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In Verbindttog nüt einem Vereine von Gelehrten
^ lieranigegeben
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Tft. MeimhQid MOaim.
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N^n und zwanzigster Band. Erstes Heft.
Druck und Verlag von B. G. Teubner.
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Ziiiii: Dli Deoticiltoii ttttd die KvcMkinCfimme. 5
wdl^ dethtib tersttchen, xoTorderst «in Bäd diete» jBfUossarlif en
Ganzen im Ailgemeinen bu entwerfen und dann, «o weit es hier
niögUch 18t V das Einseine durcbgeiien , daran afier einige weitere
Bemerldingen knüpfen, die dem Verf. wie den Lebern wenigatena^
zeigen sollen, welclien Werth wir anf eine ao fpelehrte^Foracbnng
legen, nud was daTon nlierhaitpt zti erwarten siebt Genau alle
einzelnen Absf^^hnltte iuid Pnnlcte zu durchgehen, ^ürde bei dem
Reichtliiim dea Inhalts jede Grunze einer Reccnsion,, wie wir sie
hier zu geben beabsichtigen, iiberschreiten« Das ganze Wer-k ist
abgelheilt in zti^ef Bücl^er, die natiirli«^ wieder in manche Ab*
theiinngen-^Diid Unterabtheilungen zerfallen; das er«/e führt die
Aufschrift: äas Alterthum ; .das % welle: die neuen Ge^taÜun^
gen^ . Beiden Büchern geht eine fSinlettung^vomua (S. 1 — 16),
welche, indem sie einen l}eberUicfc des gesammten Sdiauplatzes
geben soU, die allgemeinen Verhaltnisse des Bodens n. s. w« be-
spricht, al^o von der Beschaffeiilieit Europa*« im Allgemeinen,
von seiner Gestaltung , den Gebirgsliöhcn wid G^birgssystemen,
den Flüssen und Seen und allen dahin gehörigen Gegenständen
handelt, und insbesondere die davon vorkommenden Namen einer
sprachlichen Untersuchung unterwirft So wird, um gleich ein
Beispiel anzuführen , der Ansdruck Hercynia^ worüber sdion sa
Manches gesagt und geschrieben , auf folgende Weise erörtert.^
Eben so gut wie das Wort ^/^e» keUiscb ist, lat es auch nach
dem Verf. das aus Arkynien^ das aber die Kömer durbliweg mit
der Aspiration (h) bezeichnen, entstandene //^rc^/iti?, welches,
aich noch In dem Kymrischen Worte er cAjf«« , erheben ^ und.
erchyniad, Erhöhung^ erhalten haben soll ; es bezielil «ch-
dann dieser Name zunächst auf die Höhen , welche den südlithen
Gebirgssteck Europa's auf seiner Aussenscite umkränzen ^ und
zwar von dem südwestlichen Anfang an bei de» Kelten bis. zu
''dem südöstlichen Ende.bei den Siöytlien. Je mehr nun (so fahrt
der Verf. weiter fort) die einzelnen Glieder dieser Waldkette .be^
kanut und mit besonderen Benennungen belegt wurden, .desto
mehr wich die ursprüngliche Benennung in die Mitte zurück,
und wenn sie auch liier als Gesammtbezeichnung der germani-r'
seilen Waldböhen verblieb, so zog sie sich doch auch hier in'
einen bald engeren Baum und ward auf die einzelnen G^irgszuge
Germaniens angewendet. Daher versteht der Verf. bei Cäsar
Bell. Gallic. VI, 25^Hercffnia von dem den Ofoerrhein doschlies-
senden Gebirge, also von der Schwarzwälder GebirgshiKte , da-
gegen bei Tacitns German. 30. (,,Chaüi initlum sedis ab Hercy-
uio salin inchoant u. s. rt.), von dem Taunusgebirge, eben so an :
andern Stellen, vfo dieses Wort vorkommt ^ vom Thüringer W^aid, .
vom Rhöngebirge, vom böhmischen Wald u. s. wr. Es wird
demnach die richtige Auffassung und Deutung des Wortes immer-
hin durch den Zusammenhang der Stelle, in der es vorkommt^
bedmgt squi; die Ableitung aber, die der Verf. glebt, spricht
6 lüe^f^r'Bf bi# dtt MUlelallert. /
mii JedenfSiUs nebt an, ab die Toa andern Geiebrten Terancbte^
weiche das Wort HereyMa in Verbindung bringen mit Har% vnd
Uarty mid d^rnacb ibm die Bedentimg TOtt Wuld^ fFaUgebirge
gflien, wogegen aber, umändere Grunde, die von Andern be-
reita dawider gehend gemadit worden sind, au veivebweigen,
aelbst de^ bei den rftmiacben SchifftateUcm Toricommende Aas-
dmelc saiius Herejfnius^ 9ylta0 Hercgniae^ worin dann eine
Tautologie läge, i» atreiten adieint. IMe Benennung des Rie-
aengebirgesi 'A^jußovQfLOv jF^o^bei Ptolenäna — daa Esekiktr^
ger Gebirge — setzt der Verf. in Verbindung mit Mbnliohen Be-
nennnngen, wie selbst das belcannte und Tielbesprocbene Jaei-
burgium oder, wie Manche es nehmen, die As9^n8tadt bei Tacit«
German. 3., wihrend unser Verf. lieber an die Esche ^ den iiei-
ligen Baum der deutschen und nordischen Sage, dai>ei denicen
möchte. Jedenfalls hsiten wir es für ein vergebliches Bemühen,
bei diesem Namen eine wiriLilcbe Loeaiitat ausmittdn zu wollen,
wo das Ganze (n das Gebiet der Sage, wie adbst Tacitus (mit-
telst seines opitianfur^ andeutet, zu geboren scheint. Hier wird
das Geschjtffc des Auslegers eben nur darin bestehen können, dass
er den Inhalt der Nachrichten des Tadtos In das Gewand aitdeut*
aehfr Sage umsetzt, nidit aber Historie und Geographie aus
ihnen herausfinden will.
In alHiiicher Weise durchgdit der Verf. die übrigen Benen«
nungen der einzelnen Gebirge und Höhen Deutschlands. Dm
bei der Erlcliruiig und Deutung derselben immeriiin noch Man-
ches zweifelhafi bleiben mag, whrd sich der Verf. selbst am we-
nigsten verhehlen. Wir wollen auch hier ein Beispiel beifügen.
Der Name Abnoba^ welcher bei Tacitus Germ. 1. voricommt und
in neuerer Zeit durch mehrere Insdiriften, unter Anderem auch
durch eine Diana Aönoba bewährt worden ist (Vgl; Creuzer Bei-
trige zur Geschichte altrömischer Cultur S. 63w 108 ff.), wird
abzuleiten versucht von dem Galischen abhainn =^ abhinn^ wel-
dies Flus8 heissen soll , so dass Abnoba einen Fluuswald be-
^ zeichne, weil die Donau diesem Gebirg entquello, oder vielmehr
weil der Rhein dasselbe umströme, üter wird uns wohl ein be-
soheldener Zweifel erlaubt sein, so wenig wir auch selbst es wa-
gen möchten, dieses fremdartige Wort zu ertilären, womit je-
denhlls, wie die aufgefundenen Inschriften bezeitgen Icönnen,
der ganze Gebirgsrücken dea heutigen Schwarzwaldes, dem
jetzigen Basel oder richtiger, der alten Augtiata Rauracorum {d.
1. Baselaugst) gegenüber auf der rechten Rheinseite beginnend
bis zu seinem nördlichen Fall bei Pforzheim, der alten Porta Her-
cyniae, abo ein einzelner Theil des grossen Hereynischen Gebir-
ge selber, bezeichnet ward. ^
Nach den Gebirgen werden die Gewisser besprochen und
die Terschiedenen Flussnamen, deren die alten Schriftsteller ge-
denken 9 in Umiicher Weise untersucht. Wir wollen hier nur an
Zciii»: lud BeiittclMn ttii4: 4h X^hhanUmme.
die swci bcfcutonJrtd a^ den BheU «ed^Ae Brnnm erfaMro. De»
Namen JeAeidi«eH(liH der Verf. fSrkelliBdi, ebni ae wie mcb
DleftidMieb fo d« eralMi Hefte aeiner Cellica S. 56. dA tSat die
vordemiä9k0 Ah^Ummang dea Nainena anafeapreehen bat; wenn
aber der Veff. hidem EridamM des Herodotva (HI, 115.) die
erate Spur «ner Knnde des Rbeinatroraa finden moable, aö
wdaaten wir, auch naeb ^ern^ waa wir in der Note an dieaer
SteHe bemerkt baben, ddea nicht zu ^rechtfertigen« Herodetua
kannte ae weni|^ den Rhein v wie andere ^iediische Scbriftslelier
der früheren Zeit Die ßtmau dagegen warilnn b^aont, und
swar nieiit Moa, wie ea aaheint, durch die am die Donaumun-
düngen nhd in deren Nabe an den Knaten des schwanen Meere»
wohnenden Orieehen; da er, nach aehier Ansicht ron der Be-
sahaffenhi^rdes nordliehen Eorof a'a vnd dem Lanfe der Donau,
parallel mit dem Lanfe des NU in der südlichen Erdhalfle Ton
Westen nach Oatan, die Quellen der Donauri» den feinen Westen,
seist, in die Pyreaäen^ m welche nach unserer innigsten Ue*
beraeiignng, die wir auch Ton de» Verf^ bestätigt finden, in der
bekannten SteUe If, 93. an denken ist, also weder ssn die Birg
bei Donaueachingen auf ^ dem Schwarswalde, noch an daa Dorf
JPfbkrem^ noch endlieh gar an. den Brenner m 'Firei,- und wie
die Terscyedenc» Orte heissen^ ifie man, nm den Herodetua
von einer irrigen Angabe an befreien, hier eben ao irrthimlich
in Anregmig gebracht hat. Die Benenming D&nau ^ ßanubiua
erkUri übrigens der Verf. ebenfdis fvr keltisch ; den Namen Aler.
hingegen f&r thraeisch; und dataiia wird auch der GeiK*aueh bei~
der Ausdrucke bei Griechen wie bei Romern erklart. Wenn aller
in den Namen nweier Flusse, welche nach Heradot IV, 49* der
Donau anströmen, Kägni^g und "Alacig die Namen der beiden
Hanptgei»irge, der ^ijpen und der J^nr^^Aei», aus welchen die^
Donau ihre Mnssessien Gewisser *«dit. Hegen sollen, wie der
Verf. Tcrmnthet, so scheint uns dies doch aOaiigewagt und mit
'der Stelle des I^rodotus, der diese Flusse aiiff dem Lande der j
Umbrer in der Richlong nadii Norden der Donau anflieaBen iaast, I
im Widersimidi. i
Das eraie Buch, oder daa AUepikm» ^ebt in aeinem ersten {
Cap. eine üebcisicht der Mittelenropfiadien Hauptstanune, nach ^
ihrer Sprache, ihrem Göüerglauben, ihrer Gestair, Lebensweise. j
und ihren. ur^pinngHchen Wohnsitsen. Ss mag dieser Abschnitt •
als eine allgemeine fiinleilnng au dem zweiten Cap. gelten , daa
die dnseinen dentadien Stamme nach iliren VeraWeigungen über- j
sidiilidi .zHsammcnstelll and alles dahin gehörige aufii voll-- i
stündigste aosammeniasst. lu jenem ersten Gapitel, der elgent-.
liehen Grundlage der nachfolgenden Unteraiichuog, geht der. . j
Verf. Ton dem Satze »ns, daas JITellefs, Germanen tmd Wenden.
(d. i. 8lwen,-Sloweoen) ab dieeraten Völker EivopaV erschei-.
neu, in ihrer Biaaae wie in ihrer Anabratung verschieden von ^
% lie»gr»flii« def MlUeUUert.
üen' NachbaTToIkem^ nftd obwohl anler «ich. im Ghuisen von gtet-
eher KörperbildiiDg und Lebensweise ^ so doeh deuUlch von «in-
ander getrennt inilen wesentlichen Merkawien der bidividntlttat
der Stänutae^ nämentlieh in ihrer Sprache und in ihrem reiigiosen
Glauben. Die Sprachen 'dieser drei Stamme sind versehiode»
und können nicht, mit einander, verwechselt werden^; aber das-
Band einer inneren Verwandtschaft knnp£t sie alle wieder zttsain-
~ men und stellt sie dsr als die getrennten Theüe eines lursprittig'
lidieli Ganzen. Bei der Wichtigkeit dieses Satzes woHenwIr
lieber des Verf.s eigene Worte hier anfuhren:
,)Das Slowenische« Detitsche und Keltische sind die dcei
anssersten liordwestlichen Glieder einer grosinen von Indien bis
Hibcmfen reichenden Spracheufamilie, deren einzelne Zweige in
der Umhüllung der Wurselwörter, durch Beugung und Ablelkimg,
und in eii'ier Masse besonderer) jedem eigenthiimücher Wort**
Stämme sich von einander unterscheiden^ und gegenseitig als
selbststiudige Sprachiudividuen ausschiiessen , durch die Idi^ti-
tat des grosseren Thelh derselben aber wieder in Verblödung
stehen, und darauf hinweisen, i^m die Völker, denen sie an-
gehören , die in der Urzeit zerfallenen Theile eines ursprünglich
gleichen Ganzen sind, die nach der Spaltung selbststandig In
Sprache, wie in Sitte, sich fortgebildet haben ^^ u. s. w. ^er
Verf. lisst darauf weitere Bcmerkimgen über die VerWandtsohafi
der slavischen und deutschen Sprache folgen, desgleichen der
keltischen« die er entschieden für dn Glied der indisch -europai-t
sehen Sprachenfamilie erklaren zu können glaubt» • Nebelnder
Sprachverwandtschaft aber glaubt er efne ähnliche Verwandt-
schaft oder*Ueberelnstimmung in dem religiösen Glauben dier
Nordvölker nachweisen zu können, zu welchem. Zweck eine Ue-
hersicht^des Götterglanbens dieser Völker, so weit dieser uns
bekannt ist, S. 21— 48 mitgetlieilt ist, woran sich ekiige Be-
merkungen über Körperbildung, Sitten imd Lebensweise dieser
Nationen, der Sueven, Germanen, Kelten, Gallier, Slaveu
u. s. w. anreihen, bis S. 69. Dass es bei dieser Darstellung^ nur
auf einen Ueberblick abgesehen ist, der die bemerkte Verwandt-
schaft der drei Hauptvölker herausstell^i soll, und au diesem
Zwecke nur auf die Hauptgottheiten sich einlässt, wird ausdrücklich
bemerkt, und kann daher auch nicht befremden* Auf die Nach-
richten römischer und griechischer Schriftsteller wird dabei losr
besondere Rücksicht genommen und die Deutung , welche von
ihren einzelnen Gottheiten gegeben wird , erläutert aus einheimi-
schen Quellen. S6 gewinnen besonders einige SteUen der Ger«-
mania des Tacitus ,ein helleres Licht; Aber nicht blos den ger-
manischen Göttern, auch den keltischen nnd slavischen ist gleiche
Aufmerksamkeit geschenkt; auch hier »in dem Polytheismus nur
ein auseinandergegangener Monotheismus erkannt, bei welchem
die verschiedenen Göttergeatalten nur Emanatioocii des Jlaupt-
Zenas: IH« 0e8iichcn nnd 416 Kacltbafatiinne« ^
e^Me»^ Indl«i4iitlbiriuigett Alf eißselne Eigenschaften ii. dg^i. m.
ciiid*; es werd^a daher mildeni dtutachca ffodan^ Thunat und
Tm\, die keltischen Gölter TetUai^ Taranmt^ Ekau^^ sowie
dieslavischen iSfft^^otrtV, Pernii und Rujewil sosaninieugesteilt,
am Schlnsse ancfi noch ein kurce Vergleichnng mit den Haupt-
g^ttemi einig«^r andern Religi«>nen, aunächsl asiatischen <,, iudi^
sehen) eingcleUet, Bei dieser Gelegenheit spricht sich auch
der Verf. In dner Noiß über den in der persischen fieligion lier-
vortrelenden Djaalfenins von Orimied and Ahriman aus, den er
keineswegs für ursprünglich im y^lksglauben seihet befindlich
hitt, sondern erst durch ZcHroaster in sein Sjslem mifgenomraen
(S.<41.); er trennt daher auch Germanen , Kelten, Wanden ^od
Inder^ als Volker, welche nach Sprache and Mythologie in näch-
ster Verwandtschaft stehen, ausdrücklich von Medern wie Ton
Skythen, und daniit ^ch Ton Persern, so dass von einer nnmit-.
telbaren Vefwandtschaft der letztern mft den Deutschen ferner
nfclit mehr die Rede sein soll. Aber die Aeusserung S^48:
,,dle deutsche Mythologie erh&U. die Götterreihen nach ihrem ver-
sciiiedenen Urspninge getrennt, und zeigt dadurch System nnd
Einfachheit ; in ihr gehalten die gricchisih^remische ein Götter-
gewimmd , das sieh erst durch die deutsche Stellung . orcUien
liast^^ wkd doch allzu günstig für die Germanen lauten, deren
G^tteriehre und deren religiösen Glauben wir gern eine grössere
^ Bhifachheit imd selbst In gewisser Beziehung eine grössere Rein-
heit merkennen, mehr aber auch nicht, am wenigsten ein be-
stimmtes System , .zu welchem der Götterglaube in Griechealand
wie in Kom aui^gebildet war, und bei seiner engeren Verbindung >
mit dem Staatslebeii wohl auch sein musste. Der Name Germani ^
ist nach dem Verfasser von den Kelten ausgegangen*, er ist kelti-
schen Ursprungs (S. 59.), ujid die Eiilärnng, wel^cb^e Tacitus
in der vielbesprochenen Stelle der Germsn. cap. 2. giebt, nur als
ein fremder -und zwar als ein nicht einmal glücklicher Erllärungs*
versndi , nicht aber als eigene ETklärimg des Tacitus anzusejien.
Ans der Sprache der Kelten sei dieser Name durch die Römer
bekannt geworden, während als einheimische Gesammtbezeich-
nung fiiglich'der Name Z^eu^irci^. gelten. müss^, der. zuerst nur
eine allgemeine Bezeichnimg ,der Sprache gewesen , welche die "
eii^zelnen Stamme^ die nach ihrem Voiksnamcn auch ihre Sprache
bcnamiten, in einer sich gegenseitig ziemlich verstindlichen
Weise redeten; allmälig sei der Name zur Gesainmtbezeichnung
der Völker der deutschen Kiuige selber nbergeganjgen. Die Er-
örternngen^ die in ahnlldher Weise über die Namen der beiden
andern Hauptstamme, der Galli und CeUae^ so wie der Slawen,
ursprünglich Slowenen gegeben 'werden , müssen^wir übergehen,
umfÜF die folgenden Hauptabschnitte des Buches den Raum nicht
aUzn sehr zu beengen.
IhM gsnze %wede Capitel (& 70 r- 159,) beschlift^t sich nun
10 Oe»gr«phie des Milletft|tert.
ansschllessUch mit den deatorfieii Volkeni, urlhrend im driUmi
(8. 160—264) Kelten, lllyiicr nni Thraker, «h tfidHeiietnid
westliclie Nachbarstimme; im Herten aber (S. 265 ~ 362) Wen-
den, Aiaten, Finnen nnd Skythen, als ostliche iHid nördliche
Naciibarstaroniev näher besprochen werden. Schon der Vmhng
dieser Capitei lasst ihre Wichtigkeit, bei der fcfa in das Binseiste
gdieuden Forschnng sattsam erkennen^ obwoh) wir frier nor el-
ntge allgemeine Umrisse an gelieQ Tenni^en. Äer Absohnttt über
die deutschen Völker serföilt nadi* einer allgemeineren, von der
Stelle des TacHns (Gem. 2.) in Yerbindmig mh Plinins Hist.
Nat. IV, 14 ansgehenden Betrachtung fkber die in der ersten Stdie
genannten Zweige der Germanen {IngaepeneSj Hermin^nei^
Itiaevones) in folgende , natürliche IJnterabthellniigen : die V^
ker des Oberlandes, des östlichen Flachlandes, des Kftstenatrichs,
nnd der» skandinavischen Länder«
In den Angaben des Tacitns §ber die drei genannten VlUker
erkennt der Verf., und mit Recht, mir den Inhalt eines einliei*
mischen Liedes Tom Urspmnge des Volkes , womach des ans der
Erde geborenen J^kco d. i. des Crottes, Sohn Monnlst, d.h.
der Mensch $ nach seinen drei Söhnen sind die drei Volkssweige
benannt , welche , nach der grammatischen AnfTassnng des Wor«
tes die jBi//tfit, die Fornehmen ^ die iS/ari^eit bedeuten, geogra-
phisch aber so sn fassen sind, dass die Istaevonee nach Oaten ge-
hören, also den wendischen Stamm bezeichnen, die Ingaeeonea
Im Tieflande längs der Küste ansgebreitet sind, die Herminone»
aber im Oberlande wohnen. Die weiteren sprachlichen Untersu-
chungen , die hier mit der geographischen Forschung sich verbin-
den, müssen im Werke selbst nachgelesen werden, woanclibei
den nun weiter folgenden Tier Cnterabtheikmgen, unter welche
die einzelnen uns durch sichere, sunachst griecliischeund römlsi^c
Zeugnisse bekannten Völker des alten Gernmftiens nach ihrer Lage,
ihren Wohnsitzen und ihren politischen Verblndnngen gebracht
sind, ein gleiches Verfahren eingeschlagen ist, das nur in so fern
die Bequemlichkeit der CJebersicht in den Endresultaten, zu denen
die Untersuchung gelangt, erschwert, als alle Stellen derAften
die hier als Zeugniss In Betracht kommen, in die Untersuchung
selbst mit aufgenommen , oder vielmehr in eine solche Welse mit
verwebt sind, dass, zumal bei dem ganz gleichen Drnck mit Latei-
nischen Lettern, der Leser selbst erst die gehörige Ausschei-
dung zu treffen hat. Indessen ist diess Nebensache; die Hanpt-
Sache sind die geographischen Bestimmlingen und Nadiweisnngen
über die wahrscheinlichen Wolmsitze der verschiedenen Völker,
weiche, stets von sprachlichen nnd historischen Erörterungen be-
gleitet, zu den Nachrichten des Caesar, Tacitns nnd Ptolemios,
um nur die^e Schriftsteller, als die bedeutenderen, mit Ueberge-
hung Anderer, zn nennen, eine Art von Commentar in jeder Be-
ziehtmg bilden. Ueber den letzten derselben äussert sich der
Zcvm: Di« D0«ImMii iriti die KMibtffttäimne. ^ II
Verf.S« 109 io d» Notefolgeiid«niM«i9eii: ,,I>eiP4deiiiSit«Be«
riolilalierQeriiiaDieftittda« ToUstSiidfgBte, iindwe^n sich seinen
Irrwegcit ttiif die Spurkoftmieiilässt und dann «eine SüassteHnngen
wieder 2 üreiAt gesetzt werden können, ohne Zweifel dag schitz-.
l»]»te tfeegraphiscfae Denkmal .f«r das gi^rmanlsche AÜerthnni. ^^
Umso BMiur ist eine aene, fenftgende Beatiyeitung dieses Scfarift«»
Eteilers su wlineelien, bei Welcher die Unteranchtingen der neue-
ren Zeitnofd^aCrebiete der allen Geographie veilstandig benutzt
nnd zu Rathegeioge^ werden. 8d weiäe» steh dann eher soiehe
rrr^egeundlrrthömeri deren aüeh unser Verf. eine Anzahl naeh-
weist, namenttieh in der Stellung der Gebirge^ dardi w^he
manche fiiteclie CSombinattenen .Teranlasst wurden , a^ennen
haaen und der wahre Gewinn mit desto mäir Sicherheit herFortre-
ten. Wasaber dieJiier au beurtbeilende Schrift betriffit, so wäre
YieUeicbt wunschenswerth gewesen, wenn eine IlntersUehung
vher die Quellen selbst, deren Bedeutung und Werth, wie deren
AniEMsnng, dem Werke selbst vorausgegangen wäre, obwohl in
dem groaaen Umfang desselben , und in aeiner dgeritlidien Be^
Btiflunwig auch genng Grinde dagegen sich auffinden lassen.
In jene vierfache AbUiellnng, die wir eben bemerkt haben,
fallen denmäehst folgende Völkerschaften. In tlie erste Abthei-
iung zu den Vdiicem des Oberlandes geboren die Si§ambrer^ die
amMiederrheitt, anf dem rechten Ufer und zwar von da an wiA- .
nen, wo rieb ^ ersten-HSben nach dem nordUchen Flachland«
eiMken; sidlieh von ihnen die Utier bis in ^e G^enden der
Sieg, spiter mif die andere Shdnaelle versetzt, fast gegenüber
den früheren letzen, nur etwas niehr nordlich; an die UWer
. gninzend, in der Nihe von Meura wohnten nach dem Verf. die
Gtiberhi; als Nachbarvölker delr SIgambern werde» welter ange-
sehen Morgig femer Unjdi^ ändert ^ Tubanies^ alle drei
nachher in der Masse der Alemannen zusammengefiossen, Ampsi--
varii^ Chamavi^ Brueieri (östlich vom Rhelnnfer, landein*
wärts, »nd zwar südöstlich bis in dem Winkel zwischen Ems und
Lippe , nördtich von Friesen und Gauben liegrinzt). Als weiteres
Glied in der Reihe der Völker des Oberlandes erscheinen H^e9t''
stoeken^ Chatten und Hermunduren j neben den Chatten noch
MeUiaet^ Guttiuarü^ Baiam und Cmminefutee ; dann als weHe-
res Glied Cherusken mit ihrer Umgebung; dann J%«i, Anpfwa-
rtif , LangobQrdi{%o schreibt der Verf. und halt es fiir richtiger
als Lengobardi; ihre Sitze sind um die untere Aller, ostwärts
bis an die BIbe, südlich von Hamburg bis gegen Salzwedel), Dui^
gidmi^ C^uttdci^ Ckafuariu üüa folgen die Markomannen und
die um sie w<dinendeu Völkerschaften: die iVarMct, Quadi^
Baemi u. A.; dann die ligiseken Völker und zuletat die Ba-'
starnen.
Zu den Völkern des östlichen Flachlande» rechnet der Verf.
zuvörderst äie Semnenen^ östlich voii der Elbe wohnend an der
13 aevgrap^hie 4et lliUetiili«re.
■cliAyarsea Ebter, Spcee u. au w«^ die Vater d«r splteni Stieveti;
nördlich von deo Semnouen di« Fanni.^ /osükh die Bur^ndio^
neu und die Goihen^ twischen dei» Pregel uad der Weichsel.
Unter den Völkern des KufiteBstricbes nehipie« die Friesen^
Chüuken und ihre Nebenvölker die erste Stelle ein; denn folgen
die Völker der. kimliHscben Halbinsel and der Umgebung, dso
(Dimbern, Teutonen, Ambronen^ Sasonen^ AngUer; darauf
die Anwohner der Ostsee, die wenig bekannten Suardoneny
JRugier^ TurciUnger und Sciren^ zuletst einige Angaben ober
SeuHdinavische Völk^, Bei der . Fn^e'^nach Abkunft und Ur-
sprung der Cimbern, worüber die verschiedenen Behauptungen
der Alten vorgelegt werden, entscheidet sich der Verfl mit Redit
fiir die deutsche Abkunft, wje sie sdion in einer Stelle Plutarchs
(Vit« Mar. 11.) ausgesprochen ist, und er findet selbst die dort
angegebene Bedeutung des Namens (Klfißgoi =^ hj0tal) ans
sprachlichen Gründen im Gänsen wahr und richtig. Da sich von
diesem Volk in späterer Zeit krioe Spur findet, so wird es aller-*
dings glaublich ^ dass der bei Tacitiia (Germ. 37.) erwähnte kleine
Rest, der nach der grossen Wanderung surückgeblicben ^war,
sich im Laufe' der Zeit unter die danischen Eroberer verloren
bat, wie S. 146 vermuthet wird. Als die Staromsitae der Anglli,
d|^ sich spater durch die Eroberung TÖn Britannien so bekannt
machten, betraclitet der Verf. die Gegenden um die untere Saale
längs der Elbe etwa bis über die Ohre hinab, wo sich in späterer
Zeit die noch surückgebliebenen Angeln mit Werlnen finden,
unter dem Namen der Nordschwaben. Es wird weiter ausdruck'^
Uch bemerkt, dass die mit den Werini In dem bekannten, noch
vorhandenen Gesetzbuch genannten AngUi wahrschefnlieh die
Bewohner des dem Schwabengau benachbarten Frisenofeldes ge-
wesen, welche von den nahen Sachsen eben so gat wie die ihnen
sichnichtassimilirten Anwohner der Nordküste, östlich von der
Weser und über der Eider, Friesen genannt worden , weil^ie
noch die rein niederdeutsche (Friesisdie) Mundart behalten. Der
Verf. kommt S. 363 auf diesen Punkt noch einmal zurück, über
welchen . Gaupp In seiner bekannten Bearbeitung des alten Gc-
aetzes der Thüringer (Breslau 1834. 8.) S. 81 ff. 85 ff.286 nähere
Untersuchungen angestellthat^nach welchen die in der Aufschrift
des Gesetzbuches genannten Angiii et Werini h. e. Thuringi^
wofür die Corveysche Handschrift bekanntlich blos Lex TkuriM"
garum bietet, zu den Thüringern gehörten, und selbst dem Na-
men nach in zwei Thüringischen Gauen des spätem Mittelalters,,
dem Eogelin und dem Weringau noch sich erhalten haben , wsa
uns gleichfalls wahrscheinlicher erscheint , zumal da d^r Iqlislt
des Gesetzbuches alle Besiehung zn Friesischem und Sächsischem
Recht eben so ansschliesst , als er dem Fränkischen , zunächst
dem Ripuarischen Rechte sich nähert, den Franken aber dieser
Tbeil Xhüruigens schon früher uuterworfeu war.
Zeost: DieDettl«dienoii4'dleflMMntft«iii0. IS
Das driite C&pitel des ersten Buches , urekhes Germsiiiens
Nschbtrslamme im Westen und Süden beflmt^ enflitlt «mlassende
Uiiitersiiqliiingen fiber die Kelien^ denen sieh sw^i k&neve Ai^
sdtnitte übet /itf jffter und über Tkraker anrcdheä, S[. 160 — 264%
Die Keiien sind dem Verf. Volker unsteter Lebensweise, gieick
den Germanen, daher teicht' feuert ni Wanderangen, die sich
nach allen vier Weltgegenden bin erstreckten , xmH so weit sie in
dem Bereich der G9^:hiehte liegen, demnach durch sichere
ZetTgnisse bu erweiseii shid, nucli^ hier nachgewiesen werden.
Ihre Wanderung aber die I^renien, in den fernen Werten Bure*
pas^ ist n?LA den Zeugnissen der Aken so niemiicb aklier, so
wenig sich auch Zeit und Be^chalFenheit dteser Wandenmg , so
wie die Veranlassung derselben wird einigermaassen nHher be-
stimmen lassen. "Dort wohnten ror ihnen einheimische Stämme,
Iberer genannt; mit limen entband theü weise Verbindung und
Vermlscltimg (6iß CcUiberer). Deutlicher im Bereich der Ge^
schichte liegt die Wanderung keltischer Stimme ober die Aipen^
ebentowohi in der Richtnug nadi Sudost, wie auf der Nordseite
der Alpen Torwirts naclv Osten; Die Ilauptstelle des Uvins über
diese K<»ltischen Zfige (V, 34 ff.) wkd S. 166 ff. näher belendi-
tet; und -der nachfolgenden UnteftYuchung «ber die einzefaien
Stämme und ihre Ansiedhmgen auf der* südlichen und östlichen
Seite der Alpen in dem oberen Italien, bis in die Gegenden des
heutigen Ancona Iierab^, zum €rrtmde gelegt^ mo seäis Kelten*
Stämme, weldie LImis nennt ()S0/r/««t\ Boji ^ Senofies , Lingo-
ft^r, Cenomani^ Insubree)^ untct die ältere Bevillkertmg am Po
sicli eindrängten und dann noch weiter südwärts bis an dem be*
merkten Punkte herab sich «usdelmten. Die andere Richtung
I nach Osten besetste die Alpen und in noch grüsserer IMasse dio
Abfälle derselben nach Norden und Osten, wo unter den lllyri-
sehen Völkern frühe |[elten sich niedergelassen. Die Heivetier
und Bojen ^ die Fhidetid^ Rhaeii^ Noriei^mud Carni sind Kd- .
ten^ deren Stamm weit über das nIdKche DfeutsaUand, südlich
Ton der Donau und an den oberen Rhetufegenden ansgebfeltet
war. : Dte> Einwanderung in IllyHen glanbt dcrr Verf. in das Ende
des Tierten Jahrhunderts ror Christo setzen su können ; von hier
ans erfolgten weitere Züge des unrnhigen Volkes , meist Ranb-<
aüge, wie der bekannte des BreUnü« nach Delphi; daher Ansied-«
hingen Jn Macedonien, l^racfen nhd Kleinasien (Galatlfn). 'Das'
Stammland^ aus dem diese Züg^ nach Ihren Terschiedenen Riefe«
tungen sich ergossen^ ist Gnllien und es wird in dieser Besiehnng
die Ton Cäsar am Eingang seiner Commentarien De hello Galileo
gegebene Bestimmung der Ausdehnung und der Gränsen dieses
Landes angenommen, so dass also dort der eigenUiche lilitteU
punfclr, das Stammland der Kelten nnd der Ausgangspunkt, 'dem
dieae wapdcmden Haufen entströmt, zu suchen wäre (S. 185).
Dli6 iu der bemerkten Stelle Gisar^a von den Gailiorn oder Kelten
14 G«osf»phte aet Mittelalter».
gceehiedeaen Beigen, wdehe Unter jeaeti, swisehen der Seine
, und dem Rhdn wohnen, bilden, wie der^Verf. annlnnit (S. 189),
naeh den Ketten, mil denen sie gleldie Sprache, oliwohl in dia-
lelfttischer yemMedenbeit^ liab«n, die aweite Abtheilmig im
' West^tamme, sie werden «itUn f&r Keltische Abkfoimlln^c er-^
klärt, Ihre gemanische Abstammung dnrchaut rerworfen; ge-
drängt Btt liBnde dttfch Kellen und Germanen Iconaten sie atif
dem Festlande sieh nidit weiter ausbreiten, sie zogen dämm
Uier das Meer, und liessensiclr unter den Brttannen nieder, die von
den Römern als die Ureingebomen der Insel erklärt, selbst nur
als ein weiterer Stamm d^ Kelten erschdnen, „als der dritte
Zweig in dem Weststamme^S wie dies in Sprache und Religion
sich bewährt. Die Ton den Alten als keltisch beseichneten Wör-*
4er finden sich dem grösseren Theile^naeh in dän britisclien Znn*
gen wieder, und es wird sich hodistens hier eine Dklektrenchie-
denheit annehmen lassen. (Die sprachlichen Beweise zu dieser
Identität der keltisdi*brittuiischen Bevölkernng bieten Jetzt auch
die schon oben angeffilurteo Geltica des Hrn. BibL Dr. Dlefenbach^
in der ersten Abtheiinng, welche eine sehr genaue, yerglei-
chende Zusammenstellung keltischer Worte liefert.) Auch die
Galedonier sind nach Sprache und Cultus Kelten , desgleichen
die Bewohner Irlands, die früher unter dem Gesammtnamen der
SeUi ersdieinai.
Wir haben nur die Haupt- nnd Grundideen des Verf. hier
angedeutet; In das Einzelne der Forschung einzugehen, wQrde
unsere Grenzen weit überschreiten. Selbst der VerfL musste sidi
hier beschränken, da er ja keine Geschichte des Keltenstammes
und sdner Wanderungen und Verzweigungen zu geben beabsich-
tigt , wie dies bei Hm. Diefenbach in der andern eben erschiene-*
nen Abtheilung sdner Celticn der Fall ist, sondern nur eine ges
naue Uebersicht der einzelnen Zweige des grossen keltischen
Stammes und ihrer Terschiedenen Wohnsitze, Wanderungen und
Niederlassungen. Daher werden zuerst die Kelten auf den Inseln
nnd auf dem gegenfiberliegeBden Stammlande aufgeföhrt, hier
namentlich unterschieden die Völker zwischen der Seqimna und
dem Liger, und die Völker zwischen dem Liger Und der Garnmna,
sowie drittens die Völker am Rhodanusstrom; dann folgen die an
der Westseite des Rheins sesahaften Stämme und zuletzt die Al-
penvölker, insbesondere die Helveiii^ Ahueti^ Findetici^ Bofi^
hier hat der Verf. die keltische Abkunft , mit Abweisung anderer
Hypothesen, ausführlicher zu begründen Tcrsucht, was wir in
dem Werke selbst nachzulesen bitten.
lieber lUyrier und Tkraoier konnte der Verf. sieli kfirzer
fassen« Beide unterscheidet er streng von den Kelten , Ton de-
nen auch die alten Schriftsteller, die genau reden, sie stets un-
terschieden haben; die Nadikommen der alten Illyrler, soweit
diese nicht In den Vöikerwanderungen untergegangen shid , sfaid
ZeuM : Die l>ettfic]ieii wi die NodilNMnütaiDe. 15
ihn die iietili^ii Mbeneeeii, oder, wie tkr nhh bAM tiemieii,
Sfcfpeteree* Nidit mit fleieber Sidieiiieil aber gteubt er die
Neeldcoimiien dev aUe», eetwiits ves den Hlyriem wohnenden
Tlireicen, eewie der ober die Oenen noidwirts ^wanderten Ge-
te» und Deicen neciiweieen feu k toten; Saden ward im dritten
Jahrhundert von {femanieehen , im naehfolfanden vonBwnaten
inneiludb dea Gebir^ beaelat, ansaeiliilb' deaaen Oothen und
Roxoiaaen wohnten, i^oh d«icn jene, die Gotiien, aber aneh
bald wieder abaogen. Ana 4er Verdn^nf von Santoaten und
Roxobnen mit dea Landeaeingebomen, den laleinisilh verstellen«*
den D«|[en, leitet der Verf. die heoligen Wataeken oder Wia-
ehen (Rumitnje^ Bomanen^ wip sie eich selbst nennen, und llnre
Sprache die Remanüche) ab; die Thraker des Btammlandea
hingegen ahid imter den nadiMgenden Vdlkenftgen, insbeaon*
dere der Awaren ond SMaven so gut wie veraohwnnden , ohne irt
gend eine sichere Spur aornckzulasaen.
Daa vierte Capitel, die Nachbarstimme der Germanen in
Osten nnd> Norden befassend, inindelt von Wenden^ jiüiev^
BUmen und Skythm (& 265 -- 302). Die Akten sfaid dem ¥eif.
die von Tacitns German. 45 angefilhtien g^enle« AeMiuo/rum^ die
an der Oatseekliate wobnen, niä l»ei allen den grossen V&lkenrii'*
gen und Bewegungen^ sich aar wenig ausgebreitet haben über
ihre orsprüngiichen Wohnsitse hinan«, gewohnlieh nach einer
Abtheilang der litauische Stamm genannt« Indess betrachtet
der Verf. den Namen AiHen als eine Gesammtbeseichnnn§, dea
Stammes, dessen Sprache sidi in ihrei» späteren GesUiltong in
drei Mundarten: der nnn ansgestorbtiien akpreussiauhen, der U^
tanischen und der kurisch -lettischen, entwickelt und jswisAen
der deutschen und wendischen Sprache gewissermaassen in der
Mitte liege. „Wihrend sie, sagt der Yerf. 8. 266, ihren StoiT
aus dem Slafischen genommen zu iiaben scheint, neigt sie sich in
ihren Formen anr deutschen Sprache; sie spricht gleichsam sia«
vische Wörter mit deutadiem Munde aus, und dennoch ist aie
noch eine aelbststandige, auf dgenem Grund ruhende, wie daa
Volk sich noch durch seine besondere Benennunf seit den Ate*
aten Nachrichten ans dem Norden ond durch seinen eigeiithumU-
ehen Gdtterglaiiben als einen eigenen Stamm darstcllt.^^ Wir
missen die nShere Prüfung dieser Sütxe der vergleichenden
Sprachforsdinng überlassen, auf die wir uns hier, ohne den
^^P^^g^nstand aus den Augen au verlieren, nicht weiter eki-^
lassen können. '
Bei den jRrnnan, den Fenm des Tackus (Germ. 46), der
die Lebensweise des armen JMger- und Fiscliervolkes, das einst
von dem hohen Norden Scandinaviens, vom nördlichen Qcean ^
landehiwirts bis ikber den Urai hinaus wohnte, so deutlich ge-
schildert,' kommt der Verf. auch auf die ErkÜrong einiger Stellen
aua dem vierten Buehe des Herodotus, in dessen Angaben Skg-
16 43eiigr«Fliie 4ei MtlUUUftrs.
thiMcker VftlkevBchafitti wich Finnen getfüÜen Mrenkii. Ate
VhysMg^len und Jyrken (IV, 22, 123), sowie seHist die Me-
landUätten (IV, 20) ergeheüiea den Verf. als Völker dieses
Stemnes; die so riel beaprocbeften Budinen (IV, 21. 22» 105.)
werden in den Winkel swieehen die fcsufaleiseheii Gisbir^e und
dem kaspisehen See, wo «peler die Alenen sufixeten, irerie^C,^
oe dass die Wüste an ihrer Merda^e die Steppe %\\ beiden Seitea
der untern Wol(^ ist« Für DeuUcke halt sie der Verf. uidit,
denn er lenket jede Spar dieses Volkes (»ei Herodotus. In wie
fern aber mit seiner Ansicht von den Sitaen der Budinen andere
Ansichten., von Koppen, Heeren, bitter u. A., welche Ref. in
derNo^e zttHerodotlV,21.hes]^rodien hat, sich vereinigoo lassen,
wölieu wir nichtnäher untersuchen, da wir uns schon früher für
die Vermuthueg von Kippen ausgesprochen haben , der die Sitse
dieses Volkes in dem heutigen Gouvernement Weroii|esh sucht,
iibcreinstimmend im Ganzen mit Rennel und Kitter. Bei den
MffhmeUänen kaun der Verf. auf die Zustimmung Eichtvald's
rechnen (p. 307. Geograph, des kasp. Meeres), der l»ei diesen
Sekwturzröeken an die entsprechende Tracht der Finnen erinnert;
bei den J^ysaageien und Jyrken sind , wie man au^ unserer Note
zji IV, 22. ersehen kann, die Aqsijchtcn der Gelelirten sehr von
einander abweichend, und während man letatcre zu Türken ma-
«hell, will (was jedoch unser- Verf. S. 300 not. ausdrüclüich ver-
wirft), sucht man in den ersten statt Thyssagetcn Tyrasgeien
d. i. ^lavische Anwohner des Tyrasflusses oder Dnjestr! (s. Eich^
waid a. a. 0. j». 283. 284.) Wir halten darum die Entscheidung
für gewagt und noch aur Zeit für unskluBr, bis nähere bestimmte
Gnbide uns eine solchct geben können.
Von diieseii Finnen unterscheidet der Verf. durchaus die
Skythen^ in denen Manche allwdings Finuep sn erkennen glaub-
len; er durchgeht daher zuerst die einzelnen Angaben des Hero«
dstus über dieses Volk im Allgemeinen , wie fiber seine einzelnen
Verzweigungen, ' dann die Angaben spaterer Schriftsteller, um
datrauf seine eigene Ansidit iäer dieses Volk, in dem er tuc^
keine Mongolen, mit Niebuhr und Anderen, zu erkennen ver-
mag, auszuspredien und-^u begründen. Hiemach sind die Sky«
then dem persisch -medischen Stamme, dem ausgebreitetsten im
alten Aaiea, neben dem indischen und semitisclien , zum grossen
Theil auch nomadisch lebenden, suiuzählen; und zwar erstooe
um der Uebereinstimmung ihres Götterglaubens willen , zweitens
nach Lebensweise und Sprache, drittens selbst nach bestimmteil
Zeugnissen der Alten, die der Verf* für seine Ansicht geltend zu
macheu sucht Insbesondere sind es Stellen des Herodotus, wei-
che hier zur Sprache kommen, da sie die natürliche Grundlage
der Üatersachung, bieten müssen,' die andererseits durch die hb-
her so wenig beachtete, vom Verf. sorgfältig und mit Vorsicht
angew.endete sprachliche Forschung selbst ein um so erwünschte*
Zeuss t Die Deottchen and 4ie NacbbaritifliBie. 17
res Lteht ertiakeii^ ab gerade dieser Thefl detrHerodoteiacheti
Werkes die daiikelsten uii4 6chwieri;steB Partien enthalt. Die
unter dein Gesaifamtnanien der Skythen erscheinenden, meist no-
n^adisel» lebenden Stamme breiten sich von Ihrer ursprungileheii
Heimath im Osten, um dc(n Aralsee und laxartes in der Näe d)sr
Perser und Meder , nach Westen hin bis an die Gestade d^
schwaraen Meeres und die Donaumündungen ^ns. und füllen ins-
besondere das-nördüch davon liegende Flachlana; die am n&rdU-
eben Ufer des schwarzen Meeres aiigesiedelten. den Griechen
näh Ar bekannten Abtheitimgen , auch unter yerschie^nen E^nsel-
namen bekannt, hiessen in ihrer eibheimischen Benennung Sko-
loten; ihnen, raemt der Verf., sef spSter die Benennung Skythen
als Einzelname geblieben; sie seien es, welche Herodot allein
für die wahren Skythen vansehen möchte, von welchen die ostli-
chen in Asien abzuleiten sind. Von den Skoleten bitten die Grie^
eben nähere Kunde der benachbarten Volker erhalten, der Satk-
ramaten oder Sarmaten y ebenfalls Skytheü, deren kriegerische
Jungfrauen die Veranlassung zu den Fabeln der Amazonen gege-
ben (was wfr inzwischen bezweifeln » da diesen Mythen eine tie-
fere Grundlage zukommt, wie wir died in einem Artikel. in Pauly's .
Sealencyclopadie I. p. 394 ff. ipigedeutet habeta). Demselben
skythischen Stamm werden auch die vielbesprod^enen Neuren
und jigaihyrßen (Herod. IV, 104 seq.) zugezählt, so gut wie die
Maasageten^ obwohl ietzterie von Herodot ursprunglich, wie der
Verf. glaubt, davon unterschieden werden. Eben dahin werden
die Sigynneny die östlichen Nachbaren der Agathyrsen , die Be-
wohner der Ungarischen Ebenen, gezählt, wdche ebenfalls No-
maden waren.' Andere Pnnktli der LIntersnchnng, Yiara^ntliqh dei^
sprachlichen, müssen wir fibergehen, um nicht allzu weitläufig t\\
werden; wir beschränken uns daher auf die Bemerkung,^ dass die
Herodoteischen Stellen über Cultus und Götter der Skythen mit
den ähnlichen über den Cultus der Perser hier zusammengestellt
und erläutert, eben so iuch alle die bei Herodot vorkommenden
Eigennamen, skythischer wie persischer Art, besprochen und
erklärt werden.
Wir hab^n nun den ersten Theil des Buches durchhinfen,
wir glauben wenigstens gezeigt zu haben, wie viel darin enthalten
ist, jedenfalls weit mehr, als der bescheidene Titel erwarten
lässt. Wenn wir in demselben eigentlich eine geographisch -hi-
storische, übersichtliche Darstellung der Völker des alten Euro-
pa*s, zu den Zeiten* der Römer und Griechen, jedoch mit Aus-
nahme 4ieser beiden Nationen, fanden, und zwar eine Darstel-
lung<) die wie den Quellen entnommen, durch die sprachliche
Forsöhnng unterstützt und damit in^eine Verbindung gebrachtist,
wie dless bisher nicht geleistet worden ist, so enthält der andere
Theil oder das istr^Ye Buch, welches die grössere Hälfte des
Ganzen emniramt (S. 303—758), eine ähnliche Darstellung der
iV, Jahrb. f. PhU. «. Päd. od. KrU. Bibl. BiU XXIX, ffß. 1. 2
18 Geographie des MtUelalteri.
Volker^ die von dem dritten Jahrliiindert an mit ihren Scbaareu
Europa durchzogen, und in demselbfcu sich an Verschiedenen Or-
ten niedergelassen, ebenfalls mit Ausnahme^ def Griechen und
Romer, im Uebrigen auf ganz gleiche Weise behandelt, und aus
den Qaellen geschöifft, zu denen sich eben so auch die Sprach-
forschung gesellt. Es ist also die eigentliche Periode der Völker-
wanderung, die hier von ihrer geographischen Seile dargestellt
urird; es sind nie nun erscheinenden Völker, sowohl die schon
früher an andern Orten oder i^ch selbst unter andern Namen er-
scheinenden, wie die neu in dem Laufe der Ereigaisse urff ent.
geg^ntretenden , welche auf ähnliche Weise, wie die Völker der
früheren Periode, hier der Reihe nach aufgefdhrt und nach ihren
Wohnsitzen und Wanderungen, wie nach ihrer Abkunft und poli-
tischen Stellung besprochen werden, und zwar unter iin-
'mittelbarer, dem Texte selbst (Tidleicht selbst zum Nachtheii
eines klaren und leicht überschaubaren Deberblicks der Resultate)
eingewebten Anfuhrung der Quellen. Die drei ersten Capitel sind
wieder den deutschen Stimmen gewidmet, im Westen, im Osten
und im Norden; die beiden folgenden Abschnitte handeln von
den Nachbarvölkern im Westen und Süden, wie im Osten und
Morden.
Im ersten Capitel, wo also die deutscheu Westvölker behan-
delt werden, treten zuvörderst die grossen Völkerassociationen
hervor, durch welche die römische Ilerrschaft in den nahen und
selbst ferneren Ländern gestürzt worden ist, die Alemannen und
Franken Y ^ann Axe^Thuringi^ Bajwarii^ Saxanee «und die
Frisiu Als die Heimath der Memannen oder, wie der Verf.
stets schreibt, A/amanni (indem der Bindevokal ö bei allen spä-
teren lateinischen Geschichtschreibem , inXjfesetzen und Urkun-
den sich finde) wird betrachtet das Reich am Oberrhein von^
äussern Wald bis auf dfe Alpenhöben, jedoch bemerkt, dass das
Volk diese ausgedehnte Strecke zu gleicher Zeit nicht erfüllt^
sondern in verschiedenen Epochen von Norden: gegen Süden ge-
rückt sei. Im Uebrigen werden unterschieden Alamannen hinter
dem Römischen Limes, Alamannen südwärts bis zum Bodensee
(Aiamanno-Suevi) und Alamannen bis an die Vogesen und Alpen.
if^r Name selbst ist ein Gesammtname, unter welchem mehrere
vereiiugte kleine Völker erscheinen, die Grundlage dieser Vblker-
vereinigung bilden nach dem Verfasser Tencterer und tisipier;
an diese schlössen sich andere kleinere Völker über dem römischen
Lknes an, und so entstand die Verbindung, die sich den Bundes-
namen Alamannida d. i. communio beigelegt haben mag.
Dies ist die Ansicht des Verf. , die er hier näher ausgeführt hat.
Nach dem Tode des Kaiser Probus drangen die Alamannen über
den römischen Gränzwall und nahmen sich innerhalb desselben
bleibende Sitze , rheinaufwärts rückend oder selbst von Aussen
dazugedrängl, bis an den Bodensee hinauf $ war anfangs ^er
Zmßs; Die DiBaUcben and die WacfaUritimwe^ 19
Rliein ihre natürliche Qriuze^ so brachen sie bald auch ober dl^
seil in die jenseitigen Lander nnd unternahmen selbst Streifaufe
bis in das Innere Galliens;, bleibend nahmen sie;die Westseite des
Rheins im fünften Jahrhundert in Besitz und- breiteten Bleibst noch
weit iiber das Rheinthal hinaus sich aas;' Alisat ^ Alüast (Blsaäs)
d. i. Fremddtz ward der Name des Landes* Der Sieg Chlodwigs
mit. seinen Franken vernichtete später die Unabhän^keit der
Alamannen, mit welchen ausser den Juthui^;en (deren Namea
jedoch vom Jahre 430 an verschwindet) als verbündet die St$evi
oder Suavi erscheinen, ^welche nach dem V^f. keine andern ur-
sprünglich sind, als die westlichen Teutones, dif$ schon in der
ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts ihre nördlichen Gegenden
verlassen und um .230 an den oberen Donaugegenden erscheinen.
Julhungi und Suevi sind nach dem Verfasser ein und dasselbe
Volk, das an der Seite der Alamaunen seinen alten Namen (/tf-
ihungi) aufgegeben und sich den ehedepi grossen Namen der^
Saevi beigelegt hat, unter diesem Namen, als Schwaben^ mit
den Aiamaunen, seit dem ersten Zusammenwohnen, dann enge
verbunden erscheint, ^so dass beide wie zu einem Volke ver-
sichmelzen. Die Schwaben oier Juthungen waren also niederdeulr
scher Abkunft, Brüder der Jfiten, Nachkommen der Teutonen;
doch hätten üe in der Verbindung mit de^ Alaniannen schon frühe
ihre Mundart in den oberdeutschen Charakter umgeformt. Wir
haben bei einer so wichtigen Frage blos die Hayptsätze 4e8 Verf.
hier nicd.erlegen wollen, weil sie, wir müssen es befürchten, in
mehreren Punkten nicht «unbestreitbar» oder über jeden Zweifel
erhoben sein dürften, ebensowohl was die Identität der Juthungi
und Suevi und die behauptete Umgestaltung des ersten Namens in
den zweiten, als auch was die behauptete Abkunft beider, an«
geblich identischer Völker aus der Jütischen Halbinsel betrifft,
da uns für Jieides keine hinreichende Beweise vorzuliegen schei-
nen, welche eine solche Behauptung sicher zn begründen ver«
möchten.
Wie die Alamannen am Oberrhein, sa erscheinen, von ihnea
abwärts am Unterrheia , bis zu den Mündungen des Stromes hin^
die Franken d. i. die Freien, wie der Ver£ erklärt, eine ähnliche
Völker Verbindung, in welcher. Sigaipbern und Gallen die Haupt-
Völker bilden, welche schon von der Mitte des dritten Jahrhun«
derts an als gefährliche Feinde der Römer unter diesem Gesammt-
namen auftreten, wenn auch gleich xnoch eiqe Zeitlang als be»
sondere und getrennte Völker. Der Verf. unterscheidet nun Ober-
franken U9d Niederfranken; die letzteren wohnen rheinabwärts
bis zu der Issel hinab, von welchem Flusse, wie der Verf. glaubt,
wahrscheinlich der Namen Sqttiy unter welchem sie seit der
zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts vorkommen, stamme,
so dass also Sigambri^ Salti oder Franci Salii im Ganzea nur
ein und dasselbe Volk wären. Der Name Salii wird abgeleitet
2*
20 Gengrsphi« dea MitteUlterf*
/
Tdn Sfila^ dem ikeren N^men der ksel, woher inch der Cau
Sola un^ noch jetzt derselbe Landstrich nordostlich über Peven-
ter Saalland. Zu derselben Abtheiiuug der Niederfraulcen recln
neC der Verf. noch Chamari und Chattuariu Zu den Oberfran-
ken werdeii gezählt die Ampsivarii^ die als Nachbarvolk * der
Chatten an deren Zu^en unter ^em gemeinsamen Namen der
Franken Antheil genommen; sie kämpften noch im fünften Jahr^
hundert mit den Uömern am Rhein ^ wo sie sich um Köln ^ rhein-
anfwarts ausgebreitet und üi diesen Sitzen den Namen der Ufer-
bewohner Riparii erhielten. Ausserdem* rechnet der Verf. zu
den Oberfranken noch Chattische Frauken, Hessi, Eructeri« Ea
mnss uns auch hier genügen , nur die Grundideen des Werkes
iHisem Lesern vorzulegen, jede Dlscussioti über diese viel bespro«^
ebenen oind viel bestrittenen Punkte würde uns hier zu weit
~ fuhren. Dasselbe mag auch in Absicht auf die zunächst folgenden
Untersuchungen gesagt sein.
