Gedichte  an.    Ich  ver- 
weise auf  meinen  Aufsatz  im  Philologns  XII  41  ff. 


6M    H.  ÜflBlier:  4!«  lalerpototiOBeii  im  fOHtm  Btche  4tßt  Hb». 

¥0r  allen  des  Heklor  treten  Ban  folgende  wnderliehe,  an  dieaer  StoUe 
fdllig  an^ehörige  Verse  (47 — 55): 

rivwxm  fiir  Biuaiä  lo»  ivthiXlev  ffKOiStog 
Tttfcovg  ei  xata  xofffiov  iqvnifiev  avO'  kd  xwpfftf  * 
anrtol  6i  n^kiig  ovv  ret^ftfi  ^m^fufii^tsg 
50   ^(Dovr' '  aaßefttog  di  ßofi  ylvit^  i}(uiO»  n(f6. 
tp^v  d\  ^if/  inm^iov  htl  xa<pQm  noCfitfiiwtg  j 
tnit^eg  d'  okfyov  ^exia&ov,    iv  dh  xvöoifiov 
toQaB  fuxnov  KgoMrigj  xata  d^  vijfo^ev  i^KCv  lifCag 
ainau  (ivdaUccg  i^  al^iqog^  owex'  f^ukUv 
55   itoXlag  IgMfiOvg  %€ipalag  "Aiöi  ftQOÜiilfeiv. 
Befrachten  wir  diese  Stelle  aunfiehst  an  sich,  so  masn  schon  die  son- 
derbar eingefagte  Zeitbestimmung  t^m^t  nqi  Anstoss  erregen,  die  hier 
gans  unnöthig  ist,  da  wir  wissen  dasK  alles  was  bisher  geschildert 
wurde  inderMorgenstnnde  erfolgt ;  dies  nemlioh  bezeichnet  das 
nur  in  zwei  Versen  der  Odfssee  vorkommende  i}q)0(  tp^o,  nicht  etwa 
Tor^er  Morgenröthe,  wie  |;  36  deutlich  erweist,  wo  Nausikaa 
erst  nach  dem  Aufgange  der  Morgenröthe  den  Vater  angeht.    Zu  des 
wunderlichsten  Stellen  der  Ilias  gehören  die  folgenden  Verse.   Es  ist 
vorher  von  den  au  Wagen  streitenden  Helden ,  den  ticnfitg^  die  Rede 
gewesen  —  des  Fussvolks  wird  gar  nicht  gedacht  — :  diese  seien  an 
Fass  in  die  Schlacht  gezogen,  und  zwar  unter  gewaltigem  Geschrei.'} 
Wenn  nun  später  der  titJtiiig  gedacht  wird,  so  können  darunter,  frei- 
lich 8ondert>ar  genug,  nur  die  fivlo%oi  verstanden  seiu,  obgleich  man 
schon  der  Deutlichkeit  wegen  das  eigentliche ,  ganz  wol  in  den  Vers 
passende  vjyloxoi  erwartete.    Nach  der  Bemerkung,  den  ijylopt  sei 
befohlen  worden  die  Pferde  am  Graben  zurückzuhalten ,  fiberrascht  es 
sehr  dasz  diese  dennoch  nachfahren ;  denn  dies  besagen  jedenfalls  die 
dunklen  Worte  t^iiv  di .  .  (tetexia^ov^  von  denen  bisher  noch  nie- 
mand  eine  sprachgemisze  und  zugleich  verstlndige  Deutung  gegeben 
hat,  und  schwerlich  dürfte  eine  solche  flberhaupt  zu  finden  sein.  Offen- 
bar soHen  (pBttv  ih  fiiy  tTtni^mv  und  tvm^eg  3*  oUfov  fiersxAx^v  als 
entschiedene  Gegensätze  hervortreten,  wonach  es  kaum  zweifelhaft 
sein  dorfle  dasz  das  erstere  heiszen  soll :  *  die  zu  Pnsze  zur  Ebene 
eilenden  Helden  waren  den  Wagenlenkern  weit  voraus',  das  sweite 
dagegen:  ^die  Wagenlenker  hatten  sie  bald  erreicht.'    Freilich  hatte 
Heyne  Recht  dasz  streng  genommen  statt  des  Genetivs  hat^v  der 
Aocosativ  stehen  mQste,  aber  der  Rhapsode  verband  hier  mit9^^<^* 
den  Genetiv  xcrra  ro  voovfiBvov^  da  ihm  der  Begriff  des  vor  aas  vor- 
schwebte;  freilich  ist  das  inl  ta^w  xoafitfiiweg  ein  eben  so  unbe- 
quemer als  aberfidssiger  Zusatz,  da  wir  ja  die  Inn^sg  schon  weit  über 
den  Graben  hinaus  wissen ,  aber  der  Rhapsode  nahm  es  damit  Dicht  so 
genau,  wenn  er  nur  den  Vers  füllte;  freilich  ist  oUyov  in  der  Bedea- 


3)  avtoi  ngvXhg:  dasz  cevvog  auf  den  Gegensatz  der  verlassenen 
Pferde  und  Wagenlenker  hindeutet,  bemerkt  Hermann  opnsc.  I  *^1^' 
Voss  übersetzt  'aber  die  Streiter  zu  Ftisz',  als  ob  avtag  dastünde. 


H.  DOMbor :  die  lato^oMioBeD  m  #itfta  Baohe  dm  um.    837 

Ittiif  ^in  kanem,  hM*  mtktumAmmhwt^  60  Maate  aar  *aaf  «iae 
karse  Zeit'  heiasea ,  aber  4em  Rbapeoden  war  es  aar  am  dea  SGharfaa 
GegensaU  zwiachea  lidy«  vod  oUfiv  bq  Ihan,  aad  so  kraoehle  er  daa 
komeriaehe  oUyov  UM  dea  apitera  iC  oUyov  oder  iv  oktfm.  Oie 
gef  ebene  Brkldrnag  findet  aich  acbon  bei  den  Altea  (^0»  ya^  nolv 
TQv  nsiUy»  n^oijl^ov  ovvidv,  ef  d)  uixitog  btMai^av)^  tob  deaen  aa- 
dere  amgekehrl  f»fy«  aeitliob,  oXfyov  6rUieh  faaalea.  Dia  Leaarl  fw^ 
isoBi^cDv  acbeint  ein  sebleohCer  Notbbebelf ;  freilieb  gibt  aoob  Heyae 
di«aer  alten  BchUmaU^easerang  den  Vorzug,  indem  er  alao  erklärt: 
'prioa  iastracti  anal  nna  cnn  earriboa  ad  foaaan ,  aed  ita  at  aarigaa 
paallula«  pone  eoa  iacederent';  aber  wie  konnte  er  aberaehea  daaA 
ea  dann  fie^'  Zitnanf  statt  ^te&*  ban^  beiaaen  nflate  7  Und  koauat  es 
denn  bier  noch  aof  die  Anfatellnng  am  Graben  an,  da  wir  aebon  ver- 
noanmen  bsben  dass  sie  mit  groazem  Geriasch  aasgerttckt  a&nd? 
Schrtiesalich  .erklärt  Heyne  wenigstens  den  angiaeklioben  Vera  ff^icy 
6i  fu^*  xxL  far  die  Interpolation  eines  Rbapsodea.  Voas  maekl  aiok 
die  Sacbe  sehr  leicbt,  wenn  er  die  Worte  q>^9  6h  fiiy*  Staci^mv  (denn 
wir  wissen  daas  er  fLiy\  nicht  pLe&*  las)  flbersetat:  *  ror  den  Reisigen 
sogen  sie  rasoh%  ala  ob  er  statt  fii^'geleaen  ^0%,  Ribbeck  •deotet  oltyav 
ItetitUctdwf  *  sie  folgten  ibnen  nnr  aaf  eine  geringe  Entfernung  voai 
praben',  was  gfir  nicbt  angeht,  da  dea  Grabena  gedacht  aein  naste; 
ja  aelbst  wenn  man  atatt  xo6(itfiiygig  leaen  wollte  no^Mf^hfUtpy  dArlto 
eine  solche  Deatong  sehr  fern  liegen.  Dazu  kommt  daas  wir  im  foL- 
geadea  sehen,  dass  die  Wagenlenker  sieb  wirklich  nicht  in  der  Ntte 
dea  Grabens  gehalten.  Freilieb  beisai  RiU>eok  diesen  Widemprneb, 
den  er  nnr  durch  seine  Dentong  jo  Wege  bringt,  sehr  willkemmeni 
um  ihn  als  Beweis  der  Verbindang  ganz  veraebiedener  Ueider  sa  rer«- 
wenden.  Hiecke  hat  die  Bereohtigang  sn  einem  aolchen  Ver&braa  anl 
Fug  bestritten.  Er  selbst  erklärt  aber  ganz  irrig  sowot  pUyti  ala  oiU«- 
yaif  örtlich,  wofQr  er  sich  nicht  auf  die  Schoiien  bernlen  dvrfte,  aad 
er  meint,  die  titn^€§  führen  immer  ein  kleines  Siflck  hinter  dea  HeU 
den,  da  doch  [jtn^eg  oUyav  fuzaUadw  hier  onmdglicb  naf  eiae  fertge» 
aelzte  Haadlnug  bezogen  werden  kann,  sondern  daa  (ietenia&om  ae 
gut  wie  das  (p^av  in  einem  bestimmten  Aogenblioke  gedacht  wird* 
Hiecke  hat  sieb  die  ScbwierigiMiten  gar  nicbt  deutlich  gemacht;  keip- 
neswegs  durfte  er  aich  mit  dem  Zugeständnis  begnOgen,  die  Stelle  Toa 
den  Wagenlenkern  habe  etwas  befremdliches.  Geben  wir  weiter,  so 
Btöszt  man  snnflohst  an  dem  xvdoiftog  %ax6g  an ,  welchen  Zens  erregt, 
lob  ftn  le  nicbt  daaz  man  sich  darüber  genane  Recbenacbaft  gegeben. 
Die  Auslegung  der  Schollen:  6  Zevg,avxoifg  nqvtQbcnai,  wmg  ^ßlf' 
doVrcov  %al  xQCD&ivrcov  i^ayayoi  IlaTQonXoVj  fruchtet  nicbts;  denn 
wozu  sollte  der  Hvdoiftbg  nanog  dienen  ?  Voss  iSsst  blosz  *  Getflmmel 
in  dem  Heer  toben';  Heyne  hflit  den  xvSotiiog  xanog  für  dasselbe 
mit  der  aaßeatog  ßotj,  Kvdoiiiog  KUKog  ist  nicht  das  GetOmmel  der 
Schlacht,  sondern  die  arge  Verwirrung:  vgl.  ^538  f.  iv  öi  iwdoifiLOv 
^K€  xaxov  Javaoiai  (freilich  eine  interpolierte  Stelle),  £  218  avag 
T^cisaaiv  iv  &6%ttov  oqcs  xvdotf«oy.    Zeus  erregt  eine  arge  Ver- 


838    H.  DflnUer:  die  latarpolationMi  i»  oilAoA  Bnolie  dw  IUm. 

wirroog  ontor  dra  Griecheii,  und  er  fibi  ihnen  nncli  ein  böees  ABieU 
eben.  Sowol  dass  die  Wirkaog  dieses  bösen  Anieicbens  niobl  mng^ 
geben  wird^  als  aacb  die  wunderliche  Verbindnng  des  nicht  näher 
beseiobneten  xvöoifiog  mit  der  Ankunft  der  Wagenlenker  ist  höchst 
sonderbar.  Irren  wir  nicht,  so  stellte  der  Rhapsode  sich  ror,  durch 
die  Ankunft  der  Wagen,  die  au  frflh  herankamen,  sei  die  Verwirmn^ 
hervorgebraeht  worden;  gerade  um  diese  zu  verbaten,  hatten  die 
Helden  die  Wagen  Burflckgelassen.  Treffen  wir  hiermit  den  GedankoD 
,des  Dichters,  so  tritt  seine  Unbebflinichkeit  ins  hellste  Licht  Aber 
es  fehlt  auch  sonst  im  Ausdrucke  nicht  an  mancherlei  anffilligem.  Wir 
haben  schon  des  Gebrauches  tou  titn^sg  und  oUyov  gedacht;  eigen 
•ind  ^foovto  vom  Ausiiehen  cum  Kampf  und  ßoii  yivno  statt  der  ste^ 
henden  Redensart  /3o^  oqmQe  (ßo^  d*  aaß&stog  OQtDi^  öder  o^«^ 
ji  öOO.  530  N  169.  540  11  267),  um  des  etwas  breiten  xatic  d'  v^ 
^ev  i{suv  Uifiag  aTfittri  iivdaliag  l^  aMgog  (vgl.  12  459)  nicht  so 
gedenken.  Und  schon  Ribbeck  hat  bemerkt  dass  Y.  47  f.  ans  M  84  f., 
V.  49  aus  M  77  genommen  sind,  wo  sie  riel  mehr  als  hier  an  der 
Stelle  sind,  da  sie  dort  aus  dem  Zusammenhang  gleichsam  herror- 
wachsen  und  in  schönster  Verbindung  stehen,  wihreod  sie  hier  wie 
hineingeschneit  sind,  weder  das  iffvtUfUv  noch  das  <iv^^*)  seine  rechte 
Bedeutung  und  Besiehnng  bat.  Wenn  er  aber  meint,  der  Dichter  der 
*Ay«iiiiivovog  a^iatc/o'habe  hier  ohne  lieber  legung  den  Singer  tod 
Buch  M  benntst,  so  hat  Hiecke  mit  Recht  dagegen  bemerkt,  eine 
solche  Benutzung  ohne  Ueberlegung  könne  man  unmöglich  dem  sonst 
treflflichen  Dichter  jenes  Liedes  zutrauen.  Keiner  von  beiden  wOrde 
an  diesen  Versen  festgehalten  haben,  wenn  nicht  der  eine  sie  beautsen 
möchte  sum  Beweise  verschiedener  Lieder,  der  andere  mehr  als  billig 
erhalten  wollte  und  sich  aber  jede  Athetese  entsetste,  wodurch  er  sich 
den  Blick  trflbt.  V.  55,  wo  %i<paXag  Lesart  des  Aristarch,  wol  statt 
des  urspranglichen  ^Irvxag^  ist  aus  A  3.  Dasi  aber  die  Stelle  hier  völ- 
lig ungehörig  ist,  ergibt  sich  auch  daraus  dasi  Zeus  augenblicklich 
gar  keinen  Grund  hat  die  Achaeer  su  schrecken  und  in  Verwirrung 
SU  setzen ;  hat  er  sie  ja  eben  durch  die  Bris  ermutigen  lassen,  und 
liegt  ihm  alles  daran  sie  recht  tief  in  den  Kampf  su  treiben ,  sie  den 
Troern  weit  entgegen  su  fahren ,  um  sie  dann  desto  schrecklicher  so 
treffen;  erst  als  Agamemnon  verwundet  ist,  ffillt  der  Schlag  des  Zeus, 
der  sich  nicht  vorher  durch  die  Erregung  der  Verwirrung  und  die 
blutigen  Thantropfen  in  unnöthige  Kosten  su  setsen  braucht.  So  ste- 
hen wir  denn  keinen  Augenblick  an  V.  47 — 55  far  eine  schlechte  Bin- 
dichtnng  eines  Rhapsoden  su  halten,  der  die  Beschreibung  des  Ans- 


4}  i(fv%iii§v  steht  an  jener  Stelle  von  dem  Zurückhalten  der  Wagen 
bis  anr  Rückkehr  der  Helden,  die  sie  nicht  mit  sich  nehmen  können, 
während  ea  hier  ein  Innehalten  auf  eine  kurze,  nicht  bestimmte  Zeit 
bezeichnet,  avd'i  ist  dort  ganz  an  der  Stelle,  wie  Ribbeck  bemerkt, 
da  die  Troer  dort  am  Graben  sich  beünden,  während  wir  hier  noch  bei 
den  Schiffen  ans  befinden,  wo  die  Achaeer  sich  rüsten.  Anf  letzteres 
hat  Hiecke  nichts  erwidert. 


H.  DOntzer:  die  InterpolaliooeD  im  eilften  Baohe  der  Ilias.     839 

rflekens  der  Aehaeer  vermiszle  und  meinte,  Zens  köooe  den  Ehrendoo- 
ner  der  Athene  and  Here  nicht  ohne  Gegendemonstration  lassen ,  die 
er  unglacklich  genug  ersann.  Schon  Heyne  war  nicht  abgeneigt  die 
ganze  Stelle,  deren  Schlosz  er  Freilich  vorlrefTlich  findet,  zu  verwer- 
fen; doch  stellt  er  sich  zufrieden  mit  dem  Wegfall  zweier  Verse,  der 
Worte  i^coOt  itgo  .  .  (leteKla&ov,  wodurch  der  xvöotfiog  noch  plötz- 
licher and  abgerissener  hereinbricht. 

Auf  die  Schilderang  der  beiderseitigen  ROstang,  wobei  Agamem- 
non and  Rektor  allein  hervortreten,  folgt  die  kurze  Andeutung  des 
Angriffs  in  dem  Vergleiche  mit  den  gegen  einander  auf  demselben 
Grandstfick  arbeilenden  Mähern.  Das  Anrflcken  hat  der  Dichter  ebenso 
wenig  bei  den  Achaeern  wie  bei  den  Troern  bezeichnet,  er  stellt  sie 
uns  in  dem  treffenden  Vergleiche  sofort  im  Angriff  dar.  Dasz  nicht 
allein  die  von  Zenodot  weggelassenen,  von  Aristophanes  und  Aristarch 
bezweifelten  Verse  78 — 83,  sondern  auch  V.  72 — 77  ungehörig  seien, 
bat  Lachmann  erkannt.  Ein  Rhapsode  glaubte  auch  hier  die  Eris  her- 
einbringen zu  müssen,  welche  nnser  Dichter  nur  benutzt  hatte,  Mal 
zum  Kampf  den  Achaeern  einzuflöszen;  sein  Ungeschick  verrälh  er  aber 
sofort  durch  den  wunderlichen  Ausdruck  l^ag  d'  vafiivri  xeqxxXag  i^^v: 
denn  diese  Lesart  des  Aristarch,  wonach  das  ol  sich  doch  etwas  bes- 
ser einfugt,  müssen  wir  für  die  ursprüngliche  halten.  Dem  Rhapsoden 
war  es  nur  darum  zu  thun  einen  raschen  Uebergang  zur  Eris  zu  ge- 
winnen, und  so  begnügte  er  sich  die  Wut  der  kämpfenden  durch  den 
blosz  angedeuteten  Vergleich  mit  Wölfen  zu  bezeichnen^),  nach  J 
471  f ,  wo  er  aber  nicht  so  nackt  steht:  vgl.  J7  156  ff.  352  ff.  Zwei- 
felhaft kann  man  sein,  ob  auch  V.  78 — 83  demselben  Rhapsoden  ange- 
'  hören  oder  vielmehr  eine  spätere  Zuthat  sind.  Fast  sollte  man  meinen, 
ein  Rhapsode,  welcher  der  Klagen  der  Götter  über  den  Zeus  gedenken 
wollte,  würde  diese  im  Hause  des  Zeus  weilen  lassen,  wo  es  auch 
wenigstens  von  einer  Seite  her  erklärlicher  sein  würde,  weshalb  Zeus 
sich  entfernt.  Wer  V.  78  ff.  dichtete,  scheint  völlig  übersehen  zu 
haben  dasz  die  Götter  sich  in  ihre  Häuser  zurückgezogen  und  den 
Zeus  allein  gelassen  hatten ,  was  freilich  bei  einem  Dichter,  der  nicht 
einmal  erwog  dasz  die  den  Troern  günstigen  Götter  den  Zeus  nicht 
beschaldigen  konnten,  weil  er  diesen  den  Sieg  verleihen  wollte,  gar 
nicht  anffallend  sein  dürfte.  Homerisch  ist  es  auch  nicht  dasz  Zeus 
vom  Olympos  auf  llios  hinabschant;  der  echte  Dichter  würde  schon 
hier  den  Zeus  zum  Ida  hinabsteigen  lassen:  vgl.  6 49 ff.,  welche  Stelle 
bei  unseren  Versen  vorschwebte.  Das  oXkvifxag  x*  oXlvfiivovg  vs  ist 
ans  S  65  geschöpft  und  das  seltsam  damit  verbundene  xaXKOv  <nsqO' 
n-qv  aas  T  363.  Die  Sprache  unserer  Verse  ist  matt  und  schwach  und 
ans  mancherlei  nicht  zum  besten  verwobenen  Erinnerungen  zusammen- 
gesetzt.   Man  bemerke  nur  den  Ansdruck  cq)otoiv  ivi  ^syaQoiaiv^  f{%i 


5)  Lachmann  durfte  nicbt  sagen,  die  Schnitter  würden  plötzlich  zn 
Wölfen;  denn  bei  tcixg  9'  vapkivri  yts<paXc4g  fxfv  schwebt  der  VÄgleich 
mit  den  Schuittern  nicht  mehr  vor. 

Jahrb.  f.  clast.  Philol.  Sappl.  Bd.  IIl.  Hft.  6.  56 


840    H.  Dttataer:  die  iDterpolationen  in  eilflen  Biiobe  4er  lliat. 

inaüti»  6ti(jLata  Kala  thvxto  xar«  jnv%ag  OvXviinoiO  nach  il  606  f. 
Ißav olnavÖB SnaiSxog ,  rfxi inaötm  doSfi«  JUQiiitXvxog  n{ifpiyv^ug*H(patr 
6%og  Ttoltfiev  iöviyct  ngctniSeaaiv,  Bei  den  nxvx^g  OvXvfutoiO  schwebte 
der  fCoXwttvxog  Ovkvfinog  vor  und  T  33,  wo  Zeus  stUt  ntvxl  OvAtift- 
noio.  Der  Vers  ovi/ex*  agct  T^maciv  ißovketo  nvSog  ogi^ai  ist  gebil- 
det nach  'EnxOQi  ydg  ot  ^v(i6g  ißwUzo  xvdog  ogi^ai  (M  174  0&96). 
v6ö(pt  liaa^elg  stammt  aus  A  349,  wo  ein  Genetiv  daanit  verhandea  ist, 
T<ov  alktnv  anaviv^ev  aus  S  189,  wo  ^emp  dabei  steht,  das  man  auch 
hier  erwarten  sollte. 

Lange  kämpfen  die  Heere  mit  gleichem  Glilok  gegen  einander, 
bis  endlich  die  Achaeer  die  Schlachtreihen  der  Feinde  durchbrechen 
und  sich  sur  Verfolgaag  derselben  durch  Zuruf  ermuDlern.  Hat  der 
Dichter  bisher  der  einzelnen  Kampfe  nicht  gedacht,  so  stellt  er  jetit, 
wo  Agamemnons  Heldenmut  sich  glänzend  bewihren  soll,  zwei  seiner 
Thaten  näher  eingehend  dar.  Zunächst  tödtet  er  den  Bienor  and  des- 
sen Geführten  Ol'leus  (93 — 100).  Nach  der  jetzigen  Aoefahrnng  waren 
diese  auf  demselben  Wagen  gewesen.  AulTallen  musz  es,  dass  von 
dem  einen  blosz  gesagt  wird,  er  sei  getödtet  worden,  als  er  vom  Wa- 
gen gesprungen  war,  wahrend  die  Art,  wie  der  andere,  welcher  aof 
dem  Wagen  stehen  geblieben,  ver\\undet  worden,  ansführlich  beschrie- 
ben ist,  ohne  desz  bei  ihm  erwähnt  würde,  er  sei  vom  Wagen  geAlärst, 
nachdem  er  getödtet  war.  Sollten  hier  etwa  V.  95 — 98  aU  eino  später 
eingeschobene  Ausführung  (nach  M  183  ff.  T  397  ff.)  auszuscheiden 
sein,  die  durch  das  Beiwort  nkrj^titnog  veranlasst  sein  könnte,  das 
man  irrig  (vgl.  £  104  ^  327  £  706)  als  Bezeichnung  des  Wagenlea- 
kers  faszte?  katgog  deutet  keineswegs  auf  den  Wagenlenker,  wie 
^iQttTCfüv  Z  18,  sondern  bezeichnet  die  innigste  Verbindung  und  VVaf- 
fengenossenschaft:  vgl.  /d  491.  So  werden  Patroklos  und  Antilochos 
als  ixaiQoi.  des  Achillens  gepriesen.  Nach  diesem  Freundespaare,  des- 
sen Bewältigung  nach  unserer  Annahme  nur  angedeutet  ist,  tödtet 
Agamemnon  zwei  Söhne  des  Priamos  die  auf  Einern  Wagen  stehen, 
was  ausfuhrlich  beschrieben  wird.  Diese  Beschreibung  lauft  aber 
V.  120  f.  in  die  Bemerkung  aus,  dasz  keiner  der  Troer  ihnen  das 
Verderben  abwehren  konnte,  da  alle  flohen.  Hier  mnsz  es 
anffallen,  dasz  dies  erst  nach  der  Bemerkung  folgt,  Agamemnon  habe 
ihnen  auch  die  VVaffen  ausgezogen,  wobei  er  sie  erkannt.  Nimmt  man 
dazu  dasz  die  Wiedererwahnung  der  Gefangenschaft  (der  homerische 
Dichter  wurde  sie  nur  an  der  letztern  Stelle  erwähnt  haben)  etwas 
anstöszig  and  die  kurze  Andeutung  der  Wiedererkennnng  sehr  massig 
ist,  so  wird  man  V.  110 — 113  kaum  vertheidigen  können.  Ueberhaopt 
musz  es  nuifallen,  dasz  Agamemnon,  der  die  fliehendeo  verfolgt,  sich 
hier  die  Zeit  nehmen  soll  die  getödteten  der  Waffen  zu  berauben,  was 
wol  in  der  stehenden  Schlacht  an  der  Stelle  ist.  Man  erinnere  sich  der 
Mahnung  des  Nestor  Z67ff.,  die  sieh  ouch  wol  die  echten  homerischen 
Dichter  gesagt  sein  Heszen.  In  der  dort  unmillolbar  vorhergehenden 
StellofeV.  ') — 36  werden  vierzehn  Troer  getöHtet,  aber  nur  ein  einziges 
Paar  der  Wallen  beranbt,  und  es  ist  sehr  dio  Frage,  ob  nicht  gerade 


H.  DflnUer:  die  Interpolationen  im  eilften  Buche  der  Ilias.     841 

die  beireffende  Stelle  einer  grossem  Interpolation  angehört  nnd  be- 
sonders die  ObermisEige  Erbebung  des  Buryalos  eingeschoben  ist;  ich 
vermate  dass  V.  20 — 29  nnd  V.  M — 36  einem  ausscbmöckenden  Rhap- 
soden angehören.  Ueberhanpt  boten  gerade  die  Schlachlbeschreibnn- 
gen  einen  so  ergiebigen  Anlass  zu  Eindichtongen,  dasz  es  sn  verwun- 
dern wire,  wenn  hier  nicht  manche  spätere  Rhapsodenarbeil  eingeflickt 
wäre.  Die  Sache  hat  bisher  noch  gar  keine  besondere  Untersuchung 
hervorgerufen ,  und  so  hat  man  auch  die  Beraubung  der  Leichen  noch 
nicht  weiter  verfolgt.  Ist  unsere  Annahme  richtig,  dasz  hier,  wo 
Agamemnon  die  Troer  verfolgt,  er  sich  mit  dem  revxea  avliiv  nicht 
abgeben  könne,  so  wflrden  an  unserer  Steile  auch  V.  99  f.,  die  auf 
eine  sonst  nicht  abliche  Weise  der  nackten  Leiber  gedenken ,  mit  den 
schon  oben  verdächtigten  vier  vorhergehenden  Versen  sich  ausscheiden. 
Eine  entschiedene  Eindichtung  scheint  uns  die  grausame  Tödtung 
der  beiden  Söhne  des  Antimachos  und  was  damit  in  Verbindung  steht, 
V.  122—154.  Znnächst  bemerken  wir  dasz  die  ROckbeziehung  des  o 
V.  122  auf  den  seit  V.  112  (oder  109)  nicht  mehr  genannten  Agamem- 
non etwas  schwierig  ist.  Ferner  musz  es  auflTallen,  dasz  wir  hier 
wieder  ein  Paar  auf  Einern  Wagen  Gnden,  und  zwar  nicht  allein  mit 
dem  gleichen  avtag  6  angefflgt,  sondern  auch  mit  derselben  Redeweise 
dv  ivl  dltpQG)  iovxag.  Und  so  jämmerlich  wie  hier  die  beiden  Söhne 
des  Antimachos  fuhrt  uns  Homer  nirgends  einen  Troer  vor.  Wie  ganz 
anders  verhalt  es  sich  mit  den  beiden  hier  vorschwebenden  Stellen 
^Z  37  ff.  und  (2>  64  ff.  Den  Adrestos  hat  Menelaos  gefangen  genommen, 
als  er  vom  Wagen  geschleudert  nnd  völlig  waffenlos  war;  Lykaon 
rettet  sich  eben  waffenlos  aus  dem  Flusse;  die  beiden  Antimachiden 
dagegen  stehen  bewafTnet  auf  dem  Wagen,  so  dasz  es  die  allergröste 
Feigheit  verrath,  statt  an  Abwehr  zu  denken,  sogleich  weinend  vom 
Wagen  herab  um  Schonung  zu  flehen.  Und  wie  höchst  ungeschickt  ist 
die  Lage  beschrieben,  worin  sich  das  nnglackselige  Paar  beflndet!  Sie 
waren  auf  einem  Wagen,  Ofiov  d^ ^xov  ^xictg  trntovg^  was  nur  heiszen 
kann  ^sie  hielten  zusammen  die  Pferde  fest',  wovon  der  Grund  in  dem 
folgenden  Verse  angegeben  wird  *die  Zügel  waren  ihnen  ans  den  Hän- 
den gefallen'.  Wie  aber  kann  der  Dichter  sagen,  ihnen  beiden 
(aq>eag)  seien  die  Zügel  entfallen?  hatten  sie  denn  schon  frflher  beide 
zusammen  die  Pferde  gelenkt?  nnd  womit  halten  sie  die  Pferde,  wenn 
die  Zügel  ihnen  entfallen  sind?  Den  Grund,  warum  sie  die  Zügel  nicht 
halten  konnten,  wird  in  dem  darauf  folgenden  tio  di  nvnffifftriv  ange- 
geben: ^die  Pferde  waren  sehen  geworden'  (vgl.  T  489),  wir  hören 
nicht  wodurch.  Wie  ungeschickt  ist  hier  alles,  wenn  man  die  Stelle 
Z  38  ff .  damit  vergleicht,  wo  der  Grund,  weshalb  die  Pferde  sehen 
geworden  und  den  Wagen  serbrochen,  treffend  angegeben  wird.  Son- 
derbar ist  es,  wie  ra  hier  einmal  auf  die  Pferde,  dann  auf  beide  Min- 
ner sich  bezieht.  Will  man  dagegen  auch  tco  6\  nvnri&ifcfiv  von  den 
Hinnern  verstehen  (vgl.  i?229),  so  wird  die  Sache  um  nichts  besser; 
denn  wir  vernehmen  dann  ebenso  wenig,  was  die  Furcht  der.Männer 
veranlaszt  hat,  wodurch  ihnen  die  Zügel  entfallen,  und  das  doppelte  rm 

56* 


842     H.  Dflntser:  die  Interpolalionen  im  eilften  Bache  der  lliu. 

ist  oicbt  weniger  ungefäg.  Unmöglich  kann  o  ö^  ivavtiov  m(fio  den 
Grund  enthalten,  weshalb  die  Männer  znsammen  die  Pferde  hielien, 
was  durch  iit  yitq  . .  xvxi^ri^v  begründet  wird,  da  ja  schon  zur  Zeit 
als  Agamemnon  sie  angriff  {kdße^  wie  E  159),  sie  o/aov  Ixov  caxeag 
tjtTtovg.  Der  echte  homerisclie  Dichter  würde  hervorgehoben  haben, 
das«  die  Speere  den  Männern  aus  der  Hand  gefallen  seien,  so  dasx  sie 
mit  ihnen  sich  nicht  wehren  konulen;  und  selbst  dann  wiren  ihnen  die 
Schwerter  übrig  geblieben.  Freilich  könnte  man  noch  meinen,  nach 
V.  128  sei  stark  zu  interpungieren,  so  daaz  mit  rm  dh  Kvxrfirftriv  dit 
genauere  Schilderung  begänne:  ^die  beiden  waren  ganz  in  Verwirrang 
gerathen,  da  trat  Agamemnon  ihnen  entgegen  wie  ein  Löwe';  aber  der 
Uebergang  w&re  dann  hier  eben  so  hart  wie  die  folgende  Anknüpfaag 
mit  Too  6''  avx*  ix  6lq>Qov  yovva^ia^-qv.  Kurz  man  fasse  die  Stelle 
wie  man  wolle,  so  ist  sie  eines  gewandten  Dichters  durchans  unwür- 
dig. Die  Bitte  an  Agamemnon  ist  aus  der  allerdings  auch  nicht  ganz 
nrsprünglichen  Stelle")  Z  46  CT.,  wo  sie  viel  passender  ist,  da  der 
Vater  nicht  genannt  wird,  dessen  Nennung  die  folgende  Antwort  des 
Agamemnon  freilich  bedingt.  V.  137  ist  aus  0  98.  Die  Grausamkeit 
des  Agamemnon,  der  dem  einen  sogar  die  Hände  und  dann  den  Kopf 
abschlagt  und  ihn' wie  einen  Mörser  fortrollen  läszt,  erklärt  Jacob  mit 
Recht  für  geradezu  widerwärtig;  auch  zeichnet  sich  die  Schilderung, 
wie  Agamemnon  beide  tödtet,  durch  nicUls  weniger  als  Klarheit  aus. 
Schon  die  Alten  bemerklen,  dasz  es  seltsam  sei,  dasz  der  in  die  Brust 
getroffene  rücklings  falle.  Der  Dichter  benutzte  hier  yl  320  f-  und 
H  145.  y.  148  IT.  enthalten  manches  wunderliche:  so  die  Ankntlpfong 
des  allgemeinen  Kampfes  an  den  Angriff  des  Agamemnon,  die  Hervor- 
hebung der  tniteig^  da  sich  bisher  doch  keine  Spur  ßndet,  dasz  die 
Achaeer  die  Wagen  bestiegen,  und  noch  eben  Agamemnon  zu  Fasze 
die  troischen  ircnetg  angegrilTcn  bat,  die  ganz  unbomerische  Form  lit' 
nnq  statt  tnniitg^  die  harte  Parenthese  ino  di  . .  Imuav  mit  den  eintig 
hier  vorkommenden  iglydavTCoi  fcoöeg'')^  und  der  schroffe  Uebergang 
Bum  Agamemnon,  von  welchem  FiTcero  ohne  rechte  Beziehung  steht. 

