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IS
JAHRBÜCHER
för
classische Philologie.
Herausgegeben
von
Alfred Fleckeisen.
• *
• • •
■»■tITTBR SVFFItBHSiSTBABrD.
Ldpag, 1857—1860.
Druck und Verlag von B. G. Tenbner.
• •
♦ •:.
. /-".VI
I
1.
Ueber C. G. Cobets Emendationen im Thukydides.
Haben wir schon für jede philologische Arbeit, die aas HoHand
beruber kömnit, von Alters her die beste Meinung bereit, wie viel
grösier mui»te unsere Erwartung von dem Werke sein, das den Nach-
folger eines Hemsterhuis und Ruhnken zum Verfasser und die Haupt-
thitigkeit des Philologen, die philologische Kritik selbst, zu seinem
Gegenstande hat! Jetzt sind nahe an hundert* Jahre verflossen, seit
der Mann in Leyden lehrte, den sein gleich groszer Schaler einst mit
Hecht als das lebendige Muster der Kritik aufstellte; welchen Genusz
und welchen Gewinn musten uns diese ^Variae Lectiones' Cobets brin-
gen , wenn die Saat dieser Männer in den Enkeln ihre Früchte ge-
tragen bat! Freilich auf eins und das andere durften wir nach früheren
Arbeiten desselben Verfassers uns schon gefaszt halten; von jener
frcondlichen , ja liebevollen Verbindung, die einst nicht bloss der
Deutsche Ruhnken, sondern auch ein Hemsterhuis und Valckenaer oder
spater ein Wyttenbach mit ihren deutschen Zeitgenossen unterhielten,
auch nur von einer Anerkennung deutscher Forschung, wie sie jenen
alten Hollandern eine Freude war, hatten wir in den früheren Schrif-
ten Cobets nicht gerade die redendsten Spuren gefunden, eher das
Selbstgefühl bewuster Ueberlegenheit, die alles selbst glaubt schaffen
zu können und Mitgenossenschaft verschmäht. Doch steigerte das
anderseits wieder die Erwartung, und so überraschte es mich keines-
wegs , bald nach dem erscheinen des Werkes aus Nord und Süd in
Deutschland über dasselbe die lautesten Stimmen des preisens zu lesen.
Ein anderes aber ist es, den Prunk einer Schaustellung nach dem
ersten Eindruck bewundern, ein anderes, die einzelnen Gegenstände
im Gebrauch erproben. Mir will leider gar vieles von den schönen
Sachen gleich bei .der ersten leisen Berührung zerbrechen, und an-
deren, sehe ich, ergeht e9 nicht besser. Der einzelne, das zeigt sich
auch hier, vermags eben nicht allein, und immer beschränkt ist, sei
er auch der begabteste, wer nur so klug ist wie der eigne Verstand.
Obgleich gerade die Philologie vor allem die Gemeinschaft der Arbeit
fordert, in der jeder, wenn er weise ist, benutzt, was die Zeit vor
and neben ihm, schafft, so ignoriert doch Cobet, mit Ausnahme einiger
weniger, selbst die besten, sucht häufig ^ wo andere schon gefunden
1*
4 L. Uerbsl: über C. 6. Cobete BmeDdationen im Thakydides.
haben, ond igt arm, wo ihm die fremden Schfilse zum Gebrauche be-
reit liegen. Ich mache es ihm nicht sam Vorwurf, dasz er für unsere
heutige deutsche Philologie wenig Herz zeigt, wenn es ihn auch, wie
wir sehen werden, leider hfiufig genug in Schaden bringt und aller-
dings nicht gerade nach jenem Grundsatz ist, den Wyttenbach, das
Wort eines Griechen sich aneignend, ausspricht: *in erudita civitate
nuUos esse Batavos, nuUos Germanos, nullos unius alicuius populi ci-
yes, omnes esse mundanos ' ; ich halte das lieber der Zeit selber zu
gut, in der jetzt auch 'anderer Orten das Nationalgefahl vordrangt.
Aber Cobet ist so sehr sich selbst genug, dasz er auch an die Heroen
der eignen Heimat nicht anknüpft und gerade in der Hauptsache, in
der Kritik, wieder von vorn anfangt und eigne Wege versucht, wo
ein Hemslerhuis und liuhnken schon so glücklich die Pfade gebahnt
nnd die Marksteine gesetzt hatten. Die Grundsätze der Kritik, wie
diese sie lehrten und anwandten, finden wir bei Cobet nicht wieder.
Was ihnen das erste war, das vornehmste Mittel die Wahrheit auf-
zuspüren, dem jedes andere als ein secundfires sich unterordnen muste,
nemlich die Sache selbst und der Zusammenhang der Rede, das ist
Cobet das letzte, wonach er kaum fragt. Ihnen war daher jeder
Schriftsteller selbst sein eigner bester Ausleger, und hatten sie zu-
vörderst aus ihm selbst herausgefunden, was er an einer zweifelhaf-
ten Stelle sagen muste, so würden auch, holTien sie, sich seine rech-
ten Worte schon einstellen. ^Sui quemque scriptorem' das war
Hemsterhuis Lehre und Ruhnkens mit ihm ^ Optimum Interpretern esse ',
und wieder : * vero critico vim ipsius sententiae et sermonis proprie-
tatem bene perspectam facile id quod res postulet suppedttare ' , und
der horazische Vers war auch ihr Wahlspruch: ^verbaque provisam
rem non invita sequentur'. Die gröste Gefahr für die alten Classiker
sahen sie in einer Kritik, die ohne Hingabe an den Schriftsteller
nicht vorher einzudringen und zu verstehen sucht, bevor sie zum
Brenneisen oder« zum Messer greift: 'furorem iudicabant, quod non
intelligas, statim urere et secare; amentiam, aegri capitis somnia in
cöntextum invehere, abolita veterum librorum scriptura. Nam si hoc
modo grassari liceret, brevi futurum ut xalamitas, quam Gothi et Van-
dali bonis lihris importassent, prae hac levis et tolerabilis videatur.'
Cobet freilich wird sagen, dasz er sich von solcher Schuld frei wisse,
dasz jener oberste Grundsatz seiner Vorfahren auch der seinige sei ;
wer sagt es nicht? aber die That wird zeigen, wie treu er ihn in
den einzelnen FSIlen befolgt hat, und ob ihm nicht ein unkritisches
Lexikon, ein beschrankter Grammatiker, ein spätes Scholion oder eine
halbe Nachahmung mehr gilt als der Schriftsteller selbst. Auch jene
Manner wüsten von diesen Mitteln au geeigneter Stelle wol ihren
Nutzen zu ziehen; dem umsichtigen und gelehrten, wie sie waren,
musz eben alles dienen ; ja Hemsterhuis gerade hat das Verdienst, wie
jeder weisz, seine jungen Freunde auf diese Mittel besonders hinge-
wiesen und zur Bearbeitung und Nutzbarmachung derselben veranlaszt
zu haben. Aber immer sind sie ihnen nur eine Aushilfe geblieben
L. ilerb^: über C. G. Cobels Emendotionen im TImkydidcs. 5
und liabeo ifases nie, wie das durch Cobet geschieht, gar eine gröszere
Aotoritit bekommen als die alten Claraiker selber. Doch es isl ohne
Zweck und wurde sich aach venig gesiemen, nach dem Eindruck,
den im ganzen das Werk Gobets auf mich gemacht hat, diese Gegen-
ibersiellung seiner Kritik und der Weise die mir die rechte sehe nt
in allgemeinen Worten fortiaselxen ; diese Angabe des Hanptunler-
«chiede« reiche vorläufig aus, und sehen wir vielmehr, wie sich seine
Kritik an den Schriflstellern selber bewährt hat. Da es jedoch gren^
lenloa wire^ wollte man alle seine unzähligen Vorschlage bis zu
einem wo möglich sichern Ergebnis eines weitern untersuchen, un-
gerecht aber, unter den lausenden beliebig einzelne, etwa die weniger
gelangenen auszuwählen, so bleibt nur der Ausweg, unter den Schrift-
steilem selber, denen die neue Kritik ihre Hilfe liringen will (und
es ist fast kein Grieche leer ausgegangen), irgend einen beliebigen
anasaheben, bei diesem aber keinen der Vorschläge zu äbergehen und
ohne Willkür, vielmehr der Reihe nach alle und j^en so weil za
belenchren, bis eine Ueberzeognng für oder gegen gewonnen isl. So
BMSS sich zeigen, wenn anders ich daztf fähig bin in meinen Lesern,
wol gar in Cobet selber, solche Ueberzengungen zu erzielen, wie
schwer fär die alten Griechen das Verdienst seiner neuen Kritik wiegt,
ob sie in Wahrheil, wie sie nicht undeollich auf jeder Seite ver-
merken läszt, die wnnderbarerweise bis dabin ausgebliebene Hilfe ist,
•der eher etwas mit jenem Vandalismus gemein hat, den schon Ruhn-
ken von der temeritas des Kritiker« furchtet. Ich nehme also beliebig
einen Schriftsteller heraus, and zwar denjenigen *quem magistelii'
wie Cobet S. 34 sagt ^multo peius quam vjilgo creditur muloamnt, ut in
hi0 Leeiionibus primo quoque tempore oslendam', den Thukydid'es,
zu dem denn auch die Lecliones diesem Versprechen gemäsz in ihrem
Verlaufe einige siebenzig Verbesserungsvorschläge bringen. Wenn
von den 75 Vorschlägen^ wie ich darzuthun hoffe, nur ein einziger
eine wirkliche neue Verbesserung isl, gegen die andern alle aber
man abwehren mnsz, diisz der Text des Thukydides durch sie nicht
veronataltet werde, so kann ich mich wol über das Wesen solcher
Kritik des weiteren Urteils enthalten; des Wortes bedarf es nicht
mehr, wenn die Sache redet
S. 17 gedenkt Cobet der Verbesserung Valckenaers xoivaviovtmv
in V 79, 18 (ed. ster. Bekk.) ral dl aXlai nolug ral iv IhlcmowaCtp xoi^
vavsopxiav xüv (fjtovdäv tuxl xäv |t;f(fMir%«av, und fügt hinzu *qui locus
nondom persanatus est tarnen, nam tag ^vfi(ui%{ag reponendum'. Es
ist das eine von den Conjecluren, die leichter gemacht als nicht ge-
macht werden; auch ist sie bereits, was ich beklage, von Bekker
sogar in den Text gesetzt, was freilich Cobet, fttr den es keine Ge-
BMifischaft philologischer Arbeil oder fast nur Philologen in Holland
gibt, lieber nicht weisz. Wenn C. 78, 13 und 79, 16 von derselben Sache
anovdag nal ^vpt(ucxlav gesagt isl, und es nach den Worten desselben
Vertrags C. 80, 3 sogleich wieder heiszt : a£ (liv aitovdal xal ^ Ivfi-
futx^ ^"^"^ iyiyh^o^ so wird man, wie billig, sich wundern, G. 79, 19
6 L. Herbat: über C. 6. CobeU Emendalionen Mm Tbakydides.
es anders and rav <fm>v8Sv xal xSv ^(ifuxxtav ku finden. Es bedarf
in solchem Falle nur einiges safahrens, and die Aendernng ist auch
gegen alle Handschriften gemacht. Es ist hier das Verdienst Poppos,
bedachtsamer sich nach dem thukydideischen Sprachgebranch amge-
sehen und dem Schriftsteller gegen Bekker das seine sarQckgegeben
zu haben. Wenngleich (fitovöal nnd der Sing, ^(ifiaxäx aaster an
den schon genannten Stellen bei Thnk. vieirältig verbunden ist: III
114, 15; V 25, 1; 27, 17; 47, 13; auch OQXog %al ^vfifucxia I 102,
20; V 22, 31 ; V 47, 10 c. tcbqI rcov Citoviw %ttl xwv oqkhov xal rifg
^vfifitxxiag; ja II 9, 24 der Sing, ^(ifnxx^a^ wo der Plural sehr ge-
rechtfertigt und viel nalflrlicher wäre: so machen doch die beidea
von Poppo angeführten Parallelstellen V 27, 11 nnd V 48, 19, wirk-
lich auch die einsigen wo im Thuk. noch der Plural ^vfifiecxtat sieb
findet, die Richtigkeit des täv ^vfiiiccxiitv in V 79 9 19 unzweifelbafl.
Diese beiden Stellen haben mit unserer auch das gemein, dasz auch
in ihnen von gSQz derselben Sache, für welche dieser Plural geseist
ist, auch wieder der Singular erscheint: V 22, 31; 23, 22; 24, 32;
25, 1; 27, 17; nnd V 47, i^; 47, 10 e. In allen drei Stellen ist
auch nicht die geringste Variante ; vielmehr erscheint in dem münchner
G (228) gerade dieses Plurals wegen an andern Stellen der Sing, in
den Plural geändert, wie t. B. V 27, 17; 78, 12. Und ebensowenig
würde die Palaeographie die Veränderung der drei Stellen ohne Be-
denken finden, worauf doch gerade Cobet ein besonderes Gewicht
legen müste. An unserer Stelle wäre die Verwechselung des ag und
ävy deren palaeographische Zeichen deutlich su unterscheiden sind, des
Accentes wegen noch weniger leicht (Bast 755) , und V 48 , 19 müste
nicht hlosz, wie es auch V 27, 11 noth wendig wäre, af in ^, sondern
auch iyivovro in lyivsxo oder sonst geändert oder umgesetzt werden,
nach der Analogie wie I 102, 20 OQ%ot %al ^vfifiax^ xatiaxfi oder
V 80, 3 er/ (ihf Onovdal »al fi ^fifuxx^ cevrrf iyByivrjto gesagt
ist. Maleriell ist in dem Plural nichts zu suchen, wie die obigen
Stellen genugsam zeigen; vielmehr hat der vorangehende Plural for-
mell den späteren nach sich gezogen; ähnlich wie ein einziges mal
kafiTeQOtrjvccg nach rifiag im Plural erscheint (IV 62, 10), während
Thuk. sonst von dem Worte nur den Sing, gebraucht: II 64, 10;
VI 16, 8; 31, 4 z.; VH 69, 6; VII 75, 24 z.; oder wie VI 77, 11
nach dem Plural fSotpiöficcva auch iwtotxiasig und iTtiMWQtccg jedes
von einem einzelnen Falle gesagt ist. Cobet hätte also gut gethan,
wie wir sehen, sich hier und sonst lieber von Poppo über den Sprach-
gebrauch des Thuk. dankbar belehren zu lassen , als vorschnell und
übermütig zu solchen Aeuszeningen wie S. 292 Anlasz zu nehmen.
S. 32 handelt Cobet nach dem Vorgang von BImsloy zu Eur.
Herakl. 210 über die altiachen Formen des Verbum iQx^f^'^h ^^^ ^^^
allerdings auszer diesem Praes. Ind. keine andere Form bei Attikern
vorkömmt. *Miror virum aculissimum' fährt er fort ^in Thucydide
ferre potuisse duos soloecismos tarn pntidos, qnales leguntur IV 120,
24 tvbqI dh rag vi^dQag ravrag, alg iTtri^x^vzo^ £iiicivfi aniatri et
L. Herb«!: Ober C. G. Cobeto fimeiidatiOBeii im ThAfiiles. 7
IV 121, 30 M^ d^ haipiow ti iucl 9e^^|owo üamif «Mifry, in
boe looo Vera MripUini repoai poteral ex PoUoce III 153 S!i¥Oq>mv
ya^ etifflMiv * imvlow tb md itifoa^ecav äam^ a^lfiry^ errore Xe-
«opbOBlefli pro Thecydide DominM, qaen torpi soKoecismo liberat
Videor nibi perapeuMe onde invectam fueril viüuin.' Die ecblea
alliacben FormeD, meinl er oennlicb, seien niebl ^enw, ngoö^oav,
iigf^av geweaen, sondern xfiav, %qncyaav^ an^av; u aoicben
9Q(0yaav dea Thak. hatten die ^magiatelli qoi Thaeydidem malio
peiflv i|wiai vulgo creditar nnloaranl' Td^^MNJ^iKoyro binsageachrieben
und BO bitte aicb dieses eingescUioheB. Nar beüfinftg, weil es aar
lelslea Bnlaeheidvag Ober tcq^ci^qxovxo irrelevant ii«t, bemerke icb,
dann die ecbten Formen bei Tbük. keine anderen als die jetat von
ailen Heransgebern redpierten ^Btfov, ia^&Mv, fe^ayeif€tv sind. Wenn
irgendwo eine conslante Ueberliefemag der Haa. sieh findet ^ so ist
es hier. Ohne dasE anch nur ein einaiges mal eine der von Cobet
bebnnpleten Formen in einer einzigen Is. gelesen wOrde, geben alle
Has. abereinstimmend aberall jj€6av: II 3| 8; lU 23, 3; 24, 6; 80,
II; 107, 11; IV 72, 23; V 17, 2; VIU 92,^24; anch I 1, ö, wo
mit Recht jetzt ^ffiov vorgezogen wird, ist ^ifcev in keiner Hs., mir
ifittv wird gelesen und im Aug. ^ük(v. ^An'^cavx U 52, J6; III
loa, 6; IV 39, 23 (darüber unten); V 36, 15; VI 94, 29; 102, 10;
K^o^cavi n 47, 34; 81, 25. 30;^ VIII 66, 11 1 wo in 6iner Hs.
x^oa*c0ay statt jti^yBCav, Von rfi€tv für ^aav im Tbnk. nirgends
ttne Spnr. Und warum sollte aueh zu n^^^ctcv eher ala zu n^og-
yioar jcBes »^ilQ29vro he}ge§chTi€bea sein? Wie wird es überhaupt
beigeschrieben sein, nur hier^ wenn yiikxv und die Compesita aller
Orten im Thuk. vorkommen und es sonst nirgends geschieht? Aber
PoUnx an jener Stelle gibt tc^i^bsuv. Aber er nennt auch Xeno*
phon aUtI Tbakydides und zeigt dadurch klar, dasz er aus dem de-
dichtaia citiert und den SohrifWteller selbst nicht vor sich gehabt hat.
Das iai schon das verstandige Urteil des Petrus Paber Agon. 8. 9,
der f6r Thuk. meines Wissens zuersi auf diese Stelle des Pollux hin<
gewiesen bat« Ans Pollux sehen wir also für unsere Stelle mit Ge-
wisheit nar das, wie er selbst sie verstanden bat. Doch es sei, er
habe uns auch die echte Lesart erhalten; haben wir damit das Ver-
Mändnia der Stelle? Wer kann sich dabei beruhigen, den Sehrift-
rtdler sagen zu lassen *wie einen Hieroniken scbmOditeo sie den Bra-
ndas und giengen zu ihm'? Oder hätte TCQOtfystSutv etwa einen
speeiellen^ gottesdienstliehen Sinn, durch den sich die nöthige Stei-
gemng ergibe? Solchen Sinn hat bis jetzt niemand für nqocii^oyMi
oder nffooiivat nachgewiesen, auch Abresch zu dieser Stelle nicht
dorch Uittweisung auf ArisUdes II p. 279 onoxav n^foölaafuv toig &€Oig^
wodurch sich nichts anderea erweist als das selbstverstäadlicbe, dasz
das hinantreten an die Altäre der Gölter auch dorch nf^iivai aus-
^edrfickt werden könne. Aber selbst in dem Falle, dasz n^iipai
dafür der technische Ausdruck gewesen wäre — und ein weiteres
behanplet Abresch niclit — muste nrnn doch immer, da die Worte
8 L. Herbsl: aber C. 0. Cobels BnettdalioDen im Thakydide«.
w6iteQ ttMf^fl sich anch mit heuvlow verbinden, den Safo in der
umgekehrten Wortstellung 7CQoa^ße<Sav vb »cd haivlow AansQ i<i^
tr^v erwarten, das specielle nach dem allgemeinen. Schon K. F. Her-
mann (Pbilol. X S. 243) hat hier, sich deswegen mit Cobets Vorschlage
nicht begnügend, aber an Ihn anschliessend eine Aushilfe geboten.
Er nimmt das n^oö^gactv statt des ^o6i]Q%ovto von Cobet an, ver*
steht es aber nicht von rcqwSiivai^ sondern von ngaöadeiv^ und ge-
winnt so neben dem speciellen haivlow einen andern speciellen
Ausdruck, der ohne Zweifel einen Fortschritt und eine Steigerung
ergeben würde : ^sie schmückten und besangen ihn wie einen Hiero-
niken'. Wie das zaiviovv ist ohne Frage anch das besingen der heim-
kehrenden Hieroniken allgemeine Sitte gewesen. Hermann führt zwar
nur einzelne Fülle an, der Scboliast aber zu Find. Ol. 9, 3 p. 209 B. sielll
es uns als einen regelmüszigen Hergang dar : xglg ifivovvxo o£ vi-
Kifq)6(>oi, aiut r^ rlx-f xorl iv rm yviivaölm %al Iv vg fcat^ldt^. Von
der Seite also würe kein Hindernis. Doch zweifle ich, ob Hermann
selbst den Vorschlag noch gemacht bitte, wenn er die Unsicherheil
des Unterbaus, auf den er Cobet vertrauend sich verliesz, und die*
Kette der biebei vorausgesetzten Verwechselungen: nQOC^<uxv —
n(foajißaav — ni^otsr^qiavxo ^ erkannt hatte. Zudem hat diese Er-
klärongsweise noch mancherlei andere Bedenken. Abgesehen davon
dasz solcher förmlicher inivlniog^ wie er dem rückkehrenden Sieger
angestimmt wurde, nicht leicht improvisiert ist und nach der Er-
zählung des Thuk. zur Vorbereitung- die Zeit ganzlich fehlte, würe er
auch schwerlich mehr eine Sache der einzelnen Privaten (ISlot) zu
nennen; soll aber unter jcQOO'^av blosz ein zujauchzen der Menge
verstanden werden, so wfire der Vergleich äaitSQ a^Xtfi^ eben da-
durch wenig passend und sodann nach haivlovv das Imperf. i^fog-
^doi/ durchaus unentbehrlich. Auszerdem wäre die gewöhnlichste
Ehrenbezeugung, die jedem einziehenden Hieroniken vor allem wurde,
hier nicht genannt, eine sonst überall bei solcher Gelegenheit er-
wähnte und so althergebraohte , dasz sie sogar auf den Empfang dea
von Kreta siegreich heimkehrenden Theseus zurückgeführt wurde,
neben den tatvUttg die aritpacvot^ und die ai/^, die man dem Sieger
zuwarf und auf seinen Weg streute, die sogenannte fpvXloßoUa, Nach-
dem Suidas u. mQiaysiQOftevot^ all der Spenden und Geschenke ge-
dacht hat, mit denen man den Sieger überschüttete, ffihrt er fort:
ivtoi 6h tovTO ro i^g ((paalv) iyto Srfiimg xriv ccqxAv laßetv ' Ixci-
viyv yoQ i% K^i^ttig HOfud&iyxa fieza to iveletv zw Mivmavqovot
iito zijg Xt9Qag av^at xcrl qwlXoig ißalXov tucI zoig Ttagovöt xorp-
noig izlficdv. Vgl. Find. Pyth. 9, 123 Ttolka iiiv xsivoi dUov q)vlV
Im tuxl azsq)€ivovg und Boeckh zu d. St. Pausanias VI 7, 1 erzählt von
Diagoras und seinen Söhnen : vtxrficevzeg ot veavloxoi dia zijg navri-
yvQBwg z6v naxiqa iqtBQOv^ ßaU,6(Uv6v zs vitx> zmv^EkXrjvcov ivd-ect
mal evSalfiavcc iyd zotg notusl xaWfievov. Vgl. noch Clemens Alex.
H c. 8 (p. 49). Wenn einmal von einem Nichthieroniken gerade
wie hier von Brasidas gesagt wird, dasz er einem Hieroniken gleich
L. HeiM: fiber C. G. CobeU Enevdalioiidii im Thnkydides. 9
geehrt worden mi, so sied es die KrUose ond Biameii, die den Verfl^cli
vermitleln. So enibit Appian B. C. p« 444 von Cario: xa/ nare
Mal mM^fhufi^tiv avtov €tv^ßolovvzeg äöfciff a&hitfjv (uydkav %al
dv^s^ovg aymvogy und ebeoso Plutarch Caes. 30 o£ de xal cxupa-
vovg in* etvjov Miuq a^lffttp/ av^ßoXovvreg rigd&Sav. Den rflok-
kehrenden Arialomenes empfangen die Fraaen von Andania (Paus.
HeM. IV 16, 4) xttivlaq %al ta mqcaa intßalkavau%> tAv avd'äv^ wie
denn gewöhnlich die tuivlai md die iftitpavQi onzertrennliche Ge-
fihrtcn sind: vgl. Xen. Hell. V 1, 3o fiiv iatig>civ€aaiv, 6 6i haivloHSiv^
oi i* vöziiffiöctvTeg Ofimg nal avccyofiivov SQ(fi7crov slg xf^v ^lutxuv
ateqmvovg. Pbilostr. Imag. 5 -^o^rcStfii/ inl tag ^(fag rov Onpov
Toivlaig avtov avaöi^vtig xal (St{q>av€iaavtsg avtov ^iXov Ctc-
ipavm, Diog« Laert. VIII 62 moXevfiai (uta %aci tm^Uvog^ üg-
fUff loiiuv^ taivlaig te nsi^Ustentog ötiq>ealv te ^aUlffg. Diese Bin-
nen nnd Kraose, die wir bei der Beschreibung einer Hieronikenfeier
nnd also auch hier nicht entbehren können, hat Tbuk. auch wirklich
hier nieht vergessen; nur musz Cobet ihn nicbt aus llisverstand seiner
schönsten Ausdrucke berauben wollen, um etwas gans schales an die
Stelle sn setsen. n^i^Qxovto kömmt nicht von iCQOCiffx^fiai; von
l^XOfuxi, kennt Thuk. so wenig ein Imperf. f]Q%6(ifpf wie ein anderer
Attiker; sondern es kömmt von nqoöa^o^tai^ und für das Verstfind-
nis dieses Wortes sollte Buttmann billigerweise seine eingehende Be-
lehrung im Lexilogus I S. 101 IT. nicht vergeblich geschrieben haben :
^affXto^tu steht ganz eigentlich für wegnehmen von einem ganzen,
einem Vorrath, als Erstling oder zum Zweck einer Weihe« Wenn
man also den Begriff der Weihe schon im Sinne hat, so kann man
S^&f^i in jeder Zusammensetzung ansehen wie den einfachen Begriff
wegnehmen, schöpfen, mit dem Nebenbegriff den die PraepoMlion
gibi; oTtaQXiCd'ai ist also ganz einerlei damit; dagegen in t^^-
aifX^ö^a$ und iiuxQxecd'ai tritt der Nebenbegriff der Praep. hervor^ ;
in n^oad^ia^M also die Beziehung der Weihe auf eine Person.
Ist demnach 9tpotfa^;i;£tf'&ai. * jemandem die Erstlinge weihen', so ist
dieses Wort hier von Tbuk. sowol in Bezug auf den gegenwärtigen
FrOhiing, wo die Skionaeer hier den Brasidas in ihrer Stadt feiern,
wie auf die heroischen Ehren, die sie dem Sieger und Befreier von
Hellas darbringen, gleich glücklich gewählt, und wir haben also auch
in n(foaaif%iif^i jene d^aüc tmv av&w des Pansanias oder die
aV'&i} und die qyvXka ano tijg xaQag bei Snidas wieder und den
ganzen Blnmenfestschmvck , dessen der Held wegen .des Beisatzes
oofu^ a^Xfity auch hier nicht entbehren durfte. Trägt aber jemand
noch Bedenken hier für das historische Skione von Tbuk. unter dem
homerischen Worte das heitere Bild des BInmenregens und der grün
ond bunt best reuet en Straszen anzunehmen, der möge dasselbe mfog-
aQx^c^ha bei Piaton lesen, Theaet. 168^ tavta^ m SeoöcDQSy t^
ttalo^ aov elg ßorj^elav iti^OiStn^^dfiriv xat ififiv dvvaiii^v^ Ofuxifa
ano tfjMX^flSv, wo das Wort gerade seines liefen Sinnes wegen be-
reite demselben Verdachte, aber ohne Schaden zu nehmen, ausgesetzt
10 L. Herbsl: aber C. G. CobeU EmeadalioneB im Thakydi4e&
gewesen ist, mil dem Cobel hier das tbukydideieche bedroht, hoffMt"
lieh aber auch ohne ihm weiter gefährlich zu sein.*
lieber die andere Stelle IV 120, 34 kann ich nach dieser Be-
sprechung des TtQOötxQx&s&ai kürzer sein. Cobet sagt dazu S. 34
^in altero loco quid sit m^l tag flfU^ag zavrag alg ian/^j^ovro,
neminem vidi qui intelligeret, nam quod inlerpretantar esse commeore,
ineicem pisere^ adire, naaci non est. Aut monstri atiquid alitur ia
eo loco, aut alg i9tiqQ%owo ablegandum eo unde male pedem intulit '.
Allerdings kann iifqi^xfhrto hier nicht commeahaiU heiszen; einmal
gibt es ja von htiQXtfS^i, kein Imperf. ijtti^x^fitjv , und sodann ist
hier von einem zu. einander wandern der paciscierenden Theile Aber-
banpt nicht die Rede. Für jeden, der diese Capilel des Thuk. auf-
merksam liest, ist es klar dasz die peloponnesischen Gesandten nur
6inmal nach Athen gegangen sind und dort mit den alhenischen Be-
vollmächtigten den Waffenstillstand abgeschlossen haben; die Worte
des Scholiasten zu alg e;ci7p;|;oi/TO : elg akliljXovg Ixcrre^oi, beruhen
« daher auf einem Misverstandnis und stimmen nicht zu der hinreichend
klaren Darstellung des Thuk. Auch hier hat ircriQXOvxo nichts mil
hci^xECdai. zu thun, sondern ist auch hier das Imperf. von iicaQ-
XB60at und bedeutet ganz dasselbe, was kurz vorher C. II99 14 mil
itfitivdovTo ausgedrackt ist; vgl. Buttmanns Lexilogus a. 0. Dieses
OTcipösü^at ist vom 6chiift8teller nicht wiederholt, sondern hier um
so lieber ircaQXBC^i gewühlt, weil es seiner angestammten Bedeu-
tung nach genauer als an;ivd£a^i das angibt, was hier zu bezeichnen
war. Es sind 13 opfernde, die hier in der Reihe nach einander die
Vertragsspende darzubringen haben, und dies nach einander opfern
ist es gerade, wofür inaqx'^c&ai von Homer her der specielle Aus*
druck war. Auch im Hymnos auf den Apollon 124 f. alla Sifug
vixvaQ tE Ttal af/tßifoclfiv igarsiv^v ad'avdrjjfStv ;|rfpaiv iTf^Q^axo
steht das Wort in ganz ähnlicher Bedeutung, wenn man darauf achtet,
einmal dasz es der Gott Apollon ist, dem hier gespendet wird^ und
sodann dasz die Themis ihm ihre Spende in der Reihe der übrigen
Göttinnen darbringt. Für den Gebranch des Wortes in historischer Zeit
wird die eretrische Inschrift bei Boeckh C. I. G. II S. 176 Nr. 3144, 9 aus-
reichen: iTtaQxeüdat dh loitg X'^^ovg [xoQ]€lag t& Jiovvam^ ja viel-
leicht liegt für den etwa noch zweifelnden in vollkommenster Weise
ganz nahe was man sucht beim Scholiasten zu Thok. IV 118, 28 z.,
der daselbst zu rikog ix^vreg die Erklärung gibt: avrl rov, airtO"
HQoroQSg ovtig' (og xvqioi dvcci aviiß^vat, avev rmv reoXemv^ olg
inf}QXOvto. Da nicht alg^ sondern olg gesagt ist, dieses also nicht
anf TtoXefnw geht, so wird man die Worte, wenn sie überall einen
Sinn geben, wol so verstehen müssen : ^ als in Vollmacht abzuschlieszen
mit denen, mit welchen sie die Verträge schlössen '. Doch hoffe i<^
wird durch alles obige schon, auch ohne diese morsche Stütze des
Scholiaslen, das seltene Wort an jener thukydideischen Stelle guten
Stand halten, bis ihm eine neue Parallele zum unzweifelhaften Siege
verhilft.
L. Herbfll: über C. 6. Cobels EmeDdationen in ThukydidM. 11
Im Lavfe der Verbandlan^ Aber die Tmperfeclformen von Uvai
fährt Cobet Beis|^iele an, wo i^tfov gegen ^etfav vertauscht worden
fei. * Bis hoc ^ flihrt er S. 33 fori ^ in Thucydide deprehendi. IV 39, 23
TKql it%o(Siv jjfiiQixg^ iv alg ot Tt^hßeig tuqI rwv <f7tovdmv aicjßeaavj
ioealarena errorem vides, et turpias etiam cap. 42, 5 ^ AvwiadCa
inf^^ttv ainav lUvratMCtoi ipQov^l,' An dieser zweiten Stelle haben
nadi Banera Vorschlag schon Bekker und Krflger die richtige Lesart
ix^cav in den Text aufgenommen, Krager mit der Bemerkung, aTVpenav
sei zo erhalten, wenn es heiszen könne *sie waren fortgegangen*.
Ganz ihnlich wie an dieser tbok. Stelle ist die fiberlieferte Lesart
aity^öav Xen. HelL VII 5, 10 ot xz yiig Inrntg aircoig itdrreg iv
*j4^ttd£a aniJBCavj doch kann es an beiden Stellen keinen Schutz
Inden weder durch Xen. Anab. 1 7, 8 elaiJB(f€[v 6i fucQ* «rvrov of
tt ür^cezriyol %al twv alXtov 'ElXi^vfov tivig^ wo ohne Zweifel die
Worte ot r€ ütQtnfiyol mit Schneider zu tilgen sind und BÜf'^eöav
das gewöhnliche Imperf. ist, noch durch die Beispiele, womit Poppo
iae^&utv vertheidigt Bd. I 1 S. 178; denn in allen von ihm daselbst
beigebrachten Stellen ist die Praep. iv durch ein beigesetztes Part.
Perf. oder durch einen Perfectbegrlff wie tjxovrag vollkommen ge-
rechtfertigt, was hier nicht der Fall ist. Gleicherweise wird auch
IV 39, 23, wie Cobet es vorschlägt, eimiifav herzustellen sein, nicht
aber weil Cobet hier anysifav schlechtweg 6inen ^iocularis error'
nennt, sondern weil auch VIII 87, 3 ganz fihnlich gesagt ist: &att
rgogniv Iv o6m Sv aircog änii dtöovcci^ und nach des Schriftstellers
Arf fcir dieselben Sachen dieselben Ausdrücke wiederzukehren pflegen.
S. 35 lehrt Cobet: ^UyHv dicendi et loquendi significationem
in tribus tantum compositis retinet, avriXiyHv^ iniXiyeiv et itffo^
Ifynv'. Auch iitXiyEiv ist hier aus Tbuk. IV 59, 20 hinzuzufagen :
xal ytB^l (liv tov nol€(utVj mg ;|raAe7rdv, r/ Sv xtg nav ro ivov i%^
liyttv iv tldo^i (utitQTjyoQolfi; in derselben Bedeutung, wie in dem
auf diese Stelle zurflckgehenden Gedanken Suld'nv gesagt ist C. 62, 10
iXXa TB 06a iv (irjftei loymv Sv xig diiX^t Susraq 9repl xov no-
Xifutv. Man vgl. noch die ganz ähnliche Stelle 11 43, 16, um sich
zu fiberzeugen, dasz hier die Bedeutung * auswählen' nicht statthat.
Da die neueren Herausgeber Über die Erklärung des Wortes schweigen,
so freut es um so mehr, schon beim Scholiasten und auch in der
Uebersetzung des Valla das rechte zu finden. Das ix in dieser Com-
Position bezeichnet also das vollständige zu Ende bringen, wie in
ix'sm^nvj i^onXC^ea^ai , ixXoy{^i6^i^ ixtp^eCqBiv^ ixdtiafSxsiv =
ixip^itiv Aesch. Prom. 952.
S. 56 erklärt Cobet in Thuk. VIII 48, 30 TcaQaxXri^slg ffir ein-
geschoben. ^ naQaxXrfi'iCg ab illo adiectum est qui wto täv ktul^
Q€Ov non inlelligebat. Bonum factum qnod absurdum parttcipium arri-
pnit: non esset alia poena exsilio levior, si quis in integrum restilni
flösset tmo xcöv halQcav naQaxXfi^Blg.* Er spricht von der Sache
nach seiner Gewohnheit mit groszem Selbstvertraven (vgl. S. 54);
doch zeigen Jene wenigen Worte, mit denen er das absurde diesea
12 L. Herbsl: ttb^r C. 6. Cobete Enendalionen im Tliukydidlßi:.
Part, an der Slelle beseichnet haben will, ^nz snr Genüge, da«s es
bei ihm nur an dem rechten Yersläiidiiis eben dieae« Wortes naf^-
xXfi^Btg fehlt. IlaQawitXeiv findet aich im Thnk. passivisch ansser
unserer Stelle nur noch 5mal : 1 118, 17 ; V 27, 12 ; VI 87, 3; VHI 92, 29 ;
V 31, 32, und zwar allemal in der Bedeutung *Eur Theilnahme, zum
Beistand, zum mit Hand anlegen aufgerafen, aufgefordert werden'.
Diese Bedeutung ist in Stellen wie I 118, 17 xai avxog Sfpr] ^vlkij-
7lfea^€ci %al na^axaloüfievog wxl Snlifcog^ und VI 87, 3 ivfifuix(n
dk xal vvv %al TCifOtSQOv roig iv^aSe v^mv adiKoviiivotg oin axÄi^
TOI nagaKlfid'ivrBg dh i^xeiv durch den Gegensatz, sollte ich meinen,
unbedenklich klar. Darnach ist also der Sinn unserer Stelle dieser:
Phrynichos hatte von Alkibiades die Meinung, als sei es diesen
weder um Oligarchie noch um Demokratie zu thun, sondern als trachte
dieser nur darnach, wie er nach Umänderung der Verfassung, von
den Clubbisten (zu diesem Werke) mitberufen, seine Rückkehr be-
wirke. Das Misverstandnis Cobets liegt darin, dasz er xatsusiv zu«
nächst an die Worte vito xäv hctlgvov rcaQanh^dg anschlieszt, statt
sie vor allem auf das engste mit otq> tQonm zu verbinden. Hatte
Cobet so sehr auf den Inhalt der Rede Acht wie fast nur auf ihren
formellen Ausdruck, wäre er zugleich, wie er es beim Thuk. nirgends
zeigt, auch von der jedesmaligen Sachlage im Detail unterrichtet, so
würde er auch hier schon von vorn herein dem Alkibiades nicht das
als die letzte Absicht unterschieben wollen, otco XQOntp ino rcov
Ira/ipiav xareifftv, wie er durch die izMQOi zurückkehre, während es
ihm, was Thuk. aller Orten hervorhebt, einzig und allein nm die Rück-
kehr zu thun ist; das wie ist ihm vor der Hand gerade das gleich-
giltige, was Phrynichos, welchem Thuk. selber beistimmt (Z. 27
01UQ xal i^v), auch richtig erkannt hat. Die Athener, will Alkibiades,
sollen ihn zurückrufen, nicht die hai^iy das ist die Sache, wie es
G. 50, 28 heiszt : Sri löoixo negl xijg xov ^Akxißiddov tuxd'odov Ad-
yog xcri oii ^A&tivatot ivdi^ovzai avtrjv. Um diesen Preis der aSeta
und der xd^dog (G. 76, 26 t^v ctxnm Sdeuiv rs xal xd^odov not-
rfimdiv) ist er spater dem Thrasybulos und dessen Freunden zu sei-''
nen guten Diensten bereit, wie er sich jetzt für denselben Preis den
Oligarchen erbietet. Dieses klare Sachverhfiltnis legt sich auch in
unserm Satze dar, so wie er ist und bleiben wird; es ist alles ver-
wischt, wenn naqttxXriQ'Btg fehlt, ja er litte auch sonst an einer Dun-
kelheit, die unleidlich wäre. Denn so wie nach Ausfall von naqa-
xlffitlg die Worte ino xmv ixalg<ov xdxBUStv eng zusammenrücken,
treten die Worte ix xov nctgovxog xoOfiov x^v Ttoliv (uxaax^öag nakt
in den Satz, und es bliebe vollkommen rathselhaft, wie der ferne,
nach seiner Rückkehr sich sehnende Alkibiades vorher einen Umstura
der Verfassung bewirken will. So zu erzählen wäre wenig nach des
Thuk, Art. Vielmehr ist aber mit Tcagoxkri^slg alles rund und ab-
geschlossen. Der Hauptgedanke ist: orm xgon^ xdxei6w; an die
Frage nach dieser Art und Weise reihen sich nun als Antwort so-
gleich die beiden Participialsätze an: nemlioh wenn er die bestehende
L. flerbst: aber C. G. CobMa BnendalioiieB im Thukydides. 13
VerfaMaog wird geiodert haben, nachdem er tob den Imyljpoi sn
dieaem Werke berufen worden. Dieses naf^lfi^rjvai ino tcm/ hctU
^v gibi ihm die Möglichkeit so dem luxwtx'^^w a^w., wie aber-
hanpC dasu, seine Hände mit in das Spiel za than, und dieser Um-
stnrs der Verfassung wird wieder fQr ihn die Rückkehr, welche der
Preis für jenen ist. Man sieht also, das zweite Part, ordnet sieh
dem ersten unter und ist deswegen auch ohne Verbindung angefügt;
ein Gebrauch der keinen weitem Nachweis erfordert. In dieser
lelilen Unterordnung aber ist naqa%Xr\^€lg zugleich das Hauptmoment
für die firklirung des ganzen und daher so weit davon entfernt *ab-
sordom' zu sein, wie Cobet meint, dasz vielmehr alles Licht fflr den
sonst ganz finstern Satz gerade erst von diesem Partieipiam aus-
gehen musz.
Ich oMg diese Stelle nicht verlassen, ohne von einer Verbes-
«erang zu sprechen, welcher die kurz vorhergehenden Worte noilr-
weadig bedärfeo. Schon Gdller und nach ihm Bloomfield und Dobree
haben Z. 23 vor aiplaiv odtoig ein iv einzuschieben vorgeschlagen:
xai iv oder Tutv a^plßiv avtoiq^ welches letztere Poppo angenommen
hat , wihrend Bekker und Krüger es beim alten belassen. Die Aen-
derang ist nach dem Sprachgebrauch des Thuk. nothweifdig ; man vgl.
VI 103, 28 xovg de koyovg Iv rs ^fplaiv uixoiq inoiovvto ^fißa-^
Tftxov^ xttl n^g vov Nixlav, VIU 76 y dO xal n«Qaiviifsig akXag
t' inoiovmo iv (Sfpiaiv avtoig avusxa^ievot. V 69, 19 xa<&' Ixcr-
0TOti$ te %al (leta tiov TtoXsfimäv vo^wv iv öq>(atv avxotg i»v tpU-
CTtarto xipf na^xiUvOiv tijg (ivi^fiffg iya^oig ovaiv inoiovvto.
IV 130, 11 avtoig xqCvavtBg iv aq>latv avtotg, VUI 63, 8 nal iv
Ofplöiv avtoig a^ia ol iv trj £tt(ito tav ^A^riyaUav xoivokoyovfuvoi
iaxhlmvxo ^Alxißiadriv (liv — iäv, welche Stelle mit der unsrigen
völlig übereinstimmt und auch zugleich dazu dienen kann, für xai iv
gegen %av zu entscheiden. Ein blpszer Dativ kömmt in solchen Ver-
bindungen in^ Thuk. nicht vor. Denn I 139, 14 oi ^A^ifvaiot yva-
flog a€plaiv avtoig nqovrl&eaav wird man für das Gegentheil nicht
anfahren wollen, da, wenn auch jcQOti^ivai yvdfiagy diayvmi»^ipf^
kayatv aymvag absolut gesagt wird (111 36, 24; 42, 9; 67, 31), doch
aocfa, wie natürlich , ein Dativ dabei im Gebranch ist , VI 14, 29 xorl
pffoftaig nifoti^H av^ ^A^valoig. In den FfiUen, wo andere be-
reit» zagegen waren, würde iv dplaiv avtoig auch voller durch
futwtötavtmv rcov aXXatv ausgedrückt werden können, so wie für V
III, 27 öxojttitB ot/v xorl (letaatdvtoov ijf&mv gleich darauf C. 112, 32
xata cqxeg avtoig ysvofiBvoi gesagt ist. Ist also an jener Stelle
das iv mit gutem Rechte aufgenommen , so ist es dagegen nicht gut
gethan, wie bisher von den Auslegern auch im Thuk. allgemein ge«
iichieht , iv Otpiaiv aitoig oder iv iavtoig (Poppo zu IV 25, 34 » Krü-
ger zn IV, 25, 34 und VII 44, 12; Bernhardy Syntax S. 273; Arndt de
pron. reflex. usu S. il ff.) mit iv aXXi^Xüig für gleichbedeutend zu
erktiren. Alle drei Falle sind von Thuk. immer mit sorgfältiger Ge-
naoigkeit unterschieden. Cq>laiv avtoig ist nie ohne einen bestimm*
14 L. Herbsl: über C. G. CobeU Bineod«4ionen im Tkakydides.
len Gegessate gegen andere oder anderes geaagt; b« iavroig oder
avtoig fehlt dieser Gegenaata dorchaua, während sugleich das gegen-
seilige 9 einander, ausgeschlossen werden soll; akii^koig draekt nur
dies letalere, die Gegenseitigkeit aus und lasst jene beiden anderen
Begriffe ganzlich bei Seite. Fflr ag)la^v avtoig vergleiche man, um
bei diesem Casus zu bleiben, auszer den obigen Stellen noch II 4, 9 ;
II 88, 16; III ö, 34; III 82, 21 ; IV 34, 12; VII 67, 29; VII 84, 2d;
VUI 38, 4; fUr iv iavxoig {avtoig) die beiden einzigen Stellen
IV 25, 34; IV 34, 14} für iavtoig sonst: VUI 3, 7; VIII 48, 12;
VIII 58, 24; avto^i \U 56, 31; UI 62, 22; IV 124, 13; V 49, 6;
VIl 44, 27 K. ; für aXki^Xoigj um hier mit den Stellen des ersten Buchs
es genug sein zu lassen: 1 2, 19; 18, 24; 24, 22; 30, 25; 44, 33;
49, 16; 49, 8; 50, 16; 73, 30; 140, 2. Sehr lehrreich ist für den
Unterschied zwischen oq>tciv avtoig und alXrjiloig VIII 63. Z. 32 ist
iii xo allfiloig VTCome^g Mxhv gesagt, weil hier nicht von einem
Gegensatz des Klhenischen Heeres gegen andere, sondern nur von dem
gegenseitigen Verhalten im athenischen Heere' selber die Rede ist;
ebenso Z. 7 mk/ttc^ inuvaatavtag avtovg alXilihotg^ wo bezeichnet
wird, wie die Samier unter sich gegen einander gestimmt waren;
dagegen heiszt es sogleich Z. 8: wxi iv (Sq>Ufiv avtoig afia o/ iv f^
Sa^tp tmv ^A&qvatiov noivoXoyovfievoi^ weil Thuk. sagen will, dasz die
athenischen Oligarchen ohne Zuziehung von Samiern diese Berathun^
gei^ilogen haben. Der Unterschied zwischen iavtotg und (Siplaiv avtoig
dürfte sich an folgenden Beispielen bei na^atukai^a^i leicht ersehen
lassen. Zunächst wird man alXrßovg bei 7ta(^a%BXBV€C%ai nicht erwar-
ten : denn wer selbst andere ermutigt , dem wird für den Augenblick in
derselben Sache selber Ermutigung durch diese anderen nicht zu Theil ^
so kömmt denn auch diese Verbindung bei Thuk. nirgends vor ; vielmehr
hat Thuk. IV 25 , 34 wolweislich iv iavtoig gesagt ; nur die einen
unter den Naxiern ermutigen durch ihren Zuspruch die anderen ; auch ist
hier an einen Gegensatz , was die Naxier für sich , anderen gegenüber^
thun, nicht gedacht; es bleibt dem Schriftsteller also nur das zu setzen
übrig, was er wirklich gesetzt hat: iv iavtoig. Dagegen kann VI 68>
11 %al tovvavtlov vnOfUfivi^%& vfiag ^ of TtoXifitoi cqdciv avtoig
tv oJd* oti naqamlivovtai wegen des beabsichtigten Gegensalzes,
wie man sieht, nur ög>üsiv avtoig stehen. Ebenso ist es mit VUI 76,
30 nal Ttagaiviaeig aklag x inotovvto iv aq>löiv avtoig aviOta-
(Uvoi nal mg ov dsi a^fuiv oti 17 nokig avTcorv ag>iatifiK£v. Das
athenische Heer auf Samos, das in sich selber demokratisch und oli-
garchisch getheilt ist (Z. 22 — 24), erwfigt hier in seinen demokra-
tischen Parteibäuptem die Vortheile seiner Lage gegen die mit ihm
in Zwiespalt begriffene jetzt oligarchische Stadt Athen : also Oipüfiv
avtoig; dagegen müssen wir aXX'qloig erwarten, wenn erwähnt wer-
den soll, dasz jene beiden Parteien im samischen Heere mit einander
zur Berathung zusammentreten; es ist also auch wirklich für diesen
Fall C. 77, l iv akki^Xotg iKKlrfiiaöavteg gesagt; aber sogleich wird
wieder mit den Worten x«rl naifa^aQ<svvavteg apag avtovg fortge-
L. HerM: O^r C Q. C^bels EModationen im Thokydictes. 15
, weil jeneg erale VerWlm (voMvvra 77, 29) voUkommeo
wieder anfgeuoomeB werdeo soll und nctifa^a^vvavvsg so wenig
wie das obige -ffor^«Kei£V£<rOa»' ein iXkrIlovg vertrügt. Die fingsl-
Kdie Sorgfalt, ait der hier der Wechsel der Pronomina eintritt, zeigt
bcjondera auf intereaaante Weise, wie klar und bewust dieser Unter-
tekktd ina Sprachgeröhl des Schriftstellers vorhanden war. Mit glei-
^em Wolbedacht sind auch VII 44 diese drei Pronomina verschiedent-
lich verwaadt Z. 12 ist oi te ^A^ffVMoi i^ifti}w xs agwg ainovg
gwagi, wo freilich die Ausleger aus Misverstfindnis des dort ent-
wickeitea Vorganges bisher iklrjXovg verlangt haben. Die nach-
rAekeaden Athener wissen nicht >. wo sie die ihnen voranfgeaogenen
iaaeraden, die aber schon geschlagen und zerstreut sind, Bnden
sollea (Z. 6 ovx ^jdörttvro TtQog o u xq^ X'OQV^^Oi ^^^ diesen allein
hA in dea Worten i^i^tow aqwg ovrovg die Rede, wie aus dem fol-
geadcfl (Z. 12 nai ei tplltov itfi rwv i^dti Ttahv q>svy6vtmf) erhellt,
aad ea iai alao nur fOr 6^äg avtovg eine Stelle; dagegen mnste
es vorher in demselben Cap. Z. 32 aXliiXovg heissen, weil es sich
liier in allgemeiaen von dem gegenseitigen erkennen beim Mond-
Bdle haadellb Die Stelle des dritten Pronomen avtoig Z. 27 f. äffvs
vilog ^;ofuu6cw€g avxoig ist besonders anziehend, weil im Verfolg
deradbea ^rsahlung Z. 30 f. wiederum ein Uebergang in ein anderes,
w all^loig nothwendig wird. Nur von den öinen der Athener geht
aaliriieh die jedesmalige Tfiuschung, dasz sie ihre Freunde für Feinde
hatlca, laeral aas, deshalb bleibt auch anffinglich bei diesem Angriff
anf ihre Kaaneraden die Gegenseitigkeit aua dem Spiel ; es mnsz also
in dicaeai Fall, wie es wirklich ist, avroig^ nicht aXlijkoig heiszen:
der Aagriff aber ruft auch bei den Freunden die Vertheidigung auf,
und so wird es ein gegenseitiger Kampf, welcher Fortgang in den dis>
jandivea Partikeln und Salzen ov ^vov ig ipoßov luxriaztficcv, akla
%id ig %BHfV9 ill^lotg il&ovTsg {j^ohg anskvomo aehr bestimmt be-
seiGkaet iai. Auch VI 77, 10 durfte man nicht ilkijloig für ctpia^v
mo$g verlangen. Wie der Redner kurz vorher die sikelischen
(iriecken (2. 8 ^(lag uvrofSg) als ein ganzes den Athenern gegenfiber
gelaaKt bat, so sind ihm hier auch die bereits von den Athenern nn-
teijocfaleB Griechen im Mutterlande ein anderes ganze denselben Fein-
dea gegenfiber; er stört sich die Reinheit und Klarheit des Vergleichs
zieht darch andere Weitläufligkeiten ; später, wo ihn sein Gedanke
wf die Treannng dieses ganzen führt, xovg (liv — xavg di (Z. 20),
iSft er wie natürlich (Z. 21) auch nicht mehr Ttqog atpag ovrov^,
ioadera nifbg iHiilovg.
Ich kehre nach dieser Abschweifung zu Cohet zurück, darf es
aber unterlasara auf sein demnächst folgendes Urteil hier weiter
ejaaagehea , womit er S. 92 alle unschuldigen Sv bei Futuren ohne
jeden weiteren Beweis aus reiner Willkür verdammt; ich werde dem-
Bi^at aaafuhrlioher darauf zurückkommen.
S. 99 handelt Cobet von der Verwechselung der Fnlura und
Aori^e. * Ferraro' sagt er ^pro aoristo futurum snbrepit, coatra
16 L. Herbst: aber C. G. CobeU Emeodalionen im Thukydideg.
freqaeatissime. Etiain aliad est eitudein fraadis indiciom, com aorieli
et fntura male et praepostere copolantnr, at in Thocydide lY 52
nanmcsiv xal ;|rei^c6acr0'^t. VI 24 oVoeiv xal nffoffnttfinut^i, Ideat
genas vitii est ibidem VI 42 o^fuiia^ai xt mal atQcnoTuiiVBa^t.
VIII 75 nolifuoi rc iaea^ai %al ovdkv inixti^vHevsa^i et quo nihil
foeditts vidi VIII 5 ivofiite nofiuta^m — xal noit^cuv %ul ^Ai^oq-
y^if — ^ Imxa i^iv fj aTtonreCveiVy n quis in haiasmodi loco ad-
monitos non sentiet a Thucydide aTtoKxsveiv scriptam esse, cum eo
de aliis rebus quibuslibet malim qnam de re grammalica aut crilica
disceptare.' Lobeck sagt einmal zum Phrynichos, indem er im all-
gemeinen von den allen griecbisehen Grammatikern spricht: *malta
non satis potaerant concoqaere veteres ilii magistri, qni omnia mal-
lent ad perpendicalum directa'. Auch Cobet hat sich diesen getreu-
lich beigesellt; alles soll über dieselbe Form geschlagen sein; die
feine Nuance in der Sache darf für ihn keine feine Biegung des Aas-
drucks veranlassen. Wer w^ird in all jenen Steilen nicht einen Augen-
blick bei dem Wechsel der Redeform angehalten sein, nicht aber
alsbald den guten Grund jedes ausbiegens durchgefühlt, ja wol sich
dessen gefreut haben? Auch ist nicht ^ine jener Stellen, welche die
deutschen Ausleger ohne eine Bemerkung vorbeigelassen hfitten, doch
so dass der Text durch keinen den Schaden erleidet, den Cobet ihm
anthun will. IV 52, 7 will er also »ctxdaeiv und xBtQtoatad'ai' Die
mytilenaeischen Flüchtlinge wollen von Antandros aus das benach-
barte Lesbos schädigen und die aeolischen Stfidle des Festlandes in
ihre Gewalt zu bringen suchen. Jenes ist ein dauernder Zustand in
der Zukunft, dieses geschieht je in einzelnen Momenten; glücklich
ist die Sprache, meine ich, die das zu unterscheiden weisz, und Tha-
kydides auch deswegen der gepriesene Schriftsteller, weil er so
etwas, wie er es konnte, wirklich unterschied. So ist z. B. dwgy
wo die Wahrscheinlichkeit des eintretens einer zukünftigen Handlung
angegeben werden soll, bei Thuk. niemals mit dem Futur verbun*
den, stets mit dem Aorist: I 81, 17; 121, 26; II 11, 5 z.; 73, 17;
III 10, 6; 40, 26; IV 60, 10; 85, 22; V 109, 27; VI 11, 6. 8; 36,
13; VII 87) 21, von welchen Stellen schon Krüger die meisten aar
Rechtfertigung jenes xei^daac^i angeführt hat. Dagegen hat Thuk.
auch wiederum Einmal nach elxog ein Praesens Ixeiv statt des Fat.,
111 13, 32, weil er hier einen Zustand und die Beziehung aaf eine
andere daneben gestellte Handlung auszudrücken hatte; im entgegen-
gesetzten Satzgliede mit akla geht er sogleich in das Fut. ifiwovv-
rai und anoxfoQijaovrai über. — Von derselben Art wie diese
erste ist die zweite Stelle, VI 24, 18 f., wo Cobet nach olaeiv auch
ein Fut. TCifoanviicea&ai folgen lassen will. Der Grund des lieber-
gangs vom Fut. zum Aor. Tigoaxx'qifcta^ai ist ganz derselbe wie dort,
und darum würden schon diese Stellen allein sich gegenseitig eine
Stütze sein; doch vgl. man noch VI 24, 7 f. ixnXevaai nach anth-
t^i^eiv^ und IV 28, 35 XBigmaoa^i nach anaXXayiiaeo^i (Cobet
S. 100. 117) and sogleich unten über VIU 5, 25 f. aytonisivw nach
L. Berbiii; über C. G* CobeU Emendationeii im ThDkydides. 17
asu^m Oüuv steht wie jenes xcckmhv vod der I>auer, js^oaxTi}-
Gaa^a» dvvaiuv ist wie jenes x^H^^^^^^ von dem einen, su einer
beliebigen Zeit gebofften Factum in der Zukunft gesagt; weil er für
da« folgende wieder die Dauer bezeichnen musz, kehrt er auch so«*
gleich zom Futurum suruck: o^ev athov ^usdwpoQciv imag^uv» —
Anderer Art ist die dritte Stelle VI 42, 8 üaTug IJfuUov oQ\Luio%ai
TS %ai otQotOiuösvead'at. Zn ändern, das sieht ein jeder, i^t hier
Tiel leichter als sieben eu lassen: daher wird aber auch ein jeder
etwas besonnene hier vor der constanten Ueberlief'erang den grösten
fiespect haben. Auch haben andere bereits durch Farallelstellen den
Weg snr Findung des Gesetses und Verstdndnisses gebahnt. Wenn
ein Casaubonus in ähnlichen Fallen Fntnra wollte nnd sie s. B. im
Polybios an die Stelle su setzen keinen Anstand nahm, so mochte
das seiner Zeit seine Rechtfertigung haben, wo man erst zu beobach-
ten anfieng und aus dem gröbsten arbeitete; fär Cobet gibt es bei
ähnlichem Verfahren jetzt keine Entschuldigung, dasz er sich die Fort-
schritte der drittehalb Jahrhunderte nnd besonders des gegenwartigen
nicht Sil Nutze gemacht hat. Was z. B. unter anderen Lobeck zu
Phrynichos S. 747 über den Wechsel der Tempora beigebracht bat, wird
jeden fiberzeugen, dasz auch hier an dem Praesens lediglich deswegen
weil ein Faturum vorausgehe, nicht zu rühren ist, und wird mit dem
Wechsel ins Praesens einverstanden sein, sobald er an der Ver-
schiedenheit der beiden Begriffe oqiUJ^bcQxh und oxQaxQTudiviO^a^ auch
den Grund der Unterscheidung in der Form absehen kann. Jenes,
sich vor Anker legen, bezeichnet hier als Futur OQ^uit^ai das
beginnen einer in der Zukunft sich wiederholenden Handlung ; wäre es
eine einmalige, würde der Aorist stehen; in dem Begriffe dieses, ge-
lagert sein, will vor allem die Dauer zum Ausdruck kommen, und
so konnte der Schriftsteller bei diesem die Zukunft in dem voraus-
gehenden i^uXlov als genugsam bezeichnet erachten. — In der vier-
ten Stelle Vlll 76, 15 f. ist noliiitol x* iaa^at ganz wie jenes
obige xa%tioHv und OMfeiv, und iniKrfQVKSvsc&iu musz folgen, weil
es sich hier, wie der Zusammenhang lehrt, gar* nicht von der Zu-
kunfl, aoodem von der Gegenwart handelt; die samischen Demokra-
ten schwören, den Vierhundert in aller Zukunft feind zu sein und
auch jetzt keinen Herold zu Unterhandlungen mit ihnen abzusenden;
diese Unterhandlungen, die hier abgewiesen werden, rücken ganz in
die Gegenwart, wenn man bedenkt, dasz zu dem Ende schon Ge-
sandte von den Vierhundert (C. 72, 3; 77, 4) nach Samos unter-
wegs nnd bereits in Delos angekommen waren. Man vgl. für diene
und die obigen Stellen den höchst interessanten und lehrreichen Satz
in VII 56, 22 — 33, wo die Gründe des verschiedenartigsten Zeiten-
Wechsels nach vo^iiovxeg: elvat^ <pav€ia^cn^ ikev^egova^aiy ano-
XviC&aiy iasc&aiy iviynBiVy ^aviiaa&TJata&ai sich deutlich ergeben
und für dunklere Fälle den Maszütab abgeben können. — An der
fünften Stelle, Vlll 5, 25 f. fj imvxa a^tv ij anoKZiivat^ wo Cobet
aitoxifvetv verlangt, ist es bedenklich ihm zu widersprechen, wenn
Jahrb. f. clMs. Philol. Suppl. Bd. UI Hfl. 1. 2
18 L. Herbst: über C. 6. Cobet«« Emendationen im Thukydideg.
man nicht, seiner Drohung; gemflaz, auf immer das Vergnügren Ter-
scherzen will, je wieder in Sachen der Grammatik und Kritik mil
ihm verhandeln sa dürfen. Das wfire mir leid, denn es könnte doch
wol sein, dass er auch einmal mit reiferen nnd durchdachleren Vor-
schlagen käme. Doch kann er im vorliegenden Fall leider auch darcfi
diesen Trumpf das Spiel nicht gewinnen. ^Ano%xtvHv^ das er ohne
alle Hss. durchaus will und das schon Reiske vor ihm für anoxxd-
VBiv vorgeschlagen hatte, mnsz hier durchaus der Lesart des Val.
itno%xBivm nachstehen, die Bekker und Krüger bereits in den Text
geseist haben. Der Fall ist wie der frühere IV 52 nnd VI 24; die
vorausgehenden gvftfta^ov^ tcou^chv und {^covra i^Hv sind Handlan-
gen nicht eines Moments, sondern der Dauer; das afCOKxeivai masL
zu irgend einem Zeitmoment in der Zukunft geschehen, i»t daher voll>
kommen und bei Thuk. einzig passend im Aorist. Eine Parallelstelle
mit dem Futur, die Cobet wol, wenn er auf sie aufmerksam gewor-
den wäre, für sich angeführt bitte, kann dazu dienen, die Sicherheit
dieser AuiAissung nnd die auch im kleinsten beobachtete Sorgfalt
unsers Schriftstellers ins Licht zu stellen. IV 28, 30 f. heiszt es in
einem ganz ühnlichen Falle mit denselben Worten: ij a^siv ylaxi-
dtti(iov£ovg iavxag ^ ainov ajtoxxevsiv; hier konnte Thuk. nur oTto-
xxevHv schreiben, weil diesen Worten unmittelbar vorhergeht ivxbg
fHieQtüv itxotfiv, durch welche bestimmte Zeitangabe der aoristische
Charakter, wann die Handlung einmal ausgeführt werden soll, hin-
wegfSllt und der reine absolute Begriff des Futurs zur Geltung kömmt.
Für das Praesens anoxxsCveiv^ das Poppe im Texte lüszt und zu ver-
Iheidigen scheint, ist hier keine Stelle. Thuk. hat in den Füllen,
die hier in Betracht kommen können, nur da ein Praesens für ein
Futur, wo in einem Beisatze eine andere Handlung daneben gestellt
ist, durch die das Praesens zu einer relativen Zeit wird. So 1 93, 5
n^ofpi^eiv bei vccvxtxovg ysyBvrjfiivovg; I 127, 2 7r^o%ca^»v bei ix-
Tteoovxog avrov; Vll 8, 3 ilvai bei ei fti} — ccnwStBlovaiv^ ahnlich
wie an der schon oben angeführten Stelle HI 13, 32 ^x^iv nach einog
bei der Nebenstellung {v -r- iitsaßahritt x6 dsvxsgov; IV 127, 24
öiaip^eiQiiv bei fidixakaßovxeg, wo Cobet auf derselben S. 99 ebenso
vergeblich anrfilh: *pro Öwtpd'ilqBiv rescribe dia(p^€Qetv* ^ weil er
auch hier nach dem flüchtigsten Eindruck urteilt und das Gesetz nicht
erkannt hat.
Nachdem er S. 117 für Thuk. VII 14, 27 statt dMrnoAffi^emt
vorgeschlagen hat SicmsTtoXtfiriaBraij was bei Bekker, Krüger und
sonst bereits im Texte steht, will er S. 120 in IV 28, 24 &<fx£ ovx
Mx<ov oitmg rcoi/ elQrjfUvmv ixi i^Ttaklay^ das Wort i^ccfcaXlayy in
inaXXay^ verändern, weil Bxt nnd €| palaeographisch schwer zu unter-
scheiden seien; ^lonibus et Tragicis' sagt er ^ relinquendum i^amxX-
XtiaaBiv^ Thucydidi et Alticis uTtaXXayrjvM in ea re perpetuum est,
praeposittonem peperit dittographia'. Man. darf sich bei solchem
Verfahren nur wundem, warum vor Cobet das Z. 21 in ähnlichem
Sinne vorkommende i^vExcigei Gnade findet , da auch diese» wie
L. Herbst: fiber G. G. Cobels Emendalionen im Thokydides. 19
jenes bei Tbuk. hier allein vorkömml, ond nogar dieses aa^szer bei He«
rodolos VI 76, 16 ond Vll 11, 3 bei keinem Sttern namhaften Schrifl-
sleller sonst, wAbrend doch i^eneukkaytivm aasser bei demselben
HerodoCo0 aach noeh bei den Trafpkern in Gebraneh war. '£^}raA>
layj kömml in dieser Form nar an unserer Stelle vor; wenn nan
gar Hesycbios gerade diese Form durch tmox(0(fipsrj und dazu aach
jenes andere i^jBtvsxniQsi darch iicitpsvyev glossiert, durch dieselben
Worte also, ffir welehe gerade Thak. (Z. 18 und Z. 21) mit diesen
nagewöhnlicberen abwechselt, so kann wol kein Zweifel sein, danz
schon für Hesycbios oder filr. seine filtere Quelle i^eiTcalXctyij an
dieser Stelle des Thuk. gestanden hat. Und warum sollte denn nicht
aaebTbok. dies Wort gebrauchen dürfen, wenn Herodotos es hat? Ein
Dichter oBsg wol einmal des Verses wegen eine sonst unndthige
Composition oder selbst ein Flickwort sich erlauben, und selbst So-
phokles, geschweige Euripides, hat es nicht selten gethan; dem
Thnkydides aber, von der Form abgesehn, ein Wort nicht zugestehen
wolleo, an dem man bei Herodotos nichts findet, allein aus dem Grunde
weil dieser ein ionischer Schriftsteller ist, das gestehe ich hat für
mich wenig Sinn. Freilich musle Cobet dem Herodotos V 4, 9 wol
das i^tKTeallax^iCg lassen^ weil hier zufällig kein ht vorausgieng. So
viel über das for^lle der Sache. Materiell stellt sie sich noch ganz
anders, and man sieht wieder auch an diesem Beispiele, was unsere
alten Schriristeller zu leiden haben, wenn die Kritik vorzugsweise eine
ausserlidie ist und auf den Inhalt nur oberflfiehlich hinsteht. Hitte Co-
bet diesen überall« da um Rath gefragt, wo i^aiuelLXayijvai sich findet,
so hätte er bald entdecken müssen, dasz i^UTtcdlayrjvai etwas ganz
anderes ist als ajuclXayrjvai und dasz hier bei Thuk. ffir catocXlayijvai
gar keine Stelle war. Dasz einer von etwas, von irgend einem
bösen frei werde, dazu gibt es zwei Wege: entweder das böse
wird fortgeschafft, oder man schafft sich von dem bösen fort; des
haben die Griechen unterschieden: jenes ist aitaXkayqvai^ dieses i|-
mtuUaYT^ai, Will Thuk. 111 94, 20 ausdrücken, die Akarnanen
beabsicbligten darch die Eroberung der Stadt Leukas sich von. dieser
stets feindliehen Nachbarin zu befreien, so hat er dafür uTtallayri-
wi; halten die Thraker das Leben für ein Jammerthal und preisen
sie den glucklich, der durch den Tod herauskömmt und davon frei
wird, so gibt uns dagegen Herodotos V 4, 9 für diese Art der Be-
freiung il^fiawXXajfitlg. In jenem Falle hört die Existenz des Uebels
selber auf; in diesem besteht das Uebcl fort, nur wir gehen ihm aus
dem W>ge. Man vgl. maUuyirvcii bei Thuk. Ill 94, 20; IV 64,
25; 87, 27; V 100, 25; Vü 42, 14; VIH 89, 22; IV 28, 35; Vi 82,
6; U 42, 12; VII 53, 29; VIll 106, 16; VI 40, 12; dagegen für i|-
axullaaativ auszer der Stelle bei Herodotos: Soph. El. 1002; Eor.
Hek. 1108; Iph. A. 1004 und unsere Stelle bei Thuk., und map wird
zugestehen, wie treu dieser Unterschied eingehalten ist. Denn das
was Kleon an unserer Steile einmal herausgeprahlt halte (C. 27, 7 ff.)
blieb für ihn leider gesagt, er konnte nur sich selbst dem zu ent-
2*
20 L. Herbgl: aber C. G. Cobeto Enendalionen in Thvkydidefi«
liehen und sich heranssawinden versuchen, wie er es (Z. 16 «vr-
ruigei nal ovx iqni avtog iXV iiulvov (TTpan^civ) wirklich vorbei;
wtaUuy^ wäre also dafar ungeschickt und nicht sotreifend gewesen;
dagegen musle es etwas später (Z.26)i wo die verständigen nnter den
Athenern durch diese Prahleret den Kieon loszuwerden hoffen dürfen,
innlhiyrfiiC^ui, heissen, wie wir es auch finden; denn in dem Falle
bleiben sie wo sie sind, das Uebel aber selber, hoffen sie, verschwindet.
S. ld:2 entscheidet sich Gebet bei der doppelten Lesart in Thak.
IV 26f 34 ikrfXiCfUvov oder aXi}iUf*ivov für die letztere nach einem
Fragment desAmphis bei Athenaeus 642*^dt} Tcor' ^novöag ßlav iXtf-'
kiöiiivov ; Jedermann sollte glauben, dass dieser Vers, so fiberlierert
vnd in dieser UeberUeferung vollkommen nntadelhaft, vielmehr • üAr
iXr^UCfdvinf sprechen mOste. Doch ist es Dobree einmal betgegan-
gen, dies uXriUo^hov nach £iner Hs. als aAi^iUfc^vov in den foU
genden nicht vollständig erhaltenen Vers zu bringen; und dies durch
solches Verfahren und erst durch eine weitere Conjectur: vul für ai
TcrilijiUfiivov ; — vaL — tovt' i%uv hxlv oa^xn^) hier gewonnene
ah/iUykivov reicht fflr Cobet aus, dem alrileSfiivov ein für allemal
den Process zu machen. In unserer Stelle des Thuk. haben die mei-
sten guten Hss. aXtiliaiAivov ; dasselbe ist bei Herodotos Vll 23« 20,
bei Arrtan VI 23 § 6, in Anon. Oekon. 22 die alleipige unbestrittene
Lesart; auch Suidas u. d. W., der jenen ßlov altiieaii^ivov erklärt,
Porphyrios de abst. II 6, Dio^korides 1 38 kennen nur ilr^XsfffUvov,
während sich für alqXeiiivop nur einig:e Hss. an jener Stelle dee
Thuk. und jene ^ine Hs. des Athenaeua anführen läeit; so sollte iofa
gUuben, würde viel richtiger geschlossen werden, daaz der in der
Ueberlieferuiig mit aXrikiCfUvov gut gebildete Vers bei Athenaeua
von Dobree nicht glücklich behandelt ist, da er dessen Gonstituiemng
nieht ohne die faat auf nichts sich gründende Form iki^UfUvo¥ ta
bewerkstelligen wüste.
S. 149 behauptet Cobet bei Gelegenheit der Stelle des Luctan
vita Dem. 37, 1 ooa ij X'^tag al^tov SfCQa^tv tj oSonomv tat ctßavec:
* nihil pst Xjfititg atgann dicebant Graeci eo sensu, quem locus pos-
tulat, na&algHv Xjfixdg^ XySTi^giaj Xrfinxa.^ Schlimm sei in dieser
Hinsicht auch Thuk. zugerichtet, wo 1 4, 8 M/vidc tcuv Kv%Xa6mv
vrfiwv i}^|s — TO TS hgsxwov ag einig na^i^gei i% xrig &aXamfg
das nad^si in iiui^gev zu verändern seL Kennt man den Sprach-
gebrauch des Thuk. und läszt sich deswegen von der nicht weiter
begründeten Behauptung Gobels über jenen allgemeinen Sprachge-
brauch der Griechen nicht einschüchtern, so wird man diesen Vor-
schlag so ohne weiteres doch nicht hinnehmen wollen. Ueberall, wo
Thuk. na^lguv gebraucht, steht die Sache die gesäubert wird im
Accusativ, nicht das wovon sie gereinigt wird : 1 8, 31 ; HI 104, 16 ;
III 104^ 20; mit dem Ausdruck nn^algHv sollte man also auch t^
^UiCCav ixa^giv tov Xjiattnov erwarten. Daneben weiaz ein
jeder, dass bei xadsn^sIV auszer ivvafuv (V 14, 8) oder igx^v
(VI 11, 9) auch ein Acc. der Person nicht ungewöhnlich ist: III 13, 9;
L. Bmbti : fiber C. G. CobeU Emendalionen im Thskydides. 21
IV 85, 37; ilmUeh lY 83, 15. Wie Don aber, wena gar derselbe
Aoadmck »a^ai^eiv to hysxi%6v selbst nocb ein andermal bei Thnk.
Torkömaal, gieichfalU wie an jener Stelle ebne alle Variante, und
swar so dass eine Aendernng sogleich palaeographisch so gut wie gans
Quaoglich wird: I 13, 2 iffc^di; xb oS^EXXriveg fiaHov inXcoltoVj vag
vavg xrriaafisvoi to Iffitiniv %a^^ow^ Man sieht also , nicht die
librarii haben hier den Thuk. fibel zugerichtet, wie Cobet sagt, sondern
tf selbst ist auf dem besten Wege, mit seiner Art den Schriftsteller
aBeh an den ünsweifelhaftesten Steilen su reranstalten. Hier hat er
anf eine einzige Stelle des Piaton hin , die er nicht richtig zu inter-
prelierea verstand, erst willkürlich einen allgemeinen Sprachgebrauch
praeannüert und sodann nach diesem emendiert, was ihm gerade in
deft Warf kam. Denn wenn er sagt: ^dicebant Graeci eo sensu,
quem locus postulat, hk^Iqhv krfirag^ XrfirriQia^ kffixtxa^y so ist
daa gänzlich aus der Luft gegriffen und er könnte aus der gesamten
Graecital nur eine einzige Stelle-ans Dio Cassius und auch diese kaum
für sich anfuhren. Kadttigeiv ist überhaupt von der Vertreibung von
Seerittbem mit Sicherheit nur ein einziges mal gebraucht und auch
an dieser Stelle nicht einmal, wie es auch logisch unmöglich war, in
der Constmction die Cobet als den Sprachgebrauch angibt, von Pin-
tarch ^r, 6, 2 fcsror dh xtjv axgtexffylav xiLt/poi laßmv xrnv ixxog
^Ißflifutv liyexai na^iqat Ififaxrjglatv xijf» ifCaQ^iav^ also nicht: ta
l^fix^ifta ht xr^g inug^lag. Offenbar hat Cobet alles, was er von
jenem Sprachgebrauch sagt, aus der ^inen Stelle des Piaton gezogen,
die er asfuhrt (Menex. 241^ dlnaiov di) xsri xovxew fJiiag int^in^-
üd^vain ot xoig xifv ytqcxiqanf eqyotg xilog xrjg acnrigtag iiti^BOav^
ivaxaß^QcifUvot %al i^eXofUxvxsg nav xo ßagßaqov [nicht ßaQßaqt--
xov, wie Cobet hat] ix x^g ^akaxxrig)^ für die er auch schnell mit
einer Emendation bei der Hand ist. Kai i^ikaaavxeg streicht er
nemlich nach avajux^QafUvoi als ^ languidum et iners ' und bekömmt
dann freilich die Construction avaxa^l^Biv näv xo ßiqßaqov i% xijg
^alttTxrig^ was er vorher schon, um es wieder für seine folgenden
Enendationen zu gebraueben, durch einen Machtspruch rasch zu jenem
allgemeinen Sprachgebrauch umgestempelt hat. Jeder andere da-
gegen, der den Gebrauch von xa^al^nv und die Analogie berück-
sichtigt, wird vielmehr urteilen, dasz nur wegen des nal i^Blaaccvxeg
die folgende Constmction eingetreten ist und dasz ohne diese Bin-
Schiebung des gangbaren Ausdrucks xtpf daXaxxav navxog xov ßag-
ßagov auf avana^gaiuvoi gefolgt sein würde. Wie i^Blaaai ist
anch xa^trQBiv für die Ausrottung der Seeräuber der natürliche,
ungesuchte Ausdruck, dessen sich wie Thuk. auch die spSteren be-
dienen, so Dio Cassius LV 34, 51 xorl rot^a fihv (neml. krjaxgcaa
x&va) alloi Ktt^govvj nach welcher Stelle man kein Bedenken tra-
gen wird das an und für sieh corrnpte, son^tt gftnzlich allein ste-
hende wx^Qai^ wie es bei demselben Schriftsteller XXX VlI 52, 42
ed. Reim, gedruckt ist, in xad'aigBiv zu verandern. Denn freilich
ist eine Verwechselung zwischen na^iQBiv, tuc&aii^Biv^ xaralgstv
22 L. Herbst: über C. G. Cobels EraendalioneD im Thnkyitides.
nicht unerhört; wie könnte es anders sein? So war früher Xen. de
re eq. 12, 6 nach Hsi«. Kad-algritcci gedruckt, was Stephanus unge-
schickt genug in xad'aLgijrai verwandelt hat; der vorhergehende
Gegensalz öuxiQficai und iTUil^siv zeigt, dasz Schneider (G. A. Sauppe)
richtig naTCclQtiTat wiederhergestellt hat, was bei Xen. auch sonst
wiederkehrt, de mag. eq. 6, 5. Ist nun freilich xa^aigeiv für die
Vertilgung der Seeräuber der passende und gangbare Ausdruck, so
sieht man anderseits wahrlich nicht, warum afgcav Xißifvag bei Lncian
vita Dem. 37, 1 wie Cobet sagt, nichts sein soll, da jedermann, wie
die Dichter so die Prosaiker, zumal die späteren, ai^eiv in derselbeo
Bedeutung wie xa^cciQeiv gebraucht hat: Piaton de rep. 578* aQag
€x xrjg Ttoketog avzov re xal ywataa xal naiöag ; Plutarch de contr.
Sloic. 36, lOöl^; Epict. diss. 17, 5; Aristophanes Ach. 565; Eu*
ripides El. 942.
S. 153, wo es sich um Verwechselungen zwischen Adverbial-
und Adjeclivformen handelt, kömmt Cobet zweimal auf den Thnky-
dides. IV 21, 6 will er iofiivovg^ nicht aöfiivtog^ und (S. 154)
IV 19, 6 halt er i%ov<5tv ivöovoiv für richtiger als ixovaitog iv-
dovaiv. Die Hss. an der ersteren Stelle variieren. Bekker und Kruger
sind für aCfiivag^ Poppo will aCfiivovg. Zu den Steilen, welche
Poppo hier aus Thuk. für die Adjectivform anführt , sind noch
hinzuzufügen: VI 20, 13; III 84, 2; VllI 76, 26 z.; IV 106, 16;
V 29, 15; IV 28, 32 (slalt V 28 bei Poppo); IV 85, 3; VII 73; 18;
VII 84, 24.' An allen diesen Stellen, im ganzen 15mal, steht das
Adjectiv ohne alle Variante; an der letzten nur gibt 6ine Us. afffii"
v(og. Aui»zer in dieser einzigen und in wenigen Hss. an jener Stelle
IV 21, 6 kömmt im gansen Thuk. aa^ivtog nicht vor. Wenn VII
84,, 24 Tctvovia re rovg nokkovg aOfiivovg oder VII 73, 18 ccgrt
aafiivovg — avajceTtavfiivovg gesagt ist, so sieht man wol, dasz
dem Schri.tsteller dies Adverbium nicht üblich war. An der andern
Stelle IV 19, 16 haben alle Hss. netpvntial xb rolg (ihv ixovaiiog
ivdovaiv avd^aaaa&ai (ie&^ ijdovi/g, nur das Lex. Seg. (Bekk. Aneod.
I 126) hat ixovaiv ivöovaiv^ worüber Cobet bemerkt: *quod rectius
dictum est sed iniucundum accidit ad aures'. Auch Lobeck ist hier
für iüovöiv ivöovciv^ zu Phrynichos S. 6, doch fügt er keinen posi-
tiven Grund für diese Entscheidung liei : ^ neque roig ixovmv ivdovaiv
Thucydidis auribus tarn ingratum fuiitse arbitror quam suis esse pro*
filetur Poppo observ. crit. p. 43.^ Die Kakopbonie will freilich nichts
entscheiden, doch UX inovcinog schlechterdings nothwendig, und nicht
etwa allein deswegen, weil alle Hss. hier in ixovaitog fibereinstimmen,
sondern weil der Sprachgebrauch es erfordert. Man beachte nur,
wo Thuk. ixciv^ wo er ixo-vöiog gebraucht, und man wird sich sei-
ner Unterscheidung bald bewust werden. 'Endv hat er 24mal, an
folgenden Stellen: IV 92, 2; \l 89, 16; IH 47, 2; VI 14, 34; I 52,
24; III 52, 12; 11163, 2; 65, 8; 67, 21; IV 98, 33; VII 57, 16; VIlI
73, 32; I 96, 25; III 52, 10; VI 76, 34; HI 39, 26; 47, 10; 58, 35;
IV 73, 5; V 111, 18; VI 36, 13; VH 81, 19; VI 92, 26; VH 81, 8.
L. Iforlisi: aber & 6. Cobets EaeMbtliAnei « Thakydidesk 23
"Emovaiog hal er lOnel: UI 33, 96; VU 67, Sl %.\ VUl 68, 16;
1 138, ao; UI 64, 34; VUI 27, 7; I 32, 22; I 144, 29; VI 44, 3;
VU 9, 12. WeiiB Thak. nichts weiler sagen will , als dass jeaiand
4IU freier Wahl etwas getban habe, ohne dam gezwungen kq sein,
so gebraucht er Ixiov; ea steht dies zunächst im blossen GegemtttB
gegen den Zwang. Daher ist auch oft dieser Gegensalz gegenüber-
ge^ilelU, wie UI 63, 2 aU' ixovteg xal ov ßutiofAivoi. UI 39, 26
« ToTi; x€ avcty»a0^H6iv wto x&v noXeiUmv 9ucl toig ixovoiv «no-
Ota00f. VU 81, 19 xol xfjg inaönig 'Elkaiog ixavifffg fud ai ߣa,
Ov2 inovtsg also, die Verneinung dieser freien Wahl, ist gleich ßia--
(oftfvoft, wie VUl 73, 32 ovroi yag ovx ixovreg — iq>fqov ri^v
oüpx^üxv. Wird diese Zwanglosigkeit in bedingter Weise aus-
gesprochen, so ist, aber auch nur in diesem Fall, slvui, beigefügt;
so U 89, 16 Tov 6i ayüva oim iv t£ xolTtm ixwif dvui 9C0«i{-
co^uu, VI 14, 34 0^ av riiv nax^iöa wpekijaji mg nXeüfxa ^ inanf
tlvai fiffSiv ßltt^ *oder wenigstens nicht freiwillig schadet',- wobei
also nicht geleugnet werden soll, dasz auch einmal dem Vaterlande
von ihm ein Schaden erwachse ; VU 81 , 19 vofi^ov ov xo mto^U"
vtiv iv rm xouwx^ inovxag slvai jwl puixec^i UmvKiglavj^ wenn
ihnen die Wahl gelsssen ist und sie weiter auirschieren können.
IV 98, 33 TOV fuv Uifov oixs aöix^aai iq>aöav ovdiv ovxe xov
loinov ixovxsg ßkaiffHv, konnte auch allenfalls nach VI 14, 34
ilvai hinzegeffigt sein, doch schlieszen sie die Möglichkeit ans, je-
naaU ibrerseils durch ein Ungefiihr in diesen Fall zu kommen. Wo
dieeer Begriflf der Zwanglosigkeit ganz bei Seile bleibt, wo vielmehr
gesagt werden soll, danz jemand etwas aus eigner Wahl (bei ixsiv
sagte ich: aus freier Wahl, worin der Gegensalz des Zwanges
mit eaihalien isl) gethan habe, wozu sich leicht der Nebenbegriif
gern, bereitwillig gesellt , dann gebraucht Thuk« ixovciog.
Dabei können die Stellen nichts entscheiden, wo das Wort mit einem
Uaaptwort verbunden ist und also eine rein adjectivische Stellong
einnimmt , in welcher Eigenschaft ixdv nie gebraucht wird $ so UI
64, 34 xal ig xop vfUttQov ixovöMv axxixiaiiov xoutvva irc^HpaliHy-
fLiv; VII 9, 12; anders aber und in der ihm zukommenden Bedeu-
tung steht ixovawg in FfiUen wie VU 44, 3 Tcolla 6i xai uUa
nloia xal oXxadeg ixovCioi ^vffxoXov&ovv r^ cxqaxia ifiTtogiag
!v€xa, oder VU ö7, 21 z. , weil ixovüiog hier praedicativisch ge*
braucht ist. Dagegen ist in dem von ixovCMg gebildeten adverbiel-
len Ansdruck wie in jenem adjectivischen die bezeichnende Bedeu-
tung des Ixovaiog untergegangen, weil von ixuiv selbst keine ad-
verbielle Form in Gebrauch war ; VUl 27 , 7 würde also auch für
xa&' ixovaUiv eift ixovcid an die Stelle treten können. Der Unter-
schied zwischen ixiov und ixovdiog wird sich in kurzer Besprechung
einiger Stellen deutlicher ergeben. Will der Schriftsteller in Bezug
auf die vorsicbtliche Vertheidigung des eigenen Landes dem angegrif-
fenen den freiwillig angreifenden gegenüberstellen, so wird dieses
freiwillige vorgehen des ^inen der Zwanglage des andern gegenüber
24 L. BerlMl: Aber C. G. CobeU BmendalioBen im Tbakydideg.
mit 1x091/ SU beseichoen sein; daher IV 92, 2 ov j^ir^ vo itQOfiti^ig^
olg av akXog iitir^ , mql tfjg 6q>sziifag o^lo^ ivdijjBxm Xoyiafiov,
xai 0(Sxi^ %a iikv icewov ixu^ rov itl&iovog d\ oqsyofuvog^ iwiv
ZIVI ijti^xexat. In allea Fallen wird es von einer einf^eschftossenen
Stadt, die i^ich nach Verbandiung^en ergibt, bevor der Sturm sie be-
zwingt, heii$zen müssen, nicht dasz sie es ixovatog , sondern dasi sie
es BKüiv gethan habe, wie 111 47, 2; HI 52, 10; &2, 12; 58, 35.
Heisst es von den Athenern, sie haben ihre Hegemonie nicht ers Wan-
gen, sondern die Bundesgenossen sind ihnen freiwillig gekommen,
so ii»t wiederum nur fAr ixaiv eine Stelle; so 1 96, 25 naffalaßiv-
t€g di o£ ^A^vaioi t^v ^yifiovlav ixovxcov tcov ^Vfiiuixoav 6ta xo
Ilavaavlov iuaog\ VI 76, 34; VI 92, 26; Hl 63, 2; fiberhaupt also
immer da , wo ein Gegensatz (nicht- gezwungen , nicht gerufen nsw.)
ausgedrackt oder auch nur gedacht werden soll : VI 36 , 13 hi*
aklov noJüiiov ovn ilciisaca iKOVxag ik&eiv; I 52, 24; III 65, 8;
67, 21; Vll 57, 16; Hl 39, 26; IV 73, 5; V 111, 18; Vü 81, 8.
Wenn Diodotos 111 47, 10 sagt: xai Tovro noXl^ ^(MpOQcitiQOv
riyovfiai ig ri/v xad-s^iv zijg a(txijgj iwvxag fffiag adixri^vaty rj dt-
luxlong pvg fiti du ötaip^si^i^ so rftth er damit den Athenern an
freiwillig auch einmal ein Unrecht zu ertragen, ohne dshZ sie es
müssen; keineswegs aber verlangt er von ihnen, dasz sie es inovtstoij
au« eigener Wahl, mit freudigem , bereitwilligem GemQte thun sollen ;
diese mehr einem christlichen Lehrer zukommende Ermahnung liegt
aiiszer seiner Betrachtung. Anders ist es in dem, was Perikles sagt
I 144, 29: t;v öh iiuwaioi (MfkXov öaxtaiud-ci. Hier konnte er nicht
inovteg gebrauchen, was für den der sich vertheidigt nie passt; wol
aber konnte er von einem bereitwilligen aufnehmen des Krieges, der
doch über kurz oder lang ausbrechen musle, den gewünschten Ein-
druck auf die Gegner erwarten. VI 44, 3 heiszt es, es seien der
Flotte auch Kauffahrer des Handels wegen gefolgt; hier ist kein Ge-
gensalz gegenüber, sie haben es aus eii^ner Wahl, nach ihrem
eignen Wunsche, aus alleiniger Bereitwilligkeit gethan, also ist nur
okxddeg iKOvaioi ^vvrjxokovdwjv möglich, wie Vll 57, 21 z. vmv 6h
akkmv inofiaiog — i} atgaxsCa iyiyvszo , oder I 32 , 22 ^v^ifutxol ra
yoiQ ovöevog nca iv xm ngo xov inovaiot yBvofuvOL, worauf hier die
ganze Beweisführung der Korinthier zurückgeht: die Kerkyraeer ha-
ben bisher nie den Wunsch nach irgend einer Bundesgenossenschaft
getragen. So ist denn auch VI 11 68, 16 vom Antiphon vollkommen
analog xal ig ^i^iv drj(iov ov nagiiov ovo ' ig akkov aymva i%ov(fiog
ovöiva gesagt, weil es hier nicht in einem Gegensalze steht und ge-
rade das .von ihm bemerkt werden solU dasz er nie den Wunsch
nach einem Redekampf getragen, sondern absichtlich solchen vermie-
den habe. Mit Rücksicht auf I 32 , 22 wird man sich hier übrigens,
wo die Hss. beides geben, für iMvCiog ge^en das Adverb ixovaitog
zu entscheiden haben. Auch 1 138, 20 Xiyovöi di xtvtg nal t%ov-
0^Qv (paQfMMTKp cmo^avüv ovrou, wird man ganz in der Ordnung
finden, Wisil die eigne, bereitwillige Entschliesznng bezeichnet wird
L. Beriisl: iber C. 6. Cobeto BncndatioiieD ia Tlnikydides. 25
«nd Dicht etwa ein 6ef ensats einer AafTordeniBg oder eines Zwan-
ges durch andere im Spiele ist; eben so endlich III 33, 26 tnln Sur
Tov Tulayovg ig yj (novfttog ov cxrJ9€av Sll'jß ij üsXoieowfptp ^ mit
den Hnnsche, nirgends wo anders als im Peloponnes za landen. -^
Hsl man sich nun von diesem Gebranehe flbertengl, so hat die Ent-
scheidung in der fraglichen Stelle IV 19, 16 Snovaiatg ivdovifw oder
Sxovciv hiovöLV keine Schwierigkeit «ehr. Der blosie Gegensats:
freiwillig, oder gezwangen oder aufgefordert ron sdnen Rechten et-
was aufgeben, ist hier gänzlich ausgeschlossen; ja man dflrfte so-
gar eher sagen, dasz die Athener, wenn sie der jetzt an sie ge-
stellten Aufforderung der Spartaner nachgeben, dies nicht ixomeg,
sondern ovx ixovtig thnn, eben weil sie dazu aufgefordert sind.
Vielmehr hsndelt es sich an dieser ganzen Stelle von der milden,
freondlichen Gesinnung, die gutwillig von der stricten Durchführung
des Rechtes und Könnens ISszt und den andern ic^ xo inutnhg nal
igfTJ (Z. 10 ) zu besiegen strebt; also sagen die Spartaner in die-
sem Sinne: auch sind die Manschen von Natur so beschaffen, dasz
sie dem, der gern und bereitwillig etwas nachgibt, in Erwiderung
dessen mit Freuden Vortheile einräumen; so dasz (auch schon we-
gen des ivxl in av^tfiaaü^at) zwischen hf.ovoiag und ft<^' fidcvrig
eine gegenseitige Beziehung zu denken ist. 'lM0v6(otg wäre auch
nicht unmöglich, doch kömmt das hier nicht in Frage; das Adverb
hun36i4og aber, das sonst bei Thuk. nicht weiter vorkötamt, Ist
dnrdi seinen Gegensslz crxovtf/cDg, das Mch an zwei Stellen (II 8, 19
«nd III 31, 1) ohne alle Variante findet, gerechtfertigt g<*nug.
S. 156 handelt Cobet von den Redensarten l^nv, Siari^haij
SuntiSg^ai mit Adverbien , statt deren hie und da fllscblich Adjectiva
geseist seien. ^Manifeslior etiam^ fahrt er fort 'res est in talibus,
quäle est apud Thucydidem VIII 45, 33: Tva fc^ o£ vavvtu xa öti-
luna xelgm MxmSt Sayuivavxtg ig roiorvra, afp* lov ti aa^ivEia |i^*
ßaivei^ quis nescit dici ntniwg f^co ro amfui et €v ixf»t non xa%6v et
iryad-ovi Itaque rescribe xet^ov et expnncio articulo ig>* tav iesdi-
muu* Freilich wer kennt jene Redensarten nicht? Aber wie folgt
daraus, dasz alles Aber diesen Leisten geschlagen werden musz; dasz
der Grieche nicht f^^ in der Bedeutung *icb verhalte mich* mit einem
Adverb und einem absoluten Accusativ, und wiederum auch, wenn ihm
das bequemer war, Ijoi in der gewöhnlichen Bedeutung *ich habe*
mit einem directen Aec. und einer adjeetiven Bestimmung sagen durfte?
Wer den Thnk. kennt, weisz auch, dasz der SchriflÜeller sogar das
letztere gewöhnlich vorzieht, wenn diese adjertive Bestimmung ein
Comparativ ist. Was wird denn Cobet zu Stellen sagen wie diese:
111 82, 29 iv (i^v yiq ei^vjj xal ityct^oig yCQoyfUKSiv Ott xi itolttq
%al ot idimm ifiilvovg xag yvti(iixg ix^DV6i^ oder wie VII 63, 20
n/v TS 9rapff(fxfv^v iito rcov xttxaCXQmfuextav piXxlm vvv Ixovxag
xal xitg vavg itliCovg^ wird er diese nnd alle die ähnlichen, wo die-
selbe ganz geliullge Redewendung vorkömmt, auch verändern wol-
len? wie VI 17, 30; VII 61, 18; VIII 86, 27; II 43, 14; VI 61, 22
26 L« Herbst: Ober C. G. Cobeto BraeBdalionen in Tbukydidef».
(wo wegen 60, 33 caq>ig vorxiizieheB ist); VI 68^ 7 u. a. Wie
Cobet bei IxBtv im Uorecbt ist, so gleicbfalls im folgenden bei
jc^dtzHVj wo er bei Isokrales de pace § 125 (vjcofUvofuv tov dij-
fLOv xbIqg} 7t(faTtovTa tcov tck»^ oXiyaQ%laig dovlevovtGiv) das x^kf^
in ;^a^ov verändern will. Er fragt: ^quis ferat dicentem TtQattfo
TuxMi pro xaxcSg 9 ^ aber den Comparativ xiigm bat in derselben Re-
den^rt ohne alle Variante auch Thuk« Vll 71, 18 dcd^m^ di o£
iTcekd'wteg fi^ tcJv Ttaqovnav ixt 2^/^co TCQa^aatVy während derselbe
nicht lange vorher (VII 67, 10) oS$ xcäv ye itagovraw ovx av 7r^a|ffv-
zeg x^*'9^^ gesagt hatte. Wer die Stellen zu vergleichen weii^z, dem
wird aach der Grund dieser Abänderung nicht enlgehen.
Per zweite Verbesserungsv erschlag, welchen Cobet fflr diese
Stelle des Thuk. mit in den Kauf gibt , vor ao&ivata den Artikel
auszulassen, wurde sich wol, scheint er geglaubt sn haben, auch
ohne weitere Begrflndung hinreichend selbst empfehlen. Doch ist
der Artikel an der Stelle beredt genug, um nicht für immer, auch
ohne meine Vertheidigung , seinen Platz zu behaupten. aq>* av
ia&iveia ^v(ißa£vei würde schlechtweg und allgemein beiszen : * wo-
durch körperliche Schwäche und Untüchtigkeit entsteht'; mit dem
Artikel gehen die Worte in den Satz und auf o£ fiiv ra caofutza
;^e^a) Ix^^''^ zurück, so dasz wir weilschweifig übersetzen dürfen:
^wodurch solche besagte Untüchtigkeit entsieht, wie sie bei ihnen
vorkömmt^ oder kurzweg *ihre Untüchtigkeit \ Wer möchte da än-
dern wollen, denn wer sähe nicht, welche von diesen beiden Fas-
sungen bestimmter und fester gedacht ist?
S. 19J spricht Cobet von xa/, das sich hie und da eingeschli-
chen habe, und meint: 'ineptius etiam %€t£ insinuavit se in locum
Thuc. IV 16 9 11: aitov ixiti^iuiv xa%xov xcri fUfiayiiipiw. Trans-
pone Ctxov fU(iayfiivov xaxxov iKTtifinetVy nam sie quoqne poteral
scribere, et quam male abundet vocula intelliges.^ Ob Thuk. auch
so halte schreiben können, mag füglich dahingestellt bleiben; aber
er wollte nicht so schreiben, denn er wollte noch etwas anderes
sagen, als was Cobet ihm in den Mund legen will. Ein anderes
ist es zu sagen : ^zu Brot verbackenes Korn in einem vorgeschriebenen
Hasz ' ; und ein anderes : ^ Korn in einem vorgeschriebenen Masi,
und zwar zu Brot verbacken'. Die besondere Bestimmung, wie
der cixog beschaffen sein soll, trennt sich, wie sie im Gedanken für
sich besteht, so auch im Ausdruck als eigner Zusatz ab, zumal bei
dem Griechen, ^ier, wie jedermann weisz, sogar auch da schon Ad-
jecliva durch nal verbindet, von denen das zweite mit dem Subst»
einen Begriff formiert, und also das erste Adjectiv sogar eine nähere
Bestimmung des andern Adjectivs ist, wie gewöhnlicli bei Tcokvg,
aber - auch sonst , wie in Piatons Prot. 326 ^ ^ noXig voiAOvg vni-
yQ€c^£v aya^mv %al Ttakaimv vofiodvcav cv^if^Tor. Man sollte
darüber eigentlich kein Wort mehr verlieren; jedes Beispiel, wo nai
für unser ^und zwar** steht, deren es bekanntlich im Thuk. unzählige
gibt, wäre für das xa£ an unserer Stelle eine ausreichende Vertliei-
L. Herbst : Ober C. 6. Cobets Emendationen im Thukydide«. 27
digBüs:, selbst in dem Falle, weno anch so Ast rantog ohne ein sol-
ehe^ «er/ mit einem andern Adjectiv zasammenslande. Das sollte
man nemlich nach den Worten Cobets als den sonst üblichen Ge-
brauch voraussetzen. Es ist aber gerade das Gegentheil der Fall.
Cobel hat schwerlich aus der ganzen Graecitit aach nar eine einzige
Stelle anzufahren, wo tanrog ein anderes Adjectiv ohne «al neben
sich hitte. Es gibt nemlich fiberall nur zwei Stellen auszer der
OBsrigen des Thuk., wo zu raxro^ noch eine andere adjeclive Be-
stimmung hinzugefügt ist, und beidemal schlieszt sie sich, wie hier
be^ Thuk. , durch ein itai an. Die £ine ist noch dazu unfihnlich ge-
ling, Aristot. H. A. VIII 15 a. A. nkriv xata rtvecg %g6vovg ranvovg
%id xavg avrovg isi; die andere aber ist gani wie die unsrige und
wfirde allein schon die Sache entscheiden, wenn diese nicht schon
ohnehin entschieden wäre, Plat. de legg. 746* X9VC^'^^ ^^ ix^^^^^
xemxa fcal iiit^ux diu ßiov nccvrog,
S. 214 bandelt Gobet aber den Unterschied zwischen elvat. vno
Tivft nnd ini xivi. Ffir den Ausdruck * unter jemandem stehen , non
9ui iuris e$$e^ kennt er nur vtco c. dat., und verlangt daher, tlasz
nach Stellen wie Xen. Hell. VI 2, ^ mg x^öifwv etr} vriv Kiqxv^
ffov iiri im ^Adijvaloig elvai auch bei Thuk. VI 86 , 18 %cel avixoV"
rag xipf IXxellav (Uxqi xovSs iitj int avxovg elvai ffir vte' avrovg
gelesen werde wt atnoig. Ich meine, Gobet wfirde bald von sol-
cher Forderung abgestanden sein, wenn er sich nur etwas nach dem
Oberdies hinlfinglich bekennten Gebrauch von imo umgesehen hSitte.
Schon das locale into steht mit dem Acc. und mit dem Dativ (ich
sehe hier von dem Gen. der spfiteren ab); mit dem Acc. im Thuk.
II 15, 15; II 17, 13; II 76, 4; II 99, 3; V 10, 18; Xen. Anab. III
4 $ 37 ; VII 4,5. 11 ; VII 8, 21 ; mit dem Dativ: Thuk. II 99, 5 ; IV 70,
31 ; IV 78, 10 z. ; VIII 34, 6. Man wird wol den feinen Unterschied
noch nachempfinden, wenn man beides so nahe bei einander hat wie
II 99, 3. 5 ot vareQOv imo t6 üayyaiov nigav Zr^Vfiovog äurfiav
^ay^ktjfta utal akla xmgla (xcri in xcr! vvv IlteQiKOg KoXnog xaleixat
1} VKO rm Üayyaim n^og ^la^fScp/ yrj). Ganz eben so steht auch
das ftbertragene imo^ das die Unterordnung unter einen andern an-
zeigt, bald mit dem Dativ bald mit dem Acc.» und zwar gleichviel,
ob diese Unterwerfung erst jetzt geschieht oder bereits zu einem
Sein oder Zustande geworden ist. IV 60, 10 heiszt es: fcal nkiovt
%oxi axolm iX^vrag avrovg rdds Ttavra iCBif^öaC^i ino 6tpäg
noittc^at^ und dagegen, sonst so ähnlich wie möglich, III 62,22:
^A^ffvaltav vartQOv huovrav rrp^ xt aXhtiv ^KXXada nal t^v iifiexiQov
Xioffav nsigföfiiviDV i tp* avrolg jroieitfda», beidemal ohne die
geringste Variante. III 59, 32 steht fti} yivh^at into Sfßahig^
nnd ähnlich Vil 64, 10 f.; dagegen I 110, 24 Atyvmog de nahv
V710 ßafSiXla iyiviro^ so dasz nur die Güte der Hss. entscheiden kann,
wcmi wie VI 86, 4 c/ Trc^iOtfMifte^a viiag imo ZvQa%oaioig und
ZvqtntoaUyvg yevia&at gelesen wird. Ebenso ist es bei dvan imo
mit dem Dativ steht dabei I 32, 32; II 72, 20; VI 82, 8. 10; Xen.
28 L. Berbflt : aber G. G. CobeU Emendationen in Thnkydides.
Hell. VI 2, 4; dagegen mit dem Acc. an unserer Stelle VI 86, 18
80. gut ohne alle Variante wie an unzähligen andern bei Xenophon,
s. B. lletl. V 2, 17 d Se in imlvovg Icowol; Kyrop. 1 5, 3 s lU
3, 6; V a, 47 gegen ^ine Hd.; V 5,23; VI 2, 11; während bei Xeiu
Kyrop. II 1, 22 die Handschriften su entscheiden haben. Es ist also,
wie wir sehen, die naive Unschuld der Unkenntnis, wenn Cobet hier den
Thuk. KU verbei^sern glaubt; denn er hätte sich doch wundern müs-
sen, warum nicht längst vor ihm ein Philologe so schlau gewesen ist,
in dem viel gelesenen Schriftsteller solche Fehler zu entdecken. Die-
selbe Unschuld verschaGTt ihm ferner den Genusz, bei Gelegenheit des-
selben inl und vtco auf derselben S. 214 der Verbesserer noch einer
andern Stelle im Thuk zu werden. III 12, 8 haben nemlich in:
ti yicQ dwceiol r^uv i% tov taov xal avxiTtißovXsvaai %al avTifuk"
Xijoat^ tl edei iifiag in tov 0(ao£ov in inelvoig elvai; die letzten
Worte rl Söet fiiiccg in %ov ofiolav iit inelvoig ilvai den Auslegern
von jeher viel Kopfbrechens gemacht. In der Unterscheidung jenes
iitl und vTto, die Qbrigens, wie männiglich bekannt, jede Grammatik
und jedes Lexikon bringt, hat Cobet die Mixtur gefunden, die auch
dieser SteDe zur Gesundheit verhelfen musz. ^ Expunge ' sagt er * in
TOV OfioCovy natum ex vicinis in tov taov^ et scribe rl ide$ tuuig im
insCvotg slvai; si pares esscmus vihbuH, quid atlinebat nos illorum
imperio ei^se subiectos?' *Sunt haec' sagt er schlieszlich n«ich der
Uebersetzung des letzten Satzes im Gap. * tarn aequa et iusta quam
faoilia et aperta ad intelligendum.' Freilich ist alles leicht zu ver-
stehen, wenn man gar nicht im Zusammenhange der Sache ist, also
auch nicht einmal eine Ahnung von den Schwierigkeiten hat, einem
daher alles ziemlich gleichgiltig und recht sein kann, was der Schrift-
steller sage. Hier steht Cobet so sehr auszerhalb des ganzen, dasi er
nicht einmal den Grundgedanken gefaszt hat, der die Voraussetzung
der ganzen Rede der Mylilenaeer ist, auf dem sie in allen Theilen sich
aufbaut. Hit seinem vn imlvoig hat er die sprechenden bereits
schon zu untergebenen, zu Untertlianed der Athener gemacht, und
das i>t gerade das Schicksal, dem sie noch in dei^ zwölften Stunde
durch ihren beschleunigten Abfall, wo möglich gerade durch die
Wirk'ing dieser Rede entgehen wollen. * Ueberall , in jedem Satze
haben ^ie es gesagt , dasz alle früheren Bundesgenossen der Athener
bereits geknechtet, nur sie und die Chier allein noch zur Zeit in dem
alteo Verhältnis belassen sind. Ich darf daher füglich mir- jedes
weitere Wort gegen diesen Vorschlag Cobets ersparen und versuche
lieber, bei dieser Gelegenheit, wenn ich es vermag, direct und so kurz
wie möglich der Stelle selber zu dienen. Welcher Art Gedanken die
fraglichen Worte enthalten müssen, gibt der Zusammenhang bestimmt
genug an die Hand. Wir Mylilenaeer und Athener, sagt der Spre-
ober, sind so gegen einander angethan, dasz wer sich nur zuerst im
Stande fühlt, auch zuerst das bisherige Verhältnis zu brechen bereit
ist (Z. 3 — 5 nal OTtoxiqoiq ^aoaov Tta^daxoi — Sfuklovy Darum
darf uns auch niemand einen Vorwurf daraus machen, dasz wir nicht
L. Oeriwl: über C. G. Cobets Bmendationen im ThubydideB. 29
erst abgewartet baben, bis ana von ihnen elwas geecheben ist; wir
sind nicht gleichrernögend wie sie en beginnen oder abzuwarten;
da vielmehr in ihrer Hand immer der Angriff iat, muss es uns we-
nigstens freistehen , Bedacht auf Abwehr za nehmen. Man sieht , so
gestellt hat die, Gedankenfolge eine Lflcke ; soll sie fest sosammen*
scfaliessen, so mnss dieser letste Gedanke noch seinen Gegensatz ha-
ben: wostt sogar die Mytilenaeer sich berechtigt glaoben darfen,
wenn eine gleiche Macht ihnen wie den Athenern zar Seile stände.
Die fraglichen Worte müssen die Antwort darauf geben und diesen
Gegensatz ausdrilcken. Also was dürften die Mytilenaeer in dem Fall
glichen Machlstandes gegen die Athener than, wenn sie ihnen (was
die Worte i% tav Ofiolov sagen) gerade das und üo viel erwidern
wollen, als sie bisher von den Athenern befahren haben? Krttger,
der Oberatl gut zu weg ist, emendiert, nachdem schon Heilmann das xl
zum vorhergehenden gezogen hat, in ixeivovg iivatj und laszt die
Mytilenaeer also sagen: wären wir den Atheneru an Macht gleich,
so nQsten vrir gegen sie ziehen ; jetzt, wo wir es nicht sind, dürfen
wir wenigstens auf Abwehr denken. Aber ' das ist doch l) etwas
aber das Ziel hinausgeschossen, hat 2) das in vov o^lov ent-
schieden gegen sich, und mOste 3) noch das xl bei ivxBiußf^Xtvaai
und avxifullifictt, zu rechtfertigen wissen. Denn die Athener ihrer-
seit« atnd den Mytilenaeern gegenüber nie Über das ifußovXMvaai
hivnusgekommen , bei ihnen ist bis jetzt von einem Uvai inl xovg
MvttXfiyttlovg noch nicht die Rede gewesen. Die Mytilenaeer geben
es freilich zu, beide Theile seien in ihrem gegenseitigen Verhultnia
den na^fir^atd^ai xi ganz nahe gewesen; nur an der ac^lMui habe
es beiden noch gefehlt, um über die Rechtsgrenze hinwegzugehen;
auch ist es klar , dasz sie sogar, wenn sie selber jetzt nach Erlan-
gung dieser mr^Afia den weiteren Schritt vorwfirts und zum Ab-
H\\ Ihnn, dabei aber doch nicht den Athenern im Unrecht voraus
aeiu wollen, für diese in Gedanken das inißovXiOaai der schon aus-
geführten That gleich setzen müssen. Sie tbun es auch alsbald, wo
sie es nicht mehr umgehen können. Nichtsdestoweniger wäre schon
hier das bestimmte aussprechen diei<er bloszen Voraussetzung als ei-
ner erfolgten That ungeschickt, wenigsteiis nicht meisterlich; auch
zeigt der Beisatz in tov Ofiolov zur Genüge, dasz wirklich der Schrift-
sleller sich mit seinem Ausdruck genau innerhalb der Sachlage ge-
halten hat. Es war also ein schwankender Ausdruck zu suchen,
gleichwie die Sache selbst noch eine schwebende war. Für splcben
Bedarf ist eine Frage, auf welche die Antwort in Gedanken bleibt,
das einfachste, natürlichste und vollkommen ausreichende Mittel, und
deswegen schön darf man sich das xi von dem idn nicht wegtren-
nen lassen; hier aber gar nicht, weil es bei avxiiiilkfioai platterdings
nicht, aber auch neben avxiTußovXsvCai durchaus keine Stelle haben
kann. Denn entweder rousz das Object der Nachstellung , worin sie
bestanden, in einem Acc. oder Inf. bestimmt angegeben werden,
oder kann und soll das nicht geschehen und der Begriff unbestimmt
30 L. Herb«!: Ober C. G. Cobets EmeiHUtionen im Thnkydideg.
oder allgemein bleiben, so genflgl dasa eben der nakle Auadroek;
ein blosses xi ibäte nichls hinzn, was nicht sobon im Aasdmeke
Uge, und wftre hier zumal unstatthaft, wo das hußovlevcai auf
Seiten der Athener nicht auf irgend einen bissondern Sehaden, son-
dern, so allgemein also wie möglich, auf die gfinsliche Unterwer-
fung der Mytilenaeer gerichtet ist. Abgesehn von den zwei andern
Stellen, wo noch avx&ußnvXivBiv im Thuk. wieder erscheint, I 33,
29 und VI 87, 18, findet sich daher auch inißovUvsiv, wie zu ver-
muten war, im Thuk. an all den doch ziemlich zahlreichen Stelleo
nirgends mit einem t/, selbst auch da nicht, wo die Nachstellung ir-
gend einen einzelnen Schaden bezweckte. Mit einem Aco. steht es
4mal: III 109, 25; VI 54, 8; VII 51, 13; VIII 60, 9; mit einem Inf.
Einmal: III 20, 32; absolut I8mal: I 68, 23; 82, 19; 140, 34; II 5,
21; III 37, 6; 39, 34; 40, 25; 40, 3; 82, 9; IV 68, 25: 103, i:
116, 3; VI 11, 27 z.; 18, 2; 60, 1; 86, 14; 87, 11; VIII 66, 9;
worunter 5mal mit dem Dativ verbunden, auf wen die Nachstellnng
abgesehen ist, I 68, 23; 11 5, 21; IV 103, 1; 116, 3; VI 60, 1;
Einmal, IV 97, 16 ist ein Part, zur Erklärung hinzugefügt: xal rm
JflUip ifceßovXevov ag ytQoaßaXovvxig, Müssen wir also aus obi-
gem dreifachen Grunde die jedenfalls gutgedachte und allein den
richtigen Weg wandelnde Erklärung Krügers zurückweisen, und ha-
ben wir uns durch die Abtrennung des rl von dem vorhergehenden
die Frageform für den folgenden Satz erhalten, so ergibt sich nun
nach dem bereits dargelegten und jener oben bezeichneten Grenze,
welche der Gedanke wahren musz , der Inhalt dieser Frage von selbst.
Von der Frage nach dem dlxctiav (C. 10, 25) hatte die Rede der
Mytilenaeer begonnen; jetzt', am Ende von C. 12, wo dieser erste
Theil der Rede schlieszt , und wo sie die feindliche , nachstellerische
Gesinnung Athens gegen sich nachgewiesen haben, dürfen sie, wenn
das öiTutiov ihnen gleiches mit gleichem (ix xov o^oiov) zu ver-
gelten gestattet, im Fall gleicher Machtstellung jenes imßovUv0€ti
gleichfalls für sich in Anspruch nehmen, die feindliche Gesinnung also,
die jeden günstigen Augenblick loszuschlagen bereit it$t. Das thnn
sie, wenn wir die sonst alles Sinnes entbehrenden Worte mit geringer
Veränderung so lesen: xlvag iöei fifiag in xov ofiolov i^^ i%ilvoig
bIv€u; Vären wir gleich mächtig wie sie, dasz wir ihnen wieder
nachstellen und gegen sie auf der Lauer liegen könnten, was für
Leute, welcher Art, welcher Gesinnung, müsten wir gleicherweise,
also von Rechtswegen, gegen sie sein?' Die Antwort suppliert sich
von selbst: auch wir dürften thun, was wir jeden Augenblick von
ihnen erwarten müssen, also auch unsererseits mit den Feindseligkei-
ten beginnen. Und so sind die Mytilenaeer stillschweigend dazu ge-
kommen, dem iTttßovUvOai den ferneren Begriff iiux^tQeiv substituie*
ren zu können, den Begriff der allein logisch dem ngoafivvse^ij dem
letzten Ziel ihrer Rechtsdeduclion , gegenüberliegt. Denn das n^oa-
(ivveö^t der schwächeren wird ohne diese Voraussetzung des im-
Xeiffsiv der stärkeren sogleich selbst ein inißovkiveiv und iitixBiQUv^
L. RerbtH: über C. 6. Cobet« fimendationen im Tbakydide«. 31
und Kleon hat daher von eeinem Standpunkte aus Recht, wenn er
iseiserseits das Vergehen der Mytilenaeer III 39, 34 yielmehr mit die-
«en oder den gleichbedeutenden Ausdrücken inißovXsiHfcei und iTea-
vaot'iivai beilogt — Sprachlieh wird gegen den Satz, wie er nach
dies^em Vorschlag ist, nichts einzuwenden sein. Das Itt* inelvoig
heiszl *in Absicht auf sie', ist also das sehr gewöhnliche und bedarf
eigentlich keines weiteren Beleges, doch v^l. man aus den beiden
ersten Bachern des Thnk. I 124, 5; 69, 7; II 8, 26; 32, 5; 70, 7
ror^ hfl aipiaiv xerayfiivoig. Mit dem fragenden xlvceg wird also
dies i7t ixslvoig nichts anderes als jenes intfiovlsvöat der Athener,
welchen Begriff der Redner zunfichst entweder nur wiederholen
oder variieren durfte, wenn er im Verhfiltnis zu dem Benehmen der
Athener angeben wollte, was nun auch für die Mytilenaeer das d/-
*aiov war.
S. 230 bringt Cobet für die nächste thukydideische Stelle, die
er bespricht, sogleich wieder eine zwiefache Verbesserung. *Locum
Thncydidis VI 82, 14' sagt er ^fiX&ov yag inl xiiv uriTQOTtoXiv iq>*
^fiig ftrca xav Mrfiiw mal ov% ixokfiipav aTCOöxavxeg xa oixeüjt
f^iQüci Sajceg rjfiitg ixhjtovxBg xrjy tcoXiv^ davXiUxv dh avxol xe
kßoviovxo xal fifitv xo crvro ineveyTiBiVy duplex mendum detnrpat.
Namqne primum lyd xriv (irjxQoitohv ii(iag est resCituendnm , quod
ex({msite dictum Graeculi dum interpretantur corrumpunt et dovXsvnv
pro dovle/crv, quod adscriptum verbis xo avxo in verbi vicini se-
dem irrepsit.' In Bezug auf die erste. Veränderung , die Ausstosznng
der Praeposition in der Apposition, wird es Cobet, hoflf^ ich, fihn*
lieh ergehen wie einst G. H. Schafer, der auch einmal (zu Dion.
Bat. de comp. verb. S. 327 f.) eine Praep. in Apposition in Piatons
Eutbyphron 1' ausstoszen wollte, später aber (zu Gregor. Cor. S. 394),
anderweitig eines bessern belehrt, den Irthum eingestanden und fer-
ner solche Praepositionen in Ruhe gelassen hat. Dergleichen Prae-
Positionen kommen nemlich in allen Schriflstellern in beglaubigtster
Weise, meistens ohne alle Varianten vor, und so wird es genügen
einige dieser Stellen hierher zu setzen, um Cobet auch über die
Wiederholung der Praeposition an unserer Stelle zu beruhigen. Also
anszer der Stelle in Piatons Euth. 1* iQxexai xaxtjyoQrjacav (lov ZansQ
nifog firjxiQa jtQog xrjv nohv und einer ebenso auffallend wieder-
holten Praep. im Thuk. selbst: 111 53, 30 xccl iv dixceaxaig ovx iv
SXXoig de^fuvoi — ysviö&at^ vgl. Arisloph. Wolken 940 (947 Herrn.)
xo ngoömicov catav xal xcog>&(iX(ia} xsvxovfuvog Sö7t€Q vn av-
9^Qipfäv vno TCöv yvtofic^v aTtoksixai ; ferner Piatons Phaedros 250*
ZßjtBQ 6h iv xctxoTCxgca Iv x(o igävxi iavxov ogäv liXffi^y
wihrend in demselben Vergleiche de legibus 905** cög ^^ xaxonx^g
avxwv Xtttg rtga^eciv f^rjiSiQ xcc^BODQcexivai rijv navxtov ayiXeiav &sÄv
die Wiederholung unterblieben ist. Wiederholt ist die Praeposition fer-
ner: Piaton de repuMica 553'; Phaedon82*; 110 •; 115*; Lysias in
Andoc. VI 14 iv ^Agelto nay^ iv xa asfivoxaxm xcel dtxctioxcexip
6i%acxtiqla\ Lysiu Bpit. II 35 ot iiiXXovxsg vavficexi^etv inhq ^^9
32 L. Herbst: aber C. G. CobeM* BmeiidalioDeii 'm Tbakydides.
guXoTijTO^ vTchQ xAu S^lav t£v h £aluiuvi ; Aristides 11 p. 119« 4i
Alle diese Stellea werden dnrcb keine Variante zweifelhaft gemacht,
so wenig wie an unserer Stelle des Thnk. eine Variante vorkömmt;
dagegen ist eine andere Stelle in Platoos Phaedon 67 * ixlvofiivtpf
aOTUQ in ÖBO^mv ix xov cdiiavos von Seiten der Hss. nicht ohne alles
Bedenken. Mehrere haben hier nemlich die erste Praeposition nicht,
nur in ^iner, Ven. a, ist die zweite radiert; so wird wol anch hier
an beiden Stellen die Praep. sich richtig verhalten, da das fehlen
der Praep. an erster Stelle bekanntlich nur bei Dichtern vorkömmt,
bei Prosaikern dagegen g&nzlich ohne Beispiel ist.
Auch die zweite Veränderung Cobets in diesem Satze des Thnk*
wird eben so wenig eine Verbesserung sein. Es war doch gar so
billig hier zu verändern, denn wer weii>z nicht, dasz in Prosa
ßovksa&ai allenfalls nur mit dem Acc. der Pronomina zu verbinden
der Brauch ist, wie III 47, 4; IV 50, 11; VI 50, 9; VI 74, 27.
Doch obgleich jedermann bei dovUCav angestoszen hat (Bekker sagt
^leoius Sovlsvsiv'' ; Krüger ^öovleveiv wäre ablicher') und dou-
liveiv sich von selbst bietet, hat doch niemand darum ändern mö-
gen. Eben weil die anderen besonnen sind und Respect vor ihrem
Schriftsteller haben. Auch mochten sie wol noch ganz etwas beson-
deres in dem Satze verspüren« DAin so gar leicht ist es doch mit
ihm nicht gethan. Wer den Thuk. kennt, erinnert sich bei avxol
r€ ißovlovxo leicht der av^atQBxo^ Sovlala VI 40, 17; warum kehrt
denn nicht auch hier lieber für dieselbe Sache derselbe gewöhnliche
und so bezeichnende Ausdruck wieder, wie z. B. VI 80, 27 x«ri ai-
QSiM'e ijÖTi 71 Tf)v avr/xa ti%iv6vv(ag dovlelav fj — • tovode ittj
aiaxQ^ SeCTCotag hußuv ? Muste es nicht dem Thuk. mit dieser fer-
tigen Phrase wie von selbst in die Feder laufen zu schreiben: dov-
XbUxv 61 avTol rs sTkovxo ; statt dessen jetzt ein ißovkovro vielleicht
gar mit einem begrifTlicben Object in gewagtester Construction, und
noch dazu ein Impcrfect statt des nothwendigen Aorjsts? Denn wer
sieht nicht, dssz hier der 6ine Act der Wahl so gut wie bei dem
etwas früheren hol^rfiav den Aorist verlangt? Auch Valla ist in
der Uebersetzung auf ein maluerunl gekommen. So wenig der Be-
griff des alQStd^ai ein Imperfect zuläszt, es sei denn dat^z verschie-
dene damit abwechseln (nur zweimal kömmt im ganzen Thuk. dies Im-
perfect von aiQEia&cci vor, aber beidemal findet sich auch xara fii(fOg
dabei: III 49, 34 tuxl ot f^hv vnvov ^qovvxo xara (liQog, o£ dl tjkavvov^
und IV 26, 29 cct (aIv atxov iv xy yy ipQOvvxo naxa fiigog, at 61 fu-
xloii^i ÜqIiow), ebenso wenig darf auch das was dafür substituiert
wird im Imperfect erscheinen; also nicht ißovkovxOy sondern ißovk^-
^<xav, wie I 34, 3; II 42, 4; II 94, 17; III 113, 35; VIII 46, 20;
VIII 66, 3; II 87, 6; II 62, 16; VI 78, 8; dann aber auch wiederum
zu Ißovlri^rfiav nicht 6ovkevHVj sondern dovlBvöat^ wie in ähn-
lichen Fällen I 81, 17 ; V 92, 20 ; V 100, 27. Aber wiederum musz
doch auch ißovlovxo im Satze stehen, denn der Gedanke der zweiten
Hälfte, die Absicht iial tiyiXv xo avxo ineviy%Hv^ verlangt nichts we-
L. Herbst: Aber G. G. Cobetn fimeRdatioDen in Th«kydidet. 33
•
ni^er ab einen Aorist, verlangt nothwendig filr gich ein Imperfeot : denn
dies wollen ist nicht nomentan« ist nicht mit Einern Acte gethan, llhn-
isch wie dasselbe Imperfect I 44, 21 ; VI 79, 2 und an unzähligen an-
dern Stellen. Was ist aber endlich bei huveyxitv jenes tü owo, steckt
darin dovXslav oder dovlaveiv^ Da es gewönliche Phrasen sind: ^i-
^«v iovXelav: V 86, 16; I 122, 27, und i7uq>iQSiv dovkeUev: 111
56, 25 ors naöi dovleUnv i7tiq>€Q€v o ßaqßaQOg^ so werden wir in
jenen to ovro doch wol zunfieht^t dovl^iuv suchen wollen und uns
freuen es schon am Anfange des Satzes zu finden Was meint nun
Cobet? Brauchen wir noch mit ihm bloüz dieften Anfang dovXelav in
dovlsvsiv zu verindem, um mit dem Satze im reinen zu sein? Viel-
mtkr wollen wir froh darüber sein, dasz dieser Stein uns noch jetzt
etwas im Wege steht als Zeichen der ursprünglichen Richtung, welche
die Gedanken des Schriftstellers einschlagen wollten. Die Natnr
nemlieh der Sache, meine ich, gab von selbst vollständig folgenden
Ausdruck : SovIbüxv di avtol ve ^tJiovto %al tifiiv ißovlovzo x6 amo
{lUv^Kiiv ; da aber ai^^siö^ai unJ ßovksa^ai verwandte Begriffe
sind, die sich vertreten können, so hat es der Schriftsteller, der aller
Wdtlinftigkeit abhold ist, mit dem öinea Ausdruck genug sein lassen,
ißovlovto hat sich ihm an die Stelle des etlovio geschoben und hat
so ein Zeogma veranlasst, das wol der grammatischen Folgerichtigkeit,
nicht aber der Klarheit des Verständnisses Abbruch thut.
S. 246 stellt Cobet über »^ore^cr/a und v0rsQaiay nqoxiQa und
ifCxi^ lue Regel auf: ^i] ni^tqaUt et ^ vövsgala pcrpetuo usu d3
diehns dicitur, omisso semper f^^iq^j quod si quando comparet ad*
diticinm fere est, itQOtiQa et vciiga de ceteris rebus quibuslibet repe-
tilis, conlione, proelio etc.' In dieser Fassung ist die Unterscheid
dvng in beiden Theilen, sowol zwischen vOTS^aia und variQa wie
zwischen nifOXBqnta und jCQoxi^ ungenau; es können daher auch die
Verbesserungen, welche darnach von Cobet in den alten Schriftstellern
gewaltsam vorgenommen werden, nur übel gerathen. Soll erstlich
v9tBqaUt^ was aus Cobets Regel folgt, wie er es auch in seinen
Correctnren durchfuhrt, durchaus kein Hauptwort neben sich haben,
da ^ffripor dabei nach seiner Meinung immer au^^bleibt, zu jedem andern
Hauptwort aber sich v^tiffa, nicht vötegala zugesellen soll, so würde
der Grieche eine Sache, die am folgenden Tage geschehen ist, kurz
und genau gar nicht mehr bezdchnen können. Er soll also nur
iczii^a i%tXf](sUi sagen können, was aber nur allgemein heiszen würde :
*eine Volksversammlung die zu irgend einer spateren Zeit gehalten
worden ist% wobei es unausgemacht bliebe, ob diese spätere Zeit
nicht etwa der gleich nächstfolgende Tag gewesen ist. Dasz in die^
sem letztem Falte für jedes, was gleich am nächsten Tage geschehen
ist, v0tiQa!og im Gebrauch war, dasz dieses Adjectiv sich also mit
jedem beliebigen Hauptworte verbinden konnte, zeigen Stellen der
alten zur Genüge, wie anderseits auch der zweite Theil der Cobet-
sehen Regel über vatBQaUi^ dasz zu diesem Worte nie tKiiga hinzu-
gesetzt worden sei , vor andern Stellen ebenso wenig bestehen kann.
Jahrb. f. cl«st. Philol, Soppl. Bd. III Hft. 1. 3
34 L. Bertwl : über C. G. Cobeto Eaendalioiieii im Tbakydide^.
Nach seiner Re^el lodert nan Cobet iati^ki io vcri^ m iwei
Stellen: V 46« 16 f^ S vare^^ i%%Xf^la^ nnd VII il, 31 wi i^xy
t^ (iiv it^m^^ vixaxat v<p* tnim^ t^ d' v^egaia — ßitta^ivug
avBxwQ^oafißv j wo an beiden von einer Variante nicbt die Rede iai.
Cobet würde neb vielleicht noch bedacht haben, was er Ihat, weim
er norh swei andere Stellen im Thuk. gekannt hfitCe, wo gleicbfalhi
keine Variante vorkömmt: 111 9U 25 xal tj vateQutla (taxtf nQocvtj-
aavreg^ und I 44^ 13 ^A^tfvaioi di anovaavtig afiq^oiiQaov^ yevofUvrig
Kai 6lg ixnkffiiag^ T17 fihv ngoti^a ov% tioaoy tcov Ko^v^iav in$di^
fygvxo xovg Xiyovg^ Iv 6i r^ vözB^fala futfyvmaav^ wo die Praep. iy
es deutlich zeigt, dasi aoeh hier tu vtsu^ia oicht t/^i^cr, sondern
ans dem früheren limlfiala hinzuxutlenken ist. Wie stellt sich aUo
für Cobets Regel Im Thak. die Soche? Erstlich drückt voxegala etwas
ganz anderes aus als vori^a; fnixri v0t$Q€tUt htuzi eine Schlacht die
am nAchstfolgenden Tage, ficr%i} imiga eine Schlacht die später, nur
nicht Tags darauf geliefert ist. V 46, 16 ri} d' vatSQala l%%XfflUi
übersetzt Poppo daher ganz richtig *in contione postridie habila';
also auch hier bitte Cobet, dem diese Möglichkeit des Yerst&ndnisae«
nicbt einmal beigeht, sich bei Poppo Raths erholen können. Für die
Stelle VII 11, 31 haben Ausleger den Zweifel gehabt, ob unter der
iaugcLla (laxfl wirklich eine Schlacht am folgenden Tage, oder nicht
überhaupt eine spfitere Schlacht gemeint sei; C 5 und 6 zeige niclii
bestimmt, da^z Gylippos die zweite Schlacht sogleich Tags darauf ge-
liefert habe. Wenn das, so würde gerade der Ausdruck iöxsgaia
C. II uns noch nachlriglioh darüber belehren ; doch kann auch schon
nach dem Berichte C. 5 und 6 kein Zweifel darüber sein, dasz die
erste verlorene Schlacht von Gylippos gleich Tags darauf vtiederholt
worden ist; ihn hinderte nichts daran, vielmehr zwang alles sowol
ihn wie auch den Nikiaa zur schnellsten Wiederholung, C. 6, 25 ff. ;
zudem vtriegt auch Plutarch im Nikias 19 die zweite Schlacht beslimkit
auf den folgenden Tag: dg dh xrjv imovcctv rffiigav liii^ev o Fv-
Xmitogj otov idxiv iiijtBiQla %xi,; auch er also hat den Thuk. wie
wir verstanden. Soll übrigens die Stelle in Lucians ver. bist. 26, 19
ysvofiivrig dlg ixxXffaUcg ty itQOxeQalt^ fiiv ovShv nagiXvikxv r^g op-
7VS^ ^V ^<lTfpor/a di [Asxiyvwtav, bei deren Veranlattsung uns Cobet
diese seine neuen Lehren vorträgt, nicbt ohne Reminiscenz oder Hilfe
des Thuk. geschrieben sein, so würde die Parallelstelle aus Thuk. nur
l 44, 11 sein können: ysvoiiivtfg %al Slg innXtiifCag xy fiiv itffoxiga
mix ^^ov Tmy Kogiv^lmv ansdi^uvxo xovg Xiyavg ^ iv di x^ v^e-
gaia (uxiyvaatxv^ diese aber, die glücklicherweise Cobets Handeo
entgangen ist, wiederum beweisen, mit welchem Unrecht er bei
Lucian icxBQuUf in v^xiga verfindern will. Zweitens kömmt vtfr£-
gaia mit einem andern Hauplworte als mit ii^lqtx verbunden ohne
Variante im Thukydides an vier Stellen vor, voxiqa^ das Cobet io
solchen Fällen immer dafür setzen will, nur an einer einzigen, nem-
lieh III 49^ 5 17 d' wfxiga avxijg^ wo xijg fikv nqoxiifttg vBmg vor-
hergieng^ also die Frage nach der Zeit, ob hier v9xiqu für vcxBffaiu
L. Ii«rbiil : aber C. G. Golrol8 BmeiidalioneD im TlmJcyiiidei. 35
sein kMne, ganz aa»er Belraclit bleibt; dagegen an swei andern
Stellen vcn^og Yon der Zeit: II 54, 15 ^ di ye olfiai fcon akXog
noXifiOg sutvalaßrf jdmQi%oq tqv6b vctegog ^ und IV 90, 29 6 Sl
'LstjtoxQiirrig av€tanjaag 'A^rjvaiovg navörfful — vaxEqog aq>ixv£iTai
M TO Ai^Xiov^ also beidemal gerade von einer beliebig gpateren
Zeit, Dor nicht vom nichft folge öden Tage; an der dritten Stelle,
wo wns^g wieder erflcheint, steht ea in übertragener Bedenlnng:
VIII 68, 14 Töv ÄcrO-' iavtov agexy — ovdevog vcxi(^g^ kömmt also
hier Bicbl weiter in Betracht. Auch bei anderen Schriflatellern int
if6xe^ia ohne Variante mit dieaem oder jenem Hauptworte verban-
den, s. B« mit 3spoaj3oA9/ Xen« Hell. 11 1 , I5 t^ vcxbquIu nQoaßolij
%axa %qixoq aSgei^ was also beiszt: *tn einem zweiten Starme am
folgenden Tage nimmt er die Stadt'. Dritten« :t^ d^ vcxegala mit eig-
nem folgenden ri(iiga verbunden kömmt dagegen im Thok. niemals vor,
38mal ohne dasselbe; dreimal so dasz Vl*^99 ^Q^' vorausgeht: IV
13, 18; Vn 52, 25; VlII 28, 23. Wenn aber Cobet «s nicht blosz
für Thok., sondern ganz allgemein aussprichl, auf vaxigaia folge nie
1^^, so hat er auch darin Unrecht und wird durch sichere Stellen
ohne alle Varianre aus Herodotos und Xenophon hinreichend widerlegt;
vftl- s. B. Herod. VIII 22, 23 hnafivdov h xoiat U^oust yqcififuiera
tit "Imvtg iml&üvxeg xjj v9XBqtdri ^fU^rj inl x6 ^AQxsfilaiov iite^
Üilarro. Xen. Anab. VI 2, 9 iTtami di vcxiQaloc rifUga iyivsro x^g
Big xmnov ijwodov. Demnach musz man also, statt anf die obige
Cobelsche Weise, die Regel so fassen: v^eqa£a heit^zt *am folgen-
den T^ge' nnd kann fflglich mit jeder beliebigen Handlung, die Tags
daranf geschehen ist, verbunden werden: (laxti^ ixxli]a£ot^ n^aßoXi^
nsw. t/ftip« folgt meistens nicht, doch wird es auch in besonderer
Absicht mitunter hinzugeffigt. Dagegen heiszt v^fxiga jede Sache,
die spater als Tags darauf erfolgt. — Was von v(fx$QaCa nnd icxiga
gilt, darf nicht auch von nqoxzqala und n'QOtiga gesegi werden;
mit Unrecht hat Cobet beides über ^inen Kamm geschoren. Es ver-
fingt bei ihm nicht im mindesten, dasz seine Regel mit den besten
Hsa. auch anderer, eigentlich aller Schriftsteller, z. B. des Demosihe*
nes, des Aeschines in stetem Streit liegt. Er >vill es einmal so,
car tel est notre plaisir, auch wenn ein Mann wie Pollux I 65 mit
den bestimmtesten Worten als Regel aufstellt, was mit allen besten Hand«
aehrtflen die beständigste , beste Freundschaft hält Hätte es solchem
Uebermole und solcher Art gegenüber, die die Regeln sich ans den
'Fingern saugt, statt sie treu und gehorsam den alten Schriftstellern
abza laoschen , nicht von jeher andere besonnene Leute gegeben, die
golen nlten wfirdeiT uns längst zum guten Theil unter den Händen
verschwunden sein. So z. B. hat Thnk. V 75, 21 geschrieben: x^
6h ngoviget ^^fiiga; so haben nicht blosz alle besten, sondern fast
alle Hsa. ; alle Herausgeber haben daher schon längst ohne Ausnahme
diese Worte so drucken lassen. Weil nun Cobet nach seiner Re-
gel Ttp^rtiga von einem Tage gesagt nicht dulden kann, so kommt er
zu der längst verwoifenen Lesart ngotBQcii^ zurflok; was vermögen
3*
B6 L. Herbst : aber C. G. Cobel8 Bneodalioiieii m Tbofcydides.
alle galen H«s. gegen «eioen TroU? Doch auch so ptsst, was jelfti
heranskömint, su seiner Regel noch nicht, bei n^zB^la kömmt wie-
derum, meint er, ii^iQu nie vor, also wird nnn dieües ganz aud dem
Texte geworfen, und so begibt es sich dasK Thnkydides von sei-
nen drei urnprünglichen Worlen t^ 9r^oW(»of iiii^ifa vor dieser Kun^t
der Kritik Kchlieszlich blosz das ^ine beticheidene r^ glücklich hal
davonbringen können. Far die Richiigkeil dieser ohnehin ,nnzwei-
feihaften Ueberlieferting t^ ngoxiga rifdg^ wird sich sogleich noch
ein anderer Grund ergeben. Thnkydides hat mit einem Hanptworle
nie nQOTiQttia^ sondern nar nqotiQa verbunden, auch da wo von
etwas Tags vorher geschehenem die Rede ist. 1 44, 12; III 36, 29;
lil 41, 6; Vli 36, 7; VII 37, 15 geht ^tQOTiga immer auf den vori-
gen Tag. Dasr. er jedoch auch nQOTBgaüx^ ohne ^fiipa, gebraucht
hat, zeigt die Stelle I 54, 31 bestimmt genug, da hier alle Hsh.
Übereinstimmend nur ngorBgala geben. Anders verhfilt es sich mit
der zweiten Stelle, wo noch Ttgougala in Texten vorkömmt, VII 51,
19 t^ l^hf TtQOtigala ngog rcSr rslirj x&y ^Ad^vodtov fCQOöißulliw^
woranf dann C. b% 25 folgt: %al Tuevry ^hv rn fffiig^ in^x^^tfitv
1} ^xguxii xmv DuQaxoalmv * r^ J' icxigala %xt. Bekker und Poppo
geben hier t^ julv icgoxegala, doch haben fast alle nod die besten
Ht»s. T^ de nifoxiga^ was Krüger zu meiner groszen Freude in den
Text gesetzt hat. Ueberall nemlioh wo son^t ngougaUt bei guten
Schriftstellern die sichere Lesart ist, geht die Rede von dem spätem
Tage znrflck auf den frühem , ebenso wie e« auch mit jener ersten
Stelle im Thok. I 54, 31 der Fall ist : %(A ort aitoiq x^ xb ngoxiQula
ngviivav xgovofisvot vnexdgrjaav ot KoqIv^ioi; vgl. z. B. PlatonH
Syrop. 176'; Phaedon 58*; 58"*; 59'*; Theagesl30^; Charm. 153*; nir-
gends geht hier der Gedanke von dem früheren Tage zu dem spit6-
ren vorwärts. Dieses letztere ist aber an jener zweiten Stelle des
Thuk. Vll 51, 19 offenbar der Fall, und daher um so weniger oder
vielmehr gar kein Grund, dort die Lesart der besten Hss. nu ver-
lassen. Wenn daher Cobet von dieser Stelle sagt : * in Thucydide
recte scriptum est VII 51 x^ fihv ^rporepcr/cr^ so geht er, wie wir
sehen , hier im Thuk. eben so fehl, wo er einmal anderen folgt, als
sonitt, wo er seine eigenen Wege einschlägt. Zugleich haben wir
nun durch diese Theorie für die' Lesart x^ 6i nqoxiga ^fti^ in V 75,
21 gegen Cobets r^ dl ngoxigaüt noch einen neuen Grund gefun-
den, da auch hier die Erzählung (r^ 6i Tcgoxiga ffiiiga ^ißti x^g
fuixfig xavxfjg vtal xoifg ^Emdavqlovg mxvififul icßalBtv ig x^v^Ag-
yBiav) mit dem fyjvißri sich nicht rückwärts, sondern vorwärts wen-
det Auch das zweite, was Cobet im allgemeinen von Tcgoxtgoict
sagt, wie er es mit allem Unrechte von vtftf^a/a 'gesagt halte, dass
es sich nie mit i^fiiga verbunden habe, hält nicht ganz Stich. Nur
mit seiner Willkür würde er eine Stelle wie Piatons Phaedon 59*^ tj y^
ngoxega^a tit^igcc iTenörf i^^l&ofuv ix xov deafimtfKfCov ionigag ge-
gen alle Hss. verändern können, selbst wenn diese Stelle der Art,
wie ich glaube, die einzige wäre; durch die Analogie von i^t^Ut
L. Marbst: über C. G. Co^ls EnendalloBen in Thttkydidea. 37
■nd eine almliche Stelle, Xen. Kyrop. IV 2, 6 Sxe t^ nifoti^Utv
vvnxa iyftmcv^fkivteg würde die« fi(iiQ€i bei n^tegaüt um so mehr
hinreichend gesichert üein, da es hier durch den Hinblick auf die
jängst vergangene Nacht in einen Gegensata tritt und also nicht ohne
Nachdmck gesagt ist. Nach dem allen wflrde die Lehre ober nQO^
xi^Ut and KQori^a folgende sein : Tc^tegaüx bezeichnet den vorigen
Tag, und wird jedesmal gesagt, wenn die Rede wie von heute anf
gei»tern ^ch zurückwendet, nicht wenn sie von dem vorigen Tage
auf den folgenden fortgeht; i^fii^ wird nicht hinsugeselzt, nur wenn
der vorige Tag, wie das ^iue mal in Plalons Phaedon, im. Gegensalz
zu der vergangenen Nacht steht. Hehrere eben vergangene Tage sind
niforiifai ^inigai^ nach Herod. IX 57, 35 T^fft ngorifftfii tjfitiifyai,
n^ottQaia mit einem andern Haupt worte verbunden kennt die grte-
ehische Sprache nicht, in dem Falle steht immer nQoiiQa^ so dasz
hier nur der Zu!>ammenhang entttcheiden kann, ob Qberhaopt irgend
ein früherer oder bestimmt der jüngst vergangene Tag, die nQouQat«
geaeiBt ist.
Der nichMfolgende Verbesserungsvorschlag, den Cobet S. 353
tSr den Thuk. bringt, betrifft IH 2, 7 ivayHfta^wig dh xal tttvtipf
tif¥ iasoCzaaiv nqmfifov ri Stsvoovpxo noiriaao&ai. X9sv xb yaff 1$-
fuvmv x^ %wSiv %al xHxdov oinoSofitjaiv xal vccJv noirfitv inifuvov
tiliadTJvai %al ooa in tov IIovxov iSu u^irJa^at^ xo^oxag xe %al
ffiTOv xal ä (Uxa7tifin6(i€voi ffCav. * Nonne est luce clartus' fragt
er * fUxansTU^fiivoi fiaav ab historico scriplum esse ? neque enim pro
fUxiTtdftnoPxo dici potest (lexafccfinofuvoi ijacrv neque imperfecto ul-
Uh est in ea re locus. Opperiebantur, credo, quae ex Ponto arces-
mrant, non qnie areessebant.' Offenbar nimmt Cobet hier an f^ta*
nt^'Ttoiievoi fiaav nur AnstOüZ, weil er den Unterschied zwischen fuxv^
ici(ikft&rdai und nixanififeeiv nicht kennt. Er wird, hoffe ich, selbst
erMrfareeken, wenn er den wirklichen Sinn seiner Correctur erst ein-
gesehen haben wird. Mit fii^amnefifUvot t^av nemlich wdrde ge*
sagt sein: ^sie warteten erst die Ankunft der BogenschAlzen und
des Getreides und der Dinge ab, welche nie sich herbeigeholt hat-
ten ' Also soll erst noch ankommen , was schon angekommen war.
Beeser als so etwas hineinzucorrigieren , bftite Cobet sich erst nach
dem wirklichen Verständnis der Worte furaitsfiitonivoi i^oav um-
sehen sollen. Thuk. hat die Worte iitxvTti^i'jutv und (i€xani(Mti6^ai
oft genog gebraucht, um uns zu zeigen, in welchem Sinn er sie
veri(tanden wissen will, das Activ pmaf, das Medium auszer unserer
Stelle noch llmal, Einmal das Passiv vom Medium fuxa^cifiytofuii^
I 128, 17. Das Activ heiszt bei ih« allemal * etwas herbeirufen, es
komanen lassen, ohne es selbst zu holen'; das Medium ^etwas nicht
bloss kommen lassen, sondern es selbst herbeiholen'. Das Activ
z. B. I 112, 27 tmI l^xovra (tiv vfJBg ig Aiyxmxov an avxüv
tnlevOav^ ^Afivgxalov fiBxanifiitovxog xov iv xoig Skeai ßaöiUmg;
Aaayrtaeos liesz die Schiffe kommen, holte nie natfirlich nicht selbst.
Vll 15, 8 i} xovxevg luxakifAittiv diov^ ^ iklfiv axgariav fi^ ikaöom
38 L. Herbst : über C. G. Cobets Enendalionen iiB Thakydides.
ixnifATcaiv; Nikias «chrieb: »ie mfiaten entweder die frohere FloUe
kommen Usi^en, oder ein anderes, nicht geringeres Heer hinaus-
schicken. In derselben Sache eheoso Vil 8, 1. iV 30, 1 ttiv ifu-
X^li^rfOiv icaQscxsvd^evo Ctgariav re (iBxanifiitnv ix rmv iyyvg ^fi-
{ici%oi)v nal xa aXla hoiiiaianv ; Demosthenes rief die benachbarten
Bandesgenossen auf zu kommen , er holte sie nicht selbst, er blieb
mit seinem Heere bei der Insel. In derselben Weise steht das Aciiv
noch VI 52, 8; VU 42, 26. 29; VI 71, 9; 88, 3 z. avz6v rav Aa-
nsSaiiJUwlcov (ticrorTrefAt^Vrcov , die Lakedaemonier luden also den AI-
kibiades ein zu kommen, holten ihn nicht selbst ab; Alk biades kaoi
also nach Sparta durch eigne Mittel, wie er durch eigne {inl nkoiov
qM}^xrfyiKOv) von Thurii nach Kyllene gekommen war. Dagegen das
Medium in der Bedeutung * selbst holen oder holen lassen'; so VII
31, 13 xa2 fiExa xovxo oKpiKOfievog o Jrjfiood'ivrig ig xtjv Zaxw&ov
%al Ke<pakki]v£av onklxag xs nagikaße xai ix xfjg NavicaHxüv riov
MsCötjvl&v (lexBnifiijßaxo xal ig t^v avxinigag t^Ei(»ov xtjg ^Axagva^
viag diißq^ ig 'Akvtlixv xs xal ^AvaxxoQlav. Demosthenes holte sieh
diese Hopliten selbst, eben so gut aus Naupaktos wie vorher aus
Zakynthos und Repha llenia und nachher aus Alyzia und Anakloria,
überall ist er selbst gewesen, wie auch die Worte Z. 15 ovxt
i* avxffi Ttegl tavxcc und Z. 33 f. zeigen : JrjfAoad'ivfig d^ ix vkv ncffl
^AtutQvavUxv j^aiQlow ö^evdovrjxag xe Kai axovxtCrag ^waysl^v,
VIII 57, 1 (leraTUfitj/afisvog avv xovg Ilekonovvfjatovg xgoipifv x§
uvxoig dlöcoai xal ajtovdicg xQlvag xaaös cnivöexai; Tiacapher^
nes war selbst zu den Peloponnesiern gegangen (Z. 23 Ttdcafpigvtig
— naQtQjjexcii ig ti}v Kiuvvov^ ßavkofuvog lovg IlekoTtowfialovg
icakiv xe xo{iUaui ig xipf Mlkrjxov) und hatte selbst vie zurück-
gebracht. IV 100, 32 x«l ot Boianol evdvg fiixanefv^diuvoi, £k va
tov Mrikii(og xoknov ixovxusxiig xal aq>£v6ovijxag — iaxQOXtvOav
inl x6 dijkiou; die Boeoter haben also diese leichte Troppe in
der kürzesten Weise zu Schiffe aus dem melischen Meerbusen nach
Oropos übergesetzt, um sie schnell gegen Delion verwenden zu kön-
nen. VIII 5, 27 0 dh 7CQoa6e^a(ievog xovg koyovg avxiov fuxa^
TzifiTtBxai ix Aax€6aC(iovog ^Akxafiivrf rov H^evekatSov xal Mir-
kav&ov a^xovxag &g ig xr^v Evßouev ot <$' r(k^v ixovxeg to>v
Neodafiwäav ag xQUxxoöCovg^ xal TtaQSOxBva^ev avxoig xr^v dtaßar
aiv. Agis, an den damals alles gleng, der damals so gut wie allein
über Sparlas Mittel verfügte (Z. 5 — ll), rief also die neuen Feld-
herrn nicht blosz herbei , sondern er schickte , wie man sieht, Schiffe,
um sie mit den dreihundert Neodamoden zur Förderung des Abfalls
von Eaboea abzuholen. Eben so forderten die Athener den Abde*
riten Nymphodoros, ihren neuen Proxenos, nicht blosz auf zu ihnen
zu kommen, sondern sie hatten die Artigkeit ihn in einem Schiffe
herüberhoten zu lassen, II 29, U. Die Spartaner riefen den ver-
dächtigen Pausanias nicht blosz zurück , sondern sie waren vorsichtig
genug ihn holen zu lassen, I ^5, 5. Von der besiegten Oligarchen-
partei iu Argos waren einige selbst nach Sparta gekommen , um sich
L. Herbsl: Aber C. G. Cobels Bnendationen im Thukydide«. 99
voa da Hilfe wa holea, Y SS) 8 Srng f&iv avwg (liteitiiinoPTO oi
^Mioft, wie nan aw dem foigeoden aiehl, Z. ll diOfAivw xw iw-
ifeg>evy6t»v, Vob den Athenern, welche da« befreandete Sikeler*
Yolk aafgebolea haben, ibnea auf dem Kttekwege enlgegensakommeB
(C. 77 9 6 hie«z ee: iti^oxiiuiinTCu d' ng aixovs icai awxvtdv $i-
fillUvov 9ud aitUi alka xofiif^iiv)^ motfi e« demnach fUxoTtiiAntiVj
nicht itixaniiikiuadw heiasen, and Bekker hat daher nichl gut ge*
than YII 80) 33 die LcMrt alier Obrigen Hks., welohe der Sache
geninB fueximfifffav geben, gegen die Lesart des öinen Vat. (uxe-
3Kfi^fHrvT0 zu verlausen« V 47 9 17 z. 20 z. and Vill 37 9 23 steht
(utauifiyua^ai in Verträgen «nd fallt hier also aaszerhalh der Ver-
anlworinng des Thak., ddch wird das Medium anch an diesen Siel-
len Bieht von des lliak. eigner Redeweise abweichen, da beidemal
an SchilTe gedacht werden kann, aaf welchen die Athener oder der
König ihre bundesgenOssische Hilfe sich heraberbolen. Bei aller Ge-
nanigkeit, mit der Tbukydides siels zwischen iiixanifinitu and (lexa-
idiiMsa^at gewi<i8enbafi anterticheidel 9 hat er es doch nicht erreicht
Grammatikern wie Thomas Magister oder Moeris verstandlich zn wer-
den. Es fehlt nicht viel, dasz Thoma« Magister, der freilich zum öfler*
slen , nnd so aoch Ober das obige nifOtfQuia nichts rechles za sagen
weiiiz^ dem Thakydides das Aetiv fiBxitfc^fineiv eben so vorwirft,
wie ein arislophantscher Scholiatit das iierin%iAf\ta in den Wespen 680
gar Bvri&ig findet. Ein athenischer Borger soll sich also selbst den
Knoblanch holen und nicht vielmehr seinen Sklaven schicken, deren
er immer zur Hand hat. Die Bemerkung dieser Grammatiker, iura-
nifftnuv stehe im Thuk. fttr iuxani(An€if^ai , mag die Schuld tra-
gen, dass auch die Ausleger des Thuk. bis jetzt auf die^e treue Un-
tersebeidong nicht Acht gegeben haben. Hat man aber dafür einmal
ein Auge gewonnen, so erkennt man anch, wie vortrefflich jenes
lurajxBfiscoiuvoi fjcav^ das Cobet verbessern will, von Thuk. ge-
schrieben ii^t: die Mytilenaeer warteten vor ihrem Abfall auch noch
erst die Ankunft alles dessen ab , was sie ans dem Pontns gerade zu
holen unterweges waren. Hätte Thuk. iiixerciiinovxo gesagt, so könn-
ten wir das auch von einem augenblicklichen sutdaufen von Schiffen
verstehen, um die gewüoscblen Dinge aus dem Pontus zu holen; der
Sfhrifkistelter weisz uns aber mehr zu sagen und will uns bestimmt
susdräcken, dasz die Schiffe zu dem Zwecke schon abgesandt und
anterwegs waren, nnd das leistete nur gerade das was er gesetzt hat :
fuzayufinopiivoi tjtfat^.
Cobet bemerkt bei dieser Gelegenheit im allgemeinen, die Abschrei-
ber hätten häufig das Pinsquamperfect mit dem Imperfect vertausrht,
and will das nun auch S. 254 mit einigen Stellen ans Thuk. belegen.
'Apttd Thucydidem» sagt er 'VII 2, 8 t« W i^ei^yaOiiiva KoxBXil-
iKTO scribitur male pro KaxiXiXemxo'. Wenn er nur mit einem'
Worte gexagt hätte, was sein naxiXileMxo heii^zen soll! Es hat eben
gar keinen Sinn. Vielleicht kann aber hier Poppe aushelfen, der
zo xaxeUlmxo anmerkt: 'imperfertum ob uolionem statns perma-
40 L. Herbfet: über C. G. Cobetn Emeodatioaeo in Tbukydide«.
nentis plusquamperfecCi vim bio oomplectitar, reliela erani a. rema-
nebani\ Auch Laureotins Valli , sehe ich, Abersetel relieium erat,
doch zwingt ihn sogleich aeine Logik, weil er daa Wort doch im
Za^amnienhange geben moss, die Worte i^ei^aafAiva und fiithffya
umzasetzen; er sagt also: et apui al$b$ perfecium^ aiibi Memiper-
fecium erat relictum. Aber auch so ist diese Uebersetzung für
jeden der im Zusammenhang der Sache ist gänzlich onverstftndlich.
Denn >vo steht denn biit jetzt, dasz das Werk von Nikias bereits ver-
iasiten oder aufgegeben war? Bis jelzt, bis zur Ankunft des Gylippos,
war daran gearbeitet worden (VI 103, 19 — 21) und damit das Ver-
hfingnis den SjTakusiern immer näher gerockt. Wie weit es mit
diesem drohenden Werke bereits gekommen war, beschreibt uns Tbn-
kydides an dieser Stelle; dasz die Syrakusier den weitern Fortsobrilt
der Arbeit verhindern wollen, sagt er erst später, C. 4 Z. 2 - 4;
dat>z Nikias in Folge der Ankunft des Gylippos an den Erfolg dieses
Werkes den guten Glauben verliert, C. 4, 22 f.; dasz durch die
zweite verlorene Schlacht fOr die Athener dieser ccnotBixiöfiog ganz
unmöglich geworden ist, erst C. 6, 11 — 13, und dasz demgemiss
Nikias das Werk wirklich aufgegeben hat, endliche. 11, 2. Längst
also, bevor es geschah, kann der Schriflsteller nicht sagen, dasz das
Werk ^verlassen worden war'. PQr ein PInsquamperfect also, für
Cobets xavsUXBcjtto oder Poppos relicia erant ist in diesem Sinne
hier keine Stelle; gerade nur für ein Imperfect : * als Gylippos ankam,
wurde einiges halbfertig, anderes sogar ganz fertig verlassen, zu-
rQckgelassen '. Und dies ist wirklich sowol die durch die Bedeu-
tung von xazakeCTua^i allein mögliche, wie für den Zusammenhang'
und jedes einzelne im Satze durchaus zutreffende Auffassung. Xa>
xalBlnuv heiszt überall nur ^zurücklassen, hinterlassen'; das Passiv,
das im Thuk. 8mal erscheint: U 43, 30; 11 64, 11; II 64, 35; VII
75, 32; VIII 9, 30; VIII 22, 32; Vlll 23, 8; VIII 32, 4, steht n«r
in diesem Sinn. Wie aber dem Griechen in dem Simplex Xttn&i^ai
die Begriffe *flbrig gelassen werden' und ^übrig bleiben, zurück sein'
gänzlich zusammenflieszen , so sehr dasz er für das letztere neutrale,
den weitern Znstand bezeichnende nur Xelnsa^at als den gewöhn-
lichen Ausdruck hat (vgl. VI 72, 21 ovösvog ^vveatv Xstnofisvoc.
I 131, 16 elmov xov xijgvxog firj iBlitea^ai. l 144, 3; II 85, 28;
V 69, 14; VII 70, 12; I 10, 26; JüinoiiBvot also *die übrig ge-
lassenen, die übrigen': II 41, 18; I 34, 33; II 12, 33; II 46, 12;
V 114, 19, welche letzte Stelle den Unterschied zwischen Xetnofisvoi
und einer Composition mit (liveiv lehren kann: Xunofievot nccgafii-
vovzec ; in III 67, 16 zeigt der Zusammenhang zur Genüge , wie vor-
trefflich an dieser ^inen Stelle die Wahl des Perf. XsXei(i(ävoi hl) %
so gebraucht er für unser * zurückbleiben' gleichfalls nur xaraXel-
Ttia^cu, und es ist also für die griechische Auffassung gleichgiltig,
ob wir hier an unserer Stelle: * einiges wurde halbfertig zurückge^
lassen^ sagen, oder * einiges blieb halbfertig zurück'. Dem Grie-
chen , der für beides denselben Ausdruck hat , ist beides eben das>
L. HerM: Ober C. 6. Cobels EmendatiOBeB im Thakydides. 41
selbe, der BegiBB de« Zasiaades gehl ihm darob das Wort in die
Dauer des ZusUndes ober. Man darf also gegen die sweite Ueber-
selsang Poppos remaneboHi nichts einwenden aod wird erkennen,
da«s Thak. nicht blo^s den Zustand des athenischen Werks beschreibt,
wie es in dem Augenblick war, als Nikias es aufgab, sondern
dass er io die weitere Zukunft binausblickend uns lugleich angibt,
wie die Ueberresle des Werks auch später noch zu erkennen waren.
— Hat Cobei aber, was man bei seiner Schwcignamkeit auch noch
aitttmasxen kann, dem Worte nunaXdiunf etwa den Begriff * übrig
lassen' untergeschoben, und wäre er so auf seine Forderung des
Plasquanoperfeets gerathen, in dem Sinne: ^Gylippos kam, als einiges
(von dem Werke) halbfertig, anderes gans fertig 'übrig gelassen
war% so siehl man leicbt, einmal, wie alsdann dss TunelikiiTCxo
gjr nicht sa dem i^eigyaöfUifa passen wflrde und nur durch das
gewaltsasiste Zengma erklärt werden könnte; sodann aber würde,
voa allem andern abgesehen, der Auitdruck naxecXelnsad'ai eine
i^fdcbe Auffassung geradezu unmöglich machen, da in diesem Sinne
Thiik., wie die übrigen Stellen zeigen, nur das Simplex leiit&f^ai^
nie xaraleime^ai gebraucht.
Diesem seinem Vorschlage, reibt Cobet S. 264 einen zweiten an,
indem er fortfährt: MV 23 ifpiKOfiivtav de avirnv dukvovzo ivdvg
ut9nov(kiC^ inepte pro öukiXvvxoJ* Aber auch dieses Im per Pect, gleich-
falls hier ohne alle Variante, ist fo weit davon entfernt unpsssend
oder ungeschickt zu sein, dasz es vielmehr in dieser Verbindung das
darcbaas notbwendige ist. Schon des Bvd'vg wegen wird jeder kun-
dige Leser des Thuk. zunächst ein Imperfect sehr natürlich finden, zu-
mal wenn der anknüpfende Salz mit dem Verbum anhebt. So steht
tv^g im Thuk. 87 mal mit einem Imperfect, in der Hegel, wie hier,
demselben folgend; 4mal mit einem Plusquamperfect und immer dem-
selbea vorausgehend: IV 54, M; VII 84, 28; Vlll 2, 6 und VIll
66, 33- Oder liegt hier etwa die Ungeschicklichkeit in dem Begriffe
HiiXvovxo^ und musz dieser Begriff immer in einer Perfectform aus-
gedrückt sein, wie es C. 16, 19. 23 IbXv0^€ii, heiszt? Wenn es
C. 169 4 beiszen konnte; iyfyvovxo oitovdccl rotcr/df, so musz doch
such ebenso, sollte man glauben, ein Moment bezeichnet werden
dürfen, wo die Verträge wieder aufhörten, und es fragt sich nur,
ob für solche Angabe hier eine passende Stelle ist, oder ob der
Schriftsteller vielmehr hier noth wendig schon die Zeit nach der
Wiederaanösnng der Verträge im Sinn haben moste. An jenen vier
obigen Stellen ist das Plusquamperfect bei ev^g vollkommen in der
Ordnung; die beiden letzten male ist es das Imperfect eines Perfect-
znstaodes, die beiden erslen male ist es durch eine spätere Handlung
bedingt. Mit unserer Stelle verhält es sich ganz anders. Hier »folgt
eine Angabe , vcal zag vavg ot AaTtiöaifiaviot anißTOVv , welche nicht
etwas ao4 dem schon wieder eingetrelenen Kriegszustande miltheilt,
»ondem gerade das, womit erst die Wiederaufhebung der Verträge
effeetniert wird. Kriegszustand ^ar erst, wenn dies beschafft, dem
42 L. Herbei: über C. G. Gebete Emendationoo im Thukydideg.
^inen Theile die verpßodeteB Mittel der KriegfObrung dem Vertrage
gemäfiz wieder aasgehiiiidigt waren. Also aueb des folgenden in^-
Touv wegen wird man vorher dulvovxo erwarten. So passend daher
dai« ^iue mal aitoiföal öuUkvvro gelegen wird (V 1, ]4), wo der
Schrirtsleller C. 2 mit der Erzählung des wirklichen Kriegeit fortßhrt,
80 geschickt hat er hier diskvovto gewählt, wo er mit seinen Ge-
danken gerade noch auf dem Uebergange zwischen Frieden and Krieg*
verwetlt. Auch noch ein andermal kehrt diesetn Imperfecta wenn anch
iiii'ht das Comp., wieder: 1 44, 17 iXvovz^ av atnotg at nQog üeko-
nojvtfilovg ünovSaL Wie demnach sich das inepte des öulvowo
nirgends zeigen will , so laszt sich dagegen auf das entschiedenste dar-
Ihun, dasz Thuk. nicht anders als öulvovxo geschrieben hat. Denn
so wie Thuk a^txofuvcov öl ainav gesagt halte, mnste die Erzählung
darun anknüpfend mit einem Imperfect oder einem Aorist fortfahren,
nimmermehr mit einem Plnsqnamperfect. In diesem Falle würde ^A-
&jvTCijv Si aifvav vorhergegangen sein. Wie hier fo*gt auf captxoiii'
vatv ein Imperfect noch: I 139, 8 rÜog 6h aq>iiiofiivci>v tmv xiXbv-
taimv ngiofiBtov — oi A^rjvaloi yvmfiag 6q>Laiv avxoig ngovrC^iCav.
V.46, 35; VI 75, 16; ein Aorint II 67, 10; III 36, 4; VI 4, Jl; Vül
95, 26; nirgends eine andere Verbindung. Und natäriich. Denn
a^iTionivcav ist iui Gebrauch ein Praesens und steht in der anreihen-
den Erzählung, ik&6in:av bezeichnet die wirkliche fertige Vergan-
genheit, afpiKOfiivciv ist immer zu übersetzen *als sie ankamen',
ild'ovvmv * nachdem sie angekommen waren'. Man vgl. jenen Stel-
len mit atpiKOfiii'CDv gegenüber die Stellen, wo im Thuk. iXdovziov
erscheint, und wird sich von dem angegebenen Unterschiede and dem
sorgfältigen Gebrauche des Thuk. leicht überzeugen: I 38, 27 ; 74,9;
J19, 19; ni 52, 18; 72, 15; IV 16, 22; 21, 14; 46, 18; 50, 12;
V22, 25; 82, 13; VI 7, 13; VII 50, 22; VllI 30, 4; 71, 19. Da ag}i-
y,ofUV{ou also s iiiem Sinne nach ein imperfectes Praesens ist, so bleibt
für affixvovfiivGiv nur da eine Anwendung, wo entweder ein wieder-
holtes kommen bezeichnet werden soll, wie I 91, 24; 1 95, 8; 111
93, 2 ; V 16, 20, oder ein mögliches kommen , wie an der noch ein-
zi)^ übrigen Stelle IV 105, 4 fti; a^iKifovnivov avrov xo nktj&og —
QvyJxi 7tQoax(OQOi ^ wenn er etwa käme ', wo die Worte C. 105, 33
Bv tovTG) zeigen, dasz wan Brasidas thut, der Zeit nach mit der Sen-
dung an den Thiikydides parallel geht. Der Vollständigkeit wegen
fuge ich bei, dasz auch afpiyfiivmv neben ik&ovxmv sein bestimmtes
abgegrenztes Gebiet hat. Sieht dieses letztere in relativer Zeit-
bestimmung zum übrigen Satze, so ist dieses, ohne Beziehung zu ei-
ner andern relativen Handlung, adjectivisch: IV 8, 4; IV 27 , 32;
ähnlich auch die andern Casus VIII 79, 8; IV 18, 14; 85, 1 ; VlIl
55 , 10. — Wenn demnach Thuk. bei diesem seinem Sprachgebrauch
ccfpiKOfjiivwv sagte, so ist klar, dasz das was d'irch dieses sich erst
vollendende ankommen bedingt ist, nicht schon als ein vollendet ein-
getretener Zustand bezeichnet werden kann ; bei 6ukilvin:o hätte also
au eil die Ankunft durch ik^ovxfov /ds abgeschlossen angegeben wer-
L. Herb0i: aber C G. Cubeb EaMadalioaen im Thtkydides. 43
deo nuMea, so wie in •oloben Falle IV 16, 22 il&ovxav 6i Tag
— asforda^ keXvö&ai auch wirklich gesagt ist..
Zur dritten Stelle , welche Cobet auf der>ielben S. 254 gefindert
wisiseo will, Thnk. IV 47, 24 ^g dh — ihiq)^ri<Sav ikikvvzo u aS
tfxovdffi xai n€t(f€diöovro oi avögsg^ sagt er: ^recte ikiXvvro, »ed
xuifeÄiöovto pro naQiöidovjo aegrum et vitioi«um et»t'. Wer hatte
hier beim eriiten lesen nicht Anstosz genommen und ao TtaQiölöovzo
gedacht? Schon die alte iiiünchaer Hs. hat so geändert. Doch bat
die oeoere Zeit xum Glück vor den alten Lesarten des Thuk. mehr
Achtong, als dasz sie wie Cobet gleich andern sollte, wo sie zu ler-
nen hat. So haben denn auch die neueren Herausgeber naf^edidovro
aicJtt angerührt, ob sie gleich fühlen mochten durch ihre beigefügten
Bemerkungen es nicht erklart zu haben. Poppo verweist auf andere
Flttsquamperfecte, die nicht hierher gehören; Krüger sagt; ^luxqidiöovzo
fär nttQtdiiovio die besten Ilss. , das unverzügliche eintreten bezeich-
nend.' Dann aber müslen wir ein ähnliches Plusquamperfect noch an
tsBüend andern Stellen im Thuk. haben. Doch man könnte sich die
letztere Bemerkung noch gefallen lassen, wenn nur die ersten Worte
^ xa(ft6i6ovTO tür naQedlÖovTo' es nicht aufdeckten, dasz auch Krüger
nicht im Verständnis des Satzes ist. Denn twqböIöovxo , was Cobet uns
sogar in den Text zu setzen rath, konnte überall hier gar keine Stelle
finden. Thuk. hatte hier, wie die Ausleger den Schriftsteller verstehen,
nicht 7%a^6ldov%o^ sondern itaqidi^iQccv gesagt, wie er sogleich im
Fortgang der Erzählung xaO£ip£av, wie er IV 16, 2d dem momentanen
Begriffe des Wortes angemessen at vrjeg TtaQBÖo^rfiav gesagt hat. Nur
wo diese sonst in Einern Acte sich schnell abschlieszende Handlung sich
wiederholt und so eine imperfecte ist, hat Thuk. iöldovxo und 161-
6inf, sufallig allemal vom auszahlen des Soldes; Vlll 29, 28; VllI
36, 33; IV 83, 20; VIII 29, 25; 99, 29. naQEÖlöovTO kommt also
gar nicht iu Frage, und nageöiöovvo will verstanden, nicht geändert
sein. leh meine, das Verständnis liegt auch nicht fern. Der kerky-
raeische Demos hatte mit dem Beistände der nach der Vorschrift (IV
2, 18 ff. ; IV 5, 32 ff.) auf Kerkyra gelandeten Athener seine Gegner
auf der Insel bezwungen (C. 46, 6 icxgctzivoav fi$Tv täv in zi^g
nolemg) ; diese gaben in einem Vergleiche ihre hundert Söldner
preis (Z. II iiax€ zovg (aIv intKOVQiyvg fwgaöovvai)^ bekamen da-
gegen für sich zugestanden, dasz sie von den athenischen Feldlierrn
in Verwahrsam gebracht und sodann zur Aburteilung an den athenir
sehen Demos ausgeliefert werden sollten, wenn inzwischen keiner
ans seinem Gewahrsam entwiche. Geschähe das, so habe für alle
der Vertrag aufgehört. Wem also sind nach diesem Gegensalze die
hundert Söldner ausgeliefert? Ohne Frage dem kerkyraeischen De-
mos, da die andern durch die Gunst des Vertrags in die Hände der
Athener kommen. Wem fallen also auch die besiegten Kerkyraeer
in, wenn der Vertrag sie nicht mehr schützt? Gleichfalls ohne Zwei-
fel dem kerkyraeischen Demos, dem vielleicht gar der Vertrt'g sie
im Fall des Bruches mit einem ausdrücklichen Wort überantwortet
44 L. Herbst: über C. G. CobeU EneodatiOBen im Thvkydide««
haben mag. Demoacb heisil der fragliebe Sals: *al« eioige auf ihrer
Flocht ergriffen waren, waren damit die Vertrage aufgehoben and »e
alle den Kerkyraeern überlassen, Übermacht, den Kerkyraeero an-
heim oder zugefallen'. Hit diesem naQ^Sidovro inst also hier ooch
nicht die wirkliche persönliche An^lieferung der gefangen gehaltenen
angegeben, was als einzelner Act, wie oben bemerkt, nur darch
ein 7cagsd69i]Cav geschehen könnte (erst später Z. 32 heiszt es : fso-
gaXaßoirtBg Sh ainovg ot KiQKvqatoi) , sondern ihre Ueberweisung an
den kerkyraeiHchen Demos, die im Vertrage im Fall des Bruchs ent-
weder bestimmt stipuliert oder, was auf dasselbe hinauskömmt, still-
schweigend voraosgeselzl wurde. Dasz aber TtagaSidovat solches
überlassen oder überweisen wirklich 'bedeute, ohne dasz dabei so-
gleich eine wirkliche Aushändigung der Sache erfolgt, versieht sich
eigentlich von selbst; doch möge man dafür noch Stellen, wenn es
deren bedarf, etwa wie I 25, 9. 7. 5; VIII 71, 13; V 16, 12 ver-
gleichen.
S. 270 kömmt Cobet auf die Abbreviaturen , die für die Praepoai-
lionen gäng nnd gfibe gewesen sind, und macht sich nun zu einem lang-
dauernden verwüsl enden Feldzuge auf gegen alle die Verwechselun-
gen, die in Folge der Aehnlichkeit der palaeographiscben Zeichen
für verschiedene Praepositionen in allen alten Schriftstellern entstan-
den seien. So sei kein griechiticher Schri fisteller, in dem sich nicht
fCQOCKXTtiiv und ngatreiv^ TtQOötayfAa und TtQoyfia verwechselt finde.
Dann heiszt es weiter S. 271: Mn Thucydide locus est V 89, 36:
Swaza 6h o£ ngovxovteg ngdacovöt xal ot ia^ivng |^i^%o^ova<,
quem nemo capiet qui non Burgesii, si bene meniiiii, coniecturam
ngoczicisovai probabit'. Hit allen den andern bisherigen Auslegern
des Thuk. musz es doch wunderbar bestellt sein; sie reden hier wol
von manchen andern Schwierigkeiten; ngiaainjoi^ das gar nicht zu
fassen sein soll, glauben alle zu verstehen; wenigstens schweigen
alle darüber. ngoiStäccovci also? Nur schade, dasz wir ngoaraa-
coiHSi nothwendig emendieren niflsten, wenn es daslände. iiaxan-
aovai hätte Thuk. noch gebrauchen können, wie Ferikles I 140, 5
von den Lakedaemoniern sagt: Kai iitiTaifCovreg ijöri nal ovxixi
aixicifievoi miegetatVj oder wie es in derselben Sache l 139, 34 mit
einem Acc. heii<zt: Aaiudai^vi,o^ — xoictvtct inixa^uv^ oder, auch
sonst dem ganzen Gedanken nach mit unserer Stelle vergleichbar,
1 141, 23 xi]v yag orvrfjv dvvaxm öovkfoatv rj xb fuyüsxri %al iXa-
Xlaxfi öixaimdig aito xav Ofioltov ngo öUrig xolg nihig intxaiSiSo-
fiivif: oder von Nikias übertriebener Forderung: VI 19, 5 ei itol-
Af}i/ (rcagaanevriv) inixalnev^ oder ähnlich VI 82, 7. Auch aixovai
wäre allenfalls noch möglich gewesen nach VIII 56, 10 ^bi xoaaiha
vrcBgßilXujv o ^AXnißiadrig. Aber ngoaxaaöBtv kennt Thuk. in allen
22 Stellen, wo er es gebraucht, nur in den Bedeutungen * jemandem
einen Auftrag geben, jem. zu etwas bestellen, ihn beiordnen', wie
VIII 87, 12; Vlll 87, 2; VIII 5, 25 z.; VIII 28, 34; Vlll 23, 14;
in 16, 15; 26; 35; VI 93, 1; VI! 19, II; VIII 39, 30; VH 29, 21;
L. Herfasl: über C. G. Cobels Emendationen im Thokydides. 45
V 8, 29; VI 42, 13; 1 136, 19; VII 70, 13; VIII 80, 20; Vni 8, 19;
VI 31, 28; V 75, 30; VIII 26, 11; VIII 99, 30, and ähnlich U 87, 3
^ av xig n(f0^ai^ * wohin einer gestelil worden'. Jeder sivht
leicht, d«»s itQoatdfSiSHv mit diesen seinen Bedeutungen hier nicht zu
verwenden, und Oberhaupt im Thak. noch mit övvavd gar nicht su-
^ammensudenken iat. Anderaeils ist jtQaaaovai no ganz an geiner
Stelle and veri^tebt sich hier so von selbst, dasz mit Hecht die Aui;-
leger darflber kein Wort verloren haben. Nur aus Achtung vor Co-
bet setze ich einige Stellen her, welche ihn wieder aur die rechte
Fährte des Verständnisses bringen werden , die 'er offenbar nur io
dem Eifer der CoDJectureojagd verloren hat. So sagen diet:elben
Athener, gleich offenherzig über ihre Politik, VI 87, 33: gwiikv yao
agx^tv lABv xav i%n^ Xva fit) vTtaxoviOfiev aXiov, iUtß^iffOvv di xa
iv^aSt, QTttog ^^ vii avxcov ßlanxciiiB&a, nokka a avayxdSBöd'ai
%i^aoatLVj ötoxt xal Ttokka q>v}jaaa6(i€d'tt ^ oder in derselben me-
tischen Verhandlung V 105, 24: ovöhv yuQ i^a xrjg avd'ifGmslag rmy
(iiv ig xo ^iov vofiiaeag xav 6 ig (Sg>ag avxovg ßovktjascog öiTUxtov-
fLtv fj ^npcrtfVofifv; oder es heiszt von ihnen mit demselben Worte
IV 55 5 26 : olg xo fir} imx^iQOVfUvov ist iXkmig i]v xrjg öox'qüecig
n as^lfiv, womit zu vgl IV 63, 29 xai xb ikktnhg xifg yvtifirig^ mv
hiaaxog xtg (so zu lesen für xi) aij^iuv nga^etv. I 130, 3 S xy
yvwfi'^ fuiicvütg iaineixa ifukks ngd^siv, II 89, 7 cr|tov xi xov naqa
noXv ic^ttl^v. III 71 , 14 ^fiöiv iviitixri^HOv ngdaasiv. I 141, 17
xa olxutt 7KifdaiHyü0tv, IV 17, 36 to diov nqicottv ; mit dem gleichen
Gegenaalz der Gerechtigkeit und der Gewalt wie hier IV 62, 15 xal
tt xig ßtßuUag xi ij xm 6ixaitj> rj ßla TtQa^Biv otexai. Und ähnlich,
wie man weisz, an unzahligen Stellen. Denn warum soll hier noats-
eovci nicht heiszen, was es immer bedeutet? Füllt doch der einfache
Gedanke seinen Platz hier vollkommen aus : wer an Macht überlegen
ist, ihut was er kann, und die schwachen geben nach (vgl. dem
GediOkeo nach I 77, 3. 10)- Nur mnsz man sich die Klarheit die-
SM Salzes nicht etwa dadurch trfiben, dasz man &waxi mit zu l^vy-
lOQOvciv zieht ; das würden die 23 Stellen, an denen dies Wort bei
Thnk. vorkömmt, eben so wenig erlauben, wie es auch hier dem
Gedanken nach unstatthaft wäre.
S. 273 bandelt es sich um Verwechselungen zwischen ig und
nqog. ^Exempla ipsa compluscula nunc expromam' sagt er, ^ad
qvorooi modum et rationem unus quisque caetera eiusmodi corriget,
qui nodo sentiat quid quoque loco usus dicendi requirat.' Es stände
um die alten gefihrlich, wenn jemand nach dem Beispiele der drei
Stellen aus Thuk. , die diesen Reigen eröffnen, sich an die Arbeit
machen wollte. Thuk. IV 22, 31 ^17 ig tovg ivf^l'^^XO^ diaßkri^ä-
tf<v, *at dicitur semper dutßikkBuv nqig xtva^ ita(]ue ngog xovg
emendandum'. Aber III 109, 20 f. steht auch wie hier: [laktaxa 6h
jiauedaiftav&wg %al IhloTWWKfiiQvg diaßakelv ig xovg ixelvij xq^
(mv'*£Ui}Vff^, und hier wie dort ohne Variante. Dagegen ist im
ganzen Thak. nicht ein einziges mal diaßdkkeiv Ttqog xiva^ was Co-
46 L Herbst: ober C. G. Cobel^ Bmendiilionen im Thnkyilides.
bei als den Sprachgebrauch hioeineorrigieren will. Wol aber Andet
liich stall ig auch noch der Dativ an swei Stellen, VIII 88, 11 mu
ßovXofASvog avxop TOig IlsXoicovvrjöloig ig rr^v iavtov xal ^Ad^almv
ifillav a)g (idhata öiaßdlknv^ and VHI 109, 9 diaßeßXrja^i vi vo-
Ikiöag avtoig ag)6d^a. JutßdkXiif^eci in der Bedeutung ^gieh Ober-
werfen mit jem. , gegen jem. aufgebracht werden' auch mit dem Da-
tiv, 2mal: YHI 81, 18 und VIII 83, 17; denn wegen der ersten
Stelle kann auch an dieser tg5 Ticaatpi^vn zu diBßißXrjvto gehören.
V 45 , 5 steht dtaßakav avrovg mit der localen Beatimmang iv x€0
^ifjKCD, sonst findet' sich StaßdXXsiv noch ]2mal auszer dem Object
ohne die Beifägung einer weiteren Beziehung: VI 83, 29; VII 48, 29;
V 16, 2; VIII 86, 26; III 4, 17; IV 27, 35; V 17, I; V 16, 14;
V 46, 7; U 18, 8; VIII 54, 28; III 42, 21, und endlich noch 2mal,
wo es * überKCtzen ' heiszt, 11 83, 8; VI 30, 24* Man glaube nun
aber nicht, danz elg bei SiaßdXXBiv blosz dem Thuk. eigentharolich
sei; er drückt sich darin auM wie andere auch; z. B. Piaton de rep.
639^ xoi ix TOVTCov örj avxol xi wni xo öXov q>iXo60(p£ag Ttigi sig xovg
äXXovg dtaßißXf}vxai; oder epiid. 343*; oder Xen. Hell. III 5, 2 elg
jag oimUtg noXug diißaXXov xovg AuxsSaifiovlovg. Wir erkennen
den Cobet nur wieder in seiner Weiise, wie er sich schon oben bei
den Seeräubern gezeigt hat; er decretiert fOr sich mitunter ein eig-
nes Griechibch und k«nn bei einem Schriftsteller selbst da von einem
Sprachgebrauch sprechen, wo er aus demselben nicht eine einzige Stelle
für sich anzuführen hat.
Cobet fahrt fort: ^V4, 21 6 dh Oala^ ovxixi inl xovg SXXovg fyz^^
xai^ Phaeax legatus veniebat, non hostis, itaque fCQog xovg aXXovg
recipiendum est , qnod in Vossiano codice est superscriptum.' Die
Sache sieht hier für Cobet um nichts besser als eben vorher; nach
beiden Richtungen , in Bezug auf inl wie auf n^og ist was er sagt
rein ausgedacht. HSlte er sich doch nur etwas im Schriftsteller um-
sehen wollen. Bei Thuk. steht inl eben so gut im freundlichen
Sinn, und ngog eben so gut im feindlichen. Ich lasise die grosze Reihe
von Stellen bei Seite, wo e;r/in freundlichem Sinne bei Sachen siebt;
sogar auch die Stellen trollen noch nicht gegen Cobet beweisen, wo
Gesandte, wie hier Phaeax, zu Körperschaften kommen, wie 1, 90, 20
oxi ovx iTtigisxai iitl xo %otv6v; oder wo einem Orte freundliche
Hilfe gebracht wird, wie VIII 15, 15 xal oXiyov ingdcdixo ovSiv ig
TT/v ßofi^Biav xtiv iitl Ti}v Xlov ; von allen den Stellen aber, wo iitl
in freundlichem Sinne steht, weil es genügt, etwa nur I 37, 3 ^ut
xo rjxiaxa iTcl xovg rciXag ixTcXiovxag; oder IV 85, 13 rf inl ovg
ngmov fiX^ov vfidg — (itf idifyxC^t^ wo auch dasselbe Zeitwort nicht
fehlt. Ja sogar bei ^d^en/, was man eher meinen sollte, steht inl
nicht immer in feindlichem Sinne, so I 118, 3; I 122, 5. Anderäeifa
steht nqog mit ^XBO^ai. bei Personen auch in feindlicher Absicht,
so VI 79, 1 in$l ovSi ngog '^lutg fiovovg iXd'owBg %al fwx'i^ iwp«-
yBvofUvot iTtga^av S i^ßovXovxo. Wer aber aufmerkt, wird erkenneo,
warum hier wiederum nicht in£ gesagt ist. Denn Thuk. ist in allen
L. Herbst: über C. G. CobeU EiDendalieneii im Thukydide^. 47
Stfieken haersdiarf and geoa« , und hat immer einen Grund , warum
er variierl. Das ^nplex (qx^a^ta ig( bei ihm 271mal gebraucht,
darunter dmal mit n^dg, 5mal bei Sachen, Smai bei Personen , und
xirar eo da8>s der Nebenbegriff ^ eine besondere Richtung eioschlagen,
iblenkend seinen Weg irgend wohin nehmen' mehr oder weniger
SU erkeoneo i»t, wie VI 63 9 8 xal XQOg trjv ^'Tßkav ik&oviBg xcri
7SUifaaavz€g ovx slkov ^sich von ihnen, den Syrakusiern weg nach
Hybla wendend^; VI 71 9 35 ot 6h ^Adiffvatoi ngog fikv x6 iBQOv ov%
ifl^Qv ^ die Athener sogen nicht gegen das Olympieion, schlugen da-
hin ihre Richtung nicht ein''; die andern Steilen sind: VII 79, 16;
II 68, 18; lli 65, 3; VI 79, 1; hier aberall in feindlicher Absicht;
aaszerdem noch Vlil 93, 23 ik^ovreg 6i cctco tcuv T£T^axo<rtW xiveg
^i^voi ^og avTOvg avriQ avÖQl öuXiyovjo^ in nichl feindlicher Ab*
sieht, aber in der Bedeutung *an sie herangetreten \ An der i.eun-
ten Stelle 111 102, 26 ol yag ^AfiTCQaHtavat iki^ovtsg. n(fog avxovg
:ul9ovatv hat Thuk. TCQOg gesagt^ um die Entrernung durch lias
feindliehe Gebiet zu bexeichnen. Denn sonst wenn es »ich, wie hier,
Tou ankommen einer Gesandlschaft handelt, um Verträge abzuschtie-
asen, gebraucht Thuk. bei iif%t<s%ai nicht n^og^ hOViitTJX fUXQci^ wie
1 3o, 12; 40, 13; 115, 10; V öO, ö; V 56, 18. Wollte also Cubet
doch einmal für die Stelle V 4, 21 eine Conjectur machen, so hätte
er für ixi nicht KQOg^ aondern nach jenem Sprachgebrauch des Thuk.
xttifoi vorschlagen mOssen. Dann hätte ich ihu blosz darauf hin*
zuweisen gehabt, dasz an jenen Stellen naffi^ womit sich der in
ihm liegende Begriff der Nälie sehr gut vertr>, allemal mit il&Hv
sasammenatebt , wogegen an der behandelten Stelle das Praesens i^-
ptai aneh jenes ini hervorgerufen hat.
Eodlieh zur dritten Stelle, wo Cobet ein ngog hineinbringen
will, sagt er: ^Vlll 109^ 15 TCOQivsa^at, duvotho ngog ainovg^
wag fiiii^rai — xal vag ötaßoXag ccnokoy^rixai emenda OTCuag
(iifk^^etai — xal ngog xig öucßolug aTfoluyi^nai,^ Ueber die alte
Sireitfrage omog c. Ind. fut. oder Coni. aor. spricht Cobet wiederholt:
S. 96, 102, 259 1 359; ich komme darauf bei jener Gelegenheit dea
av beim Futur; hier sei nur daa ngog abgewehrt und der Acc. bei
ttjtoloysuf^i sicher gestellt. Thuk^kides hat arcokoyeTa^ai im ganzen
lOmal ; Einmal mit ngog, das Cobet, wahrscheinlich als den alleinigen
Sprachgebrauch hier hereinsetzen m ill, VI 29, 2 o 6' tv xe xa nagovxi
ngog ta fiffvvfutxa amkoyMo; 3mal mit negi: VI 11 85, 30 Korl nsgl
ttitov aua inokoyffio^vov \ V 44, 28 xal nBgi xrig Boitunw ^vfi^
fkttjiag oTfoloyfjcofUvot^ und I 72, 28 xtav iiiv iyaktifiaxiov nsgl ftij- .
6hß oTKokayfiaoiiivovg; 3mal mit dem Acc, auszer unserer Stelle noch
VIU 68, 23 ^vdxov dUrpf inokoyriodfisvog ^ und III 62, 27 xarl rar
ftiv ig xiv iiTiii6(i6v xoaavxa arcokoyovfis^a ; auszerdem noch 3nial
absolut: V 21, 10; VI 61, 31 und VIII 92, 11 z. Es bedarf keines
weitem; ich lasse den Nachweis, dat^z auch bei späteren, bei Platarch,
Dionysios der Acc. bei anokoyeid^i nicht ungewöhnlich ist. Auch
hat dieae Emendalion den eignen Beifall Cobets nicht ganz; später,
48 L. Herbst: aber C. G.Cobete Eneodationen im Thukydldes.
S. 3689 kömml er nocb eiamal aof diese Stelle snrflck, am stall der
VerbesseruDg dureh nifog aocb einen andern nnd wie er sagt besse-
ren Vorschlag au bringen. Er halte sich hoffentlich diese Mähe er-
spart, wenn er jene andern Stellen mit dem Acc. hfitte vergleichen
können f und würde zugleich einen deutlichen Beweis weniger gelie-
fert haben, wie er die allen zu lesen gewohnt ist. Er sagt nemlicb
daselbst: * locus Thucydidis Vlll 109 on&g fUf*^f;i/Tor4 — xal xag ölo-
ßoXag inoloy'qaf|Ta^ secundis curis mihi retractalus meliorem correc-
tionem admiUit hanc: xcrl zag Sucßokag oTtokvOixaij quod verbum
in hac re certam sedem habet et (quod rem conficit) cum etnolo-
yetadtti saepius confusum etit. Purgare crimina^ diiuere proprie aito-
kvea^ai tag aixlag^ tag dtaßoliug dicitur, aut simpliciter €ntokv£a^i,
si non apud iudices res agitur. Thuc. V 75 xa2 ty}^ aizkcv cnceAtJ-
öavTO et, quod plane idein est, VIII 87 ßovXofievog aTcokv&f^i ngog
ainovg rag Siaßokdg.* Also weil dort, soll ajcokvfOd^ai aach hier
das rechte sein? Mit welchem Genuas musz. doch Cobet den Thnk.
lesen,, wenn er für die Scharfe, mit der der Schriftsteller für die
veränderte Situation auch sogleich den veränderten Ausdruck gibt, gar
keinen Blick hat? Ist man eben nicht im Zusammenhang, im ionern
der Sachen, so kann einem freilich in der Sprache alles recht
sein, und man kann dann eben alles für alles setzen. Allerdings
heiszt es VIII 87, M vom Tissaphernea , er machte sxh nach Aspen-
dos auf, ßovkofuvog, ig i6a%n di^', cntokviC^ai. rag duißokag^ durch
die That wollte er, wie es damals allerdings den Anschein hatte,
die peloponnesiscben Beschuldigungen heben, endlich wirklich die
phoenikischen Schiffe herbeiholen und den Peloponnesiern anderes sa
Gunsten zu thun. Aber von dem allen hatte er doch inzwischen
nichts gethan ; jenes c^ idojui dt/ C. 87 hatte sich nun C. 109 für die
Peloponnesier als vollkommen trügerisch ergeben, von einem wirkli-
chen ifcokvBCdtci^ einem thotsachlichen beseitigen der Beschuldigun-
gen konnte nun nicht mehr die Rede sein; jetzt muste er Vorwande
erAttden, und zwar solche die sich boren lieszen, warum die Schiffe
nicht herbeigeholt, der versprochene Sold nicht gegeben und sonsl
in allem die Peloponnesier genarrt worden waren (C.99, 28 — 2), und
das ist es was Thuk. nicht mehr mit aTtokvBa^ai jag Siaßotag^ son-
dern auf das wühlerischste und zolreffeiidste mit rcr^ Siaßokig ev-
Ttqeniaxaxu anokoysta^ai auszudrücken gewust hat.
S. 275 handelt Cobet von Verwechselungen zwischen ano nnd
wto und hat bei dieser Gelegenheit auch für Thuk. der Vorschlüge
die Hülle und Fülle. Freilich wenn man sich mit einseitig gefassten
und unrichtigen Lehren trügt und nur die Stirn hat, die auch gegen
Wunde geht, so wird man vieles in den alten zu ündern haben , nem-
licb überall da wo sie das richtige geben. Das muste auch Cobet
bei seinem am und vtüo begegnen, wenn er uns gleich durch seine
Worte anfilngtich ganz andere Erwartungen macht ^Utriusque prae-
positiottis signiAcatio et usus' sagt er ^tdm cerlis flnibns sunt cir-
cnmscripta , ut aumquam altera in alterius dieionem transrepere possii
L. UaM : Aber C. 6. Cobets Eaenditionoii im Thskyiüdes. 49
qttiii maliMi et frans depreheDdator. Itaqne nemo umqitam dubia« hae-
rebit, qni ntramqoe rede intelligat, ntram ano an imo ni retineadam
an revocaadnm. Certa est nbiqne optio aeqae alla permntatio per
Graeeilatis ingenium ieri polest' Da er nun den Unterschied swi-
iMshen vffo und am, wie er S. 276 weiter angibt, dsrin gefunden zn
haben ' Yermeint, dasx ^vno com passi?!« inngitur, numqaam Jmo'*, so
BOSS er freilich auf allen Stegen und Wegen verbessern ; mich wun-
dert mir , dass der neue Zauberlehrling nicht auch vor allem Schwall
des Wassers eatsetsi ist. So findert er l) alle Stellen, wo im Thuk.
aasomil is^tftfftf^ai verbanden ist: I 17, 20; IV 76, 3; VI 61, 13;
Vin 48, 30 a. ; VIII 68, 2. Hätte er gewusl, dsss sn den 46 Stellen^
wo K^fic6t6^i im Thuk. passivisch, in der Bedeutung *getban, be-
Irieben werden^ vorkömmt, es niemals mit vffo, dagegen 5mal mit
MO (an jenen obigen Stellen), 5mal nüt dem Daliv (II lOl, 28; III
85, 20; IV 54, 1; IV 121, 26; VI &6, 24), 2mal mit i% (V 46, SU
V 83, 33) erscheint, so hatte er wol, sollte ich glauben, an seiner
Theorie etwas irre werden müssen. Er wQrde dann vielleicht aua
diesen Stellen, ans ande.rn Analogien des imo mit Passivis und aus
dem Begriffe selbst, der vno und der iito zum Grunde liegt, einge-
sehen haben, dasz wto zu Ptssivis bei persönlichen, unmittelbaren Ein-
wirkangen, oto bei indirecteo, durch andere Personen oder sonst-
wie vemuttelten gesetzt wird. II 77, 31 heiszt es: Satoqov slvai
also xmv ftaifovtwp Shvwv ilitv tijv noXiv, well die naffovra dBivi
WfB miltelbar veranlassen, dasz die Stadt nicht einzunehmen ist; IV
34» 7 ist dagegen bei demselben Begriff inoffov xb i^v Uhv %o nqo
avTOV vyto tmv to^fiatav nal U^mv gesagt, weil die to^ei^axu
and Uf^iH es selbst und unmittelbar bewirken, dasz man nicht vor
sidi sehen kann. Unter jenen obigen Stellen ist in VIII 48, 20 s.
TÜv iat ^jiXntßtadov nal iv %» naffivxi ^r^otftfOfcivmv dss, was von
AUdbiades betrieben wird, in der damaN gehaltenen Versammlung
durch die vorher bei ihm gewesenen Unreriiindler (C. 48, 8 v^ ts
^AlMißtaStf dwpamBg xivlg in t^g JSafiov ig Xoyovg i}Adov) ver-
mittelt, ottd es mnsz daher an der Stelle gerade ebenso cbr' AlntF-
ßioiov ^von Alkibiades ausgehend' heiszen, wie vorher C« 48, 34
T« O9S0 tov ^Aliußtadov icnmow geMgl war. Ja eher wäre zu
fragen , ob nicht, analog diesem absoluten «« dhto tov ^MKtßiadovy
noch jenes tnv iac ^AX%ißut8ov absolut zu fassen md von dem fol-
genden »al iv %a Ttaqovtt ngaaaoiiivmv zu trennen ist, was ich so-
wol wegen des wiederkehrenden if^xeiv ovöiv verglichen mit dem
obigen OQVvl%m ovikv n^QMxsv in Z. 26, als anch wegen des fwl iv
xm smifSvxi für das richtige halte, so dasz die vorgeschlagene Aen-
denmg €obets doppelt unrichtig wäre. Es bedarf also noch eines
aadeni Beispiels. In der ersten jener obigen Stellen I 17, 20 ist
istffojfifi xi in avxwv ovdhv tqyov ir£ioAo/ov gesagt, eben weil
das 9 was anter jenen Tyrannen geschah, nicht von ihnen allein per-
sönlidi ausgeführt wurde, sondern weil es genauer als von ihnen ans-
gebeiid bMcichnet werden sollte. Man sieht, wie gerade zu dem Be-
Jabrb. f. elMS. Philol. Snppl. Bd. III Hfu U 4 *
i
50 L. HerbBi: Aber C. G. Cobels Bmeftdalioiieii i« Tlniky4ide¥.
griCTe it^eMmd u ^es ^ird etwas betriebeo, woko es anderer Ver-
mittlang bedarf* sich natur^emitis ano f^eselU, wibftsnd dagegen an
einer einsigen Stelle, wo diese Bedentang nieht darin liegt, sondern
vom eintreiben von Creldern die Rede ist, VIII 6, 18 vno ßaailitag
ya(^ vsmötl itvyyavt n&tqayiaivoq xov^ i% t% iavtod i^xv^ 9>oifOvg,
4m6 erscheint, weil hier sehr wol an ein mahnen, das persönlich
vom König herrührte, gedacht werden kann.
2) ändert Cobet ani bei XiyiC^au überall in ino. Und doch
steht imo bei diesem Passiv im Thnk. nicht öfter, oder gar, da Co-
bet VIII 14) 17 Xiyofkivmv liest, seKener als ino. AfyiO^ai köaunt
passivisch im Thnk. überhaupt 74mal vor, darunter im ganxen 3mnl
mit vffo: II 48, 5; VIII öO, 30; VIII 94, 6; 3mal mit imo, und stets
ohne Variante: III 36, 28; III 82, 20 z. ; VI 32, 24 (VIII 14, 17 Ist
nicht Aß^offtivmv, sondern mit dem Vat. ytvoiiivmv zu lesen), sonst
absolut. 111 43 9 8 tiya^it ano tov iv^iog Xiyofisva gebort mchl
hierher. Wo es sich um das handelt, was einer ßir sieh persönlioli
gesagt hat, steht der Regel naohv^ro; wo der' redende die Mittelsper-
son für andere ist, die Rede von einer Partei ausgeht, ano. Warum
hat Cobet nicht auch V 82, 15 nal ^rfiivttov nokkmv ofp^ ixari^nv
geändert? Nach dem angegebenen Unterschiede ist klar, warum auch
hier aito gesagt ist
Cobet will 3) ändern VI 28, 23 {itivvexai ovv ifco fietol%W¥ xi
Tivmv xal anokovi^mp yte^l filvtäv 'E^fiw avSiv; warum nicht nneh
VI 45, 25 toig 6i Dv^fttxoaloig Iv tovttp nokka%6^ev xe i^Sti nai
ano xüiv nataanoicnv aaq)fj riyyikkttol An jener Stelle könnte men
gar noch sagen, es sei bei jenen iitjvvaBig imo gesngt, weil siet,
wie bekannt, zuerst durch Vermittlung eines andern, des Pythonikon,
nnd von Megara aus und schrifilich gemacht worden sind ; doch sage
ich das nicht; vielmehr ist wahrzunehmen, dasz Thnk. da, wo ein
Wort einer Partei angehört, wie ich eben sagte, oder sonst einen
öffentlichen Charakter trägt, ano vorgezogen hat. Daher steht auch
V 17, 3 naQttCiuvfi ts nqoinccviasladti ano xAu ^axidaifiopimv
m^tayyikkofiivri xaxa nokiig mg htl xH%^üi»iv^ wie oben VI 45 , 25
offo , und vm>, was Cobet setzen will, wünte vielmehr gegen die
Analogie sein. Bei dem, was einen öffenilichen Charakter hat, kömmt
es dem Schriftsteller nicht auf die persönliche Binwirknng an, viel-
mehr ist ihm der Begriff, dasz eine Sache von einer gewissen S^te
kömmt und von da aasgeht, der vorwaltende. Das ist auch bei an-
dern Passivis der Fall. Bei nifimo^t hat Thuk. ano. An diesen
Stellen mag Cobet nicht rühren, s. S. 277; I 10, 6 ano naarig rijg
^Elladog »Mv^ ns^mi^iMvoi soll das ano bleiben, *ubi vno* vrie er
hinzafägt ^depravaret sentenliam, non enim dicil naca ^ ^B^kag InifH"
^cvovrov^, sed ex communi Graecia copias esse colleetas.' Gewis;
aber wenn er sogleich fortfährt: ^similiter VIII 77, 3 ino rw r«-
Xifaxoaimv ntft/^^d^vxig^ ^i dieuntnr c. 86 of ano xw x€tqa%ocimi¥
n^ßwtat^ nt nonnnmqoam dtcitnr n^ßsvtfjg ano xtvog*t so sieht
man, wie seine Theorie mit sieh selbst im Kan^fe liegt. Das *nmi-
L. Herto : Ober C. 6» Cobels Baendalioiie» in Thakydldes. 51
fiter' and das tODstige heisti ans Sand in die Aagen gestreut; wir
sollen nichl seben, dass an jener Stelle Tlwk. sehr wol bitte sngen
können oC ihtu n^ßsmaly oSg o( tev^noctoi hu^ui^ttv ig Ti|fv JSm-
HOVj wie er es C. 72, S wirklich gesagt bat^ wornach also Cobel
aneh hier in wto bitte verandern müssen , und VIII 89) 15 oT d* ix
v^g Hafiov aito %mv tetQoiUHfiiov luyucp^iineg n^daßtig. Wenn C. S6f
14 o^ ccTto T(ov t£T(faKoalanf 7eQ£iSßiW€cl jenem ino bei 9U(ik^ivteg
in C. 77 vor Cobet Gnade verschafft, warum nicht anch jenes ror ano
Tov ^AXxißiddov in C. 48> 24 jenem iito bei nQaaaofAivmv in demsel-
ben Cap. Z. 20 s.? Man sieht, hier wieder wie überall: car tel eaft
noire plairir. Was will es sagen, wenn er IV 73, 5K2 ig ovdiv a^*
hnxiqwv isü%ti(^UTO nicht anrühren will, *quia signiflcat haniifm^iv^
nt in «oJUol a^' iiMniQxov litiöav et similibns', wenn dagegen in ei*
ner ganz ihnlichen Stelle, IV 115, 12 v^ d' iattquia fii7%«vijff ^ulr
kovcrjg nffoöa^ic^a^ avtotg ino xmv ivavxUov das cato einem wsi
wmcben soll? Wire der beigefiQgte Grund ^qnia signiflcat ix^if^n^
%ty^ auch richtig, was würde damit anderes bewiesen als was idi
behaupte und was jeder aas Stellen wie die letzte zur Genüge ersiehe,
dasx durch [ifto bei einem Passiv es dem Schriftsteller mehr darauf
ankam, die Kichtung der Handlung woher, als die blosse Einwirkung
des handelnden cur Geltung zu bringen? Doch wenn Cobet sieb
einmal, wie hier, herbeiliszt, ein weiteres Wort der Erklirnng oder
des Beweises hinzuzufügen, so hört es sich freilich inuner wie ein
OrakeUpruch an, ist aber in der Regel gänzlich misralben. Hier sagt
er also: 'quin signiflcat' (jenes aq>^ hurfi^^av) ^hnaxiqm^Wj ut in
xoIXqI itp* intnii^mv insaov et similibus/ Aber Thuk. bitte hier
ftir a^^ htaxiQWf nimmermehr inatiQa^ev gebrauchen können« Wo
er liMTri^os^sv hat, an 13 Stellen, steht es nie für Personen, sondern
nur streng local: U 75, 15; 76, 23; IH 6, 10; IV 31, 12; 32, &$
33, 20; 47, 35; 69, 33; 124, 15; 130, l3; VH 34, 22; 78, 7. 11.
Aueh das folgende W6rt *ut in nolkol a<p* i%oniQi»v Imoov* ist
ebenso ohne allen Boden, denn im ganzen Thuk. ist keine Stelle, wo
dn solches nolXol (oder dergl.) atp^ huaiqwv mit tiucov oder einem
gieicbbedeutenden Ausdrucke verbunden vorkäme. Zur weitem Be-
grflndung des vorgetragenen und gegen Cobets Ausspruch S. 276:
* com passivis mo iungilur, numquam ivco ' setze ich alle die Stellen
MS Thuk. her, wo sich noch sonst, auszer den bereits angeführten,
MO und zwar in enger, abhängiger Construction bei Passiven findet :
1 141, 24 iato tov ofnoltov n^o öUrig xoig niXctg innaaaoiitivti; VIII
89 9 9 109 ov% aito %wv OfMlwv ilaaaavfiBvog; an beiden Stellen ist
oiiokov Masculittum, wie auch I 77, 13 f* ino tov Icov und ano tov
%^0ovog Hasculina bei Paitsivis sind; U 68, 3; VU 71, 28; VI 91.
28 s. $ VI 4, 10 vgl. 5, 24 ; bei tpl^ts^ui and dessen Compositis IV
54, 8; IV 87, 25; VI 20, 25; VI 91, 30 z.; bei ytyvso^oi (obgleich
Cobel ebd. sagt: *pro ol OvfiiAoxoi ktyoviS$v in usu est JU>;/os yiyvop-
tm vsto rmv ^vfifuie^i^mv, non aito^ ) Vlil 93, 30 ino nolluv twl
wffig noUo/vg ioyiav ftfvofUvwy; ebenso VIII 14, 17 vgl. VI 40, 18;
4*
52 L. Herb»l: Aber C. G. Cobeti» EinendaiioDeii im Thukydideii.
III 93, 29; VII 86, 3; II 48, 10; VII 70, 34 k; V 116, 12; VIH 92,
21. Ausserdem fleht ano noch bei Pasoivis in loserer Verbindung,
wo man t» fdgiich durch *in Folge' abersetzen kann: 1 24, 23; I 71,
10; V 17, 1; IH 64, 20; VU 67, 2, wie fihnlicb ohne Passiv I 12, 31
«9* mv ixiciftvovTsg; I 23, 12; VIII 97, 32; VÜI 100, 10. An Ewei
Stellen gehört das ano sum Begriff des Wor.'s, nicht su der passi-
ven Form desselben: 1 95, 35; VII 41, 30.
Unter den Stellen , wo Cobet UTto bei Xiysa^ai ander! , fflhrt er
auch VIII 14, 17 auf: rofg d oUyov; naQ^axivaato matt ßavlipf re
Tvxtiv ^vXJLeyofiivqv ^ xai leyoiiivtov Xoymv ino xe rov XaXmdkag %al
'AXKtßtadov — ofplöxavtM Xioi — ^A^vcdmv. Ich habe schon oben
bemerkt, dass der Vat. hier ytvo^iviüv gibt, welche Lesart schon von
Bekker und Krüger mit Recht vorgesogen ist. Abgesehen davon dass
Xiyofiivmv wegen des folgenden Part. dtiXoasdvtaiv gar nicht stehen
könnte, es mflste Xsx^vxtov heivzen , und dass Xeyofiivtov in der Nihe
von ^vXXiyofiivfiv und Xoytov ohne Noth sehr unschön wäre, werden
die folgenden Parallelstellen, hoffe ich, fQr yevofiivaiv keinen Zwei-
fel übrig lassen : II 5, 5 Xoycav n^mov yivo^iivmv. V 22, 30 nwl ye-
vofiivov Xoymv ^vvißrjaav, V 35 , 4 noXXaxig Kai noXXciv Xiymv ys-
vofiivcov — ijinaav toig ^A^valo%}g. V 50, 6 Kai tcoXXov Xoyaw
yBvoitivcav riXog ovöiv i7$i^a%^. V 55, 31 xal ytyvo^hmv Ao/mv
E^tpafUöag o Kof^v^iog ovx itpri rovg Xoyovg totg i(fyoig oiioXoyB^v,
VIII 92, 31 tiXog de noXXmv nal araaiaTtxmv Xoymv %al vrco^tnv
TtQoaytvOfiivmv. VIII 93, 31 ano noXXmv %al itifog noXXoig Xiymv
ytyvonivmv. Vgl. noch IV 54, 35, wo aus gutem Grunde bei ysvo-
fi€voi — Xoyot nicht wie hier änoj sondern der Dativ steht. Dago-
gen findet sich so etwas wie Xeyofiivtov Xoycav^ ohne Adjecliv oder
Pronomen oder Adverbinm , im Thuk. nirgends ; und wenn Poppo VI
66, 36 dafür anführt, dass es auch ohne solchen Beisatz gesagt werde,
so hat er an der Stelle das naXmg bei Xix^ivreg fibersehen.
S. 279 gibt die nicht seltene Verwechselung von Ttaga und nt^
Cobet Veranlassung, zwei Stellen su Andern; erstens IV 25, 29 t^
d' v6xBQalcf xaig ^iv vavA m^LTcXevoavxBg Mcrra rov Axicii^ no-
xafiov soll für neQmXevaavxeg gelesen werden na(fa7cXsv0avT£g. Die
Karten weisen aber deutlich genug aus, dass südlich von Naxos eine
Landsunge vorspringt, um die herumfahren musz, wer an den Ake-
sines gelangen will. Auch sonist, wo um einen Landvorsprang her*
•umzufahren ist, z. B. um in einen Hafen einzulaufen, auch wenn die
fahrt vorher an der Küste entlang geht, sagt Thuk. wie natürlich
neQinXBtv \ vgl. V 2, 2; III 81, 27; eben so wenn der Weg vorher
•um ein Vorgebirge geht und sich darauf in langer Strecke die Küste
•entlang fortsetzt, wie VIII 34, 31. — Die zweite Stelle, wo Cobet naga
für TK^i lesen will, ist IV 56, 8 ix d^ avzmv itiQtinXivaav ig ^EaU-
6av(^ ttiv AtfAfiQav, Das in d' avxmv ist aber *ans Kytfiera'; schon
die Fahrt von da naeh Epidauros Limera um Malea würde jeder pas-
send mit TUQinXeiv bezeidinen können. Hier aber macht der Zomb-
jnenbang der Bnählung, der freilich unsern Cobe( wenig kümmert.
L. Herbst: über C. 6. Cobets Bineiidationea im Thakydides. 53
^ti^ftfUtiv durchaog DOlbwendifTv aoch wenn Kylhera Ösliicher gegeil
Xalea läj^e als der Fall iid. Nikia» ist nemlich vorher nicht blosz in
Kytbera, sondern auch jenseits Malea in Attine und Heios gewesen
(C. 54, 7) und kehrt nan in diesen Worten an die Ostküste, diesseits
Malea, sarttck, wobei der Schriftsteller also sich des Ausdrucks ne^fi-
nlalv zu bedienen gar nicht unterlassen darf.
S. 382 gibt Cobet vermeintliche Verwechselungen von iv und
hä; mua Thuk. ^ine: lY 56, 18 yiysvrniivov (iiv rov iicl jy vrfi^
na&ovg avihdatov xai ^LiyiXov sei htl in iv zu verandern. Ein
swingeDder Grand hier Cobet su Tolgen ist nicht vorhanden. Das
Vis^eschick, das die Spartaner bei Pylos betraf, beistand allerdings
vorzugsweise in der Gefangennahme der echten Spartiaten auf der In-
tel; demnach kann dieser Hauptsache nach ev stehen; auszer diesem
Haaptschlage hatten sie aber dabei noch andere Verluste zu beklagen,
die sie nicht unmittelbar auf der Insel erlitten, die Eiubusze ihrer
Flotte, die Wegnahme von Pylos und was damit zusammenhteng ; soll
das alles in eins zusammengefaszt werden, so musz es füglich ini
T^ vrflfp heiszen. Letzleres ist sogar, wie" wir sehen, das genauere
and wird daher gegen Cobet wol seine Stelle behaupten. Thuk. spricht
von der alleinigen ^v^ifpo^a iv ry vr^o^ da, wo er bemerkt, die
Spartaner hatten den Glauben an ihr gutes Glflck und mit ihm alle
Untemehmnngslttst gänzlich verloren, so IV 55, 30; V 75, 17. An
andern Stellen, wo es ihm darauf ankömmt an das ganze der Unter-
nelimnng der Athener gegen Pylos zu erinnern, wie VII 71, 18 z.; VII
86) '26, ist nicht blosz die Insel, sondern auch Pylos zugleich erwähnt,
wie Thnk. denn offenbar an der zweiten Stelle für dta xa iv xy vrfi^
%a\ TIvlm fflglich auch wieder dw xa htl xy vr^ütp hatte sagen kön-
nen, wenn er nicht des Demosthenes wegen auch Pylos namentlich
bitte hervorheben wollen. Man wird nicht einwenden, dasz auch an
unserer Stelle Pylos sogleich seine besondere Erwähnung finde; denn
Tlvlßv Sh ixofiivrjg (Praes.) xal Kv&rjQov geht auf den Zustand der
fpitern Zeit, während d'e Worte yeysvrifjtivov (Perf.) — (uyaXov das
ganze frühere Unglück bei der Insel begreifen. Wenn doch Thuk.
in einem ähnlichen Fall, V 14, 10, wo auch dabei der späteren Plün-
derungen aus Pylos und Kythera gedacht wird, xy iv x^ vrfiip
^fL^poM sagt^ so ist er dazu durch den Beisatz oia owcta yeyivrfto
xj JBnagrri gezwungen, während ihn wieder an unserer Stelle der
ganze Zusammenhang und« die Wendung der Rede auf inl führen
moste, xic tfÜJUr, sagt er nemlich vorher, iv q>vktiKJ itoXky tjOav,
nachdem ihnen einmal bei der Insel (durch die anlangliclie Ver-
nachlässigung von Pylos, kann man erklärend hinzuselzen) die Sache
zn einem so unerwarteten und furchtbaren Misgesrhick ausgeschlagen
war. avslfUaxov nal fABydlov sin^ als Praedicativbestimmungen an
das Ende gebracht. Auch jetzt konnte ihnen, fürchten sie, wie
damals aus einer kleinen Fahrlässigkeit groszes Unglück erwachsen.
In seinem Cap. X spricht Cobet von den Zusätzen, die in die
alten SchriftsU^ller eingeschwärzt sind. *Thn«*ydidem' sagt er S. 289
54 L. Herbst: über C. G. Cobet« EinendalioueD Im ThukydiABs«
*perqttam molla deformaat^; und sodann S. 291: *apad Thacydidem,
■t diximas, magna est emblematum frequentia, de quo numero nnnc
dtto deUbabo\ Wenn doch anzunehmen ist, dass er als ein frennd-
licher Wirt uns diese zwei Beispiele als seine schmackhaftesten sa
gcniesxen gibt, so darf er es uns nicht verübeln, wenn wir nach den
fibrigen kein grosses Verlangen tragen. *Libro Vill cap. 37, 6^
heiszt es bei ihm * editur : |w^xai Aaiudaiiiovlav fud rov |v^f(cf-
%iov yt(fog ßa<SiXkc Jaf^stov xal rov^ Jtatdag tov (lege toig) ßaCiXiünq
wA Tt6aaq>i(^vfiv caovdag slvat xal (püUav xora xaöe : qui huno lo-
€um vo^et intelligere Svv^fjna^ in margine adscribito (ut pasaim in
Thacydidis eodieibus iin\t.r}yoql« ^ inunoXiq et similia in margine ad-
scribi solent, si qua contio aut epistola historiae inseritnr) etThucy-
didi relinquito jictxiöat^vlmv xal rcSv ^vfifia%aiv %%L^ Twg vor
ßaifMms haben schon Bekker und KrQger ediert, doch hat Poppe,
wie ich finde, mit Recht tov in Schutz genommen. Was nun die
verlangte Ausstoszung von ^vv&^xat betrifft, so wArde sie hier dem
Satze eine Construction geben, die im Thulu unerhört ist. Wir be-
kamen : Aa%id«tiiovlav xid xäv ^viifiaxmv ngog ßaaiXkt JaQsiöv —
OJtovdag. elvai xal tpiJJav xora lads. So hat es Thak. niemals.
Erstens steht bei ihm in solchen Documenten <Snov6al, |w&^itt
oder dergl. dem Namen der paciscierenden immer voran: V 18, 20;
V 47, 15; V 47, 5 z.; IV 118, 18; V 18, 28; I 112, 21; VIII, 58,4.
Dem ist V 79, 15 xonrads Ido^M toig Actm^aifAOviois xal *A^eioig
öKOvSag xal ^ii(ia%lav ilfuv mvx^xovxa irti nicht entgegen, wo der
Dativ zu gdo^e gehört Andere Stellen der Art gibt es im Thuk. nicht.
Sodann «steht bei anovdag elvai im Thuk. nicht der Genetiv, sondern
der Dativ, wie IV 118, 18; V J8, 28 Stij dh elva&rig öTCOvdagmwfi'
%owa ^A^nvaiotg Kai toig. ivnfnaxoig toig ^A^rivatmv xal Aa%tia^
IMvlotg xal toig ivf^f'^XOtQ ^oig Aa%. Auch bei ftTsavdag yiyvi<S^€U
steht der Dativ: 1 23, 4;. VI 10, 4; I 112, 21; V 41 , 17. Nur an
einer einzigen Stelle, VIII 58, 6 findet sich bei ^vv^^ai iyivowo
der Genetiv, den daselbst offenbar die vorangeschickte Zeitbeetim-
mang r^Tm xal öeTtatta fra veranlaszt hat.
Die andere Stelle, wo Cohet ein Einschiebsel siebt, ist VI 31,
35 iiälXov avxovg iai^si xä Seiva jj oxs l^i^g^^onro nlnv^ denn
^aliena manua' meint er ^adpinxit ij oxs Itlnifpl^ovxo nldv, ut (läXkov
ezplicaretnr/ Hier haben wir es endlich einmal so gut, dasz er steh
weitlSuftiger Qber seine Verbesserung ansifiszt. Er fährt fort: *non
tantum insiptdum et inflcetum hoc additamentnm est, sed etiam reru«
fidem et sententiam scriptoris violat, namqne si istiusmodi quid ad
fiaUov adiicitur, utroque tempore solliciti fuisse intelligentur, et auo-
tas tantum fuisse curas, quibns iam tum angerentnr cum tantam rem
ausciperent. Contra fiaXXov elltptice positum id significat, cum ex-
peditionem iuberent sine cnra fuisse , nunc cum res agi coepta esset,
aliqnam sollicitudinem subire animos, non magnam illam quidem sed
aliqaam tamen, si cum illa veteri confidentia conferretur, qua bellum
in comitiis inssiasent. Saepe fialkov apud Thucydidem sie ponitur,
L Herbst : ober C. GL Cobci« Eneadationeii in Tbukydides. 55
T. I 3 iuiUoif_^%ti(XäMai"EUtivag^ cum anlea illod noneo negave-
rti in naa fuiase, vel VIU 71 ituivov fialkov i^drj 7t(f(>öätxoiiivovy
qaod de eo dicilar qui paulo ante ovöip ^viißavuiov an$%Qlvaxo^ et
Kie eaepios.' So aobön nad gelehrt dies alles klingt, so ganzlich
liobi ist e« doch und zeigt, dasz eine etwas bessere Kenntnis der
Sachlage und eiae weniger oberflächUche Sprachforscbong uns auch
nut dieser Gonjectar verschont haben würde. So wenig es denkbar
ist, daas den Athenern vor dem wirklichen auslaufen der fsicilischen
Flotte die Gefahren der Unternehmung gar nicht sollten beigegangen
san, so wenig sind sie rorhec in Wirklichkeit alle ohne Besorgnis
geiwesen, und so wenig ist dies auch von Thuk. in seiner Darstellung
versehwiegen. Zuerst berichtet er kurz, danz nach dem eintreffen
der athenii^chen Gesandten und der Egejitaeer die Fahrt bei>chlotisen
wurde, VI 8, 4. Dann nach der Rede des Nikias spricht er es zu-
erst bestimmt aus, dat^z es der in der Volksversammlung siegenden
nnd die Fahrt abermals durchsetzenden Partei auch nicht an Wider-
sprach gefehlt habe, ot 6i uve$ %al ivrikeyov^ C. ]6, 2, und kömmt
auch nach der zweiten Rede des Nikias wiederum auf diei^e Beden-
kentragendeo zurück, C. 24^ 21. Von dieser besiegten Minderzahl,
die nichl blosz gegen die Unlernehmung gestimmt war, sondern auch
eine Zeiilang dagegen gestimmt hatte, sind natürlich die Worte ftaA-
lov avtüvg ks^t za dnva nicht gesagt; auch würde In (Aakkov ge-
aelfti sein, wie z. B. I lä, 12. Die beiden anderen Möglichkeiten, crv-
TOve eulweder auf alle Athener zu beziehen, so dasz auch die über-
sUaunte Minderzahl mitbegriffen würde, oder speciell anf die bei der
Ahstiounnng siegreiche Mehrzahl, laufen am Ende auf dasselbe hinaus,
da der Schriftsteller auch in jenem Fall doch nur a parte potiori ge-
sprochen haben kann. Natürlich ist aber, danz sein Gedanke in die-
sen Worten bei denen verweilt, deren l^g initkevUai hei der letzten
AKistiBrauttg (avTi%UQOtovav) er uns vorher €.24, 13 nach den ein-
zelnen Gruppen eines weiteren motiviert hatte, und deren jetzt ver-
änderte Stimmung er uns hier beschreiben will. Diesen Gegensatz
auch inszerlich den Zeiten nach zu bezeichnen, eignete sich Vorzüge
lieh die Gegenüberstellung des iv tm jtaQovri xai^oS und oxe ^if/i;-
9^oifro JKiUu', die nach dem vorhergehenden so vorbereitet und klar
ist, dasz wir uns dies zweite Glied der Vergleichnng von selbst hin-
zudenken könnten, was wir jedenfalls mOsten, wenn es etwa nicht
ausgeführt sein sollte. Doch steht dieser Zusatz 17 ovs i'^iT^/fovro
xUw so wenig mfiszig, dasz er uns vielmehr den gegen wArtigen
Abschiedshiagen gegenüber auf das lebhafteste gerade jenen vom
Sehriftsteller ausführlicher beschriebenen Vorgang in der Volksver-
sammlnng wieder vorführt, wo der begeisterte Eifer der Mehrzahl
vorher vor den übrigen die Fahrt durchgesetzt hatte. Daher heiszen
denn auch die Worte ote i'^lnigjliovto nUiv^ wie man nun sieht, nicht
sowol, auf alle Athener bezogen: *als sie die Fahrt beschlossen',
ala vielmehr speciell von der siegenden Partei gesagt: *als sie für
die Fahrt stimmten ', und sind also in dieser sorgfaltigen Darstellung
56 L. Herbst: über C. G. Cobels EmeMlaüoneft in Thukydües.
des Schrifislellers 00 wenig ansSössig, dags ine vielnehr schön mnd
unentbehrlich sind. Aber diet^en rahigen Gennss der Stelle will uns
Cobet nicht gestatten. Er ihut mit einer neuen Lehre Ober fUtllov
Einspruch. Wird hier %a iiallov die Vergleichnnff ansgefiQhri , sagt
er, so heiszt das gegen den Sinn des Schriftistellers, ilie Athener bitte«
vorher auch schon Sorge um die Untemehmnng gehabt ; nur wenn (mX-
lov hier elliptisch steht, wird diese Sorge, wie es sich gehört, den Athe*
nern blo^s sur Zeit der Abfahrt angeschrieben. Znnicbst sehe lob fret-
lich gar nicht, warum niejit auch dem eifrigsten Fari<precber des Krieg«
einmal der Gedanke an die Gefahren .des Kriegs gekommen sein soll
(hyn Tff itiva) ; ich finde das sehr wol miteinander bestehend und
menschlich und natflrlich. Doch abgesehn davon ist alles, was Cobel
mit sehr weisem Munde über fiaAilov vorträgt, nichts als seine eigne
Fiotion. Wenn ich bei {UiXXov eine Vergleichung vorbereite, wie hier
in einem sehr starken Ausdruck {iv x^ nagovn xaiQoi) geschehen ist,
kann es fflr die Bedeutung von {lalXov nichts verfangen, ob ich diene
Parallele in wirklichen Worten ziehe oder sie hinzudenken lasse.
Cobet zeigt, dasz er den Gehranch von luilXov nicht kennt nnd kOha
genug ist Gber diese so vielseitige und geistige Partikel nach ^inea
oder dem andern Beispiele abzuschlieszen. Ich will mich hier, weil
die Sache doch ihre Grenzen haben mnsz, auf die (laXXav im erateii
Buch des Thuk. bescbrfinken, stehe ihm aber, wenn er es wfinschea
tiollte, auch mit den übrigen zu Diensten. MaXlov steht in der Re-
gel in einem Gegensatz, der entweder in bestimmten Worten auf adir
verschiedene Weise gegenüber gestellt oder auch oft aus dem ^naam-
menhange hinzuzudenken ist. Er ist ausgedrückt durch ein {: I 10,
24; 22, 17; 33, 29; 34, 2; 37, 2; 40, 2; 50, 12; 69, 23; 72, 35; 73>
17; 73^ 23; 77, 12; 91, 27; 95, 8; 121,33; 140, 4; 141, 2; 144, 14;
durch fi itQQTtQav: 1 13, 12 In iiakkov { ni^if^v^ wofür I 8, 5 fucXlo¥
ijii^ gesagt war, womit zu vergleichen I 8, 11 und 49, 3; durch »pova*
^ov und TOTs: I 130, 30 vgl. 28; vgl. I 132, 10 und 133, 28; durch ivtl:
1 69, 19; durch einen Genetiv: I 85, 16; 138,9; durch eine Negation:
1 5, 18; 15, 7; 21, 25; 68, 15; 81, 15; 86, 6; 90, 30; 123, 19; 124,
2; 133, 28 mit voxe, die Negation geht schon 132, 15 voraus; 142,11;
ovdlv naikov bei gegenübergestellten Sätzen I 84, 29; durch tutl fti}:
I 120, 34; durch blosze Gegenüberstellung der ßegriffe: 1 20, 21;
21, 32; 32, 2; 36, 2; 42, 28. Nicht ausgedrückt, aber aus dem Zu-
sammenhange hinzuzudenken ist der Gegensatz I 2, 5; 4, 9; 7, 20^
25 im^Vergleich gegen dieocai fiiv — vemav« ^lUa^ffiav; 28, 10;
51, 4^; 52, 8; 81, 12; 82, 33; 87, 16; 105, 6; 132, 10; 140, 19; 144,
30; { xa2 luiXXov: 1 11, 15; 25, 24. Anszerdem kömmt lucXXovnock
in seltneren Fällen vor in der Bedeutung * mehr und mehr ', so da«4s
dieselbe Handlung sich selbst in ihren verschiedenen Zeitpunkten ent-
gegengestellt wird, wie I 3, 25; 5, 12; 13,^ 16; 13, 1; 73, 19. Dasn
da;, was Cobet über den Gebrauch des elliptischen (laXXov sagt, auf
nichts beruht, zeigen erstlich alle die Stellen, wo bei vollatindig. nna-
gefOhrter Gegenüberstellung du'ch 1} das [ucXXov doch einem ändert»
L. flerbsl: aber C. G. CobeCf Bmeadatioiien im Thakydideii« 57
ieh jiegierteii gegenüber »lebt , f oi 1 140, 4 povloptai il TtoXS^ita
paiko¥ ^ lAyoig ra iyxXfi^ceTa Sutlv&s^ai^ wo kora vorhergieng:
ovvf tmol dljueg nm ytifSav ovt8 t^nmv dtÖovrmv dl%evtai ; oder wenn
■an diese« Beispiel wegen des /SoviUadat nicbl fttr onbedenklicb entscbei-
dettd lallea eollle: 1 72, 35 voiU^owig fuiXlov Sv txviovg 1% %äv li-
fm» fHfog To ^Ovxaiuv xfftAüa^t ^ ngog %b ftol8(mv, wo die Atbener
voB ihrer Rede aar eine Tom Kriege abscbreckende , in keiner Weise
ibn befdrdemde Wirkung erwarten; fihnlich i 22, 17; 34, 2; 73, 17;
73) 23; 10, 24. Sodann zeigt zweitens die Mebrsahl jener Steilen,
wo so ^XXov der Gegensatz hinzuzudenken ist, dasa die Behauptung
Cobels Aber das elliptische (utXlav auf sie keine Anwendung erleidet,
wie z. B. för I 4, 9 tov ticg 7C(foa66iyvg fiäXXav Uvm crvroi niemand
bcbaopteB wird, es seien vorher dem Minos gar keine Binkttnfte zn-
gegangen; wodurch also diese neue Lehre nach beiden Seiten hin
sich factisch ebenso i^nrichtig erweist, wie sie schon von vorn herein
ohne alle rationelle Begrftndung ist.
S. 292 hilt Gobet in Thuk. III 116, 16 xal y^v %tva fyi^ugt
Tmv KBfsavaimvj o7 IttI v^ Ahvg rw oqsi oinoviSiv, Ssve^ ^iyioiov
hu¥ oifog iv ry IkxiXUt die Worte %m o^« fflr ein Einschiebsel.
Wenn Thuk. auch III 105, 4 nnd VI 94, 30 die Stadt Inessa und die
laeasaeer nennt, so wird er wol gewust haben. Was wir ans Strabon
26B erfiilireB, dasa nach diesem Inessa die nach Hierons Tode ans Ka-
tasa vertriebenen Aetnaeer für ihren neuen Wohnsitz den Namen ih-
reo verlassenen Aetna mitgebracht haben. Das durfte fflr ihn um so
aMhr eine Veranlassung sein, dem Namen AVtvy die Bezeichnung- r^
ofc» fieisofftgett. Doch bedarf es dieser Erklftrungsweise nicht ein-
mal, an t^ 0^» an unserer Stelle ganz in der Ordnung zu fln4cn*
n 96) i heiszt es: og ix tov £itO(ilov OQtwg — ^et, und alsbald
Z. 5 wiederum: otnovat 6^ ovro« vtqbg ßo(fiav xov ÜTwiUav o(favg*
Und gleich nachher Z. 6: ^^ S^ ovxog ix xov o^ot;^, o^ev tuq %al
o Niatog lud o lEßQog ' &n i\ i^fu>v xo oqog xul (liya. Es ist dem
Sehriflateller etwas ganz geläufiges, dem Eigennamen unmittelbar diese
nähere Bezeichnung hinzuzufflgen ; m. vgl. II 96, 21; II 102, 17; III
106, 22; IV 96, 5; VIII 106, 27^ Anderseits konnte in dem Relativ-
satze mit QTUQ das ogog nicht fehlen, wenn das {liyaxov ausschlie-
saesde Bedeutung haben sollte.
S. 298 heiszt es: *muUo eliam turpiuF est' (als ein anderes Ein-
schiebsel im Lncian) ^ quod apud Tkucydidem legitur II 36, 11: of
funiqtg ifimv ntxffii^voi nqog olg iii^avxo oürjv l%o^v aQxriv ovk
ixovmg iffi«v xolg vvv ytQoöxaxiXiicov, xic dh Tcksim avxijg avxol rmitg
oS9s [oi vvv fn ovxeg] iiakiOxa iv x^ na&eaxrinvla tiXtiUcc iTtfiy^r^oa'
fLtVj obi verba otvvv Ixi ovxeg iis solis sunt utilia, qni non intelligunt.
haec Periciem vivum dicere ad cives suos, qui nondum essent mortui.
Magislellns explicuit pneris fiiuig oTös, et ne id quidem' sali«« rede,
4|via haec verba nan significant tf^tg oi vvv Sxi ovxeg , sed ^(lug ot
iv^aSe naffovxeg-'* Ans dem vorausgehenden nQoyovoi^ dem ot itaxl-
^ ^IMV nnd dem ^fiiv xoig vvv ist klar, dasz Ferikles oder vielmehr
58 L. UerM: über C. 6. Cobelf Bnendationeii im Thükydide«.
Thakydides selb»! hier die auch somil von ihm avf gleiche Wei«e
unierschtedenen Oenerationeo einander gegenüberstellt, da«z demnach
i^ft^r^ oTde nicht, wie Cobet will, *wir die augenblicklich beim Be-
grfibnis anwenenden' bedeatet, gondern *wir die jeUst lebenden, die
wir gerade jelst noch in dem besten minieren Hannesalter stehen,
wir habeo den Staat am meisten gefördert und ihn, dasz er sich selb»!
vollkommen genügt, mit allem für Krieg und Frieden ausreichend ver-
sehen\ Die ganze Bemerkung Cobets , zu der er sich auch hier ein-
mal gegen seine Gewohnheit wieder herbeigelassen hat, zeigt, wie
sehr er die Stelle misversteht, deren Verständnis sich doch von selbst
ergibt. Hätte er nur dem von ihm voraasgesetzten ^magistellus' Ge-
hör geben wollen | dann würde er wol bei richtig verstandenem ^ftc^
otdi auch eingesehen haben, dasz die folgenden Worte oi vvv Ire
ovTsg sich auf das engste gerade mit dem (laXiöxa iv x^ xa^sotfixvla
iXinla verbinden , dasz diese letzten Worte ohne die Anknüpfung an
ovTSg ohne Sinn gänzlich aus dem Satze fallen, und dasz die Worte
fllietg oXdB gerade dieser folgenden genauer bestimmenden Brklarang
bedOrfen, nicht sowol nm nicht dem Cobetschen Misverstlndnis ausge«
setzt zu sein, als um gerade gegen die früheren Zeitalter das eigne pe-
rikleische in schärferer Abgrenzung zu umschreiben. 'Hiutg oids sagt
Perikles', und Thuk. meint damit namentlich den Perikles selber and
seine Staatsverwaltung; so wird wol auch das (n and luiluna nach
seinem Lebensalter auszulegen sein.
Auf derselben S. 298 eignet sich Cobet Air Thuk. V 83, 3*2 den
bereits von Düker gemachten und von Valckenaer gebilligten Vorschlug
an, vor avro^ev die Worte i» TovI/iQyavg zu streichen. Er sag-i:
*inThucydide V 83, 32 editur: iiSxQaTEvaccv ig vold^og — VTtiJQxt
^i u avrotg xal [ix vov "AQyovg] avro&iv nQaaöoiiBvov ^ ubi puerile
additamentum i» tov "Agyovg qoamquam et ex se ipsum argnitur el
plane conficitur scholio avrod'iv: ix vov''A^ovg^ tarnen faotores ha-
bet.' Er wird das ^puerile additamentum', hoffe ich, eilig genug nu-
rficknehmen, wenn er im Zusammenhang der Sache ist ui|d das Ge>
setz in Händen hat, wornach die Stelle geschrieben ist. Schon Daher
hatte eben dieses Scholions wegen die Worte in tov *ji(i/ovg im (hnk.
Texte für Einschiebsel gehalten, und Valckenaer zu Herod. IV 135 ge-
glaubt ihm beistimmen zu müssen, ^quia semper sie aixi^iv simplieiter
ponit Thucydides'. Valckenaer würde also, wie wir sehen, nichts mehr
gegen die angegrilTenen Worte einzuwenden gebäht haben, wenn er
die Stelle im Thuk. II 25, 7 gekannt hätte, wo es ebenso beiszt: ual
itQOößorfi^aavtag xmv ix xijg xolkrjg ^'HX^dog xqwxoolovg Xoyadag %al
xmv ccixod-ev ix x^g itSQUuxlßog aXelnv fia^Q ixQoxrfiav. Eine ähn-
liche Stelle aus Thuk. kannte Valckenaer bereits, III 81, 1 oi dh ftoX-
Xol Tmv /xrriov dUfj^^uqav avxov iv x^ Ugto aXXrfXovg xal ix mv
divÖQaiv xivig ttTt^jpvxo^ wo das avxov ihm denselben Dienst wie
dieses ceixo&ev hätte leisten dürfen ; denn was bei ovtov, musx auch
bei avxo^ev erlaubt sein. Noch eine vierte Stelle aus Thuk. gehört
hierher, VIII 28, 12 xal ig irijv MiXr(tov avxov 0iXi7mov xa^tinaaiv.
L Herbst: aber C. G. Cobeto Emendalionen im Tbnkydides. i9
AehBliche« findet «ich bei allen Schriftetellern wieder. Und wie sollte
es nicht? Avzov oder ctvxo^w einem Eigennsroen voran oder nach-
gestellt isit der nothwendige Anf»drnck, dessen die Sprache lu be-
«timmten Bezeichnungen gar nicht entbehren kann. Ueberall, wo das
emfadte Pronominaladverb noch einen aagenblicklichen Zweifel über
die Besiehnng lassen könnte, kömmt füglich dem schnellen und klaren
Versliadnis eine hinzngesetste Epexegese sn Hilfe. In diesem Falle
wird das Adverb in der Regel voranstehen; doch nicht nolhwendig,
weil «n sich aafdrängender Gegensatz auch die andere Steilang ver-
aalassen kann. Stellen für solche Epexegese, die das voraofgegan^
gese Adverb erklärt, sind anszer jenen aus Thnk. : II 25, 7 ; III 81, 1
noch folgende: Herod. VIII 64, 16; Xen. Kyrop. VII 1, 23: Anab. II
2, I ; Theopompos bei Athen. 532. Man hat in die erste Stelle, Thuk.
0 25, 7 nur hineinzublicken, um die Notbwendigkeit einer Epexegese
stt cmo^sv einzusehen und zu begreifen, warum sie hier dem Adverb
Bacbfolgt. Nicht blosz wird dadurch die Lage von Pheia im Gegen-
salx zur »o^i| E[ltg deutlicher augegeben , sondern sogar noch wei-
ter aasgenihrt, dasz nicht nur ans der nächsten Umgebung von Pheia,
sondern überhaupt ans dieser n^quwdq ^Hltg Vertheidiger herbeige-
eilt waren. So, wie gesagt, die Stellung bei der Epexegese in den
meisten Fällen. Dagegen wird die Wendung der Bede bei einer
Epexegese mcht häufig zu einer Voranstellung des Eigennamens drän*
gen, wie es Thnk. VIII 28, 12 geschehen ist. Weder iq tifu Ml-
iijTOv uoch das folgende ovroi; könnten wir hier entbehren; doch
^ehl hier die bestimmtere Angabe ig t^v Mlkrirov als ein anderer
Amtsb^irk im Gegensatz zu dem vorher erwähnt en ig t^v Xlov billig
voran; dem fügt sich aber wegen des Gegensatzes in ajunftilkovat
das ffVTOv so natfirlich an, dasz man ohne dasselbe gar auf den Ge-
danken einCf inzwischen erfolgten Ortsveränderung der Peloponnesier
verfalleo könnte. Sonst freilich ist in der Regel bei nachgestelltem
Prottominaladverb von einer Epexegese wie hier nicht die Rede; vieK-
ndir findet gewöhnlich in den Stellen dieser Art, wie es in dem Be-
griffe dieses Pronomens liegt, durch das Adverbium eine Begrenzung
nnd Pixierang des Eigennamens auf seine engere Bedieutung statt. Ohne
die Möglichkeit eines weitern oder engem Sinnes also, der zugleich
ia dem vorausgesetzten Eigennamen liegen kann, ist solcher Fall un-
denkbar; mit ihr dagegen ein durchaus nothwendiger Ausdruck des
Gedankens. Unser Beispiel, das zur Verhandlung steht, wird die Saclie
atttfchanlich machen. Die Bttrgersdiaft in Argos war in Zwist. Der
Demos hatte obgesiegt und die Oligarchen theils getödlet theils aus-
getrieben. So gab es ein doppeltes Argos, eins in der Stadt, eins
draaszen, das zum grossen Theil sich im phliasischen Gebiet anfhielt,
V 83, 5« Beide Theile wenden sich nach Sparta, C. 82, 13 f. xol
vsreffov il&6v%wv itgicßsanf iito tB xth iv t^ nokst Mii %wv l^m A(f-
yümv. Sparta entscheidet sich fär die Oligarchen und will durch einen
Peldsng ihnen zu Hilfe kommen. Der verzögert sich zwar anfangs,
doch kömmt es endlich dazu; mit Ausnahme der Korinthier leisten alle
so L. Herbst: Qber C. G. .Cobets BaeDdalioneA im Thakydidei.
r mm
Bundeggenossen Zasog. Jetzt fihrt Tbak. G. 83, 31 fort: vnp^^e d^
n oiSto j^ %al 1% rov "[^^^otv ovro^cv itQaaaofiivov. Und was erfah-
ren wir aus diesen Worten ? Dan also aus der Stadt Argos selbst,
wo jetzt der Demos in der Hersehaft war, eine Partei den Spartanern
gttnstig gestimmt and ihnen, wenn sie heranliamea, in die Hfin'le s«
arbeiten bereit war. Von dem Argos drauifzen, dem in Phlio« und
sonst, war das zu erwarten, nnd auf dieses hfitte jeder Leser zonachst
den Aasdmck i% xav "Af^ovg ohne den Beisatz aino^sv bezogen. Die
Gefahr dieses Misverstfindnisses sollte vermieden, die Stadt selbst and
nitr dieses Argos bezeichnet werden, wie es gleieh nachher Z. 34
hei^zt: %« i% T^g nolimq SoKOvwa ^cqoihuiqxHv oi 7Cifov%mQfrfity
Iti^ nnd das ist durch den Zusatz ovToO'ei/ in vollkommener Weise
geschehen, wodarch der Begriff "^^o; so zu sagen auf sich selbst,
auf seine engste Begrenzung fixiert wird. Ist also avro^ev noch
etwa blosz eine Sache des Geschmacks Y Ist es nicht vielmehr ein
StQek der Erzfihlung selbst, ohne welches kein ganzes Verständnis
wäre? Jetzt nach Aufdeckung dieses, eigentlish aber durchaus nicht
verhallten Zusammenhangs mag Cobet selbst sehen, wo und bei wem
er sein obiges * puerile additamentum ' unterbringe. — Ohne ix tov
"Aifyovg aber hfitte das blosze avxo^ev^ in dem Sinne wie Cobet es
will, auf Argos bezogen, Oberhaupt nicht gesagt werden können; es
mflste huSd'Sv heiszen ; ovrodev für sich in diesem Satze könnte Dur
heiszen: in Sparta; das wird Cobet einsehen, wenn er den Sprach-
gebrauch von avTO^iv und inBid-ev genauer studiert haben wird. —
Ganz ebenso steht ttvto&cv, sogar nach demselben i| "A^yovg bei
Theokritos 25, 171. Hier wird von der That eines Argivers erzfihlt,
and der Gesang fShrt fort: ovx oZd' axQBximg^ ij "AgyBog l£ Cs^oto
uvxo&tv ^ TY^vv^tt vijiiCDV noXiv 7^1 Mvic^vi/v. Ein Argiver war je-
ner, auch wenn er aus Tiryns oder aus Mykene war, vftUeicht war
er aber noch im engern Sinn ein Argiver, aus der Stadt Argos selbst.
Warum spricht Cobet von dieser Stelle nicht? Er miiiite sie kennen,
denn der ehrliche Valckenaer hatte sie auch fQr ihn in derselben Note
zom Herodotos schon aufgeführt. Aber freilich aus dem Dichter liszt
sich nicht beliebig ausstreichen wie aus der Prosa, wenn man von
ihrem Zusammenhange abzusehen gewohnt ist. Mit Arisloph. Ach. 116
h^ivd^ avxo^Bv gibt sich jedermann zufrieden, aber Xen. Hell. IV
8, 39 it^ X^iQ^ avtov hat auch schon das avxov durch Monis verlie-
ren sollen. Und doch ist dieses ctvxov an der Stelle so ausnehmend
schön und bezeichnend. Den andern rfith Anaxibios, sowie der Hin-
terhalt des Iphikrates hervorbricht, zu fliehen; sie thun es auch, fallen
aber doch alle nicht weit davon: oi 6* akloi fp&iyovxeg inmxov; er
selbst, dem es (S 38) iv&ads xaXov into^aviiv, weicht keinen Schritt,
iv x^Q9 avxov (laxofuvog aTCo^vrjaKei. ^Eu x^Q? hatten auch die
andern ihren Tod gefunden, er allein und seine wenigen Begleiter,
wie es echten Spartiaten zukam, iv ^m^a avrov. Hat man so den
Sinn des nachgesetzten Pronominaladverbs erkannt, so wird man eine
andere Stelle nicht mehr zum Beleg des Gebrauchs anführen, wie es
L. HerlMt: Ober C. G. Cobets Bmendationen im Tbokyiiide«. 61
von Valckenaer herab alle gethan habeo. Xen« HelL VII 4^ 36 beittl
es: ot ptiv ^AffKaöig Iv ty Tiyia avxav iitinecvaiuivareeg iietatvO'
ftotovvxQ X6 %al evdvfLOvvto nal anovdag xal nuwvug i&g c^vijff
ffyByJifLhnig htoioihmo. Hier ist keio Gegensatz iwischen einem Te-
gea im engem und einem andern in weitern Sinne; auch von jener
ersten Art der Epexegese ist hier, wie jeder leicht sieht, aberall
nicht die Rede. Auch ist die Sache hier eine ganz andere. Das av*
utv schlieast sich nicht an das vorhergehende iv tj Tiyi^ an, sondern
hingt eng mit dem folgenden iniKfnafulvcivxig msammen, so daax
man avtov isuKazaiielvuevtsg als einen Zwischensats vi nehmen und
iv ry Tsyia direct mit iSsutvoTtoiovvro an verbinden hat. Die Worte
crvTOv isuTunaiAglvavrig sind aber mit gutem Bedacht hineingeschoben,
weil, wie wir alsbald erfahren, nicht alle Arkader in Tegea geblieben
waren, sondern die Mehrzahl der Mantineer (S. 37 a. E. dta yor^ to
iyyvg tify itoUv dvai c%t6ov Ttavtsg ^%ovto) sich nach dem Frie*
densschlu«« sogleich nach Uause aufgemacht hatte. Da Cobet Aber
die ganze Sache, wie natQ^lich, im unklaren ist; weil ihm die Gesetze
der Sprache mit den Sachen selbst in keinem Zusammenhange stehen,
so streicht er dieses avxov so gut wie jedes andere, das dem Eigen-
namen nachfolgt : denn, sagt er S. 299, *nihil est magis inficetum quam
fsi praemiseris ix xov "Aqyovg^ iv %^ Tsylc^j deinde subiicere ovro-
9tv vel oi;rov^. Man sieht, er hat hier Überall keine Ahnung von
dem worauf es ankömmt.
S. 312 heiszt es: ^Thucydtdes IV 133, 16 non seripsit o xt {v
€tvT»v av^og OTtokciXei sed o ti mg tiv, ut Dionis Cassii imitatio do-
cet, quam indicavit Hemsterh. ad Lucian. T. I p. 171/ Wenn Cobet
wirklich die Bedeutung von oxi> neg kennt, wie es unter ander m auch
ia dem von ihm angeführten Fragment aus Eupolis (Pint. Per. 3) vor-
kömmt, so ist wahrlich nicht abzusehen, warum an unserer Stelle noch
ein nsQ nothwendig sein soll. Das o ti ist hier gebraucht gerade so
wie sonst: II 51,7; 97, 5; III 37, 2; IV 17, 29; 22, 23; 37, 25;
V 12, 19; 18, 30 z.; 23, 22; 29, 24;^30, 2. 21; 47, 16; IV 48, 29
ov fig ixi Tfv vnoloiJtov xmv higiov o xi %al a^toloyov. Die Blttte
ihrer Mannschaft war umgekommen ; eines weitern bedarf es hier nicht,
wahrend o xi mg ^v avxmv liv^og *was gerade die Blflte ihrer
lannaehaft war^ in der einfachen Begrilndnng, die der Schriftsteller
hier vorhat, so fiberflussig wie ungehörig wäre. Dabei begegnet Co-
bet das Misgeschick, dasz er hier in den Thuk. hineincorrigieren will,
0 XI 9ug, was im ganzen Thuk. nicht ein einziges mal vorkömmt. Aber
Dio Cassins soll diese Stelle des Thuk. nachgebildet haben ; wenn das,
so rausz gerade auch deswegen im Thuk. o r» ipf und nicht o xi
mg i}v gelesen werden, denn Dio Cassins hat gerade an der von Hem-
sterhols mit dem Thuk. verglichenen Stelle tovto fiiv yag at fia%ai,
Tovro Si nal orf oöco» a<payal xov üvllttov xgofcov aii'^tg yivofuvai,
%äv o XI mgiffv av^og civxmv — l^ugav, wo Hemsterbnis zu tu-
gt^ ansdracklich bemerkt: *non muto, quamquam videri possit o n
mg ^\ Und gewis mit Recht liszt er nega^ bestehn: denn er-
62 L. Herbst: Ober CG. CobeU Bmeodationen in Tbakydido«.
stens iit es darch dts vorausgehende av^ig ysvo^cvnt hUil&Bglieh er-
ktfirt, und zweitens wQrde hier o vi tuq mit seiner Bedeutung gim-
lieh an der noreehten Stelle sein« Dagegen findet sich dieses Pro-
nomen sehr statthaft an einer sweiten Stelle bei Dto Cassius L 16
(p. 615 9 92) : xfti ^o:^ nl-q&og nolv vfuni; iazl nav o u tuq SvOog
%al naQa tcdv inriKomv %al naqa xmv <fv(ifiaxfav i^Hltyfiivw. Hier
kann Antonius in seiner Rede sehr wol seinem Zwecke gemäss sa-
gen: * gerade die Blüte der Mannschaft ist von den unterworfe-
nen und den Bundesgenossen ausgehoben worden'. Aber wer darf
hier des einzigen Wortes av^g wegen von Naohahmnng sprechen?
Viel eher dQrfte man das an einer dritten Stelle bei Dio Cassius
LXIII 22 (1042, 78) ort näv to avd^og %^ ßovkijg txvtwv cnsoiU»-
kexev, wenn doch aberall nachgeahmt sein soll ; nur schade dasz sieh
auch hier wieder von dem o tt tcsq nichts findet.
S. 326 will Cobet in Thuk. IV 92 , 10 Evßolag in Evßoag ver-
findern, weil das die attische Form sei; ^similiaque omnia^ ffigl er
schlieszlich bei ^simiRter sunt corri^enda\ Der Acc. kömmt sonst
im Thuk. nicht wieder vor, aber eben so nicht zusammengezogen £v-
ßoimv I 98, 18; 113, 14; VIH 91, 20, nie anders; ^fs^^i^a IV 64,
14; JmQiimv I 18, 30; VI 80, 22; aber Einmal JmQwvi ViU25,dO;
j!f€i}Qtiag VU 57, 15 ; VU 57, 30 ; VII 57, 24 i. ; "EQezQäav 1, 15, 9 5
VlII 60, 8; Vni 95, 6, 13. 16; nher'Eqtt^imv IV 123,19, wobei in
zwei Hss. (e g) die Variante ^Egeigiitov, und VIII 95, 1; Bianiiiov
IV 96, 25; IV 133, 13; VI 95, 8; VII 25, 1; Beömiag IV 96, 23;
MfiXiitog IV 100, 33, aber Mi^Xico^ VIII 3, 31; MtiUiag V 51, 11;
niaxtxUag U 76, 19; II 77, 13; III 52, 16, nie anders, dagegen ilberaii
niccTMav^ nie nXxnaUwf ; TQixmiag III 101, 35. Der Acc. findet
sich zusammengezogen nur Einmal, ^Eaxiaiag 1114, 2, und stets iZu-
^<a, welches Wort überhaupt nur contrahiert erscheint. Gegen die-
sen fast Constanten Gebrauch der nicht zusammengezogenen Formen
will es nichts vermögen, wenn wir bei ApuUonios Dyskolos de pron.
p. 126 Bekk. lesen: ^Amnol Evßoag gfoialv, es iist nur ein. Beweis
mehr, deren im obigen schon andere vorgekommen sind, wie viel man
ohne andere Zeugnisse diesen Grammatikern lu trauen hat.
S. 357 billigt Cobet für Thuk. III 82, 19 z. ov yit^ (Uta tny
Ktt^ivmv vofimv wpildag al roiavxai |vvo^Oi, akXa naga toifg xa-
^eexmag nkiovt^la, nal zag ig atpag avtovg nütvetg ov Tfi Mf
vofioi (laXlov ixQotvvovto rj xa xoiv^ xi nagavoin^öai die Conjectttr
Dobrees, der Advers. I p. 58 ffir ov tco ^dm voii^ vorgeschlagen hat
ov xm 0(t/q> »al vo^/ico: denn, sagt Cobet ^nemo — intelligere po-
lest, quid sit reo ^sla v6(im xag nüfxBig xQccxvviCd'ai^, Ich möchte
vielmehr fragen, wer xm d-sl^ vofim nicht versteht Y Vereinigungen
und Verträge, die hier in Rede stehen, werden durch Eide befestigt,
und es ist wol niemand, der bei rqo ^si^ vof*^ nicht sogleich an
Eide denkt. So erkl&rt der Scholiast auch: ogxovg dtiovcig. Nach
V 104, 15; 105, 31; 70, 26; 112, 37 hiUe auch bloss x^ ^itm ste-
hen können, wie es in einer sehr ähnlicfaen Stelle V 30, 16 in nooh
L. Berbst: über C. 6. CobetB EmeiidatioiieD im Tbakydides. 63
BMfar suMiBineDgesogeBer Redeweise beiszt: ^iäv yiiQ nlawg o^Mav-
Ysg bidvoiq qv% av Bw^xilv itQoiiiovTig ovrov;. Hier beinson die
gcgcoseiUg gegebenen Treueversicber ungen sogar ^säv niaxtig^ weil
«e dnreh Eidscbwärey ^dip vofia^ mit Berufung auf das göttlicbe
Gesetz, auf die göttlicbe Ordnung, die den meineidigen elrafky befestigt
sumL Was bei den Gottern Gesets ist, wie soll es anders heiszen
aU ^iag voftog oder ^sov vofios (Eur. Ion 230) oder dui^vmv
vdpio? (Bnr. Suppl. 561) ? Die gegebenen oif%oi nennen die Konntbier
V 50, 18 f. Tuikviiu Ö»ov: ich meine, niemand könnte es auflallend
indes, wenn sie vollständiger xtp Oe/9» vdfi^i xmAv^a gesagt bitten.
Und ferner, warum sollen wir nach Cobets Urteil hier tc9 ocltp %ui
vofäfim bereinaelzen ? Nachdem er einige Stellen herbeigeiogen bat,
in denen sieb beides so «isammenfindet, heiszt es dann ohne weite-
res sor Sohlnssfolgerung: *utDobraei certa sit et manifesta emenda-
tio''. Den Zusammenhang der Stelle würdigt er dabei nicht eines
Micks. Sonst bitte er bald berausmerken müssen, l) dasB hier mit
dem rag ig cipag avrovg nlovEig KQorvvsad'ttt nur ro d'ÜQv^ wie o^
sof, snovdalj zu Ihnn haben, ganz und gar aber nicht xo vofii^p;
3) dasz die Frage nach dem v6fii(tav schon vorher durch den Gegen-
satz 017 luva rmv xfiftii/mv vofimv — allic naqa xoifg xa^iaxwxag ab-
gemacht war, und 3) dasz der Bau und die Symmetrie dieser ganzen
Satzperiode, wo immer nur ein Begriff einem andern scharf entgegen-
geseUl ist, auch an dieser Stelle nur einen Begriff,^ nicht den dop-
pelten, xo 0610V xccl xo v6(ii(iov vertrigt.
S. 369 behauptet Cobet : * nomine propria bominnm et locorum
jienrare solent apud Athenienses dialectum nativam. Apud Thucydidem
Vlil S5, 18 recte legitnr SBvog>avxlSa; IV IIQ, 15 pro 'B^v^idatda
lege ^Effv^iXtttda; YIII 69 24 pro MsXayxifiiov corrige e Vossiano •
codice MBXayngliki'y VIII 62, 11 corrige JtquvUda pro Jiq%vUdov
et VIII 5, ^^i^zviXoitda pro Z^Bv^latdov et ^Aqx&siXa pro ^Af^Ci-
iaov. In libro IV 56? 4 pro *A<pqodiCla Stephanus Byzantius in libris
repperit ^ji^QoSixla et pro Me^dvri IV 45) 32. 34 restituendum esse
Mt&dva ex Sirabone apparebit Vlll 374/ Mich wundert nur, dasz
er sich mit dieser kleinen Anzahl Verfinderungen begnügt hat ; freilich
konnte auch wol einem so beherzten Manne, wie Cobet es ist, vor
der ganzen Reihe der nach jener Regel nun im Tbukydides nothwen-
dig werdenden Verbesserungen bange werden. Auch Atmvldov 1 132,
28 moste er verurteilen, auch ^AQinBaiXaov auHzer der ^inen Stelle
V 50, 31, die er anführt, noch V 76, 8; VIII 39, 25; auch Tlavcra-
nov an allen diesen Stellen: I 96, 26; 107, 28; 114, 31; 132, 8;
133, 30; 134, 3; 135, 6; U 21, 20; III 26, 3; III 68, 7; V 16, 4$
V 33, 18, vvo eben so wenig wie bei jenen Genetiven sich eine Variante
ladet. Wozu soll ich ihm mebreres der Art vorführen? In den Do>
eosenten« zn denen auch IV 119 zu rechnen it^t (über ^Effv^idatüoi s.
Lobeck Paralip. 1 229, 10), ist Thuk. diplomatisch genau; in seiner
Erzählung hat er niemals Zitiqixa gesagt , sich auch in der Flexion
der Namen nur seiner attischen Sprache bedient, und der Ueberliefe-
64 L. Herbst: über C. G. Cob«l8 Bmendalionen in Thttkydides.
rung tUer Hm. nach niemals einen doriischen Genetiv auf -er, sondern
immer den attischen aof -ov gebraucht. Was Cubet an Anfang dieser
seiner Vorschläge sagt: ^apnd Thucydidem VIII 65 recte legilur Se-
WHpavtlda^ beruht wol anf einem Dmckfebler, da an der Stelle der
Nom. S^vofpavxlöaq nöthig ist, den alle Texte geben. In Beang aaf
IV 56, 4 hat Steph. Byz. allerdings : ^jig>^dtt£a, xcnfUov Aaxtavix^.
SovxvdUfig 6'; doch hat derselbe auch unter ^AgfQodusgag: X' ttolts
uiaKWViKfjg fUa rmv q\ womit wiederum nur derselbe Ort gemeint
sein kann; also möglich, dasz er nur die Verschiedenheit des Accenis
bemerken wollte, wie er es häufiger thut, dabei aber, wenn sein Text
richtig ist, sich in der Form des Wortes versehen hat. Fftr die Aen-
derung Ms^avti in Me^ava führt Cobet Strabon VIII p. 374 a. B. an,
doch sagt gerade Strabon : notQa Oovxvd/^^ öl Iv xiaiv ivtty^fpoig
Mi^dvfi q>iQBViu ojüovvfim^ vy Mcnccdovi»^, ea ist also gerade auch
durch Strabon die Form Mi^mvti für Thuk. als eine alte bestätigt.
Auch noch an drei andern Stellen kömmt dies peloponnesisehe Methone
bei Thuk. vor: II 25, 27. 34; V 18, 17, wo Cobet gleichfalls hätte än-
dern müssen, wo aber so gut wie IV 45, 32. 34 MeOcuvi} die von
allen Hss. überlieferte Form ist, die mit Thuk. auch andere alte Schritt-
steiler für diesen peloponnesischen Ort in Gebrauch gehabt haben.
Hamburg. Ludwig Berbsi.
Aristophanes
und
die Götter des Volksglaubens.
Von
Carl Kock;
Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. III Hft. 1.
2.
Aristophanes und die Götter des Volksglaubens.
Wenn Sokratet wirklich mit derselben Miene nach Hanse snrack-
takekren pflegte, mit der er anagegangen war, ao beweist dies einen
Gleichmut , der selbst bei einem Philosophen ungewöhnlich ist. Zwar
Sokrates trog den Magnet in sich , der nnverrOckt durch die Schwan-
kungen der Tagesereignisse nach dem Pol und Schwerpunkte seines
und des Menschenlebens überhaupt hinwies. Ihm war die sinnliche
Welt Bor die Wolke, die das Licht der Idee trabte, seine Seele strebte
aber die Region des körperlichen hinaus dem reinen anschauen des
schönen und wahren eu; auf den festen Fels des Selbstbewustseins
trelead lies« er den fiflchtigen Strom des vergänglichen ruhig an sich
vorAberrauschen.
Bei einem Dichter , gar bei einem Komoediendichter von der sinn-
li^en Empdnglichkeit des Aristophanes wird man eine gleiche 6e*
H^tarnhe nicht voraussetzen. Durch die Bedingungen seiner Kunst auf
das individuelle und wirkliche hingewiesen, mit allen lebhaften Trie-
bea ond Neigungen seiner Natur an die Sinnenwelt geknflpft, arbeitete
sein Geist, sorglos und selbstvertrauend, mitten unter dem treiben
des Tages bei unverschlossenen Tharen; mit offenen Sinnen nahm er
jeden Eindruck des Augenblicks in sich auf, um ihn nach kurser
Sammlung in dichterischer Form an reflectieren. Ein erklärter Feind
philosophischer Grübelei; in der er nur eine Art geistiger Selbstentman-
nnng sieht, voll von Mistrauen gegen die Resultate ernster JForschung,
die er entweder anf offenbare Albernheiten oder gar auf veaWerfliche
Zwecke gerichtet wähnt, stützt er sich in glücklicher Selbstverblen-*
dang und Selbstüberschätzung auf die concrete Welt und auf das sei-
ner Meinung nach in der Vergangenheit ausgeprägte Ideal hellenischen
Wesens. Nicht dasz er die Wirklichkeit für vollkommen oder auch
nur für gut und erträglich hielte; im Gegentheil sein klarer Blick
sieht, wie allmählich in alle Adern des Staates das Gift moralischer
Verderbnis eindringt; aber er vertraut der Kraft des Volksgeistes,
dasz er die drohende Krankheit überwinden, er hofft dasz es seinem
redlichen streben und dem 'kusammenwirken gleichgesinnter (gelingen
5*
GS C. Kock: Aristophanes und die GöUer des Volksglaubens.
werde dem drohenden Verderben einen Damm enlgegenzusetzen. Je-
doch die sittliche Fäulnis schreitet fort, ein Pfeiler der alten Zustande
stürzt nach dem andern zusammen, das alle Athen wird vor seineo
Augen. von immer neuen Ausgeburten der Neuerung überwuchert. Das
alte Palladium, für das er kämpft, verschwindet vor ihm, zum TheiL
auch in ihm.
Es war natürlich, dasz in dem heftigen Gährungsprocesse , in
dem das griechische Volksleben begrifTen war, der au die Stelle der
alten Ordnung ein Chaos von widerstrebenden und gegen einander
wirkenden Elementen setzte, die tieferen Geisler sich von dem plan-
losen Wechsel der Auszenwelt in ihr Inneres zurückzogen , um sich
hier mitten in dem allgemeinen Umsturz ein sicheres Haus zu gründen.
Der Wie derauf b/iu der einstürzenden naiven Sittlichkeit konnte nur
auf der Grundlage des Selbstbewustseins geschehen. Die edle Gesin>
nung, und wenn sie die Kraft besasz wie bei Ar., konnte ohne die
Stütze klar erkannter sittlicher Principien das Verderben nicht be-
schwören, ja sie konnte sich selbst nicht einmal vor Schwankungen
und Verirrnngen sicher stellen. Das altgriechische Ideal herzustellen
war ein schöner Gedanke , er konnte ein Dichtergemüt wol mit Be-
geisterung erfüllen, ohne deshalb ausführbar zu sein.
Die Tugend unseres Dichters liegt also im Streben , nicht im Er-
folge. Bei aller Hingebung an sein Ideal kann er es wöder auszer
sich zu wirklicher Erscheinung bringen noch in sich in ungetrübter
Reinheit erhalten. Wenn er auch nicht wie der Hanteldreher Therame-
nes (Frösche 534 ff.) bei jedem umspringen des Windes nach dec ge-
schützten Seite des Schiffes eilt, so fehlt doch viel daran, dasz er
wie eine Bildsäule des Glaubens und der Sitte unerschütterlich das-
selbe Antlitz zeigte. Begnügen wir uns hier damit nachzuweisen, dasz
seiue Stellung dem Volksglauben gegenüber nicht in seinem ganz^
Leben dieselbe blieb.
Aber ist denn aus den zahllosen Dichtungen eines Komikers ein
sicheres Resultat über seine Lebensansi cht, -über seine Auffassung der
ernstesten und heiligsten Dinge zu gewinnen? Heiszt es nicht Schatten
greifen, wenn man hinter der derben Sinnlichkeit der aristophanischen
Muse einen tieferen, idealen Gehalt sucht ? - Ist es denn glaublich, das«
diese Erzeugnisse zügelloser Laune ihren letzten Ursprung einer ern-
sten uud planmäszigen Ueberlegnng verdanken? In der That, noch
sind die Stimmen derer nicht verhallt, die als die Grundstimmung der
aristophanischen Muse die Frivolität ansehen und meinen, Ar. habe
wirklich blosz, um das Zwerchfell der Zuschauer zu erschüttern, diese
und jene Persönlichkeit aus dem bunten treiben des athenischen Lebens
herausgegriffen , weil sie ihm besonders geeignet schien jenen ersten
und einzigen Zweck erreichen zu helfen. Einer solchen Ansicht soll
hier nicht mit dem vorhalten der Thatsache begegnet werden , dasz
die alte Komoedie eine reale Tendenz hatte: denn wer diese bei Ar.
leugnet, wird sie auch bei seinen Kunstgenossen zuzugeben nicht ge-
neigt sein. Zudem da es feststeht , dasz einzelne Dichter der alten
C. Kock: Amtopbaiies und die GöUer des Volksglaubens. 69
Koaoedie, nameoUich Krates and Pherekralea, ihre Kunst in harm-
loserer Weise ausübten und darauf veraichteten mit der leichten Waffe
des Spottes an die schwere Aufgabe politischer Umgestaltung m gehen,
so wäre es an sich nicht unmöglich, dasz auch Ar. diesen zaghafteren
Naiaren beizuzählen sei. Vielmehr soll hier ausdrücklich zugestanden
werden , dasz der ursprüngliche Zweck der Komoedie allerdings die
Darstellttog des lacherlichen, und dasz bei einem Komoediendichter als
Grnndzug seiner Natur stets die Neigyng alles in heiterem Lichte zu
sehen und aufzufassen anzunehmen ist. Wer glaubt, dasz der Komiker
blosz des strengen Ernstes wegen dichte und die Hilfsmittel seiner
Kunst nur zu Hilfe nehme um bittere Wahrheiten für den Gaumen des
Volkes zu versüszen, den bitten wir zu überlegen, ob der Scherz denn
wirklieb nur das Beiwerk der erhaltenen Komoedien ist, ob denn hin-
ter jeder Scene, hinter jedem gelegentlichen Witze der Ernst als
grimmiger Feind lauert, und ob nicht viele, oft die schönsten Partien
sich einer tieferen Deutung geradezu entziehen. Wessen Natur nur
die ernste Auffassung des Lebens kannte, wie sollte der auf den Ein-
fall kommen öffeutlicb mit der Narrenkappe einherzugehen? Mnste er
nicbl an sieh und der Kraft seiner wahren Natur verzweifelt haben, ehe
er sich entschlosz , um nur nicht seinen Lebenszweck aufzugeben , ihn
anter dem Schein des Gegentheils zu verfolgen? Nun, solche in sich
gebrochene und zerrissene Naturen sind die alten Komiker nicht;
was uns an ihren Werken so sehr anzieht, ist gerade die Ursprüng-
lichkeil und Unmittelbarkeit, und wir werden annehmen dürfen, dasz
sie direct aus der Stimmung ihres Gemütes geboren sind,. ohne Zu-
hilfenahme künstlichen Apparats. Aber es ist ein Beweis für die Tüch-
tigkeit des athenischen Volksgeistes mehr, dasz er an planloser Pos-
senreiszerei kein Gefallen fand; es entspricht der Harmonie, in der
sich der griechische Geist gerade in Athen entwickelte, dasz neben
dem ideellen Behagen auch der praktische, auf die Wirklichkeit ge-
richtete Sinn in der Komoedie seine Befriedigung suchte. So ist das ko-
mische gewis der erste Zweck der Komoedie; aber es bleibt sich nicht
Selhs^weck, es tritt in den Dienst der Wirklichkeit, der Gegenwart.
Die Beziehung auf die Gegenwart ist aber keine interesselose.
Wenn die Betrachtung der Vergangenheit höchstens unser Mitgefühl
erregt, so ruft die Aichtung auf die Gegenwart den Trieb zur Thätig-
kcit wach. Namentlich war in Athen bei der Betheiligung des ganzen
Volkes an den Staatsangelegenheiten, bei dem dadurch aufs höchste
gesteigerten Interesse aller der Standpunkt ruhiger Besfthaulichkeit
der Wirklichkeil gegenüber nnmöglich. Die blosze Nennung eines
Namens erregte bestimmte Gefühle der Zuneigung oder des Wider-
willens, ein bloszes Urteil enthielt eine Aufforderung, Lob war £m*^
pfehlong, Tadel Anklage. So muste denn die Komoedie eine Tendenz
bekommen, sie muste sich der Wirklichkeit gegenüber zustimmend oder
abwehrend verhalten. Das lächerliche setzt den Gegensatz zwischen
Sabject und Object voraus, und die Komoedie wurde durch ihre Natur
salbst zur Polemik gedrängt.
70 C. Koek: Arislophanes uad die Götter des Volksglanbeii«.
Den polenifchen Staadpankt hält die alte Komoedie fest, so weil
sie in dea Händen thatkrfifliger Männer ist. Doch in der Richlnng
der Polemik seigt sich wieder der reale Sinn des Alterthnms. Die
Komiker kämpfen gegen die VerirmDgen und Gebrechen der Zeit an,
doch nicht im Dienst einer neuen, ungeborenen Idee, nicht fOr das
Phantasiebiid einer unklaren, nebelhaften Zukunft. Sie ergreifen ihre
Ideale da , wo sie in sichtbarer Verkörperung vorhanden waren oder
doch vorhanden schienen, in der grossen, rahmvollen, sittenreinen
Vergangenheit. Kampf fär das alte gegen das neue, Vertheidignng des
bestehenden gegen seine Zerstörer war das Losungswort der alten
Komoedie. Perikles, Kleon, Alkibiades, alle bedeutenden und unbedea*
tenden Staatsmänner , die das athenische Staatssehiflf bewust oder un>
bewust der Klippe des Verderbens entgegensteuerten , haben den Sta-
chel der Komoedie gefahlt. Euripides, Agathen und alle Dichter, wel-
che von dem keuschen Vorbilde der alten DicbCung abwichen und
die Gemüter der Zuschauer mit unsittlichen Leidenscharten aufregten,
haben unter den unbarmherzigen Geiselhieben der komischen Dichter
geblutet. Sokrates, Gorgias und alle Philosophen, welche an die
Stelle des naiven Volksglaubens eine höhere Einsicht setzen lu kön-
nen vermeinten, haben die PrQohle ihres einsamen Nachdenkens aaf
der Bahne dem schallenden Gelichter der zahllosen Menge preisge*
geben gesehen. Jede Neuerung in Staat, Religion, Sitte und Kunst
hat die Feuerprobe Öffentlicher Verspottung su bestehen gehabt.
Aristophanes war einer der Vorkämpfer der alten Komoedie.
Eine seltene Vereinigung von sinnlicher Empfänglichkeit und idealer
Gesinnung, von ungestOmer Heiterkeit und leicht aufwallender Zornes-
leidenschaft, dabei mutig, selbstvertrauend und ttbermütig, ausschwei-
fend in Worten und züchtig in Gedanken, hatte er sich schon früh auf
die Zinne des alten Athens gestellt, um es gegen den unermüdlichen
Schwärm seiner Angreifer zu vertheidigen. Nicht dasz er vornehm-
lich meinte damit eine ernste Pflicht zu erfüllen oder sich ein hohes
Verdienst zu erwerben ; vermutlich ohne bedächtige Ueberlegung trieb
ihn seine geniale Spottsucht und die Stimme seines sittlichen Bewust-
seins in vereinter Kraft, alles das, womit er sich äuszerlich und inner-
lich im Gegensatze fühlte, als lächerlich und vervi^erflich zugleich dar-
zustellen.
Sehen wir su , inwieweit Ar. selbst ein Bewnstsein über die Be-
deutung und den Zweck seiner Dichtungen ausspricht. Dasz er zu-
nächst nur aus dem Drange , die Heiterkeit welche sein Herz erfüllte
auch in anderen zu erwecken, die Bahn der Komoediendichtung be-
trat, hält er wahrscheinlich für überflüssig auseinander zu setzen. Er
wusle dasz seine Zuschauer mit der Erwartung in das Theater kamen
eine Komoedie zu sehen ; ein Misverständnts brauchte er nicht zu be-
fürchten, da er auch nicht im entferntesten daran dachte dazu Veran-
lassung zu geben. Hätte er geahnt, dasz seine leichtfertigen Stücke
jemals, eine Beute der ernsten Gelehrsamkeit werden könnten , so häUe
er schwerlich verfehlt sich dem Wolwollen dieser strengen Richterin
C. Kock: Arifllopbanef oed die Götter des Voltogtaubens. 71
bestens zu empfehleB ond ihr in lierlichen Worten sa TenneldeB, daii
er * kein schnöder Löwe noch eines Löwen Weib % sondern in Wahr-*
beit ein Komoediendiohter sei.
Dagegen bilt Ar. es nicht fttr aberflttssig aaszuspreehen , dass
seine Konoedien neben dem Scherzo auch Ernst enthalten. Der Chor
in den Fröschen, der V. 316 auftritt, besteht scheinbar ans Mysten der
Unterwelt, welche eine feierliche Procession auffahren. Der Umstand,
dass in den Gesängen namentlich lakchos gefeiert wird , beweist dass
die Festfeier eine Analogie Yoa dem am 20n Tage (jd%ug) des Monats
BoMromion von der oyo^a unter lakchosliedem nach Elensis stattfin-
denden Aufzuge ist (vgl. die Scholien zu V. 330 und 324). Indes ist
die Rolle der Mysten, welche durch die Handlung des Stackes geboten
war , nicht festgehalten , und schon V. 352 beweist der Eintritt einer
nnregelmissigen Farabase, dass wir es mit dem gewöhnlichen ko-
Hiischen Chore so thun haben. Dem entsprechen die Tielen Anspie«
langen auf athenische Persönlichkeiten und Zustande, welche in den
Cborliedem yorkommen. In dem ersten Gesänge (324 — 336) bezeich-
aet der Chor die Feier, welche er beginnt, als axoAairrog, tpilimaly^Mov
riftcr, %aqhviv nUlötov t%ov6a fii^og, iyvd, hqi. Wenn die gewähl-
ten Attribute dem Wesen der fingierten Procession nicht widerspre-
chen , so passen sie doch ungleich mehr auf die gewöhnliche diony-
sische Festfeier. Spater , nachdem der Chor seine wahre Natur schon
nnsweifelhaft enthüllt hat, bittet er (freilich in augenblicklicher RAck-
kehr xii der angenommenen Situation), Demeter solle ihm beistehen,
ihn nngestraft den ganzen Tag scherzen und tanzen lassen und ihm
zuletzt den Siegeskranz' verleihen. Der Nachdruck, der auf das scher-
zen gelegt wird (der Ausdruck wird mehrmals wiederholt), endlich
die Erwibnung des Siegeskranzes verrSth aufs deutlichste die Be^
ziehnng auf die wirkliche Dionysosfeier. Von ihr wird es also auch gel-
ten, wenn der Chor die Demeter anfleht, sie solle ihn am heutigen Tage
viel scherzhaftes und viel ernstes sagen lassen (V. 389 %a\ noXlit filv
ylXota fi' iliteiv^ nolla de aitovöciüi). Die Vereinigung von Sehers
und Ernst bezeichnet also der Dichlor als das innere Wesen seiner Ko-
moedie, wie er sie früher axoiUx<rroff, tpiXoJtafyfiav und iyva^ Uga
nennt. Den Scherz stellt er beidemal an den ersten Platz und setzt
ihm dann den Ernst als gleichberechtigt zur Seite.
Einen ahnlichen Fall finden wir in den Acharnern V. 496. Di-
kaeopolis soll dem Chor gegenOber seine Friedensliebe rechtfertigen.-
Er halt eine lingere Rede aber die verwerflichen Ursachen des Krie-
ges und aber seinen verderblichen Einfiusz auf das Staatslehen. Doch
fillt er hiebei völlig aus der Rolle. Nicht genug dasz er stellenweis
geradezu im Namen des Dichters spricht (502. 515), der ganze Vor-
trag tritt fast auf den Boden der Wirklichkeit und ist von didaktischem
Charakter. In Rflcksicbt hierauf beginnt er denn auch mit einer Ent-
schuldigung. ZOrnt mir nicht, Zuschauer, sagt er, wenn ich, ein Bett-
ler, in einer Komoedie aber Staatsangelegenheiten reden will, to yicg
dbiatov olde xai tffvy^öla. Also ist es nicht der erste Zweck der
72 C. Kock : Arisf ophanet ood die Götter des Volkf glaabeofl.
Konoedie ernste Wahrheit za sagea, aber sie hat dexa voUe Be-
rechtigung.
Wir fibergehen ähnliche Stellen , in denen sich das Bewustsein
des Dichters Ton der Doppelnatnr seiner Kunst angedeutet, wenn auch
nicht offen ausgesprochen findet. Wichtig fär unsem Zweck ist auch
nur die zweite Seite der Komoedie , der Ernst. (lur was der Dichter
in ernster Absicht sagt, kann uns einen Aufschlusz Qber seine wahre
Gesinnung geben.
Da ist es denn eine Freude su sehen, mit welcher Hingebang
Ar. sich und seine leichtfertige Kunst einem ernsten Zwecke dienstbar
gemacht hat. Er der es ffir die Aufgabe des Dichters hält, die Stelle
des Lehrers bei den erwachsenen zu vertreten (Frösche 1054), der an
Euripides nichts so sehr verabscheut als dasz er die Würde der tra-
gischen Muse zu unsittlichen Zwecken entweiht habe , bändigt seinen
Uebermut^und beugt seiqe Genialität unter das Joch der Pflicht. Damit
•bernahm er eine Aufgabe, die nur von einem Genie zu lösen war, vor
deren Lösung der nflchterne Verstand zurfickschrecken muste. Einen
ernsten Vorsatz beharrlich zu verfolgen, ohne von der Frische und
Heiterkeit des Geroöts etwas einzubfiszen, in Spott und Ausgelassen*
heit einherzuschreiten, ohne dem sittlichen Zwecke etwas zu vergeben,
dazu gehörte eine harmonische Mischung kräftiger, edler Gesinnung'
und unverwGstlichen Frohsinns, wie sie, so scheint es, nur das grie-
chische Volk hervorgebracht hat, und auszerdem ein stolzes Selbst-
vertraueu, das durch die tausend Enttäuschungen des Lebens nicht
zum wanken gebracht werden konnte. Diese seine Harmonie, die
Mäszigung des tollkflhnen Uebermuts durch d'en zu Grunde liegenden
Ernst, die Verklärung des trüben Ernstes durch die Einfalle fiberspru-
delnder Laune hat, wenn auch nicht immer in ihrer Reinheit festge-
halten und namentlich bisweilen im Streben nach drastischem Witze
preisgegeben, ihren Ausdruck in der Sprache des Ar. gefunden. Wenn
er auch bisweilen im Vertrauen auf den unveränszerlichen Adel sei-
ner Seele mitten durch den Schmutz einherschreitet, so zeigen seine
Komoedien, wenn man den Maszstab der Natürlichkeit anlegt, doch
mitten unter den tollsten Ausbrüchen zuchtloser Laune eine solche Rein-
heit und Grazie des Ausdrucks, dasz unser Gefühl selbst bei Obsceni-
täten nicht verletzt wird und wir mit dem Dichter selbst in die tief-
sten Mysterien der Sinnlichkeit eintreten , ohne in unserer sittlichen
Ruhe gestört zu Verden. Diese Harmonie und Grazie meinte Piaton,
als er auf den Komiker, von dessen Kunst er sonst keine hohe Mei-
nung hatte, jenes schöne Epigramm dichtete:
At XccQixsg rifiBvog zi laßsiv oneq ov%l TUOBtxai
^tjxovcat, ifwxTiv £VQOv ^Agiaxotpdvovg, *)
■^P^^^ ■■■■■■! ■ ^■^■^w—
*) Freilich wird bestritten, dasz diese Verse von Piaton gedichtet
seien, unserer Meinung nach mit Unrecht. Gesetzt aber sie waren un-
echt, so bewiesen sie für unsern Zweck desto mehr: sie zeigten uemlieliy
dasE auch weniger bedeutende Geister als Piaton die richtige Einsicht
in das Wesen der aristophanischen Dichtung hatten.
C. Kock : Arisfophanes and die Götter des Volksglaabens. 73
Erbebeod ist die Freudigkeit, mit der Ar. an seine schwierige
Aufgabe geht, und der Stolz, mit dem er bei jeder Gelegenheit auf sie
blickt. Namentlich in den Parabasen, und hier wieder vornehmlich in
den Anapaesten, in denen der Chorfahrer oft als Vertreter des Dich*
ters spricht, pflegt Ar. mit hohem Selbstbewastsein aber seine. Ab*
sichten Rechenschaft zn geben. In den Acharnern (682 ff.) vertheidigt
er sieb g'egen den Vorwurf, als komme es ihm nur darauf an Staat
und Volk SU verhöhnen, mit einem Nachweis der segensreichen Folgen
seiner dichterischen Tbfitigkeit, die selbst im Auslände gebührende
Anerkennung finde, und schlieszt mit dem Versprechen auch in Zu-
knnfl stets das gerechte und gute zu lehren. Darum , so ruft er ans,
können mir alle Rinke meiner Feinde nichts anhaben, ro yiiq sv lui^
ifuw %al TO Slxaiov cv(ifia%ov i*<Svat.
In den Rittern 507 ff. erklfirt der Chorführer, bisher hätten er und
seine Standesgenossen es für ihrer unwürdig gehalten im komischen
Chor aufzutreten; Ar. zu Gefallen thäten sie es jetzt, weil er den
Nut bitte das Recht zu vertreten und selbst den allgewaltigen Kleon
anzugreifen.
Die VVolken hatten beim Publicum keine günstige Aufnabme ge-
funden. Darüber beschwert sich der Dichter in der Parabase des um-
gearbeiteten Stückes bitter (517 ff.). Er habe in d^r Erwartung ver-
stindtge Zuschauer zu finden die weiseste und mit gröstem Nachdenken
gearbeitete Komoedie vorgeführt, aber sein Vertrauen sei schmählich
gelauscht Trotzdem wolle er an den einsichtsvollen, die ein ahnliches
Stuck von sittlicher Tendenz (Daetaleis) mit gröstem Beifall aufge-
nommen hatten, nicht zum Verrather werden. Er trete mit seinem
Werke, schlicht und einfach, ohne sinnliche Reizmittel, ohne pöbel-
hafte Spisze, noch einmal vor das Publicum; er vertraue auf den Ge-
halt desselben (644). Unter der Weisheit, die er an den Wolken
rühmt, versteht er weniger die künstlerische Vollendung als die sitt-
liche Idee, unter der Einsicht der Zuschauer, an die er Berufung ein-
legt, weniger das Verständnis poetischer Schönheit als gerechte Wür-
digung seines Bestrebens. Dies geht klar aus der Parabase der Wes-
pen hervor, die sich ebenfalls auf die ungerechte Beurteilung der
ersten Wolken zurückbezieht (1015 ff.)- *lch musz euch tadeln,' sagt
Ar. zn den Athenern ^denn ihr habt mir viele Wolthaten mit Undank ver-
golten.' Nachdem er von seiner Thätigkeit als Komoediendichter über-
hanpt gesprochen und namentlich gezeigt hat, dasz ihn weder Gunst
Boch Furcht jemals habe bewegen können seinem moralischen Zwecke
etwas zu vergeben ( 1028 tW rag Movaag aldiv XQrjzcct ^it} TtQoctya-^
yovg anotpi^vri. 1036 xoiovtov iöav xiqag ov (pTfliv öeiöag nocxaScoQO'
doxrjaai)^ und dasz er auch noch heute für das Wol der Athener
kämpfe, fährt er fort : so habe ich apch im vorigen Jahr mit Sokrates
(usi^ avrov. Fritzsche quaest. Ar. S. 117) die Pestbeulen des Staats
angegriffen {rptlaloi und nvQerol)^ die vom Gift der Impietät und ge-
winnsüchtiger Processwut geschwollen waren. Aber wahrend ich so
rettend und sühnend für euch sorgte, habt ihr mich verkannt und ver-
74 C. Koek: Arislophtoes ond die GöKter des Volksgltabeni.
ralhen. Im Frieden (734 ff.) preist Ar. seine Verdienste vor denen
anderer Komoediendichter. Er hat, wie er bebanplet, die Komoedie,
welche sich früher mit yeräehtliohen Stoffen befasite, in Wort nnd
Inhalt zu einisr hohen Kunst gemacht nnd wie Herakles das Vaterland
Ton Verbrechern nnd Ungeheuern su säubern gesucht. Mit dem Frie-
den schlieszt für eine Zeit von 15 Jahren die Reihe der Stacke, in
denen Ar. ein Bewnatsein von seinem sittlichen Zweck aussprtcbl.
In den V6geln findet sich auch nicht die mindeste Andeutung darAber,
und auch in der Lysislrate und in den Thesmophoriaxusen wenigstens
kein bestimmter Ausspruch. Sollte dies ein bedentsames Zeichen
sein? Wir enthalten uns vor der Hand dies bestimmt sn bejahen.
£rst in den Fröschen steht der Dichter wieder auf der Höhe seiner
ernsten Tendenz, und es fehlt nicht an Andeutungen aber sein Bewust-
sein darüber , von denen einige schon früher erwfihnt sind.*' Der Chor
selbst sagt V. 686 von sich: *es ist billig dasz der heilige Chor dem
Staate nützliche Rathschlige gebe', und diese folgen dann in einer
Form, die zeigt dasz hier der Dichter seine eignen Gedanken ans>
spricht In den Ekklesiazusen hören wir einen letzten schwachen
Nachhall früherer Sprechweise, wenn der Dichter (1154) die weisen
auffordert ihm wegen der Weisheit des Stackes den Sieg zuzner«
kennen.
So wird denn zugegeben werden mflssen, dasz Ar. in den mei-
sten seiner Komoedien bewnst einen sittlichen Standpunkt einnimml.
Auch kann nach dem früher gesagten nicht mehr fraglich sein, welche
Sittlichkeit er vertritt. Es ist nicht die freie, welche allein im Ge-
wissen ihre Quelle und Richtschnur findet: sie kennt er nicht, ja er
verkennt geradezu ihre ersten Regungen in der Philosophie des So-
krates. Sein Ideal liegt in der Vergangenheit, es scheint ihm in dem
denken, handeln, glauben und dichten der Manner der Perserkriege
verwirklicht. Treues festhalten an der guten und schönen Sitte der
Vorfahren , Hingabe an das Interesse des Staats und Gehorsam gegen
die Gesetze, gläubige Demut gegen die Volksgötter, Heilighaltnng des
sehlichten, sittlichen Geistes der alten Kunst, das sind die CardinaU
lügenden, die er sich selbst bewahren, die er bei anderen, so weit sie
verloren gegangen sind, wieder ins Leben rufen will. Eine ernste
Natur hätte eine solche Aufgabe auf positivem Wege gelöst; Ar. ver-
sucht die Lösung negativ, indem er das nnsittliche mit schonungslosem
Spotte geiselt und wenigstens ideell, wenn er es real nicht vermag,
zu vernichten strebt. Die Form, in der dies Streben sich äuszert, mag
immerhin ungewöhnlich sein; psychologisch erklären liszt sie sich
sehr wol. Wer die Rolle des Narren im König Lear bedenkt, der fin-
det dasz die treueste Liehe sich unter Umständen in bitterem Hohn
äuszert. Auch gibt es keusche, edle Naturen, die aus einer Art sarU
fühlender Sehen ihr Inneres der Welt geflissentlich verschlieszen und
wol gar das Gegentheil ihres Wesens zur Schau tragen. Eine solche
Natur ist in mancher Hinsicht Ar., und wer trotz allem aus der Keck-
heit seiner Späsze auf Leichtfertigkeit seiner Gesinnung schliessen
C. Koek: AristoplMiies ond die Gölter des Volksgliabans. 75
will, dein mfissen wir, weil über dergteichen Dinge enletzt nur der
gesande Geschmaek eatsdieidet, seine Uebersengnng lassen, ohne ihn
am sie zu beneiden.
Doch freilich, Ar. ist nicht conseqnent. Ihm ist der feste Punkt
sieht gegeben , von dem aas der Philosoph die Welt aas ihren Angeln
hebt. Er thut wol daran seinen Sokrates im Hängekorbe Philosophie««
ren su lassen , damit nicht die Erde des denkens Flössigkeit an sieh
siehe: er selbst aber steht aof der Erde, und selbst die Schwungkraft
seiner Gesinnung erlahmt an der allgewaltigen Ansiehungskraft des
irdischen. Die Sophistik, die ihm die Mutter alles bösen ist, die nach
seiner Ueberzeugung das ganze athenische Leben zerseltt und rer*
giftet hat , eben diese verderbliche Sophistik schleicht unbemerkt in
sein argloses Gemflt und wendet, ohne dasz er es merkt, das Steuer
seiner Gedanken.
Um ein roreiliges Verdammungsarteil fiber den Dichter surQek-.
zuhalten, wird es nöthig sein auf den ungeheuren Umschwung der
Suszereo und inneren Verhaltnisse von ganz Griechenland und nament-
lich Athen während der Lebenszeit des Ar. mit einem Worte hinzu-
weisen.
Wenn es unser Staunen erregt, in welcher Fülle und Reichhaltig-
keit sich der griechische Geist in einer kurzen Spanne von Raum und
Zeit nach den yerschiedensten Richtungen hin entwickelt hat, so sind
in dem Rahmen seines TOjShrigen Dichterlebens finszere Begebenheiten
und innere Umwandlungen Ton einer Manigfalligkeit eingeschlossen,
wie sie selbst Griechenland nur in jener Periode so unmittelbar neben«
und nacheinander aufzuweisen hat.
Geboren^) in der Zeit des kräftigsten Aufschwunges des athe-
Bischen Yolksgeistes nach siegreicher Beendigung der Perserkriege,
sah er als Mann sein Vaterland auf dem Gipfel der Macht in den ver-
hängnisvollen Kampf um die Oberherschaft in Griechenland eintreten,
der nach den erschotterndsten Wechselfällen mit vorabergehender
Knechtschaft and dauernder Ohnmacht endete. Er sah mit dem Areo-
pag die letzte Schranke der Freiheit, aber auch den letzten Hort der
Ordnung und Sitte fallen und das entfesselte Volk in einen ruhelosen
Process innerer Umgestaltung eintreten, in dessen stArmischem Wech-
sel die Fundamente des Staates selbst erschüttert, die Gesundheit und
Kraft des Volksgeistes aufgerieben wurde. Vor seinen Augen war
die Kunst zu einer nie wieder erreichten Blftte gelangt : *sie hatte in
Stein, Ton, Rhythmus und Wort unvergängliche Meisterwerke ge-
schaffen, bis auch sie, in die Krisis des Volkslebens hineingezogen,
in Entartung verfiel. Endlich der Volksglaube, die heiteren und harm-
losen Gdtter Homers konnten in der Atmosphaere trüber Leidenschaft
kein« sichere Stätte haben, die naiven Eigentbümliohkeiten und Wider-
^) Als sein Geburtsjahr wird von den Gelehrten 444, 452 und 455
T. Chr. gesetzt. Wir folgen F. Ranke vita Ar. 8. 192, der sieb für
das leiste Datum entscheidet.
76 C. Kock : Arislophanes and die Götter des Volksglaubens. '
Sprüche ihres Wesees konnten vor dem argwöhnischen Auge spitz-
findiger Forschung keine Gnade finden. An die Stelle concreter Götter*
individaen wurde bald die abstracte Vernunft, bald das meinen ood
fühlen des einzelnen, bald die Idee des schönen und guten auf den
Thron gehoben.
Welchen Eindruck musleu alle gewaltigen Scenen dieses Dramas,
durch die viölen Tage eines langen Menschenlebens in bunter Folge
abgespielt, auf das Gemüt des Dichters machen? Wenn seine edle
Gesinnung in der Vergangenheit einen Halt suchte, wenn sein ent-
schiedener Wille das durch alle Poren eindringende Gift der neuen
Ideen auszuscheiden suchte, besasz er denn den untrüglichen Probier-
stein, nm das Gold von dem schlechten Metalle zu scheiden? Das
ganze reich begabte Griechenthum, dessen gefahrliche Blösze eben
seine Unmittelbarkeit war, hat im Kampfe mit der Subjeclivitat erlie-
gen müssen , und Ar. zeigt sich darin nur als echter Grieche , dasz er
dasselbe Schicksal, wenn auch in kleinem Maszstabe theilt. Er zeigt
grosze Festigkeit, wo sein klarer Blick hinreicht das wahre and
falsche zu sondern, wo das unverdorbene Gefühl des natürlichen Men-
schen über gutes und böses ein vernehmliches Urteil spricht; er
schwankt unschlüssig und strauchelt, wo das unvollständige Gesetz-
buch unreflectierter Sittlichkeit ihn im Stiche lüszt oder wo nur prin-
cipielles denken zu einem Resultate fübren kann. Denn Ar. ist sicher*
lieh kein Philosoph, wie man wol gemeint hat. Gesetzt seine heitere
und sinnliche Natur wSre nicht an sich ein Gegensatz gegen abstractes
denken und interesseloses forschen gewesen , so zeigt schon sein
Standpunkt, dasz von philosophischer Durchdringung der Welt und
der sie bewegenden MSchte bei ihm nicht die Rede sein kann. Die
unreflectierte Sittlichkeit der Marathonkampfer, sein Ideal, lag vor
der Philosophie, das philosophische denken muste sie entweder zum
Bewustsein erheben und so in höherer Weise begründen oder sie zer-
setzen. Auszerdem verrath die ganze Art seiner dichterischen Dar-
stellnng eine Flucht vor dem Abstractum. *
Wie bitter ist schon in den Wolken sein Spott gegen alles abs-
trahieren von der sinnlichen Erscheinung, wie materiell seine Auf-
fassung philosophischer Bestrebungen, wie viel Misverstandnis in der
Darstellung derselben. Freilich kommt dies zum Theil auf Rechnung
der komischen Kunst, die concreto Gestaltung fordert; doch ist damit
nlDht alles erklärt. Kein Gesetz seiner Kunst zwang ihn den Stand-
punkt des Sokrates mit dem der Sophisten zu verwechseln , und da
dies doch geschieht, Ar. aber von absichtlicher Bosheit frei ist, so
wird man wol annehmen müssen, dasz er zwei auf den ersten Anblick
ähnliche Erscheinungen für identisch hielt. Ein eingehen auf das Prio-
cip des Sokrates findet sich in dem ganzen Stucke nicht, nur einzelne
in die Augen fallende Consequenzen desselben , und gerade diese von
Misverständnissen getrübt, werden vorgeführt und auch nicht prin-
cipiell, sondern summoris'ch im Wege des Ba^alcllprocesses abgefer-
tigt. Und doch konnte sich die. komische Darstellung an das Princip
G. Kock: Aristöphanes uml die G&Uer des Volk5gI«ubeus. 77
sehr wol heranwagen, ja wir zweifeln nielit, dasz selbst ein gerin-
geres Talent als das des Ar. es in ergötzlieber Weise hätte verkörpern .
können. Zudem ist es offenbar die Absiebt des Dichters die Sache
aoch theoretisch zu erledigen , and er macht einen AnliCnf dazu in der
Einfnbrang der beiden Reden. Doch dieser Vörsncl^lnisglackt, er
bringt es nur zn e'inem freilich höchst poelischen Vergleich antiker
Sitllichkeit mit den Resnltaten sophistischer Bildung, ohne jemals die
Oberflacbe der Erscheinung zu verlassen.
Zu demselben Ergebnis führt die Betrachtung seiner andern Stücke.
Wenn es sich in denselben meist um praktische Interessen handelt,
wie Beendigung des Krieges, Brandmarkung der Demagogen, Verspot-
taog der Processucht nswt, so darf man doch wol behaupten, dasz
ilieselben in principiellerer Weise hatten erledigt werden können.
Schon dasz das erstgenannte Thema den Stoff zu drei Komoedien ab-
geben konnte, deren «keine eine Wiederholung der andern, obwol jede
vortrefflich ist , beweist dasz in keinem Stücke die Sache erledigt ist.
Man darf hinzusetzen , dasz sie in allen dreien nicht erschöpft wird.
Der Anlage der Ritter fehlt alle Consequenz, ja nur durch ein geniales
hinwegsetzen über den offenbarsten Widerspruch in der Rolle des
Agorakritos kommt der Dichter zu dem beabsichtigten Ziele. Diese
Kühnheit ist von echt komischer Wirkung; ob sie für den Zweok des
Dichters förderlich ist, kann bezweifelt werden; ein philosophischer
Kopf wäre jedenfalls vor ihr zurückgeschreckt. In den Wespen ge-
steht der Dichter seine Unfähigkeit die Ansicht der Gegner wirklich
za widerlegen offen ein (V. 650), und auch hier laszt der Scblnsz
eine wirklich berriadigende Lösnng Vermissen. Aehnliches liesze sich
von allen andern Komoedien nachweisen, vielleicht mit alleiniger Aus-
nahme der Frösche. Hier ist der Dichter auf seinem eignen Grund und
Boden, er dichtet selbst mit Bewustsein, und auch die Aufgabe der
Dicfatknnst hat er sich bis zu einem gewissen Grade zum Bewustsein
gebracht. Er Stellt ein Princip auf, freilich auch dies wieder von
praktischer Tendenz : XQfiOja iiiaönfiv.
Han thut daher Ar. schwerlich Unrecht, wenn man bei ihm philo-
sophische Anlage in Abrede stellt. Ist er aber kein Philosoph, so
worzelt er im concreten Leben, und es ist kein Grund vorhanden sich
ihn von den realen Bedingungen desselben völlig unabhängig vorzV'-
stellen. Freilich man denkt sich unsern Dichter wol mit genialer Su-
periorität über allen irdischen Verhältnissen hinschwebend, und gesteht
ihn das Recht %a über die Schranke des gewöhnlichen Gesetzes hin-
wegzDSchreiten und mit den werthlosen Stoffen der Wirklichkeit ein
heileres Spiel zu treiben. Damit wäre denn die Willkür zum Gesetz
erhoben, und von einer Inconsequenz könnte nicht ferner die Rede
fein.. Wir wollen nicht wiederholen, dasz Ar. gegen eine solche ihm
zugemutete Souveränität selbst protestiert, indem er der Poesie und
im besonderen seiner Dichtung bestimmte reale Zwecke stellt. Auch
wollen wir es gelrost dahin gestellt lassen, ob die Genialität in sich
allein die Kraft hat von der Anziehungskraft des irdischen zu eman-
78 C. Kock: Arislophasef ond die Göller des VolksglaslMiifl.
cipiaren oder gar ohse Zohilfenahaie phtiosophiwlier SpeevUlioB ftber
den Volksglanbea eine sonverftne Stellang einznoehnaa. Ar. jeden-
falls war von solcher Genialität weit entfernt. Ihai war die Beachaf-
lignag mit Stakt, Sitte, Religion kein massiges Gedankenspiei; Liebe,
Hess und alle Regungen eines echten Menschenbersens leiteten seine
Entschlösse und Pläne. Wem das eines Beweises bedarf, der ver-
gegenwärtige sich den Wechsel der Stimmnng, der sich in seinen
Stacken so dentlich ausdrOckt, je nachdem die Lage Athens Zuversicht
oder Besorgnis erweckte. Welche Freudigkeit und Frische atbnen
seine Komoedien , so lange die Macht seines Vaterlandes ungebrochen
den Feinden Stand hält und auch die inneren Zustände im ganzen ge-
sund sind! Welchen phantastischen Uebermnt erweckt in ihm das
Unternehmen gegen Sicilien, nnd wie gebrochen zeigt er sich nach
dem fehlschlagen desselben! Welcher Mismut, welche Verzweiflung
spricht sich unter erzwungener Ausgelassenheil in seinen späteren
Stacken aus, die unter dem Eindruck des allgemeinen Verfalls ge-
schrieben sind! Parwahr, wer so rer zweifeln kann wio Ar. in den
Fröschen und namentlich in den Ekklesiasusen, an dem hat sieh die
Genialität als weltaberwindende Macht schlecht bewährt.
So wird es denn begreiflich sein, dasz eine unmittelbare Natur wie
die des Ar. in einer Zeit der allgemeinen Umwandlung den Zeitrer-
hältnissen ihren Tribut zahlen muste. Diese Inconsequeazen fehlen
selbst in praktisphen Fragen nicht ganz , wie es denn bedeutsam ist
dasz er, der in den Acharnern und in dem Frieden als eifriger Frie-
densfreund auftritt, in den Vögeln sich Vom augenblicklichen Schwin-
del phantastischer Ruhmsucht und Kriegslast ergriffen zeigt und diesen
Irlhum später in der Lysistrate bereut, dasz er, der Vertheidiger der %
alten Sittlichkeit, stellenweis Impietät als etwas harmloses (Vögel
75&ff.)9 Ehebruch als ein ergötzliches Vergnägen (ebd. 793 ff.) dar-
stellt und in den Rittern die Knabenliebe mehr als tolerant behandell
(namentlich V. 1385). Doch sind diese Schwankungen auf realem Bo-
den theils vereinzelt, theils weniger erheblich und im allgemeinen
schwerlich bedeutender, als sie auch bei minder lebhaften Naturen. in
weniger bewegten Zeiten vorkommen mögen. Im Gegentheil , es musx
wiederholt werden, dasz den Verhältnissen der Wirklichkeit gegen-
aber in den meisten Komoedien eine grosse Stetigkeit zu Tage tritt,
wenn dieselbe auch mehr in dem Grunde gleichen Gefahls als klar er-
kannter Ideen wurzelt.
Anders ist das Verhältnis des Dichters der abersinnlichen Well
gegenaber. Zwar das Reich des schönen ist seine Heimat, auf dem
Gebiete der Kunst bewegt er sich sicher und findet ohne straucheln
stets den rechten Weg. Aber wie soll der leichte , fröhliche Dichter-
geist, der geneigt ist alle Dinge far das zu nehmen, was sie dem Auge
zu sein scheinen, der sich in der Welt des greifbaren so wol und zufrie-
den fahlt, das ernste Räthsel lösen, das ihm der Unbestand aller objecti-
ven Zustände vorhält? Mit heiterer Unbefangenheit in einer ernsten
Zeit, mit liebender Zuneigung zu dem irdischen, dessen Nichtigkeil ihn
C. Koek: Aristophaoes lud die Göilar des Volksglaaheus. 79
leoseod SlimaieB verkanden, pkilosophiscben Beslrebuogen gegeoflber«
geslelU, die er sieht begreifl «od nicht begreifen will nad die ihn
doch in seiner harmlosen Ruhe stören, wird er ein Spielball nairea
Glaabans ead spmagbafter Reflexion am so sicherer , als ihn abwech-
Mlad der Drang seiner nrsprQnglichen Natar and die Macht der Zett-
Terhältoiase öberwiUigt. Er betritt die Bahn der Dichtung mit nnbe-
fangeaer Hingabe an die Volksreligiou ; gleich sein erstes Stück, die
Daetaleis , deutet in seiner Tendens auf treues festhalten an der alten
Sittlichkeit und den alten Göttern. Denselben Geist athmen ieine fol-
genden Komoedien, und die Wolken beweisen, dasx er fest entschlos-
sen ist sich in seiner frommen Gesinnung durch sophistische Irrlehren
nicht berücken su lassen. Aber gerade der Umstand, dasi er gezwun-
gen ist bei der Bekimpfung seiner Gegner aber die Berechtigung sei-
nes Standpanktes au reflectieren, muste die Unbefangenheit seines Glau-
bens ?ernichten und ihn entweder zu tieferer Begrandung oder zum
Zweifel führen. Eine Rechtfertigung durch das denken liesz die grie-
chische Volksreligion nioht wol zu, und Ar. verfiel dem Zweifel. Viel-
leicht Irog die Niederlage, die er bei AuffOhrung der Wolken erlitt,
dazu bei ihn in seinem Bewustsein zu erschfittern , wie es denn auch
auffollend ist, dasz er trotz wiederholter Versicherungen, gerade diese
KoaM>edie sei sein weisestes und bestes Werk, und wie es seheint
Ifota wiederholter Ansitze nicht dazu gekommen ist die zweite Be-
ari»eitang desselben zu beendigen. Doch ein entschiedener Charakter
wie Ar. bleibt nicht lange auf der Scheidelinie von Glauben und Un-
glauben stehen; ist einmal der Zweifel in ihm erwacht, so thnt er
auch den entschlossenen Schritt völligen Abfalls. Dieser liegt im
Frieden (431 v. Chr.) klar ausgesprochen, und die^Hartaickigkeit des
Dichters mag Schuld seia , dasz er nach sieben vollen Jahren noch in
den Vögeln (414 v. Chr.) ein heftiges Kriegsmanifest gegen die Götter
des Yolksglnubens schleudert. .
Indes er hat seinen Unglauben eben so wenig vor sich gerecht-
fertigt wie fraher seinen Glauben; er ist naiv und liegt mehr in einer
Umwandlnag der Gesinnung, als dasz er das Resultat eines Liuterungs-
processes seines denkens wire. Er hat es nicht einmal dazu gebracht die
Götter wirklich aber Bord zu werfen; so sehr er sie schmiht und mis-
handelt^ er kann sie nicht los werden, und er behandelt sie um so scho-
nungsloser, als er sich trotz seines Abfalls innerlich an nie gebunden
lihlt. £in principieller Atheist hätte den Volksglaultett ignoriert und
verachtet; Ar., der sich im Drange des Affects auf die Bank der un-
gläubigen gesetzt hat, wird nicht möde sie, die ihm trotz aller Eni-
fremdang ihre Realität behalten, mit immer neuem Spott und Hohn zu
aberschatten.
Ein solcher Standpunkt war in sich haltlos und hohl, und es be-
darlto nur eines äusseren Anstoszes, um ihm die Haltlosigkeit dessel-
ben zum Bewustsein zu bringen. Dieser Anstosz war das fiber sein
Vaterland hereinbrechende Verderben. So lange der heitere Strom
des athenischen Volkslebens ungehemmt in seinem Bette dahintrieb»
80 C. Kock: AristophaBes und die GöUer des Volksglaabeos.
halle sich Ar. anbesorgl der allgemeioen Slrdmang aberlaaaeo kön-
nen ; als aber plölslich die unaufhaltsame Flut an den Klippen des Ver-
derbens, aufschäumte und anrackprallle, schrak auoh er eniselal Earflek
und suchte einen festen Halt. Denn dasz nicht nur das Volk, sondern
auch er diesen verloren hatte , mnste ihm jetst mit ^inem Male klar
werden. Das Volk hatte die festen Banden der alten Ordnung durchs
brochen und dadurch die Elemente des Staatslebens der Auflösung
nahe gebracht; es hatte den sichern Boden materieller EntwickkiDg
überschritten und mit dem sicilischen Feldsuge nach einem Phantasie-
bilde gegriffen. Die Niederlage bei Syrakus erschOtterte mit einem
Schlage das stolze Gebiude athenischer Macht; der von allen Seiten
heranrückende Schalten des drohenden Untergangs erschreckte auch
das blödeste Auge. Es folgte ein allgemeiner Umschlag der Stimmung
von Ausgelassenheit zur Besonnenheil; er konnte auch bei Ar. nicht
ausbleiben. Hatte er sich ohne klares Bewustsein Yom treiben des
Volksgeistes mit fortreiszen lassen, so muste er sich jetzt besinnen
und zu sich selbst zurückkehren. Er that es , und wie er in der Ly-
sistrate wieder das alte Thema der Friedensliebe aufnimmt, das er in
den Vögeln ganz vergessen zu haben schien, so kehrt er auch demütig
zu den alten Göttern zurück, die er im Frieden und in den Vögeln so ge-
schmäht hatte. Er hat das walten der Götter in den Schicksalen Athens
gesehen, ihr Zorn hat das Unglück über das Vaterland heraufbeschwor
ren ; dies bringt ihn auf den Gedanken das dasein der Götter auch ande-
ren ans dem Vorhandensein einer strafenden Gerechtigkeit zu beweisen.
Aber verlorene Unschuld Ifiszt sich nicht wiedergewinnen. Ar.
ist wieder gottes fürchtig geworden, doch ohne die Freudigkeit seiner
Jugend ; er hat sich bekehrt, doch nur unter der gewaltsamen Einwir-
kung der Verzweiflung. Ist auch die Erschütterung , die seine Sinnes-
änderung bewirkt hat, stark genug gewesen um für längere Zeit nach-
haltig zu wirken, so war sie trotz allem nicht durchgreifend genug
um ihn völlig zu lautern. Zu völliger Einheit in seiner Ansicht von
den Göttern kommt Ar. nicht mehr , und wenn er eine Zeit lang den
Idealen seiner Jugend treu erscheint , so folgt noch zum Scblusz sei-
nes Lebens ein Rückfall zu der Periode des Unglaubens. *)
Hiemit soll in aller Kürze der religiöse Standpunkt unseres Dich-
ters geschildert sein; wir gedenken die Widersprüche und Schwan-
kungen desselben in der Folge bestimmter nachzuweisen. Aber wie,
fragt man , so ist Ar. denn ein schwankendes Rohr , das von jedem
Lufthauch hin- und herbewegt wird ? Nein, er ist ein gewaltiger Geist,
ein starker Wille, der aber in schwankendem Boden keine festen Wur-
zeln schlagen kann.
*) Wem eine solche innere Umwandlung des Dichters eine moderne
Anschauung scheint, den verweisen wir darauf, dasz schon Bernhardy
(griech. Litt. II S. 878) eine ähnliche Ansicht von Eoripldes aufstellt
und dasz ihm Nägelabach (nachhom. Theo!. S. 466) ausdrücklich bei-
stimmt. Euripldes soll nemllch in den Bakchen eine ausführliche Pali-
nodie seiner früheren skeptischen Ansichten vortragen.
C. Koek: Arislopluinet and die Gditor de» Volksglmbeos. 81
Wem Herodol (II 63) neint, Hom«r and ÜMiod hallea die grid'-
chUclie Göiterlehre geschaffen, so liegt hierin die Wahrheit, daax die
griediiichen Götter rein poetische Gebilde sind. Nieht der Verstand
hatte den Inhalt der Natnr nad des Mensdienlehens zu jenen idealen
Gesrallen verkörpert , sondern die begeisterte Phantasie. Wie Pallas
waran si« ana der mannliehen, schöpferisohen Seite des Menschen-
geistes herrorgestiegen, ohne objective Hingabe an das an begreifende,
ohne entsprechende Mitbelheilignng rein receptiver Thätigkeit. Aasser-
den prägten sich die Vielseitigkeit, die theilweisen Gegensitce grie-
chischer Volksthömlicbkeit in einer fast nnend liehen ManigfaUigkeit,
selbst in Widersprüchen der Mythen aus. Die letzleren steigerten und
mehrten sich, insofern die Götter einerseits Repraesentanten von Natur-
kraften nnd Natnrprocessen , auderseits die Trfiger sittlicher Eigen-
schaften waren. Zens als Vertreter des geordneten Weltsostandes
halte den Kronos, den Gott der gfihrenden nnd sich entwickelnden
Welt, TOffl Throne gestoszen: insofern der erstere Zustand das Resul-
tat des letzteren war, wurde er in menschlicher Anffassung zum Sohne
jenea. Aber zugleich war Zeus als Ordner und Regierer der Welt
der höchste Hort der Ordnung nnd Sittlichkeit, es wurde ihm die
Dike sor Seile gegeben. In beiden Auffassungen, die gesondert und
ohne Beziehung auf einander entsteoden waren, lag ein unlösbarer
Widerspruch: der gerechte Gott hatte zugleich das Beispiel gröster
Inpietit gegeben. Aehnliche Widerspräche waren in dem Wesen an-
derer Götter nnd in ihrem Verhiltnis zu einander vereinigt. Sie wur-
den von dem unbefangenen Geiste kindlicher Zeiten ruhig ertragen;
der erwachenden ReQexion , dem Resultate kfihlerer Weltbetrachtung,
konnien sie nicht entgehen. Der Sophistik wurde die Mythologie ein
beliebter Tummelplatz: hier konnte die Spitzfindigkeit die grösten
Triumphe feiern.
Wenn Ar. an dem poetischen Zauber , mit dem die Götter so
reich ansgestettet waren, seine gröste Befriedigung finden muste, so
war er doch zu sehr Kind seiner Zeit, um in seiner Unbefangenheit
sein ganzes Leben auszuharren. Gesetzt, in ihm selbst w&re die Re-
flexion dem GefAl so völlig untergeordnet gewesen, um ihn in seinem
poetischen Traume nie zu stören , so konnten doch die Stimmen des
Zweifela nnd des Unglaubens, die ihn umtönten, nicht wirkungslos
verhallen. Keine Willenskraft, keiae Charakterfestigkeit konnte die'
wachi^erofene Reflexion niederhalten, nnd im Kampfe zwischen wider-
strebenden nnd unvereinbaren Seelenkriften konnte er zu einer folge-
richtigen Entwicklang nicht gelangen.
Doch genug der Behauptungen nnd Erklirnngen; treten wir end-
lich an die Thatsache selbst heran. Weisen wir die verschiedenen
Stendpunkle des Dichters in seinen Stücken nach. Aber wie ist es
flberhnupt möglich dem Leichtsinn der Komoedie einen Beweis zu ent-
nehmen? Wenn wirklich dem Scherze Ernst beigemischt ist, gibt es
denn eine Methode beide Bestandtbeile von einander zu scheiden?
Wir wollen die Frage getrost bejahen, freilich aber auch zngeben
ithrh. r. clMt. Philo). Sappl. Bd. III HR 1. 6
S2 C. KocIl: Aristophanes tnd die Gdtler des YolksglMbeotf.
dass die Methode nicht in allen Pnnkten antrOglieh ist nnd iaaier ein
Residoom anlösbarer Stoffe EnrackUsst.
Den sichersten Anhalt hietet snnichst die Tendens eines Stttekes;
sie ist der Ariadneliden ^ der mit Sicherheit durch das Labyrinth ko-
mischer Irrgänge hindurchfahrt. Sie selbst nnd alles was aus ihr mit
Noihwendigkeit folgt darf nnbedenklich fflr die wahre, ernste Ansicht
des Dichters genommen werden. Von der Tendenz haben wir die
sinnliche Einkleidung derselben, die Fabel des Stocks au nnlerachei-
den. Darf sie an sich mit jener nicht in Widersprach stehen, so braacht
sie doch nicht in allen Momenten streng in ihr aufsogehen. Das Stack,
welches eine nackte Verkörperung der Tendenz wire,'wOrde schwer-
lich eine gute Komoedie sein. Bei der concreten äestaltnng der, Ko-
moedie mosz also möglichst darauf Rfloksieht genommen werden, was
mit der Tendenz in directem Zusammenhange steht und was nur poe-
tisches Beiwerk ist: eine schwierige Aufgabe, deren sichere Lösung
bis in alle Einzelheiten vielleicht unmöglich ist. Die Entwicklung des
Dramas geschieht romehmlich durch das mit- und gegeneinander-
wirken verschiedener Persönlichkeiten. Diese Persönlichkeiten mnss
der Dichter individualisieren nnd in ihrer Besonderheit charakterisie-
ren. Hier namentlich fragt es sich: welche ZQge hat der Dichter iB
de^ Nebenabsicht der Charakterisierung beigegeben, welche sollen
lieferen Sinn ausdrflcken? Freilich, so weit sie mit der Tendenz im
Einklang oder Widerspruch stehen, ist die Sache leicht aufgeklart;
aber wo finden wir ein Kriterium far solche, die sich indifferent gegen
sie verhalten?
Aber noch sind unsere Hilfsmittel nicht erschöpft. Der Bau der
alten Komoedie ist ein sehr lockerer: wie die Fabel selbst eine ge-
wisse Selbstfindigkeit der. Tendenz gegenaber behaupten kann, so tre-
ten auch einzelne Theile ganz unabhängig von der Handlung aaf. Dies
sind die gewöhnlichen Chorlieder, die in der Komoedie meist selbstän-
diger Natur sind , und vor allem die Parabase. So weit sie sich nicht
in der Rolle des Chors halten, können sie nur die Gedanken At^ Dich-
ters aussprechen.*)
So glauben wir denn eine ziemlich sichere Basis lur unsere eigent-
liche Untersuchung gefunden zu haben, m %HqBg ifial^ iyistQiiv 2^
l^m xalen^. ngoSaivs vvv m &vfiiy yQOi^^fiii d' crvnjjT. Fum^crg;
avK st xtncncimv EufmUtiv; Wir entschlieszen uns das frflher aber
die Schwankungen in der religiösen Ansicht des Ar. gesagte dahin aa
praecisieren, dasz in den Achamem, Rittern, Wolken und Wespen der
naiv gllubige Standpunkt des Dichters ansgedrQckt ist, im Frieden
und in den Vögeln sein Abfall von demselben zur Erscheinung kommt,
die Lysistcate das Stadium der Samiplung, die Thesmophoriaznaen
*) Wir werden den Leser im folgenden bei Anführung einzelner
Stellen nicht mit Angabe der Kriterien zur Verzweiflnng bringen , die
wir zur Ermittelang ihres Qebalts angewandt haben. Doch dürfen wir
versichern, dasz wir dabei den hier ausgesprochenen Grundsätzen ge-
folgt sind.
G. Kook: 4tristophaneg sod die Götter des Volkaglaabeos. 83
ttod allenfalls die Frösche nnd Ekklesiazosen die Reaetion ond der
zweite Plntos einen abermaligen Rflckfall bezeiehnet: off»' oSg dUoiiut,
%o>i%iti cxiommv Ifyto. Natfirlich soll dies nicht den Sinn haben,
als gediohten wir den reichen Gebalt eines Dichterlebens in pedan-
tischer Weise zn schematisieren and seine Werke wie Aktenbandal
ein fdr allemal in bestimmte Fächer zo bringen. Das ganze organische
Lebeo zeigt iadividnelle Freiheit in dem allgemeinen Gesetz, und am
wenigsten die Regungen eines Menschengeistes lassen sich auf das
Streckbett eines todten Sehemas spannen. Gelingt es nns die aufge-
stellte Eitttheilang im allgemeinen an den Werktfn nnseres Dichters
durchzufahren, so geben wir Einzelheiten gern preis und glauben
unserer Pflicht genflgt zu haben, (atipea^' '^fitv noXv to (o^tovJ)
Es scheint rathsam die getroffene Eintheilung der Stflcke zu-
nichsi aus dem allgemeinen Charakter derselben zu rechtfertigen;
hoffentlich wird sich schon hiebei ergeben dasz sie nicht ganz will-
ktrllch ist.
Die vier erstgenannten Komoe<fien, Acbamer, Ritter, Wolken
nnd Wespen stehen in vieler Beziehung auf ganz gleichem Boden. Sie
haben alle eine ernste Tendenz und enthalten eine Kritik der Hanpt-
seiten des damaligen politischen und sittlichen Lebens. Die beiden er-
steren sind überwiegend politischen , die beiden letzteren mehr ethi-
seken Inhalts. Die Acbarner beleuchten die auswärtige Politik , die
Ritter romehmlich die inneren politischen Zustände, die Wolken kri-
tisieren die moralische Entartung der Bürger als eine Folge der So-
phistik, und die Wespen greifen speciell eine Krankheit des attischen
Volksgeistes , die Processncht an. Alle vier zusammen enthalten ge-
wissermaszen ein vollständiges Glaubensbekenntnis des Dichters in
der Politik, Sitte und, wie sich später zeigen wird, auch in der Re-
ligion. Wie die Radien .desselben Kreises weisen sie alle auf einen
Mittelpnnkt hin : die Begeisterung des Dichters für das altgriechische
Ideal. Sie athmen sorglose Heiterkeit und Kraftfalle und haben dabei
noch eine gewisse Selhstbeherschung und Häszigung. In beiden Bei
Ziehungen bilden sie einen Gegensalz gegen die Werke der folgenden
Perioden, deren nächste maszioser Ueberraut und ausschweifende ZQ-
gellosigkeit kennzeichnet, während die darauf folgende von einer ge-
wissen Beklommenheit zu Mismut, selbst zu offenbarer Verzweiflung
fibergeht. Auch ist schon im vorhergehenden nachgewiesen, dasz sich
namentlich in den vier ersten Komoedien ein Bewustsein des Dichters
von seiner ernsten Aufgabe ausspricht, das in den folgenden Stacken
nur noch zweimal, im Frieden und in den Fröschen hervortritt. Wenn
man zugesteht, dasz alle genannten Eigenthümlichkeiten mit unge-
brochener Glanbenskraft wol vereinbar sind, so sind wir vorläufig
befriedigt und enthalten uns weitere Folgerungen zu ziehen.
Die beiden Stücke^ welche wir der folgenden Periode zuweisen,
der Friede und die Vögel , haben auf den ersten Blick wenig gemein-
sames. Die Tendenz des Friedens schlieszt sich sogar scheinbar den
froheren Stücken aufs engste an , ja sie ist unleugbar dieselbe wie in
6»
84 C. Kock: Arislophaoes ond die GöUer des VollisgUttbaiis.
4eB AeharnerD. Und doch bei Gleichlieit in der «bstracten Teadaiis
weiche VerBchiedenheit ia den Motiven ! Diese sind in den Aehaniera
eiUlicb. Während das Volk durch die glaekliche Wendung des Kam-
pfes bei Fyios der Erreichung seines sehnlichen Wunsches, der De-
mAlignag Spartas, nahe gekommen zu sein glaubt, lisxt sich Ar. dnrcli
diesen augenblicklichen Glücksfall nicht über die verderblichen Fol>
gen des Kriegs verblenden: er will den Frieden, weil er ihn fftr den
einzigen Zustand hält, in dem sich die gelockerten Verh<nisse des
Staats wieder codsolidieren können. Denn schon herscht in der inne-
ren Verwaltung völKge Unordnung. Die Volksversammlung, die mit der
Morgenröibe beginnen soll , wird erst gegen Mittag eröffnet (19 IT.) ;
bis dahin steht das Volk schwatzend auf dem Markte umher, und selbst
die Prytanen lassen sich nicht blicken. Der alte, redliche Dikaeopolis
sitzt seit dem Morgen allein auf der Pnyz und hat volle Musze aber
den augenscheinlichen Verfall aller Ordnung seine Betrachtungen an-
zustellen. Endlich erscheinen die Prytanen und nun stflrzt alles in
Hast auf die ersten Pütze zu. Die Versammlung beginnt ohne Feier-
lichkeit, die einzige wichtige Frage wegen des Friedens wird unge-
stüm beseitigt und sogleich die Gesandten vom König der Perser and
von Sitalkes mit ihren unverschämten Aufschneidereien angehört. Kurz
der ganze Staat ist in endlose Verwirrung gerathen (541 ff.). Wah-
rend Grauköpfe in Reih und Glied stehen und die Strapazen des ge-
meinen Kriegsdienstes ertragen, führen das Commando ehrgeizige
Jünglinge, denen auch allein die Gesandtschaften und alle anderen ein-
träglichen. Aemter zufallen (599 ff.). Die alten Helden, die bei Mara-
thon ihr Blut verspritzt, werden in ihrem hilflosen Alter von nichts-
würdigen Buben vor Gericht geschleppt, und weil ihre stammelnde
Zunge nicht mit der Mundfertigkeit ihres Anklfigers gleichen Schritt
halten kann, ins bitterste Elend gestoszen (67^ ff.). Diese und ähnliche
Motive bewegen Dikaeopolis einen Separatfrieden zu scblieszen. Ist
Trygaeos im gleichen Fall? Er wird als halb verrückt geschildert
(64 tt. 64 ff.) und damit Von vorn herein nicht nur die sittliche, son-
dern auch die vernünftige Begründung seiner Friedensliebe aufgege-
ben. Mehr noch, hierin liegt ein Zug von Frivolit&t, eine Selbstironi-
sierung des ernsten Zweckes. Was sodann den Trygaeos zu seinem Wag-
nis treibt, ist allein das Streben nach materieller Wolfahrt; ein ideelles
Motiv ist ihm ganz fremd. Ar. klagt, oft im halben Spotte, über die
Zerstörung und Verwüstung, die der Krieg über Hellas gebracht habe,
und schwelgt dann im maszlosen Genüsse der lang entbehrten Güter
des Friedens. Die Tendenz des Stückes ist ohne Ernst erfaszt, ohne
Kraft durchgeführt und wird von den üppigen Erzeugnissen frivoler
Laune fast verdeckt.
Selbst also wenn sich im Frieden nicht directe Schmähung und
Verspottung der Götter finde, würde sein Inhalt die Annahme einer
Sinnesündernng des Dichters wol zulassen. Aber noch mehr recht-
fertigt diese die Tendenz der Vögel. Es ist an einem andern Orte
nachgewiesen, dasz Ar. hier selbst von dem Kriegsfeuer entflammt
C. Kock : Aristophanes und die GöUer des Volksglflubeofl. 85
enchetst, das er fraher sa löschen versncfal, dass er in flbermatiger
Laane, von dem FrcTei der Hermokopiden angeregt, geradeza den
Olynp xn stQmen ontemimmt. Der Bruch mit den Anschaonngen sei-
ner Vergangenheit liegt hier so klar za Tage, dasz nar 'za verwun-
dern ist, wie er- je hat fibersehen werden können.
Aber zu dieser Verschiedenheit des Inhalts beider Stücke tritt
als iieoes Moment eine charakteristische Divergenz der Form. Wäh-
rend die vier ersten StQcke trotz vieler kecker nnd fiberraschender
Ideen noch eine gewisse Beschränkung in Sprache nnd Anlage ver-
rathen, zeigen der Friede nnd die Vögel eine Kflhnheit nnd Grosz- '
artigkeit des Ansdrncks und des Entwurfs , die selbst bei Ar. über-
raschend ist. Der Geist des Dichters hat alle Bande gesprengt, um
nach allen Seilen ins schrankenlose hinauszustreben. Nicht zufrieden
mit den Horizonte der heimischen Verbältnisse erhebt er sieb über
das Vaterland und die Erde selbst und steigt entweder auf dem xcrv-
9a(fog in den Himmel empor, um den Frieden herabzuholen, oder er
gründet der Schwefkraft zum Trotze zwischen Himmel und Erde ein
nenee Reich, das Menschen und Götter unter seine Botmfiszigkeit zwingt.
Ohne Zweifel bat das Genie des Ar. in dieser Periode seine höchste
Entfaltang erreicht, aber uro sie zu erreichen hat er wie der Volks-
geist seine natürliche Basis aufgegeben : ein zusammenbrechen ist un-
vermeidlich.
Hit der Lysistrate tritt die Umkehr ein. Ueber dem Gedichte lagert
eine Schwüle und Beklommenheit , die uns bei Ar. früher nie begeg-
net. Zwar er besitzt Blasticitit genug, um sich über eine solche Stirn-
nang su erheben; er greift nach dem ersten Trugbilde, das ihm seine
Phantasie vorführt. Je trüber ihm zu Mute ist, desto heiterer will er
sein; je zweifelhafter die Rettung des Vaterlandes ist, desto gewisser
soll sie scheinen. Er hat ja ein Heilmittel gefunden , das den vernich-
tenden Krieg beendet, — aber was für ein Heilmittel! Nicht genug
dass er selbst nicht daran glaubt, er kann auch bei andern keine Illu-
sion hervorrufen. Er taszt die Manner selbst klagen , dasz sich 'in
Attikn nicht ein einziger Mann mehr vorfinde (524), nnd gerade dieser
Umstand so wie die grosze Plan- und Kopflosigkeit in der Verwaltung
des Staats (&07 ff.) treibt die Weiber zu dem Entschlüsse ihrerseits
die Rettung des Vaterlandes zu versuchen. Es scheint dem Dichter
gemdeza das charakteristische des atiischen Volksstammes alles za
spat %n thun (56), nnd in dem treiben des Volkes sieht er blosze
Narrenspossen (170). Ja nüchtern sind seiner Ansicht nach die Athe-
ner Oberhaupt nicht bei Sinnen, nnd der Staat könnte nur gewinnen,
weoB sie im Rausche über ihn Beschlüsse faszten (1227). Dabei ist ^
die Verachtung der Sitte so hoch gestiegen, dasz Ehebruch keine
Seiumde bringt, ja dasz manchem Ehemann ein Hausfreund etwas
wflnsehenswerthes scheinen kann (404 ff.). Kommen zu diesen Klagen
noch einzelne Ausdrücke offenbarer Rene über die Vergangenheit
(s. B. Abb. *die Vögel des Ar.' S. 15 = 385), die mit der Ausgelassen^
heiC and dem Selbstvertranen der früheren Komöedien sehr contrastie-
i
d6 C« Kock : Arislophanes ood die Götter des Voiksglaobens.
reo, 80 wird es sniissig sein auf eine abemalige Sinnesioderong de«
Dichters zu schlieszen. Dasz diese eine Umkehr za der Vergangen-
heit ist, seigt schon die Wiederanfnahme der Friedenstendenz. Nen-
nen wir es auch schon hier auffallend, das^ die Götter in der Ly^sistrate
zum Theil wieder in ihre Rechte eingesetzt sind.'
Denselben Standpunkt verratheu im allgemeinen auch die folgen-
den Komoedieu. Während Ar. in der zweitea Periode vom allgemei-
nen Strome fortgerissen mit dem Geiste der Zeit in Einklang steht,
finden wir ihn hier wieder meist dem Leitstern seiner Jugend folgend.
Aber seine Stimmung ist ernst und sie verdttstert sich immer mehr, je
mehr der politische Horizont sich verfinstert. In dieser zunehmenden
Schwermut liegt bei sonst unverkennbarer Aehnlichkeit ein deutlicher
Gegensatz gegen die erste Periode. Ist er dort heiter, natürlieh, wage-
lustig ^ so zeigt er sich hier gezwungen, bitter, verzweifelnd. Das
Lachen wird zur Grimasse, die derbe NatQrlichkeit zur wQsten Zote.
Fast scheint es ein Mangel an Selbstachtung, wenn der Dichter bei je-
der Gelegenheit in den tiefsten Koth tritt.
Die Thesmophoriazusen sind ein blosser Schwank. Die Zeitver-
hiltnisse zwangen den Dichlor, wie er selbst andeutet (V. 963), daa
politische Feld zu vermeiden. Zwar fehlt es nicht an Merkmalen, die
eine Analogie mit dar Weise der ersten Periode zeigen; doch sind
diese im ganzen unbedeutend und das SlQck hier nur deshalb wich-
tig, weil es eine offene Wiederanerkennung der Götter enlhilt.
Die Frösphe sind eine Kritik der entarteten euripideischen Poesie
vom Standpunkte der aeschyleischen Kunst. Hier steht Ar. in seinem
Urteil aber Staat, Sitte und Kunst völlig in Ueberelnstimmnng mit deo
Anschauungen seiner Jugend , und es ist, wie sich spiter zeigen wird,
far unsern Zweck wesentlich dieselbe hier fiber allen Zweifd fest*
zustellen.
Die Hinneigung zum alten Griechenthum gibt sich in seiner Be«
geisterung für Aesohylos, seine Abneigung gegen die moderne Geistes-
richtung in seinem Hasse gegen Euripides kund. Aeschylos scheini
seinem dichterischen Ideal ziemlich nahe zukommen: er heiszt ^ax2e£og
flfvag (1259), er hat die schönsten Lieder gedichtet (1255), und wena
auch sein Hang zu dunkeln und hochtrabenden Ausdrficken gelind iro-
nisiert wird, so erkennt Ar. doch an, dasz- hohe Gedanken angemes-
sene Erhabenheit der Worte verlangen (1055). Nach Ar. Ansicht ist
es die Aufgabe des Dichters , die Menschen zu bessern und zu beieh-
ren (1008). Er soll bei erwachsenen die Stelle des Lehrers verlreteo
(1053) , d. h. er soll nicht den Neigungen des Publicums nachgeben,
sondern dieselben auf den rechten Weg leiten. Deshalb darf er nur
Beispiele des guten zur Darstellung bringen , gemeines und böses we-
der Selbst ersinnen noch , wenn es in der Volkssage vorhanden ist,
den Zuschauern vorführen (1052). Diesen Anforderungen nun hat
Aesohylos genügt. Demeter hat seinen Sinn genährt, und sein Streben
ist gewesen sich ihrer hehren Mysterien würdig zu zeigen (886). Dem
Beispiele seiner Vorgänger folgend , die alle neben dem angenehmeo
C. Kack : Ariatophaaes «id dk CI6tlar das Volkafflaabaas. 87
daa gata and aaialioha iaa'Aa^-faaxlaa (1030), liat ar dorch den
•Iraagaa, sittliabea Inball seioar Tragoediaa dia Atbaaar aa krifkigan,
braran Bflrgarn gemaobt, dia in Hanobafligkeil, Yalarlandsliabe nad
Geboraam ibrao böcbatea Rahm aacblan (1021. 1035). Selbst die Ga-
sahlachtalieba in seiae Dramen einanfabran bat ar fAr eiaa Yarsan«
digoag an der Dichtkunst gehalten. So siebt in ihm Ar. den wahren
tragischen Dichter (1004) und zugleich einen Grundpfeiler dar alten
Zeit, in Euripides dagegen den Repraesentanten aller yerdarblichen
Richtangea der Gegenwart.
Er hat die Tragoedie, die er yon Aeschylos gesund nnd kräftig
aberfcommen, durch systematische Hungercur kraftlos und nerfen-
schwach gemacht (940), er bat den erhabenen tragischen Pomp" bei
Seite geworfen und die nichtswQrdigste Zungendrescherei an dessen
Stalle gesetzt. (841 n. 955). Mit Yerscbmfibnng jedes wardigan In-
halts hat er in seinen Tragoedien ein Gewebe von Lug und Trug , von
Listen ondiKniffen aufgestellt ^ anatatt der Könige und Heroen Bettler
and Krappel auf die Bühne gebracht (845) und salbst in den Dramea
der Damokratia dadurch Yorscbiib geleistet, dasz er gegen altea
Braaeh Sklaven und Mägde sich in wolgefälligen Reden ergehen liesz
(930). Die Liebe, die Aeschylos vom Theater verbannte, hat er zur
Triebfeder seiner Stücke gemacht und sich nicht mit der reinen, na-
türlichen Liebe begnügt, sondern die sündhaftestea Entartungen der-*
selben zn tragischen Motiven benutzt (850. 1050. 1060). Aber Euripi-
daa iat nicht blosz der Yerderber des Kunstgeschmacks , sondern ge-
radezB der Wortführer der Auflehnung gegen das alte IdeaL Die
Harmonie zwischen kärperlicher und geistiger- Ausbildung ist durch
ihn gestört: denn wer will noch die Mühen der Palaestra ertragen,
seit Körpertüchtigkeit für ein wertbloses Gut gilt, Ehre und Einfluss
aar dem au Theil wird, der «ine schlagfertige Zunge hat nnd im Recht
nad Unrecht zu siegen ;verstebt? Darum ist die physische Kraft aus
dem Volke gewichen (1084), es gibt keine rüstigen Kriegec , keine
gewandten Fackellänfer mehr, aber ein Heer von Schwätzern und Ge-
setzgebern. Ebenso bat Euripides den sittlichen Geist vergiftet. Sein
spitzfindiges Raisonnemeut hat die Scbiiohlheit und Gutmütigkeit,
seine sophistischen Gegenreden die Yerträglichkait der Bürger ver-
oichtet nnd sie za schlauen, argwöhnischen, engherzigen Menschen
gemacht (957 n. 980), zu charakterlosen Snbjecten, die nach ihrem
Yortbeil alle Rollen spielen, wie sein Schüler Theramenes (968 n.
534). Er bat die alte Treue , den Gehorsam gegen Gesetz nnd Obrig«
kett so erschüttert (1072) , dasz selbst die Disciplin der Flotte an dem
Eigenwillen der Ruderknechte zn Grunde gegsngen ist. Seine Lumpen*
beiden haben den Egoismus genährt (1062), seine skeptischen Pbilo-
sopheme den Glauben an die alten Götter untergraben und einen neuen
Schlag Ton Gottheiten eingeführt (889) , die echten Schutsgötter der
Sophiatik. Endlich ist der Pestbaneb seiner erotischen Dramen auch
in das Familienleben eingedrungen, nnd die edelsten Frauen haben sich
darch das Betspiel seiaer Stbaaeboeen berücken lasseu (1050).
88 C. Kook: ArisCophaoM oDd di« MUer dof VelkiglMkeiu.
Wem diese Blameolese eioielaer Aassprflcbe des Diohters %n Umg
erscheint, der wird wenigeteiis einrinaiee masteo, dasi der Meno^
welcher den Verftcbter der alten Sitte und Reliffioa mit so glahenden
Hesse verfolgt, selbst yoo Verehrung fdr diese erfttllt sein nnsz.
Gerade diese erbitterte Polemik enthüllt uns die innersten Uebersea-
gangen des Dichters und ist ein Beweis sowol fttr den Grnndzng sei-
nes Charakters als auch fAr die Ueberwindung der leichtfertigen Lo-
bensanschannng in ihm nnd die Rflokkehr su seinen alten Grnndsitseo,
wie sie namentlich in den Wolken ausgesprochen waren. Diesen
Grundsfttsen angemessen sind denn auch die praktischen Rathschlfige,
die er znr Herbeifahrung eines besseren Zustandee gibt, die aber an-
zuführen wir uns gern bescheiden.
Eben so versagen wir es uns anf viele Ausbrache des Unmnis
und der Versweittung hinzuweisen , die für diese Periode charakteris-
tisch sind. Nicht dass dieser Mismut in den FriVsohen am stirksten
anftrftte , denn er ist in den Ekklesiazusen noch erheblich-gesteigert,
aber er ist auch hier stark genng , um die innere Gebrochenheit des
Dichters zu beweisen. Aus dieser Gebrochenbeit erklärt es sich
vielleicht auch, dasz sich in den Fröschen einer im ganten würdigen
Auffassung der Götterwesen hin und wieder offenbare Frivolität bei-
mischt.
Dreizehn Jahre liegen zwisohen der Aufftthruttg der Frösche und
der der Ekklesiazusen. Was der Dichter gefOrchlet hat, ist in ihnen
znr Gewisheit geworden: Athen ist unter die Hand der Feinde gelRlleii
und hat ihre Macht gefühlt. Zwar die Krisis ist überstanden, aber der
entkr&ftete Staat hat *die Folgen des gewaltigen Schlages nicht über«,
winden können. Anstatt der Heilung ist chronisches Siechthnm ge-
folgt. — Mit dem alten Staate ist auch die alte Komoedie gefallen,
nnd die Ekklesiazusen zeigen nicht blosc in der Form einen merk-
lichen Unterschied gegen die früheren Stücke. Auch ihr Inhalt ist
rein negativ, und nur in diesem negativen Verhalten gegen die Wirk-
lichkeit zeigt hier Ar. ein festhalten an seinen alten Ueberzengungeo.
Für, positive RathschUge ist die Zeit dahin: denn von Abstellung ein^
zelqer Misbriuche kann da nicht mehr die Rede sein, wo alles ein-
zelne eben so schadhaft ist wie das ganze , wo kaum noch anf den
Willen zu rechnen ist gutem Rath zu folgen. So entarteten Zustünden
gegeuQber kann nur die Flucht aus der Wirklichkeit einen Angeo-
bliok Trost gewähren, und die Muse, die ihren Liebling zu jeder Zeit
mit der Fülle ihrer Gunst überschüttet hat, gewihrt ihm auch diesen
Trost einer augenblicklichen Illusion. Im Plutos ist das Verhältnis
des Dichters zur Gegehwart nicht wesentlich gefindert, nur dasz seine
Stimmung ruhiger und weniger bitter ist. Er tadelt noch da^ Laster
nnd selbst einzelne Schurken , aber ohne die Absicht der Besserung,
und tröstet sich und die Zasehauer über den Jammer der Wirklich-
keit durch Ausmalung flngierter Situationen. Die grössere Milde, die
sich überall kundgibt, könnte auf Rechnung des Alters geschrieben
werden, wenn nicht die Frivolität, die sich in der Behandlang der
C Kock: jkfislopiaBM oad die «Her dte VoUugiMiMOi. 89
CiMIcr wieder sdgl, ee wehricheiiilieher nackte dass Ar., des rer-
gebliehen Kampfes Bude, seiaen Friedea mil dem Geiste der Zeit ge-
seMosaeo Imtte»
Ist es oan wirklieli getangen aaeliiiiweiseii, dass Ar. nicht wie
eiae kalte Marmorbfiste dea Sobicksaleo seines Vaterlaades gegvm*-
abergestanden , soadern eine den Flttctaatioaea des Volksgeistes sna-
lege Entwicklang dnrebgemacht habe , so ItOnnen wir mit mniger Zu.
▼ersieht an nasere speeielle Anfgabe gehea , daraathon dass sein Yen-
hiltais aar Volksreligion ihaliefaea Sehwanknagen aasgesetst war.
Wir Bflssea es im Interesse des aaantretenden Beweises als einen
gressen Verlust ansehen , daaa ans die erste Komoedie des Dichters,
die Daetaleis, nicht erhalten ist. Nach den Fragmenten and soasti»
gen Naehrichten , die wir aber sie habea , darfen wir aanehmen , dass
sie naa ni^t bloss von den sittlichen, sondern aaofa Ton den religiösen
fjebersengnagen, mit denen er sieh seinem Dichterberafe widmete,
ein dentliebes und Yollslindiges Bild geboten hatte. Zwar enthalten
aaek die erhaltenen Stficke der ersten Periode genagendes llaterial
snr Besrteilnng seines religiösen Standpunktes, aber in erwttnschler
VolUtindigkeit dooh erst die dritte Komoedie, die Wolken, and in-
dem wir die Untersnehnng der Zeitfolge gemäss mit den Aoharnem
begittnen, sind wir fsst genöthigt an einer petitio principii unsere
ZuBneht %n nehmen. Dean am ehrlieh sa sein , einen directen Beweis
fflr die Gläubigkeit des Dichters geben die Achamer nicht, da sie sieh
fast gans auf dem politischen Gebiete halten und von der Religion
abstrahieren , nnd wenn man aus ihrer sittlichen Tendenz nad der Ab-
hingüeiikeit des Verfassers an die alten gutea Zastinde folgern dalrC,
dass er anch in seinem Glauben aaf dem Bodea der UeberlieCemng
steht, b6 kann diese Folgerong anf zwingende Beweiskraft allerdings
keinen Anspruch machen. Einxelne Anrnfnngen der Götter, vielfacher
Gebrauch von Schwnrformeln mit Zusiehang eines Götternamens sehen
auch wir aar als conventioneile Aasdrucksweise au, uad so gewinnt
^e Vermotnng, dass Ar. in den Acharnern von naiver Frömmigkeit
erfUlt ist, einen höheren Grad von Wahrscheinlichkeit erst dafch
die Wahrnehmung, dass sie mit den Komoedien, welche positive Be^
weise ron Gläubigkeit enthalten, in Ton und Anffassungsweise anfii
ianli^e verwandt sind. Aeaszernngen , die mit ungebrochener Glan-
bcMkrafl in Widerspruch ständen , finden sich nicht.
Hit den Rittern erreicht unsere Untersuchung eine festere Grunde
Isge. Ist auch die Tendenz wesentlich politisch, so verräth dooh
schon diese eine ernst sittliche Gesinnung , die mit wahrer Fröromig-
keil wol verträglich ist. Die Aufgabe des Agorakritos beschränkt
sich nicht auf den Sturz des Kleon: er soll das Staatsleben wieder
gesnnd, das Volk wieder zu dem machen, was es anter Aristeides und
Miltiades war. Die Sceoe, in der dies als erreicht dargestellt wird,
hat geradezu einen feierlich religiösen Charakter. Unter ev^iffi/a und
einem Faean wird der Retter des heiligen (1319) Athen und der ver-
jangte Demos, der durch Oeff^ung der Propylaeen den Zuschauern
90 C. Keck: Aristophtief ud die OMm dag Yolksglattbeiis.
ganicfat wird, empfisgea. Ifra darf baswaifafaif data aia
Diehtar , aas daaaan Gemüt das GafOhl der Abhäogigkeit tob das GiftU
lern gewichen war, die bMprochene Sceae in der Art eingekleidet
bitte, wie sie ons vorliegt, wihrend es anderseits natarlich war, dasx
ein frommer Sinn der Verwirklicbang seines Ideals gegenOber sich
unwillkürlich zu religiösem Scbwnnge erhob. Indes brauchen wir
anf diesen Umstand nm so weniger Gewicht sn legen , als sich in den
Rittern flberseagendere Indicien von der Frömmigkeit des Dichters
finden. Wir rechnen hieher vor allem die Hymnen anf Poseidon und
Athens (551 ff. 581. ff.) 9 die der Chor in der ersten Parabase singt,
ünn ist es freilich, eine Thatsache, dass manche Gelehrte in die-
sen Liedern nichts als eine Zasammensetsong herkömmlicher Phrasea
sehen, and wir selbst sind nicht gesonnen sie in Hinsicht anf Tiefe
and Adel der Gedanken nninittelbar neben die besten Chorgesioge
eines Aesohylos oder Sophokles an setzen. Indes ist in ihnen doch
anserer Meinung nach so viel Wflrde nnd Feierlichkeit ansgedrQckt, als
in einer Komoedie Oberhaupt an seiner Stelle und von einem Komiker
an erwarten ist. Jedenfalls aber muss es dem Dichter , dem niemand
Mangel an Vaterlandsliebe vorwerfen wird, Ernst damit sein, wenn er
den Poseidon anruft, der seinen Mitbürgern in Seesolüaohten den Sieg
gegeben , wenn er Pallas besingt als die Schutzgöttin der im Kriege
nnd in der Dichtkunst gewaltigen Stadt. Herkömmlich siad in der
Komoedie Götterhymnen überhaupt nicht, da sie in vielen Stücken
fehlen; wenn sie also gedichtet wurden, so muste wolder innere
^Drang den Dichter dazu vermocht haben. Mit solcher wahren Fröm-
migkeit stimmt es denn auch, wenn Ar. ohne Motivierung durch den
Zusammenhang der Handlung die Ueberzeugung ausspricht, dasz Athen
Iftngst untergegangen wire, wenn nicht Athena ihre schützende Hand
(im komischen Ausdrucke X'^Que V. 1175) über sie hielte; wenn er es
als eine Pflicht der Bürger ansieht, nmsonst für Vaterland nnd hei-
mische Götter zu kimpfen (576). Ebenso ist es schwerlich ganz be-
deutungslos, dasz die meisten Phasen der Handlung -mit religiösen
G<^riuchen eingeleitet werden: wie Agorakritos, bevor er seine
groszartige Bestimmung vernimmt, die Erde und die Götter anbeten
mnsz 0^)9 ^^® diese Bestimmung selbst durch ein (immerhin wunder-
Hches) Orakel motiviert, wie Agorakritos vor seinem Gange zur Bnle
dem Zeus Agoraeos empfohlen wird (500), wie Kleon selbst zur Athena
betet (763). Es zeigt gewis, dasz dem Dichter religiöse Uebungen
nooh geläufig sind, zumal sie auch in der Komoedie ohne alle Neben-
absicht eingeführt werden. Wenn ferner der eine Sklave (Nikias)
das Dasein der Götter daraus folgert, dasz er ihren Hasz empfunden
habe (32), so haben wir hierin sicher nur eine launige demonstratio
ad hominem zu sehen, die uns zeigen kann, wie leicht sich der Dichter
über scrupulöse Fragen hinwegzuhelfen weisz.
Haben wir aber so eine gerechtfertigte Ueberzeugung von dem
gläubigen Sinne des Dichters gewonnen, so wird es uns wenig stören,
dasz er mit den Orakeln ein wenig frei umgeht , zumal er nicht gegen
C. Ko«k : AristopktBM md die CMtor des Volksglasbans. 91
die GttabwArdigkeit der Onkel aberhaept poiemMierft, soodero aar
das aberfraehtbare Gehirn der Seher and Wahrsager verspoltet. Uad
eaeh eui obsceaes Oflaen (638) weiden wir dem Dichter za gute hal-
ten, der ja wol ein Recht hat in solchen dem Kern der Religion femer
liegenden Nebendingen einmal seiner Laune die Zttgel schieszen sv
lassen.
Hit den Wolken treten wir in den Mittelpunkt aristophanischer
Denk- und Sinnesweise ein. Das Stack greift bekanntlich in Sokfates
als dem vermeintlichen Hanptrepraesentanten der Sophistik die ge-
samte anoderne Erziehung in ihrem Eioflusz auf Körperentwicklung,
Sittlichkeit nod Glauben an. Entbilt es somit eine ziemlich er-
schöpfende Zasammenstellung von Ar. Grundsätzen im Privatleben,
so gibi es uns nicht weniger sein unumwundenes Glanbensbekenntuis.
In beiderlei Hinsicht zeigt es den Dichter als begeisterten Verthei-
diger des alten und als erbitterten Feind des neuen.
Ubd nicht in die Irrwege der vielen Fragen einzugehen , die von
den Terschiedenen Erkifirern der Wolken angeregt sind (iya d' a^k*
90 V, vjto KUatfog aTca^sv, inla%a(MU, öia Tfjvds xriv xqvyipÖUtv)^
wollen wir als für uns wichtig nur den ^inen Punkt kurz erörtern, ob
Ar. am des Sokrates willen die Sophistik oder um der Sophistik
willen den Sokrates verspottet. Denn» wäre ihm die Verspottung der
Person die Hauptsache, so hätten die schweren Anklagen, die er
gegen die Lehre erhebt, als Mittel zum Zweck geringeres Gewicht.
Piaton stellt bekanntlich das Verhältnis des Ar. zum Sokrates keines-
wegs als persönliche Feindschaft dar, und da er für seine Zeilgenossen
schrieb, denen beide Männer hinlänglich bekannt sein mnsten, so wQsten
wir schwer einen Grund zu finden, weshalb er durch directe Umkeh-
rnng der Wahrheit den Widerspruch des allgemeinen Bewnstseind
hätte hervorrufen sollen. Wol möglich , dasz er das Verhältnis schil-
dert, wie es einige Zeit nach Aufführung der Wolken sich gestaltete.
(Die fingierte Situation im Symposion fällt ins Jahr 416, also 7 Jahre
nach den Wolken.) Aber wenn sich dies in der Zwischenzeit geän-
dert hatte, so läszt sich eher erwarten, dssz persönliche BerOhrang
den schroffen Meinungsstreit, der auf einer Verwechslung beruhte,
gemildert , als dasz Verwandtschaft der Ansichten die persönliche Ab-
neignng Überwunden habe. Ausserdem leuchtet aus dem Stücke selbst
ein, dasz Ar. den Sokrates vor seinem Angriffe gegen ihn wenig ge-
kannt hat. Jemand, der den Philosophen genau kannte, hätte ihn nur
ans giftiger Bosheit zum Vertreter der Sophistik machen können : eine
»olcbe Bosheit verträgt sich aber nicht mit der hochherzigen Gesin-
nung unseres Dichters. Ebensowenig konnte ihm jemand, der sich nur
ein wenig genauer um ihn bekOmmert hatte , offenbaren Diebstahl und
schamlose Gewinnsucht vorwerfen. Nun gar den Sokrates als einen dem
Leben abgewendeten GrQbler sich im Hängekorbe über Astronomie usw.
nscbsinnend vorzustellen lag nur einem Dichter nahe , der ohne hin-
reichende persönliche Bekanntschaft dem ersten besten Phantasiebilde
folgte, das seiner ungefähren Vorstellung von dem Wesen des Denkers
M e. fmk: AristopiMMs od tfe Mitcr te V^lksgtaäbeu.
MttprMi« Ifw mae üabekanticlMfl kam ea ledWiailigBa, daax er
aa« Haas gegaa die Lehre, die jeaer aaeli Aasiciit das Dieklera ver-
irill, aaeii die Fersoa nit dea Farbea nalt, die ihai seiae Brbilleraai^
f egea jeae an die Haad gibt. Ar. kaaate wol vea Sokrates aar das
waaderliclie der iaszera Brscheiaaag, aad weaa diese seiaer SpoU-
saeht eiaea Irefflichea Aahall bot, so lenkte seiaea Haas aef iha wol
aar das Aasehea , das er aaaieBtlich als Atkeaer ror aaderea Philo-
sophea geaoss. So trat er gegen dea Measehea aef, weil er ia ihat
die.Iicherliche VerkArpereng dt8 rerhasslea Friaetps sah, aieht ge-
gea die Lehre, weil sie tob einem ihm Terhasalea Maaae rertreten
werde.
Jedoeh wena sagegebea wird, dasi dem Aagriffe des Dichters
persftaliche FeindsehafI nieht sa Grande lag, war das gaase aieht
vielleicht bloss eia hanaloses Fosseaspiel , daa des blossen Seberaes
wegen erfunden das Gelftehter des Pnblicaais aaai letatea aad eiasigea
Zwecke hatte? Nen, Ar. hofiFle allerdings schwerlieh das was er den
Athenern anrieth jedesauil in der nächsten Volksversammlnng sam Ge-
sets erhoben au sehen, und mfn mag daher der Last am Scheree
immerhin ihr Recht widerfahren lassen. Doch hiesse es ohne Zweifel
den Sehers etwas weit treiben, wenn der Dichter etwa bloss um eines
schönen Sohlosstableaas willen anf der Bahne einem Manne das Hans
aber dem Kopfe ansfinden Hess, dem er in Wahrheit alles giite
wanschte, wenn er eben diesem Manne Verbrechen snr Last legte, die
nicht Gelichter erregen, sondern die allgemeine Verachtong nnd bit-
tere Strafe nach sich sieben. Nein, die Wolken fdr so leichte Waare
an halten verbittet sich Ar. selbst, wenn er wiederholt anf die Weis-
heit der ihnen sn Grunde liegenden Ideen hinweist (523 ff.) and von
der MQhe spricht, die er auf ihre Composition verwandt habe. Za
einem solchen im Grunde gleicbgiltigen Verhaften gegen das behan-
delte Object passt sehr schlecht die Begeisterung, mit welcher er das
Ideal der alten Ersiehang schildert, nnd die Bitterkeit der Schmiban-
gen, die er gegen die Entartung seiner Zeit schleudert. Beides seigt,
dass die Sache fQr die er kämpft ihm Hersenssache ist, dass die Ten*
dens die er verfolgt auch sein Gefahl aufregt.
Jeder der Sympathie far Gefahlsregungen hat, wie sie in der
Rede des gerechten snm Ausbruch kommen , wird es daher far eine
ausgemachte Sache halten, dass Ar. einen erasten Zweck verfolgt, and
BWar nicht sum kleinen Tbeile den , die Volksgdtter gegen die An-
griffe der Sophisten su verlheidigen. So rechtfertigt er selbst die
Verbrennung der Denkanstalt damit, dass Sokrates und sein Anhang
die Gölter beleidigt habe (1506), und der Chor ruft sum Schlüsse
(1507) dem Strepsiades au, in der Verfolgung der Sokratiker nicht
aaehsntassen nokltSv ovvinn^ fMkiöxa d' eldag roig ^eovg mg tfil-
novv.
Wir können es uns demnach hier ersparen aus einseinen Aas-
ftftfitMbn and Situationen die Gläubigkeit des Dichters nachsuweisen,
^ Sih Teadeas und fast der ganse Verlauf der Handlung far sie das
C. Kock : ArislophiDM ud die Gütter dM Volks^ltiibens. 93
to Zeufins ablegen. Wie sicher Ar. in seinen Clenben siebt,
beweisl am besten in GegensaUe die Gottheit, die er den Sokrates
Mbelea liest Wenn er in der Maske der Wolken okne Zweifel das
schwankende, unstete, nnsuTerlissige der Resnltate der Sophislik
rerkörpern will, so moss er in den Gottheiten, denen er Tertrant,
doch wo! das feste, sichere, i weifellose sehen« Und das um so dent^
lieber , als er seihst lum Sehlass des Stückes die Traggottheit die
Larre abwerfen und das Ideal, das sie dem Ange des Sokrates yor-
gebalten, serstören Usst. Auch im Verlaufe des Stdckes ist er ge-
iissenlUeb darauf bedacht der Wolkengottheit jeden Schein der Reali«
tat zu nehmen, indem er den Chor nicht bloss in der Parabase, wo
dies nieht auffallend wfire, sondern auch in der Parodos (399 7.) die
wahren Gdtter besiegen läszt; mid wenn Gelehrte in diesen Hymnen
Ironie gewittert haben, so ist nur tu bedauern, dass sie nicht Ar.
selbst wegen der v&lligen Verkennnag seiner Intention in einem ironi«
sehen Liede preisen kann. Wir lassen dahin gestellt, ob er dies in
der Weise: iiaxaQ m JStQiyjdadBSy 4xvt6g t' (ipvg mgöogtog^ olov ta
rav vovv t^^eig gethan oder sie in.parabatischer Form begrOsit bitte:
iyt d^ ipvifiv SvS^g aiietvQoßioi , ^wXlav yeveä ngoaoiioiot^ glauben
aber jedenfalls in seinem Sinne zu handeln , wenn wir ihnen ein wol-
gemeintes svgyi^fiuv 2(A fta^lavaa^ai xoig iifuziifoust jp^ouii zurufen.
Sowol Form als Inhalt der Lieder ist ernst und würdig gehallen , ihr
Ernst barmoniert vollkommen mit dem Grundgedanken des Stückes,
aad es gehört offenbar eine privilegierte Art von Scharfsinn dazu,
um eiuen Anhalt fQr irodische Deutung zu flnden. Denn darauf wird
man sich wol nicht berufen wollen, dasz Ar. aach sonst in den Wol-
ken die Götter an einseinen Stellen ironisiert, wie wenn er den Strep-
liades sich den Regen als eiae allerhöchsten Orts stattfindende Ent-
leerung des fir die Ernährung des Körpers fiberflOssigen Wasserge-
balts durch das medium eines Siebes vorstellen laszt (371). In sol-
chen Pillen setzt er den Spitzfindigkeiten des Sokrates des komischen
Conirestes wegen nicht seine eigene Ansicht , sondern die grobsion-
liebe Vorstellung einer Bauernphantasie entgegen, die er natfirlicb bei
aller Ehrfurcht vor den Himmlischen ebenso licherlich finden kann,
als ihm die Philosophie des Sokrates verwerflich erscheint.
Die Quelle, welche in den Wolken so reichlich gesprudelt hat,
dasz wir nur aus dem vollen zu schöpfen brauchten, rinnt in den
Wespen wieder spärlich; doch hält es nicht schwer auch hier ihre
Spor au verfolgen. Wir weisen dies Stück mit Recht der ersten Pe-
riode des Dichters zu : denn es gibt mit den drei früheren Komoedien
zasaasaien ein Gesamtbild von. der ursprünglichen Weltanschauung
desselben , und Ar. selbst spricht in ihm indirect ein Bewustsein über
die Gleichheit seines Standpunktes in den Wolken und Wespen aus.
Wenn er in der Parabase (1037) in stolzem Selbstgefühl die Athener
schmäht, dasz sie die sittliche Tendenz der Wolken nicht nach Ge-
babr gewürdigt, sondern ihm den verdienten Lohn vorenthalten hat-
ten, «nd hieran die Aufforderung knüpft in Zukunft für weise Gc-
d4 C. Kock: Aristophanes ttsd die GMter des Volksglattbens.
dhpken ihrer Diehter (er meint naIOrlich knnielist die Wespen) mehr
EmpfSnglichkeil ond Achtang zu beweisen, so knn diese Anffordermig
doch wol nar darin ihren Grand haben, dasz Ar. die Wespen ihrem
Charakter nach mit den Wolken ftlr gleichartig hält. Ein Zwiespalt
swischen seinen jetzigen und seinen früheren Ansichten konnte ihm je-
denfalls noch nicht zum Bewnstsein gekommen sein.
Und in der That zeigt Ar. in den Wespen im allgemeinen aoch
angebrochenen Glauben, wiewol sich die ersten Vorboten eintretender
Sinnesfinderung dem aufmerksamen Auge nicht entziehen. Wir wollen
nicht unbedingt behaupten, dasz sich die letztere schon darin verrith,
wenn Philokieon ein Orakel vom ApoUon erhalten haben will (158),
er werde verdorren (ontoönkfjvai)^ sobald darch seine Schuld ein an-
geklagter freigesprochen werde. Philokieon wird ja als halb ver-
rftckt dargestellt, and so mag es denn auch nur zur Ausmalung seines
Geisteszustandes dienen, wenn er In der Sehnsucht aus seinem Kerker
loszukommen zum Zeus betet (333), der Gott möge ihn in Rauch ver-
wandeln, ihn zu Staub verbrennen und dann fortblasen, oder ihn zum
• nF ft %
Steine machen , itp ov tag xoi^vag agi^fiowsiv. Eine fihnliche Deu-
tung mag es zulassen, wenn derselbe die Doppelgestalt des Kekrops
heiter ironisiert (435) , dem Heros Lykos eine sehr schadenfrohe Ge-
sinnung zutraut (366), seine Richtergewalt mit der Macht des Zeus
gleichstellt (620) und die Götter alles Ernstes wegen der Freispre-
chung eines angeklagten um -Verzeihung bittet (1007). Man kann zu-
geben, dasz solche ZQge zur Charakteristik der Rolle gehören, ob-
gleich dabei g.enau genommen noch immer die Frage zu beantworten
bleibt, was den Dichter gezwungen habe der Rolle gerade diese Auf-
fassung zu geben. Bedenklich aber ist es jedenfalls , wenn der Chor
die Mysterien in xa xoiv ^eotv (Cobel) 'tlfrjtplaficcia parodiert (376)
und den Karkinos in seinem Spotte zum meergewaltigen König Posei-
don umwandelt (namentlich V. 1532).
Es mögen dies, wie gesagt, Vorboten einer Sinnesfinderung sein :
denn wirklich vollzogen ist sie in den Wespen noch nicht. In der
Hauptsache geht Ar. noch immer von ernst religiösen Voraussetzun-
gen aus.. So Ifiszt er, da Worte bei Philokieon nichts aasrichten, den
Bdelykleon zunfiohst den Versuch machen , den Vater durch religiöse
sahne und Reinigung von seiner Verracktheit zu heilen (118). So for-
dert der Chor den Philokieon auf, vor seinem Fluchtversuche zu den
helmischen Göttern zu beten (388) ; so erklfirt derselbe Chor, von den
aberzeugenden Worten des Bdelykleon ttber die Verderblichkeit nnd
Verkehrtheit der Processucht ergriffen, dem Redner stehe offenbar
ein Gott hei und zwar zum Heile (732). Auch die komische Gerichts-
verhandlung wird mit einem Gebete eingeleitet (862), in dem die ernste
Idee ausgesprochen ist, Apollon möge nicht blosz den Philokieon,
sondern alle Athener von der Processucht heilen. Kommt nun hin-
zu dasz in der Perabase (1085), die doch vor allem die ernste An-
sicht des Dichters auszudracken pflegt, die Siege in den Perserkrie-
gen als Werk der Götter, namentlich der Athena gedeutet werden,
C. Koek: Aritloiilitaes tmd die Götter des VolksglmibeDi. 95
so kaben wir keineo Gnmd zu besweifeln, dtss bei Abfassong der
Wespen ia dem Biebter noch eia Foad von Frömmigkeit Torhaadea
gewesen sei.
Freilieb ein aiebt gar ko grosser: dean soboa in der Komoedie
des folgenden Jahres , dem Frieden , finden wir ihn in offenem Abfall.
Dass aich dieser so schnell vollzieht, steht hoffentlich nicht im Wi-
dersprach mit der Heftigkeit seines Nsterells , wie denn auch dieser
Abfall selbst nicht auf specnlativen , sondern anf gematliehen Motiven
bemhi. Ar. bst frfiher nie ansfabrlicb zn beweisen gesucht, dass die
fiölter des Volksglanbens reale Existenz haben; er befaszt sich auch
jetzt nicht damit ihre Existenz zn leugnen. Wie er friher fiber das
tbstracie Bewnstsein ihrer Existenz hinaus sich sofort zn gläubiger
Yerehrong aufschwang, so schieszt er jetzt in seinem Ungestam ne-
ben der blossen Negation hinweg zu Verspottung und Blasphemie.
Er wird also kein Gottesleugner, sondern ein Gottesverftchter. Bei
soickem Gemfltsznstande bleibt es noch immer möglich, dasz er in
eiaselnen nnbedeutenden Formen, die ihm ftuszerlioh und nnbewust
bleiben können, der allgemeinen Sitte folgt, wie wenn er die Be-
freiung der Friedensgöttin mit einer Art von Gebet einleitet, das ganz
allgemein und ohne Wfirme , genau genommen auch aur an den Frie-
den und den Dionysos gerichtet ist (432), und auch am Schlüsse ia
allgemeiner Weise die Götter um materielle Gttter bittet (1320). Die
ianerlieh mit ihm vorgegangene Verfinderung hat nicht so durchgrei-
fend gewirkt, dasz sie die .ganze .Fofm seiner Dicht- und Handlungs-
weise umgestaltet bitte. Deshalb kann er auch noch immer in den
Natorproeessen , wie in der Parabase (1140 u. 1173), oder selbst in
ginstiger Gestaltung der ZeitverhfiUnisse (943) das wirken göttlicher
Wesen sehen.
Aber in seinem Herzen bat er sich von den Himmlischen losge-
sagt and ihnen Fehde geschworen. Wie könnte er auch sonst Try-
gaeos zum Himmel aufsteigen lassen , um Zeus wegen seiner Verwal-
tung der hellenischen Angelegenheiten zur Verantwortung zu ziehen
and, falls ^ sich weigern sollte Rede zu stehen, gegen ihn die An-
klage zu erheben, dasz er Hellas an die Barbaren verrathe (105)?
Zwar dies ist nur die Absicht des Trygaeos , und Trygaeos ist durch
den Gram fiber das Unglflck des Vaterlandes halb um seinen Verstand
gekommen, aber wolgemerkl, er hat eine andere Bedeutung als Strep-
siades in den Wolken, als Philokieon in den Wespen: er ist der Trft-
ger der Tendenz des Stflckes, und far seine Motive ist daher der
Dichter mitverantwortlich.
Doch wir wollen kurzen Process machen, wie Ar. selbst, und
die Lftcherlichkeit und Verächllichkeit der Götter ohne weitern Com-
mentar nach des Dichters Vorstellung in ein Bild zusammenfassen.
Da aitzt denn Zeus im Himmel und macht sich einen Zeitvertreib
daraus Hellas auszufegen (59). Als er aich damit genugsam diver-
tiert und ihn wahrscheinlich der Staub incommodiert, zieht. er mit
seiner Familie in eine ruhigere Himmelsgegend und liszt, zur Be-
96 C. Koek: ArislopluiBM ond die €5tter des Volks^lftttben^.
waehoBg der olynpiselien BaOelwirtscbafl (901 xmqtiw %a\ eaMia
winapoqdiia) den Hauskneohl Hermef mrack, der in Grobheit, €ve*
meinheit and Bartfablender Empfindlichkeit fflr ein Trinkgeld eetnea
irdtsehen CoUegen nicht mchateht. Ale Trygaeos mit der Ungeiblilif-
fenheit eines comaua Toyagenr seinen Einsog in den Hinniel hÜl
. (179) , fiberfallt ihn jener mit einem Ungewitter von Flachen, das «ieb
aber bei der Aassicht aaf das Trinkgeld (193) sofort so dem Sonaea*
schein dienstbeflissener Höflichkeit anfklirt. Freilich', als Trygaeos
Miene macht dem Verbote des Zeus zawider die Friedensgöttift xii
befreien, tritt ein Rttokfall der Groblieit ein, aber er halt nicht sa
lange an. Trygaeos pariert 'seine Drohungen mit gebührender Ver~
aohtang, verspricht ihm volt Beschwichtigung seiner Gewissensbisse
and als Schmerzensgeld für etwaige Hishandlnngen von Zeus (416)
die Uebertragang aller Götterfeste — selbst der Panalhenaeen ! —
anf ihn nnd schenkt ihm endlich als Handgeld eine goldene Schale —
sun\ spenden ! Jetzt natQrlich weiss der Ehrenmann nichts mehr von
Gebot und Pflicht nnd geroht selbst bei der Befreiung der Friedens-
göttin zu assistieren.
Um zu solchen Göttern zu gelangen , ist denn der flbelrieehende
Mistkäfer das geeignetste Vehikel, zumal er selbst als eine Emanation
des Zeus xatnußcntig göttlichen Ursprungs ist (49). Möchte immer-
hin Trygaeos als Ritter des Pegasos ihnen tragischer erschienen seia
(136), der Himmel ist för den xav^a^ nicht zu sauber. Wenn der
Thron des Zeus neben Hurenwirtschaften stehen kann (849), darf
neben ihm auch der Mistkäfer an Stelle des emeritierten Adlers den
Posten des Blitztrfigers versehen (721) , und die Ambrosia des Gany-
medes, das Deputat far seiile Dienstleistang, wird kaum von anderem
Stoffe sein als sein Futter im Stalle des Trygaeos.
Man hat darflber gestritten, wie viel wahres an der Darstellung
des Kleon in den Rittern sei, und in ihr wol gar ein in der Hauptsache
tfeues Bild der Wirklichkeit sehen wollen. Ohne den Demagogen in
Schutz nehmen zu wollen, darf man wol behaupten, dasz eine Phan-
tasie, der sich die aetherisohen Gebilde der alten Götter i|i einer An-
wandlung von Unwillen in solchen Schmutz verwandelten, auch den
politischen Gegner schwerlich im reineq Spiegelbilde wiedergegeben
habe. Doch dem sei wie ihm wolle: die Götterbilder sind dem Dioh-
ter von ihren Gestellen hinab in den Koth gesunken, und er nimmt
keinen Anstand die Opora und Theoria, welche als Begleiterinnen der
Friedensgöttin auf die Erde kommen, in lasciver Weise als Hetaeren
darzustellen (namentlich 871 — 908). Auch ihnen wird fOr den Verlnsl
der Ambrosia mit einer wfisten Zote Entsehidigung versprochen (855).
Hiergegen ist es ein schwaches Zeichen von Impietftt, wenn
der Dichter an die Möglichkeit d^kt, dasz die griechischen Götter
von den Barbarengöttern nnterjocht werden könnten (406)^ und die
sehnöde Behandlung, welche der Seher und Priester Hierokles er*
flbrt (1046), hat vielleicht wirklich nichts zu bedeuten, da Leute sei-
nes Schlages Überhaupt wenig Achtung genieszen mochten.
C. Ko«k: ArUiophanes ond die G6i(er des Volksglaabeos. 97
Was im Frieden anaweifelhafle Tbatoaohe ist, die Abweadangrdes
Ar. TOD de« Göttero, erscheint in den Vögeln auf die Spitze getrieben.
Wir können die Vögel in dieser Uiasicbt das entgegengesetzte Extrem
sa dea Wolken nennen. Dort batte Ar. alle Kraft znsammengenommen
die Barg der alten Volksgötter sii vertbeidigen ; hier geht er daran den
Olymp SU starmen.- Wenn dies hochverratherische Attentat wie im
lästigen Rausche vollführt erscheint, so weist der hohe Grad der Im-
pietil gleicbwol auf dine durchgreifende Umstimmung der Gesinnung
bin. Denn das möge sich niemand einreden wollen , dass der Grieche
seineo Göttern so völlig frei gegenüberstand , um in der äinen Stunde
das freventlich zu lästern, was er in der folgenden inbrQastig ver-
ehrte. Wir tragen der Beweglichkeit des griechischen Naturells
volle Rechnung, wollen euch dem komischen Dichter die Freiheit
seiner Kunst nicht durch grillenfangerisches moralisieren verkam-
mern; aber kein Mensch, kein tieferer Geist kann mit religiösen Be-
griffen,^ die in seinem Innern noch Wurzel haben, ein so vermessenes
Spiel treiben wie Ar. mit den Göttern in der vorliegenden Komoedie.
Denn dass manubn nicht e^wa mit ironischer Deutung des Stückes
rechtfertigen kann , glauben wir an einem andern Orte nachgewiesen
za haben.
Es gilt also den Sturz der regierenden Götter dynastie, nicht
durch specnlative Negation, sondern durch einen heroischen Ent-
scblasz. Wie Strepsiades will Ar. den Göttern zeigen, dasz er sie
verachtet und sie nicht einmal anblicken würde, wenn sie ihm auf
der Strasse begegneten. Die schwachen, armseligen Vögel, die man
in Netzen und Schlingen fängt, die man dutzendweis für einen Obolos
kanfl, die man brat und mit Sauce begiebzt, sollen den Olymp ein-
nehmen und von nun ab göttliche Ehre genieszen. Sie können den
Mensoben doch etwas helfen, die Saaten von Ungeziefer reinigen,
Glück and Unglück verkündigen, und sind dabei anspruchslos und
genügsam, während Zeus faul über den Wolken renommiert (727),
Demeter bei Hnngeranoth auf Bitten um Brot mit Ausflüchten antwor-
tet (581}, ApoUon trotz seiner angemaszten Heilkunde nicht helfen
kann (58^), Athens, ein Weib, sich erfrecht einen Staat von Männern
besehütsen zq wollen (829). Und dabei verlangen diese unnützen
Götter prachtvolle Tempel, kostspielige Opfer, demütige Verehrung.
barnm nieder mit den Tyrannen ! Der Vogelstaat , zwischen Himmel
und Erde gegründet, soll ihnen die Zufuhr von Opferdampf abschnei-
den, sie durch melischen Hunger (186) zur Vernunft bringen und
ihren erotischen Vergnügungsreisen nach der Erde den Weg ver-
sperren (654). Dann mögen sie zusehen , ob ihnen die Renommisterei
(835), mit der sie im phlegraeiscben Gefllde die Giganten übertölpelt
haben, etwas nützen wird.
Nepbelokokkygia wird gegründet, die neue Dynastie procla-
miert sich, die Menschen huldigen und sobioken Ergebenheitsadressen.
Dia Götter hungern und stecken die Nothflagge auf. Iris geht mit
einem Mahnbriefe wegen rüokst&ndiger Opfergebühren nach der ErdQ
Jaltfb. f. class. Philol. Suppl. Bd. 111 Hft. t. 7
98 C. Kock : Aristophanes and die GOtter des Volks^lmbeD»!
Hb, wird aber durch die waobsane Vogelpolisei aislierl. Die Be-
handlung:, welche sie von PeistheUieros erfahr I, ist ffir sie als G^iüa
nnd Jungfrau gleich schmeichelhafl. Ein Triorchos soll sie feshiehaien
(1205). Warnm sie von keinem Vogelarchon ein avfißoXov erhallen
(1215)? Sie habe den Tod verwirkt (1223). Sie möge nicht, glaabeo
einen Lyder oder Phryger vor sich sn haben , der sieh durch Drohun-
gen des Zeus einsohQchtern lasse (1238) ; man werde ihm in seiner
Borg einheizen, dass er seinen Hochmot bald aofgeben solle! Mit
einem Schluszcompliment , das nichts geringeres als eine Androhung
der Nothtucht enthfilt, wird die Verhandlung geschlossen and ihr der
Pass nach dem Himmel zur Ackvisiert (1253). *
Bedarf eine so edle Zuversicht noch der Ermntigunf , so erhal-
len die Vögel diese durch Prometheas. Br hat die Gölter nie geliebt,
meldet jetzt mit Schadenfreude die wachsende Hnngersnoth, den Auf-
Stand der Triballer gegen die Olympier und r<th auf Abtretung der
Weltherschaft des Zeus mit allen Emolumenten , z. B. der kotdoqUt^
dem xmlayQhfig und xa XQiiißoltt (1541) Z9 bestehen. Naturlich
zwingt der leeVe Magen die Götter znr Nachgiebigkeil. Eine Gesandt-
schaft kommt um zu eapitulieren, wo möglich auf erlrigliche Bedin-
gungen! Sie haben die richtigen Mfinner gewählt Poseidon , dam«
und aHerssehwaoh , Iftszt sich abertöipeln; Herakles, sehr witend,
aber noch mehr hungrig, findet dasz Rache sOss, aber ein solides
FrflhstQck unter Umständen angenehmer ist; der Triballer, las Urbild
des Stumpfsinns, versteht nichts and wird nicht verstanden,' läset
aber alles geschehen. Das Resultat der Unterhandlung, in der bei*
läufig vom möglichen Tode des Zeus die Rede ist (1645) und das
solonische Gesetz auf die Götter angewendet wird (1656)^ ist Abtre-
tung des Scepters nnd der Basileia an die Vögel. Zum Schlusz wird
das Beilager des Peisthetaeros mit der Basileia in demselben liede
gefeiert, das die Hoeren am Brautlager des Zeus und der Hera gesun-
gen (1731).
Die Götter sind abgesetzt, und kommt hiezu noch, dasz in den
Anapaeslen und epirrhematischen Theilen der Parabase, die sonst
vom -Inhalte des Stackes unabhängig ernste Gedanken des Dichters
auszusprechen pflegen, die Berechtigung der Vogeldynastie mytho-
logisch gerechtfertigt und gefeiert wird, so musz es wol jedem, der
nicht dem Grandsatze des Chremylos folgt: w yi^ mUfitSy ovd* ijv
mlai^, einleuchtend sein, dasz wir es hier mit einem Abfall des
Dichters von den heimischen Göttern zu thun haben. Dem wider-
spricht es nicht, wenn er, um den lieblichen Gesang der Nachtigall
SU preisen, Apollon ihn auf der Phorminx acoonpagnieren und die
Götter dabei vor Freude Jubeln und tanzen läs^t (215); denn dies ist
die Vorstellung des harmlosen Epoj>s und dient im Grunde mehr zur
Verherliohung der Nachtigall als der Götter. Aach ist es mit unserer
Ansicht durchaus nicht unvereinbar, dasz der Chor der Vögel sagt
(737) , er pOege dem Pan und der Rhea zu Ehren heilige Reigen auf*
sofahren , und (769) ein Schwanengesang zur Feier des Apollon hätte
€. Koek: Aristophanes und die Götter des Volkgglanbens. 99
den ganten Olymp in das höchste BntsAeken versetzt. Es mtg dies
im Monde der Vöi^el, die eben die Weltherschaft an sich reiseen Wol-
fe«^ ungewöhnlich klingen, ohne deshalb nngereimt su sein. Das
gesagte besieht sich nemlieh auf die Vergangenheit, nnd wenn der
IKchter hiebet atten Anschaonngen folgt, so thnt er dies nur, um die
Vogelnnse mit dem schönsten im Volksbewnstsein rorhandenen Bilde
n fefem. Von irirktlcher Anhfinglichkeit an den Volksglauben llnd^i
sieh in den Vögeln nicht die lei«e{«te Andeutung: das ganse Stflck
Terrfttk gegen ihn offenbare Verachtung.
So bat denn Ar. den leichten Diehterkahn ohne Anker, ohne
Compisa auf die hohe See hinausgesteuert. Da kommt der Sturm da-
hergebraust, der selbst das mächtige Staatssehiff auf die Klippen wirft,
und erschreckt wendet der Dichter sein gebrechliches Pahreeug lum
schätzenden Lande. Möge freilich niemand erwarten Ar. mit einem
Sprunge mitten in die Uebereengungen seiner Jugen<t surückgekehrt
and ror den Bildern der verspotteten Götter Busse thun nu sehen.
Einen völlig festen Standpunkt erreicht er Oberhaupt nicht mehr, und
aus seinem nächsten Stficke^ der Lysistrate^ ist bei sonst untrQglichen
Zeichen der Umkehr nur mit Mähe ein Scbluss Aber seine Ansicht von
den Göttern zu gewinnen.
Der Inhalt dieser Komoedie liegt vom religiösen Gebiete weit ab,
und wenn auch hin und wieder sich eine Aussicht nach ihm hin eröff-
net, so wird es uns doch nicht möglich dasselbe klar z« überschauen.
Nur so viel wird uns deutlich, dass der Standpunkt, von dem aus es
uns der Dichter zeigt, ein änderer Ist als in den Vögeln. Dies be-
weist von vorn herein der Umstand, dasn beide streitende Parteien,
die Männer wie die Weiber, ihr Verfahren <liirch Berufhng auf Athens
r«elitfeHi^eti (303. 341^349), indem Jene den Angriff auf die Akro-
polis als eine Pflicht gegen die Schutngöttin derselben darstellen, diese
aber den Beistand derselben far die Vertheidigudg erflehen. Darauf
deotet ferner ein emsles Gebet der Lakedaemonier zur Artemis (1262
— 1272) nnd ein zweites zur Artemis und Athens (1314), so wie die
feierliche Anrufung der Artemis, des Dionysos, des 2ens, der Herr
und der Aphrodite von Seiten der Athener. Aber mit diesen Indieien
ist such unser Beweis fQr eine ernstere Behandhing der göttlieben
Dinge geschlossen: denn auf den wiederholten Gebrauch des Aus-
drucks ^$€^ h^ifoq zur Bezeichnung verhaszter Personen legen wir
kein Gewicht (371. 397. 535), zumal derselbe an dner Stelle durdi
die Verbindung EvQKU&g ^otg xb nSffiP l%^(f6g (283) ins komische
gezogen wird.
Halten wir indes jene einzelnen Symptome gröszeren-fimstes mit
der Tendenz des Stflokes zusammen, so gewinnen wir ein Recht eine
in der Gesinnung des Dichters eingetretene Umwandhing vorausztt^
setzen , und wir werden höchstens sn der Vollständigkeit der Bekeh-
rang zweifeln können, wenn wir auf einzelne Stellen stoszen, die
einige Verwandtschaft mit den Vögeln und dem Frieden verrathen,
wie eine etwas frivole Behandlung der heiligen %W7J (751), ein etwas-
7*
100 C. Kock: Aritftopliaiiefi und die GoKer des VoUuglaubenv«
Ifticive« Orakel (770) und eine wenig würdevolle Anrnfang des hoch'*
•len Gottes (97:2).
In den Thesmophorieinsen i»t die Thatsache der Rückkehr de»
Dichters cur Frömmigkeit nicht sweifelhafl. Mag auch der Tendenz
selbst kein bestimmter sittlicher Gedanke zu Grunde liegen, mag auch
das Gebet, das Mnesilochos (286) an die Thesmophorto richtet, uas-
etwas befremden, so ist doch so viel leicht ersichtlich, dass Ar. in
seiner Polemik gegen Euripides auch dessen Neuerungen in der Götter-
lehre angreift. Als dieser dem Mnesilochos einen Eid beim Aelher,
der Wohnung des Zeus, leisten will, wird er derb abgewiesen und
gezwungen schlichl und einfach bei allen Göttern sn schwören (272),
und an einer andern Stelle (452) wird Euripides beschuldigt bei den
Minnern den Glauben an die Götter untergraben su haben. Ein iu-
diracter Vorwurf gegen den Tragiker ist es auch, wenn sein Schwie-
gervater, der im allgemeinen in euripideischen Anschauungen steht,
die heiligen Götterbilder als werthloses Material zü seinen nnheiligen
Zwecken bennlxt (774) und sich nicht scheut den Altar der Thesmo*
phoren für ein Grabmal anssugeben (886)« Folgern wir hienach dass
Ar., weil er die Gottlosigkeit anderer angreift, selbst zur Gottesfurcht
zurückgekehrt sein musz, so wird die Richtigkeit dieses Schlusses
auch durch andere Indioien bestfitigt. Ar. erkennt die Götter ausdruck-
lieh wieder an, und zwar in einer Weise, wie sie unserer Meiuunip
nach vor allem bei einem wiederbekehrten natürlich ist Er Ifiszt den
Chor weitlftufig erörtern (667), dasz der Frevel des Mnesilochos gegen
die Thesmophoren nicht ungestraft bleiben dürfe. Gerade die Bestra-
fung soll zeigen, wohin gottlose und ungerechte Thaten führen; sie
soll den Frevler selbst und auch die andern Menschen das Dasein der
Götter erkennen lassen. Tritt die Bestrafung ein, danA musz es Män-
nern und Weibern einleuchten, dasz die Gottheit Ungerechtigkeit and
Gottlosigkeit auf der Stelle straft.'^)
Man wird sich in allen früheren Stücken des Dichters vergeh^
lieh nach einem ihnlichen Versuch umsehen das Dasein der Götter
zu beweisen, und zwar wol deshalb, weil das Bedürfnis eines Be-
weises erst aus dem Zweifel folgte. Erst nachdem Ar. selbst im
Glauben gewankt hatte, sah er sich nach einer Stütze um, und weil
er durch das Unglück, das die Götter als eine Strafe des Unglaubens
Ober das Vaterland verhängt zu haben schienen, wieder zum Glauben
zurückgeführt war , halt er die Strafe überhaupt für das wirksamste
Mittel zur Ausrottung der Gottlosigkeit. *^) Von ähnlicher Anschauung
geht er aus, wenn er an einer andern Stelle (715) die Ueberzeugung
*) Die Stelle ist im einseinen corrupt, ihr Sinn aber nicht su ver^
kennen. **) Ich ersehe nachträglich aus Nägelsbachs nachhom. TheoL
S. 28 ff., dasz die Strafgerechtigkeit nach griechischer Ansich't fast die
wesentlichste Eigenschaft der Götter war und die factisch meist statt-
findende Bestrafung des Unrechts als ein Hauptbeweis für das Dasein
der Götter galt; vgl. namentlich S. 31. Somit haben wir es hier mit
einem unsweifelfaaften Beweise für das Dasein der Götter su thoa.
C. Kock: Aristophanee und 'die CSöttar des Volksglanbent. 101
«
■nssprieht, dan kein nnsf erblicher Gott dem aBgerecbteo Beistand
leisten könne. *
Götterlieder mochten darch die Sitaation des Stackes selbst ge-
fordert werden, -^nd so wollen wir denn auch einem lingeren Ge>
bete and feierlichen Gesänge, mit dem im Thesmophorion die Ver-
haiidlang gegen Enripides eingeleitet wird, keine weitere Beweiskraft
beilegen (312). Fraglich ist, ob es an sich geboten war, fast alle
Chorlieder zu einer Apostrophe an die Götter sn machen , wie dies
in der vorliegenden Komoedie geschiebt, und im Hinblick auf die
Linge des ^inen (059 — lOOO) und die Feierlichkeit des andern (1136)
dieser Gesinge entscheide ich mich 'dafür, auch hierin mehr als Con*
Teniens £u sehen. In keinem Falle aber wird man in der Verspottung
der Götterhyranen des Agathen (101) Frivolität suchen dOrfen, da diese
dem Dichter, nicht dem Gegenstande seiner Dichtung gilt.
In den Fröschen stellen sieb unserer Untersuchung scheinbar nn-
äberwindliche Hindernisse entgegen , und wir haben mit gutem Grund
im Torfaergehenden ausführlich erörtert, dasz Ar. bei der Anlage des
Slflekes • streng sittliche Zwecke im Auge hatte. Steht es nemlich fest,
dasz er nicht bloss das Urteil der Athener aber die Kunst des Bu-
ripides aufklären, sondern sie vor dem in seinen Tragoedien verbor-
genen Gifte der Unsittlichkeit warnen wollte, so dürfen wir an die
Betrachtung des religiösen Standpunktes unseres Dichters mit dem gu-
ten Glauben gehen, dasz er mit den euripidei^cben Ansichten wenig
Verwandtschaft haben werde. Streng sittliche Gesinnung darfte mit
FrivolitSt bei einer naiven Natur, wie Ar. war, Oberhaupt wenig ver-
triglicfa sein.
Nun ist es , um nichts zu verschweigen , allerdings auffallend,
daas 'Ar. bei seinem Angriffe gegen Euripides sich nicht auf eine ir-
gend ausfahrliche Kritik seiner religiösen Ansichten einlfiszt, da ihm
das Thema des Stackes hiezu die beste Gelegenheit bot, und wir
können uns dies nur so erkl&ren, dasz er das Gefahl hatte einer
wirklichen Widerlegung nicht gewachsen zu sein. Denn dasz er sich
nicht gleichgiltig gegen diese Seite der euripideischen Dichtungen
verhielt, beweisen einzelne Stellen, in denen er beiliuQg seine spitz-
findige Auffassung und Umgestaltung der alten Götterlehre «bitter ver-
spottet (1OO9 bes. 892. 935) und ihm den Aeschylos nicht blosz als
groszen nnd sittlichen Dichter, sondern auch als treuen Bekenner des
alten Glaubens gegenttberstellt (886). "^
Indes mögen diese Stellen far unsere Nachweisung immerhin
wenig ergiebig sein, sie würden in Verbindung mit der Tendenr.
der Komoedie und dem Inhalte mehrerer feierlicher Götterlieder, wie
des lakcbosliedes (324 — 336. 340 — 35l), der Anrufung der Athens
Soteira (377), des Gebetes zur Demeter (382) und des Preises der
heiligen Mysterien (454) genügen, um die glaubige Frömmigkeit des
*) Hieher gehört auch die Verspottung des Sokrates (1491) und der
Vorwurf, dasz Enripides die Tempel zu Wochen« tuben mache (1080),
iOt C. Kock; ArötophaaM und di« G5iter des Yolluglanbcn».
t^. aiuBer Zweifel so slellen, weon nicht aUe diese Eiuelheilen Werth
und Bedeutung verlören durch» einen Blick auf die klagliche und ver^
aehtliche Rolle, welche der Dichter auf der Bühne selbst die Gott-
heit und swar seinen Gott Dionysos in eigner Person spielen lisst.
Denn dass Herakles derb sinnlich dargestellt wird (38 if. (03. 516.
&50), kann saan dem Dichter wol verzeihen, obgleich es immer ein
starkes Stück sein mag, dass selbst die Göttin Persephone auf die
Nachricht von seiner Ankunft im Hades es für zeitgemäsz hält, ansser
einem entsprechenden Vorrathe an fester und Qfissiger Nahrnng für ihn
auch 0(f%7fiTi^dttg &(^i 7MQ€cvs%iliAivug (516) in Bereitschaft au setzen.
Jedoch das mag ein Zeichen sein, dass die alte Götteraristokratie
die Natorwttchsigkeit dieses halbschiächtigen Emporkömmlings mit Hu-
mor ertrug, und ebenso mag es dem Dichter hingehen ^ dass er den
Aeakos aus seiner hochansehnlichen Stellang als Richter and SchlO»-
seihewahrer cum gemeinen Haussklaven degradiert . (738 ff.)* Aber
dasB er seinen Schutzgott sich auf dem Wege nach der Unterwelt
bei Herakles nach den Hurenwirtschaften und den Gasthfiasern mit
den wenigsten Wanzen (108) erkundigen , dasz er ihn aaf der Fahrt
über den See des Hades als Dickwanst (200) schwitzen and aposte-
riorische Bauchredserei treiben (236), dasz er aus Furcht vor Aeakos
sein Herz in die Hosen fallen (479) und ihn, nm nicht alle Einsel-r
heiten aufzuführen, sogar weidlich darchprfigeln lüszt (646)) kann man
das auch besohönigen und anders als offenbare Frivolität nennen?
Denn mag es immerhin richtig sein, dasz gerade die Persönlichkeit
des Dionysos im Bewnstsein des Volkes nur theilweise die Würde
und Erhabenheit hatte, die wir als nothwendiges Attribut des gött-
lichen Wesens zu denken gewohnt sind, so musz man doch immer
fragen, wie es einem religiös gestimmten Gemflte beikommen konnte
Natürlichkeit zu gemeinem Schmutze herabzuziehen? Um nicht weit
auszuholen: d^r Dionysos in den Fröschen ist gar nicht der Gott,
dessen Namen er trägt. Es kann unmöglich die Absicht des Dichters
sein, den Dionysos die Rolle des verkannten spielen zu lassen. Die
Frösche der Unterwelt stimmen bei der Ueberfahrt des Gottes über
den See dasselbe Lied an, mit dem sie in Limnae den Dionysos um-
hüpft haben (211). Ohne Zweifel hüpfen und schwimmen sie auch
jetzt um ihn herum; aber der Gott musz sich seit seiner Abreise aus
Athen sehr verändert oder die Frösche ihr Gedächtnis auf der Ober-
welt gelassen haben, denn sie erkennen ihn nicht. Ja obgleich er
sie anredet, so verharren sie doch in ihrer verstockten Blindheit
und haben nicht üble Lust ihn auszuschelten (228); iiftyvanoi di
&S0I TtBQ, Kommt hiezu nun, dasz weder die Gastwirtinnen des Ha-
des noch die Dienerin der Persephone noch selbst Aeakos den Dio-
nysos erkennen, so scheint es in der That möglich, dasz ihn auch
die Zuschauer verkannt haben. Freilich nimmt er bald zu Anfang des
Stückes Gelegenheit sich selbst zu nennen (22), aber nicht als Jio-
w0og diog^ sondern als vtog ^rafiv/ov, eine Bezeichnung die man
freilich in einem andern Falle für einen bloszen Witz halten könnte.
C Kock; Aristophanes and die Götter des VoUugtiuben». 103
Um mw nicht ib Spitsfindigkeiteo zn verliefen and ku fragen, ob ee
nicht in der Macht des Gottes gestanden habe seinen Liebling auf
der Oberwelt zu behalten und sich dadurch die lange Fuszreise zu
ersparen, dürfen wir es gewis auffaUend nennen, dasz ihm der Dich*
ter la seinem Incognito auch sein gewöhnliches Gefolge genommen
and ihm auf die Wanderung nur den einzigen Xanthias mitgegeben
hat, der in allem .das Abbild eines gewöhnlichen attischen Sklaven
ist. Ihm gegenüber bewegt sich Dionysos selbst durchgUogig in der
Rolle eines gewöhnlichen Atheners. Denn konnte der Gott sagen, er
werde stets ein Jahr alter, wenn er die abgedroschenen Späsze ge-
wisser Komiker hörte (16)? Konnte der Gott, selbst aus Renom-
austerei behaupten, er habe eine Seeschlacht mitgemacht und auf dem
Schiffe die Andromeda gelesen (49- 52)? Durfte der Schutzgott der
dramatischen Kunst darüber in Ungewisbeit sein, ob lophon seine
Stücke selbst gedichtet habe oder nicht (75)? Durfte ein Gott die
spitzfindigen Ansichten des Euripides von den Göttern bewundern,
obgleich er wüste dasz sie nnsittlich seien (100. 104)? Ein Witz
konnte in diesen Stellen durch Beziehung auf den wirklichen Diony-
sos nar theilweise erzielt werden, und es wäre sicher auch nur ein
sehr plumper Scherz gewesen, wenn Herakles als das einfachste Mit-
tel IQ den Hades zu gelangen dem Gotte gerathen hätte sich zu er-
hingen, zu vergiften oder von einem Thurm hinabzustürzen (120).
Ob ferner Ausdrücke wie t/v' ukuiiStoiiai 9aav fi* a7foXkvv€ii\ (310)
und ov» ttp y* hiQOg tavr* d^^accn ivr^q (488) im Munde des Dio^
nyaos den Dichterruhm des Ar. erheblich gesteigert hätten, überlasse
ich dem Urteil anderer; ich für meinen Theil versichere, dasz selbst
der Schwur, mit dem Dionysos für den Fall des Eidbruchs Verder-
ben auf sich, sein Weib und seine Kinder herabfleht (585)) von dem
wirklichen Gotte geleistet mich nur mäszig erschüttern würde. Nun,
der Geschmack ist verschieden ; aber was in aller Welt trieb den
Dichter dazu, bei dem Weltstreite zwischen Aeschylos und Euripides
seinen Gott durch Mis Verständnisse aller Art als einen vollständigen
Ignoranten der tragischen Kunst zn prostituieren? Um ^ie Sache
endlich zum Abschlusz zu bringen, erkläre ich mich mit denen völlig
einverstanden, welche unter der Maske des Dionysos gar nicht den
Gott, sondern einen Menschen gesucht haben. Doch hat die Rol^e
zn wenig individuelles, um auf einen einzelnen bestimmten Athener zu
passen (etw^ auf Kallias , wie Ilennicke meint im Osterprogramm des
Gymn. in Cöslin von 1855); sie vertritt den Gattungsbegriff des alhe-
nischen Publicums. Das athenische Publicum^ehnt sich nach dem ge-
storbenen Euripides, es möchte ihn von den lodten zurückholen: ihm
will Ar. die Belehrung ertheilen , dasz nicht Euripides, sondern Aeschy-
los der grösle Tragiker ist. Seine mangelhafte Einsicht verspottet er,
und um es nicht mit einer absiracten Allgemeinheit zu thun zu haben,
verkörpert er das Publicum der Dionysosfeste zum Dionysos selbst. *)
^ Ungefähr dieselbe Ansicht vei-tritt B. Enger in den Jahrb. für
104 C. Kück: ArUtophanes and die Götter des Volks^laubeDS.
Wir bescheiden uns die Richtigkeit dieser Deutang hier im eiozelnen
nachzuweisen, da es ans nur auf die BegrQndung der negativen Seite
der Frage ankommt, der Unmöglichkeit nemlich den Dionysos der Ko-
moedie f&r den wirklichen Gott i\x nehmen« Denn ist Dionysos nicht
der Gott selbst, so kann ihn der Dichter, ohne sich der Friroiitit
schuldig zu machen, ungescheut dem Gelichter preiitgeben. Auch das
^aXsi ^eov (479) können wir dann allenfalls dem Dichter noch rer-*
zeihen, da es im Munde eines solchen Gottes nur auf seinesgleicheo
gehei^ mag, und selbst die %^vtfor ^eol (483) lassen eine Art toii
Rechtfertigung zu, wenn wir uns erinnern was fttr ein Gott es ist,
der sich seines Goldgehalts entleert hat. Sehr stark sind diese Aus-
drücke freilich und der Zeus ofiofia^uylag (756) dagegen nur ein
unschuldiger Scherz. Lfiszt sich hienebeu noch die Frage nicht uih-
terdrücken, ob es erlaubt war einem so verfichtlichen Wesen, wie
die Personiflcalion des Publicums ist, die Maske eines Gottes zu feihen,
so können wir als Sohluszresultat unserer Betrachtung der Frösche
nur hinstellen, dasz Ar. in ihnen zwar von sittlichem Geiste und im
allgemeinen auch von Pietät gegen die Götter erfüllt ist, dasz aber
die letzte Gemütsstimmung nicht rein, sondern von unverkennbaren
Begangen der Leichtfertigkeit durchkreuzt i^t.
Ueber die vorletzte Komoedie, die Ekklesiazusen , wollen wir
uns kurz fassen. Könnte es doch auch fast eine Verwegenheit schei-.
nen, ans den sehr uuerheblicben Andeutungen derselben eine bestimmte
Folgerung zu ziehen, zumal sie durch einen Zeitraum von 13 Jahren von
den Fröschen getrennt ist. Indes verrfith sie denselben Mismut über
die politischen Zustände wie jene, nur in gesteigertem Hasze, und auch
die wenigen Beziehungen auf die Religion die sie enthält sind den An-
schauungen des Dichters der Frösche verwandt. Ein Bürger, ein ech-
ter Repraesentant des damaligen verkommenen und engherzigen Bür-
^erthums, spricht (778) einem braven Manne gegenüber den Grund-
satz aus: ein wahrer Athener müsse nicht geben, sondern nur neh-
men wollen, deno dasselbe thäten auch die Götter. Bäte man sie
um etwas gutes, so hielten sie dem bittenden die Hände (vftvlag)
entgegen, nicht um etwas zu geben, sondern um zu nehmen. Freilich
identificiert sich der Dichter nicht mit der Person welche dies sagt;
^er er hält es auch nicht für nöthig gegen diese ruchlose Ansicht
durch den Mund des braven Bürgers Einspruch zu thun. Hiemit stimmt
dasz er den Blepyros bei schwerem Stuhlgange die Eileilhyia anrufen
läszt, ein sehr drastischer aber leichtfertiger Scherz (369). Von der
entgegengesetzten Stimmung dagegen geht er aus, wenn er es
den Weibern nachrühmt, dasz sie die Geheimnisse des Thesmopho-
rienfestes nicht ausplaudern (443). Dies ist die geringe Ausbeute,
welche die Ekklesiazusen unserer Untersuchung liefern; denn die
vielfachen inbrünstigen Anrufungen der Aphrodite und des Eros in
plass. Phil. 1856 S. 346 ff.; vgl. Th. Kock in der Einleitoog zu seiner Ausg.
der Frösche de« Ar. S. 29 ff.
C. Kode: Arbtoplimies und die Gdtier dw VolksgrlaiibeDfl. 105
der HeUerensceoe abergehen wir als fflr unsere Frage bedeolmiga«
loa mit Slillsebweigen.
Dem ?latos, dem leiden erhaltenen Stacke (tog ^Oficr» xal %cU^
QOf^ai %evg>Q€Uvoiiai) mQssen wir eine Tendenz im strengen Sinne
des Wortes absprechen. Möglich dasz das filtere Stfick gleiches Na-
mens eine solche hatte; das uns vorliegende fillt in eine Zeit, in
der die Komoedie aas den Wogen politischer Leidenschaft sich unter
das, windstille Ufer allgemeiner Sitlenscbilderung oder • zu den heile-
ren Höhen mythologischer Wolkengebilde geflachtet hatte. Die ganze
Komoedie ironisch za -rerstehen verbietet die ernsthafte Anseinander-
fietzung* fiber den wolthatigen Einflnsz der Armut auf die mensch-
lichen Verhfiltnisse und vor allem die Ausschi iesznng der gottlosen
ond namentlich der Sykophanten vom Genüsse des Reichthums. Eine
ernste Absicht aber kann ihr deshalb nicht untergelegt werden, weil
die ganze Handlung ins frivole gezogen wird und die Consequen-
sen der Voraussetzung zuwider nichts weniger als siltlich sind.
Dem Stacke fehlt die Warde der alten Komoedie, es ist charak-
terlos.
In Uebereinstimmung hiemit steht die Behandlung der GQtter,
die zum Theil lebhaft an den Frieden und die Vögel erinnert. Chre-
mylos wird uns als ein wackerer und gottesfürchtiger Mann geschil*
dert; er spricht wiederholt seinen Abschen gegen Unsitilichkelt und
Gottlosigkeit aas, wie er denn auch nur den gerechten von seinem
Reichtbnme mittheilen will. Aber derselbe Mann, der in glaubigem
Vertrauen zu Apollon gegangen ist, um sich aber die Erziehung sei-
nes Sohnes Rath zu holen, der sich vor der Zumnlung entsetzt, er
könne den Apollon bestohlen haben (359), der es für das (sicherste
Miltel hält den Piutos sehend zu machen, wenn er ihn im Heiliglhum des
Asidepios schlafen lasse (410), der endlich in einer weisen Verthei-
long des gewonnenen Reichthums ein Mittel sieht alle Menschen wie-.
der rechtschaffen und gotlesfQrchtig zu machen (494), was nach sei-
ner Meinong der gröste Segen wäre: derselbe Mann findet es mit
seiner Rechtschaffenheit wol verträglich von Piutos zu verlangen, er
solle sein Haus mit Schätzen fallen xal Sixalcog ftaSlxcag (231), scheut
sich nicht den Gott des Reichthums bald xqdviiSts navrav datfio-
vwvj bald 6eiX6x€eT8 nttvxtav dat(i6vo9v zu nennen (233. 123), er-
klärt die Herschafl des Zeus nicht mehr drei Obolen werth, wenn
PIntos das Augenlicht wiedergewinne (124), beweist diesem, dasz er
mehr vermöge als Zeos (127), da dem Zeus gegen des Pialos Willen
niemand mehr opfern werde (137), und macht ihm begreiflich, dasz
er es somit in seiner Hand habe die Macht jenes zu stürzen (142).
Wenn es ferner Penis für einen Beweis von der Armut des Zeus
halt, dasz er die Sieger zu Olympia nur mit den Zweigen des
wilden Oelbaums bekränzen läszt (582), so sieht Chremylos darin
schmutzigen Geiz (587 ff.) und in dem heiligen Kranze selbst einen
bloszen Xtjffog,
Ist nun der Charakter des Trägers der Handlang mit sotohcr
106 C. Keck: AristopliaDes und die Goller des Volksylaiib^n»«
Leiohlfertigkeit angelegt, so tritt IB d«m Sklaren Karion die Ce-
ringschitsung and Verachtung der Götter ohne allen Beiaats auf.
Br macht es dem Apottou «im Vorwarf, dasz er aeinti« Herrn in
Wahnsinn geatürst (8), deatet dea Gottes Orakel als eine Anflgr-
demag an Chremyloa, seinen Sohn zn einem Scbafle zu erziehen (45)»
erzählt groszprahlend, dasz er im Tempel des Aaklepips einen Topf
mit Mehlhr^i gestohlen habe, und zwar mit vollem Rechte, da sick
anch der Priester des Gottes kein Gewissen daraus mache die dar-
gebrachten Opfer zu seinem Nutten zu verwenden (672). Um den
Diebstahl aicher aoszuführen, ahmt er das zischen der heiligen Schlange
nach (689) und begrflszt die Erscheinung des Gottes selbst mit einer
tlhelriechenden Ehrensalve a posteriori (698). Den Gott Hermes be-
handelt er anfs freohste und unversehimteste (1190. 1124. 1129. 1138.