Die ^Thüringer ^ die in der Geschichte zuerst, am Anfang des
fünften Jahrhunderts' erscheinen, ^ctzt der Verf. an die Stelle
der Hermunduri , deren Name um diese Zeit gänzlich verschwin-
det; ja er leitet daraus sogar den Namen der Thüringer ab, in-
sofern Thuringi aus Duri^ der eigentlichen Volksbenenunng der
Hermunduren, entstanden sind, wie die Juthungi aus Jutä, und
Ghattuarli aus Chatten. Wir verhehlen uns nicht, dass dariii
Dfanches problematisch ist, verweisen jedoch auf die Schrift
selbst, worin die Beweise zu näherer Prüfung vorgelegt sind, und
bemerken nur noch, dass zu der Verbindung der Thüringer auch
noch die Warnen Tom Verf. gezählt "Verden.
fn der wichtigen Untersuchung, die nun folgt, über die Ba--
jovarii^ d. h. über Abkunft und Ursprung Aei^Baiern^ habcn.wir
uns um so mehr befriedigt gefunden, als diese Untersuchung nur
auf die Quellen sich bezieht , und nur aus diesen ihr Resultat ab-
zuleiten bemüht ist. Eis ist bekannt, wie in neueren Zeiten diese
Frage zu einer Art von Streitfrage in Baieni selbst geworden ist,
die es luis wohl erklärbar macht, warum der Verf. hier mit be-
sonderer Aufmerksamkeit und sorgfältiger Beachtung aller einzei«
nen hier In Betracht kommenden Punkte zu Werke geht, fem
dabei von aller directen und indirecten Polemik gegen Anders-
denkende, fern von allen Hypothesen, da er, wie bemerkt, nur
seinen Quellen folgt und keine anderen Rücksichten kennt. Sollen
wir nun die Ansicht des Verf. hi^ in der Kürze anführen , so
müssen wir zuvörderst an den Widerspruch erinnern , der bisher
^ upter den gelehrten Forschern über diesen Punkt obwaltete , in-
sofern sie in den Baiern die Nachkommen der Boß^ eines kelti-
schen Volkes, von d^m die spätere Benennung Bajoarier für Bojo-
arier abzuleiten sei , erkennen wollten oder, indem sie, die deut-
sche Abkunft festhaltend, in das Land der keltischen Boji fremde
Völker einwandenr liessen, Rugier, Heruler, Oepiden und An-
Zcti8s:'Dio Deniscfaeu aad die Nachbar»tiniDe. 21
dere, welche dann in diesen Sitzen der alten Beji von diesen den
Manien tier Bojoarier angenommen. Unser Verf. halt vor Aileid
an der deutschen Abstammung fest, weiche durch die Sprache
bewälirt werde, und die Bajovaren eben so gat wie Alemannen,
Franken, Thunnger als ein oberdentsches Volle darstelle. Bajavarii
ist der Name des Votk)?s von Bejohaim , wie das von Waldhöhen
umkränzte Quellenland ^er Eibe heissti oder in äb^kftrster Form
Baias; die Bewohner dieses Landes heissen Bajüvarü (ein Com-
positum Ton Baia und rurtt, worin die Bedeutung von Bewqh*
netn liegt) d. i. Baietn^ die an die Steile der Markornsnoen, d^-r
Tcn Namen nun Terschwunden, erscheinen ; wenn sie freilidi }(ire
Wsldhöhen üfa^erstiegen und nach Sudwesten hin sich ausgebreitet,
über die Donau bis an die Alpen und westwärts bis au den Schwa-
ben, als deren östliche Nachbarn sie schon Jomandes nennt, das
mödhte schwer sein genau nachzuweisen; was ]edoch in .dieser
Beziehung sich anführen lasst, kann nicht zur Ehtkriftung der al-
ten Sage, weldie den Uebergang dieses Volkes über die Donau
in den Anfang des sechsten Jahrhunderts setzt, sondern eher zn
seiner Bestätigung dienen ; auch erinnert der Verf» ausdrücklich
daran , dass nicht die ganze Masse des Volkes über die Donau ge>
zogfen, sondern ein namhafter The«l auf der nördlichen Seite, zu*
rückgebiieben. In einem Winkel zwischen Czechen im Osten,
Franken und Schwaben im Westen nordwärts bis an das Fichtel* '
gebirge reichend, im sogenannten Nordgau, am Regen, Nah und
an der Alünuhl (S. 374 ff). Die na'here Begründung dieser Satze
bitten 'wir in der Schrift selbst naclizulesen *); itir halten sie. für
hinreichend, um weitere Zweifel zu beseitigen, imd wenden uns
nun noch zu den beiden letzten Abschnitten dieses Capitels, wel-
che von den Sa:f:oneB (S. 308 ff.) und Ton den Pruii (S. 397 ff,)
handeln.
Saxones ist nach dem Vert ein Gesammtnaroe, unter wel- .
chem gegen Ende des dritten Jahrhunderts eine Völkerverbiu-
dung^ ähnlich der Verbindung der Alamannen und Franken, auf-
tritt^ bestehend aus den Cherusken;^ Angrigaviern und Chauben ;
es rechnet der Verf. dann weker zu ihaenrdie Oslfali^ WeiUfüli
(d. i._die Bewohner des Flachlandes nach Ost und West^ — S.-
390 not.), die Angrarii und Nor,dalbmgu Der Verf. glebt dar-
über im Einzelnen nähere Anskunft, er stellt zuletzt den so ent-
standenen Sachsenrerein mit der Verbindung der Alamannen «u«
sammen , indem bei beiden Völker verschiedener Verwandtschaft
sich assimilireii , bei beiden die Bestand tlieile so in einander ge-
flosseu , dass keine Gränzliuien mehr aufzuweisen sind ^ bei bei-
*) Eine nähere Ausfuhrang ist wohl ia der Schrift zu erwartoo,
die wir al« eben erschienen in deti difentlichen Blättern angekaodigt
finden: „Die Herkunft der Baiern von den Markomannen^ gegen. die bis-,
herigen Muthnassungcn bewiesen y. Dr. K* Ztusi. l^Iuncben 16S0. 8.'.'
22 Geographie des MittelftUcrs.
den auch der oberdentsdie Charakter der Sprache obgfesiegt.
Wir lesen dabei folgende Bemerkung, die wir unsern Sprachfor-
schern zur näheren' Prüfung überlassen wollen: ,,Ob8ch,on das
Altsachsische, wie es scheint, durch eben diese Mischung von
der wdteren Fortbildung, in der die Sprache der südlichen hoch-»
deutschen Völker fortschreitet, zurückbleibt, und auch im Ein-
zelnen dem Niederdeutschen sich anschliesst, so trägt es doch
unTerkennbar, zum Relnniederdeutschen gesellt f d^ oberdeut-
schen Charakter.^^ Die Frisen haben sich in ihren Stammsitzen
zwischen der Ems -und Issel im Ganzen, ohne grosse V^ände-
t nmgen erhalten. Erst gegen Ende des siebenten Jahrhunderts
' kam das westliche Friesland zu dem Frankenreiche ; dtfa östliche
nocli später, durch Karl den Grossen.
Das zweite Capitel ist Ton nicht geringerem Umfang und
nicht geringerer Bedeutung als das erste. Es umfasst die deut"
sehen Osivölker iq einer Tierfachen Gruppe ; zuerst die südöstli-
chen pder die gothisehen Völker, dann die s1id westlichen oder
Me Ligier^ Vandalen^ Stteven^ Langobarden^ Burgundionen
/U. ff. w.; die nordosftlichen oder die Ostseevölker, die Heruler,
RugieTy Sciren^ Tureilinger; die nordwestlichen oder die Sach^
«691, Angeln^ Juten (S. 401 — 501). Solieh wir in ähnlicher
Weise wie bisher den inhaltreichen Abschnitt durchgehen, so be-
fürchten wir fast die Geduld unserer Leser zu ermüden und un-
sere Beurtheilung über Gebühr auszudehnen ; so wichtig auch in
der Geschichte der Völkerzuge, welche die neue Gestaltung der
Welt herbeigeführt haben, gerade die Völker sind, deren Wohn-
sitze und Wanderungen, deren Abstammung und Verwandtschaft
den Gegenstand dieses wichtigen Abschnittes bilden. Dasselbe
bemerken wir auch hinsichdich des nun folgenden dritten Oapi-
tels, welches die deutschen Nordvölker unter der Aufschrift
Skandisehe Germanen befas$t, zunächst Dani^ Gavti^ Suionea
und Nordmanni (S. 502 — 566). Hier ist besonders ein Ab-
schnitt, den wir vor Allem sorgfältiger Beachtung empfehlen
möchten: es ist die übersichtliche Zusammenstellung (S. 520 ff.)
der in der Geschichte des früheren Mittelalters so berühmt ge-
wordenen'^ Züge der Normannen fast in alle TheHe der damals be-
kanfiten Welt, ja bis nach Grönland und Nordamerika, in wel-
cher letzteren Beziehung die inzwischen erschienenen Antiquitates
Americanae sive scriptores septentrionales rerum ante-Golumbia-
narum in America, Havniae 1837. Fol., samtnt den Erörterun-
gen des Herausgebers, des um Nordische Alterthumskunde so
verdienten Hrn. Professor Rafn , noch manche neue, interessante
und beachtenswerthe Data liefern , eben sowohl zur Bestätigung
wie zur Erweiterung des bisher darüber Bekannten.
Essind uns nun noch die beiden letzten Abschnitte des Werkes
iHirig, welche die Nachbarvölker der Deutschen nach den vier
Weltgegenden befassen. Zuerst die Inselvölker, d. h. die Be-
Zeu80: Die Deniiclien und die Nacbbarat&inme« . 2^
wobnt^ d.er briitlscb^ii Inseln, Sqoten, Picten a. s. w«, datiii*
Völker \m westlichen Rheiiilande, Hibriones, Liiiciani '(oder
Lati, Laeti)v und einige Völker an den Alpen, S. 567 — 591.
Nun folgen im fünften Capitel (S. 592 — 758) die Nachbarstämme
in Ost und Nord. Hier bilden die Untersuchungen über die Wen-
den oder Slawen und ihre Züge, sowohl südwärts, wie insbeson-
dere westwärts nach Deutschland hinein, einen höchst wichtigen
Abschnitt, insofern hier möglichst genau die Gegenden nachge-
wiesen werden , bis zu weichen Stämme dieser Nation Torgednm-r
gen und in welchen sie sich niedergehssen, auch zu diesem
Zweck selbst die einzelnen Ortsnamen von ihrer sprachlichen
Seite untersucht werden. Auf Einiges «» was die Züge nach
Deutschland und nach Griechenland betrifft, wollen 'wir hier we^
nigstens aufmerksam machen Nicht an der unterenJ)onau dür-
fen nach dem Verf. die Ursitze dieser Wenden oder Slaven auf-
gesucht werden, welche dahin erst aus ihrer nördlichen Heimath
zogen, als nach dem Sturze des Hunnenreichs Gothen und Ge-
piden aus diesen untern Donaugegenden weiter westwärts wander-
ten und so für nachrückende Stämme aus dem Norden ein Platz
gewonnen war, am Pontus Euxinus und an den Gegenden der un.
teren Dopau si^h auszubreiten.. So erscheinen nun Wenden in
einem doppelten Z^weige, als Anten ostwärts und^als Shlawenen
westwärts tdch ausbreitend an die Stelle und gewissermaassen als
Nachfolger der Ost- und Westgotheu in deren früheren Wohn-
sitzen, und mit derselben feindseligen Gesinnung gegen die na-
hen Römer, welche von ÜHien durch wiederholte Einfalle beun-
ruhigt werden. Indessen, fährt der Verf. fort (S. 597), erfolg-
ten in der letzten Häute des sechsten und zu Anfang des sieben-
ten Jahrhunderts gewaltige Revolutionen in dem Stamme selbst,
und es entfaltet sich durch ein Hiuaosdrängen aus den bisherigen
Sitzen ein neues Völkergewimmel. „Wenden verbreiten sich von
den Quellen der Wolga ^ den Flächen des Dnieper's und den Do-
naumündungen bi^ zum Südrande der Ostsee und zur Elbemün-
dung iind überschreiten diesen Fius» in seinem oberen Laufe;
Slaven kämpfen in den Pässen von Agunt gegen die Raiern und
rücken gegen Griechenland und den Peloponnes vor; starke Mas-
sen desselben Volkes setzen sich am Südostabhang der Alpen bis
zum Adriameer und an den Nordgehängen der thrakischen Ge-
birge herab zur Donau bis zu ihrer Mündung. Nun treten die
einzelnen Völker unter ihren Einzelnamen auf u. s. w.^^ Eline
Uehc^icht dieser einzelnen Völker und damit einen vollständigen
Ueberblick der neuen Slavenwelt gewinnen wir aus zwei Drkuii- '
den, welche der Verf. hier mitthellt, die eine aus der russischen
Chronik des Nestor, der im Anfang des zwölften Jahrhunderts ^
zu Kiew schrieb, entnommen, die andere, hier, Soweit wfr we-
nigstens wissen , zum erstenmal mitgetheilt aus einer Münchner,
ehedem St. Emmeran'schen (p.egensburgischen) Handschrift,
24 6««gr«pbl« ios MUteUlteri.
Wddie^aiui de« Bade des cflfkcB Mirliinidcrte tAjuamik vai n(
ihrai xwei letatcB BUfUeni (der iiliri^ labU Itt asIiwMaiiflch
und matlieaiatisch} eia YeneidiDiM der eioselseB nördtidieB
und osüidiea Stiome eothilt, weldies tob den Amgthtm bd Ne-
stor weni^ abweicht. Die eiaseiaeo Abtheilaa^iea htMa ndi,
aadi aach ibrer Spradbe, aaf swei grooe. Manea saridiabrea,
welche der Verf. aach Duabrowdd saaichsl aat apnchüdieB
R&ci(sfchtai^ xa deaea aber audi aach hintoiuche Zeagaiwe bia-
sakomaieB, iafolgeader Weise ftesUnuat la die eiae Reihe nai-
lidi, die sudlichHiordisÜidie, setst er dieRassea aad dieSädvol-
her, welche tob dea iisUichen ÄlpeB aad dem mdriatischea Meere
aaf der rechtea Sdle der Dooaa bis aam schwanea Mctare henb,
wobaeo, also die Weadea ia Kirathea aad Kraia, die Ciirawatea,
Seibea oad^Bolgarea; die aadere Reihe ^ die aordwestliche bbi-
fasst die xwischea dinr errten Reibe aad dea Deatscbeo wdmea-
dcB SlaFca, die ia Da^enr wohaeadea Slowaliea, die Mihrea aad
Böhmea, die Polea, die ebeoialigeB Slawea awischea Oder, Elbe
uad Saale, derea Reste aodi ia der Ober- oad Niederiaosits sich
erfaaltea babeo. Nach diesea beidea Abtheilna^ea werdea aan
die daaehiea Zweige dorchgaa^a ia foigeadeai Schean:'
A) Oetilieber Zweig: Balgar^e Slawea, Uijrisdie Sbnren
(Serbi, Chonrati), AlpeaslawcB (Corsofaai^Oreuiarii), Bassische
Slawea. B) fFesiUeher Zweig: Oriediische Slawea, Deatsche
Slawea aad zwar a) SIstcb aa der oberea DoBaa aad BIbe (Mo-
ran, Cxechow^ oder Tschechea), Sorabi oder de Serbea der
Laositz, aad als derea elaxeloe Abtheilaagea : Siosli, Dalemiad,
Blüciaai, Ladd; b) Frialdscbe, Thariog^be Weadea; c) Sla-
%rea im Flachlaade awisdien der Eibe uad Oder; d) Sichsischo
Slawea; e) Slaweo' tob der Oder fiber das Wdchseilaad (Poloai,
Pomoraai, Rogiaai).
Wir wollea aar mlge Poakte , aaaicbst die Grieehiscbeii
aad Deatschea Slawea belreffead, hier herrorbebeo. Weaa d^r
Verf. die Griecfaischea Slawea dem Westxweige ausahlt^so glaubt
er dies aus dem gaazea Zosammeahaage der Bewegaagea der
SlaweoTolker folgen au fcoaoeB, obwohl er aicht lengaea möchte,
dass auch elazehie slawische Volker des ostlichea Zweiges, die
entea Haufea der wdter tob Nordea her waodemdeB Gfarowatea
aad Ser6ea , fiber die tbralpscbeo Berge südwärts gesogeo. Eiae
Erhebaag der Wlachea, d. h. der allerea romaoischeo Berolke-
mag des fraherea Dadeo's, gegea die spaterea Elawaaderer
kooate, wie der Verf. aach' dea Aogabea does russischeB Aona-
listea Termnthea mochte, dea Aastoss aur Umstelloag. dieses
westUchea Weodeozwdges gegeben aad ia ihm dae Treaoun^
Teraalasstliabeo, ia Folge derea eia Theii dieses Zweiges sich
sudwirts aach Griechealaad , deraodere, sahirdchere aber sich
nordwärts iea Toa dea deotschea Volkera Terlasseoea Gegeodeu
zageweadet (S. 635. 636). Bei dem Maogel aaher^ Aagaben
ZeaMi Die Ümii^eq ood die Na^bbarttftoittie« 25
werden solche Annahmen immer etwas Prdiiematbches haben, i
auch wenn sie, wie dies hier der Fait ist, durch manche innere
Gründe, insbesondere sprachlicher Art, an einem Gr^d von
Wahrscheinlichlceit sich erheben lassen , der hier die Steile hi-
storischer Gewissheit au rertreteü hat. Die Fi;^ge über die
Griechischen Slaven, früher wenig beachtet, hatjn neueren Zei-
ten um so mehr Aufsehen, ja selbst Anstoss erregt, als manr in
Folge fieser Slawischen Einwandcrnngien die ganze jetaige Bevol-
kertmg Griechenlands, mit nur wenigen und nicht bedeutenden
Ausnahmen-, für slawisch, die jetzigen Griechen mitliin für Nach«
kömmlioge der eingewanderten Slawen , durch welche die alte
Ilelleni^die Beyolkerung vernichtet worden, hat erklären wollen.
Ref. selbst ist früher gegen diese, durch Fallmerajer s ausge-
zeichnete Forschungen herrorgenifene Ansicht aufgetreten, die
er eigentlich nur in ihrer zu grossen Ausdehnung, in der Allge-
meinheit, die man ihr zu geben versucht hat, fpr nicht ganz rich-
tig anseilen kann , da noch his auf den heutigen Tag so vieles
Althellenische sich unter dem Volke, das die verschiedenen
Theile des alten Hellas Jetzt bewohnt, vorfindet, und die Spra-
che, mit Ausndime von Ortsnamen und Eigennamen, doch so
wenig Siavische Elemente erkennen lässt, was doch wohl der
Fall sein miisste, wenn die ganze Bevölkerung slavisch geworden
würe, zumal da andere slawische Stimme desselben Zweiges in
Deutschland bis 'auf den heutigen Tag, ungeachtet aller Berüh-
rung mit den unter ihnen und um sie wohnenden Deutschen, doch
noch die siavische Sprache mehr oder minder beibehalten haben,
wovon in dem jetrigen Griedieniand keine Spur sich findet. Ja
wir sind sogar überzeugt, dass bei nüherer Untersuchnng der
zahlreichen neugriechischen Lokaldialekte, wefcite jetzt in den'
verschiedenen Gegenden des heutigen Hellas geredet werden,
darin weit. mehr Altgriechisches, namentlich Dorisches sich' werde
auffinden lassen , als Slawisches. Und doch können wir andrer-
seits die Einwanderungen und die verheerenden Zuge Slawischer.
Volker, die sich über das alte Hellas mit Einschluss des Pelo-
ponnes ergossen haben, nicht in Abrede stellen. Der Verf., der,
wie billig, die Frage nach der jetzige Bevölkerung des Landes
und deren Abkunft, als ausser dem Bereich seiner Darstellung
liegend betrachtet und darum auch nicht darauf eingegangen ist,
sondern auf die Darstellung der Slawischen Zage, soweit sie durch
die Geschichte beurkundet sind, sichlieschrankl hat, unter ste-
ter Anführung der betreffenden Zeugnisse, hat eben dadurch die
Bedeutung und den Umfang dieser wiederholten Einwanderungen
von Slawerf in einer Weise ans Licht gesetzt^ die zur Lösung je-
uer grossen Streitfrage nicht wem'g beitragen kann , obwohl da-
mit no<;h nicht die weitere, .aus Mangel an sichern Angaben schwer
zu beantwortende Frage gelöst ist, wie es. mit dieser Slawischen
fiinwandermig und NiederlasAing ergangen, welchen Euiflusa sie
26 Geograplii^ de» MitUialtert.
gehabt und wie sich im Lanfe der Zeit das Yerhaltniss der alten,
keiileswegs ginzlifh zu Grunde gegangenen Bevölkerung zu der
neuen alawischen gestaltet; wie die letztere, dem Anscheine
nach, sich in die ältere wieder aufgelöst, oder doch deren Spfa-.
chc| und Sitten angenommen u. dgl. m.; lautei; Fragen , die wir
gegen die unbedingte Annahme einer slavischen Bevölkerung des
jeta4gcn Griechenlands um so mehr zu erheben uns berechtigt
halten, als wir, wie gesagt, die Zuge slavischer Völker in dieses
Land , bis an die äussersten S|>iben des Peloponnes., und deren
^licderlassungen , wie sie sich in so vielen Ortsni^^ien, selbst
wenn deren Etymologie noch zweifelhaft sein sollte, andeuten,
keineswegs leugnen möchten, oder vielmehr kngnen könnten,
ohne uns mit den Angaben, die der Verf. hier vorgelegt hat^ in
einen Widerspruch za setzen , den wir nicht zu rechtfertigen
wüssten. In Macedonien und Thessalien, in Böotien, wo der
Name des Hauptgebirges (Helicon^ jetzt ZagQra) wie des Haupt«
see's {Kcpais^ jetzt Topoija) an Slavisches erinnert, und im Pe-
loponnes, der schon im achten' Jahrhundert ein Slawenland (Scla-
vinia terra bei Gelegenheit der Wallfahrt des h. Willibald nach
dem Morgenland) heisst und dci^ slavischen Namen Morea 6 Mo-
QBetg (yot^more d. i. Meer) als das Meer- oder Seeland erhält,
haben sich Slawen niedergelassen, nach v^schiedenen^ Abtheilun-
gen, deren Benennungen vielleicht noch in einigen slawisch klin-
genden Landschafts- oder Ortsbenennungen aufzusuchen sind.
Was die deutschen Slawen betrifft, so geht def Verf. von
dem Satze. aus, dass im Laufe des sechsten Jahrhunderts, wo die
Sclawenen noch an der unteren Donau und an den Karpathenab-
hängen sassen. Wenden im Abendland unbekannt waren ; die er-
ste Nachricht von Wenden an der Obereibe stammt von. dem Jahr
623, und einige Jahre nachher beginnen die KäiQpfe mit den
Frankeh, es erfolgen dann die, insbesondere gegen Thüringen
gerichteten Slavenstiirme, ohne dass jedoch über dj^ren Abkunft
oder über den Punkt, von welchem diese Züge ihren Ausgang
nahmen , nähere Nachricht vorhanden wäre ; ja die Wenden an
der Niederelbe und an der Ostsee finden sich nicht vor Karl dem
Grossen erwähnt Darum wagt der Verf. folgende Vermnthun^
(S. 639) aufzustellen : Die slawischen Einwanderer an den Gebir-
gen und in den oberep Theilen der ehemals germanischen Län-
der, bildeten die nördlichsten Abtheiiungen des Sclawencnzwei-
ges und wendeten sich zuerst gegen West; ihnen folgte nachher
eine zweite Hauptmasse von den südlicheren Theilen des Karpats
herauf in die Flachländer imd an die Ostsee. Die weiteren Ver-
zweigungen dieser Slaven und ihre , Ausbreitung in Deutschland
nach verschiedenen' Richtungen haben wir bereits oben in dem
Schema, nach weichem die einzelnen Abtheiiungen aufgeführt
werden, angedeutet und verweisen, was das Einzelne betri£ft^
auf die ausführUche Darstellung des Verbssers, in welcher so
GranerU Elemente der Tirigonooietne. 27
maticbe Ortsnamen in den von Slaven besetsten Gegenden ihre
Erklärung^ aus dem Slawischen finden. Ref. i«t zu- wenig mit den
slawischen Sprachen und deren Bildung bekannt, lun sich hier ein^
Uriheil erlauben zu können^ das er denen überlassen muss^ wel-
chen neben der Kenntniss der slawischen Diatekte auch zugleich
das Feld der allgemeinen Sprachvergleichung nicht fremd ist.
} Von den Slawen wendet sich der Verf.^u den Maien ^ mM«
che bei ihren slawischen Nachbarn die Pruaen (Prus) oder Pretis-
«en heissen, aus^ebreHet von dei^ Ufern der Düna bis an die
Sümpfe des Prfpets' und die Weicbselmündungen, nnd entwickelt
in einer dreifachen Verzweigung , der preussischen , der litliaui-
sehen und der^kurisch - lettischen. Auf die Aisten folgen drittens
die Finnen (S. 683 ff.) und viertens die Völker am Pontus (S.
691 ff.), welche den Besdiluss des Ganzen bilden. Wir machen
hier insbesondere aufmerksam auf die Abschnitte über die Sar-
maten^ und über die Völker, >«relche nach diesen die gfosse
Strasse von Asien der untern Donati zu gezogen Und mit den
Deutschen in vielfaltige Berührung gekommen sind , die Aljinen, •
Hunnen, Bulgaren (die nach des Verf. Ansicht keine andern sind-,
als die nach Osten an den Pontus und die Maotis zurückgewiche*
nen Hunnen), Awaren, endlich auch den Schluss - Abschnitt über
die Ungern oder Magyaren^ welche nach dem Verf. ans dem
Finnenstamm hervorgegangen sind, nfiithin nicht,' wie ^r. von^
Hammer und Andere annehmen, ursprünglich zwischen der
Wolga und Jaik sassen, und von diesen Gegenden aus, wo noch
im dreizehnten Jahrhundert ungrisch redende Baschkiren sassen,
wesüich in das liand zwischen der Wolga und Dniepr, und^zu^
letzt in das heutige Ungarn gezogen sind. Vergl. Wiener Jahrbb.
Bd. LXXXVn. pag. 51.
Chr. Bahr.
I. Elemente der eben^en^ sphärischen und sphä-
roidischen Trigononietrie in . nnaly tischer Darsteltnng
mit Anwendung aof Geodäsie' und Astronomie zum Gebranche bei
Vorlesungen von Joh, Äug. Gfrunert, Dr. der Phil, und ord. Prof,
der Math, an der Univervität zu Greifs wald etc. Mit drei FigiMreB'^
tafeln. Leipzig bei «ehwickert 1837. XIV u. 339 S. in gi^ 8;
iL Leitfaden für den ersten Unterricht in der
/ höheren Analysis von demselben Verfasser. Mit einer
"Kupfertafel. Leipzig bei Schwickert 1838. VI n. 256 S. in gr. 8.
Wir verbinden hier -die Anzeige zweier Werke desselben
Verfassers , davon in der That das Kine No. L in mancher Bezie-
hung durch das Andere No. II. ergsinzt wird, so dass beide als
zusannnengehörig betrachtet werden können. Der Name des Hm*
28 M a I h e itt a t i k.
Verf. ISsst gchon erwarten, daas man in beiden Werken nicht blos
etwas Mittelmassiges habep werde. Nö. I. enthalt eine gedrängte
nnd doch ilemlich vollständige Entwickeiung der auf deiki Titel
genannten Theüe der Mathematik , welche sich anszeichnet
durch Strenge, Allgemeinheit und meistens auch Eleganz, mit
welcher annSchst die Fundamentalsatze bewiesen sind , aus denen
dafita alle übrigen mi#Leichtigheit, aber inuner nur durch Rech-
muig, abgeleitet werden. Die Erläuterung der verschiedenen
Formeln durch Ausrechnung besonderer Beispiele in bestimmten
ZalUen fehlt in der Regel» was insofern nicht tiefremden kann,
da der Hr. Verf. selbst semBuch vornehmiich zum Gebrauche, bei
Vorlesungen bestimmt hat, wo jener Mangel durch den mündli-
chen Vortrag leicht ersetzt werden kann. Dagegen werden 'meh-
rere Anwendungen der vorzutragenden Lehren auf die Auflösimg
verschiedener Aufgaben der Geodäsie und Astronomie gemadit,
wodurch der Lernende Gelegenheit erhalt, sich im €alcul und
im Gebrauche der früher entwickelten Formeln zu üben , und
zugleiph aufmerksam gemacht wird auf di^ praktische Wichtigkeit
der betreffenden Lehren. In No. If. entwickelt Hr. Gr. kurz aber
gründlich die Hauptlehren der Differential- und Integral -Rech^
iiung, wobei er sich vornehmlich an Caodhy anschliesst, und wen-
det das Gefundene theilskuf Geometrie und Trigonometrie, theils
auf die Naturwissenschaften an. Hr. Gr. hat auf diese Weise ein
Werk über die Elemente der höherjcn Analysis geliefert, wie es
bei soldier Kürze in dieaer Gründlichkeit und Vollständigkeit un-
ter den Werken deutscher Mathematiker nnsers Wissens kein an-
deres giebt. Rec. hat beide Werke mit grossem Interesse gele-
sen, und wie er besonders bei No{. I. oft angezogen und über-'
rascht worden ist von der Gewandtheit, mit welcher der Verf.
die Hauptsätze beweist, und andere Sätze daraus ableitet, von
beiden aber vor Allem im Allgemeinen die grosse Sorgfalt riihmen
rauss, mit welcher bei allen vorkommenden unendlichen Reihen
die Bedingungen der Convergenz und Divergenz derselben berück-
sichtigt und bestimmt worden sind ; so hat er die doppelte Ce-
berzeugung, das^ Hr. Gr. durch beide Schriften zur Erhöhung
seines schon fest begründeten Ruhmes beigetragen und den Dank
vieler Mathematiker verdient haben wird. Wir hoffen, der Le-
ser werde diese Ueberzeugung mit uns theilen, wenn wir das
Einzeln^ jetzt etwas näher betradit^n, wobei wir zugleich Gele-
genheit haben werden, die eine und andere Erinnerung zu ma-
chen, welche wir den Hrn; Verf.' bitten nur als einen Beweis des
Interesses und der Sorgfalt aufzuuehmeu^ womit wir beide Werke
gelesen haben.
Der Inhalt von No. I. ist folgender: 1. Kap. 8. 3—15. Be-
stimmung der Lage eines Punktes mittelst rechtwinklicher Goordi-
naten. 2. Kap. S. 15 -^ 21. Erklärung des Sinns und Cosinus.
Entwickeiung der beiden Grundformeln der Theorie der goaiome-
Gcmierts Elemeste der Trigonometrie. \ , 29
triscben Faiik^<nien [die FormelD fiir ceo (a—ß) und Sio (a—ß)].
5. Kap. S. 21 — 44. Erklännig der übrigen gonioroctrisclieu
Funktionen; Relationen der goniometrischen Fanktionen unter
einander (darunter . aneh Relationen zMriachen gewissen goniome-
trischen Fttnktionen cf reter Winkel, deren Summe = 180" ist).
4. Kap. S. 44 — 52. Sinus und Cosinus Tielfacher Borgen; Poten-
zen der Siuup nnd Cosinus. 5. Kap. Entwickeiung der Sinns uiid
Cosinus und der Kreisbogen in convergirende Reiben. Berech-
nung der Lfinge der Kreisbogen und der Tafeln der goniometri-
schen Funktionen. L S. 52 — 6S.. Von der Convergenz der Rei-
hen. IL S. 63 — 79. Entwidcelung des Sinus^ und Cosinus in
conTergirende Reihen. III. S. 79 — 87. Entwickehmg der Kreis-
bogen in convergirende Reihen, IV. S. 87'— 94. Berechnung der
Grösse st nnd der Tafein der goniometrisclien Funktionen.
6. Kap. S. 94—109. Ebene Trigonometrie. 7. Kap. S. 109—
119. Grtindformehi der ebenen Polygonometrie. 8. Kap. S. 119
^--131. Einige Anwendungen der ebenen Trigonometrie und Po-
lygonometrie. 9. Kap. Sphärische Trigonometrie. L S. 131 —
151. Ableitung der verschiedenen Relationen zwischen den Seiten
und Winkeln eines sphärischen Dreiecks« II. S 151 — 165. Be-
rechnung der fehlenden Stücke irgend eines sphärischem Dreiecks
aus drei gegebenen. III. S. 165 — 170» Dasselbe in Beziehung
auf recht winkllche Dreiecke. 10. Kap.,S. 171 — 187. Flächenin-
halt sphärischer Dreiecke. Sphärischer Excess. 11. Kap. Einige
Anwendungen der sphärischen Trigonometrie auf Astronomie:
5. 188 — 209. Erklärung der Grundbegriffe der Astronomie; Be-
weis der Gleichförmigkeit der täglichen Bewegung der Himmels-
sphäre. S. 209 — 240. Auflösung Terschiedener Aufgaben der
Astronomie durch Hiiife der sphärischen Trigonometrie. 12. Kap. .
Spharoidische Trigonometrie. I. S. 241 — 258. Die geodätische
Linie. Begriff der sphäroidischen Trigonometrie. II. S. 258 —
275. Grundformeln d^r. sphäroidischen Trigonometrie. III. S.
275' — 292. Auflösung einiger der wichtigsten Aufgaben der sphä«
roidischen Trigonometrie. IV. S. 293 — 314. Bosaela Methode,
di« Grundformeln zu integriren ; zweite Auflösung einer früheren
Aufgabe. Anhang S. 315^-328. Ueberilie Auflösung der Glei-
chungen des 2., 3. nnd 4. Grades mit Hülfe der goniometrischen
Funktionen. Endlich S. 329 — 339. drei verschiedene Tafeln zur
sphäroidischen Trigonometrie gehörig.
% Wir lassen hierauf gleich eine Uebersicht dea Inhaltes von
No. II. folgen.
\, DifferentialreehntiHg. I.Kap, S. 1 — 9. Allgemeine Be-
griffe von den Funktionen. 2. Kap. S. 9 — 25. Von den Diffe-
renzen und Differentialen der Funktionen mit einer Teränderlichen
Grösse im Aligemeinen. 3. Kap. S. 25—32. Von der Differentia-
tion der algebraischien Funktionen mit einer Teränderlichen
Grösjse. 4. Kap. S. 33— 48. Das Taylorsche und Maclaurinsche
30 Uaihomatik.
Tbeorem. bi Kap. S. 48 — 53^ Das Binomialtheorein. 6. Kap.
S. 54 — 60. Differentiale der Exponeiiiialfunktionen. Eatwicke-
long der Exponentialfunktionen in Reihen. 7. Kap. S. 60 — 66.
Differentiale der iogarithmischen Funktionen. Entwick'elung der
logarithoiischen Funktionen in Reihen. 8. Kap. S. 66 — 72. Dif-
ferentiaie der ^niometrischen Funktionen. Entwickelnng der
Sinus und Cosinus in Reihen. 9. Kap. S. 72—79. Differentiale
der Kreisbogen. Entwickelung von Are tang x in eine Reihe.
10. Kap. S. 70 -- 94. Von den grossten und kleinsten Wertlien
* der Funktionen mit einer veränderlichen Grösse., und von den in
gewissen Fällen unbestimmt zu sein scheinenden Werthen solcher
Funktionen. 11. Kap. S. 95 — 113. Einige Anwendungen der
Differentialrechnung auf die Theorie der ebenen Curveu. 12. Kap.
S. 113 — 117. Von den Differentialen der Funktionen mit mehre-
ren veränderlichen Grössen.^ 13. Kap. S. 117 — ^134. Differential-
formell für ebene und sphärische Dreiecke. IL Inlegralrech"
ming. 1. Kap. S. 137-^148. Allgemeine Begriffe nnd Sätze,
2, Kap. S. 142 — 157. Von der Zerlegung der gebrochenen ratio*
nalen algebraischen Funktionen in sogenannte einfache Brüche
oder Partialbrüche. 3. Kap. S. 157 — l7i. Von der Integration
der rationalen algebraischen Differentiale. 4. Kap. S. 171 — 182»
Von der Integration der irrationalen algebraischen Differentiale.
5. Kap. S. 182 — '188. Von der Integriation der Differentiale, wel-
che Exp'onentialgrösseu nnd Logarithmen enthalten. 6. Kap. S.
189 — 200. Von der Integration der Differentiale ^ welche Kreis-
funktfonen enthalten. 7. Kap. S. 200 — 217. Einige Anwendun-
gen der Integralrechnung auf die Theorie der Curven von einfa-
cher Krnmmimg. 8. Kap. S. 217 — 245. Einige Anwendungen^^
die sich von der Differential- und Integral- Rechnung in der Na-
turwissenschaft machen lassen ; «s wird hier betrachtet: Bau der
Bienenzellen ; Gesetze des freien Falles , des einfachen Pendels ;
die Flieh- oder Schwung -Kraft bei der gleichförmigen Bewegung
im Kreise; das Höhenmessen mit dem Barometer. Anhang
S. 246 — 256. SammHuig einiger Differentialformeln und einiger
oft in Anwendung kommenden Integrale.
Nachdem der Ilr. Verf. im ersten Kapitel von No. I. gelehrt
hat , wie die Lage eines Punktes in der Ebene mittelst rechtwink-
iicher Ceordinaten bestimmt werde, löst er die Aufgabe: Die
Coordinaten x, y eines Punktes in Bezug auf zwei ursprünglich
angenommene (primitive) Axen durch die 'Coordinaten x'^-y' ^e-
ses Punktes in Bezug auf ein zweites Axenpaar (secundäre Axen)
auszudrücken. In. der Voraussetztmg , dass y = Ax.die Glei-
chung der secundaren Abscissenaxe in Bezug auf die primitiven
Ai^en sei^ werden mit sehr sorgfältiger Berücksichtigung der ver-
schiedenen Fälle in Rücksicht auf die Lage des Punktes und die
Vorzeichen der Coordinaten als allgemein gültig nachgewieseu
die Formeln :
Grunerti filenieiite der Trigonometrie« 31
Wenn nnn itas dem gemeinscbaftlichen Anfangspunite der beiden
Axenpaare mit dem beliebigep Halbmesser r ein Kreis beschrieben
ist, auf dessen Umfange beliebige zwei Punkte M und Mi liegen,
deren Coordinaten x, y und x,, y, in Bezug auf die primitiven, x',
y' und x\^ j\ in Bezug auf die sekundären Axen sind, und die se-
kundäre Abseissenaxe durch M geht; so ergeben sich durch
Hülfe obiger Gleichungen leicht diese neuen: f
(2) xxi + yy, =i rx'i, xy^ — xj = ry', /
Dieselben bilden die Grundlage, auf welcher das nun folgende
Gebäude der Goniometrie errichtet wird.' Zuerst findet man Si-
nus und Cosinus erklärt, wie folgt: aus dem Anfangspunkte .
zweier reebtwinklich^en Axen der x, y sei mit dem Halbmesser r
ein Kreis beschrieben, und der Punkt A, in welchem der Kreis-
umfang von der Abscissenaxe gesclüiitten wird, gelte als Anfangs-
punkt aller Bogen dieses Kreises; dann heisst die Abscisse des
Punktes M der Cosinus , die Ordinate aber der Sinus des Bogens
AM =3 a für den Badius r, bezeichnet durch Cosa und Sina;
setzt man aber den Radius r der Einheit gleich, so sollen die ent^
(sprechenden Sinu$ und Cosinus durdi sina und cosa bezeichnet
werden. Nachdem nun noch sorgfältig und streng beyi'iesen wor-
den ist, dass, wenn a und ä] die Bogen sind, welche zweien be-
liebigen auf dem Kreisumfange liegenden Punkten M und M, fiir
den. Anfangspunkt A zugehören, immer Ui — a ein dem Punkte
Mj zugehöriger Bogen ist, wenn man M als Anfangspunkt be-
trachtet, und die positiven und negativen Grössen von M an nach
denselben Seiten hin nimmt, wie von' A an; so folgt aus den
Gleichungen (2) unmittelbar die allgemeine Gültigkeit der be-
kannten:
r Cos («1 — a) = Cos a, Cos a + Sin «, Sin a, ^
r Sin («1 — «) =: Sin a, Cos a — Cos «j Sin cc.
und daher für r k= 1 :
cos (a, •— a) = cos «i coste -f- sin «i sin of,
sin («, — a) ^=^mkai cosa — co8«i sina.
Aus diesen Formehi Verden nun, nachdem die übrigen goniome-
trischen Funktionen erklart worden sind (der Bruch ^^ heisst
/ cosa
die Tangente y der Bruch -r^ die Kotangenie^ u. s. w.), die
mannigfaltigen Relationen zwischen den verschiedenen goniome-
trischen Funktionen auf dem Wege der Rechnung abgeleitet. Es
-ist offenbar, dass Hr. Gr. auf diese Weise seinen Vortrag ohne
32 ' Mfti^emalilc
grosse Weitläüfi^eit gani allgemein upd fest begr&ndet, und da-
her den Ansprüchen, welche an die Strenge der Wissenscliaft
gemacht werden können, vollkommen entsprochen hat Nur kön-
nen wir uns nicht gans erwehren, den hier gewählten Gang «war
sehr sinnreich , aber doch etwas klhnstlich zu finden ; der Leser
gewinnt durch den Vortrag des Verf/^die Tollkommene Ueberseii-
guog von der ganz allgemeinen Gültigkeit der entwickelten Leh-
ren, und wird zugleich mit Achtung gegen den Scharfsinn des
Verf. erfüllt, gelangt aber doch durch die Betrachtung der ge-
troflPenen Anordnung allein selbst noch nicht zu der klaren An-
sicht, in wiefern gerade diese Anordnung in der Natur der Sache
begründet, folglich eine innerlich nothwendige, eine natürliche
sei. Wir mochten diese Bemerkung, die wir natürlich nur als
aus einer subjektiTcn Ansicht herrorgehend hinstellen können^
• doch um so weniger unterdrücken , da sie sich uns noch an eini-
gerf anderen Stellen des Buches aufgedrungen hat. Nicht ganz
billigen wir es, dass der Verf. unterlassen hat, die einfacheren
Relationen zwischen den goniometrischen Funktionen auch auf
geometrischem Wege durch Betrachtong einer Figur nachzuwei-
sen , was für den Anfänger immer nutzlich Ist. Ob es ausserdem
nicht besser gewesen wäre, gleich nach dem Sinus nnd Cosinus
auch die übrigen goniometrischen Funktionen zu erküren, und.
dann erst die Gruudformeln zu entwickeln , lassen wir dahinge-
stellt. Das 3. Kap. enthält überhaupt eine grosse Menge gonio-
metrischer Formeln , deren weitere Anwendung dadurch erleich-
tert wird , dass sie' alle mit fortlaufenden Nummern bezeichnet
sind. Recht zweckmässig finden wir es, dass auch die Formeln
miCgetheflt werden, welche zur Berecl^nung des numerischen
Werthes des Sinus' und Cosinus aller zwischen 0° und 90^ liegen-
den Bo^en von drei zu drei Grad dienen, nnd dem Anfänger eine
sehr nützliche Uebang im Rechnen mit Wurzelgrössen darbieten.
Die im 4. Kap. gegebene Entwickelung der Gleichungen für Sinns
und Cosinus der, vielfachen Bogen und für Potenzen der Sinus
und Cosinus, welche allen Beifall verdient, veranlasst uns zu
keiner besondern Bemerkung, erinnert uns aber- an die Lebhaf-
tigkeit, mit welcher der Verf. in der Vorrede für die Bezeich-
nung dery*^ Potenz einer goniometrischen Funktion, z. B. des
sina, die Schreibart sina" gegen die andere besonders bei
den französischen Matheroatikern übliche sin'^a in Schutz nimmt«
Den vom Verf. zuletzt angeführten Grund , die Auktorität be-
rühmter deutscher Mathefnatiker, welche ebenfalls sina*^ schrei-
ben, mochten wir am Wenigsten gelten lassen, da dergleichen
Herren nicht selten ancfi ihren besonderen Eigensinn haben, ulld
desshalb in weniger bedeutenden Dingen von einer einmal ange-
nommenen Gewohnheit nicht leicht auf fremde Veranlassung ab-
gehen. Mehr hat die Bemerkung für sich , dass sin a, cos a etc.
als ein durchaus einfaches Symbol zu betrachten sei, und dess-
/ ' G^nerU Elemente d«r Tr|gODOme(rie^ \ 33
halb fiina" nur heissen könne: die n^PotcmarTob sinir, nicht
ab%rs 4i4St Sinns Ton a". - Wir erinnern ab^r nur, dass der Hr.
Verf. in dieser Rüclcsiclit in eine Art von Widerspruch geräth
' durch eine andere von ihm gebraut^ltjite "Schreibart, wir raeioea
Are sin^^ Nimmt man sina auch hicfr als einfaches Symbof; so
ka^n Are sina nidits anderes heissen, als der Bogen, welclier za
sin '«^gehört, d. i. cc^ so dass Arcasin it gleichbedeutend mit a sein
VFdrdc; da aber durch Are sin a der Bogen angezeigt werden soll,^
dessen Sinus selbst =: a ist, so darf hier sin« nicht als einfaches
Symbol genommen werden. Der Hr. Verf. konnte dagegen etwa
sagen , dass liier wieder Are sin a zusammen als einfaches Sym*
hol gelten sollet immer aber wird dadurch/der Uebelst]|nd nicht
gehoben, dass ein und d&sselbe Zeichen sihiie in doppelter BedeA-
^mig gebraucht wird. , Richtig ist, was noch erwähnt wird, djiss
bei manetien anderen Funktiousieichen , z. B. r(x), 4^y etc. die,
2ahl |i nicht den Exponenten einer Potenz vorstellt , sondern die
Wiederholung der Operation andeutet, welche überhaupt diy^ch
das Funktionszeichen bezeichnet wird. Indessen findet dieses
doch^nch nur in Beziehung auf splche Operationen Statt, welche
in der That iiifufig wiederholt angewendet werden, was in Betreff
des sin u nicht gesagt werden kann. Bemnaclr erscheint es uns
noch nicht so ausgemacht , dass die Sclircibart sina** der anderen*
' 8iu"a unbeduigt vorzuzi^ien sei; wünsclieiiswerth wäre aber frei-
lich eine Uebereinkunft der Mathematiker in dieser Beziehung.
Mit vorzöglichet Sorgfalt ist von Hm. Gr. die Entwickelung
lies Sinus und Cosinus in Reihen behandelt worden , und da er in
der Vorrede dieser Behandlung besonders gedenkt, so ist es un-
sere Pflicht, dil^selbe etwas näher zu betrachten. Wie ia dem
ganzen Buche, so ist vomehnilich auch b^i diesem Gegenstande
das. Streben des Verf. auf die grösste Allgemeinheit und Strenge
gerichtet gewesen, die er auch vollkommen erreicht hat. Weder
hier noch an irgend einer anderen Stelle des Ruches macht er
Gebrauch von der Methode^ der unbestimmten Coefficienten , die
er eine sehr unwissenschaftliche nennt, und daher ans dem streng
wissenschaftlichen Vortrage der Analysis immer mehr verbannt
wünsclit. Wir stimmen dem Hrn. Verf. in sofern hei, als diese
Methode überall nur mit der grossten Behutsamkeit gebraucht
werden darf , weil sie ausserdem leicht, wenn nicht zu falschen,
doch m nicht binreichietiid begründeten Resultaten^ fnlirt. Wenn
wir sie nun desshalb für. nicht g)&eignet halten, die allgemeine *
Gültigkeit so wichtiger- und vielgebrauchter Reihenentwickelun-
gen, als wovon hier die Rede ist, mit vollkommener Strenge zu
beweiseijf; so tbeilen wir doch nicht die Ansicht, dass diese Me-
thode überhaupt in jeder Beziehung aus der ^Analysis verbannt
werden mnsste.. Wir redinen sie. jm. Allgemeinen zu den Hülfs-
liiitteln der an^lytischqp M^hbde; als dn solches leistet sie nicht
selten gute Dienste zur Aufßndung neuer Entwickeluhgen , nur
W, Jfahrb, f, Phil. «. Päd, od. Krit. Bibl. Bd, XXIX. fffl. 1. ^3
Mmtli«fli«4iic«
rak» Mch «tthUsgis TM fieser Alt 4t!r
AoCfiaAiHig untcmidU werd«»^ all eise «• ^aadeae S«ilie «U-
geicinc Gvki^ot hsbe^ ^er weldtea betchrnkeBdea Bedia-
pm^em ^eselke nstervorfc» %&, mü «nderea W«iiea: ^ie auf
Mal jÜMdwB Wege iwA iae Methade der ualhctümmixm CmJS-
cientea geiiuidcaea Reihea bedarfea mäst/ea» aadi ctaei vea je-
aer M^faade nMhftingtgM «yatlMtiseliM Beweises. Da bei der
. Bnuicbbtttkelt oaeadiidbir B^hn sUe« aakaaant «nf die Cmtct-
fen d cT B clb ca, m ist es seitf awedcanssi^^ dass der Vert im
5. Kap. aaerst ^e Haaflsitae aber diesea Gegeastaad ^waas-
sdiic^t^ weicbes er ia aMgUdistcr Eine aad aiit tüaraicheader
iOarbdt tbat Diaa last er oagefSiir ebeass, wie (kadiy ia sei-
aer algebraisdiea Aaalysis, die Aalgabe^ die FaaktSaa fi{\) so
sa be^ftiauaea ^ dass dieselbe swiscbeB jcdea awd reellea Grea-
aM TM X stetig ist , aad für alle reelle Wcrtbe t«i x uad y der
Cfleic&aag geaagt:
^ 9>(« + y) + T(« — y)=2vW. 9>(y>
Wird a so bestianat, dass iaaetbalb der Greazea xs=0 and x = a
die FoafcliM ^(x) stets positif bleSit; so ladet sidi^ dass eat-
weder y(x) = cosax, oder f)(x) -:= i(A' + A^*) dea Bedüigan-
geader Aafgabe geäugt, je nachdeiB q>{a) eatweder swischea
dea Greaiea oad 1 liegte oder |;rösser als 1 ist; a uad A sind
wü&lirlicbe CMslaate. Setat awa aoa
x' X* X*
'••^
TM wAhet R^e besMdtsrs aadigewiesea wird, dus^ieeM-
Tergire, m dass also ^(x) die Saaaae dieser Reibe bedeatet,
oad Aebalicbes ^(j) ; so ergiebt sieb ans Obigem oiit Bodaidit
aaf fraber tm Conrergeas der Beibea BewiesMes, dass'for je-
des x aad y stets ^(x + y) + v(x — y) = 2^(x). ^{y), also,
weil bier offenbar ^(a) zwisdiea aad 1 liegt, ^(x) => oosax,
«güAc-« = 1 - ^ + j^ _ _^ + ... «ä. -il«c.
aetEtHr.Gr. ^x) = z — ^o. J^
^iKx) üe Sugraie dieser ftdbe bedeirtet, 4erai€Miw«en
fw jedes X bewiemi wM. Setat bmu om für omck die oben «T»-
AMtdoM B^e, nd eatinckcit wbfcUd jedes der Vredidrte
[#<x)]' OBd [oasax7; se fiadet aon imt Hilfe da- CkkAog
a~ir=:o-i-!! j.^l^id) , 2n(2ii~i)
''- — ' 1 "T" "n — •••+ — n"""
in
— -j- + 1, dmi («o«ax)* + [t(x)J' == 1 ist, woraus weiter fo%t:
GranerU Biemcsto dier Tirlgoiioiii«trie. 95
[*(X)P = («U..X)I, «Uo — == + 1 + j^.± j-j + j__
4^...., welche Gleichang fü^ Jeder X ^It Es wllrd hicnaf ge-
zeigt, d«88, wenn X der Null sith Datiert, die GrosieA^^ der
Einheit, also = .. a der Grenxe a sieh nähere; eeht
X V EX ~
man also la den Grensea über, so fiodeinlkaö a s= 1. Da nnn
noeh sin (±x) = + sinx, eos^ i_x) = cosx ist; so folft aus
dem Vorhergehenden allgemeia:
V , X*
SUlX=X-j-^+ j--^—
X* X*
Hierdurch ist^ die Richtigkeit beider Reiheneotwickelungen für
jeden beliebige^ Werth von x vollständig beM(iesen. Der Weg,
auf- welchem CJaiichy daza gelangt , und welchem ebenfalls Kürze
und Eleganz nicht abgesprochen werden kann, ist zwar im An*
fange , namentlich in Beziehung auf die Reihe fär den Cosinus^ ^
mit dem hier gebrauchten ziemlich übcreipstimmend, nnterschei-^
det sich aber dann wesentlich dadurch, d^ss er an die Betrach-
tung imaginärer Grössen geknüpft ist, deren Einmischung im ror^-
liegenden Lehrbnche ganz, entfernt bleibt, und eben dieses ist es,
was whr sehr billigen. Um allen Anforderungen zu genügen^,
welche an die strenge. Wissenschaft gemacht werden können, fugt
der Verf. noch die Entwickeiung von Regeln hinzu, nach welchen
bei Anwendimg obiger Reihen in jedem besonderen Falle der er«
reichte Grad von Genauigkeit sicher beürtheilt werden kann.
Wir achten diofes für sehr rerdienstllch, müssen jedoch das Nä-
here darüber um so mehr übergehen, da wir noch uns rerbun-
den fühlen, genauer des Verfahrens zu gedenken, durch welches '
Hr. Gr. die Reihe für den Bogen nach Potenzen der Tangente
entwickelt, worauf er in der Vorrede die Aufmerksamkeit des
Lesers besonders hinlenkt. Der Verf. geht ans von den Reihen:
(1) cosx«— «2 cosx*** sinx' -f «4 cosx''"* sinx* —
(2) a,co8x*^*siifx — cfjCosx^r^'sinx'+as'cosx^-^sinx* —
wo a jede Zahl, a'^ aber den n*^*^ Binomialcoefficienten für die
a^^ Potenz bedeutet, und beweis! die^ Convergcnz dieser Reiben
für alle^ Werthe von x, welche der Bedingung genügen, dass
— 1< tangx < + 1 8^1» oder der Bogen x zwischen (2K — J)ä
iipd (2K -(- |)ff liege. Unter dieser Voraussetzung bezeichiiet
er die Summe der ersten Reihe dorch ffa), die der zweiten
durch 9(0), entwickelt die Wcrthe von f(a). ffy) — 9{ä)*
9)(y) und 9)(a).' f(y) +f{a)* v(y), iwd beweist, dass, wenn
2'
*>»
Jetzt lagst er n iu das Unendliche wachsen, zeigt mit Genanig'«
keit, dassf für diesen Fall die Grenze des links vom Gleichheits-
zeichen stehenden Ausdruckes die Grösse x ist, und gelangt so
auf beiden Seiten die Grenzen nehmend zn der für jedes zwischen^
— 4<z( und +1« liegende x geltenden Gleichung ^
X = tangx — |t^gi^ ^ itang x^ —
36 ,, Mathematik; s
^(n) = cr„ + «n-iyi + an-«ya + •••• + «lya-J + y.>
gesetzt wird, allezeit ^(n) — (a + y)aSe«i woraus dann nach
dem Vorausgehenden folgt, dass für jedes reelle a und y und für I
jedes zwischen (2K — J)ä und X2K + 4)« Hegende x
f (a + y) = f («). f <y) — ?>(«)• y(y) »n* V(* + y)'—
ist Indem er nun hier erst a = y setzt, dann a mit ^a ver-
tauscht, auf beiden Seiten quadrirt, die JResultate addirt, und
die letzte Gleichung wiederholt anwendet, findet er
Hieraus mit Rücksicht darauf, dass f(l) :^ cosx, g)(l) ::^ sinx
ist, leitet er für den Fall, wo a = 1 ist, die Gleichungen ab:
['ö)j=*['+'(^)i.