Dem  echten  homerischen  Dichter  begegnen  wir  wieder  V.  155  ia 
dem  trefTenden  Bilde,  wie  unter  Agamemnon,  von  dem  zwei  Einzel- 
kämpfe beschrieben  sind,  so  viele  Troer  fallen,  woran  sich  dann  die 
Erwähnung  der  wild  mit  den  leeren  Wagen  über  die  Ebene  hinlaufen- 
den Rosse  anschlieszi.  Das  umschreibende  xa^i/va  7\»oxnv  (vgl.  V.  5Ö0) 
ist  ebenso  wenig  anstöszig  wie  die  nvKvct  xaQtjaTcc  kaav  Y.  309  und 
so  manche  andere  Umschreibungen.  Aber  von  V:  163  an  folgt  wieder 
ein  sehr  schlechtes  Stuck,  von  dem  ich  nicht  einzusehen  vermag,  wie 
es  vor  genauerer  Betrachtung  bestehen  könne.  Zens  soll  sich  nun  anf 
einmal  des  Hektor  annehmen,  er  soll  ihn  aus  der  Schlacht  wegführen. 
Auf  welche  Weise  dies  geschehe,  wird  gar  nicht  angedeutet;  das  ein- 

0)  VgJ.  Jahrbücher  für  classische  Philologie  Snpplementband  II  S- 
404.  7)  Schon  Ribbeck  tilgte  V.  150  —  152,  aber  er  hätte  ihnen  we- 
oi^rstens  die  zwei  folgenden  Verse  nachwerffn  Rollen,  da  die  Verbindung 
von  V,  14'.>  mit  V.  153  f.  doch  etwas  gar  an.stöszig  sein  dürfte. 


H.  DünUer:  üte  loterpolationen  im  eilfleo  Buche  der  Ilias.     843 

fache,  bei  Homer  sonst  nur  Tom  AnspanneD  der  Thiere  gebraaebte 
vndyeiv  verrSth  davon   nichts;   dagegen  gefällt  sich  der  Dichter  in 
einer  Häufung   von  Beteichoungen  der  Schlacht,  als  ob  er  uns  die 
Freundlichkeit  des  Zeus  zu  GemQte  fahren  wollte,  der  seinen  Hektor 
solchen  Gefahren  nnd  Leiden  entrficke;  neben  den  Geschossen  werden 
der  Staub ,  der  Mord  (man  erwartete  die  Mehrheit  ivdqonxatslcii)^  das 
BInt  und  das  Getümmel  genannt,  die  doch  zusammen  kein  rechtes  Bild 
geben.    Der  in  mancher  Besiehung  ähnliche  Vers  X  612  gehört  nach 
Nitzsch  auch  einer  Interpolation  an  nnd  ist  wunderlich  genug  aus  He* 
siod  Theog.  228  heräbergenommen,.wo  die  'JVr^iva»,  Oivoi^  Md%€ti^ 
^AvSQOxxaalai  Personificationen  sind.    Jene  Bntffihrung  des  Zeus  ist 
um  so  auffallender,  als  wir  von  Hektors  Antheil  am  Kampfe  gar  nichts 
gehört  haben  und  wir  doch  denken  mflsten,  Zeus  werde  nun  sofort 
dem  Hektor  auch  die  Botschaft  zusenden.   Dasz  Hektor  dem  Agamem- 
non entgegengestanden,  wird  mit  keiner  Silbe  erwähnt,  uud  nun  ver- 
nehmen wir  auf  einmal,  Agamemnon  verfolge  ihn  (denn  das  musz  doch 
wol  ercsxo  hier  sein,  da  an  niemand  anders  gedacht  werden  kann), 
und  er  rufe  zugleich  die  Achaeer  dazu  auf.    Der  Vers  ist  aus  11  372 
(vgl.  0  042).    Unmittelbar  darauf  heiszt  es,  Agamemnon   habe   mit 
Geschrei  immerfort  diese  verfolgt,  welche  am  Denkmal  des  Hos  mitten 
durch  die  Ebene  am  Feigenbaume  vorüber  geeilt  nach  der  Stadt  hin, 
wobei  wir  nicht  hören  dasz  er  etwas  gethan  als  geschrien  und  dasz 
seine  Hände  mit  BInt  besudelt  gewesen,  wobei  der  Dichter  P50d  be- 
nutzt.   Dasz  man  beim  Angriffe  schreit,  hat  nichts  aulTallendes  (vgl. 
E  591  .^  344  M  125  N  755  i7  430  P88.  769);  dagegen  ist  der  immer- 
fort mit  Geschrei  verfolgende  Agamemnon  fast  lächerlich.    Wenn  es 
eben  geheiszen,  Agamemnon  verfolge  den  Hektor,  so  können  die  un- 
mittelbar  darauf  eingeführten  ot,  die  er  mit  Geschrei  verfolgt,  doch 
nor  die  in  Hektors  Nähe  befindlichen  Scharen  sein ,  und  haben  diese 
auf  der  Flucht  bereits  das  skaeische  Thor  und  die  Buche  erreicht,  die 
ganz  nahe  vor  der  Stadt  steht  (Z  237),  so  kann  doch  auch  Agamemnon 
nicht  weit  zurückgeblieben  sein.    Aber  zu  unserer  Verwunderung  fas- 
sen nicht  allein  die  tlächtigen  Troer  hier  Stand,  sondern -wir  verneh- 
men unmittelbar  darauf,  dasz  Agamemnon  noch  mitten  auf  der  Ebene 
sich  befindet  und  dort  verfolgt,  so  dasz  er  in  Wahrheit  überall  zu  sein 
scheint.    Was  hat  ihn  denn  abgehalten  den  Flüchtigen  naq*  i^iviov 
zu  folgen?  was  hält  ihn  in  der  Mitte  der  Ebene  znrflck?    Und  wie 
sollen  wir  uns  die  ot  V.  172  von  den  selbst  unbestimmten  ot  V.  166 
antersohieden  denken?  Auch  ist  das  Gleichnis  V.  172  IT.  möglichst 
verworren  und  schief.   Zunächst  wird  die  ängstliche  Flucht  der  Troer 
mit  derjenigen  der  Rinder  verglichen,  in  deren  Herde  ein  Löwe  einge- 
fallen (jpopiovto  ßosg  cog,  Sg  xs  Uav  iqfoßriüs  fioAcov  iv  wxxog  ctfiol- 
ym  Ttaöag);  dann  aber  geht  er  dazu  über,  dasz  der  Löwe  ein  Rind 
erfaszt,  ihm  den  Nacken  durchbricht,  Blut  und  Eingeweide  schlürft, 
und   er  vergleicht  nun  die   graase  Verfolgung  der   Rinder  und  die 
Tödlung  des  6inen  Rindes  mit  der  grausen  Verfolgung  der  fliehenden 
Troer  und  der  Tödtung  des  jedesatal  letzten ,  woran  sich  dann  noch 


844     H.  Düniter :  die  Interpolationen  im  eilflea  Bache  der  Uias. 

ftülelftt  ein  dnrcbaos  Qberflässiges  ot  d'  ig>ißovio  aa«chlieast.  Du 
ganze  Doppelgleiehnis  ist  KusammeDgeUickt  aus  bomerischea  RedeoB- 
arten  and  Versen :  vgl.  0  324  (das  iv  bei  wKTog  afnoky^  nar  hier) 
P  244.  63  f.  ^  496  6  342.  Nun  wird  auch  noch  gar  der  von  den  Wa- 
gen fallenden  gedacht,  was  schon  den  Alten  auffiel  wegen  der  frähero 
Erwihnung  V.  159ff.,  weshalb  sie  V.  179  f.  auswerfen  wollten,  von  de- 
nen der  letztere  aus  11  699  stammt.  Die  Bemerkung,  dass  auch  eiozeloe 
wtvtoi  vom  Wagen  gefallen,  verdankte  der  Dichter  wol  seiner  eignen 
Beschreibung  V.  144 ;  vgl.  dagegen  17  378  f.  Jetzt  erst  Ifiszt  unser 
Dichter  den  Agamemnon  der  Stadt  nahe  kommen,  wobei  er  keine  ge- 
nauere Bestimmung  gibt  (vgl.  2^281  Z  327),  auch  nicht  der  am  skaeischeo 
Thore  nnd  an  der  Buche  stehenden  gedenkt,  und  in  diesem  Augenblicke 
gerade  setzt  sich  Zeus  auf  dem  Ida  wieder  (vgl.  S  öl),  and  zwar,  aU 
ob  er  gleich  drein  schlagen  wollte,  mit  dem  Blitz  in  der  Hand.  Weon 
der  homerische  Dichter  auch  den  Zeus  donnern  und  blitzen  Ifiszt  wann 
er  will,  so  bötet  er  sich  doch  ihn  je  mit  dem  ruhenden  Blitze  uns  vor- 
zufahren; das  ist  geradezu  abgeschmackt.  Die  .Vllen  bemerkten  dasz 
Cvi^fCT^  oder  iat^^om^  hier  zo  o(fyavov  sei,  Ö  anoztvotcaofuvov  t^v 
ictQcatriv  afcovikei.  Wer  die  ganze  verworrene  Erzählung  von  V.  153 
— 184  einem  homerischen  Dichter  zuschreiben  kann,  der  musz  von 
der  klaren  Anschaulichkeit  homerischer  Dichtung  keine  Ahnung  haben 
nnd  sich  das  zusammengeflicktesle  gern  gefallen  lassen,  liibbeck  wirß 
hier  V.  163— 165  nnd  181—210  aus,  die  man  eingeschoben  habe  um  den 
Schein  eines  Zusammenhanges  zu  erregen;  allein  diese  Auswerfangen 
genügen  auf  der  ^inen  Seile  nicht,  während  sie  auf  der  andern  ganz 
echtes  ausscheiden. 

Dasz  die  ursprüngliche  Verbindung  hier  durch  das  Einschiebsel 
des  Rhapsoden  verloren  gegangen ,  darf  nicht  Wunder  nehmen.  Der 
homerische  Dichter  hat  bisher  mit  Recht  den  Uektor  unsern  Aogen 
entzogen ;  freilich  musz  dieser  auch  unter  den  fliehenden  Troern  sein, 
aber  mit  bester  Absicht  erinnert  er  uns  nicht  daran,  sondern  fflbrt  ihn 
uns  erst  vor,  als  er  von  des  Zeus  Bolschaft  ermutigt  ist,  ohne  hier  der 
Flucht  zu  gedenken.  Wenn  in  den  Scholien  zu  V.  163  bemerkt  wird: 
Ivxixvcog  ih  ixEi  xal  zccvva '  xo  tB  yiiQ  Jtagovra  iXavxova^ai  ^Afafäfi- 
vwi  ov  6vfig>(Dvov  T'^  noii^aei^  x6  xi  n^giipevyBiv  avxov  ov  x^  ^(faüv- 
xfixog  "E7190Q0S'  icaktog  ovv  xov  Jla  q>r^lv  ovrov  i^ayayuv^  dg  i^iuQ 
ycagijv  nagikavaev  av  xov  dsivov^  so  ist  hierbei  übersehen  da» 
Hektor  doch  wirklich  vor  den  Achaeern  geflohen  sein  musz,  welche 
die  Schlachtreihen  der  Troer  früher*  durchbrochen  haben,  ehe  Zeus 
sich  des  Uektor  annahm,  und  was  ist  das  imayeiv  des  Zeus  anders  als 
eine  glückliche  Flucht  des  von  Agamemnon  verfolgten  Helden  (V.  166)? 
Das  Niedersteigen  des  Zeus  vom  Olympos  zum  Ida  bedurfte  keiner 
ausdrücklichen  Erwähnung  (oben  V.  3  ist  auch  nicht  ausdrücklich  ge- 
sagt, dasz  Zeus  auf  dem  Olympos  sich  befand);  es  genügte  die  Be- 
merkung, dasz  er  jetzt  auf  dem  Ida  sich  befand.  Gerade  in  dem  Augen- 
blick ,  wo  der  Dichter  ihn  auf  dem  Ida  haben  musz ,  kann  er  ihn  un- 
möglich herabsteigen  lassen,  wie  es  hier  nngeschiokt  genug  geschieht; 


II.  DfioUer:  die  loterpolalionen  im  «tlften  Bache  der  lliae.     S43 

da  er  im  Laaf  der  Erifthliing  keinen  passenden  Angenblick  fand,  das 
tierabstetgen  eh  berichten ,  so  konnte  er  ihn  uns  hier  ohne  weileres 
auf  dem  Ida  zeigen.  Wie  der  Uebergang  ursprünglich  gelautet,  ist 
freilich  nicht  mehr  su  errathen;  man  könnte  etwa  nach  S  597  O  7 
vermuten : 

rovg  (ilv  oQivofuivovg y  zovg  Sh  »koviovrag.0TCia^Bv^ 

wenn  nicht  etwa  des  Agamemnon  ausdrücklich  als  wutenden  Verfolgers 
gedaclit  oder  des  Zeus  Sitzen  auf  dem  Ida  in  einem  besondern  Verse 
ausgeführt  war  ClSrig  iv  KOQvtpyoi  aadiiiievog  vXriiaai]g), 

Zeus  sendet  nun  die  Iris  mit  der  Botschaft  au  Hektor,  er  solle 
die  Troer  zum  Kampf  antreiben,  sich  selbst  aber  so  lange  zurück- 
halten, bis  Agamemnon  verwundet  die  Schlacht  verlassen  mflsse,  von 
diesem  Augenblicke  an  werde  er  ihm  Sieg  verleihen.  Mit  ganz  rich- 
tigem Gefühl  hat  Lachmann  in  V.  193  f.  (und  weiler  unten  V.  208  f.) 
einen  aus  P  45-1  f.  hierher  gerathcnen  Zusatz  erkannt.  Er  beruft  sich 
auf  die  mit  unserer  Stelle  in  Widerspruch  stehende  Verhciszung  des 
Zeus  O  232  IT.,  die  Achaeer  sollten  bis  zu  den  Schilfen  fliehen,  dann 
aber  sich  wieder  erholen.  Diese  Verse  haben  freilich  die  Alten  ge- 
strichen ;  aber  wollte  man  ihnen  auch  hierin  beistimmen  oder  wenig- 
stens 0  234  f.  fallen  lassen,  der  Widerspruch  bleibt  doch.  Deshalb 
wollte  Nitzsch  (Sagenpoesie  S.  228)  blosz  V.  194  (und  208)  streichen, 
was  auch  Hiecke  (S.  16)  zu  billigen  scheint;  denn  es  erfülle  sich 
dann  das  Versprechen  des  Zeus  am  Ende  von  Buch  M  und  zn  Anfang 
von  N. ")  Aber  die  genauere  Bestimmung,  bis  zu  welcher  Zeit  Uektor 
siegen  soll,  ist  hier  durchaus  ungeschickt,  wo  Zeus  nur  den  Augen- 
blick bezeichnen  will,  wann  Rektor  siegreich  auftreten  kön^ie.  Wie 
er  ihm  früher  blosz  räth  sich  dem  Agamemnon  gegenüber  des  Kampfes 
zu  enthalten,  ohne  den  Grund  anzugeben,  dasz  er  leicht  von  diesem 
verwundet  werden  könnte,  so  verspricht  er  ihm  hier  blosz,  dasz  er 
ihm  nach  der  Verwundung  Agamemnons  Sieg  verleihen  werde,  ohne 
daran  die  Aufforderung  zu  knüpfen,  sich  dann  selbst  am  Kampfe  zu 
beiheiligen.  Hätte  Zeus  ihm  wirklich  versprochen,  er  werde  heute 
bis  zu  den  Schilfen  der  Achaeer  dringen,  so  konnte  er  dies  unmöglich 
weiter  unten  in  der  Aufforderung  an  die  Troer  übergehen,  wo  er  blosz 


8)  Jacob  (S.  241)  will  den  Wlderflprneh  durch  die  Bemerkung  anf* 
heben,  Zeus  Labe  hier  doch  nicht  woi  dem  Hektor,  der  jetzt  gerade 
seines  vollen  Mutes  bedurft,  zu  verstehen  geben  können,  die  Achaeer 
wiirden  ihm  später  von  neuem  Widerstand  leisten;  aber  ihm  etwas  ver- 
sprechen, was  nicht  in  Erfüllung  geht,  dnrfte  er  nm  so  weniger,  als 
er  ohne  dieses  Mittel  sehr  wol  den  Mnt  Hektors  anfenem  konnte.  Ja 
im  Grnude  war  es  dem  Zeus  nm  letzteres  nicht  eigentlich  zu  thnn,  er 
wollte  ihn  nur  abhalten  jetzt  selbst  dem  Agamemnon  entgegenzutreten, 
und  ihm  den  Zeitpnukt  bestimmen,  wo  er  selbst  wieder  eintreten  solle. 
Selbst  Ribbeck  will  (8.  482)  in  V.  103  f.  keinen  notbwendi^en  Widcr- 
spmch  mit  O  232  ff.,  aber  wol  mit  O  50  ff.  und  den  wirklichen  Kreig- 
nissen  finden. 


846    B.  DflnUer:  die  Interpolationen  im  eilften  Bnehe  der  Iliae, 

fegt  (V.  288  f.)-  ^(*ol  ii  (liy^  evxog  Uaniv  2kvg  Kf^vUifs*  Freilidi 
ist  M  235.  241  von  den  ßovlaC  oder  von  der  ßovlii  des  Zeus  die  Bede, 
aber  es  bedarf  nar  einer  genauen  Erwfigang  der  dortigen  Bede  des 
Hektor,  um  sich  za  fiberzengen  daai  dieser  sich  hier  nicht  dem  Paly* 
damas  gegenüber  auf  den  Rath  des  Zeus  beruren  kann ;  er  verwirfl  die 
fingslliche  Deutung  des  Vogelzeichens ,  weil  er  diesem  gar  keine  Be- 
achtung widmen,  sondern  sich  nur  von  dem  Gedanken  leiten  lasseo 
will,  das  Vaterland  zu  befreien.  M  23 5  f .  241  f.  scheiden  sich  als 
ein  Ustiger  Zusatz  leicht  ans.  Hiecke  stimmt  Cauers  Ansicht  bei,  mit 
den  Worten  xore  o£  n^ctxoq  iyyvaXC^to  könne  unmöglich  die  Rede  des 
Zeus  abbrechen;  es  sei  nicht  in  der  Art  der  epischen  Rede,  den  Ge- 
danken auf  den  das  ganze  Gewicht  falle  in  vier  Worten  ohne  rechte 
Bestimmtheit  und  in  einem  halben  Verse  auszudrflcken,  besonders  da 
der, eine  blosze  Zeitbestimmung  enthaltende  Vordersatz  anderthalb 
Verse  umfasse.  Aber  wie  könnte  sich  Zeus  bestimmter  ansdrQckeo 
als  hier,  wo  er  ihm  unbedingt  zusagt,  er  werde  ihm  Sieg  verleiben, 
und  die  Zeitbestimmung  ist  so  wichtig,  dasz  man  derselben  doch  wol 
Zeit  geben  wird  sieh  in  entsprechender  Weise  darzustellen. 

Wo  Iria  den  Hektor  antrilTl,  wird  gar  nicht  angegeben,  was 
Suszerst  auffallen  muste,  gehörten  die  kurz  vorher  V.  166  (f.  gegebenen 
Ortsbestimmungen  dem  echten  Liede  an;  wir  würden  dann  jedenfalls 
auch  hier  den  Ort  vor  der  Stadt  nfiher  bezeichnet,  wahrscheinlich  das 
akaeische  Thor  genannt  finden.  Auf  Hektors  Befehl  rücken  die  Troer 
in  geordneten  Schlachtreihen  den  Achaeern  entgegen,  die  nun  jetzt 
auch  wieder  in  geordneten  Reihen  sich  aufgestellt  haben.  Auch  jetzt 
greift  Agamemnon  zuerst  die  Troer  an.  Jacob  (S.  242)  nimmt  daran 
Anstosz,  dasz  V.  218  IT.  die  Musen  angerufen  werden,  um  die  von 
Agamemnon  erschlagenen  zu  nennen^  deren  doch  nur  zwei  seien,  do 
er  darauf  die  Schlacht  verlasse.  Man  sollte  aber  bei  den  Ausstellungen, 
die  man  erhebt,  wenigstens  den  Thalbestand  nicht  entstellen.  Die 
Musen  werden  nicht  angerufen  *um  die  von  Agamemnon  erschlagenen 
zu  nennen',  sondern  sie  sollen  sagen,  wer  zuerst  dem  Agamemnon 
im  Kampfe  begegnete,  og  xig  dri  nQ<axog  ^AyafiifAvovog  ivxlov  ril^^v^ 
wie  sie  S  508  sagen  sollen ,  wer  zuerst  von  den  Achaeern  einen  der 
Troer  getödtet  (an  einer  freilich  verdächtigen  Stelle),  wie  sie  27  112 
angerufen  werden,  um  zu  verkünden,  wie  zuerst  das  Feuer  in  die 
Schiffe  gefallen.  Auch  tödtet  Agamemnon  nicht  allein  die  beiden  An- 
tenoriden,  obgleich  nur  diese  beiden  genannt  sind;  denn  wenn  es 
V.  264  f.  heiszt,  er  sei  nun  zu  andern  Hannerreihen  gegangen  diÜ 
Speer,  Schwert  und  groszen  Steinen,  so  müssen  wir  uns  denken  dasz 
er  auch  jetzt  nicht  mflszig  gewesen;  nur  führt  der  Dichter  dies  nicht 
niher  ans.  Den  Anruf  der  Musen  Üazt  er  eintreten ,  um  die  Aofaierli- 
samkeit  auf  diese  nene  Groszthat  des  Agamemnon  zu  spannen,  die  er 
in  vollster  Ausführlichkeit  schildert.  Doch  auch  hier  haben  wir  eine 
Interpolation  in  V.  241 — 247  auszuscheiden.  Auffallend  ist  es  zanacbst, 
dasz  K^on  erst  als  Agamemnon  dem  Iphidamaa  die  Waffen  geoomoen 
und  sich  zurückgezogen  hat,  diesen  verwundet;  seltsam  tritt  die  Nen- 


U.  DADtaer:  die  InCerpolationeD  im  eilfteu  Ruche  der  Uias.     847 

nnng  der  !dva  erst  hier  ein,  ^nderlicb  ist  icxol^iv  iqvfymy  swischen 
l/LVffixr^q  alAxQv  und  %QV{^idlr^  eingescliobeD  ond  der  %iX%ßog  vnvoq 
der  homerischen  Anschaunng  eben  so  fremd  als  das  %a^v  liuv,  Aoch 
der  Schloss  dieser  Beschreibung  Y.  261 — 263  dürfte  schwerlich  echt 
sein.  Dasz  Agamemnon  dem  getödtelen  Koon  noch  den  Kopf  abschlagt, 
ist  aafTallend;  eher  erwartete  man,  er  werde  sich  der  an  Koon  aasge- 
übten Yergeltang  rühmen.  V.  262  ist  IWa  weder  im  zeitlichen  noch 
im  örtlichen  Sinne  besonders  passend ;  man  wOrde  eher  &g  rerlangen. 
Auch  dürfte  die  Erinnerung,  dasz  Agamemnon  beide  getödtet,  hier 
sehr  unnöthig,  die  Hervorhebung,  dasz  es  zwei  Söhne  des  Antenor 
gewesen,  angebrachter  sein.  Treffend  schlieszt  sich  V.  264  an  V. 
260  an. 

Die  Schilderung  des  Erharschens  der  Wunde  und  der  Entfeihnung 
des  Agamemnon  ist  ganz  untadelhaft.  ßibbeck  aber  bat  an  dem  Ruf 
des  Agamemnon,  die  Fährer  der  Achaeer  möchten  nun  den  schreck- 
lichen Kampf  von  den  Schiffen  abhalten,  da  Zeus  nicht  gestatte  dass 
er  den  ganzen  Tag  gegen  die  Troer  kfimpfe,  starken  Anstosz  genom- 
men. Das  sehe  wirklich  so  ans,  als  wSre  sogleich  das  schlimmste  za 
fürchten,  wenn  die  Achaeer  jetzt  aus  dem  Felde  geschlagen  würden, 
als  wäre  durch  einen  Sieg  in  der  Ebene  eine  dringende  Gefahr  für  die 
Schiffe  abzuwenden ,  nicht  als  würde  gekftmpft  um  die  Stadt  einzu- 
nehmen. Wie  sei  das  damit  zu  reimen,  dasz  die  Schlacht  im  Augen- 
blick noch  für  die  Achaeer  ganz  gut  stehe?  Den  einzigen  Ausweg 
findet  er  in  der  Annahme,  dasz  wir  hier  in  einem  ganz  andern  Gedicht 
ans  befinden,  das  mit  V.  218  anhebe.  Aber  erinnerte  sich  Ribbeck 
nicht,  wie  rasch  der  Umschwung  der  Dinge  in  Buch  6  erfolgt,  wie  die 
Sieger  so  bald  die  Besiegten  werden,  wie  jetzt  die  Achaeer  fast  llios 
eingeschlossen,  jetzt  Hektor  hofft  die  Schiffe  zu  verbreunCn?  Der  Ranm 
zwischen  den  Schiffen  und  der  Stadt  ist  keineswegs  so  grosz,  dasz  nicht 
die  Achaeer  in  Folge  einer  unglücklichen  Schlacht  nach  den  Schiffen 
znrfiekgetrieben  werden  und  der  Kampf  um  diese  sich  entspinnen  könnte. 
Dasz  Agamemnon  gleich  das  fiiiszerste  fürchtete,  da  er  Zeus  sich  un- 
gewogen glauben  musz,  wäre  durchaus  seinem  Charakter  gemäsz; 
aber  von  dieser  auszersten  Furcht  ist  seine  Aeuszerung  noch  weit  eqt- 
fernt,  er  will  nur  dringend  die  gemeinsame  Sache  den  Führern  ans 
Herz  legen ,  woher  er  sich  des  starken  Ausdrucks  bedient.  Wenn  der 
Dichter  weiter  unten,  als  Hektor  unaufhaltsam  unter  den  Achaeero 
wütet,  die  Aeuszerung  thut  (V.  310  ff.): 

tv^a  %e  Xoiyog  tiiv  xal  aiirifjifiva  Igya  yivovxo^ 
Kai  vi  x€v  iv  viqea6i  itiaov  tpBvyovxeg  ^A%ctiol^ 
el  [lii  Tvöeldy  /ItOfir^ÖBi  xixAfr'  Odvaaevg^ 
so  ist  auch  daran  nicht  der  allergeringste  Anstosz  zu  nehmen ,  da  sie 
nur  die  offenbare  Wahrheit  in  allbekannter  Redeweise  aussprechen ; 
denn  hfitte  keiner  der  Achaeer  sich  dem  Hektor  entgegengestellt,  so 
würde  dieser  wirklich  jetzt  zu  den  Schiffen  vorgedrungen  sein :  vgl. 
r  373  ff.  E  311  ff.  Z  73  ff.  H  104  ff.   8^  ff.  130  ff.    Das  Gegenlheil 
von  iv  vi}£<rci  nidov  (pevyoviBg  ^A%ctioL  ist  Z  81  f.  iv  %Bifil  yvv«i%&v 


848     H.  DflnUer:  die  liiWrpolatiooeB  im  eilCIeD  Bache  der  lUas. 

qisiyovtug  it90tnv  bei  den  Troern.     Wenn  Ribbeek  weiler  daran  Ao- 
sloss  nimmt,  dasz  Odysseua  V.  314  ff.  den  Diomedes  aoFforderl  nebe« 
ihm  Stand  su  fassen,  da  es  eine  ewij^e  Schande  sein  würde,  wenn 
Uektor  die  Schiffe  einnähme,  nnd  dasz  Diomedes  V.  316  ff.  venweifell, 
ihre  Tapferkeit  werde  den  Hektor  aufhalten   können,  da  Zeus  den 
Troern  den  Sieg  verleihe,  so  hai  er  die  Lage  der  Dinge  gani  irrig 
anfgefaszt.  ^Die  Schlacht  steht  auf  das  allerbeste,  nnr  dast  AgamcoinoB 
sie  verlassen  hat'  behauptet  er ;  davon  ist  aber  das  gerade  Gegentheil 
wahr.    Hektor  dringt  nnaufhaltsam  vor,  da  Zeus  ihm  Sieg  verleibt 
(V.  300).    Manche  Heerführer  tödtet  er,  und  es  fallen  viele  vom  Volke 
anter  ihm,  wie  früher  (V.  158  f.)  unter  Agamemnon;  keiner  leistet 
Widerstand,  ond  dass  wir  uns  Diomedes  und  Odysseas  auf  der  Flacht 
za  denken  haben  mit  allen  übrigen  Achaeern,  zeigt  gerade  ihr  Ge- 
spräch (%l  na&owi  kiXa6(u&a  ^ovgidog  akx^g;).    Die  Schlachtreihe 
der  Achaeer  ist  durchbrochen,  wie  oben  V.  90  die  der  Troer,  weao 
dies  auch  nicht  ausdröcklich   erwfihnt  wird.     Gerade   dadurch  dass 
Diomedes  und  Odysseas  jetzt  Stand  fassen  (diese  haben  gar  nicht  ge- 
wagt dem  Hektor  entgegenzutreten)  hemmen  sie  die  Flucht.    Kibbeck 
bemerkt,  in  S  besinne  sich  Diomedes  *auf  Zeos  Donnern  und  Blitzen 
(V.  133)  dreimal  (V.  169)'  ob  er  vor  Uektor  weichen  solle,  und  uar 
dreimal  wiederholter  Donner  könne  ihn  dazu  bewegen;  aber  auch  hier 
entstellt  er  den  Thatbestand.   Durch  den  vor  den  Pferden  niederfabreo- 
den  Blitz  werden  diese  scheu,  dem  Nestor  entfallen  die  Zügel,  und  er 
bittet  den  Diomedes  mit  dem  Wagen  zu  Dieben ,  da  sie  heute  gegen 
Hektor,  dem  Zeus  offenbar  Ruhm  verleihe,  nichts  vermögen,  und  Dio- 
medes widerspricht  durchaus  nicht,  wie  schmerzlich  ihn  auch  der 
Gedanke  trifft,  dasz  Hektor  sich  einst  rühmen  werde,  er  sei  vor  ihm 
geflohen.')     Erst  Hektors   Spott  erregt  in   ihm   den  Gedankea  den 
Wagen  wieder  umzuwenden,  wovon  ihn  aber  dreimal  der  Donner  des 
Zeus  zurückschreckt.  Ribbeck  fragt:  *wo  bat  hier  Zeus. den  Achaeern 
feinen  Willen  so  kund  gegeben,  utid  was  ilcklor  getlian,  dasz  die 
aasgesprochene  Furcht  gerechlferligt  wäre?'  Dasz  Hektor  die  Achaeer 
zn  anauflialtsamem  Weichen  gebracht,  haben  wir  bemerkt,  und  weoo 
Diomedes  in  dem  entschiedenen  Siege  Hektors  hier  den  Willen  des 
Zeas  erkennt,  so  ist  das  um  so  weniger  auffallend,  als  Diomedes  dies- 
mal von  plötzlicher  Angst  befallen  ist,  so  dasz  er  sich  kaam  durch 


0)  Ir.h  weiss  nicht  ob  man  achun  bemerkt  hat  dasa  die  Verse 
0  151 — 156  ein  schlechter  Zusatz  sind.  Nestor  fordert  den  Diomedes 
auf  die  Pferde  zur  Flucht  zu  wenden ;  Diomedes  widersetzt  sich  nicht, 
und  so  mnsz  er  auch  wirklich  die  Pferde  umwenden,  nicht  Nestor,  wie 
es  jetzt  nach  V.  151—  Vd  geschiebt.  Dasz  aber  V.  157  ursprünglich 
von  Diomedes  gesagt  sei,  zeigt  xm  V.  160,  das  nicht  etwa  Neutrum  ist, 
sondern  auf  Diomedes  geht:  vgl.  E  101.  283.  347  (rj?  d'  inl  fw»«»" 
ävas).  Die  eingeschobene  Rede  Nestors  mit  dem  eine  schmerslicne 
Verwunderung  andeutenden  co  fio»  .  .  otov  fnntg  ergibt  sieb  als  «uic 
keineswegs  passende  Erwiderung,  iv  nov{jjai  ßaX$Pv  findet  sielt  nnr  biefi 
TgmBQ  Kttl  dttgSavioivtg  nur  noch  In  einer  gleichfalls  uneclten  Stelle 
(H  414). 