1143). Jedoch das letztere ist ihm wol za verzeihen: denn einGottj
wie ihn Ar. im Hermes schildert, kann auf Verehrung keinen An-
spruch machen. Seitdem den Göttern nicht mehr geopfert wird, fin-
det Hermes das lieben bei ihnen wenig vergnaglich>: er kommt auf die
Erde herab und bettelt um Brot und Fleisch (1136). Er bittet den Karioa
flehentlich ihn als Hausgenossen und Collegen aufzunehmen ; er ist bereit
seine Hitgötter fftr immer zu verlassen, und preist sich glucUicb,
nachdem er in allen übrigen Qualitäten abgewiesen ist, als ivayci-
Viog eine interimistische Anstellung zu finden und mit dem ehren-
vollen Amte die Gedärme zu waschen betraut zu werden (U47 —
1169). .Auch Plutos hat von seinen Hitgöttern keine hohe Meinung;
denn er sagt, Zeus hasse die gerechten und habe ihn zur Blindheit
verdammt, damit er nicht jenen aeine Gaben zuwende (87). Den
Schlusz des Stückes bildet denn auch eine förmliche Absetzung
der Götter, namentlich des Zeus. Da zum Tempel des Zeus Soter
nicht mehr opfernde kommen, sondern aTumotv'qaofUvoi nleiv ij
fiV^iOf (1184), so ist nfitfirlich auch dem Priester die Lust ver-
gangen bei diesen neuen Opfern zu assistieren: er geht zu dem
neuen Gotte über, der sich in Wahrheit als Zeus Soter bewährt
(1186 ff.).
Dies ist das Ende des Plutos und zugleich der Abschlusz der
religiösen Entwicklung unseres Dichters. Wem derselbe düster er-
scheint, der hat insofern gewis Recht, als er die blosze Negation des
Volksglaubens ist und nicht die Keime einer wahreren Gotteserkennt-
nis enthält. Fast noch mehr als der Verfall des Alterthums selbst
hat der Untergang des alten Glaubensideals in einem der begabte-
Hten Geister des griechischen Volkes geradezu etwas erschütlerude:«.
Vom unbefangenen Glauben ausgehend hat Ar. das Gut seines Her-
zens selbst in der Kraft seines Lebens nicht zu bewahren vermocht,
und wenn er später das verlorene auch zum Theil wiedergefunden,
so hat er es noch am Abend seines Lebens unwiederbringlich der
Vernichtung anheimfallen sehen. Die Sonne zeigt sich an den Berg-
spitzen, ehe sie die ganze Erde mit ihrem Lichtslrom erfüllt: so er-
p^eint der schwarze Schatten des Todes an den hervorragendsten
C. Kwk: Arisiopkanefl md die GöUer des VoUuglaobeiig^ 107
GdsCen, ebe er die gesaale Welt des Altorthune eiobOlll «od im
Nacht Terseokt. —
Man mag die hier Tersuchte Deutung ttberzeagend finden oder
picht: um das ^ine bitten vir, de nicht für den unerwogenen Ein^
h\{ eine« Angeablieka sa halten. Sollte der Gegenstand einer ein-
gehendeii Profiing von anderer Seite untenogen werden, 00 könnte
die» dem Verfasser unter allen Umständen nur erwünscht sein, gleich-
viel welches das Resultat derselben wäre. Er darf versichern, dass
es ihm nur um die Wahrheit aa than ist, and dasz er im vorher-
gebeadeii eine Ansicht entwickelt hat, die er naeh den ihm au Ge-
bote stehenden Kriterien für Wahrheit halten muss. Einzelheiten,
das verhelt er sich nicht, werden in anderer Weise besser gedeut^
werden; in der Hauptsache hofft er den rechten Weg nicht verfehlt
u hab^B. Doch dem sei wie ihm wolle, die Pietät gegen den
grossen Komoediendichter ist ihm durch das Ergebnis dieser Uuler«
tiaahniig nicht erscbfittert. Was an Ar. schwach erscheint, ist im
Grande nicht seine Schwäche, aber was an ihm stark ist, seine
Stärke: knrs *er ist ein Mensch gewesen, und das heisat ein Kam-
{>fer sein.'
Vorfiegcnde Abhandhing war eben beendet, als C. F. Nagels«
backe ^nachhomerische Theologie des griech. Volksglaubens' (Nflrnberg
1666) im Buchhandel erschien. Die Hoffnung den hier behandelten Ge-
(^enstand in diesem Werke des hochverehrten Alterthumskenners einer
Besprechung unterzogen zu finden ward nicht getauscht. Im achten
AbMhnitS, welcher die Auflösung des alten Volksglaubens bel'andeit,
wird eine Lösung des Problems gegeben. Zunächst wird als . un-
sweifeUiaft anerkannt (S. 471), dasz man bei Ar. den ernsten
Willen verniuten dürfe, den auflösenden und zerstörenden Tendenzen
seiner Zeit, so weit er es als Dichter vermag, entgegenzuwirken,
and namanllich aus den Rittern und Wolken nachgewiesen, dasz in
dieser eonservativen Tendenz auch die Ehrfurcht vor dem alten Glau-
ben eingeechlossenist* ^Aber' heiszt es S. 472 weiter Svahrend die
ILomoedie gewis mit ernstem Conservativismus der zerstörenden
Richtang ihrer Zeit entgegentritt, ist sie gleichwol ein Kind ihrer
Zeit und mit der ganzen Frivolität derselben behaftet. Ihr Mutwille
kennt Ehrfurcht und Pietät, kennt Scham und Zucht so wenig als
die von ihr gezachtigte Welt. Um deren Tollheit, in deren Gebiet
sie sieh bewegt, ganz toll zu machen, schont sie das heilige, dest^en
gotes Recht sie verfechten will, gerade am wenigsten.' Weiler
Bolen fahrt der Vf. fort: *am allergrausamsten aber gebt die Ko-
moedie mit den Göttern um. Was die Mythe von den Lauster a und
Verbrechen derselben sagt, wird zu komischen Zwecken höchst geist-
reich swar, aber zugleich auch vollkommen schonungslos benutz! •
Ab« auch sonst wird des komischen Contrastes willen alles mögr
liebe lächerliche den Göttern angedichtet.' Es folgen einzelne Be-«
108 C. Kock: Aristophanes nnd die Gdlter des Volk^gianbens.
lege fOr diese Debauptnng'. Was hier von der Komoedie im allge-
meinen gesagt wird, bezieht sich speciell auf Ar., den einzigen ans
erhaltenen Repraesentanten dieser Dichtungsart. Leider spricht sich
der gelehrte Forscher nicht direct darüber ans, ob er die ernste Ten-
denz und die Frivolität des Dichters sich in zeitlicher Aufeinander-
folge denkt; aber wir irren wo! nicht, wenn wir aus seiner Dar-
stellung den Schlusz ziehen, dasz er ein gleichzeitiges nebeneinan-
dersein beider annimmt. So bereitwillig wir uns nun in anderem der
Gelehrs^amkeit und dem Scharfsinn des berühmten Philologen unter-
ordnen, eben so bestimmt müssen wir die gleichzeitige Vereinigung
{weier unvereinbarer Dinge in Abrede stellen. Den Beweis für die
Gleichzeitigkeit hat Nägelsbach begreinicher weise nicht unternommen,
da er nicht vermutet hat dasz sie bestritten werde. Ist unsere Un-
tersuchung nicht ganz fruchtlos gewesen, so hat sie die zeitliche
Aufeinanderfolge beider Geistesrichtungen dargethan. Doch glanben
wir es der Autorität N.s schuldig zu sein, unser dissentierendes Vo-
tum noch einmal in Kürze zu motivieren.
Wir wollen nicht erörtern, ob ernstes verfolgen eines Zwecke»
mit frivolem abspringen von demselben bei einer gesunden Geistes^
anläge vereinbar ist: unserer Ansicht nach würde das gleichzeitijge
auftreten beider Extreme das Selbstbewustsein nnd somit die Mög-
lichkeit einer bestimmten Tendenz überhaupt aufheben. Wer die Göt-
ter lächerlich macht, kann nicht in demselben Augenblicke die Ab-
sicht haben Ehrfurcht gegen dieselben zu erwecken; wer sich die
Vcrlheidigung des Glaubens zur Aufgabe stellt, kann diese Aufgabe
nicht durch Verspottung der Glaubensobjecte lösen wollen. Aach dürfen
wir dem Komiker so viel Continuität des Bewustseins zutrauen, das«
er beide Gegensätze nicht nur in der Spanne einer Scene, sondern
auch in dem ziemlich engen Rahmen eines Stückes wird auseinander-
halten können. Aber N. geht noch weiter; er sieht in der Ver-
einigung dieses Gegensatzes das Wesen der Komoedie. Denn (S. 472)
*sie feiert bei jeder Gelegenheit das Gemeinwesen Athens, und gerade
der volksherliche Demos ist in den Rittern, in den Ekklesiazasen, in
den Wespen, und wo eigentlich nicht? mittelbar oder unmittelbar
die Zielscheibe ihres beiszendsten Spottes. Sie wird nicht müde die
alte Zucht und Sitte, namentlich die Sorge für die Keuschheit der
Jugend zu preisen, und geht doch in ihren Darstellungen des Thieres
im Menschen bis zur kecksten, frivolsten Schamlosigkeit.' Die erste
dieser Behauptungen berulit auf einer Verwechslung. Ar. feiert das
Gemeinwesen Athens, aber wolgemerkt nicht das bestehende, sondern
das untergegangene, und ist also nur consequent, wenn er in der
Begeisterung für den volksherlichen Demos der Vergangenheit da^
entartete Geschlecht der Gegenwart aufs bitterste, geiselt. Wie er
die mannhaften Marathonkämpfer stets preist,, so schmäht er unab-
lässig die modernen Helden der Volksversammlungen, das feige and
selbstsüchlige Heer der Zungendrescher und Gesetzesschreiber. Auch
'dürfte es schwer sein zu beweisen, dasz er (wenige Fälle, nament«
C. Kock: Aristophanei uod die Götler des VolksglaubeoB. 109
lieh aus der Periode seines Abfalls abgerechnet) neben der Sorge
fär die Kenscbheit in wirkliche Zucht- und Sittenlosigkeit verfftlU«
Das Thjer im Menschen kommt in der Komoedie zu voller Geltung:
denn diese seigt ' den Menschen gerade in seiner Natürlichkeit, und
das komische Ideal, das in gleicher Entfernung unter der Mittagshöhe
des gewöhnlichen Lebens liegt, wie sich das tragische über dieselbe
erhebt, bringt zugleich eine nach unseren Begriffen sehr derbe Dar-
stellung dieser natürlichen Seite mit sich. Doch liegt zwischen die^
ser grobsinnlichen Natürlichkeit und wirklicher Unsittlichkeit noch
eine weite Kluft. Unser aesthetisches Gefühl wird durch die Keck^
heit der Witze in der Komoedie oft genug befremdet; unser sitt-'
hebe« Gefühl lAufl selbst bei offenbarem Schmutz keine erhebliche
Gefahr. Ar« wollte eine sittliche und keusche Jugend, aber keine
■erreoschwache, prüde und ascetische.
Im Gegedtheil, man wird der realen wie der idealen Welt gegen-
über Ar. im allgemeinen in einer bestimmten, klar ausgesprochenen
Stellang finden, nur da$z sich dieselbe im Laufe seines langen Lebens
▼errückt. Er beginnt mit strengem festhalten an den Idealen der Ver-
gangenheit, seine Strenge wird unter dem erschlaffenden Einflüsse
der Zeit gelockert, und als ihm das Unglück des Vaterlandes über
seine Verirrung die Augen öffnet, faszt er den Vorsatz der Umkehr
und fahrt ihn auch wirklich aus. Aber der innere Halt seines Le-
bens ist vernichtet, er kann zu einer Festigkeit nicht wieder kom-
men and die Versöhnung bleibt aus. Daher kommt «s, dasz er vor-
nehmlidi in seinen frühesten Stücken ein so freudiges Selbstbewost-
sein von seinen sittlichen Zwecken ausspricht, während dieser herz-
erhebende Klang später fast gar nicht mehr zu hören ist. . Daraus
erklfiri sich die streng sittliche Tendenz seiner früheren Komoedien,
wahrend spätere entweder tendenzlos oder geradezu frivol sind. Des-
halb zeigen die Werke seiner Jugend bei aller Heiterkeit noch eine
gewisse^ Mäszigung und Selbstbesehränkung , während die nächstfol-
genden ins schrankenlose hinausstreben. Darin endlich finden die
unbefangene Fröhlichkeit, welche die Acharner, Ritter, Wolken und
Wespen atbmen, und das Gemisch von Verzweiflung und erzwunge-
ner Anagelassenheit, welches das Gepräge seiner letzten Komoedien
irt, ihre natfirliche Deutung.
Anclam. Carl Kock.
lieber die
Bosianischen Handschriften
von
Qceros Briefen an Atticus.
Von
DeÜef DeÜe&en.
3.
lieber die Bosianischen Handschriften von Gieeros
Briefen an Attieiis»
Die Enlhfillangen y welche Prof. H. Haupt im Lectionskatalog der
berliner Universitit für das Soininersemester 1865 ttber die Handschrif-
ten gemacht hat , deren Simeo Bosias sich ffir seine Ausgabe von Gi-
eeros Briefen ah Atticns bedient haben will , haben der Kritik dieses
unschätzbaren Werkes einen ganz andern Weg Torgezeichnet, als sie
bis dahin eingeschlagen hatte. Die ^familia Gallicana', wie Orelli jene
Handschriften taufte, deren Werlh v^n allen neueren Gelehrten dem
des cod. llediceus vorgezogen wurde, verlor dadurch ihre beiden wich-
tigsten Mitglieder, und auch die Autorität des letzten noch flbrigen
oder vielmehr die Autorität der bis dahin fflr hinreichend verbargt
gehaltenen Nachrichten über dasselbe wurde dadurch nicht wenig ge-
schmälert. Aus einer von Th.Mommsen vor 12 Jahren in Paris gemachten
Abschrift des cod. regius 8538 A , der schriftliche Bemerkungen des
Bosins zu jenen Briefen enthält, weist Haupt eine Anzahl von Beispie-
len nach, wo derselbe Gelehrte aus denselben Hss. von denselben Stel-
len ZB verschiedenen Zeiten ganz verschiedene Lesarten mittheilt. Der
Sehlnsz , dasz hier eine groszartige Fälschung stattgefunden , ist sehr
nahe liegend; einzelne Beispiele aus jenem unedierten Mannscript, be-
sonders das letzte, in welchem ein mehrfaches verbessern schon hinge-
schriebener Varianten vorkommt, haben so sehr alle Anzeichen einer
willkfirlichen Aenderung, dasz gewis wenige Leser gewesen sind , die
nicht jenem Urteil beigestimmt haben.
Haupt beleuchtet die Frage aber die Echtheit der Bosianischen
Codices nur von der ^inen Seite , die wir angegeben haben ; er glaubt
schon von da ans genfigende Grande vorgebracht zu haben , um fair
immer den Glauben an die Existenz jener angeblich ältesten Hss., des
cod. Decurtatus oder der Scidae und des Crusellinns völlig vernichtet
und die Echtheit der Lesarten, welche Bosius aus dem dritten, dem
Tornaesianns, anführt, in Frage gestellt zu haben. Auszer den von ihm
mitgetheilten Beweisstellen hat Haupt, wie er sagt, noch eine Reihe
von anderen , deren vollständige Vorlage bis jetzt noch nicht gemacht
Jahrb. f. cImi. Philo!. Soppl. Bd. UI Hfl. 1. g
114 D. Detlefsen: aber^ie Bosianischen Handschrifien
ist, 80 dasz es mit einiger Gefabr far uns Terbiinden ist eine Ansicht
auszasprechen , die mit der von ibm aufgestellten nicht ganz harmo-
nieren wird. Wir glauben indes mit Wahrscheinlichkeit vermoten eii
dürfen, dasz die Beispiele, welche Haupt gegeben hat, die wichtigsten
von denen sind, die ihm zu Gebote stehen. Seit zwei Jahren warteten
wir vergeblich darauf, dasz von irgend einem der vielen Gelehrten,
die durch ihre Studien auf die ciccronischen Briefe gefQhrt und mit
ihnen vertrauter als wir geworden sind, eine Aeuszerung der Zustim-
mung oder des Zweifels in jener Frage fallen würde; wir hatten auch
den Widerspruch nicht für numöglich gehalten und hofften auf eine
Entgegnung, bei der einige Ansichten aber die Art und das vorgehen
der Krilik in der französischen Philologie und überhaupt in den frühe*
ren Jahrhunderten ausführlicher dargelegt würden.
Maszen wir es uns auch nicht an in diesen kitzlichen Fragen ein
sicheres Urteil abzugeben, so glauben wir doch zur richtigen Erkennt
nis derselben einiges beitragen zu können, indem wir die Notizen zn-
aammenstellen, welche uns in Bezug auf die französischen Has. der
fir4efe ad Atlicqm und die Gewährsmänner derselben bekannt sind.
Wir können über diese noch einiges beibringen, was Orelli und Haupt,
wie den anderen neueren Gelehrten, die sich mit jenen Briefen be-
faszt haben, völlig entgangen zu sein scheint.
Ein von vorn herein schon nicht nugewichtiger Yerdaehtsgrond
gegen die Bosianischen Codice» liegt darin, dasz dieselben nach dem
Tode des Bosins völlig verschwunden sind. Kein anderer gleichzei-
tiger oder späterer Gelehrter hat', so viel wir wissen, eine Notiz hin*
terlassen, aus der hervorgienge , dasz er sie mit eigenen Augen ge«
aeben hätte. Der Tornaesianus freilich, gegen dessen Existens
wenigalens Haupt keine Zweifel erhebt, ist ebenso untergegangen oder
wenigstens bis Jetzt in Verlust gerathen; aber über ihn haben wir
Nachrichten von sehr verschiedener Seite. Wie die Sachen nuit
früher standen, wäre es Pflicht der Herausgeber gewesen zu sam-
meln , was überhaupt aus jenen Hss. und über dieselben noch erhalten
war. Dann hätte sich folgendes herausgestellt. In Betreff der Scidae
und des Crusellinus sind wir zwar allein auf die Referate des Bosius
beschränkt; doch existierten schon vor dem Mommaenschen Funde
mehrfache Quellen, aps denen die Kenntnis derselben vervollstäadigl
werden konnte: für den Tornaesianus treten auszer Bosins und Lambin
auch noch J. Cujacius , F. Pithoens und besonders A. Turnehns als
fiewährsmänner auf. Aus der Vergleichung ihrer Mittheilungen unter
^nander hätte man schon vor Mommsen und vor Haupt in Betreff der
Benutzung derselben bedenklich werden sollen 0* «Diese Sätze wer-
den wir jetzt der Reihe nach belegen und ausführen.
1} Wir wissen nicht, ob sich Haupt auf tthiüiohe Untersnehnngen
bezieht y wenn er 8. 16 sagt: 'sed quod homines docti, si diligentina
attendSflsent, dudun suspicari poterant, Codices illos Bosii decnrtatum et
QnueUfaivm nnllos nmqnam ftaisse, sed oommentom eos ease Boalun
firande-et lallnoia, id' usw.
, voi Cieeros Briefoi aa Attiofts. 115
BosiasAotfsbe von Ciceros epistolae ad Atiicnm orschieD in Li-
moges 1580. Sie naohto ein solcheB Aufsehen , dnss noch in demsel-
ben Jahre als Bei(^be scnm Gommenlar des P. Manntins an den Briefen
nd Attionin ein Nacbdrnek derselben bei A. Wechel inFrankfart herans-
kam*). Eine dritte Aasgabe folgte 1583 bei Chr. Plantin in Antwerpen,
eine vierte ebenda 1585. Ans Orellis Onom. TuU. I S. 300 setzen wir
* hier folgende Worte her : * in lacobi Bongarsii inedita ad Petrum Da-
nielea Lutet. IIX Novemb. a. 1579 [?] epistola, qnae asservatur in
bibUctheca publica Basileensi, haeo leguntnr: tSimeonis Bosii in M,
Ciceronis epistolas ad Alticam emendationes prodiernnt apnd LemoW-
ces; qnas diligentins expressas Patissoniusdabit; eam editioneai
ezspectea snadeo. » £a tarnen nnnqaam.prodiit.' Ein anderer Zeitge-
nosse des Bosins, Lud. Carrio, hat in seinen Emendationes et obser-
rationes (Paris 1583 , auch im da Bande von Gralers Lampas) I e. 15
folgende Worte bei Gelegenheit einer Emendation eu den Briefen ad
AU. XVI 6, 1 : ^pedibus ei equis rectam ne esse existimem faeit Varie-
tes scriptnrarnm , qnaram nna habet pedi^tfs ei equis ^ altera pedibut
aefuiSy tertia, eliam Tornaesiani oodicis omninm optimi, peäibus equii.
band dabie vera. nam Lambinus qui illnd ei equis plane delet, est
fmsira. vnlt Cicero se sinibus propler maris recessnm siccis pedibos
vicem equorum usam fuisse. qoa de re cum ad doctissimnm virum
Simeonem Bosinm retulissem : is ante mortem bonis et doctis omnibns
vehementer luctaosam nefario scelere a sceleratissimis bominibns clam
illatam paucis diebus inter cetera huno in modum rescrlpsit: «Locam
epistolarom ad Atticum relegi et cum antiqnis meis iteram contuli»
nihil variant, nee mendi qoicqaam sabesse pnto. nam equis pediifus
est quod Graeci ainnt lu^^ xal avv f^TeTta^ hoc est terrestri ilinere [!],
cni opponitur lutia ^aXa0aav, dictum est aatem iavvdhtogy nt illud
ahenun equis eiris. hinc Hacrobii locus (Sat. VI 4), quod tu rede
Indiens , emendandus. Epistolas ad Atticam ea occasione relegi et re-
eeasui , malte addidi , qnae praeterieram, praeter ea qoae in libro tao
anootaram et tu ad Plaatioun miseras, in- quibus haec haud inscita
necdom a qnoquam satis intelleeta, de perscriplionibns , plurlnm uo«
minibos et parariis, de servornm, qni populo plaenerant, coacte manu-
miasione, de Gentis popaiis {?], de' matrum testamentis ante S. C. Or«
phitiannm, de legibus viaria et alimentaria Curionis, de praediatori-
bns^ de ^HQaxlfiSlf Ciceronis, de Varrbnis ninXm et alia pleraque.
sed et in epistolis ad Q. fratrem et ad Brntom malte emendavi, non
2) Auf dem Titel * dieser Ausgabe heissen die Animadyersiones
8. Bosü 'diu hacienas expetitae* und in der Vorrede weiss der Hgv
sie nicht hoeh genug su sohätzen. Auch Lambin spricht in einer An^
merkong su VII 2 seiner s weiten Ausgabe des Cicero von 1577 (sie
erschien nach seinem 1572 erfolgten Tode bei Santandreas 'ex postrema
Dionysli Lambini Monstroliensis emendatione') und in der dritten von
1584 (die von des Plancbes besorgt wurde) erwartungsvoll von dar-
selbett und erwähnt auch sonst öfter des Bosius. Ich habe leider nur
dessen beide Ausgaben Ton 1580 benuteen können. Der frankfurter
Nachdruck ist fast fehlerlos.
8*
116 D. petlefsen: über die Bosianischea flaodBcliriften
pauca explieaTi. omnia propedien ad te mittam, at in porro ad foom
Plantinam. Vigiliarum editionc^m in aliad tempos reiiciam.»") Ancli
dem Lambin hat Bosias Mittheilungen über seine Has. gemacht, und
wahrscheinlich^ ist aar die Seidae an beziehen , was jener in seiner
X weiten Ausgabe zu VII 18, 1 repuderit hat: ^sed S. Bosins dixil mihi
se reperisse in suo item mscpt. antiqaissimo ita scriptum : quae gut-
dem si repudiarit^ repudierit, iacehit^ si acceperii. nnde coniicit ille
sie esse legen dum: quae quidem si repudiariiy repudio eriL' (Diese
Lesart und Conjectur fahrt übrigens Bosias in seiner Ausgabe nicht
an. Auch fehlen sie bei Orelli.) Aehnliche Stellen finden wir in der
zweiten Ausgabe des Lambin öfter, aber nicht in der ersten. Nirgend-
wo wird jedoch etwas specielles aus oder über die Hss. des Bosina
gesagt, und es scheint dasz dieser dem Lambin bei einem Besuche in
Paris, der vor das Jahr 1570 fiel^), nur mündlich einige Conjecturen
mittheilte, die dieser nicht einmal Qberall richtig wiedergab^} and
die jener in seiner Ausgabe zum Theil schon wieder mit anderen ver-
tauscht hatte, wie V 4, 2. VIII ö, 1. 6, S. 15, 1. IX 18, 3. X 1, 3.
8,4. 13, 7. Endlich finden wir noch aus spfiterer Zeit eine beach-
tenswerthe Angabe über schriftliche Aufzeichnungen des Bosins in
der Ausgabe der Briefe von Graevius (Amsterdam 1684) praef. ad lect.:
^praeter notas, quas ipse publici iuris fecit Bosius, leges hie nonnullas
ineditas ante, quibus priores auxerat sna manu, eas excerpsit et mihi
misit civis Bosii Stephanus Balusius.' Man findet sie zerstreut unter
den Add. et Corr. der Ausgabe. * Vellem' fährt Graevius fort 'in Ba-
lusii manus incidissent qnoque, quae Bosius paucis diebus ante mor-
tem ... ad amicnm sunm Ludovicum Garrionem se nolis suis adieciase
scripsit', womit die oben angefahrten Worte gemeint sind.
Wir haben hier also schon Nachrichten von verschiedenen schrift-
lichen Aufzeichnungen des Bosius. Die ^antiqui libri' und der ^mana-
scriptus antiquissimus', auf die er sich dem Garrio und Lambin gegen-
über beruft, können offenbar nur der Deonrtatus und Grnsellinus sein
(in dem Briefe an Garrio auch noch der Huraltinus , den anszer ifam
ebenfalls Lambin benutzte); und auf diese wird er gewis;in der neuen
Becension, von der er dem Garrio schreibt, zurttckgegangen sein. Es
ist ungewis , in welchem Jahre Bosius starb ; die Angaben schwanken
3} So viel wir wissen, sind diese nie erschienen. 4) S. Lambin vn
y 12, 1 : ^nM omnia ä%Q« rriifscav tvyya tndiasem] ... sie hunc locam emen-
davit Siraeo Bosius, nt pluribus iam verbis ostendi in comm. Lacretii
sec. edit. ad illnm locam lih. V Nee poterai quemq.*^ worüber es in der
1570 erschienenen Ausgabe heiszt: 'quod idem ille Bosius mihi nuper
com esset domi ineae indicavit.' 5) S. Lambin su X 13, 3: ^probo
8. Bosii coniectoram habes niXi^ta ovov^f ygl. mit Bosias Anmerkung:
^falsum est qaod acribit Lambinus me hie legendum putasse nilijta
ovov» nunquam enim id ei dixi ant soripsi. aut. igitar id somniaTit,
aut, quod pato, aliter mea verba accepit, quam ego dixeram. £i enim
aliqoando indicaram snspicionem meam de hoc loco, et paucis demon-
straram hie reponendum videri uLiXtjt« qonvov^ unde ille nescio quem
asinum verednm commentas est.'
TOB Cioere» Briefen an Atticos. 117
iwisdieii ISdD, 81 nnd 82 (er soll etwa 46 Jahre alt geworden sein) ;
die Vorrede seiner Aasgabe ist *V Idits Octobres' unterzeichnet, es
fehlt die Jahreszahl. Jene nene Recension der Briefe, von der er
spricht, ninss spater als die Ausgabe erfolgt sein; denn sonst waren
die Gegenstande aus den römischen RechtsaUerthümern nnd der Liltera-
targeschichte, von denen er spricht, die sich alle an die Briefe ad
Atticom ansdiiieszen , in dieselbe aufgenommen, was nicht geschehen
ist. Nor der iex viaria des Curio geschieht im Commentar an VI 1
eine sehr kurze Erwähnung, fiigenthamlich bleibt es bei alle dem,
dann Bosins seiner eigenen Ausgabe nicht gedenkt, statt dieser aber
von Anmerkungen spricht, die er in einem Exemplar des Carrio bei-
gesehrieben und die dieser an Plantin geschickt habe. Auch diese wer-
den neeh der ersten Ausgabe geschrieben sein. Man wird aber da-,
dnreh an die Plantinsche Ausgabe von Id85 erinnert, die sich auf dem
Titel eine ^editio ab emendatione ipsius auctoris ultima' nennt, wonach
Orelli in seiner ersten Ausgabe gemeint hatte * fortasse emendatioreni
et auctiorem esse'. Wenn derselbe dagegen in der Hist. crit. S. XLVII
der zweiten Ausg. von ihr behauptet: ^prorsus nihil additum aut mntatum
repperi, ita nt hoc quoque unum sit ex solitis illis typographorum sec.
XVI mendaciis, quibus emptores allicere conabantur', so glauben wir
doeh bei der bekannten Eilfertigkeit Orellis in Benutzung seiner kri-
tischen Hilfsmittel, dasz eine nochmalige Einsicht derselben wfln-
schenswerth wäre. Vielleicht lieszen sich aus Vergleichung dieser
Ausgabe des Bosias mit den früheren schon einige Verschiedenheiten
derselben unter einander nachweisen.
Mit jenen Randbemerkungen sind möglicherweise identisch die-
jenigen Bosianischen Noten, die Balusius dem Graevius abersandte. In.
Betreff ihrer heiszt es in den Add. et Corr. der Ausgabe des letzteren
zn I 4: *sio scriptum se reperisse in vet cod., ut Casaubonus con-
iecerat, nimirum Q, pro quod, testatur S. Bosius in notis manuscriptis,
quas apposuit editioni suae'; zn IV 10 : ^plane sie quoque, ut ego sen-
tiebam , coniecit ac scivit legendum esse Bosius , qui margini ed. snae
adscripsit: mekerculeut a ceteris obleciaiionibus deseror voluptatuntj
fic' und zu VI 1 : ^videtur postea in suis codicibus id qooqne [nemlich
Herum iam tibi] reperisse Bosius. nam sie legendum esse editionis
snae margini adscripserat.' Endlich ist auch zu IV 15. VI 5. XII 26.
XVI 6 ausdrucklich von ^curis secundis' desselben die Rede. — Ob
auch der Ausgabe von Bosius Emendationen , die Patisson ^diligentaus
ezpressas' herausgeben wollte, ebenfalls handsohriflliche Bemerkun-
gen des Bosius beigefügt werden sollten, oder ob dies nur eine Buch-
hittdlerspeenlation wie der Wechelsche Nachdruck war, oder wie es
sich sonst damit verhielt, müssen wir ganz im dunkeln lassen. Aus
der Jahreszahl jenes Briefes könnte man schlieszen , dasz der Druck
der Ausgabe von Limoges im J. 1579 begonnen (wonach auch die Vor-
rede derselben in dieses Jahr fallen würde) , aber erst im J. 1580 ba^
endet sei. Doeh ergehen wir uns hier nicht weiter in Vermutungen,
Ober welche die Entscheidung uns nicht möglich ist.
118 D. Detlefsea: flbttr die BoMämseheii Hatidsehriften
Was wir bisher aniifefiliirt btbeiif soihe nur Daten liefern, in cKe
sich vielleicht die von Momnsen abgeschriebenen Anmerkungen des
Bosins ansoblieszen lassen. Zwar sagt Hanpt a. 0. S. 16 von diesem
Codex, er enthalte * Simeonis Bosii animadversiones in libros Septem
posteriores epistnlarnm ad Atticnm, non qnas postea edidil, sed qnalen
prirnnm oonscripserst'. Ob letztere Behanplang sich auf eine beige-
figte Jabreszahl oder ein anderes fiuszeres Beweismittel stOtzt, ist
nicht gesagt; die inneren Gründe, welche man ans den mitgetbeilten
Proben dafür geltend machen könnte , scheinen nn» nicht zwingend na
sein. -^ Ans der bisherigen Darstellung gebt aber alierhaupt hervor,
dass Bosins seine Thfitigkeit fAr die Briefe ad Atlicnm auf Grund sei«
ner Hss. jedenfalls nicht mit der Ausgabe von 1580 abgeschlossen,
sondern bis an sein Ende neue Emendationen nad Erklirungen zu den-
selben auch schriftlich abgefaszt und in Umlauf gesetzt bat« Es wfire
gewis wichtig fOr die Beurteilung seines Werthes zu erfahren, in
welchem Verhältnis diese zu der gedruckten Aasgabe stehen. Stim-
men auch si6 nicht mit ihr aberein, was wäre dann von Bosins ra
halten?
Schon ehe der pariser Codex von Mommsen aufgefunden war,
hatten wir in der Ausgabe der Briefe von Graevins Notizen zweiler
Hand des Bosins. Ihre Anzahl ist zwar nur gering, sie umfassen aber
nicht bloss die letzten 7, sondern alle 16 BQcber. In den wenigsten
sind Lesarten bestimmter Hss. mitgetheilt, sondern gewöhnlich heiszl
es nur , so und so sei zu lesen , einigemal auch ganz allgemein *in V.
C. (d. i. vetere codice) scriptum est' usw. Mehrere dieser Stellen
treffen zusammen mit solchen. Ober deren Schreibung sich Bosins
schon in seiner Ausgabe gefluszert hatte. . Es sind dann neue Bes-
serungsvorschlage, wie lY 10 (s. oben), VI 1, 22 (wo er *ut iam ante
alii', z. B. Lambin, lesen will liUeramm daiarum dies pridie Kalend.)^
5, 3 (* Bosins . . legi rectius censet reliqua tide et quantum poie9i
perfpice. Not eist annfinm'; in seiner Ausgabe liest er hier *ex
prisco Decnrtato' reliqua videiy et quanium fieri potent^ pertpMi
animus^ an der vorhergehenden Stelle Utteras dalurus pridie Kaien^
dai; so habe es 'castigatissime Decurtatus'), X 24 (wo nur die Inter-
pnneiion geftnderC wird). Nienuls geschieht aber an diesen Stellen
einer Hs. Erwähnung: sie geben sich ganz unverffingUch als die
FrSchte einer nenen Durchsicht des Textes. Widerspräche lassen sich
dem Bosins hier nicht nachweisen.
Bucht man nach solchen in den von ihm selbst herausgegebenen
Anmerkungen, so lassen sich folgende anfahren. In der Note zu XIV
19, 1 auentirie enim beiszt es: ^hoc loco defeeerunt Sddae nostrao
magno studiosorum omninm detrimento' (vgl. die Vorrede), und trotz-
dem folgen^tt XV 29 sed quonus diese Worte: ^Hanntiui ex coo*
ieclara quorsus: quae liquida est scriptora Decurtati'; und za XVI 1 :
^seripsi ex Tornaesiano et Decurtato posiridie ient ad Brutum in iVe.
iidem retecta vnlgata leotione, a qua aberat postridie; endlich in der
ersten Ausgabe von 1580 zu XV 5 : 'emendavi aactore Decurtato fiM
voi Cicaroc Briefen u Atticas. 119
gmidem '$e aeiuimm'j we indeft. der Weohelselie Nacbdrack ^anctere«
Cnuellieo' sehreibt. (Orelii oimint alle diese Stellen als uoverfIngUeb
an*) Scblimner ist fast noch folgeades Versehen. Za XI 6, 3 f.
JPOMOSEN fitMic ad Oppium beiszt es: * nihil bio me iuyernnt
Seidae, in qaibus non modo maxima pars huins epistolae deerat, sed
etiam trea proxime antecedentes.") Trolsdem ist an 5, 3 xu lesen:
*Tornneaiaans et Crasellinas nihil amnino ad to$ icriptis Utteris, »^
illnd sewiplig iiiierit abest a Deenrtato et pato ex glossemate pro*
foeMun esse.' Anderer Art nnd leichter za entschuldigen sind die Stel^
len, wo Scidae und Decnrtatns als rerscbiedene Hss. aufgeführt wer-
den, wie an II 16, H: ^scripsi, nt erat in Scidis et Decurtato se legeg
Cuesaris*; tu VIII 5,1: *cum ante lucem] haec nnlto castigatins legun-
tar in Scidis,^ Tornaesiano et Decurtato, quam in vulgatis' usw.^), und
zu XIII 33: ^memini enim iuum] edidi scripturam Soidarum et De-
cnrinii' nsw. Ausser diesen mitgelheilten Widersprachen versohle-
dener Art haben wir ahrigens keine Beispiele in den Anmerkungen
des Bosias auffinden können« Sie beziehen sich alle auf den De-
cartnins.
Vom Grnsellinns gibt Bosius in der Einleitung an , er habe nicht
den Codex selbst gehabt, sondern nur eine lyonar Ausgabe der Briefe
*nd enins libri oras doctus ille vir (Petrus Gruseliius, medicns apnd
noalrates ceteberrimus) varias lectiones appinxerat, a se, ut ipse di-
cebnl, diligentissime et summa fide e vetustissimo et oastigatissimo
bbro Novieduni (d« i. zu Soissons) descriptas'. Die Zahl der aus
dieser US- mitgetheiiten Lesarten ist daher auch bedeutend geringer
als der ans dem Decnrtatus und Tornaesianus. Da wo der Decurtatus
fehlt kommen sie indes weit häufiger vor als die aus dem Tornaesia-
Btts. In Betreff des Crusellinus haben wir nichts widersprechendes von
Bosins mitgetheill gefunden.
Wir kommen zum Tornaesianus oder , wie er bei Lambin stets
heiazt, Tnrnesianus, von dem wir schon oben sagten, er sei auch in
den Hinden des Cujacius, P. Pithoeus, A. Tnrnebos gewesen. Die
Vermotang Orellis a. 0. S. 21 der In, S. LIX der 2n Ausg., manche
Randnoten der Cratandrischen Ausgabe des Cicero seien ^ex codice
aliquo simillimo sane Tomaesiani', ist keineswegs sicher begründet;
wir können sie im folgenden nicht weiter berflcksichUgen, da uns jede
Norm fehlt zu bestimmen, welche von den Noten aus jener Quelle
stammen , und Qberdies manche von ihnen wol nur beliebige Conjectn-
reo sind. Dasselbe müssen wir gegen Orelii einwenden, wenn er
meint (S. 24 der In, S. LXI der 2n Ausg.) : ^magni momenti ad criticam
karum epislolarum tractationem sunt Lambini Gurae secundae . . partim
in earondem (Repetilionum Lambb.) margine reperiendae . . habet inter-
6) Vgl. in der Einleitong vor den Noten su 1. I : ^erant in eo (De-
enrtato) miilta lacera, deerantqna alicnbi integrae paginae', wozu Be-
lege In den Noten su VI 1, 25. VIII 11, 4. IX lö, 2 wie an II 12, 1.
VII 7, 1 sn finden sind. 7) Den in dieser Stelle enthaltenen Irthum
weist auch Haupt a, O. 8. 14 nach.
120 ' D. Dellefsen: aber die BosiviiMclieii HandMlirifteB
«dam margo illa lectiones nee Lambino in Annotatt neqae Bosio
raUa, sed manifeste itidem petitaa e Cod. familiae GaUicanae, Tide-
licet, nt opinor, e Tornaesiano (exempli^ cansa wmpiorum pro seripto^
rmm XII 18, l), qaapropter banc marginem integrem meis inseroi aii-
notationibus.' Boaitis mosz den Tornaeaianus schon gekannt babeo,
bevor die Ausgabe Lambins von 1577 erschien; denn in der Note so
IV 16, 13 sagt er: ^litterae R et S adeo ambigua forma expressae snnt
in codice Tornaesiano, ut viz älterem ab altera internoscas, incertnm-
qae sit , Sopolidi» an rapolidi». bic exaratam sit. qua re olim indnclna
pntavi legendum esse e rhopopoUdis pictoribus , auctorqne fui Lam-
bino, nt ita corrigeret. verum postea nactus codioem Decurtatnm' nsw. ;
er erhielt den Decnrtatas aber erst um 1565 (s. Bosins Einleitung Tor
den Animadvv.). Unter den Angaben, die Bosins über den Toribaesianoe
macht, finden wir wenigstens keine, die unter sich in Widerspruch
stehen, wenn auch manche nicht mit den von anderen mitgetheilten
Obereinstimmen. Auf diese werden wir spfiter Kurflckkommen.
Cujaoius emendiert nur gelegentlich ein paar Stellen nach dem
Tornaesianus; s. Opera III 216 CD. IX 400 D. X 663 vgl. mit fiosiae
an in 17, und Opp. III 140 (= Emendd. VI 2) vgl. mit Lambin in den
spätem Ausgaben nnd Bosius zu VI 3. — Dass Pithoeus den Codex
kannte, wissen wir nur aus einer Anmerkung Lambins in den spätera
Ausgaben zu X 4 : *cod. Turnesianns habet quorum ut iam ac$a aetasj
nnde Pithoeus snspioatur legendum quorum uUnam acta aetas,' Wir
haben zwar bisher keine Schrift des Pithoeus auffinden können, in der
diese Emendation sich findet; doch halten wir es für wahrscheinlich,
. dasz er auf den Turnesianus zurückgeht in einigen Stellen seiner Ad-
versaria subseciva, Basileae 1574. Wir geben vollständig, was wir in
dieser Beziehung in ihnen gefunden haben. Es heiszt da II c. 8: *apud
Cic. I. I (18, 5) Epp. ad Att. ubi scriptum est in vulgatis libris ife-
iellus est consul egregius et nos amat^ $ed imminuit auctoritatem
tuatn, guod habere dicit causam promulgatam. Illud idem de Chdio,
Tetns et optimus über habet sed imminuit auctoritatem suam , guod
habet dicis causam promulgatum illud idem de Clodio. nnde oon-
iicio reponendum guod habet dicis causa promulgatum illud idefm
de Clodio ®) . . . . Apud eundem Ep. prima (§ 1) in eodem exemplari
sie scriptum reperi Aguilium non arbitramur gui et negant et iura^
9it morbum et illud suum regnum iudiciale opposuit. itaque sie iego
^t et negaeit et iuravit morbum.'^) Dann Adv. 11 o. 15: *apud Cic.
8) Lambin in den Ansgaben Ton 1577 und 1584 sagt über diese
Stelle : ^quod habet dicis causa promulgatum] sie legendum est . . sie habet
plane cod. Turnes., nisi qnod habet causam pro causa ^y und Boslas: *ex
codice Tornaes. iamdudum yiri docti sie hunc locam restitneront (wir
wüsten nicht, auf wen er sonst Rüoksicht nehmen könnte als auf Pi-
thoeus und Lambin; doch nennt er jenen sonst nie bei Namen) guod
habet dids caussa promulgatum Ülud idem de Clodio: qnomodo etiam in
Setdis exaratam est.' Vgl. Orellis aweite Ausgabe. Der Med. ist hier
lückenliaft. 0) Lambin in den eben genannten Ausgaben: '^la.el
▼on Cieero» Brie&B an AtticiM. 121
1. 111 (93, 3) Bpp. ad AN. rofj^lioiiia coiuadam verba sie lego QVOD«
EI . qyi . PBOlfVLOAYET .ABBOG AVIT . DEBOOAYIT . OBBOQAVIT.BA*
BBS . POENAE . MVLTAEVE . NON . SIT . E -H . L . N . B. posterioram UO-
taniiB, qaae in optimo exemplari corraptae faerant, interpretatio a
Probo tradita baec «st Eius hac lege nihilum rogatur,'^^) Endlich
Adr. II 6. 18: * apnd Cio. lib. II (3, 2) Epp. ad AU. in optimo exem-
plari aio acriptam reperi Ct/rus aiebal viridiorvm diagmastg latis /«-
mimikuM non tarn ease iuaves, ^^) valgo tarnen legitor radiomm , ,
adiicit ratioaem qnae fortasse veteris ledioais exturbandae caaaam
praebnit Afmc fii lepidc iila IxxvCig radiorum .... Placet et hie ex
plnribna locia, qoos in illis ad Att. Epistolis vel ex recta vetustisaimi
libri, quem tantopere laadamus, soriptiira vel reliqnia ipsioa veatigiia
doeti ex ingenio emendavimoa, alterum his adiicere. nec.me qaisqnam
patet, cnm toties Tet^om-et mannsoriptornm iibrornm menlionem fa->
cio^ Seyllaa ant Chimeras dicere. serio verum amo et qaod mihi ali-
qaando videre contigit, testia ocnlatas bona fide refero. canea,, raba-
laa, deniqae yitilitigatorea nihil moror. atque hoo pace omniom aemel
(hxisse lieeat. apnd Cio. igitnr lib. II (6, l) ad Att. in eo codice aio
soiptom est Quinetiam dubiiem an hie Antii considam ei hoc iem»
pm% amme consumam^ ubi guidem ego mallem Duumeirum quamEomae
fuiue. '*) qaid eat vero bao acriptara teraina, qnid elegantina?'
l>ie Angabe Lambina , daas Pithoeua den Turneaianua in Hinden ge-
habt habe, anf der bitten Seile, auf der andern die Mittbeilnngen dea
Pithoeaa ana and über eine alte Hs. verglichen mit den weaentUch ver-
schiedenen Leaarten dea Medicena, der aamt aeinen Abkömmlingen und
dem Toroeaianna im J. 1574 noch die einzige Grandlage dea Textea der
Epp. ad Att. bildete, machen ea hiVchat wabracheinlich, daaz jeuer Ge-
lehrte an den angeführten Stellen anf den von Lambin ihm anvertrauten
gallieanischen Codex Enrflckgeht. Nur an zweien dieaer SteHen« 1 18,
5 and 1,1, haben wir durch Lambin und Boaiua ebenfalls Mittheilun-
gen ana demaelben, und an der letzteren stimmen dieae Gewahramän-
ner nicht ganz genau mit jenem. Ob dadurch unaere Vermutung alle
Wahracheinlichkeit verliert, möge der Leaer aua dem weiteren Verlauf
dieaer Uateranchung abnehmen.
negami et iurauit morbum] sie legendom et ita Bcriptnm est in cod. Tur-
oes. antiquissimo ' ; Bosios: 'in Tornaes. et Crusell. est ^t e$ negami,*
Der Med. hat 911t denegani. 10) Bosius führt als Lesart des Decurt,
an quodve ei qui promtügätni, dbrogavit, derogavit, obrogavU, ob eam rem
poenae, naütaeve sil, E.H.L.K.R. Im Med. fehlt abrogavit und obro-
gavU nnd steht sonst quod vel qui und -weiter multe ut sii und EN.INK.
11) Bosius sagt zu dieser Stelle: 'scripsi viridarionan , fidem secutos
eomin omnium, quos habui'« Im Med. steht aieabaiur idiorum und la-^
teis. 12) Bosius : *an hie an Antu} . . . ante Yocem Antii librariorum
incaria atque imperitia excidit an particula dabitandi, qnae tarnen extat
in Decortato et qnibusdam allis veteribns, at testatnr Malaspina' nnd
^Ihaamfinan quam Romae] totus hie locus ita legitur in Scidis vbi quidem
ego mallem Duumtfirum quam Romae me ftdue? Der Med. liest an hio
Aidät^ämiai diu nämmf» und Utsat me aus.
1*22 D. Detlefson : ftber die BomniMheo HaadschrifKen
Möglich das« aaeh eine Collatioii des Tornaesiaons gemeiiil iai
10 deo Worteo des Graevias in seiner Vorrede : ^Berobardi (malheaeoa
Oionii professorifl celeberrimi) liberalitati debeo praeter haec edi-
tiooem Lambiai omniam Cieeroois operam Argentorateosem, qaan eom
velere eodiee oommisit o fciw Petrus Pithoeos.' Dieser pollation ge-
sehieht aber in den Noien des Graevias, wenigstens fa den ersten Bfi*
cbern, keine Erwihnung. Jedenfalls wird sowol Gajacins als andi
Pithoeus in dem * index eornm qni in emendando Cicerone aliqaid
operae posnernnt' vor den Ausgaben des Lambin mit aafgefahrl.
Der erste aber, weleber grössere Mittheilnngen ans dem Tor-
naesianos maebte , war A. Tornebns in seineu Adversaria (von denes
der erste Band [I. I— XU] 1564, der sweite [1. XIII— XXIV] 1565, der
dritte nnd letzte [1. XXV — ^XXX] von seinem Sobne zagleieii mit deo
verhergehenden als opus postnmnm 1573 heransgegeben werde). Zwa^
nennt er nirgendwo den Namen dieser Hs. ; dasx dieselbe jedooh bei
einer sicher in bestimmenden Reihe seiner Emeadationen gemeint sei,
ist als aaaweifelbaft nachaaweisen. In den Adv. XXIII 38 sagt er:
*hisce diebas primnm mihi videre licnit ezemplaria duo maansoripta
epislolarum ad Atticam, unnm snmmo beneficio Hemmii viri clarissimi
et literarum patroni' (gewis ist darunter der Hnraltinas sa verstehea,
den Memmius aneb dem Lambin und Bosins verschaff! hatte), ^alterom
Lambini viri in literis primarii et familiam , nt ita dicam , gregemqae
dacentis.' Derselbe Codex ist dann offenbar gemeint Adv. XVIII 10:
*eam tarnen reperiam in optimo libro, cnius mihi copiam vir et hnma*
nissimas et doctissimus Lambinas fecit, agnllav, labor' usw. Dass
diese Hs. keine andere sei als der Tornaesianus , geht nicht nnr ans
den mitgetheilten Lesarten derselben hervor, die völlig von denen des
Medicens und seiner Nachkommen abweichend inm grossen Theil mit
den von Lambin nnd Bosius ans dem Tornaesianus angefahrten stim-
men, sondern ganz unumstöszlich ans folgenden Worten Lambias ia
den Emendaliones , le Ausg. t. III p. 474 zu XVI 6: ^quid fugieniem
periculumne?] etiam hie locus ope Tnrnesiani praeclare restitnlas.
ömnino hie codex et antiqnissimas et longo optimus est, einsque fide
et veritate freti locos complures in bis epistolis restitnimus. qnem
cum A. Turnebo ostendissem et commodato dedissero,'is libros Adverss.
oomponens et concinnans saepe hoc libro inspecto et consulto in eas-
dem atque ego coniecturas incidit.' Die hier gemeinten Conjectaren
theilt Turnebus eben in der oben angezogenen Stelle XXIII 28 seiner
Adv. mit. Lambin schreibt ferner in der ersten Ausg. t III p. 469 zo
VII 13: *tf> eo aesluavi diu] cum hie locus qualtuor iam fere mensibns
ante impressns esset, A. Turnebns in Advers. tomo secundo hanc eau-
dem coniectnram hoc loco fecit ex cod. Turnesiano , quem a me com«
modato rogarat.' Die hier gemeinte Conjectur und eine Anzahl anderer
findet sich Adv. XXI 7. Aus der zweiten Lambinschen Ausgabe kom-
men noch folgende Beweisstellen hinzu, zu IX 0, 1: ^fesiivo enim
simili urui deeurro atque m deeurtu &iasm] , . omnino sie in Tur-
nes. , quem cum A. Turnebo utendum dedissem atqne hanc lectioiieaa
▼0« GMdTM B^Mfen an Atlieof. 113
priw ad oriM üei Itibri impresn idAcripsiMenii illa ^ooqoe beo aat*
»■dTersione dipiom exiilimavit el in Adverss. libros retnlit ', «nd zu
X 7, 1 : ^Tnrnea. freiensi iensi Curio, qnod com vidisset Tttrnebua (hvod
cBim librnm ei utendnm dederam), pnlavit legendam freiensi Curia.*
Die ertto dieser Conjeetered gibt Tornebas Adv. I 31, ,die «weite
cU. XVIII 10; an beiden Slellen laszt er aber kein Wort aber den
TomeflianM feilen, aoadern seinen Ansdracken nach mflste nan gerade
denken , er habe diese Hs. hier nicht an Rathe gesogen. Zwar sagt et
in Belreir der ersten Stelle : ^inspeotis apicibaa reteris seripiiirae pro*
pins et diligenlins, emi legendom videri Quae mihi guiddam eto.
(IX 7,1).. qood Mtem ait festito enim Bimili uru$ deeutro valel
feaÜTn simililndine et imagiue'; aber von der andern heissies da«
gege«: ^epistola seqnenti seribitar in plnteariis veterum bibliotheea*
rnm libris, nt Vietorii boni et ernditi viri fide referimas (d. h. also \m
■edieens) ÄdruUico nmri Dolabella^ fretemBi Curio.* Was sollen
wir hiervon denken? Turnehns und Lambin haben sich aneh sonst
am am» Eigenthunisreehl ihrer Conjeetaren gestritten. — Tamebos
kMMil m den Adv. hftnig auf einzelne Stellen der Epp. ad Att., bin-
weilen behandelt er auch in eigenen Capiteln eine grössere Ajuahl
Ton noiehen. Nioht selten gibt er bloss Erklärungen; oft sidil man
aneh, das« er nnr znfftllige Vermutungen vorbringt; bei manehen liegS
indes die Högliehkeit nahe , dasz sie auf handsehriftlicher Gewähr»
aneh vielleieht des Tnrnesianus, beruhen. Dass dieser Codex in XVUI
10 md XXIII 38 sicher nu Grunde liegt, geht ans den oben mitge*
theilteii Slellen hervor; als höchst wahrscheinlich diesen ansusohlieszen
fähren wir XIII 5 und XVIII 9 an. Er beruft sich hier auf eine* *liber
vetns^ oder 'antiqnus', der nach den angefahrten Stellen zn urteilen
wol dem Tnrnesisnus entspricht. Die Lesarten , welehe von denen des
Medieenn und der damals gangbaren Texte bedeutend abweichen, stim-
men genau oder doch ziemlich genau mit den von Lambin und Bosius
sns jener Hs. angefahrten aberein. Alle sonst, besonders in den 13
«rslen Bflchern der Adv. sngeftthrten Conjeetaren (s. 1 36. Vlll 34*
IX 13. 33. XII 3. 4 u. a.) berttcksichtigen wir im folgenden nicht.
Dasz Turnebtts dort öfters auf aadere Quellen als den Turnesianus zn-
rickgehl, beweist deutlich die Vergleichnng von IX 23 mit XXllI 18.
An beiden Stellen bespricht er die griechischen Worte in XVI 1,1
der Briefe ; dort eonjidert er von der Vnig. Ik^cofuv ausgehend ^kiH
fnv, hier fahrt er als Lesart des Turnes. It» imiuv an. Als die Zeit,
in welcher Turnebus diese Ha. in Händen hatte, ergibt sich mit ziem-
licher Sicherheit das Jahr 1564k
Wir kommen jetzt zu Lambin , der zuerst in seiner Ausgabe des
Cicero vom Jahre 1566 den Codex benutzte, aus dem dann zahlreiche
wettere Lesarten in de# Santandreanisehen Ausgabe (1577) und der
▼Ott 4ea Planehes (1584) nütgetheilt sipd. Lambin fuhrt in seinen
Emeedationes viele Lesarten mit ansdrOeklicher Nennung der Hs. an ;
bisweilen spricht er auch nur von seinem Miber manuscriptus anti-
qoissimus' oder Monge opiimus', mit welchen und ähnlichen Aus^
124 D. DeUefsoa: Aber die BosknuMdieB HMiidscliriften
«
drOeken nur der Turnesianns gemeinl eein kann. Zwetfslkaller isl
dieSi wo er nur ^libros veteres' nennt, wAhrend man doch wieder
den Turnesianns einscbliessen darf, sobald ^omnes Codices' angeffilurt
werden.
Vergleichen wir nun aber die einzelnen Angaben, die Lambin aos
seiner Hanpthandschrift in der ersten Ausgabe von 1666 und in deo
späteren von 1577 und 1584^') macht, so finden wir da folgende Wi-
dersprüche : es heiszt
au 1 1, 2 in a: ^Tnrnes. . . Ubenler nunciteri concili acoide^
runi*; in b o: *. . Itbenter nunciiert consüi accidemni*
^n 1 17, 4 in a b: ^oplimorum saepe homiuum] sie habenl om-
nes libri manuscripti , et tarnen qaidam legi volnnt saepe ütromnt,
qnod usitatius est'; in c: ^optimorum saepe virorum] sie habent
omnes libri manuscripti.'
Zn II 1, 3 in a: 'cod. Turnes. habet /losse describere, qnod m«>
gis probo'; in b c: * Turnes. pos$e discribere^ qnod probo.'
Zn II 2, 3 in a : * . . miAt credes . . habent et nonnnlli Memmiani
et Turnesianns'; in b c: *. . mihi credas legendum est . . quomodo
et nonnulli Memmiani et Turnes. ipse.'
Zn IV 3, 5 in a: ^Publium praetarem etc.] cod. Turnes. habet
ordine converso praetorem Publium, nisi ante . . mendose anlem
hie operae Tribunum ediderunt pro Praeiarem'; in den Omissis des-
selben dritten Bandes dieser Ausg. p. 565 heiszt es dagegen : *cod.
Turnes. habet . . reum Publium nisi ante . . praetorem Pubiimn
tamen pro reum P4iblium non displicet', und diese Note ist dann auch
mit einigen Erweiterungen in b c aufgenommen.
Zu V 14, 1 in a: ^Turnes. habet aggerebantur*\ in b c: ^Turnes.
. . adgerebantur,'
Zu VI 1 , 25 in a tom. 1 Omissa p. 383 : ^Caesarem in Marathone
aedißcando etc.] hie scriptura antiqua corrupta est sie enim habent
scripti manu Codices, in bis Turnes. Caesarem in mentor aedificanda
etc.'; in b c: ^nostri Codices partim in menore^ partim in mentor es,*
Zu VII 2, 3 in a : 'Turnes. pro ex libella habet ex libertum^ qnod
ad reliqua pro ex /enincio, extareacus plane mendose'; ebd. in den
Omissis hinter tom. 1 p. 382: 'admonui iam in aliis notis ita legi in
Turnes. fecit palam te exlibertum extareacus^ (diese Lesart fahrt
auch Bosins aus dem Tornaes. an); endlich in b c: 'Turnes. me ex-
libertum me extarvacws.'
Zu VIU 1, 2 in a: 'in omnibus libris legitur Itiltsstme'; in b o
folgt der Zusatz: 'Turnes. . . habet turpissimo.*
Zu XII 3, 2 in a: 'Turnes. habet Clypo*; in b c: 'Turnes. ha-
bet Elypo.*
Zu XII ö , 1 in a tom. I Omissa p. 382 wie in b c : ' . • in Turne-
siano scripturae veteris vestigia contentis oculis inspexi attenteqne
consideravi, quae talis est quod aute^ osin hanc rem', wogegen es
13) Wir bezeichnen sie der Beihe nach mit a b c.
TOI Cieeroa Briefen m AUIoim. 125
n a ton. IV OmisM p. 6S& heiazt: ' . . ooDes libri babent Quod
auiem o$im hamc rem.' (Der Widerspracb isl offenbar ans der ScbreU
bang oü entatandeD.)
Zu XU 37, 1 in a: ^Tuae liiierae etc.] legendam nl Isabel Tnmes.
f «ae litlerae etc.'; in b c: Megendam nt bebet cod. Tornea. hae
iiiierae* (Bosioa: ^reterea noatri hae iillerae').
Zu XII 44, 4 in a tom. I Omisaa p. 383: ^Tumea. plane habet nl
TQlgaii nee Car iini Pompeium ieneri*; in b c : ^Turnea. . . nee Cariani
FompHum ieneri,'
Zu Xni 11, 1 in a: ^Tarnea« babet ovyag avs^dogj qnod malo';
in b e: *Tttmea. ov rar' ovcido^.'
Zn XIV 7, 2 in a b: ^liUerae sane nm-^vaiiivai] aic legendum
cl ita scriptQm eat in codicibna Memmianis etTurnea.'; in c: *Uiierae
Monae n&tivm(iivai,^
Zn XVI 1, 1 in a tom. 1 Omiaaa p. 382: ^Turnea. babet 06et«f
etMBt reeesis muita etc.'; in b c: ^manuacripti Ovius enti» recesi$.*
Za XVI 8, 2 in a : 'Tnmea. babet iag>. A. is locu$ fugam Romam*;
in b es *Turne8. iög>. habet hie locus fugam Ramam.'
Zu XVI 13a, 2 in a: *io Tarnes. legitur et eia matta^; in b o:
^Timiea. et via mata' (letzterea gibt auch Bosioa an).
Zn XIV 15, 3' in a: ^certissimum tideo discrimen] aic hi^bent
libri reterea fere omnea et inprimia Turnes.'; nach bc aoll er haben:
cerUsMimum Hdeo e$$e discrimen.
Zn XVI 15, 5 in a: ^prudentissime hoc Cicero] . . in Tarne-
siano'; in b c: ^pudentissime . .] . . in Tornea.'
Die Anzahl von Widersprüchen des Lambin mit sich aelber ist
alao nicbl so unbetrfichtlich; wir haben nicht weniger als 20 aofge-
ziblt, während sich die Anzahl der Stellen, an denen er aich aoadrack-
lieh anf den Tornesiaoos beroft , im ganzen aof 294 , an denen dieser
Codex wabracheinlich mit inbegriffen ist, anf 62 beläoft. (In der
eraten Aasgabe waren nnr bezaglich 132 ond 22 aolcher Stellen an-
gefahrt.) Uns scheint danach Grund genug Yorzoliegen , wenn man
den Bosioa wegen ihnlicher Widersprüche fflr einen Falscher erklirt,
denselben Vorwurf auch dem Lambin zo machen. Zwar beruht an
manchen jener Stellen der ganze Unterschied nor auf Einern oder zwei
Bachetaben ; doch ist er an anderen auch bedeutender, und einige FAlle
wie I 17, 4. IV 3, ö. VII 2, 3 sind kaum weniger bedenklicher Natnr
ab die Ton Haupt dem Boaius nachgewieaenen Widersprüche. Nun ist
es zwar richtig, dasz Lambin in der ersten Ausgabe oft Qber die
Drnckfehler klagt, Ton denen der eigentliche Text voll aei, und solche
können auch in den Anmerkungen stecken ; aber alle jene Abweichun-
gen nnr auf Bechnung solcher errate zn stellen ist doch schwerlich er-
laubt, snmal an jenen Stellen aelber Lambin solcher nie erwAhnt Ein
groazerer Tbeil der Schuld wird in der Eile und Art mit der Lambin
arbeitete zu anchen sein , Ober die er selbst in der Vorrede vor dem
ersten Bande folgendes angibt: ^bienninm cum anno dimidio et panllo
amplinakpartim in conaulendia antiqois exemplaribua (coiaa tarnen rei
126 D. Detlef0eo : Aber die Boeimueehea Headschriften
euere et motestia mtgnam partem me levavit Hemiiiia, duobai i«Te-
iiibos eruditie el ocHlatia , qoi onineia veteris seriptorae dissiaiilitadU
nes lldelissime ex libris antiquis expressas atqae eflieCaa ad oras dao-
riin librorufli vulgatoran ascriberent, impendio oondiietis), partim in
Uno exemple CioeroBis, quod sequeretar typographus, meo arbitrato
concinoando , adornando et apparando , partim in consoribendia emen-
datioDum ralioDibas, partim in toto Cicerone typis excadendo con-
snmptam eat' usw. Zur nisstratlon dieses Bekentaisaea fahren wir
auf die Gefahr hin weitlfiuftig zu werden nur €\n Beispiel an, Laa|bins
eigene Worte in den Omissis t. III p. 565 der ersten Ausgabe an den
Epp. ad Quintum fr. Ill 8, 5, wo in seinem Texte steht Crassum Li*
einianum: *legendnm, ut habent omnes libri, Crastum lumianum,
erratnm est operamm. et tarnen aliqna mea negligentia est. nam onm
e vocis regione lunianum ascripsissem Hanntii coniectoram Lidnüt-
fitim, illi quod erat in textura orationis reiecernnt: ego autem de*
bneram delere, antequam exeuderent.' Schwerlich wird dies das ein-
«ige Beispiel der Art sein, das in der textura orationis vorgekommen
ist ; und auch die trotz mancher trefflichen Emendation doch offenbar
sehr eilfertig gemachten ^Emendationes' werden mit daran leiden.
Auf eine diplomatische Genauigkeit, wie man sie von dem jetsigen
Philologen fordert, kann man ja Oberhaupt so wenig hei den Franzosen
wie bei den Italifinem, ja selbst nicht bei den Holländern der früheren
Zeiten rechnen. Ueberall wo man sich noch auf ihre CoUationen an-
gewiesen sieht, wird eine Revision ihrer Quellen noch manches neae
zu Tage fördern und zugleich manchen von ihnen begangenen Fehler
berichtigen. Sie selbst beansprnchen ja auch gar nicht diese philo«
logische Tugend des 19tt Jahrhunderts , deren Werth ihnen noch niclil
klar geworden war. Für Lambin insbesondere fahren wir zum Beweis
dies 6ine Beispiel an, wie er mit dem Turnes. zu Werke gieng; seine
Anmerkung zu XVI 1 , 1 lautet in a : * . . hie ibidem ^kufuv eden*
dum ouravimus pro eo, quod erat in vulgatis codd. HOmfifv, ood.
Tnmes. secuti ^; in b c hat er ihr noch folgende Worte angehiagt :
^qnamquam ex eodem licet legere Ir* iwfuv sive i^(Asv.^ Waa ist dn
die wirkliche Lesart der Hs.? — Die Durchführung einer melho-
disißhen*, auf der Grundlage der positiven handsohriflliohen Gewibr
beruhenden Emendation der Texte lag noch so sehr auszer dem Ge-
aiehtskreise jener Mfinner , dasz sie in genialen, dem Sinn und Charak-
ter der ihnen vorliegenden Schriftstücke entsprechenden Conjeeturen
das höchste Ziel ihres Strebens sahen. Wie oft führen sie daher alle '
nur das an, was sie auf Grund ihrer Codices vorschlagen, ohne es der
Mähe wertb zn achten anzugeben, was denn genau in diesen geschrie-
ben stand. Daher das sowol bei Lambin als auch bei Bosina nnd
Turnebns häufig vorkommende ^seripsi ex codicibus', bei welchen
Stellen gar keine Gewähr gegeben ist , dasz sie die wirkliche band-
aehriftliche Lesart angeben. Dasz bei solcher Bewandtnis ihre Mit-
Iheiinngen die Hälfte ihres Werthes verlieren, ist die natürliche Folge ;
dasz dieselben jedoch von dem Kritiker eine gewissenhafte Berflok«
TOI Gioero» Brief», ap Attiwi. ttl
nthligmng fordeni dfirfea, gliMbea wir kiehtodeftoweniger btfkiopteii
le nfiMea.
Von LafflbiB wenden wir nnt zanäohst %u Tornebae, deBBt^
AngnbttD anii dem Tamefianof in den neueren Ausgaben der Epp. ad
All., 80 viel wir sehen, noch gar keine fiericksiehtigong gefunden
haben. Aach er bietet eine Reihe von Beweisstellen fflr unsere oben
ausgesprochene Ansieht. Vergleichen wir seine Mitfbeilungen mit
denen Lambins, so finden wir schon einige kleinere und grosaera
Widerspräche. In den Adv. XVIII c. 9 bebandelt er eine Anaahl von
Slellen aus dem 9b und lOn Buch der Briefe und theilt folgendes nil:
SU X 8, 4: *8cripturam sie constituendam suspicor e vetere libro:
qMoä maium seilicti ianiumf denique quid Htrpiusf* usw., woge-
gen es bei Lambin in a b c heiszt: ^Turnes. fuod malus »cilieet fan-
tum denique^ an quid turpius* (Bosius: *in omnibus meis mannscrip-
tis Quod malus scüicet lanium?*). In den Adv. XXIII c. f» (c. 99
der Ausg. von 1580), welches das letzte Bach der Briefe betrifft, fin-
den wir zu den oben aus Lambins Emendd. schon mitgetheiltea Stel-
len XVI 1, 1 folgendes : *hoc quoque reperi [in cod. Lambini] Redeo ad
meum igiiur hi m^ktv' (Bosius sagt: ^veteres Codices ETESlMEN'y,
weiter an ep. 8,2: *quod snbiiciam, testor in antiquis libris me in-
venisse nullo apice mutato . . . Rursum aCgmXBucv habei is locus
fuqae an Romam? et (ep. 11, 1) ast aegre me ienui ... (ebenso
bei Bosius Weteres libri' ; dagegen bei Lambin in a b c : ^cod. Turnes.
habet Asie egrae^} . . . Lego etiam (ibid.) ex quo &v^ ipsa po^
suisii, ante quidem in omnibus libris exstat. (Lambin in a b o: ^lego
ex quo anthe ipsa posuisii. anthe autem, id est flores, av^, el vero
nt ita legendnm iudicem, movet me primum codicis Turnes. auctoritas.'
Bosius: * legendnm, ut recte Lainbinus emendavit, av&i; ipsa, nam
librarii ritiose Latiois litteris scripserunt ante pro av^) . . Illud
quoque sie scribo (ep. 11, 2) . . lüud eliam mala indignius esse
kuuc vitere . . .^ (Lambin in b c: *t7/tfd eliam mala indignissimum
esse h. . . quomodo fere habet eodez Turnes.' Bosius: Wulgati libri
indigmiuM esse, sed potius credendum Tornaesiano et Crusellino ita re«
fareatibus indignissimum es/').
Bei der geringen Anzahl von Lesarten , die Tumebus ttBerhaupt
aas dem Turnesianns anfahrt, scheinen uns die obigen Stellen Wider«
Sprüche genug zu enthalten, um ihn dem Lambin gegenOber ffir noch
naehliMiger zu erklären als diesen selbst in seinen verschiedenen Ana-
gaben. Wir sehen aber diese Nachlässigkeit sich Qberall mit der
grösten Naivitfil vertragen, ganz unbekammert, ob sie einmal ertappt
werde, und sicher ohne eine Ahnung, dasz man sich dadurch jemals
zum Zweifel an der Echtheit der Hss. selbst könne hinreiszen las-
sen. Die Consequenz der Hauptschen Verdfichtigung des Bosius
Bftste aber, wie uns scheint, nothwendig dahin fähren. Das Da-
sein des Turnesianus fiberhaupt zu leugnen wird bei der grösseren
Anzahl von Gewihrsminnern fflr denselbep schwerlich jemandem bei-
fallen können.
128
D. DetteffM: Aber die BosiaoitobeB Htndsclirineii
Die Widersprfiche , welche Haiipl den Bonos nacbweisl, ii»d
keioeswegs so viel gröber als die des Lambin und des Tamebss« Wir
stellen bier die Terschiedenen Lesarten , die Bosias in seiner Ausgabe
nnd in seinem anedierten' Mannscript mittbeilt, kors ansammen, so
weit sie von Hanpt a. 0. angefdbrt werden :
Ausgabe.
X 6, 2 Soidae De Q. F., Gros. De
Quincto fUio
X 11, 1 Dec. /SEI TINE ETI,
Crus. et Torn. DE ITINE ET
X 12, 2 Dec. HAPOPA OTAI-
TEONj Crus. et Tom. UAPA
OTAEITEON
X 12, 7") Scidae AAXIAAO-
AON, Gros. Torn. AKI AjL-
AOAON
XI 9, 1 Seid, cesiim tis, Tom.
cesstm hi$
XI 12, 1 Dec. Nilo meo, ^alii libri
bic misere corrapli^
XI 14) 3 Dec. paranlem, reliqui
• poTeniem
XI 17, 1 Seid. . . ad modum con--
solanlis scripsüiiproiantaiaio
me icripsiue
XI 25, 3 Dec. . . apnd epistonilas
velim, ui possim aduertas
XII 14, 4 Püiam angi veta: salis
Bolitus €8 moerere^^) pro Om-
nibus ex fide Decnrtati
XII 28, 2 Dec. miiiua, Torn. in-
ius
XII 46 manoscripti nostri EX-
TO*«)
XIII 10, 3 Seid. Sponsor Sunt
(actus est
XIII 31 , 3 Dec. et Grus. KEKI-
BIKA, Torn. KEKBIKA
XIII 33, 2 Dec. et Grus. . . desH-
nai tum habet res ..,
Mannscript.
Scidae de Q. frai,
Dec. AEl TITINE, Gras, de
üüne
Ycteres Codices naQa^Xemov
Seid. antiaXodov, Torn. ornifio-
lov
Seid, cessi in ftf, Tom. cessim
his , Grus, cessi ut üs
Grus, ilomeo, Torn. lomeo, d©
Decurtato tacet '
Dec. perotem, Tora, par entern
Seid. • . admodum consolandis
scripsisti protanta oeu me
scripsisse
Dec. opus de epistolas f>eUm ui
possim advertas
Dec. angi tetabatis solitns esi
moerore ei pro omn,
Tom. et Grus, et Dec. sed iia^
tus erat ubi acquiescerem
Tom. et Grus, esto, Dec. ^eatm
Dec. Sponsor summe
Dec. nsQosxa, Torn. et Grus. *«-
Grus, et Dec. . . destinatum habei^
habet res . .
14) Der Mediceus hat nach der CoUation Ton del Furia AKIMO-
^ON, nach Mommsens Angabe bei Haupt AKJMOAON, 15) In den
beiden Ausgaben von 1580 steht moerere, nicht maerere, wie Haupt
schreibt. 16) So and nicht EXSTO, wie Haupt angibt, haben beide
Ausgaben von 1580.
Xni 42, 3 omnes antiqiii EATVR
MUC KOPJOT
XY 4, 1 nannscripli nostri quo-
niam eareiur Butroiis
XV 11 , 4 Crqs. . . potes$ ad id-
que adeo . .
TOB Ciceros Briefen an Attieiie. 129
Anigabe. Manntcripl.
Tora, faiury Crni. fariu^ Dee.
fareUtr
Tora, guoniam eareiur Buihro-
tü$y Craa. guoniam aquareiür
Buihrotüs
Crna. idque ad ie €o. 'aed iterani
hia deletia eandemoonieelttraM
(jidque ad ^iwv) retinnit, Cra-
^ aellinnm a«ripaii habere idque
ad ^eo. deprehendinraa honü^
Dem in ipaa mendaeiorom of--
ficina.' Haupt.
Wir haben nn» bia hierher daranf beaehrSnkldie Angaben iweier
GewahrsHiinner far Leaarten dea eod. Tnraesianna nnter einander an
Tergteichen, deren Wabrhaftigkeil von Haupt nioht angefoehten iat.
Die Thataaehen welche wir neben einander stellten mOasen, wie wir
glauben, Ton jedem Kritiker eine Entacheidnng fordern, die entweder
aach jene beiden Gelehrten, Lambin und Tnraebna, fflr Schwindler
erklärt oder sie angleich mit Bosius als apraohfilhige Zeugen , wenn
gleich nicht von der unbedingten Glanbwflrdigkeit, welche ihnen frfiher
beigelegt wnrde, anerkennt. Die Vollatindigkeit unserer Arbeit ver-
langt, daas wir jetzt auch diejenigen Stellen sammeln, in denen die
littheilungen der Ausgabe dea Bosius mit denen jener Männer (natflr-
lieh nnr in Bezug aqf den Tnraesianna, den aie allein vor aich hatten)
in Wideraprach treten. Ea sind folgende:
I 1, 3. Zu der aus Lambin schon mitgetheilten Stelle heiszt es bei
Bosius : ^Tornaea. eum Nbemier mun eiieri Consäi acdderunt.^
I 18, S Lamb, b c: *cod. Tnrnea. sie habet plane $ed spero non
carrigendae . . . ^ Bbs.: ^in Toraaes. exaratum erat spere corrigen-
dae^ non nt falso tradit Lambinns tpero carrigendae?
Ebd. 6 Lamb. b c: *ood. Tnra. habet ttiie »uepiriin^ aut no
mentiar ame f »iptrtlif.' Boa. : Mn Tora, ansptrilfli.'
Ebd. 5 Lamb. b c: ^quod habet dieis causa promulgainm] sie
legendum est . . . sie habet plane cod. Tura., nisi quod habet causam
pro causa? Boa.: *ez cod. Tora, iamdudum viri docti sie hnne lo-
cum restituerant quod habet dieis caussa promiulgaium • . '
I 19, 3 Landi. b c: *cod. Tnra. habet puer nuilam pugn? Bos.:
Miber Tora, puer male?
n S , 1 Lamb. b c : * cod. Turn, habet plane scriptum K a tilio?
Bes.: ^ainceram lectionem -retinnernnt Dec. et Tora, in quo ntroqne
exaratum est ÜT. Aiilio?
IV 1, 1 Lamb. b c: *in Tnrn. plane scriptum nee etiam propter
meam in te observanOam? Bos.: 4n Tora, propter ita meam in te
observaniiam?
rv 9 1 Lamb. b c: *suavissime meherc, ejf.] sie habet cod. Tnra.
sioe Ulla varietate.' Bos. : * libri nostri suavissime hercuie effusus?
ithsh. f. elast. Philol. Sappl. Bd. III Hft 1. Q
130 D.-Dellefseo: aber die BosianucheD Hiodschrifleu
VI 1, 18 Laoib. a b c: Megendum at habet Tarn. Rhosiea vasa
mmtdaoi swiRkosiaca.* Bos.: *ego ex Scidis et Tom. Rhosiaca
9asa mandavi/
Ebd. 3& ist zu den Mittheilangen Lambins folgende des Bosius
huttaBvfOgen: ^retemm codioam leclio . . . tn memo rem,*
VII 2, 3. Zu den sebon oben mitgetheilten Widersprachen des
Ijunbin tait sieh selber koainit folgende Angabe des Bosias : Mn Tom. . . .
f9€U paUtm f e e^liberimm estareacus ', die mit der zweiten Angabe
Lambins stimmt.
VII 10 Lamb. b c: ^omnes libri veteres ... ad unnm sie habent
eoariataim ei 8tupen$: cerke ne meutiar, coariaius sed siapems.*
Bos.: ^Ei iiupens] emendavi siupens: cuius meae castigationis ap-
probatores habeo Deenrt. Tora, et Grus.'
VIII 5,1 kommt an den mitgetheilten Angaben Lambins folgende
<|es Bosius: ^integrnm Tersum ita referunt Scidae et Torn. TeolXa fia-
VIII 12 A 9 heisst es bei Bosins: ^nostri omnes Meptr maniis
§aplicar€'; vgl. aber Lambin oben.
Ebd. 4 Lamb. b e: *Tara. et nostri fere omnes mannscr. habent,
ttt Italiei plaeiinm eu mihi aleia cideo censori, M. Mareeiio.*
Bos.: *in Scidis ac ita Hdeo eemeri M. MarceUo, prorsns recte.
in Tom. pro ae Ha corrapte exaratam est aiüa. in ceteris ei oonvenit
eom Deoartato.'
IX 10, 3 Lamb. a b o: ^alia memmea] secatas snm codiees et
Kemmianos et eos in quibns ita sorlptnm esse teskator Malaspina , et
Tarn.' Bos. : ^iisdem etiam libris (Scidis et Torn.) aaotoribns scripsi
oUa res nmmc to$a est alia mea.'
Ebd. Lamb. a b o: * codex aatem Tarn, sive pericuioMe.* Bos.
(an die obigen Worte anschliessend): ^et mox si ee/ perieuhse ex^
periumdum eriu*
IX 17, 2 Lamb. b e: 'sie habet codex Tum. Qni auiem veniuni
inni ad modo nwüiani,* Bos. : *Torn. eero tn id modo.*
X 6, 1 Lamb. b o: *cod. Tora, et alii fere omnes habent ei iamen
reiicerti* Bos.: *cod..Tom. reeiiei ei.*
X 16t 6 I'Amb. a b c: *Tnrn. . . . habet no tum morbum,^ Bos. :
^perspicue legitar in Tora, et Deo. ne dum morbum^ at in libris Ha-
laspinae, enins hio iudicinm sequor.'
XI 3, 2 Lamb. b c: *ptae iu profecto oides ei grapits.] sie habet
cod. Turn.' Bos.: 'secutus sum Tora, et Grus, haeo ita referentes,
quae iu profecto 9ide8y ui sunt^ ei graoissima esse e|c. nam in vul-
gatis hae duae voees ut stwl non iegonlar.-'
XI 23, 3 Lamb. b c: ^manuscripti vero, in bis Tara. . . hoo tan*
tum ab eis (a vulgalis) discrepant, qnod pro reif MeloUae habent ee/
tffi MeteUae* Bos.: Mn Tora, esteeftm Meteilae*
XII 37, 1 Lamb. a b c: ^in Turn, sie legitur accepique ab Ae-
gfpta L. eodem die etc. L. antem Tatet liberto.* Bos. : Weteres nostri . .
mox ab Aegypta liberio*
TOD Cicero» Briefen ao AUicus. 131
XIU 17 Lamb. b c: ^niinc aatem codicia Tara, scriptara repetita
el relracUita qaae lalis est 5 Kai. exgpeeiabam eie.' Bos. : ^auxilio
Scidarttm et Tora, initiam hoius epistolae correxi, reposita veteri
scriptara, quam ii tibn in hnnc modum referebant K. KÄL. expec-
tabam . . . '
Km 23, 3 Lamb. b c: *quam conßee evXaßag] sie est plane
scriptiini in Tara.' Bos.: * Victorias legit evXoyfog: Lambinas svl^
ßvg: DOS ex Decartato evaydytog: caias scripturae extant etiam in
Tora. Yestigia qaaedam satis conspicua in banc modam ETAFSIX,'
Xni 47, 1 Lamb. b c: Ueiigit aureis nuniius . .] sie babet
cod. Turn, et Horaltinns et nnns ex Memmianis.' Bos. : * • . priscos
mannscriptos secatns snm, qui bnnc locnm ita refernnt . . Uligii
amres nuncnu.'
XV 90, 2 Lamb. b c: *cod. Tora, babet quo causa cursus e$tJ*
Boa.: *cod. Tora, qua eautsa cursus esi.'
KVl 2, 3 Lamb. b c: ^sed in plaudenda] sie babet cod. Turn.,
■OD laudandoJ* Bos.: ^legendum, ut est in meis, in plaudendo»*
XVI 4, 4 Lamb. a b c: ^Eiesiis utemur] sie edendnm caravimas
cod. Tora, secoti.' Bos.: ^manosoripti nostri et eslü; nnde recte Lam-
binns reposnit Ete$ii9*
Endlich kommt nocb folgender Widersprach des Bosias mit Tor-
nebos ans XVI 6, 2 binzu, aber welche Stelle letzterer AdT. XXIII
c. 28 folgendes hat: *qnod snbiiciam, testor in antiqois libris me in-
venisse nnllo apice mntato . . perictUumne ? at id nunc . . ', während
Bosias sagt: *praescribentibns Tornaesiano et Crnselliano edi inssi . .
periculumne? id nunc . . '
Hiemit sei diese Untersachnng beendet. Wir haben die ans be-
kannlen Thatsacben zasammengestellt, welche ein Licht Aber die Be-
dentang der aus den ^ gallicanischen Handschriften' der Briefe ad
Atticom mitgetheilten Lesarten zn verbreiten geeignet sind ; wir haben
die Terschiedenen Gew&hrsminner selbst reden lassen und enthalten
ans aller weiteren Bemerkongen aber ihre .GlaubwQrdigkeit im ein-
zelnen wie im. ganzen. Hag man noch in Zukunft den Bosias zu den
Falschera zählen , und in diesem Falle warde ihm ein Platz oben an
gebdbren, oder ihn gleicher Ehren mitLambin, Tarnebus, Pithoeus
wardigen, lauter leeres Stroh gedroschen zu haben glauben wir doch
nicht, indem wir wenigstens einige den neueren Kritikern bisher ent-
gangene Quellen zur Kenntnis des Tornäesianas wieder geöffnet , an-
dere angedeutet haben.
Wien. Detlef DeÜefsen.
Ueber die
Telemachie,
ihre ursprüngliclie Form und ihre späteren
Veränderungen«
Ein Beitrag zur Kritik der Odyssee.
Voi^
F.' D. Ch. Hennings.
I«ki«. f. elMt. Pkilol. Soppl. B4. m Hfl. S. |0
4.
lieber die Telemachie, ihre ursprüngliche Form
und ihre späteren Veränderungen.
f 1. In dem vortrefflichen Bneiie *de Graecae tragoediae prioci«
piboa' hat A. Boeckh, der allrerehrte Meister der griechischen Alter-
thnraswissensehaft , das Wesen der höheren Kritik feBkgestellt, indeai
er Cap. I sagt: ^eins dno imprimis genera sunt: alteram in nniversis
operibns aal inoertnm aut nallnm auctoris nomen praeferentibns , oni
eripiat, oni vindicet, inquirit; alternm dignosoit, ntmm über, quem
traetai , primiliva et genuina forma aerrakus an non modo labe tqai-^
poria et traaseribentiom oscitatione, quod est rerbalis criticae, aed
etiaaa emendatoram sive bonorum sive malornm opera a actus , matila*
tns, immniatos rarie ad nos pervenerit: atrnmqne tarn late patet in
rtrtuaqne (Graecae et Latinae) lingnae monnmentis et in ipsis aignis
lapideis, vi dubites, ulrins esse debeat maiss imperinm.' Beide Ar^»
len der höheren Kritik verschlingen sicih aufs innigste bei der Unter-
sncfamig Ober die homerischen Gesfinge. Denn wer keine Interpota«
tionen annimmt, kann seinen Homer als Knnstdiohter der Ilias vnd
Odyssee schon retten, aber nur mit d6m Zngestindnis , dasa er ein
Sammler itterer Lieder war, und dasz diejenige Kunst der Erafthiang,
die wir als die homerische bewundern, fllsehlich ihm angeschrieben
wird. Wer dagegen davon ausgeht, dasx die homerischen Lieder mit
Kntitsen bereichert, verstttmmelt nnd manigfach verändert auf nna
gekommen sind, dem mnas sieh nothwendig bei richtiger Handhabung
der Kritik der eine Homer, da seine Existenz nicht eintoial in dem
ScbntB historischer Ueberliefernng einem ernsten Angriff Stand bilt^
in mehrere anfidsen.
% 2. Denn dass von den griechischen Schriftstellern seit dem
sechsten Jahrhundert wirklich €n Homer für den Verfasser der Iliaa,
der Odyssee und der Hymnen , ja sogar des ganaen epischen Kyhios
nnsgegeban wurde, daraus kann nichts Ober die Person nnd die ttf-
10*
136 P. D. Ch. HenBiogs: über die Telenacbie.
bensTerbiltnisBe dieses Honer geschlossen werden. Es ist das Ver- j
dienst von M. Sengebnsch, bier die NacbriehCen gesammelt nnd ih- !
rem bistoriscben Gebalte gemisz gewQrdigt an haben. Alle jeae Fa- ,
beln von einem blinden Singer, der in lonien.nnd anf den Inseln nm-
herreiste nnd mit dem Hesiodos anf Delos wetteiferte, sind theiis aos dea
Gedichten selbst genommen, von denen man voraussetate daas Homer
aie gesungen habe, tbeils in den Orten, wo die homerischen Stadien
blähten, in flbertriebenem Eifer fflr vaterstftdtischen Ruhm erdichtet wor-
den. Eine ganze Reibe von Städten stritt sich bekanntlich um die Ehre
Geburtsort des Nstionaldichters su sein. Sengebnsch hat aber aufs
acharfsinnigste nachgewiesen, *dasa in dem Jahre, in welchem Homer ia
der jedesmaligen Stadt geboren sein soll, nur die homerische Poesie
hier eingeführt worden ist. Ferner wissen wir ans einer Menge von
Zeugnissen alter Schriftsteller, die keinen Zweifel an der Glaabwfir-
digkeit des Factums zulassen, dasz zuerst unter Peisistratos die vor-
her zerstreuten Lieder, welche in der Iliaa nnd Odyssee enthalten
sind, zu dem ganzen vereinigt wurden, welches wir jetzt besitzen,
und dasz unsere Uias und Odyssee erst von dieser Zeit an ala Bficher
existiert haben. Vorher sind die homerischen Lieder von den Rhapso-
den einzeln gesungen worden. Ueber die Art und Weise, wie dies ge-
schah, haben wir noch eine sehr wichtige historische Notiz. Solon nem-
lioh befahl ungefähr ums Jahr 590 v. Chr., dasz die Rhapsoden an den
Fanathenaeen, an denen nur homerische Lieder vorgetragen wurden
(Lykurgos g. Leokr. §102), sich an eine gewisse sachliche Reihenfolgo
binden sollten. Dies überliefert uns Diogenes Lafirtios I 67: zaii 'O/uj-
pov i| vitoßol^g yiyQcig>e ^^t^ÖBtd^aiy olav oitav o itf^mzog IXiffcvy
i%ei&ev ÜQxta^m top ixofuvov. Dieses solonische Gesetz hat schon
F. A. Wolf richtig erkUrt in den Prolegomenis S. CXLI: ^ Solon mihi
videtur hoc instituisse, ut, cum prius singulares rhapsodiae eine nllo
ordine rerum et temporum canerentpr , id ^st nt in uno conyentu pri-
mum Ulixis NLitiQu (Od. t) aut Mvrfixri^fpovla (x^y mox Ninvta s.
^ J^$%vo(iavTsla (A), tum ra iv Ovltj^ (y) "• itemque ex lliaco orbe ^Ayav
buxiiptog {V)^ deinde ^OnhmoiUi (2i), tum AixaL (i), postremo Aoi"
fiog {A) caneretur, ita partes distribnerentnr pluribus rhapsodis, nt
«lio alium excipiente deiuceps perpetua et comrooda ^a^^ efftceretnr'
(vgL Sengebuscb .Hom. diss. li S. 107 ff.)* I^i^« sachliche Ruhea*
folge, vermöge deren der ^ine Rhapsode da anfangen konnte, wo der
andere aufhörte zu singen, war im wesentlichen durch den Zusammen-
bang der Sage gegeben. Wenn aber Solon durch ein eigenes Gesetz den
Rhapsoden erst befehlen muste ihre Lieder so vorzutragen, ao müssen
diese eben vorher nicht so vorgetragen worden sein. Von dieser Zeit
an aber musi das Bestreben da gewesen sein, alle einzelnen Lieder an
einander zu schlieszen, so dasz gar keine Lücke zwischen ihnen blieb.
Darum war auch zu Peisistratos Zeit die Möglichkeit von selbst gege-
ben, aus einer Menge von Liedern , die von verschiedenen Rhapsoden
vorgetragen wurden, ein ganzes herzustellen. Vor Solon dagegeo
.wirl daa Bestreben ein ansammenhfingendes ganzes daraus zn machen
F. D. CbJ HeDniogs : Ober db T«lemachie; 13t
^#1 aiehlda gewesen seie, sondern jeder Rhapsode tro^ die lieder
die er wnste ans dem Gedftebfnis vor, ohne sich darum zn kClmmemi
ob sie nnter sieh susammenhiengen.
Es wnrde aber die homerische Poesie ffräher namentlich in ge-
wissen Singerinnuttgen gepQegt, in welchen die Kunst den Vortrags
sich forterbte Tom Vater auf den Sohn. Solche Singerinnnngen (iahen
hl aaehreren Stadien auf der westlichen Kflste Kleinasiens und aaf den
anliegenden Inseln bestanden. Bekannt ist das Geschlecht der Kreo-
phylier auf Samos , nach dessen Stammtafel Herodot das Zeitalter Ho^
aers berechnete; vor allen berühmt aber ist das Geschlecht der Ho-
meriden anf Chios, welches schon im lOn Jh. Lieder ans dem troisehsn*
Sngenkyhios gesungen nnd erfunden haben soll. Homer galt als Bpo«
nymos nnd Stammvater dieser Homeriden. Es ist aber wahrscbeinlicb;
dass es sieh mit dem Stammvater dieses Geschlechts ähnlich verhnite
wie ssit den Stammvfitern anderer Geschlechter der Urgeschichte Orie*
chenlnnds. K. Mnilenhoff (cur Geschichte der Nibeinnge Not, Braun-»
ndiweig IS&4, S. 71) bat die Bedeutung des Namens ^Homeros^ folgender-»
■nsnen bestimmt: *dass ^Oft^ri^ ... ans 6f»- nnd a^iv gebildet ist, be-
wdisen das Appellativum of»i/^(%, das Adjectiv ofi^gifg = awi^gijg nnd
vor aUem die Verba ofiti^i^ ofii^fevnv ... Die Bedeutung kann eme
dreirache sein , die active «Znsammenfager» , welche s|»rnehwidrig ist,
abgerechnet. Der Name kann einfach Gesell, Genosse bedeuten, aber
•neli wol wie igiri^g iotdog^ wenn dies der allen willkommene Singer
ist, oder endlich bestimmter nach dem hesiodeischen q>nv^ ojKi^^eai
Tbeog. 39 von der Ansfibung der Sängerkunst verstanden werden.' Den
Vorgang, wie der Name sich ffir 6inen Homer fixierte, beschreibt G. Cur-
tins^de nomine Homeri' (ind. schol. Kil. hih. 1856) also: *wie die EdmoU
plden nrsprOnglich üp.oijtoi genannt wurden von dem Amte dem sie vor-^
standen, und spiter als Urheber der gemeinschaftlichen Thfitigkeit, die
sie ansfibten, den Enmolpos hinstellten, sich aber tu Nachkömmlingen
dieses Enmolpos, su Eumolpiden machten, so werden die Homeriden
anfangs offtijpo« geheissen haben, d. i, die vereinigten; dann haben sie
sieh sIs Urheber ihrer gemeinschaftlichen Thfitigkeit einen Stammvater
Homeros gesetzt, sich selber aber mit dem Patronymicnm Homeriden
genaant.' Man sieht wol, ein anderer ist der Ursprung des Name|is
Homeros, ein anderer der Ursprung der homerischen Gesfinge. Die
Bzistens 6ines Homer als Verfassers der Itias nnd Odyssee lisst steh
dnreli äussere historische Zeugnisse nicht erweisen. Zu Peiststratos
Zeiten wnste man sehen nichts sicheres Ober seine Person; nnd wie
•ollCe ssnn auch, da in den filtesten Zeiten die Schreibknnst fast gar
nteltl ^eQbt ward, sondern, was die Nation als solche bewegte, durch
Tradition sich fortpflanste? So viel steht aber fest, das« vor Soion
die homerischen Lieder einsein gesungen wurden. Dem entspricht auch
ihre Bezeichnung. Das einzelne epische Lied bezeichnete msn zn je-
nen Zeiten mit dem Singular oJ^im] als Einheit, während der Inbegriff
epischer Lieder, die den troischen Sagenkreis behandelten, nicht ro Iftof
hiess, sondern durch den Plural ti fitij als Mehrheit hingestellt ward.
138 P* D. eil. BewlDgs : ober ih Tel«tAiA
{. 3. Die sielwntan ReaolUte aber den Stttd imd die VerhiiC*
piMe der Singer oder des Singers, den wir die Ilias nnd die Odyesea
verdanken, werden jedenfalls aus diesen Gediehten selbsl se gewinne«
sein« Neu stelil es lest, dass diese nicht von eiaem scbreibenden Dich-
ter fttr ein lesendes Pablioam können verfasst sein, sondern dass sie
■nerst von singenden Diehtero tnr Kitbar gesuegen and dann vofc Bkap*
»öden vorgetragen worden sind vor einem Kreise von Zithi^rem. Diee
ist nicbl aliein von Alters her aberliefert, sondern es wird aaob anfo eot*
seyedenste daroh eine Betrachtung des epischen Stils bestitigt G. Her-^
aann sagt daraber sehr schön (de iteratis apad Honeran, Leiptig 1840i,
■• A.): *nam et conforraatio oomnnctio4|tie sententiaram etorationis ad
nnmeros acoommodatio et voeabttlorom ornantiuai adiectia et praediea-
loram rebus commemoratis additoroM positnra evidentissime eo coa*
spirenti ut non ad legendum sed ad audiendnm facta esse earmina illn
appareat etenim qnae solis aaribas percepla deleetare volnmna, ea»
qaoniam voi, simnlatque audita est, irrevoeabilis abiit, ante onnia
oportet plana et perspicua esse, nt sequi recitanten comnode poesinI
aodientes neo noretnr eos aliqaid avertatque attentionen a proxine
snecedentibtts : sie enim faligaret magis auditio raentes quam aflieeret
volnptate. hine omnis oratio maxima simplicitate ex brevibes menn-
bris cotttexte est, qnae neqae inter se implicata sunt nee longos ver-
borum conexus efScinnt , sed alia aliis deinceps adiencta singala per
se eonstant, ita ut, si qoando interpositis aiienis suspensa maneat aea-
tentin, nunc ab novo inilio qnae reliqua erant adiiciantur, anae ipsa
voois temperatioae qnae intermedia sunt distingaantur a ceieris:
euinsmodi exemplum est in IL XIU 674— * 680. deinde qnae aarrantor
ita soLeat descrtbi, ut semper ex praegressis aliqua pars repetalar:
quo fit ut et ea quae iam audita sunt facilius retineantnr ftnaiasqoe
imprimantnr animis, et laxins atque remissius fluat oratio, qaam si
Bovis semper constipatis attentionem diflloilem et molestam redderet.
ad eendem consuetndinem pertinet quem graramatici vocaat rffonog
hv(»oXoytit6g ^ cum qnod uno vocabulo dictum est pluribns explica-
tnr, nt nvvag xi^fc^Jt^o^rov^, ovg KiJQig q>o^toim fislcrtvacsf inl
pi^nv i^öena d' iamovgy nr^yovgy i^kofpOQOvg^ o^ ii^iUa notfölv
tt^owo. mirifiee porro et reoitanti poetao memorian et andientibna faei-
iiiaten perceptionis adinvat summa illa orationis cum aumeris vereaum
eonspiratio, cuius haec virtns est, ut, cum fere singnlis versibns ver-
•anmque partibus singülae sententiae absolvantor, ipsi anmeri lermi*
aos eoastituant, quos iatra conolasae esse debeant seatentiae. itaqiie
etian qui ioquentes iatrodttountur, integre versa et iaeipinal verbe
faeere et peroraat: Idqae factum est eo quoque loco, quo solo ex obU«>
qua oratione in rectam transilur , II. IV 30ä. eodem refereadae saat
alloqaeadi fformulae integrum versum explentee, at'^T^stft^ «vdiim,
Sva^ avdifA»^ !^/«fui^vov. omninoque plurimum confernnt ad bane
oratioais cum nomeris convenieotiam vocabula ornatui destinata • . .
haec omnia ut soli auditioni factam esse illam poesia prodnnt, sie
etiam osteadunt .quam faciie Cuerit Istiusmodi carmiba ex lemporf
Tt Mu dk, «mww: A^ «» »«mohf Q. ISO
taderf : ,«« q«0 4fff|ire» fit «191$ duidep f4«H Uttfvif , tl oOttitnBDtar
canDioa, qsae et ipM^rii f «iM^ri facUUme a poeta posaept^ et si quid
euiüaiet püf aMm babai eat a4 aapplapdam a»ateriam impliaaiaiaDfi . . .
T«iiaaime eoim Caeaar B. G. VI 14, ubi Drnicim discipalea fiagviai
Bnaenun r^rmam ailUHser« iii990a parral, «I Ba lUtaria aonfisi minas
■lemoriae atoderiuil« fare pl^riaqoe accidare dicit, ot praei idto littera-
mn diligentiam io perdifpaiido aa mamoriam iramittaDt.' Den bomeri-
achea Dichlera war dar Gebraocb dar Baalutabenschrifl oobekannt.
Erat die lyriaaben and kykliaaben Gediobta aind sogleicb niederge-
adiriebaB worden. Dia boaiarUobaa Lieder aind aas dam Gedächtnis
^eanngen. Desta achwierigar, war die AnsdbaBg dieser Knost. Sie
nöate angelernt werden; vgl. Od. % 345 — 349:
arvrof tm limvuad'* &%o^ Iftfatsr» , ef %tv iotdav
avTOCÜixxTog d' etpU^ ^og 6i fco« iv ipQ9ölif oTfiog *
TUtvToimg bftfpvotv" fetiMK di tot nagaüötiv
mg %B ^stt* tfli (ifj lU hXaiio dfs^of»^««.
Die Singer bUdeten einen eigenen Stand; Tgl. ^ 479 — 481:
näöi yuq av^qtmoi^iv Imjfiovtoiaiv äoidol
u^ijg I^i/Loqol sloi xal ixUovgj oCveK aqa Ctpiag
oTfiag Movö* idlda^Sj €plhffiB dl q>vXov aoiÖäv.
Wia ate rot der Maemaaype, der Muse des Gedächtnisses, unter-
wiaaen werden nnd ein Goit das Üed anf ihre Zange legte, so standen
nie «nah im Sebalae des Zens a!|d aller Gatter. Bei frohen Mahlen der
FOralen und Zusammenkanftea das Volkes erfrenen sie die Herzen der
Zahörar dnrah fiasaag, Vop den Fdralen worden sie bocbgciehrt (vgl.
7 907 ff* ^ 43 ff. 472 o. 477 ff.)* Bei den Freiern aiagt Phamios ge«
awangaa die Schiakaale di^r Heiden. Dem blinden Denodokoa lan-,
aakan die FtUateo der Pbaeakan. Selbrt Aobilleoa verheriioiu die Tba*-
tan dar Ittaner beim Spiel dar Pborminx 1 186—190:
%0¥ d' avfov (p^¥U ttffTSOiavov qf6qfuvf$ ksyely
t^ Sqk^ j£ Mcffwv^ noliv ^Hnlmog oU&4€ig'
t^ofi #vfiov tnpuv^ aude i* Sqa 9iUa iviqw.
Von den Stftdten werden Singer eingeladen xnr feierliehen Begehung
Ton Festen; vgl. q 382h-d87: ^
tlg y&Q Sri ^Eivov xcrXn SlXo^ev ocvtog htEk^iv
aXXov y*j el firi xmv oT dmiioc^ol faaiv,
fnav^iv Hl tfjitiJQfe xajfcov i| xiHxova iovqtov ,
^ %al &i0mv aoMvf 0 lUv xiqma^iv aeldav;
ovxoi yctg nXrfoL yt pQox^v W aitelQOva yatuv •
nxmiov i ovx iv xig naXioi Xfv^ovxa % aixov.
Das neueste Lied gefüllt apoh am meisten ; a 351 f. :
f^|/ ya^f aoidfiv fMKittov ißiftXslovo* uv^Qffmoi^
140 P.II.Gft.lI#nBiigii:0b«rfieMMteU6;
Dm Lia4e selbtt wiN an Vorgpiel ToriiigasebiekC; m M:
Das eioselne Lied enCliiU eine einselna Befebeoheil tu da« U^
fenoomplex ; ^ 73—60:
Mava «f^* Andov av^Kev ittiiatviu xlia wdfAfj
oVfiiig tijg Tor' fr^a xUog'avgavav iv(fifp Z%«vevj
vaxos 'Odvaaijog nal ÜTjUtdem Ux$l^^
mg nütz dijf^aavto ^sm h dmxl 4h3tkU^
innaylotg hU^a^v^ Stvu^ i* avdifmv *Aya^i(fkvmv
XaiQ6v6m, ot^ ui^uttoi [4%€etmv 6^(fi6i»vto.
äg yd^ Ol xfslmp fiv&iioaxo Ooißög 'Awokknp
Ilv&oi iv. fjya^ijiy o»' wtitfß?! ^^^or ovdor.
Den Demodokos fordert Odysseos aaf eine solche Oeme sa siaffea.
^ 492—495 :
alk aye d^ (levdßifiif %ai üatov HOCfiov aua^p
öovQuxiov^ xov^Eatuag inohfisv tfvv ^A^vy^
ov Ttov ig aKQOTtok^v doAf» tiyayi diög udvacsvgy
avÖQmv ifijtkfjaag oV lAiOv i^akanaiav.
Der Inhalt dieses Liedes wird nachher karz angegebeo, ^ 499—620:
0 6 OQfLffiBlg d'efyu ij^x^o, tpalvi tf' aotdfiv
iv^Bv ilmv ^g oi (liy ivacikfMov btl vrimv
ßctvteg aniTsUtov %tX.
Jedem einzelnen Liede scheinl femer aosser der AnrofoBf gAtU
Hohen BetisUndes eine kurze Angabe der Sitaation and der VerMlt-
nisse vorangegangen zn sein, an welche dasselbe aDknflpft. Erbaltea
sind in den homerisohen Liedern nur drei solche Prooemien: zu Aj a
und B 484 ff. Was ferner der Boeoter, dem wir den SohiffskaUlog
der Griechen verdanken , von seinen Genossen versichert B 486: ^^
fiiv nliog olov axavofuv^ oidi xi Ufuv^ das gilt in allgemeinen tob
den Dichtern jener Zeit. Der Dichter jener ältesten Zeilen erdichiaia
nicht die zum Spiel der Leier vorgetragenen Mythen, sondern die in
Munde des Volkes umgehenden, allbekannten Erziblangen brachte er
in ein poetisches Gewand und überlieferte sie der Naohweli. Semper
ad eventum fesimal ei t» meifiaj res non iecuß ae noiaM amÜio-
rem rapü^ rühmt Horatins.von Homer. Daher genflgle es aach zur
Orientierung der Zuhörer, wenn ein Held bloss mit dem Patronyaucom
bezeichnet ward , wie es H. A 307 geschiebt.
Ueber öinen Dichter als Verfasser der Uias und Odyssee ist in ihnen
selbst nirgends eine Notiz. Ueberall treten uns mehrere entgegen. An
einen zusammenhängenden Liederkyklos wird bei Homer nirgeads ge-
dacht; Qberall ist nur von einzelnen Liedern die Rede. Auch hiernach
also steht es frei mehrere Dichter der llias und Odyssee anzunehmen.
S ^' Was vermöge der Analogie aus der Natur der filtesten Poe-
sie bei anderen Völkern über die griechischen Nationalepen geschlos-
sen werden könnte, will ich nicht in den Kreis dieser Betrachtnag
hereinziehen , sondern sogleich zu der Frage flbergeben, deren Beant-
wortung eigentlich alles entscheidet, ob denn wirklich die erhaltenea
Fi B. Ch. H«BBhff : Aber 4ia Maaaelia. 141
^eOngt der IHu nad Odyiiee 00 unter einander sntamnenitinmeny
dtii fie Ton 6iaen rvrh§zi eehi kdnoen, oder ob es ans saehlielien
nd flilislbeben Widersprteliea iwfbthen ifanen wabrscheinlicb wird,
dafi Lieder versebiedener Verfasaer von den Genoasen des PeU
nstralos in eineni nnr acbeinbaren ganzen vereinigt sind. Diese Frage
ist fflr die Uias dnreb K. Lacbmanna Sobarfsinn entscbieden. Laebmann
lit aadigewiesen , dass in der Uias acfatsebn ftitere einzeln geaangene
iieder vorliegen, weiebe von verachiedenen Verfasseni berrflbren und
erst dnreb FttUsUIcke ans spiterer Zeit in einen biebr als sacbliebeo Zn-
saBmenbang gebracbl worden sind. Nun kdnnte man aagen, die Ilias aei
allerdings aus Liedern verscbiedener Verfaaaer Kusammengesettt, aber
diese aei ancb ilter als die Odyssee. Naebdem man erat den glaefc«
lishea Yersneb gemacbt habe jene verscbiedenen Lieder an einander
tu scklieaaen, habe din Diebter naeb dem Beispiel der Ilias die ganse
Odyssee verfasni. leb bebe diese Ansiebt selbst von einem sebr er*
fohrenen Sebnlmann gebort. Aocb F. A. Wolf bewnnderte nocb dio
*f6tUicbeäinbeif iw Odyssee« Und doob bllngen aneb in der Odyssee
die ainselnen Bestandtbeile niebt mebr mit einander ansammen als ea
beiUedern die bitten Sagenstoff bebandeln an und fdr sieh nothwendig
isL Wenn ieh es wage bierfiber einige Unteranobnngen so verOffenl*
lieben, naeb denen versebiedene Verfasser der Odyssee angenommen
werden massen, so habe ich mir niebt verhalt, anf ein wie seblOpfrigea
Territn der hohem Kritik ich mich bierrait begebe. Man wird die
klMtlicbe Anlage nnd den Plan hervorheben , der sich sichtlich durch
die ganie Odysaee hindurchliebe; man wird vielleicht die Gleich-
nissigkeit den epischen Stils betonen, die nur durch Annahme 6inea
Dieblers sich erklaren lasae; man wird endlich darüber streiten, wie
grosse Fretbeilen einem epischen . Dichter Oberhaupt angeschrieben
werden könoea ; aber jeder besonnene Forscher , der vorurteilsfrei an
die Sache herantritt, wird die jetzt vorhandenen Inconvenienzen nnd
WidersprQeba zwischen einzelnen Tbeilen der Odyssee doch ala ao
gross, so nnvarzeihlicb erkennen, wenn aie aieh der Dichter wirklich
bitte sa.S^nlden kommen lasaen, daaa er lieber in der Annahme meh-
rerer Diebter eine Erklärung dieaer Thatanche suchen alannit * Geniali-
lit' ia der Prodnction entschuldigen wird, was dem gesunden Menschen^
▼erstaad ala abnorm eracbeint. Wenigstens hat man in anderen Zwei-
gen der Litterator ibnliche Indicien ala sichere Beweise verschiedener
Urlieberscbaft angesehen. Ich erinnere beispielsweise an die ftpioifiixi^
spos ^AU^avSf^v^ welche schon Victorins dem Aristoteles abgespro-
cben hat nnd aber weiche L. Spengel *de artium acriptoribua^ (1S3S)
S. 182kors und bündig bemerkt: *quae ad Alexandrnm scripta Aristo-
teils Bonen fort ars, eam huic abindicandam esse et alii videruat et
fieile qaiaqne agnoscat; iis enim, quae veros Aristoteles in rhetoricis
tndit, plura sunt contraria , plurima diverse , pauoa et apud hnnc et
illoa inveniuntur, quod nou negligendum.' Dieses gemeinsame können
beide, sowol Aristoteles als der Verfasser der Rhetorik an Alexaa-
^t aoa einer gemeinschaftlichen Quelle (aus laokrates Rhetorik?)
Ut Fv».a.:ifeiiithiti?«kv «H» T4iMPi<*i(Q
4iiii8 eis Zei«lieii v^rsobiedeper VerfMsar« weiip oi »qgl^ich wwahr^
I fcluBHillch ist, dwB der VerfasMnr def dÜMn Sdirift ia einer Mdem
i Zeit, da er die «ndere ScJuriA ensgnrbeitet babeq kOnnte, seine frubert
r Peikweiee veriodert bebe* Finden eicb.aUo ip awei DenkmiUra der
f Litteritur, die demaelben Verfeaser ingescbrieben werden« bedeslen-
I dere saebUobe Widerepraobe, ao bändelt es aicb, so lan^ nicbt andere
! Indioieft wie atiliatisehe Veraobiedepbeiten o« dgl, m. binsQbonmeOi
mir darum an bestimmen, ob des Verfassers Ansicbft in den ffsgücbei
PoplUe XU versobieden^n Zeiten wahrsobeinliob verscbieden gewesen
aei oder aieht« WabrsebeinÜQb sage ieh ; denn die Wahrscbeiolicb*
keit ist in aolcben Uptersuohnngen der böbern Kritik fast immer der
bdcbsla Grad der pn erlangenden Gewisbeit. Die Widerspräche oan,
welebe sieb pwisobep einpelnap bomerisehen Gesangen finden, bsstebei
meist darin^ dasa der £rsiblang entgegengesetate Verbjillnisse, mehi
#der weniger ansgebildete Sagen sum Grunde liegen. Zum Beispiel
neigen die Lieder f^ber T^miobos. Reise naeb Pylos und SpsrU eise
btnreiobende Bekanntscheftmit den Odyssens-Ssgon; dsgegen komml
iu den Liedern vom beimkebrenden, nmberirrenden, die Freier richeo*
«lea.Odyasens über eine aolcbe Reise des. Telemaolios dnrcbans nicbU
. «rer ; naeb ihnen kann eine solcbe Reise gar niobt statlgehsbt beben,
hm könnte Homer allerdings anfangs eine Reibe von Liedern gediebtei
kaben, in denen Telemaebos siob von Ithaka niobt entfernt, spfiter «l^eri
mreil sieh vielleieht die Yolkasage gerade nach diesem Pankte bin wei-
ter ausgebildet hatte, der Annahme gefolgt sein, dast Telemsehos is
derselben Zeit, walirend der er naeb der Auffassung der frfibereo U^
der auf Itbaka iat, eine Reise maeht an Nestor und Menelsoe« Deal
«renn die Gedichte doob einaeln vorgetragen wurden, könnte mso m*
gen, so durfte der Dicbler sehr wel in zwei verachiedenen Liedera
iweien versehiedeeen Sagen folgen» -^ Allein dies ist uawabrscheinT
lieh ans awei Grönden. Einmal biben wir oben gesehen, dssp es oeeb
den historisohen Zeugnissen aber die altere Zeit der homef isshen Poe*
nie eben so erlaubt ist mehrere Homere ansunebmen als eiaeo; ob4
danii ist die Annahme mehrerer Verfasser in nnserm Fall die weniger
künatliohe, die eiufaebere; a weitaus aber unteraobeiden sieh jene Lie^
der von Telemaebos auob in Besag anf den Stil so sehr von dsa Odys^
aeusr-Liedem , dasa sie in aiemlieh viel späterer Ze»t entstssdea seis
mflssen.
§ 5« Da die einseinen Oemen uraprüngUch ein;^lne bedeutendere
Areigniaae aebilder.ten, so ist der Umfang jedes homerischen Gessoge«
auch dem Inhalte nach an begrenten. Die jetzige Eiatheilung der llii^
und Odyssee in je 24 Rhapsodien rührt von dem alexandriaisoben Gram-
UMtiker Zeuodotos (270 v. Chr.) her. Mehrere Titel dieser Rhspsodiep
acheinen noch den ursprünglichen Umfang homerischer Gesänge ricbr
tig au bezeichneu, wie die Jmkfovuay M^vig ^Axdiiog^ 'Oäv^^
6%98ln u. a. ro. Aber nicht immer sind die alten Oementilel nsöhsu^
weiaao; gar oft stimmt der Umfang der Rhapsodie nicht mit dem de3
•»Kix^litb» LieriM flk«»eiib. Zwm Bmpiel die BomUtt «lehlj^ta^
obwol sie eio selbsUindigeft Stflek ist, tooerhelb ^r sweiiee Rbapee^
iw des Zeeodotos; «ad die iMiden Rhtpsedien {;') eod ij') dürften
irsprfinglich oor €m Lied gebüdel kebee. So viel ist also klsr, dsss
«ne kritisebe UotersDobang oioht gerade jede eioseloe Rhapsodie als
ganses YoranssetseQ darf, soadem saehliebe Absehoitte eea snebea
um. Dem labalte aaob aerfilU die Odyssee in rier Baapitbetles
]) die Telemaehie er — i md o; 2) des Odysseas Ueimltebir s--^ w4
Asfasg von v: 8) des Odyssens Irrfsbrlen $ — ^; 4) die fteierraebe
V— ^ 396. DOntaer ninait in diesen Jshrb. Bd. LXIV S. 12|6f. n«r
drei Tbeile an, indem er die beiden mifttieren sasamoMnlisaft. Wie
werden aber eogleioh sehen, dasc die Lieder« welobe des Odysaeus
Röckkebr enahien, niehl an verkünden sind mit den Liedern von sei*
feeo Irrfahrten. Von der Rfiekkebr des Odysseee haben wir nur drei
Lw4er, nemlieh «^ j; is= iy und ^. Von ^0 aber fehlt der echte Sehinse
io «aserer peisintrateisehen Simmliing. In dem ttrsprQagliohea ßchlnsae
dm Uedee d, den wir nicht mehr habenv werde nach der gaazea Ai»-
te^ der vorhergehenden Brzihlnag an sehliesaen eraablt« wie Odya»
was am Abend des Tages, aa dem ein Schiff von den Pheeakea fir
ika aasgerQstel war, sich aneh wirklich eiogesebifft habe. Was Jetsl
mi Schlüsse von ^ enfthll wird, dass Demodokos das bölaerne .Pfard
des Rpeios beaiogt , dssa dieser Gessag den Odyssens an Thrinen be-
wegt and desn Xlkinooa dadurch veranlasst wird ihn nach seinen
Scbisksslen an fragen, dies alles ist nneeht nnd erat dsmals intoh-
poliert, als die oTtokoyoi jiluofoov ia diesen Zossrnmenbang eiogor
scbaliet wurden. Nach der sonstigen homerischen Zeitberechnnng siad
ne jedeafialla viel au lang, als dasa Odyssens sie an jenem Abend voiU
itiadig bitte vortragen kdanen« Ans der Eraihlang selbst kann mah
darehsus nicht sehen, lir welohea Ort nnd fAr welche Zeit der Dichter
sie bestimmt hat. Sie brauchte aiehi um ein Iota verindert an wer^
dea, wenn mnn annihme dssa Odyssens sie bei Eomaeoa oder bei
der Kalypso vorgetragen bitte. Anf die Anwesenheit der Phaenken
wird is ihr weiter keine. Riekaioht genommen, als dasa sie deewegen
Biit dem Schiffbrncdi an der Kftate von Ogygie abgebrochen wiff4
Danos folgt aber niehl dass sie sich nrsprdnglich nicht weiter pw*^
Btreel^t hebe. Denn angenommen dasa aie nrsprenglich Jftnger wen,
so nnste der Interpolator, welcher die anoXo^to^ awiscben ^ und v
ctBiesehobcB het, sie jedeofaUs da achUesaen, wo die Bekanntsehafll
der Zehörer mit dea Schicksalen des Odyssens beginnt, also Jedenfalls
■it dem Eintritt des Odyssens in die Königsbnrg dss Alkinoee. Des^
halb aber hat der Diaskeaast sie schon bei dem SchiSbmcb an der
Küste ^oa Ogygia gana pieialich abgebrochen, weil er ntohl aliein
L) Fär iineebt halt« ich die Verae j; 144. 32Q— 331, vgl. Nltzaoh an
d. St. und Seogebaech Aristoniceci (Berlin 1855) B. 15. 2) Unecht
«heiuen mir rj 1. 53—77. 79-81. 87. 94. 103—131 (rriedländer im
Philo!. VT 8. 600 ff.). 225. 255: 3) Unecht sind V. 22. 28. 9&. »<,
8i. 20e. 2I&-23Q. 240. 3ee---360.
144 P.9.Cb.1l«nhgi!ilMr4bM«iyi«liie. *
4m LitA ^ borloksiohtigte) aoadeni andi 4tt Lied t^^fi. üttm 90
hmzi 68 aiwdraeklieh fi 450 fr.:
xi voi taöi fivMioyivm}
0oi te fuil U^^Ti ili%([p'^ -^^^y ^^ f^ itfTAV
Ftreilioh httteo die Pbaeakeo aasser Alkiaoos and Are(e too 4eaa
Aafenlhalt bei der Kalypso und der Anknnft aaf Scharia ooeh aiebU
gehört; aber Jener Interpolalor, der die Vene (i 450 ff. gemacht hat,
wotlte jedeafalla Yerhindem dasa wieder daaaelbe eraiMt wflrde, was
im i =:fi aehon ersfthlt war. Diea sa Terbindem hatte er keitw»
Graod,* weoo i=s i} aowol wie ^ and die ovfoilo^wc.eiBselD Hsf eich
geaaagen worden wftreo. Er wollte alao and dachte, dasa die Rhapao-
diea f; — v (oder i — v) aao teaore 6ine nach der andern vorgetrages
werden. Er betrachtete dieae Reibe von Liedern aia ein anaammea-
gebdriges gansea. Solche Sammlangen mehrerer Lieder so gröaaereB
gaozen acheinen aber der ilteaten Zeit der bomeriachen Poeaie fremd
au sein. Denn Sammler sind nicht mehr Dichter , aotM. Sie ahme«
in den Stflclsen , durch welche sie die einseinen schon vorgefaDdene«
Lieder verbinden, Ton und Stil der froheren Lieder nach. Sie wollen
dnrch Verbindung dieser Lieder einem böhern Interesse Genflge leisten.
Aach das Pablicom, dem es geOel eiae Ansah! von Liedern in sasam-
menhingender Reihenfolge auf einmal au hören, ist verschieden voa
demjenigen, welches mit einfacherem Sinne an einaelnen Liedern atch
am meisten erbaute. Sowol die Sammler der Lieder als das Publicnai,
rar welches sie sammeln , gehören einer jangeren mehr vorgeschrilte*
•en Zeit an. Sehr treffend heisst es in der Anseige der Lachmaanachen
*Betraebtnagen fiber die Ilias' in den ^Bliltern für iitterariaebe Unter-
baltang' 1844 S. ö07: ^Lachmann hat in den einseinen, relativ iaaieh
abgesebloaaenen, der Anfägung an verwandte Lieder an sich d. h.
durch ihre allgemeine poetische Natar nicht widerstrebenden Lieder-
atöckea den Sita der Poesie und poetischen Kunst na ohge wiesen, von
der man aonst voraassetste, daas sie nur in dem planmissig entworfe-
nen gansen ihren Sita habea könne. Er bat nicht bloss im alige-
meinen behauptet, sondern anch im besonderen und im einseluen naeh*
, gewieaen, daas die Kunst, welche aaa jenen seratreaten Stacken mit
Abaioht uad Berecbnang ein gansea sasammengefQgt bat, nicht nur
•iehia mit jener echten Kunst der Poesie, aus welcher die eloselnea
Stacke der Poeaie hervorgegangen sind, gemein hat, sondern daas
durch sie die letatere nicht selten ausdracklich getrabt, verunstaltet,
unterdrackt worden ist.' Nach der eben so klaren wie Aberseugend^i
Daratelluag von G. Cnrtiua (Andeutungen aber den gegenwftrtiges
Stand der homerischen Frage, Wien 1854, S. 46—49) haben wir fanf
Factoren ansuerkennen, durch welche die Odyssee nicht minder als die
Ilias allmihlich sn dem geworden ist, was sie den Griechen nach Petsis--
tratos war, aemlich die Sage, die Dichter, die Nachdichter, die Rhapso-
dea und die Ordner. Diese Facloren haben nun freilich nicht einzeln jeder
F. P. CiL Bterioflpt Ober 4» TelMMiohie. 145
lir iidi, Meli ivoii ttr^iig ia der Reikeafc^e etagewirkl, im der iie
hier ealifesilill siod ; weoifsteBs eied die Rbapeoden dfler segieieh
Nackdichter ood Ordner geweseo. So bei der loterpoltttor, welebef
die Ueder i — v oder c — v %n einea gaosea rereinigle, dieee Lieder
■ickt eliein so geordnet, daei aie bieCer einender geeaogen werden
konnten, Sondern aneb in der Absiebt dies so erreichen, ohne dnsa
lieh eine Lacke in der Ereibinng bemerklicb machte, ziemlicbe Stücke
eiagesoboben am Schlosz von ^ (ich aM^cbte glaoben ron V. 486 an),
m Anfang von » bi» V. 39^ in der Mitte von X V. 326 — 98^ am Soblnsa
foa fi nnd am Anfang von y. In dea Odyssens Ersiblong selbsl ist
Hiebt die mindeste Veranlassnng oder Yorbereitttog enf das Gesprieb
1338 — 3S^ gegeben (vgl. h F. Lauer qnaest. Homer. I, Berlin ISiS,
Ctp. III). Da ia85 mit 339 oder 327 sehr gat snsammenkingt, so kann
dif eingelegte Gesprfteh ohne Nachtheii wieder ansgesebnitlen werden.
Noa gleitet die Rede dea Odysseos swar anch ohne Sprang in den An*
fing dieaer Interpolation hinflber, aber awisehen dem Sehlnsa dersel-
baa aad der FortseCsnng der oben* nnterbroebenen Ersihhing dea Odya-
leat ist dem Interpoiator eine Verbindnng keineswegs gegigoklw Anf
die BUie des Alkinoos i 370 ff.
aiU' iye (toi tode ibti nal inff&Uuiq ffovaAs|oy,
ä uveig ivttOimv haQmv Sieg, o? tot ü^ mn^
'lliQ^ dg Sft' btovto xtti txvtov mgftop Manw.,
tttwortet Odyssens :
ii d^ St ixovifupul yi hlate«$j ov% Sv tymy9
vovrcnv 0Oi ip^ovlotiu «al ol%xq6%B(f' ilX* iyo^mH/m^
»i}de* iftmf haQWP^ oS Aj (utiTtutd'ivSXüPto (vgl. « 5 1\
aad nach diesem Versprechen sollte der Dichter ihn so abrnpt in die
oben abgebroohe«e Erzfthlnng wieder hineinfallen lessen, wie es hier
feschiebt:
ovtaQ hui ipffxis f^ inBönÜM iHvöig «iUijv
iyvii Ittoöigiovsui ywaiKOP ^Xvrepaov,
^l^€ d' hd infXfl AyuiUfMvog inrL?
Sc Itat er den Odyssens ja nicht aoflreten ala den der die Ersiblnng
■acht, sonders als den der die gemachte wörtlich referiert. Der iBi-
terpelstor hnt eben die Enihlnng fix nnd fertig vorgefunden nnd den
Versen 3dl ff. keine sndere Gestalt geben wollen ala die welche sie
lekoa hatten ; eine Pietät gegen die Ueberliefernng, welche für Jene
Zeilen Cbcrbanpt charakteristisch gewesen sein mnsx, da man Kritik
weaig oder gar nicht flbte. So kommt ea dfter vor, dasa wol der An»
iMg interpolierter Stecke mit dem vorhergehenden, nicht eher ihr
Sehlasa mit dem folgenden gehörig snsammenhingt (vgl. nnten gber
^ I7--24. 383—393). Der Grund nnn, warum die Verse A 838—884
is den Verlauf der Eniblung eingeschoben sind , trägt eben so viel
lar Bestätigung unserer Annahme bei, wie er sich leicht ens ihr er-
gibt. Unsere .Annahme ist ja doch die, dass die itsiohifoi ebensewol
«ie die Fhaeakenlieder ut^ss^ri und ^ ein aelbatändigee Stick Foeaie
»isd, dasn aber ein Rhapsode, der beide ohne Besiebung auf einander
Ue f. D. CH: fleaüng«: ühm «M 1%i0üa4kMk
•
fodiehleUm Slficke vovfM^ , die liifOlojriM vor der Al»r«9e des (Mys*
lees ▼•« Soheria^ also em SeMess von ^ hat einselialten wellen ans
tykliseham hiKeresse, daiail aas zwei miTerbniideiieii Scaekee eia in
llelv ffeseMossenea gwit es werde. Na« etod «n der SSeil, wo der Nash-
dMtey oder Ordner den Odysaeus koeote aaftia^en laasea tu eriih-
teo^ die Pbaeaken sehoa beim AbeddmaMe greweaea: die EraShlaa»
aber^ die er vorfaad, war so laa^p, dasa naoh BeeiNtifoai; derselben
fliebt mehr an die versproohene Abfahrt dea Odysseus gedaebt werden
koaate. Der Nachdiehter mäste also Aastalleo treffon, dasa diese Ab»
fahr! mit allseitiger Einwilligung aaf den fotgeoden Tag Terscboben
wtrde., Er Iteaa gans richtig den Odyaseos fireilich mitten in der Er-
cihlang tn einer Zeit abbreeben , wo der Soblaf eich aehoa als aoth-
wendig ankftndigl und Odysaeas selbst auf die Abfahrt fftr diesen
Tag verziobton mass (iL 830 ff.) :
aXXa nml ii^
M9iv^ ^ M vfim ^offv iX&ovt* ig haipovg
if «vTov * noiMni öh ^ioBg vpuv %$ jasAifas».
80 baOB ea dean abgemaeht werden^ dasa Odyaseos noeh aiebr Gssl*
gescbenke haben nnd bis com nichsten Tage bleiben soll. Dann aftge
er an diesem Abend seine Brsiblang noch volleaden. Wenn diese Er-
klirang richtig ist, so mfisaen anoh diejenigen Verse, welche ror 1 38
die Einschaltang der unoXoyoi motirierea , aad die VeHt nach fi 450,
welche wegen Einschaltang der Erzihlang nnd Verschiebaag der Ab^
reise um 6inea Tag hinaagefflgt werden mosten, von demselben Ord-
ner beriHlbreii, der die Verse l 328 — 384 eiageschoben hat. Der Vers
V 27 würde aaeb aa «od far aiob betraobtel aof die Annahme einsr
ai^ltareii Abfassmig fahren, indem es dortbeisat: futu Ma^iv iftÜsutf^
6«tb^ iotiöig. Daaa fi£bK0^t bei Homer nicht *singon' aoudera *spie-
len und tauten* bedeutet, hat schon den Aristarch bewogen einigt
Diplen au setsen: vgl. Scbol. MQ an i 19 mit Sehol. BEHPQ m
i 101 und Schol. V aa a 152 (naoh W. Dindorf). Erst in einer spä-
tem Zei> der epischen Dichtung hat es die Bedeutoog ^Bingen' sage-
lioaimeiK Der ganae dritte Tag, den^Odyssoes anfSeheria anbringt,
wird f5rmltoh Yeraehwendet. Die Sage hatte offenbar nichts dsvea er«
«ibit; so weiaa denn der Diohtar aoeh nichts, als dasa aie beim 6e«
läge sitaeo aad Odyaseos sich oaeb Hanae Sehnt. Die Abfahrt* ge-
aebieht am Abend, wie aie aueb orsprSoglieh oaob dea Versen 4^ 468 ff.
ereiblt aein wird, so dasa «an auf die Vermatong koauaeo kftnats,
von ¥ 39 aa fblge der echte Scblaaa des Liedes 9^ Doch dies ist sehr
pnoblematisdi^ Sicher aebeint mir aar, daaa Odysaeoa nicht diese Isags
BrafiMmig von 1—^ den Pbaeaken Torgetragen hat an dem Abead, wo
ihm die Abfahrt versproebaa war. Vielmehr siad die oTtoXayoi und die
drei PhaeakeiAieder araprflnglicb eiaaein uod ohne Beaiehuag aaf ein-
ander gedichtet and vorgetragen worden, bis ein Rbapaode den Pft>
fasate beide mit einander s« verbiodeo. Za dem Ende hat er jeae obea
aagegebeaeo ItnterpolationeB eingeMgl. Wenn nun dem einaelnea IM^
et« Prooemiati Toraageaebickl ward aar Binleitang ii die SitoaUOB^
99 M e§ titeh niekt «nwthMcbeintkA, diiss der Ordner der tlheiltiodfett
f_v od^ s^i^ diesem grö^zeren gansen eine Binleilatijf voraiige»>
lebidil habe, wodareH die Stthorer aar diese längere Reilie voii Lie^
dem T^rbereltet wvrde». Dieae Binleitang ist uns noch erhaltet. Doeh
daroB ^^ter.
liaii ^eatalte mir hier auf dte Hypothese des ^inen Homer Eorflek«
tokotmtten.
Es scheint mir mgla^bttth, dasz derselbe Dichter aliflinga di^
Apologet, dtfanf die drei fhaeakenlloder aasgdarbeitet, beide ali
selbständige StOeIce , und endlich auf nicht sehr ^eschicltte Weite die
erstere Partie in die t weite sollte eingeschachtelt haben, aaf dass das
fsme ano teoore vorgenommen Wetden könnte. Verband er aelhst-
erlteadetoe Lieder mit einander, so wflrde man die Art nnd Weise, wie
er sie achom, hl^tzem neoten madseii, Irährend eiti Ordner, der meb<-
rera Jahrbnüdeirte apiter lebte als der Dichter Jener I^irtfen, aus Pietit
an fiberlieferten so wenig wie möglich Andern dnrfle. Wenn troll
•IIb dem nm die grfeohisehe Lilterttur hochverdiente Mattner weget
tiaer falsehe« Ableitotg des Namens fiomeroa von o^ot; nnd Sgiö nnd
eiaes tradilioiiellen Glanbets an der Ansicht festhaltene dasz ^it Ho-
«er die llilt md <fie Odyssee wie sie Jetzt sind verfoszt habe, so
nftsseii sie, wie mir tcheitt, znersi diesem Homer dito Knnst abspre-
oken, mit welcher vns die liebenswftrdige Naosikaa, der mntwillige
Earyalos, der täppisch -rohe Polypbemos geschiMerl wird; mid znm
tireiten mtsten sie eingestehen, dast diejenige Knnst, welche alleiii
für d^t *götflioben SSnger' flbrig bliebe, die Torgefnodeten Lieder zn
MsiBeln otad %n einem fortlanfetden Werke zn verbindet, nicht atlein
«i<tht bewnbderttgswflrdig isl^ sondern nnbedentend und dem nrsprfiog^ '
Men Ghtrakler der Volkspoesie, wie aie sich fhist tiberall :eeigt, toU-
staadif llremd. Man wolle einem Jangen allbekannten Philologen nichl
üabesch^denliell vorwerfen , wenn man ihn über so rerwickelte Fra-
fea arteilen Mrl. in solchen Dingen kann keine Autorilit des bloszen
liflvKMis gelteii. Bei einelt Kampf um die Wahrheit bandelt es sich
oardirram, sfch der vctbttdenen Erkdiintnismittel an bemächtigen.
% 0. Yortttflg genogi es erwiesen zu haben, dasz der Theil der
Odyssee, den Dfinti^er von a— ^v ansdehnt/ wie dem Inhalte nach in
die Lied^ tob der Mckkehr nnd vx>n det Irrfabrtefi des Odyssens, so
mA der Vorm tttobit twisi verschiedene, Jemals nicht zusammtt-
Migande Hifften aoseinanderflHIt. Weim ich nnt im folgendeii z^ det
Teleamdiie tbergehe, so verfalle ich mir nicht, dasz es nicht leicht
Ut tiberatt dem Erfindet eilier richtigen ErkMmng die gebohrende
Ehre zn gebeii ; dehn bei ^ner so grossen Menge von Bfidhern , wie
4ber den Hemer gesehfieben sind, kann es nicht fehlen, dasz ich nicht
viafe atzttihren tnlertassen habe, wo sie za erwähnen waren, nnd
aielifer^ nidil einmal babe einseben können, wo ich es musti^. Ein Fefa-
^ im Studium isl dies Jedenfalls nicht so sehr, als went man sieh mit
«iaer gewiesen Selbstachtang dabei beruhigt die Ansichten der Oe-
lehrten kennen Heternt tu haben. Vot der Telemachle glanbe ich nach-
/
148 P. D. Ch; HaniiJifi :*ali«r die lUeuehia
weiaeo i« köMen, dass aie jftager ist ala dl« meialM Lieder rom Imm^
kehrenden and die Freier strafenden Odysaena , and weAhe Verla-
deningen, sie erlitten bat, ehe sie von der Commiaaion dea Peiaieirvtoe
an der jetsigen Gestalt niedergeaehrieben wurde. Die hierftber gefon-
denen Resultate halte ich für der MOhe werth sn veröffenftlichea, weil
jede Discassion aber diese Fragen der Wissensehaft nfltit, andnaek
weil die Gegner Laehmanns auf die nicht Torhandene Einbeil der
Odyssee ihre Abneigung gegen seine auf die Regeln der Kritik ge-
grandeten Ansichten von der griechischen Volkspoesie na baneren ge-
ruht haben. '
§ 7, Ueber die Verse « 1«- 10 sind zu Tergleichen B. Thienek
^ttber die Urgestalt der Odyssee' § 10 und A. Jacob *aber die Entalehang
der Ilias und der Odyssee' (Berlin 1856) S. 360. Der letstere engl
darftber: ^er (der Eingang der Odyssee) mag irgend ein alter Eingang
an den Liedern vV»n den Fahrten des Odyssens gewesen sein% aber
ohne diesen Gedanken irgend weiter au verfolgen. Die Verse a 1 — 10
vertreten swar die Stelle eines solchen Prooemiums, wie es araprüag-
lich jeder oSfifi vorangeachickt worden sein mag, aber aie bereilen dea
Hörer oder Leser eben ao wenig auf das etnselne folgende Lied vor^
wie auf die ganie Odyssee. Sie schweigen ganx aber des TeUmnehoe
Reise nach Pyios und Sparta, die den Kern der folgenden Lieder baU
det, sie erwihnen auch nichts von des Odyssens Aufenthalt bei Eo-
naeoa und von der Freierrache. Sie erwähnen nur die Irrfahrten aad
die schliesaliche Heimkunft des Odyssens. Sie warden daher aadi
eine sehr passende Einleitung sein au den Rhapsodien a — v^ w&hraad
' sie mit der Telemaehie nicht im mindeaten znaammenhtagen. Die naeb-
terne Aneinanderreihung von Gemeinplfttsen , welche L Bekker in die-
sen Versen aufa grandlicbste naehgewieaen hnt in den Nonatsberiehtea
der berliner -Akademie von 1863 S. 635 ff., trigt eben so wenig den
Stempel homerischer Einfachheit und Klarheit, wie in unaerm Helden-
gedieht von der Nibelnnge Not das Prooemium die echte Fona der
epiachen Erzählung bewahrt. Es liegt daher nahe sie einem epitern
Rhapsoden oder Ordner zuzuschreiben, welcher die Odyssens -Lieder
von c — V in Einern Werke zusammenfaszte und dieses uno teuere vor»
getragen wiaaen wollte. Denn nur auf diese Lieder weist der Inhalt
des Prooemiums hin. Ueber o 10 sagt G. Hermann in einem Briefe an
Bekker, der a. 0. S. 637 Anm. veröffentlicht iat: ^aueh händigt sich
der Dichter, der das ifto^sv schrieb, dem h^sv iXtiv VIII 500 gleioh-
kommt, gleich selbst durch fwl ^(uv als einen von dem nrsprangUchen
Singer' [richtiger warde es vielleicht heiszen : von anderen fraheren
Singern] * verschiedenen an.' Wenn Lachmann, in der Kenntnis der
griechischen und deutschen Volkspoesie bei weitem die erste Autori-
tit, in den ^Betrachtungen aber Homers Ilias' (Berlin 1847) S. 3 bei-
liuQg bemerkt, dasz mit Iv^a a 11 die Erzählung der Odyssee an-
fange, ao folgt daraus nicht dasz er die Verse a 1 — 10 fir jOngeren
Ursprungs gehalten habe ala die Verae u 11 ff. Denn eraihlt wird
P. D. Ck. HeBsinf a : Aber die T^ltoasekie. 149
ffeifieh in den Frooemimn a 1 — 10 nichts, sonderti es wird nach An-
rifnn^ der MDemosyDe nur die Zeit näher bestimmt, von welcher die
Enibln^ anhebt. Es lassen sieh die Verse a 1 — 10 von dem folgen-
den gar nicht trennen. Denn wflrde nicht eben dks Partikel Ivd«, da
sie einen beettmmten Ort oder eine bestimmte Zeit bezeichnet, nns,
wesa das Prooeminm davor fehlte, eu der Annahme nwingen, der
Rhapsode bitte meinen Zohörern , ehe er das Lied selbst vorzutragen
begonnen, mit karsen Worten diesen Ort oder diese Zeit, von weleber
Btehher die Rede sein würde, näher angegeben ? Es hebt aber die Er-
libloDg von der Zeit an, in der Odysseos nach vielem erdaldetem U^
lal and nach Verlast alier Gefährten auf Ogygia von der Nymphe Ka*
Irpso wider seinen Willen znrfickgehatlen wird. Und gerade dies ist
Ib den ersten 10 Versen geschildert (vgl. 6; W. Nitzseh qnaest. Hom.
spee. I, Hannover 1824), so dasz die Rede zwischen V. 10 nnd 11 nicht
kliffk. 'Damals' sagt der Dichter *war6n die fibrigen Achaeerfürsten,
SD vieie den Gefabren des Krieges und des Meeres entgangen waren,
19 Hanse; nnr ihn allein, nemlich den vorher bezeichneten Odyssena,
bieit die Kalypso fem vom Vaterlande zurück. Die Götter aber be«
ubloasen in der Abwesenheit des Poseidon, der dem Feinde seines
Soboes Polyphenoa nie verziehen halte , die Heimkehr des Helden.'
Diese GOttervemammlnng masz im zehpten Jahre nach der Eroberong
von Troja gehalten sein. Nicht lange vorher hatte Orestes den Aegisthos
get6dtet nnd sein väterliches Reich wieder in Besitz genommen. Zwi-
sebea der Bestrafung des Aegisthos und der RQckkebr des Odysseus
icbiea dem Verfasser dieser Verse nichts sich zugetragen zu haben,
wuden Kreis der Odysseus -Sagen näher berQhrte. Deshalb liess er
^B Zens in der Gdtterversammlung seine Rede mit der Bestrafung des
Aegisthos eröffnen.
$8. V. 23 n. 24 wird man Anstosz nehmen an der Analepsis,
weloba in der Uias freilich 9mal B 671. 837. Z 154. 396. H 138.
M96. r$73. X 138. ^642, aber in der Odyssee sonst nirgends
vorkonnt. Dazn kommt das nnnöthige der Notiz, dasz die Aethio-
pes tbails in Aufgang, theils im Untergang der Sonne wohnen. Ein
Rbapsode hat hier mQszige Gelehrsamkeit anbringen wollen, wo sie
sieht aai Orte war.
Aach die Verse 29 — 31 sind in dieser Götterversammlung mehr*
beb rar anecht erklärt worden» In den homerischen Gedichten sind
oft swischen die Formel durch welche jemand als redend eingeffilirt
wird (wie a 28) , und den Vers womit seine Rede selbst beginnt, noch
^ia oder mehrere «Verse eingeschoben. In diesen Versen wird meist
^arch Anreihottg eines Farticips oder Attributs an das vorhergehende
Sabstantiv Aber den Zweck oder die Person des sprechenden etwas
•>9gesagt (vgl. a 67, d 70. q 592. ß 16. 158. m 4d0. ß 400. i 86.
^ 476. »346. ^343. y 76. | 460. 485. o 305. 9t 395. ff 330); theil-
weise enthalten sie auch einen neuen Satz , den ein Pronomen mit dem
vorhergehenden verbindet (f/ 156. A 343. «225. ff 322); nur in we-
Bifea Fällen hängen sie grammatisch gar nicht mit dem vorhergeben-
ithrb. f. elut. Philol. Suppl. Bd. III Hfl. 3. 11
den soHnoi«! wi« hUr (i} 134. v 2&^ o ^d). Wenn der fmwm^^
difQh weLobe jemiiiid aU redeid eiogefQbri wird, noch eil TolUtia-
diger 8aU folgt, so pflegt jene wiederholt sh werde« (ß iö8 — 160.
0 453—454. n 156-^158. 334—336. it 395^399. tf 333—336. m
— 43q), weshalb d 661. 663 ench in graoinetisober Aetiehnng
tig sind. Niir Einmal wird diese Formel in der Odyssee in eolcheni
Fall nicht wioderholt, v 365) weil avoh der swisobengeschoheBe Snts
sieh auf die folgenden Worte bezieht, — Wegen ihrer grammatisehen
Form also nnterliegen a 39 — 31 nicht dem Verdacht der Interpolatioo.
Die Redeformel ist wiederholt (vgl. 38. 33). Aber wegen ihres Inhalte
köenen sie wol unecht sein. Denn erstens kann Aegisthos an dersel-
ben Stelle, wo der Dichter von ihm sagt dass er wegen seinen Fre-
velmutes umgekommen sei, doch nicht tadellos genannt werden. Die
homerischen Dichter sind euch in ihren epilhetis omantibos gerecbt.
Sengebnsch freilich hat diesen Widerspruch sn entkriften gesneht
(Aristonicea S. 33). ^Die scharfsinnigste Erklftrnng' so sagt er un-
gefähr *hat wie fast Überall so auch hier Aristereh gegeben, nnd nie
ist die einsig richtige. Der Dichter nemlich sagt, dasa Zeus sieh der*
jenigen Zeit erinnert habe, in welcher Aegisthos noch tadellos gewe-
sen sei, oder, um es noch genauer nnssudracken, er gedachte wie
Aegisthos damals gewesen sei, als er nock tadellos war. Dies kennle
der Dichter sehr wol beieicbnen, indem er sagte: er gedachte der
einstigen UnheschoUenheit des Aegisthos, welchen nemlioh dnaanU
gerade Qa) der weitberAhmte Agamemnonide Orestes getödtet hatte.
In diesem Satxe aber kann das Wort «einstig» ausgelassen werden,
ohne djssE der Sinn sich indert. Gar nicht anders ist ee, wenn wir
nagen: er gedachte def sch&nen Stadt; die nun seit Jshren in TrAan-
mern lag, und fihnliches.' Wie nun? Kann man es leugnen, dnen ei«
griechischer Dichter mit demselben Rechte bei dem Zeitworte ^geden-
ken' eine seitliche Beschrankung eintreten lassen konnte, mit dem wir
es tagifiglich thnn ? Aber die Möglichkeit entspricht nicht immer der
Wirklichkeit. Grammatiack richtig llisst sich ohne Zweifel ofivfiSM'
in jener seitlichen Beschrtaknng bei |Av^a«to setsen, aber diee durfte
doch dem Sinne nach histr weniger passend sein. Denn Aogisthes k4ina
nach der homerischen Sage doch höchstens so lange für nnhescholteo
gelten , als Agamemnon zu Hanse weilte» Es handelt sieh hier nber
gerade von der Zeit, wo Aegifthos die Klytaemnesira ver{ilhrte IroU
der Warnung des ütermee:
ot ii 9tal ttVTol
0q>^iv itatf^aU'gCiv wchq ftoQov ikye* £x^^^^^^9
ig Kci vvv Alyia^g wÜq (a4ifav ^A%(fit6a0
y^fi Slo%ov fwffiti^
Nicht sowol der Gedanke, dass sonst gans unbescholtene Menschen so
schwach sind gegen die Verfahrung sum bösen, als der, dasa sie wis-
sentlich ins UnglOck stArsen, bewegt das Hers des Zens. — Ansxer-.
dem enthidten die Verse 39«— 31 über die Gesinnung und Stimmna^
des Zw nichts ,^dAa nicht uns der Rede desselben von selbst sicli
f. D. Cb. Heimiiift: aber 4h Telenaehie. 151
•ryibe. In sHeii fihrigen oben iBgr^rahrteii Beispielen wird doeir we-
■ig9teas etwM fiber den Brfolg oftd die Peri&Bliebkeit des spreche»-
des ave^esoglf wts nicht cos der Rede setbsl klar ist Sehr rich-
tig ist'dalMr a 313, weil er nnr bekcBnIes en der Formel, dorcb welche
iwonos redend eingeftlhrl wird, htttzafagl, als oneehl geatrichen.
^leiehem Kechte scheinen mir die Verse a 99 — 31 eingeklanmieri
an werden, snmal da sie eine blosse Nachahnang ron d 187" — 189 sind.
Hier heissl es: ^
f*ir^<Mnre yiff scam» ^vpoir afivjecovo^ *Avttl6%oio^
Tov ^' *£fot;$ lumi« 99tfeiv^^ ityluh^ vtog»
vov 8 y* ifuiivffi&üg Imct ssfc^avr* ayoffBvw.
Da» ifl aber matatis mnlandis gana dasselbe, was wir a 29 — 31 lasen;
nnr dann Antilochoa mit Recht ifaviuay genannt wird, Aegistbos mit
Unreeht. *)
S 9. Der Inhalt der echten Verse « 11 — 22. 35 — 28. 32 ff. ist
folgender: Zeos führt an dem Beispiel des Aegisthos aufr, dasz die
sterblichen, wenn sie ancfa wiasentlich ins Unglftck gestflnt sind durch
eigenes Frevelmnt, doch inner die Ungerechtigkeit der Götter ankla^
gen. Athene meint, Aegistbos aei awar mit Recht gestraft, aber Odys-
sens w«rde bei der Tochter des Atlas rod der Heimkehr inrackgo-
halten, obaehon er gegen die Gottheit nicht gesOndigt. Zens erwidert
daraaf, dnsa Poseidon ihn ja bis jetst fortwährend getOrnt habe wegen
der Blendang seines Sohnes Polyphemos. Aber jetzt, da dieser bei
den Aethiopen sei, könne ja von den abrigen Göttern die Rückkunft*
desOdysaens EomBeschtns« erhoben werden. Sogleich verlangt Athene,
wenn nich kein Widersprach dagegen erhebe, die Absendong des Her-
nea naeh Ogygia , damit er der Nymphe den Götterheschlusa verkQnde.
— Dann fflgt aber Athene noch binia V. 88^95, so wie jetst in der
Odyssee eraihlt wird, sie selbst wolle unterdes den Sohn des Odyssens
la einer Reise naeh Pylos und Sparta bewegen , auf dasz er sich nach
dem Sehlekaal seines Vaters erkundige. Und diesen Plan fOhrt sie so«
gleich ans (vgl. Lauer quaest. Hom. 1 S. 6 f.). Es ist auffallend, dasK
aie Bwei Pline auf einmal vorschlagt, ehe sie weiSz dasz der erste
gebilligt ist; noch seltsamer, dasa sie den Telemachos nach Sparta
aehieken will, wfihrend Odysseus von gans anderer Seite her nach
Haaae anraekfaehrt ; am wnaderlichslen aber ist, dasa sie sofort, nach-
dem die Worte aaagesprochen sind, wie ein Kind das ai}s Freude aber
einen nengefasaten Gedanken in hastigen Eifer flbergeht, davonfliegt,
ohne eral an hören, ob dem Zeus denn nach der aweite Vorschlag ge-
feile. Hfilt aie des Zeus Einwilligung fQr unnöthig? Der Dichter er-
sihll nichts weiter davon, sondern ea folgt nach der peisistrateiseben
Anordnung der homerischen Gedichte sogleich die Reise der Athene.
— Diea kann aber nicht von Anfang an der Fall gewesen sein. Die
Verse er 88 —95 Straten mit der Weisheit der Athene , mit der Macht
*) Oder ist hier am Anfang von « ein so schlechter Dichter zu
praesuBileren, daaa ihm m 2{^31 gut genug waren?
11*
152 P. I>* Ch. HenB&og»: Aber dU Triemaehi«.
des Zam, mit der Absichi desDiehters «elbst; deoo die vorbergeheido
ErsfibluDg ist so fmgelegt, dasz oothweiidig sogleipfc die Abieidsng
des Hermes oach Ogygi« erfolgen rauste. 1d den Verseo a 1 — 22.
26 --38. 32 — 87 Ifisxt sich nicht der mindeste Grimd erkennen, ifsran
von der Reise des Hermes plötzlich tu de» der. Athene abergegaoM
wird. Wegen einer solchen Ungeschicklichkeit könnten wir den Dich-
ter höchstens entschuldigen wollen; jedenfalls aber ist eine solche
Manier den Inhalt der ersten vier Bücher mit dem der folgenden Lie-
der zu verknüpfen sehr künstlich und gesucht. Des richtige wird
auch in diesem Fall die einfachere Erklärung treffen» nach welcher
wir annehmen, dasz ursprünglich auf die von a 11 an beschriebeae
G^tterversammlung des Hermes Absendung nach Ogygia gefolgt ist.
Wir sind in diesem Augenblick noch ganz anbekümmert darum, so
wie gewagten Behauptungen eine solche Hypothese führen wird, ver-
trauen aber darauf, dasz sie sich eben durch die Wahrscheinlichkeit
der daraus^ folgenden Sätze noch mehr bewähren wird.
Es folgt dann zuerst daraus, dasz die Verse 88 ff. nicht von den
Dichter herrühren, welcher die Götterversammlnng erzählt bat, da«
vielmehr die Verse 88 — 95 erst in späterer Zeit zwischen das voraof-
gehende Stück und das folgende Lied gesetzt sind, damit die Reise
der Athene eine Folge derselben Götterversammlung zn sein scheine,
in welcher des Hermes Absendung zur Tochter des Atlas beMhlos-
seo wird.
§ tO. Des Hermes Abreise zur Kalypso wird erst im 6a Bach
der Odyssee (c 43 ff.) erzählt. Die Einleitung zum 6n Buche besteht
auch in einer Götterversammlung, die dem Inhalte nach sich wesiger
von der im ersten Buche unterscheidet, aber meist ans anderswo achoa
gebrauchten Versen zusammengestückt ist (vgl. J. C. Schmitt de se-
cundo in Odyssee deorum concilio interpolato eoqne oentone. Freibarg
1852). Dasz s 1 — 27 unecht sind, ist nach G. Hermanns vortrefflicher
Abhandlung ^de iteratis apud Homerum' S. 6 unschwer zu beweiseo.
Wiederholung derselben Verse ist auch innerhalb ^ines und desselben
Gedichtes nicht anstöszig \n zwei Fällen: 1) 'qnae per ipsum rerum
narrandaram ordinem saepius redeunt, per se patet rectius iisdem qnsBi
aliis yerbis dici , ut aqißrfia 6b tsv^jb* ht ccvxip etc. molesta enioi
esset variatio exilemque magis diligentiam poetae quamoocnpatamgra-
vioribos aniroum proderet.' 2) ^mandata iisdem verbis quibus aocepts
sunt perfernntur: quod ut antiquae simplicitatis est, ita eo quoqne com-
mendatur, quod alioqui parum fidus esse nnntias videretur.' Unter
diesen zwei Bedingungen, bei Botschaften und bei Formeln, erlaobeo
sich die homerischen Dichter die Wiederholung ^ines oder mehrerer
Verse. Alle übrigen wiederholten Verse zeigen Nachahmong und räb-
ren von einem späteren Dichter her. Wenn innerhalb eines Liedes
^in oder mehrere Verse zweimal vorkommen, ohne jenen Bediogoogea
zu unterliegen, so sind sie an der ^inen Stelle unecht, falls nicht an
der £inen Stelle eine directe Anspielung auf die andere vorliegt. Wenn
aber in zwei verschiedenen Liedern ^in oder mehrere solche Verse
F. 1^. Cb. Henidigf : fiber die Teldnacbie! l5)
neb wiederholt fiiideii, so sind kie in beiden Liedern ecbt, natArlicb
ibgesehen ron dem Fall, dass die 6ine von beiden Stellen von einem
fitupaeden interpoliert ist. Wenn ^in oder mehrere wiederholte Verse
in swei verschiedenen Liedern passend und echt sind , dann wird de#
Crkeber des 6inen Liedes jflnger sein als der Verfasser des andern,
fills nicht an der <inen Stelle eine directe Anspielung auf di^ andere
lorüegt oder beide Stellen ans einer gemeinschaftlichen Quelle ge-
wböpfl sind ; nnd der iltere von beiden Dichtern wird dann derjenige
sein, bei dem die Verse besser in Zasammenhang nnd Stil hineinpassen.
Fir die hier vorgetragenen S8tze werden im Verlauf der Abhandlung
lieh Beispiele genug finden. Wir wenden sie hier sogleich an auf den
Attftog von «.
s 1. 3 sind = A 1.% Bs fragt sich, an welcher Stelle sie nr«
sprilDglich sind. Sie scheinen nicht formelhaft zu sein. Sie können
10 keiner von beiden Stellen Zusatz eines Rhapsoden sein. Dass de^
Dichter des Liedes, sn dem ^ 1. 3 gehören, deh Anfang von e nach-
{feabnt habe, istrsebr unwahrscheinlich. Es ist nicht nötbig ansuneh-
neo, dasi beide Stellen nach einer dritten verlorenen Stelle gemacht
M. Also ist vorläufig anzunehmen dasz e 1. 2 aus >i 1. 2 wiederholt
nad. Dem steht um so weniger etwas entgegen , als anch die meisten
Ibrigea Verse der Einleitung von « ans anderen Liedeirn enlnom-
Ben sind.
£ &~12 ^=^ ß 290 — 234. Da sie in ß viel besser passen, werden
na hier anch ihre ursprOnglicbe Stelle haben.
f Id-^^l? = d 556 — 560. Sie können an keiner Stelle fehlen.
Eine Anspielung der dnett Steile auf die andere ist nicht vorhanden.
Der Verfasser des Cento, welcher den Anfang von e ausmacht, kennt
die rorhergebenden Rhapsodien; denn s IS^— 20 und 2ö — ^27 beziehen
lieb tof den Seblusz von d. Also sind e 13 — 17 aus d 556 — 560 ent-
loannen.
i 18—20 sind ans d 727. 701. 702 entnommen.
< 23. 24 sind ans m 479. 4iB0 wiederholt (vgl. Faesi zur Odyssee
Vorr. 8. XXXVII: *dazn kommt dasz die Verse e 23 f. hier keine ganz
■B^cwangene Beziehung haben nnd m 479 f. ursprQngticher und leich-
ter m deuten ncheinen').
€ 4 ov TS nifatog iorl (Ufifnov kann genommen sein aus « 70.
IV 481. A 293. Sil. B 118. 1 25.
i 7 kann genommen sein aus ^ 306. (i 371. 377. Auch s 21. 22
tiad formelhaft.
Es ist also in der That die zweite Götterversammlung grösten-
ttieils aus wiederholten Versen zusammengesetzt , von denen mehrere
deoi Sinne naeh nicht einmal gut angebracht sind. Dies genügt um zu
beweisen dasz jene nrspranglich nicht zur *08v6aimg axsSta gehört
bit, dasz sie unecht ist im fünften Buche. Sie ist jflnger als die Tele-
Bsebie, die Nachstellungen der Freier (Seblusz von d), die erste Göt-
terrersammlnng (worauf angespielt wird s23) und als m 413 — 548.
Sie kann endlich erst* gedichtet sein, nachdem die Telemachie vor die
154 F. D* Ch. Henningt: Aber läe l^lontdii^
*Oäv06l»g iS^kt geitf lU war» Demi 4ieB war «orMR« siehl 4« M,
wU wir «piter seheo werden. Bei eiaer kritischen ÜAterenohsüg über
den Anfang der Odyaeee isi ea niehl sn yermeidea , BBitinter a«f Ra-
auUate Racksicht an nehmen ^ welche apAter erat ihre gehörige Be*
grfindung nnd Wärdignng finden können.
Die Verae £ 28 ff. bangen mit der ^Oivc^imQ ^Muj d. k nit der
oi(iri die im dn Buch enthalten iat^ wol anaaaMnen; nur daaa die gleich
folgenden Worte des Zeoa auch Tielleichl von demaelben Rbapsodeot
der seinen Geist l)ei der Anfertignng der voranfgeheaden Cötterrer»
aammlung engestrengt halte, mit Zusitsen bereichert und. Dasidie
Verse a 39. 40 ana v 135 f. nnpaaaend wiederholt sind^ hat schoa G.
W. Nitzsch bemerkt (Sagenpoesie der Griechen S. 151). Aber da Her-
mes von seiner Botachaft der Nymphe nichts berichtet ansier was in
den Versen e 31. 41. 42 enthalten ist, so möchte es nicht nawahrBcbeio-
lidi sein, dasi auch a 33 — >38 interpoliert sind» «nmal da ihr lafaiU
von einem Rhapaodea leicht ans den folgenden Liedern entooaimeii
werden kooaie. Theilweise sind sie auch «nderswoher wiedarboU
(vgl. a 33 mit 338, 34 mit 1 170| « 35w 36 n:» v 279. S80, c 36-38^
V 135 ff.)*
§ 1 1. Von den Versen e 3^—40 abgeaehn folgt von f 28 an ge-
rede die firziblung, welche auf die Götterveraammlnng im entea Bach
ursprQnglich gefolgt sein musz. c 28 ff . befiehlt Zens dem Hermen, der
Kalypso die finllassong des Laertiaden zu gebieien, und Hermes voll-
zieht sogleich diesen Befehl. Han hat schon llHigai gesehen, data di«
Götlerversammlong, a«a welcher bei der jetaigen Anordaimg der ho-
merischen Lieder iener Befehl des Zens resuUien, nnechl sei; and es
ist klar, dasa dennoch eine Götterv^reammlung vorangegaagen sein
musz« Wie diese abgefaazt geweaea aei , dartber gibt 0. Hermaan ia
einem Briefe an 1. Behher vom I7n Nor. 1841 (vgU berl. lloaalsber.
1853 S. 637 Anm.) einige nicht uninteressante Mutmaszungen« Aaah er
verlangt far die Götterversammlnng in oe eiiiB solche Forlsetaaag^ wie
aie a 38 ff» folgt. Während er nun die ersten Verse in a einem Ordner
anschreiben konnte, welcher der Odyesee ein flbnliohes Prooeoiiadi
vorsetsen wollte, wie vor der Iliaa steht, w«ato er mit den Venea
s 1 — 12, obschon er diese nach den Gesetzen, die er seibat für die
Bevrteilang wiederholter Werst im vorhergehenden Jahr aofgestelU
hatte, als unecht hätte verwerfen mflsaen, doch niohta besseres anio*
fangen als aie an den Anfang der nrapranglichen GdlierversaimailDng
zu stellen. Mit Answerfung also von a 1—49 laazt er aaf f 1"^!^
(docli. wol 1-^12?) a 5<h-87 (doch w^ 46— 87?)«i dattn^2i, darauf
val Sil ravza ye vsavt«^ tixo^ iMvra fio^av iaucsg (ats a 170) und ao^
letzt € 28 ff» folgen. Allein bei dieser Hypothese sieht man nidit ein,
wie die jetzige Gestalt der beiden GOnerversemmlungen sich daraus
habe bilden können. Auch sind die Verse a 1-— 12 ^edenfalla uaeoht.
Mit gewaltsamen Umstellungen kann man Unwahraoheinlicbkeilea der
Erzählung schwerlich heben. — Andere Erklärer haben die Sache ein-
facher aufgefasat: s. W. Müller bom. Vorsohule 2e Ausg. 8. 108;
P.A. Cfb.'Hemrfii^: Aber die Telemchie. 15$
l. KafMf de ditersa Hom. tDanriimtiii otigioe (18S5) 8. 11, ^ inCer«
]K)fatorD n0fiierieo(18l3) 6. 54; Ltirer b. 0.; Dantoer in dieseti lakrb.
fid. LXIV S. 316. Keiner Ten ihnen besweifeH eJ, dasz die l^ante
€ötlervera«Dinilnnf des ersten Bnches arsprfinj^lieh vor e 28 ff. gestan«
den habe ; «ber Ihre Anaithten sind verschieden Ober den Anfang , der
eatweder a 11 oder a 1 gesetzt witd, nnd Aber das Ende derselben,
das sieh ja doeh an a S8 we möglich anschlieszen musz. Da ist die
Ffage, oh «lies echt sei bis a 87 oder ob 80. 81 unecht sind, oder ob
n)— 87 Mlfe «it sn der folgenden Interpolation (88 — 96) gerechnet
werden mfimen. Bas'doppelte piiv (^bI [liv Srj 82, Eq^iHav [liv Inetta
81) fordert eine grnmmaltsche Entsprechung, wie sie zwar 88 ff.
ttvnr^ i^mv %tX. gegeben ist, aber, wenn f 28ff. sich gieich daran
seUieszen, verulsat wird. Lauer behauptet freilich a. 0. Anm. 12:
*qaod vecabnlnm ^h (a 64) nnllam Si sequitnr, id saepias apud Ho-^
■ernm fleri eonstat, et Od. 1 76. 11. Y 901. VII 357.' Ich weisz nicht
ob er diese Beispiele irgendwo sonst angegeben gefunden hat ; aber
lie beweisen nicht, was er sagt. Die Verse of 84'— 87 werden jeden-^
falls richtiger mit den folgenden verbunden bleiben, znmal da « 86. 87
los e 90. 31 wiederholt sind. Dasselbe wird von a 80 — 63 gelten,
wenn niehl Tielleieht deren ursprQnglicfae Form jetzt verändert ist.
Es wire nemlich kein Chrund an ihrer Echtheit zu zweifeln, wenn a 82
etwa lautete : ^fi«y di^ vvv tovto fpLkov (laxaQeoüi ^Bouft. Doch dies
nag dahtttgestelH bleiben; sicher scheint mir nur, dasz a 1 — 22.
25-^28. 32 — 79 von demselben Dichter herrflhren und
tirsprfinglich vor 8 28 gestanden haben.
Dasz sich s 28 nicht unmittelbar an er 79 anschlieszt, ist kein
Grand daran zu zweifeln. Denn einige Verse zwischen a 79 und i 28
köanen sehr wol bei der Ablrennnng verloren gegangen sein. Auch
besofge i^ nicht den Einwurf fen hören, a 1 — ^22. 26—28. 32 — 79
bitten fretiieh vor einem Liede gestanden , worin Hermes Absendung
lor Kalypso ertfiMt ward , aber nicht vor diesem das wir jetzt noch
liaben; diese ^OdviUSiwg c%tdUt scheine einer viel filteren Zeil anzuge*
toreu als die Gdtterversammlnngin o. Denn erstens ist gar kein Grund
vorbanden noch eine andere 'Odi;<r<ximg öitStu anzunehmen als die uns
erhaltene ; zweitens könnte die Götterversammlnng in et nur dann nicht
ursprflnglieli votr der Rhapsodie a gestanden haben , wenn sie nicht
einer jüngeren , sondern einer älteren Zeit angehörte als diese.
% \%, Uebrigens ist in der That die Götterversammlnng in u viel
jfin^ren Ur^mngs als die echten VersMon s. Wir vermissen in je-
tter die Klarheit nnd Einfachheit des Ausorucks, wodurch sich die filte-
ren homerischen Lieder alle auszeichnen. Diesen aesthetischen Unter-
schied hat I. Bekker a. O. mit gröstem Rechte hervorgehoben. *Der
aoraf an die muse nnd dfe ankündigung, womit die Odyssee anhebt,
sind den entsprechenden und ebenso ineinander verschlungenen thei-
lea der Ilias zwar höchst ähnlich , ja man dflrfte sagen nachgebildet,
mterseheiden sich aber doch auch merklich genug , und zwar durch
eine sonst gar nicht homerische Unbestimmtheit des ausdrucks und un-
156 P, B. Ch. Hennioffi : Aber die IbleiMÖhio»
dentlichfceib der meioiii; . . der name Odyssew bleibt gegen 20 rerse
lang ■naosgesprocben ; osd was von merkmalen kenoseicheo oasohrei-
bangen angehäuft wird, ist sam gröaten theil wenig charakteristiaeh..»
erst V. 8 and 9 enthalten endlich einen individuellen zog.' Gans rich-
tig bemerkt Horatius Ober dieses Prooemiam : »on fumum ex fulgore^
sed ex fumo dare lucem cogüal^ ui tpeciosa dehine miracula pramaL
Dies isl aber sonst keine EigenscbafI des homerischen Stils. KuDsllioh
ist sodann die Art, wie in der Götterversammlnng die Rede auf den
Odysseas gebracht wird. *Zeas eröffnet die verbandlung. wovon wird
er sprechen, bei einem dichter der semper ad eventum fesUnaif sicher-
lich von Odyssens. nicht also! sondern Aegisthos ffillt ihm ein, and
an dessen . . unthat knQpft er eine belrachtang, wofar er leicht tau-
send andere anknOpfungspunkle finden konnte. . . erst auf Athenens
aosdrackliche erinnerang lenkt er ein.' Geringere Kanst der Ersih-
lang ist nnn allerdings kein sicheres Merkmal spaterer Zeit, aber sie
wird doch nicht leicht einem eohteo homerischen Sanger sageachrie-
ben werden können , wie der Dichter der ^Odvöaiios cx^Sla gewesen
ist. — Was aber die Hauptsache ist, die Beziehung unseres Prooemiuou
ist verschieden von derjenigei^ die in den Prooemien der einseinen
Lieder nrsprangtich obgewaltet haben musz. Denn er 1 — 10 bereiten
den Sinn des Lesers nicht auf ein einzelnes Lied vor, sondern aaf alle
die Lieder welche die Abenteuer des heimkehrenden Odysseas besin-
gen € — v; and da es also in kyklischem Interesse geschrieben ist, so
musz es auch einer Zeit angehören, wo man bestrebt war die einzelnen
homerischen Lieder zu gröszeren Kyklen zusammenznordnen. Aus
einer.solchen Zeit aber stammt die ^Odvaaifog cxiöla sicherlich nicht.
Mithin sind die Verse o 1—23. 23—28. 32— 79 jünger als das Lied
vor dem sie ursprangüch gestanden haben.
$ 13. Wir haben oben (S. 145) gesehen, dasz der Schlnsz von O
(486 ff.), der Anfang von i (1—38), die Mitte von k (330 oder 328— 384)^
das Ende von jit und der Anfang von v alle in derselben Absicht inter-
poliert sind, die Phaeaken- Lieder mit den Apologen des Alkinoos na
einem ganzen zusammenzufassen. Der Ordner, welcher diese Absicht
ausgeführt hat, wird seiner Sammlung auch ein Prooemium vorange-
achickt haben , das sich auf den ganzen Inhalt derselben bezog. Die
Verse a 1 — 22. 25— -28. 32—79 sind nun ohne Zweifel die Einleünng^
welche der erste Ordner der Odyssee jener Sammlung vorangesokicki
bat, und sie beweisen zugleich dasz £ das erste Lied in dieser Samm-
lung gewesen ist. — Ferner h^en wir oben(S. 136) gesehen, dasz solche
Vereinigungen mehrerer hoiMrischer Lieder zu einem Kyklos sich erst
um die Zeit des Selon ungefähr Gellung verschafft haben. Denn wenn
Selon durch ein Gesetz befahl , die Rhapsoden sollten die homerischen
Lieder nach dem sachlichen Zusammenhang vortragen, so musz dien
vorher eben gar nicht oder doch nicht oft geschehen sein. Ich ver-
mute also, dasz um den A*nfang des sechsten Jahrhunderte
vor Chr. einer von den Rhapsoden die Phaeakenlieder
(^B t^-^ V ^^^^ ^) ^^^ <^io Apologen des Alkinoos (^k % k fi).
P. D. Ch. Reimbif 8 : Ober die TMemaelie. 157
welche bis dahin ohne Beziehiiod: anf einaider rorge-^
Irtgea waren, dnrch Interpolationen amAnfang von «^
iwi sehen ^nndl«, ind er Mitte vonil undawischenfAund
yEH einem ganaen vereinigt hat, indem er voa der Fiotion
aosf^ieng, OdysaenS habe noch am Abend vor seiner Abfahrt von
Sefaeria den Phaeaken alle seine Abenteiler so weitläufig erzählt, wie
es iD den Apologen geschiebt. Ihren Absohlusa hatte diese Sammlung
wo! Bit der Ankunft des Odysseus auf Itbaka, wo ihn die Phaeaken
schlafend aas Land setzen. Wenigstens sehe ich noch nicht, dasz^sio
mehr Lieder umfaszt hat. Als vollkommen ausgemacht kann ich freilich
jeoes Factum far die Geschichte der homerischen Poesie nicht hinatet-^
ien; aber es hat die gröste Wahrscheinlichkeit für sich, da alle oben
angegebenen Interpolationen in dör That auf dasselbe Bestrehen hinana-
fehea, die Apologen des Alkinooa in den Zusammenhang des letzten
Piiaeakenliedes hineinzuarbeiten, und da ein solches kyklisches Streben
mit Sicherheit erst der soloniscben Zeit vindiciert werden kann. Man
hitle sich diese Sammlung aber doch wahrscheinlich nicht so trea er<*
biitea, dasz sie noch deutlich aus der Masse des vorhandenen heraus*
(ritt, wenn sie nicht schon damals gleich niedergeschrieben war. Ich
vennote also auch, dasz damals wenigstens die Rhapsodien e — v in
einem schriftlichen Exemplar existiert haben.
$ 14. Zo jener Zeit haben vor c 28 — ^32. 41 IT. nicht die Verse
i 1—37 gestanden, sondern vielmehr a I — ^22. 26 — 28. 32 — 79. Diese
Verse mfissen damals das echte Prooemium verdrangt haben, das
frftber vor e 28 gesungen war und nur auf dieses einzelne Lied siehr
beiog. Diese echte Einleitung ist darüber verloren gegangen. Viel-
leicht sind aus ihr manche Verse in die spätere, jetzt in a erhaltene
fiioleilung abergegangen. Doch wie dem auch sein möge, nachdem
fi 1—22. 25 — 28: 32 — 79 schon vor e gesetzt waren, hat in noch spä-
terer Zeit ein anderer Rhapsode diese Verse wiedeir vom Anfang der
Rhapsodie e weggenoipmen , die bis dabin weder das fünft e^uch
ooch aberhanpt ein Buch der Odyssee gewesen war — denn diese
als ganzes existierte noch nicht — und an den Anfang von a gestellt.
\VarQm er dies gethan, wird sich später ausweisen. Dadnrch geschah
«s aber, dasz der Befehl des Zeus, Hermes solle der Kalypso den
Götterbeschlnsz Ober des Odysseus Heimkehr melden, gewissermaszea
io der Luft schwebte. Jener Rhapsode mnsle also schon seine dich- /
terisehen Fähigkeiten und seine Erfindungsgabe oder auch sein treues
Gedichtttis zusammennehmen, um eine neue Einleitung an Stelle der
veggenommenen zu dicb|en. Und dies sind die Verse £ 1 — 27, welche
jetst noch an derselben Stelle stehen. Dieser Rhapsode hat an die
Einordnung der X)dvöaifog c%jedla und der folgenden Lieder in das
jetzige ganze der Odyssee die letzte Hand angelegt. Er wird also
aielt lange vor Peisistratos gelebt und gebläht haben. So erklärl
sieh auch, dasz die Verse e 1 — 27 (und 33 — 40) aus wiederholten
Versen zusammengestöppelt sind und von den^Fähigkeiten des Verfas-
sers einen so schlechten Eindruck hinterlassen. — Nicht besser ist es
1 5S f. D. Gh. IkmihiK« : <ibe? lifo T^km Aie.
Miu t^tttogfiBa Im enten Buch». Ütttn «ach diven litlle er tiocAi Arbeit,
di0c «r di« Binleitaiig des 5d Baches mit dem Anleng des er^leii Lie^
lee verband. Dieses fteng, ehe o 1-^23. 25— S8. 32^79 tob dem
sweiSen Ordeer der Odyssee (so woUen wir ihn aeiiiien Im Ge^ensatt
geilen den erslee, welcher e^ — v ordnete) davor gestellt wurden , gar
nieht mit einer Götterversammlang an. Athene kann sich naeh der
arspranglichen Erzihleng der Telemachie nicht gut in Folge einer
Gditerversiramtnng snm Telemeohos begeben haben. Doch mass ich
hier den Leser bitten, filr eine Voranssetsang, die ich gleich bennlsen
werde, den fieweis erst spSter feu erwarten. Eine pelitio principii
hebe ieh mir hoflfentlich nicht %n Schulden kommen lassen. Mit der
Bemtheng der Göttin und des Telemaohos , der Volksversammlung anf
Ithftfca und der Reise naeh Pylos und Sparta, d. i. mit dem ganten Inhall
der Telemiichie, gehen acht Tage hin. Am 8n Tage nach der Ankanfl
des Mentes in dem königlichen Palast auf Uheka landet Telemaebos
nahe der Wohnung des Sauhirten Eumaeos, und trifft hier mit seinem
Vater Eusammen. Odysseus wurde acht Tage , bevor er sich seinem
^bn sa erkennen gibt, euf gebrechlichem Ploss von den Meereswogen
Kwischen Ogygia und Seheria geschaukell. Wie sollten die Götter da>
male wegen dw Odysseus oder wegen des Telemachos in der Balle
des Zeus sich versammelt haben? Nicht in Folge eines Götterbe^
•cMusses erschien an }enem Tage Pallas dem Sohne ihres GunsU
Itngs. — Und so wird es ja auch jetst nicht einmal erzihlt er 88 — 95.
Aus eigner Vorsorge für den Telemachos fasst Athene den Enlscbluss
ihn SU einer Reise %n spornen. Keiner der Qbrigen Götter billigt oder
misbilligt ihre Absicht. Also in der Sage^ die von Alters ber im Volke
umgegangen und vom Dichter zur Telemaehie geformt ist , war die
Reise der Athene gar nicht so dargestellt, als ob sie auf Götterbe-
sehlnsfe beruhte. Waram wird sie trotzdem jetzt aus einer Götterver-
sammlung hergeleitet? Doch wahrhaftig nur deshalb, weil das Pro->
oemium, mit dem sie jetzt zusammenhingt, einmal zur Einleitung in
die ganze Odyssee am passendsten schien. Nun stand aber dieses Pro-
oemium ursprünglich vor s. Damals war mithin der Telemeohie eine
Oötterversammlung nicht vorangeschickt; und die Verse 80 bis wenig-
stens 96 äg üito%)6^ mfissen, da sie nur dazu dienen das vorengeslellte
StAek mit der Telemaehie zu verbinden, von demjenigen Rhapsoden
stammmi, welcher eben a 1 — 22. 25 — 28. 32—79 vorangestellt halte,
d, h. von dem zweiton Ordner der Odyssee, der auch b 1 — 27 und
Vielleicht auch s 33 — 40 gemacht hat. Mit a 88 werden wir unver-
sehens, woran Dfintzer, Lauer n. a. mit Recht Anstosz genommen ha-
ben, in ein neues Argument hindbergefQbrt, welches nicht mit der Ab-
sendung des Hermes zur Kalypso zusammenhängt. Und leicht hat der
Interpolator sich die Sache gemacht. Was Zeus als erster anter den
Göttern befehlen muste (84 — 86), hat er der Athene in den Mand ge-
fegt, damit die Göttin, ohne dasz er selbst noch viele Kunst der Com-
Position aufzuwenden brauchte, sogleich hinzufugen könnte, was sie
dem Telemachos für einen Rath geben würde (avra^ iyusv — t^rt/^iv).
F. B. €ii. flaiMrffegB : ..ibor 4m raenichie. tM
DiMer Rfeih Hste Midriiek volUcdaffleo ^on, wtt im 8^slell nid
s weile A fiaeke der Odyssee derfibbt eriflbll wird, entoprediea Uftd
fo iai es each. Aber er entspricbl Dicht der jetot veviori^ebeiNlea
SitnatioD. Denn in demselbee Augeobliek konnte dock nicht die wei-
fesle Göttin betreiben, desz Telenachoa nra Erkondignog nach seinem
Vater einsuziehen weite Reisen machte (denn dies ist in der Tkat der
gnzige Änlasz dazu), und dasz Odysseus unfterdes auf einem g^attz an-
deren Weg^ in die Heimat zorAckkehrte. Dlrher erklärt es sich , dasz
der zweite Ordner der Odyssee es vorgezogen hat, der Athene noch
eis anderes HoÜt nnterzuschieben :
vocvov TMvtfo^vov mxTQog qdlov^ ^ ito^) introürj^
^d* ivix ftiv Kliog ia^Xiv iv tcv^tfmnüiötvfx'jjtftr
(ygji. V 4»).
Aach mit V. 96 fBngt noch nicht die 6chte Erzählung der Tbie-
inchie an. Die Verse er 96' — 102 scheinen ebenso wo! interpoliert zn
seio wie 8(^-^95. Dasz si^ sehr wot fehlen können , ist bei der Breite
des epischen Stils kein Grund znr Athetese. Aber es kommt hinzu,
das sie ans andern Liedern wiederholt sind , 95^^98 «ns r 44 — 46,
99 aas iC 135 oder E 745 , 160 nnd 101 ans E 746. 717 , 102 ans H 19
oder (0 488. Den Versen 97 — 101 hat schon Aristarch Obelos und
Asteriskoa vorgezeichnet nach den Scholien MT zu äfiß^ia x^ana
Qod HV zn 99. Die Verse 96 — 96 waren auch sehen vor Aristarch
«thetiert, weil jene merkwürdigen Sandalen , welche die Göttin Obef
leere und Lfinder dahintragen, besser ffir den geOfigelten GöCterboten
pissen (vgl. s 43 IT. 51 389 ff.) nls für Pallas Athene. Ferner gehört
die Lanze, mit welcher Pallas die Reihen feindlicher Minner bfibdigt,
sieht in diesen Zusammenhang; und daraus folgt, dasz die Verse 99^^
101 interpoliert sind. Endlich gaflllt auch das Attribut ai^cctftt h^tt
aicht so gut wie S 19. Die Verse tf 96— 102 stammen von demselben
■weiten Ordner der Odyssee her, der €0 — 95 interpoliert hat. Diesem
lif oemlich daran, das erscheinen der Athene aüif Ithaka mit ^nt
»IwKchen Versen ans der G^tlerversammlung herzuleiten, als mit
deaea des Hermes Reise feur Kalypso sich an sie angeschlossen hatte.
Mit a lOB fingt die echte Erzfihlung der ersten Rhapsodie an.
Vor diesem Verse ist sehr wenig verloren gegangen. Die Erzlhlnng
wurde schon vollständig sein, wenn es nur hiesze ßrj dh xtn* OvXvfitnoiö
^nr ylavxmcig ^A^mj, Vor diesem Verse wQrde nur noch eine kurze
Aaküadignng des Inhalts und ein Anruf an die Götter vorangegangen
•eis. Dasz wirklich der Sache nach In der Erzfihlung vor er 103 nichts
weiter vermiszt werden kann als der Käme der Athen6 , sieht man ans
deai Anfang der 4n Rhapsodie, in der vor V. 20 Vielleicht nur 1 und 3
gesBBgen sind.
% 15. Es bleibt nun noch Obrig eine abweichende Lesart zn be«
erteilen, welche Zenodot in seiner Ausgabe a 93 geselzt hatie. Dort
oemlich las Zenodot :
nifi'ilffo ö^ ig KQiqx'qv xs xal ig flvXov fifia^evtee.
Aristarch las wie wir: ig £niqxriv xi. An den Stellen, wo angegeben
1 60 P. D. Cb. HenmBgB : tber die Telemaoliie.
inrdi wohin Tetemachos Reise gehen solle, seilte Zehodot bestindig
Kreta ao die Stelle Von Sparta nnd Idomeneoa an die Stelle Ton Meoe-
laos. Nemlioh
tt 285 las er: xei^iv 61 K^rpfdi nag* ^Uofuvfja avoncr«*
og yaq isuxavog ^Adcv Axamv xaXKOxir«iv€»v,
und ß 214 = ß 359: eliii yaq ig K^i^xriv ta Kai ig IlvXov ^(la^oevta.
Gegen diese Lesarten des Zenodot hat Aristaroh an mehreren Stellen
punctierte und einfache Diplen gesetzt, an u 93. 285. ß 214. 359. y 313.
6 702. Welchen Grnnd die Arislarcheer dem Zenodot ffir seine Lesart
anschrieben , lernen wir ans den Soholien HMQR zu y 313. Telemachos
nealich wird von Nestor, bevor er noch an ihm gesagt hat dass er
auch nach Sparta reisen werde, vor an langem .umherirren gewarnt
fern vom Vaterhanse, wo ihm die Freier Hab undGnt verzehrten; er
aolle bloss noch zn Menelaoa reisen , der neulich erst von seinen Irr>
fahrten heimgekehrt sei und vielleicht von Odysseos etwas gehört
habe. Diese Worte sollen den Zenodot überzeugt haben, dasz Tele-
machos Beiseplan noch weiter gegangen sei als nach Sparta, und dasz
er dies vorher einmal dem Nestor mitgetheilt; nun sei er aber dureh
dessen Rath bewogen worden davon abzustehn und seine Reise bloss
zu Menelaoa hin fortzusetzen. Daraus erklart sich allerdings, warara
Zenodot in seiner Ausgabe der homerischen Gedichte einen andern ent-
fernteren Ort an Stelle des sicherlich in den meisten Handschriflen
damals flberlieferten Sparta gesetzt hat, nicht aber warum er gerade
Kreta w&hlte. Gerechtfertigt ist daher Dflntzers Vermutung (de Zeno-
doli studiis Hom. S. 42), dasz Zenodot hierin der kretischen Aus-
gabe der homerischen Gedichte gefolgt sei. Die kretische ist eine
von den sieben ixdoang xora ytolstg, aber welche Sengebusch flom.
diss. I S. 188 ff. zn vergleichen isL Die Kreter glaubten den Ruluo
ihres Vaterlandes zn vermehren , wenn sie bei Homer den Idomenens,
ihren Stammhelden , dem py lischen Nestor gleichstellten. Dabei sind
sie aber unbedaehtsam verfahren. Denn sie haben sowol den Grnnd,
weswegen die Göttin dem Telemachos a 285 ausser dem durch seine
Erfahrung berühmtea Nestor einen andern durch seine weiten Reisen
berahmten Helden zn besuchen rfith , mit Unrecht auf den Idomeneus
bezogen, w&hrend Menelaoa nach der Volkssage wirklich als der
letzte von allen Acbaeern, die Troja zerstört, heimgelangt war, ala
anoh den Rath der Athene, wenn er nach Pylos und Kreta gieng,
nur theilweise in Erfallung gehen lassen. Die stfidtischen Ausgaben
der homerischen Gedichte haben auch im allgemeinen durchaus keine
ao grosse Autorität, dasz Zenodot ^iner von ihnen gegen alle abrigen
Handschriften folgen durfte. Die meisten dieser stfidlischen Ausgaben
scheinen erst in der zweiten Ufillte des 5n Jh. gemacht zu sein, also
lange nach Featatellung des Teites unter Peisistratos. In der diplo-
matischen Kritik können wir uns fast unbedingt aof Arislarchs Au-
torität verlassen.
P. D. CJi. HeniitBCii: Aber die T#l6aa«ki«L 16t
n.
.Erstes lied der Telemaohie.
$16. Dis erste Lied der Telemtohie ist arm an Handkuif ; es
fahrt BUS ein in die Verhältnisse auf Ithaka. a 103 — 324 wird folgen^
dei snablt:
Athene tritt in Gestalt des TsphierkOnigs Mentes in den Hof der
Wobsang des Odysseas. Als ob kein fremder sngegen wäre, ergOtsed
sieh da die Freier an einem Spiel, während Herolde ein Gastmahl be*
reiten. Telemachos gedaehte seines Vaters und der Rache. Da, so
wie er den fremden siebt, springt er auf und fAhrt ihn ins Hans, damil
ikm der Lärm der Freier nicht lästig falle. Dann läset er ihn sich aa
Speise nnd Trank erquicken. Nicht lange, so kommen anch die Freiet
herein snm Schmanse. Nach dem Schmause Spiel und Tanz. Phemios
SMg ihnen yor, weil er muste. Mit leiser Stimme,, damit die a^ern
es sieht verstehen, sagt Telemachos snr G&ttin: *dn wirst nicht sfiraen
ftber das was ich dir ssge, o Fremdling. .Jene haben es leieht sich aü
Zitherspiel nnd Gesang sn ergötsen, da sie prassen von dem Gut eines
TerschoUenen. Wenn 6r nur wiederkehrte, da wflrden sie schnelle
Beioe macheo. Aber diese Hoffnung ist jetst dahin. Sag mir aber
doch, wer da bist und wober? Vielleicht ^chon ein väterlicher Gast*
freood?' Athene antwortet: *mein Name ist Mentes, ich bin der Sohn
des Aachialoe nnd Taphierkönig. Ich stenre mein Schiff naeb Temesa,
Eisen gegen Erz nmzutanschen. Wol bin ich ' dein väterlicher Gast«»
freaod. Das kann der alte Lafirtes bezeugen , von dem man mir sagte,
dasi er jetzt fern von der Stadt lebe mit einer alten Dienerin nnd
seine Zeit mit Klagen verbringe. Ich bin hier gelandet, weil es hiess,
dein Vtfter sei zurück. Aber wenn er auch von den Göttern noch fern
gehallen wird, verzweifle nicht fu seinem Leben. Wahrhaftig, er weilt
noch irgendwo auf einer Insel des weiten Meeres; wilde Männer halten
iba mit Gewalt zurück. Aber glaube mirs, er wird leicht einen Weg
ftnden ihnen su entfliehen. Uebrigens nimmt mich doch Wunder, dasa
da schon ein so grosser Sohn des Odyssens bist. Wie sehr bist da
ihnlich deinem Vater, mit dem ich oft zusammenkam, ehe er nach
Troja gieng!' Telemachos versichert, seine Mutter habe ihm gesagt
dsss er ein Sohn des Odjtsseos se^. Er selbst habe ihn gar nicht ge-
hannt; und keiner kenne ja seinen Erzeuger. *Ich wollte dasz ieh
eines ghicklicheren Mannes Sohn wäre, der nicht fern von allen sterb-
lichen, sondern daheim ein ruhiges Leben führte.' Nachdem Athene
den Jüngling mit wenigen Worten getröstet, fragt sie, ob die übrigen
Tielleicht ein Fest feierten, oder ob sie sich das fröhliche Mahl sobänd*
Ueherweise aogemaszt hätten. 'Nun setzt Telemachos seine nnd der
Penelope traurige Lage aus einander:, sein väterliches Reich sei reieh
vnd unbescholten gewesen, so lange der Herr zu Hause war; aber nun
sei er durch den Willen der Götter schon längst zu Grunde gegangen.
Ware er nur vor Troja bei Freunden kämpfend gefallen, wenigstens
16t P. D. Ch. HeMiingt : üUt die TtleMdlie.
Rahm liiUe er seinem Sobn hinlerUssöif ; nnn hitlen ihn iber rahm-
los die Harpyien dabiogeralTt. Ib» selber sei nichts als Jammer ond
Weh geblieben. Denn von allen vornehmen Ithakas und der umliegen-
den Inseln werde seine Mutter zur Gattin begehrt, und da sie zögere
sich tu eBtseheideU) seine (labe in tigliehen Gelagen anf^^ezebri. Nich-
atooa wirden sie ihn selbst wol auch verderben. Von BnIrAstnog und
Mitleid ergriffen ruft die Göttin ans: ^fürwahr, da entbehrst dv das
Sohwert des Odysseas z«r Raehe. 0 dasz er jetzt in der TbClr stfiade
mit Helm «od Sehild und zwei Speere» bewalftiet, wie ieh iha son
ersten Mal sah auf «einer Rttekkehr vo« Epfayra. Die Hoebzeit wflrde
ihneft versalzen werden zu einer Raehezeil und Mordzeit. Aber do
selber muszt einen Ansehlag maeben, wie da sie los wirst ans deinem
Hause. Höre meinen Reth. Morgei lade alle Acbaeer zu einer Ver-
sammlung, nnd befiehl ihnen einem jeden zu seinem Herd aarfloksn-
kehren. Rufe die Gölter dabei zu Zeugen an. Deine Meiler aber,
wenn sie wieder zn heiraten begehrt, lasz sie zu ihrem Vater zieben.
9n selber schiffe sodann mil zwanzig* Gefihrten zu Nestor und Nene-
Inos, das SeUoksal deines Vaters zu erforschen. Wenn du hörst dm
er netih lelM nnd wiederkQmmt, so ertrage die Quilerelen der Freier
noch din Jahr. Hörst da abser dasz er todt sei, so gib ihm die leisten
Ehren und deine Müller eiaem Manne. Hast du deine Reise vollendet,
so erwäge im innersten Heroen , wie dn dte Freier in deinem Banse
lOdlest mit Lisi oder Gewalt. Dn bist sehen zu alt, um dich aoch kin*
diseli 8tt gebahren*. Oder weist du nicht, wie grossen Ruhm stck
Orestes gewonnen, indem er Aegisthos, seines Vaters Mörder, tÖdCete?
Auch dir ist Kraft genug deinen Namen auf die Nachwelt au bringen.
*-*-< Aher jetzt nrasz ich aufs Schiff zurflck, damit meine Gefikrten nteht
nngednldig werden. Nimm dir meine Worte zu Herzen. Leb wol !'
Telemaohoa bittet den Menlee doch nicht sogleieh fortzueilea : ^yroU
wollend wie ein Vater haat dn mit mir geredet. Deinen Ratb werde
ieh nie vergessen. Aber so bleib doch, bis ich dir ein Gastgeschenk
gegeben, wie der Wirt es dem Gastfreuade zu geben pflegt.' Athene
aber eilt weg: auf der Rflekreise wolle sie das Gesobeak abholen,
und ein der Gegengabe wQrdige». IXamit flog sie davon. Tefemaehos
erkennt es dasz eine Gottheit mit ihm gesprochen, und mit gehobe-
nem Mate denkt er noch mehr als vorher des Vaters.
$ 17. Als unecht habe ich i)jisgeworfba die Verse a 135. 139.
140. 171 -*l7d. 185. 186. 938. S77. 278.
V. 135 ist Qberflassig. Der vorhergehende Satz hat auch schon
eine Finalpartikel und erklärt hinreichend, warum Telemachos den Gast-
freund ins innere Haus geführt hat. Im zweiten Absichtssätze (136)
tritt ein anderes Subjeot ein , ohne dasz dies durch ein Pronomen an-
gedeutet ist. Dann ist es nicht einmal wahr, dasz seine Absiebt sei
den fremden nach Odysseas zu fragen. Er selbst verzweifeHe Ja nicht
aklein an seiner Rttokkehr, sondern sogar an seinem Leben (166-— 168)-
Endlich kommt auch derselbe Vers noch einmal vor: y 77, und hier ist
er sehr passend. Alle Verse aber (mit Ausnahme der formelhaftea usw.),
irelehe ia der Telaoiachie iweinal vorkonmen^ sind an der ^iaeo Stelle
fieher interpolierl. ^
V. 139. 140 durflen als (Iberflasaige richtiger ausgeworfen wer»
den als 141. 142» weil ja anbereitetes Fleisch vorhaoden war und den
Gistea das beste vorgesetzt wird. Dagegen sind in« vierten Bach dsf
Odyssee, wo dieselben sieben Verse sich linden (a 136 — 14S1 ?= d 51
— 08)9 wieder die Brotstacke dem Fleische voransiehen, weil sbm
dort niehl siebt, woher das Fleisch kommen soU, wol aber, warom es
von einem Rbapsodeu hinaagefugt worden ist. Als nemlich aai Aafanf
von d die Hochzeiten dier Herauöne nnd des Megapenthes interpoliert
waren, schien es nicht freundlich, wenn die Gäste bloss mit Brot tre&r
tiert würden. — Noch ein drittes Mal kehren dieselben Verse in der
Telenndiie wieder 0-1.35^141, wo F. A. Wolf V. 139 richtig einge-
klaaaaaert au haben scheint Wenn wir nun die echten Verse an jenen
drei Stellen mit einander vergleichen, u 136 — 138. 141—143 mit i &S
— 66 mit o 135 — ^138. 140. 141, so sehen wir dass an jeder ausnet
den wiederholten formelhaften Versen doch noch etwas verschiedenes
und eigeothilmliches ist, welches den jeweiligen Verhaltnissea enl«
sprieht. — Dieselben fünf Verse finden sichieraer ti 172 — 176 (» B68
— 373 sind anei^ht), wie denn viele andere Verae der Telemaehie auch
a^Q in den Fhaeakenliedern vorkommen. Wo es sich um die Ab*
fassnngsaeit der Telemacbie handelt, wollen wir hierauf näher eingehen,
Zn a 148 ist in den Hss. die Glosse vti^ificiv] iiAig^Ceof erhahen.
Sie wird von den Herausgebern der SehoUeu auf eisen von den alexaft-
drioischen Grammatikern ausigeworfeiken Vefs beaogen« Wie dem seif
weiss icb nicht; aber wean der Vers vm(»Kfittv d' «f« TcStSiv &sa^»
fcfvo» dauUa^v in allen Has. stiade (er Rndet sieh nur heiEualn*>
thios «d4 in ^inef Hs.)? so wOrde er ohne. Zweifel nach a 148 folgen«
vgl. A 174— 17& y 338—343. q> 270— a73w n 183 f.
Die Verse 171 — 173 haben schon Obelos und Asteriskos von
Aristareh. Sohol. HM : . . . olnsuni^ng tcnmt vtco Evfiaiov w Ai«
fotvto. Sib Iv ruf IV ov» itpi^ovxo. Vgl. ScAol. HQ zu 1 188 : inKolti^
i* hA vipQ «^/hco] aau^axog jcQoaxsixai a%Qi er/%mv /, oft vvv
&g noog ^nsGiv ^fupuöfiiifov 6(f&ms Uyovtm- »s dh Ttgbg t^v ^A^tt^
vuv oiUH»9^uaav Mivty %al ßa^tXuiriv i%Qvcav oxoki^v qv> niw.
Dieselben drei Verse werden, wie man sieht, $ 188 — 190 und noch
einmal ff 67 — 59 dem Odysseus gegenüber angewandt. Ich stinune
Aristareh durchaus bei, wenn er \Xk dem letstereu Scbolion sagt,
dssa jene Frage in der Rhapsodie o minder passend sei. Zweifelhaft
scheint es, ob das Mv ti<s$v im erstem Scholion alte Handschriften oder
Ausgab«! bezeichnen soll. Aber voq den Versen 185. 186 wird bCi*
stimmt gesagt, dasz sie in einigen Handschriften fehlten und deshalb
schon vor Aristareh von Anstophanes atheti^rt aeien. Schol. HMQR:
%ifOff^stovvto ii vno ^AQtaroq)avovg, nur Svw 6h tcok iv%iyQaq>aiiw
ovd' iqfiQovto. T>^ diese Verse nuu jener Frage 171 — 173 entspre^en, so
scheint auch deren Alheteae die bandsehfililiche Aulorität fOr sich zu
haben.
164 P. D. Ob. UeoBiags: iber dit Telemtdiie.
V. 907 — 224 könnten fehlen. Aber sor Albetese ist docb kein
Grand. Denn die Wiederhol ang der Formel 206 = 224 scheint in die-
sem Gedichte nicht enstöszig za sein (vgl. 169 o. 174, 271 a. 379 u.
806). Athene weste zwsr schon, dasi sie mit des Odyssens Sohn
rede, eher sie wandert sich nor fiber seine Grösse (207). Die Lesirt
Wolfs alvmg yccQ (206) ist schon von Bekker in cclvmg [liv geindert,
wie auch Aristophanes und Aristarch hatten. V. 215 erklart sich aus
der naiven Einfachheit der homerischen Zeit (vgl. d 387). yovog (216)
beieiehnet zwar nicht den Vater nach homerischem Sprachgehraucb,
wol aber im allgemeinen den Ursprang nnd das Geschlecht (vgl.
X 234. T 166).
Die Verse 236 — 241 können fehlen; aber sie sind nicht unpas-
send. Sie sind eine Nachahmang von | 368 — 371. Nitzsch nimmt An-
BtosB an der Redensart inoirficcv aUnov ntgl navtaw av&Qwww.
^ naidl könnte | 370 nicht anders heiszen , dagegen sieht man nicht
ein, warum nicht a 1240 (vgl. 242) i(U>l gesagt ist. Deshalb freilich
schreibe ich die Verse 236 — 241 noch nicht einem Rhapsoden za; denn
der Verfasser dieses Liedes kann auch selbst die Stelle in £ oacbge-
ahmt habpn. Aber V. 238 ist nicht allein Oberfiflssig sondern schlep-
pend , da dasselbe schon 237 gesagt ist. Die Verse a 238 aod $ 368
durften aas S 490, wo der Vers richtig gesetzt ist, interpoliert sein
(vgl. G. Cartins in der Z. f. d. österr. Gymn. 1850 S. 104).
V. 275. 276 werden der Athene richtig in den Mand gefegt, weil
Telemachos gesagt hatte, seine Matter zögere sich zu entscheiden
(249 — 251). Die Göttin gibt ihm nicht den Rath seine Matter za ver-
stoszen, wie der freche Eurymachos wagt ß 194 f., sondern Vena sie
heiraten will,' sagt Athene *so lasz sie zom Ikarios snriickzieben.'
Die folgenden Verse 277. 278 kehren wieder ß 196. 197. Hier können
sie nicht fehlen. Sie sind aber aberfiflssig in a. Also da solche Verse
sich in den vier Liedern der Telemachie nie zweimal finden, ohne dsst
sie an 6iner Stelle leicUl athetiert werden , so glaube ich dasz a 277.
278 von einem Rhapsoden interpoliert sind.
§ 18.. V. 324 kehrt die Erzählang zn den Freiern zarQck nnd
macht dann erst wieder einen Abschnitt mit V. 427.
In diesem StQck (a 325 — 127) scheinen unecht zn sein die Verse
856 — 359, denen schon Aristarch Obelos und Asteriskos vorgezeichnet
hat. Schol. HQR: inl tov '^'Eattogog €vn(fejtmg €l%ov ot irel%ot Jt(^g Av-
ÖQOiucxfiv (IL Z 490) Mtl iv t^ ro^dcc vwv fivriati^^mv (Od. fp 350).
tivig ovv ad^€iov6tv. iv dh taig xaQuaxiqatg yqcttpatg ovd' 17^^
(vgl. Schol. HM und EHNQR bei DindorQ. Entlehnte Verse sind
in diesem ganzen Stack genug ; aber da sie in den bessern Hand-
schriften gefehlt haben, so scheint es fast als ob sie in dem peisistra-
teischen Exemplar noch gar nicht gestanden bitten , sondern erst spi-
ter von Rhapsoden zagesetzt wfiren. Jedenfalls sind sie genommen
ans der sehr fihnlichen Stelle 9 350 flP. (or 360 ff . = 9 354 IT.).
Dagegen dürfte o 344 nicht als nnecht auszuwerfen sein. Dieser
Vers hangt grammatisch mit dem vorhergehenden wol zusammen , da
P. D, eh. Heonings: Ober die Telemaohie. 165
ivigdg Objecl to lUftvrnUvti ist. Sengebascb freilich meint, dasz die
Verse a 344. 8 7^6. 816. o 80 gegen Ende des dn Jh. noch nicht in gu-
ten Handschriften des Homer gestanden hfttten. ^Maximi facienda sunt'
sagt er Hom. diss. I S. 141 ^qaae Tbucydides I 3 dicit ovöaiiov Home-«
Vom "ElkXfpmg appellare universos Graecos sed soios toig (nii ^Axik-
limg ht t% (M'ioivido^. ex hia verbis consequitnr, Thucydidem ne
nosse qnidem istos versoa Odysseae, qaibos 'EkXag dicitnr Graecia'
nsw. Aber in. jenen Versen wird ja auch nicht ganz Griechenland
*ElXag genannt. Wenn das der Fall wfire, so würde der Vers einen
gant ahnlichen Sinn haben, als wenn einer sagte: ^Napoleons Ruhm
erscholl weithin in Europa und Schweden.' So ist es nicht. Ein nörd-
licher Theil von Griechenland wird dem sadlichen entgegengesetzt.
Also wenn auch jene Verse in der Handschrift des Thukydides stan-
den, von der wir. nicht einmal wissen wie gut sie gewesen sei, so
konnte er doch mit gutem Gewissen versichern, dasz allein das Reich
des Achiilens von Homer 'E^XXdg genannt worden sei*
Am Gesang erfreuen sich die Freier a 154 f. Als Telemacbos
sich anter sie mischt a 325, wird erzahlt dasz Phemios ihnen die
Rückkehr der Achaeer vorsingt. Ihn hört aber auszer den Freiern
auch Penelope. Der Inhalt dieses Liedes stimmt sie zu trfibe. So
steigt sie vom Söller herab mit zwei Migden und gebietet dem Phe-
mios, damit sie nicht länger mit der Erinnerung an den abwesenden
Odysseos gequfilt werde, ein anderes Lied zu singen. Aber Telemachoa
vertheidigt den Sfinger: ^gutes und übles gibt Zeus den sterblichen;
nicht den Sfinger darfst du anklagen, der immer das neueste Lied singt,
als welches den Hörern am meisten gefallt. Daher bezwinge deine
Wehmut. Es sind ja auszer dem Odysseus noch viele andere Minner
ongekommen.' Erstaunt über diese Worte ihres Sohnes steigt Pene-
lope wieder auf den Söller und beweint den Odysseus, bis Athene
Schlaf auf ihre Lider senkt. Den Freiern aber war durch ihre Anmut
das Herz zu Liebe entzündet. Sie erbeben jetzt einen solchen LSrm,
dasz Telemacbos sie mit harten Worten anllszt und erkldrt, er werde
vor einer Versammlung aller Achaeer am morgenden Tage jedem be*
fehlen an seinen Herd zurückzugehen. Er wolle nicht seine Habe von
fremden so verzehren lassen. Die Götter rufe er zu Zeugen an. An«
tiaooa wfinscht, der kühne Jüngling möge nie König von Ithaka wer-
den. Enrymachos aber versichert, dasz niemand ihm seine Habe ent-
reiszen solle, mit lügnerischen Worten. Dann fragt er nach, wer der
fremde gewesen sei, welcher so schnell sich wieder entfernt habe,
nnd was er denn gewollt , ob er vielleicht von des Odysseus Rück-
kehr etwas berichtet. Telemacbos antwortet, um Nachrichten über
Odysseus Rückkehr kümmere er sich gar nicht mehr. Der fremde
sei Mentes, König der Taphier, gewesen; im Herzen meinte er die
Göttin. Die Freier wenden sich jetzt wieder zu Tanz und Gesang
bis zum Abend. Nach Untergang der Sonne gehen sie nach Haus und
so Bett; und auch Telemacbos begibt sich zu Bett und denkt der
Zukunft.
J»hrb. f. class. Philol. Sappl. Bd. lU Hft. 2. 12
166 P. D. Cb. Hennings: über die Telemachie^
Und hier ist wol wieder ein Abscbniil der Erelhlnng. Diesen
Slfick ist kurs und sebr fleissig im Philologus ¥111*8. 1 ff. krilisiert
von F. Heister, indem er nachweist dass es grossentheils ans wie-
derholten , nqd swar aas unpassend wiederholten Versen besieht. Ea
musz von einem wenig geschickten Rhapsoden yerfaszl sein.
Zuerst ist es ganz gegen die homerische Auffassnng von den
Hause des Odysseus , dass.Penelope auf dem Söller gehört haben soll,
was Phemios im Minnersaale sang. Mehr als öinmal wird in der Odys-
see ersählt, dasz sie von dort hinabsteigt und sich in den Minnersaal
begibt; <p 5 (= o 330) bat Athene sie bewogen des Odysseus Bogen
den Freiern zum wettschieszeu zu geben. Dort stellt sie sieh wie hier
neben den Thfirpfosten, das Gesicht mit einem Sohleier verballt (97 63 —
66 = o 332 — 335), von zwei Migden begleitet. Bin andermal (tf 158)
V'ird sie von der Athene bewogen die Freier zur Liebe za entflammen.
Auch dort steigt sie mit zwei Migden vom Söller hinab (a 330 — 335
=r a 205 — 210), weil sie es n|c4it wagt allein vor ihnen sa erscheinen
(<T 148) ; und den Freiern wird auch sogleich das Hers zu Liebe ent-
zündet (<J 213 = o 366, wo dieser Vers hinterherhinkt). Endlicls
n 409 (T. steigt sie vom Oberstock hinanter, weil sie von Medon ge-
hört hat dasz die Freier ihrem Sohne nach dem Leben trachten, um
dem Antinoos seine Schlechtigkeit vorzuhalten. Einmal wird erzählt,
dasz sie gehört habe^ was im Minnersaale geschah q 492 ff.; aber dort
ist sie nicht oben , sondern unten im Hause , nicht weit von der Thar
des Männersaales. Also dasz Penelope in irgend einer Absicht vom
Söller hinab und zu den Freiern kommt, damit beginnen mehrere filtere
Lieder der Odyssee; dasz sie dort hören kann, was im Minnersaale
gesagt wird, ist höchst unwahrscheinlich. Mithin hat der Verfasser
dieser Interpolation, die wir jetzt behandeln, in dem Anfang derselben
die Erzählung ilterer Lieder nicht geschickt nachgeahmt. Dann mis*
fällt es auch, dasz Telemachos hier seiner Mutter unertrfigliehea zn
erfragen befiehlt, da er doch sich sonst durch die gröste Liebe zu sei-
nen Eltern auszeichnet. Forner sind a 360 — 364 ans q> 354 — 356 ent-
nommen. Die beiden letzten Verse finden sich anch am Schlusz von t
und enf Schlusz des Stückes 9r 409 — 451. — Das folgende ist durch
V. 365 nur locker mit dem vorhergehenden verbunden; dennoch scheint
mir nicht mit diesem Vers eine neue Erzählung zu beginnen, wie ^ 360.
ß 768 ; sondern die Freier machen Lärm , weil die von allen geliebte
Penelope durch Telemachos harte Worte aus dem Saal vertrieben ist.
Und hieran knüpft nun der Interpolator einen Tadel der Freier, wie er
ähnlich auch in älteren Liedern sich fand ((S 399 = te 365. <r 410. 411
= a 381. 382; t; 268-270 = a 281—283). Der Interpolator konnte
aber gerade hierzu sich berechtigt glauben, weil Telemachos Mut durch
die Ermahnung der Göttin gehoben war (a 321). Aber wieder hat er
sich die Sache zu leicht gemacht, indem er fi'emde Verse benutzen
wollte (a 374 — 380 = ß 139 — 145) und sich darauf beschränkte eine
grnnd- und folgenlose Ankündigung der morgenden Versammlung so
geben. * Welchen Sinn hat es' sagt Meister a. 0. S. 2 Vena Tele-
P. D. dl. Beimiiigs: über die Telemacliie. 167
mehos jetit , wo er tum heitern Gennsz auffordert, selbst einen söU
eben Zündstoff in die GemOter wirft? Und weiter, betrachten wir nur,
wie gans nngeschickt gerade diese Verse aas der Schilderung des
sweiten Baohes herausgegriffen sind. Telemacbos ist dort Kiemlich
miasig und zurackbaltend ; er bittet die Freier sein Hab und Gul
fortao SU schonen j9 68 ff. Erst als ihn Antinöos gereizt und auf das
bestianmteste erklärt bat , dasz sie alle nicht eher gehen würden , alo
bis Penolope einen von ihnen geheiratet habe, erst als jener verlangl
dass er seine Nutter aus dem Hause stoszen solle: erst da fordert To-
ienaehos die Freier bestimmt auf seinen Palast zu verlassen und wOnsehl
auf sie den Fluch der Götter herab. Dort also sind die Verse ganz in
Ordnung, hier kommen sie wie ein Blitz ans heiterem Himmel.' Der
Dichter , von dem ß 1S9 — 14d ihren Ursprung haben , hfitte sicherlich,
wenn er die Interpolation a 324 oder 325 — 427 kannte, jene Verse
nicht anverändert in sein Lied berObergenommen. Weder die Freier
noch Telemacbos läszt er sich der Unterredung in a erinnern. Ihm
mdssen die Verse a 325 — 427 unbekannt gewesen sein. Also haben
sie auch einen andern, und zwar spfiteren Verfasser als den, welcher
die Telemacbie gedichtet bat, deren einzelne vier Lieder vollkommen
in sich zusammenhingen und mit einander abereinstimmen. — Es foU
gen auf Telemachos Worte zwei aus <r 410 f. (oder v 268 ff.) genom-
mene Verse (a 381 f.). — V. 414 haben die Hss. iyyBUrig hi nsidth
fuii : ytil^tc^at aber bedeutet sonst nie bei Homer ^glauben' ; onge-»
fihr ao viel wie *itberxeugt sein' beiszt es an zwei Stellen S 154 und
« 192, aber ohne einen Dativ der Person zu regieren; an mehr als 70
Stelleo mdssen wir es mit ^gehorchen, folgen' fiberselzea. inmU*
9t6^€U beiszt allerdings einmal *auf etwas vertrauen' 36b. Soll man
aber die Überlieferte Lesart ändern? — Dann das iItco^bv iX^o$ ist
entweder auf ayyaUri zu beziehen oder auf den Odysseus. Ich möchte
das erslere vorziehen, weil es leichter und einfacher ist (vgl. | 374).
— Die neueren Herausgeber sind in der Erklärung dieser Stelle ver*
sehiedene Wege gegangen. Povelsen und Ameis ändern die Oberlie-
ferte Lesart wegen des abweichenden Sprachgebrauchs in ovr' ovv
ayytlCrig hl luv^ofiat (wie es ß 255 beiszt ayysXicimv nzvcnui slv
^I^fttXfj). Aber dann kommt ein fremdartiger Sinn in diese Stelle hinein,
worauf mich Hr. Prof. G. Curtins anfmerkssm machte, als zufällig das
Gespräch unter uns auf jene Conjectur kam. Denn Telemachos kann
nichl behaupten , dasz er keine Nachriebt aber Odysseus bekomme, da
doch öfter umherschweifende Männer erdichtetes von seiner Heimkehr
erzählten ; sondern er will nur sagen , dasz er selber auf solche Nach-
richten, wie sie ihm wol zu Ohren kämen, nicbls^mehr gebe, ebenso
wenig wie auf eitle Wahrsagungen; Geschwätz kömmere ihn nichr.
Nan wird allerdings der Plural ayyEÜigg wol in den Singular zu ver^
äadern sein, weil Ik^t sich darauf bezieht und auch im folgenden
Satz ein Singular ^eoTtgonlrig entspricht. Wir lesen also weder ayys-
lirig ^^^ mi^O(iai noch ayysUtjg hi nsv^ofiat noch ayysXlri iiumi-
^ofiaty sondern mit Bekker und Faesi ayyeXly hi nBl&Ofucti, nsl^sö^ai
12*
168 P. D. Cb. Henbiifs: aber die Telenacbie«
hat eben wirklieb an dieser Stelle eine vom ionsiigen bomerieelieii
Spraobgebrauch abweicbende Bedentong.; und daraas folgl wiederam
dasz hier ein anderer und späterer Dichter oder Rhapsode spricht,
nicht ein homerischer der alten guten Zeit, nicht derjenige der das
erste und zweite Lied der Odyssee gedichtet hat. Auch darin stimafti
a 414 nicht mit der echten Erzfihlung des ersten Boches, dast Tele-
machos dort gegen Nachrichten aber das Leben seines Vaters mit
nichten gleichgOltig ist. Er will ja selbst die Reise nach Sparta an-
treten, um seines Vaters Schicksale zu erforschen (a 444). Waram er
den Freiern hlitte verheimlichen sollen, was er über den Rath des
Mentes dachte, sehe ich nicht ein, Kumal da er weder fireundschaftUche
CSesinnung noch Furcht den Freiem gegenaber zeigt. — Die Verse
a 421 — 423 sind aus c 304 — 306 wiederholt, und a 370. 371 aus i 3. 4.
Also mnsz der Verfasser der Interpolation a 32S— -427 nach Selon ge-
lebt haben , wenn wir anders richtig die Einleitung von i oben einem
Rhapsoden der solonischen Zeit zugeschrieben haben.
« 424 = ^ 606. 9^ 68. i? 229. v 17.
a 426 ist so seltsam, dasz auch er nur aus £ 6 entlehnt sein wird.
Die Interpolation schlieszt mit a 427. Denn da V. 422 u. 423 durch
eine gewisse Assonanz der Buchstaben zusammenbfingen und dem
Sinne nach nicht auseinauderfallen , so liszt sich kein anderer Schluss
finden als entweder u 427 oder 444. Aber die Verse 428 — 444 wür-
" den nur dazu dienen deti Vers 427 weitlfiuftiger zu umschreiben. Des-
halb halte ich dies letzte Stack für den echten Schlnsz des Liedes er,
da der Faden der Erzählung doch bis zum Abend des Tages ausge-
dehnt sein wird. Freilich ist zwischen a 323 oder 324 und 428 eine
Lflcke, und es Ifiszt sich nicht einmal finden, was in dieser LOoke ge-
standen haben mag. Aber ich wOste doch auch nichts gegen die Echt-
heit der Verse « 428. 429. 436 — 444 anzufahren.
Die Verse « 430-^435 nehme ich aus; diese sind offenbar spiter
interpoliert. Dies sieht man aus drei Umstanden. Erstens ist am
Schlnsz der Interpolation, damit die Erzählung durchaus nicht unter-
brochen scheine, derselbe Satz wiederholt, an den sich V. 436 an-
sohlieszen warde, wenn die eingeschobenen Verse fehlten (^ofaft*
al^oiihag öatöug tpi^e). Aber darauf folgt doch noch erst wieder
etwas allgemeineres (xo/ I ftaXtCxa i^mtmu fptXis^ne xal hifefpi vvr-
^ov iovra), was der Verbindung störend in den Weg tritt. Zweitens
ist a 430 wiederholt aus o 483. Drittens endlich ist das Snbject zn
äi^iv Telemachos selbst. Dieses ergänzt sich aber viel leichter, wenn
die Verse 430—435 fehlen.
Es gehören also nach meiner Ansicht zum ersten Lied der Tele-
machie die Verse « . . 103 — 134. 136 — 138. 141 — 170. 474—184.
187—237. 239—276. 279—323 (oder 324) ... 428. 429. 436 — 144.
In den letzten Versen wird erzählt, dasz Telemachos sich au Bett be-
gibt und die ganze Nacht aber die von der Athene ihm angerathene
Reise nachdenkt.
F. D. Cb. Hennings: Aber die Telemachie. 169
Dm iweite Lied der Telemachie.
f 19. Dieses ist viel weniger als das erste diircb Interpolationen
eoUtellt. Es xeicbnet sich darch einfachen nnd durchsichtigen Stil ans»
Der Inhalt ist dieser :
Am frühen Morgen des folgenden Tages (s. ß26li) befiehlt Tele-
Dsebos den Herolden das Volk za einer VersanHnlang susammensa-
nfen. Athene hatte ihrem Günstling Anmut nm Haupt nnd Schultern
grossen. Vor dem Volke erhebt zuerst der alte Aegyptios seine
Stinaie nnd lobt den, welcher seit des Odysseus Abwesenheit zum
ersten Mal die Ilhakesier versammelt habe. Getrost bekennt Tele-
nacbos, er habe es nicht des allgemeinen Besten wegen gethan, son-
dern in seiner eignen Privatangelegenheit. *Von einem doppelten
Leid' sagt er *bin ich bedrflckl; meinen Vater habe ich verloren, der
eoch ein milder König war, nnd mein Vermögen wird in kurzer Zeit
•ofgesehrt sein von den Söhnen der vornehmsten Leute, die hier an-
wesend sind. Indem sie meine Mutter gegen ihren Willen zur Gattin
begehren, werben sie nicht um sie bei ihrem Vater Ikarios, wie es
sieh ziemte, sondern in meinem Hause schmausen sie Tag für Tag von
den neinigen. Diese Unbilligkeit kann ich allein weder verhindern
Doch ertragen. Schmählich schwindet dahin mein vfiterlichea Gut.
Sehint euch doch solches thuns, scheut das Urteil der umwohnenden
Hinaer nnd furchtet den Zorn der Götter. Beim olympischen ^ens
nd bei der Themis beschwöre ich euch , steht ab von solcher Unbill.
Oder denkt ihr vielleicht ein von Odysseus euch angethanes Unrecht
la riehen, indem ihr diese Männer in ihrer Schlechtigkeit bestärkt?
Mir wire es noch lieber, wenn ihr selbst meine Habe verzehrtet; denn
▼on euch würde ich wenigstens Entgelt des zugefügten Schadens er-
langen.' Mit diesen Worten warf er sein Scepter zur Erde. Thränen-
gliniten in seinem Auge , nnd alle die ihn sahen wurden von Mitleid
ergriffen. Nur Antinoos wagte es ihm zu widersprechen: ^ungerecht
hast du uns Schande aufzubürden gesucht, o Telemachos. Nicht die
Freier klage an, sondern deine Mutter, welche mit Hinterlist drei
Jahre lang die Achaeer hingehalten hat. Erst im vierten Jahre hat
US eine von ihren Mägden verrathen , dasz sie in der Nacht jedesmal
▼Ott dem Leichengewand des Lairtes was am Tage von ihr gewebt
var selbst wieder aufgetrennt habe. Und da hat sie es nun im vierten
Jahre endlich vollenden müssen. Weil sie nun selbst versprochen hat
•ach Voltendung dieser Arbeit einen ans unserer Mitte zu heiraten , so
antworten dir die Freier : es ist deine Pflicht deine Mutler zu ihrem Vater
sarQckzusenden und ihr zu befehlen , dasz sie denjenigen von uns hei-
rate, der ihr nnd ihrem Vater am meisten gefällt. Wir weichen nicht
ans deinem Palast, als bis Penelope ihren harten Sinn gewandelt.'
Voll Unwillen verwirft Telemachos die Zumutung seine Mutter*, die
ihn geboren nnd erzogen , wider ihren Willen aus dem Hause zu
•losien. *So zehrt denn' ruft er aus *von meiner Habe, wenn keine
Sdian mehr in euch ist. Ich will die unsterbnchen Götter anflehen.
170 P. D. Ch. HeDDiDga: abev die Teiemacbie.
dasz sie eure Ungerechtigkeit strafen, wie sichs gebohrt.' Seioea
Worten sendet Zens ein gAnstiges Wahrreichen yom Himmel, and der
Greis Ualilherses, der Mastoride, weissagt sogleich aus dem Flog der
Adler den Freiern ein schleuniges Verderben , die baldige Ankunft des
Odyssens. Er warnt deshalb die Freier vor der Fortsetsung ihres m-
gerechten thuns. Es werde genau so eintreffen , wie er es dena Odys-
seus vor seinem Weggang von Ithaka prophezeit habe, dasK er Mioh
awauzig Jahren unerkannt sein Vaterland wiedersehen werde. Aber
deu Greis verspottet Enrymachos mit so bittern und drohenden Wor-
ten , dasz niemand sonst von den Ilhakesiern es wagt den Telemachos
gegen die unverschämten Verschworenen zu vertheidigen. Zugleich er-
neuert er mit wo möglich noch frecheren Worten des Antinoos Vor-
schlag in Betreff der Penelope. Da Telemachos also diese Sache ver-
loren sieht, so verschmäht er es hierüber noch einmal zu sprechen and
wendet sich zu dem zweiten, das Athene ihm gerathen hatte im ersten
Liede, nemlich zu der Reise nach Pylos. Er bittet die Achaeer ihm
ein Schiff und zwanzig Gefährten zu geben. Jetzt endlich erhebt sieh
.einer von den alten Freunden des Odyssens, Mentor mit Namen, und
wirft dem versammelten Volke seine Undankbarkeit vor gegen den ver-
schollenen Odysseus, der ihnen einst ein so gQligtfr König gewesen;
und nun erhebe sich keiner ans der >Menge gegen die wenigen Freier.
Mentor erreicht nichts , als dasz Leiokritos der Euenoride ihn sohmftht
und rühmend die Zahl der Freier erhebt, deren so viele seien , dasz
auch Odysseus, wenn er denn heimkehrte und sie zu vertreiben ver-
suchte, dem augenblicklichen Tode nicht würde entrinnen können. Und
dann beGehlt er der Menge nach Hause zu gehen. *Dem da' sagt er
auf Telemachos weisend Verden schon seine väterlichen Gastfrenode
Mentor und Ualitherses ein Schiff ausrüsten.' So zerstreuen sich denn
die übrigen Ithakesier ; die Freier aber begeben sieh in den Falaal des
göttlichen Odysseus. Fast trostlos geht Telemachos an das Meeresufer
und fleht zu Athene um Hülfe, da die Freier alle seine Pläne vereitelt.
Athene erscheint ihm in Gestalt des Mentor, spricht ihm Mut ein und
verspricht ihm noch den nemliohen Tag ein schnelles Schiff und zwan-
zig Gefährten zu verschaffen und ihn selbst auf der Reise zu begleiten.
Dann kehrt der Jüngling nach Hause zurück, um seiner Amme Eury-
kleia zu befehlen, dasz sie zum Abend Mundvorrat und W^n für seine
Genossen bereit halte. Antinoos will ihn aufhalten, er solle nur in
gewohnter Weise mit ihnen essen und trinken. Allein Telemaobos
weist die ihm dargebotene Hand zurück und eröffnet den Freierp mit
drohenden Worten, dasz er trotz ihrer seine Reise auf fremdem Schiffe
antreten werde. Das hatten sie nicht gedacht , dasz es ihm gelingen
würde. Theils fürchten sie jetzt, dasz ihnen diese Reise zum Ver-
derben ausschlagen werde, indem Telemachos sich vielleicht Hülfe
hole aus Pylos oder Sparta oder Gift aus Ephyra; theils hoffen sie
auch dasz er auf dem Meere umkommen werde. Telemachos war
unterdes mit der Eurykleia in seinea Vaters Vorratskammer hinnnter-
gestiegen und befiehlt ihr zwölf Krüge mit Wein und zwanzig Sehläuobe
F. D. Ck. UeDBiin: aber die Telenadiie. 171
Bil Mehl KD nilen. Necb SoDeeoaBlergenff werde er den Vorral in
EBpfaog Behnen, wenn seine Mutier des Schlafes piege. Nach Pylos
«td Sparta wolle er zn Schiff und sich nach deia Geschick seines
Vaie» erkundigen. Die besorgte Alte, welche ihn beschwört sich
doeh nicht dem Meere anzuvertrauen und ihn vor den Nachstellungen
der Freier warnt, verpflichtet er durch einen Eid, seiner Matter vor
den elften oder zwölften Tage nichts von der Reise zu sagen, wenn
sie nicht selbst nachfrage. Die Schaffnerin gehorcht. Telemacbos
miaciit sich wieder unter die Freier. Doch alsobald werden diese von
der Athene eingeschläfert und entfernen sich. Die Göttin ruft den
Teleauehos, natürlich wieder in Gestalt des Mentor, aus dem Gemach
heraas and fahrt ihn nach dem Schiff^ wo zwanzig Gefährten seiner
harren. Diese holen den Wein und das Mehl aus des Odysseus Hause.
Sie schiffen sich ein, und mit günstigem Winde durchschneidet das
Schiff in der Macht die Meerfiut.
% 20. Als unecht habe ich ausgeworfen die Verse 17 — 24. 191.
214—333. 266.366. 374--380. 306— 30& 316. 317. 323. 383—393. 401.
Die Verse 17 — ^34 können fehlen. Sie enthalten eine Nachahmung
von m 423 ff. ; und diese Verse sind , wie das ganze Stück von dem
Kriege zwischen Odysseos und den Ithakesiern sicherlich jünger als
die echten Verse der Telemachie:
toSöw d' EüTtMiig UV« O' ütotro %al ftfrmffcv -
fuudog yaQ of aXaoxov ivl q>Qi0l niv^og IkhxOj
IdwwooVf Tov n^mov ivi^Qavo düog ^OdviSMg.
tov o yi SuKffvxiwv iyoQiqatno xal (Utieifdv.
Die Rede, welche diesen Worten folgt, zeigt wirklich das erbitterte
Gemat des Enpeithes. Es ist aber upsinnig, wenn ß 17 — 24 ähnliches
von Aegyptios erzählt wird, weil dieser in Wirklichkeit mit keinem
Wort eine trfibe Stimmung verräth« Es kann also unmöglich von ihm
heiazea: rov o yB dun(fvximv iyo(fi^ctxo %xX, Er wird ja doch nicht
geweint haben, wie alte Weiber zuweilen thun, wenn etwas feierliches
sieh ereignet
V. 191 scheint hier interpoliert zu sein aus A 562 (s. Nitzschs Anm.).
Die Verse 205 — ^207 soll Aristophanes athetiert haben , weil die
Bedentnng, welche a^erif hier habe, nur bei späteren Dichtern sich
finde. Aber a^n^q wird hier ganz ähnlich gebraucht wie a 351 • Dasz
ein doppelter Accusi^tiv von dioTQlßsiv abhängt, dürfte nicht anstöszig
smn. Und V. 206 erkennt wenigstens schon Antisthenes als homerisch
an (s. Schol. zu 1 311).
Die Verse 314 — 333 sind mit Diplen verschen in dem codex (H)
Veaetos der Mareiana Nr. 613. Der Schreiber dieser unserer ältesten
Hs. der Odyssee hat die kritischen Zeichen nachlässig unter einander
vertanscht. Noch an zwölf Stellen, wenn mir keine bei Dindorf ent-
gangen ist , sind kritische Zeichen in derselben angewandt : ß 214 —
223. y 333—338. y 344-346. ff 351—268. X 435—443. (i 375—389
(wo 374 und 380 auch zu bezeichnen waren), v 430—433. g 160—164
(wo SlemchcA statt der Obeli gesetzt sind und auch 158. 169 mit einem
172 P. D. Ch. HeoDings: aber die Teleaaeliie.
Obelos beEeichnet werden mnsten). 1 174 — 184. | 503 — 606 (wo i«
AmbrosiaDas Q nar tu 504 — ^506 Obeli sind), o 78—85. n 347. 349.
250. 251 (wo die Obeli vielleicht fQr Sternchen gesellt sind und di^
selbe Zeichen bei mehreren Versen fehlt, die es auch haben mftsteo).
Um das Verzeichnis der Stellen der Odyssee , die noch in nnsern Hs«.
mit den kritischen Zeichen der alexandrinischen Grammatiker vertehea
sind, Tollstindig tn machen, will ich noch erwähnen dasx nach im Vin-
dobonensis Nr. 133 Sternchdn bei t4 — 12 (V. 13 sollte auch damit
bezeichnet sein) und in Q Obeli bei i 33 — 35 gesetzt sind, wahrend
Tielleicht » 29 — 36 alle dasselbe Zeichen haben sollten. — Nun ist es
sicher, dass bei /3 214 — 223 Aristarch wenigstens Sternchen geseUt
hat , um zu bezeichnen dasz diese Verse anch schon im ersten Buche
Torkommen. Damm kann er aber doch auch noch Diplen oder Obeli
gesetzt haben. Da der Schreiber von M aach sonst nachlissig gewe*
sen ist in den kritischen Zeichen , so kann er anch hier Diplen and
Obeli vertauscht haben. Auch Cobet hält die Verse ß2H — 223 für
verdfichtig; ich zweifle nicht dasz Aristarch sie mit Strichen and
Sternchen ( — •^) versehen hat, um zu bezeichnen dasz sie hier an-
echt sind, echt dagegen a 281 — 283. 287^—292. Dasz in nnsern Sche-
uen hierüber nichts gesagt wird, ist kein Grund diese Annahme zu
bestreiten , da sie bekanntlich sehr mangelhaft excerpiert und linken-
hafl überliefert sind , wie denn auch Aristarchs Atbetese von | 174 —
184 allein ans den kritischen Zeichen in M feststeht. An sich ist es
freilich nicht unzulässig, dass dieselben Verse in verschiedenen Lie-
dern sich wiederholen, namentlich wo wie hier gewissermassen nnr
ein empfangener Auftrag wörtlich ausgerichtet wird. Allein deshalb
können die Verse 214 — 223 hier nicht echt sein, weil die Freier
V. 325 — 330 es gar nicht zu wissen scheinen, weder wohin die Reise
des Telemachos gehen soll, noch in welcher Absicht sie unternomMen
wird. Und dasz sie dies nicht wissen , musz auch Aristarch angenom*
men haben nach dem Schol. EM zu ß 335 : 47 uaXu] ßsßdtumtui Tcrvra
xa iTtfi xov fi^ BlQ^ad'ai vno Ttjlsiiaxov Tovg ngo'q^st'qiiivovg Czln
%W}q . . . 316. 317 . . • inof^avvxtg yaQ kfyovaiv mri ^laka Tqkifiaxog*^
ov» av oTCOQiicavTeg ot TCQoaxriiiootsg, Leiokriios freilich weiss es
nach der jetzigen Erzählung j9 255 f. , in welcher Absicht Telemachos
ein Schiff verlangt, und Antinoos ß 306 — 306 , dasz er nach Pylos rei-
sen wird. Aber diese fünf Verse ß 255 f. und 306 — ^306 können ebenso
wie 214 — 223 fehlen, ohne dasz der Znsammenhang irgend unterbro*
chen wird. Dagegen ß 325 — 330 können nicht fehlen.
Telemachos laszt ß 209 den ersten Antrag, den er gestellt, gfinz-
lieh fallen , weil doch gegen die rohe Gewalt keine Ueberlegnng gilt,
und geht scheinbar auf etwas ganz neues ein, das in keiner Verbindung
mit dem Uebermut der Freier zu stehen scheint :
vovra ahv ovx Vfiiag Su XüSifofiai ovi* ayoffevfo*
i^dri ya(f %a l0a<Si ß'eol xal navrsg ^A%awL
iXV aye fioi dova i/i}« ^o^v xal eikotf' httlffovg^
P. P. Ck Heliuogs: über die Telemadii«* 173
Er branclile dis Sehiff to einer Faliri ond selbst batte er keins; w»»
roM sollte er vorher von dem nOtziichen Gebrauch Rechenschaft ab-
legen? Gerade deswegen ^ weil er jetst eine zweite Bitte ans Volk
gebraehi hat, die mit der Anklage and den Gegenforderungen der
Freier keinen Zosammenhang kü haben scheint, erhebt sich sogleich
M^itor Toll Entrflstong , dasz die gerechte Sache des Telemachos ab-
gelhaii sein soll , ohne dasz das Volk sie gebilligt. Ueber die Reise
schweigt er ebenso wie Leiokritos. Gleichwol durfte keiner von bei-
den, wenn es öffentlich ausgesprochen war, warum Telemachos ein
Schiff ond zwanzig Gefährten gefordert, aber den Grund und Anlasz
der Reise schweigen. Mentor hätte sie loben mQssen als einen neuen
Ausweg, den Streit mit den Freiern gatlich beizulegen ; Leiokritos hätte
des Janglings gespottet, dasz er vergeblich Zeit und Mühe verschwende,
da sein Vater lange todt sei. Da dies nicht der Fall ist , so halte ich
/?214 — 233. 255. 236 und 306—308 far spätem Zusatz eines Rhap-
soden.
Die Verse ß 274 —280 enthalten nur das Geschwätz eines red-
seligen Rhapsoden, weloh.es kein verständiger fftr homerisch ausge-
ben wird.
Die Verse ß 316. 317 sind nach dem Schol. EM zu ß 335 von Aris-
tarch verworfen (s. oben). Abgesehen hiervon ist es auch nicht ein-
mal wahr, was im Schol. £S zu ß 316 versichert wird : naxctg inl fiiJQug]
yviivovv zipf iTtißovirjv, Telemachos reist mit nichten nm Hülfe zu
suchen nach Sparta. Und warum ihn denn der Zorn zu einer blossen
Drohung, die nicht erfüllt werden konnte, sollte fortgerissen haben,
sehe ich auch nicht. Beide Verse können aber fehlen. Daon haben
wir im vorhergehenden ein Anakolnth, wie es mehrmals in der Tele-
machie vorkommt. Die Rede des Telemachos bleibt lebhaft und einem
leidenschaftlich aufgeregten Gemfit entsprechend, wenn der Dichter
Im dunkeln läszt, was Jelemachos damit sagen will^, er sei schon aus
den Kinderschuhen heraus.
V. 322 haben Aristophanes und Aristarch ig leiffircov athetiert.
Er ist nicht allein Oberflüssig, sondern auch unpassend. Denn ot 6h
bildet einen Gegensatz gegen den Telemachos und nicht gegen die
Freier« Auch kommt gar nichts darauf an, ob die Freier beim Mahl
waren oder nicht.
Die Verse 382 — 392 können fehlen. Denn dasz Athene dem Tele-
machos ein Schiff und zwanzig Gefährten wirklich schafft, wflrde
jeder von selbst annehmen, der sich ihres Gespräches mit Tele-
maehos nach Auflösung der Volksversammlung erinnert. Sie hatte es
ja versprochen. Auch meldet sie selbst den Erfolg ihrer Bemühung
ß402t — Dasz ß 382 — 392 unecht sind folgt aus vier Gründen. Er-
stens ist die Formel mit der sie beginnen gegen den homerischen Ge-
brauch angewandt. Sv&^ aw^ äXl^ ivotfie wird concinn nur dann an-
gewandt, wenn ein in den vorhergehenden Versen beschriebener Zu-
stand oder Handlang jetzt durch eine neue Handlung absichtlich in-
1 74 P. D. Ch. ReBttings : aber dio Telemachie/
hibiert oder verbindert wird (vgL V 140. 199. e 883. £ 113. 0 187.
1 351. *F 243. d 795. 8 188 and 319. d 674 and n 409). Aber Atbene
faszt in dieser Stelle gar keinen Gedanken, der dem entgegen^etst
'Wäre, was Telemachoa ond Enrykleia im vorbergebendea aasaaeben.
Die Gottin nimmt weder darauf nocb auf das aaBaramenieio des Tel«-
maobos mit den Freiern (381) die mindeste Rflokaicbt. Dasa koaait
dass dieselbe Formel in twöif Versen xweimal angewandt (383 und
393) nicht sehr geffilU. Wenn dagegen 393 unmittelbar anf 381 folgt
and die jetzt dazwischen stehenden elf Verse nnecht sind, so ist die
Formel Iv^^ ovt* cfU' ivorfie richtig angewandt«. Denn dann beisst es
eben Torher dasz Telemacbos sich unter die Freier gemiseht habe, umd
non wird erslihlt dasz Athene dieses xnsammensein der Freier und des
Telemacbos aufhebt, indeib sie jene einscblftfert und diesen ans dem
Gemach herausruft. — Zweitens klaflft die ErzAbiunff swisoben 393 und
393. Wenn der Dichter eben gesagt hat: ^ta d m(fvptv {xotfvoy,
so kann er nicht Ton derselben Göttin weiter erzählen , wie von raor
neuen handelnden Person: li/d' mir' Ski' ivorfit 4^ea ylmmmug
^A^vfl^ sondern das Subject bitte nicht wiederholt werden dArfe«.
Dagegen konnte es einem Rhapsoden leicht begegnen, dasz er an V. 3B1
vermittelst desselben Verses, der doch folgen sollte (383 ==5 393), also
grammatisch richtig aber dem Sinne nach verkehrt, insofern fi^'
wi SlX^ ivorfis nicht eine blosze Uebergangsforael ist, etwu neues
anknüpfte, dasz er aber nun den Schlusz seiner Interpolation, da sie
von der Athene handelte , nicht gehörig zu verbinden wnste mit dem
was nachher von derselben Göttin Athene erzählt wird. — Dritteos
warum wird in den Versen 383 — 393 gesagt, dasz Athene mit öinem
Mal Telemacbos Gestalt annimmt, da sie ihm doch als Mentor verspro-^
eben hat ein Schiff zu verschaffen? da sie doch nachher als Mentor ihn
zum Schiff begleitet? Warum die Göttin so handelt, läszt sich darok-
ans nicht absehen ; warum der Verfasser dieser Verse so erzählt, wird
ans d 649 — 651 offenbar. Deshalb nemlich weil Noämon dort ersihlt,
dasz Telemacbos selbst ihn um sein Schiff gebeten habe. Also ß 382
— 393 sind von dem Liede aber den Xoxog fivffivi^ifmv abhängig. Nun
werde ich aber unten beweisen, dasz dJasselbe später gedichtet ist als
die Telemachie und von einem andern Dichter. Also muss auch der
Verfasser von a 383 — 393, welcher eben die Absiebt gehabt hat, die
Erzählung des zweiten Buches mit demjenigen , was von d 635 an er-
zählt wird. Obereinstimmend zu machen, bedeutend jflnger sein als
der Dichter des zweiten Liedes der Telemachie. — Dazn kommt end-
lich, und das ist der vierte Grund, dasz ß 383 — 393 der Zeit nach niobt
auf /3 397 — 361 folgen, sondern ihnen parallel laufen. Zu derselben
Zeit mnsz Telemacbos mit der Enrykleia gesprochen haben and Athene
mit den Ithakesiern. Allein was gleichzeitig geschehen sein soll, bt
einem epischen Gedicht unangemessen hinter einander zu erzählen. Die
Malerei kann cotnoidierende Thatsachen neben einander darstellen, weil
die Einbildungskraft ein Bild als ganzes zugleich übersieht; aber die
redenden Künste müssen darauf verziohten, weil sie durch das bister
P. D. Ch; Benafaifs: über die Telemaoh'ie^ 176
eiuBdef gesprochene Wort wiriieii. AasDabneii nnd tob dieser Begfl
flicht anders möglich, als wenn der Erzähler geradeso aadeatet, daac
dieses oder jenes dieser oder jener vorher erzählten Begebenheit gleich-
seitig gewesen sei. Doch wird dies in den homerischen Gedichten ver^
■uedeo, weil es der Kunst nicht entspricht. Und so gibt die kritische
Betrachtung der griechischen Volkspoe^ie noch manche feinere Bestie
^^Mg der Sätse, in denen Lessing im Laokoon den Cardinalunterschied
der redenden nnd malerischen Kttnste für alle Zeiten festgestellt hat.
— Derselbe Rhapsode, welcher Athene in des Telemachos Gestalt hatte
anfireten lassen, mäste ihr die Rolle Mentors wiedergeben, sowie sie
mit Telemachos selbst zusammenkommt. Dies hat er bewirkt daroh
Einaohiebnng von ß 268 hinter ß 400. Der Vers ß 401 ist noch an sieh
zu anstdszig, nm echt sein zn kdnnen. Denn wenn der Dichter nicht
■nsere Erwartung durch ungeschickte Erzfibluog tauschen wollte, so
muste er die Rücknmwandlung der Göttin sogleich nach V. 394 oder
wenigstens nach 399 angeben. Aach pflegen nicht gern zwei so ganz
verschiedene Participien wie inTtitoxakeaiga^ivfi nnd elioiUvfi zwi-
seheii die Ankündigung einer Rede (399) nnd diese selbst (403 CT.)
an treten.
Das zweite lied der Telemachie mag mit V. 433 geschlossen sein,
wenn nicht im Vortrag sogleich das dritte Lied sich daran anschloss.
Denn ß 434 hfingt mit dem ersten Verse des dritten Liedes gramma-
tisch eng zusammen :
fiiXiog d' avoQOVifB Xinmv ne^inalkia U^uvrfv xxL
Das dritte Lied der Telemachie.
S 21. Dieses hat einen so einfachen Gang der Erzählung, dasz
von den Rhapsoden nur wenige Zusätze hinzügefagt werden konnten.
Unecht dürften die Verse 78. 131. 199. 200. 214. 215. 23^—238. 309.
310. 327. 328 sein. Der Inhalt ist dieser:
Telemachos landet mit seinen Gefährten nnd der Athene bei Py-
los. Nestor, gerade mit einem Opfer am Gestade beschäftigt, empfängt
ihn freundlich. Von den Irrfahrten des Odysseus, und ob er noch
lebe, weiss er so gut wie nichts. Aber was ihm selbst und den andern
Fürsten der Aehaeer seit Trojas Zerstörung begegnet sei , erzählt er
ausführlich. Dann ermahnt er den Jungling sich an den Freiern zu
rächen, lobt den Orestes und räth ihm nicht weit umherzuschweifen
nach Erkundigung Ober seines Vaters Schicksal, sondern nur noch
so Menelaos zn reisen, welcher erst neulich von seinen weiten Irr-
fahrten heimgekehrt sei. Am Abend entfernt sich Athene, ehe noch
die Pylier zur Stadt zurückkehren. Beim Weggang wird sie von Nestor
erkannt und angebetet, und der Greis gelobt ihr am folgenden Tage
eine Kuh zn opfern, die noch nie unters Joch gebeugt sei. Telemachos
geht mit Nestor und übernachtet bei ihm. Aih folgenden Tage wird
die Koh der Göttin geopfert. Nach dem Opfer fährt Telemachos weg.
176 P. D. Ch. HeoBiiifs: aber dio Telenaelia.
begleitel roii Nestors Sobn Peisistratos, auf dem Wege naeb Sparte.
In der ersten Nacht bleiben sie bei Diokles in Pherae. Am sweitea
Tage gegen Abend kommen sie in Sparta an.
§ 22. Die Verse y 71—74 8ind=i 252—255 = bymn. in Apoll.
452 — 155. Arietarch bat sie in y^ Aristophanes in i, athetiert. Ich sehe
nicht ein, warnm sie an 6inec von den beiden Stellen besser wegge-
lassen werden. Sie sind so sehr formelhaft, dass man nicht einaMl
mit Sicherheit bestimmen kann, ob dem Verfasser der ^inen Stella
wirklich die andere vorgeschwebt habe.
Unecht ist aber ohne Zweifel y 78, weil nnconcinn nnd aberflSs-
sig. Der Vers ist wiederholt aus a 95. Auch werden nie bei Homer
zwei Ftnaisitze unmittelbar hinter einander gestellt mit der Partikel
Tva (vgl. Ameis in diesen Jahrb. 1856 S. 564).
Der Vers y 13I ist hier interpoliert aus v 317, also erst nacbdem
V 311—351 von einem Rhapsoden, dem 9^2l8 IT. vielleicht vorschwei»-
ten, interpoliert waren (vgl. Meister im Philologus VIII S. 8 f.). Faesi
sagt darüber im AnschlnsK an Nitssob : ^ß^fiev^ — ^Axatovg scheint ans
V 317 hierher gekommen zu sein, aber unpassend, da durch deo^«—
^Axatovg als die letzten Worte des Vordersatzes schon dem Nachsatze
xai rote Si] — ^Aqydoig vorgegriffen und überhaupt das xedaaai ^^xai^
üvg zu früh erwähnt wird. Uebrigens ist Zena der oberste Lenker
aller Schicksale, daher unsere Stelle nicht im Widerspruch mit «327.'
Die Verse y 199 f. sind von Aristophanes und Aristarch athetiert.
Mit vollem Recht; denn solche Verse finden sich innerhalb der Tele-
macbie nie zweimal, ohne dasz sie an 6iner Stelle unecht sind. Echt
sind sie a 301 f. Uebrigens werden die alexandrinischen Grammatiker
wol noch einen andern Grund zur Athetese gehabt haben.
Die Verse y 212 — 215 sind eine Nachahmung von n 92 — 97, wel-
che im Zusammenhang jener Stelle nicht gut fehlen können. Aber y
214. 215 können nicht allein fehlen, sondern sind auch vom Uebel. Te-
lemachos antwortet nachher auch nicht mit einem einzigen Worte auf
die Frage die in diesen beiden Versen enthalten ist. Fehlen sie aber,
so schlieszt sich alles gut an einander ; und man ergfinzt V. 216 auch
leichter den Namen des Odysseus, der y 209 erwfihnt ist. Wenn Nestor
y 212 sagt, dasz er schon Ifingst von dem Uebermut der Freier gehör!
habe, so stimmt dies mit dem zweiten Liede der Telemachie, wo es
heiszt dasz die Freier schon ganze drei Jahre um die Penelope ge-
worben.
Die Verse y 216. 217 sind von Aristarch mit Diplis perieatigaieiiis
bezeichnet. In Zenodots Ausgabe stand nemlich:
rlg d' old'} er xi Tsoti aipt ßlag imoiiCBai Ik^w^
^ cv ys fiovvog imv ij mxl övfinaweg *A%aioi^
Dem Aristarch ergab sich eine abweichende Lesart als richtiger:
xlg d' old\ tt%i noti ctpi ßUtg uitoxictxtii ik^mv^ '
1} 0 /e iMvvog Imv { %a\ (SifMCavitg ^Ax/utot;
Zenodot schrieb 228: d fA^ deol äg i^ilouv, und athetierte 231. Aris-
tarch behielt die Lesart, welche wol in den HandschrifteD gestanden
P. D. Ch. Heniiiogs: Ober die Telentcliie. 1.77
ImI: ovS^ bI dcoi £g i&iloitv nod den V. 231 ato mit 316 TölUg
flbereinstimiDeDd, sowie dort nur die Rache der Freier auf Odysaena
besogen wird. Und dies acheinen doch die Worte noil und iX^dv
SQ erheischen. Aof Telemachos Klage, er mQaae die Unbill der Freier
geduldig ertragen, antwortet Nestor mil Einweisung darauf, dasa ja
Odysseus noch immpr zurackkebren könne. Und indem er nun bedenkt,
daas dessen Tapferkeit den Telemachos von seinen Feinden befreien
wird, fährt er so fort: *wenn Athene dich nur ebenso lieben wolUe,
wie sie einst deinen Vater geliebt hat, fürwahr die Freier würden die
Hochzeit bald yergessen/ Telemachos versichert dasz er alle Hoffnung
nafgegeben habe, aelbat wenn die Götter es auch so beschlossen bit-
ten. In diesen Worten lag ein Zweifel an der Macht der Gottheit.
Damin entgegnet ihm Attiene: * Gottes Wille führt leicht jemanden
wolbehalten durch alle Gefahren ins Vaterland zurück.' Sie meint den
Odysaena. Man sieht dasz alles wol zusammenhängt, wenn wir nur
Ariatarchs Lesarten annehmen. Aber dasz die Götter keinen sterb li-
eben unsterblich machen können (y 236 — 238), gehört nicht hierher.
Aach die Verse 232 — 235 sind überflüssig. Telemachos berücksichtigt
in seiner Antwort nur V. 231. Daher folge ich dem Aristarch auch in
der Atbetese von ^232-'238. (Schol. EHMQR za 232: €c^$twvtm oxl-
201 btta oTto rav tßQvlolutiv d Sv lyayys» l^^XQ^ ^^ «f40iip' ohyq*^
of itiv ngmoi ticcagsg 0g ovx inokowiag TOi^ 7t(fOK€i^ivoig insv6%'
^nrra^, of 8i i^ijg XQEtg dta xo acv(iq>aivov. ivavxioi yaq'^hsi rcp «^eux
J>9gtgen möchte ich Aristarcbs Urteil nicht unterschreiben, wenn
er aaeh y 241. 242 als unecht verwirft. Telemachos hat von Nestor
nichts erfahren, woraus er schlieszen könnte dasz Odysseus noch lebe.
Daher verzweifelt er an der Hoffnung ihn wiederzusehn. Diesem Mis*
mnt gibt er einen Ausdruck y 227 f. und, wie denn die Trauer jede
Gelegenheit sich auszudrücken gern ergreift, mit andern Worten wie-«
demm y 241 f. — Ebenso dürften wol 244 — ^246 , bei denen in M vop
neuerer Hand Obeli gesetzt, und welche auch nach dem directen Zeug-
nis der Schollen von Aristarch athetiert sind (mg mqtxxol — %a^ xo
iv^haSt {A 562) nercoirpai «f&nra; di xQixaxoiöiv avaaoiv^^j aus der
Stimmung des Telemachos sich rechtfertigen. Telemachos gibt deshalb
alle Hoffnung auf das Leben seines Vaters auf, weil er Nestors Erfah-
mag nnd Kenntnis der Dinge so hoch schätzt, dasz er meint, wenn
Odysseos überhaupt noch irgendwo existiere , so müsse 6r es wissen.
Wenn ans aber irgend welche lautere Motive zu einer Ansicht fähren,
welche den anderen unerwartet kommt, so pflegen wir namentlich in
aufgeregterer Stimmung auch jene der Vertheidigung halber irgendwie
mit anaznaprecben. Wenn Telemachos also hier zu erkennen gibt, wie
hoch er Nestors Erfahrung anschlage, so finde ich das psychologisch
sehr richtig. Allerdings wird A 562 fast dasselbe über Nestor und
zwar einfacher ausgesagt. Aber warum könnte denn unser Dichter
nicht Jene Stelle vor Augen gehabt haben?
Die Verse 309 f. (Schol. HMQRT : Iv vtci x&v l%i6cmv ovx ffiav}
176 P. D. Gh. Henniogfl : Aber die TelemtclHe.
BCheinen von einem Rhapsoden ioterpoliert %n sein, welcher es hier
Dichl verschweigen zu dfirren glaubte , dasz anoh Klytaemnesfr« von
Orestes getödtet worden sei. Mit der Partikel i^toi fangen Interpola-
tionen öfter an (vgl. / 236. i 238. fi 86. o 222). Besonders anstössigr
ist hier aber die Wiederholung des Particips o rov nvtdvuq and die
Strnctar des ganzen Satzes: 6 rot' kxdvag 8aCw zitpov iiritgog xs
Kai Alyla&oio. Die homerische Sage waste aberhaapt noch nicht,
dasz Orestes seine Mutter getödtet habe und von den Erinyen verfolgt
worden sei.
Auffallend ist die Wiederholung von V. 308, den wir unter den
echten Versen der Telemachie schon dreimal gefunden haben : a 300.
7 198. / 308. Da er sich zweimal in demselben Liede findet, so dörfeo
wir wol einen gewissen formelhaften Gebrauch demselben voraussetzen.
Die Verse 327. 328 sind aus y 19. 20 wiederholt. An beiden Stel>
len hat Bekker Aristarchs Lesart avvog statt avrov wieder hergestellt.
An der 6inen weigert sich Athene, anstatt des JAnglings vor Nes-
tor zuerst das Wort zu ergreifen ; er soll es selber thun. An der an-
dern kann an etwas fihnliches gar nicht gedacht werden. Auch sind
die beiden Verse 327. 328 Qberflassig.
Es bleiben nach Abzug der Interpolationen folgende echte Verse
fttr das dritte Lied der Telemachie: y 1—77. 79—130. 132 — 198. SOI
—213. 216—231. 239—308. 311—326. 329—497.
Bas vierte Lied der Telemachie.
§ 23. Am Ende des dritten Liedes wird erzählt, dass Telema-
ehos und Peisistratos von Pylos nach Pherae, von Pherae am folgenden
Tage nach Sparta fahren. Daran schlieszt sich unmittelbar ö 1 an,
aber nicht ohne dasz man merkt, es folge ein neues Lied. Denn vor-
her hatte es schon gebeiszen: *sie waren am Ziel ihrer Reise'; nno
fingt die Brzfihljing gleichsam von neuem an :
ol d' l^ov xotkfiv ActxBÖcti^tova %r(tm6<Sctv^
ytQog d^ &Qa dofAcrr' fXcov MbvcXccov xvdccXlfioio.
(Ivd-a fihv) iv nQO^(foi<SL Sofiaw avtd xs %al titncny
Ttikifiaxog ^' -^^mg xal NicvoQog aylccog vtog,
cxrfiav.
Ich habe die Verse 3 — 19 gleich ausgelassen, weil sie interpoliert
sind (vgl. B. Thiersch a. 0. § 11. H. Rumpf de FaiMnoita Menelal.
Gieszen 1846). Denn obwol es von den Jünglingen .ausdrücklich er-
zählt wird, sie hätten damals den Menelaos bei der Vermahlungsfeier
seines Sohnes und seiner Tochter angetroffen, so erscheinen doch in
den folgenden Versen von 20 an so gut wie gar keine Spuren eines
Hochzeitschmauses, ja es sind nicht einmal Gäste da, die mit dem
König zur Tafel sitzen. So geschah es dasz die alten und neueren
Erklärer , einer auf diese , ein anderer auf jene Weise , entweder den
Widerspruch zu heben oder den Dichter zu entschuldigen suchten.
Athenaeos von Naukratis, der fast alle Pflichten eines guten Wirtes
P. D. Ch. HfmdBgs: Ober die Telemadn^. 17d
der vierten Rkapsodie der Odfssee abgeleitet bat, sagt Aber die
Hocbseit bej MeDelaos Dei^noax p. 180^ (V 216 Scbwgb. I 330 Mein.)
•Iso : %o d' oilov jo nqog xa xounna vevevxos roig iivfjaz^qCi nal toig
0aiaii¥ SvHfUVf aki ovjA JNiotOQi ovdh MiveXaa> ' oi iv xy ^a/io-
luulf fug awivtig ot luql AQlffxttQ%ov oxi 6ws%(wg ov(his zijg iaxiM-
C£ag nal t<3v ux^ndav ijfu^cov nui^Xrikv&vwVj iv alg TtaQilXtptxo niv
if Ya(iov(UVTinQOs xov w^qp/ov, ni(^g d' ilxev o xov Meycaiiv&ovg
pipogj €tixci di iMvaiovxss St^avxo o xb Msvikaog xal ij ^Eiliyij,
^19 tfwiyr^; aiU' ijsunatrfiivxes iito xov n^mov Inovg (V. 3) n(fog^
cmnjflfav toiovtov; xtvig otl%ovg (V. 15 — 19) (luxivsyitoyxes i% xi^^
'OMkowoUag (£ 604 — 606) crw €cvx^ ys x^ mgi x^v Xi^iv a(ia(fxrj(iaxi»
ov fi^ i^tLifiprssg ot KvßuSx'qriJQigj ikV i^a(^ovxog xov adov nävnae
m^ovvto» xo y&Q £|a^<ftv xijs ^Qiuyyog Ütov . • • Jiod&Qog d' 0
^A^fUSTOfpavuog oAev xov yanov TUQiiyqa^By xoTUtf^wy nQfixag ii^qaq
%lvag %xl. Hieraber fallt A. Jacob (Entot. d. II. o. Od. S. 378 f.) ein
Urteil, welches dem meinigen ganz entgegengesetzt ist: ^dieser Ein«
gan^ (des 4a B.) mag irgend anderswoher an diese Stelle gekommen
sein. Beraerkenswerth ist dabei, dasz die folgenden, ebenfalls, wie
bereits altere Kritiker bemerkt beben, nicht wol in die Stelle passen-
den fftaf Verse (15 — 19) von Aristarcb eingefügt sein sollen, indem es
dumeh ncbeint, er habe gegen die Eingangsverse wenigstens kein
grosses 'Bedenken gebabL Bedenlend aber ist sein Verfahren für un-
sere Fragen Oberhaupt deshalb, weil wir daraus sehen, nicht nur dass
er bei seiner homerischen Kritik doch zuweilen von andern als dem,
wie es seheint, sonst bei ihm vorwaltenden Grundsätze der Enthalt-
samkeil ausgegangen ist, sondern zvgleich dasz man auch in so spi-
ter Zeit noch, und dass sogar ein Mann wie Aristarcb sich erlaubt hat
fremde and so wie diese weder an sich schöne noch in die Stelle pas-
sende Verse in die homerischen Dichtungen einzuschalten.' Ich hege
keinen Zweifel, dass nicht dem Aristarcb sondern dem Atbenaeos
selbst oder seiner Quelle hier ein Misverstfindnis Schuld gegeben
werden mnss. Aristarch wird die Verse 17 — 19 mit Obelos und Aste-
riskos versehen haben — mit dem Obelos allein vielleicht auch die
vorhergehenden — , um zu bezeichnen dasz sie hier unecht, an einer
andern Stelle (£ 604 — '606) aber echt seien. Ein so verstandiger aus-
geseichneter Kritiker wie Aristarch sollte sie nnbesounenerweise in-
terpoliert haben? vielleicht um zu probieren, wie viel die Leute sei-
ner Aatorilftt glaaben wArden? Credat Indaeus Apella. Aristarch
war kein Rhapsode mehr. Allerdings pflegt der Dichter anzogeben,
womit Ar Wirt bei Ankunft der Gaste bescbäfligt gewesen sei, aber
nicht bevor sie den Wirt selber gesehen haben. Da sind nun an un-
serer Stelle Teiemachos und Peisistratos noch nicht einmal in das
Qsos eingetreten, geschweige denn vor das Angesicht des Menelaos
gekommen; and die Verhältnisse lassen hier keine Entschnldigung der
verfrfihtea Angabe tu, wie | ö ff . und A 771 ff. Um auf die Sache
selbst ebersugehen, so folgt nicht aus T 299, dasz am Tage nach der
Hoehzeät das Volk oder die Hausfreunde wiederum zu einem fröhlichen
180 P. D. Ch. Hennings: Aber dio Teleaachie.
Mabl gfeladen za werden pflegten. Es mnsz hier aber jedenfalls yon
einem HocheeiUmahl die Rede sein. Nitzsch, der sich darch seine
erklärenden Anmerkungen zu den ersten 12 Bachern der Odyssee ein
so grosses Verdienst um die Auslegung des Dichters erworben hat,
hat an dieser Stelle die Idee eines Igavog (1 S.230f.), wie mir scheint,
nicht genug fern gehalten. Den iQavog erkl&ren die Scbdiiasten und
Eustathios als x6 ano övfißok^g dsihtvov oder ti}v ajto rcov ifvfißalXo-
lUvav dcayüyyr^v ^ und Nilzsch seihst 1 S. 41 f.: ^ der i^avog ist ein in
der Regel misziges Mahl von Freunden aus eigenen Beitragen , wozu
sich namentlich die Geronten tfiglich beim König za versammeln pfleg-
ten, 8. B. die Phaeaken bei Alkinoos (vgl. a 266. k 414).' Wie kann
hier aber an gemeinschaftliche Beitrage der Fürsten zum Mahl gedacht
werden, da es doch ausdrQcklich von Menelaos heiszt V. 3; tov 6^
sigov daivvvxa yaiiov und die hai auch sicherlich nicht identisch
sind mit den iqavi<s%aL Obgleich also nur an einen wirklichen Hoch-
zeitschmaus gedacht werden kann, so sind doch weder Meuelaos noch
die verheirateten Paare selbst dabei ; Hermione soll nichtsdestoweniger
schon nach Phthia abgereist sein (V.8) und Menelaos sitzt im Manner-
saal als wisse er von nichts. Dazu kommt dasz die Verse 17 — 19 aus
2? 604 — 606 wiederholt sind. Die Sagen, welche d 3 — 19 zum Grunde
liegen, sehen ganz danach aus, dasz sie aus nachhomerischer Zeit
stammen. Bei Homer werden sie sonst nirgends berücksichtigt. In der
15n Rhapsodie wird Megapenthes wieder genannt, aber seiner kürz-
liehen Verheiratung wird gar nicht gedacht. Endlich haben schon die
alten an dem Worte Sovkrig mit Recht Anstosz genommen. Die Verse
d3 — 19 rühren von einem Interpolator her, welcher die Gewohnheit
Homers anzugeben, bei welcher Beschartigung die ankommenden Gaste
den Wirt angetroffen, benutzte, um einige Kenntnis spiter an$g6biU
deter Sagen anzubringen.
Fehlen aber die Verse S 3 — 19, so haben auch 57. 58 keine rechte
Beziehung (vgl. Nitzsch Sagenpoesie S. 157 und Faesis Anro.). Wir
haben schon oben S. 163 bemerkt dasz sie unecht sind. -—Auch von
V. 66 hat Nilzsch bewiesen, dasz er nur von einem Rhapsoden einge-
fflgt sei, welcher für den Hochzeitsbraten ein zu gutes Gedächtnis
hatte. — Ferner ist die Partikel orvrc(V. 20) nur eingefügt wegen der
Verse 3 — 19, in denen nicht von Telemachos und Peisistratos gehan-
delt war, so dasz die Rede mit einer Partikel des Gegensatzes zu ihnen
zurückkehren muste. Das war denu freilich leicht bewerkstelligt; aber
eben so leicht ist die Wiederherstellung des ursprünglichen, nur nn>
gewis. Ich habe oben Sv9a (lev statt reo d' ovr' gesetzt; m^en an-
dere etwas besseres finden. — Vielleicht ist auch noch der Anfang
der folgenden Erzählung von demselben Rhapsoden umgestaltet, der
albernerweise des Menelaos Kinder hat Hochzeit machen lassen. Nem-
Hch sowie Eteoneus, der Diener des Atriden, die fremden kommen
sieht, Ifiuft er schnell ins Haus zurück um den König zu fragen, ob
man sie leutselig aufnehmen oder weiter schicken solle zu einem au«
dern Wirt. Menelaos gibt ihm wegen dieser Unhöflichkeit eine ver-*
?. D. Ch. Hemiisg» : Aber die Telemacliie. 1 8 1
dieale Zoreohtweisang aad befiehlt ihm die Otenden' sogleich herein-
Koftthren. Das Beiragen des Eteoneos hat Voss nur damit entschuldi-
gen so können geglaubt, dasa es vielleicht bei einem hochaeitlichen
Feale nicht Convenienx gewesen sei Gäste anzunehmen ; denn zu einer
andern Zeit scheine es doch ungesittet und eines hellenischen Mannes
nnw&rdig in der Ausübung des Gastrechts Bedenken zu tragen. Aber
erstens ist es unnöthig, dasz Menelaos selbst den fremden zum Will-
kommen entgegengeht; nnd zweitens hat der Verfasser dieser Stelle,
wer es denn auch gewesen sein mag, jedenfalls sehr wol gewust was
sich zieme. Liszt er doch den Menelaos zornig werden Ober seinen
Diener. Und daher ist es auch Unsinn, wenn ein Scholion meint, Me-
nelaos habe überhaupt gegen die Sitte der ftbrigen Hellenen seinen
Dienern die fremden vorher anzumelden befohlen, weil er einstmals
von Paris betrogen worden war. Telemachos weigert sich o 508 ff.
nnd 3S 69 ff. nur deshalb einen fremden in sein eignet Haus aufzuneh-
men , weil er fürchtet ihn gegen den übermütigen Mutwillen der Freier
nicht vertheidigen zu können. Allerdings könnten die Verse d 23 — 37
ausgelassen werden, ohne dasz die Continuitat der Erzählung gestört
würde: «
22 o de ni^fMkciv tdno xq$1(ov ^Etitovevg,
23 37 oxQfi^g ^SQOTimv Mevskaov* tUkUio d^ aklovg
ojQflQOvg ^effaTtoinag ccfia (fnia&at iot «türm.
Allein ich weisz doch nicht , ob sich wirklich das Betragen des Eteo^
Bens nur mit seinem Glauben, die Gäste könnten der Hochzeit wegen
ungelegen kommen, entschuldigen läszt. Der Dichter verband viel-
leicht andere Intentionen damit. Ein Interpolator würde über seine
eigene Erfindung doch wol nicht selbst den Menelaos haben sagen
lassen : avicQ (ikv vvv ye naig iig tnjnia ßa^eig»
% 24. Der Inhalt der folgenden Verse bis 305 ist dieser :
Eteoneus schirrt mit den andern Dienern die Rosse vom Wagen,
führt sie zur Krippe, stellt den Wagen an die Seite und bringt die Gast-
freunde dann selbst ins königliche Haus. Diese verwundern sich über die
Pracht der Wohnung ; es war darin wie der Sonne oder des Mondes
Glanz. Nachdem sie sich in einem Bade erquickt, treten sie in den
Saal. Sie setzen sich neben Menelaos; Speise und Trank wird ih-
nen gereicht. Menelaos ladet sie freundlich ein zuzulangen und nach
dem Mahl ihre Namen zu nennen. Sie stillen ihren Hunger. Telema-
chos flüstert dem Peisistratos zu, wie herlich nnd prächtig doch die
Wohnung des Menelaos mit Erz und Gold und Elektron und Silber and
Elfenbein geziert sei; schöner könne ja selbst die olympische Halle
des Zens nicht sein. Menelaos verwahrt sich gegen diesen Vergleich.
Mit den unsterblichen zu wetteifern würde er sich^als gottlosen Hoch-
mut auslegen. Die Schätze habe er sich erworben auf seiner langwie-
rigen, achtjährigen Heimfahrt von Troja, die ihn nach Kypros, Phoe-
nizien , Aegypten* und nach dem herdenreichen Libyen geführt habe.
So habe er die köstlichsten Schätze eingesammelt, Denkmäler der ge-
nossenen Gastfreundschaft. Aber unterdes sei ihm sein Bruder durch die
Jahrb. r. cUm. PMlol. Soppl. Bd. HI HfU 2. ^f 3
182 P. D. €h. Hemingt : Ober die Telemteliie.
scbiiidlkha Heimlfloka seiner eifneD Galtni ermordet, und die verlo-
rene Rnhe des GemOto könnten ihm noeh 00 grosse Reiehthfimer nichl
wiedergeben. Je mit dem dritten Tbeil seiner Hebe wolle er lafrie*
den sein, wenn nnr Jene Minner, die mit ihm vor Troja geklnpft
blHen nnd dort gefallen wären, noch lebten. Des Andenken an ihr
Schicksal versetze ihn oft in grosse Bekümmernis ; aber am wehnfitif-
sten stimme ihn doeh die Erinnerang an Odysseas , der die gröst«!
Drangsale Vbn allen Achaeern erduldet lind doch nnr Unglack fär sich,
beständige Traner für seine Freunde zu Wege gebracht habe. Das
ausnehmende Lob des Odysseus erschflttert den Telemachos so sehr,
dasz er sein Haupt verhallt und weint. Schon vermutet der Atride
dasz er mit dem Sohn des Odysseus spreche, als Helena aus derGy*
naekonitis hereinkommt, an Anmut der Artemis gleich, und sieh aef
einen Stuhl neben die Minner setzt, um zu spinnen. Sofort erkennt
sie den Telemachos an der grossen Aehnlicbkeit mit seinem Vater,
welche jetzt auch dem Menelaos auffällt. Peisistratos antwortet statt
seiner nnd entschuldigt ihn, dasz er lieber dem Menelaos habe Eohö-
reu als unbesonnen seiner Zunge freien Lauf lassen wollen. Der Atride
preist sich glQcklich, dasz er den Sohn seines liebsten Freondes bei
sich als Gastfreund bewirte. *Wenn Odysseus selbst in seine Heimat
znrflckgekehrt wäre,' sagt er *so hätte nichts als der Tod unsere
Freundschaft scheiden sollen'. Alle werden bis zu Thränen gerflhrt.
Da mischt Helena ein aegyptisches Heilmittel in den Wein, wodareh
jede traurige Stimmung der trinkenden entfernt wird. Sie erzahlt,
wie Odysseus einst als Bettler verkleidet sich kQhn nach Troja bineio-
geschlichen und des Nachts viele Feinde getödtet habe. Menelaos be-
richtet ein ähnliches Beispiel der KIngheit des Odysseus, wie er im
hölzernen Pferd des Epeios allen Fürsten der Achaeer das Leben ge-
rettet. Telemachos klagt, dasz er sich doch nicht selbst vom Tod ge-
rettet habe. Uebrigentf waren er und Peisistratos von der langen Reise
ermüdet, und so gehen sie alle zu Bett.
% 25. Als unecht habe ich ausser 3—19. 57. 58 nnd 66 noch
62—64. 94—96. 109—112. 163—167. 174—177. 189—218. 238. 239.
247—249. 285 — 289 ausgeworfen.
V. 61. lieber die homerischen Mahlzeiten hat Aristarch genaue
Untersuchungen angestellt zu B 381 (vgl. Lehrs de Aristarchi stnd.
Hom. S. 132)^ Das uqhsxov wird frflh morgens genommen, das dtlitvov
ist die Mittags-, das doqutQv die Abendmahlzeit. Drei Mahlzeiten pfls?^
man täglich zn halten. Aber wenn morgens dringende Geschfifte da
sind (vgl. B381), so fällt das FrOhstOok aus. Das dil^vov ist die
Hauptmahlzeit, welche man sich nie versagt; wenn man den Tag Ober
zu thun hat (wie an unserer Sielte), so wird sie des Morgens nnd des
Abends bereitet. — Erst nach dem Mahl pflegten fremde vom Wirt
gefragt zu werden , woher sie kämen nnd was sie wollten (s. 17 237.
y 70 ff. a 124. | 46). Also die Worte e^f/tfofie^' tffttviq i<ftov (d 61)
genügen schon. Die Verse 62 — 64 sind von Zenodot, Aristophanes ond
Aristareh nach dem Schol. HM zu 62 mit Obelis versehen. Die altea
P. D. €b. Heaain^ : aber «U« TelMiaelii«. 163
CfffMiHker nabmeo Antlof b ' an den Proaonm e^y oder 0ipmv.
Deea dieae Porai für o^iv lal atHaeb ond konnii bei lioMer aosaC
Biebl ror. Feroer aebiee es ihnen darebana nnnöthig, daas die Jing-
iinge bier belobt wOrdte. otp^ ovx anolmXe fivog für *ibr aeid niebt
TOB nnedlen Geadileebl' tat aocb sehr nngewAhBlicb. V. (14 koainil
aneii gans ihnlicb wieder im da Hfainoa aof Apbrodile V. JdS Tor.
DOBtaer bilt die drei Verae eueb wegeB dea Geoetira «vd^civ, der
bier keine ordentliebe Beaiehang bebe, wie 6 138, für iaterpolierl (de
ZenodoH atnd. Hom. S. 190).
Zn V. 93 atebt in den Has. HMO folgendea Scbolion obne Lenwia:
jv tuftv (ac. I%d6ö$6iv) wto Totirov (pifftfu inl%oq tüvdi u ßavX6(U^
¥og^ iHa xifoteiffjg vn iviyitfi$ » yiXokag» oiSelg ya^ ptna avmpnfjg
ivttömi 2fi]f»ifTiDv. vo yitQ 9V^oa«^fftivov bucvav Ixet yovt^ Die letalen
beiden Sitae (oder wenigateea der Torlelxte) mAaaen apiter augeaetot
sein. Denn der angefilbrte Vera kann gar nicbt auf V. 93 gefolgt aein,
soBdeni entweder aaf 93 oder aaf 100. Und dasa er aaf V. 100 wirk-
lich Braprfinglicb gefolgt sei, bealltigt sich ans einem Sebolion, weU
dien XB dieaem Verae geaetat iat, ohne doeb daao an gehören: iH*
ifonfg] oßeU^ovöi uvhf xov orlxpv, liyavteg wtovBlvai mi^inoPk 4$u
lUrvoi vmv ^Agiarnf^fltiiv vsaojHvi^jMaTiov ovSiv q>iQna& mgl vov hovg.
V. 100 kann aber keinenfalla atbetiert sein. Also daa Lemma aAA' Sfn-
ifijg iat verkehrt. Daa Scbolion besieht aich yielmehr-^anf Jenen oben
angefibrten Vera avdi u ßovXoiuvog ntL^ welcher irielleicbt in den
ariatarebiaehen Ausgaben gana fehlte, aber in anderen ana acbledrten
Haa. Bnefa d 100 eingeflgt war. Man aieht, in welcher- Verwirrang die
Sebolien aar Odyssee anf iins gekommen sind.
Die Verae 94 — 96 unterbrechen den Zusammenhang.
Die Verae 109 — 112 mflssen deshalb unecht aein, weil Menelaoa
mit BieiiteB von aich behaupten kann, er wisse dnrchaua nicht, ob
OdynaeBa noch lebe oder schon todt sei. Erziblt er doch seibat naeb-
her dea Proteus Weiasagang , worana hervorgeht dasa Odysaens noch
leht(d 498. bbb ff,). Sehr richtig beisat es im Schol. Q: odvQovral
ifi troti] cnuf^ tfUlUv iquati^aHv 6 TfiU(U[%og^ tavva tpffa^ag o Mwi-
hioq ifüpiQUy Btfl fivstai, xo nav vooifuvov mi^ma^iq, uXlit nuA tiJv
ofiofan/fa inq>ivyi$ 6 no$ti%i^ ' nagit yiiQ NiiStO(fi 6 TtilifLaxog ijifXfto
tBy laym¥,
Za 6 158 ateht in den Hss. HMQR das Scbolion : alXit 6i»wpQiup\
naqi za natqut xal w% aQiwxtowa rcp Tluotattfitow ivf oirmsroo. smtI
xo vepLe66a%€c$ ivxl xov aiSeitM ov% U/iM^pMiog. tud ut i7ts0ßoUai 6i
yÜouit, o^cv Ztjyi^fnog fuxcmoui ^htttsxo^g ivaguxlvHVi^, «darovv-
Ttt( öi (di fehlt in HQ) öxlxoi n (nivxa HQ) mg mQtxxol nal ixo viov
vutvxatuiöt Uy$a&ai ini^iJtii^. üXlmg vi ovöi övußovlivöo^tfog vä
MtvtXia ni^Baxiv^ i)Ji «ef xivi ot iiXifridova TtaxQog Mcitoi* (d 317).
Die aweite Hilfte von ad-exovvxai ao bat Buttmain von der oralen ge*
trennt; mit vollem Recht. Das Urteil, welches im ersten Theile steht,
därfle nicht gebilligt werden können { die a weite Hilfte besieht sich
g^ar nicht anf V. 168 ff. Nitzsch hat in aeinen erkl. Anmerk. V. 158 ff,,
13*
184 P. D. Ck HeMiflft : ab«r dio T^tMMobie.
wie mir sohelnt, sehr ^t verlbeidigt, indem er segt: ^Telemeolioe fin»
det es HUohickUcli' (vffMtfai/ beueht sich nicht allein anf vergaogeae
Dinge, sondern streift gans nahe an die Bedeutung von uUiia^ui
heran, vgl. a 158. /? 64. O 116. 17 544) ^sogleich bei seiner Ankanfl,
statt dich an hören, mit seiner Rede hervortnbrechen. Dieselbe Ruck-
sieht gibt Peisistratos durch den Plnral rc^ycofo^o von sich zu erkenneD.
Endlich . . liegt es anch in der Pflicht der Gastfrenndscbaft, den gelei-
teten dem neuen Wirte zu empfehlen.' Die Worte des Peisistratds sind
also gar nicht so ungeziemend und unpassend fQr den Sohn des weisen
und maszvollen Nestor. Mit Zenodot InunoiUag zu lesen wäre zu kahn,
so lange die Wahrscheinlichkeit dafür ist dass ifUößoXlag in den Hss.
stand. J58 — 162 können gar nicht fehlen, ohne dasz der Zusammenhang
vollständig unterbrochen wird. Daher meint Nitzsch, obwol er das
Urteil der alten Grammatiker selbst nicht billigt, dasz nicht fanf son-
dern nur die drei Verse 158 — 16D atbetiert «eien; derselben Ansichi
ist W. Dindorf , welcher in seiner Ausgabe der Scholien die Worte
a^etovvxai (di) czl%oi i verändert in a^novvxai di cxCxoi y\ Davon
hätte den verdienten Heransgeber der Scholien zur Odyssee zurück-
halten sollen, dasz im Ambrosianns und Harleianus ausdrücklich xtvrs
geschrieben ist, und dasz alle Hss. übereinstimmend von fünf athe-
tierten Versen sprechen. Dagegen kann man doch nicht in die Wag-
schale legen ein anderes Scholion des Harleianus, nach welchem Rhia-
nos die drei Verse 158 — 160 ausgeworfen hat. Denn die Athetese,
von der in dem oben angeführten Scholion die Rede ist, bezieht sich
doch ohne Zweifel auf den Aristarch aus Samothrake und nicht anf
den Rhiaaos, einen wenig bekannten kretischen Grammatiker und
Dichter. Aristonikos erklärt hier die Obeii, welche Aristarch in sei-
ner Ausgabe an den Rand gesetzt hatte. Fünf Obeli müssen es gewe-
sen sein; die können aber nicht bei 158—162 gestanden haben« Um
die Schwierigkeit welche sich hieraus ergibt zu lösen, müssen wir
einen Augenblick dabei verweilen, wie die Hss. der Odyssee geschrie-
ben sind. Nach Dindorf Vorr. S. VII u. X ist der Text in den Hss.
meistens früher geschrieben als die Scholien. So geschah es leicht,
dasz die Scholien wol auf den ersten Seiten noch dem Text entspra-
chen, später aber weit von der Stelle des Randes entfernt niederge-
schrieben wurden, welche dem jedesmal zu erklärenden Verse gegen-
überlag. Deshalb wurde denn jedem Scholion ein Lemma vorangesetzt,
d. h. der Anfang derjenigen Stelle auf welche es sich bezog. Jedoch
waren die Schreiber hierin öfter nachlässig. Es finden sich viele
Scholien ohne Lemma ^ und diese sind öfter von Porson, zuweilen
auch von Bnttmann, sehr selten von Dindorf auf eine verkehrte Stelle
bezogen. Diese Bewandtnis hat es auch mit unserm Scholion, nemlich
mit demjenigen welches mit u%novv%ai beginnt. Dieses hat kein
Lemma ; also kann m nicht ohne weiteres auf die Verse bezogen wer-
den, von denen im vorhergehenden die Rede gewesen ist, sondern es
fragt sich zu allererst, welche fünf Verse von Aristarch als lUf^wol
auxl wA vtxm navtanaot kiyec^M aTCQin^ig atbetiert sein können.
P. D. Ch. Henimigs: Aber die Telesaebie. 185
Dies BttsseD die Verte d 163 — 167 gewesen sein, welehe sehr gaC
fsMe« ktaneu und mftssen. Besonders dsrsn erkennt man ihre Unecht*
heil, dast die Antwort des Menelaos mit ]58 — 163 sehr wol znsammen*
kJiiigl, aar J63 — 167 aber nicht im mindesten Bezug nimmt. Za wel-.
ehern Zweck Telemaohos ihn besuche , fragt der Atride erst am foU
geaden Tage. Auf Aristarchs Athetese von 163 — 167 besieht sich aaeii
das Seholion HHQR zu d 163 : oipQa ol] n^igipcavog tov Mevslaov
i 7\ilifi€tiog nsv^Ofievog mql rov itacrgog el (;^, hi alko ovv futaßtd'
«S4, Qti fMr&iftffoig %al mtptltiai xv%hv ßovloiuvog iptei diu vi ivo^
Xlovvxa Iv xy noln. xo tU tfiog ov awihxBg xivig ifiiiKfiav xa bt^.
Schon Tor zehn Jahren hat H. Hampf diese Bemerkung in seinem oben
erwähnten Programm *de yafuinoätf Menelai' gemacht. — Um noch
twei ihnliche Beispiele zn erwlhnen , in denen ieh mit Dindorf nicht
übereinstimme , so bezieht sich die Athetese, welehe Dindorf anf X 435
— 440 beschrinkt hat, wol auf X 435 — 443, da in M Obeli stehen bei
435 — 443; und das Schoi. H zu o 19: tvtoi xovg y vo^€vovaiv, ot«
ffi^lv xovxmv iTUtveMmv nom* st iiri nBf^iacav ^v xaivoxofuw^ jjKoy«
zog TOV ssorpo^ dflrfte vielmehr zn o 24 — ^26 gehören.
Die Verse d 174 — 177 weichen von der alten Einfachheit za sehr
ab (s. Nitzsch z. d. St.). Sie scheinen von einem Rhapsoden herzu-
rfihren , welcher die Grösze der Freundschaft zwischen Menelaos und
Odysseos bis Aber die Grenzen der Billigkeit hinaus übertrieb.
Ueber die folgenden Worte des Menelaos mnsz man entweder
dem Sebol. MQ zn 185 beipflichten: oix oxt nimiftxtti xd^vfundvat tcv-
xhv (nusxtvH yaff avxov f^rjv^ i^ ov rov IlQanicog iv^xofv), allit xo
fikflShtm lUtQoyByovlvai oTtoiotpvgetat^ oder man musz sie als aneeht
einklammern, so gut wie 109---112.
Die Verse 187. 188 sind psychologisch sehr schön. 'Dpr Gedanke
an eigenen Verlust nnd das Gefühl des eigenen Leides werden leicht
dvrdi fremde Trauer aufgeregt , und die Theilnahme an dieser geht,
leicht in jene aber' (vgl. 7 302 f. 338 f. A 166 f.). Aber die folgende
Unterredung zwischen Peisistratos nnd Menelaos ist so albern, dasz ieh
mieh wnndem musz, warum sie nicht «chon lange als unhomerisch ver-
worfen worden ist. Wie sollte Peisistratos, nachdem ihn eben das Mit-
gefOhl fremden Unglücks zn Thrinen gerührt, plötzlich ausgerufen
haben, zum weinen sei morgen noch Zeit genug? Mit so rauher Kfille
konnte nor ein Interpolator die allgemeine Trauer stören. Peisistra-
tos hebt damit an den Atriden zn loben, und fordert dann dasz er ihm
zu Willen sei. Ihm gefalle das nicht nach der Mahlzeit zn jammern,
wie sehr auch die Billigkeit es erheische die gestorbenen zu beweinen
und das Haupthaar abzuscheren. Aber morgen sei auch noch ein Tag.
Aach ihm sei ein Bruder vor Troja gefallen , unter allen Achaeern der
tapferste und schnellste. Menelaos dankt dem Peisistratos für di^Lo-
beserhebnngen , indem er versichert, er habe sehr versündig gespro-
chen, würdig seines Vaters. *Wir wollen das jammern lassen und nns
wieder ans essen machen. Mit Telemachos will ich mich morgen wei-
1S6 P. D. Ck. Haomogs: tbor 4i6 TeleiMehie«
ter bMpredMi.' Alle gehorchen und fenfen wieder an sa sehaeiiMK.
Wena sie aafgehdrt, wird nirgeode gesagt. — Dies fei der Ishall foa
d 109-— 318. Er ist eicht bar schlecht erfandea, soadem er anlerhrieht
aaeh den Zusammeahang. Unsinn ist, was im Schol. QR in 190 be--
haaptet wird, nnr Peisistratos als der am wenigsten beim weinen ba-
theiligte hatte das Gesprftoh wieder anknüpfen können. Viel sehdner
ist es, wenn 189 — 218 fehlen und Helena mit listigem Zanbertrank der
Irttben Slimmung der trinkenden ein Ende macht. Dagegen sehlieszt
sich das ?v^' ovr' akk' ivotfi' 'Elhnj sehr schlecht an V. S18 an, weil
diese Formel einen praegnanten Sinn hat (s. oben S. 173 f.). Sie seigl
eben an, dass eine vorhergehende Situation oder Handlang absiehtlieb
inhibiert oder ver&ndert wird ; und wie $ ^3ß l S 110 f!. if 21^ t.^ aa
wird anoh an unserer Stelle ansdraoklich angegeben, welchen Znstand
Helena hat ändern wollen. Die Traurigkeit, weiche sich in Folge der
Erinnerung an das Los des herlichen Odysseos der GemUter bemicbtigt
hat, will sie in Fröhlichkeit umwandeln. Wenn die andern sich aber
von nenem ans essen gemacht hatten, so that dies gar nicht mehr nötkig.
Wenn Menelaos schon dafar gesorgt halte, so brauchte sie nacht erat
kanstliche Mittel anauwenden. < — Ferner besieht steh das aiuißQfUvri
Y. 334 sicherlich nicht auf 203 ff. sondern auf 168 ff. -^ Daan kommen
nun in den Versen 189 — 318 einige Un Wahrscheinlichkeiten. Zaersl
V. 193 ist das iXltilovg lfio«fiev entweder verkehrt, da Nestor aeinea
Sohn nicht aber diese Dinge befragen konnte," oder wenigstens nage«
nan. Aristarch hat den Vera deshalb athetiert; aber auch die andern
mOssen athetiert werden. V. 190. 191 sind aus y 338 entnonunen. V.
194 kann luraioifjuog nichts anderes foeseichnen als lista ioi/nov *nach
der Abendmahlzeit' (s. Lehrs de Arist. stnd. Hom. S. 133) ; und Meaelaoa
aagt daher gana richtig 313: öoqnov iiav^$g (ttnfitifu&a ^wir wollen
uns von neuem an die Abendmahiseit machen.' Doch l^aben wir gar
nicht gewnst dasx sie unterbrochen war. Zweimal au spmsen war
nicht nöthig, da Telemachos nnd Peisistratos erst am Abend geko»«
men waren. Warum V. 61 das Wort Ssmvov sMi Soffitw gebraucht
sei, erklirt Lehrs gana richtig, indem er sagt: ^potest fieri, nt^ qnod
aliis iam dofapov, id ipsis impransis iünvov sit , i. e. prima lantior,
qua eo die fruuntnr, cena.' — V. 19Ö. 196 siad aus x 364 f. entnoaa«
men. — Das abseheren des Haares (V. 198) ist durchaus nnr ein Ge»
brauch der leidtragenden bei einer Bestattung, nicht aber eine atlge-
meine Aeusserung grosses Schmerses (s. Nitasch). Dieser Gedanke
steht daher nur In sehr loser Verbindung mit dem Qbrigen. — V. 303
ist aus y 113 wiederholt. — Waram ein Interpolator die Vers» 189 —
318 eingeschoben hat, l&sst sich leicht absehen. Er glaubte, Menelnof
mflsse nach der Mahlzeit den Telemachoa nach seinem AnÜegeo fk«*
gen. So Ifiszt er denn die Mahlzeit trotz V. 68 nur unterbrochen und
dann die speciellere Unterredung des Menelaos and Telemachoa auf
den folgenden Tag verschoben werden, damit die Leute den Abend
noch Zeit genug hfitlen zu schmausen.
V. 333 -^ 333 könateu von einen Rhapsoden der Anasehmdcknng
P. D. Gk B«iaiiip : Aber die Teltfoadiia. 187
kalker yM«fefllgt ieitt. Jedoeh demti ist «iebi geeagl deei sie an«
eckt ieies. Wie viele andere ähnliche Stellen empfehlen aie sich eben
durch eine gewiaae angenehme Breite des Stils , ivelehe dem griechU
>8ckea Epos eigentbfimlich ist. Die Velkspoesie schildert überhaupt
den ürspning unwesentlicher Dinge, wenn sie nnr den Hörern interes-
iaat aind, mit nieht minderer Vorliebe ala grosse Begebenheiten; nnd
fie gibt ihnen allen poetisches loteresse dadurch, daas aie jede Be-
Hkrcibnng in die Form einer Ersahlang kleidet.
V. S38. 339 scheinen mir auch von dem Interpolator herzurühren,
welcher 189 — 218 eingeschoben hat. Der Helena geziemte es ja doch
eif eallicb allein als der Uansfrao, die enweseaden, mochten sie auch ans
eigeaem Antrieb die Moblxeit erneuert haben, zum essen nnd trinken
wieder einzuladen. Doch lassen sich die beiden Verse vertheidigen,
wean Mwc^b auf das trinken allein sich beziehen kann.
Dass V. 344 ff. eine sogenannte doppelte Receosion vorliegt, hol
üiUseh bemerkl (Sagenppesie S. 140 ff.). Odyssens wird nicht zn-
gleich die Geslnlt eines Bettlers und eines Sklaven angenommen ha->
bea; ^ins von beiden genügte. Aristarch hat ähty richtig als Appel-
latifun anfgefaszt. Andere erklfirten den Munrnsy nm den Wider-
sprach swiscben 245 nnd 348 zu beben , als tulvSyhuov icfag xol^ h
T^oUf ''£Ui|tf^iF ovta 7nm%6v^ joitoHog fiv xai rofg ^Id-axtfitoig 6 JQog^
okichon es nirgends überliefert wird, dasz ein solcher Bettler bei den
Griechen sich anfgohaitcn habe. Die ursprüngliche Erzählung scheint
dieiezasein:
244 ttVTOv ftfv nXiqy^iv a$uuUfiai iufiaöaagj
9Kuqa %n% ii^ fyoici ßalnivy oIk^i iommg
316. 249 ivS^w ^h^iuvimv natiiv nolw oC d' ißaniffiav
2dO ffavis£m iym 6i ii$v oTi/ %rL
Ein Rhapsode setzte an die Stelle dieser Verse folgende :
247 alXtjt d* avxov tpanl lUciaKQvnxav ^tax£i/,
diavrif og ovdev totog Irpf inl vtivalv ^Axaimv.
r^ IxeXog Kcaidv TQmcav mkiv , ot d* aßaKtfiav
navtsg, %xX.
Vielleicht ist auch das letztere echt und Jss erstere von einem Rhap-
io4ea. GeoQg, beide Formen wurden nnn bei der Redaction nach
•iaander eingeldthet.
Ebenso wurden unten die Verse 385 — 289 anstatt der Verse 380 —
M ?on einem Rhapaoden vorgetragen. Aristarch athetierte 385-— 289,
wail Antiklos in der Ilias gar nicht erwähnt werde (vgl. Schol. H : i
*Äm%hiql% tov kvkXov. ovx iipi(fOvxo de axEiov iv jtdöaig ol nivzi'
M fi^ v^g dut&iasmg ifw^^). Die eine Receosion widerspricht der
»dern (?gl. 383 u. 386; s. G. Curtins in der Z. f. d. österr. Gymn.
l^S. 43); und zwar erscheint die zweite Receosion (285—389) als
die ipatere, weil sie den Erfolg des Odyssens als schwieriger be-
Mkreibt« Denn wer hätte wol ein geringeres L^b des Helden an die
Stelle des grösseren gesetzt? Es kommt hinzu dasz dem Rhapsoden
1 88 P. D. Cb. HeaMDgi : Obw 4m Telmadiie.
die Vers« ß 8S«— 84 Torgeschwebl so babea echeiDea. Aber wirft nua
non 6 285 — 289 heraas aus dem Text, so fehll ein eottcinoer SMilves
der Erzählang. Vielleicht lautete V. 284 eioatmals so:
alX^ ^Oivcevg xcrri^KC , cacaai de TUcvtag *A%atovg.
Als Dun aber bei der Redaciion 285 — 289 mit eiogereiht wnrdev, auista
man 284 rerändera. Doch wollte man die blosse Mögliehkeit festhaU
ten 9 so würde sich die Wahrheit Terstecken. Es ist eben so wahr-
sclieinlich, dasz man bei der Einfugang von 285 — 289 6inen oder
mehrere Verse wegliess , welche ursprünglich auf 284 gefolgt waren.
V. 292 erklirt das Scholion BEPQ gans richtig: öuvoxtffov xo
negl ^Odv<S<sia na^ogj el ovt& cotpog av ovdiv xi amjAavtfe xi^g coqUag^
iXk ino xijg einaQi^ivrig ix^acfj^, xal 6 xoig aklovg amoag iavxbv
(f^cai ov ötdvvrfcai. Weil Menelaos noch gar nichts darüber bemerkt
hat, dasz Odyaseus noch lebe, schlieszt Telemaehos wieder wie ^^ 386 ff.,
dasz sein Vater schon lange in den Hades hinabgestiegen sei.
% 26. Wir kommen jetzt zum zweiten Tage des vierten Lie-
des, zum sechsten der Telemachie. Die Erzählung von dd06 — 619
ist diese:
Am andern Morgen früh fragt Menelaos den Telemaehos, wamm
er denn nach Sparta gekommen sei. Telemaehos schildert die Frech*
heit und den Uebermut der Freier und beschwört den Atriden bei den
groszen Verdiensten des Odysseus um ihn, er solle ihm seines Vaters
Schicksal, so traurig es auch sein möge, ohne Schonung berichten:
um Erkundigung darüber einzuziehen, habe er seine Reise nach Sparta
angetreten. Da ruft Menelaos aus: ^wie ein Löwe die in seinem Lager
ruhenden Hirschkälber zerfleischt, so wird Odysseus die schindüehen
i^reier mit dem schmählichsten Tode heimsuchen.' Dann erz&hll er
sehr weitläuftig sein Abenteuer mit dem Proteus auf der Insel Fharos.
lieber den Odysseus verkündigle der Meergreis dem Menelaos, dasz er
auf der Insel der Kalypso verweile; so sehr er sich auch nach seinen
Vaterland zurücksehne, so Issse sie ihn doch nicht weg, und er habe
weder SohifTe noch Gefährten. Darauf ladet Menelaos den Telemaehos
ein, elf oder zwölf Tage sein Gast zu bleiben, und verspricht ihm
Wegen und Pferde als Gastgeschenk. Aber ihn duldet es nicht langer,
da er weisz dasz Odysseus noch lebt. Er fürchtet dasz seine Geführ-
ten in Fylos ihm es übel nehmen würden, wenn er sie so lange warten
liesze. Das Gastgeschenk schlSgt er dankend ans, weil Ithaka nor
Ziegen weide. So verspricht ihm denn der Atride einen sehr kost-
baren Mischkrug zum Andenken za geben, ein Werk des Hepbaestos.
• Nun erwartet man dasz Telemaehos sogleich Abschied nehme;
aber die Erzählung bricht plötzlich ab.
% 27. Unecht scheinen mir in dem eben durchgenommenen Stüok
die Verse 341—346. 353. 443. ölt. öl4— 520. ö53. 561—569. 606.
Die Verse 341 — 346 halte ich ans mehreren Gründen für unecht.
Erstens genügt es, wenn Menelaos den Freiern Einmal den Tod wünseht
(330 — 340). Ja das^rste Mal in dem Gleichnis verkündigt er ihn gnnn
bestimmt, und die Kraft der Versicherung (igfi^<SH) wird abgesohwftchl
P. D. Cb. HenDiq^ : fibor die Telemadde. 1 89
dmk dtfk folgentfett Wmiseli. Zweiteas sobeiaefl 341 — Z^ den Ver*
8CB ff %3 — 267 naebgebildet zu seio. Beide Stellen baben wenigstens
sebr ibnlichen Inbalt nad den aeailiehen Scblnsz (d 345. 346 == a 265.
S66). Da die Verse 341 — 346 im Bericht des Telemachos ^ 132-^137
wiederkebren, so wäre es möglich dasz sie nur gemacht sind, um die
Zabdrer anf den bald hernacb folgenden Wetikampf des Odyssens mit
Iros Toranbereiten.
V. 353 war schon dem Zenodot verdichlig. Offenbar bat hier ein
Rhapsode seinen Vortrag benutzt, um fflr seine Zuhörer eine Regel der
Frömanigkeit einflieszen zu lassen; gerade wie wenn unsere Fabel-
dichter den Lesern an die Hand gehen eine Moral aas ihren Geschich-
ten zu entnebmen. Vgl. Qber 6 353 auszer dem Schol. und Nitzscb in
den erkl. Anmerk. zu d. St. noch dessen Sagenpoesie S. 169. -
Warum der Versteck des Meneiaos 441 unangenehm oder schlimm
genannt wird, bat der Dichter sogleich selber angezeigt: xtlQsyaQ
aiviig tpaxamv ihox^eipimv 6lo9ita%og odfii^. Wir erwarten nunmehr
kein zweites *denn'. Was soll also der Zusatz: *denn wer möchte
auch neben einem Heerungeheuer ruhen?' Um der wunderbaren Be-
gebenheit einen Ucherlichen Effect zu geben, fragte ein Rhapsode
seine Zuhörer, was sie zu der Lage des Meneiaos meinten.
Denselben Ursprung bat S 511, wie schon Eustathios oder seine
Vorgingfer richtig herausgeföhlt haben: rovrov xov cxixov q>ualv ot
nulauA iv avdifu^ indocn tpi^ea^ai iia to Uav tvxilig. iio ^ov-
fiaiovötv^ nag Mhc^^v ^Aqlövu^ov oßBlidai avrovj S%st 6h svviXsutvi
6x£%og ov dur r^v (pqaa^v aklcc öii xov vovv, (li^ XQV^^'' y^i^ 6onB&
imoi^ag ovx<o q>QccCa$ xcri olaif mg iv aaxiüffi^. a(n$img yciQ ftatrcwg
xai ev »ata xi öTtovöaüw iqqi^ l^ca natqov to ^huL nlsv iXiivQov
vdtt»^». Vgl. das Schol. HP und Nitssch zu d. St.
Was die Verse 514 -- 520 anlangt, so müssen zuerst, wie Bftchner
aagegeben hat (s. Nitzsch Sagenp. S. 114 Anm.), die beiden Verse
519. 520 Tor5l7. 518 gestellt werden, damit kein Unsinn herauskommt.
Aber aacb so kann ich die ganze Stelle nicht fflr echt halten, well
Proteus kein unnützes Geschwfitz macht. Wenn schon gesagt ist, Here
hsbe den Agamemnon aus Heeresgefahren errettet, so war es vollstän-
dig unnatz, hinterher ihn noch einige Hin- und Herfahrten machen zu
lassen. Die geographische Schwierigkeit dieser Stelle hat Nitzscb be-
rAbrt Anmerk. 1 S. 279. Auch der Plural orxad' rxoinro ist wenigstens
auffallend , wenn von den Gefibrten des Agamemnon vorher gar nicht
die Rede gewesen ist. Die Erzählung ist einfach und klar, wenn »an
514 — 530 in Klammern setzt Ein Rhapsode glaubte vielleicht, eine
Fahrt von Troja nach Argos müsse jedenfalls mit Gefabren verknOpfl
geweaen sein.
Die Verse 561 — 569 können sehr gut fehlen und hingen mit dem
vorhergehenden gar nicht zusammen. Proteus hat V. 560 schon alles
berichtet, was dem Meneiaos wissenswürdig schien. Die elysischen
Gelllde, wohin nach Hesiodos Weltansicbt treffliche und ausgezeichnete
Nianer nacb dem Tode versetzt wurden , sind dem Homer sonst nnbe-
190 F. D. eil. HaMiiiit : üUrdie Telemiokie.
ksMt. Ei ist klar : ein BlMipM4e bit de» MeMla« 4ie grtel» Wal-
tbat der Götter sh Theil werden laieeu, um daa Interesse der Zabörer
SD dem Helden au steigern. Gleicbwol entgieng ihm nickte dasa an
dieser Stelle durchaus kein Grund vorliegt, warum der Atride einer
so grossen Belohnung fOr würdig erklart wird. Dean er selbst bal
sieh einen Grund ausgedscbt: aSven l^e^ 'EXivifv »al 6guv foiAßgos
jdtog iatfi. Aber Verwandtschsft mit Zeus mscht nicht so viel aas bei
Homer. Homer kennt noch nicht einmal die Mythen, nach denen be-
gfUistigten sterblichen von den Göttern ewiges Leben verlieben wer*
den kann. An der ganzen Stelle hat auch A* Jacob Anstoss genom-
men (a. 0. S. 383).
Den V. 605 wendet Horatins einmal an, wo er davon spricht, er
könne. wol einmal in die Lage kommen dem Maecenas alle seine Ge-
schenke znrdckzttgeben, in der berlicben 7n Epistel des ersten Baches
V. 34ff.:
haud mtüe Telemaekus^ proUs patienii$ Ulimi:
non eii apiun equis Uhuee locus ^ ui neque plamt
porreciMit $patü$ nee multae proddgus herboe.
Telemaohos entscbukligt diesen Mangel seiner Insel damit, dasa er
allen Inseln sonnige Blacbfelder nnd grasreiche Wiesen abspricht;
ov yiif tig vri^mv tnjtiilstiag oud' ivk$i(imVf
at d' all xt%Xlatai' 'idaict} ii u nal neql ftaaimv.
Diese Enlschaldignng stimmt nicht mit V. 606 , wo Telemaehos eiae
Insel, welche Ziegen nihrt, einer andern, welche Pferdecallur ge-
stattet, vorzreht. Dazu kommt in V. 606 eine gewisse Harte der
Strnctnr, da nicht allein das Verbum, sondern auch ein Substantivuni
fehlt. Der Vers hat so etwas iu sich, was an ein Sprichwort erinnert.
Der Inlerpolator, welcher ihn hierher gesetzt hat, hat Oberseben dass
Telemaehos jeder Insel die Taugliobkeit für Pferdecnltur abspricht.
Man könnte sich darüber wundern, dasz der Dichter den Mythus
ve« Proteus so vollständig in seine Erzibiung eingewebt hat , da doch
wenige Verse, nemlich d 347 — 350. 506—560 = q 137 — 146 genügtea,
um Ober das Schicksal des Odysseus aufzuklaren. Allein es fehlt viel,
dasz solche Episoden wie diese hier in S von der epischen Era&blirog^
vermieden worden wären. WennMenelaos aberbaupt den Proteus redend
einfahren musz, so verlangen wir auch zu wissen, wann und wo der
Atride mit ihm gesprochen und wie es ihm gelangen sei den listigen Meer-
greis zu Qberlisten. Denn gutwillig weissagte er keinem. Auch warde
die blosse Angabe seiner Worte über den Odysseus unser Gefahl nnd
unsere Erwartung mit nichten befriedigen. Hat doch der Dichter die
Erkundigungsreise des Telemaehos fttr wichtig genug gehalten, am
sie in mehreren Liedern zu verherlichen. Aber bis zu dem Augen-
blick, wo er schon wieder an die Rackkehr denken mnsa, siad Tele-
maehos Nachforschungen durchaus vergeblich gewesen. Muste der
Dichter sich nicht bemuhen, das wenige, was er ihn zu guter letat er-
fahren liszt, durch Ansscbmückang so wunderbar und interessant wie
möglich za maohen? Wir mOssen bekennen dssz es ihm gelungen ist.
P. D. CL BMuiigt: iber «• MeMoUe. 191
T«l«aMlios difdfeo linNBolilt Batflriieherweise in 4»m Beriohl« wel-
ein« er eeiner Matter in ^ absttüet, nur das wesentliche aus dieaer
fipiaode aaasnsieiwn«
S 28. Andera verbiit es «ich mit dem TbeiL Ton i^ der naeh
V. 619 fpigt; dieaen kann man nicht ala Epiaode eaffasaea« Hier wird
anihlt, daaa die Freier auf Ithaka Ton der Reise des Telemacbos für
ihre eigene Wolfahrt farchten nad ihm unterwegs aufzulaaern be-
sefaliessen, nm ihn za tödten, dasz seine Matter Peneiope es erfiüirt
nad in Teraweifelte Klagen aosbricht, snletat aber im Gebet an die
Athene Trost' sacht and findet. Diese Ereignisse liegen von Tele*
■a^os Aafenthalt in Sparta fern ab ; sie nnterbrecben die Continaitil
der Enihlnng. Sie können orsprflnglieh nicht mit 6 619 in so enger
Verbindnng gestanden haben , dass sie ^in Lied mit dem vorhergehen«
dea attamachten.
Die Ersählang des vierten Liedes hinwiedemm kann, wie man
gesaerkt hdien wird, mit i 619 nicht abgebrochen aein. Hier ist nichts
weniger als ein Abschnitt
Man ergibt sich zamUeberflnss aneh noch ans anderen Indicien, dass
arsprQnglich nach d619 anderes erslhlt worden ist als jetst geschieht.
Zuerst ans jenem Bericht des Telemacbos in f. Ueber das Bach ^ gibt
es ein Programm von A. Rhode * Ontersnchangen Aber das 17e Bach
der Odyssee' (Dresden 1848), worin aoszer anderem aneh dies aaohge*
wieaaa isl, dass q 1 — 183 ans jüngerer Zeit stammen als dieeohlen
Theile jenes Baches. Aas dieser Partie hat R. Volkmaon in den *com-
neataliones epieae' (Leipzig 1854) wieder den Haaptbestandtheil aas*
geschinden, nemiich die T^X^fMrxot; knivodog (q 1 — 44. 107 — löO),
welche vielleicht einst aneh für sich allein vorgetragen worden ist; da-
ran hat ein interpolator, damit des Theoklymenos Ankonfl im Haase des
Odyanens nicht vermiszt warde, die Verse 151 — 166 and, damit die
pnae Partie zasaramen mit der alten homerischen ^OSvc^ifog hwvoöo^
vorgetragen werden könnte, dfe Verse 167 — 181 angeknöpft. In der
iwivodoq Tfili\iLa%(ov bat der Berichterstatter bei der Kttrze, deren er
sieh bnieaasigi, sich nicht immer darchans genaa aosdrttcken können,
z. B. V. 190f.:
Soaal gebraucht Homer das awsl»^ Snuta nar von solchen Handlan-
gen, die nnmittelbar anf einander folgen. Menelaoa fragt aber den
Talemaehos erst am zweiten Tage seiner Anwesenheit nach dem Grand
taiaer Reiae. Dodi kann man nicht leugnen, dasz dies fAr Telemaohaa
gewisnermaszan daa nächste ist, was ihm passiert, nachdem er din
Helen gesehen; und so lisst sich der Ausdruck mit der Brzäbluag
der Telemachie, welche der Verfasser der inavo^ TriXef$a%ov durob^
MS zu Grunde gelegt hat, sehr wol vereinigen. — Die Verse q 147-—
149 gehören jedenfalls nicht dem Ordner an , welcher die folgenden
Verae interpoliert bat; sondern da sie den Bericht des Telemacbos
erst abseUieszeo, so roässen sie^ach nothweodig mit za der intivoäof
192
Ttil^imf99 ggf rt«gt wmrim. Ihtm ^ Uß. 149 mm i sm. S» wwier^
kolt fisd, isl keüi Grwmä dafegca, ^ mmtk die acislaa tfcrigea Vmne
de« BcrieliU Biehl orifiaeU^ MMiien tob rif 3(acUHMr au 4 wie*
derhoU aind. Wm Faesi dariber u icJMr AmagAm tagt, kam naa
aar dsaa billif ea , weaa aus das gccaaJMcra oder friauMra fcgon-
Aber ^aaa Hoaier ab Dichter der Odysaee «ai jcdea Frcia feathallen
will; alleia ia kritiaelier Hiafiekl iai ea darekaaa falack. Er MeiBt
Beailick: *%auTa reletniiaag srl. Eia aickt g^aat paaaeadar
aocb rieb liger Schien der Erxihlaaf; deaa eigeatlich roll-
bracht, aasgerichtet hatte Teleaacboa aichls. Aach wird die Heiai-
liihrt aa kon abgetbaa/ Weaa aach daa Verban nlcvrov ia dem
Maade des Meaelaos d 585 f. riet paaaeader ist, so wird aaa doch
aach sicherlich aicht ia Abrede stellea, dass Teleaucbos wirklich
etwas SB Bade geführt hat. Weaigsteas gebraecht Atheae dea-
selben Aosdrack tob der Reise ihres SchiUliags. Dea aweitea Eia-
waad Faesis, dass taiha xtUvri^aag vfoi/Ltpf aicht richtig sei (er deakt
ilsran dass Telemachos nach der jetzigen Darstellnag der Odyssee nooh
aber ursasig Tage in. Sparta^ bleibt), bat aach Rhode schon geaiacht,
aber sogleich selber verbessert (S. 10) : ^Endlich befremden die Worte
147 — 149. Deaa so kaaa Telemachos nicht sprechen, wenn er über
einen Monat bei Menelaos geblieben ist. Freilich ist mit diesem Um-
stand nicht bloss diese Stelle, sondern aach noch manches andere im
Widersprach: dsss Telemachos trotz seiner dringenden Eile seinea
BesHcb so sehr verlingert; dass nachher diese lange Abwesenbeit we-
der in o erwähnt wird noch in n^ wahrend sich dasa öfter Gelegea-
heit bietet; dsss die Gefährten in Pylos, als er sn ibaen zarflckkehrt,
heia Wort dsr4lber verlieren, obgleich er schon so Menelaos am swet-
ten Tage gesagt: alX^ rjdri fioi avia^ovctv hcuifoi h Ilvlt^ r^ya^iri'
ai Si lu xQovov iv&ad^ iqvxstg (d 598 f.); desgleichen such die Freier
nicht in tt, Ober deren Geduld man sich nicht genug wundem kann,
wenn sie so lange auf Telemachos im Hinterhalt gewartet. . . Wahr-
scheinlich ist das Ende von 6 mit o su verbinden, die Verse o 301 —
492 sind beranszunebmen und der Schlnsz des Liedes vom heimkehren-
den Telemachos ist zu suchen yt 324 AT.' Dieser Vorschlag Rhodos ist
nun allerdings nicht genau und nur theilweise richtig; aber die Grund-
voraussetzung von welcher er ausgeht ist richtig: ein Nachdichter
konnte den Telemachos gar nicht berichten lassen, er sei sogteioh
nach erhaltener Auskunft von Sparte wieder weggereist, wenn nicht
eben dasselbe in seiner Quelle, im vierten Liede der Telemachie er-
zählt war. Hier ist keine Entschuldigung mehr möglich , als ob der
Ausdruck nur unpassend gewählt sei; und filr so gedankenlos werden
wir den Nachdichter doch auch nicht halten, dass er vollkommen an-
richtiges erzählt hätte. Hier ist kein Ausweg. Wir werden so dem
folgerechten Sohlusz gedrängt: zu der Zeit, als die htivodog T^ia-
luixov gedichtet ward, wnrde in der Telemachie noch erzählt, daas
Telemachos sogleich, nachdem er über das Schicksal seines Vaters
Anskunft erhalten, von Menelaos Abschied nimmt nnd wegreist —
P. D. Ch. Heamngi : Aber die Telamdii«. 1 93
Wir haben oben geseben, dass eben dies aoeb aof 8 619 gefolgt sein
moea and da8s alles, was jetzt nach d 619 konait, arspranglich nicht in
direelem Ziiseaimeabang mit dem ?ierten Liede der Telemaehie gestsn-
dea bat. Entweder musz also der ursprüngliche Schlusz des Liedes
i verloren gegangen sein, oder er steht jetxt, wie wir ja anch von der
Einleitong der OSvaaitog c%ii8lu nachgewiesen haben, an einer ver-
hörten Stelle der Odyssee.
Mnn weiter. — In den ersten vier Büchern der Odyssee werden
sechs Tage beschrieben. Im 5n Bache sendet Zens auf anreihen der
iUbene den Hermes zur Kalypso, nm ihr zu melden dasz die Götter
des Odyssens Heimkehr beschlossen haben. Vom zweiten Tage bis
sam fanften nach des Hermes Ankunft auf Ogygia (e 225. 228. 262)
limsnert Odyssens sich ein kleines Schiff. Am sechsten Tage (ß 264)
bitt er allein die Heimfahrt an und schifft siebzehn Tage in ^inem
fort, ohne dasz ihn ein Sturm ereilt h&tte. Am 23n Tage (d. i. am
29b der ganzen Odyssee) sieht er von ferne Seherin, die Insel der
Phaeaken. Da aber kehrt Poseidon von den Aethiopen zurück und
zerirflmmert ihm sein Schiff in furchtbarem Sturm, Odysseus schwimmt
drei Tage lang nmher, ein Spielbail der Winde und Fluten. Mit Len-
kotheas Hülfe rettet er sich. Am 25n Tage steigt er nackt ans Ufer
der Phaeakeninsel (s 388. 1 170). Am folgenden Tage nimmt ihn Alki-
Boos bei sich auf. Am 27n Tage erzählt er den Phaeaken seine Aben-
lener. Am dritten Tage nach seiner Ankunft auf Scheria schifft er
sich Abends ein (v 73 ff. 93 ff.) nach Ithaka und wird hier noch vot
Tagesanbrooh schlafend ans Land gesetzt. Nach der jetzigen Anord-
anag der Odyssee ist er also am 29n Tage nach der Götlerversamm-
lung in e wieder auf heimatlichem Boden (wenn wir die nrsprflng liehe
Gestalt von ^ für die Berechnung zum Grunde legten, wfire ^ am 28n
Tage; eine Differenz von ^inem Tage ist aber irrelevant). Athene er-
seheint ihm hier, ermahnt ihn an den Freiern Rache zu nehmen, und
damil er weder von Eumaeos noch von den übrigen Ithakesiern er-
kannt werde, verwandelt sie ihn in einen Bettler. In der Rhapsodie
I ist Odyssens bei Eumaeos. In o fingt wieder ein neuer Tag an , der
30e nach der Götterversammlung in f, der 36e nach der Berathnng des
Teleasacbos und Mentes; und an diesem Tage soll Tetemachos von
Sparta weggereist sein, nachdem er 31 Tage dort gewesen ist (vgl.
Faesia Einl. S. XXXII ff. der 3n Ausg. B. Thiersch a. 0. § 29). 6 619
ist er schon im Begriff Abschied zu nehmen. Schon Nestor hatte ihm
geratben y 313—317 (== o 10 — 14) nicht zu lange fern von der Hei-
mat araherznschweifen ; so schlägt er denn d<494 — 599 eine Einladang
des Henelaos, noch elf oder zwölf Tage bei ihm zu bleiben, entschie-
den ans. Anch fürchtet er, seine Gefährten in Pyios möchten unge-
duldig werden. — Wie sollte er da freiwillig noch so lange bei Hene-
laos geblieben sein? — Dazu kommt dasz nirgends in der Odyssee
direct oder indirect angegeben wird^ Telemaohos habe sieh so lange in
Sparta aa^ehalten. Nicht einmal die Freier klagen in n über die
lange Zeit, die sie vergeblich hätten auf der Lauer liegen mflsaen.
194 f. D. dl. Hemliifs : Aber die TeleMaehia.
Aneb die Geffthrten des Telemaclioe stellen sieh o 917 ff. nicht mi, eU
ob sie auf ihn za lange bitten warten mflasen. Telemaehos acbeinl
nur deshalb so lange in Sparta geblieben zo sein, weil Bwisoben d nnd
0 so viele Tage bescbrieben werden. Wenn wir 6 mit o verbindeD, so
hebt sieb die ganze Schwierigkeit. In o ist gerade dasjenige enthal-
ten, was nach d 619 noch Termisst wird. Aber rreilich fingt hier die
echte Erziblang nicht mit dem ersten Verse an , sondern mit V. 95 :
dHTCvoif ivl iiiyaQOig xstvxhv aXig Ivdov lovtmv txh
Den echten Anfang von V. 93 bat der Interpolator, von dem o 1 — 93
herrühren, verändert in ovr/x' aq*,
§ 29. Ehe wir die echte Erzählung des vierten Liedes der Tele-
machie weiter verfolgen, will ich nachweisen dasz sqwoI o 1 — 92 als
auch V 412—428. 440, mit denen sie zusammenhingen, und £ 174— IM
interpoliert sind.
Die Verse v412 — 428. 440 erweisen sich als unecht durch zweier-
lei. Erstens dadurch dasz sie den Zusammenhang stören. Die Göttin
hatte gesagt, sie wolle den Odysseus in einen Bettler verwandeln
(v 398 — 401). Sie wird ihren Willen ausfahren, so wie er ausge-
sprochen ist, und sich nicht vorher noch erst mit Odysseus über Tele-
maehos unterhalten. Es musz also 429 IT. unmittelbar auf 411 gefolgt
sein. Zweitens verrathen sich die Verse 412 — 428 als Interpolation
durch den Zweck, weswegen sie hierher gesetzt sind. Der Zweck ist
das Lied v und o 1 — 92 mit einander zu verknüpfen. Athene sagt, sie
wolle nach Sparta gehen und den Telemaehos auffordern heimzukeh-
ren. Am Vormittag geht sie von Ithaka weg; o 1 trifft sie Telemaehos
und Peisistratos schlafend, da es mitten in der Nacht ist. Die Göttin
kann aber doch wol schneller von Ithaka nach Sparta kommen , als es
nach, dieser Erzählung geschehen ist.
Dasz I 174 — 184 unecht sind, erkennt man tehr leicht. Denn
wenn Eumaeos eben vorher geßagt hat:
avxciQ OSviSaevg
ik&oi OTtwg /iiv iyooy* i&iXa xai Utiv^Xoneia
Aaiqxjiq ^ b yiqtov xal TriXi^Lci%og Oeoadif^)
so würde der Dichter ihn sicherlich nicht haben fortfahren lassen :
vvv ov natioq aXaCtov odv^ofuxi^ ov rix' 'Odvtftfev^,
Tijliiia%ov xri.
Wie ich ans Dindorfs Ansgabe der Scholien cur Odyssee (II S. 586)
sehe, haben auch alexfndriniscbe Grammatiker hier Anstoss genom-
men : in M sind die elf Verse mit Obelis bezeichnet. Vielleiehl »landen
sie nicht einmal in allen Handachriften.
Die Verse o 1 — 92 scheinen von demselben Interpolator gemacht
zn sein wie v 412 —428. Zeit und Ort der Unterredung zwischen Te-
lemaehos nnd Menelaos sind o 93 if. dieselben wie d 619. Es ist frOh
morgens und vor der Thür. NatOrlicb muste der Interpolator von o 1
seine Erziblang so einrichten) dass sie damit stimmte. Was dann
P. D: €k. Rerainfs : Obtr di« Tetenacliia. 196
Btch 0 93 folgt Y gesebiehl «o dem flbrigen Theil des Tages, weUfaer
6 MI anfieng. Zo welchem Zwecke der InterpoUtor den Schlasz vom
Tierteo Liede der Telemachie abgetrennt and so einer aelbstindigen
Rhapsodie Teryollstindigt hat, ersiebt man leicht, wenn man erwägt,
welehe Verindernng.dadareh in der gansen Anordnang der Odyssee
berbeigefahrt ist. Sowie Telemachos von seiner Reise aarAckgekehrt
ist, triflrt er bei Enmaeos mit seinem Vater snsammen. Wenn also die
Abreise des Telemachos von Sparta mit im vierten Liede der Odyssee
stand , so war , falls die jetzige Anordnung der Odyssee im Aoge be-
balten wird, was jetzt unmittelbar anf diese Abreise folgt, davon dnrcb
die Rhapsodien s — g getrennt. Dies wollte er vermeiden. — Ich will
nicht verkennen dasz seine Aufgabe sehr schwer war; aber er hat sie
nicht gnt ausgefOhrt. Gleich, im Anfang bat er sich ganz nnsionig
ausgedrflckt Er sagt Y. 4 — 6, Telemachos und Peisistratos hatten
geschlafen, Telemachos aber hatte die Nacht schlaflos zugebracht. Bs
hilft gar nichts, zwischen beide Sätze ein Venu schon' einzuschieben,
wie Faesi thnt: *aidovT£ anf beide bezogen, wenn sich schon nach-
her ergibt dasz Telemachos nicht wirklich schlief; vgl. \\,A 611
mit B 3/ Auch die Vergleicbung mit der Stelle der Ilias nützt nicht
fiel: denn ^611 und B 2 sind von verschiedenen Verfassern (vgl.
Lacbmanns Betrachtungen S. 2). Es ist allerdings nicht ganz unwahr*
scbeinUch, dasz der Intei^olator, mit dem wir es zu thun haben, jene
Stelle der Ilias bat nachahmen wollen, aber darum nicht weniger ab-
surd. — Ferner zeigen V. 8 (vgl. ^62. v h%. H> 343) und V. 90, wie
sehr Telemachos hofft dasz sein Vater von Ogygia bald daheim sein
werde. Eine solche Hoffnung^ gestattete ihm nicht dreiszig Tage in
Sparta zn verschwenden. That er dies wirklich, so läszt ihn der Dich-
ter ein unwahres Geffihl aussprechen. Athene erscheint ihm nicht in
Gestalt einer andern Person. Sie redet ihn an :
Ti/^ifcov , (iv%ln %ciXa Sofimv aito t^A' iXdkrfiai^
XT^ftoT« TS ngohnmv avdqag x* Iv (SolCi do^notCiv
ovTfO VTUqfputtlovq* ftif xoi xcnr« navta (payanStv
nnqfjuna Öctatsainevo^j (si) dl n^Wijv odov iW'rig.
Diese Verse sind wiederholt aus y 313—316, nur dasz es dort in dem
ersten Verse beiszt: xal tfv, q>llogf fifi Stj^u ^ofioov ano tfjk^ akaktiooj
an welchen Imperativ sich das folgende (iti enger anscblieszt. Es ver-
rith den Interpolator, dasz dieselben Worte der Göttin in den Mund
gelegt werden , welche Nestor unter andern Umständen , da noch an
ein nmberschweifen des Telemachos wirklich gedacht werden konnte,
und viel passender schon gebraucht bat. — V. 16 beiszt es, dasz
Penelope von ihren Brfldern und ihrem Vater Ikarios angetrieben
werde einen von den Freiern zu beiraten. Ihre Brüder weisz Ensta-
Ihios freilich bei Namen zu nennen; aber die homerischen Dichter
kennen sie sonst wenigstens noch gar nicht; ihren Vater nennen sie
wol, aber es wird nicht recht klar, ob er auf Ithaka gewohnt hebe oder
sieht. — V.8 — 24, d. i. 17 Verse hinter einander schlieszen fast alle mit
einem Anpbibracbys (vgl. C. A. J. HoGfmann quaest. Rom. IL S. 179.
196 P. D> Ck. HetDiDg«: aber die Telemachie.
1 S. 110). Das ist tum wenigsten eintönig nnd dem Ohre listig. —
V. 17 TtiifißdkXsiv ist nur hier und W 278 für vfKffßalXuv gesetzt. —
Das SchoL U, das bei Dindorf zu V. 18 gesetzt ist, bezieht sich auf
S4 — 26. Diese drei Verse können zwar fehlen; aberdantm sind sie
in dieser Umgebung noch nicht unecht. Die gapze Partie V. 20 — 26
steht durchaus im Widerspruch mit dem, was in der Telemachie über
die Verhältnisse der Penelope berichtet ist. Stand doch die Encykleia
der Penelope zur Seite, als die treueste Dienerin nnd Amme des Odys-
sens (ff 428 IT. ß 346 ff.) , iq %uvx iqyulccööi voov nolvidQslyaiv. Der
Athene ziemt es mit nichten, den Ruf der standhaften Penelope zu
schmfilern. — V. 22 ist xavQiöloio q>lloio nicht bezeichnend genug für
den Gatten. Beide Epitheta werden 'z. B. auch dem Hause gegeben. —
V. 29 — 32 sind wiederholt aus d 671. 823. v 426—429. Diese Verse
würden nur dann hier am Orte sein, wenn ö 625 — 786. 842 — 847 in
den Zusammenhang des vierten Liedes der Telemachie hineinpassten.
Aber sie gehören nicht zur Telemachie , sondern sie sind von einem
andern spätem Dichter gemacht. Zwar wird d 842 ff. nur iine Insel,
Asteris, genannt, bei welcher sich die Freier auf die Lauer legen
wollen. Der Interpolator hat hier aber dem Singular hag vi^aov den
Plural inag vi^oaav vorgezogen, weil der Dichter nachher in eioem
echten Verse o 299 sagt: Sv^sv S^ av vi^coiaiv inmqoij]^ ^oyaiVy
d. h. ^er richtete den Lauf seines Schiffes nach den Inseln hin.' Also
Telemachos hätte sich gerade gegen das Gebot der Göttin in Gefahr
gestürzt? Im Gegentheil: das Gebot der Göttin ist untergeschoben.
— Die Anweisungen, welche Athene dem Telemachos V. 34'~42 gibt,
sind von dem Interpolator richtig dem Erfolge gemäsz erdichtet. —
V. 38. 39 sind aus v 404 f. wiederholt/ — V. 45 ist nicht aliein von
Wolf und Bekker, sondern auch von den alten Grammatikern verwor-
fen. Mit Unrecht. Ein Schol. H und Vy|dbbon. 133 sagt darüber :
vo^evExai <ig ötOTtinkaCfiivog i^ "^fiiCxip^ Ttjg x ^Iltadog (158).
itut yccQ TtQoafjKOvxiog I^iaroDQ KOificifievov jdioyif^drjy ivicxtfit^ xv-
^at xaxoKVfiaag J&a x6 y^Qctg. Im Dammschen Lexikon ist der Vers
verkehrt erklärt. ila| noSl bezeichnet dasselbe, nemlich *mit dem
Fusze'. Da der Dativ steht, so kann es nicht der Fusz des berührten^
sondern nur der Fusz des berührenden Mannes sein. Telemachos stoszt
mit seinem Fnsze den Peisistratos an, nm ihn aufzuwecken, ebenso
wie Nestor den Diomedes K 158. Ich finde darin nichts auffallendes.
Man den|(e sich nur den Telemachos nnd Peisistratos in Einern Bette
schlafend. Allerdings ist o 45 aus K 158 wiederholt; allein daraus
folgt nur dasz der Interpolator, welcher alle diese Verse gemacht
hat, später lebte als der Dichter der Doloneia. Dazu kommt: wenn
V. 45 gestrichen würde, so würde auch die Formel fehlen, welche den
Telemachos redend einführt. — V. 46. 47 scheinen eine Nachahmung
von / 475. 476. — V. 54. 55: eine allgemeine Sentenz an dieser Stelle
ist langweilig. — V. 63 ist sehr auffallig wegen der Wiederholnng
des Subjects (59. 62). Er scheint in den Hss. nur an den Rand geschrie>
ben gewesen zu sein (aus o 554. ^ 3. t; 283) and wird wol mit Recht
P. D. Ch. Hennings: Qber die Telemachie. 197
eingeklammert. — Henelaos ffingt mit Einern Mal V. 68 ff. auch an
senlenliös sn sprechen. In fflnf Versen 6 70 — 74 reiht er vier mora-
lische Sitze an einander; ans allen vieren folgt weiter nichts, als dass
Menelaos der Abreise der Janglinge nichts in den Weg 'legen v^iil
(vgl. ß 274 — 280). Sie haben hesiodeischen oder theognideischen
Charakter; homerisch sind sie gewis nicht. Die gnomische Poesie
blähte ja viel spater als das Epos, quod semper ad evenium fes^mai
ei in medias res rapii aiientum audiiorem. — Ueber V. 74 urteilten
die alten sehr richtig. Schot. HQ Vindob. 133: iv itoXkolg ovk iipi-^
^0. TLol iaxiv 'Hüiodsiog xijg <pQ<iG£0)g o xaQaKtfJQ, ei ih it%oliLe9a
minovy TtQO %mv nqo iavvov ovo 6xlj((Xiv dg>£lXei yQccfpsa&ai. Im pei-
listrateischen Exemplar der Odyssee hat er entweder gar nicht ge-
standen oder nach Y. 71. — V. 75 — 77 sind wieder dem Erfolge ge-
Biiss erdichtet. — V. 78 — 85 haben Obeli in 11 und fehlen gans in
einer wiener Hs. Aristarch hat sie nach dem Schol. H (vgl. das Schol.
18 l 496 and Lehrs de Arist. stnd. Hom. S. 232 f.) dem Homer abge-
sprochen. Dem Interpolator, mit dem wir es hier zu Ihnn-haben^
konnte so etwas wol in den Sinn kommen. Freilich von der homeri-
Khen Einfachheit sind sie ich weisz nicht wie weit entfernt. Denn
Menelaos schwatzt entweder , oder -er gibt seinem Gast zwei schwer
verdaoHcbe Malicen, einmal indem er ihm Beistand und Geleit anbie-
tet, falls er sich weiter in Phlhia und mitten im Peloponnes umher-
treiben wolle, da er doch eben gehört hat dasz Telemacbos sehnlichst
nach Hanse verlangt; und dann auch indem er ihn erinnert, wie viele
Gastgeschenke er sich dabei zusammenreisen könnte. Ob vielleicht
der Inleq>olator meinte , dasz auch Menelaos nur deshalb acht Jahre
lang fern vom Vaterland umhergeschweift sei?
Wir haben gesehen dasz o 1 — 91 unecht sind. Der Interpolator,
von dem sie herrühren, hat weder die Reden den Charakteren der re-
denden Personen ziemlich ifnd angemessen gemacht, noch eine genfl-
geade Fertigkeit im erzählen bewiesen; sondern fast alles, was er
»cht dem Erfolge gemäsz einrichten mnste , verletzt unser Gefühl in
irgend einer Weise; er wird sententiös, wo schlichte Einfachheit am
Orte war ; er hat die Verhältnisse des Telemacbos und der Penelope,
wie sie iu^der Telemachie beschrieben sind, nicht scharf genug aufge-
faszt, OB nicht zuweilen gegen seine Absicht ihnen zu widersprechen;
er hat aus anderen Liedern der Odyssee in unpassender Weise eine
Anzahl von Versen wiederholt, damit doch einige Ausdrucks weisen
■asweifelhaft homerisch wären; endlich hat er gegen alle Wahrschein-
lichkeit den Schein herbeigeführt, als ob Telemacbos 31 Tage in Sparta
sich aufgehalten hätte. Dies hat er gethan, um die einzelnen Rhapso-
dien der Odyssee bis zur 16u so hinter einander ordnen zu können,
duz sie einem Zuhörer, welcher nicht kritisch prüfen, sondern unge-
stört genieszen wollte, ein Continuum zu bilden schienen. Dies letzte
zeigt eine in der Geschichte der epischen Poesie berechtigte Tendenz.
Duz der Interpolator das grosze Werk der Nation zu einem gewis-
ses Abschlttsz und zu einer Art von Einheit zu bringen an seinem
lahrb. f. cbM. PhUoL Sappl. Bd. lU H(t % 14
198 P. D. Ch. HeDDings : aber die Tclemacbie.
Theil geholfen hat , söhot uns mit der Ungesehioklichkeit wieder ens,
die er dabei bewiesen hat. Hätte er sich keine Blossen gegeben, so
würden der Nachwelt vielleicht die Sparen seiner Thatigkeit verbor-
gen geblieben sein and wir wfiren am ein Stück Geschichte der ho-
merischen Poesie firmer. Uebrigens haben wir seine Bekanntschari
schon einmal gemacht; wir kommen daraur später zurück.
d 620 nnd o 92 sind nur Uebergangsverse. *)
% 30. Mit 0 93 1} ^a »al y aloi^ xtX. wird die 8 619 abge-
brochene Erzählung fortgesetzt (s. oben S. 194):
Nach diesem Versprechen befiehlt Henelaos seiner Gattin und
ihren Dienerinnen ein Mahl herzorichten. Das ist ganz natürlich , da
seine Gastfreunde die Rückreise nach Pylos antreten wollen. In sol-
chen Fällen war es Sitle nicht ein aQUSTOV, sondern gleich ein öhtcvov
herzurichten. So befiehlt Menelaos denn obendrein noch dem Eteoneoe
Fleisch zu braten. Dann steigt der Atride mit seiner Gattin und seinem
Sohn Megapenlhes in den Thalamos hinunter, wo seine Kostbarkeiten
lagen. «Er selbst nimmt einen Doppelbecber , Megapenlhes den ver-
sprochenen silbernen Mischkrug, Helena ein schönes, glänzendes Kleid,
ein von ihr selbst gefertigtes. Diese Geschenke bringen sie dem Tele-
machos und wünschen ihm dabei eine glückliche Rückkehr. Voll Fron-
den nimmt Telemachos sie an. Peisistratos legt sie in den Wagen.
Dann erquicken sie sich an Speise und Trank. Nach dem essen schir-
ren sie die Pferde vor ihren Wagen und fahren ans dem Thorweg
hinaus. Der Atride trinkt zum Abschied noch auf ihr Wolsein einen
Becher Wein nnd bittet den Nestor zu grüssen. Telemachos dankC
ihm dafür im Namen des Peisistratos: Vir wollen es bestellen, o Kö-
nig. Ich wollte dasz ich ebenso wie Peisistratos (Faesis Erklärung
«so gewis« stimmt nicht mit dem Ausgang; denn Telemachos bestellt
den Grusz nicht) meinen Vater zu Hause träfe und ihm erzählen
könnte, wie liebevoll und gastfrei du uns aufgenommen hast.* Bei die-«
sen Worten fiiegt zn seiner Rechten ein Adler ganz nahe vorbei, 'mit
einer weiszen Gans in den Klauen, die er eben vom Hof geranbl halte.
Das war ein günstiges Omen. Helena deutet es so, dasz Odyssens
wirklich in kurzer Zeit heimkehren und sich an den Freiern rächen
werde; vielleicht sei er schon zu Hause und bereite allen Freiern
Verderben. *Das gebe Gott ' sagt Telemachos nnd spornt die Pferde
■ *) Ich habe später gefanden, dasz o 1—01 auch schon von A Heer-
klotz in den 'Betrachtungen über die Odyssee' (Trier 1854) als unecht
ausgeworfen sind. Es ist keinem znznmuten, dasz er dieses mit offen-
barem Leichtsinn nach ungenii^render Vorbereitung geschriebene Buch
durchlese. Der erste Theil desselben ist eine nichtkritische Betrachtung
der Odyssee; der zweite macht den Anspruch eine kritische an sein.
Hier hat der Vf. B. Thiersoh fleiszig benatzt und öfter eine Ahnung
des richtigen, aber keine Spur von gründlicher, zwingender Methode.
Nach seiner Ansicht mnsz d 306 unbedingt ein neues Lied anheben;
8 486—407 sind interpoliert; das fünfte Lied bricht ab d 608 und wird
fortgesetat o 02 mit aiitaQ hc$l xrX.; d 000 — 624 und o 1^01 sowie
0 217—287 werden für unecht erklärt usw.
P. D. Ch. Henoingt: fiber die TelemacMe. 199
an tum linfaB. Schnell fahren sie durch die Sfadt ins Flachland hinein.
Nach Sonnenonlergang sind sie in Pherae and übernachten hier. Ea
wird wieder Tag und sie kommen nach Pylos. Telamacbos bittet
seinen Frennd , weil er fürchtet , Nestor möge ihn noch langer aafhal*
ten, ihn sogleich inm Schiff zu fahren. Peisiatratos willfahrt ihm; er
legt die Geschenke aas deto Wagen ins Hintertheil des ithakesiacben
Schiffes. Telemacbos befiehlt seinen Gefährten sich sogleich einza-
schiffen. Mit gfinstigero Winde fahren sie am Abend bei Pheae und
Elis vorflber. Von da slenern sie nach den Inseln. Frflh morgens
des andern Tages (d. i. am 7n Tag nachdem sie abgereist sind) lan-
det das Schiff am heimatlichen Ufer von Ithaka. Nan nimmt ein Mahl
ein am Lande. Dann befiehlt Telemacbos den Gefährten snr Stadt ^^
schiffen; er wolle unterdes seine Herden inspicieren; aber gegen Abend
werde er anch in die Stadt kommen, und am folgenden Tage wolle er
ihnen ein Gelage geben , eine Belohnung der geleisteten Dienste. Er
geht alsobald zum Sanhirten Eamaeos. Die anderen schiffen zur Stadt.
— Das ist das Ende des vierten Liedes der Telemachie.
$ 31. Als anecht habe ich aasgeworfen: o 113 — 119. 189. 208-*
116. 222—291. 295. 300. 301—494. 508—649.
lieber o 113 — 119 sagt G. Hermann *de iteratis apad Homeram'
S. 11: ^nnllam incredibilius'exstat iterationis exemplam quam Od. IV
613 — 619= XV 113 — 119, qoibas versibas Menelaus craterem descri-
bit, qnem hospitii causa donataros sit Telemaeho. . . plane absardnm
est, istis qnos dixi versibas id qaod semel factam est bis referri.'
Färwahr es wfire gaoz unsinnig, dem Henelaos dieselben Worte, mit
denen er ein Gastgeschenk versprochen hat, in dem Augenblick wie-
der in den Mnnd zn legen, wo er es bringt, znmal da das Versprechen
zwanzig Verse vorher gegeben ist. Und was sollte mao nun gar dazu
sagen, da er selbst dem Telemacbos mit nichten den in jenen Versen
beschriebenen Hischkrog, sondern einen Pocal bringt:
äg slnäv iv ^c^tfl xld'ei dinag ifiq>i%vnikkov
i^QOig ^AxQitSfig* o d* of^ x^i7Ti}(>a (pauvbv
^^qn* avxQv nQonaQOi^e q>iq(av KQccxBQog Mtyaitiv^rigy .
a(fyvQtov. EXivri di naqtßxcixo nalXmaqriog
ninlov i%Qv9 iv ^e^Ivj Sitog x Itpw Ix x ovoyLU^fiv,
dmQOV xoi %al iyony xi%vov tplls^ tovxo d/doftt xtA.
Das Praesens dldtofii ist hier am Orte; das Futarum wfire uoangemes-
sen gewesen. Die Verse o 113 — 119 können nicht gut eher ans d613 —
619 wiederholt sein, als o 1 — 92 interpoliert waren.
V. 139 ist aberfifissig: er ist = a 140. d 56. 17 176. p 9&* ^ ^72.
V. 160 — 181 fflilt es auf dasz Helena dabei anwesend ist, wie
Telemachos und Peisiatratos wegfahren. Denn es wird nur von Mene-
laos gesagt, dasz er sie begleitet habe V. 147 : xavg di (ux* ^Ax^tdr/g
hu ^av^og Mtvilaog. Ein ihnlicher Fall ist V. 100. Da wird aas-
drScklich bemerkt: er gieng nicht allein: ovn olog^ Sfut rS y* ^EXh^
%iz Mrl Miyanh^g, Man musz die Verse 160 — 181 schon mit der
sogenannten Retioenz des Homer entschuldigen. Denn wenn man be-i
14*
200 P. D. Ch. Heonings: über die Telemacbie.
denkt, dass 3 und o mit Aasschluss der uaechlen Veree von öiiiem on^
demselben Dichter berrühren^ so wird man sehr geneigt sein ihre
Echtheit anzuerkennen. Die verschiedenen Charaktere spiegeln sieb in
ihnen ganz fibnlich ab wie S 113 — 157 , wo Menelaos gerade fiberlegl,
ob er den Telemacbos bei Namen nennen oder noch warten soll, als
Helena sofort nachdem sie den Sohn des Odyssens gesehen bat, dessen
auszerordeniliche Aehnlichkeit mit seinem Vater erkennt und mit be«
redter Zunge die Zweifel ihres Gatten abschneidet. Gerade so nimmt
auch hier Helena dem Menelaos, wahrend er noch überlegt was er dem
Telemacbos antworten soll , die Deutung des Wunddirseichens schnell
vorweg. — Auch erklärt sich die nachberige Ungeduld des Tele-
niachos nach Hause zu kommen viel schöner, wenn Zeus ihm ein so
günstiges Wuhrzeichen gesendet bat, wie wir es o 160 — 181 lesen.
V. 195 ff. sind von R. Volkmann comment. epicae S. 84 mit Un-
recht getadelt: ^Telemacbus subito Pisistratum inlerrogat «num pro>
roissis tttis stare vis?»; at nihil Pisistratus Telemacho promiserat.' Es
ist mit Faesi zu erklfiren: ^willst du mir nicht meinen Vorschlag ge-
während erfttUen?' Peisistratos soll es zur selben Zeit gewahren und
erfüllen. Den Vorschlag macht Telemacbos aber erst in den folgen-
den Versen. — Auch die Verse 206. 207 hat Volkmann verdächtigt.
^i^atwio' sagt er *non est iii%eto sed i^i^^erro. qui autem in navi
stat, non polest dona e curru deproroere. praeterea vero Telemacbus
a Menelao non amictum et aurum sed poculum argenteum in summa
parte auratum, a Megapentheo cratera argenteum, ab Helena denique
amictum acceperat. narratio igitur est parum accurata ideoque parum
Homerica, quia Homerum vel in minntiis describendis summa diligen«
tia versatum esse scimus.' Aber der elliptische Ausdruck malt sehr
schön die Eile des Peisistratos. Er nimmt die kostbaren Gastge-
schenke aus dem Wagen heraus und legt sie ins Hinterlheil des Schif-
fes; er legt sie ans dem Wagen ins Schiff. %qvc6g geht nicht allein
auf den oben vergoldeten Mischkrug , sondern auch auf den Pocal,
der ohne Zweifel ganz golden »war. Also diese Verse sind nicht
unecht.
Aber in den Versen o 208 — 216 verräth sich ein Interpols tor.
cnovd^ bedeutet bei Homer sonst nie ^rasch, in Eile', sondern immer
nur *kaum, mit Mühe' (s. Lehrs de Arist. sind. Hom. S. 122). — V. 211
= ^ 163. — V. 212 ist aus £ 262 entnommen. Den durch maszvoUe
Weisheit berühmten Nestor kann der Dichter nicht von seinem eignen
Sohn gewaltthitig und leidenschaftlich nennen lassen. Und wie sollte
Nestor denn den Telemacbos mit Gewalt zurückgehalten haben, da er
ihm selber rieth so bald als möglich heimzukehren y 313? — Dasz
Peisistratos Abschied nimmt von Telemacbos, versteht sich von selbst,
wenn der Dichter es auch nicht ausdrücklich bemerkt.
V. 221 bricht die Erzählung ohne Grund ab. Hier musz ur-
sprünglich gleich V. 292 gefolgt sein. Denn naobdem man sich auf
die Ruderbänke gesetzt bat, pflegt auch sogleich das rudern zn be-
ginnen (vgl. i 577—580. e 103 f. 471 f. 177— 180 = 561— 564). Die»
P. D. Ch. Hennings : aber die Telemachie. 201
wird unnöthig, wenn ein gOnstiger Wind sich erbebl. In welcher
Weise eine Einschiffung vor sich geht, sieht man ans X 1 — 9. fi 144 —
151 und ß 41d ff. Die Verse 0*267 — 291 scheinen mir fehlen eu kön-
nen; und da sie doch nur wörtlich aus ß 422 — 426 wiederholt sind, so
Bockte ich sie demselben Rhapsoden zuschreiben, welcher 222 — 386
eingeschoben hat. Diese Verse enthalten einen Hythns , der erst in
sehr spüter Zeit in die Odyssee hineingebracht' zu sein scheint. Die
alten homerischen Oemen (vgl.'&74. 481. X^VI) wurden einzeln gesun-
gen. Als man spiter sich bemühte sie zu Einern Werke zu vereinigen,
lind sie mit manigraltigen Interpolationen versetzt worden, theils da-
dU sie sich besser an einander anschlössen, theils der AusschmOckung
wegen. Der Ausschmflckung wegen sind o 222 — 291 interpoliert. Man
siebt hier, wie leicht sich die Rhapsoden solche Einfügungen zuweilen
nachten. Deo Anfang des eingeschobenen Mythu» bildet die Wieder-
holung der vorhergehenden Situation: ijtoi o fiiv ia noveho. Dann
heiflxt es, dasz Telemachos zu den Göttern fleht und der Athene libiert
(rgl. ^432ff.). Dabei unterbricht ihn Theoklymenos. Darauf folgt
eise in dunklem unhomerischem Stil gehaltene Geschichte des Melam-
pns und des Theoklymenos, welche man ohne anderweitige mytholo-
gische Hülfsmittel gar nicht verstehen kann. Zum Beispiel bezeichnet
V. 228 Sil xore nicht wie gewöhnlich damals aber ', sondern *nicht
lange nachher'. V. 275 sieht man nicht gleich , ob es die Verwandten
des Mörders oder des getödteten sind, welche unter den Achaeern
ein grosses Ansehen genieszen. V. 250 widerspricht den religiösen
VorsleUungen der homerischen Welt, nach denen sterbliche weder in
den Olymp gehoben werden noch überhaupt ewiges Leben erlangen
können. Der Stil der ganzen Partie erinnert mehr an Hesiodos; bis
Y. 265 ist die Erzählung genealogisch. V. 267 ff. stehen in vollkom-
fflenem Widerspruch mit dem was wir in i gelesen haben. ^Formula
^rW Iriv est dolentium, non esse quid amplius: ut vim eins Germa-
nice sie exprimas, leider nicht mehr.' G. Hermann zu Vigerus S. 946
der 3d Ausg. Also Telemachos verzweifelt an dem Leben seines Va-
ters? Der Dichter erinnert nur nicht, dasz Telemachos in Sparta ge-
hört hat, Odysseus lebe noch. Vielleicht erinnert er absichtlich nicht
daran? Telemachos hatte hier noch gar keinen Grund sich zu ver«
stellen. • — Uebrigens setze ich die ganze Interpolation besonders auch
deshalb in sehr spate Zeit, weil Telemachos in seinem Berichte q 107 —
149 den Theoklymenos mit keiner Silbe erwähnt.
V. 295 fehlt in den Hss. der Odyssee: er steht nur zweimal in
Cilaten bei Strabo. Er gehört aber gar nicht hierher : man hat ihn
hier eingeschaltet aus dem Hymnos auf Apollon V. 425.
Y. 300 OQfuUvav fj %tif ^avcetov fpvyoi i} %tv akari kann sich
nr auf den Hinterhalt der Freier beziehen, der dem Telemachos ganz
unbekannt war. Wenn er aber Nachricht davon bekommen hatte, so
wire er sicherlich nicht eben dahin gesteuert, wo seine Feinde ihn
erwarteten.
Dass V. 301—494 aus o herauszunehmen sind als ein Stück , das
202 P. D. Ch. ÜMDiag« : aW die Telenachie.
orapräDfflich weder mit den TorliergelieDdeii noob mki des i^chfolge»-
deo Versen lasammen vorgetragen sein kann, bat schon Rhode a. 0.
S. 10 angedeutet. Kurse Zeit bevor Telemacbos seine Heimfahrt voll-
endet bat, befinden wir uns plötzlich in der Wohnung des Euanaeoa.
Nach dem Abendmahl stellt Odyssens dessen wolwoliende Gesinoiing
auf die Probe. Er gibt vor den nächsten Tag in die Stadt gehen an
wollen, um sich seinen Unterhalt durch betteln tu suchen; auch sei
er sehr kundig in hauslichen Arbeiten; die Freier würden ihn wol als
Diener annehmen. Das redet ihm Eumaeos aus, der Uebermut der
Freier sei ganz unerträglich ; er solle nur , bis Telemachos käme, bei
ihm auf dem Lande bleiben. Darauf eraftblt er ihm auf seinen Wunsch
des La^rtes und der Antikleia und seine eigenen Schicksale. Sehr
spfit in der Nacht gehen sie zu Bett. V. 496 wird die Erzählung von
der Heimfahrt des Telemachos wieder fortgesetzt, so dasz die ganze
Episode dazwischen ohne Nachtheile weggelassen werden kann. Nur
V. 495 wird anders gelautet haben. Volkmann a. 0. S. 84 schlägt
vor al^ yaQ in at^a d uq zu öadern. Allein dies dürfte doch nicht
genügen. Man stelle nur o 299 davor :
iv^ev 6^ ov vffioiCiv iTcmgoiriKe ^o^iv.
erlt/MK d* £9' f^äg ijX^ev ivd-^ovog. ot 6^ inl xiffCov
Tfi)ii(ia%ov Sraqo^ Ivop iozla xtL^
80 wird man finden dasz der Gedanke dann wol passt, aber nicht die
Form. — Nnn fragt es sich, was wir mit den ausgeworfenen Versen
o 301 — 494 anfangen sollen. Sie sind weder eine blosze Interpolation
noch ein selbständiges Lied. Wir lesen q 515 eine Zeitbestimmung
Aber des Odyssens Aufenthalt bei Eumaeos. Eumaeos erzahlt der Fe-
nelope, dasz er den fremden Bettler drei Tage und drei Nichte bei
sich bewirtet habe. Am Schlnsz von v hat Athene den Odyssens
durch jene Verwandlung allen unkenntlich gemacht. Er geht noch an
demselben Tage, da ihn die Phaeaken in Ithaka ans Land gesetzt hat-
ten, d. i. am 29n nach der Götterversammlung in e zu Eumaeos. Da-
mit nnn nicht 6in Tag in der Geschichte des Odyssens ganz überschla-
gen wird, masz man vorläufig annehmen, dasz dasjenige was 0 301 —
494 erzählt wird am folgenden Tage, dem 30n geschieht*) Am An-
*) Daran kann uns nicht hindern, dasz dann die Erfindung dea
Diaakenasten , welcher Athene von Ithaka sich nach Sparta begeben
liesz (v 412 — 428. 440. o Iff.), noch viel unüberlegter gewesen zieia
mnsz. Oben haben wir als das wahrscheinlichste an^noramen, dasz
Athene in der Nacht nach dem Tage, an dem sie mit Odyssens spracht.
In Sparta anlangt. Aliein wenn wir davon ansgehen, dasz alles, was
jetzt in der Odyssee nach einander erzilhlt wird, auch in derselben
Reihenfolge als nach einander geschehen gedacht worden ist, von dem-
jenigen wenigstens, der es so geordnet hat, so kommen wir za einem
andern Ergebnis. Nemlich wenn o 301 — 494 zum 30n Tage gehören, ao
ist Telemachos am 29n Tage von Sparta ausgefahren. Also musz Athene
in der Nacht nach dem 28n Tage ihn dazu aufgefordert haben. Aber
erst am Morgen des 29n Tages (v 412 ff.) hat sie dem Odyssens ver-
sprochen dafür zu sorgen, dasz Telemachos wolbehalten nach Ithaka
P. D. Ch. ÜMDiafs : aber di« Telemaohie. 203
fang voB n wfre Odysteaa dmm zwei Ta^ md swei Kfi0b(e bei Eo«
msaoa geweaea. Die Rbapaodie n beschreibt den dritten Tag: waa in
p eraibll wird, geaehihe also am vierten Tage nach der Aufnahme des
Odysseos bei Eamaeos. Also naeh dieaer Zeitordnong wOrde Eoinaeos
^ 515 richiig sar Penelope sagen:
xqilq fitq Sri ^iv vvxrarg f^ov, XQla d' ^fftor' f^gor
iv nUclri' fCi^ov yaf^ ffi* Xiuvo vrpg aTCodqdg.
Umgekehrt folgt nun, dass sn der Zeit, als das Lied oder Stack, sn
den Q 515 gehört, gedichtet worde, die Verse o 301 — 494 schon so
gestellt waren, dasz sie aaf den 30n Tag nach der Götterversamnlnng
JD i bezogen werden mosten. Aber q 492 — 606 sind nicht aas sehr
lUer Zeit. Wir erfahren in ihnen nichts weiter, als dasz Penelope
Bit Odysseos eine Zusammenkunft fttr den Abend verabredet und dasz
der Saahirt sich entfernt. Rhode a. 0. S. 46 ff. hat schon nachgewie-
sea dasz sie interpoliert sind. Bei einer andern Gelegenheit werde
iefa fiber die Interpolationen nnd die Entstehnng der Odysseus- Lieder
hoffentlich weitliufliger handeln können. Fflr nnsern Zweck genügt
es hier angedeutet zu haben , dasz wir die nrsprDngliche Bestimmung
der Verse o 901 — 494 doch aus ihnen allein finden mOssen. — Nun
ist es sehr anffallend, dasz o 301 — 494 nur den Abend eines Tages in
Ansprach nehmen. Femer hängen fn l t[. sehr gut mit dem Schluss
von $ zusammen. Es scheint nicht, dasz die Sage zwischen die beide«
Tage, welche in « und | beschrieben werden, ehemals irgendwelche
Ereivniase gesetzt habe, o 301 ist = tc 1 und o 304 = | 459.
Naeb | 459 wird ebenso wie nach o 304 erzählt, dasz Odyssens die
wolwollende Gesinnung des Eumaeos auf die Probe stelle. Also die
Enihinng von Odysseus in o hat den Gedanken, von dem sie ausgeht,
geiaeiDsehaftlich mit dem Schlusz von £. Dies rechtfertigt die Ver-
milong, das« wir von dem Schlusz des Liedes § zwei Recensionen be>
siUea: | 456 — 533 nnd | 456. o 804 — 495. Welche die filtere sei,
will ieh oiehl entscheiden. Als die zweite Recension abgetrennt war,
seixte ein Dtnskeuast die Verse o 301 — 303 davor. Dasz o 364 (vgl.
ff HS IT.) der Antikleia, des Laärtes Gattin, mehrere Rinder zage-
Mhrieben werden, Ifiszt sich zwar mit der Erzfihlung anderer Lieder
sieht vereinigen; aber es ist weder an sich tadelnswerth noch ein
Zeichen von Interpolation. — Es scheint den Erklärern entgangen zo
sein, dasz zwischen o 379 nnd 381 die Erzählung einen zu groszen
Sprang macht, wenn nicht $ 139 — 141 nahe genug, um sogleich den
Zahdrem wieder einzufallen, d. h. in demselben Liede stehen. Aus
des Worten des Eamaeos g 138 ff. :
ov ya(f h^ Skkov
fpuov cods Scvwfxu fuxfj^oiuei, mma'' inil^to^
ovd' ff x€v nargog xal iiijciQog avttg Z%<0(uei
olnov , o^i Ttf^ov y^v6\kfiv nat (a* IxQBqmv avtot
zurückkomme. — Eine solche Verwirniog der Chronologie wollen wir
tiicht dem Homer oder vielmehr einem Homer anschreiben, sondern den
Ordnern nxid Diaskenasten.
204 P. D. Ch. HeoDingf : aber die Telemachie.
könnt« man leiobt sclilieBsen , dasis er schon erwaebsen gewesen sei,
als die PhoeniEier ihn gefangen wegfahrten und nach Ithaka hin Ter-
kauften. Nun eraühlt Eamaeos o 363 ff., dasa Anlikleia ihn mit ikrer
Tochter Ktimene ausammen erzogen habe:
ovvsna (i* orvri} ^giipiv offia Kxifiivy tctwninXtay
J^vycetig* J9>d/fi];, rqv onXoxdttiv xixi naUav*
%^ Ofiov ixQ£q>6iMiiv y oUyov Öi %l fi fflaov hlna.
avvaQ iiKl ^' flßvy nolvriqaxov %xX,
Danach verbessert Odysseas jetzt die obige irtbamliche Vermatmi^,
indem er sagt o 381 :
(S nonoiy <og iqa xvx^og idv^ Eviiau Cvßmuy
TtoXlbv aTunlayxd'fig öijg naxf^iöog ijdl roxi^cov. .
Geged den Schluss der Rhapsodie o kommt Theoklymenos wie*
der anm Vorschein. Natarlich muste der Diaskenast, welcher den
Theoklymebos in Pylos auf das Schiff des Telemachos gebracht hal^
ihm auch auf Ithaka eine sichere Zuflucht verschaffen. Das hat er
versucht, kura bevor Telemachos und seine Gefährten sich trennen
V. 608 — 546. Jener will schön landeinwärts fortgehen , 4ils ihn der
Wahrsager fragt, au wem er denn gehen solle. Telemachos rath ihm
sich au Eurymachos, des Polybos Solw, dem mächtigsten nnter den
Ithakesiern , zu begeben. Plötzlich fliegt zu seiner Rechten ein Adler
mit einer Taube in den Krallen zwischen ihm und dem Schiffe hiD-
durcb. Da nimmt Theoklymenos den Telemachos auf die Seite and
versichert ihm, dasz nur dem Geschlecht des Odysseus die HerschafI
Aber Ithaka bestimmt sei. Hierüber erfreut empfiehlt Telemachos ihn,
bis er selbst nach Hause zurflckkehren werde, ^em Peiraeos, einem von
seinen Gefährten. — Wie konnte Telemachos aber vorher einen von
den Freiern empfehlen , denen er sonst Tod und Verderben wanschi ?
Warum er sich zweideutig ausgedrückt oder den Theoklymenos aal
die Probe gestellt haben sollte, sieht man wenigstens nicht ein. —
Wenn wir nun aber von Y. 507 gleich weiter lesen mit 547, so iai
Telemachos Subject in wq elmov kxI, und dann misfallt der Befehl an
seine Gefährten, das Schiff flott zu machen, da er mit den Worten
503 — 507 schon Abschied von ihnen genommen hat. Es ist daher in
V. 550 statt TfiXifiaiog ö^ der Anfang von 547 äg sln^v zu setzen and
das vorhergehende demselben Interpolator zuzuschreiben, welcher dem
Theoklymenos gastfreie Aufnahme verschafft hat. — Die Athetese von
0 508 — 549 und die von o 222 — 291 statzen sich gegenseitig.
§ 32. Mit V. 550 — 557 wird das Lied, das des Telemachos Reise
zum Menelaos beschreibt, sehr gut abgeschlossen. Der nächstfolgende
Gesang 9e 1 ff . setzt allerdings etwas ähnliches voraus, wie am Scblosz
von 0 erzählt ist; aber er bildet doch unverkennbar ein selbständiges
Lied. Nirgends wird erzählt, dasz Telemachos das o 506 f. seinen Ge-
fährten gegebene Versprechen erfüllt hat. Die Verse n 322 ff. stehen
durch die Botschaft an Penelope in anderem Zusammenhang.
Nachdem wir jetzt die ursprüngliche Gestalt der Telemachie, so
weit es nach der Ueberlieferung möglich war, festgestellt haben, woU
P. D. Ch. Heaniiigf : fib«r die Telemaoliie. 205
len wir nns die vier Lieder, aas denen sie bestellt, noeh einmal im
ZasammenhaDg vergegenwärtigen.
Vom ersten Liede der Telemachje sind 233 Verse erhalten : . . .
a 103—134. 136— 138. 141— 170. 174— 184. 187—237. 239—276. 379
—324 ... 428. 429. 43^444.
Das zweite besteht aas 386 Versen: ß 1 — 16. 25 — 190. 192 — 213w
224—254. 257—273. 281—305. 300—^15. 318—321. 323—381. 393—
400. 402—434.
Das dritte antTaszt 480 Verse: y 1 — 77. 79 — 130. 133—198. 201 —
213.216—231.239—308.311—326.329—497.
Das vierte umfaszt 653 Verse: d 1. 2. 20 — 56. 59 — 61. 65. 67 —
93- 97—108. 113—162. 168-173. 178—188. 219—237. 240—246.
250—284 . . . 290—340. 347—352. 354—442. 444—510. 512. 513.
521—552. 554—560. 570— 605. 607— 619. o 93—113. 120—138.
140—207. 217—221. 292—294. 296—299 . . . 495—507. 560—557.
m.
% 33. Diese vier Lieder sind nan nach meiner Ansicht von Einern
nnd demselben Dichter gedichtet.
Zuerst leugne ich, dasz zwei Argumente auf dieselben Anwen-
dung finden, welche eine verschiedene Autorschaft constatieren wQr*
den. Ich benutze sie als negative Beweise meiner Ansicht.
Also erstens haben keine zwei Lieder der Telemaohie irgepd-
welebe* Verse gemeinschaftlich, deren Wiederholung einen verschie-
denen Verfasser verrathen wurde. Wiederholte Verse deuten nur dann
einen verschiedenen Verfasser an, wenn sie nicht formelhaft sind und
weder den Bericht eines Boten noch sonst eine absichtliche Anspielung
enthalten« Denn andere Verse ^wei- oder dreimal zu gebrauchen er-
laubt sich nur die Armut des Geistes. Nun findet sich allerdings jetzt
innerhalb der Grenzen der Telemachie eine Menge von Versen zwei-
oder dreimal gesetzt in verschiedenen Liedern. Aber alle diese sind
entweder nnecht oder formelhaft und überhaupt von der Art, dasz ein
Zuhörer der alten einfachen Zeit nicht Anstosz daran nehmen konnte,
auch wenn sie in 6inem und demselben Liede mehrmals wiederkehr-
ten. Als nnecht haben wir z. B. ausgeworfen a 135 (= y 77) , o 238
(= d 490), a 277. 278 (= ß 196. 197), ß 214—223 (= « 281—283.
287—292), y 199. 200 (= a 300. 301), S 345. 346 (= « 265, 266),
0 286 — ^291 (= ß 417. 418. 422—426). Mit Ausnahme dieser und ei-
niger anderer Verse, die wir oben meist aus anderen Granden und
zum Theil auch schon nach dem Vorgang des Aristarch ausgeworfen
haben, findet sich kein Vers ans ^inem Liede der Telemachie in einem
andern wiederholt, der nicht mit vollem Rechte von Einern nnd dem-
selben Dichter mehrere Male hätte gesetzt werden darfen. Bei dem
206 P. D* Cb« fieoDiQgfi ; aber dia Telenadiie.
Mangel ah Lebep, welchen der Stoff der Telemacbie hat, fconie ea
nicht fehlen, daaz nicht bei denselben Personen öfter dieselben Hand-
langen des gewöhnlichen Lebens wiederkehrten. An allen diesen Stel-
len war es erlaabt sich derselben Ausdrücke and Formeln zn bedienen.
Aber in keinem von den vier Liedern der Telemacbie kommt gans das
nemliche wieder yor, das schon in einem andern derselben erEählt
wur; in jedem wird die Handlang oder der Zustand von einer etwas
andern Seite aufgefaszt, je nachdem sich die Lage der Dinge ver-
ändert hat, saweilen blosz der Variation halber. Der Leser
mag sein eigenes Urteil befragen. Er vergleiche nur a 136 — 138.
141. 142 mit d 52—56 uod o 135—136; a 144—150 mit y 338—343;
a 195—200 mit S 555—560; a 200. 201 mit o 172. 173; « 298—303
mit y 195 f. 201 ff. ; a 309 f. mit ö 587 f. , wo man zugleich den Grand
erfthrt, warum' Telemachos an Jener Stelle das dem (iwtfreund ange-
botene Cleschenk ein fte^firiXiov genannt bat; ß l ff. mit y 404 ff. nnd
d 306 ff. und yl ff. ; ß 337 ff. mit o 99 f. ; ß 418 ff. mit o 217—221.
292—294; y 123—125 mit ö 142 f. 149 f. ; y 397 — 403 mit d296--305;
y 464 ff. mit d 48 ff. ; ^^ 475—477 mit o 218—220; 6 60 f. mit a 123 f.
y 67 f. ^ 46. Daraus dasz nicht wenige einzelne und formelhafte
Verse nicht allein in der Telemacbie, sondern auch in vielen anderen
homerischen Liedern vorkommen , wie o; 169 = a 206. 224. d 486.
d 572. ;i 139. 169. 369. 456. n 137. o 255. 286. X 384. 405. O. 380.
656 und d 67 f. = a 149 f. o 142 f. e 200f. ^ 71 f. 484 f. g 453 f.
9r 54 f. w^ 91 f. 221 f. ^ 98 f. Sl 627 f., kann natarlich nichts geschlos-
sen werden.
Ein zweiter Gesichtspunkt, aas dem man auf verschiedene Autor-
schaft mehrerer Lieder schlieszen darf, sind sachliche Widerspruche.
Dergleichen finden sich zwischen den vier Liedern der Telemacbie mit
nichten; sie athmeiKalle denselben Geist; die Charaktere sind überall
scharf ausgeprigl , consequent festgehalten. Während z. ß. Antinoos
mit gefähUoser Härte und mit Unverschämtheit «-^ man striubt sich
davor es nachzudenken — dem Telemachos rith seine vollkommen
schuldlose Mutter ans dem Hause zu stoszen , obwol er seine Piet&t
hinUnglich kennen muste, sagt ihm Athene, wo sie ihm die Möglich-
keiten sich von den Freiern za befreien vorhält, nicht f^ijr^ wto-
frsfi^v, sondern mit veränderter Structur (a 275 f.) :
fiflti^ d\ et oi^(iog iq)o^(iäTai ya^ihö&ai^
S^lf tx CO ig (liyagov yccit^g fiiya ivvct^ivoio *
'wenn deine Matter steh wieder verheiraten will, so lasz sie zu ihrem
Vater zurflckkebren.' — Besonders des Telemachos Charakter ist so
psychologisch wahr und gleichmäszig in den vier Liedern der Tele«
machie geschildert, dasz es uomögUch scheint sie verschiedenen Dich-
tem zuzuschreiben. Telemachos verzweifelt fast an der Rückkehr sei-
nes Vaters; aber für möglich hält er sie noch; und wenn er käme, so
wäre zugleich die Freierwirtschaft zu Ende. Die Hoffnung darauf ist
das einzige Interesse, welches den Jüngling bewegt. Er widerspricht
dem Mentes, der ihm mit tröstenden Worten versichert, Odyssens lebe
P. D. Cb. Heuiiift: ühtt die Telenaehit. 207
noch, inden er klagt, sehon zn laife bäte ito ktia Manadi itgendmm
f e^eheo. Aber als ibn der väierlicbe Gasifreoad aodaiui geralhen bat
nach Pyloa ond Sparta %vl reia^n and Efkondigunif nach ibm eiosa-
uebeo, da beaoblieaEt er sogleiob dieaeo Plao aaszuführea. Vollenda
näsle ibo darin die Erkeaatnis beatärken^ daax eine Göttin nit iba ge.
tprochea; die gaate Nacbl deaki er daran. In der Volkaversamalong
io ß beklagt er öffentlich aein Unglück : er habe BeieeD Vater verloren
lud seine Habe werde ihm wider aeinen Willen von den Freiern daf cb^
f ebracbt. V. 13S läaat er dnrchblickea , dasz er an dem Leben seinea
Ystera nicbl rersweifle: natiiQ d' ifiog iXlo&i 7^/17^9 t<n^ ^ 9^' ^
u^vrjiKi. Telemaohoa richtet beim Volke fast niohts ans. Die Weia-
gsfung der Halitbersea , dasz Odysseus bald zorUckkommen werde,
Ata Freiern anm Verderben, wird von Eorymachos mit Verachtung
tflrfickgewieaen : ^Oivööfvg äXito TtjXe. Telemachos verlangt jetal ein
Schiff, aber er aagt nicht wozu. Man aagt ihm , er adle aich an aeine
Freande wenden. Er flebl zur Athene am Gestade des Meeres. Athene
Terspricht ihm ein Schiff. Nun droht er den Freieni: ovd' aX/if odo^
kcatu ^v iyoQsvm. An aeine Hoffnnng von Odyaaena etwaa zu hören
deskea sie nicht; sie meinen, er werde aich Hülfe holen vom Festland.
Aber der trenen Enrykleia entdeckt er dann aeinen Plan :
aZ/u yuQ ig 2hui^fpß t£ neu ig Ilvlop i}fuiOoevra,
voövov «ev^pLivog nccTQog 9/iLoii, ipf ftfm oxovam.
Das Bedenken der Eurykleia : o d' Aksxo vqkS&t xarffiig iioytv^g lOdv-
9ivg schiigt er einfach mit den Worten nieder: ov roi ivav €^ov tfit
/e ^viij, die nna an a 390 ff. erinnern. Da nnn Nestor vom Scbickaal
des Odysaeos nichts weisz , dem er jedenfalla aichere Kunde darfiber
M^etraat hatte, ao ist ea fireüich aebr natflrlich, dasz in aeiner Seele
<iie Schale der Hoffnung ateigt and die des Zweifels ainkl. Neator
rilk ihm noch zu Meneiaoa zn reisen , der vielleicht auf seinen lang*
wierigea Reinen etwaa Ober Odyssens erfahren habe; nnn antworten
lUenÜDga Telemacboa und Athene nicht, dasz diea auch von vorn
benia ihre Abzieht gewesen aei. Aber daaz es mit dem uraprAng«
liehen Pin fibereinatimmt, deutet der Dichter doch, wie mir acheint,
biaUaglich an, indem er die Athene den Nestor nm sicheres Geleit
f&r den Telemachos bitten läszt. In i endlich entwickeln sich die
Verkältnisse wieder galu ihnlich. Weil Meneiaoa anfange aber den
Odysseus spricht, als wflre er für immer verschwunden (d 104 — 108.
181. 182), wird Telemacboa wieder hoffnungslos (292 ov yaq o7 %i %a
y ^xstfe kvy^ oXs^Qov). Aber am folgenden Tage., nachdem er
Toa Heaelaoa gehört bat dasz sein Vater wirklich noch lebe, wird er
ToU Mut fOr die Zuknnfl. Der Helena , welche ein gdnatigea Omen auf
des Odysaena baldige Heimkehr und Bestrafung der Freier deutet, ant-
wortet er freudig: ovreii vw Zivg 'Oa/i;, ond eilt so schnell wie ni6g«
^^ nach ithaka znrQck.
% 34. Ich aage also: weder ans sachlichen Widersprachen nbch
*Qi wiederholten oder nachgeahmten Veraen liszt aieh nachweisen,
^ die vier lieder der Telemachle von verschiedenen Vcrfaaaeni
208 P. D. Ch. Henoings : Ober die Telemachie.
sittd; ich sage jetzt weiter: aiis mehrereo GesichtspoDkleD lisst rieh dit
Gegentbeil wabrecheinlich machen, dasz sie von Einern Verfasaer sind.
Erstens ans Anspielangen. Die Verse ß 262 — 366 setaea nicht
nur den Inhalt des ersten Liedes voraas, sondern der Ansdrock in
V. 264 (vgl. 359. 360) scheint absichtlich an a 281 i^so TUvCoiuvog
navgog dtiv oixoiihoio su erinnern; nnd ß 372 slimmt mit a 323. Fer-
ner die Verse y 12. 29. 30 scheinen mit bewaster Gleichmäszigkeit deo
Vecsen ß 416. 405. 406 entsprechend gesetzt zu sein. Was Peisistri-
tos d 161. 162 ansspricbt, war im dritten Liede erzählt« Ferner stimmt
d 547 durchaus mit y 309 f. Qberein. Endlich ist Telemachos Bitte an
Nestor nnd Henelaos in ganz gleichen Versen ausgedrOckt (y 92—101
= 6 322—331).
Zweitens ans dem Aberall hervortretenden Bestreben, bei pas-
senden Gelegenheiten in die Erzählung , welche an sich nicht reich an
Handlung ist, verwandte Mythen einzuweben. Eaatathios nennt es
nhxtvciiog und ytoMiXUc v^g %oifj^ea>g. Der Plan der Telemachie ist
sehr einfach. Telemachos will sich von der Freierwirtsohaft befreien.
Ihm selbst gelingt es nicht. Er entschlieszt sich so einer Erknadi-
gnngsreise nach dem Odyssens; er fährt nach Fylos, nach Sparta.
Von Henelaos erfährt er, Odyssens lebe noch. Rasch eilt er znräck.
Dieser Stoff war arm an Handlung, an spannenden Ereignissen. Fdr
die Behandlung desselben mnste ein Hauptaugenmerk sein , der Aas-
schmftcknng halber an Stellen, die sonst leer an Interesse waren,
verwandte Mythen in die Unterredungen einzuweben. Dies ist weni-
ger geschehen im ersten Liede, wo die Hörer vor allen Dingen in die
Verhältnisse auf Itbaka eingefdhrt werden mnsten, und im zweiten,
wo die Verhandlungen in der Volksversammlung und die Vorbereitun-
gen der Reise einen hinlänglich reichen Stoff darboten; aber desto
mehr im dritten und vierten, da Telemachos in Pylos nnd Sparta sein
Geachäft bald abgemacht hatte. Verfolgt man nun , welche Sagen zur
Ansschmflckung des Stoffes benutzt sind , so zeigt sich eben in der
Auswahl derselben ein bestimmter Gesichtspunkt so entschieden ond
consequent durch die Telemachie hindurch festgehalten, wie es meh-
rere verschiedene Verfasser kaum gethan hätten. Es sind nur solche
Mythen ausgewählt, welche den Inhalt der homerischen Gesänge be-
rührten und doch mehr oder weniger noch nicht in ihnen behandelt
waren. So wird in der Telemachie berichtet: a 259 dasz Odysseos
vor seiner Reise nach Troja nach Ephyra gekommen sei ; «286 dass
Menelaos zuletzt von allen Helden mit Ausnahme des Odyssens seine
Heimat wieder betreten habe; a 188 ff. welches Leben Laärtes geführt;
ß 93 ff. durch welche List Penelope sich drei Jahre hindurch vor den
unbilligen Anträgen der Freier gerettet habe ; y lOSff. welche Helden
vor Troja gefallen; y 130 ff. die nächsten Ereignisse nach Trojas Zer-
störung, ferner des Diomedes und Nestor eigene Rflckkehr; y 187 ff-
welche Achaeer überhaupt die Heimat wiedergesehen ; y 265 — 312 die
Ermordung des Agamemnon; d 71—79 wie grosze ReichtbOmer Mene-
laos gesammelt; i 241—264 wie Odyssoua die Trojaner einst während
P. p. Ch. Hemiogs : Qbw die Telemachie. 209
4er BelegeroDg fiberiislet; i 970 — 284 wie er durch seine KlegheiC
die im kölxeroeo Pferde des Epeios Yerslecklen Achaeer gerettet;
ö 351 II. die Beswingoeg des Proteus und Unterredung desselben mit
Menelaos, in welcher auch über Aas Schicksal des Aias, Ostens Sohn,
des Agamemnon und des Odyssens kura berichtet wird. Fast alle
diese Mythen bangen mit dem eigentlichen Inhalt der Telemachie we-
Dig oder gar nicht zusammen. Einige werden mehrmals vorgetragen,
wie die Ermordung des Agamemnon, aber dies geschieht dann auf
Terschiedene Weise, so dasz im Grunde nicht zweimal dasselbe er-
zihlt wi/d. Man erkenn! hier die Absicht und Aereclinung 6ines Dich-
ters, welcher gezwungen war die DQrfligkeit seines Stoffes geschickt
ZQ Terdecken.
Drittens scheint mir der Inhalt jedes einzelnen Liedes der Tele-
Bacbie von dem Inhalt der abrigen so abhängig, mit ihnen so zn-
sammengehörig zu sein , dasz ich mich nicht Qberreden kann , der
Dichter, welcher 6ins von den vier Liedern ausarbeitete, habe nicht
lach die Abrigen drei ausgearbeitet. Nun können allerdings die vier
Lieder der Telemachie sowol einzeln als im Zusammenhange vorge-
tragen worden sein. Die epische Volkspoesie, sofern sie auf einem
Sageocoraplex beruht, schafft überhaupt nur Lieder, die einer An-
fügung unter einander fShig sind. Aber die Einheit der Telemachie ist
eine höhere. Es scheint mir kein Lied der Telemachie concipiert
lein zn k5aoeo ohne die andern drei. Jedes epische Lied soll als Er-
zählung eine Handlung in Worten nachahmen. Da nnn der Ursprung
jeder Handlung in den Willen des Menschen gelegt und sodann die
DnrehfQhrnng eines Plans oder einer Begierde nach der Gerechtigkeit
Gottes an bestimmte Gesetze gebunden ist, so dasz nichts ohne einen
genügenden Grund geschehen kann, so musz auch die Erzählung, wo-
fern sie unserer Erwartung Genüge leisten will, beides, sowol den
UrsprBBg der Handlung, welcher in der menschlichen Brust liegt, als
auch die Durchfahrung der That unter den gegebenen Bedingungen
amfaasen. Hithin ist das erste Lied der Telemachie eine durchaus nn-
TollsÜBdige firafihlung, wenn es nicht darauf berechnet ist dasz die
drei anderen unmittelbar darnach folgen. Daraus folgt allerdings noch
nicht umgekehrt, dasz die drei anderen auch darauf berechnet sind
dasz das erste vorangehe. Nachdem diese schon existierten, könnte
ein apäterer Dichter oder Nachdichter das erste gewissermaszen als
Exposition davor gesetzt haben. Allein auch die andern Lieder sind
doch jedes einzeln für sich ohne eine rechte Einheit. Das zweite Lied
setzt den Inhalt des ersten, das dritte den des zweiten, das vierte den
des dritten voraus. Bei einer solchen Beschaffenheit der Sage, welche
in der Telemachie behandelt ist, kann man sich nicht gut der Annahme
entziehen, dasz sie auch von ^inem und demselben Dichter behandelt
ist, welcher im ersten Liede die Verhältnisse auf Ithaka darstellte und
den Plan des Telemachos begründete und diesen Plan in den drei fol-
genden Liedern ausfahren liesz. Aus dem zweiten Liede würde man
unmittelbar gar nicht erkennen, in welchem Zusammenhang die Reise
210 P. D. Cb. Henniag«: aber Axt Telemtcbie.
des Telemachos mit setnem ersten Antrag in der Volks versamniong
stebt, da wir die Verse ß 214—223 als uneeht haben aaswerfen mis-
sen. Dagegen ist das Verfabren des Telemachos von der Albese
tf 270 — 297 auf das bfiodigste and grflndlichste voransbestimmt. Der
Leser masz mir verzeihen, das« icb hierauf noch einmal z«rllekkomme.
Die Göttin sagt so za Telemachos:
*UeberIege wie da die Freier aas deinem Hanse los wirst/
I) Zuerst yersache es anf gütlichem Wege.
1) Berufe morgen eine Volksversammlung und befiehl ibnea, je-
dem an seinen Herd zurückzukehren. Wenn deine Mutter sieb wieder
verheiraten will, so kann sie ja zu ihrem Vater zurückgehen, and die
Freier brauchen dich nicht zu belästigen.
Für den Fall dasz Telemachos so seinen Zweck nicht erreicht,
wie er es denn nach der ErzShlung in ß wirklich nicht thut — für
den entgegengesetzten Fall war kein Rathschlag mehr nöthig — , sagt
die Göttin weiter:
2) Darnach besteige ein Schiff und fahre zu Nestor and Meoe«
laos, um dich nach dem Schicksal deines Vaters zu erkundigen.
a) Wenn du auf der Reise vernimmst, Odysseus lebe noch, so
dulde die Freier noch 6in Jahr (natürlich um zu warten , ob Odysseus
nicht während dieser Zeit erscheine ; denn das wissen wir schon aus
n 266 , der würde den Freiern leicht die Hochzeit versalzen).
b) Wenn du aber hörst dasz er todt sei , so gib ihm die letzten
Ehren und lasz deine Mutter sich wieder verheiraten. In diesen Fall
wäre also die freche Freierei jedenfalls am Ende. Athene rätb ihm
aber weiter für den Fall dasz sich aus der Reise nicht ein Resultat
herausstelle, wodurch die Freier unmittelbar ans Telemachos Hanse
entfernt werden. Sie geht also auf den Fall 12a ein.
Da handelt es sich also nach der Reise darum, ob Odysseus inner^
halb 6ines Jahres zurückkehren wird oder nicht. Diese letzte Mög-
lichkeit, dasz Odysseus noch lebt und doch nicht zurückkehrt, wird
gar nicht berücksichtigt; sondern der folgende Rathschlag scblieszt
sich unmittelbar an denjenigen Fall an, der nachher wirklich eintritt,
dasz Odysseus bei Telemachos Rückkunft von Sparta schon auf Itbaka
ist. . Athene weisz dies als Göttin im voraus , sagt es aber dem Tele-
machos nicht. Nur rätb sie ihm, ohne darum, wie der Erfolg lehrt,
mit dem Rath 1 2 a in Widerspruch zu gerathen, sogleich nach seiner
Rückkehr, da die gütliche Entfernung der Freier unmöglich wur,
II) sie mit List oder Gewalt zu verderben.
Man sieht dasz in dem ganzen Rath der Göttin nichts sich wider^
sprechendes enthalten ist, dasz er vollkommen mit der Erzählung der
Telemachie stimmt, nnd dasz der Dichter, indem er die Göttin nach
der Kenntnis der kommenden Dinge eine stillschweigende Voraus-
setzung machen läsKt, die ganze Telemachie eben darauf angelegt hat,
dasz die Freierrache in der Weise darauf folge, wie sie nachher in
den Rhapsodien n ff. erzählt isi. Er bat diese Rhapsodien schon gfi-.
katfnt und sich ihnen angeschlossen.
P. D. Ch. Hennings :. Ober die Telemadiie« 21 1
Viertens wird unsere Annslinie, dasz die vier Lieder der Tele«
mschie ?on dinem Dichter stammen, darch die grosse Aehnlichkeit des
Stils bestätigt, in welchem sie abgefaszt sind. Da das Wesen des
Stils in der besonderen Art und Weise besiebt, wie die Worte, der
Ausdruck den Gedanken adaequat gemacht, und wie die Gedanicen
selbst an einander gereiht werden , so lasxt sich der Stil eines epi-*
sehen Liedes ebensowol wie jedes andern Werkes mit der Schflrfe
des Verstandes nicht anders auffassen und bestimmen, als wenn man
gleichsam mit dem Messer eines Anatomen die ganze Erzählung se-
ciert und die aufgelösten Glieder einsein untersacht. Diese Arbeit
ist nnendlich ; viel natürlicher ist es dem Menschen , sich mit dem Ge-
fühl und der Phantasie in die Eigen thümlichkeiten und EmpQndangeo
des Dichters oder Schriftstellers zu versenken. Urteile Ober Stil und
Schreibweise haben daher leicht eine gewisse subjeotive Unbestimmt«
heil an sich. Um dieses zu vermeiden, will ich mich darauf beschrän-
ken einige Eigenthömlichkeiten aufzuzählen , welche gleichmfiszig in
den vier Liedern der Telemachie wahrgenommen werden können.
Einige homerische Lieder zeichnen sich durch herliohe ausgefülbrte
Gleichnisse aus. In der. Telemachie finden wir nur sehr wenige
and kurse:
a 306 äg te TUxtriQ co nttidl.
a 3^ OQvig d' äg etvoTtaia dic^rrcrro.
ß 47 TCctxiiQ d' mg ^TCiog ^ev.
y 73 ola xe XfitöTfJQEg. *
ö 33 naig mg*
d 45 Sg TS T^allov atyltj nilev 17} öEXtjvrig.
d 335 — 340 mg d' onor' iv ^vXoxm SXa<p(tg XQarsQoro Uovtog
vsßqovg HOijiriacc(fa vByyyeviag yala^rivovg
%vfi(ioifg i^B^irjüi xal äynsa noiiqEvtu
ßoöKOfiivTjj 0 0 iTceiza iriv slarjXv^sv avvijv,
afigxysiqoiöi dh xotötv astxia nitfiov iq)fiKev ,
mg ^OSvtSivg %dvoaiv iemia noziiov i^ijeei.
d 413 vofitvg mg nm$0i (iriXtov,
8 536 mg xtg t£ xccxixTO'vs ßovv inl tpcirv^,
o 106 a&ciiQ d' mg aniXafinev.
0 152 narrjQ mg iptiog risv.
Dies sind sie alle und von diesen waren mehrere schon in Alteren Lie->
dem angewandt. Das BemOhen durch Vergleichungen die Rede an-
siebender zu machen finden wir also in den vier Liedern der Tele-
machie fast gar nicht. Es fehlt in ihr überhaupt an Bewegung, Leben
nod Frische; schon in den Gesprächen, wie viel mehr noch in der Br-
sihlung. Die Reden sind oft weitschweifig, springen von der Sache
ab, enthalten das weseqjUiche in einer umhüllenden Menge von anderen
Sagen, die nur zur Ausschmückung dienen. Zuweilen sind einzelne
^ Sitze etwas schleppend durch Anfügung von Farticipien, wie a 187 —
193. ß 96 — 102 u. a. m. Auffallend häufig ist der Gebrauch der Con-
dieionalsitse. Wo lebhaftere Empfindungen wiedergegeben Verden
212 P. D. Ch. Henidogs: aber die Telemacbie.
sollen, rerlftast der Dichlor soweilen die einraohe Redeweise ond nimmt
seine Zaflncht zum Anakolnth (vgl. a 255 — 266. 275 f. ß 115 — 125.
319 — 315. 317. y 218—224. d 100 — 106). Indem alle Personen,
welche redend eingeführt werden, mit Ausnahme der in ihrem Ueber-
mat gebrandmarkten Freier, fromm und demutig sich unter die Macht
der Gottheit beugen und weder durch Leidenschaften zu unbesonnenen
Handlungen fortgerissen werden noch durch den Haas der Götter in»
UnglQck stQrsen, ist eine gewisse Ruhe und Stetigkeit der Seele Ober
die einfache Ers&hlung mit allen ihren eingelegten Mythen ausgebreitet,
welche die Zuhörer gewis gematlich angeregt haben wird. Ueberall,
euch wo die Erzählung öfter wiederkehrende Handlungen schildert,
ein Mahl, ein Opfer, eine Einschiffung, Fahrt usw., werden auch die
geringsten Umstflnde immer in gehöriger Ordnung mit einer fast fingst-
liehen Genauigkeit vorgetragen, so dasz sich die Telemacbie mehr als
die übrigen homerischen Lieder in der sogenannten epischen Breite,
von der so oft geredet worden ist, hervorlhut
Das fünfte Argument ist von besonderer Wichtigkeit. Jedes
homerisehe Lied, welches ilter ist als eins von den Liedern der Tele-
macbie, ist auch ftiter als die übrigen dr^j; und jede Nachdichtung
oder Interpolation, welche jünger ist als ^ines, ist auch jünger als' die
übrigen drei Lieder der Telemacbie. Um nicht den folgenden Unter-
suchungen vorzugreifen , will ich hier keinerlei Beweis* dieser These
geben. Aber da ich durch die ganze Telemacbie hindurch die einzel-
nen Verse mit fthnlichen Stellen der übrigen Odyssee und Ilias ver-
glichen habe, so glaube ich jene Behauptung mit gutem Gewissen aus-
sprechen zu können. Wenigstens wenn man sie vorlinflg als Hypo-
these betrachtet, wird man kein Beispiel flnden, das ihr widerstreite.
Bewiesen ist jetzt, dasz die Telemacbie von Einern Dichter ge-
dichtet ist, aus formellen und sachlichen Gründen.
Um den Faden des vierten Liedes der Telemacbie nicht zu ver-
lieren, haben wir oben ^621 — 847 überschlagen. Wir müssen jetzt
den Beweis nachholen, dasz diese ganze Pvtie später gedichtet wor-
den ist als die Telemacbie.
- § 35. Ueber die Verse d 621 — 624 ist Spohn *de extreme parte
Odysseae' S. 9 zu vergleichen. öaixvfiovEg kann nur Gäste bezeich-
nen , die beim Schmaus sind. Da Odysseus erst V. 625 genannt int,
musz ^elov ßaatktjqß auf Menelaos bezogen werden. Wenn unter den
iatrvfiovBg V. 621 die Freier der Penelope verstanden wären, so mäste
V. 623 auf die ungetreuen Mägde der Königin gehen. Aber 'diese
schickten keine Speise von anderswoher; sie brachten sie selbst ans
den Vorratskammern des Odysseus. Damit stimm! die Lesart IveiKav
für fffefftTTov. Allein htsiivov steht im Harleianus und ist das einzig
richtige. Denn die Freier saszen nicht beim Gelage, sondern übten
das Diskos -Spiel, wie gleich nachher bemerkt wird. Auch werden
Jene datvvfioveg ausdrücklich durch die Partikeln fiiv — di den Freiern
entgegengesetzt. Also taiusz man an ein Gastmahl des Menelaos denken.
P. D. Ch. Beiuiiiigs: fiber die Telemaohie. 213
Freilich sind MeDeUos selbst nnd Telemaolios nicht dabei ; dies anzo-
Debmen verbieteo wieder die Partikeln fiiv — di (620 f.). Es bleibt
nichts übrig als mit Nitzsch die Gaste für eben die Nachbarn und Ver-
wandten des Menelaos zu erklaren, welche d3 genannt sind. Diese
kommen hier jeder mit seinem Beitrag, um ein gemeinschaftliches
Mahl mit dem Menelaos einzunehmen. Gegen die Sache selbst läszt
sich nichts einwenden ; aber die Beschreibnng des fyctvog ist so abrupt
und bedeatongslos mitten zwischen die Unterredung des Telemachos»
mit Menelaos und die Erzfihlung von den Freiern gesetzt, dasz sie nur
einem Interpolator zugeschrieben werden kann, der den sonst noch
schrofferen Uebergang vermitteln wollte. Schon F. A. Wolf sprach
sie dem Homer ab Proleg. S. CXXXI ff.
S 36. Die übrigen Verse von d zerfallen in drei verschiedene
Theila. Den ersten bilden die Verse d 625—673. 769—786. 842—847.
Hierin sind 661. 662 unecht. Der Inhalt ist folgender:
Die Freier ergötzen sieh am Diskos- und Speerwurf. Aotinoos
und Enrymachos sitzen dabei. Da tritt NoSmon zu ihnen, des Phro-
Bios Sohn , und fragt sie , ob sie nicht iiv^issen , wann Telemachos von
Pylos zurdckkomme. Er habe ihm sein Schiff geliehen und müsse es
jetzt selbst gebrauchen. Alle Freier erstaunen darüber, dasz der kühne
Jüngling wider ihren Willen die Reise angetreten Jiat; 'wann und mit
wem ist er denn weggereist?' fragt Antinoos 'und hast du ihm frei-
willig oder gezwungen dein Schiff gegeben ? ' Nofimon antwortet, er
habe ihm auf seine Bitte freiwillig das Schiff gegeben ; edle Jünglinge
aber und Mentor hatten ihn begleitet. Dann geht er nach Hause. So-
fort macht Antinoos den ergrimmten Freiern den Vorschlag, sie sollten
Ihm auch ein Schiff ausrüsten und mit zwanzig Gefährten bemannen ;
dann wolle er dem Telemachos bei seiner Rückkehr zwischen llhaka
nad Samos auflauern. Die Freier folgen seinem Rath. 'Also den Mör«
dern ihres Sohnes bereitet Penelope die Hochzeit' rufen sie mit
frechem Hohne aus. Antinoos verbietet ihnen dergleichen Reden zu
fähren, damit ihr Vorhaben nicht im Hanse bekannt werde. Dann
wählt er sich zwanzig Gefährten aus, nimmt ein Schiff nnd segelt am
Abend zar Insel Asteris, welche in der Meerenge zwischen Ithaka nad
Samos liegt , nm sich dort auf die Lauer zu legen.
. V. 661 f. sind aus A 103 f. wiederholt; vgl. zu cc 29.
V. 785 nnd 842 widersprechen' sich, wenn die Vulg. beibehal-
ten wird:
v^HW d' iv vozlm Tiqv y äQ^Liifav^ iv S^ Ißav avtol'
Ivd'a Si doQTtov eAovro, (livov d' iitl ^ansgov ik&siv.
842 i/LVfi^rriQsg d' avaßavtsg iitinksov vyga aikev^a.
Wir müssen mit Povelseo (emendationes locorum aliquot Homerico-
ram, Kopenhagen 1846) und Faesi nach einigen Hss. den V. 785 andern
in i« d ißav avxol^ wie es ähnlich geschieht g 847. Und dann ist
Iw fkvtfixiiQzq d' V. 842, welches erst nach Aufnahme des eingescho-
benen Liedes 787 — 841 in den Text gesetzt ward, aifzaQ hcBU oder
«twas ahnliches wieder herzustellen :
Ithrh. f. clMS. Pbilol. Suppl Bd. III Hft 2. ^15
214 P. D. Ch. lleonings: aber die Telemachie.
avd <&' tarla Xsvfia nhaötsav,
tBv%ect di ö<p f^vemav vitio^(kOi d'SQaitovteg,
vtpov d' iv vorlca x'i{vy mQiuaav^ ix ö^ Ißav cevtol'
786 Iv&a di öo^ov ?Xovto , fiivov i* inl SönsQov il^iiv,
842 ainiiQ iitsix^ avaßavteg htiitXsov vyga Hilev^a^
TfiXeiucxm tpovov alnvv ivl q>QE6lv OQfMtlvovreg,
Diese Erzählang von den Nachstellangeo der Freier sieht mehr-
•fach im Widerspruch mit der Telemachie. Einmal ist den Freiern,
nach ihr zu schlieszen , des Telemachos Abreise mehrere Tage lang
unbekannt geblieben, gegen |3 318 ff. Dann hat Noßmon, wie er hier
sagt, dem Telemachos selbst sein Schiff gegeben, gegen ß 287 ff. 402 ff.
(vgl. EU ß 382 — 392). Ferner im vierten Lie^e der Telemachie ist
aucli nicht mit einem Worte auf die Gefahr Bezug genommen, welche
dem Telemachos auf seiner Rückfahrt drohte : denn o 300 ist anecht
und 0 299 spricht eher für das Gegentheil. Also sind die Nachstellun-
gen der Freier nicht von dem Dichter der Telemachie; sonst halte er
diese danach geändert. — Mit keinem Worte wird uns angedeutet,
dasz NoSmon gerade am 5n Tage nach Telemachos Abreise zu den
Freiern gekommen ist, obschon die ganze Erzählung an einer Stelle
In die Telemachie eingeordnet ist, welche keine andere Annahme ge-
statten wörde. Antinoos fragt ausdrücklich nor äxero; aber NoSmon
antwortet ihm nicht darauf. Die Nachstellungen der Freier sind ur-
sprünglich gar nicht gedichtet um nach ö 619 gesungen zu werden,
sondern sie wurden für sich allein vorgetragen. Wenn sie dennoch
den hauptsachlichen Inhalt der Telemachie voraussetzen, so müssen sie
also in späterer Zeit als diese gedichtet sein.
§ 37. Dasselbe gilt von dem zweiten Gedichte, das wir nach
d 625 ßnden. Nemlich die Verse 675 — 767 müssen als ein besonderes
Lied betrachtet werden. Die Verse 761 — 767 hängen nicht im min-
desten mit 769 — 771 zusammen. Denn die Freier konnten sicherlich
nicht hören, was Fenelope auf dem Söller gebetet hatte, selbst wenn
sie im Männersaal sich befanden , geschweige denn wenn sie dranszen
im Hofe conspirierten. V. 768 ist aus anderen Stellen wiederholt und
dient hier blosz den Uebergang zu vermitteln. Ebenso V. 674; man
sieht durchaus nicht ein , warum denn die Freier sich sollten ins Bans
hinein begeben haben. Die Worte des Antinoos 6 775 (ii^ nov tig
iftay'fslkriat wd elda) deuten eben auf das entschiedenste an , dasz die
Freier noch drauszen sind.
In den Versen 6 675—725. 727—734. 742—753. 758—767 wird
folgendermaszen erzählt :
Der Herold Medon hatte die Unterredung der Freier gehört und
meldet ihren schändlichen Plan der Fenelope, welche damals von der
Reise des Telemachos noch gar nicht unterrichtet war. Sie war lange
sprachlos vor Schrecken. Dann klagt sie über das unglückliche Los,
das die Götter über sie verhängt haben; sie schilt ihre Mägde aus,
dasz sie ihr die Abreise des Telemachos nicht angezeigt; sie hatte
ihn wol noch zurückhalten können. Eurykleia, die alte Amme des
P. D. Ch. Henniiigs: tiber die Telemachie. 21 «5
Odyssens, nimmt alle Schuld aof siob: ^mir aHein hat Telemachos ge-
sagt wohin er wollte, aber er hat mir durch eijTen schweren Eid Still-
schweigen anferlegt, um dir deu Kummer zu ersparen.' Sie räth ihrer
Herrin im Gebet an die Athene Trost zu suchen. Penelope steigt in
ded Söller hinnuf und fleht zur Göttin, dasz sie ihren Sohn wolbehi^ten
■•eh Ithaka zarflckfahre: Athene erhörte ihr Gebet.
Als unecht habe ich ausgeworfen die Verse 726. 735 — 741.
754—757.
V. 726, welchen schon Aristarch athetierl halte nach dem Schol.
A so I 395, ist nidit weniger aberflüssig und schleppend als 816
(ygl. zu a 344).
V. 735 — 741 befiehlt Penelope den Dolios zu holen, ihren Diener
nod Glrtner ; er solle so schnell als möglich den Laärtes von der Ge-
fahr des Telemachos benachrichtigen. V. 754 — 757 antwortet Eury-
kleii, es sei grausam den Greis auch noch mit der Meldung des ver-
brecborischen Anschlags auf das Leben seines Enkels zu betrüben ; des
Arkesios Geschlecht sei den Göttern gewis nicht so verhaszt, dasz sie
aach den letzten Sprosz desselben würden umkommen lassen. Weder
735 ff. noch 754 ff. hängen mit den jedesmal folgenden Versen irgend«
wie zosammen. Es ist wunderlich, dasz die Dienerinneu nicht sogleich
den Dolios holen, sondern zu warten scheinen, bis Eurykleia ihrer
Herrin geantwortet hat. Allerdings war der Befehl der Penelope un-
besoanen und übereilt; denn was hatten Laertes Klagen am Ende beim
Volk ansgerichtet? Wenn wir jene Verse 735 — 741 und 754 — 757
aoslassen, so schreitet die Erzählung sehr schön fort. Sie werden
Baturlich von demselben Interpolator stammen. Aber, wirft man mir
eio, ein Rhapsode konnte doch auch nicht leichthin eine Anzahl von
Versen einschieben, welche den Fortgang der Erzählung so ganz in^
concion stören, zumal da der eingeschobene Gedanke sogleich als
übereilt wieder zurückgenommen wird. Er musz irgend eine Absicht
damit verbunden haben , oder konnte er nur dem Kitzel nicht wider-
stehen einige Verse seiner eignen Fabrik in den Homer hineinzusetzen?
Dasz er einen bestimmten Zweck damit verfolgt hat, ergibt sich, wenn
wir aonehmen, dasz er den Complex der Odyssee als 6in Werk be-
trachtete. Laörtes befindet sich a 189 ff. nur miU ^iner Dienerin fern
von der Stadt auf einem Landgut :
Actiqfimf riQvm . . ovxkt <pa0l Ttohvds
igX^^ 9 «^^' anavevd'sv' iit ayqov Ttrjficeta nia%Hv
yiftl^i üvv i(i(pi7t6k<p y 7^ ot ßgcoclv xs %6(Si>v xs
na^Ti^el^ evr' av fiiv xdfiaxog nccxa yvia kdßydiv
iffTtv^ovr^ avoc yovvbv aXcDfjg oivoitidoio.
la der letzten Rhapsodie der Odyssee bebaut derselbe alte Dolios, von
dem io d die Rede ist, mit sechs Söhnen den Wein- und Obstgarten des
Uertes. Dasz diese beiden Berichte, in a und (o, sich widersprechen,
hat schon Spohn bemerkt (de extr. p. Od. S. 56 — 59). Aber der Wi-
derspruch hebt sich wenigstens scheinbar, wenn wir inzwischen hören,
dasz Dolios Gärtner ist und so- zuweilen zu Laertes geschickt wird.
15*
216 P' D. Ch. Henniogs: Aber die Telemachie.
Der Inhalt der Ertiblaog, welche in den Versen d 676 — ^725.
727 — 734. 743 — 753. 758—767 enthalten ist, ist vollst&ndig abbiagig'
Ton dem was wir ß 1 — 381 gelesen haben; anch von der Sage, Back
welcher die Freier dem Telemachos Nachstellungen bereiten. Also
stammt sie wol sicher aoir späterer Zeit als die Telemachie. Daaz sie
von demselben Dichter herrührt wie die Nachstellangen der Freier,
wage ich nicht za behaopten. Jedenfalls sind diese für sich vorgetra-
gen ; denn an 6 847 können sie sich noch weniger anschliessea als aa
d 673, der Zeitordnung wegen.
§ 38. Das dritte Lied, welches am Schlass von d steht, V. 787 —
815. 817 — 841 , kann nicht von demselben Dichter gemacht sein wie
das zweite, in welchem Penelope von der Earykleia getröstet ond ihr
Gebet von der Athene erhört wird. Denn derselbe Dichter konnte sie
nicht wiederum ganz trostlos und der Verzweiflung hingegeben dar-
stellen , wie sie i 787 im Thalamos liegt. Aber einen andern Dichter,
der an andere Verhältnisse anknüpfte, hinderte nichts dies zu than.
Nach den Anfangsworten zu. scl^lieszen :
ff d' iitSQualoi av^i nBqUpqmv nrpfiXotKta
ist sie schon einmal in Klagen aasgebrocben, vielleicht unten im Hanse,
sodann ans der Gregenwart ihrer Mägde auf den Söller geflohen , and
gibt sich hier von neuem ihrer Verzweiflung hin. — Vielleicht hat
auch ein späterer Nachdichter die Worte ^€a di ot ixlvev aQijg weiter
ausfahren wollen. — V. 814 ff. kommen dieselben Gedanken wieder
vor , die der Verfasser des vorhergehenden Liedes schon benutzt hat,
und zwar, wie mir scheint, etwas outriert; das dritte Lied wird später
gedichtet sein als das zweite. Der Verfasser desselben ist in homeri-
schen Vorstellungen und Ausdrucken lange nicht so gewandt wie der
des zweiten. — V. 796 heiszt es, dasz Athene ein Schattenbild zur
Penelope schickt; dies ist gegen die Gewohnheit der homerischen Lie-
der. Sonst erscheint die Göttin immer selbst, in fremder Gestalt.. Hier-
gegen hätte der Nachdichter, mit dem wir es zu thun haben, doch wol
kaum Verstössen ohne Veranlassung. Eine solche scheint er in der
That selbst zu offenbaren V. 826 :
To/i} yao ot TCOfinbg afi iQxsvaty ^v xa %al aAAoi
iviQBg fjQi^aavxo naqBöza^Bvmt,
Man bemerke wol, dasz da nicht oT^erat steht, sondern Mif%ttai. Des-
halb weil die Göttin selbst den Telemachos zum Nestor begleitet,
^ schickt sie einen Schatten, um die Penelope zu trösten. Denn sie ver-
mag zwar vermöge ihrer Allweisheit und Allmacht alles zu wissen
was in jedem Augenblick geschieht und darein einzugreifen, nicht aber
selbst an verschiedenen Orten Hülfe zu bringen. Also entweder h»t
der Verfasser angenommen, dasz Athene ihren Schützling noch nach
Sparta begleitet, und dann mnsz er ja verschieden sein von dem Dich-
ter der Telemachie, oder er folgt der Darstellung desselben , nach der
sie ihn nur nach Pylos begleitet, und dann ist es auch nicht anders.
Dann wird aber Iphthima schon zur Penelope geschickt, ehe Athene
P. D. Ch. Henniogs: über die TeleoMcltte. 217
deB Telemachoa Terlitezt, d. i. am sweiten oder dritten, aioht aber am
secbAteo Tage der Telemachie. Also kann das Lied nrsprQnglicb gar
aicbi in dem Zasammenbang gestanden beben, in dem wir es jetzt
finden, sondern es ist arspriinglicb für sich vorgetragen. — Dies be-
weist nuch V. 841. V. 843 wird die Erzählung von den Nachstellongen
der Freier fortgesetzt. Die Freier schiffen sich nach V. 786 am Abend
ein. Aber erst in dunkler Nacht ist Penelope durch den gottgesandten
Tmnm getröstet.
S 39. Der Schlusz der Rhapsodie 8 von 625 au umfaszt also
drei Lieder oder Liedcrstflcke, welche in später Zeit erst zu der Tele*
machie hinzugedichtet sind. Diese drei Lieder sind ursprQDglich alle
fär sieh vorgetragen; jetzt aber ist das zweite und dritte episoden-
artig in das erste eingeschaltet. Zu der Zeit, als die Telemachie ge-
diefalet ward, hatte sich die Sage noch nicht so weit fortgebildet, dasz
sie von NachsteUnngen der Freier gegen den Telemachos während sei-
ner Heimfahrt etwas wüste. Aber es waren damals die Motive zu
einer solchen Fortbildung der Sage schon in ihrer Darstellung vor-
handen (vgl. Nitzsch zu 6 625). Schon er 251 glaubt Telemachos, die
Freier würden ihm bald Verderben bereiten r ß 325 ff. versprechen sich
die Freier von Telemachos Reise nichts gutes; ß 322 ff. wünschen sie
seinen Untergang; ß 367 f. vermutet Eurykleia etwas ahnliches, wie
am Schlusz von d erzählt wird:
ot de TOI uvtIk 16 vx^ xaxii fpqiciSovtai onlifömj
mg M öolfp qi^lr^j xads d' avxol Jtmrta Sadovraif
und Telemachos besorgt ß 376 , dasz Penelope sich aber seine Reise
abangstigen werde ; endlich spricht Antinoos d 775 ausdrdcklich seine
Furcht ans, dasz sein Anschlag der Penelope gemeldet werde. Unter
diesen Umständen muste sich die Sage von Telemachos Reise allmäh-
lich erweitern. Die mythische Sage ist in Griechenland überhaupt von
den Uranfüngen her in einer beständigen Entwicklung begriffen. Die
homerischen und besiodischen Dichter haben sie zuerst fixiert; im
Volke lief sie um; sie gaben ihr zuerst poetischen Ausdruck. Aber
da man nvn auf der epischen Darstellung weiter fortbaute , erhielt sie
oüt der Zeit einen noch reicheren, mehr abgerundeten Inhalt. So span-
nen sich aus den oben angeführten Andeutungen über das Verhältnis
der Penelope und der Freier zu Telemachos Reise verschiedene Sagen
kervor. Und nun traten begabtere Nacbdichter auf und behandelten
sie nach homerischer Weise. Ueber die Nachstellungen der Freier
haben wir in 6 6ine Relation gelesen , über die Klagen der Penelope
iwei, eine frühere bessere und eine spätere schlechtere ; vielleicht hat
es noch viel mehr gegeben.
§ 40. Auch in der Rhapsodie 7t y welche überhaupt aus manig-
fachen Elementen zusammengewürfelt ist, finden sich noch zwei kleine
Nachdichtungen^ die hierher gehören. Die erste ist eine Fortsetzung des
Liedes 6 625 ff. Sie umfaszt die Verse n 342 — 406 und v 241—247 :
Die Freier sind benachrichtigt, dasz Telemacbos wieder heimge-
kehrt sei. Kaum haben sie den Beschlusz gefaszt den Antinoos aus
218 P. D. Ch. Hennings: aber die Telemachie.'
seinem vergeblichen Hinterhalt zarflckznrufen , als man sein Schiff za-
rückkommen sieht. Antinoos ist ergrimmt darüber, dasi sein sorg-
faltiges auflauern alle die Tage daher ohne Erfolg gewesen ist , z'amal
da er fürchten musz, Telemachos werde das Volk auffordern das Ver-
brechen zu richten. Daher macht er den Vorschlag, den Telemachos ^
fern von der Stadt auf dem Lande zu überfallen und zu tödten. Die*
Aussicht auf Theilung seines Vermögens vermag die Freier nicht zar
Beistimmung zu bewegen. Amphinomos , des Nisos Sohn , erhebt sich
gegen den gottlosen Vorschlag; man aolle erst den Willen der Götter
in dieser Beziehung erforschen. Alsobald fliegt ihm zur Linken ein
Adler , mit einer Taube in den Klauen. Dies schlechte Omen schreckt
alle Freier von dem Verbrechen zurück. Sie gehen wieder in die
Wohnung des Odysseus zum gewohnten Schmause.