[4)T='[-'(i^)]
Ans, diesen beiden Gleichungen zeigt er richtig weiter, dass für
jedes positive ganze n und jedes zwischen .-^^sc und +i^ 'i^~
geude X überhaupt sein müsse:
f(^l')=coslLundy(^:J.')=rin^. ^ '
Der letzten Gleichung giebt er folgende Gestalt:
X. ^^— ^ cos X. %n ::^ i^f^g j
• • • • »
Gradcrts ElcmenCo der Trigonometrie. ^ '37
Wir erkennen dieses ' Yerfatireti allerdings fiir "selir sinnreich,
allein es Erscheint uns doch zu kunstlich, alsjass wir es sofecht
eigentlich elegant nennen könntep. U«brigeii8 müssen wir be-
merken, dass es nicht richtig ist, was S. 80 bei dem Beweise
für die Convergeaz der Reihen 1 — a, tangx^ + «„ tangx* — ...
und «1 tangx — ce^ tangx* + a^ tangx^ —..... gesagt wird, dass
die Grosso -'^^- tangx' der r^iili beliebig nahe gebracht wer-
den köon^^ wenn man nur n gross genug nelmie ; denn für ,eln in
flf,
das Unendliche wachsende n nähert sich der Bruch *-^^— . wie
richtig gezeigt wird, Imn^ef mehr der Einheit, tangx^ aber ist
ganz unabhängig von dem W^rthe Ton n. D^s zu Beweisende
verlangt auch nur, dasii die Grösse' -^^ tangx^ einer Grenze
sich nähere^ welche kleiner als die JBinheit ist;, die ReHieQ wer-,
den daher desto langsamer coirvergiren , je weniger verschieden
von Hk 1 det Werth von tangx i^t. Der Verf. zeigt nun noch die
Berechnung der JSahi 9r, und entwickelt die auf die Kenntniss die-
ser Zahl gegründeten bequemeren Formeln. zur Berechnung von
Sinus und Cosinus^ Am Schlüsse theilt er noch in einer Anmer-
kung die Formeln z^ir leichteren Berechnung der Logarithmen
d«r Sinus und Cosiuus jnit, welche au$ d«r Darstellung des Sinus
und Cosinus als Produkte unendü'ch vieler Faktoren hergeleitet
werden ; er giebt diese Produkte selbst an, verweist aber in Rück-
sicht auf ihre Entwiekehing auf den 2. Theil seines Lehrbuches
der Dilferential- und Integral - Rechnung. Dieses geschieht frei-
lich nur, wie schon erwähnt,, in einer An\nerkuug, indessen will
CS uns doch nicht re<\bt zusagen, dass in einem ausführlichen und
gründlichen Lehrbuche der Trigonometrie bei einem so wichtigen
Gegenstande, als die gedachten Iß'orm ein sind, diese nicht selbst
entwickelt werden mit Hülfe -der niederen Analysis , sondern Her/
Verf. wegen dieser Entwiekehing auf die Integralrechmmg ver-
weist. In dem unter No. II. aufgcfiihrteu „Leitfaden^^ kommen
natürlich diese ^Formeln nicht vor, weil daselbst mir di^erisrten
Elemente der Integralrechnung vorgetragen werden, also findet
in diesem Falle auch nicht etwa eine Ergänzung; des Buches No. I.
durch^No. IL Statt. '
Den Begriff der ebenen, sphärischen und spharoSdischen
Trigonometrie bestimmt Dr. 6r. so, daSs diese Wissenschaften es
zu thun hauen mit der Berechnung der drei übrigen Stücke eines
ebenen, sphärischen oder sphäroidischen Dreieckes, wenn d^ei
beliebige Stücke desselben gegeben sind , nnd also nicht blos mit
der Berechnung, der drei' übrigen Stucke*^ aus drei das Dreieck
bestimmenden Stucken; die Untersuchung aller möglichen F^Ue,
welche eintreten können, wj^nn drei beliebige Stücke eines Drei-
88 Mathematik.
ed^es gegeben siod, also die Eiit«clieidiäng, ob irgend drei gege-
bene Stücke das Dreieek wirklich bestimmen , oder mehr als ein
Dreieck suiasseil^ betrachtet er ais eine Aufgabe, welche die
Trigonometrie selbst xu lösen hat, und wir müssen ihm im Allge-
meinen hierin Recht^ geben. Dadurch ist aber noch nicht eat-
achieden, ob man nach und nach alle Fälle für irgend drei gege-
bene Stücke zu betrachten, und bei jedem einzeln zu untersuchen
habe, pb das Dreieck durch diese drei Stücke vollkommen be-
stimmt sei oder nicht; — oder ob es nicht \ielleicht voczuziehen
sei, die Untersuchung, durch welche 'drei Stucke ein Dreieck
überhaupt ToUkommen bestimmt werde, bei welchen anderen es
dagegen unbestimmt bleibe , gleich anfangs anzustellen und soviel
wie möglich durchzuführen, dann zuerst die Aufgaben zu behan-
deln y aus drei das Dreieck bestimmenden Stücken die übrigen za
berechnen, und zoletzt erst die Fälle genauer zu betrachten, wo
drei Stücke gegeben sind, welche, mehr als ein Dreieck möglich
mächen, in Beziehung auf Anfänger möchten wir uns allerdings
für das Letztere entscheiden, weil dadurch der Gang der Unter-
suchungen einen höhern Grad von Sicherheit erreicht.
Im 6. Kap. werden zuerst die Hauptformelu cntwickeft, wei-
che bei Berechnung der ebenen Dreiecke gebraucht werden, dann
folgt eine Uebersicht der verschiedenen Aufgaben, welche hier
vorkommen können, und nachher die allgemeine Auflösung dieser
Aufgaben selbst. Die Formeln und Aufgabeni in Beziehung auf
ein rechtwinkiiches Dreieck werden als besondere Fälle aus den
allgemeineren abgeleitet
In Betreff der Polygonometrle entwickelt Hr. Gr. zunSchst
die Gnuidformein , durch welche im Allgemeinen, wenn von den
2n Stücken eines Vieleckes von n Seiten 2n — 3 Stücke, darunter
aber wenigstens n — 2 Seiten seih müssen, gegeben sind, die
übrigen drei Stücke berechnet werden können. Eine Uebersicht
all^r hier möglichen Aufgaben wird nicht gegeben, sondern es
' folgt nur die allgemeine Auflösung der Aufgabe, eine Seite und
die an derselben anliegenden äusseren Winkel eines Vieleckes zu
berechnen , wenn alle übrigen Seiten und Süssere Winkel gege-
ben sind, auch wird gezeigt^ wie n^an den Flächeninhalt eines
, Vieleckes berechnen könne.
Sehr passend finden wir es , dass Hr. Gr. im 8. Kap. zur
Anwendung der vorausgehenden Lehren mehrere Aufgaben, zum
Theil der praktischen Geometrie angehörend , allgemein auflöst,
unter anderen auch das Pothenotische Problem ; doch wird ge-
wiss gerade hier wie auch später in ähnlichen Fillen die Berech-
nung eines bestimmten Beispieles von Vielen ungern vermisst
werden. "•
Zu den Eigenthumlichkeiten, welche dem vorliegenden Bii-
. che einen ganz vorzüglichen Werth geben, gehört nach unserer
Ansicht die Art, wie der Hr. Verf. die Lehren der^phärisclieii
GrunerU Blemetite der Trigonometrie. 39
')*ri$oiioiiietrie begriindet und entwickelt Nacb gegebener Defi*
nitioD- eines sphärischen Dreieclces und Erklärung der Art, die
Lage eines Punktes im Räume durch drei auf einander senkrechte
Cöordinaten zu bestimmen, löst er allgemein die Aufgaben:
1) Die Entfernung eines Punktes ^ im Räume vom Anfangspunkte
O durch die drei Cöordinaten x, y, z dieses Punktes selbst auszu*
drucken. 2) Die gegeuseitige Entfernung zweier Punkte ii|i
Räume durch die Cobrdinate» dieser Punkte auszudrucken.
3) Den Winkel ip^ jlei} js^ei rom Anfangspunkte O der Coordi«
nateh ausgehende gerade Linien einschliessen , und welchei' 180''
nicht übersteigt, zu finden, wenn die' Winkel a^ß^y, a\ ß\y
gegeben sind ^ welche die beiden Linien bezieliungsweise mit den
positiven^ Theilen der Coordinatenaxen bilden (auch von diesen
Winkeln soll keiner ISO" übersteigen). Die hierzu mit Rücksicht
auf das Vorausgdielide gefundene Formel
^ cos 9 = cos a cos a' + cos j3 cos j3' 4" coay eosy*
bildet die Grundlage für die Formeln der sphärischen' Trigouo«
metriCi Es wird ein Dreieck ABC , in welchem keine Seite und
kehl Winkel 180^ übersteigt, auf einer Kugelfläche betrachtet«
deren Mittelpunkt O als Anfangspunkt der Cöordinaten genom-
men wird, die Lmie OA gilt als positiver Theil der Axe der x,
die Elbene AGB als die Ebene xy, und es wird angenommen, dass
OB^ auf der positiven Seite d^ Axe der x, OC auf der positiven
Seite der Ebene xy liege ; indem nun di? 180^ nicht übersteigen-'
den Winkel, welche OA, OB, OC mit denr positiven Theil^ der
Axen^der x, y, z bilden, durch er, ß^ y» «', ß\ y\ a", /}", y'\ der
Halbmesser der Kugel durch r , die drei Seiten* de» Dreiecke»
durch a, 1>, c, die Winkel durch A, B, C bezeichnet, und aus de»
durch obige Gleichung für cosip bestimmten- drei Gleichungen
für cosa, cosb, cosc durch Hülfe der Relationen, welche dte.hier^
gemachten Annahmen bedingen (z. B. a' == c, ß == + (90^ — c)
n. s. w.), die uöthigen Grössen eliminirt werden, ersieht sich die
bekannte Gleichung:
cos a :.=i cosb cos c + sin b sin c cos A ,
deren Gültigkeit hlerdarch ganz allgemein insoweit bewiesen ist,
als keine Seite und kein3Viukel des Dreieckes 180° übersteigt.
Aus dieser Gleichung aber werden nun mit Leichtigkeit auf dem .
Wege der RechniAg alle übrigen Formeln der sphärisdien Trigo-
nometrie abgeleitet , und mit einer Vollständigkeit nach einander
entwickelt, welche nichts zu wünschen übrig lässt. Hierauf folgt
^ erst eine Cebersieht der verschiedenen Aufgaben , zu drei gege-
benen Stücken eiires ^phärjschen Dreieckes die übrigen zu finden,
und dann die Auflösung derselben zuerst im Allgemeinenfiir ir-
gend ein Dreieck, und dann im Besonderen für das rechtwink-
liclie. Wir können nicht weiter in Betrachtung des Einzelnen
;TBM - ^»rttncrts Elemente der TrlgoQometrie. 41
Tri^QWHiBetcaMei^ Bfniges muss derselbe andenwoher sich Bdeh-
niiioB cIb« tt si i ii rtt Vn , k. B. wag die Theorie der krummen Flächeil ^'.
Laf e oflo ^^waikift .«r mit diesen Kenntnissen gehörig ausgerüstet , so .
Coordiüita r iMveine eben so gründliche als verständliche Belehrung
r, Die EitiaHintanirsgriinde der sphiroidischen Trigonometrie. Nach
dordiüeceluinr des Begriffes der geodätischen Linie werden die
driickn. :: itca tiieidiungen derselben unter der Voraussetzung ge-
Haome dnir «ts «ie sich auf einer krummen Fläche befinde, wel-
8} Des WU«ir .i«r Annahme rechtwinklicher Coordfnaten im Allgemein
alten i wwiu tfi» 4ie Gleichung u = tp(x^ y, z) =:; o ausgedrückt ist;
nicht Dhcnte|t"^>6sea- Lehren der höheren Geometrie wird hier vor-
jeeefaoiBuii •» 4^ Tajlorsche Lehrsatz angewendet. Dann wird be-
jiMim^n lje'*i<^ hier als krumme Flache immer nur die Flache eines
vViakehi «# tM ( wft « Hp hiiroides genommen werden solle , worauf die no-
au üig Var im^y W^^Pg^P und Auseinandersetzungen über Meridian^
. Lunge, wahre* und redutirte Breite, spharoidischcs
^r- Bcstimmungsstficke desselben und «spbaroidische Trigo-
'i'tit'i iit M^i^^lgcn« Nur solche sphäroidische Dreiecke werden hier
r:iri?. gji »*^jt:yrachtet , welche eine -Winkelspitze in dem einen Pole
ttn U'iiMimftitfides haben. Bedeutet P diesen Pol, AA^P das Dreieck,
m MIM>i^s fi^ reducirte Breite der Punkte A und A^ , Sl den Län-
u Viih^mi;^^^^^ derselben, s die dem Winkel P gegeuüberstehende
^r die geodätische Linie, a und a, die itir zugehörigen
_jC in den Punkten A und Ai, und T, und W zwei Hiilfs-
derMifei', welche ihit 9(P — L, 90° — L, , 18W — «„ und a in
• '>^itü,\?ji?1j^n Beziehung stehen, wie die dritte Seite und deren
^'&4W;H;i^^^^^ ^incs sphärischen Dreieckes', Uülfaüreieck genannt,
•»««PIH^ VWnkel und Seiten sind: 180° — «,, a, 5*- und 90*» — L,
■■^ftVfcit •*» ^> ®^ x^-^rden nun mit Berücksichtigung dieses Hulfs-
Miica-tflS^^s folgende G^undformeln der sphäroidischen Trigonomci-
•geleitet:
(1) sin« cos L = sing) cosL |4
*• ^U^ . (2) dÄ = K l>-e^cosLA d gP*;
'''•^* (3) d8=:ari-e^cosL/.dFj .
l^t der Halbmesser des A^quators, b die halbe Axe des Sphä-
• iÄides, e = I — 5^ Idie Exccntricität det fcrzeugeudep Ellipse,
^2 b *
.ind ähnlich wird — — — = e* gesetzt Der YerC^^liminirt nun
^1 aus den Gleichungen (2) und.{3) und bestimmt die Werthe
-on £1 und s durch Integration näherungsweise , indem er mittelst ^
<les binomischen Theorems dib Wurzeln in Reihen nach Potenzen
von e oder £ fortlaufend verwandelt mit Vernachlässigung der
Glieder, in welchen diese Potenzen den 4. Grad überstelgeu.
40 Mftthem^liit.
eingeheD, Teniclieni tber, da^wir durch das Gänse überaus
befriedigt worden sind; durcbgSngig geht der Verf. ihit der
g^rössten Strenge und .Sorgfalt zu Werke, namentlich auci^i bei
Betrachtung der sogenannten zweifelhaften Falle, benützt auch
oft die Einführung Ton lluifi^wiukeln, was jedenfalls der Voll-
ständigkeit wegen zu loben ist. Mit vorziigllcheni Interesse ha-
ben wir gelesen, was der Verf. in Betreff des . Flächeninhaltes
sphäi^scher Dreiecke und des sogenannten sphärischen Excesses
Torträgt, wobei er zuletzt noch zeigt, wie ein sphärisches Drei-
eck, dessen" Seiten im Verhältniss zum Halbmesser der Kugel,
darauf es sich befindet, sehr klein sind, durch Hülfe des sphäri-
schen Excesses nach den für ebeiie Dreiecke geltenden Sätzen
berechnet werden kann. -^^ Auf eine sehr verständiichie Weise,
doch ohne zu grosse WeiÜSufigJcelt, sind im 11. Kap. zuerst die
Grundbegriffe der Astronomie eniwickelt , ^ und dann^ mehrere
astronomische Aufgaben gelöst, welche eine ebenso zweckmässige
als interessante Gelegenheit zur Anwendung der sphärischen Tri-
gonometrie darbieten. Wir nennen zum Beweise einige der wich-
tigsten. Wenn bekannt ist die Polhöhe, die Zenithdlstanz feines
Sternes, und entweder das Azimuth, oder die Polardistanz des-
selben , den Stundenwinkel zu finden. . Aus drei auf einer Seite
des itieridlanes gemessenen Höhen eines Sterns und den Zwi-
schenzeiten der Beobachtungen der Stuuflenwinkel, die Poihöhe
und die Deklination zu finden. Die Polhöhe, den Stundenwinkel
und die Höhe dreier Sterne zu berechnen, wenn man die Abwei-
chungen derselben und die Differenzen der geraden Anfsteigtmg,
und ausserdem die Zwischenzeiten zwischen den Momenten kennt,
wo sie gleiche übrigens willkürliche Hölie erreichen. Aus den
beobachteten beiden Dnrchgangszeiten eines Sterns von bekann-
ter Deklination durch denselben Vertikal die Polhöhe zu finden.
Dfe kürzeste EIntfernung zweier Punkte auf der Oberfläche der
sphärischen Erde zu finden, deren geographische Längen und
Breiten gegeben sind. Den von einem Standpunkte aus gemesso-
nen Winkel zwischen zwei Objekten auf den Horizont zu reduci-
rcn , wenn auch die Zenltlidistauzen tler beiden Objekte gemes-
sen sind.
Der' dritte Hauptabschnitt des Buches , welcher die sphäroi-
dischö Trigonometrie behandelt; setzt der Natur der Sache ge-
, mäss die Bekanntschaft mit den Elemente^ der Differential- und
Integralrechnung^, sowigr der höheren Geometrie voraus; der
Vorf. verweist in dieser Beziehung oft auf sein ausführliches
Lehrbuch der Differential- und Integralrechnung, da das unter
No. IL hier aufgeführte erst später erschienen ist. Dieses aber
reicht nun wenigstens grösstentheils aus, um den Lernenden über
das zu belehren , was ihm bekannt sein muss , damit er dem hier
gegebenen Vortrage der sphäroidischen Trigonometrie folgen
könne, so dass in dieser Beziehung No. I. durch No. IL ergänzt^
V ^ . Gnin«rt8 Elemente der TrflgoQometrie« 41
. wird; nur ober Einiges muss derselbe anderswoher sich Beleh-
rung verschaffen , z. B. was die Theorie der krummen Flächeil s\
betriift Isl; er mit diesen Kenntnisseil gehörig aiDsgerustet, so.
findet er hier eine eben so gründliche als verständliche Belehrung
über dieAnfangsgriinde der spharoldischen Trigonometrie. Nach
Entwickelung di^s Begriffes der geodätischen Linie werden die
allgemeinen Gieichnngen derselben unter der Voraussetzung ge-
sucht, dass sie sich auf einer krummen Fläche befinde, wel-
che unter der Annahme xechtwinklicher Coordinaten im Allgemei-
nen durch die Gleichung n = ^(x, y, %)=: o ausgedrückt ist;
ausser gewissen Lehren, der höheren Geometrie wird hier vor-
« nehmlich der Tayiorsche Lehrsatz angewendet. Dann wird be-
merkt , dass hier als krumme Fläche immer nur die Flache eines
elliptischen SphSroides genommen werden solle, worauf dieno-
thigen Ehrklärungen und Auseinandersetzungen über Meridian^
Azimuth, Lange, wahre und redutirte Breite, sphäroidlschcs
Dreieck, Bestimmungsstficke desselben und «spMröidische Trigo-
nometrie folgen« Nur solche sphänoidische Dreiecke werden hier
näher betrachtet, welche eine-Winkelspitze in dem einen Pole
des Sphäroides haben. Bedeutet P diesen Pol, AA^P das Dreieck,
L und L| die reducfrte Breite der Punkte A und Aj , Sl den Lan-
genunterschied derselben, s die dem Wjnkel P gegeuüberstehende
Sei^e odelr die geodätische Linie, »und a, die ihr zugehörigen
Azimuthe in^ den Punkten A und Aj, und T, und W zwei Hfilfs-
grossen, welche liiit 90° — L, 90« — L,, 18»»—«,, und a in
einer solchen Beziehung stehen, wie die dritte Seite und deren
GegenwinlTel eines sphärischen Dreieckes', Bülfsdreieck genannt,
dessen Winkel und Seiten sind: 180« — «,, er, ^und 90« — L,
90« — L., F; so \i*erd_en hiui mit Berücksichtigung dieses Hulfs-
dreieckes folgende G^undformeln der sphäfoidischen Trigonbmci-
trie abgeleitet:
(1) 'sing cos L := sing, cosL ^^
(2) d^ t= K I^ e^ cos L^ d y?
(3) d8 = aKl — e'cosL/.dF; .
a ist der Halbmesser des A^quators, b die halbe Axe des Sphä-
roides, e =^ I — j^— 'die Exccntricität det ^rzeu^endep EUips^
a^ — b *
luid ähnlich wird — -5 — z=z e* gesetzt. Der Verf/ ^liminirt nun
L| aus den Gleichungen (2) und.{{)) und bestimmt die Werthe
\on 1^ und s durch Integration näherungsweise , indem er mitteist ^
deis binomischen Theorems dib Wurzeln in Reihen nach Potenzen
\;oA e oder s fortlaufend verwandelt mit Vernachlässigung^ der
Glieder, in welchen diese Potenzen den 4. Grad übersteigeu.
42 Mathematik.
^ Bleibt man bei Gliedeni der 2. Ordnung stehen ^ so erhäjlt man
anstatt der Gleichungen (2) und (3) diese neuen:
^ = F + ie' cosff [F — co8(aHi + F) sinF]
ß = y— 4e'Fsin a cosL.
Hj und H werden bestimmt durch dieOleichungen : tang Il| =: — ^,
cosH .=: -7--== . Durch Hülfe dieser Gründformeln löst nun der
sin Hl
' Verf. verschiedene Aufgaben, ans drei von den Bestimmungsstü-
cken eines sphäroidischen Dreiecks die übrigein zu bestimmen^
zeigt auch unter Anderem , wie man aus den gemessenen geodäti-
schen Coordinaten eines Punktes B in Beziehung auf einen ande-
ren Punkt A und der bekannten Breite dieses Punktes die BreitS
von B und die LangendifTerenz zwiiichen A und B finden könne,
und fügt am Ende des Buches noch Tafeln^ hinzu , durch deren
Gebrauch die bei Anwendung des erklärten Verfahrens nöthigen
R({phnungen bedeutend abgelürzt werden; dei^ Gebrauch der
Tafein ist durch vollständige Ausrechnung eines Beispiels erlftu*
tertr Am Schlüsse dies^ Abschnittes setzt Hr. Gr. noch das
Verfahren auseinander, welches Beasel in Schumachers astron.
Nachr. ang^eben hat, die Grundformeln der 'sphäroidischen Tri-
gonometrie durch unendliche Reihen vollständig zu integriren^
und giebt hierdach noch eine zweite Auflösung der schon früher
behandelten Aufgabe: aus der Breite Ladern Azimuthe a und
der geodätischen Linie s die Breite Lj , das Azimuth a, und die
Längendifferenz Sl zu finden. Auch fügt er noch eine Erläute-
rung der Einrichtung und des Gejirauches der von Bessel herrüh-
renden Tafeln hinzu , welche ebenfalls am Ende des Buches mit-
getheilt sind, wodurch die Berechnung von F und Sl sehr erleich-
tert wird. Ein Anhang lehrt fndiich ,noch die Auflösung der
Gleichungen des 2., 3. und 4. Grades mit Hälfe der goniometri-
schen Funktionen. ' - ,
Wir wenden uns noch zu No. IL Wie man ans der Vorrede
dazu sieht , ist die Abfassung dieses Leitfadens zunächst durch
den Umstand vei^aulasst worden , dass das in zwei Theiten von
dem Verf. geschriebene Werk über Differential- und Integral -
Rechnung zu gewissen Zwecken für zu ausführlich gefunden wor-
den ist ; der Verf. versiebest indessen , dass der kürzere ,<Le<^-
faden^^ keineswegs^ als ehi blosser Auszug aus jenem grösseren
Werke, spndern als ein selbstständiges Werk zu betrachten sei,
ludern sich derselbe von dem grösseren Werke in mehreren we-
sentlichen Stucken unterscheide, welche zum Theii namliaft ge-
macht werden. Wir haben das grössere Werk nicht zur Hand,
können also eine Vergleichung. nicht anstellen , werden aber di6
GrunerU Elemente der Trigonometrie. 43
erwihnten Si&cke Tonngsweise berfickaichtigen. ' Hiersu gebort
zuerst die Entwickeluug des Taylorschen und Maciaorinschen
' Tbeorems. Nachdem Hr. Gr. zuerst die allgemeinen Begriffe
TOD Funktionen erklärt und dann von den Differenzen und Diffe-
rentialen der Funktionen im Allgemeinen, und Ton der Diffe-
renliatioD der algebraischen Fanktioneii , beides in Beziehung auf
n^r ei/2|? veränderliche Grösse, das Nöthige mit Klarheit ausein-
ander gesetzt hat; Jbestimmt er den Begriff der MUielgrösae
^wischen zwei anderen Grossen, und beweist zuerst folgendeo^
Satz: wenn y = f(x) in der Nähe eines bestimmten Wertbes x
der unabhängigen Veränderlichen stetig, und der entsprechende
Wcrth f (x) des ersten J)i£(erentialquotienten dieser Funktion
eine endliche bestimmte Grösse, aber nicht =: ist, und
die unabhängige Veränderliche von dem bestimmten Werthe x an
stetig sich verändern lasst; so wird die gegebene Funktion von
f (x) an mit der unabhäiigigen Veränderlichen von x an zugleich
zunehmen und abnehmen, wenn f'(x) positive ist, aber bei ne-
gativem f (x) die gegebene Funktion von f(x) an zu- oder ab-
nehmen, je nachdem die unabhängige Veränderliche von x an
ab- oder zunimmt. Aus den unmittelbaren Folgeh hiervon leitet ,
er weiter ab, dass, wenn sowohl f(x) als f'(x) zwischen den
Grenzen x = und'x = a stetig ist, f (x) für x = verschwin*
det, und n eine positive ganze Zahl bedeutet, dass dann immer
—^ eine Mittelgrösse zwischen dem kleinsten und grössten
Werthe A und B unter allen Werthen ist,' welche die Funk^on
--^ erhält, wenn x von x =^ bis x = a stetig sich verändert. Hier-
aus folgt leicht, dass — —^ = ( \^i itt^ wo p eine gewisse
die Einheit nicht übersteigende Grösse bedeutet, und eine Fplge
des Letzteren ist wieder der Satz;^ wenn f(x), f (x), f'(x), ••..
f """*> (x) für X = sämmtlich verschwinden, und ebenso wie
f"^(x) von X = bis x = x stetig sind; so ist unmer f (x) =
X«
-r-^-n f^°^(px), wo wieder j^ < 1 ist Nachdem nun noch
bewiesen ist, dass von der Funktion f (x + i) in Bezug auf i
als unabhängige Veränderliche der Differentialanotient erhalten-
wird, wenn man f(x) in Bezug auf x als unabhabgige Veränder-
liche differeiitürt, und dann x -f- i für x setzt; werden von der
Grösse
F(l) .= f(x+ - f (X) - I f'(x) - pf"(x) -
l...(n-l)
i»
1
F(»-"(x)
44 Mathematik.
v
die Differentialqnotienten in Bezug 9nf i als unabhaagigre Veraii^
derliche bis zum n^""" genommen. Die angegebenen Resultate Inr«
ben im Allgemeinen die Form :
l...(nr-r— 1) . ^ ^
dahpr sind die leezten: F"-^> (i) = P^-^ (x +i) — f*'^ (x) und
F«)(i) = fW(.x + i) fvergl. Supplem. zw KlägeVa matb. Wör-
terb. 1. Abth. S. 650.). Sebr richtig wird nun bemerkt, dass liier-
ausfolge: F(0) ~ 0, F'(0) =^= 0, F%6) =:^ u. s. w. bis F<»r»\0)
^=s 0^ woraus dann weiter leicht sich ergleht^ dass F(i) -:=
- !•* —
.— ^ — r-r-.F^")(^i) sein muss, wo ^ i;^ 1 ist« Insofern aber nach
JL • 4* • • • n ^^
dem Vorfaergehendeo F<"'(i) = {(") (x + i) ist, so hat man auch
F*) (pi) = F"; (x + Qi) , also F(l) = -j-^ f ''"^ (x + gi). Setzt
^- x.«»».n
man hier für f(i) obige Reilie, so ergiebt sich dnrch Umstellung
der Glieder die Gleichung: n
'., f(x + i) = f(x) + |f(x) + j^|"(x)+...+
weiche das Tüylorscbe Theorem andeutet, und woraus ferner
(eicht die andere für das Maciaürinsche gefunden wird, beides in
der Voraussetzung, dass die Grösse ^-^ f^"^ (x + ^i) der
Null beliebig nahe gebracht werden kann, wenn man nur n gross
genug nimmt. Die ganze hier angedeutete Eiitwickelung ist ein-
fach und gründlich, sowie auch deutlich, bis auf einen Punkt,
wo wir difC Klarheit vermissen , die jsoust den Vortrag des Hrn.
Verf. auszeichnet. Indem nämlich die Grösse F(i) wiederholt <
diiferentiirt worden ist; kommen in den angegebenen ResulUten
von der Funktion f(x) nur solche Difrerentialquotienteu vor,
welche die (n — 1)*^ Ordnung nicht übersteigen; und dieses ist
wesentlich, weil nur darauf die letzte Gleichung F "^(i) =^^
'f"^(x + i) gegriindet ist, worauf wieder die Richtigkeit des Fol-
genden sich stützt. Da aber bei Aufstellung der durch F(i) be-
|n-l
zeichneten Reihe, deren letztes Glied — ^-^ — j rrf'""^^(x)
1.2...(n — 1) ^ ^
ist, nicht etwa die Voraussetzung gemacht wird , dass die Diffe-
rentialqnotienten der n**" und höheren Ordnungen von f (x) ver-
schwinden sollen; so finden wir nicht, wie aus dem Vorhcrge-
Granertt ElMiente der; Tragönonietrie. 43
henden gehörig klair werde, dass, ureno zunSchdt der erste Dif-
fcrentialqiiotient Ton F(i),. also Ton jedem Giiede der gedachteti
Reihe genomincn wird , der DUTerentialquotient des lelzteo Glie-
des f("~^)(x) gleich Null sei, und ebenso bei den folgenden Dl^
ferentiationen. Der Verf. schaltet hierauf einige arithme-
tische Satze ein, durch deren Hiiife er die beiden Hauptsätze,^
das Taylorsche und Maclanrinsche Theorem, noch in anderer -
Form darstellt. So findet er unter Ailderem die Gldchungi
- f (x) ^ f (0) + 1 f (0) + ^f ' (0) + .. . +
auf welche er. im 5. Kapitel die Ableitung des Binomiallheoremp .
gründet; er setzt namllch f(x) =^ (1 + x)'', entwickelt die ent-
sprechenden Werthe von f (0), f (0), f"(0) etcy und zeigt sorg-
fältig, daiss, wenn nur — 1 < x < -f- 1 ist, der • entsprechende
WerthTon /» -^ ,. f^°Vor) bei wachsendem n der Null
1.2..^(n~l).~ ^ ^
sich nähert, und dieser beliebig nahe gebracht werden kann,
wenn nur n gross genug genommen wird ; dieses aber ist die Be-
dingung der Convergenz der Reihe , welche in K)l}i^er Gleichung
rechts vom iileichheit^zeichen steht. — , Sehr angesprochen hat
uns 3er Weg, auf welchem Hr. Gr. die difTerentiate dei' Expo-
nentialfunktionen bestimmt, tinck diese Funktionen selbst in Rei-
hen entwickelt. Für y = f(x) = a\ wo a pesitiv Jind nicht =
sein soll, ist ~ = a\ --=-• Da nun nach dem zu Anfange
des Buches bestimmten Begriffe der Difi^erentialquotient ^ =:
f(x) die bestimmte endliche Grosse ist, welcher der Differenz-
quoticnt j^ desto: mehr sich naiiert^ je näher A^' der Null
kommt; so zeigt der Verf. zuerst mit Hülfe des Binomialtheorems
angewendet auf a^x = T^ ~— --) * = IX — (1— »)J^r ^^^
a45l
wenn ^x der Null|ieh nähert ,^ der Brach -— einer bestimm-
ten endlichen Grosse bis zu jedem beliebigen Grade nahe gebracht'
werden kann, welche blos eine Funktion von aist^ und daher
durch 9(a) bezeichnet wird. So ergiebt sich leidit nacB und nach:
Jl =f(x) = a^9(a), fn)(x) =.a«[v(a)P, f(0) = l, f!^(0)
= [9W?i f^"'(px) = 9fi'[f(fi)]% daher mit Räckslcht aiifdas
46 MalltomaftSIr.
^' Vortusgehende: .^=,l + ^> + fl^ + f^ + .....
1 -1-
< Setzt nmn hier x = — rr; ^o «reiebt sich für a'H«<> —: e die be-
•-kaiinte Reihe, deren Samme die Grundzahl der naturlichen Lo-
garitlunen ist, und nimmt man in der letzten Gleichung die na-
türlichen Logarithmen , 89 findet sich 9 (a) = la, also a^ r= 1 -|«
l!?i + W!+(^+ ^y - ffxV-a'la ^ - t^^Hx)
T+ 1.2 + 1.2,3 + •'••' dx — ^W~^ *a^ d^a — I W
— a^(la)\ Mit gleicher Leichtigkeit werden die Differentiale
der logarithmischen und trigonometrischen l^unktionen, wie die
der Kreisbogen bestimmt^ und zur Entwickelung der bekannten
Reihen für log(l-hx), sinx^ cosx, Arctangx benutzt. Die
Lehre von Bestimmung der grössten und kleinsten Werthe der
Funktionen wird zweckmässig erläutert durch Auflösung verschie-
dener arithmetischer und geometrischer Aufgaben; bei Behand-
lung derselben scheint der Verf. zuweilen weniger^ie Binfach-
- heit als das Künstliche der Auflösung berücksichtigt zu haben,
z. B. bei der Aufgabe S. 86: unter allen Dreiecken mit zwef ge-
gebenen Seiten a, b dasjenige zu finden, welches den grössten
Flächeninhalt hat. Die dritte Seite wird durch x, derFlacben-
- Inhalt durch y bezeichnet, die Gleichung y' r:= ^^^[4a'b' —
(a« + b'' T— :x*)*] an die Spitze gestellt, und d urch Differentiation
derselben u. s. w. der Werth x =^ T^a'-|-b^ gefunden, woraus
weiter geschlossen wird, dass das Dreieck ein rechtwinkllches
sein müsse. Bei Weitem kurzer gelangt man zum Ziele, wenn
man den^ i^on a und b eingeschlossenen Winkel dur^h qp bezeich-
net, und von der Gleichung y = labsing) ausgeht« Die Anwen-
dung der Differentialrechnung auf die Geometrie enthält in Be-
ziehung auf ^bene Curven die Bestimmung der Tangente^ Nor-
male, Subtangente, Subuormale und des Krümmungskreises im
Allgemeinen» und mit besonderer Anwendung auf die Kegel-
schnitte und die Cykloide. Eihe wichtige Ergänzung des Lehr-
buches der Trigonometrie enthält das 13. Kap., welches die Dif-
ferentialformeln für ebene und sphärische Dreiecke entwickelt.
Zuerst werden die Fundamentalformeln für die Fehlerrechnung
gesucht, dann dieselben angewendet auf die einzelnen hier mög-
lichen Aufgaben , und nachüher auch die Tcrschiedenen Fälle be-
trachtet, wo zwei Stücke des Dreiecks als richtig bestimmt an-
genommen werden. Der Vortrag ist überall klar, nur wäre einc^
bäflfigere Erläuterung durch Berechnung eines bestimmten Bei-"
Spieles gerade hier gewiss gut gewesen, welche aber nur^ein Mal
gegeben wird.
In der Integralrechnung wird nach Auseinandersetzung der
Grundbegriffe und allgemeinsten Sätze die Zerlegung der gebro-
Grniierts Elemente der Trigonomettle, ' 47
chenen rationalen allgemeinen f'unktiooen in einfache Briiche
oder Partialbrüchc gelehrt; die Darstellung ist allgemein gehaK
ten ^ wird aber auch durch Anwendung auf dnige Beispiele er«-
läutcrt. .Hierauf folgt in^den Kapiteln 3 bis 6 in der oben bereita
angegebenen Ordnung eine kurze aber klare Entwickelune der
ersten Elemente der Integralrechnung; nur eine Stelle ist uns be^.
'sonders aufgestossen, wo der Verf. zu dem Resultate schnelljer
hätte führen können, als er gethan hat, nämlich S. 180 bei Ber
^ dx
Stimmung des Integrales S ^ Xh^of^ ^""^ den fall, uro c ne-
gativ ist. Setzt; man nämlich ^ =ir, i=iJi ~c = }r^,
x_^^ = ,, «na« + J^' = gVsoi,t Sp^^l^, =
1 ^ dg , dz '
y *^ j^ >^g2 • Man hat aber sogleich S:p==^ ~
• ^ a.»- \' . ^ *- " .
aber erst z' :^ -r^; — - ein, wodurch er zunächst g _
1 + «* . " ra + bx+cx^
_ 1 ^ du _ 1
"•^ y ^r+u* "^ Tp== Arotangu, und ton da durch zurück-
gehende Substitution findet: g «- , > Arctaiur
. r a+bx-l-cx* r -^c ^
■ 2cx + b
+ ov ^ , - , ==7> Bemerkenswcrth finden wir, was
-^r — c f a + bx+cx^
bei Gelegenheit der Betrachtung logarithmischer Integrale In ei-
ner Anmerkung über de» Integrallogärilhrnua oder das bestimmte
Integral II. x == g^ ^ erinnert wird; Da nämlich für diesen Fall
die Bestunmung der Constante in der Gleichung
S^=C + l>ff.). + U+iö^+jig +
mit beiäonderer Schwierigkeit Terbunden ist; ao bemerkt Hr. Gr.
Folgandes. Wird e~' für x gepetzt; so ist
4ß Mai]ica»4lk.
w» dife SeamdflBg tw f (x) eialeiiditet OalKr fi. e~^°" — C ^h
f (ao )^ mid deBshaüi C =^ — f (» ), weil IL c— ;:= «eia amss.
Setzt jnaa f(£) -^ f(a) = 9>(x); w fi&i^ «idi ^(i^) =
^emmmieB wici; » erp^tt^A ^(x) 3= ^^^ W<^ iraa^ wem
X >• a und beade positiF dnd, sncli sewidil ^' (x) sk ^' (x) posi-
^^ md tt^(x) > 97' (x) ist^ fcd^ildi«, wem x tob « bh stetig
wBishfit, BBch g){\) imd ^(x) tob Mull aa stetige wadwea, aber
dieses sdiDeller akjeoeB, und we3 Sbadio ^(oo ) = — ist; so
fol^, dass f (x) ) — f (a) < -^ ist Ba-fidwet nma ako f (x)
wmdh Q]ii^9 Eeäie fpr -diiefl InmciGiiaid ^ossea Werfii b tob x^
n&d setBt f(») = f (a) + f ; s» hat msB mm f(x)) Ins auf
daea Fdiler «^ wddier posäiT nad Iddaer wAb —igt.
BJe ABw^idfoigteB der lotegralredmaii^ auf die Tbearie der
elieoea Crarea euthaliea eine ebenso ^ndfidie ak Uaare Eut-
widcidiiB^ der aHgieasdnea FermelB fiir die Qaalr^nr sokiter
Cmrai., die Rekdfflu^ini dfaseiben^ die Cabatio- dnes durch
OmdrdmBg einer sok^a Cnrre «b die Abadssenaxe ensenj^eii
Körpers^ and die CooipiaBsd^iiui der krnmaieB Oberfiiidie dwses
lüirpers; die ^cfundeaeB FoxmeiB werdea dann fnuner aa^ewen«
det aitf £m besondereB FäBe^ wo ^ Ovarvt einer der Ke^rel-
odniitie oder dne C^oide ist. Ate eine fidH* daAenswerthe Za-
^abe eriennea wk die na & Ex^ ^emacbiea AnweadnageB der
DMIra^enOal- and lategralrec&iran^ wd dnige G^eastände der
KatorwisseBsdiafteB; alle sind dazu ^eei^net, eine nntzfidie He-
bung dar Torber aaseinanderg^setaEtea Lebrea zu TeranksseR, und
auf die Tidseiti^ Aawendbuicdt und dea gössen Notzea dei«el-
bea auümerksaai zn jutdiea. Interessant ist die %nea[t aagestelfefce
Betraditna^ über die Gestak nad Grösse der SienenzeUea; be-
sonders beai&tnBgBweiA dier we^ea d^ grossen Wicbü^edt der
betreffenden Ldvea der NaturwissensdiBlt Ist der nbrige TbeU
des Eapitek, wmib der \&£. mH vieler Sorbit die Gesetae und
eaft^recbenSea Focaiein in Beddinnf auf die sdum bd Angdbe
d« iubaltes ^ena^ten Gcgenstinde eatwii^dt. Die im AnfaiBige
mSeamüd- wd IntegraHöiaBda eodfidi fie-
Ltgcg <a>lffrl1
uaä bmIi gcfnwdlrf Bcsoftate^
gern theik «b c«e AiJcito«g «g WirifriMlwig, ÜMÜt ab Nadi-
iw3fe Jcs GcJif hf inwn dmea; a MMher WmkM «Ire et
xv^donMig geweften, M^ die Pangr«|iliai m dum, in \
che» fie «^endueicM» Fanncte lAg^deitel; wmdea «uidL
Zm StUnwe bcsaeitai wir IB Birireff 4er i
tmg 4et BadM^ te« der Drock g«l Md
Aracldciifn , das Fq^ akcr sdhr gna k^
Malcaca. Gmßtmv Wunder,
Legen dialecti^ qu^ Gruee^rum poeiae hmcolici
UBt BunU libri tres. Scripsit Guftavtw EAiorA« MnMmmmu
Leipsi^, Sdmnana 1S8B. AIH n. 199 S. gr. 6. (21 Gr.)
VantdMsidte AUMailavg kl dM vm der pliika»plikdiea
Facoltit der Leipaiger DaiverBÜiU ^ekrirte Prdssdirlllt, aad
Be&it Ja YieUachcr ffiasidrt Mdiilaensweithe Bekrige cor ge-
nauem ErfowMhaag des Dialektes^ dea bkIi die bidtolkdiea
Dlditer der Grieckea for dea cigealhüailidMa CtaraUer ilver
verMsbledeiiea Dkitfmigwiea gebildet babea. Eiae Mkbe Ca-
termcbaag kt geiade jetii aai aa aolkwradigirr^ je anebr daa
Strebes dabk gencbtet kt^ das auf den kaeni Weaea daer je-
de» DKbteagigaitmig der Bnbdiber bembeade«, nad dardi baad*
arhrift.lkbr Aactarilat, m vdt ä^ lafiberige Vef^;idclioag et ^-
stattet^ begkabigie Priad|p aa «ddaaea, um den jele dea
DkkU; belreff<»d^ F.aw»ditian dieacT IMcbter aai^dMaMaff.
W«r aaadkb das bkberi^ Va&fana der £k»a««geber dkaer
Dkfater aut Sai^ifak dmdifafadA bat, deai Uaa et ddU^eat-
«[aageaada, daaa^ aot AaaaabM dea ^aitedlkbea Mciaefce aad
cadgerAaden, Alle dea Hkb^ aar ak lUtebeasacbe bebaadd-
tea^ ader^ &lk de deaadbea ia dea Krak fkaxx Uaiemebiiag
n^;ea, akht deajeaigea Weg daach l age a, der aalt aMigUdister
Skberiiek aam Zkde fiUnt. Don dk fiäaea, aar wt der rieb-
tigea^liiffafiBiiag der ekadaea Stellea beacbaftagt^ aad dabd die
Frage mA der Aebalkbkc^ aad Tendiledeabek der
Ckaaea dieaer padkebea Eneagdwe aft gaac bd Sdte
wafafltea adaa dm Aarinaas dieser INdOer bergeaidk u
wciuideanranBdaeai{;da^, aderaaa daeat fl^f da {t^
a. fi. £ gebildet battea. Aadere wiedenaa eAnhatea aidb^ jede
beka Piadar «der eaad; aidi fadeade dariadbe Fana aacb ai iksti
Didbter, selbet gegea das Aaaebea aller akea
tn^ea, aad yeifiibrea dabd akht aeltea aat mm
qacH^ te» de ja de» daea CMkbte biU%iea, äM de »<
•derdeetkabteadcb
52 Griechische Spracbforichung.
hatte, dass diese Dichter in Hinsicht des Pialektea bestifiimteii
Gesetzen gefolgt seien , die andere aber ein deutliches Bewupst-
sein davon gehabt habe. Doch anch diese Heraasgeber (nnter
welchen nämlich Joh. Crispinus , der Urheber der Genfer Ans-
gaben, der Erste ist) folgten Terschiedenen Gnmdsatzen, indem
die Einen diese Untersuchnng theils vom Gehör^ theils ron an-
dern Ursachen , die Andern blos Ton der handschriftlichen Au-
ctorität abhängig machten^ Hier erwartet der Leser eine kurze
Angabe der andern Ursachen , Ton denen jene Gelehrten die
Untersuchung abhängig machten. Wenn Hr. M. sodann bei den
Namen derjenigen , welche den Handschriften allein die letzte
Erscheinung iiber Dialektfortaaen zuweisen, Meineke deshalb über-
geht, weil derselbe die vou den Interpreten gegen tii Auctori-^
tat der Bücher in den Text gesetzten dorischen Formen wieder
verdrängte, so scheint eben dieser Umstand gerade dafür zu
sprechen', und diess um so mehr^ wenn man folgende ron Hm.
M. anbeachtet gelassene Worte Meineke*8 (praef. p. IV.) berück-
sichtigt „vix certo pede in hac quaestione procedere licebit, nisi
antea melioris notae Codices accuratins , quam adhuc factum est,
excussi fuerint. '^ Es konnte au9h noch Wi)isowa hinzugefügt
werden, welcher in der Abhandlung Theocritus Theocriteus
S. 25. in der Anmkg. iiber. den Dialekt ausdrücklich bemerkt:
est in hac re jadicium plane penes codd.
Hierauf erwähnt Hr.-M. Harles : de dorismo Theocriteo, von
dem er blos'sagt, tres proposnit leges. Besser es wären die
drei Gesetze gleich kurz genannt, damit der Leser nicht genö-
thigt. wäre , sie in jener wertblöseik und von Hrn. Kiessling mit
Recht weggelassenen Abhandlung selbst aufzusuchen; sodann
nennt unser Verf. Wüstemann (welcher in der Vorrede seiner
Ausgabe p. XXI. bis XLII. über den dorischen Dialekt verhandelt)
und zum Schluss Bnttmann's ausfahriiche Sprachlehre, und das
Urtheii von G. Hermann Qpusc. Vol. I. p. 246.
Es folgt Cap. II. p. 7 — 10: De ratione^ qua instiiuenda
sit guaeatio de dialecto poitarum bucolicorum.
Nachdem Hr. M. das Verfahren derer ^ welche genau den do-
rischen Dialekt hergestellt, sowie derer, welche gegen die
Handschriften die gewöhnlichen Formen eingeführt Haben , als
unrichtig bezeichnet, imd darauf auch diejenigen, welche ohne
hinlänglichen Grund entweder nach Willkür oder nach dem blos-
sen Gehöre die ganze Sache behandelt haben, kurz zurückge-
wiesen hat, geht er von dem richtigen Satze aus, dass man,
wie überhaupt bei der Erforschung der Wahrheit niemals durch
die Betrachtung eines einzigen Punktes, sondern nur durch die
Vergleichung der ahnlichen und verschiedenartigen Momente et-
was erreicht werden könne, so auch bei dieser. Untersuchung
denselben Gesichtspunkt festhalten müsse. Dabei giebt ihm der
AuBsproteh derer, welche wegen des Sbingels an guten Hand-
Mählroann : Leges dialecti bncolleoraitf Ginteov. * 51
Ehe wir f ndesg zur FHafang dies Ebizelncii Sbergehen, m&nen
wir ^eith hier die Bemeriaing Torausschicken, auf die wir mehr*
mals zurückkomiiiißii werden, dass diese Forschungen/ einen noch
weit höheren Werth erlangt haben wilrdeu, wenn Hr. M. einen
dreifachen Umstknd sorgfdtlger beachtet hätte. Wir meinen er-
stens die fortwahrende Benutzung der vortrefflichen Ausgabe von
Meineke (Berlin 1836), welche för jeden, der über diese Dich*
ter TCrbiandeln will , geradezn unentbehrlich ist, welche aber Hr.
M. nur an einigen Stilen gjenaner berücksichtigt hat , und daher
sehr oft fehleHbafte Lesarten anfuhrt oder bespricht, die man in s
der genannten Ausgabe bereits beseitigt findet Auch die scharf-
sinnigen BemeriEungen toh Meineke , von denen mehre den Dia-
lekt betreflen , würden rielfache Veranlassung zu tieferem For-
sch^ gegeben, und namentlich auch zar niheren Beleuchtung^
dnes Punktes, den whr hier schmerzlich vermissen, 1>eigetragea
haben 9 nimiich:^ welche dorischen Formen diesen Dienern
fremd sind. Ein zweiter Umstand , der wie nn» dünkt den Werth
diesier Schrift erhölit halben würde, Ist die Berücksiditignng d^r
alten Grammatiker, deren Auctoritik, mag sie auch in einzelnen'^
Punkten wenig Gewicht haben, doch>in vielen Stücken weit hoher
anzuschla'gen ist, als die Auctorität unbekannter SehoHaste« oder
fehlerhafter Handschriften , zumal da aus den letztere» i» vielen
Stellen die Lesarten nicht einmal genaii aufgezeichnet mn4.. Wir
bemerken endlich drittens, dass Hr. M. den Lesern einen grossen
Dienst erwiesen haben würde , wenn er übetaU die Gelehrten
der neueren Zeit erwihnt hatte, welclie gelegentlich den einen
oder den andern l^nnkt über den Dialekt dieser Dichter behandelt
haben. Denn wenn wir auch eine vollständige Erörterung' des
Dialekts in diesen Gedichten bis jetzt vermisst haben (was G.
Hermann Opnse. VI, 1. p. 98 auch an der Ausgabe von Thomas
Briggs zu rügen findet) « so ist doch nicht zu leugnen, dnss man
manche treffliche Bemerkung, die daratif Bezug hat, in ander-
weitigen SchriCten vorfindet; was selbst Hr. M. durch die Worte
p. 7. mnltidoctiin suis quique scriptis varia fecernnt judida de
hac dialecto andeutet. Eine möglichst vollständige Angabe die-
ser Urthetle und Bemerktmgen an, geeigneter Stelle konnte «fem
Leser nur erwünscht sein.
Nach dieseii Vorbemerkungen wenden wir nne jetzt zu der
Schrift selbst, um ihren Inhalt keimen zu lernen. Nadider'
sdiön* geschrldbenen Dedication an den verdienten SchukiNinn
Raschig in Zwickau, < und nach einem Index über i&i Inhalt der
einzelnen CapÜel dieser in drei Büdier zwecknassig eingetheilten
Untersuchungen folgt von» ersten Buche cap. L p. 5 — 7: USste^
ria quaesHomsy quae e)se de diafeeiOj fim thrttetürum fssäiae
bucoüeiusisünu
Hier wenie» lAauntlidte Heraoageber dieser Dlebter hi zwei
Ciassen etege^beilt, von denesi die erste nicfat einmal etimM
. 4^^ «
Ö4 ,Grl«eliisclie Spraehfortcbang.
K.; ferner h asdera Wörtern II, 8. ipoiviiU^ In A. E. c. ^. 1; H,
80- xuhuog in d. Nimmt man an diesen Varianten neeh hinan
die Bemerkung ven AjpoUoo. DyscoL'de pron. p. 324* C: xtiQd
^0piBv6iv B bIq i pmaßdJJimai und p« 355. C. (in der Ausgabe
dea Biaittaire 6r. Upg. dlaleet. ?on Stun p. 551.): S6ti ual 17
timg 8itt taviy ^p xal atfoAofOivipav imfciov, ^9K£l to s Big
$ lABtaßtillöViH^ q>m^fPtog bwpBQOidvov ^ so wird es sehr
wabraeheh^cb, dass man an den genannten Stellen die Formea
mi i niditnls blosse FeUer^der Handschriften ansnaeben, aoo*
dem Tiei^iehr als die nrspr'äaglicbcn Leaarten herau^tdien habe.
*^ie Ausemandersetzang deiachaifsinnigen Kritikers Bergk im ^
ein. Mns. 6. Jahrg. 1. H. S. 31. Auf derselben Seite fuhrt
Hr. M.an: 4» pro a IV, 9. &pato a. i. Sieht man bei Gaisford
nach, so findet man keineswegs eine blos fehlerhafte Vertäu-*
achung des a mit o, sondern gtatt MtpaSr* a ptdtijQ die Variante
Sq>ato i$ixi9Q. Noch auf&Uender ist S. 15.: ipro | /, 97. XvyL-
tBw K. cf. Meiueke au der Stelle. Wollte Hr. M. ein Beispiel
für die Vertanschung des | mit % anf&bren, so war paasend XVII,
37. ICByialioxo P«, Ferner wurde Ref. p. 15 als Beispiel einer
Vertauschung des q mit v die Form nlnlvv^ai aus h. au L» 150.-
nicht ohne weitere Bemerkung unter die handschriftlichen Fehler
gczfthlt haben ^ da der Infinitiv %mXv6^ai noch nicht über jeden
Zweifel erhoben ist^ wiewohl jetst Lobeck Pardipp. 11, p. 548.
dieselbe Form noch aus Foll. VII, 38. nachgewiesen hat Wd-.
terhin wundert sich Ref. ala fehlerhafte Vertauschung des
0,mit r wifh' tv^iti%hv aua S. zu VI, 9. angeführt au sehen,
da dodi Hr. M. S. 74 die Form mit r, wie in andern Stellen^ ao
auch in dieser ala die richtige hergestellt wissen will. Noch
einiges Andere, was wir uns angemerkt haben, wollen wir jetzt
übergeben, und erwähnen nur noch, dass Hr. M. als Resultat
über die allgemeine Vertausdiung der Buchstaben aufstellt üitio-
$ü$imo8 codiee» esMe A. C. K, F. W. a. e. k. 10. In Hinsicht
auf die Mailänder Handschrift K. können wir nicht beistimmen,
da der hohe Wertb derselben durch die Tiden trefflichen Lesar-
ten so unbestreitbar herrortritt, dass die wenigen Sdireibfehler
kaum in Betnicht kommen können. Im Folgeoden führt Hr. M«
tammtliche Stellen an, wo in den Codd. bi uiä 17 vertauscht sind^ .1
besonders in folgenden drd Verbalformen, 1) in der zweiten
Person, 2) in der dritten Person, 3) im Infinitiv. Wir Wollen
bks die kldoen Unrichtigketten verbessern, da über ^ese Fer^
menbildung selbst weiter unten die Rede sein wird. S. 17.: Ue-
betsehen ist die SteUe VII, 83. sumovdrjg S. 1.; bd X, 1. mszov-
9nQ fehlt der Ck>d. F.; ib. 5. (soU 3 heissen) hat A. Asovofi^g;
ib. fehlt V. 38. UbI^s k. und bei VOI, 10. viHMBig. 9. Unter
die Bdspiele von der dritten Person S. 18 haben sich unredit^
Wdse auch drd Imperative zweiter Person eingeschlichen , näm-
lich U,. 14. ÖTcädfi} XV; 13f u. 56.9d(föti. Andere brrthilmer
Mültlauuiii : Leg^is duiltcll' bato ABoaim Gtaecor. ^ &5
sind : I^ 54. vad^i; k stett K, was kein Druokfebl^r ist, dt Hr. BL
sehr überfiichtlidi die Handtchriften ia besUiiimte Colonnea ge*
bracht, und diese diireh Pankte beselchpet hat; 11, 26. ist dm
Kichti^e: afia^ißv^ A. P. k.; fux^vi^ c; VI, 16. ^fQvyijtehH
cod. m.; überhaupt aber scheint dieses Beispiel unpassend evi
sda, da ^vy^ nicht au9 ^v^u entstandto, sendera vrahiN-
scheinUcli ak Clanjunct bei dem nur das iota subsc. weg^lassen^
aufzufassen ist, welchen modus auch Meiaeke, and nach diesem
Bach in seiner aweckmassifen Antfiolofie (HaanoTer 18S8)^ wo
dieses Gedieht p. 149. gelesen wii'd, aafgeaolmaen haben. Anch
V« 28. oiöt^ aufsaaehmea wSrde Hr. M. wohl Bedenken getra^
gon haben, wenn er Hermaun*s Note au Eurip. Iphig, Aulid. v«
77. berücksicfatift hatte; in Meioeke's Ausgabe fehlt das iota
subsc. I nadisutrageu haben wir nach diesem Beispiele VII, 14.
id»^ S.; XV, 35. hat kzovtoimvi mit ausdriicklicher Bemerkung;
dock um knrs au sein, wollen wir Mos dk. Stellen bemerklidi'
machen , wo bei Hrn. M. im Veigleich mit Gaisford oder J. A.