H.  pünUer:  die  InlerpolationeD  im  eilCten  Bacbe  der  Ilits.     849 

Odysseos,  dem  er  doch  sonst  au  Mot  und  Tapferkeit  nicht  weicht, 
zum  Stehen  bewegen  laszt,  und  als  er  den  Hektor  nahen  sieht,  daa 
schlimmste  befarchtet  (V.  347),  wenn  ihn  auch  die  drohende  Noth  das 
iuszerste  wagen  läszt.  Ein  panischer  Schrecken  hatte  ihn  befalteo, 
und  wenn  der  Dichter  hier  nicht  zum  Blitz  und  Donner  des  Zeus  seine 
Zuflucht  nimmt,  so  erkennen  wir  das  ganz  berechtigte,  noch  keines* 
wegs  gehörig  gewQrdigte  Streben  nach  Abwechselung.  Da  Zeus  V.  544 
dem  Aias  Furcht  einflöszt,  so  kann  es  gar  nicht  nufTallcn,  wenn  dieser 
das  schlimmste  fürchtet,  dasz  nemlich  die  Troer  zu  den  Schiffen  vor- 
dringen, ja  diese  selbst  angreifen  werden  (V.  557).  Gar  nichts  würde 
V.  569,  wenn  er  echt  wfire,  beweisen;  denn  ^oas  inl  vtiag  odsveiv 
könnte  nur  heiszen  *nach  den  Schilfen  vordringen^  und  dasz  Aias  den 
Sturm  der  Troer  nach  den  Schilfen  aufhult,  kann  niemand  leugnen. 

Verfolgen  wir  nun  den  Faden  der  Handlung  weiter,  so  regt  Hektor, 
als  er  den  Agamemnon  aus  der  Schlacht  eiten  sieht,  die  Troer  mit 
feurigster  Siegesgewisheit  zum  Kampfe  auf,  indem  er  sie  auf  die  Ent- 
fernung Agamemnons  und  auf  des  Zeus  Beistand  hinweist,  der  ihm  jetzt 
Ruhm  verliehen,  und  er  ruft  sie  auf  mit  ihren  Wagen  die  Danaer  zu 
verfolgen,  damit  sie  gewaltigen  Kubm  (iniQjBQOv  evxog^  wie  %vdog 
vntQXBqov  M  437  O  491.  644)  davontragen.  Waren  die  Troer  naoh 
der  Niederlage  bisher  nur  zu  Fusze  wieder  gegen  die  Achaeer  vorge« 
räckt,  so  fordert  er  jetzt  anch  die  zu  Wagen  kämpfenden  auf  dieae 
SU  besteigen,  um  Tod  und  Verderben  unter  die  fliehenden  zu  bringen. 
Hektor  selbst  dringt  zunächst  zu  Fusze  gegen  die  Achaeer  vor  und 
richtet  ein  schreckliches  Blutbad  unter  ihnen  an,  dessen  Beschreibung 
der  Dichter  durch  eine  lebhaft  spannende  l'rage  (vgl.  £  703  U  693) 
einleitet  und  mit  einem  treffenden,  die  Wut  seines  so  viele  bewilligen- 
den Ansturmes  schildernden  Gleichnisse  abschlieszt.  Aber  die  Achaeer 
sollen  nicht  sofort  zu  den  Schiffen  zurückgetrieben  werden,  ihre  Haupt- 
beiden  »ollen  noch  zu  mannhaftem  Widerstände  sich  zusammenraffen, 
bis  auch  sie  verwundet  die  Schlacht  verlassen  und  alle  fliehen  müsaen. 

Odysseus  und  der  von  ihm  aufgerufene  Diomedes  wenden  sich 
gegen  die  sie  verfolgenden  Troer  zurück.  Der  Dichter  hebt  hier  die 
Erlegung  des  Thymbraeos  und  seines  Wagenlenkers  Molion  hervor, 
durch  welche  Odysseus  und  Diomedes  so  ermutigt  werden,  dasz  sie 
nun  gewaltig  wieder  gegen  die  Troer  losstürmen,  wodurch  die  vor 
Hektor  fliehenden  Achaeer  aufzuathmen  beginnen.  Die  unmittelbar 
sich  daran  schlieszende,  nach  dieser  allgemeinen  Bezeichnung  ein- 
tretende Schilderung,  wie  Diomedes  die  beiden  Söhne  des  Merops, 
Odysseus  zwei  andere  erlegt  (V.  328 — 335),  kommt  hier  ganz  unge- 
legen und  scheidet  sich  als  spaterer,  manchen  Anstand  zeigender  Zu- 
satz glatt  aus.  Die  Alten  nahmen  Anstosz  an  dem  Dual  ilkriv{y,  328), 
da  ja  nach  V.  333  f.  Diomedes  die  Söhne  des  Merops  tödte.  Freilich 
bezeichnet  iXirt^v  hier  nicht  nothwendig  das  Tödten,  sondern  das  Fas- 
sen, da  es  ja  nicht  blosz  von  den  Männern ,  sondern  auch  vom  Wagen 
gesagt  wird,  wie  Xaße  V.  124;  aber  wenn  Odysseus  sich  mit  Diomedes 
an  den  Wagen  macht,  so  sollte  man  auch  denken,  er  habe  einen  von 


850     H.  DAotaer:  die  Interpolatiooen  im  eilfteo  Bache  der  Ilias. 

den  auf  dem  Wagen  stehenden  Mftnnern  getödtet;  statt  dessen  höreo 
wir,  Diomedes  habe  beide  des  Lebens  und  auch  der  Wadeu  beraubt, 
wogegen  Odysseus  £wei  andere  Troer  erlcg(,  von  denen  wir  blosz  die 
Namen  erfahren.  AufTallend  ist  ferner,  dasz  die  Namen  der  beiden 
Söhne  des  Merops  nicht  genannt  sind,  welche  wir  aus  B  830  enlnehmen 
mflssen,  wo  auch  die  vier  folgenden  Verse  stehen.  Die  Interpolation 
unserer  Stelle  scheint  erst  nach  der  späten  Dichtung  jenes  Katalogos 
der  Troer  gedichtet.  Die  aberrasche  Darstellung  in  V.  333  f.  ist  nicht 
ohne  Anstosz.  ^iiov  nccl  ^xijg  Ksxadoov  ist  nach  q>  153  f.  170  f. 
aQiöx^ag  xexadi^tf«  ^viiov  ficel  ^Iwiifg  (der  Aorist  findet  sich  sonst 
nicht),  %Xvta  tev%B*  ijtrjfVQce  aus  P  125.  Das  Beiwort  dov^txAcaoV 
bat  Diomedes  nur  in  unserm  Verse  (ßovqmXvxog  X  109  ^681);  sonst 
kommt  das  Beiwort  blosz  Ton  Menelaos  vor  (O  55  o  52). 

Aber  auch  die  folgenden  sieben  Verse  (336 — 342)  sind  ein  lastiger 
Zusatz.    Zeus  gibt  dem  Hektor  den  Sieg;  von  ihm  kann  es  demnach 
nicht  heiszen,  er  habe  die  Schlacht  ins  Gleichgewicht  gebracht,  mit 
einem  nach  O  413  mg  fihv  rav  inl  loa  ^a%ij  xixaxo  moki^kog  t£  ge- 
bildeten Ausdruck,  am  wenigsten  wenn  er  hier  durchaus  persönlich, 
noch  auf  dem  Ida  sitzend,  eingeführt  wird.    Und  wenn  es  uon  darauf 
heiszt,  sie  hfitten  sich  wechselseitig  getödtet  (J  530  S  24  P413),  so 
kann  unmöglich  blosz  die- Erlegung  eines  Troers  durch  Diomedes  an- 
geführt werden.    Seltsam  genug  heiszt  es,  Diomedes  habe  den  Aga- 
fltrophos  verwundet;   denn  er  habe  nicht  den  Wagen  bei  der  Hand 
gehabt,  um  zu  entfliehen  —  als  ob  auf  diesem  Diomedes  ihn  nicht 
mit  dem  Speer  an  der  Hiifle  hatte  verwunden  können.    Und  wie  halle 
gerade  die  Verwundung  des  Agastrophos,  die  nichts  besonderes  bat, 
den  Hektor  heranziehen  können?    Auch  ist  dann  das  ctixovg  V.  343 
ohne  rechte  Beziehung,  wogegen  alles  vorlrefTiich  passt,  wenn  sich 
V.  343  unmittelbar  an  V.  327  anschlieszt.     Diomedes  und  Odysseus 
lOdteu  viele  Troer,  wodurch  die  Aohaeer  an  dieser  Stelle  der^chlacht 
anfathmen  von  der  durch  Hektor  über  sie  gebrachten  Flucht.    Hektor 
bemerkt  die  Wendung  der  Schlacht  an   diesem  Punkte  (vgl-  £  590 
77  820)   und  eilt  dorthin,    avxovg  geht  auf  Odysseus  und  Diomedes. 
Hit  unserer  Interpolation  hängt  eine  andere  (V.^373  Gf.)  zusammen. 
Der  Interpolator  benutzte  T  412,  zu  V.  340  1537,  zu  V.  341  ^227. 
231.  '•) 

Wird  Diomedes  auch  anfangs  in  Furcht  gesetzt,  als  er  den  Hektor 
mit  seiner  Schar  herankommen  sieht  (E  696),  so  ermannt  er  sich  doch 
bald,  ja  er  trifft  jenen  selbst  mit  der  Lanze  so  gewaltig  auf  den  Helm, 
dasz  er  einiger  Zeit  bedarf  um  sich  zu  erholen.  Hätte  der  Dichter 
kurz  vorher  (V.  336)  des  Zeus  gedacht,  so  soUte  man  denken,  diesem 
wftre  auch  die  Rettung  Hektors  beigelegt  worden,  der  von  Ida  noch 
eben  herabschaute.    Diomedes  musz  hier  in  seiner  vollen  Stärke  her- 


10)  Der  AnstoBz  in  ov  ydg  (oder  yctg)   of  tnnoi ,   wofiir  ov8i  yciQ 
tnnoi  ohne  besondere  Gewähr  ist,  möchte  vielleicht  dem  Dichter  beiw- 


lessen  sein. 


H.  Dttntzer :  die  Interpolationen  im  eilften  Buche  der  llias.    85t 

vortreten,  ehe  er  dnrch  den  Pfeil  des  Paris  genöthi^t  wird  die  Schlacht 
ztt  verlassen.  Dagegen  haben  wir  in  V.  361 — 368  einen  gans  nngehöri> 
gen  Zusatz.  V.  361  ist  ans  K  369,  Y.  362—367  aus  T  449— 454.  Selt- 
sam isi  es,  dasz  Diomedes  mit  dem  Speer  heranstOrzt,  was  ihm  K  369 
wol  ansteht,  wo  er  im  BegrifT  ist  den  Speer  nach  Dolon  zu  werfen, 
wahrend  hier  Hektor  sich  schon  anf  seinem  Wagen  entfernt  hit,  so 
dasz  er  unmöglich  noch  auf  ihn  losstürzen  kann;  vielmehr  müssen  wir 
uns  denken,  dasz  er,  nachdem  er  seinen  Speer  ans  der  Erde  gezogen 
(V.358),  gegen  andere  sich  wenden  werde.  Die  Rede,  welche  hier  dem 
Diomedes  in  den  Hund  gelegt  wird ,  passt  so  wenig  für  ihn  und  beson- 
ders an  dieser  Stelle,  als  sie  dem  Achilleus  vollkommen  angemessen 
ist,  der  mit  grimmigstem  Hasse  jn  Hektor  den  Mörder  seines  Patroklos 
verfolgt,  da  Apollon  diesen  in  dem  Augenblicke,  wo  er  Ihm  nicht  mehr 
entgehen  7ai  können  schien,  entrückt  hat  (3?  441  ff.).  Achilleus  kann 
mit  Recht  sagen,  Apollon  habe  den  Hektor  gerettet,  da  er  auf  wunder- 
bare Weise  entrückt  ist,  während  der  Wurf  des  Diomedes  auf  natür- 
lichem Wege  sein  Ziel  verfehlte  und  nur  die  Wucht  desselben  den 
Hektor  erschütterte;  auch  hatte  ja  Diomedes  keineswegs  die  feste 
Zuversicht  wie  Achilleus,  dasz  er  den  Hektor  erlegen  werde.  Schon 
Jacob  (S.  244)  bemerkt,  das  Schimpfwort  Hund  passe  nicht  wol  zu 
der  sonstigen  schönen  Maszigung  des  Diomedes;  er  sieht  darin  aber 
nur,  wie  in  so  vielem  andern  Übertriebenen,  eine  Eigenthümlichkeit 
des  Dichters  unseres  Buches,  und  er  scheint  sieh  der  Stelle  gar  nicht 
zu  erinnern ,  der  unsere  Verse  entnommen  sind.  Wenn  der  Nachruf 
mit  dem  Verse  endigt:  vvv  av  xovg  SkXovg  enidooyiatj  ov  xe  x(%s/o>, 
so  passt  dieser  durchaus  auf  Achilleus,  der  unmittelbar  darauf  viele 
andere  tödlet  (oS^  iinw  ^Qvon  ovxa  xar'  av%ivtt  niccov  Skowi)^ 
wogegen  man  zur  höchsten  Ueberraschung  in  unserer  Stelle  unmittel- 
bar darauf  liest:  t}  xal  Ilaiovlöfiv  dovQinlvxov  i^BvaQi^ev,  Der  Hörer 
hat  den  gar  nicht  so  bedeutend  hervortretenden,  von  dem  spätem 
Rhapsoden  hereingebrachten  Paeoniden  Agastrophos  über  Hektor  längst 
vergessen. 

Alles  schlieszt  vortrefflich  zusammen,  wenn  wir  auf  V.  360  so- 
gleich V.  369  folgen  lassen.  Natürlich  müssen  nun  auch  V.  373 — 376 
fallen,  welche  in  ganz  unhomerischer  Weise  schildern,  wie  Diomedes 
die  einzelnen  Stücke  der  Rüstung  dem  Agastrophos  auszieht.  itavcUo- 
kog>t  sonst  vom  ^caöxtJQ  und  accKog,  heiszt  der  ^dgri^  nur  hier,  wenn 
auch  freilich  das  Beiwort  alolod'oo^}^  dem  Rhapsoden  vorschweben 
mochte.  Der  erste  Theil  von  V.  375  ist  aus  iCll2,  der  zweite  aus 
N  583.  Ribbeck  will  die  nähere  Bestimmung,  wo  Paris  gestanden,  als 
er  nach  Diomedes  zielte  (V.  371  f.):  av'^X'g  xexAtftfvog,  avd(fO%fxi/iTCp 
inl  rvfißa)  "Ikov  Jagöavldao^  Ttakauiv  ötifMyi^vxog^  als  Znsatz  eines 
Diaskeuasten  ausscheiden ,  ohne  zu  bedenken  dasz  weiter  unten  (V.379) 
Ix  ilo;^ov  aiini^drias  anf  die  Angabe  des  Standpunktes  des  Paris  sich 
znrückbezieht.  Und  wie  kann  Ribbeck  behaupten:  ^an  derselben  Stelle, 
wo  Agamemnon  Thaten  verrichtete,  haben  später  Diomedes  und  Odys- 
seus,  jetzt  Aias  gekämpft'?   Werden  ja  gleich  nach  der 'Entfernung 


852     H.  Oantter:  die  Interpolationeii  im  eilfleo  Boche  der  Ilias. 

Agamemnons  die  Griechen  an  alleo  Paoklen  der  Schlacht  veilsarück- 
gedringt,  his  zuerst  Odysseos  und  Diomedes  wieder  Stand  fassen. 
Unsere  Stelle  ist  die  eincige  echte,  wo  des  Denkmals  des  Ilos  gedacht 
wird;  als  interpoliert  erkannten  wir  oben  V.  166,  wo  man  ancb  an 
der  Verletzung  des  Digammn  Anstosz  genommen '');  die  dritte  Stelle 
befindet  sich  in  der  spätem  Doloneia  (£  415).  Agamemnon  hatte  die 
Troer  in  die  Nfihe  der  Stadt  zuräckgedrängt ;  freilich  hat  Heklor  die 
Achaeer  nnaufhaltaam  in  die  Flucht  getrieben;  aber  damit  steht  oicbt 
im  Widerstreit ,  dasz  Odysseus  und  Diomedes  sich  umwenden,  ehe  sie 
Ober  die  Mitte  der  Ebene  hinansgeflohen  sind ,  wo  wir  uns  das  Denk- 
mal des  Ilos  zu  denken  haben ,  wenn  wir  anders  der  Doloneia  Beweis- 
kraft beilegen  wollen.    . 

In  der  triumphierenden  Rede  des  Paris  ddrften  die  beiden  letzten 
Verse  nicht  ohne  Anstosz  sein,  da  sie  die  Wichtigkeit  des  Diomedes 
etwas  zu  stark  betonen  und  die  Troer  noch  immer  im  Vorteil  sind. 
Die  beiden  Verse  380  f.  genügen  vollkommen,  wie  auch  der  ähnliche 
Jubelrnf  des  Pandaros  E  284  f.  nnr  aus  zwei  Versen  besteht.  Und  die 
weiter  ausgefflhrte  Erwiderung  des  Diomedes  bezieht  sich  nnr  aof 
diese  beiden  Verse.  Auch  sollte  man  meinen,  Paris  werde  hier  eher 
des  von  Diomedes  gegen  Hektor  gerichteten  Speerwurfes  gedenken 
müssen,  den  er  ihm  hiermit  vergolten,  nach  bekanntem  Gebrauche:  vgl. 
P  538  f.  T  424  ff. 

Hatten  an  diesem  Punkte  des  Schlachtfeldes  Diomedes  und  Odys- 
aens  die  verfolgenden  Troer  aufgehalten  und  Hektor  mit  seiner  Schar 
herangezogen,  wodurch  an  der  linken  Seite  die  Achaeer  erleichtert 
wurden,  so  steht  jetzt,  wo  auch  Diomedes  verwundet  die  Schlacht 
verlassen  mnsz,  Odysseus  hier  ganz  allein  den  Troern  gegenüber,  die 
freilich  vor  ihnen  etwas  zurflckgewtchen  waren  und  den  Hektor  nicht 
mehr  nnter  sich  hatten.    In  dieser  Weise  erklären  sich  ganz  wol  die 
Verse  401  f.  old^ri  d'  ^OSvasig  dovQixkvtogy  ovdix ig  ccvra  \  ^A^ümv 
nagi^Btvevj  ijtel  q>6ßog  Iklaßs  Ttavrcig:  schon  früher,  nicht  jetzt  erst, 
sind  die  übrigen  Achaeer,  die  bei  ihm  und  Diomedes  waren,  geflohen; 
der  Satz  ovdi  rig  dient  zur  Erklärung  des  olm9^.    Auffallen  kann  nor, 
wie  Diomedes  sofort,  obgleich  alles  auf  der  Flucht  ist,  den  Wagen 
findet,  worauf  er  sogleich  enteilt.    Aber  hier  haben  wir  einen  der 
Fälle,  wo  der  Dichter  zu  seinem  Zwecke  sich  eine  Unwahrscheinlich- 
keit  gestatten  muste,  die  kaum  einer  der  Zuhörer  im  Drange  der  Er- 
zählung empfand.  Diomedes  und  Odysseus  waren  allein ;  auch  Odysseos 
sollte  verwundet  werden,  nachdem  er  noch  seinen  Heldenmut  glänzend 
bewährt.    Um  den  Diomedes  fortzuschaffen,  bedurfte  der  Dichter  eines 
Wagens,  da  Odysseus  ihn  nicht  begleiten  konnte  und  Diomedes  am 
Fusze  verwundet  war.     So  beschreibt   er  denn  die  Entfernung  dts 
Diomedes  mit  denselben  Versen,  wie  oben  V.  273  die  des  Agamemnon, 
der  freilich  nach  dem  hinter  der  noch  nicht  durchbrochenen  Schlacht- 


11)  Heyne  bemerkt  zu  jener  Stelle:    'inest  oranino  scabrities  »Hq«* 
his  versibus.' 


H.  DtlDtser:  die  InlerpolaCtOBen  im  eilflea  Bache  der  Ilias.     853 

reihe  stehenden  Wagen  eilen  konnte,  wie  nach  Hektor  V.  369,  nachdem 
er  sieb  erholt  hat. 

Die  ganze  folgende  Stelle,  wie  Odysseos  sich  zam  maligen  Ver* 
harren  enischlieszl,  in  die  anrQokenden  Troer  einflllt,  viele  derselben 
tddtet,  bis  er  selbst  verwandet  wird,  ist  ohne  allen  Anstoss.  Nor 
mnsz  man  sieh  baten  in  ^fyiov  (V.  406)  die  Bedeutong  des  Comparativs 
so  Sachen,  wodurch  eine  ganz  schiefe,  des  Odysseas  nnwflrdige  Ver- 
gleiohang  in  die  Stelle  kommt.  Odysseas  hilt  sich  die  beiden  mög- 
lichen Uebel  vor.  Ein  grosses  Uebel  wftre  es ,  flöhe  er ,  nnd  entsetz- 
lich, wenn  er  hier  getödtet  würde  (a  265),  wo  er  allein  ist,  so  dass 
keiner  seinen  Tod  rächen,  vielmehr  seine  Leiche  and  die  Rflstang  den 
Troern  in  die  Hände  falten  würde.  Doch  dieser  traben  Gedanken  enl- 
schligt  er  sich  and  ermannt  sich  zu  dem  seiner  allein  würdigen,  dasz 
der  tapfere  ausharren  miisso.  ^lyiov  steht  also  in  positiver  Bedea- 
tnng,  wie  xi^dtov,  %y6iov  n.  a.  So  dürfte  ^Lyuiv  aaoh  v  2i0  zu  faasen 
sein.  Dasz  A  326.  563  das  Wort  wirklich  in  comparativer  Bedentang 
stellt,  zeigt  das  vorantretende  xcr/. 

Durch  den  Uuf  des  Odysseas  wird  Aias  mit  fifenelaos  herange- 
zogen. Wir  haben  uns  diese  wol  nicht  im  Kampfe,  sondern  fernab  za 
denken;  sie  sind  mit  deo  Obrigeo  geflohen,  haben  aber,  da  dem  wei- 
tem Andrang  der  Troer  durch  Diomedes  und  Odysseas  Einhalt  ge- 
schehen, sich  wieder  gefaszt.  Dasz  der  Dichter  ihre  Lage  nicht  niher 
bestimmt,  mosz  man  ihm  zn  gute  hallen;  es  genügt  ihm  den  Aias  durch 
den  gewaltigen  Uülferuf  des  Odysseas  in  die  Schlacht  zurückzuführen. 
Hüte  er  ihn  and  Menelaos  im  Kampfe  gedacht,  so  würde  er  ihre  Sitaa* 
lion  angedeutet  haben  und  den  letztern  nicht  sagen  lassen :  iikJi  lofuv 
xo'O''  o^ulov'  aXe^ifAivtti  yoQ  ayaivov.  Eben  weil  sie  an  ihrer  Stelle 
durchaus  nicht  nolhwendig  waren',  konnten  sie  sofort  dem  Odysseas 
zu  Hülfe  eilen.  Dieser  wird  von  Menelaos  weggeführt,  worauf  der 
Dichter  die  heldenmütigen  Anstrengungen  des  Aias  schildert,  welcher 
Verheernng  unter  den  Troern  anrichtet.  Hektor  aber,  dem  Zeus  Sieg 
versprochen  hat,  kann  unmöglich  unthitig  sein,  nachdem  er  sich  wie- 
der erholt  hat;  doch  laszt  ihn  der  Dichter  nicht  wieder  an  den  Ort 
zurückkehren,  wo  Diomedes  auf  ihn  getroffen  ist,  sondern  er  hat  sieh 
an  eine  andere  Stelle  begeben,  wo,  da  noch  viele  Achaeer  sich  den 
Troern  entgegengestellt,  eine  wirkliche  Schlacht  sich  entsponnen  hat. 
Gerade  dadurch  dasz  Hektor  von  der  Verfolgung  der  Achaeer  auf  der 
linken  Seite  des  Schlachtfeldes  abgelassen,  um  dem  Diomedes  and 
Odysseas  za  begegnen,  haben  sich  die  Achaeer  hier  wieder  ermutigt, 
90  tlnsz  Hektor,  als  er  sich  wieder  erholt  hat,  gerade  nach  dieser 
Stelle,  wo  er  die  Troer  bedrängt  sieht,  hineilen  mnsz.  Der  Dichter  hat 
dieses  alles  nicht  bestimmt  angedeutet:  es  genügt  ihm  den  Hektor  da, 
wo  er  seiner  bedarf,  zu  seinem  Zwecke  auftreten  zn  lassen,  wenn  nur 
kein  offen  zu  Tage  tretender  Widerspruch  sich  ergibt.  Den  Ueber- 
gang  zum  Hektor  macht  er  sehr  glücklich  durch  die  Bemerkung,  dieser 
habe  nichts  von  der  Verheerung  erfahren  (vgL  iV674),  welche  Aias 
an  diesem  Punkte  der  Ebene  anrichte,  da  er  selbst  an  der  linken  Seite, 


S54     H.  DanUer:  die  InterpotatioMn  im  eilftea  Bache  der  IUm. 

em  Ufer  des  Skamandros,  sn  tbun  f^habt.   Freilieh  bitte  der  Dichler 

sehr  wol,  wenn  er  es  nölhig  gehabt  hätte,  den  Hektor  hier  deo  Aias 
bemerken  lassen  können;  aber  er  tbat  ea  nicht,  weil  er  ihn  oicbtmil 
diesem  zusammenkommen  lassen  und  an  einem  andern  Theile  des 
Schlachtfeldes  den  Macbaon  verwunden  lassen  will.  Trotz  der  belden- 
mQtigen  Anstrengungen  Rektors  weichen  die  Griechen  unter  Macbaon 
nicht  zurück,  bis  Paris  den  Machaon  verwundet,  welchen  Nestor  nach 
seinem  Zelte  zordckfahren  musz,  wodurch  dann  die  Entsendung  de^ 
Patroklos  an  Achilleas  veranlasst  wird ,  welche  den  Patroklos  selbst 
in  den  Kampf  führen  soll. 

Wir  haben  an  dieser  Stelle  wieder  drei  Interpolationen  auszu- 
scheiden.   Zunfiobst  V.  &01 — 503.    Der  Ausdruck  vi<ov  ipakayyeg  war 
schon  dem  Arislarcb  so  auffallend ,  dasz  er  vsäv  schrieb  und  höchst 
gezwungen  erklfirte  at  fCQO  tmv  vsiSv  rd^eig.   Wie  sollten  die  acbaei- 
sehen  Streiter  hier  wider  allen  sonsligen  Gebrauch  als  vio^  beseichoel 
werden?  '*)    Nicht  weniger  auffallend  ist  die  Bezeichnung  der  Heldeo- 
thaten  Hektors  durch  fiigfiega  ^i^tov  {y%tt  &^  [imoavvjf  re.    Kämpfte 
auch  Hektor  hier  wirklich  zu  Wagen,  so  wfire  diese  Auedrucksweise 
doch  so  wunderlich  wie  nur  möglich.    Der  Interpolator  schöpfte  aos 
J7  809  wo  es  von  Euphorbos  beiszt,  er  habe  sich  ausgezeichnet  lyi^ 
(im  Speerwurf)  &^  tnnoavvju  te  nodeaal  te  naqnaU^LOiCivi  vgl.  6ä03. 
Kämpfte  Hektor  vom  Wagen  herab,  so  lenkte  er  nicht  selbst  die  Pferde, 
sondern  sein  Wagenlenker  Kebriones ;  es  ist  daher  ganz  albern  beides 
zugleich  hier  dem  Hektor  als  die  Geschicklichkeiten  beizulegen,  wo- 
durch er  gewalliges  vollbracht  (fiiQfi$Qcc  ^i^iov  nach  <Z>  217).    Aach 
ist  der  Ausdruck  tina  roiaiv  ofilXsi  ganz  gegen  homerischen  Gebrauch 
angewandt;  denn  oiuXstv  luxdrivi  wird  nicht  von  dem  Kampfe  gegen 
einen  (wo  der  blosse  Dativ  steht),  sondern  von  dem  Kampfe  mit 
einem,  auf  der  Seite  eines  gesagt:  vgl.  £86i}i  (isra  T^a<Siv  (wl 
der  Seite  der  Troer)  ofiiliot  r^  ^ut   ^A%aiot£^  als  weitere  Ausfäbrnn^ 
des  unmittelbar  vorhergehenden  Tcoxt^iai  [Utilri,   E  834  vvv  di  forff 
TQuieaaiv  ofitlek^  tcov  dh  liXaCTat,  wo  als  Gegentheil  bezeichaet  wird 
T^moi  lucxrjdiö^ai^  axaQ  ^Agyelotaiv  a^^Hv.   An  unserer  Stelle  soll 
toiaiv  auf  den  unmittelbar  vorhergehenden  Vers  sich  bezieben,  der 
gerade  eingeschoben  ist  um  den  Uebergang  zu  gewinnen.    Sonderbar 
ist  es,  dasz  die  hier  kämpfenden  Achaeer  bezeichnet  werden  durch 
NiiStOi^  r'  aiiipl  fiiyccv  (dies  Beiwort  hat  der  Pylier  nur  hier)  xm 
a^ioy  (Idomeneus  beiszt  nur  hier  so)  'I^ofiev^a,  da  doch  Machaoo, 
wie  wir  sehen,  hier  der  Heuptheld  ist  (^igiatcvccw) ^  durch  dessea 
Entfernung  die  Achaeer  zum  Weichen  gebracht  werden.    Der  Inter- 
polator zog  den  schlecht  angeOickten  Vers  aus  V.  510.   Eben  so  onge- 

12)  Homer  braucht  wol  atiriog  in  dieser  Weise,  aber  dieses  Wort 
bezeichnet  nicht  den  Jüngling,  sondern  den  Mann;  dasz  der  Begriff  der 
Jugend  dem  Worte  anhafte,  ist  eine  durchaus  falsche  ITeberliefening, 
welche  aus  der  Verwechselung  mit  r]t9sog  hervorgegangen:  vgl.  ^  ^ 
r  26  J  280  £  02  O  315.  Die  Grundbedeutung  acheint  die  des  rüsti- 
gen, die  auch  aii^iog  hat:  vgl.  ü  7160  P  52  f»  83. 