Die Verse v 241 — 247 stehen an jener Stelle ohne gehörige Be-
ziehung. Man kann nicht annehmen, dasz die Feier dort in öffentlicher
Versammlung (y 146) über die Ermordung des Telemachos berath-
schlagen. Im Gegentheil spielt v 241 :
fivriat^QegyS^ agcc Tfiksiiäxto ^avarov ts (i6(fov te
ganz offenbar auf die Situation in den Versen n 364 — 393 an. Ohne
Aenderung können die Verse 'v 242 — 247 an ihre ursprüngliche Stelle
zurückgesetzt werden :
ff 405 «£^ öi 7i . anovQommat Oeo/, TtavCaüd'ai Svmya,^
n 406. V 242 &s Sg}at\ aifzciQ o xotaiv agiGzegog ^Iv^ev ogvigy
V 243 aletog v'^mixir^^ ixB dh r^^mva niliiav,
xoiCiv S* Afitplvofiog ayoQiqöazo nal (uthinev
«m fplloi^ ovx i^uv Cvvd'evasxai i^ds ya ßovliq^
Ti^AcjMf^Oio q)6vog' aXXä (ivijaoifis&a dairog.^
V 947 == ft 406 äg Iqxa^ ^y4(iq>lvoiiogy xotdiv d' imii^dave (iv&og.
n 407 avxl%^ Smtr^ avajavreg Sßav ö6(iov ilg ^Oövailog,
§ 41. Von dem folgenden Liede ist es zweifelhaft, von welcher
Zeit es handelt. Es umfaszt die Verse n 409 — 451. Der Anfang des-
selben scheint abgekürzt zu sein. Hedon hat der Penelope hinter-
bracht, dasz die Freier im Saal auf das Verderben ihres Sohnes sin-
nen. Sie steigt vom Söller hinunter und hält dem Antinoos seine Un-
dankbarkeit für die von Odysseus einst empfangenen Woilhaten mit
beredten Worten vor. Eurymachos beruhigt sie mit dem Versprechen,
dasz er den Telemachos gegen alle seine Feinde mit dem Schwert
vertheidigen wolle, indem er zugleich durch die Erinnerung, wie sehr
Odysseus ihn einst geliebt habe , sich.selbst scheinbar eine Verpflich-
tung dazu auflegt. £g ipdro ^aQOvvfxw^ sagt der Dichter, tcS d ^^-
zvBy aizog olBd'gov. Dies würde der Dichter doch wol kaom
von ihm gesagt haben , wenn die Freier schon durch ein Wahrzeichen
des Zeus von dem Plane des Antinoos abgeschreckt waren. Die Situa-
tion ist hier eine andere als n 393, wo die Freier am Hafen sind , und
als in d, wo sie im Hofe eonspirieren. Man sieht aus den Versen
P. D. Cfa. Hennings: aber die Telemachie. 219
% 409 — 461 gar nicht, ob Telemachos noch auf der Reise oder schon
bei Enmaeos ist; man siehl nicht einmal, ob die Freier noch ihre Fahrt
antreten wollen oder ob sie schon davon Eurückgekehrt sind. Diese
Unbestimmtheit ist sicher onhomerisch. Da die Sage Qberliefert zu
haben scheint, dass der Plan des Antinoos den Telemachos auf Ithaka
selbst zu tödten sogleich wieder aufgegeben sei , so führen mich die
Worte V. -448, in denen es von Eurymachos heiszt , dasE er dem Tele-
machos Verderben bereitete, zu der Vermutung, dies ganze Lied sei
der Zeit nach parallel demjenigen, welches d 675 anfängt. Wie dem
nun auch sein möge, jedenfalls ist es spfiter als die Telemachio
gedichtet.
S 42. Eine sechste von der Telemachie abhängige Nachdichtung
haben wir schon oben S. 191 f. erkannt , ich meine den Bericht des
Telemachos q 1 — 44. 107 —150. Dasz er später gedichtet ist als dio
Telemachie, dflrfte man schon daraus schlieszen können, dasz er so
gans und gar den Charakter einer Nachdichtung an sich tragt. Er
schlieszt sich durchaus an die Darstellung der Telemachie an; die
meisten Verse desselben sind nicht originell.
Von Interpolationen, welche von Ordnern oder Rhapsoden her-
rühren und natürlich wieder noch jünger sind als jene Nachdichtungen,
haben wir schon eine grosze Menge erkannt, in a, ß, y, d, im Anfang
von s, am Schlnsz von v, in der Mitte von £, in o und am Anfang von
^; ich will sie hier nicht wieder aufrechnen. Wir werden noch einige
andere, auch von der Telemachie abhangige in n finden.
§ 43. Aelter als die Telemachie sind die meisten übrigen Lie-
der der Odyssee, in denen Odysseus den Mittelpnnkt der Sage bildet.
Die Reise des Telemachos wurde ursprünglich gar nicht in ihnen er-
wähnt. Allerdings wird jetzt darauf angespielt e 18 — 20 und 25 — ^27 ;
aber wir haben gesehen, dasz die Verse e 1 — 27 vom zweiten Ordner
der Odyssee stammen. Nachher wird Telemachos erst wieder genannt
A 185, wo Antikleia ihrem Sohn in der Unterwelt Bericht von den Ver-
hältnissen auf Ithaka abstattet. Aber hier werben noch nicht einmal
Freier nm Penelopes Hand, und Telemachos lebt in Frieden und Freand-
schafl mit allen, hochgeehrt vom Volke. — Die Verse v 412 — 428 und
1 174 — 184 sind wieder unecht, wie wir S. 194 nachgewiesen haben.
— Femer £ 51&— 517 werden im Harleianus, Palatinus und drei wie-
ner Hss. ausgelassen und sind in den Ausgaben lange eingeklammert
als aas o 337 — 339 wiederholt. — Die Verse o 337—339 gehören zu
der Fortsetzung des Liedes £ , welche die Verse o 301 —494 umfaszt.
Eomaeos ladet hier den Odysseus ein bei ihm zu bleiben, bis Tele-
machos komme. Aber wie unbestimmt scheint doch das avror^ inriv
iX^rfitv ^Oävitcijog g>Uog vtog ! Den Fall angenommen aber nicht ein»
geräumt, dasz Eumaeos von des Telemachos Reise nach Pylos gehört
hatte, so konnte er doch unmöglich davon überzeugt sein, dasz Tele-
machos vorerst nach seiner Rückkunft die Herden besichtigen werde ;
sondern jedenfalls muste ihn das v^ahrscheinlichste dünken, dasz er
zaerat mit seinen Gefährten nach der Stadt zurückkehren würde. Also
N
220 P. D. Ch. Heimiigs : ab«r die
sa Bamaeos kam Telemachoa naoh der wabracheinlichstea Verttatoiig^
aos der Stadt and Dicht unmittelbar von Pyloa. Entweder ist naa
0 337 dieses komaien aas der Stadt bezeichnet oder die RAckkebr too
Pylos. Ist die letztere gemeint, so sagt Eomaeos gana im allgemei-
nen: *wenn Telemachos erst nach Ithaka lurQckgekebrt sein wird
(vgl. er 77. y 432. £ 396.- 395) , der wird dir Mantel und Kleider geben
nnd dich schicken wohin da es wünschest.' Dann wäre der'Gegensals
da: *jetzt ist Telemachos nicht an Hanse, jetzt schalten und walten
die Freier uneingeschrfinkt.' Dergleichen hätte dann dem Zusammen-
hange nach vorangehen mfissen. Da dies nitht der Fall ist, so kehren
wir zu der andern Erklärung zurück, ond sie ist auch.dienatQrlichere.
Wir abersetzen die Worte einfach, wie sie sich geben: *bleib bei
ans; du bist ans nicht lästig. Wenn Telemachos einmal ans der Stadt
zu mir gekommen sein wird , wird er dich kleiden and dich schicken,
wohin dein Herz verlangt.' Nun wird vielleicht jemand Last bekooa-
men die Verse für interpoliert zu erklären, deshalb weil Bamaeoe
hier so spreche, ale ob Telemachos in der Stadt sei, da er doch nach
der Darstellung der Telemachie auf dem Wege von Sparta nach Pylos
ist. Allein dies geht schon wegen der Antwort des Odysseos nicht
an, welche unsere obige ErkUrang bestätigt:
vijv d* htü hxavdag, (inval xi (U xttvov avtoyag.
Das konnte der Dichter sehr wol voraussetzen, dass Telemachos, ich
will nicht sageif in bestimmten Fristen, aber doch zuweilen anfa Land
gekommen sei, um die Herden zu besichtigen, insbesondere zu Ea*
maeos, welcher mit treuester Anhänglichkeit das Gedächtnis des Odys-
aeus, seines Vaters, bewahrte. — Nun Tragt es sich aber, was daraus
geschlossen werden darf. Können wir dem Eomaeos denn vollkom«
mene Kenntnis dessen, was in der Stadt vorgieng, beimessen? Könn-
ten wir das, so würde es Qber allen Zweifel sein dasz der Dichter
von £ die Rgise des Telemachos noch gar nicht gekannt habe. Aber
wir dürfen es nicht. Denn Eomaeos kommt selten zur Stadt nach der
Darstellung dieses Liedes; £ 372 sagt er selbst:
crvTcr^ iya naq^ {letftftv iatox^wtog * ovH nokivia
iQXOfiai, bI (Afj nov xi mqlfpqiiov IlfiveXoitna
iX&i(Uv 0T^v]7<r^v, ot' dyyBUtf no^iv llOot.
Seiner Diener einen schiokI er täglich mit einem Sehwein zur Stadt.
Dieser konnte ihm allerdingB Nachrichten bringen von denen in der
Stadt; aber er braochto nicht darum zu sorgen. Also hat des Eumaeos
Kunde von Telemachos Reise nur eine bedingte Nothwendigkeit. Den-
noch, da alle Odysseus- Lieder von s-^§ von einer Reise des Tele-
machos nach Pylos nichts wissen, so geben die Verse o 337 — 339 für
die Ansicht den Ausschlag, dasz die Dichter dieser Lieder wirklich
noch keine Telemachie gekannt haben. — Aber schon nimmt unser
Gegner seine Zuflucht zor Rhapsodie n; auf sie hat er alle seine Hoff-
nung gesetzt, dasz die Anstalten der Miiederjäger' zu Schanden wer-
den. Die sechzehnte Rhapsodie nennt sieh Tffls(iui%ov aiuicyvnQUtfiog
OöviSaimg,. In der Fortsetzung des Liedea | weisz Eumaeos niehta von
F. D. €h. Henoings: aber die^lemachie. 4221
Teleaiacho9 Reise, im Anfang tob it komml dieser zo ibm. Wir er-
warten also aiehl, dasz er ihn aufnehmen wird als eben von Pylos
saräckgekemmen. Er Ihat es nicblsdestoweniger. "*) Wir haben oben
aas ff als nieht dazu gehörig die Verse 342—408 und 409 — 451 aus-
geworfen. Die öbrig bleibenden Verse können nicht gut alle von dem-
selben Dichter herrfibren. Sie tragen die deutlichsten Spuren einer
spileren Ueberarbeitong.
Frfih morgens, als Odysseus nnd Enraaeos ein Frflfastack bereiten,
koranl Telemachos an. Eumaeos freut sich um so mehr aber seinen
Besaeb, da er (V. 23. 24) so eben eine gefährliche Seereise nach Pyloa
beslanden bal und da er so selten aufs Land kommt. Der Jüngling
fragt ihn (30 — 39), ob seine Mutter schon geheiratet hsbe. Von die-
ser Farcht befreit tritt er ins Haus. Der als Bettler verkleidete Odys-
seus erbebt sich von seinem Sitz. Telemachos bittet ihn seinen Platz
zu behalten. Dann nimmt er ein Frübstaok ein nnd fragt den Sauhirten
Back der Herkunft^es fremden. Eumaeos antwortet ihm, dasz er aus
Kreta sei ; von einem thesprotischen Schiff habe er sich dunsh schwim-
mea ans Land gerettet und bei i^hm eine Zufluchtsstätte gefunden. Er
wolle ihn dem Telemachos hiemit empfohlen haben. Telemachos aber
weigert sich aus Besorgnis , dasz die unverschämten Freier ihn nicht
angehndelt lassen würden, ihn mit sich in die Stadt zu nehmen. Uebri-
geas wolle er ihm Kleider schenken und ihn schicken , wohin er be-
gehre. Odysseus spricht seine Verwunderung darüber ans, dasz er
■icbl Herr sei in seinem eigenen Hause. Telemachos erzählt ihm, wo»
*) Rhode urteilt darüber a. O. S. 6ff., so weit es den loxog fivriatii'
poiv betrifft, ganz richtig: '^ 41 zwingt uns niehts anzunehmen , dasz
Penelope die Nachstellungen der Freier im Sinn hat, von denen ihr Me-
don in d gesagt. Wir müssen ihre Worte sogar sehr karg finden, wenn
wir an jene Stelle d 810 ff. denken. . . Auch Telemaehos muste, statt sich
mit einem so allgemeinen qpvyorrt ntif almv oIb&qot ^a begnügeni
seiner Mutter erzählen, wie er durch Athene gerettet sei. Auch ans den
Worten, womit Enmaeos den Telemachos in n empfängt, geht nicht her-
vor dasz Enmaeos die Gefahr kannte, in welcher Telemachos sich be-
fanden. Während er nemlich in £ 174 — 182 dem fremden Bettler er-
sählt . . ., denkt er. als Telemachos in seine Hütte tritt, gar nicht an
diesen loxog ftvi^tfrijpoDv; und doch muste er sehr überrascht sein, ja
Tiel überraschter als Penelope in p, welche auf die Ankunft des Tele-
machos durch Eumaeos und den %'^Qvi in n vorbereitet war, den Jüng^
ling so plötzlich wolbehalten in sein Gehöft treten zu sehen, und muste
also in bestimmteren Ausdrücken seine Freude über diese Rettung sn
erkennen geben. Ich _stehe um so weniger an zu behaupten, dasz wir
aus jener Stelle in tc nicht sehen, ob Eumaeos von dem loxog unter«
richtet ist, als dasselbe auch von Telemachos und Odysseus gilt, wenn
wir von n 462-— 475 absehen. Denn es bleibt immer merkwürdig, dasa
swischen Vater und Sohn von diesem Anschlage der Freier auf das Le-
ben des letzteren gar nicht die Rede ist, obgleich dieser Gegenstand
doch wichtig genug ist um zur Sprache zu kommen, n 134 aber ist
wieder so allgemein , dasz sich nichts bestimmtes ans den Worten
•chlieszen laszt. Also die Stelle in n entschuldigt nicht etwa die in q,
sondern beide sind auffallend, wenn man sie mit 9, y, o, i und dem
Schfaus TOA n vergleicht.'
^ ^
222 P. D. Ch. n^noings : über die Telemachie.
her das komme. Dann schickt er den Eomaeos In die Stadt, am der
Penelope seine glückliche Heimkehr, von Pyios heimlich sn melden.
So wie Enmaeos weg ist, stellt Athqpe die eigentliche Gestalt des
Odysseas wieder her und ermahnt ihn mit seinem Sohne die Bestra-
fung der Freiervzu verabreden. Nun folgt V. 177 — 220 die schöne
Erkennnngsscene zwischen Vater und Sohn. V. 221 — 320 berathschla-
gen sie über ihr Verfahren gegen die Freier; Odyssens erzahlt seine
Rettung durch die Phaeaken und Telemachos setzt die Verhfilinisse im
Palast naher aus einander. V. 322 kehrt die Erzählung ganz plötzlich
KU den Schiffsgenossen des Telemachos zurück, die wir am Schluss
von o verlassen haben. Sie fahren zur Stadt, bringen die Gastge-
schenke in das Haus des Klytios und schicken einen Herold zur Pene-
lope, um ihr die Rückkehr ihres Sohnes zu melden. Der Herold trifft
unterwegs mit dem Enmaeos zusammen. Mitten unter den Mägden
ruft er der Penelope entgegen: .'dein Sohn, o Königin, ist wieder za-
rück.' Dann erzahlt Eumaeos der Königin allein, was Telemachos
ihm aufgetragen hatte. Dies gethan kehrt er zu seinen Schweinen
zurück (341). Am Abend (452) langt er wieder an. Telemachos nnd
Odyssens bereifen gerade ein Abendmahl. Athene verwandelt ihren
Schützling wieder in den Bettler, als welchen ihn Eumaeos kannte.
Telemachos fragt den Sauhirten (460) , ob die Freier schon von ihrem
Hinterhalt zurückgekehrt seien. Eumaeos erwidert, er habe sich keine
Zeit dazu gelassen, danach zu forschen. Aber auf dem Rückwege
habe er ein Schiff in den Hafen einlaufen sehen, v^ll gewaffneter M&n-
ner. Das wfiren sie wol gewesen (—477). Nach dem Abendmahl
gehen sie alle zu Bett.
Der wesentliche Theil dieses Liedes ist das GesprSch, worin Tele-
machos und Odyssens sich verstandigen. Darin ist nicht die Rede da-
von, dasz Telemachos jetzt von Sparta zurückkehre, dasz er dort schon
gehört habe, sein Vater werde bald wieder auf Ithaka herschen; dasz
Menelaos ihn so gastfreundschaftlich aufgenommen (vgl. o 156 ff.).
Nichts dergleichen ist auch nur im entferntesten angedeutet. Die
übrigen TheÜQ der Rhapsodie n^ in denen die Reise des Telemachos,
ja auch der Xoxog (ivtfitiqQmv erwähnt wird, sind leicht auszuscheiden.
Es sind die Verse 23. 24. 30—39. 130—153. 322—341. (342—451.)
460 — 477 (vielleicht gehören auch 17—21 dazu). Sie sind alle inter-
poliert. — Die grosze Freude des Eumaeos über den Besuch des Tele-
machos wird hinreichend erklart durch die Verse 25 — 29:
akV ays vvv stasl&By tpLkov tinog^ og)ga ae &vfim
tiQil;ofiai daoQOtav viov aklo^ev ivSov iovxa,
öv (iBv yccQ ri ^d(k ayQov iitiq%ta^ ov8\ vofi^aig,
akX^ iTtißrjfisveiQ' mg yccQ vi toi ivaÖB ^(i^^
avögäv iivfflzi^Q(ov iüoqäv aUtikov Ofitkov.
Hätte Eumaeos wirklich geglaubt, das% der Jüngling von Pylos heim>
kehre, so brauchte er jene Verse nicht anzuführen, oder er mnste we-
nigstens seine Verwunderung darüber aussprechen, warum Telemachos
so allein zu ihm komme und nicht gleich mit den Gefährten zur Stadt
P. B. Ch. Heonings : über die Telemacliie. 223
^erahren sei. — Ferner ist es passender , wenn Enmaeos ihm gleieh
seine Lanze abnimmt , d. b. wenn V. 40 auf 29 folgt. V. 33 — ^35 fragt
Telemachos im Ernste, ob seine Mutter schon einen Freier geheiratet
habe 9 eine Möglichkeit welche ihm Athene in der Interpolation am
Anfang von o V. l^fiT. vorgestelU hatte, die aber nach der Darstellung
der Telemachie sowol als der Odysseus- Lieder gans unglaublich ist.
— Da der Bericht des Herolds und des Enmaeos sich in einander vcft-
schlingen und 468 f. darauf wieder angespielt wird, so mQssen die
Verse 130 -—153. 322—341. 460—477 von demselben Verfasser her-
robren. Der Vorschlag in Betreff des Laörtes 136 — 152 ist hier eben
so bedeutungslos und verfehlt wie der ganz analoge 8 735 — 741. 754 —
757. 'Uebrigens sieht man dasz dieser Interpolator , mit dem wir in n
sa tbnn haben, wirklich der Annahme folgt, La^rtes sei dort in ö von
der Gefahr des Telemachos benachrichtigt worden. Und nun veran-
staltet er die Absenduog einer alten Dienerin an ihn, um ihn wieder
TU beruhigen. Dieselbe Dienerin treffen wir in m neben dem Dolios
auf dem Landgut des La^rtes (vgl. S. 215). V. 132 sagt Telemachos,
er wolle auf dem Lande bleiben ; o 505 in der Telemachie hatte er ver-
sprochen am Abend in die Stadt zu kommen. Auch hatte Telemachos
daselbst seinen Gefährten nicht befohlen einen Boten an die Königin
zu schicken. Er besorgte es gar nicht, wie n 331 behauptet wird,
dasz seine Mutter sich über ihn abgeängstigt. Hatte er doch die Enry-
kleia ß 373 — 378 schwören lassen seine Reise zu verheimlichen. Also
diese Partien in jc stimmen nicht einmal mit der Darstellung der Tele*
macbie Qberein. V. 326 ist unpassend wiederholt aus n 360 und d 785«
In Einern Punkte hat der Interpolator die ursprfingliche Erzählung total
verändert. Nemlich er Ifiszt jetzt dem Enmaeos befehlen , dasz er der
Penelope die glQckliche Rückkehr ihres Sohnes melde. Auch in der
nrsprQnglichen Erzählung musz Eumaeos zur Stadt gegangen sein,
aber aus einem andern Grunde. Telemachos und Odysseus beratheo
sich nach der Sage in seiner Abwesenheit. Diese war am naturlichsten
motiviert, wenn Eumaeos für die Freier ein Schwein in die Stadt trieb,
was er Ulglicb entweder selbst thun oder einem Sklaten befehlen muste
(vgl. V 162 ff. |26). — Die Verse 460—477 scheiden sich wieder ohne
irgendwelche Schwierigkeit ans. — Mit dem Eumaeos hat der Inter»
polator deshalb einen Herold von den Gefährten des Telemachos zusam-
mentreffen lassen, um daran sogleich die beiden ursprünglich selbstfin-
digen Erzählungen 7C 342 — 408. 409 — 451 anfügen zn können. Die
erstere fängt damit an, dasz die Freier eben gehört haben, Telemachos
sei wieder da. Eumaeos hatte der Freier wegen, die dem Telemachos
schon auf dem Meere aufgelauert hatten -— der Interpolator kennt ja
die Nachdichtungen von dem koxog ftvrjitxi^Qfov — eben den Auftrag
gehabt es der Königin insgeheim zu sagen. Da wird denn von den
Gefährten des Telemachos, welche natürlicherweise nicht so genau
instruiert sind wie der Interpolator selbst, ein Ausrufer abgeordnet,
welcher der Königin laut verkündet, ihr Sohn sei zurück; und nun
schlieszt sich n 342 ganz gut an das vorhergehende an. — Der Dia-
224 P. D. Cb'. Hennings : über die Telemachie.
fheimsl, welcher die Verse n (17—21?) 23. 24. 30—39. 130—153.
323-^341. (3^2 — 451.) 460 — 177 eingeschoben hat, charakterisiert sich
als einen Ordner durch den Zweck, den er verfolgt und theil weise auch
erreicht hat. Dieser Zweck ist ein doppelter. Einmal wollte er ebeo
die beiden Nachdichtungen n 342— 40B. 409 — 451 ^.an einer passenden
Stelle in den Zusammenhang der Odyssee einfSgen. Es mag sein, dass
e^ sie dabei namentlich am Anfang und Ende etwas veränderte. Zwei-
tens aber und besonders bezweckte er die Rhapsodie n mit- der Tele-
machie in Einklang in setzen. Dabei zeigt er sich nicht sehr gewandt
ond begabt. Freilich war die Aufgabe die er sich gestellt hatte auch
zu schwierig, und es gereicht ihm zur Entschuldigung, dass er die
echte Erzählung so viel wie möglich schonen muste. Der Dichter, von
dem das echte alte Lied herrührt, welches in rc enthalten ist, wnste
eben so wenig wie die vorhergehenden Odysseus- Lieder von einer
Reise des Telemachos nach Pylos und Sparta. Auch in den echten
Versen der Rhapsodie q und so bis op 2% hin ist nicht die leiseste
Ahnung derselben, obschon öfter Gelegenheit sich flndet, wo der Dich-
ter sie erwähnen muste , wenn sie ihm nicht unbekannt war.
Da also, wie von S. 219 an bewiesen ist, in keinem der Lieder,
welche vom umherirrenden, heimkehrenden, die Freier strafenden
Odysseus handeln, bis zu tf; 296 hin, abgesehen von den interpolierten
Versen, des Telemachos Reise erwähnt wird, im Gegentheil aber Ba-
maeos ihn während der Zeit, wo er nach der Darstellung der Tele-
machie fern von Ithaka ist, auf der Insel anwesend glaubt, so haben
wir hiermit eine sichere Basis gewonnen , um das Zeitverbältnis der
Telemachie zu den andern Liedern der Odyssee genauer zu bestimmen.
Wir haben in der Einleitung gesehen, dasz die homerischen Dich-
ter sich nicht als Erfinder der Mythen hinstellen, sondern nur als Bild-
ner der aberlieferten Sage. Es ist kein Grund da au zweifeln, dass
die Sache sich wirklich so verhalten habe. Die Sage also, welche in
den Liedern von Odysseus enthalten ist, liesz den Telemachos' sich
während der Zeit, da Odysseus nach Hause zurückkehrt, von Ithaka
nicht entfernen. Als aber die Telemachie gedichtet wurde, liesz die
Sage den Telemachos sechs Tage , bevor sich ihm sein Vater bei En-
maeoß zu erkennen gibt, aus Ithaka fortreisen nach Pylos und Sparta.
Es kann keine Frage sein, welche Version die ältere, welche die jfin-
gere ist. Es musz eine geraume Zeit darüber verflossen sein, ehe
eich die Ueberlieferung von einer Reise des Telemachos im Munde des
Volkes an die ursprüngliche Gestalt der Odysseus -Sage angesetzt
hatte. Die Telemachie ist bedeutend jünger als die Lieder von Odys-
seus. Sie ist nicht etwa ganz unabhängig von diesen entstanden; in
der Telemachie erfahren wir schon, dasz Odysseus bei der Kalypso
wider seinen Willen auf Ogygia bleiben musz, aber in kurzer Zeit,
im zwanzigsten Jahre nach seiner Abfahrt von Ithaka, allen unerkannt
heimkehren wird, den Freiern zum Verderben (s. a 195 — 205. ß 163 —
173. d 555 — 560. o 172—178). Durch Wahrzeichen und Weissagun-
gen werden wir darauf vorbereitet.
P. D. Ch. Hennings : über die Telemaekie. 2SS
% 44. Wem nnn daraus mil eben 00 grofzer Sieherbeit ge*
schlössen werden kann, dass dem Dichter der Telemachie die Odys-
sens-Sage bekannt ist, wie wir oben aas dem entgegengesetzten ge-
schiossMi haben, dasz den Dichtern der Odysseos- Lieder die Sage von
einer Reise des Telemachos nach Sparta nicht bekannt war, so febli
es auch dafür nicht an Beweisen , dass der Dichter der Telemacttie
speciell diese Bearbeitungen der Odysseus-Sage sehr wol gekannt bat,
weiche in der Odyssee vorliegen. ^
Dies beweist nicht nar die ganze Anlage der Telemachie, son-
dern auch eine grosse Menge von Nachahmungen.
Die Anlage der Telemachie beweist es, insofern die ganze Er*
säUong basiert ist anf den Rath der Athene « 270 ff. und^mit der An-
kunft des Telemachos bei Enmaeos schlieszt. Von dem Ratb der
Athene haben wir schon oben gesprochen S. 210. Der letzte Theil
desselben involviert die stillschweigende Voranssetzang, dasz Tele-
BMcbos, nachdem er von seiner Reise glfiokllch heimgekehrt ist, den
Odyssens schon anf Ithaka anwesend trifft. Denn er allein hätte sich
nie getraut die Freier mit List oder Gewalt zu verderben. Der Dich-
ter der Telemachie hat also seine Lieder darauf angelegt, dasz der
Sache nach sieh die Tr^yMjpv ivayvfo^tg ^OiviSaitdg n 1 — 16. 21 . . .
25—29. 40—100. 102. 103. 105—129 . . . 154—320. 452—459. 478—
481 daran anschlosz. — Ferner ist in der Erzählung der Telemachie
dorchaus kein Grund zu finden, warum Telemachos bei der Landung
auf Ithaka es vorzieht sich zu Eumaeos zu begeben , während seine
Geßfarten allein zur Stadt fahren. Der Dichter wüste eben , dasz der
Sage nach auf Telemachos Reise nach Pylos die Zusammenkunft mit
seinem Vater folgen muste. Diese Zusammenkunft fand bei Eumaeos
statt Liesz er also den Telemachos mit seinen Gefährten zur Stadt
fahren, so gieng nicht allein ein ganzer Tag ungenutzt vorüber, son-
dern es blieb auch die Frage noch wieder offen , warum Telemachos
denn nnn nachher aus der Stadt zu Eumaeos gekommen sei. Daher
liesx er ibn lieber gleich die Wohnung seines treuen Sauhirten auf-
sadien. Einem apäteren Diaskeuasten blieb es vorbehalten in n einige
Verse einzuschieben, in denen Telemachos empfangen wird als von
dner langen Reise zurflckgekommen, und Eumaeos, statt dasz er sonst
ein Schwein zur Stadt trieb, von Telemachos mit einer Botschaft an
dessen Mutter geschickt wird. Es kann nicht klarer sein. Die Tele-
naehie wurde unter der Voraussetzung concipiert, dasz darauf die Zu-
sammenkunft des Telemachos mit seinem Vater und der Anschlag gegen
die Freier folgen sollten.
§ 45. Eine genaue Bekanntschaft des Dichters der Telemachie
Biit den Odyssens -Liedern zeigt sich nun namentlich in einer Menge
Ton Nachahmungen.
a 154 ist genommen aus % 330 f. :
TiMuiStig di r' aotdof aXv^xave x^^a fiikatvavj
Qriiuog^ og ^' ijetdi fura (ivrfitijqctv ivccytty.
226 P. D. Ch. Hennings : über die Telemachie.
Hier moste der Grond hinzugefügt werden, warnm Odyssens den Saoger
verschont.
Mentor, welcher ß 225 für den Teleraachos das Wort ergreift
als alter Frennd und Genosse des Odysseus, ist derselbe, dessen Ge-
stalt Athene annimmt % 205 If. : '
^ Totai d^ in ayxfiiolov ^vyatriQ /liog ijl&ev ^A9ijvfiy
MiviOQi ilöofAivri tniev difiag '^dh xcri avörjv.
. T^v d' X)dvaevg yi^^tiaev Idoiv tuil fivdx>v imuv.
og 0' ayad-a ^iieanov 6(it]li%£ti Öi liol iöCi.»
Dieselbe Verwandlung der Athene ist beibehalten ß 267 f.
Ferner a 269 ff. erzählt Hentes, dasz Odysseus sich eiost vod
seinem Vater Anchialos Gift geholt habe, Hfinner tödtendes, om die
Pfeilspitzen damit za bestreichen. Gift kommt sonst bei Romer fast
nie vor. In der llias werden die Pfeile nicht vergiftet. Die alexan*
drinischen Grammatiker haben mit Recht die Frage anfgeworfeo, wes-
halb Homer an dieser Stelle von vergifteten Pfeilen des Odysseus ge-
sprochen habe, und sie sehr richtig beantwortet. Schol. EQV zq
a 26L: nQOKaxsaKavaOBv y tva fiij ^ijvafisvj nmg ano fuäg nltffij;
avaiQOvvtm ol (ivrfizrJQBg, So heiszt es nemlich in der (tvffixri^^
g>ovla X 116 ff.:
avxaQ 07', oq)Q€t fiiv avrm ifivvsöd'at Icav lol^
r6g)Qa (ivrfirnQoav eva y alsi 90 ivl oTx^
ßäkkB xirvCKoiisvog* xol d' ayxKStivot Snactov.
Ephyraeisches Gift wird auch ß 328 ff. erwähnt.
Ferner sind zu vergleichen ß 464 — 168 mit 1^ 154 — 157. 165;
i 294. 295 mit if; 254 f. ; a 146 ff. und y 338 ff. mit (p 270—273; |S 205
mit q> 205 f. ; a 715 f. mit v 224 f.; a 227 mit 1; 170 f.; ß 127 f. mit
tf 288 f.
Die Verse « 245 — 251 sind aus n 122 — 128 entnommeo, wo sie
nicht fehlen können. Vgl. auch y 212 f. mit n; 93 f. ; a 147 mit n 51;
ß 245 mit « 88; y 218—228 mit n 241—244. 254—257. 260 f.
Die Verse a 236. 237. 239 — ^241 sind entnommei|sAas £ 365-367.
369—371. Mit denjenigen Liedern, welche des Odysseus Irrfshrlcn
behandeln {i — fi), hat die Telemachie besonders nur Formeln und
Redeweisen gemein. Eine andere Aohnlichkeit konnte bei der Ver-
schiedenheit des Inhalts nicht gut eintreten. Man vergleiche ß 3^5—
353 mit t 204 ff. ; y 71—74 mit t 252—255; d 538—541 mit x 496-
499; i 240 f. mit X 328 und 517; d 535 mit A 411; ß 419-429 »»*
ft 144 ff. (und A 478—483) ; von der Kirke kann .es eher hoiszen das«
sie gilnstigen Wind geschickt habe, als von der Athene, die selbst mit
im Schiffe sitzt.
Am häufigsten hat unser Dichter die Phaeakenlieder benatzt oder
nachgeahmt; aus einem ganz natürlichen Grunde: weil es in ih'*^"
ebenso wie in der Telemachie auf Ausübung der Gastfreundschaft an-
kam. Man vergleiche nur ß 405 f. und y 29 f. mit e 192 f. und 1/ 37 »^
ö 559 f. mit e 141 f. ; « 320 und y 76 mit J 140; y 206 f. mi» f ^^
P. D. Cb. Henniugfl : über die Telemacbie. 227
19S; y 410 mit i n\ y 479 f. mit f 76 1 ; i %6 f. mit f 188 f. and
I 444 f. ; 4$ 52—56 uftd a 136—138. 141. 142 and o 135—138 mit
n 172—176; d 44. 47. 72 ff. mit iy 84-102. 132—134; /5 15 f. mit
1? 15&— -158; /} 122 mit 17 299: y 399. 402 f. mit 17 345—347; d 45 f.
nit 17 84 f. ; ^ 47 mit 17 134 and « 181 ; 4 296—300 mit 1} 335—339:
d 304 r. mit 17 346 f.
Ferner ^ 1 f . }^ 404 f. d 306 f. mit ^ 1 f. ; /? 12 mit d 19; /? 9 mit
^ 24 and ^57; |3 285 mit % 150; >r 4O6 mit <» 6; d 49 f. mit O 454 f. ;
d 590—592 mit ^ 430 — 432; 0 180 f. mit ^ 465. 467. *
Sodann sind /3 6 — 8 aas E 50 --52 genommen; y h — 8 nach
B 591 — 602 aod y 244 — 246 naeb A 252 gemacbt.
Ich will das VerEeichnis der äfaolichen Stellen auch ffir die IHas
vollBländig machen; es sind za vergleichen a 437 mit 3-34; or 146 (T.
und }r 388 ff. mit A 174—178; /3 80 mit ^ 245 ; /3 260 ff. mit ^ 349 ff. ;
y 446 — 463 mit A 458 — 466 and jB 421 ff.; 0 497—499 mit A 435—
437 ; ip 257 f. mit T 276 f. ; 0 99—109 mit Z 288—296 ; ^ 70 mit X416,
wo dieser Vers viel passender ist; and endlich d 104 f. mit X424f.
Ich wage nicht su behaapten , dasz in jedem einzelnen Falle der
Dichter der Telemacbie die verglichene Stelle im Sinne gehabt habe ;
einiges kann auch ganz anders erklart werden. Aber die Menge der
Stellen gibt sich doch gegenseitige Gewähr.
§ 46. Der Dichter der Telemacbie hat die meisten Odyssens-
Lieder gekannt, vieles aus ihnen benatzt, and zwar mit Verstand; er
lut seine Erzählung daranf angelegt , dasz die Erkennangsscene zwi-
schen Telemachos nnd Odysseas sich daran anschlosz. Es wäre höchst
interessant, wenn wir seine -Blütezeit mit einiger Genanigkeit feststel-
len könnten ; doch bezweifle ich , dasz es nach den vorhandenen Er-
kenntnismitteln möglich ist. Jedenfalls wird sie beträchtlich älter sein
als Eogammons Telegonie. Eagammon war aas Kyrene nnd soll Ol. 53
geblüht haben. Um diese Zeit berschte in der Ueberlieferang der ho-
merischen Poesie schön weitaus ein kyklisches Interesse. Za Solons
Zeiten worden die Rhapsodien e — v zu Einern Werke zusammengefaszt.
Vor diese Periode, in welcher man bestrebt war aas den homerischen
LiAiem Qber Odysseas 6in ganzes za machen, fallen alle jene.Nach-
dichtoDgen, die wir oben aufgezählt haben, drei in d, zwei in'Tt und
6ine in ^, welche noch darauf berechnet waren far sich vorgetragen
za werden. Sie verdanken ihre Entstehung der weiter entwickelten
Sage von Telemachos Reise nach Pylos und der noch nicht ganz er-
storbenen Kraft des epischen Einzelgesanges. Die Verfasser derselben
können noch Ansprach darauf machen *za den Aoeden gerechnet zn
werden. — Um die soloniscbe Zeit, vielleicht schon einige Decennien
früher mnsz unter den Rhapsoden, welche an den Panathenaeen die
homerischen Gesänge vortragen, das Bestroben sich geltend gemacht
haben, die einzelnen homerischen Lieder alle in einen grösseren Zu-
sammenhang einznordnen , durch Ausfüllung der Lücken , Einschaltun-
gen , Aasscheidung des zu sehr widersprechenden. Man wollte sich
einmal nicht mehr mit dem Vortrag einzelner Lieder begnügen ; man
228 P. D. Ch. Heniiiiigt: über die TelMMohie.
wollt« die ganze Epopoee, welehe dem Heroi eponymos der HomeriieD
KogeBchriebeo wurde, als gaozes, als 6in Werk genieszen. Die Nator-
wfichßigkeit der Volkspoesie hatte aafgehörft. Im Anachlnas aa die
alte KosmogODie bildete sich schon die ionische Physik. Die Spe^a-
lation bemächtigte sich der Gemüter. Der alte einfache Glaabe warde
erschüttert. Die müDdliche Ueberlieferang der Mythen im Volke hörte
nach und nach auf; man überliesz ihre Fortbildung allein den gebil-
deten, der Litteratur. Bei dem groszartigen Verkehr, der damals
in Griechenland blühte, und dem Aufschwung, den^ die Nation naboi,
schärfte sich der Sinn für den geschichtlichen Zasammenhang der
Dinge. Die epische Kunst einzelne Facta zn erzählen gefiel nicht a^br
ansschlieszlich. Die einzelnen Erzählungen sollten nach in einer ge>
wissen Ordnupg auf einander folgen. So war es denn ganz im Geiste
der Zeit, dasz Solon das Gesetz gegeben hatte, es sollten an den Pt-
nathenaeen die homerischen Lieder i£ vnoßolijg ^'^mdutfOtu, o!ov
MOV h a^mog fAfj^fv, imi^ev uQxea^at rov ix6(uv<pv. So ähnlich nod
an einander gepasst waren aber die einzelnen Lieder nicht, dasz dies
ohne Verletzung des überlieferten hätte durchgeführt werden kdooeo.
Zn der Zeit, da die Apologen des Alkinoos in die Phaeakenlieder eio-
geschaltet wurden , ist t, ß. das echte Prooeminm Yon s unterdrückt
worden; an dessen Stelle sind die Verse a 1—22. 25—28. 32—79
getreten. In noch späterer Zeit hat ein zweiter Ordner der Odyssee
diese Verse aus dem Aufang von s wieder weggenommen (s. S. 157 ff«)
und sie vor a gestellt. Er hat die ^OdvüaioDg ^%iila mit einer nenen
Einleitung versehen s I — 27 und durch Einschiebung der Verse u 60—
102 das vorhergehende Stück mit der Teiemachie verbunden. Er läazt
den Zeus e 23 f • auf die jetzt ate Anfang der Odyssee stehende Götter-
versammlung anspielen'; und die Verse s 18—20. 26 — 27 beziehen sieb
auf den Xoiog fivtfiri^Qav , der jetzt am Schlusz von d erzählt wird.
Er hat also oiTenbar gewollt, dasz die vier ersten Rhapsodien vor der
6n vorgetragen würden. Ursprünglich waren sie entweder gar niebt
in einer bestimmten Reihenfolge mit den Odysseus- Liedern vorgetra-
gen oder vor o. Jetzt sollten sie den Anfang der Odyasee bilden.
Ursprünglich war der Plan der Athene, den Telemachos zu selbst-
thätigem handeln gegen die Freier aufzufordern, gar nicht ans eiaer
Götterversammlung hergeleitet. Jetzt beginnt die Odyssee mit eioer
Beirathung auf dem Olympos, welche für die ganze folgende Ersah-
lung sowol von Telemachos Reise als von Odysseus Heimkehr den
Ausgangspunkt zu bilden scheint, und mit einem Prooemium, welches
den Leser auf eine ganze Reihe von Liedern vorbereitet. Der Ordner
wollte eben die Odysfee ähnlich beginnen lassen wie die Ilias. Er
durfte diese Verse darum nicht in s stehen lassen, damit, wenn « — ^
im Vortrage vorangiengen, nicht auf Einmal gleichsam von neuem ein
in sich abgeschlossenes Werk anzufangen scheine. — Dies ist aber
noch nicht der Gesichtspunkt, von dem ans man seine ganze Thätig-
keil übersehen kann. Vor seiner Zeit war das vierte Lied der Teie-
machie überhaupt noch nicht in zwei Theile gespalten. Auf i 619
P. B. €b. BeBanigt : Hier die TdeMeUe. 229
folgte mA on ^ fa %ai i «^9 ^^ I^i« ▼icr lieder eiittiörCeii
Doch gMrwuil YOB deo Odyssens-Liedera. Sie omfasiten 7 aef einan-»
der lolgvode Tage; am 8n lasdele Telemaohoa wieder anf IllMka ond
gieng BD Eunaeoe. Bs kosale also, fallf der Vortrag sieh in einen
GottliiMsa hSIte bewegen sollen, nach ihnen nur das lied n folgen.
Dieses anste aber aneb anf das Lied £ folgen, wenn anders die Reiben-
folge der Tage in Besag anf die Erlebnisse des Odysseos nicbt anter-
brocbeii werden sollte. So halte also der Vortrag, wenn er die bo-
nerisdien Lieder nach einer saeblicben Reihenfolge nnifassen sollte,
fir denelben Aosgang swei Anfftnge; die Reihenfolge war nenriieh
f , {:=: fij ^, V, I, 9f and wiederum a, ^, y, d s= o, «r. Der erste
Ordner der Odyssee schaltete die Ersfihlnng des Odyssens rOn seinen
Irrfahrten zwischen ^ nnd v ein und Itess die Telemachie abseits. Bin
sweiter Ordner, eben der yon dem wir oben gehandelt haben, stellte
sich die AnCj^be die Telemachie auf ähnliche Weise in den Zasam-
■enhaiig der Odyssee einsnordnen. Ohne gewaltsame Umstellungen
war dies nicht möglich. Seine Absicht war in der Richtung der 'Seit
begrindet Wie sehr er also auch dabei gegen alle Gesetae der
Wahncheinlichkeit Tcrstossen bat, so yerdient er doch dorchaus des-
halb estochnldigt «i werden. Er licss den leteton Theil der Tele-
machie anmittelbar Tor n stehen ^nnd schob in diesen von o 301 — 494
die ^ine von den beiden Forlsetzangen des Liedes $ hinein. Sie fdlU
fcrade die Zeit swischen o 296 ond 495 aas. Dadarcb erreichte er,
dass weder der in o beschriebene Tag mit dem in £ identisch, noch
ein Tag für die Odysseas-Sage ganz Tcrloren schien. Er fibersah
aber, dasz ¥on der Telemachie in o swm Tsge beschrieben werden.
Nan bitte er das vierte Lied der Telemachie ganz zwisohen £ and o,
die ersten drei aber vor e stellen können. Dann wfire der Schein berror-
gernfeB, als ob Telemachos nnd Peisistratos, am von Phcrae nach Sparte
II kommen, drca 30 Tage gebraucht bitten. Oder er hfilto alle vier
lieder der Telemachie zwischen £ nnd ft stellen können ; dann wire
die Ersihlang von Odysseus durch 7 Tage unterbrochen gewesen«
Boides schien nicht so passend, als wenn Telemachos in Sparte selbst,
wo er so gastfreandschaftlich nnd liebevoll aufgenommen war, 30
Tage linger blieb als er es sonst beabsichtigt bstte. Deshalb brach
der Ordner die Ersihlang des vierten Liedes der Telemachie am zwei-
ten Tage ab nnd stellte den 6inen Theil vor t, den zweiten zwischen
I und n» Aber bei welchem Verse sollte die Erzählung nan in 6
Khtieszen? Sie konnte es nicht, ehe Menelaos den Telemachos nach
winem Begehr gefragt hat. Dies geschiebt erst am Morgen des zwei-
ten Tages. Telemachos erkundigt sich nach seineSn Vater. Menelaos
gibt ihm Antwort bis d 586. Aber weil er erwartet, Telemachos
werde sogleich nach erhaltener Auskunft wieder Abschied nehmen,
knSpfl er sogleich eine Einladung auf 11 bis 12 Tage daran an V. 587
— S^ Daher absolviert der Ordner auch noch erst die Ablehnung
d«r Banladnng bis i 619, ehe er das vierte Lied abbricht. Er hat aber
übersehen oder sich absichtlich darüber hinweggesetzt, dasz ein fer-
lahrb. f. elass. Philol. Sappl. Bd. UI Hn. 2. |g
«ever AvCpKlhalt 4e$ MvmaohoB in Sparta aalioa gir äuki ««hr
glanbliok ist. MaaeiMs will Mir noch dia Gaachaake holen; ^araadi
aili dar JfipgUig fori. — Vir aohelnt^ dar Ordnar biUd «nali baiaar
daran gatban V. ^M) naab 586 sa aalften und 687—619 mit in dia i6e
Rbapaodia bimabatannahaan; Doob ancb ao wira ain dreisilgligif er
AnfaiilbaU daa falemaobo» in Sparta knU niahtan wabrachdinUob.«a-
waaan. •— 9aas dia arsten drei Liddar daf Telanuiohia and dna yurte
bia d 619 tot €» o. 93 ff* nbar awibcban i nnd n gaalalU wnrden^ if(
dia Baaia dar Sioordnnag der Telemaebia gaweaen. Wanuli «tti wei-
ter « 1 — ÜSL 26-*-98. 33 — 79 aus a vor a gastolll aind und ima dnmil
watter anaauHnenhingt, haban wir schon betrachtet.
Dnaut wird hi»ffen(lioh dia finihkiDg von a 1 bia 4 619 voilatia-
dig varstindliib aain. Wann nicht, ad liegt aa gewia nar an tt^ner
Daratollnng dar Stoba.
Ein anderer Grand, wamm dia Briiblnng der TelaaMtobi« knrs
vor ihrem Bnda abgebrochen ist, liegt in der Einordnung der Nneh-
diehlangen, die jetat aai Sohlnsi von d atehen. Seoha Nachdiehlnogen
waren abhiagig von der Telemaebia. DrM fielen in die Zeitswiaehea
dar Abraiae and BAckkimfl des Telemachoa, nemlich
d 625—^660. 663--673. 769—786. 8*2^817;
d 675—735. 727—734. 743—753. 75*^767;
d 787—816. 817--841;
4ine füllt nothwendig auf den Tag, an dam Telenachoa beim^nkehrt
ist, n 843—406. v 243 — 247; ^ioe aof den Tag, an welchem er aeine
Matter wiedersieht, in ^; von 6iner ist es sweifelhaft, ob nie rot die
Radtknnft des Telemachos oder nach Rftckkanft der Freter fiUt , i^h
meine von m 409 — 451. Die drei ersten hat der Diaakenast, 4aaa«i
Thitigkeit wir verfolgen, am Schlass von d eingeordnet. Wfire ea
nnni^ioh gewesen, sie irgendwo awisoben Telemachoä Abretae und
Rackknnft einsnsehalten, $o bitte er ihnen in der Odyasee gar koinen
Fiats anweisen können. Ea ist nicht uninteressant au betraohteo, wie
rasch er mit der Sache fertig geworden sein muss. In allen dreien iat
keine bestimmte Zeitaagabe enthalten. Er hat alao angenommen, dann
aie alle in denselben Tag gesetst werden können. Und awar hat er
aie alle in den fOnften Tag der TeleaMchie gesetat^ der ja in d be^
schrieben ist. Dies geht fdr die erste Nachdichtang sehr wol , da
Notaon dem Telemachoä aein Schiff nicht freiwillig gegeben haben
warde, wenn er es am aweiten oder dritten Tage selbst gebraachen
muste. Es geht demsufolge auch ffir die aweite gans gat. Allein der
Verfaaser der dritten Nachdichtang d 787 ff. glaubte, wenn an^ keine
directe Angabe daltber vorliegt, doch wahrsebeinlioherweiae '(s.
S. 316 f.), dasa die Freier schon am Tage nach Telemachos Abfahrt
den Anachlag aaf sein Leben gemacht bitten. — Nun weiter. Die erste
Nachdichtang d 635 ff. dehnt sich am lingaten, nemlich vom Nachmittair
bia in die Nacht hinein ans. Deshalb bat der Ordner die andern bei-
den in diese eingeschaltet; nnd zwar die ^ine aogleicb nachdem die
Freter xn dem Plan des Antinooa ihre Zustimmung gegeben haben, d 676.
la dl» UmMMg', A« eifenllkb auf ^ 67aiifttt«folg:Mi io1iAi,>hit'«r
am Schlosz der zweiten Nachdichtaog einen zienlicb leichtte UebeN'
ftt^ fefoiidev dardi Cvnselifebaof v«n <f 768? m4 dntaiil! ea aniB wahr-
sehenlieber aohaiae ^ data die Ffeier den Rof der Pett«lo|Mi (4 767)
fefaörl haben, uad mgieicb um d 676^ einen ffewiaaea Rttbe|Ninfcl da#
Torberigfen AMiaa ^ü^6lem ca laasea, KSnl' der Ordner dfeWeÜBf^afivb
S 674 (^efen V. 775) ina inn^r« das Baaeaa bitteiit?arfö|fea.< Da«»
Inra ror der AbfabrI der Freier bat er die dritte Naehdlcbtutif 1« dl«
erata eingeerfrallet, obne irgeadwMeb^ weitere ZaaAtae niid V\ar#a^
derao^en, als dass er V. 84Q an die Stelle von mni^ htux^ diaWaMa
^jqydt^f^^ d' aetste. Es bftaimert.ibii niebt, dass Penelej^e* das Traam«
g^esicbt erst in der Naebl hal^ die Freier da^^n am Abend aAdn ab^
fahrea. •*— 1>a«fit batte er die ^iae tfilfle' seiner Arbeit lüllbraaM. Ea
blieb Boeb übrig, den Rest dea vterlen Liedes der TeleaMrebie o tolT.,
welalier van d €19 getrennt war und den Tag TOr % aüsHtHaaeoIHe,
■it einem neoen Anfang so versehen. Er sefate die Verse' 19 1«-«^ 99
davor nnd ver§aderte den Anfang von o 93 17 ^ ^^ ^^ adtim*'S^\
Dnreb die vorgesetzten Verse knopfle tor die Rbapsadie 0 iin den SWbsa
voB y. Er konnte aie ntcbt gol anderswo aaknapfeo. In dem Ltedb ^
kofflBii Athene ga# nicht vor; aod -Atfaena ist es, welche er dem Te-
iaaacbos eine Mabrtung zum Aufbrach bringen llazi. Er erdvchteta
alao, dass Athene mitOdysseus bieraber spricht 1/ 413^-»428 und daaa
aie aieb dire«! von Itbaka (v 440) naeh Lakedaemon begibt. Da tat ea
ibn mader ganz gleielig«ttig, ob die Zeit einigeraiaaaea aaskommi
(vgl. 8. 194 W. 20s f.). Aueb die Verse $ 174 — 184 äind wabrsobetn*
lieb TOB ihm, sonst Jedenfalla von einem späteren Rhapsoden. Dia
Verse o 113 — 119 kann aaob ein Rhapsode eingeschoben haben, aber
jedeafaila nach der Zeit des Zwdten Ordners. Wer die Interpolalionea
von Tbeoklymenos 0 222 — 291. 506 — 546 eingeschoben hat, bleibt
zweiMliBfl. Aber V. 300 mödile ieb wieder dem zweiten Ordner zn-
sebreibeB. — Vor der Einordavng der Telemaehie in den ffir fottlan-
lende Recitation bestimmten Zusammenhang der Odyssee wurden die
vier Lieder derselben wol meist einzeln gesungen. Dasz saeb Ihr
Telenacbos nicht voB der EladI, send<im von seiner Reiae la Ea-
naeos kommt, mag anf die Darstellung des Liedes n^ weilebe ufaprOng«
beb anders war, kaum induiert haben. Aber wenn nun vor ^ die Rfarap-
sodie o gesungen werden mnste , so war es nofb wendig beide durch
Eiafagang einiger Stellen in n in Einklang mit einander zu briagea.
Diese Reflexion und die Harmonie der Oedanken swisohea n 90* — 89
nad o 1 ff. rechtfertigt es wol genflgend, wenn wir dem zwelfeaa Ord-
ner der Odyssee auch die jetzige Recension von n zuschreiben. Er
ist ea gewesen, der « (17—21.) 30—39. 322 — 341. 460 — 477 einschob
und 23. 24. 130 — 134 anderen Versen substituierte. Die Verse 13o —
153 scheinen von demselben Interpolator zu stammen, welcher Ö 735 —
741 und 754— 757 eingeschoben hat (vgl. S. 223 und 215 f.). Ist es
nicht der zweite Ordner gewesen , so war es ein späterer Rhapsode,
der sie einfügte. Durch die Verse n 322 — 341 hatte der zweite Ord-
16*
232 P. D. Ch. Heauafs: Aber £e Telemckie.
Ber die Binngtuig tod M3— -406 ood ron 409 — 461 rorbereitet
(t. S. 333).
Der zweite Ordner der Odyssee ist also der eigentliclM^Redactor
der Telemaehie, so wie sie jetst in die Odyssee hineingeordnet isL
Er hat das vierte Lied der Telemaohie gespalten , die ersten drei Lie-
der nnd den ersten Theil des vierten Liedes vor a geaetst, du Pro-
oeminm ans c snr Einleitung der gansen Odyssee ganacht nnd an def-
sen Stelle in b ein anderes eingeschoben. Er hat denSehlnss der Tele-
maohie mit EittfQgang einer Fortsetsnng des Liedes £ an einer selbstio-
digen Rhapsodie geformt nnd durch die davorgesetstea Verse o 1^-9*2
an den eben far diesen Zweck interpolierten Schloss von v gekniipfl
Er hat diejenige Rhapsodie, welche nun in dem fftr fortlaufenden Vor*
trag bestimmten Exemplare der Odyssee auf o folgen mnss, dem ent-
sprechend gelndert und wol auch in £ eine Hindentnng auf Telentchos
Reise nach Pylos nnd die Nachstellungen der Freier einfliessen lauen.
Er hat endlich die Nachdichtungen von den Nachstelinngen der Freier
und der BekQmmemis der Penelope in die Rhapsodien 6 nnd n einge-
ordnet. Von ihm rahren die Verse a 88—103. (ß 383—393.) S 620.
(631—635.) 674. (735—741. 754—757.) 768. « 1—37. (33—10.) v413
—438. 440. ($ 174—184.) Q 1—93. (300.) « (17—31.) 30—39.130-
134. (135-153.) 333—341. 460—477 her. Es sind aber 300. Sie sind
faat alle mehr oder minder schlecht, unhomerisch oder anderswoher
entlehnt. Diejenigen, welche ich oben eingeklanmerl habe, können
auch von anderen, späteren Rhapsoden interpoliert sein. Durch so ge-
waltsame Umstellungen, Aenderungen und Interpolationen, wie wir
sie so eben betrachtet haben , mnste der Charakter des homerisclien
Einselliedes hinter dem der Rhapsodien surficktreten ; die Rhapsodien
sollen Theile eines gansen sein, die Lieder bestanden selbsUsdig
fflr sich.
Unter Peisistratos, wahrscheinlich während seiner dritten Tyraa-
nis, hat eine Commission von drei Mfinnern, Onomakritos aus Atheo,
Zopyros von Herakleia und Orpheus von Kroton die Jelsige Gestalt
der Odyssee nnd Ilias sls in sich abgeschlossener Werke des Homer
far alle Folgeseit festgestellt. Der fabelhafte Konkylos beruht nor
auf einem Misverstindnis (s. H. Keil im rhein. Mus. N. F. VI S. U^
K. L. Roth und F. RiUchl ebd. VII S. 137 ff.). Ob derjenige, weleben
wir oben den sweiten Ordner der Odyssee genannt haben, einer von
den drei Genossen des Peisistratos gewesen sei , kann erst durch wei-
tere Untersuchungen entschieden werden.
Kiel. P. D. Ck, Hermingi'
Inhalt
SelU
L AlMclmitt 135_ieo
§ 1. Einleitmig , X35
§ 2. Die hütorisehe Üeberlieferong leigt nicht die Existenz ^ines
Homer als Dichters der Odyssee und Ilias 135 '•
§ 3. Aach nicht die historischen Zeugnisse in diesen Gedichten
selbet 138
§ 4. Mehrere Verfasser dagegen zeigt die Composition sowol der
Uias als aach der Odjssee 140
$ 5. £intheilnng der Odjssee. Einordnung der Apoloffen des Al-
Idnoos in die Phaeakenlieder 142
§ iL Einleitang in« 147
f 7. Die Yerse a 1 — 10 passen nicht zu den Liedern vom Tele-
machos, sondern zu s — v; hängen aber mit den nnmittel-
bar darauf folgenden Yersen zusammen 148
§ 8. Unecht sind in der Einleitung von a die Yerse 23. 24. 20—31 149
I 0. Auf ff 1—22. 25—28. 32—87 muste die Absendung des Her-
mes zur Kalypso folgen 151
§ 10. Beweis der Unechtheit von Stellen ans wiederholten Yersen :
unecht sind • 1—27; auch s 33—40 ^ . 152
S 11. Die Yerse er 1—22. 25—28. 32—79 haben ursprünglich vor
9 28 gestanden 154
f 12. Die Oötterversammlung in a ist aber jüi^er als die '09vc-
ßimg 9%9dla 155
1 13. Um. den Anfang des 6n Jh. ▼. Ohr« vereinigte ein Rhapsode
die Phaeakenlieder und die Apologen des AUdnoos zu einem
ganzen ux^d stellte demselben ab Einleitung eben jene Yerse
in a voran • 150
§ 14« Derselbe, welcher a 1 ff. aus s herau^enommen hat, hat
auch 9 1—27 und m 80—102 eingefügt 157
i 15« Die Lesart des Zenodotos «93 159
IL AbMluiitt 161—205
§ lA. Erstes Lied der Telemachie: Inhalt 101
1 17. Unecht sind darin a 135. 139. 140. 171—173. 185. 186. 238.
277. 278 162
S 18. Auch a 324—427 und 430—435 164
234 Inhalt.
Seite
§ 19. Das zweite Lied der Telemachie: Inlialt 109
§ 20. Unecht rind darin ß 17—24. 191. 214—228. 255. 250. 274—
280. 300—308. 310. 317. 322. 382—392. 401 171
§ 21. Das dritte Lied der Telemachie: Inhalt 175
§ 22. Unecht sind darin y 78. 131. 199. 200. 214. 215. 232—238.
309. 310. 327. 328 . 17Ö
§ 23. Das vierte Lied der Telemachie : der Anfang ist interpoliert 178
§ 24. Inhalt bis ^ 305 181
§ 25. Unecht sind darin ansz^ d 3-^19. 57. 58. 66 noch 62—64.
94—96. 109—112. 163—167. 174—177. 189—218. 238. 239.
247—249. 285—289 182
§ 26. Inhalt von 9 306—619 188
i 27. Unecht sind darin d 341—346. 353. 443. 611. 514—500. 553.
561—569. 606 188
§ 28. Auf d 619 mnsi arsprünglieh eine andere BraäUang gefolgt
sein als jetzt, und swar o 93 ff. , 101
§ 29. Uaeeht sind p 412—428. 440. { 184—194. o 1-^2 . . 194
§ 80. Inhalt des vierten Liedes der Telemachie von o 93 an • • 198
§ 31. Unecht sind darin o 113—119. 139, 208—216. 222—291.
295. 300. 301—494. 508—549 190
§ 32. Umfang der ganzen Telenaohie 204
üLAbaclmitt 205—232
§38. Die Telemachie ist von dinem Dichter : zwei negativ» Bie#eiae 205
§ 84. Fünf direote Indlcien 207
§ 35. Die Verse d 621—624 sind interpoliert 212
§ 86. Später als die Telemaehie ist entstanden die Naohdichtnng
9 625—660. 663—673. 769—786* 842—847 213
§ 87. Ferner d 675—735. 727—734. 742—758. 758—767 . . . 214
§38. Ferner d 787— 815. 817-841 216
§ 39. VerhlÜtnii dieser drei Naohdiohtitngen aar Telemachie . . 217
§ 40. Sp&ter als die Telemachie sind auek n 342—408. v a4^— M7 217
§ 41. Und « 409-*451 . 218
§ 42. Und Q 1^44. 107-^150; und natürlick die InleifpolatiOBen 219
§ 43. Die Odyssens-Lieder bis if^ 290 kennen die Sage von Tele-
machos Reise gar nicht. -Die Rhapsodie sr. Sehlnsa, dass
alle Jene Lieder ftlter sind als die Telemachie .... !2 19
§ 44. Auch ist die Telemaohid so angelegt, dam das Lied % itnd
die Freier -Rache darttnf folgen mastea 225
9 45. Femer enthält die Telemachie eine Menge von Naehahmnn-
genoderHeminisoenuM ans Jenen älteren Liiedem . . 4225
§ 46. Die Zeit der Telemaekie. Die Aufeinanderfolge Ihlrer Ver-
•ändeningen. Ein zweiter Ordner der Odyesee. Die Gbm-
mission des Peisistratos ' 227
De
Granu Liciniani
fragmentis nuper repertis.
Scripsit
C. IL Francken.
5.
De Gianii liciBiani firagmentis nuper repertis.
I.
De Graaio LieisiaDO scriptore, qoo ante paaooa measea noa
dooaril C. Pertiii diligentia, ai ian niuc diligeotioa eiposaeriiB, vb-
reor ne noannllia operam ridear lluiaae, diSerendam potiaa disqaiaiilo*
Bern haac exiatiaiaDtibiia, doneo aliornm sagacilaa litteraron daetaa
Bielioa diatinxerit, quam adhao a Pertzio factum ait, aal carte proba-
Teril, nallam eaae speai ut Pertaii lectiones portentornai aalHode si«
■ilds voqnam expellantar; eteoim fragmeota LiciniaDi noac ita trnncata
eaae, al raro aut nosqaam bene ligata< oratio oonapieiatar, aeateatia
aaepe eine andaoiasifliia coniecloris emergat aalla. Qood eam ikoile
largiar, eaate et paroe ateodnm eaae pato üa argnmentia, qaae ex
uiiaa caiaadan rerbi eonatractioBiaTe noa repetito oaa, uno alteroye
aoloedaiBO aiaiiUbaaqae petantor; nibilo nünaa totaoi geaas orationia
ex iia qaae adbao eerto cognita aont aatia notari poaae pato ; tarn de
moltia rebaa a Liciaiaao traditia ita coaatat, at exoera oollatioae aea
maltnm debeat lacia exapectari. Siagola Liciniani rerba nhiqae prae-
atare aec rolo aec poaaom, neqoe etoeadatiooem periolitabor niat qaa-
teeoa eat ea ad praeaeatem oaom plaae neceaaaria. Propoaitaai aatem
aübi eat diapicere qaid ex bia fragaientia ad biatoriae Rofflaaae noti-
tiaaa lacremor. Sed qaoaiam illa diapatatio recte aaacipi noa poteal,
aiai caiaa temporia baeo aint coaatet, et C. Pertsioa aeqaali Caeaaria
ea adacribere noa dabitavit,-bano errorem atatim paacia refeilere la-
bet; dein ex ordine reram, qaae traduntar, cniaa generia aint bi *Li-
eiaiani aanalea' ostendam reaqoe ipaaa explorabo.
Igitar in aotanda oratioae Licinianea param illa eleganti et ab-
rapta ne oapidiaa qaam rerioa veraetar oratio, non andecnnqoe exempla
colUgaai, aed nnam alleramqae colamnam percurram totaai. Facile,
opiaor, apparebit, acriptorem bano, etai naaqaaai ad ainceritatem me-
lioria aevi adapiret, taaien magia etiam propter balbatientem brevi-
tateai qaam propter aoloeoaa atractaraa reprebendendnm eaae. Brol-
vam aaam ex iia, qaae miaimam detrimenti per temporia iaiariam paa-
aae aant, fol. 6' A*) (p. 27 S, 15 et 38 P): Nolani progressi oppidum
1) Folianotavi nomeria, qaibna nano in codice notantnr, in quibna
ttoDa poteat eaae pertorbatio. li cum C. Pertaii et Bonnenaiom paginia
sie conyenlont (S =s Bonnenaea):
238 C. M. Frtnoke« : de Grtuii Lioioiaiii fragmeitiB noper rep«rUs
Abeilam [cod. Abella^ quod male retinet P] ineenderuui. lantile addi-
lameDtoffl pragreui est, cnii nbi coBatiteriDl in proximia noo sit dictom ;
porti» egresMi vel simile quid opus eral. Marius Servilium apud Äri-
minum fugai^ paucos oecidii^ teUquos quos corripuerai [cod. corru-
perai] accipii in deditionenL Omitto Dunc de Servilio ; sed vide, qoain
praefraole ex CanpaDia ad altimas Umbriae oras dos releget, proxiane
sequentibos verbis ad CampaDiam post hano bellam naQhtßaatv redi*
taros. Tarn quos tandem in deditionem Marios accipit? Siognlos qoos
corHpmBfQi; sed qaos prAendkiuis ton indtdUiatum occipimMs^ qiod
oon dicitnr nisi de popalo aut ezercita aut nrbe, qoae ooDdoai sont io
^otestate, de qaibas rorsns', si in rerbis reliquos quos Vitium odorere,
corripuine non aptnm est Molto tamen minus probandnm quod Pertsins
dedit eorruperaij quo Harins diceretur raaiorem nnraernm corrupisso
quam iiileremiMe,.qilod abaardom. Volnit epüomator: quo9 in vrbem
edmpulerui aqt eircumdederat; sed iuatom vooabolun ei non snoe«r~
rebat., lamqae ad Samnites Nolaaosqae rediaras pet Iramdtnm qni
■■llam habet nisi brevttatia oommeadalionem fu0: 9enaiu»fu$ p0r JTe*
Milegak» camauUm» 4$9ohmUate SmnniHum , fvt sa n^gabani aüter
inpacBm «Sfilwros, nüi civiims ipsis ei perfugU [Pertsias legit PBRIU*
eis) ommibus darUnr^ bona redderen$nr [ood. 60110 reiäeretnr]^ abnuU
äi§miUt$om^ mnüqm^m prao so pereniibui pa$Hb¥9 [sie S pro di§\»iia-
loN» «m^aiit praejsaiil^. puirib,]. In qaibus novala sant ^ohmimo
(fis= poatulata), in pmoem emfre (as paeem aeeipere), bonn reddere^
fiiod nt reete. Urins de possessioae refibns reddenda diztt, ita si
sermö est depostntata satisfaotlone rebasqaerepetendis non est aptam,
obaenram sä de agris reddnndis agilor*)» Proxima reete emendayeroni
Beanenses; qaamfaam alia etiam p<wsant exoogitari, velali digniia-
»om iiniiqnam P, R. imonübus pmtribus, Qnae in eadem oolamna prae-
teraa leguntnr panea verba sie aeripta : qmbm eogniH$Cinna pt^ Fia^
o4m» Fimbriam in legto quus poHulabani 009 roeepit oi oopOs ouia
iunmij oon babent qaod nsguopere offendat; qnanqaaai dubito as
.^»^»^o««« ■*»*»^^-^»-
II' 3:=i p. 9 8 ««- 3 P E«" c=t p. 28 8 — 18 et 35 P
.11» «5 „ 5 „ — 4 6t 29 „ «^ = ., 25 ,; -^ 14 et 86 M
I2t c= „ 7 „ — 25 et 45 „ 6r z^ „ 27 „ -• 15 et 38 „
12^ == „ 9 „ — 20 et 45 „ 6^ = „ 29 „ — 16 et 39 „
13' = „ 11 „ — 7 et 31 „ 3» 1= „ 81 „ — 17 et 80 „
13t t= „ 1« „ — g „ 8» 0. „ 83 „ — 18 et 40 „
10' n „ 18 H ^ 5 et 80 H 7^ «=i ,» 85 »^ -^ 19 et 40 „
10' »= u 15 „ -* 6 et 30 ,» 7T SB ^ 37 „ — 20 et 41 „ .
, ^^ ^ ,t 17 I, — 12 et 35 „ 4' ^ „ 39 „ »-^ 22 et 43 „
8' s=s „ 19 „ — 11 et 34 „ 4^ = „ 41 „ — 21 et 42 „
!'=„-„ - 9„ 5'= „48,, - 28 et 44 „
|»=«,,21„ ^ 10 et 82 „ 0*=* „45„ _ 24 et 44 „
A^mi Pcrtoism tnrbae etiam anotae aast eo« qnöd numarorwn noüe
Bomanis et Arabicis promiiiciie utitur. 2) Eodem referendum Dionis
Cassü fr. Urs. 100 (oT £avvttai) ovts ti xiiq Xiia^ fjv stiaw axo^o-
^^9ttl ^bK^t» Alteram fortaase ex «Itero sumptiui. Praeda tum qui*
dem impedimento esae non poterat( Samuitos, pnto, agros aibi teddi
postolabant. * ^
m
oplim« aelfite r0€ip€re ali^eif mM^et^poa-difibim «U; fmqw^ «m
cnn kM conparari poteat f)««v#ra ti» daiteaanai«, m fva rficioveai^viii
imfidem^ qoaa alioa «ontganaria. i ,/. .
Non nelioria Aolae aonl qaae lagvu^or loL 1^ (p. 21 S, 32 P);
aa« pagioam aam Perlaina atarqna,. pMara^ftlina, ao^tolanal, minor
Bieiaa aal. De litleraram apioas rniaatiaa.iK|va ansaopUi ^IkÜOfta opa^
ra« DOS perdidisfla poslaa apparatk Ibi ^ood lagitar iaitio aal. A:
mairon0 ^a€4am 9tMi(si) ') | flie»|a ooaifiol0 aecT (z=s udii) | im
fomsiido lo^i$^ paaoa ridiaalooi'ast; dimo atiaflisi largiar «Paula eommo^
imm dici posaa lympbaiioam vai oariilam (Hon aat. II ^, 209. 278),
Dofo tarnen illam algaiiieatioaen voaoiaia'§«faaf paU; aa si qaiahajio
scriptori aoairo qaaai bona (Taaia «il rafbo) 'OODdQQavaril, aia -forla
partieala aaa, qua mirifice dalactaUr (ct. foU li)' A 8 qmuif^bula^
2 "^ B 8 fwxH oppre99u$y 7 ^ B 8 fvim m^Uorß nomine)^ spotiakiaalMali
•ddaa DiiUaai aariptoraia ^nam poalaa milto) opliaiaa aatatiaaiafifa
coaiaitfMari aliter ims9b qoantidaiigrfvi laatii, dpliaca- alian«! animi
allaoUoDa , (Doo yero dei inalmifta qat^vn; Cacaia. 3ad bqia i«i|io ra-
fpondet qilod aaqailar in censüio {äa) /oaA aa4if, ubi üOMakoai
agaoscere tibi Yidearia; aoniaail aa«cio qvia apad :BoDliaDaea: cour
sedü msoiio lotis^ qaod mtllani raoaplMaal qaaaiDoaftpo cor4eittii9c$r0
(p. II) excogitassent, qood dod valde praeferendoai aaMeotioDiFeataia«
naaff^^ra corp4^re nosep^e^ marito ab iHia axplosaa«. Codex babal ian--
iude I üpmfuilnasirocar | fno9Cfre^ pro qao lagara nialiai ; iauimm
modo opus fuH n0» r$eeg9$a9e^e, Dkaro vidaU» ae de.raba^gaatia
P. R. tanton rtpelere et taplerofe valla, qaaattm meaiofiae'ifadere
operae ait. Sad atai non voDaabna illa acripfit, non taman «t bpavn
Konaoiwi horaai anetoram aredamaa qniaqnam alBaiatw .In \\s\ qua*
seqaantar notabila inaat deeomentDai, andia quam anbinda aariploraai.
rerba defeceriot apparat Ibi aio legeadiini: et daa quodam omaliMlaa
fM fuimri erani [Baimadrarte vecboaam dUigantian) ctifD mUcines
opudBram comemertnif mmgueM nij^ 9mbii9 Qpparuertmi^ mtgue rnmiß
qraa incurrerc (cod. . • «a eonenrttre ral . . $e coneurrwre; illad 6.
H. Parisiaa; dnaa tittefae annt oniaaaa) ei iMreUm^ wiUu>9 moad^re
[daaarant lalia poetaniJifaaiaenfDly.^vaai $uhieiHe$ e^mücuUnmi^ nee
ne^mam derepenie apparuerun4. P(on app^rtre cum wn d^
Dotal aaam tamporia monanto oOnanmmataai aatiODen, laai laapto
derepenie adiaaclnn hahet, qnam ai diaas iubüQ man OMfiTpro ao
qaod aat aiiMo marhitM esi. Fogiebal, opinw, Bcriptoram.noatrqm
eaaviaacaiiiif varbiinu
Haec aimiliaqaa vitia, qaibna baao fragmanta aoatant^ etiaaiai
axpellaa fnrca, tarnen asqne recnrrent. jQnare mirari aobit^-C. PerW
sinm haec Caeaarlit aaqaali CraiDO FUcco, qai noman aliqo^d inter
aeriptorea optimae aatatia nactna est, adacribere potoiaaa. Non nagava^
nn continao Granit Flaeei, qai ad Caesarem libirnm de indigifamentis
3) Lütaraf, qnae » Pertaio certo diatingui non potueront, aabaaripto
puncto indicavi.
240 C. M. Frattekmi : do Granu Liciniaiii fragnenli« nuper reperlb.
serip8erit{Ceiis. dedienal. 8), aliqaas partes in hoc opere esse posse^
aed ipsa yerba hoiaa noa legere sine olla haeaitalioDe nefaDdaai esse
pato. NoD lue illie yitiam deprehendimaä , aed perpetuo aeriptor tita-
bat, at aenno eiaa paene Dalliaa aetatia dici debeai. Qaae eamita
aint, aeqmtar nt bnno librom a recentiore qaodam acriptore, coi senao
Latioaa noii admodom fiierit familiaria, compoaitaai eaae patemos; ia
qao labore aat luam aat plarea fontea habere potoil, aat aaa ez aie-
raoria deproraere. Noa ot eztatimerana epitomen hano potios esse
aaiaa acriptoria, quam aat farraginem ez inaltis conaarcinatam ant
breviariam qaoddam ab homine noo plane imperito ex notitia soa de-
pronptnqi , facti externa libri conformatio et habitaa argamentonui-
qne ordo. De qno nt indieari poaait ordinem rernm describam.
Llb. XXVI (XXVII G. H. Ferta.) fol. 11 ^ = Xr *)• P«««« ■<»'-
rinia, in qua eqnitea fortiter rem geaaemnt (A3 temei eüam det>avebant;
9 (e^mnii) ha$iUm$ tumtatl). Eqnitnm ratio oHnt a Tarqainio motala.
Üb. XXVIII (XXXVIU p) fol. U"" = X' S, V^ p. Refereada
qnae hie legnntar ad anunm 592; nam de Gracchi altero coasaltto
(591) panlo ante ae dieit ^meniiniaae' (B 3)/ qnae anlem fol. 13' se-
quantor perlinent ad a. 592. — Hiatoriam Antiochi TV Bpipbanis aano
591 mortni ab initio regni repetit; eins exseqaiae; Olympieam Albe-
nis ab eo inataoratani.
Fol. 13' säs IX"" S, Xn^'p. Frodigia qaaedam narrantor. Tib.
Gracchna cnm aenata per litteraa commnnicat ae vitio tabemacalnn
eepiaae, cnni soperiore anno comitia consalaria habere!.
Fol. 10^ s= Xn' S, X' p (hoc qooqae folinm at anperias ad lib.
XXVin pertinet, aed daae paginae inter 13' et 10^ legi non pota-
emnt). Lentalna conaal snffectaa a. 592 oHm praetor nrbanas cotapto
agro Campano rem pabHcam iorerat. Regnom Antiochi Epiphaais se-
natns dal Antiocho paero, apreto Demetrio Seiend filio.
Bis igitur hoc libro res Syriae tangnntnr, aed ex nno foote haec
hanata Tidentar; non enim altero loco eaedem res refernntar (qaod
facile fieri potmasel^ ai daos anotorea aecntos esset), sed hisloria
coatinnatnr; qnae interposita annt, illo loco sunt inserta propter (en-
poria conaecntionem. Bxorsus erat aeriptor a nnntio mortis Epipbaals
(ad a. 591 ab eo relatae) ; paolo posi consolea mnnere sc abdicarerant,
poatqaam mnlta mnltia ex locia prodigia, landem etiam ab ipso Graecbo
ex Sardinia nnntiata annt. Qnae proxime aecnta aont interiernat; sed
anperannt qnibna alterina conaalis $uffecU merita in rem pnblicam
praedicantar; itemqae refertar, quid senatns de Syriae regno ataftae-
vH; id datnm est Antiocho puero a. 592.
4) Knmeromm notae Bomanse indicant ordinem qaem folia tenebant
in eodice Syriaco, com G. H. Pertsine primns de Latinis qnaedam deieri-
bebat. Qnae folia suis numeris significet G. H. Pertsios, non semp^
inter Bonnenses et C. Pertsiom conyenit. Sic, ut hoc ntar, nomero V
significasee G. H. Pertzinm Carolns putat folium qaod nunc eai l^i
Bonnenses qnod est 4. — (Brevitatis causa porro G. H. Pertsium no-
tabo P, Carolnm Pertsinm p.)
C. M. Fraa^eii: de GrttU LioiniMii frafmenlü up«r Mportit« 841
XXXm (7) fol. 8' = r. Anno 649 M. AbmUiis Seanroi io
bello Cirabrico interflciUur. Di»cidiara MasUi coiuiiUs et Caepious
proeonsulis; Caepio a.Cimbris fonditar.
Fol. 8^ = 1' coolinere yidetar oladem Manlio iDflictam.
Fol. l'' = VlIF. Prodigia a. 649 eommemoraDtar. Cd« MaDlina
coBSol hoiiia aaui [poatea] est civitate eiectua. Eina coUega bellom
Ciaibriciui parat.
Folia baec dno 1 et 8 ianeta sant, qaod tarnen non iaipedit quo*
■iniifl 8 ponator ante 1, et yicissioi; apad p paginae aie »noeeduat:
1' (vaoua), 1^ maironaj 8' vocitati^ 8^ (paene deleta).
Bonnensea 8 ante 1 poanernnt, interiore latere folii extra eoBTerao
8' 8% 1' 1% qnod propter rerom narrataram serieni aobis praeatare
Tian. Interdictom ne qnis inniorea in narem reeiperet, at Italia inven-
totem baberet ad bostiem propolsandnm (l ^), bene conrenit eum teati-*
oioniis Sali. lyg. 114 et Oroaii V 16 de Italia poat oUdem Manlii ita
meto percnlaa at eonfestim credereni Cimbros Aipes es$0 intnMgre$9u^
ras lialiampie deleiuroM. Poat illam eladem et prodigia aeqoebatar
narratio de Caepione hoc anno damnato; eaqoe data opportanitate
acriptor quod Maolio postea a. 651 accidit bic iam oeoapaverat, argo-
■eati aimilitodinem aecntos ; utriusqne damnationem epltonator simul
rerbo tangit, male priorem locnm Manlio tribuens. Manlii oalamitate
expoaita ad anperiora reapiciena addit anb ftnem, quid coUega Manli
Batitina peregerit Qaae verba ita demom commode poaannt ezplioari,
ai ab epitomatore ipao mentio facta erat de Manlio ; qnare Bonnenaibna
non aaaentimnr verba C». ManUu$ — eieciuM aeclndeniibna. De tem-
pore Caepionis condemnati cf. Liv. epit. 67, Mommseoi bist. Rom.
n p. 178 ann. (ed. alt.). Verba hoc anno Cn. Pompeius natui e$i —
Cicero ab aliena mann profecta male bic intrnsa eaae optime viderunt
Bonoenaea.
Proximnm fragmentum de bello civili Mariano qaattaor continet
pagioaa continnaa.
Lib. XXXV fol. 2' = Vir S, VI^ p. Cinna ab OeUviania a. 667
arbe polao pnrgat se OctaTina cofam aenatn. Cenaet aenatoa non Yideri
^icqoam contra R. P. eum facere^ niti quod illaesum misiuet^) Cin-
aam.- Vaticininm de Cinna tribunisqae pellendis palam recitatnr '^).
Anapiciom Mario (Miotarnis) oblatam euperiore casu. Mariag ceteri-
qae exnlea io Italiam redeunt et Cinnae se iangunt; ducea in Cinnano
exercita sant Sertorias, Carbo, Milonins ...')•
5) Ita fere legendum pro: ipsumfacerenuiquod \ ülaeuasisset. Octa-
TioB raoderaiior erat quam pro bello cxyili et displicnisse propterea vi-
deior Sollaois ; emiait Cinnam ex iirbe,.cain praebendere potoisset. Vell.
Fat. n 22 OeUmuM vir leni$swd anim. App. civ. I 64 fin.~ ig tb %6v
dtaenovQotp £sq6v netQ-^Ws f top K^vvav i%tQifc6ii>svog. Anct^de
▼ir. OL 69 (Cinnä) urbe profugii, — Facere pro fecUne^ ovdhv «di-
Tuiv. 6) A 3 nusquam alias nUi pro eollegio ? 7) Plane incerta snnt
qnae Bonnenaea bic proponont ; ut mmm afferam : iubrepseratmo . . . |
narbanesoeportum . . . (ternae Htterae desnnt) ita refiozerant: ^snbrepserat
Marina in Otäensem portum'. In reliquis ea tantom tangam, a quibus
A
242 C.fe.rHiMeM':>le SrnAii UfAnhtt fH^^fweftiis mitM^ f ep«f i».
Fbr. ^^ äi= Y«^ 19 , VI' p. Marias per V^feHi <iil Tidttor l. Va-
lerii Fhi€€i) prodiKioflem Ostia poHtor, deimle lanicalo. Interim Pon-
peiuB Strabo, leg^atis de prodtttotie frustra ad Cionam missis, ptfitn
senatus causam agiere coeperat Oetatioqae a Cinna presso aex co-
hortes sobsidio misit; Milonios dum pngnat iater Marianos lo lanicalo
caeditur, Harias el milites repellairtor post ingens proelium. Debelitri
eo die potuit, si Pompeias voluisset; sed dum bellam trabere stodet
ad cömitia eonsalarfa, Crasaus eo iubente a perseffuendis hostibaa revo-
eatorr^). Eius consiliam bene perspicientes qaidam aenatores MetenotR
enixe röfairenint, ut patriae subrenirel. — In pagna quae coaimissa
est inter Sertorium et Pompeium frater fratrem occidit'}.
. In bis , ut apparet, pleraqtie iusto t)rdine commemorata siIqI, »ed
sententiae male ecmexae; omnia i^wShcsg ant per coni. et iaxte eollo-
cata , non apte vincta sunt. Nimirum sequebator epitomator ordinen
scriptoris, quam iustus ülefulsset parum perspiciens; quin nbi lupe-
rioris tempofris res gestas scriptor interposuerat , ut praesentia il-
lustraret, eins y^stigiis epitomator institit, sed tempora eonFodit. Nan
fol. 2 A 10 rtferam et (cod. PETERAT) anspicium [etYsuperiore cosh
Mario obtatum admodirm probabtlo eal scriptorem continnavse biito-
riam Marii ab eo tempore quo a Salla urbe pnisns faerat; sed epito-
mator inde nnnm anspicium sumens per{fetuiiatem oratiotrisrinleminpit'
Fol. aatem 2^ A 8 ne animadvertit quidem narratione ad temotitrs tem-
pus scriptorem redire; eins narratio sie procedebat: ^Ostia capta Pom-
peins palam restitil Cinnanis. Qnae res magna laetilfa senatnm iff^t,
rix tale quid sperantem. r^amque dam a Pompeid legati missi erant
ad Cinnam; sed com Cinna snpetiorem se existimans facile Tfelorem
fntarum putaret, condiciones Pompeio non satisfeceraat. Itaqae Uli
infecta re rediarant. Igitur panlo post, cnm laaioniam esset obsessam'
rell. Haue narrationis cursum non animadvertit epitomator, qoi et
fimstra legati missi sunt subiungit, non sentiena haeo ad superius
tempus esse referenda. In proximis iusta orationis compages deside-
ratnr; pro et Octaeius melius evui tum Qct.; conSunctiones omissae
ante ceciderunt, potuit y Pompeius, Pergit scriptor:
(fol. 6' = nr) Nolani Abellam incendunt; Marina Serrilinm
fdndit apnd Ariminom. (Quibus cladibus permotus senatus Hetellom
com Samnitibns de pace agere iussit.) Sed de condicionibus non con-
venit ; iis qnod negabat senatus Crnna concessit. Interim Pompeiaa
(Metellum timens) non desinebal misoere omnia et clam -Octavio*^)
aententia pendet, omittens ea quae propter insolentiara verborum notsri
possent, ut supra 13 conclaoe fngiens (de eo qui inelaaas evadit) pro e
conclaviy 16 dbariis (aselli) pro pabuio, S) A 23 potuit eapi (la)fiicutwn
eodem tue a Sullanis (at cfficere possumna ex Bequentibas) , sed tarnen
ab ÜB occupatum est, Vitium est cpitomatoris. Quod sententia postu-
lat supra dedi. Tum legendum (omisso m'si): Pompeius — non fuit, sfd
(cod. fulsset ex. fuit set), 9) bello B 14 = proelio: cf. Flor. IV 2, 47.
10) Non probo B 9 detegebat (Bonn.)i sed tegebat, propter sententiam
neceaaarium.
C* M. Audm : de IhMrii LMbImI üpsgwetli« Mfir repertis. t43
jelifBlf 4|ie oom Oiaii« (rnrsis) agere« Ittliei qiroque qieai pat^Mv
frMtniti cont, paacU tantani cohorttboi niigis. Ad baee batti naia
aceeaail pestis , qua exercitas vastatos est. Poapeias el ipae morbe
corr^ptDS folfluae ^afflatoa^
(foU 6^ = lir) poat diem tertiom obil, eom Caasiaa a aenalii
Buaaas lau vivo faceeMiaaet. Eius faima^ Poaipeiaßna exereitas-. iit
caatra Oelavii tradooitar. Melelloa cam eepiaa «aas coafra OlanMio»
•diudssel,. M^ia^dverttt nnilites a proelio averaos, itaqoe ot HHlües
redoxii, legati eo aoctore de pace missi soat, in quibiis Craasoa fait.'
DieeidiitaB Crasai et Netelli ").
Siligalornm cohaerentiam rerbis qaibosdam interpositls iam iadi-
cavi« Yidemna rarsaa aaiereni süailitadiiimD et qaasi afflaitafem ranm
iotenaB, quam varbis apitomater indieaverit. lo postreaiis eadam
Caiaae renm eonaecatio ridetnr atqaa apad Appianani eiv. t 69 oMfd^
PrimDB coßira (6" B 6) poaaerani Sollaal, at apod Appiaaiiui lafi«-
maa, ad anontem Albaasm; pagoa aon ceiamissa in arbem redüof ; se-
natns mitlit legatos de pace ad Cinnam ; in bis Crassns est, nt Liciaia-
DOS ionaere videtor; legationia priaceps (Crasiiis?) recnsat Ciafta«
eoBtalea aalntare et iafecta re revertitnr (App.). Inde a4tercatie iater
Crasavffl redacem el Hetellam (cnios discessns, de qao Plnt. Mar. 43,
panlo posi, ante ingressom MariaDornm factns est). Praeterea epi«
tonae ratio etiam cognoacitar ex osa qaodam relativi pronominis ; eo
sabiode res satis graves snbinngnntor el appendicis loco aceedant:
6' B 10 äediÜeüM amnibus ci9ita$ daia^ qui pollieüi muHa milüt ini-
iUum rt> XVI cohorles mUerunt. 2^ A 18 quos subsidio ffilonio
Seriarius miserat. Ib. B 8 gui timehatur vix sannm est. Similia vidd
in Li vianis epitomis : 73 ftf» ab $is Inlerfectus eu, 83 gui oratiauem
m genaiu kabuiu 85 ud quem $e nobiliioM omnit conferebaL 93 qui
omiMus beUi arÜbuB par fuii.
Sequebantor qnattuor minimuni paginae, quibus scriptor de Mario
el Cinna in nrbem receptis et de caede optimatium exposuerat, quae
hodie interierani; reiiqua folia refernntur etiam ad eundem librnai
XXXV. Fol. 3'= Vr S, VII' p oominait Milhridatis in Graeciam
iavaatonem, obsidionem Atbenarnm et pugnam Chaeroneensem. Initio
enim paginae, ex qua paene nihil potest legi, apparent nomina Dorylai
et Archelaij discernuntur porro regiSj SuUa^ caUra; cf. etiam proxi-
nam pagiaam.
3^s=Vl'S, VIFp. Solla (ex Boeotia) Athenas reversus in
noxios defectionis graviter animadvertit. Inde rnrsns in Boeotiam pro-
fectas conftixit cum Dorylao et Archeiao. Archelaus vix Chalcideni'
evadit''). (Eodem tempore) Fbilippi a Romanis (duce Valerie) capli
11} In fol. 6^ pleraqiie incerta; sed ea quae dedi satis manifesta.
Omiai pugnam cnm Fimbria B 23, qaia pro more epitomatoris haec h. I.
interposita esse potiiit, cum temporis ordine prior faerit. B Itf lego:
äe pace miiti cenneit (cf. si tanti Lir, II 5 al.). 17 de legaHone re-
^rttno CraäM7 19 MeieUo^ cum si mittatur ipsr? 22 commisso cum Fimbria
proeHo. 12) Omnia quae in col. A legi possnnt referenda sunt ad pugnam
244 C. M. JfnoHHum: 4e Gfanii lieiaimd fnifaeBltt mmpm npoHu«
siittl, qao lioto ragil Abderte loenm teuere non polaemt^. Arehe-
laiiB (tain de MithridaÜB paasa deaperaas) de coadicionibiia pads omb
Sulla deliberavit Aalide.
7' = II'. Regem ipsam Salla apod Dardannai eooTenit; ibi paz
inita iia legibus qaas Solle proposaerat. Mitbridales in Pontaai yebi-
ior. HorteDsioa interim in Eoropa Maedos et Dardanios sobiicit; in eoa
Salla iam anteqaam in Asiam transmitteret arma moverat; ouea in
deditionen aecepti. Sulla Epheai res Asiae ordinat et Nieomedem in
regnom Bithyniae reatitnit«
7^=3 IV. (Socrate Chresto propter ineertas proditionia anspi-
ciones a Mithridate necato fuernnt qai '^) ) Mitbridati inTidiam mo-
Tentes exponerent qaaoi adversam Socratea babuiaaet fortanam. Poer
ille com sorore^^) a Nicomede Energete (II). faerat Cyaicam aauinda-
taa. Post, com frater Nicomedes Philopator in regnam saeoessiaael,
Socrates uxorem fratris bellam contra Mithridatem eapere aninadTer*
tens rem ad regem defert**); a qao falsa spe impletos regni Bitbyniae
Orchomeniam. Com iis qnae legnntar 1. 11 et 13 ef. App. Hithr. 49.
Plat. Sali. 20. — L. 17 sermo esse Tidetar de insolis maria Aegmei
eodem tempore a regiis Zenobio fortasse dace rastatis, cf. App. 45, 48.
— L. 19 Archelai ftlius recie Bnppletam videtur: cf. Plat. 21, 18. App.
40 8. f. Pontici sant milites ex Ponto, non ex reliquis Asiae regionibns,
qaos exercitus regia praeterea continebant (App. 41). — L. 24 eastra ca-
phtni: cf. Plat. 21, 27,, App. 50. — B 6 parvulo natrigio Cfudeidem deporta-
twr (male pro nmngai): of. App. 50 8. f. Nameri qaos sapplent Hennen-
sei parom conveniant cnm Platarcho, Appiano, Orosio (VI 2); tarn
quod addant A 16 septuaginia drciler müia nihil habet probabilitatis. Ex
Archelai priore exercita snpererant decem milla (App. 45. 49). 13) Tide
infra. 14) Be8 haec in coniectora posita est. Fol. 7 ' B 20 agnosco
haec Tocabola: fanerei RomanU dekihu (cod. ftntereiramaniedel . | tet),
22 invoearet fidem per nefae (cod. , . | uacaretfldempemefa . . ) , 24 tdier
et alter (cod. altereteiai . . ), proxima linea (7^ A 1) invidiose exequebattar
(cod. . . lädioaeexequebatur). Ex his apparet expositam faisse caedem
quandam nefariam. In proximis aatem res Socratis Chresti narravit
scriptor; nam etsi mentio est etiam de Nicomede, hio tarnen potias
propter Socratem commemorari poterat qaam contra Socratis tota histo-
ria ad res Nicomedis explicandas necessaria erat. Cf« inprimis 7^ B
16 sqq. Mithridatem interfecisse Socratem olim a se caltam et regno
Bithyniae ornatum noyiroas ex lustino XXX VIII 5,8, qnod porfidum
factum hoc loco apte memorari potait. Si ooniectura nostra vera est,
Socratis animus, cam a Mithridate se proditam yideret, magis inelinabat
ad Romanos, eaqae res Mithridatis saspicxonem movit; res deinde Tel
a propinquis Socratis Tel ab inimicis Mithridatis delata est ad SuUam,
at regi inyidiam rooTcrent. Nee pngnat qaod Mithridates äpad lasti-
nam l. 1. se'in gratUan Romanorvm Chrestam interfecisse dicit, cam sui
pargandi caasa Romanis ibi oalamnietar. 15) A 11 ex conadnna . . .
et filiian Socraten nomine , xüumque,Cyzicum ewn earore et. Excidit nomen
eoncnbinae et filiae; cf. B 16 occisa sorore, Cyziei nomen effioitar
maxime ex B 18 poU. 12. Et guingentis talentU corruptam est; summa
est enormis. A 2 legendam quantam expertus in priore vita forttntam yel
similiter. 16) B 3 cod. : /wiec | SoeratesadregemfecU | regemrefertbeUumcö |
trafratremindtauisae. Lege: hanc Socrates ad bellum contf^a regem re/eri
fratrem indtaeiese, Verba regem refert cam dittographia regem feeit alieno
C. M. FJrtMtav: de Onmli Lienfni ÜrBgmenffs impar repeftis/ 245
adipitoeiidi Roman pr^ntcitar. Unde com infecta re redisset, iaopia
pr«8sas aororan iotarüdk, moz ex Ana polsas Eoboeam f ehitar ...
Si Tera eat noatra coniaelara de traasita a pace ad ras Socratis
fiiclii, iMlaa erdo In Ina noa desiderator, aed digreaaio iaeat de Socrate,
* qnae polia» amplaai reraai enarratioaem qoam breyen coaapeelimi de«
eet Haec aarratio qooniam epitomatori maxime plaeebat, mtatts fait*
eoatraeta qaam reliqaa, qnae inaeqoabilia excerpeadi ratio non aal
ab iai# geaere boaiiaam aliena , nt ex lastino aatia nolam eat. Bpito-
Biam itena agnoseo foU 7*^ B 1 aqq. Yerba enim quo Dardanos — ttü
dedüiamem recepii non referoatar ad proxime praegresaa St^a emw^
eüum tu Maediam induxerat : nam ai bic Maedos in deditionem acce-
piaael, non faisaet Hortenaii opera necesaaria. Interpoaita sont , qoae
per breTilatem acribendi suo loeo omiaerat, qoae iam ad illad argu-
BBeartain delatna ex anperioribaa repetit. Alia res est in verbis graüo
P. it. reeoncäiata Ariobardianen ui servutn respuit (A 18), quae a
librario alieno loco iaaerta aase et ex eyenta qnaedam anbiungere
Tidemnt BoBaeoaea. ^
Üb. XXXVI fol. 4' = V S , IX^ p**). Trimnpbat Pompeius ex
AfHea a. d. IV id. Hart. (673), Hnrena ex Asia, Valeriaa Placcaa er
Celliberia et Galtia. ' Lncallorom magnifica aedilitas (675). Vplaterrani'
eodem anno se dedont, ante occiao Carbone, qni proscriptoa ex oppido
dioiiseral. Hoc Nolani qnoqae antaa fecerant, ne obsiderentar metubn-
tea; qno tempore Papfns Matilna nrbe pnisas mortem aibi conadvit.
Mira obaenritate et brevitate haeo dicta aont ; epitomator per aa-
toram qnaedam ex iiia annia congeaait. Ex toto anno 674 nibil refert
nisi forte dnoa trinmpboa. Panca antem de proximo anno 675 retulfi^
dein rnrsaa ad aaperiora tempore redit, non in eo aactorem annm ae-
cotas^ sed ex memoria aimilinm rernm depromena, qnod sno loeo obli«
tos erat aal atndio omiaerat. Jam ante (anno iuperiore abeat unde
pedem intolit) Samnitea qnoqae, qni Nolam tenebant, proscriptoa emi->
aerant metn obaidionia. Garbo Volaterria aimiliter proscriptoa emisft;
bie igitur stabat a partibna Marii; tamen epitomator: quem Sulla^ inquit,
praefeeeraL Videa, quam imperite haec aint conaarcinata '*) , qaam
male etiam per et particnlam conglntinata.
»
loeo erant inaerta. Nyaa , Cappadoenm regia a Mithridate expulsi filia,
■d beUnm contra Mithridatem aascipiendam Kicomedem incitabat, nt
crimiiiatetiir Socratea, Nicomedia frater. Stmctara est impeditior, Beä
qoaleai »päd Lieiaiaimm poaaia ferre. 17) C. Periaina boc folinm
hodie 4"^ ease dieit, olim IX ^. Bea ad liquidom perdnei neqoit niai
denao inapecto codice. Tamen manifeato errat in eo quod folia 4 et
10 olim ioneta fiiiase dielt. Nam pag. praef. aezta indicat hone faisse
bomm folioram olim ordinem 10' 10^ ,4' 4^ , sed postea (p. 5. 6. 21,
22) baee ita ae excipinnt 10^ 10^, 4^ 4', qni ordo in innctia foliia
nnsqiiam näu yenire poteat. 18) Defendit Licinianmn, ai reete in-
tdlego, Mommaemta aio (II p. d29 ed. alt.), nt Volaierrani 8e Rowuuiw
dedidermU ante oeeUo — Carbane ezpUcat: 'cum ante a SoUania militibua
easet ooeiana dnx Carbo'; proseiiptoa ex oppido dwäeerat: 'ex pacto in-
Tiolatoa abxre paaana erat'. Mihi aecna videtor. Periti iadieent. — 8.
^ahrb. f. cUm. PhUol. Soppl. Bd. III Hft. 3. 17
246 a M. FmckM: fe Ortnil LMMtti kafwaib nftorf^^oHi^.
lib. XXXVl M. ö' :^ IV (nam 4"^ Io^^md poleM) refertsf ad
a. 676. Mortso Salla L Phflippos cramandaiD oorpos nawtt; aspUa«
aioM) faaere flepuHas est in camp« Mariio* SaUtatii copiafli nnprobat
acriptor, LepUts negat utile eaae reatitti trilHiafetett poteatalMk
Idem laaiea legeni froiaeatariam perCalit et res SnUae reseindai«^ Wh '
oatas est«
5^ =3= IV^ bell«« oontinet iater Lepidani et CatelMi.
De errore hiaiorieo qai ia bis inest poat Tidebo. Sallnatii anatio
inde repeteada , qaod eins Historiae iade ab hoo anao (676) p<^li
RosMDi res coatiaebaat.
- n.
Apparat ex lis <iaae adbac ezposairons, Granu Liciniani qai fe-
rnntnr libros e$Be epitomen operis historiet ; q>iU>natoreni nnteai *tem-
poris ordinem esse secatnm, nisi abi brevitatis causa aliqaid ex prae-
teritis repeteret aut ex oonseculis occuparet in similiam rernm con«
memoratione ; anbinde eliam digressiones scriptoris contraxisse videri ;
in copia aalem et ambita narrationis pnrnm sibi eonstitisse, et nodo
satis prolixe aingula enumerasse, modo festiaanCer totins anni res
gestas verbo letigisse. )n rebns snbinde graviter illnm errare passim
iam monni et plaribns postea demoastrabo. Oratio nobis visa est pa-
rnm Latina et per brevitatem et ittv(^av obsonra. Copiosius linec
perseqni non n proposito aliennm erat, qnoniMi ex ordine, qnani in
rebns enarrandis secutns sit, qnantnm ad historiam illn»trandaai prosit
maxime pendet; simni qnod externa indicia, nomen dico anctoris ipaiss-
qne tesiimonia de consilio et ratione operis, partim inoerta snnt, par-
tim ita comparata, ut in errorem potins dncant quam Incem quaestioni
offondant. De. tesUmonüs illis iam videamas.
Atqne in bis agmen dncat locus lib. XXXVI, fol. 5' A 18 sqq., in qoo
cardo rei yertitnr. Is distinctis vocabolis snppletisque qoae dobia non
annt sie in cod. exstat. SaUusti opus nobis occurrii^ sed nos ut irnUitui-
mus moros el non urgentia omitlemus ; nam SaUuslium non ui hisio-
ricuunt sed ut oratorem Ugendum ; nam et temp(pra) reprehemdU 9ua
e(l) deltcia carpit ei coni .... $n§erU ei dat mce • . . loca monies
flum(ind) ei hoc genus amo . . . el culta ei conpa . . . disserendo.
In quibns pro hisioricisunt fortasse legendam historicum puio; Bon-
nenses hisioricum scribunt^ quo putant epitomator^m respicere ad
aeqnalium indicium de Sallustio; verba igitur nam SaüusHum — le-
gendum taaqnam reeentius addifamentum a reliquis sedlnduat, ita «Msi-
fbstam eohaerentiam qoae est inter rerb« nam ei tempora rell. cmn
snperioribns dissolrentes. Postrema sie corrigenda el sapplenda ri-
dentnr: ei contiones tnsertt et adiicii incertOy loca monies flumina ei
hoc genus amat, et culpai et confuimi dmerendo, Scriptnm fuifc ean-
mrba iam ante aimo superiore easeat cum aoperioribna inngend», eüoerem
onm BoimehsibnB; absurde enita addereatnr; sed iam ante B 12 inngen*
dam com et Saamitesf anao saperiore Terba libvarii eoiusdam , non ept-
tomaftoKia annt.
C. IL nrtMkMi : 4» €hP«»K LieiiiMitti tngmtuÜiB imper raperMs. ' 347
ÜameB, qoed ?eriis poto qssm eatwiüa $ngerii ptobalvm MmnmBeno
ei BonaeDsibiu; of. lust. XXXVIll 3 s. f. (Pompeius Trogns) in LMo
ei Saiimsiio reprehendit^ quod ooniiones directa» pro sua orah'oiw
apwi tuo üuertndo Mstoriae medum exeesserint. Aliter iodieat^
Seoeca controt. 3 praef. In sequentibos ETDATINC latom esse Tide*
tiir ex ADICITING. Mornnsenas et dai in eensum , qaod mihi quidem
ftUiRide non notam ; ifioerU eranl multa in orationibas ; timr ex ämo . . .
Pertftios 4imovenda , q«od propter spalinin vacaam nimis exigmiai ve-
riuB esse nan poteat; Bonnenses aha, Deniqae eonparat disserendo
(iideaa) oon vide&ar pfobandom, qeia bio in malam partem aljquid
diciwB füerit eecesae est; comparafio anten, nisi qnis disserai^ non
polest reöie institui; sed hoc reprehendebani quod Saünsthia in Ceti«
liaa Ol alibi per digressione» elevaret aal deprimeret eirinon mores H
ia priBoipea homlnes eveclos modern excederet.
Sed baec neno minora ; gravius illud nt cnius tandem sit hoe de
Sftllilslio iodicium anqairafar. Is qoi digessii boc breyiarinm $ibi oc-
ewrriuB dicit Salltistii opus; efBcieadum inde videatar, alia quoqne
opere eera eontnlisee et ex plnribas decerpsisse qoae maxime placo^
rest; iade qeis cntt veri speeie eontendat, esse hoc opus ^raginem
pellten ex diversis enetoribos polius quam nnias epitomen. Quo semel
protolo fieri oon polest, quin Granius ille, quem liber prae se feral,
■OB eitaeqaalie Caesaris, sed seqnioris aetatis soriptor. Ita tero de*
carreremos ad fortoitam quandam nominis neque admodnm Tulg^^ris et
compositi simriitadinem. Contra si asseveremns proauntiatum esse boc
iadieinm ab eo, qai SaHnslii Historias modo editas cognovisset, qai
laadem llbmm hone noe epitomatori debere tuebinur?
Sed aliter ralieaem conolnHimus. Appamit enim nobis, manifestt
bnne libram epitomes indieia osteedere. Homo qui isUini scripsH itt
erat bardas et stnpidus, ot oenseri non debeat ex plerfbos footibna
hialoriam suam lemperavisse. Fao yel maxime istnm aliqnando Sal-
Instii Historias manu trivisse, censebimosne hominem, cnins opus alibi •
■weifeato quam param iodicio valoerit identidem declarel , in* hoe re- ,
pente tarn perapicaeem factem, ut sanem de hoe refum sciriptore iudi*-
eiam iaterposnerit? Ne ille param noverat Sallustii Hrstorias, qni
Lepidam poit Sullae mortem pataret optimatiam causam sustinuisse
(8 I^. Et ne hoe quidem ooncesserim , epitomaforem , cum forte for*
lana ineidisset in alterias indicium qnoddam de Sallnstio, hoc quasi a
Graaio profectum inlerposuisse, at libram suum yendibiliorem faceret ;
Tix eaiaii pato apto loeo, qaalis est hie, illam boc recordatnmm ftiisse.
ladieiam iMc de Sallustio non minus quam retiqua ex Lieiaianl velerie
scriptoris est opere petitum» sed ab epitomatore immnlatnm eadem
lieeotifl, qua grassatua est in reliquis, in qaibns onltioris sermonis vix
allam veatigiam animadvertimus. Tenemus non epitomatorem tantnm
sed impoatorem, qni epitomen suam pro Liciniani opere pleno vendi-
tavit; quapropter ut speciem quandam et dignilatem operi suo con*
ciharet , aimul et imperitorum oculos praestringeret, aaepe et graviter
anbinde de instituto auo iactat. Sic fol. 13 A 33 (p. 11 S> post pro-
17*
248 C. M. FranckMi: de GraaU LioiniMii bugB^ntb nuptf r^pertU.
di^a cnm leclore commoBicaU : nee opplendae «mil, i«4iaii, kmiuM modi
cognitionibui ehartulae; cf. praeterea fol. 11^ A 22 sqq., 12^ B 3,
10^ A 2, 2' A 10, y B 17. Neqae quod paulo poat dicit esstare Le-
pidi orationem sqo Marie aase veravit; ipaiuaLepidi oratio proonl dubio
Bon exsütit ; neqae enim nomen eiua ioter oratorea naquana exatat, ae-
que profecto per turbaa mox aecotaa orationem illum edidisae proba-
bile eat, cum praeaertim ardente etiam hello civili mortaua ait; aed
qaod Licinianua narravit inveniri Lepidi orationeni in Sallnatii Hiatoriis,
ntiale epitomator iotellexit. Ipse ai Historiaa illaa etiam fealinanler
percurriaeet, non de argnmento tam larpiter erraaaet.
Nimia ^liberalem' fuiaae Periaiam ^atatoeatem codicem primo p.
Chr. n. aaeculo ease confectum") oomparanti antiquiaaimam acripto-
ram, quae exarata exatat in Sallnatii editionia Kritzianae volamioe
tertio , atatim comparebit ; inter utroaqae enim litieraram dnctoa for-
mamqne mirnm quantnro intereaae videbit. Immo aeriplura etiam paalo
recentior videtnr quam in palimpaesto Pliniano, caiaa imagineai F.
Moniaa propoauit in editionia Silligianae volumine aexlo qniqne ab eo
refertur ad aaec. IV vel V iniena. Unde codex Liciniani, qui praeter-
qnam qnod non est antiquisaimus, eliam neglegentiua exaraUia videtar,
non malto excedere saeculnra VI pntaverim*^). Noo eaae autograpbum
epitomatoria apparet non tantam ex mnltia acrihendi vitiia, qoibiu
intellectna impeditur , aed ex gloasia et additamentia e margine alieao
loco inter verba acriptoria tranapoaitia. Cf. fol. 1 ^ B 10 Bulüiui can-
sul coUega Manli [hoc anno Cn, Pompeiu$ naius est — soha mp^
riore ponü — aeque aique Cicero] cum metu» adtenianUum CimhrO'
rtiffi*') rell. Quod emblema tam manifeatom eat, ui praeter Pertsieai
neminem dubitaturum putem. Adacripaerat hoc aliqnia anno 649, ia
quo vel aaam vel Lioiniani aententiam aecutna eaae poteat. licipiaBos
quid atatoerit efficiaa ex fol. 4'A2, iibi: Pompeius^ inquit, anmoi nalut
XXV — tnumphaeit Uli idus Martias. Triamphavil a. 673; ai tom,
nt Licinianua teatatur, annom agehat vigeaimum $extum (quem iagres*
ans eat pridie kal. Oct. a. 672), natua eatjDx eiuadem aententiaa.647;
ain minda accurate locutua epitomator annos naius XXV dixit pro
anno aetaiis XXV, nt Liciniani ratio cum Livii epit. 89 {quaUuor et
9)iginti annos natus triumphatW) conveniat , retniit Pompeii nataiea
ad a. 648* Utrnmconque atatuit Licinianua , annotatio iUa in margine
alieno posita est loco. Similia ratio eat fol. 7' A 18: his ipse Mühri-
dates cum Sulla aput Dardanum conpositis reUqua classe [gr^^
P. R. reconciUata Ariobardianen ut servum respuit] in Pontum pro-
ßciscitur. Ex hia igitur intellegitnr noatram epitomen eaae atiqoe
19) Poatea i ententiam retraotavit aaecnlo aecnndo aut tertio codioem
adacribenB, gött. gel. Ans. a. 1857 p. 1916. 20) In. fragmentia pa-
iimpsestls Taarinensiboii orationam Tallianamm formae ezatant litterft-
rnm, qaatenus ex imagine aeri incisa satis rudi illa iüdicare licet, Lici-
nianeie plane eimiles. Image exstat etiam in C. Beieri editione. 21)
sohis superwre ponü BonnenseB; codex solusmperrep.onü in quo qw'd
laieat hariolari non labet.
C. V. Franckea : dt Granu Lieiniaiii fragmentis nnper repeiiia. 249
libro acriplo i. e. saeoolo sexto antiquiorem. Post Hadriani anleat
regnam eonfeclam esse perspexit Yir doctos apod Bonaenses p. XVIIII
ex fol. 12^ B 23, abi narratnr Aotiocbus IV Epipbanes aedem loris
Olympü Athenis iDchoasse, deinde additar: aedes nohiiissima OlpupU
lata Aiheniensis {Athenis?] diu inperfecia perman$ü [cod. per-
man9e\ , qood apparet ab eo demom scribi potuisse , qui templam ab
Hadriano perfectum norisset; de qao ef. Paos. I 18, 6. Dio Cass. LXIX
16. Spartianus r. Hadr. 12. Pbilostr. vit. sopb. I 25 p. 533 Ol. His \qy
tor ienninis ciroomscribitnr confectae epitomes tempos ; neo ante saee.
n nee post saec. V composita est. Accaratias eins aetatem deflnire
niue aopersedeo, qnoniam baic qnaestioni nova Inx oborietnr, si forte
Bova folia invenire contigerit, caius rei spes propter miram biblio-
tbecae Nitriacae tnrbationem snbest**).
^ Postqoam 6. H. Pertzius a. 1855 Londiniensibas valedixit et Berolini
qnae de codicis condieione coaipererat el descripserat cnm sodalibns
Aeademiae eomaianicavit, ordo foliornm, quod admodnm doleas, t
bibliopego motatus est, nnde factnm nt de nomine auctoris minns iam
constet. Nam com antiqni nnmeri, quibus in notandis paginis nsns
fnerat Pertzios maior, in paginis non notali sint, qnas paginas no-
mine aoctoris inscriptas foisse ille dixerit, diffieile est coniectu. Gerte
C. Pertzins tarn parnm pristinnm ordinem indagavit, nt etiam dooeri
potnerit ab iis qui codicem nnnqaam viderant. Nam errasse C.
Pertziam cnm ex aliis paginis manifestum est, ubi inscriptionem a
palre leetam non invenit, tum ex pag, (bod.) 13, nbi pater Lih.
XXVJlIf filins Liciniani exstare testatur, quod satia probat ilios
eandem paginam ob oculos se babere ratos diversas explorasse. Hunc
Bodam pro Tirili solyerant Bonnenses , nt tarnen omnis dnbitatio non
Sit remoU. Nam fol. (bod.) 4 verba Lib. XXXVI G. H. Perlzins solns
legit, eodem verso Liciniani soIos Carolus. In boo inextrieabili er-
rore diatius tempus terere non lubet; nos bonc nodum Gordianum in
praesentiarum sie solvamos, nt nibil esse dicamns cur G. H. Pertzio
viro in legendis codicibus admodnm exercitato fidem denegemns re-
fereati nomen Grani Liciniani in folio quod tunc erat IX saepius et
perspicne a se yisum esse; praenominis etiam vestigia apparebant
*a dnctibns litterarnm Gai band multnm dirersa'. C, Liciniani nomen
Pertzina ftlins legit fol. 5^. Sed de praenomine quid sit statuendum
panuB interest.
Granu fragmenta pleraqne indicarerat iam G. I. Vossius in addi-
tamentia ad librum de bistoricis Latinis p. 261, de gente Grania quae-
dam coOegerat Carrio^mendd. in Gruteri Larop. III p. 97. Plenius eins
fibrornm reliqnias dederunt Bonnenses p. 46 sqq. ; sed de bistoriis ant
22) Quaedam de hac bibUotheca admodnm leetu digna refert Dr. J.
P. N. Land, qui nunc Syriaoos codioes ezplorat, in diario Algememe
Kernst' en jLetterbode bnins anni nam. 14 (3 Apr.). Bibliotbeca conünet
Tolaminom duo milia et olim, ante sexcentos annos, ordinata est a mo-
nacbo, qni in ea re satis neglegenter est versatus. Continet non tan-
tQsi libroa Ugatos sed etiam mnlta folia in sarcinas collecta.
950 C. M. Fraockea : da Gr«m lieUUnt fragmentis Mper vepertii •
•analibiis nao ?ola seo veatiglam. Nam qv^d apnd Macrobhim Sat. I
16, 98 sq. j( fr. l) dioiUur Granins iicinianai Ubro aecnndo oarraTiaaa
lege Horleo#ia (a. 466, cf. Niebahrii bist. Ron. U p. 243) taidinaa
faaU« esae ^ctae, cum antea feriae fuisaant, ex libri anmera aolo iaa
parspicitur aon ex bUtoria petitam esse. Potius samptom est ex opare
quodam antiqaario, förlasse ex eodem qood fr. 3 (Sarv. ad Verg. Aan.
1 737} coena ioscribilnr : nam apud ma$ore$ noslrog femiuae m'hp h^ü
uiebaniur nisi sacrorum causa ceriis diebui. deniquefemina^ quae
$ub Momulo vinum bibit, occi$a esi a marito; Meceumu* absolulu$ egt^
id emim uomea marito. sie Granius Licituanus coenae suae* [unda äs
kistorfis lectum est Romanorum: 9ini usus Romanis f€minis igtf^oims
fuitj ne scilicet in aliquod dedecus prolabsrentur]. Uß poatr0aiia
qaidquid slaiaitur, apparet nihil coouauQe iUa babera com Graiiio;
axpidit übri nomeras Fat videiur, qttod lacile aate Vnde obdUU potait.
laacriplio autem libri sponte dsutvocofpiiSzmv meaionaDii aiovet. CoeM
foit bominam liUeratoram res ex aotiqaitale petitaa sermooe docto
expoDeot^Hm. CarmiDoro orationuoique recitationes dootaeqae «onfa*
bulaUoaes in ponviviia iam Catalli iempore vigebaai apud Romanos :
cf. CaiuUi carm. 44, 10. Oblique boo genus liUeratorum iraportune
docirinam venditantiuip tangit Horatiaa carm. 111 19 (j^uanium disiei
ab Inacko rell.)* De tota bac re copiose exposuil Riedelius ad Hör.
ep. ad Apg. p. 350 sqq.
Falendam est bis dnobos iantummodo fragmeniis diserle Gra-
ninm Liciaianum memorari. Quaerilar autem, ntrum Granius
Fiaccns, Granius, Granias iioinianus sint eiusdem hominis
varia nomina, an plures bis scriptores sigoiQcentur. At si in ea re, quae
natura sua omnem dubitationem exdudere non potes^, pr^obabilitate
contantus esst velis, non dubitabis quin Granius, vir ^in dootrina
praecipuus' (fr. 8, Arnob. adv. nationes 111 31 p. 148 OebX.), qui cam
Aelio Stilone componitur (fr. 9, ib. HI 38 p. 154), idem sit atqna Gra-
nius Flaocus, qui uns cum Varrona oommemoratur (fr. 6, Maor. Sal.
1 18, 3) et scripserat de indigitamentis (fr. 4, Gens, da die oaU o. 3)
et de iure Papiriano (fr. 6, Paulus üb. X ad leg. lul, Pap. Digeat
XVI 144 p. 70 de yerborum sign. ftd. Gramer.) argumento proxime
cum antiquitatibus saororuip iuaoto (cf. Pernice in Encycl. Halensi v.
Papirianum ius), Alter de Minerva, de Noveosilibus (fr. 8 et 9) expo-
suerat, de Apolline et Baccho, de Genio et Lare alter (fr. 4 et 5). Da-
niqae Granius licinianus ubide nundinis agit, sacrum rafert Flamini-
cam Omnibus nundinis faoara (fr. 1), Granius rica Flaminicam pro
vitta uü rafert (fr. 11, Fest. y. ricae p, 277 JH*). Omaia baec ad
nnum auotorem Granium Flaccum Lioinianum rafiarenda eaao
videntur Caesaris aeqnalem. Nam Censorinns cum dicat: Granius
Flaecus in Ubro quem ad Caesarem de indigitammUis scriptum
reUquUy Caesarem Imperatoram signifioari, non Lupium Caesarem
grammatieum (de quo ef. Nipperdeins ad Caes. p. 785) aliumve qnen-
dam magis obscurnm bominem demonstratione non puto egere. Ac
vellem tam certo bisloricum [C] Granium Licinianum eandem
a]LJh«MkM:4«<lndlieiiiMiAp«gMBlbN^ S51
«l^ae MlSqtarim Ortsian Flaeeim LleiBiinnn pitikiri
posMt Oonis enlM deaentratio eoMistit in nominis timilittdifee«
Naa q«od de SallasCii Hbtoriis tattqaaa reoetiB editis ki LiciiiiaDi •■•
Müboa Bieolio exstare patatar (Peru. p. XIV, Bobb. p. XV), est hoe
eiBamedi, nl aliia argameatia leve raonentttBi addere poaait, per ae
taaieii abi apeotatar, nihil in alteram ntram parteai probat Tom qaae
in aotiqiiarii frafnentia (S et 10) narrantor de origina neminia Mesaa«
piae et de Aalo 8i?e Olo, a caioa capite Capitoliam nominatuai alt,
aon neceaaario ex annalibas petita aant. Sed alteram qaod dioebaBi
argoaieDtQai mihi qnidem graviaaiamm yidetur : nam aimilitodo Bomi«*
■OB Granu Liciaiani tam esaet mira , nt ad illam fortoitam eonveniea«
tiam eine neoeaaitate oonfagiendBm eB§t non Tideator. Sileatiom aa«
lem aoriptornm de aBnalibaa Granu inde facile poteat explieari, qnod
opna illad lenge inferins yidereUir Sallnstii Liviiqne libris, qooram in
deaeribendo evidentia, eloqaentia in oratiQnibus multo magia plaeueril
qoaaa arida et ieinna anliqnarii eraditio. Bt vero magnopere acripto-
mm delectatam faiaae prodigiia oatentisqae et mirabilibna hiatoriolia,
eloqnentiam, quam in hiatorieo reqnirebant veterea, aapernatam fniaae,
ipaae reliqniae deelaraat.
IIL
Si iam eonatat, de qno amplina dnbitandnm eaae aon yidetor, apie
atmetaai et Latumm orationem in hia fragmentia deaiderari , ai oonatal
brerem illam conspectam nulla dispositionia arte esse conspicnnm,
reatat ntderebnaa Liciniano traditis dicatnr; nam de ambita operia
poal Bonaensea inntUe videtnr expoaere. Sed eoqaa ait auetoritaa in
rebna hiatorida hia reUqniia tribneada aecne, sie demara conatabit»
si quae nova contineant diaceptayerimns, qaae a reliqnia aaetoribna
diTaraa qnaliaqne illa farinae diaquisiTerimna. Etenim qaae de fonti-
bna operia UeiBiaaei sein posaant admodara aaat' exigaa et levia. In
rebna Syiiaoia Polybiam aeoatoa w»9 yidetnr: cf. Pol. XXVI 10 a. L,
XXXI 4 com foU 13% XXXI 13 (p. 1076, 1 Bekk.) com fol. 10'; bisto-
riam qaae est de Corfldiis (aut Corticiis) rratribns fol. 13' accepit a
Varrone, caina matertera (maior?) napta faerat Corfldio Uli, qoi hie
rerixiaae narratar (Plin. N. H. VII 53), unde oon erat qaod de primo
aaatore bniaa parralionia dubitaret Pertzias p. XX ; et scripsit Liciaia-
noa eerte poat aoaam a. n. c. 719, qno Salloatii Hiatoriaa editaa eaae
probabile eat; ct. Kritaii proleg. p. 34. Narratio de Gracohi aagario,
qnan fol. 13' aagaeiter eraernnt Bonaensea, habet Cicero com altbi
tarn de divin. 1 4, 11; qaod tarnen nihil nobis prodest, nisi forte eo
qaod Torba horios Scipionis apud Ciceronem, non iniaria Heindorfto
SBspecta, novo adminicalo mnnianlar. Calonam et lixaram in pngna
Aranaiaea quadraginia milia (?) interempta esse fol. 8^, ridelnr
iaxta enm Livio (epit. 67) nimis crednlus ex Valerie Antiati repe-
tiviase (Gros. V 16; nempe si legalur B 10: non minus XLMIL; cod.
SEMEL). Qaae fol. 1^ prodigia doo deince^s memorantar et conve-
ainnt cum lulio Oba. 103, vix poaaant ex livio, nnde Ule ana hauail,
35S C^'IL FxiMkM: do firaoii Udaiaitf ftpugpinilig M9av.Mp6Au.
iifll^A^efse,. tiqaidfimLiyii ••pliflia deeu^^u baiM lettponft«xpoiita
erat! hiirtoria, aliquot «nnis poat tertiam edita eSt, qiuie emiMa est
paat.a. 735 (cf. Waiisenhornii introd. p. 9) ; qaare coflamanem qaendaai
foQtem annales maximoa stataere Perlziam oqq niror (p. XIX), qoi
soiam quam inconsalte ao temere omnia prodigia, qHonim aaetor latet,
in illos annales tanqaam in aentinam conüoiantar ; quem errorem nerito
castigavit 1. G. Hultemannua in libello de anoaliboa maxinda (Amatelod.
1655). Quod de fralre fratrem interficLente in pogaa ad lanicaUm
eommiaaa foL 2^ habet, Siaennae poteat acceptum referre, qoi eaadem
rem teste Tacito Hist. HI öl memoravit , cui Liviua fortaase (epii. 79)
aoa debet. De LttcnUoram magnifica aedilitate tradid^rat FeneatoUa
(Fun. I>(. H. VIII 7)'0* ^^d parum prpfieit baeo animadverliaae, con aia-
gttla« hae res a plaribus eomnieoiorari potaerint neo de aetate LiciniaBi
(am certo constet, ut quaecnnque a Livio et reeentioribiia afferonlor
cum fidacia exclndere liceat, qaod nostro sint auctore recentiora.
Seposita igitur tota hae de aetate fontibuaque Lioiniani quaeatioae
res ipaaa quae in fragmentia afferuotar expioremna , in quo ab exstan-
tioribtts quibuadam erroribus iueipere labet.
Fol. 10^ A4 [P. Leniulo] praetor i urhano aemtius permäit
agrum Campanum — coimerei, Referenda haec ad a. 582; cf. Uy.
XLII 19. £o anno praetor urbanns foit C. Licinins Crassns (ib. 10).
Errorem Liciniani oorrigere licet ex Cic. er, de lege agr. II 82, qai
princeps senaius cum eaaet, Lentnlnm hano proYtseiam aoaeepifse
narrat.
Fol. 8' A 18 Mmdm$ constU litierir supplicibvM cmn Cae-
p^nem oras$ei, Consul proconaulem? Dio Casa. fr. 96 tov Xcqq^-
llov fuvsTtifiilfato ' o 6i iiUKqlvtno xij[v iamov (saam rip«m Rbodani)
htatsQov Setv ^Xaxxsiv.
Ib. B 12 legatos[Cimbrarum] . . agros peientes frumenkmque quod
gererenli ita coniumelio$e sübmoeii, Videtar Licinianna oondiciooas a.
645 a Cimbris Silano conaoli propositas, de qaibns cf. Floros III Set
Lir. epit. 65, temporibas confoaia male ad hanc annain (649) retolisfo.
23) De naitatione mortis Papü HutUi fol. 4' B p. 39 S, 43 p ita
C. Pertzlns gött. gel. Ana. 1857 p. 1922: ^es findet sicli (b^i Lic.) —
eine Anekdote aus der Zeit des ersten Bürgerkrieges, von Lic. wahr-
scheinlich nach anthentiscben Berichten einfach erzählt, welche wir bei
Liyius, der ohne Zweifel eben diese Stelle ror Augen hatte, fit
poetischer Fassung wiederfinden (B. 43 Anm. 10).' Inrat utram-
q«e locnm adscribere; Lioiniani: Papiwque MuiUu» inde fugiena, cum
nfi ab uxare qmdem Bassia nociu Teani reciperetur, quod erat in proscripto-
rum numero, usus est pugionis auocilio, Livii epit. 89: Muälu$, utnu ex
jhvscripäs, ctam eapüe adoperto ad postica» aedes Baatiae uxoris cum atcei*
Miseif adnassus non eat, quia iUum proaeriptum dherei. itaque ^pss ««
irtmafodii et sangume suo fores uxoris retpersit, Qnod in his aninram
gravins feriat est res potius commnnicata qnam rerba et oratio; ai t«-
men poetae annt assnmendi, eodem iure possis pugionis auxitio usus est
poeticnm dicere ao sanguine suo fores uxoris respersit, Levi Tel potiu«
nuUo argnmento altenim ab altero soa jnntOAtam esse statnit; proeuJ
dabio enim res a mnltis fnit narrata.
ü. M. WnmtBmi de «hmfi limmma ürifftterti« «per rapeHifc 153
Ciattrof i«a viotoriam priMeipteotM el qnidris {Hrtnu qmn de agri eol-
tor« vogiUntes Don eet prolmbile tone ilUis itortTisse.
Fol. 3^ B 11 coUoquiuM Bullae ei ArekkUtoM AuUde fuii. Delii
reliqui mictoree; error, si atiqoe error diei poteet» levior est; gravioe
eofltra legcs liagoae peecarit.
Fol. 7' A 2 [Mühridaies] Q. Opphun ei M.'AquiUum legaiOi red^
dereL Sed M.^ Aqailiaa aaro ia oa iafnso dadam erat a IKtbridate iat^r-
fectea : y. App. Mitbr. 21, intpp. ad Vell. II 18, 3 et ad Liv. epit. 77 et
76. Sed L. Caesius et Q. Oppias erant a Solle liberati ; cf. App.
112, qoaoqoam de L. Caasio dabitator, qnia hie in tempore Rhodooi
evaeit, App. 24 (cf. Schlosser oniv. bist. Ueb. II 2 p. 373 ffl). Ia eo
qvoqae fallitor qood Oppiom legatom dieit: cf. App. 24.
Fol. 4' A 2 el Pampena anno9 nahu XXV — irtumphaeii, Sopra
iaai dixi coavenire baee sie demom com reliqois aoetoribos , ^i annoi
natmeXXV dictam eredinnis pro anno aeiaiii XXV, Utrios sit error,
Ucioiuu an epitomatoris, incertom.
Ib. B 2 el Vdaierrani se Bomanii dedideruni anie oeeUo per se-
ditiimem iapidihus Carbone praeiorio fuem Sulla praefecerat, ia Cn,
Carhonie freier fuii ei proscripto9 ex oppido dimi$erai, quo9 eguiies
a eameulibuM Claudio ei Sereilio misai concideruni (leg. coneiderant).
Valaterrani se SoUanis dediderunt ante oociso doce, quem Sulla prae-
fecerai^ ot testator epitoinator. Qood si verom est, Volaterrae defeee-
roat « Sallanis, tom iternm ezpognalae saut; altera haec obsidio et
expognatio facta esset a. 675; näm Garbo ille Sollanns, qoo iaterfecto
mrba eireomdata esset a Sulla , eaesus dieitor Clandio et Servilio cos.,
a. 076. Ergo epitomator, si modo qood dicebat bene intellezit, sie
rem factam ftnxit. Tradideront se Volaterrani SnUae ea lege ot qni ia
orbe essent proscripti intra moenia toti essent. Tom Solle Vplaterris
praepoaoit Carbonem praetoriom, fratrem Cn. Carbonis Mariani; qoi
com ex lege deditionis proseriptis parcere deberet, tarnen, com laben-
ter Snllae rollet gratiicari, fraudem ezcogitäfit. Pereoasit pro«
scriptia ot urbem relioqoerent, obiiciens eoi eqoitibos , qoos de com-
posito nissos a .eonsolibos. adesse sciebat. Qoem dolom malom nt
plebs eomperit, lapidibns Carbonem obrnit; Volaterrae tum rorsna
ebsidioBO. einctae b^eviqoe captae sunt. Sed primom bis oppognatam
orbem nemo retolit, qood profecto non tacoissent anctores ; tnB| Strabo
V p. 223 de Etroscis et proseriptis qui illoc fogerant: vTeoOJtovdoij in-
qait, ieaifexei(fffi(xv. Deoiqoe Carbonem bonc fuisse Sollanom non ad-
Bodam est probabile. Qnare verba quem Sulla praefecerai potios per
errorem addita poto (▼. sopra p. 245) et rem sie ezplieo : Garbo prae-
torlos com Yolaterras contra Sullanos defenderet yideretque se (post
dsonun annorom obsidionem) urbem teuere non posse, permisit dam
perfogis qui in urbe erant nt foga sibi consulerent. Quo facto plebs
iam magno orbata praesidio tumultoose concorrit et per seditionem Car-
bonem, qoem proditionis insimulabat, lapidibos obroit a. 675, oos.
Claudio et Servilio. Unum in bis cum reliquis auctoribus pugnat, auod
de proseriptis a duce ipso emissis dicit, com Strabo referat illos wso^
2Si fi;ILJ?fiMw:4eOMitf linMaMtMiMilUäi^
^mofifimtg noftcffßfijäm. D« Carbeao priopoiito, potl kpidites «hnto
Dasquam praelerea mortio antat; euü tanoB tota ras obacara luarit
af^ilamatori Ipai , oaute Ua ataodwn pata. Sed nuiiorU eat momenti
qaod anona axpognataa orbia ex hia coaaiat; Nola qnaado axpaguta
Sit dabium manet, qaoniam verba anno st^erwre, ut mihi qaidsii
ndetar (t. aupra 1. 1.), sporia annt. Volaterraa Doveramas obseaus svb
finfioi a. 673 (qao tempore Salla erat ia caatris ad Volaterraa, cL Cic
pro S. Rosoio % 20. 105, Fiacharaa ad a. 673) ^ per bienniam porro
oppagnataa (cf. Strabo I. 1.). Conyeait com hoo rerom ordioe Ur.
apit. 89 med. et 90, obi res sie ae exeipiant: PoBApeii triomphu
(678) ; Ilorbaai mors. Matiloa Papiaa maona aibi iaiicit. SaHa Nolin
recipit. Leges agrariae (a. 673: cf. Piaaharoa ad h. a, Dvm.3). Fo(a-
ierrae $e dedpni. SuUa dieimiura $e abdient el moritar a. 676 et 676.
FoL 5' B 8 99ru(m f»6t) con^enerani [poat Sollae exseqaiis] tri*
bmU piebis eo{niu)le$ uü iribvmieiam (jfo)ie$ialem r08tüue(rmt),
negavii prior Lepid(us) el th comiione m{ag}ma part adiema eü
(dicen)ti non eue uiHe re($ii)tui iribuniciam p(oiet)iaiem. el extat
ora{Ho) (sie S). Priora obacara, posteriore etiam Titioaa, da qaibu
aapra iam dixi. Vitium epitomatoris potiua quam aoriptoris TideUir:
iiamqae manifeato hoo teatinu>Diam de Lepido pngnat eam sequeatibu:
el iB^^ai frttmanlarüim d^armlti).
Haeo igitor vitia aont manifeata; quae tarnen noa omnia soat U-
cioiani, aed partim apitomatoria, partim ooa tam gravia, ut propterea
aulUua Adei auctor Lieinianoa habm debeat Quare operae pretinn
est, illa quoqoe, qaibus a reliquia aooioribaa diaaentit, exptorare,de
quibua quid ait statueadom dabium Tideri poaait. Nova ai quae snnt,
qaae cur in dubium rocemas nihil impellit , yerbo indioasse safiiciet
Omitto locum de eqnitibas admodum dabium foi. 11''.
Fol. 12^ B 5 (p)erit nociumo. corpu$ eins cwn ÄnUockiam pwr-
tarelur^ exlerriiii subito iumentis in fiutium abreptum non com(pay
ruitt De porte Antiocbi Bpiphania duae exatant retatioaes Maecab.
II 1, 14 sqq. 9, 5 sqq. coli. I 6, 8—16, App. Syr. 66; com iieatra illad
(p)ertl nocturna bene conrenit ; ex priore a aacerdotiboa Naneae in-
terfectua est, ex altera phtbiriasi correptus periit (App. qfdivuv ist-
luivtiaiv: num ^eiQwvt) in montiboa. Hinc fortasse ie^endoffl «a
itinere perit nocturna: cf. Maecab. II 9, 4. Morbo correptus iter for-
taase accelerayit, quo celerina domam rediret. Scriptor Maecab. 1. 1*
eam aepnltam dicit, quod verius procal dabio quam qnod Lioioiaoiia
refert asit videretur, si Maccabaeorom Über maiorem haberei aoclon-
tetem. Cam verbis HitrapoU Diana(m duc)ere usorem operae est
coaferre eaodam II 1 , 14.
Ib. B 13 duo$ calouo$ — ex Media unnm Ol^mpio^ iüUrumCapi'
tolino lati {dedica^itf). Uv. XLI 20 Antioehiae lavis CapUoUm
magnißeum temphim -* poüicitus — non perfecit (lego loei Capüo-
lino). Polyb. XXVI 10 pMliCxa 6b ^q %o%g i^vqowMuhig ^&
attivo nal xifvao%oitoig ^ sv^tfiAofmv xal g>ilott%if€nf nqog tovg 90^'
rtt$ xal tovg älkovg Tsxvlxag, '
Fol. 10*. Com bis, qua« «aal 4« 40ro ikmpmQ paifÜGt t U»«
Mo empto el localo, ef. Ur. XLII }9, fai jam sapariore tano &8L a
Poatamio conaala a^anxeciperalam dioil, Ikw aotto 682 M. Loor^a«
tribaiHia pl«i>is promaigaase , «I oeaaaraa IWtaodan loaarciil. Poa(
raeiperaUoaeai Fottamii laaBaeraftl posaesaaraa ia agro iaoi rei pabliaao
asstgnato« LioMiaa Idge saa ai ea^erenl cogare Jltoa rolai«. Vidan-
lar laai «päd aeoaCam gravati ^aae^ aliampriratoa eaae agfaa ialar
reeiperatos, qaos iare soo oblinereal; aeaatasqae ul rem aompooM^
Lentalam priaaipaai aeaata» aüatl (af. aapra), qoi agram' qai diaarelar
prtvaloa cotaeral, aed fimaadam reUoqaerel poaaaaaoribna aanoii
^pretio iadioto^ (raeta aia S) , aarto pralio ab ipao ocaatitalo, aoa par
licitalioaera (et €k. 4» lege agr. U 82, abi raaaaal priraiaa aliqoia
aipiHB saoai raadera). Tabala ia aaa iaaiaa, da qaa aalaa Uajaiaaaa,
coBliiiBii formam agroraai, aondaataraai naaiiDa at ^aid qaiaqua qaoi*
aaaia deberal. 'Quem Salla aorrapU, aira poHaaaaoraa aobitaa iaau*»
BOa «naao trtbato levara aapiaaa , aiva qaod rea pobliva par bfUaai
aaaiaie Ua aral aMrtata el iarbala, al aaUas «aaa aaaf I aDliqaaa.Ubiil«a<
Fol. 8' B 1: gloriabatof Caepiq Umetui comuU $e muwäkm
Uimnum.
Ib. B'S: Benalaa adltll lagaloa palentea»«! Maaliaa al Caapio eom^
tordet eiui eimiUqu^ rem p^biicae^ iwfem. Caa^toaem ania tUttliaai
rictoal eaaa tradit atiaai Dio Caaaiaa fr. 96.
Fol. 1* A l: malroaae llqiaadam pjrodigiaBi al CapiloUam. laa-*
trataai.
Ib. B 16: par exapealaliooam aovi belU Cimbrici ina iaraadaai a
iaaioribaa exactum , ae qaia extra Italiam proflciadalor aaa aüaoraa
aoaia Iriginta qoiaqaa aavam adacandaal.
H«a6 omai« qaaa ad baltam Cimbriaom refarontor, ai tBxaipiaa
legatioaem senatas, pro qaa aon pagaararim, rnibl ftdo digaa ridanUr«
Caeptooem aale Maaliam faaam eaae aon aal ia dabiam Tooaiidam;
laalalioma planaa oonsaleaiqaa coatemaena aiadiva iaiaf Qßüoe al Ro^
Bunoa reliqaoB odaaedSt: of. Dio Caaaiaa 1. 1. al Tao. Garm. d7^
Fol. 3': qaod. in libria falaliboa aoriplam aral palam raailalar,
fmod nmmquam aliae (niti) pro eolUgi»^ XVf iroraan palo, qqi ipoi md
Uhros SibylUnos quasi ad oractdupi adeutU (Gell.) al qaaa Javoanyaol
ezpUeata demam (interprefpi aaal oraaalaram) tan aaoala apmmaai-
eaat; qua axplicatioao aon illa qnidam nora, sad laman noa «libi lam
dtsorto commamoraU rea prodilar. Haiaa oracnli , jqe9 aax Iribaai
paUeadi aase diaebanlar, alibi «anli« noa axalal* •
Fol. 2' A 13 : yarina Liciaianna da hjae portento Mario oblalo pron
der« Tidetar qaan Flatarcbaa e. 38, caiaa nartaiio hgfbel -fatila qaid
et paerila, al Va|erioa Naxknaa I 5, ö. Poalqoam az oualodia nlaaaa
est^ portentam ei oblatam est.
Ib. B 1 r.ll. lanios Bralaa, Tv^oryvoievovo« palar, da qao bic aarnib,
a SiUla a. 666 proaariploa erat (App. 1 60, of . Plnl. Ball. 9). U«na*jya
2U C. M. FHndMi: «0 CffMiii Udttiad friftteiMi iniper repertU.
Hbpftiitm tan lecessisse Miio dfiiciiniis, iie<{Qe proiiide menoralor
iater exsales qai redeuntem ex Africt Marivm oomitabaiilKr (App«
0t 8. f.). Foslea • Ponpeio iDtevfeetos est.
I^. B 13 ei praefeeH (=ss praepoiuit) eum SerUnio et PapMOj Ueam
MUenio, Milonii partes apnd LieiaiaBom sont paalo maiorea qnam
apöd reliqnos. Ab Appiaoo aemel memoratar I 65 to Ktwf ^^oöS-
qfvyov ino tfig /3ovX% — Ttkog te MiXmviog tuA KoTvtog £ei^ei^tag
wd Palo^ Mdfftog tn^. Iliter prineipes Harianos liic memoratar el
iafra fol. 3^ A 16 et 19, obi partem exercitoa in pagva lancalari d«-
ceDB occiditnr.
Pol. 2^ A S Marius Oiiia nrhe poHfnr per VaierHtm, euiue eqni-
las praeeidebani, Nomen dacis, caina proditione Marias Ostiam occa-
pavefat, ignorabatar; faisse tarnen buao proxime seqaentia anni ood-
salem aoffeetäm L. Valeriom Flaccom plane incertam est.
Ib. A & nee Pompeiut a Sertorio bellmm ahstinuif rell. Duo proeli«
faerant; alterom inter Sertoriom et Pompeiom (A 4 sq.), alterom Ma-
rinm inter et OctaYiam; bno refereodnm A 14 ei Ociathu aecepOs sex
eok&mbue a Fompeio. Sed ^inemadmodnm in nrbe Pompeins Ootavio
. sabaidinm mittit, ipse aotem aaxilium non fert, sie apnd Ginnanos Ser~
torint oopias aaxilio mittit Milonio, qni oam Mario in lanicalo pngnat :
cf. A 19. Utrnmqne boo proelinm simal gestnm ; dorn Marias in lani*
ealnm prorampit, Sertorins nt Pompeium ab Oetavio distrabat, hnnc
Interim adoritnr. Sertorio Cinna copias ionxerat; namqae ma^tNMS er
airox proeUum^ quo cum Ontm Pampeius confliwii apnd Velleiom II
31 , 3 boe ipsnm esse videtnr. Qnod Apj^anns in brevi narratione I 68
oixoi (iiv {Magiog ual KCwag) mnl%a (rov ^avovxAov) l^tfi(S9vfiaVj
'O^Tttovrov uaX nofmrßöv tftpCatv iTtiSqa^vttov baec dao proelia
eoafnndit, siont Lir. epit. 80, non mirnm est. Oros. V 19 Cn, Pam-
peius — contemptue a Mario vel Cinna ad OeiaPium — sete eommUi
ei mox cum Seriorio eonfiixii, Licinianns ipse paalo post: heüo (i. e.
fröelio) quod inter Pompeium et Sertorium fuii.
Ib. B 3: Pompeins Octavinm ui Craseum revocarei impuiü;
Crassas Marinm inseqaeas extra nrbem prornperat com parte exer-
citas. Biasdem lagationem ad Cinnam memorat Licinianns infra fol. 6*
B 17. Bat P. Licinios Crassas Dives Lnsitanicns; consul faerat qoin-
qae annis ante; paalo post, com a Cinnanis ad mortem qaaereretar, sna
ae mann interfeoit: cf. etiam App. I 69.
B 4: Pompeins res trabere cnpit asqne ad comitia consolaria;
qaae cam illo tempore baberi solerent mense Qainctili, apparet nrbem
post boo proelinm etiam paene per semestre spatiom restitisse; nam
Marias et Cinna panlo ante kalendas lannarlas recepti snnt: ef. Beckeri
antiq. Rom. II 3 p. 103, Flor. III 21, Plnt. Mar. 45.
Fol. 6' A 4 NoUmi progressi oppidum Abellam incenderunt,
Cf. Mommseni bist. Rom, II p. 306. Sunt Samnites, qni Nolam dadom
tenaerant.
Ib. A 8 Marius Sen>ilium apud Ariminmm fugai. Ariminnm iara
avta pagnam in laniealo commissam expngnalam faiase a Cinna testa«
C« IL VnwOum: de Gffiitt UmiMi ta^malb nrnpH-mf^tür. 987:
l»r ApfNuns 1 €7. SarTÜiM igUnr, qnisqu» Ule fiit, iirba» baiio:
rvBU eripere Cionanifi niUbatar.
lb.A2lCüuukp$rFl0viumPimbrißm — CSammie»)reoepfU
Ib. B 10 dedüiciiM [ludieü] omnilms dviiat dtUa* Cf. Momin««.
■08 11 p. 3I& tan. lllod vocabolom «i osorpatiim eal, diois caiaa jid^
iechifli est, ot aatisfieret iia qai ^aeliqaain digoilatem' seeatos Ine-,
baotor; Deqne enin dediticiU aliad qaid aigniftcare lam potoral qoam.
boc: ÜB qai in aenatas potesUle se fataroa dixiaaent.
Ib. B 17 : ^uae in bao el proxima pagina de morle Ponpeii Strabonia
referuDtar nnaquani praeterea tarn aiuil oopioae expoaita; et aoet aatia
Tcri aimilia. Apparat Caaaium qaendan (de quo noa liqaet: pajBae.
Crem eomeB anbatiteeris) iam vivo Ponpeio miasein eaae, qui ei au^
cederet^ Ceterom vide etiam quae aopra de boo loeo dicla aant .
Foia^Al: Sulia Athenat re(t)e)r9us in prmcipm Me{diii)o^
•41 el noxios anm{adteriii). Seqoitar deineepa narratio pegoae ad
OrebomeiMuii conuMsaae. Ergo Licinianua fere eondeni rernoi ordieeaa
atatail fuiaae atqae Paaaaniaa I 30. Dam Atbenae obaideatar, Soll«
parte ezercitua relicta Taxilae obviam ivit; eo ad Cbaeroneam pulao
eooi areem interim captam inveniret, de noxUa poeaaa aoaipait. Apad
Flatardiaai SalL ii a. L rea aliler ae babet, qoanqaaai bie qaoqjne
areem aliqaaBto poat arbeaft caplam dioit, peqae ab ipao, aed a Carioae
{EßvifUatvo^ hcl xvixip Tffo^fi&^ov); aliter etiaai apad Appianoai Mitbr»
il. Piraeem eaptam ante proeliam Cbaeroneenae diserle Appianua
teaUtnr ; bano aatem post arcem Plutarcbaa. Qaare manifealo pognant
bi seriptorea eam Pauaania et Licioiano. Ao vereor ne maioreni fideni-
inveeire debeat Plutarcbos, qai aaa^ partim oerte, ex SuUae comnMB-,
tariia babet. Poena illa da noxiia aampta apad Plotarcbam ex teati-
■onus Atbenienaiom relata antepopitar ab eo Piraeo arciqae captia.
Ib. B 8 regii qui Abderae praesidebani caplU Phüippit dila-,
teamr. Memorator Jioc poat pognaa» Orcboaieniam , ante eonventen
Arebalai et Saliae. — Expugnata erat Macedonta , Amphipolia eaple
a Taxila paalo ante Cbaeroneenaem pagaam, id eat menae Martio: of.
NennoD 32. £odem fere tempore Hortenaiaa enm aopplemento e(^ia^
nun ex lulia advenit (Plat. Sali. 15). Post pagnam Cbaeroneensem
Valerina Flaccaain Graeciam appellit, dunrc^ea^ tov ^loviov fsolatov
(Plot. Soll. ao. App. Ittitbr. 51) ; caioa milites quidam in Tbeaaeliaoi
pfaemiaei (fii^s t^ fcqouunL^lv ig S^aadkUtv^ App. 51) ad SoUam
tranafogerant. Qoem ille proptere« deelinana, oram legena ex Tbracia
a Bysantio Chalcedona transmisit, io qao itinere regium praeaidiom
Pbilippia intactam relinqaere non potuit. Interim Dorylaaa com regici
exercito oavibas per Eaboeam in Graeoiam delatoa erat, noe per Mace-
doniaoi profectos at ante Taxilaa, ne Valerie occofreret; et pogna ad
Orebomenom oommiaaa erat. Qaod aatem Sulla apad Appianam 58
a ae aobiectam Maeedoniam dicit, rhetorice aoam operam opram rege
exaggerat, qaemadmodam io reliqaa etiam oratione de Valerie et Firn-
bria plane taeet. Nallo pacto potuit ante coUoqaiom Deliaeom orba
a Sali« expogoari, oiai atatpere velia com Moipmaeoo II p.2d^ Soltam
>
358 C. K. IMMkM: 46 ChMli UeiirfMi AMfamilis Mp«r N^ii,
PInlipplf oMnpalis rtdisie in. TJMMiÜMii obm excroiMi m hibon»;
qttod mihi parom ridetor probabile. Na» üeüMi prooal dubio id
oolloqaiom erat ooftsülatam, ({«od Salto ia vkhiia.arak HiberUt foe-
rant ia Thaaaalia a. 668 — 669 (App. Millir. 5l) «adaaiqie Meaia «ollo-
qoiott Delii babilom, ita iil a. 668 (86) Atheaae siot ezpugiiatae kt-
lesAs Martii« et dao dainde proetia coinmiasa. De qao qaeoitm nibi
Bon eonveail evai Mömmseno el a tanto viro lemere disseslire hob
decere poto, qoae pro nea sententia faeere pateoi affera«. PaUti^
' tar Mommseaas Orohomeaiani pognaai fiietam eB§e a. 669. Ideai vero
flsseatitar pugnam Cbaeroaeenseai comaiiaBam menae Marlio ». 668;
afc ifitir Salki per aMtorent anai parlem deaedisael, nee faeiie iatell^
gerelar (qood tpae Mommienaa eeneedit), car Valeriun aoa iaseqae-
retor. Ex nostra faiione hoo aalia maüfealan esC; ezspeeUbaC im
tom regiiHii*exercitam Dorylao dace a rege niisaoniy qai deiadeid
Orehoffleeam proligataa eal. — Porro Liieollaa a. 669 iaewle aesM
etl la oria Atfiae; bie eoim cam eaelam traetabile faetaa esset (nhv
tfiünßhvq B» nhi6ify.wv yevefAhw Plat. Lee. 3), vet« a Cypro Mtrt^
inilio mensis Febraarii (ef« tnfpp. ad Hör. earn. I 4, 2 et 10) s. 669,
cnm aut eze«tffe a. 667. aal proxime aaperiore 666 otfiasas esset (Plal.
c. 2). Amo deAun 670 illoai a^veotaai faiese euai- olasse et per m
est improbabile et propter res Valerii Plaeei et Fiaibriee«. iBoaUis
avtem offeDdit Fimbriaan Pitaaen obsideatem (App. Hitbr. 99 f., ^^
Lac. 3). Is poBt Vaterinoi Flaecani, qai een-sai eliam toai ertt(App>
1. 1.) ^ ergo anno 668 exeaate interfedoni , a. 669 aliqaot proslia boi
sane gravia eam Mitbridatis filio, ton caAi^rege tpso eommisit, q«««
Pergami priaiaai, deiadePitaaae obsedit, qaod faetam esse probabile est
post aliquot menses, aestale igitar ineonte a. 669. Hoe igitar teaipore
Locaüas est io oris Aaiae , aade reota navigat in HeHespoBtam Sallin
IraBsmissorus (App. Hitbr. 56). Faetam id igitar a. 669 aestste; ex
Moeimseni autem ratione Salla traiecil a. 670. — Appianos civ. I 76
htüiv evd' olfHi %Qtai4 debellatam com Milbridate dtott ; iam Salla
Italiam reliqoU a. 667 ineonte (ef. Fiseheras ad h. a.); exeaold ifita^
t. 669 paeem iniit. — Flaoooa ioCerreetos est a. 668 aot, at aliis pla«<)^
(er. Robakenios ad Yell. Pal. II 24) 669 ineante (of. ipse Uomaa^
DOS p. 295) ; aed id faetam posY pugnam Orebomeaiam (Liv. epit. ^h
quae proinde geata est a. 668, non 669. — Res geatae Sollee in Asi*
sane non magoae foere, nee tales aont ad qoaa anmis reqairattir (cf.
Hoaimsenas p. 293 aon.); sed aliqaemdio tsknen in Asia moratas est
Sana: Ibi exercilos loxoriae et moHitiae se dedit (Sali. Cat. 11). ^^^
res Asiae ordinavit. — Deaiqne etiamsi haec omnia redargaas , tarnen
ex Lidaiano otiqae aallom ergameBtom pet} debet (of. Kommst^^
1. 1.), ex qoo nibil amplias apparel qaam a. 668 redt«se Sallaio Athe-
nas; sed reifisse sab ad?eatam biemiv oon dieit. Soiens praetereo
Xfiy^varig Sfflt rij^ ^' 'Olv^madoq App. Mitbr. 52 et Livii epit
83; nam neoter loeos in ullam partem maltom prolrat.
Fol. 7' A: in condielonibaa pacis nonaalliB disseiitiiiit ^^^^^'
De CMIograeoia onoa Udiiiaoaa, qoof mirbr» «b tUi» prteleiws^^
CL M. Fnoeiim: do Cfnurit Ucmfami ftvfBeotfs mtfmr TBfHiB^ Kft
itBoanOB. res ^nim tetrardias inlerfecenit: cf. Ajpp. Mitiir. 46* Qta4
dieii ^ fNrtaift exeepH Maeeäanes (i. e. diserU additi , ef. Ut. XXI
19), airam Itbrahif an Lioinkno impvtem dobkis hioreo ; sed M«o»
dorn «soipi nihil eogebat, niri forte rex iit itla^nn dammnii rastiCtero
iabebatur; ailenl reiiqni auctores. Cappadooia omiasa 4tfa» Tidetar
per neglegealiaai librarii: Daai addilamestuni ffraiia F. M, reeondliaia
Ariohardianen ui iertum respuiif qaod rede a reliifaia aeiiazeriiiit
BoHieiiae^ (A 18), facit at credamua scriptum faiaae itliid noaten paalo
«Dte inter Ueiaiana». Bat illnd ex eventa additam et tllHSiraliir loco
App. IKihr. 64 ov yuQ nm ovo* ^A^fioßa^ivg naöav ißsßaüyv Kutopk--
domla^, aiU' lativ dtvtfig S %ul tots iuixü%tv. Henn. 36« Ao forfaaae
doloae MiChridatea pacia legea interpretaUta eal, ex qaibna reg»«ai
erat ftiliinim twv in yivovg ߀uUXimv (MemnoD 1. I.) , ad qaos Ario>^
baraanes referri non poterat , qui Romania toocedentibaa , vt eal apod
Strabonefli Xn p. 640, xenu %ziq(navlav a Qappadocibsa regfuim acoe-
peral. Hone 'respuil ot aervam^, non ex regia atirpe oriaDdnm Ideo-
qae M;lov ex raüene orievtia.
Ib. A 33 sqq.: io emiaieratioDe popaloroai, qooa Hörtenaios ^t
Snlfci aobieeennit, ▼aituiDt anelore» P]ot Salk JkS, App. Mitbr. 56,
Aaelar de Tiria ill. 75, Eutr. V 4, 7. Apvd Benrinera bao Ui re partes
Horteaato cdteribantar; Licinianas diligealias qai ab Hortensio, qui
a Solla aabiecti sint distingait. Haedi (Thnc. II 98, 2. Plin. N. H. IV 18.
Steph.Byx. s. ?., SIrab. VII p. 316, lal. Obs. c. 113) priaa palai ab Hor-
teaaio samt, ton aabiecti a Salla. De Dardaalia cf. I^rabe 1. L et (V 1.
Ib. B 16: de regiboa Bilbyaiae qaaedam comperimas aliaade aon
noia« Nieonaedea ille, qai nunc aactori täte nammoram, at p«tatar,'
Epiphanes dicitar (secoadas), b. I. appellatar Baergetes (fol, 7*
A4), at procol dubio recte Bonneosea reatituerirat. llinas eonstat de
eaMBdatione Fol. 7'B 17 Nieomedi — quiposi est appeüaius Phiiopm-
lor. Sed qoaoiTia haec emeodatio ait iaiprobanda, de cogoomine baina
Kicoaiedia (terüi) eonstat tarnen ex Appiano' Mithr. 7. Post bnao etiaia
qnartnm regaayisae auctor est idem I. 1. , qni heredilate regaom anam
Ronaais reliqaerif. Nicomedes II axorem babait, ut testatar Liciaia-
oas, Ariatonieam , Niconedes III Nysam. Sed Hemnon o. 30 cam dicit
Nicoaiedem III Gliam Nysae, Ntconedi II Nysani dat axörem; sed Ny-
saai ftuaae axoreai Nicomedia UI caai Liciaiano testatar 8a1lastias HisK
fr. IV 20, 9 (Krits.), oade eflicitar nt aat pater et filins einsdem aoni«
Bis oxorea babaerint, aot (qaod praefero) vera retalerit Licinianas
aarraaa Nicomedis II uxorem faisse Aristonicam. Fait baec *saltalrix',
ot coaluoieliose didt Mithridates apnd lastinam XXXVIIl 5, qno sigtii-
fiaat Graecam hedgav, ot mihi videtar comparanti quae de Aristonieo
rege refert idem XXXVl 4, 6. Sed Nysa nxor Nicomedis III regia
erat atirpe oriaada , at iam ex Liciniaao discimus ; fllia erat Artarathls
regia Cappadoeiae (7^ B 2). Huias Nysae filins Nicomedes, qai si
onqaam regnasset, qnartns fuisset eiasdem nomiois, a Romanis ex-
daaaa regno est, qaia pater illed teatamento popalo Romano dedisset
(Sali. L I.; Appiaaoa «rrare hac in re videtor). De Nysia ocearate egil
26flt C. M« PrtnekMi: 4e ChaBÜ Lieüiitiii fftguentis Mper repettif^
Btitetaa in Osom. Tall. , qnae taAen iam motaiida eranU 8i ftiea «at
Iiutino XXXVUI 1,1t Nicomedes II praeter Arialonieam etiam Laadl-
cen sororem Miibridatis, vidaam refj^is Ariaralbis doxit; ita Nicomedca
III fiiiam nof ercae anae axorem habnissel. Sed rnirom in modua laali-
BttS aecum ipse pa^at XXXVII 1 , 4.
De oognominibns regom qaöninda Liciniano ftdem babeanma iioa
impediaat nammi. Est io illia inscriptio BAZIAEHZ EHI^ANOYZ
NIKOMHAOY£ cam namero anai aerae caiosdam BithyDicae 150 — 311:
cf. Bckbel D. N. U p. 444 sqq. Pbilopatorisnnllos est Domioe inacrip-
los. Non . improbabile videtar Epiphanii cof nomen potioa taaqoam
appellalivom (= Avgusti) regis titalo quam nomini proprio adiÜtam
esse, qaia Eni4>ANOV£ semper ponttor post BAZIAEfiZ Domeo. AIH
reges, qai illad cognomeo sumpserant velutt Antioehus rex Syriae,
postponunt nomini sao at par est.
Fol. 7^ B 10 Romam ad regnum expelendum frusira profeeius,
Iam Hortensias regem Nicomedem in senata defendit a. 663: cf. Cic.
de orat. III s. f. coli, initio libri. Id de qoo bic loqaitor Licinianaa
nee ctun Sallae neo cam M.^ Aqailii legaCione qnicqaam commone bebet
(a. 663 et 664); sed de eadem re dieere videtnr Memnon o. 30 a- f.
(Dionis Cassii fragmenta 170 et 171 Ursini inverso ordine posita pato.)
Res a Nithridate gestae ante bellum cam Romanis sasceptnm aio aac-
cedere sibi videnttfr.
De imperio Cappadooiae contendentea Nicomedes II (Energetes)
Laadicen , Mitbridates Gordiam Romam mittont. A Romanis praeftcitar
Asiobarsanes (last. XXXVUI 2), qai a Mithridate ptilsns restitaitar a
Romanis (App. Hithr. 10). Snllae baec provinoia mandatnr a. 662:
cf. qaos laudat Fischerns ad h. a.
Nicomedes III mortao patri saccedit. Frastra Socrates Cbreatns
Romae illad sibi petit a. 663: cf. Memnon c. 30 t^^ yoiQ h x^ 'ADf*|7
9%yy%kfp(0v NiK0(ifi6fiv tov i% I^iKOfiiiovg %al Nv<fri$ ßcatlia 3x6^-
vlag %a&$aT€cafig Mt^Qiidxfig IkoKffotriv tov Xiftfitov ktmXfi^itfTa
JVi»0f»i}Je» itrciKad'lazri, iitenQatei di ofia^ ^ 'Pi»(iaifov %^ig %al
aTMwog Mt&Qi6axov. Cic. de orat. III s. f.« Licinianus.
Ariobarzanes instigaute Mithridate a Mithroa et Bagoa dncibna
Tigranis fogatur (App. 1. 1. last. XXXVUI 3). Eodem fere tempore,
a. 664, rex qaestus de iniaria sibi a Nicomede illala (App. c. 67 med.)
a Romanis inbetur Cappadoeiae regnnm Ariobarzani restitnere et a
Nicomede abstinere (Dionis C. fr. Urs. 171). Qoo iosso neglecto Mi-
tbridates Sooratem com exercito mittit in Bithyniam, qoi pelKt Nico-
medem. — Hone et Ariobarzanem eodem tempore (tov avxov %^oyov)
polsos dicit Appianus l. 1., anno 664 at poto coli. Liv. epit. 74.
Paolo post, eodem anno, M.^ Aqailins in Asiam legator, qoi Ariobarza-
nem et Nicomedem in regna soa restituat. Coi primo non resistit rex, sed
a. 666 iniaria Ariobarsanis provocalos faanc et Nicomedem rarans
pellit, Aquilinm interficit: cf. Lif. epit. 76 sq., alii.
Si Ycre a Snlla Ariobarsanem non regno donatom, sed reducium
(a. 662) dicant Lir. epit. 70, Plot. Soll. 5^ negiegentioa soperiorem
C. M. FranekaD : de Granu Liciniam fragmentU ooper repertis* 261
expoUionem omisil lastinoB ; nam jevhn qnae legnntar o. 3 extr. illuc
referri noi po69unt. lu hoc qaoque fallitur, quo4 eodem tempore,
qoo per Tigraoem pulsuB esl Ariobarzanes, morluum dicit Nicome-
dem (11) 9 qni uno duobusve annis ante iam decesserat et in caius lo-
eam iam filias saccesserat. Imperium accepisse hunc a. 663 efficere
possumas ex epUomis Livianis. EpiL 70, abi de uno Ariobarzane,
Boodum de Nicomede sermo est, pertinet ad a. 662; epit. 74, qua
agitar de a. 664, Nicomedea et Ariobarzanes a Mithridale pulsi com«
meoioranlur; de filio autem Nicomede ibf agi vel ex lustino certum.
Ergo saeceaait intra a. 662 et 664.
Fol. 4' A 6 Pompehis — pro praetore ex Africa triumpha-
Tü Uli i du 9 Maritas (a. 673). De aetate Pompeii snpra iam dic-
tum est. «
Ib. A 16 et Valerius Flaccus exCeltiheria et Gaüia. C.Vale.
ritts Flaccus in Galliä pro praetore fnit a. 671 (Cic. or. pro Quinlio 6).
Trinraphns et victoria de Celtiberis ignorabantur.
Ib. B 16 Papiusque Mutilus in de [Nola] fugiens^ cum ne ab uxore
quidem Bassia [Liv. Baslia] noctu Teani reciperetur — usus est
pugionis auxilio.
Fol. 5' A 1 ... condi corpus iusseral^ non comburi, Nova haec
ranl^ si Sullae nomen in superiore pagina lectüm fuit,, quod paene
certnm est. Contrarium refert Cic. de legibus II 22 : primus % patriciis
Comeliis ignitoluit cremari, cnm quo consenüt Plinius N. H. VlI 55.
Liciniano quam Ciceroni maiorem fldem habet Mommsenus II p.376. Et
lane qaod addit L. Philippum cremandum potius censuisse , ne idem
Sullae eteniret quod C. Mario, aliquantam momenti narrationi Lici*
niani addit; nam Philippnm, cuius magna tum in senatu erat aoctoritas
et qni aetate et consilio ceteros anteibat (€io. Brut. 47, 173. Sali.
Bist. fr. 1 5ö), tale qoid snasisse, si a Sulla ipso praescriptum non fuerit,
satis est probabile. Accedit quod de Sullae actis procul dubio multa
ficta fnernnt, quo refero quod de elogio narrat Plutarchus SuU. s. f.
Et haec fortasse causa est cur Appianus de combustione ab ipso Sulla
praeacripta taceat. Sed ut verum fatear, tota haec narratio mihi quodam
modo Bospecta est. Nam Marii corpus, inquit, milites inimici
extracium monimento disiecerant; Cicero 1. L: C Marii sitas reli^
fusas apud Anienem dissipari iussit Sulla Victor; et matronaa
toto iUMM luxisse eum, cuius immani orudelitate multae filios maritos-
qoe aasiserant , quis credat 7
Poteat et hoc et reliquia locis, in qnibus manifestos errores
aobis deprebendere visi sumos, aliquid epitomatoris inscitiae ad-
icribi; sed facit hoc ipsum nt borum fragmentorum, qnalia nunc sunt,
admodam sit exigna auctoritas. Hie illic pro exiguo reliqniarnm am*
bitn aatia mnlta vestigia inveniuntnr, unde apparet scriptorem fontes
adisae nobis hodie negatos, neque omnino esse videtur cur ex-
cerpt« haec esse negemus ex libro optima aetate et a locupleti
aactore confecto; sed cum epitomatoris tanta sit imperitia, nt in-
terdoffi auctorem snum non ' intellegat et pugnantia acribat, cum
Jahrb. f. dus. Philol. Suppl. Bd. lU HfL 3, j[g
262 C. M. Francken: de Granu Liciviani fragmenlis nopar repertia.
malta Vera non sinl noTa , oora qaaedam non vera , relegandom bunc
pttto ad scriptores historiae Romanae minores, abi inter Sexiom Ra-
fam et Sexkain Aurelium Victorein et Eutropiam digDam locum sor-
tiator.
Dabam Groningae mense Maio a. HDCCGLVIII.
C. M. Franchen,
Zur
Erklärung und Kritik
von
Aristophanes Ekklesiazusen.
Von
Carl Eock.
18
6.
Zur Erklärung und Kritik von Aristophanes
Ekklesiazuseh.
V. 20—23 ^ ^ fid' inKlffiia
aivlxa [lak* Sinai' nuauXaßHv f fnutg tiQogf
Sg OvQOfJuxxog wn ilnsvy ü iiifivffi^* ht,
dsi rag kiQag na>g xayxa^e^oiiivag la^Hv,
Sowol der Sian all aaoh der Text dieser Stelle sind oosicher. Ge-
hen wir von den aDSweifelbafteo und sicheren ans und sehen wir eu,
ob es ans Tielleicht einen FingerEeig far die Denlonf des Eweifelhaf-
les fibt. • — Prazagora wundert sich , dasi^ noch keine von ihren Mit-
venchworeaen sich einfindet, obgleich schon die Horgendfimmerung
Iwgint. Die VoIfcsTersammlung, sagt sie, wird sogleich stattfinden,
vir aber mOssen Sitae in Beschlag nehmen und uns nnbemerkt nieder-
liMea. — Zuniphst ist au beachten, dasa von dem eigentlichen Plane
^erVersehworenen noch nicht die Rede war, und auch die hier lu be-
»Vredienden Verse die Neugier der Zuschauer mehr •spannen als he-
(nedifea. So viel jedoch soll jeder ans der vorliegenden Stelle be-
greifea, dasi die Weiber Sitae in der Volksversammlung einnehmen
wollea. Zu diesem Wort < Sitae ' tritt nun als attributive Brklftrung :
^ ^(fyia%6g (^OvifOfuexog oder nach einer vom Soholiasten bezeug-
leo Lesart IULi6(ia%og') im elTtBVy il itiiivtfi^^ lu. Sicher ist hier si
f^vtfi^^ fu und somit, dasa die im vorhergehenden berührte That-
>«cbe entweder geringfügig und somit leicbt an vergessen , oder swar
aieht unwichtig, aber schon so lange vergangen war, dasa sie mancher
Zatehaaer vergessen haben konnte. Mit Anspielungen auf die entfern-
tere Vergangenheit befesat sich Ar. nicht eben hinfig, wenn es nicht
Sachen von solcher Bedeutung gilt, wie die vorliegende offenbar nicht
l^il) da wir sonst wol auch anderweitig über sie Kunde hätten und
^n das €l (itfipffi^^ Sxi wiederum keinen Sinn gftbe. Ceteris paribus
uUlso die Wahrscheinlichkeit dafür, dasa eine an sich unerhebliobe
Aatnehe hier behufs eines Witaes angeaogen wird. — Nun geben
266 C. Kock: zur Erklärang u. Kritik v. Aristoplianes Ekklesinxoseii.
die Scholien zu dieser Steile eine doppelte Notiz. Einmal wird ver-
mutet, dasz Kleomachos, ein tragischer Schauspieler, bei irgend einer
Gelegenheit das Wort %dqa gesprochen habe und wegen der Nebenbe-
deutung desselben (n^coxro^) verspottet worden sei. Zweitens wird be-
richtet, Sphyromachos habe einen Volksbeschlusz beantragt, Weiber
und Männer sollten (ofTenbar im Theater) gesondert sitzeu und die He-
taeren \viederum getrennt von den edlen Weibern. Die erste Thatsach»
wäre an sich unerheblich, so dasz sie vergessen werden konnte and
einer besonderen Auffrischung bedurfte, die letztere an sich bedeutend
genug, unn geraume Zeit im Gedächtnis des Volkes zu haften. Der Zu-
satz el (lifJLvrfi^^ Ixt macht es also wahrscheinlich, dasz die Anspie-
lung auf den komischen Unfall des Kleomachos gehe. — Sehen wir
nun zu ,' was dnrch Annahme der ^inen oder anderen Lesart fir den
Sinn gewonnen wird. Gesetzt, Praxagora sagte: ^wir mässen die Sitse
einnehmen, die ans Sphyromachos angewiesen hat', so wäre ich we-
nigstens der glückliche nicht, der ihrem Gedanken auch nur anf eine
gute Sonnenentfernung nahe käme. Die Weiber gehen nach der Pnyx
(V. 281. 283. 384) 9 und anf die dortige Volksversammlung kann sieb
der Antrag des Sphyromachos nicht bezogen haben. Sie wollen kei-
nesweges abgesonderte Sitze einnehmen, sondern unter den Minnern
sitzen, wenn auch der RednerbQhne möglichst nahe (V. 86 n. 87). Die
Hetaeren endlich bleiben ganz aus dem Spiel. Der Antrag des Sphy-
romachos kann also zur Erklärung des Vorhabens der Weiber unrndg-
lieh beilragen und scheint von dem Sehol. nur aoa Verswetflung, die
Stelle zu deuten, herbeigezogen, weil in ihr auch von Sitzen und,
wie sich später zeigen wird, von ktcilqcuq die Rede war. Die NoUs über
Kleomachos liszt uns in der vorliegenden Stelle freilich auch nicht
eine solche erkennen , die in einer Blumenlese aus den Werke« des
Dichters um keinen Preis zu entbehren wäre; doch gibt sie einen Sinn.
Kleomachos hatte in einer Tragoedie durch das Wort iöqa die Heiter*
keit der Zuschauer erregt. Ob er ein anderes Wort angeschickt wie
%6qa gesprocheq, ob der Dichter des Stocks das sonst gani harmlose
Wort in einer Verbindung gebraucht, welche eine Nebendeutong nahe
legte, bleibt zweifelhaft. Genug, das Wort hatte humoristische Ge-
danken erregt und war belacht : dies benutzt Ar. ganz wie das ^aXijv
6^<D des Hegeloohos (Frö. 303). Wie der Wieset des Hegelocbos in
den Fröschen gar keinen Sinn gibt, sondern nur das Wort, daa er in
^WieseP verstümmelt hatte, so passt hier idqanvLt in seiner eigentlichen
Bedeutung, nicht in der welche ihm die Laune des Fublicums nnter-
schoh. Aber weil hier wie dort ein wirkliohes Misverständnis nicht
möglich ist, kann Ar. in komischer Weise ein solches Misverständni»
absichllioh nahe legen. — Prax. sagt also : Vir mfissen Sitze auf der
Pnyx in Beschlag nehmen (ihr besinnt euch wol, Kleomachos braachto
einst das Wort) ond uns unbemerkt niederlassen.' Es bleibt nar noek
die Frage, ob im letzten Verse ^bI tag hiqag nwg^ oder nach einer
alten Conjeetnr, die Bergk billigt, dettag ival^ag zn lesen ist. Das
erstere würde die Sitze als die bekannten anderen , von einer anderen
C. Koek : s«r Erkliniiig o. Kritik t. Aristophtoes Ekklesitsasen. 267
bekanDlen Arl verscbiedeoen beEeicbnen. Es könnlen onr die !i(fui io
dem bekanoleD Sinoe sein , in welchem die Athener das Wort bei der
genennten Gelegenheit fassten. Dann würde mit der falsohen Neben-
bedentaog hier vollkommen Ernst gemacht , sie würde nacbdrücklicb
als die riehtige hervorgehoben. Was als Andentang Wits ist, würde
in Wahrheit Unsinn; über die Absicht der Weiber würden die Za-
schauer in völligem Dunkel gelassen. Dasz ytag dann matt und un-
dentlicb wfire, braucht nicht urgiert zu werden. Offenbar will aber
Prai. das Vorhaben der Weiber wenigstens in verstfindlicher Weist
andeuten. Dies geschieht, wenn tag hctlgas gelesen wird. Wenn
haiQa im attischen Dialekt meist den Sion von ^Freudenmidchen' bal|
«0 fehll doch viel daran, dass die Attiker das Wort nur in dieser Be-
deutung gebraucht hatten, wie man nach den gewöhnlichen Wörterbü-
chern fast glauben sollte. Wenn Ar. in den Rittern V. 589 neben der Pallas
die Nike anruft t^v iv axQ€rfiaig te xol ^ucxaig ^(uxigav ^vvi(fy6v und
dann hinsusetzt fj ^o^ixcov ianv halQu^ so ist klar dass das Wort hier
nur 'Gefährtin' bedeuten kann« Ebenso kann es Lys. 701 und Ekkl. 538
keinen obscönen Nebensinn haben. An unserer Stelle ist hulqct in einer
Bedentong gebraucht, die das Wort sonst nicht hat. Wie hat^ia nem*
lieh eine politische Genossenschaft bezeichnet, so kann hcUga auch ein
Mitglied derselben, die Theilnehmerin an einem politischen Unterneh-
men sein. Dasz sich das Wort sonst in diesem Sinne nicht ftndet, isl
aalürlich, da ein politisches Unternehmen von Weibern in Wirklichkeit
unerhört nnd eine Fiction der Komoedie ist. Aus demselben Grunde
finden sich in den Ekkl. Worte wie nriQVKatva (V. 713) und ^ axQavfi-
yog (V. 737). Solehe Worte machte die Situation des Stücks unent-
behrlich. Aber gerade dasz fnx/^a hier in ungewöhnlichem Sinne ge*
braucht wird, machte eine Corruption des Wortes natürlich.
V. 76 — 82. rr. Z. lya>yi xoi xo axvtaXov i'^rjvsy%d(ifiv
xo xov Aafihv xovxl xa&evdovxogXa^ga.
nPA. xovx* for* iKilvcav xov anvxalav cuv nigSteeci.
FT. H. vri xov Jla xov amxrJQ* htixfi^i.6g y* Sv ^v
xfiv xov IlavoTtxov dixp^iqav ivrjfifiivog
ifitEQ xiq Sllog ßovTioketv xov ÖT^iitov,
Der Anfang dieser Stelle ist klar; die Schwierigkeit liegt im Ende.
Prax. bat beifällig bemerkt, dasz sich die Weiber der Verabredung
gemäsz mit Mäonerkleidung und Stöcken versehen haben. Darauf weist
ein Weib, ohne Zweifel die Frau des Lamias, wolgefäTlig auf den ge>
walligpn Knüttel hin, mit dem sie dem schlafenden Lamias davonge-
gangen. Der Name Lamias weckt in Prax. die Erinnerung, dasz Kre-
tas die Lamia in dem gleichnamigen Drama ebenfalls mit einem schwe-
ren Knüttel eingeführt hatte, unter dessen Gewicht sie eine der Ge-
sundheit an sich nicht nachtheilige Selbstentäuszerung a posteriori er-
litt (vgl. übrigens Fri. 1176). Nun ist Lamias ein gemeiner Kerl, ein
Gefängniswärter, der, wie es scheint, seine spärlichen Revenuen durch
Holzhacken verbesserte. Er trägt einen Knüttel wie Lamia, er wird
268 C. Kook: sar Erklirung a. Kritik v. Arislophaads BkUeftitiuseD.
mit seinem Wind Vorrat aneh nicht sorftckhaltend gewesen sein: wai
Hegt dem Dichter nfiher als dasft letsteres die Folge des ersteren aeia
mass? So sagt denn Prax.: xovx* Met* ixtivmv rmv öxyvakc^v Afnitf-
dsxctt. Die Assimilation (Altraction) mv = olg^ nn sieh nicht gewökB-
lieh, mag durch den parliliren Sinn, welcher genas genommen der
Verbindung des Relalivs mit dem Praedicat hier %n Grande liegt, er-
leichtert sein. Von seinem Vorrat an Knütteln trigi Lamias immer aar
öinen, so dass immer nur ^iner ron allen die beseicbnete heilsano
Wirkung auf seinen Unterleib ausübt. — Durch die Worte der Prix.
ist einem anderen Weibe (offenbar spricht V. 79 niclit wieder yw^ ^
die Frau des Lamias, da kein Grund ersichtlich ist, weshalb diese sich
in einer so wenig zärtlichen Art über ihren Eheherrn auslassen sollte)
die ganze ungeschlachte und brutale Erscheinung des Lamias ins Ge-
dächtnis gerufen. Sie hat in dem Inachos des Sophokles den hnndert-
ttugigen Arges die lo bewachen sehen, dies Urbild eines Schergea in-
des nicht schrecklich und kraftig genug repraesentiert gefanden. Das
wflre eine Rolle für den Lamias , denkt sie, der ja ohnehin dstf/M^vA«!
ist. Diesen Gedanken sprechen ihre Worte aus : ^ja beim Retter Zeos,
das wäre der geeignete Mann, in der öup^-iQci des allsehenden des
Kuhhirten sn spielen.' Soweit ist alles klar; aber was sollen die Jets-
ten Worte tÖv ^jjfitov? Argos hütet ja die lo, weshalb soll Lamias m
Costflm des Argos den di/fttog hüten? Wozu bedarf der des Hfiteri,
der selbst der schrecklichste Hüter ist? Man hat xbv dijiiov ap^ ro dif-
ficov verbessert ; aber hilft denn das ans der Noth? Ganz abgesohea
daron , pb to di^iiiov in der gewöhnlichen Sprache des Tages (aa eiae
Parodie des aeschyleischen Ausdrucks ist hier kaum zu denken) wirk-
lich für Volksgemeinde gebraucht wurde, und ob das av in der ersten
Vermutung unmittelbar am Ende des Verses und der Rede sich niclit
mindestens wunderlich ausnimmt, welche Wirklichkeit der athenischea
Zustände bot denn einen Anhalt für Bildung der Vorstellung, dasz La-
mias mit der Keule im Fell des Panoptes einen trefflichen Hüter des
Volks nach Art des Argos abgeben würde? Man hat an die £Kv9%ti
oder xo^Qxai gedacht, welche auch bei den Volksveraammlnngen eiae
Art Polizeidienst versahen; aber wo. findet man eine Andeutung, dass
das Volk in diesen jemals seine Hüter gesehen habe? Sie schritten
nicht selbständig ein, sondern handelten als Werkzeuge der Behör-
den, waren nicht einmal freie Bürger , und dem Volk hat sicher nichts
ferner gelegen als sich in ihrer Hut zu denken. Schreckliches 4^^
sehen war bei diesen Handlangern der Gerechtigkeit schwerlich aner-
läszlicbes Erfordernis, und die Vorstellung wäre gewis wunierlich,
dasz sich die athenische Volksversammlung durch ein paar ange-
schlachte , entsetzlich vermummte Sklaven hätte in Schrecken setzen
lassen. — Die überlieferte Lesart gibt keinen Sinn, die Verbesserusges
auch nicht, und ich lese getrost tcov Ötifil&v, Freilich dtifitog yfif^
gewöhnlich im Singular gebraucht, und der Sinn des Worts scheint aar
•Henker' oder ^Scharfrichter' zu sein. Herodian (Lobeck Pbryn. S. 474}
erklärt es 6 aTuiymv xifv ini ^avcixtp^ offenbar viel zu eng, wie Lobeck
C. Koek: ssr Erklirmig o. Kritik t. Aristophanet EkkletMiafeii. 269
%a der Stelle bemerkl. di^fuog ist aoch o tmv kd ^avaxff %€tfaiina^
s^hftmv 90v€vg (rgl. namentlich Lysias XllI 56) and o nttifalafißdvmv
XQV^ avy^ilfiiivovg (vgl. Plat. Rep. lY 439*)- Ei» di^fiiog io diesem
strengen Sinne des 'Wortes war nan freilich Lamias nicht , sondern ein
diOitotpvXa^ Aber Einmal scheint i'^fitog aoch im weiteren Sinne ge*
hraochi na sein , wie denn anch Lobeck ans Aeschines und Hesychios
die Bedentottg *FoItermeister^ nachweist, und anderseits ist es aoeh
gau natürlich, dass die Fran in ihrem Unwillen das verhasste Ami
des Lamias sn dem allerrerhasztesten steigert. Sie fasst alle , die mit
den vernrteilten zo thnn haben, in 6ine Classe sosammen, nennt sie
S^fuoi und spricht aber Lamias die Anerkennung aus, dass die charak-
teristischen Eigenschaften seiner CoHegen in ihm ihren BIfitepunkt er-
reicht haben. Wenn irgend einer der gestrengen Herren {iiiteq tf^ ak"
log), so wtre Lamias der Mann dazu die Rolle des Argos würdig so
spielen. Er bedarf te dazu keiner weitereu kosmetischen Mittel, höch-
stens die dig)^i((a könnte znr Feststellung der Identität wansehens-
werth sein.
V. 82 — 101. Der Gedankenznsammenhang dieser Stelle lenchtet
nicht sofort ein. Mir scheint es folgender zu sein. Praxagora sagt: da
nan das öbrige (namentlich die Vermnmmung) der Verabredung gemiss
avsgefahrt ist, so mflssen wir den kurzen Rest der Nacht zu den sonst
notbigen Vorbereitnngen benntzen , da schon mit der Morgenröthe die
VolksTersammlang beginnen soll. Unter den noch zu treffenden Vorbe-
retloBgen meint sie, wie sich spAter zeigt, zunächst die Binabnng der
an haltenden Reden. Einer Frau, welche an die Nothwendigkeit solober
Vorflbong dicht gedacht hat nnd etwas Ängstlich ist, schwebt in ihrer
Haaj nur das Bedarfnis vor, die vordersten Flitze möglichst schnell in
Beschlag zu nehmen, und sie gibt der Pr^x. einen dahin zielenden
Ratfa. {oe V. 86 geht auf Prax., und der Pluralis SS^fag ist so zu erkü-
ren, dass der Anftthrerin das zugeschrieben wird, was auf ihre Anord-
nung von einer Mehrheit geschieht.) Diese Hast setzt eine andere Dame
von phlegmatischem Temperament, die ab.erdies zu sehr Hausfrau ist,
nm diesen Charakter selbst jetzt dem einer Staatsbargerin zu opfern,
in Erstannen. Wie, ruft sie, jetzt schon aufbrechen? Was soll aus
meiner Wolle werden , die ich , wfihrend das Volk sich versammelt,
krimpein wollte? Sie hat also die Absicht, erst wenn die Minner schon
versammelt sind sich nach der Pnyx zu begeben , denn dort konnte sie
offenbar nicht Wolle krfimpeln wollen,, weil sie sich dadurch als Weib
verrathen hätte. Prax. findet diese Absicht naiv, aber wolgemerkl,
nicht etwa, dasz sie sich überhaupt mit einem so gewöhnlichen und
kleinlichen Geschäft befassen, sondern dssz sie dies noch wihreod der
beginnenden Versammlung thun will, denn sie fragt nicht: |a/vnv, tcc-
huva; sondern nkriQovfUvrig , raXaiva; und der Sinn dieser Frage ist:
dann ist ja zum Woilekrämpeln nicht mehr Zeit , dann muszt du schon
an Ort nnd Stelle sitzen. Da aber auch dies der braven Hansmutter
nicht einleuchtet, nnd'sie meint, aus Liebe zu ihren nackten Kindern
dOrfe sie wol etwas linger arbeiten nnd später als Prax. eintreffen,
270 C Kock: sur Erklirang u. Krilik v. Aristopliaaes Ekklesiasuten.
so sieht sich diese genöthigt ihr die Gefahr des Kuspälkommeos deatlich
aa erklärea* Geh nar mit deinem krimpeln, sagt sie. Weisst da dena
nicht, dasz du den versammelten Männern nichts von deinem Körper
zeigen darfst? Es würde uns gut ergehen, wenn da, nachdem die Ver-
sammlung voll ist, nach irgend einem noch unbesetzten Platze über«
steigen wolltest, das Kleid aufnähmest und den Mannern deine Blösze
zeigtest ! Wir mflssea uns vorher (ehe die Männer kommen) uiederias>
sen und uns geschickt in unsere Mäntel hüllen, damit wir uns nicht ver-
rathen. — Dasz avaßdkXsa&M V. 97 die Bedeutung hat *den Mantel
anfnehmen, damit er beim übersteigen nicht hindere', beweist die Ana-
logie von avaaxiklec^^ avm va xixtavux V. 268 und von butvaßil^c^t
XU tfuixM zä avÖQiM V.276. Es ist wol kein Zweifel, dasz an beiden
Stellen die Weiber aufgefordert werden ihre Kleidung zum bevorste-
henden Gange nach der Pnyx aufznschürzen. Das Wort vTugßcUvovaa
V. 96 wird vom Schoi. irthümlich durch inl xo ßrjii^a avaßaivovßa ge-
deutet Beim gehen nach der Rednerbübne wäre an sich ein wu^ßctl-
viiv auch möglich, obgleich dasselbe im vorliegenden Falle dadurch
vermieden wird, dasz die Weiber die vordersten Plätze bei der Red-
nerbühne in Beschlag ncbmen. Aber mit einem besteigen der Redner-
bübne bat die hier erwähnte Frau gar nichts zu thnn.
V. 151 — 155. ißovkoiiriu ^ihv hsQOv dv xcäv r]<d'adci)v
kiyiiv xa ßilxtad^*^ Zv iv^a^mLtiv r^ovjipg *
vvv § ovK idam^ xara ye xt}v Cfi^^» f^^
iv xotg 9umt}lslotCi' kdxKOvg ifiitjuiv
vdaxog. iiwl fiiv ov öoxh fta roi ^ea.
Anfang der Rede, die ein Weib in der Volksversammlung zu halten
gedenkt. Sie hätte es am liebsten gesehen, dasz einer von den ge-
wöhnlichen Rednern über, ein dringendes Bedürfnis des Staates *das
Wort genommen hätte, damit sie in Ruhe hätte sitzen bleiben können;
da dies aber niemand thut, will sie wenigstens, so weit es in ihrer
Macht liegt, verhindern, dasz iu Zukunft in den Weinschenken Wasser-
behälter angelegt werden (damit der Wein nicht so leicht verfälscht
werde). Der Sinn ist selbstversländlich, und es fragt sich nur, wie
fiitfi/ V. 153 grammatisch zu construieren ist. Man hat es fälschlich
zum Subjeot des folgenden Infinitivsatzes gemacht. Will die Fran sa-
gen: ich werde nicht gestalten dasz irgend eine (Weinhändlerin) Was-
serbehälter anlege, so dasz also ihr Gedanke wäre: keine soll V^asser-
behälter anlegen, so müste sie ov6e(ilav sagen, wofür nva allenfalls
erträglich wäre, filav könnte nur bedeuten: einer einzelnen will ich
dies nicht gestatten, woj aber den anderen. Auch würde dies Verbot
der Frau zu keinem Ziele führen, wenn es nur die Weinhändlerinnen
träfe, nicht auch die weinspendenden Individuen männlichen Geschlechts.
lilav gehört also zu xl^v i(iiivj wobei natürlich yvdiitivzü ergänzen ist
(V. äi9), und die falsche Beziehung des Wortes scheint daraus entstan-
den, dasz man nicht beachtete, weshalb die Frau die Absicht so sehr
als wenigstens die ihrige hervorhebt. Dieser Grund liegt in den Ein-
leitnngaworten deatlich genag. Die Frau wundert sich dasz noch kei-
C. Koek: ur ErkUrtiBg n. Kritik v. Aristophtnet Ekkleaiuiifeii* 27t:
ner der gewölmliehea Redner die kocbwicbtife Sadie berührt het, nnd
siebt dies eU eine Pfliebtrerletzeng, gietebviel ob ans Feigbeit oder
einoB andern Grunde an. Sie aber, nnd slfinde aie auch ganz allein,
finde sie aoefa gar keine Untersiihsang, will ibre PAicbt ibiin. Daber
aaeb V. 166 nocb einmal das nachdrfiokliche i(iol ft,iv ov iaiuL — Man
wendet ein , dann wäre iiütp falscb , es nflste (lucg beiszen. Der Ge>
nelir wire gewis das natfirlichste, obgleieb ihn Ar. nieht gesetzt haben
kann , weil [uäg sofort die Frau verralhen bitte. Doch liszt sich aneh
fiünß rechtfertigen, wf ifttj fiiiig yvuiiifi biesze: meine, der einzigen die
über diesen Punkt redet, Meinung; ^ ^^17 ft/a meine, die einzige die
aber diesen Punkt geiuszert wird.
V. 193 — 203. Praxagora setzt an mehreren ioszeren Pillen den
aagiackliehen Znstand des Staats ans einander, in dem alles sobwan-
kend und unsicher ist. Kaum ist das langersehnte (boeotische) Bftndnis
so Stande gekommen, so erregt es allgemeines Misfallen, und der
Redner, der es empfohlen, nrasz zu seiner Sicherheit auf und davon-
gehen. Die armen verlangen Aasrüstung einer Flotte (gegen die Spar-
taner), die Landleute und reichen ^tidter sind dagegen. Man hat den
Xonntbem gezdmt (weil ihre Bandestreue eine Zeitlang zweifelhaft
schien); aber nnn sie ihre Schuldigkeit tfaun, lassen die Athener es an
der ihrigen fehlen. Der einsichtige Argeios gilt für einfillig, der tbö*
richte Hieronymos fir weise. Kurz kkles ist ans den Fugen, und selbst
das gute verkehrt sich in sein Gegentheil oder hat wenigstens einen
Beisalz vom schlechten. Dies sagen auch die beiden letzten Verse;
ein Rettangsstrahl zeigt sich, aber die Rettang ist eine von Thrasybn»
loa o^royierte. Der Gegensatz wird sehr scharf hervorgehoben : om-
niQÜc nuQixwpiv (vgl. Thesm. 797), d. h. noch zeigt sieh die Retteag
nur gnnz verstohlen, nnd schon ist das unwürdige des Rettnngswerkea
ansxer allem Zweifel , denn Tbrasybnlos versucht es avTü^ ov^i »o^-
naloviuvog. Diese Antithese Unehtei ein trotz der Verderbnis der
Stelle; sie wird völlig klär, wenn man das sinnlose oQC^tTai in matl-
itxai verwandelt mer^fddai ist ein bei Ar. sehr gobriuohliches Wort,
nnd der Scholiast zu Plut. 330 sagt: Icrrt 6t xo mtfr/^£iv {ia^ut) %o s^-
i^ix^al xwaq ilXtilovg »^ovvtag kil -njg dvgag. Der Zusatz iiü x^g
W^g entspricht einem besondern Zwecke nnd findet aus Ar. sonst
keine BegrOndung. Ach. 24 lesen wir weilisö^ai su^i ff^mrov fviot;,
sich um den vordersten Platz in der VolksversammluDg drangen; in
demselben Stücke V. 42 zur Bezeichnung derselben Sache :^^ vi}v
ftQotSgittv Gj0r/£s<yOfff. Ach. 844 wird Dikaeopolis glflcklich gepriesen,
dasz er ruhig auf seinem Markte sitzend ovx daxutxa^ KXetavvfup. Ein
Object des Ziels, nach dem ein dringen stattfinden könnte, fehlt; doch
ist es leicbt zu supplieren : es bandelt sieh hier um ein dringen nach
den Standen der HarkthÖker. Lys. 330 erziMt eine Frau , sie komme
eben mit Wasser von der Quelle, wo sie ^ sich mit Sklavinnen habe
drangen mOssen (ootfr^ofiii^), natOrlich um zuerst zum Wasserschöpfen
zu kommen. Plut 330 finden wir wixitifS&oei iv xy intXffiUf um eines
Trioboton willen. Nur wer zur rechten Zeit kam , erhielt den Ekkle>
272 C. Koek: &vr ErUinuig n. Kritik t. AristophiBes BkUesiasofea.
BiMteMold, dethalb faod beim Eintritt des kritisehen Zelfpankles ein
C(edrittge statt, weil jeder noeh nach einem Platte wollte. — Ans die>
sen Stellen geht sayerlässig herror: notif^ea^i heisst ^sieh mit ande-
ren nach einem Ziele hin dringen', und wie Aeh.844. Lys. 390. PlnL 330
beweisen, kann dies Ziel, sobald es selbstrerstindlich ist, ansgelassen
werden. An der von uns behandelten Stelle wttrde %n 0if€iavßovlog
wnitetai ans amtri^la trt^Ixv^v etwa inl xifv cam^^Utv oder allge-
meiner ifA to amiuv ergänzt werden^ mflssen. NatArlieh dringt sich
Thrasybolos am den Vortritt mit denen, welche den gleichen Bernf snr
rettenden That in sich sparen. Gestehen wir übrigens offen, dass OMFr/-
iiC^at in unserer Stelle von dem sonstigen Gebranch des Wortes in-
sofern etwas variiert, als es mehr in ftgflrlichem Sinne an nehmen ist.
Dies mochte der Grund sein , weshalb die Stelle nicht verslanden and
oorrnmpiert wurde. Sehr ähnlich ist VÖ. 32 o (liv ya(f cSv ov» a<fros
tbsßiaievM sc. ig tovg acrovg, lieber die factisoben Verhiltnisse , auf
welche die Worte Bezug nehmen, haben andere das nftthige zn ermit-
teln yersncht.
V. 255. Auf die Frage, was sie thnn werde, wenn der triefingin
Neokleides sie schimpfe, fntwortet Prax. vovx^ (ihf ilnov lg xvvag
itvyiiv OQav, Hier ist zunächst das (iiv anstösaig. Dies wire nai^as-
send , wenn die Frage in Betreff des Neokleides die erste wire nnd
von Prax. noch eine aweite oder dritte in Betreff ähnlicher Peraoneo
erwartet wflrde. Keins von beiden ist der Fall, da im Gegentheii Prax.
schon eine ihnliohe Interpellation wegen Kephalos beantwortet hat (so
dasz ihre zweite Antwort anstatt dts (liv gerade ein ds erwarten lisst)
nnd eine fernere auf eine bestimmte Person gerichtete nicht mehr folgte
Sodann ist der Gebranch des Ind. aor. im Nachsatz einen Bedingungs-
satzes mit idv meines Wissens weder mit Parallelstellen belegt noch
Oberhaupt begreiflich. Wenn der Vordersatz eines Bedingungssatzes
den bloszen Ind. aor. ohne Conjnnotion hat, wie V. 179 hüt^fBitfag
Mqip * nkUov hi difian xaxa, so liszt sich dafflr wol ein Grnnd lin-
den. In lebhafter Auffassung wird eine Möglichkeit als schon verwirk-
lieht gesetzt. Dasz dagegen zu einem Bedingungssätze mit der Idee
eventueller Verwirklichung in der Zukunft der Nachsatz oder die sa-
kttnflige Folge durch ein nicht weiter modifioierles Tempus der Ver-
gangenheit ansgedrflokt werden kann, widerspricht dem logischen
denken. — Beide Sohwierigkeiten werden gehoben, wenn man fOr fikv
elnov l^t d* Sv cfTCO^fi .
V. 2&9. Auf die letzte Frage des examen rigorosnm , was sie zn
thun gedenke , wenn die to^otcri sie packen um sie fortzuschaffen , er-
widert Prax. i^Kmvtm adi' (Unti yaq ovdinoti Xfffp&i^Ofiw. Sie will
also die Ellenbogen in die Seite stemmen, um nicht in der Mitte ge-
faszt zu werden. Das Mittel ist natürlich und allbekannt. Es entsteht
blo^x das Bedenken : liszt Ar. die Frage stellen , um f Is Antwort ein
allbekanntes Mittel angeben zu können? Sollen wir uns ferner Prax.
als ein solches Mannweib denken, das es im Kampfe mit mehreren
Skythen aufnehmen kann? Ich glaube keins von beidem; gegen die
C. K4Mk: ssr ErUiniag v. Kritik v. ArUtopliiBes Ekklesiasoseii. 273
letolere Aiuialine spriehe «ach aasdrOcklich V. 539« Ar. Ifost dU
Frage stellen wie V. 356: vi i\v^ vnwt^^toalv tfe; einer gelinden
Obnodnilil na Liebe. Es ist eine LieblingavoMtellung von ihm, Minner
die flieh nicht anders leiten lassen anter Han<yiabnng ihres eignen Vor-
theils fortbewegt sn denken: vgl. Lys. 1119 u. 1131. Ekkl. 1020 (etwas
anders Wespen 1343 ff.). Von dieser dem Pnblicam der Komoedie
nidil mehr nngewdhnlichen Art der Fortbewegnog kann dann Frax.
mit Recht sageo, sie werde auf sie keine Anwendang findtoi. Hierbei
ist nnmentlich la beachten, daas die geraeiote Armstellang einen Mann
gegen ähnliche Aogriffe auf das Centram nicht sicher stellen wfirde.
V. 392 f. Ais Blepyros nicht mehr Kweifetn kann , dass er keine
Aassicht hat fOr diesmal den Ekklesiastensold sn erhallen, sagt er:
^Avtiho%^ iauU^^v fftc tov xquoßokov
Wie der Scholiast bemerkt, sind die Worte eine Parodie anf eine
Stelle in Aeschylos Myrmidonen: ^AvxiXo%^ anoliim^v lu tov tcOvijko*
zog I zov i^vra fAaiUov. Ohne Zweifel laszt Aeschylos dies den Acbil-
lens mit Rücksicht aaf den Tod des Patroklos sagen, and xov udvii-
xivog ist der Gen. comparationis. Die Parodie begnOgt sich mit der
leichten Aendernng von TcOvi^xorog in T^fKoßolüv ^ nnd sie wfirde am
so gelungener sein, wenn nach die grammatische Beziehnng des anter-
geschobenen Wortes dieselbe wfire wie die des arspranglichen. Dies
ist aber nicht der Fall. Blepyros kann anmöglich meinen, sein Unglück
sei grösser als dss des Triobolon, man mOste denn etwa dem Dichter
den geistreichen Gedanken unterlegen wollen, das Triobolon sei on-
gläeklich, weil es nicht in Blepyros Hände gekommen. Es bleibt also
aar übrig tov tQ^mßolov als Gen. des Grandes so fassen, wie es bei
Verbis des Affects in der Ordnang ist. Der Sinn ist also : ^Antiloohos,
bejammere mich wegen des (verlorenen) Triobolon', und es fragt sich
nur noch: was soll der Zasatz tov iwxa f*aiAov? naXlov verlangt
eine sweite verglichene Person , nnd ganz natürlich verffillt man aof
den todten Patroklos. Die ganze Stelle sagt also : * bejammere nicht den
lodlen Patroklos, sondern mich, den lebenden, wegen des (verlorenen)
Triobolon.'
V. 426. Der Scholiast ist in Zweifel, ob Nsusikydes ein Getreide-
hindier oder ein armer war, und ob also die Worte bedeoten: alle
sollen das Glück des armen Nansikydes haben , nemlich von den Ge-
traidebandlern freiwillige Spenden so erhalten , oder : alle sollen vom
Getraidehindlor Nansikydes den Yortheil ziehen, nemlich ihr Brot am-
sonst sn haben. Der Zweifel laszt sich lösen. Die Wortstellung zu-
nachsl macht es xathsam» Navai»v6Qvg von iitilavaav abhingig so
fassen, nicht fon raya^oVf da kein Grund ersichtlich ist, weshalb im
zweiten Falle der Genetiv nicht seine regelmiszige Stellang hinter
dem Artikel bitte. Wird es schon hieraus wahrscheinlicher, dasz Naor
sikydes ein reicher Getraidehindlor war, so sprechen dafür noch an**
dere Gründe. Weshalb sollte Ar. einen Bettler, der von Almosen lebte,
hier öffientlich nennen, zumal derselbe nicht etwa in anderer Hinsicht
274 C. Koek: sur Erklirang^u. Krtltk «r. AristophtSM EkkiesMsuien .
•eine bekannte Persönliohkoit wer? Dagegen konnte er mit gntem
Grande die Gelegenheit wahrnehmen, einem reichen Getraidekändler
(ihr Gewerbe war nicht eben beliebt) dnrch Anssicht auf nnfrei willig«
Getraideliefernngen das Herz bange an machen. Ferner waren etwaige
Spenden an arme etwas freiwilliges; hier dagegen handelt es sich nm
directen Zwang (nagiiiiv ^ xkaHv (AaxQa)^ und für den Fall dasa
Nansikydes ein durch freiwillige Gaben unters tatzter Bettler gewesen
wfire, bot Aine Lage far den gegenwirtigen Vorschlag keine Analogie.
V. 453. Ohne Grund hat man an den Worten alka nokka *iya^
Anstosz genommen. In der Rede des Chremes V. 446 — 4dO, die enr
dnroh einen Vers welchen Blepyros spricht unCerbrochen wird, findet
sich zweimal ein Verbnm des sagens, V. 446 i'qnf und V. 450 Frames.
Mnsz ein solcher allgemeiner Begriff des sagens nun zu den Infinitiven
ov avnoq>avTaiu ^ ov ÖuaKSiv ff. suppliert werden, so sehe ich kein Be-
denken ihn anch bei nokki xaya&d zu ergftnzen. Bestimmt ausgedröckt
mQste er hier kiyuv lauten, und die ganze Phrase iya^u kiysiv wird
im folgenden Verse durch svkoydv wieder aufgenommen (vgl. V. 435).
V. 503 ttixai yctff i^KOvaiv neikfin vi (^x^l'^ rovr* liovatu. Der
^ine Theil des Weiberohors ist ans der Volksversammlung zurückge-
kehrt und damit beschäftigt das Mflnnercostüm abzulegen. Die Wei-
ber treiben sich gegenseitig zur Eile beim umkleiden an, aumal so
eben anch Praxagora mit der zweiten Hälfte des Chors auftritt, nakai
TO ^X^f^ xovx^ Ixovcat, Welches Ausseben? An sich wire es für Ute
früher angekommenen ein triftiger Grund zur Eile, dasz an derselben
Stelle noch die Umkleidnng der nachfolgenden geschehen soll, nnd in
diesem Falle wfiro vo axi^fia xovto das Aussehen das anch der erste
Theil der Weiber noch hat. Tovro hatte dann seine natürlichste Bedeti-
Inng. Wirklich gibt auch Prax. gleich naoh ihrem auftreten Befehl ui
sofortiger Ablegung der Mfinnertracht, nnd da nicht gesagt wird, daaz
dieser Befehl sich nur anf die erste Hflifle des Chors beliebt , durfle
man ihn wol als an den von ihr geführten Theil gerichtet ansehen. In^
.des gegen eine solche Auffassung streiten erhebliche Bedenken. Zo-
nicbst, weshalb traf der zweite Halbchor spiter ein als der erste?
Beide gehen aus der Volksversammlung nach demselben Ziele, dem
Hanse der Praxagora, und musten also zusammen eintreffen , wenn die
^ine Hälfte nicht aufgehalten wurde. Sodann zeigt sich V. 6L0, dasi
Prax. unmittelbar nach dem Befehl zur Umkleidnng selbst schon in
Weibertracht ist, nnd was «von ihr gilt, wird auch von ihrer Chor-
hilfte angenommen werden können. Der erste Theil des Chors begann
die Umkleidnng V. 493 und hatte sie V. 503, also naoh einem Gesänge
von zehn Versen nooh nicht beendet: sollte der zweite Theil nachdem
kaum sechs Verse gesprochen sind, also nach einer viel korzeren
Zeit damit fertig sein? Gewis nicht ; vielmehr trat die zweite Chor-
haifte schon umgekleidet anf, nnd das Geschäft der Umkleidung gerade
hatte sein auftreten verzögert. Dem entspricht, dasz ihr Ansseben als
ein solches bezeichnet wird, das sie tuHm haben. Es war ein Grund
snr Elle für den a weiten Halbchor, dasz der erste mit der Beschafti-
C. ffoek: Eir Brkliriiiig u. Kritik v. ArisU^haiMS Ekklesinasen. 275
güng^ die fOr jeneo Boeh dtirarte, schon seit geraumer Zeit feriig war.
— Weshalb aber lisxt der Diebter ^inen Theü der Weiber sieh vor
den Foblicom umkleiden, den andern im verborgenen? Gewis bitte er
sich die ganze Umkleidang besser erspart,* znmal sie wihrend eines
sehr matten Chorliedes vor sich gebt. Aber die Weiber w-aren ver-
BoniDit abgesogen, und die reale Wahrheit erforderte, das« sie, schon
zar Feststellong der Identitit, wieder anfiraten wie sie abgezogen wa-
ren. Einen vollen Chor von 24 Personen öffentlich eine Urokleidnng
vornehmen zu lassen, die jedenfalls nmstfindlicber war als Ach. 636
aad Fri. 775, wäre wol q>0QUii6v gewesen, namentlich da dem Dichter
in diesem Falle kein Witz cnr Verfflgnng gestanden zu haben scheint,
mit dem er sich beim Publicnm entschuldigen konnte. Deshalb he-
eefarinkte er die Operation auf die Hälfte , die unmittelbar in der Or-
ehestra auftrat, wShrend der mit Prax. erscheinende Halbchor Ober die
Bahne kam. Seine Identitit wurde durch die Anrede von Seiten der
hereits in der Orchestra anwesenden coostatiert.
y. 654 fuid^o ToivMV arpUag fiaacDfiivrj. Blepyros will seiner
Frau, die sich arglos und unwissend stellt, den in der Volksversamm-
lang gefaszten Beschlusz mittheilen und fordert sie auf ruhig zu sitzen
und ihn anzuhören. Die Art des anhörens schildert dtpciag (Attatafiivfi.
Dass Ar. oft den Gesicbtsausdrnck als das Resultat der Einwirkungen
genossener' Speisen schildert, ist bekannt: wir erinnern zum Ueberflusz
an Aeh. 254. Fri. 1184. Wespen 455. Bkkl. 293. Wenn hiemit die Stim-
mung als Grund des Gesichtsansdrucks angedeutet wird, so bleibt es
doch bei der Andeutung: der Dichter malt die inszere Erscheinung
und liszt auf , das innere Sfotiv schliesKen. Eine entfernte Analogie
bietet der vorliegende Fall, wenn Blep. seiner Frau sagt, sie solle ru-
hig dasitzen und Sepia kauen. Die Sepia beschäftigt die Phantasie des
Dichters oft, namentlich in gebratenem Zustande; vgl. Ach. 1041. EkkL
126. Sie mochte ein Essen sein, bei dem man sich behaglich fohlte.
Dasz sie ein kostbarer und stolzer Genusz war, wie man nach der
Deutung des Schol. (die sich, mit einem Irtbum, auch bei Snidas findet)
scklieszen sollte, dasu fehlt es an allen Andentungen. Wir glauben den
Aosdrnek * Sepia kauen * nicht besser erklären zu können als mit un-
serem *8ich gebratene Tauben in den Mund fliegen lassen'. Die atptiai
siad das Bild ffir das neue GIflck der Weiber, (laüaa^ai, der sinnliche
AoMrnck für geistigen Gennsz.
V. 573 ff. Die gewöhnliche Lesart ist:
xoiv^ (noivaig Bergk) ya(f in ivzviuiiaiv
fyx^vm yv^i^ifjg inlvoiuy nokCx^v
SrlfAOV iTtaykaiovCtt
liv^iaiaiv mq>sklaici ßiav^ di}-
lovv o xl neQ dvvarcci. .
xaiifog ii usw.
An noXltipß dfjiiov nehme ich keinen Anstosz: vgl. Fri. 921 tav i^
fiAnpf ofitlov. Dagegen sehe ich nicht ein, wie man nach dem ge-
276 C. Koek : sir ErkliruDg n. Krilik ?. ArislopbMM Ekklesiasasen.
wöhnliobeo Texte Srflovv o xl tuq dvvaxu^ gramnaliseh oder logtBCh
reehtfertigeo kann. Soll es grammatisch sa {Q%svcti gehören , so fehlt
für die Verbindong voo tq%Ba^aL (aoszer io Phraaeo wie naqa iuxqov
loXBiS^ai usw.) mit dem Infinitiv jeder Beleg. Der Inf. wäre hier oai
so wanderbarer, als nnmitlelbar des Part. ifCayXäiovaa vorhergeht.
Logisch ist ein so farbloser abstracter Znsatz hinter einer lebhaften
und concreten Aasmalung des Zweckes, wie sie in »oA/tijv S^fiov nsw.
liegt, ganz unerträglich. In der That, mit dieser Participialeonstrnetion
ist jede mögliche Bestimmung zu yvüi(itig inlvoia iQxerat gegeben, und
wir setzen hinter ßlav getrost einen Punkt. Mit zwei weiteren sehr
leichten Aenderangen ist dann im folgenden ein ganz angemessener
Sinn hergestellt. Das d h hinter xa^(^g setzen wir hinter drjlovv nnd
verwandeln övvcnat in dvvaüaL Nachdem der Chor in hohen Worten
den Plan der Prax. gerühmt, setzt er mit gutem Grund hinzu: *aber
es ist Zeit zu zeigen was du kannst', und hieran schlieszt sich wieder
ganz passend die Begründung : *denn unser Staat bedarf einer weisen
Erftndung/
V. 582 akk* ov fiiXlnv, akV antiCd'ai %al 6ii xq^ raig diavoUeig.
Bei awtec^ai vermiszt man mit Befremden ein Object ; ein FalLfdr den
absoluten Gebrauch des Verbi, als Gegensatz zu (likieiVj im Sihne von
*Hand ans Werk legen' ist mir nicht bekannt. Sodann stört vai^ dur-
volatg. Nicht mit Gedanken soll Prax. an das (weiter gar nicht be-
stimmte) Werk gehen , sie soll nicht irgend etwas bei sich Qberlegeo,
sondern sie soll ihren Gedanken, ihren Plan nunmehr dartegeo. Daher
vermute ich t^$ dtuvolag als Object zu Sittea^M im Sinne von
«Vorhaben'. In fihnlichem Sinne steht V. 569 inlvoia. — Wie ich
nachträglich sehe, hat schon Faber diese Lesart vorgeschlagen.
V. 623. Bergk vermutet tov ool ^t^scarrada^^elv, was Praxi sa Ble>
pyros sagen soll, während %a\ col toiovrov v7ta(^H auf einen zweiten
Mann gienge, der mit Blep. in gleichem Falle wäre. Dann mOste also in
lia%ovvtm V. 621 das Subjeot *die bfiszHchen Weiber' liegen. ^Die biss-
lieben Weiber werden nicht darauf bestehen von dir und deinem Freunde
den Tribut zu empfangen, da ihr wenig anziehendes habt.' Dies Snbject
könnte dann nicht ans den unmittelbar vorhergehenden Worten desfilep.
ergänzt werden, da hier der betreffende Begriff nur als Dativ eines Ne-
bensatzes vorkommt, sondern aus den entfernteren der Prax. Y. 617.
Nun Wire es allerdings denkbar, dasz Prax. auf die' Worte ihres Gat-
ten wenig Rfieksicht nähme und absichtlich an ihre Gedankenreihe
wieder 'anknüpfte. Jeder Zuschauer aber mnste zunächst in (u^cvvrat,
anf dasselbe Snbject rathen, das im vorigen Satze gelegen liatte, und
dies war logisch tovg itQsaßvtag. *Wie sollen wir alten bei deinen
Einrichtangen bestehen?' war der Sinn in der Frage des Blep. Er
sagte dies als Vertreter seiner Altersgenossen and in seinem eigneo
Interesse. Daher geht auch Prax. auf die Lage der Greise und dann
speoiell auf die ihres Gatten ein. — Der Sinn der Verse 619—622 ist
also folgender. Blep. fragt: Vie soll bei so vielen Zwischenstationen
mein und der anderen Greise spärliches Viaticam bis ans Ziel der Reise
C. Kock: Bur ErklÄrmig o. Kritik v. AristopkaoM EkklesiasiueD. 277
▼orlialteo?' Praz. beruUgt ihn: ^sie (die GreiBo) werden keine Um-
stinde machen.' ^Wogegen?' fragt Blep. Prax., die sich an der Be-
sorgnis ihres EhegemahU weidet, wiederholt trocken : *sei ohne Sorge,
sie werden keine Umstände machen', und erst auf seine erneuerte
Frage setst sie biniu: ^ gegen die ihnen auferlegten ContribuUonen ;
anch dich kenne ich von dieser Seite.' Die Stelle scheint«iir also nichts
weniger als schwierig, wiewoi viel mehr unflätig als witzig. Gegen
Bergks Vermutung streitet anch noch der Umstand , dasz Prax. sich
selbst ein schlechtes Compliment machen würde, wenn sie die Bereit«
Willigkeit der andern. Weiber auf die Liebesdienste ihres Ehegemahls
zu resignieren als zweifellos hinstellte. Im Stücke findet sich kein
Beweis dafür, dasz Blep. oder gar der angeredete zweite Mann alles
Liebreizes in so bedauerlichem Masze haar nnd ledig gewesen wäre.
Blep. hatte ja eben erst die jnnge und verstandige Prax. geheiratet
(V. 323} nnd konnte ihr doch nicht so abschreckend erschienen sein.
V. 638 —640:
ovxovv ay^ova^ sv %al XQfi0x(»g i^ijg xov navxu yiqovra
dioi T^ Syvoiav^ bttl nul i^y yiyvdöKOwig nccviq^ ovxa
£y%ova$, xi dffi\ axav ayvag ^, nmg oi xoxb ^lOTtix^itovvxM ;
Blepyros geht bei* seinen Befürchtungen in Betreff des ay%Biv und des
ixiii^Hv nicht von demselben Grunde aus. Zu der ersteren kann ihn
doch wol nur die Schluszfolgernng leiten: die Jünglinge misbandelp
ihre Vater , weil sie ihre Vater sind. Müssen sie nun in Zukunft in
jedens Greise ihren Vater vermuten, so werden sie alle Greise mis-
handeln. Der Grund seiner Befürchtung ist also daun das Vergnügen,
welches die Jünglinge darin finden, gerade ihre Vfiter zu mishandeln
(vgl. Vö. 1352). Ans einem Vordersatze: die Jünglinge mishandeln
ihre. Vater, obgleich sie dieselben als solche kennen, liesze sich eine
begröttdete Folgerung der Art nicht herleiten, sondern gerade die
Grösse der Impietät zwischen Sohn und Vater iskdie Praemisse, aus
der gefolgert wird. Bei der Furcht vor dem iiuxi^uv ist dagegen die
Vorstellnng eine andere. Einem wirklichen Vater eine solche liebevolle
BerAoksichtignng angedeihen zu lassen , ist bisher unter der gottlosen
Jogend nicht Sitte gewesen; gegen einen Greis, den sie nicht genau
als Vater kennen, dürften die Jünglinge sich dergleichen wol erlauben.
V. 652 XiTtatpv %(0Q6iv inl dsihtvov. Der Rav. hat X$7C€eQägy und
im vorigen Verse für coi da iuXrJ0Bt> — cv de fiaAifaf». ktna(fcSg konnte
offenbar eher aus Xtna^m corrumpiert werden als aus Xma^ov^ um so
eher als nach dem unsinnigen av der Dativ keine Beziehung mehr hat..
Ao sich ist nach tfoi der regelmäszige Ausdruck X iit $fif<Pf und ich
trage kein Bedenken ihn in den Text zu setzen.
V. 656 no&ev i^xiasi xavxr^ ; ov ya^ xcäv xocvav y iiSxl dlnauov.
Es Ware nicht unmöglich dlKuiov als substantiviertes Adjectiv zu neh-
men und davon rcav aoivmv abhängen zu lassen (vgl. Dem» XII 21 und
XXfl 70) in dem Sinne: ^es ist nicht Pflicht der Staatscasse, einen Pri-
vatprocess zu bezahlen'. Doch bezweifle ich sehr, dasz xa Kowd den
Athenern, wie uns die Staatscasse, zu einem personificierten Begriff
Jahrb. f. class. Philol. Sappl. Bd. III Hft. 2. 19 '
278 C. Kock : sar Erkllroag u. Kritik y. AristophaMt Ekklesiascten.
geworden ist, indem sie dieselbe sich als Ikitig and sihlend, aber-
hanpt als einer Pflieht unterliegend gedacht hitteo. An sich iai es
auch natflrlicher , in dem begrflndenden Satze dasselbe logische Sab*
ject anzunehmen wie in der Frage. Falls also in der Stelle nicht
eine Emendalion vorzunehmen ist, die mir nicht einflllt (man könnte
ovK inb wv NOivcnv vermuten, wenn nicht das hegrftndende yuQ
nnerliszlich wäre), so sehe ich nur die 6ioe Möglichkeit, sich den
blossen Genetiv rcov noivmv des Parallelismus mit fd^ev wegen ge-
setzt zu denken. Die Hinzufflgung einer Praeposüion wäre freilich
das gewöhnliche.
V. 663. Dieselbe Person, welche die Prax. so eben aut MaöMug
anredete, konnte wol schwerlieh noch itf demselben Verse in der drit-
ten Person von ihr redeA. Dies bat man schon längst gefahlt und rovti
rtg vvv fpQaaaxm (loi oder roi;rl xUmjv ov tp^fi^ov fiot vermutet. Eine
leichtere Aenderung ist es jedenfislls, die Worte von rovrl bis ixogi^€$v
V. 664 dem' zweiten Manne zu geben , dem Bergk schon mit vollem
Rechte V. 658 fucym tcmtiv /vcifii^v i^fytiv zutheilto. Dasz nemüch
nicht Blepyros der Prax. allein gegenOberstebt, geht schon aus Y. 587
(iflSelg vfidäv avxtbtim hervor. Von dem Chor, der auf ihrer Seite steht,
hat sie einen Widersprach nicht zu befflrchten. Ebenso beweisen dies
V. 728 n. 729, die schon wegen des Gegensatzes iyik Hl unmittelbar
an dieser Scene zu ziehen sind. Mit diesen Worten geht der sweite
Mann in sein Hans , trifft die Vorbereitungen zur Ablieferung seiner
Habe und erscheint dann nach dem jetzt fehlenden Chorliede wieder
auf der BQhne. — Ist also sicher neben Blepyros ein zweiter Mann
Ohrenzenge von der Auseinandersetzung der Prax., so ist wol die An-
nahme gerechtfertigt, dasz sich dieser V. 662 an den beistimmenden
Blepyros mit seinem Bedenken wendet, somit von Prax. in der dritten
Person spricht und sie erst spätelr direct anredet (V. 664 rovfo yii^ oL
liat 0* offo^ijtffiv).« Ob diesem zweiten Manne nicht noch manche «b-
dere Verse dieser Scene zuzuweisen sind^ lasse ich bei dieser Gele-
genheit dahingestellt.
V. 668 f. * ovff« nv otnoi ya xa^tvdnc,
ovo ^v ye ^VQag vhstcbq nQoreQW.
Zu ergänzen ist äniSvifav^ nicht l%a&ivdag. Ein so kurz ansgedröok-
ter Vorwurf einer Frau gegen ihren Mann, dasz er die Nacht öfter an-
szer dem Hause zugebracht, hat wenig Wahrscheinlichkeit. Prax. be-
antwortet die Frage des Blep. erst scherzhaft und, wie schon Faber
richtig bemerkt, nuQcc ngoiSdoKiav (denn freilich, wer das Haus hQtet,
ist vor Kleiderdieben sicher) ; später geht sie auf den wahren Sinn
seiner Frage ein : *auch wenn du erst spät nach Hause kommst, wird es
dir nicht wie früher manchem ergehen.'
V. 678 — 680. xal ^iffmd$tv Stfxat totg naida^lotöiv
tovg avdQilovg iv t^ vroÜfif», neCrig öulog yiyivi^tn^
Faber sagt: ttva fi^ demvmai, mutatio numeri: debnerat dicere tva fi^
dturv^.» Gegen diese Auffassung hat, so viel mir bekannt, niemaad
C. Koch: tftr Erkläroiig a. Kritik v. Aratopliaiifls EkklesiMiuen. 279
elvTAB ^eilige Wendel. Die UeberseUer haben sich ihr angeschloBseD.
Der Zweck, der EidTichtoog die Prax. IriffI, dasi die allgemeiDen
Mahlseileo dcurcb Loblieder aof die Tapferkeit und Spoitlieder auf die
Faigbeii gewftrst werden sollen, wäre demnach nur, dass die feigen
tosSobam nicht iazen. Um dieaen Sinn xn erreichen, wäre also der
Plural d%mv^i und alowvo^tvoi^ der viel wahrscheinlicher auf. den
in avdQeio* and xig dukog anseinandergenommenen Begriff ^Bttrger'
geht, dem ersten Theile ganx entsogen und dem zweiten, der onglaok-
lieberweise im Singular stehi, angepasst. Ist dies dem nnmiltelbaren
Spmehgeftthl zuwider, so befriedigt auch nicht einmal der so gewon-*
aene Sinn. Eine so allgemeine Einrichtung, die zumal in Sparta und
anderen Staaten , auch schon bei den homerischen Helden , einen ganz
anderen Zweck hatte, sollte bloss deshalb getroffen werden, damit den
fmgen der Bissen im Munde stecken bliebe? und gesetzt, der Dichter
hatte diee sagen wollen, hätte er sich bei seinem sonstigen Streben
nach eoncreter Individualisierung mit einem so farblosen Ausdrucke
wie 1^1 8emvc90i begnfigt? Schwerlich. — Schon Homer nennt Kithar
und Gesang ava^ftaT« datvog^ die Heroenzeit hatte die Sitte musi-
kaliseher Begleitung der Gaslmifaler und öffentlichen Mahlzeiten den
Nachkommen überNefert, und der feine tische Geschmack hielt blosse
BeCriedignng thieriscber Eszlust in grösseren Gesellschaften ohne Her-
beiziehnng geistigen Genusses, den am allgemeinsten die Musik ge-
währte , far unanständig. Rigoristen wie Piaton giengen selbst hier-
iiber hinaus nnd sahen geistreiche Unterhaltung für ein unumgängliches
Requisit gebildeter Tischgesellschaft an. Ar. sieht auf der Mittelhöhe
des Geechmacks nnd begnagt sich mit dem allgemein als schicklich
gelteaden. Das ft^ der Stelle gehört also nicht allein zu Sauivnciy ^
sondern zn dem vereinigten Begriff ditTtvma* alapfvofuvoiy und die
Abdchl der Prax. ist: die Knaben sollen bei den Mahlseiten singen,
damit nach den höheren Anforderungen der Geselligkeit GenOge gelei-
stet werde mnd die Mahlzeiten nicht blosse Abfütterungen seien, deren
sich gebildete Leute wie die Athener zu schämen hätten.
V. 720. Wenn man die Lesart der Hss. SxoHtiv crvrai beibehalten
will, so muss diese Antwort anf die Frage des Blep. dem s weiten
lame gegeben werden. Im Munde der Prax. passt avtai nicht, da sie
ihre Binrichtnngen nicht völlig uneigennQtsig für die anderen Frauen
(die hier durch den Chor, avnr% vertreten waren) trifft , sondern sich
selbst dabd berflcksichtigt. Prax. fährt dann, diese Unterbrechung '
mehl beachtend, V. 721 xai tag ye Sovlag fort. Der Rav. hat bei V.
731 aach eine Personenändernng.
Y. 736 f. Der Mann, welcher sein Hausgeräth in Procession nach
dem. Harkte führen will, sagt* beim Anblick seines grossen Kochtopfes
(mtersehieden von den pnQÜia V. 746) :
v^ Jla ^laiväy ovd' Sv ü xh qxxQfiaitov
£t|;ovo' l^v%sg, i AvC^Kqitf^ (liiaCvetai,
Der Schol. gibt dazu die Notis: 6g tov jiva$»Q(ixovg g>aQ(iaxm (liXal"
venog «vtov xag noltag. Küster und Bergler geben die Erklärung:
19»
280 C. Koek: zar ErkUrnog u. Kritik t. Aristophanes EkklegiaMsco.
WerlendttDH est: per lovem, nigra sane; adeo ut non'fores nigrior,
etiamsi pharmacum (vel pigmeotam) coxisses, qao Lysicrates comas
denigrat.' Der Sinn wird durch eine Ellipse erlangt. * Integra oratio
foret: v^ JUt fiiXaiva (ootfrc ov% Sv ettig [vielmehr ^tf^a] fulawif^y
w>i* dxh fpa^fiaKOv* usw. Wenn Kflster diese Ellipse ^elegans^ nennt,
80 hat diese- Bezeichnung schon Schifer znrQckgewiesen ; ich besireife
auch ihre Zulässigkeit. old^ iyoi xo itQayiia tovO' o^ev yuikai nunzve-
Ttti. Man sucht in der Stelle einen ganz falschen Gedanken. Weil die
KivaxvQa^ die Zugfahrerin der Procession, als ivxevQui^kivri (V. 732)
d. h. nrit Mehlstaub bedeckt bezeichnet ist, macht man den braven Bür-
ger znm liederlichen Haesvater und denkt sich sein Prachtstack, den
groszen Kochtopf, so mit Rusz bedeckt, dasz er. nicht schwärzer ans-
sehen könnte, selbst wenn Lysikrates seine schwarze Haartinctnr in
ihm gekocht hätte. Ein Mehlsieb pflegt aber anch bei guten Haasfraoen
Spuren des Gebrauchs zu tragen , ohne dasz die Töpfe dadurch noth-
wendig sich mit Rusz aberziehen müssen. Hier muste das erstere als
geschminkt oder gepudert ausdracklich bezeichnet werden , weil es
mit einer Kanephore verglichen wird. Bei Kanephoren aber waren
kosmetische Mittel üblich. — Um ohne Praejudiz und mit dem richti-
gen unmittelbaren Gefühl an me Worte des braven Bürgers zu treten,
ist es nicht unerheblich zu bedenken dasz er eben der brave Burger
ist, und dasz sein Hausgeräth dem schlechten Bürger reizend genug
erscheint, um ihn auf den Gedanken zn bringen, sich ein oder das
andere Stück anzueignen (V. 869 ff.)* ^^^ diesen Voraussetzungen aoa-
gehend haben wir nur nöthig seine Worte unbefangen anzusehen, ^i-
iaiva y ovJ' av vertritt, wie av beweist, das Folgerungsglied eines
hypothelischen Satzes, der mit ü xo q>iq^%ov ?ifwv(r' txvxK einge-
leitet ist. Dasz ein Infinitiv mit av oder ein Participinm mit dieser
Partikel vielfach einen sojchen Nachsatz vertritt, ist bekannt; für ein
Part, wiftd ein Adjeotiv, gewöhnlich mit cov, ovffa wol stehen dürfen.
Stände ovaa neben \kilxiiva^ so wäre die Sache auf den ersten Blick
klar; hier ist \LilMiva unmittelbar attributiv zn dem vocativiseh g^e-
branchten i[ ;(vt^cr bezogen. Wäre der Gedanke nicht in die Form
des Ausrufs gekleidet , so würde er heiszen : i\ yix^u ovd^ uv ^v ini^
XoLiVQ^ il xh qxxQiuiJiov sifiovtf' hvxe. Der wackere Bürger setzt also
seinen Stolz in blank gehaltenes Küchengeräth und sagt beim Anblick
seines Kochtopfes: *blank bist du, und solltest nicht einmal beraszt
sein, wenn Lysikrates seine Haartinctnr in dir gekocht hätte ; ich wflrde
die Spuren schon haben wegpulzen lassen.' Hinter fiiXaiva /eine Inter-
punclion zu setzen ist sinnwidrig. Uebrigens wird hier nnd im folgen-
den das Bild der Procession festgehalten: wie früher die Tuxvrj^fOQog
das Sieb selbst war, so ist öig>Qoq>6Qog der Topf, so genannt, weil er im
Aufzuge unmittelbar auf die TtccvritpoQog folgen sollte. Aehnlich ist V.
737 die TtOfifidxQux ein Stuck des Inventars, wol der Besen, xo'^t;^^01^
wie denn später (V. 739) die ni&aQmdog ohne Zweifel die Handmühle ist.
V. 772 akX' Idmv inBi&6(iriv. Brunck vermutet: cfH' idiov av
iTTiQ^oiAtiv, Will man die Aussage hypothetisch nehmen, so läge näher:
C. Kock: snr Erklarnog o. Kritik t. Arislophaußs Ekklesiäziiseo. 281
av t6mv isfBi&6(iJiP ^ da der Maon B aacji V. 831 auf dfe Worte des
ersten mit relativischer Anknöpfang antwortet. Doch liegt kein Grand
vor, den Worten hypothetischen Sinn unterzulegen, nnd die Lesart der
Hss. gibt einen ganz angemessenen Sinn. Wie bei Plantus Nil. glor.
lOOö Pyrgopolinices aus der Gegenwart sagt: guod video^ id credo
miki^ 80 kann hier ohne Zweifel der schlechte Bürger ans der Ver-
gangenheit reden: ^meine Lebensregel war: erst sehen und dann glau-
ben.' Er laszt dabei natürlich den hörenden den Schlusz ziehen: er
mass auch jetzt erst sehen, am za glanben. Möglich dasz die ganze
Phrase sprüchwörtlich war.
V. 776 ijfitgl'tlfovct yag sc. rov iitinpiqovxa,
V. 781 — 83 oxav yitQ ivxoifuo&a öitovai zaya^ä^
6öt rptev ixxelvavja xiiv yjuq' vTcrlav^
ovx 3g XI dciaovT^ alX* onmg xi Ai^tf/era»
sc. TOT aydlnaxa. Im ersten Y^rse heiszt evxsa&M ^ anfLehen* ^ nicht
^geloben', wie dies schon aas der Parallelstelle Xen. Mem. 13,2 ev-
2CT0 n^ Tovg d'sovg ank^ xaya^a didovat ersichtlich ist. Wenn der
Sinn wäre *den Göttern etwas geloben' , so würde die im folgenden
beschriebene Haltung der Hfinde, die auf das nehmen berechnet ist,
nicht überraschend sein. Der Scherz entsteht erst durch den Wider-
sprach zwischen der Absicht des betenden und der der Götter. Auch
passt Dur so der Vergleich mit der wirklich vorliegenden Situation. Der
Staat fordert die Preisgebung des Vermögens von Seiten der Bürger,
worauf die Antwort des schlechten Bürgers lautet: nicht geben, son-
dern nehmen ist heimische Sitte. Dasselbe Verhältnis besteht zwischen
Gott and Mensch. Der Mensch bittet nm Gewährung der himmlischen
Güter, aber der Gott streckt nur die Hand hin um zo empfangen. Man
vergleiche zum Ueberflnsz Ach. 622. Welches übrigens die in xaiyad-d
gemeinten gewöhnlichen Güter sind, finden wir Vö. 729 ff. mit einigen
komischen Zusätzen erläutert. Es fragt sich nur noch , wie die xsIq
wnltt za denken sei. wtxtog als Gegensatz zu tc^v^^ heiszt ^mit dem
Rücken nach unten gewandt'. So bei Homer nißsv vTCxiog , er fiel mit
den Rücken auf die Erde; so schnarcht Ri. 104 Kleon wtxtog^ auf dem
Rocken liegend; so musjz ferner Ach. 583 der Schild (17 (WQfidv) vnxicc
Selegl werden, weil er nur so zum Spacknapf dienen konnte. In gleicher
Weise halt denn auch der Gott nach Ar. Vorstellung die Höhlung der
Hand nach oben, damit der betende sein Opfer hineinlegen kann.<| Der
bildende Künstler halte bei dieser Stellung der Hände die «ntgegen-
gesetzte Absicht. Eine ^offene Hand' bezeichnet ja auch die Bereitwil-
ligkeit sn geben; eine nach unten geöffnete könnte das Geschenk
verdecken.
V. 787 ff. ^ ^-/^S f*»e^«S^ *
xo (iridB TCBQifiitvavxa xovg aXMvg 0 xi
iqißovcw^ ilxa xrjywavx* r^dfi — A. xt Ögäv;
B. inavaiiivEiVj Sifcsixa duxxqißeiv hi.
Der Inf. xl dgäv; bildet einen^br schroffen Uebergang. J3. beendet
seine Rede nicht, indem er M.za to iirfii it€Qi(ulveivta gehörenden
282 C. Kock: snr Erklärung a. Kritik v. Aristophanes Ekklesiazusea.
InGnitivbegrifif eatweder selbst aoterdrflckt oder darek die schoeüe
Frage von A. an Beendigung des Satses gehindert wird. Nichts iSge
naber als xl iqoLV\ im Sinne des ausgelassenen Inf. als einen in Frage>
form umgesetsten Imperativ des Ausrufs, nach Tijg (imgtag^ eu fassen:
*fi. Welch eine Thorheit ist es, ohne abzuwarten, was die andern thun
werden, jetzt schon — A, Was zu thun?' Indes eine solche Frage
wäre sehr ttberflassig, da der Begriff dessen was gethan wird ond
nach B.s Ansicht eine grosse Thorheit ist, nicht zweifelhaft sein kann.
Die Antwort inavccfiivBiv usw. zeigt auszerdem dass tl dgäv ein Inf.
iussivus in fragender Form ist. Ganz unmotiviert ist das plölzlicfae
auftreten des jussiven Sinnes nicht, insofern der Ausruf r^ fioo^ia^
neben einem lebhaft tadelnden Urteil aber die gegenwartige Thätig-
keit die Aufforderung zu einer anderen andeutend enthalt.
V. 795 f. B, fit} yciQ ov Xaßoig, mtoi
&aQQ€i ncttad^etg,
^ yaQ nimmt die letzte Aeuszerung von A. als ironische Begrflndnng auf,
und insofern in der ersteren eine Besorgnis ausgedrückt war, folgt ft^
av: vgl. KrQgers Sprachl. § 54 Anm. 9 n. 13. Bei o^roi i^l ans kuto-
d^lipf die 2e Person xatct^siijg zu erglnzen. Mit ^Q^ti wird aas der
Ironie in die Wirklichkeit flbprgegangen. Das Activnm luna^iSEig
ist abrigens richtig, und auch V. 795 ist statt Tcaxa^iCfLfiv zu lesen
xtiva^Elfiv. Das Medium bitte an sich einen guten Sinn ; doch braucht
Ar. in dieser Scene stets das Activum, vgl. V. 746 xcKrad'fftfai , V. 769
fi^a^nvatj Y. 855 xata^slg^ V. 871 aarati^ca,
V. 804 .tfv d' im^viitjcHg tpiqttiK Das Futurum drQckt eine ge-
genwartige Handlung hier als auch noch in der Zukunft fortdauernd
aus. Auf dem letzteren Voment liegt der Nachdruck.*
V. 806 ff. rcdvv y uv ovv ^Avxi9^ivriq
tfvr' (sc. xa XQtlficeta) slaeviynoi' noXv yoQ ififulkm^v
nQOZSQOv xiiSai fcXuv iq r^icrxot^' rifiiQag,
Wenn es nicht ohnehin anderweitig feststände, könnte man ans der
Häufung von Witzen, wie der vorliegende, schlieszen dasi die Ekkle-
siaznsen das Werk des gealterten Aristophanes sind. Sie verrathen
eine Stockung in der geistigen Froduction wie in den körperlichen
Verrichtungen des Dichters. — Um nicht in das Gebiet der Träume zu
gerathen, wie manche andere Ausleger bei dieser Stelle, mfissen wir
streng an dem festhalten, was wir von Antisthenes wissen. Aas Y. 366
geht beraor dasz er Bv^Tti^Htog war und nur mit Seufzen an ein Ge-
schäft gieng, das man vor zarten Ohren nicht nennen darf, obgleich es
nach Goethes bekannter Yerleumdnng selbst zarte Herzen nicht ent-
behren können. Wegen dieses Mangels an Solbstentauszerung nnd zu-
gleich, wie der Scholiast berichtet, wegen seiner Armut wird der un-
glückliche hier zum zvvViten Male dem Gelächter preisgegeben. Antis-
thenes, sagt der schlechte Bürger, wird freilich sein Yermögen ablie-
fern. Er denkt als Grund: denn er hat nichts; aber in seiner Wut
gegen das abliefern nnd bei seiner Bekanntschaft mit der habituellen
Leibesvefstopfung desselben verwanAR sich der Wille abanliefeni
w
C. Rock : sar Erkliriuig a. Kritik r. AristophaneB Ekklesitsueo. 283
was mau nicht hat, sofort io die Vorstellnng von tasscheiden wollen
was man nicht kann , und er sagt: denn es ist ihm viel bequemer (als
resoitailos sich taglich absumaheo) mehr als dreiszig Tage vorher sein
Depalnl so deponieren. Tduv ij xqwixov^^ ^i^Q^ ist* sprachwörtlich ;
TgL Ach. 858. Das * vorher* wird so stark betont, weil nach der An-
sicht des redenden die Ablieferung des Vermögens viel xu frQhaeitig
geschieht.
Y. 890 Tovry duxXiyov. Das Yerstfindnis des Aosdyicks mnss der
begleitende Gestus gegeben haben, der nicht überliefert ist. Nachdem
sich die alte in Bereitschaft gesetzt hat den ersten ankommenden Mann
in Beschlag ku nehmen, tritt ihre junge Nebenbuhlerin auf und erklfirt
daai sie ihr BemUhen vereiteln werde. Die Antwort der alten : rovx^
Sutliyovj mit der sie sich von jener abwendet und den Flötenbliser
anredet, heisst da wol>im naturlichsten: *was redest du mich an? ich
höre nicht auf dich ' (vgl. Frö. 176. Ekkl. 930) ; * rede mit diesem.'
Wenn nun aber der Schol. tovt^i mit r^ tidoltp erklärt, so beachtet
er eben nicht dasz die alte hochmütig der jüngeren den Rücken zu-
wendet und einen dabei mehr in die Augen fallenden Körpertheil meint.
Ein ihnliches höfliches Anerbieten sprfichwörtlich V. 2öö. Die 8telle
wird von den Erklarern ganz anders verstanden, lovifp soll auf einen
Greis gehen im Gegensatz zu einem Jünglinge, den <Ue alte für sieh
hnt>en will , und Sialiyso&ai soll synonym mit öwovata^sw sein. Es
ist indes weder ein Greis noch ein Jüngling (mit Ausnahme des Flöten-
blisera) auf der Bühne. Die alte hat ja V. 877 geklagt: W 7to&^ Sv-
ÖQig aix iptovoiv; a^« d^ tjv itdkaij und die folgenden Worte stellen
es ansser Zweifel, dasz sie sich noch immer vergebens nach ihnen sehnt.
Der einzige Manu der in der Scene noch auftritt, ist der unglücklich«
Jtngling, der Y. 933 von dei* alten bemerkt wird. Damit füllt von
selbst die Annahme, duxXiyic^fu sei hier gleich tfvvoi;<Tta£^iv, ein spe-
cieller Nebensinn des Worts , den es nur haben kann , wenn ihn der
Zusammenhang mit Noth wendigkeit ergibt.
Y. 899 ill^ Itp* htqov Sv nhono. Die Stelle bedürfte wahrlich
einer Erkifirnng nicht, wenn nicht nnbegreiflicherweise die alteren
Ausleger Anstoss an ihr genommen hatten. Subject in nitoito ist tlg ,
ans Y. 896 in dem Sinne: eine jüngere, die sich die alte als Gegen-
satz denkt. Sie rühmt sich ihrer beständigen Liebe (Y. 896 ütiQysiv)
und warnt vor der Unbeständigkeit der Jugend , die durch TtixBa^ai
charakteristisch bezeichnet ist.
Y. 903 Inl Totg jiiiloig. Ich stimme dem Schol. bei, welcher
xaig itoi^iaig erklärt, namentlich wegen des in iwhQtiffai folgenden
Gegentheils.
Y. 938 ff. Das Metrum ist vom Harmodiosliede entlehnt, wol nicht .
ohne Absicht : vgl. Y^ 941 und 946.
Y. 938 ff. Um die Darstellung der folgenden Scene auf dem Thea-
ter richtig zu fassen, bedarf es einiger Ueberlegung. Sichtbar auf der
Buhne war zunächst nur der Jüngling. Die alte und das Mädchen hat-
ten sich Y. 936 u. 937 in das Haus zurückgezogen , und der Jüngling,
284 C. Kock : zar ErkUrang u. Kritik v. Arisiophanes Skkl^iazosen.
welcher nun auftritt und die junge allein zu finden vrQnsoht, sieht
also weder sie noch die alte. V. 942 ff. singt die alle im Hause nnd
946 tritt sie nur an ein Fenster, um d^n Jüngling zu beobachten. Dasz
sie nicht offen auf die Strasze tritt, beweist V. 947 u. 948: denn der
Jüngling weisz noch immer nicht, ob sein WuDsch in Erfflllang geheo
wird. Aber auch nicht vom Jüngling unbemerkt kann die alte die
Strasze betreten haben , denn ihr folgender Gesang V. 952 ff. tönt aas
dem Hause. Der Jüngling nemlich, weicher die singende uichf siebt,
glaubt die Stimme des Mädchens zu vernehmen und bittet diese za
öffnen V. 962. Noch genauer , der Ton musz aus dem Oberstock kom-
men : denn er fordert sie auf herabznkommen und die Thfir zu offnen.
Dieselbe Bitte, ohne Erwähnung des herabkommens, wird nach V. 974
wiederholt, nnd erst V. 977 tritt die alte auf mit den Worten: ovrog^
xl %6f7txHq\ ftcov ifil ^^c^g; Das Mädchen endlicd erscheint zwar V. 949
u. 950 wieder auf der Bühne, hält sich aber bis V. 977 verborgen, wo
die Gefahr den Jüngling zu verlieren sie aus ihrem Versteck lockt.
Dasz sie nicht etwa erst V. 1037 hervortritt, beweist V. 989, wo sie
der Jüngling bereits gesehen haben musz. — Was die Anordnung der
einzelnen Rollen betrifft, so habpn Beer und Bergk mit Unrecht V. 969
— 972 der alten gegeben. Das wiederholte eintreten des Wechselge-
sangs, wie V. 893—923. 938 — 945. 952 — 968, macht es auf den ersteo
Blick freilich begreiflich, in den metrisch sich entsprechenden Partitfii
von V. 969 — 972 nnd 973 — 976 ebenfalls einen Wechselgesang zn sa-
cken, zumal sonst der Jüngling eine angewöhnlich lange Gesangpartie
erhält 960 — 976. Gleichwol ist eine solche Annahme hier nnstatthafl.
Abgesehen davon dasz die Worte V. 969 xal xavta fiivrot (ler^iag
tItQog rriv ifAiJv aväyTitiv' slgrifiiv^ icxLv^ offenbar viel passender im
Munde des Jünglings sind, der im vorhergehenden sein Liebesleid ge*
klagt hat und sich hier im Ausdrucke noch selbst steigert (die alte
brauchte der inbrünstigen Bitte des Liebhabers gegenüber nicht ihren
Schmerz zu klagen, sondern einfach zn öffnen), so kann V. 971 avoi^ov
nur vom Jünglinge gesagt werden. Wie kann die alte bitten die Thfir
zu öffnen, da dies ganz in ihrer Gewalt steht? Wie kann sie den
Jüngling darum bitten, der es beim besten Willen nicht kann nnd noch
V. 976 durch anklopfen das öffn\en zu erreichen sucht? Dasz zadem
die Partie des Jünglings erheblich länger als die der alten ist, liegt in
der Natur der Sache, da er der bittende, jene oder vielmehr die dem
Jüngling vorschwebende Jüngere die gebotene ist.
V. 982. Aus diesem und dem folgenden Verse zu schlieszen, dasz
ProCesse in Athen, mochten sie Privat- oder Staatshändel betreffen,
über'öO Jahre dauerten, scheint nicht geboten. Die Redefigur ist dem
Processweson , die Zahlen sind deip wirklich gemeinten Gegenstände
entnommen.
V. 987. Der Dativ reo ßovXofiivto erklärt sich daraus, dasz dem
Jüngling ans dem Bladynv doK€i\. 986 der Begriff der Nothwendig-
keit und somit ein Adiectivnm verbale Mxiov vorschwebt; vgl. V. 989.
Was den h nsxxolg vofiog betrifft, so scheint aus der Stelle so viel
C. Kock: xor ErkliruDg a. Kritik y. Aristophanes EkklesiasaseD. 285
herrorzugeheD, dass er sich aaf das slaciyeiv bezieht. Dies Wort wird
io VerbindaDg mit dem Brettspiel schwerlich etwas anderes bedeoteo,
als einen Stein nach einem bestimmten, vielleicht fttr die Entscheklnng
des Spiels wichtigen Pnnkte ziehen. Der gemeinte Zog mochte unter
Unstäoden bedenklich sein , so dasz es dem Gutdfinken lies Spielers
äberlaseen sein muste ihn zn wagen oder nicht. Ob elcttysiv #pecieller
kei»at *den Stein zwiachen zwei feindliehe ziehen, so daaz er geschla-
gen werden konnte' (vgl. Beckers Gbarikles I S. 485), wagp ich nicht
za eotsc^iden; nnmöglich wSre es nicht.
V. 1006 ovd' avayurif was Kav. hat, ist ohne genügenden Grand
aoFgegeben. ovdi erklärt sich dnrch die Ellipse: * abgesehen davon
dasz ich nicht will, branche ich es auch nicht'. Was den Gedanken
dieses and des folgenden Verses betrifft, so. wird man ihm wol immer
nnr dnrch Vermuturigen nahe kommen können. Ich bescheide mich
anf die ^rklirnng hinzuweisen , die Boeckh Staatsh. d. Ath. I S. 676
der 9n Ausg. versucht hat.
V. 1036. Anf die bernliigende Versicherung der alten , sie wolle
den Jungling so befriedigen, dasz er ihr noch eine ötstpdvti kaufen
wärde, antwortet dieser: vij rov Ji\ ijvTtBQ ]/ yi nov rmv xriQlvanfj
oder ijv Ttsgiyg yi Ttov rcSv njiqlvmv^ oder ^v ftBqi^ yi nov zmv
nriQimv. Alle drei Lesarien sind mir gleich unverständlich. Die erste •
würde nnr einen Sinn geben, obgleich nur einen dftrfligen, wenn man
« den todten wichsern e Kränze aufgesetzt hätte, was meines Wissens
nicht aberliefert ist. Bei der zweiten Lesart würde man den Genetiv
Tiay nriQtviav entweder partitiv zu fassen haben und ijv nsQf^ * wenn
da die Strapaze lebendig überstehst'. Dann wäre der Gen. part. ohne
jedes Beziehungswort sehr hart gebraucht, und was der wächserne
Kranz bei lebenden sollte, wie in der Darbringung desselben ein Witz
liegen könnte, begreife ich nicht. Oder man macht den Genetiv von
%fQiyg abhängig: *wenn du die wächsernen Binden überlebst', was ich
eben so wenig verstehe. Die dritte Lesart ijv iteQt^ yi Ttov rmv
«ij^uni/ ist zwar an sich gleich unverständlich , doch scheint sie den
Weg ztfm wahren zn zeigen. Ich nehme rmv xn^tmv an und lese die
vorhergehenden Worte : ^v tcsq y yi itov, ategwuri ist zunächst offen-
bar 'Binde', wie man schon daraus ersieht, dasz Pollux dem Worte auch
die Bedeutung öfptfHXfjg beilegt. Freilich wir^ es meist im Sinne von
Haoptbinde und Kranz gebraucht. Der Jüngling erklärt sich bereit der
alten eine &ctqxiv7i in der nrsprüiiglichen Bedeutung zu kaufen , aber
eine 9iri^^ die als Bandage bei kranken gebraucht wurde. Dann passt
auch der Grund vortrefflich : olfiai yuQ IvSov duxTtaceic^al c* ovzlna,
Mit der xi/^/cr soll sie ihrem äuseinanderfallenden Bündel von Gliedern
wieder einen Halt gebeH.
V. 1067. Von den beiden Erklärungen des Schof. folge ich* der
ersteren , welche den Ausdruck anf das Safrankleid der alten bezieht.
V. 1065. Weshalb Bergk die dritte Frau mit der eriten für iden-
tisch hält, sehe ich nicht ein, da alles für das Gegentheil zu a|preohen
«cheint. Jedenfalls kann ich in V. 1071 keinen Beweis dafür sehen,
286 C.Koek: tut ErkUriug u. Kritik t. Aristophanes EkklesitsitteD.
dass der Jüngling in ihr die erste wiedererkennt. Die verxwetfeiten
Aasmfungen V. 1068 f. verrathen nur eein Entsetzen aber die «lies da>
gewesene Qberbietende Hisslicbkeit des dritten Scbensals, was dann
im folgenden Verse mit klaren Worten aasgesprocben wird. In V. 1071
geht der Jangling daran, sich die uobegrei fliehe Widerwirtigkeit
irgendwie zn erklären. Dagegen tst es allerdings wahrscheinliob, dass
derselbe Schanspieler das erste und dritte Weib darstellt. V. lOH
taemlioh tritt die erste alte ab mit der Drohung sich an dem jungen
Mädchen zu rfichen. Dies sieht man aus V. 1045 f. , die der Jangling
nnr sprechen kann, wenn die erste alte ihre Ansprüche aufgegeben
und das Feld gerfiumt hat. V. 1049 redet die zweite alte mit ovrij
das Mädchen an, wie man aus der Erwiderung des Jänglings siebt.
Wenn nemlich die erste alte noch auf der Bahne war, so konnte er
dieselbe schwerlich mit iiuivo (r'b tuckop) bezeichnen. .Zwischen V.
1044 nnd 1065 hatte nun der Schauspieler wol Zeit das Costfim zn
wechseln. — Uebrigens musz man sich denken dasz der Jangling
V. 1066 u. 1067 spricht, indem er von der zweiten alten nach dem
Hause gezerrt wird und der dritten den Racken zuwendete V. 1068
hat ihn dann die zweite losgelassen, und er sieht mit gesteigertem Eat>
setzen seine Retterin. — Wenn der Jüngling nach Bergks Ansicht in
Nr. 3 wirklich Nr. 1 erkannt hätte, so muste er doch durch irgend ein
Wort seine vergleichsweise Tröstung aussprechen , einer wenigstens
um etwas jangeren als Nr. 2 in die Hände gefallen zn sein ; aber seine
Verzweiflung ^chst bei ibrom Anblick ersichtlich. Auch nähme eine
solche Fiction des Dichters der Scene. alle Pointe. Das komische liegt
darin , dasz das Gesetz seinen strengen Lauf hat und der Jüngling das
Opfer der ältesten und häszlichsten wird.
V. 1083 ßadui d£V(^, Das Futurum vertritt nicht einfach den
Imperativ, sondern bezeichnet die Handlung als eine (in Folge des
Gesetzes) nothwendig bevorstehende. Deshalb fallen die Worte mit
groszerem Recht der ywii F zu. Ebenso würde V. 1085 ill* ovx
aqyrfim ficr Jla ai der dritten Freu zu geben sein. Als die gesetzlich
bevorrechtete spricht sie zuerst nnd mit gröster Entschiedenheit.
V. 1090 ßivstv det lu dtalaXrifiiiivov ist das zu einem ganzen
Setze aufgelöste Praedicat zu tovxI to TtQccyfMi: vgl. Thuk. 11 40, 3
0 Toig aXXoig — ifia^tä ithv ^^aog, loyi4ffMg ßt onvov ipigUy wo
das Praedicat sogar zn zwei selbständigen Sätzen erweitert ist. —
Was das Gesetz des Kannonos betrifft, so lautete es (vgl. K. F. Her-
mann grieol\, Staatsalt. § 133, ll) idv tig xov xm ^A^tfvalav d^ftov
odtx^, Ssdeiiivov inoiiKuv iv xip di^fifp. Der Schol. bezieht dies Ver-
fahren mit Recht abf die Eisangelie und ertlärt i^t^vov der vorlie-
genden Stelle zu Gunsten wol etwas zu speoinll: nuntjfp^vov a^Ltpo-
xif^&sv. Ich bezweifle nicht dasz, wenn der angeklagte sich gefesselt
vertbeidigte, zu beiden Seiten Skythen standen, um so noch mehr zu
bezeichnen dasz er ein Staatsgefsngener sei. Diesen Umstand benutzt
Ar. als^.den für ihn wesentlichen Punkt des Gesetzes, weil er allein»
obwol freilich nioEt ganz genau, auf den vorliegenden Fall passte. Die
C. Kock: tar Erklirang o. Kritik r. Aristophanes Bkklesiazosen. 287
beiden alten Weiber sind die Skythen. Inwiefern der Vergleich nicht
gana paast, liegt auf der Hand. Aach das SuxlsXfifiiiivov iat mit b»-
noristiacher Uebertreibung dem Gesetze aafgebardet.
y. 1091 dtxwmtv äfitpoiiQag sc. xmjtagj was ein Accnsativ des
Inhalts iat. Erst durch den Nebensinn , in welchem igxoncHv hier ge>
braneht ist, erhalt auch das zu ergänzende Substantiv die Bedentang
*beide Weiber'. Bei iimpotiqag unmittelbar ywtuxttg odi|r y^Ktvg zn
sBpplieren halte ich nicht fflr zulässig.
V. 1088 — 1094 vertausche ich die Rollen von ywn^ B und F, Es
ist festzuhalten dasz F als die hiszHcbste und älteste dem Gesetze
nach die zunichst berechtigte ist und sich auch , wie früher, zuerst in
den Besitz des Janglings setzen will. B macht gegen sie nur Oppo-
sitioD and steht in zweiter Linie. Deshalb sagt J* V. 1088 9iyj^ ßad^e
dtvQo^ B als Opponentin ^ JC alX^ mg ifii. V. 1092 kommt auch
r zu. T. 1094 spricht B zur Tröstung. Der Jüngling soll nicht allein,
dem alten Scheusal fiberlassen werden: sie, die jüngere alte, wilf ihn
begleiten. Ala das geringere von zwei Uebeln kann aie mit Recht in
sich einen Trost f&r den Jüngling sehen.
V. 1104 halte ich gegen Bergk und gegen das awelQ^Ofuii des Rav.
an cvinnq^oputt fest. Ea ist. nicht zo fibersehen, dasz Ar. hier Bilder
BUS dem Seeleben mit Vorliebe wihlt (vgl. V. 1066. lb9l. 1106). Der
Jfingling aiebt.sich als einen schiffbrüchigen an, der unter und mit den
Seetbieren zusammen schwimmend (hier ist der Sinn natürlich obscön)
dem Hafen zustrebt. Eine freilich nicht genau passefy^e Analogie fflr
nnsern Fall findet sieb bei Lukian ver. bist. 33, wo wir ganz ihnliche
Worte lesen : Cvvvrjxofu^a xm iuqii%ovti vovrm ^^m. Das von Ar.
gebrauchte Bild dürfte mindestens eben so passend sein wie bei dtxoh-
%H¥^ iXavvHP usw. Soltte^dem Erfinder des Ausdrucks Arion vorge«
schwebt haben?
V. 1106 — 1111. Den Verbeaserangavorschlägen Bergks, die fibri-
gena nicht in den Text aufgenommen sind, kann ich nicht beipflichten.
Kmnächst ist 0(img d* gegen ahm d' festzuhalten. Aer Jüngling hat
sieh im vorhergehenden aehwer beklagt, dasz er mit diesen Frauen-
zimaMTD zusammengekeHet tat, und gegen dieae Klage bildet aein fol-
gender Wunsch, dasz sie auch noch nach dem Tode mit ihm vereinigt
werden sollen, einen so starken Gegensatz, dasz ofim? ii ganz an aei-
aem Platze ist. Ebenso scheint mir die Veränderung V. 1108 von tiiv
in njvda keineawega nOthig: vgl. Krugers Sprachl. § 60, 1, 5. — Frei-
Kck bleibt in der Stelle noch manche^ zu erklären: zunachat V. 1106
die Verbindung von tl mit itoXka ^okXaKtg. Man sagt eaphemistisob
naajiuv ii Mr 'sterben'. Indem der Jüngling tI sagt, findet er daaz
der Avadruck seinem Schicksal nicht entspricht, sondern viel zu
schwach ist, und er erläutert oder berichtigt ihn mii noXXa noXXamg,
, Gleich wol ist vi unentbehrlich, weil es erst mit Ttacxnv verbanden
* die BedeuCmig * sterben' hervorbringt; aber insofern ica^%€iv xt nicht
wirklich * sterben' heiszt, kann die eigentliche Bedeutui|r durch de#
Znsatz mit Recht gesteigert werden.
288 C. Kock: zar ErkliiruDg u. Kritik v. Arislophanes Ekklesiasuseo.
V. 1107. Obwol der SchmuU in dieser Scene so reichlich ist,
dan niemand ein Bedürfnis nach Vermebrnng desselben enpfindeo
wird , kann in* avxfp tooi arofiati xijg slcßoXilg nur in der alleronsaa-
bersten Bedeutung genommen werden. siaßoXiq kann nicht die Thor
des Hanses bedeuten. Der Jüngling hat es mit zwei xaaalßadsg za
thnn und erwartet von ihnen den Tod; daher ist es natflrlicb, dasz er
beide in seinem Testamente, das er hier macht, bedenken wird. Die
eine, in deren Armen er stirbt (er meint wol JT), soll — eine oage-
beuerliohe Phantasie — sein Grab sein (vgl. V6. 475) , die andere (V.
1106 %al Tifv) soll ihm als Leicbenslein dienen.
V. 1106 avo^Ev, das an sich nicht deutlich geoag ist, wird darch
ifcinolrjg xov örjfutTog erkiftrt.
y. IUI TtgSipaatv ivxl A^xvOov. Dasselbe Verhfiltnis wird durch
TtQQfpaaiv snbjectiv und durch ivxl objeetiv bezeichnet: unter Vor-
Schätzung des Grundes, dasz sie die Stelle einer XijxvOog veftrele.
* V. 1138 raaJi xiig iislQotxag erkläst der Schol. xag xov ^o^ov.
Zwar bestand der Chor aus verheirateten Frauen; doch scheint eide
andere Deutung liicht möglich. Dasz die Gattin (offenbar Praxagora)
zum Vergnfigen ihres Eheherrn Hetaeren habe holen lassen , wie die
allen ErkUrer annehmen, ist kaum glaublich, zumal sie selbst V. 718
erklart hatte, dasz sie ihnen das Handwerk legen wolle. Auch aol-
wortet der Chor, oder genauer der Chorführer, auf diese Einladaog
offenbar V. 1151, indem er sich zum Abzüge anschickt. Insofern fut-
QaMov ein jungy Mann unter zwanzig Jahren ist, kann lui^^ gewb
auch eine Frau gleiches Alters bezeichnen. Auf Verheiratung oder
ledigen Stand nimmt das Wort keine Rücksicht.
V. 1144 — 1150. Die Vertheilung, welche Bergk mit diesen Ver-
sen vornimmt, scheint mir nicht passend, vielleicht weil ich seioo
Gründe nicht kenne. Dasz etwa die Dienerin eine za lange Partie er-
halt, wenn man sie V. 1136 — 1148 sprechen Ifiszt, wird die Veranlas-
sung kaum gewesen sein, da sie V. 1112 — 1126 grerade noch zwei
Verse mehr im Zusammenhange redet. Auch stimmt der Inhalt ron
V. 1144 — 1148 ganz zu einer Rede der Dienerin. Wie sie im vorher-
gehenden (V. 1141) gesagt hat, auch das wolgeneigte Pnblicoai sei
zur Mahlzeit geladen, so fordert sie nun den Chor auf diese EinUdang
direct zu bestellen. In Folge dessen stimmt denn aac& der Chor V.
1162 ein (likog (liXXoSHitvixov an, welches der an ihn ergaogenea
Aufforderang, wenn auch in freierer Weise, entspricht. Wollte man
die Verse 1144 — 1148 dem Chor beilegen, so könnte sie im Naoen
des Chors nur der Chorführer sprechen und die Choreuten auffordern,
die Einladung an das Publicum zu richten. Dasz nemlioh V. iM 7^
qovxtiy fU^(^a%iov^ itaiölaxov nur las Publicum belteichnen können,
geht dhraus hervor, dasz die Bürger des Stfleks sämtlich schon ge-
speist haben (V. 1131 ff.)* Der Chor kann nicht etwa die Dienerin rer- ,
anlassen wollen die Einladung auszusprechen , da sie es einmal in al-
ibr Kürze sAon gelhan hat und es in der Folge mit keiner Silbe mehr
thut. Uebrigens bin ich sehr geneigt auch noch Y. 1149 u. 11^ ^^^
C. Kock: sor Erklirnng u. Kritik v. Arislophanes EJiklesiazusen. 289
Rolle der Dienerin beixnlegen and stutKe. mich auf Rar^ der Y. 1151
eine Personeninderang eintreten lädzt. Dadurch würde jene, was frei*
lieh von untergeordneter Bedeutung ist, hier gerade ebenso viel Verse
sprechen wie Y. 1112 — 1126. Sodann würde das iyoi 61 usw. V. 1149
dem was der Chor thun soll als Gegensatz sehr gut entsprechen, auch
die Antwort des Chors Y. 1151: * weshalb zögerst du noch, da du
doch gehen wolltest?' ganz passend sein^ Hiezu kommt ein Grund,
den ich für schhgend halte. {%ov6a toi %al 6ada tovitivI xaXöig (oder
Ix» ii Rav. u. Bergk) Y. 1150 kann nur die Dienerin sagen. Der Chor
ist seit langer Zeit unbeweglich in der Orchestra , ist am hellen Tage
ohne Fackeln gekommen und kann sich jetzt nicht daran erinnern,
dasz er k la bonne heure gerade Fackeln bei sich habe. Diese beiden
Verse unter Aufnahme des l^co 61 (was ich für einen aus der Aehnlich-
keit des vorigen Versanfanges entstandenen Schreibfehler des Rav.
halte) dem Herrn, Blepyros, beizulegen, scheint mii> unstatthaft. Der
Herr ist seiner Dienerin gegenüber sehr wortkarg gewesen (Y. >130
0. 113&) und wol schon Y. 1137 abgegangen, da es für ihn von keinem
Interesse sein konnte die weiteren Herzensergieszungen der Magd mit
anzuhören. Wie wenig er sich um die Worte der letzteren bekümmert
hat, zeigt Y. 1135 die Frage derselben: not not ßa6l^€ig; Sie bat nur
einen Sinn, wenn die Dienerin erstaunt darüber ist, dasz der Herr
schon gleich nach ihren ersten Worten , ohne dfe Hauptsache gehört
zu haben, sich zum weitergehen anschickt. Sie halt ihn mit dieser
Frage natürlich noch einen Augenblick auf and zwingt ihn wenigstens
noch einiges anzuhören. Uebrigens enthält der Schlus'z der Ekklesia-
zasen manches belehrende über die AufTubrnng der Komoedien. Y.
1146 IT. beweisen dasz die Ekkl. das letzte Stück des Tages waren:
denn es ist kaum glaublich dasz die Zuschauer nach dem dern;vov, das
gegen Abend gehalten wurde, und zwar in diesem Falle zu Hause, noch
einmal in das Theater gekommen seien. Steht dies fest, so geht aus
V^. 11S7 IT. hervor, dasz an jedem Tage, und zwar an letzter Stelle,
nur 6ine Komoedie aufgeführt wurde. Die Ekkl. sind die erste der
aufgeführten Komoedien und spielten am Nachmittag des ersten Fest-
tages.
V. 1155. Dasz %qLvbiv in diesem und den folgenden Yers'en die
praegnante Bedeutung ^vorziehen, für den Sieger erklären' )iat, beweist
auszer manchem anderen schon die starke Form des Fron. pers. ifii,
nicht fi/. Beurteilen müssen die Richter natürlich alle Dichter, die, eine
Komoedie aufgeführt haben; für den Sieger 'erklaren sollen sie im Ge-
gensatze zu den anderen ihn.
Y. 1166 %€tl xaa6e vvv kaycigag xotv aKeUcHOiv rbv ^^^v. Zu
ergänzen x/vci. Vorher waren die Choreuten des ^inen Halbchors auf>
gefordert wordeii die Füsze in kretischem Rhythmus zu bewegen ; jetzt
knüpft nal ein neues Object der Bewegung an. raffde Xayaqag kann auch
ich nur von den hohlen, leeren Magen verstehen. Sie sollen auch die
leeren Leiber in der geforderten Weise bewegen. Dem entspricht der
Y. 1168 mit^^a^ angeknüpfte Grund, dasz die Strapaze bald reichlich
290 C. Kock : sur Erklärung u. Kritik v. Aristopbanea Ekklesiasusen.
belohnt werden solle, roti^ axBlictioiv ist Dativ, xov (v&imv Accmativ
des Inhalts %n lUvu^ gleich Torvti/v ri^v ^^(Aixfjv lUvrfiw*
V. 1179 tnqB<s9 avo ist auch an die Zuschauer gerichtet, die
nach beendigtem Stücke zum Ssmvav nach Hause gehen.
Anclam. Carl Kock.
Studien
zur griechischen Mythologie,
Von
Anglist Friedrich Pott
iahib. f. «iMt. Pbilol. Sappl. Bd. IIl HfU S.
20
7.
Studien zur griechischen Mythologie.
L Der Kythns von lo und Argos«
Nicht leicht ist im allgemeiDen ein Mythus durchsichtiger und
rerstäadlicher als der von der lo. Um so geringer daher auch die
Gefahr des irrens, wenn man sich an ihm mit der Bezeichnungsweise
▼erlniot zn machen sucht, wie sie von der mythologischen Sprache
iherbanpt geliebt wird. Und doch erhebt sich wieder anderseits eine
licht onbedeatende Schwierigkeit bei Behandlung gerade dieses Mythus:
lemlich wegen dessen unleugbarer Verflechtung mit Aegypten und in
Betreff der Frage, ob und in wie weit hieraus geschichtliche SchlQsse
la ziehen nns zustehen mag.
Bekanntlich beginnt Herodot sein Werk mit dem wechselseitigen
Banbe zwischen Europa und Asien von den vier Weibern lo, EuroTpa,
Xedeia and Helena; und seitsam genug sollen sie es gewesen sein,
welche den ersten Aulasz gegeben hätten zu den groszen Kämpfen
beider Welttheile mit einander. Noch seltsamer, dasz sie auszerdem
säntlieh, wenigstens nach der Darstellung von Gerhard gr. Myth. 1 523,
'Mondheroinen' wären, was auclf in der That viel für sich hat.
lo bedeotete, wird angegeben, in argivischer Mundart den Mond, und
loch iok ist, freilich als Maso., im Koptischen dasselbe, und läszt des-
halb gegrilndetermaszen auf gleichen Brauch bei den alten Aegyptern
lorackscblieszen. — ^Ekhni vergleicht Preller gr. Myth. 11 73 geradezu
Bit^Ai^ und meint, indem er an den Zeus Hellauios und die^£XAo«
oder XelXol zn Dodona (vgl. auch Gerhard gr. Myth. I 154) erinnert,
es sei ein weiblicher Helios. Das Appellativum lAavi; Athen. 15 p.699
oder bei Hesych ikivri, der übrigens auch aiXatvat ' laiinddsg anführt,
wird als vorn digammiert aufgeführt (Thiersch gr. Gr. S. 225. Giese
aeol. Dial. S. 284), was, wie der letztere auseinandersetzt, etymologi-
sche Vereinigung mit aiXag^ ceXi^vri^ in denen hinter Sigma kein Di-
lamna nachweislich, oder gar mit i^kiog (skr. sür-yoy lat. so/, eig.
cielestis ans svar caelum), welche alle Crenzer Symb. IV 153 mit
eitaader in dinenTopf thut, erschwert, wo nicht gar unmöglich macht.
20*
294 A. F. PoU: Stadien zur griecliiscIieD Mylliologie.
Wie dem nan sei : ilivri^ wovon sich '^EAivij nicht wird trenneo lassen,
obschoo nach Giese es ungewis wäre, ob aeolisch wirklich der Name
Digamma gehabt habe, bedeutet Fackel; and warum sollte sich das
nicht auf den Mond deuten lassen? Man nehme doch nur Hör. 4, 6,37:
rtle Lalonae puerum can€ntes,\rtte crescenlem face Noctilucam^ wo
natürlich vom Monde mit zunehmendem lichte die Rede ist. Ein sol-
cher Name, der an sich, jedoch eher als Mond denn als Fackel (selbst
wenn Hochzeitsfackel), für eine Frau sich schickte, ist aber in der
Iroischen Sage, worin mehrere Eigennamen dem Charakter der Perso-
nen und ihrer Aufgabe zu sehr entsprechen, um nicht mit einer ge-
wissen Absichtlichkeit gewählt zu sein, von einer Bedeutsamkeit, die
nicht rein zufallig sein möchte. Wie also wenn Helena die Kriegs-
fackel, fax belli (KZ. VII 91), wäre, welche die gegenüber lie^eadeu
Küsten des östlichen und westlichen Welttheiles zu einem so hart-
näckigen und langwierigen Kriege entzündete? '^'Ekevog^ aoszer dem
Oenopiden dieses Namens IL 5,707, heiszt auch wol als nicht groadloses
Gegenstück zur Helena der berühmte troische Wahrsager (etwa: als
Sonnengott Apollon Leuchte in der dunkeln Zukunft?), welcher, da
nach des Paris Tode ihm Deiphobos als Geraal der Helena vorgezo-
gen wird, sich auf den Ida zurückzieht und, von den Griechen gefan-
gen, ihnen eine verrätherische Mitlheilung über seine Vaterstadt ma-
chen will. Er war der einzige von Priamos Söhnen, welcher den Fall
von Troja überlebte und , dem Pyrrhos , dem Sohne des Achilleas za-
gefallen, sogar dessen Nachfolger in Epirns wurde. Sicher derGrnnd,
warum später König Pyrrhus seinen Sohn Helenos hiesz (W-
Pyrrh. 9).
Wir kommen zur Europa. Ich halte es durchans nicht fOr on
wahrscheinlich, dasz diese Tochter des Agenor (tüchtiger Mann) noJ
der Telephaässa (fernhin leuchtend, was nicht nothwendig blosz bild-
lich zu verstehen wäre) oder der Argiope *) (d. h. also : weissen .Ant-
litzes, wie der Mond sich oft zeigt), einer Tochter desNeilo^; DacliUo*
mer des Phoenix (also aus dem Volke der Phoeniken,HeyoeObss
ad Apolld.S.212), mit ihrem Bruder Kadmos, wie man vermalet hal.
den gleichsam verschwislerten Gegensalz von Abend- und Morgen-
land vorstelle, und zwar in Namen, welche der phoenikischen Spraclui
angehören: nemlich hebr. *ereb (vespera), woher arab. ^A^rb (occi-
dens), gherbi (pars occidentalis), ital. garhino (Südwestwind) im »"'
lelländischen Meere (Diez etym.WB.S. 163), und das Königreich yl^^"'^
fies in Portugal, sowie meghreb (occidens), und auf der andern Seile liebr
*ed«m,Äadim (oriens); vgl. etym. Forsch. II 190. Mit dem Abend beginn'
nach der Herschaft der Sonne die des Nachtgestirns ; und es hat sicher
lieh einen tieferen Grund, wenn auch Europa, wie lo, der Hörner des
Mondes wegen, selber zur Kuh wird, durch Zeus wenigstens in Gestal
*)^Auch Thamyris, ein alter thrakiscber Sänger , hatte *^^Wf".°u
A^yionii 2« Eltern (Apolld. 1, 3, 3. Paus. 4, 33). Das verstehe ich mcia
anders als Xtoi;»? (Schneeland), nemlich: weis« (von Schnee) «izuseiit«,
d. h. Thrakien, da Eumolpos, Sohn der Chione, auch ^aai^^^^^^'
A. F. Polt: Slndien zur inieehisckea Mythologie. 295
eines (billigerweise onr fflr eine Knh sich schickeDden) Stieres
entfahrt worde. Dasz der Grieche, wie er in fremden Wörtern pflegte,
anch in EwQtinTi ein einheimisches Wort su hören glanbte und es dem«
gemiss sich ein wenig fär sein Ohr nnd seinen Hand wolgefilliger
sosialsle , kann durchaus kein Befremden erregen. Uebrigens hat er
ee doch nickt Töllig lu iv^ay^ (weitblickend) umgemodelt, obgleick
er nn dies einheimische Wort bei EvQDOTtri znnSchst gedacht haben
mag. Es scheint sich aber weglassen von v aus svqv selbst nicht durch
ev^ionog ond ivQcidijg als genügend berechtigt zu erweisen. Sonst
Hesse sich 'weitblickend' allerdings auch zur Noth vom Monde sagen;
ja mit Cassei magyar. Aiterth. S. 288 sogar von unserem Weltlheile als
*weil ausschauendem', d. h. sich weithin erstreckendem Lande, wie
er Ja ph et auch als latitndo =:= late patens (terra) versteht. Ihm ist
dann Enropa auch gewissermaszen Kuh, wie im Skr. go Kuh und Erde
(so anch Wiswamitra's Kuh, die AUernahrerin). Bei Paus. 7, 4, 1 hatte
Asios der Samier gedichtet, ag 0olvwt ix Ils^ifi'^dfig (die gar kluge,
am Rath nicht verlegene) rrjg Olviong^ Königs in Aetolien (vgl. der
geographischen Lage nach einigermaszen JcDÖaiv Sohn des Zeus und
der Bar opa) yivoixo ^ActvnaXaia %al EvQcinri, Also auch hier in
dem Schwesternpaar, welches auf den Eponymus der Phoeniken
zoräekgeleilet wird mit einer Europaeerin im Westen Griechen-
lands, der Gegensatz zwischen den beiden Welttheilen. Astypalaea,
d. h. doch wahrscheinlich« hier nicht etwa als alte Stadt Samos gemeint,
sondern das durch alte Handelsstädte hochbertthmte Phoenikien. Vgl.
naltdjjdmif (Altland) als mythischen Urahn von Griechenlands Urbe-
wohnern, ansgedrflckt durch: Vater des Pelasgos. üocei^davog dlnal
'Aawjtaialag dvat nalda'^Aywaov (s\t\\t\c\k\.: Entzflnder, nemlich des
Tages, hei Sonnenaufgang), ßaeiUvBtv de ccvtov vmv naXovfiivcav A^
Uysifff, 'Ayfuiim öi xriv ^vycniqa xw Ttoxaiiov Xaßovxi xov Maiav-
d^ov (also in Kleinasien) £a(Uav (also eponym mit der Insel Samos)
— %ai JEdfiov (eben so). ^Ayuala^ — ov ^IfißQaöioiöt tkxq^ vöaaiv (aus
SumOBYA^vmiXata xlxxs Iloöetöaoavi Apoll. Rh. 2, 866. ^Aaxvrcalauiif
wie ausserdem z. B. sporadische Insel bei Kreta, auch alter Name von
Kos. Sollte des Ankaeos Bruder Eurypylos (Weitthor) — doch s.
spiter — nnsem Welttheil vorstellen, der brüderliche Ankaeos aber,
als Sonnenaufgang, Asien? d. i. etymologisch, wie etym. Forsch. II
190 gezeigt worden, yrj i}omk. Vgl. auch den phoenikischen "i^dcm/e^
(d. i. Herr, dominus, im Hehr.) as ^Afpog (orientalis) usw. Ahrens KZ.
10 173.
Endlich Medeia hat zum Monde allerdings auch einen Bezug
Iheils wegen ihrer Herkunft aus dem Sonnenlande , theils in ihrer Ei*
geaschaft als Zauberin , weil man Zaubereien gern Nachts , hei Mon-
denschein, vollbrachte, wie z. B. aus Theokr. 2, 10 f. erhellt. — Den
Zink zwischen Europa und Asien, oder zwischen Abend und
Osten, nm den Mond scheinen wir uns aber wirklich aus der Natur«
beolNichtang deuten zu müssen , dasz der Mond , freilich wie alle Ge-
stirne, dem Enropaeer Griechenlands gleichwie von der asiatischen
296 A. F. Poil: Shidii» svr grieohisoliM Mytholofie.
KflsCe heraberkofflmend, nnd dem Asiaten als sieli von ihm ^eo En*
ropa (man dachte: gezwungeD, nicht gutwillig) entfernend sich
darstellen nuste; — und dabei nun das Wunder , wie im Westen ver*
schwindend der Mond immer doch von neuem wieder im Oslen (also
doch wol , so lange man nicht von der Kugelgestall der Erde wnate,
sondern sie sieh als Fliehe dachte, durch dunkle, lichtlose Gegenden,
mithin des hoben Nordens, worauf die kimmerisohe Finsternis lagerte,
dahin snrQckgekehrt) seine Reise am Himmel antrat !
Bei Herodot hat sich der Mythus gleichsam in gans oatörlich
verlaufende Menscheogeschichte verwandelt, indem er alles wunderba-
ren entkleidet worden. Was aber die Ersählung von der lo im beson-
dem angeht, so bleibt die göttliche Dazwischenkunft des Zeos, wel-
che ursprünglich, wo darunter der Mond gemeint war, nothwendig
dasn fifehörte, gans aus dem Spiele. Merkwürdigerweise aber wüsten
sufolge Herodot von der lo, also ausser den Griechen, auch Fhoeniken
nnd Ferser, ja nicht minder Aegypter, was von weiter Verbreilang
der lo, mindestens als Gegenstand der Unterhaltung, wo nicht der Ver-
ehrung, KU Herodots Zeit unbestreitbares Zeugnis ablegt. Ihm sufolge
erzählten nun die Perser von einem Raube der lo aus Argos durch
phoeuikische Kaufleute , wihrend die Fhoeniken selbst (Kap. 5) , Ter*
möge des im Alterthum' oft wiederkehrenden Strebens nach Ehrenret-
tung oder Verherlichung des eigenen Volkes oder Stammes, in beschö-
nigender Weise bloss verbotenen Umgang des Schiffshauptmanns mit
ihr einräumen, wogegen sie selbst, zwar aus Scham vor den BUern,
sonst freiwillig ihm gefolgt sei. Vgl. ähnliches von der Fhoenikio im
Hause von des Eumaeos Vater Od. 15, 414. üebrigens Ton Wichtig-
keit ist, dass lo — jedenfalls also ein Zug weloher der Geschichte
wesentlich angehören musz — zuletzt, wie zum Schlüsse ihrer Irrfahr-
ten als Kuh bei den Dichtern, auch hier naoh Aegypten gelangt;
nnd zwar um so mehr, als das gleiche von der Helena ersfthlt wnrde
(Freiler II 75).
Gierig zu Ov. M. 1, 747 hat folgendes : ^Epapkus ab Aeschylo From.
319 vocatur diog (caelestis oder auch a love oriundus) Tto^ig (vitalus
i. filius) ßoog. Eusebius tarnen in Chronico ad a. 481 auctor est, ex
Telegono (Sohn des Proteus, der sich ja auch besonders in Aegypten
aufhält, KZ. VI 121, wol wie der Nil durch seinen angeblichen Namen
Hneivrigj Diod. S. 1, 19, zu einem Verwandten des Okeanos gemacht
werden soll), cui iuxta Apollod. postea nupsit Isis, genitum esse hunc
Epaphum: v, Burmannns ad h. l. Apud Aesch. lupiter non concumbit
cum lo, sed ad Nilum placide manu palpans gravidem eam reddit:
inaipav axagßu x^^Q^ xal ^lymv (lovov» f intivvfiov di tmv Jtog
^lyi^liaxmv \ ri|e(ff nelaivov '*Eauitpov xxX, v. 849. Is Graecis i. q.
Aegyptiis Apis Herod. S, 153. 3, 137.' Vgl. Greuzer II 934, der das
berühren auf den Blitz deutet. Schwarz, als sich auf Aethiopen
beziehend, die nachmals durch Phaäthons UnglQcksfahrf schwars ge-
brannt werden, oder weil Aegypten KHME^ XFMI (daher Alcbemie,
als ars Aegyptiaca , und nicht als Schwarzkunst?) heiszt von käme
(schwarz) ; s. meine Versch. der Rassen S. 62. 67. X^^ug als alter
A. F. Pott: Stadran zur grieehitdien Mythologie. " 297
König Aofnrptens Biod. S. 1 , fö vornullieh aocli, d>wol aach Stadt.
Xfiftta als fuXayystog Fiat. Is. et Os. c. ä3 p. 364. Vgl. anch von der
sehwarsen Farbe der Taabe sa Dodona, m Atytmtlti ^ ywni ^,
Her. 9, 58. laigleicheD MilaftgtoSig , nach Apolld. 2,1,4 der alte
Käme der Aegypter, was, obsehon yod eiaigen rerdichttgt, doch nach
Heyae not. crit. S. 118 nicht braacht in lulafißaXov gefiedert za wer-
den. Dahin gehört auch nnstreitig der Seher MeXafiatovg^ von dessen
früher ntir ntfUarer Benennung (KZ. VI 114) ich nunmehr in Her. 2, 49
(vgl. Creuzer III 161) den Grund glaube entdeckt zu haben. Er war
es nemlich, welcher die Griechen in aegyptischen UeiligthQmern
anterwies. Nach Schol. Theokr. 3, 43 hiesz er so, weil (lovovg fjv
yvinvog roifg nodag xal i^evuxv^ wto tov ffUov. Hingegen: "EatagHtP
MccSö^i' ort 6 2jivg inatpriaifiBvog Ttjg ^lovg nahv $lg ywahia ov-
tify fUTCfto^9>cMrcv, Schol. Enr. Phoen. 633. Heyne Obss. ad Apolld. S. 103.
Gevris: tactns, palpatus oder tangendo procreatus kann der Name gram*
malisch unmöglich bedeuten, wäre dies auch sonst nieht ein abenleuer-
lieber Sinn. An Aeschylos ist man es gewohnt, dasz er mit Namen spielt.
So BBit der Helena als iXivag, Skavigog^ ikinroXig Agam. 696. Desglei*
chea beim Epaphos , wo er deshalb auch des Activs inatpmv statt des
sooat Qbliohen Mediums sich zu bedienen kühn genug ist. Preller II 30
rith bei Epapbos auf den Abendstern, und ist nun anders der Name
wirklich ans griechischen und nicht etwa aus aegyptischen Mitteln zu
erkUren, so nfihme ich zwar auch, man mfiste denn, des vordem e we-
gen nicht recht glaubhaft, Annahme einer rednpli eierten Form vorzie*
hen, inpiieKa zu Hälfe, allein in dem bei Soph. Trach. 933 wenn anch
aar. figflrlich angewendeten Sinne des Aizündens; m. vgl. bei den Rö-
mern die prima fax oder lucemae geheiszene Tageszeit, wenn man
das Lieht anzOndete. Vgl. agni lv%viav Herod. 7, 315. Das bleiben von
« in ht«tpfi{ asw., ohne sich vor dem Spiritus von atffi\ in tp zu ver-
wandeln, hat seinen Grund wol in dem Streben nach Vermeidung
zweier gleicher Consonanten, wie denn auch Sq>^ai, eine Art Entzfin-
dang, aaoer ignis, den Spiritus mildert, welchen doch i(pd'og als Asper
beibiÄialten hat. An hcaq^r^iii^ gegen einen loslassen, das allenfalls
anch noch in Frage käme, wQste ich viel weniger eine Anknapfnng
zu versuchen. — Wenn nun znfolge Herodot 3, 28 6 öi'jiitig (so Reiz
st. ^Atug) oirog o lEacafpog^ so könnte vielleicht jemand auf den Gedan-
ken verfallen, die griechische Form sei von der aegyptischen nur ver-
schieden durch den aeg. minnlichen Artikel 77 oder <Z>, in welchem die
Griechen aber, ihrer Umdeutung aus htatpaoi/Lai zu Liebe, die Kürzung
von hU gefunden hätten. Doch erseheint auch mit dem kurzen o in
"Euaipog die Länge in ^Anig nicht gut vereihbar. Creuzer I 486 gibt,
anszer der Erinnerung an den lieg. Monat Epipkij noch die nicht
sehr. einleuchtenden Erklärungen als Vater-Stier (also aus kopt.
ajUk Abbes, senior, pater^ ascela) nach Zo^ga, oder Haupt- Stier
nach de Rossi, aus «^ne, ^^^ caput, princeps, snmmitas, Vertex, zu-
mal fflr Apis selbst im Koptischen sich kein Wort im Sinne von Stier
vorändet. Nicht besser steht es um die Gleichstellung mit ApophiSy
298 A. F. Pott: Stadim sir friodmeheft MTflioIofie.
WM RiM0 BMA soll (IV 180). Vgl. doD Apepi DUZ. X 906. SlO. —
«i/apt (Apis) war niobl D«r der Name des S tieres tod Meaphis, boo-
dern aaoli der deilige (hierogtyphisohe) Name des Kils, oad drilleas
der Name desjenigen der vier nnterweltliclien Onirissöhne, welcher dea
Kopf des dem Monde heiligen Kynokephaios na tragen pflegte. Aas
den Naobrichten der Sohriftstelier geht answeifelbaft hervor, dasx der
Stier Apis aaoh von den Priestern in einer doppelten NatnrbeseichnoDg
Terebrt wurde , nemlicb als Symbol des Mondes and als Symbol des
Nils» usw. Lepsias DHZ. YIl 437.
Orid lässt nun unseren Epapbos, also einen Sobn der lo (d. h.
der Mondgöttin) von Zeus, dem obersten aller Götter, mit dem Apol-
losohne in Streit gerathen , weil der Sole natns PbaStbon , d. h. der
lenebtende, sich einstmals seiner vornehmen Herkanft (von Phoeboi
und der Nymphe Klymene) gegen ihn berahmt. Was dann beksoaUicli
das Motiv herleibt, wie Phafttbon zur Beglanbigang seiner Gebort die
.Erlaubnis sur Besteigung des väterlichen Wagens sich erwirkt. Pbi^-
thon gleicht beim niederfallen einer Sternschnuppe: iangoque per
a€ra iractu \ fertut; ui interdum de caeio Stella serenOj | eisino»
cec idil, potuii cecidiue viderL Ygl. ausser den Auslegern so Ov.M.
3, 321 iUl. Stella cadente KZ. II 426 ; und so mag Beobachtung ros
Sternschnuppen mit in die kosmogoniscbeSpecnlation über Unterschied
der Klima te und deren Entstehung hineinspielen, wie man sie im
Mythus von Phaftthon sich offenbar klar su machen suchte. Den oafs-
schickten Fahrer des Sonnen wagens — escipii Eridanus, ein Flnss
im fernen Westen, also in der Gegend des Sonnenunterganges. Prelier
I 297 abersetst ^HgLÖavog mit ^Fräbstrom [?] ^vielleicht eig. der des
Lichtes, da der Fluss euch 0ai^tDv geheissetf haben soll, Serv. V. A.
6, 659.' Sollte aber in diesem mythischen Strome , der also doch wol
niobt eigentlich Östlicher heisxen kann und nur mit Unrecht in der
Wirklichkeit auf der Erde gesucht wOrde, bloss ein Gegenstäek sar
Milchstrasse gemeint sein 7 deren Entstehen man daher leilel, dMS
Hefa (Wolkenhimmel), durch List dasu vermocht den ihr verhasstos
jungen (Sonnenheros) Herakles an ihre Brust sn legen, ihn, als er
SU gewaltig sog, von sich warf. Vielleicht mit Hinblick auf dis sog*
Wassersieben der Sonne j^edacht, womit ähnliches su vergleichen in
Anakreons 19r Ode samt den Auslegern; s. Cic. Arat. 389(145) Vol.
IV 2 p. 538 Or.: namque etiam Eridanum cernes in parte locatum\
caeli, funestum magnis cum viribus amnem^ \ quem lacrimis maesUH
Phaälhontis saepe torores \ sparserunt^ letum maerenti f>oce canenles.
Eine gewisse Analogie bietet, ausser dem nur scheinbar gleich abfei-
lenden ^Pidavog oder ^lagSavog in Kreta und ^laqiavt^ in Eüs, der
^jiniSavog, ion. ^HniSavog in Thessalien oder, nach Stepb. B., anch in
Troas.* Ich weiss abrigens nicht: sieht Preller darin Comp, mit Wor-
tern wie Dafiffrttfs, Tanais=i Don (ossetisch don Flusz) oder eine
blosse Herleitung in Analogie mit tfikedccvogy ovttdavig, t'^fp^^''^^^
nevTtidavog^ '^edavog u. ä.7
Die drei Ueliaden, Pbaötbusa (also die weibliche For« «»
A. F. Potl : SlndieB inr griacliMofaeD Hytiiologio. 299
Pka£lhoii), Lampetie (d. h. leuchtend, daher mil dem Beiworte con-
diäny etwa von einer Form aas AcrfUEco, die analog' gebildet mit Ttv^-
TOg naw.) and Aegle {taylti Glanz) oder Phoebe (Fem. zu Ooißag)
werden sd Pappeln, ond das aasflieasende Harz, ihre Thrinen, erhärtet
ao der Sonne (tikinzm^ II. 6, 513) sa Bernstein (im Deatachen nach
der Brennbarkeit , engl, to burn , brennen , so genannt) , gr. i^UnxQovj
d. h. glänzender Stoff, was za skr. räg^ leuchten (rgl. ifVY^S Färber)
gehört, woher rakia roth und ärakia röthlich stammen ; s. etym. Forsch«
1 337. KZ. VI 357.
Epaphos vermählte sich sodann mit Mifiiptg^ der Tochter des
Flaazgottes N e i I o s , and nach ihr sollte die Stadt Memphis in Mittel«
aegypten benannt sein, Apolld. 2, 1,4. £ben da § 5 aber ist sie Ge-
nalin des Da neos, was ziemlich auf eins hinansläaft, indem dieser
zum Brader des Afyvnrog (also auch des Niles) gemacht wird. ^'Eina^
qpo;, König in Aegypten, Erbauer von Memphis Find. P. 4, 19. N. 10, 5.
Dagegen bei Clem. Alex. 1 p. 139 (Lepsins fiber den Apiskreis DHZ.
Vil 434): An ig xs 6 "A^ovg (als ob von to "Agyo^j d. h. der Stadt
Argos, und nicht von'i^^^^o^, ov; ^Anig^ iSog oder log aber Sohn des
Pboroneus, Schol. IL 1, 22) Miinpiv olyU^etj äg tprfliv ^Aqlaxmnog
iv TC^iixa' ^A(^%aii%&v. xovxov 6h o ^Agiöxiag o *A^£iog (also ein
Schriftsteller aus Argos, womit eben der lo-Huter Argos in Verbin-
dang gebracht warde) iTtovofiaa^ijvtd qniai 2aqaniv %al xovxov
§lvai ov AfyvTCtiot aißovotv. Vgl. Heyne Obss. ad Apolld. S. 97 nnd
Lepsias a. 0. S. 428. Bei Steph. B. ist ^Amöav ein Flasz, wovon man
die ^ATXidovig (vgl. Maxedovsg; Arfisiovog^ ovofia nrjyiig Said.) oder
^Axidavaig als Einwohner von ^Ania (angeblich alter Name des Felo*
ponnes, s. Buttmann Lex. I 67 IT.) herleileL Aach wol einer von den
mancherlei Anlässen, die Geschichte der lo mit aegyptischen Verhält-
nissen (hiebei mit dem Apisstier) in Zusammenhang zu denken. So
lassen einige, auter ihnen Yarro nnd Augustinus (de civ. dei 18, ö) —
catgegen anderen, welche aegyptiscbe Golonien (im ganzen wenn auch
schwerlich mit mehr Wahrheit, doch mit mehr Schein) nach Griechen-
land versetzen — Apis mit griechischen Ansiedlern nach Aegypten
waadern und den Bewohnern jenes sicherlich doch vor den Griechen
caltivierten Landes Bildung bringen, wofür zum Danke sie ihn zam
Gotte gemacht hätten und als Serapis verehrten.
Wie ungläubig man sich nun auch bei solchem, oft auf bloszem
haschen nach Namensähnlichkeiten beruhenden Sagengewirr
gegen eine Beziehung griechischer Mythen überhaupt zu Aegypten
und im besondern gegen die von der lo verhalten mag: so scheini
doch ein Best fibrig zu bleiben, der wenn auch nur vergleichsweise
spätere Mythenvermengungen zwischen Aegypten, Asien und Griechen-
land als anabweisbar darzuthun das Anssehen hat.
lo (von der reden wir jetzt) kommt nach ihren langen Irrfahrten
als Mondkuh endlich nach Aegypten, und, wieder in eine Jungfrau
snrfick verwandelt, nunc den linigera colilur celeberrima iurboj wie
Ovid sagt, d. h. als Isis. Alywxioi Kai xr^v 'im laiv oitoicag nQodifyO'
300 A. F. PoU: Stndieo ur gnneeliisoheii MyUiologie.
^eiMfttv, Apolld. 3, 1, 4. Und daliar daon aach Bpaphos oder Apia, ihr
8ohD. Vielleicht gibt ons der Naaie der lo noch weiteren Anfachlaas.
Versuchen wir es zuerst mit einem griechischen Etymon. Da PreU
1er 11 27 'Im mit * Wandlerin am Himmel' wiedergibt, so kann er fdg-
lich an nichts anderes gedacht haben als an Uvai, als wäre es gleich-
bedeutend mit lovöa. Die Beaeichnung * Gängerin ' wäre etwas allge-
mein und bliebe., weil der richtige Hinweis auf Irrfahrten gerade an
Himmel dabei fehlte , ohne die lur Charakterisierung nSthige Farbe,
selbst wollte man , der Wandelbarkeit des Mondes in seinen Pha-
sen wegen, z. B. den auch an sie gebundenen Wechsel der Zeit(x^o*
vog — Iciv Soph. Oed. Col. 617) mit in Anschlag bringen. 'Im (anch
lat. lo Or. M. 1, 584. 588. 629) hat langes Iota , und das allein schon
verbietet Herleitung von Blfit. Mich bekehrte zu solchem Glauben auch
nicht die ZuQucht zum 'TVrc^cov, dem hoch über allem daher wan-
delnden Sonnengotle, riikiog O' V7teQii(Uvog (s. Schneider WB.).
Die Länge des i in diesem nemlich hat einen besonderen Grund. Ent-
weder läge darin noch, wie metabatisch in vfff/^ (vgl. ivl, tiv^ iv),
der Schluszvocal von skr. upari (über) , welcher dann mit dem l der
Wurzel eine Contraction eingieng, ygX/AfnplfQV, ovog und Amphio-
nis arces (Ov.), der auch wol daher seinen Namen hat, dasz er The*
ben mit Mauern umgab (gls. umgieng, ambiens), Oder die Länge
wfirde einer patrony mischen Form verdankt, wie die Grammatiker an
eine Kürzung aus 'lVsepioy-/a)v denken, was unter Hinblick auf l^fi-
^ia£bv, ^A^tpBiov oder "Ai^pBiovj das Heiligthum des Amphion in The-
ben, oder HocbMov^ IIoöBldiiovy gar nicht unmöglich wäre, obschon,
hei Zulässigkeit einer Urform auf -io-g, nicht dringend nothwendig.
Freilich wäre patronymische Form doch eigentlich nur fflr Helios als
Sohn des gleichnamigen Titanen in der Ordnung, während letzterer,
ein Sohn des Uranos und der Gaea, unzweifelhaft den Himmel vor-
Stellt aber uns. TstBQiovldfig (Helios), wie, nur scheint es nicht ge-
rade gleich letzteren mit gehäufter patronymiscber Endung (lov- nnd
-Ufig): ^Iccjutfovldfig^ auch Ov. M. 4, 632; ^E^xldi^ :=z'*Ekattoviiiig;
Tukaiovtdrig = TaiaovlÖYig^. Sohn des Talaog; Acrisümiades ^ d. i.
Ferseus Ov. M. 5, 70, aber Acrisioneus Argiver, entweder auch von
Acrisius oder von einer Stadt Acrisione in Argolis, Verg. Aen. 7, 410;
^Iftetaovlörig Sohn des'Ixcracoi/, während 'ixetatSag von 'Ixhag; Bo-
f^MVBog natg^=:BoQ€adrig^ BoQifiadrig. Den Namen 'TTCiQimv behandelt
ansfahrlicher A. Haacke : quaest. Homericarum capila duo (Nordhausea
1857). Rücksichtlich des r müsse man II. 14, 247 Kffovlovog und 2,
SöO KqovUovu vergleichen. Die Verlängerung sei vom m auf das i
flbertragen, wie tfri^/iAev, ötifOfiEv; xt^tfoxog, xi&vemBg. Bntstebuog
ans iniQ und einer mit loiv gleichbedeutenden Form will er nicht gel-
len lassen , obschon er nichts desto weniger auch au einen drüber hin
fahrenden Sonnengott denkt. Statt dessen denkt er an Ableitung nach
Analogie von licr^aA/mv, Bovjtoklowy JsvxaUfovj '£^&aA/o)v. Aller-
dings könnte ihm ein etwa mit lat. superi, superae aurae usw. stim-
mendes Adj. (vgl. die Männernamen Superianus KZ. VI 252 und "iTVcs-
A. F. Pott: Stadien Eor grieeliischen Mythologi«. 301
^og Alben. 1 p. Sl, wo nibht als Mörserkeale gemeinl) ron tW^, oder
nach blosi dies selbst som Grunde liegen. Vgl. 'TiKQldfig ^^^ 'T^te/-
^ov, oyo^ Troer 11. 5, 144, was dem Sinne nach wol s. v. a. '2Wf^o-
%iSffg^ 'TniQoxldfig^ ^TiUQB%tdf^. 'Tsu^idtig, insofern nach Ir Deel.,
könnte anf ein Adj. zn wtiqBv rathen lassen, Yriel/ixiXXelörigy^Ar^d'
dfig von ^ji%ilXivg^ ^Axq&ig nsw. Die Genetivform 'Tjc€QBlßovg Inscr.
1418 jedoch geht nothwendig aof slSog zarfick ond bezeichnet demnacb
*von vorzflglicher, das gewöhnliche Masz öberschreitender Schönheit,
ev€idi}$'. — An Tov (viola) kann , trotz tov levKov und trotzdem dass
lo in eine weisze Kuh verwandelt war, schon nm deswillen nicht ge-
dacht werden, da es auch übv ti^xsov (viola flava, gelber Lack) gab,
und für gewöhnlich bei mangelndem Beiwort das blaue Veilchen
(ß4lav) darunter verstanden wurde. Auszerdem liesse das ihre Un-
einigkeit iu der Quantität nicht zu. Allein auch log (das geworfene,
Geschosz, Pfeil) gäbe trotz seiner Länge nur eine gesnchte Erklärung,
möchte man es nun auf Strahlen (gls. Pfeile, was doch für das stechende
der Sonne viel passender wäre als für das milde Licht des Mondes) oder
auf die Geschosse der Artemis als Jagdgöttin beziehen.
Besteht man übrigens auf Herleitung von 'Jiu aus dem Griechi*
sehen, dann möchte die aus £l(ii immer noch am erträglichsten sein.
AVir haben bis jetzt einen zweiten Namen zurflckbehalten , welcher,
ohne die Sache beweisen zu können, sie doch in einem von Seiten des
Begriffs nicht ungünstigen Lichte darstellt. Zufolge Schol. Arat. 161
gebar lo als Priesterin der Hera, welche Göttin bekanntlieh in Argos
(daher *A^slaj luno Ärgiva Verg. Aen. 3, 547) hoch verehrt wurde
und je zuweilen selbst in den Begriff der lo und Mene, ja des
Mondes hfnuber schillert (Grenzer II 548. 556. 576), einen Soho
T ro ch i 1 0 s *qui aurigandi arte inventa (also von xqo%6g Rad ; obschon
sonst XQOxlXog Vögelarten: Strandläufer nnd der flinke Zaunscbifipfer)
in eaelo Aurigae sidus factus' (Heyne Obss. ad Apolld. S. 101), des-
sen Name in letzter Instanz desgleichen im ^laufen' seine Wurzel hat.
Fans. 1, 14, 2 kennt seinerseits TQOxiXog als Hierophanten aus Argos,
der nach Attika floh und dort mit einer Bleusinierin den Triptolemos
sengte. Nicht unwahrscheinlich , man habe im Trochilos als Sohn der
den Mond vorstellenden lo, falls nicht ein dem Sonnenwagen entspre-
chendes Fuhrwerk , im Gegensatz zur Sonne ein Deminutiv (vgl.
s. B. XotQlXog) erblickt entweder im Sinne von xQOxog (rnnde Scheibe,
s. B. xriQov) oder als rgoxog (Lauf; als Kreislauf s. B. der Sonne),
wie dffofioi (Lauf, und zwar der geregelte in der Hennbahn) mit Be-
zug auf die lo Aesch. Prom. 833 gebraucht. Ambiiu breviore iuna
eurrii quam $ol, Plin. N. H. 2, 23,21. Solis cursus lunaeque meaiut
Locr. 5, 77. Cursus lunae 5, 629; so/ts, lunai 419. Gewis aber hat der
Gedanke nichts gegen sich, wenn man an die Wanderungen und
Wandlungen des Mondes in Person der lo, und als gls. davon
ausgehend den Triptolemos anknöpft, worin ich,*sufolge dem von
mir RZ. VI 350 f. gesagten, als Grundidee glaube richtig ebenfalls
einen Wechsel, nur der drei alten Jahreszeiten erkannt zu haben
ond der Menschen Kampf (moXsfiog} mit ihm. Sinnig gab man aber
302 ' A. F. Poll: Studien snr grieehisdiM Mythologie«
den TripKolenoB einen EvßovXsvg (Paus. a. 0.) lam Broder, indem
der Mensch bei der Arbeit (im Kampfe mit den Jahresseiten) stets der
Ueberlegang und des guten Rathes benöthigt ist. Wesentlich gleich
gemeint wie Ev%biq o E^ßovUdovj indem der geschickten ansflbenden
Hand des Bildhauers (Eucheir ist aber ein mythischer Name) auch
wolberathene Schöpferkraft des Geistes tur Seite stehen, ja ihr
(gls. als Vater) vorausgehen musz. — Uebrigens liegt uns, wie so
oft, was abrigens bei der Eifersucht griechischer Stämme auf einander
nie Verwunderung erregen kann , eine doppelte Angabe vom Trochilos
vor, deren öine als attische Ersahlung mit der argi vischen in Streit liegt.
Wir mQssen nun aber eine zweite Möglichkeit uns vor Augen
halten: ob der Name Y», was natürlich, insbesondere auch daraus
llieszender historischer Folgerungen wegen, äuszerst erwünscht wäre
mit Sicherheit zu wissen, nicht griechischen Ursprungs sei, sondern
aegyptischen. Eustathius zu Dion. 92 (p. 23) hat die höchst be-
achtens w er Ihe Notiz : 'l(0 yoiQ ff creXi^vij xorra Ttp^ xmv ^A^eltov öiaXex"
TOVj woraus dann Heyne Obss. S. 100 nicht mit Unrecht schlieszen
mag: ^fuisse suspicor nomen hoccaputque feminae cornutnm symbolnm
Lunae apud Argivos antiquissimum.' Griechisches Indigenat des
Wortes folgte daraus indes leider immer noch nicht mit ausreichender
Sicherheit. Ein passendes Etymon auf dem Boden Griechenlands da>
für ausfindig zu machen gelang uns, wenn ja, nur unvollkommen. Wer
gibt uns zudem Aber die eigentliche Gebrauchsweise des Wortes bei
den Argivern Aufschiusz? lo vertritt mythisch den Mond; und da die
Geschichte hievon ganz besonders in Argos spielt, könnte es uns nicht
befremden, wenn die Argiver lo, obschon nur eig. durch Uebertragung,
für M 0 n d auch a p p e 1 1 a t i v, ja vielleicht selbst in der tiglichen Bede
verwendet hatten, wie Dichter Ceres und Bacchus für Brot iind
Wein gebrauchen, sub love = sub dito u. dgl. — Gesetzt, es wäre
barer Zufall, immer bliebe es ein höchst neckischer und seltsamer Zu-
fall , dasz im Koptischen ioh der gewöhnliche Ausdruck für Mond (s.
davon nachher) ist; ich weisz aber nicht, in wie weit bei den alten
Aegypfern unter diesem Namen mythisch gewendet. Schwer laszt sich
aber glauben , dies ioh sei als echtes Appellativ aus Aegypten nach
Argos gewandert, etwa wie L. Boss: Italiker und Graeken S. 11 um
des widderköpftgen "Aiifinv (daher auch die Ammonshörner als Mu-
schelart) willen den Griechen ihr afivog als von Aegypten eingeführtes
Wort aufzwingen will. Als ob die L& mm er schon Hörner hatten!
Dasz lo aber als mythische Person einen aegyptischen Namen trüge,
hätte nichts an sich wunderbares und unglaubliches wegen der vielfäl-
tigen Beziehungen, wodurch sie mit dem Nillande in Verkehr steht.
Wir stoszen indes auch bei dieser Annahme noch auf eine besondere
Schwierigkeit. Einmal in Betreff des Lautes. Der Mond heiszt im
Koptischen ioh, allein auch oih, ooh und oou (Parthey vocab. Copt. S.
385. Champollion gramm. Egypt. S. 75). Dagegen hat Brugsch DMZ.
VI 255. Aah (Selene) vgl. X 176 Anm. Dann zweitens will der Um-
stand berücksichtigt sein, dasz im Koptischen die Wörter für Mond
A. F. PoU: Stadiea sar grieehischeB M|r|hologie. 303
Sintiich den minnlicheii Artikel pi vor sich Debneo and demzafolge
der Mond, wie s. B. im Deutschen (s. meinen Art« ^Geschlecht' in Ersch
u. Grubers Encycl. S. 447), auch bei den Aegyptern minnlich ge-
dacht wvrde. * Im Koptischen ' bemerkt W. v. Hamboldt Versch. des
Sprachb. S. 459 *sind Sonne {Ph-re) und Mond (letsterer piok)
minnlichen Geschlechts, und auch die Hieroglyphe des loh, des Mond-
goUes, trigt kein weibliches Zeichen'; indes wird weiter hinsngefiBgt:
*dass auch der mythologische Begriff der Mondgöttin in das minn-
liche Geschlecht fainflberschweifte , ist schon durch andere Untersu*
chongen bekannt (Hirt Abb. der berl. Akad. 1830 — 21 S. 133. Creuier
Syrab. II 8 ff.)-' Sichere Nschweise des asiatischen Men als mann-
weiblich bei Gerhard gr. Myth. I 523. Deshalb acceptiert denn auch
Boss (Ilaliker und Graeken S. 84) — freilich dicht hinter Ra^ ite, der, was
ganz unmöglich ist, ebenfalls ^Hliog Sol sein soll (s. Curtins KZ. 1 29}
nnd in Gemeinschaft noch anderer Götternamen, die, so lisst er sich
Ton Roth einreden, Griechenland sich aus Aegypten geholl bitte —
dankbarlicbst *den Mondgott loh weiblich als die gehörnte 'Zco'. Vgl.
Preller II 137: *ohne Zweifel ist diese wunderbare Hirschkuh mit den
goldenen Hörnern [da doch sonst Hindinnen keine Hörner haben, wol
androgyn !], die ein Jahr lang nnd bis tfji den Hyperboreern herum-
lauft, bis sie endlich zu dem Ausgangspunkte zurückkehrt [im wesent-
lichen die Wandernngsgeschichte auch der Mondkoh lo !] , der Mond
am arkadischen Himmel, als ob er von dem Sonnenhelden gejagt
wfirde.' — Wenn nun lo später in Aegypten als Isis verehrt wurde,
so könnte das freilich 1) nur so viel heiszen : als der Grieche mit ae-
gyptischer Religion bekannter wurde, trat ihm in der Isis manches vor
Augen und Seele, was ihn lebhaft an den Mond, zumal an seine argi-
Tische lo im besondern erinnern muste. Man nehme doch die Isis
(ist die anders wirklich in solchem Falle gemeint) mit der Scheibe
auf dem Kopfe, die mit Stier> (wirklich nicht Kuh-?) Hörnern
(also comua lunae) ein^faszt ist (Grenzer I 494 und unter den Abbil-
dungen Tf. I Fig. 1 ein Kopf mit Hörnern und drei Sternen). Es erzählt
aber Pltttarch Is. et Os. c. 52 von der heiligen Kuh als lebendem Bilde
der Isis, welche man beim Solstilium siebenmal um den Tempel führte.
Ihm zufolge setzen ferner die Aegypter die Macht des Osiris in den
Mond und stellen die Isis, welche die fruchtbaren Eigenschaften der
Natur anzeigt, als von ihm [das wäre also wie lo vom Zeus] schwan-
ger vor. Demzufolge nennen sie den Mond die Mutter der Welt
and stellen ihn so wol männlich als weiblich dar: indem er die
Emanation der Sonne empfangt, wird er befruchtet und verbreitet dann
wiederum seinen befruchtenden Einflusz durch die Luft. Vgl. Prichard
aeg. Myth. S. 60. — Oder 2) wäre auch denkbar, der Name der lo
samt einem Theile desjenigen, was man von ihren Schicksalen sich
erzihlte, stamme von vorn herein und wirklich aus Aegypten.
Ovvm i/^iv ^lovv ig Atyxmxov anixiad'ai liyotHii lUgcai^ ovx mg Ool^
vintg^ berichtet in seiner seltsam nüchternen und vermenschlichtea
Weise der Vater der Geschichte. Die Erzihlung von der lo muste alsoi
304 A. F. PoU: Studien tar grieeUsoheD Mythologie.
ween aaefa hie ood da zu kQbler Proaa abgeschwächt, io drei Weltthei-
Ion bekanot sein, und es wäre unter solchen Umständen allerdings mög-
lich , die Griechen seien deren Verbreiter. Die eigentlichen B r f i n -
der von ihr, das folgt mindestens gar nicht, brauchten sie darum doeh
nicht SU sein, und es stände kaum etwas besonderes der Meinung ent-
gegen, versettte man ihre eigentliche Geburtsstätte nach dem Nil*
lande. War loh auch seinem grammatischen Geschlechte nach ein
Gott, so hat sich doch schon auf aegyptischem Boden die Vorstellung
▼om Monde mit der Isis vermengt, und kein Wunder , wenn nun ia
Griechenland, in GemSszheit mit der einheimischen Hek'qvfi oder "Aff^
T£fi«^, daraus eine Göttin wurde. Vom hinzudichten des Argos
später. •-« Das Neupersische hat den grammatischen Geschlechts-
unterschied der Wörter eingebflsst, und deshalb ist auch mäh, tnek
(luna , mensis) geschlechtslos. Vom gleichbedeutenden mäonkj Non.
mäo im Zend kenne ich nicht mit Sicherheit das Geschlecht; alleia
nach skr. mäs^ woraus es entstand, zu sohlieszen wäre es männlich*
Auch im Phoenikischen, kam anders der in ihm far den Mond ab-
liebe Ausdruck mit hebr. t\*i^ und nicht vielmehr mit iir^b (eig.
Weisze, albedo) flberein, wäre der Mond, wie bei nns, ein Mann.
Auch, einige sonst freilich ^bei unserer Frage unbetheiligte Sprachen
noch zu erwähnen, gelten in den sonst geschlechtslosen finnischen
Sprachen Sonne, Mond und Sterne als männliche Götter (Gas-
tr6n finn. Myth. S. ö3). Ferner ist bei den Kassias, einem rohen
Bergvolke im nördlichen Indien, wie die vorgesetzten Artikel zeigen,
zufolge V. d. Gabelentz (Gramm, der genannten Sprache S. 6) Sonne
und Tag ka sngi weiblich, aber in derselben auffallenden Weise wie
im Deutschen der Mond u hynai (vgl. noch g 45) männlich. — Sollte
nicht ''Afiaticcay der Name einer Frau (Inscr. 4670) bei Edessa, durch
Umstellung des (i aus hebr. Vi72^ m. (sol) mit Artikel ha- entstanden
sein, also ein Fem. zu Sckimschon N. pr. viri? iBaiffa/ntf/a, Stadt am
arabischen Meerbusen (St. B.) erkläre ich domus, aedes (arah. ^saa|
bait) Solls, als Status constr. mit anderer Stellung des Genetivs, sonst
analog mit ^HhovitoXtg, Auch BaitaQ(fovgy ovvxog in Palaestina ge-
wis vorn mit hebr. n'^ä
Es geschieht ganz im Interesse der Sache, wenn wir an dieser
Stelle noch auf einige andere Vorstellungen uns einlassen, die man
mit dem Monde verbunden hat. Heyne flhrt in der oben abgebrochen
neu Stelle vom argivischen Nomen der Io und dem hohen Alter ihrer
Verehrung in Argos so fort: * videtur hoc ipsum offerre expeditissi-
mam ralionem Arcadum fabolae, qnod se itqo(SBki^v9vg ^ ante lunam er-
lös dicereut, h. e. antiqoiores ipsis Argivis.' Ich möchte die Erklä«
rung nicht gerade so weit herholen, sondern eben so gern in ganz
buchstäblichem Verstände in der Weise nehmen, dasz sich die Bewoh-
ner Arkadiens, wohin man die patriarchalische, dabei etwas rohe Sitte
der Vorzeit verlegte, überhaupt, nicht blosz mit Rücksicht auf Argos,
für uralt und gleichsam *vormondig' hielten. Man musz ja auch das
analoge ßenKsciXfivos Arist. Nub. 398 für o^^^aib^ hinzunehmen, samt
A. F. Pott: Stodieo zar grieihiscben Mythologie. 30&
ß. l^Qog bei Platarch für altmodische, alberoe Possen. Wer sieh der •
Historie Tom Psammetieh bei Uerod. 2, 2 entsinnt, wie er anzweiKia-
dera das Experiment anstellte wegen der Frage, welches Volk das SU
teste sei, könnte wol darauf verfallen, das ßixog^ was sie nach swei
Jahren hören lieszen, in ßiXKsaiXtivog lu finden. Dasz ich des Königs
Psanmetich Schlnsz aus jenem Umstände (einmal die Wahrheit des
Gesehichtcbens auf einen Augenblick zugegeben) nicht entfernt als
gereeht anerkennen, sondern höchstens daraus folgern würde, die
Kinder hätten jenen Laut den Ziegen ((iipiddig) abgehorcht, welche
der Hirt ihnen zum saugen zuführen muste; — nun, das thut nichts zur
Sache. Es Feioht hin, wenn die Erzählung in Griechenland verbreitet
geoag war zu der Möglichkeit, sie in ßsnnsaikrivog mit dem anmass-
liehen Vorgeben der Arkader in Verbindung zu bringen. Dann war
es ja äoszerst natürlich, alles, worauf man den Ausdruck anwendete,
als^ den Charakter von Ammenmährchen an sioh tragend zu bezeichnen.
Das DoppeUx wenigstens legte der Herleitung aus dem Neutrum ßinog
(also Gen. ßixs-og) so wenig ein Hindernis in den Weg, dasz sie sich
vielmehr mit niXexTtov (xx aus x£ wegen nsUnBtogf) in ziemlich glei-
chem Falle befinden möchte. Ich will übrigens nicht damit zurück*
halten: mir ist noch ein anderer Einfall gekommen. "Etog (Jahr) ist
bekanntlich digammiert. Nähmen wir nun in xx eine Assimilation aus
t'% (SnflT. -ixog^ wie zweifelh. ^SQtnog von ^iQog) au, so erhielten
wir vielleicht in dem Worte, insbesondere unter Vermitleinng des lat.
eelifs, den Begriff: vom allen Monde her. Wie dem auch sein möge,
es liegt Grund vor, namentlich um Erklärung des Namens Isis als Alte
willen (wovon nachher) uns noch einige andere einschlägige Vorstel«
langen vom Monde in Betreff seines Alters nicht entgehen zu lassen«
Dahin gehört die Bemerkung in Junios Fabers (pseud. st. Baron v. He-
rian) Synglosse S. 87: *im Araukaniscben bedeutet kujen Mond, und
kmje alt; auf gleiche Weise nennen die Samojeden den Mond tm, t're,
welches der Alte bedeutet; und bei den Ostiaken von Lumpokolsk
heiszl der Mond t'Ari, d. i. Greis.' — Sonne, Mond und Sterne sind bei
den Finnen allerdings (s. o.) männliche Gottheiten, deren die ersten
beiden bei Werbung um eine Jungfrau aus gar nicht üblen Gründen
den Korb bekommen, während der Stern Erhörung findet (Castr^n
Myth. S. 53). Zudem aber der Ausdruck ^PäMläinen ilman ukko, der
Greis der Luft', worin der Sonnengott mit Ukko (eig. *Gro8zvater'
S. 28) verwechselt worden (S. 59), trägt zu der Wahrscheinlichl^eit
obiger Etymologien nicht unwesentlich bei. In Gastr^ns Wörter verz.
der samojedischen Sprachen S. 14: jurakisch jiry^jiri Blond, Mo-
nat;/tW Groszvater (jieru^ Jeru^jierufu Wirt, Herr, Richter, Fürst,
etwa auch daher als Ehrentitel, wie frz. seigneur aus tenior usw., wie
desgleichen die Götter als mehr oder minder reiche und mächtige
Hauswirte vorgestellt wurden, s. Castr^n Myth. S. 51). Ferner
S. 103: pstiak>samoj. äre Mond, aber hinten mit a: ärä Greis, wie an-
derwärts mit gleicher Unterscheidung tW Mond, ird Greis (S. 107).
Vgl. noch das deutsch-samoj. WB. u. alt, Greis, Mond. — Rücksicht«
306 A. F. Pott: StsdiM zur gtieckiielieB Mythologie:
lioh des Araukanisclien^ d.h. der Sprache von Chile, nmes ieh
aher aus Febres gramm. de la lengoa Cbilena (1846) S. 15. ^28 bemor-
keo, dasz zwar Lona cuyen , allein Vieja cosa cuje^ also nicht mit jr,
sondero mit hartem spanischen j (dagegen Viejo : ffückd) and im Diee.
Chileno S. 16 cuyen Luna , o mes, aber S. 14 zwar cttyvt AntigaamentOy
euyvi che (che Gente) Los antepasados, neben cu/e Vieja, cosa rieja:
eujen Envejecerse la mnjer, casas, o cosas femeninas: ser, o eslar
vieja (mithin nnr von weiblichen Personen oder Dingen: vetalam cet.
Oeri).
Hiemit stände nnn in gewi» beacbtenswerthem Einvernehnen eine
Notiz bei Jo. Lydos de mens. p. 78, wonach Isis in der aegyptiseheft
Sprache die A 1 1 e bezeichnen soll , d. i. den Mond (Lnna, nicht Lanns) :
lutlata — Tovr' Sativ 19 aeX^vri. Vgl. Grenzer IV 80. Eine Nachricht
welche wir auch Died. S. 1, 11 lesen: rov %b riXtQv Kai vr^v aslij^
V9JV, mv xov [liv **OctQiv r^v 6h laiv ovoiuicotiy cmo Jivog hvftov
xs^iCatig htaxiQag zijg n^Crfyoqiag tavxtig, fiaOf^fii^vcvofiivfDi^ fUQ
xovxaw elg xov ^EXkriviKOv xijg öiakiKtov xqotcov ilvai xov (liv "OöiOiv
7tolv6g>^aXfiov , . tijv dl laiv (iB&EQurivtvofiivfiv elvat nalaiav^
xe&stfiivfig X'^ TtQoatjyoqlag ino x^g asiölov xai nakaiag yBviöSiBg. Ick
wage nicht zu behaupten, dasz die von Diodor gegebenen Erkliroogen
der beiden aegyptischen Hanptgötter unbedingt die wahren seien.
So viel aber folgt mit onverbrüchlicher Gewisheit daraus, und das wird
mir zu meinem Zweck im folgenden genügen , man hat einmal an de-
ren Richtigkeit geglaubt, und es liegen uns noch zur Stande im
Koptischen Wörter vor, welche zum mindesten den Anlasz zu solcher
Deutung vollkommen einleuchtend machen. So hat sich a$ im sahi-
dischen und es im bascfamuriscben Dialekte fflr vetus , antiquas erhaU
ten. Ein derartiger Name *die Alte' läszt übrigens auch eine gewisse
mythische Vieldeutigkeit zu , und aus diesem Grunde könnte z. B. «ach
Herod. 2 , 156 im Rechte sein mit seinem Aiyvnxtaxl — jd^infftffq 6h
^Icig^ vgl. 59, indem unter anderem Gesichtspunkt die Alth bienach
freilich eher die Erde wfire als der Mond. Ja, ihm zufolge wiren
Artemis Bovßacxig (also doch wol der Mond) und ApoUon ^SlQog
(Sonne?) Kinder Jiovvaov (d. h. des Osiris) xaVlötog^ Leto aber de-
ren Amme. Herodot sah natflrlich das aegyptische Göttersystem mit
griechischen Augen an, d. h. nothwendig getrabt und unter ein schie-
fes Licht gebracht. Sonst gibt es auch der Fälle genug , dasz obere
Götter bald allgemeiner und mehrumfassend (deus supremus), bald be-
sonders (z. B. als Sonne, Mond) und gleichsam in nur ^iner hervor-
stechenden Eigenschaft genommen werden. Und so kann es kom-
men, dasz solche Götter, scheinbar widersinnig, zuweilen wie die
V&ter von sich selbst aussehen, wenn sich derselbe oder ein ähnlicher
mythischer Begriff, nnr ausschliesslicher auf einen bestimmten Gegen-
stand (z. B.Sonne, Mond) beschränkt, unter dem ablieben Bilde ge-
nealogischer Abstammung aus ersterem wieder herausspinnt. Grie-
chische Erklärungen des Nameifc Isis bei Plut. de Is. et Os. e. S p.
351. 3, 352. 60, 375 (vgl. auch Grenzer IV 540), L B. aus Uovy ver-
A. F. Fell: Stadm wr gntMmIkm Mflfcolagi«. 307
dieBMi als in sidi liehorliek gar keioe BMchtaif , ausser in dem Be-
Iraebt, dass man ans ihnen lernt, wie weit sieh oftmals _
Dealesaeht sogar an fremdspradiigen Namen und Wörtern vergriff.
Die^Brklirnng nolvogA^aX^Log, welehe anoh Platareh a. 0. e. 10 p.
356 TOm 'Oatiftg giht, weiss dieser sogar dnrdi Angabe der anseinaa-
dergalegten Bestandtheile 0£' to nolv^ and 1P£' o 09»dirAfft0ff, and in
der Tbat glaubhaft gegen viele andere Deutungen und Hisdeutungen
(Prichard aeg. Mylb. S. 8i) zu begrOndea. Im Koptischen haben wir
sowol oseh^ äsch (muUus) als iorh (pupilla ocnli), toreni (intentis
ocnlis adspicere). Bin Name, der jedoch viel besser auf den avr
Nachtseit allerdings vieläugigen Himmel pssste als auf die eher
einiagige, obscbon fiberallhin mit ihren Slralen blickende Sonne
(wie Diodor will), welche ohnedies ja gewissermassen schon im Hirn-
smI einbegriffen ist. So erklärt sich auch leicht, warum einige den
Osiris gleichsam mit einem gefleckten Hirsch kalb fei le(vf/}^)
Torslellen, nemlich wegen der Hanigfaltigkeit der Sterne die ihn
vmgeben (Prichard a. 0. S. 24). Ein Symbol ähnlich dem Schweife
des junonischen Vogels, und vielleicht einer der Grande, warum man
faiofig den Osiris , statt mit Zeus , mit dem griechischen Dionysos ver-
glich. J^^QidifcmXog^ vißQiioctolog wurden ja fiakchos und BakchaU'
tea von ihrer Kleidung znbenannt. Hau nehme hinsu, was Brugsch in
DMZ. X 661. 680 bemerkt, wie auf einer Stele im Museum sn Neapel
von Nomosgott Chnnm (hieroglyphisch) gesagt wird: *sein rech*
tes (östliches) Auge ist die Sounenscheibe , sein linkes (westliches)
der Mond, seine Seele ist der Sonnenschein.' Vgl. dazu Lepsius ebd.
VII 436. Die Sonne als ofifiu alHqoq Arist. Wolken 384 mit Schol.
Wem mSste bei so bewandten Umständen nicht eine gewisse
Gleichheit des Verhältnisses zwischen diesem vielgeaugten Oai-
ris ond der alten Isis unwiderstehlich in den Sinn kommen gegen-
aber jenem des hnndertängigen Argos au der M o n d k u h lo, zu-
msl wenn man Entstehung dieses letzten Namens durch Umformung ans
dem allerdings masc. kopl. ich (Mond) in ein allerdings schon des -m
wegen (Ahrens KZ. III 88 f.) jetzt ein völlig griechisches Gesicht
scheidendes 'JcD als richtig gelten iäszt? Nehmen wir nun an, was
nach solchen Vorlsgen gewis nichts wunderbares hätte, die Erzählung
von der lo, wie sehr sie nachmals anders gewendet und ausgeschmOckt
worden, wurzele ihrem ersten Grunde und Anstosae nach in der
aegyptischen Göttergeschichte : dann erklarte sich, hauptsächlich un-
ter Anleitung von Namenanklängen, warum man griechischerseits die
Scene, freilich um sie gleichsam zum Schlusz des Dramas wieder nach
Aegypten zurQckzuspielen, in den alten berQhmten Griechenstaat
A r g o I i s verlegte , welcher dafür wunderbar genug, als wäre es durch
eine praestabilierte Harmonie, gleichwie geschäfTen sich darbot, ohne
dasz es gerade viel mabsamen sucbens hiezu bedurft hätte. Dar Haupt-
ort der erwähnten Landschaft konnte zum Behuf der lo- Geschichte
durch seinen Namen (^die leuchtende'), wenn schon nicht dem wahr-
scheialiohen Sinne desselben nach, der, so wird berichtet, * Ebene'
Jtthrb. f. cIms. PhUol. Sappl. Bd. III Hft. 3. 2 t
308 A. F. F6II! SMtieft %wr stieolnsoliMi Mrllioliigift.
-feweaeo, doch rermOge betteeke0deii Scheioes in sotneai Klaigo
eioen gleieblaoteDden Arg ob Oleochteftder'), ich will nicht behaof»-
ten m Dasein rufen , allein Bindestens eine anch ohne BAeksichl nnf
die Stadt Argos bereite so geheissene mythische Persönlichkeit (s. spä-
ter) mit seiner Oertliehkeit anfs innigste geschichtlich (richtiger gn-
sagt: mythisch) verflechten. Daso ward Her«, die HimmelsliraUn,
xn Argos von nralters her — deshalb ja auch im Troerkriege anf Seiton
der Griechen und ihres vornehmlichsten Heerführers , des Argeierfflr-
sten Agamemnon — hoch in Ehren gehalten; und wenn diese Göt-
tin, welche den unteren Wolkenhimmel vorstellt, sich der Mondin,
d. h. lo, aus wolbegrflndeter Eifersucht auf ihren Ehegemal (den obe-
ren Himmel oder Aether) seiner Bnhierei mit der genannten glans-
vollen Heroine wegen, aufs iuszerste gram und feindlich erweist, so
werden wir dies physisch daraus erkliren dürfen, dass Mond (/immi
imhribus densa Val. Fl.) und Sterne den Blicken oft durch meteorische
Vorgänge entzogen werden. — Einen anderen legendarischen Anknö-
pfungspunkt fand man in dem Namen von Agamemnons Besidens Mv^
%^vat oder Mvntivti, welche Stadt tufolge Od. 2, 120 nach der M»^
rnivri, einer Tochter des Inachos nnd Gemalin des Akestor, benannt
sein soll , die demnach eine Schwester wäre von der lo als (der ftb-
liebsten Vorstellung nach) auch ^Ivu%ig (Creuser III 94). Eine von den
sechs anf Namendeutung gegründeten Stiftnngslegenden von Hykenae,
die Crenser 1 787 f. zusammengestellt hat. Zufolge einer anderen Sage
hat Mykenae davon den Namen, dasz lo brüllte {^vxtfitus^i)^ als sie
hier in eine Kuh verwandelt wurde (Steph.B.). '*Aqyog^ des weiss auch
Apolld. 2, l, 3, ix T^^ iXaUtg iöiaiisvBV ovrifv, i^ig iv tcS Mfmif¥aU»v
wtfj^sv il^st. Wieder eine andere Meinung wollte, Mykenae sei,
wie oft rein willkürlich , allein nach mythischer Schlussfolge derlei
Nsmenwechsel behauptet wird, zuerst — Argeion geheiszen vom
vielüugigen Argos. Im Sinne dieser Meinung soll die Umänderung des
Namens in Mykenae vom Gebrüll nicht der lo herrühren, sondern von
dem welches die Schwestern der Medusa voll Mitgefühls über deren Tod
ausstiessen (fivxij^fiov avidaxav)^ als sie von weiterer Verfolgung
des Mörders Ferseus an dieser Höhe , der Vergehliobkeit inne werdend,
abstanden.
Unter Schillers Bäthseln lautet das eine bekanntlich :
Anf einer groszen Weide gehen
Viel tausend Schafe silberweiss:
Wie wir sie heute weiden sehen.
Sah sie der allerält^ste Greis.
Und weiter:
Ein Hirt ist ihnen zugegeben
Mit schön gebognem Silberhorn.
lu dieser aenigmatischen Fassung wären also die Sterne eine Herde
von (weissen, a^/vqpoff) Schafen: ihr Hirt aber der — Mond, was den
alten Griechen und Bömern nicht so leicht in den Sinn kommen konnte,
weil ihnen letzterer weiblichen Charakter besass. Augeoscheiniich
hat der devtsche DicUer g«r nkh% oder Dir «tns datfemt m das Ver-
Ii6lt»i8 Yoo Argos als ÜAter der Mondkuh gedachl, gegen welehes das
von ibai aageDommeoe sich aaai geraden Gegensatz hernongedrebft hai^
Was dort Hirt, der dine aber Weläugige, ist bei ihm die einheitliche
]i(wde; oad an Stelle des eioaigea Gegenstaades der Bewachang, der
eiMaiMn llondkah, im Altertham setst sich bei dem nenera Diehter
der Hirt.
Pers^nliebkeiten mit Namen Argos erschuf die Phantasie der
Griechen je nach verschiedenen Gesichtspunkten, selbst nach anderem
StfaHin, mehrere. So verdankt zuerst der eine Argos, ans begreiflichem
Grunde Sohn des Phrixos oder auch gleich dem Argos nav&nris (in
Folge syakretisUscher Durchmisohung) Arestoride, natarlieh de« Ar-
goaehiCCe, als dessen Erbsuer man ihn brauchte, Dasein and Namen.
Idifyii als wirkliches Schiff gedscht kann aber im Nsmen nur einen
*6chaellsegler% wiedooii^eg, ans eigen wollen, aus app^og^ schnell',
wiewol man nicht durchaus sicher ist, ob unter diesem wunderssmen
Fiahraeoge nicht noch ein anderer Gedanke (s. B. * eilende Wolken,
Sogler der Lflfte') versteckt liegt, worauf selbst Mencblend' (von
der Sonnfie beschienen) passte. Preller sieht in dem Widder des Phrixos
<f r. Myth. II 211 , vgl. KZ. VII JOS) ein Symbol der befrnchteodea
Wolke^), weshalb denn auch die Gemalin des Phrixos, Tochter des
Aeetes in Kolchis, aus triftigem Grunde, nemlieh des Donners wegen,
XttXxionfi (Ap. Bb. 3, 428. ApoUd. 1, 9, l) heiszt, d. 1. «mit eher-
«er Stiaune', wie der weithin seine Donnerstimme erschallen lassende .
(fv^iMma) Zeus. Vgl. xalnoßoagf xaXTUoipcavog, und auch von der
Stimme (eod?), nicht vom Gesiebt, KalKianti; Tkßlxiope (durch Gesang
bosaabernd, wie die Sirene StU^äsuia bei Eust.), wenn Gio. N. D. 3,
3I9 54 so statt Tkdxinoi (den Sinn bezaubernd , auch BeJ^ivifi Franen-
•ame) au lesen erlsubt ist. Eine aweite XaXTuinri, Tochter des Bhexe-
•or ond Gemalin des Aegeus (von alyeg^ was zu Artemidors Zeiten
3, 12 grosse Wellen? vgl. v. Hahn alb. Studien S. 224) in Attika (Apolld.
3, IS, 6) verstehe ich dagegen von dem tosen der Meere sbr an-
d«Dg {vasius iUic frdgar canumque circa mare Plin. Ep. 6, 31, 17),
amal der 'Pri^iivwQ in dieser Verbindung nicht, wie als Beiwort des
Aehilleus * Minnerschaaren durchbrechend^ (von ^wi^i gwUiyya,
OfuXop, 6rl%ag ivä^av) sein, sondern, vermute ich, einen Brechung
i^itg) der Meereswellen (^fitv d'aXaaorjg, vgl. ^vmo xvfia IL
18, 67) am schroffen Ufer {scopulus frangU fluciui) hervorbringen-
dmi Mann vorstellen soll. Oder als Phaeake: die Wellen mit Bn-
der ond Kiel durchbrechend, wie amnem frangere nando Lue.
8, 374 and puppis scindit aquas Ov. Trist. 1 , 10, 46. Das gibt mir
aber den Mut, auch noch einer dritten, welche so heiszt, ihres Na-
meos Grand zu deuten. Ich meine Chalkiope, Tochter des Königs £tf-
^ymjlog in Kos, Mutter (warum?) des flepraesentanten von Theasa-
•) Vellera — neMas aequanüa Ov. M. 6, 22, und Vergleich der
9mbeeulae mit lanae vellera Veig. Ge. 1, 307.
21*
3t 0 A. P, Pott: SlodiMi B«r griacMscIieB Mythologie.
lieo , Thenalos , vom Herakles (Apolld. 2, 7, 1 «. 8. II. 3, 677). Etwe
weil BorypyloB Sohn der Astypateea, was safolge Strabo 14, ^7 wm-
ter anderem alter Name der Stadt Kos, aad demnach als Brnder des Aa-
kaeos, wie oben berOhrt, in Verbindung wenigstens piil der Ae to-
ter in nti^i^rfinil Da Enrypylos Sohn des Poseidon heisst, liessesich
bei dem *weittborigen' an das weite Heer (latnm mare Cio.) mit sei-
nem Getose denken. Die Besiehnng so der Insel Kos aber, wotod Ni'^
syros, nnter welcher Uokvßmr^ ^der Brüller' (KZ. Vi 49) liegend
Torgestellt wurde, sollte losgerissen sein, und die Auxtiti^Q gehelaseae
Landspitse von Kos (Strabo 14,657), was auch, sei es nan ^Zerretsser'
oder ^Lirmer' (s. B. von der Skylla Od. 12, 85) von laöxm^ IcauiPy
aber dor. mit langem « (hxnia) st. Irptia) bedeuten könnte, diese Üan
stiade liessen hier in der Chalkiope aueh etwa auf DonnergebrflII eines
Vnlcanes rathen, der selbst fils klaffender Krater die Benennung *weit-
pfortig' sniiesxe. Man denke nnr s. B. an das Erdbeben von 1866 anf
den griechischen Inseln.
Ein zweiter "A^og, als Eponymos von vo ''Aqfog (laut Strabo
maked. und thess. eine Ebene), ist nach Weise des Alterthnms erst
ans dem Namen der Stadt herausgeklaubt und su deren verm^intliehem
Erbauer gestempelt. Am gewöhnlichsten wird lo cur Tochter des al«
teolnaohos gemacht. Also eines Flussgottes, was sum Theil wot
auch darin seinen Grund haben mag, dasis, wie Aelian V. H. % 33 Aber
die bildliche Darstellung der Flösse ausfahrt, letxtere häufig ßomp
fidog erhielten; vgl. KZ. VI 48. Das Rind als wasserausströmend Ger»
bard gr. Hyth. I 19, wie die Ganges -Quelle Gomukhl (kuhminlig).
Auch der Fluss Gomalt beisst ^rinderreich'. Herodot scheint von dem
Vater der lo nichts angegeben su haben. Wenigstens ist t^v ^Ivijpm
(oder auch etwa 'Jatfoi;), wie F. A. Wolf Anal. IV 510 — 514 niher be-
grOndet, mit Recht fOr verdichtig erkifirt worden. So hohe Abstam«-
mung bitte sich kaum ffir die lo geschickt, von welcher Herodot
schreibt, indem sie in dessen Bericht als rein menschliche Person er-
scheint. Apollodor: "Aqyov dh naVltfini^vrig xijg ^Aöamav naS; "Iwsa^y
ov qnxölv 'Im yevh&ai. Dürfen wir **Iceaog (daher lo als eirgo laskt
vorn mit langem •' Val. Fl. 4, 353, trotzdem dass kurs vorher 350 ina-
chis) als * erfrischenden Nachtthau' aus lalvm deuten (s. KZ. VI 3361^^),
so gibe das für den thauigen Mond (roscida luna, von ros und ca-
dere) keinen Qblen Vater, zumal wenn man weiter den "Agyog als
sternfonkelnden Nachtbimmel und Gottheiten von Gewissem (Inachos,
Asopos) binznnimmt, aus welchen zur Nachtzeit feuchte Dfinste empor-
steigen. KaOtiOQ di — nuA itoXkol tmv TQceytxmv *Ivä%ov vtiv Ym
liyovaiv. 'Haiodog di wxVAxov^lUiog Ilst^fjvog ttvvfjv g>a6iv slvet^
Als Mutter wird z. B. IIsi^w ans Pherekydes genannt, was etwa durch
den Asopos (hier sikyonischer FIusz und nicht der Boeotiens) mit her-
beigeführt sein mag, weil die Iltt^m (Suada) besonders in Sikyon
und Athen beröhmte Tempel hatte. Vielleicht aber auch, weil man die
Mondgöttin als Vertraute von Liebenden sich mit der Göttin der Ueber>
rednngskanste in Einverstindnis dachte, welche Zeus auch selbst ge^
A. F. PoU; StadieB sar gifoelibelieB Mythologie. 311
goB die lo in Aowendiuig briegt (Ov. M. 1, 585 oi w.)? Unter dem IIu^
fifv mag der Jlsl^v&og (rings blühend ? KZ. VI 336) oder Hil^fag ver-
borgen liegen, der kars zuvor bei Apollodor mit dem lasos zusammen
nb Sohn des "A^fyog gilt, den dieser mit der Evidv^ (wolgefalUg,
üoblieh), einer Tochter A^b Flusses Strymon und der Meaera (Neu-
BBDBd ?) gezeugt haben soll, freiler gr. My th. II 27 behauptet mit Be-
nag auf Peiren, dieses Wort bedeute in der ältesten griechischen oder
in einer ausländischen Sprache * Wasser, Flut, Quelle'. Zu dem Ende
wird an die Quelle Ilsi^vti (vgl. 'icfi^vti, "la^tpfog in Betreff der Bn.
dang) in Korinth, an die Flflsse TlHqog (auch Hisifog, etwa durch
Umdentung gls. fett, fruchtbar) in Acbaja samt der Sladt Ilei^l an
ihm (Fans. 7, 18, i), und üsifofi in Boeotien, an UffQci die Mutter des
FInssgottes Asopos usw. erinnert. Diese Bemerkung könnte für die
ethaographischen Verbiltniase des alleraltesten Griechenlands wichtig
werden, wenn man damit, und das scheint mi|^ gar nicht unüberlegt,
Wteter solcher Bedeutung in Einvernehmen setzt, welche sich viel-
lelekt ans dem höchsten Alterthnm in Sprachen jener Gegenden erhal.
Um haben. Vgl. Schaffarik Slovansk^ Starozitnosti S. 404 (slaw. Al-
lerth. I 503. 506), wo JavanQig (tautologisch, vgl. oss. don Flnsz) und
IVw/A, IIvQsvog, UoQagy Acc Ro^axa ans einer getisch-il lyrischen
Benennung für Flnsz gedeutet werden. Nemlich albanesisch bei v. Hahn '
Stadien U 99. 178 neffQoviX'Oi Flnsz-, Bachhett, Thal , und Bach, Wald-
slrom, was ngr. ^lut und sQddentsch ram, — Bei dieser Gelegen«^
liMt mag auch noch einiger anderer Flnsznamen mit wahrscheinlich in
•ich verwandtem Schlüsse gedacht werden. Eine Mtxwtri wnr Gema-
lin des JSuy^aQtog (Flnsz in Bithynien) und Mutler der Hekabe (ApoUd.
3, 12, 5). O dh '"AaaaTCog mnufiog (hier, es gab aber mehrere Flüsse
des Namens , in Boeotien) , 'Slneavov xal Trfivog (also hienach sehr
hoher Abkunft) — ovro^ Metwtriv (trotz der • weiblichen Endung
Flnsz in Arkadien; nli^mnov ä Br^ßav hwxtv^ also mit Boeotien nahe
Terwandl, Find. Ol. 6, 85) yii^^nvog, Aadmvog (Flnsz in Arkadien,
äUein auch Bach in Boeotien; daher wol die Verwandtschaft) dl tov
isofayiov ^vytttriQ oStf}* dvo ftiv noudag iyivvrflevy ^I^^rpfov (FInss
" m Boeotien) xal Uilayoma (wol wie ein Meer austretend , nach Ana-
logie von notaiibg mX^yi^n}^ sfxotfi dh ^vycctiQag- £v yiv fUav At-
fivuv (Nymphe der so gebeiszenen Insel ; bei Pindar daher ^Aaantigy
weil andi auf Aegina ein Flusz Asopos) ^^^mkits Zevg, Asopos ver-
folgte den Rftuber. Zevg dh ^Aaamov iihu HBQOwmöag duonovtaj na'
hv htl xa oixila oninifi'iffB fei^Qa, dia xavxo (lixQi %ul vvv in xmf
ta/vxov ^Mqwv iv^i^amg q>tqovxtii. Geht der Flusz etwa durch
Steinkohlenlager? ^A6mti%og in Deminntivform heiszt bei Find. Ol.
14 ein Orcbomenier und ^Acomodnffog ein Thebaner Herod. 9, 69 nach
dem Asopos in Boeotien ; dagegen ein zweiter '^Acwtoim^iog (vom Aso-
pos Gaben empfangend) Phliasier Athen. 14, 631 ' unstreitig nach je-
nem ^Acmtig^ der nach Paus. 2, 5 König in Phlius war, sowie ^Acvh
noluoq ein Plataeer Thnk. 3, 52, unstreitig in Erinnerung an einen an-
deren ^Acmnogy König der Plataeer Fans. 9, 1, 2. Die Qnantitftt des «r,
312 A. F. Pott: Stndiea sdr griecbiBClien Mythologfie.
das in Sötg (surackbleibendef ScblaBm eines abergotretebeo Plofses)
IL 31, 321 ODd a6iO$ knrs ist, samt deai Mangel des Iota verbietet
Einigung dieses Wortes mit ^AifüMog, dessen a lang ist. — Aneb JStvwni
(t lang) Tocbter des Asopos Ap. Rh. 3, 946 nnd die Stadt Paphla«.
goniens an einem gleichnamigen Flnsse. Eritere erinnert wegen ihrer
Gemeinschaft mit Apollon, ans wetober''>am Pontes Enxeinos ein Sy-
ros (Syrer) geheissener Sohn berrorgieng (Diod. S. 4,72), Tielleiehi
nicht minder an ^Ivcmog^ Quelle und Bach anf Delos, wie dieses mit
seinen Anfaogslauten an 'Ivaxog^ deren beiderseitiges i Linge hat. —
Nrfiwt^ eine Insel (also doch wol von vifiog^ vgl. die Nereide Nifim)
bei Lesbos (Steph. fi.). — ^Eamig Berg bei Lokri (Strabo 6, 259).—
Hiezn andere mit ni oder langem a: Atörptog (Accent auch anders nls
in ^Attwiog) Flusz. in Kleinmysien. Daher auch mit dem Hi^iaaog sn-
sammen , welcher angenscbeinlich die gkicbnamige Stadt der Leieger
am Satnioeis vertreleg^ soll , Söhne der Najade !^/3tf^a^^ (gls. Ggs.
von BaQßa(^t) von BovTtöXlmv (Rinderhirt), Laomedons Sohne (II. 6,
21). Als FInstgott aber, wie viele andere seines gleichen, in erklär-
licher Weise Sohn des Okeanos und der Tethys. Skr. nadmttpaii
Herr der Flttsse, d. i. das Heer. — SelrpaadTig ist Evtivog U. 2, 693.
Lettterer unstreitig nach dem so geheissenen Flusse in Mysien (Strabo
13,612)., Yfie Evrjvog, Sohn des Ares und der Demonike nnd Vaier
der Marpessa (daher Evijv/vij II. 9 , 553 ; vgl. ij Maqfjtrficog Sladt in
Troas), als König von Aetolien schwerlich etwas anderem seinen Na-
men verdankt als dem gleichnamigen Strome daselbst. Indem far Maqr
ntficog, den Berg anf Faros mit Marmorhrflchen , auch Miqmfi^a ge*
braucht sein soll, erklärt sich, wie swei Blegiendichler ans Faros
zu dem Namen Evi^vo^ kamen. Man benutzte die obige Verwandlschaft,
nm, wie oft bei Personennamen der Fall, an Namen von Flössen den
der Kinder anknüpfen und zugleich ihm eine patriotisehe Wendung
geben zu können. — Ferner , so wäre nicht unwahrscheinlich , Lfm-
tttvog^ ion. ^Hntiavog^ der FInsz in Thessalien. Auch etwa *AfUa (mit
langem « vom) Aesch. Suppl. 790, wenn für Peloponnes , als Halbin-
sel, gls. Wasserland? ^Ak^tptUt yrj bei Sikyon (Fans. 2, 30, 5) von
einem Sohne des Poseidon, "Al^iptog. MsöaoTtta angeblich von
dem Boeoter Micaaitog. Der Grund solcher Annahme liegt in nicbts
als dasz es in Boeotien to Msaaantov o^ gab (Strabo 9, 406) und
dasz man nun beide Ortsnamen durch eine erdichtete Ansiedelung un-
ter Führung eines gemeinschaftlichen Eponymos in Verbindung brachte.
Möglich dasz der wirkliche Sinn für Messapia in Unteritalien eig.
ara maritima ist, als an (und zwischen) Wasser gelegener Land-
strich. Dasselbe gilte vom messapischen Berge bei Anthedon (Strabo
9, 406), am euboeisehen Meere (Fans. 9, 22, 5). AuehMessapier, ein
Volk in Lokris zwischen Tritaea und Chalaeon , Hafenstadt der ozoli-
sehen Lokrer (Thnk. 3, lOl). M9ac€atiai , Flecken in Lakonien , «nd
Mkaitu^ feste Stadt in Aetolien, j} xatm ftiv in avtijg t^ T^h^
Xmvliog It^vtig suxl mv ftaqa tavTg cuväv ml. Pol. 5, 7, falls deren
a lang ist, allenfalls auch von ihrer Lage iwisehei Gewässern, wie
A. F. Pott: StadiM nr griMbiadMD llflhologi«. SIS
Fnierammü osvr. — Bs wira halwcb , wann sich vm dam sobsI i«
Griaehiseheo Tarschollenan Ausdruoke für Wassar, lat. aqua^ lith«
uppe (mit u durch Einfluas des homorganao p) Flosz, Stron, in daa
anfj^alahrtan Ortsoamaa noch ein vardnnkelter Rest geborgen hilta.
Walaah.opd f. (im PInr. ape) ist jedoch nur die gewöhnliche Umbildung
▼OB lal. aqtuf^ wie s. B. epa (egua) und eine Menge anderer. Anszer«
dam darf nicht ausser acht gelassen werden, dass im Skr., aasaer der
aooatigan Verwendung von ap f. mit Kurze , einzig der Nom. PI. äpas
^e^em den Acc. apas eine solche L&nge hat, welcher allenfalls gr. m
und iiy ä gleichgestellt werden dürfte; und selbst in Compp. steht nur
mpa: Ygl. Böhtlingk WB. und Bopp Gr.crit. S. 207. — Ich reihe hieran
der Yerwandtschaft des Gegenstandes wegen noch mehrere griechische
Flfsaznamen, die sich dem Laute nach gleich gut an skr. nada m. und
nadi f. Flusz (vom rauschen, nad), oder an holl. nat (das Nasz, aller-
hand Flüssigkeiten, z. B. Brflhe), nat -= abd. naz (madidus, humidns),
golb. naijan (irrigere), abd. nazjan nässen, netzen (zu lat. maderef}
anknöpfen lieszen. Nemlicb Nida oder ßieditf^ von welchem letzteren
darch daa Gentile auf -1^17$ hindurch Nsd&qOtogy Grenzflusz zwischen
Moaaeaien und Elia. Ferner Nidav, fovog, allein auch participial Ni-
Sinnog^ woher Nfdovaiog st ovr-io^. *Der Name Ntdovcta (Strabo 8,
363. 360) für Athena steht (vsd/ai Seeraben) in Verbindung mit der
Sage des Nestor (Rackert Athena 145).' Gerhard gr. Hytb. 1 a^5. Also
jVior»^ (etwa ^Ranscher^?) eig. dem Flusse NiSavy der bei Pbarae in
den mesaenischen Meerbusen fillt, gleich gedacht? Als Neleide konnte
er daa um so wahrscheinlicher, weil ZVi^Afv^ ja sogar als Sohn des
Waaaergottes Poseidon und der Tyro gilt, und ÜBt^d^ welche dem
Nestor in hohem Grade eigen war, desgleichen als Tochter des Okea-
nos, obsehon von der Telhys. Etwa in diesem Zusammenhange üet^ti
gedaeht als * Beschwichtigerln der Wogen ' gleich der Nereide Kv(ia-
tolifytl (vgl. nolfMfiae II. 12, 169)? Neleus zog aus Thessalien nach
lasaanien, hatte aber zur Tochter 'TQiUvtf (Schol. Ap. Rh. 1, 172),
wilaraad diese bei Paus. 5, 1, 6 als Tochter des Epeios und der Anaxi>
rod (Königen der Ströme?) aufgeführt wird, was ich daraus erkläre,
d9M% Epeios, um der ^Ennoi als alter Bewohner von Elia willen, einen
König dieser Landschaft vorstellt, ^Tq^Uvii aber als Gegenstand der
Wirklichkeit und nicht blosz der Phantasie, eine Stadt in Blis war (II.
2,616. Strabo 8,345). Aus ihnlichem Grunde hat Schol. Ap. Rh. I, 166
^iffl als Gemahn des Neleus, indem OäQal^ ion. OviQiij Stadt in
Masaenien am Nedonflnsse, auf diese Weise mit dem Neleus in Verbin-
dung gebracht werden sollte. Indes wäre nach Paus. 4, 30, 2 vgl. 7,
22, 5 ^oQtg (besser wol (Z>cr^i^?), Sohn des Hermes und der Philoda-
aiaia, Erbauer des eben genannten Pharae (ein anderes in Achaja). Bei
üoner bezeichnet IlvXog das ganze Gebiet des Nestor in Elis an bei*
dan Ufern des AIpbeios, das sich bis nach Hessenien hin erstreckt,
während Strabo 8, 350 f. das triphylische Elis für seinen eigentlichen
Sitz hält. Nelens berschte aber im messeniscben Elis (so dasz hier also
die Uerschaft von Elis und Hessenien etwas in einander flieszt) am
314 A. F. Ml! S«Um0 «V friecUMhtfi HyttotocM.
Pamifos Hieb Ptw. 4^3,5. 4,86 ff. Thok. 4,89. — Nktog haissi mii Ftoss
in Thrakien. Die Form Nüaog Hes. Th. 341 wol dnroh AMiMiUiion
•nutenden und Ni(Sog wieder Yereinfacbt (v^l. fUtftfo^, lat mtediu§^ nnd
lUaog). — VielleiGht gar der Kentanr Nböog. Diener ward bekannClioh
am aetolischen Flusse Buenos, als er der Delaneira Gewalt anlliaa
wollte, vom Herakles mit einem Yer^fteten Pfeile (petödlet, wibread
das mit seinem Samen und Blute getränkte Gewand nachmals den He-
rakles zu verzweifelnder Wut brachte. Auch wieder, so mnas man
fast glauben, einer der vielen K&mpfe a wischen Sonne (Herakles) mit
Ihren Pfeilen (Siraien) gegen das Nasz in Wolken (Kentauren , s. KZ.
VII 87) und Flüssen, welche ihrerseits sich dafür an dem Soanenbelden
rieben, indem sie mit ihren Dünsten (Samen und Blut), welche die
Sonne selber (auch als jdtjiivtiqu^ d. b. wahrsch. in Possessivform : einen
feurigen, irficnf ftvQ^ d. h. den Herakles, zum Manne habend) ihnen
entlockte, wiederum letztere bekriegen und verdunkeln. Die Kentau-
ren suchte man in Thessalien: dies wol mit ein Grund, warum Ntco^inß
ein Sohn des Thessalos (Strabo 9, 444). Sonst auch hiesz so, zufolge
Steph. B. und Snidas, eine Stadt in Thessalien, wonach JNiffOmvlg aller
Name dieser Landschaft. Sonst ^ Nsccmvlg U^ivri bei Larissa in Tbes-
aalien. — Etwa auch Ntctavri Flecken in Arkadien mit einer fnfyij
(Paus. 8,7, 4), und Naaxlal Und gar Neaxl$ ola, das Land des illyri-
schen Volkes NBCtatoil
Bei der Frage, ob der Mythus von der lo eigentlich aegypti-
aehen oder Oberhaupt nichthellenischen Ursprungs sei, kirne natarlicb
deren elterliche Herkunft mit in Frage. Indes haben wir gesehen,
neben der lo eine der wichtigsten Persönlichkeiten, Argos, hingt
durch Nsmen (wenigstens dem' iuszeren Klange nach, obschon innei^
lieh unwahr) und Genealogie mit Argolis und seiner Hauptstadt
Argos aufs innigste zusammen, indem ja sogar bald er, bald der lo
Vater Inachos der letzteren Erbauer sein soll. Warum dies aber fdr
Graecitit des Mythus nicht völlig entscheidend ist, liegt darin, dasc
der Name lo in der That aegyptisch * M o n d ' bezeichnet und Argos
zum mindesten Anbequemung an den Osiris sein könnte, dessen Name
entweder wirklich oder , was für unseren Fall auf dasselbe hinausliefe,
wenigstens einer durch das Altertbum bestitigten Meinung nach.eineo
^vieliugigen' bezeichnete. Offenbar nemlich ist ja der dritte
A(^gj d. h. der Hüter der Mondkuh lo, nichts anderes als durch Za-
rftckziehung des Accents zu einem Proprium gestempeltes a^^off, weiss.
Ein passender Name das: *der hell, wie Silber («p^^o^j was von
gleicher Wurzel) leuchtende, weisse', weil die Gestirne von
dieser Farbe {siella splendens^ Candida) sind. Dieser Argos, der All-
schauer (TtavonTfig) y (ivQiomog ßovxag Aesch. Prom. 669, $leUaiu$
ocult's cusios virginit Nemes. Cyjeg. 31 , beisst seiner vielen Augen
wegen scherzhaft bei Plautns octi/etis, d. h. gleichsam nur aus Augen
(als seinem Stoffe) bestehend, nach Analogie von titreus ferreus usw.
Wenn er bei Aescbylos flberdem aber als ytjysviqg bezeichnet wird, so
erklire ich das, sicherlich doch in schönem Binverslindnis mit der
A. F. Pott: SMiMi W9f erieeUMhaa Miffcologi«. 815
UseBMiclikeit d«8 HiB»elira«nes: *gifiitifeh% weil md GigtileB für
fiiyivus aug«b. Die Asalegang als ^plebejisch', wie saweilen ierrae
fUü d. i. iffuoiii paretUibus nal» (Lact, de falaa relig. I p. 19) gebrancbt
ward «fid wie Heyne Obas. ad Apolld. S. 101 will, häUe böcb^leoa
iai Vande der lo, weil aie voo aeiten dea Argoa aich Ober drackende
Beiiaiidlang.sa beklagen hatte, einen gewiaaen achicklichen Sinn (bin-
risch, grob), anaserdem nicht, nnd halte ich daher meinen Vorachlag
für annehmlieher. Hiemit vergleicht aich nun aufa treflHichate, ohne
dau aich darauf gerade auf mythischen Zusammenhang rathen lieaze,
nicht nnr die indiache Bezeichnung der Nacht, ^aiäxi^ die hondert-
Mgige (vgl. ttloXa Nv^j wenn die bunte, Soph. Trach. 94), sondern
nach die beiden Epitheta sahasräsca^ sahasradrg tansendäagig(vgl. oben
fivffliOTtogy für den Gott dea Himmels Indra. Cenium luminibus eine-
liMi capui Argus habebat: inde suis vicibus capiebani bina quietem,
cetera servabani atque in Mtaiione manebani. So Ovid M. l,62ö ff. D. b«,
wenn auch einige Geatirue im Westen untergehen (gls. einschlafen), blei-
ben noch andere am Himmel dem Blick offen und sichtbar. Cenium ex^
cubiit unam servat iuvencam Claudian 21,313. — Zuletzt wird Argoa —
denn wenn der Tag wieder anbricht, verschwinden die Nachtlichter am
Himmel — durch Hermes den Argostödter, A^sttpowrig^ umgebracht,
ceniumque oeulos nox Mccupat »nii. | excipü hos volucrisqne
suae Saiurnia pennis | collocai^ et gemmis caudam stellaniibus im-
piei, Ov. M. 1, 721 ff.; aber 13, 385: Junonis tolucrem, quae cauda
»idera portaL Sehr erklärlich und naturgemäaz. Der Pfau gibt
durch aeinen aternenbeaiten Schweif gleichsam ein Bild dea geatirnten
Biauaela (vgl. auch pfauenachwinzige Rosse des Indra KZ. IV
432) ond gilt deshalb mit Recht ala ein der Himmelskönigin Hera ge-
weihter Vogel (Paus. 2, 17, 6. Preller gr. Myth. 1 112). Er ist aber
in Indien zu Hauae und von da erst nach Europa gekommen. Irre ich
mich nicht, so hat Voas in aeinen myth. Briefen gezeigt, wie man
meinle, fiber Samoa, waa inzwiachen auch bloaz der Samia Inno za
liebe könnte aufgebracht aein. Siehe aber die Benennungen dea Pfau*)
meine Sammlungen in Lassens Ztschr. IV 28 und vgl. ferner meine Zi-
geaner II 147. 362, wo dargelegt worden, wie man die Benennungen
U coq dPInde uaw. nicht auf Oatindien , aondern auf daa nach dea
Colnmbus irriger Vorstellung fOr * Indien' gehaltene Land Amerikaa,
nemlich Westindien und Nordamerika beziehen müsse, wo der Pu^er
wirklich zu Hauae iat. Obgleich A. W. v. Schlegel (ind. Bibl. I 343)
*) Han füge hinzu Hemachandra WB. 8. 247 und b. B. skr. ishan"
drakvif ifhandrakavai mit Möndchen {ischandraka Mond, allein auch
Auge im Schweife dea Pfauen) versehen. Käntapaxm lieblicher, schöner
Vogel. Nartaka (Tftnser) wegen seiner oft seltsamen Geberden. Därjh-
aiM2tf (Holzeier legend; etwa weil mit härterer Schale?). NUakan/ha, Kala-
kak^ha d. i. Blau-, Schwarzkehle. Süäpdnga mit weiszen Augenwinkeln.
yirandhara (etwa einen Helden darstellend, eig. haltend? da es auch
fighting with wÜd beasts sein soll?). Von seinem Geschrei A^A;d anch Areitoi,
kekdbala. Tibetisch madseha Schmidt Gramm. S. 34. Maldiviacb fiäncrj,
Samara (Peacock) Joum. Bojr. As. Soc. XI 62.
316 A. F. Pott: SMien Mr griochbehMi Mythologi«.
da« Tmlhaiui «ttf isdisehes BronxeD *aeMterlie1i ehmkteriiiarl' (?!)
gesehen haben yrill nnd aber den Mangel eines akr. Namens im Ama*
rakoseha sich selber verwandert: blieb ihm doch der wahre Grnad^
dasa dies nnmöglieh sei, verborgen. Durch briefliche Miltheilnng
weisa ich seit lange vom Prof. Hermsnn Brockhans zn Leipalg, daan
sich an den tükkim der Bibel in Indien wirklich die Form iögai findet,
dem anch des griech. xaäg nahe kommt. Afghanisch Idooa Leach S. 10
wol nach dem arab. {j*y^^ das erst wieder aas dem Griechischen
stammen möchte, schon des verrilherischen Schlosz-Zischlanles halber.
*lm Tamalischen kommt das Wort iögai oder wol besser iöghai wirk*
lieh io der Bedeutung Pfau vor; das gewöhnlichste Wort dafür ist
mayil^ was auch in der tamulischen BibelQbers. Buch d. Kön. gebrancht
worden. Classische Belegstellen: 1) in dem filtesten WB. des Tamn*
lischen, das wie der Amarakoscha ein nach den Materien geordnetes
Vera, der Synonyma in Versen ist, von Divigaram (^endan' rivAgaram.
Madras 1839. 8) steht Cap. UI Sfttra 145 (S. 67) das Wort' idgai als
Synonymon von mayil^ Pfau. 2) Ebenso in dem gleichmSscig einge-
richteten WB. des CAddmsni (Cüddmani nigandu. Madras 1839. 8. Cap.
m V. 50 S. 74). Auch Rottief in seinem Tamil Dict. (Madras 1854. 4)
u. tögai. Danach bedeutet das Wort auch Pfauenfeder.* So weit mein
Freund. Ob das Wort aber aus dem skr. gikhin (eig. cristatus) ent-
stellt sei, wie Lassen AUerth. 1 538 wahrscheinlich Gndet, wage ich
nicht, zumal des fremden Vocales wegen, zu behaupten. — Von ganz ^
besonderem Belange, wegen möglicher Wurzelgemeinschaft mit'^^o;
wäre noch, dasz skr. arjuna nicht nur'weisz' bedeutet (vgl. a^/v^ Sil-
ber, aqyvtptogy agyvcpijg weiszglänzend, doch wol st. -^fjg von ^og,
wie (5ag>i^S9 isceg>fivfjg ^ dor. aatpavtig, wol *mit Licht' ans tfa- ftiter als
a-j a-, luce clarius), sondern auch einen Sohn des Himmelsgottcs
Indra, ja selbst einen Pfau. Letzterer vielleicht aber nur als ^leach>
tend% vgl. Wz. räj.
Längst hat man erkannt, wie die Bildung von ^A^Btfpovxf^^ soll
das Wort in Wirklichkeit ^Argostödter' bedeuten, sich schwer rechte
fertigen lasse. Die Ausrede , der Diphthong h sei durch das Versbe-
dürfnis des Hexameters an die Stelle von o gedrungen, verfingt wenig.
Dazu hätte schon einfache Verlängerung des o tu co ausgereicht.
Hermes ist in dieser Verbindung der Tag, welcher- dem leuchten der
Sterne ein Ende macht. An q>alva kann wegen tsQ(Hpavtfig usw. oder
wegen Namen auf -^mv unmöglich gedacht werden, und ein Nentral-
substantiv: ^Glanz' u. dgl. (^dti'!A(fyog die Stadt nicht in Frage kommen
kann), was etwa im Dativ stände, wie in o^alvoiiog (auf dem Berge
weidend) usw., gibt es nicht. Rein grammatisch genommen könnte
man aus dem Worte: *den Argiver' (nnd das wäre onn^etwa dnroh
Vermengung von Argos, sonst Agenors Sohn, mit seinem Namensvetter
Argos, der nach Phoroneus zu Argos herschte) oder * Argiver C-^Q-
yüovg) tödtend' (mit Ausstoszung deso) herausdeuten. Und letzteres
passte fas den Apollon als Beiwort in so fern nicht flbel , als er bei
Homer mit seinen Pfeilen, und zwar w%x\ ioixmg IL 1, 47, viele der
A. F. Potl: Sfs^ian lar grieehiBciiM Myllielogie; 31T
Grieche« niederstreckt Aos wolehem Grunde es aneh V. 446 Tim
Pheeboe heisst: o^ wv^AQ^ysioiög TBolvatov« mjde' i^pi|xtv. Wirk-
lich aber wire, was Beachtong rerdient, nach den Elyn. M. *A(^yti^
^pivti^g aach eis Epilheton des Sonnengottes gewesen. Ja hatte man
nicht inr Tödtnng des Argos den Hermes als dienstbeOissenen Götleri»
boten und, wie Preller gr. Myth. 1 246 erkifirt, Regengott vorgezogen,
OB bei unserer Gelegenheit gerade im Interesse des obersten der Götter
IQ bandeln, wer wollte leugnen dass ganz eigentlich A pol Ion es ist,
welcher die Augen am nächtlichen Himmel anslischt und letztern , so
SU sagen , dadurch t6dtet. Wenn aber Hermes dies mit der einschlä-
fernden Kraft der Pansflöte bewirkt , so deute ich das so : er ist auch
Hirtengott (yofiiog ^ olonokog Uyn^n, Merc. 314), und beim anbrechen
des Tages , also auf dem Scheidepankte des Stemengefunkels, werden
die H e r d e n wieder ausgetrieben.
Was nun sber die lo und deren Schicksale anbetrifft, so irrt die
Geschichte von ihr zwischen menschlich-göttlichem Wesen
und Thier oder, noch wieder anders gefaszt, zwischen Mond oder
Mondknh und einem weiblichen Rinde mit sehr begreiflichem
Schwanken hinaber und herftber. Ja es ist klar dasz , wenn Aeschy-
los in sehr gewagter Weise die lo sogar auf die Bahne brachte, er,
am nicht das tragische Pathos zu verderben und statt Mitleid ffir die
Dulderin zu erregen, vielmehr Gelächter aber eine sich als Kuh he-
habende Jungfrau hervorzurufen, in Kostüm und Vortrag nur andeu-
tungsweise und verstolen in der lo konnte zugleich eine junge Färse
hervorblicken lassen.
Hält man daran fest, wie (und dss kann^ ja keine Verwunderung
erregen) von lo wegen ihrer zwitterhaften Doppelgestalt Erzählt wird,
bald was der Strenge nach nur auf eins von beiden (Mond oder Kuh)
passt, bald jedoch, was nicht blosz vom einen, sondern, wenigstens
vergleichsweise, auch vom andern gilt: dann lösen sich alle etwa min*
der einleuchtenden Widersprüche doch bei einigermaszen sorgfältigem
znrechtlegen des erzählten in wolverständlichen Einklang auf. Die
Verwandlungsgeschichle als in dem Sinn und in der Ausdrucksform
aller Mythen begrttndet haben wir bereits oben besprochen. Der hör-
nergeslalteten Mondphasen wegen Isg es nahe, Mond und (den davon
abhängigen) Monat unter dem Bilde eines Thieres aus dem Riuder-
gesch lochte sich vorzustellen, was Creuzer I 290. 507. III 454 f.
mit mehrerem belegt. Ob deshalb auch etwa skr. vaisa Rind und zu-
gleich (Mond-) Jahr (gr. hog mitDigamma und ve/ti/tis, was doch sehr
verschieden von vitulus), scheint mir äusserst fraglich. ^ — Die junge
Ktth aber, in welche lo verwandelt worden, war in Uebereinstimmung
mit der Fsrbe des Mondes, welche die Inder gern mit dem Kamphor^)
*) Z. B. bedeutet gläu m. beides. Daher etwa yXavaanig bei £m-
pedoUes y. 170 Beiwort des Mondes, und Fkaviuo Mond (Schol. Find.
OL 6, 76). ^Blaoäogig' bedeutet das Wort eigentlich nicht, sondern
caesius mit dem Beigeschmack eines furchtbaren leuchtens, wie die Au-
gen von Baubthieren, s. B. Catull 45, 7 caesius leo. Vgl. Gellins 2, 2Ö.
Daher auch von der Athene , weil sie , meint man , ursprünglich Mond-
318 A. F. PoU: Stadien inr grieehisdiM Mylkologie«
MuamiieostelleD, weiss, g. neine etym. Forsch. II 437. Desbalb fflr
Ramphor ckandrasanjha ^ d. b. mondDaaiig, weil er mit dem Monde
eine Menge Synonyma theill. — - Die Farbe der Mondkah ist also
weiss: ßovg ilevxi} Apolld« 1, 2, 3; niUn$ iutenca Or. M. 1, 610ond
ntvea 652. Und selbst nich Rttckwandlung der lo in menscblicbe Ge-
stalt 743 : de böte nil super est formae nttt candor in üla. Vgl. die
candenles armi von ibr Yal. Fl. 4, 380 und Candida luna Verg.
Aen. 7,8. Im Skr. anter den 32 Namen des Mondes (Henacbandra
synon. Lex. S. 17) gegen 72 fflr Sonne (S. 16) z. B. himdn^ (^It-,
wo nicbt schneestralig) für Mond und Kamphor. Ferner ^etadkäman
* weissstralig ' wieder beides. Dann aber für Mond nnd Fürst Arjaoa
bald gvetatäkana (mit weissem Wegen) oder ^etaväji» *mil weissen
Rossen verseben' unstreitig wegen des weissen Mondlicbtes gegen
harya^a (gelbrossig) Indra KZ. IV 422. Also Xevxtsatog^ was von-
den Dioskuren als Epitheton gebraucht wird, und im Skr. ^eiaraika
(der Planet Venus), was im Skr. minntich. — Sodann lo als ßaüu-
Qmg jta(f&hog bei Aesch. und Luna bicornis regina siderum Hör. c.
saec. 35, obschon zur Zeit jedesmal nur ^inbornig. Femer nennt sie
Val. Fl. 4, 361 primae refereniem cornua Phoebes (also geradesu der
Schwester vom Phoebns, KZ. V 293 ff.; und swar im ersten Viertel)
indomilamqne botem. Die Stelle bei Ovid V. 630 ff. hilt sich in der
Ausmalung zu sehr an eine Kuh in der Wirklichkeit: luce sinii pasci;
cum $ol iellure sub alia esl, claudil ei indigno circumdat vimcmia
collo. Also Tags Quce) weidet Argos sie, wahrend sie Nachts von
ihm eingesperrt und sngebunden wird. Bei der Mondkuh mflste das
umgekehrte stattfinden. Wollte man aber hinter 630 einen Vers ans>
gefallen annehmen und abersetzen : *mit Licht läszt er sie sich nihren«
so lange die Sonne tief unter der Erde steht; (Tags) scbliesst er sie
ein' usw., dann passte das hiesu nicht, dasz sie im nAchsten Verse
Laub uod Gras friszt.
Die maszlosen Wanderungen, welche lo als Nachlgestini
gleich der Sonne in Gestalt des Sonnenheros Herakles (auch gaas
ohne Besug hierauf Apollon iQOfiaiogl Preller gr. Myth. I 169) darcb
dieHimmelsriume von Osten nach Westen, und, so scheint ssan
es sich gedacht zu haben , in unsichtbarer Weise durch hyperborei-
g5ttin gewesen, nnd weil die Augen des ihr geweihten Nachtvogels yltfvC,
womit er (und darom wol Symbol der Weisheit) selbst in die Finsternis
unterscheidend eindringt , auch groBz nnd von gleicher Farbe sind. Siehe
noch über yXavxog nnd ylavnmms J. -B. Gail: le Philologne. T. VIII.
(1820) S. 284—298: «Minerve anz yenx brillans et persans de glavz.*
hhaoaia'paxa-^vreia^'beBchvringi* heisst die Gans; aber als 'die weisse
Hftlfte (Flügel)' auch the fortnight of tbe moon's inerease. BhwtM
oder dAovafi f. heisst eine weisse Kuh, aber dhaoala m. nicht nnr die
weisse Farbe, sondern auch Kamphor. Endlich Dhaoalagiri ist gls. der
indische Montblanc. Für Kamphor auch sphat'ikädiibhida^ d. h. den Krys-
tallberg (Kaikasa) brechend , d. h. an Weisse und Glans beschämend«
Mttktäphala^ (Perlenfruoht) für Perlen und Kamphor. Auch viraka. Siehe
Über Tuttpov^a, Pehlwi cäpor^ Hindi kap&ro usw. aus Laurus camphora
Sprengel Gesch. d. Bot. I 162. 210.
A. F. Pott: Stodien sar griecUt^en Mythologie. 319
sehe GegeDdeD snrAck {ieuXt(»%lay%xota$ dqoiioig Aeteh. Prom. 888,
Tgl. lach tovg vjuqftfixiig i(f6(iovg 591 , wovon bereits oben) anstellt,
■m ihren Lanf von nenem im Aufgang za beginnen, werden dann, wie
es etwa filr ein wirkliches Thier sich schickte , xn Wanderungen auf
der Erde (vgl. die Kentanren, obschon Wolkensöhne, in Thessalien)
nmgedichtet. Erklärlich in einer siemlich unbestimmten und mit der
wirkliehen Geographie oft schwer vereinbaren Freiheit. Siehe darüber
des 4n Excors von Sobats in dessen Ausg. des Aescb. Bd. 1 170—178.
Ueberdem mit einigen Namensdentungen, welche vor dem Richter-
Stahle wahrhafter Etymologie nicht besteben können. So wird V. 836 ff.
die ireitere Fahrt hinweg von den Molossern folgendermassen beschrie-
ben : ivtiv^ev obstoiqaecaa ti^v naQaxtiav | xiAcv^ov y^ag nQog (tiyttv
wilamv ^Piag^ \ a<p oS naXifiTeXapctOiai %€tiia^€^ igonoig' \ ^^ovoy ü
xov fUHovra %6vxiog (ivxog^ \ (Sdopmg iiüaxao^^ ^oviog xcxilijtfCTai, {
T^ Cf^g ftOQilag (ivrjfia votg nuciv ßgotoig. Damit in Einklang Apolld.
3, 1 , 3: "^Qa dh ry ßot oIcxqov ifißaXXsf rj 6i n^taxav fpuv dg xov
Jnt* hubtqg 'lovtov xoibtov xXrjd'ivxa. Das adriatische Heer oder
ein Theil desselben biesz das ionische {lonium mare, lonius sm«s);
wahrscheinlich von dem Wandervolk der I o n i e r , das , nrsprflnglich
an der Aegiaieia angesessen , zuerst jene Gewisser befuhr (vgl. Sich-
ler alle Geogr. S. 417), dichterisch auch K^oviog %ccl 'Piag »ohtog^
welches Namens Grund ich weniger zu verstehen bekennen muss. Ge-
sellt aber auch, mit der Benennung des ionischen Meeres verbalte es
sieh nicht so, wie eben angefahrt, so sieht doch die mythische ErkU-
rang jenes Namens von der lo , ich will mich nur zaghaft ausdrflcken,
einer baren Unmöglichkeit so ähnlich wie ein Ei dem andern. Thetls
sehoD nm der Kürze im Namen der lonier willen gegen das lange t in
lo; «nderniheils aber auch wegen des v dort, das sich weder z. B.
durch das patronyme BoQSiovstog ytaig Opp. C. 3, 623 noch dureh das-
jenige n in den obliquen Casus entschuldigte, welches, wie mehrere
griechische Wörter auf ai, so auch lo bei den Römern in Anbeque-
mmag an lateinische Formen (Argui^ quem quondam Jönn luno ctis/o-
dem addidit Plaut. Aul. 3,6, 20) aufnahm. Es ist das eine blosze
Spielerei mit Namen ohne innere etymologische Wahrheit, und um
nichts besser, als wenn der Chor bei Aeschylosy.694in dem Ausrufe:
&D ^co iiM^a ftoTgccj niq>qt%^ ihsiiovau nqä^iv lovg (auch Im (lol fioi
lo von sich selbst V. 742) den Namen gleichwie als einen aus der In-
lerjeetion hervorgegangenen Ungificksnamen uns vorführt. Gerade wie,
nach alter Dichter Sitte, auch sogar Sophokles den Aias diesen seinen
Hamen V. 430 (vgl. Lobecks Anmerkung) von al al herleiten l&szt,
welchen Ausruf man sogar auf den Blumenblattern vom ixlacxiig vwuv-
9og sa lesen vermeinte. Wirklich verwandt halte ich den Namen mit
ulvog^ einer Participialform wie dsivog^ und lat. saactis, s. KZ. YII 4.
— Uebrigens darf man sich nicht wundern , wenn ,der Name des thra-
kischen Bosporos auf einen Hindurchgang von selten der lo zurück-
gefohrt wird (V. 733. Apolld. 2, 1, 3). Die erste Silbe aus dem Gen.
Sing, ßoog^ obschon dem Begriffe nach vielleicht doch wie in Alybg
320 A. F. PoU^ SUidiMi «ir gmchiidiflii IlythologU.
nöta^Mol mehrheitlich gameiBt, nit Kttrzmfff ffletoh dar in Oi-
Slutöq 8t. OIöItcovq^ so ds82 überhaupt bloBz eine schmile Heeresfiirl
dadurch scheint aogedentet zn werden, welche selbst Ochsen %u dnrch-
waten (vgl. engl. Oxford) oder zu durchschwiaimen im Stande wären.
Vgl. noch andere Ersfihlungen von des Namens Ursprang bei Harlees
SU Val. Fl. 4, 347.
Die weiten Irrfahrten der lo werden theils durch Raserei no*
liviert, welche deren Feindin Hera aber sie verbfingte, IheiU 'durch
ein dem Rindergeschlecht furchtbares Insect. OUtQog^ lat. asüus^
Aesch. From. &67, nebst der steten Wiederkehr in oictQfikax^ difyuxtt
580, o^^o^^t^ov xoQtig 589, ol(fT(f6nlri^ 681, oiaiQi^aaft 8!d6, woraus
man ersieht, welch groszes Gewicht vom Dichter gerade auf diesen
Ausdrack gelegt worden , ist non zunlchst nicht bildlich , sondera in
wahrhaft natnrgeschichtlichem Sinne von der Bremse (Oestrna bovis,
vgl. Nemnich Catholicon S. 753) zu verstehen, welche dem Rindvieh
ihre Eier unter die Haut legt, woraus dann die Engerlinge, frz. ^ers
bauvieri^ deutsch auch binourm^ entstehen. Letzterer Name (s. Grinm
WB.) von biegen, bisen, Lith. %ilojimas das biesen (bissen) der KQjie.
Nesselmann WB. S. 646; vgl. Schmidt wester w. Idiot, u. 6iese. Bndlof
Bildungsgesch. S. Id will sogar den toon, was indes der alte wisani
(buhalus, Graff I 1078), von bissen^ bissein herleiten, welches noch
jetzt gebraucht wird, wenn das Rindvieh, von Bremsen verfolgl, mit
atriubendem Haare und aufgerecktem Schweife wütend umherspringt.
Böhmisch mjli raupy w predeli: Bremsen am Steisz (d. h. kein Sitz-
fleisch) haben. S. auch Verg, Ge. 3, 148. Daher nun die ttiUnlayxvot
und «oXvTtlayxvoi nXavea Aesch. 576. 585 , welche von solch wildem
nmherschweifen über L4ind und Heer gebraucht sind, allein auch von
der Bewegung des Mondes am Himmel nicht uneben gesagt würden.
Vgl. nkav^teg aaviQSSj (^stellae) quae erranies et quasi vagae
nominaniur Cic. Rep. 1, 14; steliae erratieae, errones Gell. 3,
10, 2 und 14, 1, 11 und errabunda bovis tesiigia Verg. Bei. 6, 58.
Bs kann Schütz eingeräumt werden, dasz, wie Aescbylos die lo zwar
als gehörnteJungfrau (xe^axtg , ßovKBQmg jcocQ^ivog 588), nicht
aber in wirklicher Kuhgestalt habe auf die Bühne bringen können, so
auch bei diesem Tragiker unter olav^g sehicklicherweise nur ein
Bild von Geistesverwirrung und fahriger Unruhe zu ver-
stehen sei und nicht die Bremse selbst. Vgl. oesirum furor Graeeo
eoca5fli/o Paulus Festi. Wenn Schätz aber weiter V. 674 o^v<yvDft^f&vcM»
%Qta&€taa (wie %^lßi — ohtgog 567 ; voaog — • xQlovaa %ivxqQiat 90*-
tfi(kio^6i 599) in so fern meistert, dasz die Bremse mit einem Stachel
im After steche , nicht im Rüssel : so hätte er nicht ^vm^ (vielleicht
die sog. blinde Roszfliege, tabanus, frz. taon, wo nicht die Stech-
fliege, Conops calcitrans), wie ffilschlich übrigens auch andere (s.
Schneider u. oZicrrpo^) thaten, mit der Bremse vermengen sollen. Diese,
als gleichfalls eine arge Plage für das Vieh und durcfc Uebertragung
für Sporn einmal zur Abweohselung vom Dichter gewählt, sticht
wirklich mit dem Säugrüssel und heiszt 'knrzsiohtig' (bachat. btin-
A. F. PoU: Sta4ieo sar griechisebea MyAoIogie. 621
lelad mit den Aogm) oder *bUod' desbalb, weU sie onverscbiml gt-
nag isl (daher wol xwdfivfa), auch dann nicht soglflicb rorUofliegen,
wenn man ihr nahe kommt , gleichsam als würde sie es nicht gewahr.
Zorn Schlüsse noch ein Wort über den TfiUyovog. Heyne Obss.
ad ApoUd. S. 105: 'Telegonum Eor. Schol. Or. 932 etiam memorat: sed
Epaphi filiam; at Epaphum ex lo et Telegono natum Syncellos p. 126
a yiris doctis emendatus et Eusebins Hieronymianas n. 482. Enndem
Telegonum Ori [also ^^^9 aegyptischer Name Paus. 2,30, 6] filium
ioier Aegypti reges refert n. 511.^ Vgl. aacb Ilokvyovoq und Ttikiy^^
voq als Söhne des Proteus, welche Herakles (als Sonne?) erlegte, KZ.
VI 131. Also auch hier Verflechtung mit dem Mythus auf aegyptischem
Boden. Nur in ziemlichem Widerspruche mit der Isis als ^altern'
Monde ßncbte man in ihm einen spitgeborenen. Besser denkt man wol
an öriliche Ferne: *ferngeboren% etwa unter Hinblick auf obige
Tfili7clixy%toi xldvai und in ähnlichem Sinne, wie *E%iiri doch gewis
eig. der ferne Mond sein soll, wenn schon von Artemis als Jagerin
sich auch der BegrilT einer Ferntrefferin (sonst auch von Mond-
stralen geltend) einmengt. — ^'A^isfug, dor. "jigjafug (schwerlich
nngriechisch trots Diod. S. 6, 77 und Koss Italiker u. Graaken S. 85)
erklAre ich etym. Forsch. I 221 der 2n Ausg. aus ai(fa (mii Kürzung des
Vocals wie in xiqxo(iog^ wenn aus xi«^, %iJQ^ was indes von Leo
Meyer KZ. VI 14 angezweifelt worden) und xiiiveiv^ ra^tv, wid vom
Persans Ov. M. 4, '667 sagt: et liquidum motis talaribus aSra [in-
dl/, vgl. 616 aera carpebai ienerum siridenübui alis^ nach Ana-
logie von carpere viam^ iier^ mare usw. von dem allmählichen Nacb-
eioander der Fortbewegung. Aehnlich auch vtnofisvog iik^ayov
(dorchschnitt ich) Iar7fia0d.7,276 und dirimebai Nerea delphin Pen.
1, 94. Nonnos Dionys. 10, 76 erklärt den Namen der Leukoihea daher,
weil sie Iwxov nedloio (des weisz schäumenden Meeresgefildes) dut-
xfiijfovca novlriy (also von livY,6g und ^li , oder dachte er gar an
9i& laufen?); s. Creuzer IV 27. iVaees ante solent roslro Neptunia
vraia secantei Cic. Arat. 129, freilich wol das schneiden als mA-
ben herbeigeführt durch noinnov aldog^ wie von den Galeerensklaven
es beiszt: faucher le grandpre (das grüne Meer durchrudern), schon
im Gilblas von Lesage I 147 d. Uebers. von Mylius (Berlin 1798). Vgl.
meine Zigeuner 11 28. Ihrem Namen nach ist Artemis also,' weil Muft-
darchsehneidend' (gis. auch von der häufigen Sichelgestalt her-*
genommen), urspr anglich , wie fPotßog ^Lichtwandler^ =s Sonne
(KZ. V 293 f.), Mond-, nicht Jagd-Göttin. Der Grund aber, warum
der Mondgöttio auch das Vorsteheramt der Jagd beigelegt worden,
ist aatarlich der, dasz für gewöhnlich^ das Wild sich dann von sei-
nem Lager znr Aesung aufmacht, wenn der abendliche Mond am Hori-
zont heraufkommt, und ihm zu dieser Zeit, wo es zu Felde geht, leicht
aufgelauert wird. Deshalb sagt auch der Schol. zu Theokr. 3, 49 vom
Endymion, dem Geliebten der Artemis, nicht uneben, dasz er lufinov'
^VS ^^9 £ekrpfrig ii^Bi JtQog ^i^Qog, r^ow i^qevij diu xo ta di;-
f^laxati xovxov xov kuciqov i^iivui.
322 A. P. Pott: Stadien snr grieclibchett Mythologie.
Weil Kalamenien and Schwengerechefl derWeibersiek
nach dem Monde regeln, so erkürt sich leicht, warum Eileithyia,
die Geburtsgöltio, nach Res. Th. 922 Tochter des Zens nnd der Hera
(als höchsten Musterpaares fttr die Ehen, daher Inno Lucmd)y spiter
eins war mit Ar temis(Kan.Hymn. Dian.23). E/il^dvMxHesych. denkt
sich zwar Welcher kret. Gol. S. 1 ff. als aus JAij, Licht, entstanden;
allein da das Wort wahrscheinlich ausländisch ist und, wie in Kuhns
Beitr. I 291 gezeigt worden, auf hehr. Jalad (genuit, peperit) und an-
dere semitische Yerba von gleicher Geltung zurückgeht, kann es nicht
eig. Lucina sein, wenn der Name auch mit dem der Venus geneirix
(als Göttin der Liebe) begrifflich zusammenläurt. ^Afiviag lanleto
nach Rufus Ephesius ein Beiname der Eileithyia, augenscheinlich ¥oni
Schafhintchen , ifivlovy welches die Leibesfrucht umgibt und bei der
Geburt zersprengt wird. Allein auch der anscheinend sonderbare 8^
(tog ivvwnrjfivg (Halsband von neun Ellen) Hom. Hymn. Ap. 104 , den
Gerhard gr. Myth. i 117 nnerklärt liszt, ist für mich ein Symbol der
Nabelschnur, mittels deren der Embryo nenn Monate lang ans
dem Leibe der Mutter Nahrung und Wachslhum empfingt. Vgl. von
der Myrrha 0 v. M. 10 , 479 : perque novem erravii redeuntU eomua
Lunae; vixque uteri poriabai onus. Vgl. aber aber die NeunsakI
mehr bei Greuzer IV 99. Orientalisch- nnd Occidentalischer Sprach*
meister (Leipzig 1748) S. 186. In Hannover iszt man am grfinen Don-
nerstage die nSgen stärke^ d. h. Kohl, bestehend aus neunerlei
Kräutern. Bei den Bauern in Liefland ist neun auch eine heilige Zahl,
weshalb oft zu ihren Heiltr Anken neunerlei Kräuter gehören. S.
T. Strahlenberg: das Nord- nnd Ostl. Theil von Europa und Asia
S. 78. Vgl. meine Comm. Lithuanica U 36. Z. B. russ. deiDesyr
(d. i. etym. Neunkraft -Kraut), Inula helenium, Alant, lith. wie es
scheint zu ^dibesylas Alant, Schwarzwurz, Symphytum officinale'
nach Nesselmann verdreht, als stamme es von debesis Himmel, statt
von dewyni neun. Doch z. B. deu>jfn-s%arwas Nesselmann S. 140. 530
(eig. 9 Rflstnngen habend) die Studentennelke. DewynUwis (9 Viter
habend) Hurkind.
Dasz die Geburt von solch hohen Zwiliingsgötlern wie Apol-
Ion (Sonne) nnd Artemis (Mond) eine ttberans schwere war, er-
klärt sich, und namentlich auch, dasz die Wehen der Mutter (gls. die
Normalzeit an Monden vorbedenteod , welche der menschlichen Leibes-
frucht zu ihrer Reife von nöthen) nenn Tage nnd neun Nichte dauer-
ten. Hera (der Lufthimmel) spielt hier, wie so oft, die eifersfichlige
gegen ihren Gemal, der in den obersten Regionen des Alls thront nnd
herscht. Es versprechen aber nun der Göttin der Geburt, wenn sie der
Leto in ihren Kindesnöthen beistehen wolle , die abrigen Göttinnen ein
kostbares Geschmeide , wie das beschriebene (Preller gr. Myth. 1 154).
Sie kommt, nnd auf den Knien die heilige Palme umfassend gebiert Leto
den Apollon, den miobtigen Liohtbringer. Vom entgegenslemmen nnd
von der damit verbundenen Anstrengung auch im Lat. emte' für >gebaren'
nnd die di /Vi«i, weiche gleichfalls knieend dargestellt wurden«
A. F. Polt: Stitdieii rar grieohisclieii Mytholofiew 328
Wober nao aber die beiden groB%eu Liebter des Himmelg? so
bat eicb mebr als ^\ü Volii gefrogt. *Die Erde war wQste and- ieer^
ond es war finster aof der Tiefe. Und Gott Fpracb: es werde
Licht. Und es ward Lieht. Da schied Gott das Licht von
der Finsternis^ nsw. VgL Herder älteste Urk. d. Menschengeschl.
(WeriLO s. ReL n. TheoL V &3 f.). Froher wenigstens als das Licht
dachte man sich im Weltall allgemeine Finsternis: ehe denn sie,
die grossen Himmelsliehter , das grauenvolle und einsame Dunkel er-
leuchteten. Warum sollten aber nicht auch beide, Sonne und Mond,
gleichwie des Kind, ehe es das Licht des Tages erblickt (in lucem
edtfur), im dunkeln Mutterschosze eingehallt ruht, als bervorgegan^
gen ans der Nacht (weil po»i eam) nnd gleichsam als deren Ge«>
hurten rorgestellt werden ? So sagt luciparens nos Avienos Phaen.
853, nnd beisst also die Nacht ^Lichtes Mutter' in dem Betracht, dass
auf die Nacht der Tag folgt. Wie man sich wende: soll zwischen Fin*
stemis nnd Licht einmal nach dem Fr Ober die Frage aufgeworfen
werden, so wird man nicht anders können als die Verneinung des
Lichtes dem Lichte selber, wie bei der Schöpfung das Nichts dem El^
was, der Zeit nach voraufgehen zu lassen. Darum scheint ganz an-
nehmbar die bereits slte Deutung der Leto als Nacht. iVvf ih ^
Atftdj Ifi&ti ttg ovOtt xmv il$ vnvfyiß xQBnofUviav^ wie Plutarch er-
kürt; 8. auch PIaL Krat. 22 (Grenzer 11 578, vgl. Prichard aeg. Mylh.
8. 131): trotz des t, welches an Stelle von ^ (vgl. tat. laUo^
ATEN1^^0T0£ auf einer Manze bei Mionnet 111 16 st. ^j^^rivoSnog)
erscheint, nicht ungbinblieh, wenngleich sicher mehr die Nacht gemeint
wird, insofern sie in ihrem Schatten alles verbirgt nnd den Augen
entzieht, als weil sie den SohUfern Vergessenheit in die Seele
triufell. Leto oder die Umacht ist aber noch nicht der Anfang von
Zeit nnd Welt. Weiter zurQck geht Kotog^ ihr Vater, selbst Sohn des
Ursnos nnd der Gaea, was zu dem biblischen Worte *im Anfsng
schnf Gott Himmel nnd Erde' stimmt, indes mit dem groszen Unter-
schiede, dasz hier Bimmel und Erde schon geschaffenes, und zwsr
eines einheitlichen Gottes sind, nicht, wie dort, selbstschaffende Göt-
ter. Leto heisst daher Kaioyiveui (vgl. jlrfti>yivfia), Kotritg (vgl. etwa
^SlMUnnitg nnd ^SlKtctvfjuig bei Nonnos als episches Fem. zu ^^xBoveiog,
wo nicht gar^ der Etymplogie nach gerade nicht unmöglich, mit Hinblick
aof Njitg^ NrjMg) und Kouxvrig Orph. H. 34, 2, das, wenn nicht auf
bischer Analogie (vgl. s. B. Oleyvavxlg das Gebiet von 0l€yva^ ne*
beu OltyvffiSj des ^Xsyvctg Tochter Koronis) beruhend, allenfalls
von einem Adj. auf -evr ansgienge und möglicherweise auf der Vor-
stelinng eines da wo die Sterne sind durchlöcherten (caeerftasum)
Himmels bemhetf könnte. Vgl. in der Formz. B. dor. iifyäg, av st.
iify^Hg, ^ev. Was Kotög bedeute, darßber siehe Vermutungen KZ.
V 299. Ich glsube bei der dort vertheidigten Herleitung aus lat. corns
(vgl. xoilog, lat. Tae/vs), etwa nach Analogie von sir-ius (ernster
Art) durch Contraction aus seeems, griecb. iplk-tog aus q>lXog nsw.
beharren zu mOssen. liaque dicii Andromeda (nach Varro L. L. V
Jahrb. f. elMt* Philol. Sappl. Bd. Ill Hft. S. 22'
324 A. f. Pott: StadieB cor grtoohiidiaB Xylbologie»
% 19) lioeti (das wire non eben Latona aock): qmai$ ta9n eaeli
$ignitenenti(m$ conßcü bigis. Vgl. corerno C0ieU, airis bei Freund.
Z.B. sidera cestare aeihBriit adfixa caperms cmneta eidenfnr Laer.
4,391. Vgl. Ober die Benennang ^Fixsterne' Homboldl Koamoe 11157. 51.
Seibat pßr eaulas aeih&riM Locr. 6, 493, waa nicbt ron Stille« (Be-
battsungen) genieiDt tat , aoodem gla. von den HöblaAgeii dea Aethera*
Vgl. Pideniur aira per f»m cuum ferri Verg. Ge. 3, 109» Daa Hirn-
nelsgewOlbe konnte man aich nun entweder ala daa leere (vgl. via^*
nufninane^ inane profund/um^ desertum ipaiiwn Lncr. 1, 1096 ff.),
in welcbem Sinne wenigatena apitere Zeiten catus auch gebravehten,
vorstellen , oder ala daa hohle {cavum) , wie a. B. nieht minder pro^
f und um caelum als Dnendliche Tiefe. Zar Person anrgeachaffea gab
daa den Titanen Koiog (Cae/iia) , nnd den rückte mais in Gemeinaebaft
mit der Licht wandlerio Ooifiti noch wieder vor die Leto d. b. Naeht
ala deren Eltern, und ana dieaen Urwesen, gleichwie als Enkel von
ihnen giengen dann die beiden grösten LichtkOrper im Himnela*
ranme, Sonne und Mond, hervor, indem man ao in aeheiabarer Aaa-
beuge auB der Schlaaefolge, wie daa Licht «na seinem geraden Gegen-
Iheil, der abaolnten Abwesenheit von ihm, entaprangen aei, wie-
der herauskam eben aom Licht ala Phoebe, dea Zens, welcher Nama
auch den leuchtenden Himmel (skr. dte, Nom. dyäu$) anaeigt, za gpe-
achweigen. Demgemfiaa könnte gefragt werden, ob die Tochter dea
bohlen nicht vielmehr ala Ar^xm, dor. AaxfiOj die weite aei, A.b.
auch nur wieder, unter anderem Namen und Geschlecht, der weite
llimmelsraum. Das bitte ausserordentlich viel für aich, rnftstea
wir «u dem Itehufe nicht erst nach dem lat. lata neben Läiona grei-
fen. Genug, die alten dachten bei der ^^i/tqi an eine Atf^j and
daher kein Wunder, wenn aie den Namen der Inael //^log, doch nicbt
etwa gar um blossen Klanges willen? au der heiligen Statte machten,
wo das Zwillingslicht aar Welt kam nnd gleichsam offenbar (d^ov)
ward. — Wenn bei Homer K^fovog als Vater der Leto an Stelle dea
Kotog tritt, ao bitte dieaer alte Urgott schon vermöge aeinea ao an
aagen vorweltlichen Charaktera ein gegrindetea Anrecht auf aofche
Ehre. Doppelt, wenn in ihm wirklich der Begriff der nngesehaffeiiea
Zeit liegen sollte. Denn Sonne nnd Mond sind ihreraeita Kegeler der
Zeit und ihrer Weebaeleracheinnngen , durch welche letatere ]ene
aberhanpt erst sich bemerklich macht.
Man hat, am suletst dies nicht mit Stillschweigen za fibergelMB,
ICöro^ans xtfto ableiten wollen. Ffir den Sinn nicht unpaaaend, weil
er dadurch ao an aagen cum Ana ander (fhcenaor) dea Weltlichtea
wQrde. Allein von xo/oi, Fut. xavtfo», ao dasa daa v aller Vemalong
nach wurzelhaft ist, geht, so wenig als von navm^ ein Derivat mit o
aiia, wie z. B. nv^og (daa Opferfeuer beachauend) ganz anderer
Art ist als irv^xa^^. Siehe auch oben ^Ay^aibg. In dieaer ROokaiebt
liesze sich Koiog als 'schauender* (Koim, lat. cateo aich voraiobtig
amachauen) besser hören , obschon ich gegen beiderlei Erkiirang ein»
zuwenden bitte, dasa mir Derivata uamittelbar aus dem Verbam mit*
A. R Pt»tl; flletlm mt gmdMdiMi Mylbotogie. 925
fels «Mg (wie 's. B. gem-ims) im Siaae tob Nmum ageiti« njeht
»llsa wabrstheialicb T«rliomineB; znnal «nsier der Composition) wo-
b^ Mcht eiomtl piiniog als Verbalableüoiig (eber voa Stcagl) ?oll-
kommeo xweifelafrei wire. — Bei fierbard gr. Mylb. I 83: Coeiw Poii
(«Ibo des Hinmelg) fiiku. Hygiii. Fab. 141. Aus deai Etym. M. aber :
Koiog jTji» muitffTa (eine nut Reebt voo Abreas dial. AeoL 8. 41
Aam. 4 vgl. KZ. V300 als albern verworlooe Falsebdeuliing) , Kgeiog
6i x^ %if(a^p (abgesebea voa der abstrusea Metaphysik io der Den-
tsDg ganz ODinöglicb, indem u nimmermebr ans «f/ws eotstinde;
wahrseb. Bock, aries, wie icb in K2L VII 361 darzniboa saQbe),'2ki-
ifksv Movfpoxffw (also Termatlioh Aelb»*, Laft, als das leicbtere
ob OD sobwimmend gedaebt) , jTasiveg (als Erde?) ßaiffitrita.
IL Lynkens als Gegonstiiek m Argon.
Zn Argos, dem vielangigen, gibt Lynkeas, der sobarf&ugigei,
ein wnndersames Gegeastflck; and wenn jener gaiia aaTerkjsanbar der
gesliralo Nacbtbimmel ist, welcher naturwibrheitlicbe Gedanke kann
dann etwa unter seinem Gegenbilde f erborgen liegen? Diese Frage
soll Bos im folgenden am so mebr bescbsltigen, als aaoh hierbei wie-
der »icb allerhand Aegyptiaea einmUcben. Es werden der Persöalich'-
keitea mit Namen Avynsvg mehrere unterschieden, die aber, von
den historischen abgesehen, doch com Theil in ihrem Grondwesen
wieder sosammenfallen mOgen.
1. Vor allen des Aphareus wegen seiner lachsAugigen
Bebarfiiehtigkeit gepriesener Sohn, auf den sich auch wol besiehea
soll, was Aelian V. H. 11 , 13 ohne Nemiong eines Namens von jeman*
dem ersAblt, wie er Ton Lilybaeon nach Karthago bioflberzasehen im
Stande gewesen. Sonst war lyncus nicht bloss Seyihiae^ sondern an-
deren snfolge (Gierig an Ov. H. 5,660), was so der Aelianisehen
Eraiblang passte, Siciliae res. Dieser Lyncos sher, welcher dem
Pfleger dts Ackerbaps Triptolemos nachstellt and deshalb in ein
Waldtbier, den Luchs, verwandelt wird, bezeichnet den Kampf
swiscben Gesittung und Bildung im Gefolge ackerbaulicher Angesessea«-
beit aut der Rohheit von Waaderv61kern wie die Skythen , und den
Sieg der ersteren. Dieser Lynkeas und sein Bruder töag (mit langem
c Theokr. 32, 140, wie die Götterwarte 'Uij; also wol ksum ^Schauer'
TOB Uittv)^ vV 'Ag>aif^j heisren, wie die ,Jt6aiiovQOi ihre Gegner
(beide BrOderpaare bei Ap. Rh. 1, 146 CT. hinter einander erwihnt),
gieiehfalls, trotzdem in mehrheitlicher Zahl (s. weiter unten IKaog),
und swar mit einem sonderbaren Einschab, Aipafffifiöai, bei Ap. Rh«
1, 151 *AijHt^n^niiM9 während der Vatername 'Agnxgsvg (die beiden a
kar« Tbeokr. 32, 139. 307) vielmehr im Patronymicom Befolgung der
AaaUigie tob ^AtgMiigy IlfiXdit^ erwarten liesze. Dem mnsz also
22*
336 A. 9. MI: SUidieB mt frieekittiMa Mylirologi«.
eise a« Bade elwM angdiogMa Forai (vgl. a«eh ^Affr/tiüi^ SohD des
Ares, d. i. Kyksos, Hes. 8e. 37) £■■ Grande liefea. Vgl. 'Aplnrai
8. Aphsfetis filü' Heyae Obss. S.27Ö, wikread Lenpriere Bibl. elias^
ich weiss aioht aaf welekes Zeagais hia, Apharetos Liebhaber Jlad
Eatffihrer voa Marpessa (soast, Tormallieh weil Maifntfi^oq eiae SladI
in Troas aad Ida der Berg daselbsl, Geaialia des Idas!), des Oeao-
laaos Tochter^ seia lissl. Apolloaios Rb. 1,1&5 berichlet ?on derFilug*
keil des Lyakeas: ^ffidlag aal vig^t »ata jfiovog avyai^^ai. Heissl
doeh Hades aickts aaderes als ^easicblbar' aad eatbebrl der fia>
stere Oreas alles Uehles, weaa aicbl etwa aas der Oberwelt eia
Stral ia iha kiaeinfftlll. Ferner bei Paas. 4, 2,7: ^Aqfoga 6i xmv ntd^
dwv nf^fivTiifog ftivldcr^, vtnnqog di i}v Avynsvgj ov l^ lUvSuqo^
[N. 10, 113 ff.] (0T9» ntaxa) oSraig o|v o^v, cd; nuxl itii ottlkiQvq ^s-
üc&ai dQvmvag (Sqvogl S(fvig iv ozbUih Find. a. 0. 115). Er koanle
also, wie wir sagea könalen, darch eia Brett sehen, oder wie der
Scboliast zu Fiadar angibt : sein Blick war so scharf ^dass er darch
Stein aad Erde sebea koaaSe was geschah'. Was ist nun scharflagi-
ger als die helle Soaue am lichtea Tage, wean ihre Stralen überall
hin , nad erwirniend selbst anler die Erde hinab in den Boden drin-
gen? Dies scheint mir die freilich, wie alle Lösungen von Bithsela,
siemlich nüchterne Zarackf&Ernng eines Wunders auf swar prosaische,
allein nichtsdestoweniger stannenswertbe Wirklichkeit. Sollte bei
Fans, in der Ausgabe von Facins d^mv (übrigens ein in. den WB. feh«
leades Wort) in der Thal als Eiehioht (qnercetum) beibehalten werden
müssen, so wäre das, weniger wundersam, die Sonne, welche sich
selbst durch Laubdiekicht hie und dort hindurch stielt. Möglich aber,
man habe bei der i^vg (und in einer hohlen Eiche, ino 6^
Apolld. 3, 11, 2; vgl. Heyne Obss. S. 390 f., d. h. wol: gleich Ster-
nen, die am Himmel hinter einem Walde verschwinden, verbergen sich
die Dioskuren, als sie den Apharetiaden aunanern: s.Frellergr. Myth.
II 67) die dodonaeische Zeus- Ei che im besondern gemeint, weil
ja von den beiden Dioskuren abwechselnd der eine in der Unterwelt
(also in der Finsternis), der andere bei Zeus (im Liebte) snbriogea
soll. — Bichtig hat man erkannt, dass Apharetiaden aad Dios-
kuren trots ihrer Kämpfe mit eintnder doch in vielem flbereinkom-
mea, ja dieselben mythischen Gestalten mit wesentlich gleichem
Gedankeninhalt sein mögen. Nicht unwahrscheinlich: der Streit be-
ruhe weniger auf einem Unterschied ihrer selbst (etwa wie gegen den
Argos in Argolis gehalten) als auf landschaftlichen FArbangen
in Folge von Eifersüchteleien swischen Nesseniern (Aphareas war
Messenier) und Lakoniern, ihren Unterdrückern. In Lakonien , al-
lein auch in Messenien, wurden dieTyndariden hoch verehrt.
Tansanias 4,8,3 nennt ns^ii^fipf (den *rings hernmgefägren' Hori-
sont?) Tov Alolov (Sohn des Windgottes, weil dieBichtnng der Winde
auch gewissermaszen eine Bestimmung der Weltgegend am Himmel ein-
sohliesst), — dies wieder, indem man den Himmel auf die Erde her-
absieht — König in Messene. naf^a rovroy »tpixeto — Mikavwg^
A. F. Folt: Stadieo sdr f rieeUtdiM Hytiwiogi«. .327
Ich deoke, das ist die ach war se Gewiilerwolke , ana walober «Her-
diBga Feaergeschosae heraaafabreo, faat oocb gewaltiger ala die Apol-
loas. Vgl. Apolld.3,10,4, wo A pol Ion, freilich Ober Zeus ergrimmt,
weil er den Aaklepios niedergeachlnettert hatte, aeineraeita die Ky-
klopen ambringt, welche dem Zeoa die Blitse achnieden. Daa heiaal
denn doch wol, physisch die Sache erkifirt: aelbst die Blitze dea
Zeus mfissen zaweilea vor der Macht dea Sonnengottea weichen.