Jakobs unrichtige Angabe» stehea, namtieh VII, 66; I, 139; S«
19. I, 40; V, 28; ib. 33; X, 38; au XI, 1. fehlt m. Voin In-'
finiüv. 1, 102. in Hinsicht 6ea cod. c. ; V, 10; ib. 28; X, 20. fehlt
k; ib. 65.^ ib. 71.
Jetat folgt die dritte Untersudiung dieses Cüpitels, unstrei-
tig eine d^ wichtigsten in der ganaen Abhandlang, nSmlich die
Untersuchung de effinUüie aodicum ewumqne famiiiis. Hr. M.
theilt sämmtlidie bis jetzt Tergüchenen Handschriften in drei Fa-
milien ein , spricht dann über das Verhiltniss derselben au einaur
der, und giebt mit der nöthigen Ordnung und Auaführllehkeit
die Stellen', wo jede Famäie mit sidi luui mit Atn beide» ander»
übereinstimmt. odei' abweicht Zuletat ?erhaadeU er noch über
neiui Handschriften, dieser bei keiner Aßr dr^ FamtKen nüt '
Sicherheit imterbringen kann. Da. diese ganae Unterauciiung von
jedem, der sich mit diesen Dii^tem genauer beschäftigt , die
sorgsamste Beachtung iferdient , ein Eingehen in das l^nzelniB
aber, ohne weitiäuftig ad werden » nicht wohl.m&glich ist, so
wollen wir auch einige Bedenken , die uns über die Handschrif-
ten 9 in der ersten und über die Rand^hriftea dcf dritte»
c
Familie entstanden sind, jetzt unterdrücken, indem wir näch-
stens an einem andern Orte die ganze Erörterung genauer he-
ruckslchtigen werden. Wir wenden uns an item vierten Capitel
(p. 52 — 57): d^ dialecto singularnm aliquot carmimim Theo-
crüu^
Es sind diess das 12., 17. und 22. Gedieht. Nach sorgfaltiger .
Besprechung aller Momente» die hier ia Betrachtung koflMuoii'
stellt sich als Resultat heraus, dass diese drei Gedichte, welche
den Charal^ter von Hynmen au sich tkagen , nicht im gewöhnli-
chen episdieu Dialdite geschrieben sind, wie sie seit Vakkenar
56 Grieeiiiselie Spraebtorfohaag.
In den meisten Ausgaben stehen ,' sondern dass sie vielmehr einen
Dialekt enthalten, quae legibus quibusdam admixtaa habet Do-
ricas formas. Des bessern Verständnisses wegen ist mm Tom
12. Gedidite der nach did^em Grundsätze revidirte Text abge-
druckt mit nntergesetsten Varianten ans den Handschriften und
alteii Ausgaben nebst Angabe der Stellen , ^welche dnrch Oonje-
ctur verbessert sind; vom 17. und 22. Gedichte aber sind Mos die
dorischen Formen angeführt, welche auf handschriftlicher An*
ctorität beruhen. Da das Princip, nach dem diese 3 Gedichte
hier beurtheilt werden , ohne Zweifel das richtige Ist, so haben
wir nur im Einzelnen Folgendes hinzuzusetzen oder zu berichti-
gen. Zu dem, was beim 12. Gedichte in Beziehung auf Wüste-
mann's Grundsatz (nt invitis codicibns nihil mntetur) bemerkt
wird, konnte Hr. M. noch hinzufügen, dass wir seit Heinslus
V'oraussetzung Ton einem ionischen Verfasser nicht einmal wissen,
ob niclit die Handschriften in den einzelnen Stellen noch mehre
dorische Formen darbieten, so dass wir also, um einem solchen
Grandsatze treu bleiben zu können, erst einer genaueren Angabe
der Handschriftlichen Lesarten zu. diesem Gedichte benöthlgt
sind. Im griech^ Texte steht t. 1. zplty statt tglta (was Hr. M.
selbst p. lOJ» Terbessert)» v. 2. ist aus Conjectur yt^giö^owi ge-
sdirieben; uns scheint die Form yuQäöiCOViSiV hier eben so unan-
tastbar als unten t.23. i^iXovöiV wegen des an beiden Stellen nö-
thigen V itpslK , was die auf ovti, ausgehende Form nicht duldet.
(Vgl. den Grammatiker in Cram. Anecd. f. p. 147). Hr. M. ist
inconseqaent, wenn er S. 90 Z. 11 in dem CItate unserer Steile
wieder i%ikov^v sclireibt. v. 8. wundem wir uns, dass Hr. M.
nicht fpayov aus H« Steph. min. und' einigen andern Ausgaben auf-
genommen hat , zumal da die graTÜas in diesen Gedichten , Ton
der S. 57 die Rede ist, auch hier die erste Silbe betrüHt. In der
Verbesserung der Verse 12 — 16, wo Hr. M. ebenfalls die dori-
schen Formen herstellt, können wir nicht ganz beistimmen, son-
dern wir glauben , dass solche eingeschobene Gesänge ihr ficht
episches Colorit, in dem .sie offenbar erscheinen, auch in der
6edanken/br^ ausgeprägt bewahren müssen, und tragen daher
kein Bedenken, ausser hXqnvriXog vaiA ukkriXovg^ was auch, Hr.
M. unyerättdert gelassen hat , die gewöhnlichen Lesarten itpllT]^
eavy Tor (fiir itpiXaöotv ton und qpUa^Ei^ fuhrt Hr. M. Ben.
2. an, es sind aber blosse Qoiqecturen), ox (fiir ok mit Meineke)
als das Richtige anzuerkennen. Nur in Beziehung auf das Verb«
tpiXiio könnte die Sache noch streitig sein , weil dieses sonst re-
gelmässig bei der Flexion in a übergeht. (Ausserdem hat hier
'auch Hr. M. v. 16. das sinnlose naXtu, stehen lassen, statt des von
den meisten und besten €odd. gebotenen Ttakiv^ was den passen«^
den Sinn giebt, idass das goldene Zeitalter damals zuVtickgekehrt
sei.) Ferner halten wir auch t. 20. die Conjectur tt 6a und reo
für unnöthig, t. 23. fehlt in den Varianten die Form fLaxiff ^ und
Mttlitmaniit Leget ^ialecti bocolicofan Graecor. ^ 57
iity muflsle genauer angegeben werden. Gelegentlich bemerken
wir noch, dasa Hr. M. im letsten Verse dieses Gedichtes mit
Recht die handsehriftliehe Lesart tpavXov beibehalten hat, da es
ganz unnöthig scheint , das von Schäfer und Gräfe Torgeschlagene
(pavkog mit M^ineke in den Text sti setzen ; wir müssen es je-
doch roissbiltigen , dass Hr. M. auch die in den neuem Aosgaben
sich findende ftilsche Interpunktion aufgenommen hat, welche der
richtigen Auffassung dieser Stelle durchaus hinderlich ist. Liest
man dagegen xQ^^ov bis diffVQciiiOißol ohne alle Interpunction
und verbindet man iti^vfi^v eng mit xQVöov (was auch Wüste-
mann will, wiewohl nach unserer Meinung mit unrichtiger Erklä-
rung), so erhält man folgenden höchst passenden Sinn: mit wel-
chem (iydisdien Steine) die Geldwechsler das ächte Goid, wefm .
'es tiicht verfälscht^ist (fti/ als Bedingung), als solches erproben^
' Bei der jetzt folgenden Apgabe der urkundlich beglaubigten
dorisdien Formen aus dem 17. und 22. Gedichte finden wir Meh-
reres , was wir nicht hiiligen können. Erstens sehen wir keinen
hinlänglichen Grund ^ warum Hr. M. blo£r beim 22. Gedichte
ausser den Handschriften audi die alten Ausgaben berücksichtigt,
dagegen beim 17. dieses gän^Uch unterlassen hat. Zweitens
▼ermissen wir die ausdrückliche Angabe, dass uns in den alten
Ausgaben auch eine Menge dorischer Formen Torliegen, von
welchen wir wt?gen der mangelhaften und unToIiständlgen Varian-
tensammhingen zum Theokrit die ursprüngHche Quelle noch nicht
nachweisen können. Drittens war zu erwähnen , dass Winterton
ausser den angeführten noch mehrere andere Dorismen in diese
Gedichte einführte, für welche aber eine spätere Vergleichunj^
der Mss. die diplomatische Bestätigung fand. Fiertefis endlich
ermangelt die ganze Aufzählung der Ton dem Verfasser bezweck*
ten Vollständigkeit , die gerade hier ein tiothwendiges Erfordcr-
niss war, weil von der grösseren oder geringeren Anzahl der Do-
rismen attch das ausgesprochene Urtheil seine grössere oder ge«
ringere Gewissheit gewinnt, und weil Andere, die ähnliche For-
schungen anstellen , leicht mit Sicherheit auf solche Aufzählun-
gen sich verlassen. >Rcf. will daher jetzt das gegebene Verzeiehr
niss im Sinne des Hrn. M. TervoUstandigen , jedoch so , dass er
blos die Verse und Wörter nennt,, die Aufzählung der Hand-
schriften und alten Bücher aber, die jeder bei Gaisford oder J. A.
Jacobs nachsehen kann , übergeht. Inii 17. Gedichte fehlen ^. 9.
vXaToptogj v. 19. aloXoßlrgag. (Nebenbei bemerkt Ref., dass
ihm diese von den meisten und besten MSS. gebotene Lesart,
welche mit den Jieuem Herausgebern auch Meineke verschmäht,
die richtige zu sein scheint. Der Dichter hat wohl dem Alexan-
der dieses Beiwort gegeben in Beziehung auf das Diadem oder
die bacchische Mitra, mit welcher man ihn oft auf alten Münzen
und Bildwerken dargestellt sieht, lieber die sonstige Verwechs-
lung in dieser Stelle vgl. man amdoge Beispiele bei Lobeck. Para*
^
58 GTieebUch« Spräebforccbao^»
L'pp. r. S. 240.) ▼• 38 9^ra«i(ffy, v. 46 %f»ti «; 048 ausser v&^a
auch t^crtt, t. 50 vaovy v. 67 z^äAot^ und Ixl^MWy v. 74 fehlt
hinter A noch e, v. 75 o%aiü (was Hr. M. selbiit bei anderer Ge-
legenheit S. 145 erwähnt), t. 106 y^uVi v, 107 ateht auch fiaai,
was zu T. 127 gehört, man vermisst aber fivpfiaxcn^, t. 115
düdovtiy V. 128 lq)9liia und väg^ v. 129 fvrä^ t. 130 ifv£(^
yoiüa^ r. 132 x^€^ot<fcr.
Zu den von Wiaterton in diesei Credicht eiogeßigten Doris*
men, die keine liandsehrfftliche Auctorftät haben v sind noch hin-
zuzufügen V« 33 &fOv%$^ T, 42 q>ikBol6(X£f t» t^2 a Sk, v. 124
atixdg*
Wir kommen »m 22. Gedichte , wo mit Rticksicht auf Hand-
Schriften und alte Ausgaben folgende Formen tibersehen sind:
T.l alytoxm^ v. 2 if^t^liiv, v.18 duol^yovt, r. 23 ^«tolöh
V. 26 afLipotiQwg^ t. 31 vms^ y.36vlav, v.37 xitQ^, v. 47
eiScfgsl'g, V. 49 i&caöa»^ t. 77 xo^Aco ^v6a%ipt0g^ v» 90 pa-
Xav^ ▼. 105 oekayBlg^ \. 106 re^aAo<fiv, ▼• 111 Mnatog^ t.
114;^pota, V. 124 xkä^$v^ t. 147 und 148 ir|»rv, t. 146 siM^iU«
— £it{iQta — ^AXtg^ t. 157 tüiiaXog^ v. 158 MköödpiK. uxzcif
V. 168 S;to«''5 T. 198 nkttyBlg, v. 205 fiov, t. 208 Ms06avu}g^
V. 214 jiijdag. äfiBziQOig, v. 220. at/rcr^.
^^ fol^t Caput F. ile univer$a poeiarum bucoliearum,
quae esstant carminum dikrUmendi ratione S. 58 -^ 60«
Ausgehend von 6. Hermann's (Opusc. I, 246.) BemerkuBg^
^aas in jeder spätem Pee«e sich mehr oder weniger Spuren des
epischen Coiorits vorfinden^ unterscheidet Hr. M. awei Hanpt-
classen ^ von denen jede in zwei besondere Abtheilungea aus ein-
andertrittv nämlich:
I) gemts Dorica diidiectoserlptum colorem ab epicis ducit und
zwar 1) exqutsidioribns tantam legibus; 2) welche einen liberio-
rem epici sermonis usum gestattet II) genus epica dialecto-seri-
ptiiin colorem a Dorica ducit, wovon die erste Abthdlung plane
oommani epicorum dialecto geschrieben sd, die zweite aber co-
lorem duoat a Dorica dialecto, worauf die Gedichte aufgesätilt
werden, wie sie zti jeder einzelnen Glasse dieser EintheUung ge-
hören; liur haben wir bei dieser Aufzählung dos 5«, 6., 7. und 21.
Epigramm, des Theokrft vermisst, welche bei keiner dieser Clas-
sen angegeben sind. Wenn sodann noch hinzngefiigt wird, das»
die iioMschen Gedichte (das 28. und 29.) des Theokrit in dieser
ganaea Untersuchung nicht berücksichtigt werden , so lasst sich
zwar im Allgeoieinen mit Hm M. darüber nicht rechteUi aber das
scheint man doch erwarten zu können, dass Hr« M., um diese
Nichtberücksichtigung zu reditfertigen , wenigstens fim» kiir^e
Bemerkung gemacht hätte, über das engere oder entferntere Ver-
wandtschafts -VerhäUniss, in welchem nach seiner Ansteht der
äoliscfae Dialekt zu dem l>onscliea erscheint. Diese Forderiuig
dringt sich unwillkürlich auf, wenn man die verschiedenen u»d
MttliloiAiis: Legeli dialeett bnci^ileoraiii GraHcor« ^9
zn^ Theil abenteneriieheii Ansichten der Gelehrten über diess
Verhaitnis« näher in Betrachtung zieht. Maa vgl. die genaue
ZiismnmeBstellnng und Beartbeiiung bei Giese : über den Aeoli-
soben WühAt S. 61 ff.
Die jetct folgende Beatreitinig einzelner Ansspriiche von
T^ügtemann scheint iinnöthig zu sein,- da es natiiriich ist^ dass
das Princip des Hm. l^üstemann, welches Mos die Handschrift
ten als dievNorm in der Herstetlnng dorischer Formen .anerkennt,
auch auf das U.rtheil über die dnzelnen Classen dieser Gedichte
seinen Einfluss äbt, weAalb Hr. M. za weit geht, wenh er Hnt»
Wustemann geradezu der Principlosigkeit beschuldigt, wenn auch
bei ihm Inconsequens in der Durdifuhrung seines Principes nicht
zu Terkennen ist. Zweckmässiger nnd zu grösserem Nutzen der
Sache' seiiist wäre es gewesen', ^wenn Hr. M« seihe höchst ein-
fache und ansprechende Eintheiinng noch mehr in Bezieiiting auf
einaidae Gedidile (z. B. auf das ia,SO., 21., welche Ref. wegen
des entschteden dorischen Gepräges zur ersten Unterabtheilung
rechaeii möchte) gerechtfertigt, und dabei die bisher gehräncb^
liehe Eintheiinng berücksichtigt hätte , wie sie sowohl v^m den
Herausgebern,' als auch in den, bekannten Monographieen von
EichstSdt (admnbratio quaestienis etc. 1794); Hepner (de variis
llieec. Idyll, generibns in Seebode*s Nencm Arch« £.^Phtlol. u,
Päda^/1827 2. Jahrg. 3. H. S. 9&--.ie8 und theHweise Termehrt
abgedruckt zu Berlin 1836) und kürzlich mit feinem Takte von
Ber^ Im Rh. Bfuseurä VI, l.'S. 23 — 28 ausftHirlicher behan-
delt worden ist. Denn gerade diese nach dem Inhalte aufgestellte
Trennung in bukolische, 'mimische, und Gedichte TÖn verschle-
denem Inhalte oder , wie Bergk auf beifaUswerthe Weise zn ^en
beiden früheren hinzufügt ^ in Lyrisdie nnd epische Gedichte,
würde die'Eintheilang des Hm. M. theilweise in ein desto helle-
res Licht.gesetst, zum Theil aber auch im Einzelnen naher hhh
tivirt, und dargethan haben, wie die Gedankenform. stets durch
den Gedankeninhalt bedingt wkd.
Das 6. Capitel ä. 60—63 behandelt die allgemeinen Gesetze
iiber den Dialekt dieser Dichter, und stellt folgende drei Regeln
auf, die sich auf sämmtliche Gedidite beziehen: die Versehie-*
denheit der Formen liän^t ab 1) vom Metrum. (Als Beispiel
wird unter- andern auch aus 11, 115. £gpd'a£a angefiihrt, woför
lief, aus dem cod. S. lieber. Iq>^d66u schreiben würde, worauf
aueh 5 andere Handschriften fiihren.) 2) von der varietas rer-
8U8 hef'oiei cenßincta cum soni suavUate^ was durch die Geni-
tivforoien auf ai, ov und olo erläutert wird. -(Hr. M. hätte auch
noch die Accusativfiormen auf &Sf vvg und os hinzusetzen kön-
nen, woTon wir weiter unten Gebrauch machen werden,) 3) Die
Form ^nes Wortes, wenn nkht eine der beiden vorhergehenden
Ursachen Statt findet , bleibt in demselbcM Gedichte immer die-
selber
60 ' Grieeliiioho SpraoBtorichang.
Da wir diese drei Gesetse aus ToUem Herzeil untersehretb^n,
80 wenden wir uns sogleich zürn zweiten Buche , weiche« noch
dadurch einen besondern Werth erhält^ dass Hr. Af. an geeigne*
tem Orte mehrere Stellen dieser Dichter ausführUcher erläutert
hat. Auch hier werden wir, um nidit zu weitläufig zu werden,
Torzügiich diejenigen Punkte hervorheben, bei denen wir etwas
zu ergänzen oder zu berichtigen haben. Die beiden ersten Ca-
pitel S. 63 — 75 handeln über die Voeah und Consonänten^ in-
sofern diese diejenigen Sylben betreffen, welche nicht Endsjl-
ben sind, und zwar ist dabei die Ordnung des Alphabetes ange-
wendet, so dass sogleich ersichtlich ist, auf wdche Weise diese
Buchstaben entweder weggeiaBsen oder gesetzt oder mit andern
vertauscht werden. Jeder Bemerkung sind Beispiele beigesetzt.
So richtig und schätzenswerth nun auch diese Zusammenstel-
lungen und Erläuterungen im Allgemeinen sind , so findet sich
doch Ref. in Beziehung auf Einzelnes zu folgenden Tier Bemer-
kungen veranlasst. Erstens hat Hr. M. nicht immer die oben vor-
getragene Elntheilnng der Classen streng im Auge behalten , so
i% dass unter manchen Rubriken auch aus solchen Gedichten Bei-
^. spiele stehen , die für den angegebenen Zweck- als unpassend, er-
^ scheinen. Zweitens sind hier und da Regeln aufgestellt , die bei
näherer Prüfung nicht die Probe bestehen , was tbeilweise in
einer zu subtilen Disthiction seinen Grund zu haben scheint. Denn
auch für diese Forschungen gilt Hermanns Ausspruch Opusc.
VII. p. 102. Tenendus in distinguendo modus, qui justus sIt.
Sunt enim quidam ita ad distingtiendum proni, ut finem iofvenire
neqneant. At id est male distinguere. Drittens ist bei der Aus-
wahl der Beiüipiele nidit überall mit der nöthigen Kritik zu Werke
gegangen, weslmlb man mehrmals auf Worter stösst, welche in
, den angeführten Stellen eine falsche Lesart enthalten. Viertens
vermisst man die Vollständigkeit der Beispiele da, wo dieselbe
^ ^ nach ausdrücklicher Angabe bezweckt wurde. Zur Bestätigung
des ausgesprochenen Urtheils einige Beweise« Unter dem Buch-
staben 7^ wird S. 64 als erstes allgemeines Gesetz aufgestellt, dass
m die Bukoliker in den Eigennamen mit Ausnahme derer, welche
bei ihrem Volke sehr im Gebrauche waren, das fj nach epischer
Weise beibehalten. Hier ist es zuvorderst auffällig, dass die Ei-
gennamen ak besondere Eigenthümlichkeit in Betrachtung kom-
men, da doeh auch sie dem allgemeinen Gesetze der Analogie
unterliegen roiissen, und auch Hr. M. im Folgenden zum Thcii
dieselben Eigennamen als Beispiele erwähnt, die hier vorkommen
wie z. B. S..67, 2, b. MitvXava. [Meiiieke, und nach ihm Bach,
ist in der Schreibart dieses Namens inconsequent, indem er
Thcocr. Vll, 52. 61. MvuL Dagegen Mosch. 111, 93. Miwl.
setzt , das erstere hat grössere Auctorität durch Inschriften und
Münzen.] Sodann fragt es sich, welches die Eigennamen* sind,
die bei ihrem Volke sehr im Gebrauche waren. Sollten denn.z. B.
M äblnitiBii : Lege» dialecli boealieoram Graicor« Ql
'JiMfifj^ag^ Kv9ij^^ H^lXMai u. ä., die der Yeif. xer Bestäti-
gung seiner Regel anfährt, weniger im Gebrancli gewesen sein,'
als die unter den Ausnalimen angeführten SQU66a^ ^Jf^avtr^
JSsXdva und andere? Sieht man ferner auf die Ausnahmen selbst,
so ist deren Anzahl so gross, dass sich die ganze Regel unmöglich
als haltbar beweist ; denn Hr. M. hat keineswegs alle Ausnahmen
angeführt, Ref. will nur zu jeder Dedination £in Beispiel nach-
holen, zur ersten Mseödvu XXIf, 58.; zur zweiten Mlkatov
XV, 126. Epigr. 7, 1.; zur dritten ^MigXXU, 156. Auch für
die Regel lässt sich Manches erganzen, wie ^ifcn ans Mosch»
Epigr. 4. Endlich mossten die aus rein epischen Gedichten ent-
lehnten Beispiele wegbleiben, well es sich von selbst versteht,
dass, wo Alles epische Formenbildung zeigt, auch der Eigen-*
name sein i^ nicht rerandern kann. So TtjUtpaioei/ Mosch. II,
40., nrjvsieSi XXV^ 15. Ausserdem sind qoch die aus beiden
Stellen angeführten Formen falsche Lesart. Denn Mosch. II, 40.
[und 42^] hat man nach Meineke's Vorgange ans F. N. Ts/As-
^adöay und v. 42. Tfjkeqmaööa zu schreiben; und in der zwei-
ten Stelle verlangte Metrum und Dialekt wenigstens mit Heyne
UfjVBOv zu setzen, wie bei Meineke steht, indess ist die Vulgata
ganz richtig. Man vgl. O. Militär in den Göttinger gelehrt« An-
zeigen 1838 S. 1345 ff.; F. 6. Schneidcwin : Conj. critt. Insnut
Ononis Thcbani Antholognomicl tituli VIII. (Göttingen 1839) S.
1«8 und R. Unger: Thebana Paradoia (Halle 1839) S. 126 f.
Wenn unter der dritten Declinatlon bei 'Itjowv XIII, 16. hinzuge*
fugt wird, dass man vielleicht 'laömv zu schreiben habe*, so
dürfte Wohl die Bemerkung nicht nutzlos sein ^ dass die Form mit
a die gewöhnliche, die mit 17 dagegen die dichterische sei, und
desshalb den Vorzug zu verdienen scheine. Andere Beispiele
giebt Wüstemann zu IX. 32. und Epigr. VII, 2. Buttmann Ausf.
Sprachlehre § 27 A. 15 und Th. IL p. 389, wiewohl Letzterer
nicht gerade ^Ii^6wv erwiihnt, und das bei Pindar^orkommende
^Jä^cDv die Sache fiir dieses Wort wiederum zweifelliaft macht.
Richtig ist die zweite Regel , dass die abgeleiteten und zu-
sammengesetzten Wörter den Vokal ihres Stammes behalten ; nui:
sind in den angeführten Beispielen einzelne Unrichtigkeiten z. B.
jid'avula XV, 8., wo dieser Name gar nicht vorkommt , vielleicht'
ist uaQttQog gemeint. Zu Ji^iddpLSiva (soll — ff£ia heissen) ist
Bio XV, 22. ^nznzufügen , und bei ptalonag^og (Druckfehler
statt ixakondQ7[i<>g) XXVI, 1. war Meineke's Note zu beachten.
Das dritte Gesetz , dass 9/ im Anfange, wenn es den Spiritus
lenis habe, nicht in cc übergehe, dagegen in a verändert werde,
wenn das Wort mit dem spir. asper geschrieben werde. -*• Dieses
Gesetz, verbunden mit dem vorhergehenden hat den Ref. auf die
Vermuthung gebracht , dsds man vielleicht audi 'j^yBovccKTt, VII,
52. 61. 69. mit dem asper schreiben müsse, zumal da dieser Na-
me , dessen erste Silbe lang ist , nur aus ^yoviiat^ nicht aber aus
Sy& entttanden sdn fanm. Von den einxelnen Beispiden bd Hrn.
M. war tar aßag die Sftelie^V^ -109. entweder <|^z xn vb«*gehen,
oder mit einer Bemerkong sn yarsehen^dass die Lesart sweifelhaft
ist, v^ Meinefce z. d^ St. nnd Hermann in d^ Zeitschr. f. ^. AI-
terthomaw. 1837 p. ^8, nnd fSr afuv war statt V, 116.<, wo die-
ses Pronomen gn nicht gelesen wird, Yll, 11. oder eine andere
Stelle zu setzen. Femer ist Scdstai Bio 1, 89. Missverstandnisa»
da Jüer ^dara» stellt; passend fnr den angegebenen Fall war
adsto aus Th. Ep. XYI, 5. Bei ^gag könnten noch XXIY, 79.
nnd einige andere Stellen hinzugefügt werden , und fnr Suata
^ar wegen der yersehiedenartigen Beispiele, welche ang^hrt
werden, bepser aiueg zn schreiben. Ebendaselbst fehlt nach XI,
59. das Wort dtig. Znletzt liest man: Verbum ^um II, 15. et aWn.
Die genannte Stelle aber hat gar nicht das Verb. ^xo. Vielleicht
meint Hr. M. II, 4.; aber anch hier, hat Meineke ndtJledit aus
dem cod. K Zxct aufgenommen. Femer XIV, 50. , was etwa Je-
mand anfuhren könnte, steht fxoi blos in Einer Handschrift.
Kritisch sichere SteUen sind iJ^ä IV, 47.; iJlci^XV, 144.; ff|sft
(^elidcht tilgst) XXm, 33.; mtv Mosch. H, 1.
Für das yierte Gesetz, dass nämlich das ti in der vorletzteii
Sjlbe zweisyiblger Substantiva in a übergehe, wQrde Ref. ausser
den angezogenen zugleich mehrere derjenigen Beispiele anfuhren»
welche Hr. M. S. 68 bei der dritten Deciination unter a ang^ohrt
hat, als 6äiia^ väfia und dazu noch fidzi^Q II, 146« (und sehr oft)^
auch bei den Ausnahmen fehlen Beispiele wie xQipclg XV, 6. ;
ötijd'og XV, 108. ; xTjgog XX, 27. Dias Wort ft^xdg (nicht ^ifzcrg)
ly 87.; V, 100., hat wahrscheinlich deshalb sein ij biehaiten, weil
es Naturlaut Ist.
Jetzt giebt Hr. M. diejenigen Gesetze an , welche er fnr die
einzelnen Classen^der Wörter in Beziehung auf tj aafgefhnden
hat , und wobei wegen der zn vielen Distinctionen mehrere Bei-
spiele wiederkehren ; welche schon rorher unter andern Regeln
erwähnt wurden. Manches war auch ganz wegzulassen oder mit
Passenderem zu vertansc^hen, z. B. OiXijtäg (nicht q>iXifeag)
Mosch. III, 99. , da die 6 Verse, aus welchen dieses Beispiel ge-
nommen ist, nicht von Moschus, sondern (wie Naeke in der
Schulzeitung 1828 Abth. II. Nr. 100 unbestreitbar bewiesen hat)
▼on Musurus. herrühren. Auch an andern Orten hat Hr. M. aus
dieser unächten Stelle 'Beispiele angeführt, wie S. ^, 126. Fer-
ner war zu tilgen S. 68 [tskiXT^QO} XX, 27., da der griechische
Sprachgebrauch durchaus die Trennung In (lili 7ifiQ& verlangt.
Denn an eine Abundanz der Partikel ij zn denken , welche noch
KicssUng und Wustemaqp z. d. St. annehmen, kann Niemandea
mehr beifalien, der die Abhandlung von Faehsi de pleonasmo par-
ticulae 7] (In Misceil. Critt. von F^rledemann und Seebode 1827
Vol II. Part. IV.) sorgfaltig beachtet hat. Statt dieses Wortes
konnte xoQVY^^ *^^ ^P'gi'* ^^h 1- aufgenommen werden. Auch
M^fciiami« Legei üalecll Ime^icof«» firaecor. 63
Wiür sitf'der Bemerkungf, inn» äie auf* ig ^ vg^^ i;|, ag auBgehen^
den Wörter ihr fj in der vorletzten Silhe behailen^ a'SiipiQts
II, 146. nicht ohne weiteres als Beispiel anzufahren, da höchst
wahrsdieinlich das dnrdh den Schcdiasten untersHUste und von
Hernten wiederholt (Ztschr. f. d« Alterthomsw. a. a» O.) em-
pfohlene avlirglg das Richtige ist, bei /Welcher Annahme su-
gleich das von der Armuth der Simätha hergenommene Bedenken
wegfSUt, welches Lobeck ParaHop. I, 228« eriioben ^at, und
durch die Conjectnr väg JSafilag (för tag ye ipSg oder richtiger
tag a^üg) beseitigen will. Sodann fehlt hinter elberi^ig XV. imd
hinter ^i^il^f po$ X VH. Wegen seiner aufgestellten Regel, die
wir so eben aiifahrten , trSgt Hr. M. kdn Bedenken , bei Th. flf,
30. und 'Bio I, 42. n^ivg (nicht ni^xvg) ztt schreiben, und unter-
stützt die Form, durch XQig%aiBniiiiCfi^g XV, 17. Allein die-
sem Vorschlage dürfte Mehreres entgegenstehen. Erstens ist Hr.
M • dadurch mit sich selbst ia Widerspruch gerathen. Denn oben
S. 65 extr. liest man unter den Beispielen au der Regel, dass die
€omposita den Vokal der Simpliciä behalten , auch Qoionaxvf^
II, 148. XV, 128. Warum sind diese swef Stellen, welche,
wenn nrixi^g noth wendig würe, ebenfalk der Veränderung be*
durften, hier unberücksichtigt geblieben^ Wenigstens ist kein
Grund vorhanden , warum in demselben Gedichte, nimlich XV,
17. die Focm mit 97, und v. 12S. die Form mit a gesetzt werden
müsse. StUlnn findet man auch in den Handschr^en für die
vorgeschlagene Aendernng keine genügende Untierstiitzung. In-
dess ist nicht zu übersehen , ^d'ass gerade dieses W^ort in ander«
weitigen dorischen Fragmenten mit UAereinstimmong sämmtti«
eher Codd* sein 17 behält, wies. B. in dem Psephisma der Byztfn-
tier bei Demesth. de Corona § 91. (S, 44 ed. Bissen.), wo ein-
stimmt B%xm8BKun'^%ug gelesen wird.
In Hinsieht der Adjectiva, welche in der penuhima ^ haben,
hat unser Verf.. das Gesetz , nach welchem sie dieses 17 behalten
oder mit a vertauschen, nicht anffindeh können. Zweckmässig
wäre eine voUetändige Aufziftiung der Beispiele gewesen. Denn
ungeachtet der ausdrückliehen Angabe: „Sed reeensebo ea om«*
nia^^ sind' dennoch mehrere Beispiele iibei^angen, andere von
den angefiriirten sind kritisch un/fcher z. B., ai^eiy^o^ VII, 124.,
wo 6 Handschriften (n^eapog bieten (in Meineke's- Ausgabe ist dn
Dniekfel'iler , wie es scheint) ; i^ctfiOfii^TOg XXV(^ ^., wo zwei
Handsclirifterf die Form mit a haben , auch XV, 87. wird [eben eso
XV, 31. und XIV, 49.] fast allgemein dvötavog gelesen", und mn^
bei Mosch. IV, 17. 39. steht Övöttivos, Uebergangen sind z. B;
öK^ilQfog IV, 405 oKVfiQog aus XVI, 10; nokyxltjpogWh 83^
ävagtijQog XXII, 28; ÖMapt^vog XXIV, li^^^kvg XVf, 49.
XVIil, 24; Bixfjkog H, 166; Ä'irA^örog XV, 30; gjwyÄos XVH, 97;
moXvxijvrig XVÜ, 98 ; ^&3yi;rds aus Mosch. II, 38; u«& Wiöman nun
bei diesen Adjectivis den Gebrauch des qodera auf besHmmfeGe-
64 Grte^ifelie Sprach! Of scbung,
üetsfe KorBckAhreo; so schehil es dem Ref. nolhwendigf sn «ein^
die auf — i}Ao$ und ^--tiQog gleich 2u den im Vorhergeheudea
behandelten auf — f^lLog zurechnen, welch durchgängig ihr 97 be*
> ballen. Ferner bei denen auf — vag und -^tog liesae wohl die
Beriicksichtigung ihrer Ableitung etwas WahrBcheinlicIies auffin-
den« Noch andere könnten dadurch geordnet werden , dass man
untersuchte, ob «icht der \¥echsel zwischen fj und (t, aueii eine
Verschiedenheit der Bedeutung zur Folge hätte, wie z. B. Bockli
zum Pittdar S.^ 575 den Gebrauch von unQijHZog und i^tQuittog
auseinandersetzt. Doch hat Hr. M. auch bei den Substantivis
diesen letztern Punkt ganz bei Seite gelassen. Weiterhin waren
bei d^n Verbis^ welche in der Penultima fi behalten, ausser den
angeführten noch fojgende Stellen zu berücksichtigen: V, 27.
diilhv {mit Wüstemann's Note); XXIV, S4. diadfj^TJ^aödai;
XXII, 189. djjkfjöaC&oL verglichen mit V. 127. daJUtro. Wenn
sodann aus 6v(iitkijyöijv auf xk^a0& geschlossen wird , so musste
diess auch für die Ausnahmen geschehen, wie aus ävicöatoi VI^
45. auf das Verbum.
Uebergangen ist hier auch das Gesetz, dass die Epiker und
Dorier bisweilen h statt tj setzen , z. B. Th. VUI,.40. ziiöa statt
%§ds^ was Hesychius ausdrücklich anerkennt. Dieses rüde hat
man Th, 1, 12. aus vier Mss. statt tade herzustellen.
Endlich die am Ende dieses Abschnittes gegebejien Bemer-
kungen über die Verba sind theils unbegründet,' tlgijyipi .mangel-
haft: unbegründet, indem für die einzelnen Sätze äie Beweise
fehlen , und die entgegenstehenden Stellen nicht berücksichtigt
sind; mangelhaft, indem gerade das , was der Leser hier vorziig-
lieh sucht, die Erörterung über, den Gebrauch des a und 9 in der
Anfangssylbe der Verba , ganz mit Stillschweigen übergangen ist.
Und auch S. 137 , wo über das angmentum temporale gesprochen,
ist dieser Punkt unerörtert geblieben. Wir betrachten das Ein-
zelne.
Es heisst: „Verba in am exeuntia in Doricorum carmi-
num priore genere semper ^. in a mutant in syllaba, quae proxime
terminationi praecedit , quod non fit in verbis in €0 termiuatis.
Sed unum est verbum, quod semper a seryat, ipi^Aac», cujus
permulta exempla ubique in promtu sunt. Et sie VII, 51. b^btco-
va0(x> XV, 80. Ijtovtt^ccv scribitiur; contra VIII, 84. 89. iv/xij-
0ag et v^jd^öctg.^'
Gleich gegen den ersten Satz , dass die auf da ausgehenden
Verba in der vorletzten Sylbe in der ersten Gattung dorischer
Gedichte stets ihr 1; in a verändern , kämpfen ausser svlki^öag
u^d viKijöag noch einige andere Friedensstörer, die erst zur
Ruhe gebracht werden mussten, ehe das „ semper ^^ seine unum-
schränkte Herrschaft gewinnt. Wir meinen iy^av (1x^60x0 IXL»
27. und nlttviij^yg XV, 67. Ferner bedurfte es der Bestimmung^
ob dieser Gebrauch des a sich theilweise auch auf die iibrigen
Gattungen erstrecke, oder ob in diesen das 9^ unverändert bleibe.
Muhlmarot LegM Jhleflll iaeoliemm OMfcor« 65
Ztt üeaet Fi^rderung fulireii Bdgpiele ide XXil, 199L} wo in allen
Ausgaben i&Qua&fi. sieht ^ welche Form mit iD(^fii;dc XXIV, 42.
Terglichen (so wie XVII, 67. Ir/ftatfav verglichen mit y. 12. ht-
4iil6av) die nothige Beachtui^ verlangt Weiter heisst es:
,,qnod non fit in verbis in cid terminatis^^ oder deutlicher': „die
Verba anf im dagegen behalten in der Flexion ij\ mit Ausnahme
von q>tXim und der beiden andern Stellen. ^^ Hier hat der Hn
Vcif. unbestimmt gelassen, ob sich dieser Sati noch anf ,,in D)|-
licorum carminum prioregenere^^ beziehe, oder ob er auf simmt«
liehe Gedichte seine AUwenduug^ finde. Wir glauben das Letstere
wegen des beigefügten qftUa^ welches Verbum überall, wie ricli-
tig bemerkt ist, in der Flexion in a übergeht, was neuere Gram-
matiker nicht deutfidi genug bezeichnet haben, z. B. Buttmann
Ausf. Spr. § 95. A. 9; ebenso Kühner, welcher in der Schul-
grammatik §'125 Anmerk. von dieser Erscheinung des Dorismus
sagt , dass^er sein langes a häufig auf die Flexion der Verba auf
ten übertrage, und als Beispiel auch Ig^Mi^tfa anführt , ohne aus-
drücklich zu bemerken, dass diess bei q>iXim regelmissig ^ei.
Häufig aber kann man das Ersdieinen dieses Dorismus woU nen-
nen in Beziehung auf andere Beispiele, welche die sorgsamste
Beachtung verdienten, aber von Hm. M. übergangen sind. So
steht I%%3t6v(x6u noch VII, 85. und Epigr« XX, 5. arasroV^fiivog«
Xlll, 14, .nsxovapiva^ XXVI, 7« Zfigleich musste bei diesem
Verbum darüber gesprochen werden , ob der von Boeck6 nott.
crHt. in Find. Pyth. IV, 236. und Bissen Comment. in Olymp. VI^
11. aufgestellte (}nterschied, dass nov^^ai in intransitiver Be-
deutung (labware), myp&^ai aber in transitiver (iaböre efficere)
gebraucht werde, gegründet sei, oder Mos auf Zufalli|^eit, be-
ruhe. Eine solche Bemerkung war schon deshalb nöthig* weil'
Manche, wie Wüstemaim S. iSSln deii Gorrfgeodis (was Hr. Bf,
entgangen zu sein scheint) den angegebenen Unterschied bereits
für vollkommen ausgemacht halten. Andere unbeachtet geblie-
bene Stellen sind II, 108.-<pcDifif<fai; XIII,65. Mwato verglichen
mit SBStn^yikvw XXIV, 88. und «tdxD^qrai XVII, 110.; XIX, 1.
nivtaoe, XXIII, 41. tpoßix9^g (Tielleicht neue Beweise gegen die
A«chtfaeit beider Gedichte) verglichen mit iq>6ßfi(f II, 137. und
XEfpoß^ifiivog XXVI, 16.; Bio II; 3. ivoMsv (dagegen kv6i]6a Th.
II, 103. Mfiissv XIII, 39.), Th. V, tl8. öäöag, und daselbst Afei-
ncke (dazu Hermann in der Zeitschr. f. d. Alterth. 1837 S. 21^8,
Bergk im Rh. Mus. VI, 1. S. 33, Schneidewin a. a. O; S. 82. Ref.
möchte, wenn sich die Form nachweisen Hesse,. It^ndc vor*
schlagen, da die erste Sylbe wegen des vorhergehenden v leicht
ausfallen konnte); öciaag hier und Mosch. I, 24. in dijöag zu ver-
andern , miiss wolii mit dier Behandlung der übrigen Stellen ver-
einigt werben. Alle diese Stellen aber mussten von Hrn. M. kri-
tisch behandelt werden , ehe die Wqrte „ quod non fit in verbis in
ep tcrmiuatisV hinlängliche Qegründnng^ haben.
iV. Jahrb. f. PkiL II. Paed., od. Krit. BlbU Bd. XXIX. Uft. U 5
66 Griechiiche Spraehforsebang.
Wi^ nannten dre gegehevien Bemerkung;en zweitens mingel-
haft, Wegen der fehlenden Erörterung über den Gebrauch des a
nnd 7/ im anfange der Ferba, Ref. will hier gleich dasjenige
anfiiliren , was er im Dorlsmiis dieser Dichter begründet gefunden
zu haben glaubt.
1) Bei den mit 8 anfangenden Verbis bleibt das tj des Au-
gmentes überall unverändert. Ausser fik%B und f^v^t mit den
zahlreichen Compositis und i^y^bkov (jedoch mit Meineke's Bemer-
kung zu Mosch. 11^ 156.) vergleiche man igiiSGao IV, 27. i^^atf-
daro VII, 7ä. ngato XI, 8. 10. XIII, 6. XIV, 7. XXllI, 1.
Mosch. VI, 1. '^QttC^n^ VIII, 60. XI, 25. i^g^v VI, 29. nQiQhv
V, 23. ^Qix%v XIII, 50. TfiQvyz XIII, 58. ^Qm^ös XIII, 74. ^^s-
»ov XXI, 21. 7iQt9B Mosch. III, 85. ^i/gyxsv XXII, 121. ^vfitxs
XXIII, 16. iUn(SB XXX, 39. ^kaöu XIV, 35. XXV, 256. rika6B
XXII, 104. fiYHQB XXI, 20. Jvwy« IV, 61. nQmri V, 74. dvff
Qmwv 1, 81. il^xala XI.V, 17. i^cQu Bio XV, 25.
2) Die mit a anfangenden Verba behalten^ wie es scheint^
im AugmeiUum tj wmeränderi^ wenn zwei Consonanten folgen^
Beispiele sind 6wrpntto VIII, 1. iipffßfiivov. XXII, 52. rffvolr*
ijtffv VII, 14. (w0 Tielleicbt noch als Ursache hinzukommt, dass
es ein mit a priratiTum zusammengesetztes Verbum ist), i/pr^«
>Ji;ovXXIII,36. 54. ^«rsif XXllI, ÖO. fi^aro XIII, 22. ^p«a0s
" XXVI, 1. Sollte dieses Gesetz riehtig sein, so wir^n allerdUigs
mehre Stellen zu andern, z. B. 11, 25. atp^ti (wofür man blos die
alten Ausgaben , nicht aber die Handschriften als 'Anctoriiät an«
geführt findet). XIV, 23. aintq (die Vulgata ist «f^ai$) und iler-
mann*s nr^tpant in xi^q)^iet\ Bnrchard in seiner trefflidien An«
thol. Graeca (Berlin 1839) S. 244 hat, wie Pasehke im Schul-
Programm zu Brandenburg 1836. S. 19, xiq>^ii' IvfAtxgi&g ge-
schrieben it&q>^fi Conjeetur von Brnnck.], was schon deshalb
nieht zn billigen ^ist , weil der Dichter die diaeresis nur da ge-
braucht, wo zwei Consonanten folgen. XXVII, 47. of^ao. Bio
XV, 10. &Qna6B (was wohl unbedenklich aus Th. XXVI, 1. woher
das Hemlstichion genoknmen scheint. In iignaca-^n veranderH
wire). Th. V, 41. akytss und XIX, 3. Skyss. Steilen wie Epigr.
1, 4. dylaiösv sind nicht störend, da diess Verbum eigentlich dyor
ilditfsv heisst ^
3) Die übrigen mit a beginnenden Verba richten sich in
Hinsicht der Annahme deß rj oder a nach dem verschiedenen
Charakter der Gedichte , tu denen sie vorkommen.
Hr. M. geht weiterhin zu dem Buchstaben i über, und bemerkt
zuerst die Fülle, in denen derselbe.au8geworfen wird. Abgesehen
davon, dass hier Manches ausgelassen ist, wie XiyB&v XXII, 22! •
'AXq>s6v IV, 6. verglichen mit XXV, 10., waren unter dieser
Rubrik zugleich solche Worter zu berücksichtigen , in denen das
iota zwar nicht aasgelassen, aber doch subscribirt werden mussi
MiblniMiiis L«gef 4mIcs^ tei;i»li«afpuii Gi«fc«r. ^ 67
weBviiiin auch diese Schreibart moli in keiner der aeaer^ Aus*
geben antrifft Ais solclic Wörter erscheinen nns m. B. jad^ VII,
5. pa dieses erst von den Alexandrinlschen iS|>ikem gebrauchte
Wort aus xaiog (cf. Aristopb. Lysistr. V, 90. 1157.) lusanunen«
gesogen ist, so leuchtet ein^ dass es richtiger mit iota subsc. ge- -
schrieben werde. (Ueber die bei Grammatikern forkommenden
Formen spricht Lobeck s.iPhryn. p. 404.) Ferner YII, 84. xat^
luXaödfig. So geschrieben käme das Wort von xcnaßkaa her»
nicht^ber , was der Sinn dieser Steile erfordert, ?on Ttatauislti^
bei welchem Verbo bekanntlich die lonier uiaiiöaif die Attiker '
xAj^M» sa^en; woraus hervorgeht, dass die Formen uaviuXa-
t9f]g (worür Valcken. die rein dorische, aber durch keine Hand*
Schrift bestätigte, Form xatBidix&yg yermuthet), duoxluiov
XV, 43. und das Substantiv auUrg ib. v. S3. das iota subsc. ver-
langen* Mettaire Gr. ling. d. p. 205. exir. ed. Stun bemerkt ge-
radesu» dass in diesen Wörtern xx für u gesetst sei, ohne je-
doch die nöüiige Erläuterung lu geben, ^n drittes Wort, in
welchem man nach dem Dorismus dieser Dichter das iota nicht
daneben lu schreiben, sondern au subscribiren hat, scheint laiov
X, 21. u. 42. u« V. 3« AaittTOf^cifi iii sein. Alan vergl. Apoll. Dyscoi. in
Bekk. Anecd. T. II, p. 567. 4. *Aqf ov hstMtav i* (iBta&i^wg tov 9
ilg To a gatäiog Hai Qaidl&g dq>' ov uaxa öwalgaöiv %6 io^iiag^
Ka%ä %a\ h ovo fuc^ to fatdiogjnal ^^diog^ Kai Aatog xai
AqLog. Wi ov xqomov ^v ti %ahv ovoiuc to iU^l'o^, afp ov Amog
wil kdiov ual Aai'a, xal Iv 0waiQ6öB^ %dJiiv tov ai^a^ Tlg
|iOi tu X&d IxtikkUj £ciq>Qmv. Die sweisylbige Form stehi
audi bei Pindar. Auf dieses X^otofLHg und kfov wird der Le-
ser schon durch Hermann aufmeiksam/gemacht, welcher Opusc.
V. p. 91. xu V. 43., zwar ohn^ etwas lu bemerken, X^ov schreibt
und dadurch deutlich aeigt , dass er diese Form audh bei Theo^
krit für nothwendig erachtet.
Zweitens bemerkt Itr. M. die Falle, in welchen das iota
binsugefügt wird. Hierbei ist uns aufgefallen, dass Hr. M. diess
als Eigentbümlichkeit der Bukpliker anführt, .während es doch
den Dichtem überhaupt gemeinsam ist. Am auffallendsten er^
sehein^ diess bei den.Verbis, wo der Veif. v%iiul& I, 35. und
i^o/i}4ffi^ VII, 14. bemerkbar macht Sollte diess als etwas diesen
Dichtem Eigenthumljclies hervortreten, so waren noch andere
hiniususetzen, wie ajc^tfrc/voro XXII, 101. ötnnilol^6B ib. 128.
httolifiB Mosch. IV, 91. 122. Nun sagt allerdings (wenn Hr. BL
die Zeugnisse der alten Grammatiker beigefügt h£tte) Greg. Cor.
I 32. S. 220. ed. Schaef. To ixivzi^iväc 96 itfßo t&¥ jimgäfov
iötl und giebt Beispiele zur Erläuterung; und § 109. S. 294. To
i^6^6B ^yvotiiöB kiyov^i* Allein Koen. bemerkt z. d. Stelle
ganz richtig : poetarum est
Bei dem Buchstaben 0, dessen Behandlung Jetzt fdgt, Bt%T
lieii unter ai^deni Beispiekn auch uäffi^ XIII, 4o. (blos Coi^ectur ^
68' GrieißliisGbe Sprachfor«chiiiig.
Ten Bninck.) nnd Svogiu Tu,. 13. ohne liandBchrUltlidie Ancfori-
l«t. Hinzngefiigt zu werden verdient mg XI, 32. Ferner Ut S.
71 vor XXII, 22. 6i](iaivo$6a ausgefallen , und bei vxauoiöot^
* VII, 95. Meineke zu ? ergleichen.
" . Im zweiten Capitel , das von den Conaonanten handelt , hat
Ref. von neuem zu beklagen, dass man sich auf die angeführten
Beispiele durchaus nicht verlassen kaim, weil sie theih| unvoll-
.ständig, thells unrichtig sind. So wird unter S, das in den dori-*
t^hen Gedichten bald in 60 übergeht, bald unverändert bleibt,
als zweites Gesetz für den letztern Fall angegeben : ^ aniecedenCe
. & non mutata est in öd. Diess ist, so viel Ref. weiss, zuerst von
Spohu (Lection. Theocritt. Spec. I. p. 12) bemerkt, aber in den
neuem Ausgaben noch keineswegs gleichmässig durchgeführt
worden. Wollte nun Hr. M. dieses Gesetz hinlänglich begründen,
so musste er besonders die Stellen namhaft machen, welche' die^
sem Gesetze widerstreben, und prüfen, ob dieselben auf diplo-
matischer Sicherheit beruhen. Bei Meineke steht z. B. igs^lö^m
V, 110. 111.; dagegen J^i^/gü XXII, 2. XXHI, 15.; VII, 127.
iui^9v6doi0a (von Bach und Burchard unverändert beibehalten),
dagegen II, 62. imq>9v^oi6it (in der ersten Ausgabe steht «ich
hier nach der Conjectur von H. Steph. Intip^vöiotöa) ^ X, 58«
liv^Msv; dagegen XX, 11. ^i;»^£fi>, ib. IS. ftvx&lia'j 11^16.
i^iikaöds^ dagegen XIV, 15. ^Xaiovta (aus welchem Crrnndein
dieser ausgezeichneten Bearbeitung die Verschiedenheit her-
komme, findet man nirgends angegeben). Gegen das Ende liest
man bei Hrn.M. imq)^toi6a XXI, 42., wo aber (wie auch XI, 17.)
xiKdsg<ff£et^o$ steht. ' ^
Weiterhin heisst es bei Hrn. M. Denique haee esempla reHant
verbortitn in — «fo, — «ga>, — i^g), — vgti». Hier erwartet
doch jeder Leser die Beispiele vollständig aufgezahlt zu sehen,
allein es werden mehrere vermisst, wie Xutpiiav VIII, 84. XV^
21. I^srcxgofiae Mosch. III, 9. u. s« w. Unter den Beispielen iur
—igo steht auch ^9?/^© XV, 121. XX, 15. XXI, 42. Alles ist
unrichtig, wie jeden die Vergleichung lehrt; sodann Sltja Bio
VII, 48., statt VII, 2. und rpv£«i, was zum Folgenden gehört
Unter Jl wird gelesen: Poetae bucolici semper dicunt ieov^
nä, sEcJg, sota s. ssoxa, eic. Das Letztere bedurfte einer
genaueren Bestunmung, welche auf alte Grammatiker sich stü-
tzend (wie Greg. Cor. D. D. § 5. to noti aoxa Xiyov0iVf mgaii-
TOS Ttal rd nots etc.) zur Verbesserung einiger Stellen gefuhrt
haben würde. Ausserdem vermisst man hier die Bemerkung, dass
X bisweilen für p gesetzt wird , z. B. ßixKov V, 66. piMHVla
Mosch. I, 13., worauf unter andern Greg. Cor. D. D. § 99. (dazu
Koen. und Schaef.) und Eustath. p.%10, 25, aufmerksam machen.
In den unter A für den Unterschied von ijl^üv und '^v^ov attge«-
führten Beispielen sind mehrere falsche Citate, zum TheÜ auch
in^ Hinsicht auf die obai angegebene Eintheilung in Classen. Si»
Malilauiiiii'^ Lvgea iTSalccti bneollc0ni«| Gni«<^r« 49
• » ,** " '
vfhi Hi. XXH m deaepisdien, dagegen XVI, XW^ XXIY za
den doriseben Gedichten gezühlt, ungeachtet der Hr. Verf, lib. I.
c. 5. alle die genannten Gedichte mit Keebt nu JSine^ Gattung,
nämlich xür zweiten Abtheilnhg der epischen, gerechnet hatte.
'Dazukommt, dass, hier einige Mal als sicliere' Lesart angeführt
wird, w«8 Mos Conjectur tou Winterton ist z* B. Iv&fAvWyt^ &2.
u. a. Meioeke htft keine Norm befolgt , iiideny er z« Br XVI^ 47.
^^ov Y. 68. IW0, dagegen 52. iX^my^ Od. nag^MBiv setzt
Farner werden einige Verbessernngsvoniehlage vorgebracht, die
man bereits in der Ausgabe fon Gaisford findet, wie »vd^v XV,
61. ^i>%s xxm, 2a >
Ganz- übergangen ist der Bul^telabe P, zu dessen. Pcsprcr
chung einige Varianten Veranlassung geben, besonders auch der
von Bei^k in der Zeitscbr. 1 d. Akerthumsw. 1837 g. 446 mit-
getheiit« , allerdings -noch zweifelhafte Vorschlag von &kBig>iK kt
XVUJ, 45: statt aIiStq>aQ , und das von Hrn. M. S« 131 berilhrte
'EXiviXQ.
. Bei deii Bemerkungen. Sbier den Buchstaben Z behandelt der
"Hr. Verf. andi das Verbum övgltiO. Er fuhrt sämmtliche Stel-
len an, mit Hinzufugung der handschriftlichen AuctorHat, bisruft
sich auf Wöstemann zu I, 3. itnd erklart sich dahin, dass Theo-
krit in der ersten Gattung dorischer Gedichte rygl^f» geschrieben
habe. Er hätte auch noch Boissonade (voi| dessen Berücksichti-
gung indess nirgends eine -Spur zeigt) anfuhren können, welcher
in seifter zweiten ganz umgearbeiteten Ausgabe^ die 1837 zu Pa-
ris bei Hachette erschienen ist, in den Stellen; I,^ 3, 14. 16.