H.  Dflntser:  die  InterpolationeD  im  etlflen  Boche  der  liias.     855 

schickt  sind  V.  508  f.  eiogeschohen.  Die  Achaeer  aollen  nm  den  Ma- 
chaon  gefürchtet  haben,  dasa  dieaen  die  Troer  (diea  ilnrchaua  nöthige 
Subject  fehlt),  wenn  die  Schlacht  sich  wendete,  tödten  möchten.") 
Bedurfte  es  denn  dazu  einer  Wendong  der  Schlacht?  Der  Ausdruck 
noXifLOto  (UTaKkivMvrog  steht  ganz  einzig  da.  Ueberhanpt  kommt  die 
Besorgnis  aller  Achaeer  um  Nacbaon  hier  g^nz  ungelegen,  es  genügt 
dasz  Idomeneus  fflr  die  WegschalTung  des  verwundeten  aforgt.  Fast 
acheint  ea  daaz  diese  Verse  nur  eingeschohen  sind ,  um  den  Anth^il 
der  Achaeer  an  Machaon  als  Arzt  (als  solcher  ist  er  noch  gar  nicht 
bezeichnet)  hervorzuheben,  wo  denn  die  Ungeschicklheit  des  Interpo- 
lators  noch  greller  hervortreten  würde.  Da§z  der  berühmte  Vera  (514): 
IrjTQog  yccQ  ivriQ  noklmv  awa^iog  SllatVj  dessen  Wahrheit  man  in 
diesem  Augenblicke,  wo  es  eines  starken  Heldenarmes  bedurfte,  am 
wenigsten  empfinden  konnte,  unmöglich  an  dieser  Stelle  ursprünglich 
gestanden  haben  könne,  wird  dem  unbefangenen  Blick  sich  sofort  er- 
geben. Es  bedurfte  wahrlich  nicht  der  Hinweisong  auf  die  Geschick- 
lichkeit des  Machaon  als  Arzt,  um  den  Nestor  zu  bewegen  den  ver> 
wundeten  Helden  fortzuschalTen.  Die  Mahnung  des  Idomeneus  schlieszt 
treffend  mit  V.  613.  Ueberhaupt  scheint  Machaon  hier  gar  nicht  als 
Arzt  gedacht;  sonst  würde  man  ihn  gleich  als  Asklepiaden  bezeichnet 
linden.  Freilich  musz  V.  518  dann  anders  gelautet  haben,  wahrschein- 
lich: ßaivB'  yigmv  d*  iv  XSQcl  laß"  rjvla  CiyaXoewa  (vgl.  S  116).  Ja 
jetzt  scheint  lucart^ev^  wozu  Nestor  als  Subject  zu  denken  ist,  nach 
niiQ  dh  Mct%a<av  ßaiv  etwas  aulTallend:  vgl.  E  366.  Der  Interpolator 
schöpfte  seinen  Vers  aus  ^  194.  Dasz  unten  V.  641  und  832  ff.  spfiter 
eingeschoben  sind ,  werden  wir  gleich  sehen ,  und  S  2  kann  ans  nicht 
irren,  da  wir  den  Anfang  dieses  Buches  aus  andern  Gründen  mit  Her- 
mann, Lachmann,  Farber  u.  a.  verwerfen.  Wenn  nun  d  194  IT.  Ma- 
chaon entschieden  als  Arzt  hervortritt,  so  haben  wir  hier  wieder  einen 
neuen  Beweis  der  Verschiedenheit  der  Anschauungen  des  Dichters  von 
r — H  von  dem  Sanger  der  Achilleis;  wenigstens  ist  es  nicht  auffal- 
lender, dasz  Machaon  bei  dem  einen  als  Arzt,  bei  dem  andern  nur  als 
Held  erscheint,  als  wenn  der  eine  den  Helenos,  der  andere  den  Puly- 
damas  als  Wahrsager  auftreten  liszt.  So  möchten  denn  die  Verse, 
welche  in  A  eingeschoben  sind ,  um  den  Machaon  zum  Arzte  zu  ma- 
chen, den  Zusammenordnern  der  Ilias  ihren  Ursprung  verdanken,  wenn 
es  auch  freilich  nicht  unmöglich  ist  daaz  ein  Rhapsode  sie  mit  Bezug 
auf  J  eingeschoben  hat.  Das  Bedenken,  wie  Nestor  hier  sogleich  den 
Wagen  zur  Hand  habe,  dürfte  hier  von  noch  weniger  Gewicht  sein  als 
oben  bei  Diomedes. 

Einer  gröszern  Einschiebung  begegnen  wir  wieder  in  V.  521  —543. 
ich  habe  bereits  vor  neun  Jahren  die  Unechtheit  dieser  Stelle  nachge- 

13)  bIoisv  auf  das  Gefangennehmen  zu  beziehen  gebt  wol  nicht  an, 
weil  sonst  eine  nähere  Bestimmung,  ct>va  ^(O'jv,  nöthlg  wäre.  Man  sieht 
gar  nicht  I  woher  überhaupt  solche  Furcht.  Der  blosz  in  der  Schulter 
verwundete  Held  konnte  sich  leicht  zurückziehen;  nur  auf  eine  rasche, 
mühelose  Entfernung  »us  der  Schlacht  mäste  man  bedacht  sein. 

Jahrb.  r.  clast.  Philol.  Sappl.  Dd.  III.  Ilft.  0.  57 


856     H.  DAntoer:  die  laterpolalioDen  im  eilflen  Boche  der  IliasJ ' ' 

wiesen.    Wob  Hiecke  S.  18  f.  daj^ei^en  bemerkt  hat,  IrilTt  nicht  and 
fibersieht  den  schon   von   Lachmann  hervorgehobenen  Widersprach, 
dem  ich  durch  meine  Annahmo  ganx  entgehe.    Aber  der  llanptgraad 
reicht  allein  hin  die  Ver^e  für  ein  ganz  angehöriges  Einschiebsel  sa 
erklären.    Kebriones  fordert  den  llektor  auf  rasch  an  die  Stelle  sa 
eilen,  wo  Aias  nnter  de^  Troern  wütet;  aber  als  sie  dort  angekom- 
men, hören  wir  su  höchster  Ueberraschung,  er  habe  Verwirrong  anter 
die  Danaer  gebracht,  dagegen  den  Aias  gemieden.    Weshalb  dies  ge- 
fichehen,  erfahren  wir  nicht;  denn  den  von  Aristoteles  (Rhet.  II  9)  be- 
Keiohneten  V.  543  h&lt  auch  Hiecke  nicht  aufrecht.     Und  doch  bat  er 
hierin  wol  eben  so  Unrecht  als  Lachmann,  wenn  er  V.  640 — 543  tilgt; 
nicht  als  ob  diese  Verse  sich  hier  verlheidigen  Hessen,  aber  sie  bilden 
einen  integrierenden  Tlieil  der  grössern  Interpolation.    Hiecke  will 
freilich  es  gant  unanstöszig  finden,  dasz  Hektor  nicht  anf  Aias  los- 
geht, von  dessen  Besiegang  doch  an   diesem  Pankle  alles   abhingt. 
*Auf  dem  Wege  dahin  mag  er  immerhin  den  Vorsatz  gehabt  haben  sich 
mit  Aias  selbst  zu  messen'  bemerkt  er;  *aber  es  gibt  schon  vorher 
mancherlei  andere  Kriegsarbeit,  und  je  näher  er  dem  furchtbaren  Geg- 
ner kommt,  desto  mehr  steigt  (denn  des  Menschen  Seele  ist  eben  ein 
trntzig  und  —  verzagtes  Ding)  unwillkürlich  eine  Bangigkeit  und  Sehen 
vor  dem  Kampfe  gerade  mit  diesem  Gegner  in  ihm  auf.'*    Gott  behüte 
den  Dichter  vor  einem  solchen  *  Herausnehmen  dessen  was  in  der 
Stelle  liegt'!  denn  diese  Deutung  verkehrt  gerade  den  olTen  vorliegen- 
den Sinn.    Es  ist  gar  nicht  davon  die  Rede,  dasz  llektor,  ehe  er  zu  der 
Stelle  kommt  wo  Aias  sich  beflndet,  ^mancherlei  andere  Kriegsarbeit' zn 
than  hat;  vielmehr  kann  nach  dem  ganzen  Znsammenhang  der  ofukoc, 
wohin  er  über  das  blutige  Schlachtfeld  V.  537  kommt,  in  welchen  er 
sprengt  nnd  eine  böse  Verwirrung  anrichtet,  nur  der  Punkt  sein,  wo 
Tgmg  iQlpovtai  ixifii^^  Znitoi,  Sh  xal  uvxoL^  Aucg  da  kXovIh  Tsla- 
fidviog  (V.  525  f.),  d.  h.  wo  die  Troer  von  Aias  in  Verwirrung  ge- 
bracht werden.    Wie  könnte  er  da  den  Aias  lassen?    Ja  sollte  man 
nicht  glauben,  Aias  selbst  müsse  sich  gegen  ihn  wenden?  Hektor, 
dem  Zeus  Sieg  versprochen,  kann  anmöglich  vor  diesem  zurückwei- 
chen.   Des  verzagte  Ding,  welches  Hiecke  dem  Hektor  in  die  Brost 
setzt,  ist  gerade  kein  Heldenherz:  wie  Homer  sich  ansdnlckt,  wenn 
ein  Schrecken  den  Helden  befällt-,  hfitte  ihm  gleich  V.  544  zeigen  kön- 
nen; Zeas  ist  es  dann,  welcher  die  ausdrücklich  erwähnte  Furcht  ein- 
flöszt,  oder  was  die  Furcht  erregt,  wird  sonst  lebhaft  hervorgehoben, 
wie  in  der  herlichen  Stelle,  wo  Hektor  vor  dem  fnrcbtbar  ihm  ent- 
gegentretenden Achilleus  Hiebt  (X  J31  IT.)-   Unser  akiuve  ^i^tn^  ^^^^ 
bei  Homer  einzig  da.   Man  bcf^reift  überhaapt  nicht,  wozu  der  Dichter 
diese  ganze  Darstelluntr  eingefügt  haben  sollte,  dasz  Hektor  an  eine 
andere  Stelle  des  Kampfes  geeilt,  wo  er  in  der  Hauptsache  doch  nicht« 
ändert;  denn  dasz  die  Troer  ^durch  die  einschüchternde  Nähe  des  Ai«^ 
in  den  entschiedensten  Nachteil  gesetzt  worden,  und  die  Ankunft  des 
llektor  gerade  darin  eine  Veränderung  hervorbringe,  ist  eine  Idosia 
Grille.    Ja  es  widerstrebt  »^eradezu  allem  vorhergehenden,  wenn  m 


H.  DflnUer:  die  InterpalalicHMB  bü  eüflM  Bache  der  llias.     857 


onsern  Versen  Aias  niefat  allein,  aoodern  in  der  Miite  anderer  Aobaeer 
kämpfen  soll.  Freilich  rofl  Hiecke  ans  (S.  19):  *wo  könnte  denn  Aias 
so  furchtbar  wüien,  wenn  er  wirklich  so  mullerseelenallein  sich  in- 
mitten der  (soll  heiszen  vor  den)  zahlreichsten  Feindesschaaren  be- 
finde?' Aber  weisz  er  denn  nicht  dasz  des  £pos  gerade  die  Kraft  der 
Helden  ins  wunderbare  erhöht,  dasz  diese  durchaus  nicht  nach  ge- 
wöhnlichem Masze  gemessen  werden  darf?  *  Die  homerische  Crzah* 
lang'  bemerkt  treffend  Welcker  in  der  viel  zu  wenig  bekannten  Ab- 
handlung aber  die  Lage  des  homerischen  Ilion  (kleine  Schriften  II  S. 
LXXXIIl)  'erreicht  durch  die  Genauigkeit,  Wahrheit  und  Wahrschein- 
lichkeit, die  sie  im  allgemeinen  befolgt,  den  Vorteil,  dasz  sie  den  tbeil- 
nehmenden  Zuhörer  um  so  leichter  tauscht,  wo  sie  über  das  Wirkliche 
und  Mögliche  hinausschreitet,  entweder  um  durch  eine  anziehende  Si- 
tuation zu  gefallen  oder  um  durch  das  Gewaltige  und  Ungeheure  Stau* 
neu  zu  erregen.'  Nicht  bloss  im  homerischen  Epos,  sondern  in  aller 
Volksdichtung  nehmen  es  die  Helden  mit  einer  Unmasse  von  Feinden 
auf.  Wann  werden  wir  denn  einmal  lernen  die  homerischen  Gedichte 
nach  der  ihnen  eigenthamlichen  Anschauung  statt  nach  modernen  Be- 
grifTen  zu  verstehen?  Mit  welcher  abermenschlichen  Kraft  sehen  wir 
in  unserm  Buche  Agamemnon  und  Hektor  kämpfen!  Der  letztere  töd* 
tet  hintereinander  neun  Führer  der  Achaeer  und  darauf  einen  groszen 
Theil  des  Volkes  (V.  301  IT.).  Schade  dasz  man  ihm  dabei  nicht  anch 
einige  Adjutanten  beigeben  kann.  Odysaeus  und  Diomedes  machen 
V.  312  ff.  allein  auf  der  Flucht  Halt;  von  einer  Begleitung  derselben 
kann  nicht  die  Rede  sein ,  ja  alles  folgende  widerspricht  ihr  geradezu. 
Sie  allein  tödten  zuerst  den  Thymbraeos  und  Molion  und  dann  viele 
andere  der  sie  verfolgenden  Troer  (V.  320  ff.)-  Obgleich  sie  allein 
sind,  halten  sie  doch  dem  mit  seiner  Schar  heraneilenden  Hektor  Stand 
(V.  343  ff.).  Als  Diomedes  verwundet  sich  entfernt  hat,  ist  Odysseus 
ganz  allein  (V.  401.  406.  467);  wären  nur  ein  paar  Gefährten  bei  ihm 
gewesen,  so  müste  die  ganze  Entwicklung  eine  durchaus  andere  sein. 
Aber  obgleich  er  allein  steht  gegen  die  anrackenden  Scharen  der 
Troer,  tödtel  er  doch  hintereinander  sechs  Troer,  von  denen  einer  ihn 
verwundet;  kein  anderer  wagt  ihm  zu  nahen  als  dieser,  der  den  Tod 
seines  Bruders  an  ihm  rächen  musz.  Ihm  zu  Hfilfe  eilen  Aias  und  Me- 
nelaos,  und  zwar  ohne  alle  Begleitung  (V.  472);  als  Menelaos  mit 
Odysseus  sich  entfernt  hat,  ist  Aias  ganz^allein ;  e^  tödtet  hintereinan- 
der fünf  Troer  und  richtet  dann  weitere  Verheerungen  unter  den  Pfer- 
den und  Männern  an.  Demnach  können  in  seiner  Nähe  gar  keine  an- 
dern Achaeer  gedacht  werden,  und  wenn  V.  537  ff.  wirklieh  die  Sache 
so  dargestellt  wird,  dasz  Aias  von  andern  Achaeern  begleitet  gewesen, 
so  würde  dieser  Umstand  allein  hinreichen  die  Unechtheit  der  Stelle 
zu  beweisen.  Auch  ist  unmittelbar  darauf  Aias  offenbar  wieder  ganz 
allein  den  Troern  gegenüber,'  wie  oben  Odysseus  (V.  414  ff.),  und 
w^onn  er  später  wieder  eine  Schar  von  Achaeern  um  sich  hat  und  zu- 
letzt sich  zurückzieht  zur  Schar  der  Gefährten,  so  scheidet  sich  anch 
diese  Stelle  als  offenbare  Interpolation  aus. 

57» 


858     H.  Dantser:  die  iDterpoltCioMB  im  eilften  Boche  der  Ifias. 

Die  von  dos  sIs  eingeschoben  beieicboete  Stelle  bietet  aber  aaeh 
sonst  manches  anstöszige.    Zunfichst  füllt  der  anbestimmte  Aosdroek 
Tq^q  OQivofjiivovg  aaf,  den  man  nothwendig  aof  die  zuletzt  genannten 
Troer  beziehen  mosz,  nicht  auf  die  von  Aias  in  Verwirrung  gebrachtea, 
deren  vorher  Erwähnung  geschehen.    Der  homerische  Dichter  wQrde 
sich  bestimmter  ansgedröckt  haben,  wie  er  auch  wol  statt  des  ein- 
fachen voTjOSy  da  es  sich  von  einem  Bemerken  in  der  Ferne  handelt, 
ogv  votfis  (£  680  O  91.  153  >i  343  O  649)  gebraucht  hatte.    Statt  die 
Situation  Hektors,  den  wir  im  harten  Kampfe  mit  den  Achaeern  ver- 
•lassen,  nfiher  zn  bezeichnen,  hören  wir  nur  dasz  Kebriones  neben  ihm 
stehe  (wir  müssen  hinzudenken  auf  seinem  Wagen).  Wenigstens  bitte 
die  Zurückdrängung  und  Verfolgung  der  Achaeer,  die  wir  nach  V.  dOi 
erwarten,  angedeutet  sein  mQssen;  aber  der  Kampf  scheint  noch  kei- 
neswegs der  Entscheidung  nahe  (Kebriones  sagt  nur  dasz  sie  mit  den 
Danaern  kämpfen),  und  wir  sehen  gar  nicht  wie  sie  an  dieser  Stelle 
die  Schlacht  verlassen  können,  welche  hier  weniger  bedeutend  als  bei 
Aias  gedacht  wird.  4)ies  steht  aber,  wie  schon  Lachmann  und  naeh 
ihm  Bibbeck  bemerkt  hat,   in  entschiedenem  Widerspruch  mit  oben 
V.  499  f.    Wenn  es  oben  hiesz :  r^  ^a  fiakiaxa  avögäv  ntvcxB  xcrpi^va, 
ßoii  d'  äaßiaxog  oQtiQny  so  konnte  unmöglich  derselbe  Dichter  voa 
dem  andern  Theile  der  Schlacht  im  Gegensatze  zu  diesem  sagen:  ly* 
^  fidkiaxa  CnnrJBg  xef^ol  ts  xax^  lgt6a  TtQoßaXovreg  alli^Xovg  oli- 
xovcr»,  ßoii  d'  äaßiatog  o^mgev.    Wie  beide  Stellen  miteinander  beste- 
hen können,  hat  Hiecke  gar  nicht  zu  zeigen  gesucht  und  somit  eineo 
gewichtigen  Grund  zn  meiner  Annahme  der  Interpolation  ganz  oabe- 
achtet  gelassen.    Lachmann  warf  die  frühere  Stelle  ans;  gerade  da- 
durch dasz  ich  die  andere  verwarf  glaubte  ich  Lachnianns  gaasem 
Aufbau  seines  zehnten  Liedes  seine  Stütze  zn  nehmen.    Hiecke  hllte 
sich  nicht  hier,  wie  auch  sonst,  die  Sache  so  gar  leicht  machen  sollen. 
Wenn  an  demselben  Theile  der  Schlacht,  von  welchem  es  früher  heiszt, 
die  Troer  würden  von  Aias  arg  mitgenommen  (V.  523  IF.),  gleich  dar- 
auf ^Fuszvolk  und  Reisige  einander  tödten'  (auch  das  zweideutige  des 
Ausdrucks  fällt  auf),  so  ^teht  dies  nicht  im  besten   Einverständnis. 
Dasz  des  Aias  gewaltiger  Schild  als  Kennzeichen  des  Aias  angeführt 
wird  (V.  527),  dürfte  auch  nicht  der  homerischen  Weise  entsprechen. 
Auffallen  musz  ferner  V.  533  (itxi  Tgüktg  %al  ^Axttiovg^  da  ja  Hektor 
und  Kebriones  auch  bben  vom  Kampfe  der  Troer  und  Achaeer  herkom- 
men.   Richtig  steht  der  Vers  P  458.    Eigen  sind  die  Ausdrücke  %a%iiv 
iffiSa  TC^alovreg  (V.  529)  in  der  Bedeutung  ^bösen  Kampf  beginnend', 
wo  man  etwa  scQOfpigovug  erwartete,  nXriyijg  aioweg  (V.  532)  *den 
Schlag  empfindend'  und  x<it^ro  öovQog  (V.  539)  *er  liesz  ab  vom  Speer- 
wurP,  mit  dem  eigenthümlieh  für  ov  gebrauchten  (liwv^a;  auch  die 
fuiatt^  XiyvQTj  (V.  532)  kennt  Homer  nicht.    V.  534 — 537  sind  ws 
T  499  ff.,  V.  540  f.  aus  A  264  f.  heruber'genommen,  auch  manches  ein- 
zelne benutzt,  wie  bei  V.  531  ^  280  (P  624),  bei  V.  538  f.  ^  52  f. 

Dnrch  Machaons  Verwnndiing  sind  die  Achaeer  an  der  Stelle  wo 
Hektor  kämpft  des  besten  Helden  beraubt,  so  dasz  sie  hier  zurück- 


H«  Dflakser:  die  loterpolatioBtto  im  eilflen  Bache  der  Iüm.     859 

weichen  roOssen.  Dem  Aias,  der  an  der  andern  Seite  der  Schlacht 
noch  Widerstand  leistet,  flöszt  jetzt  Zeus  selbst  Furcht  ein,  so  dasa 
er  langsam  sich  zurückzuziehen  beginnt.  Wie  uauiutig  er  sich  ent* 
fernt,  wird  durch  ein  treffendes  Bild  beaeichnet,  woran  sich  ein  an- 
deres anschlieszt,  welches  hervorhebt,  wie  wenig  die  den  Aias  ver- 
folgenden Troer  trotz  ihrer  UebermaAt  ihm  anhaben  können.  Aber 
unmittelbar  darauf  beginnt  wieder  eine  gröszere  bis  zu  V.  596  rei- 
chende Interpolation.  Keiner  der  Erklärer  hat  bisher  einen  verständi- 
gen Fortschritt  und  eine  zutreffende  Verbindung  in  V.  ö66*-ö74  nach-' 
weisen  können.  Freilich  (ritt  Bäumlein  (Z.  f.  d.  AW.  iSöO  S.  161)  mil 
einem  aolchen  Anschein  auf;  aber  wenn  er  bemerkt:  'niemandem  kann 
entgehen  dasz  566  ff.  vollkommen  die  mit  546  begonnene  Soene  fort- 
setzt, dasz  dem  &rjQl  ioixag  ivtQonah^oiASvog,  oUfov  yow  yavvog 
afielßdjv  ganz  das  akXoie  (ihv  ^nvr^aßneto  &<yvQi6og  aXxijg  .  .  ozi  6h 
Tf^amdaniTO  q)Bvyeiv  xrA.  entspricht,  und  dasz  das  Gleichnis  556  ff.  mit 
seiner  Anwendung  563 — 565  in  571  ff.,  namentlich  566  in  572  wieder 
aufgenommen  ist',  so  zeigt  gerade  diese  wunderliche  Vertheidigung 
das  mislicbe  der  Sache.  Wie  wäre  denn  ein  Aufnehmen  zunächst  des 
einen,  dann  des  andern  Gleichnisses  ein  verstandiger  Fortschritt? 
Aber  Baumlein  bat  auch  V.  647  mis verstanden,  wenn  er  der  allgemei- 
nen Deutung  folgend  erklirt,  diesem  entspreche  ganz  unten  V.  564. 
ivxQOTiah^ofUvog  versieht  man  ganz  irrig  von  häufigem  Umwenden ;  an 
allen  Stellen  (Z  496  P  109  <Z>  492.  Apoll.  Argon.  U\  1222.  1337)  wird 
es  von  der  halben  Wendung  gebraucht,  wo  man  den  Blick  immer  dem 
Orte  zugewendet  hält,  von  dem  man  sich  entfernt.  Nur  auf  diese 
Weise  erklärt  sich  unter  anderem,  wie  es  von  Menelaos  P  J14  (nach 
ivxQOTtciXiiofievog  V.  109)  ^6zot0TQ£q>^£Cg  heiszen  kann.  ^^)  Aias  weicht 
in  halber  Wendung,  indem  er  den  Blick  immer  auf  die  Troer  hinter 
ihm  gerichtet  hat,  langsam  Fusz  vor  Fusz  setzend;  mit  dem  linken 
Arme  hält  er  ihnen  den  Schild  entgegen,  auf  den  diese  immerfort 
ihre  Speere  schlendern.  Dasz  er  sich  zuweilen  wieder  ermanne  und 
auf  die  Troer  losgehe,  um  dann  wieder  zu  fliehen  (V.  566 — 568),  ist 
ein  ganz  neuer,  nach  dem  langsamen  Zurückweichen  kaum  zu  er- 
wartender Zug.  Wenn  es  nun  darauf  heiszt,  alle  (Troer)  habe  er  so 
abgehalten  nach  den  Schilfen  zu  gehen,  so  ist  hier  schon  der  Aus- 
druck dunkel  und  malt;  das  unhomerische  odmtv")  von  den  nach 
den  Schiffen  stürmenden  Troern  zu  gebrauchen  ist  ganz  nngeachiekt ; 


14)  Mit  Recht  bemerkt  Lobeck  Pathol.  prol.  103,  die  Endung  -tj^ia 
gebe  den  Zeitwörtern  keine  frequentative  Bedeutung.  Und  so  findet  sich 
diese  auch  nicht  in  fisxcitQOnaXiStad-at  T  1\K).  Von  dem  Umwenden 
des  ganzen  Körpers  braucht  Homer  weder  iptginco  noch  fisrar^fVco,  die 
er  nnr  in  übertragenem  Sinne  hat;  bloss  A  199  deutet  letsteres  auf  das 
Umwenden  des  GeRichts«  fjtftatQOitaliieü^ai  ist  ihm  das  völlige  Um- 
wenden, ivzQOTcaUtsad'at  die  erste  Drehung,  die  halbe  Wendung  des 
Körpers.  Von  üTQfifJto  wird  (tszttöXQifpo ftai  in  ähnlichem  Sinne  gebraucht, 
aber  nicht  ivaxQStpofiai  ^  das  in  ganz  anderer  Bedeutung  erscheint. 

15)  Homer  kennt  kein  von  odog  oder  Zosammensetaungen  des  Wortes 
abgeleitetes  Verbum.  Jetzt  sehe  ich  dasz  Bekker  V.  558—574  ausgeworfen. 


860     H.  DAntser:  die  Intefpolitionen  im  eilfleo  Bache  jder  Iüm. 

weniger  Gewicht  ist  daraof  ca  legen ,  dass  nQohgyB  nar  hier  sich  fio- 
det,  obgleich  man  nach  sonstigem  Gebrauche  (P 11  H  bb  P  75*2)  0vV* 
%avxa^  d'  aviiQye  erwartete :  vgl.  PlbOAtavxB  fi^xriv  ivkqyov  onlcaa 
Tgmmv,  Andere  erklfiren  nQoii(^B  *er  sdhatzle  alle  Achaeer';  aber 
diese  Bedeatung  kann  das  Wort  onmöglich  haben,  und  der  Vers  wurde 
dadurch  im  Zusammenhange  Ach  seltsamer.  Haben  wir  zutettt  den 
Aias  bald  vordringend  bald  weitfhend  gesehen,  so  zeigen  ihn  gar  V. 
570 — 574  unerschrocken  zwischen  den  Achaeern  und  Troern,  ohoe 
einen  Gedanken  an  Flucht  trotz  der  auf  ihn  los  werfenden  Troer;  denn 
anders  kann  doch  dvve  *er  starmte,  eilte'  (vgl.  B  446  £  87.  96  ^  624 
A  73.  188.  203.  342  T  412.  493)  nicht  verstanden  werden ,  da  ja  keine 
Andeutung  der  Flucht  urtd  des  Umwendens  eich  findet.  Das  Werfen 
der  Speere  nach  Aias  (V.  565)  kehrt  hier  wieder ;  die  Verse  sind  ans 
O  314  IT.,  wo  aber  statt  tot  6h  öovQa  viel  treffender  nokla  Sh  dwQa 
Yorantritt  und  wir  statt  akka  {ihv  iv  öccKe'i  (isyaXa  ndysv  oq^va  n^c- 
atD  lesen  ikka  fiiv  iv  xQot  ni^y wt*  aQrft^oiov  ai^tiiBv,  wozu  das  wei- 
ter folgende ,  von  unserm  Interpolator  beibehaltene  nagog  XQoa  ksvxov 
inavQeiv  den  entschiedensten  Gegensatz  bildet.  Welche  von  beiden 
Stellen  die  ursprQngliche  und  welche  die  nachgemachte  sei,  darüber 
kann  nicht  der  geringste  Zweifel  obwalten.  Die  Unecbtheit  von  V.  570 
— ^574  ergibt  sich  aber  schon  daraus  dasz  hier  eine  gröszere  Schar 
Achaeer  bei  Aias  gedacht  wird ,  welcher  nach  unserer  obigen  Dar- 
legong  ganz  allein  den  Troern  Widerstand  leistet. 

Derselbe  Grund  wflrde  schon  allein  hinreichen  auch  die  folgende 
Stelle  von  dem  Auftreten  und  der  Verwundung  des  Enrypylos  and 
dem  Rackzug  des  Aias  in  die  Reihen  der  Geffihrten  (V.  575—596)  Tür 
eingeschoben  zu  erklfiren.  Aber  die  ganze  Darstellnng  ist  wunderlieh. 
Enrypylos  soll  den  Aias  allein  gesehen  haben,  wihrend  die  andern 
Achaeer  mit  zugewandtem  Rflcken  fliehen;  denn  dieser  ruft  ihnen  sa: 
Cvfjft^  ikekix^ivtsg;  aber  es  ist  vorher  mit  keinem  Worte  gesagt,  dass 
die  Qbrigen  Achaeer  sich  zur  Flucht  gewandt,  noch  hören  wir  spiter 
dasz  sie  sich  wirklich  umgedreht  haben,  sondern  nur  of  öh  nag'  avxov 
nkffiioi  ((StTfictv,  Und  wie  kommt  es  dasz  Eurypylos,  statt  dem  Aias 
den  Rackzug  sn  decken ,  ohne  Noth  einen  der  Troer  erlegt  and  non 
gar,  ala  ob  er  es  darauf  anlege  sich  verwunden  zu  lassen,  inmitten  der 
schrecklichsten  Gefahr  die  Leiche  der  Waffen  beraubt?  Weder  der 
Zustand  des  Aias  ^^)  noch  der  des  Enrypylos  ist  klar  bezeichnet;  von 
letzterm  heiszt  es  nur,  er  sei  an  des  Aias  Seite  getreten.  V.  577—579 
sind  aus  P347  ff.,  wo  nur  ftoA^  iyyvg  statt  itaq*  ctvxov  und  statt  Iff- 
nu^ldrjy  OccvatdSriv,  Schon  Lachmann  hat  (S.  77)  auf  den  merkwfir- 
digen  Umstand  aufmerksam  gemacht,  dasz  an  beiden  Stellen  der  Name 
des  verwundeten  derselbe  ist  (die  sehr  schwach  bewahrte  Ltstri 
ji(iv^aova  P  348  kann  nicht  in  Betracht  kommen),  nur  dasz  der  Name 
der  Vfiter  wechselt,  wie  umgekehrt  iV  411  f.,  wo  zwei  dieser  Verse 


16)  ßiatofupov  ßeXiewi9  nach  O  727   H  102 ;  aber  nvMVOici  sUtt 
nokküCci  dürfte  nicht  homeriseh  sein. 


II.  Dfiatzer:  die  InterpolatioAen  im  eilften  Buche  der  Ilias.     861 

• 

wiederkehren,  der  Name  des  verwandeien  verschieden,  ober  der  des 
Wniers  IjtTcaaog  beibehalten  ist.  Jene  beiden  Stellen  sind  echt,  und 
kann  ts  im  Grunde  nicht  so  sehr  aufTallen,  dasz  uiüer  den  Achaeeru 
(denn,  was  Lacbmaun  nicht  bemerkt  hat,  in  Buch  iV  ist  von  einem 
Achaeer  die  Rede)  und  unter  den  Troern  Söhne  zweier  ganz  verschie- 
dener -Innaaog  sind  (zwei  Söhne  eines  'Innaaog  auf  troischer  Seite 
finden  wir  auch  A  426  CT.);  dagegen  ist  unsere  Stelle  aus  Buch  P 
heriibergenommen ,  wo  sie  viel  passender  steht,  da  Lykomedes  dort 
den  Tod  seines  tiefahrten  rächen  will.  'Wie  aber,  wenn  P  348  ur- 
s*prüoglich  auch  xai  ßaks  Oavöuiöriv  ^Anufdova  stand,  und  etwa  Ze- 
nodot  oder  die  Anordner  unserer  Ilias  (PavHiaSrfv  nach  iV  411  in  'Ift- 
juialörjv  änderten,  um  den  Widerspruch,  dasz  derselbe  Mann  an  zwei 
verschiedenen  Stellen  der  Ilias  füllt,  zu  beben?  Finden  wir  ja  zwei 
ganz  ähnliche  Falle  in  unserer  Ilias.  iV643IT.  fallt  Har'palion,  der  Sohn 
des  Pylaemenes;  der  Vater  desselben  wird  V.  658  f.  noch  als  lebend 
bezeichnet,  wahrend  £576 ff.  Menelaos  diesen  getödtet  hat.  Aristophanes 
wollte  V.  658f.  streichen,  während  ZenodotV.645£vAaifi£V£og  schrieb. 
P306  ff.  erlegt  Heklor  2%iölov^  (isya&vfiov  lq>ixov  viov^  0m%i^oiv  0%^ 
aQicrov^  dagegen  erschlägt  er  in  einer  eingeschobenen  Stelle  O  515 
2%t6iov^  Dsgifiriöeog  viov^  igjipv  Ofonr^uiv.  Statt  Otonriünv  schrieben 
einige  ^A^valtav^  offenbar  um  den  Widerspruch  zu  entfernen.  Wenn 
an  jenen  beiden  Stellen  die  Aenderung  nicht  durchdrang,  so  könnte 
diese  P  348  erfolgreicher  gewesen  sein.  So  würde  der  von  Laohmann 
hervorgehobene  seltsame  Fall  seine  ganz  natürliche  Erklärung  finden, 
zugleich  aber  die  Interpolation  der  Stelle  von  Eurypylos  um  so  offener 
zu  Tage  Uegen.  Der  Name  des  Vaters  Phausias  klingt  an  keinen  grie- 
chischen an,  was  aber  nichtHiuffallen  darf,  da  bei  dem  des  Sohnes 
Apisaon* derselbe  Fall  eintritt;  sonst  könnte  man  an  Av^ludip^  (vgl. 
uvciog)  denken. 