Nach seiner Genalin aber bitte Melanens daa von ihm bewohnte Kar-
aeaion damals Oi%aUa genannt; andere dagegen wollten- wiaaen: mc
xo Enqvxiov (xto^ov il l^rifwv ivp fiiuav iati xo Ejvifvtiap) nolig %a
i^tMv ^v suxl IkuUIxo Oi%aUK. War das ein Ort, der aiob dnrck
schöne Gewisser (vgl. cv^ro;) oder dnreb schnell anachwellendo
Giessbiche znr Regenzeit bemerklich machte? Hier haben wir es au
thao mit Oechalia in Messenien, an der Grenze Arkadiena bei Andania,
nach Strabo 8, 360 Andania selbst. II. 2, 596: Ol%aUrfitv lovzu na^*
EvQvtov Olxaliijog. Aber aneh eine aweite Stadt dea Namena in
Thessalien, welche 11. 3, 730 gleichfalls mit Enrytoa in Besiehang ge-
bracht wird. Ja noch eine dritte anf Enboea, bei Eretria, mit welcher
abermala dasselbe geschieht. Vgl. Evqimud Pana. 7, 18, i = 17 £v-
^vida TtoUg Soph. Fr. 260 far Oechalia. Der Streit (a. Faoa. 4, 2)»
welche Stadt des Namens Oechalia für die dea Enrytos zu halten aei,
ist ein ziemlich leerer und von wenig Bedeutung fflr den Kern, daai
nemlich an den Namen Ev^vro^ (Schönatrömer) aich die Voratellnng
einen Wesens knOpfle, mit dem ala Regen der Sonnengott Heraklea
fast beständig in einem (iuszerst begreiflichen) Streit liegt. S. meine
Aoseinnndersetzung in KZ. VII 96 f. UeqvqQBi il fyiyoviiuv ix Foq-
ywpivr^ (Umbringerin der grauaigen Gorgo oder Sohreckenawolke)
n|g ITc^lca^CSonDenheld) ^Aipa(^tvq xciABVTintnog, (Auch JJusog^
Sohn dea Ferieres, Fans. 5, 17, 9. 6,23,2; ich weiaz nicht, ob wegen
Flau in Elia, oder zugleich wegen ro nioog, feuchter Ort, Aue, Wiese,
und juiaea nasse Gegenden?) »ql ig aici^ove ÜE^i^pn^, ia%ov outot
t^v MecöfivUw i(fX^v. xvQidiuQog ii It» ^Aqnxi^evg i^v. ovxog ßmat-
isvaag noliv &%iatv V^^fjvijv (in Messenien; aber nach II. 2, 591.
II, 733 Stadt in Elia; vorn a lang) into x^g Olßakav ^vyax^, otv-
XQv öi yweeinog xi^g aixiig %al aiBk^pf^g 0(iOiiriVQlag' %al ya(f OlßaXqt
9%fvmxffie Foifyoipovri, Oebalia war ein alter Dicbtername, welchen
man Lnkonien gab von dem Könige OtßaXogj desTyndareoa Vater,
so daaz auch anf diesem Wege wieder eine Verbindung von Apharetia-
den and Diosknren hervortritt. Ja dieae wird noch enger dadurch
gezogen , dasz nicht blosz nach Pausaniaa 3, l, 3 Kwoifxa öi (wol als
Bnndehetzer, weil die lakoniachen Hunde berühmt waren) iyhsxo Ot-
ßalog*)j aondern zufolge Apolld.3, 10, 4: bM di ot kiyovxBg 'Aipa((ia
^ nal Aav9U7a(ov in ÜBQi^QOvg yBvis^ni xov Alolov, Kvvoi^xov ii
*) Dem äuszem Anscheine nach: Schafwerfer. Etwa vom treffen
wilder Schafe , vgl. layaßolovl Oder xahme Schafe mit dem Hirtenstabe,
tat. pedwn, an dea Füssen fangend nnd niederwerfend, mithin Schäfer?
328 A. F. Pott: 8t«dtea ittr'grteohiiclieii Mythdlojlie.
J2f^^f}v, tav dl Olßalovf Olßuloü di xäl Nif8ogvv(tq»fig Bnämg
(sonst Tochter dsi Tenkros; etwa von ßatog^ wie BcnUta oder Btnia
Hilgol bei Troja, wol robeta, sentioetom) TvviaQiwv, 'Iwaoxoatwa^
'iK^amK) ist Oebaloa auch Sohn des Perieres gleich dem Apbarens,
weshalb Lynkeas ganz Recht hat die Tyndariden mit den Apharetiadea
verwaadtau oeaneo, s. Tbeokr. 32,1709 vgl. Harless za V. 164. Bei
Apolld. 1,9,5 steht ao Stelle des 'Ixo^oi^v vielmehr der Name 'Ixcr^to^.
Darunter könnte aber eine Art Veriumnu$ oder Jahreswechsel verborgen
liegen, sei es nun als Vater der Penelope, welche stets ihro Tags
gefertigten Gewebe Nachts wieder aufzupfi, gleichvrie das Jahr mit
dem Fflanzenwuchse thut, den es im Frühling hervorgetockt hatte;
oder der Erigone, welche im hohem Sommer ^ wo das Laub verwelkt,
naohdem sie vergeblich ihren Vater gesucht, an einem Baume sich er-
henkt, d. h., weil sie den Frühling (eere, ^», natd) vorstellt (KZ.
VI ld9), dann sa Grunde geht. S. Freund u. d. W. und üeriffon =^
Virgo Graff IV 1016.
Was bedeutet aber JliQiriiffig, der mit seiner Gattin FoQyogionif
wodurch auch wieder in die Sage vom Sonnenhelden Perseas einge-
griffen wird, eine so zahlreiche und gewichtige Nachkommenschaft
hat? Analog gebildet finde ich auszer EviqQtigj wie mehrere, ich
woisz jedoch nicht warum (als Appellativ : wol angefügt, bequem, von
Rudern; ttberh. geschickt, bereit, wol zu brauchen; vgl. ttber den so
geheiszenen Sohn des Teiresias KZ. VI 114) heiszen , den Namen !/ff»-
gnffi^, Sohn des Poseidon und der Kleito, Herscher in Atlantis bei
PUt. Kritias 11-1 ^ Kl€ixoi(d. i. incluia) ist Tochter des Buenos (dw^
wol des Fluszgottes in Aetolien) und der Asvidwtri Piaton a. 0. 113^,
worunter wahrscheinlich (doch vgl. auch die Leukippiden spiter)
uchts anderes gemeint ist als die (wahrsch. nach den weisaen Schaum*
wellen ao geheiszene) Tochter des Okeanos (Hom. H. Cer. 418. Paus.
4»d0,4) mit gleichem Namen. Unsere Kleito aber ist nicht bloss Kutter
obiges Hersohers in Atlantis, sondern auch des Atlas zufolge Schol.
Plat. p. 436. Wahrscheinlich wie KXüxri eine der Danaiden Apolld.
3, 1)>6 VLuAKXhhog Sohn des Aegyplos ebd., welche gleichfalls mit
Wasser zu thua haben, lift^^^i}^ vom Schiffe, wrvg, heisst 'auf bei-
den Seiten gerudert', wie dii^^;, 7^17^17^» ^V(t^y xqM%9vti\^ dret->
ssigruderig, ityQtjg mit Rudern versehen usw., allein auch von a^
*von beiden Seiten gefugt', ctofM Mund mit zwei Zahnreihen, cxi^vor/
ringsum wol befestigte Wohnungen, Bur. Etwa mit Bezug auf die ^Ax^
Ittvtlg als Iqsel, im Sinne gleich mit iiktpiqqvxrfl — Aehnlieher Bildung
gibt CS nicht wenige Adjectiva» mit passivem Sinne, als: (fvvfii^^
ovvrnk^ivogy ct;vi|^|Mitf/iivof verbunden ; auch cvaxtog schattig, wegen
Ineinanderfligung der Blatter, ivxriqrjji entgegen rudernd; entgegen
kämpfend; ge^enaberliegend (x^V)- ivin^k Gcgenstfltze, Strebe-
pfeiler. %ax^Qri$ ausgerastet, fertig, in^qt^ zubereitet, versehen mit^
wie nxs(fvysa<Si vma^ womit analog nedriQ^ zweifelhaft st. itodiigtis
(an den Fusz gefügt, (alaris). xaXKi^qfig (zalftoa^rig) mit Erz gefagt.
^I^nong dem Herzen wolgeffillig. lv0ciiif^s wütig, toll, während
9^0^45 '«Hws Verstalte mAobtig (rgl. to BifMOMBtti ^ffoai^^
^ KZ. VI 98), oaeh aidareB d«8 GepiOheil. Vgl. 9m^^, sm^ijb-
^o( verrackt. «v^fei?? ungeachiokt; «va^fiotffog aBrorheiratel; oder
(aus inniQ) al. avdQmir^^ wie ea bei Aeacb, (daa leiste enlpobiedea
frtscb) erkürt wird. Vgl. noch mit Besag auf "O^ri^ DOoUer I«
Hdrers Ztachr. IV 267.
Dieeem gemflaa maaa nao aoob für ila^iif ^^ nacb einer Erklirong
gerachi werden, aoll anders der Name mehr sein als *tönend Ers und
eine klingende Schelle'. Vgl. aber ihn Heyne Obaa. S. $8. 375. 28S.
311. ^Etva^fi (tugendhaft; oder '£v«^a), Toebter des Jrfi/Mji^
(bloss: Feinde bekämpfend, oder: mittelst di^iov nvq^ worunter etwa
Blitse sn verstehen , kimpfend?), war ausser vom Perieres snfolgo
Apolld. 1,7,3 desgleichen Matter 1) des I!nkiMW9vg^ seiner freveln«
den Nnohabmnng*) des Donners nnd Blitzes (Wetterleocbten?) wegee
in den Tartaros geschleudert, 2) des stflrmisohen '^Oa^g, 3) von
Siawpog^ Vater des Meergottes Glaukos, 4) von Jrjiiv (vgl. J^
|M(XOff oben), d) von Miyvt^ (als Unterabtheilung von Thessalien),
6) von Kqvfitig^ Gründer von lolkos in Thessalia Magnesia (also 7),
nnd ansterdem von 5 Töchtern: Kctvanri (Windesranaehen), Idlxvovii
(Windstille), iZ^i^cd/xi}, Mutter des "Awupog nal^AntiOQ^ welche nn-
streitig als Gemalin des Theasaler- Fürsten MvQfuötiv in diese Reihe
kommt und, ans dem Namen sn schlieszen, der canßdemi iure au be-
deaten scheint, entweder auf das Recht des Acbilleus dem Agamemnon
gegenüber anspielen mag, oder wahrscheinlicher auf dss gute Reeht
der Griechen im trojanischen Kriege gegen ihre Feinde. ''Avtupog
(wol: dagegen, gegen die Trojaner, leuchtend, oder au ivtt^fnuu:
ihnen widersprechend, wie umgekehrt ein Sohn desFriamos 11.4,469)
uad'ldxuoQ Fahrer (vgl. lat. aeior von jedoch anderer Wendung den
Sinnes). Eine sweite des Namens JleiöMKfi als Tochter des Nestor
Apolld. 1,9,9, wol weil dieser ein Günstling der J7s«^m {Suadä)^ und
hier: vom Rechte Oberaengend? Eine dritte Mutter des Boros Schol.
Fiat, wie ein BAifog Sohn eines a weiten ile^MJ^i^ff U. 16 ,177. Eine
vierte Tochter der Enarele mit dem Aeoloa, Kaivuri vielleicht als *Bln«
menkelch' vergleichbar mit der aye/tmi^ , i welehe davon den Namen
haben soll, dasx sie leicht der Win^ (also Aeolos?) enthlittert. Zn-
lelat ilc^ifi^diy, mit welcher Acheloos (hier der thessallsche?) den
Hippodamas (Rosseblndiger, wol wegen der Rossebertthmtheit Thessa*
liens, s. B. Soph. El. 693) and einen Orestes (monianutf) sengte. *-*
Ueberblicke ich^nun diese Nachkommenschaft des Ferieres, worin
ein grosser Theil angepscheinlicb auf Naturerscheinungen, nnd swar
snmeist am Himmel, anrflckgebt, sowie anderseits die spraehlicbe Ver-
*) Rewmbu . . flämineo periU, imiiator fulminit, iciu Ov. K. 14,
618. Salmonens herschte erst in Thessalien, dem Lande s. B. der wol-
kenarügen Kentaaren und wenigstens des einen Aeolos (so hiesz sein
Fator), sp&ter (d. h. also wol der Stodt IkÜL^^n in Elia Pisatis zn
Liebe) in Elis. Oder von «o'yvoti cdlog brausen (nnd phosphoreseieren?)
des Heeres.
330 A. P. r«ll: SMim tor trtMhiMhet M^tMi^ie,
wMKitootain des Ntnens: dano Btheiiit mir der UnkreiB des Bin-
mels sowie aeeh etwa davon abhängend der ÜAschwoDg der
Jahreaieiten sich am beateo cor Brklirung desselben sn eignen.
Warum freilieh »ach s. B. der Wagenlenker des Menoekens in Thebeo
UeQifiiffig hiess (Apolld. 3, 4, II) — etwa: in seinem Gesehifte wol
erfahren, geschickt? — wQste ich nicht zu erklären. — Vgl.. Qbrigenn
lluch Tleiql^oogj der Yom umlaufen der Jüt {caeUiiis) durch Zeos
(caelum) als Rosz seinen Namen haben soll, KZ. Vll 92. Seltsam genn^
aber, dass zufolge Phokylides Fr. 3 V. 4 Bergk, wo die verschiedenen
Frauenarten auf viererlei Thiere snrflckgefahrt werden , die cv^o^o^
^£, raxeta, nt^idf^o^o^j ddog iffiatti vom wotgemähnlen Rosne
abstammen selb
Wir kommen su des Lynkeus Söhnen ^AtpaQBvg nnd Aivxaaeog,
nimmt man das abwechselnd swischen den Dioskuren (d. h. buch*
atlblick: Zetts-oderHimmelss5hnen)Polydeukes und Kastor erfol-
gende ittbringen in Unter- oder Oberwelt (Find. N. 10,55) wol mit Recht
fflr den Wechsel von Nacht nnd Tag, so soll das ihnen analog»
Brflderpaar der Apharetiaden,ja selbst der Kampf nwischen bei-
den BrQderpaaren vermutlich eben so im allgemeinen den stets sick
erneuenden swischen Licht nnd Finsternis bedeuten. Auch mag es
nicht ohne Sinn sein, wenn man den Idas sum älteren (wie die Umnekt
es war) und stärkeren, den scharfsichtigen Lynkeus aber, der anck
wol den listigeren vorstellen soll, sum jangeren machte. Ein ähn-
licher Gegensals zwischen Gewalt oder Kraft und kluger List, etwa voa
den beiden Hauptheiden der homerischen Gedichte Achilleun und
Odysseus abgesehen, seigt sich auch s. B. im Autolykoa (Wolf)
gegenüber dem Sisyphos, welchem jener (die Gewalt) erliegt (KZ.
VI 135). Uebrigens heiszt wieder ein Sohn des Sisyphos ßi(fittvd^os
(den Mut eines Mannes habend, oder verbal: Männer ermutigend?)
Paus. 2, 43. Diesem zufolge erblicke ich nun im ^A^ffsvg etwa einen
Anzander^ des Tageslichtes (pr^o toor, die erste Helle de«
Tages) undLichtbringer, gleich dem Lucifer, während sein Bruder,
der Veissrossige' Aivxmnog far mich die Nacht ist, gls. mit
ihren weiszen Rossen, d. i. Sternen (vgL Schillers Veisze Scknfe'
nnd das Opfer weisser Lämmer in Sturmesnoth Hom! Uyma. 33, 6).
Etymologisch gewinne ich aber jenen Gedanken ans *Aipaifevg (beide
a kurz) mittelst Snctm^ o^if unter Verwandlung des Asper in Folge
des aspirierten Labials. Vgl. Ko^ccQog^ ßto^ffs lutuQog^ ^tmaffog a. a.
Selbst den Kaletariden Aphareus II 13, 479. 543 möchte ich bildlieh
als * Auf a ober des Kampfes' (vgl. ineetuor iurbarum Ammian 31, 9
oder inciiaior ei fax onmium Frndent. mffl avi<p. 10^67) deuten, inso-
fern des Klytiös Sohn ZaXijrop vom Aias niedergeschmettert wird fvv^
ig v^ä g>{(fmv IL 15, 419, und wenn dies auch mit dem Namen ^AgMQtvg
*) Oder umgekehrt die Ivx^mv atpcU^ pHma faee^ nnd dann also
auoh Atwujtno^ vielmcOir der Tag-, UvwKmXog ^fU^7 Vgl. Praller gr*
Myth. II 68 und oben Jtyiuiiög von avcnuiti».
A. P* Poll; BkMtu tm frmUMhta NylMocio« 331
keiMfl ioMTM 2«MMineaiittg telMo nag, doch •« siek ^Rolbr', fi9^v
iya&ig^ keiMl« VgL den Herald ^HnvMfig nit ^^tio^.
Sehirfer feseichnet nad ooch bedotttsaaer iat der Nene dea jimi^
7LUB€o^ jismutuun aiad die Dioakareo aelbal, weil aie geaUiBi deai
Slaaae dea Dopj^elgeatiras, welches aie Terlrelen, fraires HeUna^^,
lucida iidera Bor. earai. 1, 3, 2, aaf weisaeo Roasen daher ira-
bea (^fraires ambo compieuif »tee eandiäioribuM ambo ceclo-
bmUtw equii 0?. 11.8,372). VgL im GegeaUieü die sehwaraen
Roaae dea Platoii ala aalerirdisehen Goitoa Ov. M. 5, 860, woaa ia
der Gierigacbea Ausgabe: ^Proserptaam tameo, qoaaiqaans PInCosia
carra olilnr, levxmnav Tocal Pindaraa', waa aber ia der Doppelaatar
der Proaerpina ihreo Grood hat, iadem sie ja aar aaweileo unter« der
Erde weilt. Nalflrlich eben ao aiit Grund, als weau aaf etruakiaebea
Spiegeln au ihren Bildern anaser dem Schwane (wol der Weiaaa
«regen Symbol dea Ucbtes, und auf ihren Uraprung gis. aua eiaeaa
Wellet , akr. brahmäntta^ woriiber Kellgren, vgl. Gerhard Myth. 1 94.
Crenser II 20. 71, hindeutend) und dem Sterne (was sie waren) bia-
weilea die Hindin (von welcher Farbe? etwa aua licht und Dunkel
gemischter, gKoogT) hinantritt, daa gewöhnliche Symbol dea lichten
llin«eIa(dieHiBdiB der Morgeurdthe), Tgl. Preller gr. Myth. 1173. £twa
wegen dea T^Xitpog (fernhin leuchtend), Sohn dea Herakles (als Sonne)
aad der Auge (Glanz) , Vater des Enrypylos (des weilpforligen Uim-
nela), den eine alberae Etymologie ^gesiegt (ßiqlfi). von einer Hirsch-
kuh (^Rtttpogy sein läsat. Auch ein Jla^y^af^ (allleuchtend) war es^
weleiier die Dioskaren gastlich aufgenommen hatte (Pind. N. 10, 49).
Daa wichtigate von allem sind aber in unserem Mylhus die Ai%mattti^
itgy dea Leukippoa Töchter, um deren ehelichen Beaitz awischen Apha«
retiaden und Tyndariden ein heftiger Kampf entbrennt, worin zwar
letztere obsiegen, allein nicht ohne dasz der eine von ihnen, welcher
sterblich war, fällt. Darauf dann jenes bewunderte Betspiel brflder*
lieber Hingabe dea unsterblichen Polydeukes an seinen im Kampfe ge«
bUebeneo Bruder, den Kaator, indem er, nach des Zeus ihm gelassener
Wahl, umacbicht mit jenem die unterirdische Behausung mit *den
himmliachen goldumatralten HAusern^ zu vertauschen dem ihm sonst
gebokreoden Lose vorzieht, stets mit den Göttern im Olympoa au
weilen. Ewig (gls. unsterblich) ist zwar das Licht; allein ea
maaz nüt aeinem aterblichen Bruder (dem Dunkel) sich doch in die
Zeilen tbeilen. Tov yi^'Üetg a^qA ßovalv 9rmg jipXün&elg hQOHSiv x«!-
xktg liyxaq axfi^, also um Rinder willen, d. h. wol Sterne, in so
fern aie untergehen (gls. gestohlen werden). Vgl. Paua. 4,3,1: ind
Sk %cXq ^jitpa^iag natal 9t(^ xovg Jto0%ov(fovg iyivno ivtilnovg ovtag
ILOX"! nsQlrtSv /}o(ov usw., und ganz ähnlich bei Heaiod vom EIek«
tryon (stralend, aas i}ilixTm^; kaum aAcxrpvmv Hahn, schon weil
dea letzteren Vordersilbe kurz), den Ampfiitryon tödtete Zigpi daiiaa^ag
iwöa^uvog icsqI ßoval. Preller gr. Myth. II 120. Die Apharetiaden
wollten sich eine gemeinschaftlich erbeutete Herde allein zueignen: d. h.
vom Tage werden alle Sterne wie hinabgeachlungen; daher Heraklea
332 A. F. PeU: Sta««» sw griMUMbea HyOMila^e«
((kmna) als /fov^«}^ ä. rieUar gr. Hyli. II «• — Zarolge ThMkril SS
hatte Leakippoa saiaa Töchter dam Lynkeas and Idasvar Ehe Ter-
aproch^D, iMd da, als naeh deren Raohe die Tyndariden jenen in aen
Weg kamen, entapann sieh, trota des Lynkeas voranagegangeneM Vnr«
suche die Saehe gatlich beianlegen, am Grabe dea Aphareas (beiani
das etwa: in der Dfimmemng?) der Kampf, weleher bInCig genng für
beide Theile ablief. Innfichal ward swisehen Lynkena (Lache) isd
Kaalor (d. h. canden$^*) leuchtend) gefochten, nnd ao hieb Kaalor
Jenem, als Lynkeos nach seinem linken Knie (wahracheialich, um
Ihm durch eerhauen der Sehnen die. Möglichkeit des gehens an nehmen:
aonal ein sdilmpflicher Saabieb!) sieUe, nut gewaltigem 3treiche die
rechte Hani ab und tödlete ihn dann voUenda. Beim SchoK IL 3,
SIS soll Kastor rom^Afpidvog^ d. b. dem Eponymos von dem attischen
Demos "y^^i^a und Freunde des Theseas, am rechten Schenkel
rerwnndel, nach Hygin F. A. 2, 32 aogar in diesem Kampfe gefallen
sein (Praller gr. Myth. 11 77). Der Zug Ton Verletanng je ^iner Seite
am Körper der kfim[»fenden kann seiner Wiederkehr halber kann rein
änfilHg sein. Ich wflhne, es soll damit angedeutet werdeä, wie vom
wx^fitQOv oder fi(U(fovv%vtov die ^ine, und awar die rechte HftUle
Ton der augehörigen anderen rerletat wird, d. h. die Lieb tmi cht e
nicht stark und amhidexter genug sind, nm nicht aar Hälfte ihrem Ge-
gentheir, dem Dunkel, den Platz räumen au mOsaen. Daas aber der
Kampf im abrigen so aiemlich in menschlicher Weiae verläuft, kann nichl
Wunder nehmen, obgleich er nooh etwas anderes und böherea an he«*
deuten hat. Polydeukes bleibt nach dea Theokrit Erzählung gans anaaer
dem Spiele. Idaa aber, welcher bis dahin dem Zweikampfe aaeh a«r
ruhig angesehen hatte, reisat nun, als ea fär aeinen Bruder tehliauD
geworden, vom Grabmale ihres Vaters eine Stele [etwa als Lichlatral
gedacht, gleich den Obeliaken au Heliopolia], seines Brndera Schick«*
sal an Kastor damit au rächen, fällt aber vom Blitae dea Zeaa er-
aeUagen. Obsiegen in solcherlei Kampf mOasan natarlieh die mäohti-
geren nnd göttlich verehrten Tyndariden, obsobon ihr Sieg der Natur
der Sache gemäss immer nur ein halber bleibt und einaeitiger.
ihnen als Sternen gebahren die Lenkippiden, weil nächtliche Ga^
stirne. *Die Bedeutung dieser seelenvollen Dichtung ist die abwech*
aelnd erblassende und wieder auneuchtende Bracheinung deaMorgen*
and Abendsterns [vgl. in Sparta ein Heiligthum der Leukippidea in
*) KZ. y 289. VI 103, wo ich auch Kupäalog, Sohn dea Halioa
auf Rhodos , damit verbinde , vgl. s. B. xvUatog von %vU*6m, Als Nomen
ngentis kann Kaat^^ doch auch nor Activbedeataiig haben and nicht die,
welche Preller dem Worte unterlegt , %t%ac{kivog^ obschon £. B. Ap. Rh.
1, 154 of^ftatfi xexa<rfi£Vog vom Ljnkeus gebraucht. — Castor, Biber,
verbindet Lassen ind. Alt. I ^16 zwar mit lüiaz (i&) im Nenpera. Wahr-
scheiulich eig. Holzspalter von %Bdi(o oder HBÖd^tö mit Wegfall von «,
wie vo6c6s 8t. vsocaog. Also activ wie intofi^vg , und nicht passiv wie
hrofitag, gis. coBtrans se, ^ Ueber noXvdtwijg nnd T^vr^äff^mg, T«-
dtvff angeblich tumdau (mf aya#ds) Dfintaer in Höfsra Ztsehr. IV 268.
A. F. PMfl StalKeii Mr gtieoUithMi llyilK>logi^ tSS
der mite its TeHpeli der Apkrodtte; Mru PkiaM Y^otti?], d«MB
«af Torbnndena ZosaiDineDgebörigfaelt den alten uimdglieh Terborgeo
bleiben konale, wenn eocb ihre IdenkiUlt erst spiler benerkl eeui
sollte/ Freller gr. Myth. If 67 f. Dazn Helena als Mond, der ja
•n mit der Venus tusammen aaf dem Scbetdepunkfte von Nadit and
Tagenbeiie sieh xeigt. — Die bcrahmten Rosse der Dioskoren heissett
aber das eine Siv&og^ goldgelb, falb (wie desgleicken eins vom
Achillens II. 16, J49; Hektor IL 8, 186; Diomedes, vgl. Preller 11 14»);
allein, sonderbar genug, das sweite KvlXa^g (Preller II 69). Madi
Schneider ist ttvlkagag oder önvkkaQog eine naekte Krabbenart, welehe
sich in Unschelschalen verbirgt, eancer Bernhardns. Dabei kann nnii
die Farbe ganz augenscheinlich nicht das Vergleichsdriite sein. Wol
aber die racklinfige Gangart des Krebses (vgl. skr, enitf-üaroy
ei|^. answärtsschreitend; s. meine etym. Forsch. I 613 der 2n Ausg.),
«elohe, ob auch wahrscheinlich nicht auf reirogrutuM der Sonne«
Macrob. Sat. 1, 17, Wendekreis des Krebses, oder auf rttohg£ngige
ireirogradus) Bewegung der Sterne in allgemeinen , doch gewis hier
auf das zaraekziehen des Morgensterns Besug hat, wenn et
gewissermaszen, wie der Bernfaardinerkrebs, im Dunkel verkrochen
den Blicken entschwindet. Vgl. auch die'iadischen Dioskuren Ä^inam
(d. h. die beiden roszbegabteo) , Söhne der A^M von dem Sürgm
(d. i. Sol), und Aerzte des Svarga (Himmels), weshalb auch A^ni^
kmmAräUj Agvinapuiräu^ A^inisutdu, d. h. der A^vini Söhne. A^*
smi heisBt der erste von den 36 Nakschatras oder sog. Mondhinsemy
d« h. Constellationen auf dem Wege des Mondes. Dann in der Mylho«
logie *lhe asterism personified*. Endlich die Gemalin von Snr^a (Soa*
nengott), welche sich in Gestalt einer Stute verbarg. Vgl. a. fi. Rtg*<
veda 1,23 p. 31 (vgl. dO, 17 p. 49)^. Rosen: *mene sociales expergelao
Asvinoe: huc veniuuto, ad hnius libaminis potationem. Qni egregio
carrn prsediti (sunt) , — vgl. auch die DIoskaren als %QVitaQfAtnM -*^
aarigae peritissimi, ambo dii, oaelieolae, Asvini, eos vocamns.' — *
Meror de xavva JtoaxovQav vaog' ayaXitava de avtoi xs xcrl o£ naSH^
Ü9i¥j "Ava^tq %al MvcMfivifvg, avv di (Sg>iaiv cd (AtjviQig 'ÜMil(^ ntü
0o^ßri. Paus. 3, 33, B. Diese beiden Namen der Leukippiden (Cren-
ser II 783) sind nun gleichfalls bedeutsam genug, und zwar ersterei
*die heitere' (gebildet von ÜLagog, wie Kuei^a die Karerin von Ki^i
loj^cugm d. i. nicht pfeilfroh, sondern tela fundtns^ wie Ebel KZ. II 80
gezeigt bat, iusiQa ebd. VI 211), serena^ vom *Monde% was es bei
Empedokles ist, zu verstehen, wie letztere, OotßTi(^iB Lieht wandelnd'X
als weibliches Gegenbild zum mannlichen Phoebos (KZ. V 397). Als«
auch wieder mit dem Gegensatz von Nacht und Tag und in Gemein-*
Schaft mit den beiden Hauptgestirnen, deren je eins dieselben Vorzugs»
weise auszeichnet. Als das höhere Paar mnsz man unstreitig den ?o*
lydenkes (von den Gebrfidem der unsterbliche!) und Phoeba
(Souie) betrachten , aus welcher Ehe MvtialXifog (memor p9fuU\
Qifier Mvaiflvovg (eingedenk im Geiste) d. h. unstreitig: Helfer in der
Notii, als Sohn entsprosz, gegen.Kastor, welcher mit Hilaelra dep ^Avui^
334 A/P. Polt: Slodiei sar griacliiscIieB M |tiialogi0.
fm¥ ersengle. Latoterer Nme, ^Avmyav^ avog Apolld. 3, 11, 3 (wena
imperatar^ %u ivwyvjy und nicht etwa so xbavioyimvj dem Bacfaetaben
eaeh : alles oberhalb der Erde beBndliohe ; nach einigen auch =
ivayxaiov Gefingnis), noch mehr uhtt^Ava^ (tmperhimf)^ scheioeo
Anspielangen aein %n sollen an die Dioakuren als "^voMg, woher deren
Heüigtham ^Ava%t$<tv. "Ava^ig abrigeaB ist ein blosser Kleinname mit
Kflrsang, ans eomponierten Namen entstanden, and weil die Dios-
knren in Lakonien gan« besonders so Hanse sind, verdient es auch
rielleicht einige Beachtung, dasz hier mehrere alte Herschernamen asit
^Ava^t- beginnen. So ^Ava^tXaog und *Ava^tevd(fldfig und *Ava^€t(ios
Prokliden , sowie Ägiden ^Avaiavigog der 13e Ägide and ein ^Ava^av^
t^ldtlS der 16e. Uebrigens wage ich nicht zu behaupten , ob "Avaneg
mit dem anerkannt vorn digammierten Spaxtig stammgleich sei and
^Könige, Ohwalter, Schirmherren' bedeute. Dass man daran gedacht,
beweist der Umstand, dass '^voxTO^tov auch im Sinne von *AvaKuovj
Tempel der't^vaxfg, vorkommt. Sonst neigte Ich viel eher der Hei*
nung SU, es möge "AvanBg , Qbrigens, behauptet man, ursprflnglich von
den Dioskuren verschieden , mit etwas starker Karzung hinten (vgl.
%i»ag) von ivoKalm ausgehen und ^Anaflnder' entweder am Morgea
69B Tageslichtes oder am Abend der Sterne und Kerzen anseigen sollen,
wie wir Ja deagleichen den ^Atpa^vg uns deuteten. — Bemerkens werlh
ist aueh der von Apolld. 1,7,8 erzählte Kampf um des FluszgoUes
Buenos Tochter Marpessa zwischen Idas, des Aphareus Sohn, und Apol-
Ion. Zeus fiberUszt der Jungfrau zwischen beiden die Wahl und sie
zieht aus Furcht, dasz der Gott sie, wenn sie altere, verlassen m6ge,
diesem den Idas als Gatten vor. Dies versohmihen des Sonnengottes
von einer sterblichen hat doch auch wo! den Gedanken von Wechsel
zwischen Licht mit Finsternis im Hintergründe.
Man könnte sagen, den zwei Söhnen der beiden Dioskuren liefe
wiederum in etwas parallel das Herscherpaar im trojanischen Kriege«
Nemlich '^yaftifivmi/ (*sur GeuQge ausharrend') und MiviXaog (^aus*
harrend beim Volke', oder: das Troervolk, was jedoch leicht wie
blosse Vertheidigung aussähe, mutig erwartend?), welche Brüder zu-
gleich zwei Schwestern, wenn auch nur Halbschwestern, zu Frauen
haben. Menelaos, der Herscher von Sparta, war der Oertlichkeit we-
gen mit Helena vermalt, jener schönen und verführerischen Mond-
föttiii and Rriegsfackel, deren Bntfdhrung durch Paris einen Krieg
zwischen den Lindern zweier mit ihren Enden sich nahe kommender
Welttheile entzflndete. Sein Bruder hingegen, der Herscher von My-
keoae, obschon sonst der mftchtigere Heerfahrer, weil Argeier (nicht
Lakone), bloss mit Klytaemnestra, welche vielleicht nur des Pa-
rallelismus wegen als zweite Tyndaridin hinzugedichtet und dem
Oberfeldherm der Griechen als Weib zugegeben wurde, — für ihn und
seinen Sohn noch unheilvoller und daemonischer, als für Menelaos und
aberhaupt die Griechen die Helena. — Was für eine Bewandfnis es
aber mit der Leda und ihrem Ei (öfters sn ihrer Stelle Nemesi^,
wol als Yertheilerin des snum cutque JBwischen den beiden kriegfah-
A. F. PoU: Stsdien ssr grieeUsebeB Mrlhologi«. 335
readM Partoian) eigenllieh haben söge, famag ich daahalh Bidit la
sagao, weil mir der eben erwähnte Name seinem Urapmnga nach t61«*
Kg dnnkel ist. An die Arf^y Uog (dem Namen nach gleich mit jitälgl
▼gl. Fublius : popuhui)^ Tochter des Gros, welche dem Poseidon den
Alifaepos, woher Althepia bei Sikyon, gebar (Paus. 2, 30, 6), k6nnla
snr Noih in Atjö« dorch Contraction im innem (unter wegbleiben des
Iota snbser.) and Znsatz eines Vocales hinten gedacht werden. Allein,
wenn man des Schwanes wegen nicht eine Basiehnag der Leis snm
Wassergotte dahin rechnen will , ohne irgend charakteristiseha Merkr
male, wie sie sich för eine Matter oder doch Pflegerin tob Hatann
(Mond) und Diosknren schickten. Auch ans der VerwandtscBaft dar
Leda — ihr .Vater s. B. war ßiettog, Agenors Sohn (s. Heyne an
Apolld. 1, 7, 10), oder Glaukos , Sohn des Sisyphos (Preller II 64) —
lasst aich anscheiaend nicht viel machen. Der blaue Meergoti Glan«
kos indes könnte den Sitin haben, dasz in Griechenland wegen seiner
▼ielen Küsten allerdiags Mond und Sterne sus dem Meere emporsn»
steigen scheinen musten; und auch dem Agenor, sei es nun dem Va«
ter des Kadmos (d. h. also des Ostens, wo der Aufgang), oder des
Argos Panoptes als gestirnten Nachthimmels, weniger meinea
Wissens dem Thestios unmittelbar, liesze sich ein passender Sinn ab«
gewinnen. — In Betreff des ersten Falles will ich noch einer, wie mich
bedankt, parallelen Genealogie Erwfthnnng tbnn, weil beide sich ga«>
genaai tig erläutern. Vater der Sterngöttin ^AiMQla (sonst Tochter
des Koeos und Schwester der Leto , d. h. iler Mutter von Sonne und
Mond), der Gemalin des kleinasiatischen Sonnenberos Belleropbon-
tes (s. meinen Aufsatz über ihn in KZ. IV 416—441), auch Sohn des
Glaukos, wäre zufolge Steph. B. 'Tdiag, Dasz dieser Nsme, welcher
sieh wol als Derivat von der noch im Dativ ablieben Form viii im
Sinne von aquaiicus rechtfertigt, zugleich auch mittels eines ver«
meinilichen Sohnes von Bellerophon und Aaimti'^Tdiöaog an die gleich-
namige Stadt ^'Tdteaa oder ^Töiaao^ in Karien (kaum doch auch durch
den KaQveiog Apollon) angeknfipfl wird, ist ein eitles Spiel mit Na«
mensihnlicbkeiten.
% Wir kommen jetzt zn .dem zweiten Avynevgy das Aegy p«
tos Sohn, welcher allein von seinen 50 Bradern in der Brautnachl
flbrig blieb nach der Verheiratung mit den Dana ide n. IW^f^yi^at^
seine ihm sngetranle Retterin, wurde vielfach im Alterthnm nm ihrer
hochherzigen That willen gepriesen (Find. N. 10, 6), und zugleich mi|
dieser That legt, meine ich, ihr Name durch sich selber dar, warum
sie eine Priesterin der Hera war, jener Ehegöttin, welche
unter anderem in Argos, dem Orte wo die Danaidensage spielt, ihren
Sitz hatte. Dies um so mehr, als * die Danaiden zugleich iovr^o^a^
nad brintliche Nymphen sind, weil Hochzeiten und Nymphen immer
zusammengedacht wurden'. Preller gr. Myth. II 38. '7hv^fii^(Fv^ nem*
lieh (ein Frauenname der freilich auch noch von zwei anderen mythi-
schen Weibern vorkommt) musz, wie ich jetzt einzusehen glaube, so
gefaszt werden, dasz man sich das zweite Glied des Compoaitums (wie
336 A. F. Poll: Stadial t«r gmeUscUii Mjrlliolfl^i«.
•omI'UtflVs, s. B. in «fosviav, üeilu 4ifile eämmn, ptBtetiMi rz= pr«
4)MM«/e) rom eryleii, d* h. also hier vom wsi^, and zwar ian Geneliir
aMiAngig denkt. Alio: (gegen des Vaters Willen und aaf eigae Ge-
iilir) fttr den Freier, {kvrfix^^ seiend, mif schtttiender Sorge über
ilm wachend, als treae Gattin ihm sngethan. Vgl. ink^ t^g nat(ft3os
ifivvuvj ims^fMaxit». Dergleichen Composita, nor freilich in Mllchem
dinne, wären vsl^^io^, vju(^v&pr^^ vtu^ßoifBog.
Es fflAste aber wanderbar nagehen , wenn aasnahmsweise in des
lobealaasen des Lynkens durch seine GaUin nur eine elhiaoha Thal
gieHMinI wäre, da doch bei deren Schwesiern unwiderspreohlich «ina
Maturerscheinung in einen begangenen Frerel TerkebrI worden
M. Was soll ein Wnchsäugiger' in der Geschichle von den Da«
miden, und warum ist er unter Tielen Brüdern der einsige, welcher
mit dem Leben davon kommt? Das sind Fragen, worauf man ohne
Einsieht in das Wesen des seltsamen Danaidengescblechts nach Ant-
wort vergebens sich umschauen möchte. ^lob glaube KZ. VU 109-den
Namen ^avatdig ans dem der Najaden NatSeg mit gekirstem dia (dem
Begriffe nach etwa auch aus ^tog, was aber formell niehl angioage)
erklärt zu haben, indem ich die Praep. als intensiv nahm, woraus ato
dessen etymologischer Begriff ^StarkstrOmerinnen' hervorgiMige.
Möglich indes auch , und mit Bezug auf das lechzende Fass sogar
vielleichl wahrscheinlicher , es heisze das Wort ganz eigenlliob aoch
^Dnrobströmerinnen'. Es waren vorzaglich die SAdwIade,
welche Regen in Griechenland brachten: vgl. udus Notu» Hör. epod.
10, 19 und dessen griechische «Epitheta von gleichem Sinne bei Mil-
aeherlieh; madiäis Noius eeolai alis Ov. M. 1, 264; creberque
procellis Africus (U^ffi) Verg. Aen. l, 85. Das sind nun meinen er*
achtens jene 50 Freier der Dsnaiden , und es scheint mir nichts wani-
ger als wunderbar, dieselben als Sfld winde, wofQr ich sie halle,
lu Söhnen von jenem berahmten Strome in Afrioa , Aiywttog^ einem
Bnkel des Wassergottes Poseidon und Bruder des Danaos, gemacht zu
sehen. Der eignet sich als Strom, und zwar nach Grösze und Welt-
gegend , ja trotz oder vielmehr .wegen geringen Regens in Aegyptaa
aufs trefflichste au deren Vater, d. h. sp zu sagen, physischem Urhe-
ber. Vgl. übrigens auch dlis Räsoniiement über den Unterschied zwi*
gehen Regen in Griechenland und NilQbersohwemmung bei Herod.3,13.
Die Sadwinde treiben Regenwolken gen Norden vor sich her nad
ittchen sich gleichsam mit diesen ihren Verwandtinnen zu ver-
■llan. Das ist ganz in der Ordnung. Es sind dicDanaiden solche
R^genwolkea, um welche ihre Vettern, die Aegyptiaden, freien. Letz-
tere erreichen das von ihnen erstrebte Ziel; allein sie fallen schon
in der Brantnacht sämtlich, mit Ausnahme eines einzigen, der verschont
wird, durch den verrätherischen Dolch (d. h. doch wol den Blitz)
der neavermählten , den ihnen der Vater zugesteckt hatte. Wenn die
Wolken im dQrst/Bnden Argos (dl^Mv^'A^fyog) ihre Segensschätze tnU
leert haben nnd das Nasz in den gierigen Erdboden (d. h. gleichsam
durch ein Fasz mit Löchern) gedrungen ist, so hört der regenbringeade
A. F. Pott: StadMtt ur fHMhMM Mytibolflgi«. 337
Wdiriai ihml selbst wie4er auf bs4 stirbl j sa so si^^^/iolMni asoh
der ersten Befrachtang des Erdreicirs in Gemeinsehsfl mit den Wölken
«Mi duroh sie. Aehnlich roe den Regenströniea Lacr. 1, 250 CT.: p««-
retmitesdrsf, nbi eos paier osther in fremium malru ierrm pra^r
tipUamU: ai niiidae surguui fruges osw.
Sehen wir uns jetst nach dem Lynkens am. Was kann ^ seio^
velcher slleiti in dem Blotbade, das die regnerischen Dsnaiden «nrich-
len, dem Tode entgehl? Er ist, oder ich mflste mich ansserordentlich
linsehen, der lich'te und mittels der Sonne soharfblickeiide
Tag, welchem das 'Regenwetter aaf die Daner nichts /msuhaben Ter«
mag. Solcher Widerstreit spricht sich aber in verschiedener Form ans.
Einmal gerakh er mit seinem grausamen Schwiegervater Da neos (ai^
so: Starkströmer) in Uneinigkeit, entthront denselben nnd macht sich
SB seinem Nachfolger. — Dagegen wollen andere: Lynkens habe sich
mit dem Danaos (Regen) ausgesöhnt, sei ihm nach dessen Tode gefolgt
and habe (hier fftllt die Ersahlung wieder ins rein menschliob« surflck)
41 Jahre geherscht. Eine ^hl, die vielleicht weniger willkOrlich ist
ala sie ansaiidit, nnd die, wo nicht eine astronomische, doch In der M||t*>
terknnde hegrandek sein mag. Vgl. etwa auch von den Dioskuren:
'habiti lade pro diis, XL anno post pognam com Ida et Lynceo factam,
nt Paw. III 13 p. ^8 docet, anno LIIl inde ab Hercnle inter deos adr
scripto, Clemens Alex. Strom. 1 p. 383 PotL' Heyne Obss. S. 291. — *
Naeh der Ersahlung Hygins Fab. 273 (Preller II 36) hatte sich Lyn-
kens vor Danaos in den Tempel der Hera (d. i. gls. in den Dom dtß
Himasels) geflachtet, dort vom Tode des Danaos gehört und daranf
den ritterlichen Wettkampf im rosseliebenden Argos gestiftet. (Also
in Argos, wo auszer Danaos anch Argos Panoptes waltete, wie
dagegen In Lakonien die Himmelssöhne Dioskvren; in Messenien
Idas nnd anch ein Lynkens, jedoch in anderer genealogischer Ver-
btndang.) Das eigenthSmliche des Spieles bestsnd darin, dass den
Siegern nicht ein Kraox, sondern ein .eherner Schild zu Theil wurde»
Wiewol »igegeben werden moss, diese Sitte könne auch einen ander/*
weiligen Grund haben, so lisst sich doch, denke ich, die Vermutung
nicht ohne weiteres beiseile schieben, e»habe einen meteorologi-
schen Sinn, wamm 17 iv^'Aqiyst iöidg bei dem Spiele an dee grossen
Heraeen (sn Ehren also der Himmelsfürstin Hera) der Kampfreis war,
nnd Lynkens dessen angeblicher Stifter. Mit dem Schilde, der ver*
mnllidi zum Theil aas oekonomisehen Rflcksichten bloss ein eherner,
kein goldener war, ist nemlich aller Vermutung nach symbolisch nichts
saderes gemeint als die Sonnenscheibe, dei clupeus Ov. H. 15,
792 (vgl. die Wurfscheibe als altes Sonnensymbol, Creuzer I 791 nnd
KZ. VI 274). Durch Regen nnd Sturm (vielleicht wären selbst die
Rosse bei dem Spiele, wie die Kentauren Wolkengestalten sind, nicht
ohne alle tiefere Bedeutung) wird die Sonnenscheibe unsichtbar, nnd
diese musz also jenen verdunkelnden Mfichten erst wieder vom luchs*
iugigen Lynkeujs (d. h. der Tageshelle) in schwerem Kampfe abgerun-
gen werden. ^
338 A. F. Potl: ShtÜen lor grieshitöhen Hyttiolo^«*
Der Vater der Danaiden, Javaog selber, isl voa nna biilier aodb
wenig aaf seioeo mythologiscbeo Werth hilf angeseheii. Fast nöebte
ieh glaabeo, er sei erst aas den JavatSeg gesebmiedet, inde« nnB
diese, obschon mit Natdig xassmmengesetst, fllschlich fflr ein Patro-
nymicom sa nehmen allmihlich sich flberredete, was dann nothweadig
aneh den Sehiass anf einen Javctog als deren viterliches Primiti? her-
beiführte. Dieser soll dann seinerseits mittels der Mondgdttin I o anf
einen Flnsagott, den griechisehen Inachos zarflekgehen. Wie nana
aber ihn, sowie seine Ahnin lo an aegyptisebe Verhiltnisse aBknapf*
te, erhellt unter anderem darans, dasc man ihm als Gemalia ^EliHytnntq
(Apolld. 3, 1,5) andichtete. Eine Persönlichkeit, welche der Inael
*EU(p9tv%ivri zn Liebe erfanden und vermutlich deshalb gewihll wer*
den, weil die Nilanschwellungen in SchneesohmeUen und masseBhaftea
RegengQssen in den Lindern sfldlich von Aegypten ihren Grand ha-
ben (anders freilich Herod. 3, 33, vgl. indes Theopbylaktos 7, 16. 17),
vorgedachte Insel aber auf der SQdgrense Aegyptens liegt Mein
Bekenntnis, nicht recht den Grand davon einsusehen, wodurch veran-
laikt die Argiver und dann mit Erweiterung des Specialnamens alle
ilteren Griechen den Dichternamen Javaol (allerdings doch wol Dach
jenem Javaog) sich gefallen lieszen, ist bereif in KZ. VI 109 nieder-
gelegt. Wie überhaupt mit aegyptischen Niederlassungen in Bel-
las , 80 insbesondere mit der vermeintlichen des D a n a o s , als Braders
des Aegyptos, in Argos (Crenser H 384) steht es Äusserst bedenklich.
Will man dagegen auch nicht geltend machen , dass nicht frflher ala
unter Psammetichs Sohne und Nachfolger Neko, der 594 starb, die erste
Anlage einer Seemacht entstanden zu sein scheint: ist denn aber der
Name Javaogy und demnach auch Javaolj was doch- höchst seltsam
wäre , fOr die Griechen glaubhaft ein im Aegypiisehen nachweisbarer
und daraus erkl&rlicher Name? Die Bemerkung, welche schon Heeren im
Handb. d. Staatengesch. d. Alt. (1838) S. 60 f. maehte: *auoh das be-
reits SU Uerodots Zeiten gewöhnliche Streben der Priester, griechische
und aegyptisebe Mythologie in Uebereinstimmung zu bringen, erzeugte
manche Deutungen, die der Kritiker nicht zulassen wird; wie z. B. die
ganze sehr graecisierte Geschichte des [vermeintlichen!] Königs Pro*
teu8'^)Kap. 113—115' hat noch heute nichts an SMrke der Wabrheil
eingebflszt. Herodots Behauptung 3, 50: exidw di xcA tuivtwv xmv ^mv
ta ovvoiuna l^ Aiywttov iXi^lvd'e ig tifv EUdda^ und jene andere K. 53,
^asz die Pelasger (d. h. in Wahrheil nichts anderes als die iltesteo
Bewohner Griechenlands, gleichgflltig ob Hellenen oder nicht) zuerst
*) lieber den Gott Proteus s. meine Deutung desselben in KZ. VI
Ji5 ff. Ich sehe darin den Umwandlnngsprocesa der frühesten
Schöpfungsperiode. In diesem Betracht dürften die Avataren
oder Incamationen des indischen Visehnn damit dnen entfernten
Vergleich anlassen: dieser heisst seiner grossen Wandelbarkeit wegen
(yoladhäuum (bundertleibig, als being multiplied in as many shapes as the
creatiun exhiblts). Vi^arkpm taking all forms, omnipresent Vishn u. Auch
Bohuritpa multiform, von Vischnu und Qiva.
A. F. Pott: Stadien zur griechischan Mythologie. 339
für ihre Gölter keine Namen besessen , sondern erst aaf Mahnang des-
Orakels su Dodona die aus Aegyplen eingeführten angenommen;
oder gar K. 53 der Satz von Erriudung der hellenischen Theogonie, als
ob Götter Er findang [!] einzelner sein könnten und nicht vielmehr
Erzeugnisse eines gesamten Volksgeistes wären — sind so in sich un-
glaablich, ja widershinig, dasz sie wol eben nur um ihrer Seltsamkeit
willen haben Anhänger finden können. Wie halle man doch lange na-
menlose Götter verehren können, und wo sind denn jene ^nur nicht
eile' Namen griechischer und nicht etwa ausländischer Götter, die
aus dem Aegypiischen oder aas dessen jüngerer Form, dem Kopti-
schen, erklärbar waren? Welche kahle Ausreden und wie fruchtlos die
Windungen in diesem Punkte z.B. bei Creuzer II 288. 'IV S. VIII— X!
*£ei der Einführung der aegyptischen Gottheiten in Griechenland stan-:
den' vi'ird versichert ^ den Priestern drei Wege offen: entweder 1)
sie gaben den aegyptischen Gott mit seinem aegyptischen Haupt-
oamen, oder 2) sie snchlen denjenigen aegypiischen Namen auf, der
sich am bequemsten in die griechischen (pelasgischen) Formen
fugte, oder 5) sie übersetzten den UauptbegrifT des aegyptischen
Gottes in die griechische Sprache.' Dasz das erste jemals gesche-
hen sei, möchte, wird eingestanden, bezweifelt werden müssen. Aber
aus weichem nichtigen Grunde, meint man? Weil die Griechen, was
zugegeben werden musz, fremde Namen und Wörter oft ganz weg-
Hessen, indem sie dieselben in ihren einheimischen Klängen zu bar-
barisch ond Übellönend fanden, um deren Wiedergabe auch nur an-
Dähernngsweise mittels griechischer Schrift zu versuchen. Der
zweite Weg, den man mit den aegyptischen Götternamen in Grie-
chenland eingeschlagen, sei der*dasz mau sie lange veränderte, bis sie
sich griechisch schreiben lieszen'. Als ob derartige S.cheingriechen
dadurch etwa mehr als höchstens eingebürgerte Fremdlinge würden !
Nun kommt aber die dritte Annahme, welche Creuzer für sich adop-
tiert, dasz nemlich * die Lehrer der alten Griechen die aegyptischen
Götter mehrenlheils übersetzt haben': als z. B. Amnn durch Zeus,
Horos durch ApolIon,Mendes durch Pan usw. Welcher verständige
kann aber glauben, es liesze sich nicht blosz ein einzelner Gott, son-
dern der Cult fast eines ganzen Götlerkreises von fremdher bei einem
Volke einführen, ohne dasz letzteres mit den eingeführten Götterideen
nicht auch meistens die ausländischen Namen beibehielte? Und weiter,
das substituieren solcher Quidproqno, was zum höchsten ein Ersetzen
wäre, nennt Creuzer Uebersetzuug von aegyptischen Gölternamen.
Welch arge Verblendung, nm nicht auf der Stelle zu sehen, wie die
Griechen oder vielmehr die Völker des polytheistischen Alterthnms
iosgesämt die Thorheit begiengen , überall auswärts ihre eignen
Götter zu suchen nnd demnach auch zu finden, insofern ihnen gewisse
mehr oder minder treffende Aehnlichkeiten an den fremden Göt-
tergestalten ^ sei es in ihrer wirklichen Idee, in ihrem Cult, in ihrer
frildlicben Darstellnng oder sonst zu solcher Vermengung willkomme-
Anlasz boten , wolgemerkt zu etwas , was durchaus auf fremdem
Jahrb. f. eUu. Philol. Suppl. Bd. 111 Hfl. 23
340 A. F. Pott: Studien snr griaebitehe«
Boden gewachsen sein mochte , mit dem , was eben so selbsliadig auf
eignem. Der Ausdruck ^Qbersetzen' schlösse ein, man habe den ety-
mologischen Werth, welchen die aegyptiscben GOUernamen in
aegyp tischer Rede gehaibt, wirklich und wahrhaft ohne irgend
welchen Irtham (denn Erkeanlnis von Namennrsprflngen der Götter ist
nicht eben sehr wolfeil und sicher zu haben!) von den Aegypiern in Er-
fahrung gebracht und diesen Sinn nnn mit hellenischen Äosdräeken
ungefähr von gleichem Werthe wiederzugeben versacht. Wo ist denn
das aber der Fall? Bedeulet etwa Amvn (j4ii(i<av) Himmel, wie das
griech. Zivg rzr: skr. dyäusf Leere Ausflucht also dies Theorem Tom
Qbersetzen aegyplischer Götternamen, was zum allerböclisfen im nnler>
schieben von Wechselbälgen eigenen griechischen Machwerkes an
Stelle der echten auslfindischen Ausdrücke oder in ^Assimilation'
(vgl. Boss Italiker und Graeken S. 39) bestanden halle. Und wenn
die ältesten Griechen (oder meinetwegen auch das Hirngespinnst von
den Pelasgern als einem Volke von wirklichem Fleisch und Blut) doch
nun ganz unwiderleglich eine Menge Namen von schlechtweg einkei-
mischem und nicht entfernt z. B. aegyptischem Gcprige (auch nicht
einmal als deren Ueb ersetz ung)be8aszen: woher bekamen sie die-
selben anders als durch sich selbst, aus eigenstem Sprachborne
sie schöpfend? — Mancherlei Umstände aber, z. B. anszer der unbe-
fangenen bona fides noch je zuweilen Eitelkeit, Eigennutz, WillHlhrig-
keit gegen fremde und mancherlei andere Triebfedern, als gerade klare
und einsichtsvolle Kritik, wirkten zu solcher synkretistischen Durch-
einandermengung fremder und einheimischer, oft nicht entfernt einander
begrifflich deckender Göltermythen zusammen, und abermals hat Hee-
ren nicht Unrecht, wenn er (Ideen 1 622) meint, es bitten die tyrisehen
Priester ihren sog. Herakles (Herod.2,44) nur^aus Gefilligkeit
gegen die Griechen mit solchem Namen geheiszen, sobald sie mit
diesen über ihn redeten. Es hilft wenig, wenn Crenz^r darauf
dringt: ^allemal verstanden die Völker den ideellen Vollgehalt and dea
religiösen Mittelpunkt einer groszen Sache, wenn sie vom Namen re-
deten'', und umsonst ist die hieraus gezogene Schlnszfolge: ^biemit
ist denn euch der gröste Theil des ety mologisierens beseitigt,
worauf treffliche und wahrheitsliebende Forscher so viele vergebliche
Mühe verwenden, wenn sie durch Hillfe der hebraeischen, koptischen
und anderer Sprachen griechische Gottheiten und religiöse Anschauun*
gen der Hellenen aus dem Morgenlandischen erklären wollen.' Wie
eitel nemlich meistens das Bemühen solcher Etymologen ist (weil eben
die griechischen Götternamen, und zwar nachweisbar in der weitaus
grösten Mehrzahl, der griechischen Sprache oder doch dem indoger-
manischen Stamme angehören nnd nicht etwa dem semitischen Spracli-
geschlcchte oder dem gleichfalls ganz fremdartigen aegyptiscben Idio-
me): immer lassen sie sich doch von dem richtigen Gefühle leiten,
dasz Aufnahme fremder Götter, ohne zugleich deren Namen mit auf-
zunehmen, höchstens in den seltensten Ausnahmefallen keine nnglanb-
Hche Verkehrtheit wllre. Wünscht man aber einen Ueberblick aber
A. F. IM: SltidNii Mwt gneAMMB KyikolDgid. 341
derlei etynologiMhe Erklftr«DgsT«rsu€he m demK^m^iiaclieii, so dient
dAiB s. B. der Yon Aoss Italiker und Graekea S. &I «as BlumeDi die
▼onOgUch R6ih ibm lieferle, gewundene Slraosz, worin sich freiiioh
w«ilan8 die meisten für den kundigen sogleich als dufllos, weil kQasl-
lieh nnd nicht mit der Ii(atur in Einklaogi erweisen. So s, B. 'Hiag, das
gans unzweifelhaft nebst ctvtogj amrxora nsw. zwar nicht, wie Ahrens
KZ. Ul lfi2. 172 gezwungen annimmt, aus skr. dyu (lenchten) stammt,
aber, wie ich in Lassens Zischr. Yll 114 gelegentlich des Namens der
Orange ausführlich dargethan habe, mit litb. aunra Morgenrdthe
▼Ott mnvUa (es tagt, Nesselmann WB. S. 17), skr. umcHom t Früblicht,
Horgenröthe, personif. die Tochter des Himmels, auch Schwester der
A'diiifa (Sonne in ihren verschiedenen Sünden zum Thierkreise und
apiter gewöhnlich 12, fräher 7 als Götter des himmlischen Lichtea)
nsw. (vgl. Böhtlingk und RothWB. 1 1011 vgl. 631) gleicher Wurzel ist,
BDd daher vergeblich mit koptisch ehoauj d. i. Tag, und nicht, wie
man aus bloszer Finte behauptet, der ^jnnge' Tag, verglichen wird.
Glücklicherweise könnte auch Boss trotz seines Hasses gegen das
Sanskrit wider obige Gleichstellung von avdgj ^dg usw. mit skr.
uschas — im Anfange von Copulativ-Compositis dafür UMchäsä (Bopp
Gramm, crit. S. 298), dessen Schlusz zur Erklärung vpn lat. auröra
wichtig — nichts haben, indem er S. 31 Ausfall des Zischlautes sogar
in demjenigen Verbum gelten I8szt, woher jene Wörter entspringen,
nemlich in nio>= lat. uro (us-ius) = skr. ösch-ä-mi (uro; dschaü
illucescit, de anrora, Westergaard Radd. S. 280). Wer aber um den
Diphthong in €iv(6g^ lat. aurora (die beiden r st. s) verlegen ist, des-
sen Nachdenken sei das gleichfalls im Skr. vorhandene äuschasi f.
Frflhe, Tagesanbruch (Böhllingk 1 1141) bestens empfohlen. Man
sollte doch nicht die Wissenschaft mit derlei Vergleichen zu Ober-
Völkern fortfahren, welche auf der Wagschale der Kritik so flberana
leicht befunden werden. Und nun gar jener vermeintliche ^aegyptische
Mnaengott AfOT, MOTE(l), METI, der splendor [ein Wort dieses
Sinnes, nemlich ffiowe; ist allerdings koptisch] bedeutet, dessen weib-
liche Genossin Tafne {J€ig>vrj) ist', woraus dann S. 38. 84 in einem
md demselben Athemzuge nicht nur 0oißog (s. Aber diesen KZ. V
293 f.) durch die kleine Veränderung von fi zu 9, sondern auch die
Movcai metamorphosiert werden. Als ob es nicht sprachge-
scbichtlich feststände, was Conservatoren alter längst. abschmek-
kend gewordener Irthüraer indes wenig kümmert, dasz in Mmi der
Spiritus, weit gefehlt der ursprüngliche Laut zu sein, reine Verder-
bung ist aus dem participialen a (KZ. VI 109)! — Wer wird sich fer-
ner die weibliche Nig>^vgy ^V xal Tekevriiv »ttVAq)Qo6lrfiv , ivioi di
%al NUr(v ovo(Uiiov6iv (Plut. Is. et Os. c. 12 p. 355) als lat. Meeres*
gott Neptunus einreden lassen ? Etwa aus dem nichtigen Nebengrunde,
dasz Aphrodite dem Meere entstieg ? Vgl. näheres bei Prichard Beg.
Myth. S. 124 f., wo die Nephtbys, als Venus Urania, entschieden doch
mit dem Wasser nichts zu schaffen hat. — Zu guter letzt nur noch
eins. Auch die Siiiig (allerdings doch wol zu ^ifia, t/^ijjm, wie Ge-
23*
342 A. F. Polt: Smdieii Mf grIttfIteolMii Vffkologle.
»elx , Satinng ron festsetaen ^ Habere) i oll von Aegyptea oaeh €Me-
ebenlaiKl eingewandert sein, und diesmal berufl iiiao sieh mit eiaigom
Schein aaf koptische Wörter von allerdings ihnliohem Klange. Neu-
lieh (s. Parthey Vocab. Copt. S. 376): lusUtia ^i/fu, m (d. b. nase.^
weil ni als Artikel vor sieh nehmend) , dagegen im Fem. ftc^fiiji mit
weiblichem Art. ^i davor. Auch ^(lato^ m, jedoch iiai angeblich mit
Art. O (so auch S. 78, obscbon fuii sonst Amor, amare) instificatao,
iustiflcare. Abgesehen aber davon, dasa meines Wissens bei den Ae-
gyptern keine Göttin solches Namens nachweisbar ist, so sollten doch
die Herren, welche alles glauben mit Ci taten beweisen an können, bei
unserer Gelegenheit ihres Herodot eingedenk geblieben sein, welcher
2,50 anter anderen Göttern ansdracklioh gerade die Themis als nieht-
a^gyplisch ausnimmt. Wahrscheinlich ist ^(ii spätes Lehnwort aas
dem Griechischen , and nur erst in koptischer Sprache.
Halle. August Friedrich Patt.
Zweiter Beitrag
zur
Zeitrechnung der Griechen und Römer
Vou
AngfUBt MonmiMii.
8.
Zweiter Beitrag zur Zeitrechnung der Griechen
und Römer.
Erstes Kapitel.
Castoren.
% !• Was toCg xoiifotg oiioXoyovfisvog bedeute bei Polybios 1 5, 4.
Polybios, im Begriff den ersten panisclien Krieg zu erzählen,
stellt für den vornnszaschickenden Eingang den Anspruch an sich,
einen geeigneten Zeitpunkt zu finden, um von demselben beginnend
den Anfang des genannten Krieges zn erreichen. Hernach fixiert er
seinen Anfang auf ein kallippisches Epochenjahr, Ol. gs, 2 = v. Chr.
387/6, Archon Theodotos. Es fragt sich ob seine Aenszerungen ttber
diese a^rj ein Bewnstsein verrathen, dasz er hiermit eine Epoche der
kallippisehen Enneakaidekaeteris wihle, sowie Fabius OL 8, 1 nnd
Cincius Ol. 12, 4, zwei unmittelbar auf einander folgende Jahre des-
selben Zeitkreises, nnd zwar wahrscheinlich mit Absicht benatzt haben
inr Setsango-der nrbs condita als der a^x>7 römischer Dinge überhaupt.
Ehe Polybios den Ansatz selbst beibringt, sagt er 1 5, 4: Xr(jtiiov
61 toig xaiQOig bfiokoyoviiivriv %al yrrngiiofiivriv iffXfIv ^ccq Smatat,
tal Toig nQayfAaai dvvafiivtiv atniiv i^ avx^g ^imQtiC^ai, Und dieser
Vorstellung von einer o^x^ ^>'<^ ^^^^ ^^^ *^^ Ol- 98, 2 gesetzte Er-
obernng Roms durch die Gallier, welche 1 6, 2 folgt, Genflge gethan
haben. Hier könnte xotg naigoig Ofiokoyovfisvog eine Dativconstruction
zu enthüllen scheinen: *den Zeiten angemessen,^) d. h. den darzustel-
lenden Thatsachen angemessen % also nicht in der gewöhnlichen Be-
1) Es finden sich bei ofUiloyovftspog Dative. Erstlich beim Ady.
opiolayovft^ivng , toig gigiifiivoig (Xen.) nnd t^ <pv6Bi (Diog. L.), wo bei
Steph. die Variante by^oliymg erwähnt wird. Dazu res Xdy« bei Aristo!.
Metaph. p. 24, 11 Brandis. Dann 6fioZoyo«fifi-o«^ avxd eavro» (Piaton), was
wol far sich au stellen w&re ; indes läszt der Gebranch des Adverbs sieh
aneh ffir bykoXnyovfuifog in Ansprach nehmen. Letzteres findet sieh mit
9^g aweimal bei Aristoteles, s. Stephanus-u. d. W.
346 A. Mommien: «weiter Beitrag sar ZeitrecliBDBg
dentaog * ontweifelhefl, ansgemtcbt'. Stinde *ifotg fuu^^ Tovroi^, lo
wäre es der eben vorher § 3 erwähnte Zeitpunkt ') der duißactq oder
der vom Uebergange nach Sicilien bis gegen Haanibals Zag sich er-
streckende Zeitraum ; aber der Satz ist vielmehr allgemeia, so wie
auch hernach die negative Wendung § 5: ^dssz vom folgenden nichu
fasrJich sein werde, wenn der Anfangspunkt Zweifel sulasse' (ovdi loy
i^fjg ovölv olov zs itagadoxrjg a^icad'ijva^ xal nlCTSG^g) die gewollte
^Sachgemäszheit' (lotg xaiQoig Oßoloyovfiivtiv) Oberhaupt auf alles
folgende zu beziehen gestatten würde, also nicht blosz auf den erstes
punischen Krieg, sondern, da au die Zeiten des Haniiibal — tov^ xot'
^Avvlßav xaiQOvg — sich doch die eigentliche Aufgabe des Polybios
knöpft, vielleicht vornebmlich auf diese. Im letzteren Falle würde der
Leser erst im 3n Buch in den Stand gesetzt zu sehen, ob wirklich der
Anfang mit Rucksicht auf die Zeiten des UaDnibal') und der Scipioaeo
2) So kann man %aiQo£ bei Polybios nicht selten übersetzen, obwol
es Singular sein nitiste , tLttiQÖg» Polybios braucht naiQog and %aiQoi so
häufig, dasz schon durch diese Httntigkeit das Wort bei ihm von seiner
alten Dignität einbÜKSt; so dreimal in der Beschreibang des Treffens bei
Eknomos 1 27, 1. 28, 1. 10 %axa xov avxov xaiQOv. Der Plural natgol
gibt eine mehr ungefähre Bestimmung , welche die Sehftrfe des Siagnlars
nicht bat, dessenungeachtet aber ziemlich auf dasselbe in der AnweDÜnng
hinauskommt, i. B. li 41 ^es war die 124e Olympiade, als sieb die
Palreer an die Dymaeer anschlössen — der Zeitpnnkt wo (xmpol S^
%a^' ovg) Ptolematus Legi und LyaimHchus . • starben; alle diese nem-
lieh fanden zur Zeit der gedachten Olympiade ihren Tod.' Die nai^ol
^Momente, Umstände, Qelegenbeiten ' nehmen am Ende so viel Zeit ia
Anspruch als die Person oder Thätigrkeit in deren Bereich die Momente,
Umstände, Gelegenheiten gehören, s. B. 'meine Zeit' ot lutO-' rifuig tat-
9oi sehr häufig, II 37, 4. 6. 8. 10 TiermAl; «die Zeiten des Agnthokles'
xovg nct%' 'Aya^OKlia naigovg I 82, 8; ebenso II 41, 9. 111 27. 10. 32,2.
— So heiszt «gleichseitig, damals' xara tov; avtovg %aiQQvg, «. x. ^ofh
TOVff, wo man immer erst das verglichene Factum ansehen muss. nn
KU wissen wie viel Spielraum dem Zeitpunkte gegeben sei. 3) Bs
Hesse sich behaupten dass die Ueberflutung Roms dareh die GaOier fn
einem näheren Verhältnisse anm aweiten punischen Kriege stehet da die
Lombardei und die Keltenatämme überhaupt eine wichtige Rolle io Hsa-
nibals Operationen spielen , ein näheres eingehen auf die keltischen Dinge
hier (II 14, 2) aber füglich den Historiker veranlassen kann bis sniQ
Brande Ol. 98, 2 hinaufzusteigen , welcher auch erwähnt wird II 18, ?• 6
vgl. 22, 4. 28, 7. Aber dasz der gallisohe Brand nun hier etwa erst im
vollen Lichte als die wahre and rechte af^z^ erseheine und gleichsaai
in seine Rechte eingesetzt werde, davon ist keine Spur, vielmehr heisst
- " *- ' -'- ^* -"- ' * ' ' ' *^ ' iotovv, oUa
ytatanfnltiy'
^ Wene
'dennoch das erste nennenswerthe Factum die gallisohe Glades ist (nicht
das ans Liv. V 34) , die späteren Züge aber von ihr ab in Jahren be-
stimmt werden (Pol. II 18, 6 ff.), so dasz die Clades fdglich als sicherer
Anfangspunkt der Keltengeschichte beaeichnet sein konnte, so wird der
unbefangene Leser eben daraus, dass sie so nicht beaeichnet wird , den
Sohlusa ziehen, Polybios habe die Wahl der d^xV I 6 ^^^ ^^ .j^
II 18 f. nicht in Besag seUen wollen, sondern aei an jeder der betdea
d«r Gridehen und Röner. 347
scfaicklich gewihlt sei, niid Polybios hatte 4eu Leaef gar lango tmt daa
ofioloyovfuvov totg xaiQoiq warten lasacn, aucli ihn hier — l 6 ff . —
gMT Dicht einmal ^etrdstet, durch. einen Wink dasK es spiter deutlich
genacht werden solle, hier aber nicht der Ort sei, wie Polybios sich
soost wol entscheldigt. Das also wollte Polybios nicht sagen, sondern
jene a^i} sei angemessen für den ersten puniscben Krieg, und diesen
bstte er nach bei ra f|% besonders im Auge? Aber statt die sachliche
Besiehttttg des Anfanges Ol. 98, 2 zan ersten pnnischen Kriege so ur«
gieren, erklärt Polybios vielmehr den Beginn desselben ohne weiteres
(ij/tlmg) berichten zu wollen und lehnt den Causa Inexns (aixtaq aliia»
htiir[tova7]g) höher hinauf ab. Nicht als ob die ccqxi Ol, 98, 2 fQr den
ersten panischen Krieg unpassend wäre, da sie am Ende für jede nach«
aliensische Machtauszernng Roms sich eignet, eben darum aber nicht,
als in näherem Verhältnisse zu- den Zeiten des ersten puniscben Kriegs,
gewihlt sein kann. Man müste also die xaiQol von der gallischen CIs«
des bis zum ersten puniscben Kriege verstehen, welche 128 Jahre gana
kurz durchgegangen werden in Kap. 6: der historische Gehalt dersel-
ben sei Roms allmähliches emporkommen; da sich dasselbe an die
verwondene Clades knüpfe und diese daher die objeetive ciqx^ ''^
avvctv^0s<0g (I 6, 3) bilde, so habe ein Antor, welcher die Kraflent*
faltung der Römer üherblicken wolle ^), seine subjective Wahl auf je-
nen durch die Thatsacheu gegebenen Anfang hinlenken müssen ^) ; es
sei also die gewählte UQX'q eine den Zeiten {KatQoig) deren Anfang sie
bilde angemessene (ofioXoyoviiivrj) , und da die cvvav^tjaig mit dem
ersten ponischen Krie^^e noch fortgehe und auch weiter nur immer zm-
nehme, fibersll ein guter Anfang römischer Geschichte und des poiy-
bianischen Werkes. — Nun liegt es schon in dem Begriff eines histo-
rischen Ausgangspunktes, dasz er mit dem historischen Stoffe stimme,
dasz man eben mit dem Anfang anfangen müsse; wogegen eine andere
von Polybios verlangte Eigenschaft (synchronistische Darstell barkeit)
mehr gibt als in dem Begriff einer iQ%ri schon liegt. Auch zeigt sich ein
kleiner Zwiespalt der Regel I 5, 4 und ihrer Anwendung I 6, 3. Denn
wo Folyhios seine allgemeinen Vorsätze faszt, da stellt er die objee-
tive Harmonie der cr^^if mit den Zeiten nnd^der Zeitgeschichte — daa
ofLokoyiiadtii totg xatgoig — voran ; hernach aber im Detail Ifiszt er
mehr nebenher verlauten dasz hier auch eine Art Anfang römischer
Hachlentwickelung sei.^ Ob also mit totg %aiQOig OfioXoyoviiivrjy die
SteOen unabhängig seinen beaondern Weg gegangen. Dasz die nQXfl I 0
lediglich Koma Entwicklung angehe, siebt man auch aus I 12, 7. 8.
4) V^. I 12, 7. 8. Es ist dasselbe Motiv das den Thnkydides I 89 aaf
die Geschichte Athens fährt (ot<p tgoTCt» ijk&ov ixl %ä ngäyiutta).
5) Vgl. von einem andern Anfangspunkte: fidlufza dl ttno tovtmv ije-
yint^a tmv xatqSv dtä to »ai v^v tvj^ijv aaavfl nenaivonoirjndvai
Kdwra td naxd t^v oUov^vnv h totg nQOBiQpiitvQtg mi^Iq IV 2, 4.
6) 16, 2 f. raimxai dh ««tö ngdtog sXovxsg avxifff %riv 'Poifkiiv
%rttti%9V nliiv tov Kanizmliov. nQog ovg «Ofri}ea^vo( PtofucSot e«o»-
9ds »dl duiXvöiig BvdoKOviiipag raXtkuig, wd yBv6iuP0$ »dUv, d^tX-
348 A. Momiiuen: sweiler Beilrag tar Zeitrcchnong
AagomMfoiilleit vorgeschrieben werde ^ bleibi zweifelbafll
and dieger Zweifel mehrt sich durch folgeodes.
Der a^X^ toig naiQoig oiiolfyyovfutvi] %al yvaQiioiiivri nag* Stnactv
in j|4 steht in § 5 gegenQber die ayvoovfiivti tj i(i(piaßr[tov(U>ni, Der
Gegensats von i(ig>§aßritov(Uvog ^zweifethaft' and ofioloyoviiivog * an-
sweifelhafi' ist ein bekannter. '') Folgen wir ihm, so beisat ofkoloyov-
(tevog nicht * sich anpassend an etwas (n^g xi Aristot.) , einer Sache
(nvl) entsprechend', sondern 'anzweifelhafl', welche Bedealnng bei
weitem die gewöhnlichste ^) ist. • Bestätigend kommt hinan daaz das-
selbe Wort von derselben Sache eben im gewöhnlichen Sinne folgt;
Polybios will dem Leser eine ofioXoyovfiivti doger (eine jede Meinungs-
verschiedenheit ansschlieszende) darbieten in Betreif seines Anfangs-
punktes. ') Und dahin führt auch eine mit der unsrigen vergleichbare
Stelle. ^<»)
Hiernach gftbe toig ntuQoig die Beziehung an, in welcher oder
dareh welche der Anfang ein pnzweifelbafler wäre. Eine ff^i} hat
80 gut ihre objective Seite als Anfangsfactum (III 6, 7), wie ihre sab-
jeetive weil der Schriftsteller hier zu erzählen anfangt (I 3, 5). Die
Zeitbestimmnng gehört zu letzterer, sofern sie ein Darstellungsmiltel
des Schriftstellers ist.") Da nun Polybios (1 5, 4 Irpniov di xtI.) sich
niaxms trjs natgidog iyxQCcteig^ xcrl Xaßovtsg otov ff^^^v tijg tfvv4xt*|j9-
aeatg, inoXifiovv iv zoig i^^g x^o'ygtff iCQog tovg daxvyBlxovag. 7)
8. Stephanus n. hjuoXoym, 8) Ob es bei Polybios eine Stelle gibt,
wo bfkoXoyoviLi^vog xivl =z 'einer Sache entsprechend' vorkommt, ver-
mag ich niobt za saeen. In den drei ersten Büchern haben ofioX^Y^v-
fiivtog und of/koloyQVfitvog die gewöhnliche ^ ßedentnng des aoerkanoten
nnd anlengbaren; das Adverbinm I 55, 8. 8H, 4. II 50, 8. IH 28, 2.
47,7. 9. 105, 9. 118, 8: das Adjectiv OfUiXtyyovuivoi 1 70, 7. II (52, 10.
III 1, 5. 4, 3. 12, 2. 14, 10. 21, 10. 30, I, 2. 85, 9. 111, 7. Einen Be-
leg ans Poljbtos für den üblichen Sinn mit beigefügtem Insimmentalla
weiss ich Indes anch nicht beizubringen; doch ist für den üblichen Stau
mit angefügter Beziehung ein Beleg weniger nöthig als für die seltene
Bedeutnng ^angeschlossen an'; eine dynamische Beziehung Jcann mehr
nach Willkür hinzutreten , wenn nur die herkömmliche Bedeutung bleibt.
'Dynamisch' meine ich in dem Sinne wie K. W. Krüger in seiner griecfa.
Sprachlehre das^ Wort braucht. 9) Pol. I 5, 5 x^g yap oiQX^^ dy^ooo-
lievfjg ^ aal vi; Ji* afi^i(jßrixovfi.ivri<: ovSh xfSv e^tjg ovilv ofov xe
nai^dox'^g ei^uod'ijvai %al nicxsmg* oxav d* ij nfgl xavxrig o.uoXoyov-
pkivri xaQaenBvaa^"^ do{a , xox' fjSrj xcrl nag 6 cvvfxh^ Xoyog dnodoxijg
tvyxdvei, na(^ xoCg dnovovoiv, 10) III 1, 5 ein (gewisser) Zeitraum
habe einen bekannten Anfang, eine fixierte Dauer und einen unbestrit-
tenen Schlusz, xifv dgxv* yvfOQitofUvrjv x«l xov XQÖvo9 toQia(tivo9 nutX
tqv avvxiXuav oi^oXoyoviiivxiv, 11) Mehrere Anfangsthatsachen (a^-
X^l) fallen dem Zeitrechner zusammen in ^inen Anfangspunkt (a^X'i)«
aber ebenfalls dem synoptischen Blicke des Universalhistorikers , der
hier mit dem Chronologen Hand in Hand geht. 8o erwähnt Polybios
III 1,1.0 mehrere factische Anfänge als dgxtt^; aber seiner Gesamt-
anschauung nnd chronologischen Messung sind sie nicht ein yieles, son-
dern eine dgx^ § 5 u. 9. — Da nun an unserer Stelle I 5, 4 die dgx^
mehrere Facta (nQoyfJkuxa) enthalten soll und auch wirklich hernach deren
drei, ein römische«, ein hellenisches und ein sieilisches genannt werden, so
der Griedioa aod fltaier. 849
»eine sobjaelire Anffabe stelll , ao scheisl die UnbMlrilteik
h«it des Aufaogspuokles faglioh «of die Orienlieriug desselbeo in der
Zeit bezogen werden xn kAonen, sowie aaob 1 3, 1 beginnt: af|tt H
Tifg n^yiiMfilug i^iv tüw (kkv XQOvmv olvfuuag bunoövfl tc nal tct-
X9cifu%ö0viqj zmv il j^o^cidv %%L Der Gegeiisats von %qivoi and jk^-
lug indet aich, jedoeh weniger scharf, anoh an unserer Stelle in xa^-
f^ und nf^y^una.
Wer dagegen sich aaf die objectire Seite stellend ^ ein dnreb die
besonders nnglQcklichen, gefährlichen Umstllnde anerkanntes^') An*
fangsfactnm' rerstfinde, wQrde mit demselben Rechte *ein dnreb die
besonders glückliche Befreiung aus der Noth denkwflrdiges ' (1 6» 3
^cvofMiPoc Tcihv ivtXnlaxioq tijg naxqldog fyH^axeig) verstehen können;
auch war die Bedentoamkeit der UmsUnde des Faotums (des gallischen
Brandes), mochten sie noch so erschütternd gewesen sein, doch nicht
weseotlioh genug für die a^i^ um sie mit Itpniov dh roig na^gotg
vorauustellen. In der Reihe der Thatsachen hatte die Ueberflntniig
der Barbaren vornehmlich deshalb ein Anrecht die a^i} an werden,
weil von ihr abwftrta sich eine constantere Machtvermebrnng der StadI
neigte.
ToSg xfti^oi^ oiioloyovfiivfiv ist also vielmehr auf die Zeitbeatim^
mnng an beaieben, *in Betreff der Zeiten unsweifelhaft' und swar in
Betreff der historischen Zeiten wo (natgol xa^^ ovg) die Sache hingen
hdrt, oder swischen welche sie gehört. Polybios bestimmt seine a^i}
nach Aegospotamoi und Lenktra, zweien Abschnitten in der Gesohiehla«
tafel des Eratosthenes. Wir lernen von ihm wie sein Anfangsaeitpunkt
sieh verhalte zu den Zeiten des Lysander und Epameinondas (also roSg
»a9u jivaavd(^ov %ai.QOig) und zwar genau aufs Jahr, ohne dasz doch
der convenlionellen Zeitrechnung (xQovot V 1, 1) gedacht wird; denn
daa Olympiadenjahr wird nicht genannt. Die Absicht nun seine iifxi
nach anderen schon im Zusammenhange Qberschauten Thalsachen za
orientieren, so sie für die Universalgeschichte gewinnend, die Absicht
ganz Historiker, nicht Chronolog zu sein und doch das Jahr mit der
Genauigkeit eines Zeitrechners zu fixieren, diese Absicht hat den Aus-
druck Toig %aiifotg 6iu>loyovnivfiv veranlaszt statt toig x^ivoig; denn
es ist eben nur eine Verschiedenheit des Ausdruckes und Standpunktes,
im Resultat aber ziemlich dasselbe.
Toig TuxiQotg ^in Ansehung der Zeit^ ist also ein adverbialer Dativ
wie Tcji ovTi, ^(fy^y ^99 aQid'fip^'); vgl. Flut, de fort. Rom. 10 (11 p.
könnte man engen daaz dgxi^ offenbar hier den sie alle vereinigenden
Anfangspunkt bedeuten mttBse. Aber der Antnlkidasfriede und die Bein-
genug von Bhegion sind keine Anfänge , die weiter verfolgt werden sol-
len, sondern bloss der synchronistiachen Orientierung wegen da. 12)
Auch ist es wol sprachlich nicht ohne Bedenken tots %iu(foig o/»oloyoo>
luwrjv so zn erklären; oiAoloyovpkivog ist ein schlechter Wegweiser fUr
diese Bedeqtnng (luui^i c=3 'Noth'), wogegen totg lUUQOig (t%mv (dnroh
«die schlimme Lage gezwungen) oder «»o tmv ma^oy cvynXiiofUvog III
0, 7. II 00, 4 u. dgL Ausdrücke in sich selbst die Fingerzeige enthal-
ten wie man neu^ot nehmen müsse. 13) 6. Krüger gr. SprachL § 48,
350 A. Monsaoi: «weiter Beilrag aer
«
376 Telw.) Al^uilnog m^ w K^ißfuii toig XfovBi^ ^re^Foiw^. ")^ Den
SioD von toig nai^foig 6i»oloyoviuvog findet nen bei Diodor I 3 to dtf^
%Qi߀»lUvov Totg XjffQvoig [xi^tfuinf^p iau] rov fii|M yiyvmanofLivw
xlatv btQax^ naiffoig^ wo ttaiQoi nnd X9^^^ ^^^ *** Ansdracke sich
nnteracheiden. Eben so sind beide Wörter Synonyme bei Polybios U
62, 3. 4 iya yaq ov liyn fun^ imlvovg t9vg xpovov^ . • . ill h loi^
%a&' ^(läg »aiQoig xrl., «och 111 1, 10. Wie gans temporal xai^o/ gt-
braaebt ist, zeigt aueh der Dalivas tenporis III 10, 3 slati xmi
Dennocb wird man den Unterschied der farblosen x^^^ ^^^ ^^
lebenvolleren Katgol *^) nicht aufgeben darfen. So wird einer aichts-
sagenden und geistlosen OlympiadensifTer (x^*^) ^^^^ v^ Bedentong
verlieben durch die Zeillfiufte(x4»poO in welche die Olympiade gehört,
II 41, 3. Man könnte sieh einen Hergang denken, von dem man nit
hinreichender Genauigkeit wüste, wann er in den Verlauf der Tfait-
sacben (in die tmi^C) eingetreten sei, dessen Olympiedenjahr anioffe-
ben aber dennoch ein griechischer Autor in Verlegenheit gewesen wäre.
Wer den Sommer, ja den aegyptischen Monat kannte, dem ein TrefTeo
angehört, weiss darum noch nicht immer das Olympiadenjahr: denn ia
demselben Sommer schliesit ein voriges und beginnt ein folgendes,
SchlusB und Beginn können in denselben aegypiisoben Monat fiUen;
es wäre also jenes Treffen xotg tutiQOig &Qiaiiivov nnd doch ta^ x^
voig ififptößfitwfuvov , wenn man das Beispiel auf diese Spitse trei*
ben darf. Denn meistens wird ein historisch orientiertes Factuai auch
wol chronologisch bestimmt sein. Genug in Polybios Ausdruck m^
»oi^of^ liegt swar nicht eine Andeutung von schwanken ober die Zeil,
wol aber ein ginzliches absehen von conventioneller **) 2eitrediooBg<
Hiernach darfle die Frage ob in dem Ausdruck xolg nuu^k ^^
kayiWfUvfiv eine Beziehung auf die Epoche der kallippischea Snaa»-
kaideknöteris zu suchen sei nur verneint werden können. Äai^ohie
weiteres hat nichts mit dem technischen oder natarlicben'O Laafeder
15 A. 17 ttod 40^ 4 A, 2. 14) Bei Passow-Rost u. t9^^^ ^^J^'
sserdam laokr. 11, 86 citiert, wo aber «cbwerlich to^ xqopoig l^«o<'€
*in der Zeitreohnang falsch* sasammengehört , vielmehr ws %9^^^
j^r^^MS cff' Ti( aitoMiBU9 (vermittelst der Zeiten kann man leicht d*cI1'
weisen) vov; loyovg ^(vSsCg 09tag (dasz ihre Darstellong fklseh sei).
15) Vgl. xitg nett' 'Avwißw irpoin^ III 6, 1 mit xo^g «w '^«^«*,ff*
eovff in 27, 10. 16} Etwas convenUonelles ist s. B. der ordenUiebe
Wahltormin, 6 lurTa rag ti^x^i^^ütg t^ovog I 52, 2; nnd ebeafaU« von
Bebördenweobsel ovto( yap if* 6 t90Pog III 70, 7, allcrdiiigs 'die i^bt«
Zail% aber nicht eine dnrch die Veriiftltnisse erst gemachte. Doch fiade
ich bei DIpa. Hai. X 54 dpzatQ^Mimv %ai^ nnd Plat. Osm. 10 f»«^
ft'ttv Kcri^o«, welche AnadmckiiweiM meiner Ansicht nach wenigier '<^
Keh Mt 17) Seine von Herodian als attiadi erwShnte Bedentm«
^Sommer* erlangt ««190? insofern es Überhaupt eine ganstige ^*^J^^
ao wie denn aueh wol richtiger Heeyehlns sagt: m^ hüpg, nm^ ^^\
ve l«e Md vd ^o(, also die gute Jahi«aaeit. wogegen Herodian lesrt.
hm^ i^ /»iW t^ #^S Ux^»LOi\ Dicht in EM^ng mit Moeni:
l
d«r GrieAiD nad Umir* 3&1
Zeil f«»eia; es »äste «iisdrficklicll angegebes seia dtn hier Wende-
paokte der Clironologia gemeint waren, an welehe die iffpl CKge-
achiossea sein aolle — denn die Dalivconatruclion wftre wol dann vor»
auieben.
Die Ueberaetftang der Sielle wäre also: ^man masz einen Anfangs*
ponkl wählen, der in BetrelT der Zeii unangefochten and allbekannt ist
and durch die Thatsaeben (welche er enthftltj aas aioh selber ansehao^
lieh gemacht werden kann.' Mit Rechi ist nach ajteiai in(erpnngiert;
die Tor a^xifv hergebenden Eigenschaften treten snsammen nnd dem
%etl toig 7t(ftty(i4i0i . . ^e^Qsic^ai gegenüber. Ob man xoig xaigoig
auch noch aaf yviOQiiofUvtiv besiehen müsse (nnd tmt^' aitaaiv*^} aneh
tto^h aaf oiiLoXoyoviiivfiv)^ scheint nicht von Belang. Die aQxtl selbst
ist nichts factisches, sondern der Anfangsstandpnnkl des Historikers
Polybios und der Anfangsseilpunkt des Chronologen Polybios, so dasz
yva^oiiivtp^^ mag man xotg xcuffotg hinsuziehen oder nicht, tnnichst
nicht anf das Factum geht, sondern auf den Zeitpunkt, der nicht bloss
wegen seiner Anlehnung an die denkwürdige Brobernng der Stadt
durch die Gallier, sondern auch als solcher um Jahre danach zu sib*
lea ") ein bekannter und berühmter war.
S 8. Die Aegoapotamoi-SeUaolit kommt auf OL 93, 8.
Also historisch orientiert (16,4) wollte Polybios seinen Anfangs-
zeilpnnkt darbieten; historisch orientiert nach Thatsaeben (I 6, 1. 2)
hat er ihn dargeboten, auf eine bestimmte Sitte, wie die Athener oder
die Achaeer oder die Aegypter Jahre und Monate zählen, dabei nicht
Räcksicht genommen. Indes versteht es sich von selbst dasz er von
einem Jahre welches dauerte als dem I9n nach der Aegospotamoi-
sehlacht, dem 16n vor der leuktrisehen nicht reden konnte, ohne eine
filierte Vorstellung von dem zu haben was ein Jahr sei, und sicherlich
eine solche die er seinen Lesern auch zntrauen konnte. Je mehr wir
ihn als Historiker verfahren lassen, desto weniger können wir ihm
den coBventionclIen Apparat der Zeitrechnung entziehen, weil er um
jene J9 and 16 Jahr an die Facta anznschlieszen, das conventionelie
m^tt hovq *Ax%iw>C' vMiQoq hovi''ElXrivig »^ s. Stephanns^ u. xaipog. Bei
Polrbios scheint es III 107, 1 für ^igos zu stehen: xov fihv ovv %$i'
fi«Bt>a x«l xriv ia^9^v £qclv dfCiiHvotv avrierQenOTtBdsvovttg dXXilXoig'
^Sn öl TtaQaöiöovtog xov xaigov trjv ix rmv inetBimv xugntSv %0Q7iy(av
xr«. l>^t Zusammenhang führt dahin. Aber wo nichts leitet , kann xat-
pog nicht eine im gewöhnlichen Laufe der Din^e eintretende Zeit sein.
Die Griechen zeigen dies auch in ihrer kindlichen Weise an durch die
Daemottien , den persönlichen Kairos nnd Chronds , im Dichtergebranch.
18) Vgl. tov xuQa toig noXXoig Ifyofiivop acnovdov nolifiov 1 65, 6.
9a^' Sautci so erklären würde neben ofioXoyovftffo^ xal n^oB^Xag II
45, 3. 10) Vgl. L. O. Bröcker Untersnchnngen S. 193. Pol. II 18,6ff.
352 A. MomoiiM: swMler Bailrif mt ZeitrechDaog
Dtlam dieser Fiele braedite. Fictenjehre sind Adelo-Jehre. Het eUo
Polybios solche Adeto-Jahre gewollt? er hille ihre Bildung dea Leeer
enbeingesteltt and bei diesem die Kenntnis der beiden ScbUebICage,
oder wenn sie nabeliegend, etwa gar identisch waren, eines der bm-
den vorausgesetzt. Folyhios setzt nicht viel voraus bei seinem Leser,
Damentlich scheint er die buntscheckige Menologie der Grieeheo su
vereieiden und sich lieber an Fixsternaufginge'^) tu halten. Okee
Zweifel verlangte er nicht vom Leser dass er das Datum der Ae^os-
potamoi- oder Leuktraschlacht wissen solle, gestattete ihm vielmehr,
wo in dem polybianischen Werke von Jahren die Rede war, an Olym-
piadenjahre zu denken, deren er selbst schon erwfihnt hatte (I 3^ 1. 6,
1). Wer nur die Olympiadenjahre der beiden Schlachten kannte , den
muste Polybios als hinreichend befähigt betrachten um den gewusscb-
ten Anfangspunkt sn finden.
Wir wollen uns also einen Freund der Geschichte denken, etwa
einen des Griechischen mfiohtigen Römer, welcher eine in Olympieden-
jahren verzeichnete Geschieh Uta fei in der Hand den Polybios zu aiu-
dieren begann und das 19e Jahr nach dem Aegospotamoi-, das 16e vor
dem Leuktra-Olympiadeiijabr fixieren wollte. Letztere Schlacht miU in
Ol. 102, 2 = V. Chr. 371/0. Erslere wird OL 93, 4 = v. Chr. 405/4
(Archen Alexias), z. B. in den August 406'*) gesetzt: sie muss «ber
OL 93,3 = V. Chr. 406/5 (Archon Kaüias) gesetzt werden, wenn der
römische Schüler des Polybios nicht in Verlegenheit kommen soll.
Gesetzt nemlich er gienge von OL 93, 4 aus und hielte dies Jahr für
das erste von den 19, so erhielte er:
OL 93, 4; 94, . . . ; 95, . . . ; 96, . . . ; 97, . . . ; 98, I. 98, 2
1 V IX XIII XVII XVIII XIX
als das gemeinte 19e Jahr OL 98, 2 = v. Chr. 387/6: benähme er sieh
nun eben so bei der llinaufzahlung, wieder das Lenktrajahr OL 102, 2
für das erste der 16 nehmend , so hätte er
OL 98,3. 98, 4; 99,...; 100,...: 101,...; 102,1. 102,2
XVI XV XIV X VI 11 1
als das gemeinte 16e Jahr OL 98, 3 == v. Chr. 386/5, also ein anderes
als .vorher und würde über diese Verwirrung leicht etwas verdriesz-
lieh werden, da bei der augenscheinlichen Sorgfalt des griechischen
Meisters Polybios und dem nachrechnenden Fleisze des römischen
Schülers nur Widersprüche sich ergeben hallen.
20) Pol. I 37, 4. II 16, 9. III 54, 1. V I, 1. — Ein tropische« Son-
nenjalir würde man ihm vielleicht am liebsten beilegen wollen^ vom Som>
xnersolstitium laufend, nuabhän&rifi^ vom Monde. Allein wo er einfach
Olympiadenjahre nennt, da bleibt es bedenklich tropische untersnschte«
ben , 80 wenig wie eine verwandte Vorstellung: Boeckhs Mondcjelen S. 50
Beifall verdient. Vgl, Synkellos: 17 xar* etvtov (Koooißov) 6l^furtag
ngeSn^ haz9^ t dtp' ijglSmTiVBg eigii-fitiv xi doxovfftv augißiiSe jf^ovtxdf^.
xavTU *Agt6t6drifiog ttftOQS^ xofl avvmda tovtoi Tlolvßiog^ K. F. Her-
mann gr. Antiq. 11 49,8. 21) von Emil Müller de Xenoph. bist. Gr.
parte priore S. 63 mit betgesetatem Fragezeichen.
dtr Grieeben aod R5mor. 353
NaIArlieb er^t ei dem mitreohnenden ^r nicht besser, wem er
die beiden Termiualjabre Ol. 93, 4 und Ol. 102, 2 nicht einreebnet, sie
selber als die nullten, als die ersten aber Ol. 93, 5 und Ol. 102, 1 an-
seist. Denn es ergeben sich dann abermals verschiedene Jahre Ol. 98^
3 and 98, 2, da sich doch nur ein and dasselbe Jahr ergeben soll.
Gestattet er sich nan den einen Terminus einzuschlieszen, den
andern aassnschlieszen, so bringt ihm Einseht asz von Ol. 93, 4 nnd
Ansschlnss von Ol. 102,2 allerdings das identische Jahr Ol. 98, 2: allein
da die Voranssetzang war dasz er bloss das Olympiadenjahr der
Schlachten kennen solle, so konnte er den Ein- und Aosschlusz aaeh
nrakehren, in welchem Falle er wieder nicht Ol. 96, 2 sondern 98, S
erliilt.
Vor diesen Zweifeln war er sicher, wenn wir uns die Schlacht bei
Aegospolamoi in der Geschichtsübersicht, die er mitbringen soll, anf
Ol. 93, 3 gesetzt denken. Denn mag er es nun mit den Terminalien
halten wie er will, nur eine einzige Methode gibt ein identisches Jahr
und zwar Ol. 98, 2 := v. Chr. 387/6 (Arcbon Theodotos). Denn ])
Ol. 93, 3 als 0, 102, 2 als 1 gibt zwei Resultate, Ol. 98, 2 and 3, ist
also falsch. 2) Ol. 93, 3 als 1, 102, 2 als 0 gibt zwei Resultate, Ol.
98, 1 und 2, ist also falsch. 3) Ol. 93, 3 als 1 und 102, 2 als 1 gibt
zwei Resultate, noch divergenter als die vorigen, Ol. 98, 1 und 3, ist
also falsch. 4) Ol. 93, 3 als 0 und 102, 2 als 0 gibt einzig und allein
das identische Jahr des Theodotos.
Wenn ein anderer aus den Historikern ersah, in welchem Sommer
(in welchem Kriegsjahr) die Schlachten vorgefallen, dasz bei Aegos-
potamoi im Sommer 406 v. Chr. und bei Louktra 371 v. Chr. gekämpft
worden sei, so entstand dieselbe Verlegenheit. Die IdentiPicicrung des
19n von oben mit d^ 16n Jahre von unten stellt 18 obere, das eine
zu suchende Alliajahr und 15 unlere insgesamt 34 Jahre auf; 34 Som*
mer also sind auszuzählen um den gesuchten zu ermitteln. Aber von
405 bis 371 V. Chr. sind 35 Sommer''), diu der Terminaljahre einge-
rechnet. Folglich miisz ein Terminaljahr wegbleiben. Aber welches?
Dazu musz man wieder sagen können ob das determinierende Factum
in den Vorsommer oder Nachsommer gehöre, man musz also mehr
wissen als blosz das Kriegsjahr. — Aber schwerlich wollte Polybios
seinen Leser bei Itog an irgend etwas anderes denken lassen als an die
gewöhnlichen Olympiadenjahre. Er hat seine faclische Bestimmung
gerade so eingerichtet, dasz abj^esehn von wenigen Tagen die Adalo-
Jahre vor Leuktra als gewöhnliche zu betrachten sind, weil diese
Schlacht am 5n Hekatombaeon ist geschlagen worden, mithin vorzüglich
geeignet war um Zeiten nQO trig iv Aevuxqoig ftcr^ij^ hinaufzufahren,
22) So wie man die Zahl anf 30 Sommer erhöht, so ist kein |chwan-
ken mehr möglich, da die 18 + 1+15 ===34 nur so hineinzulegen sind,
dasz aowol der le als der 36e als Null gerechnet werden. Es iat dies
schon oben an den Olympiadei^ahren gezeigt; denn Ol. 93, 3 bis 102,2
sind deren 36, wobei man Ol. 03, 3 nnd 102, 2 einzahlt.
364 A. Mommsen: «weiter Beitrags tur ZeitrechnoDg
ohne damit zu wesentlicb anderem za teifen als za sotstitiaIeD Mond-
jahren wie sie bei den Griechen bekannt sind.
Aber aof dw Identität des I9n Jahres vom alteren Faclom ab-
wärts und des 16n vom jüng^eren aufwfirts ruht die ganze Bestimnang.
Den nicht bekannten Schlachttag von Aefospotamoi musz man ilso
darch Conjectnr so orientieren, dasz von einer solchen Idenlilit
wirklich die Rede sein kann. Hierzu bieten sich zwei Wege: eolwe-
der man rath auf zwei gleiche Adato-Jahre, die Schlacht bei Aegospo-
tamoi auf den ön Hekatombaeon Ol. 93, 4 setzend wie die lenktrische,
oder man befolgt die Analogie der Wegwerfung weniger Tage vor der
Lenktraschlacht , der fänf ersten des Olympiadenjahres 102, 2 and der
Weiterrechnung in gewöhnlichen Olympiadenjahren. Diese letzte Weise
fahrt dahin dasz man die Schlacht bei Aegospolamoi auf den Scblosz
von Ol. 93, 3 setzt, wie schon oben zu Gunsten des blosz mit Olym-
piaden nachrechnenden angenommen ist, z. B'. auf den Vollmond des
Skirophorion. Die letzte Hälfte des Skirophorion kann dann wegge-
worfen und einfach in conventionellen Jahren weiter gezählt werden,
wie bei der Hinaufrechnung der 16 Jahre vor Leuktra. Polybios ver-
langt dann nicht von dem Leser dasz er die Schlachtlage kenne; er
bietet ihm 36 Olympiadenjahre von Ol. 93, 3 bis 102, 2 und schtieszt
dadurch dasz er davon nur 34, nemlich 18 + 1 + 15, benutzen beistt,
jede Unsicherheit aber die Terminaljahre aus*.
% 8. Prüfimg des Ansatzes OL 93, 3 nach einem Kxstem-
Anfgange.
Die vorgeschlagene Setzung der Schlacht bei Aegospolamoi aol
den Schlusz von Ol. 93, 3 läszt sich noch durch eine Episemasie prü-
fen, aus welcher folgt dasz die Schlacht entwedePzur Zeil des Solsti-
tiums oder doch wenige Tage darnach stattgefunden habe, d. h. tm
Ende eines melonischen Jahres"), so wie ich in den ^Beitrlgeo zar
griech. Zeitrechnung' die melonische Constrnclion gemacht habe und
als die richtige festhalte. Die zu prüfende Setzung der Schlacht auf
den Skirophorion Ol. 93, 3 = 406/5 v. Chr. stellt sich nach netoni-
schen Neumonden und jnlianischen Daten so dar:
Melonische Numenicn v. Chr. 405 B = Ol. 93, 3/4, und zwar die
letzte Hälfte von Ol. 93, 3:
Jan. 24 Febr. 22 März 23 April 21 Mai 21 Joni ^
TafM^X. ''Av&eax. 'Ela(prjß, Movv. ßcc(^. X^tdO^P-
23) nnd gleichfnlls eines kallippischen, wenn mnn den neueren p*» i
wie für den praktischen Gebrauch vielleicht anzunehmen steht, eben wie
den äl:eren an sichtbare Niimenien knüpft statt an wahre. Da8 4eJAnr
hat dea 25n Jani zum wahren Neumund; den sichtbaren des homolo-
gen Jahres v. Chr. 232 setzt r. Gnmpach Zeitr. d. Babyl. S- 50 auf den
28n Juni, so dasz am Abend des 28n Jnni der I e Hekatombaeon beginoCi
der grössere Theil des 28n Jnnl aber noch «um Vorjahre gehört. AncU
geht daa Solstitium hier schon groazentheila aaf den 27n Juxd zurück.
der Grieoben «id Rom«. 365
Di« erste Hülle von Ol. 93, 4 aber ist:
Joli 19 Aog. 18 Sept. 16 Oetbr. 16 Novhr. 14 Dec. 14
'EatoTOiiß. Mnay, Btyri9q. IIvecvB^, Maiiiaxr, Iloaiti,
(Der neoere Stil des Kallippos benennt dieselben Mondwechsel hier
mit denselben Honatsoamen.) Es fragt sich also ob der Ansatz jenes
Treffens anfeinen das Solstieiom enthaltenden Skirophorion Ol. 93,3
= Juni 20/Juli 18 v. Chr. 405 mit der jetzt zn erwähnenden Epise-
masle zu reimen sei.
Lysander hatte Lampsakos erobert und auf die Nachricht folgten
die Athener nach Sestos und weiter nach Aegospotamoi, von dem ge-
genüberliegenden Feinde getrennt durch den Hellespont, welcher hier
etwa 15 Stadien breit ist. In der folgenden Nacht, als es zn dämmern
begann (isul 0(f9(f0g {v Xen. Hell. II 1, 22) , gab Lysander den Befehl
alle Vorbereitungen zur Schlacht zu treffen; doch durfte kein Fahr-
teng wirklich vorgehen. Mit Sonnenaufgang zog die athenische Flotte
gleichfalls in Schlachtlinie auf, kehrte aber, als der Feind sich nicht
röhrte, wieder nach ihrem Standorte Aegospotamoi zurück, da es
schon hoch am Tage war. Lysander schickte ein paar Schnellsegler
nach and liesz sich berichten was der Feind. mache. So trieb er es
Tier Tage, die Athener wjirden immer lässiger und begannen den Ly«
sander za verachten. Dieser aber griff am fünften Tage an und siegte
über seine fahrlässigen Gegner. So erzählt Xenophon. Einige behanp-
teten nach Plutarch'^), die Dioskuren hätten sich zu beiden Seiten des
Admiralschiffes gezeigt, gleich als Lysander aussegelte gegen den
Teittd, and am Steuerruder geleuchtet.
Da Lysander ohne Zweifel auch am fünften Tage seine Manöver vor
Tag als es dämmerte begann, so zeigten sich die Zwillinge als eine Mor-
generscheinung. Sie müssen aber tief am Horizont gestanden haben,
weil sonst die ioA Schiffe nicht den Eindruck hätten empfangen können
als standen* sie am Steuer. Da dann Lysander von Ost nach West
fährt, rückwärts vom Vordertheil oder von der Mitte nach dem Spiegel
zn das Schiff entlang blickend also nach Osten blickt, so ist klar dasz
die Anakten tief im Osthimmel standen und wie Leucbten am Steuer
aussahen, welche die noch lagernde Dämmerung erhellten. Ein so
erseheinender Fixstern musz aber entweder ganz kfirslich seinen be-
liakiseben Aufgang gehabt haben, oder eben an dem Tage, wovon die
24) Plut. Lys. 12 ijtfa» Si tivsg ot rovg JioeiMQavg htl rrj^Avöap'
dQOv 9tmg intni^md'SVy ozi tov Xinivog i^inlsi ngtSrow htl toyg nole-
lu'ovg, äütQa xotg ottt^iv ^iXdy.'ipai Xiyovtig, Das^Wort nqtotov ver-
jtärkt nur 5'rf , wie onnon %s icqoSzov (Hom.), «vr* Sv ngtSxa (Hes.),
oxttv TCQmtov (Piaton), ineid'^ ngoStov (Hom.) ; und Dem. 18, 141 slaov
%al TOT* 9v9vg iv riß ^TJ/Etco, ore ngatov stdov xtI. = cum prvnmnij übt
frimum. £« geht also auf etwas gleich im Anfang, in der Morgenfrühe
des Schlachttages vorgekommenes, nicht etwa auf den vier Tage frühe-
ren Anfang der Operationen, wo ein h.nUiv in\ xovg itoXiit£ovg nich't
stattfand.
J»hrb. f. elMt. PhUoI. Sappl. Bd. 111 Hft. 8. 24
3S6 A. Monnitao: sweitw Beitrag s«r ZeitrediBDVg
Rede itt, geht er neeh längerem vereefcn intfee xoersl wieder kerz ?or
der Bonae d. b. belUkieeh auf. ^)
Im Jahre 405 v. Chr. kommt das Sommersolatitium io parUer Zeit
anf Jani 27. 23^ Die heliakiscben Aufgange falleo aof Jiioi 18 und 27,
der des Castor auf Jani 18 and der des Pollox aaf Jon! 27**); am Sol-
atilialtage also geht Castor einige Zeit vor der Sonne auf, nenn Tage
Yorher war er zuerst beliakisch wieder am Horizonte gesehen wordeo.
Hat also Castor ein wenig am Himmel gestanden, so kommt, sai SoU
atilialtage selbst, Potlnx zugleich mit der Sonne cum Vorschein, wenn
die Dimmerung su enden im BegrifT ist. Am folgenden Tage koDSt
auch Pollux etwas vor der Sonne aber den Horizont, am nächsCeo wie-
der ein wenig fraher usw., aber bis zum 9n Juli immer noch io der
Oimmeroflg. Castor hingegen ist eine Morgeneracheinung nnr bis zoo
2n Juli, am 3n Juli zeigt er sich wenn es noch Nacht ist. AU in der
Dimmerzeit aufgehend können also beide Sterne nnr betrachtet werdeo
an wenigen Tagen, nemlich am 27n 28n 29n und 30n Juni und am In aod
2n Juli, also am Solstitialtage und den fanf Tagen danach. Doch kOnnle
man die Zeit bis 9n Juli mitnehmen, weil doch Pollux da nach oq^qio;
^xmv nachkommt. Alle diese Tage aber fallen in den metoniscben
Skirophorion, in welchem sich folglich die Schlecht ereignet biben
muss. •*)
Dasz die Worte des Plularch auf eine Sternerscheinang, gedieht
als eine Hälfe göttlicher Nichte, zu beziehen seien, ist ans den Worten
SifxQa Toig ota^tv inildfitlfai (Ixari^m^ev ttjg vteig) mit Sicherheit in
entnehmen. Damit man nicht bei jdioöxoQovg an die persönlichen He-
roen denke, fOgt er deutlich Satga hinzn.*") ^EjjttXtifiitHv tivl könnte
von einem (heliakischen) Aufgange verstanden werden, *die Zwillioirc
giengen rechts und links Ober dem Steuerruder auP; wie es nach einer
Dfichtlichen Affaire vom Tagesanbruche heiszl: — oxsriXiog tv^ i^^'
lanne im t(fytii PInt. Arat. 22 a. E. und &g cq>i, indlaiü^e finJ^ (^^f)-
25} Nachdem ich im ungefähren dies Besaitet gewonnen and aocb daw
das Solstitium dem heliakiachen Aufgangstage der Diofkureo fast coin-
ctdent sein müsse , bat ich Hartwig in Schwerin die Sache eo prsecisiereo.
Auf seine Reehmingen fosie ich. Er hat jetst den herliehen Gedanken
gefaast nach den neuen Tafeln atwaa grösieres für nna Phiiolo^ n
arbeiten. 26) Ans dieser Divergenz um mehrere Tagei ooobiniert
mit dem abendlichen Verschwinden , bildete sich das was die Sage *''
Heteremerie gibt. Aber Tag am Tag geht ea nicht , die SagenrontelisB;
hat die Anschaaang so verschoben. Vgl, Bode Ptolemaeos 8. 2dP*
27) Der 2e Juli ist gegen den Vollmond des Skirophorion; wenn iamaiB
die Schlacht war , ao fieng Ljsander seine Operationen mit dem vollefl
Tage, nach dem Solstitinm, an, ao dasz eben jene fünf Tage dt» Xenophon
▼erwendet würden und Lysander nach der Wiederkehr der DiosknreQi
Tags darauf an operieren anfieng. Doch fehlen die Mittel nm solcher Ue-
nanigkett anf den Tag Sicherheit zn geben. Der Volksglanbe der a^ten
würde eher auf das Solstitiam selbst führen. 28) Einige wollten
entweder Jio&koqovq oder fftrrpot streichen; 'altemm ntmm deleturis non
accedo' Sintenis. Wer aatoa tilgt, masz indes immerhin eine 8tem-
erscheinnng einräumen, da htldiitfrai. keine andere Dentnng aol&asi
der Giid6lieii and RöoMf. 367
Doftk lie0 bei iiltog «»d ^(U^ das aafgtlies bUmt •!• hü swei
Fixffternea; hnH^nnv also mit Dativ 'bei etwas, ia der Nibe ron eU
was leuchten', so wie es Ton der List des Hannibal, der den Pindem
Reisigbäadel aofbinden und anzfiaden Hess, bei Plot. Fab. 6 heisst:
darv^ai %olq . • ßovHoloig ^öuv orf fpXoytg SxQOig iiukdinnotfaai toig »If^
ffosi»^ a. Pape a. intXapmn. Das eigeatiiebe Wort ist imtoliq (s.
Poppe sa Tbok. II 78, 2); doch findet sich such ivmoli^.
Wer es bedenklich findet auf die ans nicht bekannte Qnelle des
Plntarch an bauen*') und das Detail seines Referats, ans welchem ge-
rade die Erscheinung der Castoren am Osthorizonle folgt, an urgieren,
wird bei der Sachgemaszheit des erzfihlten sehr im allgemeinen blei-
ben mit seiner Bedenklicbkeit und auch statt der Himmelserscheinung
die persönliche der Dioskuren als eine Thatsache des Glaubens wieder*
geben müssen; es knöpft sich aber der Glaube an die Kampfgenossen-
Schaft jener Heroen an einen bestimmten Sonnenstand, nemlich an den
Mittsommer, so dasz die Vorstellung, Caslor und Pollux wären bei
Aegospotamoi dem Lysander als Helfer erschienen , doch indirect wie-
der auf die Solslitialzeit fuhren würde. Denn erstlich laszt die That-
sache des Glaubens an den Dioskurenbeistand in der Schlacht bei Ae-
gospotamoi keinen Zweifel zu. Lysander stellte ihre Sterne zu Delphi
in Gold auf, ?on wo sie eben vor der leuktriscben Niederlage wieder
Terschwanden , wie Cicero und Plutarch berichten."*) Nach Cicero
hatte man eine persönliche Erscheinung des Castor und Pollux als eine
Sage (risi es$e dicebanlur) und eine durch die Anathemen in Delphi
ohne Zweifel allgemein verbreitete und im Andenken erhaltene; die
beiden goldenen Sterne") selbst deuten wieder auf den Fixsternhim-
mel ond eine Episemasie, Dinge die der gläubige schwerlich scharf
anseinaoderhielt. Dann aber ergibt sich ans verwandten Beispielen
t&) Wenn Lysander tob dar Castorenepiphania, der siderisehea
sieht der peraönlichen , Qebraach machte um das Moralisohe der Armee
sUr- starken und seinen Leuten einssareden die Heroen w&ren mit ihnen^
so war diese Benutsung des Aberglaubens «a überliefern auch dem ver-
ständigsten und nüchternsten Historiker nicht unanst&ndig Vgl. Xen.
HeU. U 4, 14 xal y«^ h tvdfa tnyLmv« notov^iv (of ^soi) St«p i^^>
€v^^iQil, eagt Thrasylmlos an den Befreiern. Und ebenso ermniigian
sieh die Thebaner vor Lenktra dnreh abergUnbige Vorstellungen (ebd.
VI 4, 7). KalÜBthenes (bei Cic. de div, I 34, 74) ist hier etwas detail-
lierter gewesen al« Xenophon, der aber die Sache an sich nicht ver-
sehmäht hat. So könnte man die Nachrieht bei Plutarch dämm tadeln,
weil sie kein Moment bildet für die Entscheidung des Kampfes, sondern
als ein mnsziges Mirakel nachhinkt. 30) Cic. de div. I 34, 75 Ly-
sandri siaiuaey quae Delpfds siabat, in capUe eorona subito extitit ex tupe-
riß heHiiM et affrestibuM, ttellaeque mtreae, quae Delphis erant a Laeedae-
moidis posiiae po$t funalem ülam victoriam Lysandri. qua Aiheinense$ cen*
eiderwti {qua in pugna quia Castor et PoUux cum Lacedaemomorum doise
viMi esse dicebaniur, eorum insignia deorum, steliae aureae quas duei, Del-
phis posiiae) , paulo ante Lsuetrieam pugnam deeidertmt neque repertat suasi,
VgL Plnt. Lys. 18. 31) die Sterne, ohne BildsKnlen darunter, von
denen weoigstens nichts gesagt wird; vgl. Preller gr. Myth. 11 8. 72.
24*
358 A. MommiM: <v«iter B«ltMg tar Zeitrecbnoog
dieser antiken Svperstilioii detz eie sioli aof den heliekieeliea Aaff»ng^
also entweder geneu oder mil der UBgenaaigkeU einiger Tage auf daa
Sonaiersoletitinai belogen habe, was su aeigea ist.
S 4. Proftmg den Aasatiea OL 93, 3 aaoh der PttraoBifloieraag
des Dioakuren-Anflgaiigea, wie nie im VolkaghuibeA lelito.
Die alten haben persönliche Wnnderwirknngen der Dioskaren an
die Johannisnacht geknüpft, wie man richtiger sagen kann als Johan-
nislag, da der Grand der Sache, die heliakische Wiedererscheinang
beider Zwillinge, doch dem Tagesanfange vorhergeht. Es ist eine oa-
tarliche Sache. Nach lingerem verschwinden zeigen die CfottJQcg xo-
erst wieder ihr frenndliches Licht, sie stehen dicht am Horizont, also
dicht an d^ Schwelle des Menschenlebens; es ist aber frühmorgens
da der Mensch an seine Arbeit geht, auch an die blutige des Kampfes,
and mit dem Menschen zugleich sind die Tyndariden da, bfei seiner Ar-
beit ihm zu helfen; ihre Sterne verschwinden rasch, aber nur weil die
Tyndariden nun wirklich und leiblich mit in die üeihen treten. Hier-
nach würde man, der Erscheinung selbst folgend, nicht bloss den ein-
zigen heliakiscben Aufgangsmorgen des Pollex, für die besten Zeiten
Griechenlands also das Solstitium, in Ansprach nehmen für daemooi-
sehe Machtäuszernngen der Tyndariden, sondern noch einige Tage^)
nach dem Solstitium hinzunehmen, wogegen nur freilich der allgemeine
Satz aufzustellen ist dasz die Superstition am liebsten auf einen be-
stimmten Tag sich fixiert, z. B. auf den des heliakiscben Aufgangs.
Zuerst also Leuktra. Nach dem Siege von Aegospotamoi , ein Men-
schenalter früher, hatte Lysander sich®) in Erz gieszen and in Delphi
aufstellen lassen; auch den Dioskuren hatte der Emporkömmling einen
Platz angewiesen neben sich*^) als Sternen in Gold. Aber jetzt waren
die Zeiten andere, die Heroen wollten den Posten nicht mehr, auf den
ein spartanischer Offtcier ihre Zeiehen gestellt, sie verlieszen ihn vor
der leuk'trischen Schlacht nnd gedachten jetzt den Feinden Sparlas
beizustehen. So verschwanden auch des Herakles Waffen ans dem
Tempel (Xen. Hell. VI 4,7): denn auch er rüstete sich um bei LeokCra
mitaustreiten für Theben. Es rührten sich also jene goldenen Sterne
vor dem 6n Hekatombaeon Ol. 102, 2, kurz vor (paulo ante Cio. a. 0.)
der an diesem Tage stattgehabten Schlacht bei Leuktra. Man siebl
sofort dasz das wundersame verschwinden (ijgoav/a^i^erv [Plnt.] , de-
ciderunl neque repertae^) suni [Gic.]) auf den Schlnsz von Ol. lOS, 1
gesetzt werden kann , mithin in die Gegend des Solstitium.
^2) Znm Beispiel siehen. Die halkyonischen Tage sind so nm die
Brama gelegt. Man übersehe auch nicht dasB arsprünglich die Vor-
stellung von Mittflommer mehrere Tage amfasten roasto, nemlich die wo
die TagesUnge fast völlig gleich i«t. 33) »and seine Nanarehen» sagt
Platareh 18. 34) wo .nicht gar über seiner Statue; denn Lysander war
gank der Mann sein eigner Oiosknre an sein. 35) In diesem Ans-
drucke liegt, so einfach er auch ist, etwas höheres, aa göttüohen, dae-
der Griacben aiHi Römer. 3M)
Dmi FIvtoreh, weleber «n» des Otllin gibl, lig' gar kein M* Ha-
kalonbaaoii Tor, aondartt ein 5r Hippodremos **), des Platarob aaf den
Kalender Albeos and der gebildeten redaaiert hat. Er wird ibn aber
redeeierl haben oaeb dem Kalender neaeren Stila, dem kallipptsohen,
niohC naeh dem antiqnierlen metonisoheo. Die aicbIbareD Neumonde
nnn In kallippiaeher Benennang sind Mftr ▼. Chr. 371 folgende:
die leiste Hfllfle von Ol. 103, I.-
Jan. 7 Febr. 6 Min 8 April 6 Mai 6 iani 4
rVi|il. !^rd. '£Xa9>. JUow. Saify, JSxiQ.
die erste ßilfte tob Ol. 103, 3 :
Juli 4 Angost 3 Sept. 1 Sept. 30 Octbr. 30 Nov. 38 Dec. 38
'Emov. Mstay. BoriÖQ. Ilvav. Maifucxr. IloaetS. *E(iß6X,
Ehe der Gesandleocongress am 14d Skirophorion Ol. 103, 1 .entschie-
den war, werden die Diosknren nicht ihre Sterne für Sparta ausge-
Uyscht and sich auf die Seite der Gegner gewandt haben ; ihre jjoliti-
»che Sinnesiaderang nnd das verschwinden der Sterne musz also zwi-
seben den 14n Skirophorion Ol. 103, 1 nnd die Schlacht am 5n Heka-
tombaeon Ol. 103, 3 fallen, and zwar ein wenig vor dieser, das ist
zwiaeben l7o Jnni und 8n Juli v. Chr. 371 , auch 30 Tage dazwischen
sein, was der Fall ist"), wie denn anch eben die antike Johanoisnacht
in diese Zeit fällt. Das Sommersolstitiom in pariser Zeit ist Juni 38.
4^ Castor ist schon neun Tage früher am 19n Juni zuerst wieder in
der Frühe sichtbar, wahrend der heliakische Aufgang des Pollux Juni
27 als mit dem Jahrpunkte coincident betrachtet werden kann. Bm
steigender Verfrühung ihrer Aufgange kommt Castor am 3n Juli, Pol-
lax erst am lOn zuerst als Nachterscheinung, bis Juli 3 und 9 fingt es
eber an zu dimmern als die Tyndariden am Himmel sind. Am 8n Juli
371 V. Chr., dem Tage der leuktrischen Schlacht, kam also Pollux
noeb als Morgenerscheinung, während Castor schon im Dunkel der
Naebt eine Zeitlang sichtbar gewesen war. Setzt man das geheimnis-
ToUe verschwinden der Insignien auf die Nacht vom 37n zum 38n Juni,
so beträgt das paulum des Cicero zehn oder elf Tage.
Nach Metons Cyclus fängt Ol. 103, 3 erst am 3n August an, der
heliakiaebe Aufgang fällt in den Tbargelion, also vor den Gesaqdten-
eongreaa; sollen die Dioskaren sieh am 37/28n Juni ans Delphi rflhren,
so wird das paulum fast sechs Wochen, kurz die metpnische Reohnung
dieser Zeiten ist unganstiger. Da es sich om boeotisch- spartanische
moniaehen, unerklärlichen Dingen tendierendes. Vgl. PreUer rSm.^Hyth.
8. 83. 36) Plnt. Gem. 19 Botcno^s *Iitno9QOik£ov ftfi^^^, mg d' 'A^-
«ttfiM Tutlovoiv 'EntnoiLßttwvog t tcta^kivov ni\Lm^, Dies würden wir
nicht wissen, wenn wir bloss die andere Stelle Ages. 38 hätten, wo es
heisst: «9 yuo xtv^St ini*9i%tt tov £iu(fötpoQuovog i^rivog inotifaavTO,
tug mimfdug tv AanB^uiiHMn^ vjgf dl nipt^t^ xav'EiLUTOfi.ßamvog ^mf-»
^tfffv itf AM9%%^ig ^tQw fffftoet äiayB90(ikivtov» 87) Die sechsehn-
tca Jahre des Ifeton nnd Kellippos haben SOtUgige Sklrophorione; es
ist sber OL 102, 1 ein seehzehntes des Kallippes f bei Meton ein viertes.
360 A. MoBmfMi: iweiter BtfUmg svr Zaitreeluiuf
TkatMohM ImsMi and der A«lor •tsdriloUioh von eisMi boeolischMi
DfttdB aMgieng far die ScUeelit, wie ihs de« ClMieroAeer deea der
Kelee^er seiaer boeotisehee iaadsleote for boeolieclM Tbetaeobea aehe
leg, so wird nee eiobi odthif bebea «a«h aai Meloae Zeitreeluiuig kier-
bei so bekftaiBMni.
VoD der eoletitielee Bpipheaie dieser Heroea habea si^h (bei dea
Griecben) weiter keine Beispiele geseigt, die sieb sur Bereelinang eig-
neten. Wol aber ist klar dasa die Dieskaren als iCampf warte der Olym*
pien aueh wieder keliakisck aafgebendgenomaieawardaa; denn ia der
bestea Zeit Griechenlaads waren sie ein Solsiilialzeiohea, also geeignet
aar Regelung des diesem Jabrpunkte angeschlossenen Festes. Die ganze
Vorstelinng musi sich so bei allen Griechen verbreitet, nicht einem
besondern Stamme") angehört haben. Und wir finden sie denn anch
in Saditalien bei den Lokrern, deren Sieg an der Sagra sie den Helle-
nen nach Olympia in die Festverssmmlnng meldeten, wonach die
Schlacht auf die Zeit der Olympien, also in den Mittsommer (lllt. Vgl.
Philologus XI 708 r.
Anch aber Hellss hinsus verbreitete sieh diese Saperstition sn
den Römern. Am vierten") Tsge nach der Schlacht bei Fydaa, deren
julianische Zeit daroh eine Finsternis gesichert ist (3l/2 Juni 168 v.
Chr.), brachten dieTyndariden(Cic.N.D. 112,6) eine Siegesbotschaft,
also am 25n oder 26tt Juni. Das Solslitlum kommt suf den Morgen des
26n Juni , und in der antiken Johannisnacht erschienen dem Vatinius
die Heroen, vom 25a auf 26n Juni oder in der Nacht vorher Juni 24/25.
Castor war schon am Himmel, aber Pollux gieng einen oder zwei Tage
nach dem Solstitium auf. Vielleicht Ihite man Unrecht diesen wenn
auch kleinen Fehler entfernen an wollen durch etwa ta wählende
Setzungen. Denn frOher (370 v. Chr.) war der heliakische Aufgang
des Pollux ooincident mit dem Solstitium. Der Abergisube hatte, als
beide auseinanderzugehn anfiengen , die Wahl ob er am Mittsommer ^
oder an der Pizsternerscheinung haften wollte t ersteren zog er vor,
ohne doch seine tradionelte Figuration als Tyndaridenankunft anfzn-
38) Die ICriegshtllfe der Dlosknreti haben sonst die Spartaner vor
andern b^nspraehl *Ia Sparta gab es eSn alfces Symbol d« gettileheii
Brttder, Swet paraUeie Baikea, weleke dttroh Querhölaer tefbaaden w»>
rea« das begleU^ die aosrfiokeaden Sparlaaar immer in den Krieg, so
lan^ beide Könige anscogen beide Dioskaren , später nur einer.* Prel>
1er griech. Myth. 11 70. Seit dem vierten Menschenalter voir Lysander
hatten sie nur ^in solches Symbol bei sich, yielleicht eine Art «o'ios
womit man die Schattenlänge bemass und das Solstitium fand?? 30)
Liy. XLV 1. Plnt. Aem. 24« Livina gibt noeh eine -aweite Sage von
einem am dreisehntea Tage nach der Soklaeht, also dea 4a Jiüi, enge-
kounaenea Tabellariaa. Da die Anfgitnge lllr diese Zeit vad dea Ort
(Rom) etwas sp&ter als €ie bei Aegospotamoi (s. oben) waren, ao gieo-
Sm am 4b Jnli beide Zwillinge erst auf aU ea sehen dämmerte. 40)
ann entsprang er also aas dem Kopfe eiaee Gelehrten, welcher diu
SolsCttiam geaan wnste. Ich glaabe oaeh einer hier aiefat verfolgten
Spur an aekliesaen, dasa aooh in der hybriden Zeitraebaaag fioais (v.
Ohr. 168) den OelelirteD praeoise Konde des NaitBzjahrs aoaiigeatehea ist.
dar GrMdMii Md RdoMr . 861
g^ktm. \gl. PJHl«logvt XI 707 f. Attck irtr deek der «tne Tytdirid«
»choii am HioiaieL
Dats es feraer eine Saga gßh walohe ariUiblta wie wunderbar •akaall
der Cimbaroaieg dea Marias aaf den randiaehe» Feldern sacb Rom ge*
aseldel wordea, aeigea die Worie des Floma Ul 3 qmppe todem cMa
quo gtUa ret e$i viai pro aeäB PoUmcit ei Ca$iarts mpemet*^) lautta*-
tas praeiori liiieras iradere, ^) Der SobUchllag warde io Folge Yoa
Catalns Gelabde iai Kaleader rerewigt als der Foriuua huiuMce diei
(tvx^ W^ Vl'^^S i%dvf^ Pkit. Msr. 36) belüg, s. Preller röia. Mytb.
S. 5S8. Es war der vorleUte des aUrtaiscben Qaiaotiiis oder a. d. lil
K. Sesülei. Platsreb a. 0. sagt, der Feind bebe aebr anter der Hilae
geliUeB , oad scbliessl daa Datom an das Sonoieraolstltiam an. Seine
daroh die Lesarten erschwerten Worte aiad: Sne üi »ai futi tqoTcag
d^ovg tilg f*^X^ y€vo{kivi^y Sg Syüv0t Pufuttb« ngo T^iciy ^Sfiair
njg vovfifivlag %ov vvv fnipjivyavatovj vors ii £e^iXlov lu/vog* Dtea
ist die Lesart des Saagerauiaepsis, des ilteslen and besten Codex, oad
so gibt Sintenis die Stelle, als Variante ron Sg ayov^i besMrkend mg
«jrovtfi T(algo). ^) Man kann nicht anders als das Komma naeb
iyovai weglaasen , so dasa von dem Solstitiom geredel wird woldies
die Roaser als a. d. /// K. SexUlu in ihren Kalender aalsea, richtiger:
ebeden gesetat haben , nicht äyav^i ^Pmfuam^ sondern o( vors 1970V-
Plalarch kam darch ErwAhnnng des gegenwirligen NaaMns (lov vvv
fify AvyovitTOv) ans Verseben in die Gegenwart hinein, wenn wir niokt
lieber annehmen, er habe de« jaliaaischenSolstitialtag (Sin Jnni) aber-
all aicbt gewasL Da er ferner aiebl den Tag der Soaaenweade son-
dern den der Scblacbt melden wollte, so nUkate luut xifoatag ^iqtmg
dea Tag der Wende aaaeigen, welchen also Marias, der auf dea Wunaeb
der Cimbem einen Tag aar Scblacbt anaaberanmen etagieag, fdr die»
aea ZMreck aasersehen^) bitte eis eines glacklioben. Far dieses dea
Worten abgedrnngene VcrstandnSs hälfe in fura xQcnig yielleicbt das
fehlen dea Artikels, wie fied' i^tfav = mit Tageaanbrnoh; wenn auia
es genan nimmt, ist die Wende nur ein Punkt wie der Tagesanbracb ;
doch am firr« T^oma$ mit Sieberfaeit so atreag m nehmen mOata man
Belegatellen haben. Denn ^uva biesxe dana gegen aeine Clrnndbedea-
taag an Ende so viel wie ita^ %i(imig. Der Sinne wire aber gnl,
4n Ansdrflekliehe Kenonng der Castorea wird amgangen. Aber ebeneo
geheimnisvoll ist Livins über die Botachaft nach der Fydoaachladbt,
idUirend Cicero geradesn die Tjndariden nennt. UnrnSflich dass Flo-
nu nicht ebenfalls dieselben im Sinne gehabt hat. 42) Vgl. Plin. H.
K. VII 22 madkua wmm exempbm habet ndrubäe, proeUmm quo Sybaria de-
kta €9i £9 die qwe geeüpn erat muHäm Olyupiae, nam Ombrieae t/Moriae
Ceatereeque Romam qui Pereieam vktoriam ipeo die quo eontigU nwUtooere
maus ei mummtm fuere praeeagia, Plinins •eheint hiernach die olmbriaebe
fiicgeskmide nicht mit BeflUmmihett den Oatioren betsolegen , aber da«
wnnderbare wenigetens ansnerkenaen. 43) Fischer rSm. Zeiti. a. a.
«63 = ▼. Chr. lOJ druckt mg Uy^ei 'PmpeUm swischen Kommata.
44) Nach vtf sobiedeiMB Kacbricktea Maate Marias dea aafrageadaa
Feinden den dritten oder auch den gleich folgenden.
SOS ' A. Mommstn: sweiltr fidbra^ z«r Zeitreohftaag
Mmlleh: (anmittelbar] 'Oteh der Wende, am NaehwendeU^, der dem
römischen Kalender (jener Zeiten] infolge aaf a. d, iil K. Sexlät$
kommt. Wer nm der Schwierigkeit sa entgehen mg Syov0t *Ptofiau>i
(Komma) liest, wird dennoch fi£ta ti^onag Tersteben mfissen: ^naell
der Wende d. h. nicht lange danach', sondern n. B. einige Tage da-
nach , möglicherweise auch nur 6inen Tag danach. Diese M>icblieit
aelse ich als wirklich, da jeae Worte doch wenigstens sie sDlassea:
(die Cimbem an Kälte gewöhnt wnrden sehr von der Jahreszeit ge-
plagt) * indem die Sohlacht nach der Wende voriel, wie die Röaaer
datieren am vorletaten Tage des jetzt Angnslaa, damals Sexlilta ge-
nannten Monats.' Sei also, weil auch der Nachweodelag gemeiat seia
kann, nicht weil er Ton Plutarch gemeint sein mnst, dieser angesetxt!
Das Solstitium ist für 101 v. Chr. Juni 26. 11^ par. Zeit: Csator
geht heliakisch auf Juni 21, PoUnz Juni 28. Lftszt man nun den Aber-
glauben an das, hier (Rom) und damals, schon om drei Tage von den
heliakischen Aufgang des PoUux diflferiesende Solstitinm ^) sich lehnen,
d. h. an die Solstitialnacht und zwar die vom 25/26n Juni , so bat maa
die Wahl ob man den Lichltag vor den Nachtstunden 25/36 Juni oder
den Lichttag 26 Juni zu dem der Dioskurenmeldung machen wolle.
Setze man demnach die Schlacht und ihre gleichzeitige Meldoag aof
den 26n Juni v. Chr. 101, also unmittelbar fuvä r^oRag^) und im An-
schlnsz an die erste (kalendarische) Sommernacht als die von Marias
und seiner Superstition gewollte. Es laszt sich diese Setzung unter
den von mir (röm. Daten S. 44) gemachten Voraussetzungen^ präfen.
Theilt man die vorjulianische Zeit in Qnadriennien ein und be-
trachtet V. Chr. 47/46, das letzte, [als ein viertes Jahr, beginnend mit
13n Octoher ^) v. Chr. 47 und nach Sueton hergebraebtermassen den
Schaltmonat enthaltend (Ideler II 121), so gilt es das VerbfiUnia an
zeigen, in welchem die Setzung von a, ä, ill K, Sesiiies = 96n iani
V. Chr. 101 zu der Construction des letzten vorja lianischen Qasdrien-
ninms steht. Wenn das Jahr der Cimbernscblacht 355 Tage und einen
Schaltmonat zu 20 Tagen hatte , so ist a. d, III K. SewtiUi der 327e
Tag dieses Jahres, so dasa die Kai. lanuariae auf den 13n Nov. v. Cbr.
102 kommen. Man kann aber hiermit aof einen I3n October a(a An-
fang eines vierten Jahres im Quadriennium gelangen , ohne die Grea-
zen zu überschreiten, welche iq den ^römischen Daten' vorgeaohlagen
sind für die pontificische Willkür. Die Qnadriennien ergeben aicb
nemlich so:
t /
45) Die Anfgäoge der Cantoren würden sonnt noch Spielrnnra geben
bis snm 12n Jall, an welchem Tage Polloz mit Anfang der DUmm^rung
anfgeht, am 13n aber schon in der Nacht. 46) t^oitai = «Wend^
tag», nicht = ^Moment' genommen. 47) Sie sind hjpothetiach and
neuerdings bestritten worden. Aber mein Gegner fusst aoob nur sttt
Hypothese and die meinige scheint mir besser. 48) Diesen Tag e**'^
Ideler. Unter gewissen Annahmen lässt sich das Datum andere finden;
doch Idelers Annahmen möchten die voraügUcheren sein; hier pMst nur
nur der 13e October.
' der Griechen and R5mer. 363
dies ZüFerim . ante
intercalati QaadHenniam Christum
(31) 1 102/1 heginnt 13n Nov. n. hat 375 Tage
II 101/0 „
(20) III 100/99 „
IV 99/8 „
22n
1»
w
9?
355
»
12n
91
.»»
?>
376
n
23n
1»
s
1»
>»
355
w
amme 1461 Tage
IdB Nov.
u.
hat 356 Tage
3n
n
)9
1»
365
*i
33n Oct.
11
»»
355
n
13n^
»1
1*
>*
396
w
1 98^ w
II 97/6 „
III 96/5 „
(W) IV 95/4 „
Summe 1461 Taga
Das üittel um dies zutreffende Resultat za erreichen ist der doppelte
Schallmonat (Hypothese). Mit dem Material ist diese Constrnction in
Einklang, es beginnt IV mit dem verlangten 13n October, enthält auch
der consnetndo intercatandi gemfisz Schalttage, jedoch statt 21 oder
20^) deren 41, was Willkflr isL Bei der gedachten Setzung der Schlacht
auf den 26n Juni mag es also bleiben. Sicher ist sie nicht. Zu gnnsten
des Volksglanbens indes mdste, unabhängig von meiner Rechnung, eine
sehr ähnliche gemacht werden.
In der Schlacht am See Regillus fand auch eine Epiphanie der
Castoren statt, und zwar a. u. 258 Varr. (Philologus XI 706). Das Da-
tum der Schlacht ist Idibus QuinctilibuB, Im ungefähren also sit^ht man
dasz es die Zeit des hohen Sommers ist (Quinctilis). Da die Idus ei-
nen VoHmond anzeigen fOr diese ältere Zeit Roms (Dion. Hai. X 59))
so folgt, sofern die Caslorenepiphanie das Solstitium ergibt, dasz es
ein solstitialer Vollmond war. Durch einen Zufall läszt sich dies prü-
fen. Livius sagt (1 19) dasz nach Numas Intercalareinrichtnng der Mond
im zwanzigsten Jahr zum selben Sonnenstande (meta solis) zurfick-
kehre.^) War also a. u. 268 Varr. ein solslilialer Vollmond, so muss
dies lunarische Datum im zwanzigsten Jahre von jenem wieder zo-
röckgekehrt sein zum höchsten Sonnenstande. Das zwanzigste Jahr
aber, 268 als 1 gesetzt, ist das Jahr der Cremeraschlacht 277, und von
diesem behauptet Plularch dasz die cremerensiche Niederlage an einem
sotstitialen Vollmonde statigehabt habe (Cam. 19). Folglich haben die
alten auch diese Castorenepiphanie auf den Mittsommer gesetzt^'). Ob
49) Dies sind die wirklich eingeachobenen Tage. Auch wer anders
meint mnsz in dem Qnadrienniam wie ich es anfatelle den durchschnitt-
liehen Stand der Neujahre anerkennen, als ungefähre Sitniening. Diea
dünkt mich hätte anch Theodor Mommsen einräumen müssen , welcher
neaerdinga sich für die gewöhnliche Ansicht (22 and 23 Tage) erklärt hat.
50) Theodor Mommsen hat diese Stelle dreimal in den letzten Jahren behan-
delt nnd drei sehr yerschiedenartige Meinangen ausgesprochen. Die zweite
daron war meine, welcher gegenüber derselbe die seinige Kurückgezogeü
hmtte. Jetzt ist er anch dieaer zweiten abhold geworden ; ich kann nicht um-
hin aie featauhalten, da aie die richtige ist. 51) Anaserdem ist noch der dies
364 A. Moiiims«B: swaitor Beilnf lar ZeilrediaaBf
dies aaskomst nacli jaliaaUolieB DateB« wird hier sMidwl nicIU ge-
fraft, da nor tu zeigen war wie die Soperstition der alten fär die
WoBderwirkoBgeD der Dioskoren den liöchsten Sonnensland auserlaa,
weil er lange Zeit mit dem heliakischen Aufgange der Zwillinge coin-
cidierte.
Um also die Rede wieder dahin ¥on wo sie ansgieng snrflckso-
bringen, auf Plntarcha Mittheilung von den Sternen die sieh am Steuer
des Lysander zeigten — auch wer die Notis als kryptisch in SchatteD
stellte, mAsle sn gnnsten der übrigen Castorenepiphanien, dennoch nos
der persönlichen Heroenerscheinnng, wie sie Cicero angibt, ffir Aegos-
potamoi ebenfalls sehtieszen, dasz der Tag dieses Treffens dem Som-
mersolstititim wahrscheinlich nahe gelegen habe oder gar der Solsli-
iialtag selber sei.
Darch die Betrachtung der anderen Castorenepiphanien dflrfle sich
bei der Wahl zwischen S7n 28n 29n und dOn Juni und In und 2n Juli der
Vorzag des Solstitialtages selber gesteigert haben. Man kann also den
37n Juni 405 v. Chr. als den Tag der Aegospotamoi-Schlackt hypothe-
lisch aufstellen y den 8n Shirophorion altmetonischen Stils Ol. 93,3
und dasselbe Datum neuen Stils, wenn man die Numenien sichtbar seist,
aber den 10 Skirophorion neuen Stils, wenn man vom Conjnnctionstage
ausgeht.
Dasz Polybios von lunarischen Daten hier ausgieng, also vom
[8n Skirophorion] OL 93, 3 hinab, vom 5n Hekatombaeon Ol. 102, 3
hinauf in Olympiadenjahren rechnete, darf man annehmen; er veran-
schaulichte diese Jahre durch Thatsachen. Dasz seine Factenjahre , a
dato genommen, nach dem Sonnenjahrstage (27 Juni 405, 8 Juli 371)
mehr identisch sich aeigen, ist wahr, doch der Vorzug nicht bedeutend
genug um ihm deshalb die Mondjahre der Hellenen zu entreissen. Dasz
er die beiden griechischen Schlachten als dem Solstilium nahe mit dem
gleichfalls auf den Mittsommer gesetzten dies AUiensis znsammendadi-
le, mithia den Sonnensland auch ins Auge faszte, könnte man einria-
men, ohne doch statt der Mondjahre") ihm vom Solstilium laufende
Sonneajahre zuzumuten. Auch kann man noch sehr zweifeln ob Poly-
bios die t^onal &€Qival 7t$^l t^v fctcvaikrivov (Plut. Cam. 19) aner-
kannt haben wflrde, da Flutarchs Angabe auf ein anderes Jahr bezogen
werden mnsz als die polybianische (s. rbein. Mus. XIII 54 f.). Die
AiUentis als solstitialer Vollmond überliefert (PluUrch a. 0.). Nach ge*
w5hnlicher Reduction hätte man die drei jalianischen Jahre 497, 478,
SOO ▼. Chr. Kein einsiges enthalt einen solstitialen Voihnond. Sobald
man aber die Voijahre nimmt, findet man dass sie diese Eigenschalt
mit mehr oder weniger Genauigkeit haben. 52) Sollen wir uns niAt
die ii'^vt« ov nltiovi T9109V nal dhut bei Poljbios VII 7, 3 als Mond^
Wechsel denken? Dass er dann dafür kam sagen konnte 'der jange
HierouTmos lebte nur noch ^in Jahr 'ist richtig , doch bei der 12- cdcr
ISfflonatlichkeit der lunarischen Jahre war es ünmer geaanar 13 Hän-
den %n »etsen. Polybios XXtX 0, 8 erwähnt die Finatemis yora 22n
Juni 168 ▼. Chr. ohne ein Datum an nennen; doch welches Qestvn
der Griecheft oad R6Bcr. 3tt
bisloriieba Emkkidnig aber wflrde fflr SoBpe^iebre*^, die ail So»*
merseoffDg begönnen, fibnlich and nocb etwas schflrfer durcb das aaa«
geben von Aegospotamoi and Lenklra erreicht worden sein.
% 6. Daai Eratoatheiies Zeitrechnimg nicht gegen das Aego«»
potamoi-Jahr OL 83, 3 spreche.
GemAsz der hiernach feststehenden Setzung der S^^laobt bei Ae-
gospotamoi in Ol. 93, 3 mQssen jetzt noch die Ansitze des Eratostbe-
nes ins Ange gefaszt werden. Um seine zehn bistorisehen Abscbnille
zn bilden bedient er sich elf abschnittbildender Momente, und eine
derselben ist *die Endigung des peloponnesiscben Krieges nnd die
Pliederlage Athens^. Damit soll Eratosthenes Ol. 93, 4 meinen and den
Abschnitt mit diesem Jahre schlieszen, wahrend, wie gezeigt ist, Po-
iytrios zwischen Ol. 93, 3 nnd 93, 4 abschneidet. Der anders gewihlta
Abscbniltsponkt des Eratosthenes ergibt sieh, wenn in Innarischen
Sommerjahren von Alezanders Tode Ol. 114^1 = ▼. Chr. 324/3 als von
dem 860n und letzten Jahre eratosthenischer Zfthlung anfwftrls gegan-
gen wird.
Das erste ist darnach 1183/^ v. Chr. Da die verschiedenen Daten
der Eroberung Trojas dem letzten und vorletzten Monat eines nm die
Mittsommerzeit schlieszenden Mondjahres angehören, so entsteht die
Yermntnng dasz , wie die vielen Tage vorher , so anch der Rest als
Null betrachtet werden und erst einer, der nfichsten Nemnonde das erste
Jahr der Aera einflbren solle. Ist also 1183/2 als erstes Jahr des Era«
tostbenes gefunden , so folgt dasz das aerabildende Factum , die Zer-
störung Trojas, in 1184/3 falle. Da also die ganze Aera an ihrer Spitze
einen Terminus ad quem zeigt, welcher eine Vorzeit bescblieazt, nicht
selbst mit zur Aera gehört, so könnte es symmetrisch aebeineii, wenn
jeder einzelne Abschnitt es ebenso machte nnd die Ansscbliesznng des
obersten Terminus im voraus ankOadigte, dasz jedes Terminalfactnm
einen Terminus ad quemi die Endigung eines Absebnittes ergebe, fol-
geadermaszen :
(«elipifff htlinofiofig) es gewesen sagt er, das heiszt also, er sagt das
Faetum, und fragt nach dem moralischen Einflasa auf die Römer und
ihre Gegner, gans als ein Historiker, so weit die Fragmente xn sehen
gtstatten» lefa will nicht leugnen dasz mir fUr Polybios solstitiale Son-
neojakre eine Zeitlang passender schienen. Es kann die hier vorgetra-
gene Ansicht also vielleicht einst modlfioiert werden. 53} Sollte ich
gezwungen werden auch praktisch solche ihm beiznlegen, so müsten
diese Sonnenjahre vom längsten Tage beginnen als den olympischen
obligat; es käme also nicht dahin dasz man dem Polybios das Mondjahr
näbae, sondern ihm eine sweiie Sorte von Jahr hinzu bewilligte» Aber
ich habe hier vieles noeb vitafat genug verfolgt.
366
A. Mommsen: x weiter Beitrag tut Zeitrechoung
BntMthenes Aert fai OlyMptaie^falrei^ a. 1 = 1188/2 t. Ghr.
1184/3 T^o^ctg alwfig.
ili83/2 erstes Jahr nach Troji
Tjichtiigl
-■■ Jahr
^80 post Tr. =3 1004/3 'Hganksidav %d-]
nsechszigl
Jahr
il40 post Tr. = 1044/3 i} 'imviag utiitig.
hundert
*-|-r neun und]
^^J^ \\299 post Tr. = 885/4 i} AvnovQyav^
hundert
TV und acht\
^ ^^ Jahr
i407 post Tr. = 777/6 tö »^oiyyovf*«-!
vov itog tSv Xf^ztov OXvituimv.
«we'i \\408 post Tr. = Ol. 1, 1 = 776/5.
hundert
•TT und sie-
"run^^itVOipo't Tr. = Ol. 75. 1 = 480/?9 ^}
Jahr W iESiQiov9uifiaatg.
acht und
VI Tieraig \\ V
Jahr \\752 post Tr. = Ol. 87,1 == 432/1 ij\
stehen
ftOV .1
ehett \\ . ,\
Jahr \\779 post Tr.'= Ol. 93,4 =^405/4 4
vm
vier
und
^ Jah? W^ post Tr. = Ol. 102,2 = 371/0
fünf und)
TX dreiszig
Jahr \\g48.pogt Tr. = Ol. 111,1 = 336/5 n]
^lUxnov xsletrcij.
X «w81f
Jahr
i869 post Tr. ^ OL 114,1 = 3240 ij]
'Aleiävßgov Tclsonf.
dar Grieclien aod Aömer. 367
FiaelMr, der das Eratoslhenes •keafalls mit 1183/2 beginBen liitl
als mit Anno I , aber die Herakliden, die ionische Colonie und Lykurg
■B I tiefer aof 1103/2, 1043/2 and 884/3 setzi'^), will diese drei Stu-
fenjabre als Termini ad quos berechnet haben, scheint also zu .dem
Ende v. Chr. 1183/2 als Jahr der Eroberung selbst mit Null in Recb<*
nung so bringen, mitbin 118^1 als Anno 1 und 1103/2 als Anno 80 post
Tr. Anno 80 ist aber der Scblnsz des ersten Abschnittes ond dies das
Heraklideajahr, ein Terminus ad quem , den Eratostbenes wie sonst so
ancb hier mitzählte (Fischer griech. Zeitt. S. 24). So folgt der 2e Ab*
•schnitt von 1102/1 bis 1043/2, sechsig Jahr von denen das erste ohne
Factum ist, das sechsigste, 1043/2, durch die Gründung loniens he«
leiehnet wird. Ebenso hat der 3e Abschnitt, hundert neun und fünfzig
Jahr umfassend, kein Anfangsereignis fQr sein erstes Jahr 1042/1« son-
dern nur ein Schluszereignis für sein letztes, 884/3, Lykurgs Vormund*
Schaft. Aber der 4e Abschnitt umfaszt die 27 Olympiaden, welche von
Lykurg und Iphitos eingesetzt waren und an die sich nach dem Siege
des Koroebos die 28e, gewöhnlich als Ol. 1,1 gerechnete, v. Chr. 776/5
anschlieszt. Folglich musz das Schluszjahr 884/3 aus dem vorigen Ab-
schnitt und dessen Schluszereignis, Lykurgs Epitropie, zugleich als
Anfangsjahr und Anfangsereignis dieses 4n Abschnitts angesehen wor-
den sein. Des heiszt, es ist Anno 299 p. Tr. = v. Chr. 884/3 zweimal
in Rechnung gesetzt, wodurch die Einbusze von Anno 1 p.Tr. = 1183/2
V. Chr. wieder aufgehoben ist — denn es war Anno 1 als Null beban-
delt, damit 1103/2, 1043/2 und 884/3 als Termini ad quos der 80, 60
und 159 Jahr betragenden Abschnitte inöchten angesehen werden. Aber
weder dia Einbusze noch die Ersetzung ist zuUssig. Es kann v. Chr.
1183/2 nicht für einige Termini als Null, für andere als Eins in Rechnung
kommen. Denn sonst nimmt Fischer v. Chr. 1183/2 als l,z. B. S. 5 wo
Ol. 1 , 1 f Ar das 408e Jahr nach Troja erklärt und der Anfang der von
Eratostbenes gezahlten Zeiträume auf 1183=407 + 776 gebracht wird,
d. h. auf OL 1,1 + 407=776/5 + 407= 1183/2 = Anno 1 post Tr. **).
Wer also die Jahre 1103/2, 1043/2 und 884/3 mit Eischer wählt,
Buss sngestehen dasz sie identisch sind mit post Tr. 81, 141 und 300,
dass sie mithin Termini a quibus der folgenden Abschnitte sind, eine
Conseqnens in den Terminalbestimmungen elso nicht vorhanden ist,
weil Termini ad quos daneben geben wie Ol. 114, 1 =: v. Chr. 32^3
54) Anders wird man Fischers Ansätze auf 1103, 1043 und 884
nicht Terstehen, da er nar von Oljmpiadenjabren handeln konnte, aber
dieM Immer mit dem jultanischen Vorjahre verrechnet, s. gr. Zeitt. 8.
59 f. Für 1183/2 = Anno Null post Tr. ist 884/3 v. Chr. das 299e Jahr,
man subtrahiert 209 von 1183/2, wie Fischer 8. 34 thnt, der also hier
1183/2 als Null mnsz betrachtet haben. Dieselbe Sache ist jedem be-
kannt ans der varronischen Aera. 55) Mit der obgedachten Rechnung
'Fischers ist es schwer zu vereinbaren, wenn er 8. 24 sagt dasz Clinton
den Herakliden das 80e Jahr post Tr. := 1104 d. h. 1104/ä gebe, eia
Jahr höher als Fischer ansetze. Letzterer scheint hier also zu sagen
dasz er die Herakliden in das 81e Jahr verlege«
368 A. MoMBseB,: tweiler Beitraf rar Zeitreduiiiif
*AUiai¥8((av teUvrtj = p. Tr. 800, Sefala$s der erttofthenitebaii Aera
«. a. m.
Di« Tradition wörde gegen p. Tr. 81 = v. Chr. llOSy^ als daa
Beraklidenjahr inid gegen p. Tr. 141 = 1043/2 v. Clir. als das der
ionischen GrQnduog keine Argumente ergeben. Sagenhafte EreigBiase
aittsaen sich wo nicht alles doch einiges gefallen lassen, also das« r.
Chr. 1184/3 fflr Tqolag iXüMSig bliebe ond 80 Jahre nnbenutct Tergien-
gen, bis im 81n die 'HpaxAeidcSv »ad-oSog folgte, welcher Ansats also,
aoch wenn Jemand die T^te anders, nemlich 1184/ä nicht als Nnll aoo-
dem als Eins rechnete, nur der Tradition noch mehr widerspriehe.
Denn von Bratostheoes Ansicht abgesehen , bliebe nur die Wahl iwi-
sehen dem Bin and 82tt Jahre post Tr. Nichts hindert aber einen An-
aats anfzustellen, der als eine Nebenanffassang (nicht als die des Era>
tosthenes) aach die Herakliden in 80 p. Tr. su setzen gestattet. Dieser
Ansatz ist, dasz man 1183/2 als das Erobernngsjabr selbst betraohtet,
ao dasz dss 81e Jahr p. Tr. auch als das 80e, wenn dies jemandem bea«
aar geAllt, betrachtet werden kann.'*) Eratosthenes hatte dann fflr
die vier ersten Abschnitte vor Ol. 1, 1 lauter Anfangstbatsachen ge-
nannt fflr die Jahre 1 , 81 , 141 und 300 seiner Aera ; bei dem vierten
aach den Schlnsz erwfihnt v. Chr.* 777/6 itQorjyovfievov hog ta^ngm-
twv ^Okv(iitl(ttv; ebenso fQr den fOnften beides, wie es scheint, Anfang'
ond Sehlusz, denn der fQnfle beginnt v. Chr. 776/5 = Ol. 1, 1, welche
man mit a^' r^g *Olviima^og angedeutet glaubt, und endet mit der
Diabasis des Xerxes Ol. 75, 1 = 480/79 v. Chr.; die fünf fernereii
Thatsachen^ fflr die noch nach Ol. 1 , 1 abrigen ffinf Abschniltspunkte
hatte Eratosthenes dann so gewählt , dasz er immer nur Sohlnssfaeta
nannte und damit jedesmal das Endjahr eines Abschnittes fixierte.
Seine Zahlung wflrde also bei Ol. 1 , 1 einen Umschwung zeigen : vor
01.1,1 hatte er lauter Termini a quibus gemeint, v. Chr. 1183/2; 1103/2;
1043/3; 884/3: nach Ol. 1, 1 lauter Termini ad quos, Ol. 76, 1 ; 87, 1 ;
99, 4; 102, 2; 111, 1; 114, 1. Man mOste sich also begnflgen die Ter-
ninallen vor Ol. 1, 1 unter sich conseqnent angewendet za sehen nnd
ebenso die nach Ol. 1, 1 unter sich; aber die obere Hfilfte wire nicht
oonsequent mit der unteren.
Die oben gegebene Tafel macht es anders : sie zeigt nar ^ine De-
terminierungsweise und enthält Unter Termini ad qnos. Gleich 1184/3
Tgolag aktoaig ist ein solcher, der daher aus der Zählung der ange-
schlossenen achtzig Jahre und der ganzen Aera ausgeschlossen bleibt;
gemäss der gewöhnlichen Ueberlieferung kommt die Eroherung in den
56) In der That wflrde damit nur einer Tradition die andere vor-
gezogen werden. Denn Trojas Erobernog kommt gBgen das Ende eines
um das Solstitinm bef^innenden Jahres ea liegen, weist also darauf hin
dasz der folgende le Hekatombaeon nicht der sehr viele Tage frohere
des Eroberung sjahres selbst als Anfang naehtroiseher Zeiten anzusehen *
sei. Wer hierauf fbsEt kann eine Beliebigkeit das Brobemngsjahr als
0 oder 1 zu nehmen nicht einräumen. Doch könnte der G^^er eine
(iltere?) Tradition vorschützen, Aesch. Agam. 82tf.
dinr Griedbmi md RAmtr. 369
Tbargefion oder Skiropborlon 1184/3, womit abereinsUnmend die Aera
▼om In Hekatombaeon 1183/2 roS d* i^rjg hu, nQmxa Sh ftcrcr r^v SXm-
tf&y (Dion. Hai. I 63) abwirts lauft. GemSaz ferner der Ueberliefernng
komnut der Reraklidenzng in 80 p. Tr. ; dank die ioniacbe Coloni^ in
140. Beide Ansitze wird man ohne Bedenken sulaaaen, }a viefleicht
etwas willkommener nennen als die um I späteren in 1103/2 nnd 1043/2.
Die beiden nächsten in v. Chr. 884 ond 776 fallenden Abschnitts-
pankte mnsz man im Zasammenhange erwägen, da sich beide anf
Ofymptadenanringe beziehen. Die Tafel verrechnet bloss die Vorjahre
aod kann da in ihrem Rechte sein, sofern die Olympiadenstiflang deoi
Nenjabr vorhergeht, welches die gezählten Olympiaden von Ol. 1, 1
ODd von 884/3 ab einfahrt. Bei 884 ist nur die Rede von einer histori-
Bchen Person, welche anter gewissen Schwierigkeiten in gewissem
Zeitverlanf eine Sache zn Stande brachte, an die sich 884/3 als lyklir-
giscbe Ol. 1 anlehnte. Lyknrgs Mahwaltnng gehörte offenbar dem
Vorjahre an, und eben seine Verdienste um die OlympiadenstiftoRg
konnten auf 885/4 za fahren scheinen , nicht auf 884/3. Ja die ersten
olympischen Spiele selber können auf die Vorjahre 885/4 nnd 777/6
gesetzt werden in den letzten Monat, so dasz die Numenie nachher die
Zeitrechnung beginnt. "^ Wenn dieser Setzung sehr alter Thatsacheti
nichta historisches entgegenstehen dfirfle , so ist sie vom Standpunkte
des Chronologen sogar die treffendere. Gieng Eratosthenes von ihr
aas, so war es denkbar dasz er als Terminus ad quem eben das Vor-
jahr in seine Tafel stellte, zu anderen Facten aach ein olympisches
fainzafdgend, dessen merkwürdigste Eigenschaft im Nachjahre als Ter-
miBna a -quo hervorträte. Wenn der Sieg des Korpebos in das Ende
57) Denn Zeiten werden meistens gerechnet nach etwas geschehe-
nem ; s. B. nach Trojas am achtletaten Thargelion erfolgtem Falle begin-
Bcm mit dem nSchstaächsten Neumonde die Zeiten nach Troja. BowdI
die Ijkvrgische Olympienfeier 884 aU den Sieg des Koroeboa niöebte
man alao am liebsten eben vor die Neujahre von 884/3 und 770/5 hii^
bringen; jedoch ist dabei nicht zu übersehen dasz wer die olympische
Zeitrecbnnng mit 776/5 begann nicht zugleich die lykurgische Spitze
oljn^piscber Zeiten anerkannte , anderseits dem Ol. 1 , 1 = 884/3 be-
trachtenden der Sieg des Koroebos nicht als Tdte-bildend galt, sondern
als Ol. 28, 1 und vielleicht nach dem Neujahr von 776/5 gewonnen.
Die Ijkurgische Stiftung kann die Epoche eines Cjclus anzeigen, der
Bieg den KoroebQs gleichfalls die Epoche eines Cyclus, aber jener von
diesem verschieden sein , jener eine OktaSteris , dieser eine Enneakaide-
kaeteris, oder beide Oktaeteriden, aber von verschiedener Epoche, wo-
bei noch weiter zn fragen wäre ob nicht bei Belassung der Epochen-
jahre älterer Zeit doch die Menologie modernisiert worden um gleich^
m&saige Jahre zu erhalten, die Ansicht aber ron dem vorhergehen der
ersten Feier dieselbe geblieben sei der Postcomputation wegen. Wollte
man beiden Ansätzen (884/3 und 776/5) dieselbe OktaSteris zu Grunde
legen, so würden nicht beides Anfangsjahre des Zeitkreises sein. Boeckh
Mondcyclen 8. 16 findet es natürlicher dasz das olympische Jahr im
Anfange der Oktaeteris nach den Spielen , nicht Tor den Spielen begann,
was abo wenn von 770;^ nicht von 884/8, und wenn von 884/3 nicbt von
776^ behauptet werden dürfte.
370 A. MomDMi; i«r«il«r B«it««g s«r Zeitrediiuf
Too 777/6 Hill, so geht das Jahr fasl gana denaelheo Yorber ud kMB
fOglich nQ<niy9viuvov xav nQtaxm ^Okvimimv genannt werden « je es
bleibt unbenommen die Thatsache der ersten Olympienfeier ihrer seit*
liehen Dauer sa entkleiden und als ein Sinnbild des Scheidepnnktes
▼on Ol. 0, 4 und Ol. I, 1 anausehen, so dasa Ol. 0, 4 = 777/6 gmns
dieaem Punkte rorangehL") Der Plats aber für diea Sinnbild wird
das Vorjahr bleiben, wie es die Tafel gibt als Schiusa des dn und 4n
Abschnitts. Dasa dann der 4e mit der ersten lyknrgischen und der 5e
Abschnitt mit der ersten gewöhnlichen Olympiade anfingt in der Tafel,
iai durchaus angemeaaen.
Der öe Abschnitt endigt Ol. 75, 1 = 480/79 17 Sigiov, dtaßaCtg.
Dies Jahr reisat noch ein Stock des Sommers v. Chr. 479 weg und
enthalt den Vorsommer 480 in welchem d^e Perser heranaogen nicht
mit, Uebelstände welche unvermeidlich mit den von Sommer an Som-
mer reichenden Jahren verknöpft sind, die also im einaelnen Fall nicht
einen besondern Tadel erfahren dürfen.
Der Schiusa des 6n Abschnitts ist der Anfang des peloponneai*
achen Kriegs Ol. 87, 1 = 432/1. ^Soll denn also' darf man fragen *ein
hiatoriaoher Anfang einen chronologischen Schluss bilden? seit wann
hat die Chronologie aufgehört eine Dienerin der Geschichte au sein?'
Dasa dafür nun auch die berühmten 27 Jahr auskommen und als 7r Ab-
aohnitt auch eine chronologische Existens gewinnen, dasa die Agonien
Athens dafür auch bis aufs letzte darin enlhalten sind, möchte keine
befriedigende Antwort sein, weil der Ueberfall von Plataeae und die
fllilga luydXmv rofg '^E^X'qöi xaxojv uQ^ovaa schmerzlicher vermisat
wird als die Folgen der Schlacht bei Aegospotamoi , welche seibat
noch in Ol. 93, 3 fallt. Ol. 93, 4 gehört achon aur Hegemonie der
Spartaner.^)
Auf den Ausdruck inl tijv aceialvaiv (xov üeA. nolifiov) tud
*A^veilmv t^xxav darf man •freilich nicht au viel Gewicht legen. Der
Sinn könnte sein: *bis aum Ausgang des Krieges und awar dem fdr
Athen ungünstigen' als ein detaillierender Zosata; doch da detaillie-
rende Zusätae niobt in eine Uebersicht gehören, besser: ^bis aum Endo
58) An sich wäre es gleichgültig ob mau ihn zu Ol. 0, 4 oder uu
Ol. 1, 1 zöge, was lediglieh von dem Factum abhängt welchem (vor-
oder) nachgehend er gedacht wird. — Urgiert man noch stärker das
&otisehe, so ist 777/6 das Jahr der ersten Olympienfeier , wie OL 114, 1
da« Todesjahr Alexanders, und das vorhergehende ist 778/7. So wird
das factisohe in der Tafel sonst genommen; also das Jahr vor dem
Jahr in welches die ersten Spiele fielen 778/7 und dann weiter von dem
Jahre an in welches die ersten Spiele fielen (dq)' ijs 'Olviiniadog) 777/0,
wobei also von Ol. 1,1 gar nicht die Rede wäre. 60) Polybios I 2, 3
rechnet kaum 12 Jahre für die unbestrittene Hegemonie Sparta«, wie e«
scheint bis zur Schlacht, von Knidos, welche sich vor dem 15n August
a04 ereignete. Vom 8n Skiropborion Ol. 03, 3 bis zum Ende des Ho-
katombaeon Ol. 96, 3 vergeben 11 Jahre und reichlich 1 Monat. Hier
schloss Theopompos. Das Schluszjahr des Krieges Ol. 03 , 4 ist in den
li^liS ixfi datSfnu miibegriffen.
te Griitlia« iiad Römk. 871
4m KrMg«B ad bwot bir Mr 8«hlteht M A^got^üatti/ NmIi der
T«M aber bjesse dies: *bis eimi Ende des Krieges d. b. bis sum 27n
Kfiagii«hr and »war bia zum 26fl, dem der AefoapotaMii-SeMaobl',
was nicht angeht.
Aveb an dem 8n Abaehnilte kann man Ansiosz nebmen; niiohl weil
L0flklra nrit hineingezogen ist. Denn ob daa Leoktrajabr beaaer eine
3Ml beginne oder eine endige (Dem. Phil. III jd), mag niobt gteieh
klar nein. Wird aber in vollen Jahren ?om In Hekatombaeon gesiblt,
ao mfiaaeB die historischen Misstfiode dieser Zahlnag doeh nach Kriften
▼erringen werden. Wer nun mit Lenklra schliesst, raubt der tbebam-
eehen Hegemonie auch noch die Ullfte des Sommers nach dem- lenktri-
aeben Kriegsjahr. — Eratostbenea lählt den 8n Abschnitt zo* 34 Jabfeo,
n«ch Polybios bat 34 Jahr, welche er in 18 + 1 + 15 theiK Sollen
wir nicht glanbea dasz beide 34 dieselben sind?
Der 9e Abschnitt eadei Ol. 111, 1 = 336/5 mit Philippea Tode.
Dn derselbe im Herbst 336 erfolgte, so geborte der grOaiere Tbeil
TOD Ol. 111, 1 schon dem Alexander, «och wenn der Vater im Spät-
beapbat, nor vor dem Winter ist ermordet worden. Warum woIHe
denn Eratostbenea dies Jahr also nicht lieber als Anfang dea lOn Ab-
scbnittes und der Herscfaaft des Alexander betrachten, einen an Thaten
reicben, an Jahren armen Fürsten? denn wenn demselben hernach ancb
aein Todesjahr Ol. 114,1 voll zugerechnet wird, so ist das kein Ersatz,
weil Alexander eben vor dem Jahresende starb.
Man kann also die in obiger Tafel gebotene Constroetion nicht
von einzelnen Unwahrscheialicfakelten freiaprecben. Licszen sich die-
aelben mit Bezog anf die Symmelrie der blosz ad qnoa gewählten Ter-
mini , mit Bezug auf die Unabhängigkeit des Polybioa vom firatoathe-
nee**) oder sonst irgendwie entschuldigen, so hat doch laagst die
Luniealarbesümmung dea Brobernogatagea bei Dien. Hai. I 63 grosses
Bedeaken erregt gegen die Richtigkeit zunächst dea Anfange der Aera,
weiter also gegen die Richtigkeit der ganzen Aera wie sie oben oon-
stmiert ist. Man musz dem Feinde gerade ins Gesiebt sehen, er kann
niefat Irger sein.
Dionysios benutzt I 74 die Chronographien dea Eratosthenes um'
Catos in [aegyptiscben] Jahren gegebene Bestimmung der urbs con-
dita auf helleoisoke Zeit (Olympiaden) zu reducieren; aber jene Be-
stimmung war in Jahren nach Trojas Zerstörung gegeben. Dionyaios
hüH mm der Richtigkeit der eralosthenischen Kavovig fest. Wdaten wir
von Eratosthenes Aerenanfang nichts ,.eo müste Dionysios Tür uns Era-
tostbenea sein, nicht blosz I 74, sondern auch I 63, wo er den Son-
nen- nndMondstand des Eroberungstages angibt, der nur auf 1185/4
paaat. Dieser Widerspruch kommt nicht aaf Jabre, sondern auf ein
60) Die Abschnitte des Eratosthenes sind mllgenDein griechisch;
daraus dasz Polvbioi II 41 , 4 xara Ti}f 'Hga-Kltidtov ndd'odov oder III
22,2 ngötsga rijg ISig^ov diaßdoBoag rechnet, folgt nichts. Die Bestim-
mung III 25, 1 -kutcc trjv TIvqqov Siaßa^tv geht den Eratosthenes
nichts an.
Jahrb. f. clM». Philol. Sapp!. Bd. III Hfl. 3. 25
372 A. Mon«M« : sweltor B«itrtf iv Zeilreehnvif
eiMifM Jahr hinaua. Ba aieht aw wi« eift Veraebeo in der DtratoUva^,
nicbl wie eine DiTerfenz in der Saebe. Es oiaas daher der Veravch
•itter anderD Conatraetioo geaiaoht werdeo , aaoh der BraCoatkeaea €vä
Jahr höher anfragt.
Die Aogaben dea athenisohea Kaleaders (Dion. Hai. I 63) fAhrea
also aaf das troisehe Eroberaagsjahr 1185/4, welches als Nall b^ao»
delt wird, damit 1184/3 Aooo 1 der eratostheDischea Zeitea sei. Maa
kane niobt verlangea dasz in den Abschnitten die Terninalfacta ebenso
behandelt werden sollen wie das an der Tdte des gansen stehende
Factnm, dass nemlich alle sich aaf die Endjahre herzögen nnd anfaag-
bildende Thatsachen gar nicht vorkimen. Denn anch wer diese Cob-
seqnena nicht sn streng finde , mflste doch nachgeben hei der Wnhr-
nehmnng, dass der Terminns ad quem, welcher das ganze schliesxt, jetst
ebenso wenig mit zur Aera gehört wie das troisehe Brobernngsjahr,
sondern berausgestossen ist. Denn sie gestaltet sich nnn so. (Siehe
die gegenflberstehende* Tafel.)
Sftmtliobe 9 innere Termini , welche Tafel 1 (S. 366) als SeblAsee
seigte, erscheinen hier aafTafd 2 als Anfinge. Die Setzung des Herakli-
denzages in 81 p. Tr. mnsz man zulassen. Manches ist hier passender
als anf Tafel 1: dasz Ol. 87, 1 als ein anfangbildendes Jahr behandelt
wird, dass Ol. 111,1 dem Alexander zufällt. Willkommen ist auch, die
polybianischen 34 Jahre hier genau so im, 8a Abschnitt wiederanfliBdeo.
So freilich sind die fflisstfinde — vornehmlich der Widerspruch der
Tite nnd der athenischen Daten — gewichen; aber ohne Unwnhr*
scheinliohkeiten und Seltsamkeiten ist /auch diese zweite Constmetiott
nicht, im Gegeniheil erweisen sich, Zeile fflr Zeile verglichen, einige
noch empfindlicher als die froheren.
In dieser Construotton nemlich scheint die Olympiadenseitreek-
nong mit sonderbarer Rflcksicbtslosigkelt behandelt zu werden. Es
wird darauf verziehtet n^it dem lykurgischen und dem gewöhnliohen
Olympiadenanfang auch Abschnitte anzufangen. Gewis kann ag)* ^
*OlviMaeta8og bedeuten * von dem Siege 'des Koroebos ', also dem Sie-
gesjahre desselben 777/6, wofern man die ersten Spiele aaf das Ende
von 777/6 bringen kann ; aber das wichtige dieses Sieges kommt erst
mit dem Neujahr 776/5, warum also nicht dieses, = Ol. 1, l, loaa
Anfange des 6n Abschnitts wählen? oder sollte Koroebos nicht den
Namen hergeben fOr Ol. 1 , 1 , anch far Ol. 1,2, anch fflr 3 und 4 —
für die ganze Penteteris? Nag Lykurgs Mahwaltung vor 884/3 ge-
dacht werden, die Stiftung und erste Festfeier auf das Vbrjahr 885/4
kommen — wenn dies so gewählte Anfangsjahr nicht ausser der Stif-
tung anch noch das erste lyknrgische Olympiadenneujahr enthält , ao
gibt es der Stiftung ihr Recht nicht, sondern scheint ihr Blut und Le-
ben abzuschneiden. Wollte einmal Eratosthenes ein Gewicht auf das
persönliche thun des Lykurg, auf seine Stiftung, anf die Feier selbst
legen, nnn weshalb entsagte er dann nicht Qberhaupt den vonSossmer
au Sommer reichenden Jahren? Gedachte er dem Factum der Olyn*
piadengrflndung seinen Willen zu lassen, damit es in seiner Natarlieb-
te CMtektii «M RöMtr.
373
1185/4 T^o/ttff iXmaiQ.
Iaehtsig
Tal««*
i Anno 1 nach Troja a 1184/3.
Jahr
81 po8t Tr. = 1104/3W^»A«^w k«-
TT sechsig
^ Jahr
P08t i
vodog.
hundert W^^l port Tr. «= 1044/3 ^ Tew^ac «W-!
nnd neun" ***'•
TTT und
funfsig
Jahr ^
1300 post Tr. = 885/4 i] iltmoopyov
hundert W inixQoniee.
XV «nd acht\\301 POBt Tr. » 884^ erstes lykurgi-i
Jahr \\ sehe* Olympiadenjahr.
j^ei \\4D8pOBtTr. =777/6 Ta %if»vaX)lvaiua.\
hundert \\409 poet Tr. «= Ol. 1,1 c=: 776/D An-)
V sieben u.\\ ^^°fi> ^^' [timaeischen] Olympiaden-1
neunzig \\ Zeitrechnung.
Jahr
[705 nost Tr. == Ol. 75,1 c=: 480/79 ijl
m^^o« diä߀eatg.
VI
acht
und
yiensig
Jahr
Jahr
i753, post Tr. = Ol. 87,1 = 432/1 ijl
sieben ^ a^;^ tov JIsloiKOvpfiataxov noXiiMV.^
yjT und
awM^g\\779 g^ Tr. «= Ol. 93,3 = 406/5 ijl
1780 post Tr. = Ol. 93,4 = 405/4 i}]
Tierundu )^y<^^v<^^S [iud'A97i9aimv ^ccj.
Vin dreiesig
Jahr
* fünf und
IjL dreiszig
Jahr
>814 post Tr. = Ol. 102,2 = 371/0 ^1
zwölf
Jahr
i849 post Tr. «=: Ol. 111,1 = 336/5 i}]
[860 post Tr. = Ol. 113^ = 325/4 das^
Jähr Tor Alexanders Todesjahr.
Ol. 114,1 AXl^tifov tilivt^ bleibt wef .
25»
B74 A. Monmiwn cwvllsr BtHnif Mf Zeitrechnnog
kelVviit dir nMiite« Mlfe en%Mmi% ftai dutlStde Tor dM Aofar^r
lernenden , dann mnste er die OlympiadeasettreclinBag nicht gleichsam
swingen sich selber zq messen and ihre eigene Grebnrt za beseheini-
gen, sondern ein anderes Jahr als das Sommerjahr wählen, welches,
dem platonischen Zeus gleichend, die Thatsachen licherlieh grausaa
halbiert.
Böte das Anfangsjahr des 6n Abschnittes 777/6 ans die ganze That-
sache, in angestörtem Verein mit ihrer wichtigsten Qualification, die
ersten Spiele und eine Probe*') wenigstens der olympischen Zeitreeh-
Dung, dann könnte das Anfangsjabr mit Recht das Jahr der ersten
Olympien heiszen nnd das vorhergehende gienge demjenigen Jahre vor-
her, in dessen Verlanf jenes berahnte Faotam sich ereignete, wie ein
julianisch rechnender sagen könnte, v. Chr. 776 falle eine erste Olym-
pienieier nnd Ol. 1,1 nehme hier den Ursprang, das Jahr v. Chr. 777
sei das den ersten Olympien vorhergehende. Aber, nach Sommerjah-
ren gezihlt , wird die Thatsache verstümmelt and tritt dem Jahresende
so nahe, dasz vielmehr das factisch erste olympische Siegesjahr (v.Chr.
f77/6) selbst als dem Siege vorangehend betrachtet nnd dem factisehen
nicht mehr eingerfiumt werden kann , als dasz es die Frage entscheide
ob man den seitlosen Grenzpunkt, welcher Ol. 1 , 1 von der Vergan-
genheit scheidet, durch einen Terminus ad quem im Vorjahre oder im
Nachjahre durch einen Terminus a quo veranschaulichen mQsse; mit
andern Worten : so nahe dasz das factische mehr zum bloss chronolo-
gischen Momente wird.
Auch ist wol die zweite Tafel nicht im Vortheil gegen die erste,
wenn jene den 5n Abschnitt mit Ol. 74, 4 enden Uszt = v. Chr; 481/0,
da im Frtlhjahr 480 die Perser ausziehen. Der Abschnittspunkt Ol. 74,4
auf 01.75,1 halbiert wieder einigermaszen den factisehen Verlauf, wo-
gegen der Sohlusz des 5n Abschnitts auf Tafel 1 doch diesen Perserzng
zum Abschlusz kommen Uszt — freilich auch unpassend genug noch
den halben Sommer 479 hinzunimmt, was aher dem Sömmerjahre, nicht
dem Abschnittspunkte zur Last fillt. Als eine mögliehe Auffassung
indes wSre es dennoch wol zuzulassen , statt mit dem Aufschwung dcB
befreiten , lieber mit den Kfimpfen des sich befreienden Griechwbinds
anzufangen.
Für die Sache — nemlich zwischen welchen Thatsaohen man den
Eratosthenes einschneiden ISszt — ist es gleichgültig ob man die sca-
xakvaig KoiVA^vatfov ffna des Clemens auf Ol. 93, 3 oder Ol. 93, 4
bezieht; jenes ist das Endjahr des 7n, dieses der Anfang des 8n Ab-
schnitts. Lediglich die Consequenz blosz Termini a qiiibus zu haben
fahrt zu der Ansicht, es müsse naxilvatg nctl '*A^v(dtov ^ro den
Terminus a quo des 8n Abschnitts bedeuten. Sonst wttrde man, bei der
BerOhmtheit der 2*^ Jahre, eher das 27e Jahr, also den Schlusz des7n
Abschnitts gemeint glauben. Hier ist es an der Zeit hervorzuheben,
61) Ich meine damit ein paar Monden von Ol. 1, 1, z. B. was He-
ksiMttbaeon und Metageitnion in Athen sind.
-d^r GriAp|i^.a|i^ ftAyec 375
dasa ^wirtiifyü mm «i *wDil g^tri«lNn»o*GopiQ|yM0dfi jHWr Aiii.der
historische Sinn mit allem Fug auflehnen könnte. Denn weshalb sol-
len alle Zeiträume nun gerade so iMschaffen sein daas ihre Anfangs-
jahre sich markieren ? oder ihre Schlossjahre ? fahrte nicht eine unbe-
fangene Anschauung vielmehr zu der Inconsequens den Schlusz zi
deflgieren wo dieser, 4fin Anfang wo dieser sich dem Oedachtnisse
mehr empfahl? Mich wenigstens bedankt es also.
Wenn es dann beifa 11s würdig scheint dasz Ol. 111, 1 den Auffin-
gen d^s Alezander bewilligt und als Anfang des letzten Absebnittes
betrachtet wird, so ist doch wieder die Auffassung von Ol. 114, 1
(dem Todesjahr Alexanders) sehr seltsam. Denn ungeachtet dies Olym-
piadenjahr fast ganz dem Alezander gehörte, scheint es als erstes sei-
nes Nachfolgers zu gelten. Dies ist aegyptische Auffassung und iiD
Regentenkanon Regel. Soll in einer in hellenischen Jahren laufendei
Aera sich etwas Aegypliscbes ereignen? ist äie vielleicht vom ae^yp-
tiscben Standpunkt gemacht? war sie vielleicht eine Doppelaera , in
der das Uundssternjahr als Schrittzahler neben den zu messenden
hellenischen Zeiten herlief? Versuchen wir es also einmal die Jä|re
des Clemens -Eratosthenes nach der Sothisperiode anzusetzen, folgen-
dermaszen. (Siehe die Tafel auf der folgenden Seite.)
Hier springt es zuvörderst in die Augen, wie geschickt sich Era-
tosthenes an die philippische Aera, eine zunächst in aegyptiscben Jahren
lanfeode Fortsetzung der nabonassarischen ansohlieszt ^fis finden sich
im Almagest auch, wiewol seltener, Jahre seit Alezanders Tode — ano
T^ ^AXe^avdgov teXiwijg — in Verbindung mit aegyptiscben Monaten
gebrancht , besonders wenn von Reobachtungen des Hipparch die Rede
ist. Die Chronologen nennen diese Jahrreihe nach Censorinus Vor-
gang die Aera des Fhilippos. Ihre Epoche ist der 12e November 324
V. Chr.' Ideler 1 106 f. Der Clemens -Eratosthenes ist im Ausdruck
also einig mit Ptolemaeos*'); beide behandeln aeg. 324/3 in gleicher
Weise, jener ab einen nicht einzuzahlenden Schluszterminos , folglich
als einen Anfang der Weiterfolge, dieser als den eingezählten Anfangs-
ferminvs der philippischen Zeilrechmmg, folglich als denjenigen vor
welchem die nabonassarischen Zeiten ihren Sdilusz finden.
Der Anfang des letzten Abschnittes , aeg. 15 Nov. 336/& Alezan-
ders erstes Jahr, ist, Wenn Fhilippos etwa im September 336 gestor-
ben sein sollte, als das volle erste Regierungsjahr aegyptischer Zäh-
lung anzusehen. Man weiss nicht wann Fhilippos starb, sein Tod wird
in den Nachsommer gesetzt. Ist also sein Todesjahr aeg. 337/6, so
wflrde die Tafel den Terminus ad quem des 9n Abschnitts verzeichnen,
was möglich ist Verlangt man die Regel des Regentenkanon ange-
wendet, so mnsz man setzen dasz Philippos noch den 15n November
336 erlebte und das Todesjahr desselben so als seines Nachfolgers er-
fÜi) Auch BynkftUos bst den Atisdrnck der Jahre von Alezanders
Tode so; wenn er dtcrcbsteht, so ttssa also des Eratosthenes Aera
mit V. Chr. 324 November 11 schlieazen.
376
A. loauMM : i weiCer Mtraf nr SeitraehMig
l15 Juni 1183 bis 1182 Juni 14 erstes]
YachtsigU Jahr nach Troja.
^80 post Tr. = 26 Mai 1104/3 Mai 26.
Heraklidenrüekkehr^
nseehsigl
Jabr
il40 post Tr. = 11 Mai 1044/3 Mai 10.1
Ionische Colonie.
hnndert
mneonnnd
funfiig
Jahr
299 poBt Tr. « 1 April 885/4 Mütb 31 .1
l Epitropie des Lykurg und «^oijyo«-
1 ßBVOV Itos seiner Olympien.
\\3OO post Tr. c= 1 AprU 884/3 MM i>i
hundert \\ Lyknrff stiftet die Olympien.
IV und achtW-^post Tr. = 5 Mar« 777/6 WÄr« 4.
Jahr \\ nQOfiyovi^apQv ixog %wv «^«Dtwvülvf*-
\\ nimv» V
«weihTm-V^403 «ost Tr. c= 5 März 776/5 M&rx 4.)
dert sie-tt Koroebos Siee und deren angeschlos-
V ben und \\ gene Zeiten beginnen. "^
neunzig \\704postTr.?=21Dec. 481/0 Dec.20.Xer-
. Jahr U xes ruckt aus Sardes, wird i|:eschlagen.V
,^ acht und)
vT viersig
Jahr
. . ^„ W753 post Tr. = 9 Deo. 432/1 Dec. ö.
,,- "^X W AnfangdespeloponnesUchenlpieges.
Vn '^*. \\779postTr.:^3Dec.406bis4^Dec.l.\
^ " ewMing \\ • 2fa jahr dieses Krieges und Nieder-
J*"' « läge der Athener bei AegospoUmouJ
Tier tmdV
^^ ^Ä^Pia portTr. = 24 Hot. 972/1 Not.23J(
^ Leuktra.
fünf und'
IX dreissig
Jahr
XBWÖlf
Jahr
i849 post Tr. = 15 Nov. 336/5 Nov. 14.
Alexanders erstes Jahr.
12 Nov. 324 begixint das erste Jahr
4es Philippos Arldaeos und die phi-'
Uppifehe Aer».
tor 6rio«keD isd Btoer. 377
Bhm SM MniekM worden. ImIm iit CleMaBS-Eratoftheies vom dem
RegeeteokMioD aBebkingrig, weicher dem Alexander nar 8 Jahre bei-
legt So wird man ameh nieht mit Sieherheit die Regel dea Kaaon aal
dea Clemena-EratoalheBea anwenden.
Die Abachnitlspnnkte werden im allgemeinen dareh Termini ad
qnoe bestimmt, Tielleicht, wie gesagt, auch der 9e Abschnitt durch
8i8 post Tr. = fi OüJtwttov tslavtr^^) ; Ausnahmen werden sugelas-
sen, wo ein Terminus a quo natarlicher ist oder conTontionell als ein
Anfang betrachtet wurde. Alexanders Todesjahr gilt so als Terminus a
quo der philippischen Jahrreihe ; die a^^ tov IIskfmowffauiKov noüifAOv
wird respectiert als a^^ des diesen Krieg darstellenden 7n Abschnit-
tes ; das die ngcna 'Olviima enthaltende Jahr aeg. 776/5 wird in der
Wfirde eines Anfangsterminus fflr den ön anerkannt; gleichfalls dem
lykargischen Stiflungsjahr aeg. 884/3 sein Recht nicht gesohmilerl
als. ein erstes sn gelten und den 4n Abschnitt zu beginnen. Das Jahr
der lykurgischen EpUropie kann, als die Sliflnng Yorbereitend, dem
Stiflnogsjabr vorangehen und Terminus ad quem im 3n Abschnitt werden.
Es ist nun fftr die historische Zeit ersichtlich , dass die aegypti-
sehen Jahre den Thatsachen mehr ihren natflrlicben Spielraum lassen
nnd nicht fort und fort zweierlei SommerbSIflen an einander leimen.
Da in aeg. 776/5 die erste Olympiadenfeier und Anfinge der Olympia-
denseitreehnnng ordentlich Platz finden wi^ eine Thatsache, so ist
die Gefahr nicht da dies Jahr für das TtgariyoviiBvov xmv nqmtmf 'Oilvfi-
ittmv sn nehmen, welcher Ausdruck vielmehr aeg. 777/6, das Jahr vor
dem Olymptenjahre, anzeigt, so wie bis zum In Thoth des Jahres, in
das der Ueberfall von Plataeae fällt, oder bis zur letzten Epagomene
des Lenktrajahres gezählt und dies genannt wird 'bis zum Anfange des
peloponnesischen Krieges', *bis zur Leuktraschlacht' zählen. Auch
wird die olympische Zeitrechnung nicht genöthigt sich selber zu mes-
sen ; vielmehr musz der Aegypter die junge Olympiade in ihr Geburts-
jahr einreihen: er ist der rechte Mann dazu, und von dieser alten
Vergangenheit weisz er Zeugnis zu geben , wie von noch älteren Ver-
gangenheiten. Denkt man sich, Eratosthenes habe olympische Mond-
jahre neben seiner aegyptischen Reihe, von aegVptisch 776/5 an, ge-
genflbergestellt, so war die aegyptische Seite die messende, die grie-
chische die zu messende. Ol. 1, 1 ward als eine culturgeschichtliche
Thatsache, deren Stoff die Zeit war, in die historische Tafel des Era-
tostlienes aufgenommen.*')
63) Ich habe in die Tafel also gesetzt, was sicher ist, dass dem
Alexander aegyptisch 336/5 als erstes Begienmgsjahr snkomme. 64)
Aach wenn es ebenso onamstösalieb wftre als es hypothetisch ist,
daaa die erste Olympienfeier in Ol. 0, 4 Ende kogimt, so wiirde bei
gestellter Alternative, ob man historisch die Institution in Ol. 0, 4 oder
In OL 1, 1 setzen solle, dem letzteren Ansatse der Vorzug gegeben
werden müssen. Man kann dies zeigen dnrch Beispiele, wo eine Zeit-
reehnnng sich anf ein Jahr fundiert dem die aerabildende Thatsaehe
*erwlesenennasaen nicht angehört. Ein heutiger Historiker wird Christi
Qelmrt nicht in den Anfang unserer Aera setzen ; die Setzung von Christi
376 A. Mommsei : iw«iler BeÜrig 4ur leitrecbDiiag
I>er aegypikohe AnfaafiUiff dar Aara iat der la TimAidaa
raa 1183/3 v. Ghr.^ d. i. dar 15a Jnni USa. Sialit mao bloss imfmg
dar Broberimg Trojaa aa , so konnte dar Aegypiar uai ein ^gaoaoi Jsbr
früher anfangen, nemlich schon am loa Juni 1184; daan ^ oben Iftr
Aagoapotamoi erwfihntan Mondwaohaal, wenn nan aia, ab wAran aie
coaakant, bis il85/4 v.Chr. fainanfscbiebt, ergeben den 8letslen Tbar^»-
lion aus 12tt Joai naob aiehtbarem Neamoad, naish der Conjimctioo also
elwa lOn Juni. Sobald man die Eroberung bis in ihna niobsleo Pol-
icen ausdehnt und nicht eher beabsichtigt Jahre fAcra t^v wlmffcv sa
aäblen, als die troischen Dinge sich einigermaszan abgewickelt babeo,
so wird die aerabildende Thatsache am 12n Juni noch nicht fertig «da-
stehen, auch nicht am 13n oder am I4n oder am l&n Juni, dem In Thoth
dar Sothiszeitrechnang , folglich am l&n Juni 1184 die Aera noch .nicht
beginnen dürfen, .sondern, da nur mit einem In Thoth angefangan wer-
den kann, erat .mit dem nächsten ISn.Juni 1183. Wie aber das Factom
dar Eroberung beschaffen war oder doch dargestellt werden mflsae,
darfiber hatte Eratosthenes bei den Griechen anaufragen. Diooysioa
I 63 nun läszt der abschnittmachenden Thatsache noch einen Spielraum
von einigen Wochen, ehe er Jahre *naoh der Eroberung' zihlt. Wem
also dies die Vorstellung war .welche auch Eratosthenes Jielolgett
wollte , so konnte seine aegyptische Jahrfolge .nicht eher als den 15o
Juni 1183 anfangen.^)
Aber eben in dieser Rücksicht auf bellaoiache Ansiditen lia^l ein
Fingerzeig, dasz die fiirinsjahre dem Eratosthenes neben einer Railia
obligater tfondjiihre .hedlielen ond dasz die eratostkenische Aara aiaa
Gebart auf diesen Zeitpunkt hat för die Thatsache keinen Werth, desto
gröszeren aber für die Culturgeschichte. Das caltnrgeschichtliche Mo-
ment einer anf diesen Ansatz begründeten höchst vortrefFlicheii Aera
trannt sich rein ab von dem sachlichen. Ebenso wird anderseits der
Cultorbistoriker nicht sowol die Mühwaltong doroh welche ein Zeite^rstaBi
an Wege gebracht worden berücksichtigen, als vielmehr den Moment
von wo an sie Gültigkeit gewann. Will er nur e'inmal in seiner Ge-
schichtsdarstellung von der Sache sprechen, so mnsz er sie da ergreifen
wo sie allgemeinen Werth erlangt. Wann Sosigenes, wann Meton sa
rechnen anfieog oder aufhörte, iat .Kebensache; wann dm joliaiiiBcfaeD
oder metoniaohen Jahre begannen «in Gemeingut der gebildeten zu werden,
ist Hauptsache. Im Falle also Diodor Xll 36 seine Pflicht that, redete
er von dieser Hauptsache , das ist das an sich wahrscheinliche und auch
mit dem Material vereinbar. 65) Die obige Darstellung geht darauf
hin, dasz Eratosthenes den 81etzten Thargelion in dem neamefcOBiooben
Epochenjahre schon angesetzt vorfinde und sich aneigne, so dasa die
Dvien des Dionysios als audh von Eratosthenes gebilligte erscheinen.
Sonst liesze sich unter den Trojadaten ein dem Communions-Gebiet «von
griech. 1185/4 und aeg. 1184/3 angehöriges, der Sde Bkirophorioo, wäh-
len, damit aeg. 1184/3 das Eroberungsjahr selbst werde und man, diese
Tdte als Null gesetzt, in der That aeg. 1183/2 als Anno 1 der Aerm
habe. So mögen andere gesuhlt haben. Denn bei dem Vertrauen, wel*
ohes Dionysios zu Eratosthenes hat, ist es willkommener die dionyaio-
nieche Lunisolarbestimmung auch dem Eratosthenes beizulegen. Wob
ieh also röm. Daten S. 53 gesagt habe, ist für andere geeigneter ok Ahr*
Eratosthenes.
dtr«cieilwi 9Mi llta«r. 37»
HonpelMra mut^ •«• AnNrfirtflahMnig •merteiU des l««affiitliiDl[i-
leaders, anderseits der nabonassariscben Jahre oder ricbli^r eine
BcpttUwig der sehe« voriieffeadeD Jahre der aeg^pliscben Handsstern-
panede, tod der «die 4M naboDassarkobeii aar* ein Theil sind. Era->
MMtbeoes honnle steh die Anrfasaang eines Griedien , dasa die Brobe-
Trojaa ein aaf 6 Woehen gedehntes Fsolum sei , nioht aneignen,
sa dnreheohaaan, wie der grieohisehe Darsteller iediglieb einen
chroDokogiaehen BeweggraDd**) habe^ wie er nur soebe einige Woehen
an Yeracbtendern als nocb bezSglioh auf Troja , anf dasa er vom In
BelHitenibaeon lIM/ä an mit mehr sobeinbarem Anschlasse an daa
Faelsni fm« x^v ilwciv aiblen mdge — diese Auffassung bat Era-
toaibeaea nnmögiiob an der seinigen gemaobt, ohne augleich den Be--
^^S***d sieb anaueignen, nemliob die Rücksicht anf das obligate
Monljabr vom In Heliatombaeon 1184 = 19n Juli (siebtbarer Neu-
mond).
Eben diese Racksieht auf die lunarisohe Seite seiner Aera legte
aneli ihm einen chronologischen Zwang auf. Das aegypitscbe Jabr ist
au köre, das grieohisohe von durcbscbnittlich fast richtiger Linge. In
einer ganaen Handssternpertode bat der Aegypterein Anno mehr als
der Grieche, wekher also jenem viele Tage vorausgeben nrosa, damit
die aegypttsGbe Seite der Aera nicht ein Uberaäbliges Anno zeige. So
begiaaeii beide ihren Wetllauf sehr divergent. Der le Hekatombaeoa
i aofaon am 19n Juli 1184 auslaufen, der le Thoth erst am 15n Juni
; je nihar sie an ditf historische Zeit racken und Je weiter sie sich
in die Gegenwarten unserer Schriflsteller hineinbegeben , desto mehr
sehwindet alkmflhUch von der anfangs sehr grossen Divergena, so dasa
immer mehr Tbatsaoben aegypliscb und griecbisch ein gleiehzabligea
Anno erhalten.") Der Hauptvor theil welchen eine Geschichtstafel aus
der üiindasternporiode sog war der, dasa gerade die denkwfirdigslen
Zeilen Griechenlands so eine den factiacben Verlauf uogestörler dar-
steliende Chronologie fanden.
War die Zeitrecfaaong des Eratoatbenes eine Doppela«*a, ao sieM
man wie sie dem Dionysios^ein geeignetes Werkzeug darbieten konnte
um AoBO 432/a post Tr. >«if Ol. 7, 1 an reducieren. Ol. 7, 1 ist =
V. Ohr. 7»/l ; aber aeg. 432 post Tr. == 27 Febr. 752 bis 26 Fehr.
761 V. Chr. ^) ; mithin gehört die letate HAlfte des beUenisehen Jahra
4ft) Dionyaios wer -ein in der Chronolo|fie nicht nnknncUger Jtfnnn :
er nuidkte Winketeäge, aber seine Wänhdzüqge sind echt chronolQgiseb»
übrigens- harmlos. Zu Grunde liefft Ordonngasinn , ein wol frommender
Zweck I Damm schwatzt er nun A paar Tage weg. 67) Je nRbor die
Faeta dem In Hekatombaeon folgen, desto mehr sind sie in der Aera
ddm ansgesetst im griechischen Anno nm eine Einheit höher zu kommen.
Dei le Hekatombaeon Ol. 1, 1 ist griech« Anno 409 posi Tr^ aber aeg^.
406, der 5e Hekatombaeon Ol. 102, 2 (Leuktra) ist griechisch Anno 814
post Tr., aber aeg. 8 IB. 68) Dasa man für Cato und Yanro besser
thtti den In TfaoCh jnlianisch postnumerando lu ttbertragen, iat anderswo
Seaeigt. Hier tat ee glei^, weshalb ich der gewöhnlichen Uebertragnng
folge.
380 A. lowMMi: swflMor lattnif g«r iMtraohant
u «0g. 48S pMl Tr.» TOB der «ig. TMo 1189^ s=: Amo 1 afewatts
forecbnet.
Die aotike WiBMMobafl bedieoto licb solcher Doppelierea* Ti-
«ooharis (bei Pkolemaeos, •• Ideler I 349) gab fOr mebrere Beoback-
taugen beiderlei Daten, aegyptiach oind neikmetoniscb; Ptoleaiaooa fokrt
einige Beobacbtnngen der Chaldaeer in doppelten Kalender an, indes
die aegyptiachen Daten der nabonaaiarischen Aera ingieicb nach den
aMkedoniacb benannten Mondmonaten nnd Jakren der Chaldaeer be-
atimmt werden (ebd. 1 376). Taratins gab dem Varro seine Beetiin-
mengen in aegyptiachen Daten , aber die dabei genannten Jahre »nd
die olympiadiachen Mondjahre Griechenlands. So hat auch EratosUie-
nes der rorgefondenen lunarischen Zeikrechnnng nach Troja eine pa-
rallele aegyptische angelehnt; die eratosthenische fingt wie die des
Nabonassar, ihrer lunarischen Seile nach, mit einem nenmetonischen
Epochenjahre an, jedoch so dass jene das oberste Epocheajahr =
Nnil setst, wodurch die Nöthignng entsteht andi aeg. 118^3 = Nnll
in behandeln, was in Nabonassars Zeitrechnnng anders ist.**) Das
aegyptische Schlnssjahr der ausschlieszlich Nabonassars Namen fah-
renden Jahr folge, 325/4, ist auch des Eratosthenes Schlnssjahr.
Wenn Clemens uns das aegyptische Anno überliefert, ao int klar
dMS nunmehr weiter gefragt werden kann, wie sich denn in den obli-
gaten Mondjahren die Abschnitte des Eratosthenes darstellen werden.
Bei der ungemeinen Verschiedenheit beider Jahrgattungen rersteht es
sich Ton selbst dass die griechische Seite hiebt gans gleich sihlen
kann; Tielmehr sählt sie da rerschieden, wo ein griechisches Neajahr
oder ein bald danach eintretendes Datum untersubringen ist. Vielleicht
ist aber die ganse Frage mOssig, weil die Aera, wenn man den In Thotk
lum Triger des Anno macht, eines griechischen Anno gar nicht bedarL
Steht s. B. innerhalb von griech. 1181/3, neben dem In Thotb, Anno i,
ao seigt der le Thoth an dass griech. 1184/3 auch Anno 1 der grieeh.
Seite sei, oder aeg. 408 post Tr. beginnt in griech. 408 posi Tr. nnd
endet in griech. 409 post Tr. Dieses Verhältnis bleibt weit Ober 1000
Jahr eonstant
Die gänzliche Verschiedenheit der 34 Sirinsjahre, die BraloeChe-
nea Ton der Schlacht bei Aegospotamoi bis an der Yon Leaktra nihil,
gestattet eine Identigcierung mit den 34 Oiympiadenjahren des Voly-
bios durchaua nicht. Eratosthenes gibt die unserstackelten Eri^gs-
Jahre , Polybios Sommerjahre. Will man jenem ein griechisches Ajino
hinsufagen , so bleibt doch der le Thoth am Regimente fär die Ab-
schnitlsanflnge. Er kann den In Hd^atombaeon nicht anoehmen snm
Mitregenten ; es mQste der 9e Abschnitt griechisch mit Leuktra begon-
60) Sähe man hierauf, so würde die nabcnasBariBohe eher eineKaeh»
bildung der eratosthenischen heissen können als umgekehrt, nemlioh ein
Theil der eratosthenischen und die Epoche Ol. 8, 1 ein innerer Terminus,
der selbstverstllndliGh illeht als Nidl gesetit werden kann. Die nabo-
naasariflohe Aera braucht nicht sehr alt au sein, s. Ideler 1 108. Boeekb
Studien 8. 113.
^ firiecfceii ofld Römer. 381
MB kabes, wibread aegyptifeh der 8e nitLenklra eebliettt; aiis dem
•egyplucheo Terminas ad qaem 704 p. Tr. def 5b AbsehnilU wird
friechiBcb ein AnfangslerminaB des 6ii 705 p. Tr. mit Absplitteroiiif
eines TbeiU der Thataacbe ; der 4e nad &e AbacbniU könaen grieehiacb
erst poal Tr. 301 and 409 anheben, welcbe.Jabre ans Clemens niobt
dardk Wechsel von Anfingen und Scblflssen, sondern bloss durch
Aeadernng des Textes zn gewinnen sind. Jedenfalls darf man den
Cleaeas aar nach ^iner Jahrsorte interpretieren und moss, wenn ich
Rechl habe, Ton griechischen Jahren abaehen oder, was dasselbe ist,
fUr jedes aegypCiscbe Jahr beide anstossende griechische anr Hand
haben. Bei der Natnr des Wandeljahrs ist eine Gleicbsetsnngsregel
wol ehronologisch , aber nicht historisch da.
Dennoch xeigt sich eine anziehende Aehnlichkeit swischen der
gasxen Aera 'des Eratosthenes nnd der Vorrechnong jener kleinen
Posten bei Polybios. Diese nemlich ist im gleichen Sinne gemacht.
Von neametonischen Epochenjahren gehen beide ans; denn Ol. 93, S
ist ein solches, der Znfall hatte Kallippos Anfangsjahr so verherlicht,
nnd nichts konnte dem Polybios gQostiger entgegenkommen als die
dem Jahresscblasz eben vorhergebende Schlacht bei Aegospotamoi.
Ebenso geht das oberste Factum des Eratosthenes dem Schlüsse des
Mondjahrs 1185/4 vorher — denn nur von einer Vergleichung der lu-
narischen Seite kann die Rede sein für Polybios. Beide setzen ihr
oberstes Jahr = Null, Eratosthenes^) wirft einige Wochen, Polybios
einige Tage weg, so dasz beide mit dem In Hekatombaeon eines zwei-
ten neametonischen Jahres beginnen, der eine iura r^ vavyLa%lav^
der andere fura r^i/ almöiv. Es ist schwer zu glauben dasz Polybios,
ein geübter Chronolog, nicht bemerkt haben sollte dasz er hier an-
fange mit einem nenmetonischen Anfangsjahre , um so weniger als er
von der cycliscben Epoche Ol. 93, 3 ausgehend im weiterrecbnen aber-
mals ein cyclisches Epochenjahr desselben neametonischen Zeitkreises
fixiert^ nemlich Ol. 98, 2 = v. Chr. 387/6. Dieses letztere nutzt er
wieder so dasz Chronologie und Historik Hand in Hand zu gehen
scheinen; die aQxii des Zeitkreises setzt er als agi^ tijg övvav^i^aeaig
far Rom, von da ab Roms Emporkunft zu aberwindender Stfirke an-
schauend. Sollen wir glauben dasz er nicht bemerkt habe wie zier-
lidi^eser Ansatz der chronologischen Technik entspreche?")
70) wenn eratosihenisch ist, was Dionysios a. O. thut, 71) 'Dann
bitte ea doch Polybios «wenigstens» sagen müssen' — mag jemand
entgegnen. Nnn er witre freilich auch da noch nicht ganz sicher vor
den Anticyeläem, welche was ihnen nicht passt wegininterpretieren
wiasen. Auch bei Ansetsnng der nrbs condlta hat er nur kurzweg das
Jahr genannt, was ihm Dionysios nicht wol aafninunt. Sicherlich hat
er seine Qrfinde aueh hier- verschwiegen.
3SS A. MomBsw: swoilttr B«itr«g lor Zeatrecbaang
Zweites Kapitel.
^lejadea.
$ 1. Dolphisoho Sxmadterii nach K. 0. MMar.
Weder die penteterisoh begangenen Pythien noch die ebenfalU
von vier zu vier Jahren wiederkehrenden Olympien lassen sich anders
als durch einen acht Mondjahre nmfassenden Kalender ursprönglicii
geregelt denken. Handelt es sich aber um die Priorität der delphi-
schen oder eleischen Enna€teris, so kann nar su Gunsten der erstereo
entschieden werden; nicht sowol weil es ausdrücklich bezeugt ist
dasz vor alters die Pythien von acht zu acht Jahren gefeiert wurden *),
als weil die uralten apollinischen Sühnungsgebr Suche') eine acht-
jährige Buszezeit kennen, die den Charakter einer gewissen Ursprung-
lichkeit trägt, dergleichen far Olympia ') nichts scheint angeführt wer-
den zu können.
Wird also die Alternative aufgestellt, so ist nicht zu sweifeln
dasz man die olympische Zeitrechnung als die Tochter der pythischen
betrachten müsse. Durch die Einwirkung des delphischen Orakels auf
die olympischen Spiele, glaubte K. 0. Hüller Ö? sei es geschehen
dasz deren Feier nach der pythischen Enna^teris geregelt wurde; man
habe die 99 Mondwechsel des Festkreises in 50 und 49 getheilt und so
diese beiden für die olympischen Spiele bezeugten ^) Fristen erreicht.
Allein eine einfache Auflheilung der delphischen 2922. Tage genügte
nicht; man mnste zwei solche Festkreise zusammenlegen and.eioea
Ausschnitt machen, da die Pythiaden und Olympiaden einander zu an-
gleichen Hälften schneiden, z. B. wenn man den pythischen Cyclaa mit
Boeckh*) in der gleichen Olympiade beginnen läszt:
1) CexMorinus 18 Delphis i^uoqßte ludi, qui voeantur Pytkia, poeioeißf
vum tmmm oHm oonfidebantvr , bei Ideler II 600. Die vorhergehendea
Worte ^dasa viele griechische 'Feetgebrttuche aeh^ilhrige Interyali« hm-
ben' (oe&iMtar) gehen auf die noch beaieheiiden, a. B. die von Aeliai^y.
H. III 1 erwähnten. Dasa die Olympien einatmala «ach ennaeteriaeh
waren, ist eine Yermatung, möglicherweise auch wahr. 2} Preller
griech. Myth. II 110. 3) Im Gegentheil zeigt die olympische Sage
schon Anftheilnng in Penteteriden durch öO Monden, Töchter des £n-
dymion. 4) Dorier I 252. ö^SohoI. Pind. Ol. 3, 35 bei Boeekh
Mondcyclen S. 151. 6) Moudcyclen S. 17; siehe aber hernach.
der Grieofcea mid Rftmer.
383
A. Bpeeklis j
Pljthiadier
Cjclas
Oiympiadeigahre
OlympifldMr Gydkm»
1
48» 3
2
4
3
40,1
1
4
2
2
&
3
3
0
4
4
7
50,1
5
8
2
6
1
3
7
2
4
8
3
•
51,1
4
2
5
3
-
6
4
7
52,1
8
2
Ad tieh hat dieffe Nachbildon^ nichts gegen sich, wie nnsere öster-
liehe Enneakaideke^Steris ja ein Ansschnitt ist ans zwei znaemmenge-
legten alteren Gyolen. Fflr Olympia und Delphi kam vielleicht noch
eine grössere Divergenz hinein, wofern die Delphier ihr Jahr mit dem
Herbste*) begannen, nicht um den Mittsommer wie die zu Olympia.
Dennoch könnte, wenn die Schaltfolge beider Cyolen bekannt wfire,
die olympische als ein Ansschnitt aus der andern oder aber als eine
Iheoreiische NachbildiAig (durch Postnumeretion oder Praenumeration)
sieh aBküttdigen, welcher Weg der Ansmittelung, hei mangelnden Nach-
nebten , nicht betreten werden kann. Historisch genommen bleibt es
aber immer ein h&chst ansprechender Gedanke dasz die Religion auch
hier Trigerin der Cultur gewesen und die alte Ennaßteris von Delphi
als die Skitter der jüngeren olympischen zu betrachten sei, auch in
dem Ftolle dasz überhaupt nur der Grundgedanke beiden gemeinsam
gewesen wSre.^) K. 0. Müller bat historisch gewis die Wahrheit
getroffen.
Die ennaSterische Strafzeit, welche Apollon verhängt, ist dermal-
einst fiber diesen Gott selber verhängt worden, er selbst hat in Thaten
und in Leiden diesen Weg der Busze vorgebildet, damals als Gaea
noch die delphische Orakelstätte innehatte und ein Drache sie hütete
in QBvordenklicber Zeit. Apollon erschosz den Drachen und erwarb
den pythischen Sitz, aber wie einem höheren Gesetze gehorchend")
7) K. F. Hermann griecb. Antiq. II § 45, 17 vgl. § 49, 12. Dera.
de anno Delphico S. 29, wo er Bovndtiog t=: BoTidifOfuciv t= September
all ersten Monat setzt. 8) Als möglich ist eine freie Kaohbttdnng
luzolsflsen ; aber wahrscbeinlich ist dass man so viel als thnnlich etwas
•chon kalendarisch bestehendes sich und seiner Sitte anpasste. Anleh-
nung an schon bestehendes , Vermeidung natsloaer Nenerangen ist über>
hanpt Grundsatz aller Chronologie. 0) Aelian Y. H. III 1 ivxav^ti
xai tpaai xaiSag S§Txaloav xorl roy 'AxolXmva xiv Uv^iov mccd^ij^etüi^cu
384 A« HoMniiM: sweiler Biitrtf tv Zeitreebn«ig
««ito er Uidflfichtig werden raf die Zeil eiaer BraeHerie, bb
SQhmmg fand an Alter la Teape nnd wieder heilig and li^t^
Btead, rein yod SQnde. Noch in spSteeter Zeit warea Ci
ftbiich, welche Yon acht sa acht Jahren sieh wiederholead dieea Cal-
taasage in Kraft aad Aneehen erhielteQ; Apollona Flaohl aaeh Ten^
wnrde dnrch eiae alle acht Jahr wiederholte Theorie der Delphier
Boch in Plntarcha Zeit begangen , und es standen damit gleiohralls
enna6terisch beobachtete Caerimonien in Delphi selbsl in Verbiadon^,
die x(^ iwant^f^ieg xata to ^17(9 in welchen K. 0. HAller") aielit
24 Jahr, sondern drei alle 8 Jahr unmittelbar hinter einander gefeierta
Feste erblickt
Als Herakles nach mörderischem thaa ia tiefe Schwernnt rar-
mit, wendet er sich an den sahnenden Apollon, nnd swar entweder
an den einheimischen des Ismenion oder an den pythischen. Der Gott
befiehlt ihm als Knecht zu dienen, wie er selbst nach Pythons Braor-
dnng gedient hatte. Es dauerte aber die Knechtschaft nach Apollo»
dor") acht Jahr und ^inen Monat; keine suf&llige Zahl, sondern offla»-
bar die (pythische) Enna6teris, so wie auch Kadmos einen oTdiog
hfutvrig dient; *es war aber' fagt Apollodor") hinzu 'der Bnieutoa
damals 8 Jahr.' K. 0. Müller '0, der so urteilte, wOrde, falls aMin die
Epoche der pythischen Enna€teris gefunden nnd einen ohronologiaehea
Ansats des lustrierten Herakles auf dieses Epoehenjahr nachgewieaem
hätte, ohne Zweifel die Erklärung gebilligt haben, dasz dieaem Aa-
satz der alte pythische Festkreis zu Grunde liege; dasz der Caltaa
Hand in Hand gehe mit dem Kalender; dasz man historisch gaai firea
gehabt ein erstes, zweites, drittes Jahr des pythischea Cyelas na wih-
len, ein erstes aber gewählt habe, damit die Lustration nach Ablauf
«ner ganzen Fythiade erfolge. Ebenso wflrde Maller'*) gewis aiehta
eingewendet haben , wenn die an Minos von den Athenern alle 8 Jahr
zu zahlende Menschenbusze nicht anders angesetzt gefunden oad so
erklärt wärde, an den Ablauf also 'einer ennaäterischen Fythiade die
Verhängung dieser Strafe durch den Gott geknflpft erschiene, die
zweite Entrichtung des Tributs mithin an die Endigung der niohsten
Fythiade zu 8 Jahren usw. Denn es war diese 'SQhne ffir den er*
schlagenen Androgeos eine vom (delphischen) Gott ") gebotene.
natu VQOütwfiui to« jdiog. 10) PluL Qu. Qr. 21 itywoq ysvofUM^
%a\ ^o£pos iXrfimi. 11) Dorier I 310 Anm. Plut. Qu. Or. 12 «^g
Syovct, JeXipol iwastfjifidttg netzä to ftv^f ^^ ''V^ C^^^ SsnTfiifiow «c-
lovai^ %riv d* ^HQtotSttf irijv Sh Xa^Clav, Das saerst genannte Fest war
eine mimische Darstellung des apolUniscben Drachenkampfea. Dass
eine solche alle 8, nicht alle 24 Jahr wiederkehren mäste, ist wahraohein-
lioh; doch wenn wir uns die drei heiligen Schauspiele hinter einander
denken sollen, so mfttte auch ein innerer Znsammenhang aufgeseigt wer-
den. Könnte die Forschung das nicht aasmitteln? 12) II 5, 11 § 1
tiUe^iwtnv dh %mv a^Xmv ivl (i^fivi %al Iymcv dicvo. 13) III 4, 2
§ 1 XddfMtg dh &v9' »¥ htiipav dtSiop ivunndw M^TSvtftv "J^t, ^9
Sh 6 hiuvtog t&ti 6%tm In}. 14) Dorier 1 436 f. 15) Vgl. Dorier
I 241. 16) Schol. Fiat (Mlnos p. 821) x^mfUvwr Sl ntgl tijg tofitmv
d«r 6riMli6D und Mmw. 385
BbeMO wirde Mttller fflr den in emiadtarisclion ZelMiimeB her-
Mheiiden aid Mit ZeDs redendeo Minoi^^ die Högliehkeil cyclo-
fraphteolier AMetzaog^eD nach demselben Cyelns gans bereitwillig,
wie es seheint, eingeriont haben. Und daas^die Ephoren alle 8 Jahr
eine reine mondlose Nacht wflhiten, naeh himmlischen Wahneiohen
apihesd, denen snfolge die Könige Spartas als sfindhaft etwa sn «er-
werfen wirea, erschien Mflller als eine im wesentlichen gewis uralte
Sitte nnd wol in Einklang mit der innigen Verschmelznng von Reli*
gion nnd Politik jener Zeiten, so dasz die Herschaft der altdorischen
Ftrsten mit Jedem Anfange des heiligen Zeitkreises nach selbst gleich-
sam neu ansoheben nnd mit Jedem Ablaaf'') dieser religiösen Frist
abermaliger Bestfttignng der Gottheit zn bedOrfen schien. So wtirde
HOUer es sehr glanblich gefunden haben dasa man aitdorische Regie«
mngsanfinge auf pythische Epochenjahre gesetzt habe nnd im Fall
meh der I9jihriga Cyelns fflr Delphi nachweisen liesze, auch dieser
aut nur Frage komme. — LSszt sich also die Epoche der pythischen
BnnaSteris noch finden?
Da die erste, aber schon Tierjihrige Fythiade auf Ol. 48, 3 kommt,
die erste gezihlte nemlich, so kann es scheinen als wenn der 8jährige
Kaieader ron Delphi im dritten Jahr der ebenzahligen Olympiade masse
begonnen haben. Es wire dann das nfichstfrahere Epochejahr Ol. 46, 3,
und diesen delphischen Kalenderanfang hätte sich Selon angeeignet,
nm d>enfalls hier seinen 8jährigen Cyelns, den panathenaischen, in
beginneo. So denkt Boeckh '*) sich die Sache; *denn dasz die erste
gesfihlte Fythiad6 (als achtjährige) in Ol. 47 begonnen habe,' fährt er
fort *wie der parische Chronist anzunehmen scheint (C. 1. 6. II S. 336),
ist daram nicht glmiblich, weil man Tcrständigerweise nicht Perioden
▼en reraohiedener Länge in 6iner Zähläng verbinden konnte.' Es ist
indes na bezweifeln, ob die von einigen als erste gezählte Fythiade
Ol. 48 9 3 combiniert werden dfirfe mit den Setzungen des Chronisten.
Doch dw sachlichen Frage kann hier noch ganz ausgewichen werden,
da fAr die gleich zu besprechenden Ansätze des parischen Chronisten
zunächst nur die subjective Ansicht entscheiden kann, welche derselbe
fiber den achtjährigen Zeitkreis der Delphier gehabt hat. Da er aber
axaXXayijg ivsCntv 6 UnolXmv d£%ag Mivtp dovpai. Plnt. Thes. 15.. xal
fo« <8^ov Hifocrd^ttvtog tlaaa(isvoig %6v MCvm %ttl ÖiaXloty^ici Xioq^ü9i9
xo pif^cfMf. Auch dasz es sieben Jünglinge nnd Mädchen waren, scheint
MoBer ein Zeichen des Apolloncnltns. 17) Piaton Minos p. 310.
18) Die späte Naehrieht stellt Olympia nnd Delphi hier gleich, wo-
nach man also die Wahl hätte zwischen der olympisdien nnd der pjthi«
gehen Ennaeteris und gar in Versnchnng käme beiden heiligen Oertera
denselben Sjährigen Festkreis zu leihen. Die Nachricht steht bei Pln-
_ ^ , wg
»e^ To 9Hov iiaiJWiftavovtag %ai natitnitvovöi x^g «^x^^t l^hw ^^
h JtXtpmv ri 'Olvft^iccg XQfia(t6g il^fi totg ^Xanoci xnv fimnUnv ^ei}-
4^m. 19) Mondeyclen S. 17 f.
386 A. MommaM: sumler BaUng inr ZeilreehnoDg
dU BiariclUmf dea ieymf yf^ifHi^tlvi/ii in Ol* 47, ^ «nl' 8 Jahr danach
die de» ctymv (SxBpavlxr^ in Ol« 49, 3 seilt , ao iat Tar aeiDe Aaatlae
daroa aiiaaagehen, data ilim die pythisobe EDaaeleria ioi draitea Jahre
der QBeheaaahligen Olympiade begonneo bähe.
WeoD mao oud dea ftimaeiscben] Olympiaden eine vorborodiiMche
Zeitrechnung ansetat^ gleicbfalU olympiadenartig anfiBteigend, und awar
in der Art daaa v. Chr. 780/79 alt OL 0, 1 , v. Chr. 78V3 als Ol. -r-
], 1, V. Chr. 788/7 aU Ol. rf- 2, 1 obw. betrachtet wird^ ao bleib« fir
die JEnnaöleriden dag Verhältnis der Bben- und Unebensahligheil das
gleiche wie im hinuntersihien der [timaeischen] OlympiBdenreibe, noJ
es findet sich dasz der parische Chronist die Lnslralion des Herahles
in der 16n Epoche aal ein Anfangsjahr seines pytfaiscben Featkreiaea,
die Theaernng aber zur Zeit des Aegens und die Mensch enbnsse, walebe
Apollon den Athenern an Minos zu zahlen gebot, auf einen Schlnas des>
selben Fesikreises gesetzt habe in der 19n Epoche. Denn die Laalra-
tion des Herakles kommt in Ol. H- 137, 3 = v. Chr. 1326/5, die Boaae
an Minos in Ol. -r- 129, 2 = v. Chr. 1295/4.
Die genaue Angabe Apoliodors fär die Buszeseit des Herakles auf
acht Jahr und einen Monat scheint die Deutung zu fordern, dasz die aoht
Jahre voll sein mfissen und erst im neunten dieEntaabnnag rollsliftdig
werde mit dem ersten Monate eines neubeginnenden Sfihnkreiaes von
acht Jahren'®), also eben Ol. -r- 137, 3.
Zur Erklärung des andern Ansatzes musz der panaihenaisehe
Cyclus hinzttgenommen werden. Die Legende Uazt den Androgieos,
Sohn des Minos, in den Panalhanaeen siegen und dann erschlage» wer-
den. Auf diese Blutschuld aber folgt der apollinische Auasprneh md
der Vertrag wegen Buszzahlung nicht in allernächster Zeit, so daaz
fflglicb die vier Jahre früheren Panathenaeen der Sage ontergeiegt
werden- können , also die von Ol. -4- 130, 3. Hier beginnt eine pana-
tbenaische Festzeit, welche man mit Boeckh auf die drillen Jahre glei-
cher Olympiaden setzen musz. Die zwischenliegenden Jahre werden
dann auf die KriegssQge des Minos nach Megara und Athen*'}, so
wie auf die Landplagen welche über die sündige Stadt hereinbreefaeir'')
gerechnet, bis dann etwa vier Jahre nach Ermordung des Androgeos
die Athener dem Spruche des ApoHon sich fugen und einen ersten
Tribut zahlen mit Ablauf der apollinischen Ennaeteris Ol. -r- 129, 2.
So hatte denn die Sage ihr poetisches Schattenspiel den achtjährigen
Kalendern von Delphi und von Athen angelehnt.
20) MüUer Dor. I 437 meint, es sei der Monat welchen Apollodor
erwi&fant 'der letzte Schluszmonat ' und zwar einer 'von den drei eiog«-
achalteten dea achtjährigen Kalenders, während die beiden in der Mitte
eingesehobenen minder in die Augen fallen'. Es sind dabei Voraus-
setzungen über den Sitz des Schaltmonats gemacht, welche besser ver-
mieden werden in einer b6 Ungewissen Sache. Es hat dagegen prak-
tischen ßinn, wenn zu den acht Jahren noeh der Monat kommt, so dass
niemand seine Strafzeit schon im Laufe des 8n Jahres endigen darf.'
Bedeutet unser 'Jahr und Tag' nicht so etwas ähnliches? 21) Preller
griech. Myth. 11 195. 22) Plut. Thes. 15.
4er GrieeheA nad Röner. 387
Die Rtaer habea ^ich in ilterer Zeit einee Mondjahres bedient*')
umdj wohin einige Nachrichten fahren, vielleicht dee achtjährigen
Kalender«. Bei der Berühmtheit des delphischen Orakels und den (in
unserer Ueberliefernng wenigstens gemeldeten) Gesandtschaften der
Römer sacb Delphi könnte man die Frage aufwerfen, ob der älteste
Moadcyclns Roms mit dem pythiscben eingestimmt habe , mflste sieh
aber gefasst machen, statt den wirklichen Kalender des ältesten Roms
wiedersnfinden, yielleicht bloss die snbjectiven Meinungen anzutreffen,
welche spatere Kritiker über jenen verschollenen Kalender sich gebil-
det bitten, so wie über die keine hinreichende Sicherheit bietende
Jahrreihe der älteren Fasten. Da die Römer erst spät an diese Kritik
giengen^ als die alten achtjährigen Festcyclen Griechenlands längst in
Hälften aufgetheilt waren, so wird, im Fall die Benutzung eines ersten
Jahres dieser Quadriennien sich bei den Römern zeigen sollte , nicht
gleich der Schlnsz zu machen sein , dasz damit die Spitze eines acht-
jährigen Festkreises gemeint sei. Denn dieser war auch bei den Hel-
lenen als technische Zeit durch den 19jäbrigen Cyclus, ab heilige
durch die vierjährigen Pytbiaden und Olympiaden verdunkelt worden,
so dasz um in beiden Beziehungen zu genügen 76jährig gerechnet
werden konnte.
In der römischen Tradition wird nun die Gelobung des sehr allen
ApoUötempels'O auf ^^ urbe 321 Varr. :=: v. Chr. 433 gesetzt. Da
nun v. Chr. 434/3 = Ol. 86, 3, so sieht man da^ hier eine Pythiade
beginnt, darf aber nicht folgern es sei Ol. 86, 3 als T6te einer allen
pythiscben Ennaäteris gemeint, so dasz der parische Compilator diese
mit Unrecht im dritten Jahre der unebenzahligen Olympiade anzusetzen
scheine. Denn soll der römische Zeitrecbner dabei einen Nebengedan-
ken gehabt haben, so ist dies nicht die Achtjöhrigkeit gewesen, son-
dern er richtete sich nach der 19jährigen Regel, welche längst als die
bessere erkannt worden war, und religiös nach der vierjährigen.
Aehnlich musz man über den hergebrachten Ansatz des ersten
Consniats urteilen, sofern dieser auch als eine Teropelzeitrechnung
erscheint. Zwar handelt es sich hier nicht um einen Tempel des pythi-
schen Gottes selbst, doch kann von Pytbiaden für religiöse Dinge
überhaupt ausgegangen sein, immer auf Grund der späteren Technik.
Das erste römische Consulat kommt nemlich auf v. Chr. 510/9 = Ol.
67, 3, ein erstes Pythiadenjahr und nach des parischen Chronisten
Meinung auch ein Anfangsjahr der delphischen EnnaSteris. Aber den
römischen Chronologen darf man diese Ansicht nicht zumuten ; wenn
von diesem Jahr als von dem der Einweihung des capitolinischen Ju-
23) Ideler II 56. 67. 24) Liv. IV 25 pestUentia eo anno aliarum
rcntm otittm praebtdt. aedis ApoUini pro valetudine populi vota est. multa
duttmciri ex Ubris placandae deum irae aoertendaegue a populo pesiis causa
f teere: magna tarnen clades in urbe agrisque promiscue hondnum pecontm-
qu permde aeeepta, famem cuüoribus agrorum timentes in lUruriam Pomp-
Ümtmque agntm et Cumas , postremo in Siciliam guoque frumenti causa miseie,
Jmhrb. f. cIass. Philol. Sappl. Bd. Ul Hfl. 3. 26
S88 «A. Mommseo: iweiter Beitrag cur Zeilrechnang
pitertanpels poBi CapitoUnam aedem deäicaiam'^} g«tflbll, also an
eine alte Thatsache des Cnitua der Römer aogekafipCt wird in lieber-
einstiaimiing mit einem Pythiadenanfang , so ist es möglieh daai naa,
bei der am einige Jahre aUerwenigstene onaiehem Fastenreehnnag,
abaiehtlioh dieses pythiadisehe Anfangsjahr wlhlte, ohne im geriag-
aten sieh am die arsprängtiche AehtjAhrigkeit des Fesikreises sa be-
kflmmem. Es genügte dasz die Pythienfeier diesem Jahre Ehrwirdig*
keit verlieh and es geeignet erscheinen tiess die Dedieskion des eapi-
talinischen Jupiter au fibernehmen. Das Ansehen des pythiaeheo Got-
tes reichte Ober die Grensen von Hellas hinaas, and wie in religiöser
so in technischer Hinsieht mochten sich die Römer bereilvrillig der
Überwiegenden Coltar onterordnen. **) Dean die timaeisehe Baaaa-
kaidekaöteris, derea sie sich bedienten, war eben die olympische.
$ S. Panatheiiaiaohe Ennaeteria uaoh A. BoeekiL
Yoraassetzend dasz die athenische Finansperiode (Ol. n , 3 ond
n, 4 and [n + l], 1 and [n + l], 2) mit dem cyclischen Kalender ge-
stimmt habe, mitbin sein Anfang in einem groszen Panathenaeenjahr
— dem dritten der Olympiade — gewesen sei, wirft Boeckh*') die
weitere Frage aof, ob der achtjährige Kalender Athens in der gleichen
oder angleicheo Olympiade begonnen habe. Er entscheidet sieh f&r
erstere ond bei dieser seiner Entscheidiing masz es bleiben. Boeckhs
Ansicht wird nicht dadurch alteriert, dasz die Athener Hetons Cyelos
Ol. 879 1 einführten, ganz abgesehen davon dasz die ersten EnnaSte-
riden von Ol. 87 ab in Schalt- and Gemeinjabreo mit Meton stimmten,
welcher dem bisher üblichen Kalender möglichste Schonung angedei-
ben liesz , so dasz z. B. wegen Zinsen getrofTene Verabredongen eben
so gut nach metonischer als nach ennaöterischer Zeit fdr die nächsten
Decennien efTectaiert werden konnten.
Da die im dritten Jahr der gleichen Olympiade beginnende Pen-
teteris die kleinere ist, von 49 Monden, so meint Boeckh mQsse hier
der Cyclus anfangen, weil Mie kleinere nothwendig die erste Pentete-
teris sein müsse'. Dies scheint mir nicht bewiesen , wiewol es elwas
natürlicher sein mag sich immer erst so spat als möglich and gleich-
sam Widerwillen zar Ansetzung von Schaltmonden zwingen zu lassen
und in der ersten Penteteris wenigstens doch nur ^inem solchen bisz-
liehen Gast die Thure zu öfTnen*") und nicht zweien zumal, dass gar
des harmonischen und des unharmonischen gleich viel werde.
Solon, heiszt es ferner bei Boeckh, habe sich vielleicht nach dem
pylliischen Cyclus gerichtet, der in der gleichen Olympiade begonnen
zu haben scheine wegen der Pytbiadenzfihlung von Ol. 48, 3 abwärts.
Es gibt aber eine genügende Ursache einer jüngeren Pythiadensflhlung
von Ol. 48,3, wenn man den 19jfihrigen Cyclus an beiden heiligen
25) 8. FiBcher röm. Zeittufeln S. 17. 26) Vgl. Preller röm. Myth.
S. ib. 27) Mondcyclen 8. 17. 28) Denn wer lüde gern sieh den
dreisehnten ein?
der GrieelMfli nid Rönerv 389
Slillea irgeidirami mfefatirt d«nkt, so dasi mb das erste Olynpi».
deejahr OL 1, ] k= ▼. Ckr. 776/5 and das erste Py^ÜiiadeDJabr ▼. Ckr.
586/5 Spitsen dieses Zeitkreises bildeten. Aueb sollte man denken
dass Solon nickt annötkigerweise an der im Cnltns lingst berkömm«
lieben Epocke des aektjihrigen Festeyolns der Panatbenaeen babe in-
detii , nübin ftberbaopt eine Waki zwiscken der einen nnd der andern
Penteteris sick aaf keine Weise kabe ^stelten weiten, weil ancb ikm
08 wiektig gewesen sei das bestebende mit Miszignng sn verbessern.
So sibe man sich also mebr anf eine Frage der gottesdienstlicben An-
liqQititen hingewiesen. D» dflrfte es dann angemessen sein die enna€-
toriseben Pytbiaden mit orsprAnglick gleiekfälls woi enna6terischen
Panathenaeenseiten zu vergleichen, nnd es könnte sick empleklen
dasi beide Feste nickt sn nake ligen , sondern nack den Pytkien vier
Jahr spiter die Panatkenaeen , nack abermals vier Jakren die Pytkien
usw. abwechselnd folgten.
Endlich beisst es: *Solon halte den Kalender mit seiner Verfas-
MiDg festgestellt, die Ol. 46,3 eingefakrt wnrde; gesetzt auch er kfitte
den Kalender erst wikread des Jahres aafgestelit, wiewoi man nicht
wissen kann, wie viel schon von seinen Nenemngen vor seinem Ar-
ehontet vorbereitet war, so wird er schon von diesem Jahre ab ge*
reeboet beben: setsen wir die Oktaeteris ffir Athen nicht filter als
Solon, so ist also der Anfang derselben in der gleichen Olympiade
sehr wahrscheinlich.' Aber im Cultas musi der acbtjfihri^e Cyclas
sekon 4finger vorhanden gewesen sein ; Solon mochte ihn berichtigen
nnd aus einer religiösen Satsang etwas gemeinntttsiges , nemlicb einen
Katender machen, dass jedermann ihm dankbar wurde. Dennoch masz
man in Ol. 46, 3 ein Epochenjabr der solonischen EnnaÖteris sehen,
weil Solon damals seine Verfassoag und also ancb wol seinen Kalen-
der aufstellte , sei es dasz der Zufall ihn gerade im Anfangsjahr eines
panalhenaiscben' Festcyclns Archon werden liesz, sei es dasz die
dairiibaren Mitbfirger den kalendermachenden Archon am liebsten an
das Aafangsjahr des von ihm berichtigten Cyclus knüpften, sowie Ly-
kurg eben vor das Anfangsjahr seiner Olympiadenzeitrecbnnngr gesetzt
wird md der römische König Nama ab nrbe 39 zo regieren anfangt,
nach den I^n^i^en des Fabius and des Cincias also wahrscheinlich in
einen Epochenjahre der nach Livius I 19 von ihm in Rom vorgeb-
lich eioge fährten , ffir die neametonische genommenen EnneakaidekaS-
teris, weskalb auch seine Kalendereinricblang von Livias anter die
'allerersten' (omnttim primum Liv. a. 0.) Regiernngshandlnngen ge-
rechnet wird. Ebenso begannen die Lastra des Servius Tollius ange-
fihr da wo dieser König begann (Censorinus 18); sie konnten von
kellenisierenden als pythiscbe Sflbnkreise genommen werden, wohin
einiges deutet. Die umfangreiche Reform des Solon kann man sich
zwar in einem bestimmten Jahre eingeführt denken, jedoch nicht ohne
ebenfalls umfassende Zurfistangen, wie Boeckh selber zugibt; noth-
wendig ist der Gedanke gleickzeitiger Proclamation , und gerade in
dem Panatkenaeenjahre , nickt; vielmehr mag einiges auch vorher, an-
26*
390 A. Momm^Mi: xweiler B«ilrig zar ZeilreclinuDg
deres erst ntohher und die gante Reform soccessive tu Staude gekom-
men sein. Je weniger nun es swingend ist sich Ol. 46, 3, als das po-
litisehe Reformjabr su denken, desto starker spricht es fOr Boeckhs
in der ebensahligen Olympiade gewählten Kalenderanfang.
Der panatheoaische Cyclus wird von dem parischen Sammler
ebenfalls im dritten Jahre der gleichen Olympiade angefangen jirorden
sein. Denn wenn man in der § 1 angegebenen Weise die Olympiade
vor 776/5 v. Chr. als Null seist und mit -r I, -H 2 usw. aufsteigt, so
findet sich dsss die zehnte Epoche des Marmors Ol. -r- 1S2, 3 ist und
auf diese die ersten Panathenaeen angesetzt werden. Die erstgefeier-
ten Panathenaeen hat der Chronist auf "den Anfang des panathenaischen
Cyclus setzen wollen. An dieser Auffassung kann es nicht irre machen,
wenn sich dennoch Kekrops, dem nächst Athens für die Erwerbung
der panathenaischen Olive gedankt werden muste, auf ein driiles
Jahr der unebenzahligen Olympiade fixiert findet, nemlich auf Ol. -rr
201, 3, so dasz es nun gar aussieht als wolle der Chronist die Ge-
schichte Athens mit einer Cyclenhfilfte beginnen. Was von dem alten
achtjährigen Kalender im Cultus und in der Finanz lebendig fortlebte
auch nach Metons Neuerung, das waren die Halbierungen jenes Ka-
lenders, die panathenaischen Penteteriden. So kann man es dem
Chronisten nicht wehren, wenn er sich ihrer losgelöst vom Cyclus
bedient, uod sollte such dem auf die Ennaöteris allein Gewicht legen-
den diestf Setzung des Kekrops nicht passend erscheinen, das erste
Panathenaeenfest Ol. -r 183, 3 spricht doch entschieden zu Gunsten
der von Boeckh gewfthlten ebeozabligen Olympiade.
Es ist aber die Setzung des Kekrops erklärbar, weon man nur
neben den Penteteriden noch den 19jährigen Cyclus heranzieht; und
wie könnte man anders, für athenische Dinge vor allem? Der techni-
sche Regulator religiöser wie kaufmannischer Fristen war eben in
Athen zu allererst aufgestellt in Metons I9jfihrigem Kalender, und ver-
gleichungsweise alte und einheimisch bewahrte Kyklographien mäs-
ten sich einem Sammler darbieten.
Die beiden gedachten Fixierungen des Chronisten OL -r- 20i , 3
und Ol.-f- 182,3 haben nemlich mit dem Reformjahre desSolonOI.46,3
die Eigenschaft gemein in zehnte Jahre Metons zu fallen; was noch
auffallender ist, alle drei fallen in einundvierzigste Jahre des Kai Up-
pos, sind also nach 4.19jährigen Perioden angesetzt, in welchen eben
die Penteteris des Cultus mit dem ablieben Cyclus von 19 Jahren com-
biniert ist. Solons Panathenaeenepoche , Erechtheus (Erichthonios) and
die Panathenaeenstiflung mit ihren OelkrOgen und dem Oelbanro, wel-
chen Kekrops in uralter Zeit als die edlere Gabe der Göttin erkennend
fflr seine Stadt Athen erworben hatte, das ist der Zusammenbang.
Vielleicht nahm man hierbei Rücksicht auf ein Wunder welches sich
mit dem heiligen Oell^^uro auf der Akropolis zugetragen hatte in einem
zehnten Jahre des Neton, aber in ganz historischer Zeit, und wollte
an den unter 19 nur Einmal so'^) wiederkehrenden Sonnen- und Hond-
29) Nach der Vorstellung als seien die Daten der Enneakaidekaeteris
der Grieeben ntid Römer. 391
stand aocb den Kekrops and die Panathenaeen des Erichthonios kuApfen
als an einen heiligen Tag des Festkalenders; wobei dann sugegeben
ist dasB die Coincidenz mit Solons Panatbenaeenepoche, Ol. 46, 3 inso-
fern wenigsten%zori1Iig ist, als der Zofall die solonische Reform auf
jeden Fall nicbt weit von Ol. 46, 3 oder gar auf Ol. 46, 3 selbst bin-
geworfen batte. Jenes Wander aber trog sieb in den Perserzeiten so,
und swar nicht in einem grossen Fanatbenaeenjabre, so dass es naeh
acbtjibrigdm Kalender nie und nirgends hatte* benotet werden können
für die Ansetznng des Kekrops und Erechtheus — des Ereohtbens: denn
Stande bloss Erechtheus in der Tafel , so wfirde anzunehmen sein dasz
dieser als FanathenaeensliRer auf die panathenaische Epoche komme.
Es ist aber jener Tag , von dessen Wunder noch die Dichtong weisz,
ans Herodot VIII 55 zu entnehmen för v. Chr. 480/79 = Ol. 75, 1,
das Jahr der Salamisscblacbt. Es ist der [zweite] Tag nach der Yer-
brennnng Athens durch Xerxes und zugleich der [zweite] Tag welcher
auf den Abgang der persischen Siegesbotschaft nach Susa folgte.
Xerxes hatte Athen (im Sommer 480) völlig in Besitz genommen
und das Heiligtbnm auf der Akropolis eingeäschert. Da fflhlte er sich
als Sieger und liesz einen Courier abgeben nach Susa. Mochte ein
Tranna den trotzenden verzagt machen und ihn warnen dasz eben Aber
glfieklicben-Menscben der Neid der Götter achwebe, oder sei es dasz
er den Zorn der AtHena und der Landesberoen , deren Penetralien er
angetastet, fürchtete , kurz Xerxes entscblosz sich schon Tages darauf
die Athener welche um ihn waren aufzufordern , sie sollten auf die
Akropolis binanfgeben und daselbst landesabliche Opfer darbringen.
Diese athenischen Leute gehorchten und gienge'n hinauf nach der. ver-
ödeten Statte. Es ist aber, sagt Herodot, ein Heiligthum des Erech-
theaa auf der Akropolis, eines angeblich Erdgeborenen. In diesem
Heiligthum ist ein Olivenbaum und ein See, der Sage nach zum Ge-
dächtnis des Streites zwischen dem Meergott und der Landesgöttin.
Nun hatten die Ausländer diesen Baum wie das Qbrige verbrannt. Aber
am Tage nach der Verbrennung sahen die vom Könige binanfgesendeten .
Athener, als sie in die verwüsteten Mauern traten, dasz der Oelbanm
einen ellenlangen Schusz inzwischen auf dem Rumpfe get^an hatte mit
wundervoller und tröstlicher Lebenskraft.^) Athena hatte noch ihren
Oelbaom lieb und der Stadt die ihn pflegte ein stilles Zeichen ihres
waltens gegeben durch die Wiedergeburt der heiligen Pflanze. Die
genaue Bestimmung des Tages als der devtiga ri(UQa ano xijg i(in(f^-
öecng zeigt dasz die Athener welche diese Sage verbreiteten das Mo-
natadaturo wüsten, was sich übrigens auch wol von selbst verstände.
Dass es ein schon sonst im Atbenacnltus geheiligtes war, wird nicbt
constant, welcher wo! die meisten folgten. Sie eind in der That nicht
conatant. Für jene alten Zeiten von denen der parisebe Chronist redet
tritt jeder Neumond gegen O). 75, 1 gehalten ungefähr vier Tage später
ein im jnlianiscben Kalender, die Jahrpnnkie ungefähr 10 Tage später.
30) Die plebejische Myrte (Preller röm. Myth. S. 329 vgl. 97) scheint
dem Oelbanm dies Stückchen abgesehen zu haben.
392 A. Mommsea: sweiter Beitr«; xur Zeiirechnnog
biazagdfügt, denn die Albener werden nur beaafiragl nach ibren Bilm
zü opfern, der Tag scheini doroh die Sachen aelbst an die Haod ge-
geben^ kann aber durch Zufall auch ein CnUustag gewesen sein.
Man Binas also einige Wochen vor der in BoCd^OBion Ol. 76, 1
erfolgten Salamisschlachl die Wiedergeburt des heiligen Oelbaona sieli
denken und, um ein Abriges für Anlehnung**) an den Atbenaealtat ii
Ihun, einen dritten Monatstag, als der Alhena beilig, oder den 28q He-
katombaeon, Athenas Geburtstag, oder sonst einen Tag wihlea der
geeignet scheint. Den Tag wüste man, das versteht sich, es wareio
erster Hoffnungsstral in der Angst und Noth. Sophokles "*) preist die
Un Vergänglichkeit des Baumes eben mit Bezug auf Xerzes: kein jusger
(Xerxes) und kein alter (Archidamos ?) Heerführer habe ihn elwn
anzuhaben vermocht, woraus sn sehen wie tief sich diese wnaderbar
liebliobe Sage den Gematern einprägte. Nnn, scheint es,dflnkteder
Sonnen- und Mondstand, welcher an dem Tage der Wiedergebort jenes
Baumes war, ein mit dem Schicksal dieses selbst und der Stadt providei*
tiell verbundener. Mit demselben AnUits mnste Helios wie Seleoe ni
den Kekrops geschaut haben, da er den Oelbaum erwerben half, nsd
auf den Erechtheos, da er das ritterliche Spiel der Panatheaaeen")
stiftete, da zuerst die Greise mit ihren Zweigen, die Panathenaeensie-
ger mit ihren grünen Kränken und den mit dem Od der heiligen Bisae
gefällten Amphoren als Preisen **) gesehen wurden. Sofern aber dies
Fest erst durch Tbeseus seine über ganz Attika ausgedehnte Bedeotang
erhielt") und erst in Folge seiner Synoekien die Athenaeen so Paoi-
thenaeen wurden, sieht man wie -in den obigen Zusammenhang aBch
Tbeseus und seine staatliche Vereinigung der Athener gehört, la dis
durch die Renascenz der Olive und die Salamisschlacht gelieble nad
gefeierte zehnte Jahr des Meton also haben die Athener noch ihre Ei-
nigung durch Tbeseus setzen wollen, und ihre Vorstellung #t nos
der parische Chronist, indem er den Tbeseus und die Zusamnenaiebaag
von zwölf Orten zur Stadt auf Ol. -r- 120, 2, Metons sebates Jahr an-
setzt. Dies ist aber, wie gesagt, kein groszes, sondern ein fcleioes
Panathenaeenjahr, so dasz nur unter Anwendung des l9jlArigen Kt-
lenders die Zusammengehörigkeit zu Tage kommt. Dasi diese oach
Sinn und Inbalt auf einander hinweisenden Thatsachen athenisohea
Glaubens durch Zufall alle auf zehnte metonische Jahre sollten gekoai-
men sein , ist unglaublich ; überhaupt ist Metons zehntes Jahr bis Ol.
76, 1 gröstentheils für athenische Sachen in der Chronik gebraachl,
kleinerentheils für ferner liegende Dinge , nemlich : Kroesos Sendaag
nach Delphi (Ol. 56, 1 = v. Chr. 556/6, Epoche 41) und die Grfladaog
des kyprischen Salamis durch Teukros (Ol. -r 106,3 = v. Chr. iWlU
Epoche 26). Denn auszer diesen zwei Ansätzen und den vier erwäbo-
31) Spaterhin sollte man denken hätte sich der Cultas dieses Tagee
doch ^ewifl bemächtigt. 32) Oed.^ Kol. 702 to ^Jv (ipvXlov ilaiat)
ttg ov vio£ oviTfi yiiif^ arniaivmv aUmafi (wird FeriiicbteD).;^^^! *^^^o^\
33) Preller griech. Myth. II 93. 34) Preller h. O. I HO. 35)
K. P. Hermann griech. Antiq. II § 54, 10, vgl. Preller a. 0. I 139-
der Grieeben md Rdmer. 393
!•■ Ol. -r- 901, 3 Kekrops; Ol, -r 1^« 3 PaMthentet prima; Ol. -r
1^, 3 Thefeas; Ol. 75, 1 SaUaiis, wosq der voa dem Chroniaten
itichi erwähnte Ansata das Selon aaf Ol. 46 « 3 kommt (wenn man ihm
denselben beilegen darf als fünften^)), sind keine sehnten Jahre Me-
toBS benntzt in der parischen Chronik bis Ol. 76, 1.
Aach ist fraglich oh man recht thiie den Kroesos and Tenkros
vom athenischen Standpnnkie aus irgendwo passender antergebracht
zu finden als eben in zehnten Jahren des Meton. Wo Solon hingehörte,
da mochte ein Athener aoch den Kroesos '^) ansetzen; der salaminische
Teakros war ein Bruder des telamonischen Aias, nnd auch seine Ge*
schichte pflegte im Zasammenhange der attischen Sage erzählt zn wer-
den and bot dem Sophokles Stoff za Tragoedien '^) ; die beiden Aias
nnd Teokros sind eine engverbnndene Gruppe und eben diese Heroen
riefen vor der Salamisschlacht die bedrängten zur Hülfe auf), Ge-
stalten geharnischter Männer schienen von Aegina herschreitend mit
Gdtterhanden die hellenischen Trieren za schirmen. So lag es einem
athenischen Chronologen nahe das herliche Jahr von Salamis als zehn-
tes bei Neton auch fQr Teukros za nehmen und dessen Grandang eines
andern SAamis. Man masz also sagen dasz der parische Chronist die
zehnten Jahre des Melon, deren er bis Ol. 75, 1 sechs verwendet, ky-
klographisch benalzt hat für theils athenische theils auf Athen leicht
bezogene Dinge, indem er seine mythischen Ansätze an das historische
Jahr der Schlacht bei Salamis anlehnte. In wie weit ihm, in der halb
historischen Zeit z. B. bei Kroetps Ol. 56, I, der Zufall entgegen kam,
ut hier wie in ähnlichen Fragen nicht za ermitteln. Aber Vernunft
nnd Wahrscheinlichkeit fähren dahin seine Ansätze des Kekrops , der
Panathenaeen und des Theseus als ein zierlich geregeltes Schattenspiel
der Historik anzusehen.
Es ist für diese Frage gleichgültig ob die Athener Hetons Jahr-
einrichtong nach Ol. 112, 3 in reformierter neumetonischer Gestalt an--
wendeten (was mir das wahrscheinliche dünkt) oder nicht; sie kenn-
lea die im materiellen onleogbaren Verbesserungen des Kallippos an-
nehmen ohne die altmetonische Epoche zn vertauschen, auch ohne von
der Sichtbarkeit der Numenie abzugehen. Aber dies ist wie gesagt
f&r kyklographische Fragen einerlei, da die im obigen gezeigte Ab-
sicht dem Kyklographen irgend ein interessantes Jahr, z. B. Ol. 75, 1
oder Ol. 111, 2 oder Ol. 93, 3 empfiehlt nnll er nun von diesem in flb-
licher Technik , d. h. in Enneakaidekaöteriden aufsteigt , zum Theil in
Verbindung mit Festcyclen welche ihn zu 4. 19 betragenden Distanzen
von kallippischer Feriodenlänge nöthigen; so läszt der parische Chro-
nist eine solche Periodenlänge von Kekrops bis auf Erechtheus ver-
streichen ; vier weitere bis Salamis Gründung ; fernere acht bis zu dem
36) Denn mit anderen Nachrichten (Herod. I 20) würde es besser
stimmen, wenn Solon nnd Kroesos einander etwas näher gerückt wür-
den. 37) Herod. 1 dO. 38) PreUer a. O. II 320 vgl. 263. 30)
HcTod. VIII 64. Plut. Them. 15.
394 A. MommMD: iweiter Beitrag tar Zeitrechaong
doroh SolOBs ArchoRtal aosgezeiehneten grossen PanttbeDteesjahr,
wenn anders hier Ol. 46, 3 aoch fflr den ChroDistes galt. Dagegea
sind einfache EnneakaidekaCteriden s. B. von Sslamis'Grflndniig bis sor
salaminischen Schlacht 38, von Theseas bis Solon 35.
$8. Meton ZVm imd nL
Das Zutrauen su dem unaufhaltsamen Fortschritte der Bildoog
empfiehlt die Ansicht, dass wie im tibrigen Hellas so auch lo den
Cultusstätten von Delphi und Olympia der unvolikommnere achtjfilirige
Kalender endlich aufgegeben und der bessere I9jiibrige angenomneD
worden sei. Als die Pythien vierjfihrig worden, bfisste die alte Eo-
naßteris schon von ihrer Autorität ein , da sie mit den panegyrischeo
Fristen nicht mehr identisch war. Die Ansicht dass die TempelkalcD-
der 19jdhrig wurden ist auch nicht neu. Dodwell^) glaubte die Eleer
h&tten die von Heton begründete Buneakaideka^teris angenonmeo.
Mag die olympische oder eine andere heilige Zeitrechnung mit Meloo
in vielem gestimmt haben, ganz metonisch kann man keinen eiozigeo
griechischen Tempelkalender nennen. Ein Cyclns hat seine feste Epo-
che, und Anlehnung an Hetons wolbekannte Epochenjahre seigt sich
nicht in den Zeitrechnungen der Agoneo. Denn es ist voranssusetieo,
wo Olympias 1, 1 anhebe, da habe auch der olympische, wo Pyibias
1, i^ der pylhische, wo Isthmias 1, 1, der isthmische, wo Nemeas U U
der nemeische Kalender seine Epoche gehabt und die gflldene Zahl 1.
Wenn man mitten in Metons EnneakaidekaSteris eintrat und aoch ifl-
fangs die güldenen Zahlen des Erfinders brauchte, so moste der liogere
Gebrauch doch dahin führen dasz man das unbenutzte Stück des erstes
metonischen Cyclus wegwarf und dem ersten Jahre des Tempelkaleo-
ders die güldene Zahl I, dem zweiten die II usw. gab.
Sehen wir nun für den Augenblick von den Isthmien ab osd ver-
gleichen die unbestrittene erste Olympiade = r. Chr. 776/6 mitdeo
Anfängen der Pythiaden und Nemeaden, wie sie nach Boeckh^*) getihW
wurden , so zeigt es sich auf der Stelle dasz von lletons I Jahr nicht
begonnen wird. Man musz also jenen Festrechnern die 19 aietooiscbeo
Jahre in einer andern Folge zuzählen, wenn man sie ihnea dberhaopt
zuzahlen will — was doch, wie gesagt, dem vorausgesetiten Fort-
schritte der Collur ganz angemessen wäre. Und hier tritt soglei<^h eis
höchst merkwürdiger Umstand hervor. Die erste Olympiade kommt io
Metons XVIII Jahr; Pythias 1, 1 = Ol. 48, 3 = v. Chr. 586/5 ebeo-
falls; die erste Nemeade**) Ol. 53, 2 = v. Chr. 567/6 ebeofall»; <*»«
erste mythische Nemeade Ol. -r 118, 2 =-- v. Chr. 1251/0 ebeofall» —
40) Krauhc Rell. II 1 S. 63 f. 41) Mondcyclen S. 10 und Clinto»'
Krüger S. 213 ans Boeckh. 42) Dieser Zusammenhang bestätigt b\so
Boeokbs Behauptung dasz Ol. 53 , 2 die erste gezählte Nemeade sei,
was K. P. Hermann (griech. Antiq. II § 49, 18) beatreitet. — !>»« '■^*
thische Nemeade ist epocha 22 im marmor Parium. Hie ZaW wt g»»»
erhalten.
der Gi'itclien uBd Rdmer. 395
alle h«b«n. dieselbe gfildeoe Zahl des 19JihrigeD Cyclos, alle kooiiten
sieh derselben gflldenen Zahlenfolge bedienen , alle derselben Epoobe.
Für Znfall kann dies unmöglich gelten.- Gleiches tbnn lasst schon
•nf eif gleiches Werkzeug seh Hessen , und wenn die Sparen dieses
Ihuns sich nun auch noch als so gans gleiche erweisen , welcher un-
befangene könnte zweifeln, dass sie von dem Gebrauch eines gleichen
Werkzeuges herrahren? oder war es nicht ein gleiches tbnn die
Olyoipiaden , Py thiaden und Nemeaden anzusetzen ? rechnete man die
Feste nicht nach cyclisohen Mondjahren? Nun, das Zeus -Kind Nemea
war selber Seleoes Tochter, und des Turnwarts A£thlios Sohn Endy-
mion hatte die 50 Monden der olympischen Fenteleris zu Töchtern *^)^
ihn liebte und küszte Selene dieweil er schlief, und er schlief drei
EoDeakaidekaöteriden^), eigentlich aber vertiefte er sich in die Lep-
tologien des Mondlaufs als ein anderer Ptolemaeos^) — und in Delphi
der altehrwürdige Sühnkreis der Enna^teris, was war er anders als
eine Reihe lunarischer Jahre nach denen die Pythien gefeiert wurden ?
— Aber es wird freilich immer Menschen geben die das offenbarste
nicht einrfiumen und in falsches zu verkehren trachten. Dean ganz
offenbar verfolgten alle jene Kalendermacher ein gleiches Ziel und,
wie die Spuren zu zeigen scheinen, auch mit gleichem Werkzeuge,
aeanlich mit 19jahrigem Kalender. Bestätigt also scheint die Voraus*
Setzung, wachsende Cifltar müsse zur Ausgleichung der Zeitrechnungen
fübren, welche, je creatflrlicher die Zustände sind, desto weiter zu di*
vergieren pflegen. Nichts kann buntscheckiger sein als die Jahr^n^
lange deren man sich in unserm Mittelalter bediente; diese Unter*
schiede sind allgemach geschwunden, und dies abwinden macht auch
einen kleinen Theil von dem aus, was wir Cultur nennen.
Wolan also, sn jenen drei Tempeln brauchte man Metons Kalen-
der, aber die Priester benannten ihre ersten Jahrö nicht oder nicht
lange mit Metons güldener Zahl XVIH, sondern mit I. Indes sieht man
doch nicht ob es bloss wissenschaftliche oder doch ursprünglich wis-
seasehaftliche Zeilrechnungsanfänge sind oder ob die zu Olympia und
Delphi selbst also begannen, späterhin aber die Wissenschaft sich die
arsprftnglich panegyrischen Cyclen aneignete. Letzlere Auffassung
hst historisch mehr für sich, also dasz Timaeos den geistlichen Kalen-
der für nicht geistliche Zwecke benutzt und gleichsam der allgemeinen
Bildottg gewonnen habe. Timaeos — kann man sagen — hat die Olym-
piaden nicht gemacht, auch die Py thiaden nicht oder die Isthmiadefi,
warum soll er den unabhängigen Kalendern jener Tempel ihre Epochen-
jahre gewiesen^') haben? Sieht man sich nach Analogieu um, so er-
43) Boeckh zu Pind. Ol. 3, 18 f. 44) Die 57 Jahre werden ange-
(reben; wo sie bei den alten yorkomraen weisz ich nicht. Andere An>
{TAbeti bei Boeckh Mondcyclen S. 10. 45) Oljmpiodor zu Platoos
Phaedon p. 72«, hinter dem Commentar von Wyttelnbacb. 46) Früher
wQste ich dieee merkwürdige Einstimmung der Tempelzeitrechnungen
nicht (rhein. Mus. XIII 6B); auch als ich sie wahrgenommen, habe ich
396 A. HoBmaea: fweiler B«trag sv ZeilrechnaDg
gibi 4i0 EiUtahaagsfeaehMkle aBierer «oroipaeiMliaa Aora, dasi die
CrttBlIichlLeil io der lüUttive war« Aber eben diese Parallele regt so-
gleidi an neaer Foraehnag am
Ea hat aehr lange gedauert, ebe aicb die Teraehiedenen Kirokei
der Cbriatenbeit Aber die Oaterepocfae veratindiglea ; wie aonderbtr
daas die heidniaohen TeanpelaeitreobaQDgeQ wie auf iinen Sehlag bar*
monieren! Wird ea damit nicht aach lange gedaverl haben? auaal die
natarwfichaigen Cnlte dea HeideDthnma dem Neide der Stimme üeh
verachwiatern, das Cbristenthom hingegen grnndailclicb die N«tiooa>
litAten verneint. Erat nach and nach alao haben aich die panegyriscbei
Zeitayateme der alten auf Meton XVllI accommodiert; eina gieng for-
an, dem aich apiter daa aweite ver&hnUohte, dann nach daa dritte.
Welcbea war wol daa eine, daa vorangehende? Daa olympische, wie
die Zengnisae ergeben ; voraosgeaetat daaa die Nemeen Qberall nicht
Antoritit genug hatten, am die Annahme an empfehlen, ala habe Olya-
pia vnd Delphi sich dem nemeischen Kalender untergeordnet. D» nes-
lieh gegen daa featatehende Jahr 776 v. Chr. für den Olympiadenaario^
nichts XU maohen ist, wol aber neben dem PythiadenanfaBg Ol. 48, 3
sieh ein anderer wolbelegter aeigt, so musz an den Pythiadenanfanf
Ol. 48,3 sich der Zweifel knapfen, ob nicht der andere ala der eigesl-
liebe und araprAnglich delphische an betrachten aei. Dieaer aadere
wol belegte ist Ol. 49, 3, Meton III; er iat in der That beaser belebt
ala Ol. 48, 3, Meton XVIIl. Die Scholiaaten an Pindar , Easebios uod
daa marroor Parium atimmen far Ol. 49, 3, Pauaaniaa fflr Ol. 48, S. D>-
her haben aich Soaliger n. a. mit gutem Grande an Ol. 49, 3 gehiiteo
and der beute vorgeaaigene Pylhiadenanfang Ol. 48^ 3 (Boeckh, K. F.
Hermann) iat gerade der jüngere, der accommodierte ^). Dieaea Bio-
druck machen auch die obgenannten vier chronologischen Ansitie der
geaihlten Featkreise: die Olympiensihlung hat die Primitive, wdt
apiter folgt die Zfihinng dar Pythiaden und Isthmiaden, endlich die
der Nemeaden. Wenn hiermit eine Art Geschichte der Spiele ialea-
diert scheint, ihre Nengrflndungen in historisdier Zeil, ao ist im aü-
gemeinen au erwidern daaa in die Geachichte der Spiele auch die ihrer
Kalender hineingebore und daaa der aehn Cyden iltere Olf»^^^^'
anfang doch auch die Anaicht empfehle, ea habe aioh der delpbiaobe
Kalender mit Ol. 48, 3 dem oiympiachen Epochenjahre als dem llterea
und ehrwürdigeren anaohlieaaen sollen. Man retrocomputierte *il 1^
sie nicht genügend verfolgt (Philol. XII 369). Mehreres ronsz also
modificiert werden, c. B. daa^ ich Meton« XVIII Jahr die tiin»ew«w
Epoche nannte. Vorsichtiger ist es sie die olympische cn nenoeDt ^^
auch Timaeos sie verbreitet hat. 47) Auf kernen Fall wird Ol« ^M
'flUsohUoh als erste PyihUde gezählt' (Krause Hell. II 2 S. 21), da beide
Zahlungen, eine ältere nnd eine jüngere, anzuerkennen sind. ^^^
hat allerdings nicht bewiesen dasz Ol 48, 3 der echtere Anfang seit aber
keineswegs behauptet es sei die Rechnung von Ol. 49, 3 eine falsobe.
Vielmehr sagt er (an Find. Ol. 12 8. 206 f.) dasi man darin einen ««•
eulus satis aliunde notus quem recentiores secuti sunt* su sehen bsb«-
der 6rieeb«D iumI Römer. S97
jährigen Zeilkreisea in diesem Sinne. Denn en nnd fttr nich wer je
der Olympisehe Agon, der Tradition naeh, eher der jfinfste eis der
illeeCe.
Be hal also fraherfain die Pythiadenreihe niehC mit der olympi-
schen Epoehe> Meton XVIll, begonnen, sondern ihre eigene, Meton ill,
gehabt. Die Delphier haben demnaeh in Metons drittem Jahre dessen
Cyclus aogenommen. Hierbei ist voransgesetxt dass ohne besondere
Vmwilsungen eine Uebereinstimmnng delphischer nnd athenischer
Zeitrechnung zu Wege gebracht werden konnte, so weit dies bei den
besondern stidtischen ßigenheiten tbonlich war. Bei der Verehrung
welche der pythisohe Gott in Athen genoss muss man sich diese Ueber-
einkunfl sehr leicht denken ; so meinte auch Boeokh dasx- Selon gar
wol den delphischen Kalender sum Huster nehmen konnte. Umgekehrt
moebte man in Delphi schon in den ersten Jahren seit Metons Kalen-
demufstellnng die athenische Entdeckung tn nutzen anfangen. Da nun
die erste nach Meton berechenbare Pythiade OK 87, 3 gewesen ist«
dieses Jahr aber die gttldene Zahl HI hat, so sieht man nun wie es
zugeht dasz die erste Pythiade OL 49, 3 eben auch die gflldene Zahl
111 hat Der parische Chronist nennt aber ausser der Pythien- Reform
von Ol. 49, 3 noch eine erste und filtere um Ol. 47, 3. Dies musz man
ans Geminos erkifiren, weil doch bekanntlieh (vor OL 87, 3, jedenfalls
vor Meton) die EnnaSteris in Delphi ablich war.
Wenn Ol. 47, 3 die Pythien neugeordnet wurden, so hat man wol
damals auch die EnnaAteris berichtigt. Nehmen wir also an, der del-
phische Kalender sei OL 47,3 in Ordnung gewesen nnd man habe seil-
dem sich so benommen , wie Geminos ^') fOr den aehtjfihrigen Cyelos
vorschreibt, habe. mithin alle 16 Jahr 3 Tage eingesohaiteL Nun ver-
laufen aber von OL 47, 3 (dem Regulieruagsjahre der pythischen £n-
nafiteris) bis Ol. 87, 3 (dem Eintrittsjahre der Delphier in den metoni-
sehen Cyclus) vierzig penteterische Pythiaden; der angesammelte
Fehler betrug also 30 Tage (zu fiel). Mithin muste OL 87, 3 ein
Scbaltmonat ausgemerzt werden. * Ebenso gut wie wir einen^ Sehalt-
Bonet ausmerzen' — so liesz man (d. h. der parisohe Sammler) die
Delphier sagen — ^ebenso gut können wir nach Metons Kalender ein*
führen; unsere gescheiten Nachbarn versichern uns ja dasz wir uns
dann ein fOr allemal die Monatsausmerzung ersparen werden, auch
dasB sie diesen neuen Kalender schon einige Jahre ausprobiert und
probat gefunden bitten.' Es ist möglich dasz in Delphi so geurteilt
wurdei doch muss die Annahme vorbehalten werden , dasz das Inter-
vall von OL 49 bis 87, die 160jfihrige Periode vielleicht zunächst auf
der sttbjeotiven Ansicht des parischen Chronisten oder seiner Quelle
beruht. Denn was die historischo Wahrheit der Cultnsrestitutioaen
von Ol. 47 und 49, verglichen mit der von OL 48, angeht, so wird nie-
mand sie hoch anschlagen wollen; in dieser Hinsicht ist des Paiisanias
Epoche OL 48, 3 gewis nichtim Nsohtheil. Sollte aber auch die 160-
48) Ideler I 296.
398 A. Monmsen : zweiter Beitrag tut ZeitrechDUBg
jihrige Periode in dieser PraecisioD ein lErgebnis spiterer Relroeom-
patatioo aein^ welches nicht gerade aofs Jahr mit der Geschichte
stimmt, sollte Ol. 87, 3 die erste Pythiade noch nicht metoniseh in-
gesetzt sein, sondern der Eintritt in Metons Kalender einer spilereo
angehören : so läszt sich doch zeigen dasz die Epoche der delphischen
Enneakaidekafiteris in III nicht als eine sobjective Annahme betrachtet
werden darf, sondern dasz allem Anschein nach Hetons III sehr «Ugc-
meiB als pythiseher Kalenderanfang galt, mithin nichts im Wege ist lo
behaupten daaz die Tempelrechner wirklich Ol. 87, 3 den metooiscbeo
Cyelns für die Pythien einführten. Sie gaben damit aaszerlich die
Achtjfihirigkeit gewisser Gebräuche nicht auf, nur dasz die Eana^leris
kalendarisch nicht mehr normierte. Sie war ein im Cultns iosserlieh
bewahrter Rest des AUerthums geworden.
Offenbar nemlich rivalisiert die (jGngere) Epoche , Meton XYIII,
die olympische, mit der (alteren) pythischen, Meton III. Wie Herifcles
um den Dreifusz kämpfte, so haben sich die Olympiaden nebenbahle-
risch hingestellt. Die älteren Gründungen dieses Agons scheinen od-
Ter "pythiseher Herschaft zu geschehen. Es finden sich daher Ansitze
welche den Herakles, den Lykurg, den Oxylos nicht an XVIII, sondern
an III knüpfen, und gerade sehr angesehene Ansätze (s. die Tafel
am Sehlusz dieser Abhandlung).
Wenn für die Verfassungsänderungen, namentlich dorischer Staa-
ten, allerdings Metons XVI11 Jahr (s. die Tafel) absichtlich bevor-
zugt wurde , so kann man hinwiederum für Athen dieselbe absichtliche
Bevorzugung der alt-delphischen Epoche (Meton III) bemerken, neben
welcher Varianten in XVIII als die schlechteren Ansätze erscbeioeo.
Denn Athen und Delphi scheinen Hand in Hand zu gehen. Wenn des-
senungeachtet das erste Freiheitsjahr der Athener in XVIII (Ol. 67, 3)
kommt, so kann man weiter nichts sagen als dasz diese znfillige€oia-
cidenz — vorausgesetzt dasz Ol. 67, 3 historisch richtig ist — den
Timaeos das olympische Epochen jähr zu verwandten Ansätzen empfahl
und der Spruch wahr wurde, dasz die Wahrheit tausend Schattea werfe.
Dieselbe Rivalität der beiden Tempelepochen in III ond XVin
zeigt die römische Synchronistik. Neben dem bekannten Aosafxe der
aedes Capiiolina dedicata in Ol. 67, 3 d. h. in XVIII haben wir einen
andern in III , welcher auf eine ganz fiberwältigende Weise xo der
Annahme zwingt, der Autor habe Metons III Jahr als geeignete Tem-
pelepoche betrachtet. Derselbe Autor, ein kundiger Chronolog, be-
natzt nemlich für dieselbe Sache {aedes Capiiolina) dasselbe netom-
sehe Jahr zweimal, erstlich ans der Königszeit und dann unter der
Gonsolarregierung; und das benutzte Jahr ist gerade Ol. 49, 3« ^* ^^^
Pythiadenjahr nach dem parischen Chronisten. Diesem hat also der
römische Chronolog, Diouysios von Halikarnass, beigestimmt.
Tarqainius der ältere gelobt in seinem letzten Kriege (triumph.
de Sabinis Kai. Sextil.) den capitolinischen Tempel. Er lebte oor
noch vier Jahre nach denn Kriege (Dion. III 70): sind dies volle Jahre,
so kommt die Sabinerschlacht und jenes Gelübde in das fänfUol^^^
der GfMOheD and Römer. 399
Jahr 4«s Könige. De nun Servine Talline (ebd. IV 1) Ol. 50, 4 folgte,
eo iet der Tempel Ol. 49, 3 gelobt worden , d. h. im ersten Pythieden-
jnbr. Die Dedicelion seist Dionysios in 01.68,3, was wieder Meton 111
isl und ein Anfangsjabr der delphischen Enneakaideka^teris. Man
siebt leiebt wie die Datiernog des am Septem berrollmond geweihten
Teapels an das Herbstjabr der Deipbier. erinnert. Andere haben die
olympische Epoche vorgezogen und das Factum in OL 67, 3 gesetxt.
Kann wol irgend etwas klarer sein als diese synchronistischen Tem-
pelneiirechnnngen? Man abersehe auch nicht dass, wie sich Pythiadea
an Ol. 4<9, 3 lehnen , so auch «nni post aedem Capiiolinam dediealam
an die römische Grandung; indes ist keine der beiden Jahrfolgen tu
rechter Geltung gelangt.
Andere Forscher haben ähnliche Synohronistik gewollt und eine
noch treffendere. Die erste Pythiade Ol. 49, 3 = r. Chr. 583/1 ist
▼arronisch ab urbe 173/3, oder nach den Fasten 171/3, also eine Re*
form in Delphi. Hier warde nach eine rumische Cultusreform statuiert.
Dean über 170 Jahr hatten die Römer keine Götterbilder, schrieb
Varro; auch folgte in derselben Ennaöteris die Neuerung des Servius,
den nicht bloss Sühngebränche, sondern auch ampbiktyonenartige
Einrichtungen (Dion. IV 25) beigelegt worden. Mit den mehr als
170 Jahren haben Altere den Regierungsantritt dieses Königs selbst
meinen können; nach Varro beginnt er ab urbe 176, aber Fabius s&hl(e
einige Jahre weniger und mag den Servius eben nach a. u. 170 enge«
setal haben. Seine Synohronistik traf dann nicht das Jahr Ol. 49, 3,
doch die Sachen desto besser. Denn wenn auch die Pythien penlete^
riscb worden, so blieb doch der achtjährige Sühnkreis im CuUus
stehen, und in diesen ersten Sfihnkreis der Pythiaden 'fiel doch noch
die Neugründung des Servius und die Lustration. ^')
Der Wunsch auf die Tempelepoche XVIII ein entsprechendes Er-
eignis zu bringen seheint auch die Ursache eines Fehlers su sein der
sich im marmor Pariom findet. Hier wird die Plünderung des delphi-
schen Tempels ein Jahr zu hoch gesetzt, Ol. 105, 3 Archon [Kephiso-
doros oder] Kephisodotos ^) statt Ol. 105, 4 Archon Agathokles. Denn
Ol. 105, 4 wird von Pausanias und Diodor für die Tempelplfindernng
beseagt und seheint richtig.' Unter Kephisodotos durfte er nur den
Anfang des phokischen Krieges melden, nahm aber die Entheiligung
des Tempels gleich mit in Ol. 105, 3, Meton XYlIl. Er liesz, so mag
40) WaDn musz man im Jahre die römische Lustration sich denken ?
Ein Beispiel fuhrt auf die delphische Jahresscheide, nemlich auf den
julianischen September v. Chr. 169, wo daiDals der römische December
stand. Die Kechniing stützt sich auf das Datum der Pydna-Finstemis.
— Oibt es auch Achtjährigkeit bei der römischen Lustration? 50)
Beide Formen belegt Clinton z. d. J. Carl Müller (fragmenta bist. Gr.
I 589) nimmt einen yiel grosseren Fehler von 7 oder 8 Jahren an , was
basser vermieden wird. Boeckh halt OL 105, 3 fest. Dasz der Chro-
nist KfitpiüodtoQov hat statt des richtigeren Xfj<piOoda%ov ^ berechtigt
ichwerlich ihm das Jahr Ol. 103, 3 aufzubürden, wie Carl Müller will.
400 A. Monnsen: sweiler Beiirtg sar Zeitreehoang
et scbeineii, die Olfmpiedeiiepoehe ibrea endKebee Sief feien Iber
die einst allniehlige von Delphi. Allein da dai Faetoa dooh sehoa Ol.
105, 4 folgl, 80 konnte er ee auch ohne solche Nebengedanksa eiiM
snm Vorjahre sieben , welches er als ein sehr epocheascbeBdei loeh
als ohronolof ische Epoche sn betonen wflnseble. Es dient u Hinif-
recbnnngen , so wie anter den mit Heton UI beseiohneten das dei Ar-
obon Enaeaetos^') passend war.
Wenn man sn Delphi in aller Stille den metoniscken Cydos
rielleieht schon Ol. 87, S annahm, so Ifsst sich in entgegengeseUtM
Sinne für die Olympien Ol. 91, S empfehlen, = v. Chr. 416/4.") Ei
ist des Jahr der Expedition nach Sicilien, ein imposantes, in jeder
Hinsicht folgenreiches Factum. Das scheitern der ionischen Armdi
war eine der gltnsendsten Epochen des Dorertbums, Syrakae etiad
michtig da wie neugeboren ans tiefer Noth. Diese war, wenn eise,
die syrakusische Epoche, und an sie knflpfte jemand die erste Bstste-
bung dieser Sladt (Syracnsae oond. Ol. 6, 4 ist Meloa XVIII). HelOBS
des Atheners Kalender wurde als ein geknechteter in einer Gestilk in-
genommen , welche dem dorischen Feinde die Ehre gab. Deas wol
war es eine Ehre, dass dem Jahre Ol. 91, 3, welches die Reihe syrt-
kvsiscber Siege begann , der Vortritt blieb unter allen die Metos ge-
ordnet. Seiner feinen Rechnungen wollte sich Syrakus wol bedienen,
auch sich euripideischer Lieder freuen, denn all dieser Witt iHui
Scharfsinn erschien dienstbsr und fiberwiltigt unter syrakasiseker
Botmissigkeit. Die Olympien sind dooh vorwiegend eia dorisehes
Fest, und es ist angemessen dass solch ein Umsehwung auch in ihres
Institutionen-nachzittert. Man braucht den Eintritt in Metoos Kalender
nicht sofort oder sehr bald su denken; aber einige Zeit naohber, all
man sich völlig klar geworden Aber die Wichtigkeit des Mree,
konnte man hier die Epoche setien. Sie empfshi sich dnrcb die Han-
thonschlacbt allen nach Herhstjahren rechnenden Griechen und bei Uf
Herbstjabre sich in so fern passend dar, als sie einen an dea Plejeden-
Untergang 5 Novbr. gekuQpften (sichtbaren) Neumond entbiell. Ana
Sicilien hat sich diese Epoche auch nach Italien verbreitet, nsob Coane
etwa und Rom, wo man die olympische Epoche eher, wie ei scbeisti
als die historisch iltere pyjhisobe gekannt hat, wie die AasMs«
ergeben.
In der Kyklographie wurde die Grundepoche natfirlicb bald dnrch
den ursprOnglicb nach ihr (Meton XVllI = v. Chr. 415/4) relrocom-
51) Dieses coineidierte mit der alten Epoche von Delphi, welchen
Zufftll bentitsend man es historigch snm Terminus branchen konnte.
Ich habe daher alle Ansetznngen , von Troia eapta e. B., die in My"'
len, vorlKnfig enaenetische genannt (im Philo!, a. C), finde aber dieee
Beseichnnng nicht mehr passend. 52) Seit ich die Daretellnng im
rhein. Mus. XIII 62 u. 69 arbeitete, hat eich das materielle der Unter-
snchnng mir so gemehrt , dasz ich es nicht mehr dnrch Anlehnang »^
Ol. 67, 3 zn erledigen weiss. Ich habe schon damals angedeutet dass
OS nnr dine Seite der vielseitigen Frage sei.
" dpr GriecfaeD^iod Römer. 401
Ipitierlai kOMtlichefi AoAiiig verdräng I, wie Dioelelitns AaüiBgtjtlir
dweh den dereue rftckwirU gewonneneft Anftng deterlioher Zeiten in
der Nilm ron Christi Geburt. Diodor von SteiUen benutst sie indes
iO, wie sie bier nun dargestellt wird, nemlich eis Grandepoehe ser
Retroeompatelion. Er beginnt sMit ihr sein Ide Buch; inoh tndere
Hieloriker erkennen *die tbeohniltbildende Eigensebafl des sicilisehen
Krieges an'.^ Diodor retrocompatiert von Ol. 91, T Trojas Zersl6«
rang« indem er diese 40 olympische Enneakaidekaäteriden höber an-
eels», 760 Jahr. Wesseling ftndet die Zahl falsch, da es doch die
abliebe Kyklographie ist, welche wir auch hier finden. Troia oapta
kommt damit anf Meton XVIU; Tsetses behavplet, Diodor hebe Troia
eapU 418 Jahr vor Ol. 1, l gesetzt, das gibt wieder Heton XVIU.
Nichts kann also sii^erer sein als dpSK Diodor ein -XVIII Jahr des
Meloo, das heisst die retrocompatierte Epoche der sicilisehen Expedi-
tion boEielte. Fischer, der Diodor XIII 1 nicht citiert, will dem Ttetaee
jeae Zahl aicht gelten lassen, doch bestätigt sie ewar nicbl des die*
dorische Jahr (Troia capta v. Chr. 1175/4), wol aber die goldene ZebL
IHodor geht 23 Cyclen, Tsettes 23 höher als Ol. 1,1. Hat Tsetees sieb
wrseben, so hat er sieh um einen ganzen Cyclos verseben, bestfitigi
aber völlig das timaeische Anfangsjthr fQr Diodor XIII 1, mag Diodor
Boa eonst gerechnet haben wie er will. Es ist gans ein Versehen wie
in den österlichen Chronographien unseres Mitlelellers, die in l9jfthri-
gea Ostereyden oder deren Combinationen. verlaufen. Hier gibt es
Aaeitie die um eine ganze Periode verkehrt sind: z. B. setzen die
Aaneles Elnoaenses Karthagos Einnahme durch Genserieh in n. Chr.
972^), welcher Fehler einen groszen Ostercyclus betrigt. '^) Ein
seleber faszt 533 Jahre. Die absichtliche Kyklographie, wpiche Ke-
Iffope oder Deukalion um ganze Cyclen von irgend einem Punkte anf-
wirts wirft, ist in der Forni ganz dem Versehen den Tzetzes wie des
Klosterbruders ähnlich. Seltsam ist dies nicht; im Gegentheil, 4)eide
geben von gleichen Praemissen lunarisch gerechneter Zeiten aus; wie
»ollten also beide in ihrer Willkftr, ihren Fehlem, Oberhaupt ihrem
tban sieht sich anfs Haar gleichen?
Wenn auch die Nemeaden wirklich sich von olympischen Epochen
ableiteten, wie unsere Ansätze (Ol. -r ^18, 2 und Ol. 53, 2) ergeben,
und dies nicht blosze Annahmen der Chronologen sind, so ktnn man
53) F. W. Ullrich: Beitr&ge zur Erklärnng des Thukydides 9. 158
hat dies vortrefflich hervorgehoben. 54) Statt n. Chr. 440 Carlhugo
€0pia a Genserioo, Indes hat et dann 83 Tage falsch gesetzt, wenn
doch die Einnahme den On October stattfand. (Gibbon VI 32. 55) Bei
F. Piper: Karls d. Gr. Kalendariam S. 103 ist das nachchristliche Jahr
verdmckt (702 statt 072) , auch swei Druckfehler in den Citaten aas
Perts (^on. Oerm. Y statt VII sweimal). Aber Pipers Arbeit ist sehr
sdiön und von nnvergleichlichem Interesse für meine Forschungen. Er
gibt a. O. noch mehr solche cyclische Fehler; leider konnte ich die
diierten Werke nicht nachsehen , ausser den Mon. Genn. welche unsere
Bibliothek besitzt.
402 A. Mommsen: xweiter Beitrag sir Zeitrechoang
die BinCiÜirung der olympischen Enoevkaidekafiterb so Neaet ia irgmd
ein spftteres Jahr als v. Chr. 415/4 verlegen und ins Ange lasMo dtu
die Schlachl • bei Marathoir als eine historische Nachhälfe gelten dirt,
um insbesondere denen sa Nemea die Epoche Meton XVÜl noch will-
kommener und ehrwürdiger au machen. Sie hatten ihre JahrcMcheidea
im Herbst, and in ihren letzten Monat Paaemoa (September), tob des-
sen 12ni Tage ab die Nemeen gefeiert wurden '^), fiel die Soklacht.
Was für sie Ol. 72, 2 heiszt oder, vorsichtiger gesagt, das Jakr ihrer
gflldenep Zahl I v. Chr. 491/0 von Herbst zu Herbst, umfasst also loch
Metons Hekatombaeon, Metageitnion und etwa den Bo^dromion aas Ol.
72, 3 = v. Chr. 490/89 Archon Phaenippos. Der Schmers nai dicM
tapferen Todten empfahl ihnen den Eppichkranz, nicht bloss nach dei
Perserschlachten, sondern mit^Bezng auf sie; früher waren es Oei-
zweige gewesen '^^). Sie haben also hingeblicki auf die Harttiion-
schlacht und ein Ein&usz dieses grossen Sieges auf das laszeriiclia
zeigt sich. Wenn nun die dorischen Griechen in Olympia Kalender
brauchten, deren Epoche auf diese Schlacht führte, so konnte das eis
Umstand sein der insbesondere denen von Nemea solche Kalender
empfahl. Der Sonnen- und Mondsland des marathonischen Psneoos
kehrte nur alle 19 Jahr genau so wie v. Chr. 491/0 (Herbstjahr) xo-
rück, und eben diesem Sonnen- und Mondstand gebührte vor den
übrigen 18 der Vortritt als dem geweihtesten.
Die erste Isthmiade (die gezählte) wird von Eusebios der ersten
Pythiade Ol. 49, 3 angeschlossen, lehnt sich also an die pylhische
Epoche Meton III. Der parische Chronist zieht sie ganz io die reo
der Salamisschlacht Meton X emporsteigende Zeitrecbnaog der pani-
thenaischen Cyclen hinein und lehnt sie ebenfalls an, aber Dicht in
historischer, sondern in mythischer Zeit. Er verbindet die Isthmiea-
gründong in ^iner Perikope mit des Theseus Synoekien, ihm auch jene
Gründung beilegend, und zwar Ol. -r 120, 2 = v. Chr. 1259/8. Der
Armenier lehnt in verschiedenen Jahren diese drei auf^einander beso-
genen Stiftungen — ' Isthmien Pythien Synoekien ' — sfimtlicb ao die
güldene Zahl XV bei Meton, in mythischer Zeit'»), und wol simlUoh
falsch , wie ja erwiesenermaszen der wichtige Pythien-Aosats Ol 50, l
56) Krauae Hellen.II 2 S. 128. 57) Schol. Find. S. 425Bpeckh-
iavitpovTo dl to naXaiov iXala^ vatsgov ^dh (isxä r^v <rü|«^o^«y ^®'
Mfidmuov inl tifiij ttiSv nat'otxofiivmv. asl£vip. Krause a. 0. o. l
wirft, dünkt mich, Corsinie Ansichten zu weit weg, ans ^*°®°,«.?J«
einiges gewis das wahre int. 58) Nemlich: Ol. ^ 143, 4 = l^f^
V. Chr., p. Abr. Ö67 Isihnna al., Ol. -J- 128, l = 1292/1 v. Chr., p. Aor
724 Pythäs P/dlammon ckoros virginwn instituH al., Ol. -r 10^ * = *^ j^
▼. Chr., p. Abf. 800 Theseus Athenienses in unam cimtfliem congr^f^-
Da diese Ansätze die güldene Zahl gemein haben , so wttre es mog^^
dasz sie sämtlich auch den gleichen Fehler gemein haben. I)<^>
Pythien in einem ersten Olympiadenjahre nicht die Bede sein k*J '
versteht sich; aber geht man mit den Pythien in XVIII, eo hat man «"»
viertes, was auch falsch ist.
d«r GmdMtt a«d Mner. 403
ttatt Ol. 49, 3 bei dem Anmiier. Liest nea dieee Aneftse bei Seite
md bau sich an den aoch von K. F. Mermaiin als historiscb betracbte-
ten ayvchronistiseben der Isthaiieo in Ol. 49« 3, so bat man Meton Ul
als Islbmiadenanfang. Da nan neben 111 so hiafig auch XVIU sieb
ftndet, so kann man behaupten dasz einer oder der andere leieht aoob
einen Istbmiadenanran; in XVIIl gesellt haben könne, drei Jahr tiefer
also als des armenischen Ensebips Istbraien.
Nnn setst aber Apollodor II 7, 2 des Herakles Sieg Qber die Me-
lioniden und Einnahme von Bus in die drüte Isthmiade (die mytbisobe)t;
dem Siege des Herakles aber folgte die Stiftung des olympischen Agon,
welchen auch Apollodor als Folge des Sieges aber den Augeas and
die Moliooiden gleich anscbliesst in seiner Ersfiblang. Er hat also die
Stiftnng des Agon an die dritte Istbmiade geknQpfl. Der Leser wird
nach Anleitung der Tafel (s.jim Schlnsz) bemerken, wie leicht dies anf
einen Herakles -Ansats in III nnd folglich einen Isthmiadenanfang in
XVIll SU acoommodleren ist; Herakles aber gehört in III, vgL Euseb.
p. Abr. 826; auch 750; mitVellejas Setzung v.Chr. 1229/8 (Meton II),
wie andere Olympiengrflnder ^). Hiernach müste man mit Eosebios'
isthmien in XV um drei Zeilen tiefer gehen in XVIII.
§ 4. Apolliiiii<>hft Zeiten.
Bei Diodor II 47 heiszt es von Apollon bei den Hyperboreern : Xi-
/ercrft Sl xal tov ^eov dt' /rcov ivviaxal8e%a xaxavtäv etg r^M v^ov,
iv ols at %mv ScxQav cmoTunadxaCBtg htl xikog Syovzai * %al dui tovxo
xbv iwiaTUndenaixii %q6Jüv wco xmv 'EMiivmv (tiyav Iviavxov ovofui'
ißC^ai. %axii de xipf liti<pdvsuxv xccvxipf xov ^eov xi^agtisiv XE %al
jpQZvuv C%)vt%(^ xag vvnxag afco Uti](ASQlag iaQivilg sfog nliiddog
ervOToA^g, ItcI xotg löioig evriiie(fi]iiaai xsQn6(i€vov. Was Sjfihrig,
I9j&hrig, Oberhaupt cyclisch gedacht wird, Idszt sich h&nRg auf den
epischen Ausdruck Eniantos zurfickfahren , welcher später gedeutet
wurde. So bezog man das ^ticsviiv dg iviuvxov (IL O 444) auf ein
groszes Jahr.^ Herakles soll nach einigen weit kürzere Zeit als Apollo-
dor sagt gedient haben, nemlich drei Jahn*^); der ivuivxog gilt also fdr
die vielleicht als drei Jahr angesehene Trieteris, zwei 'volle Jahre
und einen llonat; oder er gilt, nach Apollodor (s. oben S. 386), fflr acht
volle Jahre und den ersten Monat des neunten. Als diese Okta€(eris
oder Ennaßteris abkam , hat man auch 19 Jahr in die Epiker hinein-
deuten können und Nachdichter mochten es in Liedern sagen ; von der
I9jährigen Apodemie des Gottes konnte in Hymnen'^) die Rede sein.
59) Ol. ^ 4, 2 t= r. Chr. 7Ö5/4 Meton XVIII Lycurgi teges ie»U Apoi-
lodaro , welcher Ansata übrigens einigem Zweifel anftgesetzt ist. Vielleicht
ist er aber richtig. 60) Vgl. MiUlers Dorier I 437 Anm. 61) Dii>.
dor a. O. xäv as mtroinovvTmv avtr^v (die Hyperboreer -Insel]^ xovg
%lti6XQvg thftti lu^ccfficzdgj ical avvtxoSg iv rep vam xi^ag^iovxtxg vfivovg
Uyeiv xm d'ttß ftex' aäijgy ocnoaefivvvovxag avvov xctg nQu^fig. Wer
•o berichtete, ist wol iielber ein geistlicher Poet gewesen.
jAhrb. f. cUu. Philol. Sappl. Bd. UI Hfl. 3. 27
404 A. Moinin96ii! swefler Beitrag' tvr Zeilreclinaiig
SpMere tbo liaben das Dogfina von A)>oIIod8 aaf einen Ivfcrvro^ gestell-
ter Apodemie avf das 19 gewöhnliche amfassende grosse Jahr bezogen,
welehea Helen der Athener 432 ▼. Chr. seinen MitbOrgern dargebolei
und welches sieh aueh in Delphi und Delos, allgemaeh fiberatl ia Grie-
chenland Gettnng verschafft halle. *Von den Hellenen % wie Diodor
e. 0. sagt, nicht ron einigen nur, sondern uberfannpt ron den Griecheo
wird das 19j&hrige als das grosse Jahr belraehlel. Etwas genanef
XII 86 dasa *die meisten Hellenen [von Metons Zeiten her) bis auf die
Gegenwart sieb des melonisoben Jahres, der sogenannten Enneaktide^
kaeteris bedienen und daran eine wo! sntrefTende Zeitrechnung haben.'
Was urspranglich Deutung der Theologen war und als solche in einen
beiligen Laich such etwa ausdrfleklicb vorkam , gieng dann in den ge-
meinen Glauben Aber — denn *was gesagt wird' (liysvat Diod. «. 0.)
mnsc doch woi als eine Sage gelten — und «war ganz in Ueberein-
stimmnng damit dasz Metons Cyclns selbst in den Mund der Leute nnd
ins Sprichwort ftbergieng''), nicht blosz bei den Griechen, soadern
selbst bei Cicero.
Liegt also hierbei eine nrsprönglich nnr auf einen Eniautos*')
gestellte Sage zu Grunde , so musz man sie früber auf die EnnaCteris
gedeutet haben. Eine jüngere Deutung ist die auf 19 Jahre, nicht eine
falsohe*^) Deutung. Denn wenn der Priester 19jihrig rechnet, so gfr-
atattei er seinem Gotte auch 19jihrig nu reinen, das versteht «oft.
Man kann indes rackwirts aohlieasen^ daas die Apodemie voraili
62) Redlich Meton S. 37 Anm. 42. Arat. 751. 63) Ich finde dasK
K. O. Müller dem Vorwurfe nicht entgehen kann , Cyclen auch da m fin-
den wo der alte Epiker vielleicht nur ein limplea Jahr meinte. Dorier
I 322 heilst es dasa «die Dichter einen grossen Eniauton als Z«t
dar apollinischen Frohne bezeichnen nnd damit die delphische Periode
(EnnaSteris) meinen; IL 0 444 d'JitsvaapkBv sCg ivuxvtov^ womit au3
einem andern Epiker iiiyav Big ivucvräv zu vergleichen.' Hoper
gibt a. O. die Daner von ApoUons und Poseidons Knechtschaft Di(Ai
ailher an. Das 4hiz$48iv tlg hiavxQv endet ors dif ftte^öHo rüog
«olvyif^ifC igai igiiptQOV (ebd. 450), waa dodi in dinem JabreBm-
teplauf erreicht sein könnte, allerdings aUo einem Cyelue, «^i',^'°^
%viilog tDQcSv d. h. eben einem Sonnenjahr, vgl. Od- x 470 aU on oij
{'iviocvthg fijv, n€Ql d'ixganov mgai und hierzu Eustathios beiNitzScn
%al oßifiii>69vy,og''AQijg vno ncczQog ivdy%rig. Er sagt nicht dass Arei
einen Eniautos diene, führt auch mit vno ncctgog dvdynrjs nicht aot
die Einkerkerung des Ares bei Homer IL £ 385. Diese ist desooen
vergleichbar (zlfj iiiv), wie die ganze Stelle, wo Homer Beispiele für
das TZijwi der Götter aufreiht. Aber hätte Panyasis etg hitivtov m-
zugefügt, so würde Müller, wenn sonst nichts hinderte, diee aof o»
Ennaöteris bezogen haben. Nun dauert dem Homer aber das ^^^!!
des Ares 18 Monden , eine Sohaltjahrslänge , also ein recht langes aDer
kein groszes Jahr. Homer konnte dies nun sicherlich tlg /rwfvror nen-
nen, tBlBa^oQov Big iviavt6v, ein volles Jahr. 64) Müller« Doner
269 Anm. 2.
der fimdien imd Bdner. 405
•■eil taf aciil eyeliMbe Jabre giodeatel^^) wovde» ist, et «Me deii;i
dio BaUtehoog der Sage in eine Zeil verlefC werden, als dia Ennea-
kaidekaCteris schon in das innerste des Cultus eingedrungen und da-
selbst gans heimisch geworden war. Vorsichtiger möchte es sein die
Sage selbst alter an denken und was MaUer verlangt — die aobtjlihrige
Apodemie — als eine historische Vorstufe der 19jihrigen anznsehea.
Als nrspranglicfaen Ausgang musz man diesen erweiterten Vorstellun-
gen daa gewöhnliche Jahr zuordnen und nicht bloss als Ausgang son-
dern als inuner lebendig Torschwehende Grundidee , aus der allein das
Verständnis der seenndaren Gestallungen möglich wird. Denn wie
sollte ein annus magnns ohne das gewöhnliche Jahr, ein cyclischer
Frfihling ohne den jährlichen, ein heiliger Lenz ohne den profanen zu
seinem Begriffe gelangen und daran halten? Dies ist etwas sachliches,
es steht sieht in nothwendiger Verbindung mit der Ansicht, Diodors
Enneakaidekaöteris sei nur Interpretation eines epischen Mavfog.**)
^ eOi) ApoUodor III 4, 2 Aad^og dh ap9* 09 iwiBivav atdi09 ivunnop
i^tjnvütp ''AoH» ^v äh 0 ipuevtog xoxb 6ntm ftff. Dies ist Deutung,
vnd wenn dtdiog dabei stand, eine richtige Deutung. Der £ntanto8
allein bei den Epikern swingt nicht einen Cyelns in interpretieren.
Sogar f^iyag iviavtög nnd magnus amuu ist bei den Dichtem nicht noth-
weodig eine periodiaehe Wiederkehr inm Betrag mehrerer Qemeiigahre.
VgL Scrrina ra \wf^. Aen. 1 269 und III 284. Sogar fUyag oyt^g hymn.
Hom. 32y 11 könnte doch auch ein Einmaliges durchlaufen des Thler-
kreiaes sein, obwol der feierliehe Ansdrnok allerdings mehr au enthalten
tefaeiBt; Arat. 748 dfirfta wenigstens Ein Sonnenlauf durch den Thier-
kreia genügen. Da» Indes huivzög, ein machtiger klingendes Wort,
•ich (namentlich neben hog) mehr ftir die stärkere Bedeutung eignet
(Cjelaa, Periode), ist anch meine Meinung. Vgl. K. O. Ifiillers Orehom.
8. 216 Amn. 3. — Sollen wir also, wenn Hesiod Ton den k&mpfenden
Göttern sagt Theog. 036 ovvix^njg ipMXOTto dixtt nliCovg hiuntovg^
nicht dem Dichter selbst einfache Jahre beilegen? Anch Apollodor I 2, 2
hat ivutvTO^g dincc nnd fügt nicht htnsu dasa es BnnaÖterlden seien;
■elbatrerst&ndlich denehte ihm das, nach III 4, 2 an sehliesien , schwer-
lich. Dennoch bleibt es möglich dasz spätere die Theomaohie SOjährig
dachten , wie 80 Jahr nach Troja die Merakleiden in ihr Beeht kom-
men nnd hier wie dort drei Lose fallen , den Göttern nm die Welt, den
Herakleiden nm den Peloponnes zu theilen (Preller griech. Myth. I 46).
Hur dem Hesiod selbst möchte die theologische Ausdeutung des Enian-
toa noch nicht snantranen sein; Hesiod konnte Ja an den lOjährigen
Troerkrieg selbst denken. Die 80 Jahre nach denen die Dorier kommen
mögen 10 Cyolen sein su 8 Jahren. Wer nun 10 jüngere Cyclen au Je
19 wühlte nnd ans chronologischer Noth su Winkelaügen griff, fand
10 • 19 Jahre Tom Anfange des Krieges, also 180 Ja^ post Troiam
eaptam. Im Grunde erreichte er damit also sein Ziel» 10 Enaeakaide-
kaeteriden an rechnen , keineswegs ; denn Ton Troia obsiderl eoepta an
sn rechnen rerstiesz gegen die Analogie (Phtlol. XII 345). Doch so
aasgedaeht können die 180 Jahr sein. 66) Ich habe Orund sn be-
merken, dasB es meine Absicht nicht ist, dem Homer und Hesiod Kennt-
nis der Ennaöteris absnsprechen; vielmehr, obgleich man, was anch
mir wahrscheinlicher rorkommt, sich schon in Jenen alten Zeiten dieses
Cyelns bediente, haben die Dichter doch mit ivutinog nicht eben den
Cyelns aadeaten wollen. Aber unabhängig faierron finden sich bei Homer
27*
406 A. Noffloisea: swetter Beilrag lar Zeilreehnong
Gierst also die PBedamenlaWoralellvsg, FrtliliBgseieseg wie »ba
jedes Jahr der weehselade Laaf der Hören heraebriDgl. Das Local ist
einige Vontelhingen , welche ohne die Annahme , dass es damals eine
EUinaeteris gab, schwerlich sn erledigen sind; sie gehören dem Aloiden-
Mythus an. Otos nnd Ephialtes sind ^eineJPersonification erster Schritte
der Cnltiir' (Nitssch i. Od. 1311); 'üebermnt der menschlichen Cnltor
ist der Inhalt der Fabel« (nach Preller griech. Myth. I 69). Aach K. O.
MfiUer Orchom. S. 380 bezieht sie anf das werden der Cultar, obwol er
Apollod. I 7, 4 etwas peinlich nrgiert nnd so die Aloiden an Canmlgril-
bem macht. Wenn aber ein Volk inr Coltnr gelangt, so Casst es sich
nnd sein thnn auch in einen ordentlichen Rahmen. Dieser Rahmen ist
die Zeit. Soll die Zeit nach einer Ordnung yerlaafen, so mnsx sie
ennaeterisch verlaufen. Deshalb lesen wir dasz die Aloiden, wie nach
Minos-Zeiten (Od. t 179) lehend, ivviwifOi d. h. nennjährig waren, acht
rolle Jahre nnd einen Monat des neunten etwa nach der Interpretation
die Apollodor von Herakles Btrafseit gibt. Sie sind aber auch ivvfOQ-
yvtoi, nenn Klafter lang, nnd hvfccTri^x^fg^ neun Ellen breit (Od. 1 312);
aber nnr wenn sie ausgewachsen sin^, meint Apollodor I 7, 5, denn
alljährlich thnn sie einen solchen eilen- nnd klaffcerlangen Scbaaz in
Breite nnd Länge, was gut passt anf die personificierte Ennmeteris,
welche einjährig beginnt, dann sweyährig wird nsw. und doch schon
gleich flu mächtig ist dass alles thun nnd leben sich ihrem kalendans^en
Gebote vnterwerfen mnss, dafür freilich aneh ihre Tage nicht hoch
bringt — pnwpd'tidia dh ysviü^v (Ol. X 307) — sondern schon im
nennten Jahre erstirbt. Die Aloiden hemmen den Krieg gerade 13 Mon-
den , also anf ein regelrechtes Schaltjahr (II. £ 387), so lange sitat ihnen
Ares im ehernen Rädcht, wie, wenn Friede ist, Mars oder die Ijanse
nnter Versehlnss der Jannspforten. Das 13monatliche Jahr ist ein Cnl-
tnrprodnct« nnd falls eine jährige Waffenmhe ordnnngsmäsztg anch noch
anf den 13n Mond ansgeddint werden darf, so haben die Menschen das
der Cnltnr, hier der cyclischen Jahrordnnng zn danken. Die Zeit gibt
nnd bringt alles; so bleibt Spielraum nach welcher Seite hin die ennae-
terischen Heroen wirken sollen. Die Zeit ist nnr Form; was in ihr ge-
fordert wird bleibt die Hauptsache , so dasz , wenn man in den Aloiden
einmal halbg^ttliche Bildner nnd Förderer hatte, leicht anch die Eigen-
sehaften einer gebildeten Zeitordnnng, also die der EnnaSteriSy anf sie
' persönlich übergehen konnten. Es ist also Freiheit gegeben in Otos
einen Mann der Tenne (m9'iw)j in Ephialtes einen Traubenkelterer
(itpidXXoy^xi , s. Preller a. O.) oder ähnliches zu erkennen; dachte man
sie nnr klar als Cnltivatoren überhaupt, so konnten sie anch feinere
nnd geistigere Selten der Cnltnr vertreten, nnd der alte Kalender mit
seinen Notizen über Wetter und Wind, wann die Schwalbe kommt, wann
die Plejaden Morgens untergehen (October nnd November) n. dgl. — der
alte Kalender gibt dem Emter nnd Drescher, dem Winzer nnd Most-
bereiter mehr Anleitung als nnser modemer Kalender , obwol man aller-
dings anch ohne Kalender Korn nnd Wein bauen kann.* Die Himraels-
erscheinnngen auf acht Jahr voranssagen — in der That anf viel längere
Zeit — das war ein mächtiger nnd herlicher Schritt, es schien anch wol
Vorwitz, in die Geheimnisse der Uranionen einzudringen, ans der niedri-
gen Erdenwelt den Himmel zn stürmen. Bei den Liebeshändeln, welche
den Aloiden todbringend werden , ist Artemis Hauptperson (Hera acheint
überflüssig). Artemis , der Otos nnd Ephialtes Gewalt anthnn wollen, ent-
schlüpft ihnen als Hirschkuh , was man anf den Mond deuten kann und
dessen der ältesten Oktaeteris ohne Zweifel oft spottende Launen. Der
ennaeterische Kalender will den schwierigen Lauf des Mondes unter ieine
der Grieohen ood Römer. 407
Delos. Alljährlich liehl ApolloD, weno die besaere Jahreszeit begiimf«
Criomphiereod eio io Delos, die Winter Lykiens and den XanthoasCrom
verlaasead. Um den göttlichen Choregen anmait ein Gemiach von Kre^
lern, Dryopern und bemalten Agathyraen (Verg. Aen. IV 146 f. und
Nona bringen y es geht immer und immer niehi, Seleue enifliebt ihm
doch. Helios ist auch betfaeiligt nnd hilft (nach einer Fassung dieser
Unegorie) seine Schwester aus den plumpen Händen der Ennaeteriker
losen. — Als möglich mnss man auch den umgekehrten Weg betrach-
ten, das2 die Aloiden ursprünglich iwei Sterne, oder Sonne nnd Mond
bedeateten und so eigentlich zuerst die personifiderte Ennaeteris wurden»
welche dann erst die andern Elemente der Cultur um sich sammelte.
Hiernach müste man die Namen deuten, aber ich weisz keine solche
Deutungen. — Schliesslich noch folgendes, worüber schwer ins klare
sn kommen ist. Bekanntlich sind die alten achtjährigen Festkreise der
P/thlen späterhin in vierjährige Py thiaden aufgetheilt ; diese Festkreise
waren Lunisolarcyclen. Ein solcher enthält swei Factoren, Sonne und
Mond« Da sind wol zwei 'zusammengewachsen', konnte einer im Scherze
sagen, 'robuste Gesellen, und laufen thun sie auf acht Beinen, und
Hals über Kopf, radschlagend wie ein Turner; denn von Sonne und
Mond sind sie Abkömmlinge und da haben sie ihre Talente her, dasz
sie sich so cycllsch um sich selber wälzen', wenn es rasch gehen soU
— > lugt der platonische Aristophanes hinzu, dem dieser Scherz beige-
legt wird Symp. p. 190. Die Allegorie von Lunisolarcyclen stäit
nicht ganz durch , z. B. dasz es dreierlei Gattungen der Doppelmenschen
gibt: männliche die der Sonne, weibliche die der Erde, Zwitter die dem
Monde entstammen; denn blosz Sonne und Mond und immer beide sind
die Eltern eines jeden Cyclus, wie die Griechen ihn brauchten. Aber
da der Redner über die Liebe reden will, so muste er das geflchlecht*
liehe hineinziehen, wie es scheint. — Auch wenn man jene Oktapoden
nicht auf Cyclen deutete, wie sonderbar dasz a. O. gerade Ephialtes
und Otos, die homerischen ippimgoi %cil hvHcif^Xies nal ipvtogyvioi
als Beispiel dienen müssen I Dasz die 6%tm x6t§ oSci totg ^ili6iv anf*
^tdoiiepQi %al raxv <pf ^d^ro& nvnXip hieraus .durch ein niUrisches Ver-
ständnis von ivveavfjxBeg (als wären Arme, nicht Ellen gemeint) ent-
nommen werden konnten , ist klar. Spaszliafte Verdrehungen homerischer
Worte sind nicht ohne Beispiel eben bei Piaton, und wie nahe die An-
nahme solcher Doppelgestalt lag, zeigt die gleiche Auffassung der Mo-
lioniden , welche mit Recht auch in anderer Hinsicht den Aloiden ähn-
lich befunden sind, s. Kitzsch a. O. Bei Homer sind es ZwilliagCt
Aristarch nahm sie aber als ditpveig^ 9vo i%pvxag omfiMxa^ nnd berief
äch auf Hesiod (s. Lehrs S. 179). Die Molionen sind auch bei Ibykos
(Fr. 16 Bergk) Myvioi. Sie stehen in Beziehung zu den Festspielen
(s. Krause Hell. II 2 S. 179) ; doch wie man ihnen einen chronologischen
Sinn leihen wollte, wüste ich nicht; ihre Doppelgestalt und dasz sie
als Theoren den Isthmien zuwandern, kann doch schwerlich gestatten
in ihnen die Ennaeteris zu sehen. Allein dazu dient ihr Beispiel dasz
man wol sieht wie der platonische Aristophanes seine Achtfüszer nicht
rein auagesonnen hat; und so mögen wir annehmen dasz den Aloiden
ein personificierter Lunisolarcydus von acht Jahren zu Grunde liegt.
Doch nun endlich: die Ennaeteris ist' einst gethmlt worden in Pente-
teriden« Aber die platonischen Doppelmenschen, welche eben alle mit
einander an dem 'Uebermute', welchen Preller den Aloiden beile{^, la-
borieren , werden auch zerschnitten und existieren als betrübte Hälften.
Lag auch hier die Allegorie der aufgetheilten Cyclen im Sinne oder
tauscht der Schein?
408 A. MommseB: iweitsr Betlr«^ tut Zeitreehninig
Serviut s. d. St.)* 1>>« Agathyraen aber aind eis akylbiaeiiea Volk,
daa den hyparboreiacheB Apollon vtftehrt« Die Mcha Wiatemoaate
iai Apollos iD PaUra, die aacba Sonmermoiiale in Deloa; aeia ÜBtug
alao gesehiahl oan die Aeqaieoolialieiien nod acheidel daa Jahr fia swei
Jahreszeiten, ergibt mithia nicht eigentlich eioeo Frahlingseinia;,
welcher Avadruck indea den Sinn der Sache beaaer ala Sommerseio'
sag wiedergeben dürfte. Es ist dieselbe Zweitheilung welche simt-
liehe Amphiktyonen , die um den Tempel des pythischen Apolloo so
Delphi sich vereinen, in der laQivii nvkala (Delphi) und der lutma-
p*v^ nvJiaUt (Thermopylen) anerkennen, Deios ood Apollons jibrliciie
UnisiedelaDg nach Deloa bildet so dem hyperboreiachen Eilande nnd
Apollons alle 19 Jahr eintretender Hinfahrt sn den Hyperboreern eio
um so passenderes Vorbild, als diese märchenbafte Dicbteriosel im
heiligen Norden angenacbeinlich in einseinen Zügen das Conlerfei tob
Dolos iaI. Leto iaI daselbst geboren, Apollon voraagliob geehrt, die
Hyperboreer sieben in besonderm Verhfiltnis zu den Athenern und u
den Deliern (Diod. II 47. Herod. IV 33 f.). Diesen jfihrlichen Apol-
lons-Jubel in Delos darf man also dem cycliscben , von dem jelxt die
Rede aain wird, voranstellen*
Die nlohste Stufe also wäre, dasi der Golt immer nach Ablanf
von acht Jahren sein geliebtes Hyperboreerrolk besuchte und ihn
sechs oder sieben Wochen seine Anw.esenheit gönnte, Nachzuvieiseo
ist diese Stufe nicht, doch bleibt dieser von K. 0. Malier ausgespro-
ebene Gedanke sehr angemessen. Der Wunsch dea Gottes Apodemio
an einen bestimmten Sonnenstand nicht bloss, sondern auch an den
durch die Mondesgestalten regierten Festkalender zu knflpfen leitete
von selbst dahin den wahren Frühlingseinzug an die nächste Frist lü
knflpfen« innerhalb welcher die gleiche Combination des Sonnea- osd
Mondstandea sich zu wiederholen schien, d. h. an die Enna£(eris.
Die dritte Stufe ist die Enneakaideka^teris , welche Diodor a. 0.
bezeugt. Der Golt soll — so heiszt es bei ihm — nach je 19 Jabreo
die Insel der Hyperboreer besuchen , in welcher Zeit aach die Wie-
derkehr der Gestirne sieb vollsiebt. Bai seiner Erscheinung aber spielt
er die Kithar und fahrt den Reigen ohne Unterlasz die Nichte hisdarehi
von der Frahlingsnachtgleiobe bis zum Plejadenanrgang, seiner eigenen
Glorie sich freuend.") So Diodor. Diese Vorstellung mosz aiao nach
dem delphischen Zeitkreise prflfen, indem man das Epooheajahr ndo-.
ntach III flbarhaupt bei allem Apollonoalt au Grunde lagt, wonil sm-
tisehe Abweichungen in Betreff des Jahranfiings nicht ansgescblosse«
aind. Der aus dem Nordlande zurOckkehrende Gott lenkt seinen Sch^t-
nenwagen ebenso gut nach Delphi^) wie nach Delos. Es fragt sich
07) IB dem Verae den Meuod (Wesfcerm. Biogr. 8. 40) my^^^^
Atlayiißii»¥ initilloiuwdfap liegt eiu »teigeu und soliwelleo» ^'f, ^^j.
jungen Jahre. Die Conaonanten, die durchgespielte Vooalleiter, Mod-
ders der metrische Bau, alles ist von aüszer Gewalt an dteaem Yerse.
68) Preller griecfa. Myth. I 159. Alkaeoa Fr. 2 Bergk.
d«r 6ri0elheB otd Rdner. 409
nur ob der TrioBph des Gdlei io den 19b FrAMiiig mar sebliMieiden
Enneakaidekaeteris oder nach volleodeten 19 io den 20n, also in den
AnfaBg der nea aurathmenden Zeit za yerlegen ist. Letatere Orientie-
ran^ scheint entsprechender, die Wiederverjangung der Nator ist eio
Anbeginn und passt besser für den Anfangt) eines ebenfalls sieb
gleichsam abermals gebärenden Zeitkreises.
Aus Diodors Bestimmnngen ergibt sich als die Zeit des hfperbo*
reischen Aufenthalts die zweite Frahliugshilfte« welche Plinins (N. H.
XYIII 66) als abgesonderten Jahrestheil behandelt and vom S5o Mira
bis sam lOn Mai rechnet, Hippokrates aber vom 36n Mftrs bis lom 21a
Mai^). Da es sich nun far die diodorische Sage uni Delos handelt, die
Delier aber Apollons Geburtstag auf den 7n Thargelion setzten"), so
wird die Apodemie sam 7n Thargelion enden müssen , damit der Gotl
an seinem Geburtstage in Delos sei. Dies sieht man auch sas dem
pythischen Hymnos des Alkaeos a. 0. Als Apollon geboren wnrdo
(Srs WjvoiUmv iyivito)^ sohmflckte ihn Zens fflr Delphi; Apollon aber
fahr gen Norden und weilte ein Jahr bei den Hyperboreern"); mw
erst kam er nach Delphi, mithin als sein Geburtstag wiederkehrte, also
zum 7n Thargelion, wenn der Geburtstsg nicht bloss in Delos sondera
auch fOr Delphi gilt. Mithin mflssen die Plejaden , auf deren Morgen-
anfigang die Bestimmung geht, am 7n Thargelion des spollinischaB
Wanderjahres schon wieder sichtbar sein. Setzen wir dann Yoraos
dasz die Ssge schon in Metons Zeit entstand, also viel ilter als Diodor
ist, so messen wir nachsehen welche Stellung der metonische Thar-
gelion der anhebenden pythischen BnneakaidekaCteris, d.h.z.B.01.87,3
hatte, und ferner wann in Metons Zeit die Plejaden des Morgens wie-
der fiber den Horizont kamen.
Aber nach meiner Constmction des metonisehen Kslenders, der
ich als der wahren folge, ist Ol. 87, 3 der le Thargelion am I6n Mai
4a& T. Chr. Dieser sichtbare Neumond coincidiert also mit dem fttr
diese Jahre angewendeten Plejadenaufgang; denn am 16n Mai des Mor-
gens zeigen sich diese Sterne zuerst wieder.^ Am Gehartstage des
Apollon, 22n Mai =s 7n Thargelion, werden also, wenn das Wetter
danach ist, aacb die kleineren Ton deo Plejaden sichtbar gewesen
69) Aof K. O. Müller hat die Bache denselben Eindniok gemacht:
Dor. I 269 sogt er , der Besuch des Gk>ttes im Norden geschehe jedesmal
nach Umlauf der grossen Periode. 70) Vgl. Ideler I 252. 71)
Stellen bei^ Müller Dor. 1 329. ^ 72) Alkaeos Fr. 2 6 d^ Itos 8lov ma^a
To»i( inei: d^fMntvimis y iustdtj xnri^^ov (die Zeit des Sommer-Einsnges?)
hoiMf^itn ** xal tovg So bei Bergk le Ausg. 8. 569, worauf der
Text lückenhaft wird. 73) Fischer griecfa. Zeittafeln 8. 18 gibt die-
sen Tag , nach Boeckh wie es scheint. Petav Uranol. diss. II 0 seist
den 15n Mai für Meton an und swar für per. Inl. 4283 = ▼. Chr. 431.
Er fasst dabei die hellste der Plejaden ins Auge, die Alcyone, ti im'
Stier. Ehe die schwächeren zu Gesicht kommen, können leicht noch
ein paar Tage vergehen; für einen andern Ansais reehnet PeiaT dei^sn
funf^ Das bleibt ungewis der Atmosphaere wegen.
410 A. Monmsao: sweiler Beilrag tut Zaitrecluiug
sein; wol schon an 6n Thargalioo, als KelderiBBea des an 7b erwar-
teten Gottes.
Es beginnt aber dann das Frendenspiel des Gottes im Blspliebo-
lion. Das Frahlingsaeqninoetinm steht aaf dem 26o Hin ; dies ist der
9e Elaphebolion, f Iso gegen den VoHmond hin, da hier von sichtbaren
Numenien ausgegangen ist (18 Mirz); vom unsichtbaren Neomondi
bitte man den lOn oder lln oder 12n des Elapbeboiion. Wofern dtr
Caltus den Anfang des apollinischen Kitharspiels im Hyperboreerlande
ehrte, wird man den ein paar Tage nach dem Aeqainootiuin eintreten-
den Blaphebolion Vollmond als den Anfang betrachten dürfen. Ursprfiog-
lieh waren die Jahrpnnkte mehrtägige Zeiten nnd ihre Bestimmung tut
schwierig. Der Frfihlingsvollmond ist auch sonst im Cnltas wichtig;
cÜe Athener haben hier die Pandien. Sie enthalten offenbar eine rer-
wandte Vorstellung, wie der homerische Hymnos 33 seigt, and kom-
men nach den Dionysien anf den 16n Blaphebolion'^). Die Geburt des
himmlisch schönen (a. 0. V. 16) Selenekindea, der Pandia, gebdrt
aach in den Kreis der Empfindungen, die durch das erwachen des
Jahres und der Natur angeregt werden , mag uns nun der Hymaos ein
eyclisch^) oder ein allj&hrlich gefeiertes Pandienfest andeuten.
Es versteht sich bei der Verschiedenheit der Neumonde von selbst
dasa anch s. B. metonisch XIV sich fihnlich eignen würde fdr die
Orientierung der Apodemie des ApoUon, wo am 15n Mai s. B. v. Ciir.
418 ein metoniscber Monat beginnt, aber, was von Belang ist, nicht
der Thargelion der es sein musz , sondern der Mnnytbion der es nicht
s6in musz. Auch ist der einzige auf den 16n Mai kommende aieloai-
sche Neumond der le Thargelion des pythischen Kalenderaafang^, was
nun freilich bedeutsamer scheint als es ist, da sich in der Wieder-
holung des Cydas die Werlhe ein wenig Andern. — PrQft mao hier-
nach die vorgeblich ecbte Pythiadenepoche Ol. 48, 3 d. h. metODisch
XVIII, 80' -steht sie dem wirklich echten Pythiadenanfange Ol. 49, 5
oder metonisch III sehr weit nach, da der Blaphebolion, Muaycbioo
nud Thargelion hier April 2 , Mai 1 und Mai 31 anfangen. Das Aeqoi-
Doctinm trifft auf den abnehmenden Motnd, den 34n Anthesterioo, ond
der Geburtstag des Apollon auf den 6n Juni, als die PIejadeo schoo
74) K. P. Hermann griech. Antiq. 11 8 50, 6. 76) Die* hängt
davon ab wie man V. i 1 fi^yctg oyfLog versteht. Ich kann darüber nicht
»ur Sicherheit kommen ; auch wie Preller griech. Myth. 1 29.7 iich die
Legende denkt, ist mir nicht völlig klar geworden. Soll es menschUch
sniirehen und awisehen der Zeit wo Selene so schön war und dem Zeaa
gefiel, and dem Tage als Pandia geboren wurde 9 Monden liegeo, <^
geht die begeisterte Beschreibung der Selene auf den mittsommerliciien
Vollmond, wofern man die Pandien des Elaphebolion zu Grunde legt«
Der Dichter urgiert den Jahrpunkt wol überall nicht , da er ry (a **'*
V. 14 sagt, nicht tors also. Allerdings konnte die Legeade ^die» thun.
Als eine Möglichkeit mflste man indes doch zulassen, dass ote nl^vf
lityag 5y(»oa V. 11 auf den in jedem Monat durchmessenen Thieikieu
gienge.
der Grtecheii and Römer. 411
drei Wochen tn sefcea gewesen waren. Dies nun ist wiederum nicht
geeignet Boeekbs Ansicht zu empfehlen, dasz Ol. 48, 3 die bessere
Pylhiadenepoche sei, man mflste denn sagen dass dieser Epochenweeh-
selooeh eine zweite Neuerung herbeigefahrt habe, nemiich dasz man
für die neue Pythiadenzihfung von metoniscb XVIII ab den FrAhling
104 XYU zum ersten pythischen der neuen Enneakaidekaeteris gemacht
habe, denn um das bQrgerliche Herbstjahr der Delphier habe man
sich flicht zn bekfimmern gebraucht, um das religiöse vom Frühling
Uofeode^ allerdings; endlich dasz man bei dieser Neuerung anck
sUlt des altmetonischen den neumetonischen Stil angewendet habe.
Der metpnxsche Kanon nemiich gibt Neumond Hai 12, aber einen für
ApoUons Jahr anpassenden Monat, den Munychion. Der neue Stil
bietet denselben Neumond treffend als In Thargelion , dessen siebenter
Tag flieh dem Plejadenanfgange gut anschlieszt.
Wenn die Plejaden das py thische Jahr zweitheilig zerlegen , so
enlsleht neben dem* an den PIejadenuntergang geknflpften politischen
Jahraafaog (im Herbst) ein ungefähr 6 Monden davon entfernter um
die Zeit des Aufgangs (gegen den Sommer) , und der letztere kann
füglich als Beginn des apollinischen Kirchenjahres betrachtet werden,
am 80' mehr als, wie gezeigt, die 6940 von Neumond zu Neumond
laareodea Tage dieser religiösen Enneakaidekaöteris zwischen zwei
coineideole PIejadenphasen eingespannt waren. Das kirchliche grosze
Jahr ist also voUstfindig mit 6940 Tagen abgelaufen, wenn Apollon
sein Spiel endet im Hyperboreerlauda.
Die Kalender von Athen und Delphi haben auf einander einge-
virkt, und den athenischen Schriftstellern und Chronologen musz es
gelaofig gewesen sein sich der delphischen Jahreinrichtung, d. h.
eines lo Tisri neben einem In Nisan zu bedienen. Fttr Kriegsscbrift-
iteller,flberaU fflr Historiker passen Sommerjahre nicht, wiewol sie
dorch das geistige Uebergewicht Athens auch in der Kyklographie
gesiegt haben. Denn Troia capta, auf die pythische Epoche, metoniscb
Kl, gesetzt, moste ja auch' pythischen Jahranfang zeigen. Aber der
lieblleUte Thargelion Ol. -r 106,3 Troia capta (marmor Par.) ist offen*
^n ausser allem Verh<nis zum pythischen Neujahr, dem er — auch
76) Zu dieser Frage gehört etwa auch noch folgendes. Da Polybios
U 41 den Tod des Ptolemaeos (Ol. 124 , 2) und den des Lysimachoa
(Ol 124 , 4) nennt am das Achaeerbtindnis zu orientieren , so kann man
^ zwischen beide Thatsachen ansetzen Ol. 124, 3, damit es auf die
olTopische Epoche komme und zwar beginne mit dem Plejaden -Neu-
mond (Tgl. PolybioB y 1) am lOn Mai 282 (unsichtbare Nomenie) oder
vol besser lln, 12n Mai, als die Mondsichel Abends zuerst wieder er*
blickt wurde. Die Achaeer haben dann nach dem pythischen Kirchen-
Mltf gerechnet; sie haben also Boeckhs Pythiadenepoche Ol« 48, 3 —
also schon die jüngere — die olympisch -pythisch-nemeische d. fa. helle-
nische befolgt. Es kann Benutzung zufölliger Coincidenz sein. Doch
i't der Anfanc des Bundes unscheinbar and naeh und nach herbeige-
^^rt, mag also um ein oder zwei Jahre leicht mit chronologischer
Willkür verschoben sein.
412 A. Momnsen: sweUer Beilrag tnr Zeitrecbmittg
weoD man (was Bicht so gut paaat) den geislliclieii JabraafaBg (l Thir-
gelion) gestaUen wollte statt des bargerliehen — einige Wochen
folgt, da er nn post captam Troiam su zählen doch Torangehen sollte.
Da wir nnn aach für metonisoh VIII bei Dionysios das gleiche Ditoa
finden, so darf es nieht als für metonisch III ausgedacht geltes; es iil
für eine ganz andere gfildene Zahl ausgedacht und auf III bloss fiber-
Iragen. Wofern nach pythischen Jahren angesetU wurde, so ina»U
die Stadt Troja gegen das Ende der guten Jahreszeit erobert seio,
und nichts hinderte dasz auch ein Athener so zu reohnea besser fand
als nach Sommerjahren. So bat Aeschylos Agam. 826 die Eroberung
Trojas dem Plejadenuntergange angeschlossen. Diese BeieicboDog
wird nichts mit der Tageszeit gemein haben, sondern auf den Herbst
gehen, den Frahuntergang der Plejaden, also Anfang November").
Die PIejaden hatten dann die ganze Unglücksnacht auf das arme Troja
hinabgeblickt, und als der Tag graute giengen sie unter.
Die Plejadenfabeln sind, soweit sie Anschauungen enthalten^ oach
dem Eindrucke gebildet, welchen (im Anfang des November) die an-
tergehenden PIejaden machen. Wo sie in der Nacht stehen ist einerlei,
da schlafen die Menschen; wenn sie anfsteben, ungefähr ameUbr,
bemerken sie das liebliche Gestirn im scheiden, wie auch die Natur
mit ihren Reizen zu scheiden im BegriiT ist. Es steht eben aber dem
Westhorizont, und zuerst verschwinden die westlich stehenden, also
Electra (neben der noch mehr lichtschwachen Celaeno^J), wahrend die
hellste PIejade (Alcyone) noch sehr deutlich und die östlichste (Ple-
jone) wenigstens sichtbar ist So beruht die Dichtung dasz Elektri,
als troische Ahnfran, den Anblick der geliebten Stadt iq ihren Träu-
mern nicht ertrug und den Reigen der Atlastöcbter verliesz und enU
schwand, eben auf der Anschauung des im Frahuntergaoge begriCTeocn
Gestirns^); mithin auf einer Setzung von Troia capta eben vor Anfiog
des- delphischen Herbstjahres, das auch bei den Argivern, SparUnero
und Syrakusern üblich war. Spitere NiveUiernng der Unterschiede
also möchte es sein, wenn wir fast aosschlieszlicb von troischen Zeit-
77) October 26 nach Petav a. O. Kftp. 10, für Meton; November 5
netzt Ideler I 252 für Hippokrates und dessen Klima. — Aeeehylo« denkt
•ieb die Broberung eben gesoheheii Agam. 813 ff. ; doch bkibt ei un-
sicher aus seiner auf eine ganz dunkle Nacht allein passenden Dsritei-
long (s. V. 280) auf Neumond zu schUeszen. Zeit für ^e Herreiie der
Qriechen nach Argos scheint er nicht zu rechnen. 78) Am Qi*"|"?|
sind mit blossen Augen gewöhnlich nur sechs an sehen, Arat. 256. ^f
Die Erklämtig dasz Sterope (Merope, a in den PIejaden bei lÄttrow Atw-
blatt 15) verschwand kann man ablehnen, sofern es nnr Kachdi<^tiii^
und Umdentung der verschwundenen Elektra sein dürfte. Unniögli«^
das^s'die andern, welche theils kleiner theils westlicher als Merope siif^
noch gesehen werden, während Merope ganz allein nicht mehr bemerk-
bar wäre. Düustp der Atmosphaere können ohne Zweifel samtliche Ple-
jad^usterne' fünfter und sechster Grösse nnwahmehmbar machen, wäfi-
rend Alcyone noch deutlich ist, nicht aber einen elnselnett von den
kleineren. Dazu sind die PIejaden ein viel zu kleines Sternbild.
iler Grieebsn und Römer. 413
rediano^eii boren, die in Somner anhebeo; und zwar wieder in PolfV
der siegreichen Antdehnang des olympisch'^n Kalenders.
Aoch gehört hierher wahrscheinlich der Glaube an den söge-
DaDnteo goldenen Sommer"^), so nemlich dasz es ein besonders ge*
segiieter Sommer ist, welchen der Aberglaobe nach je 8 oder je 19
Jahren sieh yerhiesz. Bei allen Hondcyolen herscht die Heinung einef
Wiederkehr der Witlerang; frAher galt dies ohne Zweifel als elwae
götilich bestimmtes. Unsere Kslendermacher geben sich nicht als
Propheten; vielmehr wird aasdrficklich bemerkt, man habe in das laa-
fende Jahr diejenige Witterung eingetragen welche vor 19 Jahren in
der Gegend beobachtet worden. Den goldenen Sommer an Apollons
Ankaoft und den PIejadenaufgang zu knüpfen ßdt schon der Son-
neaatend ein, an welchen nach den Ansichten der alten die Erntezeit,
der Sommer, sich knüpft. Apollon bringt den Erntesegen mit; Erst-
linge der Ernte gelangten aus hohem Norden nsch Delos, auf on-
bekannten Wegen; der apollinische Pfeil mit der fruchtreichen Deme-
ter kehrte darch die Luft zurOdc nach Delphi. Wenn aber nnn der
gali^e Apollon, in hochheiliger, nur so selten — alle 19 Jahr — • wie-
derkehrender Zeit in das Hyperbojyerlandffthrt, er selber, nicht sein
GeschosB oder sein Dienstmann Abaris , wie sollte er da den Deliern
Qod allen Hellenen nicht die allerschönste Gabe mitbringen, einen ganz
froldenen Sommer, Aehren so üppig und schwer wie sie nur aus dem
Hyberboreerlande stammen konnten?
Der mit dem Frflchtesegen heimfliegende Pfeil des Gottes erinnert
in den Apollonspriester Abaris , welcher auf einem Pfeil seines Herrn
und Gottes durch die Luft ritt und Gelübde wnste nm den Plagen za
wehren. Hungersnoth war die Ursache seines anftretens. Er war nan
ilto etwa der Mann der einen goldenen Sommer, einen guten wenig-
sleos, an machen wnste, er masz also dogmatisch an das pythische
Epocbenjahr angeknüpft werden; er ist aber von einigen in die 2ie
Olympiade gesetzt^*) und Ol. 21, 1 ist ein metonisch III Jahr. Der
•rmenische Ensebios bringt ihn in 01.53,1, metonisch XVII; vielleicht
ist XYIU gemeint, Ol. 53, 2, also die bei Pansanias vorkommende
jfiDfere Epoche der Pythiadenzihlung, in der That die olympische
Epoche, wie js' auch die Ansitze von Troia capta, von Syracusae
irbs condita , von des Charops Archontat bald auf III bald auf XYIU
ksmmen.
Spätere haben geglaubt dasz der Philosoph Plalon ein Sohn des
Apollon sei. Nnn ist es sehr merkwürdig dasz sein Geburtstag auf
den 7n Thargelion und nach einigen gerade in das pythische Epochen-
Jahr Ol. 87, 3 kommt. Es ist das Jshr wo Apollodor Archen und Isa--
lorin Sparta Ephor war. K. F. Hermann") findet das Jahr und den
l Tag historiach ; über den Tag variieren die Nachrichten nicht, wol aber
SOy Praller grieeh. Mytli. I 158. 105. 81) Oratt. Ali. fragm. &
271 i^aappe. 82) Gesch. n. System der plat. Phil. B. 11. Doch seigt
die Note 5 dasz Hermann doch etwas schwankte.
414 A. Mommtea: swettor Beitrag zsr Zeitreclinaog
HktT das Jahr, welches andere um 1 verspiCeten, so dass Plaloas Ge-
burt in das Archontat des Ameinias nnd Epborat des Stratooidas Ol.
87, 4 fallen würde. Je sicherer nan Platona Todesjahr Ol. 166, 1 ist,
desto mehr Behatsamkeit ist nöthig nn swischen den beiden Geborli-
jahren das rechte so treffen. Denn sollte Platon nicht OL 87, ä, «on-
dorn erst Ol. 87, 4 geboren sein , so konnte die platonische Scbnie
Hüt dem Gebartsjahr ihres Meisters ans Snperatition nm 1 höher ge-
hen, nm das apollinische Anfangsjahr und in diesem den Geburtstag
des Gottes fflr Platon sn gewinnen. Man weiss aber nicht wie stark
die ZofiUigkeiten waren, die der superklugen Absicht entgegeokamea;
denn am Ende hindert ja nichts su glauben dasi nm 21/22n Mai 429 t-
Chr. oder 7n Thargelion Ol. 87, 3 in Athen ein Knabe geboren wurde.
Das Mass der seltsamen Coincidensen ist nun auch ein noch grösseres.
Der Tag vorher, der 6e Thargelion, ist hei den Deliern der Gebartslag
der Artemis. Wie leicht könnte ein witaiger Kopf ausgesonoea babea
dasB der maeeutische Sokrates^), ein Schaler nnd Diener der Estbin-
dnngsgöttin:, an ihrem Geburlstage das Licht erblickt habe; ebeaso
der Dienstgenosse der apollinischen Schw&ne^), Platon, am Gebarts-
läge des pythischen Gottes.* Es kouite dieser witsige Kopf ^ine lehr-
hafte Miene annehmen und sich auf die Pythagoreerin Diolima beru-
fen, also im Grunde wieder auf Platon (Symp. p. 203). Der Liebesgott
ist Aphrodites getreuer Diener, weshalb? weil er an ihrem Gebarts-
tage selber geboren ist; umgekehrt also die dogmatische CoaseqaeBS
fdr Platon nnd Sokrates.
Und hiemit sind die seltsamen Zufllligkeiten noch immer nicht
SU Ende. Die Todestage nemlich sind auch die Geburtstage fflr beide,
obwol dies für Platon keineswegs einstimmig (s. Clinton tu v. Chr.
347), wie es scheint, bloss von Seneca behauptet wird"^), von Sokra-
tea aber, so weit mir die Stellen bekannt sind, g:ar nicht direct fiber-
88) Vor mehreren Jahren schon ist mir die Lei^endenhaftigkext die-
ser beiden menschliehgöttlichen Coincidenzen des On und 7n Tbugmoo
aofgefftllen. Hernach sah ich dasa K. O. Müller Dor. I ddO Am. l
hier ebenfalls nur Dichtang erblickte. Das hat micb nnn sehr bestärkt.
K. F. Hermann a. O. B. 85 N. 7 nimmt den 7n Thargelion Ol. 87, 3
für wahr und vermiszt die ^urkundliche Hinterlage^ bei der ge^neriBchen
Ansicht, also, wenn ich ihn recht verstehe , eine abweichende NachncJii
bei den alten. Eine solche Divergenz liegt ja aber auch vor in ^^
bald auf Ol. 87, 3 bald auf Ol. 87, 4 lautenden Ueberlieferang; deno
auch das Jahr des ApoIIon gehört mit zur Frage. Allein die Hsnpt»»^^
bleibt der Gesamt^druck einer ganzen Reihe von den BonderbÄrfitw
Coincidenzen. E. v. Leutsch (bei Hermann a. O.) verlangt vielmehr de»
21n Thargelion nach dem Schol. zur Rep. p. 395 , was mir «°^^^^^k
tisch scheint der Legende 'gegenüber. 84) Westerm. Biogr. 3*^:'^?
ö nxdvmv dfikodovlop lavtöv ixaln tm nvxvat, Bokrates sagt dißJ*J
von sich, aber der platonische (Phaed.'p. 85*). 85) Dennoch fin«°
die Gelehrten dies so glaublich dasz sie bei Diogenes h yivt»Uois cor-
rlgieren für iv ydfiois, s. Clinton a. O. Sind es Legenden, «o "•* ^
nicht nöthig sie einstimmig zu glauben.
der Grieeiiea and Rdmer. 415
liefert isl. DeMoeh liegt gerade io dem usenneBtrefllaB vos Sokra-
les Verarteilaog, 30iägiger Haft and Hinriohtang mit heiligeo Tagen
Dad Zeiten des Fealkalendera ein sieheres historiaehes Momenl ?or,
weldiea an weiterer Auadiehtnng einen aafiSlligen Anlasa darbot. *Wir
■asten ans wandern dass Sokrates , obwol er lange rerarteilt war«»
doeh nicht gleich hiogeriebtet wurde' heisat es bei Platon Phaed. a.A«,
woraaf Phaedon entgegnet, wie der Zufall (viipi) den lieben Meister
noch etwas länger am Leben erhalten habe. Und eben ein dem Apolion-
enltoa angehöriger; denn Tages au vor, ehe Socratea abgenrteilt wor-
den, sei die SchmAckung des TheseosschifTs nach Delos gewesen, alao
snnichst jede Hinrichtung sistiert. Aber dies ist der 6e Munycbion
(Plnl. Thes. 18). Hat also hiernach Sokrates noch 30 Tage (Xen.
Nem. IV 8, 2) in Haft gesessen und ist dann erst gestorben, so getan*
gen wir damit auf den 6n dea folgenden Mondes, also auf den 6b Thar«
gelioB, den Geburtstag der Artemis. Die 30 Tage des Xenophon kön-
nen angeffibre Bestimmung sein (Monatsfrist), indes sieht man dasa die
Gegend des 6n Thargelion doch für Sokrates Tod erreicht wird. Die-
sem Zufall bot ma'n die Hand. Denn wann das Schiff aus Delos aaf>
rflekkebrte und damit die Vollstreckung dea Todesurteils gestattete«
hien^ ab von Wetter und Winden, wie Platon^) hervorhebt; ea war
also ein neuer Zufall dasa dies gerade aiim 6n Thargelion geschah«
wenn dieser Tag nun wirklich historisch der Todestag aein aollte.
Etwas geheimnisvolles mischt hier schon Platon ein , denn im Kriton
heiazi es , dem Sokrates sei eine schOne weisagekletdete Fraueage-
stalt^ im Traume erschienen, die ihm seinen Todestag anaeigte mit
ehrwürdigen Worten aus Homer. Wenn uns nun nicht auadrackUch
aberliefert wird dasa der 6e Thargelion auch der Todestag sei, so
haben die späteren, welche die Genetblien des Sokrates an dieaen
Tage begiengen, es wol als selbstverständlich betrachtet, daaz diese
Feier eben so sehr dem Todestage gelte, und vielleicht recht eigent»
lieh und ursprfinglich dem Todestage und erst durch Anlebnnng an
diesen dem Geburtstage, mithin im Grunde nicht sowol eine Genethi.
lienfeier als eine Genesienfeier au nennen wäre"").
86) Phaed. p. 58^; vgl. Kriton n. A. Zeller (In Paulys Realeno.
VI 1230) findet dea Sokrates Geburtstag 6 Thargelion 01.77,4 verdäch-
tig wegen der Coineidenz mit dem der Artemis; die 30 Tage aus Xeno*
phon nimmt* er (ebd. 8. 1247) einfach an und kann auch hierin Recht
haben. Ich habe gezweifelt ob eine solche Monatsfrist noXvg Kfovog
(Plai. Phaed. p. 58^) heiszen könne; man mag indes sagen dasa dies
relativ wahr sei, da nach gewöhnlichem Gang die Hinrichtung sofort
erfolgte und mit dieser 8ofortig]cext verglichen eine Zeit von 30 Tagen
schon merkwürdig lang erscheint. 87) Bollte man anch diese geden-
tet haben? 88) Schol. Plat. Alcib. I p. 388 yhvi&Xfd iftiv ^ d*'
Iwurvtov inttpoizäea rov t$%9ivxog ^OQxri^ yBviaia Sl ^ di' iviavtov
httipoiTaüa Tov zt&vBtStog fivrjfAri. Vgl. Petersen über die Geburtstags-
feier bei den Griechen 8. 301 f., der die Verwechselung von YBviamc
und yspd&Xia ber späten und besonders hellenistiichen Schriftstellern
nicht leugnet. Anch wurden die Atticiaten auf dieser Synonymik nicht
416 A. NoauBsaa: eweiler Beilrag w Zeitreehnong
Dm tmm sieh na «Mn UeiBen hkloriseheii Ken eia fabelhafler
Schweif ereoeeeeer Coiecideeson angesetzt hebe , scheiat gaes neah-
weiaber; doch dieses Kern aieher sa erauUeie bleibt aehwierig. Nicht
blOBK der 7e Thargelion aoodeni auch das pythisehe Bpochenjahr Ol.
8! y^ kann abergliabige Setaong aeie; Man bemerke auch daai hei
deo ao gealelllea 81 Jahree**), welche Piaton lebt, dieaeni eilf Enaa^
teridenanfinge beigelegt werden und sein Tod in ein ennaCleriache«
Bpoehenjahr kommt wie seine Gebort , anf welche leiztere doch wol
der Zweifel Aele dasz sie vielleicht richtiger Ol. 87, 4 angeaetst werde.
Die Ennaöteris lebte ala Featkreis in den pytbischen Briochen fort,
wiewol der achtjährige Kalender nicht mehr galt; und den Platonikera
fenOgte eben äaazerliche Anlehnung ihres incarnierlen Apollon an die
heatehenden Cultnaformeu. Bs war, dfinkt mich, an dem dasz der
apollinische Calina in der Piatonsreligion sich verjungte nnd vertiefle.
Dem Antiatioa Labeo galt er fOr einen Halbgott; ein Gottmensch alehl
dem Mensehen und seiner Liebe naher als der Gott: man konnte einen
ApolioBstag am 7n Thargelion haben , aber feierte iieher einen Pia-
tonatag. Apollon war nnr der ferne, allgemeingöttliche Hintergrund;
dasa er mit seinen Schwfinen ana dem Norden heranfuhr zur Zeit des
Flejadenaafganga, war recht gut nnd schön; aber das beste und achötnste
deuchte den Piatonikern, dasz aich einst, als Apollodoros*) Archen
Aber die Athener war, Ton jenen gesangreichen Schwfioen einer nach
dieser Stadt Torflogeu hatte , um Tiei schöner den pytbischen Hymnos
jenem Gotte zu dichten als PhiUmmons und Thamyria oder Alkaeos
Hymnen gewesen sind, solchen wie den Phaedon oder den Schlusz
der Bepubiik. Wie den Piaton aelbst, so trug auch seine echten Leser
der gleiche Schwung flberirdiscb empor, und diese Begeisterong hat
die historischen Nachrichten ober Piatons Leben und das des Sokrates
nllerdings wol etwas von der nttchternen Wahrheit abgelenkt in das
Gebiet der Legende.
Bndlich der lle Mai n. Chr. S80, aberliefert ala Binweihangalag
von Konatantinopel'Of ergibt den 7n Thargelion Ol. S77, 1 =s a. Chr.
so besteben, wenn nicht die Yerwechsclang nahe läge und oft vorge-
kommen wäre. Was nun Piaton angeht, so konnten leicht Stellen anf-
geaeigt werden , dahin führend daaz der Tod eigentlich die wahre Oebnrt
aei. Für Pia toniker also lag es noch näher Todesfest nnd Geburtstag
an «identifizieren. 80) An dieser Zahl versuchte man indes auch
mathematische Deutung, a. Philol. XII 347 Anm. Jeder 'deutete sieb
herans was er wollte. 00) Sie mochten sich mit diesem Kamen anck
eine Spielerei erlauben nnd ein ApoUodoros-Jahr dem des Ameiniaa vor-
aiehen Ol) Gibbon Qesch. III 33 gibt aus Kodlnos an, es sei am 2^
Sept. 320 n. Chr. der Qrund aur Stadt gelegt nnd am lln Mai 330
Konstantinopel eingeweiht worden. Er besweifelt die Sache weil der
Zeuge ohne Gewicht sei. Aber die Ueberliefemng des lln Mai wird,
ao idel ich sehe, allgemein angenommen, Petav Doctr. XIII S. 412 ana
Idatins; a, d, y Idiu Maitu d, h. lln Mai; auch in der allg. Encyel.
Beet. I Bd. XIX S. 158: nach Idatii Fasti p. 262 und Chron. Alex,
p. 2S5 falle , als nach den glaubwürdigsten Nachrichten , die Etuweihung
auf den lln Mai 330.
der Griechen ond Romer. 417
399/^9 ^o*>» "»" 9 wie sieh flOr so späte Zeiten von selbst yerstelit,
niehl nach meloniscbem, sondern nach neuem Stil rechnet. **) Constan-
tinas knQpfte seine neue Schöpfnng an den anch Im alteren Byzans
(▼gl. Tac. Ann. XII 62) geObten Apollocultus. Das Haaptforam liesz
er mit einem Koloss dieses Gottes sohmacken und aus Delphi die
Sehlangensiule holen, welche die Sieger von Plataeae (Boädr. 3 Ol.
76, 2 = ffieton. XI, also nach Heton 26 September 479 v. Chr.) aufge.
sielll hatten (Herod. IX 81) ; sie trug einen goldenen Dreifusz, ein
pythisches Gerfith und war anch hergestellt ans dem Zehnten welcher
diesem Gott gebohrte. Der kolossale Apollo auf dem Markt ward
spiter aufden Constantinus") gedeutet, und die Stralen welche den
Kopf des Bildes auszeichneten sollen sich auf den Mflnzen der lYach-
folger finden. Ein apollinischer Kaiser, scheint es, machte viele. Bil-
det man nun ein Mai 5 n. Chr. 330 beginnendes pythisches Kirchenjahr,
so congruiert dasselbe gröstentheils mit Melon II, daher hat wol En-
sebios die alle Gründung von Byzanz ebenfalls in Netons II Jahr ge-
setzt, ncmlich Ol. 30, 2 statt 30, 3; in II kommen Albas und Roms
Gröndnngen ja ebenfalls. — Nimmt man den daneben fiberlieferten Tag
der Grundsteinlegung 26 Septbr. 329 n. Chr. als 25/26, also fflr die
24 Stunden vom Abend da der Mond voll war bis gegen Sonnenunter-
gang des folgenden Tages**), so ist der September -Vollmond gemeint
worden , d. b. zunächst der in den julianischen September fallende 15e
des Mondes. Aber in alter Zeit war der September wie alle römischen
Monate lunarisch gewesen und Idibus Septembribus , an einem herbst-
lichen Vollmonde , war der alte und berühmte Tempel des capitolint-
sehen Jupiter geweiht, vielleicht anch ehedem gelobt worden, indem
der vorhergehende Triumph des Königs Tarquintus in den Sextills
kommt. Die ersten Consnln haben ihn, nach einigen, dediciart, und
die Consnlnreihe beginnt, einer abweichenden Angabe zufolge, 01.68,1.
02) Folgendermaszen: die kalUppischen Correlatjahre ans der ersten
Periode sind v. Chr. 280 und 279. Hier gibt meine ConBtmction Septbr.
13 als In Boedromion und Mai 7 als In Thargelion in Ol. 125, 1. Da
mn n. Chr. 329/30 gerade die beiden ersten hipparohisehen Perioden
verlairfen sind , so hat man awei Tage an subtrahieren , also jene beiden
Knmenien fallen auf Septbr. 11 und Mai 5, als unsichtbare Neumonde.
Der Vollmond des BoSdromion ist also 25 Septbr. und vielleteht ist der
Vollmond mit des Kodinos 26m Septbr. gemeint; der Ue Mai ist der 7e
Thargelion. 03) Gibbon Oesch. III 24. 94) In diesem Falle also
BoSdr. 15 y sonst BoSdr. 16 (Eleusinien). Wer nun sieh erinnerte dass
BoSdr. 20 bei Salamis und Boedr. 3 bei Plataeae gesiegt worden sei, konnte
den lf$n als Dankfest für beide Siege sich vorstellen , wenn es ein frem-
der war , kein Athener. .Denn der Athener wünschte wol die Collision
mit den Elenslnien su vermeiden (Ideler 1 309 Anm. 1). Die Schlangensllnle
erinnerte ja auch an Plataeae. Leitete aber der lOe BoSdr. attischen
Kalenders, so wurde die Spur verlassen welehe auf pjthxschen Cultns
führt, aber die von Herod. IX 100 bezeichnete nicht betreten. Letztere
führt nenüieh auf die Eleusinien , s. Philo!. XI 710. Auch ist der 16e
BoSdr. selbst doch nur der Siegestag der Ghabrias, s. Boeckh Mond«
cjden 8. 78.
418 A. NommieD: xweiter Beitrag xor Zeilreckmiiig
SetEen wir abo Ol. 68, 1 aach die Dedicalion des Tenpela, so ist der
Herbslvollaiood in Metons erstem Jabr gemeint. Aber a. Chr. 329
Septbr. 26 ist gleicbfalls Metoos erstes Jahr ond der HerbstvollmoDi
So wftre die aberlieferte Combination beider Daten vom römisch, his-
ten griechisch, im gansen hybrid, wie es dieser Zeit and der GrQn-
dang von Nen-Rom aaf Alt-Byxani angemessen sein möchte.
Neben jene auf ein gewöhnliches Jahr, dann nach K. 0. Mfillen
Ansicht aaf eine Ennaöteris, darauf nach Diodor auf eine Enneakside-
kadteris aecommodierten Vorstellnngen apollinisoher Religion masi mm
noch den Weltfrahling stellen, welchen Vergilius in der vierte Ecloge
nnter dem Consulat des Cn. Domitius Celvinos und L. Asinios Pollio^]
als kommenden begrfisst. Dieses Consulat fillt ins J. 40 r. Chr. Der
Dichter acheint seinen Stand am Schloss des ablaufenden ond am Be-
ginn dea anhebenden grossen Jahres sn haben ; doch entnimmt man mit
Sicherheit dasx er den Anbeginn einer neuen besseren Zeit in Pollios
Consnlat yerlegt. Vergilius als Seher gleichsam redend kaoo nicht
wo! anders als an der Schwelle der geweissagten Zukunft sich den-
ken, ao dass die Futura mehr der Dichtungsfarm angehören ond da-
neben das Perfect und Praesens nur zeigen wie der Dichter auf den
Grenspunkte beider Zeiten zu stehen glaubt. ^Sohon ist das ietsle Al-
ter daher, welches die cumaeische Seherin verkündete; die grosze
Ordnung der Saecula beginnt abermals' ; dann ^nnd es werden anhebea
die grossen Monden.' Dagegen liegt die Pointe des Gedichts daria
dasz Pollios Consulat als Anfang einer neuen Ordnung der Dinge la
betrachten sei. Soll nun aber die Prophezelnog aus einem canaei-
achen Liede stammen, so ist klar dass Apollon Tag und Stande wis-
sen und nach Apollons Lehre die cumaeische alte Tag und Stande
weissagen wird, wann der Weltfrühling beginne, nicht anfragend bei
den römischen Pastenmachern.
Setzen wir also den lOn Mai als Plejadenaufgang"), so kann ent-
weder das Adato-Jahr vom lOn Mai v. Chr. 41 bis 9n Mai 40 oder das
vom lOn Mai 40 bis zum 9n Mai 39 v. Chr. gemeint sein. Ersleres
Jahr wollen wir wählen, weil es ein günstiges Resultat gibt safer den
gleich sn erwähnenden Voraussetaungen. Sei also das Adato-Jahr
lOn Mai v. Chr. 41 bis 9n Mai 40 d§s erste Jahr des WettrrnhUngs.
05) Vgl. Fischer röm. Zeittafeln 8. 844. 06) Da der Hercnrim-
lempel ab i^be 250 Yarr. = 405 t. Chr. ^stiftet wird und ewar Idibai
Malis d. i. den ]5n Mai, Mercarins aber ein PIejadensohn ist, ao konnte
es scheinen dasi ein 15r Mai als Plej adentag ganz metonisdi sa d*^
römischen hinzukäme. Allein man mnas die Idns Maiae nicht ala joüa-
niech 15n Mai, sondern als den Vollmond nehmen welcher dem Plejaden-
anfgange dieses Jahrs cnnächst liegt. Setzt man also ab nrbe 259 =:
Herbstjahr v. Chr. 406/5 (Meton XIII), so findet man bei Meton einen
Neumond am 26n April , mithin Vollmond am lOn oder IIa Mai. Es
liegt also ganz der gewöhnliche, römisch beliebte Sonnenstand sn Omndp.
Nach ▼. Gnmpachs chaldaeischen Nnmenien hat man den 25n Apnl
für den betreffenden Neumond, also ungefähr dasselbe Resultat.
der Orleeliett and HAmer. 419
Ofid*') ■■!! betraelitet die Lebeasdaaer der eonaeischen Sibylle als
ein Hillenniom, und da wir bei Vergilioa gleiobfalU eine ^enflnaeisebe'
Propbezeinng beben, so Uazt sich für die vierte Belöge ebenfalls das
lillenniam braaeben. Das tansendste Jahr vom lOn Hai 41 v. Chr.
aafwirts hebt also den lOn Mai 1041 v. Chr. an, und hier zeigt sieh
wie die Sache susammenhängt. Es fällt das Datum in das delphisohe
Jahr von Herbst zu Herbst 1042/1; dies ist Ol. -f- 66, 3, also ein Py-
thiadenanfang, aber zweitens auch ein Anfangsjahr des 19jAhrigen
Cyclas, mit dessen Epochen nicht bloss die olympische und nach Paa*
sanias aach die pyibische Zeitrechnung beginnt, sondern gleicher-
Bussen die anni posi aedem CapüoUnam dedicaiam (Ol. 67, 3), wie
auch die Gelobung des römischen Apollotempels (Ol. 86, 3) an sie
geknfipft worden. Passend also beginnt hier der apollinische Welt-
fr&hling.
Man kann die 1000 Jahr auch noch auf anderm Wege aus Vergi-
lins selbst erreichen, wofern man ihn dogmatisch benutzen darf. Das
6e Bach der Aeneide darf man ein cumaeiscbes Lied nennen, wenn
aach nicht die hier zu entnehmende Vorstellung der cumaeischen Fuh-
reriD des Helden in den Mund gelegt ist — die Vorstellung einer tau-
sendjährigen Busze. Wofern nemlich eben damals 41/40 v. Chr. die
Zeit erfallt war dasz ein anderer Achilleus gen Troja ziehen und eine
andere Argo die Helden fahren sollte (Verg. Ecl. 4, 34), so leitet das
Dogma tausend Jahr rOckwirts auf die Zeit da sie eingiengen in das
Schattenreich, um nach verbasztem Millennium'^) wieder verklärt an
die Oberwelt zu kommen und menschlicher Leiber theilbaft zu werden.
Piaton (Rep. X p.615) legt diese Idee dem Armenier in den Mund; 1000
Jahr sind es als das zehnfache des auf 100 Jahr gesetzten Menschen-
lebens, and dies lOOjfihrige Menschenalter ist eben das dem Vergilins
sageCraate Saeculnm. Denn der Begriff des Saecnlum lehnt sich an
das Alter der Menschen. Man kann sich hier nicht blosz auf Censori-
nas, sondern auf Vergilius*') selbst berufen. Der * grossen Monden'
sind also zehn, jeder zu 100 Jahren. Dasz man eine so lange Zeit als
Honal ansah, rahrte wahrscheinlich von der Hundssternperiode her,
in welcher 120 Jahre mit Neujahren desselben Monats beginnen und
aas der sich auch far das cumaeische Weltjahr etwas entnehmen Ifiszt.
Sucht man nemlich das retrograde Neujahr^ den altaegyptlschen
lif Thotb der Solhisperiode auf, so findet sich dasz derselbe 1041
V. Chr., nach üblicher postnumerierender Schaltung, zuerst auf den
IOd Mai rOckt, also mit dem Plejadenaufgangstag coincidiert. Von
diesem In Thoth konnte man nun entweder in aegyptischen oder in
festen Adato-Jahren hinabgehen. Aber vom In Thoth v. Chr. 751 postn.
07} Met. XIV 144. Des Sandes bedient sich, wie Ovid a. 0., so
das Volk am Vielheit iti bezeichnen ; 'viel wie Sand am Meer' sagt man
an<^ bei uns. Daher kommt wol auch die Sandeszahl bei Archimedes.
ApoUon ist der Gott des Mathematikers , wie. das delische Problem seigt.
OB) Verg. Aen. VI 748 n. 750; vgl. Lobeck Aglaoph. S. 798. 09)
Georg. II 205 mulia virum voluens durando saecula.
Jahrb. f elati. PhUol. Soppl. Bd. III. Hfl. 3. 28
420 A. Mommsmi: sweiler Beitrag cor Zeilrecliooiig
= 38 F«br./i Man wurde io Rom wenigsleDs auch io festen Jabrea
weiter gerechnet, wie ebenfills die Alexandriner bekanntlich nicht
wandelhafte, sondern feste Jahre an den in Thoth wie er eben damaU
ihnen stand knflpften. Man bleibt also in der Analogie, wenn man
auch fftr das camaeische Millenninm feste Jahre nimmt, gani sa ge-
schweigen dass die binsagebrachten Vorstellungen von Apollo anch in
dem mit v. Chr. 41/40 beginnenden Millennium einen Plejadenanfgang
jedenfalls antreffen wollten. Doch man sieht wie nach der tecbnisehea
Norm des Censorinus hier wieder feste Jahre in den Sothiskreis ein-
fallen.
Richtet man die Schaltung der Sothisperlode nicht jntianiscli ein
sondern postnumeraliv, so steht der le Thoth v. Chr. 1041 noch anf
dem lin Mai. Da nun nach nabonassarischer Regel die Tage Mittags
beginnen, so hat man die Möglichkeiten; die aegyptischen Neojahre
sind julianisch 10/11 Mai, postn. 11/12 Mai, mithin entweder der lle
oder 13e Mai. Welcher Ansatz hier zu wfihlen, ist nicht leicht zu
sagen, obwol leicht erkannt wird dasz sie sehr gut Übereinkommen
mit den bei den Römern fiblichen Daten (ür den oriui eergtiiarttM.
fetays Calendarinm ^^) gibt aus Columella und Plinins den lOo Mai
oder a. d. VI idu$ Maias; ans Ovid aber den 13n Mai oder a. d, HI
idns MaioM^ zwischen welchen Grenzen jene Möglichkeiten liegen. ^'^
Vergilius also hat mit r. Chr. 1042/1, metonisoh XVIII, die moderne
Epoche des pythiscben Kalenders befolgt statt der filteren metonisch
111, hier also r. Chr. 1038/7. Wahrscheinlich stand an der Spitze des
dem cumaeischen Apollo geweiheten Millenniums die GrAndung Ton
Cnmae. In die Nfihe dieses Jahres scheint Vellejas 1 4, 1 Cumae urbs
in lialia ecndüa zu bringen ^^). Cumae ist dann die Sibylle und das
Sibyllenalter die Dauer von Cumae ; ihren Geburtstag knfipfen beide
an den Plejadenanfgang, aber, wol bemerkt, ohne irgend eine wahr-
nehmbare Beziehung auf den 7n Thargelion. Der lOe Mai 1041 kommt
nach den Numenieu welche man hier voraussetzen kann , vielmehr auf
den lOn des Mondes*^), indem die julianischen Daten im ungefsbren
als lunarische anzusehen sind, denn der le Februar, le April und ie
Mai fallen hier auf sichtbare Neumonde.
100) Uranologiam 8. 62 erste HSlfte; vgl. Ideler II 143. 101)
Andere Ansätze bei PeUv ebd. S. öi sweite Hülfte Diss. 11 0. 'Wt)
loh habe mit seinen Ans&tsen nicht aufs reine kommen können. Nach
meiner Vorstellnng kann er, weil er die varronische Zeile fUr Rom
(Metons II) hat , auch Troia capta , auch ffercutes ad deos excessit hier
«etst, anch Cnmae in II bringen, also v. Chr. lO^OyB, nnd 1039 hat man
bei 14, 1 geeetst für ein Factum, an das sich ~ nee wmUo poet sagt
Vellejns — Cnmaes GrUndnng ansehlosz. 103) Wenn man die aicht-
barcn Neumonde nimmt ans der Zeit der pnnischen Kriege, wie ▼• Onm-
pacb Zeitr. d. Babjl. S. 50 sie ansetzt.
dmr GriMilien and Rdnor. 421
Drittes Kapitel.
mit Btzng auf 'die rSmische Gbronologie bis auf CaMAr ron Theodor
Mommsea» (Berlin 1858. 282 B. 8).
Nicht das Genf AI allein erstarkt in Demat, aaeh des Verstandes
md Wissens erkannte Sohiriebe wird seine Stfirke. Ein starker Geist
aiag, wo Homer an schlnmmern seheinl^ sieh selbst einen Homer
wihnen und die eebten Worte herstollen, wibrend der scbwachbo-
wnnto erkürt, was der Dichter salber feeun^ea wisse er nicht, könne
aber vielleicht sagen , wie Aristaroh diesen oder jenen Vers gelesen^
habe. Der starke Geist ahnt and sehsDt den leibhaftigen Pythagoras^
and errith sune Lehren, der schwache ist froh sa ermitteln wie Phir
lolaoa lehrte. Ein starker Geist diviniert die Zeiten des Servias Tal-
lina, errftlh seine neuen and wunderbaren Censns-EinrichtnQgen sej^
her, nuttelt einen Bovigus ans; der schwache verzichtet anf den Bovi-
gna, faaal die Ueberliefernng vom Servina — ^ nicht den Servins -<-
ine Aoge, ft>agt auf was fflr ein Geldsystom die GensossAtse fiibren,
welcher snbjectiven Ansicht aber Servins also unsere Quellen folgen.
Boeekli war beacheidener als B. Hnschke, und Bescheidenheit hier die
bessere Weisheit. Ich habe in der römischen Chronologie nun ihnlich
mich SB verhalten bemAhl mid mir vorgestellt wie man zwar die An-
sichlea spfitorer über das altrömische Mondjahr ermitteln könne, aber
die Sachen selbst nicht mehr, das älteste römische Jahr der Könige
oder Decemvirn selbst nicht mehr findbar wtre (röm. Daten S. 18).
Der Vf. atecki sich dagegen das höhere Ziel. Ungeachtet er gesteht
die- griechische Chronologie sei ^seiaea Faches nicht', sondern *ein
ihm firemdea Gebiet', nnternimmt er es doch eine der mislichsten Fra-
gen dieaea Gebietes au entacheiden. Die griechische Chronologie be-
rabteof LnnisolarcycleB, dieae auf Ansgleicliaag des Mond- und Soih
■enjahrs. *Bei der Tetraöteris findet gar keine, bei der Trieteris nur
eine höehat nnvoUkommene Ansgleichung statt' (Worte von Ideler U
fip7). Dieses sachkundige Urteil beunruhigt den Vf. nicht: er stellt
eine nm 14 Tage von der Sonne abweichende Tetra|lieri8 auf und be-
haaptel es sei dies der ilteste griechische Mondcyclus, da es doch gar
kein Cyclns ist. Die Trieteris ist 7 oder 8 Tage falsch und mag ids
AnfsagaversHch der griechischen Cyclenlehre etwa vorangestellt wer-
den , wie etwaa creatarliches , vorgeschichtliches der Geschichte. Von
eiaem politisohen Gebrauch der Trieteris kann aber ebenso wenig die
28*
422 A. MommsMi: sweitor Bwirif zw ZeUreclinong
Rede sein. Der prektisohe Gebraoch nenlicb Terlinfl so viele Abs-
schaltODfen , desz * Ideler sowol die Trieteris als die TetraSlerii nil
Recht als ganz nnbrauchbar hat fallen lassen, da diese Anffiage des Ka-
lenderwesens besser fttr Rndimente des achtjährigen Kalenders gelten
mflssen, weil dieser bis in die mythische Zeit, sicheren Sparen nach,
hinaufreicht.' So nogeffthr urteilt Boeckh Mondoyclen S. 10. Der VL
wird schon gesehen haben dasz ich die OktaCleris fOr sehr alt halte,
nicht erst jetzt, sondern die Idee den uralten Aloidenmythas soii
deuten habe ich schon vorliagst geCasit. So wird er schon selbst
vermutel haben das» ich aber die Anfinge der griechischen Zeitrech-
nung Boeckh und Ideler beistimme und des Vf. * iltesten griechiscbeB
Cyclus^ sowie *die Gestalt welche er höchst wahrscheinlich halle' sieM
wahr finde. Die Unsoliditftt seiner Aufstellung steigert Vf. ROch di-
dnrch dasz er diese unsichere , dnroh Aussehaltniig sich vemichteide
Tetrai^teris als wftre sie sicher zu Grunde legt und ich weiss siebt
welche zufillige Zusammenlreffiing mit philolaischen Zahlen so der
Behauptung benutzt, es habe jene (fabelhafte) Tetraeteris eiae (fabel-
hafte) Redaction erfahlrett, eine Yon pythagoreischem Zahlenglanbea
durchdrungene Redaction (!), und diese Redaction sei der römiache
Kalender Allerer Zeit. Widerjegen lassen sich derartige Hypoth^
nicht, da sie ganz in der Luft schweben. Der Vf. versichert *dsss ibn
kein Zweifel an der Richtigknt der ganzen cyelisohen Coastrsolioa
bleibe' (S. 13). *Ein solcher Kalender' heisnl es S. 15 'aiaste sehr
bald von den Jabrzeileu und in wenigen Deeennien anoh voa dea
Mondphasen wesentlich abweichen, wenn nicht anszerordeaUiehe
Correctionen zu Hftife kamen. Die starren Römer scheinen sieh der-
selben durchaus enthalten zu haben, so dasz der römische Kafender
schon seit Servius Tullius, welcher die pythagoreisierte TetraSterts
vermutlich einfahrte, ziemlich unbekammert um Mond und Sonne sei-
nen eigenen Weg gegangen ist.' Aber ich dachte dasz die mmäiMi^
angeblieb der Religion wegen, Ausschaltung eines Tages ah «od aa
herbei fahrten? Nun darf man diese Ausschallung nur tbeils swsi
theils dreimal (in 19 Jahren uugefihr) statuieren , um die TemBUrts
des Vf. in sehr guter üebereinstimmung mit dem Monde sa baltea.
Der Vf. aber ist bemaht, da *der Unverstand keine Grenze bai'(S*^^^^
dies Princip seiner römischen Chronologie auch durohzusatzea. 1»
yermisse ein Streben de» aufgebauten Cyclas auch anzakaipfsa ti
verständliche Daten dea jnlianisohen Kalenders. — Wena daaa die
Tetraöteris, wie Vf. will, von Servius (Anfang etwa) bis aaf dieDa-
oemvirn , wo nach dem Vf. das beknnnle vorjulianisehe Qnadrieasian
eintrat, ohne Correctionen weiter lief, so versehohen lieb die Vosa^
in einem Jahrhundert dermaszen, dasz der ApriKs, den Vf. ftr ^
Monat des aufgefaena halt, ebenso gut in Jahreszeiten kam we ks^
llaimohen mehr aufgieng oder wo alles voll Frachte stand. OesstK*
versichert Vf., auch der Mai und Juni bitten Bezug auf die Jahrssssm
Jener bedeute waehsen, dieser gedeihen; diese Etymologien siad sih
sieher, aber da aie dem Vf. (S. 9) einen Grund gegen daa freie Mosd-
d«r GmelMii mid Mmer. 4S3
jdw «kgabm , so atssMi sh ebaDfelU ftgoD die T«lr«4M«ri8 sprMbeD.
lek wirdd flanb«! den Vf. in eiaer so klares Stehe ilnreeht m titae,
weBB er webt S. iB sagte, der (servianisolie) Kelender (Tetraeteris)
sei eiaer Correetion dringend bedOrftig gewesen ; um mil den Jabree*
seilen Sebritt nn bnltea, bitte dnrolisobniUlich jeder rierte Sebalt-
Baooni beseitigt werden mttssen. *Er bitte es werden mflssen', wnrde
»ber nicbt beseitigt nnd der Monat des gedeibens gerietb in Herbst
ttmd Winter. Alle 34 Jabr yerspielte jeder Monat eine Jahreszeit; wie
der Vf. iber diesen Absehnitt als Titel setsen konnte * das gebundene
Mondjahr*, ist so wenig klar wie die Jabresaeiten ibnlicben Monats-'
namea für Monste die schon in 4inem Mensoheaaller ihre Jabresneit
verlassen. Dennoch scheint die Vermeidung sller Corredionen Yom
Vf. behauptet zn werden , also die wirkliche Geltung der Tetra^terie
4ibBe Ansscbaltung. Denn offenbar in diesem Sinne legt der Vf. ein
Wort für den Herodol ein, welcher (I 33 rgl. 11 4) IS- nnd Idmonat-
lide labre ohae Anssebaltang wechseln liszt, wodurch ein ^Uagebener
TOB Sobaltperiode' (Ideler 1 37S), ein ^verrOchter Cyclns' (Boeekb
Mondeyden S. 64) entstlnde. Vf. meint dasz zwar *eine so abentener«
liebe Periode ohne Zweifel nie existiert habe, aber doch dieser F^ler
begrmiicb werde durch eine wirklieb gflitige Trieleris, unbegreiflich
aber sei^ wenn(!) zu Herodots Zdit eine nneb nor eimg^rmasnen geord-
nete Obtaöteris allgemein bestanden bitte' (S. 311 f.) — ^ eine inssersC
nnmcbore Folgerung^ da das Feblermscbea Ton des Auiors Capaeitit
Teraebailiob abbingl; femer bestand an Herodots Zeiten, der Metons
ätarer Zeitgenosse wnr, der aebtjihrige Kalender, nnd zwar ziemlich
allgemein in Folge der helleaischen Festspiele in Delphi nnd Olympia,
aber gwwis in maachea Slidten recht unvollkommen. Aber die besten
laleader scbliessen Fehler nicbt aus. Vf. kommt dann auf *die innere
Noibwandigkeit' einer soloben Trieleris, wogegen leicht vieles einsu-
wende« sein dfirfle. Wenn es S. 314 heiszt dasz *die slten Kalender-
ordaer sieb fftr die Correetion auf die Ausschaltung verlassen bitten',
so knoB ich dies nur auf *die grieebische Trieleris' bezieben, welche
die Debersebrifl nennt, koaune also immer wieder auf eine ohne Cor-
rectioB ia die Irre laufende röaiisebe TelraMrii nnrack , welche wi-
iemanigerweise fftr ein ^gebundenes Mondjahr' gelten soll, ich muss
doch anaehmen dasz dem Vf. der Begriff eines soleben bekannt und
lelioig war*, gestehe sber hieran gezweifelt zu haben, da der Begriff
des fretea Mondyahres von dem Vf. mil einiger Uasieberbeit gebend-
habt wird. Es heiszt S. 9: *die Zahl (awdlO nnd die Namen der lati-
aischaa Monate zeigen dasz das Jahr ein Sonnenjahr war; ein freies
Hendjahr bitte man keine Veranlassung gehabt gersde aus zwdif
Mondnmlaufen zusammenzusetzen' usw. Falls der Vf. wirklich, wie es
ja acbeini, z. B. elfmonatliebe Jabrfolgen lir mögUcb bilt, so wider-
spricht er der BrCahrnng nnd der Natur. Jedes Mondjahr will den
Sonnenlauf nachahmen, ist also entweder 13 oder 13 Monden lang, ein
drittes gibt es nicht. Das sind Elementarbegriffe, an denen nicht ge-
rückt nnd gemäkelt werden darf. Ich fttrchle dasz dem Vf. hier seine
4S4 A. MomsMii: ivoitor B«tlr«g i«f Zeilreehiaif
Grille einen Stroidi gei^ielt het; er glaeM dee aof. ronslieolM Jalv
so 10 Moeetea eei praktwch f AlUf feweeeo, worAber die Fereeber
beinabe erastinmig aberteileo. Weee der Tbierkreie niebi dordilMifee
wird, so keim von *Jabr' Aberbavpt eiobl die Rede aeis. Der eiaselae
Moadlauf (dreiaaig Tage) wird in so fem folgerieblig eie änima ge-
naDet (von Serrins), aber tteedektmeiiiden , DekuMiiiäea osw. sied,
kalendariaeh genonmea^ blosse Googlonerate, wUlkfirUche Diage«
die mit der Basis der ealOrliebeB Dinge am Hiaunel nicbU gomeie
beben. Je mehr uns die fernen Zeilen des Servias dunkel sind, dealo
wiobtiger ist es die gani klaren nnd fixierten Begriffe der Chronologie
nieht selbst aneh noeb sn verdunkeln.
Vom historischen Geaiehtspunkle seheint mir Vf. aneb im Unrecht,
wenn er die Rftmer als nnr sieb selber ftbaliebe Leute nach geaobrie-
benem Kalender lebe» Iftsat, siemliob unbekümmert nm* Mond and
Sonne. Am besten ist es sie so einfaeb als mdglich far ein Naturvolk
au nehmen. Wenn also, wie wir lesen, der fonlifex am Neumond die
ersten Viertel last verkündet, so mnss man aneb wirklieb Neumond
haben; bekannte niehtrömisebe Analogien führen aneb dabin. Der Vf.
findet es nair % darum weil Neamond gemeldet wurde aneb sn glnuben
dess er am Himmel gestanden habe. loh gestehe so naiy an sein.
SpAterhiu wurde ea wol bloaae Caerimoaie, aber die Feeligkeil der-
selben seist voraus daas es sehr lange nieht bloss Caerimonio wer,
sondern wenn* Neumond gesMldet wurde aneb Neumond war. Sabeieal
ea S. 17 : ^gewarnt mnai aber werden vor der unklnren Voralelinng',
die bei alten und neuen sieh yieHseh findet, als handle es sich hier
um Bekanntmaebnngen unaüttelbarer HiaMuelsbeobaobtungan.* Statt
*alle und neue' au tadeln , muste der Vf. vielmehr sieb selbai aennen.
Denn R. 6. I 193 wird gelehrt : *io Rom dagegen hielt men aneb neben
dem Sonne^jabr noeb feat an dem synodisoben Monnt, wie das d66ti^
gige Jahr und noeb bestimmter die Thataache beweiet, daaa aMn bin
in späte Zeit den Neumond na eh Beobaobtang abaumien fort-
fuhr', and ebd. & 194: * einen feslen Sehaltcyolua bat es sebworlieh
gegeben, da die ganse Binriebtnng anafiebat aaf Beobaebtang berabte.'
Vf. hat also wie fast alles flbrige so aueb das hier erwiknte ^abrnfen
naeh Beobaobtang' aurQokgenommen.') leb wollte er bilU daa niebi
gelben; es war die naive und kindliebe and nnbefongene nnd riehlige
Darstelinng der Saebe. Dasa diese jedenfialls an Grunde liege, lengnet
Vf. selbst Jetnt nieht, sebiebl sie aber in die ilteatea Zeiten der ersten
Könige hinaaf (& 10) ^ uml man merkt die AbsiobI <daa abrufen naeh
Beobachtung' nnd damit die BinalimaHing mit dem Monde Ibnnliehsl
los au werden. Aber Ideler sehlieant gena mit Reebt (11 38), «weaa
1) Vf. braaebt dies Wort meUlens tadelnd. 2) Je beliebter und
veibreiteter die Arbeiten des Vf. sind, desto erastlioher sollte er eiob ver-
pflichtet halten deaUlch und klar zn sagen wo er seine Ansichten refor-
miere. Die Leser, ich selbst zum Beispiel, kommen sonst leicht in ein
Schwanken , ob es vielleicht nur ihre eigene irthtimUche Anffassung sei,
welehe Ihnen Widersprttebe aeigt.
d«ff CirioeliaB nod Rtaar. 425
die Ncebrioht vo» disr Melduig des NetMOodf vmä AhklHidlgnng der
KoBM wahr sei, so Bisse das röSBisebe Jahr eiaaal ein lf4od|ahr
fewesen aad aoeh eioe (fersaaie Zeil gebliebea seia% so wie der
«abofaDceae Vf. es *bis ia spile Zeil' Mfestoad. Rs ist freüioh naa
eia aaeatsekeidbarer Streit was ^i^eraoaie Zeit' sei, welclM Zeit ge-
aigo aai das formelle des Moodjslirs aaf eiae aosaslöscbliehe Weise
eiasBiirigeB. Sobald aber eiae bestimmte Naehricht sagt dsss i. B.
aar Zeil der Decemvira die Ides aaf Vollmood gekommen (Dioa. Hai.
X 69), so werdea wir eine solohe Naebrioht höohst beachteaswerth
ftadea, aicbt sber wie Vf. thot sie verwerfea, damit das Mondjabr §o
wenig Terrain wie möglich erbsUe. Zaaiebst gibt alierdiags Dioay*
sios anr seine iodiTidnelle Ansteht; aber diese Aasieht stimmt mit sll-
gemeinen, niebt bloss iadividuellen Dingen (356 Tage; Rieksihinng
amie diem • . KaUmdas osw.), also wird sie vieUeieht aaeh objeotiT
sein ; aaserm heatigea SnbjccÜvismns gegendber ist sie jedenfalls die
bereebligtere. Die Deeem? irnseil ist noch schleebl genag Aberliefert ;
in EraMBgelnBg einer besseren Ueberliefernng mnss msn am Ende
geben was bei Dionysios and aadem stobt, so weit es angemessen
oder mdglieh scheint.
Der Vf. also behaaptel aicbt bloss eiae eyelisohe Sehsttnag die
ihres Zwecks (Eiaballong der Soanenjahresseiten) verfehlt aad einem
creatirlieben Volke neben dieser Beaweeknng den April als Spross-
Moaat SB haben den wanderbaren Eigensinn beilegt am serviaaiscbea
(?) Kalender, am ftnehslaben dieses Kalenders lieber an haflea als ab
aad aa oiaea Moaat wegiulassea, wo die ABschaaaag lehrte dpss dies
adtbig sei, sondern ebenfsUs eine eigensinnig bnohstiblicke ResthsU
tang der eiaselaen MondenUngea wie sie im sernaaischen Kalender
Yorgesckrieben werden. Zeigen sieh sber die Rtaer denn sonst im
Kaieader so gsna eigensinnig? Unter den ersten Königen leiht ihnen
der Vf. Zeiten, die dnreh aamittelbare Beobachtang mit dem Monde
stimmen; jedenfalls tritt eine Reform ein, anter Serrins, wie Vf. will.
Sie siad also voa ihrem yorigea Siaae ab and anf pyihagoreisehea
Sinn eiogegaagen; nach etwa Wer Meascheasltorn haben sie aater dea
Deeeatira sam dritteamal sich reformiert und sind ron ihrem vorigen
EigeasiaB ab nad aaf eiaea oeaen Bigeasiaa eiagegangen. Die sweite
SinnesAndernng hatten sie von den sadilalisohen Griechea. Diese habea,
wie Vf. S. 213 a. SI4 andeutet. Tage aad Monate aasgesohsitet aad siad
dabei mit Mond nnd Sonne im Schritt gebliebea. Ich wAste nicht was
die Römer hatte abhalten sollen sieh sowol des aasaoscbaltenden Mon*
des als aaeh der fnU^fa iggj^foiftog za bedienen. Soll also einmal Aber
die oBsieherea Zelten des Servias ganrteill werden, so fAhrl die
Wahrsoheialichkeit dahin dass die Römer t. B. den Aasschaltetsg an-
nshmen und so mit dem Mond stimmten. Julias Caesar (bei Sali. Cat
41 9 37 f.) fiadet dssa seine Landsleote, die Römer, nicht eigensinnig
wsren, sondern gutes und braaehbaras sanahawa; im Gegentheil kaaa
msa sa ihnen einige AasÜnderai spAren. Die sonderbaren Blgensehaf-
tea ihres Kaleaders haben darin ihren Grand dasa Zeit Geld and Geld
426 A. Mommsen: iweiter Beiirtg uir Zeitreeboang
Haclit itl, ■ilbio\a«ff eiDe ealöblieli« Wel«e die Zeitoiessiiiig Geges-
gtand des Ehrgeiies wird; man rechte! oai SeheKmonde, halbiert,
yerdoppelt sie fflr Geld, aal dea WooBch mAohtiger Peraoaea die Boch
einige Wochen Unger sich i»ereieherD wollen in ihrer Profin. dkn
historischen Verhältnisse aber auf jene frflhea Zeilen ansawendea ist
Dicht richtig ; als man uoeh sich nicht um di« Inlercalartage taakte,
braucht die Stdrriglceit des pontiflcischen Kalenders nicht avflbllesd
gewesen su sein. So mnsten , dfinkt mich , den Vf. seine eigenen Be-
hanplnngen einladen den ROmern eine 4i(iiQtt il^aiQ^ijAog zu leiheo.
Ich meinerseits hebe längst gesagt dasa die Nandinniregel anstatt eiasr
solchen trefflich dienen konnte.
Aber Vf. liszt seine Tetraäterts weiter Innfen ohne Correctioa:
*tn wenigen Decennien mnste sie wesentlich von den Mondphasea ib*
weichen' sagt er S. 16. Das wird niemandem lieb sein, der die Enl-
wickelnng des römischen Caltns verfolgt. Wie eine Bestebong lar
Natur der Jahresseit hervorgehoben wird (von Preller rdm. llytb. S.
141), so noch znm Mondlauf (ebd. S. 139 f.)- Wenn die Idns dem Ja-
piter Lncetins geweiht sind und der Juno Lucina die Kaienden , so bst
dort die volle Lichtgestalt, hier der Neumond na Grunde liegen mes-
sen und wieder, wie der Vf. selbst, als er unbefangen war, sugab, *bii
in späte Zeit' an Grunde liegen mflssen. Nach der TetraSieris des Vf.
steht am Ende von Servius Regimente der sichtbare Neumond oage-
fähr da wo der geschriebene Kalender die Nonen hat. Sollte deon
wirklich schon so frfth die Grundlage der Ansebannngen weggesogeo
sein , so dasa sich die römische Religion gleicbsnm ohne Boden ia der
Luft entwickelte? ist es wol eine angemessene Vorstellnng dass sie
sich bloss entfsltet hebe in dem Kopfe eiaea Pontifez, oder ia den
Regelbnche und nach dem Regelbnohe? Denn dio römische Religions-
gesehicbte ist in der Entfaltung noch nachher begriffen. Dflrfea wir
ibr die natürliche Basis wegaiehen? Dem Apollon heiligten Ait Helle-
nen ihre siebenten Monatstage nnd Apollo Soranas gewann so den 7&
Märn bei den Römern; so gibt es noch manches. Diese leichten \ithtT-
gänge dankt es mich besser, wofern es thnnlich, an die Pbases za
knüpfen. Wo der Grieche und der Römer die gleiche NatarsascbioBOf
(hier erstes Viertel des Mondes) mit dem 7n Monatstage verbsad, de
war der Uebergaag leicht und nahe liegend, ohne dieselbe sieberUcb
schwerer. Statt also dem Mondjahre absndingen, leitet alles dartof
hin es möglichst lange den Römern in Einstimmung mit den Phsien »«
bewahren. Nicht dass man die Römer lu Astronomen macbea i(iXi^
bei Leibe nicht! aber man gestalte ihnen nach unmittelbarer Beobaeh-
tung Mondjahre zu haben, mag man nun Ober die Trieteris oder Ene»^
teris denken wie man will. Das ist die Simplicität welche sich fAr
latinische Bauern schickt.
Auch bezweifle ich ob der Vf. sieh ordentlich klar geflisclii Aa<
wie geringe Aussehaltongeo für den Mondlauf genttgen. Von ServinB
(Anfang) bis zu den Decemvirn verlaufen vier Menschenalter, is ^^^'
eher Zeit die Summe der ausgeschalteten Tage etwa drittebalb Wocbes
der Griechen and Römer. 427
belragen wfirde, was wen!g ist in so tanger Zeil. Für den Mondlanf
sind die Tagsammen , welche der Vf. vorschlägt, vorlreffliob gesobioki
«od der Fehler klein. Ich werde mich nie davon übertengen dass der
Moodlanf mit solcher Feinheit für vier Jahre angesetzt nnd dennoeh
preisgegeben worden sei bloss weil es im Buche so stand, ebenso we-
nig ftberbanpt daaz sich so zierliche Nnmenien irgend reimen lassen
mit der Barbarei eines vierjährigen Mondoyclus*) der 14 oder 15 Tage
filsch ist gegen die Jahreszeit. Zierliche Numenien , sage ich. Ob
die Monden 29 nnd 30 Tage haben oder ob auch welche von 31 daran-
ter sind nebst einem — ich weiss nicht woher genommenen — *27ta-
gigen SchaUmonat' (S. 13) — das sieht viel störender ans als es ist;
die Lidilgestalt des Neumondes ist sehr launisch nnd stimmt auch mit
der hellenischen Tagregel nicht immer.
Aber ganz abgesehen von dem Detail der Ausrahrnng möchte Vf. sieb
das Ziel seines Weges za hoch genommen haben. Die Einrichtung des
Jahres nnd der Monate selbst, wie Servius (oder Numa, was indes ein
wenig Unterschied macht) sie gestellt, zu errathen ist eine sehr hohe
Aufgabe, der jedenfalls eine sorgfältige Prafung der Quellen vorange-
ben mnsz. Statt za fragen wie Numas Kalender beschaffen gewesen
mnsz man fragen welche subjective Ansicht Fabius usw. davon gehabt
habe; in dieser Fragstellung liegt das Eingeständnis, man könne vieU
leicht ganz nnd gar nicht den wirklichen Numa -Kalender selbst ge~
8) Yf. ist , glaube ich , durch Censorlnus auf diese Idee gekommen,
vmi dem er dennoch 8. 213 eine Ansieht unrichtig findet. Ich habe
bisher nicht daran gezweifelt dass Idelef II 607 den Censprinus des
Irthunra -mit Qrund beziobtigt habe , im Gegentbeii wüste ich den Schein
durch welchen Censorlnus getäuscht worden noch zu verdeutlichen. Die
Mythographen stellen als erstgegriindet meistens die Isthmien voran,
4. h. eine Trieteris; sp&ter folgt die Penteteris von Olympia — denn
elympisebe Ennaeteriden scheinen nieht überliefert. Die Pytbienansätse
sind nicht deutlich; aber blickt man ins marmor Parium, so hat man eine
Ennaeteris von Ol. 47, 3 abwärts. Da sieht es aus als kämen erst Trie-
teriden (Isthmien, Nemeen), dann die vier- und achtjährigen Gyden.
So sah es ans für den unrichtig vergleichenden! Censorlnus hätte
aneh das juKanische Quadrienntnm wol nicht hineingebracht — was Vf.
mit nns anderen fehlerhaft findet im Censorlnus — wenn er nicht durch
die Olympladen, scheinbar die Mittelstufe zwischen den trieterischen
Isthmien und enuaeterischen Pythien, und die Aehnlichkeit des olympi-
schen und capitolinischen Agon wäre geleitet worden. Schon die au-
gustischcn Lustra berühren 01ympiadenanf3inge, nemlichOl 188,1. 103,1.
198, 1, immer erste Jahre, aber nach zweierlei Oleichsetzung. Hernach
indes ist diese Gleidisetsung constant geworden , wenn Vf. 8. 167 recht
berichtet (ich denke ans Boeckh) dasz 4n jedem dritten Jahr eines jn-
lianisehen Quadrienniums capitolinische Olympien seit Domitian 86 n«
Chr.'c=01. 216, 1 c= 85/86 gefeiert wurden. Denn das dritte Jahr des
juliamachen Quadrienniums beginnt allemal in einem ersten Olyropiaden*
jahr, nachdem sechs Monden früher die griechlsohen Olympien gefeiert
waren. Diese Qleichsetzung ist auch bei Ol. 108, 1. Weshalb yf. die
alten nnd ihre römischen Olympiaden kritisiert ohne die
Olympiaden heranzuziehen, sehe ich nicht ein (S. 166 f.).
428 A. Mommseo : swoiter Bettrig tur Zeitreclinvaf
wouaea haben , wenn nan eines spiteii rftmieelieB Gelebrtea Ansicht
gewonnen habe. Wir sehen die Richtung eines Teleskops, das lid auf
einen einstmals sehr hellen Punkt am Firmaaient richtete; die Ricbtittf
ist viel, sie gibt uns die Grade, aber sie ist nicht alles. Deaa anti
sehen ob der alte Observalor auch richtig observiert habe, nüatea
wir seihst das Teleskop auf den Punkt richten können. Der aber ist
selber verschwunden , denn am Firmament der Geschichte wandelt et
sieh schneller : was ein lichter Stern war kann sieh in einea Nebel
auflösen oder beinahe lerstieben, so dass wir oft nur die Ricbtaig
erkennen in welcher ein alter Historiker einen leeren Fleck sa b^
trachten scheint. Im Bewastsein also der Schwache unserer histori-
schen Kenntnis gieng ich darauf aus die suhjectiven Vorstellungen des
Fabius und Cincius för die römische Chronologie in findeo. Aocb
diese Aufgabe ist nicht leicht; aber folgender Umstand ermutigte osd
begeisterte mich.
Ich war zuvörderst Qberzeugt dass die antiken. Archaeologes nit
Recht den Römern ilterer Zeit Mondjahre beilegen. Diese Wahrheit
galt mir als eine objective, weil der Kalender dahin fahrt (Ideler II
37 f.)* Sie ist auch, seit Ideler sie nachdrQcklich, in UebereiDstin-
mnng mit Petav, hervorgehoben, von keinem Gelehrten in Abrede
gestellt worden. Den nach unmittelbarer Beobachtung eittgehaUeaeo
Mondmonat legt der neueste Bearbeiter dieser Sachen S. 10 der iltereo
Königszeit bei.^ Fabius und Cincius haben also auch Mondjahre f^
wollt, die romulischen Zeiten waren ihnen wie ans dunkel; wie ge-
langten sie zu ordentlichen Mondwechseln? oder wollten sie doch
keine lunarischen Daten, sondern redueierten sie auf den ihh^
Kalender? Unmöglich wfire das nieht, aber leider winea wir aieht
genau , welcher Kalender zu Fabius Zeit der Abliebe war. Ist ts der
spatere hybride Kalender gewesen, so wareo seine Eigenscbaftea
nicht einladend die alten Mondjabrsdaten auf ihn an redscieres. )
Also aus den ehemals gewesenen Mondwechseln aberUeferta Dates
konnten Fabius und Cincius im Besitz ihres lunarischen Werthes doch
möglicherweise gelassen haben. So dachte ich, indem damals (vor
viertebalb Jahren) ahnliche Fragen der griechischen Zeilreohassg
mich beschäftigten. Heilige Daten durften, meinte ich (Beilrige^-^)'
nicht geändert werden durch Reduction, z. B. der 21e April als Mv-
dungstag der Stadt; der Daten-Name (a. d. XI K. Maias) moste imn^r
bleiben. Aber die Religion wie die allgemeine Ueberzeugnag verlangte
4) Er wiU den 171 Jnhren vor Servina (den er 172 *• tL aatrettf
Uezt nach älterer Zahlung), so viel ich verstehe, nur den Hooat ^'
währen , nicht dae Jahr. Das ist eine Anuahme die snr Sache nicw
thut; genug der Mondmonat wird auch nach dem Vf. nenn Cyclen vo
metonischer Länge hindurch eingehalten. 5) Mithin hatten spsM^^
wenn sie des jolianischen Kalenders sich bedienen konnten, ^^^^^zl
saohung alle Daten zn redncieren in unweit grösserem MaasstaDe «^
bestehen. VieUeieht besUnden sie dieselbe aach nicht and verdieav
noch Lob obendrein.
der GrieclMB ladl Rtaer. 489
emen SJ« das Ifondea, 3a Tag« nach dem Nenmoiid iMiftte der h^Uam
GrdndoagsUg Roma fallea. Die Religion war aber noch aaapracha«
voller. . Sie verlaogte aaeli daaa dieses 90 Tage aacb Nenmoad FatleDde
P«lilieiireat mit deai Untergaage des 9idu$ parüidum ooiaoidlere. Ea
kicaaea die Uyaden eben deshalb so, weil sie mit jenen denkwtrdigu
alea Palilien lasammentrafen. So war der Sonnenstand Rjdert (91
April jal.*)), ^®' Moadatand fixiert (20 Tage nacb Neamond), eadlieh
auch der Daten •< Name (a. d. XI K. Maiai, d. h. sehn Tage vor deA
Newaonde das Mai). Aber ein viertes war freigegeben, das Jahr. Bei
dar Unsicherheit der Regiemagsdauer des Romolos, Nnma asw« aehiaA
ea mir als oh die alten Chronologen sich gar nicht an ängstigen
brauchten ein paar Jahr höher oder tiefer au gehen. Und diesen Er-»
wigottgen kam nna ein ungefährer Ueberbiick der römischen Aeren-
aamnge auf folgende Art entgegen.
Gruppen aemüch hatten sich mir langst geaeigt und mich enge«
reist darfiber nachauainnen. Einige Aerenanfinge , wie Varroa, Cato»
■. a. standen gani dicht beuammen, andere aber and gerade die IHe-^
atan von Timaeoa, Fabins und Ciuoius waren gana versprengt, leb
tkeilt^ sie alao aawillkarlieh in Cycladen und Sporaden. Hiatortacli
branohle ich diese Gruppierang gar nicht falsch zu finden. Warum
sollten diejangerea Forseher sieb nicht ausammenroitieren gegen die
filteren ? So etwas findet sich ia der Gelefarteogeachicbte, .
Haben die jene drei Racksiehten (Mond, Sonne, Namen) befolgen-
den aich unter einem Zwange befunden die groste Mehrzahl der Jähret
sa UMiden, in welchen die Hyaden nicht auf den lOn vor Neumond ka-
men, mithin eigentlich unter 6 Jahren nur eine, genauer unter 19 nur
ein einaiges brauchbar finden können , dann haben sie sporadisch an-
geaetat; vielleicht! Und die Ueberlieferung bot die Hand. Die Sage
fixiert oft dea Tag, nie und nirgends das Jahr. Also bei den Sporaden
mnaz man die Rfickaiohten auf das heilige Datum der Palilien voraus-
setzen, deren Tag also nicht bloss auf den Sin April julianiseh, aaf
welchen alljährlich Jener Sternanfergang den allen zufolge angesetzf
wird, sondern, was nicht alljährlich der Fall ist, zugleich auf den 21n
eines lunarisehen April auskommen. Bei den Cycladen kann davon im
ganzen nicht die Rede sein; dasz sie aufeinanderfolgende Jahre be*
nutzen, zeigt Vernachlässigung des Mondstandes, der höchstens in
imem dieser Jahre der erforderliche ^ sein kann.
Inzwischen hatte mich die hellenische Chronologie gelehrt dasz
Kallippos v. Chr. 330/29 eine cyctische Jahrfolge begonnen habe;
19 Jahre danach v. Chr. 311/0 fiengen die Chaldaeer ebenfalls eine an.
6) coQventionell fixiert, wie all dergleichen; so hat man lange Zeit
nach altem Stil in Europa gerechnet, obwol der alte Stil nicht mehr
genau stimmte. 7) Reebnet man hipparchisch, so hat das von
Varro gewählte Jahr, vor Chr. 7&8, die günstigsten Eigenschaften; der
le Thoth == Kai. Martiae ist (sichtbarer) Neumond.
430 A. Momumm: sweilMr Mirag JKar ZeitrBchniiBg
Waaderbar ibDltcli war dieaea mmü mit Mgeoder WabmahaiaBg. F».
biaa begaui aeine ZMtreolinaDg Ol. 8, 1 urba Roma eoadil«; aber f«*
rade 19 Jahr apAter begaua die Zeitreohnaag dea Ginoioa, Ol. 12, 4
ttrba Roma condiU. Aber neio EraUanen Aber die A^oUcbkeil mehrte
aich Boch. Dena nao fieng ich ao die griechiaebe uod cbaMaeUebe
Epoche hinanf und hinab zm reobnea, immer 19 Jahr abtheilead, wie
die Oalerreehner welebe mit Cycieo aafwirta gehen and auf eiaea
Cyeleaanfaag den Weitanfang bringen, oder wie die Aegypter welohe
Haadsaternperiodea emporfabren bia in grane Zeiten, am aaf etaaB
FferiodeaanCang anch beilige intbroniaierungen sa aetsea. Hiaaafrecb-
aend alao fand ich daas Ol. 8, 1 and Ol. 12, 4 cyoliaehe Aafftnge dea
Kallippoa and der cbaldaeiachen Aera warea. Wie denn? iai Fabiaa
eia helleniatiacher Rechner geweaen? kaaa aeia! er achrieb ia grie-
chiacher Sprache; oder machte er den Chaldaeer? vielleicht! Italien
warde von cbaldaeiachen Gelehrten, denen ea an Geld mangelte, api-
ler wenigatena förmlich ttberachwemmt. Und Cinoioa — anch der ein
Chaldaeer oder Grieche? waa aber dea Fabiaa, maate aacb fiber aeia
Anfangajabr gelten, dal>eide Heton VIII braacben ; aber Ciadaa fcoasie
ja aeinea LandaaMnaea Pabina Sparen folgen. Die Eiaaichi voa dieaea
aamöglich aafalligen Coincidensen lieaa mich anfange den timaeiaobeB
Anaata veraacbUaaigea , ao wie die kalendariacbo PrOfnag, welche ich
aacbhole. . Sie gibt meiner Anaicht neue Statsen.
Haben Pabina und Cinciua Mondjahre gewollt aad die alten Dalea
lanariach genommen, ao mnaa nach ihrem Anaalae (in Meloa VIU) der
Sie April augleich nach Mond und Sonne anakommen, d. b. es mawi
Neumond aein am In April. Die Correlatjahre der kallippiacbea Pe-
riode gehören in v. Chr. 292 and 291 , aua denen ein AuaachniU eben
Heton VUI bildet, d. h. Ol. 8, 1. 12, 4 and andere achte Jahre Metoea.
ba die olympischen Jahre im Sommer beginnen , ao fragt ea aieb ob
Fabius das au % oder an % mit dem olympiacben eongraiereade Fmk-
Uagsjahr von Kai. Martiae mit Ol. 8, 1 gleicbaetaen wollte. Er bat die
Coincidena au % vorgezogen^), wie die Nnmenien aeigea. Deaa der
erwartete Neumond auf den In April findet aich in v. Chr. 292; bUü
iai der 21e April swansig Tage nach Neumond; der abendliehe Ualar-
gang der Hyaden, für welchen die Convention 21 April jal. aelai,
coincidiert mit der verlangten Phaae. So iat der Indidenbeweia voU-
atindig daaz Fabiua und Cinciua den 21n April ordentlich orientiert
and anch a. d. XI ÜT. Maias nicht auf einen moderneren Kaieader re>
duciert haben. Wer ein ao praeciaea Resultat, das mit allen Nachrich-
ten in bestem Einklang ateht, glaubt dem Zufall verdanken an könaea,
dea mag ich gar nicht bestreiten; er nennt Zufall etwas anderen als
wir andern gewöhnlichen Leute. Ohne aergffiltige techniache Benntaung
einea Mondcyclns, wie das Ausland darbot, ist es nicht wabracheinlich
dasz der jnt. 21e April zugleich auf einen 2ln des Mondes gefallen aei.
8) wenn er olympische Jahre brauchte, waa vielleicht nicht der
Fall war.
der GrieelMii md RdiMr. 431
MMi htUrn adMNi die BtMtMmg der B^oelieiijihre Olberfteflgt dtti hier
«usltediselie Tecbnili iierMigfesogen sei. Der ClMideeer Hegt 19 Jahr
Mck Kallippos »0, Cittoios*) 19 nach Fabios; aech mehr, alle vier
Aafin^ falleo aaf Meten VUl, das betraohtete ioh damab als Beweises
geoeg; jeUt, da sieh der HyadenoDtergang an die richtige Phase lehnt,
kami iefa nor noch fester an meinen Teehntkem halten.
Und nnn Timaeos! hat aneh dieser Roma GrQndnng in ein Jahr
geeeist welchen den jal. 21n April und seinen Sternnntergang mit einem
Ml Tnge nach Neumond verbindet? Allerdings hat er! und die Ver-
mntnng dasa die sporadischen Ansitze auf Berftcksichtignng der PaK-
Uen = lunarisoh a. d. XI K. Maias ruhen , also auf Lnniaolarbestiaa-
mnngen, bestitigl sich, jedo^ mit einem bemerkenswerthen Unter-
schiede. Nehmen wir fQr des Timaeos Ansatz die Correlatjahre t. Chr.
283 and 281, ans deren Theilen Meton XVIII, also t. Chr. 814/3 (ßama
ei Carikago urbei eomdiiae, Timaens) besteht. Hi^ ist die Numenie
den Kallippos, also die unsichtbare, nicht den In April sondern den
dOa Mira; swei Tage falsch, scheint es. Allein schon lingst habe iph
hehanptet dass Timaeos nach sichtbaren Nenmoaden, wie Meton, an-
^tsen koante. War der dOe Mira der bloss kalendarische Neumond,
so konnte am In April das erste Licht gesehen werden. So hat
V. Gnnpaeh fOr eins der Correlatjahre Meton XVIII (nemlich v. Chr.
343) seinen In Artemisios angesetst auf In April (Zeitr.d. Bab. S.50).
Mitbin bat Timaeos nicht so technisch, |edocb nach hellenischer Praxis
angenetat. Aach ist noch ein aweiter Unterschied von den Fachgenoa-
sen (Fabiua und Cinoins). Fabius benutzt den Frfibling des Vorjahre^ ,
Timneoa den des. Nachjabres. Vielleicht hat Timaeos sein dorisches
Jahr beginnend 5n Nov. (in Meton XVIII) mit dem PIejaden-Nemnond
etniseh zu Grunde gelegt und hier die urbs condita orientiert. Ihm
folgten in d^m Sinne Fabius und Cincius, dasz sie die Epoche tausch-
ten. Giengen sie vom unsichtbaren Neumond ana and gestatteten sich
eine Wahl zwischen den beiden anstoszenden FrQhlingen , so bemerk-
ten nie dasz sie mit Meton VIII eiae ebenso schöne Orientierung des
PalUientages gewinnen konnten. VieHeicht hat Fabius gar nicht den
heUeniaehen Cyolns sondern den ohaldaeischen gebraucht oder den
selenkidisehen. Ich habe mich bemflbt zu erkennen, wann die chal^
daelneben Jahre beginnen, ob sie ala Frtthlingajahre dem Fabius ebne
weilerea entgegenkamen , was ich aber nicht zu veraichern wage '^.
Ein ehaldneischer Mathematiker dürfte als Quelle nahe liegen, nifaer
9) Cinoins also, die Palilian eben vor Ol. 12, 4 setzend und 12, 4
als Anno 1 betrachtend, that dem Palilientage seine volle und rechte
Ehre an. Der Vf. weiss Mittel an finden den Ansatz von Anno 1 anf
Ol. 13, 1 an verschieben und den Qründnngsact in den Frühling des
olympischen Jahres 12, 4 selbst, wodurch der Innisolarisoh richtige Pa-
lilienansats in einen falschen verkehrt wird. Ich komme auf die selt-
same Casnistik, die Vf. dabei brancht, ftpäter snrUck. 10) Ich brauchte
freilich mir beizustimmen; denn v. Gumpach läset seine Chaldaeer mit
dem In Xanthikos beginnen und setzt eben den f&r Fabius erwünschten
4QS A. Moamseii: twtiler BtilMf Mr ZeitreeiinoBg
vMllaklit tifl Kallippoft. Aaob wife wol Mr den AefMiMfMig der
Frahling •!•«• erstM cMdaeiscIieQ Jahres elwM willkoauneeer '^)
eis der eiaes 19* ktllippiseben , der indes sllerdiegs hü dea «eu
Monden' des kallippisehen Bpochenjrtres kennte sesamBengeMfee
werden«
Wie verhAli sieh aber nnn der Vf. sn diesen aaf Teehnik bem-
henden Ansilsen? prall er sie aaeb recht fleissig? denn da Boeckh
sie niehl bestreitet, so mäste Vf. sie doch erst ordeolliek annchen,
ehe er behauptete dass von cyoUsehen Aasitsen nad anslindiaeher
Kaust hier nichts antaerkeanen sei (8. S07 f.)* Boeckh nemlich leag-
net die Anknflpfang an Kallippos * für im AUerihnn galtig gewesene
Acren' (Stadien S. 113), was er hinanffigt om Cincias und Fabins ans-
ansohliessen. Dies sieht man ans dem was Boeokb ebd. S. 106 and
140 urteilt. Er bemerkt dasi hier die Orientierangen aach KalKppos
*Tielleicht wahr* seien, dasi sie aber doch nicht Beispiele abgebea
?on Attknftpfung wirklich politischer Acren.' Von seinem «ega-
tiven Standpunkte war das sehr viel eingerfiumt; er hatte niebt ab-
sprechen wolien , weil die Benqtzung aweier unmittelbar sich folgen-
der Bpochenjahre im gleichen Sinne — als urbs condita — gar aa
merkwflrdig ist. So thut der Vf. Unrecht sich nur so im atlgemeiiien
auf Boeekh S. 113 au berufen und die Beziehung der *GAttigkeil im
Alterthnm* auf Pabius und Cinoins au verkennen. Man masa dem Geg>
ner in die Augen sehen — «vro^OaAfufv, das ist Polemik! Wer des
Gegners Standpankt nicht einzunehmen weiss, der wird ihn nie beleh-
ren. Aber ich will meine Techniker weiter rechnen lassen.
Man bemerke dssz Fabias von der Gleichung Ol. 8,1 = 748/7
das Vorjahr, aber Timaeos Ol. -r 9, 3 = 814/5 das Naohjahr beantst
bat, jener vielleicht ein chaldaeisches, dieser ein pytbisohes (dori-
sches) zn Grunde legend. Die Sache ist sicher durch die Neumonde
auf m April. Sie Usat sich noch von jeglichem Kalendernamen anab-
hSngig prflfen durch die solstitialen Vollmonde. Hier besUtigt sich
nnn erstlich dasz aberhaupt die iltere Zeitrechnung Roms nach Mond-
Jahren angesetzt ist. Die alten ftberliefem solstitiale Vollmonde, diese
finden sich auch mit einem hinreichenden Grade kalendiriseher Ge-
nauigkeit in den entsprechenden Jahren; man wird also vemftnllifei^
weise ennehmen messen dasa diese solstitialen Vollmonde von antiken
Kalenderleuten in technischer Weise angesetst sind, doreb Retroeom-
pnlalion, weil die Zeiten der Cremera- und Alliasehlacht sehr anehro-
Marsneumond als In Xantbikoa , nemlich v. Chr. 235 Mars 4 c= In Xan-
thikos. Die folgende Noqienie kann man dnroh eine andei'e Tagvertfa«!-
In&g leicht vom 8n April (v. Qnmpaoh) aof den 2n April bringen , der
am Abend des In April beginnend einen 21/22 April als Hyadenitnter^
gang darbtfte. — Femer könnte man anoh noch eine swei Kaienden tie-
fere Nuoienie nehmen, a. B. die von v. Chr. 107. 11) Mir wenigsten«,
da doch auf das einfallen des Neujahrs Gewicht sn legen ist. Sonst
mnsa ich angeben dass aweierlet Qleiohsetanngen vorkommen und meine
Mhera Lehre nnsardehend war.
der Griechen niid Römer. 43S
Dolof iflch aberliefert waren. Da ist es nan höcbst merkwSrdif das« der
solstitiale Vollmond ans dem jnl. Vorjahr heranzunehmen ist, wie idi
im rhein. Mos. XlII S5 gezeigt habe. Dies ist die fabianische Oleleh-
settong', der anch das Vorjahr brancht. Ich habe noch weitere Bestl-
tigongen dieser Gleichsetzang gefanden, die mir nicht mehr nölhig
scheinen , weil ich den Beweis der fabianischen Mondjahre fflr volf-
sündig halte.