Vlll, 4. XI, 38. der Form mit t den Vorzug gab. (Ref. führt
diess zugleich deshalb an; weil auch Hrn. Hofrath Fr. Jacobs,
welcher in der Zeitscbr. f. d. Alterthümsw. 1839 Nr. 66 eine den
Philologen sehr interessante Uebersicht der Griechiscben Litera-
tur in Frankreich in. dem gegenwärtigen Jahrzehend gegeben und
daselbst S. 523 — 525 von Boissonade gesprochen hat, gerade
diese Ausgabe unbekannt blieb.) Was nun diese Schreibart mit
t selbst anbetrifft, so möchte sie Ref. nicht gut heissen, schon
aus dem Gtiinde nicht, well man überall Cvgiy^^ nirgends aber
tvQiy^^ndet^ ^as dpch gewiss, wenn tvgl^m gesagt worden
wäre, irgend W4), wenigstens in einer Variante, l^ertortreteii
wurde. Unter dein Buchstaben J7, der hier aus Versehen erst
nach dem 2? folgt, sind nur Werter angeführt, in denen dieser
Buchstabe nach Sitte der Epiker verdoppelt wird. Darunter steht
auch onjcji XXVIII, 4. Dass diess aber eine falsche Lesart fiir
S^c? sei, hätte Hr. jlil. ans Herm; Opusc. V«. p. 115^ ersehen kön-
nen, woher auch das Richtige bereits aufgenommen ist tou Mei-
neke [in dessen Not^ das fdilfyideiiqtta.sjibsc» bloai ein ^uf Ahrens
de Gr. ling. dhiL 1. 1, p. 275 Z» 14 vv u. iibergegaugener, Druck-
fehler ist]; jedoch sucht Ähren« a. a. O. § 9, 3>S, 68 onnu zu
rcchtferdgeu» Uebrigens ist vielleicht das ^mze Citat blosaüs
70 - Officehtfche Spracbforfchvng.
Inrthniii hierher igekommen, i% Hr. M. sonst überaD ntch setner
obigen Anmerlcnng^ dss 28. nnd 29. Gedlicbt Ton seinen Unter->
sachnngen ansgeschlossen hat
Es folgt eap. HL de eoniraeiione S. 73 — 80, wd der Verf.
inerst die allgemeine Art derselben erläutert , und dann au den
einzelnen Redetheilen übergeht. Ref. hat über EinielnlieiteDY
die hier zur Sprache Icommen , Folgendes an bemerlen.
Bei der dritten Deelmtion heisst es $vg aee. sag = 9^s
XXI, SO. r Ol) ff aktstg kocunoloeo. Allein snch V, 38. Av-
Xidscff ist ein solcher Accns.^ welchen I||r. M. im Vorhergehenden
unrichtiger Weise als Nomin. anfßhrt. Ein umgekehrtes Ver-
sehen findet sieb bei yiyi} XXV, 89. Sv^ij Bio I, 65., weldie un-
ter dem Acc. stehen , wihrend sie in den angefahrten Steilen der
Nomin. sind. Noch seltsamer ist der Irrthum bei ici in a jniQqi
XXIII, 29. hoeuno ioco, wo dem Leser yTjQqi sogleich als Ver-
bum und gar nicht als Substantiv erscheint. Bei den Verbis auf
am heisst es unter 4)aovin o eontrahitur. Einige widerstre-
bende Stellen werden Terbessert und unter diesen V, 85. wo für
7io9oQtv6a Torgeschlsgen wird no%of^m6a. Biess ist wshrschein-
lich "auch handschrifllich begisnbigt. Wenigstens findet Ref. In
einer der Ausgabe Ton Helnsius (1604) beigeschriebenen Gollation
des codex Senat. Lips., die er besitzt, in dieser Stelle ausdriick-
Welkveo^OQm^a (wofür bei Reiske Tom. 11^ p. 177. der Ton Ldch.
mit P. beseichnete Cod. angegeben wird) bemerkt, eben so wie
I, 36. yüiwia. In Hinsicht der auf so ausgehenden VerHk wird
bemerkt , dass ss überall in s« zusammengezogen , und nur an
swei Stollen Bio V, l. Th. XIX, 3. die nicht zusammengezogene
Form gefunden werde. Eine dritte Stelle ist Th. V, 41. akyug.
Unter die Beispiele tou Infinitiven auf f^v hat sich unrechter
Weise auch ein Fremdling eingefunden, nämlich g^i; XXIII, 42«,
was hier .von %a& , nicht Ton %m abzuleiten ist. Wo von der
Contraction des bo inst; die Rede ist, spricht Hr. M. besonders iiber
^ixthv6 Th. I, 85.; er bemerkt mit Hinweisung auf Buttm. Ausl
Sprachl. I, p. 485. ed. IL, dass (ototO^ ein Bsrbarismus wäre und
fährt fort: rede latBvc' scriptum est ab edUorihus^ etsi ve^
reror^ ut ne sie quidem reete se habeat hie locus. Warum
Hess er aber Hermann^s Conjectur %ax^6m dvgzQ&g^ %tk.
(welche Bach in seiner oben angeführten Anthologie bereits auf-
genommen hat) unerwähnt, da ihm doch, wie S. 131 zeigt,
Hermann's Recension sehr wohl bekannt' warf
Bei den Verbis auf ob findet man 2) oot; tu o contrakiiur
ut uvoQ^fSeai I^ 139. Diessist dem Ref. unverständlich, wenn
es nkht etwa ein falsches Citat ist.
Zuletzt wird von der sogenannten epischen Extension gespro-
chen, welche sich ohne Unterschied in allen Gattungen dieser
Gedichte vorfindet. Bei der Zerdehnung in tao würde Ref. «we-
gen der bezweckten Vollstlndigkdt der Stellen auch X, 50. bin«
MaliiniaBii : L«ge8 flialMiU bncolioor^Di Gnecor. 7 t
safBuen, ivo statt iiimvrag (wie Hr. M. die Stelle S. 78 noch citiri
Iiat) Hermann (Opusc. V, 91.). das von Meincke (und Bnrchard)
bereits aufgenommene äfi0ovtag setzt»
Wir wenden uns bu eap. IV. de hiatu S. 80 — 86 , einem
der trefflichsten Abschnitte in dem ganzen Buche, der auch fiir
die BeurtheiJang anderer Dichter von Wichtigkeit ist. Auflallig
aber. ist die Polemik gegen Wüstemann, da nicht sowohl dieser^
als vielm^*hr.diej€^uigcn Gelehrten, aua deren Schriften Wüste-
m^nn dem Zwecke seiner Ausgabe gemäss geschöpft hat, zu be*
nrtheilen >iaren, nämlieh Gerhard. Lection. Apoll, p« 165 — 192
und Fr. Jacobs in der Vorrede zur Anthol. T. HL P. L Unsere
wenigen Bemerkungen schllessen wir an die Angabe des Inlialts.
Zuerst stellt Hr» M.ß Gesetz^ auf, nach welchen der Hlatua
^ bei diesen Dichtern gestattet sei , nämlich
1) Wo ein langer Vocal oder Diphthong vor einem ändert^,
Vocal oder Diphthong verkürzt wird. Da diess Gesetz für alle
griechischen Dichter Anwendung findet , so sind die Beispiele ans
^den Bukolikern übergangen. 2) JFo die letzte Sylbe des ersten
Wortes in der Arsis ptehL Hier würde Ref. mehrere Beispiele
nicht ohne kritische Bemerkung aufgenommen haben , wic^ VIII,
72. XIV, 33. , wo 5 Handschriften gewiss besser nokn&v bieten»
XV, 7. IxafJtots^co l/i', wo man, wenn nicht Hcrmann's (^on
Bach aufgenommene) Coujectur ro d* i/icv &<p inaötiga oiTceig
das nichtige ist, vielleicht exadriofii o?^ot; aTtoixBls lesen
könnte; ib. v. 121, wo jetzt a£|ofi€ioi/ steht. 3) Vor Wörtern^
welche das digamma aeolicum haben» Aus Versehen hat Hr. M«-
hier Tli. XXIV gegen seine Classificirun^ zu den dorischen Ge-,
dichten gerechnet. Zur beabsichtigten Vollständigkeit der Bei-
spiele fehlen XVII, 135, %aiQ% aval (nach der richtigen Lesart),
XXV, 1951 XU ax.aCia, Mosch. IV, 87.(dJ€ L Besonders wird unter
dieser Rubrik noch über ol gesprochen , uud auch fiir diese Dich*
ter dnrchgängig das bekannte Gesetz geltend gemacht , dass der
vor ol stehende lange Vocal oder Diphthong nicht verkürzt, und
^er kurze nicht elidirt wird , ein voak^rgehender Consonant aber
Position macht.' [Man vgl. Buttm. Ausf. Spracht. § 72 A. 6.]
Um aber die den Beispielen vorgesetzten Worte omnes bucolicö-
rum poetarum locos recensebo zu unterstützen , fügen wir hinzu
Ml ol XVII, 17. di ol Mosch. II, 164. ijvziva oi XXV, 109.
pi?x &v Ol ib. 82. , ^
Die wenigen Stellen, in denen dieses Gesetz verletzt ist,
«ind natürlich verdorben, und bereits auf verschiedene Art ver-
bessert worden. Hr. M. führt nun bei diesen Stellen diejenige
Verbesserung^an , welche er für die richtige hält. Nur was er
XXII, 112. vorschlägt: öagxBg ^ily ot Idgäuj halten wir für
unrichtig, theils wegen der entstehenden xajtogxovla ^ theils
wegen des folgenden ix (leyakov ös, welche Worte offenbar ol
piv verlangen; viel einfacher ist, ,blo8 das 8* zu tilgen , was
72 . Gcieebifelie SprtclitorfclimDg.
V« denen ebigesetst sn «ein scheint , die an dem Asyndeton An^
. 8t088 nehmen, ferner Bio II, 7. Two iur evtj^ schon Bronek oxi
seilte) verlangt wohl der Dialekt aas von Person Torgeschlagene
Der Hiatus ist 4) gestattet am Ende des vierten Fueaee.
Zu den 4 angeführten Beispjeien Iconnte hier oder vielmehr unter
der ersten Nummer III, 2/. Aet Vorschlag tsqi idv tiwjenri
kritisch behandelt werden. Man vgl. über diese S^lle Hermann
d. Zeitschr. f. d. Alterth. 1837 S. 228. Bergk ib. % 444. Ref.
vermuthet rsol, IfesyclL xi^l coL [ts bei Bach ist wahrscheia«
Ikh Druckfehler.]
5) Nach einer eiäriern Interpunction und in der Coeur, .
Hier fragt sich der Leser, in welcher. Cäsur diess vorsoglich Statt
finde, und sacht, auch wenn er die zweite Nummer, auf welche
suriickgewiesen wfrd, nachschlagt, mehrere Beispiele (wie YII,
8. xh ivöKiov^ XII, 23. [nämlich nach Hm. Bf .'s Lesart i^ilovtt
g. 54.] Xiy, 58. Jlöxiva. iL ib. 65. Alöxlv«. ß6t\ XXIV, 70.
ßaalUia, 6, ib. 76. navatgltlfoytt cIkq.'] vergebens. Endlich 6)
lisst i^/e Püf^^üre/ on den Hiatus zu.
Im aweiten Theile dieser Untersuchungen über den Hiatus
werden die Stellen ausführlicher behandelt, in denen sich ein
Hiatus findet, der noter keine der gmiannten sechs Regeln ge-
bracht werdet^ ksnn. Was Ref. hier für das Einzelne zu bemer-
ken hat, i^ Folgendes: Tb. HI, 25. sUU xi^a liAsvua liest Hr.
Bf. x^vGi &lBvyLa^ nach dem cod. F. [Dieser hat jedocn xtpfä was
Kiessling nach Brunck aufnahm ; x^ym steht in der Pariser Hand-
schrift 9.] aiis drei Gründen, erstens weil die Schal, und xovxiiv
iuit&^v erklären, zweitens weil der Urheber des folgenden Ver-
. ses, welcher unächt sei, das cSiesp offenbsr dem rjjvi» angepasst
habe, drittens sei ti^W poetisdier, quod magis rem depingit.
Der letzte Grund ist sicherlich der schwächste, da sich von x^va
'dasselbe sagen lasst, wenn es nur duKtiKäg aufgefasst wird.
Dasselbe hat wohl auch der Scholiast mit seiner Erklärung ge-
wollt, wenigstens raSchte fteselbe keinen sichern Schluss auf
rijvoi erlauben , eben so wenig , als man wegen des folgenden
ä«6Q nothwendiger Weise ein vorhergegangenes x^vm erwartet.
Die Unachtheit des folgenden Verses endlich , die auch Wfiste-
mann annimmt, würde die Kunstform des ganzen mit v. 6. begin-
nenden Gesanges zerstören, dessen drei erste Strophen ans Di^*
Stichen , die folgenden aus Tristtchen bestehen , wobei v. 24, wie
der Inhalt desselben verlangt, nadi Herroann's Bemerkung, ala
ohne Gesang dazwischen gesprochen gedacht wird. < Ref. kann
dalier t^vca nur als eine wegen des Hiatus , nicht *aber zugleich
wegen des Sinnes nöthig gewordene Verbesserung ansehen, wenn
man nicht vielleicht in äkhvfiai, (vgl. das damit zusammenhängende
salire) das digamma aeol. annelimen darf.
Th. Xll^ 24. hält Ref. die Interpunction des Hrn. M. Aaetfia*
yL^^ iM^M lNio»lIe«niiii GiMcor. 73
Jh^ cl (wtiehe sich inleM sdmi bei Buimmade flndet) f&r rfdi-»
-tig, aber die Erklening der Stdle fikr niclit gaai befriedigend.
Denn ^enu I&r. H« bemerict, das« der Dichter die Worte uÄlm
du^äi^Bj ßc^hh d' BlgiÖQttfiB 0ä6iv qwMi um notione cen*
prehendem veraa8|;eiietst, die folfendeii Worte aber ahto^ mg
(liya Aott^a quasi ad iUam feliciter in Pbaaideai Tehendi notla-^
^ nem pertinentia hinzufef> habe, so leuchtet ein, das^ na«
aneh bei dieser Krklariutg «AAcr dia|al'£if mit ptiya laltfia Ter«
binden, nicht aber mit fkt^'Av d* ttgiigaiu 0äöiP in ^nen Be«
griff vereinigen müsse. Die /Worte ßafhiv d' s. 9. sind. viel-
mehr als ein das Endresultat antidpircfbder Gedanke dm fiiöov
gesetzt, von wdehero Gebranehe die von Poppe su Thucyd. lil^
68. genannten Gelehrten neb^t Lobedrsu.Soph. Aj. v. 475. zahl-
reiche Beispiele liefern. Zweitens ist in Hrn. MJs Bridarnng
nicht recht deutlich, worauf er fiiiya Xalvpa^ das einfadi durch
magnum mare übersetzt wird, bezogen habe. Dass es auf die
weite Flache des Pontus gehe, kann kaum zweifelhaft sein, maa
müsste denn ßiya nicht auf den aossem Umfang, sondern auf di^
Innere Bedeutsamkeit beziehen, so dass es den gewaltigen^ ge*
fahrliehen Wellendrang zwischen den Symplegaden bezeichnete.
Drittens fehlt die Rechtfertigung der' Verbindung uq>* m xdvBf
worin nlMshMeinekea/f^ttif^tnei^irt liegt, was jedoch, wie Bef.,
meint, bei der Vergleichung ühnlicher Redeweisen wie Demo^li.
de cor. § 180;TOva tolwv nett' inHvov xojif xccif^ov n.a«fTer-
schwindet, cf. Bomemann zu Xen. Conviv. p. 186. Es ergieÜt
sich demnach der Sinn: van dieser Zeit an standen liojt/i die
Klippen fest. Endlidi fuhrt Hr. M. für seine Inferpunction aus
den SchoUen Wmrte an , welbhe blos im Vat B. stehen ; viel pas-
sender war die gewöhnliche Erklarimg des SchoL £?! iiiiivQV
otSv xov x^ovov xtL So viel steht nach diesem Alleii^ fest,
dass es wohl Niemanden mehr einfallen wird , diesen 24. Vers
entweder allein , oder gar (wie Greverus Kleine Beitrage u.*s. w.
Bremen 1830 S. 05 will) zugleich mit den beiden vorhergehendea
als Glosse aus dem Texte zu werfen. Für den, auch den Atli*
kern m'cht auif alligen Hiatus in tl 6 ivööevg; HI, 24. oi;d& &
XXin, 3. konntiS vorzuriich auf Martin, zu Soph. Phil. v. 100. ver-
wiesen werden. XIV, h ist daa von v Hm. M. vorgeschlagene
TOiavta statt tv a^vov bereits von Reiske T. 11, S. 222 vermu-
Ihet, und von Hermann gebilligt worden. Eben so findet man
auch die für XV, 30. beigebfachte Verbesserung xovXv d'
SxXfiiStB schon bei Hermann Opiwc. V. p. 103. fiel Bio XVII, 3. tl
vv avtd (Meineke: tL viv «vt«), wo Hr. M. kekic wahr-
scheinliche Conjectur weiss, führt er bios die Schreibart von
Brunck an. Vor dieser wenigstens verdiente den Vorzug, was
Th. Briggs vqrachlägt umc tlvog avza»
In den nachsteh Abschnitten handelt der Verf. de iis ratio-
nibusy quiöus emlßiur hialus j und zwar zunächst im. fünften
74 . Orieshifffke 8.y4ra«lif offtfchnafw
CtpHel «ron der Crasis. Hier werden v4d der CentTtctlon deft
xal — € ia 1} ils Auinahaieit angeführt XXV, 256. uaK ül xim
%i<pak^q uad ep. 10. (v. 5») nimii^ieg. Beides mit Unceeht.
Dens la der ersten Stelle kt xax nicht aus xal ix , sondern «us
9unm entstanden, und i^ der »weiten hat man ohne Bedenken mit
dem trefflichen cod. P. ü*fpct6iikog an sdireiben, wie itocb v, 3.
mprl voriiergebt« . ,
Das sechsts .Capitel bespricht die Eliiion. Einige der mit
%iA gebildeten Elisionen, welche angeführt werden, durften nacli
richtiger Schreibart unter die Crasis geboren. Ferner heisst ea
01 wo^e elidirt ,,in prima et tertia persona passlTi*^^ Es fehlt
die secunda persona, wie V, 116. piiftvae* ox* Zu XVI, 73.
%»XQ^6$t äoiööv wird hinsogefUgt ,,siqttidem vera est scriptura^^^
Warum dafftr nicht lieber Beiyk's Verbesserung XBXUQiJ6$z* aot-
^? Bei ^en etaselnen Beispielen von der Elision das s fehlt,
unter den Adverbien dfivts VIII, 30. auch notayB I, 61. Bei de-
nen von t der Imperativ, s. B. '^' V, 66. Vlll, 51.
Darauf behandelt Hr. M. im siebenten Cspitel die äpkaere-
SIS, welche bei den Bakolikern nur naclko» und 97 bei folgendem
a und h Statt findet Unter den angeführten Beispielen bedurf-
ten einige, einer kritischen Bemerkung wie Tb. 1,51. ^ 'vapMirof',
was blos von Warton berriihrt, und unter andern auch ,von
Heyne sur Utas XXIV, 124. beifallswerth befunden wird. Allein
4ie Vulgata ist nQiv iq axQan^rov (mit Syqisesis zu sprechen)
und giebt den passenden Sinn bie er^ikn so geaeisU hat^ dusa ei'
auf dem Trockenen sein Frühstück genossen. Denn au der
sprichwörtlichen Redensart inl iifQolöi ua^l^uv [ausser dem
Beigebrachten vgl. das von einem ruinirten Spieler bei dem Fran-
BOien gebriucbliehe reduit k sec , und bei den Neugriechen^xa-
iifrm slg ta l^a von einem Menschen , der entweder bei einer
Unternehmung keinen guten Erfolg bat, oder der arm ist, cC»
Mij^äg Theor. S. 94], au dieser sprichwörtlichen Redensart also
erwartet man doch wohl ein Wort, vf fUchea Frühstücken ^ nicht
aber, welches Nicbffrühstücken bedeutet, da dieses letatere
schon in der Redensart selbst liegt, eine nähere Erklärung aber
des Sprichwortes, was durch eine Prolepsis herbeigeführt wür-
de, etwas sonderbares uad unpoetisches enthält Anders in*
dessBergk, welcher seine Conjecinr.ttHQdiStiOtov^ in prolepti*
scher Bedeutung, von neuem vertheidigt hat in der Zeitschr. f.
AUerth. 1837 S. 443.
Im achten und letaten Cspitel dieses sweiten Buchs erörtert
Hr. M. den Gebrauch der Synixests. Hier hat Ref. auvörderat
die fehlenden Beispiele zu ergänzen, da Hr. M. auf Vollständig-
keit Anspruch macht. Für die Syoisesis ui rj ov^l feblt V, 120.,
wo die verzugliche Handsclirift K. ^ ovii xag^ö^BV bietet.
Femer sudit man hier die Synizesis in den Worten ^ {{ xqvöou
iimxsv XI, 81., wo das sl allerdings erst von Rciske eiogesetsit.
MttiiliMM»: Legcf iMectf b«aäl8«Mfem Gfieeur« 75
atar däräi Seil Sprädi^eliTaiich «tferderlkb scheiat ondl «Ifeli
von KiesffliDg, Meind^e ^. A. gebiHigt woHen ist. Mctele in*
d€M Hr. M. ^ dttss dte WcgiaMitig der hjrpoilictitdMii Partikel
an dieser Stelle sieb reiMferti^en liesse, ao mntate er dieaa w««
nigatens atigebep , nnd wire ea -aveh nur durch ein Citat vos
Bernhardy'a Wiaaensch. Syntax S. 385. J. JI. Voss (AnnrarkoogeR
und Randglossen u. a. v. S. 188.) sagt ^,ij für ^ sl, wie Ilias V,
469. 'n ^96^^^ ausatnmettfiesst.^^ AuafUitiiclier eriautertHr.
ViiI,5L Erachreibt:
mit der Bemerkung Nam nom cportebtU turm& indieore^ eui'^
nam kae dieemdum iB$8ei^ quum hUU jam amieu dieium «aaeif.
^id quod adeo mirum tidert poMÜ (qtutmquam nentme es^
empltH €98€ pule) quod^ quam Müonem antea Jam pronamine
trjva indieaverü^ jam ipaum nominet. 'Diesa thut offefllMr nichta
sur Sache, da durchaus kdn iwingender Orund vorhanden ist»
warum ein mit seinem Widder sprechender Ziegenhirt eihen Kna-
ben , Ton dem er verachtet wird , nicht noch besandera mit Na-
men nennen dürfte, wenn er Shii sclion Tortier in einer andern
Verbindung durch ein Pronomen angedeutet habe. Wie viele .
Dichterstellen aua alter und neuer Zeit müssten, wenn raa^diesa
für imstatthaft hielte, gemissbilli^t werilen! Und an unserer
Stelle bleibt ja doch der Name stehen, mag man ihn als Dativ-
oder als Vocativ gelten lassen. Will nun Hr. M. dep Vocativ
aetsen , so muss er nothwendig auch mit Meineke aSg in 6 verin-
dem, well man unmöglich weder griechisch noch deutsch sagen
' kann: Geh^ mein Bock ^ und sage: o Miloy dan Pr^ieua Bob--
ben geweidet -hat Ref. furchtet indess, dasa man an dieaer
Stelle durch jede Conjectur nicht die Fehler der Abaohreiber,
aondem den. Dtchter aelbst verbessern möchte. Denn wenn die
Alexandriner,^ besonders Artstardi, im Homeriadien 2^v die Sy-
nixeata annahmen, ao düi4le ea wohl nicht nweifelhaflt aein, dm'
auch Tbeokrit einen Dativus MlX&v* aidi erlaubt haben könne,
wenn nur sonst diese Form diplomatisch hinliaglieh bestitigt
wird. (An der Eliaion des Dativ» wird wohl Niemand leicht An-
atoss ndimen, wenn er die Zeugnisse der altern und neuem
Grammatiker, wie sieSpi£iner Exe. VII. zur Illas geprüft hat, in
Betrachtung sieht.) Nun haben aber allerdings an dieser Stelle
mehrere gute Anctoritäten ausdrucklich MUo>, andere führen
wenigstens darauf; und diess bringt den Ref. noch zu einer ande-
ren Vermuthung, dass man vielieiidit dieses Mikfß nicht ala Da-
tiv, wie Casaubonus zu Diog. Laert. p. 40. für unsere Stelle be-
merkt, aondem vielmehr ala Accnsativua aufsufittsen habe, nadi
der Analogie von 'Anokkm. Für die Conatmction »tdit aladaan,
nach 4er Anaicht dea Ref. , ein doppelter Weg offen* Entweder
76 Grl«ehitehe Spraehf offschniig. ..
Terfaindct^ tasLn Mllo mft f&e.und fasst x<rl liyB ab 9m fiiöov
gesetzt: peke %um Atiio und sage ihm, oder mit kiye nach der
änslogfen VerbinfliiBg von $hc% bei Hom. II. Xil, 60. Tlovludi-
fiog ^ga^vP^EKtoga tlnt. Th. Brigg« liest 7^, i xuJik^ xal
kiyBf MUmv nncl vergleicht das Bngiische >^TeU them^^ unter
Verweisung auf Iloni. Od. IV, 488., also: M a formose Milon et
eosnumera. Grewiss höchst unwahrscheinliche Weiterhin sta-
tnirt Hr. M. Th. XXIV, 70. in ftihni ßvijQMa mit Hermann
eine Synlz^ls. Richtiger diinkt es dem Ref., ans Vat. pavtiv
aufzunehmen , aber mit Beibehaltimg von fpgovBOvtct»
Nun folgen bei Hrn. M. die Beispiele von derSjnIzesis in der
Bfitte der Wörter, lind zwar 1) von der Synizesis der Pronomina*
2) von der %nize«s der Substahtiva. Hier vermisst man XXII,
5. AaKtSaiftovlovg df ddilfpBovg (cf. v. 139. XXIV, 8.). XXV,
2^. xavvipXoiog igirsog. Ib. 160 haben drei Handsdiriften
jfvyBtw. ep. X, 4. im Pentameter: ttlvov Mx^'^' * Movi3i(»in ep.
XXI, 4< ^aQ0B€9v. Bio XVI, 1. XQV6B0V. Mosch. I, 20. xal xqv-
öBOV.- 3) von der Synizesis der Verba. Uebergangen sind VIII,
23. iri xal tov öAxtvlov aXyiof. XXII, 26. äfiq)oxBQOvg vfAvitDv:
Bio Vli, 7. Bvaxkio) ans Vindob. Mosch. IV, 78. vti8vi6q>cv ^X^
^Bg. ' Noch erwähnen wir eine Stelle, in welcher, wie wir glait^
b)en, die richtige Lesart nocli nicht hergestellt ist» durch deren
Binifihmng i^ber ein neues Beispiel einer Synizesis uiis geboten
wird. Th. XV, 72. steht in dep Ausgaben ^vAa^ofiat. ^
nPASlNOA
a9Qoog o^Aog.
Da hier die meisten Handschriften o;i;Aog S^goog und fpv-
Aftlovftcri haben, so vermuthen wir , dass Theokrit gieschrieben
habe q)vka^Bviiau koxog af^goog. Die Syniz. von adgoog recht-
fertigt sicli durch Hom. hymn. in Mercur. v. 106. d^goäg oü^ecg^
wcli^e Lesart durch die alten Bncher geschützt F. A. "Welt bei-
behalten liat. Ferner die Vertaiischung von Sx^og und loxog
findet sich auch in andern Stellen , und dürfte vielleicht selbst v.
59. Statt finden, wo durch oöog koxog dem metiisehen Fehl«
eben so gut als durch oöog S' ßx^^S (^i<^ Hermann verbessert}
abgeholfen wird. Was die Bedeutung von Xoxog anlangt, so be- ^
zeichnet es nicht Mos eme bestimmte Kriegerechaar^ eine Co-
horte f sondern auch uberlutupt eine Menge ^ wie bei Aeschyl.
Sept. G. Theb. 107. Hsxb necg^ivav txi^iov Ad^ov dovXi^övvfjg
dxBg.
Wir kommen nun zum dntten Buche (S. 95 bis zu Ekide\
welches die einzelnen Redetheile in Hinsicht auf die Endungen
behandelt hat. Unsere Bemerkungen sollen sich auch Jiier beson-
ders auf die Punkte erstrecken, bei denen offenbar Unrldyitiges
oder Mangelhaftes vorgetragen wird, oder bei denen wir eine von
dem Verf. abweichende Ansicht haben. Uebergehen aber wollen
flfiälilntiMi: Leipet-dkilefti ImcolieoniBi Grgeeor. ?7
wir 4er Kdrse wegen AejenifeD Stellen, wo falgchle Lesarien Toii
§:€ringeren| Belange , welche auf die Endung keinen wegentlieliea
Kinflusfl haben, anfgenommen sind, weil die Zahl denelben. na
gress iBt, tind wir aehon im Vorhergehenden tdilreiche Belege
gegeben haben.
In der ertten DeclnuUian bei den Dativen auf aig Ton Ad-
JeetiTis 8. 97 fehlt xioviaig Bio XV, 10. Die Dative auf j^g shid
ebenso, wie mehrere andere Beispiele In diesem und den folgen*
den Capiteln, bereits von Meineke veiiiessert worden. Unter
den Dativen auf i/Oi^. 100 steht XXV, 248. xapLnt'^^iVy ein of*.
feilbares Versehen, da xaftjnrj^OftV an dieser Stelle der Coiijun-
ctiv des Verbi ist Uebrigens hat der Verf den Sali, dass der
Dativ dar ersten Declination in den epischen Gedichten, wosa
Theoer. XIL und XXV. und Mosch. II. IV. gerechnet M^erden,
4ttf 9tig und i}0(^ in den dorischen auf utg und aiOi ausgehe^
durch die übcn-Mchtliche Anordnung und kritisdie Behandlung der
«Inaelnen Beispiele sehr gut bewiesen. S. 102 verndsst man bei
XVI am V. 3: und bei XXII ivlxmn ▼« Hl-
Bei dem allgemeinen Schema der zweiten Bedination 8. 103
Ist rur die dörlsdien Gedichte die Endung oto ausgelassen.. Wen«
Hr. M. sodann mehrere Genitive anf av und mehrere Accusative
au^ ovff, die sich noch in den Ausgaben finden, lAne Weiteres
Puderen, will, so möchte Ref. dieses Verfahren asti rasdi nenne»v
nsm^tlic^in Beziehung auf die Formen, die in dei^ vorletsten
Syibe schon co haben. Denn es ist klar, dass q>9ivonmpGV
(q>fivm«6Qov ist Druckfehler) Bio VI, 1. nmlvvg TU. II, 163.
9WVOvg V, 49, äpiovg VII, 107. weit wohlklingender sind , als
wenn man in der Endung w 'setat Dass aber der Woblkhittg
auch im Dialekte sein Recht habe, und dass deshalb in den ge-
nannten Stellen die gewöhnliche Form den Vorsng zu verdienen
scheine, möchte Ref. als beachtungsw^h hier hervorheben. Anf
ähnliche Weise ^agt der Dichter wegen der Endung &ovQla^ und
nicht ^qIw V, 72. In Th. II, 106. ist ptszoinm ohne Angabe
ehier Auetoritat geschrieben^ Wollte flr. M..indQrtt, so musste
er noch mehrere andere Stellen verbesserli, wo ebenfalls . am
Ende des Verses noch die gewöhnliche Form gelesen wird , z. ft.
Th. XXVI, 13. BuKxov^ ib. 37. ^MvvCm^ wo die dorischen For-
men bios von Winterton ausgegangen sind ; Epigr. XVII, 3- , wo
in allen Ausgaben äXa9ivov steht Ferner mnsste Hr. M., um
zu einem sichern Resultate zu gelangen, den Charakter einzelner
Gedichte genauer in*s Auge fassen > und untehiiichen, ob in
demselben Gedichte, ohne dass sich ein hinreidiender Gmnd
nachweisen lässt, epische und dorische Formen bunt durch ein*
ander laufen dürfen. So fuhrt Hr. M. aus XXVII bis v.. 46. ß&-
xiiAio an, und. billigt diese Form, weil das Gedidtt dorisch sei.
Cnteiäsucht man abersämmtliche in.diesem Gedichte vorkommende
Formen, so findet man^vauch in.Meindie'a Ausübe» v.*13.
78 6«l«clii«elio Sprft«hl^rtcha«S*
du Ton Bruifdc und Vaickentcr eiogeBetite top OavwS^ wihreiHl
iloch T« 31* yiiiov gelesen wird, ferner v. 35« und 36. das ebea-
{«Us ¥011 Brunek und Valck«n«er einfeCfifarte .^akdpmß^ wahrend
T. 10. novLvov^t V. 52. tiovg lUukovq unangetMtet geblieben
j»i. Nimnit man dazii noch andere Ungleichh(ei(en» wie v. 8. ^d'
(bei Meineke ateht ai\ was aber in der Note p. 19& verbessert
wird) V. 8.^^/}i7<) v« 61. 6^ und niOtiq^ t. 63, 64. ybv^^ dagegen
Valckenaer^s und Brunck's Aeadeningen üü ▼• 11. tiv ¥. 13.
akku V. 18. iivvav und %<(^tlav v. 24. wie.v. 1.. zdv mvvtav
und mehrere andere, so leuchtet ein, dass man mit dem Dialekt
dieses Gedichtes noch keineswegs im Beinen ist, dass man aber
Erörterungen dieser Art bei Hrp* Sf. su erwarten berechtigt war.
Wo die epischen Gedichte angeführt werden, ist S. 104. Z. 18.
toter XVII, wahrscheinlich XXI^, auigefaüen.
In der driUen Deelimation finden sich mehrere Yersehen,
welche recht klar bewoisen, dass man beim Gebrauche angeleg-
ter Excerpte immer wieder die Stellen nachschlagen und in ihrem
Zusammenhang betrachten müsse. So steht S. 106 behn Accus.
B^iOr^a^ XUI, 17. XXII, 99. In beiden Stellen wird der Nomi-
Mtlr gelesen. In der Declinatioii des Wortes Zsvg S* 107 wkd
für den Acc. Jia aodi 11, 46. dtirt. Hier steht aber Jl^ als aller
JSiiame Ar JSaxns. Uebrigena müssen au dem en locos omnes
nachfolgende Stellen hinzukommen: ftir ^i6g XVII, 33. 78. 137.
XXU, 95. 115. 137. XXIV, 81. XXV, 1.59. 169. Moschi U, Xb.
Ala nothig scheinende Conjectur von Briggs Th. XX, 33.; für
^it Mosch. Ep. 5.
S. 108 unter Svdi^g «^ht XXII, 54. (55.)^ wo ävS^ag mn
lesen ist. Auch XXV, 157. ist unrichtig.
8. 109 Ut^jQBog aus Bion XV, 21. angegeben, wfihrend
doch vorher aus derselben Stelle die richtige Lesart dvigog citirt
wird. Die Form^^^si , wdche Hr. M. aus XXII, 36. hier anfiUirt,
ist ein blosser Druekfehler statt opti, welchen Ref. nuerst in der
bei Cratand. 1530 erschienenen Basler Ausgabe gefunden , woraus
er sich, wie es scheint » in einige spätere Ausgaben fortgepflaast
kft. /
S. 110 Uest man unter den Stellen lur den Genitiv misog
für «oAi$ auch Mosch. V, 4. wo aber das Adjectivum Moltcg
ateht Als Nomin. von noltg wurd noXssg XXII, 162. angegeboi,
was aber an dieser Stelle offenbar von noXvg hericommt.
Auf dei^elben Seite, wo die Wörter auf ig u< s. w. b^an*
delt und auch von o'Cg einige Casus erwühnt werden , oder auch
oben üb. U, c 3. de Gontractlone sucht der kundige Leser die
SteUe Th. VIII, 45. lv&\ elg, IviSt' alysg^ wo die Meisten olg
statt der Vnigato ol's für den PiuraUa halten uud eine, wie es
acheint, unrichtige Contraction annehmen. Denn die zusanuMB-
geaogene Form kann nur oi;^ hdssen, wie sie als Accus. IX, 17«
gelesen wird. Dass man femer die kurse Endsyibe in der Vul*
MliUbMiiiii : Legw akle^I biMoitixiviiiii Gmecor. 79
gaia Sig nMit mil den von Buttiiiaiin Aiw& SprtcM. § 50 A. 2 ai».
geführtem Beibpiele des Pttmueirio (Anthoi. Paiat IL p. S9) rechl-
fertige^ dürfe , ist einleuchtend , da dies« Befepiel Mlbat verder-
ben 0u sein scheint, nnddnreh eine kleine Umstellnnf (Ix mgutg
Utk.) leicht yerbeaaert werden kann. (Preüer's Amgabe ist deni
Ref. Idder nicht snr Hand*) An der Stelle also, vmi der wir
sprechen >i ist olg richtig, kunn aber nur der Singuiaris seiiK
£ine ähnliche Verbindung ist ausser CalHmach. bymn. in Ceff« 26.
«ndb hyron. in Apoll v. 50.
S. 111 wunderte d^ Ref. nicht wenig über den ihm nnbe«-
kanht gebliebenen Dat. ßt>0l ron ßo€g\ als er aber die angezogene
,Ste)le XXV, 8. nachschlug, fand er xu seiner Beruhigung ein
gauBi anderes Wort, nimllch ^otfitf die Weide. Gleich nachher
sieht man nu noöal such IX, 18. erwähnt, welche Stelle aber in
dar andern Form no6l gehört.
Von den Wörtern auf m giebt es nicht Mos einen GenitiTna
auf oig bei diesen Dichtern, sondern auch auf lug. %• Rl^yde
Mosch. VI, l. - •
S, 116 giebt Hr. M. die Flexion des Wortes vwg an,^ und
bemerkt dabei , dass dasselbe m Doricis et in nUero Bpieerum
carmmum eenere immer^das a, tu &fncarum priore immer das i^
hehalte. Deshalb verbessert er XXII, Shvtjog in vaog. So hat
auch schon Beissonade geschrieben. Allein diese möchte an
schnell sein. Denn dieser Vers zeigt ein so unverkennbar cpl^
«ches Golorit (weshalb audi ^Iijöaplijg gesetzt ist), dass die
Form vijoghm wohl eben so als v. 219. v^ag , was Hr. M. eben-
falls hatte verbessern müssen, Hire Richtigkeit hat. Man kann
demnach diese bejiden V«rsemitXV, 103. vergleichen, woriber
Hr. M. auf der vorhergehenden Seite eine Bemerkung macAit Wo
von den Adjectivis gesprochen wird^ welche im Comparativ und
Supeii. das o auswerfen, S. 117, durfte XXY^ 48. yiQaltsgog
nicht ohne Weiteres aufgenommen 'werden, da mehrere Urkun-
den richtiger ytgergmT^xog bieten. Eben so verhält es sich S.
118 mit uliov in Mosch. V^ 8., well nXiov in dieser Stelle blos
Conjectur von H. Stcph'. ist; Hcrmann*s trefßlche Verbesserung
no^tit äh notlnkoov & fis yakmva hat Bach bereits in den Text
gesetzt«
Cap. F. de numeralibus enthalt S. 119. für iola die Stelle
XII, 2. (mnss 12. helssen).' Diess ist aber ein Widerspruch mit
S. 53 , wo in dieser Stelle richtig oicß geschrieben steht. Nach
d&»BKamu6a staU XXV, 129. gelesen werden XVIII, 4. XXIV, 81.
Die für stHati angefnlirten Stellen bedurften einer kritischen Be^
merkung; Boissonade hat in allen tfuon aufgenommen, und Md*
Deke XVI, 51. bXxoöu Im Folgenden stimmen wir Hrn. M. darin
hei, dass er die Form ^^ Xi, 33. (welche Bach beibehalten hM)
entfernt wissen will Zwar wird dieses ^g (denn in dieser Sdireib-
nrt haben es sechs Handschriften, niebt ^^, wfo Koen* mim Gr.
80 .ärio«hifchp SpraekforfebiiBg.
Cor. p. 278. ed. Sdwef. uild A. mgeben) rim Bergk Iift Rh. Bfos.
VI, 1. S. SO nicht blosi&r XI, 33., sondern auch Ar VII, 71. 72.
als eine, forma communi s^rmonia eomuetudini proprio Reitend
gemacht, und dafür das Zeugniss des 6rauiniati|cer8 in Crana*
Anecd. T. I. p. 171. (OvlattovOi iitov flg tav dUp^oyyov xal
MoXtig %al ^oQ^mv ol nuluiixBQOt* nuf^a yap 'Plv&avi hf^U"
jn;.. Övd' ij$ xvtov ävtl tov oi^c üg) angeführt; allein diese
Form mochte .eben deshalb, weil sie aus der gemeinen Umgangs-
sprache genommen iist, zu dem gehören, was Bergic & 24 agre-
slior iUe senno nennt, den der Dichter vorzüglich dann gebraucht,
wenn er die Hirten selbst unter emsnder sprechend einfuhrt: .wo
er aber dieselben ein Lied singen iaast [diess passt auf Th. XI]
oder wo eine längere Besclureibung einer Sache oder eine andere
SSrzShlung [eine solche ist dodi die des Lyicidas YIl» *52 — 89]
dem Gedichte eingefugt wird, ibi p^lHiMr est oratio eleganüorque
«nrnatus. Unter diese letzte Kategorie kann aber ^g schwerlich
•gerechnet werden. Ferner das Zetigniss des, Grammatikers be«>
weist zwar das ' Vorluijidensein der Form jcaQct'Plv.^tovi^ giebt
aber keine vollgültige Gewahr für Theokrit. Für diesen halt sich
daher Ref. an die Beweisführung des Hrn. M., welcher auch Mei-
neke^s Worte, i/$ ex üs dorismia eal^ quibu^ non usus efsevi*
d€tur Theocriius^ hätte anfuhren können. Wären übrigens ia
Hrn. SL'S Untersuchungen nocli die Zeugnisse der aIten.Gramma-
tlker angeführt worden, so würde unstreitig auch Gram. Anecd.
T. I. p. 346, 7. erwähnt sein, wo die Form ^g als eine böotische
angegeben wird« (Doch ist nicht zu übersehen, was Ahrens de
diaU. Aeoll. § 40. S. 191 Not. 5 bemerkt hat) — Für öl06iv
S. 120 war Bio XV, 14. i|ur problematisch aufzunehmen, da die
Stelle verdorben ist.
Von d^ Stellen, welche Hr. M. in Beziehung auf ff^orov
und xQÖtov als verbesserungswerthe anführt, ist XVII, 11. (3. ist
Druckfehler) berdts von Meineke und Boissonade emendirt wor*
den ; Letzterer hat auch schon XXII, 184. und 187. die Forn^ mit
fii in den Text gesetzt. In Th. II, 64.-,wird S. 122 pLovvii in indvtt
verändert. Das ist schon von HAeineke geschehen, Boissonade
hat fftovi/a. Dass man sich übrigens auf die Vollständigkeit der
Beispiele, auch wo sie Ilr. M. ausdrücklich erzielt hat, .nur sel-
ten verlassen könne, hat Ref. schon im Vorhergehenden, wo er
sehr oft wegen einer einzelnen Erscheinung sämmtiiche Gedichte
.wieder durchlas, häufig zu bemerken gehabt. Auch hier musste
fiovag IV, 38., ferner hier oder im vorhergehenden Capitei
^u d^m Superlativ (iQvmvatog XV, 137. u. a. hinzukommen.
In Qip. VIL d^ pronomino finden wir querst das allgemeine
Schema der vorkommenden Formen von der ersten Person ange-
geben, wo Re)L nur das auszusetzen hat, dass als Nomin. dual,
ausser vm auch vmv ohne allen Zweifel aufgeführt wird. Dena
die einzige (von Hrn. M. nicht angeführte) Stelle, die als Stütze
, Mtthlntii«: Ii^gM4iiii«€a>b«iMlmfim& %i
dttfir dfeneii kowite, XXD, 166. ist bcre^ Trä Sdia^«r, wie-'
weU ans dncm andenir Grande^ auf hodiat ^wahfaeheiniicbe
W^e %ovtav -^ |NXffot/ rerbeasert worden. Beim Dat. pliiraL
war ausser ifiw Boeh a^W m ntianeo, wie VU, 2* 135. iLa.ni
lesen ist— : .
Dwauf f ol^ eine beachtenawerUie Bemericong über, den 6e*
brauch der Formen iy& imd iydv, Ref. hat selbst an dieseii^
in den Ausgaben bunt durch einander laufenden Formen häu^
Anstoss genommen, ist abor, ungeachtet er die Formen nacS
Terschied^en Hypothesen mit Hinzufügung der handsciidftUcbea '
Varianten sich zusaminensteUte, niemals au einem gans sicheren
Besultate gelangjt Oass die Wocte '£^v, zh^ii&v ätdXeKto^
hu* ^^afißivBi %6 V. [Etjm.M. p« 314, 35. Aehnlich düa
Et. 6ud. o^er to iyd iymv Xiyovmv 6r. Cor. de Dor. dial § 61^
p. 246. ed Schaef.] von den«i Ref. immer ausging,, ein sicheren
Gesetz gehabt haben, utid dass man .niclit mit Aem. Pertus Diet»
Oor. dnfach: if^mv.. Dorice pra^^iimmuni lym^ sagen diirfei
ist wohl kaum zu bestweifein. BruncLIuil fast überall, aber ohne
aOen^und, dieses If^v eingetiichwlczt. Die nächste Ursache
zur Aqjbälnie dieser Farm ist natürlich ein folgender Voeal.
Diess bezeugt daß Beispiei des Homer, diess beaeugelk schon alte
Crammatycer; diess bemerkt seihst Valckenaer für Tlieokrit zu
il, 72. Nor hat dieser es nicht dorcfagefiihrt So viel als Vor-
bemerkung zu dem TonHm^ M. ai^gestellten Gesetze, welches
aiao lautete ^iEydv didtur et ante.^iiocales et infine versus, hyA
vero ante emisonantes et tum an^ vocales, si postrema syilaba
oorripitur.^^ Das Letztere hat ^eh ^ef. in seinen eigenen Beob«
aefatungen so angemerkt: iym steht immer, mit Ausnahme von
XVII, 135. Tor einem Vecale, wo es im ersten. Fusse des Hexa-
4neter die beiden Imrzen Syflien eines Dacfyius bildet Gegen
die Worte iym^ Dero dicHur ante eonsonantes möchte sieb viel- ,
leicht einmal die Ansicht geltend machen, dass die Bukoläter
durch den Wohlfaut ^äer durch eine Cäsur bewogen^ iyeiv
auck vor gewiesen Gonsonanten gesetzt haben , wenu ßitk auch
bei dem «jetzi|^en Zustande der Variantensammlong diese Conso-
oanten selbst iloch.Aicht.nritSicherheit bestimmen lassen., -Was
nun aber die Beispiele anlangt , durch welche Hr. M. das obige
Gesetz zu bestStigen sucht, so ist darin eine grosse Unrichtigkeit
wahrzunehmen. Denn ausser dass eine Menge derselben gam
übergangen ist, so passen die angeführten sehr ^t nicht zu der
Rubrik, unter der sie stehen. Ref. glaubt daher nichts Ueber-
fiiissiges zu thun, wenn er jetzt säromtiicbe Beispiele, einstwei-
len nach ,dem oben vorgetragenen Principe, mit den nöthigea
Varianten geordnet zusammenstellt. Voran stehe die Bemerkung,
dass nach Meineke^s Ausgabe citirt wird, dass da§in Parenthese
bei^fesetzte' M. tmd Boiss. die von Meineke und Boissonade «f
zweif^lhalten Stellen aufgenommenen Lesarten bedetitet, das U^*
' Pf. Jnhfb. f, Pliü, u. Päd. od. Krit. Bibl. Bd, XXIX. Hft. 1. 6
fift Qvl««lii«eiM Srv«cM«v«cli««f,
ffarai eaMit 1 ift&v ate» wir! gnaeliA
. ■) «ii«i> «Nwte«. Th 1, 14. tm laa. m, 22. v,j7. ««,«;.
T&CPtt» BßtM 9fS|l6t^^-^ ^IB Boitt. wftrt i/VP Md^|[<BBHBHm iMt,
. V («f ), UL VI (IV), 7,
*) «ijlM MTWR. fJctaidl «^7«Jr UlII;,«. XII,4i. :
US. HkniKsr i ^ etlui c t fttC sniAi die uiiUj HHflto^m
•TkBpSgr.V,2.
•>' MteomwMnte*. 111.1, S7. IML 145. 1, JS.S&M. 7±
MS. 114. 11«. iigfd M» !«• BafaB. — «iTTäv M. ck CF. 4]
MS. 1«4.IB, 24. ijid xl ['S*!!. — l;«»! P. — Mäim. ifm» > x£\
m: fV, M. V,m ifa mp« [8* B«hb. — iymm IL «ie ApolL
•yw. *! ipm. p. SS«.!. ^. 7«. H..ira^ [iymv Sms.] ^ W.
114. 11«. ^T» [8»4»«.SMtL^.;«M*SdH. — lL.^«v
CK«.]. IS2.in»>i^ piv [•>!«. «n/TB (Mv] U2. «i7}«>7<« [«qfwr
k. 1. g. -c^^iTw P. W. Z. -mmam fäf 9m. 1. — M. mA BiiH.
«^7»v] 146. VL, ». VB, 1. Itw'-r I^fisvvE M. «rf ■■« «oi.
Wim.] tJ. m.m.m.9L itnrw rm: [QtL Mta. — M. w^fiir].
»1. ^Ts je L.lMr.att.; «ms. ^ M-iyahn] 15«. VÜI,
14. 21. IS, 12. 15. «97^ wtiUv OMm. w^jm» «k P. V. W. P.
Bes. 2.] m iyd -n^voMto IShh. ^«ä«'}. 'S. IS. 27. «L 35. S, 27.
SO. I}« Sotdm. [M. aai Batas. i}*»» wäk Vakic «k «m«I. «aifl»-
mmuHs-, Ott Bob. V.] «4. 27>0tf vSv. [i)»«v K. «. «tt.; M.vmi
Briwi.] 79. KiTf o» Tt$ [in^vr h.; M. -^ Bäte. «^fBv ^^l 1^ 28.
UV., 12. w^^ xm [9m. B.; — M. <n4 BriM. x^fi^] 4(4. ^w,
T»r}SiiMil.-aMh Bci 4 iL ; — M.WMllate.Tyg»'.] 55. $ahm iMt-
sdvTiOs [M. «. BAb. i«^>iiv « A.'E. P. V. 1. 2. Lnr.] X^ «6.
iym Tiftip' {i7>ay t^hev in» o*U. «d. Rah Lsor.; Baft*.] 101.
IfaS, «oÜ.otr$ [BriM . ifäv' amiims] TWtL, 7. &XL, ^2. ijiti mv
{BräB. iyor]. SS«, 71. 11«. 15«. 175. 221. SSV, 87 «0, 173.
im. MS.227 2SS. SSVn, 22. 40. 54. fl^igr. VH, S. IXB, 1.
Bial, 56. II (SV), 28. S2. V (HI), 5. SH, L ij« #««»*»< [M.
«rf Bmbb. ivtit] Mndi. H, 146. fiI,B4. 11$. IML IV,«. B. 17,
18. 1».
fc) ante xxMwIra, mmmtremä ayllakm prmiumimit imvi/ntui.
T%. n, 145. V, 96. 1S4. VS, 27. K, 12. SVB, 135. SSV, St5.
XmA. Ifl, t08.'IV, 27.
tyayB SI, 25. SVI, 106.
w^ir swiBHMn miB Pronsnen 'der OTPenm itavnn^ Mtm Wdv
iea Ker vb f olg«Mlea Benerimii^ai «wsnlMrf;. Vir ätm Bm^
i c wi cib c n wäre cilie korse Nvie ^andber^ ^Am« rm 4sb ^
ProDBineii -dee efmclRB IKnlf^te, <9a£ ^kn op#9VOffei;^0et(on
■p&er«, rtv ^s op^crroi^ovii^si^v der Dvrier «ei ^ «kM i
I XB, IB. (n, S9L ja OiMe «M Hm. IL & 127 iit Biwk.
fMar) zw liUlwii veridtat wet^m Jwnto, aal Mch MMt
•doli f. dL AMaA. 1S»7. & 414 Bldum TwwhHgt.
Wotaiii» iMMt CS €1 1^ «wiäMr fooi» iegUmt fanm
c«v$ «te. Nebenbei vwwwhI^ «rfr 4w yfir ia fa«tM
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Kaea-uad Bad.}, dos fididiuC aa Tk ^V, 4 Heqrdriaa, Aa-
MÜH FadaBndar#ibdwddt findet 1 Bbaaaaid eakd«if-
wa« aad Ishmc & IM^ pa die BtawüMiag oad Suktmg iwiaa,
«aiMMyilMw6r.Ldid.^aB3.«L8«ai«.aB«i*iiiftid, aw
na Hataoa dar 8«dM «cdtait WUle. Aaaaf&Ueaddeaid^ai
Ecf. iamwr Th.IX, 29. gewcMa, wa df HndBciiriftf flr «d-
Waaflr.M. aaduMi äbor |u» aad vm a^[t, daManadh»»
BdiJanarrmvtB/Wüiif caraaünAü«. d ia- »iw'aorwai «tltrm Qp^
■ne] ra «Arriina fafcr, id i*- «alaaahddfali aad-adha« aa
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waaie; ador pxt kda Qiein^t kdlegaa, weil die Mh
BMaiadieSdidfteada>6HU<anfaiadaedcag«aluikea. Hdawii
alM, «ai B<£. oabededüidi aMiwat, m den Joritcim €i9ddek-
temmmd ta.dar aa t eiim m GtlUmmg der q^Mdtat «bosdl «m* aa aa-
taaa, ao hd dali Bei. Wywdr Stellea, ia deaea Mdadw |im>
15a [159. oaeli fleim^a Caq.] ill, 16. VO, 13. XVII, 4& 991
XX, L im. aaa Hanaaaa'a Ca^^dor]. XXÜ, 10$. Ep. VII. 3. Bi»
irili aaft,«aaiaainii. aar lliiaii hit'nirft
1, 14.7V. 31. mm» berdtt aa^
fU»]. S&. {?&. aadi Waaaeabei«jk.]. 77. €aÖä. {
a(£ |ikr aa faaaa id]. 9«. IV \II), 14. (9. ateht vi»h ^ ("IV^-
BaaaaM»Gvi(al4a«)arAa,&129. kegiaBtait '
6*
84 6rl«eliirqb8^Sf rft«hliir4cli,aAg;.
, mevkufig &ber die Sohwierigkeil eiälger Pitnkte diissesTbeitefl,
welche: dttrdi die tmgenane Varinnteft - An;«be bei Gaisfordher-
röhre, nnd 8iibkt*ToririigIfch bu beweisen s dass die Bokoliker bd
den Verbie weit m^r^ mh bd dea übrigen Redetheifen, dord«
nen GäH»ing daa Coiovik der anderen beigemiacht haben. Die
gioae Untersiiehung -sernillt in drei Theile, deren erster 4ie
Verba auf (av mnfasst Hier giebt der Vei£ zuerst das Paradignia
waalvai^ worüber Ref. Folgendes zu bemerken hat
Sehr Torsiehtig hat der Verf. die Form ifzf$l in Fareniteae
gesetzt und dem Participiiini bvvw ein Ffageseiehen» hinzöge^
fngt. Für sfAfii musste aber Hermann's Recension der Meiheki-
sehen Ausg^be^S. 2S0 beachtet werden , da in derseib«i fnr die
Annahme^ ififiu sei nicht theokriteisch , ein hinlänglicher Grund
Termisst wird. Dem Fragezeichen bei eviAva war wenigstens die
Stelle Th. II, 3. bei^Rigeben. Wir streichen indess das Fragezei-
chen unbedenklich und reditfertigen die Form durch die Aualo«
gte ^euvvta VI, 31. Den» die Lesart der Bücher zu IK 3. |3a-
Qvvivvta [welche «lieh Lobeck Paralipp. IL p. 561. zu billigen
soheint] wird sowohl von Bernhardy zu Dioii. Pericg« S. 820, als
aueh Ton Hermann a. a. 0. zurückgewiesen. Femer wird unrich*
tig als ImperatiTus angeführt l0tov Th. XXII, 170. Hier ist iörov
die zweite Person des von Hrn. M. ganz übergangenem Boalis.