Verfolgen  wir  die  Interpolation  von  Eurypylos  weiter,  so  tritt 
hier  znm  drittenmal  in  unserm  Buche  Paris  als  Verwunder  hervor,  was 
freilich  nicht  so  hoch  anzuschlagen  ist,  wie  Lachmann  wollte.  Fallt 
unsere  Stelle  weg,  so  finden  wir  Paris  nur  an  zwei  Stellen  des  Schlacht- 
feldes,, einmal  wo  er  den  Diomedes  verwundet,  dann  aaf  der  linken 
Seite  der  Schlacht,  wo  Machaon  ficht,  beidemal  in  Hektors  Nähe.  Eigen 
ist  V.  582  f.  zQ^ov  eIiuxo  statt  xolov  zixaivixo  (A  370);  bei  Homer 
findet  sich  wol  ro^ov  tv^xw  avikauv  {A  375  JV  583)  ^  viVQa  ?k7uiv 
{A  122),  aber  nicht  in  der  Bedeutung  des  Spannens  des  Bogens  auf 
einen  hin  to^ov  sixec&ai.  66val^  steht  nur  hier  in  dieser  Bedeutung; 
die  Wiederholung  des  (irigov  ist  nicht  ohne  Anstosz,  auch  dasz  des 
Schmerzes  des  Schenkels  erst  nach  dem  Abbrechen  gedacht  ist.  V.  584 
allein  auszuscheiden  geht  doch  nicht  wol  an:  vgl.  E  660  ff.  V.  585 — 
587  kommen  mehrfach  bei  Homer  vor,  freilich  nie  der  erste  mit  den 
beiden  folgenden  verbunden:  vgl.  F &2  A  275 f.  tff^'  iXahx^ivzeg  ist 
dem  Interpolator  eigen,  der  sich  des  ilelix^fi^  ikiUxj^rfiav^  iUXvnj&Bv 
erinnerte ,  das  i^ivvm.  vrikelg  rjiiaQ  ans  P  511  herübergenommen  (vgl. 
^  484  iV  514  O  375  P6I5),  nicht  sehr  geschickt,  da  der  Dativ  Atavxt 


862    H.  Dftolx«r:  die  loterpolatioMii  im  eilftcn  Boehe  der  Uias. 

(sonst  Rndet  sich  fiberliaapt  kein  Dativ  in  dieser  Redeweise)  %n  spik 
nachkommt.  Bei  V.  599  ff.  schwebt  ausser  dem  bekannten  VersscUnn 
ovdi  S  q)qiii  £  307  f.  vor:  g>ev^oiMu  ix  nolifu>io  dvarnhg^  alXii  ftctl' 
avtiiv  öTTiaofiai^  aber  gar  wanderüch  ist  damit  ap^q)*  Autvra  (Uyv¥^ 
TelafMoviov  viov  (vgl.  A  &6S  P  115)  verbunden   (die  Wiederbolnng 
des  Namens  des  Aias  ist  störend):  sehr  sollen  sie  sich  entgegenstellen 
um  den  Aias.    AuCTallond  genug  werden  wir  V.  592  daran  erinnert, 
dasK  Eurypylos  verwundet  ist,  und  die  Beschreibung,  wie  die  Achaeer 
dem  Aias  su  Hälfe  geeilt,  ifit  nichts  weniger  als  bezeichnend;  höreo 
wir  ja  nicht  einmal,  wie  wir  schon  oben  bemerkt,  dasa  sie  sich  um- 
gewandt.   Sie  traten  nahe  an  ihn  heran,  indem  sie  die  Schilde  vor 
sich  und  die  Speere  in  die  Höhe  hielten,  nnd  Aias  kam  ihnen  entgegen. 
Hier  schweben  vor  iV  487  f.  of  d'  aga  vtavrsg  Sva  ^peoi  Ovfiov  i%ov- 
reg  nkriaioi  lavriaavj  adxe^  äfioiCiv  %UvavT€g^  O  297  f.  atiiofuv . . 
öavQot^  avciaxoiuvoi  (vgl.  P233  f.  oi  d'  i^g  Javaäv  ßqUsavztg  ißti- 
öav  dovgcn   avccaxofiBvoi)  nnd  A  219  ^Ayafiifivovog  ivxlog  i/IOfv, 
wenn  nicht  etwa  Y.  594  die  andere  Lesart  x^v  61  c%(tdov  fjlkvd^tv  nr- 
sprflttglicher  sein  sollte,  wo  man  an  jV402  fiaAa  ax^iov  '^AvOev  'ido- 
fuviiog  denken  könnte.    Vergleichen  wir  i^487  f.,  so  ergibt  sich  wie 
annöthig  das  te«^'  avxov  ist;  trotz  dieses  »ap'  crvrov,  welches  deut- 
lich zeigt  dass  sie  schon  dem  Aias  sich  zur  Seite  gestellt,  kommt  die- 
ser erst  V.  593  ihnen  entgegen  und  wendet  sich  um  (er  musz  also  deo 
Troern  den  Rücken  zugekehrt  haben),  als  er  zu  ihnen  gelangt  ist.  Die 
Erwähnung  der  in  die  Höhe  gehaltenen  Speere  fehlt  in  der  Parallel- 
steile,  llszt  sich  indessen  dadurch  vertheidigen,  dasz  die  Achaeer  dro- 
hend den  Troern  gegenaberstanden.    V.  595  findet  sich   O  ^91  P  il^ 
V.  596  iV  673  ^  1  (vgl.  P  366.  424).    Difk*  letztere  Vers  scheint  oor  ds 
an  der  Stelle  zu  sein,  wo  von  6inem  hitzigen  gegenseitigen* Kampfe 
die  Rede  ist,  was  an  unserer  Stelle  nicht  der  Fall.  Schwerlich  dürfte  er 
ursprünglich  £  1  gestanden  haben,  wo  wir  ihn  leicht  entbehren ;  P  424, 
wo  blosz  der  Anfang  des  Verses  sich  findet,  gehörl  einer  Interpolatioo  ao. 
Vortrefflich  schlieszt  sich  V.  597  (iVitfropa  d'  i%  noXiitoM  tpigov 
NflXi^wi  ÜTtTtoi)  an  V.  565  an.    Nachdem  uns  der  Dichter  geschildert, 
wie  Aias  sich  halbgewendet.  Schritt  vor  Schritt,  von  den  verfolgendes 
Troern  hart  bedringt,  zurückzieht,  wie  das  Weichen  der  Achaeer  vor 
Hektor  vorher  (V.  504)  angedeutet  ist,  führt  er  uns  zu  Nestor  turflck, 
nm  die  Sendung  des  Patroklos  einzuleiten,  deren  Bedeutsamkeit  er  mit 
den  Wortdn  hervorhebt :  naxov  i*  aga  oi  niksv  igxj*   Achilieos  steht 
auf  seinem  Schiffe,  wo  er  der  Wendung  der  Schlacht  zuschaut.  Scbos 
hat  er  Agamemnon,  Diomedes  und  Odysseus  verwundet  aus  der  Scblacbl 
zurückkehren  sehen;  nun  kommt  auch  Nestor  rasch  mit  einem  offenbar 
auch  verwundeten,  den  aber  Acbilleus  nicht  erkannt  hat,-  weshalb  er 
den  Patroklos  ruft,  damit  dieser  zu  Nestor  eile  und  erkunde,  wer  sr 
sei.    Der  Dichter  bedarf  einer  Handhabe,  um  den  Patroklos  zur  Büle 
an  Acbilleus  zu  veranlassen,  er  möge  doch  ihn  in  den  Kampf  seodeo; 
deshalb  musz  er  zu  Nestor,  der  ihm  die  Noth  der  Achaeer  driflge"° 
ans  Herz  legt,  und  zwar  musz  Aohilleus  selbst  ihn  zu  Nestor  seadeo. 


H.  Dflnlter:  die  Interpoladoaeo  im  ei|Aeii  Boche  der  llias.     863 

Hienu  bennUt  der  Diohler  d^  Aetheil  welchen  dieser  an  der  Schlacht 
nimnt,  deren  unglückliche  Wendung  ihn  die  baldige  Erfallung  seines 
Wansches  hoffen  lasxt;  da  er  nemlich  einen  der  aus  der  Schlacht  rer- 
wandet  heimkehrenden  Heiden  nicht  erkannt  hat,  wflnscht  er  zu  er- 
fahren,  wer  denn  dieser  sei.  Dasz  er  in  ihm  den  Machaon  erkannt  zu 
haben  glaube,  und  weshalb  er  ihn  nicht  genau  gesehen  (V.  613 — 61ö), 
ist  ein  dnrchaus  onn&thiger  Zusatz,  welchen  wir  dem  Interpolator  ver- 
danken, der  auch  hier  wieder  den  Arzt  hineinbringen  wollte.  Nicht 
etwa  weil  er  den  Machaon  als  Arzt  für  besonders  wichlig  hielte,  son« 
dem  um  seine  Neugierde  zu  befriedigen ,  entsendet  er  den  Patroklos. 
Die  Verse  scheiden  sich  leicht  aus.  Das  TmEOi  (is  nc((fiii^ctv  ist  niehl 
richtig;  Achillens  schaute  den  Nestor  in  der  Ferne,  da  diesen  sein 
Weg  nicht  am  ZeU.e  des  Achilleus  (dieser  selbst  stand  weiter  ab,  anf 
dem  Schiffe)  vorbeifuhr le.  In  der  Milte  lagen  die  Schilfe  des  Odysseus, 
an  dem  einen  Ende  die  der  beiden  Aias,  am  andern  die  des  Achilleoa 
(A  5  ff.)*  I^asz  die  Schiffe  des  Nestor  zwischen  denen  des  Odysseos 
ond  der  beiden  Aias  lagen,  ergibt  sich  daraus  dasz  Palroklos,  als  er 
von  Nestor  zurüekeilt,  an  den  Schiffen  des  Odysseos  vorbeikommt 
(yi  806).  Das  Thor  das  Hektor  sprengt  und  das  wir  für  das  einzige 
halten  müssen  (M  175 — 181  hat  man  mit  Recht  längst  verworfen),  liegt 
in  der  Mitte  der  Schiffe;  denn  in  der  Blitte  der  Sohitfe  kimpft  Hektor 
nach  N  312  mit  Aias,  und  wir  hören  iV679,  dasz  er  noch  dort  stand, 
y  xa  nQfotcc  ftvkag  xal  xBlxog  iöäXro^  wahrend  vrimy  in  agiarsgi 
(V.  676),  was  gleichbedeutend  ist  mit  iic^  agiöuga  örQaxov  (V.  326), 
Idomeneus  und  Meriones  die  Troer  bedringen.'')  Als  Nestor  durch 
das  in  der  Mitte  der  Schiffe  befindliche  Thor  kommt,  sieht  ihn  Achil- 
leus, jener  aber  fahrt  nach  der' dem  Achilleus  entgegengesetzten  Seite 
des  Laders.  Patroklos  gedenkt  auch  unten  V.  650  blosz  der  Frage 
ov  xivu  xovxov  aysig  ßsßkrjfiipov.  '^)  Vorher  hat  Bekker  mit  Recht 
V.  605 — 607  gestrichen ,  wie  TCQoaiBine  zeigt,  das  eine  frühere  Frage 
des  Patroklos  ausschlieszt. 


17)  Schon  Lachmann  hat-  bemerkt,  dasz  mit  der  sonstigen  Vor- 
stellung die  Verlegung  des  Thores  auf  die  linke  Seite  M  118  f.  in  Wi- 
derspruch steht,  aber  die  Verse  gehören  einer  grossem,  von  uns  früher 
nachgewiesenen  Interpolation  an.  Auffallen  musz  es,  wie  Lacbmann 
fibersehen  konnte  dasz  N  681  —  684  unecht  seien,  da  die  Schiffe  des 
Aias  ja  an  dem  einen  Ende,  nicht  in  der  Mitte  liegen.  Schon  Heyne 
hat  sie  mit  der  folgenden  ,  mit  Recht  auch  von  andern  verworfenen 
Stelle  685 — 700  angezweifelt.  Wahrscheinlich  wollte  sich  ein  Rhapsode 
mifV.  680 — 684  den  Uebergang  zu  der  Erwähnung  der  Athener  machen. 
Heynes  Meinung«  die  Verse  seien  aus  Lappen  verschiedener  Rhapsoden 
zusammengeflickt ,  ist  unhaltbar ;  freilich  ist  die  Verbindung  sprachlich 
holperig  genug,  aber  man  erkennt  die  Absicht  des  Rhapsoden,  hier  die 
Athener  nebst  benachbarten  Völkern  einzufügen.  18)  ßaXXeiv  kann 

hier  offenbar  nur  die  allgemeine  Bedeutung  des  Treffens  haben,  obgleich 
es  der  eigentliche  Ausdrnek  vom  Verwunden  mit  dem  Pfeile  ist;  oder 
sollen  wir  etwa  annehmen^  Achillens  habe  den  Pfeil  noch  in  der  Schulter 
des  Machaon  gesehen?  So  steht  ^iletv  auch  sonst  vom  Treffen  des 
Speeres:   vgl.   T  356  J  480.  499  £  73  i7  465  f.    Auch   tvnznv  und 


866     H.  Dflatter:  di«  Interpolationen  im  eilften  Bocbo  der  Ilias. 

avÖQaa^v  (iV  461  11  5^7)  iat  jedenralls  mit  Ibv  an  verbinden.    Sehr 
acliwach    erscheint    der   Schiusz    aviag  ^Axtkltifg  *  *  oXtitcu^   wobei 
i731  f.  vorschwebte.    Uebrigons  scheint  unsere  Interpolaiion  selbst 
eine  solche  später  erlitten  zu  haben.    V.  705  hat  man  langst  als  onge- 
b6rig  und  nach  i  42.  549  eingeschoben  betrachtet,  weil  hier  nach  den 
vorhergehenden  von  keiner  gleichen  Theilong  die  Bede  sein  könne. 
Hierbei  hat  man  ganz  unbeachtet  gelassen,  dasz  der  Widerspruch  da- 
durch keineswegs  beseitigt  wird.    V.  685  ff.  heiszt  es,  die  Herolde 
hätten  diejenigen  Pylier  zusammengerufen,  welche  von  dem  Ranbza^ 
der  Eleier  Schaden  erlitten,  und  diese  (sie  heiszen  hier  IIvUnov  tf^ff 
tOQsg  avÖQig)  hätten  getheilt.    Sonderbar  ist  es  nun,  dasz  V.  696  anf 
die  Theilung  zurückkommt  und  hier  des  Antheils  gedacht  wird,  des 
Nelens  sich  (doch  als  Fürst  wol  zuerst^  davon  genommen  (zuerst  wird 
er  genau ,  dann  V.  704  unbestimmt  durch  aansza  TtokXd  bezeichnet), 
worauf  es  heiszt,  das  übrige  habe  er  dem  Volke  zu  gleicher  Theilong 
gelassen,  wobei  völlig  vergessen  ist,  dasz  bei  der  oben  angedeuleleo 
Theilung  eine  nach  dem  Schaden  berechnete  zu  denken  ist  und  das 
ganze  Volk  keineswegs  zur  Theilung  zugelassen  wurde,  welche  aar 
^ytixoifag  uvdQag  betraf.  Und  wollte  man  auch  iiyijroQBg  avdgsg  als  eioe 
ehrenvolle  Bezeichnung  der  Pylier  im  Gegensatz  zu  den  'HXeioi  ayi^oto^- 
vai  ansehen,  eine  Theilung  unter  das  ganze  Volk  stimmte  nicht  zum  frfi- 
hern.  Der  Widerspruch  schwindet,  wenn  man  V.  6ä8~705  als  Einschieb- 
sel eines  spätem  Rhapsoden  betrachtet,  welcher  die  von  Herakles  über 
die  Pylier  gebrachte  Schwache  als  Veranlassung  des  Raubzuges  der  Eleier 
angeben  wollte.   Friedländer  (Philoiogns  IV  581  f)  will  auch  in  der  Er- 
zählung von  dem  Jugendsiege  Nestors  eine  doppelte  Recension  erkeane«. 
Nestor  will  den  PaAoklos  an  dasjenige  erinnern,  was  seio  Vater 
beim  Scheiden  ihm  aufgetragen,  und  ist  es  der  Natur  des  Alten  ganz 
gemäss,  wenn  er  sich,  ehe  er  hierzu  kommt,  in  einer  nlihern  Beschrei- 
bung des  Angenblicks  ergeht,  wo  Menoetios  in  seiner  und  des  Odys- 
seus  Gegenwart  ihm  dringend  an  das  Herz  gelegt  hat .  dem  Achilleus 
rathend  zur  Seite  zu  stehen.  Schon  Anstoplinnes  und  Aristarch,  denen 
Heyne  und  Lachmann  zustimmen,  wollten  hier  V.767 — 785  als  spälerei; 
Einschiebsel  auswerfen,  aber  ein  irgend  gewichtiger  Grund  gegen  die 
Echtheit  der  Stelle  liegt  gar  nicht  vor.    Die  Alten  haben  sich  beson- 
ders auf  den  Widerspruch  unserer  Stelle  mit  1  253—259  berufen;  aber 
der  Gesang  von  der  Gesandtschaft  ist  später  als  der  gröste  Theil  der 
Ilias,  und  der  Dichter  desselben  bat  unserie  Stelle  auf  freie  Weise  be- 
nutzt. Wenn  sie  weiter  daran  Anstosz  nahmen,  dasz  V.  777  f.  der  jnnge 
Achilleus,  nicht  Polens,  wie  man  erwarten  müsse,  den  Fremden  ent- 
gegengehe, so  übersehen  sie  dasz  Achilleus  diese  zuerst  erblickt  n» 
Peleus  das  Opfer,  womit  er  beschäftigt  ist,  gar  nicht  verlassen  kann. 
Bei  Menelaos  (d  22  ff.)  führt  Eteoneus  die  Gäste  herein,  bei  Nestor 
(y  34)  treten  alle  anwesenden  den  ankommenden  entgegen.  Auch  be- 
kümmere sich  später,  bemerkten  sie,  Peleus  gar  nicht  nm  die  Fremden. 
Als  ob  der  Dichter  jeden  einzelnen  Zug  berühren  müste,  and  data  u 
einer  überhaupt  kurz  gehaltenen  Erzählung.     Endlich  fanden  sie  ac9 


H«  Dilateer :  die  Inlerpolationen  in  eilflen  Bache  der  Ilias.     867 

Ansdriiek  V.781  t}p%ov  iym  ^v'&oio,  aeltvenv  Vfifi*  Sit*  tniö^at  schwach 
und  gewöhnlich ;  aber  vfi(A  offt'  htea^ai  ist  bezeichnend  genng,  da  der 
Zweck  der  Sendung  vorher  in  V.  770  Xciov  ayelgovreg  xor'  A%ttU6a 
mvhoßoxnqav  bestimmt  angegeben  ist.  Gegen  den  Anftrag,  den 
Menoetios  darauf  dem  Patroktos  gibt,  könnte  man  anfahren  dass  J  252 
ff  438  iT.  Phoenix,  nicht  Patroklos  dem  Achilleos  beigegeben  wird; 
aber,  wie  bemerkt,  Boch  1  ist  spfitern  Ursprungs,  wie  das  ganze  dort 
angenommene  i)nge  Verhältnis  des  Phoenix  zn  Achilleas.  Behalten  wir 
die  Verse  bei ,  so  tritt  trefTend  die  Entlassung  des  Achilleus  in  den 
Mittelpunkt  der  Hede,  and  das  was  Achilleus  nie  Tergesseo  darf  wird 
als  dringender  Wunsch  des  alten  Vaters  hervorgehoben. 

Im  weitem  Verlauf  der  Rede  des  Nestor  wollte  Zenodot  V.  794  f. 
answerfen;  aber  abgesehen  davon  dasz  dann  iXka  öi  nsQ  nQohto  sich 
nicht  wol  anschlieszt") ,  scheinen  die  Verse  anentbehrlich,  insofern 
Nestor  hier  einen  möglichen  Einwurf  zu  einem  andern  Vorschlag  be- 
nnlzl.  Auch  kann  unmöglich  Patroklos,  wenn  er  die  folgenden  Verse 
J7  38  ff.  wiederholt,  V.  36  f.  daselbst  aus  sich  vorgesetzt  haben,  und 
die  Verse  dort  für  unecht  zu  erkliren  verbietet  entschieden  die  Erwi- 
derung des  Achilleas  (77  50  f.)«  Freilich  haben  Heyne,  Lachmann  u.  a. 
unsere  ganze  Stelle  V.  794 — 803  tilgen  wollen  als  ungeschickt  aus 
n  36  ff.  eingeflickt ,  aber  sie  ist  durchaus  nicht  zu  entbehren.  Heyne 
bemerkt :  *vix  bene  hoc  consllium  Nestori  iam  tum  in  animum  Inducere 
poela  potuit,  ut  Patroclns  armis  Aohillis  indutus  lerreret  Troianos: 
hoc  potius  ex  ipsa  re,  nee  praevisum,  evenire  debnit.  saltem  poeta 
sie  melius  suae  causae  consnluisset.'  Aber  musz  nicht  der  weise 
Nestor  alle  möglichen  Pille  ins  Auge  fassen,  und  von  wem  könnte  der 
kluge  Anschlag,  den  Patroklos  in  den  Waffen  des  Achilleus  zu  ent- 
senden, anders  ausgehen  als  vom  weisen  Pylier,  ov  nal  ngoc^tv  aglinri 
g>ctlvsTO  ßovXii  (^  ^^  ^  9^;  ^8:1-  ^  360  ff.)?  Hat  Nestor  V.  664  f.  den 
Achilleus  mitleidslos  genannt  und  V.  790  ff.  den  Patroklos  aufgefordert 
durch  guteo  Rath  sein  Herz  zum  Mitleid  zu  bewegen  —  denn  das  ist 
doch  ^ftov  oqIvhv  (vgl.  z^208  0  403*')  — ,  so  musz  er  sich  auch  den 
Fall  denken,  dasz  vielleicht  ein  höherer  Befehl  den  Achilleus  hindere 
sich  selbst  am  Kampf  zu  betheiligen,  nnd  er  musz  ein  Mittel  ersinnen, 
selbst  in  diesem  Falle  den  Schrecken,  den  Achilleus  den  Troern  ein- 
flöszt,  zum  Vorteil  der  Achaeer  zu  verwenden.  In  diesem  Vorschlage 
Nestors  liegt  zugleich  die  Anerkennung  der  ungeheuren  Furcht  der 
Troer  vor  dem  Peliden  so  bezeichnend  angedeutet,  dasz  Achilleus  sich 
dadurch  geschmeichelt  fühlen  musz,  wie  sich  dies  denn  auch  in  seiner 
Erwiderung  TI  70  ff.  andeutet.  Patroklos,  ganz  von  dem  UnglOck  der 
Achaeer  bewältigt,  könnte  auf  jenen  Aasweg  gar  nicht  kommen,  und 


22)  Vielleicht  wollte  Zenodot  hier  nach  77  38  statt  &lXa  lesen  mxtt. 
Bekanntlich  sind  unsere  Uebnrlieferungen  über  Zenodot  auoh  sonst  in 
Uhnlicher  Weise  lückenhaft.  Lachroanns  Annahme,  Zenodot  habe  seine 
Athetese  wol  bis  V.  803  ausgedehnt,  ist  höchst  nnwahrscheinlich. 

23)  Der  Optativ ,  den  man  ohne  haltbaren  Grund  bat  andern  wollen 
(vgl.  £  120),  bezeichnet  die  Ungewisheit  ohne  Hoffnung  auf  Erfolg. 


870    H.  DanUer:  die  Interpolitionen  im  eilflen  Boche  der  lliai. 

wol  will  and  nur,  am  den  Achilleos  zn  ehren,  ihnen  Unheil  beretlel 
Ihm  genflg^t  es  cur  Zeit  einzag^reifen ,  damit  am  £nde  das  gewOoscbte 
Ergebnis  sa  Tage  trete.   Dem  HekCor  verkQndet  er  dasz  er  ihm  heute 
Sieg  rerleihen  werde,  nur  nicht  persönlich  dem  Agamemnon  gegen* 
über;  erst  wenn  dieser,  wie  er  voranssieht,  den  Kampf  verlassen  hat, 
soll  er  hervortreten.   Kaum  hat  sich  Agamemnon  in  bitterster  Besorg- 
nis des  geahnten  Unheils  entrernt,  so  verleiht  Zeus  dem  Hektor  Rabai 
(V.  300).   Freilich  soll  anletst  keiner  der  Achaeer  dem  Hektor  gegeo- 
aber  Stand  halten  können,  aber  doch  dari  dieser  nicht  sofort  ohoe 
Jeden  Widerstand  so  den  Schiffen  dringen;  das  leidet  die  Ehre  der 
Achaeer  nicht,  denen  ja  Zeus  nicht  feindlich  ist;  aber  gerade  dieser 
Widerstand  soll  den  Aehaeern  hedeotenden  Abbroch  thno  ond  mehrere 
der  Haopthelden  kampfonfihig  machen.    Die  Wanden  sind  alle,  oa 
dies  hier  eioioschalten,  daraaf  berechnet,  dasz  sie  nor  diesen  Zweck 
erfallen,  wobei   der  Dichter   aof  passende  Abwechslang  Bdcksicbt 
nimmt    Agamemnon  wird  an  der  linken  Hand  verwundet  (der  fieber- 
hafte Schmerz  treibt  ihn  von  dannen),  Diomedes  an  der  Sohle  dt$ 
rechten  Fuszes,  Odysseys  an  den  Kippen,  Maohaon  an  der  rechlea 
Scholter,  Curypylos  an  der  Hüfte,  welche  nor  der  Interpolstor  als 
die  rechte'  bezeichnet,  wihrend  der  Dichter  selbst  sie  onbestinnt 
Uszt.    Der  anaofhaltsamen  Flucht  bis  zo  den  Schiffen  hin  geschieht 
nor  dnrch  Odysseos  ond  Diomedes  Einhalt,  welche  sich  mit  Holdeo- 
mot  den  Troern  entgegenwerfen  und  viele  anter  ihnen  tödten,  so  dass 
Hektor  selbst  sich  getrieben  fühlt  ihnen  eotgegenzatreten.    Trfife  die- 
sen hier  nicht  ein  kleiner  Unfall,  so  würde  die  allgemeine  Fluebl so- 
gleich entschieden  sein,  aber  die  Achaeer  sollen  sich  noch  einmal  aa/- 
raffen;  das  liegt  in  der  Absicht  des  Dichters,  und  auch  das  Verspre- 
chen des  Zeos  wird  dadorch  keineswegs  beeinirfichtigt ,  da  dieser  eia 
zeitweiliges  Zurückweichen  Hektors  keineswegs  ausgeschlossen,  sos- 
dem  ihm  nur  rühmlichen  Sieg  für  heute  zugesagt  hat.   So  kann  deoo 
Diomedes  dem  Hektor  mit  solcher  Gewalt  den  Speer  an  den  Hein 
schleudern,  dasz  dieser  davon  erschüttert  wird  ond  einiger  Zeit  be- 
darf am  sich  zn  erholen ,  worauf  er  dann  an  dem  andern  Tbeile  der 
Schlacht,  wo  während  Hektors  Abwesenheit  die  gerade  dadurch  er- 
ieicbterten  Achaeer  wieder  so  michtig  geworden  sind,  dasz  seine 
Hülfe  Noth  thot,  sich  heldenhaft  beiheiligt.    Eine  *  gewisse  Ferfidie' 
des  Göttervaters,  die  Hieeke  (S.  4)  hier  findet,  ist  gar  nicht  vorhao- 
den,  die  *  Niederlage'  Hektors  ist  nichts  anderes  als  dass  ein  starker 
Speerwurf  des  Diomedes  ihn  auf  kurze  Zeit  betäubt,  worin  sich  doch 
nur  die  Heldenstfirke  des  Schleuderers  zu  erkennen  gibt,  keineswegs 
dasz  Zeus  seines  Versprechens  uneingedenk  w&re.   Diomedes  ruhsit 
sich  auch  gar  nicht  (wenn  man  die  störende  Interpolation  aossoaderl) 
dieses  Erfolges ,  der  nur  den  Hektor  von  hier  wegbringt  som  andern 
Tbeile  des  Schlachtfeldes.   So  zärtlich  besorgt  zeigen  sich  die  hooe- 
rischen  Götter  überhaupt  nicht  um  ihre  Helden,  dasz  sie  iboeo  joden 
harten  Stosz  ersparten.   Zeus  gedenkt  des  Hektor  sehr  wol,  ond  es  ist 
dafür  gesorgt  dasz  die  llaupthelden  bald  sich  zurückziehen,  den  Troern 


H.  DOttUer:  die  IntorpoÜlioMn  in  «ilAeii  Buche  der  Ilie».    671 

das  Feld  riomefl  maBseo.  Paria  verwaadet  den  DianedeB,  ao  data 
dessea  Erfolg  gegen  Hektor  bei  weileai  aafge wogen  wird.  Zwar  be<» 
wahrt  auch  der  naa  allein  an  dieser  Stelle  den  Troern  gegenflber- 
stehende  Odysseus  seine  unerschütterliche  Tapferkeit,  aber  das  den 
Troern  günstige  Geschick  macht  aach  den  Odysseus  kampfunfähig,  der 
nun  durch  Aias  ersetxt  wird.  Doch  was  kann  dieser  allein  aus* 
richten,  da,  wie  wir  sofort  vernehmen,  an  der  linken  Seite,  wo  die 
Schlacht  noch  zwischen  den  Troero  und  den  Achaeern  lange  schwankt^ 
letztere  endlich  weichen,  als  der  hier  sfch  als  Held  hervortbuende  Ma- 
cbaon  gleichfalls  von  Paris,  deV  seinem  Bruder  Hektor  hierher  gefolgt 
ist,  verwundet  wird?  Und  nun  sendet  Zeus  auch  dem  Aias  Furcht,  so 
dssz  dieser  gezwungen  wird  sich  langsam  unter  Verfolgung  der  Troer 
zurfickzHziehen.  Daran  schlieszt  sich  nun  ganz  einfach  die  Sendung 
des  Patroklos  und  dessen  den  ungUcklichen  Fortgang  der  Schlacht 
bezeichnende  Begegnung  mit  Eurypylos.  Wir  haben  hier  nirgends  ein 
willkOrlichea  Umspringen,  sondern  alles  schlieszt  sich  naturgemisz 
aneinander,  so  dasz  wir  ein  lebendiges  Bild  des  ganzen  Verlaufes  der 
Handlung  erhalten/  Wfthrend  Eurypylos  von  Patroklos  geheilt,  wird, 
dringen  die  Troer  die  Acbaeer  ganz  aus  der  Ebene 'zurück,  so  dasz 
sie- über  den  Graben  herüber  fliehen.  Es  konnten  sich  demnach  unmit- 
telbar an  Buch  A  etwa  die  Verse  anschlieszen:  a>^  6  ^Iv  iv  mlialrioi 
Msvoitlav  Skiufiog  vtog  |  lat^  EvqwcvXov  ßißXtuiivov'  wxiiQ  ^A%aiol  j 
vrivalv  inl  ylaqwQyatv  hlfikivo^  iaxavomvro.  Die  Einschiebnng  des 
spilem  Unterganges  der  Mauer  machte  einige  Verftnderungen  nöthig. 
Offenbar  ist  ot  d'  i^a%ov%o  ^AqyBun  »alTQmg  ofuXadov  (M  2  f.)  nicht 
an  der  Stelle,  da  die  Acbaeer  überall  zurückweichen,  aber  ebenso 
wenig  die  ^xtj  t'  ii/ossi)  u  (Jl  246)  um  die  Maner,  da  die  Troer  erst 
Über  den  Graben  setzen  müssen.  Sein  Jihg  (laaviyi  daiiivxsg  nahm 
der  Interpolator  aus  N  812. 