Der Vf. hingegen macht di^ Chronologen almtlich zn RiatoH-
kern und erkISrt die Ansitze der arbs condita durch rein historische
Rinanfrechnung, was dem Material dieser Frage kein Genüge thiit.
Ein Cbronolog versichert sich erst des technischen, was, da er nnge-
nfar weisz wo die Aera anfangen mnsz, znr Folge hat desz er ein
paar Jahre ans der historischen Rumpelkammer hinznnehmen oder in
dieselbe hineinwerfen masz. HStte wol Cincins 19 Jahre spSter als
Fabias ansetzen können, wenn der historische Stoff sicher fixiert war?
Nan, darober werde ich mich nie einigen mit dem Vf. Ich vermisse
auch hierbei die Erörterung was für eine Jahrsorte bei jeder Aera zu
Grande liege , um so mehr da nach des Vf. Lehre der Jahraorlen *) in
Rom selbst mehrere waren and neben einander fortbestanden, das zefan-
noDatliche des Romulus, das hybride seit den Decemvirn und ein Jahr
welches Vf. das Banernjahr nennt. Blosz die pythagoreische Totraö-
leris ward aufgegeben, nachdem sie behaftet mit einem Innarischen
Fehler von 17 Tagen (ungefihr) bei der Decemvirnzeit anlangte nfld,
weil sie dnrch den ganzen Sonnenjahreslanf sich verschoben nnd be-
reits wieder eine Jahreszeit verspielt hatte, ihren Abschied erhielt.
Sei dem nnn wie ihm wolle, es musz jedenfalls erörtert werden, was
fDr Jahre Cato von Troja bis Rom zählte? wie die Fastenmacher ihren
Weg fanden durch die dreierlei Daten fflr die Amtswechsel? was fflr
Jahre Fabius brauchte? nnd weiche Sorte Varro? ob sie die anch dem
Vf. znfolge Innarischen Daten ältester Zeit in ihrem Mondstande re-
speetierteti oder ob es ihnen gleichgaitig war a. d. XI K, MaioB (f a-
ff
12) leb kann mir ffieses nm so weniger erklliren als eben eine allcti
kaasllose Betraehtnng den Vf. k&rslieh hat Fehi«r ma^en (f. rheia.
Mos. XUi öd). Er nahm von vom hereiQ an» die an Christi Qelnut
pknupften Jahre mästen nnterschiedslos sein, nnd setzte Zechs von
1 ▼. Chr. = 0 gezähltes Jahr unter die gewöhnlichen; auf diesen Feh-
ler baute er (R G. I 008) einen Beweis. Nnn also war es doch an der
Zeit auf die Jabrsorten zu achten , deren bei den alten noch mehr wa-
ren. Ebenso bezog Vf. in der römischen Gychlehte moderne Finster-
niadaten auf altr5mi8che Jahre, die er also ganz nnbefangen als mit
den julianischen identisch behandelt : s. ebd. I 433 n. 908. In der neuen
Arbeit 8. 45 scheint er diese in der röm. Gesch. gemachten Fehler yer-
inieden zu haben ; aber der Sinn für chronologische Unterschiede ist ihm
immer noch nicht aufgegangen. Ich habe freie Mondjahre als Amts-
daner angesetzt; hier galt es die Jahrunterschiede en prfifen. Diese
Aufgabe lehnt der Vf. als unnöthig ab (S. 103), und sie war doch sehr
nSthig. Dasz das de la Nanzesche Jahr von dem freien Mondjahr gHnz-
lieh Terschieden ist, scheint er nicht zn bemerken (S. 100).
434 A. MommsM : swwler Mtrag sar Zeitr6chmiiig
Ulien) soa Bx^oip»! «af Vollmoad tu briogaa? Vf., deake ich, wfirde
Mgea dasi, wie seit Serviae Zeil der Kaieader iaimer weniger sich
um Seane aad Moed kamaierte, so sech die römischea Geldirfea,
welche also des aoiaiaeile der altea Datea resthieltea uad nicbl aech
Jahrea sachtea wo der HyadeaBatergeng aaf eiaea 10a tot NeaAoad
kaai — aaa woan sie aioht sachtea, so faadea sie ohae sa sachea!
deaa Timaeos, Fabius uad Ciucias faedea die rechtea Hyadenaater-
gftage. Ich habe schoa gesagt da^tiese lelstgeaaBatea Chroaologea
braacbtea, mithia aac'brauchbare Cyclea heransogen.
JUich habe ich behaaptet, Cato sei auf seiaea Aasats durdi dea Un-
slaad geffthrt wordea, dass die römische Aera nagefibr da aafieag
wo der le Thoth auf Kai. Martiae kann, weil sich so das vorliegeade
besteas erledigt. Deaa eben jeae Gruppe eng sosaaiaiengesehobeaer
Aasitae Ifisst sich aas der aegyptischen Chronologie erkUren, aad
wie sie sasamaienstehen, so gehören sie anch sosamaieB. Das histo-
rische tritt meiaes eracbtens immer nur secundfir ein; dies wird im
Verlaufe der Zeit sweifelhaft. Denn die Festigkeit der Tradition ninuat
stetig SU, so wie sich dean s. B. fflr Varro und seine Zeit in der That
fragen liesse ob sein Aasais vielleicht eine historische Nachbesseraag
sei. *') Allen diesen Aegyptologen leihe ich fixe Jahre sn 365^ Tag,
daneben genane Keantnis der Sothis; s. röm. Daten S. Iff. Wenn aaa
Vf. gegea mich polemisiert, so vermisse ich wieder das avro^OorAfftuV.
Eiaes Blickes werth war der sonderbare Umstand doch wol, dass die
Setsnngen der jüngeren Chronologen simllich auf dasjenige Qnadriea>
aiam der Sothis treffen, wo das allaegyptische Neujahr auf 98n Februar
kommt, mithin vom Mittag (nach nabonassarisoher Regel) dea 28a
Februar bis Mittag Kai. Martiae reichen , mitbin ohae Ausnahme mit
dem altrömiscben Jabraafange coincidiereu"), so dass hier regelrecht,
nach Censorinus, eine Tochleraera der Sothis begiant, ganx wie die
alexandrinische; und, merkwQrdig, nicht nach juliaaiscber sondern
nach voraussetslich filterer Schaltung (postnumerando) innerhalb der
aegyptischea Periode. Nach julianischer kommt es um 1 Tag falsch.
Ich sage, solch eiae praecise Coincidenz war doch wol eines Bfiokea
werth, da Zafall und Absieht hier einander so ihneln wie ein Ei dedl
Bi. Dasu liegen des Tarutias aegyptisohe Daten fflr Romalas «ad dia
arbs coadita vor, er hat sie dem Varro mitgetheilt! Diese Römer ha-
bea das Gottesjahr fflr ihre Stadt erobert, eine römische Hundsstern-
13) Varro ward dennodb wahrscheinlich durch die teohnisohen Eigen-
schaften des Jahres 753 ▼. Chr. bewohn; s. oben S. 420 Anm. 7. Dtisz
er mit einem vollen Qoadrienniam jalianischer Schaltung beginnt , gebort
vielleicht mit sur Sache. Aber die Frage ist Kosjserst spinös. Ol« 6, 3
ist ein Pythiadenjahr, dergleichen lieber für Grilndangen benntst werdco
als a. B. vierte Jahre , wenn ich nach einigen Beiapielen schlieaaea derf«
14) Wenn man sich dies aU Znfall denkt, so werden diese grundge-
lehrten Lente sich wenigstens höchlich gewandert haben, wenn ihnen
aus dem aegyptischen Zeichen des Gärtchens mit dem Himmel drüber
plötslich und asehrfach ihre ehrlichen Kai. Martiae herauaguckteo.
' der Grieehen und Rdner. 435
Periode babeii «ie gedacht, die Zeit wir ihr, aad das faioroglypUselM
Geslirn der Iiis-Tholh ein römisclier Stern geworden ; sie betten ibn
■enlieh seine Scbwiche abgelauscht und ihn in einem Momente über-
rasehl wo er in römischen Stand flbergieng als Kalendae Martiae. Vf.
findet solche AnknApfung mflhsam , weil ihm diese Dinge fern liegen ;
misten sie dem Cato und Varro darum fern liegen? Ckib es solch
ein Wort wie ^mOhsam' ror der rastlosen Thitigkeit dieser beiden
lUnner?
Von der repnblicaaischen Zeit an hat das römische Jahr nach des
Vf. Positionen weder mit Mond noch mit Sonne etwas gemein; mit
den Decemrirn wird es in Btzng auf den Mond nicht besser, der Mond
wird ignoriert. Aber nnn höre man Ideler II 67: *dasB das Mondjahr
wenigstens bis dahin bestanden (bis in die Decemriralzeit) , beweist
folgende Stelle des Dionysios (X59): «imnichsten Jahr fibernahm Ap*
pins Claudius mit den -fibrigen Decemvirn die eonsnlarische Gewalt an
den Idns des Mains ; man rechnete die Monate nach dem Monde, und es
traf der Vollmond auf die Idns».' Vf.indet (S.26 Anm. 32) dass Ideler
hier nicht richtig urteile. Die römischen Archaeologen haben , obwol
das Jahr gans wild lief, sich doch eingebildet es sei ein Innisolares;
alle fiberhaupt haben diesen Irthnm getheilt und sich eingeredet, bis
auf Caesars Zeit habe Numas Jahr, ein wolgeordnetes mit beiden 6e»
Stirnen stimmendes , gegolten. Ich sehe daron augenblicklich ab dasz
dlreele Zeugnisse da sind (Cicero und Plutarch), wo die spfltere Nicht-
tbereinstimmung. des Kalenders herrorgebobeni wird gegenOber der
fraheren Uebereinstimmung , und weise daraufhin dass Dionysios tob
Hnlikarnass, ein Gelehrter der Ober den Unterschied römischer und
griechischer Jahre geschrieben hatte , fflr nichts geachtet wird. Ge-
wis mnss jeder Antor, auch der beste, besiritten werden, wo er un-
sinniges oder nur unwahrscheinliches meldet. Aber die Notis das
Dionysios ist weder unsinnig noch unwahrscheinlich. Ich gehe auf
des Vf. Hypothesen ein. Er lisst die pythagoreisohe Tetraöteris^
falsch geworden wie sie war, bis anf die Decemvirn reichen. Sie war
ein Moodcydus und konnte corrigiert werden. Wenn Dionysios also
Richtigkeit des Kalenders meldet, so meldet er Berichtigung des
Mondcyclns , den Vf. yerlangt. Ich schliesse aus der Stelle des Dio-
nysios wie ans der Einstimmigkeit Ober die langdanernde Existent
alter Mondjahre nur dasz die namhaftesten Chronologen des Alterlhums
diese Ansicht hatten. Ob sie hierin Recht hatten, ist eine sweile
Frage, die Vf. verneint; genug sie statuierten Mondjahre. Wenn sie
nun Chronologen waren, so brachten sie diese ihre Ansicht auch zur
Geltung und rechneten so dass der 21e April , die ersten Palilien sehn
Tage vor Neumond fielen. Vf. gestattet ihnen nicht vernfinftig xu sein,
sie sollen absolut reden von Dingen die sie nicht verstehen. Aber
diese armen verkannten Kalendermacher haben sie ja doch verstanden,
ihre Hyadenuntergftnge kommen auf die verlangte Phase des Mondes,
warum also sie zu Weiszbindern machen ? Der Unterschied eines or-
dentlichen Mondjahres von anderen Jahren ist doch gar leicht wahr-
Jahrb. r. cUm. Pbilol. Soppl. Bd. IIl HfL 3. 29
436 A. Nominsen: xweiler Beitrag fur Zeilreebnang
snaetaen «nd teiciiter damils in Ittlien, wo Rooib falsdM Jahre ntl
den richligen der HelleDen coDiraatierteii.
Am «oaderbarsten aber iik Vf. mit Lir. I 19 vaigegaiigeB. In ra-
geher AnfeiDaaderfoige häi er in beiden Aasgaben der röBL Geack.
swei rerachiedene Ansiobten anfgestelU: die zweite war die tob adr:
jetot ist er sa einer dritten von beiden vorigen abweicheadeo gelangt
Die Ansichten sind: 1) Livins meine einen 20iihrigen (?) Hondkreis
mit wahrscheinlich (?) 247 Monden ; 2) Livios meine die helioaiadw
Enneakaidekaöteris , welche die Sage dem Nnma betgelegt, wie so
manche andere Anfänge des Caltns and der Cultnr; 3) Livios meiae
einen dnrcbaas hybriden Cyclas von awanaig Jahren, der mit dem
Monde nichts gemein habe nnd von dem sich nicht angeben lasse ob
er jemals. realisiert worden; er sei nemlioh offenbar (?) der Verbesse-
rangsvorsehlag eines Pontifex des 6n Jh. der Stadt Vf. bestreitet
selbst nicht dass der Kreis chronologisch onvernftnflig, obwol besie-
hnngsweise der rationellste gewesen sei. — Dem Livios» oder vielmehr
seiner Qifelle geschieht hier Unrecht. Er besbhreibt einen Mondcyclns,
wie der Vf. sweimal, als er noch anbefangen war, einriamte Und wie
aach die Efklirer glaaben, welche eben deshalb die dreifaofae Ennae-
leris nach der manus secunda in den Text des Livius setaten. Gegen
die awei ist also die letzte im Nachtheil, denn gegen zwei, sagt der
Grieche, vermag aach Herakles nichts. Livins also will einen Mond*
eyolos beschreiben, er beschreibt nnd beschreibt — was hat er eodlicb
beschrieben? einen Zeitkreis welchem weder Mond noch Sonne Uckt
geben, sondern bloss der sonnenklare Eigensinn eines Pontifex. Der
Antor also , dem Livins folgt , hat sich bloss eingebildet hier ein Jahr
zu beschreiben welches ad curnts lunae (Liv.) eingerichtet sei nnd
dessen cyclische Natur und vortreffliche Beschaffenkeit auch sonst (bei
Cicero) gelobt wird. Dieser Antor war also ein Mann der gar nicht
wnsto wovon er redete und doch redete. Mögen andere versacken
sich in diese verkehrte Welt zu finden! Vf. kann den 20j&hrigen Cyclna
nieht auf hybride Jahre zu 355, 377 nnd 376 Tagen znröckfabren, ohne
die auch von ihm anerkannte Abwechselang des 22- nnd 23tagfgeo
Sohaltmonds (S. 18 f.) zn verletzen; er hat blosz zweimal den kleineren
nnd den gröszeren siebenmal (S. 43). So behauptet er denn dasz es
ein vielleicht nie realisierter Vorschlag gewesen sei. Man mnsz niehl
Hypothesen aufstellen blosz für eine einzelne Stelle. Eine Hypolkese
braucht nicht richtig zu sein , sie mnsz aber mehrere Erscheinungen,
die der Erklfirung bedürfen , sammeln unter 6ine Idee : dann wird sie
natzlioh. Sie ist eine Grandlage ffär das vielfache des Details, welches
anter öinen Hut zu bringen verdienstlich ist Des Vf. Hypothese dient
aber blosz dazu die livianischen Mondjahre und den auf dem Epochen*
Jahr des von Nnma der Sage nach eingefOhrten Kalenders wegzubrin-
gen. — Man sollte nun denken dasz Vf. jetzt, da er bereits die dritte
Meinung in fast ebenso viel Jahren aufstellt, auch die livianisehe
Stelle fleiszig prüfe. Er hatte, nur wenig früher, erklirt ^es sei karz-
lich [von mirj erwiesen, dasz Livins von der finneakaidekafiteris rede.'
der Grieebea und Röaittr. 437
JeUt ist er wieder so fest^ in seiner nenesten Behnoplnng, dsss er mir
S. 101 entgegenhält ^es sei [von mir] nicht nachgewiesen dssx das
[ooa-] metoniache Jahr einem römischen Archaeologen als das des
Nnm« gegolten habe oder auch nar habe gelten können.' Das sind
Behaoptangen. GrSnde finde ich nicht; es mOste denn die hingewor-
fene Bemerkung S. 43 sein in Betreff des vicesimo anno^ ob hiermit
das erste der neuen Enneakaidekaöteris gemeint sein könne. Da heiszt
es ^sprachlich sei diese Erklärung vielleicht sulassig , obwol das ein-
rechnen des Anfangs- und des Endtermins bei Intervall rristen doch
woi nur bei kleineren Zahlen unter sehn vorkomme.' Hier ist keine
Inleryallfrist [das heiszt, wenn ich recht verstehe, eine sich wieder-
holende Frist]. Die sprachliche Form gibt den ersten Cyclns und das
erste Jahr des folgenden als normgebendes Beispiel instar omnium. ^^)
Die immer neue Rückkehr des Zeitlaufes bringt der Leser hinzu, in
der Form des Ausdrucks liegt nur dasz Anno 1 und Anno 20 nach bei-
den Gestirnen gleichartig sind. Wer vicesimo anno durch *alle 19 Jahr'
abersetzt, der gibt den wahreji Sinn wieder, aber nicht die Form des
Livius. Ich w^uste also nicht, weshalb die Einzahlung des Termins,
die im römischen Kaleuder stehend ist, dieser Stelle nicht zu gute
kommen sollte: z. B. was den Römern der 18e Tag vor den Kaienden
ist, nennen wir den I7n, indem bei den Römern hierbei durchaus nur
eingezahlt wird. Bis 20 reicht diese Kalenderzahlung nicht; aber wenn
der alltägliche Kalender bei 17 Tagen den Terminus einzahlt und 18n
datiert, so würde ich mich nicht bedenken es bei 19 Tagen und einem
Termin eben so zu machen, sowol bei einer Aufzählung als auch bei
einer sich wiederholenden Frist, also bei die ticesimo und auch bei
vicesimo quoque die. Ich kann die Stelle also nicht anders beurteilen
als ich Beitr. S. 14 gelhan habe; da habe ich es sogar 'erwiesen', wie
\t einstmals schrieb. Folglich war Vf. schuldig den Gegenbeweis zu
führen dasz vicesimo anno heisze vicesimo anno peracio^ wodurch der
Ablativ ganz andern Sinn erhält. Mir bedeutet er: *im zwanzigsten, im
Verlaufe des zwanzigsten, am ersten zweiten Tage des zwanzigsten, im
ersten zweiten Monat des zwanzigsten Jahres' ; dem Vf. 'nach Ablauf des
zwanzigsten stimmen die Mondstände wieder mit denen der Sonne und
diese Einstimmung beginnt mit Anfang des einundzwanzigsten.' Liegt
es nun — das grammatische bei Seite — nicht sachlich näher dasjenige
Jahr zu nennen welches mit dem ersten harmoniert, also, wie ich will,
30 und Anno 1? Letzteres bezeichnet Livius mit unde dies orsi esseni.
Liegt es nicht ferner eine Congruenz zu erwähnen neben einem Jahr in
dem diese doch nicht statthat, genannt wird Anno 20, gemeint aber 21,
wie Vf. jetzt will ? Ohne hinzugefügtes confecio ist es gewis das leichteste
15) Vgl. Beitr. 8. 14. Wenn ein kranker seine Fiebertage beob-
achtet und sagt, er sei am kränksten quario quoque die^ nemlieh Montag,
Donnerstag and Sonntag gewesen, so Tergleicbt er den &s primuM,
quartue und geptmut; die Periode ist dreitägig. Falls sich das periodi-
iche Ton selbst yersteht, so genügt eben als Beispiel das priwMa nnd
{vartes. Vgl. Celsus III 4.
29*
438 A. Monmsen: c weiter Beitrag cor Zeitrecboaeg
€9eeiimo anno ffir einen gewöhnliehen Ablatlr der Zeit xa nehaen,
in welcher etwas sich ereignet (Zompt Gr. % 475). Knn wie ieb et
auch nehme, ich komme anf meine aohon auf der UniversitSt tob nif;
gefundene Interpretation von Li?. 1 19 cnrfick. In meinen Aagen em*
pfiehlt sie sich besonders aneh dadurch dass dann Lirins sagt was er
sagen will, also nicht wie ein unmündiger sondern wie ein mfladiger
Mensch verfihrt.
Statt des Vf. willkflrlicher Annahmen ist es rielmehr wabrseb«iii-
Itcb, dass man in Numas Kalender eben den von Fabius und Ciacias
gebrauchten ihm mythisch beigelegten sehen mfisse, den IQjihrigen,
ohne welchen ohnehin des Fabius und Ctncius Ansitze der urbs con-
dita i\^oht tu erklären sind. Hiermit ist Qber die politischen Jahre dei
iltesten Rom nur in so weit entschieden , als sie sicherlich Mondjahre
geraume Zeit hindurch gewesen sind. Wie brauchten aber nun jeoe
Chronologen ihren Gyclus bei der Restitution des Mondjahrs? Sie
gaben den iltesten Behörden der Republik jeder ein freies Moadjabr,
wie es scheint. Sicher ist diese Hypothese nicht, doch ist manche*
was doch durch das freie Mondjahr am besten erledigt wird.
Ich bin bei dieser Frage dem Vf. au besonderem Danke sehoo
früher verpflichtet worden (s. rhein. Mus. Xlli 57)9 und jetzt abermalSf
da er das Material der von mir mangelhaft behandelten Frage roo
seiner Seite mehren hilft S. 75 ff. loh begann meine ^römischen Daten'
vor drei Jahren, weil ich durch des Fabius und Cincius Ansitze ver-
muten muste, Reste einer durch diese Gelehrten restituierten losari-
sehen Zeitreohnung zu finden; diesem Grundgedanken geht Vf. vorbei,
kritisiert aber desto eifriger, und zum Theil sehr zu meiner Belehrnog
die genannte Schrift. Ich könnte diese Schrift jetzt selbst kritisiereo,
da sie mir selbst schon ferner getreten ist und ich inzwischen philolo-
giseh hinzugelernt habe. Ihre Grundlage aber, das fabianische Mond-
jahr, ist sicher, und ich zweifle ob ich Ober die Conseqnenzen mich
mit dem Vf. einigen werde.
Vf. berücksichtigt nicht genug, dasz ich nur den Ansichten der
römischen Chronologen nachfrage, welche blosze Grille sein kosnleo.
Ich habe dies noch absichtlich Fhilol. XII 348 hervorgehoben. Man
war aber sehr uneinig wann zuerst geschaltet worden sei in Ron; da
man nun einig war dasz den ilteren Zeiten ein Mondjahr beisnlegen
sei, so folgt dasz man Qber nichts anderes abwich als darüber wie
weit man mit dem freien Mondjahr hinabgehen mflsse, nicht ob et
überhaupt freie Mondjahre In Rom gegeben habe. '') Denn schatllose
16) Der Ansicht freier Mondjahre konnte die Benennnng entgegen-
Riehen , vermöge welcher ein Monat an die Jahreeseit sich anwhbw.
' Allein die Beziehungen der römischen Monatsnamen anf das Sonnenjshr
roüsaen erst dnroh Etymologie gefunden werden, und der Etymologie der
Namen ist man nicht so ganz sicher, s. Preller röm. Myth. S. 142. Der
Vf. verläsBt sich in sehr auf zweifelhafte Ableitungen (S. 0), bedenkt
auch nicht dasz es im Orient Wandelmonate gibt, deren Nsmen die
einheimiachen an die Jahreszeit knüpfen ^ a. Ideler U 475. Die romi-
dar GrUebeQ mid Römer* 439
Jaliro nach dem Monde rechnen beirat Dodtkemeniden brnaeben wie
die Araber und wie ich »ie für die Erklärung des gröslen Tbeila der
AmUwecbsel geeignet finde. Wenn also s. B. TudiUMia und Caasins
Hemina erst den Decemvirn die Sobaltnng beilegten, als man noeb
lanarisebe Rechnung (nach Dionysioe Behauptung) statuierte, so hat
Caaains den Magistraten nur immer 13 Mondwechsel iura Regimente
gegeben, denn Schaltung d. h. Hinzufagung eines 13n fahrten erst die
Decemvirn ein, seiner Ansicht nach. Anderseits konnte ein Rechnnngi-
jahr cycliscb, also feststehend sein, aber doch den Beamten immer
nar 13 Mondwechsel beigelegt werden; einen lunarisohen Schaltmonat
kennt die römische Ueberliefernng nicht: dasz einige (Pabins?) so
gerechnet haben, scheint mir die sonderbaren Eigenschaften der Ue-
berlieferang am besten zu erklären (röm. Dnten S. 31. Philol. XII 341
Anm. 31). Gesteht doch Vf. selbst S. 76 dass 'es kein günstiges Vor-
urteil für historische Richtigkeit erweckt, wenn diese Ansetznngen in
der halb sagenhaflen Zeit zahlreich sind, dagegen von der Alliaschlachl
nn bis auf die pnniscben Kriege die Daten ftuszerst spftrlich fliessen.'
Vf. sagt, dasz ihn die chronologischen Sonderbarkeiten dieser Daten,
ihre hier und da 33jahrigen Distanzen n. a. nicht stntzig mache. Bei
den [chronologischen Sonderansiohten des Vf. kann ich darauf kein
Gewicht legen; desto mehr auf sein historisches Wahrheitsgefübl,
dessen Stimme ich zu vernehmen glaube, wenn das vorkommen in nn-
geschichtlicher Zeit ihm ^ kein günstiges Vorurteil erweckt'. Der Vf.
wird mir auch zugestehen dasz sich meine Ansicht noch gesehiekter
vortragen lässt, als es in dem Programm von 1856 geschehen ist. Ich
hatte damals weniger Bücher und auch weniger Kenntnisse als jetzt.
Einig werden wir aber scbwerlioh darüber, das sehe ich voraus.
Denn die Amtsantritte können gröslentheils ersonnen sein, was von
den Trinmphaltagen , die mit Pietät aufbewahrt wurden im Gedächtnis
der Familien , nicht so wahrscheinlich ist ; vielmehr mflsten diese mit
Vorliebe für historische, jene als Mistranen weckend mit Vorurteil für
erlogene genommen werden. Die Triumphaldalen also können noch
manches ergeben — wie ich im vorigen Jahre im Philol. a. 0. S. 343
Anm. 34 schrieb — weiter komme ich auch jetzt nicht. Sie gehören
mit zur Frage, aber wenn diese Vermutung nioht täuscht, so wie die
obligate Geschichtsersählung^ als Mehrung des möglicherweise histo-
riscben Stoffes. Dasz dennoch auch Triumphaltage rein erfunden sind,
gibt gewis jeder zu für die Königszeit. Die Sache mnss nicht bloss
von Seite der Daten, sondern auch der Beziehung oder Beziehnngs»
sehen Monden sind wie die romischen Götter etwas farblos und nicht
geeignet das feste Mondjahr sn erxwiDgen, ja die blosse Numerierung
ones 5n 6n asw. {qidncdUt, sexUHa usw.) scheint sogar daxn einsnladen;
schwerlich ist das mit Sicherheit mehr zu entscheiden. Der Vf. spricht
auch von den Glossen des Papias , aber nioht Torsichtig genug ; S. 278
will er dass etruskisch Xofer der 'rauh ausgesprochene' October sei;
die Glosse hat nemlich Xofer = October, Aber wenn nur nieht Turca*
mm oder Turcorum mentes, türkische Monden daswischen sind!
440 A. MomMsea: sweiler Beitrag lor Zeitrechoviif
der Detei s«r Brcftblnsf erwogen werden, was Vf. nicht
llral. Ich betorge dess Vf. eine la vortheilhafle M einnng (S. 78) von
dem FeiteDjthre hegt. Festen terlangen eiaerlei Jahriorte. Aber die
llioliaohen Jefare waren, ao viel iat aieher, mehrerlei. DieWabnchein-
tichkeit tat dafttr daaa tieht geringe Verwirrungen folgten, versohie<
dennrtige Redtotionen, wie die Aeren selber mehrerlei und stark di-
vergente Anagangajahre hatten. Fabius setnte Mondjahre an, die Datei
blieben stehen, s. B. 21 April y. Cbr. 748 %ls fabianischer (aooli seboa
tinmeiaoher) Gründungstag. Nun kam ein anderer darüber her, der
die ganse Folge aolariseh wollte; dieser konnte so irgendwo ein paar
AnaälEo einaohieben, was nioht seltsam ist, wie Vf. S. 101 mir Tor-
hiit. Wenn ein Volk geranme Zeit Mondjahre bette und daoB lon
hybriden, endlioh aam jnlianiscben Jahre gelangte, so ist es doch be-
greiflich dasa mehrerlei Zeitrechnungen confundiert wurdeo*^). Du
freilich rinme ich bereitwillig ein: ea kann diese Confasion eioea
Grad erreichen dass sie nicht mehr in Ordnung an bringen oder ihrer
Etttatehung nach an erkennen ist. Sie kann einen solchen Grad errei-
chen, hat ihn aber doch nicht erreicht, weil noch deutlicbe Spnrea
da sind von den cyelisehen Mondjahren des Fabius. Diese Spurea hielt
ond halte ich für den rothen Faden der römischen Chronologie. Ohae
die Freude an diesen Sporen wire ich langst in misologisches Schwei-
gen geratben; um ao wichtiger wird ea mir aein meine als Tragnesle'
(röm. Daten S. 61) gegebenen Anfinge an erweitem und tn bertehü-
gen , wenn eine erneuete Untersuchung so leiten sollte.
Der Vf. halt nicht hinreichend fest, duss Fabius seinen l9jihrigeD
Kalender nur ala techniaehes Werkaeug in der Hand hatte, die Röner
aelbst aber andere rechneten. Sonst wOrde er mir S. 3*J nicht den
Vorwurf machen daaz ich die Oktaeteria ignoriere. . Die politisebe
Zeitrechnung anchCe ich nicht, aondern wie Fabiua und Cineiaa die
verwirrt und widersprechend Oberlieferten Jahre und Daten älterer
und «lleatetr Zeit wieder heratellten , waa sie vortrefFlieh dorob jenes
Werkeeng erreichten. — Im Gegentfaeil habe ich aehon vor saderfhalb
inhren und neuer dinga wieder der Epoche nachgespftrt, wetobe die
politische Bnnaateris Roms etwa gehabt haben möge ; aber die Spar
hat mich immer auf nichts geführt und meinen alten GedaDkeo der üb-
llndbarkeit dea politischen Kalenders jener Zeiten mir wiedero« belegt.
Wna Vf. Ignorierung der OkU^teris nennt, ist also nicht Ableagnflogi
Ja nicht! Aber wenn ieh die Bnnaflteria nioht ordentlich sokofipf^o
kann an meine Julaaniaehen Tafeln, dann ist sie mir unnQts, ich lieoB<
17) Der ron Timaeos und Fabius so «rol orientierte Pahlientag
erfohr eben diese heterogene Behandlnng von Cato. Nach Catos a -
satae kommen die Palilien keineswegs auf Luna XXI, ^^^^'^^ ."^JL
man wolle, Varro dagegen konnte mit vor Chr. 763 , ohne die B»^*
Schaft des catonisohen Jahres (Ir Thoth = Kalendae Mtrtiae) »»»»
geben , aogleieh die Innarisohen Vonlige der älteren Anafttse dem sei»
gen zueignen; «. oben S. 420 Anm. 7.
der CMeelieii mA R&BMr. 44 1
•ie rar «b etwa» wolkenhaft imheradiwebMides. fthirtliclM Cyolra
des Vf. sehwebcD so «aker, da der Zweek der Ckroiiologie doob am
Bodo oor isi^ diireh Ankaipfmig, ttrerstindJiche Oaleo alter Zeil ia
verstiBdlicke jaliaBiscke umanselaeii.
Fftr das hybride Jahr nehne ich als Regel 90 ood 91 Sokalltagfs
an bei 355- oder 92 und 93 bei dditigi^on Genrnnjakr. Diese Hypo»
Ihese isl die eiazig branehb^re. Die vier Jahre werden roli, d. h. an
3^5, 377, 355 ond 378 Tagen auf die Tafel gesetst aod non die Noadi*
nalre^el hergenoaneo , am wo möglieh jedes Jahr am ^iaen Tag za
verkOrzen. Denn die Norm konnte nnr auf 1461 Tage als normale
Linge laolen. fiina Norm ist nieht falsch. Wenn nns also 365 Tage
neben 99- nnd 93ftgigen Schaltmonden aberliefert sind» so ist das
ohne Berflcksichtignng der Folgen des aosschaltens durch die Noadi»
nairogel geschehen, vielleioht daroh etwas bloss dem Seheine dienen*>
den gefördert worden; denn die Schaltung liszt sich so anbringen dasi
bei 93 nnd 93 Tagen das Beiwort inieraüaris steht. Diese letzte Br-
klimng, dasz man die nominell mit dem Adjeetivnm inierealarü be»
zeichneten 99 and* 93 Tage verwechsele mit den 90 ond 91 wirklieken,
liszt Einwftnde na, wie ich nieht leugne; aber dieser Lebnsats ist se-
candir, ist der Lehrsatz nicht. Denn es bleibt stehen dasz dnroh ein
möglichst einfsches Mittel das Jahr davor bewahrt wird ein Wandel*
jähr zn werden , und da scheint es mir am einfachsten [sowol] 99* nnd
931igige Schaltmonden [mit 354 Tagen, als 90- und 91tagige} mit 365 an
verbinden. Wenn jemand dies nun hypothetisch Endet, so findet er das
was ich auch finde. Aber mein Quadrienninm ist ankrtflpfbar, man kann
es brauchen zur Einordnung des Materials, kurz es ist eine natzliche")
Hypothese. Die, wie Vf., das Quadrienninm 4 Tage so lang setzenden
müssen auch eine Hypothese bilden, die Weglassung eines Schallmon«
des nach einer Regel oder keiner Regel. Zu welchem Ende? damit
eben die jnlianbche Jahriange and ddmit der Stand imierfaalb der
Jahreszeiten gewahrt werde ; folgli^ wird durchschnittlich so geschal-
tet sein wie ich verlange, vorkommendenfalls wird man also fflglick
arii den Sammen: 90^ 91, 356; oder aber: 99, 93, 364 seine Ansitze
machen dflrfen. Aber Vf. will freilieh keine Ansitze macken, will
nicht nndeotliche Daten in deutliche des jalianischen Kalenders aber-
tragen; kaum erfihrt sein Leser die Soonenfinstermsse, ans denen
denn doch mit Sicherheit die Monatsnamen fflr die Jahreszeiten ilterer
Zeit folgen. Was ich chronologisches thnn nenne, das ist dem Vf.
fremd. — Wer mit mir Jahre zn 355^ 375 und 376 Tagen ansetzt, hal
eine Brklirung ffir die nrvalischen Festtage , welche 97 Mai and 17
Mni nsw. immer 10 Tage differieren, was schlecht passt zn der ge-
18) Ich habe es bei mir selbst längst mit Boeckhs Oktaeteris ver-
gliehen , die nicht die Wahrheit brachte , aber so ntitsHoh and brauch-
bar sich erwies, dass sie alles Material in der geschickten Hand ihres
Urhebers subsumierte und so die schönsten Diensie leistete. Denn von
meinen Quadriennien sage ich nur dasx sie wahr sein können.
442 A. Mommaeft: swaiter Betlrag s«r Zeilrechnong
wAhnMoliea Annahme. 0« mOMoa es 11 Tage aeta. Die arvaüaehee
Festläge aind aaa dem bybrtden Jahr so beiMuilteB, aeheiai mir. —
Sohlieiaiieh bemerke ieh daai die Kritik dea Vf. S. 34 f. inlereaaaat
iat, aber neben Ideler U 62 f. gelegt einige Absieht aeigt Sohwache
Antoren interpretiert man leiebt an niehte*, da aie doeh, wo aie ver-
nttpftiges geben , als obaotiscbe Fnndgraben au betraehten sind ; aoeh
naf anderes gehe ich nicht ein , da Vertrignia doch nicht erreichbar
sein wttrde.
Der Vf. polemisiert S. 208 gegen die Verschiebung des Conanln-
anfanga von Ol. 68, 1 oder sonst einem Jahre anf das timaeiaehe Epo-
ehenjabr Ol. 67) 3, bestflligt aber was ich will, indem er seltsamer-
weise mir Ol. 67, 3 entgegenhält als wire es nicht Heton XVlil^ da
es doch Meton XVIII ist. Wer die timaeische orbs condita au Grande
legt, wird als jolianisches Jahr lieber 509 wihlen, wenn er nichl vor-
sieht, was auch aich hören ilsxt, immer derselben Gleidinngaregel
an folgen. Ans Plinins Worten (S. 193) folgt nnr aberhaopt dass
jemand Jahre posi aedem CapHoUnam dedicaiam gesahlt hat; Vf.
hatte bei der 'schwankenden Lesung' der Zahl aelber den Voraats ge-
faaat nicht viel darauf an bauen. Baut er nun dooh darauf? sei vor
alters damit Ol. 68, Jl gemeint, so folgte als jQngere (?) Setzung auch
dem Vf. die abweichende auf Heton XVIIi = Ol. 67 , 3. Ich habe,
wie ich sehe, julianisch angegeben v. Chr. 510/9, was richtig war
and voraichtiger , weil das voa Timaeos gemeinte Jahr vielleicht niehl
so gans olympisch war, sondern ein pythisches Herbstjahr, wie die
Römer lange Zeit auch hatten.
Das aehnmonatliche Jahr glaube ich richtiger deuten an können
als der Vf. Die wunderbare 304tigigkeit dieses Jahres, welches
das des Romnins heisat, zeigt erstlich dasa ea kein Jahr ist. Vf.
dividiert S. 51 die 365 Tage durch 12 und moltipliciert dann unge-
fihr 304 Tage heraus. Von einer praktischen Anwendung eines bo*
nannten zehnmonatlichen Jahres kaan gar nicht die Rede aein "), wie
Freiler röm. Myth. S. 142 gans richtig urteilt. Ich kann die achon
von Niebuhr angebahnten Combioationen nicht wahr finden. Nament-
lich sind es die Monaisnamen und die unerhörte Tagzahl eines dOtigi-
gen April hei 355tägigem Jahre. So wird den Ältesten Zeiten ein dop-
pelter April, einer von 30 Tagen, der romulische, einer von 29 Ta-
gen, der gewöhnliche, zugemutet; ebenso mit noch fünf anderen Mon-
den (s. Ideler II 19). Diese Monate erinnern an das spätere Jahr des
Julius Caesar; aber da tat eia Sextilis au 30 Tagen, da der julianische
31 hat, ebenao der December. Wie kleinlich seltsam ausgearbeitet!
Ich rathe also das seltsame mit seltsamem zu eombinieren, aber nicht
mit klarem und verstflndlicbem. Auch wenn ich die Combinationen
19) Niebuhrs Ansicht dass die Weffeastilbtände nach islmmonat-
liehen Jahren angesetzt seien, halte loh wie des Vf. Behauptnng dass
die Fetialen die synodischen Monden beobachteten für ersetzbar durch
richtigeres.
der GrieolKn uad Römer. 443
«■gibe, s. B. nit der Traaerfriet*^), aowfiste ick aichl welcheaBei>
trag diese CoaibiDation gfibe cur Erkliroog eines Sextilis mit der im
hybridea wie iat jnliaDischeo Jahre oaerbörleo Tagsamme 30.
SeUCe man die hybriden Jahre voll an ohne die erforderliche
Aasschaltang, mit 365, 377, 378 Tagen, und notierte das Neujahr im
Weiteriaaf , so stand dieses, wofern Kai. Martiae auf dem julianisehen
Soooenstande begannen, als Ir März im ersten Jahr, als 3r März im
dritten Jahr osw.'^) Gieng also jemand mit den hybriden Jahren auf
die Bfba condita zurück und wollte eine hipparchische Periodeniange
10 904 Jahren erschöpfen, so brauchte jedes Jahr einen Tag, ond wenn
mn diese Periode in Menschenalter zerlegte, also in grosze Monden,
»0 xeigt es sich dasz die Aultheilung in 31- nnd 30tigige entspricht;
denn 29 isl kein Menschenalter« So ist das Jahr des Romulus ein
grosses Jahr und daher die zehn Menschenalter , als Monden betitelt,
wie im Hundssternkreis, jeder Tag ein Jahr. Also eine rerkürsle
Soihis und benannt nach ^oll angesetzten Biennien der hybridea
Jibre.") Der dritte Romulus erstand 102/1 r. Chr. nach der Cimbern-
achlacht, Marios; zwei romulische Jahre vor ihm war, nach Fabius,
der erste als Quirinus zum Himmel gefahren. Diesen Zufall kann man
bemerkt nnd gedeutet haben. Ungefähr ein romulisches Jahr nach des
Fibias Aerenspitze wird der zweite Romulus geboren, Camillns, wel-
cher 81 Jahr alt ward.*') Ein grosses (12monatliches) Jahr meint
aich Uvius, wenn er dem Camillns in den Mund legt dasz eben jetzt
'365 Jahre verstrichen seien'^ also ein Viertel der Sothis. Andere setz-
ten die Befreiung der Stadt auf 360. Man wollte etwas providentielles.
Beide Annes ab urbe bilden neben 304 auch die Tagsummen welche dem
Jahr des Romulus beigelegt werden, 360 und 365. Man nehme biesu
die Saecularspiele 304, 606 ab urbe, wenn die Schiasse, 306, 609,
wenn die Anfänge der Romulus -Zeit gemeint sind; dieses ist Copie,
da die originale Darstellung, wie die cyclische Beschaffenheit der
^nne lehrt (304 = 16 • 19), durch die Cimbernschlacht und deren
lanarische Coincidenz mit dem Himmelfabrtsjahr an Meton YUI haftete«
20) Zehn Monden , als Ausschnitt aas dem üblichen Kalender, wür-
den in praktischer Anwendung am leichtesten blosz gezählt werden als
1t ^t 3 usw. ohne eigene Namen. Wer ihnen Eigennamen gäbe , müste
diese von der Sache hernehmen , z. B. für die lehnmonatliche Schwanger-
icliaft einen JYtMmiki- Monat als ersten (Preller röm. Mjth. S. 576), als
"ififten den der ersten Bewegung u. dgl.; was aber nicht su einer all-
gemeiner gültigen Dekamenis fiUiren würde. Und auch für diese na-
tarliehe Frist liegt Bezifferung vielleicht näher, z. B. der 9e und lOe
Monat müsten der Frau Neune (Nona), der Zehne (Decima) geweiht sein.
2i) Dies ist der de la Nanzesche Fortschritt. Ich bemerke dies nur
^ den Vf. zu bedeuten; 8. 100 heiszt es dasz meine Amtsjahre auf
^ 1s Nanze zurückgehen, auf dessen 'fast verschollene Bätze.' Ich be-
wpte aber nichts de la Nanzesches , sondern etwas ganz gewöhnliehes,
^ freies Mondjahr. 22) Der Anfang also wol mit In Thoth = Kai.
Mart., wo feste Märzjahre einhaken. 23) Im timaeisierenden System
l^men den Königen etwa 304 Jahr su, 814/3 bis 510/9 ▼. Chr. exd.
444 A. Mommiai: sw^ltar Mtraf tar Zmireehaang
Dies ist ein chaldaeifclies Epooheiijtlir, wddies Meh eise RmMdas-
«eit nach der Cimbernsohlacbl die Saeculanpiele n. Chr. 204 bradit«.
Die lislige Prophetis Martha wird aicbt ennaDgelt babeii deai Marios
and seineo Leoten chaldaeisohe Grillen beisabringvn, nad m Ciabem-
Sieger darf sich selber glaaben, ein anderer Camillos, ja ein dritter
Romulus ta sein. So möchte die gaaxe Vorstellung so aoaderbarer
Monatslingen wie eines 30tlgigen Sextilis nsw. nicht iller ab Marias
Sieg sein. Dass ein Anliqaar schon rorher Yersicherte, erst NasM
habe den Januar und Februar hinKugefligt, bann wol sein, doDD was
rersichern Antiquare nicht? und die Nunerierang fahrt sunfioliat anf
sehn Monate : statt Undecember und Duodecember hat man awei Indi-
vidualnamen und glaubt diese später. Aber die Dekamenis dieaea An-
tiquars Tom alten Mira bis zum alten Decenber-Ende hatte 298 Tage,
nicht 304. Anderseits kannte man iingst die Praeeession des voll an>
gesetzten, um ?ier Tage zu langen Quadrienniums, welche zur Auf-
theilung der Sothis in vier ungleiche Perioden fahren konnte. Man hat
noch einen anderen Weg, nemlich die 146(4flhrige Sothis in 365jihrige,
also gleiche Perioden zu zerlegen, deren 6ine endigt nach der Ver-
jfingung Roms, wie Camillus mit Nachdruck hervorhebt. Aber erst
der Zufall erschuf oder half erschaffen was nun so mysteriös in Mon-
den- und Tagsummen als romulisches Jahr vorliegt — der Zufall dasz
des Marias Sieg Ihnlichem Sonaen- und Mondstand angehört, wie das
Himmelfahrtsjahr des Quirinus hatte und die Einischerung Rons'^i
bei der sich mancher Bezog aAf Romains finden liszt. Zu Gnnsten
also der Bieaniennamen, die fdr vier kallippisohe Periodenlingeo
nöthig waren, modelte man sich ein 304tägiges Jahr zureoht za einer
Zeirwo man Hipparchs Periode swar kennen konnte, über doch jene
d04 Jahr nicht eben hipparchisch nahm, sondern sanichst von den
Chaldaeern 16 Enneakaideka^teriden empfleng, welche abrigena den
Mondlauf schon längst genauer als die Griechen kannten (Ideler 1 207)
und dem Hipparchos einigermaszen an Genauigkeit gleich stehen. So
scheint mir das romulische Jahr ein wunderliches Product aas ver-
schiedenartigstem. Die römische Zeitrechnung ist eine Sphinx helle-
nischen Angesichts mit aegyptischer Hanptbinde und ruhend aaf einem
Sockel, welchen italische Hände aus dem Marmor Italiens aufgericlt-
tet. Das dachte ich vor drei Jahren , als ich die röm. Daten drucken
Uesz, und jetzt sage ich das gleiche*^).
Hierher gehört auch dasz Quirinus als Zeitengott gelten aiasz.
Es wird ihm die erste Sonnenuhr vor seinen Tempel gestellt; sein
Ehrentag ist der 29e Juni , womit nur der Mittsommer gemeint sein
24) Obwol diese leicht selbst accommodiert sein könnte bei den
differenten Ansätsen. 25) Wm loh hier über das Vomuliscbe Jahr
vorirAge ist skissenhaft nnd hypothetisch, ich sehe voraus dasa ich es
spHter noch modificieren werde; doch bitte ich den Leser diese Hypotheie
sn prüfen, ob sie nicht den sonderbaren Eigenschaften des sogenannten
tomnlisdien Jahre«, so wie den von mir hervorgp^hobenen Nebenumst&n-
den eine ent^rechcnde Fassung gebe.
der Griechen eod Röner. 445
kann; das olympische Jahr beftiint am den Millsemmer, md weim
also die Soneennhr ans Kataoa v. Chr. 263 aufgesteUt wiirde, so kam
sie recht passend eben vor oder mil dem Anfang einer olympischen
Bnneakaidekaeteris. Doch die snr aedes Quirini gehörende papiria-
nische Sonnenuhr soll v. Chr. 293 aargestellt sein ; aber im folgenden
Jahr ement sieh die chaldaeische Epoche. Auch bemerke man data
Romoli Himmelfahrt, die Alliaschlacht und die Cimbernsohlacht dem
Mittsommer angehören. Der Zeitengott Qnirinus scheint seine Ver-
jangnng an das Solstitium zu knQpfen, da findet der Saecnlnram-
schwnng statt und die Zacken des Weltrades greifen endlich wieder
ein in die vor hundert und aber hundert Jahren berAhrten Einschnitte.
Die Saecalarspiele v. Chr. 17, gefeiert im Sommer, setze ich daher in
die Nahe des Solstitium (nach Caesars Kalender 24 Juni). Am idn
Jani ist (hipparohisch) Neumond; also der 24e Juni ein 7r des Mon-
des, der dem Apollo ziemt; Abends den 6n des Mondes, welchen die
Griechen der Artemis weihen , kann begonnen sein mit dem Opfer des
Kaisers am Tiber; 24 Juni Ritus auf dem Capitol; 25 Juni Gesang
auf dem Palatin; wenn man nicht 22, 23 und 24 Juni lieber hat, damit
ana 7n des Mondes das Fhoehe iätarumgue poiens Diana erschallen
möge. War es die Morgenfrühe, wo die Gesflnge vorgetragen wur-
den, so konnte die luna bicomi* neben dem aufgehenden $ol sieh
rielleicht zeigen. Dies letztere , so wie eine zweite Orientierung, die
nur weniger schön erscheint , musz ich noch genauer prQfen. Audi
wurde nooh zu erwSgen sein ob hierher gehört dasz die olympische
und eapitoüuische EnneakaidekaSteris mit v. Chr. 11/16 = Ol. 190, 4
abliuft. Die eben mitgetheilte Setzung fillt nicht in Ol. 190, 4, son-
dern in das Ende von 01. 190, 3. Mithin mflste man das olympische
Jahr meiden und sich erinnern dasz die Pythiadenepoche jängerer
Zahlung (Ol. 48, 3 y nach Boeckh sogar die echte, den Römern vtel-
telcht früher bekannte) identisch ist mit der olympischen , weil sie in
Heton XVIII kommt. Dies kann man so wenden dasz allerdings der
24e Juni in das pythische Schluszjahr fällt, aber nicht in das bürger-
liche vom Herbst, sondern in das dem PIejadenanfgang angelehnte
Kirchenjahr der Delphier. Dieses beginnt mit Neumond 10 Mai v. Chr.
16; mithin ist das Schluszjahr, Meton XVI/XVII, vom Mai v. Chr. 17
zn beginnen, so dasz die gewünschte Coincidenz staltfindet. Diesem
Jahre gehört auch der Septembervollmond der capitolinischen Grffndung
Ol. 67, 3 an, da die Römer dieselbe Tempelepoche Meton XVllI hatten
(s. S. 387 f., 398 n. d. Tafel am Scblusz). Auch Tarutius hat die Geburt
des Romnlns auf das Sommersolstitinm gesetzt (s. röm. Daten S. 8), so
dasz als heiliger Anfang des romulischen Zeitkreises der 24e oder 26e
oder (nach dejn Nominaliage) 29e Jani gelten mosz; iM Zeiteogottes
Anbeginn rührt an sein Ende, denn alle Zeit ist eyolisch, and wie die
Gebort dem Mittsommer (29 Juni) zukommt, so auch die Himmelfahrt,
was eben auch der Kalender lehrt, 7 Juli. Es ist ganz die Idee wie
bei dem Phoenix, eine echt saecularische; daher hat man dem Kaiser
Claudius , welcher n. Chr. 48 = ab nrbe 800 Fast., 801 Varr. Saeen-
448 A. Mommseo^ s weiter BoUrag xar Zeitrechnniig
gyptologie, atfllien mir teit; und da ich jelst in Jbeidee ImariielMo
Bpochea, Neton Vll/VlU and XVIII/XIX, eacli Hend- ped SonneakA-
lender"*) sukommeede PalilienUge nacbgewiesen, atehen hoffeatUdt
die Nondjahre aicht bloaz mir fiaat, da die beiden Epocbeignbre OL 8,1
vnd OL 13 9 4 allein geafiglen um einem etwas negativen Manne ein
^mlleioht wabr' absonöthigen. — Hiermit iat niehts behauptet Ober
die wirkliche poliliaebe Zeitrechnung dea ältesten Ron, welefae u
entdecken mislioh isL Nur Mondjahre acheinen mir aneh objeclir
wahrscheinlich. Unter dem Apparat dar sabjectiven Ansichtea apite-
rer Arehaeologen Roms moss auch ein freies Mondjahr (Dodekaasenis)
anerkannt wefden, nnabhangig von der Ansicht über die retrograden
AmtawechseL — Waa ich aber die Amtswechsel gesagt habe, ist an-
sareichend; um die Anwendung freier Mondjahre abanlebnen oder aa
beatfttigen wird es nöthig sein sämtliches Material von meinem Stand-
punkte ana sorgfältig durchaugehen — das cyclische Gewebe ^anfaa-
drdseln ', wie Vf. mit einem mir nicht geläufigen Worte dies Geachäll
nbweiaend sagt. Ohne sorgfältige Auflrennung dea Gespinnates bleibt
die Frage — mir wenigstens — unentschieden; ob ich aber nicht wie
Penelope auftrennend auch gleich wieder anzetteln und anwehen wer-
de, daa weiss «AfjdcMr. Ich werde mich also vielleicht selbst des Ir-
thums seihen, ich bin kein Gelehrter, und da mein chronologischer
Säckel einige echte Thaler enthält, so mag ich selbst die Calaehea
(wenn sie es nur wirklich lind !) am wenigstens unter den echten lei*
dea. — Aus- und Einschalletage sind neben Schaltmonden von 33, 22,
il und 20 Tagen der UcenUa pontificum und ihrem d55tägigen, prak-
liaoh a«ch 3S4tägigen Gemeiojahr au gestatten. Diese Hypothese ist
die einzig passende, für das Quadriennium v. Chr. 10SI|/1 ff., fflr die
Afvaldatea usw. Sobald man mir eine beasere gibt, siehe ich die
»einige aurfick. Aber die Auameraung eines Mercedonins ist nicht
besser. Hypothetisch sind beide Ansichten, meine wie die Ideleraehe;
der Zweck ganz derselbe, auch die Schatzgöttin beider ist dieselbe,
eine oll genannte nnd verkannte, die innere Nothwendigkeit. Doeh da
das Jahr als einigermaszen constant sich doch zeigt, kann man sagen,
hier habe bmb auch eiaea äusserlichen Beweis, dasz das Jahr nicht
vagidinndieate, sondern so ziemlich feststand. — Die kyklographisdieD
Setanngen nach ausländischen Gyclen bleiben mir stehen. Die Eigen-
acimften der betroffenen Jahre, Monden und Tage lassen den Gedenken
aa Zufälligkeit aicht aufkommea. Des Vt Fastenreohnung, sein Beaas-
teaveraeiehaia, die beiden Kdnigsreihen zeigen die Unwahracbeialich-
kelt dasz ein Chronolog auf dergleichen solUe gebaut haben im stärk*
sten Lichie. Ich danke ihm diese Arbeiten und daneben beeondera die
diei fasti^ mit denen ich früher verschiedentlich Noth gehabt habe.
Aber anmOglieh kann man doch glauben dasz auf eine ae snbjeetiv
30) Nach dem vorausaetzlich von späteren gebrauchten, sowie b. B.
Troia capta anf retrocomputierten Gyclen beruht, die selbst su jüngeren
Himmelserschemungen passen.
der Griodien uad Rdmtr. 44ft
fndierle iiilmihe ordentlich« Leute fossen moehiea. Mit Bpoehen*
jahMo fünft jeder Ghronoleg ta. Die jalienieelie Periode wer ein
dtfottolofieeher Gedenke; lie neigt in Anno 1 die simtUohen Cyclea-
epooban welche dem Zeitrechner nöthig liad, and diese bewnndernc*
wArdige Idee Joseph Scsligers ist daher ein« ZwUlingsscbwes<er
ohnonolofiseher Wissenschaft gewesen. Denn Scaliger scbaf beide,
die Periode nnd die Chronologie. Nickte Anfänge empfeblen sich
iMil, und die elten besonders •betten mehr Sachen die sie auf ibrea.
Aeronanfsng setsen konnten , eis wir haben ; so ist die urbs coadita
and ihalicbe Sachen aaf den chsldaeischen Cyclenanfang, gekomncn;
was man far Fabins noch so urgieren kann dasa OL 8, 1 die Acre Na«
bonaasaris beginnt. Vf. findet dasz solche Anknapfnngen ja ganz nnt«*
los wirea. Knn ihm freiüch, weil kalendarische Ansrecbnnng ftberali
a^ae Sache nicht ist; einem Chronologen ist es einzig aagemessaa, mit
der goldenen Zahl 1 auch des Anno 1 der Aera an rerbividen. Wie nem-
ficli? Man dividiert das Aano, jedes Anno der Acre dnrph 19 and der
Real ist einfach die gflldene Zahl, man braucht also nicht noch vorhec
einen Absag zn macbea oder biazuzulagen. ^Diese letztere Mühe isl
aber klein' wird Vf. entgegnen. Klein; ja, aber wenn zu den 19 noch
z. B. ein aegyptisches Qnadricnninm kommt? oder die Olympiade zu
▼ier Jahren? dann musz man schon die zweite Correction brancheiH
wena hybrid begonnen wird; nnd dieses abziehen, warum soll man
sicii es nicht ersparen ? Bei Scaliger wird gar aichts subtrahiert o^r
addiwt, nnd dsss unsere Aera nach Chr. 1 addieren mnsz, isi eine
kleine Qaiicrei, die zu Fehlern fahren kann. Ich sage dies vom
Standpunkte der Bequemlichkeit — - nicht mein Standpunkt! Frage
aber einerden Ordnungssinn, ob wol die gflldene Zahlenfolge sich
niebl von 1, au IL, au 111 schreitend nnd an die Jahre der Aera Anno 1,
Awio 3, Anno 3 lehnend hfibacher ausnehme als wenn Anno I die gftU
dene Zahl XVUI zum Bxempel bekommt. Ich wollte darauf wettern
dasz, wenn man auch anfangs immer sich entschlösse die 17 zu addio«
ren oder 2 an subtrahieren, doch spAter, wenn die na«e Rechnung
Ton Anno 1 = XVUI Kraft und Selbstbewustsein gewönne, in aller
Stille die XVUI Ober Bord gienge nnd 1 zo Anno 1 hinkime. Die
ROaer aber sind sich sehr schwach bewast gewesen den cbaldaeischen
■ethemetikem nnd den feinen Griechen gegenaber. Wo die Wissen-
sehafl ihaen eine galdene Zahlenfolge bot von 1, U, III usw., da
Bohlossea sie sich an; sie waren nicht geniesflchiig (SalL Cat* a. 0.)»
Sandern brauchten das brauchbare. Also weit entferni sogleich 1, II
usw. umzuwerfen oder auch mitten in die gfildenen Zahlen bineinzn*
fahren, benutzten sie sie lieber von Anfang und ohne den allergering«
sten Respect vor der Ton DictatoreiyahreB, von einer magistratischen
Windstille nnd dergleichen Nullitäten heimgesnchten Jahrreihe , der
KOnigszeiten ganz zu geschweigen. Ich mache den Vf. noch darauf
aafniM'sam dasz er mir meine chronologischen Cyclenlente nicht aner*
kennt, wfihrend er selbst nnchronologische Cyclenleute voraussetzt.
Relrocempntation der Enneafcaidekafiteris hat einen vemfinftigen Zwecke
450 A. Mommseii : swetler Beitraf sar Zeilredinaiig
mtB findet die NeomoDde wieder; «ber mit 110- oder laojlhrigmi Mr.
geeamtheiten rflckwirts gehen iit ancbronologiaoh , gant wie C. lAU
lera nnd M. Danekers Protens - Perioden. Den Cineioa mit llQjIbrifei
Saeentifl rehnen lassen heitst ihn einer Spielerei besehnldigeo. N«r
wofern diese 110 Jahr als etwas geheiligtes, religiös eingebftrgertes
sieh ceigten , könnte man die Anwendung eines solchen Sehaaiu be-
greifen und bitte cn urteilen , Cincins sei ein mystischer Msaseh ^
wesen. Aber ich dichte das llOjihrige Saecnlum wire sehr kryptiMh
nnd Cincins ein ordentlicher Mensch gewesen. Religiöse Kyklognpbie
hat ttbrigens meist ihren Grand in wirklichen Zeitkreisen , deaeo li«
die Weihe gibt, wovon in der Hnndssternperiode, wie Boeekh lie
behandelt im M anetho , ein schönes Beispiel vorliegt. Aach iit die
EnnaCteris in der Religion noch lange gewesen als eine Art Gespeist,
und eine heilige Kyklographie mochte li^hrigen Kampf als 80 Jibr
nehmen (s. oben 11 4), 80 spiter als 190. Die mit anfgetheilten EnnU-
teriden , a. B. 4jShrigen Pythiaden getriebene Kyklographie ist, wen
nie von der Nenncehnjihrigkeit anabbingig ist, darchans nnr religiöSf
bestehend also darin dasz ein Historiker sein Fnotnm lieber aaf 01.11,3
als auf 11 , 4 setzt u. dgl. Dies ist nicht so spielend wie es aoBsieht
fflr die Colonisierung (Delphi), nnd nicht so gana hohl wie die 110-
Jihrigen Saecnla.
Noch liegt mir Liv. 1 17 das ibai nnd fuit im Sinn. Vf. neist 8.
136 Anm., Livios erEihle hier am unbefangensten, und bfirdet ibn doch
auf was Uvins nie wollte. Livins sagt, es habe die Herscbaft R^ibo
rund gehen sollen (ibaf) , das Zwischenreich sei von der Daoer eioes
Jahres gewesen (fuii). Vf. findet es * offenbar' dasz die laterregei
alle an die Reihe gekommen , mithin 500 Tage am Regiment f ewesen
seien , welche Tagsumme als zwei Jahr verrechnet worden. Mit t&oi
wird wie mit flniebaiur die Norm angezeigt, nicht ein Factom, welebei
desto klarer im Perfectnm folgt. Ich halte etwas aof die Temport.
Wie kann Livins deutlicher geredet haben ? Vf. corrigiertiba, fiidal
ihn also in der That nicht unbefangen , sondern ebenso befiagea wie
er 1 19 gewesen. Er hat es sich nur eingebildet , dasz es iwir an-
gehen sollte, aber nur wirklich rund gieng so lange das annutm miff-
9ailnm es gestattete, sowie ja Dionysios und alle sich die aKea Voll-
monds-Idns usw. nur eingebildet haben. Hier ist es wieder wie obei;
es sollen zwei Jahre herausgefunden werden, und eben die sind es
welche Vt dem Livins abzwingt oder aufzwingt. Nnmas Regieroof
wird auf 39 und 41 und 43 Jahr gesetzt; diese Differenz soll erkürt
werden , das ist die Absicht der Sache.
Ich breche jetzt diese Betrachtungen ab, fflr spiter weiteres vor-
behaltend. Aus dem gesagten hat der Leser entnommen dasz mir diese
neueste Version der chronologischen Ansichten des Vf. ebeoso nawis-
senschaftlich scheint wie die frfiheren. Desto leichter wird sie, in der
gewandten Darstellung des Vf., bei einem gröszeren PublicQD Bis^iV
finden, welches ja auch die frfiheren ^Versfindigungen' oad die >>>
Fehler gegrfindeten «entschiedensten Beweise* ohne Widerrede aoge-
iw GrieelMB md Rtaer. 451
BOMBen hat. Der Vf. bMitit eis oiehl gewftMi^es Gesebick «ich
dflB grosiM Pttblicam gef enflber eioe Stellmg bq gebeo. Die neislea
Measehea bedarfon der Antoritftt, insonderbeit bei ehronologieeben
Dingen, weldie wenig gekannt sind. Sie wollen nicbt Prafnngen,
die ihnen nnveretindlioh nnd langweilig sein wflrden. Diesen den
grossen Poblienm gegenaber angemessenen Ton bat der Vf. enge-
schlagen.
Dabin rechne ich die Versiobernagen dasz araine Ansiebten so
gar verwegen und kühn and allemal rerfehlt and aoglacklieb seien.
Diese mit den schwachen Prflfongen in .keinem Verhältnis stehenden
Versicbernngeh richten sich lediglich, scheint mir, an das ^grosse
PnbUcom, nicbt an mich. Mir dergleichen sn sagen hatte kein
If ensch in der Welt weniger Anlass als der Vf. , der sich selbst ge-
stehen moste dnrcb niemandes Widersprach von seinen vormaligen,
ihm jekzt irtbOmlich scheinenden Behaaptnngen befreit worden so
sein als dorch den meinigen« Da ich nan genao daram wnste, wie
der Vf. anf chronologischem Gebiete das entschiedenste UnglAck ge-
habt hatte, so versprach er sich wol selbst bei mir wenig Erfolg von
dergleichen Assertionen ; diese Versicherangen, sie setzen im stillen
vorana, der so versichernde müsse dem Leser als Antoritflt gelten.-
Hir wird man es nicht verargen wenn ich es anmöglich finde in dem
gestern nnd vorgestern von mir eines besseren belehrten Vf. beute
eine Antoritit an sehen. Der Vf. also, wie ich annehme, rich-
tete sich mit seinen Abarteilnngen an das grosze Publicnm, nicht
an mich.
Wer vor dem Poblionm eine Aaloritat sein will, der darf sich
nicbt gar an oft verseben , anch nicht an oft die Meinungen wechseln.
So zeigt sich nan auch bei dem Vf. ein gewisses Bestreben Ober seine
froheren Behaoptnngen nicht allzo scharf mit sich ins Gerieht za
gehen, ein gewisses versehleiern. Anders Boeckh, der sich seiner
Fehler zeiht, wie es einem wissenschaftlichen Manne geziemt. Boeckh
nennt sogar den welchem er die Berichtignog zu danken habe (C. Red-
lich) , anch sonst sagt er klar und dentlich wo er einen 'sehr oapas«
senden' Weg eingeschlagen habe. Ich könnte anch G. W. Nitzsch
anfahren , der sich einmal im kieler philologischen Seminar sehr ver-
sah und hernach seinen Fehler offen eingestand. Das thaten die ge-
nannten weil sie sich nicht dem groszen Publicnm gegenaber fflhlten :
das kleine Publicum, zu welchem sie sich halten wollten, lohnte ihnen
dureb doppelte Achtung. Ich enthalte mich das Gegenbild zu ent-
werfen, wie zoginglich mir auch das Material wäre, um darzustellen
in welcher Weise die zwischen dem Vf. und mir gepflogenen Debatten
aber römische Zeitrechnung sich gestaltet haben: Kurz der Vf. wen-
det sich an die vielen, nicht an die wenigen, am allerwenigsten an
mich. Dennoch ist die Wissenschaft allezeit die Sache nur weniger
gewesen, ich meine die strebende, forschende, prflfende, und eine
andere scheint es mir nicht zu geben.
Da ich den Vf. nun eine so ganz von mir und meinem Ideal von
Jahrb. f. clMt. Phllol. Suppl. Od. III Hfl. 3. 3Q
452 A. Mommsen: xweitor Mlnif s«r Zetlrecbnuog der Gr. und R.
WissAMclMift abgekehrte Bah» liebe« sah, so wallte ieb aefaegs gns-
lioh alkin ihn «eben Uaaen nnd aaf allea kein Wort anlwortes. Allein
ieb halte ihm bei alle den fftr manehe beiUame Belehrnng tm danken^
und feine Bebanplungen nnd Einwinde, angeachtet aie aiir grtaten-
theila vnriebtig schienen, hatten nieh doch gefördert nnd x« nenen
Studium angeregt. Auch war mir der Gegenstand sehr lieb und seit
Jahren bekannt, und da idh im Verlauf neue mir günstige Arguneate
fand, glaubte ich um so wontger schweigen su^dirCan.
Parchim. August Mommsen.
Inhaltsübersicht.
Erstes Kapitel. Castoren. Seite
§ I. Was «eilff wri^efff optoXoyoviifvog bedeute bei Polybioe
I 5, 4 345
% 2. Die Aegospotamoi-Scblacht kommt auf Ol. 03, S . • 951
§ 8. Prttfting des Ansatses Ol. 98, 3 oaeh einem Fixstern^
Aufgange «^ ... 354
I 4. Prilftiiig des Ansatses Ol. 93, 3 naeb der Personifieie-
mag des Dioekuren- Aufganges, wie sie im Volhsglan-
ben lebte ^6S
§ b. Dasz Bratosthenes ZeitrechnuBg nicht gegen das Aeges>
potamoi-Jahr Ol. 03, 3 spreche 9^
Zweites Kapitel. Plejaden.
§ 1. Delphische Ennaeteris nach K. O. MüUer .... 892
§ 2. Panatbenaisdie Ennaüteris nach A. Beeckb .... 388
t 3. Meten XVIII und III 394
f 4. Apolllnisobe Zeiten 403
Drittes Kapitel. Luna XXI mit Beaug auf ' die römische Chro-
nologie bis auf Caesar von Theodor llommsen'
(Berlin 1858) 421
AaneriMMifMi iv dtfr Ttfol. 453
Aomerkungen zu der Tafel.
Inachos T. Chr. 1073 (Oensorintts 21) rgh rbein. Mns. XIII 68.
lo p. Abr. [480. 499]. Ensebioa hat lo 479 u. 498; beide Setsungen
also in XVII, so wie der Armenier gleichsetzt. Ich habe sie um
I hinabgerüekt.
Zweite Fttit; Censorinns ebd. und rh. Mns. a. O.
Apollonstempel p. Abr. [490]; habe ich nm 1 hinanfgesetzt. Elise-
bios hat diese Grfmdnng 500. Vielleicht ist es besser 2 Jahr tiefer
zn gehen in p. Abr. 092, da ist eine pythische Epoche. — Mit mehr
Hicherheit habe ich die andere Angabe ans &2Ö in p. Abr. 522 hin-
anfgesetst, indem anch die erste Pythiade statt in Ol* 49, 3 bei
Biuebios falsch in Ol. 50, 1 kommt. Beide Fehler* sind indes nicht
gans gleich : jener beträgt 3 , dieser 2 Jahre. Jedenfalls mnsz die
nDjthische Gründung eines Apollontempels entweder auf ein erstes
Pytlüadenjahr s= Ol. n, 8 oder einen Cyelenanfang , und zwar einen
religiösen (wie Meton III oder XYIII) oder endlich auf beides zu-
gleich kommen. Eusebios Ansätze aber kommen in Ol. -f- 184, 1
(Met. XIX) und OL -f- 178, 2 (Met. VI), sind also schwerlich rieh-
tig. '-^ Abaris steht bei Eusebios 1448; ich habe ihn um 1 Ter-
schoben in 1449 t= Ol. 53, 2.
Aedes Apollinis Tota ab urbe 321 Varr. e= 433 v. Chr. Ich habe ein
Herbstjahr angenommen, beginnend im Vorjahr v.Chr. 434; olym-
pisdiseh also zu bezeichnen als Ol. 80, 8, ein erstes Pythiadenjahr.
Ebenso andere die römische Religion angehende Nutzungen dieser
Epoche,
lathmias 1, 1 mythisch, Anno? Der Qrund dieser Orientierung
liegt in Apollodors Darstellung , dasz Isthm. 3 die Herakles - Grün-
dung in Elis falle , diese aber , der Analogie nach , in III gehören
möchte.
Aletes Corinthius p. Abr. 917. Die beabsichtigte Einhaltung der
Epoche zeigt sich auch in den Begierungszeiten der korinthischen
Fürsten; nach Diodor fr. tom. VI p. 7 Tauchu. regieren die drei
ersten 38, 38 und 37 Jahr.
Eleusis und Athene hat Eusebios p. Abr. 230 in 11. Ich habe den An-
satz um 1 hinabgesetzt, weil die pythische Epoche sowol überhaupt
den Athenern mehr als den andern Griechen nahe lag, als insbe-
sondere weil der parische Chronist den Areopagos in III setzt. Eu-
sebios liat auch den Prometheus in III gesetzt wie seinen Befreier
Herakles. Man kann auch anführen dasz Eusebios ed. Aucher den
Drakon, vielleicht richtig, in Ol. 40,1 (Meton III} setzt, hingegen
in Meton II der Eusebios von Zohrab und Mai.
454 ^ Aanerisnftii n der Tafel.
Troia capta. Timaeiis. Daaz diese EaUreiohen Angaben tlieflweiie
falsch sind, ist wahracheinlich; doch belegen sie nnrnm so stärker
die Absicbilichkeit eine olympische Epoche, Meton XYIII, sn er-
reichen. Denn wie sollte es Zufall sein dass so verschiedene Quel-
len anf dasselbe cydisehe Jahr fahren? 'nach Timmeos* ansetzen
hiesz wol nach des Timaeos Epoche ansetsen , und daher die rer-
schiedenen Angaben. Ich habe Troia capta. Tim. 1308 v. Chr. einem
lieben Freunde su Gefallen eingeklammert, welcher meint ich hsbe
mit unrecht im rh. Mus. XIII 64 eine abweichend« Setsong fw
Kerkyra ku Grunde gelegt. Dass Timaeos ein in Tielem abwei-
chender Chronolog war steht aber doch fest, und ich finde dsxs C.
Müller SU Fragm. 56 nicht wesentlich anders urteilt und eben über
verwandte Ansätze. Mich selbst freiUch bewegt die Analogie, nMch
der Timaeos Troia capta sicherlich an die olympische Epoche Idinte.
wovon Censorinus 21 ja ein sicheres Zeugnis gibt. Zu diesen An-
Bätren in XVIII vergleiche man Fischer grieeh. ZoittafeUi 8. 11 n.
13. C. Müller zu Fragm. 63 S, 2i»2 und A. v. Gntsohmid BeitrÄge
8. 17, wo 1137/6 auch für Demokritos, so wie S. 123 wo lJW/1
auch für Thrasyllos und Kastor in Anspruch genommen wird. Die«
letBtere , von Censorinus beaeugte Jahr gewinnt auch dadurch an
Autorität, dasB es übrigens wol fehlerhaft dem Diodor beigelegt ist
von Tsetzes Posthorn. 764.
Troia capta 1209/8 v. Chr. usw. Wegen des sosibianischen Ansttie«
s. Philol. XII 335. Die Herstellung Ilions p. Abr. 864 fehlt in dem
Ensebios von Aucher, ist aber ebd. Tbl. II 8. 138 f. njiohgetrsg«n.
Die Homer-Setzung des Sosibios s. bei Fischer a. O. 8. 40.
Schliesziich bemerke ich noch dasz im weiterforschen mich be-
Ronders die Betrachtung an meine Lehre je länger desto mehr glsnben
läazt, wie derselbe Autor auch dieselbe Zeile der Enneakaideksetens
bevorzugt, z. B. Yellejus die varronische, Dionysioa die catonische nnd
dgl. mehr.
Analecta Homerica,
Scripsit
Lndovicos Friedlaender.
Jahrb. f. elut. Pbilol. SappK Bd. III. Hfl. 4. j |
9.
Analecta
Qoae luic opporloniUite oblaUi *) e schedis nMia promo ea diuliaa
preui qoan Horatins praeeipit; nam abbioo dacea aniioa vel etiaoi
plores chartis auiDdala rapt paene oauiia. Hoc ideo moneo quia fieri
potest ot bis annis qnibiia baec stadia maxine ferbaeninl, noBDolla de
aeis ab aliia viria dootia oecvpala aint, qaorom libri io bano noatram
^Uav i^fiiav perlati non aant. Id oerle ex bac aiea tardilate
loeri faeteot leclorea quod loag e plora aeposui qaaai nunc edo. Nam
(nt icioDl OBinea qai bia rebaa operam doderoot) miilta priaio aapecto
pUoeat Tel certiasima yidentar; ai naagno temporia apatio interiecto
itenuD inapieiaa, non item. Ita et mibi accidit ut de eiadem rebaa
divenis tomporibaa diverae iadiearem, plurimaqoe spreverim qoae
aihi oUm arriaerant. Contra qaae ideotidem intaenti emdem aapec-
(u imaiatatom praebere viaa sant, ea non potui non ant pro veria
kabare ant pro veri simillimia. Magno antem gandio affectna anm
noTisfiaua ImmaDoelia Bekkeri curia Uomericia ad noa adlatia, e
(joibu intellexi de noanallia mihi cum viro anmmo conyenire, qoae
ntea a nnllo obaervata erant.
*) [Pnblicayit enim aucior banc ipsam commentaiionem menae
Aprili haias anni, at iuyitaret quos par erat ad audiendam lectionem
poblicam qtLiODi babitums erat ad munas professoria pbilotogiae pnbliei
ordintrii in uniTersitate Regimontana rite anapicandnm.]
31*
L De locis lacimoBiB.
Qoamqoam verissimqm est qaod dixit Lebrsios, HomenuD ii
universom tarn bene habitnm esse nt id Damqnam satis mirari possi-
mos, tarnen tion minns Yemm e^ nullnm fore corrnptelae genns co>
gitari posse, quo baeo canniiia non aliqnatenns contaniiiata sint.
Hoc recte intellecto eriticae Homericae fandamenta ieeit Aristarcbiis.
Cuias censoria virgula veteribus quidem in yersns divini poetae ni-
BAta severitate grassari risa est: at bodie multo plures loci pro per-
peram insertis babentnr qoam ille notavit , eis tantam dissentientibes
qni clavam Herooli facilios eripi posse etiam nnnc indicanl quam
nnnm versom Homero. Ac non modo insiüciorani , sed etian male
ex uno loco in alteram transpositorum vel iteratonim nameram long«
maiorem esse qaam sammo illi critico yisoni, bodie inter omn«
convenit. Deinde neqnaquam raro factam esse at binae eiusdea ar-
gamenti recensiones iaxta positae sint, et alii monuere et ego n
Sobneidewini Pbilologo vol. lY p. 577 sqq. His tribns nratatioBift
generibus, interpolationis transpositionis variationts, accednot 1a-
cnnae, qnae yiros doctos adhnc raro adyerternnt. Non aalen eas
nunc dico, quae maiores narrationis partes bausernnl: qoaai oUb
plara continuisse indicio sunt non pauca quae at narrata memorantur
nee yero narrata sunt. Et ut recte observaverit Aristarchos (cf.
Lehrsius p. 357), fieri nonnulla apud Homerom quae non diserle du
cantur sed ex consequenti cognoscantur : hoc tarnen non eo yalebit
nt tarn multa atanfofiivaig yeyovota nobis persnadeamas qaam veteres
interpretes. De hoc genere luculentissime dispntavit Scboemaanos
in dissertatione de reticentia Homeri, quae tertio opnscaloram aca-
demicorum volumini inserta est. Equidem nnnc nil yolo nisi noo-
nullos locos indicare, ubi unum vel paucos yersas perisse deficieos
conexns yel discrepans ostendit. Sane vernm est boo yitii genere
carmina Homerica rarias deformata esse quam reliquis. * Nam cum
illa carmina neque a poetis neque a rbapsodis omnibus lemporibes
eodem modo cantarentnr, saepissime sine dubio factam est at plnres
eioedem argamenti formae in concinnatorum manns venirent. Tantum
igitur afuit nt his aliquid deesset ad narrationem perpetaan resti-
toendam, nt multa muUis locis redundareot: e quibus not eligen-
L. Friedfoeoder: iinaleoUi Honerica. 450
dam foil qsod optimiui aptissimimTe esse videretur, Hat duae yet
plures formae oonglatinaadae , ea aotem qaa« eonanisaarae repagna-
rent re«ideoda. In hoc labore ei fieri poUiit nt kio illic plus iosto
reeideretar, Dee negari poteat dobiihU« oonoinnaloribaa lam manca
el lacanosa IradiCa esse.
Celerom harum lacooarnDi deaiOBSlratio raro IIa certa esse po-
teal, nt nallani dabitationem reliaqaat Naai abi ad perfectionem
senlentiae aliquid deest, non aemper id excidisse slatneBdum eril,
sed poCeril etiam oorraptione obliteratam esae. Hiac etiam Lehrsius
de loco noto B 230 dispalana rem in incerto reliqait (Arist. p. 382) :
qood B^kkeras in ntraqae editione minima distinctione post Ai^fivtj^
posita sanare conatns est, ot suppleatnr fifuv, Eqnidem Lehrsio as-
sentlor hoc ab Homero ita profectam esse praecise neganti: sed
otrnin Yerans alter ab- initio corruptas sit an exciderit aliquid post
bone, nemo sane decreverit. Alterutrum stataendam erit de loco
Odysseae X 412—415, in quo nemodum qnantnm scio ofTendit. fAga^
nenuionis ambra Ulixi narrat quomodo perierit:)
cig %avQv oluxlnSx^i Oorvcrro}' Jte^l d' aÜkoi haiqoi^
vtoke^wg xxUvovxOj aveg Sg i(fyi6Sowsgf
o7 ^d z iv awvHOv (xvÖQog (Uya dwafiivoio
♦ » ♦
i|dij ftiv itoXicw tpovfp avdQciv avxBßoktiCug xtl.
ubi nisi versnm post 415 excidisse snmemas, neeesse erit prioeipiQm
versas 414 (pi ^a xs) pro vitioso babeamns. His locis tertinm adde
il721, quem erunt qni pro aano babeant. Sermo est de Hectoris
exseqoiia.
qI d* iitel elaayayov %lvxu ötifictxa, tov fiiv Imna
T20 Tfffixolg iv XBxhaci ^iöov^ naga d' cltfav ioiöovg
^qf(ifwv i^/iifxovgj o! xe üxovi&SCav ioiirjv
414141
(ü ftiv qf^' i0Qiiv€Ov^ iiA öi Cxevaxavxo ywaineg.
Enmi iaqnam qni bio nihil deriderent: at mihi mos epicns poscere
Tidelor, nt ab oT fiiv Sq* l^(iip^tov noTa incipiat sententia, quam-
qaam id tnm demnm certo dici poterit, si exempla omoia hnc per-
tiaeDiia collecta fnerint, qnod me omisisse doleo. Ceterum etiam
kaee difficoltaa loUitnr, si in versn 722 ab initio pro ot (liv Sq
^pifa^aoy alind quid fnisse snmimufl.
e 186 sqq.
Hi loci omnes ntmm corruptelam passi sint an mutilationemi*
daoerni non polest. Contra locus ille 9 186 aqq. quo Hector eqnos
460 L Fri«dkieMler: analeola ÜMMrica.
auos adloqnitor, flu« ua diBoallato iMigsia, rix «liier ea[pUcari
poterii ^luuB ai ««im «erU vttra«m ezoidlaae afeatnaana.
184' 0^ iinm huuMiv ininkno qmitifiiv xt'
— ^ Slc»^ %i Kai 0n MUtt^yM nal A^&9a¥ Aiyau Ta ^U^
vvv lAOi Ti)y TMfitd^v iianlvevovj tjv fgalu m>iA^
» * «
*Qtv6p %" iyne^fiaaaa nuiv^ Sie ^^»0$ ivcifoi*
♦ ♦ ♦
aAA* ifpoQlia(fvutov naL CiuvSfzop xri.
Veranin 185 , quem obelo ootatam ease ab Arislardio notoai &X
(v. Lelira. p. 196 sq.), nil moror. Seqaenlia consideranti primiun id io
ocalos incurret, in enantiatione qaae ab ^v ^lu nolX^v iacipit
verbum deesse: nam boc modo nemo loqui poteat: nofuörpßj i^w
udXa TtoXXfiv vfuv tcv^ov na^i^ipiev, Aat igitnr periit aliqoid aal
97V luiXa nolX'^v corruptam est. Pro quo si v. c. i^v nogsv vfiri?
legeretur, omnia plane et recte procederent. Quod q«in dici poln-
erit, non est dubitandum, cum dco^or, ßQcifLtiVj leaxa noi^etv dieatur.
Nee quae deinde sequuntnr ab homine sano dici potniase «mquan
mihi perauadebo , nednm ab Homero : nisi forte Hectorem una com
iumentia ad praesepia . pastum esse fingimus. Eteaim bis verbia nolla
interpretantium arlifioia atinm sensum extorquere possunt quam hunc:
*axor vobia prius frnmentum apposuit quam mihi'. Nee yeraa 189 re-
moto, quem teoentiores cum veteribus eiciunt, nodus solrltar. lauio
Wo quamtis ei ioeo quem nunc oocupat minime conrenial, tanien ser-
Y«ri poteat, dummodo transponatur. Mihi emm nil probabllias Tide-
lur quam unum rel plures versus excidisse*, quibua Andromache
Hectori epulas struens describeretnr, de hac autem descriptione
versum 1^ reliquum esse. Animi causa totnm locum ita refiogamus
at intellegi aaltem possit:
vvv (lot rifv ftOfuS^ anottvsrov, fjv itoQBv i^$v
^AvdQOfucxfl ^ ^yoTfiQ (UfäX'ijxofog ^Hetlmvog.
vfuv ita^ nQOtfyontfi fuUq>QOVt[ nvqov f^rptevj
if i^l, og fd^ o£ OüXiqofg ^tooiq ^ifO\^t tlvm^
altcv %ml n^iu nolla noQoia^ &9tlla9ato tBitt^ov^
ohov v' iyK^m9aöa nuS^^ ZtB <Nj|xo$ wvciym*
Hunc locum omnes interpretea aicco pede Iranaierunt*), qa«mTis
aensum non habeal. Hoc primus vidil Bekkerus, qui in aovissima
^ Kitzsohltts adn. ad Od. I p. 2^ *Vosb: und verderUe das //aus
mAi'. Hiettiilt kann Mosa ein durch eeihe Abweaenheit entatimdener
L. Prie4li«rier: «naleeta Hoamo«. 461
etf ÜMe km Iret r^rw» eiaeil. MeMlMs Taleasebo «t KiiflrAto
damw «IM ifindoroA MiniDtib«« otml 06 has diriliw anltat
IMTM 4)lwrrasteai mim siae mtfnif lakkribas edsptnuM i 78 — 69.
Deiod« 010 peinit:
90 dog lfm nt^l %iüm imIvv ßhtow awwyUifmy
^üiinfv, x$lng ^» itihpwv iHog tm^jmp
äg q6 %i THnC^nv %otate ivtürnamv wä^am,
«öl nanipmp xaiB ftdXltt^ «xoW^a/, of iftvig i^v
M dslv^ iml fuiltt 9EoU' fim^ov *Kal oTemUca msov*
ev fMxXff ifatevaowa^ wjap66ta «voiXa imtI l04^Xtf.
vtf/eiv, «/ 4' avdifig a6o$ liifMvm <# tot' oAowo.
In versa 95 haeremas. Qnae . eDim est illa domus opnlenta,
quam se perdidisse dicit Henelaus? *A(ig>lßoXov ^ respondeBt scholia
M V, TtoxfQov rov iavrov ff top ü^iaiMv : sed neutram intelle^
poteat. Ulnd ineptooi est; nam postqaam errores saos maritimoa
memoravitf qaod faetam yerbis hcd iiaXa ttoAA* ifut^v: non po-
tuit ffleotionem direptionis Troiae subicere, quae illos maUis aonia
aaleeessit. Deinde baec' ambiguitas aliemssima est a more epieo,
at auditoribos coniciendum relinqaatory qua de re poeta cogitareril.
Si solam^coDstnietioDis ratioaeai speclabimos , non poterimos non
intellegere Henelai domnm. Sed hoc sensns non patitnr; nam erro-
ribna illis non comminnit sed «udt divitias snas Menelans (cf. y 31l)«
Fait enim bic mos temporibus heroicis, nt reges ab nno hospite ad
altenini eommigrantes dona colligerent (qua de re cf. o 80 sqq.) *),
sicnt ipse Ulixes 1 37 sqq. v IS?, nbi Eastathins 1521, 90 xal aTKislah-
tkci inqnit dvo rovrovg ^poMr^ iv nXavn nkovtrfiuvxug SHtog ftivro»
med SXiwg^ tiv 'Odvetflv dijklad^ xcd tov MeviXaov. Iden noatmm
loenm reeCe intellexit i486, 33 et 46. Cf. | 285* 326, übt Ulixes in
mendicnm traaafonnalas Bnmaeo aarrat, ae apnd regem Thespro-
tornm gazam ab Ulixe bac ratione eoacervatam Yidisse: nai fio»
nxiiiun* f9fi|sv Stfa ^uvaytiQot Üdvtfoei;^, | 2<>^Asu>v %i xqvöov xb
mlvKiikffsov %9 ddtiiftry. | futl vi «cv lg inatuffv ytvs^ txBqiv y In
ßoöxot ' I toa^a ot iv luyiifotg jtf ifMfiUa xeho Svaxtog. — Acoedit
quod versus 97 oatendit, non iactorae mentioneai prozime anteoes-
sisse sed Incri. Nam cnm dieat Menelans: *qaornm ntinam tertiam
partem possiderem', cpparet non de eis enm toqni qnae perdiderit,
sed de eis qnae possideat
Sin antem qnaerilnr, qna ratione baec perturbatio naia sit, pln-
ribna modis responderi potest. Faeillima medicin« ea est quam Bek-
Verlnst gemeint sein. Aber wir müssen uqs dsbei beruhigen, wenn es
anch nicht recht befriedigt.'
*) Non erat igitnr cnr offenderet VoOnnannus in 1 283 (eommenlt
epp. p. 118).
462 L. FriedfaeBde^: «ntleet« Uömeriea.
keni0 «dhibaü^ ot ventis 94*^—96 exf^angtotur: qwibiM reaolis «t sm<
toto«! 9tnietara belle habeat, ne«|«'e qnie^aam desideratur, naM.taa
&v in tersa 97 ad %twtt60iv ia v» 93 perttBebit. Fortasae aata
hi versus ex alia hoius loci recensione soIi sapersBBt, i* qua oar-
ratum fuerit «bseDte Meaelao domam ab infidelibna ministris male
babitam eoramqae neglegeutia vel rapacitate malta perdita esse.
Deinde ita hunc Aodani aolvere possoaiiu, nl altenun diaiidiui
versus 95 corniptam ease statuamaa. Fieri eoiai poleat ut pro ia^ht»
olim verbujB oonirariae aigniflcationia hoc loco posiium faerit, relut
&(pHla {plxov o^ilkiiv o 21 / nede ohwpiXlii g 223). Quodsi hone
versum hac fere ratione sonaiaae putaama: ifcel (auXu tcoII inti-
^ov* xov i* oIkqv otpBtka (quod exeaapli gratia pono): hoc fwri
saltem poterit, duauaodo aeqaeutia (ßv luUlu vauvaovta, luxixvdottt
noXki %al ia^ka) TtgoXfiTCiixäg dicUi esse statuamaa.
Tertia ratio , quae naihi quidem maxime arridel, ea est nt post
fna^ov aliquid excidisse sumatur. Fingamus v. c. baoc versom eodem
modo cecidisse quo versum 81 i^tal fiika noll' iyca^ov xal %olX
inaXri^v — tum ita pergere potuit MeDelaus : «in bis auteqi error!-
bus mnltas divitias congessi, ita ut nunc domum posaideam qaaleo
videtis, optime instructam et ampUssime ornatam: olxov
Bv (uiXa vatitaovta^ X£;i;ciri/doTa TioXXa xal i6^Xa.\
t 107 sqq.
■
Hunc locum, qui pluri^us modis adulteratus est, etiam lacuno-
sum esse afflrmare non dubito. Uiixem in mendicam traasrorfflatiui
de patria ac parentibus percontatur Fenelope, cai ille sie respoodet:
«0 vvvat. ovx &v tlc öS ßoovmv in aiteioova yaiäv
vaMcm* fi yaQ aev nXiog ovquvw bv^w movUj
*&£ vi xiv fi *ßa(uk^g afivfMtfog, og %e ^eovd^^
110 avd^atv hf nokloitu nuA üp^fytmctv ivditcan^
evdiiUag iviiySi^ 9>^9V^ ^^ 7^^ fUkatva
Ttvgovg xal XQi^g^ ßgi^yOi 6h divdfcor nagicS^
xl%zin S* ifiTtsicc jx^Xa, wkaiSöa di TUtgiiy tjKJ^vg
i| svifyeififigf aQiX(oö€ dh kcuA vit uinov.
116 T^i iyA vvv %a fiiw aXka ptBtcikka a^ Ivi olke»,
firid^ ifiov i^EQistve yhfog %al na%qidai yaütv^
(»17 f(Of imkkov 6iifi0v hfiJtki^ityg iöwamv
(ivfjaeifUvn* iM^ka ^' eifd noXv^tovog, avöi xl V^ %^
ot%(p iv akkoftglija yoocovxä xi ^vqo^uvov xe
120 ffi^i^ hui Kcfxfov mv^iiuvtti axQtxov akl.
Primum vides conexum deficere ubi laouoam indicavi. ^^^ 4°^
dücit: Mdeo ne me interroges', is oaosam iam attaler it necesse esl^^''
interrogari noiit. Quam nunc frustra qaaerimns. Si dixiaa^^' *^i^
L. Friedlaeader: malecta Bomerica. 463
■Hiila et gravis p^rpeaaus aam', reete aubieere potalt: Mdao doU
iitarrogare qoi yel oade sim, ne In lecrimas et gemitua ernnpaai,
qood ne in domo aliena facere non deoet'. Nee vero hoe loeo u%
aHln optio data eat , uirnm autnere yelimoa quod deeat excidiaa« aa
Tersaai 115 ab ioitio corroptom ease. Nam ne illo tgo qaidem re*
Hioto dilficultaa toHitar, qnoniam dao argumenta tam diveraa, qaaai
est haec deprecatio et illa Penelopae laudatio , se exeipere non poa-
soDt nisi tranaitu ab uno ad alterum facto.
Deinde Teraus 109 ab initio corruptna eat. Nam aire 17 pro
particala diaiunctiva habemus aive pro affirmativa, in explicando
frastra laboramns. Si vocalem acuimus, altera particula disinnctiva
desideratnr^), cnins defectum Eustathias perridicule excusare cona-
tor, hoc ctTeoaioMiiiasfog genus esse dicens (1857, 50); sin circum-
flectimus, quod fecit Bekkerus in novissima editione, malum etiam
peius ileri yidetnr. Nam vereor, utdicam quod aentio, ne hac par-,
ticola inter duos genetivos inculeata epico aermoni vis afferatur. Eqni-
dem totom loeum ab 109 — 114 aliunde buc traqslatum esse iudico;
oamhaec coanparatio cum rege pio et iuato, quantnmvis licet pulcbra
Sit, neqne Penelopae convenit neque bnic loco. Idem sensit Ähren -
Blas de dialeetia II p. 302. Cf. etiam Nit^schius Sagenpoesie p. 177.
N 207 sq.
AaiphinMchnni , qni Gteati Actorionis filina eaa^ dicitar iV 185)
Hector occidit. Corpua occisi, qood Hector abripere frustra oona-
tor, amiei in castra Graeca portant; contra Imbrinm Troianum a
Teucro basta percnaaum dao Aiacea apoliant (185 — 20d):
»€g}al'^v d' aTCah^g and östQrjg
KOjfnv 'O^htidrig^ %BXolto(iivog 'A(ig>tficixoio ^
i|xe di (iiv aq>atQrid6v ih^afi€vog d&' SfUlov.
305 "EjiTOQir dh ytQonaQOt^B TtoÖiop Ttlcev iv %ovirpiv,
nal v6x€ Sri itEgl K^^a HoHBiMwv ixoXta^
vtmvoio neaivtog iv ahj öfiiottJTi,
ßfj d' livm Tsaga te »hclag wxl v^ag A%mmv %xL
Quis obsecro est ille nepos, de cuius morte Neptunus irasci-
tar? Nimirum idem Amphimachus 'de qao supra sermo fuerat. Unde
aatem scimua, eum Neptuni nepotem t9»bt Nam id neqne hoc loco
■eqae alibi ab Uoaaero diaerte dicitor. At, inquiunt, efßeitar ex
tomparalioae huiua loci eum A 7dO. Etenim AmphtmacbuS) ut diai,
Claati Actorionia filina eat (quod etiam in navinm catalogo traditnr
B 621) : Actorionum autem patrem Neptunnm esse Nestor in libro
andeeinio memoravit. Scilicel hoc bomines docti eraere poterant,
*) Cf. y 348 &g xi xev fj nagd wifiJtav aveifMvog i^h ntviXQOv.
464 L. FriddUeDder: aatleoUi
qai camina Hoaeriea ataidna teetione Yersaraal: aadilores lalem qus
est qoi Um booa memoria praeditos fuisse exislimet, it OBBibas ta-
poribos omnia reoordarentar quae aliquando eb recitata esseat! Ut
taceam io quaqae recitatione mnltos sine dobio aifaime, q« iUn
Neatoria narratiooem numqaam.audiviaaeDt. Nee fabala de Actorio-
iiibas Qua e DOtioribns fait, quam omniam mealibiu c^Temtaii esM
atuiere poeaimas. Sed fac eam ootiaaimam faiase: eüam lau boc
loco verbo monilum oportait, Cteattim a NepbiDO genoa dacare. Noa
dabito igitur qaio aat poat veraum 187 a«t poat S05 idu vel plares
veraaa excideriat.
©261—265. ^56—60.
DioBMdes ante omnes Graeoorum dnees in Troianoa irniit fagien-
temqae Agelanm prosternit:
360 ^giTCE d* i^ oximv^ igaßffae 8i vevx^* bt amm,
vot6i d' in* Atavtsg ^ovqiv iiusi(iivoi aAxf|v,
xoiiSt 6 in ^l6o(iLSvevg nal onacov ^Idoficv^os
MriQioprig^ ixäixuvtog ^E/uvaUtü ivdgeiqfovtfi ^
365 Tor<r( d in EvQvnvlog EvcU(Wvog aylaog vtog.
TBv%Qog d' Btvcciog ijilOf, naUvzova TO|a xixalvtav^
tfT^ d' Sq* V7t* AXcnnog' CuKil TeXafitovucdao,
In hac enumeratione herovm, quae a veraa ^1 ad 965 periiset,
yerbnm deest; nam versam seqaentem, nt cum Nieanore loquar, an
aUifig iQXVg legendum esse in aperlo est, quod recte intellegeotes
editores interphnctionem raaziraam post Ruaifaovog iyletog vüg po-
snetnnt. Hoc etiam clarios perspicietar comparato loco simiii libri
praecedentis , ubi novem Graecorum duces ad pagnam com Heclore
sese offerunt. Horom nomine partim eisdem versibos receosentiir
qaos hie legimos, ut H 164 — 167 respondeant veraiboa 0 962—365.0
Sed illis verbis in initio poaitis legibus atmcturae satis fit:
161 äg velneaa^ o ylqmvj ot d' iwkt navteg itvhxov.
OHfto mkv itQmog (ilv ava^ avi^mv '"Aya^fy.ww^
X(p 6 ini TvÖBtdfig to^o HQoxBqog AiOfifjdrjg^
xolai d ix Atavxeg d'OVQiv iTUHfiivot ilxi^v %xL
Sed etiam aliud est qood in boc looo offendat. Nam haea eDi-
meratio aiout in aeptimo libro plane necessaria« ita in ootavo son
modo initUis tat sed ne ferenda qaidem. Nam postqaam bi daces tati^
magaifioa indnoti anot (cf. Kayaerns de unterpol. Hom. p. 7) ozfpec-
tandnm eet, fortiterfaeta aut ab omnibaa narraUim iri aat cerie i
plnribns. Sed totom libmm pervolventibna ne noaa qnidem ocevrrit
*) emt xedit £ 157, 263aq. ^ P 2568q.
r
L. Priedlaender: analeeta Homerica. 465
praeter Teocrum, qai Bag^ttamni ietibns decem Troianos proateroit,
et Aiacean maiorem, qui fratrem scato praelenio tegit ae toetur.
SaspiCio igitur erit, hunc catalo^m e septimo libro ab interpola-
tore, qoi transitnm ad Teucri agiarslav facere vellet, hnc illatum
esse: qua- in traDspositione nonnalla amissa sont, qolbos ad perfeo-
tioneod sententiae carere non possnmas. Cetamin etiam hie fortitrae
fragmenta narralionis sapersnnt, qnae olim plnra continaerit.
Non iipioro ad hanc verbi defectionem excasandam afferri poM^
similem locum ex libro nndecimo: sed eam non magis sanum esse
existimo. Uterqoe exercitus ibi e castris educitur; primam Graeco-
ram aciem describit poeta (47 — ^55), deinde Troiano^nm:
Tgmg ^' crv^' iriQca^ev inl ^Qtoofi^ mSloio^
'^EnxoQa % a(iq>l nfyccv %al crfivfiova Ilovkvdafiavxa ^
AlvtUxv 9\ og T(ftoal %Bog &g zUxo dri^m^
TQBtg X 'AvrrjvoQidag ^ HoXvßov xai ^Ayi]voqa dtov
60 ril^tov X ^Aw^Mvx ^ iTtulaelov ad'avaioioiv.
"ExxfOQ i* iv TCQmotai (piQ* ia%Ua rcavxoa ilcriv,
Nimirum etiam hie dubitari polest, otrnm locas eorroptas sit an de-
curtatas. Si enim y. c. pro TqmBg d' avQ'^ kiqfod^ev posuerimns
Tifökg S* av xo^firi^ev^ nil desiderabitar. Ceterum hie versus
redit initio libri yicesimi, ubi verbo proxime praecedenti a com-
muni accepto sententia completur.
T 1 £g o£ filv Tta^a vip)al KOQG)vi0i ^toQrfiöovxo
iiupl aiy üfikiog vfi, ficcXfig aKOQtjxov ^Axaioly
T^äeg d' av^' ixi^to^sv ijil d'Qtaafi^ TteÖtoio.
o381.
In hoc loco proclivius fuerit de transpositione quam de re-
sectione cogitare. Eumaeus ab Ulixe rogatus de domini parenHbus
narrat ae se a familia berili optime babitum esse addit, de sua
patria suisqne parentibas ne verbum quidem, nihil nnde seiri possit,
vemane sit an emptus. Unde satis mirari non possnmns , si Ulixem
respondentem andimos:
381 flS TtOTtot, ig Sga xvx^g'iciv^ Eviucu avßäxa,
TeoJiXov ajufcldyx^g aijg naxqldog ^dl roxijcov.
Haee offensio non fugit R. Volkmannnm , qui in commentk. epicis p. 82
reote animadvertit, ea quae de parentibns suis dixerit Eumaeus |
140 sq.^) nimis brevia et obscnra esse, qnam ut hoc loco hac ra-
tione loqui possit UHxes. Uli igitur versus olim narrationem Eumaei
402—484 exeepisse videntnr, quem locum nunc hi occupant:
466 L. Friedlaender: «ualeota Homerica.
46& %ov i* av ^Myepfig ^OSvCBvg ^fislßevo fiv^*
Eviuu^ ff fuiXa d^ i^oi ivl ^Qiol ^nov oift>vag
ravTcr fxatfTa Xiytavj ooa dri nad-eg SXyeoi ^fA^.
akk* ippot 6ol fi^ fKK^a %al xax^ la^üv i^ipuv xzL
ubi pro versibos 486 et 487 sine uUa difficaltatc 381 et 382 vides
anbatitai poaae. Fortaaae tanen eo loco quo ounc hi duo de qaibaa
loqaiaiar legootar, oUm alii duiic anissi antecedebant, quibaa Eumaeus
patriae parentamqae meatiooem ioiceret.
n. De gnomis ixunticÜB.
Locos iDsiticios ian Aristarchos in genera dirorsa descripseraC,
quorann iadtceoi dedil Lehraios (p. 362 — 365) , et possant plara addi,
qoorom alia latiaa patent, alia aDgasttoribas ftniboa circumsoripta
sunt Rarissime antem sententtae nno paucisve versibaa conprehen-
sae ab interpolatoribas insertae snnt, quaa gnooiaa dicnnt Ninirnm
hoc gen 08 interpolationis Heaiodeae a cafminU epici natura vel prop-
ter perpetttitatem argamenti alieniasima erat. Attamen nonnuUae
gnomae etiam in carmina Homerica aditam invenernnt. De ono carte
loco iam veteres criticos hoc modo statuisae acimns.
o 67 Tov d' i}uf/j5et' iTtsita ßorjv aya^og MeviXaog •
TfiXifUcx , ov tC 6 iywye noXvv xf^ov iv^€ti* i(fv^
UfiEvov rotfroio* vsfif66m(iai il nal SlXi»
70 avdgl ^eivod6%a>j og % l^o^cr ft^ tpOAigsiv
t^fyfjat ^ ix^€tC(frfiiv ' i^ivca d^ atatfue navta,
laov roi xcrxov £(rO\ og x ovx i^ilovra vie6^i>
^tvOV htOXffVVeiy Wxl og hfÜV^BVOV 1UCt€QVK€l.
74 XQ^ ^stvov nagBOVTcc tpilitv^ i^tkovra dh ni^nsiv.
De altimo in codd. Harl. Ambr. Q Vind. 133 hoc tradttnr: h
itoXloTg oif% itpigito * xccl fffxiv ^Haiodeiog rijg q>QaaB€9g o xetQantM.
d di dexoCfie^a ninov^ nqo xmv nqo iavxov dvo cxl^f^v wpilXet ypa*
<pB6&at. Ubi hoc certnm est nsqne ad x^Q^^^VQ Aristarcheae ob-
servationis saperesse Tragmenta ; reliqaa ex eodem fönte hanata esse
afRrmari non potest. Qood etsi nesciremoB , yersum 74 in mnltis oo-
dicibna derniase , hone tarnen quo id qnod modo dictum erat atne olla
cansa iteratar, ferendnm nnllo modo pntaremns. Sin anfem illi co*
dicea hodie exstarent qnibns Alexandrini nsi sunt, non dnbitandnm
est quin saepius indicia nostra de versibus interpolatis eorum testi-
moniis confirmare liceret. Ceterum Bekkerus, qui in editione priore
yersum 74 eicere satis habnit, in posteriore etiam duos antecedens
tes expunxit: quibos etsi carere sane possumns, tamen eos necea-
sario excludendos esse afÜrmare non ansim.
Equidem ante hos decem annos dedita opera qnaesivi , num in car-
minibas Homericis plurea hoc genus gnomae insiticiae laterent, sed
admodam pancas inveni. E quibus dnas yel tres etiam Bekkermn pro
468 L. FriedlaeoJer : analeoU Honerica.
alieois habuiase noviasioia editione cerkior faclua soai. Sed com ne
qoe ipse Bekkeras cauaas iodicii aoi indicaverit et sint de quibas
mihi cum viro somino non conveniat, non inutile faerit exponere,
qnamobrem iilaa aententias perperam incalcalas eBB9 arbitrer.
ß 270—280.
Miperva snb Mentoria persona Telemacbom hortatar ut iter pro-
poaitann ingredi ne vereatar.
») Triliiu[x% oii* Sm^ev xanog icösai oü* avuijfiavj
271 sl d^ tot öov naxQdg IvhtctKXiu i»4vog lyti,
ofo^ ittitvog hjy xeXhai fyyov re /ftog rc.
ov roi iiKtd'^ iXlfj oSog iüitw ovd* atiXmftog.
tl i* ov nelvov y h^l yovog %al nip^elomlfig,
nb ov &t y iiiena lokita veXsvri^siv a fuvoivag,
^— * fUtv(fo$ yaf roi ^tatStg SfioToi ntttgl nilomai^
«^ ot nliovsg xcexhvg^ lutvgoi di ve mxtifog uQtlovg,
Q aXr hui ovS* oni^v »UKog ia^en ovd' etvoi^fUtVj
ovti öS nayx^ y^ (^V^^S X)Svaa^g nffoliXoiJUVj
280 iliuDQi^ toi iTtitttt TElevtilcui rade iqya,
Hanc locnm intaentem fngere non potesi, dooa illos versus, qiios
Bekkems e contexla removit, ego obelo notavi, aententiae absolo-
tae formam prae se ferre. In qua neqaaquam casa factum e»Be cre-
diderim qnod tot vocea ab eadem consonanti incipiunt, sed menio-
riae inrandae causa de indnstria qnaesitum. Accedit quod Enstalhias,
qui dnobns locis frustnla huius gnomae affert, semel Hesiodo eam
tribnit, celeberrimo priscae sapientiae auctori cui plarima aÜcitora
triboebantur, altero looo inoertum esse signiGcat, a quo profect« si(,
nt yideas proterbinni yetustate tritnm fuisse. Eustatbius 447, 27: nav-
QOi yaff naiisg iotfutöi nccxQdatv' ot nXioveg %a%lovg' (f^i^
^Hclodog* Idem IO359 45 nav(foi yccQ naidtg uQslwtg nati^
-— ot lUptoi TtXiovsg Kaxlovg »ctta xov slnovta, Id nunc non argeo
ex ipia Homerica poesi nonnnlla exempla ad hanc sententiam refa-
laftdam afferri posse* Nam et Diomedes i^futg tot inquit 7tati(^
idy* ifubfovig sixo^u^^ bIvui ^ 406, et Hector deos precatnr ol ali-
^nando de filio sno dicant homines seavQog y ode %oUhv i^vm
Z 411% et de Petipbete Copreos fllio ipse poeta hoc praedicat tov fi-
vct' i% na%(fog nolv x^li^wog vtog i^ulvwv O 641« Qtio^ 10 Ma-
010 de hoc loco ferendo nulüns monenti esse libenter concedo: at
ehnracterem Hestodeuai et sensu et adomattone verboruai prodi (a<
taceam de Eustathii testimonio) nemo opinor aegabit Hoc safficeret
«d quaeationem BM>yendam, num bi versus pro genuinis habendi siat:
wilto antem gravius est quod nee cum seqnentibus coennt aec con
yraeeedentibBs. Dicit enim Minerva: ^neque ignavus eris neqae iai-
L. FrieillMiuler : analeeta Hoaeriea. 469
prodens, »iqQhlen^)pttri8 Ivi indole» quasi hereditate ad te ^pervemC:
sin aatean noa es Ulixi flias (i. 6. fac te eins filinai dod esae),
naila spes erit te ad ftnem perd«einr«B qaod soscepiati.' Q«id haee
T«rba ezeipere pirteat atsi hoc: ^fortaa eBim aon creaatar aiai for«
tibaa et beaia'? At aeqnitar plaae eontrariaai: ^pauci eaäm filii
aefMit geaitomm Tirtates'. Loagas aam ia re aiaaifesta; aemiaeai
eaiai eriUeae vel aiediocriter peritam esse eredo, qui aaoiel moaitas
hos Tenras arale interpositos esse mm videat. Hao anteia aenteotia
exelaaa eo clariiis apparet ne saqaentia qoidem stare posse. Naai
378 — ^280 idem dioitar qaod reraihus 370 — 275: ea taatnai
tia, at qaod illto pro aryameato pooitiir hie seatentiaai coa»
ehidat et ¥iee rersa. Haec ab eodeai poeta profeeta aase aoa poa*-
sQBt: \mmo stat mihi sententia hoc loco doas reeensioaes eoalaisse,
qaanim altera versus 270—275 coatiaaerit, alteraai hac fere ratioae
GOBceptam faisse suaiere possnaius:
TfiXiuax\ oifi* ont&sv Kaxog ¥(f0stti ovS* avorjfian^j
. ei öri TOf aov nccTQog ivlaxanrui fjjvog r^
ovdi as Ttayjv fe fi^rt^ ^Odvöö'^og nqoXllotnsv.
iXntoi^ii tot ifCitra xeXevtrfiat vads fgya.
1 320.
Haue qaoqne seatentiaai primus quaatuai soio recte exelasit Bek-
kerns io editioae norissiaia, at tamea doos praecedeates yersas Sig-
nal eiecerit , quos etsi fait cum propter euadem characterem gaomi-
can pro spuriis haberem , nunc genuinos esse arbitror. Achilles Grae-
coram legatis fuse exponit quare exercitui oppresso auxilium ferro
recnset:
31 & ovx'' iiuy* ^ArostSriv ^Ayccuiiivovcc neusiuiv otto
ovr allovg ^ccvaovg^ insi ovn a^ Ti>g xccQig ^€v
(ucQvaö^iu dr^lotCiv in aviQadi vcoXe^lg ahl,
lati notQct fiivovTtj iuxl el fiaAa zig noXeiilioi*
319 iv di In xi^y ifilv xccKog ^Je aal ia^Xog'
— * nuT&av Ofiag o x* aegyog avriQ o xs Tcokka ioQycig,
Of>d{ Vi fu>( lUgUeixaij Infi ftad'ov ülyta dviim^
aüv if/tfjv tfn^^ jueqaßaXloiuvog nolefii^Biv,
^Non adducor' inqait ^ut denuo bellum capessam, nbi gratis
fortiker pagnantibus nulla refertur, ignavusque et eodem honore frui-
tor quo vir forlis (iv de iy x^iy) et eadem praedae portione (taii
(loiga (Uvavxi)»' Vides hie aon sententiam in Universum valentem
ennatiari, Bed de eo tantum sermonem esse quod in hoc exercitu,
hoc dnce locum habeat. Tantum igitur ehest ut versus 3l8 et 319
alieni sint, ut huic loco apprime conveniant: nam. non ubique hono-
*) ei ä4 sipidem A 61. J7 66. 7558. y 376. v 238. ^ 253.
470 L. FrieAltender: Maleeli Honerica.
res et praedam onaes pariter oaiiciscniitar , sed AganenBoaU taiti«
iniastitia id Ren dicil. Deinde latiaa explicat, aibi omntbns taaipori-
b«a plorinum perieuli, aiiniiiMiin eoiolaBieiiti el mereedif coaligine.
Qaae cnnn ita aint, vitan tatam vitae pericokwae praeferendan mm:
qnod deinde ita ox«g^rat ul nimiam illim vitae amoreai prte m
ferat Teraibaa 406 sqq. Cum hoc toto hnius oratiosis argsaeato apcrie
pagnat rersua 320 nun^^w ofiag o t is^fyog avi}^ o re itoXlB h^
ymg. Nam ai ineiiem mors non miniu aiavet atqoe eam qii üolta
praeclare fesait, nallamqae fati Bioram lacratar ignavia, saaeBeUos
eat pngnam capeasere qaam deaidem languescere. Hoic loco ooB?eii-
ret aententia contraria : igaavna vitam longaai aperare potest, andaces
praematnra aiorte abripi aolent. Qnod de nnllo verina esse ^n
de ae ipso et optime aoivit Achilles et in hao ipaa oratioae proi-
tetar veraibua 410 sqq. Eicienda ergo ntiqne haeo gnoma ab iater-
polatore dormitante inserta, qni cum nanov ia^Xa opponi videret,
banc sententiam, qua deaes cum strenuo componitur, cognatam esse
aibi persuaderet.
I 63 sq.
In hoo loco neminem adhuc offendisse miror. Postqoaai Ai^t-
memno consilinm fugiendi cum reliquis ducibus oontulit, Diomedes
bellum strenue oontinuandum es^e cenaet. Huio Nestor assentitor,
moda oantiones neceaaariae non neglegantur, de quibus ille propter
defeotum experientiae railitaris non cogitaverit
60 uXX ity iycivj og asio ysganeQog bvxo(iuxi> slvai,
i^eincD xal ndvra dtC^Ofiaf ovdi xi xig (loi
ftv^ov ivTittijtfef, ovöh XQelcav ^Ayafiif/LVüov,
— — " ag^^^TO^ ad'iiiiöTOg ctvißxiog l0uv laeivog
^— 6g noXifitov iQectai Inidtifdov OKqvoEvtog.
65 aXX^ T^ot vvv ftkv nsid'cafie^ wnxl (uXatvi^
do^a T iqxmXicofiea&a* qyvXcatx^Qeg dh &ui6xot
Xe^aa^cov nagi xag>QOv o^vkx^v xel%EOg i%x6g.
Gnoma illa a me obelis notata, qua belli cnpidi tot mal» rer-
bis obinrgantnr, ab hoc loco quo belli instanratio suadetur, nemalU,
alienissima est. Nihilominns ab eis qni iactaram unius versus Ho-
merici anguine peius vitant, aliqua ratio etiam huius sententiae de-
fendendae excogitari posset: dummodo de bello omnino, non decerlo
belli genere, hie sermo esset. Velut Schol. Ven. A dtdadxsi ii in-
quit (ig slvai (ilv fcoXsfiiKOv Sei di^ &v (pfjöl «ofg ov xi (UXei n^^'
fifila iqyay^ B 338, ov firjv q>iXo7t6Xefiov' ivctxQimt yag ravroajwtfffv
noXixeiav. At versus illi neqnaqnam ad omne genus belloram, s^^
ad solum bellum intestinum — TtoXtfiov inirdi^fAiov — spectant: cnius
cur hoc loco mentio fiat, nemo opinor docuerit. Qui id bellom^^-
pit in qua tribus cum tribu, familjae oum familiis pngnant, legessi-
L. Prisditevder: flntlecUi Homeriov. 471
ImI: 10 BMrito otp^mQy ivhuoq^ iHftUftög diei polesl Qni autem
belkm esm hostilNis externis «nadel , is non utiqne vitaperatione dig-
Bus eal, saepe aammis landibus, praesertim illo tenpore. Nisi \gi-
tar hanc Bententiam eioimns, habemas aenem suaTiloqniiiii boe modo
delirantem: *ego yobia eonsiliam menin ezponam qood tos non aper-
netia. Qui beliam civile cupit, abominandus eat. Nunc au lern epa-
las instrnamoa et vigilea ad fosaam disponamus.' — Quis est qni
ho€ ferro poasit?
S 80 sq.
Agamemno iteram fngae consilium proponens orationem saam bis
Torbis eoncladit:
Skx»iuv^ naötxg dh iqvtfoofiev etg Slci dicrv,
wjßt i* bt eirvaav 0(ffiüfif0fit€v^ Big o xev IX^
w| aßgozrij i^v Ttal x^ an6<s%minai TCoUftoio
TQmig' ijteixtt di xsv i^wfaifis^ vtjag anaöag,
80 ov yaQ tig vifieatg gjvyieiv naxov, ovo* iva vmxa.
— ^ ßilt£(fOv og (pevyoov nQoq>vyri xaxov i}i aXcitf.
Dnobiis versibus extremis, qni similiter cadant, idem bis dici
apparet. Tarnen erunt fortasse qui hanc iterationem non improbent:
eqaidem defectom copulae in initio yersns alterins pro certo indicio
habeo, banc gnomam propter similitudinem sententiae et yorborum
ab interpolatoro iuxta positam esse.
S 83 sq. d' 546 sq.
Hoc locos dubitanter adscribo, qui otmm senrari possint an eici
ntiqoe debeant , sagacioribus decernendum relinqno. Mihi fnit cum de
eomm athetesi nnlla dubitatio esset, deinde itemm iteramqne repn-
lanti res non ita certa yisa est. Cur mihi snspecti sint, fusius ex-
ponere snpersedeo, quoniam lectores monitos facilo intellectQros esse
confido, quibus rebus offendar. Alter locus est in sermone ab Eu-
maeo coUato cum Ulixe in mendicum transformato.
i 80 sc^u vvvj o ^stvBy xi x8 dfim<f(f& fed(feaxiVy
jplqB' axicQ öuikovg yB Cvag fitvffixij(fBg idovötVj
ovx omda q>^oviovxBg ivl g>QB6lv ovi iXefjxvv,
tov filv axirluc Sqya ^boI fidnagsg q>iXiovaiVy
^aXlu dliMpf xlovai %al atötiui F|p/ av^QWtWf'
85 %al fikv &ifa(iBviBg xal ava(f6ioi, ot x* iid yalr^
iXXiOTolfig ß6kf&v mal 6q>i ZBvg X^lda dcoj^,
nlTfiofiBVOi di XB v^ag ißav oIxovöb visö^aty
«al (ihf xoig on&Öog xqcixb^v diog iv g>^Böl ntnxBi.
Jahrb. f. eUs«. Philol. Sappl. Bd. HI HA. 4. 32
472 L. PrMlaendMr: «ntleeto Honario«.
Id eerto apparei^gaena iUa qMm nolavi raaMita nosnodo iaeli-
ram Ballam Aeri, sed eliaoi oralionen nnlto pUimas proeaden.
Ideal valel de allere leeo. Verba anot Aleiaoi, DeBM>do€aBi tteere
iabeatia, eaias eaataa hoapitia laerimas aioverit.
e- 542 alX cey o {liv axi^irm, fv Ofiäg rsQTtdfAe^ navtsg^
^HvodoKOt^ xal ^etvog^ iTCil tcoIv xaXltov ovtoag'
etpexa yag ^eCvoio xaS* atdoloio xkvxxai ,
nofimi »al g>lla imgäy xa ot dlSo^v fpiliovxsg,
M6 «orvrl tuxöiyviixov ^sMg O' Ukrig xb xhwLxai
^avi^i, og X* oXfyov mq huffHuvi^ nqanld&soiv.
xm vvv fiTjdh <fv mv^s voi^fuiai neQdalioufiv
OTU 9ii <t' cf(pfiYMr»* fpiö^<u di ot xalliov ioxiv.
Praeter aenaom diaerepantein indicia interpolalionia haec wmt:
primaai defectna parlioulae coninnotivae io ioitio versus 546, deiode
qaod xm (v. 647) DOn ad hanc aeDtentiam pertinel aed ad prieceden-
lem. Neque td fortoitom faerii qnod veraaa &44 el &47 eodeai Terbo
flninntar: talia enim inlerpolalioni ansani praebuiaae aciaias. Cete-
rom etiam veraaa ö4& mihi anspectoa est^ quomam xiSi v. 544 de
epolis poliua ae ladia quam de dedaolione ei donis hoapitalibDS in-
tellefenda eaae videBtnr.
De locis T 242 sq. et 250 infra dioetur.
m. Ezempla dnplicis recensionis.
Eorum locoram obi binae recensiones iaxt« positae saot dao
geneni esse notam est. Nam idem argumentmn a binia poaüa aat
eodefli modo traotatom est aat diverso. In primo geaere importuDa
iteratione, in altero disorepaotia offeodimar. Utrinsqne geoeris exem-
p\m iB ea dissertatione attali quae quarto Philologi volumini ioserta
est ; at multo plura afferri possunt , qaorom nonnolla adscribam qaae
milii in prompla fani.
Ad id genas, ubi idem argamentam bis eodem modo tractatam
est 9 loci nonnnlli pertinent, qaibus de altera recensione singali tan-
tiiiii versus sapersant. In quorom nomero ponendum mihi videtur
hoc simile N 334 sqq.
ig i^ o^' VTto Ufimf avi^un^ öTciffxnCiv &tXX«u
•) 93» fjiuni xf ox$ ti nldatfi xiv^g iiupl %il6v&ovgy
Q ix T Siivdig novh^u^ihqv btißiv 0(Uxhpf^
mg aga %iv Ofwa fji^c fMK2i}f lUfUiöm^ d' M &vftfi
aXlrjlovg %a&^ Ofulov iva$(ßiuv iiit %alK^.
Altemm exemplam hoe est. In narivm oatalogo earam gentium,
qoae Pbylacen et Pteleum incolebant orbesque vioiaaSy dux Protesi-
Uas fuisse dieitur; huno immatura morte ee^disse sarrat poeta 095 —
703, deinde ita pergit :
•) ovdi (ilv ovS^ ot SvaQ%oi tßuv^ no&BOV ye fjiiv
aXXa a^sag Kotf^i^tfs lIoiuq%rig S^og ^Aqrjpg^
7S6 ^IfphXov vtog nolvfifqlov <^ia%ldao,
avTiinotöfyvfftog (isyee^iiav ügansitikttov
inXctiQog ycvBJ* 6 i* Sficc Ttgotegog futl a^elwvy
G VQ^ IlQtoTBallaog ifftfiog' oidi ti Xaol
•) devov9 '^yefiovogj tco^sov ye fuhv iö^kov iovva
710 TO d^ Sfui xs60€((^avta (UXatvai vrjeg fTUnrso.
Bekkems in editione novissima versus 706 et 709 eiecit, Koechlyins.
(de genniiia eatalogi Hom. forma p. 12) etiam versum 707, propter
legem illam strophieam quam in eatalogi compositione valnisse ar-
bitratnr. *Qai deinde' inqnit p. 21 * inferti sunt versus 707—709 de
Podaree, prorsns nihil novi contineht.' Sed nt hos nott ab eodem
32»
474 L. FriedlaeDder: analecU Homerica.
poeia poni potaisse concedo, a qao versna 703 profecUis erat: ita
non magis intellego, qaid interpolatorem movere potuerit, at id re-
peteret qood modo dictam erat. Immo eiosmodi iteratio mihi qoiden
pro certiasimo indicio est, versus 706 et 709 ex aiia receosione de*
sumptos esse ac reliqaa.
Deinde hoc roferendos esse arbitror dnos versus quibns oratio
Antenoris in teichoscopia finitur, qui interpretes ei eriticos valde
^xercuerunt. Ulixi, qui cum Menelao a Graecis Troiam lefi^tos mis-
sns erat, habitum indeoornm describit.
rsis cxfJTtTQOv d^ ovT* OTtüSa ovre n^aic^tjvhg ivtofiaj
220 qHxhig »s iav/ovov vi xiv ififuvat aq>QOva r' avTHog»
all* oxs di^ j' ona v€ luyalffv 1% Cri^^eog tsi
%ttl ima vupadeö0&v iot%ira xufitQirfi^v^
(• ovn av iiuix^ ^OdvC'ql y i^leasu ßgoxog aHog.
•) oif xixe y ood' ^0^%y9i\og aya<sa«(U&* itSog Uovxeg.
Bekkerns acute perspiciens versum ultimum non modo saper-
fluum esse sed ne ferri quidem posse, si versus 223 proxine tote-
cedat, in novissima editione illum e conteztu removit. At forUss»
etiam hoc loco dnarum recensionum clausulas inxta positas habemas,
ut in altera Antenoris oratio versu 223, in altera versn 224 finita
sil. Qnod si recte conieci , ayaa^aiiBdrx non oum veteribus per i9ov-
(jacöufiev explicandum erit, sed vertendum ^indig^nabamnr'. *) Sen^
tentia autem haee erit: *cnm Ulixes loqui incepit, tum sane desivi-
mus indignari si eins formam intueremur, i. e. non iam aegre toli*
mus, talem legatnm a Graecis ad nos missum esse.'
Alibi duplex eiusdem argumenti tractatio plnribus vestigiii pro-
ditar. Velot in illa altercatione Aeneae el Achilli in libro yigesimo
Iliadis plus semel idem duobus modis enuntiatum est. Qned Ariatar-
chum non fugit, qui tarnen obelo uti maluit quam sigmate et toti-
sigmate , quamquam hie si usquam notae duplicis recensionis adfaiben>
dae erant. Primum Aeneas bis originem suam fnse exponit •) M
—212 G 213 — ^241. Priore loco Veneris et Anchisae fllium se prae-
dicare contentus est, altero totum gentis suae stemme inde a Dardano
levis filio usque ad Anchisem percenset, de matre divina tacet. Hae«'
altera narratio eisdem versibus incipit quibus Glaucus Diomedi respon-
det Z 150 sq.
T 213 bI S^ i&iXsig Kai tavxa daiffuvai^ o^q' £V tU^S
iqfABxiQfiv yavs'qv, nollol di fiiv avd(fsg föaßtv.
Hi versus in sexto libro recte habent, nbi Diomedes Glaucom
de genere sciscitatus erat, huio loco non conveninnt, qui« Achulet
♦) Cf. Äill. a389. ß67. #658.
L. FriedUender: analecta Homerici. 475
DDllam einsmodi interrogationem fecit. Suspitio igitiu* erit, aliquam
haias carminis formam exstitisse, io qua Aeneae orationi interroga-
tio illa qaam nunc desideramus praemissa füerit. Ceternin .ea me-
dicina quam Aristarchns adhiboit, nt veraas 205 — 209 eiceret, locaa
niniflne peraanatua est. Saltem daos praecedentes nna delere debnit;
oam qui dixit
n^6%Xvz aKOvovreg inea 9vr[tAv ivd'qtoTttav'
is non video quomodo paulo post dicere possit: el i' i^iUtg xal
xavta Sa'^fuvcci %tL
DeiDde Aeneas in eadem oratione altercationi flnem impoDeaduni
esse bis monef.
•) «XV aye firi%ixt ravta leyoafudtc vr^vxiOi Sg,
•) 245 foraor' iv (liaai^ vafilvrj Stiiorrjrog,
•) iari yaQ augxnigoiöiv ivsUea iw^i^crtf^i
•) nokXu uak * ovi av vrjvg iKctroivyog Sx&og S^^ito.
•) aTQ€7tTfi dh ylwus* iiS%l ßqoxw^ noXifg a Sv^ iiv^i
•) 24S jucvTOMj iJUmv 6h nokvg vofkog SvOa xal Sv^ot^
— — OTtnoiov n etTtyC&cc ifcog^ roiov %' inanoi^ig,
Q alXa rlri igtdag tuxI vtliuu vckv ivciyxri .
Q viiTtiiv aXXfiloiaiv ivavxtov^ Zg te yvvatxagj
(• aT ts xoXoiCccfievai igidog nigt ^fioßogoio
Q veiKeva* aXXi^Xjjai (liofiv ig ayvteev lovtSai^
(3 '2&5 itoXk^ hti TS %al ovxi' xoXog öi xe nud xa %bXbvu.
0 aX%i\g f ov fi' inisaaiv aTtoxQiijßeig (uuamtc
0 tcqIv %aXxa (iccxiactö^ai ivavxlov. iXX aye ^Sööov
0 ysvöOfisd' aXXfiXfov xccXnf}gs<Siv hy%Blrfiiv,
Aristarchns versus 251 — 255 obelis notavit. Contra Bekkerus in
ediiione novissima versus 248 — 250 expnnxit De tertio viro summo
«ecedere non dubito: nam haec sententia non modo incommode in-
earrit, sed etiam defectu particulae ab hoc conexa aliena es%e ar-
gaitar. Dao sequentes nescio an ferri possint. Contra alteram gno-
mam praeter hanc eiciendam esse arbitror., qnae locum modo alla-
tarn proxime antecedit.
341 xavxrjg xoi yevs'^g xs tucI aUfiaxog iv%o^i, Blvai.
— « Zavg [d'] apsTi)v ivdqefSöiv wpiXXei xs mvv^bi xSj
-— Zfuttag 9UV i&iXyOiv o yag TuigxtCxog ccitavxaw.
aXX* ays xxX,
quam sententiam neqne cum antecedentibos cohaerere vides neque com
seqaentibas.
Hinc Iranseo ad eos locos, ubi eadem res a duobus poetis di-
verse modo tractata est. In horum nnmero ponenda mihi videtnr ora-
tio Telemachi in contione Itbacensiam de procoram ininriis qnerentis.
476 L. Friedlaender: analecCa Honerica.
ßavv koevovxeg xal oig %al Tclovag atyag^
elluTCiVttiovoiVf nlvoval rt crfö'omr olvov,
luc^^dlmg' tu dl TtoXXi nctiavevat, oi yaQ Sn €nr^Q
oloc ^OdvcasvQ Saxev^ cconv im olxov aavv€u,
•) 60 '^[Uig 0 ov vv xi xoioi afiwifiEV ii %tH inuxa
f) XsvyaUoi x^ ia6(t€<S^a %al ov SeSatixoTig alxfjv,
Q fl X Sv aiiwaiiiipf^ it ftoi ivvafiLq ye mr^e/ij,
ov yccQ tx* ivCXBxa l^a xsxevxfnxcci ^ oifd ext nakmg
olnog iiiog ^dtolaXs xxk.
Ib altera recensione, qaae veraas 60 et 61 baboit, Telemacbua mnimo
prorsus abiecto et ape fracta est, in altera (62) volantatem altionia
sibi neqaaqoam doesse ait. Ae nesoio an hoe qaoqae pro indicio di-
versae originis babendam sit, qaod illic verbam plarali, bic siogo-
lari namero posituai est.
Siaiili modo oratio eittsdem Telemachi in libro octavo deciao
contamiData est, qni matri ae ezenaat exprobranti qnod hoapitem enn
Iro lactari paaaas sit.
©0 227 fimBff ififif x6 filv ov 6i vefnaöaiiai xi%olä0&ai*
•) txvxa^f lym ^vficS voia xal olda FxacTTor,
•) ia&Xa xe xal xa xi^t^' 7td(fOg d' Ixt vijyuog i/or.
Q 330 aXXti xoi oi dvvayLCH ittnvvyAv« icavxa vofjiStw
Q ix yag (is nX'qaöovCi naQ^fievoi alko^ev aXlog
Q ofdi xcrxa q>qoviovx£g^ ifiol d' ovx bMv agayoL
•) ov fiiv xot ^eivov ye xal Ti^ov (icjXog ixvy9ifi
D (AvrfixiiQwv t6rf}xi^ ßtr} d* o ye q>iQXBQog ^bv.
Hoc loco dnae excnsandi rationea coaluerant. Altera ea fait at
se nequaqaam ignorare diceret quid fas, quid nefaa esset; nee vero
hospitem a procis ad luctam coactum esse, sed sua aponte in boc
certamen descendisse, niillam igitiir iniuriam ab eo propolsandani
fuisse. Ad hanc recensionem praeter versum primam dao seqneotea
pertinent, qui v .309 sq.* redeunt, deinde versas 233 et 331. Bek-
keraa versum 329 eicere satis babait, qao remoto vereor ne dirfi-
cultas Bon sablala sit. In altera se unnm sine adiutoribos contra
tantum prooorum numemm nibil posse qaerilnr: qnasi ininriae depeU
lendae non volnntas ei defoerit sed potestas. In bac recensione
versom 228 excepisse videntur 230 — 32. Cetemm neque banc neqne
illam integram ad noa perveniaae veri aimile eal, qnoniam eonlimi»
nantibns particulae snperflaae resecandae erant.
His locia eam orationem addo, qua Minerva in prino libro sub
Mentae persona Telemaoho suadei, at Pylnm Sparlamqne iter faeiat
ad sciscitationem de patria redttu institaendam. (jfaaeibia deadicoBtiir,
L. Frtedlaettder: Maloclt Honerioa. 477
■lafBam partom ex allero libro translata annt. BteBim io eontione
Uhaceaaiom Telemacbaa ab Barynacbo rogator ol matrem in domam
patersaaB siatiai redire inbeat. Con^a ipae conailiam iCinerla faeiendi
propoBÜ, ut certior flai olnim pater obieril an saperstea sit; qaenn
si Bortaaoi esse oompereril, autrem viro se collocalanmi proaiittlt
Qirae coBsilia sane diversissima snol, qoippe quae a partibas ad-
versia proponantur. Quo magis mireris io primo libro otrnaiqQe Te-
lemacho a HiDenra in eadem oralione dari: sed quasi boe non satis
sit, bis doobus eonsilüs terlinm adioil, ut Teleauobos prooos auf
vi anl dolo perimere conetnr. Haec oralio • partim eisdea versibis
coBstat qui in altero libro redeunt. Coai igitur in hoc omnia bene
procedant, in illo oiazinia pertvrbatione ofTendamur, dubitari non po-
lest quin ii qui Minervas orationem consareinarunt e Telemaobi En-
rymachique contionibus bauserint. Ut anteoi apertissime demonstre-
tnr, qnantopere haec oratio seoum ipsa pugnet, totuoi locnm apponan.
a aar oXl' ^toi fthß wvta ^m h yavvaai %th«$j
qI^v M pLtyiifOiai' al dh ^gatBa^ai ivaya
uvQiov Big ayoqriv xaXiöag riQooag A%ai,ovg
fiv^ov nig>QaSe naCiy Oeo2 d' iTUfuigifvgoi forcov.
Hvrfixrlifag (ilv htl <Sq)kBqct axldvaö^i Svayjfit^
275 iifitiga d* bT o[ dvfAOg itpogfiärai yaiiiBö^at ct.ßuuq.
S^ frco lg fiiyaQov naxQog (liya dvva(iivoiO' ßi»
oi dl yafiov TBv^ovöt %al a^fvvviovötv IbSvo ^196
noXXa (icil\ occa ioixB <plkfig inl itatiog tnB-
aol 9* avt^ TtvTuväg wto^rfioiuti^ at %b iMifii^ *) ^ »s
wn v^' agifag igbySiv hlnoötv, fj xtg agiötfiy cf.ßsis
l(^Bo nBvüoiiBvog naxQog d^v olxo^Uvoio^ ßwt
fjv tlg xoi BXnvfii ßgoxäv fj oaöav axovcyg S16
ix Jtog^ ^ XB luilKSxa fpiqBi xXiog itv^QWtotaiv, 217
ni^ma iiev ig Uvlov iX^l xal BfQSO NhxoQa itovy
286 Ttst&Bv dl TTtdQXfivis fuxQa lavOov MBviXaov'
dg yicQ ÖBVxaxog r^h^Bv ^A%aicav ^uXxoxixdvtov.
BlfiivxBvitaxQ^g ßloxov xal voöxov ixovCjig^ P21»
^ t' av xQvx6(iBv6g tcbq ixi xXattig ivtayxov 21»
bI di XB xB^vr^äxog ixovörig |*tjd' fr' iovxog^ 220
290 vocxffiag Sri tvcB^xa ^CXtp^ ig nttxqlda yatdi> 221
atjfui XB ot XBvai xal Inl xxigBa xxBQBti,ai 222
*) o«f oc i axi%09 iv tg mcw 'Putwov ovx lyv. H. M.
478 L. FriedUender: «aaleoU Homerica.
aivag inifiif dr^ xaina xBUvxrfiigs Te.iurl ^Q^^y d. X m
gp^afftfÖa« iri Imita %axa tp(fiva %ui uutit
2» onnmg m (ivricxiJQas ivl (tsydooiai %BOiCi¥ ^u»
»xilvyg rih doltfi ^ iiig>ad6v. ovii %t üb %q/q iM
vfpuaag 6%ietv^ bul oinixt xriXUag hs^L
^ Qv% aUtg olov xliog lHußi dibg ^O^iörfig
navxag ht av^QWWvg^ i%d Snx€cvs mtcgofpav^y
^300 jßyia^ov i6lo^iixi.Vy o ot juesioa nlvxiv S%m ;
Ticd 01/, 9>Ao;9 — f^^ yf^Q ^ oqoa surX^v ve (dyctp xi —
aiLx»fiO$ Söö\ ftw tlg ae mal i^yovwf ev ztnr^.
Postqnam Minerva Telemachnm v. 270 deliberare iassit, qoo
pacto procos vi ex domo sna depellere possit (nam sie ana^m et
hie et alibi iatellegi debet) : dao illa consilia seqaantar inier se ([m-
dem nt dixi diversiaaima , qaibns tarnen id coflamnne eat, nt atram-
qae vim excladat. Nara sive Penelope statin in domaa patarnam di-
mittetar, sive a Telemacho de itmere rednci in BBatrimonian collo-
cabitar , sive ille de patris vita certior faetua proooram iniarias pt-
tienter ferre perget: vis utiqae contra eos non erit adhibenda. Prae-
terea haec dao consilia sibi* invioem obstant: nam si nuptiae Pene-
lopae ab eins cognatis adornabnntnr , Telemachus ex itinere redox
non poterit iterum aviqi (itixigcc dovvai. Priore coosilio exposiio sequi
debebat: *sin autem mater se nupturam abnnerit, dum reditam mariti
sperare possit, tum sciscitatio de eins vita instituenda erit.' Cam autem
duo consilia discrepantia sine uUa iunctara iuxta posita siot, apparet
alterntrum alienum esse. Neque id fortuitum esse arbitror, quod hi
dno loci versibns similiter oadentibus 278 et 292 finiuntur: qnod facit
ad suspitionem de diversa baram particularam origine augendam. Qood
autem in codd. Harl. et Marc, versui 279 adscriptam est: ovxogoiSxt-
%og.iif T^ WLxa ^Ptccvov ovx fjv — id ad versnm 278 referendnm esse
videtur, cum ille plane neoessarius sit, hoc autem sublato aiolesU
illa iteratio tollatur.
Sed nunc ad tertium consilium accedimus, videlicet ut Telema-
chus procos aut vi aut dolo interimat. Numne igitnr timendum est,
ne etiam post Penelopae nuptias (versu proxime anfecedeoti nemo-
ratas) in domo mansuri sint? Quod si Minerva revera fleri posse po-
tabat , id carte disertis verbis dicendum erat. Sed etiam aliud est qood
offendit. Nam nunc Minerva Telemachum urget ut facinus il1o<i sta-
»II'
tim perpetret, quippe cuiua aetas iam confirmata sit: quod cnm m»
— fl X* Sv XQVxofUvog nsQ Ixt xlalrfg iviavxov — aperte pogn«*
Nam si Telemachus. iam nunc satis fortis est ad procos depelieados,
quid est cur patris reditum exspectans bona sua diripi etiam pati»^^-
Equidem haue confusionem ita explicandam esse censeo, Qt
non minus tres diversas recensiones contaminatas esse sumaaiffs. ^^^
tarnen tacendum est Godofredum Hermannum, praeceptorem divinuD
L. Friedlaend«r: analecU Honerica. 479
coittf menorian yenerari Damqaam desinam, de hoc loco aliter sen-
sisse. Cai com ante hos sedecim annos in nniversitate Lipaiensi Ut-
leris Graeeis studens offensiones meas exponerem, respondit versus
275 — 278 ei 292 tollendos esse. Cum his plerasqne difficuUates tolli
DOB nego, ut tarnen aliqnid deesse videatur ad nodnm expediendnm.
Ac miratus sum P. D. C. Henningsium, qui novissime de Telemachia
scripsit, criticum non nimis timidum, de hoc loco nihil dicere nisi
versus 277 et 278 ex altero libro male translatos videri (ann. philol.
suppl. III p. 164).
IV. VenoB perperam vel neglegenter transpositi.
Permaltos versus in carminibns Homeriois bis vel saepiiu re-
petitos esse consial, ot tameo onmibiis locis apte positi sinl vel
ferri certe possint. Nam nee poetae nee rbapsodi eisdem verbis ac
formolis plus semel ati dabitabaot, sive a sese inrentis sire ex
alioram carniinibas desomptis. Sed non minas saepe facta» est ut
yersas uno aliquo loco recte et apte positi per erroreai
ad alios locos obi minas aptas eorom looos transferren*
tar. Quod recte intellegens Aristarchus ad hoc interpolationis genas
notandam obelum cam asterisco ianctum destinarit. Ac Lehrsias, oaias
verba modo attnli, in hac re eom saepius qnam necesse obelo
usom esse iadicat Arist. p. d58. Qaod ut concedi possit, tarne«
non minus verum est summum criticnm alibi in eiusmodi locis no-
tandis nimis cautum fuisse: nisi potius multos obelos excidtsse sa-
mendum est. Cuios rei nonnuHa ezempla afferam.
In libro Odysseae sexto decimo Telemacbos sese mendicam, sab
cuios forma Ulixes latet, in domom suam receptarom esse bis verbis
abnuit it 69 Bqq.
Eviutt , 1} udXa xavTO iTCOg ^(naXyig litTug'
70 niiig yitg dri rov ^sivov iyiv vnoSi^(iai ofxo»;
awog filv viog el(il %al owta ^reptfl tUtcoi^
ccvdQ* aTCttuvvaa^tj orf t^ nQ6T€(fog xaleTti^vti,
Ultimos versus in extremum Iliadis librum translatos est, nbi
Merourios Priamo in Graecorom castra tendenti comitem se olTeri ac
st opus fuerit defensorem.
Sl 36S ovx^ avrog viog hstsl — ylQtiafif di to^ ovrog ojttiSei — ^
ScvSq oTTOf» wcrirdai , otf rtg svporcpog xakemjvf.
Nam hoc modo hanc translationem factam esse arbitror, non vice
versa, qaoniam in loco Iliadis tunctara huius versus cum praece-
denti dariuscula est, certe minus commoda quam in loco Odysseae,
Nee tamen obelum asterisco utique apponendnm esse dixerim; nam
infioitivus aitafivvaö^at ab ovx* ainog viog iaöl pendere potent,
dnmmodo verba yi^^mv di toi o%nog iTttiiet pro interpositis habea-
mus, quae sermonem continuum dividunt.
L. FrMlaeiider: analecU HooMrica. 481
Contra idem reraas lertio loco viniaM ferendna est, quem
nanc afferam. Telemacliiia ab Ulixe nuta monilas de eonatu arcos
teedendi deaistit.
9 IM toig d* ttvug yLizUup tsgri lg TfiXiiid%oto *
€0 ieo7to&j fi wxl JiTUttu %a%6g x^ l<R>fta» nuA ixinvg^
^ avÖQ^ inu^vvao^i^ ove xig TUforsQog xal^nrivy.
Ubi id aocidisse apparet quo nihil in earmioibna Homericis fre-
qaeatias est, vt uai veraai ex soa sede in aliam recte tranalato aub-
seqaena adhaeserit atqae in noynm locum simnl irrepserit, qoamvia
haic minime conreniret. Nam recte quidem Telemacbos defectam
yiriam simalana se manibns suis nondam confidere dicit ; sed illad
crv^^' oTUciivvMf&ai prorsos alienam est; qiiis enim hoc loco de in-
inria afferenda vel depellenda cogitat? Sin antem eam rem diserfis
verbis significare Toluit, ad quam vires anae non anfficerent, hac fere
ratione pergere potnit: twl ov ma zaptft Tti^w«^
ixxiUiSiin Tov ai^lov rel
hnavvoni vods rd|ov OSukfiiog ^iloto.
qaamqnam omnia hoc genua additamenta locnm deformant potiaa
qaaai ornanl.
Sed hie versna, quem ler immutatum invenimua, quarto loco
plane nova specie indutus occurrit In nndevicesimo Iliadia postquam
Achillea Agamemnoni reconciliatos est, Ulixes verba facit 155—183,
qaam orationem hia versibus concindil:
isi *AvQBtiri, aif d' innza StKatOTSgog %al in SXXoi
icötai' ov [aIv yotQ n vs^tsöötirov ßaötltja
^ SvSq anuqicfSaC^ai^ orf xtg nqoxBQog x^^^^'^V-
Ubi praeter anai^idiSac^ai pro aitafivvaa&ai positum etiam mem-
bniBi oxi Ti^ aliter intellegendum est ac reliquis locis: nam xlg non
id 'tnbstanti vnm proxime praecedens Svdga pertinet, sed ad ßaadija.
Hoc recte intellexernnt scholl. A et B. qnomm hie oxi ovx löxi
vtfieüriTov inquit bI ßaaiXsvg avÖga ßlaijfag xal xijg aSixiag nQoi}^
^{fl<xg inaQhtcat ainov. Ceterum mihi quidem haeo ratio syn-
tsctica a aotila epici sermonis perspicnitate adeo videtur abhorrere,
ut illod xlg in (ilv neeessario mutandum esse existimem.
Hoc exemplo admonemur in versibus transferendis propter mu-
tatoBi conexum singula verba non raro mutende Tuisse. Quales mu*
Utiones ubicumque neglectae sunt, certa interpolationis vestigia te>
neaiBs. Velnt in quarto Odysseae Menelaus Ulixem reducem de procis
poeaas atrooes snmpturnm leoni comparat hinnuleos in cnbili ano de*
prehendenti d 335 sqq. : qui locus totua in aeptimnm deeimum illatus
CBt, obi Telenachus matri de itinere ano refert, ut q 124—141 re-
spoadeat d 333—350, g 142—146 =" d 556—560. Haee iterairo inter-
polatori oscitanti debetar, qui emblema tneplissimum in Tetemachi
oirrationem inonloasae eonlentna de commissnra aeonroa fntt. Nam
Kenelaaa aic incipit:
482 L. Priadlieader: antfocta fiomeriec.
fi&BXov €vvfi&^tf€ci ivdXxtdcg avtol iovztg.
Qai sinl illi avalrndtg^ in qaarto libro claram est, com Telemachi
conqaestio de proeorum iniariis proxirae praecedat 316—332: in
aeptimo decimo de qoibns hominibas sermo sit plane ignoramos.
Siniile vestiginni Iranscriptionis incariose factae in fiiie decimi
libri deprehendere licet, nbi Circe Ulixi sacroram apnd iaferos fa-
ciendornm ritus eiadem fere versibns tradit % 517—537, qnibos deiode
in narratione descenaus ipse utitnr X 25—50. Haue, totnn loGam pri-
mum in undecimo fuisse arbitror, in decimum poatea eo coosilio io-
sertnm esse, ut vBuvtciy quae ab initio ad haue carminam seriem ne-
qnaquam pertinebat, com praecedentibns aliqno modo conecterehir.
Qaam translationem ita ut dixi factam esse, non vice versa, cwtis-
simo indicio etiam nunc proditar. Quod enim Ulixes a so facton
esse narrat k 44
d^ rix Sytsid'^ biqoiotv inotQvvag iniXsvaa
fi^iUK, TOT d^ Kar ins tx^ hfpay\iha vtilü xalK^y
Selgavtag xaxaxijaij iTUv^a^ai Sh &eoi6tv^
id ut faciat a Circe bis versibns admonetnr % 531
dl} tot imtx ivccQoiaiv iiun^vai %al avm^ai
öel^vtag xcnrax^a^, insv^aa^ai Si O'Botöiv.
Imperfectum Tiathsiro, qnod illic bene babet, hie com straotvrae le-
gibus aperte pug^nat. Hoc Nitzschium non fug'it, qui in adnotatioDibas
ad Od. III 173 sqq. recte animadvertit, imperfectum non ita defendi
posse ut factum est a G. Hermanne et Hartung'io; sed praesens x<r-
xctKBixat^ quod ipse cum Bothio restituendum esse dicit, non ma^s
ferri potest. Nam quod boc futuri significationem induere posse af-
firmat vir egregius, id vereor ut exemplis probari possit. R^cte
igitur Bekkerus lectionem cod. Hamburg, xcrraxfir' ia<pay(ävtt 10 ntra-
que editione reiecit; quae nisi e lapsu calami orta est, studio de-
betur vestigium interpolationis obliterandi.
Addo exemplum versuum ex Iliade in Odysseam temere traosla-
torum. Quoties enim Odysseae narratio in bellum pugnasve iacidit,
versus ex altero carmine adscisci notum est: quos qui transcripsa-
runt, nonnumquam eas mutationes adhibere obliti sunt, qoas moUtu
requireret conexus. Hoc etiam in libro nono factum, nbi Ulixes de
proelio cum Ciconibus commisso satis breviter refert.
t öl fildwf ln»A^' oCd gwlXa luxl av&sa ytyvixai ägi/j B M^
r^iQMi' xotB di7 ^a xantj Jwg oilaa ytagicxfi
^luv uivofMQOtöLv^ Tv' ülysa TXoXXa na^ifuv.
^ — 0xfi04i(ievoi 0 ifia%ovxo iui%f(if na^ vfivöl ^ jtf**'j ^ ^
^'"'^ßaHov d' aXki^lovg xf*X%'q^Bötv h%ürptv. ^^
56 oq>Qa (üv fimg fjv Kcd ii^exo h(fOv 'iifutQ, ^'^
iwpqa d' a^|dfievo» (Uvoiuv TcXiovag Ttsq üvt^S'
L. Friedhieiider : analeela Honwrica. 488
%al TOTS Sri KÜoveg fiXivctv dafuiöavtig ^Ajütovg.
Versus 54 et 55 ex descriplione scati Achillei sampti buic loco
miDime cooreoiaiiL Nam Ulixem ea quomm pars magoa fnefit
Dairanlem prima verbi persona nti debere in aperto est. Qaodsi dicil
Ifutiovto^ boc non potest intellegi nisi de solis Ciconibas, sed se-
qaens ßaXXov d' akki^Xovg atramque exercitam comprebendit. Debe-
bat igitur ifiaxo^^a et ßaXkofjisv^ sicat v. 57 (livofiev recte posU
tnm est. Hi igitnr versus ntiqne eiciendi sunt, ac nescio an idem
statuendam sit de quattnor seqaentibns.
Nonnamqaam ordo rernm turbatus de versibns male translatis ad-
mooefacit. Velut in qninto decimo Odysseae Ulixes Enraaeum inter-
rogat, atrum in direptione arbis patriae ab bostibus captus sit,
0 yi6 ff ci y€ fiowto^ivra nciQ oXsCiv rj Ttaga ßovalv
Svdgsg Svöusvisg vrivalv Xccßov iji* iniqcKSfSccv
)jf — TOvd' ccvögog fCQog dcifia^*, 6 S a^LOV covov iöcDicev.
Com nihil praecedat quo illud rovd' otvdgog referamas, de Ulixe
necessario togitare debemns. At Eamaenm non Ulixes emit sed Laertes
(483 iv^a fiB Aaiqftrig n(flaro %tsixscaiv ioifiiv). Id bospes vel inde
sQspicari potest , qnod Enmaens se ab Anticlea edncatam esse narra-
vit T. 363. Versus igitnr 388 ab hoc loco alienus esse videtar, qni
recte positos est in narratione mnlieris Sidoniae:
427 ilXa II avfjQyta^ctv Taq>toi XriUixoqng icvögeg
iyQO&ev i^oiUwpfj 7tiQa(Sav Si lu ösvq^ ayayovveg
^ Tovd' ivÖQog TtQog dcifucd'*, o i* a^ov mvov iStaxev,
Sifflilis neglegentiae vestigiam in octavo decimo Iliadis apparet,
obi in eo faisse poeta dicit ut Patrocii corpus ab Hectore abriperetar,
£ 166 ^ l^^vi IlrjXeüavt Ttodi^eiiag enUa iQig
Syysiog i}il<&f ^iovö^ an ^OXvfiTCOv ^coQrjaösc^iDu.
QDomodo autem d-mgriaasa^at^ cum iabere potuit, cni arma deesse
ninime gnorabat? (197 cv w xal ti^istg töfiev o tot %Xina xbvjib
ixovxaf I aXV avttog inl xiipgov läv Tgmaai gMrvi/^i.) Scilicet
Me Tarsus ex undecimo desnmptus est, ubi Nestor cr/Etfu d' ^A^ipffi
inquit
A 715 ayysXog tiWs ^iovd* an ^Olvfiitoy ^OHt^iSa&S^t.
Qaem cum in octavo decimo omitti conexus non patiatur, levi mu-
tatione opus est ut v. c. scribatur SyyBiog fil9s 9iov6a xor' Oilvfiiwv
yupiivtog (cf. £ 616).
Non miqns saepe quam versus integros versuum membra trans-
lata esse notum est; et est ubi in hoc quoque translftionis genere
Biatationes necessariae neglectae sint. Postquam Sarpedonera a Pa-
troclo interfectuffl esse narratura est, baec adduntur:
n SOG MvQfudovBg 6^ ayxov c%i^v Jjcnovg qAXSiomvxag ,
kfiivovg q)oßiBa&ai, insl Xlnov agfiax* avanxcov,
AvanxBg sunt Patroclus et Sarpedon, qui comminus congressuri
4e eurribus descenderant ; sed quomodo equi qui cnrribus subiuncti
484
L. Priedlaender : analeeta Homerica.
essent eos relinqoere poterant? Scilicel haec verb« ex alio loco eias-
dem libri hoc iranslala sunt:
S70 noXlol i* iv taq>Q€i igvöagfunsg toxieg tnnoi
a^avT^ iv ytQtovip qv^^ Xlnov agfiocr* ivaxtav
nbi eqnos fractis teraonibas sese abripere vides. Ariatarchiu, qoi
alterum dimidium versus 507 qaoraodo nunc legitur sensam aoa habere
vidit, Xlnsv in textam recepU, avaloyov xm iliUp^nfiav xa a^funa:
quod noa modo ab analog^a recedit sed etiam obscnre dicton est.
Eqaidem namquam dabitavi quin is qai hanc locam transposnit mo-
tatione necessaria eademqae facillima soripserit: htA U%ov aQfun
avccnxBc, Ac video iam Jortinura proposuisse inet Xlnov o^fw üi-
vaxxeg^ quod affert Bekkerus in nova Iliadis edltione p. 522.
Restat ut moneam in versibua vel versuum membris transferei-
dis ttonnumquam singala verba novam significationem indaisse Tel
rationem structnrae muUtam esse. VeJut HC 512 o ii iwirixe dfff;
OTta q>tavrpiarig accusativus a ^vii^x^ pendet, sed o> 53& wna
i* iitl x^vl jtime ^aäg otuc g>mnfiaa6fig a q>wftfiaisr^g: qood re-
reor ne a consuetadine Homerica abhorreat. De versu |avi»v tijiU-
Saitäv g>iXi(ov ifiov t%€xo iäfia ^ qui r 351 aliter intellegeodos esse
videtar ac cd 268, iam Bekkeras monuit (Monatsberichte d. BerL Akad.
1853 p. 651).
Scribebam Regimontii. Ludocicus Friedtaender.
Index versuum Homericorum
qui hac commentatione tractantnr,
B 703 sqq p. 473
r223 8q
S 185—190
Ö230
ö 261— 265
f638q
/ 320
A 55-60
i\r207
iV^ 334 sq
Ä 80 sq
J7 507 . ,,483
27 107 „483
T 183 „481
»»
»>
»I
»»
»7
»»
♦»
474
450
459
464
470
469
464
463
473
471
T 200—258
Ä 721 . .
»1
474
459
a 269—296 p.477
ß 60^-62 „476
ß 270—280 „4Ö8
d 94—96 „ 4Ö0
^ 546ßq „471
n
V
482
48?
( 54 sq.
IC 532
X 415 „459
{83ßq 471
467
o 74
0 381
o 388 .
p 124 sqq.
a 228 sqq ,476
T 107 aqq „462
9 133
j»
»I
465
483
481
1»
481
Das
plataeisehe Weihgeschenk
SV
Konstantinopel.
Ein Beitrag zur Geschichte der Perserkriege.
Von
OttoFriok.
Nebst Zeichnungen von P. A. Dethier.
10.
Das plataeifiche Weihgeschenk zu KonstantinopeL
L Das Schlangengewinde auf dem Atmeidan zu Konstantmopel.
Es sind die bisherigen Mittbei langen Ober die sogenannte Scblan-
gensiale zu Konstantinopel Iheils so verstreut, theils so unvollständig
— weder existiert eine Zeicbnang des Monumentes noch ein getreuer
Abdruck der Inschrift — die Frage aber die Echtheit aber in den Au-
gen berahmter Kunstrichter noch so wenig entschieden, Inschrift und
Denlunal endlich für Epigraphik, Archaeologie und Geschichte so
bedeutend, dasz eine neue, denn Material nach vollständige und alle
kritischen Fragen berührende Behandlung des Gegenstandes wfinschens-
werth, sum mindesten gerechtfertigt erscheint. Schon jetzt hat die
Un Vollständigkeit der bisherigen Berichte, die obenein sich gegensei-
tig so erganzen und corrigieren, dasz keiner von ihnen ohne Rflck-
sicht auf den andern benutzt werden kann, zu manchen nnzulang-
lichea ') oder entstellenden ') Auffassungen der Sache Veranlassung
gegeben. Die folgende Darstellung wflnscht nicht nur des Verfassers
eigene frflhere Veröffentlichungen , welche vom Fundort aus gegeben,
bei dem Mangel an den noth wendigsten litterarischen Hulfamitteln nur
dOrflig sein konnten, berichtigend zu vervollständigen, sondern auch
mit Benutzung alles dessen, was von alten und neueren bisher Aber die
Sache gesagt worden ist, ein ausreichendes Actenstück zu liefern, auf
welches jede weitere Ausbeutung der Entdeckung zurückgehen könne.
Einige Worte Ober die Auffindung, Entzifferung uod
Veröffentlichung der Inschrift werden zur Orientierung aber das
Verhältnis der verschiedenen Berichte, auf welche im weitern oft zu-
rflckgegangen werden musz , so wie zum allgemeinen Verständnis des
ganzen nothwendig sein.
Die erste Kunde von den Grabungen auf dem Hippodrom und an
unserem Denkmal , welches etwa 6 Fusz aus dem Erdboden nackt und
nnbeschatzl hervorragend immer schon den Platz geschmackt hatte.
1) M. Dnncker Geflchichte des Alterthams IV S. 852. 2) Mager
paedagogische Revue 1857 S. 370.
Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. III. Hft. 4. 33
488 0. Friok: das plaUeisohe Weibgeschenk za Konstatttittopel.
kam dem Verfasser 9 der am Bosporos wohnend die Stadt w5ehentlieh
nar einigemal besuchen konnte, durch das Journal de Constanliaople
vom 24n Januar 1856 und eine gleichzeitige Mittheilung des Dr. 0. 01a a^).
Er eilte sofort an Ort und Stelle und fand die von jenem Joomal schoa
mitgetheilten^) offen daliegenden Namen der Ambrakioten ond Teaier,
welchen derjenige der Leprealen ohne Hohe hinangefdgt werden
konnte, beschlosz aber auch sogleich an die Lesnng der Qbrigea In*
Schriften au gehen, welche entzilTern zn können jenes Blatt für onmöf-
lich erklärt hatte. Allerdings war die Entzifferung sehr schwierig.
In einer engen Grube stehend — so eng dasz nicht einmal der Granit-
wurfel, welcher jetzt dem Gewinde als Postament dient, vollstindi^
blosz gedeckt war — ohne genflgendes Licht, konnte man der roa
Grflnspän überzogenen, mit Rissen Qberdeckten Inschrift oft nar mit
groszer Mühe beikommen. Buchstab für Buchstah moste gesinbert
werden; oft waren sie nnr im Moment des anfeucbtens sichtbar ood
mit dem trockenwerden wie spurlos verschwunden. Nur durch dea
Anhalt, den der Katalog bei Pansanias (V 23) darbot, war unter sol-
chen Umstfinden die Lesung möglich , und kein Wnnder dasz es troti
der gewissenhaftesten Sorgralt an LQcken und IrthQmern nicht fehlte^).
In dieser Gestalt wurde die Inschrift nebst einigen ErUaternngen voa
dem Verfasser dem Professor E. Cnrtius in Bertin zogesandt, der
früher schon durch den Dr. Blau vorläufig von dem Funde in KenDtais
gesetzt*) dieselbe noch am selben Tage der berliner Akademie der
Wissenschaften vorlegte nnd fflr die Aufnahme der Abhandlang ia
deren Monatsberichte Sorge trug^.
Unterdessen wurden die Nachforschungen auf den Hippodrom
fortgesetzt. Sie waren nicht, wie des Verfassers erste Erkandignagea
ergeben hatten und der erste Bericht darnach angibt, von einem fran-
zösischen Ingenieur ausgegangen , sondern von dem duroh sein reges
archaeologisches Interesse in den gelehrten Kreisen wolbekaanlen
ürn.Ch« Newton, britischem Viceconsul zn Mylilene, im Binrerstiad-
nis mit Lord Na pi er, erstem SecretSr der britischen Botschaft la Koo>
atantinopel, angeregt, thatsächlich aber vollzogen durch den daauligen
Botschafter Lord Stratford Rede liffe, welcher einige an jener Zeit
in Scutari oantonnierende Truppenabtheilungen (nicht die deutsche
Legion) unter Leitung des General Stork zu diesem Zweck anfbok').
Nachdem man den verschotteten Boden des ehematigen Hippodrom
planlos nnd daher vergeblich nach allen Richtungen hin an etwa 12
bis 15 verschiedenen Stellen sondiert halte, legte man das Postamevl
des groszen theodosischen Obelisken und der Spitzsiule des Konstaa-
tinos Porphyrogennetos blosz und machte sich dann von nenem an die
3) Monatsbericht der berliner Akad. 1856 MUn 8. 162. 4) In
folgender Gestalt: TENIO . AMPRAK . FO 5) Gerhards arehaeol.
Anz. 1856 Nr. 90 S. 2 17 ♦ff. 6) arch. Ana. 1856 Nr. 88 S. 181*.
7) Monatsbericht der beritner Akad. 1856 März S. 162—181. 8) Vgl
arch. Anz. 1856 Nr. 89 S. 207*. Nr. 90 S. 217*; dazu Revue areh^ol.
XIII annde, vol. I p. 316.
0. Friflk: d«f plttaaisdM W^ibgesekeak la KoiiaUntioopel. 489
■
sogenamite SehlaDgensiole. Es wurde om aie beroni^iii geriamigec
PiaU TOB elwa 15 Fass im Durcbmesser geschafTen, dessea Wände
daoB apiter aasgeanauert und auf der Flache des beatigen Platze^ mit
einen eiseroen Gelinder umgebeo wurden. Nun that« was aller frühe«
ren Arbeit nur unvollständig gelungen war, Luft und Sonne von selbst.
Sie lieazeo die SchriftzQge von Tage zu Tage bestimmter hervortreten,
und bald war die Mehrzahl der Namen, was sich früher nnr von dreien
sagen liesa (^jiiJtQtaxtt^j AfisiQaKioiai^ T£vtot)j dem blossen Auge er-
kennbar; bequem und nnter gunstiger Beleuchtung konnte man den
ObrigoD oaohgehen. In diesem Bemahen traf der Verfasser mit dem
Dr. P. A. Dethier, Director der österreichischen Schale in Peru, zu-
sammen; beide unternahmen vereint eine nochmalige gründliche Revi-
sion der ganzen Inschrift, deren Resultate vom Verfasser im arch. Anz.
1856 Nr. 90 S. 217 ^—224* mitgetheilt wurden*).
Ea ergab sich bei dieser Untersuchung nicht nur eine Reihe we-
sentlicher Berichtigungen fflr die Schreibung der schon entzifferten
Namen/ durch welche eine Anzahl aulTallender Eigentbümlichkeilen
hinweggeräumt wurde, sondern es fanden sich auch mehrere bisher
Boch vermisste Namen auf (Athener, Tegeaten), wie ferner vor allem
die Widmnngsworte der Inschrift selbst, auf dem ersten der beschrie*
benea und einer Zerstörung und Verletzung daher am meisten ansge-
setsten Gewinde. Endlicb gab die völlige Bloszlegung des Postaments
und die Entdeckung einer Röhre mit byzantinischer Inschrift im inne-
ren des Gewindes interessante Ailfschlusse über die spätere Geschichte
desselben '®). Somit können die ersten Mittheilungen in den Monats-
berichten nicht ohne Berücksichtigung der spateren Nachträge im ar-
chaeol. Anzeiger benutzt werden. Durch das Verhältnis dieser beiden
Berichte ist aber auch der Werth der von anderen Seiten her gegebeneii^
Referate bezeichnet. Es hatte unterdessen nemlich schon im März auch
L. Boss mit Benutzung einer Copie des Dr. Blau den Gegenstand be-
bandelt in diesen Jahrbttehern 1856 S. 265 — 268 * Inschriften der drei-
köpfigen ehernen Schlange aus Delphi in Konstantinopel'. So reich
diese Abhandlung an belehrenden Erläuterungen und Beiträgen zur
richtigen Würdigung der Inschrift ist, und so oft die folgende Dar-
Btellung dankbar von ihnen wird Gebranch machen müssen, so ent-
halt sie doch alle die Ungenanigkeiten der ersten Copie, deren einige
freilich in sehr scharfsinniger Weise vertheidigt werden ; sodann aber
fehlen ihr die neugefundenen Zusätze der zweiten Lesung. Dazu kommt
dasz die Namen durch irgend ein Versehen in eine falsche Ordnung
gera^ben sind, welche nur durch eide vollständige Umstellung aller
Gruppen hergestellt werden könnte, so dasz also auch nicht einmal
die erste Copie in einem zuverlässigen Abdruck dort vorliegt.
Ein anderes Referat enthält der arch. Anz. 1856 Nr. 89 S. 207^ f.
■*^ einem Artikel der nengrieehiacben Zeitschrift GeXiivov Nr. 6«
^) Vgl. Dethier im Journal de Constant. 1856 Jnillet 10 und in der
Prwae d*Orient 1856 Juin 23. 10) Vgl. arch. Anz. 1856 Nr. 89 8. 104*.
33 ♦
490 0. Friek : das plaUeiaclM» Weibgeseheak m Koailaatiaopl.
?om 19n Mai l8o6. Dieser rBlirt von deai Heraasgeber Epan. Phr ao-
gudi her, die daselbst milgelheilte Abschrift uad Aoslegaog der lo-
Schrift aber vod Hrn. Karl Wilke aus Halte, griechischem SiaalsbSr-
ger und Professor an griechischen Patriarchats - Gymnasiaai ia Koa-
stantinopel, und den Hrn. Johannes Pa n ori'o s (aus Siphnos) nod Xas-
i h 0 p n I o s "), Lehrern an derselben Anstalt. Es ist diese Abschrift iwar
in so fern vollständiger, als sie den von uns anfangs vermissleo ")
Namen der Tegeaten bringt — der Name Kv^vioi war in unserem Re*
ferat nur durch ein Versehen beim Druck der Inschrift ausgefallea
und wird im Texte (S. J65) stets mit aufgCEahlt — im ubrigea aber
ist sie um vier Namen ärmer als selbst unsere unvollständige erste
Copie und gibt die mitgetheilten Namen snm Thcii so fehlerhaft wie-
der, die erste Hälfte ausserdem in so unbegreiflich verwirrter, will-
kürlicher Ordnung, welche mit dem Original fast bei keinem Nanea
zusammenstimmt, dass jene Notiz far uns keinerlei Werth beaaspro-
eben kann. — Bis auf einzelne Ungenanigkeilen hingegen richtig, lo-
weilen nur zu zaghaft als Conjectur hinstellend, was in der Folge lar
Gewisheit wurde, ist der Katalog, welchen ebenfalls nach einer aeil-
dem wol verbesserten Abschrift jener drei Herren Pi t ta k i s gibt ia der
'EtpfifitQlg aQxaioXoytnij 18&6 Nr. 42 Tit. 2759 S. 1378 ff. Aber loeb
hier fehlen die späteren Zusätze, der Name der Tegeaten nnd Alheaer
aowol wie die eigentlichen Widmungsworte; die Erlänlernngen sodaaa,
zuweilen zwar ein dankenswerther Beitrag zur Ausbeutung der Inschrift,
erschöpfen weder alle auf dieselbe bbzüglichen Fragen , noch beruh-
reo sie diejenigen , welche durch das Monument selbst und seine Ge-
schichte angeregt werden.
Endlich hat C. Bo ck in Sintigart eine kurze die spätere Gescbiclile
des Denkmals betreffende Notiz veröffentlicht (Denkmäler und For-
schungen 1857 Nr. 100—102 S. 47 f.), auf welche wir in der Untersttcbos;
selbst zurückkommen werden. — Von gelehrten Zeitschriften des Aasr
landes hat der Verfasser nur noch in der Revue arch6ologiqae XIU
anne£, vol. I p. 316 eine kurze Anzeige der Ausgrabung des Gewiedef
gefunden, ohne dasz jedoch dort der Inschrift oder sonst der Bedeu-
tung des Monumentes gedacht wQrde. Mit grösserer Wichligkeit irird
die Enlschfittung des Obelisken besprochen.
Was nun zunächst die Gestalt nnd das Aussehen des Ho-
tt n m e n t e s so wie der Inschrift betrifft , so hat die seit alter Zeit ge-
bräuchliche und dnrcfi alle Reisebesehreibungen hindurch vererbte Be-
zeichnung ^ Schlangensäule* viel dazu beigetragen, von vorn hereii
eine schiefe Vorstellung von dem Denkmal zu erwecken, und dadurch
den Zweifeln an seiner Echtheit Vorschub geleistet. Bini gewaadeee
Säule, die Schöpfung byzantinischen Ungeschmacks, mochte^ man nicht
mit den Zeilen edelster Kunstblule in Verbindung bringen, den sie
darch die Inschrift zugewiesen wurde. Nun kann aber unser lioai-
1 1 ) Diesen letstern nennt neben den ersteren Plttakis an dem gleich
ansaführenden Orte. 12) Monataber. a. O. S. 168. 175 ff.
0. Friok: das plalaeisclie Weibgeseheak tu KoMlavtiiiopel. 491
BieaK eine Sfinle ndr in dem Sinne des TrSgers einer Last genannt
werden, nicbl in dem Sinne der Kunstsprache als arcbitektonisebas
Glied. Es ist der Untersats eines Dreifuszes, der oberflftcblich be-
trachtet zuoial in seiner gegenwärtigen, an beiden Enden verstamoieU
ten Gestalt allerdings den Eindruck einer Sfiule gewährt, einem ge-
abtan Auge aber sich bald als ein selbständiges Kunstwerk, eine voll-
ständig dorcbgefahrte körperliche Aasbildnng einer sich aufrichtenden
Schlangentrias ausweist, welchem einerseits fehlt, was selbst die ge-
schmacklosesten Verbildungen der architektonischen Säule festhalten
(entweder allmähliche Verjangung oder gleichmäszige Stärke aller
Theile), welches anderseits aber eine so feine Durcharbeitung der
Composition bis in das Detail hinein zeigt, dasz sich nun umgekehrt
das Gefühl entschieden dagegen sträubt , eine solche Vollendung bei
den Byzantinern zu suchen. So wird man gut thnn, den Namen Schien-
geosänla mit der Bezeichnung Schlangengewinde za vertanschen. Die
beigegebene Zeichnung von der geschickten Hand des Dr. Dethier
wird wesentlich zur Berichtigung schiefer Vorstellungen wie zur Ver-
deatUchung der folgenden Beschreibung dienen können, wenn sie auch
oicht im Stande ist die Natflrlichkeit und den freien Gusz des Originals
wiederzugeben. Besonders zeigt die rechte Seite des- oberen Theils
dem Monument selbst fremde Härten.
Auf") einem roh behanenen viereckigen GranitwQrfel — einer
späteren Znthat ans der Zeit der Verwandlung unseres Denkmals in
eine Wasserkunst'^) — • erheben sich frei und ohne äuszerliche Befesti-
gang allein durch ihre Schwere getragen die dreifach verschlungene»
Sehlangenleiber bis zu einer Höhe von 5,55 M6tres in 29 Gewinden,
von welchen 15 früher verschüttet lagen, sich also aoch jetzt unter
dem Niveau des beutigen Platzes befinden. Der Durchmesser des hoh-
len Körpers ist nicht überall von gleicher Stärke , der natürlichen Ge-
■lalt der Schlangen entsprechend. Das Ende der ineinandergreifenden
Windangen ist verstümmelt, so dasz die Art, in welcher die Schien-
gsaleiber ursprünglich ausliefen, nicht mehr deutlich erkannt werden
kann. Nur das scheint aus der geringen Breite der letzten Gewinde
aad den übrigen Verhältnissen des ganzen Kunstwerkes mit Sicherheit
geschlossen wärden zu können, dasz ganze Gewinde nicht fehlen, so
vie das jetzige Aussehen auch der verstümmelten Theile es ferner
wahrscheinlich macht, dasz jene Scblangenschwänze kaum mehr als
iaszerlich, vielleicht nur durch Streifen oder Ringel angedeutet waren,
in Übrigen aber die Spirallinie nur fortsetzten und abschlössen, nicht
etwa — wie oben die Köpfe — ausbiegend heraustraten. Zwar scheint
die sogleich zu erwähnende Darstellung auf dem Postament des tbeo-
dosischen Obelisken nach unttn sich auszubreiten, ist aber zu nnbe-
itiaimt und zu undeutlich erhalten, als dasz sie mehr Gewicht ver-
diente als das Denkmal selbst. Dieses aber bedurfte eines etwa dnreh
13) Das folgende zam Theil wörtlich ans den NachtrSgen in arch.
^n>. 1850 Nr. 00 S. 220 *. 14) Vgl. unten AbaehniU VI.
492 0. Frick : das plataeische Weihgesobeok m Kout«Bliiiop«l
attslnnrende SehwSnse dargebotenen Haltes nicht, wie der beatige
freistehende Zustand desselben zeigt; sie hSKen solchen in einer so
schmalen Form, welche ihnen der letsten Windang nach bitte gegeben
werden müssen, nicht wol gewähren können, nnd wärdea so aar ein
hisslioher Auswuchs des sonst mit so feinem Kanstsinne durchgeführ-
ten Werkes gewesen sein. — In der Spiralwindnng selbst ist es den
Auge nicht gut möglich, die drei einzelnen Gewinde aoseinanderto-
halten — daher unser erster Berieht anfangs nor von dinem Gewiide
sprach'^) — ; verfolgt man aber von unten beginnend ein* jedes fir
sich, so gewahrt man, wie sich das 3e, 6e,9e — das 4e, 7e, lOe — 5e,
8e, lie usw. durchaus entsprechen. Die Ansföhrung selbst ist tod
grosser Schönheit und ausserordentlicher Naturwahrheit. Am aaterea
Ende sind die Leiber schmal und dünn, in wagerechter Richtung mebr
um- und aufgerollt als gewunden; allmählich stfirker anschwellend
heben sie sich, besonders vom 15n Gewinde an, in gleichem Mane,
erscheinen am 32n , 2dn und 24n am stärksten und längsten gesogen,
werden dann wieder danner und ihre Richtung weniger senkrecht, so
dass das obere Ende eine merkliche, aber mit dem ganzen hannooie-
rende Verjüngung der Sanlengestalt bildet. So ist die naturliche Ent-
wicklung der Scblangenleiber treu festgehalten und mit solcher Sicher-
heit, dasz in der Anschwellung und VerjQngung der Unterschied iwi-
schen der unteren, mittleren und oberen der gleichsam QbereioaDder
sich hebenden Schlangen genau beobachtet ist. Jede für sich zeigt an
den betreffeaden Punkten die durch die Natur vorgezeichnele Verinde-
ring auf. Man musz bei der Betrachtung gerade hierauf, auf die con-
aequente Durchführung der einzelnen Glieder in der Trias, um so mehr
achten , als die dreimalige Wiederholung der unter sich gleiches Ver-
hältnisse das aufmerksame Auge wol täuschen und an die gewnndenen
Säulen der byzantinischen Zeit erinnern kann. Bestände das Gewinde
Bar aus zwei Schlangen , so würde das schon jetzt offen genug her-
vortretende Verhältnis von Verjüngung (oben und unten) nnd stnrker
Anschwellung (in der Hilfe) sich allerdings weit augenfälliger hersas-
stellen müssen.
Das Kunstwerk ist aus Erz gegossen, eine Spur von Löthosg atebt
zu bemerken, das ianere hohl"), die Auszenseite der Leiber aber so
plastisch heraustretend nnd körperlich ausgearbeitet, dasz sie oichl
den Eindrnck reliefariiger Erhöhung, sondern durchaus den einer vol-
len Ausbildung maohen. — Die Dicke des Gusses beträgt am Kopfe
0,013 Mötres.
Auch die Art des oberen Abschlusses ist, wie diejenige des on-
15) Monatfl'ber. a. O. S. 163, arch. Anz. a. O. S. 220* So nach
Bethier in der Presse d'Orient a. O.: 'nona avons de plus pris nne dbsu-
cbe da dessin d» U colonne . . et nous avons vu qae Topinion gü noiu
e'tioDs que la colonne (dt formee d^un seul serpent k trois tetes, eUü
faussc. Nous avons vii qvCil devait y avoir trois serpens' nsw. 1^)
Damaeh so beriehtigen Pittakis 'Efprjik. dgx. a. O. S. 1378, duz nur
der obere und unier« Tkeü ausgebohrt sei.
O. Friek: das pUUebcbe Weibgescbenk sa Konstanliiiopel. 493
lere», aichl nelir sa erkeDmn. Die VerhftlUiisse des Werke«) «owie
die gegenwärtige Verstämmelnng deaten darauf hie, dasz man sich die
Attsbiegaag der drei Halse bald oach dem 29o Gewinde su denken
bat; denn dasz das Gewinde in solcher Weise auslief, ist [abgesehen
von deu Stellen der alten, welche es erwähnen] durch die davon er-
balteneo Abbildungen bezeugt, so roh und unvollkommen oder auch
■nricblig sie sonst sind. Die ilteste und für ans wichtigste findet
sieh ««gleich mit den andern Monumenten der ehemaligen Rennbahn ",)
aal eioeoi der nun aufgedeckten Reliefs an der Basis des Ibeodosischen
Obelisken. Es ist ein einfacher, jetzt scheinbar glalter Pfeiler, der sich
ohne Postament vom Boden erhebt, der obere Tbeil zu beschädigt, am
Formen von Köpfen erkennen zu lassen, die Ansbiegnng indessen, ob-
wol nnbedeatend, doch nicht zn verkennen. Die modernen Zeichnnn-
gea^^) aiod so willkürlich, zum Theil abenteuerlich, und entsprechen
selbst den vorhandenen Tbeilen so wenig, dasz sie auch für die Re-
consiructioD der j^erlorenen keine Autorität sein können. Immerhin
ist es genog, das auslaufen in Köpfe so einstimmig von ihnen bestä-
tigt fto seilen. Nun aber hat ein glucklieber Zufall uns einen derselben
oder vielmehr ein Brnchstück von ihm erhalten. Es wird in dem klei->
aen Antikenmusenm der ehemaligen Irenenkircbe, des jetzigen Zeug-
hauses in Konstantinopel, in welchem man eine Anzahl in der Haupt-
stadt nnd in den Provinzen gefundener AlterthOmer vereinigt hat, auf-
bewahrt, ond es gilt für ein Verdienst des Architekten Fossati, des
Restaurators der Sophienkifthe, das Bruchstack gerettet zu haben. Er
fand es im Jahre 1848 bei einer zufälligen Ausgrabung in der Nähe
jener Moschee nnd erkannte es als za unserem Gewinde gehörig '*).
Dasz das letztere wirklich der Fall sei, darüber läszt das Material und
die Uebereinstimmung des Fragmentes [mit den Angaben der Autoren
sowie] mit denjenigen Zeichnungen, welche das vollständige Denkmal
geben, keinen Zweifel. Es stellt den Oberkiefer eine» weit geöffneten,
mit einer Reihe gewaltiger Zähne besetzten Rachens dar, dessen
Grösze den Verhältnissen der Leiber durchaus entspricht. Er ist eben-
falls gegossen, die Fläche des Kopfes breit genug am einen Dreifus«
za tragen und zwischen den gewölbten Augenbrauen leise verlieft.
Ungefähr in der Mitte bricht der Kopf ab; die ganze hintere Seite also
fehlt, so dasz die Art des Ansatzes an Hals oder Leib der Schlange
Aach ans diesem Bruchstück sich nicht bestimmen läszt*®).
Die (der Moschee Achmets zugewandte) Ostseite des Denkmals
^ägt die Inschriften. Die beiden letzten und schmälsten Gewinde —
QBserer Zählung nach das le und 2e — sind anbeschrieben; dann
17) Es sind aoszer den hentigen Retten zwei Metae nnd ein Porii*
ctts imd die ganze Darstellung für die KeconstracUon des alten Hippo-
drom aehr wichtig, 18) S. "unten in Abschnitt III. 19) Vgl. «rch.
Ana. 1856 Nr. 89 S. 208*. 20) Vgl. die beigefügte Zeichnung Nr. 2.
I^n Kamm, wie die Monatsberichte nach vorläufiger Mittheilung Yon an-
^mt Hand angaben, befindet sich nicht darauf. Auch die modernen
Zeichnungen seigen durchgängig den geöffneten Bachen.
1
494 0. Frick: dos pUtaeiscbe Weihgesebeok sa KoosUDliiopel.
folgen vom 3n bis 13n einscbliesziicb die Namen, so dass ein Bescbaier
mittlerer GrÖsze itiren Aiirang den Augen gerade gegenüber bs(. W«.
der die böheren Gewinde noch die flbrigen Seiten der eben geaaiatea
tragen Sparen irgend welcher Sohriflzage.
Je drei oder vier Schriftreiben tiomnien anf eineWindnng— nardi«
erste und letzte trägt deren zwei — und zwar enlhatten die 4e undTe Win-
dung vier Namen, die übrigen sämtlich deren drei. In der Regel fQüea
sie fast die ganze Breite der Schlangenracken aus; ihre Länge richtet
sich nach jder Anzahl der Buchstaben, welche durchaas gleicher Gröiie
sind"). Die Anfangsbuchstaben jeder* Zeile, nicht allein derselben
Windung, sondern auch aller übrigen, stehen in senkrechter garider
Linie genau unter einander; eine gleiche Ordnung halten auch die (oU
genden Buchstaben ein, soweit die Wölbung es gestattet; die Ober-
sihligen Buchstaben längerer Reihen treten in gleichen Abstioden
heraus. Nicht überall indessen ist die horizontale Linie derselben
Zeile genau festgehalten; diente nemlicb die senkredite Linie der An-
fangsbuchstaben als Aasgangspunkt für die horizontale der Namen,
so nöthigte zuweilen doch die gekrümmte Fläche oder die Rück-
sicht auf den Raum für die folgenden Namen zu kleinen Abweicbon-
gen, für welche auf einer geraden Fläche keine Veranlassung ge-
wesen wäre. So gerieth an der einen oder der anderen Stelle die
Zeile wol etwas höber (in Koqtv^ioi^ IIoTeidaiccTtti) oder tiefer (in
Egxof^^ioi) als die Anfangsbuchstaben, ohne dasz hierin doch eine
Nachlässigkeit zu sehen wäre; vielmehr*' tritt in dem conseqneaten
festhalten an dem Aasgangspunkte das Streben nach Regelmissigkeit
nur schärfer hervor. Die Charaktere, von der Grösze von etwa <)^Zoll,
sind sehr sorgfältig eingegraben , und zwar so dasz man nicht selten
deutlich die Punkte des Griffeis erkennt, welche dem eigentlichen
gravieren vorausgegangen waren. Diese müssen da wo die Sehrift-
züge, wie nicht selten, zu sehr verwischt sind, der Lesung zum Anbaft
dienen, um die eigentliche Richtung der Züge aufzufinden, über welche
man durch die daneben hinlaufenden Risse so leicht getäuscht wird )•
Mit solchen nemlicb ist der untere Theil des Monumentes bis bi"*f'
zar 15n und 16n Windung besät, d. h. bis zu derjenigen Wh^i ^^^
ta welcher, und an denjenigen Stellen, an welchen es den Schwert-
streichen der Türken besonders ausgesetzt war. Denn daher rühren
jene Verletzungen offenbar, mögen sie nun auf die Zeit der Eiantb««
Konstantinopels zurückgehen, wo die Erzählung vom Einzage SolUi
Mohameds II auf solche Verstümmelungen hindeutet **), oder aof die
Dscheridspiele, eine Art Turnier und Speerwerfen vom Pferde herab,
welche in den Zeiten des Alttürkenthums gleichsam als Fortsetsoog
der Rennspiele anf dem Hippodrom abgehalten worden nnd bei denen
unser Monument den ritterlichen Uebnngen ein willkommenes Ziel ab-
21} Das kleine o der ersten Copie (Monatsber.) ist, wie das 1^
RoBs schon geschehen ist, durchweg zu berichtigen. 22) Vgl. a'^'
Anz.,a. O. 8. aiO». Dethier Presse d'Orient a. O. 23) Vgl. »»*«"
Abschnitt VI.
0. Priek: d«t plataeitche Welhgesohenk tu KoDMaDtinopel. 495
gegeben habee mag. Daher sind die letzlen Gewinde am Boden fast
gans ron solchen Verietzangen verschont; je weiter hinauf, desto
sahtreicher werden sie, am dichtesten in der Gegend des höchsten
beschriebenen Gewindes (des 13n), wo die Lesang deshalb am
schwierigsten war. Diese Stelle war eben far solche Aenszerungen
des Mutwillens die günstigste« Denn dasz es nicht etwa ausdracklich
aof Zerstörung der Inschrift abgesehen war, geht daraus herTor, dasz
aocli die onbeschriebenen Seiten in ähnlicher Weise und in Ähnlichem
Verhiltnis zerfetzt sind. Weiter hinauf werden die Yerstömmelungen
frellener, bis die Höhe gänzlich davor sicherte. Auf diese Risse und
Schnitte nun sind meist die Irthümer der ersten Entzifferung zurück-
znföbren, indem sie den fast erloschenen Schriftzügen oft sehr ähnlich
und neben ihnen weit mehr in die Augen fallend theils selbst für Buch-
sUben gehalten wurden, theils die Charaktere bis zur Unkenntlichkeit
serslört hatten *').
Die Inschrift lautet: /
Gewlade
13 A n 0/V0/VI®(E)0
(A)/V(A® E)A\ATOA^(EAAA'0/V)
12 (A)A KE(D)AIM0/V(I0I)
A 0 AA/(A) I (0)1
K O R I A^® lOI
UTE CE AT(AI)
^ E KVO/VIOI
A I C lA^ATAl
24) Vgl. über das ganze Dethier a. O.: '(nous allions) ezaminer la
coI<Mine de bronze, saus y tronver la moindre inseription, . . et noos
noas sommes chaqiie fois ^loign^ avec la oonviction qa'il n*y avait rien.
Cependant plas tard nous sommes tomb^s aar ane des inzcriptions da
bronze et noas avons chercb^ k ddcbiffrer ce qni noos semblait d^chiff>
rable. Kous avons fait notre travail s^parement comme M. le doct.
Frick a fait le sien. Qaand ensuite sa pablication a 4i4 faite & Pi^ca-
demie.de Berlin, i) neos a fait Thonnear de nous la eommnniqaer , et
nous avons pu compMter, recti£er et corriger ce qnUl avait dtfchiffrd,
de meme qae noos avons pa rectifier notre le^on.' Derselbe antwortet
uns am 7n März 1859 auf unsere Bitte um eine nochmalige Revision an
Ort und Stelle zam Zweck etwaiger Verbesserungen oder neuer Ent-
deckungen folgendes: *Eb war eine schwere Aufgabe ffir mich, gestern
noch einmal eine Autopsie des Denkmals vorzunehmen; nur vermittelst
eines Seiles konnte ich auf die Fläche des ummauerten Platzes gelan-
gen. Die Inschrift war nicht lesbarer geworden. Im Gegentheil war
der ans der Erde neu blosz gelegte Theil viel mehr mit Grünspan be-
deckt als der übrige, so dasz er blangrün gefärbt gegen den oberen ab-
stach« Die jetzt noch tiefliegenden Buchstaben waren mit Lehms totfb
zugekittet, wo sie nicht neuer Grünspan bedeckte. Ich säuberte sie so
gut wie möglich . . Neues bezüglich der Inschrift war nicht zu erzielen.
Im Gegentheil ist es Ihnen and mir zur glücklichsten Stande gelangen,
mit aUer Musze und Bequemlichkeit in der vortheilhaftesten Periode
der Bloszlegung das lesbare mit Geduld au entziffern.'
496 O.Fri(*:dMpltl«eiieli6Weilii6S0liMikMKoMrttilMMp«l.
€enrhid«
10 MECAREC
EPIOAVRIOI
9 (DAEIACIOI
TROIAA^IOI
ERMIOA/EC
8 TIRV/V®I0I
PAATAIE^
®ECPIE^
7 MVKA/VE€
KEIOI
MAAIOI
TEA^IOI
6 A/AX I O I
E RETR I EC
yAAKIOEC
6 CTVREC
FAAEIOI
POTEIOAIATAI
4 AEVKAOIOI
F AA^AKTO R I EC
KV0A/IOI
CI0/VIOI
3 AMPRAKlOTAf
AEPR EATA I
Verschiedene Abweiohangen in den andern Copien Nwi< w*
Scbreibnng einselner Namen maohen einige Bemerkangeo nAtUf. y"
beseiehaen der Kflrae halber die Copie bei Pitlakis mit F., 4i<)Mig>
bei Roia mit R., die Monatsberichte Mb., den arclf. Anseiger As.
Gew. 13. Bei der Auffindung der Widmuagsworte, walcke bei
R. and P. fehlen, meinten wir anfangs aber dem P des AKoion eis 0
lesen so mOssen. Spitere Rerisionen Oberseugten mm von einem Ir'^^
— Ueber die Schreibart ./^icolov« {ärAnollovt vgl. Franz Elem. «PT-
Gr. S. 49. Sie spricht fOr das Alter' der Inschrift. — ava9t(» |<i'
avotdi}^, wie nachher Tevuu t&r Ttfvtoi ; wie das m von o, «> "'
das 1) vom s noch nicht geschieden. — Das Elavttv ist ans den rorktf-
gehenden «uv mehr vermutet als gefunden werden. Auch die ■ein*'*'
Revisionen haben betlitigt, was wir frfiher aassprachen (>reb. A><-
6. 219*), dasz eine Entsifferung hier Oberhaupt nicht zu hoff«" "'*'
Pia Voranstellong des Götternaaeos ist des hier folgenden Kti(log>
0. Friok; du pMaeiaohe Weib^sdieiik sa KowttBliMq^eL 407
we^en mtarücb.— DerGebraocb des Sobst ivadunut ffir das gewöhn-
liche Verbam ivi^mv erhält gerade fQr die frahesten Zeiten Bestli^
tigoDg dnrcb die Erzfihlang des Herodot (I 51) vom Weihkeaael dea
Kroesoa. Vgl. auch Franz a. 0. S. 3B3 a. Nr. 33. .
6ew, 12. Oaa Awudmiiovtoi and A^avatot fehlt bei P. und R,
Aoch iat der erate Name mehr aoa einzelnen aehwachen Beaten voii
Bocbataben oad der Innern Nothwendigkeit, daas er dort geauchl wer-
den mflaao,- svsammengeaelzt ala wirklich entziffert worden, ünaere
Reviaion (a. 0. S. 219 *) fand ihn nicht. — Daa A&avauoi hingegen iai
dem grösten Theile nach deutlich erhalten. In ihm begegnet nna za*
erat der Doriamaa a für ij, welcher dann conaeqnent featgehalten iat.
— KoQivd^ioi] P. ein für allemal S. Daa aehrigo Krenz iat daa rieb*
tige, ao auch R. Die tiefere Stellung dea K iat achon berfihrt worden.
Gew. 11. Tsysaxai fehlt bei R. und P. Letzterer erkannte die
LAcke nnd vermutete, jedoch ohne jede Begrandnog, KkscDvauH,-^ £e^
xvovuh] X . KVON ... R., £^%vovt(H P. Die Form £iKvovwt konnte
nach der zweiten Reviaion nicht mehr bezweifelt werden (arch. Ana«
S.218^); aie wird durch HOnzen bestätigt (vgl. Curtiua Pelpp.IIS.ö83).
— A^yivazai] R. A, wie auch sonat Oberall mit Ausnahme dea AE-
PREATAI , während P. diese Form A nur fQr MVKANEC in Anspruch
Dimmt. Das schräge A kann als die durchgehend« Form angenommen
werden , doch so dasz sie sich mehr oder weniger der geraden nähert,
wie besonders in AEVKADIOI. Der Znstand der Inachrifl macht über-
dies eine sichere Entscheidung darflber an einzelnen Stellen sehr
schwierig, jn unmöglich. — Das y ist ein Mittelding zwischen dem
winklicl\(en < und dem gerundeten, jedenFalls aber nicht daa volle,
ruDde C, welches R. gibt (vgl. Franz a. 0. S. 41 n. 56).
Gew. 10. Msyagst;] R. c. — EntScivgioi] R. Y, welchea nirgenda
vorkommt. — E^oftewof bestätigt durch HQnzen beiGurtioa Pel. 1 S.228.
Gew. 9. ÖXiiaaiol] OXieiaaioi Mb. und R., dessen Vertheidigung
dieser abnormen Form durch die gegenwärtige Lesart unnöthig wird.
Diese findet sich auch in Inschriften bei Ross Reisen 1 S. 42 und auf Man-
nen, vgl. HofTmann Griechenland u. seine Bewohner 1 S. 820. -^ Durch das
Tgo^avioi atatt Tgoi^avioi bestätigt sich die Lesart Tgo^ipfioi in Boockha
C- 1. G. 106, welche sieh in einer nengefundenen Inschrift dea Feiraeena
wiederholt, vgl. aroh. Anz. 1855Nr.82.83S.84^'E9n7/:ft. ff(»x- Nr.2d8a.
Gew. 8. Tiifw^tot] R. Y. — « Fflr IlkavMfg lieat P. nur lA . • . ^^
vermutet aber das richtige.
Gew. 7. Ueber Mvxavstg neben Mvwpwtot vgl. Steph. fiyz. a
<)• W. Auch P. lieat Mvxavtg und stellt es doch sonderbarer Weise
Bar als Yermntong hin, dasz die Mykenaeer damit gemeint aeiea, ja er
^'^t sogar an die Mvnakriatoi, R. vergleicht ÜQ^avatoi md ü^ukthr
^^tg iB einer und derselben Inacbrift (C. 1. G. 2556).
Gew. 5. ÜTVQBg] R. Y und B\t. — J^aXtvqt mit Digamma auch aaf
doia eliseben Erz C. I, 6. 11 (Franz a. 0. Hr. 24); dazu Eckhel D. N,
(lS.166.-> UmBidmmw] IlojeSemai TUb. und R. ilorcfdsflrTW P. Uoh«r
^ Mzige Form vgl. R. 0. Mäilera Dorier U S*Ö20. 'läpi^. «^»Nb.9»)
498 0. Friek: dtf plataeif^e Weihgeseheok sa Koutaotinopel.
S. 548 a. Nr. 1062 S. 620. C. I. 6. 170 , nnd daber aach bei Aristopb,
Ri. 438.
Gew. 4. J^vaKxo^ug] vgl. Steph. Bys. v. d. W.: ^Avaxro(^oq %al
*Av€txtOQUvg, Das Digamma ihnlieh wie vor iva^j vgl. Ahreifs de dial.
1 8. 33. II S. 41. — Die Kv^vtoi fehlen bei R. and im Mb., hier aber
Dor im Abdrack der Inschrift, nicht im Text, s. S. 165.
Gew. 3. ^AiiTtgaxidzfig fflr das spätere ^AfißQaxtdxfig noeh bei
Herodot ond Thnkydides, vgl. anch Steph. Bys. o. d. W. — Nach P.
fand sich s wischen den beiden letzten Namen noch ein nicht lesbarer.
Wir können auf das bestimmteste das Gegentheil versichern. Kein
Name ist so deutlich erhalten wie diese beiden letzten; anch ist swi-
sehen beiden kein Raum fär einen dritten.
lieber das e far si in der Pluralendnng iig^ welches conseqoeol
festgehalten ist (wonach Mb. nnd R. zu berichtigen) , vgl. Frans a. 0.
S. 50, dessen Beobachtungen durch unsere Inschrift bestitigt werdea.
Es stellt sich somit das Alphabet, soweit es in unserer Inschrift er-
halten ist, als folgendes heraus (vgl. Boss S. 267):
A AA /V
(B fehlt) X (als £i sUU +)
c o
D P
E^ R
F (Digamma) ^
I T
(H fehlt) V
0 CD
I y (xO
K (^ fehlt)
A (ß ist noch nicht voo 0
A\ geschiedea).
Ueber die einzelnen Charaktere ist kaum etwas hinxasnfagea. la den
A reicht der zweite Schenkel nicht bis hinab; die Schenkel des fA bä-
hen eine schräge, nicht senkrechte Richtung; das a/ ist stets etwas
nach rechts geneigt; das t seigt den Uebergang ans der Slterea cor
jOngeren Form an, wie auf dem Helm des Hieron ans 01.76,3 bei
Franz a. 0. Nr. 27. — Wir haben mithin ein Specimen des herkösia-
liehen älteren dorischen Alphabetes des Peloponnes vor uns; weder ir-
gend eine neue oder nur ungewöhnliche Buchstabenform zeichnet es es'
oder könnte den Argwohn einer Fälschung erwecken ; ebenso weaig
die sorgfiltige, sichere Arbeit, in welcher selbst scheinbare Nsoblis-
sigkeiten auf ein Streben nach Regelmis^gkeit znröckgefabrt werden
konnten. — Ohne allen weiteren Anhalt das Alter der Inschrift allein
aas ihrem palaeographischen Charakter nahe bestimmen so woHoi
wäre gewagt. Es nfthert sieh am ersten dem Alphabet der elisobea
0. Friek: das pltlaeisebe Weihgesebeok in Koiitlaiitiaofel. 489
hiidkrifl bei Frans •« 0. Nr. 34» der argiviacben ebd. Nr, 28, vor allem
d«r erwihaten Inacbrift auf dem Helm des Hieroo , deren Charaktere
im allgemeinen zwar eekiger sind, sonst aber mit Aosnahme des nn-
gewdhnlichen ^ yollkommen mit denjenigen unserer Inschrift Qberein-
slimmen ^). Somit werden wir auch für diese in die Zeiten der Fer-
eerkriege gewiesen.
n. OescMcbte des plataeischen Weihg^e^chenkes in Delpbi
So beschaffen zeigt sich uns nach den neuesten Ausgrabungen
das Denkmal des ehemaligen Hippodrom zu Konstantinopel. Die aber*
einstimmende Tradition fast aller Reisenden und Topographen Kon-
stantinopels dnrcb alle Jahrhunderte hindurch bis auf die neueste Zeit
gibt es ffirdas Weih gesehen k der Griechen nach dem Siege
bei Plataeae aus. Bald ist es ihnen aber nur eine Tradition, bald
rerweisen sie einfach auf die Hauptstellen der alten Ober die Weihung
jenes Denkmals. Gibbon allein (Cap. 17 seiner Geschichte) stellt die
Identität unseres Gewindes und jenes Weihgeschenkes in entschieden-
ster Weise hin, jedoch mehr behauptend als beweisend. Auch er be-
gndgt sich mit der Berufung auf das Zeugnis des Uerodot nnd Pausa-
nias aber die Weihnng, des Eusebios, Sokrates, Sozomenos aber die
Uebersiedelung nach Konstantinopel, endlich auf die Beschreibun galler
earopaeischen Reisenden von Bondelmonte bis Pococke'). — PrOfen
wir znnichst unabhängig von unserem Denkmal Zeugnis für Zeugnis
die Geschichte jener Weihung und vergleichen wir sodann die Resul-
tate mit den vorliegenden Thatsachen.
Der älteste Gewährsmann ist der Geschichtschreiber der Perser-
kriege selbst, Her odot OS (1X80.81). Pausanias, erzählt er am
Schlnsz seiner Schilderung der Schlacht von Plataeae, liesz die Beute
durch die Heloten zusammentragen. Ein Zehntel wurde für die Götter
ausgesondert nnd in drei Theile getheilt, dem Apollon in Delphi, dem
Zeas in Olympia und dem Poseidon auf dem Isthmos bestimmt. Die
Worte sind : CviKpogi^aatnieg di ra XQri(iccTa xai äBKctripf i^Blovteg r^
iv ^ilffotci <&c^, wt r^g 6 XQLitovg o %QvCBog ivzxi^ri o inl
tov VQinagi^vov Sq>iog xov xaX%iov insaxemg Sy^iista
Tov ßtß^LOVy xai rm iv Okviinljj ^bS i^sXovxBg^ im ik ^B%in7^v
XalxBOv Jla avidiptav, »al reo iv la^n^ &£^^ int* r^g btxinr^vg
jcrAxcog IIoaBidiaov l^eyivBzo »xl. Einen goldenen Dreifusz also er-
25) RoBS S. 267 vergleicht die alte lokrische Inschrift von Oean-
theia (ediert 1854) , in der Meinnng, an welcher er selbst nicht mehr
feath<, unsere Inschrift sei ein Specimen delphischer Lapidarschrift.
Die folgende Untersuchnng wird zeigen, dasz sie unter spartanischer
Aufsicht, also nicht wol von jemand anders als einem Lakedaemonier,
jedenfalls in dorischer Schreibweise abgefaszt worden ist. 1) So fest
ist er von der Echtheit des Denkmals überzeugt , dasz er sagt (S. 475
der Uebers. von Sporschil), die Hüter der heiligsten Reliquien würden
sieb freuen, wenn sie eine solche Kette von Beweisen aufbringen könn-
ten, als bei dieser Gelegenheit aich aufführen lasse.
500 d. Friek ; dti plftlaeifehe Wetbgesehenk la KoMüikiMpiA.
hielt der pytbische Apollon , welcher «vf einer dreik5p6fet eherwfe
Schlange ruhte ond dem Altar zanlcbst stand, mithin an einem heeoi-
ders in die Aagen fallenden Standort, der die ansserordentticha Be-
rühmtheit gerade dieses Weibgeschenks, welches oft nnr schlechtkia
als delphischer Dreifusz aufgeführt wird'), erklären hilft — Ebea
diesen Dreifuss haben wir nun auch Grund in einer andern Stelle des
Herodot (VIII 82) wiederzuerkennen , wo uns berichtet wird dasi die
Tenier, weil ihre Triere vor der Schlacht bei Salamis von den Persern
zu den Hellenen flbergieng, ihren Namen auf dem Dreifusz in Delphi
unter denjenigen der flbrigen siegreichen Staaten aufzeichnen dorr-
ten^): dm Sh tovto TO l^ov ivsy^qnfiav Trjvtoi iv ^ilqtoi^t
ig tov XQlnoda iv voitfi xov ßaQßa^ov ncttsloikfi. Denn saalelft
würde man zwar hier an ein Weihgeschenk für Salamis denken; du
aber war kein Dreifusz, sondern die Kolossalstatue einea Hannes m
Erz Yon zwölf Ellen Höhe, welcher einen Schiffsschnabel in der Hiad
hielt. ''^) Von einem anderen Dreifusz aber, welcher hier gemeint seil
könnte , als dem an der früheren Stelle genannten finden wir weder
bei Herodot selbst noch bei sonst einem Schriftsteller etwas an^-
geben. Andere Stellen nun werden uns nathigen das plataeische Weih-
gescbenk auch auf Salamis mit zu beziehen. — Es trug also nach
dieser Stelle das Weihgeschenk, der Dreifusz, die Namen der Barbarea-
bezwinger, nnd der Name der Tenier befand sich unter ihnen.
Ausführlicheres über denselben Gegenstand erfahren wir roa
Thokydides. Dem Pansaniaa, heiszt es bei ihm (I 132), wurde
unter anderen Anschuldigungen, welche seine Herschsncht zum Geg^ea-
stand hatten, auch das zum Vorwurf gemacht, dasz er es sich einst
herausgenommen habe, auf den delphischen Dreifusz, den die Griechea
als Siegesbeute von den Medern aufstellten (inl xov xqlnoii nmi
rov iv Jilg>otg^ ov avid'Söav ot '*ElXriveg ä^o xmv Mfj'
itov uKQo&lviov)^ aus eigener Willkür folgendes Dislicboo sa
achreiben :
Ellrjvav cigxriyog insl (Sxgenbv &lB<fi Mi^dwvj
UcLvottviag Ooißfp fivijiiL* ivld'fjxe xode.
Dieses Distichon lieszen die Lakedaemonier sogleich damals roo dem
-Dreifusz hinwegmeiszeln und alle diejenigen Staaten mit Namen darauf
schreiben, welche die Barbaren mit bezwungen und das Weihnrescbeak
aufgestellt hatten, xb (liv ovv iXiyeiov ot AaxiSaifiovto^ lU'
KO katjfav sv^iig xoxs aitb xov xginoSog rovro %cti inifQ«^^^
ovofiaaxl xagnoXsig ocai ^vyxa^ekovaai xov ßagßagov kvffiw
ro ävad'fifia. Darauf berufen sich 50 Jahre spater im peloponnesiscbea
Kriege die von den Lakedaemoniern bedringten Plataeer io jM^
denkwürdigen Vertheidigungsrede , durch welche sie die Zent6roaf
ihrer Stadt abzuwenden suchen. Es wfire entsetzlich, lisatTbakf-
2) Herodot selbst VIII 82. Thuk. I 132. III 57. Ariateidef »*>?
«ffTTa9o»«r p. 281 Ddf. und die meisten der unten aufgefübrUn Byzan-
tiner. 3) Vgl. Plut. Them. 12. 3*) Vgl. Herod. VIII 12l.
0. Friek: dts pitlaeisehe Weik^8eh6fik sa EoMtaRlinopel« 501
di«l6i (m 57) ihre Spreeker sagen, daaz PlaUeae dorch die Lakedae-*
noDier aeralört werden aoHte, wenn deren Yfiter die Stadt ihre« Ver*
dienstea wegen auf dem delphischen Dreifnsz verseicbnet hfitten and
BOB ihre Nachkommen um der Thebaner willen sie ans der gesamten
Hellenenwell aasstreieken wollten , und man sieht data diese Appelle-
UoB aaf eine besondere Wirkung berechnet war. duvov 6i do^et dvQ$
...TM^^iv futxioag avayffi^i üqxov f^ltsoda tov iv Jaltpoig
di' fs^i}v tfjv noliv^ v(mg di nal i% navtog xq€ ^Eklipftnav navat»
nffifa öiu SfißcUovg i^aUi^ai, So allgemein ist die Beaeiohnnng, dasa
der Scholiast snr ersten Stelle ansdrackiich warnen konnte, nicht an den
berahmtesten aller Dreif dsse, den der Py thia selbst an denken *), — So
gibt nas Thnkydides eine Bestitigong der Angaben des Herodot, wenn
locb seinem Dreifnsz das Praedicat ^golden' fehlt und des Schlangen«
fewiodes keine ErwShnnng geschieht, zugleich aber einige wichtige
fieitrige anr weiteren Geschichte des Denkmals und neben der allge*
neioea Notiz Qber das auf ihm befindliche Völkerverzeichnia die be-
stimmte, dass es den Namen der Plataeer enthielt.
* Die enge Beziehnog des Weihgeschenkes zu Pansanias nnd der
Zosammenhaog der Erzählung verlangt in ihm ein Siegesdenkmal fflr
Plataeae zu sehen, wenngleich der Name dieser Schlacht an keiner
der beiden Stellen genannt nnd die Yeraalassung immer nnr durch
allgemeine Bezeichnungen ausgedrückt wird (uTto wv Mi^iwv attf^
&lviav, ^xa^ilovöat tov ßagßaQinf. Schol. zu III 67 toi; (tQlnoia)
i% TOV Mrjdixav cnvlrnv^ ov o Ilav^avlag istoltfii). Denn nnr so
läszt sich das Thnn des Pausanias, welchen Plataeae erst berOhmt
machte, erklären. Indessen steht damit eine Anzahl anderer wichti-
ger Stellen imWidersprach, durch welche die bisherigen Angaben zn<*
gleich doch neu bestätigt werden. Gleich der nächste Zeuge Demos^
tbeaes oder der Verfasser der Rede gegen Neaera § 97f. p. 1378 R«
neoDt den Dreifass ein gemeinsames Weihgeschenk der gemeinsamen
Kimpfer bei Plataeae und Salamis. Er theilt dann dasselbe Distichon
ab laschrift des Pansanias mit, welches wir bei Thnkydides lesen,
Bad das jener darauf geschrieben habe *als sei es sein Werk and
Weihgeschenk, nicht das gemeinsame der Bundesgenossen', Das e'r«^
regte den Zorn der Hellenen, fährt er fort, und die Plataeer brachten
bei den Anaphiktyonen zn Gunsten der Bundesgenossen eine Klage
gegen die Lakedaemonier ein im Belang von 1000 Talenten, zwangen
sie dss Distichon wieder hinwegmeiszeln zn lassen nnd diejenigen
Staaten darauf an schreiben , welche an dem Kampfe Theil genommen
liatlen. Daher schreibe sich denn die Feindschaft der Lakedaemonier
ttod besonders des königlichen Geschlechtes gegen Plataeae, welche
erst Arohidamos 50 Jahre spater bethätigt habe, i^' olg gnug^&sig
llttv^uvlag i tmv AaneiatiMvUov ßfxailtvg hdyf^Q'^v inl xov xqI^
4) Schol. za Thnk. I 182 ovx iv m ifiavtevsto 6 'AnoXlav^ uXV
htffow ttva, ov iXaßov of 'TmykaCfov ßaßiXsig %ai (isridiptocv Inl tov
tnnodffoiiow tov Bv^avtiov,
502 0. Kriok: das yUUeiidie WdbgasehMk so KowlaslaopcL
nXatatäai fia^i^v %al z^v iv £akaiiiv$ vavfLaxltiv vav-
OTto t&v ßagßaQavy
^Ekliivnv i^xifiyog iitü atqtnov äktu Miqdmv,
Ilav^avktg Ooißtf fiv^' ivi^r^M xoöBj
mg avtov tov l^ov ovtog nal tov iva^futtog, älV ov »oim»
Tov aviifiaxnv* o^ia&iwuv 6h rmv'EXliivtop ot nicetaulg l^yii*
vovat Sixriv voig AcixtSatfgovloig eig xovg *A(iq>txxvovag jh
lUov ralavt€9v vniff xmv <Sv(ifuixav^ %al ^vayxwfav avrovg Ixxo-
npavtag*") Tcr iXtytut iniyQatlfai Tag nolug titg noivavovüa^
tov Igyov Sionsff ctvxoig w% ^xctfrce naQfixoXov&$i i} Ij^^ ifof/i
jitt%»Sai(iovlaiv %tX, Die Identität des hier erwibnten Dreifvssefl Bit
dem früher genannten könnte auch ohne die Aofahrung^ des Disticboai
Bicht sweifelhafl sein. Wenn nun der Redner ^ne nrsprflnglicbe Be-
stimmung des Weihgeschenkes fOr die Siege von Salamis und PlaUeu
annimmt, welche das Epigramm des Pansanias, des alleinigen Siegen
Ton Plalaeae, dann ignoriert Sahen wflrde, so werden wir spiter dsrio
eine Ungenanigkeit entdecken. Die Besiehvng auf Salamis seihst aber
ist auch in den sonstigen Ansdrflcken so heslimmt von dem Redner
festgehalten, als dass die Angehe deswegen verdachtigt werden köonte
(vttvfur^/ffv vaviutxfi<i<xvx£g). Die Nachricht üher den Spruch der An-
phiktyonen hat er xwar allein; dennoch wird gerade sie im Stande seil
einige Widerspräche eu lösen, welche mit den weiteren ZengnisseD
hervortreten.
Das nachfolgende giht ans Cornelius Nepos Paus. 1. Er
spricht von der Ueherhehung des Pause nias und ffihrt fort: Med pn-
mum in eo esi reprekemus^ quod cum ex praeda iripodem ««•
reiiin Delphis poiuissei^ epigrammaie Bcripio^ in quo haee
erai tenieniia: euo ductu barbaros apud Plaiaeas esse deleun etus-
que vicioriae ergo ApoUini donum dedisse, hos t>ersus Lactdatmomi
exsculpseruni neque aliud scripserunl quam nomtnaBS"
rum cieitaium , quarum auxilio Persae erani vidi. Die Worte ver-
rathen eine Benntsnng des Thukydides , nicht allein in der Vtaehrei-
bung des Epigramms, sondern auch in dem Worte e^tcti/ps^nnM, weU
ehes sich in der Bedeutung ^wegmeisseln ' anderweitig nicht findet
und oflTenhar durch das i^exoXa^av seiner Quelle veranlasst wordes
ist*). Sie zeigen sich eher' von jener Quelle auch anahbingig ob^
erhalten so einen selhstandigen Werth in dem Zusatz otiretrm, welcher
hei Thukydides fehlt, sowie in dem neque aliud scripserunl^ wodoreb
der Bericht des griechischen Historikers naher bestimmt wird. i<
widerspräche dem nicht die Chronologie, oder wfire die spfite Ab*
fassungsseit des heutigen Cornelius sicherer verbargt, so wOrdemss
5) Dafür in Uebereiostimronng mit Thnk. a. O. und Plutarch (s- ^"^^
nnd mit Yergleicliung der R. gegen Eubnlides p. 1318 von einigen hto-
Idi^oivxag geändert. ß) Vgl. Nipperdej zu dieser Stelle.
0. Pri6k: dts plataeisclie Weiligesobeok so KoDSlantinopel. 503
gmieigl sein dieae letzten Worte neque aUud scripteruni eis eine
Beriobtignng der Nachricht des Diodoros zu nehmen, welcher im
Widersprach mit allen anderen bisher aufgeführlen and noch^aufza-
fahrenden Quellen ans am Schlosse seiner Geschichte der Perserkriego
(XI 33) erzählt, die Griechen bitten aus der Beute der plataeischen
Sehlncbt den zehnten Theil ausgesondert und davon einen goldenen
Dreifass mit folgendem Distichon nach Delphi geweiht: (^otd^ ''EkXf^
vag ix xäv XaqjvQtav dsxatriv i^sloiuvo^ ncnsaxevatfav ygvaovv tfi^
fsoda md uvi&tiiuitv alg Jalqxivg invyqai^vxsg iXsyBiov xoSei)
Elkkddog sv(^6q<>v 6anfJQ€g x6v6^ avi^xav
öovkoövvi^g OTvyeQag ^vtfttfievoi Ttokuxg,
Es würde dieses Epigramm, wäre es echt, als Ersatz für das ausge*
meiszelte des Pansanias betrachtet werden mflssen, welchem die Na*
men der Staaten nach Folgten'), und so liesze diese neue Angabe sich
immerhin mit den früheren vereinigen. Indessen machen manche Punkte
den Bericht des Diodor höchst verdfichtig. Schon Nipperdey (zur
Stelle des Cornelius) bemerkt, dasz Thaf^ydides — wir können hinzu-
fügen , jeder der anderen zahlreichen Berichterstatter — den Umstand
einer Emenerang des Distichons nicht würde nnerwfihnt gelassen
haben. Dazu kommen einige erhebliche Bedenken in der Relation des
Diodor selbst. Von den unmittelbar nach dem unsrigen mitgetheilten
Distichen auf die bei Thermopylae gefallenen bringt das erste statt
der Zahl xqirpioclaig bei Herodot (Vll 228) ein iitixootaig und enthält
das zweite noch gröszere Ungeuaaigkeiten ^). Das vierte endlich,
"v^-elches er noch aus jener Periode anführt,' ist wie das in Rede ste«
liende gleichfalls ohne andere Gewährsmänner, und es trägt die Be-
nntzung dieser Quellen somit die Zeichen derselben Flüchtigkeit und
Oberflächlichkeit, wie die Behandlung des ganzen Zeitraums und vor
allem die Schilderung der Schlacht von Plataeae'). Ja Diodor scheint
die besondere Beziehung des Pausanias zu dem Weihgeschenk und die
Geschichte der ersten Inschrift gar nicht zu kennen. Denn schwerlich
würde er bei der kurz darauf folgenden langen Tirade gegen den
Pausanias und über seine Sinnesänderung (c. 44 — 47) ein solches
Material unbenutzt gelassen haben. Man wird daher das ganze für
eine kritiklose, vielleicht der Tradition entnommene irrige Variante,
nicht für eine mit Bewustsein den anderen Referaten entgegengestellte
historische Nachricht halten müssen. Eben diese innere Haltlosigkeit
des Berichtes nöthigt uns nun auch, dem neque aliud des Cornelius
Nepos kein besonderes Gewicht beizulegen und darin nicht etwa eine
Beziehung auf eine von Diodor unabhängige andere Quelle gleichen
7) Vgl. Wesseling zu der Stelle. 8) Bei Herodot &, O i m £(iV[,
dyyilXstv AwudaiiMvloig ovi tfde \ mifiB^a toig %s{vaiv Qijiuiai vei&o-
liivoi» Bei Diodor (and freilich anch Lykurg g. Leokr. 28 and zam Tfaeil
ebenso Strabo IX p. 656): m iBtv\ ayystlovAoi%B9aipkov£otg Su tjd$ |
«f/|W^a toi^g %9Cvmv Teii^öfisvoi pofi^ifioig» 9) Orote Gesch.
Grieeh. (übersetat von Meissner) III S. 132 A. 45 vgl. mit S. 07 A. 43.
S. 101 A. 52. S. 74 A. 49.
Jahrb. f. clats. Philo). Suppl. Bd. III. Hft. 4. 34
504 0. Priek: iha pUtaeiidie Wolhgesehenk n Kontta«Ha«p6l.
InhatU %ü entdecken, am so mehr da keines der Abrigen Zetgiitte
irgend eine Spur eines solchen sweiten Berichtes verrlllh.
Attsfahrlich und in sehr bestimmlen AasdrQeken gedenkt der Sache
Platarchos in der ihm seit G. Lahmeyers'®) grfindUeher Uater-
snchnng wol nicht mehr abgesprochenen Schrift fUQl vqg 'fljpodotovaa-
xoffiilag(c, 42). Er beschuldigt den Herodot der Verieamdnog, wem
dieser den Sieg bei Plataeae allein als das Werk der LakedaeBoaiar,
Tegeaten, Athener, nicht anoh der Obrigen Griechen darstelle ond
von leeren Grabhflgeln spreche, welche diese aus Eitelkeit am der
Nachkommen willen errichtet hatten. Wozu bedurfte es dessen, wirft
er ein, da sie ibren*Rnhm aaf den herlichsten und grösten Weihf^
schenken yerherlicht sahen? Liesz doch Pausanias, wie man sagt, ab
er schon Herschergelttsltf hatte, in Delphi folgende Inschrift setzes:
(xcu (Lfiv IlavöavCag^ ug Xiyov0tVy i^dti rvQctvvina <pifavm bä
y^Qf^Bv iv ^el(potgj)
'ElXiqvtav otQXriyog iiul fStqaxov uiLftff Mr^Srnv^
Ilavöavlag 0olß^ i''^H'^ ivi^ri%e rode.
Sonach hatten schon damit, heisat es dann weiter, die Griechen Antheil
an dem Ruhm, wenn er sich ihren Führer nannte; als sie aber denaoeh
darüber unwillig Klage erhoben, sandten die Lakedaemonier uck
Delphi, vernichteten die Inschrift und lieszen, wie es billig war, die
Namen der Staaten hineingraben. (%oiv<}V(Uvog i\i,wiyinv}g xolg ^'ElXrfi^
xi\v do|av cov iavxov ivrjyoQivCiv riytuava' rmv Sh EkXi^viov w%
avaöxoiUvfov y aki* iyxaXovvxmvy niiifffavieg Big ^Bktpovg Aau-
dorifidi^iOf TOVTO fiiv i\B%6lci^avy ra i* ovofiata xf^v nokimv^
ZoteBQ ffv dlaaiov^ ivBxagalav,) — Man sieht, es ist die Erzählung des
Thukydides und Pseudo-Demosthenes, nur in minder genauer Fassao^,
so dasz er den Dreifusz selbst nicht einmal nennt und die Aenderuag «U
eine mehr freiwillige darstellt. Vermutlich wüste auch er von dieser
Sache nur durch hOrensagen (mg Xiyovöiv), Wol unterrichtet hin-
gegen, ohne Zweifel durch Augenschein, war er aber die spiter aaf-
gezeichneten Namen. Er sagt uns, dasz die Siphnier, Kylhnier
und Melier sich unter ihnen befanden, und spricht von ihnea ab dea
unscheinbarsten und geringsten unter den Mitstreitern'*). YVeaa er
dann bei eben jener Besprechung der Schlacht von Plataeae Tropaeea
lind Kolosse erwähnt, welche die Namen der Lakedaemonier, Athener,
Korinther, Aegineten, (Tegeaten,) sowie aller Theilnehner ao
der Schlacht getragen hätten'*), so ist offenbar von einem und dem-
Vgl
f ovv Tovg **EXX7ivetg rj ^Tcaptidtaig fpUovBino^rtttg vnhif &9Xtjs iftat^^^'
ntiv vo0Ovtovg xal totovtovg ayiovccg, c. 42 . . ov^h Kv^wiiof i^'
ygafpofi^vtow toig zQonaioig otld^ MfjXim9 fJx^iif^^Knf, 12) c. 42
xol orr' Alyi9^tag U^rjpmtot diatpopoffg Svteeg fl^änw tfjg inty^^'
fprjg . , tovg Sl ^EllTjvag . . (of Aanfd. %€tl 'A^tjp.) MygtUpov tois
xQonaioig %ul xoCg KoloifaoCg. Die Korinther und die Tegeaten aiod
AUS dem Zueammenhaog hinzuzufügen.
0* Fffok: du pktaiieki WaÜM^MohMk m EoMlaBtlM|(el. 506
seibaii WeikgMebeak die Rede, oad weM endlich mm flcblois") in
dem BeewDö aber die Kritik der ErxihloDg Herodoto die fräber ge»
nnnnlen Tropieen als Dreiffisse nil InschrifleD beseichDel werden nnd
Bwnr in fieieher Verbindang mit dea Altar des Zens Eientheriea, ao
ist dieaea mit jenen Namen reraeiiene Weihgeaehenk nnsweilelhafl
eben der Dieifnaa, den wir ana allen frflberen Zengniaaen kennen, nnd
dem aehon oben so nennen Plotaroh anr veraiamt hatte. Se wird die
Aoannge deaaalben eine der ▼ollatindigaten nnd wichtigsten fflr nnaere
Snehe. Ja um aogleich eine andere Steile deaaelben Schriflatellera
■il heransaziehen , so acheint es nicht onwahrscheinlich , daas jene
▼on der persischen Beute gesfiflelen Weihgeschoike, deren er jn der
Vertlieidigang der Koriather gegen die Anklagen gedenkt, welche ilir
Verhallen in der Schlacht bei Salamia trafen , eben diejenigen sind,
wolefae ana der plataeiachen Beate geweiht wnrden. Denn er gibt die
drei eraten Namen deraelben (Lakedaemonier, Athener, Kor in-
tker)Jn deraelben Reihenfolge an, in welcher wir aie auf der Zeiia>
ata tue in Olympia wiederfinden **). Neben dieaer nennt uns aber Hero-
doC den delphischen Dreifusz nnd die Poseidonstatne auf dem Isthmos.
Auf aie wird also der ron Platareh gebrauchte PInral iva&rn/MOiv nm
so mehr gehen, als wir 700 ihm selbst schon erfahren haben, dasa anch
daa delphiaehe mit Völkernamen beacbrieben war.
Waa wir von PIntarch vermuten können , daas er daa Weihge*
»ekenk mit eigd^n Augen geaehen habe '^) , wiesen wir bestimmt von
Faoaanias. Die Hauptstelle ladet sich X 13, 5: iv itoivm 61 ivi"
^0mv aifo l(fyav tov II lata §tt 0^9 ot '^Elltivts %qvcovv xqI"
noSa S^aKovtt ifcutelfievoiß %aX%^, oaoy liiv d^ %alxog fjv
Tov apa^iucvogy aaov %al ig iiti Iti ijv* ov ^hnoi %(aa xa avxot tutl
Tov xiffvabv ot Ö(»x{c9P wceUnovto ^iftiveg. Es Ist die Schilderung
dea Iforodot, nur daas der Trüger dea Dreifnszes hier als dgannv,
dort ala og>ig ^*) nnd zwar genauer als t^ixiffffvog bezeichnet wird.
Aber auch der von Herodot angegebene Standort (ay%ia%a rov ^cofiov)
trifft sn. Ehen jenen Altar erwihnt sogleich in der Anfsfihlnng der
niebsten Weihgeschenke nach Pansaniaa '^), und so macht diese (Jeher-
einstimmnng uns fast zur Gewisheit, was die Worte des Herodot uns
schon errathen lassen nnd waa an aich glaublich ist, dasz auch Hero-
dot aus Autopsie von dem Denkmal sprach. Von den Namep sagt
Pausanias nichts. Das könnte befremden , hitte er nicht frfiher schon
(V33, 1) bei der Beschreibung des aus eben jener Schlacht nach Olym-
13) e. 43 yffttniKttmv us tf«ol tg^noSsg iaräoi nq^ ^«^1 naget
toig ^toFg, 14) c. 30 oi^iyuQ $U6g ^v 'A^'qvaloyg xavxa ßlaoipfi'
p*iv n§gl xijg Ko qiv^Cwv feoUmg, ijvxQ^xti^ fihv imgav ^exu Aa% e-
datpLO^Coifg «orl ^tx' aixovg iyzctffcnxofiivrjiß xotg dno xmv ßttffßa-
Qm9 dvet9iifkaai94 Vgl. Pans. V 23, 1. 15) So auch Grote a. O.
III S. 128. 16) d^%m9 und S^ig dnrcbaus gleichbedeutend bei Hes.
Theog. 322 u. 8^. 17) X 14. 4 J9X^m9 di avm^fui hxiv avxmv
xlti^l&p tov ßmfLov to^ fiiyalov Urxog ;|[aAxoitf. Vgl. Thiersch
über die Topographie von Delphi (München 1840) S. 31 1 innerhalb des
mg^ßolog dos Apell<>nteropels , nicht aber tm Tempelgebande selbst.
34 ♦
506 0. Fri«k: 4t0 ptolaeUohe Weibgatcbenk so KoMteBÜDopel.
pki geweihten Zeusbildet aosfAhrticb das daraaf beAndlicbe Nameis«
verseiehnis mitgotheilt. Es mäste auf beideo dasselbe seis, aad ebes
weil sieb dieses för die Grieohes von selbst rerstand, bedarfte es
darüber keiner Worte. Uns kann die Bestitigaog tob anderer Seile
ber genOgen ; sehn Naaien des Katalogs aof dem olympisebea 8Uad<
bild sind wir im Stande auch an unserem Dreifnss nachsaweisea,
bei Plutarcb die Lakedaemonier, Athener, Korintber, (Tegeaten,) Aegi-
neten, Kythnier, Siphnier, Melier, bei Herodot die Tenier, bei Thiky-
dtdes (HI 57) die Plataeer. — Der Perieget wnste aber anch ?on dem
Epigramm des Königs Pausanias. Ihm verdanken wir die Notii über
den Verfasser desselben , and er ist nach wol für den Scboliasteo is
der Anthologie die Quelle '*). Bei Gelegenheit eines Tadels nemlicb
Ober die Gleichgaltigkeit der Lakedaemonier gegen die Dichtkiast
fahrt er mit einem Epigramm anf die Kyniska (Pans. VI I) dasjeaige,
welches Simonides fOr den Pausanias auf dem nach Delphi geweib-
ten DreifusE gefertigt habe, als das einzige Beispiel von poetiseber
Verherlichung spartanischer Könige an^'). Wenn nnsere Stelle aber eis
solches Epigramm schweigt, so findet das in dem Zasats seine Erfcli-
rung, welcher uns den Raub des goldenen Dreifuszes durch die Phokier
erzahlt. Dieser D r e i f u s z enthielt das Epigramm*^), von welcheai Pan-
sanias somit nur aus der Geschichte wissen konnte. Weiter aber sind vir
berechtigt ans diesem Schweigen zu schlieszen, dasz er ein anderes spi-
teres Epigramm, wie ein solches die Stelle des Diodor voranssasetsea
schien, wenigstens auf dem Postamente nicht fand; schwerlich wttrdeer
einen solchen Umstand öbergangen haben. Fragt man aber, ob seia
Schweigen Ober die Namen nicht ebendaher erklärt werden mas9«,weil
auch diese auf demDreifusz befindlich und mit ihm verschwunden warea,
so erinnern wir uns für Jetzt nur, dasz doch anch Plntarcb noch vier
Jahrhunderte nach der Wegfflhrnng des Dreifuszes die Namen sah'').
— Das weitere Schicksal des Dreifuszes verlangt eine besondere Be-
trachtang **).
Ein indirectes Zeugnis In unserer Sache enthält eine Stelle eiaei
Zeitgenossen des Pausanias, des A«lios Aristeides in der Rede
18) Anth. Pal. VI 197 am Rande: Sifimvidov slg nav9tt9tuf.
Bninok Anal. I S. 133 mUau und avid^%et. Es enthält diene Stelle
bei Thiflc. I 132 zugleich die älteste Erwähnung des ilfyBiOf, Tgl
Bernhardy Grundrisz II 316. 19) Paus. III 8, 1 %ai in n^öu-
oov TLavaavCa x 6 inl t ^ z ^ Cno9 1 Siykiov i9fig xtjt uptcts^^^^
ig ^eXtpovg (#»o/i2<j«). 20) Tbnk. I 132 inl tov rginoSa MoiCtv
ifetyQthlfete^ixt m il^Biov, ^ Psendo - Demosthenes a. O.: 77. M/P«'
ipsv ivi TOP rpino&a * 'Ellijvmv %tX. Diodor a. O. : xQ(no9a . . ar^-
%av ixiyQtirl>avTtg ileystov. Suidas: rginoda dpei^elg iniyQer^tv .
to in{fifafi(ka i^enolonpav i% tov xglitodog, Schol. zu Aristeides S* l^B
iy^aytsp ip x(ß xg^nodi, 21) Die Sache ändert sich nicht, auch wenn
man sich von der Autorschaft des Platarch nicht fiberseogen konnte.
Da d«r Verfasser den Tod des Cato von Utica erwähnt, so lebte er
mindestens drei Jahrhunderte nach jener Plünderung. 22) S. oa^en
Abschnitt III. Aehnlich verstümmelt sah Pansanias das Weihgescheoi^
rdr die Schlacht am Earymedon (X 15, 3 und Plut« Nik. 13).
0. Friek: das plataeiiehe WeihgeaeheBk za KooitaDtiiiopal. 507
vxiQ toSv xntii^wß (Periklas, Kimon , MiltiadeSy ThemislokUs) Bd. 11
S. 176 Ddr. Er vergleicht den Miltiades und Paasajiiag und stellt die
Massigvng jenes nach der Schlacht bei Marathon der Ueberhebuog des
laIxtereD nach dem Siege von Plataeae gegenüber. Dann fahrt er fori:
*ao wire es dem Hiltiades zugekommen, jenes dxqazov äXiOi Mi^ömv
in der Weihinschrift von sieh an branchen: denn es war sein Werk;
QBd anch das vorhergehende Ekktjvav ^(fXVy^S passte genau auf ihn,
der allen in der Befreiung vorangieng.' {üct* imivov 9roo<l^xev im*
yqafpiiv ou ccrr^orov cSiLctfs Mi^^mv». atSrov yctQ ig bItuiv
riv TO iqyov* 9ial to yi fOVTOV n(f6%e(^v to •^ElXrjviov iQXriyog*
uKQiß^ iqQ^LQ/txiv ain^' naöiv yitQ avzoq i}^|e t^^ iXiv^tqlaq. aXi*
Zfuog %ai xuvxa nga^ag iptlatatö awpQOveiv %al ovielg avroti naxtf-
yoqitfiB zoioikov ovdiv ola üavaavlag nokka xariiyoQii&fi,}
D*3 Worte lassen im Znsammenhang mit der ganzen Stelle betrachtet
deatlicb die Kenntnis der mit jenem Epigramm verknöpften Umstände
biadarchfählen; die Art aber, wie auch bei den Lesern das Distichon
als bekannt vorausgesetzt wird , mag mit dazu dienen seinen Doppel-
gänger bei Diodor zn verdichtigen. — Zum Ueberfinsa erläutert der
Scholiast III S. 569 Ddf. (to i7ify(fafiiia) S ly^aiptv iv xip t(fl7toSi
o IlavCaviagy aicsQ viStsqov i^Bxoka<p&fi, — Derselbe Dreifusz
ist offenbar in der rhetorischen Floskel gemeint,* mit welcher Aristeides
im derselben Schrift seine Verlheidignng des Themislokles gegen die
harte Beurteilung im platonischen Gorgias aufputzt S. 281 Ddf. xavtl
ya^ Iv (wi 4f'^g iitoqlag diakvßawsg oxad'i^mattv naga %ov xqI'
noda xov iv Aiktpolg^ ov "Ekkrivig ano xav ßa^ßa^mv
ivicxfiaav. Es ist nicht die erste Stelle, welche ihn in solcher
Allgeoseinheit bezeichnet und als so allbekannt voraussetzt.
Den Sehlusz unserer Zengenreihe bildet S n i d a s in einer schita«
baren Notiz n. Tlavifavlag: og (lexa Ilkaxaiag xqlnoda ava-
^tlg x^ Ajiokkiovi iniyga^ffsv^
'Ekkrivmv aQX'!?^ '^^^ OXQcttov £ki(ts Mijdcov,
IlavOavUtg 0olß^ f^^C'* ivid'rpu xode'
• .. nal xo inlyQaii^a iJ^Bxokaijfav in xov xglitodog xalxig
noke^g iniyQcctlfav, Sie gibt in Uebereinstimmung mit den frühe-
ren Zeugnissen bQndig die Resultate des Ereignisses , ohne sich doch
wörtlich an eines derselben anzuschlieszen oder neue Momente hinzu-
xnfQgeu.
Das ist nach den Quellen die Geschichte des ptataeischen Weih-
gesohenkes, soweit sie in Delphi spielt. Einzelne Widerspräche in
ihr (das Distichon des Diodor) konnten schon bei der Aufzählung der
Zeugnisse beseitigt werden. Suchen wir die verschiedenen Berichte
noch weiter zu sichten und nach der innern Glaubwflrdigkeit der Sache
ein möglichst reines , sieheres Resultat zu gewinnen. Die Obermfitige
Handlung des Pansanias und seine Inschrift sind zu bestimmt verbargt,
als dasz sie angezweifelt werden könnten. Ein Seitenstack dazu aus
seinem AufenthsH zu Byzanlion, ein Epigramm auf einem ehernen
Misehgeflsz im Tempel des Zeus an der Bosporosroandung, welches
508 0. Fri«k : dM platcmeh« Weihgeielieiik tu Koattaitinopöl.
iho lU iiertclicr ron Hellas anfTahrt, hat aM Alhenaeva ans dei l^^m-
phis Yon Uarakleia Werk ne^l x^g naxffldoq aofbewakrt^). SeinSloli
«ad Hoehmat warde fast sprachwörllieh , und mit Recht bezieht Grote
Gesch. Griecb. 111 S. 198 bieraaf die Vene des Baripides ii der
Aodromaohe 693 ff. :
otttv vQOTtata nokifUmv axifljf ct(futog^
ov Tüiv Tcovovvttow tovpyov riyovwat. todij
akV 0 (STQOxriyog r^v öontfitv Sqwxaij
og elg fifT* SXlav (ivqüov fcaUmv 66(fv
ovdhv nkiov 6(fmv ivog Ixei nldm loyov.
Uad weon Cartios VIII 4, 29 (vgl. Plat. Alex, öl) den Inhalt dieser
Stella so angibt: quo significabaiur maU instiindBse Graeeos^ ^
iropaeis regum äumiasai nomina iiiscri6eref»l, so trifft er
den Sinn der Worte nicht nur richtig, sondern zeigt offenbar, daci
auch er nm unsere Sache wisse. Gleicbwol wQrde des Paosantas Haid-
Inng unerh6rt und vom griechischen Standpunkt ans geradesa oomög-
lieh gewesen sein, ffinde sie nicht in den näheren Umstäoden der
Schlacht ihre Brklirang.
Es war diese bekanntlich im Grunde allein Ton den Lakedae«
m o niern, Tegeaten und Athenern geschlagen worden, aad iwir
so dasx von diesen drei Staaten wiederum nur die beiden ersteo oit
den Persern, die Atheper getrennt davon in einem Separalkampf nit
den Boeotern gestritten hatten. Alle übrigen Völker, welche fern fon
Schaaplats in der Nähe der Stadt Plataeae standen, erhielten dieKoade
von der Schlacht nugleich schon mit der Kunde vom Siege**). Voll
Eifer an der Ehre noch theilsuaehmen eilten sie auf kQriealeai Wege
nach der Walstatt, die einen mit den Korinthern Ober die Berge
den Persern, die andern mit den Megarern und Phliasiera dareft
die Ebene den Tbebanern entgegen , welche letztere die nogeordaet
herandringenden sogar siegreich snrackwarfen. An der Verfolgoag
und der ErstOrmun^ des befestigten Lagers scheinen nun iwar iHe
Aatheil gehabt au haben, aber genannt werden uns wiederom oor jeae
ersten Hauptstreiter (Herod. IX 70); alle Anstrengnngea derLakedae-
monier sind vergeblich; erst das hinzukommen der Athener antscW-
det die Einnahme, und die Tegeaten sind die ersten Velebe biaeia-
dringen. An dem darauf foigionden Gemetzel betheiligea aioh wol
23)Delpn.XII.
äg avTog avad'$Cg^ vnod
vntQjjtpavütv intXa^o^svog avtoVf
l^päfi ' igetdg dvi4h^e Iloütidotmpi &vwm
ncev9avUtg^ Si^imv EXXudog 9vqv%6^0Vj
mißf%9v in' sitfiivov f Aan§dat(^viog y^vog, vtog
Vgl. Herod. IV 81. 24) Vgl. Herod. IX 59 ff. und c. 69.; W'?^^'
xotai ttXXoiai l&XXriai xotai . . anoyevofiivoiai tfjg (iäzn^t '^^^ ^^
y4yov§ x«i Pifußtv et ftfr« ThncupiBm.
0« Priek : das plaUittische Weibgeschettk so KoDBlantioopel. 609
alle **). Aber nnr voo den LakedaemoDiern , Tegeaten and
Athenern werden die todlen aogegebeo (c. 70), und nnr von ihrer
und der Me^arer und Fhliasier Beslattang ist die Rede (c. 85). So
gehört die Ehre des Tages hier recht eigentlich den dorischen Waffen,
wie bei Salamis den athenischen'"); sie hatten den Nationalfeind, die
Meder vernichtet, den feindlichen Fahrer erschlagen, und bei det
secundiren Stellung Tegeas war es natürlich dass der Hanpiglana
wieder aof die Lakedaemonier fiel; sie und den Pausanias erkannte
die allgenseine Stimme durch alle folgenden Zeiten hindurch als die
eigentlichen Sieger von Plataeae an*^). So konnte er jenes Distichon
wagen, welches — das ctQcnov äksoi Mrjdiov wörtlich genommen —
nicht einmal eine Unwahrheit enthielt. Dennoch muste, selbst wäre
das Anrecht nnbestritten gewesen, die Selbstverherliohnng des Feld-
herrn auf Kosten der Nation immer als ein UebergrilT erscheinen,
gegen weichen das UnabhängigkeitsgefOhl der Griechen sich auflehnte.
Recht bezeichnend für ihre Auffassung der Sache bringen sie es mit
seinen späteren Herschergelfisten in Zusammenhang; traf doch schon
den Kimon harter Tadel, als die Inschriften der Weihgeschenke far
die Einnahme von Eion und den Doppelsieg am Eurymedon seine
Thaten %n fireigebig zn preisen schienen, ohne doch seinen Namen zo
nennen*^). Und nun war das Verhalten der Lakedaemonier nnd be«
sonders des Pausanias eben so sweideutig vor der Schlacht wie hel-
denmiltig in derselben gewesen. Weich ein saudern und schwanken
vor der Entscheidung, welch Gestindnis der Schwäche und Mutlosig-
keit in der freiwilligen Abtretung ihres Ehrenplatzes an die Athener !
War ihnen die Schlacht doch anfgenöthigt, der Sieg auf der eignen
Flucht ihnen gleichsam in die Hände gefallen. Die Erinnerung daran
moste den Unwillen über die Anmasznng des Pausanias steigern. Dazn
kam der Neid aller jener Staaten, welche umsonst ausgezogen zu sein
schienen and, je grösser die Ehre war, desto unangenehmer empfinden
mosten nnr die Nachlese gehalten zu haben. Die Vernichtung der In-
schrift den Pansaniss war mithin nur natürlich. Aber Ober die Art des
Herganges berichten die Quellen verschieden. Nach TlMikydides tilg-
ten die Lakedaemonier das erste Epigramm gleich damals (ev&v^ riti)
bei der Anfstellnng. Nach dem Verfasser der Rede gegen Neaera thun
sie es gezwungen {'^yayxaoav) durch einen Spruch der Amphiktyonen
2.*)) Herod. IX 70 nagifv xs toi^üi*'ElXfiai ipovtv8i9 ntl, und Ariatei-
dw II 8. 175 Ddf. mit dem SchoU 26) Find. Pylh. 1, 75 ff. «e^ofiaj
»tf^ fi^ SaXafiLvos 'A&avuimv %dQiv [ita^ov ^ h Zndqxff 9* igico ngo
Ki9aiQ(Dvos fidxav. Und^ auch Aescbylos der Athener gesteht das willifi^
2a, Pers. 810 f. tocog yctQ iaxat niXavog alftMxoütayfig n^^s fi Illa-
xttttiv JwQidos XoYXfie vjto, 27) Vgl. Grote a. O. III 8- 147. Vor
allem Herodüts ehrenvolles Zeugnis IX (M vccl vCxr^v dvatffisxcii uotXXiax^v
i^aainv xav rut^sig Cdfisp Flavcavfrig.S KXtoußgoxov xov 'Avaitivägl"
*'«. 28) VgL Grote a. O. III 8. 198. Diod. XI 62. Flut. Kimon 7
TMVftt ncUnBQ ovdafjLOv x6 Klyktavog 6vofui dtiXovvxa Tifitjg vxBQßoX^v
^Üjciv Mdxsi TO*s xoxs dvJ^Qoiito^g, ovxM yag OefiiCxonXijg xoiovtov xivog
510 0. Friok: das plataeisdie WeihgosoheBk %n KoastaaliiMipel.
aof eine Klage der Plataeer. Corneliiia Nepos, wenn er daaEreifiis
aU erstes Glied in einer Kette von Willkärlichkeiten des Paasaatas
erwähnt (primum in eo e$i reprehensus) and nur die LakedaeBoaier
als die Urheber der Aendernng nennt, scheint dem Tbukydides gafolft
zn sein. Bei Plutarch ist es eine Beschwe'rde der Hellenen (voly jEU^
vmv ovx iva(S%o\iiva3v^ aXV iyiiakQVvxfov)^ welche die Lakedaeraonier
▼eranlaszte nach Delphi an schicken and die Vernichtang' roraiinehain.
Snidas endlich bringt die Entfernung jenes Distichons mit der Verartoi-
lung des Panaanias in Zosammenhang und führt sie anter den Strafea
■af, welche den spätem Verrather trafen**). Eben dieser Ansicht triU
aber des Thnkydides Erafihlung, welche für uns entscheidend seit
niusa, bestimmt entgegen. Man erwog, heisst es hier in der Ver-
nrleilungsgeschichte des Pansanias, unter anderen Punkten seiaei
früheren Lebens , worin er vom gesetzlichen Herkommen abgewieben
war, auch jene Begebenheit mit der delphischen Inschrift, welche die
Lakedaemonier gleich damals hatten ausmeisaeln lassen , eio Zu-
sata der ausdrücklich ein Misverstfindnis wie in der Stelle des Said»
abwehrt. Aber auch der Redner gegen Neaera wird durch Thnkydidei
snm Theil widerlegt. Es seist die andere den Dreifusa erwihaeade
Stelle des letzteren (III 57) die Lakedaemonier als freiwillige Urheber
der Vernichtung jenes Epigramms voraus; denn nnmöglidi koaDita
die Plataeer, um das Mitleid ihrer damaligen Feinde au erregeB,sicb
auf ein Ereignis berufen, welches für dieselben die gröste Demfltigaag
gewesen wäre. So unzuverlässig mithin auch in anderer Hinsicht des
Redners Bericht erscheint, der etwas verworren gegeben ist aad in
Zusammenhang manigfache Ungenauigkeiten enthält "*) , so darf doob
schon um der Ausführlichkeit der sonst richtigen Erzählung willei
die den Amphiktyonenrath betreffende Mittbeilung nicht ohne weiteres
beseitigt werden. Den Hergang in solcher Weise als einen öffeol-
Hchen so fassen , an welchem die ganze Nation sich betheiligte, ver-
bietet die Stelle des Thukydides nicht, verlangt aber ausser demZeog-
nis des Psendo-Demoslhenes auch das des Plutarch. Auch die Nacb-
rieht des Herodot über den Namen der Tenier setzt einen öffeallicben
Besohlusz vorans. Nun gab es aber nur zwei Vertretungen der beÜe-
nischen Nation, von denen ein solcher Beschlusz ausgehen koDBle,^^
sogenannte Synedrion und die Amphiktyonenversammlung. Jenes var
ein allgemeiner Bnndesrath der Griechen (ro %oivov avpiö^ov to^
'EkX'qvmv) , welcher unter dem Vorsitz der Lakedaemonier währead
des Perserkrieges auf dem Isthmos und dann in Sparta tagte« die Lei-
tung des Krieges und der Vertheidignngsanstalten übernahm ")« ^^^^
29) Auch Boss a. O. S. 267 setzt die Inschrift in das J^br der
Verfolgung des Pausaniaa, 474 v. Chr. 30) Die Plataeer werden»»
Mitstreiter bei Salamis genannt im Widersprach mit Herodots aasdrack-
licher Aussage VIII 44. Auch bei Thermopylae sollen sie nach i^"^ "j
den Lakedaemoniern zurückgeblieben sein; vgl. dagegen Her. VH ^|'
222 Diod. XI 4. Die spätere Ueberhebung des Pausanias wird n»
seinem Benehmen nach der Schladit etwas unklar zusammengehalten-
31) Vgl. Diod. XI 3, 55. Herod. VII 172. K. O. Müllers Dorier II S. l»««
0. Friek: das pittaeuehe W^ihgeflobenk tu Konstanlinopet. Sil
die Sfegespreiie bei Salamis (Her. Vin 123) nod wol aaeb bei Plalaeae
entsohied, die Aoerkennang der Aatonomie Ton Plataeae (Thok. II 71)
sowie den Zog gegen Theben besebloss (Her. IX 86. Grote a. 0. 111
S. 148) oad endlich auch im Process des Themistokles , welcher Tor
sein Gericht gefordert warde, erscheint (Diod. XI 55). Sehr wol
koanle daher in anserem Falle die Entscheidung von ihm abhüngig ge*
■Mebt werden, zumal wir in der Weibnng des Altars fflr den Zeus
Elontherios , welche mit allen aoderen gleichzeitig den Plataeern er*
wieaeoen Ehren dem Synedrion zuzuschreiben ist, ein Beispiel ihn*
lieher Fflrsorge erhalten haben"). Indessen fehlt uns Jede Spur, welche
mii einiger Sicherheit dorthin wiese. Nicht unwesentliche Pnnkte schei-
nen Tielmehr für eine Betheiligung der Amphiktyonea zu sprechen.
Wir finden sie in jenen Kriegen zu wiederholten Malen thitig, zum
Theil in Angelegenheiten welche den unsrigen sehr verwandt sind.
Sie setzten einen Preis auf den Kopf des Ephialtes (Her. VII 213 f.);
Yor ihre Versammlung bringen die Lakedaemonier den Antrag die.
jeBigen Staaten, welche an den Perserkriegen sich nicht betheiligt
fafttteo, von der Amphiktyonie ausznschlieszen (Phit. Them. 20); sie
atelllen im Apollontempel zu Delphi die Statue des Tauchera Skyllias
auf, der sich um die Zerstörung der persischen Flotte bei Arte-
nisloB verdient gemacht hatte (Her. VIII a Paus. X 19, 1. Bronck
Anal. li 136); sie lieszen endlich den Heiden von Thermopylae Denk*
BBiler und Inschriften setzen (Her. VII 228) "). Bedenken wir ferner,
wie die Farsorge für den delphischen Tempel recht eigentlich in den
Bereich ihrer Obliegenheiten gehörte, so werden wir geneigt sein der
Mitlheüung des auch sonst so vollständig unterrichteten Redners gegen
Neaera Glanben zu schenken. Das weitere Detail über eine förmliche
Klage der Plataeer und die Strafsumme von tausend Talenten sondert
sich dann leicht als rhetorische Zuthat ans und ist den andern Unge*
naaif keilen gleichzustellen.
Demnach wird eine unbefangene Betrachtung den Hergang sich
folgendermaszen zu denken haben. Noch auf dem Schlachtfelde wurde
die Beute im allgemeinen zu Weihgeschenken bestimmt, natarlich far
den so eben erfochtenen Sieg bei Plataeae; der Feldherr Pausaniaa über-
nimmt die Sorge für Anfertigung und Aufstellung des Kunstwerkes and
versieht, als er es vollendet, den Dreifusz eigenmfichtig nnd ohne Auf-
trag mit der Inschrift. Nun erheben sich die Griechen, und die Saclie,
bisher ein Privatact der Arroganz des Pausanias, wird nachtriglioh in
noch anderm Sinne als auf dem Schlachtfelde eine Sache der Nation;
die Amphiktyonen nehmen sie in die Hand mit Wissen und Willen der
Lakedaemonier, des damals einfluszreichsten Mitgliedes des Bundes*^.
Prolegomena zu einer wibs. Myth. S. 406 ff. K. F. Hermann griech. St. A.
§ 13, 1 und 35, 7. 32) Thuk. II 71. Plnt. Ariat. 19. de Herod.
mal. c. 42. Hermann a. O. § 63, 9. 33) Ueber das ganze vgl. Titt-
mann über den Bund der Amphiktyonen S. 124 ff. u. 154 ff., der
nuiDcbe Fälle hineinzieht, welche dem Synedrion zufallen; a. Hermann
a. O. § 13, 1. 34) Flut. Them. 20. Hermann a. O. § 13, 1.
513 0. Friek: 4m§ plataeif^he Weibfesekenk s» KoMlntiiopel.
Umm beiohlient dte Titgaiig des Bpigranrns« Dabei wird 4ar Streit Aber
den Aniheil am Siege wieder laut, am so mehr aU der Siegeaentbaaiai-
IUI8, weloher denLakedaemoDiero bereitwillig die Ehre des Tages aage-
staadea hatte, verflogen war. Alle streiteadea Interessen treten heraas,
der StoU and das Ehrgefahl der Mitkämpfer, der Neid nad Hiamat der
Bundesgenossen, denen nur Zufall den Antheil am Ruhme geraubt hatte;
ihnen allen küna nicht besser Rechnung getragen werden als dadnreh
dass maa die engere Bestimmang des Weihgescbenkes fOr Plataeae
aufgibt uad es ein Siegesdenkmal far den ganaen swettea
Perserkrieg sein lisxt, auf welchem aua die Namen aller derer
Terewigt werden, welche am Kampfe gegea die Barbaren theilge-
Dommen hatten. So hatte man nach der Schlacht bei Salamis aaff dem
Isthmos lieber abstehen wollen von einer Preisvertheilung, als ca
Gnnstea eiaes der Streiteaden Feldherrn entscheiden (Her. VIII 1S3 f.);
so erhielten eben dort von den Völkern die Aegineten den Preis suer*
kaant, wol um ihn nicht den Athenern oder Spartanern au geben
(Her. VIII 93) ; so endlich half man sich in derselben Sache bei Pla-
taeae selbst, nach einer xwar nicht sicher verbArgten, mit allen anderen
Umstftnden aber wol aussmmenstimmenden Nachricht, und sohüchtete
den Streit awisohea Sparta und Athen dadurch , dass man keinen von
ihnen, sondern den Plataeern die Ehre anerkannte ")• In unserem Falle
hatte die Lösung nicht einmal für irgend jemand etwas druckendes.
Die Schlacht bei Plataeae hatte dem Kriege auf hellenischem Bodea
ein Ende gemacht; das war zur Zeit der Aufstellung des Denkmale
eatsohiedene Thatsache. Es wird die Bestimmung fUr den gaasen swei-
ten Perserkrieg in der Folge noch genauer erwiesen werden können.
Erinnern wir nnsjetst nur noch des Namens der Tenier und dasa ihre
Nennung nach Herodots eigner Aussage ein Verdienst bei Salamia be-
lohnte, so wie der von Plutarch uns aberlieferten Namen der Helier,
Kytfinier und Siphnier, welche nur bei Salamis als Hitstreiter genannt
werden.
Im vollsten Einklang mit dieser Auffassung des ganaen Ereig-
nisses steht nun aber auch der sonst schwer begreifliche Umstand^
dasa auch der Katalog des frfiber erwfihnten , gleichseitig nach Oiirn-
pia gebrachten Zeusbildes Ober Plataeae hinausweist und hier eine
Veranlassung au einer Aenderung doch nicht gegeben war"*). Offenbar
erhielt dieses gleich anfangs nur die 6ine Inschrift; denn gleicbaeilig
oder als ein schwierigeres Kunstwerk später vollendet, wurde hier
85) Plat. de Herod. mal. 42 'Ad'nvaCot dl md Aamäiap^viot %i
naO'ovxBg svd've tötc ngog (thv aXXfilovg 6Xiyov Mricav iig x^^as
iXQ'Biv nsgl zov tgonaiov Ti}p apaataaseng. Vgl. Plnt. Arist. 20. —
Thuk. III 50 von den Plataeern: xifktid'ivxsg ig xa ngmta (vgl. II 71),
im Widerspruch mit dem Schweigen Herodots IX 71 und der freilich
liach nirgends weiter besifttigtcn Angabe Diodors XI 3S t^v itfql tav
pLQicxBimv %QiOLV inoiiicavxo xorl xatgixi SovXtvactvxeg hipivav dgiifwtv-
0UI «oAif fikv Lnagxr^ify &v9Qa Sh flavoapiap xbv A€nti9aifMPi09. I>»fiir
Dancker Gesch. d. Alt. IV 8 947 , dagegen Grote Gesch. Griech. III
ß, 147. 30) Vgl. unten 8. 521.
0. Friek: das plaMsohe WeibgeMliMik w KM|t|«Mna|>t4» 618
bei der Aabtollnng dar Atar das dalphiseha (lasohaiik kars Torker
^ebsste Beaahlois sogleich aagewandt. Und es tSsst sich mit Sicher-
heil dar Rflckschlasz aiachca, dass jenca darch PaasaBiaa aafbchaltaae
Veraeichais aaoh aaf onsarem Dreirass staad «ad nii( dam von Thaky«»
dides aad dea Abrigcn Aetoren arwihntea idaptisch ist. Aach die
Poseidoastatae aaf dem Isthmos cathielt ohne ZwciM ebaa dieselbe
Inschrift.
Vcrgegeawirtigea wir aas aaoh dieser Uatcrsachnng aber die
Gesehichta des Denkmals noch ciiumil aeiae Saaaera fieatalt, am daalo
sicherer seine Spar in den folgenden Zeitaa verfolgen sn kdanaa. Es
iit eia goldener Dreifoss auf eiaar dreiköpflgan ehernen Schlange
rehead (Her. : M tov r^iKa^^i/ov og>iog tod xalufüv hwf%wg- Peas. :
dpcraoyr» imniliuvov xaXn^y Das Denkmal trägt die Namea aller
griechischen Staatea , welche^ am Perserkriage Aheilgaaomman habeB,
wsbrsobeinifch in der dnreh den Katalog dea Paosanias aagegebeoen
Ordnang und Weise « Dachweislieh aber eater ibpeo den der Teaier
(Her.)« Plataeer (Thak.)« Kythnier,6iphniar, Melier, (Tegeaten,) Lake-
dsemonier» Athener, Morinther (Plnt de Her. mal.)t die drpi laUte«
in der angefebenen Reiheafolge. Der Dreifoss, welcher das ?oa Pa«-
saniss geweihte, von den Griechen alshsid wieder getilgte Epigraawi
getragen hatte, wurde im heiligen Kriege von den Phekiern geraobl;
Bor der nntere Tbeil des Weibgesehenkes (oaov %9ikxbs ^ xov iva-
^ifiuctog) , also die dreik&pflge eherne Schlange war noch übrig. An
eiocr der beiligslen Stitten des delphischen Tempelranmee siehead
war es von der gesamtea griechischen aad grieehisoh* römischen Welt
so sllea Zeilen eis einer der dankwOrdigsiaa Zeogea hellenischen
Aohaes gekaaot oad gepriesea«
nZ. Oeachiehto dea idatiaiacken Weihgeeoheakea in
Xonatanti^opeL
Dieses Weihgescheok nun, erfahren wir von einem iinbekanntea
Seboliasten an der besprochenen Haoptstelle des Thnhydides (I 131),
worde in der Kaiseraeit nach Bysantion aaf den Hippodrom versetzt;
(rp/ffoda) ov* iv A t^avxeoezo 6 ^AnoklcDVj aki* Sxsqov tivtity ov
tkaßov ot Tmfia/mv ßaöiXstg «al fAsridifxav iitl vov titno-
iq6fiL0v rö^ Bv^avrlov. Dosz er vom Dreifnsz spricht, statt von
dem damals nur noch vorhandenen Postament — worüber später nfihe^
res — wflrde die Glaabwürdigkeit der Notia nicht beeintrSchtigen kön<r
nen, selbst wenn es an weiterer Bestätignng fehlte. Diese haben wir aber
in einer Beihe glanbwfirdlger Zeugnisse der Byzantiner. UebereinstimT
nend bezeichnen sie als den Zeitpunkt jener Uebersiedlung die Be*
giernng Konstantins des grossen.*) Das wichtigste und ausfahrlicbste
■^ * • • fi» • ■
1) Es ist das luglaich der einsige Anhalt, einigermaosen das Zeitalter
des genannten Bckoliasien zu bestimmen : vgl. Poppe Thuc. p. II vol. I & 00,
514 6. Priok; das plaUieifolie Weibgrescheok sn Konstaotioop«!.
iteckt 10 einer Stelle deiHermias Sozomeoot (biist. eccl. 11 5)^.
Er spricht von dem Verdienst Konstantins nm Ansrottang des Beides-
Ibnms , wie er unter anderem die Götzenbilder in Geld Terwsndelt
habe. Dann fährt er fort: xa Sh iv xal%m ^otviiaatmg e^^ffSfim
navTOd'ev sig tiiv Inmvviiov noliv tov ccvxoxQato(fog ^ixino-
fitc^tl ngig HOCfiw mal elciti vvv i^yLOtsUt Id^wtai suna taq
iyviag^ tnnodqoiiov nal tu ßccatXeia' xa fiiv xov Ilv^Utg f}v ftav-
titov ^AfCoXXtivog xal Movaai at ^Elmtoviadig %al ot iv J^ltpol^
xiflftoSeg %al 6 Huv o ßocifiBvog, ov Ilavcavlag o Aan^tu-
jMvupg %al at 'EXlrivtSsg noleig ivi^svxo fisxa xovnqoi
MiiSovg TtokBftov. Die Corraption der Stelle ist ebenso offenbir
wie die Verbessernngf auf der Hand liegend. Einen solchen Fsn tU
Weihgesehenk der gesamten Hellenen und des Pausanias kenaea vir
nicht, wol aber einen vor allen anderen berühmten Dreifass und voa
Ihm die hier mitgetheilte Thatsache. Schon Gyllins*) gibt in seioer
Uebersetzong der Stelle stillschweigend den berichtigten Text, Dod
aneb Heyne ^) macht darauf aufmerksam, dasz nur unser Dreifusi ge-
aseint sein könne. Die urspr angliche Lesart war wahrscheinlich: o(to)
itav ßodfuvog so. xqinovg^ was andere durch Siaßotfsogy fUQißiritog be-
seiohnen. So schlieszt sich dies Zeugnis unmittelbar an die Notii jeoei
Soholiasten zum Thukydides an und wird das vollständigste^ selbst dti
%alx^ kann auf unser Weihgeschenk bezogen werden — und deshslb
wichtigste, durch welches auch die allgemeineren Angaben anderer,
vor allem froherer Schriftsteller mit Sicherheit auf dieselbe Stehe
bezogen werden können. Wir setzen sie ihrer chronologisohen Folge
nach her, schieben jedoch gleich hier eine Stelle des Nikephoros
Kallistos ein, welcher zum Theil mit denselben Worten des Soto-
menos Nachricht — den Irthum nur durch anderes sinnlose noch Ter-
mehrt (l| ^Ekinwvog, i% Ilv^lag) — wiedergibt (hist. ecci. VlII 33).
Es ist auch dort von Konstantin und der Ausschmückung der neoen Haupt-
stadt die Rede; dann heiszt es : offt/ d} iv %aX%^ üg naXkog ilelqyaCto
»oöfiov xaQtv elg xr^v viav xov avtOKQarogog nokiv i^ysto wl
ävä xieg ayvwg xov ta InitoÖQoiiov xcrl anavxaxov xa^iS^fto.
ijysxo ovv AitoXlmv xt i% Ilv^iag %al i^ ^EXmwog at Mw9cn m
o CBfivog i» JiXtpäv xqlnovg nal o diaßotixog HaVjOV
Jlavaavlag [lexa xov Mr^d t%ov avi^exo noXiiiov. Eskönate
befremden , dasz Nikephoros , welcher einen grossen Theil seines Le-
bens KU Konstantinopel in der Bibliothek der Sophienkirche zubrachte
nnd sich mit der Specialgeschichte dieser Stadt beschäftigte, so ge-
dankenlos die Statue eines Pan erwähnte, die er nie gesehen habea
konnte. Aber er mochte denken , dasz auch diese sich unter den yoo
den Lateinern zerstörten Kunstwerken befunden habe. Dann ist riel-
2) Ueberaetzt bei Caasiodor bist. eccl. II 20. 3) Topogr. Con-
Btantinopoleos II 13 ^non modo tripodea Delphicos, aed etiam celebra-
tiaaimam tripodem' naw. 4) Comm. aoc. Gottxng. (1793) XI S. 4
(in der Ahh. 'priacse artia opera quae ConatantinopoU entitiaae na-
morantor*). ., '
0. Fridi : das ptaUeteeha Weihgesohenk so KoostsAtiiippeL 51.5
leiehl sack der Singohiris o tffbtovg statt des Plnralis kei SoxomeHos
Dickt svflllig ; ar katte den onsrigen vor Augen ; uns ist wenigsteos
eia sweiter, welcker jene Katastropke akerdaaert hätte, nicht kekannt.
Der älteste unserer weiteren Zeugen ist ein Zeitgenosse des Kai-
sers Konitantin und also auch unserer Begekenheitf Ensebios« Auch
er sprickt von der Zerstörung der heidniscken Tempel und Statuen
darck jenen Kaiser und fährt dann fort (y. Constantini III 54): oLloov
ta Ci^va %aXKOv Qy fj fiat Uy iq) olg tj tmv TcaXaimv mtatri ^%f^aig
iaq^voloyeho XQovotg^ indrila xotg näaiv iv iyoQtug itadug r^ ^a-
cüJiag noXeatg nq^vrl^siOy ig tlg aaxrjfiova &iav ngoiuas&ai xoig
OQ&ÖW Cods fiCV TOV Ilv&LOVy hiQfO&l dl XQV 2Jfl/v0i0V, iv
avT^ dh iisjtoÖQOfiltp xoifg iv Jsltpolg xqlitoittgy xotg i £Ai*
ntovidag Mowsttq iv itakaxl^ * Jnlrufovxo dh SioXov näca i} ßactXimg
iitciw(tog Ttokig xav »axii näv l&vog ivxi%voig xalnov g>iXo%aXlaig
itpuQO^l^ivav ... tot &i yi xQvda xnv iyakinittov aXXy nri fierij^-
%txo. Auch Ensebios mochte als Augenzeuge sprechen ; obwol Bischof
von Caesarea besuchte er häufig Konstantinopel '). Deutlich werden
goldene und eherne Bildwerke unterschieden und der Dreifuss, wie
kei SoBomenos, su den letzteren gerechnet. In dem »(pi^qfo^ivtav
sckeint eine Hindeulung auf Weihgeschenke zu liegen *).
Als nächstes Zeugnis musz hier noch einmal die schon früher
gewflrdigte Darstellung des alten Hippodrom erwähnt werden, welche
durch die letzten Ausgrabungen auf dem Postament des theodo-
siechen Obelisken entdeckt worden ist. Zu verwisckt und ke-
sekädigt, als dasz das dort befindliche Monument ohne einen andern.
Anhalt mit Sicherheit auf das delphische Geschenk bezogen werden,
könnte, erhält es einen solchen durch seinen Standort zwischen den.
beiden Obelisken, welcher fUr alle folgenden Zeiten weiter bezeugt ist^).
Dem Eusebios folgt der Zeit nach der Zeitgenosse und Laudsmana
des Sozomenos, Sokrates. Er spricht (bist. ecci. I 16) von dem
neaen Konstantinopel und rühmt des Konstantin Sorge für das Chri«
stenihum ^urch Kirchenbau und Zerstörung heidnischer Heiligthflmer.
Dann heiszt es : iXka xal xa tco v ^EkXrivmv xord^pfi, ta yovv aydlficexa
x6ö(AOv xj Kayvöxavxlvav nolsi 7t(^xid'ei druioda koI xoig J ilgur-
xovg xfflnoiotg iv tä tnTCodqoinLip druioaicvaccg TCQOvd^e'
xavxa fkhf ovv So^et mgixxa XiyBc9«i vvv ogäxcei yaq ngoxiQov
5) Vgl. Eoseb. y. ConaUnt. IV 46. 6) K. O. Müller in Böttagers
Amalthea I S. J24 citiert Easeb. v. Constant. III 54 otptg mgl %6v
XQ^noSa htlitxo. Diese Worte hat auch Heyne vor Angen, wenn er
a. O. 8. 33 sagt: ^qnod Ensebiiis narrat de tripode serpentis gyris im-
pUeito', und Oyllioa a. O. II 13 in seiner Uebersetsiiiig jener Stelle dea
Easebioa: ^tripodem, circa quem aerpena in apiraa volveretur.' Weder
die Ausgabe des Valeaias noch die von Heinichen enthält dieaen Zusatz,
and ea ist nna anch nicht möglich gewesen ihn sonst in jener oder den
anderen Schriften dea Ensebios au entdecken. Es würden die Worte
ein beatfttigender Beitrag mehr sein für die vorliegende Unterauohung,
in keinem Falle ihren Behauptungen widersprechen. 7) S. unten
S. 510 f.
510 O. Meli: &h ]il«l*eii€hd W«lktMolMttli s* KoMtaBÜMpel.
^ inö^itai. DiiMII die miMittolMr iNiMmf fel^iodd BaiidBifr nf
Basebk»*) bMUllft ef d«i Zeegnit dös toUterea; «ber er wie4erlioU
es nicht ttntelbMindig', gondern die aesdrOckliehe Bentfaiig «rf die
ForldetiMr des Honinneiftes und auf die eigne Autopsie gibt seiner
Aussage einea selbstiadigen ood besonderen Werth.
Bin« weitere Ketis enthilt die Gesefaichte des Zosimos (II 31).
Er erwfihnf, wol aaeb hier dem Banapioa folgend*), die Neubaaleo des
Konstatiliil ia seiner neuen Residenz , bebt unter ihnen den Bippodron
hetver nnd sagt dann: lattioedh natu xi xov tnnoÖQOfiov lü^ fui
vovtoiTtödä tov iv Jikfpot^^AnoXl&vo^ l%ovta iv IcrvrcpMrt
ctixo tu T0i> ^AwfXXiXh^g SyuXpia. Wenn hier der DreifasE als Dreifo»
des delpbisehen Apollon besei ebnet wird, so ist man geneigt aa dea-
jttfigert der Pfthia selbst su denken; dieser aber konnte aiclit wol
eiifftmii werden, ehe nieht das Orakel ffberhanpt eingegangea vir,
welches noch der Kaiser Jalian befragte"). Aach widersprechen sol-
cher BrkTirung die Worte des genaonteo ädioliasteB sn Tbakydides.
Dieser bitte beide DreifdsKe nicht so gegen aberstellen nnd anrUater-
sebeidnag die Versetzung des 6inen nach Konstantinopel herrorheben
können, wlre eine solche dem anderen auch widerfahren '*). Niehsl
dem pylbischeff aber gab es keinen, ffir welchen eine so allgeneine
Beieichntittg wie an unserer Stelle hinreichte, ala der damals bei PU-
tireae dem Apollon geweihte (vov ^ArcolkcDvog). — Unwiohtig ffir un-
serer Untersuchung ist die andere, sonst nicht weiter bestitigte Nich-
Hebt, dass der Dreifnss ein Bild des Apollon selbst getragea babe.
Da Zosimos in Konstantinopel lebte, verdient sie Beaehtnag. Zwar
efwfihnt Nikefas in seiner Aufzfihinng der an seiner Zeit noch erhil-
tenen Statuen keines Apollon ; auch dürfen die bei Euaebios gensBaten
Bildnisse 6^8 pythischen und sminihischen nicht hiebor gesogen wer-
de*, weif ihnen die Denkmiler des Hippodrom (und Palaüoa) ent-
gegengesetzt werden; wof aber könnte der von Sosomenos aad Nike-
pboros angef ahne Apollon mit dem in Rede stehenden identisch seia").
8) oifro tap xo^ ßaüiiiog iyampUiov luxa fusyaloipmpov (p^tt4it»e o
UafttpfXov S4ü4ßiog [ivij^Tiv ^Bnoir^xat, 9) Vgl. Reitemeyer ditqn. 8,
XXX (Tor seiner Aoegttbe). 10) Vgl. Julian ep. CyrilL VI 19S'. K. F.
Hermann gotteedr Alt § 12, 12. Erst Clandiamia de eexto oohboI.
Hon. 25 spriclit yon ihm ale einem erloechenen. II) Dorcbans ohne
hinreichenden Qrnnd echreil^t O. Wolff de ultima oraculornm aetate
(BarHn 1854) 8. Ö die Aufhebung des delphtecben Orakels dem Kod-
atantin au und Tersteht dea Zosimos Worte vom DreifUsa der Pytbii'
Vgl. Heyne a. O. 8. 33 ff., dec freilich anch um des Ausdrucks TpAre«9
willen nicht an unser Postament denken will, sondern einen der vielen Dr^-
fiisse in ihm sieht, welche ituf dem Hippodrom standen. Für die Glaubwor-
dlgkeit der Angabe des Zosimos tritt auch C. Book auf, Denkm. u. Fonch.
1857 Nr. 100--102 8. 47 f. K. O. Müller Amalthea 1 8. 124 führt sie auf ein
Mlsversandnis dm* Weihungsivorte AnOAAONO^ AfAAMA zurfiok; diese
Erklärung fallt durch das heutige AnOAONI^EOANAGEMA. It) Ab
den berühmtesten Apollon in Konstantinopel, welcher in eine 8Utae des
Konstantin verwandelt dns Forum Conatantini schmüekte nnd als deren
Postament die jetzt aogenannte verbrannte Porphjrsäule gilt, kann des»
0. Friek: tfM plaladseke Weil^esolieiik «« KoMUiMi*op6l. 517
J« M erliMle eine eoMi aeffiilleiide Ifaobriebt bei Fttttaiiiif (X 14, 8)
daderoh eine Krklfiruef . Dieser erwibnt eine naeh Deipbi geweibte
ApollOBStatoe als WeihgeschcDk für Salamis ond Artemision, von wel-*
cber ans nirgends sonst etwas gesagt wird, (avi^eaetv 6i nal lg
/Silqfovq ^AnoXXmint anb i^atv tmv iv taig vavölv tnl xt ^Aq/vt\LMlif
nal h ZaUt^ivi,) Sie stand in der Nihe des grossen Altan and mil-
bio aocb des plataeischen Dreifoszes. Wie nun, wenn diese Slatne
ebenfalls nacb Konstantinopel gebracht und als Brsatx fflr den ge-
ranbCen Dreifnsz mit dem Postament verbanden wurde?
In einer wunderbaren Zusammenstellung aus den Worten des Bo«
sebioa ond Sokrates hat sieh eine Notiz Ober das Schicksal des Denk-
mals in die mittelalterliche hisioria miscella dw Paulus Diaconua
rerirrt (üb. XI p. 228 ed. Cherii). Dort heiszt es von Konstantin : 9i*
muiaera namque ornata publice in Comlani^opohtana whe prapO"
tmi ei tripodai Delphicos in eireö ad speciacuhun deäit^ quae cum
ipso mdeaniur , aspectu superfiuere feruniur*
Ein wichtiges Zeugnis liegt endlich noch in einer Stelle des
Anonymus (naQot^aiXitg övvtofAOi igoinztuf) , ein Werk aber Alter-
thümer Konstantinopels, welches zwei bis drei Jahrhunderte später in
den Georgios Kodinos Schrift de signis Constantinopolis p.* dO*
(55 Bk.) wörtlich aufgenommen ist *'). Er spricht von den Statuen
den Hippodrom und hat eine Reibe ron Städten anfgezihlt, aus welchen
dieselben durch Konstantin nach Konstantinopel gebracht seien '^).
Anf allen Denkmfilern sei der Ort der Herkunft verzeichnet (pno^iv
hüttae^ eifQifxiTat yQ€iq>ri). Dann heistt es nach einer Erwähnung von
Statuen, welche Apollonios von Tyana geweiht habe: oiioiwg di %al
ot xginoSig vmv /fiXtpi%mv %a%%ißtav nal at i(ptaat(n 6r^la&
yga^ovöt^ di^ ^jv alxlav latfifSa¥ xal %l tfiffitt/vovtfi. Die
letzten Worte lassen eine Beziehung auf nnset mit Namen bedecktes.
Weibgeschenk kaum zweifelhaft.
Soweit aber die Versetzung des Monumentes nach Konstantinopel.
Freilieh ist ja an diesen Stellen flberall von einem Dreifnsz die Rede,
wAhrend dooh nur der eherne Untersats nach Konstantinopel gebracht
worden sein konnte. Aber wir wissen ans Herodot, dasz dieser ein rfi-
xii^rpfoq war, selbst also eine Gestalt hatte, welche allein schon eine so
allgemeine Bezeichnung veranlassen konnte, mindestens erklaren kann.
Es machen sich also die Byzantiner, nur in umgekehrter Weise, dersel*
ben üofenanigkeit schuldig wie die frAher anfgezftblten filteren Schrift*
halb in diesen Stellen nicht gedacht werden, weil derselbe ans Athen
oder Heliopolis stammte, vgl. Kodinos de signis Const. p. 23«. Anna
Komnena Alexiad. 382. Glykas Annal. IT p. 617 Bk. 13) Anch in
Bandnri Imp. Orient. III 8. 42. Üeber das Verhältnis des Kodinos znm
Anonymus rgl. die Vorrede des Lambecins 8. XIV (ror der Ausg. des
Kodinos von Bekker). 14) Darunter befindet sich Delphi zwar nicht;
aber er fügt hinzu: %td and «actov tmv n6Xemv uvcftöX'qs te «orl dt^.'
ofoog ijnafft 3taq)0Q0i üf^lect nucl ^tafiata traQce tov fi^ydlof^ Kaoperaw^
xCtov Tttl, Vgl. Kodinos de origin. Const. p. 9* itdvxtt dl xA YaXxo'OQyii'
paxu nal XU. %6ava i% dtaqfÖQiop xonav %al leoXiav ä^Qo£atcg fexrimv mtI.
518 0« Fiiok: du ptolaeteebe WeihfMcheiüi to KoBtUnÜtopel.
•teller, welohe das Denkmal nur eiDOD Dreifosz Bionten, ohne, wie He-
rodot und Paufaoias, ausdracklicb des UntersaUes so gedeakea. Hier
nimmt man den UnteraaU für das ganze, wie dort den Dreifasi. Dm
steht nichts im Wege — nnd es ist sogar wahrscheinlich — anzunehnea,
dasz man ein Kunstwerk, welches snr Zierde in Konstanlinopel antge*
. stellt wurde, nicht in seiner Yeratflmmelang zur Schau brachte, soaden
ihm für den geraubten Theil einen Ersatz gab '^) , eine Annahme wel-
che durch die Beschreibung des Zosimos von der darauf befiadlichea
Apollonstatue unCerstfllzt wird. Es bedürfte anderer Argnmeole, on
eine in so bestimmter Weise beglaubigte Thatsache umzostosteo.
Solche aber finden sich nicht. Nichts widerspricht in diesen spiterei
Nachrichten dem Resultat der früheren; das einzige, was über die
finszere BeschafTenheit des Monuments ans den Byzantinern entoomaiea
werden kann, dasz es ans Erz bestand, wird durch die älteren Qoel-
len bestätigt; nichts ferner kann die innere Glaubwürdigkeit des gia-
zen Ereignisses anfechten.
Es sind aber jene Stellen zugleich auch Zeugnisse über seioe
Fortdauer bis in das 14e Jahrhundert. Alle die angeführten Schrift-
steiler von Eusebios bis Nikephoros' konnten als Augenzeugen gelten.
AucKdasz Niketas Choniates (p. 6 ed. Wilken) in seiner Aofüb-
Inng der durch die Lateiner zerstörten Statuen, in welcher diejeniges
des Hippodrom ausführliche Berücksichtigung finden, keines ßreifones
erwähnt, kann hieher gezogen werden *').
Aber auch nach dem 14n Jh. läszl uns eine Reihe glaubwürdiger
Gewährsmänner die Existenz des Monumentes durch alle folgeoden
Zeiten hindurch von Decennium zu Decennium mit Sicherheit verfol-
gen. Die Geschichte der Verstümmelung wird uns später auf sie n-
rückführen. Es genfigt hier, um die Untersuchung durch Nebeafrigen
für jetzt nicht zn unterbrechen, eine kurze Uebersiohl der wichügstes
Erwähnungen.
1422. Noch vor der Eroberung durch die Türken schrieb der
Florentiner Christoph Bondelmonte^^) seine unschätzbare losel-
15) Das umgekehrte also von dem was Cortius in dem Refent ober
unseren ersten Bericht (Monatsber. 1856 8. 17d) einwendet, xnden er die
Stelle im Pausaniae übersieht: ^es läszt eich sehr wol denken, dasi
ConRtantinns den goldenen Dreifnss nach Byzantion bringen liesxohne
die Basis , anf welcher die Inschrift stand , dasz man ihn daselbst eaf
einem nenen, In byzantinischem Gesehmaek gearbeiteten Postamente
aafitellte nnd anf demselben die Inschrift der ursprangHohen Basis lueh-
ahmte.' 16) Einen Plan aus diesem Zeitalter gibt Onuphrins Panri-
nins Veronensis de Indis Circensibns (in Graevii Thes. antiqa. Ron.
t. IX) nach einer alten Zeichnnng ans dem 14n Jh.: 'Circi sive hippo-
dromi Gonstantinopolitani ab imp. Caesare Flavio Constantino Aogosto
exaedificati reliqoiae, qnae c e n t e s i m o ante anno, quam ea arbia
TarcisoccnpataeRt, adhnc supererant.' Er enthält das S c h la ngen-
gewinde nicht, ist aber überhaupt so willkürlich angefertigt (aaehdie
Spitzsäule des Konstantin fehlt, so wie der Porticns, den wir aus dem
theodosisohen Obelisken kennen) nnd stimmt so wenig zn den Nach-
richten des Gyllins , dass das fehlen unseres Gewindes nieht sehr be-
fremden kann. 17) Christoph. Bondelmontii Florentini Über insolanim
0. Friok: das «plataeische Weihgescllenk zu Konstanlinopef. 519
reise. Dorf heisxt es e. 65 S. 123: ^altrs hone lapidem (den groszen
Obelisk des Theodosiiis ond vor dem andern des ConsUntinas Porphy-
rogennetos) tres aeneos serpentes inunum videmns oribus
apertis, a quibos, ut dicitor, ffqaa, vioam et lac ab eis exibat diebos
lastraotinm.'^^)
Ffir das Schweigen des Kodinos, bei dem man vergeblich nach
einem Znsatz über den Zustand des Hippodrom nach der Einnahme durch
die Türken sucht, entschädigt reichlich die in allen Schilderungen jener
Katastrophe wiederholte Nachricht, der Eroberer habe bei seinem
feierlichen Einzüge an eben jenem Monument des Circus seine Kraft
Tersacht and mit seiner Streitaxt den Unterbacken eines der drei
Scblangenkdpfe zerschmettert (s. Abschnitt VI).
e. 1520. Aus der Zeit Sul ei m ans ein altes türkisches Miniatur-
gemilde im Besitz des Herrn Cayol zu Konstantinopel, welches eine
Festlichkeit auf dem Hippodrom darstellt, der frSnkische Gesandte
beiwohnen. Es gibt von allen uns bekannten Abbildungen des Gewindes
die richtigste, wenn auch im übrigen grob und kunstlos (vgl. die Beilage).
Mit dem 16n Jh. beginnt die Reiselitteratur. Den Anfang macht
des Feter Gyllins (f 1555) ^topographia Constantinopoleos' (Lug-
duni Batav. 1632). Von Franz I nach Konslantinopel geschickt, um
Handschriften zu vergleichen, schrieb er jene Topographie, welche
für alle die Geschichte und AUerlhfimer dieser Stadt ba|reffenden Un-
tersachangen Hauptquelle geworden ist and immer bleiben wird. Fol-
gendes ist seine Beschreibung unseres Denkmals (II 13): ^extat iliam in
eodem ordine altera colamna aenea, 'striata non quidem oanaliculis,
ragas matronalium stolarum referentibns , sq^ spiris triumser-
pentam, interse oircomplioatarum, non sursum versus direc-
tis , sed tortis in modum tororum (qoos valde eminentes exprimnnt
magni fnnes) et desinentibns in cap nt triceps triam serpen tum,
qoaram capita in triqoetram formam disposita longe eminent supra
colnmoae torosum scapam.' Gyllins erkennt somit den Dreifusz wie-
der; mit ihm lebt die Konde seiner historischen Bedeutung wieder auf
und als Tradition durch alle folgenden Zeiten fort, bis Gibbon in der
fhSher angeführten Stelle in bestimmter Weise die Identit&t desselben
mit dem plataeischen Weihgeschenk hinstellte. Zugleieh sehen wir
aber anch , dasz die Inschrift erloschen war. So wo! vertraut der ge-
lehrte Gyllins mit der Geschichte des Denkmals war, and so nahe es
für ihn lag dasselbe sorgfältig zu mnstera, nach wenn er der Ansicht
gewesen sein sollte, der Dreifusz selbst habe die Namen getragen und
nicht das Gewinde: so schweigt er doch ganzlich darüber. Wir können
annehmen, daaz der Hippodrom auch damals schon erhöht war und
mithin die untere Partie des Denkmals verdeckte.
1543. Ein uns anbekannter Yen etianer '*): *nel mezo alqual
Hippodrome insta una agacchia, che e una colonna fatta in forma di
Arcbipelagi ed. L. de Sinner. Berlin 1824. 18) da Gange zu d. St.: «in
qaibas ttebnnt equestres lad!.' 19) Yiaggi fatti (1543) da Vinetia,
alls Tana, inPersia', in India et in Costantinopoli. Yin^gia» Aldo. 1545.
Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. III. Hft. 4. 35
520 0. Frick: das plalaeisebe Woiligeaolieiik to KoMtmtiaopel.
ago ..., vi ^ana coloona di bronzo in forma di serpecon
Ire c a p i . . . , et nel mezo vi h ona machioa cooie ano Coloiso di
marmi diverai et belli, nella quäle h intagliata la historia di lottele
aopradette coae' usw. (der Obelisk des Theodoaioa).
1554. A. G. Busbeqae ^)^ österreichischer Gesandter nater Fer-
dinand II. Her Constantinopolitanam p. 40: ^exstat veteris bippodroai
area, obi gemiiii (?) serpentes aeoei visontar; est itidem Ib*
aignis obeliscns.^
1578. Sal. Scbweigger**): ^Ferner eine irdeoe(?)SiBle,eiii
ond einen halben Mann hoch und drei Spannen dick, dreifach gewon-
den,' oben mit drei Schlangenköpfen, nicht weit von gemeldeter Pyranide
. ..Von ihr die Sage, Mohamed habe von einem Kopf den onteren Theit
hinweggeschlagen.' (Betgegeben ist eine sehr unförmliche Abbildaog.)
1643. d'Ootremann"): Mapid(3a(?)columna cui ex lere
fuso snperpositns erat serpens trioeps.'
1655. J. Thevenot*'): *eine kupferne (?) Siole von dr«i
Schi ah gen, welche sich ineinander wickelnd fiber der Höhe
derselben ihre etwas von einander abstehenden Köpfe hio aas-
strecken.'
1675. G. Wheler'^): *eine hronaene SSule circa 14 oder J5
Fuss hoch, in Gestalt von drei Schlangen mit hinauirfgendeo
Köpfen.' Dabei eine sehr wiükarliche Abbildung, welche hinreicht das
heutige Monument erkennen au lassen, sonst aber eine völlig verkehrte
Vorstellung davon gibt.
'^ J. S p 0 n und G. W h e 1 e r '^) : ^ein dreifaches Schlangeagewiade
TOD Brottse , dessen Köpfe in einen Triangel aasgehen.'
1696. A. de la Motraye**) gibt eine rohe Abbildang vos eilf
Gewind^en mit den hinausragenden erhaltenen drei Köpfen.
Aus dem I8n Jh. mag es genügen statt aller übrigen J. P. Toor-
nefort'^undR. Fococke*^) zu oitieren: aus dem l9nJ. vcaHaii-
mer"), der in der Vorrede au seinem Werke einen siemlich aasfährli*
eben Katalog der ganaen auf Konataalinopel besüglichen Reiselinerator
aufführt, in welcher fast durchgängig mehr oder weniger ansAlhrlich
auch unaerea Monnmentes gedacht wird. Abbildungen des Eippodrom
mit den Monumenten in sehr kleinem Hassstabe geben tu diesem
Zeitraum noch Chol seul Gou ff ier: voyage.pittoreaque. T.ll(F>n*
1809) S. 484 (pl. 81) and Pertnsier : promenades pittoresqaes dam
Constantinople (Paris 1815) I S. 351.
20) Augerii Gislenii Busbeqnii omnia quae exstant. Basileae 1740.
21) Beyssbeschrelbung nach Konstantinopel (Nürnberg 1608) 6. 123.
22) ConetantinopoHs belgica, libri V. Tomaci 1643. 23) Beisen io
Europa , Asien, Africa, übersetzt. Frankfurt 1693. 24) Vojsge de
Dalmatie, de Gr&ce et da Levant (Amst. 1689) 8. 141. 25) Voyig«
d'Italie . . et du Lerant (Lyon 1678) I S. 234, nebst einer Abbiidaog des
Hippodrom mit den Monumenten, unter welchen sich auch das Gewinde
angedeutet findet. 26) Yoyagea en Europe, Aste et Afriqae (Haye
1727) I S. 216. 27) Relation d'un yoyage au Levant (Paru 1717]
II 8, 228 ff. 28) Voyage en Orient 1722 T. V S. 350 ff. 20) Kon-
stantinopel und der fiospoms I S. 133.
0. Friek: da platteisoho WeüigVMliaak so KoaaUuilioopeL 521
lY. Die Identität des plataeischen Weihgesohenkee und des
Sohlangengewindes auf dem heutigen Atmeidan.
Wir haben die Geschichte des pUtoeisohen Weihgeschenkes re-
den lassen, anabhängig von dem Honament Yon welchem wir ans-
giengen. Sie hat ans gerades Weges su demselben aarfickgefabrt.
Nirgends reiszt der Faden der Ueberliefernng ab; wo er ja einmal
schwächer wird oder sich zu verlieren scheint, wie in den späteren
Zeilen der Byzantiner, da sorgen in den folgenden Zeiträumen desto
bestimmtere Aussagen dafar, die Erinnerung lebendig au erhalten. Was
schon Herodot und Pausanias aber Aussehen und Gestalt des Kunst-
werkes mittheilten , eben dasselbe erfahren wir ans dem Munde wie
aas den Zeichnungen von Reisenden spätester Zeiten, von. denen doch
der geringste Theil die Geschichte des Denkmals oder die Stellen
jener Autoren kannte. So ist die Geschichte des Monumentes selbst
der sicherste Beweis für die Identität des plataeischen Weihgesohenkes
mit dem Schlangeogewinde auf dem heuligen Atmeidan; alle anderen
Gründe, welch^ dafür sonst noch beigebracht werden können, sind
dazu nur Erläuterungen und Ausführungen, wie alles was dagegen
sprechen möchte nur der Erklärung bedarf und, wo solche nicht ge-
geben werden könnte, nur nene Thatsachen zn begrOnden, nicht alte
nmsiistoszen vermag.
Freilich ist das heutige Monument kein rQ^naQtfvog mehr, auch
könnte die gegenwärtige Gestalt allein ein solches Anssehen nicht
errathen lassen; aber ein Bruchstück des 6inen Kopfes ist erhalten,
und die Geschichte der Verstümmelung von einem ehemaligen drei-
häoptigen Gewinde bis zum jetzigen Torso kann im weiteren belegt
werden; freilich sprechen Herodot und Pausanias von 6inem dgccxav
oder oipig^ während das erhaltene Denkmal ein dreifaches Schlangen-
gewinde ist; aber es ist schon in der Beschreibung ausdrücklich
hervorgehoben worden, wie leicht der Augenschein diesen Irthum
hervorrufen konnte, dessen sich auch die neueren Reisenden und
wir mit ihnen immer von neuem schuldig gemacht haben, und der
sosnit eher ein Zeugnis für die Echtheit als gegen dieselbe ab-
gcbea könnte. Endlich schweigt zwar jeder der Reisenden über
die nach den Zeugnissen der alten anf dem Denkmal eingegrabenen
Namen; aber sie mochten schon lange, ehe die Höhe der Umschüttung
die Lesung anmöglich machte, dem bloszen Aoge nicht mehr erkenn-
bar sein.
Jetzt ist der ^anze Katalog za Tage getreten und bestätigt
die oben S. 513 ausgesprochene Vermutung , dasz das Verzeichnis der
olympischen Zensstatue, welches wir aus Pausanias (V 23, 1) ken-
nen , aQch dasjenige des delphischen Weihgeschenkes gewesen sein
werde.
Die folgende Zusammenstellang mag das Verhältnis beider in
ihrer Uebereinstimmung wie in ihren Abweichangen besser veran-
sebanliohen :
35»
522 0. Friek : das plataeiMh» WMbgtaoliMik t« KonaUatiMpeL
I ScUaBgenge*
1 Lakedaemoniar
2 Athener
B Korintber
4 Tegeaten
6 Sikyonier
.6 Aegineten
7 Megarer
8 Epidaurier
9 Orchomenier
10 Phliasier,
11 Troesenier
12 Hermioneer
13 Tiryntbier
14 Plalaeer
15 theapier
16 Mykenaeer
17 Keer
18 Melier
19 Tenier
20 Naxier
31 Eretrier
22 Cbalkidier
23 Styrier
24 Eleer
25 Potidaeer
26 Leakadier
27 Anaktorier
28 Kythnier
29 Sipbnier
30 Ambrakioten
31 Lepreaten
Wir Beben anerst, daaz keiner der (27) Namen des Paasnias taf
onaerm Gewinde fehlt , wol aber dieses deren 4 mehr (also 31) auf-
weist, nenlicb die der Thespier, Eretrier, Leakadier oiid
Siphnier. — Von den Thespiern erzählt ons Uerodot (IX 30)
Ewar, dasz sie bei Plataeae ohne Rüslang erschienen seien (onlail
fn>d* ovxot ilxov). Und mit Recht meint Bröndstecl, die Art ihrer nach-
trfiglichen Erwähnung and der Umstand, dasa sie in der vorangehen-
den Zählang weder an den onJiivai noch sa den fffiXol gerechnet wer-
den, weise sie in eine besondere Classe. Aber es ist nicht nölbig, und
wäre sonderbar, sich dieselben mit ihm ganz ohne Waffen aa denkes.
Ibre Stadt war niedergebrannt (Her. VIII 50); sie hatten sich eilig
nach dem Pelopoones geflüchtet und erschienen uuo so gnt bewaffoeti
als es den heimatlosen in ihrer Lage möglich war» gleichsam eine
IIZettstatiebOlyliH
pia (Paus. V 23).
Lakedaemonier
Athener
Korinther
Sikyonier
Aegineten
Megarer
Epidaarier
Tegeaten
Orchomenier
Phliasier
Troeaenier
Hermioneer
Tirynthier
Plataeer
Mykenaeer
Keer
Melier
Ambrakioten
Tenier
Lepreaten
Naxier
Kythnier
Styrier
Eleer
Pottdaeer
Anaktorier
27 Cbalkidier
miUtaltglcrStnlterm
Platecae (Herod. IX 28).
Lakedaemonier
Tegeaten
Korinther
Potidaeer
Orchomenier
Sikyonier
Epidaurier
Troezenier
Lepreaten
Mykenaeer
Tirynthier
Phliasier
Hermioneer
Eretrier
Styrier
CballAlier
Ambrakioten
Lenkadier
Anaktorier
Paleer
Aegineten
Megarer
Plataeer
Athener
Thespier
Man tineer
27 Eleer.
0. Friek: dat plalamefca Weibgreseheak tu KoMUiBtiiopel. 523
irre^alire Troppe, ohne sehwere Rflstaiig, ja nicht einmal in der her-
könmliehen Bewaffnung der ^Uo/'). Niemand aber sagt uns, dasz
sie an der Schlacht geringeren Antbeii genommen als die grosse Schar
der fibrigen Hellenen, welche sich ebenfalls nicht auf der eigentlichen
Walstalt befanden. Ja eine freilich nicht gans zuverlässige Nachricht
(Diod. XI 32) nennt sie mit den Plataeern nnter denjenigen, welche,
wie bei Herodot allein die Korinther, Sikyonier, Phliasier, sich be-
sonders lebhaft an der Verfolgung der Feinde, und zwar der Thebaner
belheiligt bitten. Wenn aber endlich, was aus nnserem Monumente
aoafahrlicher wird nachgewiesen werden können , das Weibgeschenk
nicht allein jener Schlacht, sondern dem ganzen zweiten persisches
Kriege galt, so besaszen gerade die Thespier ein vorzügliches An-
recht auf die Ehre der Nennung um ihres Heldenmutes bei den Ther-
Hiopylen willen und der rOhmlichen Ausnahme, welche sie allein mit
den Plataeern nnter allen medisierenden Boeotern machten'). Somit
kann es nur befremden, den Namen der Thespier von Pausanias aus-*
gelassen zu sehen, nicht umgekehrt sein Vorhandensein auf unserem
Gewinde Verdacht erregen.
Dasselbe gilt von den zwei nächsten der fehlenden Namen. Die
Eretrier stellten bei Plataeae gemeinschaftlich mit den Styriern,
welche Pausanias auffahrt, 600 Mann, erschienen aber mit 7 Schiffen
bei Artemision und Salamis, d h. mit einer mehr als dreimal stärke-
ren Macht als ihre fiberhaupt so viel unbedeutenderen Landsleute;
wie mochten sie ihnen nun nachgestanden haben') ? — Aehnlioh wer-
den zwar auch die Lenkadier mit einem andern Volke, den Anakto-
riern, zusammen genannt, bei Salamis aber von beiden allein aufge-
Tfihrt (mit 3 Schiffen). Wenn somit einmal 6iner der beiden Namen
für beide Völker gelten sollte, so hatten sie gröszere Ansprache als
die Anaktorier^). — Das Gonttngent der Siphnier endlich ist frei-
lich das winzigste von allen (6in Fanfzigruderer bei Salamis, Her.
Vin 47 f.), aber um des Lobes willen, das ihnen mit den abrigen der
fäof trenen Inselstaaten, den Keem, Kythniern, Seriphiern, Siphniern,
Meliern, von Herodot (VIII 46.66) zuertheilt wird, und wenn man an die
Belohnung der Tenier denkt, welche doch erst in der letzten Stunde und
•oeh nur ^ine Triere hinznbrachten, vermiszt man ihren Namen ungern^).
1) Bröndsted Reisen und Forschungen I S. 101 ff. , woselbst eine
Borgfältlge Kritik der olympischen Inschrift. Da das ovd* ovtoi %tX,
die Thespier in gewissem Sinne doch immer den 'tpUotg gleichstellt,
80 will er durch die Inschrift geleitet ändern : onXcc Öh ovn (oder ovxa)
ovTot bIxov, Vgl. jedoch über die Bedeutnng von onXa Weseeling ra
Herod. «. O. und Grote a. O. III S. 73 Anm. 47. 2) Her. VU 222. VIII
66. Diod. XI 9. Paus. X 20, 2. 3) Her. VIII 1. 46. IX 28. 4) Auf
Bolche Za Sammengehörigkeit der Eretrier und Styrier , wie der Lenka-
dier nnd Anaktorier beruft sich BrÖndsted a. O. S. 108 in seiner Er-
klärung der Anslassiing; er vermutet dasz die Namen der Eretrier und
Leukadier sich nicht in der vorderen Namenreihe befanden, sondern
ungefähr so: 'Ztvgisg ntTa^EQStQtiov Pausanias habe dann
'Aifaiix6gioi (kstä ABvTMtdimv, jenen Znsats über-
sehen. 5) Schon
524 0* Friek : das pUU«if ch» Weihgeseliiiik m KoosUtliBopel.
Eine weitere Yergleichaog seift ans aneer VeraeiolmiB aber niehl
allein vol Istin di^er, sondern anch in einer der Geschichte derWeihong
angemesseneren Ordnang. Sehen wir von dem bei Pansanias fehlendes
Namen der Th espi er ab, so stimmt die Rethenfolge beider lasehrifiea
bis auf 18 Namen, d. h. bis zu dem der Melier, mit einer eiauges
Abweichung vollstftndig flberein. Der Name der Tegea ten, welcher
auf dem Scblangengewinde den nichsten Platz hinter den GrossmicliteB
der Lakedaemonier, Athener, Korintber einnimmt, wird von Paosaoiu
swischeu den Epidanriern und Orohomeniera aufgeführt. Die sieb-
folgende Untersuchung wird darthun , dass ein geographisches Priocip
der Aufzählung nicht zu Grunde lag; und wir haben uns schon jelit
nur der ehrenvollen Stellung Tegeas im Bnndesheere, so wie der
Rolle zu erinnern, welche es in der Schlacht bei Plalaeae spielte,
deren Yerherlichung doch zunftchst das Geschenk gewidmet blieb, on
jene vierte Stelle für sie geeigneter zu finden als die achte. GebährCe
'den Tegeaten doch eigentlich ihrem Siegesantheile nach die Stelle
unmittelbar hinter den Lakedaemoniern und Athenern, aus der aar die
Geltung Korinths als Groszmacht sie verdringen konnte.
In dem letzten Theile des Katalogs kehrt nur eine VerbiodoBg
auf beiden Monumenten in gleicher Weise wieder (Styrier, Bleer,
Polidaeer) ; im übrigen ist hier die Ordnung auf jedem der beiden eise
völlig andere. Indessen iSszt schon ein flüchtiger Blick in nnsereai
Verzeichnis ein bestimmtes Princip (nach dem Antheil am Kriege sid
der politischen Geltung) erkennen, wohingegen bei Pansanias regelloie
Willkür und ein schwer zu erklärendes Durcheinander sofort ia die
Augen fällt.
Es ist nicht wahrscheinKcb , dass die Erzinscbrift der Zeasstatse
eine andere gewesen sei als diejenige des Schlangeng ewindes in Delphi,
und nichts natürlicher als dasz bei der Abschrift einer so langen Reihe
von Namen sich Irthümer und Versehen einschlichen , mögen sie aas
von Pansanias herrühren oder aus späterer Zeit. In keiner Weiss sko
können jene obenein meist äuszerlichen Abweichungeo die Beweisknft
schwächen, welche des Pansanias so beredtes Zeugnis dem dareh die
Geschichte gegebenen Beweis von der Echtheit unseres Denkvi'e wei-
ter hinzufügt. Sie setzen im Gegentheil nur die innere Wahrheit der
aufgefundenen Urkunde in ein helleres Licht.
Noch weniger kann der so neu bestätigte Beweis der Echtheit
durch Fragen anderer Art erschüttert werden, welche nur dann io du
Gewicht fallen würden, wenn die übrigen Argumente weniger kriflig
und bestimmt wären. Dass in palaeographischer Hinsicht auch nicht dis
Bröndeted a. O. S. 108 hielt es für nnwahrscheinlich , dass das Kamem-
verzeichnis des Pausanias die ganze Inschrift der Zensstatue gebe. &
folgert ans dem nonä xov ßd^QOv xa d££ta, dasz alle vier Seiten der
Basis mit Inschriften bedeckt gewesen seien und Pausaniaa sich nur mit
der rechten begnügt habe. Da der Anlas z zu dieser Vennatnng (d>s
fehlende 'EgtegitCg und ABvnd^toi) wegfällt, so sehen wir keinen weite-
ren Gmnd sie anzunehmen.
O.Friek: das ptttaoisehe Weibgescbenk su Koostanlinopel. 525
l^eriBgtto Bedenken erhoben werden kann, om die Glanbwflrdig^kett der
laacbrifl xn verdächtigen, ist fraher schon nachgewiesen worden. Ja,
wie selbst aoffalleode Eigenthnmlicbkeilen der Schreibung die Unecht-
heit allein nicht beweisen könnten, sondern vielmehr zur Erhllrnng anf-
forderlen, ist von Boss an den Irthttmern der ersten Lesang gezeigt wor-
den.— Dasz das Gewinde selbst die Inschrift trfigt, nicht das Postament
desselben, daran wird kaum jemand Anstosz nehmen, sondern es musz
der unbefangenen Betrachtung dies als das natürlichste und angemes-
senste erscheinen. Wir haben Beispiele genug, wo selbst Statuen wel-
che Menschen darstellten, geschweige die von Thieren mit Inschriften
versehen waren*), und hier dienen die Schlaogenleiber doch eben als
Poslnment. Es ist der Gestalt des Kunstwerkes nach nicht wol glaublich,
dann dieses selbst wiederum eine Basis für sich gehabt habe, auszer
böefaatens einige Stufen; ein Beschauer mittlerer Grösze hat, wie wir
schon froher bemerkten, den Anfang der Inschrift, die Weihnngs werte,
seinen Augen etwa gerade gegenüber, wenn er mit dem Fusz des Ge-
windes anf gleicher Flfiche steht. Das war für eine Urkunde, welche
allen leicht sichtbar und lesbar , ein Document gemeinsamen Ruhmes
sein sollte, der geeignetste und zweckmSszigste Ort. — Groszes Be-
denken erregle einzelnen kunstverständigen Mie durchaus ungrieehische
Form der gewundenen Säule '^). Die Unzulfinglicbkeit der bisherigen
Basehreibnngen des Monumentes, so wie die mangelhaften und schiefen
Vorstellungen von demselben konnten solche Zweifel hervorrufen. Wir
sind daher frfiher in diesem Punkte um so ausführlieher'gewesen und
hoffen dadurch, so wie durch die beigefügte Abbildung, welche zwar
den Reiz der Natnrwahrbeit und reiner Vollendung nicht wiedergeben
kann, an sieh aber oorreet und getreu ist, die Bedenklichkeiten
ia etwas gemindert zn haben. Wir haben schon oben darauf anf-
Hier%8an gemacht, wie wenig die Bezeichnung * gewundene Sfinle'
naf das Monument passe, am wenigsten, wenn man die Vorstellun-
gen der spfttern byzantinischen Bildungen damit verbindet^). Es ist
eine so vollständige körperliche Ausbildung dreier in den richtig-
sten und natnrgemfiszesten Proportionen sich verschlingenden Schlan-
gealeiber, dasz ihre nur reliefartige Erhöhung über dem hohlen Kern,
welche befremden mag, erst der nähern Prüfung bemerkbar wird. Die
Schlangentrias, in welcher die natürlichen Unterschiede der Verhält-
nisse der einzelnen Körpertheile in ihrer Wirkung sich gleichsam
6) Vgl. Franz Eiern. 8. 332, 5. Bröndsted a. O. I S. 109. Cic.
Verr. IV 43, 93. Paus. V 27, 1. 7) E. Curtius in den Monatsber.
s. O. S. 179. 6) Gewundene Säulen aus der früheren g^iechiBchea,
jadenfaUs nicht byzantinischen Zeit zeigt ein Basrelief bei Winckelmann
Monumenti inediti Th. II S. 201 Tf. 149; es ist einem Sarkophag im
Palaszo Aceoramboni entnommen und stellt die Scene der eiiripidei-
sehen Iphigeneia dar, in welcher Orestes nnd Pylades znm Opferaltar
geführt werden. Auf jeder Seite dieses Altars steht eine spiralförmig
gewundene S&ule, welche der Form unseres Qewinde^ durchaus gleicht.
Die Zeit des Reliefs kann nicht nllher bestimmt werden, die Arbeit
weist anf eine der besseren Kunstperioden hin.
526 0. Friok: dts plataeisebe Weihgeseheak ku KonsUnCiiMpeL
aofheben muston nnd für ein unaufmerkiames Aage sa eiDem fkick-
massigen ganzen verschwanden, rief die Saulenahnlicbkeit hervor,
welche von dem Kunstler um so weniger vermieden , vielmehr geride
erstrebt wurde , weil das Monument wie eine Säule zum Träger Dsd
Postament bestimmt war. Eine einsige Schlange wurde entweder, «q(-
einander gerollt, das uoaesthelische Bild jener TabaksroUen gegebea
beben, welchem wir auf den Zeichnungen begegnen, und aasserdes
ein unnatürliches Riesenthier voraussetzen, oder, langgezogen, die
wirkliche geschmacklose byzantinische Schneckenform erreicht babeiL
Umgekehrt ist die jetzige Gestalt also nur ein Moment, die Feiobeit
des Geschmackes an dem Künstler zu bewundern.
Wo aber die Kette sonstiger Beweise für die Echtheit eioet
Denkmals eine so feste ist wie hier, da vermöchten selbst ganz andere
Bedenken , als jetzt erhohen werden können , sie nicht zu spreogen.
Jedes eingehen auf dieselben würde uns nur in eine Menge von Wider-
sprüchen mit dem Resultate der vorangegangenen historischen Unter-
iuchung verwickeln und uns ohne Noth zu den eben teuer liebsten Er-
klärungen zwingen, wie zur Annahme einer byzantinischen Nachahmyng
von unerhört künstlerischer Vollendung, einer wunderbar geschickten,
tadellosen Gopierung der doch dann ebenfalls, wie das Denkmal, in
irgend einer — freilich nicht nachweisbaren — Zeit zerstörten Ib-
Schrift. Es biesze die gefundene Strasze verlassen, um auf mühsamen
Umwege zu einem Ziele zu gelangen , an welches ein anderer Weg
mühelos hinführte, gefundene Thatsachen durch wunderbare Hypo-
thesen entstellen. Zudem ist unsere Kenntnis der Kunstgeschichte
jener Periode eine zu beschränkte, der Vorrat erhaltener Kunstwerke
ein zu spärlicher , als dasz wir es wagen könnten durch so dürftiges
Anschauungen entnommene Gesetze beglaubigte Thatsachen urnsB'
stoszen, und uns nicht vielmehr freuen sollten, sie durch einen so er-
wünschten Zuwachs vermehren zu können'). Als solchen nebmeo wir
somit das Denkmal in Besitz und suchen seinen Inhalt als eine» histo-
rischen Docnmentes von gröster Wichtigkeit nunmehr anszuheateo.
T. Ausbeute der Entdeckimg.
Wir knüpfen an die zuletzt berührten kunslhistorischeu Fragen ao
und suchen uns zunächst sie zu beantworten. Der Name des Künst-
lers ist auf dem heutigen Monument nicht zu entdecken und befand sich
wahrscheinlich niemals darauf; man kann ihn kaum anderswo sacken all
am Ende des Verzeichnisses auf den beiden letzten Gewinden; vondie^
sen aber läszt sich mit Sicherheit behaupten, dasz sie unbescbriebeo
waren. Auch keine sonstige Spur leitet auf den Namen. Der KfinsHef
des olympischen Standbildes war Anaxagoras von Aegina*)* ^^
^ 9) Vgl. die Bemerkungen von Boss 'alte lokrische Inschrift' S. Ip*
1) Paus, y 2Z,2 z6 dl uyalfia iv 'Olvykitia %6 dvazsd^hp vxo tttf
0. Frtck : iBB plataeSscbe Weihgeseheak ta KoüUnliiopel. 5S7
der sonst nirgr^nds weiter naebgewiessD werden kenn und
dessen ÜDberühmtbeit schoB Paasanias aosdrffcklieb hervorbebt. Ibm
aoeb das deipbiscbe Geschenk zu- oder absprechen ed wollen wäre
WiltkQr. Zweierlei aber können wir ans dieser Nachricht entnehmen,
einmal dasz die an sich natärliche Vennntung, es möchte ein Werk
von solcher Bedeatung einem der damaligen Heroen unter den Kflnst-
lern äbertragen worden sein, einem Kanachos, Kallon, Onatas, sehr
Iröglicb sei , sodann aber , dasx man anch fQr das delphische Welk-
geschenk sich an eine der grossen Kunstschulen gewandt haben werde
(tob Argos, Sikyon, Aegina, Athen), in deren Händen damals alle her-
vorragende Kunstbildung lag. Von ihnen ist das perserfrenndlich'e
Argos anssuscheiden ; und will man auf dem unsichern Gebiete der
Hypothesen weiter tasten, so wdrde die spartanische Fürsorge, unter
welcher das Werk gefertigt wurde, lieber an das dorische Sikyon
oder Aegina denken lassen als an Athen. Das dorische Alphabet der
Insekrift kann keinen Anhalt gewähren , da diese unabhängig von der
Kanatwerkstätte erst nachträglich, wol von spartanischer Hand, Jiinsn^
gefagt wurde; aus den Formen des Kunstwerkes selbst aber auf eine
^ der Schulen zu schliessen verbietet uns das ungenQgende Bild, welcbea
wir von der Kunstentwicklung jener Zeit uns zu machen im Stande
sittd'}. Das wenige indessen, was uns aber sie und ihren Charakteir
bekannt ist, stimmt sehr wol zu der Erscheinung und den Formen UU'»
seres Denkmals. Zuerst ist es uns ein neues Zeugnis für das Streben
jener Periode, auch das dem sacralen Dienst gewidmete zu selbstän-
digen Kunstwerken zu erheben. Stellte man in diesem Sinne anderen
Dreiffiszen auch wol selbständige Gestalten nnter, so gieng man hier
einen Schritt weiter und machte das Postament oder, wie wir sogleioh
sehen werden, den Dreifnsz selbst zur plastischen Gestalt'). So ge*
nfifte man hieratischen Traditionen ebenso wie dem fortgeschrittenen
kanatleriscben Bedürfnis. Vielleicht dasz die ausdrucksvolle Bezeioh*
nnng bei Herodot 6 xqCitovg o XQVifeog o inl xov rgirM^tfvov oipiog
ebensowol anf die besondere und nicht gewöhnliche Gestalt des Drei-
fnszes geht als anf seine Berühmtheit und den allbekannten Standort.
xts rä ig IlXataiäg nugiaaiv iv rorjj Xoyoig, Die Frage, ob xa ig
nXdßxag zu lesen sei, wie Schubart wol mit Recht vermutet, ist für
unseren Zweck ohne Bedeutung. Vgl. Brunn Gesch. der griech. Künstler
I S. 84, der es für zulässig hält auch denselben Namen bei Diog.
Laert. II 15 und das Epigramm der Anthologie (Anal. I S. 117 Nr. d)
auf unseren Künstler zu beziehen. 2) Vgl. Brnnii a. O. I S. 81. 04.
118. 123. Ebd. 8. 111 wird die Vermutung ausgesprochen, dasz dem
Charakter der altattiseben Kunst mehr das totwn ponere eigen gewesen
sei, die aegine tische hingegen mehi* Gefallen an der feineren, naturge-
mäflzeren Bildung des einzelnen gefunden habe. Dann heiast es weiter:
'doch scheint mir die voigescblagene Unterscheidung wenigstens so weit
begründet, dasz sie einst einer genaueren Prüfung mit Hülfe anderer
ans dieser Periode erhaltener Sculpturwerke würdig befunden werde.'
Ein soleher Beitrag ist der kunsthistorischen Forschung durch unser
Monument gegeben. 3) Brunn a. O. I 8. 120 ff.
528 0. Priek: das plttaenclie WeibgeM^enk so KoMUnliittpeL
SodanD isl der arobabtiache Typas jeaer Periode aich ta aue-
rem SchlangeDgewiDde nicbt za verkennen; er aeigt sich bei der
Totalanschauung des KonaCwerkes und verschwindel bei aiaem aike-
ren eingehen anf die einzelnen Theile. Arcbaialiseh iet die etreage^
einfache , fast nüchterne Aoaführung , welche das Auge darflber n
Uoachen vermag, daaz ea statt äiner Schlange (pg>igj d^crxoy) eil
dreifaches Gewinde vor aich hat ; archaistisch die genan festgehaltene
und doch fast monotone Symmetrie der Glieder, das trotz aller Lebeas-
Wahrheit etwas steife und mehr architektonische als plastische Aas-
seheo des ganzen, endlich die einfache nur anf Natnrwahrheit gerichtete
Bildung der Köpfe, welche an dem erhaltenen Theil des Rachens reclit
wol erkannt werden kann , kurz die gebundene Selbständigkeit des
Werkes. Aber das alles weicht zurück, wenn man den einzelnen For-
men nachgeht, den Körper jedes einzelnen Thieres für sich verfolft.
Dann treten alle früher hervorgehobenen Vorzilge und Schönbeiteo
lebendiger und ausdrucksvoller Naturwahrbeit, gefalligen Oberfliesseas
der einzelnen Theile und harmonischer Abrnndung so unabweislich
hervor, dasz sie die vor der Thür stehende KnnstvoUendung ahaea
lassen.
- Dasz die dargestellte Gestalt nur znfalligea Ornament sei ohaa
weitere Bedeutung, ist an sich nicht wahrscheinlich. Otreabar lag der
Idee des Künstlers die Beziehnng anf den Python zo Grunde, jeaei
aehlangenartig gebildete Ungeheuer, welches in der delphischen OrU-
aage nnd dem apollinischen Gultns eine so wichtige Rolle spielt^). —
Der Dreifuszkessel mnsz als ein Kolossalkessel gedacht werden, wie
der am Bosporos ebenfalls von Pausaniaa aufgestellte Miscfakessel
(Herod. IV 81), und es scheint uns mit K. 0. Müller') wahrscheia-
lieh, dasz er ohne weitere Verbindung unmittelbar anf jeaen drei
Köpfen auflag, diese also des Dreifusses Füsze bildeten. Zwar sagt
Herodot ausdrücklich o XQljtovg o %(fvasog o inl tov TQi%a^fivov wptog
Tov %ak»iov inB{n6cig; aber schon das oipig war eine ungeoaneBe-
aeichnung gewesen. Aehnlich könnte das goldene Becken aileia hier
TQlnovg genannt sein'). Eine solche Annahme wird durch die Yforle
des Pausanias bestätigt. Auch er spricht von einem XQhsovg i^ixoni
ijtwBlfisvog %alKm. Aber wenn er fortfahrt ocov fisv dij {fflaog ^
tov avad-rniavogy aaov nal ig iiii Iti v^Vy so wfire das eine wQoderlich
4) Man vergleiche die Uhnliche Büdung des delphischen Dracbea
bei Gerhard etrusk. Spiegel I 76 nnd Forchhammer: Apollos Ankunft in
Delphi (Kiel 1841). Dort erscheint Delphi personificiert als eine jogend-
lich männliche Figar mit einem Delphin in jeder erhobenen Hand. Der
Leib dieser Figur geht in zwei sich verschlingenden Schlangen auf«
welche dann nach verschiedenen Seiten anebiegend (wie die drei Kopf«
unseres Monumentes) sich ateil wieder aufrichten und in bärtlgea mit
Klimmen versehenen Köpfen auslaufen. Auch der erhaltene Rest an-
serer Köpfe erinnert an die Bildung eines Delphinrachena. Man ver-
gleiche besonders die Vorderansicht der beigefügten Zeichnung. 5) la
Bötiigers Amalthea I S. 124. 6) Wie U^rig XQinovg bei Aescbylos
Fr. 1 Ddf.; vgl. K. O. Müllers Arch. § 299, 9.
0. Friak: dM plataoliA« Weil^rMA«ik ib KoaitaBlioopel. 529
breit« UnaolireibOBg fflr öm Postamonl. BmU nd DreiCus liessei
sich eben aiehl treonen; wihrend die eriten Worte eaf den goldenes
Kessel geben , meint er mit dem folgenden Zaeats das eberne GeateU.
Daher ferner erklärt es sich, wenn, wie schon frOher bemerkt wurde,
die Bysantiner das Postament immer einen Oreifasx nennen ; und darauf
Dia^ sich endlich auch der seltsame Zusatz ^«A^uxcov xaxiuißmv an der
angefahrten Stelle des Anonymus ^) beziehen. Kuxnaßog oder xannaßti
ist eigentlich ein Kochgeschirr und bezeichnet nach Pbotios p. 125 s. A.
eioeo Tiegel mit drei FOszen; mitbin trennt hier der Anonymus den
Dreifosz von seinem Kessel und hat, wie Pansanias, nur den dreifusz-
artigen Untersatz im Gegensatz zum geraubten Beoken im Sinne. —
Der erhaltene Rest des Kopfes gestattet bestimmte Folgerungen nicht;
er ist Bwar an den gewölbten Augenbranen merklich abgeplattet; eine
fdrmliehe Vertiefung oder Oeffnung aber zur besseren Befestigung
etwa der Fäsze des Dreifoszes befindet sich nicht darauf^). — Yon der
in byzantinischer Zeit vielleicht mit ihm verbundenen Apollonstaina
ist sehen oben S. bl6 L die Rede gewesen.
Endlich gehört zur Reconslruction des ganzen Denkmals auch
die Frage nach der Stelle des Epigramms. Man könnte glauben, die
Sparen der Ausmeiszelung mflsten sieb erhalten haben, und allerdings
hatte das erste Referat (Monatsber. a. 0. S. 172) in diesem Sinne auf
denlliobe Spnreir einer Art von Absehieifung hingewiesen , 'indem der
Rfieken der I3n Windung merklich abgeplattet erscheine'. Wir musten
aber auch sobon damals hinzufügen *dasz Spuren einer erneuten In*
schrifl (etwa von dem Epigramm des Diodor) nachzuweisen ebenso
unmöglich sei, wie das Gegentheil festzustellen, dasz die Fläche nnbe*
sehrieben gewesen sei'. Später befestigte sich unsere Ansicht. Auch
die Nachträge (areh. Ans. a. 0. S. 321 *) halten an den Sparen von der
Vertilgung des Epigramms des Paosanias fest: 'die erwähnte Ab-
plattang ist nicht zu verkennen; die Fläche des 13n Gewindes tritt
gegen die der Qbrigen merklich snrttck. Die Risse und Einschnitte
daselbst geben gleichsam den handgreiflichen Commentar zn den
Worten des Thakydides (Igexoila^av) und des Cornelias Nepos
(e^seulpserutuy nsw. Die genauere und vollständigere Prüfung der
Zeugnisse hat aas jetzt anderer Ueberzeugung gemacht. Sie weisen,
wie aus der obigen Zusammenstellung (S. 506 A. 19 u. 20) hervorgeht,
das Bpigramm abereinstimmend dem Dreifnsz zu; das ist aber der
bisherigen Untersuchung nach der Kessel. Hält man dieser Annahme
entgegen, dasz auch an jenen Stellen, wie frflher zuweilen, das Wort
xQbeovg die weitere Bedeutung des Postamentes habe, so läszt sich
erwidern, dasz dem Pansanias solche, damals noch viel deutlichere
Spuren einer Vertilgung schwerlich würden entgangen sein. Dazu
kommt dasz man das Epigramm wol schicklicher auf dem vierzehnten
7) Bei KodinoB de signis Constant. p. 30 6(ioü»g dh »ai of tifhco-
Seg xtSv ^ilfpi%£p nann^mv xal at iqfixnot axtiXat yQwpovct öl* ^tr
ahiav iüTfiüciv xal ti CfifuUvotaiv. 8) Darnach zu berichtigen
Monatsber. a. O. 8. 180.
530 O.Friek: dn plttaeisdi^Weilifcsdieiik n Kmurtttotiiopel.
Gewinde snelien sollte als anf dem sebon etwas besebrlnkten Rmm des
dreixebnten , und dass es , wenn es in denselben Cbaraktereo wie die
Insebrift gescbrieben war, Ober jene fragUcbe etwas abgeplattete Stelle
betrficbtlich hiltte binausreicben und die ganse Hinterseite des Gewis-
des bedeeken müssen; diese trfigt jedoch keinerlei Anseiehea eioer
Verletz ang an sich. Andere Erklärangsgrfinde aber fflr die jetzigen
Botstellungen liefert die Geschichte des Monumentes und ihr Schicksal
in reichem HasEe.
Die weitere Ergfinaung des Torso and die nihere Art nnd Weise,
wie er oben in den Köpfen aaslief, masa dem Ermessen des eiatelnen
Itberlassen werden; was aus den vorhandenen Theiien geschlossee
werden kann , ist in der Besehreibnng berührt worden *).
Wir wenden uns zur näheren Kritik der Inschrift. Der frabereo
palaeographischen Würdigung derselben können wir nunmehr das Di-
lom hinzufügen , und auf dieser Möglichkeit beruht die grosse Bedeo-
tnng der Wiederaufflndung dieser Inschriften für die grieehische
Palaeographie. Denn die Zahl der obronologiseh bestimmbaren Urkni-
den , nach welchen man das Alter der verschiedenen Gestaltoagen des
hellenischen Lapidaralphabets feststellen kann, ist eben für die frflkeni
Zeiten noch sehr klein. Sie erhfilt durch diese Weibinschriftea einen
sehr erwünschten Zuwachs'®). Der Schlaehttag war der dritte oder
vierte Bo€dromion (25e September) des Jahres 479"}. Einige Honsle
mnslen mit der Ausführung des Kuostw^rkes und seiner Anfstetlong
hingehen; immer aber fiel sie noch in das Jahr 479, und es kins mit-
hin die Inschrift als ein Specimen dorischer Lapidarschrift ans Ol. 76,3
angesehen werden.
Dasz die Inschrift nicht allein die Kampfer von Plataeae ver-
zeichne, sondern auch auf Salamis und Artemisien Bezug habe, ist
schon aus der Geschichte unseres Monumentes ersichtlich geworden.
Es bleibt uns übrig, den Beweis dafür aus unserer Urkunde selbst in
vervollständigen. Er wird durch den Vergleich mit dem Katalog ge-
führt , welchen uns Herodot (IX 28) über die Mitstreiter bei Plitseae
aufbewahrt bat. Wir haben ihn schon oben S. 522 cor Erginiong des
Verzeichnisses der olympischen Statue benutzt nnd die grössere ^nrer-
Ilssigkeit unseres Documentes im Vergleich zu Pausanias aus ihm nach-
weisen können. Die Vergleichung mit unserer Inschrifl zeigt oas aof
dieser einmal sämtliche Namen des Herodot mit Auenahme der Paleer
0) Pittakis a. O. am Schluss spricht von einem Postamest ans
parlschem oder pentellschem Marmor; dabei liätten Tropaeen der drei
Bohlachten von Artemision, Salamis nnd Plataeae gestanden. Wir wiastn
nur von dem Öfter genannten ApoUonbilde für Artemision und Salamis,
welches in der Nähe stand (Paus. X 14). lieber die ünwahrscheinlidi-
keit eines eigenen gröszercn Postamentes für das Gewinde -Postament
selbst haben wir uns schon oben geäussert. 10) Boss a. O. 8. 267.
Dasz er irrt, wenn er im folgenden ihre Ansfühning in die Zeit der Yet-
folgnng des Pausanias setzt, ist früher schon bemerkt worden. lO
Vgl. Plut. Cam. 19. Arist. 19. K. F. Itermann gr. St. A. § 63, Q mit der
BeriohtigoDg bei Grote s. O. III S. 148 Anm. 97.
0« Friok: da» plataeis«be WeihgeselieBk su Koostaiitiiiapel. 531
uid H a 0 1 i n «er, aber noch abendieaalben fOaf laaelrdlfcer melir, weleba
aaah Fausanias aof seiner Staloe fand (Keer, Melier, Tenier^
Naxier, Kythnier), and endlich die weder von Uerodot noch von
PanaaniaB anfgefflhrten Siphnier.
Um nil jenen Insel Völkern an beginnen, so erk\&rt Bröndsted
(•• 0« 8. lOi ff.) ihre Auslassung bei Herodot dadorcfa, dasx dieser
B«r diejenigen Völker anfsahle, welche Hopliten gestellt hatten. Wahr«
seheinlich hätten dann jene fünf ausgelassenen Inseln des aegaeischea
Heeres nur Leichtbewaifnete sugefahrt, die Herodot seinem Plane nach
aaaüeaz, das Denkmal aber verewigte; und es wQrde das fehlen ihrer
Naasen um so leichter erklärt werden, wenn man sich dächte dass sie
nicht als selbständige Corps auftraten , sondern sich ihren stanunver«
wandten Völkern (den Athenern, Styriern, Lakedaemoniern) so an*
schlössen wie diePotidaeer den Korinthern. Aber schon Grote(a.O.Ul
S. 128) erinnert, dasi es befremden mdsse, ans der Inschrift des Fan-
saniaa von der Theilnahme jener Inselvölker am Kampfe von Plataeae
an hören, wenn man bedächte dasz zur selben Zeit sich auch die
griechische Flotte im Dienst befand, mit welcher sich jene immer sehr
kleinen and wol kanm theilbaren Contingente lieber würden vereinigt
haben. !Nnn ist jene Erklärung wol ein scharfsinniger Nothbehelf , die
andere aber weit näher liegend, aa sich schon wahrscheinlicher und
durch die delphische Inschrift aufs neue nahe gelegt, dasz nemlich das
Weibi^eschenk nicht allein dem Siege von Plataeae galt.
Des ausdracklichen Zeugnisses dafür, welches in der Geschichte
des Ionischen SohifTes und seiner Belohnung für das äberlaofen an dem
verhingnisvolien Vorabend der salaminischen Schlacht von Hero-
dot aelbst gegeben wird, ist mehrfach schon gedacht worden. Die
übrigen vier Völker (Keer, Melier, Naxier, Kythnier) werden in aller
Form anter den Streilkräften bei Salamis mit verzeichnet (Her.
VIU 46), die Keer ausserdem auch unter der Flotte bei Artemi-
sion (VIII 1), und auch die anderen müssen sich spälesteus gleich
nach jenem Treffen für die griechische Sache erklärt haben (VIII 46.
6ö). Bben dasselbe gilt auch von den auf unserer Inschrift neu hinzn-
kommenden Siphniern (VIII 46. 66). Ein Weihgeschenk für Fla-
taeae and Salamis aber nannte schon der Redner gegen Neaera
in den bestimmtesten Ausdrücken den delphischen Dreifusz^'); und
keines der übrigen Zeugnisse tritt dem in bestimmter Weise entgegen«
Es liegt in ihnen entweder nnr, dasz das C^pscbenk von der plataei-
schen Beute herrühre ^') , oder sie gedenken Plataeaes nidit einmal
12) § 97 p. 1378 Sv of^XXrjvsg ot avfifiaxsadfitvoi t^v TlXcttaiuai
{laxfi^ ytal t^v iv SaXctfiivi vavpLaxCav vavfiaxij<favTfg xoiv^ non^adfis^
voi dv4»7jitav, 13) Her. IX 81. Diod. XI 33. Fans. X 13, ö. Fast mit
denselben Worten nennt dieser V 23, 1 die olympisohe Zensstatue ein
plataeiachea Weihgeschenk trotz der unmittelbar darauf folgenden Na-
men, die schon er anmöglich alle auf Plataeae beziehen konnte. Diodor
a. O. erwähnt die Weibgeschenke bei Plataeae nnd bespricht gleich-
zeitig damit die Ehren , welche im allgemeinen- den im ganzen persi*
sehen Kriege gefallenen zutheil wmrden.
532 0. Friok : das pltlaeiMhe Weiligeseheiik m Koosteatiiopel.
Qod sprechen Dor gsns sllgenein von einer ErsUingsgabe derjcaifeg
Hellenen, welche die Barbaren vernichtet bitten *^). Wie eodlieii sieh
dem ganzen Verl auf jener Schlacht in Grunde nur die LakedieiaoBier,
Athener , Tegeaten nnd höchstens aacb die Korinther , Megarer, Pktii-
sier ein Anrecht gehabt bitten, auf einem Weihgescbenke far dea
plalaeischen Sieg genannt sn werden, wie natörlicb nack d«o
darauf folgenden Begebnissen und der Geschichte des ersten DistichoM
eine Aendernng der nrsprflnglichen Bestimmung war, ist an Miien
Orte nSher nachgewiesen werden.
Dagegen macht freilich Plntarob in seiner polemiscbea Schrift
gegen Herodot (c. 42) gerade aus unserer Inschrift den umgekebrleo
Schluss, dass Herodot falsch berichtet haben müsse, wenn er nar eise
so geringe Anzahl von Griechen an der Schlacht theileehmea laste.
Es hat aber seine Schrift noch in keinem Punkte die GlaubwOrdigküt
Herodots erschflttern können. Und hier würde es sich nicht alleio on
einzelne Ungenanigkeiten des Historikers handeln, sondern aaieine
vollständig uuwahre und entstellte Schilderung des ganzen Herguges
der Schlacht. Es zeugt eben nur von der gehässigen Befangenkett
jener Schmfihschrift, wenn sie sich gegen andere Erklärungen desUn-
Standes, weshalb die bei Plataeae nnthltigen Griechen mit aaf den
Denkmal verzeichnet sein konnten, verschlosz. So findet auch er dii
Kythnier, Siphnier und Melier in dem Verzeichnis, und es filll ibn
bei diesen doch nicht auf, dasz Herodot ihrer in dem so geosaen Ver-
zeichnis der Mitstreiter gar keine Erwähnung thnt.
Wichtiger sind die anderen. Gründe, welche Piutarch gegen die
Glaub wflrdigkeit des Herodot beibringt, weil sie auch in der Biogripkie
des Aristeides (o. 19) geltend gemacht werden. Auch hier wondert
er sich , dasz Herodot die Theilnahme am Kampfe auf eine so kleine
Anzahl beschränke, während die Menge der gefallenen, wie ferner die
Ehrenmäler (fivrifiatd) und endlich die Inschrift am Altar dee Zees
Eleutherios auf der Walstatt das Gegentheil bezeugen. — Die Ver-
schiedenheiten in den Zahlenangaben Ober die Verlaste erklireo sick
aber aus der Geschichte der Sohlacht; sie sind bei Herodot an ge-
ringsten, weil er nur den Haupttag im Sinne hat, bei Plulareä (1360)
und Diodor (10000) bedeutender, weil sie den Verlust derfrAkereo
Gefechte mit einrechnen, der letztere, so weit er hier Beräckeieblignsg
verdient, wol auch die gefallenen Heloten mitsählt^^).
Ueber die Grabmälar verbreitet sich der Kritiker Herodots lo»-
fahrlicher. Herodot nennt uns drei Grabmalen der Lakedaenonier,
eines fGr die Eirenen, eines ffir die Sparliaten, eines ffir die Heloten;
auszerdem überliefert er uns, dasz die Tegeaten und Athener jede ein
besonderes errichteten und dasz endlich die Megarer nnd Fhlinsier
fttr ihre gefallenen Reiter ein gemeinsames erhielten. Die ührlgen
14) Her. VIU 82. Thnk. I 132. Pen«. X 14. 15) Her. IX f-
70 vgl. 86. Plnt. Arist. 19« Oiod. XI 33. Duncker Qesch. d. Alt lY
8. 846 Anm. Qrote a. O. Ul S. 142.
0. Friek : das plataoisebe Weihgesehenk sa KoBsUBtiiiopel. 538
firabniler aber, welcbe man anf dem Seblachlfelde noch zeige, aeieo
leer aad, wie er höre , erst spiter ron den Griechen om der Naebwelt
willen aos Scham aber ihre Entfernang von der Schlacht aofgertcbtel.
So sei ein angeblich aeginetiscfaer GrabhAgel erst sehn Jahre spiter
Bof VeranstaÜang der Aegineten and durch Vermittlung eines plataei-
sehen Bargers aufgescböttet Gegen solchen Vorwarf erhebt sich nan
Pltflarch, ohne jener Beschaldigang doch anders entgegentreten zu
können als durch die Berufung auf das Namensverzeichnis , welches
dasselbe beweise wie die Grabmaler. Den Gegenbeweis bleibt er
sohnldig "). Die Nachricht des Herodot ist freilich merkwflrdig,
aber doch so bestimmt und sogleich so vorsichtig mitgetheiU (mg
nüv^ttvofiai, mg axovm), dasz man nicht Grand hat sie verdächtig
m finden. Leicht findet sie auch eine andere Brklfirung als eine
Bolche, welche mit den glaubhaftesten Zeugnissen im Widersprach
steht. Pausanias erzShlt uns nur von drei GrabhQgeln, einem der
Lakedaemonier , einem der Athener, einem gemeinschaftlichen der
flbrigen Hellenen. (Strabo weiss nur von einer xatpri Sfifioöüx.) Nur
eise kleine Anzahl von Grabbageln — das geht trotz ihrer Wider*
ipruche aus beiden Angaben hervor -— war bedeutend und in die
Angen fallend, die anderen entweder anbekannt oder angezweifelt.
Noefaten diese nun den Verluslen aus den dem eigentlichen Siegestage
vorangehendien Gefechten gelten *') oder in dem Wunsche errichtet
sein, die Nachwelt wissen zu lassen, dasz die betrelTenden Völker
wenigstens auf dem Scblachtfelde waren ^^)-— immer ist es ein interes-
santer Beitrag zur Kenntnis der früher besprochenen Stimmung bald
naeh der Schlacht, des Haders Aber den Siegesantheil , ffir den es
keine willkommnere und natarlichere Lösung gab als jene, weldie die
Arroganz des Pausanias herbeifahrte. Und indem wir so an dem
Zeugnis des Herodot festhalten, haben wir Grund desto sicherer
KD sehlieszen , dasz Staaten , welche aus Scham aber ihr Verhalten in
jener Schlacht zu solchen Mitteln griffen , unter den Siegern von Pia-
laeae nicht genannt sein konnten.
Bndlich das Epigramm an dem Altar des Zeus Elentherios"). Un-
nögUcb, meint PInlarch (Arist. 19 und de mal. Herod. 42), bitte man in
ihm die Hellenen als gemeinsame Sieger auffahren können , wenn nur
<irei Staaten bei Plataeae gestritten halten. Aber einmal besagt auoh
diese Inschrift nicht mehr als so viele unserer früheren Stellen , wenn
>ie in allgemeiner Weise die Schlacht bei Plataeae als das eigentliche^
16) Vgl. Lahmeyer a. O. 8. 77. 17) Duncker a. O. IV 8. 846.
18) Qrote a. O. III 8. 145 A. 89.
19) tövSb Tcod'* '*EXXrjvtg vCurig xpara, Spyo» "Aqriog,
tvtoXiMo "tlfvxrjg Xijfiati nEi^ojisvotf
nigüDig iieXdoavtsg iXev^i^oi 'EXXddi %oiv6v
CSgvcavTo diog ßmfiov 'EXev&fgiov.
Vgl. Pkt. Anst. 19. Antb. Pal. VI 60. Der Scholiast zu Herod. IX 85
aweifelt an der Echtheit, weil Herodot desselben nicht gedenke. Aber
dieser spricht auoh nicht vom Altar, dessen Existens nicht bestritten
Verden kann, *
834 0. Friok: das plttaoisefae Weihgeschettk tn KoaMaotMopel.
Befreiongswerk der (gesMiteo) HelleDeo vom penisehen Mk$ be-
seiohneii. Sodano wird der Altar gar niobt eio gemeinsanea Geieheak
von dem befreiteo Griechenland, sondern nur ein solches für daiselbe
genannt. Uod wollte man das alles nicht gelten lassen, sestiadeji
nichts im Wege auch diese Inschrift in die Zeit der Uminderao; des
Dreifnss- Epigramms zo seteen und ihr dieselbe Beziehang sa gebea
wie jenem. Denn wenn das Opfer ffir den Zeus Elentherios aof den
Markte inPlataeae auch unmittelbar nach der Schlacht stattfand (Tbok.
U 71. Pliit. Arist. 20), so war der Altar damals nicht sogleich herge-
richtet, um so weniger als nach den Worten des Pausanias damit aoch
die Errichtung einer Slatne des Zeos verbunden war'^). Mithio isl
auch dieses Epigramm in beiden Pillen , mochte es vor unterer Id-
Schrift geschrieben sein oder gleichseitig, nur eine Bestiligang mehr
fttr^die bisherigen Resultate unserer Untersnchuag. Eine willkarlicbe,
durch nichts als noth wendig geforderte Erklärung einiger BafTalieo-
der Angaben des Herodot — - das also ist der Kern dieser Kritik, and
ihre Consequeni eine Reihe gane anderer Bedenken als die von ihr bei
Herodot aufgesparten.
Es fragt sich jetct sweitens, wie erkUrt sich die Anslassoa^ der-
jenigen Namen, welche zwar in dem mitgetheüten Verzeicho» dei
Herodot, nicht aber ia unserer Inschrift standen, der Ha n tineer ood
P aleer, und sind ferner ans nicht noch sonst Namen von Staates inr-
behalten als Theilnehmern an den Siegen von Salamis uad Arte-
mision, deren Abwesenheit auf unserem Denkmai Bedenken erregen
mfiste?
Beantworten wir uns die zweite Frage zuerst, so trefTea wir
allerdings fdr Plataeae noch auf den Namen der Pale er (Her.
IX 28), für Salamis auf diejenigen der Seriphier oad Kroto-
niaten (VHL 46), fttr Artemision aber auf die der opantisebeD
Lo k r e r und L e m n i e r (VIII 1. 11. 82). Hatte sich nun scboa bei der
ersteo Revision der Inschrift der früher auszerdem noch vtrmMt
Name der Tegeaten aufgefunden'^), so lag es nahe, laeh diese
Namen noch an irgend einer Lflcke der Inschrift zu vermotee. Als
solche wurden schon in dem Nachtrag gleichzeitig mit der AaflFodoii^
der Tegeaten die Stellen unterhalb des EQxoiueviot, ^tcia^i
nnd EQiiiOvsg bezeichnet. ^Es scheint wahrscheinlich' beistt ei
daselbst (arob. Anz. S. 218* f.) ^was früher nicht behaoptet werden
konnte , dasz auch unter dem Egxofuvtot der lOn ond dem Stömi9
der 8n Windung ein Name gestanden habe; jetzt wOrde es Wiilbdr
sein , wollte man aus den mancherlei Rissen und Strichen die fehleo-
den Namen herauslesen. Bestimmt aber ist unter dem t der EQfuovi;
des 9n Gewindes ein t erkennbar ; vielleicht ist hier der Name M(t*'
Ttveg verborgen, dessen Buchstabenzahl der daraberstehendao gemn
20) Paus. IX 2, 4 ov noQqta dl dno xov noi90v tSv ^BUiiwr ^»of
iütiv *El8v9'$oii}v ßeofidg * tovtovs (ihv dij xalnov , %ov diog <9h ^"^^*
ßaiiov «ttl xo ayaXfia inotticav livnov U^ov, 21) Vgl. Honataber*
S. 173 ff. und arch. Ans. S. 218*.
0. Friek : das plttamebe Weihgeseheak ss'Konstaiiliaopel. 535
enlipreckev wflrde.' Anoh Detbier**) war unserer Ansicbl, wikrend
PiUaki« daräber sebweigt. UDterdeasen batte der Gang der gegen»
wirtigen Untersuebung ons an jener Entdeckung irre gemacbt We«.
der die Geacbicbte des Krieges noch die sonstige Znsanunensetsong
der Inschrift schien sieb mit solchen Lacken yereinigen sn lassen.
Wir wandten uns daher noch einmal nach Konstantinopel. Herr Dr«
Delbisr unterzog sich mit der grösten Bereitwilligkeit sofort einer
Deoen Revision, deren Resultat wir schon oben S. 495 Anm.. 24 mitg»«
tfaeilt haben. Es bat unsere neu gewonnene Ueberseugung nur be-
festigen können.
Drei Stellen nur (das können wir aus genauester Autopsie noC
das bestimmteste rersichern) kommen bei einer etwaigen Auafalluag
in Betracht und können den Verdacht Ton Lücken erregen. Sechs
Bewerber treten fflr sie auf: die Paleer, Man tineer, Seriphier«
Lennier, opuntischen Lokter und Krotoniaten; »her nicht
alle diese Namen haben gleiche Ansprache, ja von einigen würde ea
mehr befremden sie genannt sn sehen, als es auffallen kann wenn sie
fehlen. — Die Krotoniaten kamen den Hellenen bei Salamis mit Einern
Schiff unter der Pahrong des Phayllos eu Hälfe. Wenngleich Colo-
Dislen, bitten sie vielleicht gerade als die einsigen Vertreter der Ober-
seeischen Colonien die Ansseichnung der Nennung verdient Aber es
ist in sich nicht wahrscheinlich , dass ein so reicher Staat auf einen
so kirgea Beitrag sieh beschrankt habe, und femer sagt uns Pausanias
lasdrOcklich, es sei diese Halfsleistnng nnr eine Privatunternebmung
des Phayllos gewesen, nicht Bescblusx des Staates. Drei Siege in den
pytbischen Spielen erkifiren sein besonderes Interesse für die helle-
nische Sache '*).
Die opuntischen L akrer waren swar mit ihrer gesamten
Naeht, welche Pausanias (X 20) — freilich sehr willkarlich — auf
<iOOO Mann sbschBtst, Diodor (XI 4) sn 1000 Mann angibt, bei Thermo*
pyiae EU den Griechen geslossen (Her. VII 203) und eilten bei Arte«
nision mit 7 Pentekonteren eu Httife. Aber. ihr Verhalten war schon
in Anfang ein durchaus schwankendes gewesen ; sie hatten dem Xerxes'
logar Erde ond Wasser geschickt, und erst die besondere Anffor-
derong von Seiten des Leonidas batte sie cum Zuzug veranlasst (Her.
Vn 132 n. 203 iitlKlfitot iyivovxo, Diod. XI 4). Wie alle abrigen mit
Ansaahme der Thespier, verliessen auch sie den Bngpass vor der Ent-
scheidung, folgten sogar später deqn Zuge des Xerxes, wie aus Herodot
22) In der Presse d' Orient 1856 Join 23. ^ 23) Herod. VIII 47
(vgUValckeDaer zu der Stelle) KifOX(ovi'qxai, ftovvoi ijaav o2 ißa^rjaav
^3, EUa^t yiiv&vv evovaij vrjt ^i«, rrjg ij^jf« dp^Q rplg nv^iovUrjg
*öüUoff. Pans. X 9, 1 ^avlXip ah KgotcDvidtri — 'OXvyknictüi iikv oix
tffriv avTo» pi%ri, tag dl Ilv^oi ittvta&Xov dvo uvMfto mal ütadiov
^yx^^triif ivctviuixV^^ ^^ *^^ ivavxicc zov Mijöovvavv x§ «orpaexava-
1«Hi9og oi%s£ci9, «al Kffotmvwtmv onoaoi intd^iiovv x'j ^Elladi dvB-
P^^aoe •« xovxov iöxtv dvdQiag bv JeXq>oig. Ein Epigramm auf ibn in
^^^> Pal. US. 851. AebnlichKleiniMbei Artemieion: Her. VIII ildanavi^p
otxi^rjjir ntiQf^ö^ivos icxffotsvixo u^Bquci xb dir^oc{otoi xal oUfiT^ vrit»
'»hrb.f. das«. Philol. Sappl. B.l. III. Hft. 4. 36
536 0. Fridi: das pl»taai«ek» WeUigesttoak im KoulnÜioydl.
Vlli 66 (vgl. mil VU IdS. VUI 30. 33 «. 36) hervorgvlU, w4 slMd«
•ndlieh bei PlttUeae aa der Saite der Thebaaer (IK 31), weaa sie
aaek dea Kampfea seibat, wie alle oicbtbeeetiaebea Baadaageaeisei
iaa Köaigs, aiob eathielten (IX 67. 68).
Leaittoa gehörte ntebt sa jenen Inseln, deren Bewebaer dan
Barbaren Erde und Waaser an verweigern wagtea (Her. VIll 46u 66).
und seine Betbeiligang an den Perserkriegen erstreekte sieh aar nf
das aberlaufen iines Sehiffes bei Artemisien (Her.. VIII 11) uod ^
Tfaeibiahme deaaelben an der Sehlaeht bei Salanis (ebd. 82). Diese
Handlung, könnte man awar meinen, mflste ihnen ein noeh grösiera
Anreebt anf jene Ebre gegeben haben als den Teniem. Abar schon
der Omaland, daaa Berodet nnmittelbar naeb der Braibl«ig roaden
tenuehen Sebiffe aneb den lemnisehen Ueberlanfer nennt , ohne dodi
einer gleichen Aoaseicbnnng an gedenken (e. 82) , daaa er aber wol
frdber von einer andern Belohnung gesproehen hatte, die den Fahrer
des Sehiffes sntheil wurde (eine Landanweisnng auf Salamis tob Sei-
len der Athener e. 11), Ifisst vermuten, daas die That der Leniier
mit derjenigen der Tenier niohi auf ^ine Linie geatelll wurde. Ohse
Zweifei war auch bei den Lemniern, wie bei den Krotoniataa, jeie
TheUnahme nur Sache des Führers Antidoros, nicht der gaasao Insel,
welche ihrer Grösse naeb den Xerxes sicherlich SMlir stellen aieite
als dine Triere. Denn daa ist der Unterachied in beiden Haadlai|f0ii
welohen die Daratellnng dea Herodet dentlich dnrchbliekan lisit**)
vnd die Privatbelohonng des Lamniers bealitigt, daas von dea fcaiers
off<anbar die Gesamtmacht (von allerdings nur iiner Triere) in jeMr
kritischen Stunde sich für die Hellenen erkl&rte, die Lemnier als Stasi
aber passiv blieben.
Von den Mantineern iat awar nichts berichtet, was ihre Be-
reitwilligkeit der hellenischen Sache an dienen sweifelhaft maehei
könnte. Sie stellen ein verbfittnismftsiig sehr bedeutendes Coatiafeil
för die Thermopyleo (500 Mann — Korinth nur 400 — s. Her. Vll
20S., Paus. X 20), sie sind unter den Arkaden, welche dea Isthnoi
beaetsen (Her. VIII 72 9ui ^Agnidig ffttvrsg), aie aftmen sieh selbst
und bestrafen ihre Fahrer, als sie sich bei Flalneee verspäten, md
können nur mit MQhe von den Lakedaemoniern anriokgehaltea vrerdee,
daa Corps des Artabaaos aa verfolgen ; aber sie haben eben das üi-
glflck, an keinem der grossen Kämpfe wirklichen Antheii geaomea
EU haben, auf welche es hier ankommt. Denn wollen wir aachse-
geben , daaa der Kampf bei den Thermopylen denen , welche aiit den
Leonidas ausharrten, den Spartanern und Thespiem, mit in Anredwaef
gebracht werden mgcbte beim Antheii am allgemeinen Befreiaef*-
24) Herod. VIII 1 1 Jf wvtn t^ vttvfuit^V *Avxidaw^ Aii^^
Ebd. 82 um.ß%B6vxmv dl xwzmv ^%e tQi^Qfig ävdgiSv Tf^virnv ttvto-
fLoUovüa, T^g ^qxb «ptj^ ÜiiPtUttog 6 £mütiUv9og^ rjuBp di) l'^Cf* ^^
iXffi9ifiv Kdcav' did dh xovto xo i^y^tw hif^wffiwtp JS^pm^ sei.
0. Flick : das plataeiMiM Wmhgwtknk wa KoMtantlMpal. 537
werke, m» sckwerliok doch daoeD, wolisbe sack dam Anadraek Bero-
dols (VII 730) tiofflutig waren und nickl gewillt ihr Lehen eiasusetsea
— TOT alleoi wenn sie in den Hauptochlachteo fehlten. K, 0. MttUer"^)
bringt ihre Pasaivitit bei Plataeae mit ihrer afgivisehen Politik so-
Butmen (Tbak. V 29. Strabo VIII p. 337) j nnd allerdings mnss ein
verspiten gerade an ietaterem Orte, wo »ehr als 14 Tage bis sar
Eatscheidoag vergieagen''), verdiehlig erseh ei nen ; indessen fehlt ea
dodi an beatinnlen Beweisen , jene spätere Parteinahme anch schon
für daaiala anannehnien ; aoa der Darstellnng Berodota wenigstens isl
keinerlei Vorwnrf heransanlesen *^.
Die Seriphier stellten dne Pentekontere bei Salamis. Ea war
neben demjenigen der Siphaier (ebenftlls ^ine Pentekontere) das ge-
ringste Conttngent nnter allen. Nnn war freilieh Seriphos kaum halb
10 groac als Siphnos, und auch sonst bei weitem anbedentender *^),
md seine beachrinkte Dürftigkeit sogar anm Sprflehworte geworden;
lileia nicht woi hätte ans solchen Grflnden den Seriphiern ein Ehrenplals
Terweigert und sie jenen Inselbewohnern nachgesetzt werden können.
Waaa sie nnn trotsdem fehlen — eine der drei Lucken ihnen ansn-
Bpreeben ist der Ordnung der Namen wegen, wie später naehgewieaen
werden wird, nnmöglich, nnd in der Nachbarschaft der Kythnier und
Sipbnier, wo wir sie soeben milsten, ist weder Raom noch die leiseste
Spar anderer Inschriften — so bleibt nichts fibrig als an die Unao*
lingHohkeit nnserer Nachrichten so appellieren, welche die Kunde
besliilpiter CSrtode ons vorenthält.
Endliek die Pal e er. Wir fnnden sie mit 900 Mann bei Herodol
OBter den Ißtkämpfern bei Plataeae veraeichnet, ohne dasa ona, wie
TOB dea Mamtineem, beaondere Umstände angefahrt werden, aoa wel-
tbeo sich ihre Abwesenheit auf onserem Denkmal erklären lieaze. Auch
Ptasaniaa hat awar ihren Namen nicht, doch kann das bei der schon
fräher nachgewiesenen LAckenhafligkeit seines Katalogs nicht an
ichwer ins Gewicht fallen. Mancherlei Verauche aind genkacht wor-
den ihr fehlen aa erklären. Bröndsted a. 0. S. 106 ff. nimmt ein Ver-
leben des Pausanias an, der fflr PM^St gelesen habe FAAEIOI , ein
Nime deaaen Erwähaong allerdings Wunder nehmen mnsa , da wir
sie ebenso wie die Mantineer nur sls vecapätete AnköaMnliage bei
Flitaene anfgefährt aehen. Aach Grote (a. 0. III S. 128) meint in
einer Verwechselung beider Namen den Fehler an erkennen , ist aber
*Boh geneigt an einen Betrug der Eieer au denken, welche vielleicht
Ms Eitelkeit au solcher Aenderong geschritten seien; eine solche
värde um so leichter fflr sie gewesen sein, da sie die Aufsicht aber
Olynipin hatten. Beide Erklärungen werden durch unsere laschrifl
onmöglich gemacht; auch sie hat den Namen der Eleer, und awar so
<lontlich nnd wol erhalten, wie kanm irgend einen der aaderen. Weder
^ 25) Dorier 1 S. 179. 26) Duncker ». O. IV S. 828. 27) Vgl.
X^^us Pelop. I S. 239 und Müllers Dorier II S. 70. 28) Hoffmann
GHcchenland II 8. 1428 ff,
36*
538 0. Frick : das plaUeisolie Weihgescheiik kq KoosUntiaopel
ein Versehen noch eine Filscheng war hier also möglich. Nas konnle
man ja ihren Namen an einer der drei Lücken vermaten ; indessen Ysr-
bietet die Rangordnung der abrigen Völker, in welcher jenes unbe-
deutende Volk dann eine nnverhfiltnismfiszig hohe Stelle eisnihae,
solche Annahme. Wir hätten sie ihrer Bedeutung wie ihrer geogrt-
phischen Lage^nach in der Nachbarschaft der Leakadier, Aniktorier,
Ambrakioten zn suchen , welche doch samtlich ein weit bedentenderei
Contiogent für Plalaeae stellten, mit Ausnahme der Anaktorier tieh
nicht unbedeutende Streitkräfte für Salamis lieferten ond endlich ihrer
ganien Machtstellung nach den Faleern nicht nachstehen kooslen. —
Wie non also die Ausfüllung einer jener angeblichen Lücken darek
den Namen der Paleer mindestens sehr gewagt erscheint, so ktnn die
Auslassung desselben auch die Glaubwürdigkeit der Urkunde nicbt
irgendwie antasten. Es ist ihr Antheil an der Schlacht bei Plataeae
die älteste Erwähnung der Insel in historischer Zeit, und noch Thokf-
dides gedenkt ihrer su Anfang des peloponnesischen Krieges in einer
Weise (II 30), welche deutlich zeigt, wie fern die Insel Kephslleui
selbst damals dem allgemeinen politischen Leben Griechenlsnds sltod.
Nun war es auch nicht, wie z. B. bei den Leukadiern, eine VertretaBf
der ganzen Insel, sondern einer einzelnen Gemeinde. Wir wollen keis
Gewicht darauf legen , dasz auch des Paasanias lückenhafte Copie lie
ausläszt, obwol er die Ambrakioten und Anaktorier nennt; aber weoi
die Stadt so unbedeutend, ihre Geschichte so dunkel ist, sind wir nickt
auch hier, wie bei den Seriphiern, eher berechtigt aus unserer Uckoode
auf unbekannte Gründe .ihrer Auslassung zu schlieszen, als an ihrer
Auslassung willen der Urkunde Gewalt anzuthun 7
Eine genauere Betrachtung der Zusammensetzung unserer Insekrifl
und der Ordnung, in welcher die Namen aufgeführt werden, wird die
inneren Gründe , welche auch diejenigen Namen auszuschlieszen for-
dern (Seriphier, Psleer), deren Abwesenheit anderweitig nicht ge-
nügend erklärt werden kann , weiter verstärken (vgl. S. 548 f.)-
Vorher jedoch müssen wir uns die Frage beantworten: ksnn, wie
oben das fehlen, so nun nmgekehrt das Vorhandensein irgend eiees
Namens auf unserem Katalog befremden? Und da ist allerdiagi schoo
so eben bemerkt worden, dasz die Erwähnung der Eleer nnfTallen
müsse. Wir treffen sie weder bei Arteroision noch bei Sslsmia: t^^
werden sie bei der Besetzung des Isthmos genannt (Her. VIII 73); ihe^
weder dort noch bei Plataeae, wo sie mit den Mautineern nnd oock
mehr als diese sich verspäteten (IX 77), wurde ihnen Gelegenheii«
Waffenthaten. Ganz wie die letzteren vertrieben auch sie ihre Fuhrer
und stehen so durchaus mit den Mantineern auf gleicher Linie, disi
man entweder keinen von beiden Namen oder beide erwsrlen sollte-
Und doch nennt sie auch die Inschrift des Pansanias! — Der Ver-
mutung Grotes, die Eleer möchten ans Eitelkeit sich einen Betrog
erlaubt und den Namen der Paleer in den ihrigen verwsndelt heben,
ist schon gedacht worden , so wie dssz sie durch unsere Inschrift
widerlegt werde. Uns scheint Bröndsteds zweite Erkllrosg 0^^^
Übersicht der grieohiAchen
des Qewindes.
Thermopylae
(Her. VII 202. Paus, X 20).
Artemision
(Her. Vin 1).
1
2
3
4
5
6
8 3
»I
10 I
11
12
13
14
15
10
17
18
19
20
21
22 j
23 L
24 1
25
L akedaemonier
Athener . . .
Korinther. . .
Tegeaten. . .
Sikyonier. . .
Aegineten . .
Megarer . • .
Epidaorier . .
Orchomenier .
Phliasier . . .
Troezenier . •
300 Mann
Hermioneer
Tirynthier .
400
500
120
200
Plataeer . . .
Thespier . . .
Mykenaeer . .
Keer
Melier . . . .
Tenier . . . .
Naxier . . . .
Eretrier . . . .
Chalkidier . .
Styrier . • . .
Eleer
Potidaeer. . .
26 Leukadier . .
27 Anaktorier . .
28 Kyihnier . . .
29 Siphnier . . .
30 ifc I Ambrak toten .
31 ■ I Lepreaten . .
700
80 .
10 Trieren
100 .... .
40
12
18
20
8 ,
(auf athenlBchen Schiffen) . . .
2 Trieren nnd 2 Pentekonteren
7 Trieren
(bemannen 20 athenische Srbi^£
2 Trieren
Plut Them. 20 ms tQtdnovra %ai y^ia i^ovai xoXng tlclv at i^stavxovcai xof
Paleer
s
Ueriphier ....
Mantineer
Lemnier
Opuntische Lokrer
Krotonlatcu ....
500
navatifau^ (vgl. Diod. XI 4)
1 Triere (als Uoberiaofer Her.MH
7 Pentekonteren
tfte im zweiten Perserkriege.
(Za Seite 539).
BitlaTnifl
(Her. Vni 48).
T*Tfiitftfiftf>
(Her. IX 28).
Mykiae
(Her. IX 102).
6 Trieren
80
K)
15,
ÖOOO^Mann
8000 I
gQQQ /(<ü« flif^nilichen Sieger)
150« ] '/...'/,.....
3000
K) (Preis, Her. VUI 03)
»
10
500
3000
800
l
600.
1000
1000
+ [IX 105)
+ (Preis, Her,
+
300
(feUen)
2 Trieren u. 2Pentekontereii1 ff*!»« ■*«*»*
l Pentckonteren | Wiwer
1 Triere (als üeberläufer, Her. VIU 82)
1 Trieren (von Demokritos £iigefahrt)
(wf % athenischen Schiffen)
*i Trieren . w . . .
400 (mit Mykenae)
600
(1800 unbewaffnete, Her.IX 30)
400 (mit Tiryns)
600 (mit Styra). .
400
600 (mit Eretria).
11 Triere u. 1 Pentekonterel
1 p I Qr^ben nicht
» t'entekontere f Erde u. Wwer
300 .
800
Trieren
500
200
200.
iPentekontere (verweigerten E. u. W.)
«:
(verspäten sieh , Her. IX 77)
• folgen dem Xerxes) .
^ Triere des Phayllos.
(folgen dem Xerxes)
O.Frick; das platäeiscbe Weihgeschenk su KoDslantinopel. 539
glticklieh (die erste nahm, wie bemerkt, ein Versehen des Pausanias
an), wenn er in ihnen nicht die peloponnesischen Eleer erkennt,
sondern die Colonie der Bleer in Eretria*'). Er sacht zwar zugleich
daraas die Anslassnng- der Eretrier in dem Verzeichnis des Pausanias
zu erklären, welche wir doch nnh in unserem Verzeichnis gefunden
haben; seine Vermutung bleibt aber niehtsdestoweniger sehr glaub-
lich und hat durch ^ie Aufßndong jenes Namens an Wahrschein-
lichkeit nur noch gewonnen. Jetzt lesen wir die Namen der drei
euboeischen Stidte zusammen (Eretrier, Chalkidier, Styrier), dann
folgen die Eleer '°), welche, wären es die peloponnesischen, sowol
der geographischen Lage wie ihrem Antheil nach an der letzten
Stelle hinter ihren Stammgepossen , den Lepreaten, gesucht werden
mOsten. Da es nur Zukömmlinge waren (iTrotxo»), nicht eigentliche
Gründer der Colonie {aTtoixoi) , so konnten sie sehr wol von den
Erelriern gesondert aufgefährt werden''); möglich auch dasz darin
eine Concession lag, welche man der Eitelkeit oder der ehrenvollen
Slellnng der Eleer im Mntterlande als HOter der olympischen Spiele
machen wollte , nachdem ihre Saumseligkeit sie selbst um solche
Ehre gebracht hatte.
Gehen wir nnnmehr an die genauere Betrachtung der Ordnung,
in welcher wir die Namen aufgezeichnet lesen , so ist einleuchtend
dasz, wenn überhaupt die Abfassung solcher Inschriften nicht der
Willkfir eines Individuums überlassen , sondern einer bestimmten
Behörde oder dazu ernannten Commission abertragen sein wird, dies
in noch anderer Weise von unserer Inschrift gelten musz, welche
ihre Botstehnng dem Rangstreite der verschiedenen Machte verdankte.
Erinnern wir uns aber der Umstände, welche ihre Abfassung be-
gleiteten, so können die Gesichtspunkte nicht zweifelhaft sein, welche
<li6 Ordnung und Reihenfolge bestimmen mnsten. Es muste vor allem
der Antheil am zweiten Perserkriege in den Schlachten von Arte-
mision, Salamis und Plataeae in Betracht kommen, nicht aber so dasz
die Zahlen allein entschieden. Die binnenländischen Staaten konnten
nicht bei Artemision und Salamis , die Inselvölker nicht bei Plataeae
streiten. Es wird also die Röcksicht auf die sonstige Machtstellung
nnd politische Bedeutung in jener Zeit sich dazu gesellt haben, wozu
>ls dritter Gesichtspunkt bei gleichen Ansprüchen die geographische
W^ kommen mochte. Die nebenstehende Tabelle gibt eine Uebersicht
fiber die nnmerischen Verhältnisse der jedesmal gestellten Contingente.
Es ist die Reihenfolge unserer Inschrift und Thermopylae und Mykale
zar Vergleiohnng mit herangezogen.
«7 ov Hetl t(p yffafifutzi xo» Qa nolla x^Tittuftevoi mtl. Ygl. K. U,
MüllcTB Dorier II 8. 614. ' 30) Bei Pausanias sind sie auseinander-
gerissen. 31) Vgl. Curtins Pelop. II S. 117 Anm, 86. Aehnlich so
P*M. V 5, 3 'HXsiovg Ix AfnQhv.
540 0. Priok: d«i plaCaeuolM WeihfeMWek lu KMaUBliMpel.
Die drei 6ro8Ciiiiohto1)steli6ii biUif fonw, udntor ikiei
wioderam Sparta, damaU ia dam aoch aabestriUeaea Besili dar Ue^
moDia, der eigeatlioha Sieger voa Plataaae. Den Atheaera gekört
dar aweita Plali ; die allgemeine Stimme sprach ihben dea Preii dei
ganxen Krieges au**). Daai wir dana Koriath am drittea PlaU tref-
fea, ist eia Zeagais mehr, wena es dessen noch bedArfle, geges die
flble Nachrede der spftteren Athener, welche ihnen ein feigm mi
adiwankendes Benehmen bei Salamis vorwarfen**). Aaaaerde« mt-
aprach dieser Platx dorohans ihrer daauligen Machtslellaag (Ptil
Arist. a. Q. Hermann gr. St. Ali. % 34, 11). Bei Plataeae eadlieh kit-
len sie wenigstens nachtriglichen Anthail an nehmen gesncht (Her. IX
69. Diod. XI 33). Auch auf den Abrigen Weihgeschenken wir diaie
Reihenfolge beohaohtet (Plnt. de Herod. mal. 39). Ihre Leistufa
im Kriege hattea ihrer politischen Bedeutung entsprochan.
Den drei Grosamichten schlteszt sich derjenige Staat an, der
allein Ton allen Bnndesvölkern mit den Lakedaemoniern uad Atbenen
an der Entscheidung bei Plataeae theilnahm^ die Tegeateo. Desa
es blieb das Weifageschenk sunftehst eine Danksagung für Plilaeie.
Schwerlich wflrde ihnen das Contingent (1500 Hopliten ; dass lie bei
ArtemisiOB und Salamis fehlten, konnte der Landmacht nicht iia
Vorwurf gemacht werden) oder ihre politische Bedeutung alleii »
solcher Ehre verholfen haben.
Vergleichen wir die Contingeale der vier niehslen Nanea, w
kann das awar nicht befremden, dasa die Aegineten den Sikyooicri
nachstehen ; denn diese erscheinen awar mit einer betrichtlieh gröixen
Streitmacht bei Artemision und Salamis, stellen aber dafür nar da
aechsten Theil der Zahl der Aegineten bei Plataeae: wol aber köiile
man die Megarer eher erwarten, welche bei Plataeae mit einer gleicki
Anzahl, in den Seeschlachten mit einer grossem Macht als die Sikfo-
ttier sich betheiligien. — K. 0. Müller '^) vermutet in der Reiheofolfe
32) Plnt. Arist 20 ijy ya^ iif aiiafitxti (iByicttp (ista trjt Smu^
%al %äi 'A^rag ^ Ko^tr^og, 33} Herod. Vll^ 130 vv9 dh 'A^fiäovi
«F Tiff X4yaif 0av^^g ytretfO*«« t^g 'Elltidog ov% ap ofutffxafm ^^'
&iog, Diod. XI 32 ot %^g *ElldSog 'qyovfksvoi Acmsdaiiiovtoi sei '^^'
vaCoi. Thuk. I 73. 34;^ Herod. VI II 94. Sein ZeagnU am Scbloii
{tovtovg iilv toiavtri tpdtig iiH vno 'A^nvaCmv^ ov (livtoi aMp
KoqCv^ioi ofioloyioviti, . . . fiagwifiC di a<pi %etl 17 ofXli; *KUdi) ge-
nügte freilich allein jeden Verdacht niederanBchlagen , ond die Sidw
verdiente kaum eine £rwahaang, hätte sie nicht Plutarck de Her«i
mal. 30 an einem gehaesigen Angriff auf den Herodot beoatii oad
spätere Declamatoren (Dio CLrys. XXXVH p. 456 Mor. Marceliiaas n'u
Thnc. 16) sie noch weiter ausgesponnen. Vgl. Grote a. O. III S. 115) äer
mit Recht die Ersählang auf den Haas suraekführt, welcher n der Zeit
als Herodot sein Werk niederschrieb swischen Athen und Koriotii Mf-
Bubreohen begann (Thok. I 42. 103. Curtins Pelop. II S. 590 Asm. 77).
Baau kam das dttrchaos nicht tadelfreie Benehmen ihrer Führer, ^
Adeimantos bei Artemieion and auch bei Salamia (Her. YIIl 5* ^n
des Earjbiades bei Salamis (YIU 58. 63) , welches die Entstehimg t»-
eher Verdächtigung begünstigte. 35) Dorier II S. 170.
0. Friok: das pUrtaoiMbe W^th^mktak la KoMtaatiao^ S41
«■•«rer IweMII, wmI me asek fpiler aoeh oaeh der Zerattraag Ae-
gisas aiagahallaa aad im gaaiea wieder ia der AafaiiilaDf der Ver^
Iheidiger des IsthMoe befolgt werde, die Ordaaag der Bandee*
Glieder der daaialigea Baadeagenoseeaecbaft, aad ee moehte dana
4«r dari behaaplele Vorraag aach liier berftcksiohtigt wordea seia,
ftaaMl der Uatenehied der Beisleaer iKeia alUa grosier.war. Mehr
■•eh atod wir aber geaeigt, die Srkliraag ffir die Bevoraogaag der
Siliyaater ia ihrem Verbaltea bei Mykale aa sachea; es ist aa aioh nieht
giavbiicb, daas den Tbeilaehmera aa jeaem Kampfe nicht eben dieselbe
Bhre aagestaadea wordea seia sollte, derea die Sieger von Artemi»
sioii aad Salemis gewürdigt wordea waren, aad es scheial durch an*
aer Denkmal bestfttigl aa werden. Dia Sikyoaier gebaren an dea w»»
nigea Völkern (Lakedaemonier, Athener, Korinther, Sikyonier, Troe*
senier), welche in jener Sehiaoht namentlich genannt werden (Ber. IX
103 ff.); die Scblacbtstellnng zeigt, sie namittelbar neben den Korin-
tbern, nnd erst hinter ihnen die Troesenier aaf*); sie aeicbnen sich
besonders aus, verlieren dabei ihren Anfdbrer (c. 103) nnd erhalten
nil den Athenern, Koriotliern, Troeseniern den Preis der Tapferkeit
(c 106). Diodor (XI 32) nennt sie aoger unter den Truppen, welche
in aweiter Linie zu den Streitern bei Plataeae gehörten, d. h. nach
denn Baapisiege der Spartaner, Tegaatea und Atheaer an dem Nach-
apial der Schlacht dea eifrigsten Antheii nahmea ; nnd wir haben nm
so weniger Grund diese Angabe in Zweifel an sieben, als die von
Herodat bei dieser Sache geaannten Korinther, Megarer und Phliasier
mir nia Fahrer grösserer Abtheilungen aufgefährt werden (IX 69).
Badlieh BMchCe die schon erwähnte Vertbeidigung dea Isthaios bei der
ftavgordnnng sack mit in des Gewicht fallen.
Die Leistongen der Aegineten nnd Megarer warden sich im
gnnaen ausgleichen. Aber die ersteren haben den ersten Preis bei
Salamis davoagetragen (vgl. Simoaides Epigr. 136 Bgk. Her. VIII 93.
Diod. XI 27). Aaeb bei Mykale können sie nicht gut gefehlt haben;
die geringe Schar, welche sie nach Plataeae senden, spricht dafdr;
ihre Insel war der Sammelplats der fflr jenen Feldsug bestimmten
Flotte (VIII 131 ff.); sie vor atlem werden wir uns unter den ungenann-
ten Seharen an denken haben , welche die Athener nnd Lakedaemonier
als Hillten des ganten Heeres auf beiden Flügeln fährten (IX 109 ff.)«
und da den Athenern die Korinther, Sikyonier, Troesenier sogetheilt
werden, so werden wir die Aegineten auf dem FlOgel der Lakedaeaio-
nier an suchen haben (d. h. nsch alter Sitte dem rechten)'').
Die Megarer nennt Diodor*^) mit den Aegineten susammen eis
die im Seewesen erfahrensten naiAsI den Athenern. Sie hielten bei
Salamis mit dea Aegineten den rechten Fldgel (Diod. a. 0.) und hatten
36) Herod. IX 102 'J&iiPaSot dh %ail Ko^v^yoi %ai £i%v»Ptoi uai
TQOitn^^^^ (ovxot ya^ ^aav ins^rig XBtixyiiivoi) avvtniünofisyoi %xX.
Zl\ Ygl. Dnneker Gesch. d. Alt. IV S. 857. ^) XI 18 Aiyiv^xai. dl
Übersicht der griechischen Sti
Namen
des Gewindes.
Thermopylaa
(Her. VII 202. Pans.X20).
ArtoznlBioix
(Her. Vin 1).
1
2
3
4
5
6
7 I
8 I
0 I
10 I
11
12
13
14
15
10
17
18
19
20
'21
22 I
23 |J
L akedaemonier
Athener . . .
Koriniher. . .
Tegeaten. . .
gikyonier. . .
Aegineten . .
Megarer . . .
Epidaorier . .
Orchomenier .
Phliasier . . .
Troezenier . .
300 Mann
400
500
L20
200
Hermioneer
Tirynthier .
10 Trieren
100 .... .
40
12
18
20
8
5
(auf atheniBohen Schiffeaj . .
2 Trieren nnd 2 Pentekonteff
7 Trieren
(bemannen 20 athenische Sei
2 Trieren
Piataeer . . .
Thespier ... 700
Mykenaeer . . 80
Keer
Melier ....
Tenier ....
Naxier ....
Eretrier. . . .
Chalkidier . .
Styrier ....
24 I Eleer
25 Potidaeer. . .
26 Leukadier . .
27 Anaktorier . .
28 Kythnier . . .
29 Siphnier . . .
30 A ( Ambrakiotcn .
31 ■ I Lepreaten . .
Plut Them. 20 dg tgidnovra %ai iida fkovai «dXeig tlaiv at fkfxa^xov^ai %
Paleer
j
I
1
äeriphier. . . .
Mantineer
Lemnier.
Opnntische Lokrer
, Krotoniatcu ....
500
navat^ati^ (vgl. Diod. XI 4)
1 Triere (als Ucberlilaf er Her.l
7 Pentekonteren
Kfte Im zweiten Perserkriege.
(Za Seite 530).
Salamis
(Her. Vni 43).
Flataeae
(Her. IX 28).
Mykiae
(Her. IX 102).
16
180
40.
«
90 (Preis, Her. VUI 93)
20
10
I
13
(fehlen)
STrierenii. 2Peiitekonterenl ff»J>«n nicht
> £rd0 und
2 Pentekonteren j ^awer
1 Triere (als Ueberläufer, Her. YHI 82)
4 Trieren (von Demokritos zugeffilirt)
i:
laaf 20 athenischen Schiffen)
2 Trieren ^ . . •
5000 1 Mann
8000 I ,
Q(j(^ ^(die eifl^nllichen Sieg-er)
1500 !!!!!'/.!!!!!
3000
500
3000 r
800
600
1000
1000
300.
400 (mit Mykenae)
600
(1800 unbewaffnete, Her.IX 30)
400 (mit Tiryn»)
600 (mit Styra). .
400
600 (mit Eretria).
+ [IX 105)
+(Prei«,Her.
+
1 Triere n. 1 Pentekonterel
I gaben nicht
i Pentekontere (ErdeiLWaMer
7 Trieren
300 .
800
}
500
200
200.
1 Pentekontere (verweigerten £. u. W.)
(verspäten sich, Her. 1X77)
'(folgen dem Xerxes) .
1 Triere des Phayllos.
(folgen dem Xerxes)
&44 0. Friok : das platieisehe Weibfeicheiik m KontartBwp<t.
ten Aber die danslige Gescbidite beider Sudle niehl erwieaea warte
kaon, eatweder daas Tiryna micbtiger war als Mykenae, oder dm
es TOB jenea 400 Mano deo grösseren Tbeil bei Plataeae stellle; viel-
leicht sandten die'Mykenaeer niebl mehr aas als Jeoe frflberea 80 laai
Ton Thermopylae. Immer wird man unsere Urkonde , ohne sieh einer
pelitio principii schuldig' au machen , als Zengnis gegen die Notis dei
Pansanias gebrauchen können. — Es nimmt Mykenae den Mftehtea dei
Continents gegeuQber eine ähnliche Stelle ein wie Siphnos gegealber
den Inselmichten. Denn wenn wir den Vorrang der Tirynthier tot
den mftehtigeren und sich mit so Tiel ansehnlicheren Streitkriflea be-
theiligenden Stadien Boeotiens (Plataeae und Thespiae) durch ihres
Antheil an der peloponnesftcben BundesgenossenschafI erklären kta-
nen, Mykenae aber Irols des gleichen Verhiltnisses ihnen nachsleät,
so kann das eben nur seinen Grund in der völligen Bedeutungslosifkeil
haben, zu welcher die so bald darauf xeratörle Stadt schon dantls
herabgesunken war; sie schlieszt als winatgste Macht den eageri
Kreis der hellenischen FeslIandsmSchte, wie Siphnos den weiteres
der Inselrölker und entfernteren Seestaaten.
Die Plataeer gehen den Thespiern voran, obwol sie bei Plt-
laeae nur ein Drittel von der Macht der letzteren stellen , aus deasel-
ben Grunde, aus welchem ihnen so viele Auszeichnungen zntheil wor-
den, nemlich um die Stätte des Kampfes und die Aufopferung der Stidt
zu ehren. Die ehrenvolle Stellung in der Schlachtordnung an der
Seite der Athener (Her. IX 28), fthnlich wie die Stellung der Tegeilea
an der Seite der Lakedaembnier ^) , mochte mit tob Binflasz eeia.
Dasz sie femer auch bei Artemision auf atheniechen Schiffen, aiekt
aber ebenso bei Salamis mit fochten, wie der Redner gegen Neaera$97
p. 1378 meint, ist früher schon erwähnt worden. Nach Plntarch Arist.
20 erhielten sie bei Plataeae den Siegespreis, jedoch nicht sowol ab
Anerkennung fQr dort geleistete Dienste — Ton welchen unter dea
Schlachtberichten nur derjenige des Diodor XI 33 etwas meldet, der
sie unter den nachträglichen Verfolgern nennt — sondern als eis Aas-
knnftemittel , den Streit zwischen den Athenern und Spartaners baiia-
legen, und um des Kampfplatzes willen. Duncker (a. 0. IV S. 616)
irrt daher, wenn er ans dem Siegespreis auf einen bedeoteadea An-
theil am Kampfe und auf grosse Verluste derselben schlieszt, in wei-
terer Conseqnenz ihnen dann auch ein Grabmal zuschreibt und des
Herodot Angabe bestreitet, alle Gffiber bei Plataeae auszer denjeaigea
der Athener, Spartaner , Tegeaten , Megarer und Phliasier seiea Keno-
taphien. Niemand sonst bezeugt die Nachricht des Plutarch, und will
»an sie daher annehmen, so musz man auch seinen Grund geltea Is0-
aen. Nun bezweifelt sie tft^er Grote (a. 0. 111 147) und wie uns seheist
mit Grund; nicht nur das einfache Schweigen Herodots spricht da-
44) Vgl. Ljiiae Epitaphios § 46, wo die Lekedaemonier und Te-
geaten als Sieger über die Barbaren, die Athener und Plataeer ab
Sieger über die (mediseh geiinnten) Hellenen genannt werden«
0. Fmdi: te ptatacmhe Weihcesehank m K«MU«liB0p4. S45
« . ^
gegea, sondert Mieh die fielen Widertprflolid, in weMe aen eioii
dann mit seiner Dnrstellnnf der gansen Sohlaeht verwiekelt sihe.
Der Thespier und wie befremdlioh ihre AnsUssang bei Paasn*
Blas sei, ist oben sehen gedacht worden.
Mit den Mykenaeern schliefst die Reihe der dem engeren Grie-
dionland angefaörigen Staaten, nnd es folgen nan in xweiter Linie
gtoiehsam die entfernteren Inselrölker (Aegina wird schon von ilero«
iol Vlü 66 sa den Fes tlandstaaten gerechnet) nnd die den poliU*
sehen Gesamtleben femer stehenden Staaten Mittet- nnd Nordgrieohea-
lands.
f>ie Keer eröffnen — aneh bei Paosanias — diese Abtheiloaf,
Qod die Geschichte ihres Verhaltens im Perserkriege rechtfertigt dea
Ehrenplatz. Sie halten von den Kyklsden nicht nur die meisten Schiffe
gestellt, sondern waren auch die einzigen von ihnen, welche schon
bei Artemision mit gefocbten (Her. VIII 1). Mü derselben Macht (S
Trieren nnd 2 Pentekonteretf) stieszen sie dann zur Flotte bei Salamis
(Her. VIII 46). Unrichtig haben einige^) mit ROcksicbt aaf Herodot
VII 95 0. VllI 46. 66 auch sie unter -diejenigen Völker gerechnet, wel-
ebe dem Xerxes sich anfangs unterwarfen. Die erste Stelle (VII 95)
aprichl nar allgemein von loniern und Inselvölkern; die Worte
(VIII 66) aber nXriv vmv nivte noUmv, xmv bu(ivi^^v «^c^ov tic
ovvofMtra (o. 46) mSssen zwar adf die Melier, Siphnier, Seriphier,
Kytbnier, nicht aber auf die Naxier bezogen werden, von denen ua-
ntitelbar vorher gesagt wird, daez ihr Contingent fOr die Perser be-
stimmt gewesen and nur auf Veranlassaag ihres Fahrers za den Grie^
oben gestossen sei. Offenbar sind die Keer jener ffinfte Staat, dessen
Halfstetstang gleich vor den Naxiern erwfihnt wird. Auch die Grösse
nnd Bddentung der Insel steht mit diesem Vorrang in keinem Widern
sprach.
Melos stellt zwar nur zwei Pentekontcren , ist aber von jeaen
fflaf trea gebiiebenan Inseln nftchst Keos die michtigste nnd ein be»
soliderer Schitzling der Spartaner (s. K. 0. Möller Orchom. 8. 31d).
Auch bei Paasanias nimmt sie die zweite Stelle ein nnd PIntarch hatte
ihrer Aafzeiehnung gedacht (de Herod. mal. 49).
Die Ten i er hatten sich zwar erst nachtrfigllch nadh dem Gefecht
bei Artemision den Persern angeschlossen (Her. VHI 66). Aber es ist
schon wiederholt des wichtigen Dienstes gedacht worden, welchen
am Vorabead der Schlacht von Salamis das ttberlanfen ihrer Triere
aater dem Panaetios der hellenischen Sache leistete, nnd dessen Be-
denlang die vorhergehende Katastrophe und finszerst bedenkliche Si-
tnntion der Verbttudeten in ein helleres Licht stellt (Her. VIII 82. Fiat.
Them. 12). Wahrscheinlich bestaad ihr Contingent nur aus der ^iaen
Triere ^).
45) Bröndsted a. O. I 8. 71. Hoffmann a. O. II 8. 1428. Valeke-
Beer xu Herod. VII 95. 46) Vgl. oben 8. 536. Diodor XI 17 Ittaat
einen Samier, von den loniern abgeschickt, heimlich hindnrehschwixnmen
646 0. Priok: d«8 p litaeiiche Weibfe»ehoiik s« KMstaBtiMpel.
Di6 Nazi er hattoo vier Sobiffe sau Heere des Xerzea gfenadt,
der Trierarch Demokrilos aber sie dea Hellenea zagefflbrt (Her. Vlli
46) ^).. Die besondere AasaeichBang-, mil welcher sie dann eaker sei-
ner Führung bei Salamis stritten — Demokritos hatte nach einen Epi-
gramm des Simooides als dritter das Treffen begoniieD, fanf feindliche
Schiffe genommen und ein sechstes dorisches aus den Hinden der Bar-
baren befreit (Plnt. de Herod. mal. 36) — maohte daas man die ob-
freiwillige Theilnahme des Staates abersah. Bei My^kala noehtea sie
auch im Auftrage des Staates mitgefocbtea haben.
Es folgen die Städte Enboeas. Hit ihnen beginnt die Grapfe
der entfernteren Festlandstaaten. Denn auch Eaboea gehört wie Ae-
gina nicht zu den Inselvölkern im engeren Sinne (Her. VIlI 66). Za-
dem nahm es seit der Dematigung vonChalkis dnrch Athen (Her. V 77)
eine secnndire Stellung ein, von allen nordgriechisohen VarbflndeteR
indessen wieder die erste. Unter den euboeischen Stidten geben po-
litische Bedeutung und Verdienst nm die Nationtlsaohe den Eretriern
Tor den anderen den Vorrang. Sie treten bei Artemision und Saitnis
mit 7 Schiffen auf, bei Plataeae stellen sie mit den Styriem geaeio-
schaftlich — aber sicherlich sie doch den grösseren Theil — 600 Haas.
Die C h a 1 ki di e r erscheinen in voller Abhiogigkeit von Athen. Sie
bemannen 20 athenische Schiffe für Artemision und kämpfen mit dieses
auch bei Salamis. Boeckh sieht in ihnen jene 4000 Kleruchen, welche
Athen nach dem erwähnten Kriege in Chalkis auracklieaa (Her. V 77).
Als Kleruchen konnten sie eine eigene Seemacht nicht besitsen, aad
die Zahl 4000 stimmt zur Bemannung jener Trierenzahl sehr gnt. Scbos
früher hatten sie von Athen Befehle zu Kriegsunternehmongen erhal-
ten ^^). Dasu würde denn auch die Stärke ihres Contingents fflr Fli-
taeae (400 Mann) vortrefflich passen.
Die Styrier waren Dryoper^) und als solche in grösserer
Selbständigkeit zu einiger Bedeutung gelangt, nächst Eretria und Chal-
kis der mächtigste Ort der Insel; sie fahrten den Griechen 3 Triereo
bei Artemision und Salamis zu und hatten Theil an dem Coatiageat
der Eretrier bei Plataeae.
Dasz wir in den EI eer n mit Bröndsted nicht das peloponnesisehe
Elis, sondern eine Colonie der Eleer in Eretria zu sehen haben, ist
oben S. 538 f. ausfährlich begrQndet worden. Die nunmehr naefage-
tmd die Stelle des tenxschen Schiffes vertreten , offenbar indem er diese
Begebenheit mit der That des Tauchers Skyllias bei Artemision ver-
wechselt (Her. VIII 8). 47) Vgl. Aesch. Pers. 887. — Plutarch de
Herod. mal. 30 bestreitet des Herodot Angabe und beruft sich auf
Hellanikos und Ephoros, deren Worte: die Naxier seien mit 6 oder 5
Schiffen den Griechen zu Hülfe gekommen, der Hauptsache nach mit
Herodot doch nicht im Widerspruch stehen: vgl. Lahmejer a. O. 8. 72,
welcher, wie schon Reiske vermutete, in dem xffsig Xift^QBtg bei Platarch
mit Recht nur einen Fehler sieht, der sich aus dem folgenden t^iJQm
für thtatfag eingeschlichen habe. 48) Boeckh Staatshaush. I S. 504
(46g). Her. VI 100. 49) Her. VIII 46 und K. O. Müllers Dorier
I 8. 43.
0. Friek: du pltltoitohd Weihgesohenk so KonstaniiDopel. 547
wieseDe PlaimiMigkeit, mit welcher der guie Katalog abgefa'szt
ist, Biass das Gewicht der dort beigebrachteii Gründe noch ver-
stirkeo.
Uoter deo folgeDden koriotbiscben Colonien war sowol Leokaa
wie Aaaktorion ood Ambrakia zwar älter, nicht aber mächtiger als
Potidaea^), and waren jene Städ|e aach nomerisch stärker im
Kriege vertreten, so hatte an Eifer and Anfopferongsfähigkeit Potidaea
sie abertroffen. Von Xerxes zur Heeresfolge genöthigt (Her. VlI 123)
waren sie sofort nach seiner Niederlage and Rackkehr von den
Barbaren abgefallen ; ihr Beispiel- hatte auch die llbrigen Bewohner
ron Pallene so dem gleichen Schritte veranlasst. Das hatte ihneo
eiae langwierige Belagerung von Seiten des Artabazos zogezogeD
(Her. VIII 126 — 129), aas welcher ihre Aasdaaer allein sie rettete.
Endlich erschienen sie mit 300 Mann bei Plataeae and erhielten den
erbetenen Platz an der Seite der Korinther (Her. IX 28. 31), offenbar
scboB damals in Anerkennung derselben Verdienste , derentwegen sie
hier den anderen vorgezogen sind.
DieLeakadier, welche Pausanias ausläszt, gehen den Anak*
loriern voran, weil sie auszer den 800 Mann, welche sie mit diesen
geneinschaftlich nach Plataeae führten (Her. IX 28), 3 Schiffe fflr Sa-
laoHs^ gestellt hatten (VIll 46).
Man erwartet nun die Ambrakioten, die ein sehr bedeutendes
Cootingenl lieferten (7 Schiffe für Salamis und dOO Mann für Plataeae)
Qod durch geographische Lage ebenso wie dorch ihre politische Stel-
lung als Colonie von Korinth sa den eben genannten Staaten gehörten.
Und in der That läszt sich kaum ein anderer Grund für diese Ab-
weichflog von dem sonstigen Princip anfahren als ihre isolierte Lage
sasierbalb der eigentlich griechischen Welt, auf welche auch Herodot
sehen hindeutet (VIII 47). Diese Erklärung gewinnt an Wahrschein-
liebkeit, wenn wir bedenken, dasz es gerade die Kythnier und
Siphnier sind, welche ihnen vorangehen. Es würden dann nemlich,
wie die Thespier nnd Mykenaeer den Schlusz der ersten Gruppe
der Fesllandstaaten bilden, so diese die Reihe der eigentlich helle-
nisehen Staaten schlieszen. Der letzte Platz war aber fQr diese nn-
bedeutendsten der betheiligten Inseln nur natürlich; sie hatten allein
bei Salamis mitgefochten und von allen Staaten das winzigste Con-
tingent gestellt (die Kythnier 6ine Triere und dine Pentekontere , die
Siphnier ^ine Pentekontere). Zwar belief sich auch die Beisteuer der
Teaier nur auf 6ine Triere , aber ihre ehrenvolle Stelle war eine be-
soadere Auszeichnnng und die Insel auch an sich bedeutender. Denn
die Bedeutungslosigkeit von Kythnos und Siphnos wird gerade mit
RScksicbt auf unsern Fall in einer Stelle des Plutarch ausdrücklich
berrorgehoben. Es wäre immer besser gewesen, sagt er von den
Argivern, mit den Siphniern nnd Kythniern in der Befreiung von
Hellas zu wetteifern, als aus Eifersucht auf die Spartaner sich solchen
50) Mullers Dorier I S. 117 ff.
548 0. Friek: da« plaUiaiaelie Weil^resebeak m KoMtaoliao^L
Ktapfen za enUieheii ^^), Dem mii^tigslM StMt also oad Ha«|»t dea
Krieges werden die nDansebBliehaten and letitea Glieder dea Baadea
entgegengeselst. Erinnern wir nns aber, dass PInlarch apiler ia iha-
lieber Weise die Kylbaier and Melier als die anbedeatendaten der-
jenigen Staaten erwfibnt, deren Namen anf anserem Weihgeaefaeak
Terzeicbnet gewesen seien, und dasz er von dem Monomeni als Angea-
leage sprach , so wird ancb die erste Stelle mit onserer iBaebrifl ia
Yerbindnog gebracbt werden k^aaea, ibr Zengnis wenigstens an Be-
daatung gewinnen.
IHss'die Ambrakioten dem Verseichnis anbaagawaise aaga-
reibt werden konnten, erklärt sieb ans ibrer isoliertea Steliang im
attasergriecbisehaa Gebiet; ibniiob ist es ancb mit den Lepreatea,
dere» Erwfibnnng an dieser Stelle anf den ersten Blick der sooali*
ge» Aaordnaag so ▼öllig sn widerstreiten scheint. Sie sii^d awar ein
peloponnesiseber Staat, aber eine miayaebeNiadcrlauaBg, aad mIk
man als solche den übrigen Hellenen gegenaber eine gesoaderle Stel-
iang^ ein. Lepreon war der Hanptort des Minyerstaates , welcher aiek
am die Zeit der dorischen Wanderang mit sechs Stidten in TripbyUea
erhob. Es halte allein ron ihnen sieh aach nach den meaaeniaeheo
Kriegen gegen die Eleer gehalten and behauptete nater spartanisehea*
Schatz eine Aft von Halbautonomie bis in die Zeilen dea pelopcaa»-
aiachan Krieges. So konnte es mit 200 Mann (so viel aagefibr stellte
aneb Tiryns nnd Mykenae, mit denen Lepreoa in mancher Hiasicbt anf
gleicher Stafe stsad) naeh Plataeae sieben. Maate es nun am dieaar
ezelusiven Stellang willen den Stsatea des eageren Grieebeabaadea
nachstehen und aach den so viel michtigerea Ambrakiotea den Vor-
rang lassen, so sehatzte die LepreaCen doch ihr Wohnsitz and der
Umstand, deaa sie von alten Minyerstädten die einzigen Tbeilaekmar
am Kriege waren, vielleicht aneb die spartanische Gnaat vor einer
Aaaschlieaenng, welche wir bei den Paleern annehmen maaten, deren
Contingent demjenigen der Lepreaten dnrcbaas gleichksm").
Nehmen wir nun die Präge wieder aaf, von welcher aoagehead
wir zu dieser genaaeren Betracblnng dea Namen verseichntaaea geführt
worden waren, die Frage, wie die vermeinten drei Lfleken dea Denk-
mals etws auszufallen seien, so waren es überbaapt nur sechs Be-
werber gewesen (die Krotoniaten, Lemnier, opuntiaohen Lokrer, Man-
tineer, Seriphier und Paleer), welche nach aorgfiltiger Mnaterang aber
alle ans irgend genannten Theilnehmer des Krieges dafflr hätten nnf-
tY'eten können. Von ihnen waren die vier ersten Namen ans einer
Bethe triftiger Gründe sogleich aasaasehlieszen , and aneb v>cni den
beiden letzten konnte gesagt werden, dasz ihre Auslassung zwar
51) Plnt. de Herod. mal. 28 Zupvioiq yaq ^v xal Kv^pioig apfivow
iX$v99Q0vv tovs '^Ellfipagy ^ £iuiif%idt€tkg ^iXovsixovvxag vtl^q «K^^ik
iynatetliTtßtv xoüovtovg nal toiovtovs aytSvag. 52) Vgl. Her. Iv
148. VIII 73. ßtrabo VIII p. 344 ff. K. O. Müller Orchom. S. 373 ff.
E. CxutiUB griech. Gesch. I S. 141. 192. Pelop. II S. 85. Qrote a. O. I
S. 742. ^
0. Friek: das pUladsebe WoilifMcheftk %n Koiulaiilinopel. 549
■iehl gMfigead i« erkUren sei, dms Gegentheil aber aooh Dicht durch
•Bdere Thataacben besUmmt gefordert werde. Jetzt masz die syste-
matische Composition der Inschrift, welche wir so eben aafzeigeo
koanten, völlig tod der Unmöglichkeit äberzengen , diese Namen in
jenen Lflcken zu suchen. Es genügt dazu allein auf die strenge Scbei-
dnog von Fesllandstaaten und Inselvölkern hinzuweisen, welche durch
das einschieben der Paleer und Seriphier in die efste Gruppe anfge-
boben wQrde, der weiteren Art nicht zu gedenken, wie die plan-
niazige 4ind doch so natdrliche Einheit des Katalogs dadurch zer-
riaaeD würde. Somit stehen wir nicht an unsere ehemalige Ver-
mutung Ober das Vorhandensein jener Lacken aus diesen inneren
Gründen für einen Irthum zu erklären, welchen das früher beschrie-
bene einstige Aussehen des Monumentes ebenso erklärlich , wie der
gegenwirtige Zustand desselben wahrscheinlich macht. Es ergäbe
sieh somit eine Zahl von einunddreiszig Namen; das ist aber
eben dieselbe Zahl, welche Tbemistokles in der mehrerwihnten Stelle
des Plntarch als Theilnehmer des Krieges angibt"). An aich würde
einer so vereinzelten Zahlenangabe eines so späten Schriftstellers
keine grosse Bedeutung beizulegen sein; in dem fast wunderbaren
• snaammentreffen mit den Resultaten der vorhergehenden Untersuchung
wird sie ein wichtiges Zeugnis. Und fragen wir dann weiter: woher
entnahm Plntarch eine so bestimmte Zahl , welche weder mit einer der
Anfsihlttngen dea Herodot vollständig stimmt^) noch sonst etwa eine
herkömmlich überlieferte war? so liegt die Vermutung nicht fern, dass
es wieder eben unser Denkmal gewesen sein werde, welches ihm
Quelle war.
Und damit hätte unsere Betrachtung ihr Ziel erreicht. Sie
wünschte in möglichst vollständiger Weise alles das Monument be-
trelTende Matertal zusammenzustellen; sie hoffte dadurch allein und
am schlagendsten den Beweis der Echtheit fahren zu körnten. Kein
wesentliches Bedanken, weder in epigraphischer, historischer noch
kunstgeschichtlicher Hinsicht trat uns entgegen; wo auf den ersten
Blick der eine oder andere Punkt — zwar nicht einen Verdacht gegen
die Echtheit erregen konnte, wol aber mit anderen Resultaten im
Widerspruch zu stehen schien, fand die genauere Betrachtung eine
zwanglose Lösung und meist neues Licht und neue Bestätigung für
schon erwiesenes. Zu einer fortlaufenden äuszeren Bezeugung der
Identität des heutigen Schlangengewindes mit dem plataeischen Weik-
geschenk trat in dem zusammenstimmen aller durch das Monument nn«
53) Plnt. Them. 20 9i9d^ag dg xoidyLOvxa %al fiia fidy«i noXstg
tMr aC (istaßxovaca xov noXi^i^ov xal tovtmv at nltiovg nccvranccat
(u%Qiiti. 54) Bei Plataeae nennt er — die Kleer nnd Mantineer mit.
gestthlt — 27 Namen; dazu kommen aas der Schlacht von Salamis 7
InselTÖlker, nnd wir erhalten (ausser den Elrotoniaten , Lemniem and
opnntischen Lokrem) 34 Theilnehmer. Davon scheidet unser Verieich-
nia nun 3 Namen aus, die Paleer, Seriphier and Mantineer, enthiUt mit<»
hin 31 Namen.
550 0. Frick: das plataeische Weibgeschenk zu Koostantinopel.
geregten Fragen mit der Geschichte wie unter einander die velle
Starke der inneren Glaubwürdigkeit. Sollte aber mauchem eioe so
breite Ansrfihrlichkeit der Beweisffihrnng onnOthig erschienea seie,
so möge derselbe bedenken, dasz sie zur Nothwendigkeit wurde, wo
Mfinner wie Ernst Cur tius und Carl Bö tti eher bis in die letzte
Zeit hinein sich von der Echtheit nicht flberzeugen konnten.
Tl. Zur späteren Geschichte des Mommentes in Xonitantinopel
(seine Benutzung und Verstümmelung).
Es bleibt uns nun noch Qbrig, aus der Geschichte des Denkmals
wfihrend seiner Existenz in Konstanlinopel dasjenige nachzutragen,
was sich auf seine gegenwärtige Gestalt, vor allem auf seine Yer-
stfimmelung bezieht^). Der heutige Zustand läszt keinen Zweifel, dasi
das Monument zu einer Wasserkunst benutzt worden sei. Gleichzeitig
mit der Aufgrabung entdeckte man eine Wasserleitung, welche einige
Schritte von dem Postament entlang führte und zunächst mit den Lei-
tungen der Moschee Sultan Achmets, sodann mit der Wasserleilang
des Valens in Verbindung stand. Nun kann zwar unser Gewinde nicht
gerade unmittelbar mit dieser Leitung verbunden gewesen sein, weil
diese beinahe einen Fusz höber lag als der Granitwürfel, welcher dem
Gewinde jetzt als Piedestal dient; höchst wahrscheinlich aber war die
neue Leitung die Benutzung einer alten; mit dieser hatte das Monoment
Commnnication; das zeigt eine ziemlich grosze Oeflfnung am Ende des
Gewindes, sowie eine dicht unterhalb derselben in dem Granitwärfel
befindliche, der Wasserleitung zugekehrte Rinne. Die Wasserleitung
ist mit der späteren Erweiterung und Ummauerung des Platzes ver-
soh wunden. Dafür hat nach den neuesten Mittheilungen von Dethier^
das Postament selbst die Gestalt eines Bassin. Endlich wird uns solche
Verwendung des Gewindes zu einer Art von Brunnen oder Wasser-
kunst und zugleich die Zeit, in welcher dieselbe staltfand, durch den
Rest einer Bleiröhre bezeugt, welche schon bei der ersten Aufgrab ang
im inneren des hohlen Erzkörpers von uns entdeckt wurde (vgl.
Monatsber. S. 287). Sie stand in demselben aufrecht, so dasz wir sie
anfangs für den Stil des Gewindes halten konnten, durch welche es
in dem Postament befestigt sei (vgl. Monatsber. S. 163 f.)- Das Bruch-
stück hatte eine Länge von ungefähr 3 Fusz und war mit folgender
sehr wol erhaltener, erhaben darauf angebrachter Inschrift versehen:
AP . . . AT(*)NnATPIKI0VKenAPX0VPt^^ I
1) Vgl. über das nächste arch. Anz. a. O. S. 221* ff. und Monatsber.
a. O. S. 286 ff. 2) In dem oben erwähnten Briefe vom 7n März d. J.
heiszt es: 'das einzige, was die Autopsie nachträglich ergeben hat, ist,
dasz im inneren der Säule am Boden sich ein Stein entfernen laset,
unter welchem sich der Grundstein als Deckel eines Bassin darstellt . . .
Auch der grosse Obelisk (des Tbeodosius) steht über einem Bassin,
welches Wasser enthält.'
0. Fri«k: dat plataeisehe WeihgesoBenk so Koiistaatinopel. 551
A. Kirehboff erginzt dieselbe foIgendermaszeD'): .... vov SsTvog]
tt«(o wt]az€inf navQixlüv x(al) iica^ov 'P(6(n{i]s vr^g viag]. Der
Name des Beamteo ist verloren gegangen ; es war dem Rest der In-
schrift nacb ein Praefect von Konstantinopel, ein Mann mit consttlari-
sdien Rang und dem Titel patricias, dem höchsten in der neage-
scbaffeDen Bureaakratie des Konstantin, welcher seine Inhaber selbst
Aber die praefecti praetorio stellte (Zosim. II 40. V 47). Die Beanf-
siehtigang der Wasserbauten gehörte aber recht eigentlich in den
Wirkangskreis der Stadtpraefeeten (vgl. Notitia dign. S. 180 f , 181 m
Bock.). — Dasz nun Konstantin selbst diese Siegestropaee fQr einen
solchen Zweck bestimmt habe , wird schon an sich niemand geneigt
sein anzunehmen. Es wird diese Annahme aber auch durch die Chro-
nologie verboten, da die Errichtung der Praefector von Konstantinopel
(ond Rom) erst in die Regierung des Constantius und das Jahr B59
ßllt (Not. dign. S. 175). Auf der anderen Seite gestatten indessen
die ZQge der Insohrift (besonders die Formen des A und V) nicht zu
weit in die byzantinischen Zeiten hinabzugehen, und da die oft er-
wähnte Abbildung an dem theodosischen Obelisken die Säule ohne
Postament zeigt, so muste sie, scheint es, schon unter der Regierung
dieses Kaisers jene neue Bestimmung erhallen haben. Denn schwerlich
hatte sie Konstantin ohne ein wfirdiges Piedestal aufrichten lassen,
Qiid das mehr als unscheinbare ftuszere des heutigen, welches sonst
mit Recht befremden mflste, findet nun seine Erklärung. Kann nun
aber so die Regierung des Theodosins als Anhaltspunkt in der Zeit-
bestimmung jener Umwandlung angesehen werden, so legt die er-
wähnte Verbindung der gleichzeitig entdeckten Wasserleitung mit
dem benacbbarten groszen Aquaeduct des Valens^) es nahe, noch
einige Jahrzehende weiter hinaufzugehen und die Einrichtung jener
Wasserkunst dem Bau der groszen Leitung gleichzeitig zu setzen,
d. h. in die Regierung des Valens (364 — 378). Es wird uns solche
Benutzung des Gewindes aber auch ausdracklich gemeldet von dem
ältesten der oben aufgezählten Reisenden, Bondelmonte (1422), wenn
er sagt a. 0.: *oribus apertis, a quibus, ut dicitur, aqua, vinnm et lac
>b eis exibat diebus instrantium.' Und auch von der tfirkischen Zeit
behauptet die noch jetzt lebendige Tradition ein gleiches').
Den Anfang derVerstflmmeluttg fahr! die Ueberlieferung auf eine
oben schon berührte Handlung Mohamed des Eroberers zurAek,
Welcher bei seinem Einzüge nach der Einnahme der Stadt mit seiner
3) Corpas inscr. Gr. Bd. IV S. 270 Nr. 8611. Damit wird zugleieh
die von ans im arch. Anz. a. O. S. 222* gegebene Ergänzung berichtigt.
4)^ Kodinos de aignis Constant. p. 20* 6 aywyog xtav fisydltov ailfC-
9<ov vno xov Ovdlsvxog intiad-rj^ ng offätcci, 5) Dallaway Con-
itantinople aiioienne et moderne S. 68 läszt das schon in Delphi ge^
•chehen, wo jene Flüssigkeiten ihm als ^Embleme der Göttlichkeit des
Apollo' gelten. Eigene Erfindung ist es auch, wenn er das Fomm des
Areadins als ursprünglichen Standort des Denkmals angibt, nicht den
Hippodrom.
Jahrb. f. cIms. Philol. Suppl. Bd. III. HR. 4. 37
552 0. Frick: das pUtaeiscke W^ihgeiekeak sa KoBilafttiaopel.