Al»Imperativus findet sich bei Theokrit fod« ßpigr. IX, 2. Beim
P-articip. f^lt pvtUv IX, 27., beim dual, ies Imperfectum^ijotiip',
wie Vlil, 3. von Meineke mid Boiss. aus nelea codd. hergestäit
ist^ beim Plural« fehlt Eööuv XII, 15. und beim Futurum das
Particip., wie XVII, 137.
Im Folgenden spricht Hr. Bf. über einzelne Formen fusdem
▼erstehenden Paradigma, ziieirst über slptl und sfifit^ was wir so
eben erwähnten, wo.es uns nur befremdet, bei der aus Th. XVIII,
48. nebenbei angefulirten Form 'EKhag die Ansicht Ber^k's in d.
atschft. f. d« Altthw. 1837. S. 445 nicht beritoksichtigt zu finden.
Zweitens spracht der Verf. über ivtlmd l6ti und sIelM uk
Beziehung auf den Wechsel dieser beiden Formen die Behaup-
tung auf, dass die Bukoliker in demselben Gedichte immer die-
selbe Form gebrauchen« Für diese Ansicht möchte es wohl aa
dhiem^iiiniänglichen Grunde fehlen, da die Handschriften sie kei->
neswegs überall begünstigen. So steht z. B. V, 92. l^zl [aas Ben.»
R. ausdrücklich angeführt, und von Meinte beibehalten; hvxX
ist erst von Brunck eingeführt] , dagegen sonst wie V, 104. 108.
lvx\* In manchen Gedichten kommt die Form Mos eimnal vor,
wiü in dem für die Wiederkehr von l6tL angeführten Bio IV (II),
Wo noch dazu v. 13. htl fehlt. Ganz übersehen ist Th. XXIII,
wo 2äi 29. 80 [nach Hermann's ConjecturJ. 31. 32. die Foim h6%l
gdeseh wird. Wenn Hr. IVi. sodann zufolg^e seiner Ansicht in Th«
in, 20. denen beitritt, welche diesen Vers für untetgeschoben
ballen, so können wir aus drei Gründen nicht beistimmen. Erstens
MuhlmaiiB : Leget ikbisÜ Unciilfei^am Giilecor. t65
eifthat dieser Yers offenbiir ein Sprichwort, ^ekhes" bei d«r
Wiederkehr in den mannigfaltigsteD Verfalndangen seine Faroa
treu 211 bewahren pfle^, so dass selbst dieses htidh Regel des
Hrn. M«, wenn sie sonst riehtig wSre, nicht umstossen könnte.
Zweitens darf das mehrmalige Vorkommen solcher Verse nicht
8(^eich tfns diesem einzigen Grunde zum Wittern nach Unecht-
hett Veranlassung geben, cf. Wn^steraanii zu -Th. 1, 13. lieber^
hanpt aber möchte eine tiefer eindringende Untersuchung über
das Charakteristische dieser wiederkehrenden Gedanken im anti-
ken Hirten leben- leicht zu Rhnlichen Resultaten fuhren, wie sie
Jahn in diesen NJbb. XXVI. B. 3. H: S. 281 mit gewohntem
Kennerblick für die lateinischen Dichter unter Berufung aUf
Weichert angedeutet hat. IMttenSl endlich wurde das Auswer-
fen dieses Verses die Kunstform des Liedes, die wir schon oben
erwähnten , ginzlieh zerstören.
£bie dritte Erttul^rung des Hrn. M. betrifft die Formen
^fxiv^ '^(isg, Von denen di& erste blos demlufiBitiv, die zweite
blos dem Imperfect zuerkannt wird. Gewiss richtig. Auch Bergfc
Im Rhein. Mus. Vi, 1^ S. 38 fallt dasselbe Resultat gewonnen^ und
zugleich als wahrscheinlicheil Grund der VarlaiUen angeführt,
dass die Abschreiber , weil sie in der ersten Person des Imper- ^
fecti g anstlitt t/ gesetzt sahen ^ diess wegen der Aebnlichfc^it
auch auf die Endung des Infinitivi unrechter Weise übertrugen.
Ntir hat sich Bergk versehen in der Verbesserung der Stelle
X!V, 29. , wo ^(is^ nur Imperfeet sein kann. Der Angabe der zu
verbessernden Stellen bei Hrn. M. gehen die Worte voran:. Uno
tantum toco ornnes Codices con^entiuntin forma ^jm«v 3%.
XXnt, 23. Wir fugen XI, 50. hkizu, wo ^ittsg blos Coiijeotor
von Bmnclc ist. Die Steilen selbst, welche Hr. M. anfibrt^ sind
alle^ mit Ausnahme von 11-, 41. und XI, 79. schon von Boissonade
geändert worden, auch Meineke hat VH,j86. XXL 30. XIV, 25.,
bereits i^fitv aufgenommen. Zu Vit!, 73. (st der von Reiske an«
geführte cod; Lips. übersehen. '
Von den übrigen Verbis auf fit giebt Hr. M. blos die Formen
an, welche sich bd den Bukolikern vorfinden, jar^dfiis pmmbug
quantum scio loeis ^ wo indess Ref. eine ergiebige Macblese hal-
ten könnte, wie Jpg Th. Ep. VJII, 2. Ivüda XI, 66. vipivxBg
IX, 3. %^t Ep. X, 2. noxt»%g XIV, 45. afi^il^ig XXIII, 39. avu-
»dg Ep. XIT, 2. xQogi&stg Bp. XVI, 5. »rjdevfjLto^a Vllf, 13. «a-
tl^ivto XXVl, 8. (in Mcineke's Ausgabe ist aati^ovto ein. nicht
angezeigter Druckfehler) u. s. f. Auch ist. in einigen der ange*
führten Stellen bcrdts eine richtigere Lesart aufgenontimeti wor-
den , in andern liest man ein ganz anderes- Wort, wie für ^mömv
Xni, 36. , wo olömv steht. Für das Verbitm äiäaofii, scheint Hrn.
M . unbekannt geblieben zu sein der von Bergk Act. soeiet Graec.
I, 1. p. 206. für Th. XVI, 24- in Vorschlag gebrachte InflniUvua
ioivi der durch Athen, lib. VUL p. 360. A. Bestätigung findet,
86 Gfiechlich« SprBi]»fiiriohtt.ng. '
«md TieHeicht mich bei 'CbeogB. 1329. durdi öol ts MaSv tn
H«]i6v herzustellen Ut.
Der iweite Theil dieser Uitermchang hehendelt die Vevbt
ivf^D. , Er gfebt «avSrdertt eioige verehiaelte Regeln iber. das
Augmentuni, welche tber ^e Sache keineswegs Ins Keine beiOr-
gen, und .stellt dann die vörkonfmendea Verbaltiidungeli Hbep-
iriehllich sasanmen , zu denen noch speciidle Brlinterungen ober
einsehils Bildangen hinzugefügt werden.
Auch diese Forschungen sind sehr lieaeht^nsweptfa, zum
Tbril auch schon Ton Andern gegeben worden, lassen jedoch noch
iDtoehen Zweifel und manche Ergänzung zu. So friilt :S. 139;bei
der zweiten Person auf sg statt eig die dritte Stelle Th. IV^ 8.;
S. 140 wird in XX, 31. mit Recl^t, wie wir glauben, die Vulgata
Tertheidigt, welche Bohsonade und ^cä berttts wieder aiifge^
nommen hiaben. Ferner dass die auf ovxv ausg^^ieade tertia per-
sona plu^al. niemals elidirt werde, hat schon Mein^ö in der Vor- .
rede p. VI. bemerkt. Wa« sodann & 142 iestgestellt wird, dass
bei den verbis barytonis di6 dritte Person des Präsens tind Futuri
niemals 17, sondern immer ai, der lafinitims niemals 171;, sondern
entweder hv oder sv laute , das hat in Beziehung auf den Infini-
tlvus schön Paschke im Schulprogranune zu Brandenburg 1836.
>S. 13 durch hinlängliche Besspiele erwiesen. In den Ausgaben
herrscht noch immer InconsequenZy wie z. B. Meineke XIV, 19^ |
üniiv^ dagegen X, 37. XVH, 7. tlnilv gespitzt hat. Der .folgen-
den Auseinandersetzung, welche die iiekannten Formen uznov-
^17$, ntfpvK-q^ xsnol^tf 11. g. w. als praesentia a perfstiU dneia
ZH rechtfertigen sucht, und deshalb iiberaU st statt ff gesetzt wis-
sen will, konnten ausser dem Schoüast. zu V, 2B. noch weit ge-
wichtTi^lere GewältrsmSnner zur Unterstützung beigefugt norden.
Allein dessenungeachtet dürfte dieser Ansicht ein doppeltes Be-
denken entgegen stehen. Erstens können die Formen mit 17 nur
höchst unwahrscheinlich als blosse Fehler der Abschreiber ausge-
geben werden , weil ihre zu hanfige Wiederkehr in den Hss.,
wennr sie in der lebenden Sprache keine Existenz^ gehabt haben
soUten, kaum erklärbar ist. Zweitens wird die Sache zweifelhaft
duirch Stellen, in denen von denselben Verbis die gewöhnliche
Ftexionsweise angetroffen wird , wie XXII, 40. xtq)vx80€ah Ref.
tritt daher der Ansidit derer bei, welche meinen, Theoknt habe
die den Syrakusanern eigen thümllche Gewohnheit, die Perfecta
nach Art der Praesentia zu flectiren (cf. den Grammatiker in
Gram. Anecd. T. I. p. 212.) in diesen VeH^ angewendet, vergl.
Bergk im Rhein. M. a. a. O. S. 39. . Auch Lobeck hat Buttmanu*s
Ansidit (Ausf. Sprachl. II. p. 39. ed. IL) durch keinen Zusatz
zurückgewiesen. Bei der lYbersichtlichen Zusamnenstettung der
Yerbalendungen vermisst Reff unter andern beun Iitdicativ« Futur.
Medii für die dorischen Gedichte in der ersten Person öaiffACCL
^ie nXBVöovfiaii XIV, 55. [denn das scbwachgestfitzte srAsvtfstu-
§aUt.^mi l^ld^oQ» au^iaioniiDfii ha^ ist Terwerflichj, in da: zwei-
ten Person ^ wie kQy(iiii ^.^^o M der dritten Htai wie jK^ot-
ifftakX^iS. BeifQ lodicativ^ Aorist. I. Med. fehlen iür die «weite
Perju^n die- Endungen a0(o und a wie z. B. exra<}ii) Y, 6. in:ii^cc
IV^ 28., wozu der Scjbol, ausdrücklich bemerkt :' to dtvzsgov
9^i699^ov %QV ugaz^y (tioov dagiozov ol £vQa}tovaLoi, diu
Tov a nQO^BQOvtai* ivoij^tp^ ßvo^öa^ Bygäilfcoy lygailja» Zu
den in den kritischen Noten bc^ Gaisford und A.s Jacobs bereit»
angeführten Auetoritaten konimt noch hinzu, was J. B. Gail in
Seebode's Krit. Bibl, 1921, Ji. B. 3. 11. S. 259 bemerkt hat. Der
Conjonetir. Aorist. I. ist von Hrn. IVI. ganz übergangen worden,
ungeachtet sieh Farmen daraus finden , wie ^g)i]<5^§ X, 25. In
den zuletzt S. 145. angeführten Bemerkungen, Ton denen wir die
eine über das a in der yorletzten Sylbe der Yerba schon oben be-
B^melieA, trifft Ar. M, theilweise mit Andern zusammen, wie
z..Bi in der richtigen Ansicht, dass die Bukoliker in der tertia
a0ri8ti.|iri(nipi|8s« niemals 4X^ sondern immer^ sagen, .was Paschkc
a. a. O. S. .19 erwähnt. Die letzten Worte rec&pta est prima
prqes&iÜB persona Oßsg^ ^füBg terminala ^a,^8en wenigstens
Hiebt auf die .vorzüglichste Ausgabe^ auf die vouMelneke, bei
wetcheoii «um in den angeführten Stellen XVI, 4. XXlf, 1. 4. das
fiichtige antrifft.
• Der dritte Theil dieser .ganzen Untersuchung über die Verba
enthält einen alphabetisch geordneten „index verborum, quae aut
ad epic^rum fo^tarum morem forraala, aut propter di§crimen
quod iutotf carminii |ntercedit commemoranda sunt*^. Dieser mit
grossem Fleisse zusanvneugestellte Index hat zwar keine Vollstän-
digkeit bezweckt; abpr dennoch fragt sich der aufmerksame Le-
ser in Erwägung der letzten Worte, ^welche freilich wegen ihrer
zu aUgemeinen Fassung kein feststehendes Princip gewähren , zu
wiederholteii Malen, waruna diese oder jene Form der Aufnahme
nicht für würdig befunden wurden sei. Von den vielen Beispie-
len , welche sich Ref. am Rande angemerkt hat , nur Eins. Unt^
oidto wird die dritte^ Person &öh und dddti angegeben , warum
nicht auch der Infinit! vus ^äni; Mos^h. III, lOi..? Als Formen
de^ Futuri sind angeführt docS und ioBvpdu Waruqi ist die
Form a4i<}a) Th. XXII^ 135. übergangen? Die folgenden Bemer-
kungen des Ref. erstrecken sich auf Stellen , in wdchen entwe-
der die neuere Kritik unbeachtet blieb , oder in denen man auf
ein offenbares Verseilen atösst. Unter Skkopai ist auch XXIV,
56. BnaklBto (die Form ist vor der Zahl ausgefallen) citirt. Allein
diese, wiewohl allgemein angenommene Ableitung scheint aus fol-
. gend^n. Gründen nicht die richtige zasein. Erstens müsste wohl
die Form hpd^^Bto beisaen , da III, 42. das Simplex aV^Bxo lau-
tet. Z>^eUens bedeutet hpaklto^^ui gegen einen ^anspringen.
Gegen wen springt «her der junge Herakles an? Doch nicht ge«'
gen «einen Vat^, dem er voll jugendlicher Freude die zerdrück-
88 Griechisch« Sprachforschung.
ten Schlangen zu Füssen le^t? Vnä was soll noch d* i$^^i
dabei? Diess Alles veranlasst den Ref., mit ^üoksicbt auf ^itz-
iier's trefflichen Excurs. XVI. anir Uiaa, auch an dieser Stelle die
Ableitung to^ ndkihe^ai sich schwingen anzunehmen, also; er
schwang sich toll jugendlicher Freude in die Hohe etc. Dieses
ndlXo aber, welches Hr. M. nicht, mit aufgeführt hat, rnnsl^
wohl noch einer anderen Stelle wegen erwähnt sein, in welcher,
wie es dem Ref. scheint, das Richtige noch nicht im Texte steht.
Mosch. U, 109« heisst es von dem in einen Stier verwandelten
Jupiter: at ö' allcci fiikksönov &q>aQ d^d'VBnijkato tuvgog.
So Brunck, Vaickenaer, Boissonade, Meiiieke ii. A. Spitzner
a. a. O. S. LVII. bemerkt in Hinsicht anf diese -Stelle: et cum
'Aid. dvBTcdllBto xavQog^ et cum Brunckio dvBitijXaro^
quanquam non a praeaenti dvBfpdXkofiat deriixandum eet^
ecribere licebiL Hier findet Ref. zuvörderst die Quellen unrich-
tig angegeben , indem nach Gaisford die Aidina <rv£x/AA<tro hat,
und dvBTtiilato nicht erst^on Brunck^ sondern von Is. Voss^
verbessert und später auch diurch die Handschriften F. N. bestä-
tigt worden ist. Der Ableitung dieses «vBviikato^ wie des Ho-
merischen dvenakro von dvBq)dlkB09at {bei Homer kommt noeh
ausserdem II. XXIII, 694. coli. 692., wo der Dichter mit dem
Yerbo gar nicht wechseln konnte, als entscheidend htnzn] der
Ableitung also von dvBipdkkofitav steht ein doppeltes Hinderniss
im Wege. Erstens müsste der Aorist, wenigstens dvBq>i]kato
heissen. Zweitens würden wir in avBq>akkB&9cci ^in Verbum er-
halten, das in sich selbst einen Widerspruch enthielte, indem
dvd rückwärts-^ Ijil gegen einen oitspriVi^e/i bedeutet ; oder
wollte man dvd in der Bedeutung onf nehmen, so hätten wir ein
Yerbum, das in zwei Praepositionen dassdbe sagte. Demnach
ist die Ableitung von dvaadkkoitai nicht mehr zu bezweifeln.
Nur dürfte für unsere Stelle dvBmqkato nicht das Richtige sein.
Erwägt man nämlich den Sinn der Stelle und betrachtet man die
Varianten dvBnlkvaxo , dvBTtiSvato^ dvBnr^kkaxo K. dvB^lkkaxo
C. S. Aid. , so wird es sehr wahrscheinlich, dass hier das Imper-
fect. dvBitdkkBto gestanden habe: iüie die andern Mädchen sieb
auf ihn setzen wollten , so prallt der Stier zurück und flieht.
Unter ßäkkca führt Hr» M. ßdks und Sßaks aus Stellen an,
in denen man jetzt kdße und SkaßB liest.
unter tUa war für Xösg XV, 25 nälterliegend; e?tfaro XVII,
123 ist Versehii, weil dort Btöato vaovg steht.
Ebenso BYgyoi. ig^at XVI, 25. , ii^ ^welcher Stelle ig^ai tob
Mgdso , nicht aber von tlgyco abzuleiten ist.
Bei igda liest man ^^^a66ai Th. I, 78. (Buttm. § 107
adn. 3.)^^ Buttmann sagt 1. 1. „Noch seltner ist, in der voUstin-
digen Form die epische Verdoppelung des 0, S. igaööm^ nitaö-
0ai^ 6i/o0<;o.^^ Ref. ist indess der Ansicht, dass die zweite Per-
son des Fassivi niemals ein verdoppeltes Sigma haben kenne, daaa
HiUiiHiM : Leges ilialecti lineolietmim Gmecor« 69
mm Tielmefar in 4en Stellen, ans denen fie drei Bdspiele bei
Bnttmaun entlehnt sind, eine andere Yerbeasernng vorsieheii
imlsse. Bei Th. I, 78. die von Brunck igäöttu [Am Ende des
Verses steht iimmorMai Th. II, 19« XI, 72.] Bei Anaer IX, 2.
«cMrätf«», bei Arat. 1142. xaroVi/^o [woför Beick.- 7 Mss. anfuhrt]
.Bie betden letztem mit Ahrens Rh. Mus. VI, 2. S. 229. Weiter-
bin belfist es bei Hrnt Bf.: igata^ 11^ 149. Hermimnusr ^^Ega-
xat metre repugnaii igäta^ U9ui. Scribendum videtur: iga
Y£v^<'. Basselbe wiederholt Hennami Opiise. VI, 1. p. 132.
Warnm liess aber Hr. M. die Ton M einek« an If, 149^ an^efuhjrte
Stelle des Apollom'us (welch« auch Ahrens a. a: O. erwÜMit) ^ans
uftberJi^ksichti^t Wir meinen, dass man, weikn U.l^VI, 208.
[wo Spitaner Bnttmann's Verbessernng tg<i6a6%i ^nv nicfat erst
erwShnt hat] als ungenügend erkäntil^ird, doch durch die Stelle-
des ApoUonius ein gar sdir su beachtendes Zengoiss gewinnt, tun
den actiTcn Sinn von igä-vai (was nach Bmnek auch Boissoaade
aofgenommen hat) sii unterstützen. Vielleicht «rweist sieh aber
noch einmal ^atai als dorischer Coi^unotiv.
Unter i^voUi vor Mosch, igvö^cu ansgefaUeUt ^ ;
Unter den Formen von i^m st^t t6xv VII, 54, Hier liest '
man jedoch jetzt allgemein^ mit Ausnahme von Boissonade, l^w
iiSpfjiBv Bio iX, 2 (XI ist Druckfehler), tcx^ro Mosch« UI, 4K).
trifft man in keiner neuern Ausgabe mehr im Texte, sondern Ifajs«
Unter txavov gehört die Form inavBV vor Bion.
Untf»* aeAa/oist geschrieben: ixkuBV XIV^ 32., 99d rede
Hisrmannum emendasse: SxXa^^ c&hßrmat Suttm Gr. § 114.
s. v.eic. Allein Hermann bat (Opüsc. V. p. 96 zu Ende) diese
Emendation wegen der Härte des Numerus zurückgenommem
und hält jetzt hikahv für ein Imperfectum media correpta^ Die»
Letztere hat atich LobedL übersehen (oder er hat esjstillschwei-
gend verworfen), indem er in den Zusätzen züButtm. Sprachl.
II, p. 220. bemerkt , däss ixXa$v ^vielmehr ein plötzliches Auf-
schittchzen , als ein*anhaltendes Weinen bedeute.
Weiterhin findet man A(d. X^g mit nachfolgenden Stellen,
unter welchen aber zwei, nämlich V, ?1. XXIII, 45. , den Con-
jnnctiv enthalten, der mithin uliter Xyg besonders zu verzeichnen
war. Hinter Xävu fehlt Th«
Ferner fia;gofiae. fiaxB06alfi86&a XXII, 74. Aber man liest
fiaxfitfalfiBC^r* in Vat. Aid. 10. was Meineke aufnahm, indessen
Anmerkung die andere Form wahrscheinlich ein nicht angezeigter
Druckfehler ist.
" Zn fLixm ist (lißaäta ans XXI, 42, angeführt, da doch in
dieser Stelle nur das von H. Steph. eingeführte ßBßaata einen
passenden Sinn giebt ; denn wie man fiBßttwta cupidum auffassen
sollte, ist nicht wohl einzusdien. Vielleicht bringt auch noch
eine Handschrift bei genauerer Vergleichung dieses ^eßatoxa^ da
/Sundft, wie schon Bast, commenl. Palaeogr, p. 708« anmeriit.
96 Gfieebliclie S^irütli'f ovidfron^g/ ./
fciiiS^ in ieu M ss. verweclnelt wird. Fern« uiUtA fmoöyto stotl
Unter wvim ist XXV, 263 scboa von Valckea. (iptitvvv9^vav
dem afisn^stid^i^at, was Hn Sf. «uffiäbrt, ¥or^so|pen worden«
Unter q>iQ69 ist für i^tfeva» XVI, 16 citirt, wo aber scbon
lüngst dieses oiöBzai, der richtigen JUesart au|6s«i fewißben Ist.
Das neunte. Capitei, za welcbem wir übergehen, bandelt
D^ adverbiis, und sahit die Formen auf^ wie sie in den versol^e-
denen Klassen der Gedichte Torkommen^ «lebrere. mit Hipzufä-
gang der Steilen, wobei Mosoh« IV, 47, luiv in fiijv verändert
wird. Diess ist die einsige neue Ben^tuitg; aonst gehört dieser
Abschnitt unstreitig nn den dtkrftigsten im gansen Buche, niid
giebt einen klaren Beweis v wie nöthig. es sei, die Lehren der al-
ten Grammatiker zu berücksichtigen. Wir wollen Einiges ^nrch-
gcAen. Unter den in der ersten Gattung dorifiober Gedichte vor-
kommenden Adverbien , unter denen mehrere , wie ndnoKa (i. e.
n^novs) VIII^ S4, ^co XI, 28, «Ua, fJUcS^ odfa' äUms^ ^^y-
xäg, xakag\ ganz übecgangen sind, wird zu Ende angegebene
9tavtä et ffavTa, ifiä et of/üdr* Wer sich alle Stelloi die-
ser Dichter, in.denen die beiden ersten Formen vorkommen, zn-
sammenstellt, der findet, dass diese beiden Formen gänzlich von
.efbander geschieden werden missen. Denn nivza kann nur der
als Adverb, gebrauchte Accnsat. sein, und findet ach so VII, 98.
, 6 td navxa q>i,Xaltu%oq. und XXIII, 6. '^Msvta — aTCt^i^« Eine
dritte Stelle, die ein neuerer Grammatiker, wahrscheialieh 4urch
Reiske-s mangelhaften Index unter ndvxa verleitet, für diesien
bekannten Gebrauch d^ Adjectiva anführte, XIV, 47. ol Sk Av^
aoq vvv Tcivvec gehört gar nicht hieher, indem hier mvta den
Pradikatsbegriff enthMlt. Dieser bedarf übrigens gar nicht der
weitläufigen Erläuterung oder ^cs Regi^ers der Citate, welche
man in den Commentaren zu fieser Stelle antrifft, da ja auch beut
zu Tage von diiem Mädchen gesagt wird: ihr. ist der Sehatz
jetzt Alles. Wer sich indoss an Hermann's Scherz über die fisch-
reichen Flüsse ^innert (Opusc. IL p. 298. Ne quis rideat hanc
citationem, meniinedt ^hilologis haec scribi, aliter haud facile
credituris) , der wird künftig auch noch Boissonade's Note zu den
Anecd. T. IV. p. 270. hinzusetzen. Doch zuiüdc zur Sache. Hr.
Bl.'musste ndvta ganz nbergelien, weil ausserdem noch. viele an-
dere auf ähnliche Weise adverbieil gesetzte Adjectiva ein gleiches
Recht zur Aufnahme hätten. Oder meiiate er^ dass man jtavxä
auch navta schreiben konnte, so war diess zu beweisen, da das
Ansehen der alten Grammä^er und der neueren Herausgeber
dagegen spricht. Eine andere Frage ist, ob man navrä oder
nctvtot mit Iota subscr. zn schreiben habe. Hr. M^ billigt, wie
seine 'Schreibart zeigte das Erstere. So hat aucli Meineke in der
ersten Au8ga1>e überall, ausser XV, &, und Boissonade jetzt in
allen Stellen geschrieben. Badi in seiner schon erwähnten Au-
MäUmano» L«^e< dUecti boDolicortmi Graecof. 91
thdogie iflt llicmifiieqfieiit, fiidera et 8; 43. ir.9« iheinml «Mvtcr,
dagegen I, 55. und XV, 6. Mavtf aetzt. Siebt itiaA «uf die Am*
logie^ und böfraj^ man die attep' GfcnMuiialiker^ ae kann man nur
mt»t^ ala d«i lUehtige aaeAennen, vie auch jelM Meineke (imd
itach llitti Burchard) überall geaeteriebm hat, vergL I, fi&.VJli^
41. dreimal ; XV< 6. awef mal ; XKl» 17. 5S. Ebetm Hemann iii
der lettten Stelle Opnsc. V. p. 112. xawärB. Mb voUgaiMgea
Sengaisa für dieses mevt^ ist Apatlonhis Dyscolus negl ImQg^
fLmtmv^ welches stehpn Koen. xu!Greg. Gor. p. 214. ed. Si^aet
anfuhrt, mi4 weliches «acb fiast ao au schreiben ist: revt^ t^
A&y^ ^ul ^mQ^ natirs'f ^a»w^ &n xai ro inlgi^f^pM »«im
twg\, ual uU4s oti iUil dkkmq, 8d wird ea auch lik B'ekk^ Aneed.
T. II. p. 586. Bl. geleaen. Das In dieser Stelle genannte uUm
bat fioissonade bereite Th. 11^ 6. 127. (wa es viele Mss. bieten)
Jhergestellt. So will anel^ Bergk im Rh» Mos. a« a. O, S. S3 ge-
lesen wissen. WidirsdieuiUeh diente im Adverb. aXil^E der Aeoenit,
^r aodi in anderen Wörtern einen Unterschied der Bedeatung
herbeifdhrt, sii^ei«^ a«r Voteracheldung vem^ieigeAtiiGfaen D4t«
&Xka , welcher Bb H <X V^ 25. ^angetroiren wird. Bas folgende
ilk^ fuhrt Betgk t. a. O. 4a XXW 34. ein^ über VU, 109. •be-
merkt er n^iett^poterit ahXmg aervaru Wahtseheiqliah bis wag
Ihn 4ie Verschiedenheit der Bedeutiung. Was der äranmn^lker
ferner anfuhtl, aatnm^^ das liat naäi Kaen/a.- a« -O. 'Brandr >
Th* II, 128. in den Test geaelat. Für dies^ ^uvtOg bemeiU
Apoll. Dysc. in ekier andern von^Koea aatti<siieg. Cor. jp. 313. aH-
gefiihrten Stelle (bei BeUk. I. Lp. 581.) iSmti'-^w natm^;
8ti %tA ti^v noiovöav tw tSwov ^svt^v jrc^siysni^itfat^ Waa
(nebenbei bemerkt) diesen hier 'erwähnten >Gi^tit navtmv u. s. w.
anbetrffflt, von dem Apoll, nach aa einer andern Stelle geapfochen
hat, sä findet man ihn anch von Greg. Cor« de Dar. diai.^ 128.
{»BQi^xäöidititoiavta^ xmäav^ TQtmv^ ssaf rov) und dem
Grammat. Meeräi. § 15« (itepiöiem^t öh tof xotavta* nmd&v^
T^iOi^P, navxmv^ Kai vi Spiom tovroig) angemerkt, sieht ihn
jedoch bd der jetzigen Angabe der Variante|i «lirgenda durch eine
handschriftliche Auctorität unterstützt. Wir führten oben unter
den« von Hrn. M . übergangenen Adverb. auLetst lAa^ßxg m^ Zm
dieser Accentuation bestimmt, uns ein dreifaches Zeiignissv wel-
ches^ wie es scheint, nicht ohne Weiteres zu verwerfen iist. Er-
stens hat der Gramm. Meerm. im Anhange zum .Greg« -Cor. VQn
Schaef, S. 657. § 12. die Bemerkung: — ßtiQvtov&vö^v . ol/^m-
Qiüg — %ä TtoioxTjxog äfjK&uxd ^«pp^fiarir, xäXws^ dd^st^,
HOßijfmgj anhog. za äs v(p ^c5v ßugvzovu ^tsgiöTtäetv ' ov-
TCDs, navtcSg^ avvonmi^g. Zweitäis wiederholt dasselbe wort-
lich Greg. Cor. § 122., nur dass ScAaefer hier statt des sprach-
WKlrigen ßagvtova das auch von Bast gebilligte ßagvvdfiBva auf-
, genommen hat. Wfar fugen eine Zwiedheiibemerkung über das
unter den Beispielen stehende citäg hinzu, welches der Leser
f
92 Grieebiicbe SpfabbfQrschODg.
bei Hrn.M.' ebenfalls vergebens sacht Mefneke hat dieses oi}-^
TC9S nirgends aafg enommen. Als Variante findet es Ref. angege-
ben: X, 22. ans awei Pariser Handschriften. X, 47. aas Ben. 2»
iin welcher Stelle es auch Eastath. xtif lilas p. 630. 29. vorgefoii»
len hat) XI, 22. aus Laur. Bei Bo^sonade steht es in den Stei*
leii , wo es Gaisford und nach diesem Kiessiing unverändert lie^s,
nimlich X, 22. 47. XI, 22. XIY, 27. 58. Dagegen hat Boissonade
omm% \\\ 47. VIII, 62. 89. XXIII, 14. In der Ausgabe von AJ
Jacobs ist XIV, 27. ovrins wohl blos Druckfehler, da sonst überall
ovrcD$ gelesen wird. Ref. ist der Meinung, dass man auch hier
das Ansehn der alten Grammatiker nicht geradezu verschmähen
dürfe, sondern dass man** in der ersten Gattung dorischer Ge-
dichte dieses ovzA^ überall aufzunehmen habe, wo die Hand-
schriften nicht für avf og oder «vro^ entscheiden. Das dritte
Zeugniss endlich für xceAci^ , um auf dieses zurückzukommen , ist
ApoHon. Dysc. src^l avt(OWfAlttg , zuerst von Koen. zu Gr. Cor.
S. 315 angefuhrtv(bei Bekk. L 1. p. 580.), wo^^esagt wird: xal
kl na^d JiOQthvOiV ivia ol^vvBtatj St^ts %ax lyyLki^w aviyv^
6%iti* ^pcr %aXtQg aitoxa^dgaöa i^aksnvQtQöBv. lie-
ber den Urheber der letzten Worte 'sagt Bast. Sophronem esse
vix dubito, was Bergk, der a. a. O. dieselbe Absicht ausspricht,
wahrseheinUch übersehen l\Bt, Ebenso werden auch bei Grysar
de Sophrone mimographo (Köln 1888) S< 14. diesdben Worte als
«in dicierinm des Sophron. angefnlirt, nur dass hier irrthäntlicher
Weise xälög gediwckt steht Biese drei Zeugnisse alter Grüm-
matike'r nun führen zu der Ansioht,dass man auch bei Theokrit
V, lli^, und XI, 5. »dkmg zu beachten habe. Für die letztere
Stelle hat es bereits Oasaub. ieott. Theoer. cap. VII. (in Reiske*8
Ausgabe T. II. p. 91.) geltend gemacht. Wir kehren zu Hrn. M.
zurück. Dieser führte in Aer Stelle, von welcher wir bei uuseni
Bemerkungen ausgingen, noch afici et afice an. Verstehen wir
dieses et richtig, so bezeichset Hr. M. damit die Identität beider
Wörter , iu deren Schreibart sich nur eine VefSchiedenfaieit des
Accentes zeige. Wir glauben dagegen beide Wörter trennen zu
müssen, und sehen in ifjiä nur die dorische Form für Ofiov* Dless
bezeugt Greg* Cor. de Dor. dial. § 66. x6 Ofiov ißä Xiyovdi^
tgiTCovtss to ov Big ä , xal tö ö elg ä^ dg iv ttp tjitii dtni xov
^Tcov. Der Scholiast zu Find. Pyth. III, 65. [wiewohl gesagt wird :
T6 flfjEia, mg'HQfafSiuvog q)i]<hv^ ot /itogisig negiöitmöi ^ xal rd
navtä^ äöMsg to 7cgvq>ä xagä IltvÖdgfp] bemerkt — ^ to ufiä
n%gt6stciiiBvov ^ dito xov ißij (fort, ofiov) yivofiBvov. Als Vul-
gata steht dieses dfiä bei Th. IX» 4. (wo auch eine Handschrift
6(iov hat) und XI, 39. Es scheint; dass man dasselbe auch II, 77.
mit Brunck herzustellen habe. Hierher gehört auch , was Hr. M.
ebenfalls übergangen hat, die Behandlung der Formen omdBv^
ngo^BP , ifingo&BV mit Rücksicht auf Greg. Cor. D. D. § 35. uud
§ 77. Soviel als Begründung unseres Urtbeils. Das »bv in den
MahlttiMa: Legfi iULw4 hmeMtarAm Orgecov. t^
bddra von Hrik Bf. angeffi^rteii 9Mita XV, 6S. 74. Iwt Meineke
durch die Aufnahme von &^ «£I(d und xdxa «al entfernt.
In dem Satze ,,8ed tuI^ ares formae — et in altern Doric.
carni. genere In epicis adhibentnr qiias etc.^^ ist wahrscheinlich
nach genere da» Wörtchen et ausgefallen und nach adhibeutor zn
interpungiren;
Ku Qvvsaa gieht Meineke's Ausgahe auch die Stelle II, 151.
Weiterhin heisst es: ,^&qhoT semel 3%. ///, 51. (rauss IV,
51. heissen) quae vox Syracusana dicitur ab Etym: M. p. l44.
5Ö. i'. 'yiQ ß CO» Dasselbe Citat hat ancli Hemsterh. bei Gaisforj.
T. IV. p. 396. Allein man liest beim Etym. nur: 6 ds tBxvixog
KeyH^ Ott nccgä roig ZvgaitovöloLg did xov t yQäq)Btai [intelii-
gendum diu t^g o e 8ifp%6yyov Sylburg.] , es ist aber nicht ge-
radezu gesagt, dass es ein syrakusanisches Wort sei. Diese No-
tiz hat vielmehr Enstath. zur IL I,^p. 140, 13. aus dem Heracitdes
angemerkt, und Valakenaer E}plst. ad RoeV. (Opusc. I, p. 365. ed.
Lips.) dieselbe glaufiliaft gefunden. Ferner bedurfte der Spiri-*
täs dieses Wortes eine kurze Bemerkung, da die alten Graimnati-
ker, ^ie die neueren Heransgeber, schwanken. Mefneke hat in
der ersten Ausgabe ag^iol gesetzt ^ jetzt aber agpot aufgenom«
meii , wie auch Andere, i. B. Göttling Lehre vom Acc^nt S. 96.,
zu schreiben pflegen. Der Schol zu Th. IV, 51 etitscheidet :
sl (ihv ^tkovtai^ to dgrlog xorl veix>i3tl CijpiatvH ' ü de da^vvB^
zai^ to i^gptoö'fiivcog. Da indess diese Unterscheidang durch keine
anderweitige Gewahr unterstützt, sondern immer nur die gewöhn-
liche Erklärung dgttag veoc^tI gefunden wird (vergl. die i^on Val-
cken. 1. 1. angeführten Stellen nebst Aesch. ProroeUi. v. 618., wo'
Blomfield ägßoi hat und der Schol. B. hinzufügt dno fi%tag>ogttg
t&v agudrcuv), so scheint es, als sei der obige Unterschied bloa
erdichtet, und der Spiritus asper vorzuziehen, welchen der Schol«
Venet. zu II. I, 486. als die gewohnlichste Schreibart hezeichnel)
vergl. auch Härtung: Ueber die Casus p. 196., den Miukwttz sa
der Steile des Aeschylus anführt
Am Ende dieses Capitels bemerkt Hr. M. « dass Wuestemann
In drei Stellen „e codd.^^ rdO^ff ftlr odi hergestellt habe, unge-
achtet das vorhergehende Wort mit einem Consonanten schliesse«
Diese drei Stellen, welche Hr. M. doch anfuhren/ musste, sind
XXII, 199. XXIV, 28. nnd Ep. IV, 1. In den beiden ersten aber
hat dieses rodt nicht erst Wnestemann, sondern bereits Dahl
hevgeatelit, welcher ober das von Brunck unii Valcken. einge-
fohlte od^i bemerkt: „absque librorum atictorltate^S wiewohl Ref.
auch nk-gends fär t6%i eine Handschrift Ausdrücklich genannt
findet. Von Dahl hat dieses f ö^i Klessling aufgenommen , und
jetzt liest man es in allen drei Stellen bei Boissonade .upd Mei-
neke, welcher jedoch zu Ep. IV, 1. noch xtig.xB dgvag vermu«
thet. Ref. halt indess hier noch immer x&g für das Richtige
M .< Grieohitck-e S^rli<1iliir«e1iiivg;
i der Aatlofie von mgTh.\ 13. tnd ghaU m t6»ir nur ^
Gorrection eines Grammatikers bu findea.
Cap. X (V ist Druckfebtet) de praepositionibus handelt zu«
inrvt über den Wechsel von 9Coti uadxgog mit dem' Resultate«
JBquidem obaervavi iu priore Dwrie. earßu genese verba semper
cum xoti composüa esse. Wie steht es abfer, wenn diese Be-
obachtung richtig sein soll, mit XQogazviau Th. III, 191^
Ueber vxal XXV, 246. w^r su beachten, dass drei Mss.
lim haben, welches^Ton Brunck und jetzt auch vonMeineke auf-
genommen wurde, ungeachtet der Letztere (worüber wir uns
wundern) XXII, 121. asal Tor der liquida unverändert iiess.
In Cap. XL de eoniunctiombus sucht der Verf. den 6e-
bcanch von^oi^ und sl zu regeln, wird aber bei seinen Bestimmunr*
gen von mefar&chen Ausnahmen bedrapgt Hierüber liisst sich
auch, wie über manchen andern Punkt , nichts Sicheres aufsteU
leuv b?voi? nieht eine genaqere Vergleichung der Handschriften
u|i$ .vorliegt Eine 'andere Bestimmung des Hrn. M. ist folgende:
, Forrnk, dicit Theoer itus in prior e Doric, earm, gener e oxUy om-*
n.OHitt. StftH.o. nisi piod F//, 108. ueßcio quo iure StSt scri^
iAiir* . W^om nahm er an YII, 54. keinen Anstoss, wa ebenfalls
ot« steht 1 Als Grund für dieses ots .4urtte dasselbe gelten, was
Ref. sdioi» oben zu XII, 16. erwähnte, dass diese Partikel an bei*
den Stellen in eingefagten Gesangen vorkommt, diese aber em so
unverkennbar episches Colorit zeigen, das« solche einzelnen For-/
men gar nicht auffallen dürfen.
Zu Ende des Caj^tels halt Ihr. M. die Schreibart lifvs wegen
der Uebcreinstimmnifg der Handschriften tat richtiger. Allefn
die andere Schreibweise Ftfrs ist, wenn Ref. Gaisford's Note zu
Th. I, 6. richtig versteht, sowohl durch Mss. gesichert, als we*
gen der einstimmigen Auctoritit der alten Grammatiker ünbedenk-
Uoh vorzuziehen.
Den Schluss dieser Untersuchungen büden drei Indices, von
denen der erste die Angabe der Stellen enthalt, welche in Hin-«»
sieht auf den Dialekt verbessert worden »nd, der zweite ein lud.
graecus , der dritte ein index iatinus ist. Die beiden letztern
möchten wohl für diejenigen, welche mit dem Buche selbst noch
nicht nSher bekannt sind , zu dürftig sem.
Die Latinität des Verf. , um auch hierüber ein Wort zn sa-
gen, ist rein und fliessend ^ und überall dem Gegenstande ange-
messen. Nur einige Kleinigkeiten amd dem Ref. aufgefiillen, wie
p. VII. der Plural, scientiis in der dortigen Verbindung, S. 10 ac-
curatia (Genauigkeit), welches Wort gar nicht eiisürt; wenn ea
nicht in der angezogenen Stelle als Abtat, stände, so wiirde es
Ref. ffir einen Druckfehler halten, und das axa^ bIq, accuratid
snbstitniren. Femer das berüchtigte occurrunt S. 11, 124; die
regelffllssig wiederkehrende Wortstellung decuno sexto niid Aehn-
Mubhiuiaiis L«get aifdectt bnoollocMiii Griücor. 85
Kdies S. 26, 30, 52, 54, 57 n. a, S. 54. Z. 12. dkpotat — d#-
mde perreitit staU pergit. S. 57. . seriptoi» -wie --r id affirmani'
Tidetur, wo man im craten Satse quod jerwariet. S. fil. aloe omni
haesitatioiie. S. 89; Qiiae ratio esaei eliaionis ~ expoaiii st ait
S. 99. eviilgata eriintin der Bedeutung Ton udaeta, rembtai &aA*
Uefa die immerwährende ^hreibart Bloii.
Druck und Papier sind, achr geben und bringen dö* Verlag««''
handiuAg Eiire; aber di& Gorreeftur laast jene ptaneSyiiurgü dir
Ugentia gar sehr nermiasenr Denn aMSser den aehohr ijti Vorh^r-
gehenden gelegentlich, verbeaserten DandtfekleEn giebt ^ noeb
eine ganse Legion Ton falscl^ geseteten bder fehlenden Accenten,
von unrichtigen Citaten oder andern Irrungen, die indcas bei^so
mühsamen Forschungen leicht Entachuldigung finden. £in grosser
Thefl der falschen Citate mag wobt ron der Mangelhaßigkeit d^-
bisherigen Indices herrühren, da Ref. selbst Teraichern kann^-dasis .
er in seinem Index bei Reiske^v Warton, Gaisford fast keine Seite
ohne mehrfache Yerbessenmgen hat. Wenn daher Ref. sieb jetzt
erlaubt, ein VerKeichni^s der wesentlichsten Druckfehler aua voiv *
liegenden Untersuchungen beizufügen , so geschiebt ea besondere
auch aus dem Gnmde, weil viele Berichtigangen sogleich den
Index bei Gaisford betreffen, von welchem der berühmte Heraus-
geber der Poetae Minores Vol. Y. S. 366. selbst sagt: error es^ aut
amissa eqmdem non praestttbo. Es finden sich nun bei Hrn. M.
ausser den Accentfehlern und den schon bemerkten vorzüglich
folgende: p. 10. Z. 1. v. u.: esti st. etsi. — S. 18. Z. IL: t«v-
«pyi? st IviQYVy Z. 7. V. u.: VII, 31. st. VI, 31.; Z. 8.: Ib. et.
VII.; Z.'4.: My st d<jij. — S. 20. Z. 15.: ipsius at. ipsis
S. 53. Z. 7. V. u.: €» netQ^vixa st. 5. naQ%BViHä' — S. 54. v.
23. ist nach alvimv daa Corama zu tilgen ; v. 25. ist nach S^i^Kcig
ein solches zu setzen; m, 37. dpyvg opioußoC st. dgyvQceuoißol'j
letzte Z. : Jvily st JvöIk. — S. 55. Z. 9.: 15(1 st Vll, 150;
iBiiieivCf^sv st Aai/iiiDt/Jd«; Z. 14.: Doricitm epicae st Doricae
epicam; Z. 4. v. ii.: 6u(AaLV4ici st 6a^aLvBi\ in der letzten Zeile,
fehlt zu Anfange 122., am Ende^ der Cod. 4. — S. 56. Z. 12.:
decimum st. dnodecimumr 2. 24.: epicam at epicom; Z. 5« y. u.:
vnoi st. vaog. — S. 59. Z. 9. scheint nach carminum daa Wort
duodecimo ausgefallen zu seln,-«^ 'S: 60. Z. 7.: debeant st dc-
bent — S. 65. Z. 2.: ''Hgav s^t^Eßag ; Z. 3. : XVIIl «t. XXX;
Z*^12. ist hinter MvXfivaloDv Bio ausgefallen; Z. 13. ist Moach.
Ilf, 78. zu tilgen; Z. 17.: Eviniqdi^q st -^davg; Z;22.: ^'/fCoq st
T^iog; Z'. 32.: xapttf/ofio^ at ^kagovo^ioq, — S. 66. Z. 8, ist
14 zu tilgen; Z. 5. v. u.: X at XV, -- S. 67. Z. 8.: 1, 120. st
II, 120.; Z. 14.: Qiqqti st Ö-if^«. — S. 68. Z. 3.: 5* st. bh.\
Z» 8. V. u.: Kr^Xoq st Tijio^ — S. 69^ Z. 2.: nlr^griq st «A^-
pcg; Z. IL: 95 st 75.; Z. 19.: XXÜI st XVII. ; ib. st XXUL;
Z. 21. fehlt nach Xriyo Bio und nach 97 Th. I.; Z. 22. hinter %Gi-^
gtj^öm XVII.; Z.28.: XXVIt,71. at XXII, 217. ^ S.7L Z. iL:,
M Griechisch« 8p*aelif«*ieh«ag'.
V,5.«tT,2.; Z.3.T.a.: in7<S«ttsvf£g9. — a74.Z.4:
0va{a8s9 Bt. tfo^teicnr; Z.12. T. «l: ossoihc X et oxsmw V. ^
8. 77. SS. 1.: Th. IH,80,74. st Tli. XIU, & M Mck. UI, 74.;
Z. 5. ▼. ■•: MtiÜtM «t xtde«; Z. 3. : a«£{f st aw^ (wu Hr. 11,
seUnt p. Id6. vcdbcnert). — & 79. Z. 14. ist atch vfumiv du
Wort (UXfHv «ingebUcD; Z. 7. v. n.: 13 st 23. — 8.^ Z. id.
fehlt TOT laO XV; K. 7.T.«.: XVI, 79. st V, 79.; Mssck H, 4.
i^vttpceo» st Mosch, n, 24. vmrwiowaa. — S. 8L Z 1. v. ■.:
XIX «t XXI. — S. 82. Z. 7.: 33 st. 23.; Z. 9.: «vv^oö st
«bo»9»fiivov; Z. 12. T. «.: XXII st. XVIL; Z. 10. v.u.: 18. st
38. — S. 83. Z. 4. feUt 11 tot 72; Z. 5. ist 158 fakdi; Bio st
Mosch.; Z. 6. ist 248 faisdi; Z. 8. »ijoä ol ixä Th. U. st im-
9ti 6. i. Tb. III.; ib. st IL; 182 st. 82.; Z. 10.: Mosch, st Bio;
XVI st XVn. — S. 87. 1. Z.: 36 st lad. — S. 88. Z. 8. r. u.:
78 st 178. — S. 89. Z. 9.: in st IV. — 8. 90 Z. 5 : 5 st 54.
— 8. 92. Z. 15. : « st 4»; Z. 17, x^s «t. tijvoe- — S. 9.i. Z.
4. T n.: 118 st 106. — S. 96 Z. 16. ist Aiftiia sii8e;efaiiea.
Z. 12. T. u.: 133 st 138. — 8. 97. Z. 15. t. ■.: XVIL, 1. stett
XVII, 5.; Z.11.: XV st XVI; Z.9.: XXstXXl.; Z.S.j XXVH
•t. XXVI. rad 57. st XXVO, 56. — 8. 98 Z. 16. v. u. : 80 st
XXII, 80.; 89. st XXIV, 90. — 8. 100 Z. 10. n AaCuge fehtt:
Th.; 20 st 210. — 8. 102. Z. 20. \. a.: vätou» st. wxmv, Z. 19.:
«ev st wotfoio; Z. 1^.: ftorpolov st »axp.i Z. L: 52 st. 56.' —
5. 103. Z. 2.: IQ st X ; ib. st. XI. — 8. 104. Z. 13.: 57 st 75.
— 8. 105. Z. 2. V. u. ist prinom «1 tilgen. — 8. 106. Z. 9. f. n. :
XXin, 126. st XXIV. 127.; Z. 3.: II «t III. - 8. 107. Z. 5.:
Xm st XV; Ann XVH, 69. ; Z. 13^ 75 st 101.; Z. 15.: 33 st
' 133.; Z. 11. T. n.': 116 st 134.; Z. la Bt XXIV, 101. zo tilgen;
Z. 7.: XV St. XM.; Z. 4.: II st III.; Z. 3.: XIII st XIV ; nach
XVIII, 13. fehH XXIV, 102.; Z. 1.: ffio« st Mosch. — 8. 108.
Z. 1. T. n.: 49 st 119. — 8. 109. Z. 8.: 100 st 110 ; Z. 10.
▼. n fehlt «dl itvM^tJioi X], 16. ood Z.9. nach »mfaslios (,miAi
mtty«aiSoe) Mosdi.; Z. 8.: 46 st 4a; Z. 7. ist vor YlVL^mptHÖi
•osgefallen; Z. 4.: hoc st hos. — Z. 110. Z. 13. ▼. a.: 39 st.
9Su; S. 11.: 'Jsiia st auaalia', Z. 10.: MaxciSa et 'Aaüa-,
S. 6.: XXI st XVI.; 70 st 96.; Z. 5.: IV st Mosch. IV. —
8. 111. Z. 9.: «9 st 98 ; Z. 13.: 157. st 15L; Z. 17.: 56 st
52. ; E. i2. T. «. ist 25. M tilgren; ib. XXIII st. XXIV. — 8. 113.
Z. 10.1 18 st 118. — 8. 114. Z. 15.: IV st VL - 8. 115.
Z. IL: 98 st 89.— 8. 116. Z. 5. : 20 st 22. — 8.117.Z,9.s
I, 22. A li, 3.; Z. 10.: XI st. XII; die folgcaukn Citate XV, 36u
XVII, 4a XXII, 89. geholt» na xUov, »Uwv, 8. 118. Z. 19.:
llOst II61.; Z.ä2.j 36st34.— 8. 118. Z. 2. ist 100 n tä-
g$B; Z. 13.: 4 st 47. ; Z. 15.: 3 st 4.; Z. 19.: VH, 58. st ep.
1, 6.; Z. 2a: ^ I, a st Th. VH, 58.; Z. 7. ▼. w.: 97 st 99. —
8 12a Z. 14. v. n.: 20 st 26.; Z. 1.: 72 st 12. — 8. 121. Z.4.
ist atdi 126. Stq*6em magtüüm; Z. 6. ist l^VB, 77. n« tilgeu;
MablmaDn : Legei dinlecU bncolicoram Graecor. 97
Z. 7.: 17 8t. 77,; k 13. t/u.: 69 st 64 — S. 122^ Z. 10.: 20
st 30. — S; 125. Z. 12.: genuiaam st. genuinum. — S. 126. *
Z. 16. ist XXYII, 39. zu tilgen; Z. 16. v. u.: 39. 42. st. 42. 44.
— S. 127. Z. i. V. 11. : 154. st 157. — S. 128. Z. 1. ist 24. zu
tilgen; Z. 18. v. u.: '65 st 61.; Z. 16. ist 4 zu tilgen; das Z. 15.
stdliende Mo6ch. I, p. VI, 7. gehört zum Ende der folgenden
Zeile; Z. 14. : 3 st 21.— S. 132. Z. 16. f. u.: 229 st 129. —
S. 135. Z. 6.: 3 st 1.; Z. 7. ist 22 zu tilgen; Z. 13.: 0t^6avto
st. 6tn6aLVT0'j Z. ,16.: 117 st 107.; Z. 4. v. u.: 85 st 45. —
S. 136. Z..13.: XXVII, 68. st XXV, 49, 191. — S. 137. Z. 4. :
42 st 81.; Z. 8.: XV st^XIIL; Z, 10.: XXIV st XXIL; Z. 18.:
218 st 258. — S. 139. Z. 2. v. u.: 18 st 8. — S. 140. Z. 19.
V. u.: VBisixov^ st. vBlTtovif. — S. 141. Z. 7.: I st II. -^ S..142.
Z. 4..: barytonoffum st. barytonornm ; Z. 19.: 38 st 28.; Z. 1.
V. tt. : V, 83. st VII, 83. — S. 145. Z. 12. : 29 st. 2. 9. ; Z. 13. :
IV, 7. st XXV, 33. — S. 146. Z. 11. : XIII, 89. st. XXffl, 49 ;
Z. 21.: X st U.; Z. 11. t. n.: 93 st. 91.; Z. 3. ist öinzo Mosch.
II, 24. zu tilgen; Z. 1.: fypeods st UyQh^^au — S. 147. Z. 4.:
92 st 82.; Zi 9. sind 19. 38. zu tilgen; Z. 1. t. u.: x^h^Bmoq
%t. tf%vBi^toq^ — S. 148. Z. 5.: iu%a6^ivov st, H&ia6fkhoq\
Z. 15.: 82 St. 32. ~ S. 149. Z. 4.: 9 st 19.; Z. 3. v. u.: 220
statt 120.
Möge der ehrenwerthe Verleger für die künftigen Käufer
des Buches noch ein ToUstäddiges Druckfehlerrerzeii^niss anfer-
tigen lassen. Am Schlüsse unserer Beurtheilung wiederholen Mrir
noch einmal, dass wir besonders solehe Funkte her?orhoben, bei
denen wir selbst etwas zu bemerken hatten. . Es ist kaum nöthig,
noch hinzusetzen, dass sich des Trefflichen und mit Besonnenheit
Aufgestellten so vieles vorfindet, dass das Buch von Jedem, der
sich für diese Forschungen interessirt, 41® sorgfältigste Berück*
sichtigung verdient. Auch iiir deii aligemeinen Standpunkt stellt
diese Schritt, wie jede tüchtige Monographie, ein lohnendes Re«
sultat heraus. Deim aus der Erörterung des Dialekts geht zu*
gleich hervoT, dass man in diesen Gedichten nicht, wie einige
neumodische Scliöngeister sich einbilden, ein buntes Gepränge^
glossemaiisdier Blumen und Phrasen, oder eine sclmörkclhafte
Diction antreffe, sondern vielmehr, dass der gedunsen^ Schall
des mit der Leerheit des Gehaltes in eüien frostigen Widerspruch
g^ratbenden Wortgekiingels um ganze Hinmielswttiten von den
Bukolikern des Alterthums enifernt liege, und dass der eigen-
tbi^liche Reiz des malerischen Farben wechseis, der in ihren^
poetischen ErzeugjDissen lebt und webt, durch den Dialekt einen
mächtigen Hebel gewinnt f^ der um so deutlicher erkannt wird, je
tiefer die Forschung eindringt.