Hiecke  meint  am  Schlüsse  seiner  Abhandlung,  die  unbegründeten 
kritischen  Anfechtungen  brfiohten  doch  den  Vorteil,  dasz  man  durch 
aufmerksamere  Erwftgung  den  Werth  des  flberlieferten  um  so  höher 
schätzen  lerne.  Wir  aber  glauben  dasz  eine  gewissenhafte ,  die  Ab- 
sicht des  Dichters  vorurteilslos  verfolgende  Betrachtung  der  homeri* 
sehen  Gedichte  noch  gar  vieles  schwache,  unhaltbare  anssöheiden 
müsse,  um  uns  die  homerische  Dichtung  in  ihrer  hohen,  durch  viele 
aufgeflickte  Lappen  entstellten  Schönheit  bewundern  zu  lassen.  Möge 
Hiecke  von  seinem  Standpunkte  aus  unsere  Aufstellungen  widerlegen, 
aber  mit  entschiedenen,  auf  die  Sache  eingehenden  Gründen  und  beson- 
ders auch  mit  Beachtung  der  fast  ganz  von  ihm  ausser  Acht  gelasse- 
nen Sprache.  Mag  er  uns  immerhin  *streichlustig'  nennen,  wir  mögen 
nicht  halten  was  nicht  zu  halten  ist,  und  wir  glauben  einen  ehrlichen 
Kampf  zu  kimpfen,  der  dem  Dichter  zu  gute  kommt.  Dasz  Hiecke  ge- 
gen\Lachmann  in  der  Hauptsache  Recht  habe,  geben  wir  zu,  wie  wir 
denn  selbst  zu  allererst  glauben  die  Ansicht* Lachmanns  von  zwei  im 
eilften  Buche  Zusammengera thenen  Liedern,  in  ihrer  Grnndfeste  er- 
schüttert zu  haben ;  eher  das  sollte  ihn  nicht  gegen  wirkliche  Schwä- 

Jfthrb.  f.  clMt.  Philol.  Suppl.  Bd.  HI.  Hfl.  6.  58 


872    H.  Dimtter:  die  I«terpotili«Mi  im  «ilflai  Bvche  der  Ilias. 

eben  rerbleaden  nod  —  Vorsiehl  Miot  tauner  Noib«**)  Wenn  wir  bei  iw 
faomeriseheD  GediehteD  Eur  AnBibme  grosxer  loterpoUtioDen  greifen, 
eo  siod  wir  biersa  eben  so  berechtigt,  wie  dieselbe  in  den  horHischen 
Oden  uns  etwas  völlig  nnmöglicbes  scheint,  da  die  in  Abschriften  ver- 
breiteten,  im  Gediebtnis  eines  gansen  Volkes  erhaltenen  Gedichte 
eines  beliebten  Dichters  unmöglich  mit  solchen  massenhaften  Biodich- 
tnngen  umsponnnen  werden  konnten,  wie  man  nenerdings  annehmen 
will.   Dagegen  ist  es  an  sich  kaum  anders  denkbar,  als  dass  die  im 
Mnnde  der  Rhapsoden  Jahrhunderte  lang  in  Kleinasien  und  in  gau 
Griechenland  lebenden  Lieder  sieh  mancherlei  Verindernngen  nnd  Ein- 
dichtungen  gefallen  lassen  mästen,  da  jeder  Rhapsode  seinen  Zahörera 
tu  gefallen  suchte  nnd  die  meisten  sich  nicht  wenig  darauf  eingebil- 
det haben  werden,  durch  eigne  Eindichtungen   sich    bervorzotbon, 
besonders  solche  wodurch  sie  eu  wirken  hofften ,  wobei  es  sie  wenig 
kflmmerte ,  ob  diese  bei  genauerer  Betrachtung  sich  dem  Ganseo  ge- 
mäss aeigten.    Bei  der  Art  der  Ueberlieferung  ist  es  nicht  auffallend, 
wenn  einzelne  solcher  Eindichtungen  sich  in  weiteren  oder  engeren 
Kreisen  Ibrtpflansten.   Als  die  Anordner  der  homerischen  Gedichte  an 
ihr  Werk  gieogen,  lagen  ihnen. ohne  Zweifel  viele  Rhapsodien  in  mehr- 
fachen Exemplaren  vor,  und  es  ist  mehr  als  wahrscheinlich,  dasE  sie 
meist  den  vollslfindige^n,  durch  Eindichtungen  erweiterten  denVoriog 
gaben ,  nur  d  i  e  Stellen  entfernten ,  die  sich  beim  ersten  Blick  als  an- 
vertriglich  mit  dem  Ganzen  herausstellten.   Auf  diese  Weise  daehten 
sich  auch  die  Alten  einstimmig  die  Sache;  da  sie  nemlich  von  der  An- 
sicht ausgiengen,  die  Anordner  hätten  im  ganzen  nnd  grossen  nor  die 
zu  zwei  umfassenden  epischen  Gedichten  gehörenden  Gesänge  mitein- 
ander verbunden,  so  musten  die  grossen  Widerspräche,  welche  die 
Anordner  in  den  einzelnen  Rhapsodien  fanden,  nach  ihrer  Annahme  eine 
Folge  unzuverlässiger  Ueberlieferung,  durch  die  Rhapsoden  hereinge- 
kommen sein.    Die  homerischen  Gedichte  von  diesen  Auswachsen  su 
befreien  ist  eine  eben  so  lohnende  als  in  den  meisten  Fällen  glflcklich 
SU  lösende  Aufgabe;  die  Hauptschwierigkeit  liegt  nur  darin,  die  tos 
der  ursprünglichen  Verschiedenheit  der  in  der  Ilias  verbundenen  Ge- 
dichte hervorgegangenen  Abweichungen  von  den  durch  InterpoliHon 
entstandenen  scharf  zu  sondern,  was  freilich  nur  einem  geflbten,  mit 
diesen  Gedichten  innigst  vertrauten  Blick  gelingen  kann.    Diejenigen 


25)  Wie  wenig  seine  Gründe  oft  treffen,  zeigt  seine  Bemerkim/: 
8.  17  gegen  meine  Aensiernng,  O  232  deute  anf  den  Onuid  hin,  wes- 
halb Apollon  zu  Hektor  gehen  solle.  '  Klingt  das  nicht '  fragt  er  'sl^ 
kftme  in  dem  folgenden  Verse  der  Qmnd,  auf  den  mit  ydQ  aotioipic- 
rend  schon  hingedeutet  würde?'  Wie  konnte  Hiecke  übersehen  du% 
von  keiner  Anticipation  .die  Rede  ist ,  sondern  yaQ  ganz  in  gewöbn- 
licber  Weise  den  Grand  einführt.  Oder  wiU  Hiecke  etwa  besM'ten« 
Apollon  Bolle  deshalb  zum  Hektor  gehen,  nm  ihm  Mnt  einsoflö^^^ 
Wefhalb  ich  V.  222— 231«  mit  Lachmann  für  ffans  ungehörig  halte,  b&tte 
er  sich  nach  einfachster  ErwKgung  dieser  Stelle  sagen  müssen;  mit  der 
Annahme  von  Lachmanns  zehntem  Liede  steht  die  Echtheit  oder  ^^' 
echtheit  der  Stelle  ja  in  keiner  Verbindung. 


H.  Dttntser:  die  InteVpolatioiieB  im  mUIbb  Bnobe  der  llias.    873 

welche  an  den  Einhörner  glauben,  werden  freilich  eine  solche  Schwie- 
rigkeit nicht  anerkennen;  deshalb  aber  sollten  sie  sieb  gerade  am  so 
mehr  veranlasst  ffihlen,  die  Ilias  und  Odyssee  Ton  dieser  Seite  her 
anf  das  genaueste  sn  durchforschen.  Aber  auch  die  Anhänger  Lach- 
manns  und  die  Hittelpartei  sollten  es  für  ihre  Pflicht  halten,  anf  die 
Möglichkeit  grösserer  Interpolationen  mehr  su  achten  und  nicht  sofort, 
wo  sie  eine  Verschiedenheit  aufgefunden  su  haben  glauben ,  auf  ur- 
sprönglich  verschiedene  Lieder  sn  scbliessen.  Eine  so  leidenschafts- 
lose als  eindringliche,  den  Faden  des  Gedichtesi  und  die  Absicht  des 
Dichters  Schritt  vor  Schritt  verfolgende  Forschung  ist  im  Gewirre  der 
Meinungen  recht  sehr  an  der  Zeit;  möge  der  vorliegende  Versuch  allen, 
denen  es  Ernst  um  die  Sache  ist,  als  ein  bescheidener  Beitrag  zur  end- 
lichen Lösung  einer  so  hochwiehtigen  Frage  willkommen  sein. 

Köln.  Heimick  DOnt^ter. 


58 


Ein  Beitrag 


zur 


Würdigung  des  Ephoros« 


Von 


CSh.  Matthiessen. 


.  r 


15. 

Ein  Beitrag  zur  Würdigung  des  Ephoros. 


Die  Hislorien  des  Ephoroa  sind  von  Strabo  in  so  «iogeheoder 
and  umfane^eicher  Weise  benutzt  worden,  daas  -aber  die  Reichhaltig- 
keit jenes  Werkea  kein  Zweifel  sein  kann.  Anch  nennt  Polybios  (VI  45) 
den  Ephoros  einen  sehr  gelehrten  Mann,  und  obschon  Dionysios  von 
Halikarnass  (ep.  ad  Pomp.  6  S.  782,  8)  dem  begabteren  Theopompos, 
dem  Mitsehäler  des  Kymaeers,  den  Vorsug  anerkannte,  so  scheint  doch 
unter  allen  Schülern  des  Isokrate^  gerade  Ephoros  am  trenesten  das 
Ideal  des  Lehrers  festgehalten,  am  meisten  einer  wahrhaft  universellen 
Aasbildnng  sich  genähert  zu  haben.    Denn  abgesehen  von  der  Menge 
der  untf3r  seinem  Namen  Überlieferten  hislorischeu  und  philoaophisobea 
Schriften,  deren  Echtheit  oder  Selbständigkeit  nur  theilweise  bezwei-» 
feit  werden  kann  (s.  C.  Maller  fragm,  bist.  Gr.  I  S.  LXl),  zeigen  schon, 
die  Fragmente  der  Historien  genugsam,  welch  eine  Manigfaltigkeit  ge- 
lehrten filaterials  in  diesem  Werke  vereinigt  war,  das  wir  als  den 
eraten  Versuch  einer  Uni  versa  Igesehichte  za  betrachten  haben.   Voa 
der  Heraklidenwanderung  anhebend,  also  zum  erstenmale  dem  Mythos 
gegenüber  der  Geschichte  einen  festen  Ausgangspunkt  anweisend  hatte 
Ephoros  in  dreiszig  Büchern  die  Geschichte  der  Hellenen  und  der  Bar-> 
baren  bis  auf  seine  Zeit,  bis  zur  Belagerung  von  Perinthos,  herabge- 
fahrt.    Auffällig  ist  nach  den  Fragmenten  (bei  Haller  a.  0.  S.  234  ff. 
vgl.  ebd.  S.  LIX  ff.)  zuvorderst  die  berechnete,  etwas  Schema tisti sehe 
Anordnung  des  Ganzen,  die  den  Schäler  des  Isokrates  verrätb,  auf 
dessen  Anregung  Ephoros  sich  zur  Geschichte  wandte.    Nach  voran- 
gestellter Vorrede  (Polyb.  IV  2)^  die  ebenfalls  bei  keinem  der  ein* 
zelnen  Bücher  fehlte,  hatte  Ephoros  in  den  drei  ersten  Büchern  die 
Ueraklidenzüge,  das  dadurch  veranlaszte  Waoderleben  der  übrigen 
Stamme  und  die  Expeditionen  nach  Kleiaasien  erzflhit;  die  folgenden« 
für  uns  die  reichhaltigsten,  waren  einer  geographischen  Uebersicht 
der  damals  bekannten  Erde  gewidmet,  während  die  Reihe  der  Bücher 
vom  sechsten  an  nur  so  viel  erkennen  läszt,  dasz  im  achten  und  neun- 
ten Buche  eine  summarische  Geschichte  der  Barbaren  gegeben  war« 
Das  Zusammentreffen  aber  der  Hellenen  mit  den  Asiaten ,  das  die  Per* 
serkriege  zur  Fol^e  hatte ,  bildet  für  ihn  wie  fOr  Herodot  den  Ueber- 
gangspunkt  zur  griechischen  Geschichte,  welche,  vom  zehnten  Buche 
an  in  steigender  Ausführlichkeit  erzählt^  die  zwei  letzten  Drittel  des 
ganzen  Werkes  einnahm. 


878     Cb.  MtttbiMsen :  ein  Deilrag  sar  WArdigiwg  des  Bplionw. 

Der  Verfasser  bstte  in  diesem  nmfangreicbeii  Werke  sebr  rer- 
schieden  gearbeitet.  Ueber  seine  Behandiang  der  griechiscben  Ge- 
achiehte  and  der  vielfach  eingeflocblenen  Mythen,  so  weit  sie  ans 
einzelnen,  namentlich  bei  Diodor  and  PlnCarcb  erhaltenen  Broebstfickea 
sich  erkennen  Uait,  steht  ja  lingst  das  Urteil  fest'),  dass  er  nemlich 
in  den  Anacbannngen  seiner  Schale  und  Zeit  befangen,  Irotn  so  be- 
denlender  Yorginger  wie  Herodot  nnd  Tbnkydides,  som  Historiker 
durchaas  keinen  Beraf  halte.  Die  Schwäche  der  Isokrateiscben  Schole, 
jene  schielende  Gescbiohtsbetrncbtnng,  die  ans  willkirlicben  StisMana- 
gen  heraas  die  Thatsachen  oft  wissentlich  entstellt,  ist  weder  reo 
Theopompos  noch  von  Ephoros  überwunden  worden.  Aach  kann  es 
nicht  befremden  dass  der  Schiler  eines  Mannes,  den  man  als  *Ver- 
kftndiger  des  Panhellem^inus'  so  fassen  pOegt,  für  die  Entwicklaag 
nnd  Höb'e  der  attischen  Demokratie  ohne  alles  Verstindni8,''an  die 
Handlongsweise  eines  Perikles,  wie  ja  aas  Diodor  bekannl  ist,  dm 
MaszsCab  einer  so  kleinlichen  Benrteilang  legen  könnt«. 

Um  so  erfreulicher  berflhrt   uns  die  geographische  Seile  des 
Ephoreischen  Werkes ,  die  den  Verfasser  an  vielen  Punkten  als  sorg- 
ffiltigen  und  selbstindigen  Forscher  teigt.    Seiner  entschiedenen  Be- 
gabung fttr  antiquarische  Studien  kamen  hier  die  gflnstigsten  VerÜlt- 
nisse  su  Hälfe.     An  der  kleinasiatiscben  Koste  geboren,  in  einea 
Lande  das  die  ersten  Keime  geographischer  Wissenschaft  halte  ent- 
stehen sehen,  an  einem  Orte  wie  Kyme,  wo  es  durch  die  Nachbarschaft 
einer  so  wichtigen  Verkehrsstadt  wie  Phokaea  nicht  wenig  erleiehtarf 
war  aber  entfernte  Linder  sich  genanere  Kande  za  verschaflfen,  wird 
er  hier  von  allen  Seiten  die  manigfacbste  Anregung,  fir  seine  Staäet 
die  ginstigste  Förderung  gefunden  haben.    An  derselben  MeereskOste 
halten  seine  Vorgingper,  die  Logographen,  gewohnt:- Minner  von  treaea 
wissenschaftlichen  Slreben ,  die  ihre  auf  Reisen  und  genauer  Erkun- 
digung beruhenden  Nachrichten  in  schmuckloser  Weise  Eosamneage- 
stelll,  in  der  Erdkunde  fvie  in  der  Völkerbesohreibung  den  Anstoss 
gegeben  hallen;  doch  ist  erst  Ephoros  die  naheliegende  Aufgabe  tu- 
gefallen,  die  Berichte  der  Logographen  kritisch  su  verarbeiten  and  la 
erginsen:   Ebenso  wenig  aber  wie  der  durch  Ephoros  begrfindele  Forl- 
schrilt  kann  in  dieser  Besiehung  die  wesentliche  Bedeutung  seisei 
Aufenthalts  in  Athen  verkannt  werden;  denn  den  Vorsfigen  der  ao 
Hilfsmitteln  so  reichen  Wellstadt  wird  es  sicherlieh  nicht  am  weni;- 
aten  verdankt  werden,  dass  Ephoros  als  neues  wichtiges  Hilüiaiitt^ 
die  Inschriften  herbeigesogen,  mit  den  schriftlichen  die  monufflenCales 
Quellen  verglichen  (SIrabo  X  463  vMparl^tfai  öi  rovrmv  (Ut^Qfx  ^' 
imyqafifuitxa) ,  in  Archiven  nach  Psephismen  und  Urkunden  geforseht, 
alles  dieses  endlich  nuch  fir  seine  geographischen  Sludten  natsbar 
gemacht  hat  (vgl.  Niebuhrs  Vortrige  Ober  alte  Gesch.  I  310).   Vos 
weiteren  Reisen  freilieh,  einer  ibrigens  unerlisslichen  Vorbediagssf» 

1)  Vgl.  über  Ephoros  im  allgemeinen,  insbesondere  seine  eii^enilicb 
historiachen  Bücher  die  sorgfältige  Dissertation  von  Adolph  Stelkens: 
de  Ephori  Cumaei  fide  atqoe  sactoritote  (Münster  1857.  8). 


Ob*  MnOliiaiseB:  ein  Beftra^  t«r  WOrdif  imf  det  Epteros.    879 

wird  uns  nielito  berichtet,  obwol  eiotelne  topograpbisebe  Scbildemn- 
g«e  von  Aelopeie  de«  Verfeteere  deoHicb  eo  seugea  sefaeiaeo.  Der 
SlandponlLt  aber  setner  Betraehtnng  ist  seinen  Yorglngeni  gegenObet 
der,  dess  Bphoros  die  Geschiebte  nnd  die  Geographie,  die  bei  den 
Lofograpben  fast  unbewnst  neben  einander  hergegnngen  waren,  bmI 
wissenscbafttiober  Einsiebt  ihres  innern  Znsammenbangs  wieder  a« 
Terbinden  sachte,  nnd  swar  in  eigenthamlicher  Weise:  die  Gesehiehln 
der  alten  xtiaetg  nemlich  und  die  Geogmphika ,  in  denen  mg leieh  den 
antiquarische  Interesse  bedeutend  hervortritt,  sind  in  den  ffinf  ersten 
Bflchem  vereinigt  der  eigentlichen  Geschichte  vorangestellt.  Dentlieh 
wie  besonders  hier  das  Znrflekgehen  auf  die  Logographen  ist  nsder^ 
seits  der  einheitliche  Gedanke ,  der  die  einzelnen  BOcher  unter  sieh 
verbindend  sie  im  gansen  wiedemm  als  naterliche.Vorbedingang  der 
vom  6n  Boche  anhebenden  geschichtlichen  Darstelinng  erseheinen  lAsnt* 
Der  Anfang  des  Werkes  ist  peloponnesisohe  Geschichte,  die  ala  solehe 
ans  dem  mythischen  Dunkel  ons  in  den  Broberungssflgen  der  doriseben 
Stimme  sum  erstenmale  entgegentritt ;  besonders  eingehend  berichtete 
der  Verfasser  die  allmihliche  Dorisiernng  der  Halbinsel  nnd  beleuch- 
tete die  Grandongsgeschichten  der  neuen  Staaten.  Von  da  wandte  er 
eich  nur  eigentlichen  Hellas,  aber  die  ionischen  nnd  aeolischen  Stimme, 
ihr  Wanderleben  und  ihre  Besitsnahmen  sich  verbreitend.  Die  sUye* 
meine  Verwirrung  nnd  Gihrung  aber,  die  den  Umsiedelungen  der 
Stimme  folgte  nnd  zahlreiche  Expeditionen  nach  den  östlichen  Kisten 
des  segaeischen  Meeres  herbeiftthrte ,  wird  die  Trilogie  von  Bfiehem 
beschlossen  haben ,  in  denen  Bphoros  eine  Geschichte  der  allhelleni* 
sehen  Grttndungen  hatte  geb^n  wollen:  es  waren  nxiattg,  wie  sie  eis* 
sein  aoeh  von  den  Logographen  verfasit,  aber  in  so  sttsammenbingen* 
der  nnd  eingehender  Weise  bis  dahin  nidit  gegeben  waren ;  noch  mnss 
der  Verfasser  hier  mit  viel  Sorgfalt  verfahren  sein:  denn  iber  Stao» 
mesgeschichten  und  Colonisationen,  sagt  Polybios  (1  34),  hat  Ephores 
gana  vorziglieh  gebandell.  Mit  dem  Sn  Buche  seMoss  Bphoros  die 
Geschichte  der  Stimme,  denen  er,  bis  su  einem  gewissen  Stadium  der 
Rnhe  sie  begleitend ,  gleichsam  allen  ihre  Wohnsitse  angewiesen  hait 
nn  die  xtiasig  reiht  sich  aber  wieder  eine  Uebersicht  der  olnoviidini: 
denn  im  4n  Buche  ward  Europa ,  im  5n  Asien  nnd  Libyen  beschrieben« 
Dns  ist  das  Fundament  der  darauf  folgenden  Geschlchtsbicher  *) 

Durch  die  Eweifellose  Wichtigkeit,  die  jener  erste  Theil  von 
Ephoros  Historien  nach;. der  Zahl  der  Fragmente  wie  nach  seinem 
innern  Werihe  vor  den  ihrigen  Bichem  voraus  bot,  wird  eine  ge» 
sonderte  Betrachtung  desselben,  d.  h.  hanptsichlich  des  m  und  4n 
Bnefaes  (die  ihrigen  sind  sehr  lickenhaft) ,  nahegelegt.  Wir  dirfen 
uns  dabei  fOr  das  erste  Buch  wesentlich  auf  die  von  E.  Cnrtias  isi 
ersten  Bande  seiner  griechischen  Geschichte  gewonnenen  Ergebnisns 
besiehen. 


2)  Vgl.  £.  Caaer:  quaestionnm  de  fontibns  ad  Agesilai  historism 
pertinentibus  pars  prior  (Breslau  1847)  S.  67,  der  aneh  den  Zusammen* 
hang  dieses  ersten  Theiles  der  Historien  suerst  beseiGlinet  hat. 


1 

lM«r  die  iMetoaig  dag  PetopoBUMM  dir<rii  dia  Oomr  ItMehrii- 
kwä  riok  ■mera  NtobriehlM  wosentiich  auf  die  apuMineB  BraBhilldn 
dM  Slrab«  au  deqt  eriten  Bacbe  det  Epkoroa  ariulten  haL  TroU  iM 
grMten  Miitnaeu,  nil  den  bekaniitlieh  K.  0.  Hdller  alle  Angabea  u- 
MTM  SahriruteUara  betruktata,  haben  wir  das  latilars  Pelapoaaeiulu 
■■  hMwaifeln  aiaen  am  lo  waaifer  triftigea  Graad ,  da  aie  aaa  Ibar 
üt  Art  ud  Weite  der  doiiadiea  Oeonpatieaeii  und  derea  naiBilUUMn 
Volfea  eine  «liBienianeabeMedif ende  VoratelloBggewihrMB.  Efkt- 
roa  anihlte  aber  Mob  Strabo  VIII  364  (Fr.  18)  folgoadM:  *  BarftU^ 
na  aad  ProUea  lilUea  dai  beseUte  Ukoalea  ia  Mcha  SUdlgebisla 
galheilt;  SparU  hltUa  sie  all  SiU  der  Hanehaft  fdr  lioh  beballM, 
AHfklae  dea  Philaoonos,  der  iheen  dai  Laed  Terrathea,  tberiaaiea, 
Ud  in  'die  tadero  Tier  Tbeile ,  aemlioh  Laa ,  AefY'  t  Pbaria  and  eiaet 
M^vtea '),  DDtariE&ni^  ^eiohickl  ait  dem  AuRrag  tob   den  tmi— 

■hawobeern  ao  nele  da  wallten  aU  Syaoekea  anfiaaehaiea Ferlii 

■ta  «Iren  dieae  Perioaken,  freilidi  noter  gleicbee  Geaetiaa  aod  aalar 
gMtdieBi  Antbeil  aa  der  Verwalhiag,  tob  Sparta  aUiogig  geweiea. 
Ägia  aber,  der  Sohu  dea  Baryalbenea,  bitte  ibaen  dieae  laollwa  ge- 
■oamee  «od  aie  alle  nack  Sperti  Tribut  aa  aableB  geiwniigeB.'  Sa 
weit  aDiBiigaweiae  der  Bericht  dea  Bpboroa,  dem  wir  folgeade*  eat< 
Behnfee  dBrfee.  Zanlchat  icbeinl  beia  geBOgOBder  Grand  rorhii^ 
aa  aein  mit  SeböMaan  (gr.  Allertb.  I  193)  dieae  Eintbeilneg  *' 
aluehaeiaehe ,  voa  den  DorJem  bereite  rorgehuideae  sa  i 
iobon  die  Rrwibenag  ran  eecbii  Stadtgebieten  iprieht  fdr  eine  eeW 
dariiobe  Einriobtang,  da  den  Doriero  ja  von  Altera  bar  die  I^mmU 
■ad  die  Seobeaehl  ein»  geheiligte  war.  So  wenig  aber  wie  jene  0>- 
(«Muigkait  dflrren  wir  mit  Orole  (bist,  of  Greeee  II  438)  naMra 
Aalar  kier  di«  Voranaaettnng  naleracbiebeB ,  ala  sei  die  BeaitanihKi 
LakoDleei  gleiefa  antaaga  in  voller  Anadehnnag  gdaagea;  ea  i*t  ritl- 
aiahr  deotlicb  da»  die  erste  Oocapntion  rerlraganeiie  erfolgl^ 
daai  ata  AaacblBn  aa  die  illere  achaeiaehe  BeTJtlkeraag  aUUfaad 
uBd  aar  ■«(  dieae  Weite  der  Erfolg  getieberl  ward:  weaeallieb  absr 
Maate  hiebei  der  Verrath  des  Aobaeera  Phitonomoa  in  Aatebltg  fco«- 
aien ,  mit  deiaea  Riire  offenbar  die  eigeatliobea  Hittelponkle  de>  La*- 
det,  Sparta  and  Aaiyklie,  beaetzt  worden,  dnroh  deaaeii  Milwirteaf 
eiaa  Beietiaag  der  abrigen  Stadtgebiete  von  jenen  Hanptorlen  hi 
frailiek  gelang,  aber  aaeh  aar  dadnreh  daas  die  aioht  eaagewaedarK 
Ulare  BerOlkeroag  aoler  gleieben  fleeblen  mit  der  donaeben  Ntw- 
■ebaft  oater  der  Oberhoheit  Spartas,  wo  die  aehaeiaehco  Herakleid» 
realdlerteo,  aloh  vereinigen  dorfte.  Znm  Anfgeben  ikrer  aaliotalea 
SalbiUndigkait  noehte  aber  ein  Tbeil  der  frflberen  BevAlkeraag  aw 
dareli  du  Baitpiel  and  die  Ueberradoag  dea  Aobaaeri  Pbitoaoaiai,  to 
iotbetondere  noch  darcb  dea  Unsland  genOlhigt  werden,  daii  ai** 
die  Faralea  der  Dorier  aich  tum  achaeiachen  Slamne  bektnaten;  '■>' 

8)  WehrBcheinliob  Boeae,  vgl.  Cartin»  gr.  Oeich.  I  163  mi  ^^^^ 
VerbeiMTungBTorscblBge  ao  dieser  SteU«  deaaelbeD  P^opennewi  >  ''"■ 


Gh.  XitUiiMseii;  .eiB:B9itriig  »ir  Vfütügnog  öm  Ephorot.    88  t 

Imt  «6  hiawiederam  erklirlkh  wird  daas  die  Horakleid«Q  b«i  dieter 
gUiolibereebligta»  Vereiiiigiuig  von  Domra  and  Aobaaern  aagleich  aio 
besooderas  iDtaraaae  fflr  ihre  Slammesgenoaeen  halten  bethätigaa  woU 
iaa*  Offenbar  tiad  niebl  die  Acbaeer ,  sondern  die  Dorier  die  beoaoliT 
UdUgtea>  da  leUtere  ajof  eine  beTorrecbtete  Stelliing  geboffl. hatte«» 
Somii.  bdsnen  wir  aneh  nicht  glaaben  daas  K.  0«  Jfttllera  Anfiehl 
(Dorier  i  96)«  naob  welcher  die  von  Ephoroa  erwähnte  Eiatbeilaag 
awar  factkch«  .aber  auf  viel  spfitera  Zeiten  na  beaiehea  aei,  daa  jrkbif 
liga  getroffen  habe:  eben  jenen  aaf  dem  Wege  dea  Vertrags  mit  dfH 
Aobaeern  vereinbarte  Abkommen  ,oiD  von  jener  EiȆieilaag  onaertreaAr 
lioker  Umatand,  weial  aaf  die  ersten  Zeiten  aargok^  in  denen  4ieDorief 
■oeb  ein  wenig  eataebiedeaes  Uehergewicht  in  iakooiea  bebaopteteai 

Weiter  aber  dOrfen  wir  daa  Erstarken  des  doriscbev  Staiamear 
bewastseina,  die  Brbebnng  der  Dorier  wider  die  von  ibrea  achsattsobaa 
Farateit  ihaen  ingefitgte  Beeintr&chtigung ,  mit  Eplioros  als  eiaa  nava 
Periode  der  Landeagescbicbte  anfra8seA(8.  Ciirtins  a»  0.  8*  IM)«  Agiai 
4ar.SobD  des  Earysthenes,  berichtete  er  (a.  O.)?  bob  Jeae  filoiebbaks 
aachtigoog  wieder  anf,  and  an  einer  aadem  Stelle  (bei  8trabe  VUl 
366)  sagt  er:  *nichl  ProUea  and  Bnrystheoes,  sondern  Agis  and  fiary» 
pon  wArdan  als  Arebegeten  verehrt,  denn  jene  ersten  hiVea  Ja  die 
Fremdlinge  herbeigeaogen  und  aal.diese  ihre  Macht, geatfltai*'  NaelK 
dam  jener  annatftrliche  Zwiespalt  swisoben  den  Dofiernr  and  ibran 
Heeriahrem  sam  Ansbroob  gekommen  war,  masa  es  den.ersteaea.mU 
HttlCs  eines  neuen  Heraobergeaehlechls,  daa  Ephoros  freiiioh  in  dat 
■aürea  Weise  alter  Mytbographea  unmittelbar  mit  dem  vorberigei 
verknflpfte,  das  aber  mit  Entaehiadenbeit  die  dorischen  Interessen  var^ 
tritt,  gelangen  sein  sieh  ans  der  Vermisdiung  mit  der  attera  fievM» 
keraag  beraaaanreiaaea  und  aa  der  Stellong  eiaes  berschendaa  Velkea 
daa  ersten  Schritt  au  thun.  Die  neuen  üerscher ,  deren  fieibe  fortan 
aiaht  mehr  uaterbvochea  wird,  sind  nach  fipboros.die  Ägiden,  nad 
Burypofttideii«  Werom  soll  diese  (von  Maller  a.  0.  S«  98,  der  auch  4ia 
Spaltang  awischen  Herakleiden  und  Dorierq  vardicbtigt,  beanfeil'elte) 
Ueberüelaruflg  niobt  ndkt  sein?  emmal  der  Aasaeblusa  der  altera  Her- 
scberreibe  darehaas  motiviert  ist.  Die  Popularität  aber  des  Agis  war 
die,  seiaer  Vorgfioger  liberale  und  versöhnliche  Politik  ins  GegentbeH 
verwaadelt  and  jenen  systamatiseben  Eroberungskrieg  eingeleitet^  m 
beben,  der  eine  aMgameine  Unteijochnng  der  bisher  gleiebhereehtiglen 
Aabaflerbeawecfcend  aalcr  fortdauernd  erneuten  Kfimpfeo  (vgL  Epbo»' 
roa  bei  Strabo  VIÜ  366)  aocb  Jahrhunderte  laag  fortgelilbrl  war4i 
Stkdtgebiete,  die  sieh  einst  friedlich  mi4  den  Doriern  vereinigt  batlea^ 
m>gan  an  wiederholtidu  Halea  abgeiilleo  und  wieder  erobert  sein,  wie 
denn* dem  Beriobt  daa.  Pausanlas.  (Ul  3,  6)  immerhin  au  glauben  latt 
dasa  Phanis,  ßeranthNe  and  Amyklae  erat  uater  Künig  Teleklos  kam 
vor  den  messenisebeB  Kriegen  butlen  genommen  werden 'können. 