Sireitaxt den od terep KiBDbaoken des einen der drei Schlangenkö^e
zerschmettert habe. Die einzige uns bekannte historische Naehriebl
daraber findet sich in den ^annales Turcici' von Sead-eddin (gastorbM
nack 1550), übersetzt von Leanclavias S. 29 (ed. 11 Francof. 1596):
'cum El-Farich (Mohamed 11) in Atmeidanum pervenisset, coloanam
ibi lapideam vidit, cui triplex erat inpositns sarpens akeneai
idemqnetrieeps. illam conspicatns, qmdnani hoc esset idoli,
qnaesivit. simul in enm contorta magna vi olava ferrea , quam posdi-
gannm Turci vocant, uni de tribas illis capitibas serpentinis labron
in fer ins comminuit. quo facto mox serpentes in iirbe magno con-
spioi coepere numero. quapropter aactores ei foere quidam, ut missaa
deinceps illum serpentem faceret, quando per id simulacrnm eflactan
fuerit, ut serpens in vrbe nuUns esset, hinc eacolumna infao-
diernum diem adhne durat, et quamqnam nnius afaeoei serpenlb
inferiori labro deiecto serpentes in orbem veniont, nocere tarnet
neraiai possunt.' Erweckt nun schon der letzte Zusatz Mistrauen geges
die Kritik des Berichterstatters, so musz das Schwelgen des Dokas
und Phrantzes, welche beide doch jenes feierlichen Einzuges des
Sultans gedenken'), gegen den Bericht überhaupt einnehmen. Aber
auch Gyllius kennt das Factum nicht. Er erwähnt zwar eine angeb-
liche Beschfidigung des Denkmals durch die Türken, welche nach den
Glauben einiger das früher vergoldete Gewinde des Goldes beraubt
haben sollten, weisz jedoch nichts von einer Verstummelong durch
Mohamed, die er, wire sie schon zu seiner Zeit vorhanden gewesen,
in der sonst so ausführlichen Beschreibung des Monumentes unmöglich
bitte fibergehen können. Dadurch aber wird der Zweifel an der Wahr-
,heit jener Nachricht fast zum Beweise ihrer Erdichtung^). — Niobts-
desloweniger erhielt sich die Sage. Das angeführte Miniatnrbild des
Herrn Cayol zeigt zwar alle drei Köpfe erhalten, und die nichslea
unserer aufgezählten Reiseberichte sind entweder zu unbestimmt, wie
derjenige des unbekannten Venetianers (1543), welcher nur kurz und
allgemein von drei Köpfen spricht, oder auch sonst unrichtig, wie d$8
*gemini serpentes' des Busbeque (1554); aber schon Schweigger (1678), f
welcher als Augenzeuge sprach, wiederholt nicht nur die Ersablua^
von Mohamed, sondern seine Abbildung gibt auch deutlich die Be-
schädigung an*^). d^Ontremanu (1643) theilt die Stelle der Annalen
von neuem mit, und Thevenot (1655) fand ebenfalls den nntereo Kioa-
backen des einen Kopfes zerschmettert und scbrieb auch seinerseits
'6) Dukas hist. Byz. XL p. 168. Der Eroberer reitet in die Sudt,
begibt sich sofort in die Sopbienkirche und bestraft dort sogar eigts-
bündig eine Handlung fanatischer Zerstörungswut. Vgl. Phrantzes ioO'
III 0. 7) Auch die neueste quellenmässige Darstellung der ^Belagerung
und Eroberung Konstantinopels durch die Türken im J. 1453' von A«
D. Mordtmann (Stuttgart 1858) enthält nichts von der Sache.
8) Schweigger a. O. S. 123. Von ihr die Sage, dass um der»elben
willen keine Schlangen in die Stadt kommen könnten ; als aber Moha-
med die Stadt eingenommen , habe er die Schlange besichtigt und BtÜ
einer Keule den unteren Theil des Kopfes wcggeschlagen usw.
0. Friok: das plataeische Weibgeschenk za KonstaDtinopel. 553
die Veretammelang deqp Mohamed za. -i- Gyllius machte seine Reise,
wie frfiher bemerkt warde, unter der Regiernng Frans I (1515 — 47)
ond zwar in der letzten Zeit derselben"). In den Zeitraum von c. 1544
bis 1578 also rousK jene Verletzung fallen, und dadurch erhält eine an
sich sehr allgemeiue Nachriebt vom Sultan Suleiman (1520^-66) eine
bestimmtere Beziehung, welche von C. Bock mitgelheilt wurde aus
dem sehr seltenen Buche * Extremes y grandezas de Constantinopla
eompaestas por Rabi Moysen Almosino, Hebreo. Traducido por Jacob
CiBsino' (Madrid 1698. 4) S. 128: ^Sultan Suleiman beaehlt derri bar
la estatua de Hercules, que estava sobre las tres sierpes
debronce, frontero a los Falacios de Braham Baxa, diziendo, que lo
nindö assi , por que era idolo en que adorava , ä qaien se humillava
cids vez que salla de su casa , A cuya causa hizo la puerta principal
dflla a fronte della estataa , apiicando los Falacios para Serrai Real,
maodando viviessen en ellos sus criados (como lo hazen oi) con Ag&,
Medice, y todo lo demas necessario'. '^) Darf man nun durch Ver-
bifidang dieser verschiedenen Nachrichten den Suleiman für den Zer-
störer halten, so kaun das Ereignis dem Gyllius noch unbekannt gewe-
sen sein nnd der tQrkische Annalist eine so viel jüngere Begebenheit
irlhanlich in die Zeit des Eroberers versetzt haben. — Eine dritte
Relation freilich nennt als Urheber der Zerstörung einen Sultan Murad,
offeDbar Amnrath IV (1623 — 49), Velcher eines Tages fiber den Flatz
spazierend mil einem Schlage seines Stockes den Kinnbacken des
( einea der Köpfe von unten abgeschlagen habe' "). Eine solche Hand-
lang stimmt sehr wol zu dem Bilde, welches wir von diesem durch
DDgeneine Körperkraft ausgezeichneten nnd ritterlichen Uebungen
sebr EDgethanen Sultans haben *'), und eben dies mochte der Grund zu
jener firzfihlung sein, welche von den frQher genannten, fast ein halbes
labrbandert alteren Berichten Lögen gestraft wird. — Nicht viel bes-
ser scheint es mit der andern Angabe zu stehen , welche Tourneforl
(und mit ihm Fococke wiederum wörtlich Qbereinstimmend) allein
9) Beine Grabechrift (1555) spricht von einem Tode nach mehr als
lljihrigen Wanderungen. 10) Denkm. u. Forsch. 1857 Nr. 100—102
^•47. Der Stelle ist die Zahl (1539?) beigesetst, aber ohne nähere
^egrandung. Prof. Guhl übersetzt die Worte: 'Sultan Suleiman be-
fiehlt, die Statue des Hercules umzustürzen, welche auf den drei Bronce-
Khlangen stand, gegenüber den Palästen von Braham Baza, indem er
Als Grand dieses Befehles angab, dasz dies ein Oötzenbild sei, welches
er anbetete nnd vor dem er sieh jedesmal verbeugte, wenn er aus
Bemem Hause gieng, zu welchem Zwecke (aus welchem Grunde) er
^Qch den Haupteingang desselben gegenüber der Statue anbrachte,
U|dem er (Suleiman) die Paläste zum königlichen Sorail yerwendete und
l^fahl, dasB darin seine Diener wohnen sollten, wie sie dies auch noch
jetat thiin nebst dem Aga, dem Arzte und allem anderen erfordere
Hellen.» 11) Bo zuerst Spon und Wheler (1675) a. O. S. 234. Dann
Tottrnefort (1717) a. O. II S. 228, und mit diesem wortlich überein-
Btimnend Pocoeke a. O. V S. 850. Dazwischen zeigt die Abbildung
^^^ de la Mottraye (1600) drei Köpfe mit drei erhaltenen Kinnbacken.
12) Vgl. L. Ranke Fürsten and Völker I S. 87 ff.
37*
A
554 0. Frick : das plaUeische Weihfeschenk lu KoiuUiittMifeL
macht, daaz das GeWinde im Jahre 1700 naeh d|m Carlowilstr FriodMi
(1699) amgestflrzt uod auch die beiden andereQ Köpfe bei dieser Ge-
legenheit abgebrochen wfiren. Denn Lady Montagne *') sah die K6pfis
noch im Jahre 1717 und eine 1721 in Paris erschienene anonysM Re-
Schreibung Konstantinopels kennt sie mit Ausnahme jenes ^inen ser-
schmetterten Kinnbackens in wol erhaltenem Zustande'^). — Endlidi
musz einer vierten Version gedacht werden , nach welcher die Zer-
störung von Begleitern eines polnischen Gesandten herrühre, dessen
Wohnung sich in der Nähe befunden habe"); vermutlich ist der
EUschi-chan, der ehemalige Aufenthalt aller Gesandten bei der Pforte
gemeint; auch der Name wurde genannt: es sei nach de la Hottraye '^)
ein Graf Lisinsky, Palatin von Posen, gewesen, welcher vom König
von Polen als auszerordentlicher Gesandter nach Konstantinopel ge-
schickt worden sei. Wenn nun de la Hottraye Konstantinopel im
Jahre 1696 besuchte, so folgt aus allem' früher gesagten und bewebt
sum Ueberflusz die von ihm gegebene, alle drei Köpfe anfaetgende
Abbildung, dass die in Rede stehende Notii nicht die vollslindige
Zerstörung aller Köpfe im Sinne haben konnte, sondern offenbar nar
eben jene, welche von anderen Seiten dem Sultan Hohamed oder
Murad zugeschrieben wurde. — So sind die Resultate der Zerslo-
rnngsgeschichte unseres Denkmals sehr dürftig und bestehen mehr in
der Beseitigung einer immer neu wiederholten Tradition als in der
Nach Weisung bestimmter Thatsachen. Auch das erhaltene Braehstöck
des Kopfes vermag keinen n&heren Aufscblnsz zu geben; in keinem
Falle gehört es jener ältesten Verstümmelung an, da es ein Theil des
oberen, nicht des unteren Kinnbackens ist").
Zum Scblusz noch eine Bemerkung über den mit dem Monument
verbundenen Aberglauben, welcher in demselben einen Talisman gegen
Schlangen und Krankheiten sah. Er liszt sich bis in die griechischen
' Zeiten hinein verfolgen. Schon die türkischen Annalen, wenn sie der
^Gefahr gedachten, welche mit der angeblichen Verletzung des Gewin«
des durch Mobamed nun über die Sfädt hereinbrechen werde, weisen
darauf hin. Dann aber wird man nicht irren, wenn man in der Sache
nur eine Fortsetzung der Wundergeschichten sieht, welche bereits im
ersten Jahrhundert zur Zeit des Apollonios von Tyana die Stadt be-
13) Vgl. Hobhouse jonrney throagh Albania (London 1813) Bd. II
S. 051. 14) Noavelle description de la ville de Const. (Paris 1721)
S. 29: 'il y a dans la meme place trois serpens de bronse en*
tortill^s, la tSte drossle an hant et la queue onverte, le bas de la
m&choire manque & un, pareeque Mahomet' etc. 15) ChiBhuIl trsTeU
in Turkey (London 1747) S. 40. 10) Vgl. Glarke travela Bd. III
S. 73 ff. 17) Pittakis a. O. weiss von einer Tradition an berichten,
^dasz Leo der weise oder (?) Konstantin der grosse die Oeffnnngen
des Gewindes — er hielt dasselbe nicht für voUständig hohl — ver-
BchlosBen habe, weil die Jaden die Säule kaafend dieselbe oben und
unten durchbohrten, um das in ihr verborgene Gold hervonuholen« In
dieser Zeit hätten sie zuerst die bis auf Mohamed II erhaltenen awei (?)
Köpfe derselben und die oberen Qewinde aerstört.'!!
0. Fiiok : das plalaeische Weihgeschenk zn KoDstantinopel. 555
wegten. Damals muss Bysanz von eioer Schlangen -Landplage heim-
gesacht worden sein. Man rief, heiszt es, den Apollonios von Tyana
herbei, das Uebel sa bannen. Dieser richtete eine SSnle auf mit einem
Adler, welcher in seinen Krallen eine gebändigte Schlange hielt, nnd
seit der Zeil verschwanden die Thiere ^^. Niketas kannte diesen
Adler noch. Bei der Einnahme Konstantinopels durch die Lateiner
wurde, wie die meisten Kunstwerke des Hippodrom und der Stadt,
anch er zerstört ; die Sage aber erhielt sich und heftete sich in nahe-
liegender Uebertragung an das schlangenartige Gewinde, und dieses
wurde nun in einem zwiefachen Sinne des Wortes zu einer ^Schlangen-
8inle'. Fast alle Reisebeschreibungen bezeugen die Fortdauer des
Aberglaubens^*), und bis in die neueste Zeit erhielt sich die lieber-
leugnng von seiner wunder thäligen Kraft. Als die Ausgrabungen
Torgenommen wurden, erhoben die Türken laute Klage, dasz ihr
Talisman ihnen genommen werden sollte: Krankheit und Elend war-
deu nun die Stadt heimsuchen, die Kriegsleiden sich steigern. Es
ergab sich, dasz die ganze Höhlung des Gewindes von unten bis
oben mit kleinen Steineben angefüllt war; leidende aller Art hatten
sie hineingeworfen in dem Glauben, von ihren Krankheiten dadurch
befreit zu werden*^).
Essen. Otto Frick.
18) Hiketas Choniates de signis Const. c. 8 p, 801 Bk. Glykas Ann.
lU 230 (445 Bk.). Hesychius BüleBius orig. Constant. p. 67 OreUi, wo
in Stein gehauene Störche die Kolle des Adlers übernehmen. Kodinos
de aedificiis Const. p. 62 , wo derselbe Wundertbäter mit einer ehernen
Mücke nnd Fliege solcherlei Ungesiefer verscheucht. Ders. de signis
p.30 n. 36. Nikephoros KaUistos bist. eccl. III 81. 10} So d'Outre-
mann, Thevenot, Wheler, Tonrnefort, Pncocke. Einige hielten das
Gewinde selbst ftir ein Werk dieses Aberglaubens, wie Schweigger nnd
Smith r Septem Asiae ecciesiae' (1673) 8. 100 nnd bei Pertosier <pro-
menades pittoresques dans Const.' (Paris 1815) I 8. 251. 20) Vgl.
Monatsber. a. O. 8. 286 f. Aehnliches erzählt Pittakis a. O. von athe-
nischen Monnmenten, von den Säulen des Olympieion, der Ilissosbrücke,
der einen Karyatide des Erechtheion.
Berichtigungen.
o> 401 Z. 16 1. Die beigegebene Zeichnung Nr. III von der geschickten
Hand — Ebd. Z. 20 f. sind die Worte ^Besonders zeigt . . . fremde
Härten' zu tilgen. *
S- 493 Z. 4 V. u. 1. die beigefügte Zeichnung Nr. I n. II.
S. 510 Z. 5 1. instrantinm st. lastrantium. Ebd. Z. 2v. u. hinter 'eqnes-
tres Indi' hinzuzufügen: 'ex italico ^to«<rare; QtJlis Jousier (Joüier).*
EW. Z. 17 1. die Beilage Nr. IV.
8. 520 Z. 24 hinzuzufügen: vgl. die Beilage Nr. Y.
8. 525 Anm. 8 am 8chlusz hinzuzufügen: vgl. die Beilage Nr. VII.
I
I
I
I
Inhaltsübersicht.
Seite
I. Das .ScUangengewinde auf dem Atmeidan zn Konstantinopel 487
II. Geschichte des plataeischon Weihgeschenkes in Delphi . . 499
IIL Geschichte des plataeischen Weihgeschenkes in Konstantinopel 513
ly. Die Identität des plataeischen Weihgeschenkes und des Schlan-
gengewindes auf dem heutigen Atmeidan 521
y, Ausbeute der Entdeckung 526
yi. Zur späteren Geschichte des Monumentes in Konstantinopel
(seine Benutzung und yerstümmelnng) 55A
Verzeichnis der Abbildungen.
I — ^yil nach Zeichnungen von Dr. P. A. Dethier.
I u. II Seiten- und yoxderansicht des erhalteneu Drachenkopfes; vgl
S. 40a.
III die mit Inschriften bedeckten Gewinde des Denkmals; vgl.
8. 491 S.
ly das Gewinde nach dem türkSsefaen Miniaturgemälde des Hm.
Cayol zu Konstantinopel; vgl. S. 519.
y Abbildung des Gewindes bei G. Wheler; vgl. S. 520.
yi Abbildung des Monumentes auf dem Basrelief des theodosiachen
Obelisken; vgl. S. 403 u. 515.
yil Darstellung gewundener Säulen auf einem Basrelief bei Winekel-
mann Monument! inediti Th. II Tf. 149; vgl. S. 525 A. 8.
ym Ansicht des Gewindes in seinem gegenwärtigen Znstaade nach
einer Photographie im Besitz des yerfassers.
..?
K
^
r
L
DE
SENATVS POPVLIQVE ROMANI ACTIS
>1ull
SCRIPSIT
■IVSHVBNER.
Jahrb. f. das«. Philol. Snppl. Bd. III. Hft. 5. 38
u.
De senatus populique Romani actis.
I
Casa ma^is quam consilio factum est nt de senatas populiqae
aetis denao quaerera inatituerem. neque enim paaci hominea io hoo
argomeoto inlaatrando aersati sunt neque indocti. sed cum receotea
qnoadam qoi de hia rebus deque aliia similibua acripti sunt libelioa
diiudicandi rounua mihi oblatum esset, satis amplam quaerendi mate-
riam eos reliquisse stalim inlellexi. ne reliquiae quidem siue potius
teatimonia dixeris, quae de utroque actornm genere apud uarioa scrip-
lores leguutur, ita coUecta disposita explicata inueni, ut nunc talia
colligi disponi explicari iure exspectartur. mnlto autem minus priores
illi commentotores in eis consentientem me habent, quae de aotorum
origine ac ratione uninerse disputaueruut. praeterea duo sunt in qui-
bns cum illorum opinionibus mihi non conuenit. primum quod non
DulU eorum acta siue senatus siae populi cum annalibus maximis artis-
simo uincnlo coniungenda esse existimauerunt. alterum quod inepta
quaedam saecnli qninti decimi inuenta, quanquam fraus a paullnlum
sagacioribus plerisque dudum est detecla, tarnen usqn'e ad haec tempora
ab hominibus quibusdam male religiosis ueluti genuinae antiquitatis
reliquiae etiam atque etiam praedicantur. sciMcet actorum fragmenta
dico Dodwelliana nuncnpari solita a Dodwellio Britanno, interprete
ac uindice eorum primo, cniiis de actis commentatio adpendicis loco
praelectionibüs Camdenianis Oxonii anno 1692 editis inde a p. 464 ad-
iecta est. quicunque praeterea de actis dedita opera eommentati sunt
eorum scripta mihi praesto fuerunt fere omnia. eos tamen qui de aliis
locis disserentes tantum occasione siue data siue arrepta de actis quid
sentirent protulerunt nee noui omnes neque inutili diligentia enume-
rare uolui. ex utroque numero qaos ut nunc etiam consulanlur dignos
eenseo hi sunt. lustus Lipsius in excursu A ad quintum Taciti anna-
lern de actis senatus populique breuiter sed docie atque eleganter
nerba facit nulla hoc quidem loco fragmentorum Dodwellianorum men-
lione iniecta; sed ab amicis, priusquam in Pighii annalibus anno 1615
38*
560 B. Habner: de senatos populiqae Romaai actis.
editiB II p. 378 in pablieam prodierant, secam comnanieata baboit
atqae in commentario ad annalium XV 43 p. 177 editionis Antoerpiensis
anni 1685 inde oerba qaaedam sine fraudis saspitione protaUt. deinde
Petrus Wesselin^ius in probabiliom libro aingulari Franeqae'rae aaao
1731 inpresso p. 364 — 386 acer actoruan Dodwellianorom inpagiiator
exstitit. eiqoe adsensos est loannes An^stns Ernesti in primo ezev-
snnm qaos Saetonio sno Lipsiae anno 1748 edito adinnzit. bic piimis
omninm actoram naliam ante Caesarem mentionem fleri rectisslnie
monuit. e recentioribus post Fridericom Cbristopbornm Schlosserni,
qni in sno Berchtiique historiae atque litteraram , nl uolnerant, arcbio
Francofnrii anno 1830 edi coepto I p. 80 — 106 de fontibns bistorieo-
rum Latinoram aeni recentioris atqne inprimis de actis edictis pablicts
archiis dissernerat, et Robertnm Fratzium, qni in dissertatione *de
fontibus qnos in conscribendis rebus inde a Tiberio usque ad mortem
Neronis ^estis auetores ueteres secnti nideantnr' anno 1838 scripta
p. 14 — 31 de actis populi senatusqoe qnaedam leclu non prorsiis in-
digna qoanqnam ab eis qui insecnti sunt scriptoribus neglecta proto-
lerat, post illos igitur tres uiri de actis seorsim commentati sunt primos
eorum Victor Le Clerc Franoogallus est, cuios de dinrnis Romanoram
liber Lutetiae anno 1838 editus multa inepfa continet neque tamen om-
nino spernendus est ob landabilem diligentiam , qua quaecunque anlea
de bis rebus scripta exstabant nndique conquisiuit atque eonim niro»
rum qui actorum Dodwellianorum Odern aut defendernnt aul inpug-
nauerunt plenissimum indicem confecit. deinde G. E..F. LieberkahDius
patrouus eorum esse uoluit duabus commeutationibus, quanim prior
qnae est de dinrnis Romanorum' actis in programmate gymnasii Wims-
riensis anni 1840 edita est. ea me caruisse non aegre fero, quoaiam
adfatim mihi innotuit ex G. Reinii censura quae ephemeridi antiqnitatis
Studiorum IX 1842 p. 443 — 446 inserta est. altera quae inscrilntar
^epistola critica de uetere diurnorum aclorum fragmento Dodwelliauo
data ad uirum amplissimum Victorem Le Clercium (ita enim eum bar-
bare quam Clericum Latine dicere maualt) Parisiensem ' in eins uiadi-
ciis librorum iniuria suspectorum Lipsiae anno 1844 diuulgatis p. 1 —
100 legitar. tertius denique Adolfus Schmidtius dissertationem uer-
nacule sie inscriptam *das Staatszeitungswesen der Römer ' alque iam
anno 1837 utait perscriptam anno demum 1844 in ephemeride sna histo-
rica I p. 303 — 356 publici iuris fecit. in hac dissertatione fragmenta
Dodweliiana recte illa quidem damnaait, sed idem Clericum secvtus
auctor praecipuus prauae illius opinionis exstitit, qua acta cum aunali-
bus maximis confusa esse supra commemoraoi. bis adnumerandi sunt
qui dum de rerum litterarumue Romanarum historia uel de antiquitati-
bus Romanis generatim agerent etiam de actis disseruerunt. ueinti
G. A. Beckerus in antiquitatum Romanarum enchiridio I p. 31 et II 2
p. 446, G. Bernhardyus in historiae litteraram Romanarum edittoae
tertia p. 76 s., G. Reinius in Paulyi antiquitatum encyclopaedia I p. 48
— 53. postremo ante hos paucos annos prodierunt illi quos supra ia-
dicaui libelli Batauorunr duorum uniusque nostratis : I. G. Hullemani
B. Hobler: de seDatos popoliqae Romani aclb. 561
dispaUlio eritica de annalibas maxinis Amatelodami anno 1865 edita^,
qaae de actis qaaedam cootinet inde a p. 43; I. W. A. Renaseni dis*
pataCio de diuroia aliiaqoe Romanorum actis Groningae inpressa ; Ca-
roll Zellii de actis Romanorom enarratio primo aolamini earam disser-
Utionam iaserta qaas per otia feriaram conscriptas iterum coUegit et
Heidelbergae anno 1857 edidit. de quibas qaid seotirem in Fleckeiseai
aDoalibus philologicis 1859 p. 401 — 423 oportODitatem de annalibus
maximis separatim disserendi nactas aberias exposui. qao loco etiam
eis argameatis paaca addidi qaae Sehmidtius potissimam contra acte-
ron DodwelUanoram fidem proposaerat. ceternm ne quid in hao sub-
sidioram meoram enameratione desideretar hoo addo: eos scripto-
res qai de senata Romano seorsim egernnt actornm senatas uix in
transcarso mentioneni fecisse. etiam G. H. Kolsterns, cai enm de
agendi in senata ratione (qaod nernacnle dicit *aber die pariamentari-
«oben Formen im römiscben Senat') in epbemeride antiqnitatis stndio-
rum 1. s. s. p. 409 — 438 dispataret prae ceteris de actis senatas com-
miniscendi nepessitatem inpositam fnisse credideris, qnaestionem bance
attigil ilie qaidem sed minime absolait. tot, igitnr airorom, qnorum
nnmeram pro rei ipsins non ita graai pondere iare mireris, copiis
paratis mibi utendnm erat, sed ita tamen atendnm, ut propriam dispu-,
Undi oiam ae rationem seqaerer.
n
Incipiendoffl est a signiflcatione oocabali qood est acta, qaam
signiflcationem triplici aia qoasi ex anias notiouis radice propagatam
esse aideo. enim aero primom ab eo quod magistratibas Romanis con-
petebat cam popalo agendi iare qoaeeunqae magistratas aliqais pro
potestate saa ael imperio faceret, oaa SstQa^i ts %al n^^Biev ut Ap-
pianos bell. ein. V 75 ait, ea acta eias appellabantur. exempla malti
eoUegerunt, oelati ForoelUnins s. a. acta, Reinias l. s. s. alii. quibas
exemplis apie addi potest qaod in titnlis quibusdam qui acta magistra-
taam siae Romanoram siue manicipaliam continent acium uocabuium
ana com anni dieique indicatione snbscriptum est: uelati in testamento
Dasnmii (in Spangenbergii mon. legal, p. 156), in decretis eentnm ai-
rom Veientium (Or. 4046) et decurionnm Caerelanornm (Or. 3787),
deinde in tabnlis qoibnsdam patronatus (Or. 4358 et apud Gazzeram
in actis academiae Taurinensis XXXV 1835 p. 100 et n. VIII). aliud
eins modi exemplnm aide apud Mommsenom *die Sabscription and
Edition der Rechtsorkunden' in actis societatis Saxonicae HI 1851 p.
375 adn. II. alqae inprimis banc actornm oocis uim inlostrani qaae
Cicero in primae Pbilippicae orationis cap. 7 — 10 de actis Caesaris
contra M. Antoiiium disseruit. nnde illttd qaoque adparet qaod dodom
obseraatum est : acta de eis potios inteilegenda esse qnae togatns fe-
oerit magistratas quam qaae paladatus, nimiram leges edicta decreta
iodicia. perinde ac liberae rei pablicae magistraluam etiam imperato-
rom acta faisse consentaneom est. qnippe imperatores senatnmqne
inde a dino Aagosto in acta snperiornm principam iarare solitos esse
562 E. Hibner: de senatu poptliqae Roouuii actis.
et eis teatimoniis diaciaiaa qaae Harqnardlias ant. Roan. enehir. II 3
p. 211 adootatione 849, p. 213 adn. 857, p. 224 adn. 903 conprebeodiu
Deinde aiitem non taDtam qoae magistratoa aliquis egit, sed
etiam quae-de actis sais lilleris mandaoit acta appellata sunt, quod
seriptionam geouB si adcuratias loqai uolebant commentarios.aetonun
Romani dicere debebant. ita ta VTCofAvi^fuera rijg uQxiig Caesaria acta
recte Appianiis aertit bell. eio. II 125, alqae simililer Cicero comaaeD-
tarium de consulatu sdo Graece scriptum nosirum illud VTtoiivrifta dizit
epist. ad Att. II 1, 12. nihil igitar mirnm est quod bis nisi fallor coa-
roenlariam dictam inoenimas, nbi procol dubio acta iotellegeoda saot:
in Taciti aonalium XV 74 et in titulo 1. N. 6828, ad quae testiDonia
infra reaertemar. praeterea ab elegantioribus scriptoribos obiqae io-
ter acta et commentarios diligenter distinguitur. atque bac quideat
signiflcatione primnm acta aenatus dicta inuenio. eadem autem qua
senatus acta fuerunt ratione etiam reliqua collegia sacra profane po-
biica priaata acta aaa habuisse probabilis conieotura est. quorom col>
leg iorum apad Romanos tanta mullitado ao narietas erat qoantam futsae
e scriptornm testimoniis nanquam ne diainare qnidem licuisset, nisi
lapides inscripti testarentar. apte igitur Caietanus Marinius librvaa
SDum praeclaram *gli atti de' fratelli Arvali' inscripsit. casu enim ac-
cidit quod in scriptorum Lolinorum qui supersant libris nuilnm qnaii-
tum scio hnins usus exemplum exstat. etenim monumenta iüa siue pu-
blica siue priuata a scriptoribus antiquis plus quam par est neglecia
atque adeo spreta. esse nemo ignorat. quidquid snperest talinm acte-
rum, sine collegiorum acta sunt siue manicipiorum, non scriptores
seruanerunt sed aera atque lapides. discernenda autem sunt acta a
reliqnis acriptionibus quas apnd magistratus et dinersa illa corpore in
usu fuisse scimus. quales fuerunt libri commentarii tabuiae ratioaea.
haec omnia ab actis diuersa fuisse praeter sigairicationes uocabuloram
illorum proprias illud quoque demonstrat, quod iuxta scribas lihrarios
a commentariis siue commentarienses a rationibus sine raiionales et
si qui alii fuerunt etiam qui acta curabant reperiuntur ab actis dieti,
raro siue aeiuarii siue actarii^ praeterea noiarii et postea cenmiUes.
una cum senatus actis atque aimili ratione etiam populi acta inslitata
fuisse infra adouratius exponetur.
Tertio denique loco acta nocabulum a duplici quem signiftcani
usu secundum recentioris aeui consuetudinem quandam ad dao alia
translatum esse nideo. etenim apud iudioes quoque sine urbanos eine
mnnicipales praeter iudicum alba et alia quaedam eins modi etiam de
eis quae in iudiciis agerentur acta conficiebantnr. hoc ita fuisse e iore
consultis post Sauinium (in iuris Romani mediis quae dicuntur tempori-
bus hisloria I p. 107 editionis alterius) et Spangenbergium (in tabniis
negotiorum sollemninm p. 48 s. et p. 298 a.) Bethmannua maxiaie (in
libro sno de caussis Romanorum prinatis I p. 191 s. et p. 237 a.) , Ra-
dortfius deinde (in ephemeride iuris prndentiae biatorioae Xlil 1846
p. 190) et Reinins (inris Romanorum priuati ed. alt. p. 18 s.) adnota-
aernnt. liberae nero rei pnblicae temporibns taiia acta oondoai in os«
E. Habner : de «enatos popnliqae Romani actis. 563
foisae teDeadom ests. elenim ia Ciceronia de legibas III 4, 11 aerbis,
qoae neper MommsenDS (in dissertatione * sui roodi a9ati da^ Romani
nel coaservare e pnbblioare ie leggi ed i senalusconsulli ' inserta an-
nalibus instituti arcbaeologici anni 18ö8 p. 182 adn. 6) ita legeada
proposuit: censares fidem legum (pro fide legem) cusiodiunto, priuati
ad eos acta deferunto (pro referunto) , nee magisiraiue ea lege (pro
nee eo magis lege) liberi iunlo^ non iodicioram acta aed Codices excepti
et expensi qai aalgo dicuntur commemorari iam Dureaa de la Malle
(oeeonomiae Romanoram polittcae I p. 162 adn. 2) perspexit. ea enim
qaae priuati in codicibus illis adnotare soliti essent, de quibns aide
Reiaiani l. s. s. p. 680, ad similitadinem eoraoi qaae magistrataam acta
appellarentur non inepte acta dici potnisse facile quinis concedet. iaria
ciailis qaae aocantur corpore nnlla eins modi actoram exempla conti-
nent. sed apte bao referri possunt qaae in cereis tabellis e Daeiae
antiquae solo erutis atqoe in papyris Ranennatibus a Harinio coUectis
scripta possidemus. praeterea ad hoc genas forense etiam Muciani
aciomm libri^ quae a Tacito dialogi de orat cap. 37, iteoique Ackolii
libri actorum^ unde sumpla sant qaae a Vopisco aitae Aureliani c. 12—14
commemorantar, aidentur pertinaisse. ceteram omnis baec qaaestio satis
inpedita qaae est de actoram forensium oau ao nominibas diaersis iare
consaltis relinqaenda est. qaae Renssenas dissertationis saae capite
sexto de eis congessit rem minime absolaant. similiter deniqae etiam
in militia Romana inier aaria scriptionam qaae ibi in usa faerant ge-
Dera, nelati libri commentarii breuna^ etiam acta inaeniantur. boe
praeter Vegetinm de re milit. II 7 et 19 mnnera qaaedam militaria
partim a scriptoribas partim in lapidibns tradita docent. eins modi
faisse nidentor cobortiam arbanarnm optio abact(i$) ille titali Bene-
nentani I. N. 1459 =3 Gr. 3462, et euoeatue in foro ab aclis Atellani
I. N.3542 = 0r. 832 eiqae simillimas euoc(atHs) Aug(u$ti) ab acl(i$)
fori Aaximatis Or. 3868. ab acluario qaodam Victorinas imperator
oecisas esse traditar apad Entropiam IX 9 (7) et in Sex. Aareiii Vic-
toris qni fertar de Caesaribas libello cap. 33, 13, obi nomen eins cor-
rttpte AttiUani$$ soribitar pro eo qaod aat AUlianvs siae AUilianuM
aai AtHcianns erat, ha ad secas ad militiam pertinent aciuarii ab
*Ammfaflo commemorati XX 5, 9 et acluarius earcinaUum principii
immeniorum XV &, 3 et ex aciuario raiiociniis scrutandis XXV 10, 7.
qaae inTheodosii lostinianiqae codicibas exstant de actnariis testimonia
mazimam partem iam Henriens Valesias in praeclaris' ad Ammiannm
adnotationibns attalit. inneniantnr aatem aolaarii bis qaos infra scripsi
loois Theodosiani codicis VII 4 11, 13, 16 (qaae lex in Ittstiniani co-
diee est Xll 38 ö), 24 (cod. last. XII 38 9) VIll 1 3, ö, 14 (cod. Inst.
XII 50 6), 15 VIII 7 21 (cod. lost. XII 50 7), 22 et lastinianei prae-
terea XII 38 16 et XII 50 9. daobos codicis Theodosiani locis Haene-
lins in libris qianu scriptis aclarius formam se legisse testatar VII 4, 11
(abi pro actaris postea correctam est aciuaris) et 24. pradenter tarnen
Marquardtiaa ant. Rom. enchir. 111 2 p. 419 adn. 34 de actario ieg^io-
nie) Vll gem(iw^) Anl(p»inianae) p(iae) fel(icis) titali Hispani apad
564 B. Hflbner: de seMtus popeliqae RooMii aelb.
Grateram 2160, 1 dabilal. nun pro actario non asiarhu qaide«, qnod
losepho Scaligero placuil, sed areariui sine nl pleromqae in titalis
legitnr arkarius in lapide esse potait. ntramqne nero foniani ei
aeiuanui et aciariu$ exslUisse Velins Longos de orthograpiiia
p. 2354, 13 P. bis aerbis docet: hinc nascwUur eHam diuertarwm
signißeaiiOHum guaMiones^ aciarios an aciuarios ei dieere ei scri-
here debeamut^^ cum aciuarioM canes qu$dem ab aciu appeUewms^
aeiarioM uero $criptore$ aetarum, nee non ei eum qui actum agü
actuarium uocari uolueruni, e Velio Longo Cassiodori p. 3S87, 35 et
Bedae p. 2338, 31 de eadem re nerba desampta sunt, siaiiilia samt
oisuarium et osearium iignuariuB et Ügnarius inxta nsitntn. qnne
Renssenns capite qninto dissertationis suae de actis militaribus disse-
rnit perexignam babent ntilitatem. quaecnnqne de actis magistrntnnm
et coUegiornm deqne forensibus militaribnsqne indicani potins quam
pertractani necessario praemittenda erant, ne si quae forte eins modi
aotornm reliqniae sese offerrent perperam sine senatns sine popnli
actis attribnerentar. pergamns igitnr ad acta senatns inlustrandn.
ACTA SENATVS
m
Qnidquid Beckerus.l. s. s. I p. 31 et II 2 p. 44ö adn. 1126 oblo-
qaitnr, ante Caesaris aetatem acta senatns nnlla fuisse certnm est. e
testibns enim quos protuüt ut snam de maiore actornm anliquilate
opinionem defenderet is qnem prinio looo posnit Cicero epist. ad Atl.
XII 21, 1 nerbis bisce: quae omnia quia Calo laudibus exlulerai im
caelum perscribendaque cemueral non de actis perscribenjiis loqaitnr
sed de ipso senatos conauUo; qnod Beckerns ipse allero loco qaem
snpra scripsi negare desiit* sed idem (ut Mommsenns in annalibos
inst. arch. anni 1858 p. 189 adn. 1 intellextt) etiam de Sestianae nerbis
61, 129 nalet qnae exsoribero nibil attinet, nbi tolins ennntiati initinm
qnod est nam quid ego iüa de me diuina senatus consulia commemo-
rem a Beckero neglectum esse profecto mireris. deinde omnüi illa
qnae in Vatinianae 14, 34 düigenlia C. Memmii pubUcis iabuiü esse
notaia atque ieslata Cicero ait nee senatns acta sunt neqne indioü,
sed edictnm C. Memmii praetoris quo Vatininm iadicia defugisse pro-
nuntiauerat. ea porro qnae idem Cicero in oratione pro P. SnUa 14,
40 *- 15, 43 exposnit niri docti in ntramqne partem interpretati sunt:
Beckerns nt ante Caesatem acta senatns fnisse probaret, Schmidtins nt
negaret. atque bio qaidem recte neganit. exposnit enim Cicero eo loco
qnalem in Catilinae caussa coram senatn tractanda excogitasset nonam
prorsns nee prins usitatam rationem qna falsa indicia postea in uolgns
exire prohiberet. iti^ae iiUmlae illae publieae quae priuaia iamem
custodia more matoHini continerentur non acta senatns fnerunt sed
indicum dicta interrogata responta a senatoriae dignitatis oiris mt-
demque Cioeroni amicissimis nee »umma uirlute e^ fide toultim sed
E. Httbner: de senalos po|mliqae Romani aotis. 565
eiiam memoria $eieniia eeleritaie icribendi insignibas persoripta.
faaeo iDdioia in tabalas pablioas relata Cicero describi ab omnibus
liörariis diuidique passim ei peruulgari aique edi popuh Romano
imperaail. aimilia postea qaoque nsu ueniase Neronia imperatoria
exemplam doceft, qui ne inaontea ob inaidiaoi metnnme ezatinxisae
nideretor, at Tacitns refert ann.'XV 73, aono nrbia conditae 819 poat
Chrialsm 66 uocaio senaiu^ oralione inier patres habitaj edieium
apud populum et conlata in libros indicia confessionesque damnato-
rum adiunxiL librarii isti qaoa Cicero 1. a. a. comanemorauit non eioa
scribae prinati foerunt, ut Rensaenna p. 35 adn. 2 et p. 53 ai^i per-
saaait qaod ipse Cicero panllo poal acribaram anoruan flieDtionean in-
ieciaael, aed bibliopolae, qnoram commercia iam tarn Romae magno
opere floraiaae Hommaenua docnit biatoriae Romanae II p. 456. aori-
bae aero qaoa aaoa dicit 1. a. a. 15 , 44 aenatorea ilU auni qoi indioam
reapoaaa peracripaerant. qaod de Calonia Vticenaia oralione qnadam,
qme aoia omoiam eiua orationam poateritaii aeroata ait, Platarebaa
oarrat oitae Catonia cap. 23, a notariia eam notia Ciceroniania excep-
tam 9ue^ hoc ad aenatua acta referri non poaae ipae Beckeraa priore
loco (adn. 53) conceaait, altero (adn. 1126) rem ipaam aidetar adda-
bitare. reatat deniqae e Beckeri argamentia aolna coromentariaa iile
remm orbanarnm a M. Caelio Ciceroni in Ciliciam miaaoa, de qao infra
ubi acta populi tractabantar explicatina dicendam erit. itaqoe nihil
inpedit quo minua et nere et adcurate a Snetonio traditam esse creda-
mos quod de Caeaare uitae eiua cap. 20 tradidit : inito honore (loqai-
tar de conaulata eiaa primo anni 695/59) primus omnium insiiiuii ui
iam tenaius quam populi diuma acta conßerent et publicarentur,
certnm tarnen eat diu ante Caeaarem eam Romae conanetndinem faiaae,
ut inaigninm in re publica nirorom orationea in aenatu aat ad populom
habitae litteria mandarentar aiue per ipsoram aeruoa libertoane at
domi expolitae postea ederentur, aiue amicorum cara ut Romae inter
plebem urbanam perque proninoiaa distributae partium atudia adiuua-
rent, aine deniqae a librariia nt nenum darentar. Caeaaria ipaiua ora-
tionem qaandam pro Q. Metello aiue habitam aiue acriptam tantum An-
gvataa Saetonio teste uitae Caea. 55 magis ab actuariis exceptam male
subsequentibus uerba dicentis quam ab ipso editam existimauit. etiam
domi inter meditandnm clarorum patronornm orationea a acribia eorum
priaatia exceptas ease ea docent, qoae de Sergio Galba conanle anni
610/144 ex P. Rntilio Rufo Cicero ae audinisae narret Brnti cap. 22,87,
Galbam cognitionis die omnibus exclusik commentaium in quadam
iesiudine cum seruis litteratis fuisse^ quorum alii aliud dictare eo-
dem tempore solitus esset, postea scriptores iÜos malemutcatos exisse
cum Galba ; ex quo significabat illum non in agendo solum sed etiam
in meditando uehementem atque incensum fuisse. aimiliter Cicero
oam ad Leuoopetram agri Regini promnntnrium moraretnr, Philipp, I
3, 8 munieipes Regini inquit conplures ad me uenerunty ex eis qui-
dam Roma recentes. a quibus primum accipio M, Anionii eonüonemj
quae mihi ita placuit ut ea lecta de reuersione primum eoeperim
566 E. Dibner: de soDaUu popriiqoe Ronam actis.
eogiiare. nee dia mmlio po»i edicium BruH adferhtr ei Cauü e. q. s.
oratioDam aotem excipicBdarom coosnetado illä, indieiomm in leuto
latoran perscriptiones , narrationes deoiqae a senatoribas Romae con-
norantibus amicis extra urbem degentibus per epistulaa traosmisue
qoasi prineipia aont onde facile ad acta senatos conficienda pobüciB-
daqne progrcasio fieri potoit. de q Albas priosquam adcaratlos dissA-
ritor qaotqoot eorom exstant siae reUqoiae siae teslimonia exBcnbenda
SOBt.
mi
Ipsa senatos actornm aerba unani taatum eorom qiiae infra posii
testimoBioroBi seraasse aidetar. itaqoe reliquias quae proprie dicon-
tar sine aerba siae res tantum seniauerunt a testimoniis segngin
Bolai. in disponendis aatem reliqoiis temporis at par est ordioen
qaantnm fieri potuit secatas sum. Soetonii uerba quae supra iam ad-
acripsi sao loco repetenda faerant. ei testimonio quod cooiectara lau«
tarn siae aliorom siae mea inter senatos acta conlocaai asterisciim ad-
posui. in adnotationibos quas singulis testimoniis subiunxif qaonian
non panca ab aliis occapala mihi dicenda esse uidi , quibas tameo qni
omnia intellegere uellent carere non possent, id temperamenfum fenoiat
nihil alind adnotarem nisi onde singola testimonia utram recte ooiDino
inter senatas acta conlocata essent necne, deinde cui anno attribueodi,
postremo qnare ita uti scripsissem scribenda essent adpareret. obi de
annis nihil adnotani quos in margine singutis testimoniis adscripsi,
libros cuinis patentes secutus sum Fischeri annales, Eckhelii doetri-
nam nnmorom, Tillemontü historiam imperatorum.
l
ti^-jB Inito honore primus omnium instituit ut tarn senalus quam po-
piili diurna acta conGerent et publicarcntur. Suetonios uitaeCaes.iO
Caesar quid nam hoc actoram senatas pablicandorom institoto sibi
uoluisset ideo potissimum tarn diuerse a uiris doctis diiudicalam est,
quia Auguslum idem institutum aboleuisse ex eo quod altero loco po-
sui testimonio nonimus. atque Caesarem potentiam senatos boc iasii-
iuto subuertere uoluisse Clerici opinio est, Sohmidtii contra sentlits
auctoritati eom aliquantum indulsisse. Drumannns bist. Rom. IV p. 195
mediam quandam inter utrumque uiam tenuit, timidiorum taatom seB<-
torum animos Caesarem hod modo regere noloisse ratus. Zellios nihil
eum nisi publicae utilitati consuluisse, Renssenus ipsius litteranuB
monomentorumqne amori satis fecisse credidernnt. sed certam^^
Caesarem eo tempore quo haec instituit senatus auctoritati infestiss^-
mom atque populi tantum fauore fretum imperii culmen adfectass« (O'
Mommseni bist. Rom. III p. 197 ss.). itaque uera Clerici opiaio esij
Augnsti uero tempore postquam a senatus partibus nouo imperio nihil
iam timendnm erat (qua de re nide Dionem LV 3, 2), nt acta eiosp»'
bliearentur nihil iam intererat.
E. Habner: de senaUis popaliqae RomiBi actis. 567
Aactor et aliarum rerum fuit, in quis ne acta senatuB pablica- Tte/tst^t
rentur. Snetonins nitae Aog. 36. ^**/*
Augnstas quo anno hoc ne acta senatas publicarentur rescripserit
non traditur. duobus illis quos snpra adscripsi annis multa enm de
senata sanxisse notnm est. Fischerus hoc de qao agimus ediotum anno
priori attribnit.
3*
Reperio apad scriptores senatusque eonindem temporum 7n/i9
actis Gandfstrii princlpis ChaUoram iectas in senatu litteras
qaibi» mortem Arminii promittebat si patrandae neci uenenum mitte*
retnr, responsumqne esse non fraude neque occuUis sed palam et
annatum popalnm Romanum hostes suos uicisci. Tacitus ann. II 88.
Taciti uerba sie ati traduntur reperio apud scriptores senaiores-
que eorundem temporum Adfjandestrii principis e. q. s. corrupta esse
duabns rebus enincitur. primum quod nunquam qnantum scio senato«
res simpticiter dicti ncque a Tacito neque ab aliis scriptoribus inter
rerum gestarum auctores nominanlur. deinde Adgandestrii nominis
formam ferri non posse ei adfirmant penes quos de bis rebus iudicium
est, lacobus Grimmius et Karolus MQUenhofTius in Hauptii antiquitatnm
Germanicarum ephemeride IX 1853 p. 224 s. nt alteram ofTensionem
tollerent Lipsius et Douza senioresque scripserunt, minus probabiliter;
nt Chattorum principis nomen restitueret Grimmius haec proposuit:.
reperio apud scriptores senaioresque . . , ad Gandesirii principis • . .
litteras . . . responsum esse^ deleta que particata, quam codex Medi-
ceos tuetnr; in nnigata olim deerat. nescio utrum apud bonos scripto-
res ad litteras respondere inueniatur, quanquam a Cicerone epist. ad
Alt. VII 17, 4 dictum est haec . . . ejr illius ad nostra responsa respon-
sis inteliegentur ; quae enim inuenio ad nomina ad delectum ad temput
ad regulam cum similibns, deinde ad animum ad spem ad uota respon-
dere ea dissimilia sunt, restat praeterea altera ofTensio in Senator es
uoce posita. ntramque offensionem Georgius Bezzenbergerus snstnlit,
qui in Adgandestrii nominis initio actis uoc^ibulum latere ratus pro
senaioresque lenifmutatione senatusque scripsit; leniore etiam senato-
riisque Mommsenus proposuit, quanquam praecedente scriptores uoce
ad senatores lapsus librariis facillimus erat, senatus actorum mentio
quam apta hnic loco sit uix indicare opus est. Gandestrii principis
litterae ad senatum datae senatusque responsum non in senatus actis
esse omnino non potuerunt. in praepositionem >pud Tacitum in dicendi
genere poßlarum saepissime imitatorem nemo desiderabit.
4
Interim cum in actis senatus legisset dimissos ac ne aaditos qui- no/n
dem quosdam reos, de quibus strictim et nihil aliud qaam nominatos
568 E. HObaer: de seoatuB popslique Eomam aetia.
l
\ ab indice acripaerat, pro contempto se habitmn freaiieiia repelere
i Capreas qnoqno modo desttnaait. Saetonioa uitae Tib. 73.
Tiberiaa breui postea quam hanc Senates aclomm partem le^f
Biortous est eo anno qaem sapra adscripsi.
I 5
8it/M Reperio in commentariis senatns Cerialem Aniciam conaulem
desigoatum pro sententia dixisse at templam dino Neroni ipiain na-
lurrime publica pecania poneretur. Tacitus ann. XV 74.
Commentarios proprie dictos ab actis diaersos faisae coaa aapra
significatom est tum certissimis exemplis de magistrataam aeHa coai-
nuentariisqoe constat. commentarii enim, qaales omaia magiatrataom
Romanorbm collegia atqae etiam pontifices et cetera collegia sacra
baboerant, iura et consaetodines eoram per capita distribata, item ex-
empla qaae qnemqoe sequi oporteret contiaebant. itaque conuieatarü
iasuper etiam acta cootinere potuerunt, sed neque acta omnia nee nibil
praeter acta conplectebantnr. praeter senatos acta etiam coauDeataiios
senatus fuisse oon nego. oihilo tarnen setius boc loco Tacitnat miiias
adcarate locutam senatns acta dicere uoluisse ubi commentarios dixerit
ex ipsa re quae narratnr consectarium est. non enim de iure qaodam
sine consuetodine senatus sermo est, sed quid unus ex senatoribos pro
aeatentia dixerit dum indiscreia dona ei graies deis decemumimr ob
principem a coniurationis metn liberatnm traditnr. cetemm Aaieü
Cerialis consulis designati nomen in fastis desideratur.
6
•lü^M 7t^ Natus est Augnstus . . . regione palatii ad capita bnbula, abi
^ ^'^' nunc säcrarium habet aliquanto post quam excessit constitutum.
ut senatus actis continetur, cum C. Laetorius adulescens patricii
generis in deprecanda grauiore aduiterii poena praeter aetalem at-
que natales hoc quoque patribus conscriptis adlegaret, esse posses-
Sorem ac uelut aedituum soll quod primus diuus Augustus nascens
attigisset, peteretque donari quasi proprio suo ac peculiari deo, de-
cretum est ut ea pars domos consecraretur. Suetonins uitae Aug. 6.
Quo anno C. Laetorii aduiterii rei caussa in senatu acta fnerit
ignoratur. cum Augustus diuus dicatur, post eins mortem et ante id
tempus quo Suetonius scripsit accidisse oportet, ex hoo testinonio
quo modo fieri potuerit , ut principum natales relatos esse in senatns
acta essent qui concluderent, non intellego. sed inter annuas uotoram
nuncupationes uel alia oportunitate etiam in senatu natatium mentioaem
fieri potuisse non abnego.
7
b«visi*S Diuom Hadrianum auom tuum laudaui in senatu saepe nnmero
»HAM studio inpenso et propenso quoque . . ., Antoninum uero nt solem*. .
E. Hfibner: de senatns popolique Romani actis. 569
ilfligo, amari me ab eo sentio. hanc nisi ha laado ul laudatio mea
non in actis senatas abstrasa lateat, sed in manibus hominom ocnlfs-
qne nersetor, ingratos sum etiam adaersus te. Fronto epUt. ad Mar-
cam Caesarem II 4 p. 47 edit. Rom.
H. Aarelias aono 893/139 Caesar^ Aagastas uero anno 914/161
appellatas est. ergo Frontonis epistulae intra bos annos scriptae sunt.
8
Eo tempore lectis actis quae de Clodio Celsino landando qui noßvi
Hadmmetinus et adfinis Aibini erat facta sunt iratus senatui Seue-
ras, quasi hoc Albino senatus praestitisset, Commodum inter diuos
referendum esse censuit, quasi hoc genere se de senatu posset ul-
cisci; primusque inter milites diuum Commodum xpronnntiauit idque
ad senatum scripsit addita oratione uictoriae. Spartianus uitae Sept.
Sen. 11.
Tempus de quo Spartianus loqnitur is annus est quo Seuerus Clo-
di«M Albinnm apnd Lugudunum deuicit.
9 •
Post hoc Romam uenit triumphoqne pulcherrimo acto apad se- *m/>>'
natom primum haec uerba habuit. ex actis senatus die YII kalendas
Octobres: Persas, patres conscripti, uicimus e. q. s. adclamatio se-^
natus: Alexander Auguste, di te seruent e. q. s. Lampridius uitae
Seu. Alex. 56.
Seuerum Alexandrum ob bellum Fersicnm siue confectnm siue non
confectum, si Herodiano VI 6 maior fides habetur quam ipsius glorio-
sae uaniloqaentiae , eo quem sapra scripsi anno Romae trinmphasse
Eckhelius VII p. 276 docet. integram principis orationem senatusque
adclamationes omnes, quas Clericns Latine et Gallice dedit, SchmidHus
et Zellius Germanice uertere non grauati sunt , repetere snpersedi.
10
Vsus . . . (sum) actis etiam senatus ac populi. Vopiscus uitae '?<&»^6t'
Probi 2.
Haec sumpta sunt e Vopisci ad Probi imperatoris uitam praefa-
tione, in qua inter subsidia quibus ad eam conscribendam usus esset
praeter acta senatus et populi libros ex bibliotbeca Vlpia aetate sua
thermis Diocletianis , item ex domo Tiberiana , regesta scribarum por-
ticns Porphyreticae , ephemeridem Turdnli Gallicani nominanit porti-
cns illa Porphyretica, quod in transcursa moneo, eadem uidetur esse ac
Purpureiica in foro Traiani^ quo Patcasius dominus seruum fugitiuum
renocari iussit, ut in aerea lamella ab Orellio 3832 ex Fabrettio p. 522,
361 repelita scriptum est.
Haec omnia nisi quaedam me fugemnt testimonia sunt quae ad
senatus acta pertinere expresse indicantur.
570 E. Habner: de senatus popnliqae RomeDi lelis.
• V
De origine aotoram senatus snpra dietam est falliiDlar laten
qai oelati com Schmidkio p. 330 Renssenas p. 39 post Caesaris »n-
salatam actoram seoatos pablicandorom consaetadinem aliqoutisper
interinissam esse credideraot, propterea quod in Asconii Miloniane
orationis scholiis acta popali taotum non senatas acta commemorareD-
tttr. at Milonis caassa neqae in seuata acta est, qaod Schmidlian dob
fagit, neqae etiam si in senatu acta fuisset inde qnod Asconins seDitm
acta siue non uidit sine nominare omisit omnino nälla senatas icU
fuisse concludi potest. talibus igitar argamentis nihil efficitor. sed
si inde ab anno 695/59 acta senatas conficiebantnr atqoe edebantor,
quo modo Cicero anno 711/43 M. Antonio Pbilippicaram YIII 10, ^
crimini dare potuit quod cui porias huius nrbis paiere ius non erdt
huic aditus in senatum fuit^ hie hesUrno die senieniias uestras (),.
Pisonem et L. Philippam conpellat) in codicillos et omnia uerba re-
ferebal? quod si senatas acta conficiebantnr, in eis qoam q«s<(oe
sententiam dixisset perscriptum faisse stataendam est. sed non sUtia
nee tarn plene anins caiasque sententiam litteris mandare licebat qoia
Antonio nti eis placnit.^itaqne ille praeter senatas acta , qoae nibil
obstat quo minus insto tempore confecta et publicata esse credioDS,
in suam proprium nsum singotorum sententias sibi perscripsit tat a
soribis suis perscribi caraait. nernm idem Kolsterns qoi hoc testino-
niam a oeteris neglectam attulit 1. s. s. p. 432 ideo breni post Caesiris
oonsalatnm acta senatas nnlla faisse sibi persaasit, qoia si faisseot
tanuaadacter tres aagares illi et duo consulares mentiri oon aosi
essent quam Cicero anno 700/54 bis epist. ad Att. IV 18, 2 aerbis
scripsit: consules flagrant infamia quod C. Memmius candidatus
pactionem in senatu recitauit quam ipse et suus conpetiior Dom-
tius cum consuUbus fecisset^ uti ambo US quadragena consulibus
darent si essent ipsi consules factiy nisi tris augures dedissent qv*
se adfuisse dicerent cum lex curiaia ferrelur quae lata non esse<,
et duo consulares qui se dicerent in ornandis prouinciis consulan-
Ims scribendo adfuisse j cum omnino ne senatus quidem fuisset. qai<^-
quod tomaltuosis illis post Caesaris necem temporibus falsa seoatos
consulta relata esse Cicero saepius, hoc est epist. ad fam. XII l^l
anno 710/44, XII 29, 2 anno 711/43, Philipp. V 4, 12 eodem anno con-
qaestas est? etiam Tiberii imperatoris tempore falsae singaloroii
senatoram sentenliae diuulgatae sunt Tacfto teste, qui ann. V4aBD0
782/29 haec accidisse narrat: dum populus effigies Agrippift^^ ^
Neronis gerens circumsistit curiam faustisque in Caesarem o««*^*
falsas litteras^ qaas in Agrippinam et Neronem missas aotea dixeTth
et principe inuito exitium domui eius intendi clamitai^ . • • f^^*^^'
iur etiam sub nominibus consularium ßctae in Seianum sentenU^ •
tatia siue fuernnt acta senatas sine non fnerant semper fieri potni^^
quis negabit? itaque post Caesaris consulatom usqae ad Augnsti ^
cretam semper acta senatas confecta et publicata esse ienendaa es-
at uero sab Augasti saccessoribns ea modo pablicata modo oon pB
B. Hubner: de senalas popttliqae Romani actis. 571
cala esse alter ReuBseni p. 40 error est immo Aogosti deeretom ia-
lactam mansisse praeter Frontonis testimonium (7), qui laadatiooes
aaas in actis seoatns abstrasas latere dixit, etiam Pliniani panegyrici in
Traianam dkti cap. 75 oerba demonstrant, qaibos quasi nonum aliqaid
atqae aotea inauditum praedicaait, quod actis populi et tabulis aheneis
inscripta fuissent qoae Traiano seoatns adclamasset: anie orationes
prineipum iantutn inqait eius tnodi genere monumentorum mandari
aeiemiiaii solebani^ adclamationet quidem nostrae parietibus curiae
claudebaniur, nihil autem contra id quod dixi ex eis conseqnitur
qaae de senatus consuitis tacitis Iraduntur, de qnibus Beckerus II 2
p. 446 et Harquardtius II 3 p. 283 nerba fecerunt. post Augustum
igitar conficiebantur quidem acta senatus, quod scriptoruni testiraonia
ex eis desumpta demonstrant, nee tarnen publicabantur. etenim qnan-
lann senatus actorum imperator publici iuris facere uoluit, tantnm in
acta populi referebatur. atque iam inde ab initio multa eorum qnae
in senatus actis perscribebantur in acta populi translata esse nee mi-
randuffl est et populi actorum testimoniis non paucis quae infra pro-
feram conprobatur.
Exeeptis eis testimoniis (I, 2, 10) e quibns quid scriptum fnerit
iD aetis senatus non discitur e reliquis fragmentis haec ibi iouenta
esse uidemos : epistulas, si recte conieci, inter Gandestrinm Chattorum
priooipem et senatum mntuas (3), senatus consnlta qnibus Neroni ho-
nores decernuntur una cum singulis senatornm sententiis (5), Fron-
tonis orationes in senatu habitae quibus Hadriaaum et Antoninum Fium
laudanerat (7), senatus consultum de laudando Glodio Celsino (8),
Seueri Alexandri oratio- in senatu dicta cum senatus adclamationi-
bas (9) , iuris dictionis deindQ quae senatui conpetebat exempla duo :
maiestatis (4) et adulterii (6) reorum quorundam caussas. haec omnia
proprio acta dici secundnm eam quam supra indicaui acta nocaboli
DOtionem uuus qnisqae peruidet. si qnis igitur uninerse quae nam acta
seaatus continuerint dicere uelit, ei primo loco nominanda erunt sona-
tas consuUa ipsa ; deinde ea quae priusqnam senatus consultum fiebat
a singulis senatoribus pro senten'tia dicebantur ; tum prineipum orationes
in senatu per quaestores recitatae quaeqne eas insequi solebant sena-
tus adclamationes ; deniqne senatus cum magistratibus siue Romanis
sine municipalibns et cum exterarum gentium principibus epistulae mn-
tuae. haec omnia si in senatus actis re uera scripta fnerunt — quis
uero scripta fuisse negabit? — , multo saepius quam indicatur scripto-
res antiquos ex hoc fönte hausisse adparet. ut paucis exempüs de-
fottgar: ex actis senatus procul dubio petita sunt siue a Tacito ipso
siue ab eius auctoribus qnae statim annalium principio leguntur de
hoooribus defuncto Augusto habendis tractata I 8, Tiberii oratio 11,
Asinii Galli loqnendi ferocia et L. Arruntii incauta contnmacia 12,
hoDores defuncto Germanico decreti II 83. ipsius tabulae aheneae
quae senatus consultum eo tempore in Germanici honorem factum
continnerat frusta quaedanr exigna supersunt a Carole Fea in libro
qui insoribitur *frammenti di fasti' p. XVI edita. mitto nuno eins
572 B. Habner: de seMtiu popaliqoe Romctti actis.
geaerii fere iDnamerabilia qnae in Taciti Dioois Snetonii Herodiasi
Platarchi libria Pliniiqae Secundi epiatalis legantar. neqae enim talii
ei reapieienda anot qoi actonim senatas reliquiaa colligere sibi pro-
posait, aed eis relinquenda qni in fontes soriptorom illoraai paollo
•dcaralias inqairere aolent qaam adhac faclom est.
Ipaa uero aenatus consolta ideo potiasimom diligentios pertrl^
tanda sunt , qoia non tanlam , at praetoria edictani legatoram decrt;i
conatitokiones imperatoram , quid aenalas ceosoerit, aed etiam quiado
et qao loeo et qua ratione censaerit referont. ita ok ad ioati actoma
Gommentarii speciem nihil fere eis deesse aideatar quam singDloran
aenatoruBi sententiae perscriptae. aed earnm etiam saltem aestifu
quaedam infra deprehendemua. aimiliter, qaanqaam non pariliter, U
plebi aeitia quis magistratua popalam iore rogaaisaet, qno loeo et qao
die popalus iure aciaisset, qaae tribus principiam fnisset, qais pro
triba primas scinisset, perscribi solebat. ot aotem colonias noaieipii-
qne rei pnblicae Romanae qaasi imagines foisse acimas, ita eüaa
eom senatus Romani conaaltis decarionnm manicipalium decreta forni
prorsQS conuenisse non est qaod miremur. itaqne qui in tali qoaestiooe
qaalis haec est ea neglegeret iure reprehenderetar, praesertim cw
nostris dernnm temporibas tot eins generis monamenta innotQeriat,i{
•liqaa ex parte inde plara etiam quam e senatns consultis Romasis
discere liceat. com decretis municipalibua deniqae coniangeoda sut
eollegiorum decreta, quarum forma cum iUia prorsus cooaeniL qoae
eius generis supersnnt inferioris ilia qnidem aeui barbariem redoleol,
aed tarnen admodum memorabilia quaedam sola nobis serutDeroot.
neque uero meum est hoo loco grauissimam senatus oonsoltorooi de-
oretorumqne munioipalium edendorum i^olem suscipere. sed ne molesti
enumerakione dispntationis tenor interrumperetur, in adpeadice prima
indicem eonfeci omnium qnae mihi innotuerunt senatus consDltoram.
in hoc indice temporum ordinem secutus sum et singula senatas con-
aulta adbreuiationibua notaui, in qnibus eligendis non tarn diceodi
elegantiae colorisque antiqni quam breuitatis atque perspicoitatis ra-
tionem habui. in altera adpendice decreta ordinum mnaicipaKoffl ^
eollegiorum simili ratione conposui.
De senatua consultis hisce ordinumqne decretis prinsqoam odi-
nerse disputatnr, non aequabili neo diligentia neque integritato ea
nobis seruata ease tenendum est. non nulla enim quae manibos uersa-
mus exempla non decretorum integra uerba, aed epitomas tantameo-
rum uaui publico destinatas exbibent. hoo de Bac. et Tiäuri, dio
obaeruatum est. atque idem quodam modo de Casir, et Caer,^ forUsse
etiam de Paesi. Gen. Aq, 2 ualet. alia nunquam legitima oec coo-
aulta nee decreta fuerunt, sed auctoritatea tantum, uelnti Auct. ei
e municipalibua Vei, , deinde Phil, utrum unqnam perscriptam atqae
ad aerarium delatum fnerit iguoratur, nam a Cicerone tantooi ot aü-
quando s. o. fieret propositum est. etiam P%$. 2 a solleoioi forau
aliquantum reoedit, quia tum cum decretum factum est caso ordiatpi
magistratus Pisis non erant. scriptorum uero siue neglegeoliae sia»
E. Habner : de senatas popnliqae Eomani actis. 573
festinalioni tribiiendaiii est qaod Suei. et Geü. breaiore forma legon-
tur qoam origine babuisse existimanda sunt, qaod Snetonins et Gelliaa
oel eoram aactores feceront, idem de losepho, qaalia nunc qoidem
nerba eios io los, 1, 2 legimos, et Caelio dicendum «ast , qai postqaam
prinaani triam illarom genatus aactoritatom (AucL^ integram descripae-
rat reliqoas taedio fortasse deacribeodi captoa aliqaa ex parte ad-
breoiatas dedit. niai hoc fortasse librariis triboere malis. deinde etiam
lapicid'aram neglegentia infra interdam castiganda erit. Plinins autem
s. c. PaU. iotegrom cum Montano sao communicare omnino nolait;
alqae Vlpianos, qai luu. tarn plene tamqoe adcarate descripsit, in Vell.
fformalaa qaasdam breoitatis studio consulto aidetur omisisse. restant
deuiqoe qaae cum in aeribaa lapidibusue seraata sint tempornm iniqui«-
tates matilaueruot, ut Prien. Asiyp. Saec. et e municipalibus PuL 2, 3
App. Tib. Maff.
Singula oero qaae de conscribendorum decretorum ratione obser*
aata digna sunt eo quo in ipsis monumentis sese excipiunt ordine pro-
feram.
1 Consulam nomina, exceptis matilis Prien, Pall. Pui, 3 App. Tib.
Müff.^ praescripta legimus e s. consaltis in Suet Astyp. Gell. Ascl.
Aphr. Hos. Vol.y e municipalibus in Sor. Caer. Gab. Tuf. Abell. Perus,
PuL 4, 5 Peli. Cum. Paest. Gen.j denique in Omnibus decretis collegio-
ram. in Cael, AticL Caelias anni indicationem consulto omisit, qaia
ipsius quo scribebat anni consules Ciceroni in memoriam reuocare
nihil opus erat, in Vei. Aq. 1 noii> initio ut solent sed in fine con-
sulam nomina adscripta sunt, unde ueri simile flt has anni indicatio*
Res non ad decreta sed ad basium dedicationes referendas esse, si
quis autem consideranerit ex eorum numero in quibus anni indicatio
prorsus desideratur in Bac. los. 3 Saec. Front. Vell. Juu. consules ut
uerba facientes nominatos esse, unde de annis quibus haec s. consnlta
facta sunt constat, atque idem accidisse in Pis. 1, 2 (hoc enim decre-
tum quamuis capite truncatum tamen nunquam anni indicationem ba-
buisse existimo) Neap. 2, 3 Pul. 1 Terg. Castr.^ ubi dno uiri quattuor
oiri aqjpvxsg praefecti iure dicundo ambo alterue, hoc est magistratus
nunicipiorum eponymi, uerba faciunt, si quis haec dico consideranerit,
facile ob eam ipsam caussam anni indicationes omissas esse sibi per-
suadebit. quod tamen secus esse haec demonstrant. primnm quod in
Vol. quanquam cdnsules uerba faciant tamen eornndem nomina initio
Dt magistratuum eponymorum adscribuntur. idem fere in Ascl. factum
est, ubi alter consul uerba facit, ambo initio praescribuntur. deinde
quod in municipiis magistratus municipales soli, ut annus indicaretur,
adscribi non solebant, quia fasti municipales non ita muUnm ultra
municipii mnros^noli erant, solebant» tantum iuxta Romanos adscribi.
denique quod in municipalium decretorum in quibus consulum nomina
leguntur plurimis ipsi magistratus eponymi ambo (ut in Per. Sor, Caer.
Gab. Perus. Pui. 5 Pelt. Cum. Gen.) alterue (ut in Neap. 1 Tuf. Pul. 4)
uerba faciunt. itaqae consulum omissio inde tantum explicari potest,
qaod ut iustum ratumque haberetur s. c. siue decretum anni quo factum
Jfthrb. r. clut. Philol. Sappl. Bd. III. HfU 5. 39
ConsQliim
nomina
574 B. Hflbner : de senatas popaliqae Romani actis.
esset indicalio necessaria dod erat, ideo losephas (fos. 1, 2) Tibories-
qae qoanqnam non sine grani historicorum iveommodo annorum ia-
"dicationes omiseroDt. nerum enim aero s. consaltorura decretoniDqge
archetypa annoraoo indicationibas Don caraisse persnasissimum mihi esl
nam ubi annus non indioatos esset diem indicare iDeptum foret: qood
faetam est in Bae. los. 1, 2 Tihurt, Cael, Auci. Jos, 3 /««. Pis- ii3
Neap. 2, 3 Pui. 1 i^^. 1, 2. cum aatera onios eaiasqne anni s. consolti
lino oolamine conprebensa in tabnlario adseroarentur, nt iofrt aide-
bimus, üon omnibas eiusdem anni sed primo tantum s. consollo coo-
Sttlam-nomina praeflxa faisse- probabile est, unde qui reliqna exscripsit
facile ea omittere potuit. in Ascl, (inl vjtattav Kotmov Aviaim
Kotvxov vtov Katkov xal Ma^nov AlfiiUov [Kotvtov vtov] Magnov
v[<Qvov Als\7t[l]dov CtQctXTiyov di xorra TtoXiv %al inl twv |fv«y Aw-
xlov KoQvtiUov . . . [vtov] Ziöivva) ut annus plene indicaretor bod
solum consulum sed etiam praetoris urbani atque peregrini ooniloi
adscripta sunt casu enim boc anno idem uir utraqne praelora foDge-
batur. similiter supplenda uidentur quae in Astyp. u. 15 — 18 UgimüB:
inl wcav[a>]v IlonXltov ^PotiUov] IJonXiov viov nal irva]lov Mal-
Xlov Fvalov vtov [arQattjyov 6h xorra] noliv AevkIov . . . awiw Asv-
sUov vtov [xal inl rav ^ivcov] .... UoTtXlov vtov . . . . , qnae aerba
com media fere inscriptione legantur facile inde alternm s. o. incipere
erediderim. unde magis etiam adducor ut Mommseni coniecbirae cn-
dam cuius alio iam loco mentionem feci: practorem siue polios prae-
tores urbanum peregrinumque antiqniore tempore inier eponymas
Romanorum magistratns habendos esse, neqne aller tanlam, sed ambo
praetores absentibus consulibus senatum consutnerunt, ut apud Lioiao
XXII 5, qua de re uide Beckerum II 2 p. 424 adn. 1075. etiam in
fastorum nouo fragmento quod Borghesius bullet. 1856 p. 59 iolostra-
nit praeter consnles duo prketores nominantur. sed eos pneiores
aerarii fnisse Tastosqne ad collegium aliquod cum aerario conioneliim
pertinuisse ideo Borghesius ooniecit, quod unum eorum aerarii pra^-
tura functum esse aliunde constat.
Die« 2 Dies, praeter mutila Astyp. Saec, PalL et Pui. 3 App- Sar.
(ubi satis spalii superest quo dies notatus esse potnerit) Gen, Maff.^ io
Omnibus indicantur exceptis Suet, Gell, Phil. Front, VeU. Vei, Caslr-
Ostr. quod in Phil, non indicatur explicatione non eget. in reUquisiiero
cum scriptores diernm indicationes omiserint omilti potuisse putandte
sunt, in Ascl. fitjvog Matov Graeco more additur, Romanis eoioi ho-
roinibus [yeQo ^fie]^i»v FvJexa naXavö^v ''lovvUov quod infra scriptoD
est surilcere debebat. in los. 3 duplex diei indicatio exstal: r^ ^(^
XQi^v itömv (pro quo nescio an el^v^6iv scriptum ubique restiloendi
Sit) ^AitgiXXüov initio decreti soUtoque loco , in fine uero iyi^^^ ^^
nivTS (löäv OeßQovafftiov additnr. sed hoc referendnm est ad ea qoa^
öoyfiatt ovyxXi^tov Faiog Kalaaq InQtve xal elg ro ta(iUiov ov»
Sgi^ciaev ccvEvexd'flvai, denique in decretornm Neapolitanomm eö(^**
anno Graece scriptorum {Neap, 1) altero nolandum est diem Graeco
E. Habner: de senatos popultqae Romani actis. 575
more (16 uirpfattävog) indicari, in altoro Latino (. . . 'lovA/iov); in
tertio diei indicatio interiit.
3 Locus quo senatos conaenerit in antiqnioribns s. consuUis Loci
Bac. (apnd aedem Duelonat) los, 1 AscL (iv %ofut{m) Jos. 2, 3 (iv
xm xfjg 'Ofiovoiag vam) Tiburt, (sub aede Ka^orns) CaeL Auci, (m
aede ApoUinis') Saec. ([in curia] lulia^ ut Borghesios bull. Napol. IV
1846 p. 34 e codice Vaticano 6038 p. 78 restitnit) diligenter indicator.
deest haec loci indicatio, si Prien, Asiyp, Aphr, PalL mntila excepecis,
iD Suet Gell, (iterum Suetonii Gelliiqae culpa) Phil, (ut par est)
Yfonl. VelL Hos, Vol. luu, , unde in s. consuUis oiröiter Inda ab
Aogusti aetate omitti coeptam esse erit qui contenderit. postquam
certi dies qnibns senatus conneniret instituti erant, etiam locnm uel
locos senatui habendo certos destinatos esse ideoque in s. consnltis
indicari desisse consentaneum est. in mnnicipalibus non aedificii tan-
tQffl in quo ordo conuenerat sed etiam ciuitatis nomen addi solebat,
at 0. c. in Pis, 1: Pisis in foro in Augusteo, similiter in Vei. Per,
Sor, AbeÜ. Perus, Pell, Cum, Req, Seni, I, 2 Oslr. contra non aedi-
ficii sed ciuitatis tantum nomen in Gen, adscriptum est, aedificii tan*
tarn non ciuitatis in Put, 1, 2, 3, 4, 5 Caer, Gab, Lucr. praeter Pis, 2
App. Tib. Maff. mntila utrumque deest in Casir,^ qnod insti decreti
formae non omni ex parte respondere supra dixi, deinde in Neap. 1,
2} 3 i49. 1, 2 Tuf. Paest. Ben, quorum ultima duo infimae aetatis
neglegentia incisa sunt, reliqua cum in ipsis municipiis basibus in-
scolpta exstarent eorundem municipiorum nominibus iure carere po-
tnerant.
4 Post anni dieique indicationem in Hos, Vol, s(enatus) c{on- fnscripiionei
tiultum) inscriptio similiterque in Tuf. eodem loco decrit(um^ sie) de-
cur{imum) legitur. qnae in Cael, praescribi solent S, C, auctoriias
Berba (in codice Mediceo , ut e Mommseno noni , baec senatus con-
sulhts auctoriias scripta sunt) intellegi prorsus nequeunt. certum enim
est 8. consultum esse non anctoritatem , quod etiam Beckerum 1. s. s.
P- W2 et Rudorffium p. 222 credidisse miror. docent enim Caelii quae
proxime praecedunt uerba haece: quod ad rem publicam pertinet
mnino multis diebus exspectatione Galliarum actum nihil est, ali-
^ando tarnen saepe re dilata et grauiter acta et plane perspecta
Ca. Pompei uoluntate in eam pariem ut eum decedere post kalendas
9lartias placeret , senatus consultum quod tibi misi factum est aucto-
fitatesque perscriptae. unde Manntius non inepte supra iS. C, auctoris
tatet scribi uoluit, quod ad tres quae secuntur auctoritates referre-
^r. mihi' auctoritas uocabulum interpolafum esse uidetur a librario
({Bodam male sciolo, qui s. c. de quo Caelius scripsit non ona cum
hftc epistula sed iam antea Ciceroni missum (quod tibi misi) atqne
hanc auctoritatem tantum esse falso sibi persuaserat. restat igitur
<• c. inscriptio ut in Hos. VoL idem illud S. C. Front, primo a Cas-
smensis codicis scriptore praefigitnr, Frontini editoribus Poleno et
BOchelero inmerito suspectnm. perinde etiam qnae in altero s. con>
SQlto Front, non apto illa quidem loco (p. 40, 21 edit. Bflch.) leguntur
39*
576 E« Habner: de senatas popolique Rofflani actis.
s. c. litterae eadem inscriptio esse possant librarionun inaeitia ioalo
loco mota. potuernnt tarnen omitti tales inscriptiones, ui io cetnia
Omnibus, quae enim in Prien, Io$. 3 exslant Graecae inscriptioaes
diaersae sunt: in Prien, (doyfia vi %0(ua^iv na^fa r^ av{v7ÜL'qtw
^Pm(Mcl€»v\) a Prienensibus addita, in los, 3 a losepho sine eins anc-
lore e tabniarii uoluminibns adscita, de qnibns postea dicelar.
c< iisiüäiriBt ^ Anni diei loci indicationes principio eins maipstratoa eonaae
magistratuom nomina qni senatum ordinemoe consnineninl secuta ease
existimo. atque omissis Asitßp, Pail. Abell. Tib. Maff. motilis in Bme,
consnles tentUum consolueruniy in SueL TiburL praetor senaHun com-
suluii idemque in Prien, secnndum Boeckhii restilntionem adaM>dnm
probabilem , in los, 1 axqavrjyog fiovlifv cwfjyaye (qaod LaCtso co-
gendi uocabnlo respondet), in los, 2 idem avveßovlsv6uto %y tfv^-
x^f/ro», in Ascl, alter oonsul CvyxXi^Tip cweßov[lewsau>]. adiaeiibam
deinde mnnicipalium deoretorum nerba quae buc pertinent. qaae aaat
in Fer, : IUI uir(i) i(ure) d(icundo) s(^enaium) c(onsuImeruni) , in
^4^. 1: //// uiri i, d, s(enatum) c(onsulueruni) ^ in Caer.: dietaUiT
ei (aedüis) decuriones corrogaueruni ^ in Pell,: ordinem kabetUüms
.... aed(ilibus) q(uin)q(uennalibus) ^ in Cum.: in ordine decurio-
num quem . . . praet(pres) coegerani^ in Paesi,: cum dbes frequem-
tes coloniae P'aesianorum coegissent herba feceruni^ in Senl, 1 : m-
merum habenlibus , . . q(uin)q(uenntUibus^ , in Seni, 2 : nwnermm
habeniibus sequella eiusdem coüegi. in bis fefe omnibns eins mnonj
qni senatum ordinem decuriones eines consuluerit co^erit corroga-
uerit , ordinem siue numerum babuerit a munere siue uerba faoientis
»«rb.Pr'KQriiit siue referentis discernitur. etenim in los, 1 , 2 (»e^l mv hs^ßsvcav
. . . n€iAg>^ivTig vtco diffiov tcov ^lovSceimv o? xal öukix^^V^far atque
Tcegl mv . . . ^lovdaltov fC^$aßevtal . . • dulix^i^av) legati Iudaeo^la^
in Tiburi, (^quod Teiburies u(^erbd) f(eeisii$) quibusque de rebus mos
purgauistis) Tibnrtes, in Ascl, (ns^l mv Koivtog Amatiog Motwoo
v&g Kat[X]og vnarog koyovg inoujcaro) alter consnl idem qni oon-
suluerat , in Fer. PelL (jquod uniuersi ii(er6a) f{eceruni) atque quod
uniuersi uerba fecerunt) ■ uniuersi , in Caer, (ubi Vesbiwfs Aug, Hb,
peüf) unns ex ordine uerba faciunt, in Cum. (refereniibus prQaetori-
bus) de ... ) praetores eidem qui coSgisse, in Seni, 1 {ei referemiibus
ipsis^ qninquennales eidem qni numerum habuisse dicuntnr, deaique
in Sent. 2 (t^* refereniibus . . . paire fi(fimert) n(psiri) el . . . jmi-
renie) patroni collegii referunt. in Bac, haeo quoque formale ad-
breuiata est, nihil enim habet nisi de bacanalibus , . , Ha esdeieem-
dum censuere. in Suei, Aq. 1 (quod uerba facta sunt de . . . atqne
quod u(erba) fiacla) s(uni) in honorem . . . ) non qnis nerbe feeerit,
sed omnino uerba facta esse indicatur. in Paesi. qui cinea coSgeriat
et uerba fecerint non dictum est. in Aq,2 (L. Nonius e. q. a. ...
p(raefect{) i{urß) d{icundo) , scrib(endo) adf(ueruni) . . . , a(eiM-
ium") c(onsulueruni), cum e. q. s. . . . ) qui consuluerunt tantuai ia-
dicantur, interpositis admodum inconcinne eornm nominibus qui acri-
bendo adfuerunt. in aliis uero deoretis municipalibus, quod non minns
E. HQbner: de senalas popaliqae Romani actis. 577
obseruatn dignam est , inter referendi et aerba faciendi muoera discri-
minatar. ita in Tuf, (quod C, Caesius Siluester p(rim{)p(iiaris)
u(^erbä) fi^cii) . . . d(e) e(ii) r(c) referenie L. Yario Firmo IUI
w«>(o) ita centuerunt) unas ex decorionibas nerba facit, IUI uir refert.
in Reg. (quod referenUb(u8) . . . que8iorib(us) u(erba} ((ecerunt)
. . .) qaaestores referunt, plebs collegii at uidetar uerba facit. in Gen.
(referenlibus . . . q(uin)qluennaHbus) uerua facia sunt) quinquenna-
les , in Lun. (i(bique referentibus) . . . mag(istri8) q(uod) u(erba)
f(acta) s(unt) esse . . .) magistri, in Ostr, (ibique referente . . . q(uin-)
q(uennaie) unhiersomm consensu uerba sunt facta) alter quinqoen-
naliom refert, deinde breuiter uerba facta esse norr a qno facta sint
indicatar. sed in longe maiore et s. consultorum et decretorum mnni-
eipaliam namero qni consuluerint sine coßgerint magistratns omnino
ooo indicantur, sed ei tanlum qui aerba fecerintl scilicet in Cael,
Auct. alter consalnm, in los, 3 Saec. Front. Veit. Vol. luu, ambo
eonsales, in Phil. triban| nerba faciant. nee quae in Gell, legnntur
(^quod C. lulius L, f. pontifex nuntianit) a uerba faciendi notione
differre uidentur. in solo Hos. (ctim prouidentia . . . principis . . .
prospexerii) nemo qui uerba fecerit nuncnpatur: uidetur decretum
factam esse e principis libelio per qnaestorem recitato. e mnnicipali-
bna in Put. 1 Sor. (quod . . . 11 uiri u. f.) Terg. (quod . . . JI uiri
•iure) d(i€undo) u. f.) Perus, (quod . . . II uir suo et collegae sui
nomine uerba fecit) duo uiri , in Pis. 1 Put. 4 (quod . . . II uir u. f.)
alter eorum, in Castr. (L, Cornelius A. f. Fal. PupiUus u. f.) Put. 2
(quod Cn. Lucceius Filius (?) u. f.) nnns decurionum , in Put. 3 App.,
qaae mntila sunt, forlasse uniuersi uerba fecerunt. singularem locum
aibi poscunt Pis. 2 (ob eas res uniuersi decuriones colonique quando
eo easu in colonia neque II uir neque praefecti erant neque quis-
quam iure dicundo praerat inter sese consenserunt . . .) et Vei.
(centumuiri municipii Augusti Veientis Rotnae in aedem Veneris
geneiricis cum conuenissent placuit uniuersis dum decretum con-
tcriberetur interim ex auctoritate omnium permitti e. q. s.). in
Pis. 2 enim quia magistratns ordinarii propter contentiones candida-
iorum eo tempore in colonia non erant, non decuriones tantum sed
•tiam eoloni connenerunt. in Vei. ordo Veiens Romae^ hoc est loco
Yeientibus non legitimo, atqne fortasse etiam non satis frequens con-
nenit, ut iustum decretum fieri posset itaque in utroque a solita
^agendi in ordine ratione aliquantum recessum est. restant denique
ea decreta in qnibus nee qui consuluerint nee qui uerba fecerint sed
qni retnlerint solum modo indicantur. quae sunt Neap. 1,2,3 (tcsqI qw retuierim
ov 7tQoöavriVBV9uv toig iv TtQoaxkTfttp 0 aQxmv sine 6 ivtaQx<av sine
ngoöm^sv%av t^ ßovX^ ot &q%ovxEg) Gab. (referentibus . . . ////
tftr(ts) q(uin)q(uennalibus) . . . i(ta) cens.) Put. 5 (quod . ..II uir(i)
rettulerunt) Ren. (quod coeptum studi iuuenum cultorum dei Her-
culis maiores retulerunt). praeterea in Puteolanis 4 (quod postulante
Annio Proculo o(mato) u(iro) . . . duouirum u. f.) et 5 (quod postu-
ianie Cn, Haia Pudenti o(rnato) u(iro) . . . II uir(i) rettulerunt)^
578 E. Hfibner: de seoaUi» popalique Romani actis.
quibascnm PraeDestinam apud Or. 7166 (exempl(um) deer^eit) g(mod)
/{actum) . . . V08. postulanie Claudio Marone . . . plaeuü e. q. s.) eoa-
feratur, decretum uno ex decurionibus postalanle factam esse addilor.
in AbeU, autem unmeniB ordinis uiris poUulaniibus^ ut ia Osir. nui-
uersorum consensUy aiue aerba facta siae relatum esse credendan *est»
certi enim propter tituli lacunas nihil definire licet, cam bis coapo-
nenda sant quae scripta inaeniaias in Auci, : si quis knie s. c. M/er-
cessissei senaiui placere auctoritaUm perscribi ei de ea re ad sema-
ium populumque referri atque $i quis e. q. s. . • . ad hune ordimem
referri (qmbnscum conparentar qaae de s. consuito quodam aimillino
Cicero ad Atticum scripsit epist. IV 169 6: senaius decreuerat ne prius
^omitia haberentur quam lex laia essel; $i quis intercessissei ^ res
integra referretur) ; in PhiL: senaiui placere uii C. Pansa A. Hiriims
cos, des(ignaii) cum magisiraium inissent s(i) e(^is) u(^idereiur}
prima quoque iempore de his rebus ad hunc ordinem referrent
i(ia) u(ii) e(is) e r(e) p(ublica) f(ide)q(ue) s(ua) ufidereiur);
in Pis. 2 : utique cum primum per legem coloniae duo niros ereare
ei habere potuerimus ii duo uiri qui primi creaii eruni hoc qmod
decurionibus et uniuersis colonis placuit ad decuriones referani,
eorum publica aucioritaie adhibiia legilume id caueatur aucioribus-
que iis in tabulas publicas referaiur; in Gab.: hoc decreium poU tres
relationes (retulerant autem IUI niri) placuii in tabula aerea scHbi
et proponi in publico unde de piano rede legi possii (quae nota est
e legibus Romanis formula).
Haec omnia si coniunctim consideramns , tria quae adcarate ioter
se distinguerentar munera fuisse consulentis uerba faeienlis referentis
manifestum est. primum igitur qui consuluit idem semper foisse pu>
tandus est cum eo qui senatum siue praeconis uoce sine edicto (0.
Beckerum p. 404) conuocauerat. unde eliam cogentis corrogaatisae
nomen ei inditum inuenimus. qui senatum conuocauit conaocatamque
consulit idem senatum habere dicitur , cui uocabulo numernm siae or-
dinem habere in municipiis respondet. is igitur poatquam bostiam
immolauit atque auspicatus est qua de canssa senatum conaoeasset
breuiter indicauit. senatum uero habendi ins nemini nisi magistratai
conpetiuisse notum est. quibus magistratibus Romae conpeliuerit a
Varrone apud Gellium XlllI 7, 4 et a Cicerone de leg. III 3 edocemor.
a consulendo autem uerba faciendi uocabulum eo dilTert, quod hoc
non de magistratu tantum, sed de quouis senatore siue decurioae
atque etiam de exterarum nationum legatis dicebatur. sed is qai
senatum habuit ipse etiam uerba facere potuit, quanquam eins partes
exquirendae magis sentenliae quam dandae erant, ut Liuii VIII 30
nerbis utar. consentaneum enim est cum qui senatui praesederit, ol
Plinio epist. II U , 10 auotore fere dicere consueuimus, etiam qaasi
rogationem facere potuis^e, nee tamen debuisse. itaque in AscL^ quod
plenius quam reliqua omnia nobis seruatum est, consulendi (avikßov-
kevsiv) offlcium a uerba faciendi {Xoyovg itoutd^at) adcurate distin-
guitur, quanquam idem consul qui consuluit suo ei coüegae sui ma-
E. Habner: de senatus popalique Romani aclia. 579
fliMe, ot ia Perus, dictum est, etiam uerba fecit. oerba facieotis au-
tem orationem a consalentis ita dilTerre exislimo , ut hie breuiter sicut
sapra dixi id de quo ageretur iadicaret taotam, utrum de religione
ao de re publica de comitiis de hello de pace et quae suat similia ;
ille quäle de ea re senatas consultum fieri nellet uberius exponeret.
tum singuli siue sonatores siue decuriones ab eo qui senatam hahait
pro auo quisque loco sentenliam rogati senientiam (uide ßeckerum
p. 429) dixeruDt. illud autom qnod qui consuluerit idem etiam uerba
fecerit cum saepissime accideret, ut res ipsae secum ferebant, iode
facile explicatur, qnod plernmque in ipsis decretis solum aut consulentia
nomen inscribebatur , ut in Bac, Suet, Aq. 1, nisi id inperfecto po-
lins harum reliquiarnm statui tribuere maus, aut uerba facientis, ut
in Cael, AucL PhiL los, 3 Saec, Front. VelL Vol. luu. , hoc est in s«
consultis reoentioribus quae supersunt omnibus, atque e municipalibus
in Pui. 1 Sor. Terg, Perus, quod uniuersos uerba fecisse intordum
adnotaiur, id ab eo quod saepius simpliciter dicilur uerba facta esse
non uidetnr diuersum fuisse. hie quoque unum (antum uerba fecistte
certissimnm est, reliqui aut uerbo aut adclamalionibus adsentiebantur.
tertio loco referendi uocabuli uis definienda est. quod si M. Varronis
commenlarius isagogicus ille Cd. Pompeio consuli primum designato
de officio aenatus habendi scriptus superesset aut certe lilterae eins
qnaa ad Oppianum dedit 4n libro epistulicarnm quaestioDum quarto, in
quibtfs litteris rursum multa ad eam rem ducentia docuerat, quarum
GeHins Xllll 7 memoriam seruauit, quäle inter consulendi et referendi
officia discrimen principio intercessisset fortasse nulla explicatione
egeret. nunc quin certa testimonia desunt, discrimen illud coniectnris
tantum quäle fuerit diuioare licet, neminem unquam nisi magistratum
retulisse cum scriptorum testimonia docent quae post Brissonium apud
Beckernm p. 422 ss. coUecta sunt, tum ea quae supra recensui decre-
torum municipalium exempla (in s. consultis enim quae supersnnt qui
retulerit nunquam nominatur). ex hac sola re inter uerba faciendi et
referendi noliones discrimen factum esse salis adparet. sed idem prae-
ter ea decreta, in quibus ab alüs uerba facta ab allis relatum esse
indicatur, quae sunt Tuf. Gen. Lun. Osir, et fortasse etiam Reg,,
etiam Ciceronis illa Pisonianae 13, 29 uerba demonstrant qnae sunt:
an lum eraiis consules cum , quacunque de re uerbum facere coe-
peraiis aul referre ad senatum, cunctus ordo reclamabat osten-
debalque nihil esse uos acturos^ nisi prius de me retlulissetiß? in
quibus cum Wundere Halmium aut referre ad senatum ilia pro glosse-
mate babuisse miror. immo proprium s. consultorum genus fuit eorum
qoae per relationem facta nuncupabantur. id enim Ateii Capitonis et
Aelii Tuberonis eis nerbis quae Gellius 1. s. s. 13 seruanit: nullum
s, c. fieri posse non discessione facta , quia in omnihus s. consultis,
etiam in iis quae per relationem ßerent^ discessio esset necessaria^
itemqae legis quam uocant regiae nerbis hisce: utique et . . . senatus
consuUa per relationem discessionemgue facere liceat subindicatur.
aed haue Capitonis Tuberonisque opinionem Gellius cnm Varroniana
580 B. UObncr: de senatiis popaliqae Eobmu tetis.
paruin conneoire credebat is enim in eo qoem sapra indicau libro
s. c. dnobus modis ßeri dlxit, aul per ätscessionem $i camsenUretmr,
aut ti res dubia esset per singulorum senieniias e^quaiias, al B«eke-
ras p. 435 8. Varronis opioionem a Gellio male iatellecUun cam Capn
tonis Taberonisque subiiliter conciliaait. scilicet s. c. per discessioBea
appellabatar , quando postquam uerba facta erant nemo seDteiitiam
dicebat, sed slatim discedebatur , ita at magistratus relaUo cum Bolita
inaitatione, ut discederetar, quasi in anam orationem coalesceret;
contra per relationem, quando tum demum discedebatur poslqoan
ainguli sententias dixerant et magistratus retnlerat. nam poatqa
singuli sententias dixerint , tum eum qui senatum habuerit qnales
lentiae a singnlis dictae essent breuiter retractauisse ei deinde de
quot quibusque sententiis disceptandum atque discedendum essel pro-
nuntiauisse tam necessarium uidetor , ut id qaoque Varronem in libro
illo qui periil exposuisse perquam probabiie sit. a potioh igitar at
dicunt etiäm s. consultorum denominalio flebat. atque huio sententias
a -«ingulis dictas breuiter retractandi atque ut de eis diiadicarelnr
proponendi officio referre uocabulum Graecumque ngocaveupioeiv pro-
prie respondent. sed cum idem semper magistratus, qui senatum coa-
suluit siue ordinem habuit, etiam postquam singuli sententias dixerant
referre soleret (nam sine relatione nullum s. c. cogitari potest) , raro
tantum in ipsis decretis inter utrumque magistratus officium et coa-
sulendi et referendi distinguitur , quod factum est in Cum. et SemL 1,
in quibus praetores siue quinquennales et co^gisse siue numerom
habuisse et retulisse dicuntur, fortasse etiam in Sent. 2, in quo se-
quella coUegii numerum habuit, pater et parens retulernnt. saepios
autem omisso consulentis officio referentis tantum nomen adscribitor,
quod in Tuf. Gen. Reg. Lun. Ostr, ita accidit , ut quae principio pars tao-
tum officii senatus habendi erat postea pro toto poneretur. onde
totiens ab ipsa relatione senatum incepisse a scriptoribns narratw,
ueluti a Liuio XXXIX 39 Vopisco uitae Aureliani c. 19 aliis. principia
nero orationem a quaestore in senatu lectam iustae relationis a ma-
gistratu factae uicem obtinuisse, ut in Hos,^ par est. proprium sibi
locum Gell, postulat, in quo pontiflcis tantum nuntiatio indicatur. quod
aut Gellii culpa factum esse potest, aut fortasse pontifici etiam cum
senatu agendi ins erat^ ut cum populo ei fuisse scimns, quod Moaui-
seno probabilius uisum est. pontificis nuntiatio igitur magistratas
relationi respondisse pulanda est. praeterea proprie etiam referre ad
senatum uocabant, quando quae proximo senatu disputata essent denno
a magistratu proponebantur. quod ipsis decretis interdam sanciebatar,
nelut in Auct. Phil, Pis. 2. atque ut non semel , sed bis terne de ea-
dem re referretur cautum est, uelut in Gab.^ imperatoribus autem non
tertiae tantum, sed quartae quintaeque relationis ins concedebator, at
testknonia docent quae Marquardtius II 3 p. 226 conposuit. cum
tribus uero relationibus , quae ut iustum decretum fieret ioterdum
exigi solebant , ueiut in Gab.^ l|offlmsenus apte Paulli iuridici recepta-
mm sententiarum V 5 A, 7 (edit. Arndtsii) uerba haece conparari
E. Habner: de senatus popaliqae Romani actis. 58 t
luhei : ir$m$ Ittieris uel edieiis aui uno pro amnihus dato aui irina
denuniiatione conuentus nisi ad iudicem ad quem tibi denuniiaium
est aui eil JIM liiieris uel edicio conuentus eo uenerii , quasi in eou-
tumaeiam dicia senieniia aucioriiaiem rerum iudicaiarum obiinei;
quin immo nee appeliari polest ab ea.
6 In Omnibus eis s. consultis decretisqne municipalibas , in qui- ^ärl^t^f^''
bas coBsalentis atque oerba facientis nomina adscripta sunt, inter
ulraqme eornm nomina qni scribendo adfaerant interponnntnr. ubi
nero consulentis nomen deest, testium index ante nerba facientem
atqoe continno pone anni diei lociqne indicationes conlocatur. duo
aero testes in los, 1, 2 inuenimus; tres in Bac. Tiburi. Asch Saec.
Qtroqae (in altero enim Borgbesios bull. Napol. IV 1846 p. 34 e cod.
Yalicano 6038 p. 78 haec restitnit: scribundo adfuer[unt] M. lunius
M, f. Si[lanus C. Seniius C, f. Sqiurnjinus C. Asinius Cn. [f. Pollio]);
in Cael, octo, in Auci, septem, quod non casa accidit quia C. Luccei
Hirri Caelii in aedilitate conpetitoris nomen deest, de quo aide epist.
ad fann. VIII 2, 2 et 11, 2. etiam in Apkr, octo siue plus etiam uiden-
lur faisse. in los. 3 e foedis corrnptelis undecim tantum nomina ez-
piscari licet, quae origine dnodecim faisse aero simile est. Asiyp,
Pail, matila sunt, neque in Prien. testiam numerus adparet. in Suei,
Gell. Soetonii Gelliique culpa qut scribendo adfuerint omnino non
indicantar, in Phil, a Cicerone adscribi non potaerant. at in Front.
VelL Hos. Vol. luu. uidentur nanquam faisse, quod otrum casa factum
uideatar an consilio infra dicetur. in s. consultis igitur quae habemas
non infra duo nee supra duodecim testes uidentur adscripti esse,
atque dao re oera testes satis fecisse etiam Ciceronis epist ad Att.
IV 18,2 quae supra adacripsi (duo consulares^ qui se dicerent in
omandis prouinciis consularibus scribendo adfuisse) uerba indicanL
in municipalibas duo testes adscribuntur in Fer.^ tres in Neap. 1, 2, 3
Cum. (atque hie quidem sorle ducti adfuisse dicuntur) Caslr.y in Put,
1 , 4, 5 qaattuor, in Sor. Abell. quinque', sex in Pis. 1, sex sine octo
(de lacanarnm enim magnitudintf non constat) in Aq. 1, in Pis, 2 deni-
qae duodecim. in Gab. autem scribundo aifuit uniuersus ordo deeu-
rionum, quod singularis honorificentiae Signum fuisse credo. in Ostr.
de centonariis Ostrensibus dictum est: cum sckola sua frequenies
scribundo adfuisseni. unde aeoo recentiore municipales homines qua
de caussa qni scribendo adessent iuberentur prorsus oblitos esse puto.
quid? quod in Perus, Pelt. scribundo adfuerunl uerba leguntur qui-
dem, nomina uero tesiiam ne lacuna quidem interposita omittuntur?
App. Tib, Maff. mutila sunt, in Put. 2, 3 de nuraero testium non liquet.
denique in Vei. Castr. Caer. Tuf. Terg, PaesL Gen. Reg, Lun. Ben.
Sent. 1, 2 nulli testes indicantur. nam quod in Vei. tredecim adfuisse
tantum dicuntur omisso scribendo uerbo, hoc idem ualere credo atque
qaae in Caer. leguntur in curiam fuerunt^ qua de re infra dicen-
dum est.
7 Post testium nomina eins mentionem fieri qui uerba fecisset °f!^ue"
supra dixi. sequitor quod secundum Aelii Galli apud Festom p. 339 M.
^
582 E. Habner: de senatus popnliqno Romam actis.
opinionem proprie decretnm dicebator aoUta incipiens formala 9(«*d)
d(e) e(a) r(e) /(tert) pQacerei) d{e) e(a) r(e) *(ia) c(^ensuermmi)
ahie d, e, r. q. f. p. d. e. r. •'. c. siae 9. /. p. d. e. r. t. c. siae deni-
qne nihil nisi d. e. r. t. c, haec tipc^I tovtov xov ngayiunog ovrag
löo^e Graece nerti solebant; losephas, qaalem nunc manibos aersaaias^
Id Io$. 1 li5o|€V ovv negl zovtmv xavra et in los. 2 tanlum iöo^sv ovv
«ertit, in Io$. 3 (mQl av ,, . Kuusa^ lx^»v£ . . . mql rovrov aqicna
tjfttv) in breuius redegit. semel (in Neap, 3) tt. r. t. sr. oStio^ svi^-
^xricsv dictum esL atqae legitar aolita formala in omnibas s. coa-
anltis decretisqoe praeter Pis. 3^ Vei. Casir. Sor, Caer, Cum. PaesL
Gen. Aq* 2 Maff, Ben, , in qoibus statim ipsius decreti sententia pro-
fertur.
/ecilMoiue S Sententiae ipsiag declarandae sollemnia uocabala fuerant pla-
uv.catiuu ^^^^ (^Hos, luu, Sor. Perus. Aq. 2 s. c. luncianum), senatui placere
{Phil. s. c. de honoribas Germanico decernendis, C. I. G.2737 cc^icxuv
T^ 6vy%kr(cm)^ placere huic ordini (Fronl. Pul. 1, 4) sine conseriplis
(Pis. 2 App. Fer.) aiae uniuersis consensu plebis (Tuf.) el cumclis
uniuersisque (Lun.). sed etiam directa quam dicant oratione asi smnt,
neloti in Gen. (placef) Maff. (placet cunclo ordini^ in titnlo ap. Or.
7166 (placuil) et in Vei. Caer. Pul. 6 Cum. (placuit uniuersis).
paollo magis insolita sunt quae Uguntur in Prien. (pvvaig doxei 6üv
elvai et ovTm tpalvnai detv slvai) Ascl. (ßi r^v alxUiv xiiv cvYnhq-
fov UQtvitv) Aucl. (senalum exislimare • . . iiem placere) VeiL
(arhilrari senalum). inBac. (ita exdeicendum censuere) el TibmrL
(senalus animum aduorlit ila uli aequom fuii) etiam hae formuUe
in breuius contractae sunt.
pubn^db ^ Subiunxi bis decernendi uocabulis si quae praeterea inoeniun-
iir«ecepu ^^ ^^ g^ consultis siuc pubUcaudis siue cum aliis magistratibas com-
muoicandis praecepta et similia. eius generis haece sunt in Bac. in
agro Teurano^ quod quo modo Rudorffius p. 221 de Terina urbe inter-
pretari potuerit ualde miror* agrum enim Teuranum, quanquam hodie
i^notum, a Terina procul afuisse is locus demonstrat, quo aes Yindo-
bonense repertum est. in Aslyp. [oxi . . • d]s 'PöxlXiog vnaxog %al'
xcDfior avfifAoxlag : . . [iv] tucnstioUai Tta^riXta^fjvai ip^ovxiC'j^ . . . cS^
av avxm ix rcov Stifiocltov n^ay^iaxav [nicxecig xt] xrjg IdUtg 900/1^
xai' iSo^Bv oxi . . . og vnaxog xov xa^iav naxct xo 6iaxay\ka ....
(ubi non suppleri polest xi]g <s%yyvXrixov^ est enim öwxay^a ruv ipÜJav
amicorum formula ut Ascl. docet) [Kjs^aitf]/ ^alav xe iv uctTCSxadla
iaV &iki[i noi^olai] x. t. L in Ascl. oit&g xs > . , vaotoa 6 SxeQog «]
aiiupoxB^i iccv avxoig q>aivfixai Big x6 x^v iplkmv didxayfia ivivsx^^ij'
vai fpQovxlCfoaiv , xovxotg 6i nlva[xa] xalnoüv fpi^klag iv x(p xcaux»-
klip iiva^Bivat, Qvaiav xe noiifiai ij^'^^ ^ivta xe ccinoi^ neeva xo
öiatayua^ xonov^ nago^i^v xe xov xa^dav xov %a%a nohv xovtoig
luad'woai anoöxellat xe xekevoDöiv . . . 09So>^ xe . . . vTtaxot 0 exe^
ij i^oxBQOt iav avxoig q>aivr}[tai y^ifAfiaxa Ttqbg xovg aQ%otfxag xovg
fjfietiQOvg . . . tucI jtQog xovg &QX0vxag avteaiy anoaxelkaHStv , r^
avy^ktfcov ^ikitv xol ilnaiov rjyeid^t xavx« ovxm ylvea^m wxvig
E. Habaer: de sanatas populique Romani actis. 583
ag Sv avTOig i% rcov ififioclanf itQayfiaxfov TtUsrems xb t^g 13 tag 9flf[/|-
vtjzaif qaae partim etiam e Latino exemplari seruata ([senatum ueÜe
et] aeguom censere ea ita fieri i, ii. e. e. r. p. f, q. s, «.) atque a
Sigonio rede pleraxnqoe restituta sunt, io los- 3 avevsyTutv xe xctvxa
dg dikxovg xai ngog x(njg %axa tcoIiv xa^ilag ontog fpgovxlcaxsi xal
avxol iv öiXxoig ava^uvat di7nv%oig, in Front.: utique tabulas char-
tas . , . , cos, ambo alterue si is uidebitur . . . praebenda locent^ at-
qne qaae in s. consultorum Frontinianorum sexto legitur sanctio: si quia
aduersus ea conmiserit in sin^ulas res poena HS dena milia essent
e. q. 8. in Palt. : utique . . . eo quae X kal. Febr. quae proximae
fuissent in amplissimo ordine optimus princeps recilassel senatusque
Consta de iis rebus facta in aere inciderentur idque aes ßgeretur
ad siatuam loricatatn diui lulii. in Pis, 2 : utique . . . II uiri ea
omnia quae supra scripta sunt ex decreto nostro coram pro quaes-
toribus primo quoque tempore per scribam publicum in tabulas publi-
cos referehda curent. in Aq. 1: pQacere) h(uic) o(rdini^ falsa
enim sant quae Marinio Arn. p. LXIV Visoontioqae placnerunt propter
hoc Optimum . . . uideri; ut Mommsenns perspexit) adque e r{e)
p(ublica) u(tdert) statuam aeream cum (basi . • . erigi . . . de*
cretuymque noslrum basi inscribi e. q. s. in Gab. quae supra memo-
rani de decreto in tabula aerea scribendo et in publico proponendo.
in App, quoque de decreto aeri Hncidendo) agitur. deinde in Omni-
bus quae uocant patronatus decretis, hoc est in Pelt. Paest, Maff. Lun.
Sent, 1 de tabulis patrono cooptato offerendis sollemnia uerba sunt.
~10 In municipalium decretorum non nuUis etiam de agendi in M'Suntue
ordine ratione qnacAam adscripta sunt notatu non indigna, uehit in
Sor, (omnium suffragantibus uotis), in Tuf. (quod anus ex ordine
u. f. . ,. q. f. p. d. e. r. referente . . . //// ttir(o) . . . censente alio
ex ordine t. c. placere uniuersis consensu plebis e. q. s.) , in Terg.
(d. e. r. t. c. primo censente nno ex ordine) , in Aq. 2 (in fine ad-
scriptum est prim{us) cens(uit) C. Lucretius Heluianus qui etiam
scribendo adfuturus erat) ; in Maff. (ideo placet cuncto ordini n(osiro^
iabulam {patr)on{alus) .... (of)ferri debere quem cum prompto
animo suscipere dignatus fuerit ad .... laetitiam procedat, fiat
perrogatio ordinis ut singulatim .... reliqua desunt). qui primus
oensuisse siue censuisse tantum dicitur is est qui primus sententiam
rogatus dixit. qua de re deque perrogandi more uide Beckerum
p. 425 SS.
11 Yt quibusdam s. consullis decretisque inscriptiones fuisse "^^J*""'
supra uidimus, ita in plerisque etiam subscriptiones exstant. atque
subscriptum est censuerunt (siue censuere^ censuer,^ cens.^ c, löo^sv
in Ascl.) nocabulum in Ascl. -Hos. Vol. luu. Pis, 2 Put. 1 Fer. Aq. 1, 2
Tuf. Terg, Pelt, Gen. Reg. Lun. in omnibus hisce decretis censuerunt
uerbum non e praecedentibus enuntiatis suspensum est, ut u. c. io
CaUr. , sed interdum interposito spatio per se solum additur. quare
etiam quam in Cael. codex Nediceus seruauit i. t«. subscriptionem
cum Mommseno (uide eins dissertationem /die Rechtsfrage swischen
584 B. H&bner: de senatos popuHqae Romani actis.
Caesar und dem Senat' p. 52 adn. 137) nihil alind esse existirao qua
cen8(ueruni) nocabali reliquias male intellecVas. pro qaa sabscrip*
tione cum in deterioribns qnibusdanr oodicibns e Hediceo deriatUs
/. N, scriptum sit, inde inepta.illa i(Hierces8ii) n(emo) formula eflcla
est, quam s. consultis qnibus nemo intercessisset sabscriptam faisse
fnerunt qni crederent sed etiam in Phii, , qnod s. c. nunqoam eisli-
tisse saepius monni, a duobus non infimae nolae codicibos %!■-
bergensi et Bernensi censuertini^ a Wolfenbuttelano censuerimt sob-
seriptio additnr. hanc ab ipso Cicerone additam esse , cum s. c. ilind
proponeret, nix erit qui concesserit. itaque interpolata certe nidetor,
sed tam docte interpolata ut qni eam confinxerit temporis illius libni*
rius nix cog^tari possit. atqne eentueruni subseriptionem tribnaoru
fnisse Valerio Maximo teste scimns, qui II 2, 7 baec narrat: irihunu
plehis intrare curiam non lieebaty ante ualuas autem^posiits subsei-
Uis decreia pairum . . . examinabant ^ ui si qua ex eis inprobßs$ent
rata esse non sinerenL itaque ueteribus senatus consultis eUttera
(banc enim contra Kempfium T nnlgatae defensorem e Paridis epitoma
Angelo Maio praeennte Mommsenns' ann. inst. 1858 p. 190 adn. 3 resti-
tnil) subseribi solebat eaque nota signißcabatur illa tribunos quoqst
eensuisse. atqne Yalerius qnidem c illnd in ueteribns tantum s. con-
sultis snbscriptnm obsernauerat. altero antem p. Chr. saeculo etodea
consnetudinem permansisse qui intra annos 781/28 et 785/ä2 seripsit
(n. KempBi praefationem p. 7) scire non potuit. antiquissimum iofem
c subscripti exemplnm AscL anni 676/78 praebet nemm enim nero s.
consnita non tribnnomm tantum , sed etiam aliorum mag^istratann ^
eadem potestate quam ei qui s. e. ßeri ueüent maioresue essent (nt
Varro apnd Gellinm XIIII 6, 7 docet) inlercessione inpediri potneroat.
ipso anno 676 ntrum omnino tribunis intercedendi ius fneril oecne
nalde dubitatur. a L. Sulla enim id eis ademptum neque ante legeoi
Anreltam anni 679/75 sine potius Pompeiam anni 684/70 restiloloa
esse perquam probabile est (uide Beckerum I. s. s. p. 289 ss.). itaque
si Romae a tribunis, quorum reliquis magistratibus semper mtior,
summis par potestas erat, c subseribi solebat, etiam in municipiisa
paribns maioribusue ma^stratibus snbscriplum esse ludicandam est.
cum autem raro ab aliis magistratibus quam a tribunis intercesssni
esse probabile sit , c illud a Valerio Maximo facile pro tribuBonm
tantum signo haberi potuit. si tribuni intercesserant, disertis ueibis
intercessum esse et a quibus tribunis intercessnm esset adscribebitor,
ut in Auet, legimus: huie s, e. intereessit C Caelius L, VinieiusP.
Cornelius C. Vibius Pansa (^tribuni pt,) et bis huic s, c. intercettU
C Caelius C Pansa tribuni pl. praeterea etiam quando senttos iv
xinta Xivl fi^ vsvoiiiafitva ij rniiQtc (lii na^tptova^ rj xal i^m voft^
fUHi naffdtyyiiiMttog vno cnovÖijg conuenerat, ut apnd Dionem LV 3« 5
dictum est, anctoritas tantum perscribebatnr. atque locum quo eeaUüs
niri Veientes conuenerant canssam fnisse cur non decretum sed tacto-
ritas tantum perscribi posset supra (p. 577) indicaui. etiam in App-
ante decretum perscriptum (senatus) anctoritas facta indicatar.
B. Häbner : de senatos popnliqae RomtDi «cUb. 585
12 Vt iostum decretom fierel certmn seDatonim decarionnmae JI^SS^
nntteron in caria foisse necesse erat, qni nomeros dod aolam diaeraia
lemporibofl aidetur diaersos fnisse, sed etiam pro decretorom argii<'
mentis uariasse , al rede Marqnardtias II 3 p. 225 obseroaaiL ita ol
10 ipsis senatus consaUis interdam praescriberetur qoot seoatorea
adesse deberent quam ea res cosoleretnr, ot in Bae. dictom est.
exempla quaedam aimilia Beckeroa p. 441 adn. 1113 collegit. ando
eliam in quibusilam s. conaoltis decretisqne senatorunoi namernm ad-
scriptum inaenimas. nidelicet in Hos. (in senatu fueruni CCCLXXXIH)^
in VoL (tu senalu (fueruni) . . . ) , in Caslr. (in decurianilms fue-
runt XXVl)j in Caer. (in curiam fueruni . . . dictaior aediles duo
el sex alii decnrionc^s). atqne decorioaDm namernm, non teslium,
adaeriplnm esse credo eliam in Ket. (adfueruni . . . //iitr(t), deiode
guinguennales duo et nouem alii decariones) similiterqne in Tib. , in
qno nihil nisi adfue(runi) nocahalnm sernatum est.
Haec fere sunt quibus a Beckero de bis rebus exposita (p. 402 —
447) qnae saepius landaui bic illic sine emendari siue snppleri posse
existimem. ex usn autem formularum sollamnium quas conposui Ro-
manos etiam in s. consultis conscribendis , nt in omnibus fere quae
ad rem publicam deorumque cultnm pertinerent, non uerborum sed
renun tantum aequabilitatem religiöse obseruasse adparet.
Forma autem tantum, non re ac natura ab ipsis senatus con-
soltis ea differunt quae altero loco in senatus actis fuisse supra dixi:
principnm orationes per quaestores eorum in senatu recitatae quae-
qoe eas insequi solebant adclamationes senatus. orationes enim istae
prorsus senatus consultorum uicem obtinebant atque solae aeri in-
cidebantur, adclamationes inde a Traiani demum tempore cum ipsis
senatus consultis orationibusue publicari incipiebant; ut infra e po-
pali actornm testimonio 37 docebitur. earum scriptores bistoriae Au-
gustae potissimum tot exempla nobis tradidemnt non aHunde sumpta
quam ex senatus actis, ut ea indicare saltem pauUo adcuratius ope*
rae pretium sit. quod feci in tertia adpendice, ex qua propriam se-
natus actornm formam etiam in scriptorum illorum relationibus ser-
oatam esse uni cniqne adparebit. demonstrat hoc dierum et loco-
rum quibus senatus conuenerit indicatio plernmque non omissa, de-
monstrat ordo sententiarum a singulis dictamm religiöse obseruatus.
nihil autem obstat quo minus scriptores isti non ex ipsis senatus
actis bau^sse, sed ab aliis iam adbreuiata in libros snos trans^
tnlisse putandi sint. Lampridius carte adclamationes senatus post
mortem Commodi factas e Marii Maximi historiis sumpsit, ut ipse
nitae Commodi cap. 18 testatur. itaque senatus actis etiam uindi-
candae nidentur non paucae illae principnm orationes in ^senatn
habitae, quarum memoriam eidem scriptores bistoriae Augnstae ser-
uanerunt quasque in eadem tertia adpendice indicaui. quanquam enim
iam inde ab Hadriani tempore omqes imperatorum constitutiones, ut
nno nomine conplectar, temporum ordine dispositas et in diuersa cor-
pore collectas fuisse scimns, tamen eas orationes, quae in senatn
7"
586 E. Habner: de senatas popoliqae Romani actu.
reeitatae essent, etiam in acta aenataa reeeplas eaae ideo perniasis*
aimani mihi est, qnia in hisce exemplis omnibtfs principis oratio niceai
rekftiopis a magistratu factae obtinet, qaod in H6s, et forlasse etiam io
FalL factam esse sapra obseruanimus. talea uero constitationum coUee-
tiones inter scriptorum bistoriae Augnstae fontes habendas esse reete
iam Dirksenus monait in eo libro quem de seriptoribus istis conseripsit
p. 63 — 69. quae in bibliotheca Vlpia et in domo Tiberiana et ex reges*
tis scribarum porticus Porpbyreticae Vopiscos snum in usun exscripsit
eins modi fuisse facile crediderim. reliqaae certe imperatoruni epista-
lae, quas eidem scriptores sernauerunt, non ad senatum, sed ad pro>
ninciarum praesides aliosue magistratus siue etiam ad propinqaos ami*
cosque datae ex eius generis collectionibus uidentor desnmptae esse«
atque ex eisdem etiam quaecunque ad ins ciaile pertinerent in libros
iure consultornm et deinde in Theodosii ti losttniani inris ehrilis
Corpora peruenisse Rudorffius 1. s. s. p. 224 s. et p. 274 s. exposoit,
qui in eodem libro p. 130 — 141 quidquid orationnm edictornai man-
dalorum decretorum epistniarnm sine rescriptorum snperest indicanit.
sed qnanquam optimae notae permulta ex hisce fontibas a seripto-
ribus bistoriae Angustae sine ab eorum auctoribus nobis seniata sunt,
tarnen ne eius generis omnia fide digna censeamus canendnm est. ipse
Trebellius Pollio de Claudii oralione quam snpra indicani nitae eins
cap. 7 baec dixit: hanc ipse dictasse perhibeiur ^ ego uerba magisiri
memoriae non requiro, de non nullis epistularum quas signififsaei
saepe dnbitatum est, ut Dirksenus l. s. s. monuit. nnper etiam Borgfae«
siuB cum in Henzeni de diplomatibus qnibusdam militaribus Traiant
et Antonini Pii commentatione ann. arch. inst. 1855 p. 5 s. inserla de
prouinciae Pannoniae praesidibns ageret, Tillemontium secutns Harci
epistulas db Auidio Cessio soriptas in Vulcatii Gallicani Äu, Cass, 1, S
ittterpolatas esse pronuntiauit.
Tertium quod in senalns actis fuisse dixi senatus cum magistra-
tibus siue Romanis siue municipalibus et cum exterarum gentium pri-
moribus epistulae mntuae sunt, quarum exempla tertia adpendix in*
dicat. etiam municipalium senatnum epistulas non nullas lapides no-
bis sernauerunt.
Praeter baec tria autem rerum in senatus actis olim perscripta-
rnm genera integrum exstat, quamuis inferioris aeni, senatus actomn
exemplar, ab omnibus fere qui de actis senalns scripserunt prorsos
neglectnm. gesta anno 438 p. Chr. in senaiu urbiM Roma» de reei-
piendo codice Theodosiano dico , quae anno demum hnius saecnli ni-
gesimo Ciossius in palimpsesto Ambrosiano inuenit (unde Niebahrias
in praeclaris de antiqnitatibus Romanis soboHs qnae nuper prodie-
runt p. 201 ea commemorauif), Haenelius editioni suae codieis Theo-
dosiani (81 — 91) praemisit. gesta ifla, quo uoeabolo recentius aenmn
etiam in iudiciis acta significare solebat, ab anni indieatione inei-
piunt. secuntur baec : Anicius Acilius Glabrio Faustus . . . prae-
fectuB praeiorio et consul Ordinarius in domo sua quae est ad p<d-
mamy Flauius Paulus ... urbis praefectus^ lunius Pomponius Pmbfi-
B. HQbner: de senahtf popaliqae Romani actis. 587
anua . . . uiearius urbis aeiemae^ proeeres amplissimusque ordo $t-
wmims dum eonueniaseni halmiisentque inier se aliquamdiu iractaimm^
ihi ingre$si$ ex praecepto Anasiasio ei Mariio constiiuiionariiSy ....
Ftmsius . . . dixii, postquam dixit acclamaium esi: noue diserie^ uere
diserie. deinde iteram dicit iteramque aeeiamaium esi: aequum esi^
piaceiy placei, post haec Faastus ipsam Theodosii et Valentiniani
iasperatoram constitntionem ex codice Theodoüano libro primo legii,
tertlam sine fioe acclamaium est : Augusii Augusiorum et reliqua qaae
exscribere taedel. deniqae Faiistus secundum dominorum praecepta ei
desideria cuhninis nestri (hoc est amplissimi ordinis) id se carata-
rnm esse exponit, ui hie codex a constitotionariis per tria corpora
iranseribaiur ^ quornm onom Africae proniociae, alternm scriniis prae-
feeti urbis, tertlam constitutionariis ad legitima exemplaria inde so-
menda popaloque edenda destinatum sit eteDim orationis eius sen-
tenliam aliqaantum inpltcalam ita explicandam esse ut explicaui con-
iuDcta iore consuUorum opera nunc constat (uide Mommsenam in ac-
tis soc. Sax. III 1851 p. 380 adn. 25 et RudorfRnm 1. s. s. p. 278).
ex bis gestis quantum de agendi in senala eo tempore ratione ab
antiquo more non multam diuersa discatnr nix est qaod adcnratius
exponam. praefectus praetorio adsistentibus praefecto arbis et nicario
nrbis senatum habet , idem solas omninm uerba facit, nemo senatornm
senteatiam dicit, contra adclamando omnes latera sibi defatig'ant. ce-
terom id quoque gesta illa nos docent, quam diu senatus Romani uel
nnnbra tantum relicta fuerit, tarn diu etiam acta senatus perscribi
conseruarique solita esse, uerum eliam in decretis municipalibus qui«
basdam similia prorsus actorum' uestigia non desunt. ita in Casir. post-
quam uerba facientis oratio adscripta est tum uniuersi uerba secuntur.
in Paesi, placei placei ut in gestis anni 438 adclamatum est. nee dissi-
milia sunt quae in Tyriorum actis, e quibus in adpendice tertia stationis
Pnteolanae epistulam protnii, legimnshaece: ano axriov, ßovlijg iifiei-
ötig %a jdiov Tov sTOvg x' (id est VI id. Dec. anni 927/174) itpffiis^
Q[ev](hnog KaXXixQarovg üaviSccvlov fCQoiÖQov' dveyvcia^ri inustolri
Tvfflfov OTccxitovaqLfQv avaöo^staa vno Ai^rftog ivbg avxmv x. t. L
. . . fte^' riv avdyvmaiv OiXoKXijg ^ioöwQOV slnsv' . . . inefptivffiav
%aX^ ilnev Oilojilijg x. r. iL. ... ivByvwö^ti fcitxaKiov io^hv x6[xe]
vito Aäpftog . . . Tvqlfov axccnrnvagicDV x. r. X. — itaque ne iusto-
rum quidem actorum exempla, in quibus siue sententiae a singnlia
dictae siue adclamationes perscribuntur, omnino desunt.
VI
Magistratus praeterea senatoriae dignitatis fnisse scimus quibus
ab aeiis senatus nomen erat, exigua de hoc munere scriptorum aU
que inscriptionum testimonia Marinius iam coUegit Aru. p. 790 s.,
nude Marquardtius quae II 3 p. 228 adn. 939 legnntnr desurapsit. Rens<*
senas oero , cuius libri caput septimum de raiione acta conficiendi
ei publicandi inscriptum est, incredibili leuitate senatorium munus
cum ^lebeiis scribarum officiis confudit. cum autem post Marinium
588 B. Habner: de seDtlog popaliqae Bomaai actis.
eins manerifl teslimonia qnaedam satis memorabüia e lapidibna polu*
aimam accessisseol, indicem omninm eorum cooposoi quo* ab acüs
aenatoa fuisse ioaentrein , hie qaoque tomporum ordinem qoanlam fieri
potttit aecuttts. adscripsi mnnerä eorum eiuilia omnia naqoe ad prae-
taram, militaria atqoe saeerdotia omiai.
1 lanius Rasticua conpanendis pairum actis delectu$ a Cat%are^
al Tacitus ann. V 4 inter geata anoi 782/29 refert. ceterom ignotoa
est, nisi qaod proanns fortasae eiaa Innii Rnatici fuit qoem M. Ab-
relti imperatoris praeceptorem foisae aeimns.
2 C. lulias M. f. yolt(inia) Proculus /// uir a(uro) a^rgemlo)
a{€re) f(landd) f(eriundo) , q{ua€8ior) Augustorum , ab actis imp,
Traiani Aug,^ tr(ibunus) pl{ebis% praet(or) . . . Or. 2273. ciun ab ac-
tis Traiani fuiase dicalttr, Angusti illi qaorum qaaestor erat Neraa
et Traiaaus sunt anno enim 850/97 Traianum per tres menaes a Neraa
ad imperatoriae dignitatis calmen adaumplum fuisae noliim est
3 (L. Neratins L. f. Vol. Maroellns) /// utr a. a. a, f, /., adiec-
tU8 inter patric{ios) ab diuo Vespasiano^ curat{pr) actomm sema-
ius, quae$t(or) Avg(usti)^ pr(aetor) I. N. 4933 ^^ Or. 6447. eins
nomen Borghesius certissima coniectura snppleoit (in annaübns inst
arch. 1852 p* 21) idemqne bonorum seriem lapicidae culpa corrnp-
tarn esse suo iure existimauit, quia Marcellus senatus acta curare non
potuissel priusquam quaestura aditum ei senatus patefecisseL
4 Hadrianus imperator, de quo Spartianns u. Hadr. 3 baee nar-
ret : post quaesturam acta senatus eurauit. ante quaestnram decem*
nir stlitibus iudicandia (c. 2), postea Traiani in expedilione Dacica
prima anni 854/101 comes erat, quaesturam eodem anno 854/101 ges-
Sit, redux anno 858/105 tribunus plebis et 860/107 praetor factns est
(c. 3). acta s. igitur nisi paucos menses curare non potuit.
5 Ignotus qui in titulo Orell. 3186 //// uir uiar(um) curanda-
r(fim), quaestor pro« (tfictae) Narb^onensis) , ab actis senat(us)^ tri-
biunus) p/e6(ts), candidatus imp. diui Hadriani (?), praetor fnisse
narratur. titulnm enim illum e dnabus inscriptionibus diuerais con-
flatum esse Borghesius demonstrauit (uide Henzeoi adnot. III p. 510).
haec altera autem pars Boissardi tantum inflrma auctoritate nititnr,
qui eam eCittadinoet Manutiosumpsit. itaque conficta ea quidem noa
est, sed interpolatam esse imp. diuus Hadrianus nerba aliaque euia-
eunt. cufam aetorum exeunte regno Hadriani gessisse nidetur.
6 C. Arrins Antoninus //// uir uiarum curandar(um}y ^quaes-
tor) ^ ab actis senatus^ aedil(is) curulis, praetor cui primo iuris
dictio pupitlaris a sanctissimis imp(^eratoribus) mandata est Or. 6485.
bic primus erat praetorum tntelarium a Marco imperatore anno 91^161
institutoruffl, nt Borghesius (^iscrisione di Concordia' in ann. inst. arcb.
1853 p. 36) enicit, uide etiam Mommsenum in actis soc. Sax. 1852 p.
268. non nullis igitur annis ante acta s. cnrasse putandus est.
7 M. Claudius H. f. Quir. Fronto X uir stlitibus iudicandis,
quaestor urbanus^ ab actis senatus y aediUs curulis^ praetor Or.5478
et 5479. post praeturam legioni undecimae Claudiae, deinde primae
' B.HttbBer: de senatat popnliqae Romani aetii. 589
Mineraiae in Maroi imperatoria expeditione Parthica anni 916/163 prae-
foiL itaqae iam ante Arriam Antoninom ab actis faiase potest
8 Ti. Claudius Qnir. Frontinas Niceratus X uir iti. iud,^ guaesior
pro praet(ore} prouinc{iae) Ächaiae^ ab actis $enaius^ aed(ilis)
eur(uits)^ praetor I. N. 1879'= Or. 3113 siue ut in duobus titulis Grae-
eis Lacedaemone et Argis repertis C. I. 6. 1133 et 1327 appellatur
Tcov dhut avdgmv x&v xa fpovma di%ucivxmv^ xafAÜig xal avtiaxQcixri'
yog beaQX^lagldxatag^ inl toov vnofivrinaxiaiv xijg.övyxk'^ov xavdÄ
dinog €tvxoxQaroQog M. Avf^Uov Avxxovdvov Avyovöxov Fegfiavt^
«ov, ayoQavofiog Turugovlliog, ax(f€n;7^og Pa}(ial&v. candidaius impe^
raiaris non est peculiare munus, nt a multis etiam nunc creditur, sed
cnra actorum Frontino ipsins imperatoris designatione delata erat.
Gemanici nomine Marcus inde ab anno 928/175 (uide Eckhelium YII
62) nuneupari uolnit. ceterum de ipso Nicerato eiusque patre et fra-
tre Borgbesins in actis iicad. Taurin. XXXVIII 1835 p. 39 egit.
9 M. Sernilius Q. f. Ho(ratia) Fabianns- Maximus IUI uir »tar,
curandar,y q(ua€sior) urb{anus)y ab actis senatus^ aed(ilis) ctff(tf-
/m), praet{pr) Or. 2274 cf. III p. 192 et Kellermanni Vig. p. 67, 248.
cum postea l€g(atus) Augustorum pro praetor e Mysiae superioris item
Mysiae inferioris fuisse dicatur eumque probabile sit prouinciam illam
ineunte Traiani regno in duas partes diuisam esse (uide Marquard-
lium III 1 p. 106) y ante diuos fratres nel ante Antoninum Fium ab
actis fuisse neqnit.
10 Domitius Florus nsQiSQOii^ ^igccTcelag ngog aiiovdaQxtaVy nai^
Tot TCQOXEQOv TtoxB Xtt Xfjg ßovXtjg imofivi^fAaxa duz %^i^g lx<ov %al
iyoQavofiog ht avxotg anod6i%9rjvat ogpE/Aov, elxu nglv Sq^ui xtjg
Ihtldog dta IlXavxiavov ixTtedmv^ naxeöxi^axo Tud öi^fiagxog ane-
iii%^y quae sunt Dionis LXXVIII 22, 2 uerba gesta anni 970/217
narrantis. «
11 C. Porcina C. f. Quir. Priscus Longinus X vir stlitib. iud.j
allectus inter quaestorios^ ab actis sen(^atus)y aedilis curulis^ allectus
inter praetorios ap. Harinium Arn. tab. LXI , quo de titulo etiam le-
genda sunt quae I. B. de Rossi scripsit ann. inst. arcb. 1858 p. 60.
hic cum anno 978/228 iam iterum Arualium magister fuerit, non pau-
eis annis ante ab actis fuisse credendus est.
12 T. Harcius (guaestor) prouinciae Ac(h)aiae^ a(b
actis) senat(us% aed(üis) cur(ulis) , praet(pr) Or. 6020.
13 Sex'. Oppius Priscus «(tr) cQarissimus) ^ X uir stlit, iud.^
electus ini{er) ordinar(ios) ^ ab act(is) senat(us)^ aedil(is curulis)^
adlect(us) ifi/(er) praetor(ios) Grut. 446, 3. bonorum seriem in titulo
ab Vrsino tantum mendose transcripto interpolatam esse Harinius
Arn. p. 790 demonstrauit. idem ordinarios , quod nomen aliunde non
innotuit, eosdem cum quaestoriis esse sibi persuasit.
14 L. Gestius Gallus Cerrinius Instns lu . . iius Natalis //// titr
uiar, curand,^ quaestor urbanus ^ ab actis senat(us')y aedü(is) cu-'
^i^)-» praetor I. N. 3537.
J»hrb. f. cUm. Philol. Sappl. Bd. in. Hft. 5. 40
590 E. Habner: de senatas popalique RomaBi actis.
•
15 M. Annaeas Satamioas Clodianus Aelianas «. c, irmmuimm
. . . .y quaestor {kandid)aius ^ {ab a)cii$' senaius , trib(unwi) pM(ts)
kand(idatu3), pr{aetor) kandidaius Kellermann Vig. 67, 244. Aelia-
niia ille in eodem litulo etiam tr^ibunus) leg(jonii) III Iiäü(iea€)
fttisse dicitor, quam a Marco imperatore conscriptam ease adnaa
(aide Paalyi encyclop. IV p. 877).
16 M. Cassina Paullinas in titalo qaem FabreUias p. 691 j 131
in ailla Barghesia .(in cnias oillae descriptionibos frastra enm qoae-
aini) exslare dicit, III VIR • A • A • A • F • F • TR • M | LEG • HI • Q •
PR ' MAG I AB * ACTIS * SEN foisse indicatur. eandem titalaaa Gadiam
operis editores indicis p. CVl e Gadii scbedis ita dederanl: III VIR*
AAAF-FTRMI LEGI • IT • OPRMAG | ABACI SEN. ande
pro legione terlia, qaae cognomine non facile carere potesf, prae-
ferenda nidetar leg(io) I U(alica), pro MAG antem MAC legeodaii
est. Paallinus igitor post oigintiairatum et tribanatam legionarioB
q(uae$tor) pr^ouinciae) Mac(edoniae) ^ postea ah acl{i$) sen{atMi)
erat, eiasdem familiae aidetur faisse M. Cassias Hortensias Paalinas
pr(aeior) urb(anus)^ XV uir sacris faciundis tituli Romani apad Sme-
tium 23, 7 == Grat. 47, 4= Mar. 582, 6 et 711, 6. enm circifer
tertio saecalo aixisse reliqai litali docent ana cam bac inscriptioae
inaenti, qaos de Rossi in dissertalione qaae inscribitur Tara nas-
•ima ed il tempio d''Ercole' (ex annalibus inst. arcb. 1854) p. 30
oonposait.
Qainqae illorum qaos altimo loco posai tempore certins definiri
neqaeunt. T. Marcias antiquissimas eoram esse aidetur atqae fortasse
medio circiter saeculo secundo altribuendus. ceterorum nomina digni-
tatesque terlii potius saeculi uesligia monstrant. lulium Procalam (2)
acta senatus cnrasse mihi persaasi Marinio (p. 792 adn. 23) auctore,
qaanquam si sola tituli uerba spectantur ab actis imp(eratoris) pro
offlcia aliqno domus Aogustae priaato haberi potest. at aero donuns
Augustae officiis nunquam senatorii ordinis homines fancti sont, aed
serui tantum siue liberti libertiniue equestris dignitatis. itaqae ab
actis imp, lapicidae siue eius potius qui titali uerba concepit negle>
gentia positum esse existimo pro eo quod adcuratius ab actiM %ena^
tus candidatus imp, dici debebat. in nniuersum autem de ab actis
mnnere haec statuenda sunt, inde a Neronis fere temporibaa ab actis
senalus munus, uocabulum fortasse non ante Hadriani imperinm ex-
slitit, cum antea curator actorum s. uel similia in usu fuissent. atqae
in nniuersum quidem qui post solitum uigintiuiratum, qai in nno
Marcio . . . (12) desideratur, qnaestdres facti erant continao post
quaösturam acta senatus curabant. itaque etiam Innium Ruaficam (l)
et Domitium Florum (10) antea uigintiuiratu et quaestura fnnctos
esse certum est. Neratii Marcelli (3) quaesturam errore tantam in
eius titulo post cnram actorum positam esse supra monai. ab acto-
rum cura aut ad tribnnatum plebis, uetuti a lulio Procalo (2) Ha-
driano (4) ignoto (5) Annaeo Aeliano (15), aut ad aedilitatem cn-
rulero, ueluti ab Arrio Antonino (6) Claudio Frontone (7) Claudio
B. Hfibner: de senatus popaliqae Romani actis. 591
Prontino Nicerafo (8) Sernilio Maximo (9) Poreio Longino (ll) Mar-
cio ... (12) Oppio Prisco (13) Gestio Natale (14), deinde solito
more ad praetnrani procedebatar. nee tarnen actornm enra ex eis
mnoeribus est, quibas necessario fungendam erat, nescio aatem an
non casai tantnm tribuendum sit, quod inde fere a dini Marci tem«
poribas actornm cnram non tribnnatas neqne aedilitas plebis siue Ce-
realis, sed mira profecto constantia (6 — 14) aedilitas cumlis secnta
est. alioqnin enim aedilitas ntraqne, quod exignns aedilium numerus
secom fert, longe rarins inuenitar quam tribunatds, nt Henzeni indi*
ces p. 105 docent. buc accedit quod Dionis (iyoQavofiog in cevtotg
ar7tod€i%&flvai> og)slXa)v) nerba, quae sunt de Domitio Floro (lO), eos
qai acta curassent aedilitatem quasi dememisse iadicant. nam quod
Florns postea tribunus factus est (ßritJiccQxag äneSBlx&rj) , inde tribnna-
lara aedilitatem prorsus dignitate aequasse non sequitur. ceterum Ne-
ralium Marcellum (3) continuö post quaesturam praeturam adeptum
esae non interposito nee tribnnatn neqne aedilitate alterntra, id adeo
memorabile est , ul alio loco adcnratins innestigandum uideatar. quam
diu ab actis officium darauerit ignoratur: Marquardtius non sine pro-
babilitate annunm fuisse magistratnm coniecit. Hadrianns enim for-
lasse per exceptionem fantum post pauoos menses , nisi fallor animi^
actornm cura se abdicauit. certum autem uidetur semper singulos tan-
tarn hoc ab aistis senatus mnnere functos esse, qualia denique , id quod
granissimum est , curatoris actorum officia fnerint in nniuersum' quidem
ex ipso nomine coUigitur, adjcnratius uero deflniri nequit. ~acta aena-
Ins aaspiciis et auctoritate atqne etiam quasi periculo eins perscripta
esse, ita nt scribarum senatus officium sub eins dispositione fuerit,
eoBsentaneum est. itaque etiam s. consnltis conscribendis ionm inter*
foisse nemo negabit. iam uero cum inde fere ab Augusti aetate eorum
qai Bcribendo adfuissent nomina in s. consnltis perscrihi desinerent,
qaod supra commemoraui , in eorum locum actornm cnratorem sncces-
sisse erit qni coniecerit. cui coniecturae id non obstat, quod eins no-
men nunquam in s. consnltis adscriptum inuenitur. si enim magistra-r
las pnblicns erat, qui actornm sinceritatem sponderet, testibns omaino
eareri potuit sed quae Lampridius (Elag. 4) de Elagabalo narrat: ii6i
pritnum diem senatus habuil^ mairem suam in senatum rogari inssit,
quae cum uenisset^ uocata ad consulum suhsellia scribendo adfuit^
id est senatus consulti eonßciendi testis id carte demonstrant , etiam
ioxta actornm curatores qui scribendo adessent adbibitos esse, qnam-
ois eorum nomina in ipsis s. consnltis omitterentnr. omittebantur uero
nomina eorum fortasse ob id ipsnm quod qui acta cnrarel magistratns
perpetuus creari solebat.
Restat ul de ipso s. consnlta seribendi officio quae sciri possint
dispntatione persequar. atqne antiquiore' quidem tempore qui senatum
haboit magistratus idem uerba s. consulti constitnit (quod quanquam
eis argumentis quae Beckerns p. 443 adn. 1119 attniit minima conpro-
batnr, per se lamen ueri simillimum est) ; qni scribendo adfnerunt non
aolnm nt eisdem uerbis litteris mandaretnr cnrauemnt, sed etiam in
40*
592 B. Hfibner: de seaitas popnliqae Romaiii aeti«: *
ipsis aerbis eonstitaandis magislratom adiaoernot ntrom torte iacti
(quod in Cum. faetam esse sapra oidimas) an saa sponte adhierinl aoa
traditar. aeram hoc probabilius uidetur. ex eoram enlni nomero etsa
aolebant qoi s. consalto faoebant quod praeter alia testünoDia qaae
Beckerus adposnit haec Cieeronis epist. ad fam. XV 6, 2 aerba do-
Cent : haec enim aenaiui comulta nan ignoro ab amicis$imi$ em» es-
ius de hanore agitur scribi solere. de s. conaoltis in alieoina boao-
rem factis sermo est. nam in ceteris a. consoltis omnibns eaden eon-
anetndo obtinuerit dubitari potest. praeterea in ipsis decretis perteri-
bendis eos uersatos esse etiam Valerius Probos docet, cains haec saat
in prelioso de notis antiqnis eommentariolo (p. 119, 6 edit. HonuBseni)
verba: apud ueieres cum «ms notarum nullus esset j propier scri-
bendi facuUatem maximeiin senaiu gut scribeudo aderani^ ui eeU-
Hier dicia conjttehendereni ^ quaedam uerba algue namma es com-
muni cansensu primis hiieris noiabanly ei smgulae iiiierae quid mg^
nißeareni in promplu erat, haec uerba noli ita interpretari qnaai iam
antiqnis temporibns inter loquendnm sine singulornm nerba sine s.
consnlti sententiam scribendo persecntt essent. quam Beckeri opiaio-
nem sapra idoneis argiimentis refntasse mihi utdeor. quid senatns een-
snisset omnes memoria tenebant atqne fidei testinm permisanm erat al
8. c. eisdem nerbis conscriberetur. id uero in curia statim poat sena-
tum dimissum factum esse recte Beckerus opinatur. atrumqne enim
Cieeronis in tertia Catilinaria 6, 13 uerba euincnnt: guaniam momdmm
est perscriptum s. c^ es memoria »oftifi Quirites^ quid senaius eeit>
suerit exponam, nee qni scribendo adfuerunt ipsi litteras nolasae
exarasse putandi sunt, scrtbae enim quae et qualia uerba atque no-
mina primis litteris notaret indicare potuernnt. scribam antem in ae-
natu fuisse qui s. eonsulta exciperet et si opus esset recitaret cum ipsa
necessitas postulare uideatur tam Dionysii XI 21 de senatu qvodani
deeem nirornm tempore habito narratio dooet, in qua de Appio Claa-
dio totfr' sinwv dictum est nal xov yQOfifiaTia nelivaocg ivayvwvai xo
TtQoßovXiviut . . . dtiXvCt tov CvlXoyav. quae narratio quamuis de de^
cem uirorum tempore nihil definiat, ut recte Beckerus monuit, tamea
consuetudinem illam antiqnam fuisse testatur. deinde etiam in deere>
tis municipalibus quibusdam scribae mentio fit, id est in Pis, 3 (uii-
q(ue) . ,. II uiri ea amnia quae supra scripta sunt es decreto nos-
tro eoram pro quaestoribus primo quoque tempore per scribam pu-
blicum in tabulas publieas referenda curent) et in Caer. (es eow^-
mentario quem iussit proferri CupeNus Hostilianus per T, RusHmm
Lysiponum scribam pubUcum). postquam notarum usus inualuit, quod
sub liberae rei publicae exitum factum esse probabile! est (aide
Bernbardyum p. ^ ed. tert), scrtbae quos notis scripsisse supra e Va-
lerie Probo monstraui etiam notarii dicebantur, ita tamen ut scribarom
semper maior dignitas fuisse credenda sit quam notariorum. adparet
hoe e Senecae lepida descriptione senatns caelestis, quae est in eins
de morte Claudii ludo cap. 9. ibi enim de Inno eos, des, in kal. iuL
posimeridianas, qui primus uerba fecerat de Claudio inter diuoa re-
B. HAboer: de senalas popnlique Romaiii aolis. 693
ferendo, baee dieit: ts muiia diserie quod in foro uiuai (ubi eins ar- *
cos eral, de aede enim nix cogitauerit) dixii guae noiarifts persequi
nom potuiij et ideo non referam ne alii* uerbis ponatn quae ab eo
dicia suni, ad eaadem consaetadinem spectat qaod idem Seneca epist.
90, 25 (XIV 2) inter näisiimorum mancipiorum commenia posait:
uerbarum noias quibus quamuis cütUa excipiiur oratio et celerita-
tem tingwte manus ' sequitur, nihil igitur inpedit quo minna iam eo
tempore inter loquendam aingaloram sententias a notariii perscriptas
esse credamus, ut ex eornm scriptionibas postea acta senatas conpo-
nereatar. Seneri quidem Alexandri tempore hoc faclam esse in senatu
ideo probabile est, qnia princeps ille ad senatas similitudinem eandem
in eonsilio suo consaetadinem institail. qaod Lampridins aitae eias
cap. 16 bis nerbis narrat: ' neque ullam constitutionem sanciuit sine
uiginii iuris peritis et doctissimis , . . uiris . . . non minus quinqua-
ginia , ut non minus in eonsilio essent sententiae quam s. c. confice^
reni ; et id quidem ita ut iretur per sententias singulorum ac scri-
beretur quid quisque dixisset^ dato tamen spatio ad disquirendum
cogiiandumque priusquam dicerent e. q. s. notarios omnibas fere ma>
giatralibus poblicis atque etiam inter priaatorum bominnm seraos faisse
lexlca docent, notarii senatas expresse dicti qaantam equidem scio
noD inaeniuntar. notarnm aatem asus'praecipae ad excipiendas adcla-
mationes singnlornm senatoram necessarins erat, qualibas enim solita-
mm formalaroffl usi singnli senatores consensisseqt notis excipiebant,
deinde singulis formaiis quot senatores eis usi essent adscribebant. hoc
in tranacarsu moneo, qoia a plerisque numeros singulis adclamationibos
adpositos perperam ita intellegi aideo , quasi omnes una totiens eadem
uocabala altis ooeibas repetiuissent. qaod credat cai tales ineptiae pla-
eent. praeter seribas nero notariosqne etiam sertif pnblici et censuales
in senata commemorantar a Capitolino n. Gord. triam c. 12, qno loco s.
eoasulta tacita ita fleri docet ut non scribae^ non serui publici\ non
censMoles Ulis actibus inter essent^ senatores exciperent^ senlatores
MNntfitfi ofßeia censualium scribarumque conplerent. qnod etiam cen-
snales commemorat, id ex sni potios temporis consuetudine fecisse pa-
tandas est. antiqaiore enim tempore eos exstitisse nix crediderim , ut
ne Marquardtias qaidem II 3 p. 228 adn. 940 credidit, qaanqaam qaando
inceperint nescitnr. e Gothofredi ad codicis Theodosiani VI 28, 5 de
censaalibas adnotatione adparet dignitate et potentia eos scribarnm
Botarioramqae officia longo saperasse. utrum 7. F(f)auius ille Au-
g(usii') lib{ertus^ Vestalis adiutor ab actis titali Florentini apnd Ma-
rininm inscr. Alb. p. 55 ad eins qai acta senatas caraoit officiam per-
tinaerit an ad alias generis acta diiadicari neqait. libertus uero per
qnem Tiberias, at Stfetonias a. Tib. 23 refert, inlatum in senatum
Augusti testamentum non admissis signatotfibus nisi senatorii ordi-
ms, ceteris extra curiam Signa agnoscentibus recitauit non aidetor
soriba senatas faisse, sed inter officia domas Augustae babendus. ce-
lenun ab actis nocabuli etiam a Prisciano inst, libro V p. 668 P. (p.
183 Herta.) mentio facta est.
594 B. Häbner: de seottas popnlique RonuiBi aotis.
VniaB eaiosqneanBi senatas oonsolta et reliqaa magistrataiiB acU
per qoaeatores in aanoa aolumina relata el sie in aerario conseiuata
esse DoperMommsenus ann. inst arch. 1868 p. 192 ada. 1 ezposoiL
doeent id Ciceronis nerba quibus per Atticam epist. XIll 33, 3 qnae-
dam secoffl eommnnicari noU ex eo libro in quo suui s. cansulla Cn.
Cornelio L. Mummio cos., id esl anni 60^146. docet praeterea in-
scriptio 8. consulti los, 3 haec: doyfut Ovyxl^vov i* xov rofuuov
ivtiyiyoamiivov i% xmv dilt<ov tcSv dfifwölav Tciv vaiuevzuuov
Kotvtto 'PwttUf • . . KoifvfiU^ vcLfäaig xora icokiv diXx^ Sevxi^
%ttl i% %&v TCffükiov» cni persimilis nidetur fuisse fragmenti Aphr, in-
soriptio, quam in adpendice exempli caosa restituere conatas aoin. eaden
ratione etian senatus aeta conscripta fuisse municipalium jictoram, qoo-
rum exempla sapra recensui, similitodo indicat. in commetUario enim
eoUidiano municipi Caeriium (ßaer.) inde pagina XX VII kapiU VI
decretnm deenrionnm, inde pagina altera kapiie primo decarionoin
epistnla ad municipii curatorem data , inde pagina VIII kapiie primo
patroni responsnm scripta erant. atque similiter in Tyriornm actis
qaae saepius eommemoraoi primam stationis Poteolanae epistula, deinde
ffffo axTcov quid in Tyriornm senatn dictum esset perscriptum eai.
ACTA POPVLI
VIT
Snetonii nerba qnae snpra iam adscripsi atqne infra primo loco
inter popnli actornm reliqnias posni , dubitare non sinunt quin Caesar
anno 695/59, quo anno primnm consul erat, ut acta senatus ita etiam
populi dturna acta confieri publicarique iusserit quod non ita intelle-
gendum est, quasi nno eodemque cum senatus actis uolumine etiam
popuH acta publicari noluerit. neque e tarn — quam particularom coa-
locatione necessario concluditur acta populi diu quidem exstitisse, acta
senatus uero sola ad eorum similitudinem a Caesare adiecta esse, bpc
enim LieberkQbnius Schmidtius alii inde conclndi noluerunt, q&ibns
Renssenus p. 14 merito oblocutus est. etiam Beckeri opinio (I p. 30
et 32) , tttraqne et senatus et populi acta ante Caesarem exstitisse illa
quidem, sed in tabulariis tantum exstitisse, publicata non esse, Caest-
rem autem nihil alind quam uti publicarentur nouasse, falsa est. png-
nat enim haec opinio contra tesUmonium Snetonii , qui populi acta tarn
primnm non publicata tantum sed confecta esse auctor est utraque
igitur et populi et senatus acta Caesar primus instituit. sed sicut an*
tequam senatus acta publice conficiebantur populoque edebantnr noa
deerant qnae eorum quasi uicem tenerent uariae orationum in senato
habitamm perscriptiones ,^ ita etiam ante populi acta inueniuntur ad
qnorum similitudinem ea perscribi coepta esse ueri simile est dudom
enim eam Romae consuetudinem fuisse necesse est, ut magistratns qoi
procnl ab urbe siue bella gererent siue proulncias regerent ab amicis
Romae degentibus qnaecnnque ibi scitu digniora publice prinatimqoe
E. HQboer: de senaluB popnlique Romani aclU. 595
Kgerentor per litteraa coBmanieata aeeiperent leales eioa oonsuetu*
dinis M. Caelii Rufi dari oratoris epistalae saot, Ciceroai annis 70S^52#
et 70S/51, cum Ciliciam pro coosnle obtineret, acriptae. notum est io
hia epistulis praecipue de prouincianmi sortilione agi, qua de Caesari
graaisaima tum erat cum seaata cootroaersia. maUam enim Ciceronis
iaiererat, imperatoris receos facti , ne prorogato imperio proconsulari
graais cum Parthis debellandi necessitas ipsi iaponeretar (u. Mommseni
eommentationem *die Rechtsfrage zwischen Caesar nod-demSenat' p.27
adn. 63 et p. 50 adn. 130). in bis igitar epistnlis Caelins saepiws uo-
luminis cniusdam mentionem feoit, qaod cum impensa sua ab operariis
Ol Ciceroni mitteretur perscribi curauerat, quia ipsi scribendi otium
deesset (aide epist. ad fam. YlII 1, 1 et 2). atque commeniarium ve-
rum urbanarum uolumen illud appellat, quod aut una com epistulia
aat alia oportunilate Ciceroni mittere solebat (ibid. 2, 2 commeniarium
rerum urbanarum primum dedi L. Caslrinio Paeio , secundum ei qui
haM liiieras tibi dedii cf. 8, 4 et 11, 4). inserta erant nolnmini illt, nt
Caelius de eo praedicat^ omnia s. consulla edicta fabulae rumores
(1, l), oec deerant qnae ex ipsis s. actis desumpCa credideris (^quam
qutsque senientiam dixerit in commentario est rerum urbanarum
11, 4). leaidensia omittenda quidem Caelius censet (muUa trami^ m-
primis imdorum expiosiones ei funerum ei inepiiarum ceierarum;
piura habet utilia 11, 4), sed tarnen in hanc partem errare maunlt, ui
quae non desidere$ audias , quam quicquam quod opus est praeier-
miiiatur (U , 4). epistnlis autem sua manu scriptis tenuitati istins
commentarii opitulari studet: st quid in re publica maius actum eriiy
quod isii operarii minus commode persequi possini ^ et quem ad mo^
dum actum sit et quae existimalio secuta quaeque de eo spes sit, di-
iigenter tibi perscribemus (1 , 4). ita in prima statim epistula plures
rumores ipse narrat, atque in octaua s. c. iltud tresque senatus auclo-
ritates de quibus supra saepius dictum est perscribit, quia commenta
rio nondum inseri potuerant. officiosa faac diligentia non ita delecta-
tus Cicero in prima statim qua respondet epistula anno 703/51 iocaado
ittgratas ei agit gratias: quid? tu me hoc tibi mandasse existimas, ui
mihi gladiaiorum conpositiones ^ ui uadimonia dilata et (quod nihil
est cur cum Rensseno p. 20 adn. 1 in ut mutetur) Chresti conpitalionem
mitter es ei ea quae nobis cum.Romae sumus nemo narrare audeat?
. . . ne illa quidem curo mihi scribaSy quae maximis in rebus rei
publicae geruntur cotidie; nisi quid ad me ipsum pertinebit. scribent
alU^ multi nuntiabant (scr. nuntiabunt^^ perferet multa etiam ipse
rumor (ad fam. II 8 , 1). contra a Caelio ut homine longe in poste-
rum prospicienle futura exspectat^ ut ex eius litteris cum formam
rei publicae uiderit, quäle aedificium futurum sit scire possit (ibi-
dem), nihilo tamen setius ilerum atque iterum ab eo precatur ut scri-
bere non desinat, ueluti ut ad me omnia quam diligentissime perscri-
bas ie vehementer rogo (10, 4) et tu uelim ad me de omni rei pubU-
cae statu quam diligentissime perscribas (li , 2) et tu mihi obuiam
mitte epistulas ie dignas (12, 3) et ego res Romanas uehementer ex-
596 E. Habner: de seoatos popaliqoe Roditiii tMä.
$pecio ei detidero (ep. 14). Chresti oero conpilaliooeiii illun , d« ^mm
#CiceroloqDitar,eandeiii faisse camCaeKi cooimeatario reram nriianarva^
qaod qaibasdam placait, Manalios atqae OreUias (Onoai. Tnll. s. ■.
Chrestas) ideo negaaerani, qaod conpilare et canpilaiio uocabnl«
BODqaaoi pro eo qaod scribendo coUigere esset a scriptoribna Romaus
Bsorparentor. nee totam commeotarium Ciceronem ita asperoalaai eoMi
existimo, ut oiinotiora illa qnae in eo scripta erant aspernabalur. qmam
si ita sunt, Chresti coopilatio aat furtam fait, qaod Chresloa cobmii
rat, aat ipse Chrestas ab alio quodam coopilatas est. ötromqne vt
breaiter Latine dici potaerit aereor. itaqoe com ipse Cicero Hilonia-
nae orationis oap. 11, 23 Cn, Flauium ab tpsis capsis iure consulloma^
sapieniiam conpilasse diceret, ut Horatias qaoqae notissimis sattr»-
ram I 1 , 120 aersibas ne me Crispini scrinia lippi eonpilasse putes
scripsit , sie etiam hoc loco Ciceronem Chresti conpilationem transUto
nsarpasse probabilias aidetar. Chrestas ig^tar re aera anas e Caelii
operariis faisse potest. ceteram eodem anoo704/dO, qao Cicero eCilicia
Romam reaertit, siae e Caelii commeotario siae ex alioram epistaüs
Catoois orationem de sapplicatioais honore sibi defereado in sesata
babitam cognouerat, de qua ad fani. XV 6, 1 haec scripsit: . . . nikd
poie$i esse laudabilius quam ea iua oratio quae est ad me perseripia
a meis necessariis, eodeoi modo etiam Q. Corniflcias, qai Asiam pro-
oinciam tum pro consale obtinebat, qaae Romae agereotor ab «nieia
perseripta accepit. anno enim 710/44 haec illi Cicero scripsit ad faa.
XII 22, 1: ego au$em acta ad te omnia arbitror perscribi ab ai$$M^ m
me fuiura debes cognoscere^ et inseqaente anno 711/43: t» re publica
quid agaiur credo te ex eorum litteris cognoscere^ qui ad te acUs
debent perscribere (28, 3). atque hie quidem dubitari potest faeriatae
acta illa popali acta an oommentarius ut Caelii ille sompto prioato
conparatus. etiam in eis qaae infra inter popali actorom testimonia
(9, 10, 13, 14, 38) conlocaui Ciceronis Pliniiqae aerbis inter acta po-
pali et commentarios illos priuatos omnino nihil discriminis aidelar
factum esse, sed Cicero non a Caelio tantum commentarium , sed ab
aliis etiam acta perseripta i^ccipiebat, ut aerba eins qaae supra ad>
posui scrt6enl o/it, multi nuntiabunt docent. idemque etiam de Cor-
nificio Cessio Plinio statuendum erit : ipsorum quae Romae edebantar
actorum popali exemplaria siae integre siue adbreuiata aut amiconm
cura excerpta prius accipiebant quam per librarios in proaincias per-
ueniebant; qaod non ita celeriter fieri potaisse patet. quibas ne acta
qaidem sufficiebant, quae certe nOn omnia continere potnerunt, eb
amici ipsi qoaecuoqae in actis deessent in epistulis narrare coacli eraai,
nisi, quod Caelius praetulit, commentarium a scribis confectnm man-
dare malebant. itaque quod Caelius Ciceroni commentarium illam ni-
Berit, inde illud minime consectarium est, eo tempore acta popnli
omoino nulla faisse. quam Ernestii opinionem etiam Reinio plaeuiase
miror, praesertim cum Schmidtius iam contra disputasset. etiam Plinii
tempore simplex illud urbana acta perscribendi officium non oauübes
satis faciebat, at uerba eiaa demonstrant quae Cornelio MiniciaBO
B. Uabner: de senatiu popaliqae Romuii actis. 597
aeripsil (IV 11, 15): uides quam obsequenier paream Uhi qui non
modo res urbanas uerum eiiam peregrinas tarn sedulo scribo ut al-
aus repeiam. ex talibas igitnr initiis ad soUemnem actoram popnli
confectionem atqae pablicatiooem facilis Caesari progressos erat
Breoiter eis deniqae respondendam est qui acta populi iam ante
Caeaaris oonsolatum faisse contra Saetonii auctoritatem sibi persaaae-
mit. quornm ratiocinatio eo potissimam nititur fandamento qaod anna-
les Bsazimos non, ut penes baram reram intellegen tes fere omnes con*
atat, P.Mucio Scaeoola pontifice maximo primis septimi saecoli decenniia
eonscribi desiisse credant, sed diatios perdurasse atque annales maxi*
mos cam actis diarnis ita in nnunf quasi corpus coaloisse, nt eos iibroa
qiios post Scaeoolam et ante Caesarem nno quoqae anno oonscriptoa
esse opinantar perinde annales atqae acta dicere licuerit. sed opinio-
Dem eos fefeilisse alio loco abi de annalibas maximis dispntaui (p.42l8.)
saus mibi nideor demonstrasse. itaqne qnae ibi posni argumenta bic
repetere nolai.
vin
Similiter ut in senatus actoram reliquiis testimoniisqne disponen-
dis hoc capite populi actoram reliquias temporum ordinem aecutna
eonposui. neque ab eis quae proprio reliqniae dici possunt testimonia
acriplorom separaui. temporum ordinem, qui huius generis reliquiia
eooponendis unioe aptus est, e prioribus commentatoribus onus Cleri-
cos religiöse obseruandum sibi proposuit, Zellius in nnioersum qui-
dem obseruauit, interdum tarnen neglexit, Schmidtiua qoique enm imi-
latus est Renssenus rerum in actis traditarum admodum lubrica dia-
tittclione facta diuersa reliquiarum genera esse uoluernnt. omnea aa-
tem ant omisernnt quaedam quae necessario huo pertinent, aut qoae
prorsus diuersa sunt admiscuerunt , atque in singulis rebus interpre-
tandis saepius errauernnt. qua re singulis reliquiis testimoniiaue , nt
in senatus actorum reliquiis feci , adnotationes subiunxi , quibus quam
ob caussam populi actis ea attribuerem et quem ad modum legenda in-
terpretandaque existimarem exposui. praeterea id potissimnm egi, ut
expeditn facilia quam breaissime , difficilia ceteria adcuratios plenioa-
qne explicarem.-
1
Inito honore primus omnium (Caesar) fnstituit ut tam senataa •••/&•
quam populi diorna acta confierent et publicarentur. Suetonios
Caes. 30.
2
Inuenitur in actis Feiice russei auriga elato in rogum eins unum ^^IS^ff
e fauentibus iecisse sese ; friuolum dictu : ne hoc gloriae artificis da-
retur, aduersis studiis copia odorum corruptum criminantibas. cum
ante non multo H. Lepidus nobilissimae stirpis, quem diuortii anzte-
täte diximas mortunm, flammae ui e rogo eiectns recondi propter
ardorem non potnisset, ioxta sarmentis aliis nudus crematos est. Pli'*
nius n. h. VI! 53, 1&6.
598 E. Habner: de seiuiUis popuUqae Ronani tdis.
De Lepido illo qoi hie oommemoratur Plinioa einsdeiB Ubriap.
36 9 122 baec narraaerat: M. Lepidus Apputeiae uxoris cariUUepoU
repudium obüt. certum est eam esse M. Äemiliam M. f. M. n. Lepidu
praetorem anno 673/81 consulem 676/78, ot e Drnmaani libro I p.3,U
disci potest, eundemque anno 677/77 obiisse, qood Platarehos niUe
Pompei cap. 16 bis uerbis tradidit: hekevtr^aB 6i a^^Uag ov li»
nifoyiitttaw^ Sg tpaCtv^ iXlot yqaykpxtilip fUQUJtBamv 1$ ov (tot%iiav zum
x^ ywatxog itptiqaCBv, atque id qaidem recte a Schmidtio (p. 312)
monitum est, Piinii ante non muUo illa referri non posse nisi ad Feli-
cia anrigae mortem, non ad ipsias Piinii tempos. sed mians reeteinde
idem Schmidtins consequens esse aoluit, utramqae et Felicis etLepidi
mortem tam breai temporis spatio interposito accidisse, at acta iaa
dia ante Caesarem ezstitisse certissimnm sit. sed com nalla aste aBDua
6d5/59 acta fuisse aliotide flrmissimis argumentis constet, Felicis aari-
gae mortem breoi post aecidisse necessario stataendnm est. oix ai-
ginti annorum spatiam quod inter eins atqae Lepidi obitam interoedil
a Plinio non inepte anle non muHo aerbis significari potnit cet«na
ne id qaidem omni caret probabilitate , de morte illa inpronisa narrt-
tionculam aliquot annis post quam accidit in actis demum lectam esse,
qaod quo modo accidere potaerit , aariis rationibns facillime ezplicari
potest. prorsus similiter Suetonius, ut supra uidimos, quo namloco
Aogastus diem obiret e senatus actis didicit , in quibos proprio de Ai-
gusti morte nihil scriptum erat, de ea autem re qaidquid indjcaaerisi
hoc uno testimonio iam ante Caesarem acta exstitisse DUDqaaai aobis
persuaderi patiemur. de aliis uero actis ideo cogitari nequit, qoi« i>
indice eorum auctomm, quos secutus Plinius septimom historiac sue
librum confecii, inter Catonem et Fabinm Vestalem acta comnenortB-
tnr (uide Henrici Brunnii de auctorum indicibus Plinianis dissertttio-
nem isagogicam p. 12) , quae alia esse non possunl quam populi acta.
eeterum Feiice russei auriga (ubi suppletur coloris aocaboloffl) «>■
Siiligio lanus scripsit e Riccardiano et Dalecampii codice (qoi ^^
exhibet) pro eo quod uulgator Feiice russato auriga, atque rvstaü
quidem factio dici solet, ut tituli apud Gruternm 76, 4; 338,3.4.6;
339, 1 (siquidem sincerns est) et apud Orellium 2593 docent; rusteam
e duobus tanlum titulis Forcellinius profert, quos lacobus Sinaoodos
cum Romae moraretur inuentos esse narrauit in notis ad Sidonraa
Apollinarem 23, 323. similiter eliam factio alba apud Or. 7419 dp
dicta est pro ea quae albaia (Ot. 2593) dici solet. aur^a oero nts-
8atus siue russeus pro auriga faclionis russalae a Plinio didoin va
mirere.
3
606/58 Obsessus est (Cn. Pompeius) etiam a liberto Clodii Damione, o»
ex actis eins anni cognoui, in quibus XV kal. Septembris L. Nooius
tribunus plebis collega Clodii, cum Damio aduersus Flaaitua pr<^'
torem appellaret tribunos et tribuni de appellatione cogooscereat,
ita sententiam dixit : «et hoc apparitore F. Clodii uulneratns 800 ^
hominibus armatis praesidiis dispositis a re publica remotU9 sbi^'*
E. Haboer: de senttus popalique RomtDi aekis. 599
Cn. Pompeios obses^us est. cum appeller, |Aon utar eius ezemplo
quem nitapero, et iudicium toUam.' Asconius ad Cie. Milooianam p.
47, 7 cdil. Orell.
Anni aocabalam in cod. Ambrosiano et editiooibas antiqais omitti«
tut (uide Baiteri analecta ad Asconium in Ciceronis Orelliani nol. VIII
p. 330). nee tarnen inde Asconium nihil nisi in actis scripsisse, eiuB
a librario inperito adiectum esse aliqua probabilitate conieoeris.
4
Ipse (M. Scaurus) cum ad consulatus petltionem a. d. III ka- too/m
lend. Quint. Romam rediaset, querentibns de eo Sardis, a P. Valerio
Triario adulescente parato ad dicendum et notae indnstriae . . . pos-
tolatas est apud H. Catonem praetorem repetundarum , ut in actis
scriptum est, pridie nonas Qnintil. post diem tertium quam C. Cato
erat absolutus. Asconius ad Cic. Scaunanam p. 19, 3 Or.
Pridie ex omnibus codicibas cum Rauio (aide Baiterum 1. s. s.
p. 321) restitui pro postridie nulgato; unde snpra in Asconii uerbis
a. d, IUI nonas pro a. d. III nonas scribendum est.
5
A. d. Xm kal. Febr. (acta etenim magis sequenda et ipsam m/it
orationem quae actis congruit puto, quam Fenestellam qui a. d.
XIIII kal. Febr. tradit) Milo Lanuuium, ex quo erat municipio et
ibi tam dictator, profectus est ad flaminem prodendum postera die.
Asconius ad Hilon. p. 32, 14.
6
Sunt antem contionati eo die (XIII kal. Febr. quo die Clodius Tot^t
occisus est), nt ex actis apparet, C. Sallustius et Q. Pompeias, utri-
qae et inimici Milonis et satis inqnieti. ibid. p. 49, 9.
In Ambrosiano codice ex inimici legitur, unde fortasse erit qui
ex inimicis scribere praetulerit.
7
Ego ut curiosius aetati uestrae satis faciam acta etiam totiusfw/st
illius temporis persecutus sum. in quibus cognoui pridie kal. Kart.
8. c. esse factum , P. Clodii caedem et incendium curiae et oppngna-
tionem aedium M. Lepidi contra rem publicam factam. ultra relatun
in acta illo die nihil, postero die, id est kalend. Mart., Hunatium in
contione exposuisse populo quae pridie acta erant in senatu. in qua
contione haec dixit ad uerbum: ^quod Q. Hortensius dixisset,
extra ordinem s i quaereretur apud quaestorem , aestimare futurum
ut cum pusillum edisset dulcedinis, largiter acerbitatis deuoraret.
aduersus hominem ingeniosuro non ingenio usi sumus. inuenimns
Fufium qui diceret diuide. reliquae parti sententiae ego et Sallustius
intercessimus.' ibid. p. 44, 15 — 45, 5.
600 B. Hflbner: de senatus populiqae Komani adii.
Verba eontioDis Manatianae sie scribaatar in eodieibiis: Q. Bor-
Un$ium dixisse «I • . . non ingenio usi sumus . . . dicerei dimiderei
. . . ; unde faerant qui quae Q, Hortensium disisse siae quae Q, tf.
disisset soriberent Rauius haec proposoit: cum Q. H. dixissei: extra
ordinem quaereretur; apud quaeslorem aesUmare futurum «1. . • mom
ingenio usi sumus, ego cum Baitero quod scripsi, aotiqaiorea editorea
non omiaeranl. seoatas enim, at ipsiaa Ciceronis uerbia utar (Mil(w.9,
12) , caedem in qua P. Clodiua occiaaa esset conira rem pablieam ease
factam iadieauit. hanc aero quaeskiooem nunqaam tarnen seDatos coa-
alitnendam pataail, erant enim leges, erant qaaestiones nel de caede
nel de ni. itaque Q. Horlensio uerba faciente senatus deeernebat al
aeteribos legibus , tantum modo extra ordinem quaereretar. ea sea-
tentia diuisa est postulante Fufio, reliquae auctoritati senatus Manatina
et Sallustius intercesserunt. de re igitur dnbitari neqnit, seraaonia
inooncinnitatem Mommsenus si particula inserta snstulit. ceteraai
LieberkQhnii opinio Asconium quaecunque ad orationes illas ezpli-
eandas protulisset non e populi actis sed ex actis forensibus sumpaisse
ideo corruit, quia quae ab Asconio inde proferuntur senatus cooaalla
contiones reliqua nun quam in iudiciorum actis fuisse certum est. Beeke-
rus autem quid sibi uolnerit cum in additamentis ad uol. I p. 719 de
actis iam ante Caesarem asitatis ad bos Asconii commentarioa proao-
caret non intellego.
8
Ttt/kt Eodem (T. Annio Hilone) cansam dicente lateribns cocUs pIn-
uisse in acta eins anni relatum est. Pünius n. b. II 56, 147.
Haec narratio cur a Rensseno p. 22 anno 710 tribuatur ignoro,
com de tempore nuUa omnino dubitatio esse possit.
9
TM/4 Habebam acta orbana nsque ad nonas Hartias, e qnibas intelle-
gebam Curionis nostri constantia omnia potias actum in quam de
prouinciis. Cicero ad Att. VI 2, 6.
10
mM De Ocella parum ad me plane acripseras et in aelis non erat.
Cicero ad fam. (C. Caelio) II 15, 5.
Caelius eodem anno ineunte haeo Cioeroni scripserat (ad fam.
VIII 7,2): Seruius Ocella nemini periuasissei se moeehum esse nisi
triduo bis deprehensus essel. fortasse aliqnis miretnr cur Cicero non
in eommentario* potins illo Caelii quam in actis talia quaesinerit. sed
Caelius Ciceronis uöluntati obtemperans futilia eins generis omiltere
solebaL
11
7io/i4 *Bg tä wtOfitvijiiccTa iyvQaipwai inolrfisv (o Kul6aq) of »
n^ ßaaikeÜKV xafa tov dqfiov ata tov {m&tov dtdofUvip^ ol
oi% idiiavo. Dio XLVII 11, 3.
R Habiier: de senatns popaliqae Romani actis. 601
Cieeroiiis de M. Antonio in Philipp. 11 34, 87 baec nerba snat:
eüam adicrM iussii in fa»H$ ad Lupercalia^ C. Caesari dietatori
perpeiuo M, Antonium consulem pojmU iussu regnum deüulisM^ Cae-
sarem uii noluisse^ de quibns dixi in dispotatione de annalibns maxi-
mia p. 419. sed boc diuersam est ab eo qnod Dio tradidit, Caesaris
inasu eandem rem etiam in acta relatam esse, nt recte Scbmidtius
p. 333 obsernaait.
12
Ego . • . acta ad te omnia arbitror perscribi ab allis, a me fa-ric/««
tora debes cognoscere. Cicero ad fam. (Q. Cornificio) XII 32, 1.
Hoc loco dabitari posse ntrnm de actis popali cogitandam sit
■ecne, praesertim codi acta omnia et futura in uicem sibi opponeren-
tar, snpra indicaoi. sed acta omnia perscribere utramque signiftcat:
et qaae gesta sint per epistulas narrare et acta popali describere.
13
Rerom arbananim acta tibi mitti certo scio. Cicero ad fam. (Q^ ^i^/^
ConiiBcio) XII 23, 2.
Snadent baec potissimnm oerba et ea qaae in 15 legantar, nt
etiam in 12 de actis nrbanis cogitetnr.
14
Scelns adfinis tui Lepidi sammamqae leaitatem et inconstantiam ni/4s
ex actis qaae ad te mitti certo scio cognosse te arbitror. Cicero ad
fam. (C. Cessio) XII 8, 1.
Lepidi scelus eins ad H. Antonium ab optimatinm partibns de-
' fectio erat.
15
In re publica quid agatur credo te ex eorum litteris cognos- 7ii/a
cere , qui ad te acta debent perscribere. Cicero ad fam. (Q. Cornifi-
cio) XII 28, 1.
Perscribere nocabalnm actornm e^emplaria describendi pfDcinn
proprio denotat atque bano consnetndinem latissime diunlgatam faisse
cerfo SCIO illad a Cicerone saepias repetitnm indicat.
16
Natus est (Tiberins) Romae in palatio XYI kak Dec. H. Aemi- Yit/4t
lio Lepido iternm L. Munatio Planco cos. per bellum Philippense. sie
enim in fastos actaque in publica relatam est. Suetonias Tib. 5.
De Tiberii natali aide Eckbeliam VI p. 182. actaque in publica
pro actaque publica qnod uolgatar qnodque longo simplicins est at^ue
elegantins scripsi com Rotbio , ab eo Memmianum codicem expressnm
esse ratns. etiam hie igitar, ut in 11, simplici memoria non contenti
et in fastis et in actis rem adnotauerant. Zellius (p. 67) acta hoo
602 B. Habner: de senatiis popiliqoe Romaat actis.
loco noD popvli acta esse, sed alia acta siue oalusois generis doea-
nenta , inprimis uero tabulas apod praefectos aerarii seniatas , id qni-
bos nascentiom nomina inscriberentar , opioatas est idemque de 19 sibi
persnasit. qood ne commemorare qaidem opas esset nisi aliis quoqiie
persuasisset. multo etiam minus de senatus actis cogitari potesi, «I
Dirksenus de Script, bist. Ang. p. 187 cogit'auit.
• 17
TU/M Kai avtbv {KXavötov Jqovöov Niganfo) 6 KatöccQ xcd avii
ksxo xal rcS xargl ix£(iil;£v^ avzo zovto ig za vxogi^ijucta
iyygd^ag^ otL KatöuQ ro yEwri%\v AlhCcc t^ iavrov ywa^xL
naiSCov Neqovc tä natqX dxiäaxsv. Dio XL VIII 44, 4.
Infans ab Augusto susceptam patrique reddiium Drusns senior
Ciaudii imperatoris pater est (u. Eckhelium VI p. 17ö), qai in titolis
Qt I. N. 4922 plenius Nero Claudius (Ti, ^.) Drusus Germanicus naii-
cupatur. natalis eius annas etiam aliunde notus est
18
749/s In actis temporum diai Augnsti inuenitur XII consulata eins
Lucioque Sulla collega a. d. III idus Aprilis C. Cri8pin(i)uni Hilanim
ex ingenua plebe Faesulana cum liberis YIII, in quo. numero filiae
. duae fuere, nepotibus XXVIII, pronepotibus XIX, neptibus \in,
prolata pompa cum omnibus bis in Capitolio inmolasse. Piinins n. b.
VII 13, 60.
Quanquam non desunt nomina gentilicia in in«« exeantia ex eo
potissimum genere quod ethnicam apte dici potest, ueloti Aiatinus
Beluinus Plestinus Vruinus alia, gentiliciis similibus in anu; et enifs ,
exenntibas coordinanda (de quibus satis inconsiderate etiam nnnc
interdum dubitatur), tamen Crispinum in Crispinium mutaui (non
enim est ex ethnicornm nomero) , praesertim com Crispinia qaaedam
L. f. Firma in titnlo Florentino apud Gorium I 18, 29 = Mur. 1664, 7
= 1780, 26, non procul igitar a Faesulis inuento exstet.
19
pfcbr! C- Caesar natus est pridie kal. Sept. patre sao et C. Fonteio
Capitone cos. ubi natas sit incertum diuersitas tradentium facit • . .;
ego in actis Antii editum inuenio ; . . . seqoenda est igitur qnae sola
restat publici instramenti auctoritas. Saetonins Calig. 8.
Diuersas de ea re Cn. Lentuli Gaetulici Pliniiqae opiniones Soe-
tonius hoc loco refutauit. de Caligulae natali etiam aliunde constat,
u. Eckhelium VI p. 218. oeterum qnia Antii natqs esse fertur, non
iralli acia hie tabulas publicas municipii Antiatini esse perperam
existimauernnt, in quorum nnmero est Durean de la Malle oecon. Ron.
polit I p. 163. pro corruptis sola auctor reslat et publici quae tradaa-
tnr Rothius Scrinerium secutus reCte opinor ita emendauit ati sapra
B. HBbner: de seDttoB popoliqne Ronaoi aotis. 603
Bcrifßi. auetor enim glossena est , ei e dnplici scriptnra restai resUt
ortam.
20
ITaw yaQ (liya xal vx^q xdöag rag. XQoöd'sv yvvatxag t67/i4
a^yxano (17 Amla) aöts xal trjv ßovXr^v xal tov dijiiov tovg
^^ikovrag otxada a6jca6o^ivovg äsl tcoxb iadixBCd'ai xal xoiko
jcal ig ta dTHMöuc vjcoiivijiiara kgygatpsöd'ai. Dio LVII 12, 2.
Sandern Agrippioae fuisse consoetadiDem infra e 29 discimns.
21
Matretn (Germanici Caesaris) AntODiam non apud auctores re- 7t8/»o
mm, non diarna actorum scriptura reperio ullo insigni ofßcio (in fu-
nere filii) faactam, cum sbper Agrippinam et Drusum et Claudiom
celeri quoqae conaangninei nominatim perscripti sint. Tacihis ann.
III 3.
In exignis senatas consnUi illins reliqniis, quod tum in honorem
Germanici factum esse supra conmemoraui, ipsum Antoniae matria
Domen casu sematum est.
22
' ' Kata Sh xov xfiovov tovrov xal öroa nsyiözr^ iv rji 'Pfi)f*5, rihitt
äneidri ixsQOxkLvrig iyivBtOy d'avuaötov dii tiva xQonov oJo-
^d^' aQXixixxQv yag xig, ov xo ovoiia ovdelg oldav (x^ yag
^av^taxonoUa avxov tpd'ovijifag 6 Tißs'gvog ovx initgsilfsv avxo
ig rä vxoiiviiiiaxa igygatpijvai) .... ig rijv agxaCav edgav
dv&gdxotg xs TCoXkotg xal utixavijiiaiSLV (oödfiavog (avr^v)
ixavijyayev. Dio LVII 21, 5. 6.
Quae nam porticus öroa (leyt&tri illa fuerit, id ne coniecturis
qnidem Dionis interpretes adsequi stnduerunt. fortasse Liuiae porti-
cas est, de qua aide Caninae libmm ^indioazione topografica di Roma
antica' (1850) p. 110. res autem ipsa e narratinncularum de poötia
pictoribus sculptoribus architectis traditarum numero non exiguo esse
mihi uidetnr, quarum quam dubia sit fides muUi obseruauerunt , ueluti
Beckerus (I p. 608 ubi de Sauro et Batracho architectis loquilur),
sed nemo inter recentiores elegantius persecutus est quam Lehrsias.
simillima exstat de Hadriani imperatoris erga ApoIIodorum architectum
inuidia narratio apud Dionem LXIX 4* itaque nomen architecti qui
porticum illam restaurauit cum re uera fortasse nescio qua ex caussa
ignoraretur, optime id Tiberii inuidiae tribui posse crediderunt. ut
ApoIIodorum Hadrianus ita Tiberius ignotum illum postea etiam inter-
fecisse a Dione traditur.
23
Kai yag sl iv anoogrixo) xig xal ngog Eva dtskix^ xty m/ts
xal xoiko idrjiioöisvBV (0 Tißigtog), äöXB xal ig xd xoivd ino-
l/Lvrifkaxa igygaq>B6^ai. Dio LVII 23, 2.
604 R. Hflbaer: de senfttiu popoUifse Romni adb.
E faUis ist» relationibns foerunt, at Dio naml, qni
mente captam esse argnerenl. inde etiam faclom est at de rnüacna
actoram fide malti iniquius iadicarent.
24
wftB In nostro aeoo actis popoli Romani testatmn Appio lonio et F.
Silio COS., com animadaerteretur ex causa Neronis Germanici filii ia
Titium Sabinum et seraitia eius, nnias ex bis canem uec in carcere
abigi potaisse nee a corpore recessisse abiecti in gradibas gemito-
riis maestos edentem ulalatus magna populi Romani corona, ex qua
cum quidam ei cibum obiecisset ad os defuncti tulisse. ionatanit
idem-cadauere in Tiberim abiecto sustentare conatus, effasa mntti-
tudine ad spectandam animalis Gdem. Plinius n. b. VIII 40, 145.
Canssa illa Neronis Germanici filii , ex qua Titius Sabinus capife
damnatus est, Seiani in Germanici uxorem flliosque perseculio est
(de qua aide Tillemontium Tib^re art. XVII, XXII), Sabini ipsins
damnatio e Taciti in historiarnm quarto narratione notissima. eandem
rem Dio (LVIII 1, 3) Sabine ipsi non seruornm eins cuidam aeeidisse
narrat : idelvcMte d* Inl nliov ro itädvg axrtov xvcov xig rov JSaßlvcv^
öwtgild'dv TS ütit^ ig rb oinfnia xal aito^avom naQafulvttg %al
TÜiog suxl ig tov ntnafiov awegnsctiv, Plinii antem narratio qnan-
qnan non simplicior est tamen ueri similior uidetnr.
25
'?M/s77 Quibusdam (matronis) absentium maritonim nomine repndium
TS4/I1 ipg^ ^Q^ Caesar) misit iussitque in acta ita referri. Suetonin8Calig.36.
26
: «00/47 Adlatas est (pboenix) et in nrbem Claudii prineipia cenanra^
anno urbis DCCC, et in comitio propositus, quod actis testatnm est,
aed quem falsum esse nemo dubitaret. Plinius n. b. X 2, 5.
Claudium imperatorem anno 800/47 cum L. Vitellio imperatoris
' patre censorem faisse et proximo anno lustrum septuagesimum primum
celebrauisse post Eckbelium (VI p. 241 et 314) omnium adcuratissime
Borgbesius (^suir ultima serie de^ censori' in actis acad. pontif. arcbaeol.
VII 1836 p. 236 et 241) demonstrauit. idem quod Plinius sed qua est
neglegentia (neminem enim alium auctorem habuit) paullo aliter Solinus
33, 14 narrat: Plautio üaque Sextio et P, Apronio cos, Aegyptum
phoenix inuolauit , captusque anno DCCC urhis condiiae iussu Clou-
da principis in comitio publicatus est, quod gestum praeter cen^
suram quae manet actis etiam urbis continetur. Plinius enim paullo
ante haec narrauit: Cornelius Valerianus phoenicem deuolauisse in
Aegyptum tradit Q. Plautio Sex, Papinio cos, pboenicem igitnr
Aegyptiacum illum anno 789/36 uisum Solinus falso cum Romano anni
800/47 confudit« consules quos Solinus nominat nnnqnam exstitemati
B. Hfibaer: de fleDafas popnliqne Romani a«tif. 605
unde suo iure Salmasius exerc. Plio. p. 390 b P haec aidetur obsernasse;
^«orem hanc esse Solioi noai, nomina consulom alia pro aliis sub-
stitnere.'
27
Nouas etiam commentas est (Claadias) liUeras tres ac namero 'Soo/'t'm'
nelerum quasi maxime necessarias addidil. de quarum ratione cum ^^^
priaatus adhuc uolumen edidisset, mox princeps non difliculter opti-
nuit ut in usu qaoque promiscuo essent. exstat talis scriptura in
plerisque libris ac diurnis titulisque operum. Saetonins Ciaud. 41.
Litterae quas Claudius introduxit , ut ponstat Francisci Bücbeleri
disputatione, qnae de Ti. Claudio Caesare g^rammatico inscribitur, hae
faerant: J dig'amma, OC antisigma, f- üoealis inter •' et u media, ai
diphihongus. libris ac diurnis Rothins seripsit MeDimianum credo
secatns. ex eis uero emendationibus , quas Bfichelerus disputationia
snae p. 29 commemoranit (Torrentii libris aclorutn divrnorum, MureH
librts actorum diurnis^ Burmanni ^i|bris^ actis diurnis^ qnam Sehmidtins
quoque p. 363 proposuit), si omnino mutandnm est, Burmanni innen-
tnoi sententia et litterarum similitudine ceteris facile praestat, prae-
sertim cum diurna simpliciter, quae aliam quoque signiflcationem
habebant, ut infra eap. Villi ö docebitur, prp actis diurnis ab alio
acriptore anllo dictum sit. eeteriim BOchelerus dissertationis saae
capite qainto et sexto litteras istas Clandianas intra annos 800/47 et
807/54 taalnn in asu fuisae eaineere studuit.
28
Et pomerium nrbis auxit (Claudias) Caesar more priaeo, qoo ^/*^
üa qui protnlere Imperium etiam terminos urbis propagare datnr ....
qnoa tum Claudius terminos posuerit, facile cognitu et pabKeta actis
peracHptum. Tacitus ann. XII 23 et 24.
De eis niris qui pomerium nrbis dinersis temporibas anxerint
nnperrime atqne omnium adcnratissime Henzenus (bull. 1857 p. 8 — 14)
dissernit, cum cippum pomerii terminalem a Vespasiano et Tito po-
situm atque eo loco ubi antiquitus steterat inuentum inlustraret. Clau-
dio Britannia prouincia imperio adiecta , de qua anno 794/44 trinmpha-
nit, pomerii promouendi ins dedit (u. Tillemontium Claude art. XXI).
cipporum antem terminalium, quos ad nouos pomerii fines desig-
nandos anno 802/49 posuit, tria exempla eodem titulo ornata supersunt
(Or. 710), de quibus Fea (^frammenti di fasti' p. XL s.) uberius
exposuit.
29
'Ev xoLvä xovg ßovXoiiivovg r^^mitfto (^ ^Ayfftnutlvtf) ' xal 8M/19
tovto xal ig xa vnoyivrniaxa igsyQaq)tzo. Dio LX 33, 1.
Meminit eius Agrippinae consuetudinis etiam Tacitus, qui ann.
Xill 18 tribunos et centuriones eam comiter excepisse^ Neronem uero
ne coeiu saluiantium freqnenlaretnr cauisse tradif.
Jahrb. f. class. Philol. Sappl. Bd. lU. Hft. 5. 41
606 E. HQbner: de senatas popuHqne Ronaiti aetis.
30
Bie/&7 Nerone itertini L. Pisone cos. pauca memoria digna eoenere.
nisi cui libeat laudandis fundamentis et trabibus, quis molem amphi-
theatri apiid campum Martis Caesar exstruxerat, aolumina inplere.
cum ex dignitate populi Romani repertum sit res inlastres annalibns,
lalia diurnis urbis actis roandare. Tacitos ann. XIII 31.
De Neronis amphitheatro ligneo, cains deacriptionem io acHs
Tacitos legerat, aide Snetonii nitam Neronis 12 et Becken topogn-
phiam orbis p. 681.
31
"'tii8/65'" ^^° nego , quotiens patitur res , percipiendum gaudiam ex ac-
cipientis uoluntate. sin adinuari illum et oportet et pudet, si quod
praestamns offendit nisi absconditur, beneficium in acta non miuo.
quidni? ego illi non sum indicaturus me dedisse, cum inter prima
praecepta et maxime necessaria sit, ne unquam exprobrem, immo
ne admoneam quidem. haec enim^eneficii inter duos lex est: alter
statim obliuisci debet dati, alter accepti nunquam. Seneca de benef.
II 10, 4 (Haase).
Seneca e nerba beneßcium in acta non mitio nihil aliad sifiii-
ficare possnnt quam ' beneflciam non pnblici iuris facio '. itaqae eiM
si acta uocabulnm aliud quid significare possit quam acta populi
(fueruttt autem qui de Senecae ipsius codioe accepU et expeasi cogi-
tarent), tarnen ut hoc loco publica acta intellegantur senteotiaron
nexus postulat. inmerito igitur hoc testimonium actis populi abindi-
eari solet. de' beneftciis libros Seneca ultimis aitae annis scripsisse
existimatur (u. Bährium in Paulyi eneyciop. VI p. 1039); obiit auteia
anno 818/S5.
32
*°*bi8M°* Numquid lam nlla repudio erubescit postqnam inlastres qua«*
dam et nobiles feminae non consulum nnmero sed maritorum annos
suos conputant, et exeunt matrimonii causa, nubant repndii? tarn dfo
istuc timebatur quam diu raram erat, quia uero nnlla sine diaorlio
acta sunt, quod saepe audiebant facere didicerunt. Seneca de benef.
III 16, 12.
Ex hisce Senecae uerbis minime consequitur, quod non nollis
uisum est, in actis omnia matrimonia diuortia natiuitates niortes per-
scripta fuisse. Senecam enim de inlustribns tantum dinortiis loqai
manifestum est. diuortia uero eo tempore in ipsa domo diaioa qaam
dicebant ceterisque familiis inlustribus sollemnia fuisse non est quod
exemplis demonstrari oporteat.
33
ai9yis6 Diurna populi Romani per prouincias, per exercitos caratto^
leguntur, ut noscatur quid Thrasea non fecerit. Tacitus aaD.XVISi«
B. Habner c de senatas popnliqoe Ronani actis. 607
Verba ex ea oratione sunt quam Capito Cossatianua TigeUnii
gener boc anno in senatu babnit ut Paetum Thraseam maieslatis renm
faceret. qaae nero Thraaea non fecerit haec sunt: quod senalu egret-
SWS est cum de Agrippina referrelur (ann. XIV 12)9 guodgue iuuena-
lium ludicro (qaod Nero instituerat) parum speciabilem operam prae-
buerat; deiode die quoque^ quo praetor Antistius ob prohra in Nero- ^
nem conposiia ad mortem damnabalur , mitiora censuit obUnuitque ;
ei cum deum honores Poppaeae decemuntur sponie absens funeri
non interfuerat (XVI 21); postremo principio anni uiiare eum sol-
lemne iu$ iurandum^ nuncupationibus uotorum non adesse quamuis
quindecimuirali sacerdolio praeditum^ nunquam pro saluie principis
aul caelesti uoce inmoiauisse . . . , triennio non introisse curiam (22)
et similia. ceteram nee Capitonis nee Thraseae nomina gentilioia a
quoquam definita innenio. Capito Ateiis potius quam Fonteiis ad-
Dumerandus est, Thraseam utram Valeriis, quod Lipsio placnit, an
Fanniis adscribant baerent interpretes.
34
Ex Graeco uero translata nel Sallustii pinrima . . . uel Horatii ^^s^S/of'''^
. . . uel Yergilii . . ., etiam uulgatum actis quoque ^saucius pectus'.
Quinlilianus IX 3, 17.
De asu accusatiui illius quem Graecum dicere consueuimus (ut
in naXog (tOQqyi^v et similibus) uide Reisigii scbol. gramm. p. 689*
Quintilianum autem eis annis quos supra adscripsi institutiones con-
posuisse communis opinio est (uide Bäbrium in Paulyi encyclop. VI
p. 374).
35
'j^vtdviog 6i tig iv FsgiiavCa aif%(OV wxxa xoikov xov sm/^i
XQovov rm ^ofiiriavä iTcaviötri , 6V Aovxiog Mal^ifiog xcczij^
yGnftaaxo %oX xa&stXiv. og ixl fihv t^ v£xi] ovdhv [liya altog
ioxiv i%awBt6^ai .. ., ort d% xa y^dfiiiaxa^ oöa iv xotg roti
^AvxGivlov xtßmxioig svffi^^ xagä ßQtxxv x'qv iavxov dötpa-
ksiav jCQog x6 (iriddva i^ avxäv övxotpavxri^vai ^daavog
ixavöev , ovx 6q(S näg Sv avxov a^log vut^öaiiii. 6 de z^o-
fi^ixiavog aq)OQiifig ivxavd'av evxoQijöag^ ixl xäv <p6vcjv xal
x(DV ygafiiicixav x^Q^S oimijöag^ ovS* av stxoi rtg oCovg
änixxsLVBv. ovxio yoQ dr^ xal avxog iavxov inl xovx€o xa-
r/yvGi, äöd'^ Iva iiijäeiiia iivi^iiri xäv d'avaxov^ivav VTCokBir-
qP'O^, ixciXvad awag ig xa i;;ro/iti/if/itara igyQaq^nvac, ov (irjv
ovah Jtegl xäv avaiQsd'dvxav xy ßovky xt iTtsöxeile x. t. A,
Die LXVII 11, 1—3.
Dionis narratio de tumultu moto a L. Antonio Satumino (Anto-
nium simpliciter Dio Plutarcbus u. Aem. Pauli 25 Aurelii Victoris
qaae fertur epitoma 11, 9, Lucium Suetonius Domit 6, Antonium
Saturninum Martialis IV 1 1 , 2 et 9 nominant) Germaniae superioria
41 ♦
608 E. Hflbiier: de Benatns popoliqae Romani actie.
praeside a Xiphiliao et in excarptis Valesiaois seroala est ygififma
illa, tine quibos Domitiaoua tot oiros inlereioit, non postalalioiies
acriptae oeqoe acta forensia sant, at quibosdaan Dioois iaterpretibns
placail, sed epiatolae aliaeqne scriptiones io Antonii scrinüs reperUe,
qaas Haximus combori iasserat, ne imperatori persecutionum ansan
praeberent. similiter Seaerus, at Capitoliaus o. Albini eap. 12 oarrat,
com apod LogndDanm Albinum interfecisset, staiim litterat rtquiri
iussiij ita ui mueniret uei ad quos tpse scrtpsissei^ uel qui ad em
rescripsisseni; omnesque tlios quorum episiuias reperit hostes iudi-
cari a $enaiu fecit^ nee his pepercii^ sed et ipsos inieremii et bona
eorum proteripsit aique tn aerarium publicum retulii, aetait igitor
Domitianns, qaod Scbmidtias p. 347 recte obseruauit, daniDatonuD
oomina in actis pnbllcari. publicata autem interdom damnatoram oo-
rnina esse ex hisce Dionis LIX 18, 2 de Caligula nerbis adparet: mf
Sh V9CO xov Futöv iMixat\>ri(ptcf^lvxnv tie ovoficera i|rr/^fro, &(S^^
tpoß(iV(iivov avxov fi^ dtccXd&axfiv, vTtOfivi^fMttce nee senatns acta
sunt, quoniam ad senatum quidem nihil de ea re Domitianus retalit,
neque alia cuiusuis generis acta. L. Blaximus idem uidetur esse can
L. Appio Maximo Norbano {Appium Norbanum Victoris epitoma I.
8. 8. ., Norbanum Martialis IX 84 dicunt) bis consuie confectore beJU
Germanici^ cuius elogii pars in titnlo Orelliano 772 superest, ui Bor*
ghesius (de aetate luuenalis p. 7) coniecit ; idem fortasse etiaoi cao L
Appio Maximo Bithyniae proconsule, cui Domitianus epistulam scripsU
a Plinio epist. ad Trai. 58, 6 (66) seruatam. quibus annis coo^ol faerit
ignoratur. quod enim Panuinio credi solet, iterum enm anno 856/1U3
consnlem fuisse, Borghesius (ann. inst. arch. 1852 p- 13 et 19 cf«
1844 p. 344 et Or. 4915) refutauit. tempas autem belli illios Germa-
nici e Traiani et Glabrionis consnlatn anni 844/91 , quem Die capite
aaqaeBli (12) OMmorat , deftnitiir. hoc recte monoeriinl Picnis inter-
preUa (apad Staraian VI p. 586) contra Pagiam et TiüemoBtiaiD, qoi
neseio quo errore boc bellum anno 841/88 adaigDavernat nee faven
boe ipso anno 844/(^1 , sed circa id tempas (Iv ih tm %1fova fovrff
11 > 6), sine jk^tias panllo ante in Germania debeUaliiffl est.
36
M6/bi Demonstro ergo , qoanquam diligentiam tuam Togere non possit
cum Sit in publicfs actis, demonstro tarnen quo magis credas iocon-
dum mihi futurum, si factum meum caios gratia periculo creoKtoo
ingenio, tuo testimonio ornaueris. dederat me senatns cum Herennio
Senecione aduocatum prouinciae Baeticae contra Baebium Msis^^
e. q. s. Plinius epist. VII 33, 3.
Verba Plinii sunt e notissima epistula Tacito scripta, qua hisio-
riarnm eins inmortalitatis quam auguratnr partem aliqoam sibi quoqae
uindicare stndet. aduocatos prouinciae Baeticae contra BaebioAi Bas-
sam, qui eam prouinciam pro consuie credo rexerat, seoatus ^^^^J*„
Herenniom Senecionem, quem Domitianas postea ob uitam Heloidü
E. Hüboer: de senatas populiqae Romani actis. 609
Prisci acriptam capitali poena adfecit, ut Dto LXVII 13, 2 Tacitus
Agrlc. 2 et 45 Plinius epist. VII 19, 5 narrarunt, et Plinium tarn noo-
dam praefectam aerarii , at ex epistulis III 4, 2 et 4, VI 29, 8 adpareL
damnalo Nassa senatus ut bona eius publice custodirentur censuit.
Senecio iiero cum txplorassel consuies postulationibus uacatvros et
cum eo Plinius quanqnam initio inuitus a consulibus ne bona di$sipare
sinani quorum esse in custodia debeant rogant. qua re conmotus
cum Massa Senecionem inpietatis postularet, horror omnium; Plinius
aotem uereor inquit, clarissimi consules^ ne mihi Massa silenlio suo
praeuaricationem obiecerit^ quod non et me reum postulauil. haec
fuit illa eius contumacia quam inmortalitate dignam existimauit, prae-
sertim cum Nerua tum priuatus ei scripsisset, gratulari se non ei
solnm uerum etiam saeculo cui exemplum simile antiquis conligisset.
Schmidtius p. 345 eumque secutus Zellius p. 240 adn. 70 haec non in
senatu, sed in atrio consulum acta esse contendunt propterea quod
Senecio consules postulationibus uacaturos explorasset. sed si in
consulum domo priuata acta essent, nnde quaeso ille Horror omnium
(33, 8)? et qua ratione de Nerua haec praedicare potuit Plinius:
nam priuatus quoque adendebat Ms quae rede in publico fiereni
(33, 9)? falso etiam acta publica forensia acta esse Walchius ad
Taciti Agric. p. 113 existimauit. annus quo haec agebantur inde
discitur quod Tacitus (Agric. 45) Massam reum fuisse tradit cum
Agricola diem obiret, id est anno 846/93. quocum conuenit quod Dio
Senecionis mortem inter gesta anni 847/94 tradit quodqne Plinius
Dondnm aerario praepositus erat, anno enim 851/98 eum praefeclum
aerarii fuisse Tillemontii ratiocinationi (Domitien art. XVI) creden-
dnm est.
37
Sed quid aingula consector et colligo? quasi aero aut oratione e&s/ioo
conplecti aat memoria consequi possim , quae uos, patres conscripti,
ne qua interciperet obliaio et in publica acta mittenda et incidenda
in aere censuistls. ante orationes principum taatum eius modi genere
munumentornm mandari aetemitati solebant : adclamationes qoidem
nostrae parietibus curiae claodebantur. Plinius paneg. 75.
Singula illa quae Plinius consectari noiuit hae sunt adclamatio-
nes: o te felicem^ crede nobis crede tibij ut sie te amarent dii quem
ad modum tu no«, ut no$ sie amarent dii quo modo tu (cap. 74).
adcnrate autem Plinius bis uerbis, ut Schmidtius p. 336 uidit, dupli-
cem pnblicandi rationem, in acta mittendi et incidendi in aere distinxit.
hoc ad leges et senatus consulta, illud ad senatus acta et adclamationes
pertinet. leges et senatus consulta posteris prodebantur, acta in uulgus
exibant, at proxima Plinii uerba declarant. inde a Traiano morem
illuro adclamationes senatus actis publicis inserendi permansisse ea
quae supra de senatus actis disputani et populi actorum testimonium
quod infra posui 44 demonstrant. ceterum orationem de Traiano impe-
ratore quae panegyricus dicitur Plinias anno 853/100 in senatu habuit.
610 E. Httbner: de senatus popnliqae Romani actis.
38
*°854/ioi" Tu consuetudinem seroa nobisque sie rusticis urbana acta per.
Bcribe. Plinias epiat. IX 15, 3.
Epistulam node haec nerba aompta sunt Plioius Pompeio Falconi
acripsit, cuius statua titulo bonorario ornata olim in foro Traiano ex-
stabat, titulna (Or. 5451) inferiore parte mutilus nonc in mnseo Vaticano
adseruatur. Pliniua alia epistula (I 23) eum ut inniorem de tribnaatas
officiis erudire studet, postea (VII 22 cf. IUI 27) ab eo petit nt in
Corneliom Hinicianum amicam suum tribunatum militarem coaferat.
Falco, ut e titalo illo diacitnr, legioni qnartae Macedonicae praefnit,
atque ut Borgbesio quidem (de L. Burbuleio p. 25) uisum est ^ in priaia
Traiani expeditione Dacica anni 854/101. itaque haec Plinü epistaU
non aliquot annis ante scripta esse non potest.
39
850/10» Recitauit (Nigrinus tribunus plebis) capita legum, admonail se>
natus consultoram. in line dixit petendum ab optimo principe nt,
quia leges, quia senatus consulta contemnerentur, ipse tanCia uitüs
mederetur. pauci dies , et über principis seuerus et tarnen modera-
tus. leges ipsum , est in pubiicis actis. Plinius epist. V 13, 7. 8.
Caussae de qua agitur in bac epistula initium quarta eiusden
libri epistula refert. legati Vicetinorum, quibas Tuscilius Nominatus
contra Bellicium SoUertem (de quo uide Henzeni Orellinm 6912, 6936
et p. 521) adftierat, dixerunt se ab eo deceptos, quanquam ingentem
pecnniam ac()ßpisset. Nominatus in senatu ab aliis absoluitur, ab aliis
damnatur. itaque Nigrinus, de quo aliunde mihi quidem nihil notum
est, rem ad principem deferendam oenset. libello autem illo ad sena-
tum dato principem ne aduocationes praeuaricationesque in posterum
uenirent cauisse existimo. tempus quo haec in senatu agebantur inde
deduci potest, quod Afranius Dexter ut consul designatus sententiaai
tulisse scribitur. consulatum eins Panuinii assedae perperam anao
851/98 adsignaueruntr anno enim 859/106 eum consulem fuisse Bor-
ghesius e diplomate militari apud Henzenum 6857 demonstrauit in ea
dissertatione quam de Vibio Crispo scripsit (bull. 1846 p. 173).
40
"''So/1«r 'Officium cras
primo sole mihi peragendum in ualle Quirini.'
quae causa officii? *quid qnaeris? nubit amicus
nee multos adhibet.' liceat modo uiuere, fient,
fient ista palam, cupient et in acta referri.
luuenalia II 132 — 136.
41
Coniugium in multis domibus seruanit adulter.
quo te circumagas? quae prima aut ultima ponas?
K. Hühner: de senatas populiqae Romani actis. 611
^Dollimi ergo meritom est, ingrate ac perfide, nulium^
quod tibi filiolus uel filia nascitar ex me?
toUis enim et libris actorom spargere gaudea
argumenta uiri ....'.
luneDalis IX 80 — 86.
Altenas saturae uerbis in acta referri aetas scholiasta annaiibus
contineri adscripsit , nonae autem /t6rts actorum haec : propier pro-
fessionem scilicei qua apud aerarium patres natorum deferebantur
ßiiorum. ita enim lahnius e codicibns'scripsit. uerba ultima Salma-
8108 ita: notnina natorum deferebantj Schreuelins: deferebant filio-
rum notnina oorrexit. atque mihi qnoque corrupta aidentur. natorum
enim potius nisi fallor quam petrum indicem confectnm esse scholiasta
indicare uoluit. itaque duplex archetypi scriptura, ut frequentissime
accidit, a librariis confusa uidetur. scriptuga enim erat et: qua aptid
aerarium natorum deferebantur [nomina]^ et: qua apud aerarium
patres [nomina] deferebant filiorum; sententia utriusque scripturae
eadem est. spargere gaudes uerba autem scholiasta sie interpretatur:
id est nominum noticiem deuulgare contestatione publica, utroque
loco totins enuntiati uis in eo posita est, ut res istae de quibus agitur
publice et coram omnibus fieri indicentur, quod sensit is qui ultimum
scholium scripsit. atque priore loco , ubi de foedis inlustrium uirorum
matrimoniis agitur, nemo dubitabit quin populi acta intellegenda sint,
in quibus talia diuulgata esse supra uidimus. altero autem loco scho-
liasta uetus plerosque interpretes eo perduxit, ut de tabulis publicis
potius apud praefectum aerarii conseruatis cogitarent. natorum uero
nomina initio eam tantum ob caussam in tabulis publicis adscribere
mos erat, ut inde in caussis quas dicebant liberalibus legitima ingenui-
tatis testimonia desumi possent; quod nuper Mommsenus monuit in ann.
inst. arch. 1858 p. 184 adn. 5. ceterum uniuersa eins instituti uis ac natura
eis quae Eduardus Huschkkis in libro qui est de censu aeui imperato-
rum p. 198 s. adn. 445 et Dirksenus de Script, bist. Aug. p. 183 — 193
indicauerunt potius quam persecuti sunt nondum ita uti oportebat ex-
plicata est. apud Marquardtium autem praefectorum aerarii uix mentio
facta est (uide II 3 p. 257 et 274). at uero tabulas illas — nam tabula-
rum nomen earum proprium fuisse omnes consentiunt — etiam acta
diel potuisse firmiter negandum censeo. solet hoc eo probari testimonio
quod numero 43 signaui, sed quo nihil de hac re probari posse infra
docebitur. uerum etiam si acta dici potuissent, ut dici non potirerunt,
tabulae istae eo quidem sensu publicae fuejrunt , ut apud praetorem le*
gitimornm testimoniorum uim haberent, nee tamen ita ut uelut acta
omnium manibus uersarentur. hoc autem, ut supra dixi, sententiarum
nexus postulat. tenuioris condicionis homines plerumque, opinor, natos
apud praefectum aerarii proflteri contenti erant, opulentiores siue quo-
rnm ins trium natorum adipisci intererat ut filios sibi natos esse in
actis publicis promulgaretur curabant. itaque annaiibus contineri illud
band ita inepte a scholiasta adnotatum est, quandoquidem etiam acta
qnodam modo annales dici potuerunt , quanquam ab antiquioribus nun-
612 B. HAbnar: de fWMilas popaliqne Boomdi meü».
quam ila dicta tant. Borgbetina in diaaertalionB de aetale lanentlifi
diurnis Arcadieia anni 1847 ioaerta e duoboa eonaulatiboa , qooniai
po^ta mentioneai feeerit, uidelicet L. Aeaiilii lunei XV 37 et Fontei
Ca*))itoDi8 XIII 17, aatoras iatas circa aDDam 880/137 acriplaa esae de«
monstrauit. de secandae et nooae tempore certias nihil definiri poCeat.
Hib/^ Lndom '^aemper ingreaaoa eat (Gommodos) et qaotiena ingrede-
retttr publicis monumentis indi iuaait «... habait praeterea moren ot
omnia quae tarpiter, quae inpure, qnae cmdeliter, quae gladiatorie,
quae lenonice faceret actia urbig indi iuberet; ut Marii Haximi scripta
leatantor. Lampridiua Comm. 11 et 15.
De Commodi insano rei gladiatoriae amore Lampridias nariis
locis ut solet et inordinate haece retulit: propter {^Marciam con-
cubinam) ei ipse Amazonico habitu in arenam Romanam proeedere
uoluit, gladiatorum etiam cer tarnen subiit et nomina gladiaiorum
recepit eo gaudio quasi acciperet triumphalia. secuntar ea nerba
quae aupra adscripsi, deinde haec: pugnasse autem dicitur septin-
gentiens triciens quinquU ns; et cap. 15: speclator gladiatoria sumpsit
arma, panno purpuno uudos umeros aduelans (pro spectaior for<
tasae scribendum eat ieculor; non enim arma sumpsit ad explorandam
aciem tantum, ut de Tito in Aurelii Victoria epitoma 10, 10 narratnr)
. . . Commodinnum etiam populutn Romanum dixit^ quo saepisstme
praesente gladiator pugnauit^ Romam enfm coloniam Commodianam
appellauit. %ane cum Uli saepe pugnanii ut deo populus fauisset^
inrisum se credens populum Romanum a militibus classiariis^ qni
uela ducebant, in amphitheatro interimi praeceperat .... appella/us
est sane inter cetera triumphalia nomina etiam sexcentiens uiciens
palus primus secutorum, ludum semper ingressum esse Ckimmodum
ne Lampridium quidem scribere potaisse pro certo adfirmandum est
qua re Gasaubonns lacobi Lectii simplicem sane correctionem saepe
commendauit. sed numerus fortasse interiit quo quotiens Indnm in-
gressus esset indicabatur. mirum deinde est quod quotiens ladum,
ubi exercebantur gladiatores , non quotiens arenam ipsam ingrederetur
actis indi iusserit. nisi forte maiorem insaniae gradum existimare
uelis, quod non solum quotiens pugnaret cum gladiatoribns sed etiam
quotiens exerceretnr cum populo communicarit.
43
ub/m lam illud satis constat quod (Gordianus) Glium iGordianam no>
mine Antonini signo inlustrauit, cum apud praefectum aerarii roore
Romano professus filiuro publicis actis eius nomen insereret. Capi-
tolinus Gord. tres 4.
Haee ai recte interpretantur, Oordiannm patrem duaa res feciaae
adparet : et fliium more Romano apud praefectam aerarii profeaaus
eat, et nomen filii actia publicis inaerniL itaqne tabulas praefectoram
B. Haboer: de senatiu popaliqae fiotttfti aotis* 013
aenirii pnbliMs atiam acta dici potniase ex bia narbia oiioime oonae«
quitor. Scbmidtiaa p. d&O prorsaa sioa canasa boc loco da actia au-
^isirataojii cogitaait. neque id hia aerbis deraonstratar, qnod mallU
placuit, omninm natoram nomina actis publicis inserta esse. Gordia-
Doram enim domoa iuxta Augustam tum Romae omniam erat splendi*
diaaima. naigatam acriptaram quae est Gordianum nomine Antonini
ei Signa inlustrauit Casaubonas adeo non intellexit, ut satia audacter
pro et ugno aerbia aut in senatu aut et censu coniectaret, utramqne
param probabiliter. sed et aocabnlani dod est in codice Palatino oeram-
qoe interpretationem Salmasins inuenit: filiam cai Gordiaoo, ut par
eai, nomen erat, pater Antonini cognomine inlustrauit. Signum pro
cognomine dici posse iam in Forcellinii lexico adnotatur. Yopiscna
eoim Anreliani uitae cap. 6 duos tum in exercitu Aurelianos tribunoa
fuisse narrat: Avic, id est ei qui postea imperator factus est, Signum
exercitus adposuerat ^manu ad ferrum'^ ut $i forte quaererelur^
quis Aurelianus aliquid fecisset uel gßssisset^ suggereretur ^Aure-
Hanus manu ad ferrum* atque cognosceretur, simile quid Tacitus
ann. I 23 refert de Lucilio quodam centurione , cui militaribus face-
tiis uocabulum ^cedo alter am ^ indiderant^ quia fracta uite in tergo
mililis alteram clara uoce et rursus aliam poscebat, Vopisci igitur
Signum adponere idem est quod Tacitus uocabulum indere dixit. inde
tarnen nondnm sequitur Signum per se etiam pro cognomine dici potuiase.
exstant autem praeterea inscriptiones tres a Forcellinio et Orellio (ad
2780) indicatüe, apud Gruterum 631, 7, Muratorium 1382, 8, Fabrettium
252, 42. nominantur in bis titulis Lucilius Metrobius signo Saprici(us)
Stator ciuitatis Vienes (Allobrogum) , deinde Octauia Felicitas signo
Leonti et Aur(^elius) Felicissimus signu (sie) Leontius , nbi M uratoriua
Oclaaiae el Aurelii localis in columbario leonis Signum adpictum fuiaae
salis insulse existiroauit. apud Fabrettium denique talis si dis plaoet
bexameter legitur: hie iacet Aufidia Seuerina signo Ftorenti. lituli
omnea genuini aunt omneaqua aetate inferiore, hoc est aaeculo aiue
tertio exeunte sine quarto soripti. hia accedit titnlus Dianensis a Re-
nierio inter inscriptiones Africanas (1777) editus, in quo ViruUius Ui^
hsrus quidam signo Concordius nominatur. itaqne Lucilius Metrobius
signo Saprici(us)y Aurelius Felicissimus signo Leontius , ViruUius Hi-
larus signo Concordius ita dicti sunt ut in titulis Africanis potissimum
et Christianorum hominum duo saepius nomina qui et siue qui uocalur
(n. Maffei M. V. 288, 5) atque qui et uocilatus est (ann. inst arch.
1857 p. 88) nel rarius sttie (Fabr. 144, 172. Mur. 1267, 2) uocabulia
ooninnguntar. atque Octauia Felicitas uxor erat Aurelii Felicissimi
signo Leonti similiterque Aufidia Seuerina Basilei (ita enim nominatur)
signo Ftorenti. re uera igitur Signum uocabulum quarto quidem saeculo
pro cognomine dicebatur. nee tarnen pro quouia cognomine dictum
esse uidetur, sed pro eis tantum quae singulis bominibna aliqua ex
eaussa indita pro legitimia perpetuisque cognominibus haberi neqneunt.
naqne enim Gordianorum ullos, ut tituli eorum docent, Antonini cogno-
mine propter Caracallum et Elagabalum peasimoa imperatorea onuii-
614 B. Hfllwer: de seoaCoB popaliqae Romtiii aeCk.
bas inoiso (aide P. Richteram in noao mos. Rhen. YII p. 44) onqaan
QSMs est. Gordianus pater io Pii et Maret divorom, quos aniee diligebat,
memoriafli filio si(piom tantam Antonini indidit, quod Capitoliaas
etiam alio loco (Gord. tun. 17) luniam Cordum secatns bis oerbis
refert: primii diebus sui natalis (pro qaibas primts diebus po$i
iuum natalem ael similia exspectaueris) Anloninus est appeUatms^
mos m setiatu Anionii (ualgo Anianini legitor) nomem est editmm^
uuigo deinde Gordianus haberi coepius. errat antein Capitoliniis si
stirpis eias nobilitatem infra iode euincere stadet, guod Anionmanm
cognomine semper est nuncupatus^ quod Antonium ßlium suum tpse
(Gordianus alter) signißcari uoluit in senatu, Gordianus alter aooo
991/238, quo anno patris sui Africae proconsulis legatus erat atque
una cum patre imperator factus est, si Gapitolino (Gord. tres 15) fides
est, quadraginta sex annos habuit. natas igitur est anno 945/192, qoo
anno Commodns obiit.
. 44
»7s/iat Interest retexere orationem qua (Seuerus Alexander) nomen
Antonini et Magni delatum sibi a senatu recusauit. quam priusqnam
referam addam adclamationes senatus, quibus id decretam est, ex
actis urbis ante diem pridie nonas Martias. cum senatus freqaens in
curiam , hoc est in aedem Concordiae templumque inauguratum con-
uenisset, rogatusque esset Aurelius Alexander Caesar Augustus ut
concineret, ac primo recusasset, quod sciret de honoribns sois agen-
dum, deinde postea uenisset, adclamatum : Auguste innocens , di le
seruent, . .. Aureli Alexander Auguste, di te seruent. Lampridias
Seu. Alex. 6 — 12.
In bis nerbis falso, ut opinor, post decretum est interpungi
solet, tta ut quae secuntur uerba pro simplici tnscriptione babeada
sint. Salmasius autem minus apte post ex actis urbis inlerpangi
iussit. concinere uocabulum Casaubono merito displicuit, itaqiie «I
conueniret scribere proposuit. quanquam illud in Palatino codice exstat
atque a Salmasio defendilur, multis tarnen Mommseni ut consideret
coniectura praeferenda uidebitur.
45
ui?/inVt Vsus (sum) . . . actis etiam senatus ac populi. Vopiscus Prob. 2.
Haec sunt actorum reliquiae deque actis testimonia qnotquot
repperi.
Villi
Vt insoriptionum antiquarum editores etiam titalos fabos ael
suspectos, ne cui fraudem faciant, in unum quasi corpus colligere
solent, ita mihi quoque, ne diutius de actis populi quaestionem inpe-
dirent, hoc capite ea testimonia conquirere uisum est, quae perperan
actis adscribuntur.
1
711/a^ '\)xag voq {iijSslg öteQii&ijtfsö^ai täv a^X&v tpoßtjd'sig,
ort xovg im tov I^vXXov q>ov€v6ennds nvecg 6 Kaxmv o Mdif-
E. Habner: de senatns popnliqae Romani tctis. 615
xog TttfiiBvtfag aicritti^B niv^^ o0€c i%* avtotg slXijfpfffaVj tjt-
Tov XLva anoxteivi] , itgorjyogevaav (6 ^Avrdviog xal i Abtidoq)
Ott ovÖBva avxäv ig rä dTjfiotfta ygäfificcta igy(faq)Ovötv. Dio
XLVII 6, 4.
z/ijfiotfia /^afifiora neque acta populi sunt, nt non oulli eredi-
derant, nee magistratuum , qood Renssenua p. 25 non multam abest
quin coniecerit, sed tabulae publicae populi RomaniTliuibus quaestor
nomina et bona proscriptorum atque eorum qui in bona illorum suc-
cederent adnotabat. tabulam Sullae luuenalis dicit sat. II 28. de-
monstrant hoc Plntarchi in Catone minore cap. 17 nerba quae sunt:
ovtasv de noXlav oTg JSvkXag instvog anoxriCvaaiv avdqaq in ngo-
yQcctpijg yigag Idarnsv ava (ivgiag ÖiüxtUag Sgaxficig^ . .. Karoav . .
ngoöxakovfiEvog ?9Uxatov j^oi^ar d'tjftoaiov oQyvgiov adinoig i^htQott-
TSV afia ^(la nal koyip to z^g ngd^ea^g avoatov %al nuQavofiov
i^ovitdl^av,
2
Filiam (luliam) et neptes (luliam et Agrippinam) ita instituit ^li/tl^
(Angustns), ut etiam lanificio adsuefaceret netaretque loqui aut
agere quicquam nisi propalam et quod in diurnos commentarios re-
ferretur. Suetonins Aug. 64.
Dinrnos istos commentarios Scbmidlius et Renssenos (p. 27)
acta populi , Schlosserus Lieberkühnius Zellius domus Augustae com-
mentarios priuatos fuisse existimauerunt. memorantur commentarn
et acta Tiberii Caesaris (acta igitur a commentariis diuersa fuerunt)
a Suetonio Domit. 20 , cmmmentarii principales a Taoito bist. IV 40^
commentarii Traiani ab ipso Traiano in epistuia Plinio scripta 106
(105), Gallieni ephemeris a Palfurio Sura conposita a Trebellio PoU
lione Gall. duo 18, Aureliani ephemerides ^ qui libri lintei fuerunt
tu guibus ipse quotidiana sua scribi praeceperat ^ a Vopisco Anrel. 1,
ephemeris denique Turduli Gallicani a Vopisco Prob. 2. itaque cum
acta in quadraginta quinqne testimoniis quae snpra coUegi nunquam
commentarii dicti sint, etiam boc loco siue Augusti ipsius siue totius
domus Augustae ephemeridem quandam indicari probabilius uisum est.
3
''Enei XB TCoXla xmv di]fio0imv yga^Lftaxav xa (ikv xal '*«/'•
navxBkwg ä^oXciXsi., xa dh i^xrika yovv vico xov xqovov
kfByovBi,^ XQBlg ßovXBvxal nQ0B%Bi,Qla^6av m6XB xa xa ovxa
ixygäifaöd'ai xal xä Xomä dva^fix^^öai. Dio LVII 16, 2.
Tiberius non acta populi colligi iussit sed leges senatus consulla
plebi scita, ut.dixi in dfssertatione de annalibus maximis p. 404; quod
posi Capitolii incendinm tterum Vespasianns feeit, ut Soetonius aitae
Vesp. 8narrat: aerearum tabularum tria milia resHiuenda iuscepii
undique inuestigatis exemplaribuz: insirumentum imperii putcherri^
mum ac ueiustissitnum^ quo continebaniur paene ab esOrdio urbif
tenatus cönsulia plebi scita de iocietaie et foedere ac priuüegio cui-
616 E. Hilbnar: de senatas populiqae Romau actis.
cunque couee$sis. ReDssenus uero Dionis uerba de actis interprelalas
inde Tiberii iassu * acta qaae fasa eztricata qnee perieraot reslaarata
eMe' (p. 77) sibi persnasit.
4
^^/*» Com C. Pompeios Gallus et Q. Veranfus urbis conditae aooo
DCCCI fuerint consules, consulatu eorum olympias GGVII actis
publicis adnotata est. Solinus I 29.
Cum nihil de hac re apud Pliniam inuenietar, unde Solinos baec
sumpserit per se satis memorabilia , Claudii tempore in actis urbis
Graecam ennoram conpatandorum rationem adnotatam foisse, nescilar.
itaqae priusquam aliunde etiam talia fieri potnisse constiterit, de hoc
testimonio dubitare tutias erit.
5
^""So/ni^ Verberat (matrona) atque obiter faciem iinit, andit amicas
aul latum pictae uestis considerat aurum
et caedit, long! relegit transuersa diarni
et caedit, donec lassis caedentibus *exi'
intonet horrendum iam cognitione peracta.
luuenalis VI 481 — 485.
Scholiasta actus longi diurni iransuer$a (Ribbeckias in laaeoale
suo transacla scripsit Codices interpolatos secutns) relegit nerba ila
interpretatur : raft'ocinium diurnum accipit in transuersa Charta scrip-
tum, haec interpretatio omni ex parte satis facit, neqne uilam uideo
canssam cur cum Scbmidtio p. 354 aliisqne Ifingum diurnum illud acta
populi fuisse matronasqne Romanas ea ut nos fere ephemerides diumaque
mane inter uestiendum et ornandnm legisse animum inducamus. cete-
rnm transuersa Charta scribere quid sit ea nos docent quae de Caesare
Saetonius narrat uitae eins cap. 56, epistulas quoque eins ad senatum
exstare^ quas primus uideatur ad paginas et formam memoriaJis liheUi
conuertisse , cum antea consufes et duces non nisi transuersa Charta
scriptas mitterent.
6
914/161 Commodum antem Marcus Antoninum appellauit atqae ita in
*pub]icas edidit ^diem natalis sni. Lanpridius Diadurf. 6.
Haec ita nt scripsi in Palatino codice leguntur. atqae diem
natalis sui uerba ferri non posse , cum non de Marci ipsius sioe
nomine sine nalali quaereretnr, Casaubonuset Gruterus perspexerqnt,
qaoram iUe die natalis eius scribi uoluit. deinde tu publicas scrip-
turam Graterus Salmasiusqne defendunt, ita ut siue tabulas siae
Chartas uocabalom suppleatar; quod tarn facile suppleri posse nego.
Casaabonas in publicum uulgatam lectionem seruauit. et in pubU-
cum edere per se quidem tarn bene dici potuit ut Nepos in Datame
6) 4 in uulgus edere dixit. sed Palatini scriptara conlatis actoram
testimoniis quae sapra attuli 16 (ubi de Tiberii natali sie enim in
E. Rfibner: de senatus populiqne Romani actis. 617
fa$to$ aciaque in publica relaium est scribitar) et 44 (onde Gor-
diannm filii nomen publicis actis inseruisse discimus) in publica acta
corrigere magis snadet. sed baec incerta maneot donec de librornm
maoa acriptorom fide omni ex parte constabit.
Fecil (Seuerus Alexander) Romae curatores urbis quattuorde- "^^J^^f*^
Clin, sed ex consulibus uiros, quos aadire negotia iirbana cum prae-
fecto urbis iussit, ita ut omnes aut magna pars adessent cam acta
fierent. Lampridius Seu. Alex. 33*
Negotia urbana , qaae cum praefecto urbis curatores isti pro sua
quisque opinor urbis regione audire debebant, acta bic oon populi
acta esse demonstrant, quod Renssenus p. 51 cum aliis credidit, sed
acta iudiciorum forensia. ex consulibus uiros Salmasius e Palatino,
(|ui f. c. ueros habet, restituit pro ea quam Casaubonus e Regio de-
derat ex consularibns lectione. ceterum de curatoribus istis uide
Marquardtium II 2 p. 269.
8
Dein Taurum ex praefecto praetorio in exilium exegere Ver* ii<4/s«i
cellom, cuius factum apud iudices iustorum inlustorumque distincto-
res uideri potuit ueniae plennm. quid enim deliquit, si ortum turbi-
nem ueritus ad tutelam principis sui confugft? et acta super eogesta
non sine magno legebantur horrore, cum id uoluminis publici conti-
neret exordium: consulatu Tauri et Florentii, inducto sub praecoui-
bus'Tauro. Ammianus Marcellinus XXII 3, 4*
Reete omnes fere Ammiani interpretes neluti Lindenbrogtus Wag-
nenis et cum eis Sehlosserus Rewricum Valesium seenti nolomen illnd
publicum, quod acta super Tauro gesta continebat, non acta publica
sed acta iudicii esse perspexerunt. Zellius autem (p. 38) acta populi
esse contendit: in ea enim tantnm qoadrare, quod Ammianus exordium
illud non sine magno borrore lectum esse diceret. baec recte se ha-
bent, si de prtmo uel allero post Christum saeoulo sermo est. sub
qnarti autem finem et exstitisse iudiciorum acta et lecta esse nemo in-
fitias ibit.
Verbo denique monendnm est, quod Schmidtfus (p. 307 et 349)
etiam nbi annales a scriptoribus historiae Angustae testes proferrentur
acta populi intellegi uolnit. Capitolinus enim Macrini uitae cap. 3 de
ipso quae in annales relafa sunt proferam^ et Lampridius Seneri
Alexandri cap. 57 haec nos et in annalibus et apud multos reperimus
dixernnt quod enim idem cap. 1 de Elagabalo scripsit eins nomen
ex annalibus senatus auctoritate erasum esse, hoc ad faslos pertinere
manifestum est. duobus uero reliquis locis annales istes imperatorum
uilas esse annalium forma conscriptas iam in disserCalione de annalibus
maximis p. 423 dixi.
Quaecunque igitur ex eis testimoniis quae hoc capite eonposni
618 E. Habser: de fenalas popoliqaa Roaaai «elif.
de actis popoli io miiaersani eoDcladere aoloerant oiri doeli (atqae
■OB paac« profecto iode concludi posse sibi peraaaseninl), ea omaii
postquam tealimonia ipsa ad acta non pertiDere deaoDstraoi seonoai
refatare saperaedi.
Postremo etiam commeaioraoda est actoraaa imitatio, quam io
Petronii libro cap. 53 Trimalchionia actuarina tanquam urbis acta re-
citat; VII kaL Sexiäa m praedio Cutnano^ quod est Trimakkumü,
nait sunt pueri XXX pueliae XL; sublata in horreum ex arta Irüici
mäia modium guingenia ; boue$ domiii quingenti. eodem die Mühri-
dalet seruus in crucem actus est quia Gai nostri genio male dixerai.
eodem die in arcam relatum est quod conlocari non potuit sestertims
centie$u. eodem die incendium factum est in horiis Pompeianis^ or-
tum ex aedibus Nastae uüici, de actoruBi popoli forma noni oon mal*
tarn inde discitar, nisi obsernatu dii^nam iodicaaeria quod siagalie
res sub singuloram diemm inscriptionibas (VU kai. Sextiies (erqae
repetitunn eodem die) refernntor.
X
Postquam de actoram orig^ine supra iam dispatatum est, reslitat
hoc capite qaidquid sciri posstt de noraine actorum, de eis rebas qius
continaerint, de forma qua confleri et publicarl solita sint, deniqae de
tempore quo publicari desierint quam breuissime exponatnr.
NoBiM 1 Atque Saetonius eo loco ubi a Caesare institula esse Iradidit
populi diurna acta {l) ^ Plinius acta populi Romani(2i), aetapo-
puli Vopiscus (45) dixernnt. frequentius acta publica ut a Saeronio
(16), siue publica acta at a Tacito (28) Plinio Secnndo (36, 37, 39)
Capitolioo (43) nominantar , qnibaa Dionis ir^ocia vnofiv^iuno (20)
sine %owa vnofiviifutta (23) respondent. Tacitus semel diurna populi
Romani (33) dixit idemque, ot solet paullo liberiore dicendi genere
delectari, diurna urbis acta (30) atque diurnam actorum scripluram
(21), Suetonius si codicibus fides est etiam simplicins diurna (27).
acta urbana (9) siue rertint urbanarum acta (13) apud CiceroDeDi
aimtliter apud Plininm urbana acta(ßS) etLampridium acta urbis (^
44) inueniuntur. longe autem frequentissime, hoc est niciens qui"-
quiens, acta simpliciter dicuntur, ut a Cicerone (10, 12, 14, Io) ^^^^^
(2, 26) Snetonio (19, 25) Asconio (4, 5, 6) Seneca philosopho (31,
32) Quiatiliano (34) luuenale (40, 41 ubi libros actorum scn>iU
Graece Dioni vjrofAi/rJi»«!« (11, 17, 22, 29, 35); a Plinio (8) et Ascosio
(3) eins anni^ ab eodem Asconio totius illius temporis (7) et aPIinio
temporum diui Augusli (18) uerba adduntur. itaque praeter acta siD*
plicem necessariarnque denominationem re uera ouUum eis faisse pro-
prium titulom adparet. sed ubi senatus actis opponuntur, popu'i ^'"^
populi Romani , ubi exteri Romam scribunt urbana siue urbis sine re-
rum urbanarum acta nuncupantnr. si quis maiorem in eis qo^ni reih
quis eius modi scriptionibus auctoritatem inesse significare oolnit, pu-
blica appellare potuit. diurna ea fuisse uix addere opus erat. Tacitus
B. Hflbner: de senatus populiqde Romani aetia. 619
certe, qao esse solet anpercilio, minntias eorum atqae potidam infima-
ram rerum enarrandarnm diligentiam non sine.superba contemptione
hoc epitheto aidetur indioasae. haec autem omnia, et publica ea fuiaae
«t diarna et res urbanas praecipue continuisse, lectoribaa Romanis
lam nota erant, ut plernmqae acta simpliciter appellarentur.
2 Si ea testimonia exceperis io quibus acta nominantar solum ArfBrnnu
(1, 10, 12, 13, 38,45), eaque qoae'de dicendi scribendiae ratione in actis
obsernata agunt (34, 27), in reliquis triginta Septem tria argnmento-
rum genera distinguere licet, aut enim ad rem publicam spectant, aai
ad domam Augostam, aut res urbanas quasdam memorabiles tradunt.
pleraqne ad rem publicam spectant, uideiicet, ut paucis repetam, L.
Nouii tribuni plebis de appeliatione aduersns praetorem sententia dicta
(3), P. Valerii Triarii adnersus H. Scaurum apnd M. Catonem praeto*
rem repetundarum postulatio (4), C, Sallustii et Q. Pompei (6), deinde
T. Hnnatii tribnnorum plebis contiones (7) , M. Lepidi ad M. Antonium
defectio (14), pomerii per Glaudium imperatorem propagatio (28) , in-
lustrium denique uirorum supplicia (35). ex actis senatus in populi
acta translata uidentur haece: senatus consuitum contra P. Clodium
factum (7), Curionis in differenda prouinciarum prorogatione constan-
tia (9) , Baebii Nassae per Senecionem et Piinium prouinciae Baeticae
adnocatos accusatio (36), adclamationes senatus Traiano factae (37),
Traiani imperatoris de officiis aduocatorum qui prouincialibns adsint
libellns (39), Seueri Alexandri oratio in senatu habita et adclamatio-
nes quae eam insecutae sunt (44). domum Angnstam uero, qnae ab
ipsa re publica pro temporum illorum condicione quasi non dinersa
haberi solebat, respiciunt haece: regiae potestatis nomen a Caesarere-
pudiatum (U, nisi hoc ad ipsam rem publicam spectare malueris), Ti-
berii (16) Drusi (17) Caligulae (19) Gordiani (43) natales , Germanici
fonus (21), luUae Augustae (20) et Agrippinae Germanici (29) saluta-
tiones, Commodi denique palmae in arena reportatae (43). quid igitur
mimm quod Cicero in re publica quid agatur ex actis potissimum
disci scribit (l5), quodque curatius acta legebanlur, ut quid Thrasea
non fecisset nosceretur (33)? haec igitur niginti tria testimonia sine
ad rem publicam siue ad domum Augustam pertinent ; reliqua quattuor-
decim memorabilia uaria quae in urbe accidebant referunt. scilicet eins
modi sunt Felicis aurigae funus atque unius e fautoribus eins mors in-
prouisa (2), Hilonis ad flaminem Lanuuii prodendum profectio, quae
profectio cum eis rebus quae tum in re publica agebantur artissime
coniuncta erat (5), porticus conlapsa atque restaurata (22), amphithea-
trum ligneum a Nerone in campo exstructum (30). accedunt res pro-
digiosae siue etiam prodigia proprie dicta (quibus mortem quoque in-
auditam quae in Fdlicis aurigae funere accidit adnumerare possis),
neiuti lateribus coctis pluuisse (8) , G. Crispinii Hilari sacrificium Ca-
pitolinum (18), fidelitatis caninae exemplum (24), phoenicis aduentua
(26). ad urbem itidem spectant falsi rumores a Tiberio callide^inul-
gati (23), inlustribus matronis maritorum nomine a Gaio Caesare repu-
dia missa (25), reliqua in familiis inlustribus matrimonia diuortia nati-
620 E. Habner: de senatus populique Romani actis.
iiitate» (32,40,41), beneficia denique a poteationbns homtBibosin
tenaiores conlata (31).
Quae cnm ita sint, qno nam consilio Caeaar poputi diaroi aeU
coBfleri pnblicariqoe iasserit quasi spoole adparet. enim vero aatiqu
illa consuelodo a maioribus tradita pauca taDlam eorum, qaae seire
popoH interesset, pablicaadi atque ita qaidem publica odi, ut le^m
aenatusoe consoltorum exii^ua pars aeri incideretnr, alia uolominibBs
tantttoi perseriberentur , reliqua sicut etiam cuiusnis generis edicU ta-
bnlis dealbalis siue aediflciorum parieübus adpingerenlor, iam non si-
tis fecisse nidetur, postquam eines Romani per totnm fere^orbein (er-
rarum dispersi niuere coepernnt. hao publicandi ratiooe res ^aoissi-
mae sero atque in pancornm notitiam peruenemni. talinm igilor re-
rnm , hoc est omnium fere quae in urbe publice ag-erentur memoriim
acta populi eonseruabant. hoc tarnen non ita intellegendum est, qvasi
fmperatores magistratusque pnblici actis illis at edictis pablicis asi
quid fleri iuberent quaeue senalns censeret magistratusqae decernereot
cum populo coDimunicauerint. nara tali opinioni praeter alia non paoca
ipsum nomen actornm obstat, immo acta semper relatipnis potias bis-
toricae quam edictonim publicornm naluram conseruasse pataoda soot
sed illud omnium grauissimum est, quod etiam qnaecunque de re pu-
blica sine de domo Augusta narrantur, omnia ad arbem ipsam perti-
nent, bellorum contra aliarumque rerum exterarum nnsquam in actis
raenlio facta est. ita nt qui rerum urbanarum acta siue acta arbana
nocarunt propriam eorum naturam indicasse uideantar. etanim com re-
bus urbanis istis quae in actia narrantur chronica illa urbis Romae,
quae sub nomine catalogi imperatorum Yindobonensis (a Momraseno ia
commentationibus soc. Saxon. TI p. 645 ss. editi) nota sunt, apte eoo-
parari possunt. atque etiam diiras Hieronymus in Ensebii chronicorosi
versione Latina similis argumenti conplora sernauit, qoae Hommseaiis
1. s. 8. p. 6^1 SS. conposoit. sed in cbronicis islis magis etiam qaam ia
actis eae tantum res referuntur, quae ad infimae plebis coadieiooeai
pertinebant. ceternm Antiochiae qnoque atque fortasse etiam Rieroso*
lymis similes rerum urbanarum historias fuisse nescio an ex eis coai-
cere liceat, quae Hieronymnm ex eius modi scriptionibus suaipsisse
Mommsenus eodem loco p. 680 indicauit utrum in aliis quoqoe nr-
bibus, et Graecis quidem potissimum, nrbici illius generis bisloriae
exstiterint necne, id nisi singulari quaestione instituta, qnae lon^ ^^
ireque adflrmari potest nee negari. ab annalibus maximis auUmicU
populi cum aliis rebus tum maxime eo difTerunt, quod ilH etian ext«-
ras res omnes, hae nrbanas tantnm tradebant. deinde quod imperatore5
actis interdum eo consilio abusos esse uidimns, ut minus uera in nnlgns
exire facerent, id non inpedit quo minus in uniuersum fidemeoron incor-
ruplam auctoritatemque grauissimam fuisse persuasum habeamos. see
quod altioris ingenii uiros ueluti Tacitum leuidensia illa, quae pra<;ter
cetera etiam in actis perscripta fuisse reliquiae ipsae docenl^ qoB^' '^
digna annalinra populi Romani grauitate. atque iuRmae plebecolae de*
fltinata aspernatos esse reperimus , inde ut a nobis etiam spernaDlor
E. Habner: de senatus popaliqae RomaDi acUs. 621
nlla caoMa est. acta aatem cnm a scribendi diligentia exigoam fortasae
commendationein haberent , qnippe quibus res gestae quam brenissime
et quam celerrime cum popnlo commonicandae essent, non at libri his-
torici a maltis iteram atqne iterum legebantur, sed post exigaum tem-
poris spatiam oblialoae obrata postea ab eis tantam eaolaebantnr , qui
temporum illornm bistoriam conscribere sibi proposnerant. ita factom
est Dt tarn exiguae tantum eorum reliquiae bodie supersint. mnlto tarnen
saepius quam diserte indicatar scriptores Romanos ex actis bansisse
consentaneum est. postquam enim senatus acta publicari desiernnt,
graaissimi pooderis non pauca alinnde quam e populi actis cognosci
omnino non potoernnt.
3 Cai nam actorum conficiendornm publicandornmque curara im-pouteMdOTttm
peralores demandauerint prorsus ignoratur. ut magistratai alieui eam '*^'°
potius demandatam fuisse stataamus quam domus Augustae seruo über-
töne origo actorum populi cum senatus actorum artissime coniuneta
uidetur quasi postulare. qnalis uero magistratus ille fuerit cum neqne
ab uilo scriptore traditnm sit nee coniectando definiri possit, quin per-
multi magistratus sunt quibus talem curam non inepte attribueris, si
qnis acta populi sub magistratus alicuius auspiciis confecta esse omnino
negauerit, equidem non pertinacius contra dicam. de praefeoto urbis
sine de regionum urbanarum curatoribus cogitanerunt qui testimonium
illnd quod supra cap. Villi numero 7 signaui falso ad acta populi re«
tnlerunt; de praefecto aerarii, qui tabulas publicas populi Romani in
aerario seruatas, de quibus dixi, ab actis distinguere neglexerunt.
neqne magi^notum est qua ratione qnoue tempore acta publicari solita
sint. atque recentioris quidem aeui diurna , quibuscum acta populi ali-
qua certe ratione apte conparari possnnt, ita orta esse dicunt: medio
circiler saeculo sexto decimo Yenetiis primum rei publicae antistites
schedulas conscribi curabant, quibus rerum contra Turcos gestarum re-
laliones continebantur quaeque paruo pretio (nummo eins temporis ga-
zettae nomen fuisse traditur) uni cuique legenda prostabant. Romae
actorum exemplaria in libellorum formam redacta atque ita edita esse
ueri simile non est. restat igitur de qua cogitetur antiqua tantum le-
gum edictorumque publicandorum consuejtudo. mirum profecto est
quod nemo unquam tabulae siue parietis dealbati mentionem iniecit,
in quo acta urbana atramento scripta essent nnde de piano recte legi
possent. reliqua certe omnia, quae cum populo communicanda essent,
nullo alio modo publicata esse parietes Pompeiani nos docuerunt. res^
■utem per singulos dies perscriptas esse diurnorum nomen atque ipsa
testimonia (uide praesertim S — 7) demonstrant. nee tarnen inde unius .
cuiusque diei acta stalim litteris mandata esse sequitur. immo certo
temporis spatio interposito boc factum esse ueri similius est. e tabula
autem illa publica descripta postea acta librariorum cura edebantur me-
morialis, nisi fallor, libelli forma, hoc est in capita et paginas distincta«
«l Caeritum ille commentarius cottidianus, non transuersa tantum Charta
scripta, ut tempore antiquiore epistulas magistratuum publicas scribi
solitaa esse supra nidimus. scribae notariique, qui acta populi conscri-
Jahrb. f. clftss. Philol. Suppl. Bd. III. Hfl. 5. 42
622 B. Hübner: de senatas populiqoe Roraani aeUs.
bebant, fortasse eliam aetnerii appellabantar, nt actornm militarinn aU
que senatus actuarios fuisse supra dictam est. glossa quidem setos
quam Valeaius in adnotationibas ad Amiaianam XV 5 9 3 aUnlit, qoae'
tsi aciuariuB wiofivfiiucvoy(f€iq>og ^ aeque ad senatas atque ad popiU
sine eliam ad priuata acta referri potest. etenim etian hoaunom pri-
uatoram actuarios fuisse Trimalchionis ille actuarius dooet, cuinssi-
pra mentionam feci. docent praeterea Seoecae epist 33, 9 (IV 11)
uerba baece: quid est ei quare audiam quod legere possum? *muUum'
inquit ^uiua uox fecit' (haec sibi opponi fin^it). nan quidem haec
quae alienis uerbis commodatur ei actuarii uice fungiiur, bis de a^
torum forma et publicatione coniecturis si quis meliora proponeoda
habebit, ego quidem omnium faciliime me edoceri patiar.
»ru l^üSaSi 4 Eliam de tempore quo acta publicari desierint nihil triditon
est. neqne inde certi quicquam concluditur, quod a Vopisco inter his-
loriae Probi imperatoris fontes ullimam eorum menlionem facttm io-
uenimus. nam postea neminem amplius actis nsum esse inde facile ex-
plicalur, quod rerum in ipsa urbe gestarum splendor atque graoiUsex
illo fere tempore magis magisque deficiebat. itaque erunl forlasse qni
postquam imperii sedes Roma Conslantinopolin mota esset acta publi-
cari desisse non sine aliqna probabilitatis specie coniecerlol. eleoin
eliam chronica illa urbana , quae supra commemoraui , non ultra hooe
termioum producta sunt, sed etiam si postea qaoque conficiebantor,
quod fieri potuisse nemo certe negabit , tamen quaecunque ad rem pn-
blicam sine ad domum Augustam pertinerent, quae grauissima semper
acioruiA pars erat, non Romae sed Constantinopoli polits perscripta
esse consentaneum est. itaque non est mirum quod acta populi ab eis
Bcriptoribus, qui rerum a Romanis inde a Constantino geslarom niemo-
riam nobis tradiderunt, nunguam nominantur.
ADPENDICES
I
Senatus consultornm reliquias post Brissonium , qai Hbri sui de
formulis alterins capp. 43— -176 (p. 151 — 254 edit. Conradianae) c
scriptoribus antiquis omnia fere quae hnc pertinent larga utsoletnanB
effudit, et Antonium Augustinuro, cuius de legibus et senatas codsdi-
lis librum (in operum eins Lucae anno 1765 inpressorum uol I p- 7—
'164) Pnluius Yrsinns notis et additamentis auxit, a nullo denuo itf <^o'~
lectas esse, ut uno quasi oculorum obtutu quae propria singulis esaeni
quaeqne cum reliquis communia facile cognosci posset, magno opere
dolendom est. etenim inueniunlur quidem etiam s. consolta inier Haa-
boldii monumenta legalia quae Spangenbergius edidit, sed temporno
tantum raüone habita reliquis diuersorum generum monumenti« ito '''
mixta ut commode inter se conparari nequeant. plonius quam reliqui^l*'
dorflius ea indicaiiit 1. s. s. p. 221—224, sed indicauit tantum non edidttt
atque idem non nulla admiscuit quae proprio buc non pertinent, uelfl 1
magistratuum siue Romanorum sioe exterorum decreta, foedera com
E. Uabner: de seoatiui popnlique Romani actis. 623
eiaitalibiia Graeeis facta, arbitrorom aententias. equidem aenatus con-
sulta repperi haece:
Bac. senatus consuUam de Bacchanalibus anni 568/186 apnd Span-
genbergium p. 5 — 7.
Suei, 8. c. de philosophis et rhetoribus aani 593/161 quod e Sueto-
nii de rhetoribus libro I 1 Gellios noctiom Atticarum XV 11, 1
snmpsit.
Ptien, s. c. de foedere cum Prienensibus facienda anni at Boeckhias
probabiliter coniecit 615/139 (aide etiam Paulyi encycl. III p.
533) C. I. G. 2905.
/os. 1 8. c. de foedere cum ludaeis facienda quod tradidit losephus
ant. lud. X1I1 9,2. a Krebsio in libro pro tempornm illornm
ratione perbono qui inscribitur *decreta Romanoram pro lu-
daeis facta collecta et commentario historico grammatico cri-
tico iliastrata' (Lipsiae 1768) anno 629/125 adscribitur. quo-
cum conuenit quod lohannes Hyrcanus, qui hoc foedus cum Ro-
manis fecit, ab eis qui nuperrime de ludaeorum chronologia
quaesiuerunt (uide de Saulcy ^recherches sur la numismatique
JudaVque' Paris 1854 p. 67) intra annos 135 et 106 a. Chr. lu-
daeorum pontifex fuisse creditur. Fannius M. filius praetor qui
in hoc 8. c. commemoratur historiarum scriptor est et C. Laelii
gener, quem anno 608/146 Ti. Gracchi in Africa comitem
fuisse, 612/142 in Hispania mililasse, 625/129 inter quaestorios
fuis3(0 scimns (uide Orellii Onom. Tüll. p. 250). itaque hoc
foedus post annum 625/129 factum esse certum nidetur, reli-
qua incerta sunt.
los. 2 8. c. de ludaeis alterum apud enndem losephum 1. s. s. XIV 8,
- 5. a Krebsio p. 111 ss. quem ceteri omnes seeuti sunt anno
630/124 adscribitur. falso enim loco in nostris losephi exem-
plis legi, cum non ad Hyrcannm iuniorem sed ad maiorem per-
tineat, iam Scaliger atque Petauius perspexerunt. L. Valerius
L. filius iUe, qui senatum de hoc foedere consuluit, quo anno
praetor fuerit nescitur. consulem eins nominis anno 623/131
inuenio (u. Paulyi encyclop. II p. 1311)- adcuratius in hos an-
nos inquirere longum est, cum nniuersa quaestio illa quae est
de rerum a ludaeis gestarum temporibua moltis etiam nunc diffi-
cultatibns laboret.
Asiißp. a« c. de foedere cum Astypalaeeniibus facienda anni 649/105
C. I. G. 2485.
Geü. 8. c. de hasiis Martiiz anni 655/99 apud Gellium IUI 6, 2.
TihurL s. c. de Tiburiibus anni 664/90 aut 665/89 apud Spangenber-
ginm p. 81 s.
AacL a. c. de Asclepiade Clazomenio eiusque sociis quod breuiter
Luiatianum dicunt anni 676/77 C. I. G. 5879.
Cael. 8. e. de prouinciii consularibus anni 703/51 quod Caelius Cice-
roni epist. ad fam. VIII 8, 5 perecripsit.
42*
624 E. Habner : de aenalttB popnliqae Roauini actis.
Auet. tres eiuadem anni aenataa auctoritaUi ab eodem Caelio can
Cicerone oommunicatae ibidem VIII 8^ 6. 7. 8.
Phü, 8. c. de D, Bruto imperatore laudando anoo 710/44 non fae-
tarn illud qaidem sed a Cicerone Philippicaram III 15, 37 pror
SU8 eisdera quibus concipi debebat uerbis propositnm.
lo$. 3 tertinm de ludaeis s. c. anni 710/44 apad losephonn XIIII 10,
9 et 10, cniua mentionem qaidem Krebsius in libro ano sapra
indicato aaepins fecit (uelati p. 242 a.) , proprio aero cofflmea-
tario inlustrare noluit. quo factum eat ut ab Haoboldio Spaa>
l^enbergio p. XIX Radorffio p. 221 prorsas neglegeretnr.
Aphr. fragmentom s. coosalti Aphrodisiade Cariae a Loewio reporta-
tum et a Franzio in annalibas institnii arcliaeologici anni 1847
p. 113 editum neodum in C. I. G. receptnm. quod adscripsi in>
tegrum qnia breue eat et paullo aliter anpplendum qnam a
Franaio factum est: hd ovAzvnlov
vtov vitcttav i% %mv äv\{aysyQa(iitivmv iv nlvanu*! qnod
ezempli causa tantam propono) (»i)fi7rT0) , Extgd, lß66(ia>^ iy-
dOCO, ivCTTO» TO|(^MVT(X(OV dikx(ov ? '
tafiUug) naxa noXiv öilttji jtQcizy * itgo i7^e^|(iov
ygatpofiivto ita^^av MaQxog Ov |
(ytog) OiaXkelvtf A vag^ Aevx^{og \ Ab)wUov
v(oq SitpBvxBlvtf Balßo{g | OaksQvä IHav-
TOff, (r)aU>g M | Honltog ZfjaxMg Aivxio{y
vl^g I v)[og Kkavdiai Smgog (pro quo Franzius
OmQog dedit, uoiuit fortasse ^Xwqoq) | ivo^
r oersuum longitudo incerta est, unde ne de namero
quidem testium certi quicquam deßniri potest. ceterum foedua
fortasse continuit cum Aphrodisiensibus temporibus liberae rei
publicae factum, utrum cum altero de Aphrodisiensibus s. cod-
aulto C. I G. 2737 quod infra indicabo coniungendam sit necne
qui utrumque uiderit tantum diiudicare poterit.
iSaec. 8. consulta tria de ludis saecularibui ab Augusto anno 737/17
celebratia apnd Spangenbergium p. 163 s. prioris tantam exigua
pars adhuo exstat in museo Vatioano , reliquorum duorum in
eadem tabula perscriptorum quod supererat fragmenlnm interiit.
Frofil. 8* consulta sex de aquis urbis Rotnae anni 743/11 omnia a Fron-
tino II capp. 100. 104. 106. 108. 125. 127 seruata.
Veü, 8. c. Vellaeanum in digestis XVi 1, 2. sie euim, fton VeUeiannm
scribendnm et ad anni 780/27 consules sulTectos L. (non Mar*
cum, ut in codice Florentino est) luninm Silanum flaminem Mar-
tis et C. Veltaeum {VeUetts cod. Flor.) Tutorem referendam
esse post Marinium Arn. p. 788 Borghesius doouit in annaliboa
inst. arch. anni 1849 p. 45 — 50, quem Mommsenua in Bekkeri
iuris ciuilis annali II p. 337 laudat, idemque perapexerat etiam
Haakbius apud Paulyum VI p. 2433.
Hos. s. c. Ho$idianum intra annos 794/41 et 799/46 factum, ut Moaui-
E. Habner: de seottas popoliqäe Romani actis. 625
seaas docuit in actis soc. Saxon. anni 1852 p. 272 — 277 , noa
anno 801/48 ut apnd RudorfRum 1. s. s. p. 223 dictum est.
PaU. s. c. de honoribus Paüanti Claudii liberto tribuendis anai
805/62, cnius nerba ^qaaedaoi integra Plinius epist. VIII 6, 13
seruauit.
VoL 8. c. Volusianum anni 856/103 in eodem aere scriptum cum Ho-
sidiano, qaod Mommsenas loco ibi indicato emendatius quam
reliqui edidit
/«•r. s. c. luueniianum anni 882/129 in digestis Y 3, 20. eius initium
etiam in Kriegeliornm exemplaribus adeo corrupte legitur ut
hoc loco emendatius adscribere operae pretinm sit. manifestum
enim est scriptorem codicis Florentini notarum quibus formu-
lae sollemnes in archetypo scriptae erant magnam partem per-
peram interpretatum esse, qua re factum est ut de ipsis con-
snium nominibus etiam in nouissimis iuris Romani conpendiia
pro ueris falsissima diuulgentur. quae notis scripta fuisse pro-
babile est (certi enim nihil de hac re adfirmare licet) uncinis
rotnndis, quae delenda sunt qnadratis inclusi; quae aut addidi
aut correxi cursiuis ut dicunt litteris scripsi.
Prid(ie) id(us) Mart(ias). quod Q. lulius Baibus [et] P. Inuentius
Celans Titius Aufidius Hoenius (Oenus cod. Flor.) Seuerianus cos.
u(erba) f(ecerunt) de bis quae irop(erator) Caesar diui Traiani Par-
th(ici) f(ilins) diui Neruae n(epos) Traianus Hadrianus Attg(ustus)
opiimus (imperator cod.) maximusque princeps p{aUr) p(atriae)
ipropoiuit cod.) V non(as) Mart(ias) quae proximae fuernnt libello
conplexus esset q(uid) f(ieri) p(laceret) d(e) e(a) r(e) i(ta) c(en-
suerant) : cum e. q. s placere euocatus esset cen-
suerunt.
Tiiius Aufidius Hoenius Seuerianus unius Celsi nomina esse ne-
que de Balbo et Celso ordinariis , Tito Anfidio uero et Oeno Seueriano
snffectis (quorum ne nomina quidem Romana sunt, quis enim Hadriani
temporibus consulem nouit cognomine carentem, quis Oenus praeno-
men, Seuerianus gentile?) cogitari posse, ut ab omnibus fere iure con-
suUis usque ad Rudorffium p. 117 adn. 32 cogitatum uideo, diu est
quod Petras Wesselingius obseruationum snarum quae Amstelodami
1728 prodieruttt p. 233 — 240 perspexit atque idoneis argumentis con-
probauit. cum ut par erat secntus est Marinius Arn. p. 163 et 175 adn.
63. atque rectissime eos iudicauisse nunc multo certioribus etiam ar-
gamentis dt^onstrari potest quam ipsis uti licuit. consules enim ordi-
aarii anni 882/129 P. luuentius Celsas iterum L. Neratius Marcellus ite-
mm fuerunt, ut ex titulo Romano Or. 7182 et ex codice Instinianeo
VII 9, 3, nbi s, c. proferlnr Ittuentio Cefso Herum et Neratio MarceUo
(jlertfm) cos. factum^ Borghesius docuit bull. 1851 p. 36 et explicatios
ann. inst arch. 1852 p. 18 — 22. Marcellus Neratii Prisci inlustris iure
consalti frater a Caesare, ut Borghesius coniecit, mori coactus mense
Febniario obiit, in eiusque locum suflTeclus est Q. lulius Baibus. hoc
demonstrant dno diplomata quae nocantur militaria : in Cardinalii col-
626 E. Habner: de senaUis popuiiqoe Romtoi aetis.
lectione decimum p. XXXIV, qaod scriptam est a. d. Xll k{ai.) Mar-
l(ias) P, luutntio Celso U Q, lulio Balho cos,^ et in Arnethii libro
sepUmum p. 65, quod scriplam est a. d. XI h(^aL) AprH(e$) P. luueH-
Ho Celso II Q, lulio Balho cos. itaqae pridie idus Martias, quo die s.
c. factam est, nemo consul fuit nisi Celsos iterom et Baibus, atqoe
Baibus quidem Marcello suiTectus. qnod Balbi nomen nihilo mioes
priore loco scriptam est nibil offensionis in se habet scimus enim io
consulum nominandorum ordine uariatum esse, eo adbibito tempert-
mento , ut si alter uter tantum consulum nominaretnr , eum semper ae-
täte et dignitate maiorem esse certum sit. id quod idem Bor^hesios
docuit in diurnis Arcadicis CX 1847 p. 215. inonerito igitur Rudorffios
p. 116 et Reinius p. 294 et 873 conquesti sunt hoc s. c. loaeDtiaoBis
uulgo appellari non lulianum. «onslanter enion a consnie maiores.
consulta denominabanlur. ceterum Hoenius pro Oenus iam Wesselio*
gius optime correxerat. duo Titi Hoenii Seueri consules fueroot, alter
anno 894/141 alter 911/158, de quibus uide Marinium Aru. p. 166 et
177 adn. 78 atque tilulos Orellianos 3701, 7170, 7174. deinde biec
imperator .... Hadrianus Augustus imperaior ferri non posse udos
quisque peruidet. itaque optimi maximique principis titulum restitui.
denique ineptum illud proposuil ex falsa p. p. siglarnm interpretalioee
ortum esse praeclarum Rudorflii inuentum est, quocum optime conae-
nit quod Hadrianum inde ab anno 881/128 hoc patris patriae titolo coo-
stanter usum esse Eckhelius VI p. 515—518 demonstrauit. reliqna qnie
siue adieci siue mutaui neque expiicatione nee defensione nidentor egere.
Omisi in hoc senaius consultorum elencho quaecunque a Cicerone
in Pbilippicis orafionibus praeter iilud quod supra adscripsi (Pkä.)
proponuntur. utrum enim unquam facta sint necne ignoramns, ttqae si
breue Opimianum illud VIII 4, 14 exceperis, reliqua quae leguntur id
quinta oralione 13, 36. 15, 40 — 41. 17, 46. 19, 53; in octaua 11,33;
in nona 7, 15 s.; in decima 11, 25 s.; in undecima 12, 29 s.; in qaarta
decima 14, 36 a sollemni s. consultorum conscribendorum ratiooe ioo-
gius recedunt. omisi etiam fragmenta s. consultorum haece:
anno 715/39, ut ßoeckbio uidelur, de Apbrodisiensibns facti C. I.
G. 2737 ;
anni 746/18 ex quo Sextilis mensis Augustus appellatos est, coios
uerba quaedam Macrobius Saturnaliorum I 12, 35 seruauit;
anni 772/19 in honorem Germanici facti apud SpangenbergioiB p>
186 s. et
anni 776/23 in honorem Drusi Tiberii 6lii facti , ul q^ihi q^dem
uisum est, apud Maffeium Mus. Ver. p. 313, 1. nihil enim formularoB
in bis Omnibus seruatum est. quartum uero quod ex losephi anuq-
lud. XII 10, 6 una cum relicfuis tribus proferri solet anoi &94/^^/^j
natus consuUum proprie dici nequit, sed foederis cum ludseis A
Graecum exemplar est Graeco more perscriptum. hnicsimilias'^'*'^^ '
dus com lonatha anno 610/144 (XIU 5 , 8 uide Krebsium 1. s.S. p- oV
duoque cum Simone anno 615/139 facta (XIII 7, 8 apud Krebsium P« ^.*
s. et 77), quorum sententias tantum non uerba losephus adscripsil*
1
I
E. Hühner: de seoatas popaliqoe Romani acl». 627
iare consaltonun libris praeter Vellaeanam et lanentianam qoae sopia
nominaai e sex taDtom nisi fallor s. consuUis uerba integre quaedam
nobis seraata iunt. sunt autem haece:
Sueilianum in digestis XXXVIII 4, 1 Claudianis iemporibus fac-
ium. Snellianum dico quod Yelleianum appellari et anno 799/46 ad-
scribi solet, uelat apud Rudorffium p. 120. non enim Velleum Rufum,
nt hoc digestorum loco in codice Florentino scriptum est, sed SuilÜum
Rafnm et P. Ostorium (non Asforium aut Oster ium qnae Gudius olim
refutauerat) Scapulam hnius s. c. aoclores esse ex instilutionum III 8, 3
(^Suilio Rufo ei Osiorio Scapula: Sueliio iam Hotomanus scripserat,
SabelUo uariam lectionem Golhofredus et Haloander adnotant) et Theo-
phili III 8, 3 p* 587 ed. Reizianae {Inl £aXkUov 'Povq)ov xal 'Otfrco^/ov
ÜKcmovltt x&v imarav) manifestum est, quae ita esse Haakhius apud
Paulynm VI p. 1486 et 2433 perspexit. consules fuerunt Claudii impera-
loris temporibus atque ante annum 801/48. nam per annos 801/48 usque
ad 804/51 Ostorium Britanniae legatum fuisse noui museiRhen.XII p.478.
demonstrani. anno 799/46 eos coniectura tantum adscriptos esae Schra-
derns (in adnot. ad instit. 1. s. s.) uidit. quod in libro Florentino legi-
tnr temporibusuelleorufo fere non difTert ab ea scriptura quae uera est
iemporibvssuelliorufo. SuelUus enim et Suiliius idem nomen est, Suet^
lius forma antiquior et usitatior. Rufus ille Ouidii priuignam in matri-
monio habuisse creditur, uide Heinsium ad Ouidii ex Ponto IV 8.
TrebeUianum anni 815/62 dig. XXXVI 1, 1.
Macedonianum Vespasiano regnante hoc est intra annos 882/69
et 832/79 factum dig. XIV 6, I.
Bubrianutn anni 854/101 dig. XL 5, 26.
luncianum anni 880/127, ut Borghesius in diurnis Arcadiois CX
1847 p. 204 docuit, dig. XL 5, 28.
Senaius consultum qtiod factum est de his qui Romam trans-
missi ante sententtam decessissent dig. XLVIII 21, 2; quo auctore et
quo anno factum sit ignoratur.
Verba autem quae ex bis senatus consnltis nobis seruata sunt for-
mularum soliemnium nihil exhibent
II
Decretorum municipalium indicem simiti ut senatus consultorum
ratione confeci, uidelicet tempornm ordinem secutus adscriptisque
adbreuialionibus , quibus supra in disputatione singula decreta notaui.
Pts. 1 decretum Pisanum priüs anni 755/3 apud Orellium 642.
Pis. 2 d. Pisanum alterum a. 757/5 Or. 643.
Vei. auciorilas centum uirum Veientium a. 779/26 Or. 4046- "!
Castr. d. Castrimoeniense^ ut uidetur, a. 784/31 Or. 4034.
iVeap. 1 decreta Neapolitana tria Graece scripta anni 824/71 omnia sed
diuersorum mensium C. I. G. 5838.
His continuaui Puteolana sine Graece siue Latine concepta quinque
annorum quidem incertorum, quae tarnen omnia siue exeunte saeculo
primo sine altero ineunte facta esse uero simile est.
628 E. Habner: de senatus popnliqae Romani actis.
Neap> 2 d. NeapolUanum Graece scriptom anoi incerti L N. 2461 =
C. I. G. 5836.
Neap.^d. NeapoUtanum Graece scriptum a. i. I. N. 2453 = C. 1. G.
5843.
PuL 1 d. Puleolanum a. i. I. N. 2623 = Or. 7169.
Pui, 2 d. PuUolanum a. i. sed post 746/8 factum, quia meusis Angmti
in eo mentio Bt, I. N. 2625. quae initio huins decreti legaotur
Q. Caeciiitts , , . M. Benniu$ . . . nomina consuium esse onper
quidem ut a Mommseno doceor obseraatom est, sed coi anio
adsignandi sint nescio.
PuL 3 d. Puleolanum a. i. I. N. 2521. eiusdem fere com eis qnte
praecedunt temporis est.
App. d. decurionum municipii ignoti ad uiam Appiam siYi edilon
et quoad fleri potuit restitutum a Mommseno in Richten et
Schneideri annalibus criticis XV 1844 p. 474.
Per, d. Ferentinas intra annos 854/101 et 857/104 factum apud Ma-
rinium Aru. p. XLIV et 753 et Feam fasti p. XLVIl 24.
Aq. I d. Aquileiense a. 858/105 apud Marinium Aru. p. 5 et Spangen-
bergium p. 235 s.
Sor. d. Soranum a. 860/107 1. N. 4496 ^:= Or. 7081.
Caer, d. Caeres a. 866/113 I. N. 6828 = Or. 3787.
Gab, d. Gabinum a. 893/140 Or. 775.
Tuf. d. Tuficanum a. 894/141 Or. 7170.
Abell, d. Abellanum a. 908/155 I. N. 1951 = Or. 7167.
Terg, d. TergeHinum post annum 914/161 factum, ut recte GöUlin-
gius XV monum. Rom. p. 76 monuit, Or. 7168.
Perus, d. Perusinum a. 915/162 Or. 4038 cf. Henzenus HI p. 439.
Pul. 4 d. Puleolanum a. 940/i87 I. N. 2517 = Or. 5037.
Pul. 5 d. Puleolanum a. 946/196 I. N. 2624 = Or. 4135 cf. Bentenus
lU p. 451.
Pell. d. Pelluinas a. 995/242 I. N. 6034 = Or. 4036.
Cum. d. Cumanum a. 1042/289 I. N. 2558 = Or. 2263.
Paesl, d. Paeslanum a. 1097/344 I. N. 89 = Or. 64J5.
Gen. d. Genusinum a. J 148/395 I. N. 591 = Or. 6416.
Aq. 2 d. Aquileiense anni incerti I. N. 4041 cf. Fabretlios p. 612, 99
Tib, d. Tiburlinum anni incerti apud Marinium Aru. p. 6-
Maß, d. ordinis et anni incerti, sed quarti saeculi uidetur, apa
Maffeium Mus. Ver. p. 288, 4, nunc in museo Cassellano, nhi
lulius Friedifinderus descripsit. ^
Ceterum exciusi fragmenta prorsus inutilia neluti Saepinas 1. •
4936 et originis incerlae 1. N. 6823, deinde exempla omm« dccre-
torum quae sententias tantnm, formularum uero nihil nisi anooro
dierumque indicationem praebent, ueluti Praenestinnm iatra »bd
946/193 et 964/211 factum Or. 7166. eins generis antiqoissimn«» F«""
dannm est I. N. 4139 = Or. 7000, reliqua similia collegil Ga^if^^'
in actis academiae Taurinensis XXXV 1831 p. 1 — 100 bis nomer»
I IX XI XIII XX— XXV XXIX iudicata, decretorom Graecoroffl,
E. Hühner : de senatus popnlique Romani actis. 629
neluli C. I. G. 1736, 2811 b, 2878, 39026, 6786, 6788 nullam me ratio-
nem haboisse conseDtaDeam est, qiiaoquain noo Dulla eorum (ut Eu-
menensium anni 750/4 C. I. G. 39026 cf. addenda p. 1104) etiam a
Radorffio inter Roinana adferuntar.
Coliegiorum antem decreta haec sapersnnl:
Reg, decretiiin coUegii fabrutn et cenlonariorum Regienstum Regii
Lepidi anni 943/190 Or. 4133.
tun, d. numeri cenionariorum Lunenstum a. 1008/255 longe adcnra-
tius quam a Gazzera 1. s. s. XV et reliquis edituin a Bianconio
in ann. inst. arch. 1846 p. 67 — 81 (tav. d^agg. A) nee tarnen
lectionis omni ex parte certae.
Herc. d. siudii iuuenum cultorutn dei HercuUs Beneuenti a. 1010/257
I. N. 1524 — Or. 6414.
Seni. 1 d. numeri coUegii fabrorum Sentinaiium a. 1013/260 Gazzera
XVII = Gnasco mns. Cap. I p. 231 , 240.
Ostr, d. coUegii cenionariorum Oslrensium a. 1013/260 GazzeraX VIII
= Bianchini Anast. bibl. III p. CXXVI.
Seni, 2 d. coUegii cenionariorum ut uidetnr Seniinatium a. 1014/261
Gazzera XIX :^= Bianchini 1. s. s. (cf. Or. 4135).
HI
Oraliones imperatorum in senatu per quaestores recitatae et
senatns adclamationes atqne consuUa quae eas insecuta sunt sicut
reliqna temporum ordine disposui.
Marci imperatoris oratio de Auidio Cessio ad senatum missa cum
eis quae secutae sunt adclamationibus (ex oratione Marci Antonini),
Vnlcat. Galiic. uitae Au. Cass. 11 , 12.
Adclamationes senatus post mortem Commodi factae et senatus
consttlti sententia, deinde qnae senatns de cadauere Commodi non
sepeliando adclamauerit et Cincius (ita enim scribendum est pro
Cingius quod uulgo editnr) Seuems pontifex pro collegio pontiflcum
responderit (de Mario Maximo indidi), Lamprid. Comm. 18 — 20.
Senatns consultum factum ob mortem Maximini nnntiatam cum
adclamationibus senatus (s, c. hoc fuit: reciiatis in senatu per Balbi^
num Auguitum litteris adclamauit senatus e. q. s.) et eis uerbis quae
Caapidins Celerinus rogatus sententiam hahuit (forte dies ludorum
erat), Capit. Maximini duo 25 , 26.
Consulis oratio qua Gordianos patrem et filium imperatores ap-
pellatos esse refert, litterae Gordianorum recitatae, senatns adclama-
tiones (non legitimo sed indiclo senatus die in curia), Capit. Gor-
diani tres 11.
Orationes de Maximo et Balbino imperatoribns faciendis habitae
ab ignoto senatore qnodam et a Vettio Sabino, deinde senatus ad-
clamationes (Vll kal, lun, in aede Concordiae), Capit Max. et
Balb. 1 , 2.
42*'
d
630 E. Hühner : de senttas popalique Ronaoi actis.
Seoatus consoltom de censara Valeriano deferenda emn adcla-
mationibus (duobus Deciis cos, VI kal. Nou, in aede Castorvm),
Treb. PolL Valer. 1 et in fragmentis qaae ferootar de vitis Valeiia-
Dorum 1).
Arellii Fasci consolaris primae senteatiae nerba de dioinis hono-'
ribus Pisoni decerneDdis facta (Vllkal, lul.), Treb. PoU. triginta tyr.21.
Adclamationes Claudio priusqaam ad imperium peraeoit in senatn
faotae senatnsque consultmn postqaam imperator appellatns est {IX kaL
April. . , , ad Apollinis templum), Treb. Poll. Claud. 18 et 4.
Fulaii Sabini praetoris urbani et Vipii SuUani primae sententiae
(senatoris) nerba facta, deinde s. o. conditum de libria Sibyllinis ob
Aureliani expedilionem Marcomannicam inspiciendis (/// id. /o».).
Yopisc. Aor. 19 , 20.
Litterae qaas exercitus aenatni de morte Aureliani scripsit in
aenatu relatae ab Aurelio Gordiano consule et Taciti primae sen-
tentiae senatoris de eis oratio (/// non, Febr, in curia Pompüiana).
Yopisc. Anr. 41.
Velii Gornificii Gordiani consulis de imperatore eligendo ad sena-
tum relatio, senatus adclamationes quibus Tacitus Augustus appellaCns
est, Taciti responsum, senatus adclamationes, Mettii Falconii Nicomachi
consularis et se^undae sententiae senatoris oratio, iterum adclamatum,
Aelii Caesetiani praefecti urbi uerba, denuo adclamatum, denique a. c
factum (Vll kal, Ociobres in curia Pompiliand). Vop. Tac. 3 — 7.
Oratio Probi prima ad senatum ^ item senatus consuUum: hoc
est Aelii Scorpiani consnjis relatio, adclamationes senatus, Mantii
Statiani primae sententiae senatoris oratio , aliae deinde adclamatio-
nes (/// non, Febr. in aede Concordiae). Vop. Prob. 11, 12.
Orationes autem siue epistnlae imperatorum praeterea memoraa-
tur haece:
Hadriani Spart. Hadr. 6.
Seueri duae Spart. Seu. 11 et Capit. Albin. 12.
Capita ex oratione Macrini et Diadumeniani imperatorum Capit.
Macr. 6, non paullnm diuersa ab ea epistula quam Herodianus Y 1
Macrinuni senatui scribentem fecit.
Seueri Alexandri Capit. Gord. tres 5.
Maximini duae Capit. Max. 12, 13.
Gordiani tertii Capit. Gord. tert. 27.
Yaleriani (inter cetera ex oratione diui Valeriani) Treb. Poll.
trig. tyr. 12.
Claudii Treb. Poll. Claud. 7.
Aureliani Treb. Poll. trig. tyr. 30 et Yop. Aur. 20.
Taciti Yop. Tac. 9.
Probi duae et Cari Yop. Prob. 15 Car. 5 , 6.
Alia quaedam quae huc pertinere possint, neluti quao de Pertinace
ad uocis usque defectum in senafu addamata esse in S. Aurelii Yicto-
ris quae ferlnr epitomae cap. 18 narrantur, ne nimis cupide omnia nn-
dique arriperem huc trahere nolui.
B. HUbser: de seoatos popviiqae RomaDi actis. 631
Commercii deniqne epistalioi aenatas exerapla haec sant:
Litterarom exempluin a senatu proconsulibus praesidibus legatis
ducibus iribuni9 magisiraUbus ac singulis ciuüatibus ei municipüs
ei oppidis ei uicis ei casiellis (pro qaibus temporibas antiquis dictum
foisset municipitp colonits praefecturis foris conciliabuiis ciuium
Romanorum) missarum postqoaan ambo Gordiani Angosti appellati
sanI Capit. Maximioi dao 15.
Epistulae publicae a scDato ob redditom appellandi principia ins
cnriae Carihaginiensi et curiae Treuerorum et aiiis ciuitatibas missae
Vop. Florian. 5.
Ordinum uero moDicipalium basce epistnlas habemns:
In Caerelanorum actis qaae sopra indicaui duae insant, quaram
altera sie inscribitur: magisiraius ei decurion(es) Curiatio Cosano
(qui carator mnoicipii erat) $al(uiem) idib(us) Aug(usiis)y altera sie:
Curiaiius Cosanus mag(islratibus) ei dec(unonibu8) Caeretanor(um)
9ai(tiiem). buic epistalae daia prid(ie) idu$ Sepiembr(e8) Ameriae
nerba subscripta sunt.
Epistnla // uirorum ei decurionum Forosemproniensium ad C.
Hedium Verom municipü patronam anno ioeerto data Or. 4039.
Epistula Graeca a Tyriorum statione Poteolana Tyro raetropoli
anno 9^/174 scripta in titaio Puteolano , qnean melins quaan in C. I. G.
5853 factam est Mommsenus in actis soc. Saxon. 1850 p. 57 — 62
edidit ac sappleuit {imotoXii ygatpitaa t^ rcoXii TvqIvdv . . . . ' icQ%ov6i
ßovl^ öi^fAm nal rifg nvQtag naxqliog ot iv Iloxtokoig »axomovweg
XalgetVj snbscriptam est ilyQ]ti(pvi iv Uoriokoig n^o i TucXavdmv uiv-
yovavmv Faklm »al Okanxf KoqvriUav^ inaxo$v).
ADDENDVM
Dum Valerii Probi de notis Romanorum opnscalnm denuo per-
lastro 9 inter litteras singnlares quae in iure duäi de legibus ei plebi
iciiis ponuntnr reperio quas apte cap. V numero 12 (p. 585) adiungam
basce: Q-PEiSF guod factum est in senatu fueruni (p. 122, 21 edit.
Mommseni). in legibus plebisne scitis eas leclas esse oix crediderim ;
sin uero s. consuitis subscribi solebant, quae aeuo inferiore legum
uices obtinuisse omnes nouimus, erit forlasse qui Probi manum ita
restituendam esse sibi persuaserit: s(enatus) c(pnsulium) Q(uom)
F(acium) E(st) I(n) S^enatu) F(ueruni).
Scribebam Berolini. Aemilius Hubner.
INDEX CAPITVM
I de eis qui de senatas popnliqtie actis scripseriiit . p. 669
n de signiftcatione acta aocabuli ,^661
acta senalaa
III de origine actornm senatos ,, 664
IUI actorum senatus reliquiae collectae et explicatae . ,^ 666
V de eis qoae in actis «enatos perscripta foerint . ,, 670
VI de cnra aotorom senatus conficicndoram , 687
acta popali
VII de origine actornm popnli ,. 694
VIII actornm popali reliqniae collectae et explicafae . ,, 697
Villi de eis testimoniis qaae falso ad acta populi referanlnr ,, 614
X de ratione actorum populi publicaiidorum . . . ,, 618
adpendices
1 conspectus senatns consultorum qnot supersunt . ,, 6*22
II decreta ordinnm mnnicipalium et collegiorum . . ,, 627
III orationes imperatorum in senatu habitae et epistulae
senatns ,, 629
addendnm ,, 6Si
Die Citiermethode
and
QueUenbenutzung
des A. Gellius in den Noctes Atticae.
Von
Ladwig MerokliiL
Jahrb. f. c\m«. Philol. Sappl. Bd. III. Hfl. 6.
43
12.
Citiennethode und Quellenbenutzimg des
A. Gellius in den Noctes Attieae.
Während die Mehrzahl der allen Historiker in neuerer Zeil anit
Schriflen *de fonlibos et aoetoritale' bedacht worden ist, steht der
wegea seines historischen and sprachliohen Materials vielgebraaohte
Gellios in dieser Beziehung fast verlassen da , obgleich die Bedenken,
welche einem solchen Unlernehmen bisher die kritische Unsieher&eit
des Textes entgegenstellte, durch die auf umfassenden Collationen
beruhende Ausgabe von H. Hertz (Leipzig 1853) zum Theil gehoben
sind, und Dirksens noch vor deren Erscheinen in den Abhandhingen
der Berliner Akademie der Wissenschaften vom J. 1851 veröffentlichte
Arbeit *die Aussöge aus den Schriften der römischen Rechtsgelehrten
in den Noctes Attieae des A. Gellius' den Beweis lieferte, dasz auch
bei einem minder gflnstigen Stande der Sache dies Gebiet sich mit
Erfolg belrelen lasse. Was jener verdiente Forscher für einen Theil
des Bestandes der N. A. geleistet hat, auf deren Gesamtheit auszudeh-
nen, dazu hat der Verfasser dieses im Gange seiner Stadien langst
den Antrieb empfunden und endlich die schmerzlich vermiszte Vor-
arbeit , da sie sich fflr seinen Zweck partiell nicht ausführen liesz , in
gröazerem Umfange zu bewerkstelligen sich genöthigt gesehen. Aller-
dings hatDirksen in dem ersten seiner drei Abschnitte eine allgemeine,
nicht blosz auf die juristischen Quellen beschränkte Charakteristik
der schriftstellerischen Methode des Gellius gegeben und seine Beob-
achtungen mit zahlreichen aus dem ganzen Umfange der N. A. gewähl-
ten Citaten zu nnterstJltzen nicht versäumt; aber die Beweisfflhrung
an eoncreten Fällen in den folgenden Abschnitten bezieht sich nur auf
die röojiisch- rechtlichen Quellen, oder richtiger auf eine fSr den vor-
gesetzten Zweck besonders geeignete Auswahl derselben, und ohne
solche ausfahrliche Erörterungen entbehren selbst manche jener Beleg-
stellen des rechten Verständnisses. Dazu bietet jene Charakteristik
nur die allgemeinsten GrundzQge und macht auf eine vollständige Dar-
legung aller Merkmale schwerlich Anspruch, so dasz wir ihr manchen
guten Wink schuldig zu sein gern gestehen , fibrigens aber sie zu er-
43*
636 L. MerckÜD: die Citiermetbode ond Oaellenbenotcniig
ginsen und za berichtigen vielfacb Gelegenbeil gebabt baben. Wem
unser Unternebmen des Vorlheils entbehrt, welchen Dirksen für seine
engere Aufgabe hervorhebt, an der scharf ausgeprägten Kunstsprache
der römischen Juristen ein Krjterium för deren Benutzung in den Ex-
cerpten des Gellius zu besitzen, so wird derselbe aufgewogen dorch
die Möglichkeit seine Excerpiermethode bisweilen an den noch erhal-
tenen Originalen zu prüfen, wozu die selbst aus lauter Excerpten be-
stehenden Digesten begreiflich viel weniger geeignet sind. Freilidi
sind dies im Verhältnis zum Ganzen nur seltene und zugleich die ein-
fachsten Falle, denen eine überwiegende Masse complicierter Probleme
gegenflbersteht, welche sich^ wie auf Dirksens engerem Gebiet, nor
zum Theil oder auch gar nicht lösen lassen. Mögen andere das Dsr>
gebotene prüfen , berichtigen und weiter fördern , und möchte nament-
lich der letzte Herausgeber des Gellius, der seine Arbeit nur als eine
yorlauflge bezeichnet, mit seinen Mitteln beispringen, wo die bevor-
stehende Gestallung des Textes neuen Anfschlusz verheiszt oder die
gegenwirtige zn falschen Annahmen verleitet hat.
Wir beginnen unser Vorhaben mit der fiuszerlicben Seite des
Gegenstandes, indem wir die Ciliermethode des Gellius einer Beiraeh-
tang unterwerfen, um von hier aus die inneren Bestandlheile seines
bn6ten Gewebes, seine Quellen und deren Handhabung sn verfolgen.
Es bedarf keiner vertrauten Bekanntschaft mit den N. A., um zu wissen
dasz in den Ci taten des Gellius die allergröste Ungleichheit herscbt.
Denn bald bedient er sich einer Genauigkeit in seinen Anfährnngen,
die nichts zu wünschen übrig liszt, indem er neben dem Inhalt eines
Werkes seinen Titel (XI 5 , 5 super qua re Favorinus . . decem lihros
eompomü: iJv^^mvc/mv T^offmv inscribii), und wenn dasselbe ein
mehrtheiliges ist, das Buch, ja (in Ernungelnng der Capitel- und
Paragrapheneinrieblung) innerhalb des Bnehs die Stellung und Reihen-
folge der mitgetheilten Worte angibt, z. B. XlII 9, 1 TuUius Tiro^ M.
CiceronU alumnuM et liherius . . Ubros compiuris de um atque raiiome
Unguae LaHnae^ item de variis atque promiscit quaestiombuM eam-
posuit. in Ais esse praecipui videntw quos Graeco tiiulo juevdin^ag
inscripsit^ tamquam omne rerum atque doctrinarum genus caniinemiU.
XIIl 17, 3 itaque verba posui Varronis e lihrö rerum humanarmn
primo^ cuius principium hoc est. I 18, l in Xlifl rerum divinarum
Itbro M, Varro — . ebd. 3 haec Varro in primore lihro scripsü» . sed
in posteriore eiusdem tihri parte . . dicii, III 16, 20 Hippocraiee am-
iem in eo lihro ^ de quo supra scripsi^ cum et numerum dierum . . et
iempus ipsius pnrtionis , , deßnisset neque id tarnen semper eadem
esse ßni dixisset. sed alias ocius ßeri^ alias serius^ kisce ad postre-
mum Bertis usus est IV 2, 1 ff» edicto aeditium curuUmm, qua parte
de mancipiis vendundis cautum est, vgl. Xlfl 13, 4. 5. II 30, 1. 2,
oder auszer dem Titel des Werkes den Inhalt des betreffenden Absehnit.
tes zn besserem Verständnis der ansgehobenen Stelle mittbeilt: VII 8,2
Anlavy Gr accus Homo qui nkeiatovslnt^ appeliatus est . , cum de
AUxandH regis laudibus scriberet, ticti, inquit, XI 14, 1 — L. Pisa
des A. Gellins in den Nocies AUicae. 637
Frugi nsu$ esi m primo annaii^ cum de RomtUi regis tiia aigue Piciu
scriberet. ea verba quae scripsii haec iunL Mit dieser Umständlich-
keit (¥31, 9 Sinni Capiionis . . epistulae sunt nno in Hhro multae . .
prima episiula scripta est ad Pacuvium Labeonem , cui tiiuius prae-^
scriptus esi: pluria non plura dici debere; vgl. Herta za Prise. VIII
18 S. 384. VI 3, 7 M, Caio . . orationem inclutam dicii^ quae et seor^
sum fertur inscriptaque est pro Rhodiensibus ei in quiniae ariginis
iibro scripta est, XIU 10, I Ltüteo Antistius . . sunt adeo iibri posi
mortem eins editi, qui posteriores inscribuntur^ quorum librorum iren
eoniinui XXXVIII ei XXXV Uli ei XXXX pleni sunt id genus rerum)
contrasHert aber die ebenso häufige Allgemeinheit, Kürze und Unbe-
«timmtheit seiner Quellenangaben, wofür Dirksen S. 40 f. Anm. 39—46
zahlreiche Beispiele darbietet, zu denen ich noch folgende hinzufüge:
XIV 3, 4 Plaionem , . quodam in Iibro (gemeint sind die Bücher nsql
v6(A(av)^ nachdem § 3 die Bücher vom Staat ausführlich bezeichnet wa-
ren, wahrend er jene anderswo (XV 2, 3. 4. XX 1, 4) deutlich nennt
decem libros Piatonis de legibus; XVII 15,3 idque cum in historia
Graeca legissem^ ohne dasz diese im vorausgehenden oder folgenden
genauer bezeichnet wäre; XII 11 , 7 cUius quidam veierum poetarum,
ctftus nomen mihi nunc memoriae non esij Veritatem Temporis ßliam
esse dixiL Der Verfasser ist ohne sein Werk citiert XII II, 6 versus
isios Sophocli, II 28, 3 M, Varro dixit (vgl. I 20, 4. 8 und Ritsehls
qaaest. Vanr. S. 38), I 7, 3 «< m Plauti comoedia moeehuSy I 15, 14
Hesiodus . . dicit^ 17 versus Euripidi^ 19 Aristophanes — oder um-
gekehrt in antiquis annatibus I 19, 1 (steht mit Unrecht bei Dirksen
A. 44). Dazu gesellt sich, obwol nicht häufig, ein gewisses Schwanken.
Gellius bleibt sich in der Bezeichnung Wittes und desselben Werkes
nicht gleich *) : III 14, 17 Caio in Iibro quem de agri culiura conscripsitj
1) Vahlen (in Varronis satnras Menippeas conieetanea S. 207) hat
sich in seiner Kritik meiner Hypothese von den constanten Ooppeltiteln
der Menippeen von der Annahme nicht überzeugen können, dass Gellius
^ine und dieselbe Satire jedesmal unter verschiedener Titelhälfte eitiere.
So mögen denn hier einige analoge Fälle stehen. Aehnlich den Varro-
nUehen Doppeltiteln sind die langen Titel der Catonischen Reden, welche
die betreffende Person nnd Saehe anzugeben pflegen. Dieselbe Rede
welche Festus 8. 844^ vollständig, anführt: Cato in ea quam scripsü de
L. Veturio de sacrifido comadsso, citiert Gellius VI 22, 3 Cato in oratione
guam de sacrificio eornndsso scripsü, dagegen XVII 2, 20 ilf. Cato in L,
VetmMm, Im Hertzschen Index sind freilich beide Titelhälften als ver-
echiedene Reden aufgeführt. Mehr aber als zweimal kommt die Rede bei
Gdlius nicht vor. Ferner Gellius I 12, 17 M. Cato de Lnsitania cum Ser-
mwtm Oatbam aecusaoit nnd XIII 25, 15 Cato ex originum Vll in oratione
quam contra Servium Galbam dixit. Die Rede welche ToUständig de suis
mriutitms contra TJiermum heiszt, citiert Gellius XVI 14, 2 quam de sme
virtutibus babuit. Leider fehlt eine zweite Anführung. Dirksen S. 58 hat
sehr wahrscheinlich vermutet, dasz bei Gellius XI 18, 12 (Masurä) Sabit^i
über cui titulus est de furtis nicht verschieden sei von dem in demselben
Cspitel § 20 genannten Über iuris civilis seeundus. Eine Verwechslniig
braucht man deshalb dem Gellius mit Dirksen nicht Sohtdd zu geben:
638 L. Mercklin: die CitiermclhoJe and QoelleBbenQUong
dagegen X 26« 8 Caio in Uhro de re rusUca ; I Sl, S HfginMS . . m
cammentariis quae in Vergilium feeii und XVI 6, 14 Hfginm tamn
luUus . . tfi piario librorum quos de VergiUo fecii; oder 1 3, 6 iis-
serialionum EpicUU digestarum ab Arriano primum Ubnm and XYIl
19, 2 Arrianus in libris qua$ de dissertaiionihus eins componUi nd
XIX 1, 14 Ubrum EpicteU philosophiquintum dutX^mVy quas ab Ar-
riäno digesta$ congruere scripiis S^vi»vog ei Chryeippi non Mmm
est; ferner lY 16, 8 C. Caesar . . in libris quogue anaiogieis^ 1 10,4
a C, Caesare . . in primo de analogia libro scriptum esi (rfl. XDL
8, 3); XIII 22, 8 Sempronius Asellio in libro rerum gesiarumXlUl
und XIII 3, 6 Sempronii Aseüionis quartum es hisioria Ubrum ^ oder
die gelinde Variation VI 13, 3 in M. Caionis oraiione qua Voeonüm
legem suasii und XVII 6, 1 if. Cato Vocaniam legem suadens (rfl.
RiUcbl im rhein. Mos. VI S. 552 A. 3), und eine dbnliche Abweichaag
enthält das Citat II 20, 1 M. Varro in libro de re rusiica lU^ deoo die
alte und echte Aufscbrift, wie sie der Katalog des Hieronymos darbie-
tet, war libri III rerum rusiicarum (Ritschi a. 0. S. 554). Ein höke-
rer Grad von Ungenanigkeit ist es, wenn der Theil mit den Gasieo
verwechselt wird, wie XVII 10, 8. 9 earmen Pindari quod est »per
monie Aetna; Pindari Carmen quod de natura atque fiagrantia wm-
iis eins compositum est^ denn gemeint ist Pytb. I 21 auf Hieros dea
Aetnaeer , jene Beteichnung also sehr aneigentlicb. Vielleicht verbiit
es sich ebenso mit Neratius in libro de nuptiis IV 4, 4, woraber n-
es ist nur Varietät dea CiUerens. — Wenn Oaann (Beitr. s. gr. n, roD.
LG. II S. 329) und Ritschl (Parerga I S. 360) darin Recht hätt«n, dwe
alle Citate aus Caesellins Vindex, von dem Gellins immer leetiommj^'
Hquarum eommentarü anfUhrt, ans dessen stramateus stammten, so wurde
diese Schrift wenigstens in der Vorrede sowol.onter den Titel exQ0^»9
als unter antiquarum lectionwn fallen. Aber ich will dies ebenso wesif
wie anderes minder sichere geltend machen. Die obigen Beispiele ftud
ansreichend sn meinem Schats. Dergleichen hat aber gar kein Bedmen,
wenn man sich erinnert dasz Gellius dine und dieselbe Schrift bei rer'
schledenen Gewährsmftnnem benutst fand und in ihrer wecbselBdea
Beseiohnung entweder jenen folgte, oder uneingedenk seiner ^'^^^^'
fiihrung das sweite Mal selbst wechselte. ~ Keiner aber hat sieb die
Entscheidung dieser Frage so leicht gemacht wie Bticheler im rbsis.
Mus. XIV S. 420: 'wie Varro die DoppelUtel liebte, so finden wir*Mft
bei Seneoa [dnonoXoxvvTaaig ludus. de morte Claudii] einen grieehuehen
und einen lateinischen : allerdings war darchgäugig der sweite bei jenem
ein griechischer, msqI — , aber auch nur in denjenigen Satiren
welche allgemeinerci meist philosophische Gegenstilflda be-
handelten. Hatte der Tgi-ndgavog noch einen zweiten Namen, so wst^
vermutlich ein römischer [?] ; doch wahrscheinlicher will mich bedünken,
dasx Varros Satire nur den von Appian erwähnten Titel trag, die 6^
eas nur den von Cassius Dio bexeugten' usw. Denn wenn dsaaeli s^^
fM'rjgf «e^l dtad^xcov, n. voiitcfititmv ^ n, %S(fawoiJ zn den sH^^'
neren oder philosophischen Gegenständen geboren , was IKsxt sieb ^^
nicht alles unter diesen breiten Mantel stecken , und wie speciell soue
die Themata der Satiren gewesen sein, um einen Gegensatz gegen ffl^
allgemeineren zu bilden? Ist das besser oder sohlediter als 'ein fH^
Spiel nüt MögUohkeiten' (8. 452)?
dM A« MlifM ia dei Noetes AtltoM. 639
der» iirleiU Dirkaea *die Wirluaaikeit der Ebegelöbnisse' (Abb. der
Berliner Akademie 1818 S. 98 ff.). .Aber es kommen noch ärgere
Dinge vor. * Gellina ciiiert Bflcber ohne sie gesehen an haben (diea
Unflg) and augleicb ohne ihren Titel anderswoher an kennen. Das
inl der Fall X 13, i librum esse Democriiiy nobüissimi phüoso-
pkarumj de et ei natura ckamaeleoniis eumque se legtsse P/t-
»HM Secundus in naturalis kistoriae vicesimo octato refert. Wer
orwartei hier nicht diesen Titel bei Plinina N. H. XXVIU 112 wieder-
zafinden? wo man jedoch nnr folgendes liest: iungemus iUis simiUima
ei peregrina aeque animalia^ priusque ehamaeleanem pecuiiari nolu-
«wie dignum existimaium Democrito ac per singula membra desecra-
ium^ nan sine magna toluptate nostra cognitis proditisque mendaeiis
Graecae panitatis . . eis eins nuixima contra accipitrum genus. Gel-
lins hat sich also auf die alleinige Autorität des Plinias hin und aus
dessen Referat den Titel des Buches surecht gemacht, das er weder
•na Autopsie noch sonstwoher kannte — wenn er nemlich liiit den
Worten de ei et natura chamaeieontis den Titel und nicht bloss den
Inhalt des Buches bezeichnen wollte, in welchem Fall er in seinem
Rechte ist. An sich dürfte wenig einzuwenden sein, wollte sich jemand
XU seinen Gunsten entscheiden: denn ausser Plinius haben wir von je-
aaan Buch des Demokrit keine Kunde; aber was wird aus allen den
Fällen, wo uns Gellius scheinbar Bflcbertitel mit de vorfährt, deren
nrsprüngüche Form wir gar nicht mehr controlieren können? s. B. I
1, 1 Plutarckus in Ubro quem de HerculiSj quantum inter homines
füitj imtnii eorporisque ingenio atque eiriutibus conscripsit. Sollen
wirglanben dass er auch hier, wenn er sich in derselben Lage wie
bei Demokrit befand, nnr den Inhalt, nicht den Titel habe angeben
wollen? Ich entscheide mich für den vorliegenden Fall und die ihm
analogen dennoch anders. Es ist die sweekmässigste Art ein Buch
naeh seinem Inhalt su betiteln, nnd entsprechend dem einfachen und
praktischen Sinne des Alterthams begegnen uns demgemäss sahireiche
Titel mit de nnd ntgl. Auch bei Gellius ist diese Titelform sehr häu-
fig, sei es dass er sie bei den bennisten Gewährsmännern vorfand, wie
aieh in vielen Fällen nachweisen läszl, obwol er sich nicht immer so
bestimmt ausspricht wie XVIII 6,3 ei lihro (Aelii Melissi) titulus est
ingentis cu^sdam inlecebrae adlegendum, seriptus quippe est: de
loquendi proprietats^ oder wie in dem besprochenen selbst bildete*).
2) Wenn die Kritik des QelUna sich einmftl mehr befestigt hat, wird
ee Zeit sein die verschiedeiien spraohlichen Ausdrücke, mit denen er
»eine Autoritäten anführt, im Zusammenhange cn prüfen und was sich
claraaa für sein Verhältnis cn den Qnellen ergibt, au entwickeln. Nur
dtner derselbenf, das obige seribere de heiseht schon Jetst eine Bespre-
ehnng. Vahlen (a. O. 8. 194), ausgehend von der Beobachtung dasz Gel-
lins achtmal (vielmehr neunmal mit der vergessenen Stelle III 16, 13)
Varronische Satiren mit quae insfribilur, WMcHpta est oder qwm HucripsU
anführt, ist geneigt in dem Citat 1 17, 4 Korro in »aiura Menippea quam
de officio mariä teriptit su schreiben in»eripsiiy obgleich ^absque con-
Buetudine seriptoris' an nnd für sich seripeü ertrüglidi sei; dagegen XIII
640 L. MerckHn : die Citiermettiode aad OQ«U«i^Bvt<BDg
Er beTorsngl sie aaeh, wo er cwisdien mehreren Titeln wählen kernte^
s. B. XIH 25 , 9 in Ubro M. Tvüi gut de camsHtuendo aecu$ai&rt mi^
wo er kdrser in diPinaiione M. T. oder mi oraiiome M, T. m Q, Cae-
eitium citierent konnte (?gl. über divinaüo II 4). Geilins hat aber
auch zugleich eine rechte Lust und Freude am Citieren, wie aowol eim
Blick auf jede Seite seiner N. A. lehrt, als auch der Umstand dasx er
seine Qaelle lieber unbestimmt angeben als gans verschweigen ma^
(Dirksen A. 43). Ein gewisses Auskramen seiner Belesenbeil nn«!
23, 4 M, Varro in satara Menippea quae seribitur limto^xüt sei gans
unsalüsflig , oder, weon man diese Fülle gelten lasse, beabsichtigte GeUins
nicht eine InhaltBangabe, sondern den Titel su geben, denn nur den Titel
könne uttura quae 9cribüur Sxiofiax^cc anzeigen , ebenso wie o£Fenbar der
Titel gemeint sei XVII 18 mit M, yarro . . in Ubro quem seripsit Piu9
aut de paeCt wo inscripgü so schreiben nahe liege. — Dagegen habe ich
folgendes einznwenden. Einmal ist die ^eonsnetudo' des GeUins mia
jenen acht oder nenn Beispielen gar nicht abgemacht, sondern aasser
jenen beiden bezweifelten FiÜlen quam »criptU^ quae scribitwr gibt es (in
dem Hertzschen Text) noch folgende: X 17, 2 Laheriu» in mimo quem
sct'ipsii Resiionem, X 24, 5 ex atellania qua^ Meoia tcribihtr, XII 10, 7
Pomponi fabula atellania est, quae ita scripta est: Aeditumus, XIII 23, 16
Licinius Imbrex in fabula quae Neaera scripta est, XIII 30, 3 Pacwrimt vs
tragoedia quae Niptra seribitur, XYI 7, 2 Laberius in mimo quem Capkmsam
scripsit, XVI 7, 13 (Laberius) in mimo quem scripsit Alexandream, XX 2, 1
m oratione M, Catonis quae scribitur: ne imperium sit veteri ubi novus veneriL
Also den neun Fällen von inscribere stehen wenigstens ebenso viele tod
acribere gegenüber. An einigen dieser Stellen mag es palaeographisch
leicht sein inscripsit oder inscribitur za schreiben , aber keineswegs *ii
allen. Sodann fehlt es an einem praegnanten Gebrauch ?on scribere aaeh
nicht ganz bei anderen Schriftstellern: Yarro L. L. V 45 e quU prima
est scripta regio Suburana, secunda Esquüina usw. Y 47 huic iunetae Carinae
et inter eas quem loaim Ceroliensem appellatum apparet, quod primae regkmiw
quartum sacrarium scriptum sie est. Ob nun bei Gellios die künftige Kritik
Anlasz finden wird an allen jenen Stelleo inscribere herzustellen, ist «b*
zuwarten. Aber auch dann dürften einige Fälle noch streitig bleiben.
Scribere de ist auch dem Gellius ein geläufiger Ausdruck für die Inlialta>
angäbe, z. B. lY 3, 2 Sulpicius in Ubro quem composuit de dotibus und
lY 4, I Servius Sutpidus in Ubro quem scripsit de dotibus (s. Philol.
XIII 8. 725). Wenn aber der Titel eines Bachs mit de anfängt vnd
ein solches citiert wird mit m Ubro quem scripsit de^ dann kann es oft
zweifelhaft bleiben, ob der Inhalt oder der Titel bezeichnet sein solL
Und dies tritt namentlich ein, wo wir einen Bachtitel nur aus Gellius und
nicht anderswoher kennen, z. B. XY 24, 1 Sedigitus in libro quem scripaU
de poetis. Der oben angeführte Fall XYIII 6, 2 läszt keinen Zweifel zu,
auch wenn die Interpunction dem Sinne nicht zu Hülfe kommt. Zugleich
tritt aber auch seriptus qtäppe est in die Kategorie des praegnanten Ge-
brauchs. Dies alles seheint Yablen zu wenig beachtet zu haben. We-
nigstens in der Yanronisehen Satire, von welcher seine Firörternng aus-
geht, kann quam de officio mariti scripsit nur Inhaltsangabe sein: denn
da de officio mariti Uebersetznng der zweiten, griechischen Titelhälfta
mit nsQ£ ist, so hat Yarro selbst seine Satire so nicht betitelt, und es
ist nicht gerechtfertigt dem Gellius die Unkunde davon zuzuschreiben.
Er citierte die Satire nach ihrem Inhalt. Dagegen ist nur der Titel
▼on ihm gemeint XIII 23, 4 und XYII 18. Es sind also diese drei Stel-
len nicht nach demselben Masastab su benrtmlen«
des A. Gellias in den Noctes Atticae. 64 1
Praokeo mit selten Eugän^lichen Qoellen liegt ihm gar nicht fern und
ist ens wiederam znr Kenntnis der Schickstle mtncher Werke fördere
lieb. Daram glaube ieh dasz er auch das Buch des Demokrit, welches
er Dieht anders als seinem Inhalt nach bezeichnen konnte, damit zu-
gleich seinem Titel nach ciliaren wollte. Er hatte die breite Analogie
dieser Tilelform Für sich, ja vielleicht Sie Consequenz seines eigenen
VerFahrens in Ähnlichen Pillen. Auch befriedigte er zugleich eine
kleine Eitelkeit, indem er darlegte nicht blosz den Titel der Bücher
zu kennen, sondern sie gelesen zu haben, z. B. XIV 3, 3 operi nid-
zmvog^ quoä de optima statu rti pvblicae cititatisque administrandae
scriptum est^ womit die Bacher ne^l noXiXBlag gemeint sind.
Aus dieser Mnsterkarte von Citaten ergibt sich zunächst, dass die
Genaaigkeit des Gellius im Citieren mit ebenso viel Recht gerühmt als
seine Ungenauigkeit beklagt werden darf, so lange man nicht nume«
risch die Pille der einen und andern Art gegen einander abwigt, son-
dern gelegentlich dieser oder jener Eigenschaft begegnet. Aber auch
eine vollständige Berechnung von beiderlei Anführungen dürfte die
Sache schwerlich zur Entscheidung bringen, wenigstens nicht das Ver-
dienst oder die Schuld des Schriftstellers hinlänglich begründen. Denn
abgesehen davon dasz viele Abschnkte (und deren sind mehr als Dirk-
sens Worte S. 41 glauben machen) gar keine Quellenangabe enthalten,
dasz ferner zwischen den Extremen grosser Umständlichkeit und gro-
szer Unbestimmtheit nach dem Obigen noch verschiedene Stufen des
Citierens in der Mitte liegen , ist gerade jene Ungleichheit ein charak-
teristischer Grundzug des ganzen Werkes^ der sowol in den einzelnen
Absefanitten als auch bei den Anfuhrungen ^ines und desselben Schrift-
stellers so wie einzelner Schriften immer wieder hervortritt. Und
darin liegt Anlasz genug nach den erklärenden Gründen dieser that-
siehliefaen Erscheinung zu forschen.
Es fragt sich nemlich, ob jene wahrgenommene Ungleichheit ge-
paart ist mit völliger Unbeständigkeit, ob sie auf rein willkürlicher
und zufälliger Handhabung der Quellen beruht, oder ob sich mit ihr
ein bestimmter Wechsel , eine regelmässige Wiederkehr , also etwas
absiebtiiches, constantes und somit methodisches verträgt. Diese letz-
tere Annahme ist es, welche sich mir als nothwendig ergeben hat^
und ich glaube nachweisen zu können, dasz Gellius die von ihm für
seine einzelnen Capitel benutzten Hauptquellen auch durch die genaue
Art ihrer Erwähnung neben anderen schon bei jenen vorgefundenen
und von ihm in seine Darstellung herübergenommenen Autoritäten
kenntlich macht. Dieses Unterschiedes ist er sich selbst bewust
praef. 18 Ais subcenseant unde ea nos accepimus . . sed ei rationes
rerum et auetorilates hominum pensitenl, quos Uli quosque nos secuti
sumus. Zu dem Zweck lasse ich eine Anzahl einfacher Beispiele fol-
gen , um später zu den verwickelten überzugehen.
Das vierte Capitel des IX Buches leitet Gellius mit der Erzählung
von seiner Rückkehr aus Griechenland und Landung in Brnndisium ein
*— ein Ereignis das noch öfler zu solchen Einleitungen hat berhaitea
642 L Mercklin: die Citiernelbade ond QaelleBbanulfatg
mOsseß, XVI 6, 1. XIX 1, 1 vgl. II 21, t — wo er bei eiten BidiiiiBdler
folgende scriptores rerum ineredibiliiiM kaiifl; Arisieoi Froeamiam
ei higonus Nicaeensis et Ciesias ei OneucriiuM ei Poljftiepkmm ti
üegetia$^ und dieselbeo in den beiden nfiebslen Nichten doroUInfkud
excerpiert. Darauf folgt die Mittbeilang der Bzcerpte § 6: ermi i^
tur in iUit Ubris scripta huiuscemodi^ und % 7 heiaxt ea: id e/iaa i»
itdem Ubrii icriplum offendimus^ quod potiea in UhroquofiuHm
Secundi naturalis historiae ieptimo Ugi, Waa daraus bis $ 15 refe-
riert wird, ist aus Pliuins VII 2, 16—36 anagesogen. Daran sokliettt
sich % 16 eine wörtliche Stelle aus Plinius VII 4, 36 und endlich % 16
aus Plinius a. 0. % 34. Dirkseo S. 36 A. 21 (vgl. S. 41 A. 46) IM
unser Capitel als Beleg an für die Gewohnheit dea Gellins ^an die i«
dem Studium einer vereinzelten Schrift erwachsenen Aussöge kisUr-
her Nachlrige aus verwandten Quellen, zum Theil auch ans frendei
Compilationen zu fügen' und Stichle (Philol. IV S. 402), der mit ReckI
Philostephanus für Poly$tephanu$ geschrieben wissen will, fiodel ei
wahrscheinlich, dasz das Histörchen % 6 üem esse compertum el m-
ditvm, Sauramatas^ qui ultra Borysthenen fluvium lange coiwat, et-
bum capere semper diebus tertiis^ media absiinere in dem Werk des
Philostephanus Ober die PUsse seinen Platz gehabt habe. Keiner m
beiden scheint gemerkt lu hsben, dasz nicht nur § 7 — 16, wieGeUiu
selbst sagt, sondern auch der vorangehende § 6 aua Plinius stanneB,
der § 12 als Gewährsmann fQr jenes Histörchen nicht PhilostepliiMS,
sondern Isigonus nennt. Was bei Gellius % 6 Ober Scylhen osd Ari>
maspen voransteht, hat ebenfalls Plinius a. 0. § 11. Vergleidil mn
die Stelle des PKnius mit dem Texte des Gellins näher, sc findet mo
dasz dieser zwar nicht wörtlich , denn der Stil des Plinius wir ilm
nieht mundgerecht, aber doch genau aas jenem referiert hat, obae
irgend einen Zug anderswoher einzumischen, die Gewihrsmiaaar 9^^
welche Plinius bei den einzelnen Angaben namhaft macht, so eiser
Gruppe verbunden vorangestellt hat, mit Ausnahme des Philostephasof
und Hegesias, die in dem 7n Buche des Plinius erst § 207. 906 » den
Katalog der Erfindungen vorkommen. Sollen wir nun noch mit Dirk-
sen glauben, Gellius habe jene logenhaften Schriftsteller, die Quellen
des Plinius, wirklich gelesen und erst hinterher ihre Beaatiaog bei
Plinius entdeckt? Unmöglich. Denn ausserdem dasz er niekls aiebr
als Plinius, sondern nur weniger, und nichts anderes und alles is der-
selben Reihenfolge aus ihnen beibringt, wie sie Plinius darbietet, da«
er sie sonst in seinen 20 Büchern nirgend wieder nennt — er ciUert
sie auch genau so wie sein Original, d. h. Arisieas Proconnesius $ 19i
Isigonus Nicaeensis % 12, dagegen Onesicritus und Ciesüis § SS beide
ohne Ethnikon. Also wird sich die Sache gerade umgekehrt verha^-
Gellius hat jene Quellen des Plinius nickt früher gelesen als des P»-
nins, sondern er hat nur Plinius gelesen und aus diesem ihre Kesainis
geschöpft. Plinius ist seine Hauptquelle, jene citiert er ibm aacb, er
nennt sie aber voraus und macht den Leaer glauben, er kesoe f«
ebenao gut wie Plinius, den er erat % 7 nennt, sich ihm atfckbesK
des A. Gelliua ia den Noetet Atticae. 643
«ad »it wörtliehen EntlebnoDgen deo Abschnitt beendet — ein Ver-
fahren das Dirksen in anderen Pillen erkannt (S. 43) und im sweiten
Abschaitt an mehreren Beispielen nachgewiesen hat« Nun erklärt sich
n«ch die Versohiedenbeit in den Citaten. Seine Hanptqnelle, welche
er in Händen hatte, citiert er genau, die secnnd&ren Quellen citiert
er gerade so wie er sie bei jener vorfand. Aber wie ist er zu Philo*
•tephanus and Hegesias gekoaunen? Dafür laset sich mehr als ^ine
Möglichkeit denken, ohne dasa die eben ausgesprochene Ansicht dar-
■nter au leiden braucht. Stdnde unser Pall allein, so liesae sich' an-
nehmen, Gellins habe ans dem ganien 7n Buch des Plinins sich Ex-
eerpte gemacht und die bei Plinins genannten Qnellen der einzelnen
Notizen zusammen, sei es za Anfang, sei es zu Ende, sich angemerkt;
ala er aber aus seinen Adversarien dies Capitel redigierte und unter '
•einem Material eine Auswahl traf, irlhQmlich auch n^ch die beiden
letzten Namen aufgenommen, die zu den ausgewfthlten Excerpten keine
Beziehung hatten. Oder Gellius kannte jene Schriftsteller dem Namen
■ach anderswoher als fabelhafte Erzlihler, und dies ist um so wahr-
acbeinlicher, als sich ein Theil dieser Namen , darunter Philostephanos
(Aristeas, Hegesias, Onesikritos fehlen), gruppiert bei Tzetzes Chil.
VII 644 ff. wiederfindet (Sllehle a. 0. S. 386). Ja wenn Westermanns
Vermutung (Paulys Realenc. VI S. 1335) richtig ist, dasz in dem fii(fag
ldfuii^€ias des Sotion, welches Gellins einmal 1 8 citiert, die fabel-
haften Nachrichten aber Indien standen, die Tzetzes a. 0. referiert, so
wire damit aller Wahrscheinlichkeit nach die 'Quelle gefunden, der
Gellias seine aber Plinins hinausgehende Namenkenntnis verdenkt.
Denn auch so bitte er nicht die Bflcher selbst , sondern höchstens Ez-
eerple aua den Schriftstellern gelesen, mit deren Namen er paradiert.
Wir können ihn daher tou einem gewissen Mangel an Wahrheit, von
einigem Schein mit dem Leser Versteck zu spielen und gelehrter Eitel-
keit nicht ganz frei sprechen. — Bin ganz analoges Beispiel bietet
das berahmte dritte Capitel des III Buchs, dessen treffliche Erlanterung
TOB Rilschl (*die fabnlae Varronianae des Plautus' Parerga I S. 73-245)
ons aasfQbrlieher Beweisfahrung aberbebt. Denn dasz die % 1 zusam-
neagrappierten sechs Verfasser von indicei Plauiini ^offenbar diejeni-
gen waren, deren Listen auch Varro vor sich hatte' (ganz sicher At*
lins § 9) * und Gellius sie wol gröstentheils nur ausVarros Buch, nicht
ans eigner Lectüre kannte', hat bereits Ritschi S. 92 gesehen und im
4a Bzcnrs S. 238 ff. durch die Untersuchung ihrer Zeitverhfiltnisse
begrandcL Sollte ihre Benutzung durch Varro bei dem einzigen Ser-
Tins Clodius, wie Ritschi meint, fraglich sein können, so bitten wir
hier wie im vorigen Beispiel an Philostephanus und Hegesias , ein Ad-
ditamentam des Gellius , das an der Sache selbst wenig finderl. Ich
erkenne dies Bedenken vollstindig an, da Gellius XIU 23, 19 mit der
If achtragsformel ac ne id quidem praeUrmiiUndum pu$o , cuiu9modi
etiy quod in eommeniario (was vom imdex nicht verschieden zu sein
braucht) Servii Claudn icripium iwceninms nihere Kenntnis des Ser-
Tios Clodius verräth. Er ist also such hier verfahren wie oben, indem
64 1 L. Meroklin : di« Cilicrmelliode ond OaelleebeimfoaD^
er aas Varro, seiner Haaplqaelle, des er eral % 9 geaaa citieri, m
iibro de eomoediis Plauiinii primo, die ¥Oti diesem eiiierten GewAn-
fflinner viel kflrter blosz mit ^inem Namen voransCellte. Ob Vnrro si»
genauer citiert halle, wissen wir nicht; nach »einer sonsligea Methode
(d« (. L.) ist es nicht wahrscheinlich. Vgl. Roeper Bameoidum reü-
qoiae 1 S. 18. — Einen drillen Fall dieser Art bildet das 21e Capitel
des V Bnches , wo jener Brief des Stnoios Gapito an PaeaTina Labeo,
eilt* tiiuius praescriptus esi: pluria non pkara dici debere $ 9. 10 ge-
nannt ist, nachdem vorher $ 6 M. Cato, Q. Clandins, Valerina Anlias,
L. Aelinf , P. Nigidius, M. Varro als Aatoritftlen für die Form plmrut^
praeter poetarum oratorumque veierum muliam copiam^ verxeicbnet
stehen, von welchem Katalog schon Herta (Sinnius Capito S. 19) mit
Recht vermalet hat dasz Gellius denselben erst der Behandlang des
Sinnius verdanke. Seine Ansicht aber Pacovius Labeo hat Herta an
Priscian Bd. I S. 384 berichtigt. Also auch hier in der Form des CiCats
ein deutlicher Unterschied «wischen der onmittelbar and mittelbar be-
nutzten Quelle. Es bleibt daher zweifelhafl, ob die § 14 ff. als adim-
menlum opinionis Stnnianae folgenden Stellen aus Plantas Persa und
Cato in IUI originum gleichfalls aas dem Briefe des Sinnius staramcB
.oder anderswoher nachgetragen sind.
Indes ist diese Methode zu excerpieren und zu eilieren nicht die
dem Gellius gelfiuflgs(e : denn es lassen sich mit den obigen keine gana
gleiche, sondern nur analoge Beispiele nnd anch diese nicht zahlreich
beibringen. So ist II 13, wo § 1 aniiqui oratores historiaeque ami
earminum scripiores als Gewfihrsmfinner fflr liberi in der Bedeataag
^ines Kindes und complures veierum Uhri voraosgenannt sind, ii«r
aus dem Über Sempronii Aseliionis rerum gesiarum qumius niberes
beigebracht. — Oder II 25 , 4 duo auiem Graeci grammalici ittustres
Arislarchus et Crates summa ope tue ivaXoyUtv hie ivfapMUav deftm-
titatit. Es folgt das genaue Citat: Jf. Varronis Über ad Cieeranem
de lingua Latina octavus and eine wörtliche Mitlheilnng, die in unse-
rem Texte des 8n gegen das Ende lackenhaften Buches fehlt; aber die
Namen des Arislarchus nnd Crates, welche Gellius dem Varro verdankt,
lesen wir noch L. L. VIII 63. 68. — Oder III 10, wo ein fbrllaufen-
des Excerpt aus Varro in primo libromm qui ineeribuniur hebdamm^
des vel in imaginibus gegeben ist, erscheint nachher in Varros Worten
selbst § 2 F. Nigidius, § 6 Aristides Samius, § 9 Chaldaei, % II ffo-
meruSy aber auch § 11 genau citiert Herodotus in primo hisiariarmm.
Die drei zuerst genannten gehen gewis aufVarros eigne Cilate znrOck,
denn die Worte § II qnod esse magis eerum arbitramur . . rerum aU
que hominum decrementa stini, welche den genau eiiierten Herodol
und die bekannte Sielte des Homer, II. £ 304, den Gellius nicht ge-
nauer zu eitleren pflegt, enthalten, sind Zusatz des Gellius. Die Notis
aus Nigidius wiederholt Gellius XIV 1, 11 nicht bestimmter, obgleieb
er sonst die Schriften desselben eifrig benutzt hat (XII 14, 4). Hin-
sichtlich der Chaldaei oder geneihliaei vgl« Censorinns de die nai. 14
% 9. 10. — Oder IV 1, wo darch Dirksens aberzeugende Beweiarabnisg
des A* Gelliofi in den Noctes Alticne. 645
(S. 48 ff.) eraitteU ist, dm der erat § 21 genau citierle Masurins
Sakinaa t» iuris citilii seeundo die Haaplqaelle bildet, aus welcber
Geliius die abrigen nnbeatimmteren Verweiaangen § 17 Q. Scaevolam
. . kU verbit usum audio^ 20 Sertium Sufpicium in reprehensis Scae^
9olae eapiUbus entlehnt hat. — Oder VU 7) wo durch desselben Be-
merkung (S. 70) festsieht, dasa der zuletzt § 8 genannte Sabinas Ma-
snrina in primo memorialium allein benutzt, die früheren Angaben
§ 1 in aniiqui» annalibus^ % 2 iex Horatia , § 3 duodecim iabulae^
9 6 Aniiaifs hisiaria schon bei jenem vorgefundene Referate sind, wie
Getlius selbst § 8 durch secuius quosdam hisloriae scriplorei andeutet
(s. Dirksen ober die Quellen des Verrius Flaccua und Festus S. 151 A. 63).
— Oder XII 2, wo aus dem § 3 citierten liber vicesimus seeundus
episiukirum moralium des Annaeus Seneca, quas ad Lucilium compo-
9uii (diese Worte hätten bei Hertz durch den Druck als Tbeil des Ti-
lalfl bezeichnet sein mfissen) die daselbst beurteilten N. Cicero, Q. £n-
nios, P. Vergilins ohne nähere Angabe ihrer Werke § 2 vorangestellt
werden und nachher die bezüglichen Stellen des Briefes folgen, in
welchen sie nicht genauer bezeichnet sind , mit Ausnahme Ciceros in
Ubris de re publica § 7 — zugleich ein Beispiel der bereits mehrmals
beobachteten Methode des Geliius, aus seiner Quelle etwas auszuheben
ond an die Spitze seines Capitels zu stellen, hier die Verse des Ennius,
dann seine Excerpte in der Reihenfolge des Originals mitzutheilen, an
der bereits benutzte Stelle aber dies anzumerken, § 11 et cum repre-
hendisset versus quo$ supra de Celhego posuimus ^ eine Gewohnheil
die im Verfolg für manche andere Fälle Aufschlusz geben wird Einige
noch weniger ähnliche und weniger sichere Erscheinungen begnüge
ich mich anzudeuten: II 22. VI 1. XVI 6. XVII 6. XVII 9. Aus allen
diesen Beispielen aber leuchtet die grosze Abhängigkeit des Geliius
▼on seinen Quellen ein. Er hat sich in der Regel Einern Hauptführer
hingegeben und die von diesem benutzten Schriften, ebenso wie er sie
vorfand, nachcitiert, oder, was zugleich ein Fingerzeig für ans ist,
noch ungenauer bezeichnet, so dasz nicht, wie Dirksen S. 42 meinf,
die Rangordnung (d. h. Reihenfolge) der citierten Gewährsmänner, wol
aber-die Bestimmtheit des Citats einen verläszlichen Anhaltspunkt &ar
Ermittlung der direclen und indireoten Excerpte bildet. Diese Ge-
wohnheit tritt dadurch als eine ihm selbst bewnste noch mehr hervor,
dasz er ausnahmsweise ausspricht, er habe sich mit dem Vorgefunde-
nen nicht begnügt, sondern sei auf die angezogenen Quellen selbst zu-
rückgegangen: VI 3, 49 verba adeo ipsa ponemus Caionis^ quoniam
Tito ea praeiermisii, § 55 commodius auietn ereciiusque de bis
meis verbiSj quibus TuUio Tirani respondimus ^ existimabit iudicium-
que faciei^ qui et oraiionem ipsam ioiam Caionis acceperil in manus
ei epislulam Tironis ad Axium scriptam requirere ei legere curaverii.
IX 14, 6 quod ego itipensa opera conquisitis veieribus lihris plustnlis
ita ut Caeseliius ail scriptum inveni, XIII 7, 6 ea nos dissensio atque
dieersitas cum agilaret inclulissimi poetarum et historicorum nobi-
lissimi^ placuii libros Aristgielis philosophi inspici^ quos de animaU-
646 L. Veroklin: die Citiermelhode ond QaeNeBbenntsong
5«! esquiMiiisiime eompoiuiL XVI11 4, 11 ei^fmm gnog^ts kanm m^
cum ei originet seripias es$e die^at in lihria NigidianU, quöi refw
tiios ego et reperioi cum primamm eiffnißcaiiommm esemplü^ ut em-
meniariie karum nociium inferrem^ notwi ei imiuitne tarn me aUfw
in loco commeniationibut isiis esiiiimo. XVI 8, 3 qmia in primo xt^
aitmfiariov diicendum^ quae M. Varro aiiß$ prafaia^ aUai prohpia
appeüai^ eommeniarium de proioquiis L. AeUi^ doch Aomsmi, ^i
magieier Varronie fuii^ tiudiose quaesivimme emmqme im P&ei$ MÜo-
ikeca reperium legimve , deon die Kenntnis des Bncbes verdankte er
ohne Zweifel Varro. Dasaelbe ergibt sieb aas den nieht biafl^reo
Gestindnisaen , er habe Excerpte, die er nitlheilt, bereits bei anderai
Torgefanden, z. B. IV 7 Valerius Probue . . ieeie episiuia eins icripte
ad MareeUum^ in qua Piauium et Ennium muiioeque aiioi veteret eo
modo pronuntiasse affirmat^ so/tuf tarnen Ennii verenm nnum ponil..
ettm vertum eubieeimus. VI 3, 3 seripsit autem Caeseliiue^ Q. Emmm
in XUl annaii cor dixiste genere mascutino. perba CaeseüH nb-
iecta 9unt: ma$culino genere, ut multa atia^ enuntiavit Ennius. nan
in XIFI annaii quem cor dixii. a$crip$it deinde ^erems EnnH d90.
VI 9, 11 Aeiium quoque Tuberonem libro ad C. Oppium scripta occe-
currit dixisse Probus adnotavit et haec eins verba apposuit: st gi-
neraiis species occecurrerit. idem Probus Valerium Äntiatem^) Ubrü
3) Dasz bei Griechen und Romern durch die Beschaffenheit ihrer
Personennamen leicht Verwechslnngen Tersohiedener gleich oder IhsHeli
benannter entstehen konnten , nnd dasi man anf UnterseheidiingsmiUel
bedacht sein moste , ist onaweifelbaft. Bei den Griechen sprechen fnr
diese Thatsache auch die Schriften über oftcs^fiot, wie des Demetrioi
ans Magnesia ofimvvikoi notrixal cvyyQuqjsCg t$ %al nolei-s. Was die
Römer anbetrifft, denen dazu noch die Vornamen so Gebote stehen i m>
habe ich (de Innio Gracchano I 8. 15) anf die Oekonomie im Citisres
sweier Gentilen bei Varro aufmerksam gemacht, der z. B. die beiden
Forcier , Cato nnd den Dichter Lioinos , in den Büchern de /. l»- ^
trennt, dasi er jenen stets ohne Gentilnamen, bloss mit dem Cognomen,
diesen dagegen nnr mit dem Gentilnamen bezeichnet. Ebenso scheint
derselbe den Verrins Flaccns nnd T. Valerins Flacons, flasMn tfarfisitf,
durch die Bevorsagnng des Cognomen bloss bei dem letzteren nnts^
schieden sn haben (Merkel Prol. O7. Fast. 8. XCV). Herts, wslcbtr
(Berliner Jahrb. f. wiss. Kr. 1842 Nr. 100 S. 794) gegen meine an Speng«
anknüpfende Ansicht über Varros Citiermethode allerhand Bedenken
Knszerte (gegen eins derselben s. Osann comm. sem. philol. Giss. «p^*
V 8. 9 A. 6), ohne jene Beobacbtnng eines Wortes sn würdigen, m
jetet wenigstens für Priscian über diesen Ponkt gleicher Meinong, n
PriscUn Bd. I 8. 380, wo im Text einfach Cauius citiert ist: 'Cswio«
Severus ni f., hunc enim Cassii nomine laudat Prise. VII § 55 »d«J^^*
slgnificari yidetur Villi § 53 (cf. Lindem, ad Charis. p. 70 «• ^.^
snae) • . 'Cassinra* yero «Eminem» pleno nomine et addito annaUooi UMo
aezies landet Prise., nt sciens oerte hone enm afferendi morem ns ni
qnidem desernerit.» Ein noch schlagenderes Beispiel gibt Priscisn cnrcn
seine Distinction der drei Terentier: S. 329 Tereii/ifis (der XoiDi*er;,
8. 331 rarro (Beatinus) in antiq. hum. Xlf. , AtacinuM quoque- ^^
selben Methode folgt anch Gellius : XV 14, 1 Q. (Caecflium) •''^
Nunddkmn in Nbro aeeusatianU in Valerimn Messailam terüo — * ^ ^^"^
A. GellMf ia des Nocles Allioae. 647
kiUorimrmm XXII $p€pomderami teripHue ammoUi^ü verbaque Hu$
kaec pamUi: Ti. GracckuM, gut guaeslor C. Mancmo in Hispanta fuf-
rag , ei ceieri qui paeem ipeponderani — GetlindnisBe die sieb öfter
bei IniialtsreferateB als bei wörtlichea Exoerpten finden , z. B. XIV 7,
13. 13. XIV 6, 3 Q. a. In der Regel aber aehweigt er aber die Uer-
kamfl aeiner Ezoerpte and Usst den Leser im Dankein, ob er sie £iner '
oder mehreren Qoeüen enllebnte, ob er sie in diesen bereits für den
vorliegenden Zwecii angewandt fand, oder ob er sie aas eigner Lectiiro
•In Beispiele and Beweismittel zusammenlas. Damit eröffnet sieb eine
Reibe verwiekelter Untersncbaogen , anter denen es geratben ist die-
jeeigen Fille yoranzastellen , wo Gellins nur zwei Quellen onabhingig
TOD einander benntzt and demgemiss aaeh gleicb genau bezeiehnet bat.
Der Anfang des 6n Capitels des HI Boeha lautet: per hercle rem
mirandam Arisioielee in sepiimo problemaiorum ei Piviarehus in oc-
ta»o Mfßmpo9iacormm dieii: st tuper palmae^ inquiuni^ arboris und die
mitgelheille Stelle sehlieszt: propierea^ inquii Pluiarchus, in ceria-
mmihms oaw. Die Stelle des Plularch steht Q. S. VIII 4, 5, die des
Aristoteles findet sich jetst im 7n Buche der Probleme nicht vor, es
gibt aber anch Plotarch keine Hinweisung anf sie, also hat Gellias
beide Schriftsteller onabhingig' von einander benntzt and demgemlsx
gleich genaa citierL — Aooh das bereits oben besprochene lOe Capitel
deaaelben Bachs gehfltt in diese Kategorie : denn obgleich es ein fort-
laufeedes Referat aus Varros Über I hebdomadum gibt, hat Gellias
$11 einen Zusatz aua Herodoiue in primo kieioriarum eingeschoben
nnd schon durch dieses genaoe Citat «ngedealet, dasz er ihn nicht bei
Varro vorgefanden. Dem widerspricht nicht, dssz der von Gellias
aelbat beigebrachte Hamenu so schlicht genannt ist, denn bei diesem
pflegt nie eine nähere Bezeichnung hinzuzutreten. — Nicht minder ist
hieher za zählen das schon von.Dirksen S. 53 IT. beleochtete 3e Capi-
tel des IV Baehs, wo $ 1 — 12 ein Bxeerpt aas Caelius Sabinus tu libro
quem de edieio aedilium curulium composuii steht, worauf % 13 — 15
■ut der Formel des Nachtrags non praeiereundum esi die Ansicht und
saletst die Worte Maeurü Sabini ex libro iuris citiiis seeundo folgen.
Beide Odilen sind, wenn die Schrift des Aelias Sabinus in Einern Buch
heslaod, gleich genau oitiert, wibrend die bei ihnen vorgefundenes
Labco, Trebatins, Servius gemisz der oben besprochenen Untersohei-
Ihuque (der Komiker), und ebenso sind VI 9, 12 (Valerius) Probtta der
Qramnuttiker aus Beiytus und Valerius Anäa* unterschieden. Wälirend
Gel lins IV 2, 3 Caelius Sabinus und § 15 MatuHus Sabinus schreibt, un-
terscheidet Ulpian (nach Dirksen a. O. S. 52 A. "lO) den jüngeren Sa-
binns als CaeHus von dem lUteren (M&surins), den er nur Sabiinus nennt»
Der Oegenstand yerdient in einer Lehre von den römischen Namen , die
naeh Vollendung dee Corpus inscr. Lat. zu schreiben sein wird, mehr
Berücksichtigung als ihm hier zutheil werden kann. Vgl. Huschke in
der Ztschr. f. gesch. RW. Bd. X S. 340. Merkel Pro!. Ov. Fast. 8. CIV.
F. Ritter: die Oekonomie des Tacitus im Gebrauch romischer Namen (Z.
f. d. AW. 1849 S. 300—310) und Tac. opera prooem. e. 83, daanPfit»-
ner in d. Z. f. d. AW. 184S & 1114 ff.
648 L. Mercklia: die Citiermethode «d Oo^liMbenutsang
danf Ton HavpU »Ad secandirer QaelU olwe Angabe ihrer Mnhn
•vftreten. — Dagegen bleibt ea angewia, ob IV 4 neben dem anScUMi
§ 4 genannten Neratina in libro quem de nupHis compoteü aiek
Servins Salpiciua in libro quem teripsii de doMus, obwol aoi iha
allein wörtlioh referiert wird , benatzt worden iat oder aicb bei Nen-
tioB vorfand: deno Dirksen (S. 43 A. 51) bat nach Groaors Vorgaif
bemerkt , daaz sich Servins Dig. XII 4, 8 bei Neratina /. // mee^nm-
rum citiert findet, und, da eine besondere Schrift des Neratios de aif •
• fiis nicht bekannt ist, vermutet, Gellina habe einen Absehniit jeacs
grösseren Werkes mit einer Monographie Ober das Ebereeht venreob-
seit Cdie Wirksamkeit der Ehegelöbnisae'* S. 98 ff.). — Deoüich md
wiederum zwei Quellen benutzt VI 3, 7 if. Caio . . oraiiöuim mek-
tarn di'cil, quae et $eoreum feriur imcripiaque esi pro Rkodiensam
et in quintae originis libro tcripta e$t (vgl. XIII 35 , 15 ilideii Cäo
ew originum VII in oratione quam contra SerfHumGalbam äigit)ui
§ 8 Tiro TuUius . . episttUam con$erip9it ad Q. Axium . . »n fM liii-
met 94ius est orationem istam pro Rkodiensibue acri subtiliqne mii-
eio percensuisse. Denn obwol Tiro die von ihm ^getadelten Stellei d«r
Catonisehen Rede meist selbst angefObrl hatte, trigt Gellins % 49.50
(eerba adeo ipsa ponemus Caloni»^ quoniam Tiro ea praetermifH)
wenigstens ^ine nach , nnd die Schlnaaworte § 55 ndihigen ebeafallf
au der Annahme, dasa er beide Schriften benotat hat, denn es fllUder
Acoent auf totam in den Worten qiti et orationem ip$am totamCe-
tonis aceeperit in manusy nnd dies steht gegenäber dem per tun
quippiam nudumque sumpeit quod obtrectaret § 54. — VI 15 bestdil
ans einem Inbaltsreferat aus Labeo in libro de duodecim tabulis ieceado
nnd ans Worten des Q. Scaevola in librorum de iure civiliXVL Bei
der Verwandtschaft des Inhalts mit XVII 7, dessen gesamtes Htleriil
Dirksen S. €0 mit gntem Grunde ans dem daselbst § 4 genanatsa Nigi-
diua f^ tertio pieesimo grammaOcorum commentarioruM ableitet,
könnte man an diese Quelle auch hier an denken geneigt seia. Aber
obwol Labeo nnd Nigidius. auch XIII 10 neben einander stehea, dirf
doch ein rein juristisches Thema den grammatischen Bfiohern des lett-
teren nicht augeschrieben werden. Ea bleibt alao nnr die unabbiagif*
Benutzung des Labeo nnd Q. Scaevola Obrig, zu welcher Anaibne
aneh Dirksen A. 103 neigt, freilich mit dem Einwände, es könne Labeot
Xlltafelcommentar die Verweisung auf die Schrift des Scaevola eatbal-
ten haben. — - Ebenso dürften VII 13, 1 Servins Sulpicius «a Ubrode
sacrii deteitandis secundo und § 5 G. Trebatius in libro de reUgiMi'
bu$ secundo unabhängig von einander angeführt seia: denn ohwollhn
Sehriflen verwandten Inhalts waren, wird doch aus jedem ein aoderes
Wort, dort testamentum, hier sace^iim genannt, das sie fOr eis CO0-
positum hielten. Uebrigens sind beide Zeitgenossen und komneo so
auch IV 3, 9. 13 in dem Referat aus Caeliua Sabinus vor (s. oben).
Sollte darum etwa auch an unserer Stelle das Citat beider ans eioea
angenannten Dritten atammen ? — Ferner ist klar dass VII S »owol
Chrysippus mqi nqovotag quarto^ als nach Cicero «n libro q^i''^ ^
des A. Geltns in den Noetes Auieae. 649
/Wl9 cou$erip$$t^ jeder fAr sieh and nidit der eine bei dem abdern,
Gellitts Torgelegen beben : denn obwol Cicero , wie das Fragment sei»
ner Scbrifl § Id zeigl, Chrysippos beraoksichtift hat, so ist es doch
gtmz gegen seine sonstige Sitte, sahlreicbe Stellen ans griechischen
Schriften im Original aafzunehmen. — XI 1 stammt zum grossem Theil
bis S 6 ans Varro in uno eicesimo rerum huptanarum^ der aber die
•Ite muUa nach sonst gesprochen hatte, L. L. V 177 and quaeti. eptai,
L I hei Festvs n. muUam S. 143. 145. Darauf wird die Ansieht der
tmrba grammaiicorum novtcia erwähnt, die GelUos anderswoher
kannte, und mit einer Stelle aas M. Cato in quarto ortginum geschlos«
sen , der multam facti fdr m. dicit gesagt hatte. — Das 12e Capitel
des XIII Bachs beginnt mit dem Citat: m quadam episiula Aiei Ca-
piioni9 scriptum legimus. Von § 5 an folgt eine wörtliche Mittheilang
ans Jf. Varranis verum humanarum uno et eicensimo Übro. Allerdings
ist das Yerbfiltnis der coniecianea des Atejns and der Varronisohen
quaesiiones episiuUcae ein eigentbamliches , worabeir Dirksen S. 67
A. 129 eine annehmbare Verfiintung ausgesprochen hat, and die Worte
Capitos § 2 nisi quod iuslum sanctumque etje in Romanis antiquita-
Mus legissei scheinen anf die Varronisohen aniiquiiaies hinsodeuten.
Aber hier sind nicht die coniecianea des Atejns, sondern eine epistuks
genannt, deren anbestimmte Beseichnnng (qu€uiam) nicht nothwendig
eine unmittelbare Benatzung ansscblieszt, und Varros Schriften gebdr-
ten zu den von Gellins selbständig gelesenen. Freilich erscheint auch
hier § 5 das anderswo trflgerische posiea^ aber verbunden mit enar-
raiius scriptum invenimus. — In XVI ö ist die Realdeflnilion von
9e9tibulum des C. Aelius Gallus in libro de significatione perbomm
qnae ad ins civile pertinent secundo vorangestellt, dann heiszt es § 4:
quae porro huic vocabulo ratio stl, quaeri multum solet^ sed qnae
scripta iegi^ ea ferme omnia inconcinna aique absurda eisa sunt,
Dnfflr folgt eine Mittheilang aus dem Munde des Snipicias Apollinaris,
aber in directer, nicht in abhängiger Rede, wobei es unmöglich ist
die etwaigen Zuthnlen des Gellius auszuscheiden, und ebenso bleibt es
nngewis, ob dies ans einem Gespräch mit Snlpicius referiert ist, oder
■nr angebliche Einkleidung eines bei ihm 'oder einem andern Gram-
matiker vorgefondenen Stoffes. Es sind gewis zwei Quellen benutzt:
denn schwerlich standen die Dicbterstellen bei Aelius Gallus (s. über
ihn Mommsen im rbein. Mus. XIII S. 5ö8), die zweite ist als eine
nfindliche nur mit dem Namen ihres Organs bezeichnet. Ebenso II 2, 11,
wo Taurus als mündliche Quelle neben (% 13) Claudias Quadrigarius
e^ annaii sesto erscheint. — XVI 12 wird die Ansicht des Cloatius
Verus verborum a Graecis traclorum libro Uli aber faenerator ino
tov ipeUvea^ai als insulsa verworfen , und ihr gegenübergestellt M.
Varro in libro iertio de sermone Latino: faenerator a faenore^ fae^
nus autem a fetu (Paalus n. fenus S. 66. 94), der schwerlich bei Cioa^
tios erwähnt sein konnte; sondern beide hat Gellius selbständig benutzt,
daher auch mit gleicher Genauigkeit citiert, dagegen die bei diesen
seinen Quellen genannten, Hypsicrates bei Cloatius, M. Cato bei Varro»
Jahrb. f. da». Philol. Suppl. Bd. III. Hft. 5. 44
V •
650 L. Mercklia: die CUiMMlMto aad QadiMb«raUing
seiner SiUe genifls aifeoae. Preilioli wird Hrpsicrales eech r«
Varro L. L. V 88 ciUert, was oatttrUeh nicht beweisl daai Cioatias ib
daher kannte (vgl. sonst Gr&feahan in Z. f. d. AW. 18t7 S. 31 f.). -
In XIX 8, 7 wird aas C. Caesar de analogia ad M. CieerwMm liko
primo ein wörtliches Citat mitgetheilt, worin der Singular won qfu-
drigae and der Plaral von harena als sprachwidrig beseiohael »ini
Diese von Caesar besweifelle nnd also nicht gekannte Form wird ab
raris»ifnum § 17 ans /t6ro stUurarum Jf. VarroniM qui inscripha eU
Esdetneiicui beigebracht. Die Stellen des Plaotns und Enaias werden
aas Caesar sein oder aus der mAndlichen Hittheilvng des Froato.
Von der im Obigen nachgewiesenen Methode bilden aar eiw
scheinbare Ansnahae die Doppelcitate mit ei and iiem, Gdlias vor-
bindet mit diesen Partikeln awei Schriftsteller oder swei Werke, <tia
er nicht anabhängig von einander, sondern das eine ans dem asdera
kennen gelernt hat, so dass die mittelbare and nnmitfelbare Qtt^^^
unter dieser Form saaammentreten, ein Gebrauch der auch anderwailif
beobachtet ist (s. 0. Jahn im rhein. Uns. IX S. 639. Festes S. 310^
Varro ei Euhemems t=3 ex Euhemero Varro) und selbst im Grieeki-
seben seine Analogie hat (Preller au Polemon S. 146). Dabei ist ei
nun bemerkenswerth, dass Gellius dem sonst beobachteten Untersclriade
awischen der Hauptqaelle und der secnndfiren in der Regel (die bei
ihm, wie alles, ihre Ausnahmen hat) tren bleibt, indem er aur die eiae,
gewöhnlich der Reihe nach cweite, genan citiert. — 111 9^ 1 travmi
Basiüi in commeniariis stHS, tiem lulius Modesius ti» sectmdo qeo»-
Oanum confusarum hinioriam de equo Seümo traduni, % 8 kwc
equum Gat>iu$ Bassus eidisse se Argis refert. Den ZeitverhiilaiffaB
nach konnte eher Bassus von Julius Modestn^ citiert sein als amfe-
kehrt: denn Bassus sah jenes Pferd in Argos 43 v. Chr. nad Modeatos
war Libertas des Hyginus , eines Liberten des Augnstns (Soet. de ill-
gramm. 30. Roth in Heidelb. Jahrb. 1845 S. 6ßS). Anderseits ist es
aalfallend,' dasa die Qbrigen Anfahrungen des Bassus bei GeJIios tbeiff
genan sind , theils eine selbständige Bekanntsobafl mit ihm verrakbea,
•o das« man xweifelbaft werden möchte, ob hier die Rege! oderdte
Ausnahme vorliegt. -^ X 15, 1 caerimoniae imposiiae ßammi diali
muHae^ üem castus muliiplices^ quo» in librii qui de sacerdetibftf
pfUfUcis composiii stm<, iiem in Fabii Picioris Ukrorwn primo scrif-
tot legimus. Aus dem ersten Buch des Fabius (de iure ponüßdo.)
theilt Gellius I 13, 14 die Formel bei der Caption der Vestalfo mit, oad
aus dem 16n Buch Nonius S. 544 , 34 eine sacrale Vorschrift (s. Lab-
bert comm» pontificales, Berlin 1859, S. 60 IT.), wonach das Werk als
eine Fandgrnbe fdr die Kenntnis des heiligen Rechts erscheiot, deaseo
Urkunden Gellius daraus seinen Lesern übermittelt. — XI 1, 1 7^^
t^ hisioriie quas oraiione Graeca de rebus populi Romani compotiu^
ei M. Varro in anüquiiaiibus rerum kumanarum. % b ff. Ftfrrtf ta
fffio Heesimo rerum humanarum. Timaens, den Gellius niebt ^^^
citiert, erscheint als Gewährsmann des Varro auch bei Ceneorioof da
die nat. 3 und vieileieht auch 31 (s. 0. Jahn xu beiden StelM' -^ ^^
des A. flellius in den Nooles Attioae. 651
Form if t CSelliii zwefimal nnd wol itieht ohne Grund ib^ewiohen.
IV 5, 6 ea kittoria de hart$spteibus ae de 9er$u isto senario scripta
est in annalibuM maximis^ Ubro undecimo^ et in Verri Fiacei libro
primo rerum memoria dignamm. Aus Fleckeisens Jahrb. 1859 S. 417
sehe ieh dass anch Hnüenan, dessen diap. crit. de annaliboa naximis
mir niebt Koginglich ist, wie es scheint, ohne nähere GrQnde anzu-
heben, der Ansicht ist, Gellius habe die Ertlhlung nur aas Verrios
Flaocns entlehnt. Die Abweicbong des Gellius aber, hier anch bei der
mittelbaren Quelle, die er ebenralls nie wieder anfahrt, das Buch zu
citieren , wird gewis aaf dem eigeuthflmlichen Verhfiltnis beruhen ,~~ia
dem die Annalen zn den Bachern des Verrius standen , deren ein jedes
ihrer vielb umfaszt zn haben scheint, wie sieh ein solehes mit noch
grösserer Wahrscheinlichkeit in dem zweiten Falle roraussetzen liszt,
XIV 8, 2 Jf. auiem Varro in quarto epistuUearvm quaestionum et
Ateius Capiio in coniecianeorum VIIIF, Dirksens Ansicht (S. 66 und
A. 139) dasz die coniectanea des Atejus Varros viertes Buch der epist.
guaest, *sei es vollständig oder ihrem wesentlichen Inhalte nach als
integrierenden Bestandtheil umschlossen haben', ist mir, je weiter ich
das Verhältnis des Atejus zu Varro verfolgt habe, desto glaub wflrdtger
erschienen (vgl. s. B. Piin. N. H. XVIII 11, 107. 108), und Gellius würde
demnach durch diese beiden Doppeicitate nicht sowol die mittelbare
und unmittelbare Quelle als vielmehr eine nähere Bestimmung der zu-
erst genannten haben angeben wollen , etwa wie wir .ein Citat im Text
durch eine Anmerkung unter demselben zu vervollständigen pflegen.
— Uebrigens sind von dieser Form des Citats wol zu nnterscheiden
solche , wo mit et verbunden werden zwei gleich genau bezeichnete
Quellen : VII 5 , 10 in Q, quofue Ennii tragoedia quae inscribitur
Alexander et in satira M, Varronis quae inscripta est dlg naidsg ot
yiqovxsgy oder zwei gleich unbestimmt erwähnte: I 13, 10 a Sempronio
AseUione et plerisque aliis historiae Romanae scriptoribus traditur.
IV 1}, 14. IV 12, 3. VI 14, 10 Rvtiiius et Poiybius^ welche wol ans dem
% 6 genannten M. Varro stammen, der Folybius anch L. L. V 113 abfahrt
(dasz Rntilitts bei Hacrobius Sat. I 16, 34 aus Varro geschöpft habe,
ist Mommsen r5m. Ghron. S. 254 A. 51 nicht zn glauben), XIII 23, 1.
XVI 9, 1, oder die Verbindung durch et . . et: VI 1, 1 et C, Oppius et
Mius Hyginus aliique qui de tita et rebus Africani scripsemni, X 1,8
et Varro et Tiro^ XIII 20, 17(?). XIV 2, 1. XVII 11, 1, und die noch
verschiedenere durch et alii . . et: IV 9, 2. VII 14, 5, obwol ich nicht
leogne dasz auch unter diesen Formen einzelne Doppeicitate in der
obigen Bedeutung versteckt sein mögen.
Die geringe Zahl von Beispielen, mit denen die obigen Sitze be-
legt worden sind, läszl schon erwarteir dasz die genannte Citiermethode
keine aberall berschende ist , dasz sich Abweichungen einstellen wer-
den , mögen dieselben durch nns bekannte oder unbekannte Ursachen
gerechtfertigt sein oder nicht. Es Andet nemlioh von beiden bespro-
chenen Gewohnheiten auch das Gegenthell statt: es ist nicht nur die
unmittelbare Quelle ungenan , die mittelbare genan citiert , sondern es
44*
652 L. Merokliii: die Citiemielkode and QaeHeobenatanng
sind aucli xwei in demseVben Absebnitt unabbingtg von einander be-
nnUte Qaellen nicht gleich genau bezeichnet. Beispiele der ersten
Art aind folgende: VI 9, 11 Aelium quoque Tuberonem Ubro ad C,
Oppium scripta occecurrii dixisse Proinu adnoiatii ei haee iius
verba appomit . . idem Probu$ Valerium Aniialem Ubro histariarum
XXII speponderant scripsisse annolanü verbaque eius haee poiuU,
Vielleicht stammt aus Probus auch § 9 pepqsci tquague^ non popo%ci
Valerius Aniias Ubro annaUum XLY scriptum reUquit und aoch
manches andere Beispiel. Dennoch ist die Schrift des Probas, die
Uauptquelle des Capitels, mit keiner Silbe genannt. Dasx aber Gelliu
den Probns nicht etwa aus zweiter Hand kannte, sondern selbstindi;
benutzte, zeigt auszer mehreren genauen Citaten desselben {%. deo
Index) die Bemerkung XV 30, 5 ego cum Probi multos admodum com-
mentationum Ubro$ adguisierim^ neque scriptum in his tnreni nee
nsquam alioqui Probum scripsisse eredo, — X 20 wird eine Definition
des Atejus Capito ohne Angabe seines Werkes miigetheilt ond darai
eine Erörterung geknüpft, in welche Stellen ans Lucilius in primo
saiurarum Ubro und aus Sallustius in secunda bistoria eingelegt siDd,
mögen sich diese nun bei Atejus gefunden haben oder, was wahr-
scheinlicher ist, aus Gellius eigner LectOre stammen, womit das Capitel
unter die zweite Kategorie fiele. Jedenfalls ist Atejns die unmittelbire
oder eine der unmittelbaren Quellen. — XIII 18. Die abgeleitete
Quelle oratio M. Catonis Censorii de aediUbus t>itio creatis^ welche
Gellins aus dem Briefe des Erucius ClarUs an Sulpicius ApolliaBfift
mit dessen Antwort kannte, ist genauer oder wenigstens ebenso genta
bezeichnet als dieser. — XIV 3. Die Schriften de officio iudieis wer-
den § 1 nur ganz allgemein bezeichnet; als Quelle parfieller BelebraDflf
§ 2 lex luUa et Sabini Masurii et quorundam aliorum iurisperito-
rum commentarii genannt , aber nicht als Quelle der generalia pras-
ceptay unter denen § 20 praecepla Aelti Tuberonis super officio iu-
dieis^ quae nuperrime legi (bei Hertz im Index nicht namentlich mfge-
fuhrt) ausgezeichnet werden , lauter nicht ganz bestimmte Angaben,
dagegen genau § 21 M. Catonis oratio quam pro L. Turio contra Cn.
Gellium dixit^ aus welcher erst ein Inhaltsreferat und dann § 36 die
bezfigliche Stelle wörtlich folgt. Benutzte freilich Gellius die Schrift
des Tubero nicht selbstindig (aber den er XIV 7, 12. 13 ans den eos-
iectanea des Atejus referiert), so kl&rt sich damit die Sache auf. —
XVII 4. Dasz der § 3 genannte M. Varro (nach Ritschi im rhein. Mos-
VI S. 514 in den imagines) nicht nur fär die Angabe aber Earipides,
sondern auch für das vorangehende (§ 1. 2) über Pbilemon ond Me-
nander Quelle war, habe ich (rhein. Mus. XIII S. 465) wabrscbeinlich
gefunden. Die folgenden Angaben des Apollodorus •» Ubro qui chro-
nica inscriptus est fand Gellius wol auch bei Varro, der L- ^*
105. VI 2 ebenfalls den Xpotlodor ciüert; dasz Gellius diesen, der
nur hier und nicht wieder erwähnt ist, nicht selbst benutzte, st^^^
auch daraus hervorzugehen, dasz er sein Werk chronica ^ das ner
Bücher umfaszte, nur allgemein und eigentlich falsch in Ubro ^
des A. Gellias io den Noctes Atticae. 653
chronica inscriph$s esi eitiert; dennoch ist diese Angabe genauer als
die der anmittelbaren Quelle, des Varro. Unter Vergleichang ron
XVII 21, 43. 46 M, Varro in lihris de poetis (welche Ritsehl a. 0.
S. 515 freilich aaf die lateinischen Dichter beschränkt) dürften diese
and nicht die imagines auch an unserer Stelle gemeint sein. Die
Uebereinstimmnng mit Qaintillan X 1, 72 hindert daran nicht: denn in
den betreflTenden Theilen'der imagines wird manches wie in jenen
Bachern gelautet haben. — XVII 13. Am Schluss § 10 wird auf
P. Nigidii commeniarü grammaiici als ergiebigste Quelle fdr die
Bedeutung der Partikel quin verwiesen, nachdem früher § 3 ff. Stellen
aus terUa und secunda origine M, Caionis , Quadrigarius in octaro
annaliumy iiem in sexio annali ganz genau mitgetheilt sind, die doch
wahrscheinlich alle ans — Nigidius stammen, oder falls sie nicht daher
stammen^ vermiszt man bei diesem das Buch der commeniarii^ das
Gellins sonst gewöhnlich anzugeben pflegt. — Der zweite Fall wird
Terlreten durch folgendes Beispiel : XIII 10. Genau bezeichnet ist als
Quelle der Definition von soror Labeo Antistius in quario ad edictum
praeiorii libro , dagegen als Urheber der Definition von frater P. Ni-
gidius, sa und nicht näher. Beide scheinen selbständig benutzt zu sein^
und die grammatischen Commentare des Nigidius behauptet Gellius XII
14, 4 eifrig gelesen zu haben. Da Nigidius im J. 710 d. St. starb und
Labeo 769 am Leben war, so konnte er von diesem eitiert werden, wie
er auch einmal bei Gellius III 10, 2 in einem Referat aus Varro er-
Beheittl , und in diesem Fall wäre die Verschiedenheit der Anführung
gerechtfertigt.
Aber Gelliua bleibt bei der Zweiheit der Quellen nicht stehen,
er verbindet in 6inem Abschnitt die Angaben und Worte von drei und
mehr Gewährsmännern, und damit wächst begreiflicherweise die Schwie-
rigkeit, sowol die unmittelbaren von den mittelbaren Autoritäten zu
unterscheiden, wie auch einer jeden ihr Eigenthum znzntheilen: denn
es dauert zugleich seine Gewohnheit fort, ficht bei jedem Referate
sogleich die Quelle desselben namhaft zu machen, sondern erst am
Schlusz des Abschnittes diejenige zu nennen, aus welcher der Anfang
stammt, und indem sich dazu noch das unten zu bes{)rechende Ver-
schweigen seiner Fuhrer gesellt, liegt nirgend mehr die Gefahr einer
Täuschung nahe, da man sich bei der Anwesenheit vieler Namen auf
^inen oder einige derselben den sie umgebenden Stoff zurückzuführen
für berechtigt hält. Anderseits eröffnet sich, auch bei der Vermeidung
dieser Gefahr, eine weite Perspective, die oft je länger verfolgt, desto
mehr in Nebel sich auflöst. Wir gehen auch hier von den einfacheren
Fällen zu den schwierigeren über. — 13. Zuerst wird aus den /i6rt
eorum qui viias re$que gestas clarorum hominum memoriae manda-
eeruni die Rede des Ghilo mitgetheilt, die er kurz vor seinem Tode
an seine Freunde gerichtet, und an deren Inhalt anknüpfend § 9 gesagt,
dasz et alii deinceps mulli philosophiae sectaiores^ ut in libris eorum
icriptum est, untersucht hätten, ut verbis quae scripta sunt ipsis
utar^ bI tu ßoff^stv x^ (plktp na^ic xo dlnaiov xal iü%((i Jtoaov «oA
654 L MerckUo : die Citiermeifaode aud Qaelle&beooUoBg
9poUt» Das deutet mit Nothwendigkeit aof eine griechisebe Qodk, nd
diese dArfte in dem erst am Schlosz § 31 genannten Plafarchos m Ubn
9UqI ^Ifvxqg primo gefanden sein , aus dem XV 10 ein Referat Ober dii
Todesart der Milesischen Jungfraaen gegeben ist. Dean er allein, aad
nicht die übrigen in unserem Capitel genannten Qnellea, geh5rt u
denen qui tilas resque gesias clarorum hominum memoriae numio-
perunL Dieselbe Sache berichtet kQrzer Diagenes La€rtius 1 3, 3.
lieber jene Frage, wie weit man dem Freunde helfen mOsse, beisit«
dann § 10, habe Theophrastus gehandelt, Mi rede meminimuty in Ubn
de amiciHa primo^ welches Buch Cicero in seiner Schrift de amidtii
benutzt, die betreffende Frage aber zu summarisch berührt hibe, wo>
bei Ciceros Worte (17, 61) angeführt sind. Daran knOpft Gellios % H
Ausstellungen über die mangelhafte Bestimmung bei Cicero and Theo-
phrast selbst ($ 22, auf welche er spiter S 29 mit den Worten qMi
ego nos in prima iractaius isiius parle desiderare dixeram xorfiek-
weist) und bringt die bezügliche Steile dieser wörtlich bei, % 36.
Unmittelbar darauf folgt ein fihnlicher Ausspruch des Farorinos (ob
ein mündlicher oder schriftlicher ist nicht gesagt) , und dann die Forl-
setzung der Theophrastischen Erörterung, Nach der Art wie die drei
Gewihrsminner Plutarch, Theophrast, Cicero citiert sind ond wegen
der wörtlichen Hittheilungen ans ihnen bitte man bei allen auf elM
selbständige und unabhängige Benutzung derselben zu schliesieo.
Aber der Umstand dasz Gellius Worte des Theophrast anfahrt ud
doch ungewis ist, ob sie in dessen erstem Bach de amiciHa ftindeji,
wie klärt er sich anders auf als unter der Annahme, Gellios habe jeee
Worte einmal bei Theophrast gelesen, jetzt aber bei eiaen «adero
Gewährsmann vorgefunden, wo sie eben nicht genau citiert wirea.
War dies etwa Plutarch , so dass auf ihn alles mit Ansashae der
Stelle, des Cicero und Favorinus zurOckzuffihren ist? AherirenipW
das § 20 über Ferikles berichtete scheint nicht Flutarchisoh sa sein,
denn sein Ausspruch iit ulv fSvfucgunuv toig iplloigf iH^ I^W^
xäv Ocmv lautet bei Pluarch immer d. /». ff. t. (p-i* I^^XQ'^ ß^^.V'.
(apophtb. reg. Fer. 3. de vit pud. 6. praec. ger. rei* p. 17)- Vieliejchl
hat der ganz gelegentlich und erst spät genannte Favorinus, welcben
Diogenes La6rtius viel benutzt hat und der seine Quelles aDiagebea
pflegte (Diog. L. V 2, 12) , zu unserem Capitel mehr beigesleoert ai«
der Augenschein verräth, was nach der hohen Achtung, in welcber er
.bei Gellius steht, um so glaublicher sein dürfte. — 1 12; ^'^^ ^^^l!*'
guogen, Gebräuche und rechtlichen Folgen der Caption eioer VesU
werden nach Labeo Antistius , als dem genauesten Schriftsteller a
diesen GegensUnd, dargestellt (§ 1 — 12) und dazwischen § Y'd
eine Notiz aus Capito Atejus vervollständigt. Die ^^^^^^ ^^g
Capitels bilden Angaben über den Sprachgebrauch von ^'/"'.f p**^^
Captionsformel , wie sie enthalten war in libro primo Fabii °*f*?"j
welches Buch wir schon oben aus X 15,1 als Quelle «olcher Vorauf«
kennen gelernt haben, dann ala Belege für die Ausdehnung des no
auf die Wahl des fiamen diali9p der oti^ras und pontißces swai
des A. Gellias in den Noelas Attioae« 655
ien aas L. 8alU remm geiiarum Uhro tecundo and N. Cato de Lusi-
iamt cum Sert>ium Galbam aceusavii. Endlich § 18 wie oben die
Noiis aus Capito, gleichfalls mit eioem praelerea aogeknflpfl, eine
Angabe über das Erbrecht der Veatalen in eommeniarü$ LabeoniM
quae ad duodecim tabulas composuü. Nach der sonstigen Gewöhn»
heil des GeHins zu nrleilen musa das auletzt genannte Werk des Labeo
•la dasjenige gelten , aas welchem das Referat unter seinem Namen
herstammt , das die erste Hälfte des Gapilels einnimmt ; der ans Atejns
Capito eingeschaltete Znsata, welchen Dirksen S. 67 A. 132 dem An«
schein nach nicht unpassend mit einem ähnlichen ans Masnrins Sabinus
in dem forllaufenden Referat ans Fabins Pictor X 15, 18 Tcrgleicht,
erinnert .aber an XII 13, wo in quadam epistula Aiei Capiioni* über
denselben Labeo ansführtich gehandelt war. Scheint sich hienach nicht
daa Verhältnis, welches wir oben zwischen den conieclanea des Ate«
j«a und einem Briefe des Varro antrafen , auch anf die Commentarien
«loa Labeo an den XII Tafeln ausindehnen und sind etwa die con^
ieetanea des Atejus mit seinen epishüae identisch? SchmeUen so
die beiden Autoritäten des Labeo und Atejus fast in 6ine ausammen,
so bleibt noch die schwer zu erledigende Frage übrig, woher die drei
Belegstellen aus Fabins , Sulla und Cato stammen, ob sie trotz der ge-
nanen Citate dem Labeo (oder Atejus) in Reehndng gestellt werden
oder eben wegen dieser als eine Frucht der selbständigen LectAre des
Gellius angesehen werden sollen. — Dennoch fällt von hier ein Streif-
licht anf das in seiner Construction und dem Bestände seiner Quellen
ähnliche fünfzehnte Capitel des X Buchs. Dem ersten Buch des Fabins
Fiotor begegnen wir hier in einem Doppelcitat an der Spitze, worauf
ein zusammenhängendes Referat ans demselben aber die Observanz
dea ßamen dialis § 4 — 30 folgt, welches von jenem Zusatz des Ma-
snrios Sabinus § 18 unterbrochen wird. Aber ein wesentlicher Unter-
schied zwischen beiden Capiteln entsteht dadurch, dasz das Citat aua
Masurius nicht, wie I 12, 18, am Schlusz unseres Abschnitts durch
eine wiederholte nähere Verweisung anf ihn verstärkt wird, sondern
den Schlosz bilden unvermittelt zwei kurze wörtliche Mittheilungen,
eerba praetorin ex edicto perpetuo de fiamine diali et de sacerdote
Vestae (von Dirksen S. 67 nicht erwähnt) upd verba M, Varranis ex
seamdo rerum divinarum. Die letztere sieht nicht danach aus, als
ob mit ihr die Hauptquelle des Abschnitts angedeutet sein sollte, und so
bleibt es auch hier unbenommen an Labeo und Atejus Copito zu denken:
denn jener hatte mindestens vier BQcher ad edictum praetorii gescbrie*
ben (Gell. Xlll 10, 3) und dieser, wie ans Plutarch Q. R. 50 il'A]tii'£og)
nn ersehen, aber den flamen dialis gehandelt. — Ein wahres Schau-
fenster Gellianischer Belesenheit ist das 16e Capitel des 111 Buchs , in
dem sich zugleich die einzelnen Absätze der Compitation ziemlich
deutlich verfolgen lassen. Der Gegenstand desselben, die menses
genitales^ sind in den ersten 12 Paragraphen abgehandelt, von wo
Nachträge und Zusätze folgen. Was wir zu erwarten haben, sagt der
Bittgang: et medici et philosopki üUvstres de tempore humani partue
656 L. MerckKo: die Cilierinelbode ond QaeUdnbmraUaiig
quaesivermtU, Demgaroisi findeo wir eiiicrt % 6 Varro mi Ubro ftärlo
decimo rerum divinarum und bei ihm Aristoteles (vgl. § 13), dm
Gellius Dicht weiter oacbfegangeu ist, § 7 liber ÜippoeraiU fvi ts-
»cripius esinsgl TQoq>ilg^ und § 8 dessen CommeDtator Sabiaas; Yoriu-
Ifbschickt sind Stellen aas Plautos Cistellaria, ans MeDaaders Plocim
und dem gleichnamigen StQck des Caeeilins ; es folgt derAossprseh
des Varro aber die beiden Parese , Nona nnd Decima , nad die 4«yoo
abweichende Angabe des Caesellios Vtndex in lectionibns iui$ onH-
qttii, begründet aaf einen Vers aus Livius Odyssee. Von dieser Ut-
terarischen Aasbeute (^guae icripta in Ubri* Itgi) onterscheidet Geliias
(nachtriglich , praeiereoi) % 12 ein durch einen streitigen Vorfall sei-
ner Zeit veranlasstes Decret Hsdrians, welches auch die im elfkeo
Monat erfolgte Geburt als gQltig anerkannte, das er selbst gelesso hat,
nnd schlieszt entsprechend dem Eingänge: tu eo deereio Uadriama
ttf staiuere se dicit^ reguisitis veierum phäosophorwn ei medieorum
iententiis. Ist Gellius hier wie sonst seiner Gewohnheit gefolgt, die
Hsnptquelle snletst xa nennen , so scheint es aoeh nicht UDnOgUch,
dasa der mit seiner Gelehrsamkeit prunkende Kaiser in jeaen Decret
wenigstens auf einen Theil der Autoritäten sich berufen hatte, die Gel-
lius uns Torfahrt: denn der einsige unter den genannten, dem massie
sonst beimessen könnte, Varro, hat weder SabinuS) dea Ldirer des
Galenus , noch Caesellias Vindex citieren können. Unter den Nacb-
trftgen folgt § 13, mit hodie quoque forU legimus eingeföbrt, eine
Stelle aus Varros Satire Tesiamenium^ wahrscheinlich sus Geliias od-
mittelbarer Kenntnis, dann § 15 Verse aus Homer Od. l 248 ff., wo der
Ausdruck nsgutXofiivov d' ivunnov sn( den swölften Monat der Ge-
bart gedeutet werden könnte , was aber Favorinas durch die Ister-
pretation non confecio ease anno^ sed adfecio aurklärt, uod dieser
Gebrauch von adfecius wird gleich aus Cicero de provineOs amfu-
laribus gerechtfertigt. Gellius kehrt weiter § 20 su dem Bache des
Hippokrates surQck, um eine Stelle wörtlich mitzutheilen, die er (wahr-
scheinlich nach Sabinus) lateinisch erklirt, theilt § 21 aus eigner Er-
fahrung eine Streitfrage der römischen Juristen mit, ob ein nach der
Geburt im achten Monat sofort verstorbenes Kind das tua trium Uht^o-
rum EU Stande bringe, und gibt wieder anknapfend an die Homeriseka
Stelle {quoniam de Homerico annuo parlu ae de undecimo mense
diximus quae cognoteramus) einen Nachtrag (visum est non
praeiereundum) aus Plinii Secundi Ubro septimo naturalis kiMtoriai
aber eine Geburt im dreizehnten Monat, woran sich noch eine aicbl
lur Ssche gehörige Notiz ebendaher anhifingt.
Viel grösser ist, wie gesagt, die Zahl der Abschnitte ia ^eU^
Gellius, statt seine Quelle oder seine Quellen zu nennen, dieselbea nur
unbestimmt andeutet oder auch gSnzlich verschweigt. Doch sind ao»
hier manigfache Grade dieser Unbestimmtheit su unteracheideo. ^f
geringste flndet statt, wenn ein Schriftsteller als Quelle geoaDotiftt
oder als solche betrachtet werden darf, ohne dasz zugleich dal b^
nutzte Werk desselben namhaft gemacht ist. Und zwar geschieht dies
des A. Gellifis id den Noetes Attioae. 657
nicht bloBZ da, wo irar^'^iD Werk vorhaaden oder die Ergiaioiig des-
selbea vermöge des bebaodeUen Gegenstaades dem Leser aozamaten
war, wieThncydides 1 11, 1 oder Cbares V 3, 3 oderLaereiias V 15,4,
aoodero gerade bei Polygrapben wie Aristoleles II 12, 1. III 16, 1.
X 3, l. XV 26, 1, Caio IV 12, 3 (vgl. VI 22, 3), Cicero I 11, 16.
II 17, 1. XI 11, 1, Nigidios U 26, 19. IX 12, 6. XI 11, 1, Varro 1
20, 4. 8. II 28, 2. III 14, 1. VI 14. X 7, 2. Wie wir ans in soicben
Fallen, wenn nur die Scbriften der Verfasser erbalten sind, dennoob
anrecbtünden können , so rermocbten es die Zeitgenossen des Geliias
in viel grösserem Umfsng, wenn nicbt wiederum die geringere Ver-
breitung der Utteratur damals die Lüekenbaftigkeit derselben in der
Gegenwart mag aufgewogen beben. Ein stärkerer Grad von Unbe-
alimmtbeit ist es, wenn statt des Scbriftstellernamens obnie Werk
bloax die Bezeichnung der Schriftgattung im allgemeinen eintritt.
Diese allgemeinen Beseicbnungen dienen eber nicht bloss , wie Dirk-
sen S. 41 ansunehmen scheint, als Einleitung, um von ihnen zu con-
ereien Gewährsmännern fiberaogehen. Wir beschranken uns darauf
Bar solche Fälle anzuführen, wo jene unbestimmten, generellen Aus-
drOcke durch keine nachfolgende Angabe ergänzt und beschränkt
werden: I 19, 1 in aniiqui* annalibus memoria super Ubrit
SdbyUinis kaec prodita esi, II 7, 2 super ea re Graeci nosiri-
que qui de officiis scripseruni (über denselben Gegenstand ahn*
lieh unbestimmt I 13, vgl. II 2. V 13, 1. 2. XIV 2, 1 Ubri uiriusque
Ungnae de officio iudicis scripii^ bestimmte Angaben I 17, 4
Varro in saiura Menippea quam de officio mariii seripsii, IV 10, 7
Capiio Ateius in libro quem de officio senaiorio composuil, XIII
28, 1 Panaetii philosophi über de officiis secundus). U 13, 1 anlt-
qui oraiores hisioriaeque aui carminum scriplores
eüam unum fiiium filiamve liberos muliitudinis numero appeUarunU
Es werden nur zwei Beispiele aus Sempronius Aseltio beigebracht.
II 15, 2 ui scriptum in antiquiiaiibus esi (vgl. V 13, 3). III
4, 1 in libris quos de vita P. Scipionis Africani compo-
sitos legimus (vgl. VI 1 , 2 C Oppius ei lulius Uyginus aliique qui de
9iia ei rebus Africani scripseruni), III 15, 4 praeierea innosiris
annalibus scriptum legimus. IX 11, 2 in libris annalibus.
V ö, 1 ifi libris velerum memoriarum scriptum est^ vgl. IV
6, 1 m 96/ er 1 6 IIS memoriis scriptum legimus (VI 8, 1 non modo
hisioriae veteres , sed recentes quoque memoriae declarant). V 6, 27
veieres scriptores. V 12, 1 in antiquis precationibu»
(nach Preller röm. Myth. S. 235 A. 1), vgl. XIII 23, I comprecationes
deum inmortalium* VI 1, 1 in historia Graeca scriptum esi,
VI 20, 1 scriptum in quodam commentario repperi. X 2, 2 sed
et dieo Augusto imperante qui temporum -eins histo-
riam scripseruni. X 9, 2 in libris eorum qui de militari
disciplina scripseruni. X 17, 1 in monumentis hisioriae
Graecae scriptum est. X 18, 2 »/ quidam Graecarum hisio-
riarum scriptores. X 25, 1 quae m hisioriis peteribus
658 L. MeroklM: üa Citiametho4e nmi QoelldBbanalsiiag
»eripim mnt. X S7, 1 im Utterit eeierihms mmnoria egtoi. II
6, 1 t^ veieribui ier$pti9. XIU 3, 1 guOHS oiium ei tMut
fuü tiias aique aeiate» dociorum kommum fuaerere ae Menoriae
iradere. XIU 23, 1 eomprecoHonei dewn imnariaU^tm . • expotUae
9uni in librii 8ae§rdoium populi Romami ei im pleritfu
aniiquis oraiionibus, Nor dies letstere Ganiu erhilt $ 13 eis
eoBoretes Beispiel au der Rede der Hersilia Tor T. Tatios. XIV 3, 1
^tft de Xenophontis Plaionisque viia ei mtoribmsplera^
amnia exqui$iii$$ime scrip$ere. XV 16 , 1 Miio CrolomieMm$ , alk-
ieia iniuiiriMj quemim ehromieii scripiumesi — . XV16, ISmco«-
mentariii quibnsdam ad iu» poniificum perUmemObus. XVI
9, 1 tfi poemaiie quoque ei inepiiiuii» eeierum scripimmed.
Es folgen keine epistulae^ wenn nicht die Stelle ans lf«.Varro m Si-
eemna tei de hiUoria im Dedicationsbrief stand (Pbilol. IV .S. 493);
oder will man die iogisiorici lieber mit Roeper m den peemaia recb-
oen? XVIH 10, 8 medieinae quoque diseipiinae libroioUifi^
vgl. § II. Diese im VerhAltnis sn 90 oder genaner an 19 MAm
nicht allia grosse Zahl von völlig nnbestimmten Beseiobooageo, ii
deren Vollstindigkeit nicht viel fehlen wird, spricht nicht fär DtrkKM
Ansicht, dasz sie im Gegensats sa den eigentlichen Collectifbeseic^
nangen bei Gellins hiaffg vorkommen. Sie erscheinen sowol geget-
flber den Abschnitten mit ganz bestimmten Qnelleoangaben, sU Mck
denen wo diese gsni fehlen , nur als Ausnahme. Bevor wir qii h
den letaleren wenden, an denen fast kein Bach leer ausgeht, nögea»
ihren Kreis solche eingeführt werden, in denen die Angabe der Qnelie
nnr scheinbar vorhanden ist, indem sich bei näherer Betraohtasg er-
gibt, dasz die genannte Quelle nicht die ist, aas welcher Gdllios dirtd
entlehnte, sondern dasz diese von ihm verschwiegen worden. Dibiii
scheinen mir ausser den oben beilioBg besprocheoea Pillen folgeoda
an gehören.
Siebenmal wird GaesellinsVindex angefahrt, daraoter föof*
mal mit seinen commeniarii ieeiionum oiUiquarum (die ich (roli dtf
beharrlichen Ansicht von Ritschi Parerga I S. 360 nicht für ideotitck
mit dem siromaleusj sondern mit Lersch Z. f. d. AW. 1841 S. 1103 ßr
ein von diesem verschiedenes Werk halte) , und diese AafAhroBfM
sind mehrmals (II 16, 5. VI 2, 1. XX 2, 3) so beschaffen, dsff «»
ihn als Hauptorgan des ganzen Gapitels erscheinen lassen. Weoo ai>
aber XI 16, 3, nachdem Caesellius Vindex im commemiario kctiMtm
amiiquarum genannt ist, liest: Tereniius autem Scaurufj^*
Hadriani iemporibua grammaiicus eel nobüasimus^ inier Hh q^
de CaeseiU erroribus compoiuii , im hoc quoque eerbo erra$$e eem
scripsiiy wenn man II 16, 8 nach einer ganz gleichen Erwibaoag \M'
idcirco Apoilimaris Sulpicius inier ceiera^ im quiiCaeseä^
reprehendit , hoc quoque eiui quaii erraium amimadveriit (vgl- '"^
XI 15,8), nud wenn man Wahrnimmt dasz aberall, wo Cseselliof *"i^
fahrt wird (IX 14, 6 ist irrelevant und XX 2, 2 enthalt nichts positireij?
Gellins mit ihm nicht abereinstimmt (XVIII 11 , 1 imw kerOe »^
dM A. GeHioB in den Noctes AUicae. . 659
wenHo cum Caeseilio Vmdice. VI 2, 1 iurpe erralwm ofenäimms in
ilUs eHebtatiS9imi$ commenlariis lecüonum aniiquarum CaeseUi Vm"
ddcü^ wo es gleioh daranf weit0r heiszt: guod erra^um nnUtos fugü^
guomquam mulia in Caeseilio reprehendendo eüam per calumnias
rtMarenAir) , wird es daoD nicht mindestens sehr wahrscheinlich«
dass Gellitts auch an den- Stellen, wo er Tadel gegen Gaesellius vor-
bringt, ohne Sttipicius Apollinaris oder Terentins Scanrus zu nennen,
siillachweigend aus diesen schöpfte und wol nur durch ihre Vermitl-
lang den Caesellias kannte? Dazu kommi der beachCenswerthe Um-
stand, dasz in keiner jener sieben Stellen ein bestimmtes Buch seiner
comm. lecL ani, genannt ist, was Gellius sonst bei seinen direct be-
Dotzten Quellen hinznznfdgen pflegt. Demnach würde er zu den mittel-
baren Quellen geh&ren, und jene Capitel, in denen weder Sulpicina
Doeh Scaurns genannt sind, zu der Kategorie solcher deren Quellen
angenannt bliebenr Ja man könnte geneigt sein auch Terentius Seaa-
ros, der ebenfalls nur unbestimmt citiert ist, nicht als directe Quelle,
sondern als solche erst den mit ihm zusammen erwähnten Sulpicins
Apollinaris anzusehen, welchen Gellius, wieder bei Mitlebenden pflegt,
nicht genauer bezeichnet. — Zu ähnlichen Beobachtungen geben des
Jalins Hyginas counnentarii in Vergüium und de Vergüio (die
ich mit Bunte de Hygino S. 29 für identisch halte) Anlasz. Gellius
citiert das Werk riermal, einmal XVI 6, 14 mit Angabe des 4n Buchs.
Trotzdem liesze sich zweifeln, ob dasselbe überall direct benutzt
worden ist: denn auch hier bietet sich VII 6, 12 Sulpicins Apollinaris
dar , der über die Bedeutung von praepetes aves dem Erucius Clarus
nflndlich Auskunft gab , demselben dessen briefliche Anfrage ar Xlll
18, 3 schriftlich beantwortete, also gab es von ihm quae$iione$ epi$iu-'
lieae oder per epi$tulas quaesüa, ^) Auch ist nicht zu übersehen, dasz
zweimal (VII 6, 10 und XVI 6, 12) neben Hyginus sich Nigidius Fig«-
Itts mit den bestimmten Angaben in lihro pritno augnrii pricati und
in lihro quem de exUs composuil erwähnt findet: denn das scheint auf
eine gemeinsame Quelle dieser Abschnitte hinzuweisen. Doch fehlen
an weiteren Schlüssen die Ualtpunkte. Dagegen scheint es weniger
zweifelhaft, dasz von Hyginus Gommentar zu Vergilius auch noch an
anderen Stellen Gebrauch gemacht worden ist, wo sein Name sich
Dicht genannt findet. Da aemlich fast alle seine Erörterungen Tadel
gegen Dichter zum Inhalt haben, V 8, 1. VII 6, 2 ff. X 16 (sn welchen
Stellen er ohne Angabe einer Schrift citiert ist), so ist es nicht grund-
los anzunehmen, Gellius habe, als er schrieb II 6, 1 nonnuUi gramma-
4) Beiläufig konnten in diesen auch Bemerkungen Über Vergiliaa
sUhen» was Grttfenhan Z. f. d. AW. 1847 S. 10 ff. und in Jahns Archiv f.
Philol. XIU S. 113 übersehen hat, der, weil Gellius kein grammatifiches
Werk des Snlpicios erwähnt, auf afmctationes in seinem Handexemplar,
nur schüchtern zu schlieszen wagt; aber das Bedenken, Gellius würde
gewis nicht die Gelegenheit versäumt haben seines hochg^priesenen
Lehrers Werk su eitleren, fällt weg, sobald man weiss dasz Sulpicins
dies Schicksal mit allen übrigen Zeitgenessen bei Qellius theiU.
660 L. Meroklin : die Ciliermelbode and QaelleiibenalsiDg
Hei aetaiU tuperiorii^ in quibus est Carnutu» Atmaeui^ kwl $ne
indocii neque ignobilesy q^i commetUaria in Vergilwm eompo-
wertinf , reprehenduni — § 3 Hern aUud kuiuscemotU reprekeBinU
— $ 4 item aliud verbum cutpaeerunt^ auch Hyginns vor Angeo g^
habt, den er I 21, 3 non hercle ignobilis ^ramiNaiicia genamit
hatte. Ebenso ist man Yorsucht bei XVII 10, 6, wo es Yon Vergiliu
heiSBt sed quae procrastinata sunt ab eo , ut post reeenseremtur , ei
absohi^ quoniam mors praeterterat^ nequiverunt^ nequaqum
poetarum eiegantissimi nomine alque iudieio digna sunt, und % 8 ii
his quae videntur reiractari et corrigi debuisse an Hyginos so deikea
(trotzdem dass allea dies dem Favorinas in den Mond gelegt i»t),
wenn man vergleieht waa X 16, 1 von diesem gesagt ist: reprekendä
Hgginus Vergilium correcturumque eum fuisse esistimatj qwd m
libro sexto scriptum est, § 1 1 item hoc quoque in eodem Ubro re-
prehendit et correcturum fuisse Vergilium putat^ t^si mors occu-
passet. Und wiedernm liegt es nahe auf die genannte Gruppe tob
Grammatikern, also anoh auf Hyginns zn beziehen X 29, 4 quod in ku
Vergili versibus existimatur obscure et insequenter partieula isto
(atque) posita esse, — Zn den am binfigsten beigebrachten Sehriflei
gehören Gatos Origines nnd Reden. Da nnn Gellius XVII 6, nachdea
er eine Stelle ans Cato Voconiam legem suadens vorgefahrt, $ 2 s0
fortfihrt: quaerebatur sertus receptieius quid esset, UM ttatm
quaesiti allatique sunt Verrii Placci de obscuris Catonis^
nnd die aus dem liber secundus mitgetheilte Erklirnng fast wörtlich
fibereinstimmt mitFestns S. 282^ recepticium servum (weshalb Möller
Vorr. S. XVI annahm, Pestns habe jenes Werk des Verrins beoolil,
wenn nicht etwa Verrins an zwei verschiedenen Orten dasselbe sigle
-— für mioh hat dies letztere gar nichts anstösziges — ), so bit es
von vorn herein viel Wahrscheinlichkeit, dasz er sich auch soost aoch
der Schrift des Verrins bei der Erklärung Catonisober Stellen bedieot
haben wird. Und dies dQrfte für die fibrigen Mittheilnngeo sos der-
selben Rede beinahe zweifellos sein. Also VI 13, d hoc eo stricUu
notapi, quoniam in M, Catonis oratione qua Voconiam legem suasü
quaeri soleL, quid Sit classicus^ quid infra classem wird die vorii»-
gehende Erklirnng dem Verrins Flaocus zuzuschreiben sein: deoo ob-
gleich sich jetzt ein Artikel classicus nicht mehr bei Festos und Paslu
findet, haben wir doch bei Paulus S. 113: infra classem significantsf,
qui minore summa quam centum et tiginti milium aeris censi sunt,
ganz ttbereinstimmend mit Gellins a. 0. g 2. Ebenso halte ich X 3« 19
die ErkHrung der Brutliani in dör Rede de falsis pugnis, eiog8rdbr|
mit den Worten: quod Cato dixit: Bruttiani eerberavere, n^ ^
fortasse de Bruttianis requirat^id signißcat, fflrVerr iaoisch, and wie
in jenem Falle finden wir auch hier die Uebereinstioimoog i^^i ^^^^^
S. 31 : Brutiani dicebantur, qui ofßcia sertilia magistratibus praettor
baut: eo quod hi primum se Hannibali tradideranl et cum eop^^
verarunty usque dum recederet de Halia. Ferner wird eben daber
stammen die Auseinandersetzung über insecenday inssce XVIII 9t df^
dM A. GelliM in den Noctet AIHcaa. 66 t
sich an eine Stelle ans Gatoa Rede de Piolemaeo conira Therwhtm an-
aebliessl mit den Worten insecenda quid esset qua er $ coeptum:
denn wir finden wieder bei Paulas S. 111 : hueque apud Ennium die,
insesii dixerii. Von $ 4 an ist die Schrift des Velins Longns de usu
aniiquae leciümis benutzt. Die stete Verbindung des Cato mit Verrins
bei Geliius ergibt sich endlich ans XVI 14, indem die aus Catos Rede
de suis virtHÜhus citierte Stelle sich wiederfindet bei Festus S. 234\
18 (der Anfang ist ausgefallen); die Erkifirnng dagegen des Verrias,
welche bei Gellins $ 3 nachfolgt^ fehlt. Malier Vorr. S. XV meint,
Festus habe stillschweigend die anpassende Etymologie {fesiinai a
fnndo) des Verrius unterdrückt. Das kann sein, obwol er sonst die
Gelegenheit nicht versäumt sein Original an tadeln. Aber wie das,
was Geliius XVII 6 ans Verrius de ohscuris Catonis anfahrt, auch in
der Schrift de eerborum siqnißcalione zu lesen ist, so hindert nicbia
dass ancli XVI 14, 3 die Angabe des Verrius eben daher stammt und
ebenso in die Schrift de verb, sign. , die übrigens Geliius ebenfalls
kennt (V 17, 1. V 18, 2), übergegangen w/ir. — Hier knüpfen wir
füglich einige Stellen an, in denen überhaupt ein Einflusz des Verrius
(ohne Zusammenhang mit Cato) wahrnehmbar ist. VII 5, 10 scriptum
est ttutem purum putum tum in Cartkaginiensi solum foedere^ sed
cum in multis aliis eeterum lihris^ tum in Q. quoque Ennii tragoedia
quae inseribitur Alesander ei in satira M. Varronis quae inscripta
est ilg itaidsg ot yiqovxtq. Das Citat aus Ennius Alexander ist nemlich
noch jetzt in dem lückenhaften Artikel putum pro puro bei Festus
S. 317 ^ 90 zu erkennen (wie bereits Müller bemerkt bat), die Stelle
ans Varros Satire wird am Ende des Artikels gestanden haben , wo
mir in ^dibus die ins Lateinische übersetzte zweite Titelbülfte zn
stecken scheint, was ich anderswo naher begründen werde. Wir
haben also dasselbe Material und in derselben Reihenfolge, wie es
Peatns im Verrius fand, auish bei Gellins. Auch der Ausdruck des
Gellins cum in multis aliis eeterum libris^ ium ist für Verrius passend,
da derselbe einen Reichthum an Beispielen darzubieten pflegte, den
Featns auf ein knappes Mass zurückführte. — Zweifelhafter ist es, ob
die Mittheilungen des Geliius XV 30, 3. 6. 7 über pelorritum aus Varros
/. XIIII rerum dieinarum direct stattgefunden haben oder erst ver-
mittelt worden sind durch Verrius Flaccns, bei dessen Excerptor
Festns S. 206^ beide von Geliius vorgetragene Etymologien, wenn
anelr in anderer Fassang wiederkehren, und da die Varronische Ety-
mologie von lancea (Geliius a. 0.) mit der des Paulus S. 118 nicht
übereinstimmt (aber freilich sehen wir hier nur eine doppelte Verklei-
Dorong), so könnte man sich auch für die von pelorritum zu Gunsten
des Varro entscheiden. Die Uebereinstimmnng des Geliius mit Festus ist
von Müller, nicht aber von Merkel Frol. Ov. Fast. S. CV übersehen wor-
den. — Dagegen wird bei der ebenfalls von Merkel a. 0. bemerkten
Concordanz des Gellins II 10, 3 über faeisae aus Varros (zweimal bei
Festns vorkommenden) quaestiones epistulicae: id esse cellas quasda^t
et eistemas^ quae in area ȟb terra essent^ ubi reponi soler enl Signa
-> 662 L. Merckl» : dio Citiennetbode «ad QnelleabeDatiiDg
cetera quae ex eo templo eoüapsa esseni out Paolai S. 88: fmme
iocum iic appeUabant^ m quo erat aqua inchua circa tewtpla, mt
auiem qui puianij faeüas esse in CaptioUo cdUs dsienusque usii-
/et, ubi reponi solita erani ea quae in iemplo vetusiaU erntfaät
inuHlia wegen deft aosfahrliohen Beferats bei Geliias oiebt •■ ein
erst aas Verrias gescböpfte KenntDis des Varro, sondera an eiie
selbständige Benntsang desselben (vielleicbt in den eaniecUmeadu
Atejns, da Geliias die Schrift des Varro nicbl bestimmt nennt) n
denken sein. — Was den oft erwibnten Cato selbst betriffl, m
scheint die Bede de sacrißeio eommisso (VI 33, 3), die mit der m L
Veturium (XVII 2, 30) identisch ist (s. oben Ann. 1 S. 637), noehn
einer andern Stelle benutzt in sein, wo Cato schlechtweg genannt ist
Nemlich wie ans ihr VI 33 die Thatsache referiert wird, dtsi die
Censoren einem corpnlenten Bitter das Staatspferd nahmen and dw
dies rou Cato selbst als ignominia Yerhingt wurde, so lesen wir IV
13, dass die Vernachlissigang des Landbaas eine censoriscbe Rli^
begründete und die Vernachlissigang des Ritterpferdes als iupdüis
verrufen war: cuius rei utriusque aucioriiates sunt et M. Cato U
saepenumero attestatus est. Also wol aoch in jener Bede ^egaa
L. Veturius, cum ei equum ademit (Festns S. 344^). Freilich komnt
daneben auch in Betracht die Rede quam dixit Numantiäe apud equi-
ies (Gellius XV1 1, 3), aber diese ist keine censoriscbe (Meyer or. H. fr.
S. 34), und als technischen Ausdruck des Ceosor kennt impotitia Mf^
Paulus S. 108: impolitias censores facere dicebantur, cum eqmliaet
abnegabant ob equum male curatum, — Ferner Usst sich im Bin-
gange von X 33 mehreres auf Catos Bede de dote snrackfabrea, m
der erst § 4 f. wörtliche Miltheilungen folgen. Dasi Cato za denen
gehört, ^1 de tfictu atque cultu populi Romani scripsenmt, ohno
dass jedoch eine so betitelte Schrift von ihm existierte, Ufft ^^^
schon nach der Methode des Gellius, von einer allgemeinen Erwibnon^
au einer concreten Schrift Qbersngeben, erwarten, ond der Gcgeositi
welchen Gellius mit den Worten macht : atque haee quidem (n M
quibus dixi libris pervulgata sunt, sed M. Cato — ist "««■ «" ^^^^^^
barer. Denn es stammt in jener Einleitung einiges, wenn oif^* *"^'
ebenfalls aus Catos Bede de dote, wie sich ergibt aus FliBio« N. b.
XIV 90 Cato ideo propinquos femmis osculum dare, ut $cirent fl»
temetum olerent, hoc tum nomen 9ino erat, undeet temtUentte ttp-
peltata (Paulus S. 365 temetum tinum, unde temuientut ettem-
lentia. Festus ist hier lückenhaft). Cn. Domitius iudex pron^^
Vit mulierem tideri plus vini bibisse quam valetudinis caits^
insciente, et dote multaf>it (Gellius % S sed M. ^^^^^^
existimatas, sed et multatas quoque a iudice mulieres refo'
minus si rinum in se quam si probrum et adulierium ^^^"^^^^q
Dasz za diesen Schriftstellern auch Varro in aetiis gehörte, ob '
Thilo (de Varrone Flutarohi quaest. Born, anctore prnecipöO S.^^/
nachgewiesen. Es wird also bei ihm ahnliches wie bei Cato ^
gewesen sein. Was bei Plinius $ 93 folgt, ist eine Yf euere A^l^
dat A. Ctelliis m den Noatet AtHoae. 663
de« Satoes bei Gellias $ 2: btbere auiem $oliias feruM larUKm^ pm$^
•im, miiffTtiiiifli el guae iä genmt esiani poiu dulcia. Plinius % 93
fuibus apparei non inier vma Utodo murrmam, sed inier dulcia
qmoqme namimaiam (vgl. Paulus S. 144 murrima genus poHoniSy qua4
Graece dieiiur vhitaQ, hone muliere$ poeabani mmrriolam. Varro
de 9ita P. R. bei Nonias 551, 10). Uebrigens lerneo wir aus Plinius bei
dieser Gelegenbeit aocb andere Sehriflsteiler Ober das genannte-Thena
kennen, oemltcb Fabius Pictor in annalibus^ Scaevoia, Laelius, Atejas
Gaptio, zu denen ieb aus Gellins XI 14 binsafuge L. Piso Frngi cimi de
Romuii regit eiia atque eictn seriberel^ dessen angefAbrle Worte sieh
^leiehfalb auf den missigen Weingennss besieben. Aber die Brwib»
Dung jener Sebriftsteller bei Plinius, namentliob deB Aiejus, machl ea
auch wieder aweifelhaft, ob hier Cato, Varro u. a. direct von Gellina
beaaUl wurden, oder ob nicht einem Buche seiner umfangreichen com-
iecianea^ de doiibus oder de nupiiis betitelt, Catos Rede und jene
Schriften des Servius Suipioins und Neratius (IV 4) entweder voll*
ständig oder in Excerpten einverleibt waren. Cato und Atejus au-
sammen erwähnt in Bezug auf dieselbe Sache Gellias XX 2. — Wie
die Benutzung des Hygiuus in den Ausstellungen gegen Vergilius wei*
ter reichte als sein Name, so Ifiszt sich fthniiches auch von Asiniua
Follio und dessen Meinungsgenossen in Betreff des Sallustius darthun;
X 26^, 1 Asinio Follioni in quadam episiula quam ad Plancum
scripsit ei quibusdam aliii C. Sallueiii iniquis dignum
noia Visum es/, quod — . Es handelt sich weiter um den übertragenen
Gebranch von Iransgredi für iransfreiare. Worauf der Tadel dos
Asinins im allgemeinen gieng, sagt uns ganz Qbereinstimmend mit
diesem Fall äuetonius de gramm« 10: quo magie miror Aiinium cre-
didisse antiqua eum (L, Aieiumr Phiiologum) eerba ei figuras saliium
es$e coUigere ßallusiii, cum tibi sciai nihil aliud suadere quam ui
noio eiviUque ei proprio sermone uiaiur eiieique maxime obscuriia^
lern Sallusiii ei audaciam in iranslaHonibue. Wenn wir nun IV 15, 1
lesen: eleganiia oraiionis Sallusiii terborumque ßngendi ei noeandi
siudium cum muUa prorsus ineidia fuii^ muliique non medioeri mi-
genio f>iri conaii suni reprehendere pleraque ei obireciare^ in quibue
plura insciie aui maligne rellicani^ so sind wir berechtigt an jene
Gruppe und ihren Vertreter Asinins zu denken. Denn auch § 3 fihrl
Gellius fort: — «ft^tfttfii/ — , aiuni — . haec Uli malieoli reprehen-
sares dicuni. Aber auch, an anderen weniger deutlichen Stellen wird
dieselbe Voraussetzung gerechtfertigt sein. XX 6, 14 ei idcirco
importunissime^ inquii (Apollinaris Sulpictns), fecerunij qui in ple^
risque SaUusti exemplaribus scripiuram iiiam sincerissimam cor*
ruperuni^ uemlich t>esirum für eesiri^ denn diese Emendatioqen Waren
die Folge jener Ansichten. Dieselben Gelehrten scheinen, obwol nooh
unkenntlicher, gemeint zu sein XIII 30, 2 sicuii quidam fadem esse
hominis puiani os ianium ei oculos ei genas j quod Graeci TtQOOwnov
dicuni , quando facies sii forma omnis ei modus ei faciura quaedam
corporis ioiius a faciendo dicia . . iiaque Pacuvius — . non soium au^
664 L. Mereklia : die Cittermeliiodo «ad QaelleDbeiiQUoiig
iem in kominum corporibus^ ied etiam m rerum cuiusquemodi dienn
fades dicüur, nam fnoniii ei caeii ei maris fades ^ si tempeüitedi-
eahtr^ probe didtur. SaUustii verba sunt ex kisioria seetmda: —
denn diese Worte klingen wie eine Vertheidigong des Sallnstios fegei
gewisse Vorwürfe der Neoerang. Wer aber ausser Asinias die Tidler
des Sallostias waren, sagt nns weder Gellios noch die Litteratvrge.
schichte. Lesen wir jedoch die Abschnitte des Geliios, wo Sallostlscbe
Stellen behandelt werden , in der obigen Inlention, so stoszen wir lof
swei seiner Zeitgenossen : 1 15, 18 Valerium Probmm (deraoch
III 1,5 dem Sallnstins eine drcumlocuUo quaedam poeüca z&-
sohreibt, was Favorinns zu widerlegen sucht, endlich aber so schliesit:
S 14 Ott! Aoc quod dixisti probabüe est, aui SaliusUvs odio maritiae
plus quam paiuii eam criminaius es/), grammaiicum mlustrtM, es
famüiari eius^ docto tiro^ comperi Saliusiianum iüud: saUs elo-
queniiae^ sapienUae parum\ breci antequam viia decedereL, sie Ugert
coepisse et sie a Sallusiio reUcium affirma^isse: saiis loquesiiat,
sapientiae parum^ quod loqueniia novaiori verborum Saihtstio
maxime congrueret^ eloqueniia cum instpieniia minime coneinirä,
nnd 11 27, 3 <ie uiriusque {Demosthenis et Salhtstii) hü cerbis Tilus
Castrieius cum iudicaret^ nonne^ inquit, ultra naturae humanst
modum esf, dehonestamento corporis laetarif . . quod est, inguit^
insolens et immodicum^ sed — .
Wenn in den eben behandelten FftUen oft weit enseiDanderlie-
gende Abschnitte vermöge ihres abereinsiimmenden Inhalts sich aof
dieselbe Quelle snrOckfähren liesxen , so gibt es dagegen eine Reihe
anderer, deren gemeinsaiper Ursprung durch ihre rftnmliche NIhe «b-
geceigt wird. Es ist lange nicht genug beachtet worden, dsss GellinS)
was in seiner Quelle unmittelbar zusammenhieng, in zwei ond drei
auf einander fplgende Gapitel zu zerspalten pflegt (rbeio. Mos. XI"
S. 463). Dasz man rehlgehen würde, wenn man den AensseroD^eD de§
Gellins in der Vorrede aber seine Excerpiermethode und Redaction
unbedingten Glauben schenken wollte , hat Dirksen S. 36 f. ni' ^^^^
bemerkt. Die Reihenfolge seiner Capitel entspricht gewis oicbt sirea;
seinen Aufzeichnungen des gelesenen und gehörten , aber eben so on-
wahrscheinlich ist es, dasz sie aberall von ihnen abwiche. ^^^^^
Gellius ganze Schriften excerpierte, wie er mehrmals sagt (1I90,H
ciutis rd causam^ cum Aristotelis libros problematorum praecerpere-
m««, notavi. XI 2, 5 praeter ea ex eodem libro Catonis haec ettt^
sparsim et intercise commeminimus ^ es folgen Catoniscbe Säts^?
mit der behandelten Sache nicht zusammenhingen, aber beweist^
dasz Gellins das genaue carmen de moribus gelesen und sich ^^^^^t
notiert hatte; ihnlicb III 16, 24 die ungehörige Notiz aus PJ'"'^^' Tj
VII [42] ) , so lag es auch nahe die Excerpte der Reibe nach m d'
Redaction aufzunehmen. Es ist, wie sich zeigen wird, ^^ß^^?fj^
schehen, nnd die Frage warum es nicht öfter, nicht immer 9^^?? ^|^
soll spiter erwogen werden. Die sichersten Belege und *"^^®* .l^^
einleuchtendsten Beispiele sind die Aussprache des Gellio« Bslbst u
des A. fieUiii » dM N«oles AtUeii«. • OM
das VOD ihn baobadiCate Varfiilirea : II 8^1 Kuiarehiu sieundo Mro^
rut» quoa de Homßro compomü mperfecie algne praeposiere wiique
•nscüe 9fßogismo tue «JtMi Epicurmm dieity nnd II 9, t in eod^en^
iibro id§m Pluiarchus tun dem Epiemrum reprehendü; V 10, |
imier 9U$a argumemiorum longe maaimum etse titium eideiur quae
ivxi&i^ltpovta Graeci dicuni . . quäle est pervolgatum iliud, quo Pro-'
iagoram^ söphüiarum ocerrtmum, usum esse feruni adversus Euäihium
disciputum suum^ nad V 11, 1 exieiimani quidam eiiam illud Biäniis,
vir* sapieniis ac nobüis^ rtsponsum eonsimile esse dque est Proia^
gorion illud de quo dixi modo aniisirepkon; IX 13, 6
verba Q. Claudio quihus pugna isla depicta esi^ adscripsi: § 11 nemB
audebat propter magnitudinem aique ifmaniiatem faeies^ Q»d IX 14, 1
^uod auiem supra scriptum est in Q, Clmtdi verbis: propter magni*
iudi'nem atque inmaniiatem facies; XI 9, 1 Criiolaus scripsii^ «od
XI 10, I quod in eapite superiore a Critolao scriptum es$B
diximus; XlII 14, 1 pomerium quid esset ^ augures populi Ro^
mani^ qui libros de auspiciis scripserunt^ isiiusmodi sentenUa de*
fnierunty %b huiue rei Jlessalla aliquot eausas videri scripsii^
Dod Xlll 15, 2 super kac re meis eerbis nil opus fnil^ quoniam Hb er
M. Messallae auguris de auspiciis primus^ cumkocseri^
beremusy forte adfuit, nod XUI 16, 1 (vnlgo 15 a. B.) idem Mes-
salia in eodem libro de minoribus magistratibus ita »eripsit^
Von denselban Verfahran geban aach ohoe aoloha ausdrOckliche Var*
waisungan Zevgnia swai aarainander folgevdä Capitel, in danan die*
gelbe Schrift oder derselbe Schriftsteller als Quelle genanat ist: UI
5, 1 Plutarchus refert Arcesilaum phHosophum vehementi terbo u$um
esse (gemeiDt ist symp. qoaest. VlI 3, 3, Tgl. de san. tiieada praec. 7%
irad III 6, 1 per hercle rem mirandam Aristoteles in septimo proble-
matorum et Plutarchus in octavo symposiacorum dicit (oemKch VIII
4, 5, deoQ sind es gleich swei Yerschiedene Bflcber der symp. qnaest,
so sind es doch anf einander folgende Bücher); III 10, 1 M» Varro in
prüno librorum qui inscribunlur hebdomadee vel de imaginibus^ ond
111 11, 3 If. Varro in primo de imaginibtis (s. rbein. Uns. XIII S. 463,
wo gegen Ritschi geseigt ist, das« daranter das Einleitangsbaah zu
den Hebdomaden zv veratehen sei); III 18, 3 atque haec eUam
eoc€tbuli istius (pedarit) ratio diciiur, quam Ga9ius Bassui in
commentariis suis seriptam reUquil^ und III 19, 1 legebatur
Gavii Bassij eruditi eiri^ liber de origine terborum ei
voeabulorum^ denn beide Citste halte ich fdr dasselbe Werk mit
Lersoh (Philol. I S. 617). Gellias ciliert sonst kein anderes Werk des
Bassns, nnd sowol die angefahrten Stallen als was er seihst darttber
sagt, stimmt in allen Fällen Aberein. Wie er III 18, 3 bei den com-
mentarii Ton der ratio, die Bassns angab, spricht, so wieder II 4, 4,
wo liber UI de origine tocabuiorum genannt ist: nimia quidem est in
terbis Gaei Bassi ratio inperfecfa vel magis inops et ieiuna. Dan
Werk scheint alphabetiseh geordnet gewesen xu sein (auch LerscH,
der sich darOber nicht ausspricht, hat die Fragmente nach dem Alphabai
Jahrb. f. clast. Philol. Soppl. Bd. III. Hft. 6. 45
MO LHeroklm: die (HlUt««fte8a «M QafcltafbeMUng
fvtMIt), md die Erktiritete*, WeM« OeUHis damu »ttlMII, kto
alU denselbM Typs»: II 4, 3 futfüMin. V 7, 3 gmomam. III 18,4
fropterea senatotes, HI 19^ 3 quam ob camMmm. XI 17, 4 quod pru-
iereunies, *— IV 3 und 4 shMBtoe« beide entweder aes Senriiii Sil^-
eine de doiibus oder aue Neratioe asi Uro ^tiaei d* iitipliM twmfo$»i,
der, wie daa aus aeiaea Über H membritmarum in den Dig. XlHä
enthaltene Fragment lehrt, Anasage aas Sulpieios nuttheille (Ihrksea
S. 43 A. 61 nnd < die Wirkiamkeit der Ehegelöboiaae * S. 97 f.). Die
Stelle über peUex IV 3, 3 alimmt «herein mit Paulna S. 322, deraich
die Us Numae mittbeilt. Seine Quelle Featos nnd reap. Verrins, dtf-
aea BeDutsung des Servina Salpieius Rnfna aich naeh weisen lütt, kt-
ten wot aueh die Ableitung ana dem griechischen nilXa^ beigobradil,
wie Maller au Paalns aus der Stellang dea Artikels sobliassL — h
V 17 nnd 18 wird Verrius Flaecus in fuarto de ^erborum iignifiaU
genannt. Haller Vorr. z« Festns S. XIV nnd XXX bat wahrscbstaliek
gemacht, dass, weil im 17n Capitel airi dies^ im Idn annaltt bespro-
chen werden, das Citat quario libro so an verstehen sei, wie Ym\m
S. 326^ in Ubro V qmorum prima esiPliiier^a^ nemlieh: qwMmmprim
erat A liiiera, bßs ist saaugehen (denn leider gibt es keine CiUla
weiter ana Verrias Flaocus de eerb» sign, bei Gellins, um Nallen 6^
haaptung an controlieren); das Citat dea Gellius aber ist deanock nickt
nngenaa, weil für den ersten Buohstaben des Alphabets die ihn la-
fassenden Bacher nur einfach gailblt a« werden brauchten. F. Uck-
mann dagegen ^de die Alliensi^ S. 4 meint: 's. v. (ftcs, ut videtar', ni
auch das folgende 18e Capiiel aas demselben Buche des Verrios käute
wegen diarium unter D gestanden haben, bei welcher Annahaie aiehli
geändert au werden braucht, wihrend Scriver und Qronoy UU inVUl
verwandeln wollten, nm*die Stellung von hisiaria unter U u bewir-
ken. Es bleibt kein Bedenken gegen Lachmann abrig, wens MÜa
wenigstens das zweite Fragment aus Sempronius Asellio ($ 9), <i<*
aich nnr^ualer annales fägl, nicht ana Verriua, aoadern dtreet eotldal
haA; dafar aprieht sein genaues Citat i» libro Semp. As. primo^ ts ftt
Hbro phtra verba ascripsimuej und der Umatand daas aich io ooserea
Festns keine Erwihnnttg dea Sempronius Asellio findet. — Aeck Y^ >
und 21 geben sich als aus derselben Qoelle geflossen kond. 30, S I
quod f>iiium Sinnius Capito in liHeris pios ad Clodium Tiucem dedd \
hiece ^erbie definit. 31, 9 Sinni Capikmü^ doctiuimi vin, epiii»^
9uni uno l'fft libro muUae positae^ opinor^ in temph Pacit. prim
epithUa ecripla e$i ad Pacueium Lubeonem^ cui iiiuiüs prüacrif^
s$l: pluria non plura dici debere^ s, Herta Sinnias Capito S. lU "7
Ferner. VII 1 nnd 2 aus Chrysippna in Hbro mifl n(fOvo£ag ftorlß^ «^
welchem Titel der Inhalt beider Abaohnitte durchaaa abereinttinol'"
Wieder ein ausammeobängendea Paar bilden die folgeodeo (^'P'^^'J
nnd 4 ana Tubero in kietoriis und Tnditanus, auch dem InkaU* i*^
ausammenhingend , obgleich es hier allerdings aweifelbaft kltfiklf J'^
diese direct benntat worden sind. — Im X Buch stamaeo Cipiw*
und 5 ana Nigidius tu grammaiieis commeniariü^ weaa Mck ««*
1. "
ditA. «MliwmitolMtoAltieM«. i i <ftT
bei4A luu 4ia Mo Borii 4m( nv Dir das Uteter«C#|MM «igtflihrl UC;
dMO die ArfuneoU für die natiürUche (qfvau) Bildung der W6Jrt««
aekeiaeif weiiQ das Werk syatemaüsck angelegl war (Berliner Jahrk,
C-.wm. Kr. 1816 S. 630), eher in eine Eialeitiiog aod ao dea Anfaag
ala aas Ende dea Werkes (ein spüterea Baeb ^ird nicki ciUert) «a ge-i
Iftören. *^ Im XIII Buph atammen Capital 12 und 13 au» Varro r^runa.
hwwtuirum XXI libro , denn die 12« 1 voraagenanata episiuia Äiei
Capüoni* dient nar als Einleitung und 13, 6 wird nook mit supn^ m
4od4m libro auf 13,6 ut quaeaiores ei C€ier$ qui mquti Uctarem habeni
neque uaiorem zurackTerwieaen. — Endliob flieszt das 7e «ad 8a Can
pitel des XIV ßucbs aus Varroa liUerae qua» ad Oppiannm dedit^ ^imm»
aam/ i'i» libro epistulicarum quaestionum quario: dann daaa ebep die««
aet Brief euch im 8n Capitei gemeint ist, wo nur daa 4e fiuoli der epul.
quaeU. genannt wird, ackeint aowpl wegen dea verwandten InkaUa
ala ancb wegen des beidemal mitgenannten Atejua Capito m comector
^^eerurn libro Villi sicher an sein, Ueber die Abfassungsaeit des Briefea
Ml Oppianas habe ick in den ^quaestiones Varronianae' (vor dem Dorr
paler Lectionskalalog von 186:2) S. 16 f. gehandelt. Das 9e Buch jdef
Atejos aber kalte ich für identisck mit dem von Gellius IV 10 «J ga-;
nannten Buch desselben de ofßcio senutorio (Z. f. d. AW.18^ 8.876)
and glaube dasx Gellius XIV 7, 13 mit alio in loco weder auf dieae
Stelle xurQckweist, noch auf III 18,6, da jdt^B pleniu» accuratiusque
»OS memini scribere auf keine von beiden reckt passL -r^ Ich begnüge
mich auf die Beziehung hinzudeuten zwischen 111 7, 31 Claudius Qua--
drigarius annali tertio und III 8,9, und auf die noch losere zwiacbet
VI 11 9. 9 P' Africanus pro se contra Tiberium Aulium de mufia ad
populum and VI 13, 4 P. Africanus ,, P. Sulpicio Gallo, . obieciatai^>
Steht fär die obigen Beispiele theils durch die ansdraaklioka«
Verweiauage«! des Gellius, tkeils, wo diese feklen, durch die Aiigaha
derselben Quelle die Zusammengehörigkeit zweier aal einander foW
geuder Capitei feat, so wird sich eine solche und damit zugleich die
Identil&t der Quelle noch weiter auck da aackweisen lassen, wo keine
Qnelle genannt iat, wenn aick ein genauer Znaammenbang ana Mßd%n
Indicien ergibt Iat nemlick jenes Verfakren ebeaao natarliak ala nack-
weislick, so eatstekt für jedes Capitei okna Quellenangabe die Vor*
anaaetzung, es baba seine Quelle mit depn vorangebenden oder nach«
folgenden gemein, nnd es stellt sick dieser Mangel . als eine Art Al^
kürznng im Citieren dar, ganz analog jener ^ewoknkeit, welckefiellioa
innerkalb der Abschnitte beobachtet, indem er sieb begnOgt seine
Quelle Einmal zu nennen, während auch noch anderes vorang^benda
oder nachfolgende ebendaher genommen ist. An solchen PAlIen isC
nan kein Mangel. — Die Capitei 15 und 16 im V Bück sind ikrer Coa*
struotion nack so fihnlich, dasz sie «aas 6iner Quelle gefloasen aein
mOssen, obgleich diese nickt genannt und auch nicht zn ermittalq iat.