Wir scheiden von dem Verf., bieten ihm aus der Ferne un-
sern Freundschaftsgrnss, und ennuntern ihn recht angelegentlich,
die S. 9. versprochene Sammlung sämtlicher dorischer Fragmeute
, /V. Jahrh, f. Phil, u. Päd. od, KrU. Bibl. Bd, XXIX* üf/e. 1. ^
98 MIscellen.
baldigst erscheinen zu lassen, da ihm der Dank des phHotogischen
Publikums, namenllich des bedringten Schuhnannes , . der oft in
einer wahren liticrarischen Barbarei leben mnss, gewiss bleibt.
Muhlhausen. jimeis.
M i s c e I 1 e n.
Zu CerYeteri im Kirebcastaate hat vor knrzem ein fiauer , als er
auf dem Felde arbeitete , ia einem miterirdischen Brunaen eder Ge-
wölbe 9 Statnen gefnodeo , weiche mehr aus Abeicht als aas Zafall
dahia gerathen za sein sdteiiten. Alle diese Stataea siad ron äbermi- <
tfirlicher, cum Theil selbst kolossaler Grosse^ und verrathea durch
die Grossarl^keit. und Erhabenheit des Stils und die Schuaheit der Ge-
wandung , dass sie Personen von hohem Range darstellen. Bei allen
feUt der Kopf , nur au einer hat er sich gefunden. Da ann dieser
Kopf eia Bild de§ Kaisers Claudius zeigt , so rerurathet man, dass dl«
gesammten Bildjiinlen Mitglieder der kaiserlichen Familie dargesteill
haben, und dass sie* absichtlich in den unterirdischen Bau, wo sie gefun-
deii wurden, gerettet worden sind, um sie vor einer drohenden Serstörung
zu bewahren. Auchhoift inaa die Köpfe noch zu finden* — In der Wahl-*
che! , im Disiricto Boozeo , hat ein Steiahauer anf einem kleinen Bwgt
uvhft einem Felsen mehrere antike Oefasse nnd andere Gegenstände ran
massivem Golde , zusammen aber 40 Pfund schwer, gefunden. Das
eine Gefass in Form eines tiefen Tollers ist im Innern mit mythologi-
sehen Figuren en reiief bedeckt , welche den Apollo und die um ilu
versammelten Musen darstellen sollen. , Zwei andere mit Krystall yux*
zierte Gefasse liaben die Form von Suppenschüsseln, zwei andere Hiind
Urnen in Ibisgestalt. Dazu kommt ein kanstlich gearbeitetes Diadem
mit zahlreichen Steinen besetzt, «od zwei Halsringe, einer mit einer
Inschrift, die etrusklsch sein soll. Leider hat der Finder die Gefaase
zerschlagen. Am Fasse des Berges, wo diese Gegenstände gefanden
wurden, liegeta Trümmern einer Feste, welche der Sage nach van
Tataren Jterrnhren soll. [Echo du Monde Savant, 7. Decemb.
1889.] — Am reehten Ufer der Saone hat mau im Herbst vor. Jabres
eine 18 Declg^rvmme schwere gallische Silbermünze gefunden y wolche '
auf der einen Seite einen rechts geiAndten Kopf der Pallas mit dem
Helme, auf der aadern einen gleichfalls rechtsgewaadten dahinsprengea-
den Reiter mit dem Spie»se, zeigt. Ueber dem Pferde steht das Wort
AUSCR., und man vermufthet, dass sie eine Münze der Stadt Tounmy
sei. Sie würde demnach ein Beispiel von einer rein und ^entlieh
gaUisehen (autonome) Münze sein , weldie hinsichtlich der Kunst den
römischen ganz gleich stünde. [Echo da, Monde SaVant, 16;'
Novemb. 1839.] — - Der in Paris anfgerichtete Obelisk von Luxof
Mltcellen. 99
kam 4af flehte Klitta FiHBlereklift oidM vwInifMi : obgleich er erti
4r«i Jalira steht , to iind doch schon die früheren frischen Farhon das«
selben merklich verbleicht und er hat einen Riss bekommen , der voa
der Grundlage bis laai Drittelider Höbe sich erstreckt. [Valeur»
10.DecI839.]
/ . ^_
Schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts stellte der Fnmaosa
^^gaigneSf dainals der grossle Kenner der chinesischen Sprache
und VerfaMor eiaer Geachichte der Hunden, die Beliaoptung anf « dass,
so wie man die Huimein für stammverwandt mit den Uiong-nu des
CHlens und die Avaren mit den tnngusischen Jeoujen ansehen müsscy
eben so die Chinesen aidit oia Urfolki sondom eine aiomUch Afpate Co«
lonie der Aegypter seien« Als Beweise worden namentlich die chioosi-
schon Sohrifloeichen ,' wcloho Monogramme igyptiifcher and phünici-
scher B4iciistabon soin foUteo« und die mit den alten Kunigon TJiebens
idontificirten erstea Kaiser Chinas gebraucht. Diese geschichtliclie
Hypothese Ist übrigens schon seit lange vergessen , hat aber vor eini-
gen Jahren dadovdi eine nooe Anregung erhalten , dass maa in altea
Sgyptisehen Gräbern , 4ie seit den Tagen der Pharaonen nicht geoflhet
worden sein sollen , chinesische Porsellanvaten gefunden haben Wollte.
Es wurden diese PorceHangefisse damals in englischen und franiosi-^
sehen Blattern siemlich umständlich beschrieben und das eine davon
selbst abgebildet ; und wer nicht die Abstammung der Chinesen von den
Aegyptern daraus beweisen wollte , der nahm wenigstens einen uMten
^ HandeJsverfcelNr awisehea beiden Völkem an« Indess hat sich in der
Masten Zeit der Tlmtbastaad aber diese chloesischon PorceHangefässe
aus Aegypten daiiin berichtigt , dass^eia reiaender Engländer sie ^u
iCoptos von^einem Fellah kaufte und sicheren ihm -einreden. Hess, sie
seien in einem Pharaonengrabe gofonden, und dass-die InsdMriften auf
diesen Gefftssen sowohlf durch ihre SdirfftCorm als durch ihron Inhalt
Bureicbend darthun, wie diese GeCisse vor dem 11. Jahrimodert nach
Christas gar nicht gemacht sein könnao. D# nun die Araber achoo
seit dem 8^ Jaluhtindert einen bedeutenden Handel mit China getrie-
ben habea , so können sie gar leiehi von China nach Aegypten gekouK*
men «ein. Wenigstens war das Porcellan im 15. Jahrh. in Aegypten
schon so liäoügy dass4ie dortigen Herrscher den christlichen Fürsten
Europas poreellanene Geßisse aum GesciMak sandtoa. Cebr^ens hat
die Nachföesoiraag «her iUesea Gegenstaad aufa Nene die Frage über
die Zeit der Erfiudung des clunesIscheaJPorcoIlaas angeregt, 4wd.a»4si
liier ist die Meiannif;, dass die Chiaesea ^s Porcelbin seit jfsalteo Zei-
ten gekannt habea und dass die murrhiaisdien Gefasse der Alten chiae*
sisches Poroellan nein sollen , bedeutead erseliiittevt worden, weil sieh
bemusf teilt, dass die erste J^otia vom d i inesischeB Porcellan dnnsh
Marco Polo nach Euroga gekomnsen ist» und dasp wir auoh aus iloa
tt«s bdmanten dunesisehen Geschiclita|ueUen das Vorhandensein des >
PorceUans nur etwa bis um das Jahr 1000 naeh Chilstns turackeeafiii; .
gen können. [Ausland 1839 Nr. 860 --a02.]
'7* '" :
XOO Todesfälle.
Den langen Streit, weldiev älwr die fieebttfcbreibiiDg* des Na-
meqs des berulunten Draniatikers Shakspeare geführt worden Uiy hat
man in Englanil dadorch za beendigen gesucht , dass man aas dem
Ratbsbnche der Stadt Stratford , wo des Dtcliters Vater John Shak-
speare Mitglied des Gemeinderatbes war , die dort befolgte Orthogra-
phie ermittelte. Nach einer Nachricht in der Literary Gasette findet
sich nnn in diesem Rathsbocbe der Name 166 Hai, aber in 14 ver-
schiedenen Schreibweisen. Der Dichter selbst hat ihn Skakeipere V»d
Shakspeare geschrieben. Man wird diese Veraehiedenartigiceit der Na-
mensschreibnng weniger auffallend , und vielmehr der gesetslosen Or^
thographie jener Zeit ganz angemessen finden, wenn man bedenkt, wie
▼erschiedenarlig auch andere berühmte Manner jener Zeit ihre Namen
geschrieben haben • In den Observaiione on the kandumting of PkHipp
Melanckthon^ by S. Leigh Sotheby [London 1839.], einer interessan-
ten Zosammenstellnng von Facsimiles der Handschrift Melanchthons,
sind 60 yerscbiedene Weisen abgebildet, in ^^nen Philipp Melan-
chthon seinen Namen geschrieben hat, und wenn diese Abweiehnngen
auch eigentlich nur kalligraphische Verschiedenheiten sind , so treten
doch auch auffallende orthographbche Abänderungen darin hervor. -
Todesfälle.
Den 20. Novbr. 1839 starb «i Wispita im Herzogthnm Anhalt«
Cothen der da^ige Pfarrer Dr. Joh. Ckrieiian Gotthelf Sokinkej geboren
SU Qnerfort niii 21. Decerober 1782, ein tbStiger theologischer und
philologischer Svhrif titeller, der in letzterer Besiehung besoridert
durch seine Beitrüge sur Allgemeinen Encyklopädie, durch die ßesor-
gung der neuen Auflage von L. SchaaiTs Enoyclopädie der classischen
Alter thnmskün de und durch seiu Handbuch der Geschichte der grlech.
Literatur (Magdeburg 1838) bekannt Int.
Den 15. Decbr. in Danzig der Professor am dasigen Gymnasium
Dr. Aug. Jul Kdm, I^ugk , geboren zu Lychen in der Uckermark 1803,
seit 1825 am Danziger Gymnasium, auf welchem er auch gebildet wor-
den, als Lehrer angesteltti als Schriftsteller durch einige Abhandlnhgen
und Programme und durch ein« Ausgabe des Euripides bekannt.
Im Januar 1840 hat bei dem Brande eines Dampfichiffes auf der
Reise von New-York nach BoBton der bekannte Dr. Karl Foüetiy Prof.
der deutsehen Literatur an der Harward universitär, seinen Tod ge-
funden. Er war am %, Septbr. 1795 c« Giessen geboren, and so wie
er in Deutsehland als Torner und Demagog hervortrat und deshalb
1824 Europa verlassen musste , so hatte er sich in seinen letzten Le-
bensjahren stark zum Pietismus hingeneigt.
Den 22. März starb in Halle der Professor der Medicin and Dire-
. «tor der Entbindungsanstalt Dr. fVilh. Memetfer^ ältester Sohn des he*
. rühmten Pädagogen , geboren am 20. Juli 1788.
Schul- n. Untvef litatsnachrr., Bef orderr* u. Ehrcnbcieignngcn . 101
Den SO. März su Kooigsberg der Superintendent SchuUxe,
Den 8. April zu Wertyngen der Dekan und bisclioll. Augsburgi-
ficbe Buehercensor Dr. ^h7 J, J* Kirckhofer^ früher .Bector und Prof.
am Gymnasium in Kempten.
Den 9. April- lu Limburg der Bischof von Liraburg Dr. J. JV,
Bausclu .
Den 9. April in Gleseen der greiwhen. Hesgigclie Geheime Rath ^
und ehemalige Kirchen- und Schulraths-Directoi* Karl Elifert^ IZ
Jahr alt« .
Den 13. April in Uanan der Superintendent, Gonsislorialrath
und erste Prediger -Dr. theol. Friedrieh August fulpius in einem
Alter von 96 Jahren , ein Mann , der in Folge seines einfachen und ge-
regelten Lebens nie ernstlich krank gewesen war und bis vor wenigen
Jahren sein Amt verwaltet hatte.
Den 14. April in AUenborg der dacige Generalsuperintendent und
Consistorialrath Dr. Chriatoph Friedrich HesekieX,
Den 2. Mai in Stuttgart der als Verfasser einer fransöeischen
Grammatik bekannte Abbe Mozin ^ ^l Jahr alt
Den G. Mai auf der Rückreise von England nach dem festeu Lande
an. einem Schlagfluss der als Linguist berühmte ProfeBsor Dr. StrM
yrpn der Universität in Bonn« . ;
Den 11. Mai in Bonn der ordcntlidM Professor in der philosophi-
schen Facultat Eduard di'Mim,
Schul -and UniversitStsnachrichten, Beforderongen und
Ehrenbezeigungen.
EtBBBFBLD. Dus Programm der Realschule cniliält eine Abhand-
lung des Lehrers Heuser: Ueber bürgerliche Maasse und Gewichte. Die
Schüler^abl betrug im Sommer 1838 243» im Winter 1839 248, ist
also immer im Zunehmen begrilTen. Die Enilassungsprüfung bestan-
den G Schüler der ei^sten Classe. - Das Lehrcrpcrsonül ist unverändert,
die durch den Austritt des Schulinspectors Dr. Wilh&rg erledigte Leh-
rerstelle ist trotz vieler Bemühungen noch nicht besetzt. In I waren
22, io 11 33, in III 42, in IV 40, in V 43, in VI 36, in VII. 32
Schaler. Die Anzahl der Lehrstnnden beträgt in 136, in II 36, in
m 86, in IV 36, in V 36, in VI 36, in VU 28. Dazu kömmt noch
eine Singstunde für 'den Sängerchor, und für 1 hu Sommer 2 St.
W.dcheotlich zur Wiederholung der Mathematik bei dem Director, so
dase die Schüler der ersten Classe Inder Woche 39 (!!) Stund eu Un-
terricht haben» 0a am Mittwoch und Sonnabeud die Nachmittage
frei sind, so haben die Schüler an den andern Tagen 7 oder 8 Stunden;
an einem Tage z. B. von 7 — 12 und 2 — 5, an einem andern von
8- — 12 und 2 — 6. (Hat Hr. Lgrinser blas für die Gymnasien i;e-'
schrieben?) Die 86 gesetzmässigen Stunden sind in 1 aur folgende:
102 Scbsl- «sd U»iTeriU&laa«ekrlcli4ea^
Weite unter 16 TembieieB« Fächer TeriheiUi Bei 8 St, Malh. 4 St.,
prakt Rechoen 1 St, Hedwalkl St, "Mytlk 2 Sl , Chemie 2 St.,
NaCqrg. 1 St, Geech. S 8i, Geogr. S St, Desttch S St, Fnnxa-
•itch 4 St', Englifch 8 St, ItalienlMh 8 St, Zetchaen S Sl., Schtei-
ben 1 St , Singen 1 Stonde. Rechaet maa a« dieser Slaadeaamhl die
Menge der hauilicbea Arbeilea (wenn aacb die Hdlfle der HeCle, de-
ren ein Prinumer 2& (!)*) un führen hat, ia det Schale gefährt wird,
•o nimmt das Anearbeitea der librigea aad das Pripariren, IKeipetma,
AntweadiglerBea n, ß, w. doch noch viele Zelt In Anipmch) , ae moa
man sieh wundem , daM die Jungen Leute to gesund nud friach aus-
•ehea. Die Uebnng roaeht den Meister; daher Ist es nidit asffaUead,
dasfl ein Al»itarient bei der Ausarbeitung der schriftiidien Examen -Ar-
liciten, wie man sagt, Tön Morgens 8 Uhr bis Naetits 12 übr, die nia
Essen nothige Zeit abgerechnet, ohne besonderen Nnchthell fär aeiue Ge-
sundheit anhaltend sitzen nnd arbeiten konnte. Die Schüler der mit der
Realschule Terbundenen Gewerbschule haben wöchentlich 47 Staedea
in t und II , in III 44 St Unterricht; diese St sind in der Art ▼ertheilt,
dass für das Zeichnen 18, für Chemie 8, Mathematik 8, pmktirichci
Reehofen 4, Mechanik 2, Pliysik 8, NatargescMehte 2, ReetticbS,
Sfjhrciben 1 , Modelllren 8 verwendet werden. Dia Znhl der Schals
betragt gegen 80. . - [E i n g aaa b d t]
IIalkb« Unter den in der jongiten Zeit an der hiesi|^eii Fried-
richs- UniTcrsilät erschienenen Programmen Ist zunftclist daa darch ver-
schiedene Umständo verzögerte Fest- Programm zur Feier det' Gebort
festes Sr. Majestät des Königs zu erwähnen. Es fährt den Titel CoifcJ
iuris mimidpaUs Halensia saeeulo decimo et quinto confecius nunc firimufli
editua (bei Grunert. X u. 40 S. gr. 4.) und Ist vpn dem zcftfgea Proro-
ctor Herrn Geheiiuen Justiarath Dr. iVnIce, der jedoch wie schon
cinninl bei eiber ähnlichen Gelegenheit seinen Namen nicht g-enasst
hat, herausgegeben unter dem Titel: ^jiFitkkor vnd' gesetexe ^er von
Halle yn Sachsen, ^' Die Pergament-Handschrift war friher in den
Besitze des berühmten Kanzlers Vön Ludewig, des ausgezeiohneteii Ha!«
leschen Chronisten von Dreyhaupi, znletzt des im ▼erfloasenen- Jahre
vcrstorbeneit Ober-Landesgerichtsraths Zepemiek gewesen, dcascD Ürbe
dieselbe dem Jastizrnth Dr. Bryander überlassen hat. Nachricht davoo
hatte bereits- Drejhanpt In «efnCr Chronik (II, 303.) gegeben, aboi
durch die Ungenauigkeit derselben so ^te durch einea Fehler denLnde-
wigsclien Manuseriptenkatafogs waren Dreyer u. a. au der irrrgen An-
nähme, die Handschrift enthalte einen Theil des Sachsenspiegels, ver-
anlasst worden. Durch diesen Abdruck, der in scinar «tjfpographi«
sehen Ausstattung ein Facsimile der Handschrift darbietdt und der mit
•) Ffir Religion, Chemie, Pbysilf, NatnrgcschiclitB , Geographie,
d. LiCeratnr^ Metrik, Philosophie, Mechanik, Geschiciite, deutsche,
französische, englische Aufsätze, französische, englische und italienische
Ä i^Fgaben , Uebersetzanfien ans dem Französischen , Englischen nnd Italic«
^ machen, deutsche und französische Gedichte, Erklärung von Gedichten,
^ Mathematik 2 Reinhefte, Uebnngshefte, Repetidonsheft.
Bdl((rderangen und Ehrcabezcigungen. 109
V
antgeMicbnetor Genauigkeit und SorgfiiU .beftorgl i#|, liol »{ch der
Geheim eratli Pemici} ein weseiitliclie« Ver^ieott mii i}ie^ deiitsclien
RecliU- Alter Ümmer und inibesondcfe um das alte statutarische Recht
der Stadt Halle erworben. Denn ofischon Droyhaupl (II S 203 — 321.)
mehrere der aUen Ualleschen WilUcüren eo wie die ReghuenterOrd- •
nnng Herzog Ernstes hat abdrucken lassen, Hr. Dr. FörMlfimofM in den
Neuen Milthellungen des Thuring. Sachs. Vereins (Bd. L S. 62 — 92.)
dieselben wesentlich vervollständigt und namentlich zwei neue Willkü-
ren aus dem 14^ und 15. Jiahrbundert binsugefogt hat, so bieten doch
diese nenherinisgi^beoen Statuten, aU deren Schreiber sich Joliannes
Luckardus Uo Gotha in die cirGumcisionis Christi ^nno llSS^neoni, eine
Menge neuer und cigeotliAmliiCher ,|Sestimmungen dar und lassen ea .
schmerzlich bedauern;,. dass der Uandsclirift in der Mitte mehrere Biat«-
tcr fehlen. Die gut gesdiriebene lateinische Vorrede erläuicf t die Ver-
hältnisse, unter denen diese Willkür .festgestellt au seia>cheint, wid-
met dem Andenken Zepe^nick's einige herzliche Worte ond theilt ans^'
serdem ein Griechisches Anecdoton (aus cod. Guelferbjt. nr. 97.) mit, .
welches eine griechische Uebersetzung eines Stückes ans den Institutio*
neo des Cujus ns^l zijg %av ^adfioii/ cvyysvsiot^ entbält. — Das Oster-
j^rogrampi der theologischen Faco|tat Ton dem Professor Dr. Friiz$ch$
enthält 4e Je^iutamm maohinaiionibu9 naleuaia theoktgi epißra ad irrilum
redacf <s comaientafio sectiHdo(b, GeUoa^r 20 S» in 4.)^ die Fortsetzung
der in dein Weibnachts-Programm begoniieneii Abhandlung , von wel-
cher sicl^ der würdige Verfasser durch keine Schwierigkeiten hat ab-
schrecken lassen« Es enthält die Erzählung von den Bemühungen A.
M« Francke's den Herxog Mor|tz Wilhelm von der kaihoMsehea Kirche
zu der i^rotestautischen zurückzuführen und von dem glücklichen £r-
folge-v mit welchen jene Bemühungen gekrönt wurden. Aus dem von
dem Verf asser. boAiitzten Archive der theojogi^clien FacuUät zu Halle
wir4 zum erstenmale das Gratulationsschreiben derselben an den Her-
zog und dessen Antwort darauf (d. d. Oiterborg zu Wejda den 29.
Octbr, 1718) mitgetheilt. -^ Dea[i Verzeichnisse der im Sommerhalb-
jahr zu haltenden Vorlesungen ist Meieri eommenUüionia quintac de An* "
docidin quae vulgo fertur oroUon« contra AUibiadem poitfctila undccifna
(b. Hendel, p.' 9S — 112) und der Einladung zu einer Wittenberger
Stipendiaten- Bede pariicula duodeeimo (p* 113 — 118) liinaugefügt und
damit die kritische Prüfung der einzelnen Theile der Rede nach ihrer
sprachlichen Fojrm und dem Sach- Inhalte beendigt. Obsdhon es zu
weit fuhren würde , wenn wir beide Programme v^ollständig analy^iren
und bespredien wollten , so dürfen wir doch nicht unerwähnt lassen^
dasa sowohl für Kritik als für Erkluruing schätzbare Beiträge gegeben
und insbesondere bei der Entwickelang de^ Sprachgebrauchs eine sel-
tene Bclesenheit in den Attischen Rednern bewährt ist. DTahia rech-
nen wir die Erörterungen über ai mit dem. Conjunctiv , wodurch § $6.
dwnQii^TjTcci gegen Dekker's dicmQK^teti. geachüt^it wird p.. 94, die
Beispiclsammlungen über ll^^af^6&ul nsqi p, 114 , über die Voranstel-
lung der Adverbien , besonders «f / p. 94. , ütier svetväQicc p. 116. In
104 Schal«- nad Univejrsitftitnachrlclites,
§ S6. ▼ermntbeC der Verf. eine durcb den rodneriscben Gebranch em-
pfohlene Ujnstellnng der Prapoiitionen inh(^ t<Sv — ädtnrntdrtaUL avcüv
tifiüD^ovPtai , äH^ mql xmv- p>M6vttuV' tpoßovvtat ; § '49 wird noXa-
cavttg zwar beibehalten, jedoch bei Plntarch» ArisHd. 7. aslaaig io
HoXoviftg geändert und das Scholion an Aescbin. de fals. leg. p. 7S5.
erläutert und emendirt. , § 41« , wo die Gesandtschaften erwähnt wer-
den, giebt dem Verf. Veranlassung sn einem umfangreichen Excurs, in
welchem die politischen Verhältnisse der dort erwähnten Stnaten , na-
roenilich Thessaliens, Macedoniens, der Molosser und Thespretef,
der Meseapier, Tyrrhener und der griechischen Staaten in ItaKen,
endlich Sieiliens und besonders Segesta*s, nnd deren Berfihrungen nnd
* Verbindungen mit Athen ans einander gesetzt nnd die bisherigen Unter-
suchungen in sehr TerdiensUicher Weise berichtigt , ergänzt und ver-
¥ollständigt werden. — In der philosophischen Facnltät hat sich der
Coiiege der Realschule Or. iPilh^lm Uankel insbesondere für das Fach
der Chemie habilitirt und zu diesem Behufe am 3. März von seiner Ab<
handlung de ihermoeleetricUate crystaüorum 6eß zweiten Theil (b. PIßtz
48 S. in 8.) öffentlich Tertheidigt. — In der theologisqhen Pacoltät
ist der vor einigen Jahren von seinem Lehramte suspendirte ansseror-
deutliche Professor Dr. Gnerike durch ofiicielle Bescheidung autorisirt
worden, wieder als Professor der Theologie an der hiesigen Univeiw
sifät ZQ fuDgiren; er wird Im Sommer - Semester seine Vorlesungen
wieder beginnen. — Die philosophische Doctorwnrde erwarb sich am
4.' April Hr. ^ffrert H/etric/k aus. Staritz durch die Vertbeidigdhg einer^
commcntaUo de CUithene Aiheniensi deque ü$ , ^uae tUe tn repubUea in-r
sHtuii (bei Semmler 34 S. in 8.) ; da jedoch die Vollendung der ganzen
Abhandinng im Drucke demnächst berorsteht , so wird es zweclimässig
sein , erst dann über die fletssige nnd sorgfaltige Arbeit zn berichten.
— Die Sfitglieder des philologischen Seminars haben , wie dies seit
einigen Jahren die Sitte nnd ^Gewohnheit erheischt, dem. Professor
Bernkärdy an seinem Geburtstage (den 20. März) eine GratnlationsschrlfC
überreicht, deren Verf. der zeilige Senior des Seminars Hr. Friedrich
MüUer aus Naumburg ist. Sie enthält Qicaesliones QainCJlioiieoe (bei
Plotz 24 S. in 8.) und untersucht die liebensverhältnisse QuintiÜans. —
Durch den Tod verlor die Universität am 22. März den. ordentlichen
Prof. der Medicin und Director des Entbindungs» Instituts Dr. H^lhelm
Hermann Niemeyer ^ den ältesten Sohn des verewigten Kanzler A. H. N.
Er war den 20. Juni 1768 geboren, anf dem kon« Pädagogium gebildet
und hatte die Universitäten Leipzig, Berlin, Halle besucht, wo er am
8. Sept. 1810 die medicinitche Doctorwnrde erwarb. 1814 wnrdo er
Arzt der Franckeschen Stiftungen , 1819 ausserordentlicher , 1827 or-
dentlicher Professor, In welcher Eigenschaft er sich die Liebe nnd An-
hänglichkeit der Studlrenden zn erwerben und zn erhalten wusste« ^Da
ihm das Streben nach literarischem Ruhme fremd war, so entwickelte
er eine desto ausgebreitetere Thäligkeit als praktischer Arzt, bis zu-
nehmende Kränklichkeit derselben in den letzten Jahren ein Ziel setzte.
Zorn Director des Entbuidangt - Inititutf ist durch hohes Mioisterialr
Beförderungen and EtirenbeBeigangeiu 105
Reseripi Tom 28, April der ordeotlklie Professor in.Üer vediefniscYieii
FacttUälDr. HoAl, welcher Tor melireren Jahren bereitf aU AssivteDt
sich weientUche Verdi^nsfe um diese Anstalt erworben hatte', ernannt
worden. — Von den jährlichen Programmen der hiesigen Scbnlen
sind an Ostörn nur xwet erschienen , weil das königliche Padagoginm,
dessen grossere Ferien in den Herbst falfen, ,auch erst au Michaelis die
. nblicfaen Prüfungen seiner Zöglinge abhalten und daau durch das
Öffentliche Programm einladen wird. Die latoinische Haoptschvle
- wurde im Winterhalbjahr von 251 Schälern besucht; Ton denen 131 auf
der Pensionsanstalt, 44 auf der Waisenanstalt, 76 in der Stadt wohqten:
zur Universität gingen IMichaelis 1^69 4, Ostern 1840 8 Primaner ab«
Ans dem l<ehrercolleginm schied am'l. Mai Dr. F. A. Eckttein^ welcher
seit dem Anfange des Jahres 1831 als ordentlicher Lehrer an der Schule
angestellt war , um eine Stelle am Cön. P&dagogiom au übernehmen;
*Bml. Not. Hr. Fr, Andreas Foigiland^ welcher seit dem 1. Mai 1834
•als Collaborator gewirkt hatte , um an das bymnasium au Srhiensin«
gen überzugehen. Die Gollegenstelle wurde dem Mathemafikus IT« J»
IVehtr^ die Cellaboratur dem Dr. A, Arnold übertragen und in die be^"^
den Aiyuncthren rftckten die Herren C. Ferd, Rinne ans Erfurt und Dr.
Tkehd, -Rumpd aas Vienau bei Suhl ein. Den Schulnachriohten geht die
Abhandlung des Gollegen ülam'titis vor , in welcher ^ber retigitise Bit^
düng im Valerhauae auf 41 S. gesprochen und eine Menge in Beziehung
darauf empfehlnngswerthe Bächer (S. 41 — 50) veraeichriet ist. Ea
sind Maximen eines erfahrenen Schulmannes , der in seinem eignen Le-
ben und in seinem Hause den NutzeA derselben geprüft und bewähH
gefunden hat. — In dem Programm der Realschule steht eine Ab«
handlang des Gollegen Dr. Htmkel t Die Ge»etze^ der KryHaüeleelrieUäi
(28 S. in 4.)« eine deutsche Bearbeitung der toY Kurzem lateinisch her-
an^grgebenen sorgfältigen Untersuchungen über den bezeichneten Ge-
genstand. Aus den Schnlnacfarichten erglebt sich , dass im Laufe des
Jahres mehrere zweckmi^sige Abänderungen und Einrichtungen in der
Lehrverfassiing getroffen sind ; besonders ist dem deutsehen Unterrichte,
was sehr Noth that, eine wichtigere und umfassendere Stellung einge-
räumt , dem lateinischen Unterrichte ^ae grossere Zahl Ton Classen
und Lehrstnnden fiberwiesen and Turnunterricht angeordnet. .Aus dem
LehrercoUegium ging Hr. F, F. Krause als Director der Burgerschule
nach Zeitz ) in seine Stelle ruckte Hr* Böitger^ zwei neu errichtete
Stellen wurden Hm Spiess^ einem ansgeseichneten Zeichea - und
Schreiblehrer und dem Dr. Häser übertragen. Die Zahl der Sdiuler
beläuft sich auf 181. ^ [F.A.i:.]
Lausanne. Die seit 1536 bestehende ältere Akademie , die jedoch
liis 1806 wenig mehr ak ein Gymnasium war , wurde am 12. Juni 1838
durch eine Rede des Beet u. Prof. J» J. Perehai {Adieux de 2*ancjeime
Acadmie de Lausanne ä ^s eoncUoyens; 24 S. 8.) geschlossen*). Dia
*) Als Curiositat stehe hier das'CompUment, welches darin derdent-
sehen Sprache geaiacht Wird. „Us (les Vandois) aoraient mieux r^imsi
106 ' Schal* and tJni vcrsitätiaLachrichUiii
neue .Alcademie and das Cantoiifgyinnastuoi (Col{^ cantonal)., deren
Lehrstellen durch ausgeschriebene Concurse neu beseUt worden varen,
eröffnete am 7. Januar 1839 der erste Rector der reorganisirten Akade- >
wie) Prof. Momutrd durch eine'Elede {Laus, 28 S. 8.) 9 woria de« Um-
gestaltung des höheren YlnterrSchttwesens in Canton wqniger.„le Umide '
honnenr d'une r^organisaUon qni röglemeote, als la gloire d'nae r^vo«
lution qni vivifie/' vtndlcirt» nnd sodann Puniver$aüte et la natioiiniite
de la frie lUt^ralre et scientifiqne als der zweifache' Charakter nnd die
Aufgabe , welche sich die Akademie sa stellen habe , auf beredte
Weise erörtert wird. — Die Akademie umfasst 8 Facnltäten,: eine
philosophische (faeultd des lettres et des eciences), eine theologlisdie
und eine juristische. Wir entnehmen dem gedruckten Leciionsverzeicb-
nisse folgende Angaben. Das akademische Jahr, im Winter- und
Sommersemester zerfallend, dauert resp, vom 1. Nov. bis 5. April nnd
Tom 20. April bis 15. Angnst In ^^r philosophischen Facultät lesen 5
ordentliche und 7 ausserordentliche Professaren , nnd swar Mickiewicz,
P. E. , Literaturgesehichte des augusteischen Zeitalters nebst Erklärung
ausgewählter Slücke ans den Schriftstellern jener Zeit , 2 St. W. n. S.
S. -^ Zündel**)^ P. £., Bescblusa der griecli. Literatnrgesciiichtc
von den Tragikern incl. an, 2 St. Sopb. Oed. R. 1 St. W, S,. Griech.
AlterthQuier und Thncyd. S. S. — Monnard, P. 0.» ForteeUuog
der allg« Uehersicht der franads« Lit seit Mitte der Regierung Ludwig s
XIV. bis Schluss des 18. Jahrb., a St. W. S.. Item 19. Jahrh. S. S. —
Dufownet, P.O., hebr. Grammatik neb4 Interpretations- und Com-
positionsübungen-, 2 St. W. u. S. S. — Ckarl, Seereiaiij P. E., Me-.
rapbysik des 18. Jahrh., bes. über Kant und Leibnitz, 2 St. W. S.i
Rftligiqnsphilosophie S. S. — ^ ChejthuUeZj P. £. , Besohlusi der Vor-
lesungen über Staatsökonomie S. S. — OUvier^^ P. 0., allgemeine
Geschichte , Schluss des 17. u. 18. Jahrh.' bis zur franz. Revolution,
2 St W. S.; franz. Rev. S. S. — Guinand^ P.E., Geschichte der
Geographie^ 3 St/W. S. — S«:rete»- M ercter , P. 0., Differential-
rechnung , 6 St. W; S. ; Integralrechnung S. S. — IVarlmann , P«
0., Mechanik, Akustik, Wärme, G St.^W. S.; über Behai^lung der
physikaL Instrumente und Experimentirk un&t, monatlich einmal ; Un-
wägbare .Flaida S« S. — ^ MercaiUon , P. E. , unorganische Chemie,
Sans doute , si nos dominatenrs (les Bernois) avaient pu lenr servir de mo-
dMes , au Heu de les exposer ä Vinfluence allemande , la plus fächeuse
pent-kre qne piiisse ^pronver notre langage.^'
*) aus Schaffhausen, Verf. einer von Geist, Kenntnissen und Betesea-
heit zeugenden Abhandlung de la tragedie grecque compar^e ä la tragedie
frangaise clasHque; Laus. 1838. 101 S. 8. Seine Mitbewerber um die
griech. Pr,ofessur waren G. Pradez und Dr. /4^ JFittich aus Biberach (s. Ar-
chiv d. Philol. V. 2. Nr. 7), jener durch eine Jppr^ciation de VOedipe^-Hoi
dt Sophoele; 7^8. 8., dieser durch eine Abhandlung: Jdies sitr la RsU"
gion des Anciens; 34 8. 8.
*') Bei der feierlichen Einführang desselben am 23. Juli 1839 hielten
der Präsident Ja^uet nnd der Rector Moimard Begrüssungsredqn , worauf
der Designat selbst in einem langem Vortrage seine Ideen aber portrait et
v6nte humaine en hUioire entwickelte« Sämmtlkhe 3 Reden sind zusam-
mengedruckt Laus. 1839. 77 8. 8.
Betordernngen und^Ehrenbesei^aogea; 107
6 St. W. S«; organisdie Chemie «nil Minerftldgie S, S. — Dan. Alex.
Chavunnes, P. E, et honor., «ber den menfchUdieii Körper S St.;
SchluM der Vprtrdge filier Reptilien and Fische, 1 St« W. S/) —
In der theologischen FacuUät lehren 4 ordentliche Professoren : exeg^
tische Theologie Dvfournet (Genesis, Hh>b, Psalmesy Jesaia, Briere aa
die Hehr. b. Ir an die Kor.; hibL Ardiaologitf W. n. 8. S.) — histo-
rische, Herzog - Soein (Kirchengeschichte bis aar llefonnation W« ond
S.S.) — systemaiitche C^ppttis (Eneylop, d. theol. Wissenschaften;
theolog. Interpretatldn der kleinem paaltn. Brief^ W« S. ; Einleitung *
in die Dogmatilc S. S.) — praktbehe Vwtt (Homiletfk , Pastoralwis-
ienschaft, Uebungen im Predij^n und Katechisiren)^ — In der Rechts^.
facttlta( lesen 4 ausserord. Professoren: tC%er6tilte« romisches Recht;
IVifoa waadtländ. Staatsrecht nnd-Schweli^or Bnndesrecbf; Ed, Secrettm-
Criminalrecht und Rechtsgeschichte; fiecreftfa-^ecfetim wabdtländ. Ci-
TÜrecht und Processordiinng. — — Hierzu Icomraen eine Zeichenscfaule .
{Jrlaud Direktor) , eine tteitbahn (Peiiste Stallmeister) und' ^ine Tnr|i-
anstatt (fiucftonnet). Das College cantonal aerfaUt in Gymnase und
College inferiear**),iene8 an 4 Classen mit (am !&• iing. 1839) 79, diesea
SU 5 Claisen mit 106 Zogl.) ausammen 178. Director beider istSolomusc,
dem der Refigionsanterricht in simmtBchen Classen sugewiesen ist»
Ausser ihm unterrichten im Gymnase 9 Professoren der Akademie***),
Mminärdy üfickjeiricz , Zilndel, Olieterv Sscrefcm-Afefcter , frartmann,
Chm Seerelan und Dvfournet >(Uebersetzer der Tabelle homer. Formen
Ton Dr. B. Thiersch). Femer 8 Institniteurs r de la Narpe^ Kohler In
fransos. Sprache, Hiaely in lateiii. Sprache u. Alterthfimern , Zuncfel
(aU StellTertreter des Lehrers für griech. Spradie and Antiqnitaten),
Kessler im Deutschen , Cftnoannes^Curcftod in Mathematik, Chavannea-'
DtiioH in NatnrwissenSchaftyi , Futtiemm-Gallhrd in Gesehiehte , Gut-
nm»! in Geographie und Geschichte. Hierzu ein Musiklehrer: Scftfi-
wttneek, — Im College inf^rieur eHheilen € Institaleurs specianx Un-
terricht: LaAarpe-£pA{er im Französischen , G. Meylan. in Latein^ Gvi-
son-GoRiii im Griechischen, NeBÜer im Deutschen, CItovannes - Cicrcftoii
in der Arithmetik, Guinand in Geogr. n. Gesch. in den 2 obersten Clas-
sen; 3 Instituteurs de classes fflr die 3 untersten Classen : Reymond-
Almeran^ iPorla-l^eoot und Gattiard; 4 maftres spdcianx für Schreib-»
Unterricht, Gesang, Zeichnen und Gymnastik: Fr* Gtrarcfef, Scftnirft-
nelDfc^ Irland und RuchotmH. ^ — Folgendes ist das möglichst abgekürzte
Verzeiehniss derLectionen im laufenden Schuljahre, vorüber wir, den Le-
sern der NJbb. nicht vorgreifend, ui|ser eignes Urtbeil sumckhalten.
^) Hieraus berichtigt sich die in nnsera NJU>. XX VIT, 112 mitgetheike
Aneabe , jdass der vormalige Co^nrector des GymnaMams in Zwicican G, J?.
KMler an der Akademie in Lausanne angestettt sej. Er lebt Tielmehr als
Privatmann in Vevay bei Lausanne. [Jahn.]
- **) Letzteres und die in den kleinenr Städten des Cafitons fondirten oder '
noch zu fnndirenden Colleges verhalten sich zu den ersteren , wie deutsche
Progymnasien zu einem Gymnasium.
***) Die Lehrstelle für deutsche Uterator aa der Akademie und am
Gymnasium ist jedech noch mibesetzt.
108
Schul- und Univeriitätsnachrichten,
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ISWm. 514. ULMS. €7 TabfiHea^ 13 UmfSeifkmtm oai oineKarte.]
afllur reifiliiaKigp MhftirilitngTOi alter 4af n^lpött Leiheii, BrawlMrog
«tti llalnrrirlrt in dea V«rttDigtfiD Staati» ^^aa KovioMaika (S, U5 —
SM s. MO — 2S). Fibr diejimigMi Leier der iafaiUclMr for Fhile-
iml Pädagogik, welcdraa es aa Zeit nai €relegQid»eit
das ia Rede «toheodc aw^ffrlirKid» Weck n lesea,
aas aBiaea MiiHnllBBgiea ober das CatootcktaweMi Kani-
; nawIBkaamea aeia, hesaiMlnrB da der T«rC t
mmrm ^üuigea ^irfmtlialt ia Anedka, ana latemae Cor iia
die mit dea Zweckea aeiBer Reise ia aslierl
iaardk seiae i^tfadbea Verimidaiigai vor ann
dea Staad gesotat kt, «as ansfalurficlie anfl glaakvirdige
i der «aariaen Staaleades Laadai ■iHiHiliiilinii ,
A. Fol i s B chu l uf e ߀M,
OSe wnedarai fitaatwa der Coioa
» fiar das ^oünschulweBea so «dir, dass ^
: des UjitemdrtB dea ia dieser Hiasklit OK wvtealea inal-
Staatea Eamiias, DoBteolilaDd «ad Siiiatiiaad aiciit sudi-
atdht^ Ia andern Hwaderttaaennde Tan Kiadera MifwadaieB^ oboe fie
tataraefaeidea steh 4ic »ecd-
dealHtea danii im gpaOalidK,
I die Meagc der Seoln leider aatbweadig gea i a t dua e TerlHnuiBag
des B«ligieaswdsffriidits, dariA eine weit Itnraere Aaner des Sekallw-
aaehs (8, ia «Mgea Staatea kam 6 Monate im Jalire; Ia Ken«
Tmfc^ wa das Sobalvesea am geordaelstea ist, Ist die ^risnfiliiflia^
Zeit von S aof 6 Monate erlMÜit)^ dnrdi die Bildai^ «ad dnsteliaaR
4er Lebrer. Am misgebiid^iifia «md ▼ottstibfigirtBa ist das flntiB»
laVea-¥ark «teilt em Tfaeüdbr hyiana ScdiiAea witer der Asf-
aicht der Mageatea (Leiter «der VervaUer) der ümv
JGeai.Yock (22), die aadeni «nier apemaÜBr Utanj
lea. Die VolksMdmlea des Staates stidiea srnmatScdi nater disr CNibat
Ans OberrontidwBB (fiiyniatriideat «f Ae Cbammn SclMals). Bia
aUiiingvrter d
B, naob fierbiltiM'w der MmfhaM &i»r Sduiler, dk
» Dollar betiai^iMdua aaftnaamrtea litisrtmfaMdi, im ^dm
ISttmnffii^gmi^ie es aar diese JUA «nIeniniBiBa AastaUaa «asammsai
laOMDolUK. Die AaBäkl 4er mä amea «tadkmidfla bdtrag«»6,
vaa daaea aber aar 4d6l wibread 4 Maaale im JAm Assisrtwa oder
«i^^isciiea Catemofat baltea.
1 gnudct^ iB üdem c
B«f«r4«rm«g«ji vb4 B1ire«lb«sclgttag«B. lil
I ( afduufiia) luAen eiM tci— iua Alribeavas fihr Um WOimm^-
imiftjgvr T*llnMi»Ileli«er «si n%rfteB Aw&r jwide am» 4«« Lüenter-
f MiJs jüuticib MI 1ktl)an« Der 4tct Jidn« , «ad ä jc4en voa iicMB
6 Mmite wflmsde Uoterridrf «bmt kmltigcn SawMelirer «sfaMt
^ die ci^iMiie SprftfiM ^ SchrcAeü orf iSeidMi«« , Redmea «ad Bvdi-
hOtes, EcAirode wuk «esoinclite TtaAmdea, Gesdn^bte der Verei-,
ntf^tea 6taatiai<, GewBvtrie, Tf^mwaictrie «nd F tMä a ciwi« , Kstar-
Mn« avd Aflfaagflgnuid« der Stcraicttiidc , Sc A ddctw n i t md ll»er»>
l«gie, Tei€a§B«ii|^ der Vervii^gteB Stesle« and des Stmies Kea- Terfe,
Tbcüe der Benjeilcwbeii -Geftetce md Miciitcii der OenaitcM, Meral-
pluloMplne, Legik und Padagagft. A«f CSessn^nterrttdiC wird in
AaMEfifca wenig Gewidht g(d<^ — es Mdt den Aieerilcaaeni te der Ee*
gel «a Sfiase. „Idh faad aüeia la dea &iMlea ür faflitga Eiadcr
nrdaaUiilwia Ckssnig, deMen AbweMalKit ia dea VetkiKbaiea iMksi
arftoliffBd ist^ 16S7 warea die Boigersidmlea aar tm 214 Schfileni
lieBBciit, ^Be ndk aa Ldonera Üldea velllea, «ad doch iul dt« Slai*
etwai alwr 2 li^fianea iSawelMier. Bie LriM«r weidea Taa< dea Ge-
neiaea aageitdit — dacii iit jede gefaid fe ae Wiriil aar aaf 1 Jaiv
gal%>; wmi die anf initiier Gewaliltea ia Umtb AatCreagaagra er-
«cUoSiBa wafdca. Zar £iiialtaag der ToUcasiiialea wiesea ia dieseni
Staate die ^iwelvcr jedes OwU gefietelidi diwa ae «iel darci ^Mlwt-
li eatea e ii Big aafhriagea, ak der Staat ümea aacb Terinätaisf der Scbä^
l«raaiil a»f dea Sdtailfaads an«ridea Mnt, daffea ridnAcrlm 2 wnä
90 viel aaflegea. Die Zaid der idbB%>IBiirtigea Kinder vaa 4 — 1€
laint» fNOiaft «di aaf 596,682, davwa lieniidilea -iAe Sdiaie 524,1«.
Bie Aaagabcn aa I«Aireigelndtea a« s: w« •1»efmg aagcfaiir ],4Ml,'(Bi
Bellart, dcvaa wardea Mt^Mt Batlan dnrcii dea 2 Müfieaea Beilan
Iwtrageadea SrlMrtfeadi des Steata iMMdriUca, 500,418t B. dandi fia
E^eBOHnnMtoner der EiawalMer wd fiM,iM danii die EUera nad
Ve i awiude r der l Öa d c r , Bier Staat etenerle «a dea AnfWagnagea der
ISnw. aadi »fi,ilB B. Ikb. Ber darcbschutlBciw Gdialt jedes Velke-
admUelmt« iMtragt 51 B. oder » BOdr. la der Stadt Kea-YnA
{fiHt dM/MNI £.) v«rdeaairfK«alai4eaflKatI8fi5
fände eafgegep nhant, 1«? in « Sobnlea 14,IU Kinder nneatgeM-
Bch nateiviclilet (12,637 wciwe and 1296 farttige). Badi 1>e»tN^lcn
aar 2/S van diaaea «agtidi die SdMdn. Bie dnitigcn tithaiiinliMi
Sriwiaa i ili hii M». dawaidM giahtna datt nach eia WaJaen-
vans Tea mM9 aKsaacaa, eiee lMHMMUMai*rcffaTBnrle ocbale ana venma
Warlesdialea. Bcr Sta^ H«flsac1in«elfl katJcdaea eigeaea Sfdndk
londs fir die TnifraaBJiaka, diese veaiea lOleia darch ScliietiMiiean-
tmag der EJawal^Br jeder Ortne naferrhl iwliaMin. 1M7 taba^ die Aa-
HKi aer UBBrer siMv^ wk ncr uehaeiHaMn na^l.* vnnai SeManeivas
watdea vaa dm Eiairaiaera aafl^ciiaKda SS^fiS BaüarB« 4a5;2lt fir
Biiidltang der Sdaiea, Sdiatgfild m. a. w«, 887,124 fir
iSat Ve
-^jB Schal- lind Univeraitfttsoachficbten,
1 Thlr. 2SSgr. für die Volkssi^baleii entrichtet vard. Die darcbtchnttt-
liebe jährliche Länge dea Schulbesuchs betrag. 6 Monate and 25 Tage,
und die darchschnittlichen Lehrergehalte für den Unterrichlamonai bei
den Lehrern 25 pollars» bei den Lehrerinnen 11 D. Fnr Bildung der
Lehrer geschiebt from Staate nichts, nur die-Gongregationalistenbab^n
mit ihrem tbeol. Seminar ein SchuUebrer- Seminar frerbunden. Unter
200^000 Menschen zwischen 14 — 2Uahrea fanden sich 10, die nitht
lesen und schreiben konnten *)• Die Privatschalen und Bärgerschulen
(Academies genannt), 854 an Zahl, vurden 1837 von 27,260 Schülern
besucht > deren Unterricht Aorchschnittlich 6 Monate und 17 Tage im
Jahre währte, und 328,026 D. kostete. Die Stadt Boston hat von je-
her die rühmltcbsten Anstrengungen für den Unterricht der Jugend ge-
macht. Sie hatte 1837 bei 80,325 E. 91 uffentl. Schulen mit 9683
Schülern. — 4500 Schüler wurden auf Kosten ihrer Angehörigen in
Tmatschulen unterrichte, die Zahl der Kinder swischen 4—16
J. betrug 17,485. Der Lehrer waren 40, der Lehrerinnen 119, von
^denen jene durchschnittlich 102 , diese 19 Dollars für den Unterrichts-
.monat empfingen« Durch Steuern wurden aufgebracht 186,250 D. , also
.2^D. durchschnittlich von jedem Einwohner. Ausserdem hatte die
.Stadt 10 lat* Schulen ^ eine höhere lat. Schule (Gymnasium) und eine
.englische höhere Schule (Realschule). Gonneeticut hat einen 2
^ .Millionen Dollars betragenden Schalfonds, weshalb die Gemeinden
der Nothwendigkeit der Besteurung für die Schule ganz überhoben
sind. ^ Die Zahl der Kinder zwischen 4 — 16 J. beträgt ungefähr
90,000, die aber nicht alle die Schule besuchen» Der Unterricht währt
' ungefähr 8 Monate im Jajire , der Gehalt der Lehrer beträgt durch-
^scbnittlich 11 D* monatlich nebst Wohnung und Kost, während der
*) In Preussen bat sich nach der fitaatszeitung doreh amtliche Ermit-
telung ergeben, dass am Scbluss des Jahres 1838^ von 100 Kindern im
schulpflichtigen Alter in der Provinz Sachsen 93, 7; Schlesien 86, 6; Bran-
denburg 84, ;i; Westphalen 83,6; Rheinlande 80, 4; Pommern 86, 8;
•Preussen 74; Po^nnur6l, 7 öfTentUche SchnleA^besnchten , und zwar im
Regienings-Bezirk Posen 63, 8 nnd Bromberg 65, 7. Diese Zosammenstel-
.lung bezeichnet ungefähr den jüngsten status quo des Unterrichtswesens;
interessant ' ist eine andere Ermittelung'znr Vergleichung des jetzigen mit
Mem Zustande vor 15 — 20 Jahren, namentlich hinsichtlich des Erfolges' des
^Eletnentar-Unierrichts. Eine vergleichende Zusammenstellung der^ in den
nS Jahren 1836 — 1838 in -die Armee eingetretenen , ganz cSne SckvibU^
.4un^ befundenen Ersatzmannschafiten ergiebt nämlich, dass deren unter 100
Eingestellten sich durchschnittlich befunden haben in den Provinzen Pommern
1, 28; Sachsen 1, 40; Brandenburg 2, 90; Westphalen 3, 38; Rheinlande 9,
W; Schlesien 10, 05; Preussen 18, 37; iPosen 44, 47 nnd zwar im Regie-
Tnngsbeziric Bromberg 39, 60 nnd Posen 46, 61. Da die in jenen Jahren
Eingestellten in den Jahren 1816-^1813 geboren sind, und gesetzlich voa
.ihrem 6. Jahre an die Schule besuchen sollen, so ist ans der letzteren Nach-
weisung ein Rückschluss auf den Schulstand. von etwa 1822 — 1824 und
folgende Jahre zu machen. Später wird sich aber dies Verbältniss mit
jedem Jahre gunstiger stellen. — Nach der „Revue Britannique" besuchen .
.▼on 4 Mülionea schulfähigen Kindern in England nur 1,200,000 die Schule.
BerSrdemngeii niid I^h?elll^«ftelgallg«a• itt
Sdiolxeit, und der der Lebrerhmen t D. wachealitch. ^«rgleidil
man den £rfolg der Terschiedeaen Wege, sagt der Verf., welciie.dle*
8 betrachteten , Im Volksacbulwesen am weitetten vergerdckten Stall-*
ten eingeschlagen haben, so findet man, dass derselbe in Nen-Yonk an
grossten gewesen ist« Während vConnecticnt auf den Sinknnften seinaa
reichen, den Unterricht ohne M&be nad Aasgaben der Einwohner g«-*
wahrenden SebnUonds eingesehlummert sa sein scheint, liat Massa-
chusetts, ohne irgend einen Fonds, seinen Bürgern eine, hie oder da
vielleicht zu. beträchtliche Last auferlegt. Neu -York aber hat dea
t passUchsten Mittelweg betreten, und indem es von den Ortschaften
heine grösseren Zuschüsse begehrte, als es seftst ans dem Staatsfonds
hergab , jene zu weit stärkeren Leistungen angespornt , als sie geseta^
lieh zu gewahren verpflichtet waren. So nähert sich also d^r im Volks-*
Schulwesen vorgerückteste Staat ^Amerikas auffallend dem preussischen
Schulsystem. Nach dem Verf. fehlt den amerikanischen Schulen, um
das preussische Schtilsystem au erreichen, der Retigioasiinterrichtf
die Errichtung ' gehöriger SchuUehrer- Seminare nebst SieheriHig der
Aufteilung und Verwendung ihrer* ausgebildeten Zöglinge ^ so wie eini-
ger Zwang der einzelnen Ortschaften durch den Staat cur Selbstlie^
Steuerung für die Schulen, welche einmal eingeführt sind , der auch
den allgemeinen Schnlbesuch onausbleiblich nach sich ziehen wird«
In Maine bezahlt jeder Einwohner, ohne Unterschied des Alters and
des Umfanges des Platzes, Jährlich 16^^Shl. Schalstener, deren Ver-
wendung der SchulauSschuBS zU bestimmen hat. Die Zahl der Schuler
betragt ungefähr 140)000. Der monatliche Gehalt der Lehrer betrog
durchschnittlich 12. D, und die jährliche Aasgabe für jedes Kind IThlr.
24 Sgr. Die Sehfilerza)ii in jeder SchuU betrug durchschnittlich 0.
Die Dauer des Schulbesuchs währte dnrchschnittli^ 4 Monate Vd^ Jahre*
In Neu-Haropshire werden Jährlich für die Volksschulen durch
Besteurung 90^000 D. aufgebracht, d. h. ungefähr 1 D. auf jedes
«cholfähige Kind. Ausserdem vertlieilt man noch unter, dieselben die
^Einkünfte eines ursprunglich für Errichtung einer höheren Lehranstalt
zusammengebrachten Fonds, -weil die Gleichmacherei «allein über die
Elementarkenntnisse hinausgehenden Wissen feindselig ist* Auch
Ist ein Literaturfonds töu etwa 64,000 D. vorbanden. Die Ein-
künfte der Volksschulen in Vermont betragen ungefähr SO'-^fiO,OO0
D«-, und eben so viel wird aus einer SchuUtener erhoben« Der Lite»
ratarfonds beträgt 24,000 D. Die Anzahl der Volksschulen für 104,850
K. zwischen 4 — 16 Jahren betrog 2400^ so dass 43 Sehüler^aiif eine
Schule kämmen. Die gesetzliche Zeit des Schulbesuchs Im Jabsa
Jst 3 Monate. Die Volksschulen in Rhode-Island wurden durcfi
.eine jährliche Staatsbewilligung von 10,000 Q. und durch den vermitr
telst einer Scholsteuer von den Einwohnern aufgebrachten doppelt sa
grossen Beitrag erhalten« Der Schnlfonds betrog 50,000 D. Es gatr
324 öifentL Schulen mit 17,114 K« und 220 Privatschulen mit 8007 Schi»
welche letzteren 81,375 D. kosteten« Die Lehrer erhalten monatlich
JL5 «^ 30 D. nebst freier Wohnung und Kost. In den § neuengläadi*
iV. Jahrb. f. Phil. «. Patd. od. KrU. Bibl. Bd. X%lt. Hß. U S
114 S^bal* and 17iiiTeriflatsnli€lirielit«ii,
'fl^en Staaten wM im Ganzen ansreicbend fftr den Unterricht g;eflorgt.