Aebnliche,  wenn  auch  von  anderem  Erfolg  begleitete  Thataaehei 
bat  uns  Ephoros  in  dnrchaas  glanhwdrdiger  Weise  über  die  Crttudnur 
gen  von  Mpssenien  undAr^os  berichtet  ^Kresphontes  nemlicb  (Epht 


882    Ch.  Matlhi6M6a:  m  Beitrag  mt  WArdigong  dM  Eplioros. 

M  Sirabo  VIU  361,  Fr.  90)  Iheilte  das  beMlsle  MaaaaaieB  ia  ftaf  Stedl- 
gebiete^),  nad  awar  ia  der  Weise  dess  er  das  in  dar  Mille  liegeade 
ßleayklaros  fir  sieb  als  Hersebersila  ja  Anspraeb  naba ,  Pylos  aber, 
Rbioa,  Mesola  aad  Hyaaieilis  mit  den  Aaflrag  besetaea  üeaa,  es  sollten 
dea  altea  Eiawobaera  gleiobe  Reebte  nnit  dea  Doriarn  aatbail  werdee; 
weil  er  aber  dadarob  dea  Uawillea  der  Dorier  erregte,  ward  er  ge- 
SwvBgea  sieh  aaf  Steayklaros  aa  besobrlakea  aad  an  diekeai  Orts 
aaiaa  Scbarea  ta  eoaeeatrierea/  Maa  siebt  gaaa  deallieb,  wie  weaig 
Bpboros  aaeb  bier  eiae  gleiob  aa  AafiiBg  erfolgte  rasobe  Oeeapaliot 
des  Laades  roraasselste.  Das  erste  AageaaierlL  dea  Herakleidischee 
Pgralea  isl  aar  saf  eiaea  festea,  aiebt  weil  roo  der  Grenae  gelegeaea 
tagerplata  geriebtet,  voa  wo  er  seiae  Dorier  aasseadeC,  am  Tortrags- 
woise  aiit  dea  (irOherea  Eiawobaera  die  Oceapalioa  aa  enaögliehen; 
diese  anslaag  aber  dorob  die  sebaell  eusgebroebene  Spaltnag  awisebsa 
doH  Köaig  aad  dem  dorisebea  Kriegsrolke,  das  eiaer  Vermisehasg 
«il  der  lltera  Bevölkeruag  aafs  befligste  wideratrebte.  Voa  desi 
aableebtea  Erfolg  der  Bestrebaagea  des  Krespboales  w«aa  aaeb  Paa- 
aaaias,  der  im  Qbrigea  am  Epboros  sieh  weaig  gekftmaierlaa  babea 
sebeial;  doeb  wird  die  Volksbewegaag,  weldber  Krespboales  oaterisf, 
?0B  ibm  (IV  3,  7  vgl.  3,  6)  ia  aeioer  Weise  ala  Reaelioa  der  BeeilseB- 
dea  gegea  dea  vom  Köaig  begeostigteB  Demos  gedeatet.  Das  aber 
dirfeo  wir«  seiaer  Darstellaag  eataebmea ,  dasa  Rrespboates  aallaf- 
liebe  Bestrebaagen  dareh  arkadisebe  Gesobleebter  alebl  anader  als 
darob  eiaea  Tbeil  der  mit  der  HersebafI  der  Neleidea  aaiafrtedeaea 
Eevdlkeroag  oaterstaiit  ward,  wie  ia  Lakooieo  ja  aaeb  Fbiloaemes 
voa  Amyklae  dea  Doriero  so  weaeolliob  beistaad.  Sirabo  aber  ImI 
«aa  bier  wie  flberall  aar  eio  sehr  BogeoQgeades  BracbsUIek  aas  Epbo- 
ros mitgelbeill;  aber  die  weitere  Eatwiekelaag  der  Laadeagescbiehtet 
die  gleieh  aafkags  so  gewaltsam  aaterbroebeo  ward,  erfabrea  wir 
aiebta.-  Die  Sage  l«sal  aa  die  Stelle  der  gesliratea  Kreaphoatidea  die 
Aepylidea  eiaaiebea  and  macbt  dea  Aepytos  aon  Sobae  dea  Kre^pbos- 
los  (vgl.  Cortias  a.  0.  S.  134  f.). 

Voa  der  Besitaaabme  der  argolisebeo  Halbiasel ,  der  amfassead- 
alea  aller  dorisebea  Orfladaagea,  wissea  wir  dareb  Epboros  aar  die 
Mamea  der  Ktislen  (Fr.  19  bei  Strabo  VIII  389) :  aasaer  Temeaos  ae«- 
Keb  warea  es  Aletes,  Pbalkes,  Agraeos  (Agelaos  aaeb  Skymaos  tob 
V.  533  Meia.)  aad.Derpboates,  voa  denea  die  beidea  erslea  ateb 
aad  Sikyoa  gesogeo  seiea,  die  beidea  lelatea  die  Akte  be» 
aelal  bitlea,  wlbread  Temeaos  ia  Argos  sieb  aa  bebaaptea  saebls. 
Voa  der  BeseUaog  voa  Pblios  dareb  des  Temeaos  Bakel  Rbegaidas 
weisa  Paosaaies  II  13, 1.  Dasa  aaa  aaeb  bier,  wie  ea  aebr  wabrs^Asia- 
tteb  wird  (vgl.  Carlias  a.  0.  S.  138),  die  seebs  Slidle  Argoa,  Pblioii 
Sikyoa,  Troeaea,  Epidaaros  aad  Koriatb  gleieh  aafaags  inter  das 
Temeaidea  als  doriseber  Baadesstaal  sieb  aasamaMOseblossea,  dsfs 
ieraer  aaeb  bier,  wibread  eiaselae  Geacbleebler  aam  Abiag  geswoa- 

4)  Vgl.  Stepbanos  Bya.:  *Tap,%Ca  noXiq  MB99^vim^  ttSr  i^i^tt  und 
MiOoXa  9c6Ug  M§aci^vfig  tav  nipta  fUa,  8.  Maliers  Dorier  I  97. 


Qb.  Mttthiaisen:  ein  Beitrag  tnr  WardifiiBg  4ee  Ephoros.    S83 

gea  wurden,  die  doriecben  Heerführer  eine  Anegleiohnng  ind  friedliebe 
Landestheilang  mit  der  abrigen  Bevölkerong  bel^rderfea,  endlieh  aber 
dass  Temenos  (?gl.  Fans.  II 19, 1)  wahraeheinlieh  wegen  allaa  grester 
Begflnstigung  der  Niohlddrier  einer  Volkabewegnng  anterlag  ~  bei 
Erwignng  dieser  Thatsachen ,  deren  Inhalt  die  anffallendaCe  Ueberei»- 
skimnaag  mit  dem  yon  Bphoros  Ober  Lakonien  nnd  Measenien  beriob- 
teten  tat,  wird  die  GlanbwArdigkeit  nnseres  Sehriflatellers  nnr  gewin- 
nen können,  dessen  Wiebtigkeit  zuerst  Niebnbr  (a.  0.  S.  903.  206  AT.) 
nacbdrficklich  betont  hat,  dessen  Fragmente  aber  in  Curtina  grieehi« 
scher  Geschichte  wieder  an  Ehren  gekommen  sind. 

Zwei  andere  nicht  unwichtige  Fragmente  gehören  zwar  niehl  deai 
eraten  Buche  des  Ephoros  an,  mögen  hier  aber,  da  sie  sich  ebenfalls 
auf  Lakonien  beziehen  und  für  den  Verfesses  nicht  unbezeiohnend  sind, 
ihren  Platz  finden.  Des  eine  dieser  Fragmente  (bei  Strabo  VIIl  36<^, 
Fr.  19)  bezieht  sich  auf  Lyknrgos,  dessen  Ruhm  auch  zu  Ephmroa 
•Zeit  ebenso  einstimmig  gewesen  zu  sein  scheint  wie  die  Ueberliefe- 
rnng  Aber  seine  Persönlichkeit  und  Gesetzgebung  unsicher  und  sebwan- 
kend.  Mit  göttlichen  Ehren  und  jährlichen  Opfern ,  erzAhlte  Bphoroa, 
bitte  man  den  Lyknrgos  gefeiert;  dennoch  wire  ron  Helianikos,  der 
des  Lyknrgos  gar  nicht  erwfihnt,  die  ganze  spartaniache  Staatsordnung 
auf  Enrysthenes  nnd  Prokies  znrQckgefUhrt  worden.  Deswegen  nnn, 
sagt  Strabo  a  0.,  tadelte  Ephoros  den  Helianikos,  weil  dieser  die  Werke 
Lykurgs  ganz  unbereohtigten  Personen  bitte  beilegen  wollen,  interes- 
sant ist  diese  Stelle,  weil  sie  unter  den  erhaltenen  ^le  einzige  ist,  in 
der  eine  Benutzung  der  Logographen  durch  Ephoros  bezeugt  wird, 
nnd  weil  sie  die  Frage,  wie  viel  oder  wie  wenig  von  den  spartanischen 
Einrichtungen  dem  Lyknrgos  zugeschrieben  werden  könne,  als  eine  zu 
allen  Zeiten  viel  bestrittene  uns  zeigt;  rielloicht  mit  allzu  grosser 
Sorgfalt  wird  Bphoros  es  sich  haben  angelegen  sein  lassen  in  dieser 
Beziehung  wahres  und  falsches  zu  scheiden.  —  Ungleich  wiekliger 
noch  ffir  Ephoros  Werthsebitznng  ist  sein  auch  durch  Polybios  XII  97 
bezeugtes  Streben  vor  allen  andern  die  gleichzeitigen  Quellen  an  be- 
nutzen. So  wissen  wir  ans  Strabo  (VI  2t79,  Fr.  53),  dasz  er  iBr  die 
messenischen  Kriege  den  Tyrtaeos  zu  Grunde  legte,  dasz  er  auf  diesen 
Dtehter  gestutzt  einen  ersten  nnd  zweiten  Krieg  deutlich  unterschied, 
die  Lfinge  des  ersten  aber  auf  19  Jahre  angab.  Von  seiner  Behandlang 
der  beiden  Kriege  selbst  wissen  wir  nichts;  doch  liszt  sich  mit  Grote 
(Gesch.  Griechenlands  Uebers.  11  556)  vermuten,  dasz  die  ausrohrlicbe 
Schilderung,  die  Diodor  (nach  einem  Fragment  seines  7n  Buches  za 
urteilen)  den  messenischen  Kriegen  gewidmet  hatte,  groszentbeils  aas 
Ephoros  entnommen  war.  Und  mit  Reeht  konnte  Niebahr  (a.  0. 1  909) 
es  beklagen  dasz  unsere  einzige  Quelle  für  diese  Zeit,  Pausanias,  statt 
sich  an  Ephoros  zn  halten ,  die  Gedichte  des  Rhianos  und  des  Myron 
zu  Rathe  gezogen  bei. 

II 

Seine  Geographika  hatte  Ephoros,  wie  schon  bemerkt,  in  zwei 
gesonderten  Bachern,  dem  4n  und  ön,  behandelt  (vgL  Strabo  VIII  332). 


884    CIr.  l6iUliieMeftt  ein  Beitraf' nrr  Wttrdifaüg  des  Bpborot. 


Yon  elflif  ee  ErwUmniifl^ii  %ei  PliAtiiB,  losepbos,  SteplitDOs  v.  «.  ibge- 
tfeben  sind  wir  rfteksiehtlich  der  Fragmente  haüptslelilich  anf  Strabo 
Und  den  Periegeten  Skymnos  ven  Cliios  angewiesen,  deren  beiderseitige 
Bericbte  nns  am  so  werlhvoller  sind,  da  sie  fflr  eine  genauere  KeoDtnit 
ibrerQoelle  siob  gegenseitig  ergfinsen:  wfibrend  nemlieb  der  rorsich- 
tige  Strabo,  der  den  Herodot  fdr  einen  Pabnüsten  und  den  Pylbeas  fsr 
einen  Aufsehneider  erklärte,  besonders  bei  der  Topographie  von  Hellas, 
der  Gescbiohte  und  den  Alterthflmern  der  einzelnen  Stfimme  den  eis- 
fachen  und  anziehenden  Schilderungen  des  Kymaeers  mit  Vorliebe 
folgte,  gewährt  uns  der  Perieget  von  Chios  den  Vorteil,  die  Anord- 
nung und  Oekonomie  seiner  Qnelle  im  wesentlichen  kennen  tu  lernen. 
Brachte  es  die  Unselbständigkeit  dieses  Gompilators  freilich  mit  sieh, 
ni^iehst  viele  Gewährsmänner  zu  Grunde  zu  legen ,  anter  denen  er 
(V.  112  ff.  Hein.)  ^zusammen  mit  Ephoros  u.  a.  den  Timaeos  und  Era- 
tosthenes  nennt,  so  hat  er  dennoch  nicht  allein  bei  der  Bthnographie 
von  Griechenland,  die  er  ganz  nach  Ephoros  zu  geben  verspricht 
(V.  475  l&vtjtmg  aTcavtag  [nemlich  xinovg]  xorr'  '^EkpoQov  dfjlmüoiuv) 
«der  bei  den  Skythen  (V.  802  If.)  und  bei  der  Beschreibung  der  Maeotis 
(V.  871.  881  ff.),  wo  er  seine  Qnelle  namentlich  nennt,  sondern  aneh 
an  vielen  andern  Europa  betreffenden  Stellen  den  Kymaeer  vor  Aogea 
gehabt,  wie  eine  zuweilen  wörtliche  tlebereinstimmang-')  zeigt;  so 

5)  Man  vergleiche  unter  anderem 

Strabo    I    34  mit  Skymnoa  V.  170—174. 

Strabo  IV 109  mit  Skymnos  V.   167  ff.: 

'^<po(fog  dl  vnBgßdXXovadv  ts  t^  1  innta  z^Q"^  KbI%i%'^  . . . 

fktyiO^ei  liysi  tijv  KsXtlutjv.  *    •  . 

9«^^   liiyiötov  ien  ngdg  deSfioTg 

Skymnos  V.  183: 
XQiSrüM  dl  JMxol  vöig  (^icip  *E1- 

Skymnos  V.  264  ff.: 

^v   %6  nifözioov  (t^v   iuq6ylncea 

liyovüinX'^diri  %axavipL8e^*IpriQirut. 
Skymnos  V.  270  ff. ; 

i^X^v  ndlngf  mg  tpatttv^  dn6  teSv 

Tgannmv 
Saiuixjf  fSPB^  %%X, 

Skymnos  Y.  484: 
tö  TS  IIv^uMP  lutPteiev  afiväifttt-' 

SkymnoB  V.  488.  400: 
Bounüt 


Strabo^  a.  O. : 
fpiUlXiiväg  TS  ifeotpalvH  (ö  "Efpo- 
peg)  Tovg  iv^i^mnüvg, 

Strabo  VI  270  (Fr.  51): 
"ißviffBg  ov9MiQ  fcffmtovg  fpt^al  tmv 
^aqfdomv   ^KtpOffog    Xeyßa^tu    v^g 
£i%£Xtag  oliuotag, 

Strabo  VI  2G7: 
(priol  S\  tavTCCg  (Nä^ov  xcel  Mi- 
yaQCt)  '^EfpOQog  nqüitug    nned^vai 
ncXBig  *EXJifividag  iv  SiiuXi^  dexa- 
%jl  ytveot  fMTa  Ta  Tpcscica. 

Ephoros  bei  Strabo  IX  422  (Fr.  70) : 
M9oi  äh  tov  futvxBlov  .  .  o  nav- 
xtov  mfzlv  d^Bv6ictato9» 

Strabo  IX  400  (Fr.  67): 
''EtpoQog  6h  uLai  TatiTf^   k^s^ttco 
T^y  BoKotCoLv  anofpaCvBi  , .  xal  Bxi 
fiovri  XQi^dlcctxog  iaxi. 


Vgl.  Caner  a.  O.  S.  60.  70. 


eb.  M «fthieMen :  fSm  Beilraff  snr  WiHif  uig  ^f  J^ioro*.     88S 

dato  er  sicberliek  in  der  Periegese  voo  Hellas,  hMif  t  wihfsehefailidi 
la  seiaen  ganieo  Abschnitt  über  Europa  io  der  Dispoeitioo  aewea 
Stoffef  dorcbauf  ?on  Ephoros  abhiogi.  Die  Behaaptang  a\er  (Marx 
Ephori  fragm.  S.  158 f.),  Skymnos  habe  überall,  wo  er  Herodol,  Ti^ 
maeos,  Eratoslhenea  oichl  oeont  —  und  er  nenut  feine  Gewibramäimer 
verbältniamiazig  aelten  —  ans  Epboros  geschöpft,  liszl  sieh  nicht  bis 
sur  Gewisbeit  erweisen.  —  Von  der  Einleitang,  die  Epboros  selneM 
4n  *Earopa'  aberscbriebeoen  Boche  vorausgeschickt  und  worin  er  sich 
aber  die  Erde  im  allgemeinen  und  ihre  Bewohner  verbreitet  hatte, 
lasst  sich  -bei  der  Unkunde,  die  noch  bis  zu  Eratosthenes  Zeit  Aber 
diese  Fragen  harschte,  nicht  viel  erwarten.  Er  scheint  hier  durehnno 
von  Herodot  abhängig  gewesen  sn  sein  und  wo  er  Ober  seinen  Vor« 
ginger  hinausgehen  wollte,  bei  mangelnder  Kunde  und  Erfahrung 
systematisiert  su  haben:  wie  wenn  er  im  Gegensats  sn  Herodot  (IV 
36),  der  die  Pythagoreische  Zirkelgestalt  der  Erde  verwerfend  tio 
sich  nach  Art  der  Homerischen  Erdscheibe  von  länglich  runder  Gestnil 
eonstruierte,  die  Ansicht. von  einer  quadraten  Erdform  aufstellte  (Fr.  38 
bei  Slrabo  I  34)  und  an  die  vier  Weltgegenden  die  vier  Haoptv6lker 
der  Erde,  Aethiopen,  Inder,  Kelten  und  Skythen,  vertheilte.  Aristo« 
teles  Ansicht  von  der  sphaerischen  Gestalt  der  Erde  mag  noch  nicht 
bekannt  gewesen  oder  auch  von  dem  Isokrateer  ignoriert  worden  sein. 

Doch  ist  es  hinwiederum  ein  Beweis  voa  einsichtiger  Methode^ 
wenn  Ephoros,  in  Uebereinstimmung  mit  Herodot  (IV  46)  die  Bin- 
thei(ung  in  drei  Erdtheile  als  unsweckmässig  erachtend,  vielmdir  die 
Ethnographie  im  allgemeinen  (auf  der  ganxen  Erde  nahm  er  75  nach 
Sprachen  verschiedene  Völker  an ,  Fr.  7  bei  Clemens  ström.  1  400} 
■nd  bei  den  einseinen  Ländern  seiner  Betrachtung  sn  Grunde  legte. 
Denn  es  war  ein  Vorteil,  ohne  stete  RQcksioht  anf  die  räumlichen 
Grensen  die  von  verwandten  Völkern  bewohnten  Gegenden  auch  nn« 
sammen  behandeln  bu  können  (vgl.  E.  Cnrtius  in  Gott.  gel.  Ans.  1857 
S.  1146  f.).  Die  Fragmente  gewähren  uns  indessen  Ober  die  im  ein- 
seinen  von  Ephoros  hiebei  befolgte  Methode  keinen  nähern  Aaiichloss, 
und  es  ist  nicht  gans  klar  wie  wir  uns  die  Anwendung  dieser  ethno- 
graphischen Betrachtungsweise  auf  das  4e  und  5e  Buch  seines  Werkes, 
von  denen  das  erstere  von  Strabo  unter  dem  Titel  'Europa'  citiert 
wird,  zu  denken  haben.  Doch  wie  vermutet  werden  darf,  muste  b^ 
einer  solchen  Darstellung  s.  B.  die  nrsprangliche  Vertheilung  des  grie- 
chischen Volkes  auf  beide  Seiten  des  aegaeischen  Meeres  deutlicher, 
die  nahe  Zusammengehörigkeit  der  westlichen  und  östlichen  Käste» 
des  Archipeiagos  minder  fremdartig  erscheinen»  Auch  wird  eine  nn- 
sammenfassende  Gruppierung  der  Donau-  und  Pontns-Völker  gar  sehr 
xnr  Uebersichtlichkeit  beigetragen  haben. 

Die  Betrachtung  Europas  von  Westen  anhebend  gieng  Ephoros 
von  den  Iberern  nnd  Kelten* zu  den  Sioulera  und  Italikern  aber,  wandte 
sich  dann  ausfahrlicber  zu  den  Hellenen  und  schloss  sein  4s  Buch  mit 
den  Skythen  (Strabo  VII  302  "£90^  iv  t^  tevai^vg  (ihr%fjg  htogUcg 


886    Ch.  llillhiaiMi:  eb  UOng  nr  WirCfra|  des  Bphoros. 


JSk^Mhß  %tl.).    Bm  dM  diBselaei  Völkera  ffteng  er  taf  ihre  eretee 
AMiedleDreD  sarflck,  betpracb  ihre  weilere  Aosbreitaag,  die  von  ihiiea 
•Ulf  esssdien  Colonieo  ued  forschte  den  einseloeo  Staunen  jedes  Vol- 
kes nach  (Polyb.  IX  1 ,  Fr.  4  o  ssc^i  xag  anoixlag  %al  »xlasig  scal  avy- 
yivsltcg  (tifittog),  uta^i  nov  %ai  mxQ^  ^EtpoQ^  UyetuC),   Doch  ^ab  er 
Diohl,  wie  seio  Abschreiber  Skymnos,  eio  blosses  Gerippe  voo  NaoieB, 
swiderii  verseicbeete  sorgfilltig  der  eioseloen  Stftmne  Sitteo,  Besehif- 
tigviifeD  and  Einrichtungen;  auch  scheint  er  gelegentlich  den  Versncb 
einer  vergleiohenden  Darstellung  gemacht  su  haben  (Steph.  Bys.  a« 
Botmtlay  Fr.  5).    Trots  der  allgemeinen  Unknnde  Aber  den  Westeo  Eu- 
ropas konnte  Ephoros  namentlich  aber  das  Keltenland  manches  neoe  ond 
sichere  berichten;  blieb  doch  das  seiner  Vaterstadt  benachbarte  Pho* 
kaea  in  stetem  Verkehr  mit  Massalia;  daher  Ephoros,  wie  auch  Grote 
anmerkt  (Gesch.  Gr.  Uebers.  VI  786) ,  vortreffliche  Mittel  hatte  durch 
massaliotische  Bflrger  so  manches  su  erfahren.    Er  hatte  bei  dieser 
Sehildernng  Zeugnis  abgelegl  von  der  Macht  der  hellenischen  Bildang, 
die  von  Jeher  besonders  von  den  Colonien  aus  verbreitet,  auch  durch 
Mhssalias  Bemfthen  auf  die  keltischen  Umlande  übergegangen  war; 
Freunde  der  Hellenen  {fpiUklruvaq)  nannte  er  die  Kelten  und  ersfihlte 
viel  von  ihren  Besonderheiten,  was  freilich  einige  Jahrhunderte  spfiter 
Strabo  (IV  199)  su  bestftligen  sich  scheute;  und  allerdings  mag  eia 
nnd  das  andere  Sohiffermfirchen  mit  untergelaufen  sein;  doch  wird 
man  gegen  Ungereimtheiten,  wie  die  von  losephos  (c.  Ap.  1 12,  Fr.  39) 
vorgebrachte ,  als  ob  Ephoros  von  den  Iberern  als  von  6iner  S^dt- 
gemeinde  {niUg)  gesprochen  hätte ,  den  Kymaeer  in  Schuts  nehmen 
dttrfen  (aber  noJug  vgl.  auch  Curtius  Felop.  I  30).    Wahrscheinlich 
hatte  er  die   vorörtliche  Lage  Masse  lies,  der  einsigen  griechischen 
Stadt  im  Keltenlande,  hervorheben  wollen.  —  Die  dfirftigen  auf  Italien 
und  Sicilien  besflglichen  Fragmente  berahren  die  Gesetzgebung  bei 
den  episephyrischen  Lokrern,  femer  Thurii,  Kroton,  Metapont,  Tarenl, 
Naios  und  Megara,  also  griechische  Colonisationen ,  und  lassen  er> 
ralhen  dasx  gerade  dieser  Theil  des  Werkes  in  besonderm  Ansehen 
bei  den  Alten 'stand.    Doch  sind  nach  Zahl  und  Umfang  die  Griechen- 
land betreffenden  Fragmente  vornehmlich  beachtenswerth,  weil  sie  hin 
nd  wieder  eine  bis  dabin  neue,  eigentbflmliche  Betrachtungsweise 
des  Schriftstellers  erkennen  lassen.    Zu  einer  genauem  Grensbesüm- 
mnng  der  ^Eklitg  cvvi%ilig  durfte  Ephoros  sich  um  so  mehr  veranlasit 
sehen,  je  schwankender  noch  su  seiner  Zeit  gerade  hierin  die  Ansich- 
ten waren  (vgl.  Dikaearchos  31.   Grote  Gesch.  Gr.  Uebers.  II  557), 
und  wenn  er  im  Westen  Akarnanien  als  Nordgrense  (iifxii  Strabo 
VIII  334,  Fr.  66)  bestimmte,  von  dort  aber  wahrscheinlich  den  Pindos 
aufwärts  eine  Demarcationslinie  bis  zur  Feneios- Mündung  sog  (vgl. 
Co  i^s  Pelop.  1  25),  so  ist  damit  vielleicht  zum  erstenmale  der  Gegen- 
s^     StralrtiischeirStammesbewustseins  gegen  das  epeirotiscbe  und  im- 
ktßfpo^os  cBarbarcntbum  in  bestimmter  Weise  ausgesprochen  worden. 
Die  ^^^^S^'^imkeit  aber  des  hellenischen  Landes  schien  ihm  viel  mehr 
noch  in  v  '^icn  eigenthflmlicber  Gliedernng  su  beruhen;  Bphoros  ist 


Oh.  ■stfliiakett:  dm  Edtmg  wnVfMignfig  des  Ephorö«.    6S7 

rat^  «Dt  d«r  'ärste  .(t.  Cvrtiin  a.  0.)  der  mit  einsiclitigeai  BHelte  die 
Darchdrin^n^,  das  Zoeammeilwirken  gleichsam  von  Landond  Meef, 
den  Reichthom  anfachten  oBd  Vorgebirgen  (Skymnoa  V.  511)  gewOr- 
clt0t  hat;  er  aahm  4aher  das  Heer  als  den  FOhrer   der  Topographie 
(^Hlra1»o  VIII  dM  ''Efpogog  « .  'qysfiovticiv  u  vtfv  ^aXatxav  x^vcov  n^og 
Toeg  vonoyQtttplag)  ^  und  Strabo  erlilftrte  denselben  Weg  einschlagen  xn 
'vrollea.    Aach  in  Griechenland  die  Ethnographie  als  Grandlage  bo- 
na Isend  begann  Ephoros,  irie  nns  Sltymnos  lehrC,  seine  geographische 
SebiUiernng  mit  der  Doppellandsehafl  der  Akarnanen  and  Aetoler» 
Ueber  diese  Westhilfte   der   eigenlKcfaen  HeVas  mit  Einschluss  der 
osoliacben  Lokrer  fehlt  nna  von  Anfang  der  historischen  Zeit  an  bis 
z«  den  Perserkriegen  fast  Jegliche  Knade,  und  noch  Thakydides  (I  5, 3) 
kannte  diese  Stämme  in  eigeotbfimlich  primitiven  Zastlnden ,  als  aJle^ 
seit  schlagfertig  so  Rlnbereien  und  Krieg.    Mit  Recht  konnte  daher 
noch  Ephoros  (Strabo  X  463,  Fr.  29)  die  Freiheit  and  Uoabhfingigkeit 
der  Aetoler  hervorheben,  deren  sie  sich  noch  immer  erfreateq.   Er  ist 
aberiMapt  der  erste  der  vom  Innern  Aetoliens  Knnd)»  hat  und  von  der 
SUdI  Thermen  spricht  (vgl.  Strabo  a.  0.  und  Grote  bist,  of  Gr.  II 
386),  der  auf  die  altbesengte  Wechsel verblndnng  der  Aetoler  and 
Epeier  hinweisend  die  Verwandtschaft  der  Eleier  nnd  Aetoler  durch 
zwei  Inschriften  za  erweisen  snchte,  von  denen  die  eine  in  Thermon 
an  der  BitdsSnle  des  ^Aetolos*,  die  andere  anf  dem  ^Markte  der  Bleier' 
an  der  Statqe  des  Oxylos  stfinde.    Däss  er  biebei  in  seiner  Weise 
genealogisierte,  aooh  über  die  Karoten  Mie  Urbewohner  Akarnaniens' 
viel  zu  erzihlen  wnste ,  nimmC  nicht  Wunder ,  ohne  daiz  wir  ihm  de»^ 
halb  daa  Verdienst  eiaes  ersten  Berichterstatters  Aber  diese  Ge^nden 
verkfimmem  werden.    Niehst  den  ozolisehen  Lokrern  (vgl.  Skya^boe 
V.  473  ff.)  fanden  die  Phokier ,  insbesondere  Delphi ,  ihre  Stelle.   Je 
weniger  echt  historische  Ueberlieferang  Ephoros  hier  vorlag,  nm  so 
einladender  war  namentlich  Aber  Delphi  die  antiquarische  Betracbtnng, 
die  er  stets  mit  der  geographischen  verwebte.     Ueber  das  Oi^akel, 
welches  Ephoros  mit  tiefer  Religiosit&t  betrachtete  (er  nennt  es,  wie 
nach  ihm  Skymnos  V.  484,  i^evdictcttov)^  Aber  Gaea  und  Themis, 
über  die  endliche  Besitznahme  des  Orakels  durch  ApoUon  und  deatoil 
Kämpfe  mit  Tityos  und  Python  hatte  er  allerlei  neues  and  .seltsames 
nnfgastellt  (Strabo  VIII  423,  Fr.  70),  nicht  immer  in  Einklang  mit 
strenger  Wahrheit,  die  er  sonst  gerade  bei  dieser  Gelegenheit  als 
leitenden  Grundsatz  ausspricht,  anch  nicht  mit  strenger  Soheidong  von 
Mythos  nnd  Geschichte,  wie  Strabo  an  ihm  rOgt.    Phokis ,  das  letzte 
derjenigen  Gebiete  von  Hellas,  aber  deren  Bewohner  er  offenbar  nicht 
viel  sioheres  zu  berichten  hatte,  führte  ihn  nach'Boeotien,  dem  be ver- 
zagten Sitze  des  aeoliscAn  Stammes.    Es  istofltenbar  ein  bestimmter 
Plan,  den  Ephoros  seiner  Beschreibung  zu  Grande  legte;  sein  Streben 
nach  Ueberstcbtlicbkeit  fahrte  ihn  auf  ZAsammenfassnngdes  zusammen- 
gehörigen Stoffes  in  bestimmte  Abschnitte  (vgl.  Diod.  V  I) ;  von  den 
Volksßtimmen  mit  wenig  sicherer  Geschichte  gebt  er  zu  dem  filtesten 
der  hellenischen  Stämme  aber,  läszt  dann  eine  zusammenhängende  Be- 