Beidemal werden die Meinungen der Stoiker, Piatos, Epikers vorge<*
tragen und beidemal als spitzfindig nnd nnpraklisck abgewiesen mit
Berufung auf den Spruch des Neopfolemus bei Ennius: phihsophandum
45*
M6 L. llereUte : 4H OMiffMlhote omI OB«>ll«ritaniliaf
e$t pameiij nmm anmimo kamd ph^eei, I« den l6ii Ca^lel «il Verwci-
sang tttf dai^ 15e: eimtdemque iUius Enniani NeopioUm^ de fw
$%pra sctfpsimuSj coniäio ntendmm eHj qui degnsiandmm expkih'
wophia cetuei^ non t» eam tngurgUandumj welche Worte RiMedi
trag. Lat. reliq. 6. 55 ond ihnr fotgead Vahlen finataBae poesis ft\i^.
S. 146, aU gehörten sie gleichfalla Eanias, mit deon fräherea Verse ii
folgender Form Torbindeu: philosophari e$t miki'nectne^ otpeidM:
nam omnino haüi placeL | tUguiiandum ex eä , non in eam Higiirgi'
tandum cSnseo^ wo wir schon deshalb nicht beipflichten könaea, weil
das Snbject /^fVosopAia, woranf sich ex ea besiehen köante, aicU
roransgeht. Jene Worte degusiandum ex philosophia usw. sebeisei
nar eine erklärende Umschreibung des Bnnianischen Verses pkikn»-
phandum e$i paucie asw. sn sein , wie sie GeHins oft genag seiiei
wörtlichen Citaten beizugeben pfiegt (s. anten). ^- Nicht weaifer
deutlich hingen Capitel 18 nnd 19 im VI Bach cnsammen. Dss 18e iü
gana aus Cornelius Nepos in Uhro exemplorum qninio geschöpft, deai
ans den Worten $ II Corneiiun auiem Nepos in Uhro exemphnm
quinio id qvoque liiieri$ mandavit folgt, dasx auch das.voraageheide
Factum von ihm ersihlt war. Aber auch das folgende 19e Capitel
händigt sich als ebendaher geOossen an : putcrvm atque UberaU et-
qne magnanimum factum 7V. Sempronii Graccki tn exemplit refo-
Mihim est. id exemplum huiuscemodi est (s. Herts im Index S. 267).
Freilich heiszt es auch IV 18, 2 vom iltern Scipio Africcnns: esf^
bus sunt haec duo ex'empla eins ßduciae; aber hier neenl Gellio*
% 6 die wenn gleich aweirelhafte Rede des Scipio (gegen den Trtbos
M. Naevius) als Quelle des ersten exemphm^ das sweile % 7 wird dt-
nach wahrscheinlich aus der ebenso bestrittenen gegen die Petillier
Mammen. Livins XXXVIU 50, 5 nennt den unEaverlissigen Valeries
Antiaa als Quelle seines Berichts. — Auch fOr X 8 und 9 \lt$st sieb die
Abstemmang aaa gemeinsamer Quelle wahrseheinüeh macheo. 8, 1 f^
kaec quoque antiquiius miUtaris animadversio y iubere ignamiMt
eau9m miliii tenam sohi et sanguinem dimUti, Dass dies aas Cato
stammt, beseugt Frontinns strat. IV 1, 16 M. Cato memoriae tmiO»
in furto comprehensi^ inter commiiitones dextras esse praecisat^ o^
si leeius animadtertert tohUssent^ in principiis sanguinem esse mü'
stf 01, nnd 0. Jahn (Ber. Ober d. Verb. d. sichs. Ges. d. Wiss. 1850 S, ißO
denkt mit Recht an die Schrift de re milUari, Was aachher %^^
S hei Gellitts folgt, ist dessen eigner Zusatx : ciiitis ret ratio in Utterii
eeleri6«s, quas equidem intenire potui^ non extat; sed opinor fcct»*
hoc primitus in militibus stupentis animi et naiurali hahitu dedi-
natis r 11/ non tarn poena quam medicina Hderetur, postea tam^ ^
pteraque a!ia deticta idem faetitatum esse credo per eonsuf^^^dineny
quasi minus sani 9iderentur omnes qui delinquerent. Ich ktnn dther
Jahn nicht beistimmen , wenn er die Stelle des Charisius I S. 70: s^d
Cato de hahitu ait ^sanguen demittatur^ wegen des Ausdraeke natitf»'
^ttftilti*)heiGellios aus der Schrift de re militari genomaea lei» ^^
6} Das« habituM In diesem Sinne dem Gellios selbst geUtafig ^ '^
Jet A. OelKoB ia de« Noetea AltiüM. 669
Aack hat er Meyer or. Ron. firafv. S. 145 migversUiDden : deen dieser
rerbiodet ila hahit^ nicht nit demiUahWj sondera vielmehr mit aü.
m^ie derselbe de habUn irerslanden bat, sagt er'gans klar: *aed veri»
sinaile est verba Charisii alinro aensnm habere , nempe secuiulium pro^
prwam 9oca!ntU formam a Catone diei »anguen nentro geaere, aoa
sam^mi masealiDO. de ha^tu ergo est qnod Graeci dicoot smr« r^v
S^s^. ianguen enim ideo dixit, qaia »angumis facit, at Carmen ear-
m4m$$ eet/ (vgl. aoch Keil so Cbar. S. 90). Die Schrift de re müilari
aber, aaf welche Jahn jene Stelle des Gellias sorackftthrt, ist im foU
genden 9b Capitel angedeotet: eocaMa 9uni mäilaria^ ^$hu m-»
eirucia cerio modo aeies appellari $olei: frons^ suhtidia^ ewMM$^
ar^M^ giobus^ forfices, serra^ aiae, turres, haec ei quaedam item
aiia meenire e$i tu iibris eorum qui de militari diseiplina
tcripterunt. Wenn unter diesen auch noch andere aoazer Cato,
wie Varro de beiio ei pace (Gell. I 25, 1) and Cincins de re müUari
(XVI 4) begrtlfen sein mögen, so liegt es doch, sobald Cato als QaeHe
des SnCapitels feststeht, am nSehsten an ihn an denken. Dasa kommt
daaz Catoa Schrift mehrmals bei den Späteren anter dem Titel de die*
cipUmm mäitarij also wie hier bei Gellins (dsgegen de re militari VI
4« 5) eitiert wird (Jahn a. 0. S. 270). Uad wirklich ist die Stelle dea
Celonisehen Bachs, aas der Gellias schöpfte, erhalten bei Festns S,
344^: terra proeliari dicitur^ cum aesidme acceditur recediiurque
neqme nUo consisiiiur tempore. Cato de re miUtari: eiee forte opu»
Sil cuneo out globo out forcipe aut iurribus aut serra^ uii
0dariarej welche Aasdrflcke Gellius fast in derselben Reihenfolge an«
fahrt. Deshalb wollte Gronor, der diese Uebereinslimmong bemerk!
Hai, ftir forte lesen orbe^ Aach die ftbrigen militiriscben Ansdraeke
dea Crellins finden sich bei Festos anter besonderen Artikeln wieder.
folgende Stellen: I 2, 5 habihon »tahimque vitae beatae, 1 0, 2 degue toäuB
eorptniM /Uo aique habitu (vgl. XIV 4, 2 forma aique/Uo tnrginali). 1 15, 3 «d
jomoR mägiß kabitumque veot (lY 2,3 Labeo : morbus est kabiiua aäusque eorpo-
Hg eoHira naturam). XIV 1,10 ipsum gmdem corpus ei habiium iam profimdi ae-
vis, XVIII 10,Q habiium ei modumfebrium.-^WaM aber beiUa6g die Erkl&iung
desOeUins von jenem Aderlass betrifft, so schmeckt sie nach dem Gram-
matiker, und aneh bei den Neneren habe ich (mit Ausnahme von Llpsius»
s. OronoT s. d. 8t.) kein richtiges Verstftndnis der 'ratio' gefunden. £a
iat offenbar eine symbolische Todesstrafe , ein Surrogat derselben (denn
noch nach den XII Tafeln wurde der für mmdfeetuSy von dem Frontinua
gerade spricht, si aui cum faeerei furtum nox eseei, aut inierdiu ielo ee,
cum prenderetur, defenderet [Gell. XI 18, 7 rgl. YIII lemma 1] mit dem
Tode bestraft), mag man nachher auch aus der Strafe sogar ein medi-
einiscbes Praeventivmittel gemacht haben. Beim Heere aeheint das /Wr-
ium besonders stark verpönt gewesen su sein , vgl. Cato de praeda wä-
äübus dividenda bei Gellius XI 18, 18 und den Soldateneid aus Cineina
XVI 4, 2. Der Beweis aber für die Ansicht des Lapsius, welche wir
theilen, kann nur in einem gröszeren Znsammenhange solcher Erschei-
nungen geführt werden. So wird noch heute in Bayern su Ostern den
Pferden xur Ader gelaasen 'wol stellvertretend fOr ehemalige Opfer ein-
geführt' nach Mensel in Pfeiffers Germania I 8. 73. Die der alten rö-
mischen Todesstrafe su Grunde liegende Ansicht von einem Opfer ist
soletat wieder entwickelt worden Ton Lübbert comm. pontif. 8. 142 ff.
6Tto L. MerokNn } 4ie OHkroMOiade QflH lOocUirtenaUaiig
Ueber frons gab #s einen, de^ nlclil melr erlwltea ftt Suhsidium
wird 8; 306% eo weil siofa «ne der tfteke eehen IflMi, •• erklirt, dm
Oellliib Worte X 9, 3 trakUa autem $uni ab ipH» rehu^ quae Üü pre-
priH nowfinaniur^ earumque remm «n ceie in$irmenda sm emimqut
wftabuk imagines asienduniar daraof passen. — Daa 7e Cafritel dn
XII Boebs achiieaat mit der Angabe : »eripia haee hUioria esi in Uhn
VoUrii Maximi faetorum ei diciörum memarahilium nono^{\n dum-
ren Anagaben VIII [o. i amb. 2], waa Rempf S. 45 gans wahncheii-
liob ans einem Schreibfebler K//I/ für VlI! herleitet). Aber aach dis
foigende 6e Capitel stammt ans Valerius, wo die beiden enrabotes
Beispiele IV 3, 3 nnd IV 2, I stehen. Daas der Text dea Gellins in
beiden Capiteln von dem dea Valerfus vielfach abweicht, ist seiner
Gewohnheit, entlehate Thalaachen nicht wArClicb, sondern in seioer
Sprache in referieren, gemfts. — Im 16tt Capitel des XVI Baebs hi
V^rro eitiert ohne Angabe der Schrift, im folgenden I7n Varro is
Ubris diinnarwn. Die erate Stelle handelt von den beiden Carmentß,
Fosi9&ria und Ptorsay die ihre Namen von der Lage des Kiodes in
Matterleibe haben, die aweite von dem deus VaUcanui^ der seiaea Na-
men haben soll von eagire^ dem ersten Kinderlant, tmui aique parU
mmt pueri (daher Vagiianui^ a. Preller röm. Mytli. S. 578 A. 4). Ei
sind alao Götter der Indigitamente anfgesfihlt, nach den Monentea dei
entstehenden Lebens. Aaszerdem ist auch in beiden Capiteln der Vir-
roniacbe Ausdrnok sehr ihnlieh: 16, 4 arae staiiOae sunt Romae das-
bu9 Carmeniibus; 17, 2 sicut Aius deu$ appeUaiUM araque ei tUMt
bU. Daa Buch der remm dMnaruin liatt sich fQr beide Capitel
ermiUeln ans Gellins III 16; 6, nemlieh daa 14e, wo fiber die rwsAi^
dene Zeit der Geburt im achten , nennten , sehnten und elftea Honit
gehandelt und davon die Benennong der Parcae Nona und Decimä ib-
geleitet war. Die Zaaammengehörigkeit dieaer Stelleo bestiüft Ai-
gnatinua C. D. IV 11, welcher ohne Unterbrechung aioh folfrea \M
ipse in vagiiu os aperiat ei tocetur deus Vaiicanus . . tjp*a •• ^^
Ulis quae fata nascentibus canuni ei vocaniur Carmeniet, Eben
deshalb sehe ich nicht wol ein, weshalb Merkel Prol.0v.Fa5t.S.Cni
(vgl. CLXXXVl) die Stelle dea Varro Ober die Carmenies aas Cip. 16
erat dem 15n Buch de deis ineeriis zutheilt. Daaa Varro, seiaar Ge-
wohnheit folgend, anch noch in andern Schriften denselben Ge^nslaBd
besprochen hatte, ist damit natürlich nicht aasgeschlossen , wiet. B-
im Caius de liheris educandis bei Nonius S. 352 u. numerum.— ^^
auf einander folgende Capitel ans derselben Quelle sind das 1^) 1^
und 17e im XVII Buch. Im ersten ist Plinius Secnndus in librisnat^
raUs historiae genannt, gemeint ist das 25e Buch, dessen $$ ^7) 9|»
57, 62, 61 d^n §§ 1, 4, 5, 6, 7 bei Gellius enlsprecbeo. Das l6e C«p»-
tel fallt mit § 5, das 17e mit § 6 zusammen (vgl. Plin. N. H. VH »>
Nur die Worte Quinius Ennms Iria corda habere sese dicebat.f^
toqui Graeee et Osce ei Latine stiret sind anderswoher und nicnj o^j
geschickt dazwischen gestellt, wie Gellius auch aonsl gern FaraHei
zwiachen Griechen und Römern zieht. Bei dieaer Coinaii^^' ^^ ^
4m A. IMUu in dUli JloolM Alttea«. 871
vorwiefeodaii BwiMfemf t^s PÜDias kaaa es selbst (ragUab «elieiaeii.,
ob die Aofftbe 15« 3 idque caud tu hisiaria Graeca legissem elwes aaf
sieh bat : dem so koimte Gellias alleofslU eialeitan^sweise schraiben,
•aeb wentt er amr Plinios vor Aagen hatte. £s ist aemliob auch sonst,
"«ro er kein bestimmtes Boeb im Auge hat, sein Ansdrack dem obigen
sehr äbolich: IV 8, 8 uH in pleraqve hisioria scriptum e$i, VI 1, i
gwtoä de Oiympiaäej PkHippi regis uxore^ Alexandri maire^ in hiBiorm
Graeca tcripHim esi^ id de P, quoque Seipionis maire^ qui prior
Africanus appellaius esi^ memoriae daium esL VII 8» & no9 saiis
habehimus^ fuod ex hiUoria ett^ 4d dicere. Uebrigens hat schon Oisel
bei Gronov die gemeinsame Quelle dieser drei Capitel angemerkt. Zu*
^leieh bietet aich hier ein Beispiel dafAr dar, wie Gellius die korse
Angabe einer Thatsaohe bei PHniua Carneadem responeuntm Zenonis
idbris, Drvsum ptoque apud nos^ triimuorum popuiarium ciarissimum
. . consiai hoc medicamento iiberalum comiUali morbo in Anticyra
inatüa, ibi enim luiissitne tumiiury queniam usw. wortreich und da-
mit soheinbar selbslindig vonntrsgeto versteht. — Ebenso sogen-
echeielicb ist der Zussmmenhang von XVIII 14 und 15: denn ausser
dem gemeinsamen Inhalt sind die welche 14, 2 de numeris LaUne
seripseruni^ dieselben welche 15, 1 metrici heissen, und da hier M.
Ynrro in libris discipUnarum genannt ist, so wird aus ihm auch das
Yorasgehende Capitel sich heracfareiben. Dasz hier Varro berflck-
aiehtigt aei, hat bereits Ritschi vermutet (qusest. Varron. S. 30), und
ea wird deronaoh dies einem der BQcfaer disciplinarum zninweisen
sein, das auf der Grundlage der numeri beruhte, Ober deren gegen-
seitige Beaiebongen Ritschi sieb verbreitet. Ich theile daher Ritschis
Schwanken (rhein. Nna. VI S. 504) nicht, es möchte manches in % 13
seiner *qaaestiones' den nenn Varronischen Bachern de principiis nu-
merarum ansnweisen sein, wenn darunter auch Gellius XVIll 14 be-
griCTen aein aolL •-* Ein Betspiel noch weiter reichender Benutzung
derselben Qnelle bieten die sns Aristoteles Problemen geschöpften
Capitel a, 4, 5, 6 im XIX Buch, wo nur das kurze dritte Gspitel sus
■tnndlicher Mittheilung des Favorinns daxwischen gesetst ist. Denn
die Worte des Aristoteles 2, 5, welche Gellius, wie er pflegt, § 1—4
lateinisch mitgelheilt hat, stehen Probl. XXIX 7. Der Inhalt des vier-
ten Capitels findet sich Probl. VII 3 und XXVII 9. Ebendaher stem-
men ihrer Form nach die Aristotelischen Stellen im 5n und 6n Capitel
des Gellius , wenn sie sich auch in unserem Text nicht mehr nach-
weisen lassen.
Einen nicht zu abersebenden Beitrsg zur Quellenkunde des Gel-
lius liefert er selbst in der Vorrede % 4 — 10, wo er zur Begründung
des von ihm gewählten Titels noctes Aiiicae die Titel griechischer
and römischer Schriften ähnlicher Art, deren Verfasser ungensnnt
bleiben, anhftuft; nihil imilati festivitaies inscripUonum^ quas pleri-
que alii tUriusque linguae scriptores in id genns libris fecerunt.
uam qaia Lariam ei misceUam ei quasi confusaneam docirinam con-
quisieeraM^ eo iituhs quoque ad eam senieniiani exquisUissimos in-
672 L. Mereklitt« 41» CilienMaiM« wd OadlAabMiUnsg
äidi^nmi* nmmque Mi MuB^rum kiücriftmwmi^ Mi ««Iver«*,
•tfe %inlovy hie ^Afi^al^siag ni^ttg^ alim xfiQiuy partim in-
^c3va$, qmidam leciioni$ »tiae, alitu auiiquarmm lectio^
nmm aifue aliut «vdiy^<09 ei iiem aiiut ev^i}fi.av«y. tmUeOm
fvt Ivivovg inicripterunt, $uni item qui Ox^mi^azeig^ mmt udeo
qtu itavdinxug ei 'Eltieaiva ei nqoßl^fikaTa ei iyiii(fliiu
et n€iifa^t(pidug, e$i qui memorialei iiiHium fecerii^ tu fU
itf^nyi^ax^nit ei fta^egya ei di6aa%«Xi%ay e$i iiem qui kii-
ioriae naturalis^ e$i nuvtoianiig Icxo^fiag^ eei praeUru
qui praium^ esi iiidem qui niy%aqnov<y eei qni xonmr scripsiL
sunt iiem muiii qui couiec ianeoj ueque Hern ncn nmi qui indices
Ubrie suii feceriui dui epieiularum moralium out epistuli-
carum quaeetionum aui confusarum ei quaedam aUa m-
eeripia uimie lepida multasque prorsum caucitmitaies redolaUh.
Aach hier ist Gellios niobt origiqell, sondern hat »einen Vorgin^er tu
PUnias, N. H. praef. § 24: inscripiioms upud Graecoe mra ftUn-
tta: ULfiQlov iuscripsere, quod volebaui inieüegi foüom^ alii %i(fü;
^Afial^slug, quod eopiae com«, ui vei ladis gaUiuacei sferert
po8Sis in voiumiue hausium^ Invia^ Movaaij navdintaty ifin-
qISi^j Xet^fitivy mvunld^ovy inscripO/omee propier qum eätaHih
fittim deeeri pouii, al cum introperis^ di deueque^ quam mhä m
medio iuveniet, nestri eranioree^ aniiquiiaium^ exemplorum
ariiumque^facetissitui lucubraiionum^ ui qui Bibaeulm eret
et eocabatur; paulo minue serio Varre m tatiris »ui$ SeeeuUxem
et Flawtahulae. apud Graecoe desiit nugari Diodorus et ßtßUo-
^i^Ufig hiiiariam euam ineeripeit. Apion quidem grammatiem—*
me nan paenitet nuUum festiviorem escogilasse tituiumj asd mk
darin weicht er nar seheinbar ron Ptinios ab, hm dem die Vorrede ii
Verbindang steht mit der Angabe seiner Gewährsnianer iai entei
Baob (auctorum namina praelexu4\ dass er weder die picaateo Titel
noch die Absiebt ihrer Verfasser (§ 11) adoptiert so haben-versiebert.
Denn nichts desto weniger hat er sie in seinem Werk benalit. £<
lassen sich nemlicb die Verfasser jener BOcberlitel grosseotbeiU ans
Geliias selbst nachweisen, und es wird damit eine Gruppe tob Werkeo
gewonnen, welche Vorginger and Vorbilder des Geliias waren, leid^
aber meist der verlorenen Litterator angehören, so dasz eia \ir\»\
aber den Umfang and die Art ihrer Benutsong erschwert ist. Befinei
wir mit den griechisohen Titeln, so ist der ninlog des Aristoteles
von Geliias nirgend genannt, aber vielleicht benutzt HI 11,6. 'A^^
^elag nigag gehört Sotion I 8, 1 (Sotion . . ii^rvm muUae eanoff^
historiae refertum compoauit eumque inscripeit uigag ^AfUiMa;-
ea 90X hoc ferme ealet^ tamquam si dicoi cornum eopiae^ Tgl. XVlH
6 lemma , XIV 6,2); einen Uquiv hatte der Aristarcheer PtnpbüB^
verfaszt (Saidas u. Ma^ilog — fon dl noiuiXmv mqioin) >■'
Cicero (nach der Mittheilong bei Suetonins v. Terentt 5 (^c$ro is
Limone in metrischer Form), welche beide Geliias nicht dtiert &•
Titel iv^Qti ist bei Gellins nioht aechsoweisen, was niobt bisiert
4dl A. Gilltas iB d» Ko«Ces AUhm. 673
4»M' ao beoMiiite Werke banottl tiBd, dpi» Pliom M. H. XXI la
»olireibt: tuf noMiris aviem mscripsere aliqui libros oHlkologiam^
ßore§ vtra penecutut eu nemo^ quod equidem inveniam. ilepi ev(^
fuiswv schrieb ausser Arisloleies, Theophrast u. a. der von Geiliai
•hneBoch cilierte Philoslephaoas IX 4,d. Dasz bei et^o/Aoret^, derea
es aeeh vob Plutarch gab, m Caesellins Viodex la denken sei, hat
Lersoh (Z. /. d. AW. 1843 S. 1103) sehr wabrscheinlich ^maeht
Jlonrdixtat oilieit Gellios XIII 9, 3 als den vornebmsteA Theil der
ttfieber des Tallias Tiro de 9arii» atque promücis quaestionihus (Jam^
quam omne rerum atque docirinarum genus contmenies}, Die n(p^
ßlijfMna des Aristoteles bat Gellios oftmals gebrancbt« Unter den
iy%uql6ia kannte er jedenfalls das des Epiktetos, obgleioh er es nir^
gend nnler diesem Titel nennt. Die Zusammenstellung mit tto^Ia^
deg lasst vermnien, dass er das Wort in derselben Bedeutung fasite
wie Sinplicitts comm. in Epicteti enohir. prooem. lyxnqidiev ii ovri
intfiyqantm dik zo Jt^foxeigov ael avxo Suv *ul exoifiov tlvcu toig
ßcvJbofUvois ev ^fiv' %m yag to atQcc%i9ni7tov iyjßiQldiov iUpog i0tl
n^uifov iil zotg xfimiAivoig oq)nlov ilvai, vgl. Salmanius notae S. 6.
Die Ttguyiutxtxa des L. Attius eitiert Geltius XX 3, 3, seine dtda^U"
lina sind wahrsebeinlicb III 3, 1 gemeint. Die Ttavtoidacrf fcrro^
dUs Favorinus, welche Diogenes LaMius oftmals nennt, hat Gellinn
ohne Zweifel gekannt und — stark benutzt. Somit bleiben von den
griechischen Titeln herrenlos xi?^« iv^tiffi^ l,v%voi^ ^Eltx&Vy nw-
^a^tpiöegj naQSQyaj niyxaquiog^ xiitoi. Unter den lateinischen Auf-
schriften lassen sich auf ihre Verfasser sorflckführen: die ahtiquae
ieeiümes auf Caesellins II 16, 6 und Velins Longns XVlil 9, i (ts
eavHäenkuio de um aniiquae lecUanit)^ die Hbri memordalet auf
MaBuritts Sabinos V 6, 13 n. VII 7, 8, auf den vielleicht auch die peime
memoria XV 4, 1 (vgl. Plin. N. H. VII 135) und die eeieret memo*
Tiae IV 6, 1 KurQefcgehen, die Musae (bei denen man an Herodot
■iebtwird denken wollen) auf Anrelias Opilius I 26, 17 9 der diesen
Titel und die Zahl der Bfleher daher, ableitete, quia »eriptaree ac
poeiae sub ciieniela Muearum iudicatei (Suet. de gramm. 6). Die
süeae geboren vielleicht Valerius Probns, wie man aus Suet. de
gramm» 24 schlieszen könnte : reliquii au$em non mediocrem eüoam
observationmm^ oder Atejus Philologus, der von seinen Werken in
einem Briefe sehreibt (Suet. de gramm. 10): ^e» nosiram aUis ms*
meuio commendare^ quam omnis geueris eoegimus^ uii scis^ oeün*
gemios in iibros. Aber Gellius erwähnt weder die sUva des Valerias,
Boek kommt der Name des Atejus Philologus bei ihm vor. Eine De-
ftnition der eilea gibt Quin Uli an X 3, 17: diversum est huie eorum
Vitium^ qui primo decurrere per materiam stUo quam velocissimo
poiunt et sequentes calorem atque impetum ex tempore scribufU;
kanc 3il9mn eocant, repeinnt deinde et componünt quae effuderant;
$ed verba emendantur et niimeri, manet in rebus temere congesUs
quae fuit leeitas. Die uns erhaltene naturalis historia des Plinius ist,
wie oben gezeigt worden, eine der direet benatzten Quellen. Cos-
6?4 L. Mereklift t «e OHiera^lbod« «M Oaellnbmüsii«
ieei&nea «Itiert Oetlkis UM, Si ton AtatfiB Ctfilo , VII 5, 1 rem Alb-
■st Varas^ epishUae mor&tei von Seaee« Xll % 3, cp«tfiii»c«e ^aaeilio.
«et voa Varro {fg.Catönii) Vi 10, 8 nmi XIV 8, 3 (r^l. 11 10), roi
VatgiQS Bnfaa {de rehu$ per epuMom fuuetUU) XU 3, 1 (vM Sal|H-
elai Apolliaaris Xlll 18,3; Aber diase Galioag a. üager deValgio S.lfö
vmA metna Abh. Ober A\e isagof . Schriflaa <L RöaMr in» Pbilol. IV
S. 4n fr.) ; quaeiHones eonfueae von Julias Modeatua 111 9« 1, welohea
Tilel bai den Grieohen antspreoheo ^diftct6^$vog hf taSq axogadipr
l>iof» L. I 9, S, ^It^wvpkog hß ß twtß am^idfiv vmopannuixmv abi
1 1 , 4. II 3, 9. Daa praium gabflhri Saetoaiiia and iat, wta aach 6.
Baefcar so Isidoraa de nai. reram 8. XV banerkl hal, die Jateiaueba
NtahbHdiiiig*daa ifriacbiaobao Tilala iUifiaSv. Weitere UetersnobaBgea
über daa SealoniaQlie Werk Tarbeiazt Reifferaebeid in Fleokaueos
Jabrb. 1869 S. 714. Semit bleibea aar die Verfaaaer voa Bfiehen
leciionin 8uae oabekannt. Da aicb, waao wir hieraua die Sänne
arehen, anter den ?on Gellina inaamaieageatellten 30 Bflchertitein
etwa nor ffir die Eifitfle die Verfaaaer emittelo lieaaen, von daeen er
aelbat nieht viel mehr ala 10 in seinem Werk eitiert, aber die andere
HiMle also vOllif e Uagewiabeit stattfindet, so dürfen Folgernagan am
dem obigen Versetehnia nor mit grosaer Vorsicht ekgeleilet «ardes.
Daas er diese Titel nicht etwa bloaa ana der Vorrede dea Plinios iiad
anderswoher aufgriff and aammelte, sondern daas er die aut ibaei
beaeiehneten Werke niher kannte, zeigen theila seine wörüiobaa Hil-
Iheilungen ana einem Drittel derselben , theila l&ast ea aich ans dea
SS 11 ^^^ 12 d®** Vorrede in noch grösserem Umfange abaabBca.
Dean die Worte seä modiea ex hit . , accepiy wenn sie sieh ascb
sttttiobat anf die in demselben Satse vorhergehenden vaheHda trtmu-
mtdaqme nmUa admodum eo/timtoa besiehen , sohliesseu doch wagea
dieser allgemeinen Beseiehnang jene 30 ihrem Titel nach niher be-
xeiehneten ein, von denen namtttelbar zur Darlegang der Grfiade, wes-
halb aie iraiueunda waren und nnr modiea ana ihnen anfgeaomaea
werden konnten, fortgegangen wird mit den Worten: sed n$ aonfiitni*
^idem m eweerpendü 9U>iaiHi<9que rekue idem mikd quod plerit*
que Ulis fuii. Demnach begegnen wir anch hier wieder dar sehoo
beobaehtelen Verschwiegenheit dea Gellins in Betreff aeiaer QaeUes
ond werden schwerlich fehlgreifen mit der Voranasetsnog, dass er
noch das eine und andere Werk unter jenen SO ebne die geriagiU
Andentang davon fflr aeine Bacher anagebentet haben mag. Nar folgt
darana weder fttr die von Gellioa aelbst besengten noch fttr die vorasi-
snaetsenden Pille, daas immer eine dtrecte Benntsnng slattgafbadea
hat: denn ao sicher dies far Plinins, Seneca und Favorinns ist, abeoio
nnaicher fflr Gaeaellins Viadex nnd Philostephanas. Aach die Angabe
dea Gellins, dass er mit Mass ans ihnen geschöpft habe, erweif I fi^*
aO viel wir nachkommen können, ala richtig: denn die eraiiUelim
Verfasser jener Werke sind nicht die welche am hinfigstea geaissl
werden , und uoter ihnen gibt er wiederum den Römern vor den Grie-
eheo den Vorsag (ei eorum numme Graeci . . aane ctirn
* tiM A. MiHn In ttoft ff^etes AttfoMH 6tfi
«olWiii eopiam geciati am^erM^mi), Eidlioli reriiMA' t^edketrÜt i«
werden , tfass sowol ili« Hehndil Jeser Schrtflstotler 4er rO«iMiiMi
KflFlsers^it ingelidrt, als tmth die niiftes^miirt gebliebene« grieohieelmr
Titel eine spilere, dem Gelline nabe liegende Graeeillt vemlben, and
dass dfe directe Benntsvng dieser Lilleratnr an ebeaten er«
'w«rtnt werden darf, was aebon frtther mebrmala auaBaapfreebev Ge*
legenbeif war.
Den Lesefrdcbten dea Gellias alelrt ala iweiler Beatandtbeil eel»
ner Bflcber gegenfiber die Millbeilnng dea nfiadlieh ▼ernenHBenMi,
eine Scbeidang deren er sowol in der Vorrede sieb be#nat iat H 9
nam proinde ut Nbmm quemqne 4n mafMia cepet^am . . nel quid nie*
maraiu dignum audieram. $3 facta igiHnr eti in h$$ güoqne eon^
meniarH$ eadem rtrum di$parUiia$^ quae fuit in üÜb annöiaümUtm
prisHniSf quas . . erudiUonibus leeHonibusque tariii feceramui^ ala
•ach im Verlauf seiner ßehrifl raebrmala gedenkt: III 16, 19 pmeiwratf
ego de partu humano ^ praeierquam quae scripiä im librHlegf^ h&e
qnoqtte usu veniste Remae comperi^ obwol blnterber folgt: idque
ipsum eins rei decreium no$ legimH», V 21, 4 oderai . . qni perpanea
. . tegerai habebfttqne nonnullai diseipUnae grammaüeae inaudatttn"
cnias, XX 10, 6 itaqne id quod ex imreconeaUie qwödque eA Hbfie
eorum didici. Dieae MItCbeilangen biljen etwa dea vierten Tbeil dea
Ganzen.) wenn man die Gesamtheit der Abschnitte in mnder Kahl anf
dOO ansetat, nnd sie sind als eine besondere BlgeMbOmliebkeil de/
Sottrin bereits von DiHisen (S. 37 ff.) gebflbrend berOebslohtigt wor--
den. Eine wiederholte Betraohtnng von unserem Blandponkt ans aoH
jene Charakteriatik an ergfinxen ancben. — Wie die Leaefrflehte onanier
lUere nnd ftiteste Litteratnr vermitteln, so fahren ons die mftndlivbea
VerVend langen in den Kreis der Zeitgenossen ein. Wir lernen die
Lehrer, Frennde nnd Gönner des Gellina kennen, seinen Umgang iv
Rom and Athen, nnd angleich tritt das pbllosopbisehe, grammatisebe
nnd rheloriscbe Treiben jener Zeit in gefeierten Namen nnd namen«
losen Persönlichkeiten vor uns aof. fCnr selten werden frAber lebende
dorch die Erwibnong ihrer Schaler nnd Freunde berbeigeaogen , wie
Mnsonitts Und Valerins Probns ans Berytns, beide aoa Neroa tnd Veap»«
aiana Regiernngaaeit. Es sind alao «TSOfit^fiotWfMrT«, ans der Erte«
nemng und in Brsihlnngsform milgetheilte Reden und Aussprache, die
der Verfasser selbst gehört hat, eine Gattung deren Merkmale aua
ihren Ueberreslen neulich von E. Köpke * aber die Gattung der ino"
pvfjitov^vpLata in der griech. Litt.' (Brandenburg 1857) treffend ent-
wickelt worden aind. Aber nicht die Xenophonlischen commentqrH
diciorutn atque factorum Socraiis^ welche Gelllus kannte (XIV 3, 5)»
sondern die mtofivfifiOvBviucra seines gefeierten Lehrers Favorinua
(a. Köpke S. 21 ff.) und des von ihm ebenfalls geaohitaten Muaonina
(Snidas u. n<oXi(Ov 6 ^AaivMgy Nieuwiand de Musonio Rufe S. 60 ff.)
scheinen ihm dabei als Vorbild gedient an haben : denn dass er auch
für diesen umfangreichen Beatandtbeil seiner Noctes abhingig war
von fremden Leiatungen , wird oaeb aeineai Geatindnia in der Vorrede
6T6 L MtrAliA: tf • OiliiWiiithida md QvelMhMvUvig
flmMiih mim* IMIiiii Hi ein« BriribMAf JMer aiifMid Miln
msvtroffMiy aoadcni aw ^ioMal vielUioht eaae leite AiidMta»g Ttr-
lMUi4aii, iadm XIU 36^ IS dam Favoriws die Worte in &m Haad «e-
iafi wardae; ^'(iHhh tii ßa «Mit «isofiviifiovevety. Den aifiadlicki
Charakter diaaar MiUbeiUogen hält Gellioa iaaofara alreaf aafreeht,
ala aeiae. Referate deraetbea, aeiea e» eiaselae Aneapriche oderu-
aamneabdageade Vortrage, gefliaaeallich alle Beaiebong aal ickrift-
liohe Grudlagea abgeatreift habea. GelUaa aeheiat die Sohhftea hA-
ner Lehrer aad Zeitgeaoaaea ala bekaant voransaiuetaeo, oder erlegt
höhere« Werlh aaf die aiaadliebe, oaaiittelbare laatroctioa vad praikt
wol aaoh sagleioh aut der peraöalicben Bekaaataehafl der entea litte-
rariaehea Aiitorititea, oder er folgt hierin deai Charakter der Gattaif ;
vetehea aber aoch der Grand dieser Retieeaa sei, aar aeltea aad gm
aallllig werden Sohriften deraelben ala ihm bekaaal aad von ihm be-
natat erwfthnt, Bs geschieht neailioh nar bei FaTorinoa XVII 12,)
Mieuiiy cum TherMiiae imudu qmauwU el cum fehrim quarüs dkkM
recmrreniem Umdini$^ Upida $ane mulia €$ non fadUa invmlu m
uiramfue camsam dixii eaque scripia in Mris reUfuii. X 1%, 9(tM
im Hertaaahea Index) »oa» ei pkrique noMium Graeeormm ei Fmc-
rmms phHoiopkmM^ ntemorimrum veierum exequetUunmus j €f firme-
IMSÜM scrt/sennil^ iimmiacrmm colmmbae e Ugno ab Arckffta — . Wtel
hmrch euper rp imn aikorremO' m ßäe ip$ius Pavorimi verbe ponere.
XI 5, 5 st^mr qma re FaporinuM quoqme 9ubiüiuime orfWiMmefH
decmn iibroM eomposmü^ iZti^^vatöoy zQonnv m$cribii^ aas danea das
gaaxe Capitel geaehdpfl ist, wie die eingestreulea griechischea Ais-
drieke lehrea, denn Favoriaos sprach and schrieb griechisch (Xlll
36, 4) — bei Calvisios Tauras, von dem ansaer commteniam ISd^
(vielleicht idealisch mit seinen cammmtiarii quo$ i» Gorgiam IVslesd
componUi VII 14, 5 vgl. X 22, 3) noch ein Über $uper Midi XU 5, 5
(fehlt hei Herts) geaanal iai — bei Snlpioioa ApoUinaris, voa den
XV 6« 3 eiae Stelle aaa eiaem Briefe mitgetheilt aad XIII 18, 3 «|m
yiXWfl reeeripia Brmeio Claro genannt wird. Da aber Gellioi
einigemal aasdraeklich erinnert, wie Dirksea S. 38 A. 32 sagt, diM
er daa von dem Redaer milgetheilte hiaterher in bekaaatea Werkei
anderer angetroffen (XVIII 6, 12 Aoc ium nobi$ !miianm$ Bi mdm etie
imeide »imul §i aäfMiaer dimü. ud eadem ipsa po$i eiiam i»p^-
9oigati» 0 coamienltfrMi scHpia ofendimuiy vgl. XVI 3, 5. XIX li V),
6) Dies Wort erscheint im Hertssehen Text als Theil des THeb
(mit Unrecht) ond dennoch fehlen die pervolgaü eommeniarü im ^^
inoüamentoram. Solcher Incongruensen finden sich mehrere* Ancli tft
manche Stelle in den Index reram gerathen, die snm Index aactoroD
geh5rt. ki der Hoffnung daez die zn erwartende grössere Aaig*°^
aaeb noch reifere Indiees bringen wird — der Index anctoram w
schon jetst einen wesentliohen Versag vor den fHiheren dadnreli dif<
die Citate ans erhaltenen Schriftstellern überall anf unsere Texte reda-
eiert worden sind — erlauben wir nns einen Wunsch anMOSpr^^^'
den die vorliegenden Studien mehrmals angeregt haben. Es wird nee-
lieh gar keiiie Auskanfl darfiber gegeben, ob ein Schriftsteller bei GeDi«
dM A. iWifift i» iM ÜIMm AUfoM 677
•B isdeni Sletlen 4m R«d»(ir selb»! Mi» OMtl* teiaet' DMMHüif
nenMK titst (XVIII 4, 11 etymm quoqut Aanin» vöevm ei origHtn
»eriptas e§se dieebai im UbrU Nigidiauis, qU08 tequitUo* §go ei
reperioe cum primantm eignißeatümmm e^^empHs^ ui ^ammentarüe
kämm noeifum inferrtm^ notani) oder die mfliidliehe Hittheiimiff
biBlerlier ia einer Sclirifl dee Redners gefanden sa heb^n bekemt
(1 96f d ts [7atirttf] cum graniter ei copiose de morho affechtte irae
dieseruiMiei , guae ei mi neierum ÜMs ei «n ipsius commentarüe e»»
poMiim nuU) — so liegt es , wenn man seine Methode iit den littera-^
riaabaa Capitaln erkanot hat^ sehr nibe ananaebmen, es seien viel After
aaaichst die Schriften der redeaden Orgaae als Qnellea ffir ihre aiflnd*
liebe Darstellung beantst worden^ nnd sodann auch ihre Referate nocb
aas den Schriflen anderer abgeleitet. So siebt das 22e Capitel dea
II Bucba, wo Favoriaos eiaen vollstftndigen Vortrag aber die Namen
und Riebtnngen der Winde bftltf gan« danach ans, als ob es sus dem
erst % Sl genannten P. Nigidins in eedundo Ubrorum quo$ de 9eni&
eompoeuii berstanme (s. Becker la Isidoms de nat. rernm S. XVIfi f.
nnd dagegen Reifferscheid in Fleekeisens Jahrb. 18&9 S. 716). Dasa
hier oiaaches auf Aristoteles xurflckgebt, ist nur eine Bestitlgnng
dafar: denn diesen hatte Nigidias auch sonst benntat (Herta zaPrisciaa
Bd* 1 S. 385). Aneb verrfith Gellins wider Willen, dass er In diesen
Absehaitt dem Farorinns Fremdes nntergescboben bat. Denn naobdom
Fnforinns seinen Vortrag geendet, heisat es richtig % 38 sed qued ait
usw., aber § 30 quod eupra amiem dixi hffiüxg ex alia aique aiiä
eaeii parte flare» Dies mpra bezieht sich nemlloh auf § 26, der noch
dem Vortrag des Pavorinns angehört. Es bfttte also statt disi hcfiazea
massen dixii. Stammt aber alles aas Nigidioa, so mnss aocb $tt
eigener Znaats desGellins sein, dean der Vers ansVergilins Aenels Vlil
709, die beim Tode des Dicfalera 736 d. St. noch nicht ediert war,
konnte Ton Nigidias, der bis 710 lebte, nicht angefahrt werden. Ans
derselben Quelle scheint anch 11 30 abgeleitet werden an massen, wo
der Anfang eine Lacke hat. — Von der Anseinandersetiung des Favo'>
riaaa aber penus IV I, 14 IT. hat Dirksen S. 49 nachgewiesen, dasa
nicht der von ihm selbst genannte Q. Scaevola, sondern der erst nach-
trfiglich von Gellins erwähnte Masorius Sabines als Quelle aniuseben
ist. — Aber freilich, was konnte nicht alles in der nttptodmni htonfu
des Favorinns von wahrscheinlich 24 BAohern (e. KOpke a. 0.S.2I) auf-
gespeichert sein, deren Inhalt Photius Cod. 16! mit wenigen, aber viel
umfassenden Worten beseichnet: iv olg itifpoqtn tcjogiai, rmv aova
ta ovoftara ^iasatv ainoXoyCai nal vouwta Tre^a. Auszer ihr Isg dem
GellivB namentlich far philosophische Themsta nnd Persönlichkeiten
die Benntinng der inofivrifiovevfiata nahe, ins denen wahrscheinlich
III 17 geschöpft ist. Vgl. zu § 1. 2 Diog. L. Vlll 1,6, an $ 5 Diog»
L. VIII 7, 4, zu S 3 Diog. L. IV 1, 11, wo Pavorinns ip öewig^ cnvo^y.
selbst oder bei einem andern von Gellius angeführten erwähnt ist. Fälle
dieser letzten Art sind gar nicht selten und stehen doch beim Qnellen-
stadinm mit den anderen nicht auf gleicher 8tafe.
«78 L. ■0rakliR»t«# a<ini<lg>i mimfVßtkfMnn
«Mifi* Mi' W«Mi WB f^Mt mm Dio«. L. V a» la -^ tfMUttiui
•#wet iüt FaroriMS 9i$ für CMlioa •Wraklerwtii^; <^aßm(fmi ii
0Ün&v MV Umfuvuüky iv olg £gMtfiM s^ .^i«»vdigv tov fu^^pviov
(?f U Dkig. L U öt^ VIII l^Sö aas aar navjadanii (cvo^) : (Uoi »ii
aaUle AeiMii, er habe aeiaeiii Lahrar diaBa Avi ft« aiUarea «bgciebci
«-»- eraiabi daai Favorinaa da« Uarmippaa beaatote ^ ao wird o«n gt-
«aigl, waa Galliaa III 13 aiia Harouppna raferiert (^Üermippui $cn^
rwi9qmii)r aJa aas Favoriaoa ObarkoHwiad xa bairaotUaD^ und wia4«ru
11 18, wo w«der der aia# noab der aadare f asaiui^ ial, aaf Haraifpu
9»^ fttv dua$QSifavtmv iv naiitbot iovlm» urOcksafAbran« abgleidi
Mog. L, Vi 8, l iho nur ^iimdaI bei Maaippua eUiert ood Mys, <i«i
Mlavea dea Bpikur, aictit erwibat. hin Worle über Epiet^tas § 10
nirarden dann Suaaia dea Galliaa aalbat aaia. — Da Favorinai noh
•i«a Schrift ftbet Sokratea varfaail halle, ao kesD akb daraaf ^
oiahan II l, 3 qy^m rem cum Fo^arinus de foriüudine euu viri (^
^0$it) ui pleraque disierent aii$g$$tel^ noUuitug^ MifuiX — D»
Dettailioa dea Favorinna I 3, 27 dArfte ebeafalla eiae aabriAlich |«-
gabeaeaai», da sie nntar laaler acbriftUehea MillbeilaDgaa alabt «id
CSelliaa das Gegenlheil sichl hinaufAgt — ^ HiDaicbllich dea Salpidu
ApolUnaris, von deai Gellina mr epiUidae erwahM« kliiigt %wi Dich
aobrilUicber AbfaaaaBg U 16, 8 idcirco ApoUu^4KH$ Su^icwt üUtr
cetera^ in gui$ CaeMeUium reprehendü^ kM fuo^e ems quati ene-
Um umimadverHi errarüque ütdu$ himc eue causam dtfil» s*od
eeriphtm üa iü^ Aaeb babea wir bereite geaeben, daas Grifenki«
gaaeigl iai, niehl einen Comoientar dea Snlpiclaa um Vergilioi ,iMi-
dera ein MiaeeUanwerk grammaliachen Inhalte nnMBehmea, oad «eis
Bedeaken dabei , daaa Gellioa gewte aicbl veraAnail babea wflrd« eio
aolehea Werk aeinaa hocbgeprieaeaen Lehrera in citieren, erleiüft
aiflb TOB aelbal dnreb die aehon aaagasproabene Beobaohbug« dMi
daraiftlbeaul aUenaeineB ZeilgeooaaeB niehl aadera verfabrl.— Vonöer
BrlVrlarnag Aber dee Sla«inibaiHn der Calonea, XIII 90, wdobe Apol-
Unaria aelbal mit den Worten aeblieast: hanc-ieeqfcrm» differentan
faeUe ammadeerieii$ ex hoc ipea oraHcne (M, Caioms NepoHs)^ cim
MMti legeüs^ bat aehon Pirkaen S. 39 A. 36 geaeben , dasz Gallius dea
ApoUinaria in den Mand legt', waa aiob ana dea SobrifteB ergab, die
er ^eliiat bi n t erber benntet haben will: kaec Sulpiedui ApotH»^
mdietMm$ nobü disit^ quae paüea iia e$ie^ uii diseratt eognop^
muBf cum ei laudmiionei funebres ei iibrum commenUtrium de famüM
Pft0ria le§eremu». Unter den laudaiio»€i funebrei aber wird t8oi«li**
Ciceroa laudmiio Parciae nnd iaus CaUmis (s. Paulya fiealeae. VI(
fik %i99. 2127), sodann jene Rede dea Calo Nepos, die sich aacbSvl-
pieion obigen Worten Aber die FamiUeaverhflltnisse der Cafcooefl ^^'
bfoitel haben mnaS) an Terslehen aejn. ^— Die maodliche BelebrUMr
d^8 Apollinaris Aber die Partikel ve XVI ö, & enlbfiU wenigsteos ^m
noch jetzt nachweisbares schriruicbes Element: denn §6 vescwno*'
fem, qubd ex ve particuia ti esca copukUum est^ ulriuiqut dwtfio»
teA.ll0lliMiAi«i«NfllMAItiiM. 909
§iptißfa§i§ni» nim eapii. wüim' ^nim i0U0r0Um9 vesoum 94i4^m
'dimü B9 edendiinientioney aUier lueUmi vtMcmm aipp§Uai cmm
0dendi fa$tidio findel siok som Tkeil wieder bei Pasl«a S. 368:
MMM fa$iidio$us: ve enim pro gmsdUo uiebamiur, lucreUug vet^um
dicü edmeem^ emm oil (k 326): nee mare qwie. imptndetu ctsco
9ai0 §amm pere$a^ wo «Bell Malier die Uebereioslimmiiiif sieht enU
gangeo ist. Der aatfabrlicbere Artikel dee FeeloB and reip« Verhof
wird wol «neh das andere Beispiel aiis Lucilius ealhelleo babeo.
Halte er etwa Aelias Gallus benatst» dessen über de »igmßcmlion0
neröorum quae ad iu» civUe perUnemi »ecundus Geklias in diesem
Gapitei % a oitiert? Gerade das 2e Buch derselben Schrrfl findet skji
aweiBMil bei Festns S. 978 a. 309. Beispiele aber soheiat Aelias Gattns
nicht fegeben so beben: denn Festns sehreibt an der ersten Stelle:
ai Capito ÄUius im eadem quidem- opMone es/, »ed exempio adiutoi
mürpreiaiionem, — Ebenso klingt die Angabe des Apollinaris Ober
nsnuM (XIX 13, 3) wieder bei Festna and Paains S. 176. 177: manum
üraeci vom aquarium dicuni humile ei ^imeatum^ gmod vulgo vocani
eitulum barbahm (vgl. Varro L. L. V 119), umde nani pumHonee
mpptiiafUur. Der von Apollinaris gegen Laberina aasgesprochene Ts«-
del ($ 3) besieht sich anf Gellius XVI 7, 10. Dieselbe Vorsusseiuing
sebriftlicher Grundlagen gilt indessen noch ftlr manche andere Ab*
sehniUe, die aaeh Form nnd Umfang nicht wol fflr eine ^esprA^bs-
weise Aensaerung so passen scheinen. So trägt jene yori^ücbe
HAndliehkeit ihre Widerlegung in sich selbst. Denn es liegt auf. def
Hand dass Reden, die von sahlreicheB nnd geaanpn Cilatep strolaen,
nieht ana dem Stegreif nnd aberbanpt nicht in dieser Form wirklich
gehalten sein können, wie 1 7. II 26 (die Angabe Aber aniiii wieder*
holt Gelli«s mit deoselben Worten ill 9, 9, wonach die Benatsnng
derselben schrifiliohen Quelle wahrscheinlich ist, wenn er sich nicht
selbst ansschrinb). IV 1. XIII 25, wo Gellius das UnsUUhsfle einer
solehen Anhflnfnng gelehrten Materials selbst gefflhlt zu haben, sohaint,
wenn er sagt (§ ö): aifue ul erui Fa»orinue egregiu vei dwina^ qua^
dam memoria^ verba tpsa M, TulU eiaiim dixü^ nachdem der Bedeade
aieh % 4 wol aach aicht ohne Grund so gerechtfer^tigt hat: etiami
apera mihi prineeps ei prope amms i» iHieris diseipiimsque Croßcis
»un^Ua est, non ueque eo iamen infrequent $um vooum Laiinarum^
quae eubeiei^o aui iumHliuario eiudio colo^ ui hanc i^norem manU"
bemtim inierpreiaHonem wdgariam. In der ohne Citate auftretenden
Bxposition des Favorinns aber die geneikUuci (XIV l) ist wenigalens
%l\ quae mmUi erraücae^ Nigidiue erronee wfcai wiederholt aus den
Worten Ysrros bei Gellins IU 10, 2. Auch hier seheint Gellius das
UnnntArliche solcher Isngen Belehrung oder wenigstens die Schwierige
keit ihrer Aufseichnung aus dem Gedächtnis gefahlt cu hahen, weil er
ansdrfleklich im Anfang $ 2 sagt: eapiia auiem locorum argu»
meniorumqne^ quibue neue eei (Favorineui), quod eiue memi-
nieee poiui egreseue ibi ese audiiiane pro^pere adnoiavi, eaque
fuenmi ad hone ferme eenieniiam. Es hatte aasaerdem Favorinus,
680 L. Hereklto: «• CMemtliM^ «rf QttoKertMroUaBf
wie 4r pllaf le, grieohitdi fesproolMt, % 8S udFsoorinm$^ «I kmnmt
imgemum fuii miqme eU Graecae fmcurnddae eapia wiwnU ef «cmsIm.'
Dasselbe Bedenken findet statt fegen XVII 10. XVIII 4. XX 6, wo
Gellifis » gleiohem Bewnslsein inletsl (% 15) nagt: kaec wuminimäU
Ap&Hinarem äie^re^ eaque iune ipta^ iio uH dicia fuerami^ noteri.
— Gegen die Wirklichkeit dieser maBdllchen Verhandiongea seofei
ferner, wie sehen Dirkaen 8. dl ff. bemerkt hat, die stebeadea Ge-
legenbeilen, an welche sie sich knSpfen, entweder eine Sehiffsfirl
Ton Aegina nach dem Pairaeeas II 11, oder tob Griecheolaad aack
Bmndisinm XVI 6. XiX I , oder Krankenbesneb II 26, 1. XII 1. Xll 5.
XVI S, S. XVIII 10. XIX 10, 1 , am binllgsten die Sitte des Voriateas
beim Mahle oder nach dbmselben II i2. III 19. (IX 9.) XX 8 aad der
LOsnng witziger Anfgaben VII 13. XVIII 3 nnd 13; es leogen dsfegea
die oft wiederkehrenden typischen Persönlichkeiten, die daaa aaeh
gar nicht benannt an aeio pflegen , ao dass aie oor als die Träger roa
Hei nnngen erscheinen , die siegreich bekimpft werden Bonen**, wia dio
hochmOtigen Grammatiker oder eingebildeten JOng finge, wofär Dtriuea
A. 17 die Betspiele verzeichnet hat. Uiufig sind nach zwei dergleichei
Personen einander gegenObergestellt, um die Gegensitse wirkaaaer
eolKdieren zu Isssen, wie III 1. VII 15. XIV 6. XVIII 9, 9 hm es kü
qtti aderani alier iüieraior fnil, aiUr UiieraM icteiis, id tU aUer
docen»^ d^eiui alier, ki dmo mier $e$e diesentiebani^ oder Aab^nfer
Tersebiedener phiiosophischer Schulen, Peripateliker und Stoiker XVIH
1 (rgl. XIX 13, 3) oder SkepHker und Stoiker XII 6 oder Philosoph
und Idiot 13,6. — Allerdinga machen viele dieser Absebaiite, wie
Dirkaen richtig bemerkt, den Eindruck einer willkfirlicbea aod er-
diebleten Einkleidung, aei es nun daaz Geliiua diese Fora der Ab*
wechslong halber wfthlte, auf die er ffir den Inhalt ao sehr bedteki
lat, oder wirklich einmal atatigehahte Gespriche und VortrigeM^
seiner unseitigen Gelehrsamkeit nachtriglieb auaataltele; aber mti
wOrde dennoch au weit gehen, wollte man die dialogische forB
Überall nnr ala aufillige Einkleidung und die sprechenden Persosea
aoazer den benannten Individuen nur ala Masken ansehen. Die Ueber*
einalimmong welche 0. Jahn (Proleg. zu Persius S. CXXXVIII) swi-
sehen den Angaben des Soetonius (de gramm. 24) Aber Valeries Probu
und seinem Anflreten bei Gellins nachgewiesen bat, zeigt dass M^i^
wenigatena In Betreff der individualisierten Persönliehkeilen die Zeit-
Verhältnisse nicht vernschlissigte. Und was die nngenaantea Theil-
nebmer der Dialoge angeht, so ist kein Zweifel dssa sie •«• ^^
Wirklichkeit nnd dem Leben gegriffen sind nnd dasz solche Gelegen-
heilen und Unterredungen zu den alltigliehen Erscbeinoagen ia der
damaligen Gelebrtenwelt gehörten. Manche derseibea trogea ib^
auch den Stengel der Wahrheit an aieb , weil die dialogi^ebe Fora
als nothwendig erscheint, wie IX 15 der ganze Verlauf nötbig iiN "*
daa Wortspiel des Antonius Julianua: aduiesceus kic eine controtersis
dieeriue eei enUteben zu lassen.'. Deshalb kann aber die e(mtT<^^^^
% 7 immer aas den im niebatfolgeoden 16n Capitel geaaaatei ^^
dn A. Gelihn io doi N00I6B AHtcM. 681
<i«iftM0rfMi des PiiiiiiM genommen sein. Ebendafain dttrften die Dia«
löge über Aussprache und Accenlaaiion einselner Wörter »1 GeUins
Zeit gehören, weil hieffir des lebendige Gespriob der natdf liebele und
ergiebigsle Anlass iel^ wie YII id. — Uebrigens rnüisea unter den
mfindiichen Aeuszerungen mehrere Classen oder SluCefl untersehseden
werden: einselne Aassprdche, förmliche Weehselreden swisehen zwei
und drei Personen, wobei noch andere als Zuhörer angedeutet sind,
niid als vermittelndes Glied mehr oder minder entwickelte Dialoge.
Jene Sentenzen , namentlich des Favorinns, inden sich Ihetls als seU»<-
sUndige Abschnitte I 10. II 5. IX 8. XIX 3, theils wie sobriftliebe
Zeugnisse in die litterarischea Capitel eingestreut, z. B. I 15; 18.
I 31, 4. III 3, 6. III 16, 17. IX 13, ö, und gleichen hierin den Ans-
sprachen des Aelius bei Varro , die mit den Cilaten aus seinen Sehrif»
ten abwechseln , wihrend wieder in die entwickelten Dialoge lifttera*
risohe Elemente theils als Zusätze and Nachtrige des Gellins ein-
treten, theils den redenden Personen selbst in den Mund gelegt sind,
oft auch beide Elemente, das mündliche und das schriftliche, ohne
feste Grenze anmerklich in einander Qbergehen, wie dies alles bereits
Dirksen bemerkt und mit Beispielen belegt hat. Wenn derselbe S, 43 f.
A. 64 zu den Gapiteln Aber juristische Gegenstände, wo Gellius aus-
sdiliesziich seiner eigenen Anschauung Worte geliehen hat, XU 18.
XIII 13 und XIV 2 (nicht 12) rechnet, so bilden die erste und letzte
Stelle die Einleitung zu einem Gesprfich mit Apollinaris nnd Favo^
rinus , die mittlere zn einer üittheilung aus Varros Antiquit&ten , und
eotbalten gar kein rechtskundiges Urteil, sondern die schlichte Dar-
ateilnng eines Erlebnisses. Dagegen ist es eine wahre Bemerkung,
dass in allen diesen Abschnitten die Verknäpfnng mit dem Bücher-
nlndium des Compilators mehr oder minder anschaulich hervortritt.
Denn entweder nehmen die mflndlichen Aeuszerungen ihren Ausgang
von Schriftstellen, oder haben dieselben im Gefolge, referieren aus
Schriften, wie namentlich die des Taurus, oder verweisen auf solche
als die Quellen niheren Aufschlusses. Streicht man von ihnen die
novellistischen Eingänge und den dialogischen Kitt ab, so bleiben
Kerne übrig, welche oft auch nur Lesefrflcbte sind und die Anwen-
dung derselben Grundsätze erlauben, welche sich für jene ergeben
haben.
War die Untersuchung bisher vorzüglich auf den Umfang der
littemrischen und mündlichen Quellen gerichtet gewesen, der sich
danach theils erweiterte theils zusammenzog, so ist jetzt die Frage
aufzuwerfen nach der Treue und Zuverlässigkeit im einzelnen. Darauf
beruht groszentheils der «Werth des Gellius für uns , wenn wir von
seinen eigenen Zuthaten absehend blosz das bunte Mosaik fremder
Mitlheilungen betrachten. Es ist nicht gleichgültig, ob Gellius hier
gewissenhaft verfuhr: es ist von B'elang zu wissen, wie die verschie-
denen Arten seiner Referate sich zu der Beschaffenheit seiner Quellen
verhalten und mit welchen Mitteln und Absichten er zu Werke gieng.
In dieser Besiehung genieszt Gellius im allgemeinen einen guten Ruf
^ Jahrb. f. cUtf. Pbilol. Suppl. Bd. III. Hft. 5. 46
882 L. MerekKi : die CillenMilMide Ml QnallaBbeiistevB^
md seine Referententrene ist meines Wissens Bieht besiritten wordei.
Js sie verdient vielleieht noeli höber gestellt %n werden ^) , wie tidi
nns dem Folgenden ergeben wird. Beachtet mnn die von iba selbit
aasgeprigten Untersebiede, so ergeben sieb bei ihm aberbtapt M
Arten von Citsten.
1. Gellitts sagt entweder nusdraeblieb , er gebe tipsa eerie titu
andern (was er bei Anfübrang von Dicbterstellen nnlerlisst, weil
hier die WOrtliobkeit der Form in die Aogen springt), and in diesMi
Falle ist sowol die fremde Qnelle genau genannt, als auch dieAngibe,
dass ihm sein Gedficbtnis dabei geholfen habe, aosgescblossea. in
wird also annehmen dflrfen, es hsben ihm dann entweder die OrifiatU
selbst vorgelegen oder er hsbe wenigstens unter gensner AnfShroB;
die mitgetbeilten Worte bei anderen vorgefunden. Beispiele aos röni*
sehen Sehriflen: l 4, 3 Med verba prtwf , de qmibfis indiciimahet
facium es/v ip»a ponam^ nachdem voraus genannt worden oratio M.
Tuüii quam pro Cn, Plancio dixii, I 18) S verba ipta smper ta rt
Varroms poeuüHut^ naohdem voraus gesagt ist: in XIUI rtntm din-
narum lihro M, Varro . . o$iendii, 11 2, 13 potuimus igitur terha
ipgi QuadrigarU ex annaU ettis $exio transcripia. V 6, 35 de ^m
re 9erba ip$a apposui Caionis^ voraus geht : M. Caio obiecii M, Ffdm
Nobiiiori^ quod mUiie$ per ambünm eoronis de levinimis cauMdo-
nauei^ womit die Rede in M, FuMum NobiUorem (Meyer S. öl) Ent-
lieh beseiehuet ist. VI 3, 16 eaque ipea verba (CaUmis) pomi (7W-
Uu$ TVro) Ha uii infra scriptum ^ und § 49 eerba adeo ipso ponemes
CaUmie , qnoniam Tiro ea praelermitit. X 26 , S {A$iniu$ PoUio) »
quadam episiula quam ad Piancum scripsU . . verba ipsa Salhuti po-
enit. % 10 Saliusiins in eodem iibro — . verba ipsa de teapUs pofui.
XIII 12, 5 id ipeum posiea -in M. Varronis rerum Mumanarum imo et
vieeneimo Iibro enarraüus gcriptum invenimus^ verbaque i^m «s^^
ea re Varronis adseripsimus. XIII 25, 5 aique ui erat Favorinmt efre-
gia vei divina quadam memoria^ verba ipsa M. TStUi siafi»
dixit (hier ist olTenbsr ein Buch benutit, denn sonst biesse es, GelHos
erinnere sieh tpsa ^erba gehOrt sn haben, und das ist doch eise gif
SU starke Zumutung fOr den Leser). XVI 6 , 15 verba iüius (#99^
in quario Ubrorum quos de Vergilio'fecii) ipsa posui. X VIII 4, 4
' 7) Wobei einselne IrthGmer, von denen ein Theil auf BeebDong
der Abschreiber kommen wird , wenig anstragea. So bemerkt Lfibber<
oomm. pontif. 8. 196, daei III 10, 6 nicht Aristides Samu9, sondeni
die noch erhaltene Bchrift des ArUtarehus Samhts nigl iie/t^^/ "f^
dnoatfifiMtoDV rjUcv %al aeli^vfig die Qnelle sei. — VI 10, 2 i9< t^^
verba Catonis ex primo epistuliearum quaesHomim zn schreiben Farrontt
mit Lipsins var. leet. III 21 8. 103 (vgl, Meyer or. Rom. fragm. 8« ^^f
— XV 8, 1. 2 kann der Name des Favorinus nicht richtig »«'"•_5*, ,
Becker in den hesBisohen Gymnasialbmttern (Maine 1845} I S.48ff. — 1^ V
Ist PolyBtephanns in Philosiephanus so verwandeln mit StieWe
im Philol. IV 8. 402. — A. Naudk Eurip. Studien I 8. 126 inm. ««»r»
dasB die XV 20, 8 aus Alexander Aeiolus angefahrten «n*!^"^'
sehen Tetrameter dem ^ris<opAaae« gehören nach der TiUEvriP'^^
dM A. GeUias in den Nooleg Atticie. 683
eaque ipia verba uU su»i a SaUuiUo teripia dixii (^Suipidus Apal-
linaris). Es gilt hier dtaselbe wie XIII 25 , 5. XX 1 , 49 e/ guidem
9€rba ipsa legis (XII lab, % 3) dicam, — Beispiele aus griechischeD
Scbriaen: 1 8, 6. II 8, 1. lY 11,5. IV II, 12. X 22, 3. XIV 4, 4. XIX 5, 9.
Die Form der Aristoleliscben Worte läszt keinen Zweifel, dasz sie eos
den in vorangehenden abd fplgenden Capitel erwähnten Problemen
stammen. Für verba ipsa tritt in demselben Sinne aach ein verba
ipsius sowol bei griechischen als bei römischen Quellen: I 7, 20.
I 11 , 5. 1 II, 16. III 7, 18. III 16, 23. IX 3, 6. IX 4, 14. X 13, 21.
XII 13, 26. XIII 15, 4. XVI 14, 2. XVU 13, 5. — Von diesem fest-
stehenden Schema finden sich nar wenige Ausnahmen. Zweimal ist
doch die Berufung auf das Gedächtnis eingemischt: VII 2, 2 ipsa
autem eerba Chrysippi^ quanlum oa/tit memoria^ ascripsi^ ut
si cui meum islud inier prelamentum tidebilur esse obscuHus, ad
ipsius verba animadvertat, in libro enim negl nqovola^ quarlo —
and I 3, 10 eaque dispulalio (Theophrasli) scripla esl^ si rede
meminitnusj in libro eins de amicilia primo. Dennoch heisxt es
§ 25 verba adeo ipsa Theophrasti super ea re adscripsi. Dia
Aenszernng des Gellius § 29 über die von ihm gemachten Ausstellun-
gen bezieht sich auf § 22 als die prima traclatus islius pars. Denn
dasz er mit Iraclahn isle nicht die Schrift des Theophrast, sondern
seine eigene Darstellung in diesem Capitel meint (obgleich er sie in
der nichsten Zeile haec dispulaliuncula nennt), zeigen die analogen
Ausdrücke praef. § 14 lucubraliunculas islas^ XVII 21) 2 nocles istae^
XVII 21, 50 adnotaliunculis islis^ XVIII 4, 11 commenlationibus 4stis
(aber XV 7, 3 nox isla proxima superior s. unten S. 690 A. 9). Diese
Ausnahmen sind jedoch nur scheinbar. Von dem letzteren Fall ist
oben gezeigt worden dasz Gellius das Buch des Theophrast hinterher
benutzt haben musz ; es ist also die wörtliche Mittheilung § 26 ein
spaterer Zusatz, auf den auch das Plusquamperfect dixeram hinweist.
Die Angabe Ober das Buch des Chrysippns aber dflrfle nach Nr. 3
(unten) zu erklären sein. Wir hatten damit an dem ersten Beispiel
einen Fall der Art welche die Vorrede § 2 andeutet, wo bei der Re-
daction libri ex quibus ea sumpseram non adessent, Oefter dagegen
fehlt bei ipsa verba die Angabe der Schrift aus welcher sie genommen
sind: I 3, 9. I II, 5. I 11, 16. X 12, 10. XI 11, 1. XIX 2, 8, aber auch
far diese Ausnahmen wird sich im allgemeinen ein erklärender Grund
nnten ergeben^ — Dasselbe Zutrauen verdienen auszerdem gewis noch
viele Stellen, wo Gellius einfach verba (ohne ipsa) zu geben ver-
spricht, z. B. I 11, 19 verba pauca Arislolelis super ea re apposui
(Probl. XIX 9. 43), I 15, 5 M, TuUi quoque verba posui (de or. III
35), namentlich aber die Anfflhrnngsweise haec verba, die noch durch
manchen Zusatz verstärkt wird (und dies ist die hluftgste Formel fflr
die metrischen Citate, z.B. praef. §21 versuß legis dalae hi sunl^ nach-
dem vorausgeht: mutuabor ex Aristopkanae choro anapaesla pauca),
oder wenn dafür andere Umschreibungen eintreten, welche die Ab-
sicht des Schriftstellers den Originaltext mitzutheilen nicht verkennen
46*
684 L. Mercklitt: di« Citiernetliode sad Oo^lMibenaUiiiig
liiien. Da dieser Beispiele Oberail sebr viele sind, so bescbrieke ich
aiicb aaf das erste Buch, Yfo haec verba citierl sied: I 3, 27. 3,3t.
6, 8. 7, 9. 12, 14. 22, 5. 7. 8. 15, iia scriptum futl: I 6, 2. 7, 2.
16. 12, 18. 16, 15, oder beides verbanden: ita scriptum est ,.
verbis Ms 1 22, 19, oder isloc modo XI! 13, 17. Doch ist io
diesen Fällen schon mehr Vorsieht nöthig : denn wir haben s. B. fe-
schen, ^asz der Anssproch des Perikles, welcher I 3, 20 mit des
Worten mitgetheilt wird Ais ad eum terbis usus est , bei Plotarcb ilr-
weichend lautet; oder IV 4, 4 haec eadem Neratius scripsit ta Uhro
quem de nuptüs composuit wird schwerlich wörtlich zu venlehea
sein, wenn auch Neratius wie sonst als Referent des vorausf^enaaDteD
Servins Sulpicins aufg^etreten war. Und XVII 20, 3 wird auch in diese
Formel das Gedächtnis eingemischt: sunt adeo quae meminimus verha
kaec, Umschreibungen welche die Anthentie der HitlheiluDg verbür-
gen sind folgende: II 23, 8 tersus utrimque eximi iussi et aiüsad
iudicium faciendum exponi. Menander sie . . Caecilius autem sie — >
V 18, 7 scriptum est in libro Semproni Asellionis primOj ex quo Ubro
plura 9erba ascripsimus^ ut simul ibidem^ quid ipse inter res geslat
et annales esse dixerit^ ostenderemus. VI 19, 5 eius decreti terbs
quae posui ex annalium monumentis exscripta sunt (XX 4, 3).
VII 9, 1 quod . . L Pisa in terHo annali scripsit . . iocum istnm
totum huc ex Pisonis annali transposuimus, VII 13, llPloto
. . tempus . . verbis propriis atque infegris Tfjy i|a^9^
qwöiv appellapit idque ipsum ita uti dico^ inquii^ in libro cuiPar-
menides titulus est scriptum ab eo reperietis, — Bei der HittheiloBg
von Urkunden und Originalbriefen bedient sich Gellios des Aasdraeks
exemplum: III 8, 7 iitleras guas ad regem Pyrrkum super ea causa
miseruni (consules) Claudius Quadrigarius scripsit fuisse hoc esem-
plo. IV 6, 2 eius rei causa SC. factum est M. Antonio A. PosImsm
consulibus^ eiusque exemplum hoc est, XV 7, 3 eius epistulae {difi
Augusti) exemplum hoc est. XX 5, 10 exempla utrarufique Utfera-
rum sumpta ex Andronici philosophi libro subdidi. Vgl. Jan so Mt-
orobiiis Sat. III 7, 8 exemplum *i, e. ipsa verba.'
2. Oder er sagt ausdrOcklich, er gebe nur den Inhalt, nicht die
Form des gelesenen oder gehörten wieder, und zwar geschiebt dies
bei UebersetzttDgen mit der Formel ad hanc ferme senteitliam:
I 3, 28 post deinde idem Theophrastus ad hanc ferme sententiam
disseruit. II 12 , 1 t'it legibus Solonis . . legem esse Aristoteles refert
scriptam ad hanc sententiam, VII 2, 1 fatum^ quod etfiagfiivriv Graeci
vocant^ ad hanc ferme sententiam Chrysippus . . deßnit^ nod § 3 fol-
gen ipsa verba Chrysippi in libro »f^l ngovotag quarlo. fX 3, 5 '^
epistula . . exponenda est igitur ad hanc ferme sententiam ^ ond§6
folgen ipsius Philippi eerba. XI 8, 3 in eius (A. Albini, qui res Ro-
manas oratione Graeca scriptilavit) historiae principio scriptum tu
ad hanc sententiam (abhflngige Rede, die mit nam sum, inqui^'^'
directe übergeht). XIII 4, 2 Olympias ei (Alexandro ßlio) rescrip»^
ad hatte sententiam. XIII 28, 3 iegebatur Panaetii liber de of^^
des A, Gellias io den Nocies Alticae. 6S5
secundus . . ibi scriptum est -— . id auiem est ad haue ferme sen-
ieniiam. XIX 1, 15 in eo lihro (EpicUti quinto dtaki^stov) Graeca
sciUcet oraiione scriptam hanc senieniiam legimus. XX 5, 9 rescripsii
ei Aristoteles ad hanc sententiam , § 12 folgt das griechische Original.
Aber auch ohne diese Formel gilt dieselbe Voraussetzung fflr solche
Mittheilungeo , bei denen bemerkt ist dasz sie urspränglich griechisch
waren, wie bei den Gesprfichen des Favorinns XII 1, 24. XIV 1, 32.
XVI 3, 2, des Herodes Atticus 1 2, 6. Far Referate aus lateinischen
QnelleD kommt dieselbe Redeweise onr ausnahmsweise vor: II 23, 14
quid de illo loco in utraque comoedia posito existimari debeat^ mani-
festum est^ cuius loci haee ferme sententia. III 7, 2 pulcrum facinus
. . 9f, Cato libris originum de Q, Caedicio tribuno militum scriptum
reliquit, id profecto est ad hanc ferme sententiam, IV 14, 2 cum
librum VIII Atei Capitonis coniectaneorum leger emus, gui inscriptus
est de iudiciis publicis^ decretum tribunorum 9isum est gravitatis
antiquae plenum. propterea id meminimus^ idque ob hanc causam
^t in hanc sententiam scriptum est. IX 1 , 7 ad hanc ferme senten-
tiam lulianus super istis Q, Claudii terbis nobiscum sermocinatus
est, DasK aber Gellius zwischen sententia und terba den angenomme-
nen Unlersehied macht, zeigen solche Stellen wie II 2, 9 eorum eer-
borum senlentia haec fuit; XVII 5, 1 if. Cicero in dialogo cui litulus
est Laelius vel de amicitia . . hac sententia atque his terbis usus est.
— Wo Gellius eine iSngere fremde Exposition in gedrängtem Aus-
züge zusaromenfaszt oder eine kürzere ansführlich erläutert, pflegt er
seine Darstellung mit der Formel ad hunc ferme modum einzo-
leiten: l 3, 22 Theophrastus autem in eo quo dixi libro inquisitius
quidem super hac ipsa re et exactius pressHisque quam Cicero dis-
serit. sed is quoque in docendo non de uno quoque facto singiUatim
existimat . . sed generibus rerum summatim unicersimque utitur ad
hunc ferme modum, I 23, 3 ea Catonis verba huic prorsus commen-
tario indidissem^ si libri copia fuisset id temporis^ cum haec dictavi,
quod si non virtules dignitatesque eerborum , sed rem ipsam scire
quaeriSj res ferme ad hunc modum est, X 1, 7 quod de Pompeio
Yarro breviter et subobscure dixit^ Tiro Tullius^ Ciceronis libertus^
in epistula quadam enarratius scripsit ad hunc ferme modum. Es
folgen zunächst directe Worte, die aber mit tum Ciceronem iudicare
in ein Referat Qbergehen und vielleicht schon frQher nur Excerpt sind.
Xn 13, 6 tum deinde disseruit (Sulpicius Apollinaris) me et plerisque
aliis audientibus in hunc ferme modum, XIV 4, 2 facti (Chrysippus
in librorum qui inscribuntur mgl nalov xal fidovijg primo) quippe
smaginem lustitiae fierique solitam esse dicit a pictoribus rhetoribus-
que antiquioribus ad hunc ferme modum. JCVIII 10, 8 medicinae
quoque disciplinae libros attigi , , et ex his cum alia pleraque . .
tum de venis quoque et arteriis didicisse videor ad hunc ferme mo-
dum. Und noch deutlicher ist für eine solche stattgehabte Zusammen-
fassong der Ausdruck 126, 10 summa autem ßotius sententiae
Tauri haec fuit. III 14, 6 omnis auUm disputationis eius . . summa
686 L. Mercklin: die Citiermethode oud OuoUenbeaoUangi
haec es$. Eine ihnliche Ünbestimntbeit drückt huiuscemodi tn^
nafflenttich wo ans mehreren Quellen ein Referat gebildet wird : V 5, 1
in libris veterum memoriarum scriptum esi^ HantUbalem Cartha-
giniensem apüd regem Aniiochum faceiissitne catfiUatnm esse, ea
caviÜalio huiuscemodi fuiU VI 1 , 8 hat tolgi de Scipione opiniones
conßrmare aique approbare videbantur dicta faclaque eius pleraque
admiranda, ex quibus est unum huiuscemodi. VI 19 9 2 pv/cma
aique liberale aique magnanimum factum Ti. Sempronii Gracchi m
exemplis repositum est. id exemplum huiuscemodi est, VII 3,6
contra ea Chrysippus tenuiter multa et argute disserit: sed omnim
ferme^ quae super ea re scripsit, huiuscemodi sententia est. IX 4,6
erant igitur in iUis libris scripta huiuscemodi. XIV 3, 2 qui deXeno-
phontis Platonisque vita et moribus pleraque omnia exquisüistimt
scripsere^ non afuisse ab eis motus quosdam tacitos et occultos simul-
iatis aemulationisque mutuae putaterunt et eins rei argumenta quae-
dam conieciaria ex eorum scriptis protulerunt. ea sunt profecto
huiuscemodi. Was in den obigen Fällen vor der MiUbeilnng ober
deren BeschalTenbeit angekändigt wird, das folgt in anderen der-
•elben noch deatlicher nach: II 2, II haec aique alia in eandm
sententiam Taurus gr amter simul et comiter disseruit. VI 3, II ^
ea epistula lubitum forte nobis est reprehensiones eius quasdan
aUingere, § 55 commodius . . exisiimabitj qui et orationem ipsan
totam Catonis acceperit in manus et epistulam Tironis ad Axiw
scriptam requirere et legere curacerit. IX 4, 11 haec atque alia
istiusmodi plura legimus, X 9, 2 haec et quaedam item alia invenire
est in libris eorum qui de militari disciplina scripserunt XIV 1, 32
haec nos sicca et incondita et propemodum ieiuna oratione atlingi'
mus, sed Fatorinus . . tatius ea et amoenius et splendidius et pro-
fiuentius exequebatur, XIV 6, 5 haec item atque alia muUa istisS'
modi scripta in eo libro fuerunt, XIV 7, 11 haec et alia quaedam
id genus in libro quo supra dixi M, Varro epistula ad Opptanum
scripta executus est, XVIII 1 , 15 haec atque alia quaedam fninnta
magis et nodosa^ tamquam apud arbitrum Farorinum, in suam uter-
que sententiam conferebant. Das häufigste Zeichen aber der anvoH-
Btändigen und vermittelten Mittheilung ist die indirecte Redevireise,
welche in die directe Qbergeht oder mit dieser abwechselt, wofAr
Drrksen S. 39 A. 33 Beispiele angemerkt hat, denen als ein besonders
auffälliges XIV 1 hinzuzufügen ist.
3. Oder er nimmt nach keiner Seite hin die vollständige Trene
seiner Mittheiinng in Anspruch bei Anführnngen aus dem Gediehtsifi
welche auf eine directe und anihentische Passung verzichten and «ic^
mit den Formeln der unbestimmten Citate (Nr. 2) verbinden: 13)1«^
eaque disputatio scripta est^ si rede meminimus^ in libro eins deamt-
cilia primo (s. oben S. 683). II 24, 15 edictum dhine Augusti an Tiben*
Caesaris non satis commemini. VI 16, 5 el ipsos quidem versus ^ ^
otium erit^ in libro quo dixi positos legat; genera autem nom^*^*
edulium ei domicilia ciborum omnibus aliis praestantia . . f^' ^"^
des A. CSedSas id den Noetes Altioae. 687
opprobrans execuius eü^ haee tuni ferme^ quanium nobit memoriäe
rsi» VIj 3 9 2 ipsa auiem verba Chrysippi^ quantum 9alui memoria^
ascripsi (s. oben S. 683). - X 3, 9 f e/«/ tuni isia quae de C. Verre dicH^
quae not ui in praesens poiuimnSy quanium memoria suppediiabai^
adscripsimus (sie stinmen mit nnserem Texte V 62, 161 wörilich aber>
ein). X 15, 1 quos in iibris qui de sacerdoiibus publicis composiü
9uni, item in Fabii Pictoris librorum primo scripios legimvs^ unde
haec ferme stmf, quae commeminimus. X 29, 3 t«l animadeerümus
in Q. Enni annalibusy nisi memoria in hoc versu labor. X! 18, 16 id
eiiam memini legere me in libro Arisionis iureconsulü. XII 1 , 34
haec Favor.inum diceniem audwi Graeca oraiione. cuius senten-
iias communis utiliiaiis graiia^ quantum meminisse potui^ retiuU,
XII 11 9 1 in quibus id fuit^ quod praecipuum audilum meminimus,
XIV 1, 34 praeter haec au/em, quae diceniem Favorinum audivirnus^
muita etiam memini poetarum veterum testimonia — . ex quibus est
Pacwfianum iUud — , item Attianum iüud--* XVI 5, 5 quod Sulpieium
Apoilinarem memini dicere^ etnim eleganii scientia omatum^ huius-
cemodi est, XVI 10, 5 namque Ennius terbum hoc ex XU tabulis
9esiris accepit^ in quibus^ si rede commemini^ ita scriptum est, XVII
S, 3 velut haec verba ex Q, Claudi primo annali, quae meminisse
potui^ notavi^ quem librum legimus biduo proximo superiore, § 37
haee ego pauca interim super eo libro ^ quorum memoria post lectio-
nem suppetierat^ mihi notati. XVII 10, 1 Favorinum . . memini super
Pindaro poeta et Vergilio in hunc ferme modum disserere. % 9
Carmen Pindari quod est super wsonie Aetna ^ quantulum mihi memo-
riae et/, dicam (es stimmt mit Pyth. 1, 31-26 Bergk bis auf ein Wort
nnd einen Buchstaben aberein) '). XVII 30, 3 sunt adeo quae memi--
nimus verba haec (aus Plalo Symp. 180* wörtlich). XIX 13, 3 in
ea dissertatione ^ quantulum memini^ huiuseemodi sensus est.
XIX 13, 3 51 memoria , inquit {ApoUinaris)^ mihi non labat^ scriptum
hoc est in comoedia Aristophanis cui nomen est ^Oknidsq. XX 1, 14
velut Uta lex talionis^ cuius verba ^ nisi memoria fallit^ haec sunt.
Eine fthnliche Beschrftnknng drückt opinor ans: XII 10, 5 Laevius
quoque^ ut opinor^ in Protesilaodamia claustriiumum dixit. XVIU
7, 5 misit autem paulo post Favorino librum quem promiserat . . Kerrt
opinor Flacci erat. XX 1 , 45 sie enim sunt opinor verba legis. Wir
befinden ans vielen dieser Stellen gegenüber in der bedenklieben Lage,
entweder die gewallige GedflchtniskrafI des Gellins anznstannen , oder
•eine Anführnngen ans der Erinnerung Lügen in strafen, wenn diesel-
ben wörtlich mit unseren erhaltenen Texten übereinstimmen. Und dien
letztere wird das richtigere sein. Allerdings dürfen die mnemoniselien
Leistungen des Alterthums nicht mit modernem Maststabe gemessen
werden, und Gellins erwfthnt seine Gedächtnisübungen XVII 3,1 cum
8) Die UebereinstiminaDg oder Abweichang wörtlicher Referate des
Oellias gegenüber onseren erhaltenen Texten, ein für die vorliegende
Untersuchung nicht gleichgültiger Gegenstand, durfte bei dem jetxigen
Stande der Kritik noch nicht berührt werden.
688 L. Mercklia : die GiliennellMHlo und Qnelleiibf noItiiDg
li^rwn veier$$ $crtpioris legehamut^ tonabmnmr pa$iea wumoriu ve-
getandae graiia indipisci animo ac recensere quae m eo libro seripia
euetU • . eraique hoc sane quam utile esercitium ad conciUandat 1I9^
uhi venittet tisv«, ioerborum senUfUiarutnque elegauUum reeardatMUL
XIX 7, 3 ciffit . . audütemuB legi laeti AlceeUm . • ui guaeque tox ä-
didem digna animadverti »ubceneral , qua nos quogue possemus «d,
memoriae mandabumut. XIX 8« 7 iunc prolato libro de muilogia
primo verba haec ex eo pauca memoriae mandati ; aber wie die u-
f eblicb mOndlioheB MiUbeilnnifen vielfach auf schriflliche Grandligeo
Korackgiengen, so ateben aacb die Anfülirungen ans den Gedicbtois
biaflg genag io VerbioduBg mit Bachern die knn vorher gelesen wa-
ren : VI 16, 6. X 3, 9. X 15, 3. X Vll 3, 3 aod 27. XIX 8, 7. Aacii
scheint Gellios das Uebertriebene solcher Gedieh tnisslirke bisweiN
selbst gefühlt au haben nnd weiss allerhand besondere Grande fär
dieselbe ansngeben: 11 36, 13 cuius «ermis, quoniam sumt iucwdissh
mif libens commemini. IV 14, 3 decretum tribunorum viaum esi gra-
viUitis anüquae plenum: propUrea id meminimue, XV 8, 1 totum ut
meminisse possemu» odio esse kercle isUusmodi sumptus aique tichu,
perdidicimus. XVI 1, 1 quoniam vere alque luculenle dictum verhisqst
esi breeibus ei roiundis emcitim, per quam Hbenier memintrafm,
XX 10, 4 tum ego hos versus ex ociavo antsali absenies disiy^nam
forte eos iamquam insigniier praeter alios facios memiueram. Daza
begegnen sich hier schroffe Widersprüche. Wihrend er gaaie 6fr-
spräche nnd lange Reden mit vielfachen wörtlichen Citoteo ist der
Erinnerung niederschreibt, ohne darin etwas aasserordeslliobes tn
sehen, sind ihm einzelne Namen entfallen (III 3, 14 ei ieraarnquan-
dam [Ptauti fabulam] cuius nunc mihi nomen non suppetil. XII IUI
alias quidam veterum poetarum , cuius nomen mihi nunc memoriae
non est); wfihrend ihm so gut was andere gesagt nad gescbriebeB
haben sa Gebole steht, weiss er nur nngeffthr was er selbst geschrie-
ben hat (XVIII 4, 11 ^tios [/t6ros iVi^sdaanos] ui commentariis kanm
noctium inferrem^ noiaei et intulisse iam me aliquo in loco commesr
iaiionibus isiis existimo) , und wihrend er stillschweigend nad eiig«-
staadenermaszen sich an unsihliges erinnert, hat er laut der Vorrede
alles, gehörtes und gelesenes, sofort aufgeschrieben (praef. %1Mm
proinde ui librum quemque in manus ceperam . . vel quid memoratu
dignum audieram^ iia quae libitum erat . . indisiincte aique promäct
annotabam eaque mihi ad subsidium memoriae quasi quoddam iH^
rarum penus recondebam^ vgl. XIV 1,3 [s. oben S. 679). XX6,J6 *«««
memini mihi ApolUnarem dicere^ eaque iunc ipsa iia ut dicta fuerasl
noiaei). Danach wird die gewis sehr verkleinerte Zahl wirklieb«^
Gitate aus dem Gedichtnts mangelhafter Aufzeichnung oder der Abwe-
aenheit der früher epitomierten Originale ihre Entstehnog verdas^ieoi
wie schon Dlrksen S. 32, der übrigens an der mnemonischcn SUrW
des Gellius keinen Anstosz nimmt, andeutet. Dasz aber Gelliir« ''
stolzer Bescheidenheit sein Gedächtnis zur Schau irfigl» mos» W"*
specielle Eitelkeit oder die allgemeine der Gelehrten seiner Zeil ge-
4m A» iir«lli«s ia d«B Noetos Allioae. 689
wese» sein : denn s^tn Ideal Farorinm ist Bgregia ve/ dinina quadmn
mem^ia (XIII 25, 6), Antojiias Julianas mii/to memoria (I 4, 1), Tao-
ras erinnert sich einer Stelle aus Deaiosthenes (g. Androtion 7), die er
m primori fmeriiia gelesen hat (X 19, 3), wörtlich. Hatte doch der
Rbetor Seneea in hohem Alter far seine drei Söhne sehn Bacher cau-
sarum ohne alle Vorarbeiten ans blosser Jngenderinnernng Eilsammen«
getragen ! — Wenn somit die Angaben des Gellius Aber sein Gedicht-
nia nicht Überall glaabhafl sind, desto snverUssiger aber die unter
diesem Titel auftretenden Mittheilnngen , als auf dem gleichzeitigen
Gebrauch schriftlicher Qaellen beruhend , so werden auch seine Ver-
sicherungen vom Gegentheil, dasz er etwas nicht gelesen habe, nicht
mehr Gewicht fQr ans haben. Herta Me P. Nigidii Fignlistudiis atque
operibus^ S. 30 f. hat ans Gellius XII 14, 3. 4 aique trat qui äicerei
legisse $e in grammalicis commentariis P. Nigidii ^saliem* ex eo dic-
tum, quod eitel ^h aliier' . . sed id nos in isdem commentariii P. Ni^
gidii, cum eo$ nan apinor incuriose legissemuSy nusquam intenimui
bei der Uebereinstimmung dieser Etymologie mit anderen bekannten
des Nigidias und bei der nachweislichen Vertrautheit des Gellius mit
dessen Commentarien als einsigen Ausweg die Folgerung gesogen,. es
mOsse eine doppelte Recension oder Ausgabe dieser Bücher gegeben
haben, so dasz in der einen fehlte, was die andere darbot. Ich selbst
habe firQber (Berliner Jahrb. f. wiss. Kr. 1816 Nr. 78 S. 632) diese
Annahme bestritten und einen Ged&ehtntsfehler des Gellius rathsamer
gefunden, indem ich aus der Combination von XVIII 4, 11 etgma
guoque harum vocum ei origines scriptas esse dieebal in Ubris Nigi-
diams, quoB requisitos ego ei reperios cum primarum significaiionum
exemplis, ui cammeniarüs harum nociium inferrem, noiavi ei inHtr
lisse tarn nie aliquo in loeo cammeniaiianiims tsiis exisUmo (ge-
meint ist naoh Oisel , Gronov und Herts a. 0. S. 20 wahrscheinlich
VIII 14, wo das Lemma sagt: tUque ibidem a P, Nigidio origines eo*
eabulorum exploraiae) und XIX 14, 4 sicuii suni quae paulo ante
legimus in commenlarUs eius quos grammäticos inscripsii eine jeden-
falls unvorteilhafte Ansicht von seinem Gedächtnis gewann, an der ich
im ganten noch festhalte. Dennoch stehe ich jetzt von meiner Folge-
rung ab, weil Gellius seine Noctes zu sehr verschiedener Zeit geschrie-
ben nnd ebenso die Bücher des Nigidius zu sehr verschiedener Zeü
gelesen haben kann und weil sich mir zugleich ein einfacherer Weg
zur Lösung jener Schwierigkeit ergeben hat. Ganz fthnlich nemlich
heiszt es XV 30, 3 AT. nam cum quaerereiur , peiorritum quali forma
vekieulmm cuiaiisque Unguae vocabulum esset,, ei fadem tekieuli
emeniitus est longe alienam falsamque et vocabulum Gfaecum esse
dixil . . scriptum etiam hoc esse a Valerio Probo contendit, ego cum
Probi mulios admodum commentationum libros adquisierim, neque
scriptum in his inteni nee usquam alioqui Probum scripsisse credo.
Beide Stellen stehen sich ganz gleich und sind nach demselben Masz-
stab zu beurteilen. Hier wie dort sind jene Angaben über Valerius
Probus und Nigidius aus der Luft gegriiTen nnd dienen nur zur Cha-
690 L. Mercklia : Ü» Ciaermelbode nd OnallMbeDQtins
rtkteristik der ansprocIiSTolleii Halb(fe1ehrt6i (aj^pido quam fmu m
läierarum osieniaiiane inepH ei frieoU), aber welche Gellioi ii 4ei
AageD seioer Leser, mit der Versioheraog dasz er (rotx aller Belesu-
heit, in den Schriften des Probas and fligidias jene An^beo nicbi ii-
getroffen, den Sieg daYongetragen so haben sich achoidchelt. (Unge-
kehrt teigt er XX 10, 4, dasz er gefanden was jene in Abrede stalleii.)
Es sind also beidemal Erfindungen, Phrasen des Gellias, die kciK
Basis bieten, nm darauf irgend welche ScblQsse aber die erwibniei
Schriften za bauen. Sie gehören zu dem in so vielen anderen Stöckea
stereotypen Apparat der Schilderung seines Verkehrs mit jeoea Halb-
wissern, welcher z. B. gewöhnlich schlieszt mit digressu$ e$t VI 17, 13:
digrediiur XVIII 4,9; dücessü XVIII 5, 4; dimisimu$ XV 9, U: dim-
$$i Xlll 21, 9; nebulo esurgit suaim et ahiens — XIII 31, 13'; f^ceiia
ne^hms hominis rtsi el reliqui XVI 6, 12. Wie er selbst aadersvo
sagt dasz er etwas nicht in seiner Lectfire gefonden: II 19,4. Vl7,3.
V 20, 4. XIII 22, 7. XIX 8, 18, so hat er hier die Bebaoptang des Ge-
gentheils anderen in den Hand gelegt , um dieselbe desto krfiftiger u
rerneinen. >— Jedoch wflrde man auch hier za weit gehen, wolUe oii
Jede Bernfong anf die Erinnerung fQr eine inhaltsleere Redensart aoi
rhetorische Piction ansehen. Die Zeitangaben aber die stattgehabte
firfabrang oder Kenntnis, welche diese and andere Mittheilaagei ^
gleiten, scheinen durchaus anrerfinglich und rficken oft die Zeit der
Abfassang in die gröste Nähe (Dirksen S. 32 A. 11). Es sind folgeade.
fitific: II 13,2 idque ros, cum in camplurium reierum librit MTi]p(itfa
aUquoUens adver ierimus , nunc quoque in libro Sempronü AseUmii
rerum gesiarum quinio Ha posiium esse offendimus (vgl. XI 18, 10.
XVII 21, 1); hodie III 16, 13; XV 7, 3 nocie quoque isiaprosi-
ma superiore^) cum librum episiularum diüi AugusH, qwa ad
Gaium nepotem suum scripsit^ legeremus . . id ipsum in quadaa
episiula super eodem anno scriptum offendimus, XVII 2,2 veltU kau
terba ex Q. Claudi prima annaU^ quae memini$se polui^ «otee i, g*^
iibrum kgimus biduo proximo superiore^ Tgl. IX 4, 6 tf&roi
plurimos aere pauco emo eosque omnis duabus proximis noeti-
bus cursim iran$eo; hesierno dae XVIII 4,2; nuperrimellW-
IV 13, 2. VII 4, 1. IX 9, 4. XIV 2, 20; nuper {adeo) II 23, 4. 5 "
24, 2. X 3, 2. XI 16, 2. XVIII 2, 7; paulo ante: XIII 4, l inpi^
que monimentis rerum ab Alexandra gestarum et pauio ante in /liro
M, VarroniSy qui inscriptus est Orestes vel de insania^ Olf/mpiai^
Philippi uxorem festitissime rißscripsisse legimus Alexandra f^
edenfalls mit legimus sa verbinden and im Vergleich mit dea frib^
9) Ein zweideutiger Ausdruck. Denn man konnte unter "^ ''!»
proxbna mperior auch dos vorangehende XTV Buch verstehen ßni
21, Z^noeies istae) und yermnten, ea sei dort ein Capitel snagefaueB,
in' dem die epistulae iUvi Augugti erwähnt waren. Dasa kommt da^i
das XIV Bnch nur acht Capitel zHhlt, weniger als das unvoWsi&näi^j^
und nur 17 Seiten füllt; jedoch ist abzuwarten, ob die Handschiu«^
ffir diese Vermutung einen Anhalt bieten.
des A. fiellttts io ^o Noctes Attioae. tQl
gelesenen monimenia remm ab AI. gestarum aaf die Abfaflsnogsieit
des Capitels zu beziehen, und nicht mit Gronor: *an reapecta aetatis
qaa vizit Gellios et qoa vixit Varro , idque in eomparatione interYatti,
quod est a Gellii vita nsque ad Aieiandri vitam el eins scriptorea?
sie ridetur. paler tarnen aliqaando cogitavit et primore in libro*; vgl.
XIX 14^ 4; non pridem: XIII 14, 7 sed de AvenÜno monie praeter^
mittendum non putativ quod non pridem ego in Elydis ^ grammaüei
reieris cammentario offendi. Hier linden wir die Zeitbeatioianong aan
Ende des Abschnitts in einem Nachtrag, was ganz natflrlioh ist. In
einem Zusatz des Gelliiis sieht nuperrime III 3, 7, sonst immer im
Anfang und dann fttr den ganzen Abschnitt gflitig. Anszerdem sind
diese Angaben in der ersten Hälfte der 20 Bacher eben so binflg als
in der letzten. Endlich bedient sich Gellios der Partikel posteo
in der Regel um anzuzeigen, dasz er dasselbe, was er als mflndlich
vernommen oder als gelesen mitgetheiU,'-oder etwas den fihnliebea
hinterher auch schriftlich gefunden habe: IX 4,7. XU 13,21. XIII 12,5.
XIII 20, 17. XIII 21, 10. XVI 1, 3. XVI 3, 6. XVIII 5, 12, unter weU
eben Pillen der erste wenigstens nachweislich unglaobwardig ist, der-
selbe Verdacht aber anch noch fflr andere besteht.
Es läszt sich hienach dem Gellios im allgemeinen nicht der Vor*
wnrf machen , dasz er seinen Lesern die Merkmale rorenthalten habOf
nach denen sie die verschiedenen Grade der Authentie seiner Mitthei*
langen ermessen konnten. Aber wie gewis viele Citate wörllieh ent-
lehnt sind, ohne dasz er ipsa rerba zu geben verspricht, so liszt sich
•och voraussetzen, dasz es eine, vielleicht kleinere Anzahl von Stellen
gibt, die ans dem Gedichtnis mitgetheilt sind, ohne dasz sich dieselben
durch die Art ihrer Anffihrung von jenen ontersoheidea. Das Metho*
dische ist also anch hier nicht mit strenger Consequens dnrehgefahrt,
sondern es wiederholt sich die oft beobachtete Ungleichheit als der
heYsehende Charakter im ganzen.
Die letzten GrQnde fflr alle diese Ersoheinongen ergeben sieh ans
der Tendenz welche Gellius hei der Abfassung seiner Schrift verfolgte^
ond aus der Art und Weise wie er sein Material gewann und verarbei-
tete, lieber beide Punkte gibt nicht nor die Vorrede, sondern aoch
das Werk selbst an zahlreichen Stellen erwünschten Aofschluszt Nach-
dem er seine Sitte gelesenes und gehörtes aufzuzeichnen (ad subsidivm
memariue) und die daher stammende Bnntsoheckigkeit (disparilitas)
seiner commeniarii bemerkt hat, motiviert er die Benennung seines
Boches im Gegensatz zn den Titeln anderer Bücher ähnlichen Inhalts
ond spricht seine leitende Idee so ans: $ 11 sed ne consilium qmi-
dem in excerpendis noiandisque rebui idem mihi quod pierisque iiUt
fuii. namque iUi omnes, ei eorum maxime Graeci^ multa et varia
10) Der Name ist entschieden corrupt. Mit Rücksicht auf die
vulgäre Lesart Etidis liegt es am nächsten za schreiben FelicU nnd
Laelias Felix zu yersteheu, aus dessen liber ad Q. Mucium prmui Be-
stimmungen über das ponterium erwähnt sind XV 27, 4. Die ausführ-
liche Begründang gebe ich anderswo.
602 L. MercUio: iie Ciliaraeftode ud QatHeabeBvtsiiag
lectüanie»^ in quas res atmque iuciderami^ *alba* ut dieilur Wmm'
sine CHra discriminia solam copimn seciati converUbant^ quilma
legendis anie atUmus senio ac iaedio languebiL, quam ummm aitenmt
reppererii^ quod sU aut voluptaU legere aui culM legüse aut um
meminisse, ego vero cum iilud Ephesii viri summe noMii terbm
cordi höherem^ quod profecio iia est: noXviM4x^ifi voov oi ötiMttu
ipse quidem tohendis transeundisgue muiUs admodum volummilM
per omnia semper negotiorum intereaUa , m quibus furari otium po-^
<tii, exereitus defessusque sum^ sed modiea ex kis eaque solaae-
cepi^ quae aui ingenia prompia expediiaque ad honesiae ervditmit
cupidinem uiüiumque arlium coniemplaUonem celeri faciliqiK
compendio ducereni aui komines aüis iam nitae negoUis ocenpa-
tos a turpi cerie agreslique rerum aique verborum imperilia tM-
eareni. Daraaf macht er die verschiedenen Kategorien seines Stoffes
aambaft: § 13 quod eruni autem in his commentariis pauca quatian
scrupuiosa ei anxia^ tel ex grammaiica vel ex dialectica rel
eiiam ex geomeiria, quodque eruni item paucula remotiora super
augurio iure et poniificio^ non oportet ea defugerCy quasiati
cognitu non utilia aui perceptu difßciiia. non enim fecimus aiua
nimis ei obscuros in his rebus quaesiümum sinus, sed primilias quas-
dam et quasi Ubamenia ingenuarum artium dedimus^ quae einr» n-
nüiter erudiium neque auddsse umquam neque aUigisse^ si non ^tif^
lumd quidem eerte decorum est^ und schlieszt, nachdem er manoherlei
Forderangea an seine Leser gestellt hat, also: $ 17 quae autem parun
plana tidebuniur aui minus pleno instructaque^ petimus^ inqwm^^
ea non docendi magis quam admonendi gratia scripta exisii»^
(rgl. XII 10, 3) e/ quasi dewumslratione eestigiorum contenti peru^
quaniur ea post^ si libehii^ f>el libris repertis vel magitirit
(Tgl. XVII 13, 11 quod quia longioris dissertaiionis est, potent, est
otium est, reperire hoc in P. Nigidii commentariis quos grammaUc^
inscripsit; so erklärt aiob auch die UmsUndlicbkeit maocharCiU(0
nnd die Angabe der Loeale wo die BQcher %n finden: V it^9* IXl^«^
XVI 8, 3). quae tero putaeerini reprehendenda, his, si audehssK
subeenseani, unde ea nos aceepimus; sed enim, q^oe aliter apsi
alium icripta legerini, ne iam statim tempore obstrepant, sed el ra-
Hones rerum et aucioritates hominum pensiteni, quos Uli quotque soi
secuti sumus. Diese Grnndsitse stehen mit der Anafähreag in ^^^
Einklang nnd werden gelegentlich vielfach wiederholt: IX 3) ^ ^
epistula (PhiUppi ad Aristoielem) quoniam curae däigentiaeque i«
liberorum disciplinas hortamentum est, exscribenda tisa '^^f^^^
monendos parenium animos. IX 4, 5 aique in legende earpsi ejisa^
quaedam ei noiaei mirabiiia et scriptoribus fere nostris inUmp^'^
eaque his commentariis aspersi, ut qui eos lectitabit ne rudis owim'*ö f
avrjxoog inter istiusmodi rerum auditiones reperiatur. XU 1,1**'''
Favorinum dicentem audivi Graeca oratione. cuins sententias €(0-
munis utiHtatis gratia y quanlum meminisse potui, retiuli- Xlfl^^»
haec nos aucioritate dociissimi homims (P. JSigida) addncH propi^
des A. 6eMo8 in den ff ootes Altimie. ^93
eos qui harum quoque rerwn $cientiam quaerunt non praetermil-
lenda existimavimus. XIII 29, 6 hoc indicium Frontonis etiam in
parvis minutisque eocabulis non praetermüiendum putaf>i^ ue nos
forte fugerei lateretque snbtilior huiuscemodi verborvm consideraiio,
XIV 6, 5 gibt er ein Bach zarQck, librum grandi volnmine doctrinae
amnigenae praescatentem mit den Worten: ovato cov rctvtrjg t% tto-
Xvfuxd'Cag ei librum hunc opulentissimum recipe^ nil prorsus ad nostras
paupertinas liUeras congruentem. nam meae noctes^ quas instrucium
ornatumque isti^ de uno maxime illo versu Homeri quaerunt^ quem
Socrates prae omnibus semper rebus sibi esse cordi dicebai: ovn tot
iv fiiyaQOiai TUiitov t' aya^ov ts rhvxteu, XVI 8 , 15 sed hoc tarn
hreve ex dialec'tica libamentum dedissenunc satis erit, XVII 91,1
ui conspectnm qticndam aeiatum antiquissimarum^ item tirorum itlus-
trium^ qui in his aeiatibus nati fuissent^ haberemus^ ne in sermonibus
forte inconspecium aliquid super aeiate atque tita clariorum homi^
nnm temere diceremus . . et excerpebamus ex libris qui chronici
appeUantur^ quibus temporibus floruissent Graeci simul atque Romani
viri , . easque nunc excerptiones nostras f>ariis dirersisque in locis
factas cursim digessimus, neque enim id nobis negotium fuit^ ut acri
atque subtili cura excellenlium in utraque gente hominum üvyxQOviö-
fiovg componeremus ^ sed ut noctes istae quadamtenus His quo-
que historiae flosculis leviter iniectis aspergerentur.
XVIII 10, 8 hoc ego postea cum in medico reprehensum esse meminis-
sem , existimavi non medico soli^ sed omnibus quoque hominibus libe-
ris liberaliterque institutis turpe esse^ ne ea quidem cognovisse ad
notiiiam corporis nostri pertinentia^ qitae non altius occultiusque
remota sunt et quae natura nobis tuendae talitudinis causa et in
promptu esse et in propatulo toluerit; ac propterea^ quantum habui
temporis subsicivi , medicinae quoque disciplinae libros attigi^
quos arbitrabar esse idoneos ad docendum , el ex his cum alia plera-
que ab i$to humanitatis usu non aliena^ tum de venis quoque et arte-
riis didicisse videor. XX 10 , 6 itaque id quod ex iureconsultis
quodque ex libris eorum didici^ inferendum his commentariis existi-
mavi^ quoniam in media rerum et hominum vitam qui colunt^ igno-
rare non oportet verba actionum civilium celebriora. Nur selten ist
er von seinem Plan abgewichen, wie er selbst anmerkt I 25, 18 hoc
ab Aurelio scriptum propterea non praeterii^ ne cui harum noctium
aemulo eo tantum nomine elegantius id tideretur^ tamquam id nos
originem verbi requirentes fugisset. Daher Entschuldigungen, wo er
SU weit gegangen schien XVII 21, 50 sed progressi longius sumus, cum
ßnem proposuerimus adnotatiunculis istis bellum Poenorum secundum^
oder tu viel mittheilt V 18, 7 ex quo libro plura rerba ascripsimus^ ut
simul ibidem^ quid ipse inter res gestas et annales esse dixerit^ osten-
deremus, VI 11, 6 sed ex eo loco M, Tullii verba compluscula Ubuit
ponere, XIX 14, 3 Nigidianae commentationes non proinde in tolgus
exeunt ei obscuritas subtiliiasque earum tamquam parum utilis dere-
licta est. sicuti sunt quae paulo ante legimus in commefUariis eius
d94 L. Mercklw i die CStiermellMide. ud QaelleiAeiiQlsaog
qmo8 grammaiieos üucripgii , ex quibus fuaedam ad d0mom$irandu9
$cr$p$urae genu$ ewempli graUa tumpsi^ und Abweisung des Leeres
iwd Spilzflndigen V 15« 9. IX 4, 11. 12 huec aique alia isUumoü
plura legimus^ $ed cum ea tcriheremus, ienuü nos man idoueae $crif-
iurae iaedium, tuhil ad ornandum iuvandumgue timoi vilae pertintit-
iin; XIII 1, 4. — Seine Absicht gieag also dahin, ein Werk so lieferB,
welches onterhalten and belehren sollte darch Maoigfalligkeit ond
Faaziicbkeit der Gegenstinde. Weder nassenhafle Erudilioo oock
systematische Form der Darstellung war erstrebt: jene (adelt er u
seinen griechischen Yorgingern; dasz er diese vermied, lehrt der
bunte Wechsel seiner Themata^ der nicht surallig sein kann, sooderD,
wie sieb zeigen wird, absichtlich herbeigeführt ist. Sein Ideal wir
eine Bncyclopaedie ") der freiesten Art nach Form und Umfao^; eiA
Kaleidoskop, das, wo man auch hineinsah, stets Nutzen undYergoilg»
gewihrte. Fragen wir nach den Mitteln , durch welche er dieses Ziel
erreicht hat, so werden wir seine Methode das Material zn gewiDoea
und zn gestalten betrachlen müssen. Es handelt sich dabei um seiie
Art zu excerpieren, die R^daction der £xcerpte, endlich die Disposi-
tion des Ganzen.
Ueber seine schriftlichen Anfzeichnungen, seine Colleciaoeeo ron
Excerpten und Notizen znm Behufe späteren Gebrauchs sagt er in
Eingang der Vorrede: usi auiem sumus ordine rernm forluüo, ^»^
aniea in exeerpendo feceramus, nam proinde ut lißrum quem-
gue m manus ceperam $eu Graecum seu Latinum vel quid memorat»
dignum a« dt er am, iia^ quae libitum erat^ cuius gentris cumtfut
erant, indistincte atque promisce annotabam eaque mihia^
$ub*idium memoriae quasi quoddam lUterarum penus recondebom, vA
quando usus venisset aut rei aui verbiß cuius me repens forte obläio
lenuisfel, et libri es quibus ea sumpseram non adessenty facilf
inde nobis intentu atque depromptu forei. facta igitur est i» ^^
•quoque cammentariis eadem rerum disparilitas^ quae fuü la i^*^
annotationibus pristinis^ quas breviter ei indigeste et is*
11) Für den Umfang des encydopaediachen Winsens werden di«
nenn Varroniacben Bücher de disdpiiniSy welche Gellio« kannte and m-
niitzte , -rnicht ohne Einflasz gewesen sein; natürlich gilt *^®^ ^'i j
ihn die ^ homoeopathische Verdünnung', durch welche 0. Jä^d (^'.
a&cbs. Ges. d. W. 1850 S. 282) die spateren encyclopaedischeo Wew
im Verhältnis «u Varro charakterisiert. Die Vorrede § 13 B«wt in a»
Varroniacheu Reihen" '—— - « «»n rJrftmm&tiK.
Dialektik, Geometrie,
Die Arithmetik wird vertreten von ^ i uuu jvvxia ii. *" \"" jn Ji«
30), die Astrologie von II 21 und XIV 1, die Musik von XVI l»f »
Medicin von XVIII 10, 8. Nur die ArcMtectur geht leer aM, »^j^
man nicht dahin die Bemerkung über vesiätulum und airim ''^^^^f
XVI 5 (Ritachl S. 50). Vielleicht rechnete Gellius sie nicht ««i/^" ^q,^
ingenuae. Dafür sind die echt römischen Disciplinen der Junspr ^j
des Krieg- und Sacralwesens eingetreten. Ueber die ''*6^^5 »saer
dens des Gellius a. meine Abb. über die isagogiachen Schriften der fio
a. O. S. 432 ff.
Reihenfolge (Ritschi quaest Varron. S, 21) Gra^jn»"';;
>metrie, wobei die Rhetorik übersprungen ist (^^*^.Y i«
k wird vertreten von X 1 uiid XVIII 14. 15 (R^H^"//' jsl'
des A. Oelluis in den Noetas AitiMe. 695
condiie erudiiiomhut lecüanibusque tarüi feeermnui, Daaiit Btmn
raen gelegentliche Aeossernngen imVerlaDfe des Werks überein; XVII
% 1 cum Uhrum veieris scriptorü legebamusy ctmabamur posiea me-
moriae vegetandae gratia indipisci animo ac reeen$ere quae in eo
Ubro »cripta essent in utrasque existimaiiones laudis aut culpae ad-
notamentis digna^ eraigue hoc tone quam uiile ewerciiium ad eond-
liandas nobis^ ubi venisset «ms, terborum senientiarumque elegan-
ftiMR recordationes. ^üui haec verba tx Q. Claudi primo annaii^
quae meminisse poiui^ noiati, quem iibrum legimus biduo proximo
superiare, § 27 haec ego pauea inierim super eo libro^ quarum me-
moria po$t leciionem euppeiierai^ mihi notoDi. XIX 7, 2 ego et luUue
CehinuSj cum ad cum (JuUum Paulum poetam) eenassemue ei apud
meneam eiu$ audissemu» legi Laetti Alceeiin rediremusque in urbem
saie iam fere occiduo^ figuras habiiusque terborum nove aui insigni-
ter diciorum in Laeeiano iUo carnUne ruminabamur^ ui quaeque vos
indidem digna animadverti subvenerat^ qua noe quoque postemue uti^
memoriae mandabamus, erant autem verba^ quae iunc suppeiebani^
htiiuseemodi. § 12 Atf nos inter viam f^erborum Laepianorum adno-
tatiuncuUs oblectabamur, cetera etiim, quae videbantur nimium poe-
iiea^ ex prosae orationte usu alieniora praetermisimue (wehrschein-
lieb baUen sie das Buch mit aof den Weg genommen, denn die % ^16
angefal^rten Einxelbeiten sind für die blosse Erinnernng nacb iinmali*
ger Lesang zu speciell, wenn es flberbanpt mil der Binkleidang etwas
auf sieb bat). FQr die gleicbseitige Anfzeicbnnng von geborten siiid
XIV 1, 2 nnd XX 6, 15 bereits angefahrt worden. Diese Aufseicbnan-
gen nennt er im Gegensats zu den ausgearbeiteten BQchern annotatio-
nes^ annotamenta (1 7, 18), annotatiuneulae^ excerptiones (XVII 21,1).
Das Aarseichnen , scbrifllicbe Vermerken einer gelesenen oder gehör-
ten Sscbe bezeichnet er mit notare nnd adnotare: II 30, 11. III 18, 9.
VI 13, 3. X 28, 2. XI 1, 6. XI 15, 7. XV 14, 1. XVII 2, 2. XVIII 4, 11
quos (libros Nigidianos) requisitoi ego ei repertos cum primarum
signißcaiionum exemplii^ ui commeniariis harum noctium infer-
rem^ notavi et intulisee iam me aliquo in loco commeniationibue
' isiis exisiimo, XVIII 12, 10. XVIII 14, 6. XIX 1, 21 haec Epicteium
philosophum ex decretis stoicorum sensisse atque dixisse in eo quo
dixi libro fegimus adnotandaque esse idcirco existimarimus ^ ut — .
XX 6, 15 haec memini mihi ApoUinarem dicere^ eaque iunc ipsa ita
uti dicta fuerant notaei. Diese leiste Stelle ist entscheidend dafür,
dassfioliire nicht beisst, wozu einige der obigen Stellen verführen
könnten , anstreichen (im Buche, zu späterem Gebrsnch), sondern auf-
zeichnen in den Adversarien. Im Gegensatz zu diesem Act beiszt die
Aufnahme der Excerpte und Notizen in die noctes (commentarii^ com-
meniationes) inferre XVIII 4, 11. XX 10, ^ Gelesen aber hat Gel-
lios, wenn auch nicht planmäszig, doch in einem gewissen Zusammen-
hang, nnd darnm werden auch seine Excerpte in einer gewissen Ord-
nung gewesen sein, obwol er das Gegentheil sagt: II 30, 11 id quoque
a periUssimis rerum phUosophis observatum est , ausIris spirantibus
696 L. MeroklHi; die Cilieriiietliofle mid Qnellenbenulzung
metre ßeri glaucvm et caeruleum^ aquilonihus obncvrins atrm^nt.
euiusqne rei causam , cum Arisiotelis libros probiematorum pratetr-
peremus^ nota^i. XI 2, 5 praeterea ex eodem libro Catonit kaee ttiai»
spar$im et intercise commeminimus (vgl. Ritschi poesis Stlor-
niae spicilegimn I S. 14. H. Jordan im rhein. Hos. XIV S. ^tSU). XYll
21 , 1 e/ excerpebamus ex tibris qui chronici appeUemtur , . eaggw woc
excerptiones nostras rariis dirersisque in locis factas cnrsiJn
digesshnuB. Denn dasz oft yerhäUnisinäszig nar wenig mifgetbeili
wird , darf nach der Vorrede § 13 ipse quidem roteendis transevndii'
que muHis admodum vofuminibus . . modica ex kis eaque soläat-
eepi^ quae — nicht befremden. Auf der andern Seile (aasen die zibl-
reichen AnfQhrangen ans bficherreiehen Werken , wie des Aristoteles.
Cicero, Clandiiis Quadrigartns (XVII 2,2 fr.), Ennins, Uomer, Labems,
Luoilins, Nigidios, Plato, Piautus, Pliniiis (III 16,24), PIntarcb, Poreins
Cato (VI 3, 7. 49. 55), Sallostios, Varro, Vergilius keinen Zweifel
übrig, dasE er nicht desnltorisch hie und da in ihnen geblättert habt
sondern mit ihnen wol vertraut gewesen sei. Von manchen der
genannten sagt er es anszerdem selbst: XIII 13, 4 sed ego qui tm
adiidnus in tibris üf. Varronis fui . . protuli unum et vicensimi»
rerum kumanarum. XIII 31 , 2 tum forte ego cum Ubrum ex isäe»
Matwis ferebam^ qui 'TÖQOKViov inscriptus est, XII 14, 4 cum eoi
(P. Nigidii comm, gramm.) non opinor incuriose tegissemus. XU
15, I cum lectitaremus historiam SisenHae adsidue (dennoch er-
wähnt er ihn nar viermal). XV 30, 5 ego cum ( Valerii) Probi mfUa
admodum commentationum libros adquisierim , fie^e scriptum in kis
inveni nee usquam alioqui Probum scripsisse credo. Demnach kaoB
ich Dirksen nicht beipflichten, welcher S. 32 meint, es sei nicht ror-
aasznsetzen, dasz bei den umfangreichen Werken eine stetige Fol^e
der Exoerpte sei festgehalten worden. Derselbe hat bereits snsp-
sprochen, das« die angefertigten AuszOge doppelter Art gevresei,
nemlich Bxcerpte theils für den Inhalt, theils fdr die Textesworte der
ben atzten Originale. Ausserdem ist anch noch der Unterschied der
sachlichen und sprachlichen Notizen zu bemerken (praef. § 3 quanio
usus renisset aut rei aut verbiß vgl. § 12; XVII 2, 1 eraique hoc mt
quam utile exercitium ad conciliandas nobis^ ubi f>enisset usus, ter-
borum sententiarumque elegantium recordationes) ; die Icteterw
lieszen viel weniger blosze Inhaltsreferate zu , verlangten viel mehr
wörtliche Mittheilong von Beispielen und Grundlagen.
Die verschiedenen Gesichtspunkte , unter denen der gesann«!^^
Stoff zusammentreten sollte, mag Gellins zum Theil schon mitgebracht
haben , theils mögen sie ihm wSbrend der Lectüre und RedactioB ent-
standen sein: III 3, 8 ex qua duo kos versus exscripsimus, ut h^*^'
riam quaereremus oratuli arietini ; die Untersuchung sber ij^^ ^'
weder hier noch anderswo. Und dergleichen • unerfilllte Abaichlen
treffen wir auch noch sonst an: II 22, 31 considerandum igil^^ ^'
qftid Sit secundo sole. XII 14, 7 censuimus igitur amplius quotrt»^^'
XIII 7, 6 ea nos dissensio atque diversitas cum agitaret induiis*i^
des k, Gellitu in den Nooles Attieae. 697
poetanun et kiHorieorum nobüinimi^ plaeuii libro» Arütöielis ph&o^
sophi innpici^ quoB de anmalibns esquisiiisiime composuiL in quibas
quod wper isia re scriptum intfenerimus^ cum ipsius Aristotelis f>erbis
m kis eommefUariis $cribemus. XVIII 13, 10 et aiia istiusmodi plera-
que^ quae proinde ut in legendo fuerini obvia notabuntur, DafOr
aber dasz er bestimmte Inteotionen nicht bloss bei Beiner Lectttre ver-
folgte (a. die Vorrede), sondern nach diesen namentlich aoch bei der
Redaotion verfahr, zeugen die vielen JStreitfrägen , welche als die be-
lebenden Krifle seiner Gelehrsamkeit anftrelen. I 13, l in ofßciis
capiendis censendis iudicandisque . • quaeri solet^ an ntgotio tibi
dato et quid omnino facßres definito contra quid facere debeas^
9i — . anceps quaestio et in utramque partem a prudentibuB tiris
arbitrato est. sunt enim non pauci qui — . ali* existimarerunt — .
dustructius deliberatinsque fore arbitramur theorematium hoc de
wMndatis huiuscemodi exequendis — . Dasselbe Thema^ wird wieder
behandelt II 2. II 7, 1 quaeri solitum est in philosophorum discepta^
iionibus^ an semper inque omnibus iussis patri parendum sit, V 13, 1
seniorum hominum et Romae nobilium atque in mofum . . doctrina . .
praestantium disceptatio quaedam fuit . . de gradu atque ordine ofß-
ciorum , cum quaereretur, XIII 28. XIV 2. — I 22, 14 an autem su-
peresse dixerint veteres pro restare et perficiendae rei deesse^ quae-
rebamus. II 4, 2 id vocabulum (dimnatio) quam ob causam ita fac-
tum si/, quaeri solet, III 2, 1 quaeri solitum est^ qui noctis kora
iertia quartave sive qua alia nati sunt , uter dies natalis haberi ap-
pettarique debeat, III 16, 21 memini ego Romae accurate hoc atque
soUicite quaesitum^ negotio non rei tunc partae postuiante^ an octoTo
fnense infans ex utero vinus editus et statim mortuus ius trium Übe-
rortifl» suppie^isset — . IV 1, 15 meministi enim credo Quaeri solitum^
quid Vergilius dixerit^ penum instruere i>fl longam vel longo ordine,
IV 2, 2 propterea quaesierunt iureconsulti t>etereSy quid mancipium
morbosum quidee vitiosum recte diceretur, % 6 de eunucho quidem
quaesitum est^ an — . § 11 de myope quoque . . dissensum est. IV 6, 3
quod suecidaneas hostias senatus appellavit, quaeri solet ^ quid ver-
bum id signißcet, IV 17, 10 quaerimus igitur in obictbus o littera qua
raiione intendatur. V 8, 8 posse quaeri animadtertimus^ utrum lituus
auguralis a tuba^ quae lituus appeUatur^ an tuba a lituo augurum
liiuus dicta Sit, V 15 , 1 vetus atque perpetua quaestio inter nobüis-
simos philosophorum agitata est , corpusne sit r>ox an incorporeum^
▼gl. V 16, 1. — V 17, 4 eins observationis an religio ulla sit tradita^
quaeri solet, V 20, 3 cum Graecum autem eocabulum sit soloecismus^
an Attici homines^ qui elegantius locuti sunt^ usi eo sint^ quaeri solet,
VI 13, 3 hoc eo strictim notavi^ quoniam in M, Catonis oratione qua
Voeoniam legem suasit quaeri solet ^ quid sit classicus^ quid infra
cimssem, XIII-13, 1 quaesitum esse memini in plerisqve Romae sta-
Oonibus ius publice docentium aut respondentium^ an quaestor populi
Romani a praetore in ius t>ocari posset, id autem non ex otiosa
quaesiione agitabatur^ sed usus forte natae rei ita erat,, ut vocandus
Jahrb. f. cUm. Philol. Soppl. Bü. XII. HfU 5. 47
J
698 L. Mercklia: die dtiernelhode oiul QnMIoibeBnUQaf
esiet in ttif quaeslor, XIII 14, 4 propierea qnae$iium est mc mmc
etiam in quaesiione est, quam ob causam ex Septem urhis momühm
. . Avtntinus - — . XIII 15, 2 guaeri igitur solet, qui sint maqiUralm
minores, XV 13, 2 sunt autem verba haee omnia ex altera pcrU
inusitata , et an dicta sint in eam guoque partem , quaeri sdet, XVI
5,4 quae porro kuic vocabulo ratio sii^ quaeri muUum saht. XVI
10, 3 tum ibi quaeri coeptum est, quid esset praletarius, XVII 6,2
quaerebatur, sereus recepticius quid esset. XVIll 9, 2 insuenia.
quid esset, quaeri coeptum, Aach fehlt es nicht an wirklichen Stvdiei,
an der fortgesetzten Anfmerksanikeit auf gewisse Probleme, ami vir
haben bereits gesehen dasa manche derselben nicht anm Abschlosi
gebracht worden sind : I 25 , 12 indutiarum autem vocabuium qna tä
ratione factum, iam diu est cum quaerimus, II 19,5 cur autem m koc
uno foerbo (rescire) re particula huius sententiae vim habeat, eqvi-
dem adhuc quaero, Beispiele genauer Nachforschong bieten das obea
skiKsierte 16e Capitel des III Boehes, oder IX 14, obgleich der $6
genannte Caesellios (welcher Beispiele ananführen pflegte III 16, II.
VI 2, 5. XI 15, 1) und § 24. 26 C. Caesar i» libro de anahgia secu^
mutmaasen lassen, dasa Gellius nicht selbst alle Belegstellen gesammelt
hat, was auch seine Worte com Schluss § 26 bestätigen : ego quogue
in lugurtha SaUustii summae ßdei et reterendae eetustatis libro dit
casu patrio scriptum ineeni, oder XVI 11,3 quorum (^Psyliorum) super
nomine et genere cum in teteribus iitteris quaesissem, in quarto dm-
que Herodoti libro fabulam de Psgllis hanc ineenimns. In vielen Fil*
len mag die Lectüre selbst schon das fertige Material fdr die Behand-
long einzelner Controrersen dargeboten haben , wie die Bächer des
Verrins Flaccos de terborum significatione, welche Gellius (oder seiae
Quellen) viel^öfter benutzt hat als er angibt, wenigstens eiae Fälle
Toa Belegen und Autoritäten darboten (auctoritates IV 12 3. XII 10,^
XVIII 6, 7. XV ^ 4. 6 missas^ auctoritates facias . . sed rationem dic>
wie auch sonst zwischen auctoritates und ratio geschieden wird 17,19.
IV 6, 3. praef. § 18), oder die libri Nigidiani cum primarum signifr
cationum exemplis (XVIII 4, 11) oder Varros Schriften; ein anderes
Mal enthielt sie Anweisungen und Fingerzeige, sich des weiteren
zu belehren, oder es trat ans den Excerpten bei der Redaction das
Gleichartige zusammen: IX 4, 13 libitum tamen est in loco hoc min-
eulorum notare id etiam, quod Plinius secundus . . in libro naturalis
historiae septimo scripsit, XIII 3, 6 hoc ego scripsi de utriiAque to-
cabuli indifferentia , admonitus forte verbi istius, cum legerem Sem-
pronii Asellionis . . quartum ex historia Ubrum. XVII 21, 1 excerpe-
bamus ex libris qui chronici appellantur . . easque nunc excerptiont*
nostras variis dirersisque in locis factas (wodurch nicht ausgeschlos-
sen wird daaz die Excerpte aus den einzelnen Chroniken beisaoaiea
standen) cursim digessimus. Bei der Verarbeitung der excerpierlea
Notizen, welche laut der Vorrede die Originale ersetzen aolllen, bi6-
gen diese dennoch bisweilen zu Rathe gezogen worden sein (1 3)f ^^
aian daraus sohlieszen möchte, dasz selten genug Qber deren Abwesea.
des A. Gelttu in de& Ifoeles Attieae. 699
heil geklagt wird: I 33, 3 ea Caionis t>erba knie proriut e&wmeniar^
indidiuem, $i lihri copia fuissei id iemporis cum haec dieiaei")^
wibraad es in Besag aof deoselben Cato V 13, 3 helszt: huhu mariM
obMerwiiionisque muiia sunt iesiitnania aique documenta in antigui-
iatiims pencriptOj ex quibus unum hoc inier im . . quod prae mmiibtu
eMi pcnemus. M. Caio in oraiione — , and ein anderes Mal XIII 16, 8
Geliins wörtlich millbeilt, was er in Ermangelong der Quelle watr*
sobeinlich nur dem lohalte nach referiert bitte: mj»er hac re meü
^erkis nH opus fuit^ quoniam Über M, Me$sallae augurit de auspicnB
primuM^ cum hoc scriberemus^ forte adfuitz woraus man aber nicht
gleich wird schlieszen dürfen , dass aberall , wo nicht directe Worte
mitgetheilt sind, deshalb die Originale gefehlt haben. Denn Text nnd
Inhattsreferate sind nicht streng geschieden, weder nach den Abschnitt
ten noch nach den Gegenständen, sondern stehen in demselben Ab-
schnitte über verschiedene Gegenstiinde, wie anch Aber denselben diehl
beisammen. Beispiele fflr die Verbindung von Inhaltsangabe und w5rl^
liebem Text, wobei bald der eine bald die andere voransgeht, sind
l 3, 25 n. 26. XHl 7, 1 u. 2. XIV 2, 21 o. 26. XV 1, 6 n. 7. XVI 3, 3.
4 n. 7. 8. 9 n. 10. XVI 10, 14 u. 16. Gellins pflegt die ausgehobenen
Orig:inalstellen sn umschreiben, zu erliutern (t. B. die Stellen aus Ln-
cilios und Laevius II 24, 5 u. 9), und wenn es griechische sind, sn
llbersetsen. Dass dies seine Sitte war, zeigt ausser den Beispielen
die Bemerkung XIX 14, 5 verba haec scripsii (Nigidiue)^ quae reli^
quitnuB inenarraia ad ewercendam legentium inieniionem. Beispiele
von def Verbindung griechischer Texte mit lateinischer Uebersetznng
sind: I 3, 9 ea terba significani. HI 6, 20 ^t^tis verbis BignißcaL
IV 11, 4 u. 5. VII 2, 1 u. 3 St cui meum isiud inierpreiamentum vido-
bitur esse obscurius. VII 2, 11 u. 12 inferi deinde verba haec his quae
dixi congrueniia. IX 3, 5 n. 6. XV 26, 1 n. 2. XVII 20, 3 u. 9 ee/nl
ipsmm hoc est^ quod ex isdem Ulis eerbis eius efßnximus, XIX 2, 1-^
4 n. 5. XX 5, 7. 8. 9 n. II. 12. Nur seilen ist er davon abgewichen,
ans Unvermdgen das Original an erreichen: X 22, 3 verba ipsa super
hac re Plaionis ex libro qui appettaiur Gorgias scripsi^ quoniam rer-
tere ea consilium non fuii^ cum ad proprieiates eorum nequaquam
poswii Laiina oraiio aspirare ac muiio minus eiiam mea, XVI 8 , 5
hoc ego supersedi ceriere , quia novis et incondiiis tocibus utendum
fiMl, quas paH aures per insoleniiam 9ix posseni. Auszerdem gibt ea
aber auch Uebersetznngen aus dem Griechischen , deren Originaltext
er nicht mittheilt, z. B. V 9 aus Herodot I 85; XVI 11, 3 aus demselben
I 23; XVI 11, 4 f. aus demselben IV 173, und namentlich die Referate
aus den Vortragen und Gesprächen (resp. Schriften) seiner Zeitgenos-
sen , wo die eingestreuten griechischen Redensarten an die Sprache
12) Es brancbt nicht nothwendig an Dictieren gedacht zu werden,
da das Wort in der nachaagasteiscben Latinitttt aach 'entwerfen, ab-
fassen' bedentet. Dagegen musz aaf Dictieren bezogen werden II 23, 8
versus vtrimque exinri iussi et aUis ad htdieüm faehuiduM expom, XU 18, 9
9ersum Lmberii . . notari iuMSvmis.
47*
700 L. Mereklw : 4ie Cittinn^tiiode «»4 QoelleibeiiotsBiig
dM OrigiMls erinBeni^wie des Ftvorimis XII 1, 31^ XII1SS,4. IIY
1 , 6. 33. XVI 3, a. XVll 10« des Herodes AUicoe I 3, 6 Gmu ib
piurimns ei mos fuit araiione uiens, IX 2. XIX 12, des CeWinasTM-
rna l 9. 1 26. IX ö, 8. XYIl 8. XVIII 10. XIX 6. Diese UebeneUo
gen n5geD svm Theil sus RQcksichl sof die des Griechisehes aDkiidi-
f eo Leser hervorgegangen sein ; davon bleibt aber die Verbiadoag der
ItthaUsangabe mit lateinischen Texten unberihrl, und jene BemerkoBf
XIX 14, & scheint vielmehr dafdr an spreebeo, dasi aaeh der Driic
nnit dem Fremden Eigenes zu verbinden mitwirkte. Dies fährt nis nf
die eigenen Zathaten des Gellius. Die Schwierigkeit diese von den
fremden Eigenthnm an scheiden hat schon Dirksen S. 32 saerkint
«ad nicht ohne Grund vermutet , dass die gewählte und festgehalteie
Form der Darstellung dahin geführt hat, diese Theile nicht slreofii
aondern. Nichts desto weniger lassen sich sowol eingestreute Bener-
Irangen als Nachtrige in aiemlicher Menge erkennen. Zu jenen gehörei
folgende: I 8, 5 a< Luis iw^flas dgaxiMg poposcil (hoc facti »«•«*
noUraiii denarium decem miita). III 17, 3 Arisfoielem . . libroi pn-
culos Speusippi . . emisse ialeniis AUicis tribus (ea summa ßi mmm
nosiri^ sesteriia duo ei septuaginla milia), V 2, 2 emptum (Bueepka-
htm) Chares scripsH ialenfis tredecim ei regi PhfUppo domaium (koe
mttem actis nosiri summa esi sesierfia irecenia duodecim), XYIl
9, 15 hoc genus episiulae Lacedaemonii <rxvraAi}v appellani. Seboi
früher ist von II 22, 23 die Rede gewesen, als eingestreut ia die au
Nigidius de tento gegebene und dem Favorinus in den Muad gelegte
Attseinandersetsang. Dasselbe gilt von III 10, II, wo die Worte ^
esse magis perum arbiiramur usw. deutlich das Gutachten des Gelües
ansdracken. Oder Besiehungea auf die Gegenwart: I 9, 6 pulffusas^
lern, quos geniüicio vocahuio Chaldaeos dicere oportci^ maihemati-
cos diciij nachdem die richtige Bedeutung der fta^fftOTtxo^ snseioao-
dergesetzt ist. 1 19, 11 ad eos (Ubros Sibgllinos) quasi ad oranbm
qumdecimviri adeuni, cum di immoriales publice consufendi s^
(s. Ambrosch Stadien !S. 54). II 18, 10 de Epicieio auiem ..qvodis
quoque sereus fuii^ receniior esi memoria y quam ui scribi qwiü ob-
Uieratum debuerii, IX 11, 10 siatuam Corvino isii dims Auguüus i»
foro suo siaiuendam curaeii. in eius siaiuae capiie corüi simnlacnm
esiy rei pugmaeque quam diximus monimenium, X*l,9 id auiemg^
1 Varro ei Tiro dixeruni^ in eodem nunc iheairo non est ile icrif
ium. nam — . XIII 25, 30 quod per quaesiorem auiem dixi, iniftt^
nunc oporiei praefecium aerario signißcari, Oder wenn io ein U*-
geres Inhaltsreferat lagrediensen ans der eigenen Belesenbeiteialreteo:
U 34, 4--6 und 8—10. Das Gänse stammt aus Atejna Gapito. E» ^^
Fannia bemerkt Gellins: hanc LudUus poeia legem signißcal, ctm
dicii; cur Licinia: huius legis Laeeius poeia meminii in Erotopf^-
niis — . Seltener sind Erläuterungen wie III 18, 5 f>idetttrqite(yarr(n
eos signißcare ^» — (s. Hofmann d. röm. Senat S. 25), oder PirilW««
wie XVII 17, 1 p. Ennius iria corda habere sese dicebat, g^^
Graece ei Osce ei Laiine scirei^ eingeschoben swischen swai •■> ^
dos A. Gellius in den Nootes Allione. 701
nios siammende Capitel. Aber «ooh dieee sckeinber eigenen Benier-
koagen wurzeln ofl genog in fremdem Boden, fliaflg ist nemenllieli
die Coineidens nicht nur der entlehnten, sondern eaoh der sebeinber
nelbslindigen Mittbeilnugen mit Festns und Paulus, und diese wQrde,
w6re uns Festos ganz erhalten oder gar Verrins Flaceus, nooh viel
deutlicher hervortreten; aber auch bei der jetaigen ZertrOmmernng
isl ein starker (directer oder vermittelter) Einfluss dieser Quelle gar
eicht SU verkennen *'). Z. B. II 6,90 stimmt die firkllrung von squaler^
{dicium a squamarum ereöriiaie atperiiaiegue ^ quae «n serpentium
piseiumve coriis eisuniur , wörtlich bei Servius nur ^en. X 314) arit
Pattlos S. 328 squalidum incuUum et iordidum^ quoä promime eimüi*
iudinem habeai jquamae piscium nc appeilaium^ oder IV 6, 6 die Er*
klürong von euccidaneae hottiae^ welche Gellius als seine eigene gibt,
mit Festns S. 303* und Paulus S. 303. — In einer andern Richtung er*
scheint die redigierende Tbitigkeit bei den Nachtrigen. Sie unter*
scheiden sich von den eingeschalteten Bemerkungen dadurch, dass sie
13) Ich gebe hier eine üeberaicht dieser Berührongen, in welche
ich der Vollständigkeit halber auch die schon früher besprochenen auf-
nehme, ohne zu behaupten dass sich nicht noch mehr ermitteln lassen:
Gell. I 9, 12 — Paul. S. 82 Gell. X 3, 19 — Paul. 8. 31
„ II 6,20— „ „328 „ X 9, l — Pest. 8. 844 ^
„ niO, 8— „ „88 „ X20, l— „ „ 266>
„ U 11 — Fest. S. 190»» „ X 20, 4 — Panl. 8. 226
„ ni 18 - „ „ 210«» „ X 23, 2 — „ ,, 144
„ ni 18, 8 — „ „339* „ X 25, 2 — Paul. u. Fest.
„ IV 2, 2 — Paul. 8.139 s.w.
„ IV 2, 8 — „ „816 „ X 25, 6 ^ Paul. u.Feat.
„ IV 2, 10 — Pest. 8.270* s.w.
„ IV 2, 11 — Paul. 8. 120 „ X 27, 8 — Paul. S. 101
„ IV 3, 3- „ „222 „ XI 1, 1 - „ „106
IV 5, 1 — Fest. 8.290»» „ XI 1 , 2 — „ „ 144
rv 6, 2 — Panl. 8. 264 „ XI 1 , 5 — „ „ 148
IV 6, 6 — Fest. 8.302« „ XI 8, 2 — „ „226
IV 6, 7 — Paul. 8.218.223 „ XI 17, 2 — Fest. 8. 273«
;; IV 12, 2— „ „108 „ XII 3, 1— Paul. 8.115
„ V 4. 5 — „ „ 67 „ XII 10, 4 — „ „ 13
„ V 6, 4 - „ „ 192 „ XIII 14, 1 - Fest. 8.249«»
„ V 6, 5 — „ „ 367 „ XV 9, 4 — Paul. 8. 60
,, V 6, 8— Fest. 8.190* „ XV 9, 5 — Fest, 8.218 «•
„ V 6, 11 — Paul. 8. 42 „ XV 30, 3 — „ „ 206*
„ V 6, 17 - „ „ 57 „ XV 30. 7 - Paul. S. 118
V 6, 18 — Fest. 8.162* „ XVI 5, 6 — „ „ 368
; V 6, 20 - Paul. 8.195 „ XVI 9, 1 - Pest. 8.290-
„ V 6, 23 - „ „ 144 „ XVI 12, 7 - Paul. B.86.94
„ V 17 - Fest. 8.178« „ XVI 14, 1 - Fest. 8.234*
„ VI 4, 5- „ „306* „ XVII l, 9 -Paul. 8. 222
,, VI 13, 3 - Paul. 8.113 „ XVII 6, l - Fest. S.282*
„ VI 17 — „ „ 191 „ XVin 4, 10 — „ „ 817
„ Vn 5, 10 — Fest. 8.217* „ XVIII 6. 4 — Paul. 8.125
»»
9t
„ X 1, 8- „ „364« „ XIX 13, 2— „ „ IW.
702 L. Mercklio: die CUiermeUiode and QaellenbeBBtaani;
mit grösserer Breite und SelbsUidigkeit aof einen bereits behthdeltei
GegensUnd folgen, and sind an der ziemlich losen Verknäpfatt^ kenU
lieh, welche meist durch die Formela non praeter eundurnttu
quoquey non praeter miitendum est v. dgl. bewirkt wird, n-
mal wo diese gegen Ende des Abschnittes, oft erst im lelites § eio-
tritt. I 9, 12 sed id quoque non praetereunäum esty quod omms^ ti-
mnl aique a Pythagora.,recepti erant—, 1 22,8 tn Ubro quoqntdert
puUica sectmdo id ipsum terbum Cicero ponü non temere /ramom-
dum (vgl. Hertz viod. Gell. S. 20). 1 26 , 18 hoc ab AureUo icriph^a
propterea non praeterii^ ne — , obwol die Ansicht des Aorelios Opi-
lios anoh «ns Vsrro, der Haaptqaelle des Capitels geschöpft seil
könnte, der ihn in den Büchern de /. £. oft, aber niemals ooter A»-
fahrang einer Schrift citiert. Vielleicht hstte Gellius io Folge eioer
bei Varro befindliehen Andeutung seine Iftisae za Hathe geiogeo, u^
so mögen manche Nachtrage schon ans dem Verfolgen der ia deo be-
natzten Quellen genannten Antorititen erwachsen sein. III 16, 22 ifti
quoniam de Homerico annuo partu ac de undecimo mense diximm
quae cognoveramus ^ Visum est non praetereundum quod in PliniiSt-
cundi Ubro septimo naturalis historiae legimus (s. oben). IV 1,9
praeter ea de penu adscribendum hoc etiam putavu Dirkseo Usit
diese ^nachträgliche Berichtigung' (S. 45) des Gellius ebenso wie die
Verweisung auf Q. Mucius Scaevola (§ 17) aus dem erst § 21 geDanD-
ten Masurijis Sabinus in iuris civilis secundo entlehnt sein (S. 48).—
IV 2, 13 no» praetereunäum est id quoque in libris veterum iurispe-
ritorum scriptum esse. Auch diese ^nachträgliche Notiz' leitet Dirkseo
S. 53 nicht aus einer selbstfindigen Leetüre der Schriften jener celeres
ab, sondern denkt sie sich hervorgegangen aus dem Recbtssystem des
Masurios Sabinus in Form eines kurzen Inhaltsreferats, den hinterber
die beigefagten Textesworte einer^ vereinzelten Bemerkong sich is-
sohiieszen. Und diese letztere Annahme scheint auch mir in der m
Gellius sonst befolgten Gewohnheit wol begrOndet. Nichts desto v^e-
niger aber ist in diesem und dem vorausgehenden Abschnitt, dereo
innere Construction , wenn man von der dialogischen Eiokleidao; des
ersteren absieht, grosse Analogie hat, ein deutlicher Absats, hier bei
% 13, dort bei § 20, der sich in Uebereinstimmung mit dem Aosdrocke
des Gellius am besten erklfirt, wenn das beidemal folgende als spa*^
rer Zusatz gilt, veranlaszt etwa durch eine wiederholte Lactüre des
Masurius. — V 6, 27 praetereundum non est quod ad ovationes aUt-
net, super quo dissensisse veteres scriptores accipio. Schon die vor-
angehenden §§ 24—26 stehen znssmmenhangslos mit den frfiberefl di,
und adszerdem ist die Schria des Masurius, aus der allerdiags dtf
ganze Capitel zunficbst abzuleiten, schon § 13 genau genannt. GeWifiS
kehrte also § 27 noch einmal zu ihr zurück und mag ihr, wie IV 1 u-^
auch die Kenntnis der veteres scriptores verdanken (Dirkseo S.71 ^
mein Prooemium zum Dorpater Lectionskatalog von 1869 S. 7). —^8,6 1
quoniam facta litui mentio esty non praetermittendum est, quodfos^'
quaeri ammadvertimus, utrum ..an—. XI 18, 19 ^«» ^^' ^^
des A. GelUot in den Noctes AUieae. 703
ae religioH a prudeniissitnis virtSj .quid esset furtum^ definttum sit^
praeiereundum non pnto. Aach hier erklärt sich die von Dirksen
S. 58 angenommene Verwechslang ^) des Über de furiis mit dem liher
teeundus iuris civilis des Masnrios (dasK diese Annahme nicht notb-
wendig, haben wir oben S. 637 Anm. 1 bemerkt) am leichtesten, wenn
man die §§, in welchen dieser und in welchen jener erwähnt wird, zu
verschiedener Zeit geschrieben sein iSszt. XIII 1 , 5 ilfud tarnen non
praetermittendum esi^ quod VergiUus quoque id ipsum quod Cicero
de falo opinatus est, XIII 14, 7 sed de Atentino monte praetermitten-
dum non putavi^ quod non pridem ego in Elydis^ grammatici eeteris^
commentario offendi. XIII 23, 19 <fc ne id quidem praetermittendum
puto^ cuiusmodi est^ quod in commentario Sert>ii Claudii scriptum
inrenimus, XIII 26, 4 id quoque in eodem lihro Nigidiano animad-
vertimus. § 5 haec nos auctoritate doctissimi hominis adducti prop-
ier eos qui harum quoque rerum scientiam quaerunt non praeter-
mittenda exislimavimus ^ vgl. XIII 29, 6. Aehnliche Anknapfangsfor-
mein för NachtrSge sind: praeterea memini: XIII 30, 7 praeterea
memini Quadrigarium in undevicensimo facipm pro statura totius-
que corporis figura dixisse (vgl. IX 13, 11, wo facies in dieser Bedeu-
long ans dem ersten Bach des Clandius beigebracht ist, nnd IX 14).
XIV 1, 34 praeter haec autem , quae dicentem Pavorinum audivimus^
multa etiam memini poetarum veterum testimonia. Schon mit § 31
bat der Vortrag des Favorinus geendet, denn § 27 heiszt es ad postre-
mum autem . . requireba^ Es folgt die ühliche Nachschrift des Gel-
lias § 32 haec nos sicca et incondita et propemodum ieinna oratione
attingimus. sed Favorinus — ; aber er kann sich von der Bewunde-
rang des Schönredners nicht losmachen and theilt noch einige Salze
von ihm mit § 33. Dann folgt unser, wie man will, Zasatz oder Nach-
trag. Aber anch da Rndet er kein Ende, sondern kehrt noch einmal
S 36. 36 zn Pavorinas znrQck. — Oder praeterea inveni:
VI 9, 15 praeterea inveni a verbo scindo simiti ratione non scide-
rat^ sed sciciderat dictum fsse,. nachdem bereits § 13 die ratio fQr
die in den vorangehenden Paragraphen gegebenen Beispiele derselben
Formation beigebracht war. Oder die Wendung II 2, 12 quid autem
super huiuscemodi patris atque filii officio apud Ctaudinm legen-
mtfs, non esse ab te risum est ut adscriheremus. Die meisten
dieser Nachtrage oder Znsllze bekunden ihren Charakter aach da-
durch, dasz sie aaf einen, gewöhnlich auch durch den sprachlichen
Ausdruck kenntlichen Abschlnsz der vorangehenden Darstellung fol*
gen: die meisten enthalten ferner, wenn sie sos der selbstfindigen
Lectttre des Gellius hervorgegangen sind, die genane Angabe ihrer
14) Dirksen macht sieh hier selbst einer kleinen Verwechslnng
schuldig, denn niebt dem liher de fvriü, sondern dem liöer iuris etviUs
secundus legt Oellins § 21 verffchiedene Capitel bei {item aüo capite).
Freilich setzt Dirksen nach dem Vorgang anderer beide Büeher einan-
der gleich, worin wir ihm gefolgt sind.
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I 704 L. Mercklin : die CUieraieUioile aud QteUeobeBBUaif
Quelle*^). Aber Biemals findet siqli in ^ineii und demselbeB Abseluiitt
mehr als 6iii Znsats mil diesen Formeln angeknOpfl , man nösU deiB
das 16e CapUel des III Bucbs, dessen manigfalUge Bestandüiieile wir
oben gesondert haben, fttr einen solchen Fall anaeben, ioden der
Schlussparagraph 13 der ersten Hilfle mit praUerea ego de parU
humano . . hoc quoque u$u venisse Romae comptri angehängt is( ood,
nachdem ein erster Zusats die §§ 13 — 21 eingenommen, ein tweiler
($ 22) so beginnt: sed guoniam . . diximus quae cognoterarnui^ti-
sum est non praetereundum, (Anderer Art ist I 12, 8 n. 18.) Wir
würden solcher HSafang der Anhangsei gewis öfter begegneo, hatte
sich nicht Gellios durch seine Tendern nach leichter Unterballiing ond
Belehrung (sed modica ex his eaque sola accepi^ quae^.celeri
facilique compendio ducerenl^ praef. § 12) bestimmen lassei,
sowol der innern Conatruction als auch dem äussern Umfang seiner
Abschnitte ein gewisses Mass yorsnschreiben. Zugleich aber erbiKen
seine Capitel durch die Iheils ausgeführte, Ibeils überall noch mög-
liche Vermehrung einen Anstrich des Offenen und Unfertigen, der sich
dem Ganzen miltheilt, welchem die letate Feile und völlige Reife si
fehlen scheint. Dafür sprechen auch die mancherlei Wiederhoioogeo,
die einer besseren Herscbaft über den Stoff und einer nochmaligeo
Revision hfitten weichen müssen. Sie hingen mit der SystemlosigkeU
des Gänsen zusammen, welche, wie sie dasselbe Thema an verschiede-
nen Orten wieder aufnimmt, so auch dieselben Ingredienzen aiebr-
mala auflischt. II 6, 12 und II 9, 1, also in benachbarten Capitelo, ist
derselbe Ausspruch des Epicurus zu lesen; II 17, 7 und IV 17, 6 die-
selbe Stelle des Sallustins zu gleichem Zwecke angeführt; II 26, 10
und III 9, 9 die Bemerkung über anadt^ mit fest gleichlaoteoden
Worten wiederholt; III 10, 2 erscheinen da Worte Varros: guas aiii
erraiicas^ P. Nigidius errones vocat^ und XIV 1, 11 als Worte des
Favorinus: quas muUi erraticas, P. Nigidius errones vocai. Der An-
fang der Catonischen Rede pro Mhodiensibus ist VI 3, 14 nnd XIII
25, 14, freilich jedesmal in verschiedener Absicht vorgeführt; ebeoso
eine Stelle der XII Tafeln XV 13, 11 und XX 1, 45; eine cspliöse
Frage XVIII 2, 9 und XVIII 13, 8.
Ebenso maszgebend , wie die obigen Grunds&tze für die Gestal-
tung der einzelnen Abschnitte waren, wirkte auf den Charakter des
Ganzen die Disposition des gesammelten und redigierten Materials,
15) Ein niur in den Nachträgen auftretender Schriftsteller ist Seoi'
proniiis Asellio , den Gellias also erst während seiner Compüation nnS
nachdem bereits ein groszer Theil redigiert war, benutzt hat. T>ie B^
ferate aus ihm sind stets mit genauer Angabe des Baches versehen ond
stehen in der Regel in den Schluszparagrapben. Die einzige Ausoal^inj^
davon II 13, wo er das ganze Capitel einnimmt, bekundet sagieich
darch die Notiz § 3 i« AseÜio stdf P, Scipione Africano tnhum P»^
ad Numantiam fuU retque eas^ qtdbus gertndi» ipse inier fidi, conteripf^
dergleichen sich bei Gellias nur selten finden, dasz dieser ihn ^^^
kurzem {nunc) kennen gelernt hatte und sich daher veranlasst sab, s"^
den Lesern mehr als den Namen mitsutheilen.
des A. fielÜBS in de« NooCes Alticie. 705
welche mit der »uftgesproolianeB Tendens in Tdtligea Binkleege sieht.
Eioe systematische AnordnuDg ist absichtlich gemiedeo, dagcfen maiif-
faliige Abwechslaag erstrebt. Weno die Vorrede sagt $ 2: ««• auiew^
Stamms ordine rerum foriuiio, quem aniea in txcerpendo fecerth-
«Mcw . . facia igüur esi m his quoque commeniarn» eadem rerum
dnspariliias^ quae fvit in iUis otMOlatiomlmB prisiims^ quets bre*-
^äier et inäigeste eiin c o ndii e.. feceramut^ so ist dies nor halb
wahr and das Werk selbst verdient etwas Mehr Lob für seine Ordnung,
als Gel lins hier in Anspruch nimmt. Denn was er einmal XVII 21, 1
bekennt: easque nunc excerp$i<mes noshras tariis äiversisque
tj» locis Q=i'inddgesie) facias cureim digessimusj das wird aneh
sonst noch vielfach geschehen sein, wie die aas versehiedenen Qaellsn
sosammengetragenen Capitel beweisen. Dagegen haben wir aber aneh
bereits gesehen, dasz ein und dasselbe Thema an mehreren Orten wie-
derholt auftritt, und hier mag die disparüila* der arspranglichen Ord-
nung der £xcerpte entsprechen. Auch nach einer andern Seite hin ist
der ordo foriuHus su beschrinken. Da, wie gezeigt worden, manche
Schriften im Zasammenhange gelesen nnd excerpiert waren (vgl. aaeh>
XVII 3. XIX 7), so wurden im Interesse der dispariliia$ bei der Gnip*«
pieruag nnd Disposition diese mehr oder weniger fortlaufenden Bx*
cerpte in eine andere Ordnung oder Unordnung gebracht. Spuren .der
ersten Anlage sind die swei oder drei auf einander folgenden Capilel
aus gemeinsamer Quelle. Das Streben nach Manigfaltigkeit, die Qrvp-»
pierung des Gleichartigen und vielleicht auch die Racksichl auf den
iossern Umfang der Abschnitte verboten es, die ganse Bxcerptenmaasa
ans demselben Original beisammen su lassen und dem Leser auf einmal
vorzuführen. Es ist also der ordo forluitus sehr uneigeatUcfa su ver*
stehen: denn er ist vielmehr eine absichtliche Auflösung der Ordnung^.
Dnss eine solche stattgefunden, zeigen die auf verschiedene Bacher
▼ertheillen Ezcerpte ans derselben Schrift oder demselben Schrifl-
sieller, von denen wir mehrere als' Susammengehörig nachzuweisen
v&rsnchi haben. Und unter der Annahme dieser Zerstttckelnng nnd
Zerstreuang erklärt sich auch, dasz Gellius zuweilen versäumt hat
die genaue Angabe der Quelle zu wiederholen, nnd dasz dieselbe hie
nnd da ganz ausgefallen ist. Einmal ist sogar eine Beziehung auf eine
Schrift vorhanden, deren Angabe dennoch fehlt: XIII 24, 1 if. Caio^
eomMularie et censoriss, publicü iam privatüque opulenlis rebus^
uiUas mias inexcuUas et rüdes , ne tectorio quidem praelüqs fuism
dieit ad annum usque aetatis 9uae eeptnagensmum, atque ihi^^y
poitea Ms verbis utUur: — . tum demde addit: — . Gellius hat
vergessen den Titel der Bede (Mexer S. 146) anzugeben, aus welcher
16) Wollte man auch ün posiea für einen ähnlicbeB Pleonasmus a|i-
sehen wie ibi tum nnd eine Bestätigung dafür in dem nachfolgenden
tum deinde finden, so wird damit die Sache nicht viel besser, denn auch
posiea setzt eine Angabe über das Prius der Zeit oder dem Orte nach
voraus. Vgl. XVII 12, 3 tUque inibi iadem laudibu» . . lusU {Fafforimt8)i
nachdem § 2 der Titel der Schrift genannt ist.
706 L. Nercklin: die CiUeraetliode and QaellmibeBatoiiDg
dieae Prafaeote enUeknl aiod , weil er si« walirseheinlieli vm ciBca
aodero Abaehnitt, wo er dieselbe Bede benotU ond nambafl gemtckt
hatte, sonderte and hieher veraetate. Uoter den im necksten Capitd
geBannten drei Redeo Catoa fillt naeh seioem 70o Jahr die coalr«
Senium Galbam^ welche er im 8&n Jahr, seinem Todesjahr (Cie.
Brot. 20, 80) hielt, und darum scheiat an diese hier nicht gedacht ver-
den KU dCIrfen. Sollte es hienach noch sweifelhaft scbefaeA, disi
Gellios bei der Disposition seiner Capitel in der angenomneaea Webe
▼erfahren ist, so können die Mittheilnngen seiner Erlebnisse, welch«
mit einer Angabe des Locals versehen sind , den bisher gefübriea Be-
weis verstärken. Entspriche nemlieh der Wechsel der Locale, wie «r
ans ans der Reihenfolge seiner Capitek und Bacher entgegentritt, den
wirklichen Aufenlhalte des Gellius in der Zeitfolge, so müste dieser
unstit wie ein Zagvogel swischen Rom und Athen amhergcKOgea seit.
Denn 1 3 ist er in Athen (und dies stimmt mit der Vorrede % 4, wo-
nach die Abfassung des Werkes in Attika begonnen worde), II 20 ut
der Fahrt von Aegina nach dem Peiraeeos, III 1 in Rom und so M
bis VII 6, 12. Dann VII 13 wieder in Athen, VIII 10 in Eleuais^lXI
in Athen, IX 4 aber in Brundisium, IX 14 in Tibur, IX 15 in Neapel,
X 1 in Athen , XI 3 tii Praeneslino recessu , XII 5 in Lebadea , XU 11
in Athen, XII 13 in Rom ond so fort bis XV 1 ; XV 3 wieder in Alhea,
XVI 3 in Rom, XVI 6 in Brundisium , XVI 8 in Rom, desgleicbeo IVI
10; XVII 8 in Athen, XVII 10 in Anlinm, XVII 30 in Athen, XYlll 1
in Ostia, XVIII 2 in Athen, XVIII 3 in Rom, XVllI 5 in Puteoli, XVIJi
7 in Rom, XVIII 10 in Athen, desgleichen XVIII 13; XIX 1 aafden
Weg von Cassiope nach Brundisium, XIX 7 in Rom und so fort bii
XIX 9; XIX 12 in Athen, XIX 13 in Rom und so fort bis XX 6, esd-
lieh XX 8 in agro Faliico, Aus dieser Uebersicht ist klar dass, wcdd
er, wie die Vorrede sagt, nicht nur das gelesene, sondern aach das
gehörte sofort aufzeiohnete — und die akroamatischen und dialogischea
Capitel sind vorzugsweise mit Angaben dea Locals versehen — , diese
Notate hei der Disposition der 20 Bacher tttcbtig durcheioaaderge-
schflttelt worden sind , und dass auch in diesem Bestandtheil der or-
aprangliche (träo fortuitus^ der wenigstens ein chronologischer war,
abgefindert worden ist zum Zweck der dispariliiasj und einer Uaord-
nung Platz gemocht hat, die ihre Absichtlichkeit an der Stira trägt
Mag auch ein Theil dieser Angaben mit den Einkleidungen, iowelchea
sie atehen, auf Rechnung der Phantasie des Gellius kommea, so wird
nsoh Abzog der fingierten Locale die eben ausgesprochene Befflerkoof
doch nicht viel von ihrer Richtigkeit einbaszen. Dennoch ist Töllig«
Systemlosigkeit nicht das lierschende Princip. Eben so weoig als sich
seiner Art zu eitleren im Verhfilluis zu seinen Quellen alle Methode
abaprechen liszt, harscht in der Disposition des Ganzen reiae Wlf^^^'
Die Vorrede schlieszt ^ 22 volvmina commenlariorum ad kvnc diem
viginti iam facta sunt — - progredieHtr ergo numerus Ubrorum fft^
bene iuvaniibus cum ipsius tiiae . . progressibus. So scheint mch
die runde Zahl von Bachern onr ein Ergebnis des AngeoblickSi ^
des A. d^llias in den Noctes Attioae. 707
die oAehsre Znkanfl indem kann. Doch wird man aoeh diese 2ahl
nteiit als eine gaoa sufällige' ansehen, wenn man die gleiolunissige
Vertheilnng des Stoffes aber sie verfolgt. Man könnte sogar fragen^
waram aberhaapt far ein solches Werk die Eintheiiung in Baoher?
und die Antwort wird, so any oll kommen sie aasfallen mass, neben
dem allmfthlioben Anwachsen auch ein praemeditierendes Moment an-
erkennen müssen. Die Bacher haben, wenn sie vollslindig ") sind,
ein aiemlich gleiches Voinmen, also abgesehen von dem VIII, XIV,
XIX, XX, zwischen 38 and 17 Seiten der Hertzsokeo Ausgabe; die
Zahl der Capitel in den einseinen Bachern variiert stärker, awischen
30 und 15; aber es kommt hier der Unterschied lingerer und kürserer
in Betracht: jedes Bnch enthält dinen oder swei reichhaltigere oder
aasgedehntere oder sorgfältiger ausgearbeitete Abschnitte, die aioh
als die Glanzpunkte aber die andern erheben, b. B. I 3, II 22, III 16
nsw. Dean war einmal die Eintheiiung in Bacher beliebt, dann moste
der Stoff auf jedes derselben nach dem Massstabe der diipariUtas ver«
theilt werden und dadurch wurden die Bächer gerade einander ahn*
lieh. Darum gibt es kein Buch, dem sich ein bestimmter Inhalt vor-
zagsweise vindicieren liesze; aber in einem jeden findet sich möglichst
alles vor, Sachliches und Sprachliches, Jurisprudenz, Medicin, Theo-
logie, Grammatik, Dialektik und Rhetorik,. Prosa und Poesie, Gelesenes
and Gehörtes, in positiver Darstellung oder in dialogischer Form. Der
Anfang war den Alten nichts gleichgöltiges. ''') Siebenmal eröffnen
Vorträge des Favoriiius die Bücher, nemlich II, III, IV, XII, XIV,
XVIII, XX, zweimal des Antonius Julianas IX, XV, zweimal des Hu-
17) Ob wir alle Lemmata des fehlcDden VIII Baches besitzen, wird
man bezweifeln dürfen. Die Un volle t&ndigkeit des XIV wurde oben ver-
mutet. Für das XIX kommt in Betracht die Notiz bei O. Jahn Proleg.
za PersiaA S. CXVI von einem- Berner Miscellancodex, in welchem ent-
halten iat: Caput 21 Übri XIX Agellii nociium AUicaruni, Die Unvoll-
■tändigkeit des XX Bachs wird man am wenigsten in Abrede stellen.
Nach solchen Verlusten würden wir auch die Verweisungen des Gellius
V 1*2, 10 de qvibus aUo in loco uberiore tractaiu facto admoiiuünug , XIV
7, 10 sed de hoc omni re alio in loco plenius aeeuratinsque nos memini
seriberey XVII 1, 0 sed id aliorsum pertinet atque alio in loco dicetur nicht
ausserhalb der Noctes zu suchen haben (vgl. Hertz de L. Cincüs S. 8*2).
18) Bei Gellius zeig^ sich dies aach Insofern, als er diejenigen
seiner Citate, welche den Anfang einer Schrift bilden , so za bezelckneu
nicht versäumt: I 7, 9 in duodevicesimo annaii Quadrigarii principium libH
ne scriptum, I 22, ^ in Piauti Asinaria . . scripium est in hU versibus
qui sunt eius comoediae primi. V 13, 0 C Caesar . • in oratione quam
pro Bithynis dixit hoc principio usus est. V 21 , 10 prima epistula (Sinni
Capitonis) scripta est ad Pacuoium Labeonem, VI .3, 14 ipsum deinde prin-
cipium (orationis Catonis) apposuit, vgl. XIII 25, 13. — X 1, ^ idque in
principio libri Coelium scripsisse. XI 8, 3 i» eius (A. Albini) hintoriae principio
scriptum est. XI 13, 2 in eius (C. Graccfti) orationis principio conlocata
verba sunt, XIII 17, 3 Varronis e libro rerutn kumanarum piimo^ aäus
principium hoc est, XVIlI 9, 6 librum Livii Andronici qui inseriptus est
OdvaoHa, in quo erat versus primus. Nur der Anfang des Piaatinischen
Pseadulos ist XX 0, 9 stillschweigend angeführt.
708
L. MercUu: die Citiermethode and QoeUeBbeaaUwif
soMus V, XVI. Aber eoBsti»! flodel «• mehl ttaU, and gerade d»
erste Bneh entbehrt einet solchen Anfangs. Also nneli hierin k«i«
dnrchgehende Beständigkeit, sondern die Uersehafl der disparUäat,
Bisweilen scheint es als ob gleichartige GegensUlade anf dieselben
Capitel verschiedener Bücher vertheilt worden seieo ; aber wir wissea
dasE in solchen Dingen euch der Zufall sein neckischen Spiel treibl
und haben die Geduld des Lesers vielleicht schon sa lange mit de«
Suchen nach der Regel im Unregelmfiszigen in Ansprach genomaeo.
Dem aber, welcher uns bis hieher gefolgt ist, wönschea wir als Ersats
fir seine Ausdauer und zugleich als die beste Fracht unserer Be-
mühung den Glanben erweckt su haben, dasi in den Büchern des Get-
lins noch ein reiches, namenloses, halbbenanntes und anter frendea
Namen gehendes Material verborgen ist, durch welchen unsere Frag-
mentsammlungen direct und iudirect wachsen kdnnea. Nor bedarf es
eines mikroskopischen und zugleich teleskoptschen Blicks, um des
analytischen und synthetischen Frocess zu durchschanen , dem jene
ihre Gestalt verdanken.
Dorpat. Ludwig MercUm.
Verzeichnis der besprochenen Stellen des Gellius.
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VII 7.
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1 1
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„ 641
XV 8,
1
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682 A. 7
IX 4, 3
—
„ 682 A. 7
XV 13,
11
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704
IX 11, 10
—
„ 700
XV 14,
1
i—
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646 A. 3
IX 13, 6)
IX 14, IJ
„ 665
XV 20,
8
—
ft
682 A. 7
XV 30,
3
—
f>
661. 689
710 L. MerekKo: di« Citlemethode mw. das A. GalHns in des IV. A.
XVI
XVI
XVI
XVI
XVI
XVI
XVI
XVI
XVI
XVII
XVII
XVII
XVII
XVII
xvn
XVII
XVII
xvn
xvm
5 —
5, 6 —
6, 12 —
8, 2 -
9, 1 -
12 -
14, 3 —
16)
17| -
4 —
6, 2 -
9, 15 —
10, 6 —
13 —
15
16
17
21, 1 —
2, 9 -
8.649
„678
„ 659
„ 646
„ 658
„649
„ 661
„670
„ 652
„ 660
„700
„ 660
„ 653
— ., 670
»»
„ 098
„704
XVIU 4, 4
.— .
S.682
xvm 4, 11
„ 689
xvm 6, 3
—
„ 639 n.
xvm 9
„ 660
XVIII 13, 8
„ 704
XVIII 14 )
xvm 15
„671
XIX 2.
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XIX 5
—
„ 671
XIX 6
XTX 7, 2
—
„6»
XIX 8, 7
—
„ föO
XTX 14, 5
_- .
„ 699
XX 1, 45
— .
„704
XX 2, 2
^
„658
XX 6, 14
. —
„ 663
XX 6, 15
._
„ 680. 6
XX 10, 4
—
„690
A.2
Zwei homerische
Wörterverzeichnisse
Von
Ludwig ftiedlinder.
48
Jahrb. f. cIms. Philol. Soppl. Bd. ül. RA. 6.
13.
t
Zwei homerische Wörterverzeidinisse.
L
Die homerisehen aitai sigijii^va.
Eine volbCiiidige Kenotnu der homerischen anai e^fciva ist in
doppeller Hinsicht wflnschenswertb. Ersteos kann es dazu beilragen,
unsere Anschaoung der allepischen Sprache sa erweitern und sa be-
richtigen, wenn wir das VerhSltnis der nnr Einmal rorkommenden
Wörter su dem ganzen erhaltenen Wortvorrat übersehen. Zweitens
.ergeben sieh ans einer solchen Gesamtabersicht die Grundsfilze die
bei. eiaer Anwendung der a%a^ sif^^iva zu kritischen Zwecken fest-
suhaltep sind.
Das hier folgende Verzeichnis enthält alle Wörter die in Sehers
Index als Einmal vorkommend aufgeführt sind. Auslassungen und Ver-
sehen die ich beim Ausziehen derselben etwa gemacht habe (hoffentlich
werden deren äoszerst wenige sein) bitte ich zu entschuldigen. Die
VoUsUndigkeit dieses und jedes äinliohen Verzeichnisses kann aber
immer nur relativ sein. Erstens weisz jeder, der Sehers Index viel
benutzt bi(t, das« auch die zweite, von mir zu Grunde gelegte Oxfor-
der Ausgabe von 1780 keineswegs durchaus vollständig und zuverläs-
sig ist^ Manches Wort, fflr das Seber nur £ine Stelle anfahrt, habe
ieh aus meinem Verzeichnis weggelassen, weil ich aus eigner Beob-
aehtnng wusle dasz es mehr sls Einmal vorkommt oder dies bei Damm
ai^egeben fand. Dasz abrigens in Damms vortrefflichem Werke nicht
alle Stellen verzeichnet sind , in denen die homerischen Wörter vor-
kommen, ist ebenfalls bekannt. Zweitens hat Seber hiufig andere
Lesarten als wir und fahrt daher manche Wörter aus zwei Stellen an,
von denen eine in den jetzigen Texten anders lautet und daher weg-
fillt; manche Wörter stehen bei ihm als Sata^ ili^fiiva^ die aus unsero
Texten ganz verschwunden sind, z. B. wcoxtvim aus j 433, wo jetzt
gelesen wird ZiqwQov Zno xiviiacnmog. Dagegen hat er z. B. ^^m-
(f6g gar nicht , weil er an der einzigen Stelle wo das Wort jetsl steht
48»
714 L. FriedUnder: swei homerische Wörterfeneiduiiue.
X 69 nvlamgovg las, wie 0 S30 A68I ; ebenso wenig ytvitag^ weil er
statt yevBiadeg n 176 l^nqüiq las. Heine Arbeit beruht anf dos Text
der ersten Aasgabe von Immanuel Bekker. Legte mao einen andern si
Grande, so wQrde aach das Verzeichnis der ana^ UQfKUva anders
ausfallen. Der syrische Palimpsest der Ilias z. B. hat vier Verse nehr
als onsere Texte, während ihm 27 fehlen (und zwar nnr zun Tbeil
ans Versehen des Schreibers); seine Varianten sind zahlreich and er-
heblich , oft weichen ganze Halbverse von der jetzigen Lesart ab {r%\.
dessen im Philologus VII S. 181 IT.). Es ist klar dasz ans so rer-
schiedenen Texten sich auch ein verschiedener Genamibestand der
homerischen Wörter und ein verschiedenes VerhfiUnis der Sata^ el^
liiva ergeben musz. Aber für die Fragen die ans beschäftigen ist etee
relative Vollstiudigkeit, wie wir sie erreichen können, völlig genfl-
gend. Ob in jedem Gesänge ein oder zwei aica^ ilQfnüva mehr oder
weniger sind, und im ganzen hondert oder zweihundert mehr oder
weniger, darauf kommt es nicht an.
Welche abgeleitete Wörter man als selbständig, welche als blosse
Abbeugnngen eines Grundworts anzusehen hat, das hingt bis anf eisea
gewissen Grad von subjectiver Ansicht ab. Je mehr Ableitungen imd
als selbständige Wörter ansieht, desto grösser wird das YerzeicliDis
der aita^ iiQ7i(iiva ausfallen. Ganz consequent zu. sein isl hier kaua
möglich^ Ich habe Ableitungen durch die Suffixe ipi ^t ^ev nicht als
neue Wörter gezählt (auszer wenn sie etwas besonderes haben, wie
oto^sv H 39, aivo^ev H97^ oder wenn ihre Stammformen fehlen, wie
bei vBio^ev K 10 ^ ayLO&Bv a 10); ebenso wenig Adverbia anf ag reo
Adjectiven auf o;'), auch nicht Comparative und Soperlative (aiit
Ausnahme anomaler oder nicht von Adjectiven stammender Bildasgeo,
wie oXCSoav ßgceaaeav aq>a^£Qog (tv%oittttog oitUttaxog) : dagegen Ver-
balia, weil sie oft ganz adjectitisch gebraucht sind, habe ich, wenn sie
nur Einmal vorkommen, verzeichnet. Ebenso kann man hinflg zweifel-
haft sein, ob man die Verändern ilgen der Wörter, die durch die ver-
schiedenen Gattungen des grammatischen Pathos hervorgebrtebt thi^
als neue Bildungen oder als blosse Nebenformen des Stammworts la-
sehen soll. Ich habe mit Rflcksicht anf die Natur des epischen l>ii-
lekts den Begriff der Veränderlichkeit nicht zu eng fassen so dflrfea
geglaubt and daher eine grosze Anzahl von Einmal vorkonuneadea
Formen nicht als Snal dqfip,ha gezählt, weil Nebenformen davon steh
Einmal oder Öfter finden, ^denn diese spräche, erwaehsen wäbreod
einer Völkerwanderung unter beständigen berflhrnngen reibnages «f*
schnngen verwandter stamme, und geregelt allein durch gesing vnd
sailenspiel, ist zwar zu reichthnm und wohllant in falle gediebSy
scheint aber die formen alle erst anzaversnehen,nfid keat
1) Ich kann in dem einmaligen Vorkommen. von ipClmg /iZM ebeiiio
wenig etwas besonderes finden als in den übrigen von Düntzer ('dsi 3«
bis 7e Buch der Iliiia' im 2n Snppl. Bd. der Jahrb. f. daas. ?\üXol S.
960 tf.) angeführten Sna^ ii^ffft^pa. ,
U Friedliniieir; swei h^meriscb« WörleireneichDisse. 71?
k«ine festen ueabäpderlicheD «uMohliesslichen, dergleichen später die
verbreitang der schrifl einfAbrt. litlera scripta manel.^ Bekker in den
Monatsberichten der Berliner Akademie der Wissenschaften 1857 S. 179,
Es bi allbekannt wie fiasKerst h&ufig Formverandernngen durch das
Bedörfnis des Verses herbeigeführt worden sind, tin Beispiel statt
vieler. Bekker bat nachgewiesen dasz in der Qherwiegenden Mehr-
saht der Pille vor der bukolischen Caesar Daktylen stehen (a. 0.
1859 S. 265 ff.)* ^^^ diese daktylen zu beschaffen haben die sänger
mitunter sq Wörtern ond formen greifen müssen die in andern stellen
selten oder nie vorkommen, so steht für nqocmta und n(^o6iiitoi^
6 19 XQOC^maxa, H 213 nqocwtaOi . . r 308 naqr^w für naQUccly yin*
derwSrts ^vviqia für |vva und auf ahnliche weise gedehnt is(^iov
NrflT^iov usw. . • AlxfiUo^ ferner für Ahakog, (y^OIta (d 108) für
ai^lovgy ihi^M für ekfOQa . . y^^oliog und o^ioiiog für ysloiog und
ofioiog . . tfxorofiijvios für axorofiijfo^, Sidviiaovsg für Slöv^ioi^ «ov-
xatog nnd vBovvcctog neben oovto^, dcitpotveov neben dagioivov^ und
selbst gegen die gewöhnliche analogie tvulieov für eixsl%S(K , Svctj^iog
für dv<Sti%0Vf ivaifld'it,iog für IvaQc&fAogj Ttavdi^fiiog für navdtmog^
avoCviuov für avoaxov^ qtaivtaxog für q>auvixaxog . . akiiatu alU-
qwxog xo^ota äudiiftoveg ^fiXr^fiovsg ovsUna nur in dieser stelle.
dmxvog X ^96^ aber kein anderer casns von Satxvg . . fc^ov s 402
neben Itj^civy 9> M7.* Fast alle solche Nebenformen, wenn sie nur
Einmal vorkommen , habe ich nicht als a^ro^ il^fUva gezahlt. Noch
einige andere Beispiele. Ich habe afSX€i%vg B 148 nicht aufgeführt,
weil Cxaxvg ^598 steht, ivfinovcxifo 0 336 nicht, weil vfiTMvaxifa
T 14 vorkommt. Ebenso w:enig habe ich folgende einmalige Abwei-
chongen in mein Verzeichnis aufgenommen: iwU'^fig B 806, »aQQi^iQ
E 434 (neben xata^^m), äg (ägsöCi) E 48($ (neben oa^), f^tig E 887,
ItakdatLog P688, fio^ifios ^303 (iiogaiiiog X 13), nloauiiog S 176
(ffioxfios Pö2), afijJAijdijv X476 (ifißoladriv O 364), noixaoiuxi M 287
(Tcorsofta« m 7),. sva^crT^amao) 1 500 (nagaxgoxiai d 465), dovi;^ T 44
(^domig ^ 325), a£x^ilM)g ^77 (statt des gewöhnlichen aeinihog} nsw.
Am bfinfigsten sind Veränderungen der Endung, nnd darunter kommen
natürlich viele nur Einmal vor. Auszer den von Bekker bereits ange-
führten-nenne ich z. B.: lukavio nur H 64 neben ficXa/vm, xev^avco
Bur r 453 neben xevdm) oUava I 554 h. 646 neben oUito a 455, etAv-
g>amA 156 neben slXvg>at^ !r492, xcrvo^^^» M 36 x 399 neben suxvax^m
T 469 usw., vsoTCvxTog <Z> 592 neben VEoxsvx^g £ 194, [Toxrikaatog H
340 = 439 neben htnriXaxogy irnuxriXog A 526 neben aitaxrilMg | 127.
157. 288, axignog Z 285 neben arc^^g, ^voBtq O 153 neben '^vT^sig^
uln'qiig ^ 87 statt o»9ri!y, %^fi8fig Z 483 statt ^i^met^, cMoaxadov
O 556 neben oTtocfTada i 143. 146, ovrotf^sda 27 319 neben €ivxo6%ed6v
osw., o^X^^^^9 ^ ^^^ neben o^Xi7<f'ri}$9 alcvfivrix'^g Sl 347 neben o/-
0vfivi}ri}$^ 258, rptegonsvxrjg F 39 neben rptegoitevg X 364, a^^ri/ff
ff 218 neben aygotmrigy öoXofk'^xf^ A 540 neben doAofiijti^, miv^itog
IV 28 neben xsv^funv, tf;af*f*09 ft 243 statt if/afur^og, ^vAaxo^ nor
A 566, %^»i} 5 164 statt x?(»ff> wcoa%&tlfi N 369 statt vmax«^^*
716 L. Friodlinder: twel hoararisoiie WdrIervenmchBUBd.
Solche oinmalige, in den allermeiften Ffillen dnreh das Bedftifbs^ei
Veraes veranlasste Abweichungen der Formen ohne Uniersehied der
Bedealung*) habe ich beispielsweise angefAhrt, ohne dabei irgoid
welche Vollstindigheik sn beabsiehligea ond ohne sie unter den ixal
HQi]fiiva mitauslhlen. Dies ist nur geschehen, wenn die einaiilig«
Form slark abweicht oder etwas besonderes hat, wie hnnl^iog tiaU
ht^etavog nur 17 118) nhwriQ staU xlitSiiog nur 0 190, novfftirig 'Axaiäv
statt Kovffoi nur T 193 n. 248 , <pv^ig statt gfvy^ nur in K, ^wni/Of
neben iwatiqQ nur i dSj tf^odpcoy neben Ctpiöuvig nnr fi 124, ^iftfa»
£ 571 neben fi^w(ii^ iöltQ nnr v S04 neben Ugoto u. dgl. HH
Praepositionen susammengesetste Verba, wenn sie nnr ^inaial ab
wirkliche Composita, aber auszerdem noch in Tmesis vorkooiDeBi
habe ich nicht als Oruii üfftnUvtt angesehen. Wer dies alles anter die
ana^ tlqr^l/iiva rechnet, erhält natOrllch viel grössere Zahlen als ich.
Rhode (Untersuchungen Ober den XIII— XVI Gesang d. Odyssee S.25r.)
tfthlt s. B. unter die oatal e^^ft^ades Stacks v 187 — £ 307 folgcBda
Yon mir nicht aufgenommene Wörter: * v 195 ix^aTuxoi {inanmog 1 1
P743 und iiUQmtogZd/^ q 234), 213 a<ptCag (menn die Lesart ricblig
ist; dafflr steht sonst Otpiag, tf^pi, vereioselt in £ Oipag)^ 224 düvn^
als Adjectiy (sonst nnr das Adverb [?J dl7ttv%a in dem viermal wieder-
holten Verse 6beiv%ci nonfivmtgj in ovnoy i* tifi4>d'hffiav)j iQö
möo^evj 1 104 oqovtai sie wachen (y 471 ist nicht so rergteicftss)/
Uebrigens gebe ich gern sn dass ich anch nicht röllig coaseqBesI
gewesen bin, dasz ich hie und da ein Wort nusgesehlossen hsbedM
ich bitte aufnehmen können und umgekehrt: aber es ist mir oicbt
^ möglich gewesen ein durchaus festes Frincip fQr das hier la beob-
achtende Verfahren su finden, und aberdies kommt es auf die ianerst
geringen Verinderungen die solche kaum sn vermeidende Inconseqaei-
sen in den Summen der Saut^ sl^^fiiva herbeif&hren durchaus nicbt ta.
' "Anai ilQfi(Uvtt nenne ich such Wörter die sich mehr sls dinail
finden , wenn der mehrmalige Gebrauch auf nahe beisammensCebesde
Stellen, mindestens suf ein und denselben Gesang beschrankt ist. So
kommt qw^ig zwar dreimal vor aber nur in Ky axfiripog (nüctUn)
viermal aber nnr in 7\ q>uil^ (und anderes) viermal aber nur io %
gwaa fünfmal aber nur in £, cxikilog achtmal aber nnr in 11 osw.
Desgleichen Wörter die swar mehrmals aber nur in Wiederbolaages
desselben Verses vorkommen (von welchen ich freilioh eins uod du
andere öbersehen haben kann): s. B. kommt SmiQog viemil for
aber nur in dem Verse äg aq* ttfmvtfiBv^ x^ S* ant€Qog IWlero (iv^os^
Ans der sweiten Hälfte der Odyssee habe ich einige Wörter aofgs-
Bommen, die in swei verschiedenen Bttchern vorkommen; andere '2$
üfffiiUva sind selten angegeben und nicht mitgesfthlt.
2) Wenn die verschiedenen Formen sich xagleicb durch die Bedeo-
tnng unterscheiden (wie 0^0909 and 09091^, waxrm^v ond xati}9ijs)i ^^
beide »Is avag tC^fUva angegeben.
U Friodliader: iwei h^neriflche Wörtervorseiohnifae. 717
In AltarUiooi jntae« 2fsMr| d^ft^ha Ifloge ?or dep Aleztadrineroy
nindestenfl 3eU d^o Glossographen beobachtet worden sein, und zwar
Termullich in allen vielgelesenen Schriftstellern: s. s. B. Et. M. 505,20
K9Qaöß6Xov' löu fftiv tmv utuc^ c^^fiivov ra niaxfovi, Ebd. 250, 10
iuvio xo xouiofia». Ikxnfpto * Savoig iauckäs sva(^g iv avq^sciv. Xiyei
äs ^HgmdiavQg ou Sata^ tuirvi { Xiiig na(^ 2kmq)ot» Pflr Homer halte
Aristarch offenbar eine umfassende Untersuchung dieses Gegenstandes
angestellt. Von den Diplen die er deshalb gesetzt hatte ist nur ein
kleiner Theil erhalten (s. Lehrs Ar. S. 14). Selbst an Stellen wo wir
ein Fragment von der Bemerkung des Aristonicns haben» ist der Zu-
satz %al Zvi Sna^ öfter ausgefallen ; s. B. ^ 531 ^T^a) ^349 (axotfi-
viqQixu) ^806 {Miva) und an fihnlichen Stellen wird diese Notiz ge-
wb nicht gefehlt haben. Einige seiner Gesichtspunkte lassen sich noch'
erkennen. Die Beobachtung, dasz viele Dinge bei Homer nur Einmal
erw&hnl werden, hat er zurVertheidigung der Lesart F54 angewandt:
ov% Sv TOI Xi^cclöfiy %td'aQig xa xe ömQ* Axp^iUrig : i} iiniti oxi xivkg ft^
svgliSxovxBg xccxic xr^v Jtolrfiiv xov ^Aii^avdgov sud'tcqliovxec fiexiyQarjHxv
xiöa^ig' xovxo 6\ nlXav yivoq etva^ Xiyovöiv. noXXa ü iaxiv
ana^ Xsyofitva ita(fa xm aso^ifv^. Unter den Beweisstellen, die
deshalb mit der Diple notiert waren, ist ^88: axi Sna^ T^g öia x£v
äifxQayaXfov Tta^diag fi^vipai, Nafarlich ist di«s nur eine von vielen
ehemals vorhandenen Diplen. Sodann musz Arislarch bei seiner Methode
die Worterklärung aussobliesalioh auf den homerischen Spraohgebrauch
SU basieren, diesen aber auch fflr jedes Wort in absoluter VolisÜndig^
keit zu ermitteln , sehr hftuAg das einmalige Vorkommen von Worten
Dotiert haben. Eine Anzahl von Sna^ slfftifiiva war femer als unho-
merisch notiert und damit die Aihetese der betreffenden Verse be-
grttndet, wie H 475 Wegen avöifttnodscciv: a^exihaiy m vsaxiQixii
ovofiaista xov avSgcMoiov' ovJi yaQ naga xotg iittßsßXfiiiotiiv ^Ofii/^f>
TutxM (cod. vostttti). Unter den Gründen der Athetese von A 23 ff. ist
auch das ana^ df^r^Lhov fkuxXo^ivri (als ein zuerst von Hesiod ge>
branchtes Wort) angefahrt. Bei Sl 304 war man zweifelhaft, ob Aris-i
larch wegen des nur in diesem Verse vorkommenden %iqvLßav den
Obelos oder die Diple gesetzt habe. Endlich war die Chorizonteo«
frage Veranlassung zur Beobachtung von una^ siQYifiiva, wie oAjbiog
A 147 (vgl. Ariston. zu der Stelle), ^on/^ ^ 28, Ivxvog x 34, noch
mehr freilich von Wörtern die Einmal in jedem Gedieht vorkommen,
wie Xoyog (s. Ariston. zu O 393)» &Qi(fxov (zu i2 124). Ohne Zweifel
rflhren auch viele anonyme Notizen aber cata^ elffruiiva in unseren
Schplien mittelbar oder unmittelbar aus aristarchischen Quellen her,
aber mit Gewisheit kann dies bei einem so vielbehandelten Gegenstände
jintarlieh nur ausnahmsweise behauptet werden. Mehreres ist in Bn-
stathios Obergegangen; die reichste Quelle aber fOr die Angabe home-
rischer ana^ tt^iniva ist das Lexikon des ApoUonios. Da er sie sehr
häufig mit dem Ausdruck xav aita^ eJ^fftiviov') auffahrt, kann man
8) Ebenso xiSv ntxotfi^ivmv oder ovöiMcxomnoifiiLivt»^. Aueh in den
718 L. FriedUnder: swei homeriidili Wörterrendciufte.
inf den Gedanken kommen ,.68 htbo ifini ein (übrigens ni^t ^nu»
Terlissiges) Verzeichnis rorgelegen , wts aber freilieh eine liloss« *
Möglichkeit bleibt. Ich habe Oberall wo mir eine Notis aus eiaer der
angegebenen Quellen bekannt war, diese in meinem Verzeichnis bei^
fQgt: wieweit diese Notizen Yollst&ndig sind, bin ich ausser SUids
anzugeben, da ich sie vor mehreren Jahren excerpiert habe. Abor
wenn sie auch nicht ganz voUstfindig sind, geben sie doch eine aage-
f&hre Vorstellung von dem Umfang der betreffenden Notizen nnd ilid
also wol nicht unwillkommen. Ap. bezeichnet das Lexikon des Apol-
lonios , Ar. die Fragmente des Aristonicns mgl aijiAekiv naoh aieiaer
Ausgabe , die homerischen Codices sind mit den gewöhnlichen Boefc-
Stäben benannt. Eine Hakenparenthese f J bezeichnet Verse die tod
den Allen für unecht gehalten worden sind. Wiederholte Verse sind
mit t=2 bezeichnet, z. B. A 22=376. Bei der Angabe der Anzahl roa
Stellen in denen ein Wort vorkommt bedeutet die erste Zahl die Stei-
len der Ilias, die zweite der Odjrssee, z. B. naXXiQQOog 3, 3 d. h. drei*
mal in der Ilias, zweimal in -der Odyssee.
1. '^Aicctg elptiiiiva der Dias
A 128 tniftmXy
14. 28. 873 et^fia 140 futaq>i^i»
JI2^=yi6iit€vtpfi(i^im^) 155 ßmtiivBii^
45 i^t^tpriqtqniq 156 fier«^')
61 AoifiOff ite Saöfiig
75 iriccrqßeXhris 205 VTtiQonUri^
61 Kcetctnhöm 225 olvößa^g
95 inodixofioei^*) 231 ififioßoQog*}
99 avanotvov^) 235 rofii}
104 = [6 662] hxpntram 236 iva^Xin
106 »qiiyvov Ar. 236 Xhtm
113 ngoßißovXa 237 g>Xot6g
119 iyiQcearog 248 ffSvmiig
122 g)tXoxuavmavog Ap. 269 (is^OfuXito^)
126 naX(XXoyog^) 292 vnoßXriifiv^^)
128 TQtTtXy 313. 314 anoXv(Milvoiia$ '*)
Scholien snr Odyssee findet sich diese Wendung öfter. 4J tvtprjfiia im*
4 •) Vgl. Z 178 N 710. 5) vfjnoivog achtmal (aber nur in der Od.), ö)
Ueber Xöyog s. Anm. 124. 7) Bekker II fi,tüfiyv, Ygi. Ind. leet. Bei^mont
hib. 1850—60. 8) virf^ovl^ofM» q 268. 0} xataStiaoßo^m 2:301.
10) Nach Aristarchs Lesart %al i^kv toiciv iym fii^' ofL^liow fiele diel
Wort ganz ans. Dergleichen Varianten, die die Abhängigkeit des Wori^
hestandes yon der Lesart zeigen , oft anEaführen würde unnütz sein' I^
habe es nur ausnahmsweise und des Beispiels halber gethan. 11) ^'
daßXn^n^ ä 6. 12) «EjsoAvfMXfrr^^ ^ 220. 377. ZvfM {A 314) i ^%
L. FiMUtadar: iwei haamMh» Wörter vemkiiaMia.. 719
itudtiog
403 iKOToyxHQog
434 taxodoxfi^')
449 %Bi^htto{/Lui
463 s= 7 460 n€(wmßoXo¥
518 ix^odtmim
536 vuilivdyQSTog
Ö7ö «oApoff")
Ba 1—483
56 s= iC 303 0i7xaiUo
86 htavUsxr^i
89 /^or^doy»)
93 Ikaöiv'^)
106 fEoilva^i
135 itnaifiov
153 ov^$
904 ffoivxoA^v^
312 a|iia^0£7rif^
31S xoX^iaco'^)
313 axoafioff
315 yEloUog ")
317 9>oAxo$ Ar. Ap.
319 9>o$Off Ap.
219 'fifsivog
334 imßacxm
267 i^v^cavustfiiu
375 imaßoXos '*)
289 viaQog
293 JioXvfvyo^"^
311. 326 tfT^ovdo^
312 vnonxrfiiSm
315 afi^«9R>TttOfuw
316 i^ta%m
325 o^ifiOff
335 o^iTÜlnrrog
356 = 590 o^fii^fMK
362. 363 9>cri7r^i7 ")
372 cviMpi^ad^mv^)
386 ffatitffloAi}
425 a^vAXo;
448 nayxqyatog
450 naupiccn^^
460 = O 692 d<nMl»2odcft^o^
463 %kayyrfi6v
463 ngoxa^l^m
470 »OffAviftOff '^)
471 = JI 643 yA«yo5»)
483 ix«^«Äj/5 *•)
jB b 484—877 (Schiff«kataloff)
497 7toXv*vfi(Mg
502. 582 noXvt(^Qۧv
507. 537 ffoAvcnra^vAo^
516 = 680 = 733 x^v^umna
526 IfMcAip Ap.
538. 5B4 itpaJLoq
554 aaTCid^flOTi}^ **)
559. 646 XHiiOBig
568 = 652 oydmtioi¥%u
588 nQo^vfilri
592 ivxTiTog
599 ff)|^os
600 Ki^a^MyTi;^
635 ivtmiQatog
647. 656 a^ivoetg
$49 IxoTOfi^^Ai^
668 xcrra^vAadov
701 fiiitrek'qg
723 t;^^^
13) tctonidfi fi 51. 14) Vgl. fi 212. — Einmal vorkoipniende
Formen ia A, die nicht als Sna^ iiQtjfiiva gezählt sind: das Fem.
iUnönig 98, das Masc. %vv6ntig 159. ^olo/iifrijg (statt 9ol6fiJizig Od.)
640, dnatfjlog 520 neben iSxariJlioff | 157. 288. 15) (Sdr^v; £ 562.
16) fXi7 kommt nicht vor. 17) Vgl. A 575. 18) yiloiog kommt
lueht vor. 19) iveaßoUfi d 1Ö9. 20) fxttrotvyog T 247. tvyti^
ivtvyog Od. 21) d(pgjjtca4f 1 63. 22) (pQddftmv 11 638. 23) ht-
mutpiaom E 803. 24) noiy^vri i 122. 25) itsqhyXayfig U 042.
20) Einmalige Form an ^in der ersten Hälfte von fi: ätftavvg 148 (etd-
%vi W 598) , ivcnog 313 = 327 (sonst tt^vonog). %avavdCfi führt Seber
nur an ans B 12 ss 29 = 60; es steht noch A 700. 725. 27) 11 107
tviednrholt sich derselbe Yen nur mit verändertem Anfiing (dvQvvnp —
aos|&q0ctt). •
720 L. 99'miUmA99 : mei haiwrMtfci .W6fl0rf iCMChMe.
450 ha&Qb»
469 i»8ii&iu*}
729 xlniuinoeig
751 ffM^TO^
765 Wq4
765 o^Äijff
776 ilto^ffeTtvog
792 nodmKitri
814 wolvtf x«^f*os ■•)
867 ßa^ifoqHOVOg
868 a»^«t09>viUtoff **)
r
13 asUiyg
31 xotflocligtftftt'^)
35 (dx^g
39 = iV 769 Jvtf»a^*S
39 yvvMfMyi^g
40 a^'ovoff
42 vTcd^AOff
48 eve^dfig
66 tod^^v
64 iifaxog
79 feaotafofia»
126 ififfatftfco
151 dtwj
170. 211 }^c^flr^
182 fioi(friysviqs
» 182 okßMdalfiav
185 cr^iUma)Xo$
197 7ri2}re<y/fiaAXo$^
220 faxoTOg ^ ^»«' '— -•"— I — ^'
315 Jiaf4CT^i»(344J««f*«eir«oj)*) 437 yij^«? ) , ^
359 = If 253 iiaitdn 448 = 6 62 lahM^mf^i^
363 dut&ifvnxm 463 iitöydyxsta Ap.
371 «yx«» ") 478 = P 302 «►^few^
371 mlvxEöxog**) 486 igiiatonriyog
387 «f^oxofM^ff 492 /Sov/Jwv
6 TMr^oi^Xi)^^*') Ap.
20 = 6 457 hcfy^vißv
27 fAoyoff
35 ßtß(fa9m
38 ipctffia^
77 tf«»i^^
101 s= U9 IvMjysviis
105 t^alog
107 ff^oJoxif
109 exxaidcxadtt^og
117 «/JAifs-O Ap.
126 Xiyic
126 o^vßelns
137 FipvfMK
171 fsolvölrfftog
183 ini&aQövvm
218 ^«fiv^xfl»
248 iim(fV(ivog
262 dttit^ov
277 9c/tftfa
324 aixfA«^o
342 = M316 %ava%U^
372 irrotfxafai
381 naQaiaiog
383 ßadvcxoiv9g
412 Tino
433 ffoXimafUDV
28) Wffua^fiog IVT 81. 29) Einmmlige Formen in der iswcit«
Hftlfie von B: fiox^tto 723 (neben [toz^im K ^^h ^^^i^l^' on
90) in UbertraarenerBedeutnng. /»sXiftfirm ebenso 2v 394 2/ 22B. « '
^^proe^ns N 824. 32) ^tpi« y 179, arafi,CTp€oi f» 428. ^;
&ÄX« X 230. 34) *«<rtoß Ä 214. 35) Einmalig Form« i^'
nMvoQ6og 33 (neben ifoairöp|»Mroff^326), ^l^P«»««^« ^^ (»**1^
«0««;« A 364), ^dpßjixog 63 («rap^ifj? N 229), ^MOfuu 41% (p^
1 274, sonst nur noch of^mVi^roff Jtf 109, (uifkog ß 86), ii«t>»«i« ^
86) ^fcofUiidi?» il 292. 37) Daneben nooh aßXntog ^640. */ ^
Z^yil^vg j» 187.
L FrMlioddr: sw6i hoatrisdie WArlervtrambBiwe.. til
Ö22 inalotato'*)
o26 = <2> 181 xolii
E
2 IxJiyXoff^O
12 inonqlviQ
19 lurafia^iog
31. 455 Ta^etrnrli^^
36 i}io£c^
49 affto)!/
54 ixfißokta
63 cr^^xo^
80 (üxad^fidSipf
113 avaxovr/^O)
126 aaxitf»aiLog
138 XQava
158 ;ci}^«><'n2;
191 XOTIJ^i^
216 iiaxXato*')
353 ^€vvaiO^
295 TUiQaTQim^)
306 ivaxQ&pm
315 ytvvyfia,
339 ^iva^
340.416 ^Zfl9^
343 avalii(ov blutlos
374 = [<{> 510] ivomii
390 ixxA^oo
407 Stivawg
408 TraTnrafoo^)
417 aXOoftai«)
417 xaxtptiäm
425 Mtxauvöao}
448. 512 advtw
453 = AT 436 Aaitf^iov
487 atf;/^
487
500
502
602
597
613
613
614
623
70t
723
725
743
743
745
752
763
777
778
785
803
831.
838
860
860
865
876
882
886
887
894
902
902
9vavft7^og
iUxfiaco^)
axuQiita
anaXaiivog
TCoXvuri^lifov
itoXvXT^iog**)
iTtiKOvqim ^
atiwlßfiiäid*
aloXo(ilt(fi^S
oxtaxvrifiog
c=z ^ 41 ttt(ftt^ii!i^fog
ilig)iq)aXog
== 6 389 (pXoyiog
= 6 396 xevr^vfx^ ^)
avaxiXXfo^^^
%aXiie6g>mvog
l%TtaupaC0n
889 iXXonifOiSakXQg
fpr(yi.vog
s= j? 148 iwedpXiH
dexd%iXoi
xavfia
a-qövXog
vsKccg
tVTtfj
iwealri
9 0
onog
17 wtctwidi»
19 vg>fivlo%og
24 iSnouog
39) oloMC» I 568. 40) Eiamalige Formen in J : üißonai 242
neben 09ßdto(iMi Z 167. 417 (mag ist bäuififf), dvovtatog 540 (vgl. unten
Anm. 14?;. 41) ^i^log nur v 333, dieXog K 466, ^qIo( als Name 1 162.
42) iPinXäa 9 406 = 422. 43} avf ^iT^ico A 676. 44) ixayyiaa
^ 775. 45) ndnjta ( 57. 40) anaX^oy^t, 9 405. 47) AtufiijTif^
JV 590. 48) XavMi^fra» fk 172. 49) |ia'^Zi/ft0c"2: 550. 50) «^v-
«o^eg TanrflBv ^ 391 £ 102; vgl. Anm. 177. 51) dvtoXal '^iX£oiO
(k 4. 52) iiM^og % 421 tf 2 ^ 11. 53) Einmalige Formen in JS:
vioxBv%^g 194 fneben veorctrxvög # 592)« %a^^iiio 424 1 &qicci 486
722 L- Fricdtoder: «w« hoMoriteiie WdrleryerMicl»i«©.
99 iiVQliuvog
42 ^== ^ 394 ixKvUto
94. 275. 309 nKBiftOi
114 ßwlivt'qg
154 ^a^lov
135 ßovicX^i
139 'svg>X6g
169 «rtvxTO^
178 jMr^d^Ofi«*f».obünAnni. 4*)
193 /5atfaijfe (tifiiy ß»)
336 ivvtdßoMg
351 ^ffioJcD^Off
265 aisoTiuofl»*^)
366 aviTCTOff
301 oXoXvyi}
306 lQv6tinohg
319 = © 494 hSenMfunvg
320 = Ö 495 9Ko^»i}$
322 a^aoo
358 iolSiiiog
400 aTcrXa9>^09v")
434 l»/d^fioc
465 axi}OfiOff
469 tnnioxaltftg
506 = O 263 orotos
506 «xotfT^cTaff
507 c= O 264 ngocdvm^)
H
9. 138 jco^vv^ijg*^
39.226 olo^sv^)
71 evTfVQyog
96 affCiAi^if^
97 aivo^ev
141. 143 xo^'i^
2^1 tfXVTOTOfAOg
263 tfwj^ijv
267 IffOfi^aAiO^
267 fUQifula
270 fivXoci^ije
302 aQ&iiifo
310 a£ijn:ifli*0
332 xvxXio
384 finvza
423 elaavBiiu
428. 431 htivtivim
433 aft9>»Avxi} Ar.
449 rcix/t»
463 fffiaXJvM»
466 ßovtpovim
475 avd^ccysoJov"*)
Ar.
8 dutitelgm
41 = 2V 23 xal%axovg
42 = iV 24 i»xv9K^i|g
84 x^v/ov
89. 158 ^O2ftog
97 iöaxovta
131 afixa^G»
178 ovdei^co^og
181 (ivfifiocvvfi Ap, .
189 iyxiQavwiu
197 ovrow^/
209 aTTToeTTif^
230 nevBccvxqg
250 9ravofi9>atbff Ar. (Bl. 11.650,15)
289 TtQeaß^tov
297 TawyAax*v**)
299 Avfftft^i}^")
306 fiifxcDv
307 voTiO^
311 7taQacq>ilXoD
328 vff^xaiio
342 = .^ 178 wdöxmog
348 afft^iJU^MTr^co^aio'')
361 aTce^ooev^*^)
(SaQ I 827), tag 887 (statt {aoff). — «oXtJpovXos 260 komnit bot bjkA
« 282 in einer Interpolation vor. 54) Simplex B 402. 55) «f«*^
N 27. 56) Einmalige Formen in Z: CißdioyMi 167. 417 (neban tf*f<^
ft^m ^ 142) , &x9qnoq 285 (gewöhnlich «Me«j|g). 57) Vgl *»^
141. 58) Vgl. aM^MV 97. 59) «leX«wg ff 408. 60) EiBin^hjP»
Form in H: fwmjlaatoc 340 = 439 (f««l/li«og ^ 607 » 242). J'/
yXfoiiv Sl 274, x^^Kor^^Z^y -^ ^25. 62) Xvc^B^g N 53. 03) "^
vptax^Mffi^g A 40. 64) dntffmim 11 723.
L. Friedliniar: twti hOMerbAe WOrltrvfTi^idniMe. 728
403
405
408
508
518
519
524
527
556
558
558
= A 185 x^tHTOffrc^
= 416 yv*o»")
= 432 iviKkam^
== <^ 40 Konti
noliox(f6tiieq>og
^eoSantog
r f
v^vtfiog
= 17 300 vajM}
V7tOQ(flll<SCa}
7 xo^^co
7 9vxo$
11 xli^driv
63 og)^»^**)
63 avicuog
73 v3coJe£/i}
109 (»rofftv&lofUM
125 = 267 ikfiiog
126 = 268 axrijfcov
147 = 389 lullia^)
151 = 393 ßa^hiUijiog'
154 = 296 noXvßwvng
157 = 399. 361 (istahtffm
158 ttöafiaaxog
164 ovoCtos
171 evg>ijf»to")
180 Jn^aXcD
203 f (o^ff
203 x{^a/fi9 X
206 xpMOV
208 fa'x« . • . '
213 av^^ani^
214 x^cvr^g
220 eynifi ;
241 Mifviißov
Ap.
256 ^ilo^^otfvvi}
311 T(ifi{;fi9
333<mTi7g
334 fiacTTal
337 2: 100 dst oparM^)
343 dov^XTi^roff
363 Mclolfi
368 igwßoiia
373 xvi'coff
378 iv xa^ ab]}
379 dsxaxig
379 Btnoaaxtg
381 mniviööoiiai
383 lxat6fi9cvAo^
384 l^oiXvioD
404 o^^iprcD^
406. 408 li2<0To^ (Uroto^)
407 xtritog
409 iXerog
416 TtaQcifiv^ioiuti
443 ^ii^")
453 nqo^ilyvvfki
454 iitixilofuti
456 Irra^a
457 xftra^^ovi^. .
470 c/v«W2^ff
490 funaiivm
491 anoßkvim
503 ^(Tog
503 naQaßXwff
505 C^evaQog*
505 iqtiTtog
536 Smifvit6g
534 daXvaia
539 l^vvv
563 aAxWv
565. 664, 9a(f€(X€(TaUyofuu
568. ttAoia«»^')
579 »evTi^xovTOT^vog
583 iittfipalva
593 «fAcr^vo
65) airoyvi(((9 Z 265. 66) «Itefu» £-4174 67) dumXd»
E 216. 68) fkix^i N 143 A 128. 69) (p^n^^ B 862. 70) Aris-
tareh htitidli«, 71) ktEwpiiaiia A 22. 376. 72) s^ ^i #«" soiUfM.
{^voi T9ijetf0»ir; 73) (r^xog 4 445, j^^ { 803, ^^ciq 9 291.
74) «xaloMM» ^ 522.
724 t. KiedHMor: swei iMweriuM WdrtenwMidMiftsa.
601 ivtavOa^)
648 =rr 77 59 (Utavaattig''^)
8 mvxedav6g
10 V€IO^£v")
90 alB^UaKog
41 ^QaavnttQStog
94 ffilaXvxri^fiai^)
96 ÖQaivm^)
154 Ixradtog
153 tfavoonri}^
173 £v^g
173 axfi^")
183 iy(fnyo(f%l^^)
183 dvam(fia
197 avii'firirtaofiici
216 vmi^^ijvog
326 ßgciaamv Ar.*)
258 ft^cr^o;
258 aXAo^o^
258 xarartvl
265 sK»ilo$
274 iqmdiog
311 = 398. 447 9vii(
331 a^XfflSbfA''^'')
335. 458 XTidifi
347 ff^otiCiXiio
357 iovQtpfiKi^
361 xcfta^ Ap.
975 ßafißalvo} Ap.
375 &Qaßog
432 Su^SQiofuu
434. 558 v/ijAvff
451 ^ionrevcs (vgl. 563)
459 ilvsifl
460 Irfirig
466 ^^cAo^ (s. Kum. 41)
467 Cv(i(ui(iaevm
473 T^i<JToi%r')
475 iiuöupQUig^)
485 aa^fMTiTog
493 ai^^itfcrco
502 jo«£'/(o
562 StOTCTiqQ (vgl. 451)")
40 aiiipiCTQi^^g^}
40 inipva
54 fivJcKiUof
63 ovAiOff
67 «fii^ij^*)^
74 na(fUTvyxavۧ
88 a^og
105 didtffit
105 jioifjpg
147 oXfu>g
155 a|i;Ao(
160 x^oraUJ;«
183 9Vid]}ei^
334 fii/r^offcrrcD^
337 (lokißog
349 nQEaßvytrriq
371 cod/v
282 agt(fia
297 VTre^a^^
307 T^oy*5*)
353 t^/tttv^o^
371 avd(^ii(irivog
385 ffaf^ev09B£»i2(
Ar.
75) httvttv nar t 568, hfutv&o^ nur ^ 122 tf 105 v 262L 76)
Einmalige Formen in J : wt^Tffmxaa 500 (nuQtxTQOTtim d 465), »Idiwm
554. 646 (0/^^ c 456). 77) trfM>>t « 317. 78) <iliitfinii X 70.
70) di^m mit seinen CompoBitis und Deriyatis findet sich nur Id o gr t.
80) a%ykriv6g aasgewachsen t^f 191. 81) iygiiyoQomv v 6. '• 82) <h
uno^otiov 0V9 ßgaaoopLMwog %zX, Die Neueren Ton ßgadvg welches (wie
an eh ß^aävrijg, ßag^nnog) homerisch ist. 83) nrayla^OMcri i^ 133.
84) tgictoizog fi 91, jMnrtfroi^^^ sr 359. 85) ^«»d/qDpcoff 0 51. 76.
86)' £inmal^:6 Formen in K: dpa&ü9va%(i» 9 (neben avacuvtixia),
li^^ovfffo^eir 65, tiox^dto 106 (/doj^^f^tti B 723), «wtoto« 503 («vvrepo»*
öfter). 87) a^tptni(fiüt^t»<paf» B 348. 88) afiijTü» T 223. 80)
XQOtpottg O 621 y 290,
L. M«dMader: swei Igüortwiii W§«t«rf4nieMitfci4. 725
424 ni^iAffiig Ar. Ap.
439 xaxaxalQtog
458 dvatfcvo»
480 vifAog pascuurh
495 a^^vo^mg
509 imaxklvm
636 = r 501 ottAiJ
551 = P 660 iQoxltm
554 =P663 ^«rdg
558 ovog^)
559 vo»Oi}ff
569 ff^ci^tt*')
604 fxfiOiUv
628 /TiFiTT^iccAAco
629 mvaviicita
637 ifioytitl
639 xvacD
640 xv^tftig
643 »oli;9Mr}^x|^g
673 ßorilttöifi
676 is«^ir^ia>")
685 kiyaivm
694 vTCiiffitpavtm
713 iiAfptOTi^ttOiUii
736 cvfKpii^^
754 ^ftiSrlg
764 ^oxltf/m
845 9r£^t9C<i;xi}g'^
ilf
33 iffA^a);
36. i 74 tfvvex^9
36 aA/7riloog
30 tt/a^poog
33 xaXXlQQOog
51 x^f*^'(^
87 nivta%a
109 fffifofii^rog")
133 vnrog
151 »oiinita
161 ^vA«|
163 aXaCtin^)
164 9iAo'4^n;Ji}g
203 = 220 g)Oiv^£<g*^
208 og>ig^
247 (ia%ii(iayif
258. 444 x^tfCT«*)
259 fiaxUo)
269 fKtfiieig
277 nf^ßoam
283 il(DTio>
295 i|ijAatog
314 mi^o^o^
422 hil^vvog
424 duigya}^}
433 %e^v^tg
435 tocrfcD*~)
451 9Koxag
459 ^aioog
463 vnomioy'**)
27 araAAcD*)
31 ivöiuxQ^fiog')
36 9ciJi7
41 aßgoiiog
41 avia%og
53 Ivaaoodf^'*)
63 oxvTTre^g
64 oifvsov
103 9w£'ax«vog
108 im^fioövvTi
113 aitaTi(iam
115 ax€<XTOg')
137 oAoo/t^o^og
00) i^fuWog ist hSufig. Ol) diBigym M 424. 92) nagatgitB
E 295. 93) tfi;^qpf^rog iV' 237, Xttra^i^i» Jt 425. ^ 94) Eiomallge
Formen Ib A: otfLog 24 (nebdn oCarj tind oliue), sUv^tim 156 (jBtlvfpct-
l(o T 492), «o^Xivd^fistrog 326 (»«i/yo^tfog V 33), ro£($ti7$ 385 (ro{«vnic
9^ 850). 95). Vgl. oben Anm. 35. 96) inaXaatim a 252. 97)
tpotpög n'159. 98) ir^oxpoaaoff ^ 35. 99) n^Ofigyca A 569.
100) laodi ij 212. ^ 101) Einmalige Formen in M: %avax^m 36 (neben
%avaxio} t 3), aro^rao^ai 287 (nozlofiai m 7). 2) dzaldtpQmv Z 400.
3) ^o;ivaxor^fiOff B 814. 4) Xvtfci^r^V ^ ^^* <'^) aic^crfttf O 304.
726 L. FiMIMir : wm%l hwiriirtii WWerw envwWfM.
110 iva^Qocnn
142 lain^ov
143. Ä 1» ^iw^)
146 iy«v^«0
158. ^ 901 »ov9M>g
156. 806 ngono^iSn
171 ffoAvuMOff
904 6q>€UQ'qdav
212 ^yvi5i|
237 avinpifftog^)
281 |X€TOxXa((D
285 fo/fw'*)
300 talafpQav
314 Tofotfvvi}
323 (tj%rog
325 avxoövaStfi
342 viociiipitog
352 v9re$crvaJv(D
359 htakliatsm
361 fieaaiJtoliog
382 Ic^vcoTf^g')
389 == n 482 «X^pOB^
391 = IT 484 venxi^ff
393 =n 486 d^atfacs'®)
460 hcmtivlm
616 /Ja^i^v
621 ßQin'tvog
546 9Xi^
651 9(e^i<ftad6v
562 af^vi^voco
564 tfxoSAoff Ar. St. H. 719, 43
564 nv(fl9Uiv6tag
572 IXlag
684 Ofia^TifJi^
588 rmiov
689 »vttfftog
689 i^ißivihg
690 i*jefM^iJ^")
597 9Ctt(wrsc^fumwfu^
600 (Ufivdavfi
624 tgtß^^iUtfig
654 tf x«XiJ£
685 lAs»%/raiv
686 fpaiimLimg
710 i»Jix<V^^")
722 ifv^'xlovi» '0
736 (hri^Mtvog (MJlifftOfo)
761 avoif^^og
793 ifioißog
798 9rflr9)la£^ai
799 9)aX4/^tt
824 uiMiQtosni^^)
s
18 ff^xvil/vdofMu'*}
35 itQOXQoa^og")
37 3^£/i»
78 aß(fo%og (w£ ißgasfi)
96 cwüftfuu
98 evxTog
99 hciQqbu9
101 inoTtfxicttdifm
110 funrevcs
124. <F650«po/3aTOv")
142 tft^AoiD Basi. 972, 34*')
172 Mavoff
172 ^ofl»
180 ivevii
182 Ivtpi^Off
182 io/Sog
183 == tf 298 tiffylniHK.
183 fio^fiig
901 =302. 246 yhßfCtg
909 ofioo
914 xctftoff")
949 mvtf tftfoi
106) liiory« Ö 508. 7) flvyxv^i» 5^436. 8) Wfi^ip« ^ 736. 8*)W*»
*31l. 0)ft*»oa>ß53. i0)99dyiucA(i9£f^2,9Qtty^m2:S^. l])**»-
uaeo JE 500. 12) Ä»o«pff*air»«^t y 879, ilyitp«fM«wvi*t « 440. 13) «««»*■
xouai J 95, naoaditoiua Z 178. 14) vKO%lovki * 556. 15) rfyaf*^««-
«iTff r 215. — Einmalige Formen in N: luv^pi^og 28 (nebcn^ %iv9iMP*
%iv»og), atagßn^ 299 (dtdQßntog P 63), VJcoc%BcCn 369 (varotfrWjS)-
16) «oo3roo«vAiv^oV«'Og X 221 « 525. 17) «9(5<rffa Af 258. 444.
18) Vffl. KQoßetcig ß 75. 10) i^amW^i^ i} U^ig %cna xovg ^»^^V^^JZ
innisC^fittu. V: nsQiOcig' xal n l«£w 9$ani(fmv. 20) «oZini«<ff»f
L. Fmdllhidor; twei litaentehd W^hrlerrertildkiiiMe. 727
357 ^ma^m
3d8 Intim
359 6(iiir€iQa
261 ino^fuog
391 xalKlg
291 xvfuvdc^
307 ngopLvoiifeiei
308. v 98 r^a^s^iy
316 negingoxia
347 veoOi^Xi^
348 x^xo^
•^1 atihtvog
372 9ravca^$
413 öx(f6(ißog
436 ovaJipxoftai^'^)
437 ff^rffAico'*)
463. T 461 AiX9«9i/^
465 (SwsoxiAog Ar.
499 xcd^cca Ap.
509 avÖQciygiov Ar. Ap.
57*»)
O
14 xaxoTe;i;vo^
159 ^IfBviayyBlog
162 aAo^'ici)
180 VTregaliofiivi
186 Oftotifio^
209 isofiOQog
228 avid^onl
238 q>aö<SO(p6voQ
252 a/oo = aArOcD
309 afitplioavs
320 xcrrivooTVor
360 9»aAa^yi}(}ov
364 a<&i;^(D
389. 677 vav^x<^
389 xoAli^ec^
393. a 56 il^Off*<) Ar,
394 SxeafMc*^)
401 ndttrigjt»
413 009/17
453 fiQOtia
469 veoirrpo^o^
479 s=: 2 122 T9r^d£lti^i^
505 ifißadow
607 atpXoiönog
621 7CQ06ifivyi»
626 OTEoxovmrio
627 l^/JpJjfi»»)
* 635 ofioavipHi»
653 c/tfoMßo^
678 ßlijtifov
678 SvoMauiKoalnfipig
679 xfAi/r/fw")
Bust. 999, 682 lao^o^o^
709 «ixi;
713 (isXavd^og
717 flf^Aairrov
729 htt€at6dfig
741 /iaA*2;/^*)
77
31 alvaghtig
34 yAovxog Ar.**)
78 Ttegiaywiu
91 ifcayakloiuxi'^)
106 9aAa^
117 xoilog
126. 584. 839 fifssoxiAev^og
160 aytkrfiov
161 AcJosTO) Ap.
r 371.^ 121) %a%oi9i^op,fit % 16. 22) ^|«fi^ |» 237. 437. 23) 1}
^»»1^ Sri vvv nuA iv 'O^vüOB^a ana^ itf^rpiBv avöifäyoia. In der Od.
kommt es jetzt nicht yor. Eost. : ^^vti 17 ii^ig «««£ gri^si^öa, -^ Ein-
miilige Formen in S: onnotigto^sv 50, Z9^^V 1^> srXoxafftOff 176 (tiIox-
flog P 52), ffff^qpafftff 217 (nccQuitpaaig A 792 O 404), fMvixa^fiog 376 (sonst
(iiVfxccQuriS. Ar.: to iievixaffiuog ovn oldiv 6 avoti^rifg), novto^sp- 395.
24) a;ioyc(0 O 162, ^v^oZoyctioi fi 450. 453, naXÜloyog A 126. 25)
anBOxogNUb. 26) imßffifio} P 739. ^ 27) xiXiyg € 371. 28) Ein-
malige Formen in O: ^oeig 153 (statt ^ife^O» avi2xot;<rT^0 236 = 11 676
(fl^ijxauffT^tt T 14), anotnadov 556 (iSsrotTTa^tt f 143. 146^. 29) 17
iKaylat^Ofiai 2 133.
Jahrb. f. eUtt. Philol. Soppl. Bd. III. Hft. 6.
49
728 L. Frisitiidtor : sw«l kibmmi9tk$ W^rrenrwMMMBM.
163 n^i^xivm
234 ivtiMCxm-q^
235 imofpr(%if^
235 uviminovq
260 elvodiog
260 iQiSfialvm
290 a(i(piq>oßiofiM
294 iffudai/ff
296 at€QoixirffBif{ta
304 TtQOtQOTeaÖfiv
315. 324 fivcov
333 := r 476 wto^ifiudvm
335. 337 (n;t^^lx<i^(tfwM^ftöv)'^)
341 7SaQ€[BlQai^)
355 dur^TSof^o»
357 ^vtfxiXftJog
379 ivaxvußalui^m
387 <rxoAio^
419 ifAiTQoxlxmv
459 ^«ff
470 «^/xe
519 ßa(fv9i0
689 Tttvaog
638 9^adfi09v^)
642 ß(fOfkim
642 sM^^^AciTf}^
642 TC^Aa
713 ^/fcD
723 aTTC^coto'^
747 r^og Ar. Ap.
747 Ji9>afo V
748 Sv<sniiitpiXog
767 Tcri/v^^oiOff
779 c= i 58 jSovlvf Off
792 <S%Q€g>iiivim
825 »rJag
JB56 = X362. 68 ^^««*)
P
4 ffo^ttg
5 fCifftttovoxog
5 xiw^o^
37 = il 741 i^fitig
38 tueraTUWfUi
42 adi^pfTOff
54 avaßißQv%s
56 /3^o>
58 ixatgiipio
75 ix/^iTTOg
112 9ra%voc9
136 l9VitfXVVM>V
136. ^ 91 tucxm
143 ^w'Sijitff
272 (ucia Ar.
330 VTTf ^f^^
873 fUTaTtavm^}
381 iiti6(f<S0(iat
392 /x|[ias
476 dfi^atg
524 VfjdvMr
533 vitora^ßim
549 ^vo^ailTsij^
550 ftvcmavcD
577 e^Xa9C^va<m^^
599 ÄttX/yJijv Ar.*')
650 htilafiTtm
670 ivi^e/i;
677 a(kq>Cxo(iog
720 Ofiowfiog")
722 a/xa£'ofiai
739 inißgifio}'^
Z^ 1-^467
25 aiMpi^avto
54 dvtfir^fUf OToxeMT
114 6Xet^9
133 iTtuylatioiuii^)
175 ^ftOv»
211. 552. T 226 rnn^ififMK
219 <to;bs(^|^)
131) (rvv^«ii<r»m v 245. 32) dnaeigto <p 563. 33) avßtpQaSfimv
B 372. 34) aw*eio«vg © 361. 35) Einmalige Formen in 11: svth-
Zifs 57 (statt fvtBi'xeog), tpoivog 159 (<po£vios a 97 fpoivTJng M 202. 220).
a'Jroüxidd 319 (statt a^offa;e*öv). 86) Vrf. P 38. 650. ttfraw^-
amXff T 201. 37) ow vvv Sna^ %al h x'§ mwran'a (r 278) Uy^n^^
oTLifov di. 38) ivmvvtiog ^ 552. 39) i^ß^ifta O 627. — Einma/i^
Form in P: «lojriiirfg 52 («Xoxa^of S 176). 40) dyiatSoaai K 331.
#«afyailofiai 71 91. 41) aaXw^fw <P 388.
L. Ff i^Msdar : BWfT hMetiMba WMerfrtvteMariise 729
336 q>iiift(fOv Ar.
301 %ataii^iMßoQk$^**}
319 isxvfivog
319 iXagnjßolog
322 i£€i;^^<Txc9
372. 409. 412. 468. 470 qwOa
382 AiTra^x^i^dcfivo^
400 %aX7tevm
401 noifnri
401 xailvg
410 ali^Tog <2> 396 aijTO^
2:b 468— 61 7 (Schild des
Achilleas)
470 xoavov
471 et!7E^i7(TTo^
471 i^avlrjfii
477 §aiaxiqQ
486 'Tadig
493 äyivica
493 vfiivatog '
d02 iitrptvfo
505 ^e^^oovo^
313 i;9CoOo)(»i7tf<rQi
519 oA/^oov Ar.
ö21 jSoTOi;
529 iifjloßovTJQ
531 cFie^'
643 fevyog
643 Aaar^io)
550 /Ja^iLiJtog**)
550. 560 f^iOo^**)
553. 554 a(ialXo6mqif
553 ilUSavog
*555 J^ay/üev«^)
562 /Jorpvg*»)
563 xafittg
566 ^o^evg
570 XfOff^^foD
570 A/vog
571 iUmraX^p
571 ^aaoD
572 ft/yfiOff
576 (odavog
576 dovaxcv^
580 i^t^fui^Ao^
584 ivSiriiii
690 9roix/Ail(o
593 alg>sa£ßoia
601 xff^aftav^^)
25 %aXx6rv7Cog
39. 348. 354 arat»*)
83 ivÖBlxwfii
107 ^gvtfWio*')
118 l^^iTOfAI^VO^
126 liTtaQonXonaiiog
149 xXoroTcevGo
150 igBTiTog
163.207. 320. 346 Stcfirivog nach-
tern*")
183 a^nr^lcrxo»
188 imognito
193. 248 xov^iTTe^ (Axauov)
201 fAcraTravtfoiili}^')
223 afiiyroff")
234. 235 oxi^vTvg
262. 302 TtQOipaöig
263 a^r^orilJictatfTO^
268 ^oVi^
294 xi^diiog
294. 409 oAi^^iO^ (oill^^Mv ^i^q)
325 iiyidavog
350 a^i;
350 At^fv^cDvoff
351 ix%<xvcataXXo(Mti
357 ixnatiofMci
361 x^ortam;a>lo0
385 iq>aQitoim
142) dijfiopoQog A 231. 43) nolvlifiog E 613. 44) cwi^idoff
£ 32. 45) S. oben Anm. 110. ^ 46) /Jot^v^oV B 80. 47) Einmalige
Formen in £: aemijXiog 77 (statt aBt%iXiog)y %Qvßda 168 (%(fvßSfiv X 454
« 153), r^Off^oi 224 (neben tQCindto), 6q%71c%7iq 494 (e^j^ntfr^c 17 617
i2 261), Sovxog 536 (ayovraTog ^ 540, ävovtrixi X 371), o^^arayi? 551
{B^inayov a 868). 48) ivmtiia ß 271. ^ 40) rfttvarrig Sl 261. 50)
ttvfti^yoff ausgewachsen ^101. 51 ) iJUtan€cvm P 373. 52) afiijrif^ <^ 67.
- 49*
730 L. PrieMnder: «waf hfmmMke WdffenroneieMtse.
385 ivt^m
387 cvQiy^ BebiUer
393 xaUvo^
411 vwi%UfC^)
T
39 axgQaeTto^rig
67 fvavra**)
142 6f»ijyvpi$**)
145 aiüpljiyzog
157 noQxaiQm
166 oT^io
173 ^rAovxMXc»^)
190 fieTOT^omrÜ^ofia«
193 ili^urV
a04 itQoxXwog
218 imciS^fur
221 T^i^x^^^*
226 (fniQtdm
227 ai^i^i£
a*7 iKOTOttTOff *')
303 atfffe^fiog'^
332 orionr
342 H^6t
396 aXc|i}Ti7^
404. 406 iQivyio ich brfllle
440 ifv%(o
467 ^'Avxv^po^
483 a^ovdviUog
490 avafMtmam^)
12 ax^, Idog
38 0^1/1
39 avoiMfro^*^)
123 am>Ai2fMfOf(ai
141 ev^^^ed^g
155 ioiU%ey%ijff
163 Tre^fd^^S
166 htiyiQaßdfiv
168 ivaxfi^^oD
169 l^hnnlmv
172 fifaaoffoyifg
195 ßtt^Qifdxfig
197 g>QSÜ[Q
203. 353 fn^Avc
204 iTUve^qUiog
234 inatacm
244 duod^o
249 ax^oxelttiVMroi
257 ox«riyyifff
259 fuxxeXAa
259 ifMegri
260 ^9/ff
261 oxAio ^
262 9r^aili};
271 VTTf^livro)
317 vffo^i«')
318 Uvg
319 riQaiog Ar.
321 acr«^ '
323 tvfißoxoim
337 9»il4'f«a
345. 348 {i7^a/v»«») (vgl. 347)
346 vtoaQÖfjg
347 ava^fi^va
347 l&£/^
351 '^^vov
357 avTA9>f^(o
361 avorg^Avco
363 läldia
363 inKrilorD€9>i7$
381 nonaaßivwfii
382 »orcrtffvo/tun*')
388 <yaZ«/fw")
392 ^ivGTOQog *
394. 421 xvvccfiVior
397 navo^iog
406 afig>aQaß{m
412 i^ccftovlvm
437 aiutpritl
153) Ejnnialigre Form in T: ^oriyp 44 (daiTjJp «• 325). 64) V 116
Svttvra xatavra ndqavxa, 55) ofirjyvQCim n 376. 66) yXtfvxoff 7734.
57) Vgl. oben Anm. 20. 58) cnigfia f 490. 59) moiMxtadm fL 95.
-. Einmalige Formen in T: VTixovaxdw 14 (dpmLovütda, s. Anm. 128),
ßö^ifiog 802 (iiogeiiiog X 13), fllvtpdim 492 («ht;©«» ^ 156). 60)
«Jf f ^^If 61) f «o4^sr K 10. 62) |f ^c>ff « 4Ö2, iijg6g nirgend.
63) <^vtf0MfofMc» A 458. 64) ffälw*y{ ^219. ' * ''^ * * .
L. FriedllBder: iwei liomeris«ke WftrtorvenakhniMe. 731
441 Svoog
445 ^r/TOff"»)
460 nolvyrj^iig
455 OTtoliitm
465 tatplBytjg
483 To^oipoQog
494 Blanhoiicu
4Ö5 CT^W
499 nlrixTl^o(Mci Ar.
502 (fvvalwiiat
541 xiy^2^ilio$
556 VTCOxAovioo'')
563 anaelpa")
567 xcnevavtlov
568 Tpordg
575 vlayiiog
598 ^tfvjrioj")
31 »v^ero^ Ar.
51 ovofCflrxXt;TO$
69 '9t;^aco^og *")
72 igtiMTdiievog
83 Xa^ixijd^^
93. 95 %Biii
132 xo^vdai^
146 af»a|iTo$
165 ntqid^vim
192 ^Vix^^^"
221 Q 525 TT^ofVpoxviUvdofte-
225 %ctX%oylfoj^v''^)
244 ^eidcoili}
261 <rt;vi}f^avyi}
263 o^uotpqmv
281 a^tCTn/^
294 livwiiCittq Ar. Ap.
301 aXii} Vermeiden ^)
319 cv^xifff
349 ttxoCivqgitog
371 tfvovri/T/")
389 X€irTaXi{<&Of«ai
397 Kiiqvri
409. 447 xoxvrdff
411 oq>gv6eig
425 X€i;rQr9>i^o> '')
441 ^Qovov
460 fuxivag
467 iMoticcm
469 offiTTvl
469 ivadiaiiri Ap.
489 oTTOv^ioi
490 9rava9>i}ili£
491 «;9C£fii^fit;x£
495 vTtBQcifi
496 af«9>idali}^ Ven. ß
4% daiTV^
502 vi^ta;(evcii
512 xcrra^pAi^oi
513 l^xet^fti^}
4 üTtoCiUdvaiuet
13. 301. 351 ^v^^
26 aqxmU^Ofun
30 o^c^^io)
34 xotvX^^vTog
79 aiiq>i%alvm
88 a(Tr^}^«ilos Ar.
91 öOQog Ar.
102 avuTcXttrayim
114. 123 vloTOfios .
116 avavra™)
116 xaravra
116 m^vta
120 iumXiqifam
126 17^/ov
127. 683 itaQaTUttußakkm
105) Vgl. Anm. 78. 66) üvy%Xo9im N 722. 67) na^afiffm
n 341. 68) fl^rvi^fl Sahst. 0 22. — Einmalige Formen in #: a/iriffee
87, dfißolddriP 364 (itffrjSlii^ijy JT 476) , ofijtog 395 (arijtoc £ 410) , yco-
TSimro$ 502 \vBOV9vxii9 E 194). 60) v. l. mAacopoSy Bekker bat dies
nur « 530 A 681. 70) 8. Anm. 1 16. 71) Vgl. Anm. 61. 72) &lin
Wärme q 23. •. 73) dvovtttiog 2/540. ttowog 27 536. 74) cvpxpiqm
A 730. 75) Einmalige Formen in Xi ^QOi^og 13 {uo^ifkog T 302),
ui%Äg 336, diißltjdriv 476 {dy^ßoXddn^ « 364). 76) ivairta T 67.
733 L. Pfieditodar: «wei IhmbiIhIi» WOrterToneidbaiMe.
132 naQaißaxrig
147 ivof^ag
163. 674 »fidtiuiv
164 ixinoiMtsSog
169 (f^oTO^
186 ^doitg
191 tfxAli»
236 loa^^
243. 253. 270. 616 q>uilfl
264. 513 mtmtg
264 dvi»SMx»€i»otf//uT^^
266 /^eiqc^og
270. 616 iiupC(^etog
270 ttTEV^ODTOg
292 wcBXiSdim
311 i(pi^€Qoq Ar.
314 fMtQB%fit(fOfp9vyn
328 xcnroTTv^o
330 SwoCT
330 titnoigofiog
337 x€nriio*")
353 = 757 luxacxoiii '*)
382 = 527 af«9^^^Tog
387. 430 nivxi^v
395 srf^^dpvjncD.
396 ^ffvUtm
413 anoxrjdin
416 TTcrpadvio
420 (caxfAog
421 ^cr^vtt
422 afmT^;(M{
426 [iiTcaiofiai
431 xaT(i)fia<!io^'')
435 ffuyxv^eö'®)
455 7tSQirga%og
458 crv/a^OfAtti
459. 480 TtaQoiteQog
468 i^eQCDia
474 Xaß(f9V0fU(i
477 iKÖignofiat
479 kaßo^YOQtjg
• j
481 cvAi}^ Ar. Ap.
483 xaxo9>^flr()i/g
485 ^ 78 «g^tdtfcyMW
505 apfftcrr^oxi^
520 ovpaibg
523 d^xov^or^')
531 fjxifSxog Ar.
536 Aofa^o^ 751. 785 ioMr^i/iof
561 X6Vf»a
583 ^divog
593 inaixia
599 aA<!i7(Txio
604 veo/i; Ar")
635 <& 206 TraXi}
701 ^ 103. 126 nal€ct9fMawfi'*)
653. 665 7vvyfia%li]
669 Äuyfii}®*)
688 x^oV^^^'?
691 V7t€QBi7ta
693 9>i;xioei^^)
697 «TV»*)
702 ifinvQißiJTfig
703 SadBxaßoiog
705 xsaaaQaßoiog
712 ayLiißtov
726 xciiAy^iI; Ap.
751. 796 riiiixalavxov
762 nrivlov
762 ft&'ro^ •
774 oldf^ffp»
775. 777. 781 oi^o^
791 ciiioyiQCDv
806 Ivdiva Ap.
826. 839. 844 aolo$ (Ar.)
826 avxo%6(avog
845 xaXoiJ^oify Ar.
850 iostg
851. 858. 883 fipunÜMWv
854. 857. 866. 867. 869 M^¥»og
855 Toifvi»*')
879 aTtOKQ^kavvvfAi^)
177) Vgl 387 und Anm- 60. 78) v^ttftötx^ K 473. 79) «««••
^d^fr ^r 500 O 352. 80) iyvLVifa N 145. 81) d^xov ot^a f 431.
82) 17 dtff/l^ £iTt vv«' (t490¥ ovtcag iöx^fkmXKH, vtoiTj dvxl vov ptitf^^*
83) waXaiaxiig 0* 246. 84) ntyiid%og J» 246. 85) ipvim J '^•
86) insnvt^ B 322. 87) to|8wi}( 850, a. EinUitong. 38) £•
Anm. 112.
L FfMUiader: vwti hMionaehe W^lervvnekhBwae. 733
886 fm»v
«91 ijf»«*")
a
30 (laxXoavvfi Ar.'*)
49 flrfvog
65 anoaxvdftälvG} (vgl. 592)
80 liokvßÖMva Ap.
80 ^atfo^
93 wxlvpLfia
152. 181 Ttt^j^ff ")
157 := 186 oftfxcmog
157 aliziq(i(av
163 ivTVJsag Ap.
165 xcttaiiaoiiat "*)
192 ftiÖQivog
192 yil^vos
211 a^lnovg
213 mos»»)
214 xo«/^o>
228 iTtl^fiiia
230 =» 276 anXotg
253 xoTiygwDV*^)
255. 493 TsaviTtotfiog
261 if;«JtfTi^ff")
261 xoQOixwtlri
262 iqiJttt%xtfq
269 nv^ivog
269 orijl
270 ivyoieafiLog
272 ffi^a
')
272 x^xog
272 Ftfroop
274 yilcojr/v'*)
277 ivTCtfie^dg
304 xiQvipov Ar.**)
316 fiOQqfvog
316 »e^xi'og
3^ == X 279 wtipfipstig
354 gp^adijs")
3^5 pA^dvo^**)
376 ajatog
420 fuaQog
420. 637 f«vM
428 crsrofivoo
451 OQoq)og Dachrohr
453 bußliig
454. 456 i3t^QQ1qaa^a
488 fse^fvcriiri}^
4% ivvsanalSena
506 9taido9^ovO^
531 Imßtitog
532 ßovßQ<oaTig
540 sravaM^iO^ **')
577 xailiTto)^
592 a%vd(iaiv(o (vgl. 65)
657 TToatf^fioi^ *)
701 ioTvßomiig Ap.
721 ^^vos (vgl. 722)
721 H^tQXog
722 CO 61 &(friyia
753 afii^^ailoei^
757 nQoüsp^og*)
189) Einmalige Formen in V: «^otfffo^^y 533, to JroTifff 850 (ro{otijg
^ 385). 90) 'HüiodBios d' iütlv ^ U^ig. 91) S. Anm. 85. «)
inafucopMi £ 482. 93) avrtrog 9 51. 00, naUvtirog « 370. 04)
Arwtarchs Lesart, Krate» luixfjipieg (m 482). 95) tpsvatim T 107.
96) Vgl. Anm. 61. 97) d&eteitai Stt «a(?« «6 tfvvij^fff ««tc5 aj^^wipoi»
x6 dyyeiov tb vnodsf6(iivov to {jSmQ^ mg ^iiitCg . . hioi dfh dinXf tfij*
uHovvxai <og «««£ ivxav^a eigtKiivov. 98) evcp^adi}^ t 852. 99)
otfowrd^tov o 506. 200) 6^<pii j; 298. 201) «idqo« fi 80. 2) •«.
v^fjMQ f' 31. 3) Einmalige Formen in Ä: a^uvfifijTifp 347 (aiav(ivn'
xrjg 9 258), l«f*a»f6*M^ 451, (pvlanog 566, f^firo^X^c» 5Ö7 (fi-etox*«»
'^ 188).
734 L. Fri«dliader: swm hMiomoke WiktorreneMknife.
2. '^AtcoS elpiQiLfva der Odyssee.
10 «fio^fv
66 aiJfiiiiUog
76 niQvp^ioiiat
107 ngaaog
116 cxiöacig
118 lAi&fifiat
138 dov^ifdxi^
177 hUaxifO^g
352 ^A«<rTio>'^)
330 avomrra
351 imxUlm
352 af«9miJlofia#
869 ßorppog
379 = /} 144 fsai/nriTO;^)
438 Ttvxtfirid'qg
440 a^^x^ffAcfvwfAi ')
16 »v^o^
63 anoQiyim
53 ledvoc»^)
58 = p 537 xoraVo
64 dioXAvfa
75 ngoßaaig^)
78 inttnl^a
86 ^c»^og')
371 ^vffTaf» ")
393 i^^cAovTif^
319 ini^ßolog
319 coSOOijftffo^Off")
333 ,lffiXio/3n;o>">
338 viTTog
844 xii^t^ff
354.380 iv^^or^ijg
355 lAvXiqgfaTog
366 ffXildj'yairoff
400 IxTC^oJMrilio»
7 JUvxrpMioi
81 ««ov^iog*")
82 A 314 I^iog
88. 184 ctnw^g
115 nsvrasTsg
169 ffildog
179 fjCT^i» ")
311 avafiVffiD
374 v(paa(MM
383 »vßiQvan
316 ^= o 13 ri^tftoff
323 crvTd£T£^
348 avelfitov
348 «cvizeos")
408 anoatllßn
425 2pvao}roog
443 InixoTtrm
444 afAv/ov E M V
450 orv^iviog
463 ax^OTTO^og
495 ytvQfiq)6Qog
a
36 ^tvcrofiai
41. 604 ^la
93 avflOitfTt")
131 inoKvxXog
134 /Svco
159 insaßoUfi")
194 ^cradd^iog'*)
221 vi^eiAO'iig
321 htllfi^og
232 xoTtf/Spo^efC
227 fti/Tidft^
248 ÄixTiyg
249 iißaxrfiav^ Ap.
251 ovc^florao)
204) alatfT£o> AT 163. 5) 8. Anm. 103. 6) 8. Anm. 112. :)
MvtOTijg N 382. 8) nQoßatov S 124 W 550. 9) Vgl Anm. 35.
10) tttuim T 39. 11) ifinoldofAtti o 456. 12) Xmßivm ^ 15. 20.
13) a 186 haben die alten Ausgaben vvoviiiip statt vno Ntiin,
14) diaiiexQim F 315, aforf^ero^o fi 428. 15) %svi7i | 157. ' 16)
ttpmcxog <P 39. 17) inicßöXog B 275. 18) »oridd^vio^ • 234. 249.
L. FriMUMer: swei homeraohe W^terverseiehniMe. 735
961 lutuatlvm
277 JW^iötf/x» •'•)
311 JUi^a*»*)
317 xXrpidmv
336 = ^ 127 vir^yBviqg
336 T^aila^i/i/og
318 = Q 139 Tto^jOidov
361 aXutiqg
369 = ^ 332 aytuinqov
386 vffO()fiO0^
396 fCffoiatlg
404 vhtoö^g
413 fuimaim
418 iquutiv
433 2<>fX6rro
437 htifii^dofMct
438 diayXantm
442 criliOT^c^if^
494 oxilavrog
&07 a^/J:»
606 f ^90;
536 = il41ldei9Kv/^a>
604 n;^9i;i|^
607 cvXe/fAcov
623 staHix^dfftvog
644 ^
671 = o 29 «opOfws »)
775 iiM7)raXo>*')
782 = ^ 63 T^o9fo^
782 degnäuvog
788 atfiTog
794 = a 189 a^ea
809 xvcotftfo)
809 ovelQHog
824. 835 aiietvQog
847 afA9^/dvf40^ ")
öl Äapo^
53 dyQdiaöa
60 xidQog
60 cv9(iarog
60 Wov
64. 239 xAi^'^^i}
66 tfx»'^
66 xavvyl(oaaog
66 xo^csvi}
69 jt^QCg")
79 a^'vflof
118 {i/Xijftcov
146 iTtwU^Ofuti
191 iilfl^fKDV
222 xaloTtev^i^
231 = X 544 ^vg
236 ^ciAciov
339 ov^vofii^i^
244 neXexiuim
248 y6(ig>og
249 Ucifpog
250 texxoavvij
252 avafUv
253 inrjyxsvlg
254. 318 ijtCxQtov
256 ^/ify
256 olavivog
260 v;ri^
260 xalog
286 nßjaßovXev»
303 Tre^^tfri^^oi'^)
306 TCT^ax^
310 intQginxm
319 vnoßQvxog
322 IxTCTVoo'^)
328 axav^fi
337. 363 aJ^itt
359 gwji^off")
368 ^ia Sprea
368 di}/ticov
371 xtii/ff")
372 lloTcodvvo»
402 Se^'s")
404 ojroff
219) n^c9tU%m v 73. 210 •) ia/^o». iV 285. 20) noQ^Mvg via?.
21) ^lor/y^Uo £ 390. 22) Einmalige Formen in ^: dpocnpLog 182
(ayooTOff tt> 528), «oe^aTpoir^ 465 («crpor^coirfl^o i 500), ^»otij 565.
23) ^/M^og 0 162. 24) a^<p»irc^«0r^(D d. 175. 25) nxvm 9^607.
26) 9«£cc 8. K 311. 9v'£n^eff P 143. 27) wlnx^m O 679. 28)
iq^ivm^ awxiii^9m ^ 345. 347; ino^g gar nicht.
73G L Ari6«tad«r: imi lioiMriMlM WdftoraffMMkmM.
404 iitKoyri
405.411 nayog
406 ielnrjg^)
410 Ixßacig
412 ^^wg'^)
413 a^^i/Sadi}^
415 iU^a£
417 itaQavtjXOiiai
418. 440 TMr^^siijl
432 Ttovlwtovg
432 ^oilafiiy
433 Kovvlridüiv
445 ffoilvAXttfTog
455 ntinlm
456 anvivatog
463 vnoxUva
466 dvtfxi^di}^
467 ^t//5i? P Q
468 oAi^i^ciUi}
469 av^i?
472 ^iyog
477 gpvil/f}
481 iitafioißailg
482 iTtafAUOfiai*^)
483 = T 443 xvtffff
488 anoSiii^)
490 anigiux'')
493 dvMoi/i}s'0
32 tfvW^i^og")
38 f(i5<yr^ov P 0 T * )
45 ivig>£kog
49 anod'avfitt^m
57 Tcanna^)
64 v£07silt;Tog
70 ifne(^$Q£fi
76 x/tfriy Ap. P 0 V
79 c== 215 Jli/xi^o?
80 TVTiloCO
87 wuxTCQOQlm . ^
8S vitEKnQoXvto
90 T^coy»*)
90 SyQcaöTLg
93 ^vi^r
95 aJCOTrAvi'O)
J06 ayQovofiLog Ap.
113. 142 cvcoffK
128 TctoQd'og
179 cnvfur
185 evfiivfttig"}
226 <fffti2X^
226 xvoog
264 ciöi^fii^ *•)
265 inlaitog
310 nagafieißoiiai
318 TtUGdovzo Ap. U P 0 ")
20 »crlTTi^
64 aKOVQog
90 v7C£^^^ioy
104 «ilfTpeiJai **)
104 fAi^Aco^
106 luxKBÖvog
107 %aiQoai(ov
107 anoUißio
115 = il 589 ^11}
118 ^iseTijffiOfi
119 isipvQlfi
121 <TVXOV
123 d€iilo;s{()ov
123 Aevpo^
125 xQUTciia
126 vfforee^xaj;«»
127 xo^fii^TO^
229) ocsXntitp /f 310. 30) »orli^^O'O'iOC t 430 i 485. 31) ytara-
ficeofMTt A 165. 32) ano96q i 375. 33) omiQm nirgend, aona^i
i 100. aansQitog T 303. 34) Einmaligre Formen in e: al^Qtiytfifni
^ (neben «^e'/V^*''??)* o^^^» 455 {oidavfo I 554), 6^o^«9 477, 6»>
400, s. Bnitmanna aasf. Qr. 11 295. 35) igt^og £ 550. 5aa 36)
anai Sh ivtav^ i} («oaT^a (sie) Idystai. 37) 3Morvi^«B £ 40B.
38) Tpo(xi:?79 $ 289 o 410. 30) ro^yffg, «^fiivtta, «v^vfco gar siebt-
40) ifoo^oß X 00. 41) Einmalige Formen in {: vavcinlHto^ ^^
(«tau vavcUXvzog), (mm^uw» 274 (pwiniofuti r412). 42) dltj^is v 106,
L. FriedliDdwr: vwei b8iflf«ri«dto WiVrterTmrieiofMiiAe. 737
197 xlmd'sg
232 oTCOTiociiim^)
370 Ivvfifii
283 ^vfiriye^iav
307 «Jvtffi^^off
324 yaii^iog
326 ajravvo*)
35 fCQononloog
99 awi^ogog
103. 128 ofA/tia
127 anoMtlwiiai
137 avQQrjyw(ii
164 a^Ai^^^
170. X 367 fio^9^
175 iiiq>ineQi6xiq>oi*')
185 «d'Vfiodaxi}^
188 ditfxiflo
198 VTtfQlflflt
246 «vyfia^og*^
246 ÄaAawyrrlg *^)
249 i^Vfioißog^)
250. 383 ßriiaQ^iiov
253 vavrtUfj
260 ev^woo
265 (utQ(iX)c(fvyi^
Uymnos von Ares o. Aphrodite
266—369
271 niycciofiai
273 yorilxcaiv
294 ayQioqxovog^)
307 yfAacTTOff
320 ixi&vfiog
325 d cor^(»es foiDv (335 SmoQ
Ittoav) ")
329 aQitdio
332 ikoixiyqwv ^
345 xAvTOC^og
351 iyyvtii iyyväoiitu
376 fif'&at^ioi
379 htdrinim
404 vsoJtQiaxog
429 Vfivog
437 yaCXQfi
449 avtodtov Baal. 1605, 12
456 oIvotcottIq
475 imoTtqoxa^rüi
480 ififiOQog
493. 512 dov^areo^
494. 504 ax^OTToili^
515 inngokBlTton
523 ififpmlTtrto
529 er^f^o^ Ap. E
529 elaavaya
547 iTttilfavoa
552 ofvaJvvfiOff")'
25 itavtmi^axog
27 xov^r^o^og
70 lyrixa^cTiOff*')
,80 nsQtyvafiTtxG)
84 avOtvos*^)
109. 123 aarcaQxog **)
109. 123 ovifpoTOg
117 a«oriyAov
120 xvvrjyhrjg
122 noifivri^)
122 a^OTog
124 %Y7p£VC9
131 ra^io^*^
133 vJ(»72Xo^
243) ^tfofflo Jlf 435 5i 607. 44) iy%oafjLi<o o 218. 45) Einma1i(fe
Form in ij: ^x-Zijdavai 221 statt /xAT^dco. BEPQT 65 vvfitp^o^i
Snat ttgritai ^ A^|i? • unsere Texte haben es aber noch 9 223. 4t)
nsgiarifpo a 3ÖS. 47) VgL 9^653. 669. 48) Vgl. W «35. 701. 49)
anotßdg | 521. 50) ßdQßaQoqxavos B 867. 51) sdtop Sl 528. do-
T1JQ T 44. ^ 52) Oficovvfiog P 720.^— Einmalige Formen in ^: #eet;-
yMivm 108, ^Aiop 271 (a9rcr£ etgrjrai rjXiog' jjiXiog ydg dsl ipijnv 'Immg,
x6 12 c/$ fii, H). 53) ivrl xap 17302. 54) avW«, cvcey^i/g X 320,
uolviBor^g i 353. 55) Vgl. Anm. 233. 56) 7toi(iv^tog B 470.
738 L.
151 = fi 7 inoßifin
156 tokl%€tvlog
183 iigfVfi
191 citoq>uy9Q
196 atysog
m ngoyavog
321 ikiraafSa
323 ^'ttvAo^
223 aitaq>£g
223 ivaiiiXym ^
234. 249 ffOT^'^ffio;'*'}
239 T^^'og
245. 309. 342 ifiß^WK
270 IjCiTi^iiro»^
293 fivtloHg
296 Nft^in^ffv/i}
322 icixotfo^
323 ixTtSQaon
324 ^ra^off
327 oficihig
327 ^000»
328 ^rv^crxTicD
372 €mo6o%ii6m
374 ^a>fM>$
375 öiiodog^)
383 iv€Qi£Sci}
384 r^vmro»
385 %(fWUcvov
387 «v^iijxi^ff
390. 440 aq>aQayin
392 ßateta
393 tpaqyMOCf»
394 tf/{:(o
416 ^ijAa^aoo
425 JaO^fAaXXog
429 tfvvT^iff
439 av^fAcAxTog
447.461 x^iOiT
456 ffOTi9>a>viJ€i$
464 xavawtQvg
486 ffXf^fiv^/ff
486. 542 ^CfiO»
487 xovrog
491 iig^
swei lioAertsdi« WOrlerrerteifllMiiie.
503 ilawtig
515 axixt^**)
3 9rJliorog
10 nBQ^axiv€tJlim
20 ßvxxf^
23 fii^^i^ Ap. Eofi. 1616, 30
30 nvQTCoUm
38 T/f«iO(
79 lunlri
90 c&odog*^)
107 «ailii^&^^Of
121 ivögax^^g
122 xovaßog
158 vify/ic«^iog
161 ixvrfixtg
165 «araxil/v«
169 xoToAo^a^eia
171. 180 di^^'ov
195 iiulQixog
200 avdQoqwyog
213 xcera'&ii}'!»
217 f*e/Aiyf*a
227 afi^ifiifivxc
242 axvilo^
301 imopwfivoM
301. 341 avi^vmQ
303 ^tffff
329 axiqlf[xog
392 9K^otfaXe/<gp<»
413 i(iq>t^im
440 affOffilfftftfo»
463 &9viiog
510 uActf/xa^TSOg
515 |vvetff(
516 X^fiTSTO
517 = A 25 nvyov^tog
519 =3 il 27 iuil»(fticog
555 '^zo^
559 SKOToyrM^^
k
7 £=^ fft 149 »XijaArrfo;
11 TTovroTvo^ioo
257) iktrmdoQnMg 9 194. 58) axo^eii t 488. 59) »Aivc 1 3^-^
Einmalige Form in » : ditij^aoiof 206 (neben ccxij^aro;). 00) c^/9^i7 {^64.
L TH«dlfodltr: twei hdAeriscbe WtetarMMttohiitM. 739
16 JUKta^/^ofitfi "')
38 nolviXfiTog^
39 vttmevd^g
41 ßgavom
95 inoxaioitat
96 iy%at€CJtriyw(U
110 ::= fi 137 afSiv^
124 = ^ 271 gfOiviKOTtafmog^)
128 = ^ 275 i&ri(friloiyog
143 nqoti^u^lo^i
149 inup^avim
201 Ti^iccdoiv
234 i£a^op«vo>
244 »v^ooD
246 ^iJloT^tfiOff
264 jrv^oo
264 anvqycnog
274 tfvajcvtfrog
303 k€(frjiui^g
312 ivvfd^/viog
319 IbvAo?
320 av^ico
320 «vavdifff**)
325 IMMQtV^fl
334 £= V 2 xijli^^fiog
393 jwxvg")
437 ywcri«€*bff**)
489 irtaQOVQog
490 axAiy^Off'O
519 %tnBvcLlQ&
529 flSx^iai")
539. 573. » 13 ictf>odtl6g
575 aoyifg
579 ii^qov
581 xaAA/);o(og
584 di'iifia
587 nava^i^aaiii
594. 9> 405 ßtiötiia
611 XÄ^^WK^S**)
4 avToA^'^)
22 ditf'd'avijg
22. 350 Äral^O ^
48. 175. 199 %fi(^g
48 deip/o>")
51 [eifmidfi'^
60 nvavmug
62 »OTITTOg
73. 80. 95. 101. 108. 220. 239. ^0
CTtofulog
79 niQi^eCTog
86 veo^iXog
89 amQog''*) Ap.
91 T^toioi^os'*)
95 itBQi(iai(uim^)
97 ayi^ovog
99 9rttpa9€V}foi
104. 236. 431 ivaQQOißdim
106 (oißdia
119 fiaxiyroff
124 tf9)0<!^c^^)
124 ßw$xql&
131 inmo^ifiv
135 a«oix/2^u
170 iiriQvofiai
172 JLwxof/v© ")
187 fWil/yiy^ff")
205 ff^oijxi}^
221 iioQfiaca
230 ff^co^ (so. vi/vg)
231 9r£T^rog
237.437l5fftia)*)
238 avafiOQiivQm
261) dvadiQ%opLai IS 436. 62) t;Ii2t6c A 40. 03) fu;ivoifa^)70ff
B 637 i 125. 64) av^ivog i 84. 65) axixvff i 515. 66) Sonst
kdn Adj. von yvvni anszer yv^aioff (yvvaiav ttv§%a doi^miß 1 521 o 247).
67) «oltndiiQog I 211. 68) äxQog T^, 60) Einmalige Formen
in l: nuifiivtog 245 (sonst nnQf^kvi%6q) y niQi%z(x7i9 288 (neben 9repi-
%xCmv)^ ijneifOJtsvg 364 (ij^r^^oisevTi/g F 30). ApoIl.r{ Krititoi (l 521)
y^io; Mvomv. twv Sna^ elgrjiiivav, 70) avcrrfDU» £ 777. 71)
na^dna^ tp 840. 72) ad^ro; v 2. 142. 73) r^fO^oxi^ A 484.
74) »ayaoipto; iQ 540. 75) XQictotxi K 478. 76) irrcr^c^«
T 400. 77) tf^od^dc gar nicht, nur cgfsdavog, ?8) v%oXiv%aivm
E 502. 70) yi7^( ^ 437. 80) a»ffi/o ^9 487.
740 L. Friedlta4«r: iw«i litaMriMhe W^tervttMCiflbtffes«.
251 ngoßolog
266 ßknvi
269. 274 x€Qtlfl(iß(fOTOg
272 iiavtriKW
286 öfilTiiict
306 iianoßalvfo
317 c^fpvc»
357 d^iTSOO
363 Inoiftiam
406 == £ 304 ax^voi
421 xAv^fflv
423 iTcitovog
435 a7Ci^fi>^ff
436 ncrtacxtam
4 jO. 453 ftvOoitoycveo ")
V
14 av^porxa^ A|^
31 navifiiotg^)
81 TfT^aopoff
95 7tQO0iitikva(iai
98 TCOtinBnxrivtai
106 u^atßm<S0ia Ap.
109 cdsvamv
110 naxatßaxog
142 äxiiilfj
194 aXiloei jij^
195 7Ccrvo(»fiOg
213 {xcTijato^
222 imßdtoDQ
223 TTova^railo^
224 Xoonii;
243 XvTC^^
246 ßovßoTog
255 «oit;xe^<!i{ff **)
262 öxBQita
265 dc^ci»Mvco
280 ^v^tfrt^
295 xitoTTM^
326 avaiTT^i^cD
332 ayxtvoog
339 inuaxiiö
398. 430 xa^^
401. 433 xw{:oG9
421 ii^tJfMOs*)
422 9rof4ffevi»
435 fiO^<rtfo"^)
I
10 ^^^xdo
10 S[%itQdog^
12 afK9)iX£a^oi>
16 Toxa^
24 hriqoriq
37 diccdt]Uo(iai.
50 lov^ag Ap.
63 eu^v/tiog
73 xor^pog
81 xo^e*<^S
95 ila^^v»
98 ^vvsdxoai
112 0XV9M>g
152. 166 evayyiXiov
157 jwv/ij*')
161 Xvxaßag
202 foyi/Tog
203 l^amvrug
211 «oivxAiy^ff*)
213 9)i;70»ToA€fio$
217 ^k:rfiOQh
223 olnuotpBUfi
226 xflrra^/f}Xo^
230 c^vaxi^
255 avovtfo^
257 miMnmog
261 = p 430 ontfii^
318 crl^^
350 igwAxaiov
353 (f^o$
353 noXvuv^^g^y
372 aTTOTpoffOff
393 ^^)
425 xe/o) ich spalte
281) iistoki y 179. 82) Einmalige Form in ^i ^«fif^ofi 243 (nek^
^a^^cHf). 83) «oir<Ji7>a«? Ä 657. 84) »oitnci^^J«« « 1Ö7. »^
il«oMfui>ff Ä 261. 86) Einmaüge Form "J •;: «*o^«r 29o. ^^
niviX9^V 84« 88) «xXij^off X 490. 89) Vgl Anm. 254. w;
Vgl. Anm. 73.
k rrMUadc?: iw«i ImMriMhe W«rterv0f»idMiis«. 741
434 hnaxtt
434 dutiu}^Qtto(iat
446 iqy^a
457 tfxorof(ifvio$
458 ^KpvdQoq
466 aQ^rog
467 ivaxga^m
476 «iwüJUg
476 jwrjfviy
477 TtiQirpiqm
481 §iy6m
489 oioxlxiov
621 aiioißdg*^)
529 aiU|(rv(^og
530 vcrxi;
533 /©yij")
o
18 ^$09>eXXo>
51 = 75 htaUpqibg ")
162 ^f«^05**)
218 Ij'xoafii« **)
234 (laffiKX^i^
273 lf«9)vilo$
275 vnaXivo^kai
317 dpaw")
321 difTfixocvvfi
322 ()avo$
324 nuQadqiio
330 vTCodQffixr^i^
333 vnodqim
343 ftkayxroovvff ,
369 ==0 361 vjwW lyfMT •»)
397 avcrxTO^io^
404 T^OTCI^
405 9r€(»t3r)li/^i^
406 svßoTog
406 iVfifiXog
406 olvonXri^g
407 9k/vi;
419 »oAvmr/milof
426 ^<!ov
448 vno%dqiog
449 inißa^f^v
451 T^jra©")
456 ^fiffDlttOfMr«'')
470 aetfi9>^o<rvvi7
479 «1/1
.480 9KOX17
506 iSotnoQtov^
553 «viD^Ä»*^*)
9 yvdQt(iog Eul. 1792^ 19
28 iniSfjiuwo
111 avrjwCvog
140 hto/iti€Vüa
148 m/Ta^'^^CTOf
159 ivtl&VQOv
163 xw^i^fid^
165. 343 Tii%iov
176 y£vttcfg*)
248. a 76 dqrfixriQ •)
253 daixQoavvri
255 9coilv3rix^o^
263 iicafivvtaiQ
290 = T 9 Kortvf x/Sto
292 = T 11 o/vdf0
310 xaJlt^^otfvvi;
362 fieraiftco
374 inian^mv
376 0(ifiyv(^0(iai.
387 a9av<!avai
389 ^fLtiSflg
401 jScrtfilijiog
423. X 412 otf/ij
427 aQ^iiiog
454 ivutvciog
291) iiijfioißog * 249. 92) Einmalige Formen in g: ajrarnAiOff
127. 157. 288 («{»ofri^ioff ^ 526), Ixtom 277. 93) inidtipQtag K 475.
94) iitUQtg 9 69. 95) a«o«Off/»«ö ij 232. 96) Vri. die folgenden
Verse und n 248 ff 76 t 345. 97) Die beiden Verse differieren fast
nur durch die Modi der Verba (cifA<piieaGa^ dovatt — dfjupii^taifu ioltiv)
98) fffMTTCoxftif y 422. 99) Ijiinopos ß 319 © 300. 300) odai-
nÖQog i2 875. 301) Eiumalige Formen in o: XrjietmQ (statt Xmavn^)
427, ^OYi/^ (statt ßmxm^) 604. 2) ycyft«4D ff 176. 269. 8) Vgl.
742 L FrMitader: iwei
WM^mnMkwmn.
466 ntnaßXaaxto
468 oiifiQim Ap.**)
23 iXin Wfirme ')
51. 60 Svttxog*)
57 = T 29 9> 886 %d^aimQog
112 x^*'*^
170 ddjtvrfitog
173 naQaylyvoiiai
196 d^ux^Md^^
208 vdoTor^^ifg
211 htiQQiia
219. tf 26 fioAo^^
220. 377 «»oilvfUKVT^^^
221 9>ilicr
221 0A/j3a>
222 axoXog
224 tff}xoxo^og
224 ^crAAoff
225. 0 74 iniyowlg
228. a 114. 364 avaXTog
231. c 394 tfg^Aa^
232 inatglßm
237 i(iq>ovdlg
240 x^vafOff
266 htacxim
268 v9r£^offi/{;ofiaf
295 9r^o£
296 aTToOetftOff
299 noTCQim
300 »vvo^ttiaT^g
317 xvoJdaXov
340 %vnaqUsctvog
343. tf 120 of^og
352. 449 ni^%xif^
383. r 74 akr^iktav
383. T 135 öfifAioe^og
409 V9co^/vo>
446 n^foaaya
451 iitlöxeaig EnlhaUuag^
Ap.
Ap.
455 htiOtixi^ Ap.
457 cTTMMSpoai^ifli
487 BvvoiUfi H
502 axQti(iocvvri
517 ()mxvvo> '
530. 9 429 iflßuio(utt *)
541 Tttaiiffo
545 iTtintttlgto
599 (fmiliao'O
11 &ViAl^a>
22 t;tfvx^iy")
27 xcr/iiviD
29 IfiißiviiQa
33 nav^fiadov
33 ox^Ofiaf
37 TC^coAif
41 xaxof/fMDv
54 xaxoc^og
73. a 462 htUsnaifvog
77 nBQiToofiim
100 ixhvrfinta
176. 269 ymicf w ")
190 xliwqQ
196. T 564 TT^MTrog
201 ttlpOTta&vg
224 ^vOTcrxrv;
294 iu/vcrfi9rro$
300 Tadfiiov Ap.")
307. 343. T 63 XofMmjp
310. % 221 i»^a(ä^ym
315 tfr^o^aA^^co
327. T 68 taXav
327 ixTcatdöön
329 A60X1I , .
336 g>0(^aam (% 21 ^(vv0;
342 xctQßofSvmi
353 a^ee/
B68. 9 6 evKOfcm^g
o 317 ff. 304) Einmaligre Formen in «: fi8lay;fpOMjff 175 i^f}^^
XavoxQOOS N 589 r 24«), dygotris 218 (neben ay^oiioriyff). 5) «**J J ,
meiden JT 301. 6) Vgl Anm. 193. 7) Vgl. Anm. 12.^ 8) «JU«''*'
Vorwaad tp 7L 9) ^qp«^iao^» t 331. 370, ««^«t«««/*«*,!.'^;'-,oc
10) Einmalige Form in q: dTelTjg 640 (neben dtiXsctos). H) V^V
Adj. * 598. 12) YBwBtdg n 176. 13) C^^iiiog nocitog »«p*»^^*^*
L. PrMItader: swei homeriMhe WörterveraeiehBisse. 743
373 ^14 ^
373 laogwQog
374 /JaiLos»")
28 zom| Eo8t. 1854,4
34 lv%vog Ap.Et.ir.56j,37HQ
58 sr^^vif^
111 ivdiKlfj
114 eifiysclfi V
122 Sax^vjtlcim
136. 205. 206 Kcnarrjxm
173 nsglQifvTog
177 t^*zaiS Ap.
179 oetQtörris v
224 IvöaXXofnai
228 lüioV
229 iUxG>
230 aTtayxca^^)
233 AoffOß
233 Usxaliog
246 T^v^o^
246 ovAoxa^voc
282 in^ficevrog
284 a;n;^fa^G)
319 ^aXnuicD^^)
327 flrvtfTaliog
331.370 ig>Bil>iaoii(xi")
343. 504 TcoödvintQa
343 6r<^^vo^
345 d^tfTetoa
352 svg>QaSfig^^)
372 xa^c^icro^GTi'*)
385 htifp^vioa
387 i^coroW^ai
388 Äca^i/oo
391 avctfpQa^Ofuti
396 xX&noavvrj
410 \Mf(tQfaiog
439 Xo2fii7
446 itogp^i^
457 htaoi6'q
465 ^^co
518 X^^^^ff
518 ai^^cov
545 ßgoTBog
547. t; 90 Map
553 9fveilo^
556 anoTtXivn
568 imv-^^v«")
574 <!pvo%o^
575 ^iap^i/spro '^)
v
2. 142 adiilnftog «)
6 iygrjyoQOfov^
23 TTc/tfi} Enst. 1882, 31
27 ctlokkm
48 ilavcr^^av^ov
57. ^ 343 ilt;aif«£ili}ff
73 «poatfre/x» •*)
76 ctfiiioQlfi
105 «Aerpfe«^)
108 SJlsuiq
132 tfinXfiySfiv
149 xopioo
152 aiig>^(iaofiai
156. 9> 258 lo^Ti? B
187 Äo^ficvs**)
195 dvaa
204 M/co Ap.
212 vicoCTCtxvoiiai'')
245 tfvvOiw*^)
257 xa^i^^o»
Ap.'
314) Einmalige Formen in ci "Atifog 73, (po^wiog 97 (vgl. tpotpog 11 159).
15) «n» ^971. 16) <^ca»eo 9) 179. 184. 246. 17) Vgl. Anm.
309. 18) tp^adiis A 354. 19) Vgl. Anm. 309. 20) ivtav^a I 601
(vgl. Anm. 75). 21) Einmalige Formen in x: drifio^iv 197, Ku%oU
Uov 260, %oC%7i 341 (neben xorro;), ai^padd 801 (neben dfMpitdov und
d(Mpadi7iv), niltdiuv 517 (neben fitXddvifuc). 22) dtfpkt (i 48. 23)
iygriyoifvi K 162. 24) nsgiatB^xn d 277. 25) alerpfvoi 17 104.
26) «op^fioff ^ 671 = o 29. 27) cvdzvg V b9S^anttp)g B 148.
2B) üvvidQUfiov n 335. 337.
Jahrb. f. cUtf . Philol. Suppl. Bd. lU. Hft. 6. 50
744 L. Friedliiiiler : Kvei hemeriMh« WdrterrerMickBiss«.
Ap.
Enst. 1899, 3 V
302 öa(fdavtov
348 afyiiHpoQVXTOg'^
376 naxo^ttvog
377 htlfueOtog
379. 9 400 fyitaiog
387 Svttfivig'^)
9
12. 60 lo66%oq
21. CO ^2Sn€tiiv6q
26 httlaroQ
35 |«votfvvii")
35 Trpotfxi^di}^
43 d^tvog
47 ivaxoTttm
54 yo)(»t;r<>^
61 oyxiov
71 i%i(S%B<stri Vorwand ")
111 /ivvi? ^ Ap. B Q
112 xawCtvg
122 vaaato
123 evxo(f/tiO$
146 ^v^o/ioTog
151 crT^tTcrog
178. 183 CxiaQ
179. 184. 246 ^aXitm *')
284 aKO(n0tlfi
291 ^ijcF^"*)
294 %avJ6v
306 ^ijTvg
3i9 xa^ajraS»)
vgl. 192295
391 ßvßXivog
394 äi^arQOHpuai
395 7^ Ap.
397 ^frifitiJQ
402 ovi^tff^
407 xoÄAot/; Ap.
407 XO^^'J
Eo8l. 1912, 12;
411. X 2^ Xf^^"^
422 tfraJUii}**)
Z
10 SfUfmtog
37 TTa^cwcrgiOfMif
38 VTCOiAvaofiat
74 iv%Us%(ü
84 TTf^i^^^ff
104 nvx^c«'
126. 132 o^oOv^
128. 137 lay^
130 i9X>^|iii}
143 6ml
184 afi;")
185 xovp/^cD
186 ^a^tj*)
188 xov^^ Ap. Ettst. 1934, 10
198 ifWxa
223 noXeifo
235. 374 svsffysölfi
249 cvj'ftcr
278 X/yV Q") vgl. Eosl. 1936,33
287 g>iloxiQTOiiog
298 o^ogjij^)
298 nxoUa
300 obr^og
335 f^KHog
337. 342. 365 nQ06atac&
347 avTOÖidaxtog
348 lUtQaMm
368 nsqus&ivka
374 xaxoe^/i}^*)
382 vrroxilofcia)
386 d/xTvoi/
386 scoAvcMsog
423 £a»vo>
442. 459. 466 f^log
444 i^agHut^im
455 i/tfr^ov^)
329) (po^vW, (poffvcam x 21. tf 336. 30) Einmalige Fpnneii iflT'
6q<p€iv6g 68 nelmii o^^on^txds, d^Ao; 333 (ygl. Anm. 41), ytloidto 347. 390.
31) Ifvirj m 286. 32) in£ax^oi9 9 461. 33) ^alniaai f 310.
34) ygl.i^nm. 73. ^35) a»a£ fi 22. 36) Einmalige Formen iof:
ivniiYns 334 (neben eomjxTOc) , nXayntos 363 (iZUxyxT«/ f» 61 f rj''
37) iuictatnvair%f l 587. 38) (oTttog co 228. 39) «««£ iwtav9<t
xal &r«| jy 7Xiadt rP 590) imXfydfjv. 40) o^ogws A 451.
atQflfl a> 251. 42? XicrqBvto to 227.
4/;
L. Priedliiidar: iwei hoMemelia WörlorTarsaidiaisse. 745
468 xlxlfi Xp.
482. iff 50 ^nioa
494 dta^eioa»**')
Ap.
Ap.
3 wt€(^ixTalvoiiai
13. 30 fSaoipQoavvfi
13 xalig>Qovi<o
15. 26 hoßevm ^)
46 K^OToi&redo^
94 ivcancedlcog
97 dvöfniirjQ
134 (piXoTtcifyiAav
167 atiganvog
191 axiir^vog ausgewachsen^)
196 xoQfiog
196 ajit9)t|&>
243 mqazri
296 ^£0/tiO$
321 noXviirix<«v^ri
330. 09 539 ^oXoei^
361 »oilvjMydjJg**)
o
8 OQiia^og
83 TijX^^avi^g
167 9R)lvx«^ Je/17 ^
East. 1947, 11
206 xiU<riov Ap. V
209 aix{ofia$
222 iaxataßalvm
227 iitfr^evo^)
228 ^«»roff *•)
2*29 yQaittvg
230 %«t^ff
230 ^aroff
242 ttfig>iX€ixalvm
244 adariiiovlfi
250 av;i;|[iiai
251 UBgylfi
252 htmqhito
261 agvigfQtov
279 slöaUfiog
286.314|€v/ib'*)
286 vnaQxto
288 noctog
342 durtQvyiog
El. M. 271, 27
386. 395 imxeioim
394 cr7t£xilav<&ttva>
402 ovAe H
416 ftv^f^o^
432 x«riyg>ifff")
437 nsQttiom
485 IWAi^tf«^"')
East 1964, 26.
343) Einmalige Formen in x : «c*;off 240 statt ntpsog (Henoann Orph.
8. 727 conj. %svi' Bvyiiatä), Slvündvm 330 (neben aXvaiuo), ^jfior 493
(neben ^ieiov). 44) inilcußtva ß 323. 45) a%[tfivog nücbtern
T163 ff. 46) Einmalige Form in ij); Jnttvlog 358 (neben inavltg).
Apolloniofl 77, 7 erklärt igfiCv (198) für ein anaf slQJiiiivov; ea steht aber
noch ^ 278. 47) nolvTUQdijg v 255. 48) Uatpov % 455. 40) ^«917
% 180. 50) {»yotfvVi} 9 35. 51) »an^cpaifr A 253. 52) Einma-
lige Form in co: ävontog 528 (dvoattf/^og 9 182). ApoUonlos 105, 10
Ävlliji'io; (üo 1) xmv asral eifftiiiivaiv daa Wort steht aber noch O 518.
Riehti^r heisates in MV: KvXX^viog ov^afioo BtQfjt€u (sc 6*EQHiQg)
50 ♦
746 L. M»4Uiid«r : sw«! hMMriaehfl Wdrterrenaieteiisa.
Durchschnittliches VerhäKnis der aicex^ d^rtffjt^OL za den
Versen der dnzelnen Gesänge.
A hat in
611 Versen 39
wut% d(^\/Liva : darchschn. etwa 1 in lb\ \
^ersei.
B^» «
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99
t» 99^*^^
91
353)^ 266— 369 (101 Verte) hat 0 ofm£ d^pdva, dnrcbsdiafta/di
1 in 11% Venen.
L. Friedlioder: swei homerische WörferyerseiohDiBse. 747
£ hat in d33 Versen 50 €rmx| sl^ftnUva: dnrchsehn. etwa 1 in 10% Versen.
0 «
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11
Von i\f 297 bis zam Sohlasz (624 Verse) 33 cnial Blffv^hcc: darcb-
schnittlieh etwa 1 in 19 Versen.
Diellias hat in 15694 Versen 1097 mc, bI^,: ungefähr 1 in 14% Versen,
die Odyssee in 12101 Versen 868 cot. üq.: beinah I in 14 Versen,
beide Gedichte sasammen in 27795 Versen 1965 an. elq.: ung^efabr 1 in
14V7 Versen.
Das Verhältnis der homerischett oTtai, el^rniiva tu dem ganzen
honterischen Wörtervorrat kann ich auch jetzt nur nach der annfihern*
den Ermittelung angeben, die ich im Philologns VI (1851) S. 231 mit-
getheilt habe. Sie ist das Resultat einer Zählung der Wörter in Sehers
Index, die mit den Buchstaben B F Z H X ^ anfangen. Die Eigen-
namen sind nicht mitgezählt, ebenso wenig unter H die Wörter die
nar durch das angmentnm temporale dahin gehören. Verba von denen
nur Formen mit dem augmenlnm syltaMeum vorkommen , die also im
Index unter E stehen wQrden , finden sich mit diesen Anfangsbuch-
staben nicht. Alle durch Deolinatton im weitern Sinne abgebengten
Formen sind mit dem Grundwort als eins gezählt, und zwar nicht blosz
Casus Tempora Numeri , sondern noch Comparationsformen , aber die
Verbalia besonders. Diese Zählung ergibt »
unter B 131 Wörter, davon 45 aita^ elQfnUva
r 105 „
22
Z 31 „
8
H 113 „
21
•
X138 „
39
?P 20 „
11
Gesamtsumme 538, Summe d. an. el(^, 146.
Wenn auch unter den Obrigen Buchstaben das Verhältnis fftr die &ra|
slift^va vielleicht zum Theil nngflnstiger sein wird, so wird man doch
Dicht sehr irren, wenn man annimmt dasz etwa der vierte Theil
aller homerisehen Wörter bei Homer nur 6innal vor-
kommt.
748 L. Friedlfiader: swei honerische Wörterrerseidmisie.
Der folfpenden Abhandlang liegt die Erörteniiig dieses Ge^-
Standes im Philologas VI (1851) S. 228— 253 zu Grunde. Zwar babe ick
einiges dort gesagte modificiert, meine Ansicht aber io irgend einen
wesentUoben Punkte sa findern micb nicbt bewogen gefanden. Voa
neueren homerischen Untersuchnngen, in denen auf chca^ el^fkiva be-
sondere Raoksicbt genommen ist , nenne ich folgende :
H. Haupt: Zusätze zu Lachmanns Betrachtungen über die lliis
(Berlin 1847) S. 99—101, Aber die zweite Hälfte Ton A.
G. Cnrtius: homerische Studien, im Philologus III (1848) S. 1
*— 21, Aber einige StQcke von B und F.
• E. Geist: disquisitiones Homericae, im Archir ffir Pbilol. n.
Paed. I (1832) S. 604 CT., über £.
C. L. Kays er: de inlerpolatore Homerico (Heidelberg 1813),
Aber Theile von JJ 8 ui M £
H. D An tzer: die Doloneia, im Philologns XII (1857) S. 41—59.
G. W. Nitzsch: Anmerkungen zur Odyssee (besonders Vorrede
zu Bd. II [Hannoter 1831] ; dann ebd. S. 208 ff. S. 222. 229. Bd. III
S. 60. 262), Aber verschiedene Stellen der Odyssee.
A. Rhode: Untersuchungen Aber den XIII — XVI Gesang der
Odyssee (Brandenburg 1858).
R. Volkmann: common tationes epicae (Leipzig 1854), comai. iV
S. 117 — 151 : de vocabulis novis et aiun^ elgtifiivoig in postremis Odjs-
seae libris usnrpatis (von o ab).
A. Rhode: Untersuchungen Aber das XVII Bach der Odyssee
(Dresden 1848).
I. Bekker: Aber das zwanzigste Buch der Odyssee, in den Mo-
natsberichten der Berliner Akademie der Wiss. 1853 S. 643 — 653.
F. A.W. Spohn: de extreme Odysseae parte (Leipzig 1816),
Aber ^ 297 bis a 548.
Auszerdem sind in vielen homerischen Schriften aTta^^^Q^^
gelegentlich berAhrt, und vermutlich sind mir trotz meiner BemQhoDgeQ
manche der betreffenden Abhandlungen unbekannt geblieben. Wesa
ich nun die von den angefAhrten Verfassern vorgetragenen Ansicbteo,
die zum groszen Theil von der meinigen abweichen, nur ansoshins-
weise besprochen habe , so habe ich sie doch stets gewissenhaft er-
wogen. Weshalb ich anderer Meinung bin, ergibt sich fiberall aos
meiner. Darstellung, daher es unnöthig schien das einzelne zu bestrei-
ten : Überdies wäre ich dann genöthigt gewesen mich unaufhörlich iv
wiederholen.
Das angegebene Verhfiltnis der aita^ elgrifiiva zur Gesamtcahl der
homerischen Wörter genAgt allein um zu zeigen, dasz von demWort-
Torrat der epischen Sprache in der Ilias und Odysfte aar ein be-
schränkter Theil erhalten ist. Bei den meisten ana^ BlQ^fiiva ist es
oflTenbar Zufall dasz sie Aberbanpt vorkommen; sie könnten ebenso
gut gar nicbt als Einmal gebraucht worden sein. Wissen wir aber von
einer solchen Menge von Wörtern nur dnreh Zufall, dasz sie der epi-
sehen Sprache angehörten, so ist klar dasz uns ein sehr viel grösserer
L FriedliBder: swei homeriscbe Wörlerrerseichnisse. 749
Theil derselben ganz nnbekannt geblieben isl. Denn das Gebiet aaf
dem sich die beiden homerischen Gedichte bewegen isl beschränkt:
die llias hält sich im ganzen innerhalb ^ines, die Odyssee innerhalb
Eweier Vorstell ongskreise (Krieg, Hinslichkeit und Seeleben).. Wer-
den ausnahmsweise Gegeustfinde berührt, die auszerhalb dieser Gren-
• ECO liegen, so tritt in der Regel anch ein sonst nicht vorkommender
Aasdruck ein : sum Beweise dasz ein ausgedehnteres Gebiet von Vor-
stellungen uns auch mit einer gröszern Fülle von Ausdrücken bekannt
gemacht haben würde. Dazu kommt noch dasz der epische Gesang
seiner Natur gemisz von dem vorhandenen Vorrat der Sprache nur
einen sparsamen Gebrauch gemacht, weil er es liebt dieselben festge-
wordenen Ausdrücke Wendungen und Formeln wieder und wieder an-
suwenden. Man denke an die hfiuGgen Wiederholungen von ganzen
und halben Versen und von lungeren Stellen : sie machen einen nicht
uobetrfichtlicben Theil der homerischen Gedichte aus, der doch nur
eine geringe Anzahl von Wörtern enthilt.
Die reichsten Fundorte für uTta^ sigTifiiva sind die Gleichnisse,
weil die verglichenen Gegenstinde so luszerst häufig ganz auszerhalb
des Bereichs liegen, innerhalb dessen sich die homerischen Gedichte
bewcrgen. Selbst die ganz kurzen: die troischen Greise sind Redner
tivvlysüötv ioijwxeg F 151, die ferne Wolke ist schwarz r^vTS
ici00a //277, Agamemnon schleudert das Haupt des Hippolochos
oXiiov d' äg Iccsve A 147, die Lanzenspitze biegt sich (lokißog äg
A l&l^ Harpalion liegt S^g xt ^%UiXt\\ im yctlr^ N 664, Hektor schleu*
dert einen Stein axQOfißov d' äg iacsve S^l^, Peneleos hält llio-
neos Kopf auf der Lanze 9^ xmdciav iS'499, Leukothea taucht aus
der Flut empor und wieder hinab al^v^y iiKvia s337. 353, die Phoe-
nikerin stürzt vom Schiff ag BlvaUri xi7§ 0 479.
Von den ausgeführten Gleichnissen (die llias hat deren fast sechs-
mal so viel als die Odyssee, die nicht mehr hat als die Gesänge 27 und
pEusammengenommen*^)) setzen bekanntlich einige Wissenschaft des
Dichters von Dingen voraus, die der heroischen Zeit nach seiner Dar-
stellung fremd waren (s. Lehrs Ar. S. 348): dazu .gehört das Kochen
^en Fleisches (^ 363 %vl6irpf fieldofievog)^ die Reitkunst (xsXi^-
tlinv und xiXrig jedes in einem Gleichnisse O 679 e 371), die Trom-
pete (aaXniy^ 2^219, auszerdem afigA dh CaXmy^sv fiiyag ovqa-
yog^d&d); vgl. auch die Anmerkung Arislarchs über ötig>avog
SD der einzigen Stelle wo es vorkommt N 736. Eine Anzahl von aitai
tlQfl(ilv€iy die in Gleichnissen vorkommen, mag die Manigfaltigkeit der
hier ausnahmsweise berührten Handlungen, Objecte, Zustände, Erschei-
nungen und die Häufigkeit der Veranlassungen zu einmaligen Ausdrücken
veranschaulichen.
^A7ta^ elQTifiiva in Gleichnissen die der unorganischen Natur ent-
nommen sind: amv^Qig A 77, fiiöyayKeia A 453, vtiog M 133, «a-
yAagco N 798, yaJLiy^iaa) N 799, ivaßißi^s P 54, xnQ^t^og 0 495.
354) Ein Verzeichnis der sämtlichen homerischen Gleichnisse folgt
am Schlusz dieser Abhaudlong S. 786 ff.
760 L. Fri9dUiid«r; zwei lio»erUoli0 WörieirfntMniiBe«
AüB der PflaoieaweU: fM^xcnr 6 306^ ^ywa^g 17, ImtimMV^
imaüg iV 389 = J7 483, ßffvaP 56, aijijtfxa» ^F 599.
Ans der Thierwelt: 0toto£ tytnog anocxiiöag bA ^wj^ -^
»Qoalvnv Z 506 = O 263, ovog —^v€9&^A 5ö8, «o^og — «^
TOTOKog xiw^if P 4, Cnviivog £ 319, a^t? — ^ hyvfpmnig T 350, j^o-
No>v Iffl x^^^ ^^^ ^» ia^og — ayQWöaio b 51. ^ 0$ d' S« nov-
Ivnoiog ^alafikfig i^Blnofiivoio nQog nozvXridovo^iv b 43^
oUvQog X 300, nlxlai % 468. whtbqIs könnt iweimal vor: Odyueai
hilt eich am Oelbaum, t^ 7C(^ifivg ixoiMpf n^ wkzbqIs ^ 433t die
Seeleo der Freier schweben cur Unterwelt ig d' oxb yvstie^s
%%X. CO 4.
Von menschlicher Thfttigkeit, KOnsten, Handwerken, FabriesteB:
a^fftOTOTCi^o^ ^ 486, wtoXBvnoLvovxM apjQfucU E 503, ono; E 90)^
«^v^T«^ M 433, ano nXatiog nxvofpiv — ^iftoanwa^v »virfio» —
fl iqiß^v&oi N 588, negaiuvs £ 601, ixBttiyog fMCJteilu a^^fi^
9£$cff oz^im nf^aktig O 267 — 362, ntiviov läxog W 762, SMtAov^
^845, iioXvßdatva ßvaaog 52 80, T^VTsaa» t^vimevov i 384 f-, /Sasno
^pcLQiMaom i 392 f«, KdiUc^; jpgiii g> 407, d/xvt/Ov — nolvw/niv % 386«
Nicht blosB in Gleichnissen sondern aaoh in der Ersahlaag wer*
den Besch&fligungen, Arbeiten und Verrichtungen ausnahnsweise'sss-
fahrlich beschrieben y die nicht den beiden Gedichten vorsofsweise
eigenthamlichen , Bereich angehören: nnd solche Stellen sind dann
ebenfalls an einmaligen Ausdrücken reich. So wenn Hera sich fiir
Zeus schmackt S 180 — 183: ivexaly T^^Ai^va, fMQOBvta (noch in der
Wiederholung desselben Verses 6 298), lößoi^ ivxfftpiog* Wena He-
phaestos den Schild des Achilleus schmiedet J^ 468-^477: ^pvea(ttOch
372. 409. 412), xouvovj ^mi^rfixogy ^uixr^. Die Zusanmensetsoeg
von Priamos Wagen aus seinen Stücken Sl 268 — 272: nv^ivog^ oTi^,
i^oiBßiMg^ nif;«, x^/ko^, !ax(»(^ Der Plosxban des Odyssens e 254—
261: CtBiUioVy TCBlB%*aiOy yofiqxig^ {daq)ogy xBxxoavvtf^ axufUv^ bnff-
%BvCg^ inlngiov (noch 318), ^/^, olavivogj vni^, naXog. An reieh-
sten an Sita^ Bl^r^iiiva ist der Schild des Achilleus: die Darstellaag
der Ernte 4^550 — 560 enthilt folgende: ßa^Xviiog^ Sgi&og^ ifuillih
derijp, iklBÖuvog, dgayfitim; die der Weinlese 561 — 572: ßotdvgy
x«f&a|, q)OQBvgy xt&aQltay Uvog, iBTnaliogj ^i/atfco, Ivyfkog» SbenfO
enthalten Schilderungen ungewöhnlicher GegenstAnde immer sahireiche
Sata^ BlQfiiiiva: die H&sxlichkeit des Thersites B 217 — 219: tpohiog^
ffoiogj ri}Biv6g\ die Höhle der Kalypso f 57 — 74: »tfpo^, cvxloiog,
O'vov, Kki^^^ri (noch 239), tfxc»^, xavvyloHSöog^ xopmvi}, ^fUffig; der
Weingarten des Alkinoos 1; 122 — 126: ^BiXoTtBÖovj Isv^gj x^a»i»y
ofi^og, wto7C((f%äii»; die Schfiferei des Kyklopen i219— 223: XQoyovoh
(Uxaöcai^ Sgcai (in dieser Bedeutung), yctvkoly aKag>£6Bg^ ivafUl/^
Weit hiufiger als ausführliche Beschreibungen sind natfirlieh bei-
l&ufige Erwähnungen von Gegenstfinden , die nicht inn iweiteoaMle
berührt werden und deren Bezeichnungen folglich ma| e^^ijfiiva ii^d.
Dafu gehören sunichst solche die der Dichter ausdrücklich als aobe-
kannt voraussetzt: nvvBtjv — ^ xb Kaxaixv% Kixlf[xai KV^j ^oggf-
L. Friediteier: swai lioAeritehe Wörterreneiehaisie. 751
V09 &fiff[f^Q* Sv Jurl ntQxvov xaXiavatv Sl 316, also beioodars
alle Jena Dioga dia aor io dar Spraeha der GöUar Nanan habaa odar
yon Manschen and Göltero ▼erachiedan benannt werden, a. B. dar Vo-
gel welchen %aXxlda %i%li^nova$ ^co/, aviffig ii %v(i^$vd$v S^L
Vgl« aber diaaa Namen Lobaak Aglaoph. II S. 868.
Femer auanahmawaiaa berOhrCe Erscheinangen und Vorginge ia
der Nalnr. Dia ilAi^urdcg werden iweimal £ 486 t 272, die 'Tudig nnr
an der ersten Slella genannt, iaaipoQog nur ^P 226, avxolal tjiUoiO
in 4^ ^uidsg 174599 «v^ « 469, »Av^fivp/g 1 486, cxtiXuv Ton der Sonne
!F 191 9 avatpXvßiv ¥001 Strome <Z> 361.
Pflansen, Strfincher, Blume, Früchte and andere pflansliohe Tbeile:
cniqfta e 490 (anilQm nirgend, &f7ta(fiog i 109. 123), ^Aoio^ A 237,
nto^og i 128, eaXkog q 224, o^i}£ O 38, av^igi^ P 227. — dpvoir
O 351, tili d 41. 604, of/^mtfTi^ t 90, o^9>o$ A 4dl, a%i(^og | 10,
/SoTOi m 230. — qwUri 6 477, Safpvri 1 183, ^fi7 1; 1I5 = A 5199, avnou
fl 121, oxvAog X 242 (vgl. die Höhle der Kalypso e 57^74, den Weia*
garten des Atkiaoos 17 122-7126).
Thiere, Thierisches: ßQi<pog (das angeborene) ^ 266, Ifkßifvov
(das nengeborene) 1 245 (309. 342). — ^giov k 171. 180 (neben ^i^p),
nvnSaXov q 317. — Ivopxo? (m^o) W 147, (aTg) Ig«^ ^ 105, (uti)
lov^ag 1 60, (cvg) xXo&mig 1 539, r^a^^o^ i 239, xpidg i 447 (461), zoii^
1 73 (xo/^eog £ 81), ff^| ^ 295, iXXog x 228, 69^X17 ^ 536 = 7* 50],
attvtfixig % 161, vcrxi; £ 530, loqtiri x 446, 5t^o$ W 775. — o^veov
iV64, cxifov^og B 311. 326, ailxvttv 1 563, i^fttötog K 274, xAm^i^
«ijdoiv T 518. — fyxilvg O 203. 353, gwÄi; 0 480, Tiyd«« 12 747. —
xwoQauSxrjg q 300, Iffs^ q> 395, u%qldig ^12, %vvai»vut (flgOrlieh)
0 394. 421. — nrii^ (i 48. 175. 199.
Theile des mensehlieben Körpers: ßovßdv ^f 492, ^ivag £339,
ßgsxiiog E 586, Kgaviw S 84, TT^TfAijai^ ui 424, vffonfia M463, fyvvif
iV 212, 9>ii^ JV 546, fivmv 11 315. 324, iffttfxvViav P 136, v^^uc P524^
^ovdvÄiOi 2? 483, (ßfUMg) htivKpqldiog O 204, ioq>iqttyog X328,
siri^vi} JIC 397, wuq^ X 495, xod'Ay^ ^726, tviiva ^806, ^vg s 231
= X 544, di^^y iL 579.
Körperliehe Znstinde and Aifectionen, Kraakhaitea, Mienen, Ba*
wagnngan (anch von Thieren): loiitog A 61, nif\i^g £ 599, xwfikig Z
139 (neben «Atto^), iffoyvtwo Z 265 (yvwa B 402), aA^ofur» E 417
(Mtfl^Ofiai e 405, avakxog ^ 228 tf 114. 364), vcr^xam B 328, dfvdiU«
i 180, ^aog 1 503, ßaiißalvw K 375, fMtoxilafio JV 281, »vperoff X3I9
xamm X 467, o^e;t#im 9^30 (von Stieren), fivm Sl 4SXK 637, ßovßom^
atig Sl 532, %vqf6g ß 16, ^()^o g 481, ^naigw (f 541 {htutxulqm ^ 546),
isf^U/^te <i 11, vsfa^ T 547 t) 90, 2d/m v 204 (neben fi^om), (ftsidiam)
Ca^avtov V 302, tnMf iXT«/yofAai ^ 3.
Lanta, besonders onomatopoeisehe : Uy^i A 125, T0;{to I 911,
^«{im K 502, z^efAer/{:oo M 51, naxfikilmj^ 798, x^x€ il 470, xaf-
xo^m 3? 157, X^ofMxdog ^688, avafto^fiv^m f* 238, /^itiTH f^ ^^> ^^^
i 394, xwti^Ofio^ ff 163.
752 L« Friedllttder: iwei homeritehe WörterToraeiohnuie.
Farben: äxqog TSS, lo^^^ 1 529, yhwnog i784, ylavtuam Tn%
ini^%sXaiviaa 0 249, ifiav(^g d 834. 835, xaQorcog l 611.
Haste, Gewichte, Wertb«, Zeit- and Zahlenangaben : alie mit nxooi
vnd ixctiiv znaammengesetsten Wörter aaster ixarofißfi und ljMrTo|ft-
ßotog, a. B. ituxtoyxsiifog A 402, bMxiyMoXig £ 649, ixarofiisvlog 1363-
Bine grosse Zahl der mit Zahlen snsammengeaetsten Wörter sind
asu^ el^fiiva^ z. B. fnneuSBKadmQog A 109, h%ti%vii\\u^-JS» 733, %i-
TQeiq>aXtiQog E 743 = A 41, iweaßoiog Z 236, IvdcxairiTXVff Z 319 =
6 494, e^vorwxcff 1 470, sMvri^xovTO/voff J 579, r^Mfroi^^ X 473, tct^-
^ilvfivog O 479 =^%l2^y dvoTtauixoclntixvg O 678, htxanodf^ O 739,
dvmxaictxotf/fUT^og ^264, dmdBxaßoiog ^703, ti66agaß(H0g 9^70&,
s^vrcrere^»/ 115 usw., wvyovaiog x 517 (A 25). Desgleichen nicht we-
nige Cardinalaahlen, ala XQH^xovra B 516 = 680 = 733, oydmxovttt
B568=652, iwBonXoi nnd dexa^aei £860= i5'l48, xQtaxiUoi 7221,
iw&ixatdiKa i2496, nevtriKOöioi / 7; nnd fast alle Zahladverbia: Sau4
mir f» 22. 350 (mx^aita^ 9349), dlg »491, t^lg sehr oft, vexi^xtg «306,
mvidnig bis oxtantg gar nicht, dvaxtg | 230, dsKaxtg nnd eixoffaai^
1 379, nivta%a M 87.
Theile von Gebinden (sämtlich vom Palast des Odyasens in der
sweiten Hilfte der Odyssee mit Aasnahme von ineg^giav ff 90): iplta
^ 221, avTfiaxig v 387, oqoo^vQii % 126, Ictvfri % 128, 0^091} % 298,
^log X 442. 459. 466.
Verrichtungen, Kflnste, Handwerke: Öifpamll 747, ^€^pi»t'^48.
(ßtibprjitog v 2.« 142), xonqia} q 299, xoq{(o v 149, ^alvm x 423, n^-
xoiiog J*387, crxtnrorofio^ H 221 , fynoqog ß 319 o 300 {iiiitoldofULi
0 456), X9^^^iK^<>^ y 425**), xafitvo» tf 27, «o^fifvff v 187-
Gesang, Spiel, Gesellschaft, Zauber, Feste: Vfiivaiog Z493, livog
i?570, aörgayalog <P88, tjtnod^Ofiog 9^330, n^fti? ^669, 9Mr>li7 ^
635 O 206, naXaiaiAoavtni W 701 O 103. 126, neöüog a 107, ßfftaqikm
^ 250. 383 (;i;o^o»t;7r/i} Sl 261 ; ;i;^^£vn7$ kommt nicht vor, xvßtßxan
und xvßunrjrriQ mehrmals), licxfi ^ ^^9 inamÖii x 457, daAvtfm
i 534. Ein religiöses Fest das mehr als bloszes Opfer wire wird
sonst nicht genannt, ausser das Fest des Apollon in der Odyssee, oor
hier Io^ti} v 156 tp 258 (vgl. aber diese Stellen Bekker in den Monats-
ber. d. Berl. Akad. 1853 S. 651).
Gerfithe, Werksenge, KunstgegenstSnde, Waffen, Kleidung, Fahr-
aenge, Oberhaupt Werke menschliches Fleisaes, nnd deren Theila:
totodoxti A 434, oniqxa B 135, ovqoI B 153, xdicti 8 434 = d 40,
huditpQiig K 475, xv^öxtg A 640, ^ai^g M 459, a<pevd6vti N 600,
ivexii S 180, ßliJTQOv O 678, (piQXQOv £ 236, fpQiut^ O 197, ^Qova
JIC441, «ftTTvl xBXQVtpalog avad^fti; X469, q>idlfi ^243. 253. 270.616,
yl'^vea Sl 192, dovpoddxi^ a 128, SyxitSx(fov d 369 s= f» 332, axuXitov
9 236, xdlnig ri 20, taxoniöri (i 51, Tcqm^ (n, vtiyg) (i 230, Cipüas
355) Homer bat xp^ao^oog nnd x^^^vg, aber keine Benennongoi
für Silber- nnd Eisenarbeiter. Ueber die relative Seltenheit des Eisens
ond Silbers in dem homerischen (Bronae)seltalter vgl. man Grote histoij
of Qreece II S. 192 Note 2.
L. FriedUiider: iwei homerische WörterverseichniMe. 753
^ 231 <i 394, üd'fitov a 300, kafimtJQ er 307. 343 r 63, rZoTvig t 28;
Xvxvog T 34, nvsXog t 553, SQvo%og r 574, yco^vrog tp 54, %6Xlo^
q> 407, GzHln'q q> 422, %BiQlg m 230.^)
Diese so sahlreichen BenennuDgen vod Oegeostfiodeo , die nar
aasnahmsweise , namenUicb in Gieichnisseo berührt werden, lassen
eben so sehr die BesohrSnktbeit des Gebiets inne werden, innerhalb
dessen beide Gedichte sich bewegen, als die Fülle nnd Manigfaltigkeit
der Vorstellnngskreise die aaszerbalb dieses Gebiets liegen, ohne dem
epischen Zeitalter deshalb weniger bekannt zu sein. Zugleich eröfTnel
sich hier eine weite Perspective auf den Umfang und Reichtham der
epischen Sprache, der für so viele, verschiedena, weit aaseinander
liegende Gebiete stets eine Fülle bezeichnender Ausdrücke zu Gebote
steht. Die Bewnnderung dieses Reichthums muss sich steigern, wenn
man gewahr wird dasz sehr hinßg für jeden Gegenstand zwei , drei,
anch mehr synonyme Bezeichnungen im Gebrauch waren. Bei selten
erwfihnten Gegenstinden sind dies eben so viel Sna^ el^rniiva, Daza
gehören die nfgiyXayisg niXkat i7 642, wol nicht sehr verschie-
den von den yavXol und öKatpCdeg i 423. Reif: mlßri e 467 (al^Qog
§ 318) , na%v7i g 476 (vgl. vv^ ntfyvXlg ebd.). Schlamm : aqn)6yei6g
A 495, iXvg O 318, adk <Z>321. Hirschkalb : xe^tag K 361, iXXog z 228,
ähnlich nqol q 295. Schmutz : XvfActra A 314 3 171 , ^vsr« t 93. Erst-
lingsspende: 9vfiXai 1 220 (vgl. Aristonicus), ä(^(iaxu £ 446. Schiffs-
sierate : wqv^ßa 1 241 , aq)Xacza O 717 (einige Scholiasten erklären
beides durch ixqoazoXta). Faden: firJQiv&og ^ 854. 857. 866 ff., fiip-
lug X 23. Uetanbter Ast: itzog^og ^ 128, ^uXXog q 224. Bissen : i^ofioff
i 374, uKoXog q 222. Wolle krämpeln neixsiv a 316 (sonst nur^HQti —
XotUog ns^ctiiivTi ^176), ^alvsiv % 423. — Vor wand: nq6q>aCig T262.
302, iittcitairi q> 71, (ivvri q> 111.
Ueberhaupt ist nichts so geeignet von dem Reichthum der home-
rischen Sprache einen Begriff zu geben als die erstaunliche Meitge ih-
rer Synonyma. Ich kann auf diesen Punkt, dessen monographische
Bearbeitung eben so dankbar sein würde als sie für die genaue Kennt-
nis der homerischen Sprache unentbehrlich ist, hier nicht nfiber ein-
gehen. Wenn aber neben 6inem oder mehreren gangbaren Ausdrücken
für einen Gegenstand sich ausnahmsweise ein weniger gebr&uchlicher
findet, so folgt daraus in der Regel keineswegs dasz dieser aus einer
Jüngern Zeit herstamme, sondern nur dasz wir den Wörtervorrat die-
ser Sprache sehr unvollkommen kennen, da der Zufall, der nns hie
und da mit einem seltener gebrauchten Worte bekannt macht, uns ohne
Zweifel eine bei weitem gröszere Menge vorenthalten hat. Bei einer
Sprache, die für jede auch noch so geringe Abart der Gegenstände und
Erscheinungen, für jede Nuance der Vorstellungen und Begriffe eine
eigne Bezeichnung besitzt, können auf einem ziemlich eng umgrenzten
356) Manche Dinge dieser Art werden auch wol zufällig mehr als
dinmal genannt, wie %QvctaXXog in einem Gleichnisse ^152, ausserdem
i 477; %taavßiov i 346 £ 78» 52 usw.
754 L« Friedlinder: swei honerisehe Wörter?erieichiiiese.
Gebiet nur die wenigsten dieeer Synonyma inr Anwendvng fekomaea
sein und von den angewandten viele nur Einmal. Mitunter siebt man
wesbalb die einmaligen Ausdrucke gewählt sind. Wenn Glieder ge-
wöhnlieh iiiXea und yvüc heiszen, so ist es natQrlicb nicht saflllig
dass einmal S'^ea gebraucht ist von der schlafenden Penelope d794
= C 189 evde d' avaxliv^BiCa^ Xv^ev 9i ot aiffta navta. Dagegen
ist dunkel warum in dem Verse J7 856 (= X 68. 362) t^Z^ d' i% }t'
^iav xtaulvri ^AiSoöds ßBßi^xit das sonst nicht vorkommende (i9sa
gewählt ist. Warum nur E 587 a(ia^og steht, nicht das sonst abliebe
^dfia^ogj wissen wir durch Aristarch (Lahrs S. 128). Dass düntog
(öfter) sich von aoXog (nur 9^826. 839. 844) unterscheidet j ist ofTeD-
bar; wie, darüber waren schon die Alten uneinig, s. Nilzsch Anm. i.
Od. II S. 192. axv^g statt dbuxg und kvtkXXov nur £ 112, weil aacb
Athen. XI 498' tm axvfpu xal xm xiaavßltp xmv filv Iv Hörn %al fu-
tglmv ovdilg i%g^ro, övßmon öi xal vofuig xal ot iv aygm. Feinere
Unterscheidungen sind unklar oder unbekannt. Wir wissen awar wie
sich xäfia (nur 5^359 a 201) von wtvog, aber nicht wie sich von den
oft gebfauchten Wörtern des Schlafens und Ruhens (nfdo» xad'Bvda
daQ^avcD lava atca acoviat Klb9 x 548 xoifiaofiai) xvdaöto nntersobei-
det, das nur Einmal von der schlafenden Penelope steht d 809 ijdv iidla
xvtoacoviS* iv oveiQilyöt nvXrjCt. Und so wir*d es in vielen Fällen
unentschieden bleiben, ob dem seltnem Wort vor dem hfiufigern der
Sinn, der Vers oder der Zufall den Vorsug gab. Oefter ist wol das
besondere statt des allgemeinen gesetzt, wie wenn iXa<pfiß6Xog (aar
2^319) statt ^(M/r^9 steht (ilber xwrjyirrjg s. unten), statt Sundog
Einmal fi(ieQig e 69*09 ^Qfi^onf kommt 9, 1 mal vor, v^Qog nur B 723
(die Schlange die den Philokteies bist) , otptg nur M 208 Tgckg S
iQQfyriCavy OJtoag Mov aioXov oq>tv, doch ist dieselbe Schlange V. 203
dgaxfov genannt worden. Vielleicht ist auch hier Sgaxmv der allge-
meinere Ausdruck, wie aXoigyq allgemeiner ist als axiag das nur gf 178.
183 steht "Ol wogegen drjfAog ebenso hluRg ist als aAoc^if. Bettler
beiszen in der Odyssee (in der Ilias kommen keine vor) gewöholich
aX^ai^ aXfifioveg und mtoxoi^ dixxr^g steht nur d 248, ngotxxrig aar
Q 352. 449 9 intaxaxrig nur q 455, ayvgxtfg kommt nicht vor, aber bloss
snfilfig, denn äyvgxaisiv steht % 284. .Das untere Ende des Laozen-
aebafls heiszt in der Ilias dreimal ovgia%og^ öovQonijQ nur £153: fder-
tpog steht neben SaiCBdov I, 9 nur e 249, vnodfifia nur o 369 (fast ge-
nau gleich ö 361) neben niddov. Obwol das erstere in der spitem
Sprache gewöhnlich ist, hat man schwerlich das Recht es far jflager
SU halten. Und wer möchte sagen, warum cximXog (neben nit(ffi)
nnr in f» (aohtmal) vorkommt und sonst nirgend, obwol dort von des-
selben Felsen beide Wörter gebraucht werden**)? Von Adjecti^en
357) Ein Agathoklea bei Eastaihloa verttand aorar dArnntar lex^o-
ipXoiog xal xttgnotpoQog dgvg. 56) «p 178 ix dh 6tiatog h»**
ydfav XQOX0V ivdov iovtog^ I otpga vdot, MX«owe«, imxgiovtH ^Xoi^f
%%K 50) » 70 nixgn r^ Xig,iazi, aM^f^M»^ tixviä' | iÜ€4f d fr
pnoniXip iaxl 9niog ^SQondig,
L Priedllnder: swai honeritelie Wörterrdrctt^lmisso. 755
erwikne ieh aor huivöuif (nar n 454) neben dem melmnaligen ^w^
tffiöiog y 316= o 13 neben ailio$ 18,2. Andere synonyme taw\ 6i(nf'
lUvuy bei denen die Vermutnng späterer Bntatehnng nabe liegt, werden
anlen erwähnt werden.
Wenn also ein Hauptgrund ffir das häufige Vorkommen einmali-
ger Ansdrflcke in der Beschränktheil der Gebiete liegt, anf denen die
beiden Gedichte sich bewegen, also durch den Gegenstand bedingt
ist, so ist ein sweiter in der epischen Sprache sn snohen. Was
ist auch natQrlicher bei dem unergrflndlichen Reicbthum, der unend*
liehen Wandelbarkeit nnd Bildsamkeit dieser Sprache, alt dass im
Flusse des Gedichts durch den Drang des Augenblicks mittels Ablei-*
tung und Zusammensetaung aus 6inem Stamme eine Menge Yon Formen
hervorgeht, die Ausdruck, Ton, Vers und andere Veranlassungen nur
Einmal fordern und nicht wieder? Ich will dies auerst an den Zusam*
mensetsungen nachweisen, dann an den Ableitungen.
Bei den unsäbligen Verhältnissen nnd Beziehungen, die durch
Zusammensetsung mit Fraepositionen ausgedrQckt werded, seigl
sich am schlagendsten, wie gana Tom BedOrfnis des Augenblicks die
Bildung solcher Composita, wie gans von der Natur des Worts oder
Tom Zufall ihr ein - oder mehrmaliges Vorkommen abhängt, y? 116
enthält drei äna^ f/^fiiva: xoXXa d* ivavta xätavta fta^avtä
X8 Soxiiia t' ^X^ov, auch Ivavta T 67 kommt sonst nicht vor und
ttvra ist doch so häufig. Die von sehr gebräuchlichen Substantiven^
mit einer Praeposition gebildeten Adjectiva anf -fog (sl daräber Lehrs
Ar. S. 134 und Nitzsch Anm. s. Od. Bd. III S. 47) werden grosxentheiU
Sna^ €l(ffl(iha sein, wie (urafuif^iog £ 19, htOfAgfiktog H 267, smtt«-
X^iviog 1 457, wui}(f6q>iog 1 640, %ata%€tl^tog A 439, assoOvftiog S 261^
iivoöiog n 260, heiVitpQlötog O 204, xato^iadtog ^431, ^LetaÜiftw^
d 1^4, noxidoquuog i 234. 249, iv^fuog v 421, huiUpQiog o 51 es: 76»
vnox^tqwq 0 448. Die mit Fraepositionen ohne Veränderung der Foxm
lusammengesetzten Verba sind so wandelbar, dass sie nicht blosf
durch Tmesis immer aufgelöst werden können: mitunter ist sogar
sweifelhaft ob Verbum und Fr^ep. au ^inem Worte verwachsen sind
oder nicht, wie bei (U^fäleov A 269 (s. das Verzeichnis). Manchmal
ist Fraep. nnd Verbum nirgend zn 6inem Wort verwachsen, wie bei
tfvfi-Wswio, tfvv-a^tftfm, tfvv-f^c/dc» usw. Ich habe die mit tfvv (£vv)
zusammengesetzton Wörter gezählt, es. sind deren gegen 60, damnter
aber mehrere Verba die nur in Tmesis vorkommen, so dasz nicht
einmal 50 wirkliche Composita fibrig bleiben. Von diesen sind 17
Spsa£ elQtifuivay also mehr als ein Drittheil: ivviilxoci £ 98, Swlifs-^
0daii}27O, ivvo^'^iv ^330, avyxvqösiav 9^435, OvfifiiprMratftei
K 197, avfmlatayriöBv W 102, cvfMptqvr^ JV 237, Cwaiwto <Z> 508,
tfvvexXpv£ov iV 722, ifvvßox/iog ^3*465, öwintf^ev E 902, öwiifi^og
£32, CwtoqffHKxa^ d 137, avvBC%a&t9q J?96, ^vi^pffvvi} 2C261, tfv*
vi^ifOi ^ 299, cvvTQug 1 429. Bei allen diesen Wörtern if t es entwo-
756 L. FrMttiulor: swei homeriMbe WörterreneiehDiMe.
der zaßlllig oder natflrlioh, dass sie ner Einmal YorkomaneB, nad das
wird wol von Wörtern die mit Praepoaitionen zosammeogeseUt siod
iai aUgemeinen gelten.'^) Wörter die mit swei oder mit mehreren
Praepositionen zasammengesetzt sind, finden sieb wol gröstentheils
nur Einmal, weil nothwendigerweise die Veranlassang za ihrem Ge-
brauch am ebenso viel seltener sein mnste, als die Beziehungen die sie
ausdracken specieller nnd besohränkter sind, also iaiwcaßalvo selte-
ner als nataßaLviOy VTUXTC^oqim seltener als ngogim usw. "Aita^ il^}-
liiva sind : iTtavüstfifii B 86, i^wtavlarriiti 267, TtQonad'C^a 463^ i^ano-
Uofittt E 763, BlaavHfu B 423 , €Cfiq>i7Ci(fiaTQaHpaa S 348, TtagaKota-
UyofUit I 566. 664, iftefißaCvoo 682, öu^egiofiai K 432, intn^ialla
A 628, vffclavadvQ N 362, Tti^vki^ita ^316, iml^a'kia^^cti 0 160,
i|av/i7fic £ 471 , ixnazciTcdlkoiiai T 351, ilcmoxlvm <Z> 412, mr^xora-
ßilXn W 127. 683, wuTUSd^m 292, TtaQeiatQwpsvyoi 314: inTCQOwlki
ß 400, i^anoövvf» b 372, vJcexiCQOQiG} ^ 87, VTcexnQokvm 88, a^ipiiua^'
exig>fD ^ 176, anoTtQOfiafivea 476, ixjtQoXeincii 616, lUsavayto 629, ^^-
Tcmi^yvviu X 98, i^anoßcclvm fi 306, inoTtgoelciv q 467, i^cntovlia 1 387,
i^aipatgim % 444, iaxaxaßctlvoa m 222, omsxlttvd'dvai 394.^') Ich hätte
hier und öfter im Verlauf dieser Abhandlung nicht nöthig gehabt die
Beispiele so zu häufen wie es geschehen ist; aber es ist eine Freude die
wimmelnde Fülle nnd bunte Manigfaltigkeit der zahllosen Bildongen
zu betrachten , welche diese herliche Sprache spielend geschalTeD hat.
Anch unter den mit den untrennbaren Partikeln a-aQir
ivg- igt" tä- i^fü- vi^ zusammengesetzten Wörtern finden sich sehr
viele Sica^ ei^fiiva. Von den sechs mit ^fu- kommt nur fnUovog (vnA
flfjuovsiog) mehVmals vor, von den sechzehn mit dvg- neun nur Einmal.
Dasz die Zahl der mit a privativum anfangenden Saue^ el^[».tva sehr
grosz ist, bedarf keiner Auseinandersetzung. Ich schreibe einige Bai-
spiel eher: ayovog — a/orfto^ JT 40 , &ßkrp:og xal ivovxatog. A ^M
(aovTO^ £636, avovxtfxl X 371), a^^i^rm^ — iviatiog I 63, flfgwAog f^
xal illotpog K 258, iX'qiog — ixxtjiiav I 125 f., avaitotvov A 99,
oxotffiOff B 213, a^pvUog 425, ävcdficuv E 342 usw., avil(uov y^ 348,
axolog 6 221 , aeXni^g e 408, axovgog rj 64, ivciwftog O 552, aCiyrjS
1 110 = fA 137 usw., afUXifOiTHiig B ^12, axgtxofiv^og 246, ixifi^oq^k"
log 868 usw., acjijftavros X 485 , aTCOff^og M 11 usw., avi^tÜM^tog
360) Haupt (8. 100) hSlt es nicht für zufSüig, dasz %tit»Bv9iiv^^
dinmal in der Ilias A 611 steht (in der Odyssee fünfmal), während sif
evdsiv aOmal hat. ^ Ich halte dies für ebenso znfällig als dass «'^j'^ y^'
ZOiuxt nur A 95, avsaxBvdz^^^ iiur K 9 steht, ani^x^(irj<S8 nur ^ ^*^
(von der Beleidigung des Achilleas, die sonst stets durch das ^["'P.^
bezeichnet wird): wenn freilich aach keins der angeführten Bcwp»«»
dem Falle von xaf^evdsiv völlig entspricht. Das einmalige Vorkommen
von vnuQz^iv a 286 und htizeiQBiv 386. 305 (s. Spohn S. 178 f.) kbnoM
nur befremden y wenn diese Verba schon die später üblichen Bedentno^^
'zu Grunde liegen' und 'unternehmen' hätten; aber jenes heisat '^Jf^^^
dieses 'Hand anlegen*. 61) Man sieht wie wenig richtig es is* ^*
Spohn (8. 168 u. 179) die beiden letzten Verba unter den Indicien spa-
terer Entstehung dieses Stückes aufführt.
L..Fri««yiDder: twei iM^meriseke W(Mer?erseiotat88e. 757
t.439^ ini^lfisog % 399, invi^ünog l 964, ivtamatog k 274 usw., avi^-
wcrogn HL Hierher gehören aaoh die mit angebiicheiii a inlen8i?an
sosammeiigefletzleii ußgofiot iHa%oi iV 41 ; ^ vielmehr ist anselirei s«
vergleichen mit nnmenech unthier onwetter, ond wer ihn anestös&t
heisftt Grieohiach aß^fiog afla%og* (Bekker Monataher. d. Berl. Akad.
1857 S. 180). Dasz die meisten mit Z/ihl Wörtern sasammengesetzteo
Wörter ana^ el^f^iva sind (so wie die Zahlwörter selbst) ist bereits
bemerkt.
Am unerschöpflichsten erweist sich der Reiohtham der epischen
Sprache in den mit Nominibns zusammengesetzten Wörtern. Zum
grösten Theil sind es Beiwörter. Ich kann aus der Menge der hieher
gehörigen ana^ BlgTjfiiva nur einige Classen bezeichnen. Besonders
finden sich solche da wo die Leidenschaft im Moment den entspreohen*
den Ausdruck sich schafft, der folglich sonst aberall unangemessen
sein würde,- also in Ausrufungen und heftigen Anreden: JvOTUtai —
ywatfiavig^ rJTCBQomvca r39=iV 769, w»z*tfi7tA^cr E31=4ö5, juHo"
ni^aalXog E 831. 889, naffitvonZna A 385, afiaQjosjtig JV 824, övca-
QiOTOToneue Z 54, dvOfirfteQ '^ 97- Aber wie viele andere noch haben
nach apgenblicklichem BedQrfnis sich zusammengefügt, und wie oft
ist das augenblickliche Bedürfnis ein einmaliges gewesen. So wenn
Kirke die Gefährten des Odysseus dia^aviig nennt fi 22, Priamos den
Acbilleus naidoipovog Sl 506, die Schiffe die Paris nach Griechenland
fahrten aQxiiuixot heiszen E 63, der Kyklop avSQoq>ayog x 200, die
Dioskuren ixs^ftjfieQOi X 303, Asieropaeos Ttegidi^iög O 163, Zeus Iris
mahnt nicht rl;8vSäyyskog zn sein O 159, Theano Pallas als i^fvclnvo^
hg anruft Z 305 usw. *") Die meisten dieser Wörter könnten aller«
dings öfter vorgekommen sein nnd eben nur der Zufall hat es gefügl
dasz sie Einmal stehen. So steht von den Beiwörtern des Asopos ßa^
^öxoivog Isx&toifig A 383 das erste nur hier, das zweite noch J3 697
(von der Stadt Pteleos) ; von den Beiwörtern des Herakles ^qaöviii*
livovu 9v(ioXiavta E 639 das zweite öfter, das erste nur noch in der
Wiederholung dieses Verses k 267. Beispiels halber erwähne ich fer-*
ner folgende aTta^ elf^fiiva: noktonQoragxyug (vigowag) B 518, (xi}-
(fV9ia) aöwßo€iri}v A 701, akiovosq>i(ov (^fpoonctanf) d 442, idcnatge"
qfitov (alyslqmv) q 208, ^fiodoxijg ((iv^og) d" 185, ^[Mffiia (z^fun«)
ff 389, Ttkirfiiaxiog {pigog) kl = (i 149: die ungemeine Menge dieser
Sma^ ^IgTifiiva beweist ebenso sehr dasz der Zufall uns nur einen ge-
ringen Theil der gleichartigen Bildungen aufbehalten, wie dasz er das
Vorkommen der einzelnen herbeigeführt hat. Sie sind so leicht und
natürlich gebildet, dasz man sie auch bei Homer Öfter gelesen zu ha«
ben meint, wie öaniancikog £ 126 (iyxicTtakog 3, 0), axc^acxojcii/g T
39, Sokixsyxi^g 0 155, Ttvxiiitjdrig a 438, aks^avsitog § 529, iukay%QOi^g
ft 175. Manche solche homerische ana^ eigtiiUv« sind in der spatern
Sprache sehr hfiufig, wie iki^lxanog K 20, 7U)VQ(n(f6g>og i 27, siay-
yiktov I 152. 166. Dies beweist aber keineswegs , dasz die Stelle wo
302) Man vergleiche In Bebers Index die Composita mit ^olixo- s^^
tigV' xalki' «axo- vto- nav- «oZv- lavv-.
758 L. Priedlittder : swei teamMho WftrUrvanekhwM.
dergleichM Wörter stehen erst in aaehhomerieeher ZMt eatataadea lei:
▼ielaiehr kOnnMi wir eie höchstens als in der honerisehen Zeit sei
febildet ansehen, so dasz ihr Gebraneh erst nach Homer hinflger ge-
worden wäre. '--<- Die mit Nominibns zasanmeDgesetsten Verb« sBd
Snbstantiva sind swar bei weitem' nicht so sahlreieh nie die AdjeetiTi,
doch sind nach ihrer nicht wenige, s. B. ßovq>ovin H 4669 tfr^i^i-
viw n 792, TV(ißoxoi& O 333, ivdifuyQUt S ö09, vAoTOfM)^ ^ 114. 133,
iiQfuttifO%iif ^605, diaitovQa <P'523, ofiayiQWv !F79l9 miiffiti^g SIW,
liOixayQUt ^ dS% atiKonoQog q 224.
Unter den sussmmengesetslen Beiwörtern sind nun sehr Tiele bei
denen der eine Thei! der Composition fest bleibt , der andere naeh Um-
standen wechselt ohne dasx ein wesentlicher Unterschied in der Beden*
tnng eintritt Mitunter sind beide Formen Snta^ e/^fi/vo, wie die Bei-
wörter des Widders nifyiaifiallog F 197 iaCviucXXog i 425. In diesen
Fell hat des BedOrfnis des Verses die Wahl entschieden nnd so in ▼ieleo
andern. iQiaxitpvXog nur »111. 358, noXv^agwlog nur B 507. 537; iv-
aiut(fifu^ nur N 31) 9roli;<rxa^fu>^ nur B 814; siifVi^i^Qog nur (P 141,
ttalliQk^ifog nur «107: an den Stellen wo die mit Consonaaten. sefan-
genden Wörter stehen wird der Hiatus vermieden, evlü^uofv nur 6 607,
ßa9vlii(iog nur 1151=293: hier ist derConsonant zur HerYorbringnog
der Position erforderlich. Um nichts verschieden sind die Falle wo du
eine Wort sehr oft, des andere nur öinmsl vorkommt. Es heistt/vd^iffoy
ino nv(^mv M 154) ivdfiiTTOv iid nvifyov 11 70O9 IvdfMfrovg ino itv(^
^Fov^ Xl95, sher U^aö^m fCB^l aatv 9tod(iiqxnv iaü fcvgy»vSbl9»
Das Beiwort ffvxoiiog haben Leto, Briseis, Helena, Tbetis, Athene, Hers,
Niobe, der Versscblnsz ^vtcofioto steht 15, 2mal, fUtXkutofioio nur Saal
KaklatUdog neQt%€icato KalXinofAOio / 449, 'EUvfig ni^ lurXlisofMMO
0 68. Wie oft itmv^f&idsff ^A%ciud vorkommt, habe ioh nicht gesihU:
ist es aulTaUend dasi der Vers nur Einmal xaXnonvf^iuitq gefordert
hat? of di «' ayaaaafuvoi %aX%o»vtiiudeg ^ji%auUH^L ifupiffvtog
hat die Odyssee als Beiwort von Inseln viermal, aber fQr den Gebraseh
von ntQ£Q(^og yrw nur r 173 Gelegenheit, wo es von Kreta heiixt
%9tl^ «uxl TdsiQaj mglQifwog* Fflr den Fall dass das mit dem Cosio-
nanten anfangende Wort oft, das mit dem Vooal Einmal vorkomat,
fahre leb an iuiXUx(fi%tg tmni 12» 3 (darunter tweimal in ^)j •^0'
ivTQiXig nur ^ 13. 301. 361; X€t%vnmloi 11, 0 als Beiwort der Daaaer,
atolinmlo^ nnr F 186 als Beiwort der Phryger; nalXUsfpvifog steht im
Homer fOnfmal, ivc^Qog erst in den Hymnen nnd bei Hesiod. MiUia-
ter hat offenbar der blosse Zafail gewaltet, wie wenn MxXlaüm'if^
4, 2mal, linagonloxttiiog nnr Tl26 steht; der Tod 2, 6mal rmmj^^fV^
heisst, X 836 dvtfi^lc^^^ (sonst nur dvcr^Uyiog noXiiioio T 164); areon
es A 61 helsxt ßÜog ixauvnig ipuig und A 129 ßilog ixtffsvnig o^v-
MV, nnr A 846 o^v ßÜog m^innm^* Wobei man freilich die Wts-
delbarkeit des homerischen Textes gerade in aeqnivalentea Wdrtera
nnd Formeln nicht vergessen darf, und dass wir nirgend auch oor cibo
Art von Gewisheit haben, jede solche Stelle in ihrer arspraaglicben
Gestalt sn lesen. Manchmal hat auch der Wolklang entschieden, wie
L. Friedllinder: swei homeriselie WörleryorEeichniBsö. 759
wem Zens, der so oft vstpelriyt^tt Z^g beiezt, 6ional 6xBQ(mrfyB(^h:ct
genannt wird: %ivrflri nvniv^v vig>iXfiv (trsQtmriyeQha Zevg II 398.
Vielleicht anch ^99 wo angtccTriv avaTtoivov steht, während vi/-
noivog 0, 8ma1 vorkommt.
Bie jetzt habe ich Gomposita angeführt, deren zweiter Theil fest
bleibt; non noch einige wo der erste fest bleibt. xccXxoxlT(ovig heiszen
mehrere SfSmme, besonders die Achaeer, es kommt 31, 2mal vor;
Xalxsod'(OQfiK£g nur Einmal: Cvv ^' IßaXöv ^ivovg^ avv d' eyxsa xcrl
liivt^ iy8Q65v\xaXiuo^(öQT^iiwv z/448 = B 62; dieses bat seine Stelle
am Yersanfang, jenes am Versscblusz. Zeus beiszt so oft iQiyöovnogj
nur N 624 iQtßQBfiixrig; Troja fiinfmal BvxBixBog^ nur H 7). av7tv(fyog;
noXvfiriXog 5, 0 {svfArjXog nur o 406); noXvQQtivBg nur I 154 = 296,
TtoXvQQfivog nur iL 257, JtoXvagvi nur B 106.
Schlieszlich noch einige Beispiele wo das einmalige vom mehr-
maligen sich nicht durch abweichenden Stamm, sondern nur durch ab>
weichende Formalion des zweiten Theils unterscheidet: ßa^vQQOog 3^^^
ßa^Qqstrrig nur 0 195; evmjKiog 3, 1 (von Haus, Zelt, Gemach), «v-
nr]yrjg nur g> 334 (vom Gliederbau des Odysseus); ivKztfisvog 18, 15,
nur B 592 ivKtirov AItcv; inTißoXog 9, 0, nur A 75 e/MxrjßeXixao
Svttxvog.
Naehdem gezeigt worden ist wie sehr hfinflg ans gebräachlichen
Theilen dnrch Znsammensetzong ana^ BlQrjfihct entstehen , ist noch za
zeigen dasz nicht minder hflnflg ans gangbaren Stfimmen durch gelfinfige
Endangen abgeleitete Wörter nur Einmal vorkommen. Hier nicht minder
als dort ist die einzeln stehende Form aus dem Bedürfnis des Augen-
blicks hervorgegangen, and ich kann das Zuflllige der Erscheinung
ttberatl nicht anders beweisen als indem ich zeige dasz sie bei allen
Arten von Ableitungen ohne Unterschied auftritt, also keineswegs als
Ansnabme betrachtet werden kann, anf die irgend welche Bedenken
aioh stätzen lieszen. Ich zfihle nnr solche Einmal vorkommende De-
rivata auf, deren Stfimme entweder in ihren' einfachsten Formen oder
in anderen Ableitungen sich bei Homer öfter (mindestens dreimal) fin-
den^ wenn anch die Form von der die angefahrte unmittelbar abgelei-
tet igt bigweilen fehlt. Dasz Homer ivvofUri hat (nur q 487), aber nicht
vo^LOg^ bemerkten schon die Alten. Desgleichen hat er evnXoiri nur
I 363, aber nicht evnXoog; Tego^fän] nur B 588, aber nicht ngS^fiog;
a^jüico (nur H302) nnd aQ&fitog (nur n 427), aber nicht ag^^g;
aqxico (nur Z 322), aber nicht ufpiq; ayvgTa^oi (nur r 284), aber nicht
ayvgvrig; negatoa (nur (d437) und avzmigaiog (nur B 635), aber nicht
neQaiog nsw. Bei der Aufzahlung der abgeleiteten Snal^ slgrifiiva habe
ich mich der Uebersichtlichkeit wegen einer sehr rohen Eintheilung
bedient, nemlich die auf gleiche Silben auslautenden Wörter zusam-
mengestellt, meist ohne Rücksicht auf Verschiedenheit des Accents,
der Ableitung nnd der Bedeutung.
Jahrh. f. cIass. Philol. Soppl. Bd. III. Hft S. 51
760 L. Fri©d«iiid«r: BW6l bomeriBeli« WftrlcrTewelcliiiiise.
1. Verba: «9»© Z322, ylavniatö ri72, hv/Jc^väcd y 383, «-
IfixxtfCD e 244, 6i^f«m k 684, diuXuim q 699, fBvetaa ö 176. 269, 9ttk'
niaoi t 319, ^vat» v I9b^). ,
Itwxov^^w £ 614, aQ^fUm H 302, xvxAicD ir332, aq>Qim A 38J,
|it 406 ^ S 304. , . ,
vi^t«X«5a) X 502, XaßqtüO^iMi, «F474, roJfVM ^855, alfr^wo
fl 104, xi?^£i5a) ft 124, ^BQcmtifa v 263, nofiitsva v 422, ^lypftJö) ^ ^•
aiXftafcö J 324, «iraMJxafa) /f 372, öe/Jafofiai Z 167. 417®), «^l-
xaj:a) 9 131 (^(raf© M 435 Ä 607), ^iTcrafo} S257, ayxafo^«* P722,
tiatatofiai ^ 426, «vyafofAat ^ 458, «efwrafw J 412, f**yafo/i«i^27K
iXT'voTa^ct) T 284. ,
KOTCv/^üO ß 399, f*oz^/f(ö ß 723, TC^jr/fw H 449, a/Xarfoftai A33I,
i«aylarSo|»ai 2:133, XA^a^tS« 2: 570, ffli^xr/J-o^a* a> 499, xax/ffl) fl 214,
diotvltm d 536 = A 411, öt^oyaiUfa) ö 315, KOVQltm % 185.
A*y«/v« y/ 685, ^ttv^alvm ^ 108, Aevxatvi» (i 172, Äwl*»««*'®
£602.
/}aOvvo> ^ 421 , ev^vo ^ 260.
axaklm N 27, m>ix/it^(o £ 590, aA>U()9 v 27.
nivvaaG) ^249, ay^coaaa) « 53, ipaQiiicom y 393.
XaXiffrw d 423, ßa(fv»a JI 519, ßißQfi^a A 35, d/dt/jü* >^ 10^-
IL SubsUntiva. 1. persönliche: xw<»^»*Jff ^ *^» ^^^^''^^
Z 114 (To£oTi?ff ^ 383, Tol^vTiiff «P 850), h^vm^z N 382, ^ttojav^'
ct^g P 577, naQaißaTris W 132', t/;«i;(rri/g Ä 261, «tfwjJoaJrij« Ä 701;
ijfitixoL H 384. ^ ' « 1
a«£ai?TiJ^ H96, Avtfcri^iyV S 299, fiyri}^ I 443*'), oZctij^ -ilHj
äifgilTii^ r 396, a^w«XT»?> Ä 262, idaiovrij^ /J 292, a^lfßn9 ^ ^^
olvwtoiiiQ ^ 456, VTtodQKiaxiqQ 0 330 (jSofij^ 0 50^, ^^^^ 9^ ^^*
atptitmQ 1 404, xaXijroo^ iß 577 {kqLaxnq 0 427), lisafivvYaf ^ ^
9)0^£i;g Z 566 (^TtSQOTUvg l 364).
xavair£i(»o ^ 342 = M 316, dfii^m^ £259) d^^£»^ 1^ ^
«iler^/i? V 105.
363) Bekker Monatsber. d. Berl. Akad. 1853 S. 648 nennt dvia 'ein
unerhörtes verbum*. Aus der Analogie gebt es aber nicht herans, i^c-
der der Form noch der Bedeutung nach. 64) Spohn S. 177 »»f^^'
finde sich kein hiemit verwandte« Wort bei Homer; hier ist aber Ver-
wandtschaft im engsten Sinne gemeint, denn: atSos ist sehr h^la°?-...
65) cißofiai J 242 ist ebenfalls ana^ stQrjftivov; aißag komrat oiwi
vor. ^ 66) Eust. 782, 17 (^zoga ovx otätv dn^tv* ov yuQ inn^Q^^^'
TOTS 17 Xiiig,
L. Priftdl«nder; swoi iMnertMlM WMerveruidksbsi. 761
9. ODper06Dliehe: TOfii7^335,rv9Vi}JB887,aisi|O709,f^iwii
o 404, i(poQiifi % 130, ^«91^ X 1^-
nifo^ulfl B 688, hrfioUn E 64, iwtalfi E 894, vnoi^f^ I 73,
^Aooi^ ui 673, y^uUjifti O 741 , ^OQomnäfi St 361, oiU)fi}9rtA/i} e 468,
viwtMfi ^ 253, afifixavlfi i 396, «YifJij v 143, fi^n^^OQ^iJ \ 317, o/kc»-
9eA/i2 £ 233, evriyiclti v 114, i^HLOf^fi v 76, hM%Balri 9 71, ixofiiöriti
(p 384, 9toAv/ti7X<yv^i7 if' 331, iduruMvlri lo 344, ffC^/17 (O 361, fei'/i; a>
386. 314; nodmxeltj B 792, ivije/i; P670.
»ovtfaili^ B 386, fA£ra^<n;(ra>Ai} T 301, ^tdmli^ X344, viffno^
Xiq tf 37. ,
<&r/0ffti7 (364, ^^ I 393.
^vTKMOvvri ß 181, 9)Uo9^t;vi7 1 356, f*«&i|^«iivi7 iV 108. 131,
To|oavi^ iV314, doAo^^tfvi^ 797. 112, OvvriyLOOvvq X361, Texro*
avi^ e 230, d^tfroavvY} 0 321, TtloT^xrotfiJvi; o343, atettpQoavvri h 470,
2aAi9)^o0vvi7 n 310, ixifrmoavvtj q 503, raQßoavvri c 343, xAeTTVotfvvi}
T 396, ^Civotfvvi} 9 36, crao9>potfvvi} ^ 13. 30.
fio^off ^ 27, i^ttßog K 375, svAoog y 169 ; o^ifro^ T 333, na/mwog
X 409. 447, iditvffixog q 170.
lAxiT^iiioV Z 465, (ATivt^iAog 11 63« 203. 382, ^wgj^g W 420, 9eo^>
fiog ^ 1%, ^c<Tft09 tf; 296.
ado$ A 88, vifio^ (Viohweide) ^ 480, itvyog ^543, tUQßoq
Sl 152. 181.
nliwfJQ 0 190, luftant^Q 0 307. 343 t 63.
if^qdßaa^g E 623, ^ivetf»^ j^SOl. 346. 303, naq^pwsiq Sni^ dfi^-
0($ P 476, /?oV^^ T 368, Sxßonstg e 410, zvtfig e 483 = t 443, ^ht
(Wiiobs) X 303, httc%iCtq Q 461, ovf^i^ 9 403, ^a<ff 9 391.
«v^tf w^ A 640 , /» vi7<rTf$ V 380. "0
xi^aQiaxvg B 600, 6r(fvvxvg T 334 f., daiTv^ X496, axovtiorvg
W 633, jSoiTvv; u 369, ayofftpsvq & 168^ iXawitvg i 503, ^(TTaKTt;^ 0 224,
tawotvg 9 1 12, yQcnnvg m 329.
»Ai^dcDv d 317, Ti^xcdcov 1 301, /laiUdcov t 517; xAvdcm^ fi 431.
OQfiriiui B 356 = 590, Sgiöfia J 38, üpvfuv ^ 137 (Zenodot und
Arif lophanes liLi;fia), %ivyfia E 315, ^»fta £ 683, naviia E 865, crxc-
CiM O 394, natofutviM P38, 9)Ae)rfia 0 337, x^vfitt ^ 561, i^nc ^{^891,
fUtlv(iiia Sl 93, hMfjiuc Sl 338, wpaiSfta y 374, eZlvfia |: 179, alfw d
103. 138, fu/Ai^/ta x 317, a^fMt | 446, voy\M % 349.
Ki^ßt^v S 389, ftovr^iov fi. 373; bUßa&^v o 449; iqifttxov
i 418.
9re/(T97 V 23; ßqadmiqg T 411*^; j»! % 143;'2aAxe(uv d 273.
III. Adjectiva: ^dg E 887; afiOijSog N 793, ravorog 17 589, xv-
tpog ß 16.
<TxoTiO^ Z 24, ixxeiitog K 134, «ra^ivio^ 11 180 (and [1 245]),
367} Bekker rechnet hieher auch amfOtig v 387 , wo andere x«rf ofy-
vi|«vcy schreiben. Etwas auffallendes yerroag ich weder in der einen nooh
in der andern Form su entdecken. 08) Von den sechs Substantiven
auf -oxfis (8. Lehrs Ar. S. 269) ist das seltenste vtoxrig: S B6 W 445»
51*
762 L. Fri«4liB^r: twm iMneriMbe W5rtorT«nmdmt«;
iU»^ios T 294. 409, oSoioq A 376, avitmo^ r,^^9 ji^^^ <^^
y 295y ttiNvuTO^io^ o 397, ivMWtfiog « 454, jjfovioq q 113.
ycvi^aiag £ 263**), navofupmos S 2ä0, ov^iog ^ 590, «nr^u»;
I» 231, 9L(ffivaiog Q 340; di}raio$ £ 407.
xildnog T 294^ ovdi^iog d 809; T^vyaMobg 1 437.
ytM^wg 17 324, ßacdi^iog ic 401 (viffri} ßaaiXt^g Z 193).
yiXolioq B 216 , fii/r^coio^ r 410.
9>Xo)reoc £ 745 = # 389, xvt'iog 1 373, Ivxii; fiC459, oi/eo; « 196«
/J^'T«a5T545'^. • ^ ^
VerbiUa mit BedeatuDg von GerandiveD: ovoctog 1 164, Xi}AtfTo$
liSatig 1 406. 406, xtitto^ 1 407, lAno^ I 409, dmi^oq I 526, ax«JToc
JV 115, ^nxog N 323, a^ipo^ P 37 = Ä 741, %(^6g 0 668, yiXtt^xi;
^ 307 (Wolf 1794 ayiXttata).
Verbau« nit Bedeutnng von passiven Parlicipien: o^fXTo; B 543,
t^qftog B 761, iUi&Qiittoq B 776, i^oro^ r64, mvntog Z 169, n-
»Tog S* 98, ^OTtf 2; 521 , ^g O 445, d^xog^ ^ 169, Xo/^o^ A 53K
vi^og ß 338, xXi^ttftog ß 344, mvr(t6g ^ 202, oiroOfffro^ p 296, ss^itfto^
<r 196 T 664, avXüöi6a%xog % 347; rXi^rdg gedoldig Sl 49.
0riX9rtH>g ff 351, ^lux^dvog 17 106 , 4avo; o 322, naidvog 9 21 o 338,
yaltt^fjl^g 6 336.
9^ivo$ £ 838, fAvp/xfvo^ Z 39, dsQfiativog ^ 782 = ^ 63, «i'-
^ivo; i 84, %v7ta(^(S0ivag q 340, d(^ivog tp 43; ^vSkrKfvdg iV 101
fio^tfiog X 13 (afd<fTifiO$ d 182 neben cfvotfrog), ^^cfiog f 369^
)rvfS^ftog 9C 9, MiXijkog od 279.
veapdff B 289, yiffaqog F 170 (T^ff^pmf^ T 311) '0? ^^^^9^^
l505,fiMredg A420.
X£9rraX/og 2? 571 , at;<TTaA^og r 327.
tvnSrig F 48, 9>padi2V A 354^), Bvav&i^ l 320, »oAimf^i^V
V 355, itokvav^g | 353, TU^mXi/Of}^ o 406, o^vofrXiT^g o 406, ttivih
ita^fig 0 301, €V9^o^^ t 363, JW^i^pi/^^ x ^9 noXvxfidfig f 3dK
Ti^c^xn^ o 83; fwloBiiiig H 370, AvatfocJi/g iV 53.
norqtig E 191, »i^i^ci^ A 183, ^»Oivi^efg iü 303 = 230, ^)i/<^
M 369, xoXli^fig O 389, abcriBig O 87; mx^d^i^ B 559. 646, nt^^
Fj 36, gMidifioiig iV686, d^^Ci^ X 411, fii^rideig 6 327^ |»vcidc<^
i 393; mmig V 364. 513.
indijiinv F 56 (Zenodot iXfi^funv, Jetst nnr e 191), fMCnW'^'''^ ^
360.) Geifft bemerkt dasa Homer yivva and yBvvam nicht hat. Wie
hünfig die einem Derivatnm znnftchst vorhergehende Form fehlt habe ich
oben gezeigt, ysfcij and ysviO'Xii ist häufig. 70) Nitzsch Anm. sar
Od. Bd. II 8. LIK bezweifelt den Vera aus aprachlichen Gründen, womit
wol dies Wort gemeint ist. Ich finde daran nichts aaffallendes. 71)
Curtias (8. 10) hält daa einmalige Vorkommen von ys^agog für nicht
ttnerheblicb. Ans der obigen Znsammenstellnng ergibt sieh wol das Ge-
gentheil. 72) Hieran als dem einzigen Simplex anf 'VS nimint
A. Sehnater über die kritische Benatsong d. hom. AcU. (Clansthal 1659)
8. 12 Anstoai.
L. Friedlioder: iwei homerisehe WörlerTersei«hoiM«. 763^
347, qn^iimv 776389 ^/^w 9 886, itjXtifimv «118 (a. L. dfilifiMvtg)^
imör^fiav rc «H74.
hithtaxog 6 342 c= ^ 178, ßQaCömv iS: 226, a^cr^e^ W 311,
nai^hsQog W 459. 480, ^Mltog 9^531, AoMT^g ^536 {loiCd^iog ^
761. 785) "») , fivxolxatog g> 146.
IV. A d V er bi • : vnoßXiidfiv A 292, na^aßkriSriv J 6, lUtocSQOfiaSTiv
E 80, rf*i}diyv H 262, «At;di^ 1 11, /3cdiyv iV 516, 6/iiae^iJdi;y iV 584
(nach Aristarch ond Bekker statt Ofia^i/ri/v), 7tqox(^idr(v 11 dO^y
huygaßdrpf O 166, ififiolaörfv O 364, iiAßkfjirjv X476, iiiitlriydriv
V 132.
nBquSraöov JV551, iiißadov O 505, anoctadov O 556, x^^ijdov
g 330s=:t 29^, ^4ov 0 426, i^avagnxvSov v 48, xavdov 9 294; Kffvßda
Z 168, aTKoarada £ 143. 146; ulayyrfiov B 463, xorogwAadov B 668,
a(pMQf}d6v iV204, tpalayyriöov O 360, aytlrfiov TL 160, ^ray^fta-
doy <r 33.
ijtafioißaöig s 481, a(ig>ovS£g ^ 237, ifAOißridig a 310 (ond ^506
wo aber Arislarch ifioißfiÖov las).
ovrow^/ © 197, ^y^?;yo^/iC 182, XQunoixi Ä473, i(ioyfp;ljl6^7f
ividQml O 228, (uxa(Sxoi%l ^^ 358 c= 757 ; a^«/ tf 353.
ojodfv H 39. 226, a^vodev 1^97, vfM>{^«v £ 10 (yeio^i O 317),
OfM>^ev £ 477.
'(ov^«^ % 188, ivtvnag Sl 163; noaa^fiaQ Sl 657; navCviCy B 12
ui 709. 725; TtQmi^a B 303; IfAffili^ £ 526; avd^xa^ v 14.
Man sieht aas dieser ZasammeDstellnng dass nicht etwa ansnahnis-
tveise, sondern üosserst häufig (vielleicht in der Mehrzahl der Fälle)
W^ter die aus gangbaren Theilen zusammengesetzt oder von gang-
baren Stämmen abgeleitet sind nur Einmal vorkommen. Der umge-
kehrte Fall dasz das Stammwort oder Simplex nur Einmal, dagegen
das Compositum oder Derivalum öfter vorkommt, ist zwar bei weitem
seltener, aber doch keineswegs unerhört. Finden sich ja sogar bei
Homer zusammengesetzte und abgeleitete Wörter deren Stämme gar
nicht vorkommen; ein neuer Beweis dasz wir mit Umfang und Inhalt
der homerischen Sprache nur sehr unvollständig bekannt sind. Zu
nQtj&ev n 548 bemerkt Herodian : *AQUsxctq%og dtavlXaßov iKdivstai
tfjv li^v xal nQoiteQiöna, iyimg ytuw ' 9utl ovx htUixccccii 0 noitfXTig xo
%a(fri o^vvoiiBvov ^lv%6vy ikX* o[ SXXot Ttameg. Kali>iHv^€tü(iaax6v'
nah yag aXXag nuQaXoyovg tpmvag inlcxaxai ayvooiv xitg
ngtüxo^ixovg avroov Xi^Eig. So^hat Homer ^oduTixvXog (aber
kein anderes Compositum von ^dov) and ^oitg V 186, aber nicht
^iov; ßaQßaQ6<pixn/ogB&&Ii aber nicht ßiqßaQog\ '4;oAoet^'4;330 0539,
aber nicht f^>oXog, Desgleichen fehlen die Stammwörter zn iXttiov B 93,
373) Dasz dieser Saperlative and Comparative gerade in 7 so viele
Bind ist nicht zaföllig. Bei den hier gesehilderten Wettkltmpfen werdea
Ausdrücke der Reihenfolge besonders erfordert.
764 L. Friedlioder: iwei honarUehe WörlerTersaidniMe.
nlufumoiig B 739, lutoidutai N SSI, g>«lfiQiimvN799j ^pifpk <9M^
ttfAoOev a 10, 0(Ari(fiio n 468, ßvßlivog (p 391 , Uydtjv % 278*iuw. Um
•0 woBiger darf man sich waadero das Grand wort aines biafigeo De-
rivatan oder Compositaa nnr Einmal anzutreffen. riUiUfi ofiijAil ofi^
hnlti sind hinfig, iqki^ nur 0 373; xsd^a hfioQg, xda nur | 426; x^
Ttoscmkoe 4,6, x^'xof nor iS348; a^^fftce 1,2, a^^ nar 0 364:
naväa 3,1, vee/vi} nur o 407; ^i^revco 1,2, ^i^g nur d 644; i(^ß(a^og
6, I9 iffißcika^ 15, 1, aber /3coilo£ nirgend, ^coAog nur 0 374; »vavdk^o»-
^ 3, 9, nQmqti (yrfig) nur fi 230; ivTsAoxofio^ und xaliU^s^oxa/AO^ oft,
nloKoiAog nnr «ST 176, »Ao^fio^ P52; 9KoXtmrtfa£ 8,0, s^rja^ nor 17826;
und so gewöhnlich yXavKchtig ist, so findet sich ylavMg nnr an einer
einsigen Stelle (il 34 ylavx'^ ii ae xluxi ^alMaca).
Nach dieser Anseinandersetzang wird man es nicht bloss nitfirlich
finden dass die Zahl der aTta^ dQTifiiva sehr gross ist, sondern toch
dasz sie in beiden Gedichten überall verbältuismfissig uDgefähr in
derselben Menge erscheinen. Denn die ^ine Haaplbedingung ihres
Vorkommens, der Reichlhum, die FlQssigkeit und die schöpferische
Kraft der Sprache, ist ja fiberall dieselbe. Nur in solchen Stellea, ia
denen die andere Uaoptbedingang, die Darstellung aosDabns weise
berührter Gegenstfinde, hinzutritt, kann man die ana^ ei^fi&a in
ongewöbnlicber Menge zn finden erwarten: und dies wird auf über-
raschende Weise durch die Beobachtung bestätigt. Wie das Verzeich-
nis ergibt, kommt sowol in der Ilias als in der Odyssee auf nogerihr
14 bis 15 Verse ein onsag Blgf^ihov. Bitten gewissen Spielraum wird
man natürlich dem Zufall einräumen und daher ein UTta^ $i^iUvw inf
mehr als 10 oder weniger als 20 Verse immer noch als ein normales
Verhältnis betrachten müssen: dies Verhältnis ergibt sich aber far bei
weitem die meisten Gesänge beider Gedichte. In dieser gleichmfissigea
Vertheilnng der ma^ elgr^fn^iva liegt ein starker Beweis, dasz die
Sprache im grossen und ganzen in jedem der beiden Gedichte dieselbe
ist und nicht minder in beiden. Die Gesänge in denen die Zahl der awl
tlQflliiva das normale Verhältnis übersteigt bewegen sich fast sämtlich
ganz oder theilweise auf Gebieten die anszerhalb der eigeollichea
Vorstellungskreise der Ilias und Odyssee liegen. Am schlagendstes
zeigt sich der Einflusz des Gegenstandes auf die Zahl der aitai ^^'^
fieVa in den beiden Theilen von £: die ersten 467 Verse haben aar 16,
alsol auf 29, die letzten 150 (der Schild des Achilleus) 36, also 1 an^
4! Dieser höchsten Zahl kommen in der Ilias am nächsten (P (mit 1 aaf
9), wo die Schilderung der Wassernoth des Achilleus im Skamaodros,
deren Abwendung durch den Brand des Hephaestos und einige sehr
ausgeführte Gleichnisse, und ^(mit 1 auf 9%), wo die Beschreibung
der Wettkämpfe die Veranlassung zu so vielen ungewöhnlichen Aus-
drücken ist. Von I (1 auf 10%) wird unten die Rede sein. In der
Odyssee enthalten die meisten ema^ üi^t^iva e (i auf 7), « (1 aof 9%)
und f& (1 auf 9^). In s geben mehrte Gleichnisse ^0, die Bescbrei-
374) a hat anter allen Büchern der Od/ssee die meisten.
L. Friedlinder: twei honeriMiw WdrterverseiohDisse, 765
bangen von Kalypso« Insel ^ Odynseus Floubaa, Schiffbrnoh nnd ReU
long an der Pbaeakenküste , in i die Besehreibnng von der Sebiferei
des Kyklopen und von seiner Blendung, in (ik die Schilderung der
Wunder und Schrecken des Oceans die Veranlassung. Wo die Zabl
der Snca^ el^tifiiva unter der normalen bleibt, da erklärt sieh dies
(abgesehen vom Zufall) durch Mangel an Gleichnissen'^), sabireieh«
längere Reden (die weit weniger Gelegenheit zu seilnern AnsdrOcken ra
geben pflegen als die Erzählung), vor allem dureh zahlreiche Wieder«
bolnngen anderwärts vorkommender Fornein, Verse nnd längerer Siel«
len. Die beiden Gesänge der Ilias welche die geringste Zahl von Sna^
slgtlfiiva enthalten (abgesehen von der ersten Hälfte von £) sind H
und T (beide 1 auf 31). Von H bemerkt Kayser S. 23: *in If 40i
(demptis 16 primis) versus aut toti aut aliqua ex parte alieni , eoram-»
que non plus viginti sex terminatione propria utnnlur.' Ebd. S. II:
^pugna singularis initnr nt prior illa Paridis etüenelai, Nestor in*
terloquitor ut >4 254, sortiuntur beroes ut x 207, preoantur homines
de exercitu ut P318. — donnm alterius ex ^825 repetitur, alterins
ex Z 219. — in sequenlibus Nestor suasor est ut i 92, Paris loqoitur
ut Heclor M 231, Diomedes brevi epilogo de paetione decernit nl I in
fine, luppiler et Neptunus collocuntur ut v 218.' Auch T^ eins der
am meisten alterierlen Büeher der Utas, enthält sehr viele anderwärts
vorkommende Stellen, mehrere längere Reden und wenig Gleiehnisse.
In der Odyssee enthalten die wenigsten ana^ el(fr^iiiva a (l auf 27^),
ß (1 auf 18), y (L auf 25), ^ (1 auf 22).
Wenn also neuere Kritiker hin und wieder die jüngere Entslehang
ganter Gesänge allein oder hauptsächlich dureh die Zahl der darin
vorkommenden ana^ elgrifiiva su beweisen gesucht haben, so haben
sie sich im Irlbom befunden. Diese Methode bat s. B. Geist auf £
angewandt, und Haupt war der Meinung dass *der späte Ursprung des
fänftev Liedes' nach dessen Beobachtnngen ^ dicht zweifelhaft sein'
könne. Geist fand in E etwa 70 eigentliche ofgrcrg el^rniivu, ich zähle
nur 66, also 1 auf beinah 14 Verse: dies ist, wie wir gesehen, fast
genau das normale Durchschniltsverhältnis. Spohn zählte in den G24
von ihm behandelten Versen der Odyssee (^ 297 bis m 548) 36 a9Mt|
s^^fiivor, ich nur 33, also 1 auf 19 Verse: folglich enthält dies Stack,
das unzweifelhaft zn den jängsten Theilen beider Gedichte gehört, so-
gar weniger Sna^ elQrjfiiva als die meisten anderen Gesänge ! lieber-
haupt zeigt die Beobachtung dasz die mit oder ohne Grund am mei-
sten verdächtigten Gesänge gerade verhältnismäszig wenig oder doch
keineswegs auflTallcnd viele Srea^ slQrnUva enthalten, baupisäeblich
weil sie groszentheils aus entlehnten Versen bestehen. Zu diesen
375) East. zn B 455 onov (tlv ov noklä ta ngayuecxa, ov noXla^
nttgetadyn nagaßoXds - iv&a dl itoi^Ma nr^ffyftavaiy , #Mf nX§opaißt ««(
nmgapohxig, »
766 L. Ffi€4ita4«r: swei luMMrtMfie WörhsrTerMielmiMe.
Tbeilen gehört d«r 8cbiffi»k«lalog (der freilieh Überdies grossenlbetli
aag Namen besteht) mit 1 auf 12^^, H mit i aaf 21, 6 mit 1 auf 15, 9,
mit 1 anf 14, iL mit I aof 16^^ (aach hier viele Namen) und die meisUi
der letBtea Bücher der Odyssee.
Aach die abrigea einmaligeo Ab weichangen, die neben den eigeot*
liehen oata^ BlQtifiiva aar Begrundaag kritischer Bedenken angefubrl
an werden pflegen, durften überall in aiemlich gleicher Aaaahl iüM-
den sein. Geist bemerkt dasx die Zahl der einmaligen Ausdrücke voo
70 auf 130 vermehrt werden könne, wenn man die Wörter hiniafäg«
die swar anderwärts vorkommen, aber in anderer Bedeutnng oder aa
verdüehtigea Stellen, und die nur hier vorkommenden Götternainen.
In Laohmanns ^erstem Liede' {A 1 — 347), das allgemein so den eebte-
sten and nnverfülscbtesten Erzeugnissen homerischer Poesie geiähit
•wird, kommen d3 eigentliche Saut^ eigruiiva vor (wobei einige mitge-
sihlt sind, die sich sonst nur noch in den * Portseizungen' findea),
also verhiltoismdszig sehr viele. Rechnet man dazu die übrigen voo
Geist namhaft gemachten Abweichungen (wobei ich den Begriff der
Abweichung noch nicht einmal so weit fasse als Geist), so kann mto
die Zahl leicht anf 40 und darüber vermehren. Bei der Aufzählung
bediene ich mich so viel als möglich der von Geist gebrauchten Ktle-
gorien. 1. Wörter die sonst in anderer Bedeutung vorkommea: 86
*jhtolXmv€t dUipilov: dUg>ilog ist sonst nie Beiwort eines Gottes (Na-
gelsbach Anm« zur Ilias 2e Aufl. S. 39). 88 SeQKOfAivo^o iu der Be«
deutung * leben' nur hier und in der Nachahmung n 439. 343 ^vfUiv
ttiiv^Big: afivatSBiv nur hier metaphorisch. — 3. Namen: 39 H^tv^iv.
69 Si0xoif£6f}g als Beiname des Kalchas (ein SsCTO^Cdtig ^AXx^tamv M
394, 0i^O(fa''HvO7tog vtov 11 401). 363 f. jQvavra ze no^iUva kam
(Z 130 heiszt der Vater des Lyknrgos so) und *E^adto» (JQ^ifri Xqv-
tfifg X^arjig kommen nur im ersten Gesänge vor). — 3. Eigenthamlich-
keiten der Form: 4 ikm^w (sonst Utoq^ i?93 Üa^a). 98 ilixwnSa
KOVQTiv (sonst nur iUnameg ^A%cuo£). 159 nwäita (sonst nar »vv&-
jug). 394 wcil^SMi die anelidierte Fraeposition in Formen von wio-
whcm kommt achtmal, die elidierte nur noch (i 117 vor, wo man statt
^souftv viui^Bai> (wie Bekker auch noch in der 2)i Ausgabe schreibt)
leicht Andern kann ^eqig wtoei^sai, — Wollte man noch die Wörter
angeben, die sich sonst nur in Stellen finden, die von und seit Lacb-
fliann verdächtigt sind, wie namentlich Haupt thut (S. 100), so könnte
man diese Zahl noch beträchtlich vermehren (über Wörter die sieh io
dar ilias nur dinmal, in der Odyssee dagegen öfter finden (Haupt iS. 99]
wird unten iu der II Abhandlung gesprochen werden).
Von der ungeheuren Mehrzahl der homerischen aita^ il(fw^
ist also erwiesen dasz ihr einmaliges Vorkommen theils in der Natar
der Sache begründet, theils durch Zufall herbeigeführt ist, und dasz
wir nicht berechtigt sind sie für jünger zu halten als die übrige Masse
des homerischen Wörtervorrats. Es soll nun von dene« die Bede
L Frieilltader: swei homMntfkm W6rterYttneietaitM. 767
saio, die io der Thal eioe tpitere Bntsieboogsseil sa
remtheo scheinen.
Wie euch die homerischen Gedichte enistaeden sind — eine Frefe
die für den Zweck dieser Untersnchnng ganz offen bleiben kann — so
viel ist sicher, dass sie lange Zeit, aller Wahrscheinliohkeil nach min«
destens swei Jahrhunderte lang nur durch mandliehe Tradition fortge-
pflanxt worden sind. Wir mögen nns die Pietfit dieser Tradition gegea
ihren Gegenstand noch so gross, das Festhalten an dem flberkommenen
Text noch so streng denken , so mOssen wir doch annehmen dass er
— namentlich in der Form — gar manche Yer Änderungen durch diese
Tradition erlitten hat. Zunächst muss der Ausdruck manigfache
Wandlungen erfahren haben. Denn die Jahrhunderte, wahrend deren
die mündliche "fradition fortdauerte, waren eine Periode lebhafter
Sprachentwicklung, und diese muss in dem Text ihre Spuren surüek«
gelassen haben. Da wir den Text nicht in seiner ursprünglichen Form,
sondern als einen Niederschlag aus dem Fluss einer langen mündlioben
Ueberlieferung besitsen, so müssen wir von vorn herein erwarten in
seine ursprünglichere, aus Älterer Zeit stammende Hauptmasse man«
ehe mit dem Fortschritt der Sprache spater entstandene und gaagbnr
gewordene Neubildungen eingestreut su linden.
Nicht minder ohne Zweifel'als der Reichthum und die Ausdrucks«
fahigkeit der Sprache erweiterte und veränderte sich wAbrend der
langen mündlichen Tradition der Kreis der Anschauungen und Kennt-
nisse, VorsteJlungen und Begriffe. Aber von diesen Umgestaltungen,
Fortschritten und Neuerungen der Cultur lassen sieh, wie es scheint,
bei weitem weniger Spuren in den homerischen Gedichten nachweisen
als von der Weiterentwicklung der Sprache. Einerseits traten die
Einflüsse die das griechische Leben am meisten umgestalteten'^) gro-
ssentheils erst in Kraft, als die homerischen Gediobte bereits dureb
Schrift fixiert waren. Sodann konnten sprachliche Aenderungen de«
überlieferten Textes eher unwillkürlich und nnbewust geschehen; bei
dem Einmischen von Gegenständen und Vorstellungen die dem home-
rischen Zeitalter fremd waren konnte man sich ihres relativ modernen
Charakters leichter bewust werden und sie darum vermeiden. Denn
ohne eine ausschliessliche Concentration der Rhapsoden auf den Ge-
genstand ihres Berufs, der sie mit instinctivem Gefühl für alles unbo-
merische erfüllte, und ohne eine sehr hohe Pietät für den Bestand des
Textes, dessen Depositare sie waren: ohne diese beiden Vorana«
Setzungen ist die im ganzen durchgehende Gleichartigkeit beider Ge-
dichte in Ton , Ausdruck und Darstellungsweise bei so langer mdnd«
licher Ueberlieferung unbegreiflich , und eine der wunderbarsten Er-
scheinungen bleibt sie unter jeder Voraussetzung. ") Die VerAndernn-
gen des Textes seit der Niederschreibung können verhältnismässig
nicht grosz gewesen sein , und die Thätigkeit der Alexandriner ist so-
376) Vgl« Orote griecb. Mytb. u. Antiq. übers, v. Fischer Bd. II
6. 151 f. 77) Vgl. ID. homerische Kritik von Wolf bis Grote S. 19—21.
768 Lr grinilliiir: sw« htatriiiha WtetorverMiflWMo.
far (wie aaMhe iHftllif erfcaltaoe Asgab«« teige«) «lamf f «richlet
gewaseo^ Sparen voo Uogleichbeit möglichel m verwischen md eine
■^lichtl groBse Unifömiilat des Ansdreeks hertoeiellen: wcail wabr-
eeheiolieli niebi wenige Merkmale der allaAblioben Ealstehung und der
fertaehreatenden Spraehentwieklang getilgl werden aiad.
Von Conpoailia nnd Denvatia, die jlorck die Art ikrer Zaiaa-
menaelanng and Ableitang eine apitere BnUtehong Terrielhea, könnto
ioh kanni ein einaigea nüt einiger Sicherheit oaekweiaen. Dus eioe
fiildnng hei Hener ohne Analogie iat kann keineswegs einen jängen
Uraprnng heweiaen; dieaen kann man böchatena antnnehmen geoeigt
. aetn, wenn die Bildang in der apAtern Sprache gangbar iat, wihren4
nie bei Homer einaig daateht. Als Beispiel der eralera Classe führe
ieb das anasrl tUft^hiw oviip609Qa S 178 an, mit 3er vortrefflicbeo
Beaerkang Herodiana: anawog ff xouwxii avv&tctg i| ontHpao&os ^'"^
(fwöiCfUHf *al T^ Svog feviurjg ivtilovg * ovdijcoTi yag ovtag «vs^ ^
ftViHfi tfwv^dfviu' ilV o! yticoifital ToXf^aiei H^ag avv^i'
ßeig, Ala Beiapiel der «weiten Gattnng, die in der Form ihrer Zu«
aammenaetaang aieb ala Prodaet nachbomerischer Spraobbildaag ver-
riethe, könnte man ixQOitolig^ 4%^. 504 hetraebten wollen, oaeh
Lobeck su Phryn. S. 600: ^non aolent Graeci aubalaatiTom oom adiec*
liro ita componere nl oompositoram eadem aignificaiio ait qaae faerat
appoaitoram.' Ebd. S. 603: ^ad illnd genaa, quod Graecis concassaa
eoae dicebam, antiqana aermo raro deaoendit, coniugntas notionas na«
gia diaauere aolitaa qnam aepares compingere.' Aach wird dieselbe
Borg von Uioaaonat Aberall beaeichnet ala üi^aftog S%^iiE4ßOZbl%
m^ noltg Z 3&7, noJng ax^i^ Z 317 i7343, noüg ax^ran^XlT^.^)
Da nun die anomale Form an(finoXig an einer nach aoasl des spitera
Uraprnnga oder doch der Ueberarbeitung mehrfach verdachtigen Stelle
ateht"), ao ist ea wol möglich dass auch aie einer Periode der Nach-
diehlong gehört,
Ebenao wenig ala anomale Compoaila können anomale oder rith-
aelbefle Derivata immer die Vermatnng spiterer Botatehong begrllii-
den , sondern nur wenn ihre Ableitnngaform daa Geprige einer forlge'
aehriltenen Wortbildung trftgt. Diea iat niobt der Fall bei Ableitaagea
wie vMolfi W 604) wo Aristareh die Diple aetate m vw fcovov ovfO$
iapifutttCij viotvi uwl fov vsdn^: ebenso wenig bei aellenen nad aa-
veralindlioben Ableitnngen wie ^^odoni^iftr» A 618$ vB%ddeg E 886,
^vi^ilig P 143 5 aniitivog ^ 191. Ein Wort daa aieb durch die Form
aeiner Ableitung als nachbomeriaoh verriethe (etwa so wie ^ieri|^
Uymn. VUI 10 vgl. Lahrs Ar. S. 270) iat mir nicht bekannt. Dea Fall
einer in der apAtero Sprache gewöhnlichen, bei Homer einaeln slehea-
den Wortbildung haben wir freilioh in i'^lfilo^ig 3 hl\ dem eiasigea
378) Aristaroh sa Z 257 : oxi Staltlvf^ivmg au^av n6ii9 ilnt tfiP
axQonoXiv, Dasselbe za Z 317 H 345. Zu X 172: oxi vx^Q^ititöi
dvrl tov dn^oitoXtt. 70) Auch Nitzsch Anm. zur Od. Bd. II S. XLVHI
ist nicht abgeneigt die ganze Stelle 9 83—521 aar Interpolation za
rechnen.
L. Priedlinder: swei honeriMlie WörtonrenttelMiiise. 769
Beispiel eines Deeiderativoni auf -(film bei Homer : a. Lobeok so Bell«»
inanBe gr. Gr. II S. 389. Daraas geht aber weiter niobta hervor ab
dass diese Formation and vermutiich jede ibniicbe, die sieb findet
Hesse, gelftnflg erst der naehhomerischen Zeit wurde; aber sobwerliek
wird man Grand haben ihre Anfinge der bomerisehen Zeit geraden«
abaosprecbea. Auch im lotsten Theil der Odyssee hat Spohn troti
eifriges Snchens nach Sparen vorgesehrittener Wortbildong niohts
entdecken können als das berfichtigte xXiatov (S. 144 — 163) nnd fttnf
bis seohs Snbstantiva die abstraete Begriffe aosdraoken(S. 106). Allein
diese Absiracta sind von gangbaren Wörtern mit gangbaren Endungen
gebildet, and die oben gegebene Zusammenstellung der Derivata von
nicht persönlicher Bedeutung zeigt dass ihre Zahl durchaus keine Aber-
raschende ist, da sie aberall in beiden Gedichten sich häufig finden.
In xUatov glaubte Spohn ein Deminutivnm mit einer den Gegenstand
herabsetsenden Bedeutang gefunden zu haben; aber aber die Beden*
tnng dieses Wortes können wir ebenso wenig ins klare kommen als
die Alten, und ein Deminutivnm vorauszusetzen ist nicht der mindeste
Grund. Auch können die Alten dieser Meinung nicht gewesen sein,
da sie bekanntlich Homer den Gebrauch der Deminntiva abspraehen:
s. die Stellen aus Eustalhios bei Spohn S. 138 ff. Wenn dieser sagt:
afiiAeiovvvai ot nttXcnol (lii elvai wtono^iofia naqa x<S itoiijT^^
so hat er vielleicht Herodtan gemeint, dessen Scholion zu iV7l (^xvmk)
wir noch haben (auch Et. M. 480,49): ou ii 6 no^fftifg ovöh vnonoQi^
aunoig XQ^^^i idrilciaaiAsv iv r^ A. Dies ist wenigstens insofern
wahr, als die später gebräuchlichen Deminntivformen noeh keine De«
minntivbedeutnngen haben, wie {(liya) ^^ov x 171 u. 180, ilitfyv)
zH%lov Tt 165 n. 343 , ^i/^ov txvtov ifivlovj vgl. Bntimann gr. Gr. II
S. 440 f. (es ist wol sehr zweifelhaft ob aach nur 6ine dieaer Formen
*von dem Begriff der Verkleinerung ausgegangen' ist; vielmehr scheint
dieser gerade erst später hinzngelreten zu sein). Auch bei den anderen
Deminutivendungen ist die Deminntivbedeutnng nirgend gewis, wie
bei cwXtt^iU^a^ a 415 ist ein Adjectiv, U^a^ »^9^)9 ^i/l e 433 (95
(an beiden Stellen ist die Deminutivbedeutung sehr passend, aber notfe*
wendig ebenso wenig als bei dem synonymen ffniqflg <2> 260); cryxaA/g
hat offenbar ganz dieselbe Bedeotnng wie iyxakti^ auch '7xvXog x 523
(Matthiae gr. Gr. % 102) ist zweifelhaft. — Die homerische Zusammen*
Setzung nnd Ableitung vollständig zu bearbeiten wftre gewis eine
sehr dankbare Aufgabe: vereinzelte Bemerkungen sind hier wie aberall
eher geeignet irrezuleiten als anfcnklftren.
Viel deutlicher und zahlreicher sind die Sporen der Wandinngen
die der faiomerisohe Text erlitten hat in der A u s s p r a c b e und Flexion.
Vor allem mnsz hier an daa Digamma erinnert werden, das bald als
Consonant geltend bald nicht, am deutlichsten Zeugnis ablegt von den
verschiefenen Entwicklungspbasen der Sprache nnd Aussprache, wäh-
rend deren die Ueberliefernng fortgedauert hat. Entstanden in einer
770 L Fri«dliiidor: svrei honerisehe Wörterveneiehniis».
Zeit wo das Digaoima Doch vollen oousonantislbeo Werth halle, tiad
die homerischen Gedichte niedergescbriebeo worden, als es un
blossen Hauch verflttcbtigl war, nad die Schrift die den Bestaad der
üeberliefernng fixierte hat Allere und jQngere Abfassnngea aabM
einander aufbewahrt oder mit einander verachmolsen. Wer Mdchto
aber aus dem Alter der Abfassung eines Stacks, das sich etwo
constatieren Hesse, anf das Alter der Diebtang selbst scbliesses!
Oder kann nicht ein Slflck das uns in einer Üeberliefernng ans eiaer
Periode vorliegt, in der man das Digamma nicht mehr aussprach, fri-
her entstanden sein als ein Stack das uns anfällig in der Form aaCb»-
wahrt ist, die es in einer Periode des consonanlischen Digamaia er-
halten hat? Wenn daher neuere Gelehrte (wie namentlich K. A. J.
floffmann in den 'quaestiones Homericae') ans der Beobachtung oder
VernachUssigung des Digamma auf den frahern oder spitern Ur-
sprung der betreffenden Slflcke soblieszen: so bekenne ich dus siir
dies ganz unbegreiflich ist, selbst abgesehen davon daas in dieser Be-
siehung der Text auch nach der Niedersohreibnng höchst wahrscheia-
lieh noch vielfach alteriert worden ist.
.Ebenso ist die Natur und Geschichte des homerischen Textes voa
der neuem Kritik nicht immer bei andern Punkten berQcksiohtigt wor-
den, so wenn zwei susammentrefTende Vocale bald contrahiert ersobei-
nen, bald nicht. Auch wo sich nicht annehmen lässt dasa beides nebea
einander gehört sei , lisst sich einmaliges Vorkommen der coatrabier-
ten Form mit einiger Sicherheit nur dann als ein Indicium spiterer
Abfassung ansehen, wenn für diese Vermutung noch andere Grfiade
vorhanden sind. Wenn z. B. riXiog nirgend als in dem offenbar ialer-
polierten Hymnos in ^ (271) statt des hundertmal gebrauchten ijeAio;
steht (Schol. P V: ivxav&a- tQiiSvllißmg kiysi xov ^bov): so wird
diese der spfitern Sprache so gelaufige, bei Homer so auffallend ver-
einselte Form wol mit Grund zu den Spuren einer jOngern Bnistebnaf
gerechnet. Kaum minder berechtigt ist diese Vermutung bei ti(ff
(stau ^Q(oi) das sich zweimal findet, H 453 0 483. Aristaroh scbeiat
nach seiner Diple bei der erstem Stelle keinen Anstosz daran genommea
an haben, obwoi er dieselbe für unecht hielt, desto mehr Hermsaa de
amend. rat. gr. Gr. S. 38. Nitzsch nimmt es in Schutz (zur Od. Bd. n
S. 139); aber da beide Stellen der Interpolation oder Ueberarbeitaag
ohnehin dringend verd&chtig sind , so dürfte das Vorkommen dieser
Form gerade hier nicht zufillig sein. Vielleicht ist auch /»^tfffv
X 445 (in der gewis interpolierten firzihinng von der Bberjagd des
Odyaseus bei Autolykos) diesen Formen beiznzihlen : s. Nitzsch Aon.
z. Od. II S. LIX. '^) In andern Fillen wird man eher annehmen dürfen
daas zwei Formen neben einander bestanden haben wie 'Eifiiifig 'Eif
lUag neben dem gewöhnlichen 'E^oiulag, ^E(f^i^ (Spitzner '£^|ii^) steht
jetit £ 390, und so dOrfte auch an den Stellen wo jetzt die zweisilbige
380) Zu vto £ 210 bemerkt Herodian: anal h 'lUaSt wt Snai h
"Odvncfi^ (0 47b); dies steht auch im Et M. 600, 80.
L. Friedliider: swei honariselie WörierTenaiehiine. 77t
Form sieht T 73 (mit dam einnaUgen Eptthatoa i^wivaoq) « 64 ^ 934
I 435 w 1 die dreisübige herKastcIlen sein, wie scbon Nitzseh vorge^
aeklegen hat. Dass die zweisilbige Form i^ko^ nur ^ 160 and 164
rorkommt (Nitzseh II S. 185), ist insofern niebt richtig als adAi^e«w€0
H 453 steht, A^lrfiuvtn O 30, a^loqiOQog I 124 = 266 ^699 und
jetzt ancb i%Xevwf Sl 734 nach Bekker statt Wolfs as^Xsvaw. Aach
hier ist es doch wol sehr denkbar dssz die beiden Vocale in ein und
derselben Periode asch Bedürfnis gesondert oder znsammengezogea
wurden. Dasselbe dürfte bei vovg der Fall sein, obwol es zufällig
neben dem so häufigen voog sieh nur ^inmsl k 240 findet (KrQger gr»
Spracht. II $ 16, 5 Anm. l). Wenn dagegen yij neben yakt nur acht*
mal rorkommt, so wird man aber geneigt sein hierin eine Spar des
fortschreitenden Sprachbildnngsprocesses zu sehen, der die AUeren
Formen in nene nmprfigte: bei strengem Festhalten der Ueberliefernng
an dem überkommenen Bestände ist es erklärlich dasz die neueren For*
men, wenn sie ancb hie und da Eingang fsnden, die filteren nicht za
verdringen vermochten. ^*) Wie grosz die Zahl dieser Abweichungen
von den gelfinflgen Formen isl, wird sich freilich erst durch eine voll-
ständige Zusammenstellung herausstellen. Vermutlich würden sie noch
zahlreicher sein, wenn nicht schon die Alexandriner auch hier eine
Uebereinstimmung des Gebrauchs hergestellt hatten, so viel es mög-
lieh war, theils durch Wahl der Lesarten ans ihrem ungeheuren Appa-.
rat, theils durch leichte, ja kaum merkliche Aenderungen. Für uns,
die wir die Voraussetzung einer von 6inem Dichter herrührenden Ab-
fassung und damit eines Urtextes verloren haben, kann es durchaus
keinen Grund geben eine solche Uniformitfit herzustellen: vielmehr
müssen wir Abweichungen und Differenzen als Spuren der allmihlichea
Entstehung sorgfältig festhalten. ^)
Noch mehr als die Aussprache ist die Flexion im homerischeo
Zeitalter, wo die Sprache die Formen gleichsam ^erst anversuchte und
noch keine festen unabänderlichen ausschlieszlichen kannte, dergleichen
später die Verbreitung der schrift einführte' (Bekker), variabel ge-
wesen. Hier haben wir meines Erachtens am wenigsten Grund ein-
malige Formationen als Spuren abgesonderter oder späterer Entstehung
zn betrachten. Wenn man dagegen alles besonders finden will , was
neuere Kritiker wie Geist, Düntzer, Rhode u. a. in den von ihnen b^-
381) Ueber nv ^üt aoi statt itov ifiüi iaai vgl. Hermann Orph.
S. 824, Nitzseh sn )} 04 ^ 147 a. 680: die Stellen werden theils corri-
giert theils besweifelt. Ueber den Oen. 'Odvasvg a 308 s. Spohn S. 154
(im cod. Harl. ist 'OSvaiag beigesetst). — Ueber die contrabierten For«
men der Adjectiva auf -äff, xiiiffg 1 605, ziii^vxa £ Alb, Xoaxovvxa M 2S^
vgl. Schuster über krit. Benutzung hom. Adj. S. 12. 82) ^ Das recht
die quantität der vocale beinah unbedingt nach bedfirfnis des yeraeB
zu bestimmen . . beruht auf der jugendlichen elastieität der Homerischen
spräche.' Bekker MonaUber. der Berl. Akad. 1857 S. 170. Natürlieh
wird auch hier manches sich nur dinmal finden. So bemerken die Epim.
Hom. 25,28 dies von u§iSm mit langer erster Silbe (nur q 510); dasselbe
im Et. M. 21, 17.
77) L. FrMUM^r; swei hoüfiaelie WMerMPMMMiiie*
kasMleii SlOaken enter de« Merluulaa eiaer elgenIhfinilMMi o4«r
■nhcMieriseheB Spraehe «nf^sählt habeo, sodArll« es kaui eiaWort
iai HoBer geben, an den aioh «iehl irgend eine Abweicbang entdeebea
tteese.**)
Ancb die Bedeutungen and Coastractionen der W6rltr
haben natArlich mit der fortechreitendeB Sprachentwicklnag mtnigfiebe
Modificationen erlitten. Aber aucb hier wird mau aicb baten nfi«8ea
dem homeriaebea Spraebgehraueb eine au beaebrankle Freibeit aaia-
geateben. Ein 8«br grosaer Tbeil einaelnatebender oder aneb nur ver-
«inzeller Bedeutungen und Constructionen muas obue Zweifel mit de«
durebgingigen Gebrauch als gleicbaeitig angeaeben werden, und nicbt
jede aacb der Färbung einer beaondern Stelle beaondera nflaaeierlo
Bedeutung kann fUr ein Merkmal späterer Entatebung geltea. Z. B.
rersteht es sich von selbst dasa im allgemeinen die tropische Baden-
tung eines Wortes seltener als die natfirlicbe sein, also sehr oflanch
nur Einmal vorkommen wird.^) Bbenao wenig kann die Verbiodaag
versebiedener verwandter Bedeutungen in einem Wort Verdacht er-
regen, wie X. B. der aotiven und passiven.") Eine durch den Draag
des Augenblicks erzeugte ungewöhnliche Verbindung oder ConstroclioB
kann selbst dann nicht unbedingt fUr nachbomerisch gelten , weaa iia
In nachbomeriseher Zeit gebräuchlich' geworden ist. ^) Allen solchen
383) Oelst S. 615—617 bemerkt anter anderm , daas f «m;» nar*£ 10,
ilfihne nur E 400 (sonst ifl^larro) sUht, daaa Wacg nnr £ 464 Voealiv
ist, daSa von SiSmiui, eine passive Form nur E 428 ß 78 vorkommt. Ab
Besonderheiten der Wortfprmen in K führt Düntzer S. 58 an: oxtCo
28Ö, Ttd^iisvov 34, naXfififvai 125, iieQvcaöxs 4V)0, IftQf^i 541, die
Medialformen von vottv und iiegBeivsiv 81. 501, das rednplicierte «nr^'
^otto 204, den Plural itai 391, das adverbiale iolixov 52. Rhode (über
Od. Xm— XVI) bemerkt unter den EigenthümUcbkelten (S. 28): v 358
^i^iDeo nur noch s» 314, £ 343 o^^at; (S. 38) d 807 aliTi|>fyog, o 77=:=
94 tBvv%Biv (sonst der sweite Aorist des Mediums, im Activ der ersteh
84) Dasz z. B. indyeip nur { 392 in übertragener Bedeutung steht
(Bhode Od. XIII— XVI S. 28), ist um so weniger auffallend, als das
Wort überhaupt bei Homer sehr selten ist. Aber anch dass ein ge-
wöhnlich figürlich gebrauchtes Wort einmal natürliche Bedeutung hat
wie yewiiutL q 413 (Bhode Od. XVII 8. 35), kann nicht befremden.
85) Diese Verbindung bemerkte Aristarch bei ditijxttvog (Lehrs S. 149).
Darum ist auch z. B. an alBotog aXrjfTfig (f 578 (nur hier in der Bedeutang^
'verseh&mt') nicht Anstosz zu nehmen. Andere Beispiele von Adjeetiveo
aiit zu|[1eich activer und passiver Bedeutung s. bei Schuster a. 0. 8. 13 f«
Ueber inhrjg das « 422 6 (yiBttv^s^g bedeutet s. Grote bist, of Greecell
8. 109. Auch der Fall dasa eine Form zwei völlig verschiedene Ding«
beaeiohnet, liegt in der Natur der Sache, a. B. xvfißaxog, iotygf^^j V*^*
i^Xog, ijJn, fvjijif usw. 86) Nitzsch Anm. zur Od. II S. 208: 'das
dikipi mit dem Genetiv , das sich überhaupt im Homer nur noch 11 825
in einem Gleichnis findet . . verr&th sich hier als der Sprachgebraaeh
der epischen Hymnen.» Vielleicht; aber Aristarch hätte sich wol vor-
sichtiger ausgedrückt. Lehrs 8. 142: ' semel apnd Homemm sidto onm
genetivo coaiunctum in Veneris et Martis Amoribus # 290 6 d' fftf<»
imiunog ^bi [doch vgl. die Addenda]. Kitsschium qni hano particnlam
snbditiciam iudicat hoc momentum fogit. Aristarcho vellem scire sitae
L Friadliidvr : swei iMMieriMke WftrterrenMeMise. 773
AbweitlMNH^o innsz schon die Laieirtigktit mti der na« sie ia Maaga
findel wo mao aar saohan will, alle Beweiakraft aehmea. ^ Ariatareba
ÜBterattehnngea werden fttr immer das vollkommenste Moster bleibe«,
wena wir auch nicht mehr too seiner Voranssetsnng der Abfsssuag
dnreh 6iaen Dichter ausgehen ond ihm auch sonst nicht in allen Punk^
len beipflichten. Br war weit entfernt fiberall de» Obelos an setaea,
wo er ein Wort ansnshmsweise in besonderm Sinne gebraucht fand:
wie oft hat er praegaante oder sonst abweichende Bedeutungen mit
der Diple notiert (s. Lebrs S. 146 — 156) ohne das mindeste Bedankea
gegea das Alter der Stelle. Den Obelos hat er nur da gesetst, wo die
Abweichung vom Gebrauch durch einen weiten Absland getrennt ist,
an dessen Ausfallung die Mittelglieder fehlen: und welch feinen Takt,
welch seltenen Scharfsinn, welch beneidenswerthe Sicherheit hat er
dabei bewiesen. Es kann sein dass hin und wieder auch solche Ab«
weiebuttgen erst nach der Niederschreibung in den Text gekommen
sind; doch scheint es mir auch hier durchaus nicht rathsam au corri*
gieren , um eine ein sein stehende Stelle mit dem allgemeinen homeri»
aaben Gehrauch in Einklang au bringen , weil man, wie schon bemerkt,
in Gefahr ist dadurch Spuren au verwischen, welche die fortschreitende
Sprachentwieklung im Texte aurflckgelassen hat. Dasu möchte ich die
Stellen rechnen wo sich Oficog findet (Lehrs Ar. S. J60) und &ctt in
der Bedeutung *so dasz'. Freilich wird es 143 statt htiadwat üitse
vhit^m orsprflnglicb httaavtitu aitoviaö^i geheisaen haben: aber
^30 otf /a^ bü atad^uHis$ (ihs^v hi xfiXl9to$ ilfä^ \ &ax* inmikankh^
atifutvto^mawa ntd'ia^t kann doch der aweite Vers eben so gut aus
apiterer Abfassung wie aus nachtriglicher Interpolation oder Aend»-
ruag herrQhren.
Inwiefern man bei jormeln, formelhaften Ausdrucken
andWendungen im epischen Gesang eine durchgehende Uaher*
item haec cantiancnia damnata an res lectoris indicio permisBa. hao fere
ratione quam nonnnmqaam ofFendimus: 17 SinlTJ oti vvv axcti xo stam
hi\ ye9i%rig, 387) Dies scheint mir von dem allergrösten Theil, wo
niehi allen von Rhode a. O. als eigenthümlich angeführten Ausdrücken
an gelten, z. B. 8. 28: ^r 326 yaiav avaütifkpofkai in der Bedeutung:
ich rerweile in einem Lande — während das Wort nur noch W 436 und
swar im Actiy erscheint in dem Sinne von umstürzen. Aehnlich 9 304
avaatQWpüSv xo^op den Bogen umwendend, umkehrend. — { 144 no&oq
fi' aryvra». Das Verbnm sonst nicht Ton SeelenzustKnden , sondern ia
Verbindnng mit to^ov n. ä. J 531 ix 9' atvvxo ^fi6v und so öfter
iiaiwa^^ai ^fiov yom Tödten. — 275 nrjii' viti&ixxo. Das Verbnm
inodexofiat hat sonst stets ein persönliches Snbject mit Ausnahme von
% 470 üxvysQog ä' vnsäiittxo noCxog, also auch gans anders als hier. -— >
284 ptinaa&zai %a%a iQyci, Das Verbum vffiseam wird im Homer ab»
solut oder mit einem persönlichen Dativ construiert, welchem auch ein
Infinitiv an einigen Stellen hinzugefügt wird ; da; Medium steht absolut,
mit einem persönlichen Dativ usw. Ein persönlicher Aoeusativ steht
bei vifiBceiv nie , bei vcfua^Hv a 263 ^«ovc (die Götter seheuen). Diese
Uebersioht zeigt dass im Homer nichts unserer Stelle analoges sich
findet, denn vtfiBCCiäpxw %€aut i^ya = sie rächen die Frevelthaten.'
774 L. Pri4dliBder: swd hoaeriiohe WOrterreneiolwtfie.
eiuümmnng ToraoiietB«« aod Abweichai^an tls Mameren •iaer ipi-
lern Zeit betrachten, Oberhaupt ans der Veraehiedenartigkeit der Fon
mein aof vefachiedene Entatebnng aeblieazen könne*") , darOber sied
bekanntlich die Ansichten so getheilt wie kaum über irgend etwai
anderes in der homerischen Kritik. Aach hier« kann man nar dareh
eine vollstfindige Bearbeitong aHer homerischen Formeln ein sicheres
Urteil gewinnen. Meiner Ueberseugnng nach hat man bisher in der
Regel eine viel zn starre Consequens des epischen Gesanges hieris
▼orausgesetit. Gewis liegt es in seiner Natnr an dem einmal glileklich
gefnndenen Ansdrook festzuhalten, aber ebenso gewia ist ihm eia sn-
verhrflchliches Beobachten selbstgegebener Gesetze fremd. Wess
Abweichnngen von stehenden Verbindungen, besonders
zwischen Subject und Praedicat von neueren Kritikern öfter als lodi-
cien apftterer Entstehung oder auch nur einer eigenthOmlichen Aos-
drncksweise^) angesehen worden sind, so kann ich meistens niehl
beistimmen. Haupt (bei Lachmann S. 104) findet (liyd^vfMi yi^v^t^
B 53 auffällig, denn der Plural (isya^fioi sei sonst nur Epitheton von
Völkerschaften. Aber nichtsdestoweniger konnte meines Erachtei«
derselbe Dichter der diesen Gebrauch eingeführt hatte auch gelegent-
lich davon abweichen; sowie ich auch daran keinen Anstoss nebno
dasz yaya&vfiog im Singniar in der Regel Beiwort von Helden ist, osr
9' 620 V 131 (itya^i»ov *A^vtiv und J7 488 tavQov . . fiS/ttOv/ioy-
Auoh hier, dankt mich, kann Aristarohs Verfahren als Master diesen.
Er nahm keinen Apstosz daran dasz das stehende Beiwort der Hera
ßowtig H 10 einer andern Person gegeben wird, ond obwol er die
beideo andern Stellen wo dies der Fall ist F 144 und £ 40 ans aadero
Grflnden obelisierte, so begnügte er sich dort die Diple zu setzen,
m iv^aiB fAOvov ig> fJQoUvfjg xo hMaov lutl iv xm a&etwiiiiff'^)
Abgesehen davon dasz der Dichter an die QDliche Form nicht dsrcb
innere Gründe gebunden ist, sondern nur durch eine freilich sehr
mächtige Gewohnheit, hat hier auch (worauf bisher noch nie ge-
achtet worden) das Bedürfnis des Verses vielfach bestimmend ein-
gewirkt. Wenige stehende Beiwörter halten ao fest an ihrem Subject
wie %o(fv9alolog^ denn nur 3? 38 steht es bei"^^^, sonst immer (37biI)
bei'^xTco^. Aber ich frage, bei welchen Namen hätte es denn soost
noch stehen können? Da es an die vierte und fünfte Stelle des Hexa-
meters gleichsam gebunden ist, nur bei zweisilbigen die mit eiaea
Voeal anlauten. Und wie viele gibt es deren in der ganzen Ilias? leb
888) Vgl. ». B, mehrere Bemerkungen Lacbmanns S. 81—84. üeber
darripBg idatv u. Sckog iäoov Nitzsch Bd. II S.214 (nur ^ 325 n. 335):
^eine starke Instanz zum Beweis der Neuheit der Stelle." DieWendttog
oU9'i9 oloQ und alvo^'ip aivtog nur H 30 u. 07 : 8. Kayser 8. 30.
Sehr übereilt scheint mir der Schlusz von Liesegang (PhUol. VI S. 503 f.)
ans der in 27 achtmal (sonst überhaupt nur sechsmal) vorkommenaen
Apostrophe eines Heros durch den Dichter: dasz die Patroklie nicht m
den ültesten Theilen der Utas gehöre. 80) Auch dies besonders ?on
Rhode. 00) Dasz evxBixvs nicht nothwendig das Beiwort too IIio«
sein müsse, bemerkt er zu 11 57. Vgl. über dfi^mzos sa iT 430.
r
L. FriedUnder: zwei hömeriscbe Wörterverzeichnisse. 775
finde nnr folgende: Aüfioiv J 296 9 ^IcTog A 101, ^Slgog A 303, ^Slxo^
O 5189 alles nar einmal genannte Nebenpersonen, zum Theil in Ver-
zeichnissen wo die Absicht war Namen zn häufen, nicht aber die ein-
zelnen durch Beiwörter zu charakterisieren, oder Helden der Vorzeit
wie "AxtcoQ B 513 A 785 JI 14, ^IXog K 415 usw., "Alxrig (P 84 X 51,
bei deren Namen man ein derartiges Epitheton nicht suchen wird. Anf
der andern Seite ist iqritfpiXog ein constantes Epitheton des Menelaos
(18, 1), und ebenfalls mit Vorliebe an einer gewissen Versslelle ge-
braucht, aber es steht doch auch bei anderen Heldennamen am Scblusz,
wie a^t<piXog AvKOfi'tjdrjg P346, auch an anderen Versslellen, wie
MeXiayQog i^ltpiXog noXifit^sv 1550, auch aQ%ou a^lfpiXov B llBy
auch bei ^Axaiog (viermal, z. B. ttQr}ig)iX(ov vn *A%aiav), Schwerlich
wird' man diese Stellen för anstöszig erklaren wollen. An derselben
Versstelle wie B 53 (iBya^ficov I^b ysQOvxonv steht das Beiwort z. B.
B 541 fieya^fimv a^xog *Aßdvr(ov (ebenso z/464) and O 519 fieyccdv-
Endlich stellt sich bei nfiherer Betrachtung heraus dasz die Ab-
weichungen auf die man Gewicht legt keineswegs so einzeln stehen
als es auf den ersten Blick scheint. Eine vollstfindige Bearbeitung
aller constanten Epitheta (die sehr wönschenswerth ist) fehlt noch ;
ich glaube sie wflrde herausstellen dasz diejenigen die nicht auch mit
andern Substantiven verbunden werden sogar seltene Ausnahnien sind,
far die man überdies Öfter Grfinde wird anführen können, die in der
Bedeutung oder iu der Natur der Verbindung liegen. Aber auch schon
die bisher beobachteten FfiUe reichen meines Erachlens völlig hin, um
zn beweisen dasz der epische Gesang die Consequenz im Festhalten
stehender Verbindungen, die Haupt und andere voraussetzen, Qberhanpt
gar nicht hatte : ciTtSQiüstaX^^ 0 bei Snoiva eilfmal, nur 77 178 bei ?Sva ;
atfxs^Hg 7, 4mal bei ov^vo^, nur 77 134 bei '^co^i^l und ^370 bei
'Hq>ei£oT<yv dofiog; arQvyerog bei aXg^&dXaaiSccy novxog 5, 12, nnr P 425
al^ilQ atQvystog; ßgoroevra 9, 0 bei ivaqa achtmal, Einmal S'509 bei av-
SQoyQUx; iXinamsg ^A%cctoi 6 jOy nur A^ iXixooTtiSa kovqtiv; igiSovitog
1,7 bei atQ'Ovaaj nur T 50 bei amal und x 515 bei notafioi; igiy-
dovTtog 7,3 Beiwort des Zeus, nur A 152 iQfydowtoi noösg Ztnmv;
ei^%Qil(ov 11, 1 bei Agamemnon, nur A 751 bei ivo^ixd'mp; ^ov^ig
23, 1 bei aXxt/, zweimal bei aa7tlgAS2 T 162 und bei alylg nur O3O8;
Hvavoxatvqg 5, 3 bei Poseidon, nur T224 bei tjtTtog; nvdidvEiQa 8, 0
bei fid%ri^ nur A ^90 ayo(^ nvdtavsiQav; novXvßoxEiQa 13,3 mit %^civ,
A 771 ^A%atUiu novXvß6xBiqttv\ nqoitctg nur in der Verbindung nqoncLv
^{utQ (3, 7) ausgenommen vijtt^ re ngondaag B 493; ffotfoixi/g (29, 2)
ist 22mal Beiwort des Achillens, auszerdem von Dolon K 316, ^ 262
bei tniutg^ dreimal bei tnnoi B 764 P6I4 ^376; vgl. Schuster a. 0.
S. 21. Eine und die andere der angeführten Abweichungen scheint
allerdings, allein betrachtet, an die Weise der spätem Epiker zn erin-
nern, die in Anwendung der Epitheta absichtliche Abweichungen vom
homerischen Gebrauch liebten, wie i^lydavTioi itoSsg Zitittov^ das dnroh
Klang and Rhythmus so auffallend an iqlyiovitog noifig^i^ erinnert,
Jahrb. f /elast. Philol. Snpp). Bd. III. Hft. 6. 52
res homerische dagegen, wie tav^g fteyäOw/we, Kttttos xvavoxaiTig,
(O iit min wieder geneigt auch golcbe AbweichenpeD in tolerierM.
JedeDfalls iai ein einigermasEen sicheres Urleil nicht möglich, so Inf«
maa nicht alle belrefTeDden Ffille ahersieht. Daac hin nnd wieder eii
■Uhilea Epithelon seinem Subetanliv Tehlt, iat meines Erachlens eiae m
oatarliehe Erscheinung, diu ich kenm versiehe wie man daran Anslosi
nehmen kann: vgl. Sohesler a. 0. and aber einige angeblich anriehltf
gebranchle EpilbeU ebd. S. 31—24.
Schlieszijch noch ein Wort aber angebliche AbweichnB^ci
und Eigenthilmlicbkeilen im Vershan, woraaf man den Be-
weis *erschiedener Enlstehiing einielner Gesinge En begrOnden ver-
lacht hat. Hancbe von G. Hermanns Schülern werden, wie ich, aas
seinem Munde vernommen haben, dasx sich ihm bei wiederliolter Lesaag
der homerischen Gedichte ebensowot durch Aiisdrock nnd Vei^ban aU
durch Darsteiningsweise von einander geschiedene Abachnille henns-
geslelU ballen. Doch da er sich nie gedrungen gefablt hat eine so
bedeutende Wahrnehmung in verölTenllichen, so darf man vrol ver-
mnlen dasE sie mehr auf suhjecliver Empttndang als anf ibatsäcblicb
nachzuweisenden Beobachtungen beruht hat.*") Seitdem hat besoa-
ders K. A. J. HolTmano in den 'qnaestiones Homericae' versscbt ml
einer wol nur in Deutschland möglichen Ansdener aas fast nikroshe-
pischen Beobachtungen der Caesuren, des Hislns nnd des Gebranchs
des Digamma das Zeilaller, den ümTang und die Zusammengehörigkeit
der einzelnen StQcke nachzuweisen. Es ist in bedanern dess so viel.
Fleisz und Sorgrilt an die Ermittlang dieser winzigen Thatsschen ver-
■obwendet ist, denen Tür diese Unlersuchnng alle nnd jede Beweiskraft
abgesprochen werden masz. Erstens ist es tnch bei all diesen Ah-
Weichlingen nicht nnr möglich sondern sogar wshrscheinlich, da» sie
erst im Lauf der mündlichen Ueberlieferang, theilweise sogar erst Dach
der niederschreibung in den Text gekommen sind — und wenn dies
unleugbar ist, so ist der angewandten Methode vOllig der Boden ent-
zogen. Dies ist denn euch bereits von Krilikern der entge^engeaeti-
testen Bichtungen lusgesprochen worden, sowol von Migelsbacb(ABM.
tur Uisa 3e Aufl. S. 399} als von G. Curtins (Andeutungen Aber den
gegenw. Stand der hom. Frage S. 33), denn ich mich nnr vollkomnen
■nschlieszen kann. 'Das nemlich' sagt der letztere 'stellt sich, sollten
wir meinen, bei allen diesen Unlersncbungen immer entschiedener
herans, desi Sprache und Versbau durch beide Gedichte hindurch we-
■entlich dieselben ;ind, Terner dasE die bomeriscbe Sprache eine laxere
301) Eine Andentung fiber dieaen QegeDstand von ihm kenne ich
nnr Orpli. S. 637: 'illnd contendo, in hsc qo^eationa dod n^lig-endos
esse numeros. nt uno aed eo Incnlento ntRr ezemplo, quis qoq mim»
qnantam interesae spBtiHt inter nameros qni sunt in XIII libro lliadii
et eoa qni sunt in XXIIl?' Im Philologns VIII S. 103 — 212 ist aoch
der Versuch pcmaoht worden eine Verscliiedenhait des Versbaas für
A N nnd ¥ nachinweisen.
L. Friedlliider: swai homerisebe Wdrteiverioiolinisse. 777
Regel bei als die meisten tnderen Mandartes , dass sie im böohsten
Grade diejeaige Eigenschaft besitzt, die man Flflssigkeit oder Debn-
barkeit genannt bat. Bedenken wir nun ausserdem noch , wie leicht
durch eine winsige unwillkQrliche Aenderung der Rhapsoden in ein
altes Lied eine sprachliche Neuerung hineingebracht werden konnte,
wie dasn trotz der voranszusetsenden Ehrfurcht der vortragenden fflr
das alte Lied bis auf die Fixierung des Textes durch die Schrift der
gröste Anlasz sein muste, und wie manches auch noch zwischen Pei-
sistratos und den Alexandrinern sich in diesen Dingen leicht verfin-
dern konnte, so merken wir dasz wir uns hier auf einem äusserst
seblüpfrigen Boden befinden. Dergleichen Untersuchungen führen da-
her selten zu wirklich aberzengenden Resultaten, nemlich nur dann,
wenn sie mit anderweitig gefundenen Beobachtungen zusammentreffen,
oder wenn irgend ein Stück eine ganze Menge seltsamer Erscheinungen
neben einander bat.' Aber — und dies ist der zweite Punkt — die von
Hoffmann wahrgenommenen Verschiedenheiten stehen .viel zu verein-
selt als dasz man ihnen irgend eine Beweiskraft zusprechen könnte.
Dagegen wird jeder unbefangene sich in der Ueberzeugung von der
darebgebenden Gleichartigkeit des homerischen Versbaus aufs neue
bestärkt fahlen durch die Untersuchung von I. Bekker : ^ zahlenver-
biUnisse an dem Homerischen versbau beobachtet' (Monatsber. der
Berl. Akad. 1859 S. 259—268). Hier stellt sich im grossen und ganzen
eine Uebereinstimmung in den Haupteigenthamlichkeiten des Versbaus,
dem Gebrauch der Caesuren, der Neigung der verschiedenen Versstellen
BQ Dactylns und Spondeas heraus, Aberbaupt in dem was das eigent-
liehe Wesen des Hexameters, seinen Rhythmus, bedingt: eine Ueber-
einstimmong der gegenOber alle jene winzigen Differenzen als völlig
irrelevant erscheinen.
Nach dieser längern Abschweifung komme ich wieder auf die
eigentlichen &ra| £l(fri(Uva zurück. Es. ist nun noch von denen zu
reden, die nicbl durch Ableitung und Zusammensetzung, überhaupt
■ieht durch die Wortform, sondern durch den Sinn oder
die Anwendung als nachbomerisch erscheinen. Sie zerfallen in
vier Classen:
1. Bezeichnungen für Begriffe und Gegenstände, die sich trotz
hinftger Veranlassung nur Einmal finden: was den Verdacht erregen
kann , sie seien in der nachbomerischen Zeit bekannt geworden und
haben in die homerischen Gediobte erst nachträglich Eingang gefunden.
3. Bezeichnungen für Anschauungen und Gegenstände, die für die
homerische Zeit zu modern erscheinen.
3. Wörter die für einen häufig erwähnten und durch 6in oder
mehrere gangbare homerische Wörter bezeichneten Gegenstand oder
Begriff nur Einmal vorkommen, während sie nach Homer häufig sind.
4. Wörter die nur Einmal vorkommen, während man erwarten
sollte, wenn sie zu dem homerischen Wortschatz gehörten, sie viel
öfl^r zu finden«
52*
778 L. FriedliDdcr: zwei honeritciie WArtarrereeieliiilsse.
Zar ersten Classe (Gegenstände die trots hiafiger Yer<
anlassungnur Einmal vorkommen) hat Geist den Gebraoeh
des Stachels beim Antreiben der Pferde gerechnet, der in dem aiuii
ilQTKiivfiv nevxQfivexflg sich zeige (r^ ^a dt avtdmv xcyv^vfxia^
l%av tnnovg £752= 6396). Aber dies ist ein Irtham, denn das %ivt(fov
wird nicht bloss noch W 387. 430 erwähnt (vgl. Toivaat W 337), son-
dern der Gebrauch erscheint als ein allgemeiner in dem Beiwort niv-
%0Q£g tnjtmvy das J 391 den Kadmeern, E 103 den Troern gegeben
wird. Wenn auch vereinselt, sind diese Erwihnnngen doch Eablreick
genug um sich gegenseitig su schätzen: und wären sie das nicht, so
wire der Verdacht eines nachhomerischen Gebrauchs immer noch nicht
gerechtfertigt. Auch hierüber hat Aristarch das richtigste, leider jetit
nur KU wenig beherzigte Urteil abgegeben. §tatt der tU^aQtg die
Hektor dem Paris als unmännlich vorhält F 54 (ovx av xoi %Qa(a^
xi^oQig %a n d0Q^ ^Ag>(fodlTfis) wollten einige Kritiker iMtiQtg schrei-
ben, weil vom Kitharspiel des Paris sonst nirgend die Rede sei.
nokla Si iativ ana^ kiy6(ievtt na^a rm noit^zj ist die Ent-
gegnung Aristarchs. Nichts ist verkehrler als die Einbildung dass der
Dichter alles was er kennt bei jeder vorkommenden Gelegenheit look
vorbringen müsse. Am allerwenigsten sind wir bei BesebreiboDgei
eine pedantische Vollständigkeit zu fordern berechtigt; vielmehr ist
nichts natOrlicher als dasz hier nach Lust und Laune ein Zug eianal
weggelassen, ein andermal hinzugesetzt wurde. Im ganzen stimnea
oft wiederkehrende Beschreibungen fast immer überein, im einzelaoB
selten: sie immer neu abzufassen wäre eben so pedantisch gewesen ils
sich immer wörtlich an ^ine Abfassung zu binden. Beispiele werden
das Verfahren der homerischen Dichter hierin anschaulich maehea.