'ahrb.  f.  cUff.  Philol.  Svppl.  Bd.  III.  RfL  S.  59 


fiS8    Ck..lI«il1ii«ft8eB:  ^inAaltRif  ipr  WirdHgQig4lM  EptorM^ 

tr«clitung  der  dortsoben  Ltndfibhifren  Mg«n  und.  tohKesgl  ant  liet 
.WohnftitBjMi  ioDMolier  Bevdlkerang.    Du  Fragment  Ober  BoeoHeB  isl 
anerkenntermassen  ein  kleines  llaslersiaek  ond  f4r  Stil  uad  lf«tiiod« 
des  Geagrspben  ein  interessanter  Beleg;  vieUeickI  anek  dasa  das  B«- 
wustsein  specieller  Stammverwandtsobaft,  das  den  Kymaeer  müL  sei- 
nem aeolisehen  Matterlande  verknüpfte,  anf  eise  so  sorgCftlti^e  Bc- 
achtttttg  des  boeoüseben  Landes  nicht  obon  Einllnsis  gewesen  ist.    Der 
grosse  Vorzug  Boeotiens  besteht  iiaoli  Ephoros  (bei  Sirabo  IX  400, 
Fr.  67)  in  seiner  ausgezeichneten,  von  drei  Seiten  dem  Meere  zagmttg- 
liehen  Lage  und  in  def  Menge  vorlrefflieher  Hfifen;  sam  Land«  der 
Sieuler  und  Italioten  geleite  der  korinthische  Golf,  der  Hafea   von 
Aniis  diene  dem  Verkehr  mit  Kypros  und  Aegypten,  vilbreod  AbUm- 
don  nach  Makedonien  und  dem  Hellespont  hin  sich  offbB;  da»t  konsflie 
daaz  durch  die  sehmale  Meerenge  des  finripos  die  Insel  Enboen  gleich- 
sam als  nio  Theii  von  Boeolien  in  betrachten  sei  (tifwEvßoutv  vgoMov 
UV«  ficpo^  uvv^g  9iJ€oirpuv  i  EvQistog)*    Wegen  soleher  Vorsöge, 
sagtStrabo^),  hebe  Ephoros  das  Land,  das  ihm  fOr  eine  Hegeaaonie. 
rortrefriich  geschaffen  schien,  gerühmt^  zu  gleicher  Zeit  aber  beklagt 
dasz  Zucht  und  gute  SitCe  den  Boeolern  abgehe.    Das  habe  sich  so 
recht  beim  Tode  des  Epaminondas  gezeigt,  als  die  Thebaaer  die  Hege- 
monie, die  sie  kaum  erst  gekostet,  sogleich  wieder  verloren,  aus  kei- 
nem iandem  Gründe  als  weil  sie  allem  wissenschaftlichen  Streben  und 
allem,  anregenden  Verkehr  naeh  anszee  abgeneigt  (toliymw'Tial  ofu* 
Uag  t^  nQig  av&if<i%i^g  oUymQ^m)  allein  die  Itriegeffisebeo  Fertig- 
keiten  ansgebildet  bitten.  ^^  Man  sieht  däaz  Ephoros  auch  för  die 
Betrachtung  der  ihneren  staaUiehen  Estwiokelnag  der  Landscbaflen 
niehl  nnempffinglich  war,  dasi  er  die  naIOrliche  Lage  der  Lfinder  in 
ihrem  Einfluss  auf  Sitte  und  Geschickte  jedes  Volkes  s«  schildern,  ver- 
sackte.    Mit  besonderer  Vorliehe  hat  er  sich  daher  den  Kasteniindem 
zugewandt,  wo  die  Einflasse  fremder  Anregung  so  viel  leiehter  an- 
ginglioh,  Volkssitte  und  Verkehrsleben  so  viel  manigfaitiger  entwickelt 
waren;  wie  sollte  ihm  also  wöl,  als  er  in  seiner  Betrachtung  von  Hellas 
nach  dem.Peloponnes  abergteng^  die  Bedeutung  entgangen  aein,  die  der 
Isthmos  von  jeher  fOif  den  griachischen  Verkehr  gehabt  hatAe?   Selbst 
Skymnoft,   unser  sonst  so  trockener  and  wortkarger  Gewibramann, 
glaubt  der  Landenge  *die  nach  z^er  Seiten  Bum  Festland  geworden 
(Ixcrri^m^ev  ^Biffovffkevo^  V.  510)  von  dem  korinthisekefl  Busen  und 
dem  von  Kenchreae  eiogeengt  wird'  eine  Erwfibnnng  schnldig  sa  sein. 
I>ett  Faloponnes  aber,  die  Akropolia  von  Hellas,  aeheint  E|ilioroa  in 
seinen  vorwiegend  .dorischen  Landschaften  von  Megnra  und  Korinth 
ans  der  KAste  folgend  "bis  zur  argolischen  Halbinsel  umschrieben  and 
mit  der  Betrachtnng  des  arkadischen  BionenfllttdeB  verlasaeo  m  haben. 
Arkadien  sb'er  'galt  ihm  als  ein  vorzugsweise  ^elasgisohes  Land  und 
als  IJrsitz  aller  griechischen  Pelasger  (Strabo  V  221  ^  Fr.  54);  hier 

6)  IX  401  x^v  n^v  ovv  xaQciv  .  .  <prial  «gog  wifiov{ap  tvqtvcSg 
i%nv.  ^  Vgl.  laokr,  Panegyr.  108  r^g  Kvßoiag  .  .  ij  %cu  ngog  «}v  cr^x4* 
tfjp  t^g  ihctliitvtig  BWpfttog  «f;fft 


Ck.  IhUbiMi« :  ^  Mürwg  sw  -Wir  tf«a»r  ^•^  B|^rg*.    889 

wvgte  «r  «8  ■i0lii'??da  der  »lirwOfiigeB  TrudiftOD,  Via  m  dvrali  Asm«, 

ltM«adi»8  imd  «ndere'Dieliterü^eHiefori  war,  «bsog«hatt:  dar  Lykac^os, 

wo  iiadi  Aaioa  (bai  Paus.  VIII  1^  4)  *dte-8ohwarse  Brda  den'isföUar« 

gleMslieii'Palaa^oa  gaborao^,  -war  ibm-aln  bailifar  Barg,  wi4  dam  Haaio« 

dos  Mgend  (bai  Strabo  a.  0;)  manta  er  Lykaoo  eiaea  Sohn  dea  Pa^ 

laagos  und  sah  in  den  Lykaosidan  die  Verbrailer  palaa^sahar  Siit# 

ufid  GiilUir.  :     •  '  i        .4 

Dar  Beaehfaibaiig  des  Felopoaneaaa  wird  stob  die  Betraeblaag^ 

xttDicbal  dar  doriaoban  Inseln  anseaoklesaen  beben  (vgl.  Skymnoa 

V.  53»),  mler  denen  vor  allen.  Kreta  von  Epboros  n»it  «beaenderaii 

Sorgfalt  and  ADsfahvlvefakelt  bebandelt  werden  ist.    Die-  4ereb  ibra 

«atarliche  Lage  bodingie  Wicbttgfceit  dar  Insel  bob  aaab  Arislotaiea 

hervor  (BelU.'ll  lO-dosUi  fig  ff  ip^esog  nifog  xijiv  igxtivtiiv^Elhq^Mifi^ 

mipwävaivtml  '%tio^m  HalOgy,  und  ^trabo  (X  477)  rübnite  daaa  Kreta 

aekon  in  alten  Zeiten  einer  ti*efnichen  Verlsssang  sieb  erfrent  and  die 

besten  der  Hellane»  inr  Nacbahmang  atffgelordert  bebe.    Die  liaapt*- 

aflge  dea  geaellsehaflliahen  und  stastticbentLebens  der  Iniel,  wie  sie 

ton  Epboros  anfgaaeicbntol  waren,  bat  «asiStrabo  in  einem  langem 

ibMinge  (Ji  480)  0rhiAten,f'iMetober^  von  Atbataeos  abgesehen ,  fast 

wriiere  einige  Quelle'  in  dieser  Beuebnng  bildet,  Oberdies  durah  Ueber^ 

eiMtimmnng'  mit  einseinen  Stellen  in  Ariätotelea  Politik  an  dlaiibbaP 

dgkeit  gewimftt.   Von  der  allber ahmten  Tbalasaekralie  dar  Kreier  an»- 

gebend  hatte  Epboros  (wie  vor  ihm  Thakydides  I  4)  den  Minoe  die 

Ikaehieble  von  Kreta  and  von  Hellas« aberhaopt  erAflTneo  lassen;  be* 

Isngen  jedooh  in  der  sagenhaHaffi  Tnadition  hatte  er  die  vordoriseh^ 

»Dgrieebiaahe  und  die  dorisehe  Peitode  der  Insel  nicht  gefcngsam- a«s 

einander  ^^halten,  nach  den  Nlnoa*  mit  den  eingewanderten  Doriara* 

in  verwendtachaftiieba  Verbind  nag  au  bringen  und    bei  dem  Mängel' 

eines  Nationalfaeros  anf  Miaos  die  Btnrichtangen  das  deriseh » hreü- 

sehen  Staates  anfflckattfahran  gesucht.  Im  fibrigen  gilt  ihm  der  gansa 

Staatsorganismns  als  ein  echt  dorischer;,  seine  faetischa  Darstellung 

kretischer  Einrichtungen  ist  von  grosser  Wichtigkeit  und  am  so  ver- 

dienstlicber ,  weil  er  nicht  nur  die  Aebnlichkeit  dea  kretiseben  und 

lakonischen  Staates  anmerkte,   sondern  einer    falschen  Aaffbssnnf 

gegeaaber  suerst  und  nachdracklieb  dai-ch  seine  ganse  Darsteltang 

bestrebt  ist  auf  die  vorbildliche  Badealnng  das  erateren  hinan  weisen,  > 

nach  dessen  Muster  eben  Lakonien  seine  eigne  Verfassung  geregeU 

litte.    Freiliob^  asgt  Rphorea  (b^  Strabo  a.  Q.),  wird  von  einigen- 

behaaplel,  die  kretische  Verfassung  sei  lakoaisch;  die  Wahrheit  aber 

ist  dasz ,  was  in  Krera  suerst  festgestellt  ward ,  in  Lakonien  weiter 

aasgebildet  ist  (ro  d'  ik»&hg  svgija^tu  fiiv  iit*  i%$lvnv ,  tjuifißtimhak 

di  xovg  Dtuigrtdrag:  vgf  Aristot.  Polit.  11  10  xoi  yiiQ  iotxs  %al  kiy^ 

ttci  di  xii  nku^u  fi€fU(ifja^ai.zfivK^ffin%iiv  %oXixUav  ij  x&¥An%fi^mv 

atAl).  Wer  verkebrterweiae,  meint  er,  aus  den  jetst  bestehenden  Ve^-- 

hlltnisaeh  anf  filtere  Zustande  acbliessen-  wolle  {i%  rmv  vv¥  xodaert^- 

ifitfAv  xa  lutlaia  xBn^'ti^wvo^ai)  ^  der  Qbersebe  dass  das  AbbiM  dock 

nicht  fkOber  aein  kOnne  ala  das  Musterbild,  dasa  das  an  aiob  ältere 


89U    Ci^  MtWÜMeiK  tift  IMrar  w  lllHl*4iiiiii9  te^^ 


da«  VMM«  Toraif ehe.— ^ WO)  vie  ia  Kr«U,  dle^Barkr  «o  ml  irtt^ 
•U  «ndarawo  das  fremde  «ioh  se  «eeiniliereD  remioobtoB^  4m  darf 
Mob  liDget  vor  der  ^U  dea  Lyluirffoa  eine  nach  Hylliaoher  BieliW 
sahaur  and  dea  SaUongen  des  Aegiaiioa  geragalte  Staataofdaangr  vor- 
aaageaeUl  vrerdea.   Uod  ea  iat  eiaa  durcbaiiä  giaabirttrdiga  Naaltfricht 
desEphorof,  daaa  Lykargos^  deaaa» Peratelichkait  aioharlioli  fesU«- 
halten  ist ,  anf  Kreta  die  dortige  Verfassaag  erforscht  and  den  ao  woU 
tbiligea  Anschlaas  aeinea  Landes  an  die  religiöse  nnd  palitiacka  Callar 
Ton  Kreta  bewirkt  habe  (s.  Curtiaa  gr.  Gesoh.  1 166).   Waa  vir  wei- 
ter hören,  Lyknrgos«  der  eilfte  Naehkomaie  von  Herakles,  der  aeoJttte 
voa  ProMM  her,  habe  nur  faaf  Manstobeaalter  spUer  gelebt  als  Altlia»- 
aMMs«  der  Areheget  der  anf  die  Insel  eingewanderten  Darier,  wird 
man  fiphoros  billigerweise  naebsehen  dürfen.   Doch  darf  kier  eise  ia- 
tereasante  Stelle  des  Folybios  (VI  46)  nlakt  äberseben  werden,    dar 
im  übrigen  ein  -eifriger  Lobredner  des  Epboros,  mit  fiesiahnn^  anf 
Kreta  siot  sn  entsohiedeaem  Widersprach  veranlaaat  sieht.    Hü  Ua- 
recht,  meint  er,  haben  einige  der  gelehrteatan  Alten,  nnler  iliaea  na« 
mentüah  Ephoros  nnd  Platoa,  die  Gleiehhei4:des  lakonisaban  Staatla* 
mit  dem  kretiscben  hervorgebobea  nnd  den  leinlern  des  Lobes  wArdig 
erklirt»  Beide  Bahaaptaagen  scheinen  ihm  verkehrt,  da  vielmehr  daa 
gröste  Uaihaliehkeit  stattfinde;  wihrand  in  Lakedaemon  jeder  fiHr^er 
einen  gleichen  und  featan  Antbeil  am  ager  publians  habet  aai  anbei 
den  Kretern  einem  jeden  gealattet  das  Mass.  aeiaas  Beaitsoa  aaeh  Be- 
lieben an  vergrOsaern;  während  in  Sparta  daa  Geld  datchaoa  kaiaaa 
Werih  habe,  gelta  anf  Kreta  dar  Bewarb  als  ehrenvoll  nnd  kein  €»a» 
winn  sei  schimpflich,   findlioh  sei  die  Gewalt  der  Sf»arlnniscSMn  Kdnig# 
nnd  Geronten  lebenslänglich,  während  aal  Kreta  die  Aemier  jAhrliak 
und  din  Varfassaag  demokratiach  seien,  o  d'  "£^pog,  scldieaai  Foly- 
bios diese  im  Aasaug  milgetheilte  Stelle,  xq>^  vmv  owifunmv  nal 

ttiag  ii^yticiv^  m0V£  stxH  ^V  wg  fWQtot^  ovofMitf«  sr^otf^oi,  »osa  f«»- 
6iv€$  v^oflOf  av  ävv6t0&tn  dictyvavw  n^qH  otfowiffug  no$utoi  %f^  d^if* 
fffitv,  fia  bt  kaam  nöthig  hinzuzufügen,  dass  Folybios  hier  nicht  aait 
der<  ihm  sonst  eignen  Unbefangenheit  verfuhr,  dass  er  nicht  die  alte 
nnvaiffälaehte  Yerfassnag  Kretaa  vor  Augen  hatte  ^  sondere  aus  deren 
eataf taten  Zuständen,  wie  sie  zu  seiner  Zeit  schon  eingetreten  waren, 
anf  die  älteren  Zeiten  zarflckschlosz.  Nebenbei  Ihnt  er  auch  mit  seiner 
letalen  Behauptung  dem  Kymaeer  entschiedenes  Unrecht;  gerade  iiC 
der  Zasaäsmeastellang  dar  gieiohen  Factaren  beider  Verfassuagen  ver« 
fahr  Ephoroa  mit  der  ihm  eigaen  Klarheit  und  Ueberaiehtlichkeit. 
Von  einer  gleichen  Vertheilnng  der  Länds^reien  und  ihrer  Unveränszer- 
lichkeit  auf  Kreta  wissen  wir  freilieh  nickts  ^  da  auch  Ephoros  dieami 
Punki  nicht  berührte.  Die  höchste  beratheade  Behörde,  bald  ßevlii 
bald  /a^oiKr/or  genannt,,  verglich  auch  Arialoteles  mitder.spnrtanisoben 
Gernsia,  nnd  es  wird  ausdrücklich  bezeugt  dasz  ihre  Mitglieder  lebees- 
länglich  und  unverantwortlich  waren  (Schömann  gr.  All.  I  303  t). 
Piatab  (Gesetze  1  7  S.  634)  rflhml  «i  als  eiae  der  sehöaslaa  Anord« 


Gh.  JfftttliiMe»:  eia  BeHri«  siir  Winfifvng  4M.l^^r«s.    891 


I,  ^«  Kreia  nil  Sparta  gameio  habe,  daai»  aber  die  beftebeadea 
Gaselae  sa  Uflgeln  ead  Yeriaderangea  vorxuacblafea  keiaem  jüa^eta 
erlaabi  fei.  Mit  Recht  koante  ferner  Ephoree^  der  keiaeawege  dla 
Naaiea  dareh  einander  wirft,  die  kretiaohen  Koemen  dea  Ephoren  rar«« 
gleichen,  die  Aadrien  dea  Sfasitien,  die  spartaniflohea  dea  kretische« 
Ritlern,  wobei  er  aaob  dea  Untersobied  anmerkt,  dtss  di«r  kretiacbea 
btttiig^  die  er  eine  ii^X'Q  n^QD^?  ^^^^  wirklich  eia  SIreitrota  an  hattea 
verpiichtet  waren,  wis  itf  Spirta  aiobt  der  Fall  war.  Freilich  trittv 
wie.Sehömana  a.  0.  bemerkt,  dieAebalichkeit  mehr  aoeb  in  defOffenl«« 
liehen  Zucht  als  in  der  Staats verfaaaang  hervor,  und  in  dieser  Besieh 
bang  darftea  wir  auch  Arutotelas  Worte  (a.  0.)  aa  faasen  haben,  der 
von  der  lakonischen  Verfassuag  bemerkt:  ^  ii  KffrjvMri  9ol$ttUi  itA-t 

,  Die  waaderliche  Weise ,  in  welcher  Skyanos  aa  Kreta,  die  <B^ 
tvaohtung  der  übrig en  Inseln  aaacbliesst  (V.  650  ff.)«  aob^iot  ans  raekA 
aichlUob  seiner  Havptquelle  so  viel  wenigstena  erkeanen  %a  lasseav 
daaa  Epboros  nSchst  Kreta  die  äbrigen  dorischen  Inseln  beaehrieb^ 
daas  ihn  Aegina  nach  Salamis  uad  damit  au  ioaischer  Bevölkernii|f 
Imiaberleitele.  Auf  Salamis  folgte  Attika  aad  die  so  vieUaoh  mit  Atbetf 
aieh  berührende  Insel  Euboea,  deren  •  wichtige  Colonialverhiltiiissar 
Epboros  mit  gewohnter  Sorgfalt'  geschildert  haben  wird,  ohne  dasa« 
die  lackenbaflen  Fragmente  irgendwie  ausammenhingende  NaehriobieB 
hier  aas  darbdtem  Uebrigens  ist  in  dam  Compendium  des  Skymhiaa 
der  Abschnitt  aber  Euboea  yngewöbniich  aosfährlicb;  im  weitem  Verw 
laaf  seiner  Darstellung  folgt  er  der  Osikaste  uad  besahreibt  Thessa^ 
lien,  Makedonien  und  Thrakien  mit  den  thrakischea  Inseln^  bm  er  aaaii 
Istroa  mit  seinen  fünf  Mündungen  und  snm  Lande  der  Skythen  gelangtv 
das  er  wieder  nach  Anleitung  des  Kymaeers  beschrieben ,  aus  dessea- 
Skythika  uaa  ausserdem  Strabo  (VII  303  f.)  ein  längeres  Fragment  en*. 
halten  bat.  Dasa  wir  nun  auch  hier  Epboros  als  einen  unabbiagigeaf 
Forscher  su  betrachtea  haben ,  dasz  seine  Angaben  aber  Sky thieo  (fkfi 
die  Befestigung  des  Herodotetschen  Berichtes  sehr  warihvoli  aind  und 
wir  ihm  Qberdies  manche  von  Herodot  nicht  berabrie  Einselheit  ver«-. 
danken,  hat  zuerst  K.  Neomana  (die  Hellenen  im  Skythenlande,  i  ftl2ff.)^ 
deutlich  geseigt.  ,  , 

Asien  und  Libyen  hatte  Epboros  im  ön  Buche  behandelt:  bei  der. 
geringen  Zahl  der  meislens  nur  notizenbaften  Fragmente  beanapraeht. 
das  von  Strabo  (XIY  679,  Fr.  80)  erbaKeDC  über  die  Bevöikernags^i 
verbiUaisse  Kleinasiens  ein  gewisses  Interesse.  Sechzehn  Völker- 
schalten  nahm  Epboros  aof  der  Halbinsel  an:  drei  hellenische,  «hrei« 
sehn  barbarische  and  ausserdem  die  Miscfavölker  (fityadeg).  Von  dea 
barbarischen  a&blt  er  zuerst  die  am  Meere  wohnenden  auf  (Kilikieri,r 
Lykier  und  Famphylier,  Bithynier,  Paphlagonier  und  Mariandynen^ 
Troer  und  Karier);  als  Bionenvölker  aber  faszt  er  die  Pisidier,  My4. 
sier,  Chalyber,  Phrygier  nnd  Milyer.  Die  Unvollstindigkelt  der  Aut* 
Zählung  und  die  Einmischung  mythischer  Volksoamen  ist  atlerdingS: 
bedeakitcb,  mag  aber  weniger  auffallend  erscheinen,  da  aelbst  Strabo) 


SOS    Oii.  MmVibkueu:  efai'Beitri^p  Mir  WArüguHf  deB'Bplier«s. 

(XIII  MB«.  E.)  wegeirder  Unsagioflivlikait  ma«cli0r  Lm^ieluift 
4er  io  oft  terftvderlen  Grenebesliniiiuiog  in  der  liOglielifceit  veriw«lfelc 
die  einzelnen  Gebiete  geeau  festeUllen  in  können.    Aach  rechtet  er 
niofat  mit  Bphores  aber  den  mytbiseben  Namen  der  Chtlyber,  die  er 
Bor  weiter  naoh  Osten  verlegt  haben  wilR  Wiobtiger  aber  ist  für  aae 
die'  bei  Bpboros  snerst  vorlcomraende  Brwihnnng  v»n  Mieebvölkor». 
TrelB  Strabos  Widersprach  nemlich,  der  hellenische  and  barbariselw, 
aber  keine  gemischte  Stfimme  hier  anerkennen  will,  lehren  doeb  eimlge 
■»rerächtliehe  Sporen  von  der  Ezietenx  soleher  Stimme  gerade  iiaeh 
dem  nordwestlichen  Kleioasien,  and  hier,  wenn  irgendwo,  kann  eine 
gehaue  Bekanntschaft  des  Kymaeers  mit  den  Boden-  und  Bevölkerumge* 
verhSllnissen  ohne  Bedeakea  angenommen  werden.  Bekanntlich  amler* 
scheidet  Herodot  (I  149.  151)  von  der  altaeoltschen  Oodekapolis  um 
Kyme  hernm  ein  spiler  auf  der  idaeiscbeo  Halbinsel  colonisierles 
Aeolis.  Dibse  Ansiedlungen  im  Lande  der  llysier  und  Tenkrer  werdea 
eher  mit  Wahnoheinlicbkeit  auf  Leebos  und  insbesondere  auf  Kyiae 
lorgckgefUhrt ,  wie  wir  denn  namentlich  erfahrea  dasz  Gergitha  am 
Idt  von  dem  Orte  gleiches  Namens  bei  Kyme  ansgegaagen  (Strabo 
XIII  689))  dass  Kebren  eine  kymaeische  Colonie  sei  (Bpboros  b.  Har- 
pekratloa  a.  Kiß^vfv^  Fr.  22).  Obwol  nan  so  Anfang  der  Perserkriege 
der  gaaae  Strich  Landes  von  Dardanos  bis  znm  Cap  Lekton  gemeim;- 
licfa  als  aeolisoh  galt  (vgl.  Grote  Gesch.  Gr.  Uebers.  I  270),  so  koante 
doch  namentlich  im  Innern  der  Halbinsel  der  Erfolg'  mit  nicbtea  ein 
reiner  Hellenismus  sein ;  hier  konnte  die  alte  Bevölkerong  weder  gaas« 
lieh  sich  sorackgezogen  haben  noch  überhaupt  vernichtet  sein;  waren 
doch  such  die  Ansiedlungen  nor  fiix^  nokiciurcct^  ihr  Uebergewlebl 
kein  bedeatendes,  nnd  es  ist  wol  denkbar  dass  die  empfingltehea  Halle- 
Ben,  die  «ieh  vor  einer  Vermischiing  mit  den  SIteren  Eiawohaem  dareli^ 
aas  nicht  zorttcksasiehen  pflegten,  auch  hier,  namentlich  in  dem  XJn^ 
land  von  Orten  wie  Kebren,  Skepsis,  Gergithes  Verkehr  genug  mit  den 
Barbaren  unterhielten,  um  von  den  Eigenthamlichkeiten  derselben  in 
Sitte  nnd  Lebensweise  gar  manches  ansunehmen,  und  allmihtidi  als 
Hellenobarbaren  von  den  übrigen  Hellenen  sich  absusondern.  Es  konate 
dies  im  Gebiete  der  ky maeischen  Golonien —  and  sollte  fiphoros  aiehl 
vorzugsweise  an  diese  gedacht  haben  ?  —  ebensowol  gesoheheo  als 
in  der  Nahe  von  Olbia,  wo  eine  Inschrift  ausdrücklich  der  |i*(|iiUi;v($ 
erwihpt  (Corp.  inser.  Gr.  Nr.  2068:  vgl.  auch  die  ''EUvp^s^  läwderc 
bei  Herodot  IV  17  und  Böokh  znm  C.  1.  G.  11  81). 

Sollte  Ephoros  aber  nicht  auch  an  andern  Punkten  Kleiaasiene 
gemischte  Stfimme  gekannt  haben  7  Es  ist  in  dieser  Besiehnng  gewis 
eine  naheliegende  Vermutung,  dasz  unter  den  (iiyüeg  die  Karier  ge- 
meint sind ,  ond  zwar  diese  ganz  vornehmlich :  wie  solches  sich  aas 
der  engen  Verbindung  zu  ergeben  scheint ,  dureh  welche  seit  Aafoag 
der  historischen  Zeit  die  Karier  mit  den  kleinasiatischen  loniern  rer- 
knüpft  sind.  Auf  karischem  Boden  waren  Miletos,  Myas  and  Priene 
gegrdndet  worden ,  Karier  waren  es  deren  Töchter  die  Colonisten  ge- 
freit, deren  Gottesdiensten  sie  sich  nicht  verschlossen,  mit  denea  als 


HallhiMiiea:..«»  Bmltrfif  iwWlhrfHgiii«  danl^r^j    $M 


d#c  fe6luHi4*i**c^  If^io«  rer^Uiigi  bU  ihre  -  anlep  Sm-  iomIi« 
deckuiigffolirtoii  «ttternonmeD  hatten:  kurs  Oberril  JebtjBu  dieUmier^ 
4eren  Gebiet  ja  ein  ecbmaler  KOsteostrich  war,  iie  niebi  «U.BrK^Qrer 
9pndero  aU  Coloniaten  gekooftineiy  waren«  Ton  Kariero  umgeben.  Frei- 
lich hat  der  eigentliche  Stanun  der  alten  Bevölkerung  weichen  und. 
i}ie^r  ins  Innere  aich  zarAckziehen  mflsaen;  aber, wie  viel  karischea' 
Volk  blieb  doch  auch  unter  und  neben  den  loniern  sessbaft!.  Kariaolie 
Stiidt^  gab  es  nech  in  spftterer  Zeit  auf  Gbioa  (KuQldsgz  E^pherei 
Er.,a4)»  auf  der  Älimashaibinsel  (Paus.  Vll  3);  in  fiphaao»  bieaa  eine 
Cunfle  Phyle  KuQivaLa  (S^eph.  n.  Biwu)j  und  in  der  Nachbarschaft  von 
Uilet  blieben  die  einstigen  Besitzer  dieser  Stadt  -^  es  waren  ja  Karier 
— r  auch  in  der  Folge  noch  angesiedelt  (vgl.  Nenroann  a.  0.  S^  Mi  f.). 
UrspribDglich  gewis  ein  griechischer  Stamm  hatten  dieselben  Karier, 
ein  aeegewohntes  und  teicbtbewegliches  Volk,  schon  frjttjier  einmal  von 
ibr^  Lehrmeistern  in  der  Seefahrt,  den  Fhoenikern,  so  viel  auslin- 
disches  angenommen ,  dasz  sie  der  Dichter  (11.  B  867)  als  barbariseh 
redende  bezeichnen  kcronte.    Unbegreiflich  .wäre  es  allerdings^  wenn 
4ie  nicht  auch  von  den  viel  begabteren  Hellenen  die  st&rka^n  Einflasaie 
erlitten,  der  fremdgewordenen  Sprache  und  Sitte  aufs  neoe  wieder  sieb' 
genähert  bitten.    Wie  an.  so  vielen  Orten,  wo  Griechen  sich  nieder- 
lieszen,  also  an  Rüsten  und  auf  Inseln  namentlich  die  Bildung  ge- 
mischter Bevölkerungen  (besonders  freilich  durch  Handelsverkehr  ein- 
geleitet) nichts   seltenes  gewesen  zu  sein  scheint  —  wir  kennen 
^fkü^iXlriytg  auszer  in  Skythien  auch  auf  Chalkidike ,  auf  Fharos  (vgl. 
Niebuhrs  Vortrage  aber  alte  Länder-  n.  Völkerkunde  S.  227.  318)  — 
so  werden  wir  auch  in  Kleinasien  das  Vorkommen  der  ittydÖBgj  von 
denen  Ephoros  wnste,  nicht  bezweifeln  und  nicht  mit  Unrecht  in 
den  Kariern  das  Mittelvolk  zwischen  Hellenen  und  Barbaren  vermuten 
dürfen. 

Ueber  die  geographischen  Bflcher- des  Ephoros  haben  wir,  mit 
Hervorhebung  des  wichtigern  und  charakteristischen,  versucht  einen 
IJeberblick  zu  gewinnen.  Es  wird  uns  dabei  manches  nicht  unwich- 
tige entgangen  sein;  wie  manche  Frage  aber  läszt  die  trOmmerhafle 
Ueberlieferung  unbeantwortet,  und  wie  schwer  ist  es  Oberhaupt  den 
Verfasser  der  Historien  auf  eine  nach  allen  Seiten  hin  zutreffende 
und  genfigende  Weise  zu  wArdigen!  Es  findet  sich  so  viel  räthsel- 
haftes  in  dem  Manne;  freilich  sein  Fleisz  und  seine  Gelehrsamkeit  sind 
bewundemawerth,  wenn  wir  allein  aus  dem  vierten  Buche  auf  Umfang 
und  Inhalt  des  ganzen  Werkes  zurückschlieszen  dürfen ;  ja  er  isl  ein 
so  eifriger  Arbeiter,  dasz  die  Einladung  des  grossen  Alexander,  der 
ihn  zu  den  Festlichkeiten  des  makedonischen  Hofes  bescheidet,  von 
ihm  nicht  angenommen  wird  (Flut,  de  stoic.  rep.  20).  Und  dennoch 
konnte  derselbe  Mann,  der  mit  so  viel  Sorgfalt  und  Verständnis  die 
eigenthQmliche  Gliederung  des  griechischen  Landes  aufzeichnete,  im 
Gebiete  der  Kunst  so  wenig  als  echten  Hellenen  sich  zeigen ,  dasz  er 
von  der  Musik  behauptete ,  sie  sei  eine  Erfindung  des  Betrugs  und  der 


804    Ok.  «hifttodiei!  eJJilleHrit  svr  WiHigiwsr  ^es  Ephoros. 

Z9ä%einA'(Mfk'  IV  28).  AtteH  bat  er  mit  ehüi^n  Mdereii  di«  Eig-es- 
hifit  gjnMin,  dem  gelef«iiUicli  aiiegesproöheiieii  Prof  raffln  nicht  immer 
treu  SU  bieiheii:  denn  dU  Wahrheit,  die  er  (bei  Strabo  VIII  4S3)  als 
das  höchste  preist,  ist  stellenweise  In  seiner  griechischen  Geschichte 
Bieil  unerheblich  verletzt  worden,  nnd  trotz  seiner  spöttischen  Seiten- 
bemericong,  alles  wunderbare  und  aoszerordentliche  pflege  für  das 
nenscbliche  Gemfit  einen  besondern  Reis  zu  haben  (bei  Strabo  VII 302}, 
wasfe  «r  den  Griechen  aber  die  Kimnerier,  Menschen  die  in  anter- 
irdischen  Höhlen  wohnten  nnd  nimmer  das  Tageslicht  schauten ,  gnnz 
eigenthamliche  Dinge  zu  erzählen.  Auch  hatte  er,  nm  die  Ehre  seioer 
Vaterstadt  nach  Kriften  zu  wahren ,  in  einer  besondem  Schrift ,  dem 
oitnttyfia  iitix(i(fiov,  den  Homer 'zu  einem  Kymaeer  gemacht,  und  wie 
Slrabo(Xin  633)  etwas  spöttelnd  erzShIt,  schrieb  Ephoros  bei  einer 
Gelegenbeit,  als  er  gerade  über  Kyme  fiicbts  ron  Belang  zu  neiden 
wnste,  um  doch  wenigstens  der  Stadt  Erwähnung  zu  thun,  die  Worte 
nieder':  *die  Kymaeer  hätten  sicfi  damals  ruhig  verhalten.'  W^as  man 
aber  "Buch  von  diesen  kleinen  Ausschreitungen'halten  mag,  dem  grie- 
drisch^  Vaterlande  hat  Ephoros,  wie  sein  Lehrer  Isokrates,  eine 
tflehiife  patriotische  Gesinnung  bewahrt. 

Berlin.  CA.  Maithiessen. 


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