Der Kampf des al(ia so wie das Wort kommt nur ^ 103. 128 vor,
während der Wetlkampfe öfter gedacht wird (Nitzsch Bd. II S. 181);
aber muste der Dichter jedesmal dieselben Kampfspiele, jedesmal alle
angeben, die er WH:ite? Das Anschirren der Pferde wird öfter be-
schrieben, aber die Gebisse xaltvoi werden nur T 393 erwähnt. Die
Beschreibung der Schiffahrt und des Landens gehört sn den bänfigslea
bei Homer, aber nur Einmal wird der Höhlang im Verdeck gedacht,
in die der Mast niedergelassen wird {A 434 Icibv d* tcxodornff^"
Xaaav n(^6votöiv vgfivtig) , nur Einmal der Befestigung des Mastes
am Fuszende, wo Odyssens sich daran binden läszt(fft61=l79o^ov
iv taroniijij i% 6^ avxov nslqax* avi^ip&a). Und obgleich it^PJI
und ngviiviqata so häufig sind, und nicht minder das Bpitheton xverve-
TtQtoQog^ so wird doch das Vordertbeil des Schiffes ansdrdcklich oor
Einmal genannt fi 230 slg titQia vriog Sßaivtw JtQmgtig. Von der Ver-
wundung der Götter ist zwar einigemal beiläufig die Rede, aber flie-
szen und abwischen sehen wir göttliches Blut nur Einmal, wo Dioniedes
Aphrodite mit der Lanze in die Hand stöszt, daher nur hier lxio(f ^
840. 416*"). Nur bei der Rflstang des Aohilleus zur Schlacht wird die
392) Geist sagt: 'haeo voz sI qan alia seriorls originis ant saltem
L. FriedläDdert swei hofflerisehe'Wörterverseichnisse. 779
Linse aas der avQiy^ geoommeB T387, onr bei der Heimfahrung
Ton Hüklors Leiche werden ^Qrjvoi gesnngen ^ 721."') »So hänBg
Bad und Salbung sind, so ist es- doch nor Einmal eine Königstochter
(Nansikaa) die sich dazu rastet, und nirgend sonst werden die Vor«
bereitongen so ansfohrlieh beschrieben; daher nnr hier k'qiivd'og
i 79 nnd %vxkova&ai ^80, so wie auch nnr hier das Behältnis der
auf die Fahrt mitgenommenen Speisen erwfihnt wird K/tfri/ {; 76, die
sonst ohne weiteres in den Wagen gepackt werden.
Selbst jene Beschreib angen oft wiederkehrender Handlangen nnd
Ereignisse, bei denen sich ein und dieselbe Ansdracksweise zn wieder*
holen pflegt , haben wie gesagt sehr oft eine und die andere Besonder-
heit, wenn sie anch im ganzen durchaus in den stehenden Formeln ge-
halten sind. Wie sich unter den Beschreibungen des Landens die bei
der Heirofahrnng der Chryse durch die Erwähnung der iotodonri ans«
zeichnet, ist bereits erwfibnt. Bei den Beschreihnngen des Ankleidens
wird das Znsammenheften des Obergewandes, das doch gewis in der
Regel geschah, nur zweimal erwfihnt, bei der sorgfiltigen Ankleidnng
des Nestor in der kalten Nacht (gegen welche die jungem Helden sich
mit Thierfellen schätzen) K 133 a(i<pt 6^ aqa %l.alvciv negovriaato
q>otviK6s<S0av j ömXilv ixtadiriVj ovXij d' inevi^vo^e Xaxvri — nnd
wo sich Hera für Zeus schmflckt ^180 xifvaslifg d^ iv6T^6i Tutva
at^^og nsQOvavo, (Ausserdem nn^noch B 145 dov^i (liaov tts-
QovtiiSBv.} Bei Beschreibungen von Opfern fehlt es anch da nicht
an Besonderheiten, wo sie nicht dnrch besondere Umstände bedingt
sind, wie bei den Eidopfern P24j, dem Todtenopfer für Patroklos
W 29, den Opfern des Eumaeos $ 74 n. 419. Auch bei dem Hekatom*
benopfer A^9 — 471, welche Stelle sonst fast durchaus aus gangbaren
Formeln besteht, ist das Händewaschen durch das übrigens unerhörte
XSifvtrffavTO (449) bezeichnet. Bei dem Stieropfer B 402 — '431 haben
die (Sxiiai das Epitheton ag)vXloi (nur hier) und nor hier findet sich
der Vers 426 anXayxva d' aQ^ iiiitdQOvrsg wuIqzxov 'HqHxlatoio. Bei
dem Opfer des Nestor 7^ 430 — 463 heissen die oßsXoC axQonoQO^
(nur hier), auch das afitvtov (444) zum Auffangen des Bluts kommt
sonst nicht vor, was bei der Ausführlichkeit mit der dies Opfer be-
schrieben wird nicht auffallen kann. Bei dem Opfer der Sonnenstiere
f* 3&3 — 396 ist inrnttav ein ana^ di^^ivovy auch lynata werden
nnr bei diesem Opfer genannt.
interpolationis SQspitionem movere potest. nAm neque apud Homerum
neqae apud seqnentes poetas ante Apollonium Rhodinm ullnm eius
vestigium ea potestate qua hiö legimos usnrpatae reperitur.' Ich kann
dies nicht zageben: der Umatand dasz das Wort in dieser Bedeutung
sich erst wieder bei Apoll. Rh. findet beweint, wenn er etwas beweist,
gerade das Gefrentheil, nemlich dasz das Wort in dieser Bedeutung
veraltet war und erst von den Alexandrinern wieder hervorgesucht wurde.
Für spätem Ursprung würde höchstens sein häufiges Vorkommen bei
den Spätem beweisen. 303) Ueber das ^QtivBtv der Musen bei Achil-
leus Tod s. Spohn S. 35—37.
7S0 L. FriedUnder: swei hom«riaehe WörlenreraeichBuise«
Die BeacbreibuDgeo von MahUeiten pflegen kflrser abgelban so
werden , daher hier weniger Gelegenheit za Abweichangen ist. Doeh
wenn es co 386 statt des gewöbDiiehen oi d^ in oviUi^^ IroifMc %qo-
Tteliuvm %8iQag taXXov beisxt iv^^ ol fiiv öiLnvip i7C8%Bl(^B0V
(das Wort sonst nur noeh 395 a/vf» inixeiQffiuv)y so verrath sieh hier
allerdings die hastige Kürze die dem Scblnsz der Odyssee eigen ist.
Dagegen entbfilt 1206 ff. eine sehr ansfabrlicbe und fast in allen Punktea
abweichende Beschreibung der Zurüstnng des Blahls^ mit dem die Ge-
sandten der Aohaeer von Achilleus aufgenommen werden. Zuerst wird
nicht wie gewöhnlich frisch gesohlachtet, sondern schon gebaeeDO
Stecke auf dem Hackbrett (x^etov) zerlegt"') um sie an die Spiesse
zu stecken : aber dies erklärt sich einfach ans dem unerwarteten oad
spfiten Erseheinen der Gäste; obwol auch für Priamos, der in der
Nacht zu Achilleus kommt, ein frisches Schaf geschlachtet wird Sl 6)1«
Und so wird gewöhnlieh nur 6in Thier zur Mahlzeit bereitet; hier sind
die gehauenen Stücke von Schaf, Ziege und Schwein, da doch der io
der Odyssee so häufige Gennsz der beiden letzten Thiere in der Hits
sonst nirgend erwähnt wird (ausgenommen der Schweine in eben die-
sem Gesänge 1 467). Aber dies kann wol eben so wenig befremden
als das nur hier vorkommende Braten über der Gintasche und dass die
Zuthat des Salzes bei der Speisebereitung sonst nirgend erwähnt wird.
SXg bedeutet in der Ilias niemals und in der Odyssee zweimal Salz:
X 123 = ^ 270 oidi O' aXiöHi fMfityiAivav tlöaQ i'öovaiv und p 4öö
ovo' &la Soifjg. Von den zahlreichen oTra^ BiQt}(iiv€i dieser Stelle ist
^^Vfilai 220 schon erwähnt, wofür g 446 (von Aristonicus angefahrt)
i^yfLcna. »qsSöv, KQatWTül^ av^paxtif haben ebenfalls nichts anffil-
lendes, ÜbU kommen noch £ 432 vor (der Ausdruck iv nvQog «nS/g
noch ^ 305 if; 89) ; auch dasz das Rückenstück nur hier §a%ig heisit
(statt des gewöhnlichen auch an dieser Stelle gebrauchten vdirov), kisB
bei dem oben angedeuteten Beichthum der homerischen Sprache ao sy-
nonymen Bezeichnungen nicht befremden. Statt des V. 212 avxicQ hä
xoTo nvQ ixari xal tpXo^ ifuxQav^ri lasen einige ovrap iml itvqag i^
^og iniTttato^ navcaxo 6a q>l6^. Aristarcb fand dies ^reUbs (yBloiov
Sh Ttvpog av^g (og ^6mv av^og) und gab der erstem Lesart den Vor*
zng. Doch wie mein Freund A. Nauek bemerkt hat (Z. f. d. AW. 1865
S. 273), ist die zweite bezeugt durch Flutarch Mor. 934\ Schol. Aescb.
Prom. 7, Hesyeh. u. nvQog av^og. Es scheint also allerdings als ob
auch unsere Vulg. ihre Stelle dem Bestreben Aristarchs verdaoke, no-
gewöhnliches wo möglich zu beseitigen und durch gangbares tu er-
setzen. Wenn nun jede einzelne Abweichung dieser Stelle an und fflr
sich betrachtet nicht auffallen kann, so fragt es sich ob das Zusaromeo-
treffen so vieler nicht in der That etwas fremdartiges hat. Doch wäre
dies nicht eher mit einiger Sicherheit zu beantworten, als bis eioe
vollständige Bearbeitung aller formelhaften Beschreibungen heraasge-
394) Arifltarcns Uebertetzung to xqsodoxov tkyyii09 passt nicht;
vielleicht ist dyyetov verdorben.
L. Friedländor: zwei homeristfie WörtenrerzeichBisse. 781
stellt bitte, ob und in /wie weit AbweiehangeD von der (j^ngbaren
Ansdrackfiweise gewöbnlich sind.
Zur zweiten Classe (Anschauungen, Begriffe, Gegen-
stande, die im Verhältnis zn homerischer Weltanschau-
ung,Denk- und Geffihlsweise, GebrSucben und Einrich-
tungen modern erscheinen) werden namentlich einige ethische
und religiöse Begriffe gezählt, die man aber keineswegs alle mit Si-
cherheit dem homerischen Zeitalter absprechen kann. So hat man, wie
ich glaube mit Unrecht, oalri (nur tt 423 % 412) hieher gerechnet.
Eher dürfte fAax^oavvri Sl 30 unhomerisch erscheinen. Dies Wort
befand sich auch unter den Grflnden um derentwillen Arislarch diese
Stelle vom Urteil des Paris verwarf, aber freilich nicht sowol weil er
es modern sondern weil er es unpassend fand. Doch setzt Aristonicos
hinzu: ^Höioöeiog ö icxlv rj ki^ig' imtvog yoQ jcqmog i%Qiq6axo inl
rmv tov IIqoitov ^vyuxiqfov. — Eine veränderte religiöse Vor-
stellung zeigt sich unzweifelhaft in ijfi/Oeo^ M 23 (xa^VTr^crov iv
zovlißai xai fi^Ld^imv yivog ivögav), da Homer übrigens noch keine
Halbgötter oder vergötterte Menschen kennt. Eben so unhomerisch
würde allerdings okßtodaliimv sein, wenn es, wie Gurtius will
(S. 20), aya^ovg und xaxovg Salfiovag und den Begriff dalfwvd ziva
^^avvoranssetzte, was ich jedoch bestreiten mnsz. Denn da bei Homer
öalficDv öfter die schicksalffigende Gottheit ist (X 61 » 64 tf 256 o 149),
warum sollte *der von der Gottheit gesegnete, in dessen Leben eine
günstige Gottheit waltet' (Nägelsbach) nicht oXßiodalfifmf heiszen?
Ebenso wenig kann ich das Unhomerische von (lotgrjysvi^g zugeben.
Denn selbst wenn fiotga auch nirgend das günstige Geschick bedeu-
tet, so liegt diese Modification der Grundbedeutung doch nicht so fern,
dasz ihr einmaliges Eintreten befremden könnte. Auch ar^hafa (un-
gewohnt sein) Ül 490 befremdet mich nicht, obwol ^^la bei Homer'
nur die Bedeutung Wohnsitze hat. — Die Spur eines späterer Zeit
ungehörigen ekstatischen Cultus scheint sich in fioriva^ JiC460 zu
zeigen (von Andromache mg q>a(iivrj luyaqoto dUaavxo (latvadi tarj).
*ls locus' sagt Lobeck Agl. I S. 285 *cum Z 389, übt eadem et eandem
ob causam progreditnr (laivofAivri itxvta^ tantam similitudinem habet
ut vix dubitari possit quin ex illo expressus et interpolatus sit.' Auch
Sdvtov E 448. 512 hat Geist zu den Dingen gerechnet die dem ho-
merischen Cultus fremd sind, da dieser ja keine ^sacra operta' kennt
(Lobeck a. 0. S. 282). Indessen involviert ädvzov den Begriff dersel-
ben keineswegs, sondern ist hier wol nichts als ein zu irgend weichem
Behuf verschlossener Raum im Tempel.
Auch ßaQßttQ6q)tovog könnte nur dann modern erscheinen,
wenn ßa^ßagog hier schon die Bedeutung des Nichthellenischen hätte.
Aber diese hat es ebenso wenig ah'^^Elkrivtg bei Homer die ganze Na-
tion bezeichnet; sondern KaQtg ßaQßctQoqxovoi B 867 sind nichts »n-
deres b\s HlvTug ayQioqxovoi d" 29^j obwol ermöglich ist dasz
jenes Praedicat erst nachträglich in die Stelle vonlnesem getreten ist.
'In'
782 L. Friedliodor: swei hooierisohe WOrterTeraeiehnitte«
Wenn tlso Thokydides I 3 aacb Unrecht hatte die BeneDOOBg Bar«
bar fflr modern {vemtSQtx^v Ariston. B 867) zu erklären, so war doeh
seine Empfindung insofern ganz richtig als Homer die spätere Bedeu-
tung noch nicht kennt.
Die Spur eines nachbomeciscben Gebrauchs scheinen eisige
Alte in Ivxvog x 34 gerunden zu haben nach dem Et. N. 565, 37: ol
naXaiol qv% i%q^vxo IXcdtp xorl Av^vm ikkit %6Xoig . . dto xal tfe<ri^
inelanai ro iqvcsov Xv%vov lxov6a. Doch scheint man zur Atbe-
tese hierin keinen Grund gefunden zu haben , gewis mit Recht. ^
Wir kommen nun zu den zahlreichen aita^ ilQtjiiivaj die nicht
durch den bezeichneten Gegenstand oder Begriff, sondern durch die
einmalige Anwendung des Wortes als nachhomerisch erscheinen. Die
dritte Classe nmfaszt diejenigen Wörter, die für häufig er-
wibnie Gegenstände oder Begriffe Einmal eintreten,
während diese in der Regel durch einen stehenden oder
einige wechselnde Ausdrücke bezeichnet sind. Unter
diesen sind aber manche die man nicht leicht für jflnger, ja sogar für
älter halten wird als ihre gangbaren Synonyma. Dahin dörfle so
rechnen sein: gyq far mg B H4 S 499 > yfjgvs nur ^ 437 für tp&vri
und yl(aoaa (sonst nur noch (ullYtiQvg fi 187), ^h<pa nur 6 508 f&r
\ii%Qi (auch dies nur 2V 143 St 128) und &XQ^ (viermal), uqu nur 2^531
fflr ayoqi (%, Aristonicus), Bvlriffct nur ^ 481 fQr ^ior, dßcc»fj<sav nur
d 249 fflr axiiv iyivovvo usw., £tQS(M>g nur ^ 529 für dovloavvri^)^
xtKvg nur X 393 statt Tg usw. (sonst nur noch axixvg t 515), XvKtißctg
nur £ 161 für Irog, xvddaXov nur q 317 für ^i^q^ Xaca nur t 229 für
o^am. Dagegen gellen andere äna^ d^rifiiva^ die der spätem Sprache
geläufig sind, mil Recht für modern und galten dafür zum Theil schon
im Alterthum. Mit Recht verwarf Aristarch den Vers B 475 a^^o» ^^
avi^ctTtoSeaai' xL^bvxo dl datxa ^aXsiav: oxi veG>x£Qi%rj ovofiaöiaxov
ivi^ifcodov ovöl yciQ noiQcc xoig iTCißeßXriKoaiv Ofii^Qa vositcil^)
Mit Recht hebt Nitzsch unter den Verdachtsgründon gegen die Stelle
i 120 — 125 besonders das Wort nvvi^yixai hervor, da Homer sonst
immer d7iQrix^(^$g und andere Worte (wie iXa(pi]ß6Xog) , diese bei des
395) B. Constant wollte nicht blosz in dem Wort, sondern auch in
der Sache etwas neues sehen (b. Nitssch Bd. II S. 229), wie mir scheiott
ohne allen Grund. 96) Neben dem gangbarsten Wort Sfiois kommt
-a-ijs nur 3 614 {d'Tjtsvto 1, 2). dovXrj nur T 409 9 12 vor, welches Nitwch
Bd. I S. 231 mit Recht in Schutz nimmt, da dovUov ijjucrp, dovXoavvti
und SovkBiov eldog nicht selten ist : s. die ganze treffliche Auseinander-
aetsnng. — Micbt so sicher als die aristarchtsche Athetese von H 475
ist die von Ä 304 wegen xiQvißov: a&etei^tat oti nagä to avvtivfQ
ttVTCD j^pvipov TO dyyitov xo vnodiTOfiBvov x6 v^o)p, mg ^/*«^' 'i??**
dl avtbg etmO'e %aXsiv Z^pijra, to dl hutoc t(ov vfigtov diSöfievov voag
XeQvißa. ft'io* dh diicX"^ ürifietovvtou tag ana^ ivxavd'a BlQri(iivov, Oh
die Bemerkung im cod. V und bei Eustathios über 6i(pXa<SHiv ff 14*
(i| Xiiig vemxi^mvj^n Aristarch herrühre, ist mir sehr sweifelhaft
L Friedliador: zwei bomerUche Wörter veneiehniMe. 783
Spileren gemeintte Bezeichnung aber sonst nirgend gebraaobt bat."^
Gewis ist auch das einmalige ioiÖrig viivov & 429 geeignet den Ver-
dacht nachhomerischer Abfassung oder Ueberarbeitnng dieser Stelle
zu verstärken, so wie das einmalige aotplri, das sonst mit seinem
ganzen Stamm in beiden Gedichten durchaus fehlt, in einem Gleichnis
O 412 leicht späterer Einschiebung seine Stelle verdanken kann, s.
Nitzsch Bd. II S. 105.^) Auch dasz fio^^if, eia übrigens erst von
Besiod gebrauchtes Wort, nur an den beiden ohnehin verdfichtigen
Stellen ^ 170 und l 367 steht, ist schwerlich zufällig.^) Doch wenn
in diesen Wörtern alle oder die meisten Spuren nachhomerischer Ab-
fassung erkennen werden, so wird dies bei anderen zweifelhafter er-
scheinen, besonders wenn sie sich mehr als Einmal, und überdies an
ganz unverdächtigen Stellen finden. Hier wird die Möglichkeit dasz
die Anfänge solcher Ausdrücke schon dem homerischen Zeitalter an-
gehören nicht abzuleugnen sein. Wenn Rede in der Regel (iv&og
beiszt, so scheint doch damals auch schon der Gebrauch von Xoyog
begonnen zu haben, da nicht blosz dies Wort sich an zvi^ei unverdächti-
gen Stellen findet O 393 a 56, sondern auch naUlloyog A 1269 iXoyia
O 162=^178, iiv^oXitysvia (a 450. 453. TtQoßarov statt oig ist gewis
anfTallend, aber es steht nicht blosz j? 124 und ^ 550, sondern den
Anfang des Gebrauchs gewahrt man auch ß 76 v$iiag ia&ifisvai Kiiiii^'
Xui TS TtQoßaclv T€. Das zweimalige inoörnia 0 369 c 361 statt des
so häufigen niÖiXov für naclhomerisch zu halten sehe ich um so we-
niger einen Grund, je mehr dies Substantiv aus dem so geläufigen vito
nooalv idi^aaro Kala nidiXa mit Nothwendigkeit hervorgehen mnste.
Auch das einmalige oÖomoQOg Sl 375 (und oöoitcoqiov 0 506) neben
oSixTig 1, 5 wird wol niemand für nachhomerisch halten. Ich stelle
hier sämlliche von mir bemerkte Ausdrücke der spätem Sprache zu-
sammen, die ^in oder einigemal statt der gangbaren homerischen vor-
kommen; aufmerksame Beobachter werden die Zahl gewis vermehren
können. Es mag dem Urteil der Leser anheimgestellt bleiben, in wel-
chen Fällen spätere Abfassung oder Umbildung des Ausdrucks anzu-
nehmen sei, und in welchen man sich dahin neigen möchte das neue
Wort schon der homerischen Zeit zuzusprechen.
Substantive: ^nTric als Beiwort der Pallas nur K 460 neben
aysUlfi 5,3; iiqlov für tf^fca oder tv^ißog nur ^''.126; aQTog nur
^ 346 tf 120, sonst 01x0g,
Adjectiva: zvipXog für aXaog nur Z 139 TvgL TtriQog £599);
»ov g>og für iXafpqog oder ^lötog N ibS & 701; fifSv%iog (und ijtfv-
' Xh) <^ 598 er 22 für ixriXogj evxriXog,
397) Dagegen kann ich auf das ana^ ligrjfiivov no^fivri i 122
statt des gewöhnlichen ntSv kein Gewicht legen (wie Nitzsch thut Bd. III
8. 30), da Ttoifiijv häufig ist. ^ 98) tintovog , . og (d te naarjq \ sv
Mij aotpCrig vito^rjitoüvvTjatv 'Ad'ijvrjg, Dagegen i 234 ov '^Htpamtog
9idafv xal IlaXXag A^ijvrj \ riivrip navtoii^v, 99) ^ 170 dXXä 9tös
fiOQtfqv inBOi axi<pBi, und X 367 aol d' im \i>\v ßOQqtrl miov, vgl. Nitzsch
zu beiden Stellen. Dagegen ^ 175 ov ot 2«(^ftff aiifpinBQiati(pexai iniecoiv»
784 L. Friedllnder: twei honerlMlM WdrtervdrseieluiisM.
Verba: (ia(iio(iai P412 (fKOfisvm t 274 afidfifp;o$ M 109 fio-
ftoff ß 86) statt iviittm; dei far ;t^i7 Dar i 337 2; 100; fijtio statt
öi^flliat nar i3'258; fAiaia für Gxvylaa nur P272; are^^eo fär omn;-
^flo Q8W. nur V 262.
Partikeln: tivIkcc nur % 198 für oituwte.
Hieran schliesst sich eine Reihe von Wörtern, deren Stimme der
homerischen Sprache geläufig sind, während ihre Form sich sonst nur
bei Späteren findet. Daeu gehört ^17 ^/ov, das für ^f^q bekanailich
nur % 171. 180 steht (^aXa yag liiya ^rj^^lov ^ev). Ob kvitQog (nur
V 243 von Ithaka ovöh klriv Xvitg^ , avor^ ovd' svQeta rhvxxai) als eine
Nebenform von Xvy^og zu betrachten sei oder als ein anderes Wort,
wage ich nicht su entscheiden; der Stamm Ivtc- findet sich ubrigeos
bei Homer nicht. So häufig iv^a iv^äde iv^€v iv^ivöe sind, so
lesen wir ivrai) ^ er doch nur 1601, ivxevd'sv nur t b68j ivxav-
^oi 0 122 <s 105 V 262. « « r w nur P 136 ^ 91^), (utxa^ii nur
A 156.
Endlich ist noch von der vierten Glasse der oTCa^ eiQtjiiiva sa
sprechen, deren einmaliges Vorkommen hauptsächlich
darum befremdet, weil man sie öfter zu lesen erwartet,
wenn sie bereits zum homerischenWortvorrat gehörten.
Eins und das andere könnte mit eben so viel Recht der yorhergeheadeB
Classe beigezählt werden, wie man denn überhaupt manche dieser
mal elgrifiiva mehr als ^iner Kategorie unterordnen kann. Auch hier
werden in einzelnen Fällen die Meinungen gelheilt sein, und mir selbst
scheinen keineswegs alle hier aufzuzählenden Wörter gleich auflTallend:
axfii^ K 173 und^ie ganze Redensart vvv yag Sri ndvrsaaiv inl ^'
QOV üaxaxui aTififjg \ fj ^äka kvygog oXs^gog ^Axaiotg ris ßiavai^*)\
do^a K 324 X 344 (beidemal ovd' aiio So^rig); ntvlr\ ^ 157 {laviiqog
y 348); iyyvrj (und iyyvio^i) & 351; vytf^g ©524 (fiv^o^ i'og^
vvv vyir^g , ilgrifiivog laxüsi) ; öisXogK 466, d^Xog v 333 (JijXog ^ 161,
vgl. delXrj SeuXiaa evSsUXog); ay^oXiogU 387 (Grote bist, of Greece
II S. 468 Note); tSiog y S2 S 314; ^(i€(^og o 162 (n(*^Qlg s 69); die
Anrede m xdXav a 327 r 68, da sich das Adjectivum raXag abrigens
erst bei den Tragikern und der Vooativ erst bei Theognis 512 findet;
svq>ri(AiüD 1 171 (fpiQre öi xegalv vÖeaQ^ twprifi^aal xs niXsa^i: btiV'
fpfl(iiio Beifall zurufen ^ 22 = 376); &oiväo(iai nur ^36; ßo-
6vcii<a k 694 tp 405; dgato nur in den Gesängen 0 n x; öj x^^^aA^
avafid^Big X 9^j da Homer übrigens weder das einfache (Aaaöa noch
ein anderes Compositum dieses Wortes hat; ovvexig M26 i7^
r217
400) tp Ql 6 9* äga ngog xiova ua%(f^v 'qaxo %ata> ogomv: dagegen
* ^n aidanBv, vned ifh i^deane %a%a x^ovog o(S4^ata nrj\ag, 401)
Auch dasz ivifov nur hier steht, fällt auf. Wie anders wird derselbe
Qedanke^Bonst ausgedrückt. Z. B. sagt Nestor in derselben Nacht / 78
L« Friadllader: swei hoiMrisciM W6HerT«rseiolnMie« 785
In einem grossen Theil dieser durch kflnftige Beobaehtang su
vermehrenden ana^ elgtifiiva wird die Kritik Spuren xu erkennen ha-
ben, welche die fortschreitende Sprachentwicklnng während der Daner
der fflflndiichen Ueberlieferuog in dem homerischen Text lurflckgelasseD
hat. Eins und das andere mag freilich erst von Abschreibern hineinge-
in'dert sein, schwerlich aber von den Grammalikern, die vielmehr das
einmalige durch das gangbare zu ersetzen strebten. Diese DifTerenneD
und Unebenheiten sind also nicht wie in anderen Texten naohtrflglich
von auszen hinzugetreten, sondern ans der Geschichte des Textes or-
ganisch hervorgegangen. Ihnen gegenüber ist folglich anch die Auf-
gabe der Kritik eine andere als sonst. Wihrend sie sonst alle Verln-
dernngen des Urtextes als Entstellungen zu beseitigen strebt, mnsz sie
sie hier als Zeugnisse der Wandlungen welche die Ursprüngliche Forst
erlitten hat unangetastet lassen und sorgfiltig verzeichnen: gerade da-
durch dasz ein so groszer Theil dieser Zeugnisse verloren gegangen
ist, haben die uns darch die Gunst des Zufalls aufbewabrten doppelten
Werth erhalten. Jede Aendbrnng, die an Stelle des einmaligen Aus-
drucks den gangbaren setzt,, mag sie noch so leicht und natfirlich
sein, ist ein willkürlicher Eingriff in eine geschichtliche Ueherliefe-
rung. Eine solche Aendernng hat Bekker in der neuen Ausgabe ge-
wagt, indem er A 166 iml ij ^ala noUa fuxa^vj \ ovg^d xe anio-
evra ^ciXaaatc %s rixqicca statt des obne Variante bezeugten fiera|v
das gangbare (isötiyvg schrieb; denn dies kommt bei Homer 26mal
vor, jenes nur hier.^) Aber selbst angenommen dasz an keiner von
den 26 Stellen fitdrjyv grieimma tische Correctur ist; angenommen dasa
wirklich A 156 ursprünglich dies gestanden und erst später durch die
neuere Form verdrängt worden ist : so musz die Kritik wie gesagt sich
darauf beschränken die Abweichung zn bemerken, beseitigen darf sie
sie nicht. Vielleicht hat anch Bekker dies gefühlt, vielleicht hat er
jene Aenderung gleichsam beispielsweise, um in kürzester Art auf den
Funkt aufmerksam zu machen, in den Text gesetzt: wenigstens hat er
in keinem von allen ähnlichen Fällen, wo die Herstellung des gang-
baren nieht minder leicht und bequem gewesen wäre, geändert. Ea
ist sehr möglich dasz v 243 ursprünglich gestanden hat ovdi Uriv
^^yifVi da auch XvyQog die Bedeutung ^armselig' hat (iüfutta kvyi^);
dasz 1 337 W dl 6h TtoXefii^ifUvai Tqmaaiv das spätere ist statt %i
Sl %qii^ dasz % ld8 ^Wxa an die Stelle des ursprOnglichen aitnoTS ge-
treten ist. Ebenso bietet sich P272 läoffiev o a^a fiiv äi^mv »völ
xti^^a ysviö^tti die Aendernng latv^ev von selbst, da auch cxvykiv
mit dem Infinitiv verbunden wird A 186 cxv^ey di xal iXlog \ hsov
ifiol q)aa^ar, und S268 i(ih d' ISo^a navxmv | d'qxsi' %al %i fi' a^xov
iat al&iQog fyßaks novx^ kann man statt tr^xn z. B. Sl^tv schreiben
usw. Aber wenn die Kritik nicht allen festen Boden verlieren soll, so
darf sie Iki allen solchen Fällen nicht über den alexandrinisehen Text
hinansgehen wollen.
402) Vgl. oben Anm» 7.
786 L. FriedlftBftor: twei bomerieohe W^rlerreneiclHiisse.
Anhang.
Veneielmi« der homerisohen GleiohxuuMe,
Wie für so viele Untersacbangen ist namentlieb für die obige
eiae voIlsUDdige Uebersicht der Gleicboisse ein kaum zu eotbebreodes
HülfsmiUeL leb entoebme das hier folgende der Abbandlung von G.
F. C. Günther ^Ober die homerischen Gleichnisse' im Atbenaeum voi
Güniber und Wachsmuth (Halle 1817) Bd. 1 S. 98 ff. 173 ff., das so
weit meine Erfahrung reicht vollstflndig und xweckmissig geordnet
ist. Der Vf. theilt die Gleichnisse in 3 Classen : 1) ausgeführte Gleich-
nisse, K. B. B 87 — 93; 2) aosgeschmackte Vergleichungen, z. B. JB337
{ Sri nwAv ioiMozBQ ayoQattfS^e [ vtptidxoig^ olg ovxi iiiisi noUfu^ut
fj^tt; 3) einfache Vergleicbnngen, z. B. ^ 47 6 d' ^ic w%vl iM%dg.
L Gleichnisse der Ilias. ^"')
1. Auageliilirto
«
OlelohniMe.
B 87—93
E 4— 7
A 113—121
JV 198-203
144—146
87— 94
155—161
242—245
147—149
135—143
172—180
298—305
207—210
161—165
269—272
334-338
394—397
499—505
292—295
389—393
455—458
522—527
305—309
471—477
459—468
554—560
324—326
492—496
469—473
597—600
414—420
570—575
474—477
♦770—772
473 484
588— 59J
480—483
864—867
492—497
701—708
780—785
902—904
548—557
795—801
r 2— 7
Z 146—149
658—565
S 16-52
10— 14
506—514
M 41 50
394—401
21— 28
H 4— 7
131—136
414—420
30— 37
63— 66
145—152
0 80-83
60— 63
6 306—308
156—160
170—172
150—153
338—341
167—172
263—270
J ♦Tö— 78
655—561
278—289
271—280
130—131
14-8
299—308
323—327
141—147
323—327
421—424
361—366
243—246
K 5— 10
433 438
381-389
275—282
183—189
451—456
410-414
422—428
360—364
N 62— 6p
579-583
433—438
485—488
102-106
586—590
452—456
A 62— 65
137—146
«18—622
482—489
67— 71
178—181
6J3-629
403) Die mit * beaeichneten Gleichnisse fehlen bei Günther.
L. Friedlfinder: iwM böneriadie WdrterT^ntfiolHiiif». 787
0 630—638
679—686
690—694
n 7— 11
156—166
212—217
259—267
297—302
352—357
364—366
384—393
406—410
428 — 430
482—486
487^491
582—585
633—637
641—644
745—750
751—754
n 766—761
765—771
823—828
P 4— 8
20— 23
53— 60
61— 69
108—113
133—137
263—266'
281—285
389—395
434—437
520—524
547—552
569—573
657—667
674—681
725—731
73fr— 741
B 337
E 782
H208
JI235
I 14
A 27
A 47
359
r 222
A 462
E 778
A 147
485
595
M 40
375
P 742—746
747—754
755—759
£ 161—164
207—214
219—221
316—323
599—601
T 357—361
375—380
T 164—175
403—406
490—494
495—502
0 12— 16
22— 26
257—264
346—349
362—365
49^—496
2. Kürxere CQeicIiiiüwe.
* 522— 525
57^—580
X 22— 24
26—32
93—97
139—144
162—166
189—193
199—201
262—267
308—311
317—321
9^222—226
598—600
692—694
758—764
Ä 39— 45
480-483
M293
O 237
605
P 157
460
2? 57
1*252
<Z> 252
282
W 712
Sl 80
3. Kfnesto GlelohiilMe.
M385
iV 330
470
531
564
iV654
754
S 185
413
n 59
P 51
£ 56
T 17
T 51
444
<Z> 483
X 125
^455
d 45— 46
336— 40
791 —793
s 51— 54
328—332
368—370
394—1398
432— 43j
488—493
t 102—109
II. Gleichnisse der Odyssee.
Olelclmiflse.
1. Ausgeführte
i 130—136
160—169
232—235
O 523—531
* 384—388
391—394
K 216—219
410 — 417
f4 251—255
V 31—35
V 81— 85
jr 17— 21
216—219
Q 110—113
126—131
518—521
T 205—209
518—529
V 14 — 16
25— 30
9 406 — 109
X 299—301
302—309
383—389
402—406
468—472
^ 159—162
233—240
« 6— 10
788 L. I^rfedliiider: twei ho««rlMlM Wdrterrarieidnttse.
%. KimeM GlelofaüMie.
a 306 tf 413 t 813 X 411 fi 237 fp ^
a. Küraeste GleicImlMe.
5 245 17 106 0 479 <f 27 ^168
a 371 A 368 »463 t 494
17 36 fi.433 500 9 411
Nach diesem Verzeiclinia hat
die llias 182 aaagefahrte 17 kürzere 28 kOrzeate Gleichoisse.
die Odyssee 39 „ 6 ,, 13 ,, „
u.
0
Die homezisehen Wfirter die einem yon beiden Ge-
dichten aosschlieszlidi oder vorzugsweise angehören.
Obwol die Ansichl dass die Sprache der Odyssee und Ilias im
wesentlichen dieselbe sei , sich mit Recht immer aligemeiner geltend
macht, so wird ihr doch noch vielFaoh widersprochen. Der Grand ist
kein anderer als weil man aach hierin bisher Qber einzelne Bemerknn*
gen nicht hinausgekommen ist. Nichts ist aber bei homerischen Unter-
snchungen so gefährlich als ans einzelnen Bemerkungen allgemeine
Schlüsse zn ziehen. Sehr hinflg hat eine zufällig allein beobachtiSte
Erscheinung etwas höchst frappierendes nnd scheint ein ganz neues
Licht auf den Gegenstand zu werfen. . Je mehr man aber den Kreis
der Beobachtung ausdehnt, je mehr man die 6ine Erscheinung mll an-
deren zusammenhält, desto mehr wird man gewahr dasz ihr der An-«
schein der Eigenthümlichkeit nur durch ihre Isolierung geliehen wor-
den ist.
Auf die Verschiedenheit der Bedeutungen Constrnctionen und
Redewendungen in beiden Gedichten gehe ich hier nicht ein, sondern
beschäftige mich nur mit den Wörtern die einem von beiden yorsugs-
weise oder ansschliesziich angehören. Zufällig sind Ton diesen ge-
rade einige sehr auffallende von neueren Kritikern beobachtet worden,
namentlich von Buttmann im Lexilogus, wie %Qai6iuiv (I S. 8) das in
der Ilias I9mal, und ßv6g(ll S.9ff.) das in der Ilias lOmal vorkommt,
während keines von beiden sich in der Odyssee Gndet.
Ich gebe auch hier ein aus Sehers Index ausgezogenes Verzeich»
nis aller beireffenden Wörter, wobei ich kaum glaube dasz mir ein^
bemerkenswerthes entgangen sein kann. Solche Wörter jedoch, die
in dem einen Gedicht nnr an wenigen Stellen vorkommen, im andern
gar nicht, habe ich nicht angeföhrt, wenn (wie in der Regel) dabei
nichts auffallendes ist, als idsvxi^g 0, 3^ uxQig 0^ 4» i7toq)€iXufg O9 49
avxoficevog 4, t), yivro 5, O9 nsvxalifiog 4, Oy noXvi^QaTog 0, 4 usw. Die
Bemerkung Hoffmanns qnaest. Hom. I S. 27 dasz q>aia von Augen nur
in der Odyssee gesagt sei, verliert ihren Werth dadurch dasz das
Pinrale in der Odyssee auch nur dreimal vorkommt. Sehr richtig ur-
teilt der Schol. Harl. a 48 (bei Gelegenheit von yeixmvOi 3): ifii4fif-
fuUviyinai di iv^Ikiddi ydxava ft^ covofiaa^ai, iv dh X)dvC0Bla vvv ts
%aKil ۊg offiiv ialvwto yskavig ^dh Stai Mevikaov^ (d 16). Vermut-
790 L. Friedlloder: swei bomeriscbe Wörterreneielinisie.
Höh doch eiDeChorizontenbemerknng. Die Enlgegnnng ist: Töag iloiil
ht^l&ev ccvxa %qilaiv *IXiadi^ ivcav^a dl nB^Uatti xat^. — Wör-
ter die in beiden Gedichten gleich vertheilt sind habe ich nur bds-
nahmsweise der Erläuterung halber aurgenommen. Bei der ZihloDg
der Stellen habe ich die gröste Sorgfalt gebraacht und auch hier man-
che Zahlen die sich aus Seber ergeben corrigiert, wenn seine Angaben
fehlerhaft waren oder auf veralteten Lesarten beruhten. Absolute Rich-
tigkeit der Zahlen ist auch hier unmöglich und es kommt aach für qd-
Sern Zweck nicht darauf an. Auch hier bezeichnet die erste Zahl die
Stellen der Ilias, die zweite die der Odyssee, und eine Hakenparen-
these interpolierte Verse.
L Wörter die der Ilias eigenthümlich sind.
ayuvXoiir^tr^
ayog
iyoatog
ayxiiiaiog ^
ttyXHiapitfig
atyig
^ (t453 =
alahfjtog
aliy^a
akucazog
aliog
iftnejcaXiiv
avdi%a
^ (d/x«3, 7;
ivdQßupovtifg
ivM'^tog
awl^Bog
anii^lisiog
5) 0 (ayaxXetxog aaTttotamv
7,1
8,1
23, 0
5, 0
4,0
7,0
11, 1
36, 0
24, 6
13, 2
[5, 6) a6t€Q07critfig
ixaXccutog
nttog
teukcijtig
avrito
atnrij
&<p&ivog
ßovXtiq>6^
ßocmig
ßgoxoetg
^ 253, % 16 = P 49) ßQOToXoiyog
8, 1 yhpvQa
6, 1 (oAfyi»4,6) yvv|
7, 0 (vgl..A(ato)) dat^m
18, 2 (ol»oa)l,2) dfiiog
8, 2 (fi>öl9.522) dfiiom
anoiva
tntotfifiym .
ai^ißrfit
(&(kaßog K
aQyixi^awa
i(^l(piXog
4,0
^5, 0
iiavöi%a 4, 0)
4, 0
ö, 0
2931
13,0
12,1
28, 0
6, 0
10, 1 (m 525)
375)
3, 0
3, 0
26, 1
13, 1
11, 0
5, 0
27, 2
6,1
4,0
44,2
23,4
8,1
15, 2
17, 0
9, 0
12, 1
7,0
6, 0
19, 2
44, 0
16, 2
26, 3
7,0
21) 5
22, 2
8, 5
örnoxrjg
doXixoaxtov
doimog
dv^fievrig promiscne
i(ei)^v6g(y) 10, 0
ii^UQ 9, 0
inaeqyog 7, 1
bittxrißoXog 6, 2
{iKctzfißslkfig 1, 0)
Sxctxog . 4, 0
hrißoXog 8, 0
iXlnayilf 6, 0
iXTisaln&tXog 3, 0
ifilUfutdig 11, 1
(ys<pv(f6(o
(iXtxwtig
M98)
L. FfUtiinder: swel hotoieriidie WMerTdfseieluiiise. 791
ivalQ€Si 16, 2
naisvalqfa 0, 1
Fva^ 12, 0
iva^tia 13, 0
hnia ^' 1 .
(vtBQa 69 1
iwdkiog 7, 0
i^aXoTtatto 9, 3
i£fvap/£^a) 34, 2
iniKOV(fog 32, 0
iQsßswog 8, 0
(f i^c/Jo^ 3, 6 ; iQBfivog 3, 2)
iqüiim 24, l
(xarei^BlTt» % 0 ; inegalnoi 1, 0)
i(ficcvxriv 5, 0
igißmla^ 15, 1
iQlßmXog 6, 1
iglydotmog Sj 3
i^oio) 9, 2
{iisQaia 1,0; vmgioim 2, 0;
afff^GOCvg 1, 0)
^^001) ^ 1^ 0
m^Axfl^ 6, 0
iv^nvog 7, 0 (xoAil/f 01^09
iviiiuUtig 5, 1 [2, l)
evqvKQiiav 11> 1
IvxQOxog 7, 1
i9>€Tf(i2 9, 1
{:a^£0$ 7, 0
{;aitfTi7p 16, 1 (^oifTT^ov
ij^cfiiov 23, 2 1? 38)
fiyiuovBvtü 19,14
fiyijtfOQ proroiscoe
ivhxog 30, 0 (vgpi^v/b^og
«viO%a;ff 4, 0 [l, 0)
nvioxevm 3, 1
nvogiri 4, 1
TjVKOfiog 15, 2 (xaAA/xo|iiO$
^£06t<JiJff 27,16 [1, 1)
^soelitskog % 3
^iönidaig (jtVQ) 7, 1
•e^v 13, 3
^ovQig 26, 1
^avQog 11, 0
^0>^ipcTi2$ 5, 0
^fli^l 35, 0
^o^aao) 39, 3
Jahrb. f. cUm. Philol. Suppl. Bd. HI. HfU
tintsvg ' 21, 1 (o 70)
tjcjtrikaxr^ 9, 2
tTCTcriXdatog 2, 0
tTtm^XoTog 0, 2
iit7c68a(iog 45, 3
£njt6}iO(iog 5, 0
titnonoqvcxrig 5, 0
twnocvvri 6, 1 (o> 40 ssb
tnmvQig 6, 1 [i7 776)
lao^sog (g>üig) 12, 2
xoAiliffcr^j^o^ 13, 2
x«AAi9rAoxafi09 4, 2
Ai7r«r^07cAoxafM)$ 1, 0
navaxri 3, 1
xava^/^G) (-ia>) 1, 2
xagrjnofioiavxig 26, 5
KuaaheQog 9, 0
xedvo^ 14, 3
MQotSai 8, 1
xAcfTo^ 14, 1
»Xovii% 16, 0
xAovoff 8, 0
Tcvrnilg 7, 1
xovaßim {"tS») 7, 1
novaßog % 122
xo^vff 36, 2
xo^^a/oXof 38, 0
xo^^a^ 1, 0
noqvaam 11, 1
x£Xo^vdfiivo9 10, 2
noqvaxf^ 5, 0
xo^ov/ig 13, 2
%qoiiLOTtsitXog 4, 0
%v6atv(o ("dvüol) 9, 1
Hvdutveii^ 9, 1
nvducm 4, 0
xvJfffTog 16, 2
xvJo^ promiscDe
»vdoifiog 7, 0
xvdo«fi^o> 2, 0
»vviri 19, 8
Aaiif;7}^d^ 10, 0
altlffiQOg 1, 2
Xcr^TT^o^ 10, 1
XdiiTtm (-erat») 21, 1
XaiiTCxrjg 0, 3
Aa£ 6, 2
6. 53
792 L. PrMIliidiir: iwei lumeriMlw WOrtenrerMMaiBM.
iUncff^ 7, 0
Juatm 9, 2
lolyiog 4, 0
lotyog ^ 21, 0
a^(ffilo$y6g 0, 1
Xoqfog 1% 3
luujiato 6, 0
lutQiuUgm 9} 0
lUÜUvog 1% 1
fi€il/i7 13, 3
fieve^iju); 2, 0
fievsffTOJUfiOff 89 1
(uvi%€(Q(ifis ((i^vh^QI^) 7, 0
fiiiQlUQog 6, 0
^rjfiavio^cn 1% 2
9K^if»i}2avaofuxt09 2
fUtfi9M)vo$ 4, 0
fioOog 5, 0
fftioAo^ 69 1
(ücdIvvI 32, 1
v6(Ta^ 5) 2 0
ventaQSog 2« 0
vfiXeig ^fi«^ 7, 2
vfptCa%og , 3, 0
yi]9rvriOff 9, 0
viptiog proffliscue
vo^g 11, 0
vvaaoi 25) 1
yco^oip 69 2 (01)467.500)
(vtfTov 69 0
oU&QOg 32.50
oloip<oiog O9 4
ofiaJo; 13^ 1
Ofuxdioo 0, 5
Ofi^aAoei^ 12, 1
oiiqxxXog 7, 1
olvocfff IO9 1
offcrcov 69 0
7toX$iäta
noliiLiariqg
ntdr^ng
10^ 1
53, 4
13, 1 (« 499)
8,0
1,0
1,0
oi(flaxog
mim
n6diqv€fiog
nodtinfig
3i 0 {actVQOitvJQ
8, 0 [K 153)
15, 4
10, 1
7,0
9,1
10, 0
27, 2
noXvg>loiaßog 6, 2
%ovXvß6xsiQa 14, 3
itfftivrig 17, 2
n(f03iQ'qvfig 2, 1 (x 96)
ngofucxog 35, 2
fCQOiiog 7, 1.
fCQvXieg 5, 0
ÄtJi 4, 4
itv(^rfi6v 3, 0
nv(fyog 42, 2
nv(fyom 0, 1
^}fvo^t(^^»)48, 1
avap^iTj^wfii 3, 0
^x^t^ywfift 2, 0
ijtiQQi^yvviii 1, 0
tfv^^^/wf» 0, 1
inoQQiiyw(ii % 0
CKoXo'tff 8, 1
axoto^ IH, 1
axotiog Z 24
tfxoTOfiiJviog $ 457
Cvadlrj 5, 0
6xEg>avri 5, 0
tfr/g 44, 1 [« 100)
tfvAa» 21. 0
CvXbvo 2, 0
TftXcyvpfvo^ 4, 0
xifpQog 36, 1
xaiinmXog 11, 0
T^v^crXeta 14, 1
XVVTl 6, 0
VTTcrf^a 5, 0
vniq^^og 19, 8
wtEQ^Bvr^ 12, 2
vTrfM)^ 14, 2
vafiCinj 36, 2
vijfißQifkixtig 4, 2
t5t///?vyoff 4, 0
qmXayi ^ 33, 0
qpoAa^^ddv 1, 0
ipaXog 7, 0
L. Ffifttiittder: vnti kommmlk» WArlervaraeiehniise* 793
^ißofiai
11, 1
^il(mv6X$iiög
10, 0
tpvfyoq
8, 0
ipXoufßog
4,0
g>oßio(iai
35, 1
•
ttfupupoßiofiM n 290
^ßog
39, 1 (i
»67)
gw^ee
6, 2
0 269 =
qw^amvog
1,0
[^438)
fpvXontg
19,3
Xitoiiai^
33, 0
€cva%atofitti
13, 2
anoxaSofuti 0, 1
^orXxoxo^OTi^ 9, 0
XalTioxhfovig 31, 2
ZttQliri 22, 1
XQoiaiiia 19, 0
Xfogim. 10, 0
av€c%mQlm 12, 3
vTtoxcDQim 6, 0
Xfliofiai 24, ö
mxvnovg 11, 2
flSfiijtfTifff 4, 0
a(Loq>ayog 5, 0
2. Wörter die der Odyssee eigeDthfimlich srnd.
iyaxlvrog 1^ 9
0, 5
0, 6
ayvog
acotim 1, 1
a^ifUaT^og (-ov) 1, 6
ax^orf}9 0, 3
iXaog 0, 3
aluom
aiatotvg
äXaoöKOTtlri
iXeyvvio
aXfi
iXfjiimv
aXriTfig
aXriTivt»
aXt&ig
aXX6&goo9
iXXitQiog
aXiAfi
aX(iVQ6g
ahptxov
afig>laXog
i^gdqvtog
avttQ<Stog
aotdog
at(fvyeTog
ica^iv^og
icnaöTog
0, 2
0,1
4,1
0, 5
0,4
0,2
0,11
0, 6
0, 4
0, 4
2,15
0,4
0, 8
343
0, 5
0,4
1,5
1,38
5,12
1,10
0,7
aanaöiog promiscoe
ßaalXsut 0,11
ßQWtig i, 8
ßvaaodofuv» 0, 7
yslrmv 0, 3
yQtjyg 1.22
daiTVfiiiv 0, 9
duTceiov 1, 9
daQ&ava (jut^d. xorraj.) 1, 6
difiVMV 1,12
Hanowa 0,11
Avt^ Qj 5
Jva» 0, 1
tXntg 0, 2
ilatmi^ 0, 4
l!l9so>, SbvofUM promisciid
ifina^ofiai 1,10
HV? 0, 7
I|e/i7$ promiscoe
ijtfiiTavog 0, 7
ixtigeviiog 0, 6
lyttßovnoXog 0, 6
igiaaca 2, 3
ngoighöw 0, 1
i^^Tt/^ 3, 5
[o497)
(^435
ßov%6Xog
ßifmfifi
3,10 (B^beifiov- fodo^il 94
0, 5 [smAo^) I^t/i; (£^/i7)
1,26
vgl. doXixiqgnuog ini^ge€i»og tpi-
X'qQtviiog
2, 8
7,17
0,15
igldowtog
iglfiQog
iadiig
0,4
53*
794 L. Frledtloder : swel liomerlsehe WArtenrdneicbniMe«
iviöxiog 1 63
iq>iartog 1, 3
btUszwv i 265
iöxctgri 1,10
evisUlog 0^ 7
ivfwvos 7, 0 (xaXA/?<ov05
cvij^f}^ 0, 6 [2, l)
ivnkoKaiiog 7*21
iwtkona^iiösg 0, 2 ^
i%iq>Q<ov h 8
i}€(K)et^^ij$ 745
{ta I9 7
'^Qi/yivBta B920
decTvdiJg 0, 6
&iag>atog 19 8
^avo 4) 9
tuhrig 5,1 1
fx£T£VOI) I9 5
f%liivog h 4
r^f/ov 4,19
forog 9>33
foTO^OXl} 1, 0
Üxoniöfi O9 1
XCIt^ffV^GO I9 ^
xa^/£:a> 1,25
xaAAtfiOg O9 5
xafifio^g O9 5
%(as%Xda^l (fpCXov rftOQ) 0,* 7
iUlkm O9 5
«Aijfe ^ 1?11 (nokvTiXfiig
xoifiaco 14^28 [69 5)
sco/ti} 0, 1
xohog 0, 9
nvavonQWQog (-tigstog) 3, 10
nvßiQvafo 0, 1
xt;/3€^vijn^ (-'»?*^9) 2i 7
xcoag I9I2
^afTfi« I9 7
Iffti^v 3,32
^viofiai freien 0,18
fiV9}arfjp O9..
fivtiaTevm O9 2
livffirrj 4) 4
fAviTcrrv^ j3 199 r 13
vovtfixA<urog O9 6
vovcrtxXf iTOg 1 22
vrptotvog 0, 8
vdcrufiog O9I2
votfTog voötiiB promiscne
okßiog 1,14
oA^og 3, 8
okßloSttt^CHf h 0
OfiadioD 0, 5
offfg I9 5
OTtilov (pnka) 6,10
09ril/£(fi) 69I4
TttqUpQtav 0,55
nfjöakiov O9 5
^tiWTOg O9 6
«oXt;/3evO)js I5 4
Tcokvxkag 5.35
TiojKTrevg 0, 5
7CO(inevoi 1, 0
nofinfj 1)22
TTOftTCOg 8, 3
Tc^vfii/i^crtor 1,11 (-^ 476 =
TOro^^fvoi) 0, 5 (f» 32
«rco%og 0.22
^anog 0.11
^^Off 2.12
avßoixrjg 0, . .
avtpoQßog 1, 7 (vgl. vqpo^
TaAcr9C£^^iOg 0, 5 , Il'off)
ißgC^fo 1, 7
C/J^tg ^ 2,14
vßQiöxiqg h 4
vnigßiog % 8
VTrf^f^vo^^flDi' 2,12
t^^/crÄog 7.20
v^rs^co^ov 2,21
vq)0Qß6g O9I8
q)ccQog 6,26
^tlij^fifiog O9 8
^iAo|ctvog O9 4
^i^^tf; 0, 8
Xigvtßov Sl 304
2£QvCixxoiiag A 449
^Attiva 8,52
%gf{\IM 0, 14
Ktictxa 69 10
KV^tg 69 5
xr^fbux 199 42
U FrLedUider; swei hofflerische W5rterverxeichoi|80« 795
^) Vom forn herein mass mtn erwarten, wae diese Veraaicbniaaf
bealiligeo, eine grosse Anzahl von -Ausdrucken, diu in «Jem eiiieii
Gedieht sehr häufig sind, in dem andern selten oder gar nicht SDza*
trelTeo. Denn jedes von beiden bewegt sieb, wie bemerkt, anf einem
abgegrenzten Gebiet, und nur ansnabmsweise schweift die Erzählung
aas dem ihr eigentbümlichen Kreise in einen fremden über.
Das Local der Ilias ist das weite Blachfeld , ans dem die einzelne
Bache ragt, auf der einen Seite begrentt von der Mauer der heiligen
Itios, auf der andern von dem Scbiffslager mit Mauer Zinnen und Tür-
men, Graben und Palisaden. Ueber das Feld und um die Lagermauern
wogt das Getümmel nnd Getöse der Schlacht, wolgeordnete Scbareo
rücken unter ihren Führern einander entgegen, stürmender Angriff
und tapfere Abwehr, hier nnd dorthin schwankender Sieg, auch sendet
Zeus wilde Flucht. Die Helden kämpfen vom Wagen herab, dessen
Rosse die Lenker zügeln und antreiben, mit Helm Schild Schienen und
Gurt wolgcTüstet , im Einzelkampf fliegt die Lanze weithinschaltend,
der getroffene stürzt rücklings oder vorwärts, dumpf kracht er im
Fall, die Waffen rasseln, Nacht deckt ihm die Augen, der Sieger den
Fnsz auf die Brust des gefallenen stemmend raubt seine Rüstung. Auch
die ewigen Götter gehen hfiuflg in den Kampf, und der Donnerer schüt-
telt die Aegis.
Das Local der Odyssee ist einerseits das Öde Meer, dessen gren-
aeolose FUcho sich in dämmernde Ferne verliert, mit seinen Schlün-
den nnd Buchten. Um Ufer und Inseln, die ringaumflossen , sonne-
helcuchtet aufsteigen, rauscht die Woge. Ueber sie ziehen die Schiffei
der Steaeraunn richtet das Steuer, scharf wehender Fahry^ind bläht
die Segel oder lange Rnder sclilagen die graue Salzflut.
Andrerseits fuhrt die Odyssee in das Innere des Fürstenhauses,
Ml den friedlichen Herd, wo anf dem gefügten Estrich des Saales dijs
fifiste schmausen, dem nahenden Fremdling Lager und Nahrung gebo-
ten wird, die Badewanne zur Erfrischung bereit steht, Gewftnder in
der Trabe liegen, das Bett in der tönenden Halle aufgerichtet wird
nnd im Obergeschosz die Herrin waltet. Dort werben die übermütigen
Freier um die kluge Königin.^)
Die folgende Untersuchung wird ergeben dasz die Ausdrücke
welche nur in der Odyssee vorkommen, aber nicht in der lUas, oder
umgekehrt, zum allergrösten Theil solche sind, deren Gebrauch durch
den Gegenstand , die Natur der auftretenden Personen in dem einen
Gedieht veranlaszt wird, während solche Gelegenheiten zur Anwendung
404) Diese Abhandlang h&be ich bereits in anderer Form in drei
Programmen der Königgberger Universität (15 Ootober 1858, 18 Januar
1859, 15 Ootober 1859) veröffentlicht, unter dem Titel ^de vocabulis
Homericia qnae in alteratro carinino non inveniiintnr'. Anszer einigten
kleinen Znsätzen ist hier am Inhalt fast nichts geändert. 405) Ich
habe hier fast nur solche Ausdrücke snaammengeatellt, die einem von
beiden Gedichten eigenthümlich sind.
796 L. Friedlinder: swei homeriscbe Wörlonreneieluiiisel
in dem mdern theiU durch Zufall Ibeils der Natar der Stehe nach
fehlen. Ferner dasz überall , wo das eine Gedichl ausnahmsweise das
dem andern eigenthamliche Gebiel berohrt, da auch immer oder fast
immer dieselben Ausdrücke snr Anwendung kommen, die in Jenem für
denselben Gegenstand gebräuchlich sind. Endlich dass der sehr ge«
ringe Rest von Worten, deren ansscbliesziiche Beschrinkung anf eines
von beiden Gedichten nicht aus der Verschiedenheit des Inhalts her-
geleitet werden kann, von der Art ist, dasz ihr Vorkommen oder Nicht-
vorkommen theils als suffillig angesehen werden musz, theils sich aos
i^eren Ursachen herleiten Iftszt. Auch hier bestätigt sich also die
Ansicht dass die sprachliche Fassung beider Gedichte dieselbe ist:
eine Ansicht die von vorn herein niemandem zweifelhaft sein kann,
der die jetzige Form beider Gedichte als ein allmählich gewordenes
Resultat der mündlichen Ueberlieferung ansieht. Ware auch die Odys-
see spSter entstanden als die llias, so würde die gleichzeitig fortwih-
reiiife mündliche Tradition beider, Gedichte durch ihren auf beide
gleiohmfiszig einwirkenden und modilicierenden Einflusz die Spuren
des verschiedenen Alters verwiseht und die pifferenzen ausgegUcheB
haben.
«
Die jedem von beiden Gedichten eigenthünilicheu Ausdrücke sind
meistens Substantiva und Adjectiva, weniger Verba, sehr wenige
Wörter aus andern Classen: also hauptsächlich Bezeichnungen von
Gegenständen Eigenschaften Handlungen und Zuständen. Schon dies
allein würde darauf führen dasz der Grund des verschiedenen Aus-
drucks nicht in der Verschiedenheit der Sprache, sondern des Inbilts
liegt. Die'Adjectiva sind meistens stehende Epitheta : ober diese will
iph eine Bemerkung vorausschicken. Die Erscheinung ist nicht selten,
daaz, wenn ein Substantiv auch in beiden Gedichten gebräuchlich
ist, seine stehenden Beiwörter nur oder fast nur in dem einen vor-
kommen, in welchem das Substantiv häufiger ist; denn mit der hin-
figeren Anwendung tritt auch das Bedürfnis eines charakterisierenden
Beiworts und mehr noch einer passenden Füllung des Verses eher ein.
Solohe Verbindungen von Substantiv und Adjecliv werden bekanntlich
leicht formelhaft und heften sich gern an bestimmte Versstellen, be-
sonders Versschlflsse, z. B. fta^i} ^ ^ nvdvivHqa^ aber die Natur ^t%
epischen Gesanges bringt es mit sich dasz sich von dergleichen Gc*
brauchen fast immer hie und da Abweichungen finden. Ich will einiga
Betspiele von Beiwörtern anführen, die dem Gedicht eigen Ihdailioh
sind, in dem ihre Substantiva häufiger vorkommen. Von den Wörtern
die Schlacht und Kampf bezeichnen ist natürlich das allgemeinste
ULttiti, wenn auch in der llias häufiger, doch beiden Gedichten ge-
mein, aber das stehende Epitheton nvdiivuQa hat nur die lli>s
(8, 0 und auszerdem A 490 bei ayoQtO. Zu den in der llias häuBgsten
Wörtern gehört Zmtoq^ das aber auch in der Odyssee nicht ganz sel-
ten ist, aber fioivv^cg tnnoi^ das die erstere 33mal bat, steht la
U Firiedliader: swti koaeriseha WörierTeneiaboiase. 797
der letstwa aar o 46; mxvnoitg (nur bei fwtoi) 11, 2 (tf 963 ^ 346
— JVf 51 fehlt bei Seber); iQiav%€vig (ebenfalis nur bei ünnot) 5,0;
i^ffixisg our£772 W^(y(^g>ixai Xvovzo öi fitivv%cig Txnovg.
A). alxiq ist io der Odyssee nicht ganz selten, aber den in der llias
so häufigen VersscMosz ^ovQidog aXx^^batsie nur Einmal in dem
entlehnten Halbverse (ivffiaixo 6i ^ovQidog akx^ d 527 ; in der Iliis
kommt ^ovpiy 26roal (3fflal nicht' bei aAxff), in der Odyssee nar an
der angefahrten Stelle vor. Dagegen bat nur die Odyssee die Bezeich-
nang des Meerwassers aXfiv^ogO, 8; axQvyBvog bat zwar auch
die llias 4mal bei aXg dcfXoraaa novzog (nnd P425 bei at^g)^ aber
die Odyssee i2mal. Aüch' ai&ovaa ist hier häufiger, deshalb, diu
stehende Epitheton iQiöovnog fast ganz auf die Odyssee besehränkt
(hier dmal, wovon x 515 nota(icov Igidowtov, in der llias eigentlich
nur T 50 bei axra^: denn der Vers ^ 323 ix ö* SXaaa ngo^goio xal
ai&owstig iQt^(yvnov ist ans der Odyssee entlehnt (o 146. 191 ; beide
Stellen stehen bei Seher aus Irtbum unter iqlyÖiywiog), Inseln efwähnl
die Odyssee viel häufiger, daher nur hier die stehenden Epitheta st)-
itiikog 0^1 (Einmal bei ^I^ixfi^ 6mal bei vf^aog)^ aiAipCaXog Oy 6
(cnfällig nur von Ithaka), afiq>iQVTog 0, 4 (3mal bei vifiog, Einmal
bei der Insel ^ia).
Von den Wörtern die Schlacht nnd Kampf bezeichnen sind
die meisten wie natfirlich auf die llias beschränkt. Am häufigsten
•ittd auch in der Odyssee die allgemeinsten Ansdnlcke fiaxv und m-
Xi^gj dagegen für die Kämpfer im Nahekampf ay%iiiaxoi 4, 0 und
ayxt(ia%fital 7, 0 hat nur die llias die Namen, wie sie nur die Sache
hat. Für die specielleren Bezeichnungen des Kampfes fehlt es ebenfalis
in der Odyssee fast ganz an Gelegenheit, vtffi/v.i/ 36, 2 hat sie nur
in dem Gespräch zwischeu Agamemnon und Odyssens in dem Vers-
schlnss ivl x^ategy iofävt^ l 417 und in der Interpolation vom Schat«
ten des Herakles X 612 (vgl. Res. Theog. 228); aber das Epitheton
aTcrd/i} (5, 0; JV 314. 713 bei va^ilvri und anszerdem 3mal elliptisch)
hat nur die llias. X^QC^V 2*2, 1 (in einem entlehnten Halbverse x 73
uXXa iivrjamfie^a WQiifig). Auch iXlaözogl^O gehört hierher (5mal
mii noXcfiog fiax^l oiiadog^ 2mal mit yoog und odvgia^ai, If a^m 9, 2),
desgleichen atog 6, 1 (5mal mit (iccxrfg und noXifioio, 2mal ÖoXaw avt
A 430 V 293). Auch die Ausdrücke für das Getfimmel nnd Getöse
der Scblacht sind durch die Natur der Sache im wesentlichen auf die
llias beschränkt: xvdoifiog 7,0, xv^oifiioi 2, 0, fioO'O^ 5,0,
xXovog 8, 0, xXovi^a 16, 0 (vTToxXovim (I> 556, avyxXovim N
722), (xova^o; x 122) xovaßica xovaßlica 7, 1 (^ 542, denn
in der von Seber angeführten Stelle x 399 wird jetzt xava^f^e gelesen),
xavaxiq 3, 1, xava^/^m^xava^im 1,2. In all diesen Fällen ist
klnr dasz die Versohiedenheit des Gegenstandes, nicht des Ausdrucks
der^Grund ist, weshalb diese Wörter in der llias vorkommen, in der
Odyssee nicht; denn tritt einmal ausnahmsweise in der Odyssee so
800 L Priefliadar; wrai hmmi$MkM WW»ywMiffl«hw
(r 400). Vm dd drei neUea d« Uaia, Bude Stiall od SjpilM,
kMBMt keia eusifer ia der Odystee vor: |««Tdy 690, oi^iax9g
3,0^ 0€iv^OTi|^ i[ 1539 ailP^fi 36,0 (aber «/j^i^t^^ ^9 O9
ff« MX i| 13,2 (aber diese beidea Stellea aiad eallehat x 4d3=^2S39
X 16 = P49).
Die Naaiea der Vertbeidif uaftwaffea siad aasaehliesaliak
aaf die Iliaa besehrfiakt^ da ia der Odyaaee fast aar die Haesteropko-
aie Gelegeaheit bietet sie sa erwfibaea; eiaige aasgeaoauaea, die
aaf leicb aacb Theile des biaslicbea Aaiags beseickaea. Nar die Itiaa
hat X Pfiiilg (7, 1) fflr Beiasebieaea, aber ia der Odyssee m 3S9 koaiMea
nvijn$Sig Retinal ßoiuu Tor, nit deaea sieh Laertes vor Doraea sekatsC.
flar die Uias kat {;ioatfJQ (16, 1) als dea Gart der Rastaag , aker die
Odyssee | 72 aSff ibu$v iwot^ ^oiig avvii^B %itmHiy eaaserdaai
1 38 iaat(fa ts Tud ninlovg xal ftiyi» öiyahiivxu. Voa dea Obrigea
WaflTea werdea Hein aad Schild ia der Odyssee oft erwibat, beaoa*
ders bei der Maesterophoaie , aber Braslharaiscbe habea aaeh aickt
eiaaial die Freier. Daran koaint diopi;^ (36, 0) far aickt vor, aach
aicbt do>^i7XTi|g&, 0 (imncr ^cj^i/xroiav, aar O 429 ^io^fn^Kiffiiv)^
aber ^n^r^catia 13,3 wegea setner allgemeioero Bedeotaag *waffaea':
f« 227 iini ov xl ^* ivwyu ^n^cas^ai^ % 139 ilX^ ayi^\vuiv xeijit
hdxn ^09^1^^ wori, ^ 369 ot di ot ovx iatUhfiw^ i^0Hf9fi00vKO 6h
yai»^. Eia einziges Mal hat die Odyssee nOQvcan (il, 1) f* 121
fiv yaq örfivvijjfi^a xoffvaaoiuvog na^it ffir^, aad zweinal stcxofvO*
iUvog (10, 2) 9> 434 % 125, aber weder tnycoxoQvPxtjg (5, 0) aock
XaXxoxof^vcxtjg (9,0). Die verschiedenen Namea des Helms kat
die Odyssee, wena aaeh viel selleaer als die llias (aasser xaxaixvi
K 258) xvvifi 19, 89 9K17I17I 9, 1, xoQvg 36, 2, XQvg>aX9ia 14, 1;
aber die Epitheta tnnoxoiiog b^Oj avlmicig 4^ 0 gar eicht, aad
TnnovQig 6, 1 nar in einem entlehnten Verse % 124 Zit3tov(^iv' Suvov
ii X6q>og xa^v7t€(f&ev ivevev; ebenso wenig g>aXog 7,0; Zo^o;
12, 3 bedentet defi Helmbasch in der Od^see aar ia dem ebea aage-
ftthrlea Verse (an swei Stellea der liias aad ia den flbrigea beidea
der Odyssee heisst es Hagel). Aach axsq>dvri 5, 0 steht 3mal vom
Helm (axiipovog JV 736). Voa aaxog and ientg (ia der liias aber
90msl) kommt jenes in der Odyssee 12, dies 3aial vor: oiigtalottg
(12, 1) nar x 32 (aad o(iq>alog 7, 1 nur a 50 vom Hittelpaakte dea
Meeres), afig>ißg6xfi 4, 0 niemals, ebenso wenig ianiax^g (11,0
— immer iüjtMxamv am Veraeode). Dea Gesamtasmea der Rastaag
tvxia ^31, 3) hat die Odyssee aar f 17 ^ 368, aasserdem 17 232 (vua
öanogf onlov and onXa (6^ 10) nnd onXlim (ß^ 14) dagegea sogar
6fter als die llias, weil diese Wörter öfter Gerftibscbaft aad Aaa-
rflstang von Schilfen bezeicbnea als Waffenrflstaag.
Von dea Namen der Metalle kommt xaöalxiQog (9, 0) in der
Odyssee nicht v.or, offenbar weil es vorzagsweise aar Aoslegvng voa
ROstangen verwendet wurde, von 9 Stellen der llias ia 8, aar W 503
i^liata 6i XQvam nenvxaafiiva xaaatxig^ xs. Das steheade Beiwort
voa 2ff^ao; vm^o^ (6,2) hat die Odyssee aar in dam aweisul eal-
L. FHodllBler: twei homeriNiie .WMerTerseiohBiMe« 801
lehnten Vene e» 467. dOO oninw^ iml f tmsamo neQl x^ot vtaf^omt {aJU
xov. Aoeh die Ausdrflcke für Glanz and Schimmer «ind in der
Hits nur deram so viel bftafl^er, weil die gllnsenden Waffen hier eo
oft erwftbnl werden: n;afA9>a/v(»8,0 (5mal von Waffen), »of»g»a-
vptav 15, 4 (in der Ilias lOmal von Waffen), iiagfialgio 9, 0 (7mal
von Waffen), ItHiiTcm und (einmal) X«it(»>nexda 21, 1 (in der Uiae
meist von Waffen, in der Od. tf; 290 datötoi^mo iUr^«ofievafl9v), ita/n*
jtQog 10, 1 (in der Ilias &mai von Waffen, t 234 vom xitniv: ücfinifog
d' i/v riiXiog &g); aber lafintiJQegO^ 3 kommen wieder nnr in der
Odyssee vor, weil in der Ilias keine Gelegenheit zn ihrer Erwfth»
nnn^ ist.
Die sfimtlicben Ausdrfl^ke weiche die Wendungen, Eintel«
heiten aiid Znffille der KfimpTe bezeichnen gehören mit wenigen
Ausnahmen aasschlieszlieb der Ilias an. Ich betrachte snerst den
Einzelkamp r. Verba des Hanens Stechens Brechens nnd Retssens*:
vvatfco 25, 1 (£ 485 ayxmin vv^ag)j aycoxiirjym 6, 0 (x 440 wo Se-
her crnoTfi^lorg las, steht jetzt anonki^^ag), (i^ywfii oder ^^tftfm
48, 1 (fi 409 iggri^^ ivfyoio ^eXla), ava^^if <r<rm 3, 0, iiciQQ^9^
om 1, 0, (Tvp^ijaacnO, 1 (^ 137 xaxourt avvi(fQipitai noXitaaiv)^
vnoQQTJaafo^fO^ öat^m 19, 2. Schwingen nnd ErscbOttern: 9sc*
Itfil^o} 10 j 1 (g> 125 TQlg (liv fuv itsUiit^ev iqvüCi^ai luvsalvwv--^
den Bogen), aiiTcenaldvSy^ (od 519. 522, s. oben bei doAtjoaxfOv).
Heftige Bewegung, Anstrengung, Schwung, Streben: igtorj \ijO (dov*
^ ßsUtov nv^g nolifiov)^ i^oico 9, 2 (f» 75 to (ihv ov not if^om^
9K 441 alipa ot crffia xbXülivov iQmfiBCnBQl dovQl:=:AdOi)j i^iQtoin
1,0, vnBQtoim 2, 0, iii^B^acig 11,1 (t|; 127, von Seber ausgelassen,
eine unpassende Uebertragung von JV 785), ftaifiac» 6, 0; selbst
XaiiffflQog 10, 0 {ai^riQog 1, 2). Stürzen: i^tlnoi 24, 1 (in der
ilias 2imal f^gim^ % 296 f^QvitB dh ngtivi^g^ ^^dva d' Jjkaas iulvxI fir-
ttonm)^ xaTe^£/7Co>2, 0, vTttqBintü 1, 0. Vorwärts nnd rücklings:
vnxiog 14, 2 (i 371 17 xai avaxAfvO'elg Tricrev vnxiog^ tf 398 crvirap o
^* oi^d^ag niisiv vTttiog iv xovljiaiv)^ ^QV^VS ^'^9^ (X ^^ ^^ ^^^^
bei iQelnm angefahrt ist: die erste HalOe ist aus £ 58; da dessen
zweite Hfilfte aQccßrfie öh Tev%e' iit^ avxfp hier nicht passt, so ist hier
nnd X 94 eine andere Reminiscenz zum Schlusz benutzt, s 374 mnog di
TtQfivrig itÜ %anntöB Ttavxl (ieroi7tm)j ngongrivtlg^l (x 98 wo Bek-
ker jetzt richtig geschrieben hat q>acyav(a al^ag ffi nQfmfftj^fia xv^fHxg
st. nQOTcgrjvit)^ yvv^ 6^0^ Aal 6,2 (0 45 ka^ noSl xiv^Cag von Aris-
larch verworfen, q 233 Aa| iv&OQev ag>Qadl'riaiv). Dagegen 7rv| 4, 4,
weil Faustkdmpfe auch in der Odyssee vorkommen. Die Formel !kt
yatttv ayoax^ (sonst kommt das Wort nicht vor) hat die Ilias
5mal, die Odyssee gar nicht. Körpertheile die bei Verwundungen
genannt werden sind, wie oben bemerkt, der Natur der Sache naeh
gröstentheils ana^ slgrifiiva ; Ivx ega 6 , 1 (9 408) , kanagtil^O*
Krachen der fallenden Körper und Rasseln der Waffen: dov»im20,3
(an der eben angefahrten Stelle x 94 nnd m 525, auch in der Ilias ist
es ISmal davnifiev)^ öovnog 8, 5, agaßiio 10, 1 (immer agdßffie^
SOS L. WmUMmt i wM iMNitffiMiHi WMerT«riei«M«e.
»69&),«pa^«tf XS76. Erfldil«9eBiiiidd«rBA0l«i^ beranken: övXam
91, 0^ avk9vm % Oj Ivaga 12, 0, ß^otosvta 9, 0 (teal bei Ivv^m^
teRM^ bei ivjSgtiyQtm)^ ivaglSm 13, 0, j^fva^^f« 34, 3 (X273
• d' ov natiQ^ i^evagl^ag yrjfi9Vf % 264 fifUttg i^svcigl^t, itcl »^ofi^oM«
l«mo£9(v), ivo/^ail6,2 (x 363 fAi^fcin vvv xQoa ttaXov iveUgio, m 4S4
%QV it^mo¥ iv^QOTo dSogu6vöaeüg)y xarsvalQ» war l 519 oli^oSw
f#v Tiqle^fiv xttrtt^aro x«il»^. axoro^ 13, 1 hat die llia« nvr in
deo beiden Formelo tov te 6%6iog oCitB naXwIfev (lOnal) ood <itv}r<-
•e; d' «^ (UV 0%ivog elktp (3mal) ; die Odyssee t 389 iso^^d« axoroy
cr^Mer' aZ^ (0xoT<oß Z 24, tfxoTO^ifviog £ 457).
Ich komme nun za der Schilderung der Schlacbl im gansea*
Deas die Vertheilnng der W6rter io beides Gedichten nicht durch die
Veraohiedenheit der Sprache, sondern des Gegenstandea bewirkt ist,
aeigen aan dentliebaten die Wörter FQr fliehen und Flucht. Da«
allgemeifle Wort ^sii^rstvist beiden Gedichten gemein, aber g>ißs*
tfdcr» ^ßiia^ai g>6ßog^ von der Flucht des gejagten and Terfolgten,
also gani eigentlich auf dem SchlachiCelde, kommen fast nur in der
llias vor ; »um Ueberfluss seigen aber auch hier ein paar Stellen dar
Odyssee, dass dflere Veranlassung auch öftern Gebrauch herbeigefohrt
haben wflrde. ipißea^ai (11, O von den durch den Saal flieliendan
Freiern % 299 oi d' ifpißovto xava fUyagov ßoi^ ag aytXaün: 90*
/^sttfda« (35, 1) von den Hunden die Enmaeoa mit Steinwflrfen von
Odysseus hinwegireibt n 163 nw^tfii/^^ d' eri^owc dior cxa^fuug ^ßtf^
^$v(a(Aipi(poßBic^ai 17390): q>6ßog 39,1 nur in der Interpolation
0» 57 ot d' I0XWVO gioßov fuya&viAiH ^Axatol^ was aua F 84 und eine»
gnngharea Sohluss lusammengeschmolsen ist. ^v^or (jpoß^v a^voev-
tog halffi) kommt snfftllig in beiden Gedichten vor 6, 3 (| 269 ^ 438,
es ist beidemal dasselbe: iv 6i Zeig xi(^%iQuvvog \ <pvtav iiu>ig Iscr-
fOKTi tUKxifv ßaliv), ipviaKivog nur N 102. Aber aneh die Wörter
des langsamen Zarfickweiobens gehören der llias aa: xa^Ofiai 31, Oi|
avax^toiiai J3, 2 (ti 280 aiU' avaxacacqupog vijxov «aXiv, l 97
äg ^t\ iyi d' iva%Dtooafiivag ^g>og a(fyv(fitiXov \ xovUfp iyxcixijniitty
dort auch das ana^ ei(fri(iipa¥ a9V02a(o^(xil95 ilJi* «7B0%a^£0 ßo-
#^01;), xmp^m 10, 0, vnoxtogio^ 6, 0, ivaxmgit» 12, 3 (g 463 xov
ö* ivaxo>gii9€tg x^foeitpri nolvfinsig 'Odvtftfev;, 461 vvv d^ a' ov%k$
Ktthic 6tix pLByagoto y o/m | a^ ava%v^ifitw^ % 270 iivfiaxfJQcg 6* ava-
2fl»f7tfa.v luyiifoio (wxivds). — Nur die llias hat Vorktmpfcr , daher
kommen auch die Namen dafflr in der Odyssee nur ausnahmsweise vor:
»po/üog 7, 1(1 493 wo der Schallen des Achilleus nach seinem Sohne
fragt i|j &Ksr' ig nols^Qv ngoiiog fyfisvai'tis xal ovac/), ^rpCftar^Off
35, 2 (tf 379 T^ *i (a* Uoig ngmotöiv ivl ngoftaxoun luyivxv^ c» 536
iv d' fursdov fcgo^/iuxoig 'OdiMrcvg %oX fpadi^kog vtog). Dtigegtn isl es
anfillig dasii apiarevsivlS, lin der Odyssee nur d 653 vorkommt
(xovQoi d' oT xata di}fiov agidxevovöi (ud^ ijf^9) 1 da es von Ana-
seicbnung aberhanpt gebraucht wird; iifiüx^tg hat die Odyssee
6mal. Von ttixfj ist schon die Rede gewesen; ixsQulxiig 6,0 (ima^r
txBgalxia tdxfiv).
L Friedlinier: swei boieeriMhe Wtrterreneietaiflse. tOS
Von den Wörtern die des Loeal der Selileelit beReiAaeii
sind ntötov und xBi%og^ obwol in der Ilitifl Abemriegend hünifer^
* aocb in der Odyssee nicht gani selten; rtJj|rof kommt hier, wenn ieb
nicht irre., fttufmal vor (und iweimal 'Ui%iQv)^ und nelbst ein Wort wie
icikui nicht öfter als fanfmal, nnd swsr nicht ein einziges Mal von
einem wirklichen Thore, sondern d809 und x 562 das Thor der Triunm,
S 156 das des Hades, der auch X 277 nvXiqxifiq (4, 1) heisst, nnd
das der Sonne m 12. um so weniger ist es anCTallend dasz yipvQn
(in beiden Bedeutungen) nur in der llias vorkommt (7,0), desgleicim
y$q>vif6m%0. Dagegen hat es der Zufall gefflgt das« nvQyog 49t^%
sowol in der eigenilicben Bedeutung in der Odyssee vorkommt, i 262
avtaQ inrfv noXtog hcißdofuv^ ijv niqi nv^og, als auch in ftberlra-
gener l 556 roiog yag aq>tv'nv^og inmkso: in demselben Buch 264
TtvQymedv v\ hcsl ov (liv aitvQymrov y iSvvavto | vaUfUv bv*
^v%opov Si^ßriv (sowol das Verbum als 4^s Verbale nur hier) ; dagegen
jtvQyridov i, 0. Und so zeigen flberall einzelne Stellen dasi ei»
Wert sehr leicht in der Odyssee hatte ganz fehlen, eben so leicht aber
auch öfter vorkommen können. Z. B. atioioitagS^ 1 hat sie Einmal
bei der Beschreibung der Phaeakenstadt 97 45 r$i%$a (ia%^ | tyifn^lii
OKokojtBCöiv «^(»oTCf, ^avfia iSia^ai: xaipQogM,l von dem Graben
den Telemaehos durch den Estrich des Saals zieht, um die Aexte hin-
einzuschlagen, 9 120 nQwtav füv mki%Hcg ctijCBv^ dta xatp^v o^^ag :
dagegen g>fiy6g S, 0 (7mal von der einsamen Buche im Blaclifelde vor
Ilios , 12 767 in einem Gleichnis) kommt in der Odyssee nicht vor. «-^
Natarlich sind auch die Verba des VerwOstens and Zerstöre na
in der llias hinfiger: i^akana^itv 9, 3, negatietv 8, 1 (^M6
allov ö^ äkky asidn mkiv tuf^liifUP aiatriv^ derselbe Verssehlnns
J7 830). datttiv 19, 2 ist schon oben erwfthnt; von den beiden
Stellen der Odyssee ist v 320 ilX* aisl (pQialv ^iv l%mv dsdoiyfitftfev
^to^ schon von den Atten mit Recht verworfen , die andere ist £ 434
Ttttl xa ^hv iitiaju navxa öuimh^oxo iät^eiv*
Selbst auf die Gleichnisse der Iliaa ist der Gegenstand n^t^
ohne BInflnss gewesen. Es ist nicht ganz Znfall dasz w\tofpiyog 6,<^
nur hier vorkommt; denn es ist das Beiwort der wilden Thiere mit
denen die Kftmpfenden vergliehen werden; dagegen mfii/tfviiy 4, 0
ist sweimal von Hunden nnd Vögeln gesagt, welche Leichen Ersohla-*
gener fressen, einmal von Fischen in einem Gleichnis, einmal i^vfiUfg
uviqif Sl 207.
Man siebt dasz die Zahl der Wörter die der Iliaa mehr oder-
weniger ausschlieszlioh engehören nichts weniger als gering bt. Ich
gebe nun zn dem doppelten Kreise von Vorstellungen Aber, in dem
die Odyssee sich abwechselnd bewegt. Die Ausdrfleke fftr Meer
und Gestade hat sie mit der llias natflrlich theilweise gemein, de
sie dort eben so gut zum Looal der Handlung gehören, aber nicht alle.
SXfüfl 0^ 4 und akiivQiv vdng O98 sind der Odyssee eigenthamlieh : '
denn dasz das Meer ein Salnwasser ist, diese Bigensehaft tritt era4
8M L PffitMMbr: iwei hoMriMh« WMervwPMkMMo.
fftr^l«« SeeMrer herror; dtfeges s. B. dat Wort welcint das Rai-
sahaA der Brandnng am Ufer beiaiohoet itoXvg>lo^aßog 6, 2 in der
Uias aogar viel bioftger iat als ia der Odyssea. Aaeli dan Sciiiond
das Maares laixf/^a 1,7 hat aar die Odyaaee; aar ^iaaial ist der
Schlass ikog ig fUya iahfia eatlahak T 967 aas i 323. Das Beiwart
das Meeres r^affosiirjg^^ 15 (soast aooh bei c%6xog aad sk^^) bat
die Uias eiamal in dem eatlehaten Verssebiosae hc ^BffOitiia noviov
9^ 744= /3 263 asw. and einmal das Neutram als Adverbiam £ 770
Satfov i^ fJBifOitdig aviiQtd8vogfd^kfu>^iv, Anders ist es mit '^BQotig
6) 4> das aas metriseben Gründen sich nteht snm Beiwort für Koviog
eignet ond daher mit S6g>og verbanden ist 4, 3, anszerdem Ta^apeg
S 13, xiksv^a V 64. Das Walten des Zafalls saigt sich in der Ver-
theilang von ßiv^og 6, 5.
Von den Beiwörtern der Winde hat aar die Odyssee aa^aif;
0, 3; fHfievog 1, 4 noch die Uias ^amal bei der Zaraekfabrung der
Briseis, wo flberhaapt eiae Ansahl von Weadangen and AnsdrIakeB
dar Odyssee gebraucht ist. Die Beiwörter der Inseln kommen, wie
oben bemerkt^ nar in der Odyssee vor: eiSsielog 0, 7, iiiipialog
0,5, afiq>£QV%og 0, 4. A^f«^v3, 32 hat die Uias einmal in eisern
Gleiohais M 284» wo es vom Schnee beisst x«/ r' ig>' aJjfg «al^ ti-
XVTori ktfiiaiv xe nal anvatg^ dann 9^746) wo vom Seehandel derPhoe-
aiker mit den Griechen die Bede ist: Of^tfov d' iv kifihtwiy 6oavii
ii dm(fav Idmxov, dann an der erwibnten Stelle in dem abertragenea
Verse ^ 432 = sr 324 o^ d' ora di^ li^iivog noXvßevO'iog Itnrog r«om:
vgl. Haupt bei Lachmann S. 99, der bemerkt dass ancb nolvßiv^^g
1, 4 sonst in der Uias nicht vorkommt. Aas dem angefahrten, naaieat-
lieh aber ßtv^og^ geht hervor welchen Antheil der Zufall hieraa hat
Von den Beiwörtern der Schiffe ist »o^ov/g 13, 2 dar IUm
sogar voraagsweise eigen, weil die im Halbkreia aneiaandergeraihteB
Sehiffssehnibel ein wesentlicher Zag in dem Bilde des SchiffsUgs'*
sind und Oberdies die Formel (iv) nagit vrival noQm^civ eiae sehr
beqsease Ortabezeichnung ist. Daa Wort kommt aar im Dativ Pier, nnd
wenn ich nicht irre immer in derselben Verastelle vor, aach ia des
beiden Stellen der Odyssee, die ans der Uias entlehnt aind t 183 M
i lihf iv v^msci nogmilaiv llktav dorn nnd x 193 ol^ofiivf cvv vifl^*
%OQ»vtaiv'lUov cbm. noXvnlrilg 6, ö ist gleich vertheilt, weil die
Raderbftake bei anfs Laad gezogenen Schiffen nicht weniger ia die
Angen falten als bei fahrenden ; da aber die anf den Banken siteenden
Rttderer nie in der Uias erwähnt werden, so hat sie auch nXfilg 1« 1^
nur ausnahmsweise 11 170 luvti^xovx^ laav avdQig htl xXi^iv hoH^
Die Formel htl %hqiai xi^itw^ die der Odyssee eigenlhümlich iet,
bat auch auf die Vertheilung von Ka^l^siv 11, 21 Eiaflasz gehiht
Daa Synonymon von noXvnXrilg noXv^vyog hat zuflllig sogar aar die
flies B 993, desgleichen inaxoivyog 2? 247, dagegen nar die Odye*
aee zweimal ivivyog v 116 ^ 288; tvya nur i 99 i^ 21. Die Verthei-
lang dieser Wörter hat ebenso wenig etwas aaffallendes als das aos-
nahmsweise Vorkommen eines Synonymon fflr einen gsngbsren Aas-
L. FHedlllMder: iwei honeritolie WOrler?0raeiokHl#M. 80B
dniok, woffttr in der eritea Abhandlmig S. 783 flf. berrilt lalitreiolie
Beispiele angefahrt sind. KvavonQCOQog (und ^(^log) ist in der
Odyssee hiafiger 3, 10.
Alle Aosdrflcke die sich speeiell auf S eh if fahrt bes2efaeo
kommen in der Ilias gar nicht oder nnr ausnahmsweise vor: svi^dcr-
liov 0; 5, xvßeifvi^trig i-fjftfJQ) 2, 7 (T4d 7ud f* oTfUQxb na^
y% vmv iv aympi (ihiaxov \ orrs nsvßsgvijtatj 9^316 (irjti d' crur« flt^•
ßt(fvrjtfig ivl olvoni novrm | v^a ^orfv l9vv$i)y xvßeQvato nnr y 283.
taxlov 4, 19 hat die Uias nnr in einem Gleichnisse O 627 aviftoio di
invbg arftti | iaxl<p ifißg^atM nnd in der Heimfahrnng der Briseis,
#0 A 433 tatUc f»£v atelXavto, ditforv d' iv vrß fulalvji dieser Stelle
eigenthflmlich ist (vgl. y 11), 480 iva O' tözla Xsvxa nkaCöaVj 481
iv d' avs^og n(^€v ^iyav tazlov aus der Odyssee entlehnt. Ich habe
schon wiederholt bBroerkt dasz die Wiederkehr von AusdrOcken, die
sich sonst nnr in der Odyssee Anden , an dieser Stelle nichts weniger
als anffallend ist (gegen Haupt a. 0.), da dies eben die einzige Stelle
der Ilias ist, wo eine Seefahrt ansffihrlich beschrieben wird. Im Oe-
gentheil wird man bei fortgesetzter Beobachtung den Satz in der Re*^
gel bestitigt finden, dasz Qberall, wo das eine Gedicht ausnahmsweise
in den Vorstellongskreis des andern Abergebt, anch die in diesem flb«
liehen Aosdraoke Wendungen und Formein eintreten , die iwar nicht
mit pedantischer Genauigkeit reprodnciert , aber ebenso wenig mit
pedantischer Absiohtliehkeit variiert werden.. So stimmt s. B. die an^
gegebene Stelle im ganzen mit ihnliohen der Odyssee , hat aber doch
wie bemerkt einzelnes eigne. Nilzsoh (Anm. s. Od. Bd. I S. 1S&)
glaubt sogar dasz die Stelle von Telemachos Seefahrt in ß naoh A
eopiort sei. Mit absoluter Gewisheit Ifiszt sich ebenso wenig dies all
das umgekehrte behaupten; dagegen wol, dasz dergleichen ihnliebe
Steilen im Verlauf der mfindlichen Ueberliefernng dnrch Hin» jind
ROokaberlragung sich wechselsweise immer mehr ausgeglichen haben.
Anch das erste Lied Lachmanns A 1 — 347 hat swei AusdrAcke dt«
Abrigens nur in der Odyssee vorkommen , nemlich 312 inhßUov iyffn
»iXtv^a und 321 ov^i^^i» ^Bqmovxt, auszerdem 113 iQvTcrifty^^..^^
ftfro^ 9, 33 bedeutet in der Ilias auszer den angefahrten Steilen nnr
noch ^ 852. 878 den Mast (an den Achilleus die Taube als Ziel for-
den Bogenkampf bindet), sonst den Webstuhl, i^srfiov 1, 26 bat die
Ilias nnr in einem entlehnten Verse A 435 s= o 497 xa^icaiLiftm^, v^
d' ttq o^fiov nQoiQsatsav iQStfung: das Epitheton eiff^ig 0, 6 gar
nicht, ebenso wenig die Composita dokixi^QitfAog 0,6, ini^QeTfiog
0, 6, 9iXi^^£Tfco^ 0, 8. Dagegen kommt das auch in der Odyssee
Biebt hinfige iqlaaiv 2, 3 (und ngosgiööBiv v 279) anszer in dem
angefAhrten Verse noch 1361 vor: v^cig ifuig^ iv d' avSqag ipstfo^-
fisvac fcfficrcora^: igirrfg 3, 5 (A 142. 309 B 719). %ilkm 0, 5,
SffVfiVi/tffttfl, 11 {A 476 dfi roTf xoifii^orvro na^a TKpvui^tfMr vffig
s= fi 32); {la 1, 7 bedeutet Schilfskost, auszer e 368 ag d' Svifiog
imig filfov ^(imva xivil^ji und iV 103 kvxuv r* i^ta nikavtai.
800 lu FM6diii4«r: swoi iiMMriiebi WMerYü^teiolaltM^
Im Ittnere des Hailses fihrtdiftllMf Bor sehr seltea, daher
ie%ti.Qfi 1, 10 hier »er ausnahms weise K 418 oöctn ftiv Tqmw %o*
QogiöxaQtti: iaxlfi(taxlri)^^ gar nicht, iniattov £;26Ss i^^^xiO^
1, S (B 135 Tj^fiMTg filv Xi^x«^m$ hphxuii oaaoi laaiv)^ avicttog 163
{iqf^WQ a^iiuötog apiötiog iötiv ixuvog \ og nolifMV IgaiMy waB
ieh als Interpolation naohgcHieaen habe Anal. Uom. S. 470 f.). Voo
den flbrigen Theilen des Haoses hooimt ddnedov 1, 9 einmal in der
llias TOT, wo die Götter sohmansen X(fvaim iv dmtida A % uI^ov6a
Btehrnals, aber mit dem Beiwort i^/doii7Co^(in der Odyssee 7nal)
nar in dem ans der Odyssee entlehnten Verse Sl 333 = o 146. 191.
(Ueber antanv i^töowtiov T öO, functfiol i^tiowtoi % &15 s. obea
S. 797.) vniQtiiov 2j 21 (J3 514 na^ivog alöoiii vmifaiov dawa-
ßi6ay n 184 ttvtincc i^ Big imaq^^ avaßag na^Bli^cno la^^, beides
mit Bemlttisoens an die Odyssee : dort ist es eine laebschafl des Ares^
hier des Hermes). Was das Hans dem Gast und dem Fremdling bietet,
nennt fast nur die Odyssee: diiiviov 1, 12 («$2 644 = ^ 397 nsw.
dtfwt Vit ul^ovari d'ifuvai nal §^yicc naXa), aCaiAiv^og 1, 10
(JC 576 Sg ^' aaafUv^vg ßavieg iv^iatag lovaavto s=s: 6 48), %iQVi^
0, 8. 2nr Anwendnng der Formel xigvißa i^ ifupCnokog itifO%6» iiu-
%m>t ^i^fovcu fehlt es in der llias an Gelegenheit: das Wort kennt sie
BatOrlioh so gut wie die Odyssee,' wie anm Ueberflnsz %iifvißov
A 304, xiQvlntiöd'ai A 449 beweist. ßgcifAtf 0, 5, ßgmcig 1^8
(r210 ov noing ovSi ßqMig) fast nnr von der Kost die den Gftstea
gereicht oder anf Schiffen mitgenommen wird; ans demselben Grande
isl iX^ixov 3, 13 in der Odyssee so viel hftnftger. In der llias wird
es erwähnt A 631. 640, wo Nestor dem verwnndeten Eurymedon dea
Misohtrank bereitet, und 2^560 auf dem Schilde des Aehillens deM««ef
i^t^iaiv icvx' &kq>tTa nokH Ttakww vgl. iL 28 £ 77. In diesem Zn*
sammenhnnge wird es anoh nicht mehr auffallend eraeheinen, dasi
i^^i^g 0, 15 nnr io der Odyssee vorkommt, das wie eeslis als Collee-
tivhenennong von Gewfindera Zeugen und Teppichen gana eigentlich
Mr SehHdernng des Innern des Hauses gehört; doch hat die lliss
ia^og Sl 94 (%ikvfiiAtx • . tov 6^ ov ti fA^iUvwspov tnXito Mog)»
Sind dooh selbst die Benennungen der einaelnen Gewinder in der lliss
sehr viel seltener, ob wol das Ankleiden nicht selten beschrieben wird:
XltttvaS, 52, ipai^og 6,269 ^VT^S^^ 12.(1661 wisiite^6gu
Uvoio TS Xewtov aorev, Sl 644 = 6 297), ntSag 1, 12 (in der eben
angeflQlu'len Stelle der llias). Endlich kann ich es auch nicht auffallend
finden dasa nur die Odyssee die allgemeine Beaeichnung fftr Gegen*
atande des Gebrauchs hat XQVf^^ ^9 1^- Freilich hätte es aach bin
nnd wieder in der Iliaa vorkommen können, besonders ds die Sab-
stantiva von xtuofiai dort nicht selten sind: nv^fita 19, 42, »rifffff
by lOf %t^^ig ßyb, aber an manchen Stellen wo jetat x(f^f^ *^^^
kann nrsprOnglich xt^fMt gestanden haben and umgekehrt.
Nicht minder als die verschiedene Seenerie und die verschiedene
Handlung trftgt auch die Verschiedenheit der in beiden Ge-
dichten auftretenden Tersonen bei, eine Ansabl von Ana-
L. Friedifinder: swei bomericebo Wfirterverseiciuiiise. 807
drickeo iuf das eine, eine andere nnf dn andere tu besehrfinken.
Bekanntlich greifen in der lliaa die Gö tter ungleich öfter und in un-
gleich grösserer Zahl in die Handlang ein als in der Odyssee; die
aatarlicbe Folge ist, dass hier liie stehenden Epitheta derer die gar
nicht oder selten erscheinen gar nicht oder selten vorkommen. Nur die
Ilias hat ßoänig \7j O9 weil es 14mal ein Beiwort der Hera ist, die
in der Odyssee nur 3mal (d 513 k 604 fi 72) ganz beiläufig genannt
wird (über die Stellen wo es Beiwort von Heroinen ist s. Ariston.
r 144); nur die Ilias noötjvefiog 10, 0, weil Iris deren Beiwort es
immer ist in der Odyssee gar nicht vorkommt. Das gleiche gilt von den
meisten Beiwörtern des Ares ivv<iltog7,0, ^ovQog ll^O, avÖQSt"
^ovtfig 4, O9 TcilavQtvog Ttolsfiuszi^g 3^ 0 (auszerdem zaXctvQivov
jcoXefUtitv H239)^ (itat^ovog 4^ 0. Nur ßQOtoloiyog ist Einmal
O 115 in die Odyssee übertragen, wo der Ringer Euryalos ß^oroloiya
taog^'^Qrit genannt wird. Dagegen ist es natürlich dasz sich XQvarjviog
O 285 (im Hymnos) als Beiwort des Ares nicht in der Ilias findet, wol
aber als Beiwort der Artemis Z 205. Der Hymnos ist auch die einzige
Stelle der Odyssee woApollon (unter den dem Ehebruch zuschauenden
Göttern) vorkommt; auszerdem wird noch in v sein Fest erwähnt: an die-
sen beiden Stellen kommen denn auch seine in der Ilias so gewöhnlichen
Epitheta'' vor: ixaT^^jSoAoff 6, 2 (•& 339 v 278), iaat tj ßelizrig
A 75, i%itxog 4, 0, i^a^^yog 17, 1 ('^ 323). Auch. Zeus tritt in der
Ilias ungleich öfter auf als in der Odyssee, daher seine zur Ffillung.
des Verses gebrauchten Epitheta hier entweder ausschlieszlich vor-»
kommen, wie a^^^tx^^avvo^ 3, O9 ii't^l\,vyog 4, O9 airTe^o^i}-
Tsjg 5,0, oder doch hauptsachlich, wie vipißQEfiixtig 4,2, K(f6vov
na ig ceyKvko(i'qt€(o 7^ i (der Nominativ ayKvJLO(ii^fig noch A S9%
iQlydov7tog7^^. Dagegen die Epitheta der Athene (ylavxwitg}j des
Hermes {ÖLaxxoQog a(fy£tq)6vtrjg)y des Poseidon (yati^axog iwoölyaiog^
ivoölx^ov) sind ziemlich gleich vertheilt. Basz ayvog O9 ö nur in der
Odyssee vorkommt, rührt bei einem so seltenen Wort wol iheils vom
Zufall, theils daher dasz es ein Epitheton von Persepl^one und Artemis
ist, von denen die erstere in der Ilias gar nicht, die zweite selten vor-
kommt, auszerdem ayvi^ iogviq ip 259* Auch was den Göttern gehört,
ihnen eigen ist oder von ihnen ausgeht, hat die Ilias natürlich viel
öfter: alylg 11 9 1 (d^ tox^ ^AQ^ulri ^lalfißgotw alyld^ ivicxBv
X 297)9 vif^Tag 5, 2 (c 93 ( 359), vsHTaqsog % O9 ig>ix(iii 9, 1 (in
dem interpolierten Verse 6 353 oC d' aUl ßoviovxo ^eol (UfAv^^ai
iq>nfiiaiVy in der Ilias 7 oder 8mal von Befehlen der Götter), afp&i-
zog Sjl (5mal von göttlichen Dingen).
Die Ilias nennt ferner eine ungleich gröszere Zahl von Stäm-
men und Völkerschaften als die Odyssee, hat also auch viel mehr
Beiwörter zu deren Charakteristik. Uebrigens treten dort die Völker
als Contingente der Heere, hier in friedlichem Znstande auf, weshalb
die Beiwörter verschieden sind, iglrigeg ixalqoi^ die im Kriege
wie im Frieden genannt werden, sind gemein, das 'Wort iq^'riqt\g
7,17 (auch bei aoLSog). do^«;|(^^£TfiOff und tpi,Xriq$xinog kommen,
Jfthrh. f. clasi. Philol. Sappl. Bd. III. HH. 6. 54
808 L. Pri^dlinder : cwal homeristilio Wör torT»nekMase.
wie bemerkt, nor in der Odyssee vor, eis Bpilbett der Phaeekea wid
Taphier, desg^leiehen vai^^ix^vrog 6, 0 (Phaeaken and Pboeniker,
Einmal ^22 die andere Form vccvaniXiitog); dagegen fpikojaolifiog
xa%wtmkog u. dgl. hat nnr die Iliaa. g>iXonz6liiioi 10^0 (Achaeer
Troer Myrmidonen Leieger, einmal Fra^i ^^)j ta%vnaloi \\^(i
(Achaeer Danaer), ivigcg tnnonoQvüral 5, 0, initoÖciiioi 45, 3
(gewöhnlieh Troer, auch einzelne Helden, in der Odyssee y 17 von
?ie8tor, y 181 von Diomedes, X 300 von Kastor), %tilitoiiQifvCxiig
9,0, xolttoxittovBg 31,2 (a 286 d 496 '/^^«mJv x«Xxox»r(owav), iyi-
Q9»X^^ 7, 1 (5mal Troer, Imal Rhodier, Imal Hysier, l 286 IIiQinlV'
\ktv6v r* ayiqfo%ov)> Aber aach solche charakterisierende Beiwörter
von Völkerscharten, die sieh nicht auf den i^rieg beliehen, hat di0
llias natürlich mehr und öfter: ill^rnntg^Axaiol ^^ 0 {iU%wni^
%ovgriv A 98), %aqt\%o^o^vx%q^A%tLioi 26, 4 (ausserdem tn^-
xo|uoioure$ hax(^i ß 408): ivKvtffitSig kommt in der Odyssee etwas
öfter vor. Aach die grössere Menge von Stidten Ländern and Ortschaf-
ten, die in der llias genannt werden, bat auf den Gebrauch der Bei-
Wörter inRniert: iciO-eog 7, 0 (immer bei Stiidte- ond Ländernamen),
iQißmXa^ 15, 1, iqlßmlog 6, 1 (ausser igißenkov &QavQav 0&
immer bei Eigennamen; die Stellen der Odyssee sind e 34 2%t^ipf
iglßfolov, V 235 i%xi\ igißdlctnog ^tuIqoio)^ nokvniSa^S^O (n^-
daj 1, 0, niöi^Big 1, O).
Von den Beiwörtern der Völkerschaften sind viele sogleich Epi-
theta einselner Personen, wie CjmodafAog. agtilqulog^yl ist
in der llias da» gewöhnliche Beiwort des Henelaos (18, 1 — o 169),
ausserdem des Heleagros I 550, des Lykomedea P346, a^ov it^fj^'
Iqv B 778, 4mal der Achaeer (77 303 fehlt bei Seber). agrii&oog
kommt nur im Gen. Plur. vor a^td^mp al^timv 3, 0 (^ 280 a. L. dicr^-
(pitav). Hieher gehört auch fievexag^Lrig (Einmal S376 ^cvi^^^M^)
7, 0 (Beiwort der Aetoler^I 529), (tBveSfjiog 2, 0, fievattolefiog
8, 1 (7 442 (isvBTnoUiiog SQaaviirlStjg ^ so aach K 255). Nor als Epi-
theta einselner kommen vor: tnnfjkaxfig 9^2 (in der llias Tydeas
Peleus Phoenix Oenens, in der Odyssee Nestor y 436.444), noiii%fl?
27, 2 (X 471. 538 TTodoixeo^ Alaxldao — in der llias ist es 22mal Bpi-
tbeton des Achilleus, K 316 von Dolon og 6rj xoi slöog fihv irjv surxo^,
illä noSciarig^ ^262 bei (iticstgj B 764 P 614 U^* 376 bei titTto^),
liOQv&aloXog 38, 0(0 246. 504 fehlen bei Seber, immer Beiwort
Hektors, nor T 38 von Ares, A" 132 iwaltog xoQv^dt^)^ iVQV-
»gelmv 11, 1 (y 248, immer von Agamemnon, nar A 152 hoalffhav)-
Auch xvditfrog 16, 2 ist in der llias so fiel häufiger wegen der Aa-
reden Zbv %v6iaxB iiiytaxi nnd ^AxQilörj xvdtotf, welche letstere swei-
mal in die Odyssee fibertragen ist A 397 = o 121. Und so finden sieh
noch andere ansseichnende Epitheta von Heroen angleich hänfiger in
der lliasy wo das Bedürfnis so viel öfter eintritt, lao^iog nar ia der
Clansei lao&eog tpmg 12, 2 (in der Odyssee von Telemachos a 324 v 124,
in der llias von mebrern); dagegen sind ävxl&sog 29, 3, d^son^^S
27, 16, deo(/9i8Aog2,3 gemein. Abgesehen vom Zarall hat dies
L, Fried! toder: swei liMierieehe Wörtervene&tbiiisse. 809
wol gewit zuni Theil in der Willkflr der Redaotoren vmd Kritiker
seioeo Grand, die sumai bei der EoUcheidang swiicben avil^eog ned
töo^sog gttnt freie Hand bauen; irakawog^^^ kommt auch nor
bei der Vergleichung von Helden mit Göttern und flbermenscblicben
Gewalten vor (^IlQlafiog ^Utpiv fif;0ro9^ itakaviog IT 366, besonders
mit Zeus und Ares, aber auch M463 ^'EAnmQ wxvl ^oy axakuvtag
immnia and ot 6* i(Sav agyaliav ivifuov uxulavtoi iikXy iV 79ö,
iir der Odyssee y 110 von Patroklos, y 409 von Nelens).
Endlich Tührt die grössere Zahl von Personen in der Ilias aabU
reichere Genealogien mit sich; auch werden eben darum nnr hier
gewisse Verwandtschaftsverblltnisse erwihnt, als aviiffiog
5, 0, vo^og 11, 0 (öKgttog Z 24). Wegen des öfter vorkommenden
Verhältnisses von Herr und Diener ist d'eoanciv in der llias viel
häufiger, oitatov 6,0 nur hier (4mal mit Idofisvrjog}*
Fast alle in der llias auftretenden Personen sind Krieger oder
Fürsten (ßovktifpogot 15, 2, in der Odyssee 0airjxmv ßavkfiq>6Q0i
V 12, iyo^l ßovki^ipoQOt 1 112)«; dagegen in der Odyssee erscheinen
sie in den Zustfinden Verhältnissen and Bescbfiftigungen
des Friedens und friedlichen Lebensgenasses. Daher da&TVfio*
vBg 0, 9, selbst ioidog 1, 38 nur Einmal und awar anffillig in der
llias Sl 720 aoiöovg ^gr^vcDv i^agxovgy etwas öfter ioiSrl. In die
Odyssee gehören auch £^^^£^0,4 (sweimal Fischer in Gleichnissen,
sweimal Schiffer), v^o^j^o/O, 18, övqtoQßog 1, 7 (<Z> 282 wo
Achilleus farchtet, die Wasser werden ihn fortreiszen m$ TtaitÜa av-
q>0Qß6v), avßoaia nnr A679 = ^ 101, ^ovxoilo^ 3, 10, i^ißov^
xokog 0, 6. Nur die Odyssee hat Bettler: yttm%6g 0, 22, %%m%tv-
BivOy 5 und die ana^ elgvifiiva dinxtig JtQotxriig imataxrig
ayvQxäisiv (denn ayvQxrig fehlt); ferner akiixfig 0, 11, aki^fiav
0» 2, akfixBvsiv 0, 6, akr^ 0, 4; aber aXao^ai kommt auch in der
llias 4mal vor. £xixfig 5, 11, txsxsvm If 5 sind in der Odyssee we-
nigstens viel häufiger; xakansCgiog (Beiwort von txixrig und ^ttvog)
Bar hier 0, 5. Wie für Bettler und Herumstreicher, so hat auch nnr
die Odyssee die Namen fär ihre Lumpen (^axogO, U) und fQr ihr
Elend övfi %4 (nur in der zweiten Hilfte der Odyssee | 215. 338
c 53. 80) und dvato v 195. Die Beschränkung dieses Wortes auf
die Odyssefe ist ebenso wenig ganz zufällig als die des Wortes fär
plötzliches Verderben koiyog 21, 0 auf die llias. -— Der Fremd-
ling der an unbekannte Küsten verschlagen wird darf auf gastliche
Aufnahme und fleimsendung hoffen, qfiko^sivog 0,4 (immer in
der Formel ^e ipiko^eivoi^ xcd ctpiv voog hxl ^Bovii^g i 121 ^676
i 176 v202, 9b ov ölig >uszerdem noch x 109. 364, im ganzen also
0, 6), TCouitBvg 0, 5, JCoiiniq 1, 22 (Z 171 ainag o ßri AwdffviB
^Bmv in afwfiovi TCOfi»^), ^ofiff eva> ajta^ Bl^fiivov v 422. Dage-
gen 9ro|ii?to^ 8, 3; von den Beispielen der llias fallen ö in A, wo
Priamos von Hermes ins Lager der Griechen geleitet wird. Am deat«
liebsten aber zeigt sich der Einflusz des Gegenstandes auf die Ver-
theilnng der Wörter in beiden Gedichten bei ^vao\Uu und den davon
54 ♦
810 L. Friedlinder: twei homeriselio WörtenreraeiehaiMO.
abgeleiteten Wörter«. Von fivaofiat in der Bedeotang ^freien' führt
Damm 18 Stellen aus der Odyssee an^ keine ans der Ilias, und fivf^-
(FTi^^, vielleicht das liiafigste Wort in der Odyssee, kommt in der
Ilias anch nicht Einmal vor ((ivtiaxevm 0, 2, nvtfCtvg /? 199 r 13);
bedürfte es aber eines Beweises dass die Ilias den Stamm eben so ;ot
kennt als die Odyssee, so wflrde er durch fivi^art; alo%og geliefert,
das in beiden Gedichten gleich oft vorkommt 4, 4. Die häufige Erwäh-
nung der Freier bewirkt asoh dasz die für sie charakteristischen B^-
wörter bauptsichlich der Odyssee angehören: vff€^i;vo^ia>v2, TJ
(gewöhnlich im Gen. PInr. am Versende, mit ivigtov und vitov^ aoch
Kvxk(i7t&v)j wihrend ifvogiri 4, 1 der Ilias eigenlhünilich ist; vntQ-
q>lakog 7, 20 (gewöhnlich im Dativ Plur. vicegtj^idXotai fuO*' vfiivSoial,
fivriariJQötv vn€Qq>ttiXoiatv 9tti9\ in der Od.); vnigßiog 2^S (gewöha-
lich.von den Freiern, 3mal vniQßiov vßgtv ixowieg); V7C€QfisviovtBg
nur T 63 (was ttberhaupt weiter nicht Vorkommt); dagegen komoit
vfcsQiaevrig 12,2 (in der Uiaa von Zeus, den Königen und Baades-
genossen), in der Odyssee nur v 206 = v 222 vor (vntQfUvimv ßaot-
; Xi}(ov), oiTenbar rein znffillig; in ig&vfiog 19 y 8 wird ebenso wenig
; von den Freiern gesagt, die ilias hat es theils von eineeinen Heroen,
I theils von den Troern und Achaeern; eine tadelnde Bedeutung scheint
j es nie zu haben.
Frauen nehmen zwar in der Ilias bei weitem weniger Antheil in
der Handlung als in der Odyssee. Aber erstens treten dort viel öfter Göt-
tinnen auf; sodann werden Frauen oft beiläufig erwähnt, theils in Genei-
logien von Heroen, theils wenn von der Beute der Sieger in eroberten
Städten die Rede ist : daher kommt es dasz eine Anzahl von schmflckenden
Beiwörtern in der Ilias häufiger ist als in der Odyssee: iv^avogl^O
(itakktiavog 2, 1), ikxealmnkog 3, 0, rivxoiiog 15, 2 (xffA-
kl%Ofiog 1, 1), %akkink6xafiog 4, 2, kiTcagonkoKOfiog ri26;
dagegen ivTtkoxafiog 7, 21 (und ivTckoxecfiiSeg ß 119 v 542). In
der Odyssee erscheint die Frau als Herrin des Hauses, daher nur hier
diCTCotva 11,0, ßaalkBta 11,0 gewöhnlich von Penelope, deren
stehendes Epitheton itSQltpQavO^ bS; auch ixiq>Qa}v 1,8 steht 7nii
von Penelope, die beiden andern Male von Männern. Alte Fraoen
kommen in der Odyssee öfter vor, in der Ilias fast gar nicht, daher
yqtivg 1, 22 (F 386 yQtil di (iiv hxvta Ttukai'yEvh Tcqoaieuttv).
Die Verschiedenheit der Fabel in beiden Gedichten macht sich
aber nicht blosz in den angeführten einzelnen Fällen in Bezug auf den
Ausdruck geltend. In der Odyssee ist der eine Angelpunkt der Haad-
Inng die Rfickkehr des Odysseus, der andere die Rache fflr den
Frevel der Freier, voatito und voarog zwar sind beiden Ge>
dichten gemein, aber voctiiiog (gewöhnlich voaxifMv ^l^^) ^^^
Odyssee eigenthümlich 0, 12; wie auf der andern Seite auch nicht zn-
ffillig vrikshg ^(uiq 7, 2 der Ilias vorzugsweise angehört. Der Held der
Odyssee wird vom Unglück verfolgt: xafifioi^og 0,5 (immer von
Odysseus), noklixkag 5, 35; auch dieFormel xattxkaö^fi tplkov
^tOQ (IfMLyBj fiiuv 8ij xotüw di) 0, 7 gehört hieher. Odysseus beflsdet
L. Friedlioder: swei homerisciie WOrterverMichoUse« 811
sich in der Regel in der Lage, seinen Zweck dnrcb liefersonnene Lisi
Sil erreichen, besonders gegenüber den Freiern und dem Kyklopen:
ßvaaodofASva 0, 7 (4mal von Odyssens, Imal von Hephaestos, 2mal
von den Freiern). Der Frevel der Freier hat auf den Gebrauch von
vß^ig 2, 14 und vß^fl^tiv 1, 7 sichtbar influiert (A 203 ^ tva
vßQtv tdri ^AyafLifivovog ^Ax^Mao^ A 214 vßgiog eivsxa x^aösy A 696
^Efjutol %ak%o%lzmvig fifiiag vß(fl^avTeg); dagegen dasz vßQioxr^g 1, 4
fast nur in der Odyssee vorkommt, liegt an der dort 3mal gebranchten
Formel ij ( oSy* vß^iaxal xe xal aygioi ovSh öIymioi^ ton den Freiern
kommt es sogar niemals vor. Die vßQig der Freier besieht darin dass
sie fremdes Gut ohne Entgelt verzehren; dies hat auf das höulige Vor-
kommen von iXXoxqiög in der Odyssee 3, 15 Einfluss gehabt. Denn
wenn ilkoftqiog in der Ilias nur E 214 (j=^ n 102 ainlft* &tfix'* eac
ifieio xo^ij xccfioi alloxQiog (ptig^ und T 298 (fta^ !v€k akkorglav
aximv) vorkommt, so ist es in der Odyssee nicht weniger als achtmal
von dem fremden Gute gesagt, das die Freier verprassen: im fibrigea
hat hier wie so oft der Zufall gewaltet. Dasz aber aXXo^QOog 0^ i
nur die Odyssee hat, liegt in der hfiuflgen Erwihnung des Umherirrens
von Land zu Land. Die häufige Erwähnung des Prasseus ohne Entgell
bewirkt auch das häufige Vorkommen von vi^noivog 0, 8 (ftinftnal in
dem Verse ilXoxgiov ßCoxovvmtoivov idovaiv, in ähnlicher Verbindung
I 417; zweimal vrjrcoivol %tv oXota&e a 380 ß 14d). Dagegen hat wie-
der nur die Uias, in der so oft Auslösung und Lösegeld vorkommt,
aytotva 28,0 (allein in ■(^ achtmal), das stehende Epitheton äiteQel-
Cia 12j 1 (in der Stelle der Odyssee x 529 wie in einer einzigen der
Ilias n 178 in Verbindung mit hSva). Dasz aber itoiviq 10, 1 fast
gauz auf die Ilias beschränkt ist, kann ich nur fär Zufall halten (ava-
noivov nur ^99); ebenso xciofiai 24,5, was man geneigt sein
könnte aus der Fabel der Ilias abzuleiten, in der That aber ist es viel
öfter von dem Zorn anderer als von dem des Achilleus gesagt. Dasz
Xoiyog 21, 0 nur in der Ilias vorkommt (meist Xotyov afivvuv und
aXaXxBiv) ist allerdings zum Theil zufällig (denn oXs^Qog 32, 50 ist
in der Odyssee sogar viel häufiger, oXi^Qtog 2,0, oXoq>aiog 0, 4),
zum Theil aber, wie schon bemerkt, dem Gegenstande der Ilias zuzu-
schreiben. Dies letztere kann wieder bei 1 0/7^10^ 4, 0 gar nicht ge-
schehen, da es nur ^533 von verderblichem Kampf gesagt ist, wo-
gegen (iiQfiSQa iQya 6, 0 immer sich auf Kampf bezieht.
In der Ilias wird das Nachten und Tagen ungleich seltener er-
wähnt als in der Odyssee. Bekanntlich geht die Erzählung über die
Denn Tage der Pest und die zwölf des Verweilens der Gütler bei den
Aelhiopen kurz hinweg. Die Gesänge von B bis H umfassen nur einen
einzigen Tag, die von A bis Z wieder nur ^inen. In der Odyssee
bringt es die Natur der Erzählung mit sich , dasz der Eintritt der
Nacht wie der Anbruch des Sforgens sehr oft ausdrflckiich erwähnt
wird; besonders bei den vielen Wanderungen Aber Land und Meer
Iritt das BedOrfnis ein Abschnitte in der Erzählnng auf diese Art za
bezeichnen. Nur beiläufig bemerJie ich dasz dies auf die Anwendung
812 L. FriedUoder: swei homerischa Wörterrerieichiiiise.
gewiBser Formeln ond formelhafler Wendenden wesenilichen Binfliin
geübt hat; deon das geoauere Aber diesen Punkt mnsz einer speciellen
Untersuchung vorbehalten bleiben. So s. B. bat den Vers Svöbto 6^
^ikiogy ömomvxo dl sra^ac iyviai nur die Odyssee, da er des
Einbruch der Nacht nur für Reisende schildert (vgl. H 465 dvtfero ^
riiUog , XBviXeato di SQyov ^Arai^v), Eben daher kommt es dasz der
Versi}fiO$' d^ ilQiyiv€ia (pavt^ (odoidntvlog iJoSg in der Uias
3-, in der Odyssee 20mal (davon 8mal in 'AliUvov axokoyot) vor-
kommt, vgl. Haupt a. 0. S. 99 (der zweite Halbvers noch Z 175 1707
W 109 A 785 [mit der Variante (paealiißgaiog tfoig], ^Qiyivaa Aber-
baupt 3, 25). DasK dagegen das Beiwort der Eos KQOnomnXognüt
in der Ilias vorkommt 6 1 = A 695 Tl ^ 227 , kann ich nar für
Zufall halten. Mir scheint dass der epische Gesang aus einer Fälle
sngleich fester und wandelbarer Formeln schöpfte, von denen wir
ebenso nur eine geringe Anzahl kennen, wie wir von dem unermess-
liehen Reichlhnm der epischen Sprache nur einen Brnchtheil besiUeo.
Es kommt hinzu dass in diesen Dingen die Ueberlieferung nad wol
nicht minder die Redaction, ja selbst die Kritik am freisten und will-
kariichsten schalten konnte.
Auoh die Ausdrdcke für Nachtlager und Nachtruhe hat die
Odyssee viel öfter. Die allgemeinsten vnvog und svöm sind sirir
beiden Gedichten gemein ; von den 30 Stellen der IHas in denen tS^tf
steht fallen übrigens nicht weniger als 12 in die Doloneia, die einsige
grosse Nachtscene des Gedichts. Dass xa^svösiv ausser ^611 an'
in der Odyssee vorkommt (fünfmal) ist meines Erachtens , wie scboa
bemerkt, nicht weiter aulTallend. Die Vertheilung der Dbrigen bieber
gehörigen Wörter ist folgende: Ssaa 0, 6, amtim 1, 1 (Ä159 «548),
daqd'dva (nagaSaQ&ava ^ ncetccdaQ&dvm) 1, 6, iccvm 4, 9, nvd^^^
nur 8 809, noifida (oft abertragen) 14, 28, xataxoifbtao 3,0 (an-
dere Composita kommen nicht vor), »oitog 0, 9» notxri nor rdil»
nafia SSb9 tf 201.
Auf daa Walten des Zufalls im Gebrauch der Wörter bibe
ich schon öfter hingewiesen. Es zeigt sich am deutlichsten da wo tos
einem Worte zwei Formen gebräuchlich sind, von denen die eine sar
in der Odyssee, die andere nur in der Ilias vorkommt. Igeßogd^^
haben beide Gedichte; dasz also iQeßBwogS^ 0 gegenwärtig nvr
die Ilias hat, igeiivog 3, 2 auch die Odyssee, kann nur aas den so-
fälligen Bedürfnis des Verses herrühren. Dasz e^e/i^g gemeiasiin ist,
^£^9 0, 7 nicht, erlilärt sich aus dem sechsmal wiederholten Verse
der Odyssee i^rjg d' i^ofisvoi noXtiiv aXa rvTSrov igexfioig' vi?**^^
ist gemeinsam, vtinvxiog 9,0 und vriycla%og 3, 0 der Odyss«^
fremd; dagegen aanaaxog 0, 7 der Ilias, während acndciog 9^
meinsam ist Man vergleiche hiemit noch : tnnfjXdctog%0^ Inftft
XaxogO^ 2; aycdiXiffg 5, 0, ayaxXvxog 1, 9, iyanXeixogb,^
(xAsiTog 14, 1 in der Ilias Beiwort von IxcrrofijSf? hUmovgot Havo-
f^vg^ {:54 lASta nXBixovg ßaödtjag); ccAi/m 4, 6, aXsylt^ ^i ^
aXayvvm (nur darr«) 0, 5.
L Friedlioder: zwei homeriscb« W6rtenrerseichBlMe, 813
Nicht miader häoflg isl der Fall, disa sich ein Stammwort in
beiden Gedichten findet, die davon abgoleilelen Wörter aber nur in
Einern, und umgekehrt; oder dtsz von den Ableitungen von einem
Stamm die eine auf die Ilias, die andere anf die Odyssee beschränkt
ist. Auch dies ist natürlich rein zufällig. Mehrere hieher gehörige
Beispiele sind bereits angeführt, ich fuge noch einige hiosu: ikitay
iXno^tti sind gemeinsam, ilnlg 0, 2, iknagi^ 0, 4; nivvrog 0, 6,
während Jttvvöaa) und das Subst. rcivvxiq auch in der llias vorkom-
men; %v6oq und die davon abgeleiteten sind gemeinsam, wenn auch
in der llias viel häufiger {^vÖQog 1, 2, nvötotog 16, 2, %vdalvtai
(j-ivfsi) 9, i), nur xvd^aa) 4, 0 usw. Eine ähnliche Vertheilong findet
öfter bei einfachen. und susammengeselzten Wörtern statt. Ausser den
bereits angeführten zeigen dies iXaog 0, 3,-aAao(oO, 2, ikamxvg
* t 503; dagegen alaoanoTilri ^^l (immer ovd' aXaoGKOTiltjv f7%f, was
O 285 in die Odyssee übertragen ist). Slxcc 3, 7, Svdtxa 5, 0, ötdv-
di^a 4,0; df/doi gemeinsam, nBqidzldto 7, 0 usw.
Uebrigens musz immer von neuem erinnert werden, dasz in einem
so wandelbaren Text die Zahlen der Beispiele nur ungefähre Vorstel-
lungen von dem Gebrauch geben können, da sie sich in den verschie-
denen Phasen des Textes ohne Zweifel anders und wieder anders ge-
stellt haben werden. Vieles was heute nur in ^inem Gedicht steht
kann einst in beiden gangbar gewesen sein. Besonders gilt dies von
den Wörtern Wendungen und Formeln die ohne Einflusz auf den
Sinn mit gleichbedeutenden vertauscht werden konnten, ßagv cxb-
va%mv z. B. steht gegenwärtig nur in der llias 7, 0; aber i 16 wird
die Variante &g o yt öanQv ximv statt ag 6 ßagv atsvaxmv aus-
drücklich angegeben, und ebenso können beide Formeln wechselsweise
öfter vertauscht worden sein, okßog und die davon abgeleiteten Wör-
ter sind gegenwärtig in der Odyssee viel häufiger als in der llias:
oAj3os3,8, oXßiog 1, ii.oXßioöaliimv T 182; aber wie t 161
statt des jetzigen rm tc Zsiie Tivdog ona^si früher auch gelesen
wurde tco xs Zsvg okßov oTta^et, so kann dieselbe wie die um-
gekehrte Vertauschung noch viel öfter stattgefunden haben.
Zum Schlusz sind die bisher noch nicht aufgeführten Wörter cn
nennen, die einem von beiden Gedichten eigenthümlich sind, ohne dasz
man dies ans dem Inhalt ableiten kann. Schon ihre änszerst geringe
Zahl beweist dasz ihre Vertheilung nicht von einer Verschiedenheit
der Sprache in beiden Gedichten, sondern vom Zufall herrührt.
cc^Hiaxog {i^siiicxtog) 1,6; tcklog 18,2, aXioco 1, 2; anxsQOg 0,4
(immer in der Formel xy o aTtxsQog IttXcto fiv^og); iavog (etavog)
10, 0 (vgl. Buttmann Lexil. II S. 9); bI&uq 9, 0; iintatoiiai 1, 10;
btfiBxavog 0, 7 {iiuxTfiiog ri 118); ^Bamdaeg nvQ 7, 1 ; ^lafpatog 1,8;
^r^v 13, 3; %iXXi^g 0, 5; xfdvog 14, 3; (irixavdoiiai 12, 2 (nsgiiifixa-
vaofiai 0, 2); onig 1,5; novXvßoxeiga 14, 3 (immer bei x^^^9 ^^^
A770 ^AxocUSa novXvßoxeiQccv); xvvri 6, 0; vnat&u 5, 0; ^^at^fi/m
19, 0 (Buttmann Lexil. I S. 8).
Unter diesen Wörtern sind nur zwei deren Beschränkung auf ein
814 L. Friedlinder: swM homerisehe WörteryeneicliouM.
Gedichl illerdings anifallend ist, and «ufillig sind es gerade die bei-
den die schon Baltmann beobachtet hat: iavog und xQai6(ilai. Haft
wird vielleicht geneigt sein auch von denen, deren Vertbeilung ich
ans dem verschiedenen Inhalt abgeleitet habe, eins und das andere
anstöszig zu finden und namentlich bei Xotyog (nur in der Ilias) aod
XQtjlia (nur in der Odyssee) auf eine Verschiedenheit des Sprachge-
braocbs zu scblieszen. In Bezug auf das letztere Wort neiiet sich auch
Lehrs zu dieser Ansicht. Ich kann mich ihr jedoch nicht anschliessen.
Bei einer wirklichen Verschiedenheit des Sprachgebrauchs mosten der*
gleichen Beispiele sehr zahlreich sein , und dasz ihrer so äuszerst we-
nige sind, beweist meines Erachtens schon allein ihre Zufälligkeit
Sodann aber kann, wie gesagt, die Ilias früher .;c^i}fitt an mancher
Stelle gehabt haben, wo wir jetzt xv^fia lesen.
Anhang*
Veber die kritUohe Benutamg der homeriflohen Homonymie. *}
Die Namen der Hauptpersonen in der Ilias sind wol alle dorek
die Sage überliefert^), die der Übrigen nur zum geringsten TheiL,
und hier haben die Dichter entweder aus der Menge der gangbaren
heransgegrilTen oder erfunden, nicht selten mit Bezug auf Eigenschaf-
ten Zustände und Verhältnisse der Personen. SsQ^ittig ist von ^aQaog
(aeol. Mgaog^ s. Buttmann zu Schol. ß 157), auch Kxi^amnog^ einer
der frechsten unter den Freiern , heiszt nokv^iQCelÖrjg % 287 (vgl.
SeQdlXoxog P 216 und 'Aheigarfg ß 158). Die Führer des Hinterhalts,
der dem von Theben zurückkehrenden Tydeus auflauert ^394, heiszen
Maltov Atfioviörig vlog t' ^vto^ovoio fievintolsfiog iloXti^o vti}^^,
der Zimmermann der Alexandros Schiffe baute Aqiuiviöt^ E 60"),
der Sohn eines Traumdeuters IloXmSog E 148 (die Benennungen der
Söhne von Zuständen und Beschäftigungen der Väter sind bekannt'),
*) Mit einigen ZasHtzen vermehrt abgedruckt aus den Jahrbiiehem
ffir olassische PhUologie 1855 S. 537—552.
406) Kur auf solche bezieht sich Aristonicns, wenn er von Homer
sagt T 40: naQadsdoiJkivoig drjlovoTi xQcoiisvog xcrl ovx avtog nldcctov
tä ovofiatUf wie aus den gleich anzuführenden Anmerkungen erhellt.
7) Einen Anklang an diese Stelle enthalt das Verzeichnis von Troern
die Teakros tödtet 0 275 AvHoq>6vxfiv (früher IIokvtpövtTiv) xal FJolvat-
fiovldiiv'Jaondova, 8) Aristonicus: ^ dinlrj, Sit ovofiaxod'ttLiiog 6 scocij-
tifs, leof? SV 'OSvCüiC^ naqanXficCoig noiei' oUfiov yccg Ttntovog t6 a^-
IM^Biv, %&%Bi ^Tsgniddqg 9i r'aoiddg» (% 330). Vermutlich hat Aristarch
alle solche Namen notiert, um die Gemeinsamkeit dieser Namenbildung
in beiden Gedichten als Argnment gegen die Chorizonten zu bonutxen.
Vgl. zu 1 137. Das Schol. Pal, ^^0 v£6g ^govioio Nofjfnavi oti
nal 4v Ikiddt. ^ avviQ sv&eox^a tijg tdiv ovofidroiv d'BaBmg ist ans Aristo-
nicus abgeleitet. 0) Anch die Namen der drei Töchter Agamemnons
I 145 Xgvaod'Bfiig ical AaodC%ri xorl 'itpidvciaoa sind von der Herscher-
und Kichtergewalt des Königs abgeleitet, obwol sie der Dichter dieser
Stelle schon vorgefunden haben kann.
L. Friedl&nder: zwei homerische Wörtervereeichnisse. 815
eio Seher üolviiog kommt iV 663 vor), der Diener eine« gastfreien
Hannes KaXiqaiog Z 18 *^) , ein Bastard Laomedons der seine Herden
weidet BovmoXianf Z 22, der Verfertiger von Aias Schild Tvxlog H 290
{ö o£ Tv%log nafis revjov), der Lemnierfarst der *den Griechen über
See Wein zufahrt ir468 (und ein sidonisches silbernes Mischgefisi
als Kaufpreis an Achilleus für Lykaon zahlt ^747) Evvi^oq^ die Herolde
welche die Gesandten an Achilleus begleiten^O^/b^ und EvQvßarrig 1 170
{EuQvßarrig A 320 als Herold Agamemnons, B 184 Herold des Odys*>
seus), der Herold des Neneslheus BofoxjfQ {M 343 llp^co, du Oocov«,
^imv Alavxa %aXBiS0ov). ") IIsQiipag der Herold des Aeneas ist ein
^Hnvtlöfig P 324, der Sikyonier der dem Agamemnon die State At&ii
gibt heiszt 'fi^^ooilo^ W 296, der dem Priamos erscheinende Hermes
sagt Sl 397 MvQiitdovmv d' S^eifiiy nccvrig 6i fioC iazt IIokvKtmQ^ \
tt<pvitog (ihv 0 y iatl.
In der Odyssee kommen Namen die von Meer und Schiffahrt ab*
geleitet sind nur bei den Phaeaken gehäuft vor. O 111 cS^ro.filv
*Aiiqov€tig xz %ctl ^Sl%vakog %til ^EXaxQBvg \ NccvxBvg xs ü^fiv^g re
HoA Ayjiakog xal ^E^svfisvg \ üovxevg xs ÜQtiqtvg xe^ Somv ^Avaßi^
elvBtig xs \ ^AinplaXog ^' vtog UoXvviqov Tiftxovlöao' | av Si nal
Evfwakog ßgoxokoiyip laog "A^t^)^ \ NavßoXidtig xe. Ein anderer
Fhaeake heiszt 'E^iiprjog tj 155 X 342, der Herold üovxovoog tf 179,
Alkinoos Vater J^awsld-oog ^ 7. NccvCixaa ist vielleicht mit dem-
selben Stamme gebildet wie die Namen auf -xoov, ArifKmooiv usw.
(von xonv = vobIv, also etwa so viel als Navaivirj). Ausserdem
heiszt ein mehrmals auftretender ithakesischer Seher ^AÜ^iqtsrig ß 158,
ond Athene nennt sich als Herscher der ruderliebenden Taphier Sohn
des ^Ay%laXog a 180. — Ferner heiszt der Freund der dem Telemachos
sein Schiff leiht JVoj^fcov, Sohn des O^iviogy ß 386 d 630, der Steuer-
mann des Menelaos in Nestors Erzählung 0Q6vxtg ^Ov7(to(^Ldrig^ der
Sanger in Odysseus Hause '<Z>iffuo$ Te^idörjg")^ der treue Diener
des Menelaos Botf^olÖr^ 'Exe&vevg d 31**), ein anderer ^Aag>aXlmv
6 216. Ein Herold in Ithaka üstöi^vcDQ^ mKWfiiva fti^dea Mmg ß 38,
ein Diener auf dem Gehöft des Eumaeos MeöavXtog | 449. Magav
der dem Odysseus den köstlich duftenden Wein gibt ist ein Sohn des
Evav^g 1 197. Auch der Seher SBO%Xviuvog (mit seinem Groszvater
Mavxwg o 249) gehört vielleicht hieher. ")
410) 17 dvnlriy ort oyofiaro^CTtxoff 6 noirixTqq' anb yccQ toS x«Ac4v
inl XU ^ivia KalrjüLog. 11) 342: 17 SinXrjy ort oUsiov Svoaa xjjpvxo;,
^a^exviioXoysi xöv Qomtnv ano xov &ieiv, Vgf. auch Herodian zu £ 60
/Iijdatov: ^01x6$ yäg fiäXlov iJQtoi nagu x6 nriddv iaxrjfiatla^ai,
12) Dieser, der Sieger im Ringkampf, ist übrigens homonym xfait dem
Fanstkämpfer W 677. 13) Yielleichi richtig bemerkt Seh. Q zu «O* 44
^rifi6$o%ov: oimeiov t6 ovo^ut Öia x^v na^ä xtp Sijfitp vnoSoxfjv,
14) Eust. 1484, 31 'Exfoavtvg . . naga x6 ixBOV yiaXoviutvog. 15) Ich
führe hier noch die Namen an, die blosse Farbebenennungen sind.
Sdv^'og ein Troer £ 152, FXavnogy Asvnog ein Gefährte des Odysseus
^ 4Ol,.0o(v4, *EQev&aXiaiv in Nestors Erzählung H 136, MiXagilloQ'
816 L. FriedlaBdor: swai homeriiche Wörterferseieluuu0.
Viele Nameo der Ilias sind too Stadteo, Flflsseo, fiberhavpt Orl-
seheften und Völkerschaften genommen. ^'^) So Xi^^g oad X(^riki
der Herold des Priamoa ^Jdaiög {F H Sl — ebenso heissk der Soha
des Dares E 11), ein Troer ZnuiidvÖQios E 49 (ebenso war Astyinu
vqn seinen Eltern genannt worden Z402) ")^ ein am IkiMug geboreaef
£i^otl(Siog A 474, ein am Z/otxv%ozig geborener £atviog S 443, ein Troer
^Iktovivg S 489. Im Kampf bei der Maner ist die Schlacht am beisto-
ftea N 792 ii(i(pi) ^A(S%avi6v zu Moqvv &^ vV ^Lcie<nlawog, \ otf ii
^Acxavlrig i^ißdlaxog ^l&ov i(ioißol. Ebenso hinfig führen Troer
and ihre Bandesgenossen Gentilnamen, die nicht genau die Abstam-
mung bezeichnen, sondern von Namen verwandter und befreundeter
Stimme und Orte abgeleitet sind. "Aautg^ welcher Name sioherUch mit
dem 'Idaiog le^iimv susammenhängt {Kavarglov ufupl ^ii^Qa B 460*
beiszt nicht bloss der Sohn des ""'T^ruKog aas ^Aglaßti vom 2illf^
her £ 838 f., sondern auch ein Bruder der Hekabe aus Phrygien vom
JSayyaQtog 11 717, anszerdem kommen swei ^Aöiadai vor. Hektors
Wagenlenker 'Hvtomvg ist Sohn eines Srißaiog 9 120, ein Troer heisst
SviißQatog A 320 {ßv\Lß^ wird nnr X 430 erwähnt), 'tfißgiog beisst
ein Troer der zu üridauiv wohnt N 171 , die Imbrier sind den Troern
befreundet, ein imbrischer Gastfrennd löst den nach Lemnos verkauf-
ten Lykaon aus <2> 43. Die Zwillingssöbne des BovKoUmv heisien
Aüst^nog und ntjdaaog Z 21 (die Stadt üi^dacog ebd. 35). Ein Paeo-
ner heiszt Alviog 0 210, Alvog ist eine Stadt 'der Thraker A 52a
Die Ahnherren des Aeneas Aa^öavog T 215, T^mg 230, ^IXog 232 ge-
hören der Vorzeit an (wie der Phrygerkönig Mvydav mit dem Prit-
mos einst Kriege geführt hatte F 186) und kommen daher hier nicht
in Betracht; aber auch ein Troer den Achillens tödtet heiszt Au^iftvog
T 460. Von den Namen der Griechen gehört zu dieser Gattung nur
^Enuog Sohn des HawnBvg ^^ 665 und der im Katalog als Vater
zweier Helden genannte Heraklide SiacaXog B 679. '^)
In der Odyssee führt von den auftretenden Personen nur ^ioe
einen Gentilnamen und zwar einen höchst merkwürdigen: Aiy^nff*^
heiszt ein alter Ithakesier, Vater eines Freiers nnd eines Gefihrtea des
Odysaeus ß 15. Der Vorzeit gehören "l'^axog nnd Ni^ifitag an Q 207* )
Der bei weitem gröste Theil der Namen von unbedeutenden Per-
sonen in beiden Gedichten ist ohne jede andere Rücksicht als auf Verl
e^og) S 117, MsXavsvg m 113. Alle Pferdenamen sind von EigenschafteB
der Tbiere entlehnt. Accfinog das Pferd der Eos ^246, Jldda^yog A^
MeneUos !F 2ft5 , /lodaVy?? die Matter von Achillens Pferden Sfx^^og
nnd ßttliog T400, Hifdaffos il 149— 152, AC^rj Agameronons Stute 9^295.
Vgl. 9' 185. 416) Vgl. Lehre Arist. S. 284 ff. 17) Auf einer Va«
ist ein Troer jS%apkav6g6q>ilog genannt: O. Jahn Einleitung in die Vsr
senkunde S. CXIX. 18) Ich erwähne noch dasz ein Grieche 'Agi^ßo^^
heiszt P 345 {jAqCe^fi in der lUas nur Stadt des 'Aaiog B 830) und ein
Troer "Aßat E 149. 19) 'AQvßag der Name eines Sidoiüers in Eumaeos
Erzlihlang o 426 , ein Name der auch in der historischen Zeit vorkommt,
klingt nngriechisch nnd ist vielleidit semitisch.
L. Friedlfioder: sirei homerMohe WörtenFerieiohnisfa. 817
and Wolklang aas der Menge der vorhendeoen heraaegegriffen oder
erfanden. Ich stehe xnnficbst nnr die Ilias in Betracht, die an Naoiea
io sehr viel reicher ist als die Odyssee.^ Bei Hiafang solcher Na-
men kommt hin und wieder eine Uebereinstimmang im An- and Aoe-
laat vor, die schwerlich zuffillig ist. Tenkros tödtet S 274 ^O^tko%aw
^iv nQW^a xal ''ÖQfUvov i}d' ^Ofpekiaxriv, Hektor tödtet E 705 avtt-
Qiov Tsv^Qavx^^ inl di nkrj^fititov Oqictrjfiß^ \ Tq^iv t* alxiifj[ffiv
Alzmhov Olvofutov xs | OlvOTuSjfv ^^ ''EXtvov xcri ^Ogicßiov aloXih^
fi/r^i/v. Vgl. A 490 f. Der Ffihrer der ersten Myrmidonenschaar isl
Mivia&iog H 175, ov tixi Util^og ^vyatriQ xalri nokvdagii^ der
Fflhrer der zweiten heisst EvS<oQog 179, tov Ixinze roQ^ xak^
IloXvfifiXfi. Der Name Ton Hektors Wagenlenker ^Hvwnevg S 120 isl
wol ans fivtojjBvg entstanden: xal rov (liv ^^ u<pafia^sv<f o d* rivlo*
rov de^cnrovra, | vtov vmq^uov Srißahv ^HviOTCtja^ | iftmu»
Nun treten in der Ilias. viel mehr als 200 Nebenpersonen auf, von
denen der bei weitem gröste Theil nnr Einmal vorkommt (etwa 150),
sehr viele nur in Aafz&hlnngen der von hervorragenden Helden mas-
•enweise getödteten figurieren, also blosse Namen ohne alle wirkliche
Persönlichkeit. Hiebei konnte in einem schreibenden Zeitalter ein
Dichter den zweimaligen Gebranch von Namen wol vermeiden, im ho-
merischen schwerlich , nm so weniger als bei der Natur der griechi-
sehen Namen Homonymie zu allen. Zeiten nicht selten gewesen sein
kann. Wie kann man aber auch nur die Absicht Homonymie so ver-
meiden Dichtern sntranen , die in der von ihnen gewählten Sage zwei
gleichnamige Hanpthelden vorfanden? Zeigt doch der Vers iV 759
jftfurdi^v t' *A6aficcvra %al ^Acww 'T^a%ov vtov dsss man nicht An-
stand nahm Homonymä selbst da nebeneinander zu nennen , wo man
in der Wahl der Namen völlig nnbeschrinkt wer. Von vom herein
darf man also erwarten gar manche Namen znr Bezeichnung zweier
oder mehrerer benatzt zo finden.
Eine Anfzfihlung von Beispielen wird von der Menge der Homo-
nymien in der Ilias einen Begriff geben ; ich beschrfinke pich jedoeh
dabei auf Namen von Personen die selbst handelnd auftreten and ihrer
Vater, da bei solchen die nur erwähnt werden, aber auszerhalb der
Handlang stehen, Homonymie mit Personen des Gedichts noch weniger
auffallen kann. Die beiden Kataloge schliesze ich aus. Sind die
Namen blossen Aafzählongen entnommen , so bezeichne ich sie^mit ^ ;
ist die Aufzählung in Form einer Erzählung gefaszt, mit f* Es ist
deswegen unnmgänglicb nöthig hierauf zu achten, weil ein groszer
Unterschied ist zwischen Namen wirklich an der Handlung betheiligter
Personen und jenen Namen ohne Persönlichkeit Je mehr eine Persoh
420) Namen die von Wörtern gebildet sind, welche Krieg Qchlacht
Waffenhandwerk bezeichnen, sind in der Ilias verhältnismäszig nieht
hünfig, am häutigsten Ableitungen und Zusammensetsnngen mit r«so9.
21) 'Hvion^a: naffä tag tipiag tmif Zfcnnp iaxl x6 Svoiim. V.
818 L. Friedländer: swei homerisobe Wörlerrerseiclmitse.
iD die Bandlnng eingreifl, desto wahrscheinlicher ist es dase sie des
arspranglichen Gedicht angehört; je unwichtiger nnd entbehrlicher
sie ist, je episodischer nnd spurloser ihr Auftreten, desto niber lie^t
die Möglichkeit dasie sie ihren Platz erst der AnsdichCung darcb die
■landliche Ueberlieferung verdankt. Endlich wenn durch mehrere
Verse nichts als Namen von gans unbekannten gefallenen genannt wer-
den, dann hört auch der letzte Schein von Sicherheit auf, dass wir
hier die Namen lesen die der erste Dichter setzte. Man mag sich die
Pietit-der Rhapsoden gegen die homerischen Gedichte noch so gross
vorstellen , aber nimmermehr wird man doch glauben dass sie loch
diese Verzeichnisse, die sich beliebig einsohieben auslassen vermeh-
ren verändern ergänzen liesi^en ohne irgend einen Einflnss aaf die
Sache, dasz sie diese mit unverbrflchlioher Treue fiberUefert und her-
gesagt hätten. Bei mehreren derselben läszt sich mit so viel Evideni
als überhaupt in solchen Dingen möglich ist zeigen , dass sie oas lo-
deren Theilen der Ilias zusammengestöppelt sind, die damals schoa ihre
jetzige Gestalt hatten. Auch die Kritiker, welche die doppelte Anwes-
dang eines Namens bei einem und demselben Dichter nur als AnsBabine
statuieren und Homonymien als Spuren verschiedenen Ursproags der
betreffenden Theile anzusehen am meisten geneigt sind, auch diese
werden einräumen dass sich auf die in Verzeichnissen vorkommeadeB
Uoroonymieu gar keine Schlässe bauen lassen.
Namen von Hauptpersonen der Ilias, besonders gsngbare, siod
bin und wieder auch anderen Personen gegeben. *'^) Ein Troer heisst
Goccg n Sil (desgleichen ein Lemnierfflrst S 230, vielleicht !F74&),
ein Grieche "Eievog *E 707, ein Troer "OiXevg >i 93, ein Lykier Tltf
noJLBfiog *n 416. Wie der Sohn des Priamos und der Laotho£, dea
Achilleus tödtet T 85 X 50 (vermutlich derselbe F 333), heiszt auch
Pandaros Vater Avxafqy B J E. Wie Andromaches Vater heisst aach
ein Imbrier ^Hitlmv O 43 und der Vater des Troers Iloi^g P 576— :90.
Von den nicht Oberlieferten sondern willkärlich gewählten Namea
unberQhmter Personen kommen einige auch mehr als zweinsl vor.
üslcavÖQOg ein Troer A 122 — 140, ein anderer Troer N 601—20, eia
422) Die Homonymien mit Personen anderer Sagen hatte Aristarch
notiert wegen AC&qtj ni'z9"fjog QvydtriQ V 144 (s, Aristonicns mit Lehrs
Bern.), vgl. Ariston. za E U4. 705 M J39. 140. 193. Vgl. bu Z 130.
Die Fragmente der aristarchischen Untersuchangen über Homonymien
innerhalb der Ilias, die zunächst durch den doppelten Pylaemenes
veranlasst waren, sind nicht erheblich und können uns nicht fordern, da
Aristarch in der Annahme von Homonymien viel zu weit gteng. Er sab
KufilUige Gleichheit des Namens auch da, wo theils absichtliche Entleh-
nung offenbar, theils von derselben Person die Bede ist. War er doch
geneigt 27 175, wo ein Myrmidone als Sohn einer Tochter des Pelens
genannt wird , nicht den Vater des Achilleus sondern einen HomonymoB
anzunehmen! Ebenso nahm er irrig Kwei 'A^ftit^'oog an H 10 nnd 138,
wo das Epitheton %OQvi^xrig das an beiden Stellen steht die IdentitSt
erweist. Auch den 'ApmxmQ ^OgfispiSrig I 448 hiüt er fdr verschieden
von dem K 260, vgl. dagegen Strabo IX 438 f.
L. Friedlinder: swel homeriflebe WörterreneidiniMe. 819
•
Myrmidone 17 193. MsXavmnog ein Troer O 576, ein Grieebe T 240
(und ein Troer in einem unten ku bebandelnden Verzeichnis 27 695).
XQOfUog (oder Kgoptig, Lehrs Arist S. 280 Note) ein Sohn des Priamos
E 160, ein llyser P 218. 494. 534, ein Lykier *E 677 (und in den bei-
den Verzeichnissen z/ 296 und & 275 worüber unten). Kjuk%ag ist ein
Btaxoqlörig^ ein Grieche l4ilxfiaa>v M 394 gleichnills, und Giavm(f
beiszt ein Troer 77 401. Ein Troer ßomv wird E 152 von Diomedes
getödtet, ein anderer fA 422 von Odysseus, ein dritter N 545 von An-
tiloohos (schon genannt M 140). Jener erste beiszt Sohn des 0aiv(ytlf.
Sohn des Oaivoijf beiszt noch ein anderer Troer OoQKvg P 312 , es
fehlte eben in beiden Stellen ein Versschlasz:
E 152 ßii di turit Sciv^v v€ Soüova re — Oaivtmog vU*
P 312 Autg d €tv OoQTtvva dattp^va — 0alvo7tog vliv.
Endlich heiszt ein Abydener Oaivoiff ^Aaiddrjg P 583. Fast alle diese
Personen kommen nur Einmal vor.
Dasz ein Name von zwei Personen gefahrt wird , ist sehr häufig,
auch diese sind meist nur Einmal genannte. Ich fahre zuerst Beispiele
an wo beide zu ^iner Partei gehören:
'^ßtvvoog Tr. E 144 Tr. O 455
Mvömv Paphl. E 580 Pae. *a> 209
Mevia^tog Gr. H 9 Myrm. 77 173
"ÖQfievog Tr. *& 274 Tr. M 187
'OfpeXiöxrig Tr. *& 274 Pae. ♦O) 210
'^vofiog Tr. A 422 *P 218
nvXäifti^ Tr. *A 491 Tr. '77 696
Aaqyovog Tr. 77 604 Tr. T 460
BBQOlXoxog Tr. ♦P 216 Pae. ♦<!> 209
'Hszliov Imbr. O 43 Tr. P 575.
Vielleicht isl auch Ariitiooav E 534 homonym mit Afi(io%6anf A 499,
beides Troer , vgl. die doppelte Lesart AriftoXicav und AfiiXianv T 395.
Sodann Namen von Personen verschiedener Parteien :
Acipd6%og Tr. A 87 Gr. P 699
B^Qog Haeon. E 44 Gr. 77 177
'Oqcllo%og Gr. E 542 Tr. ♦© 274
Xo/^avoff Lyk. ♦£ 677 Gr. P 601
Nornkwv Lyk. ♦£ 678 Gr. W 612
iWO^ff Gr. ♦£ 705 Tr. Z 13
'Opitfrtyg Gr. *J5 706 Tr, ♦M 139. 193
Tltqlfpag Gr. E 842 Tr. P 323
'O^Ariog Tr. Z 20 Gr. ♦^ 302
'Uiwivg Gr. JEf 11 Thrak. K 435
'itfyiAaoff Tr. 6 257 Gr. ♦^ 302
Avtwoog Gr. *-4 301 Tr. *77 694
AevxaUav Gr. JV 451 Tr. T 478
ÄaAiJrw^ Gr. N 541 Tr. O 419
'AiffilkvMg Gr. S 451 Tr. 77 308
820 L. Friedllader: swei hoMeriMhe WörtorTeneiehntBe.
Unter allen bisher an^flbrlen HonMnymien hebe ieb beiae be-
merkt, die in^der Wiederholung des Namens Reminiscens des ffrflhern
Gebraachs verriethe, mögen auch manche wirklich dnrch Reminisceas
entstanden sein. Weiche Grenzen sich ein Dichter der homerisebeo
Zeit bei dem swei- und mehrmaligen Gebrauob von Namen selbst so;,
darflber werden die Ansichten sehr differieren. Ich bekenne dsss ich
in keinem der angefahrten Fille die Noihwendigkeit einsehe, den dop-
pelten Gebranch des Namens einem and demselben Dichter absosprecheo.
Diese Namen sind ohne Zweifel fast alle gewöhnlich gewesen, and eis
Singer der sein Gedicht nicht in einer Handsohrift vor sich hsUe und
Qbersah, konnte sie in einer längern Dichtung fttr die wesenlosen
Figuranten der grossen Schlachtscenen selbst ohne es zu wissen iwei-
mal brauchen, und wenn er es waste, hatte er nur 6inen Grund es in
nnterlassen: wenn nemlich der Zwischenraum twischen den beiden
Stellen so gering war, dass die Hörer sich bei der Wiederholung noch
des frühem Gebrauchs erinnern musten. Dies ist der Fall, wenn es
n 34%hei8Zt ^Ido^evsvg 6^ ^E^fiavxa xara axofia vtikh xaXxo | vv|i,
und siebzig Verse später ein Verzeichnis von Troern die Patroklos
tödtet anfangt 415 avxaQ (nsit^ ^E^vfiavta — . Nach Schol. V sachte
man diesem Uebelstande durch die Lesart ^Ogviuxvxa in der ersten
Stelle abzuhelfen, eine offenbare Correctur. Vielmehr^ist such hier
^ klar, dasz dies Verzeichnis 415 — 417 nicht von dem Dichtet der Pi-
troklie, sondern von einem spätem herrührt.
Ich komme nun zu den Homonymien, wo die Wiederholung offen-
bar durch Reminiscenz des frühem Gebranchs entstanden ist, und selbst
in diesem Fall können meiner Meinung nach zuweilen beide Stellen
Ton einem und demselben Dichter herrühren. J 4ö8 tödtet Antilochos
einen Troer la&Xov ivl ni^fiaxoici Sakvaiadfiv 'fijiffooXov.
V 296 heiszt es von der Stute Al&ti: tifv ^Ayaiiifivovi 66% ^Afxi'
Ciaifig ^Exiitakogj wo die Reminiscenz unverkennbar ist.^) Mög-
licherweise hat auch die zweite Stelle ursprünglich gelautet So*^
SalvCuidfig ^E^htnlog^ und ^AyxMtddt^ wäre dann Correctur. Aber
wenn wir die beiden Stellen in ihrer urspr^inglichen Fassung heben,
sehe ich nicht warum sie nicht von einem und demselben herrubron
können, der sich dann natürlich mit Bewustsein wiederholt haben
mflste.
Gewöhnlich wird man jedoch bei solchen Reminiscenzen mit mehr
Wahrscheinlichkeit auf verschiedenen Ursprung der beiden Stellen
423) Daez ein Name wie hier *ExinmXog das eine Mal mit Beziehung
auf die Umstände gebraucht igt, das andere Mal ohne Beciehan^, hat
nichts auffallendes. Auch die Namen '09iog und NoTJiuov kommen thefls
als bedeutende vor (s, oben) theils ohne Bedeutung. Die bedeatep<len
Namen, die zweimal mit Herseiben Besiehung gebraucht sind, UolviSos
EvQvßätrjg und 'idtxiog ZHaiLavögtog^ habe ich oben erwähnt. Ob man
auch eine solche Wiederholung einem und demselben Dichter mtrauen
kann, lasse ich dahin gestellt, doch halte ich es bei den Gentihiamen
durchaus nicht für nnmdglich.
L. Friedlfodor: iwei iHiaeriMlie WMenrenaieliBisse. 821
•
Mliliessen. O 114 nnd A 620 konint ein Wagenlenker Nestors £v^v-
fgidfov vor. Nan heiszt es von Agamemnons Pferden J 227 xal %ovg
ftiv ^SQttnwv anaviv^* S%s tpvotomvxaq \ Ev^filömv^ vtbg HxoXs-
(utiov n€iQ€ttdaOy I Tip (laia noXl^ htitsJili naQtaxiiuv — . Niemand
kann hier das Bedürfnis fühlen den Namen dieses Dieners zn wissen,
der nie wieder genannt wird (aneh nicht A 273 wo Agamemnon auf
seinen Wagen steigt xal ^vio^oo inhtklsv | vrivalv Siti ylatpvQ^iv
iXawi(»,sv, vgl. 283). Vermutlich hat ihn jemand in Brinnernng an jenen
Wagenlenker Nestors eingeschoben, nnd am den Vers sn füllen ihm
noch Vater und Grossvater gegeben.
Am hflufigsten ist solche Entlehnung von Namen in Verseiehnissen
nachsn#eisen. Hektor tödtet E 706 ivti^eov Tiv^^avT\ inl di
nki^iatTtov 'O^iOTi/v | T^i/^ov r' alxfitittiv Airaikiov Oivofiaov
TS. Die Erinnerung an diese Stelle hat auch in einem andern Ver-
seichnis auf den Versschluss ^Ogicripf den Versschloss Olvofutov ts
folgen lassen: M 139 "Aaiov a(ig>l avanra xal 'lauevov xal *OQi-
ctfiv \ ^Acnidrpf x ^Adifiawa Somvi t$ Oivofjiaov xe, Ei|^ ähn-
liche Beziehung ist zwischen dem Verzeichnis der von Tenkres ge-
tödteten Troer S 274 und der von Achilleus getödteten Paeoner O 209 :
0 274 'O Q cllox ov (ihv itqmxa xal "ÖQfiBvov ^d' ^Oipilicxriv, O 209
A^' ili SeQötkoxov xb Mvöatva xb *A0xwtvX6v xs | Mvijaov xs
B^tasiov xe xal Alviov i}^ ' ^OfpBXicxfiv»
In einer Ungern Erzihlung werden drei Brüder des Priamos ge-
nannt: Klvxlog O 419 (vgl. 422), Ad(i%o$ 526, 'ixsxdcDV 546 vgl.
554^), deren Söhne dort auftreten. Der Sohn des Adfiftog heiszt
AoXo^lf 'AaiiTCBxlifig 525. Nun tödtet Hektor A301 ^Aaat&v fghv
nQma xal Avxovoov xal ^OrUxr^ \ xal Aolona KXvxidijv xal
*0<piXxMv i}d' ^AyiXaov \ Atavfivov x Sl^yxe xal 'iTtitotfOov iupbxuq*
(iriv. Ich zweifle nicht dasz dies Namenverzeichnis später ist als die
Stelle in O, wo die Namen fest in die Erzählung verflochten sind.
Ueberhaupt nehme ich bei allen Entlehnungen an, dasz die in der
Erzählung vorkommenden, also besser beglaubigten Namen die frühe-
ren, die in Verzeichnissen dagegen die entlehnten sind: falls nicht das
Gegentbeil aus anderen Gründen hervorgehL Dem Verfasser dieses
Verzeichnisses in A haben die Namen jener Verwandten des Priamos
in O vorgeschwebt, und er hat aus zweien derselben eine dritte Per-
son zusammengesetzt nm einen Vers zu füllen.
Im vierten Gesänge erscheint Athene dem Pandaros in der Gestalt
des Antenoriden Laodokos, der sonst nicht vorkommt. ^ 86 17 d' avÖgl
IxiXfi Tgiimv xaxidvae^^ OfiiXov^ \ AaoÖoxip ^AvrfivoQlSji, x^a-
XBQ^ atxiirp:^. Der ziemlich überflüssige Vers ist entstanden aus F 123
xriv Avxrivoqldf^q bI%b xQeiav 'EXixdaVy \ Auodlxt^v. Hierauf
424) Diese drei werden T 238 als Bruder des Priamos genannt , ver-
miitlich eine Entlehnung ans O: Accofis^mif d' äpa Ti^iopov xhiBzo Jlgfee-
l^ov TB I Acifinov xb KlvHov &' 'ixBxdovd x' Siov "Agriog, Der b weite
Vers steht auch r* 147 bei der Anfzäblnng der örjfioyiifOPXBg , nnd dürfte
dort wieder eine Interpolation aus T sein.
829 L. Priadllttdtr; swei homeriMlM WftrlerTdrieiobiiiMe.
hat Köehly aafnerksaiii gamacbl de lliadis carflünibna dias. IV (Zflrieh
1857) S. 10.
Nur ausnahmaweiae erCahren wir daas die Haadschriften Sparea
aeigten , wie ansnverlaasig nnd achwaokeod die Ueberlieferaag aabe-
kaanter Namen besonders in Verzeichnisaen war. *^^) Der Yersschliut
Avtovoov xcrl ÖTcivfpf (oder Avzlvoov Lips.) wird ala Variaate auch
angefahrt in einem Veraeicbnis von Troern die Patroklos todtet: 17691
'*Aiqriaxov ^lAv TtQwta W Avxivoov %al *'Ex€%Xov \ xal iZ^ifiov
Mf/crdi/v %al ^EaUßzoQu %al MekavmTtov, \ ctvva^ hctn "Elacov
xorl Movliöv iidi nvldgitiv.^) Zwei dieaer Namen aind aas Z
entnommen, wo es erst in einem ausfahrlicher gefasaten Yerteichnis
heisat 33 Elaxo^ (sie) öh ava| avÖQÖsv ^Aya^Ufivmv (ii^^ofo);
dann 37 "AdgriOtov d' ap' iTtuxa ßofnv iya^og MeviXaog | t^v
SU, welcher '*Aiqrfixoq dann Gegenstand einer längern Eraihlaag ist.
Zwei andere sind aus T genommen) wo es von Achillens beisat 472:
6 61 Movkiov ovra naqaaxuq \ 6ovq\ nun ovg' sl^ag dl di' ovmog
lyid' hiiqoto \ alxfifi xakuslrj' 6 d' ^Ay^voffoq vtov TE^exXov | (il^'
Offv KOK %€q>otkfiv ^£g>st fikacs mwttfivxi. Einige andere Nanen aus
T aind in einem andern Verzeichnis benutzt. Die Pylier ordnen sich
A 195 cuMpl fiiyav üslayovxa ^Akicxoga xe XQOfulov t£ |
AVfiova TS KQilovxa Biavxd xe noifiiva kamv. Von den Troern
die Achilleus tödtet sind zwei Söhne des Blag T 4t60 und einer Soba
des ^AXdcxmi^ 463. Diester WAcraro»^ rief dem Verfasser des Ver-
zeichnisses den Versschlusz ins Gedächtnis E 677 fvO' o ye iCo/^ocvov
stkBv ^Akaaxoffd x$ XgQfiiov rs. Dies sind Lykier welche Odjr»-
seus tödtet, und einer derselben heisst anch Ilekdyfov £695* Kon
alle Namen aind hier ans T nnd E zusammeng^liehen, um die bei*
den Verae zu bilden, die iaszerst entbehrlich aind, nur ^tjiuav ist
angesetzt.
Der Name ^AkuCxaQ kommt anch im griechiacben Lager vor.
Zweimal nemlich tragen einen gefallenen aus der Schlacht Mi^xt-
axBvg ^E%loio niig nul 6iag ^AkcicxmQ, B 333 den verwnadetea
tenkroa, iV421 den Hypaenor. Eine von beiden Stellen ist natärlich
nach der andern copiert, wie es scheint die zweite (iV 418—23)
naeh der ersten. Nnn heiszt es aber in einem ansführlichen Verseioh*
nia von Griechen, die von Troern getödtet werden, O 339 Mii%^'
axij d' FAs novkvöäfAogj *E%iov öh üoklxrig. Ich möchte eher
425) 0 128 und 312 schwankten Zenodots Handschriften cwiseheo
Uffziargatog und ^Egaaiatgatog, TL 468 führt Scbol. A zu Sqtteydny^v
die Variante &QaavßovXov an , in Villoisons Text steht gar SQaGVfirilov.
T 395 war neben JrifjLoUav die Variante dtiilsav (Seh. B). P 73 lasen
einige statt KiMvtov ^yfjtoQi Mivxfj — Ueiiftp (Seh. V), offenbar ein©
Clorrectur um den Vers mit dem Katalog in Uebereinstimmnng su brio-
gen, der keinen Mivxrjg aber einen ThrakerfUhrer Ilsiiftog hat 844. Nlw
Bollin nach Seh. V einige Zxsdiog statt 2^xi%Cog geschrieben haben.
26) Fast ist man versucht in dem IliQifLov Msycc^nv einen Anklang zu
finden an TlgiayLÜiriv A 490 nQiaii£di]vv6&ov vl6v, iiisira is Hav-
doiiov ovTcc, I ovxtt dl AvaavSgov %a\ flvffaaov iqdl Ilvldifxfjp,
L* Frtedl toder: swei honeris^e WMerycneieliiiissd. 823
glauben dasi dieae Namen hier tob den Fremden des Teokros ent-
lehnt sind als nmgekehrl.^) Ein ähnliches Yerhflltnis findet zwi-
schen folgenden swei Stellen statt. Die erste ein Verzeichnis von
Troern die von Griechen getödtet werden: S 513 OaXxfiv d*
*Avtllo%og xal MiQfUQOv i^iva^i^iv \ MriQiOvrig 6i Moqvv tt
Mal 'innoxioDva «urrixra, | Tev%Qog 6h Ü^o^otuva x ivrif^xo xcrl
IleQ&q>fixriv. Im 13n Gesänge tobt die Schlacht am meisten nm die
TroerfObrer N 791 0aXxfiv *0(^ai6v xe %al ivxl^tov Tlolvfpf^-
xf^v I IlaX^vv t' 'Aünaviop xbMoqvv &* vV ^Ittnoximvog. Hier
wo swei Verzeichnisse ron ganz gleich geringer Anthenticitit einan-
der gegenflberstehen, kann man auch nicht einmal rermaten welches
das frühere war.
Ans allen diesen Homonymien geht weiter nichts hervor, als dasz
in der Ilias öfter die Namen untergeordneter Personen aus anderen
Stellen entlehnt worden sind, ganz besonders za blossen Aafzihinngen.
Mitunter kann der Dichter von sich selbst entlehnt haben , gewöhnlich
mnsz man annehmen dasz Rhapsoden , die einzelne Theile vortragen,
andeVe ihnen bekannte benntzten. Keiner der angefahrten Falle aber
enthiU irgend eine Nöthigung verschiedene Dichter fOr die gröszeren
Abschnitte vorauszusetzen, in denen die betreffenden Stellen vorkom-
men. Denn wie bemerkt treten alle diese Personen nur auf um gleich
wieder zu verschwinden, ohne irgendwie auf den Gang der Handlung
iniluiert zu haben, sie bilden also niemals integrierende Theile der
^ Erzihlung. Wenn also auch viele solche Stellen die sich gegenseitig
voraussetzen nicht haben *aus £inem Munde kommen können', was
folgt daraus, so lange die Tbatsache einer langen mflndlichen Ueber-
liefernng unbestritten bleibt? Nichts als was wir schon ohnedies wis«
sen: dasz die Ilias dnrch diese Ueberliefernng zahlreiche, aber un-
wesentliche Veränderungen erfahren hat.
Auch die von Lachmann Betr. Aber die Ilias S.77 zusammengestell-
ten Homonymien kann ich nur nach der bisher befolgten Methode beur-
teilen. P 347 (es ist von dem Griechen Lykomedes die Rede): axfj äh
wiX^ iyyvg itivj xol axovxias Sovgl fpasivm, \ fuxl ßaXsv Innaalöffv
Afcicaovuy rcoiiiivee Aorinv, | iptag vno nganiSuiv^ ild-ag S* imo
yovvax^ iXvasv. A bll (es ist von Enrypylos die Rede): tfrij ^a nag
ixifwv kivy xal axovtuSi dovgl qHXHViBy \ %al ßaXs OavataStiv
^Anioiova^ noifiiva Aacnv, | {ftap v7to ngauüömv^ eld-ag d' vtco
ywjvax iXvcev. JV411 (es ist von Deiphobos die Rede): aU' ißaX*
*l7Citacl6fiv 'T^i^voqixj noifuiva Aacov, | Tptag imo TtgunMow^
st^ag d' vno ywiima iXvtfev. Gewis konnten diese Stellen nicht aus
^inem Munde kommen. Aber das berechtigt noch nicht zu dem Schlüsse
dasz die drei Gesinge von verschiedenen Dichtern seien, von denen
etwa einer das Lied des andern kannte und Verse daraus mit belle-
427) jtfi/xiffrevff sonst noch als Vater des Enryalos B 566 7 678,
'Ejjr/os i7 416 nnter vielen von Patroklos getödteten Ljkiern.
Jahrb. f. elnss. Philol. Suppl. Bd. III. Hfl. 6. 55
834 L. VrteMtoder: «wei iMieriidM W6rteffenMMniM.
Mgcr ModMcation den seinifcn einf^te. Sonio« MOb Irieriitdi»
■atflrlicbste Vorstell anf, d«sz Rhapsoden weielie die bdrelfendei Ab-
schnitte gesondert vortrugeii sich die Freiheit tiebmM klewe Episo-
den ans anderen ihnen ebenfalls bekamiten Thei^ea des Gedichts eis-
KOsohaKen ; denn alle diese Stellen sind fär die Brsablang gans eat-
hehrticb, haben wenig mehr Anthentioitit als blosse Verseiebnisse,
können also sehr wol in die fibrigens fertigen -Gedichte nachtragiicfa
eingeschoben sein.
Die Namen der Helden dieser drei kleinen Episoden sind natar-
Hob nicht (iberliefert , sondern willkarlieh gewftblt» Wenn ma bei
dergleichen gans onbekannten and nnbedentenden Personen der Name
des Vaters mitgensnnt wird , so kann dies kaum einen andern Zwesk
haben als den Vers sn fdllen. Z. B. unter den Anfftbrern der Myrni-
donenschnren wird als fünfter '^xtfiidinv genannt: 11 197 9*4^^^
S* ^Akxiftidiov Aai(f%eog vlog apvfMnv. Derselbe betsst P 457 i^^'
(Udmv vtog Aoti^oq Alfioviöao. Hier ist doch sonnenklar dass aiia-
destens AaiQnrig ans dem Stegreif snm AlftoviSr^ gemacht ist, weil
ein Versschlosz fehlte. Solche Patronymica , die einen Daotylos mit
Aofsilbe - w s^ - bilden, sind mit Vorliebe gewnhlt worden, wie
Uu^ctUr^ A 238, ^Qcedfiovldfig 9 257, Bovxoklötig O a38, MaavoQi^
O 4aS iß 156), 'AxvoqidfiQ 77 189, Mai(UiU6fig II 194, Evfv\U^
i 509, 'TXmdifiq l 204, 'O^fifWdiT^ o 404, aHe bei onbekanatea Per-
sonen. 5 511 Afag ^a ftqmog Telafmviog '^Tgitiov ovror | Fixatiädiiv.
scheint das Patronymicum durch blosxe Digammiermg aus dem Ni-
men gebildet zn sein. Zu- dieser Classe gehört auch 'Iwattaidffg^
Hippasiden kommen in A awei vor, die von Odysseos getödteleo
Brfider £Mog and Xii^ 426. Der Name des Vaters ist aa dieser
Stelle durch mehrere Wiederholungen einigermassen gesiohert o ^
ap' *LmaClifiv XagoTC* ovraOB^ dovgl 426 , ij öoloufiv iiuv^stou 'Iitm-
iSU^iv 4dl, CD Zl&x ^I^^a^ov vÜ 45K Ans demselben Gesang is|
der von Bnrypylos getOdtete ^cnnfiadf^ ^Antaamv 578. Dssa iwei
Namen die an einer Ungern Stelle getrennt vorkommen nn einer is-
dern ^rbanden worden sind nm einen dritten cn bilden, habe ich vaa
dem Aolo^ KXvtiir^ gezeigt. Und so könnte möglicherweise Mi^
der ^Imucldm ^Anusamv P 348 von einem Rhapsoden ans jenen beides
Söhnen des lymaaog und dem 0€iv6iudfig ^Asuöamv gebildet sein.
Doch ebensowol kann man glauben dasz die eine Stelle genaa nach
der andern wiederholt war, und dasz die Patronymica er«t dorch
Correctar verschieden geworden sind , als man die beiden Stellen in
der Handschrift des ganzen Gedichts las und die Unmöglichkeit einsah
bei dieser doppelten Homonymie sich verschiedene Personen sa denken.
Auf gleiche Weise könnte in die dritte Stelle N 411 'Tijfnvo^ »M
^Antaawcc hineincorrigiert sein.
Anders dagegen ist es mit den beiden Stellen, in denen der Pbo^
ker Zx^öhg von Hektor getödlet wird, O 515 und P 306.^ O blSjv»^
"Exwif filv Üb £x^6iov UeqifArideog viovj | a^x^p ^wni^mv, Ahg d
L. firiedMiBder: iw«i homemekt WOrtenwiaiefaibse. 825
SU Aaoti^umu, P W i54M^ H«klor ^jfl^lov (Uya^v^ibov 'lq>kov
vtivj I 0omfiwv 0% aQiat&Vj og iv nliit^ Ilavon^i | ohUa vctie-
xiaaiu noliac* üvögeaaiv ivaascuv.^^) Hier sehe ioh keine Spar ron
RemiDiBGeos oder EDtlehnang, vielmehr echeinen die beiden Steilen
ganz nnabbfingig von einander entstanden zu sein. Die Verfasser bei-
der haben einen Phoker £%BdU}£ gekannt, der wol doroh die Sage
flberliefert war, S4rabo and Pausanias sahen sein Grab.*^ lo der An-
gabe des Vaternamens aber folgten sie entweder verschiedenen Sagen,
oder er war nicht Qberliefert and sie bildeten ihn nach Belieben. Das
Schicksal des Zxiölog fallt in der ersten Stelle anderthalb Verse
(in einem ansgelohrten VerKcichnis), in der zweiten sechs, übrigens
kommt der Name nicht vor: also aocb hier ist keine Veranlassang
diese kleinen Episoden als Theile des orsprAnglicben Gedichtes an-
Bosehen.
Ich komme endlich zv dem berüchtigten Paphlagonier Hvlaifii'
vrigj der E 576 von Menelaos get6dtet wird nnd N 658 hinter der
Leiche seines von Heriones getödteten Sohnes ^AqjtaXUav hergeht,
«nimis cito fati soi oblitos', sagte Wolf Prol. S. CXXXIII. Die Alexan-
driner sachten durch Correctar oder Athetese den Widersprach zu
tilgen. ^) Aber eine solche Kritik können wir aberhaapt nicht mehr
Oben. Sie beroht aaf der Voraassetznng eines Urtextes , der im gan-
zen durchaas die Worte des ersten Dichters enthalt ond nur durch
verhaltnismfiszig geringe Interpolationen entstellt ist. Diese Voraas-
setznng haben wir durch Wolf verloren , and mflssen daher diese
and alle ähnlichen Stellen stehen lassen, als Sparen der Unordanogen
welche die onvermeidliche Folge einer langen mündlichen Ueberlia^
ferung waren.
Die beiden Kataloge habe ich bis jetzt unberücksichtigt gelassen,
weil sie auf die Beantwortung der hier behandelten Fragen keinen
Einflusz haben. Denn wie auch immer die Ilias entstanden sein mag,
diese Theile gehören gewis zu den zuletzt entstandenen, sie setzen
das Vorhandensein des gröszern Gedichts wenigstens der Hauptmasse
nach voraus. Deshalb können aber immerhin kleine Stellen in die
Ilias nachtriglicb eingeschoben sein, welche wieder später sind als
428) Der Kataloff stimmt mit P: 517 avxaq 0oo%ijmr Hx^^iog %al
'KniexQOtpog ii9%ov^ \ vthg *Iqi£zov iuya(hffii,oy NavßoX^dao, Diesen
'EniatQoq>og kennt die Ilias nicht: Aristarch nahm auch hier Homonj-
mie an, s. Aristonicas en d. St, und zn O 515. 20) Strabo IX 424 f.
Pans. X 36. 30) Zenodot corrigierte N 043 KvXtufiivsog statt ilo-
XcuiJtivsog (Bast. ()53, 4); Aristarcb jind Aristophanes atrichen die an-
stöszigen Verse 658. 659, aber Axistarch hält doch eine Homonymie für
mögUchl Der Bpaazhafteste Versuch die Schwierigkeit za losen war die
Aen^mng |»eta d' ov ötpi natiiQ %U ddnQva Is^pnv statt futä ii ö^i.
Der Katalog kennt nur den Pyüemenes als Paphlagonierführer B 851.
In der Erklärung des doppelten Pylaemenes trifft übrigens Grotes Theo»
rie genau mit der Lachmannschen zusammen , da auch Grote für den 5n
and i3n Gesang verschiedene Verfasser annimmt.
55*
82G L. FriedllBdej: swei honerisohe WdrterfenMehnifM.
die Kataloge. Fflr eine solobe balle ieh das NamensTerseichiis in
P 316 — 218, obwol der Katalog das Vorhandensein gerade dieses
Gesanges im gansen voraossetzt. ^') Denn drei Fährer der Bandes-
genossen, die er nennt, kommen eben nnr in P vor: ^hsnoM)^ der
Sohn des Petasgers Aifiog aus Larissa P 288 — 318 (als Fahrer der
Felasger B 840 ff.)'* ^oq%vg Sohn des Octivo^ P 312— 18 (als Fährer
der Phryger E 862); Xgoiuog P 494. 534 (als Führer der Myser BdaS
XifOfitg). Jenes Verzeichnis enthält anszer diesen dreien noch zwei
andere, die gleichfalls nur der Katalog nennt: Mia<ig (als Ffibrer
der Maeoner B 864) und "Ejvvoims oUnfiüTiig (als Fahrer der Hyser
B 868). Die Stelle lautet: P 215 m^vey de CExtio^) f xotftoy iffot-
%6iuvog inha6iVy \ Miad-lriP xt rVUrvxov xt Mldovxa xe S^fiUojov
xB I ^Aaxs^onaüv xe AeuStivoQa d' 'litjco&oov xt | Ooqkvv xs Koofdoy
xi xorl '^vvoftov okovusxiqv, \ xovg o y inoxQvvtov iiua nuifonna
nQOCfivda* I «xixXvT£, (avqUc (pvXa iUQi%xi6vwv kuxovQmv» xrl. Di
nnn die Aufzählung der Namen hier höchsl fiberfiflssig erscheint, so
ist es wol wahrscheinlicher dasz dies Verzeichnis erst mit Beoatxong
des Katalogs compiliert und nachträglich eingeschoben worden ist als
dasz der Verfasser des Katalogs die beiden Micd-ktig und "Ewoftog
olmvuni^g von hier entlehnt hat. Die übrigen anszer rXavitog and
^AaxeqfntMog (M 102 P 351 ff. 0 140 ff.) sind gans unbekannt, ?oo
Midcav und 0sq6lXoxog gibt es Homonyma , der Name Jetarjvio^ steht
nnr hier.
Eine Angabe des troischen Katalogs scheint ans zwei Stellen der
Ilias durch den schon mehrfach beobachteten Prooess zusammenge-
schmolzen zu sein. Nemlich A 329 tddtet Diomeden vU ivm MiQO--
nog nsQ9if»alovy og ttc^ nivxünv \ ^dfc lutvxocvvag ovSe ov;
natdag laCKSv \ Cxslxeiv ig fcoksfiov fp&i6i]V0Q€t. xm il ol w Xi\
mt^iü^v Krl(fig ^or^ Syov (lilavog ^avaxoio, Ihre Namen werden
nicht genannt. £ 612 tddlet Aias einen "Afiq)iogy Sohn des üilayfS
aus Tlataog. Nnn heiszt es im Katalog B 828 oV d' 'yfd^^'tftetai'
t' bI%ov %al diinov ^Anaidov \ %ctl ütxvBucv Ixov %al Tij^^ o(fOi
alnvj I tävfiQx' ^Aö^riaxog xs Kai "Afnquog JUuoOeo^ly | vUSva
Miqonog IJe^Kmclou usw. wie in A, Der aacb sonst gangbare
Name Z4S(ftiaxog ist ohne Zweifel wegen ^Ai^r^cxBict gewählt.")
Sogar eine Reminisoenz aus dem griechischen Katalog eothiU
der troische:
B 517 amaq (Pmxf^mv JSxBÖlog nal ^Estlcx^oqxfg nnov.
856 avxuQ ^Ahf^tivcov 'OSlog xal ^EaiiaxQOipog i}^«»'-
431) Dm umgekehrte VerhäKuiH nimmt an RooUly de genoina ca-
tologi Hom. forma (Zttrioh 1853) S. 30: 'quae seoutitnr tria versnum
paria 858 eq. 862—65, contexiiifc adiutuB P 21()~?18.' 32) Vgl. aber
die ganze Stelle Köeblj a. O. S. 33 ('r. 831—34 qnos noviasima nanas
ex A 831—384 insulsiaaüne hae transtnlit, niai ab iuitio tontam ad
illnatrandam LUifXiirfjv 835 adscripti erant.' Ich glaube vielmehr da«s
die Wahl dea Perkoaiera durch die gleich folgende ErwHhnang von UfQ-
noitfi herbeigeführt worden iot.
L. FriedlAnder: swei homerische WOrlerverseichnisse. 827
Der Fahrer der Alisooen ^Oitoq ist aus £ 39 genooimeii, aod der An-
klsBg des Namens an Z'xtiiog bat die Wiederholung des dortigen Vers-
schlusses berbeigefohrt. Die beiden ^EiUcx^fpog kommen nicht vor
und sind eben nur da nm den Vors sn füllen. Vgl. Köchl j a. 0. S. 30.
Eine andere Reminiseens bemerkt derselbe S. 31 :
JB 864 Mif^iv av Mia^ltig xs %al "Avttipog tiyri6a6^fiv.
678 tmv av OsiÖiTtnog rs %al''Avxiq>og i^yfiüac^tiv.
Mh^Xtig kommt noch P 216, OMiatnog gar nicht mehr vor , und die
beiden "Ainitpog ebenso wenig.
Die Odyssee hat in ihren eigenen Grenxen wenig Homonymie,
weil die Zahl der Namen dort verhiUnismSszig gering ist ond Neben-
personen häufig ungenannt bleiben.^ Ancb die Homonymien «wi-
schen Odyssee und liias finde ich nicht zahlreich , und die meisten
zeigen keine Spur einer Entlehnung des einen Gedichts vom andern,
sondern erscheinen durchaus zufällig, "^pi^rog heiszt ein Troer P 494,
ebenso ein Sohn Nestors y 414. 440; AaiQxrig der Goldschmied in
Pylos y 425, wie der Vater des Myrmidonen 'Alnifiiicav 77497 P 467;
AeitoKQixog ein Freier und ein Grieche P 344; Miiav (ausser einem
Troer *P 216) der Bastard des OHeos und der Herold in Odyssens
Hause; iVoijfiCDv (ausser einem Lykier ^£678) ein Freund des Anti-
lochos ^''612 ond ein Freund des Telemacbos^); TloUxf^ ein Sohn
des Priamos und ein Gefährte des Odyssens % 224. ^"AvxiqK^g* sagt
Bekker a. 0. S. 129 * ist dreifach in der llias ond zwiefach in der
Odyssee.' Von jenen drei in der llias sind übrigens zwei nur in den
Katalogen, B 678 ein Grieche und 865 ein Maeoner, so das« nur ^ine
reelle Persönlichkeit übrig bleibt, ein Sohn des Priamos A 489 A 101.
109; in der Odyssee wird der Sohn des Alywtnoq "Avxtfpog nur ge-
nannt ß 19, aus welcher Stelle derselbe Name für einen andern Itha-
kesier q 68 entlehnt sein könnte. ^Uolvßog* fährt Bekker fort ^heiszt
in der llias ein söhn des Antenor ^ 59, in der Odyssee der vater des
Enrymachos er 399 und Öfter*, der Aegyptische Thebaner der Helena
bescheokt S 126, der verferliger des balles der Phaeakischen tänzer
'D'373, und endlich in der Hneslerophonie ein freier, personen also
die allesamt auf ein eignes und festbegrenztes dasein in der sage ge-
433) Ausführlich hat darüber Bekker gesprochen in den Monatsber.
der Berl. Akad. 1842, 2 Mai. Von 108 Freiern werden nur 15 genannt,
von Odyssens Leuten vier: Eurjlochoa, Elpenor, Polites x *^24, Peri-
medes X 23: ^ nicht genannt werden die herolde, die knndschafter , die
vom Kyklopen nnd der Skylla gefressenen, mit einer einsigen ausnähme
gans ansaer der reihe ß 19* usw. 34) Der Name ist in der Odyssee
bedeutend {ß 380 d 030), in der llias nicht. Dies ist bei Homonymien
ans einem Gedieht ins andere öfter der Fall, wie bei *Ay%iaXo9 Ev^w^
Xog 'Ovrfxaq die alle in der Odyssee absichtlich gewählt sind, in der
Hias absichtslos; um so weniger ist an Reminiseens oder Entlehnung
SU denken. Am wenigsten , wenn in der llias P 40 die Frau des Pan-
thooa, in der Odyssee y 282 der Steuermann des Menelaos den gleiehen
Namen ^(fovxtg führen.
828 L. Friedender : swei homerische WörlerTerteiehiuMe.
riafen ansprach machen, auch so vertheilt sind aber das gedieht daii
frei steht ansnaehmen, die ohnehin dentlich gesonderten theile, d«ien
sie angehören , seien nrsprünglich gar keine theile gewesen , sondern
beben fQr sieh bestanden, ttttbekOnMnert nm einander.' Diesem and
ihnlichen Schiassen kann ich aherkll nicht folgen. Je weniger jene
Personen auf ein eigenes Dasein in der Sage Ansprach machen, nn so
weniger sehe ich ein , mit weiohem Recht man annimmt dasi sie schon
in dem arspranglichen Gedicht enthalten gewesen seienw Weit natür-
licher erscheint es sie anf Rechnang der mandüchen Ueberliefernng u
setzen, von der nicht bezweifelt werden kann dass sie far ihre Au-
dichtnngen Namen des nrspringlichen Gedichtes entlehnt hat. Äof
Rechnang der mOndlichen Ueberliefernng ist es auch sn setzen , dssi
Personen die sich in den fraheren Gesingen ohne Namen behelfen, ia
den späteren dazu gelangeq (ebd. S. 131) — fisUs nemlich dabei etwas
nnfkllendes ist.
Auch dieselben Patronymica sind far verschiedene Personen der
beiden Gedichte gebraucht worden. Der Freund des Telemachos Jld-
(^log ist ein KXvtldrig o 540 wie der Troer Jolo^ vi 302^, der
Greis ^AU^iQ^r^ ist ein Matfro^dt^g § 168 m 451 wie der Grieche
AviMqtQtov O 430, Eumaeos Vater Kx^ctog ist ein ^OQfievUrig o414
wie *A(ivvzm(( I 448 K 266.
Dasz die Odyssee Namen aus der Ilias entlehnt hat, wird
sich kaum jemals mit einiger Sicherheit beweisen lassen"); eher
darflen einige Personen ans dem einen Gedicht in das indere
her abergenommen sein , von denen es nicht wahrscheinlich ist dass
sie schon in der Sage vorkamen. So der Herold des Odyssens, den
die Ilias Bjv^ßdxrig nennt: unter demselben Namen wird er einmal ia
der Odyssee erwfihnt t 247. Auch bei der in beiden Gediehten Tor-
kommenden Familie des Jio%l^ von Pherae dOrfle eine Entlehnang
wahrscheinlicher sein als eine gemeinsame Ueberliefernng. Seine
Söhne fallen vor Ilios E 541 — 560, in der Odyssee abernacbtet Tele-
machos bei ihm y 488— 490 c= o 186— 188; in dem Hause seines
Vaters ÖQClkoxog E 547 ist Odysseus als junger Mann gewesen <p lo
— ai.'O
Ob aber in solchen Fallen die Odyssee aus der Ilias entlehnt hat
oder umgekehrt, das ist nicht zu entscheiden: denn wenn ancb die
435) Dana dieser Iliigaiog KXvtidi^g auch Klvtiog in heissen seheint
n 327 , wie Bekker sagt, kann ich nicht finden. Denn da er ein Alters-
genosse des Telemachos iat| so hat er ohne Zweifel ebenso wenig ein
eigenes Haas als dieser, sondern wohnt in dem seines Vatere. Dorthin
bringen abo die Freunde des Telemachos dessen Geschenke ff 327. Dse
Vaterhaus kann aber auch das des Sohnes genannt werden, daher Mf^
Telemachos sn üsiffQuog o 542 iv 9oiitaci coSaiiß, 86) Vielleieht iJit
der Käme des Ringers ^v^veeXo; O 115 Ton dem Fanstk&mpfer ? ^T*
entiehni. 37) Der Name 'O^oCloxog noch in der Brs&Uung dee Odys-
seus als Sohn des Idomeneus v 200.
L FriedUiid^ri twei hotterüdio Wöffl«rveri«iohiiUao. 839
Uhm in fmM» iUor Ul. ak die Odysste, «o wird doch aiBaMid b«-
lwa|»teii wollen dati «Ue Stellen der lliae älter seien als a41e SteUea
der Odyasf»« Wen» aooh Bekkers Bemerkiug daai der Name Mitnifg
dareb finttehnnig beiden Ckdicbten gemeinaan few<»rdea sei^ riobtig
iaty aa folgt daran» aoeb niebt dass er friber in der Iliaa geweae» aei
ala in der Odyaaear. Bekker sagt (a.. 0. S. 130): ^dagegen ist reni-
niacenz oder nachbildang nicbt so verkenaen, wa der naane Meoiea in
die Odyaeee eingeführt wird gerade auf dieselbe weise , in denselben
gramma iischen and metrischen formen, wie er eingeführt ist in die
liias : dort (a 105) erscheint Athene ildofuhni ^elvto Tatptmv tjyiftoQi
Mivtfi' hier ist (P 73) Apollon erschienen ävi^i shaiiivog Kmovoiv
ffffftoqi Mhny, auch für den vater des Hentea ist der narae Anchia-
los ans der llias genommen £609, wo er gepaart steht mit einem
nicht unähnlichen MBvia^tpf ^Ayx^^ov re.' Wenn es der Mflhe lohnt
bei so höchst sweifelhaften Dingen die Wahrscheinlichkeiten absu-
wägen, so möchte die Annahme dasz die llias hier ans der Odyssee
entlehnt habe, sich noch eher empfehlen als die umgekehrte. Denn
der Vers a 105 ist unentbehrlich und smn WortUml einigermassen
gesichert durch a 180 f. (vgl. 418 f.) ; dagegen P 73 ist enibehtlich,
da Apollon sich hier ebenso wenig eu verwaadeüi branebl ala 0.243;
jedenfalla war er beliebig, da dieser Mhtr^j ia den Apollon sidi
rerwandelt, sonst nicbt vorkomait (weshalb auch einige Ilä^ statt
Mivry corrigierten). Auch bei der Stelle E 609 könnte Enllebnung
aus der Odyssee staltgefaadea haben, wean dort aiebi viehaiekr der
Zufall gewaltet hat. — Die von Bekker in einer (meines Wissens
nicbt gedruckten) frühern Vorlesung berührte ursprüngliche * Einer-
leiheit der Namen Mentes und Mentor' halte ich auch für wahr-
scheinlich.
Schliesslich noch ein Wort über die Familie des Dolios, in welche
Bekker Homonymie wünschen möchte. Der ungetreue Knecht Melan-
thios und die freche Magd Melantho, beide heiszen Kinder des Dolios,
des treuen alten Dieners. *In diesen namen und dieser Verwandt-
schaft liegen motive von ungemeiner stärke und ergiebigkeit. wie
sind sie ausgebeutet? nicht zu dem kürzesten epiphonem des dich-*
ters, nicht zu dem flüchtigsten wink seitens der handelnden von
irgend einem bewustsein ihrer eignen Verhältnisse' usw. Ich be-
merke hiezu folgendes. Dasz Helanthios , der ungetreue Ziegenhirt,
der einen kaum zu entbehrenden Gegensatz zu den getreuen San-
und Rinderhirten bildet, zur ursprünglichen Erzählung gehört hat,
scheint mir unzweifelhaft. Er wird zweimal Sohn des JoXiog ge-
nannt Q 212 % 159, und dieser Name war vielleicht als ein bedeu-
tender gewählt. Ob schon der erste Dichter die Idee gehabt bat,
eine nngetreue Magd MsXav&oi zu nennen und ebenfalls zur Tochter
des JoXlog zu machen , das kann nicht, mehr mit Sicherheit behauptet
werden ; denn ihr Name und ihre Abstammung beruht nur auf tf 321 —
326 und v 65. Die Persönlichkeit des AoUog aber iat ganz problena-
880 L. FriedllBder: iwei homerische WörterveneiehBiiae.
tiflch inid höDDte gar wol erit splter den Namen aiifebildel wordea
sein. Denn sie beruht auf dem Schlnss der Odf ssee ; den seit Aristo-
phanes und Aristareh kein rationeller Vertheidiger ihrer Einheit ab
Theil des ursprfinglichen Gedichts betrachtet hat, und auf der Stelle
d 735 — 741, die sich mit dem 24n Gesänge nicht recht yereiaigea
Usit, die sehr wol eingeschoben , oder in der der Name ^oUog eioem
andern snbstitniert sein kann.
Königsberg. Ludwig Friedländer.
Inhalt
I. Die homerischen Snat iifftfiikiva '713
Anhang.
Verseichnis der homerischen Gleiehnisse 786
II. Die homerischen Wörter die einem von beiden Gedichten aus-
Bohliesslioh oder Torzugsweise angdiSren 789
Anhang.
üeber die kritische Benutsnng der homerischen Homonymie 814
Die
Interpolationen
im
eilften Buche der Ilias<
Von
Heinrich Dttntzer.
834 H. Dttitser: die iDterpolationen im eillten Boche der UUb.
der eincelnen Gesfinge; denn darin mflssen doch alle Parteien sich
Tereinigen, daaz die homerischen Gedichte, ehe sie aafgeschrieheo
worden, als einzelne Lieder im Monde der Rhapsoden lebten, ond es
hfitte wnnderlioh angehen mflssen , wenn diese nicht im Laofe der Zeit
hie ond da Aenderongen ood einzelne AosfQhrongen ond Eindichtongea
sieh gestattet hfltlen. Manche dieser Eindichtangen liegen so aof der
Hand , desz sie von keinem verständigen geleognet werden könaea,
wogegen Tiele andere sich bisher noch der Beobachtnng entzogen ha-
ben. Solche interpolierte Stellen , welche von den von Lachmann so
genannten Fflllstflcken wol so onterscheiden sind, haben Lachmaaas
Anhinger hiofig aom Beweise verschiedener Lieder misbraocht , wih-
rend die Vertreter der Einheit ond die Mittelpartei dorch Vertheidigoog
derselben sich den Blick getrabt haben. Gerade hier bedarf es vor
allem des regen GefQhls fflr das rechte nnd gesonde , um die Wider-
spräche solcher Eindichtungen von denjenigen zo sondern, welche tob
der nrsprflnglichen Verschiedenheit der zo onserer Ilias ond Odyssee
znsammengesetzten Lieder sich herschreiben. Zum Beweise des ge-
sagten wflhlen wir das eilfte Bach der Ilias, welches neuerlich
R.H. Hieeke in seiner Abhandlong ^flber Lachmanns zehntes Lied der
Ilias' (Programm des Gymn. zn Greifswald 1859) besprochen hat, wo-
rin aoszer Lachmann besonders W. Ribbeck (im Philologos VIU 480 ff.)
bestritten wird. Aber alle seine Anfstelinngen zo billigen fahlen wir
uns aoszer Stande, sehen vielmehr hier die flblen Folgen eines zo li-
hen Festhaltens vielfach hervortreten.
Zeus, welcher den Achaeern an diesem Tage Verderben bereiteu
will, sendet die Eris ab ihnen Mot zom Kampf einzoflöszen '), besooders
dem Agamemnon, der nach dem schweren Schlachttage so ganz est-
motigt gewesen, dasz er in der Nacht aof Flacht gesonnen, wovon ihn
nur das kahne, von Nestor belobte Wort des Diomedes abgebracht hat.
Er, der Oberheerf&hrer, soll gerade an diesem Tage zonichst seinen
Heldeumnt bewflhren; daran hindert ihn Zeus nicht, dessen Absicht
nur darauf gerichtet ist die Achaeer heate nach Verwundong vieler
Hanpthelden in die Snszerste Noth zu versetzen. Da Agamemnoa hier
vorzaglich hervortreten soll, so fahrt uns der Dichter seine Gestalt
besonders lebhaft vor, indem er seine glinzende Bewaffnung in aos-
ffthrlicher Darstelinng beschreibt , wogegen die Rflstnng der Obrigea
Aehaeer nur dadorch angedeotet ist, dasz Agamemnon sie aofroft sieh
zu rasten, was er selbst dann nnter ihnen thnt. Die Sohildemog wie
Agamemnon sich bewaffnet wird treffend abgeschlossen nnd gleichssn
verklärt durch den Donner der beiden ihm gewogenen Göttinnen, wo-
von der Dichter sich nicht dorch den Gedanken abhalten lassen konnte,
dasz die Götter sich heote enthalten mflssen den Achaeern oder Troern
Beistand zn leisten. Anch die scblieszliche Bezeichnong Agamemooas
als ßa<siX^g nolvxQvdoio Mvnipnig ist von besonderer Wirfcong. Dm*
1) Ueber die schon den Alexandrinern mit Recht verd&ehtigen Verie
13 n. 14 vgl. meine Schrift do Zenodoti stndiis Homerids S. M'
H. Dfiataer : die laterpolationen im eilftea Bnclie der IliaB. 835
der Passer welehea Aganeainon anlegt eia Geaclienk de# Königs roa
Kypros ist, soll gleichfalls den griechischen Oberfeldberrn erbeben,
dessen Rahm so weit erschollen war. Dagegen möchten wir in V. 36
— 40 eine anserm Dichter fremde spatere Ausscbmacknng erkennen.
Die um den Schild sich schlingende Gorgo nebst Deimo^s und Phobos
sind doch gar zu wunderlich als Einfassung des Gänsen, wie anch A.
Jacob bemerkt hat, und dasz auch auf dem Gehenke sich ein dreiköpA-
ger Drache abgebildet gefunden, ist doch des guten oder vielmehr des
schrecklichen, womit ein Rhapsode die Rastuog ausstatten wollte, so
viel. Das silberne Gehenk des Schildes des Aohilleus ist ohne Figuren,
und beim Schilde des Herakles erwähnt der hesiodische Dichter des
Gehenkes ga'r nicht. Jacob sieht freilich hierin keine Interpolation,
sondern eine der Ueberschwinglichkeiten, welche dem Dichter dieses
Liedes eigen seien.
Nach der Beschreibung der RQstung Agamemnons fahrt ans der
Dichter zu den Troern, die an einem von den Schiffen entfernten hoch-
gelegenen Punkte der Ebene die Nacht zngebracht (8 489 ff. 453 ff.),
und so finden wir sie jetzt auch iid d'QcaafA^ TteStoio.*) Wie eben
Agamemnon, so wird hier Heklor vor allen hervorgehoben, ja wir
möchten die Nennung des Aeneas und der drei Antenoriden (V. 68 ff.)
für nicht urspränglich halten. Vollkommen genügt es dasz neben Hek-
tor Pulydamas genannt wird, der auch sonst bauptsAcblich neben ihm
hervortritt. Sollten noch andere angeführt werden, so erwartete man
doch auch von den Söhnen des Priamos wenigstens Paris, Helenos
und Deiphobos genannt (M93 f.). Aeneas tritt etwas zu bedentend
hervor durch das og TqoxsI ^iog nag xlno djffi^i, worin auch das völlig
nnnöthige Tqwsi neben dr^iLfp auff&llt. M 98 heiszt er nur ivq tuug
*AyxlacLO, Als Söhne des Antenor werden hier Polybos, Agenor nnd
Akamas genannt, wahrend M 100 als zwei schlacbtkondige Antenori-
den Archelochos nnd Akamas verbunden sind. Agenor kommt aneh
sonst als Sohn des Antenor vor {O 545), wogegen ein Polybos nicht
nachzuweisen steht. Zwei andere Antenoriden , Iphidamas und Koon,
werden unten A 221 — 263 getödtet. Wenn von Hektor znerst gesagt
wird, er habe unter den ersten den Schild getragen, es unmittelbar
darauf aber heiszt, er sei bald unter den ersten bald unter den
letzten, sie antreibend, gewesen, so dürfte das nicht ohne Anstoss
sein. Alles stimmt ganz vortrefflich zusammen, wenn wir V. 68— 61
fallen lassen. *Dte Troer waren auf der Höbe der Ebene; unter
ihnen erschien Heklor antreibend zum Kampfe bald unter den ersten,
bald weit hinten, und er gUnzte gewaltig von Erz.' Bei fAsra nQn-
toim nnd h nv^iaroioi ist nicht an die sich bereits fortbewegenden
Reihen, sondern an die sich rüstenden Krieger zu denken: vgl. ^231.
260 n 166.
Zwischen die Rustang des Agamemnon und die der Troer nnd
2) Die Stelle K 100 gehört einem andern Gedichte an. Ich ver-
weise auf meinen Aufsatz im Philologns XII 41 ff.
6M H. ÜflBlier: 4!« lalerpototiOBeii im fOHtm Btche 4tßt Hb».
¥0r allen des Heklor treten Ban folgende wnderliehe, an dieaer StoUe
fdllig an^ehörige Verse (47 — 55):
rivwxm fiir Biuaiä lo» ivthiXlev ffKOiStog
Tttfcovg ei xata xofffiov iqvnifiev avO' kd xwpfftf *
anrtol 6i n^kiig ovv ret^ftfi ^m^fufii^tsg
50 ^(Dovr' ' aaßefttog di ßofi ylvit^ i}(uiO» n(f6.
tp^v d\ ^if/ inm^iov htl xa<pQm noCfitfiiwtg j
tnit^eg d' okfyov ^exia&ov, iv dh xvöoifiov
toQaB fuxnov KgoMrigj xata d^ vijfo^ev i^KCv lifCag
ainau (ivdaUccg i^ al^iqog^ owex' f^ukUv
55 itoXlag IgMfiOvg %€ipalag "Aiöi ftQOÜiilfeiv.
Befrachten wir diese Stelle aunfiehst an sich, so masn schon die son-
derbar eingefagte Zeitbestimmung t^m^t nqi Anstoss erregen, die hier
gans unnöthig ist, da wir wissen dasK alles was bisher geschildert
wurde inderMorgenstnnde erfolgt ; dies nemlioh bezeichnet das
nur in zwei Versen der Odfssee vorkommende i}q)0( tp^o, nicht etwa
Tor^er Morgenröthe, wie |; 36 deutlich erweist, wo Nausikaa
erst nach dem Aufgange der Morgenröthe den Vater angeht. Zu des
wunderlichsten Stellen der Ilias gehören die folgenden Verse. Es ist
vorher von den au Wagen streitenden Helden , den ticnfitg^ die Rede
gewesen — des Fussvolks wird gar nicht gedacht — : diese seien an
Fass in die Schlacht gezogen, und zwar unter gewaltigem Geschrei.'}
Wenn nun später der titJtiiig gedacht wird, so können darunter, frei-
lich 8ondert>ar genug, nur die fivlo%oi verstanden seiu, obgleich man
schon der Deutlichkeit wegen das eigentliche , ganz wol in den Vers
passende vjyloxoi erwartete. Nach der Bemerkung, den ijylopt sei
befohlen worden die Pferde am Graben zurückzuhalten , fiberrascht es
sehr dasz diese dennoch nachfahren ; denn dies besagen jedenfalls die
dunklen Worte t^iiv di . . (tetexia^ov^ von denen bisher noch nie-
mand eine sprachgemisze und zugleich verstlndige Deutung gegeben
hat, und schwerlich dürfte eine solche flberhaupt zu finden sein. Offen-
bar soHen (pBttv ih fiiy tTtni^mv und tvm^eg 3* oUfov fiersxAx^v als
entschiedene Gegensätze hervortreten, wonach es kaum zweifelhaft
sein dorfle dasz das erstere heiszen soll : * die zu Pnsze zur Ebene
eilenden Helden waren den Wagenlenkern weit voraus', das sweite
dagegen: ^die Wagenlenker hatten sie bald erreicht.' Freilich hatte
Heyne Recht dasz streng genommen statt des Genetivs hat^v der
Aocosativ stehen mQste, aber der Rhapsode verband hier mit9^^<^*
den Genetiv xcrra ro voovfiBvov^ da ihm der Begriff des vor aas vor-
schwebte; freilich ist das inl ta^w xoafitfiiweg ein eben so unbe-
quemer als aberfidssiger Zusatz, da wir ja die Inn^sg schon weit über
den Graben hinaus wissen , aber der Rhapsode nahm es damit Dicht so
genau, wenn er nur den Vers füllte; freilich ist oUyov in der Bedea-
3) avtoi ngvXhg: dasz cevvog auf den Gegensatz der verlassenen
Pferde und Wagenlenker hindeutet, bemerkt Hermann opnsc. I *^1^'
Voss übersetzt 'aber die Streiter zu Ftisz', als ob avtag dastünde.
H. DOMbor : die lato^oMioBeD m #itfta Baohe dm um. 837
Ittiif ^in kanem, hM* mtktumAmmhwt^ 60 Maate aar *aaf «iae
karse Zeit' heiasea , aber 4em Rbapeoden war es aar am dea SGharfaa
GegensaU zwiachea lidy« vod oUfiv bq Ihan, aad so kraoehle er daa
komeriaehe oUyov UM dea apitera iC oUyov oder iv oktfm. Oie
gef ebene Brkldrnag findet aich acbon bei den Altea (^0» ya^ nolv
TQv nsiUy» n^oijl^ov ovvidv, ef d) uixitog btMai^av)^ tob deaen aa-
dere amgekehrl f»fy« aeitliob, oXfyov 6rUieh faaalea. Dia Leaarl fw^
isoBi^cDv acbeint ein sebleohCer Notbbebelf ; freilieb gibt aoob Heyae
di«aer alten BchUmaU^easerang den Vorzug, indem er alao erklärt:
'prioa iastracti anal nna cnn earriboa ad foaaan , aed ita at aarigaa
paallula« pone eoa iacederent'; aber wie konnte er aberaehea daaA
ea dann fie^' Zitnanf statt ^te&* ban^ beiaaen nflate 7 Und koauat es
denn bier noch aof die Anfatellnng am Graben an, da wir aebon ver-
noanmen bsben dass sie mit groazem Geriasch aasgerttckt a&nd?
Schrtiesalich .erklärt Heyne wenigstens den angiaeklioben Vera ff^icy
6i fu^* xxL far die Interpolation eines Rbapsodea. Voas maekl aiok
die Sacbe sehr leicbt, wenn er die Worte q>^9 6h fiiy* Staci^mv (denn
wir wissen daas er fLiy\ nicht pLe&* las) flbersetat: * ror den Reisigen
sogen sie rasoh% ala ob er statt fii^'geleaen ^0%, Ribbeck •deotet oltyav
ItetitUctdwf * sie folgten ibnen nnr aaf eine geringe Entfernung voai
praben', was gfir nicbt angeht, da dea Grabena gedacht aein naste;
ja aelbst wenn man atatt xo6(itfiiygig leaen wollte no^Mf^hfUtpy dArlto
eine solche Deatong sehr fern liegen. Dazu kommt daas wir im foL-
geadea sehen, dass die Wagenlenker sieb wirklich nicht in der Ntte
dea Grabens gehalten. Freilieb beisai RiU>eok diesen Widemprneb,
den er nnr durch seine Dentong jo Wege bringt, sehr willkemmeni
um ihn als Beweis der Verbindang ganz veraebiedener Ueider sa rer«-
wenden. Hiecke hat die Bereohtigang sn einem aolchen Ver&braa anl
Fug bestritten. Er selbst erklärt aber ganz irrig sowot pUyti ala oiU«-
yaif örtlich, wofQr er sich nicht auf die Schoiien bernlen dvrfte, aad
er meint, die titn^€§ führen immer ein kleines Siflck hinter dea HeU
den, da doch [jtn^eg oUyav fuzaUadw hier onmdglicb naf eiae fertge»
aelzte Haadlnug bezogen werden kann, sondern daa (ietenia&om ae
gut wie das (p^av in einem bestimmten Aogenblioke gedacht wird*
Hiecke hat sieb die ScbwierigiMiten gar nicbt deutlich gemacht; keip-
neswegs durfte er aich mit dem Zugeständnis begnOgen, die Stelle Toa
den Wagenlenkern habe etwas befremdliches. Geben wir weiter, so
Btöszt man snnflohst an dem xvdoiftog %ax6g an , welchen Zens erregt,
lob ftn le nicbt daaz man sich darüber genane Recbenacbaft gegeben.
Die Auslegung der Schollen: 6 Zevg,avxoifg nqvtQbcnai, wmg ^ßlf'
doVrcov %al xQCD&ivrcov i^ayayoi IlaTQonXoVj fruchtet nicbts; denn
wozu sollte der Hvdoiftbg nanog dienen ? Voss iSsst blosz * Getflmmel
in dem Heer toben'; Heyne hflit den xvSotiiog xanog für dasselbe
mit der aaßeatog ßotj, Kvdoiiiog KUKog ist nicht das GetOmmel der
Schlacht, sondern die arge Verwirrung: vgl. ^538 f. iv öi iwdoifiLOv
^K€ xaxov Javaoiai (freilich eine interpolierte Stelle), £ 218 avag
T^cisaaiv iv &6%ttov oqcs xvdotf«oy. Zeus erregt eine arge Ver-
838 H. DflnUer: die latarpolationMi i» oilAoA Bnolie dw IUm.
wirroog ontor dra Griecheii, und er fibi ihnen nncli ein böees ABieU
eben. Sowol dass die Wirkaog dieses bösen Anieicbens niobl mng^
geben wird^ als aacb die wunderliche Verbindnng des nicht näher
beseiobneten xvöoifiog mit der Ankunft der Wagenlenker ist höchst
sonderbar. Irren wir nicht, so stellte der Rhapsode sich ror, durch
die Ankunft der Wagen, die au frflh herankamen, sei die Verwirmn^
hervorgebraeht worden; gerade um diese zu verbaten, hatten die
Helden die Wagen Burflckgelassen. Treffen wir hiermit den GedankoD
,des Dichters, so tritt seine Unbebflinichkeit ins hellste Licht Aber
es fehlt auch sonst im Ausdrucke nicht an mancherlei anffilligem. Wir
haben schon des Gebrauches tou titn^sg und oUyov gedacht; eigen
•ind ^foovto vom Ausiiehen cum Kampf und ßoii yivno statt der ste^
henden Redensart /3o^ oqmQe (ßo^ d* aaß&stog OQtDi^ öder o^«^
ji öOO. 530 N 169. 540 11 267), um des etwas breiten xatic d' v^
^ev i{suv Uifiag aTfittri iivdaliag l^ aMgog (vgl. 12 459) nicht so
gedenken. Und schon Ribbeck hat bemerkt dass Y. 47 f. ans M 84 f.,
V. 49 aus M 77 genommen sind, wo sie riel mehr als hier an der
Stelle sind, da sie dort aus dem Zusammenhang gleichsam herror-
wachsen und in schönster Verbindung stehen, wihreod sie hier wie
hineingeschneit sind, weder das iffvtUfUv noch das <iv^^*) seine rechte
Bedeutung und Besiehnng bat. Wenn er aber meint, der Dichter der
*Ay«iiiiivovog a^iatc/o'habe hier ohne lieber legung den Singer tod
Buch M benntst, so hat Hiecke mit Recht dagegen bemerkt, eine
solche Benutzung ohne Ueberlegung könne man unmöglich dem sonst
treflflichen Dichter jenes Liedes zutrauen. Keiner von beiden wOrde
an diesen Versen festgehalten haben, wenn nicht der eine sie beautsen
möchte sum Beweise verschiedener Lieder, der andere mehr als billig
erhalten wollte und sich aber jede Athetese entsetste, wodurch er sich
den Blick trflbt. V. 55, wo %i<paXag Lesart des Aristarch, wol statt
des urspranglichen ^Irvxag^ ist aus A 3. Dasi aber die Stelle hier völ-
lig ungehörig ist, ergibt sich auch daraus dasi Zeus augenblicklich
gar keinen Grund hat die Achaeer su schrecken und in Verwirrung
SU setzen ; hat er sie ja eben durch die Bris ermutigen lassen, und
liegt ihm alles daran sie recht tief in den Kampf su treiben , sie den
Troern weit entgegen su fahren , um sie dann desto schrecklicher so
treffen; erst als Agamemnon verwundet ist, ffillt der Schlag des Zeus,
der sich nicht vorher durch die Erregung der Verwirrung und die
blutigen Thantropfen in unnöthige Kosten su setsen braucht. So ste-
hen wir denn keinen Augenblick an V. 47 — 55 far eine schlechte Bin-
dichtnng eines Rhapsoden su halten, der die Beschreibung des Ans-
4} i(fv%iii§v steht an jener Stelle von dem Zurückhalten der Wagen
bis anr Rückkehr der Helden, die sie nicht mit sich nehmen können,
während ea hier ein Innehalten auf eine kurze, nicht bestimmte Zeit
bezeichnet, avd'i ist dort ganz an der Stelle, wie Ribbeck bemerkt,
da die Troer dort am Graben sich beünden, während wir hier noch bei
den Schiffen ans befinden, wo die Achaeer sich rüsten. Anf letzteres
hat Hiecke nichts erwidert.
H. DOntzer: die InterpolaliooeD im eilften Baohe der Ilias. 839
rflekens der Aehaeer vermiszle und meinte, Zens köooe den Ehrendoo-
ner der Athene and Here nicht ohne Gegendemonstration lassen , die
er unglacklich genug ersann. Schon Heyne war nicht abgeneigt die
ganze Stelle, deren Schlosz er Freilich vorlrefTlich findet, zu verwer-
fen; doch stellt er sich zufrieden mit dem Wegfall zweier Verse, der
Worte i^coOt itgo . . (leteKla&ov, wodurch der xvöotfiog noch plötz-
licher and abgerissener hereinbricht.
Auf die Schilderang der beiderseitigen ROstang, wobei Agamem-
non and Rektor allein hervortreten, folgt die kurze Andeutung des
Angriffs in dem Vergleiche mit den gegen einander auf demselben
Grandstfick arbeilenden Mähern. Das Anrflcken hat der Dichter ebenso
wenig bei den Achaeern wie bei den Troern bezeichnet, er stellt sie
uns in dem treffenden Vergleiche sofort im Angriff dar. Dasz nicht
allein die von Zenodot weggelassenen, von Aristophanes und Aristarch
bezweifelten Verse 78 — 83, sondern auch V. 72 — 77 ungehörig seien,
bat Lachmann erkannt. Ein Rhapsode glaubte auch hier die Eris her-
einbringen zu müssen, welche nnser Dichter nur benutzt hatte, Mal
zum Kampf den Achaeern einzuflöszen; sein Ungeschick verrälh er aber
sofort durch den wunderlichen Ausdruck l^ag d' vafiivri xeqxxXag i^^v:
denn diese Lesart des Aristarch, wonach das ol sich doch etwas bes-
ser einfugt, müssen wir für die ursprüngliche halten. Dem Rhapsoden
war es nur darum zu thun einen raschen Uebergang zur Eris zu ge-
winnen, und so begnügte er sich die Wut der kämpfenden durch den
blosz angedeuteten Vergleich mit Wölfen zu bezeichnen^), nach J
471 f , wo er aber nicht so nackt steht: vgl. J7 156 ff. 352 ff. Zwei-
felhaft kann man sein, ob auch V. 78 — 83 demselben Rhapsoden ange-
' hören oder vielmehr eine spätere Zuthat sind. Fast sollte man meinen,
ein Rhapsode, welcher der Klagen der Götter über den Zeus gedenken
wollte, würde diese im Hause des Zeus weilen lassen, wo es auch
wenigstens von einer Seite her erklärlicher sein würde, weshalb Zeus
sich entfernt. Wer V. 78 ff. dichtete, scheint völlig übersehen zu
haben dasz die Götter sich in ihre Häuser zurückgezogen und den
Zeus allein gelassen hatten , was freilich bei einem Dichter, der nicht
einmal erwog dasz die den Troern günstigen Götter den Zeus nicht
beschaldigen konnten, weil er diesen den Sieg verleihen wollte, gar
nicht anffallend sein dürfte. Homerisch ist es auch nicht dasz Zeus
vom Olympos auf llios hinabschant; der echte Dichter würde schon
hier den Zeus zum Ida hinabsteigen lassen: vgl. 6 49 ff., welche Stelle
bei unseren Versen vorschwebte. Das oXkvifxag x* oXlvfiivovg vs ist
ans S 65 geschöpft und das seltsam damit verbundene xaXKOv <nsqO'
n-qv aas T 363. Die Sprache unserer Verse ist matt und schwach und
ans mancherlei nicht zum besten verwobenen Erinnerungen zusammen-
gesetzt. Man bemerke nur den Ansdruck cq)otoiv ivi ^syaQoiaiv^ f{%i
5) Lachmann durfte nicbt sagen, die Schnitter würden plötzlich zn
Wölfen; denn bei tcixg 9' vapkivri yts<paXc4g fxfv schwebt der VÄgleich
mit den Schuittern nicht mehr vor.
Jahrb. f. clast. Philol. Sappl. Bd. IIl. Hft. 6. 56
840 H. Dttataer: die iDterpolationen in eilflen Biiobe 4er lliat.
inaüti» 6ti(jLata Kala thvxto xar« jnv%ag OvXviinoiO nach il 606 f.
Ißav olnavÖB SnaiSxog , rfxi inaötm doSfi« JUQiiitXvxog n{ifpiyv^ug*H(patr
6%og Ttoltfiev iöviyct ngctniSeaaiv, Bei den nxvx^g OvXvfutoiO schwebte
der fCoXwttvxog Ovkvfinog vor und T 33, wo Zeus stUt ntvxl OvAtift-
noio. Der Vers ovi/ex* agct T^maciv ißovketo nvSog ogi^ai ist gebil-
det nach 'EnxOQi ydg ot ^v(i6g ißwUzo xvdog ogi^ai (M 174 0&96).
v6ö(pt liaa^elg stammt aus A 349, wo ein Genetiv daanit verhandea ist,
T<ov alktnv anaviv^ev aus S 189, wo ^emp dabei steht, das man auch
hier erwarten sollte.
Lange kämpfen die Heere mit gleichem Glilok gegen einander,
bis endlich die Achaeer die Schlachtreihen der Feinde durchbrechen
und sich sur Verfolgaag derselben durch Zuruf ermuDlern. Hat der
Dichter bisher der einzelnen Kampfe nicht gedacht, so stellt er jetit,
wo Agamemnons Heldenmut sich glänzend bewihren soll, zwei seiner
Thaten näher eingehend dar. Zunächst tödtet er den Bienor and des-
sen Geführten Ol'leus (93 — 100). Nach der jetzigen Aoefahrnng waren
diese auf demselben Wagen gewesen. AulTallen musz es, dass von
dem einen blosz gesagt wird, er sei getödtet worden, als er vom Wa-
gen gesprungen war, wahrend die Art, wie der andere, welcher aof
dem Wagen stehen geblieben, ver\\undet worden, ansführlich beschrie-
ben ist, ohne desz bei ihm erwähnt würde, er sei vom Wagen geAlärst,
nachdem er getödtet war. Sollten hier etwa V. 95 — 98 aU eino später
eingeschobene Ausführung (nach M 183 ff. T 397 ff.) auszuscheiden
sein, die durch das Beiwort nkrj^titnog veranlasst sein könnte, das
man irrig (vgl. £ 104 ^ 327 £ 706) als Bezeichnung des Wagenlea-
kers faszte? katgog deutet keineswegs auf den Wagenlenker, wie
^iQttTCfüv Z 18, sondern bezeichnet die innigste Verbindung und VVaf-
fengenossenschaft: vgl. /d 491. So werden Patroklos und Antilochos
als ixaiQoi. des Achillens gepriesen. Nach diesem Freundespaare, des-
sen Bewältigung nach unserer Annahme nur angedeutet ist, tödtet
Agamemnon zwei Söhne des Priamos die auf Einern Wagen stehen,
was ausfuhrlich beschrieben wird. Diese Beschreibung lauft aber
V. 120 f. in die Bemerkung aus, dasz keiner der Troer ihnen das
Verderben abwehren konnte, da alle flohen. Hier mnsz es
anffallen, dasz dies erst nach der Bemerkung folgt, Agamemnon habe
ihnen auch die VVaffen ausgezogen, wobei er sie erkannt. Nimmt man
dazu dasz die Wiedererwahnung der Gefangenschaft (der homerische
Dichter wurde sie nur an der letztern Stelle erwähnt haben) etwas
anstöszig and die kurze Andeutung der Wiedererkennnng sehr massig
ist, so wird man V. 110 — 113 kaum vertheidigen können. Ueberhaopt
musz es nuifallen, dasz Agamemnon, der die fliehendeo verfolgt, sich
hier die Zeit nehmen soll die getödteten der Waffen zu berauben, was
wol in der stehenden Schlacht an der Stelle ist. Man erinnere sich der
Mahnung des Nestor Z67ff., die sieh ouch wol die echten homerischen
Dichter gesagt sein Heszen. In der dort unmillolbar vorhergehenden
StellofeV. ') — 36 werden vierzehn Troer getöHtet, aber nur ein einziges
Paar der Wallen beranbt, und es ist sehr dio Frage, ob nicht gerade
H. DflnUer: die Interpolationen im eilften Buche der Ilias. 841
die beireffende Stelle einer grossem Interpolation angehört nnd be-
sonders die ObermisEige Erbebung des Buryalos eingeschoben ist; ich
vermate dass V. 20 — 29 nnd V. M — 36 einem ausscbmöckenden Rhap-
soden angehören. Ueberhanpt boten gerade die Schlachlbeschreibnn-
gen einen so ergiebigen Anlass zu Eindichtongen, dasz es sn verwun-
dern wire, wenn hier nicht manche spätere Rhapsodenarbeil eingeflickt
wäre. Die Sache hat bisher noch gar keine besondere Untersuchung
hervorgerufen , und so hat man auch die Beraubung der Leichen noch
nicht weiter verfolgt. Ist unsere Annahme richtig, dasz hier, wo
Agamemnon die Troer verfolgt, er sich mit dem revxea avliiv nicht
abgeben könne, so wflrden an unserer Steile auch V. 99 f., die auf
eine sonst nicht abliche Weise der nackten Leiber gedenken , mit den
schon oben verdächtigten vier vorhergehenden Versen sich ausscheiden.
Eine entschiedene Eindichtung scheint uns die grausame Tödtung
der beiden Söhne des Antimachos und was damit in Verbindung steht,
V. 122—154. Znnächst bemerken wir dasz die ROckbeziehung des o
V. 122 auf den seit V. 112 (oder 109) nicht mehr genannten Agamem-
non etwas schwierig ist. Ferner musz es auflTallen, dasz wir hier
wieder ein Paar auf Einern Wagen Gnden, und zwar nicht allein mit
dem gleichen avtag 6 angefflgt, sondern auch mit derselben Redeweise
dv ivl dltpQG) iovxag. Und so jämmerlich wie hier die beiden Söhne
des Antimachos fuhrt uns Homer nirgends einen Troer vor. Wie ganz
anders verhalt es sich mit den beiden hier vorschwebenden Stellen
^Z 37 ff. und (2> 64 ff. Den Adrestos hat Menelaos gefangen genommen,
als er vom Wagen geschleudert nnd völlig waffenlos war; Lykaon
rettet sich eben waffenlos aus dem Flusse; die beiden Antimachiden
dagegen stehen bewafTnet auf dem Wagen, so dasz es die allergröste
Feigheit verrath, statt an Abwehr zu denken, sogleich weinend vom
Wagen herab um Schonung zu flehen. Und wie höchst ungeschickt ist
die Lage beschrieben, worin sich das nnglackselige Paar beflndet! Sie
waren auf einem Wagen, Ofiov d^ ^xov ^xictg trntovg^ was nur heiszen
kann ^sie hielten zusammen die Pferde fest', wovon der Grund in dem
folgenden Verse angegeben wird *die Zügel waren ihnen ans den Hän-
den gefallen'. Wie aber kann der Dichter sagen, ihnen beiden
(aq>eag) seien die Zügel entfallen? hatten sie denn schon frflher beide
zusammen die Pferde gelenkt? nnd womit halten sie die Pferde, wenn
die Zügel ihnen entfallen sind? Den Grund, warum sie die Zügel nicht
halten konnten, wird in dem darauf folgenden tio di nvnffifftriv ange-
geben: ^die Pferde waren sehen geworden' (vgl. T 489), wir hören
nicht wodurch. Wie ungeschickt ist hier alles, wenn man die Stelle
Z 38 ff . damit vergleicht, wo der Grund, weshalb die Pferde sehen
geworden und den Wagen serbrochen, treffend angegeben wird. Son-
derbar ist es, wie ra hier einmal auf die Pferde, dann auf beide Min-
ner sich bezieht. Will man dagegen auch tco 6\ nvnri&ifcfiv von den
Hinnern verstehen (vgl. i?229), so wird die Sache um nichts besser;
denn wir vernehmen dann ebenso wenig, was die Furcht der.Männer
veranlaszt hat, wodurch ihnen die Zügel entfallen, und das doppelte rm
56*
842 H. Dflntser: die Interpolalionen im eilften Bache der lliu.
ist oicbt weniger ungefäg. Unmöglich kann o ö^ ivavtiov m(fio den
Grund enthalten, weshalb die Männer znsammen die Pferde hielien,
was durch iit yitq . . xvxi^ri^v begründet wird, da ja schon zur Zeit
als Agamemnon sie angriff {kdße^ wie E 159), sie o/aov Ixov caxeag
tjtTtovg. Der echte homerisclie Dichter würde hervorgehoben haben,
das« die Speere den Männern aus der Hand gefallen seien, so dasx sie
mit ihnen sich nicht wehren konulen; und selbst dann wiren ihnen die
Schwerter übrig geblieben. Freilich könnte man noch meinen, nach
V. 128 sei stark zu interpungieren, so daaz mit rm dh Kvxrfirftriv dit
genauere Schilderung begänne: ^die beiden waren ganz in Verwirrang
gerathen, da trat Agamemnon ihnen entgegen wie ein Löwe'; aber der
Uebergang w&re dann hier eben so hart wie die folgende Anknüpfaag
mit Too 6'' avx* ix 6lq>Qov yovva^ia^-qv. Kurz man fasse die Stelle
wie man wolle, so ist sie eines gewandten Dichters durchans unwür-
dig. Die Bitte an Agamemnon ist aus der allerdings auch nicht ganz
nrsprünglichen Stelle") Z 46 CT., wo sie viel passender ist, da der
Vater nicht genannt wird, dessen Nennung die folgende Antwort des
Agamemnon freilich bedingt. V. 137 ist aus 0 98. Die Grausamkeit
des Agamemnon, der dem einen sogar die Hände und dann den Kopf
abschlagt und ihn' wie einen Mörser fortrollen läszt, erklärt Jacob mit
Recht für geradezu widerwärtig; auch zeichnet sich die Schilderung,
wie Agamemnon beide tödtet, durch nicUls weniger als Klarheit aus.
Schon die Alten bemerklen, dasz es seltsam sei, dasz der in die Brust
getroffene rücklings falle. Der Dichter benutzte hier yl 320 f- und
H 145. y. 148 IT. enthalten manches wunderliche: so die Ankntlpfong
des allgemeinen Kampfes an den Angriff des Agamemnon, die Hervor-
hebung der tniteig^ da sich bisher doch keine Spur ßndet, dasz die
Achaeer die Wagen bestiegen, und noch eben Agamemnon zu Fasze
die troischen ircnetg angegrilTcn bat, die ganz unbomerische Form lit'
nnq statt tnniitg^ die harte Parenthese ino di . . Imuav mit den eintig
hier vorkommenden iglydavTCoi fcoöeg'')^ und der schroffe Uebergang
Bum Agamemnon, von welchem FiTcero ohne rechte Beziehung steht.
Dem echten homerischen Dichter begegnen wir wieder V. 155 ia
dem trefTenden Bilde, wie unter Agamemnon, von dem zwei Einzel-
kämpfe beschrieben sind, so viele Troer fallen, woran sich dann die
Erwähnung der wild mit den leeren Wagen über die Ebene hinlaufen-
den Rosse anschlieszi. Das umschreibende xa^i/va 7\»oxnv (vgl. V. 5Ö0)
ist ebenso wenig anstöszig wie die nvKvct xaQtjaTcc kaav Y. 309 und
so manche andere Umschreibungen. Aber von V: 163 an folgt wieder
ein sehr schlechtes Stuck, von dem ich nicht einzusehen vermag, wie
es vor genauerer Betrachtung bestehen könne. Zens soll sich nun anf
einmal des Hektor annehmen, er soll ihn aus der Schlacht wegführen.
Auf welche Weise dies geschehe, wird gar nicht angedeutet; das ein-
0) VgJ. Jahrbücher für classische Philologie Snpplementband II S-
404. 7) Schon Ribbeck tilgte V. 150 — 152, aber er hätte ihnen we-
oi^rstens die zwei folgenden Verse nachwerffn Rollen, da die Verbindung
von V, 14'.> mit V. 153 f. doch etwas gar an.stöszig sein dürfte.
H. DünUer: üte loterpolationen im eilfleo Buche der Ilias. 843
fache, bei Homer sonst nur Tom AnspanneD der Thiere gebraaebte
vndyeiv verrSth davon nichts; dagegen gefällt sich der Dichter in
einer Häufung von Beteichoungen der Schlacht, als ob er uns die
Freundlichkeit des Zeus zu GemQte fahren wollte, der seinen Hektor
solchen Gefahren nnd Leiden entrficke; neben den Geschossen werden
der Staub , der Mord (man erwartete die Mehrheit ivdqonxatslcii)^ das
BInt und das Getümmel genannt, die doch zusammen kein rechtes Bild
geben. Der in mancher Besiehung ähnliche Vers X 612 gehört nach
Nitzsch auch einer Interpolation an nnd ist wunderlich genug aus He*
siod Theog. 228 heräbergenommen,.wo die 'JVr^iva», Oivoi^ Md%€ti^
^AvSQOxxaalai Personificationen sind. Jene Bntffihrung des Zeus ist
um so auffallender, als wir von Hektors Antheil am Kampfe gar nichts
gehört haben und wir doch denken mflsten, Zeus werde nun sofort
dem Hektor auch die Botschaft zusenden. Dasz Hektor dem Agamem-
non entgegengestanden, wird mit keiner Silbe erwähnt, uud nun ver-
nehmen wir auf einmal, Agamemnon verfolge ihn (denn das musz doch
wol ercsxo hier sein, da an niemand anders gedacht werden kann),
und er rufe zugleich die Achaeer dazu auf. Der Vers ist aus 11 372
(vgl. 0 042). Unmittelbar darauf heiszt es, Agamemnon habe mit
Geschrei immerfort diese verfolgt, welche am Denkmal des Hos mitten
durch die Ebene am Feigenbaume vorüber geeilt nach der Stadt hin,
wobei wir nicht hören dasz er etwas gethan als geschrien und dasz
seine Hände mit BInt besudelt gewesen, wobei der Dichter P50d be-
nutzt. Dasz man beim Angriffe schreit, hat nichts aulTallendes (vgl.
E 591 .^ 344 M 125 N 755 i7 430 P88. 769); dagegen ist der immer-
fort mit Geschrei verfolgende Agamemnon fast lächerlich. Wenn es
eben geheiszen, Agamemnon verfolge den Hektor, so können die un-
mittelbar darauf eingeführten ot, die er mit Geschrei verfolgt, doch
nor die in Hektors Nähe befindlichen Scharen sein , und haben diese
auf der Flucht bereits das skaeische Thor und die Buche erreicht, die
ganz nahe vor der Stadt steht (Z 237), so kann doch auch Agamemnon
nicht weit zurückgeblieben sein. Aber zu unserer Verwunderung fas-
sen nicht allein die tlächtigen Troer hier Stand, sondern -wir verneh-
men unmittelbar darauf, dasz Agamemnon noch mitten auf der Ebene
sich befindet und dort verfolgt, so dasz er in Wahrheit überall zu sein
scheint. Was hat ihn denn abgehalten den Flüchtigen naq* i^iviov
zu folgen? was hält ihn in der Mitte der Ebene znrflck? Und wie
sollen wir uns die ot V. 172 von den selbst unbestimmten ot V. 166
antersohieden denken? Auch ist das Gleichnis V. 172 IT. möglichst
verworren und schief. Zunächst wird die ängstliche Flucht der Troer
mit derjenigen der Rinder verglichen, in deren Herde ein Löwe einge-
fallen (jpopiovto ßosg cog, Sg xs Uav iqfoßriüs fioAcov iv wxxog ctfiol-
ym Ttaöag); dann aber geht er dazu über, dasz der Löwe ein Rind
erfaszt, ihm den Nacken durchbricht, Blut und Eingeweide schlürft,
und er vergleicht nun die graase Verfolgung der Rinder und die
Tödlung des 6inen Rindes mit der grausen Verfolgung der fliehenden
Troer und der Tödtung des jedesatal letzten , woran sich dann noch
844 H. Düniter : die Interpolationen im eilflea Bache der Uias.
ftülelftt ein dnrcbaos Qberflässiges ot d' ig>ißovio aa«chlieast. Du
ganze Doppelgleiehnis ist KusammeDgeUickt aus bomerischea RedeoB-
arten and Versen : vgl. 0 324 (das iv bei wKTog afnoky^ nar hier)
P 244. 63 f. ^ 496 6 342. Nun wird auch noch gar der von den Wa-
gen fallenden gedacht, was schon den Alten auffiel wegen der frähero
Erwihnung V. 159ff., weshalb sie V. 179 f. auswerfen wollten, von de-
nen der letztere aus 11 699 stammt. Die Bemerkung, dass auch eiozeloe
wtvtoi vom Wagen gefallen, verdankte der Dichter wol seiner eignen
Beschreibung V. 144 ; vgl. dagegen 17 378 f. Jetzt erst Ifiszt unser
Dichter den Agamemnon der Stadt nahe kommen, wobei er keine ge-
nauere Bestimmung gibt (vgl. 2^281 Z 327), auch nicht der am skaeischeo
Thore nnd an der Buche stehenden gedenkt, und in diesem Augenblicke
gerade setzt sich Zeus auf dem Ida wieder (vgl. S öl), and zwar, aU
ob er gleich drein schlagen wollte, mit dem Blitz in der Hand. Weon
der homerische Dichter auch den Zeus donnern und blitzen Ifiszt wann
er will, so bötet er sich doch ihn je mit dem ruhenden Blitze uns vor-
zufahren; das ist geradezu abgeschmackt. Die .Vllen bemerkten dasz
Cvi^fCT^ oder iat^^om^ hier zo o(fyavov sei, Ö anoztvotcaofuvov t^v
ictQcatriv afcovikei. Wer die ganze verworrene Erzählung von V. 153
— 184 einem homerischen Dichter zuschreiben kann, der musz von
der klaren Anschaulichkeit homerischer Dichtung keine Ahnung haben
nnd sich das zusammengeflicktesle gern gefallen lassen, liibbeck wirß
hier V. 163— 165 nnd 181—210 aus, die man eingeschoben habe um den
Schein eines Zusammenhanges zu erregen; allein diese Auswerfangen
genügen auf der ^inen Seile nicht, während sie auf der andern ganz
echtes ausscheiden.
Dasz die ursprüngliche Verbindung hier durch das Einschiebsel
des Rhapsoden verloren gegangen , darf nicht Wunder nehmen. Der
homerische Dichter hat bisher mit Recht den Uektor unsern Aogen
entzogen ; freilich musz dieser auch unter den fliehenden Troern sein,
aber mit bester Absicht erinnert er uns nicht daran, sondern fflbrt ihn
uns erst vor, als er von des Zeus Bolschaft ermutigt ist, ohne hier der
Flucht zu gedenken. Wenn in den Scholien zu V. 163 bemerkt wird:
Ivxixvcog ih ixEi xal zccvva ' xo tB yiiQ Jtagovra iXavxova^ai ^Afafäfi-
vwi ov 6vfig>(Dvov T'^ noii^aei^ x6 xi n^giipevyBiv avxov ov x^ ^(faüv-
xfixog "E7190Q0S' icaktog ovv xov Jla q>r^lv ovrov i^ayayuv^ dg i^iuQ
ycagijv nagikavaev av xov dsivov^ so ist hierbei übersehen da»
Hektor doch wirklich vor den Achaeern geflohen sein musz, welche
die Schlachtreihen der Troer früher* durchbrochen haben, ehe Zeus
sich des Uektor annahm, und was ist das imayeiv des Zeus anders als
eine glückliche Flucht des von Agamemnon verfolgten Helden (V. 166)?
Das Niedersteigen des Zeus vom Olympos zum Ida bedurfte keiner
ausdrücklichen Erwähnung (oben V. 3 ist auch nicht ausdrücklich ge-
sagt, dasz Zeus auf dem Olympos sich befand); es genügte die Be-
merkung, dasz er jetzt auf dem Ida sich befand. Gerade in dem Augen-
blick , wo der Dichter ihn auf dem Ida haben musz , kann er ihn un-
möglich herabsteigen lassen, wie es hier nngeschiokt genug geschieht;
II. DfioUer: die loterpolalionen im «tlften Bache der lliae. S43
da er im Laaf der Erifthliing keinen passenden Angenblick fand, das
tierabstetgen eh berichten , so konnte er ihn uns hier ohne weileres
auf dem Ida zeigen. Wie der Uebergang ursprünglich gelautet, ist
freilich nicht mehr su errathen; man könnte etwa nach S 597 O 7
vermuten :
rovg (ilv oQivofuivovg y zovg Sh »koviovrag.0TCia^Bv^
wenn nicht etwa des Agamemnon ausdrücklich als wutenden Verfolgers
gedaclit oder des Zeus Sitzen auf dem Ida in einem besondern Verse
ausgeführt war ClSrig iv KOQvtpyoi aadiiiievog vXriiaai]g),
Zeus sendet nun die Iris mit der Botschaft au Hektor, er solle
die Troer zum Kampf antreiben, sich selbst aber so lange zurück-
halten, bis Agamemnon verwundet die Schlacht verlassen mflsse, von
diesem Augenblicke an werde er ihm Sieg verleihen. Mit ganz rich-
tigem Gefühl hat Lachmann in V. 193 f. (und weiler unten V. 208 f.)
einen aus P 45-1 f. hierher gerathcnen Zusatz erkannt. Er beruft sich
auf die mit unserer Stelle in Widerspruch stehende Verhciszung des
Zeus O 232 IT., die Achaeer sollten bis zu den Schilfen fliehen, dann
aber sich wieder erholen. Diese Verse haben freilich die Alten ge-
strichen ; aber wollte man ihnen auch hierin beistimmen oder wenig-
stens 0 234 f. fallen lassen, der Widerspruch bleibt doch. Deshalb
wollte Nitzsch (Sagenpoesie S. 228) blosz V. 194 (und 208) streichen,
was auch Hiecke (S. 16) zu billigen scheint; denn es erfülle sich
dann das Versprechen des Zeus am Ende von Buch M und zn Anfang
von N. ") Aber die genauere Bestimmung, bis zu welcher Zeit Uektor
siegen soll, ist hier durchaus ungeschickt, wo Zeus nur den Augen-
blick bezeichnen will, wann Rektor siegreich auftreten kön^ie. Wie
er ihm früher blosz räth sich dem Agamemnon gegenüber des Kampfes
zu enthalten, ohne den Grund anzugeben, dasz er leicht von diesem
verwundet werden könnte, so verspricht er ihm hier blosz, dasz er
ihm nach der Verwundung Agamemnons Sieg verleihen werde, ohne
daran die Aufforderung zu knüpfen, sich dann selbst am Kampfe zu
beiheiligen. Hätte Zeus ihm wirklich versprochen, er werde heute
bis zu den Schilfen der Achaeer dringen, so konnte er dies unmöglich
weiter unten in der Aufforderung an die Troer übergehen, wo er blosz
8) Jacob (S. 241) will den Wlderflprneh durch die Bemerkung anf*
heben, Zeus Labe hier doch nicht woi dem Hektor, der jetzt gerade
seines vollen Mutes bedurft, zu verstehen geben können, die Achaeer
wiirden ihm später von neuem Widerstand leisten; aber ihm etwas ver-
sprechen, was nicht in Erfüllung geht, dnrfte er nm so weniger, als
er ohne dieses Mittel sehr wol den Mnt Hektors anfenem konnte. Ja
im Grnude war es dem Zeus nm letzteres nicht eigentlich zu thnn, er
wollte ihn nur abhalten jetzt selbst dem Agamemnon entgegenzutreten,
und ihm den Zeitpnukt bestimmen, wo er selbst wieder eintreten solle.
Selbst Ribbeck will (8. 482) in V. 103 f. keinen notbwendi^en Widcr-
spmch mit O 232 ff., aber wol mit O 50 ff. und den wirklichen Kreig-
nissen finden.
846 B. DflnUer: die Interpolationen im eilften Bnehe der Iliae,
fegt (V. 288 f.)- ^(*ol ii (liy^ evxog Uaniv 2kvg Kf^vUifs* Freilidi
ist M 235. 241 von den ßovlaC oder von der ßovlii des Zeus die Bede,
aber es bedarf nar einer genauen Erwfigang der dortigen Bede des
Hektor, um sich za fiberzengen daai dieser sich hier nicht dem Paly*
damas gegenüber auf den Rath des Zeus beruren kann ; er verwirfl die
fingslliche Deutung des Vogelzeichens , weil er diesem gar keine Be-
achtung widmen, sondern sich nur von dem Gedanken leiten lasseo
will, das Vaterland zu befreien. M 23 5 f . 241 f. scheiden sich als
ein Ustiger Zusatz leicht ans. Hiecke stimmt Cauers Ansicht bei, mit
den Worten xore o£ n^ctxoq iyyvaXC^to könne unmöglich die Rede des
Zeus abbrechen; es sei nicht in der Art der epischen Rede, den Ge-
danken auf den das ganze Gewicht falle in vier Worten ohne rechte
Bestimmtheit und in einem halben Verse auszudrflcken, besonders da
der, eine blosze Zeitbestimmung enthaltende Vordersatz anderthalb
Verse umfasse. Aber wie könnte sich Zeus bestimmter ansdrQckeo
als hier, wo er ihm unbedingt zusagt, er werde ihm Sieg verleiben,
und die Zeitbestimmung ist so wichtig, dasz man derselben doch wol
Zeit geben wird sieh in entsprechender Weise darzustellen.
Wo Iria den Hektor antrilTl, wird gar nicht angegeben, was
Suszerst auffallen muste, gehörten die kurz vorher V. 166 (f. gegebenen
Ortsbestimmungen dem echten Liede an; wir würden dann jedenfalls
auch hier den Ort vor der Stadt nfiher bezeichnet, wahrscheinlich das
akaeische Thor genannt finden. Auf Hektors Befehl rücken die Troer
in geordneten Schlachtreihen den Achaeern entgegen, die nun jetzt
auch wieder in geordneten Reihen sich aufgestellt haben. Auch jetzt
greift Agamemnon zuerst die Troer an. Jacob (S. 242) nimmt daran
Anstosz, dasz V. 218 IT. die Musen angerufen werden, um die von
Agamemnon erschlagenen zu nennen^ deren doch nur zwei seien, do
er darauf die Schlacht verlasse. Man sollte aber bei den Ausstellungen,
die man erhebt, wenigstens den Thalbestand nicht entstellen. Die
Musen werden nicht angerufen *um die von Agamemnon erschlagenen
zu nennen', sondern sie sollen sagen, wer zuerst dem Agamemnon
im Kampfe begegnete, og xig dri nQ<axog ^AyafiifAvovog ivxlov ril^^v^
wie sie S 508 sagen sollen , wer zuerst von den Achaeern einen der
Troer getödtet (an einer freilich verdächtigen Stelle), wie sie 27 112
angerufen werden, um zu verkünden, wie zuerst das Feuer in die
Schiffe gefallen. Auch tödtet Agamemnon nicht allein die beiden An-
tenoriden, obgleich nur diese beiden genannt sind; denn wenn es
V. 264 f. heiszt, er sei nun zu andern Hannerreihen gegangen diÜ
Speer, Schwert und groszen Steinen, so müssen wir uns denken dasz
er auch jetzt nicht mflszig gewesen; nur führt der Dichter dies nicht
niher ans. Den Anruf der Musen Üazt er eintreten , um die Aofaierli-
samkeit auf diese nene Groszthat des Agamemnon zu spannen, die er
in vollster Ausführlichkeit schildert. Doch auch hier haben wir eine
Interpolation in V. 241 — 247 auszuscheiden. Auffallend ist es zanacbst,
dasz K^on erst als Agamemnon dem Iphidamaa die Waffen geoomoen
und sich zurückgezogen hat, diesen verwundet; seltsam tritt die Nen-
U. DADtaer: die InCerpolationeD im eilfteu Ruche der Uias. 847
nnng der !dva erst hier ein, ^nderlicb ist icxol^iv iqvfymy swischen
l/LVffixr^q alAxQv und %QV{^idlr^ eingescliobeD ond der %iX%ßog vnvoq
der homerischen Anschaunng eben so fremd als das %a^v liuv, Aoch
der Schloss dieser Beschreibung Y. 261 — 263 dürfte schwerlich echt
sein. Dasz Agamemnon dem getödtelen Koon noch den Kopf abschlagt,
ist aafTallend; eher erwartete man, er werde sich der an Koon aasge-
übten Yergeltang rühmen. V. 262 ist IWa weder im zeitlichen noch
im örtlichen Sinne besonders passend ; man wOrde eher &g rerlangen.
Auch dürfte die Erinnerung, dasz Agamemnon beide getödtet, hier
sehr unnöthig, die Hervorhebung, dasz es zwei Söhne des Antenor
gewesen, angebrachter sein. Treffend schlieszt sich V. 264 an V.
260 an.
Die Schilderung des Erharschens der Wunde und der Entfeihnung
des Agamemnon ist ganz untadelhaft. ßibbeck aber bat an dem Ruf
des Agamemnon, die Fährer der Achaeer möchten nun den schreck-
lichen Kampf von den Schiffen abhalten, da Zeus nicht gestatte dass
er den ganzen Tag gegen die Troer kfimpfe, starken Anstosz genom-
men. Das sehe wirklich so ans, als wSre sogleich das schlimmste za
fürchten, wenn die Achaeer jetzt aus dem Felde geschlagen würden,
als wäre durch einen Sieg in der Ebene eine dringende Gefahr für die
Schiffe abzuwenden , nicht als würde gekftmpft um die Stadt einzu-
nehmen. Wie sei das damit zu reimen, dasz die Schlacht im Augen-
blick noch für die Achaeer ganz gut stehe? Den einzigen Ausweg
findet er in der Annahme, dasz wir hier in einem ganz andern Gedicht
ans befinden, das mit V. 218 anhebe. Aber erinnerte sich Ribbeck
nicht, wie rasch der Umschwung der Dinge in Buch 6 erfolgt, wie die
Sieger so bald die Besiegten werden, wie jetzt die Achaeer fast llios
eingeschlossen, jetzt Hektor hofft die Schiffe zu verbreunCn? Der Ranm
zwischen den Schiffen und der Stadt ist keineswegs so grosz, dasz nicht
die Achaeer in Folge einer unglücklichen Schlacht nach den Schiffen
znrfiekgetrieben werden und der Kampf um diese sich entspinnen könnte.
Dasz Agamemnon gleich das fiiiszerste fürchtete, da er Zeus sich un-
gewogen glauben musz, wäre durchaus seinem Charakter gemäsz;
aber von dieser auszersten Furcht ist seine Aeuszerung noch weit eqt-
fernt, er will nur dringend die gemeinsame Sache den Führern ans
Herz legen , woher er sich des starken Ausdrucks bedient. Wenn der
Dichter weiter unten, als Hektor unaufhaltsam unter den Achaeero
wütet, die Aeuszerung thut (V. 310 ff.):
tv^a %e Xoiyog tiiv xal aiirifjifiva Igya yivovxo^
Kai vi x€v iv viqea6i itiaov tpBvyovxeg ^A%ctiol^
el [lii Tvöeldy /ItOfir^ÖBi xixAfr' Odvaaevg^
so ist auch daran nicht der allergeringste Anstosz zu nehmen , da sie
nur die offenbare Wahrheit in allbekannter Redeweise aussprechen ;
denn hfitte keiner der Achaeer sich dem Hektor entgegengestellt, so
würde dieser wirklich jetzt zu den Schiffen vorgedrungen sein : vgl.
r 373 ff. E 311 ff. Z 73 ff. H 104 ff. 8^ ff. 130 ff. Das Gegenlheil
von iv vi}£<rci nidov (pevyoviBg ^A%ctioL ist Z 81 f. iv %Bifil yvv«i%&v
848 H. DflnUer: die liiWrpolatiooeB im eilCIeD Bache der lUas.
qisiyovtug it90tnv bei den Troern. Wenn Ribbeek weiler daran Ao-
sloss nimmt, dasz Odysseua V. 314 ff. den Diomedes aoFforderl nebe«
ihm Stand su fassen, da es eine ewij^e Schande sein würde, wenn
Uektor die Schiffe einnähme, nnd dasz Diomedes V. 316 ff. venweifell,
ihre Tapferkeit werde den Hektor aufhalten können, da Zeus den
Troern den Sieg verleihe, so hai er die Lage der Dinge gani irrig
anfgefaszt. ^Die Schlacht steht auf das allerbeste, nnr dast AgamcoinoB
sie verlassen hat' behauptet er ; davon ist aber das gerade Gegentheil
wahr. Hektor dringt nnaufhaltsam vor, da Zeus ihm Sieg verleibt
(V. 300). Manche Heerführer tödtet er, und es fallen viele vom Volke
anter ihm, wie früher (V. 158 f.) unter Agamemnon; keiner leistet
Widerstand, ond dass wir uns Diomedes und Odysseas auf der Flacht
za denken haben mit allen übrigen Achaeern, zeigt gerade ihr Ge-
spräch (%l na&owi kiXa6(u&a ^ovgidog akx^g;). Die Schlachtreihe
der Achaeer ist durchbrochen, wie oben V. 90 die der Troer, weao
dies auch nicht ausdröcklich erwfihnt wird. Gerade dadurch dass
Diomedes und Odysseas jetzt Stand fassen (diese haben gar nicht ge-
wagt dem Hektor entgegenzutreten) hemmen sie die Flucht. Kibbeck
bemerkt, in S besinne sich Diomedes *auf Zeos Donnern und Blitzen
(V. 133) dreimal (V. 169)' ob er vor Uektor weichen solle, und uar
dreimal wiederholter Donner könne ihn dazu bewegen; aber auch hier
entstellt er den Thatbestand. Durch den vor den Pferden niederfabreo-
den Blitz werden diese scheu, dem Nestor entfallen die Zügel, und er
bittet den Diomedes mit dem Wagen zu Dieben , da sie heute gegen
Hektor, dem Zeus offenbar Ruhm verleihe, nichts vermögen, und Dio-
medes widerspricht durchaus nicht, wie schmerzlich ihn auch der
Gedanke trifft, dasz Hektor sich einst rühmen werde, er sei vor ihm
geflohen.') Erst Hektors Spott erregt in ihm den Gedankea den
Wagen wieder umzuwenden, wovon ihn aber dreimal der Donner des
Zeus zurückschreckt. Ribbeck fragt: *wo bat hier Zeus. den Achaeern
feinen Willen so kund gegeben, utid was ilcklor getlian, dasz die
aasgesprochene Furcht gerechlferligt wäre?' Dasz Hektor die Achaeer
zn anauflialtsamem Weichen gebracht, haben wir bemerkt, und weoo
Diomedes in dem entschiedenen Siege Hektors hier den Willen des
Zeas erkennt, so ist das um so weniger auffallend, als Diomedes dies-
mal von plötzlicher Angst befallen ist, so dasz er sich kaam durch
0) Ir.h weiss nicht ob man achun bemerkt hat dasa die Verse
0 151 — 156 ein schlechter Zusatz sind. Nestor fordert den Diomedes
auf die Pferde zur Flucht zu wenden ; Diomedes widersetzt sich nicht,
und so mnsz er auch wirklich die Pferde umwenden, nicht Nestor, wie
es jetzt nach V. 151— Vd geschiebt. Dasz aber V. 157 ursprünglich
von Diomedes gesagt sei, zeigt xm V. 160, das nicht etwa Neutrum ist,
sondern auf Diomedes geht: vgl. E 101. 283. 347 (rj? d' inl fw»«»"
ävas). Die eingeschobene Rede Nestors mit dem eine schmerslicne
Verwunderung andeutenden co fio» . . otov fnntg ergibt sieb als «uic
keineswegs passende Erwiderung, iv nov{jjai ßaX$Pv findet sielt nnr biefi
TgmBQ Kttl dttgSavioivtg nur noch In einer gleichfalls uneclten Stelle
(H 414).
H. pünUer: die InlerpolationeD im eilCten Bacbe der Ilits. 849
Odysseos, dem er doch sonst au Mot und Tapferkeit nicht weicht,
zum Stehen bewegen laszt, und als er den Hektor nahen sieht, daa
schlimmste befarchtet (V. 347), wenn ihn auch die drohende Noth das
iuszerste wagen läszt. Ein panischer Schrecken hatte ihn befalteo,
und wenn der Dichter hier nicht zum Blitz und Donner des Zeus seine
Zuflucht nimmt, so erkennen wir das ganz berechtigte, noch keines*
wegs gehörig gewQrdigte Streben nach Abwechselung. Da Zeus V. 544
dem Aias Furcht einflöszt, so kann es gar nicht nufTallcn, wenn dieser
das schlimmste fürchtet, dasz nemlich die Troer zu den Schiffen vor-
dringen, ja diese selbst angreifen werden (V. 557). Gar nichts würde
V. 569, wenn er echt wfire, beweisen; denn ^oas inl vtiag odsveiv
könnte nur heiszen *nach den Schilfen vordringen^ und dasz Aias den
Sturm der Troer nach den Schilfen aufhult, kann niemand leugnen.
Verfolgen wir nun den Faden der Handlung weiter, so regt Hektor,
als er den Agamemnon aus der Schlacht eiten sieht, die Troer mit
feurigster Siegesgewisheit zum Kampfe auf, indem er sie auf die Ent-
fernung Agamemnons und auf des Zeus Beistand hinweist, der ihm jetzt
Ruhm verliehen, und er ruft sie auf mit ihren Wagen die Danaer zu
verfolgen, damit sie gewaltigen Kubm (iniQjBQOv evxog^ wie %vdog
vntQXBqov M 437 O 491. 644) davontragen. Waren die Troer naoh
der Niederlage bisher nur zu Fusze wieder gegen die Achaeer vorge«
räckt, so fordert er jetzt anch die zu Wagen kämpfenden auf dieae
SU besteigen, um Tod und Verderben unter die fliehenden zu bringen.
Hektor selbst dringt zunächst zu Fusze gegen die Achaeer vor und
richtet ein schreckliches Blutbad unter ihnen an, dessen Beschreibung
der Dichter durch eine lebhaft spannende l'rage (vgl. £ 703 U 693)
einleitet und mit einem treffenden, die Wut seines so viele bewilligen-
den Ansturmes schildernden Gleichnisse abschlieszt. Aber die Achaeer
sollen nicht sofort zu den Schiffen zurückgetrieben werden, ihre Haupt-
beiden »ollen noch zu mannhaftem Widerstände sich zusammenraffen,
bis auch sie verwundet die Schlacht verlassen und alle fliehen müsaen.
Odysseus und der von ihm aufgerufene Diomedes wenden sich
gegen die sie verfolgenden Troer zurück. Der Dichter hebt hier die
Erlegung des Thymbraeos und seines Wagenlenkers Molion hervor,
durch welche Odysseus und Diomedes so ermutigt werden, dasz sie
nun gewaltig wieder gegen die Troer losstürmen, wodurch die vor
Hektor fliehenden Achaeer aufzuathmen beginnen. Die unmittelbar
sich daran schlieszende, nach dieser allgemeinen Bezeichnung ein-
tretende Schilderung, wie Diomedes die beiden Söhne des Merops,
Odysseus zwei andere erlegt (V. 328 — 335), kommt hier ganz unge-
legen und scheidet sich als spaterer, manchen Anstand zeigender Zu-
satz glatt aus. Die Alten nahmen Anstosz an dem Dual ilkriv{y, 328),
da ja nach V. 333 f. Diomedes die Söhne des Merops tödte. Freilich
bezeichnet iXirt^v hier nicht nothwendig das Tödten, sondern das Fas-
sen, da es ja nicht blosz von den Männern , sondern auch vom Wagen
gesagt wird, wie Xaße V. 124; aber wenn Odysseus sich mit Diomedes
an den Wagen macht, so sollte man auch denken, er habe einen von
850 H. DAotaer: die Interpolatiooen im eilfteo Bache der Ilias.
den auf dem Wagen stehenden Mftnnern getödtet; statt dessen höreo
wir, Diomedes habe beide des Lebens und auch der Wadeu beraubt,
wogegen Odysseus £wei andere Troer erlcg(, von denen wir blosz die
Namen erfahren. AufTallend ist ferner, dasz die Namen der beiden
Söhne des Merops nicht genannt sind, welche wir aus B 830 enlnehmen
mflssen, wo auch die vier folgenden Verse stehen. Die Interpolation
unserer Stelle scheint erst nach der späten Dichtung jenes Katalogos
der Troer gedichtet. Die aberrasche Darstellung in V. 333 f. ist nicht
ohne Anstosz. ^iiov nccl ^xijg Ksxadoov ist nach q> 153 f. 170 f.
aQiöx^ag xexadi^tf« ^viiov ficel ^Iwiifg (der Aorist findet sich sonst
nicht), %Xvta tev%B* ijtrjfVQce aus P 125. Das Beiwort dov^txAcaoV
bat Diomedes nur in unserm Verse (ßovqmXvxog X 109 ^681); sonst
kommt das Beiwort blosz Ton Menelaos vor (O 55 o 52).
Aber auch die folgenden sieben Verse (336 — 342) sind ein lastiger
Zusatz. Zeus gibt dem Hektor den Sieg; von ihm kann es demnach
nicht heiszen, er habe die Schlacht ins Gleichgewicht gebracht, mit
einem nach O 413 mg fihv rav inl loa ^a%ij xixaxo moki^kog t£ ge-
bildeten Ausdruck, am wenigsten wenn er hier durchaus persönlich,
noch auf dem Ida sitzend, eingeführt wird. Und wenn es uon darauf
heiszt, sie hfitten sich wechselseitig getödtet (J 530 S 24 P413), so
kann unmöglich blosz die- Erlegung eines Troers durch Diomedes an-
geführt werden. Seltsam genug heiszt es, Diomedes habe den Aga-
fltrophos verwundet; denn er habe nicht den Wagen bei der Hand
gehabt, um zu entfliehen — als ob auf diesem Diomedes ihn nicht
mit dem Speer an der Hiifle hatte verwunden können. Und wie halle
gerade die Verwundung des Agastrophos, die nichts besonderes bat,
den Hektor heranziehen können? Auch ist dann das ctixovg V. 343
ohne rechte Beziehung, wogegen alles vorlrefTiich passt, wenn sich
V. 343 unmittelbar an V. 327 anschlieszt. Diomedes und Odysseus
lOdteu viele Troer, wodurch die Aohaeer an dieser Stelle der^chlacht
anfathmen von der durch Hektor über sie gebrachten Flucht. Hektor
bemerkt die Wendung der Schlacht an diesem Punkte (vgl- £ 590
77 820) und eilt dorthin, avxovg geht auf Odysseus und Diomedes.
Hit unserer Interpolation hängt eine andere (V.^373 Gf.) zusammen.
Der Interpolator benutzte T 412, zu V. 340 1537, zu V. 341 ^227.
231. '•)
Wird Diomedes auch anfangs in Furcht gesetzt, als er den Hektor
mit seiner Schar herankommen sieht (E 696), so ermannt er sich doch
bald, ja er trifft jenen selbst mit der Lanze so gewaltig auf den Helm,
dasz er einiger Zeit bedarf um sich zu erholen. Hätte der Dichter
kurz vorher (V. 336) des Zeus gedacht, so soUte man denken, diesem
wftre auch die Rettung Hektors beigelegt worden, der von Ida noch
eben herabschaute. Diomedes musz hier in seiner vollen Stärke her-
10) Der AnstoBz in ov ydg (oder yctg) of tnnoi , wofiir ov8i yciQ
tnnoi ohne besondere Gewähr ist, möchte vielleicht dem Dichter beiw-
lessen sein.
H. Dttntzer : die Interpolationen im eilften Buche der llias. 85t
vortreten, ehe er dnrch den Pfeil des Paris genöthi^t wird die Schlacht
ztt verlassen. Dagegen haben wir in V. 361 — 368 einen gans nngehöri>
gen Zusatz. V. 361 ist ans K 369, Y. 362—367 aus T 449— 454. Selt-
sam isi es, dasz Diomedes mit dem Speer heranstOrzt, was ihm K 369
wol ansteht, wo er im BegrifT ist den Speer nach Dolon zu werfen,
wahrend hier Hektor sich schon anf seinem Wagen entfernt hit, so
dasz er unmöglich noch auf ihn losstürzen kann; vielmehr müssen wir
uns denken, dasz er, nachdem er seinen Speer ans der Erde gezogen
(V.358), gegen andere sich wenden werde. Die Rede, welche hier dem
Diomedes in den Hund gelegt wird , passt so wenig für ihn und beson-
ders an dieser Stelle, als sie dem Achilleus vollkommen angemessen
ist, der mit grimmigstem Hasse jn Hektor den Mörder seines Patroklos
verfolgt, da Apollon diesen in dem Augenblicke, wo er Ihm nicht mehr
entgehen 7ai können schien, entrückt hat (3? 441 ff.). Achilleus kann
mit Recht sagen, Apollon habe den Hektor gerettet, da er auf wunder-
bare Weise entrückt ist, während der Wurf des Diomedes auf natür-
lichem Wege sein Ziel verfehlte und nur die Wucht desselben den
Hektor erschütterte; auch hatte ja Diomedes keineswegs die feste
Zuversicht wie Achilleus, dasz er den Hektor erlegen werde. Schon
Jacob (S. 244) bemerkt, das Schimpfwort Hund passe nicht wol zu
der sonstigen schönen Maszigung des Diomedes; er sieht darin aber
nur, wie in so vielem andern Übertriebenen, eine Eigenthümlichkeit
des Dichters unseres Buches, und er scheint sieh der Stelle gar nicht
zu erinnern , der unsere Verse entnommen sind. Wenn der Nachruf
mit dem Verse endigt: vvv av xovg SkXovg enidooyiatj ov xe x(%s/o>,
so passt dieser durchaus auf Achilleus, der unmittelbar darauf viele
andere tödlet (oS^ iinw ^Qvon ovxa xar' av%ivtt niccov Skowi)^
wogegen man zur höchsten Ueberraschung in unserer Stelle unmittel-
bar darauf liest: t} xal Ilaiovlöfiv dovQinlvxov i^BvaQi^ev, Der Hörer
hat den gar nicht so bedeutend hervortretenden, von dem spätem
Rhapsoden hereingebrachten Paeoniden Agastrophos über Hektor längst
vergessen.
Alles schlieszt vortrefflich zusammen, wenn wir auf V. 360 so-
gleich V. 369 folgen lassen. Natürlich müssen nun auch V. 373 — 376
fallen, welche in ganz unhomerischer Weise schildern, wie Diomedes
die einzelnen Stücke der Rüstung dem Agastrophos auszieht. itavcUo-
kog>t sonst vom ^caöxtJQ und accKog, heiszt der ^dgri^ nur hier, wenn
auch freilich das Beiwort alolod'oo^}^ dem Rhapsoden vorschweben
mochte. Der erste Theil von V. 375 ist aus iCll2, der zweite aus
N 583. Ribbeck will die nähere Bestimmung, wo Paris gestanden, als
er nach Diomedes zielte (V. 371 f.): av'^X'g xexAtftfvog, avd(fO%fxi/iTCp
inl rvfißa) "Ikov Jagöavldao^ Ttakauiv ötifMyi^vxog^ als Znsatz eines
Diaskeuasten ausscheiden , ohne zu bedenken dasz weiter unten (V.379)
Ix ilo;^ov aiini^drias anf die Angabe des Standpunktes des Paris sich
znrückbezieht. Und wie kann Ribbeck behaupten: ^an derselben Stelle,
wo Agamemnon Thaten verrichtete, haben später Diomedes und Odys-
seus, jetzt Aias gekämpft'? Werden ja gleich nach der 'Entfernung
852 H. Oantter: die Interpolationeii im eilfleo Boche der Ilias.
Agamemnons die Griechen an alleo Paoklen der Schlacht veilsarück-
gedringt, his zuerst Odysseos und Diomedes wieder Stand fassen.
Unsere Stelle ist die eincige echte, wo des Denkmals des Ilos gedacht
wird; als interpoliert erkannten wir oben V. 166, wo man ancb an
der Verletzung des Digammn Anstosz genommen ''); die dritte Stelle
befindet sich in der spätem Doloneia (£ 415). Agamemnon hatte die
Troer in die Nfihe der Stadt zuräckgedrängt ; freilich hat Heklor die
Achaeer nnaufhaltaam in die Flucht getrieben; aber damit steht oicbt
im Widerstreit , dasz Odysseus und Diomedes sich umwenden, ehe sie
Ober die Mitte der Ebene hinansgeflohen sind , wo wir uns das Denk-
mal des Ilos zu denken haben , wenn wir anders der Doloneia Beweis-
kraft beilegen wollen. .
In der triumphierenden Rede des Paris ddrften die beiden letzten
Verse nicht ohne Anstosz sein, da sie die Wichtigkeit des Diomedes
etwas zu stark betonen und die Troer noch immer im Vorteil sind.
Die beiden Verse 380 f. genügen vollkommen, wie auch der ähnliche
Jubelrnf des Pandaros E 284 f. nnr aus zwei Versen besteht. Und die
weiter ausgefflhrte Erwiderung des Diomedes bezieht sich nnr aof
diese beiden Verse. Auch sollte man meinen, Paris werde hier eher
des von Diomedes gegen Hektor gerichteten Speerwurfes gedenken
müssen, den er ihm hiermit vergolten, nach bekanntem Gebrauche: vgl.
P 538 f. T 424 ff.
Hatten an diesem Punkte des Schlachtfeldes Diomedes und Odys-
aens die verfolgenden Troer aufgehalten und Hektor mit seiner Schar
herangezogen, wodurch an der linken Seite die Achaeer erleichtert
wurden, so steht jetzt, wo auch Diomedes verwundet die Schlacht
verlassen mnsz, Odysseus hier ganz allein den Troern gegenüber, die
freilich vor ihnen etwas zurflckgewtchen waren und den Hektor nicht
mehr nnter sich hatten. In dieser Weise erklären sich ganz wol die
Verse 401 f. old^ri d' ^OSvasig dovQixkvtogy ovdix ig ccvra \ ^A^ümv
nagi^Btvevj ijtel q>6ßog Iklaßs Ttavrcig: schon früher, nicht jetzt erst,
sind die übrigen Achaeer, die bei ihm und Diomedes waren, geflohen;
der Satz ovdi rig dient zur Erklärung des olm9^. Auffallen kann nor,
wie Diomedes sofort, obgleich alles auf der Flucht ist, den Wagen
findet, worauf er sogleich enteilt. Aber hier haben wir einen der
Fälle, wo der Dichter zu seinem Zwecke sich eine Unwahrscheinlich-
keit gestatten muste, die kaum einer der Zuhörer im Drange der Er-
zählung empfand. Diomedes und Odysseus waren allein ; auch Odysseos
sollte verwundet werden, nachdem er noch seinen Heldenmut glänzend
bewährt. Um den Diomedes fortzuschaffen, bedurfte der Dichter eines
Wagens, da Odysseus ihn nicht begleiten konnte und Diomedes am
Fusze verwundet war. So beschreibt er denn die Entfernung dts
Diomedes mit denselben Versen, wie oben V. 273 die des Agamemnon,
der freilich nach dem hinter der noch nicht durchbrochenen Schlacht-
11) Heyne bemerkt zu jener Stelle: 'inest oranino scabrities »Hq«*
his versibus.'
H. DtlDtser: die InlerpolaCtOBen im eilflea Bache der Ilias. 853
reihe stehenden Wagen eilen konnte, wie nach Hektor V. 369, nachdem
er sieb erholt hat.
Die ganze folgende Stelle, wie Odysseos sich zam maligen Ver*
harren enischlieszl, in die anrQokenden Troer einflllt, viele derselben
tddtet, bis er selbst verwandet wird, ist ohne allen Anstoss. Nor
mnsz man sieh baten in ^fyiov (V. 406) die Bedeutong des Comparativs
so Sachen, wodurch eine ganz schiefe, des Odysseas nnwflrdige Ver-
gleiohang in die Stelle kommt. Odysseas hilt sich die beiden mög-
lichen Uebel vor. Ein grosses Uebel wftre es , flöhe er , nnd entsetz-
lich, wenn er hier getödtet würde (a 265), wo er allein ist, so dass
keiner seinen Tod rächen, vielmehr seine Leiche and die Rflstang den
Troern in die Hände falten würde. Doch dieser traben Gedanken enl-
schligt er sich and ermannt sich zu dem seiner allein würdigen, dasz
der tapfere ausharren miisso. ^lyiov steht also in positiver Bedea-
tnng, wie xi^dtov, %y6iov n. a. So dürfte ^Lyuiv aaoh v 2i0 zu faasen
sein. Dasz A 326. 563 das Wort wirklich in comparativer Bedentang
stellt, zeigt das vorantretende xcr/.
Durch den Uuf des Odysseas wird Aias mit fifenelaos herange-
zogen. Wir haben uns diese wol nicht im Kampfe, sondern fernab za
denken; sie sind mit deo Obrigeo geflohen, haben aber, da dem wei-
tem Andrang der Troer durch Diomedes und Odysseas Einhalt ge-
schehen, sich wieder gefaszt. Dasz der Dichter ihre Lage nicht niher
bestimmt, mosz man ihm zn gute hallen; es genügt ihm den Aias durch
den gewaltigen Uülferuf des Odysseas in die Schlacht zurückzuführen.
Hüte er ihn and Menelaos im Kampfe gedacht, so würde er ihre Sitaa*
lion angedeutet haben und den letztern nicht sagen lassen : iikJi lofuv
xo'O'' o^ulov' aXe^ifAivtti yoQ ayaivov. Eben weil sie an ihrer Stelle
durchaus nicht nolhwendig waren', konnten sie sofort dem Odysseas
zu Hülfe eilen. Dieser wird von Menelaos weggeführt, worauf der
Dichter die heldenmütigen Anstrengungen des Aias schildert, welcher
Verheernng unter den Troern anrichtet. Hektor aber, dem Zeus Sieg
versprochen hat, kann unmöglich unthitig sein, nachdem er sich wie-
der erholt hat; doch laszt ihn der Dichter nicht wieder an den Ort
zurückkehren, wo Diomedes auf ihn getroffen ist, sondern er hat sieh
an eine andere Stelle begeben, wo, da noch viele Achaeer sich den
Troern entgegengestellt, eine wirkliche Schlacht sich entsponnen hat.
Gerade dadurch dasz Hektor von der Verfolgung der Achaeer auf der
linken Seite des Schlachtfeldes abgelassen, um dem Diomedes and
Odysseas za begegnen, haben sich die Achaeer hier wieder ermutigt,
90 tlnsz Hektor, als er sich wieder erholt hat, gerade nach dieser
Stelle, wo er die Troer bedrängt sieht, hineilen mnsz. Der Dichter hat
dieses alles nicht bestimmt angedeutet: es genügt ihm den Hektor da,
wo er seiner bedarf, zu seinem Zwecke auftreten zn lassen, wenn nur
kein offen zu Tage tretender Widerspruch sich ergibt. Den Ueber-
gang zum Hektor macht er sehr glücklich durch die Bemerkung, dieser
habe nichts von der Verheerung erfahren (vgL iV674), welche Aias
an diesem Punkte der Ebene anrichte, da er selbst an der linken Seite,
S54 H. DanUer: die InterpotatioMn im eilftea Bache der IUm.
em Ufer des Skamandros, sn tbun f^habt. Freilieh bitte der Dichler
sehr wol, wenn er es nölhig gehabt hätte, den Hektor hier deo Aias
bemerken lassen können; aber er tbat ea nicht, weil er ihn oicbtmil
diesem zusammenkommen lassen und an einem andern Theile des
Schlachtfeldes den Macbaon verwunden lassen will. Trotz der belden-
mQtigen Anstrengungen Rektors weichen die Griechen unter Macbaon
nicht zurück, bis Paris den Machaon verwundet, welchen Nestor nach
seinem Zelte zordckfahren musz, wodurch dann die Entsendung de^
Patroklos an Achilleas veranlasst wird , welche den Patroklos selbst
in den Kampf führen soll.
Wir haben an dieser Stelle wieder drei Interpolationen auszu-
scheiden. Zunfiobst V. &01 — 503. Der Ausdruck vi<ov ipakayyeg war
schon dem Arislarcb so auffallend , dasz er vsäv schrieb und höchst
gezwungen erklfirte at fCQO tmv vsiSv rd^eig. Wie sollten die acbaei-
sehen Streiter hier wider allen sonsligen Gebrauch als vio^ beseichoel
werden? '*) Nicht weniger auffallend ist die Bezeichnung der Heldeo-
thaten Hektors durch fiigfiega ^i^tov {y%tt &^ [imoavvjf re. Kämpfte
auch Hektor hier wirklich zu Wagen, so wfire diese Auedrucksweise
doch so wunderlich wie nur möglich. Der Interpolator schöpfte aos
J7 809 wo es von Euphorbos beiszt, er habe sich ausgezeichnet lyi^
(im Speerwurf) &^ tnnoavvju te nodeaal te naqnaU^LOiCivi vgl. 6ä03.
Kämpfte Hektor vom Wagen herab, so lenkte er nicht selbst die Pferde,
sondern sein Wagenlenker Kebriones ; es ist daher ganz albern beides
zugleich hier dem Hektor als die Geschicklichkeiten beizulegen, wo-
durch er gewalliges vollbracht (fiiQfi$Qcc ^i^iov nach <Z> 217). Aach
ist der Ausdruck tina roiaiv ofilXsi ganz gegen homerischen Gebrauch
angewandt; denn oiuXstv luxdrivi wird nicht von dem Kampfe gegen
einen (wo der blosse Dativ steht), sondern von dem Kampfe mit
einem, auf der Seite eines gesagt: vgl. £86i}i (isra T^a<Siv (wl
der Seite der Troer) ofiiliot r^ ^ut ^A%aiot£^ als weitere Ausfäbrnn^
des unmittelbar vorhergehenden Tcoxt^iai [Utilri, E 834 vvv di forff
TQuieaaiv ofitlek^ tcov dh liXaCTat, wo als Gegentheil bezeichaet wird
T^moi lucxrjdiö^ai^ axaQ ^Agyelotaiv a^^Hv. An unserer Stelle soll
toiaiv auf den unmittelbar vorhergehenden Vers sich bezieben, der
gerade eingeschoben ist um den Uebergang zu gewinnen. Sonderbar
ist es, dasz die hier kämpfenden Achaeer bezeichnet werden durch
NiiStOi^ r' aiiipl fiiyccv (dies Beiwort hat der Pylier nur hier) xm
a^ioy (Idomeneus beiszt nur hier so) 'I^ofiev^a, da doch Machaoo,
wie wir sehen, hier der Heuptheld ist (^igiatcvccw) ^ durch dessea
Entfernung die Achaeer zum Weichen gebracht werden. Der Inter-
polator zog den schlecht angeOickten Vers aus V. 510. Eben so onge-
12) Homer braucht wol atiriog in dieser Weise, aber dieses Wort
bezeichnet nicht den Jüngling, sondern den Mann; dasz der Begriff der
Jugend dem Worte anhafte, ist eine durchaus falsche ITeberliefening,
welche aus der Verwechselung mit r]t9sog hervorgegangen: vgl. ^ ^
r 26 J 280 £ 02 O 315. Die Grundbedeutung acheint die des rüsti-
gen, die auch aii^iog hat: vgl. ü 7160 P 52 f» 83.
H. Dflntser: die InterpolationeD im etlflen Boche der liias. 855
schickt sind V. 508 f. eiogeschohen. Die Achaeer aollen nm den Ma-
chaon gefürchtet haben, dasa dieaen die Troer (diea ilnrchaua nöthige
Subject fehlt), wenn die Schlacht sich wendete, tödten möchten.")
Bedurfte es denn dazu einer Wendong der Schlacht? Der Ausdruck
noXifLOto (UTaKkivMvrog steht ganz einzig da. Ueberhanpt kommt die
Besorgnis aller Achaeer um Nacbaon hier g^nz ungelegen, es genügt
dasz Idomeneus fflr die WegschalTung des verwundeten aforgt. Fast
acheint ea daaz diese Verse nur eingeschohen sind , um den Anth^il
der Achaeer an Machaon als Arzt (als solcher ist er noch gar nicht
bezeichnet) hervorzuheben, wo denn die Ungeschicklheit des Interpo-
lators noch greller hervortreten würde. Da§z der berühmte Vera (514):
IrjTQog yccQ ivriQ noklmv awa^iog SllatVj dessen Wahrheit man in
diesem Augenblicke, wo es eines starken Heldenarmes bedurfte, am
wenigsten empfinden konnte, unmöglich an dieser Stelle ursprünglich
gestanden haben könne, wird dem unbefangenen Blick sich sofort er-
geben. Es bedurfte wahrlich nicht der Hinweisong auf die Geschick-
lichkeit des Machaon als Arzt, um den Nestor zu bewegen den ver>
wundeten Helden fortzuschalTen. Die Mahnung des Idomeneus schlieszt
treffend mit V. 613. Ueberhaupt scheint Machaon hier gar nicht als
Arzt gedacht; sonst würde man ihn gleich als Asklepiaden bezeichnet
linden. Freilich musz V. 518 dann anders gelautet haben, wahrschein-
lich: ßaivB' yigmv d* iv XSQcl laß" rjvla CiyaXoewa (vgl. S 116). Ja
jetzt scheint lucart^ev^ wozu Nestor als Subject zu denken ist, nach
niiQ dh Mct%a<av ßaiv etwas aulTallend: vgl. E 366. Der Interpolator
schöpfte seinen Vers aus ^ 194. Dasz unten V. 641 und 832 ff. spfiter
eingeschoben sind , werden wir gleich sehen , und S 2 kann ans nicht
irren, da wir den Anfang dieses Buches aus andern Gründen mit Her-
mann, Lachmann, Farber u. a. verwerfen. Wenn nun d 194 IT. Ma-
chaon entschieden als Arzt hervortritt, so haben wir hier wieder einen
neuen Beweis der Verschiedenheit der Anschauungen des Dichters von
r — H von dem Sanger der Achilleis; wenigstens ist es nicht auffal-
lender, dasz Machaon bei dem einen als Arzt, bei dem andern nur als
Held erscheint, als wenn der eine den Helenos, der andere den Puly-
damas als Wahrsager auftreten liszt. So möchten denn die Verse,
welche in A eingeschoben sind , um den Machaon zum Arzte zu ma-
chen, den Zusammenordnern der Ilias ihren Ursprung verdanken, wenn
es auch freilich nicht unmöglich ist daaz ein Rhapsode sie mit Bezug
auf J eingeschoben hat. Das Bedenken, wie Nestor hier sogleich den
Wagen zur Hand habe, dürfte hier von noch weniger Gewicht sein als
oben bei Diomedes.
Einer gröszern Einschiebung begegnen wir wieder in V. 521 —543.
ich habe bereits vor neun Jahren die Unechtheit dieser Stelle nachge-
13) bIoisv auf das Gefangennehmen zu beziehen gebt wol nicht an,
weil sonst eine nähere Bestimmung, ct>va ^(O'jv, nöthlg wäre. Man sieht
gar nicht I woher überhaupt solche Furcht. Der blosz in der Schulter
verwundete Held konnte sich leicht zurückziehen; nur auf eine rasche,
mühelose Entfernung »us der Schlacht mäste man bedacht sein.
Jahrb. r. clast. Philol. Sappl. Dd. III. Ilft. 0. 57
856 H. DAntoer: die laterpolalioDen im eilflen Boche der IliasJ ' '
wiesen. Wob Hiecke S. 18 f. daj^ei^en bemerkt hat, IrilTt nicht and
fibersieht den schon von Lachmann hervorgehobenen Widersprach,
dem ich durch meine Annahmo ganx entgehe. Aber der llanptgraad
reicht allein hin die Ver^e für ein ganz angehöriges Einschiebsel sa
erklären. Kebriones fordert den llektor auf rasch an die Stelle sa
eilen, wo Aias nnter de^ Troern wütet; aber als sie dort angekom-
men, hören wir su höchster Ueberraschung, er habe Verwirrong anter
die Danaer gebracht, dagegen den Aias gemieden. Weshalb dies ge-
fichehen, erfahren wir nicht; denn den von Aristoteles (Rhet. II 9) be-
Keiohneten V. 543 h< auch Hiecke nicht aufrecht. Und doch bat er
hierin wol eben so Unrecht als Lachmann, wenn er V. 640 — 543 tilgt;
nicht als ob diese Verse sich hier verlheidigen Hessen, aber sie bilden
einen integrierenden Tlieil der grössern Interpolation. Hiecke will
freilich es gant unanstöszig finden, dasz Hektor nicht anf Aias los-
geht, von dessen Besiegang doch an diesem Pankle alles abhingt.
*Auf dem Wege dahin mag er immerhin den Vorsatz gehabt haben sich
mit Aias selbst zu messen' bemerkt er; *aber es gibt schon vorher
mancherlei andere Kriegsarbeit, und je näher er dem furchtbaren Geg-
ner kommt, desto mehr steigt (denn des Menschen Seele ist eben ein
trntzig und — verzagtes Ding) unwillkürlich eine Bangigkeit und Sehen
vor dem Kampfe gerade mit diesem Gegner in ihm auf.'* Gott behüte
den Dichter vor einem solchen * Herausnehmen dessen was in der
Stelle liegt'! denn diese Deutung verkehrt gerade den olTen vorliegen-
den Sinn. Es ist gar nicht davon die Rede, dasz llektor, ehe er zu der
Stelle kommt wo Aias sich beflndet, ^mancherlei andere Kriegsarbeit' zn
than hat; vielmehr kann nach dem ganzen Znsammenhang der ofukoc,
wohin er über das blutige Schlachtfeld V. 537 kommt, in welchen er
sprengt nnd eine böse Verwirrung anrichtet, nur der Punkt sein, wo
Tgmg iQlpovtai ixifii^^ Znitoi, Sh xal uvxoL^ Aucg da kXovIh Tsla-
fidviog (V. 525 f.), d. h. wo die Troer von Aias in Verwirrung ge-
bracht werden. Wie könnte er da den Aias lassen? Ja sollte man
nicht glauben, Aias selbst müsse sich gegen ihn wenden? Hektor,
dem Zeus Sieg versprochen, kann anmöglich vor diesem zurückwei-
chen. Des verzagte Ding, welches Hiecke dem Hektor in die Brost
setzt, ist gerade kein Heldenherz: wie Homer sich ansdnlckt, wenn
ein Schrecken den Helden befällt-, hfitte ihm gleich V. 544 zeigen kön-
nen; Zeas ist es dann, welcher die ausdrücklich erwähnte Furcht ein-
flöszt, oder was die Furcht erregt, wird sonst lebhaft hervorgehoben,
wie in der herlichen Stelle, wo Hektor vor dem fnrcbtbar ihm ent-
gegentretenden Achilleus Hiebt (X J31 IT.)- Unser akiuve ^i^tn^ ^^^^
bei Homer einzig da. Man bcf^reift überhaapt nicht, wozu der Dichter
diese ganze Darstelluntr eingefügt haben sollte, dasz Hektor an eine
andere Stelle des Kampfes geeilt, wo er in der Hauptsache doch nicht«
ändert; denn dasz die Troer ^durch die einschüchternde Nähe des Ai«^
in den entschiedensten Nachteil gesetzt worden, und die Ankunft des
llektor gerade darin eine Veränderung hervorbringe, ist eine Idosia
Grille. Ja es widerstrebt »^eradezu allem vorhergehenden, wenn m
H. DflnUer: die InterpalalicHMB bü eüflM Bache der llias. 857
onsern Versen Aias niefat allein, aoodern in der Miite anderer Aobaeer
kämpfen soll. Freilich rofl Hiecke ans (S. 19): *wo könnte denn Aias
so furchtbar wüien, wenn er wirklich so mullerseelenallein sich in-
mitten der (soll heiszen vor den) zahlreichsten Feindesschaaren be-
finde?' Aber weisz er denn nicht dasz des £pos gerade die Kraft der
Helden ins wunderbare erhöht, dasz diese durchaus nicht nach ge-
wöhnlichem Masze gemessen werden darf? * Die homerische Crzah*
lang' bemerkt treffend Welcker in der viel zu wenig bekannten Ab-
handlung aber die Lage des homerischen Ilion (kleine Schriften II S.
LXXXIIl) 'erreicht durch die Genauigkeit, Wahrheit und Wahrschein-
lichkeit, die sie im allgemeinen befolgt, den Vorteil, dasz sie den tbeil-
nehmenden Zuhörer um so leichter tauscht, wo sie über das Wirkliche
und Mögliche hinausschreitet, entweder um durch eine anziehende Si-
tuation zu gefallen oder um durch das Gewaltige und Ungeheure Stau*
neu zu erregen.' Nicht bloss im homerischen Epos, sondern in aller
Volksdichtung nehmen es die Helden mit einer Unmasse von Feinden
auf. Wann werden wir denn einmal lernen die homerischen Gedichte
nach der ihnen eigenthamlichen Anschauung statt nach modernen Be-
grifTen zu verstehen? Mit welcher abermenschlichen Kraft sehen wir
in unserm Buche Agamemnon und Hektor kämpfen! Der letztere töd*
tet hintereinander neun Führer der Achaeer und darauf einen groszen
Theil des Volkes (V. 301 IT.). Schade dasz man ihm dabei nicht anch
einige Adjutanten beigeben kann. Odysaeus und Diomedes machen
V. 312 ff. allein auf der Flucht Halt; von einer Begleitung derselben
kann nicht die Rede sein , ja alles folgende widerspricht ihr geradezu.
Sie allein tödten zuerst den Thymbraeos und Molion und dann viele
andere der sie verfolgenden Troer (V. 320 ff.)- Obgleich sie allein
sind, halten sie doch dem mit seiner Schar heraneilenden Hektor Stand
(V. 343 ff.). Als Diomedes verwundet sich entfernt hat, ist Odysseus
ganz allein (V. 401. 406. 467); wären nur ein paar Gefährten bei ihm
gewesen, so müste die ganze Entwicklung eine durchaus andere sein.
Aber obgleich er allein steht gegen die anrackenden Scharen der
Troer, tödtel er doch hintereinander sechs Troer, von denen einer ihn
verwundet; kein anderer wagt ihm zu nahen als dieser, der den Tod
seines Bruders an ihm rächen musz. Ihm zu Hfilfe eilen Aias und Me-
nelaos, und zwar ohne alle Begleitung (V. 472); als Menelaos mit
Odysseus sich entfernt hat, ist Aias ganz^allein ; e^ tödtet hintereinan-
der fünf Troer und richtet dann weitere Verheerungen unter den Pfer-
den und Männern an. Demnach können in seiner Nähe gar keine an-
dern Achaeer gedacht werden, und wenn V. 537 ff. wirklieh die Sache
so dargestellt wird, dasz Aias von andern Achaeern begleitet gewesen,
so würde dieser Umstand allein hinreichen die Unechtheit der Stelle
zu beweisen. Auch ist unmittelbar darauf Aias offenbar wieder ganz
allein den Troern gegenüber,' wie oben Odysseus (V. 414 ff.), und
w^onn er später wieder eine Schar von Achaeern um sich hat und zu-
letzt sich zurückzieht zur Schar der Gefährten, so scheidet sich anch
diese Stelle als offenbare Interpolation aus.
57»
858 H. Dantser: die iDterpoltCioMB im eilften Boche der Ifias.
Die von dos sIs eingeschoben beieicboete Stelle bietet aber aaeh
sonst manches anstöszige. Zunfichst füllt der anbestimmte Aosdroek
Tq^q OQivofjiivovg aaf, den man nothwendig aof die zuletzt genannten
Troer beziehen mosz, nicht auf die von Aias in Verwirrung gebrachtea,
deren vorher Erwähnung geschehen. Der homerische Dichter wQrde
sich bestimmter ansgedröckt haben, wie er auch wol statt des ein-
fachen voTjOSy da es sich von einem Bemerken in der Ferne handelt,
ogv votfis (£ 680 O 91. 153 >i 343 O 649) gebraucht hatte. Statt die
Situation Hektors, den wir im harten Kampfe mit den Achaeern ver-
•lassen, nfiher zn bezeichnen, hören wir nur dasz Kebriones neben ihm
stehe (wir müssen hinzudenken auf seinem Wagen). Wenigstens bitte
die Zurückdrängung und Verfolgung der Achaeer, die wir nach V. dOi
erwarten, angedeutet sein mQssen; aber der Kampf scheint noch kei-
neswegs der Entscheidung nahe (Kebriones sagt nur dasz sie mit den
Danaern kämpfen), und wir sehen gar nicht wie sie an dieser Stelle
die Schlacht verlassen können, welche hier weniger bedeutend als bei
Aias gedacht wird. 4)ies steht aber, wie schon Lachmann und naeh
ihm Bibbeck bemerkt hat, in entschiedenem Widerspruch mit oben
V. 499 f. Wenn es oben hiesz : r^ ^a fiakiaxa avögäv ntvcxB xcrpi^va,
ßoii d' äaßiaxog oQtiQny so konnte unmöglich derselbe Dichter voa
dem andern Theile der Schlacht im Gegensatze zu diesem sagen: ly*
^ fidkiaxa CnnrJBg xef^ol ts xax^ lgt6a TtQoßaXovreg alli^Xovg oli-
xovcr», ßoii d' äaßiatog o^mgev. Wie beide Stellen miteinander beste-
hen können, hat Hiecke gar nicht zu zeigen gesucht und somit eineo
gewichtigen Grund zn meiner Annahme der Interpolation ganz oabe-
achtet gelassen. Lachmann warf die frühere Stelle ans; gerade da-
durch dasz ich die andere verwarf glaubte ich Lachnianns gaasem
Aufbau seines zehnten Liedes seine Stütze zn nehmen. Hiecke hllte
sich nicht hier, wie auch sonst, die Sache so gar leicht machen sollen.
Wenn an demselben Theile der Schlacht, von welchem es früher heiszt,
die Troer würden von Aias arg mitgenommen (V. 523 IF.), gleich dar-
auf ^Fuszvolk und Reisige einander tödten' (auch das zweideutige des
Ausdrucks fällt auf), so ^teht dies nicht im besten Einverständnis.
Dasz des Aias gewaltiger Schild als Kennzeichen des Aias angeführt
wird (V. 527), dürfte auch nicht der homerischen Weise entsprechen.
Auffallen musz ferner V. 533 (itxi Tgüktg %al ^Axttiovg^ da ja Hektor
und Kebriones auch bben vom Kampfe der Troer und Achaeer herkom-
men. Richtig steht der Vers P 458. Eigen sind die Ausdrücke %a%iiv
iffiSa TC^alovreg (V. 529) in der Bedeutung ^bösen Kampf beginnend',
wo man etwa scQOfpigovug erwartete, nXriyijg aioweg (V. 532) *den
Schlag empfindend' und x<it^ro öovQog (V. 539) *er liesz ab vom Speer-
wurP, mit dem eigenthümlieh für ov gebrauchten (liwv^a; auch die
fuiatt^ XiyvQTj (V. 532) kennt Homer nicht. V. 534 — 537 sind ws
T 499 ff., V. 540 f. aus A 264 f. heruber'genommen, auch manches ein-
zelne benutzt, wie bei V. 531 ^ 280 (P 624), bei V. 538 f. ^ 52 f.
Dnrch Machaons Verwnndiing sind die Achaeer an der Stelle wo
Hektor kämpft des besten Helden beraubt, so dasz sie hier zurück-
H« Dflakser: die loterpolatioBtto im eilflen Bache der Iüm. 859
weichen roOssen. Dem Aias, der an der andern Seite der Schlacht
noch Widerstand leistet, flöszt jetzt Zeus selbst Furcht ein, so dasa
er langsam sich zurückzuziehen beginnt. Wie uauiutig er sich ent*
fernt, wird durch ein treffendes Bild beaeichnet, woran sich ein an-
deres anschlieszt, welches hervorhebt, wie wenig die den Aias ver-
folgenden Troer trotz ihrer UebermaAt ihm anhaben können. Aber
unmittelbar darauf beginnt wieder eine gröszere bis zu V. 596 rei-
chende Interpolation. Keiner der Erklärer hat bisher einen verständi-
gen Fortschritt und eine zutreffende Verbindung in V. ö66*-ö74 nach-'
weisen können. Freilich (ritt Bäumlein (Z. f. d. AW. iSöO S. 161) mil
einem aolchen Anschein auf; aber wenn er bemerkt: 'niemandem kann
entgehen dasz 566 ff. vollkommen die mit 546 begonnene Soene fort-
setzt, dasz dem &rjQl ioixag ivtQonah^oiASvog, oUfov yow yavvog
afielßdjv ganz das akXoie (ihv ^nvr^aßneto &<yvQi6og aXxijg . . ozi 6h
Tf^amdaniTO q)Bvyeiv xrA. entspricht, und dasz das Gleichnis 556 ff. mit
seiner Anwendung 563 — 565 in 571 ff., namentlich 566 in 572 wieder
aufgenommen ist', so zeigt gerade diese wunderliche Vertheidigung
das mislicbe der Sache. Wie wäre denn ein Aufnehmen zunächst des
einen, dann des andern Gleichnisses ein verstandiger Fortschritt?
Aber Baumlein bat auch V. 647 mis verstanden, wenn er der allgemei-
nen Deutung folgend erklirt, diesem entspreche ganz unten V. 564.
ivxQOTiah^ofUvog versieht man ganz irrig von häufigem Umwenden ; an
allen Stellen (Z 496 P 109 <Z> 492. Apoll. Argon. U\ 1222. 1337) wird
es von der halben Wendung gebraucht, wo man den Blick immer dem
Orte zugewendet hält, von dem man sich entfernt. Nur auf diese
Weise erklärt sich unter anderem, wie es von Menelaos P J14 (nach
ivxQOTtciXiiofievog V. 109) ^6zot0TQ£q>^£Cg heiszen kann. ^^) Aias weicht
in halber Wendung, indem er den Blick immer auf die Troer hinter
ihm gerichtet hat, langsam Fusz vor Fusz setzend; mit dem linken
Arme hält er ihnen den Schild entgegen, auf den diese immerfort
ihre Speere schlendern. Dasz er sich zuweilen wieder ermanne und
auf die Troer losgehe, um dann wieder zu fliehen (V. 566 — 568), ist
ein ganz neuer, nach dem langsamen Zurückweichen kaum zu er-
wartender Zug. Wenn es nun darauf heiszt, alle (Troer) habe er so
abgehalten nach den Schilfen zu gehen, so ist hier schon der Aus-
druck dunkel und malt; das unhomerische odmtv") von den nach
den Schiffen stürmenden Troern zu gebrauchen ist ganz nngeachiekt ;
14) Mit Recht bemerkt Lobeck Pathol. prol. 103, die Endung -tj^ia
gebe den Zeitwörtern keine frequentative Bedeutung. Und so findet sich
diese auch nicht in fisxcitQOnaXiStad-at T 1\K). Von dem Umwenden
des ganzen Körpers braucht Homer weder iptginco noch fisrar^fVco, die
er nnr in übertragenem Sinne hat; bloss A 199 deutet letsteres auf das
Umwenden des GeRichts« fjtftatQOitaliieü^ai ist ihm das völlige Um-
wenden, ivzQOTcaUtsad'at die erste Drehung, die halbe Wendung des
Körpers. Von üTQfifJto wird (tszttöXQifpo ftai in ähnlichem Sinne gebraucht,
aber nicht ivaxQStpofiai ^ das in ganz anderer Bedeutung erscheint.
15) Homer kennt kein von odog oder Zosammensetaungen des Wortes
abgeleitetes Verbum. Jetzt sehe ich dasz Bekker V. 558—574 ausgeworfen.
860 H. DAntser: die Intefpolitionen im eilfleo Bache jder Iüm.
weniger Gewicht ist daraof ca legen , dass nQohgyB nar hier sich fio-
det, obgleich man nach sonstigem Gebrauche (P 11 H bb P 75*2) 0vV*
%avxa^ d' aviiQye erwartete : vgl. PlbOAtavxB fi^xriv ivkqyov onlcaa
Tgmmv, Andere erklfiren nQoii(^B *er sdhatzle alle Achaeer'; aber
diese Bedeatung kann das Wort onmöglich haben, und der Vers wurde
dadurch im Zusammenhange Ach seltsamer. Haben wir zutettt den
Aias bald vordringend bald weitfhend gesehen, so zeigen ihn gar V.
570 — 574 unerschrocken zwischen den Achaeern und Troern, ohoe
einen Gedanken an Flucht trotz der auf ihn los werfenden Troer; denn
anders kann doch dvve *er starmte, eilte' (vgl. B 446 £ 87. 96 ^ 624
A 73. 188. 203. 342 T 412. 493) nicht verstanden werden , da ja keine
Andeutung der Flucht urtd des Umwendens eich findet. Das Werfen
der Speere nach Aias (V. 565) kehrt hier wieder ; die Verse sind ans
O 314 IT., wo aber statt tot 6h öovQa viel treffender nokla Sh dwQa
Yorantritt und wir statt akka {ihv iv öccKe'i (isyaXa ndysv oq^va n^c-
atD lesen ikka fiiv iv xQot ni^y wt* aQrft^oiov ai^tiiBv, wozu das wei-
ter folgende , von unserm Interpolator beibehaltene nagog XQoa ksvxov
inavQeiv den entschiedensten Gegensatz bildet. Welche von beiden
Stellen die ursprQngliche und welche die nachgemachte sei, darüber
kann nicht der geringste Zweifel obwalten. Die Unecbtheit von V. 570
— ^574 ergibt sich aber schon daraus dasz hier eine gröszere Schar
Achaeer bei Aias gedacht wird , welcher nach unserer obigen Dar-
legong ganz allein den Troern Widerstand leistet.
Derselbe Grund wflrde schon allein hinreichen auch die folgende
Stelle von dem Auftreten und der Verwundung des Enrypylos and
dem Rackzug des Aias in die Reihen der Geffihrten (V. 575—596) Tür
eingeschoben zu erklfiren. Aber die ganze Darstellnng ist wunderlieh.
Enrypylos soll den Aias allein gesehen haben, wihrend die andern
Achaeer mit zugewandtem Rflcken fliehen; denn dieser ruft ihnen sa:
Cvfjft^ ikekix^ivtsg; aber es ist vorher mit keinem Worte gesagt, dass
die Qbrigen Achaeer sich zur Flucht gewandt, noch hören wir spiter
dasz sie sich wirklich umgedreht haben, sondern nur of öh nag' avxov
nkffiioi ((StTfictv, Und wie kommt es dasz Eurypylos, statt dem Aias
den Rackzug sn decken , ohne Noth einen der Troer erlegt and non
gar, ala ob er es darauf anlege sich verwunden zu lassen, inmitten der
schrecklichsten Gefahr die Leiche der Waffen beraubt? Weder der
Zustand des Aias ^^) noch der des Enrypylos ist klar bezeichnet; von
letzterm heiszt es nur, er sei an des Aias Seite getreten. V. 577—579
sind aus P347 ff., wo nur ftoA^ iyyvg statt itaq* ctvxov und statt Iff-
nu^ldrjy OccvatdSriv, Schon Lachmann hat (S. 77) auf den merkwfir-
digen Umstand aufmerksam gemacht, dasz an beiden Stellen der Name
des verwundeten derselbe ist (die sehr schwach bewahrte Ltstri
ji(iv^aova P 348 kann nicht in Betracht kommen), nur dasz der Name
der Vfiter wechselt, wie umgekehrt iV 411 f., wo zwei dieser Verse
16) ßiatofupov ßeXiewi9 nach O 727 H 102 ; aber nvMVOici sUtt
nokküCci dürfte nicht homeriseh sein.
II. Dfiatzer: die InterpolatioAen im eilften Buche der Ilias. 861
•
wiederkehren, der Name des verwandeien verschieden, ober der des
Wniers IjtTcaaog beibehalten ist. Jene beiden Stellen sind echt, und
kann ts im Grunde nicht so sehr aufTallen, dasz uiüer den Achaeeru
(denn, was Lacbmaun nicht bemerkt hat, in Buch iV ist von einem
Achaeer die Rede) und unter den Troern Söhne zweier ganz verschie-
dener -Innaaog sind (zwei Söhne eines 'Innaaog auf troischer Seite
finden wir auch A 426 CT.); dagegen ist unsere Stelle aus Buch P
heriibergenommen , wo sie viel passender steht, da Lykomedes dort
den Tod seines tiefahrten rächen will. 'Wie aber, wenn P 348 ur-
s*prüoglich auch xai ßaks Oavöuiöriv ^Anufdova stand, und etwa Ze-
nodot oder die Anordner unserer Ilias (PavHiaSrfv nach iV 411 in 'Ift-
juialörjv änderten, um den Widerspruch, dasz derselbe Mann an zwei
verschiedenen Stellen der Ilias füllt, zu beben? Finden wir ja zwei
ganz ähnliche Falle in unserer Ilias. iV643IT. fallt Har'palion, der Sohn
des Pylaemenes; der Vater desselben wird V. 658 f. noch als lebend
bezeichnet, wahrend £576 ff. Menelaos diesen getödtet hat. Aristophanes
wollte V. 658f. streichen, während ZenodotV.645£vAaifi£V£og schrieb.
P306 ff. erlegt Heklor 2%iölov^ (isya&vfiov lq>ixov viov^ 0m%i^oiv 0%^
aQicrov^ dagegen erschlägt er in einer eingeschobenen Stelle O 515
2%t6iov^ Dsgifiriöeog viov^ igjipv Ofonr^uiv. Statt Otonriünv schrieben
einige ^A^valtav^ offenbar um den Widerspruch zu entfernen. Wenn
an jenen beiden Stellen die Aenderung nicht durchdrang, so könnte
diese P 348 erfolgreicher gewesen sein. So würde der von Laohmann
hervorgehobene seltsame Fall seine ganz natürliche Erklärung finden,
zugleich aber die Interpolation der Stelle von Eurypylos um so offener
zu Tage Uegen. Der Name des Vaters Phausias klingt an keinen grie-
chischen an, was aber nichtHiuffallen darf, da bei dem des Sohnes
Apisaon* derselbe Fall eintritt; sonst könnte man an Av^ludip^ (vgl.
uvciog) denken.
Verfolgen wir die Interpolation von Eurypylos weiter, so tritt
hier znm drittenmal in unserm Buche Paris als Verwunder hervor, was
freilich nicht so hoch anzuschlagen ist, wie Lachmann wollte. Fallt
unsere Stelle weg, so finden wir Paris nur an zwei Stellen des Schlacht-
feldes,, einmal wo er den Diomedes verwundet, dann aaf der linken
Seite der Schlacht, wo Machaon ficht, beidemal in Hektors Nähe. Eigen
ist V. 582 f. zQ^ov eIiuxo statt xolov zixaivixo (A 370); bei Homer
findet sich wol ro^ov tv^xw avikauv {A 375 JV 583) ^ viVQa ?k7uiv
{A 122), aber nicht in der Bedeutung des Spannens des Bogens auf
einen hin to^ov sixec&ai. 66val^ steht nur hier in dieser Bedeutung;
die Wiederholung des (irigov ist nicht ohne Anstosz, auch dasz des
Schmerzes des Schenkels erst nach dem Abbrechen gedacht ist. V. 584
allein auszuscheiden geht doch nicht wol an: vgl. E 660 ff. V. 585 —
587 kommen mehrfach bei Homer vor, freilich nie der erste mit den
beiden folgenden verbunden: vgl. F &2 A 275 f. tff^' iXahx^ivzeg ist
dem Interpolator eigen, der sich des ilelix^fi^ ikiUxj^rfiav^ iUXvnj&Bv
erinnerte , das i^ivvm. vrikelg rjiiaQ ans P 511 herübergenommen (vgl.
^ 484 iV 514 O 375 P6I5), nicht sehr geschickt, da der Dativ Atavxt
862 H. Dftolx«r: die loterpolatioMii im eilftcn Boehe der Uias.
(sonst Rndet sich fiberliaapt kein Dativ in dieser Redeweise) %n spik
nachkommt. Bei V. 599 ff. schwebt ausser dem bekannten VersscUnn
ovdi S q)qiii £ 307 f. vor: g>ev^oiMu ix nolifu>io dvarnhg^ alXii ftctl'
avtiiv öTTiaofiai^ aber gar wanderüch ist damit ap^q)* Autvra (Uyv¥^
TelafMoviov viov (vgl. A &6S P 115) verbunden (die Wiederbolnng
des Namens des Aias ist störend): sehr sollen sie sich entgegenstellen
um den Aias. AuCTallond genug werden wir V. 592 daran erinnert,
dasK Eurypylos verwundet ist, und die Beschreibung, wie die Achaeer
dem Aias su Hälfe geeilt, ifit nichts weniger als bezeichnend; höreo
wir ja nicht einmal, wie wir schon oben bemerkt, dasa sie sich um-
gewandt. Sie traten nahe an ihn heran, indem sie die Schilde vor
sich und die Speere in die Höhe hielten, nnd Aias kam ihnen entgegen.
Hier schweben vor iV 487 f. of d' aga vtavrsg Sva ^peoi Ovfiov i%ov-
reg nkriaioi lavriaavj adxe^ äfioiCiv %UvavT€g^ O 297 f. atiiofuv . .
öavQot^ avciaxoiuvoi (vgl. P233 f. oi d' i^g Javaäv ßqUsavztg ißti-
öav dovgcn avccaxofiBvoi) nnd A 219 ^Ayafiifivovog ivxlog i/IOfv,
wenn nicht etwa Y. 594 die andere Lesart x^v 61 c%(tdov fjlkvd^tv nr-
sprflttglicher sein sollte, wo man an jV402 fiaAa ax^iov '^AvOev 'ido-
fuviiog denken könnte. Vergleichen wir i^487 f., so ergibt sich wie
annöthig das te«^' avxov ist; trotz dieses »ap' crvrov, welches deut-
lich zeigt dass sie schon dem Aias sich zur Seite gestellt, kommt die-
ser erst V. 593 ihnen entgegen und wendet sich um (er musz also deo
Troern den Rücken zugekehrt haben), als er zu ihnen gelangt ist. Die
Erwähnung der in die Höhe gehaltenen Speere fehlt in der Parallel-
steile, llszt sich indessen dadurch vertheidigen, dasz die Achaeer dro-
hend den Troern gegenaberstanden. V. 595 findet sich O ^91 P il^
V. 596 iV 673 ^ 1 (vgl. P 366. 424). Difk* letztere Vers scheint oor ds
an der Stelle zu sein, wo von 6inem hitzigen gegenseitigen* Kampfe
die Rede ist, was an unserer Stelle nicht der Fall. Schwerlich dürfte er
ursprünglich £ 1 gestanden haben, wo wir ihn leicht entbehren ; P 424,
wo blosz der Anfang des Verses sich findet, gehörl einer Interpolatioo ao.
Vortrefflich schlieszt sich V. 597 (iVitfropa d' i% noXiitoM tpigov
NflXi^wi ÜTtTtoi) an V. 565 an. Nachdem uns der Dichter geschildert,
wie Aias sich halbgewendet. Schritt vor Schritt, von den verfolgendes
Troern hart bedringt, zurückzieht, wie das Weichen der Achaeer vor
Hektor vorher (V. 504) angedeutet ist, führt er uns zu Nestor turflck,
nm die Sendung des Patroklos einzuleiten, deren Bedeutsamkeit er mit
den Wortdn hervorhebt : naxov i* aga oi niksv igxj* Achilieos steht
auf seinem Schiffe, wo er der Wendung der Schlacht zuschaut. Scbos
hat er Agamemnon, Diomedes und Odysseus verwundet aus der Scblacbl
zurückkehren sehen; nun kommt auch Nestor rasch mit einem offenbar
auch verwundeten, den aber Acbilleus nicht erkannt hat,- weshalb er
den Patroklos ruft, damit dieser zu Nestor eile und erkunde, wer sr
sei. Der Dichter bedarf einer Handhabe, um den Patroklos zur Büle
an Acbilleus zu veranlassen, er möge doch ihn in den Kampf seodeo;
deshalb musz er zu Nestor, der ihm die Noth der Achaeer driflge"°
ans Herz legt, und zwar musz Aohilleus selbst ihn zu Nestor seadeo.
H. Dflnlter: die Interpoladoaeo im ei|Aeii Boche der llias. 863
Hienu bennUt der Diohler d^ Aetheil welchen dieser an der Schlacht
nimnt, deren unglückliche Wendung ihn die baldige Erfallung seines
Wansches hoffen lasxt; da er nemlich einen der aus der Schlacht rer-
wandet heimkehrenden Heiden nicht erkannt hat, wflnscht er zu er-
fahren, wer denn dieser sei. Dasz er in ihm den Machaon erkannt zu
haben glaube, und weshalb er ihn nicht genau gesehen (V. 613 — 61ö),
ist ein dnrchaus onn&thiger Zusatz, welchen wir dem Interpolator ver-
danken, der auch hier wieder den Arzt hineinbringen wollte. Nicht
etwa weil er den Machaon als Arzt für besonders wichlig hielte, son«
dem um seine Neugierde zu befriedigen , entsendet er den Patroklos.
Die Verse scheiden sich leicht aus. Das TmEOi (is nc((fiii^ctv ist niehl
richtig; Achillens schaute den Nestor in der Ferne, da diesen sein
Weg nicht am ZeU.e des Achilleus (dieser selbst stand weiter ab, anf
dem Schiffe) vorbeifuhr le. In der Milte lagen die Schilfe des Odysseus,
an dem einen Ende die der beiden Aias, am andern die des Achilleoa
(A 5 ff.)* I^asz die Schiffe des Nestor zwischen denen des Odysseos
ond der beiden Aias lagen, ergibt sich daraus dasz Palroklos, als er
von Nestor zurüekeilt, an den Schiffen des Odysseos vorbeikommt
(yi 806). Das Thor das Hektor sprengt und das wir für das einzige
halten müssen (M 175 — 181 hat man mit Recht längst verworfen), liegt
in der Mitte der Schiffe; denn in der Blitte der Sohitfe kimpft Hektor
nach N 312 mit Aias, und wir hören iV679, dasz er noch dort stand,
y xa nQfotcc ftvkag xal xBlxog iöäXro^ wahrend vrimy in agiarsgi
(V. 676), was gleichbedeutend ist mit iic^ agiöuga örQaxov (V. 326),
Idomeneus und Meriones die Troer bedringen.'') Als Nestor durch
das in der Mitte der Schiffe befindliche Thor kommt, sieht ihn Achil-
leus, jener aber fahrt nach der' dem Achilleus entgegengesetzten Seite
des Laders. Patroklos gedenkt auch unten V. 650 blosz der Frage
ov xivu xovxov aysig ßsßkrjfiipov. '^) Vorher hat Bekker mit Recht
V. 605 — 607 gestrichen , wie TCQoaiBine zeigt, das eine frühere Frage
des Patroklos ausschlieszt.
17) Schon Lachmann hat- bemerkt, dasz mit der sonstigen Vor-
stellung die Verlegung des Thores auf die linke Seite M 118 f. in Wi-
derspruch steht, aber die Verse gehören einer grossem, von uns früher
nachgewiesenen Interpolation an. Auffallen musz es, wie Lacbmann
fibersehen konnte dasz N 681 — 684 unecht seien, da die Schiffe des
Aias ja an dem einen Ende, nicht in der Mitte liegen. Schon Heyne
hat sie mit der folgenden , mit Recht auch von andern verworfenen
Stelle 685 — 700 angezweifelt. Wahrscheinlich wollte sich ein Rhapsode
mifV. 680 — 684 den Uebergang zu der Erwähnung der Athener machen.
Heynes Meinung« die Verse seien aus Lappen verschiedener Rhapsoden
zusammengeflickt , ist unhaltbar ; freilich ist die Verbindung sprachlich
holperig genug, aber man erkennt die Absicht des Rhapsoden, hier die
Athener nebst benachbarten Völkern einzufügen. 18) ßaXXeiv kann
hier offenbar nur die allgemeine Bedeutung des Treffens haben, obgleich
es der eigentliche Ausdrnek vom Verwunden mit dem Pfeile ist; oder
sollen wir etwa annehmen^ Achillens habe den Pfeil noch in der Schulter
des Machaon gesehen? So steht ^iletv auch sonst vom Treffen des
Speeres: vgl. T 356 J 480. 499 £ 73 i7 465 f. Auch tvnznv und
866 H. Dflatter: di« Interpolationen im eilften Bocbo der Ilias.
avÖQaa^v (iV 461 11 5^7) iat jedenralls mit Ibv an verbinden. Sehr
acliwach erscheint der Schiusz aviag ^Axtkltifg * * oXtitcu^ wobei
i731 f. vorschwebte. Uebrigons scheint unsere Interpolaiion selbst
eine solche später erlitten zu haben. V. 705 hat man langst als onge-
b6rig und nach i 42. 549 eingeschoben betrachtet, weil hier nach den
vorhergehenden von keiner gleichen Theilong die Bede sein könne.
Hierbei hat man ganz unbeachtet gelassen, dasz der Widerspruch da-
durch keineswegs beseitigt wird. V. 685 ff. heiszt es, die Herolde
hätten diejenigen Pylier zusammengerufen, welche von dem Ranbza^
der Eleier Schaden erlitten, und diese (sie heiszen hier IIvUnov tf^ff
tOQsg avÖQig) hätten getheilt. Sonderbar ist es nun, dasz V. 696 anf
die Theilung zurückkommt und hier des Antheils gedacht wird, des
Nelens sich (doch als Fürst wol zuerst^ davon genommen (zuerst wird
er genau , dann V. 704 unbestimmt durch aansza TtokXd bezeichnet),
worauf es heiszt, das übrige habe er dem Volke zu gleicher Theilong
gelassen, wobei völlig vergessen ist, dasz bei der oben angedeuleleo
Theilung eine nach dem Schaden berechnete zu denken ist und das
ganze Volk keineswegs zur Theilung zugelassen wurde, welche aar
^ytixoifag uvdQag betraf. Und wollte man auch iiyijroQBg avdgsg als eioe
ehrenvolle Bezeichnung der Pylier im Gegensatz zu den 'HXeioi ayi^oto^-
vai ansehen, eine Theilung unter das ganze Volk stimmte nicht zum frfi-
hern. Der Widerspruch schwindet, wenn man V. 6ä8~705 als Einschieb-
sel eines spätem Rhapsoden betrachtet, welcher die von Herakles über
die Pylier gebrachte Schwache als Veranlassung des Raubzuges der Eleier
angeben wollte. Friedländer (Philoiogns IV 581 f) will auch in der Er-
zählung von dem Jugendsiege Nestors eine doppelte Recension erkeane«.
Nestor will den PaAoklos an dasjenige erinnern, was seio Vater
beim Scheiden ihm aufgetragen, und ist es der Natur des Alten ganz
gemäss, wenn er sich, ehe er hierzu kommt, in einer nlihern Beschrei-
bung des Angenblicks ergeht, wo Menoetios in seiner und des Odys-
seus Gegenwart ihm dringend an das Herz gelegt hat . dem Achilleus
rathend zur Seite zu stehen. Schon Anstoplinnes und Aristarch, denen
Heyne und Lachmann zustimmen, wollten hier V.767 — 785 als spälerei;
Einschiebsel auswerfen, aber ein irgend gewichtiger Grund gegen die
Echtheit der Stelle liegt gar nicht vor. Die Alten haben sich beson-
ders auf den Widerspruch unserer Stelle mit 1 253—259 berufen; aber
der Gesang von der Gesandtschaft ist später als der gröste Theil der
Ilias, und der Dichter desselben bat unserie Stelle auf freie Weise be-
nutzt. Wenn sie weiter daran Anstosz nahmen, dasz V. 777 f. der jnnge
Achilleus, nicht Polens, wie man erwarten müsse, den Fremden ent-
gegengehe, so übersehen sie dasz Achilleus diese zuerst erblickt n»
Peleus das Opfer, womit er beschäftigt ist, gar nicht verlassen kann.
Bei Menelaos (d 22 ff.) führt Eteoneus die Gäste herein, bei Nestor
(y 34) treten alle anwesenden den ankommenden entgegen. Auch be-
kümmere sich später, bemerkten sie, Peleus gar nicht nm die Fremden.
Als ob der Dichter jeden einzelnen Zug berühren müste, and data u
einer überhaupt kurz gehaltenen Erzählung. Endlich fanden sie ac9
H« Dilateer : die Inlerpolationen in eilflen Bache der Ilias. 867
Ansdriiek V.781 t}p%ov iym ^v'&oio, aeltvenv Vfifi* Sit* tniö^at schwach
und gewöhnlich ; aber vfi(A offt' htea^ai ist bezeichnend genng, da der
Zweck der Sendung vorher in V. 770 Xciov ayelgovreg xor' A%ttU6a
mvhoßoxnqav bestimmt angegeben ist. Gegen den Anftrag, den
Menoetios darauf dem Patroktos gibt, könnte man anfahren dass J 252
ff 438 iT. Phoenix, nicht Patroklos dem Achilleos beigegeben wird;
aber, wie bemerkt, Boch 1 ist spfitern Ursprungs, wie das ganze dort
angenommene i)nge Verhältnis des Phoenix zn Achilleas. Behalten wir
die Verse bei , so tritt trefTend die Entlassung des Achilleus in den
Mittelpunkt der Hede, and das was Achilleus nie Tergesseo darf wird
als dringender Wunsch des alten Vaters hervorgehoben.
Im weitem Verlauf der Rede des Nestor wollte Zenodot V. 794 f.
answerfen; aber abgesehen davon dasz dann iXka öi nsQ nQohto sich
nicht wol anschlieszt") , scheinen die Verse anentbehrlich, insofern
Nestor hier einen möglichen Einwurf zu einem andern Vorschlag be-
nnlzl. Auch kann unmöglich Patroklos, wenn er die folgenden Verse
J7 38 ff. wiederholt, V. 36 f. daselbst aus sich vorgesetzt haben, und
die Verse dort für unecht zu erkliren verbietet entschieden die Erwi-
derung des Achilleas (77 50 f.)« Freilich haben Heyne, Lachmann u. a.
unsere ganze Stelle V. 794 — 803 tilgen wollen als ungeschickt aus
n 36 ff. eingeflickt , aber sie ist durchaus nicht zu entbehren. Heyne
bemerkt : *vix bene hoc consllium Nestori iam tum in animum Inducere
poela potuit, ut Patroclns armis Aohillis indutus lerreret Troianos:
hoc potius ex ipsa re, nee praevisum, evenire debnit. saltem poeta
sie melius suae causae consnluisset.' Aber musz nicht der weise
Nestor alle möglichen Pille ins Auge fassen, und von wem könnte der
kluge Anschlag, den Patroklos in den Waffen des Achilleus zu ent-
senden, anders ausgehen als vom weisen Pylier, ov nal ngoc^tv aglinri
g>ctlvsTO ßovXii (^ ^^ ^ 9^; ^8:1- ^ 360 ff.)? Hat Nestor V. 664 f. den
Achilleus mitleidslos genannt und V. 790 ff. den Patroklos aufgefordert
durch guteo Rath sein Herz zum Mitleid zu bewegen — denn das ist
doch ^ftov oqIvhv (vgl. z^208 0 403*') — , so musz er sich auch den
Fall denken, dasz vielleicht ein höherer Befehl den Achilleus hindere
sich selbst am Kampf zu betheiligen, nnd er musz ein Mittel ersinnen,
selbst in diesem Falle den Schrecken, den Achilleus den Troern ein-
flöszt, zum Vorteil der Achaeer zu verwenden. In diesem Vorschlage
Nestors liegt zugleich die Anerkennung der ungeheuren Furcht der
Troer vor dem Peliden so bezeichnend angedeutet, dasz Achilleus sich
dadurch geschmeichelt fühlen musz, wie sich dies denn auch in seiner
Erwiderung TI 70 ff. andeutet. Patroklos, ganz von dem UnglOck der
Achaeer bewältigt, könnte auf jenen Aasweg gar nicht kommen, und
22) Vielleicht wollte Zenodot hier nach 77 38 statt &lXa lesen mxtt.
Bekanntlich sind unsere Uebnrlieferungen über Zenodot auoh sonst in
Uhnlicher Weise lückenhaft. Lachroanns Annahme, Zenodot habe seine
Athetese wol bis V. 803 ausgedehnt, ist höchst nnwahrscheinlich.
23) Der Optativ , den man ohne haltbaren Grund bat andern wollen
(vgl. £ 120), bezeichnet die Ungewisheit ohne Hoffnung auf Erfolg.
870 H. DanUer: die Interpolitionen im eilflen Boche der lliai.
wol will and nur, am den Achilleos zn ehren, ihnen Unheil beretlel
Ihm genflg^t es cur Zeit einzag^reifen , damit am £nde das gewOoscbte
Ergebnis sa Tage trete. Dem HekCor verkQndet er dasz er ihm heute
Sieg rerleihen werde, nur nicht persönlich dem Agamemnon gegen*
über; erst wenn dieser, wie er voranssieht, den Kampf verlassen hat,
soll er hervortreten. Kaum hat sich Agamemnon in bitterster Besorg-
nis des geahnten Unheils entrernt, so verleiht Zeus dem Hektor Rabai
(V. 300). Freilich soll anletst keiner der Achaeer dem Hektor gegeo-
aber Stand halten können, aber doch dari dieser nicht sofort ohoe
Jeden Widerstand so den Schiffen dringen; das leidet die Ehre der
Achaeer nicht, denen ja Zeus nicht feindlich ist; aber gerade dieser
Widerstand soll den Aehaeern hedeotenden Abbroch thno ond mehrere
der Haopthelden kampfonfihig machen. Die Wanden sind alle, oa
dies hier eioioschalten, daraaf berechnet, dasz sie nor diesen Zweck
erfallen, wobei der Dichter aof passende Abwechslang Bdcksicbt
nimmt Agamemnon wird an der linken Hand verwundet (der fieber-
hafte Schmerz treibt ihn von dannen), Diomedes an der Sohle dt$
rechten Fuszes, Odysseys an den Kippen, Maohaon an der rechlea
Scholter, Curypylos an der Hüfte, welche nor der Interpolstor als
die rechte' bezeichnet, wihrend der Dichter selbst sie onbestinnt
Uszt. Der anaofhaltsamen Flucht bis zo den Schiffen hin geschieht
nor dnrch Odysseos ond Diomedes Einhalt, welche sich mit Holdeo-
mot den Troern entgegenwerfen und viele anter ihnen tödten, so dass
Hektor selbst sich getrieben fühlt ihnen eotgegenzatreten. Trfife die-
sen hier nicht ein kleiner Unfall, so würde die allgemeine Fluebl so-
gleich entschieden sein, aber die Achaeer sollen sich noch einmal aa/-
raffen; das liegt in der Absicht des Dichters, und auch das Verspre-
chen des Zeos wird dadorch keineswegs beeinirfichtigt , da dieser eia
zeitweiliges Zurückweichen Hektors keineswegs ausgeschlossen, sos-
dem ihm nur rühmlichen Sieg für heute zugesagt hat. So kann deoo
Diomedes dem Hektor mit solcher Gewalt den Speer an den Hein
schleudern, dasz dieser davon erschüttert wird ond einiger Zeit be-
darf am sich zn erholen , worauf er dann an dem andern Tbeile der
Schlacht, wo während Hektors Abwesenheit die gerade dadurch er-
ieicbterten Achaeer wieder so michtig geworden sind, dasz seine
Hülfe Noth thot, sich heldenhaft beiheiligt. Eine * gewisse Ferfidie'
des Göttervaters, die Hieeke (S. 4) hier findet, ist gar nicht vorhao-
den, die * Niederlage' Hektors ist nichts anderes als dass ein starker
Speerwurf des Diomedes ihn auf kurze Zeit betäubt, worin sich doch
nur die Heldenstfirke des Schleuderers zu erkennen gibt, keineswegs
dasz Zeus seines Versprechens uneingedenk w&re. Diomedes ruhsit
sich auch gar nicht (wenn man die störende Interpolation aossoaderl)
dieses Erfolges , der nur den Hektor von hier wegbringt som andern
Tbeile des Schlachtfeldes. So zärtlich besorgt zeigen sich die hooe-
rischen Götter überhaupt nicht um ihre Helden, dasz sie iboeo joden
harten Stosz ersparten. Zeus gedenkt des Hektor sehr wol, ond es ist
dafür gesorgt dasz die llaupthelden bald sich zurückziehen, den Troern
H. DOttUer: die IntorpoÜlioMn in «ilAeii Buche der Ilie». 671
das Feld riomefl maBseo. Paria verwaadet den DianedeB, ao data
dessea Erfolg gegen Hektor bei weileai aafge wogen wird. Zwar be<»
wahrt auch der naa allein an dieser Stelle den Troern gegenflber-
stehende Odysseus seine unerschütterliche Tapferkeit, aber das den
Troern günstige Geschick macht aach den Odysseus kampfunfähig, der
nun durch Aias ersetxt wird. Doch was kann dieser allein aus*
richten, da, wie wir sofort vernehmen, an der linken Seite, wo die
Schlacht noch zwischen den Troero und den Achaeern lange schwankt^
letztere endlich weichen, als der hier sfch als Held hervortbuende Ma-
cbaon gleichfalls von Paris, deV seinem Bruder Hektor hierher gefolgt
ist, verwundet wird? Und nun sendet Zeus auch dem Aias Furcht, so
dssz dieser gezwungen wird sich langsam unter Verfolgung der Troer
zurfickzHziehen. Daran schlieszt sich nun ganz einfach die Sendung
des Patroklos und dessen den ungUcklichen Fortgang der Schlacht
bezeichnende Begegnung mit Eurypylos. Wir haben hier nirgends ein
willkOrlichea Umspringen, sondern alles schlieszt sich naturgemisz
aneinander, so dasz wir ein lebendiges Bild des ganzen Verlaufes der
Handlung erhalten/ Wfthrend Eurypylos von Patroklos geheilt, wird,
dringen die Troer die Acbaeer ganz aus der Ebene 'zurück, so dasz
sie- über den Graben herüber fliehen. Es konnten sich demnach unmit-
telbar an Buch A etwa die Verse anschlieszen: a>^ 6 ^Iv iv mlialrioi
Msvoitlav Skiufiog vtog | lat^ EvqwcvXov ßißXtuiivov' wxiiQ ^A%aiol j
vrivalv inl ylaqwQyatv hlfikivo^ iaxavomvro. Die Einschiebnng des
spilem Unterganges der Mauer machte einige Verftnderungen nöthig.
Offenbar ist ot d' i^a%ov%o ^AqyBun »alTQmg ofuXadov (M 2 f.) nicht
an der Stelle, da die Acbaeer überall zurückweichen, aber ebenso
wenig die ^xtj t' ii/ossi) u (Jl 246) um die Maner, da die Troer erst
Über den Graben setzen müssen. Sein Jihg (laaviyi daiiivxsg nahm
der Interpolator aus N 812.
Hiecke meint am Schlüsse seiner Abhandlung, die unbegründeten
kritischen Anfechtungen brfiohten doch den Vorteil, dasz man durch
aufmerksamere Erwftgung den Werth des flberlieferten um so höher
schätzen lerne. Wir aber glauben dasz eine gewissenhafte , die Ab-
sicht des Dichters vorurteilslos verfolgende Betrachtung der homeri*
sehen Gedichte noch gar vieles schwache, unhaltbare anssöheiden
müsse, um uns die homerische Dichtung in ihrer hohen, durch viele
aufgeflickte Lappen entstellten Schönheit bewundern zu lassen. Möge
Hiecke von seinem Standpunkte aus unsere Aufstellungen widerlegen,
aber mit entschiedenen, auf die Sache eingehenden Gründen und beson-
ders auch mit Beachtung der fast ganz von ihm ausser Acht gelasse-
nen Sprache. Mag er uns immerhin *streichlustig' nennen, wir mögen
nicht halten was nicht zu halten ist, und wir glauben einen ehrlichen
Kampf zu kimpfen, der dem Dichter zu gute kommt. Dasz Hiecke ge-
gen\Lachmann in der Hauptsache Recht habe, geben wir zu, wie wir
denn selbst zu allererst glauben die Ansicht* Lachmanns von zwei im
eilften Buche Zusammengera thenen Liedern, in ihrer Grnndfeste er-
schüttert zu haben ; eher das sollte ihn nicht gegen wirkliche Schwä-
Jfthrb. f. clMt. Philol. Suppl. Bd. HI. Hfl. 6. 58
872 H. Dimtter: die I«terpotili«Mi im «ilflai Bvche der Ilias.
eben rerbleaden nod — Vorsiehl Miot tauner Noib«**) Wenn wir bei iw
faomeriseheD GediehteD Eur AnBibme grosxer loterpoUtioDen greifen,
eo siod wir biersa eben so berechtigt, wie dieselbe in den horHischen
Oden uns etwas völlig nnmöglicbes scheint, da die in Abschriften ver-
breiteten, im Gediebtnis eines gansen Volkes erhaltenen Gedichte
eines beliebten Dichters unmöglich mit solchen massenhaften Biodich-
tnngen umsponnnen werden konnten, wie man nenerdings annehmen
will. Dagegen ist es an sich kaum anders denkbar, als dass die im
Mnnde der Rhapsoden Jahrhunderte lang in Kleinasien und in gau
Griechenland lebenden Lieder sieh mancherlei Verindernngen nnd Ein-
dichtungen gefallen lassen mästen, da jeder Rhapsode seinen Zahörera
tu gefallen suchte nnd die meisten sich nicht wenig darauf eingebil-
det haben werden, durch eigne Eindichtungen sich bervorzotbon,
besonders solche wodurch sie eu wirken hofften , wobei es sie wenig
kflmmerte , ob diese bei genauerer Betrachtung sich dem Ganseo ge-
mäss aeigten. Bei der Art der Ueberlieferung ist es nicht auffallend,
wenn einzelne solcher Eindichtungen sich in weiteren oder engeren
Kreisen Ibrtpflansten. Als die Anordner der homerischen Gedichte an
ihr Werk gieogen, lagen ihnen. ohne Zweifel viele Rhapsodien in mehr-
fachen Exemplaren vor, und es ist mehr als wahrscheinlich, dasE sie
meist den vollslfindige^n, durch Eindichtungen erweiterten denVoriog
gaben , nur d i e Stellen entfernten , die sich beim ersten Blick als an-
vertriglich mit dem Ganzen herausstellten. Auf diese Weise daehten
sich auch die Alten einstimmig die Sache; da sie nemlich von der An-
sicht ausgiengen, die Anordner hätten im ganzen nnd grossen nor die
zu zwei umfassenden epischen Gedichten gehörenden Gesänge mitein-
ander verbunden, so musten die grossen Widerspräche, welche die
Anordner in den einzelnen Rhapsodien fanden, nach ihrer Annahme eine
Folge unzuverlässiger Ueberlieferung, durch die Rhapsoden hereinge-
kommen sein. Die homerischen Gedichte von diesen Auswachsen su
befreien ist eine eben so lohnende als in den meisten Fällen glflcklich
SU lösende Aufgabe; die Hauptschwierigkeit liegt nur darin, die tos
der ursprünglichen Verschiedenheit der in der Ilias verbundenen Ge-
dichte hervorgegangenen Abweichungen von den durch InterpoliHon
entstandenen scharf zu sondern, was freilich nur einem geflbten, mit
diesen Gedichten innigst vertrauten Blick gelingen kann. Diejenigen
25) Wie wenig seine Gründe oft treffen, zeigt seine Bemerkim/:
8. 17 gegen meine Aensiernng, O 232 deute anf den Onuid hin, wes-
halb Apollon zu Hektor gehen solle. ' Klingt das nicht ' fragt er 'sl^
kftme in dem folgenden Verse der Qmnd, auf den mit ydQ aotioipic-
rend schon hingedeutet würde?' Wie konnte Hiecke übersehen du%
von keiner Anticipation .die Rede ist , sondern yaQ ganz in gewöbn-
licber Weise den Grand einführt. Oder wiU Hiecke etwa besM'ten«
Apollon Bolle deshalb zum Hektor gehen, nm ihm Mnt einsoflö^^^
Wefhalb ich V. 222— 231« mit Lachmann für ffans ungehörig halte, b&tte
er sich nach einfachster ErwKgung dieser Stelle sagen müssen; mit der
Annahme von Lachmanns zehntem Liede steht die Echtheit oder ^^'
echtheit der Stelle ja in keiner Verbindung.
H. Dttntser: die InteVpolatioiieB im mUIbb Bnobe der llias. 873
welche an den Einhörner glauben, werden freilich eine solche Schwie-
rigkeit nicht anerkennen; deshalb aber sollten sie sieb gerade am so
mehr veranlasst ffihlen, die Ilias und Odyssee Ton dieser Seite her
anf das genaueste sn durchforschen. Aber auch die Anhänger Lach-
manns und die Hittelpartei sollten es für ihre Pflicht halten, anf die
Möglichkeit grösserer Interpolationen mehr su achten und nicht sofort,
wo sie eine Verschiedenheit aufgefunden su haben glauben , auf ur-
sprönglich verschiedene Lieder sn scbliessen. Eine so leidenschafts-
lose als eindringliche, den Faden des Gedichtesi und die Absicht des
Dichters Schritt vor Schritt verfolgende Forschung ist im Gewirre der
Meinungen recht sehr an der Zeit; möge der vorliegende Versuch allen,
denen es Ernst um die Sache ist, als ein bescheidener Beitrag zur end-
lichen Lösung einer so hochwiehtigen Frage willkommen sein.
Köln. Heimick DOnt^ter.
58
Ein Beitrag
zur
Würdigung des Ephoros«
Von
CSh. Matthiessen.
. r
15.
Ein Beitrag zur Würdigung des Ephoros.
Die Hislorien des Ephoroa sind von Strabo in so «iogeheoder
and umfane^eicher Weise benutzt worden, daas -aber die Reichhaltig-
keit jenes Werkea kein Zweifel sein kann. Anch nennt Polybios (VI 45)
den Ephoros einen sehr gelehrten Mann, und obschon Dionysios von
Halikarnass (ep. ad Pomp. 6 S. 782, 8) dem begabteren Theopompos,
dem Mitsehäler des Kymaeers, den Vorsug anerkannte, so scheint doch
unter allen Schülern des Isokrate^ gerade Ephoros am trenesten das
Ideal des Lehrers festgehalten, am meisten einer wahrhaft universellen
Aasbildnng sich genähert zu haben. Denn abgesehen von der Menge
der untf3r seinem Namen Überlieferten hislorischeu und philoaophisobea
Schriften, deren Echtheit oder Selbständigkeit nur theilweise bezwei-»
feit werden kann (s. C. Maller fragm, bist. Gr. I S. LXl), zeigen schon,
die Fragmente der Historien genugsam, welch eine Manigfaltigkeit ge-
lehrten filaterials in diesem Werke vereinigt war, das wir als den
eraten Versuch einer Uni versa Igesehichte za betrachten haben. Voa
der Heraklidenwanderung anhebend, also zum erstenmale dem Mythos
gegenüber der Geschichte einen festen Ausgangspunkt anweisend hatte
Ephoros in dreiszig Büchern die Geschichte der Hellenen und der Bar->
baren bis auf seine Zeit, bis zur Belagerung von Perinthos, herabge-
fahrt. Auffällig ist nach den Fragmenten (bei Haller a. 0. S. 234 ff.
vgl. ebd. S. LIX ff.) zuvorderst die berechnete, etwas Schema tisti sehe
Anordnung des Ganzen, die den Schäler des Isokrates verrätb, auf
dessen Anregung Ephoros sich zur Geschichte wandte. Nach voran-
gestellter Vorrede (Polyb. IV 2)^ die ebenfalls bei keinem der ein*
zelnen Bücher fehlte, hatte Ephoros in den drei ersten Büchern die
Ueraklidenzüge, das dadurch veranlaszte Waoderleben der übrigen
Stamme und die Expeditionen nach Kleiaasien erzflhit; die folgenden«
für uns die reichhaltigsten, waren einer geographischen Uebersicht
der damals bekannten Erde gewidmet, während die Reihe der Bücher
vom sechsten an nur so viel erkennen läszt, dasz im achten und neun-
ten Buche eine summarische Geschichte der Barbaren gegeben war«
Das Zusammentreffen aber der Hellenen mit den Asiaten , das die Per*
serkriege zur Fol^e hatte , bildet für ihn wie fOr Herodot den Ueber-
gangspunkt zur griechischen Geschichte, welche, vom zehnten Buche
an in steigender Ausführlichkeit erzählt^ die zwei letzten Drittel des
ganzen Werkes einnahm.
878 Cb. MtttbiMsen : ein Deilrag sar WArdigiwg des Bplionw.
Der Verfasser bstte in diesem nmfangreicbeii Werke sebr rer-
schieden gearbeitet. Ueber seine Behandiang der griechiscben Ge-
achiehte and der vielfach eingeflocblenen Mythen, so weit sie ans
einzelnen, namentlich bei Diodor and PlnCarcb erhaltenen Broebstfickea
sich erkennen Uait, steht ja lingst das Urteil fest'), dass er nemlich
in den Anacbannngen seiner Schale und Zeit befangen, Irotn so be-
denlender Yorginger wie Herodot nnd Tbnkydides, som Historiker
durchaas keinen Beraf halte. Die Schwäche der Isokrateiscben Schole,
jene schielende Gescbiohtsbetrncbtnng, die ans willkirlicben StisMana-
gen heraas die Thatsachen oft wissentlich entstellt, ist weder reo
Theopompos noch von Ephoros überwunden worden. Aach kann es
nicht befremden dass der Schiler eines Mannes, den man als *Ver-
kftndiger des Panhellem^inus' so fassen pOegt, für die Entwicklaag
nnd Höb'e der attischen Demokratie ohne alles Verstindni8,''an die
Handlongsweise eines Perikles, wie ja aas Diodor bekannl ist, dm
MaszsCab einer so kleinlichen Benrteilang legen könnt«.
Um so erfreulicher berflhrt uns die geographische Seile des
Ephoreischen Werkes , die den Verfasser an vielen Punkten als sorg-
ffiltigen und selbstindigen Forscher teigt. Seiner entschiedenen Be-
gabung fttr antiquarische Studien kamen hier die gflnstigsten VerÜlt-
nisse su Hälfe. An der kleinasiatiscben Koste geboren, in einea
Lande das die ersten Keime geographischer Wissenschaft halte ent-
stehen sehen, an einem Orte wie Kyme, wo es durch die Nachbarschaft
einer so wichtigen Verkehrsstadt wie Phokaea nicht wenig erleiehtarf
war aber entfernte Linder sich genanere Kande za verschaflfen, wird
er hier von allen Seiten die manigfacbste Anregung, fir seine Staäet
die ginstigste Förderung gefunden haben. An derselben MeereskOste
halten seine Vorgingper, die Logographen, gewohnt:- Minner von treaea
wissenschaftlichen Slreben , die ihre auf Reisen und genauer Erkun-
digung beruhenden Nachrichten in schmuckloser Weise Eosamneage-
stelll, in der Erdkunde fvie in der Völkerbesohreibung den Anstoss
gegeben hallen; doch ist erst Ephoros die naheliegende Aufgabe tu-
gefallen, die Berichte der Logographen kritisch su verarbeiten and la
erginsen: Ebenso wenig aber wie der durch Ephoros begrfindele Forl-
schrilt kann in dieser Besiehung die wesentliche Bedeutung seisei
Aufenthalts in Athen verkannt werden; denn den Vorsfigen der ao
Hilfsmitteln so reichen Wellstadt wird es sicherlieh nicht am weni;-
aten verdankt werden, dass Ephoros als neues wichtiges Hilüiaiitt^
die Inschriften herbeigesogen, mit den schriftlichen die monufflenCales
Quellen verglichen (SIrabo X 463 vMparl^tfai öi rovrmv (Ut^Qfx ^'
imyqafifuitxa) , in Archiven nach Psephismen und Urkunden geforseht,
alles dieses endlich nuch fir seine geographischen Sludten natsbar
gemacht hat (vgl. Niebuhrs Vortrige Ober alte Gesch. I 310). Vos
weiteren Reisen freilieh, einer ibrigens unerlisslichen Vorbediagssf»
1) Vgl. über Ephoros im allgemeinen, insbesondere seine eii^enilicb
historiachen Bücher die sorgfältige Dissertation von Adolph Stelkens:
de Ephori Cumaei fide atqoe sactoritote (Münster 1857. 8).
Ob* MnOliiaiseB: ein Beftra^ t«r WOrdif imf det Epteros. 879
wird uns nielito berichtet, obwol eiotelne topograpbisebe Scbildemn-
g«e von Aelopeie de« Verfeteere deoHicb eo seugea sefaeiaeo. Der
SlandponlLt aber setner Betraehtnng ist seinen Yorglngeni gegenObet
der, dess Bphoros die Geschiebte nnd die Geographie, die bei den
Lofograpben fast unbewnst neben einander hergegnngen waren, bmI
wissenscbafttiober Einsiebt ihres innern Znsammenbangs wieder a«
Terbinden sachte, nnd swar in eigenthamlicher Weise: die Gesehiehln
der alten xtiaetg nemlich und die Geogmphika , in denen mg leieh den
antiquarische Interesse bedeutend hervortritt, sind in den ffinf ersten
Bflchem vereinigt der eigentlichen Geschichte vorangestellt. Dentlieh
wie besonders hier das Znrflekgehen auf die Logographen ist nsder^
seits der einheitliche Gedanke , der die einzelnen BOcher unter sieh
verbindend sie im gansen wiedemm als naterliche.Vorbedingang der
vom 6n Boche anhebenden geschichtlichen Darstelinng erseheinen lAsnt*
Der Anfang des Werkes ist peloponnesisohe Geschichte, die ala solehe
ans dem mythischen Dunkel ons in den Broberungssflgen der doriseben
Stimme sum erstenmale entgegentritt ; besonders eingehend berichtete
der Verfasser die allmihliche Dorisiernng der Halbinsel nnd beleuch-
tete die Grandongsgeschichten der neuen Staaten. Von da wandte er
eich nur eigentlichen Hellas, aber die ionischen nnd aeolischen Stimme,
ihr Wanderleben und ihre Besitsnahmen sich verbreitend. Die sUye*
meine Verwirrung nnd Gihrung aber, die den Umsiedelungen der
Stimme folgte nnd zahlreiche Expeditionen nach den östlichen Kisten
des segaeischen Meeres herbeiftthrte , wird die Trilogie von Bfiehem
beschlossen haben , in denen Bphoros eine Geschichte der allhelleni*
sehen Grttndungen hatte geb^n wollen: es waren nxiattg, wie sie eis*
sein aoeh von den Logographen verfasit, aber in so sttsammenbingen*
der nnd eingehender Weise bis dahin nidit gegeben waren ; noch mnss
der Verfasser hier mit viel Sorgfalt verfahren sein: denn iber Stao»
mesgeschichten und Colonisationen, sagt Polybios (1 34), hat Ephores
gana vorziglieh gebandell. Mit dem Sn Buche seMoss Bphoros die
Geschichte der Stimme, denen er, bis su einem gewissen Stadium der
Rnhe sie begleitend , gleichsam allen ihre Wohnsitse angewiesen hait
nn die xtiasig reiht sich aber wieder eine Uebersicht der olnoviidini:
denn im 4n Buche ward Europa , im 5n Asien nnd Libyen beschrieben«
Dns ist das Fundament der darauf folgenden Geschlchtsbicher *)
Durch die Eweifellose Wichtigkeit, die jener erste Theil von
Ephoros Historien nach;. der Zahl der Fragmente wie nach seinem
innern Werihe vor den ihrigen Bichem voraus bot, wird eine ge»
sonderte Betrachtung desselben, d. h. hanptsichlich des m und 4n
Bnefaes (die ihrigen sind sehr lickenhaft) , nahegelegt. Wir dirfen
uns dabei fOr das erste Buch wesentlich auf die von E. Cnrtias isi
ersten Bande seiner griechischen Geschichte gewonnenen Ergebnisns
besiehen.
2) Vgl. £. Caaer: quaestionnm de fontibns ad Agesilai historism
pertinentibus pars prior (Breslau 1847) S. 67, der aneh den Zusammen*
hang dieses ersten Theiles der Historien suerst beseiGlinet hat.
1
lM«r die iMetoaig dag PetopoBUMM dir<rii dia Oomr ItMehrii-
kwä riok ■mera NtobriehlM wosentiich auf die apuMineB BraBhilldn
dM Slrab« au deqt eriten Bacbe det Epkoroa ariulten haL TroU iM
grMten Miitnaeu, nil den bekaniitlieh K. 0. Hdller alle Angabea u-
MTM SahriruteUara betruktata, haben wir das latilars Pelapoaaeiulu
■■ hMwaifeln aiaen am lo waaifer triftigea Graad , da aie aaa Ibar
üt Art ud Weite der doiiadiea Oeonpatieaeii und derea naiBilUUMn
Volfea eine «liBienianeabeMedif ende VoratelloBggewihrMB. Efkt-
roa anihlte aber Mob Strabo VIII 364 (Fr. 18) folgoadM: * BarftU^
na aad ProUea lilUea dai beseUte Ukoalea ia Mcha SUdlgebisla
galheilt; SparU hltUa sie all SiU der Hanehaft fdr lioh beballM,
AHfklae dea Philaoonos, der iheen dai Laed Terrathea, tberiaaiea,
Ud in 'die tadero Tier Tbeile , aemlioh Laa , AefY' t Pbaria and eiaet
M^vtea '), DDtariE&ni^ ^eiohickl ait dem AuRrag tob den tmi—
■hawobeern ao nele da wallten aU Syaoekea anfiaaehaiea Ferlii
■ta «Iren dieae Perioaken, freilidi noter gleicbee Geaetiaa aod aalar
gMtdieBi Antbeil aa der Verwalhiag, tob Sparta aUiogig geweiea.
Ägia aber, der Sohu dea Baryalbenea, bitte ibaen dieae laollwa ge-
■oamee «od aie alle nack Sperti Tribut aa aableB geiwniigeB.' Sa
weit aDiBiigaweiae der Bericht dea Bpboroa, dem wir folgeade* eat<
Behnfee dBrfee. Zanlchat icbeinl beia geBOgOBder Grand rorhii^
aa aein mit SeböMaan (gr. Allertb. I 193) dieae Eintbeilneg *'
aluehaeiaehe , voa den DorJem bereite rorgehuideae sa i
iobon die Rrwibenag ran eecbii Stadtgebieten iprieht fdr eine eeW
dariiobe Einriobtang, da den Doriero ja von Altera bar die I^mmU
■ad die Seobeaehl ein» geheiligte war. So wenig aber wie jene 0>-
(«Muigkait dflrren wir mit Orole (bist, of Greeee II 438) naMra
Aalar kier di« Voranaaettnng naleracbiebeB , ala sei die BeaitanihKi
LakoDleei gleiefa antaaga in voller Anadehnnag gdaagea; ea i*t ritl-
aiahr deotlicb da» die erste Oocapntion rerlraganeiie erfolgl^
daai ata AaacblBn aa die illere achaeiaehe BeTJtlkeraag aUUfaad
uBd aar ■«( dieae Weite der Erfolg getieberl ward: weaeallieb absr
Maate hiebei der Verrath des Aobaeera Phitonomoa in Aatebltg fco«-
aien , mit deiaea Riire offenbar die eigeatliobea Hittelponkle de> La*-
det, Sparta and Aaiyklie, beaetzt worden, dnroh deaaeii Milwirteaf
eiaa Beietiaag der abrigen Stadtgebiete von jenen Hanptorlen hi
frailiek gelang, aber aaeh aar dadnreh daas die aioht eaagewaedarK
Ulare BerOlkeroag aoler gleieben fleeblen mit der donaeben Ntw-
■ebaft oater der Oberhoheit Spartas, wo die aehaeiaehco Herakleid»
realdlerteo, aloh vereinigen dorfte. Znm Anfgeben ikrer aaliotalea
SalbiUndigkait noehte aber ein Tbeil der frflberen BevAlkeraag aw
dareli du Baitpiel and die Ueberradoag dea Aobaaeri Pbitoaoaiai, to
iotbetondere noch darcb dea Unsland genOlhigt werden, daii ai**
die Faralea der Dorier aich tum achaeiachen Slamne bektnaten; '■>'
8) WehrBcheinliob Boeae, vgl. Cartin» gr. Oeich. I 163 mi ^^^^
VerbeiMTungBTorscblBge ao dieser SteU« deaaelbeD P^opennewi > ''"■
Gh. XitUiiMseii; .eiB:B9itriig »ir Vfütügnog öm Ephorot. 88 t
Imt «6 hiawiederam erklirlkh wird daas die Horakleid«Q b«i dieter
gUiolibereebligta» Vereiiiigiuig von Domra and Aobaaern aagleich aio
besooderas iDtaraaae fflr ihre Slammesgenoaeen halten bethätigaa woU
iaa* Offenbar tiad niebl die Acbaeer , sondern die Dorier die beoaoliT
UdUgtea> da leUtere ajof eine beTorrecbtete Stelliing geboffl. hatte«»
Somii. bdsnen wir aneh nicht glaaben daas K. 0« Jfttllera Anfiehl
(Dorier i 96)« naob welcher die von Ephoroa erwähnte Eiatbeilaag
awar factkch« .aber auf viel spfitera Zeiten na beaiehea aei, daa jrkbif
liga getroffen habe: eben jenen aaf dem Wege dea Vertrags mit dfH
Aobaeern vereinbarte Abkommen ,oiD von jener EiȆieilaag onaertreaAr
lioker Umatand, weial aaf die ersten Zeiten aargok^ in denen 4ieDorief
■oeb ein wenig eataebiedeaes Uehergewicht in iakooiea bebaopteteai
Weiter aber dOrfen wir daa Erstarken des doriscbev Staiamear
bewastseina, die Brbebnng der Dorier wider die von ibrea achsattsobaa
Farateit ihaen ingefitgte Beeintr&chtigung , mit Eplioros als eiaa nava
Periode der Landeagescbicbte anfra8seA(8. Ciirtins a» 0. 8* IM)« Agiai
4ar.SobD des Earysthenes, berichtete er (a. O.)? bob Jeae filoiebbaks
aachtigoog wieder anf, and an einer aadem Stelle (bei 8trabe VUl
366) sagt er: *nichl ProUea and Bnrystheoes, sondern Agis and fiary»
pon wArdan als Arebegeten verehrt, denn jene ersten hiVea Ja die
Fremdlinge herbeigeaogen und aal.diese ihre Macht, geatfltai*' NaelK
dam jener annatftrliche Zwiespalt swisoben den Dofiernr and ibran
Heeriahrem sam Ansbroob gekommen war, masa es den.ersteaea.mU
HttlCs eines neuen Heraobergeaehlechls, daa Ephoros freiiioh in dat
■aürea Weise alter Mytbographea unmittelbar mit dem vorberigei
verknflpfte, das aber mit Entaehiadenbeit die dorischen Interessen var^
tritt, gelangen sein sieh ans der Vermisdiung mit der attera fievM»
keraag beraaaanreiaaea und aa der Stellong eiaes berschendaa Velkea
daa ersten Schritt au thun. Die neuen üerscher , deren fieibe fortan
aiaht mehr uaterbvochea wird, sind nach fipboros.die Ägiden, nad
Burypofttideii« Werom soll diese (von Maller a. 0. S« 98, der auch 4ia
Spaltang awischen Herakleiden und Dorierq vardicbtigt, beanfeil'elte)
Ueberüelaruflg niobt ndkt sein? emmal der Aasaeblusa der altera Her-
scberreibe darehaas motiviert ist. Die Popularität aber des Agis war
die, seiaer Vorgfioger liberale und versöhnliche Politik ins GegentbeH
verwaadelt and jenen systamatiseben Eroberungskrieg eingeleitet^ m
beben, der eine aMgameine Unteijochnng der bisher gleiebhereehtiglen
Aabaflerbeawecfcend aalcr fortdauernd erneuten Kfimpfeo (vgL Epbo»'
roa bei Strabo VIÜ 366) aocb Jahrhunderte laag fortgelilbrl war4i
Stkdtgebiete, die sieh einst friedlich mi4 den Doriern vereinigt batlea^
m>gan an wiederholtidu Halea abgeiilleo und wieder erobert sein, wie
denn* dem Beriobt daa. Pausanlas. (Ul 3, 6) immerhin au glauben latt
dasa Phanis, ßeranthNe and Amyklae erat uater Künig Teleklos kam
vor den messenisebeB Kriegen butlen genommen werden 'können.
Aebnliche, wenn auch von anderem Erfolg begleitete Thataaehei
bat uns Ephoros in dnrchaas glanhwdrdiger Weise über die Crttudnur
gen von Mpssenien undAr^os berichtet ^Kresphontes nemlicb (Epht
882 Ch. Matlhi6M6a: m Beitrag mt WArdigong dM Eplioros.
M Sirabo VIU 361, Fr. 90) Iheilte das beMlsle MaaaaaieB ia ftaf Stedl-
gebiete^), nad awar ia der Weise dess er das in dar Mille liegeade
ßleayklaros fir sieb als Hersebersila ja Anspraeb naba , Pylos aber,
Rbioa, Mesola aad Hyaaieilis mit den Aaflrag besetaea üeaa, es sollten
dea altea Eiawobaera gleiobe Reebte nnit dea Doriarn aatbail werdee;
weil er aber dadarob dea Uawillea der Dorier erregte, ward er ge-
SwvBgea sieh aaf Steayklaros aa besobrlakea aad an diekeai Orts
aaiaa Scbarea ta eoaeeatrierea/ Maa siebt gaaa deallieb, wie weaig
Bpboros aaeb bier eiae gleiob aa AafiiBg erfolgte rasobe Oeeapaliot
des Laades roraasselste. Das erste AageaaierlL dea Herakleidischee
Pgralea isl aar saf eiaea festea, aiebt weil roo der Grenae gelegeaea
tagerplata geriebtet, voa wo er seiae Dorier aasseadeC, am Tortrags-
woise aiit dea (irOherea Eiawobaera die Oceapalioa aa enaögliehen;
diese anslaag aber dorob die sebaell eusgebroebene Spaltnag awisebsa
doH Köaig aad dem dorisebea Kriegsrolke, das eiaer Vermisehasg
«il der lltera Bevölkeruag aafs befligste wideratrebte. Voa desi
aableebtea Erfolg der Bestrebaagea des Krespboales w«aa aaeb Paa-
aaaias, der im Qbrigea am Epboros sieh weaig gekftmaierlaa babea
sebeial; doeb wird die Volksbewegaag, weldber Krespboales oaterisf,
?0B ibm (IV 3, 7 vgl. 3, 6) ia aeioer Weise ala Reaelioa der BeeilseB-
dea gegea dea vom Köaig begeostigteB Demos gedeatet. Das aber
dirfeo wir« seiaer Darstellaag eataebmea , dasa Rrespboates aallaf-
liebe Bestrebaagen dareh arkadisebe Gesobleebter alebl anader als
darob eiaea Tbeil der mit der HersebafI der Neleidea aaiafrtedeaea
Eevdlkeroag oaterstaiit ward, wie ia Lakooieo ja aaeb Fbiloaemes
voa Amyklae dea Doriero so weaeolliob beistaad. Sirabo aber ImI
«aa bier wie flberall aar eio sehr BogeoQgeades BracbsUIek aas Epbo-
ros mitgelbeill; aber die weitere Eatwiekelaag der Laadeagescbiehtet
die gleieh aafkags so gewaltsam aaterbroebeo ward, erfabrea wir
aiebta.- Die Sage l«sal aa die Stelle der gesliratea Kreaphoatidea die
Aepylidea eiaaiebea and macbt dea Aepytos aon Sobae dea Kre^pbos-
los (vgl. Cortias a. 0. S. 134 f.).
Voa der Besitaaabme der argolisebeo Halbiasel , der amfassead-
alea aller dorisebea Orfladaagea, wissea wir dareb Epboros aar die
Mamea der Ktislen (Fr. 19 bei Strabo VIII 389) : aasaer Temeaos ae«-
Keb warea es Aletes, Pbalkes, Agraeos (Agelaos aaeb Skymaos tob
V. 533 Meia.) aad.Derpboates, voa denea die beidea erslea ateb
aad Sikyoa gesogeo seiea, die beidea lelatea die Akte be»
aelal bitlea, wlbread Temeaos ia Argos sieb aa bebaaptea saebls.
Voa der BeseUaog voa Pblios dareb des Temeaos Bakel Rbegaidas
weisa Paosaaies II 13, 1. Dasa aaa aaeb bier, wie ea aebr wabrs^Asia-
tteb wird (vgl. Carlias a. 0. S. 138), die seebs Slidle Argoa, Pblioii
Sikyoa, Troeaea, Epidaaros aad Koriatb gleieh aafaags inter das
Temeaidea als doriseber Baadesstaal sieb aasamaMOseblossea, dsfs
ieraer aaeb bier, wibread eiaselae Geacbleebler aam Abiag geswoa-
4) Vgl. Stepbanos Bya.: *Tap,%Ca noXiq MB99^vim^ ttSr i^i^tt und
MiOoXa 9c6Ug M§aci^vfig tav nipta fUa, 8. Maliers Dorier I 97.
Qb. Mttthiaisen: ein Beitrag tnr WardifiiBg 4ee Ephoros. S83
gea wurden, die doriecben Heerführer eine Anegleiohnng ind friedliebe
Landestheilang mit der abrigen Bevölkerong bel^rderfea, endlieh aber
dass Temenos (?gl. Fans. II 19, 1) wahraeheinlieh wegen allaa grester
Begflnstigung der Niohlddrier einer Volkabewegnng anterlag ~ bei
Erwignng dieser Thatsachen , deren Inhalt die anffallendaCe Ueberei»-
skimnaag mit dem yon Bphoros Ober Lakonien nnd Measenien beriob-
teten tat, wird die GlanbwArdigkeit nnseres Sehriflatellers nnr gewin-
nen können, dessen Wiebtigkeit zuerst Niebnbr (a. 0. S. 903. 206 AT.)
nacbdrficklich betont hat, dessen Fragmente aber in Curtina grieehi«
scher Geschichte wieder an Ehren gekommen sind.
Zwei andere nicht unwichtige Fragmente gehören zwar niehl deai
eraten Buche des Ephoros an, mögen hier aber, da sie sich ebenfalls
auf Lakonien beziehen und für den Verfesses nicht unbezeiohnend sind,
ihren Platz finden. Des eine dieser Fragmente (bei Strabo VIIl 36<^,
Fr. 19) bezieht sich auf Lyknrgos, dessen Ruhm auch zu Ephmroa
•Zeit ebenso einstimmig gewesen zu sein scheint wie die Ueberliefe-
rnng Aber seine Persönlichkeit und Gesetzgebung unsicher und sebwan-
kend. Mit göttlichen Ehren und jährlichen Opfern , erzAhlte Bphoroa,
bitte man den Lyknrgos gefeiert; dennoch wire ron Helianikos, der
des Lyknrgos gar nicht erwfihnt, die ganze spartaniache Staatsordnung
auf Enrysthenes nnd Prokies znrQckgefUhrt worden. Deswegen nnn,
sagt Strabo a 0., tadelte Ephoros den Helianikos, weil dieser die Werke
Lykurgs ganz unbereohtigten Personen bitte beilegen wollen, interes-
sant ist diese Stelle, weil sie unter den erhaltenen ^le einzige ist, in
der eine Benutzung der Logographen durch Ephoros bezeugt wird,
nnd weil sie die Frage, wie viel oder wie wenig von den spartanischen
Einrichtungen dem Lyknrgos zugeschrieben werden könne, als eine zu
allen Zeiten viel bestrittene uns zeigt; rielloicht mit allzu grosser
Sorgfalt wird Bphoros es sich haben angelegen sein lassen in dieser
Beziehung wahres und falsches zu scheiden. — Ungleich wiekliger
noch ffir Ephoros Werthsebitznng ist sein auch durch Polybios XII 97
bezeugtes Streben vor allen andern die gleichzeitigen Quellen an be-
nutzen. So wissen wir ans Strabo (VI 2t79, Fr. 53), dasz er iBr die
messenischen Kriege den Tyrtaeos zu Grunde legte, dasz er auf diesen
Dtehter gestutzt einen ersten nnd zweiten Krieg deutlich unterschied,
die Lfinge des ersten aber auf 19 Jahre angab. Von seiner Behandlang
der beiden Kriege selbst wissen wir nichts; doch liszt sich mit Grote
(Gesch. Griechenlands Uebers. 11 556) vermuten, dasz die ausrohrlicbe
Schilderung, die Diodor (nach einem Fragment seines 7n Buches za
urteilen) den messenischen Kriegen gewidmet hatte, groszentbeils aas
Ephoros entnommen war. Und mit Reeht konnte Niebahr (a. 0. 1 909)
es beklagen dasz unsere einzige Quelle für diese Zeit, Pausanias, statt
sich an Ephoros zn halten , die Gedichte des Rhianos und des Myron
zu Rathe gezogen bei.
II
Seine Geographika hatte Ephoros, wie schon bemerkt, in zwei
gesonderten Bachern, dem 4n und ön, behandelt (vgL Strabo VIII 332).
884 CIr. l6iUliieMeftt ein Beitraf' nrr Wttrdifaüg des Bpborot.
Yon elflif ee ErwUmniifl^ii %ei PliAtiiB, losepbos, SteplitDOs v. «. ibge-
tfeben sind wir rfteksiehtlich der Fragmente haüptslelilich anf Strabo
Und den Periegeten Skymnos ven Cliios angewiesen, deren beiderseitige
Bericbte nns am so werlhvoller sind, da sie fflr eine genauere KeoDtnit
ibrerQoelle siob gegenseitig ergfinsen: wfibrend nemlieb der rorsich-
tige Strabo, der den Herodot fdr einen Pabnüsten und den Pylbeas fsr
einen Aufsehneider erklärte, besonders bei der Topographie von Hellas,
der Gescbiohte und den Alterthflmern der einzelnen Stfimme den eis-
fachen und anziehenden Schilderungen des Kymaeers mit Vorliebe
folgte, gewährt uns der Perieget von Chios den Vorteil, die Anord-
nung und Oekonomie seiner Qnelle im wesentlichen kennen tu lernen.
Brachte es die Unselbständigkeit dieses Gompilators freilich mit sieh,
ni^iehst viele Gewährsmänner zu Grunde zu legen , anter denen er
(V. 112 ff. Hein.) ^zusammen mit Ephoros u. a. den Timaeos und Era-
tosthenes nennt, so hat er dennoch nicht allein bei der Bthnographie
von Griechenland, die er ganz nach Ephoros zu geben verspricht
(V. 475 l&vtjtmg aTcavtag [nemlich xinovg] xorr' '^EkpoQov dfjlmüoiuv)
«der bei den Skythen (V. 802 If.) und bei der Beschreibung der Maeotis
(V. 871. 881 ff.), wo er seine Qnelle namentlich nennt, sondern aneh
an vielen andern Europa betreffenden Stellen den Kymaeer vor Aogea
gehabt, wie eine zuweilen wörtliche tlebereinstimmang-') zeigt; so
5) Man vergleiche unter anderem
Strabo I 34 mit Skymnoa V. 170—174.
Strabo IV 109 mit Skymnos V. 167 ff.:
'^<po(fog dl vnBgßdXXovadv ts t^ 1 innta z^Q"^ KbI%i%'^ . . .
fktyiO^ei liysi tijv KsXtlutjv. * • .
9«^^ liiyiötov ien ngdg deSfioTg
Skymnos V. 183:
XQiSrüM dl JMxol vöig (^icip *E1-
Skymnos V. 264 ff.:
^v %6 nifözioov (t^v iuq6ylncea
liyovüinX'^diri %axavipL8e^*IpriQirut.
Skymnos V. 270 ff. ;
i^X^v ndlngf mg tpatttv^ dn6 teSv
Tgannmv
Saiuixjf fSPB^ %%X,
Skymnos Y. 484:
tö TS IIv^uMP lutPteiev afiväifttt-'
SkymnoB V. 488. 400:
Bounüt
Strabo^ a. O. :
fpiUlXiiväg TS ifeotpalvH (ö "Efpo-
peg) Tovg iv^i^mnüvg,
Strabo VI 270 (Fr. 51):
"ißviffBg ov9MiQ fcffmtovg fpt^al tmv
^aqfdomv ^KtpOffog Xeyßa^tu v^g
£i%£Xtag oliuotag,
Strabo VI 2G7:
(priol S\ tavTCCg (Nä^ov xcel Mi-
yaQCt) '^EfpOQog nqüitug nned^vai
ncXBig *EXJifividag iv SiiuXi^ dexa-
%jl ytveot fMTa Ta Tpcscica.
Ephoros bei Strabo IX 422 (Fr. 70) :
M9oi äh tov futvxBlov . . o nav-
xtov mfzlv d^Bv6ictato9»
Strabo IX 400 (Fr. 67):
''EtpoQog 6h uLai TatiTf^ k^s^ttco
T^y BoKotCoLv anofpaCvBi , . xal Bxi
fiovri XQi^dlcctxog iaxi.
Vgl. Caner a. O. S. 60. 70.
eb. M «fthieMen : fSm Beilraff snr WiHif uig ^f J^ioro*. 88S
dato er sicberliek in der Periegese voo Hellas, hMif t wihfsehefailidi
la seiaen ganieo Abschnitt über Europa io der Dispoeitioo aewea
Stoffef dorcbauf ?on Ephoros abhiogi. Die Behaaptang a\er (Marx
Ephori fragm. S. 158 f.), Skymnos habe überall, wo er Herodol, Ti^
maeos, Eratoslhenea oichl oeont — und er nenut feine Gewibramäimer
verbältniamiazig aelten — ans Epboros geschöpft, liszl sieh nicht bis
sur Gewisbeit erweisen. — Von der Einleitang, die Epboros selneM
4n *Earopa' aberscbriebeoen Boche vorausgeschickt und worin er sich
aber die Erde im allgemeinen und ihre Bewohner verbreitet hatte,
lasst sich -bei der Unkunde, die noch bis zu Eratosthenes Zeit Aber
diese Fragen harschte, nicht viel erwarten. Er scheint hier durehnno
von Herodot abhängig gewesen sn sein und wo er Ober seinen Vor«
ginger hinausgehen wollte, bei mangelnder Kunde und Erfahrung
systematisiert su haben: wie wenn er im Gegensats sn Herodot (IV
36), der die Pythagoreische Zirkelgestalt der Erde verwerfend tio
sich nach Art der Homerischen Erdscheibe von länglich runder Gestnil
eonstruierte, die Ansicht. von einer quadraten Erdform aufstellte (Fr. 38
bei Slrabo I 34) und an die vier Weltgegenden die vier Haoptv6lker
der Erde, Aethiopen, Inder, Kelten und Skythen, vertheilte. Aristo«
teles Ansicht von der sphaerischen Gestalt der Erde mag noch nicht
bekannt gewesen oder auch von dem Isokrateer ignoriert worden sein.
Doch ist es hinwiederum ein Beweis voa einsichtiger Methode^
wenn Ephoros, in Uebereinstimmung mit Herodot (IV 46) die Bin-
thei(ung in drei Erdtheile als unsweckmässig erachtend, vielmdir die
Ethnographie im allgemeinen (auf der ganxen Erde nahm er 75 nach
Sprachen verschiedene Völker an , Fr. 7 bei Clemens ström. 1 400}
■nd bei den einseinen Ländern seiner Betrachtung sn Grunde legte.
Denn es war ein Vorteil, ohne stete RQcksioht anf die räumlichen
Grensen die von verwandten Völkern bewohnten Gegenden auch nn«
sammen behandeln bu können (vgl. E. Cnrtius in Gott. gel. Ans. 1857
S. 1146 f.). Die Fragmente gewähren uns indessen Ober die im ein-
seinen von Ephoros hiebei befolgte Methode keinen nähern Aaiichloss,
und es ist nicht gans klar wie wir uns die Anwendung dieser ethno-
graphischen Betrachtungsweise auf das 4e und 5e Buch seines Werkes,
von denen das erstere von Strabo unter dem Titel 'Europa' citiert
wird, zu denken haben. Doch wie vermutet werden darf, muste b^
einer solchen Darstellung s. B. die nrsprangliche Vertheilung des grie-
chischen Volkes auf beide Seiten des aegaeischen Meeres deutlicher,
die nahe Zusammengehörigkeit der westlichen und östlichen Käste»
des Archipeiagos minder fremdartig erscheinen» Auch wird eine nn-
sammenfassende Gruppierung der Donau- und Pontns-Völker gar sehr
xnr Uebersichtlichkeit beigetragen haben.
Die Betrachtung Europas von Westen anhebend gieng Ephoros
von den Iberern nnd Kelten* zu den Sioulera und Italikern aber, wandte
sich dann ausfahrlicber zu den Hellenen und schloss sein 4s Buch mit
den Skythen (Strabo VII 302 "£90^ iv t^ tevai^vg (ihr%fjg htogUcg
886 Ch. llillhiaiMi: eb UOng nr WirCfra| des Bphoros.
JSk^Mhß %tl.). Bm dM diBselaei Völkera ffteng er taf ihre eretee
AMiedleDreD sarflck, betpracb ihre weilere Aosbreitaag, die von ihiiea
•Ulf esssdien Colonieo ued forschte den einseloeo Staunen jedes Vol-
kes nach (Polyb. IX 1 , Fr. 4 o ssc^i xag anoixlag %al »xlasig scal avy-
yivsltcg (tifittog), uta^i nov %ai mxQ^ ^EtpoQ^ UyetuC), Doch ^ab er
Diohl, wie seio Abschreiber Skymnos, eio blosses Gerippe voo NaoieB,
swiderii verseicbeete sorgfilltig der eioseloen Stftmne Sitteo, Besehif-
tigviifeD and Einrichtungen; auch scheint er gelegentlich den Versncb
einer vergleiohenden Darstellung gemacht su haben (Steph. Bys. a«
Botmtlay Fr. 5). Trots der allgemeinen Unknnde Aber den Westeo Eu-
ropas konnte Ephoros namentlich aber das Keltenland manches neoe ond
sichere berichten; blieb doch das seiner Vaterstadt benachbarte Pho*
kaea in stetem Verkehr mit Massalia; daher Ephoros, wie auch Grote
anmerkt (Gesch. Gr. Uebers. VI 786) , vortreffliche Mittel hatte durch
massaliotische Bflrger so manches su erfahren. Er hatte bei dieser
Sehildernng Zeugnis abgelegl von der Macht der hellenischen Bildang,
die von Jeher besonders von den Colonien aus verbreitet, auch durch
Mhssalias Bemfthen auf die keltischen Umlande übergegangen war;
Freunde der Hellenen {fpiUklruvaq) nannte er die Kelten und ersfihlte
viel von ihren Besonderheiten, was freilich einige Jahrhunderte spfiter
Strabo (IV 199) su bestftligen sich scheute; und allerdings mag eia
nnd das andere Sohiffermfirchen mit untergelaufen sein; doch wird
man gegen Ungereimtheiten, wie die von losephos (c. Ap. 1 12, Fr. 39)
vorgebrachte , als ob Ephoros von den Iberern als von 6iner S^dt-
gemeinde {niUg) gesprochen hätte , den Kymaeer in Schuts nehmen
dttrfen (aber noJug vgl. auch Curtius Felop. I 30). Wahrscheinlich
hatte er die vorörtliche Lage Masse lies, der einsigen griechischen
Stadt im Keltenlande, hervorheben wollen. — Die dfirftigen auf Italien
und Sicilien besflglichen Fragmente berahren die Gesetzgebung bei
den episephyrischen Lokrern, femer Thurii, Kroton, Metapont, Tarenl,
Naios und Megara, also griechische Colonisationen , und lassen er>
ralhen dasx gerade dieser Theil des Werkes in besonderm Ansehen
bei den Alten 'stand. Doch sind nach Zahl und Umfang die Griechen-
land betreffenden Fragmente vornehmlich beachtenswerth, weil sie hin
nd wieder eine bis dabin neue, eigentbflmliche Betrachtungsweise
des Schriftstellers erkennen lassen. Zu einer genauem Grensbesüm-
mnng der ^Eklitg cvvi%ilig durfte Ephoros sich um so mehr veranlasit
sehen, je schwankender noch su seiner Zeit gerade hierin die Ansich-
ten waren (vgl. Dikaearchos 31. Grote Gesch. Gr. Uebers. II 557),
und wenn er im Westen Akarnanien als Nordgrense (iifxii Strabo
VIII 334, Fr. 66) bestimmte, von dort aber wahrscheinlich den Pindos
aufwärts eine Demarcationslinie bis zur Feneios- Mündung sog (vgl.
Co i^s Pelop. 1 25), so ist damit vielleicht zum erstenmale der Gegen-
s^ StralrtiischeirStammesbewustseins gegen das epeirotiscbe und im-
ktßfpo^os cBarbarcntbum in bestimmter Weise ausgesprochen worden.
Die ^^^^S^'^imkeit aber des hellenischen Landes schien ihm viel mehr
noch in v '^icn eigenthflmlicber Gliedernng su beruhen; Bphoros ist
Oh. ■stfliiakett: dm Edtmg wnVfMignfig des Ephorö«. 6S7
rat^ «Dt d«r 'ärste .(t. Cvrtiin a. 0.) der mit einsiclitigeai BHelte die
Darchdrin^n^, das Zoeammeilwirken gleichsam von Landond Meef,
den Reichthom anfachten oBd Vorgebirgen (Skymnoa V. 511) gewOr-
clt0t hat; er aahm 4aher das Heer als den FOhrer der Topographie
(^Hlra1»o VIII dM ''Efpogog « . 'qysfiovticiv u vtfv ^aXatxav x^vcov n^og
Toeg vonoyQtttplag) ^ und Strabo erlilftrte denselben Weg einschlagen xn
'vrollea. Aach in Griechenland die Ethnographie als Grandlage bo-
na Isend begann Ephoros, irie nns Sltymnos lehrC, seine geographische
SebiUiernng mit der Doppellandsehafl der Akarnanen and Aetoler»
Ueber diese Westhilfte der eigenlKcfaen HeVas mit Einschluss der
osoliacben Lokrer fehlt nna von Anfang der historischen Zeit an bis
z« den Perserkriegen fast Jegliche Knade, und noch Thakydides (I 5, 3)
kannte diese Stämme in eigeotbfimlich primitiven Zastlnden , als aJle^
seit schlagfertig so Rlnbereien und Krieg. Mit Recht konnte daher
noch Ephoros (Strabo X 463, Fr. 29) die Freiheit and Uoabhfingigkeit
der Aetoler hervorheben, deren sie sich noch immer erfreateq. Er ist
aberiMapt der erste der vom Innern Aetoliens Knnd)» hat und von der
SUdI Thermen spricht (vgl. Strabo a. 0. und Grote bist, of Gr. II
386), der auf die altbesengte Wechsel verblndnng der Aetoler and
Epeier hinweisend die Verwandtschaft der Eleier nnd Aetoler durch
zwei Inschriften za erweisen snchte, von denen die eine in Thermon
an der BitdsSnle des ^Aetolos*, die andere anf dem ^Markte der Bleier'
an der Statqe des Oxylos stfinde. Däss er biebei in seiner Weise
genealogisierte, aooh über die Karoten Mie Urbewohner Akarnaniens'
viel zu erzihlen wnste , nimmC nicht Wunder , ohne daiz wir ihm de»^
halb daa Verdienst eiaes ersten Berichterstatters Aber diese Ge^nden
verkfimmem werden. Niehst den ozolisehen Lokrern (vgl. Skya^boe
V. 473 ff.) fanden die Phokier , insbesondere Delphi , ihre Stelle. Je
weniger echt historische Ueberlieferang Ephoros hier vorlag, nm so
einladender war namentlich Aber Delphi die antiquarische Betracbtnng,
die er stets mit der geographischen verwebte. Ueber das Oi^akel,
welches Ephoros mit tiefer Religiosit&t betrachtete (er nennt es, wie
nach ihm Skymnos V. 484, i^evdictcttov)^ Aber Gaea und Themis,
über die endliche Besitznahme des Orakels durch ApoUon und deatoil
Kämpfe mit Tityos und Python hatte er allerlei neues and .seltsames
nnfgastellt (Strabo VIII 423, Fr. 70), nicht immer in Einklang mit
strenger Wahrheit, die er sonst gerade bei dieser Gelegenheit als
leitenden Grundsatz ausspricht, anch nicht mit strenger Soheidong von
Mythos nnd Geschichte, wie Strabo an ihm rOgt. Phokis , das letzte
derjenigen Gebiete von Hellas, aber deren Bewohner er offenbar nicht
viel sioheres zu berichten hatte, führte ihn nach'Boeotien, dem be ver-
zagten Sitze des aeoliscAn Stammes. Es istofltenbar ein bestimmter
Plan, den Ephoros seiner Beschreibung zu Grande legte; sein Streben
nach Ueberstcbtlicbkeit fahrte ihn auf ZAsammenfassnngdes zusammen-
gehörigen Stoffes in bestimmte Abschnitte (vgl. Diod. V I) ; von den
Volksßtimmen mit wenig sicherer Geschichte gebt er zu dem filtesten
der hellenischen Stämme aber, läszt dann eine zusammenhängende Be-
'ahrb. f. cUff. Philol. Svppl. Bd. III. RfL S. 59
fiS8 Ck..lI«il1ii«ft8eB: ^inAaltRif ipr WirdHgQig4lM EptorM^
tr«clitung der dortsoben Ltndfibhifren Mg«n und. tohKesgl ant liet
.WohnftitBjMi ioDMolier Bevdlkerang. Du Fragment Ober BoeoHeB isl
anerkenntermassen ein kleines llaslersiaek ond f4r Stil uad lf«tiiod«
des Geagrspben ein interessanter Beleg; vieUeickI anek dasa das B«-
wustsein specieller Stammverwandtsobaft, das den Kymaeer müL sei-
nem aeolisehen Matterlande verknüpfte, anf eise so sorgCftlti^e Bc-
achtttttg des boeoüseben Landes nicht obon Einllnsis gewesen ist. Der
grosse Vorzug Boeotiens besteht iiaoli Ephoros (bei Sirabo IX 400,
Fr. 67) in seiner ausgezeichneten, von drei Seiten dem Meere zagmttg-
liehen Lage und in def Menge vorlrefflieher Hfifen; sam Land« der
Sieuler und Italioten geleite der korinthische Golf, der Hafea von
Aniis diene dem Verkehr mit Kypros und Aegypten, vilbreod AbUm-
don nach Makedonien und dem Hellespont hin sich offbB; da»t konsflie
daaz durch die sehmale Meerenge des finripos die Insel Enboen gleich-
sam als nio Theii von Boeolien in betrachten sei (tifwEvßoutv vgoMov
UV« ficpo^ uvv^g 9iJ€oirpuv i EvQistog)* Wegen soleher Vorsöge,
sagtStrabo^), hebe Ephoros das Land, das ihm fOr eine Hegeaaonie.
rortrefriich geschaffen schien, gerühmt^ zu gleicher Zeit aber beklagt
dasz Zucht und gute SitCe den Boeolern abgehe. Das habe sich so
recht beim Tode des Epaminondas gezeigt, als die Thebaaer die Hege-
monie, die sie kaum erst gekostet, sogleich wieder verloren, aus kei-
nem iandem Gründe als weil sie allem wissenschaftlichen Streben und
allem, anregenden Verkehr naeh anszee abgeneigt (toliymw'Tial ofu*
Uag t^ nQig av&if<i%i^g oUymQ^m) allein die Itriegeffisebeo Fertig-
keiten ansgebildet bitten. ^^ Man sieht däaz Ephoros auch för die
Betrachtung der ihneren staaUiehen Estwiokelnag der Landscbaflen
niehl nnempffinglich war, dasi er die naIOrliche Lage der Lfinder in
ihrem Einfluss auf Sitte und Geschickte jedes Volkes s« schildern, ver-
sackte. Mit besonderer Vorliehe hat er sich daher den Kasteniindem
zugewandt, wo die Einflasse fremder Anregung so viel leiehter an-
ginglioh, Volkssitte und Verkehrsleben so viel manigfaitiger entwickelt
waren; wie sollte ihm also wöl, als er in seiner Betrachtung von Hellas
nach dem.Peloponnes abergteng^ die Bedeutung entgangen aein, die der
Isthmos von jeher fOif den griachischen Verkehr gehabt hatAe? Selbst
Skymnoft, unser sonst so trockener and wortkarger Gewibramann,
glaubt der Landenge *die nach z^er Seiten Bum Festland geworden
(Ixcrri^m^ev ^Biffovffkevo^ V. 510) von dem korinthisekefl Busen und
dem von Kenchreae eiogeengt wird' eine Erwfibnnng schnldig sa sein.
I>ett Faloponnes aber, die Akropolia von Hellas, aeheint E|ilioroa in
seinen vorwiegend .dorischen Landschaften von Megnra und Korinth
ans der KAste folgend "bis zur argolischen Halbinsel umschrieben and
mit der Betrachtnng des arkadischen BionenfllttdeB verlasaeo m haben.
Arkadien sb'er 'galt ihm als ein vorzugsweise ^elasgisohes Land und
als IJrsitz aller griechischen Pelasger (Strabo V 221 ^ Fr. 54); hier
6) IX 401 x^v n^v ovv xaQciv . . <prial «gog wifiov{ap tvqtvcSg
i%nv. ^ Vgl. laokr, Panegyr. 108 r^g Kvßoiag . . ij %cu ngog «}v cr^x4*
tfjp t^g ihctliitvtig BWpfttog «f;fft
Ck. IhUbiMi« : ^ Mürwg sw -Wir tf«a»r ^•^ B|^rg*. 889
wvgte «r «8 ■i0lii'??da der »lirwOfiigeB TrudiftOD, Via m dvrali Asm«,
ltM«adi»8 imd «ndere'Dieliterü^eHiefori war, «bsog«hatt: dar Lykac^os,
wo iiadi Aaioa (bai Paus. VIII 1^ 4) *dte-8ohwarse Brda den'isföUar«
gleMslieii'Palaa^oa gaborao^, -war ibm-aln bailifar Barg, wi4 dam Haaio«
dos Mgend (bai Strabo a. 0;) manta er Lykaoo eiaea Sohn dea Pa^
laagos und sah in den Lykaosidan die Verbrailer palaa^sahar Siit#
ufid GiilUir. : • ' i .4
Dar Beaehfaibaiig des Felopoaneaaa wird stob die Betraeblaag^
xttDicbal dar doriaoban Inseln anseaoklesaen beben (vgl. Skymnoa
V. 53»), mler denen vor allen. Kreta von Epboros n»it «beaenderaii
Sorgfalt and ADsfahvlvefakelt bebandelt werden ist. Die- 4ereb ibra
«atarliche Lage bodingie Wicbttgfceit dar Insel bob aaab Arislotaiea
hervor (BelU.'ll lO-dosUi fig ff ip^esog nifog xijiv igxtivtiiv^Elhq^Mifi^
mipwävaivtml '%tio^m HalOgy, und ^trabo (X 477) rübnite daaa Kreta
aekon in alten Zeiten einer ti*efnichen Verlsssang sieb erfrent and die
besten der Hellane» inr Nacbahmang atffgelordert bebe. Die liaapt*-
aflge dea geaellsehaflliahen und stastticbentLebens der Iniel, wie sie
ton Epboros anfgaaeicbntol waren, bat «asiStrabo in einem langem
ibMinge (Ji 480) 0rhiAten,f'iMetober^ von Atbataeos abgesehen , fast
wriiere einige Quelle' in dieser Beuebnng bildet, Oberdies durah Ueber^
eiMtimmnng' mit einseinen Stellen in Ariätotelea Politik an dlaiibbaP
dgkeit gewimftt. Von der allber ahmten Tbalasaekralie dar Kreier an»-
gebend hatte Epboros (wie vor ihm Thakydides I 4) den Minoe die
Ikaehieble von Kreta and von Hellas« aberhaopt erAflTneo lassen; be*
Isngen jedooh in der sagenhaHaffi Tnadition hatte er die vordoriseh^
»Dgrieebiaahe und die dorisehe Peitode der Insel nicht gefcngsam- a«s
einander ^^halten, nach den Nlnoa* mit den eingewanderten Doriara*
in verwendtachaftiieba Verbind nag au bringen und bei dem Mängel'
eines Nationalfaeros anf Miaos die Btnrichtangen das deriseh » hreü-
sehen Staates anfflckattfahran gesucht. Im fibrigen gilt ihm der gansa
Staatsorganismns als ein echt dorischer;, seine faetischa Darstellung
kretischer Einrichtungen ist von grosser Wichtigkeit und am so ver-
dienstlicber , weil er nicht nur die Aebnlichkeit dea kretiseben und
lakonischen Staates anmerkte, sondern einer falschen Aaffbssnnf
gegeaaber suerst und nachdracklieb dai-ch seine ganse Darsteltang
bestrebt ist auf die vorbildliche Badealnng das erateren hinan weisen, >
nach dessen Muster eben Lakonien seine eigne Verfassung geregeU
litte. Freiliob^ asgt Rphorea (b^ Strabo a. Q.), wird von einigen-
behaaplel, die kretische Verfassung sei lakoaisch; die Wahrheit aber
ist dasz , was in Krera suerst festgestellt ward , in Lakonien weiter
aasgebildet ist (ro d' ik»&hg svgija^tu fiiv iit* i%$lvnv , tjuifißtimhak
di xovg Dtuigrtdrag: vgf Aristot. Polit. 11 10 xoi yiiQ iotxs %al kiy^
ttci di xii nku^u fi€fU(ifja^ai.zfivK^ffin%iiv %oXixUav ij x&¥An%fi^mv
atAl). Wer verkebrterweiae, meint er, aus den jetst bestehenden Ve^--
hlltnisaeh anf filtere Zustande acbliessen- wolle {i% rmv vv¥ xodaert^-
ifitfAv xa lutlaia xBn^'ti^wvo^ai) ^ der Qbersebe dass das AbbiM dock
nicht fkOber aein kOnne ala das Musterbild, dasa das an aiob ältere
89U Ci^ MtWÜMeiK tift IMrar w lllHl*4iiiiii9 te^^
da« VMM« Toraif ehe.— ^ WO) vie ia Kr«U, dle^Barkr «o ml irtt^
•U «ndarawo das fremde «ioh se «eeiniliereD remioobtoB^ 4m darf
Mob liDget vor der ^U dea Lyluirffoa eine nach Hylliaoher BieliW
sahaur and dea SaUongen des Aegiaiioa geragalte Staataofdaangr vor-
aaageaeUl vrerdea. Uod ea iat eiaa durcbaiiä giaabirttrdiga Naaltfricht
desEphorof, daaa Lykargos^ deaaa» Peratelichkait aioharlioli fesU«-
halten ist , anf Kreta die dortige Verfassaag erforscht and den ao woU
tbiligea Anschlaas aeinea Landes an die religiöse nnd palitiacka Callar
Ton Kreta bewirkt habe (s. Curtiaa gr. Gesoh. 1 166). Waa vir wei-
ter hören, Lyknrgos« der eilfte Naehkomaie von Herakles, der aeoJttte
voa ProMM her, habe nur faaf Manstobeaalter spUer gelebt als Altlia»-
aMMs« der Areheget der anf die Insel eingewanderten Darier, wird
man fiphoros billigerweise naebsehen dürfen. Doch darf kier eise ia-
tereasante Stelle des Folybios (VI 46) nlakt äberseben werden, dar
im übrigen ein -eifriger Lobredner des Epboros, mit fiesiahnn^ anf
Kreta siot sn entsohiedeaem Widersprach veranlaaat sieht. Hü Ua-
recht, meint er, haben einige der gelehrteatan Alten, nnler iliaea na«
mentüah Ephoros nnd Platoa, die Gleiehhei4:des lakonisaban Staatla*
mit dem kretiscben hervorgebobea nnd den leinlern des Lobes wArdig
erklirt» Beide Bahaaptaagen scheinen ihm verkehrt, da vielmehr daa
gröste Uaihaliehkeit stattfinde; wihrand in Lakedaemon jeder fiHr^er
einen gleichen und featan Antbeil am ager publians habet aai anbei
den Kretern einem jeden gealattet das Mass. aeiaas Beaitsoa aaeh Be-
lieben an vergrOsaern; während in Sparta daa Geld datchaoa kaiaaa
Werih habe, gelta anf Kreta dar Bewarb als ehrenvoll nnd kein €»a»
winn sei schimpflich, findlioh sei die Gewalt der Sf»arlnniscSMn Kdnig#
nnd Geronten lebenslänglich, während aal Kreta die Aemier jAhrliak
und din Varfassaag demokratiach seien, o d' "£^pog, scldieaai Foly-
bios diese im Aasaug milgetheilte Stelle, xq>^ vmv owifunmv nal
ttiag ii^yticiv^ m0V£ stxH ^V wg fWQtot^ ovofMitf« sr^otf^oi, »osa f«»-
6iv€$ v^oflOf av ävv6t0&tn dictyvavw n^qH otfowiffug no$utoi %f^ d^if*
fffitv, fia bt kaam nöthig hinzuzufügen, dass Folybios hier nicht aait
der< ihm sonst eignen Unbefangenheit verfuhr, dass er nicht die alte
nnvaiffälaehte Yerfassnag Kretaa vor Augen hatte ^ sondere aus deren
eataf taten Zuständen, wie sie zu seiner Zeit schon eingetreten waren,
anf die älteren Zeiten zarflckschlosz. Nebenbei Ihnt er auch mit seiner
letalen Behauptung dem Kymaeer entschiedenes Unrecht; gerade iiC
der Zasaäsmeastellang dar gieiohen Factaren beider Verfassuagen ver«
fahr Ephoroa mit der ihm eigaen Klarheit und Ueberaiehtlichkeit.
Von einer gleichen Vertheilnng der Länds^reien und ihrer Unveränszer-
lichkeit auf Kreta wissen wir freilieh nickts ^ da auch Ephoros dieami
Punki nicht berührte. Die höchste beratheade Behörde, bald ßevlii
bald /a^oiKr/or genannt,, verglich auch Arialoteles mitder.spnrtanisoben
Gernsia, nnd es wird ausdrücklich bezeugt dasz ihre Mitglieder lebees-
länglich und unverantwortlich waren (Schömann gr. All. I 303 t).
Piatab (Gesetze 1 7 S. 634) rflhml «i als eiae der sehöaslaa Anord«
Gh. JfftttliiMe»: eia BeHri« siir Winfifvng 4M.l^^r«s. 891
I, ^« Kreia nil Sparta gameio habe, daai» aber die beftebeadea
Gaselae sa Uflgeln ead Yeriaderangea vorxuacblafea keiaem jüa^eta
erlaabi fei. Mit Recht koante ferner Ephoree^ der keiaeawege dla
Naaiea dareh einander wirft, die kretiaohen Koemen dea Ephoren rar««
gleichen, die Aadrien dea Sfasitien, die spartaniflohea dea kretische«
Ritlern, wobei er aaob dea Untersobied anmerkt, dtss di«r kretiacbea
btttiig^ die er eine ii^X'Q n^QD^? ^^^^ wirklich eia SIreitrota an hattea
verpiichtet waren, wis itf Spirta aiobt der Fall war. Freilich trittv
wie.Sehömana a. 0. bemerkt, dieAebalichkeit mehr aoeb in defOffenl««
liehen Zucht als in der Staats verfaaaang hervor, und in dieser Besieh
bang darftea wir auch Arutotelas Worte (a. 0.) aa faasen haben, der
von der lakonischen Verfassuag bemerkt: ^ ii KffrjvMri 9ol$ttUi itA-t
, Die waaderliche Weise , in welcher Skyanos aa Kreta, die <B^
tvaohtung der übrig en Inseln aaacbliesst (V. 650 ff.)« aob^iot ans raekA
aichlUob seiner Havptquelle so viel wenigstena erkeanen %a lasseav
daaa Epboros nSchst Kreta die äbrigen dorischen Inseln beaehrieb^
daas ihn Aegina nach Salamis uad damit au ioaischer Bevölkernii|f
Imiaberleitele. Auf Salamis folgte Attika aad die so vieUaoh mit Atbetf
aieh berührende Insel Euboea, deren • wichtige Colonialverhiltiiissar
Epboros mit gewohnter Sorgfalt' geschildert haben wird, ohne dasa«
die lackenbaflen Fragmente irgendwie ausammenhingende NaehriobieB
hier aas darbdtem Uebrigens ist in dam Compendium des Skymhiaa
der Abschnitt aber Euboea yngewöbniich aosfährlicb; im weitem Verw
laaf seiner Darstellung folgt er der Osikaste uad besahreibt Thessa^
lien, Makedonien und Thrakien mit den thrakischea Inseln^ bm er aaaii
Istroa mit seinen fünf Mündungen und snm Lande der Skythen gelangtv
das er wieder nach Anleitung des Kymaeers beschrieben , aus dessea-
Skythika uaa ausserdem Strabo (VII 303 f.) ein längeres Fragment en*.
halten bat. Dasa wir nun auch hier Epboros als einen unabbiagigeaf
Forscher su betrachtea haben , dasz seine Angaben aber Sky thieo (fkfi
die Befestigung des Herodotetschen Berichtes sehr warihvoli aind und
wir ihm Qberdies manche von Herodot nicht berabrie Einselheit ver«-.
danken, hat zuerst K. Neomana (die Hellenen im Skythenlande, i ftl2ff.)^
deutlich geseigt. , ,
Asien und Libyen hatte Epboros im ön Buche behandelt: bei der.
geringen Zahl der meislens nur notizenbaften Fragmente beanapraeht.
das von Strabo (XIY 679, Fr. 80) erbaKeDC über die Bevöikernags^i
verbiUaisse Kleinasiens ein gewisses Interesse. Sechzehn Völker-
schalten nahm Epboros aof der Halbinsel an: drei hellenische, «hrei«
sehn barbarische and ausserdem die Miscfavölker (fityadeg). Von dea
barbarischen a&blt er zuerst die am Meere wohnenden auf (Kilikieri,r
Lykier und Famphylier, Bithynier, Paphlagonier und Mariandynen^
Troer und Karier); als Bionenvölker aber faszt er die Pisidier, My4.
sier, Chalyber, Phrygier nnd Milyer. Die Unvollstindigkelt der Aut*
Zählung und die Einmischung mythischer Volksoamen ist atlerdingS:
bedeakitcb, mag aber weniger auffallend erscheinen, da aelbst Strabo)
SOS Oii. MmVibkueu: efai'Beitri^p Mir WArüguHf deB'Bplier«s.
(XIII MB«. E.) wegeirder Unsagioflivlikait ma«cli0r Lm^ieluift
4er io oft terftvderlen Grenebesliniiiuiog in der liOglielifceit veriw«lfelc
die einzelnen Gebiete geeau festeUllen in können. Aach rechtet er
niofat mit Bphores aber den mytbiseben Namen der Chtlyber, die er
Bor weiter naoh Osten verlegt haben wilR Wiobtiger aber ist für aae
die' bei Bpboros snerst vorlcomraende Brwihnnng v»n Mieebvölkor».
TrelB Strabos Widersprach nemlich, der hellenische and barbariselw,
aber keine gemischte Stfimme hier anerkennen will, lehren doeb eimlge
■»rerächtliehe Sporen von der Ezietenx soleher Stimme gerade iiaeh
dem nordwestlichen Kleioasien, and hier, wenn irgendwo, kann eine
gehaue Bekanntschaft des Kymaeers mit den Boden- und Bevölkerumge*
verhSllnissen ohne Bedeakea angenommen werden. Bekanntlich amler*
scheidet Herodot (I 149. 151) von der altaeoltschen Oodekapolis um
Kyme hernm ein spiler auf der idaeiscbeo Halbinsel colonisierles
Aeolis. Dibse Ansiedlungen im Lande der llysier und Tenkrer werdea
eher mit Wahnoheinlicbkeit auf Leebos und insbesondere auf Kyiae
lorgckgefUhrt , wie wir denn namentlich erfahrea dasz Gergitha am
Idt von dem Orte gleiches Namens bei Kyme ansgegaagen (Strabo
XIII 689)) dass Kebren eine kymaeische Colonie sei (Bpboros b. Har-
pekratloa a. Kiß^vfv^ Fr. 22). Obwol nan so Anfang der Perserkriege
der gaaae Strich Landes von Dardanos bis znm Cap Lekton gemeim;-
licfa als aeolisoh galt (vgl. Grote Gesch. Gr. Uebers. I 270), so koante
doch namentlich im Innern der Halbinsel der Erfolg' mit nicbtea ein
reiner Hellenismus sein ; hier konnte die alte Bevölkerong weder gaas«
lieh sich sorackgezogen haben noch überhaupt vernichtet sein; waren
doch such die Ansiedlungen nor fiix^ nokiciurcct^ ihr Uebergewlebl
kein bedeatendes, nnd es ist wol denkbar dass die empfingltehea Halle-
Ben, die «ieh vor einer Vermischiing mit den SIteren Eiawohaem dareli^
aas nicht zorttcksasiehen pflegten, auch hier, namentlich in dem XJn^
land von Orten wie Kebren, Skepsis, Gergithes Verkehr genug mit den
Barbaren unterhielten, um von den Eigenthamlichkeiten derselben in
Sitte nnd Lebensweise gar manches ansunehmen, und allmihtidi als
Hellenobarbaren von den übrigen Hellenen sich absusondern. Es konate
dies im Gebiete der ky maeischen Golonien — and sollte fiphoros aiehl
vorzugsweise an diese gedacht haben ? — ebensowol gesoheheo als
in der Nahe von Olbia, wo eine Inschrift ausdrücklich der |i*(|iiUi;v($
erwihpt (Corp. inser. Gr. Nr. 2068: vgl. auch die ''EUvp^s^ läwderc
bei Herodot IV 17 und Böokh znm C. 1. G. 11 81).
Sollte Ephoros aber nicht auch an andern Punkten Kleiaasiene
gemischte Stfimme gekannt haben 7 Es ist in dieser Besiehnng gewis
eine naheliegende Vermutung, dasz unter den (iiyüeg die Karier ge-
meint sind , ond zwar diese ganz vornehmlich : wie solches sich aas
der engen Verbindung zu ergeben scheint , dureh welche seit Aafoag
der historischen Zeit die Karier mit den kleinasiatischen loniern rer-
knüpft sind. Auf karischem Boden waren Miletos, Myas and Priene
gegrdndet worden , Karier waren es deren Töchter die Colonisten ge-
freit, deren Gottesdiensten sie sich nicht verschlossen, mit denea als
HallhiMiiea:..«» Bmltrfif iwWlhrfHgiii« danl^r^j $M
d#c fe6luHi4*i**c^ If^io« rer^Uiigi bU ihre - anlep Sm- iomIi«
deckuiigffolirtoii «ttternonmeD hatten: kurs Oberril JebtjBu dieUmier^
4eren Gebiet ja ein ecbmaler KOsteostrich war, iie niebi «U.BrK^Qrer
9pndero aU Coloniaten gekooftineiy waren« Ton Kariero umgeben. Frei-
lich hat der eigentliche Stanun der alten Bevölkerung weichen und.
i}ie^r ins Innere aich zarAckziehen mflsaen; aber, wie viel karischea'
Volk blieb doch auch unter und neben den loniern sessbaft!. Kariaolie
Stiidt^ gab es nech in spftterer Zeit auf Gbioa (KuQldsgz E^pherei
Er.,a4)» auf der Älimashaibinsel (Paus. Vll 3); in fiphaao» bieaa eine
Cunfle Phyle KuQivaLa (S^eph. n. Biwu)j und in der Nachbarschaft von
Uilet blieben die einstigen Besitzer dieser Stadt -^ es waren ja Karier
— r auch in der Folge noch angesiedelt (vgl. Nenroann a. 0. S^ Mi f.).
UrspribDglich gewis ein griechischer Stamm hatten dieselben Karier,
ein aeegewohntes und teicbtbewegliches Volk, schon frjttjier einmal von
ibr^ Lehrmeistern in der Seefahrt, den Fhoenikern, so viel auslin-
disches angenommen , dasz sie der Dichter (11. B 867) als barbariseh
redende bezeichnen kcronte. Unbegreiflich .wäre es allerdings^ wenn
4ie nicht auch von den viel begabteren Hellenen die st&rka^n Einflasaie
erlitten, der fremdgewordenen Sprache und Sitte aufs neoe wieder sieb'
genähert bitten. Wie an. so vielen Orten, wo Griechen sich nieder-
lieszen, also an Rüsten und auf Inseln namentlich die Bildung ge-
mischter Bevölkerungen (besonders freilich durch Handelsverkehr ein-
geleitet) nichts seltenes gewesen zu sein scheint — wir kennen
^fkü^iXlriytg auszer in Skythien auch auf Chalkidike , auf Fharos (vgl.
Niebuhrs Vortrage aber alte Länder- n. Völkerkunde S. 227. 318) —
so werden wir auch in Kleinasien das Vorkommen der ittydÖBgj von
denen Ephoros wnste, nicht bezweifeln und nicht mit Unrecht in
den Kariern das Mittelvolk zwischen Hellenen und Barbaren vermuten
dürfen.
Ueber die geographischen Bflcher- des Ephoros haben wir, mit
Hervorhebung des wichtigern und charakteristischen, versucht einen
IJeberblick zu gewinnen. Es wird uns dabei manches nicht unwich-
tige entgangen sein; wie manche Frage aber läszt die trOmmerhafle
Ueberlieferung unbeantwortet, und wie schwer ist es Oberhaupt den
Verfasser der Historien auf eine nach allen Seiten hin zutreffende
und genfigende Weise zu wArdigen! Es findet sich so viel räthsel-
haftes in dem Manne; freilich sein Fleisz und seine Gelehrsamkeit sind
bewundemawerth, wenn wir allein aus dem vierten Buche auf Umfang
und Inhalt des ganzen Werkes zurückschlieszen dürfen ; ja er isl ein
so eifriger Arbeiter, dasz die Einladung des grossen Alexander, der
ihn zu den Festlichkeiten des makedonischen Hofes bescheidet, von
ihm nicht angenommen wird (Flut, de stoic. rep. 20). Und dennoch
konnte derselbe Mann, der mit so viel Sorgfalt und Verständnis die
eigenthQmliche Gliederung des griechischen Landes aufzeichnete, im
Gebiete der Kunst so wenig als echten Hellenen sich zeigen , dasz er
von der Musik behauptete , sie sei eine Erfindung des Betrugs und der
804 Ok. «hifttodiei! eJJilleHrit svr WiHigiwsr ^es Ephoros.
Z9ä%einA'(Mfk' IV 28). AtteH bat er mit ehüi^n Mdereii di« Eig-es-
hifit gjnMin, dem gelef«iiUicli aiiegesproöheiieii Prof raffln nicht immer
treu SU bieiheii: denn dU Wahrheit, die er (bei Strabo VIII 4S3) als
das höchste preist, ist stellenweise In seiner griechischen Geschichte
Bieil unerheblich verletzt worden, nnd trotz seiner spöttischen Seiten-
bemericong, alles wunderbare und aoszerordentliche pflege für das
nenscbliche Gemfit einen besondern Reis zu haben (bei Strabo VII 302},
wasfe «r den Griechen aber die Kimnerier, Menschen die in anter-
irdischen Höhlen wohnten nnd nimmer das Tageslicht schauten , gnnz
eigenthamliche Dinge zu erzählen. Auch hatte er, nm die Ehre seioer
Vaterstadt nach Kriften zu wahren , in einer besondem Schrift , dem
oitnttyfia iitix(i(fiov, den Homer 'zu einem Kymaeer gemacht, und wie
Slrabo(Xin 633) etwas spöttelnd erzShIt, schrieb Ephoros bei einer
Gelegenbeit, als er gerade über Kyme fiicbts ron Belang zu neiden
wnste, um doch wenigstens der Stadt Erwähnung zu thun, die Worte
nieder': *die Kymaeer hätten sicfi damals ruhig verhalten.' W^as man
aber "Buch von diesen kleinen Ausschreitungen'halten mag, dem grie-
drisch^ Vaterlande hat Ephoros, wie sein Lehrer Isokrates, eine
tflehiife patriotische Gesinnung bewahrt.
Berlin. CA. Maithiessen.
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