^ ^ Der nbrige Tbeil der Bandentnaten bietet jedoob ein weit minderer-
frenliciies Bild des öffendichen Unterrichts dar. In Neu-Jereey
' wird" der Vollcf Unterricht erst eeit 18S1 mit Nachdruck betrieben, nater
'80,<NHI K. swischen 5 und 15 Jahren waren li,724 ohne allen Unter-
richt, nnd 15,0^ Erwachiene konnten gar nicht lesen. In vielen Ort-
•chaften besuchte mehr als die Hälfte der Kinder niemals eine Schale.
-Der gr5sste Theil der Schalen war nur auf 4 — 6 Monate geöffnet $ der
'GehaU der Lehrer betrug 1^ — 2 B. vierteyahrig. Der Schalfonda
betrilgt mehr als 200,000 D. ; das Einkommen desselben ^on 20,000 D.
'w4rd jährlieh an die Ortschaften ansgetheilt. InPennsyWanien
ist der Zustand der Schulen noch weniger erfreulich. Von 400,000
'Unerwacbsetien swischen 5 — 15 Jahren empfingen nur 17,402 uneot-
'geldlichen Unterricht aus Staatsmitteln. 100,000 Wähler sind nicht im
'Stande zu lesen , dazu kommen jährlich 2500 eben so Unwissende hin-
«tt. Der mangelhafte Znstand des Schulwesens wird hauptsächlich der
''deu^sef^en Bevölkerung beigemessen ,, die durch Widersetzlichkeit gegen
Schulsteuern sieh auszeichnet. In der Stadt Philadelphia^ist besser,
wenn auch nicht ausreichend , ffir Beschaffung der Unterrichtsmittel
gesorgt. 1882 wurden nnter einer Bevölkerung von 100,000 M. 6257
K. nnentgeldlich unterrichtet ^ 18S5 0846 K. mit einem Aufwände von
-47,000 D., 1887 ungefähr 17,000 K. mit einem durchschnittlichen Auf-
wände Ton 4|^ D. der Kopf. In Folge des Girard'scheii Vermächtnis-
fies Ten 2 Millionen D. wird Philadelphia sich bald eines grossen Wai-
•enhauses zu erfreuen haben , das mit einer wohl kaum zu rechtferti-
gen Pracht erbaut wird. Von einer Fürsorge des Congresses für die
'Errichtung von Volksitchnlen iii dem Bundesbezirk Columbia, der
unter Ihm steht, Ist nichts in Erfahrung zu bringen gewesen. In De-
laware, das 16,000 K. zwischen 5 — 15 Jahren enthielt, giebt es
'einen Schnlfonds von 170;000 D. und eine Schulsteuer, die auf Bfeu''-
Yorkscbe Weise erhoben wird. Weiteres ist über diesen Staat nichts
bekannt geworden. In Marylan d ist für die Volksschulen ein Fonds
Von 142,000 D. Der Stoat giebt jährlich 5000 D. an die Universität,
14,000 an andere Gollegten und Schulen und 8500 D. für Erziehung
armer Taubstummer. Eine Abgabe der Banken für die Volksschdlen
trägt jährlltoh ungefähr 12,000 D. ein. Da es gänzlich von der Will-
kür der G,rafiiehaften abhängt , ob sie sich für diesen Z^weck selbst be-
ztenem wollen , so Ist die Anzahl der Volksschulen nur sehr gerlog.
Die Stadt Baltimore mit 14,000 K. zwischen 5 — 15 J. hat 5252 Seh. in
175 Schuleta , 747 K. In 8 Lnncasterschen Sehulen (gegen ein jäbrli*
'che» (Schulgeld Ton 4 D.) und 1000 Armenschuier. ^In Virgin ien
find die Volksschulen erst seit 1816 bedacht, wo man von dem da«
mals 000,000 D. nnd jetzt wahrscheinlich das Doppelte betragenden
Schnlfonds jährlich 45,000 D. für jene nnd 15,000 für Errichtung und
'Erhaltung einer Universität bewilligte. 14,169 K. werden durchschnitt-
lich mit einer Ausgabe you 2f D. auf Staatskosten unterrichtet. Die
^ahl der scbulfäbigeirwelssen Kinder beträgt 187,000. Da die Verlhel*
B^förieirviigeii f Ddr^lir>ea]reteig'«9g«o. »Ufi
lvBg4e§ Geldef Uvn for die BMUß 4«r sraieB w^itMo Sbder M^
reieht, '§0 la«fl man diet^ ioi fikbiilb«swdi aliweebieln, so datt jaiar.
«dieser Schaler durdiiGluiiitlleh «nr'aSlI Tag im Jahre Ufnterricht erhül.
Die reidieren Laodbewehner ludten »ich für 2 — 800 D. aebtl Keat
unA freier Wohoaag häufig Haoslehrer» Der Uoterricht 4er farhige^i
Jugend ijift hier wie in fait alien SdaTaaitaatea lioi aeiiwerer Strafe
wrbvlen. ' Unterricht der Sclarea iet io Ti^gittiea» Hord« «ad Sud* Ca-
rolina, Georgien ud Lonieiana fdrmlieh ontereagt, oft logar mit
aehw«rer Ahndang för den etwa lehrenden Weiefen* In Ohio sind,
^amit die Kinder der sfimmtiidi freien Farbigen in Iceiner VolkMcJwia
^«tgelassen an werden branehen , die Aeltern der Zahlnng 4er SehnU
ftener enthoben. In Conneoticat wnrde, wtäi eine Schullelirerin, Mim
drondall, aus Mitleid mit der Unwissenheit der Farbigen eineSchnle for
4ieseer&ffnete, 1880 von der gesetsg«benden Versa^nminng diet^s Staate
«in eigenes Geseta erlassen* weldies alle Sehnien für nicht im Staate
geborene ^Schwarae untersagte. Ihr Hans ward vom Ppbel gepifindert.
N r d^ C aro li na hat einen Sehulfonds von 70,000 D.{ >för die VoUta-
aehnlen boU von Stdatswagea etwas gedian werden, sobald V dieser
Fonds einen höhten Betrag erreicht haben wird. InSnd-Caror
1 i n a ist Inr die Volltsscholen ein jährlicher Beitrag des Staates Ton
«7 — 8M00 {^. bestimmt; S — 9000 K. sollen in diesen Schulen Un-
terricht empfangen« :Die Anaabi der weissen schalfahigen K. beträgt
über 71,0to. In Georgien werden jAhrlicb die Zinsen von
2§e,000 B. nnter die Volksschulen vertheilt, doch wird eiols gcsetxliehe
Färsorge för der.en Errichtung. Termisst« In Florida bestehea nur 9
Schnhsn , die iron 187 K. besucht werden — *• nur 8 von diesen Schulen
hatten geeignete Lehrer. In den nenen Staaten ist ^^^ all«r rermesse-
Aen nnbebantea Lendereien darch Terleihung des Gongresse» für die
^'olkss^bulea , so wie einige gaase Ortschaftea fdr die höhern Lebran*
sfattan beatimmt. Bis JS37 waren, auf diese Weise ober 11 Millionea
Acker Landes den neuen Staaten verlieheip geworden« nfimlich aa Ohio
1^787$S38, an Indiana 1,112,998, an 1 11 in eis 1,712,225, an Mis*
attriUSl,24B, an Mississippi 781,244, an Alabama 1,216,450,
an Louisiana 926,088, an Michigan 899,978, an Arkansas
996,838, an F 1 o r i d a 947,724 Acker. Volk»8r.hnl««n scheint es trota
der CongressbewMligung in Alabama taorh nicht au geben. Mis-»
s i BS i pp i hat für die. VoUcsschulen einen Fonds von 40,000 D. , der be-
notet werden soll« sobald er durch den Vorkauf der mehr als 2 Millia«
noa WMrthen CongresslAndereien erst auf ^ Millioa angewachsen iat.
Louisiaaa giebt jäbrlidi för die Volkss^hnlea 40,000 D. her V die
unter die Kirchspiele ▼ortfieilt werden« In Tennesee scheinen die
l^olhssehnlen von den Bewilligangen dea Cdngresses keinen Vortheil ge«
aagen an haben. 160,000 K. soUea ohne Unterricht sein. In Ken*
.tl^cJcy fiad die VoIkMchulen in höchst tinorigem Znstaade« In den ,10
ans meisten Kinder anr Schule haltenden Grafsehaftoa d«* Staates ward
diaae uagefAhr vom 80. Klade besucht , und In den 10 QrafsjBhaftea /
mit 4em vohwaehaten Schalbeaaeho f o« 225. ( U ) KiiKk« In |i aii I s r
8 ♦
119 Selifti« »a VaW««fIfiU««efcHelilea,
tf 11%, 4er grSMleii SMt in gntra Sfmf», vari ent 1888 ^m to»
8ill Kio^eni betvehte FreifdiBle erMinei'y weldte, Bach Aagmba
•iner dortigen 2^itan|^, die ente ibrer Art In Weites md sfidw&rtt
▼en Olrio lefii foll. In II I i ■ e i n Inben Nomten * eia paar gate Had«
cheaanftaUea eröffnet Aas den Verfcaafe der Cengrewiändereiea
fängt ein SebairoDdi aa tieb iii bildea» la ladlana wurden dt«
l^olkMchvIen Ton |- der Kfader beioebt, Toa deaen ^ loten, ^ oehrei-«
bea konnte, ^^^ etwas Erdkande nnd . -j-^^ Spracblebre Tontand*
Cnelebes and noch weniger gilt Ton Micbigan, wo^niir in der
Hanptitadt eine männliche nnd welbliAe Eniebsngnnstalt bt; da-»
geg'^a giebt et In dietem Staate Tielo Schnieit der kathoÜtehea Mi*^
•lonire fftr die inditehen Kinder. Viel erfrealieher tiebt et «m dan
Vnterricbtiweten in Ohio not. Für die Volkttehnlen wird antter der
Tertbellnng der Zinten des ant dem Terkanfe der LandesTerleibongeii
det Congrettet gebildeten Schnifondt eine Steoer erhoben« Diete bei-
trägt f tom 1000 allet tteuerbaren Eigeathomt im Staate, dat der
weitten BeTölkerung angehört , Ja anch nar für diete die Volkitebnlen
geöffnet ^ind. Der Schnifondt belauft tieh auf mehr alt ^ Hfilllos
Dollart. In den Scholen wird Loten, Schreiben nn«! Rechnen gelehrt»
Ein grottet Hemmnitt der Dorehfahrong dietetSyttems'tcheint in dein
Mangel an geeigneten 'Lehrern an liegen, to wie in deren tchlechter
Besahinng durch einen Rf onattlohn ron 20 D. ; in ebem Lande , wo
die Handwerker 1^ D. Tagelohn Tordienen können. Dennoch tooll
kaum dat 80. Kind in den Kenntnisten det ertten Schulunterrichtt un-
wlttend tein. Unter den Erwachtenen tollen ^§- Teten nnd -f^ tchrei*
ben können« Doch gilt allet dietet nar von der weitten BoTdlkernng,
da die Kinder der freien Farbigen geaetzUek ant den Volkttchulen , und
durch Vornrtheii aut den becahlenden Schulen antgetchlotten tind^
In der Stadt*Cindnnati, welche auch eine tchöne Schule für die Kio-^
der deuttcher Einwanderer enthalt, werden in den öffentlichen Scha-
len gegen 4000 Kinder vom Ertrage einer Steuer tou x^(^ det tteuer-
baren Eigenthumt Im Jahre unterrichtet. Autterdem giebt et eine
Menge Frirattdinlen. Aut Arkantat und M i t a u r i fehlen* alle Nach^
richten AberEraiehnng und Unterricht und Einrichtung von Volktsdmleo«.
B» Höheres Schulwesen.
Die höheren Lehranstalten werden in Amerika von der waltenden
Ochlokratie und deren Schmeichlern mit minder günttigen Augen an*
geteben alt die Volkttehnlen. Et tind togar fnr jene urtprungtich be-
itimmte Gelder , durch die mit Recht bettrittene Allmacht der Ge-
iefsgebnngen, f&r dieto ▼erwisndet worden. Ja man tiebt et telbtt na««
gern, wenn Wohlhabende ihre Kinder auf ihre Kosten in Privattcholen
unterrichten lasten y um ihnen autgedehntere Kenntnitte au Tertchaf«
fen, and der nicht die Gabe, aber deren Anerkennung Torschmahende
Pöbelbochmuth Itt to weit gegangen, datt telbtt ein'tel|r'wt^hlth&*
Hger Verein nur Errichtung unentgeldlicher Schulen in Neu-YorlTt
wollt« er adtalleb wirken ,. geawnngea war, den Namen Freiachalen
ia 4en SlfeiitUcIier Scbolen «a Irerwmdi^ JU« dMskditfii StadlM..
lasfen mehr als bei uo« Gefahr, eiaerteitt dareh deo aaf Erwarb
poeheaden, reafittiacba Stadien aliein ecliäiaeaden nad eiae Abrieb«
taag der Geiflieskrafte iwe möglich baUeaden Zeitgeist, der dieeelbeii.
(die Grundpfeiler und die Soaae wahrer dentseher Bildnag) ari^bii^>
tisch schilt, andererseits durch eine übel verstandene VaterlandsUeba^.
weiche den Schatz überlieferter , dreifaiaseo^iäbriger Weltbildnag Ter»
scbaiaht, Terdrängt au werden» Eigentliche UaiTersItatea lin deni*.
sahen Sione bat Amerika nicht, für jede Facnltat giebt es wie In
Frankreich Speciahehalen,. seinen Collegien können sich unsere Gjmns«
siam kühn ha die Seite stellea. Das älteste «aier allen amerikanlfobea
Collegien ist das Har rar d sehe ia Cambridge bei Boston (cf^ NJbb.
2$.Bd.2.11ft,S.23a) roitSTLehrera, darunter 2 Deatsche , Dr. Beck,
Prof. dar lat., und Bokum, Prof. der deutschen Spi'acbe, und ^l Sta«
deuten. ^ Würden die ainaelnen Facaltatan Tereinigl, austerordentliciia^
Praff, und Prtvatdocenten angestellt ^ so würde die Aastall xum Raaga
«aer deutsohen Universität erhoben werden. Dieser Anstalt Terdieat
aU' die Seite g^stelt au werden das Yalesche colLegiara In Nour
haven ia Connecticnt, 1698 gestiftet. Die Anstalt bat alle 4 Facolta-*
tan, 10 verschiedene Hallen und Gebäude, ihre Zuoiit scbeiat UA Hai-»
iuag uad Strenge der alteren Schwester in . Cambridge noch vorxuge«>
han. Die Zahl der Proff. ist 18, der Lehrea 12 „ die An^bl der Sta-*
daatea 572. Die Bibliothek aählt 25,000 B. Ausserdem besitat sla
ain.sahlreiche8| theilweise in Europa i^ogekaaftee Alinjeralien«Cabiuet|
in welchem ein lÖOQ Pfiind schwerer Meteorstein befindlich ist. Dift
Brownsebe Universität in Providence ba( 2 CoUegiea , Biblia*
fbek(S00OB.) und Kirobe, eben schonen chemischen uad pfaysikali'
seb^n Apparat, ja seihst einige sonst in Amerika seltene . astroaomiseba
Instramente. Sie bat 4 Prof. und 3 Lehrer. Die Faads dar Aastalt
betragen 20,000 D« Das Callegium*.la Burlingtoa, geaaaot die UnU
tarsität von Vermoat, ward 1791 gestiftet, es hat aar eina c^ssischaf
Abtheilnng und eine Büediciotscbe .Facaltät, die sich aber nicht eben.'
aebi thätig erweist, weil sie nipht die einxige In. diesem kleinen Staata.
itt* Es bat 7 Proff. , von denen 2 deutsche Universitäten besucht ha-»
ben. JStwas bedentendec ist das DartmonthcCoHegium (nacb
dem Grafen DartmOnth beaanat) in Hannotar in Newbampshira (17411
gestiftet)* Mii der dassischen Abtheilung dieses gegenwärtig die
liücbste Lehranstalt für den letatgenanaten Staat abgebeadea Calle-^
ginms ist auch eine roedicioische verbunden» Beide ausammen baban
9 Professoren» Die Aastalt besitit eine allg. uad eine kleine raedidnl^
aohe Büchersammluag , ein Naturaliencabinei und hübsche anatomi-
ec^Q Präparate. Das Ata barst eallegiumin dem Flecken Am«,
bersi in Ulassadiusetts besteht, seit 1821 allein durch Beitrage und
durch Zabluoi^en der StudinendeH für den Unterricht. Neben den^ das^
eiseben Studien ist für Naturwissenschaftea aiemlich gut gesorgt. £a
eind Z Collegiengebäude , ein hübscher physikalischer und cbembcbav ,
Apparat, und in der Bibliothek 4000 B. Es bat 5 Profif. und 4 hOmp
llflt 'finüiiirl'-iitti Vflif erBllitftta«1irieli{ioii,
mrf M«rti#'(9tiiAre«iM. IHw B«wdl*in8ch9 collegion (1888)
in BvoMWl^ hl Mala« faat neben der elass. Abilnsilnag auch eine ree-
diciaifdie.. Der Cebfiada «inil 7 , weron 2 aU Lehrer^ohnungen die-
*MI , and 1 ah Kirche: Dai eollegium beiitst nur 8MD B., dia medl-
datfclie 8chnl« nber 86i9. Anseerdem findet tick hier ein Natnrftlien«
eihhtet , pfaysicalfiehe and «diemiiche Inrtranieate nnd einige Gemälde» •
Die Aaitale bat 8 Preft. nnd MO Stndirende. In der Stadt Nen- Yo rk
glebt etf % höhere Lehranstalten; die ältere Yen dieien Irt dAi Goln»'^
bin eolleginm (1154). Ee liegt, wie die engliidlen AnfitaUen'
ihnlieher Art/ kldtterüch mrficbgesogen nwisehen Damnen, fern Tam
Oelfimmel der grossen Stadt Auch dies Golleginoi fat eine elafsisehe,
nnsera G^ymnatien gteicbanstelleade Sehnte, deren ontere dnigen iiiev
dnrcfa eine damit verknüpfte latelBiscbe Sehnte ertetit werden. Aniecfr
dem Präsidenten sind 10 PrefT. nnd mehrere Spmohlehrer, deren einev
Iftr das Hebräisebe ist , bei der Schale. DieUnlversit&tder Stadt
Kea-Tnrlk (1881) hat ein prachtrolie«, mit grossem Anfwande hn gn-
Mscfaen Stile erbautes Gnbande. Bis Jetat^besttbt erst die eiaisisohn
nnd philosephidche Facnität Vater den 1& Preff. ist auch einer tüw
Banicnnst und bftrgerllche Ingeniear- Wissenschaften. Die Zahl der
Stndirenden beträgt Aber 220. Das Collegium in Prineetonim
Staate Nen-Jertfey (1746) enthält eine classische Abtiiellung nnd 1 theo-
logisches Seminar. Die class. Abtfaeil. sählt 8 Prell., 4 Lehrer und IH
Stndirende, das theologische Seminar 8 PreC, 1 Lehrer nnd 189
Stttdirende. InPhlladelpbialstdie Pannsylvanisehe UniTersttäft-
(17t9), ans einer philos. nnd mediciniich<jn faenkit bestehend ; die letater
hat 7 Proff. nnd 892 Studtrende, die erstere aerfälH in eine FaenItftI
der Kanste nnd eine eigentliche Bnrgersdinle , hat 4 Proff. ^ 8 luehrer
ttnd 88 Schaler. Das Wilhelm nnd Mariiie collegium ia Ja-
nesto^n in Virginien (1688) hat ,6 Lehrer nnd 15 Schnler nnd sdtftint
ganx In Verfall SU sein. Die Unitersität von Virginien in Char-
lottesTiHe (mit einem Aufwand von 460,008 D. erbant — 1^) , aoT
Jeffersons Antrieb errichtet, hat 10 Proif. und 205 Stndirende^ hanpt*
aiehlich der Ifedtcin , nnd eine Bibliothelt von 8080 B. Die Trafts--
fylvan liehe Universität in Lexington in Kentucky (1708) hat einen
Präfidenten lind 6 ansgetcichtiete Proff. der Medicin, 1 der Hechte
nnd mehrere Lehrer der ciassischen Studien, und aählt 260 St. der
Bledioin, 50 der Jari^prudenz und 32 der clansischen Studiert. Die
Gesnmmlsahl der Colleglen beiief sich 1836 nnf 90 (vor der üiiabhätt-
gigkett nur 9 oder 10 und von 1814 — 1884 sind 86 neue errichtet),
von denen 40 nicht weniger als 8582 Schäfer gehabt haben sollen. An
< tbeolog I schon Semiharien aller ohristl-.Gianbensparteien bestan-
den 1886 nach dem vollständigsten Veraeldiniis 86« An R e c h ts s c h n-
len waren 6 niit2i4 Stud. , da hier, wie in England, die Mehraahl
nur bei den Advocaten einen praktischen €ursus macht. Der är et-
il eben Schulen giebt es angeblich 28, welebis wohl 2500 St. umfaksen.
(Nnch Grund giebt es 79 Colleglen, 87 theol. Seminare, 28 medicin. nnd 9
Advocatensebulen.) Von den bedentenderen Anstalten haben die ünitarier
d8tHiinr«Yd*rColl«gi«iB iq Ctoiliriflgfr ia MaiwM»iiti^to, i^ Cowgjegtift^
n^Ibtfn 4ie Collegien in Andover in Ma0«iiijbawftU oipd Nen-Ha? «d ia
Goimecticuly die Presbyteriaaev die Auf taU ia Ff iacetoa la NfW-^e^apy v*
dieSemiaare ia Aaliuni laNeo^York a.da8Laae8ehe ia Qliio^die^Baptittca.
die Browatche UpiTeraität ia frovi^eaee ia ^hede-klaad o. daa Seviaav,
iaüamiltoa Sa Neii-York» lUe Bi0c)iöflic]iiea dtis ColB«i1^ii|-C4»Uegifi|tt ip
fi^a- YorksdleHoHaaditch-ileforiDiKteB das Semiaar k Neu-BKaiunflpk
ia Neu- Jersey » die Deate€li.B.eCoiraiirtea eia Seinia«r ia York uad dia
Deatoch-Latheraaec ia Gettysbiirg ia PeaasylTaBiea. Eiae, aaffalleadj^
firscbeiauagiflt, dais, väbreadiadea Elemeatarscbalea keia Beligioa^-%
«at^rirlchl is(, iüle hoberea Scbalaastaltea aater der IieUaag irgead eiaec
Seele fileiiea. AaetoHea ahae diese religiöse Ricbtaag köaaaa aicbt bieste%
liea. Die darch Jeffersaa« Betrieb erriehtete Uai? ersitat vop Virgiaiest
kpftala iregea der lUcl^tBag desDeisoias v, desUaglaab^as^ die derJSiifter
ihr gabi ajcht aufblaba, so laage sie aiiter derea fiinflns^'stoad. .llaord-'
nuag^AassfliveiCaag u.f'borbeit wardea aater deaStadeatea herrsjcliead^
Die b^sserea 3chaleip wardea alilterafea , bei dea Proff. ealstaad Vfl^ -
dervilie , aad sie sabea sich aacb Stellen aaderer Art w» , ia .deaa§
Qrdaaag.aad Gewisseab^ftigkeit geacbtet wardea , aad das gaasp Ge;^
bäade^der Universität drohte Mcb anfsiilosea; Je(st soll eia aadrer
Geiat dort herrschea« Zahlreiche Vereioe sorgea fär die Bildaag aad
AassendoBg der Prediger». Der thätigste aad. wichtigste ist .die söge-
oaaate AaaerikaBisdie Eraiehaagsgesellschaft. (Coagregatioaalistea aa4
Presbyteriaaer) , welcjie ihre ^uglioge ia die geaaaiptea Semiaajrian
uad CoUegie^ gfebt, deaea sie die Unkostea ihres Uaferrt€h|i aad ibrev
Bekostigang ersetzt. Jedoch ifird hierbei piit der grössten Spanam-
keit verfahrea. Die joagea l^eate qiässea sich heaiahea « eiaea Theil
ihrer Erhalta^gskoslep selbst aafsobringea^, wodarch ia dea letatea IQ
Jahrea vermitteist ihrer Afbeitea 17$yD00 O. e^worbea^ wnrdan. lieber-
haapt werdea diese Erhalt^ogskosteoanr als eia Darlehea aagesebes^
das sie, las Amt gela^tgend, ,sp4ter wie^ arset^ea soUea» W9^^ .i>ich(
besoadefe Upistäade eiaea Erlass der Schaldforderaog begraadea. Voa
1895^-1836 wardea anf diese Weise über 26JMN) D. wieder sarackge^
aahlt. Mit ejmer Eianahme vpa aagelahr 66,000 p. beite im Jahre
1836 die Gesellschaft 1125 mehr oder weniger Torgerockte Schüler .be«
reits in 153 Aastalten für die theo!. Lanfbahä Toebereitea lassen ^ uad .
1835 700 in Amte Stehende Prediger seit ihrer Grnndaag ausgebildet^
überbanpt tber 2258 Stndirende in diesem Zeitraam unterstützt/ lai .
Jahre, 1834 wurde^|- aller Ordinationea aad £lu|ü|iruageB Ja das Am|
eiaes Seelsegers Zögliagen dieser Geseilsehaft au Theil, derea Wirk-
samkeit In beständiger Znnahme jst. Die Presbyteriaaer haben eineii
ähiifichea Verein, der bei einer Einnahme von 2000 D. im Jahre 1831
436 im Amte stehend^ Prediger gelieCert. Die Baptistea hattea eiaea
Vereia, der 1834 10$ Prediger im Amte uad U Zügliago^ ia 21 Tor-
schiedeaea Aastaltea hatte. An pvotestaalischen eigeatlichea theo-»
logischea Semiaaren, derea Zöglinge grossen theils darch die ge«
nanatea Vereiae erhalten werden, besassca die Bischöflichea im Jahre
120 Heliiil- und IlsIfersitftUnftchrrchten, /
1884 S mtt Im St , die CongragationalUten S mit 210 Zöglingen , ^h'
Preabyterianer 7 mit 895^ die Baptbten 8 mit 96, die Unitarier 1 mit
31 , die l^ollSndisch Reformirten 1 mit 24 , die IXentscfi-Reforrairten 1
mit 20 und die Deotsch-Latherischen 8 mit 30 — 40 St. Die Erhaltong
dieser Seminare gescliieht, wie die der Vereine, meist dorch freiwillige
Beiträge , da die wenigsten Zöglinge im Stande sind , etwas for ilire
Erziehung an aaliieo *)• Für die Bildang der katholischen Geist-
lichkeit bestehen 18 Seminarien; ausserdem haben die Katholiken noch
14« allen Oiaubensgenussen eröffnete Erziehungshänser f^r Knaben
pnd Jünglinge , 37 für Mädchen. Diese Eraiebungsanstalten werden .
ton protestantischen Kindern in weit grösserer Zahl als von denen der
eigenen Glaubensgenossen besucht und benutzt, denn der UnterriefaC
ond die Sorgfalt für deren Sittlichkeit sind in diesen Hänsern , wo
nichtkatholischen Zöglingen die nämliche Gewissensfreiheit wie int
Staate beiwohnt, höchst ausgezeichnet. Das Colleginm der'^SulpiCia-^
ner in Baltimore« die Anstalten der Jesuiten in Georgetown u. St.
liouis, 80 wie die Anstalt der Salesianerinnen In Georgetown sind Tor-
trefflich eingerichtet , mit den besten Lehrern besetzt und mit reidten
Sammlungen von Büchern , physikalischen Werkzeugen und andern
Lehrmitteln ausgerüstet. Im Staat Neu -York sind an höheren
Schttlaostalten: die sogenannte Universität der Sladt Neu«' Vork in dieser,
das Columbia - Colleginm der Bischöflichen ebendaselbst, das Union»
'CoHeginm in Schenectady, das flamiltoii- Colleginm in ^ der Grnf-
IchaftQnelda, das Colleglum in Geneva, und ein 1835 errichtetes in
Buffalo (für die Errichtung desselben schenkte ein Mann 85,000 D.,
8 andere Jeder 15,000 D. — in allem wurden gleich 194,500 D. unter«
fchrieben), 7 theologische Seminare der Bischöflichen, Presbyterianer,
Gongregationalisten , Baptisten, Methodisten, Lutheraner und Refor«
mirten; ein Seminar für die Katholiken war^im Bau begriffen. In NeU'-
York ist noch eine Arzneischule und eine Taubstummenanstalt. Maa«
taohusetts besitzt an höheren Lehranstalten das Harward-CoUegium,
das Willbtirs • Collegium , das katholische Colleglum bei üVorcester,
die theot. Seminare der Katholiken in Boston , der Congregatlonalbtea
in Aadovei^ und eine Arzneiscbiile in Pittsfield. Connecticut bat
^^^ welcheF Hingabe und Aufopferung diese Beiträge zusammenge«,
bracht werden , steigt das Beispiel des christl. Kaufmanns Cobb aus Boston,
der ki^rz nach Anfang eines Geschäfts folgende Verschreibung ausstellte :
,, Durch dife Gnade Gottes \vill ich niemals mehr als 50,000 D. in Vermögen
haben.^ Durch die Gnade Gottes will ich i des reinen Gewinostes meines
Geschäftes für milde und religiöse Zwecke verwenden. Sollte ich jemala
2(0,000 D. besitzen, so will ich die Hälfte des reinen Gewinnstes, bei
30,000 D. } desselben . und bei 50,000 D. das Ganze hergeben. So stehe
mir. Gott be|, oder gebe es einem treueren Verwalter, und setze. mich bei
Seite« '^ Dieser Urkunde kam der Aussteller treulich nach während der
14 nach derselben verlebten Jahre , und gab daher , als er einst behn Bti-
cherabschluss fand, dass er 7500 D. über 50,000 D. besitze, diese ganze
Summe dem schon zuvor oft und reichlich von ihm bedachten theologischei»
Seminar der Baptisten in Newton (Massachusetts) zur Gründung einer neuen
Frofessur,
B^eldrdevMf eil und Elirenteteigavgeft; |31
ins ¥al«-Golleginm !» New-fittreii (diM litt niil dem Burwerd^Golla-
giuin allein Aaspruch auf den Namen einer UaiTevtitftt im deatfchea
Sinne des Wortci), die sogenannte Wesleyaebe UnWenitit in Middle-
tewn fnr die Metbodiiten, das Washington -CoUegiam der Biscböflichmi .
in Hartford und eine Rechtsscbule in Litchfield« Maine hatdaa
'Bowdoin- Co Itegiäm in Brunswick, da« Waterwiirscbe Collegtnm, ein
theologisches Seminar der Congregationalisten in Banger ond eins der
Methodisten In Beadfield«> In Neu-Hampshire finden sich daa
Bartmoalh*Colleginm, mit welchem eine arstlicbe Schule Terbuodea
ist, und ein the^iogisehes Seminar der Baptisteirin Newburyport mit
mehr als 300 Schülern« In Vermont sind die sogenannte Unrrersl-
tat von Vermont in Burlington, mit der eine, arstlicbe «Schule verbun-
den Ist, und ein Gelleglum in Middleburg, mit dem eine klinisdie
Schule in Woodsteck susammeBbängt. Rhode-Island hat die
Brewp'sehe Unttrersität in Frovide'nce , so wie eine grosso Schute der
Qnätker in der nämliche« Stadt. In Ne^u- Jersey giebt es ein col-
legiom der Holläadisch-Reformirten in New-Brunswiok nebst einem
theologischen Seminar (jenes mit 4, dieses mit 3 ProfiT.), ein CoUe-.
ginm der. Fresbyterianer mit einem theologischen Seminar in Prtnce-
ton. Auch giebt es' mehrere Bürgerschulen. PennsylTanieu be«
titat ein Colleglum in Carllsle, eins in Caronsburg, eins in Bristol und
BOcAi einige kleinere. Ausserdem, bestehen daselbst Tersohledene
theologische Seminarien der Katholiken, Presbyterianer, verbundenen
Reformirten, der Deotsch-Reformirten und der Deutsch-Lutherischen; >
ferner in Philadelphia 2 blühende medicinische Schn|en , deren \ine
den Namen der Universität von Penasylvanien fuhrt. An Gollegien und
Burgerschulen sollen 1832 In Allem 93 vorhanden gewes,en seiu. Der
Bericht einer Coraroission nur Abhülfe der Mängel des Scbolwesena^
(1836) schliesst mit den merkwürdigen Worten: ,> Pennsylvauien be-
•itst kein Colleginm , keine Bfirgemcbuley keine Universität ^ welche
das zum Leben Ndthige lieferte , blosse Fristung des Daseins ist die ^
höchste Stufe." Ueber Delaware ist nichts bekannt. . In Mary-
land sind das St. Johns -Collegium in Annapolis, nnd in Baltimore
die bisher nur in der mediciniscben Abtheilung cur Ausführung ge*-.
langte Universität von Maryland; ebendaselbst Ist das sehr gute Lieb*''
fraudn*Collegium der Katholiken, die auch eins bei Emmetsburg und
ein theologisches Seminar in Baltinrore besitzen» Im Bundesbezirk
Columbia sind das ColumlHa-ColUginni in Washington , verbunden mit
einer äratlichen Schule, das Jesuiten-Collegium in Georgetown nnd
ein bischöfliches theologisches Seminar in Alexandria, Virginien
hat das Wilhelm - und MariazCollegium in Jamestown , die sogenannte
Universität von Virginien in Charlottes'villo mit einer ärstlicben Facul-.
tat, das von Washington reichlich l^egabte< Washington- Collegium in.
Lexington und noch einige kleinere, no wie ein theologisches Seminar
^ der Presbyterianer und eins der Baptisten^ In.Nord-Carolinf^
giebt es eine sogenannte Universität in. Chapelbiil mit nahe an 500
^oglingen, die aber von allen Facultatsstudien cntblösst ist, i^id eine
123 ' Sohttl- und.ITnifefsUMittft^hticlfUa«
hSkm SdkolaiMiaU dei BiiiMflielieii ber EaWgli. Kd 4 • Oft V6 1 i na ,
iMii etB GoUegiuNft » ColombM, auf «ekbm um Slnil nach nad aach
^ MUlMn D. vBfweoilet hat (£f sahaiat aach maachedei Sdiifikflalan
^ jotet SU eijiam festerea BmUmda uater eiaar beM^tUebaa Anaabl fä-
higer Lehrer gelangt aa lein t — daroatev Dr« J^V. Lieber, Prof. der
Slaat9wis9eDSchBft and Gee^iichte. Die Bibikikhek enthalt 19,000 B.),
eiae in Gharlestea, minder hemerkiich, wo eich aach eina mediciai*
eche Schale befindet. Theologisehe Semiaara ll^taen die Pre»b^e—
liaae* , Baptisten aad Deatsd^LatlMvischeB. InGoorgiea besteht
eine sogenannta Üaiversität in Atheas, mit elaem Eiakomoiaa > tob;
14,000 11. , in welcher recht f^ter GymaasialanterriGht gegebea war-
deo soll, Sie liesitat eiae BibliotlMsIc von laeliv als 0000 B<^ einea ba-
taaischeB Gkirten, der unter dem l>etttsehea £ebauraa u. dao 6 Praff. ateht,
und hat 130 Stodlrende. Die Binkaafla das abademischea Fände voa
^ Afilliaa D. werden jahrlich unter die Bargersdialaa ansgelheilt..
Florida ftat keine höhere Aastall Alabama hat in Tasealoasa.
eia GoUegiam ohae alle Facultatsstadiea , dem uMin den Naoiea Uai-.
Torsitat' gegebea. Die llethodistea haben ein Gollegium in Floreaee^
nad in Mobile ist ein katholisches elassisches Gollegium.^ Missis-
sippi hat blos eine , Ton einem^OIBcier angelegte railitairiscbe Er-
alehungsanstalt für 100 Gadettea aufsnweisen. Louisiana hat eia
Colleginm auf Staf^tsfcosten in Jackson. Aas Arka n s a s fehlen ' all«
Nachrichten. M i s s u r i hat ein stark .besachles , auch Universität ga-'
nanntes Gollegium der Jesuiten bei Sl. Louis , einige kleine GoUegieo»
so wie ein katholisches theologlsehes Seminar ia Barrens« In Ten«
ncisseo giebt es eine Staats-Unirersitat ia Nashville. (An diesar der
als ausgeserchneter Mineralog bekannte Prof» 7V*oo«t, eia PeuCseber.)
Es skd auch einige kleinere Goilegien und ein theol. Seminar dec
Presbyterianer in Maryville. Kentucky hat db sogeaaaate t^aas-s
syWanistAe UnlTersität in Lezingtoo (diese hat ausser der dassisdien
aach eine ärstliche Faeal^t , hübsche Gebäude uad eine BIbliätlieV.
Der Prof. der Mathematik Luts, ein Deutscher, hat die scbleebt besol*
dete Stelle anfgegebea, sich dem Weglsbau gewidmet aad die schäaste
Elsenbahtt in den V. St gebaut) , Goilegien der Katholiken ia ^rda^
towB und Marion , der Presbyterianelr in Princeton uad der BopHstno
In Georgetown. Ia Illinois habeu die Presbyteriaaer Ia Jackson»
die Baptisten in Alton ein Gollegium au erriditen angefangen. In la-r
diana ist ein Indiana-Goltegium in Bloomington und in Soutb-Ha<»
oOTor ein theol. Seminar der PresbytWianer arriiätat« (Laut autaa
▼an den Vorstehern des Seminars der gesetsgebenden Versammluag
1084/35 abgestatteten Berichts war man genöthigt Lehrer anzusteHan»
die gottlos, truaksfichtig i^nd ausschweifead waren, deaa aadera wa<^
reu nicht au erlangen.) In Michigan ist noch keine huhaxa
Schnlanstalt als eine männliche und eiae weibliche kethol. Eraiobungs«-
anstalt in Detroit. Oh i o hat 2 sogenannte Uuiversi taten in Oxford nmä.
Atheas (doch hat es mit diesen hochtönenden Namen nicht viel auf
sich), ein bemerkenswerthes Seminar der Fresbyteriaaeff bsi Ginaia^
Befö«d«^r»sf «a uni- EiiveabdielgaageB« 12S
naii*) I "^ Cidle^litti «ad Oie«!. Seaiinav deiaelbaii 61a«%M^tfti ia
Hadfoa^eifl thaol. Saäiiaar u. eine, AÜMnAnm geBaoaUEnichaagtaatCall
4ev KatboHkea In CiaciBäati aad eise inedicia. Schale «bandaMUMl**).
Voa daa. amerikanitebea €oll«gien aalwlfft der Prof. Loomtt ia Obio
folgea^es allgemdae Bild. ^Bie Uotef scheid äug avischea UaiveniliC
«ad CoUegiaro witd ia dea V. St wenig beabachtet. Beide An»dHicka
weiden ahne UntevtcMed von Aastaltca gebraacht, welche im Alig. daa»
Faoaltftlea' der Künste aaf engUschea Univertitilen gleichen. Der ga-
hedacblichtte Aasdracfc ist aber CoUegiam, waraater gewehnllcfa eina
Anstalt Terstandea wird , die eiaea vorgeechriebenea djabrigea Carsaa-
bat, mit welchem sicbjedeir beliaaat maebea mass, der- irgend einep
Grad sa erlangen wünscht. Dia Kenntoiu gewisser Torge^riebeate.
Baebar Ist gleichfalls eia Erforderaiss der Zaiassnng, wogegen aber
Jeder ia eiae Chwse eiotretea kaaa , aa der iha^ die Prüfang geetgaat
erweiset. ^ Die^Sladlveadan aerfalleä aacb dea 4 Jabrea des regebnas-
eigea Carsas ia die 4 Glassea der Fresbmen , Sopbomores, Janiors aad
Seaiora, Unter 14 Jabrea wird keiaer Ia die erste der genaBaten Clas«
p Die Zöglinge dieses Seminars haben 1835 eine Gesellschaft gebildet,
die sich mit dem Unterrichte der in Ohio sq zahlreichen Deatschen in der
ea^ischen ISprache , ¥^e anderem Wissenewärdigen beschäftigt.
**) Ueber die in Obio. sablreichee deatscben Einwanderer spricht
sich ein Amerikaner, 3towe, Prof. an dem tbeoi. S. der Congregatio-
nalisten bei Cincinnati , der auch in Deutschland bekannt ist, sehr eh-
renvoll ans, was wegen des schlechten Rufes, in dem die Deutschen in
Pennsylvanien wegen ihrer Bildung und «der Sorge för die Erziehung
der Kinder stehen, allgemein bekannt za werden verdient „Wenn sie
zoerst an ansem Küsten anlangen , sind sie immer eifrig , iJire' Kinder
erzogen zu sehen, und ihr Eifer hört erst auf, wenn er durch den an-
steckenden Eiofluss der geldliebenden Gewohnheiten unserer Bevölke-
rung erlischt. Sie haben sehr iobenswerthe Anstrengungen gemacht, nn-
' ter sich Schalen anflocht zu halten, aber die Armath Einiger, die Knau-
serei Anderer, nnd das Entmutbigende der Fremde im fremden Lande
umgebenden Umstände bat die Anstrengungen Aller 'sehr beschränkt. —
Es ist durchgängig wahr, dass kein Volk so leicht und so genau eine
fremde Sprache lernt , als die Deutschen. ' Sinn für Ideale und ftir'
Sprache sind bei ihnen am starksen entwickelt. — Es liegt im Geiste
des Deatscben , vpenn er durch Erziehung geborig entwickelt nnd verfei-
nert ist, eine tiefe nad rtahi^e Öegeisterung , ein epeculativer Hang» et-
was Poetisches', das siöh mit unserer allzu eifrigen Verfolgung unmittel-
baren sächlichen Gewinns zu unserm grossen Vortheil mischen und sie
abändern würde. Die Deutschen sind sprüchw^örtlich lehrlich, und einige
ihrer bürgerHchea KinricbtQngen sind ^er Art, wie sie nqr unter einem
ehrlichen Volke bestehen konnten Eben so Ist der Deutsche im Allge-
meinen ordentlich^ ehrerbietig und religiös., nicht geneigt das Geseta
herauszufordern, oder vorhandene Einrichtungen zu unterschätzen, oder
an Volksbewegungen Theil zu nehmen. Schiller hat mit Recht gesagt,
dass , wenn die französische Umwälzung in Deutschland hatte statt finden
können, der Charakter des Volkes sie zu einer Segnung gemacht haben
würde , nicht aber zu einem Fluche für die V^elt , wie sie sich erwiesen
bat. In dieser Hinsicht wurde ein wehig Beimischung des Deutschen zu
unserer übertriebenen Ungeduld, Unehferbletigkeit^ und Geneigtheit zu
Vdksaufregnng sehr nützlich sein. ^'
124 Beli«l-«BdDolver8lki:ita«elbrle1iU»,
0eii Bufgenomnien , mA rficict aach In 1r«fne der Mgeaden aaf , oliaa
das YerhältDiMiiiaiiMg; höher« Alter erreiche so habeo. Der UoterridiC
wird hauptoacblich dareh Heriagen aai dem Textbach ertheilt, woau
eine Classe, wenn sie sahlreioh ist, in verschiedead Abtheihuigea ge-
Iheilt wird, die naehetnander die nämliche Anfgabe hersagen mdsien..
Alle Tage eind 3 Hersagangen oder Vorlesongen, denen jeder StadK
veade beiwohnen oder eeine Abwesenheit gehörig entschuldigen mass.
Während der ersten beiden Jahre sind die Hauptstadien Lateiaiseh,
Griechisch und Mathematilc , die durch Hersagen erlernt werden. Am.
vorhergehenden Tage wird eine gewisse Aufgabe gestellt, die sich je«
der Studirende aar festgesetsten Stunde au eigen genlkacht halien miise»
Im 3. Jahre wird immer noch Unterricht im Lat. and Griech. gegeben,
überdies aber auch Natnrlebre und Sternlcunde, die gleichfalls dnrck
Hersagen aus einem Torgeschriebetfen Bnehe gelehrt und dann int
Vorlesnngsaimmer erläutert werden. > Während dieses Jahrea werden
auch noch einige gemischte Zweige studirt, so wie manchmal aneh
schon im 1. and 2. Das 4. Jahr ist gewöhnlich der Metophysik, Mo-
ralphilosophie, Staatswirthschaft, Redekunst, Sdieidekunst, Minera-
logie und Geologie gewidmet. Die drei letzten Zweige werden fast
ausschliessend durch Vorlesungen gelehrt. Jeder Studirende, der ^al
durch seineu 4jährigen Cursu» hindurch kömmt, wird baecalaureaa
der Künste, and nach weiteren S Jahren kaan er ohne weitere Prä-
fang reagister der freien Künste werden. In einigen wenigen GoUe-
gien ist diese Eintheilung der Classeb nach Jahren beseitigt werden»
und man hat den Versuch angestellt , den Studirenden so schnell au Im*
fördern , als es seine Fähigkeiten zulassen. Dieses Verfahren bewirkt
aber bei der Adsführuog einige Verwirrung , und es Ist deshalb nicht
allgemein geworden. Das CoH'egienjahr wird gewöhnlich in 3 Ter-
mine getheilt, und die Ferienzeit währt zusammen 10 — 13 Wochen«
Man kann die gesaromten jährlichen Unkosten solcher Gollegien-Er«
Ziehung auf 2 — 800 D. anschlagen. Alle Proff. haben bestimmte, bei
deren Anstellung festgesetzte Gebalte. Sie betragen gewöhnlich 1 —
'2000 D. und auch wohl weniger. Meift haben die, öffentliche Vorle-
•angen haltenden Proff. einiges Einkommen aus dieser Quelle , da dio
Studirenden zwar uaentgeld lieh zuhören , Fremde aber dafür beaiAle»
müssen. Weoige amerikanische Collegien haben Vermögen , sie han-
gen hinsichtlich ihres Bestehens meist von der Bezahlung der Stadt-
renden fnr ihren Unterricht ah. Maa kann nur ron 2 oder 3 CoUe-
gien sagen, dass sie Toa den Studirenden unabhängig sind. Nähere
Nachrichten über die innere Eihrichtnog der Collegien im Allg« odeff
einzelner Collegien im Besondern, Lehrweise, LefirbucUer, Lehrpenaai
. Lehrstand, Verhältniss der Lehrer zu einander , Bildung derselben etc:*
hat Hr. Dr. Julius nicht gegeben — auch ist nicht recht ersäcbtlicfa^
ob die Collegien wie in England alle Pensionate sind oder ni^t.
BeföriTe^iiii'geii and £liireAb«Beigttiig4o. 1S5
ۥ Andere Schul - und Sildungs -* Anstalten,
Ausser der Hat WO Cadetien bestiiiimfea Pr^itat ^ Aiiliiair«
Sdittle io MiffSMsippi findet sich ooeh eine JSUiatsaiistaU ia Wcstpoiol
im^Stoate Nea-York. Die aiM dieser Scliole berTor^gaagenea Ofil-
«iere de« Heeres der V> St geben eiae der erfreulichsten und wohl*
tfauendeten Erscheiauiigen in der amerifcaniscben Gesellschaft nb.- 8ia
neinnen durch ihre Bildung und Sitten einen der ersten Plfttse in diesev
•in, sich gleidi weit Tora Geiste störender Absonderung wie Ton rucic*
eichlslosem Sicbgehenlassen en^ernt hallend; Oemnaeh nnss aueii
dtiesennd in ihrer Art einsige Bondesanstalt «lyährig die bittersten An-
griffe von der Crleiehmacherei im Cengresso erfahren » der sie jedesmal
strenge untersuchen lasst» und. ihr Fortbestand scheint bei der hervr
schjmden Stimnlnttg keineswegs für die Znkunft ToUkonymen gesichert*
Handarbeit s schulen (Nachahmnagen der Schnlen von Fellenbergf
Wefarly u. A. in der Schweia) schössen in allen Theilendes Landes win ^
Pilae in die Höhe; denn sie. wurden nicht allein durch die Enielnng
grosserer Wohlloilheit empfohlen, sondern auch als Mittel ^u der,; npa.
auch liier wieder in ihrer einflussreichen Wirkung auf die Erslehung
begegnenden verderbliehen politischen Gleidunacherei betrachtet» Doch
fingt man an einzusehen, dass Jnnglinge, die den höheren Studien
neh widmen sollen, oi^ht nebenbei durch S — 4at&ndiges Arbeiten auf
dem Felde oder in grossen Werkstätten aar Stiadertiig ihrer Uaterhal«
iungskosten beitragen können. Fabrikschulen glebt es Inder
einaigen grossen Manufacturstadt ^ die Amerika bis jetzt auf zuweisen
hat) in denen die in den Fabriken arbeitenden Mädchen fast ^ der Arr
beitszeit dem Unterrichte widmen dürfen« Blindenanstalten
glebt es ia Boston (seit ISSl mit 66 Zöglingen), in Philadelphia ($0
Zöglinge. Der Vorsteher ist ein Deutscher, Friediänd«r)f ia Neu- York
(1832 mit 64 FitaisteHen auf Kosten des Staats); doch reichen diese. be|
Woltern für das Bedürfaiss nicht aus. Taubstummenanstalten
giebt es^in Hartford in Connecticnt (1817) mit 133 Zöglingen, di#
meist auf Kosten der einzelnen Staaten dort erzogen werden (die. Kp»*
aten betragen ^00 D. jahrlich für einen Zögling), in Neu* York (1(118)
mit 160 Zöglingen , in Philadelphia mit 90 Z., von denen .50 auf Ko-
ften des Staates Pennsylirattien erzögen werden, in Danville in Ken«
tncky (1824) mii 25 Z. und In Golumbus In Ohio (1829) mit 45 Z.,
unter denen 36 von dem genannten Staate erhalten werden. . In allen
Taubstummenanstalten war kein farbiges Kind, obgle&sb unter den
freien Farbigen «ich die meisten Taubstummeu finden* Die Untegw
»iehtszeit ist auf 5 Jahre festgesetzt. Für die meist ton Missionaren
gehaltenen indischen Schulen macht der Congress jährlich einign
Bewilligungen. Nach einem amtlichen Actenstncke wurden in 60 Terr
schiedenen Schulen 4827 indisehd^Schuler unterrtiihtot. Die vorschie-
denen Glaubensparteien erhielten vom GongrOsse für die Haltung die«
eer Schulen 5540 D.$ nämlich die Baptisten 2000, die €ongrega(ioaä-
iitten 1600, die KathoUkea 1300 und di« Methodisten j550. Hi^fu
126 Sehnl- and Unit ef titättaachrlchUB,
kommen noch die ans den Jahrgeidern an die Indier (200,000 D.) ge-
leiiteten Zahlungen für den Unterricht. Leider sind dieae Schulen , so
weit der Vjerff. sie gesehen , nicht im hesten Zustande. Tor allen gilt
dieser Tadel von der grössten unter ihnen, der 17 Meilen Ton Iiexieg«
ton in Kentucky befindlichen, 156 Zöglinge enthaltenden hölferen
Sehnte I der sogenannten Akademie der Cboctaws, die snerst auC die
Errichtung eiirer solchen Anstalt antrugen. Fnr jeden dieser Zoglinga
werden angeblicfa 200 D. von den Jahrgeldern ^ welche die V. St. yer-
tra'gsmftssig an mehrere 4ndi8che Stämme su entrichten haben » an den
' Besitzer des Guts, auf dem sie ist, ausgezahlt ^ E« sind dort Knaben
▼an 10 Torschiedenen Stammen. Viele dieser Kinder haben einen be-
trächtlichen Antheil, manche |>, 4, ja sogar |- weisses Blnt in ihren
Adern. Der- Unterrieht ist elend; blosses Answendiglernen und weiter
nichts. Von Handwerken , d«ren Keontniss diese Kinder am meistea
bedurften, werden nur 4 gelehrt, Schneiderei^ Sdhnsterei, Stellmacherei
n.^ ^Schmiedearbeit, aber auch nur sehr Wenigen, einigen und awansig.
Dagegen wird alle paar Jahre ein besonders fähiger Knabe, der gewöhnlich
grössten theils weisser Abstammung ist, mit grossem Rnhmen zn einem
Advocoten oder Arzte in die Lehre gegeben, wo es dann heisst, er
fttudire die Rechte , die Medicin , Moralphilosophie etc. Am Sonna-
bend ist^ keine Schule, und die Zöglinge können dann für Geld bei den
benachbarten Bauern tarbeiten. Hauptlehrer ist ein baptislischer Pre-
diger Henderson, der viel abwesend ist, und dann 40 Meilen' ^on der
Anstalt auf einer ihm gehörigen Landbesitzang lebt. Ausser ihm sind
noch S Lehrer, und in Allem 4 Classen. Am Fasse des Hügels, auf
dem die Schule, eine hölzerne Bude, steht, liegen die Schlafgemä-
eher, jedes 6-^10 Kinder enthalte/id, die schichtmassig In hölzernen
Cojen übereinander liegen. Die Speisung geschieht in einem Gebäude
auf einem andern Hügel, neben dem Herrenbanse des putes* Der
ganze Aufwand seines Besitzers fär alles Aufgeaählte kann in diesem
Wohlfeilen Lande und bei der grossen Zahl der Zöglinge kaum mehr
als ^ der jährlich den Indiern für jeden Kopf von ihren spärlichen Jabr-
geldern abgezogenen 200 D. betrogen. Dieser Besitzer jener Land*
ttelte und Verwalter der zur Täuschung dee Volkes der V. St. , wie
zur Ausziehung der nnglncklichen Indier dienenden Anstalt Jst - — Hr.
ff. M. JoAiisott, Viee-Präsident des Bundes der V. St. Erziehiinga-
faäuser für die Terbrecherlsche nnd Torlassene Ja^
gend giebt es in Neu- York <1825), mit24S Kindern, Philadelphia (ISS6)
tnit 1S6 Kindern n. Boston (1826) mit 111 Kindern; ähnlicher Art ist did
durch den Geistlichen VTelU bei Boston gestiftete Priratanstalt (Schale
für sittliche Zucht) mit 40 Kindern. Die wiehtigste n. thätigste der reines
Uttterrichts-Gesell Schäften ist der Amerikaalsehe Sonntaga«-
Beholenvarein in Phihidelphia. Diese Geselisebaf t , 1824 gestiftet,^
hatte 1887 bei elaer Jahresaasgabe Yon 76,000 D« schon 2154 Sehalea
mit 24,034 Lehrern nnd 169,448 Schalem; sie erstreckt ihre thätigkeit
nicht Bor auf di^ V. St. , sondern auch auf andere Länder und Welt*
Iheile. Eine Tallitändige Sammlan^ tob ihr ÜeronsgegebeBar, neaht
^ Betörternnga» oftd Eiir0iib«ieigajigeli. 127
«1« MO Blmle sdlilelidar belebrrader und beMernder Jui^adf cbnfl«!
.ond Laodlcarten (in engl., dealscher und fram». Spr.) Ui fiir weniger
ula 90 D. gebnnden nn lutben. Von diesen Scinirtea liSIt die Oeeell-
•ebaffrdgirefselÜ^iederisgen in Pbilndelpliia, Nen-York, Utica, Pilla-
borg nnd Ciüctnnati, aber avcb eeibti in Ostindien n^etden in den
. '8ebiilen för die Hindas ihre uatorgescfaiobtKcben Kwipfm^ 16 Menala
uacli ibrer Erseli^innag anitt Uiilerrithte eingeborner Kinder gebrandit.
Ueber 200,000 B. hat dieser VerejMi bereits an Schulbücbem in VmlaM
gesetat. In der Stadt Rea-Yorlc sallen die fionnlagsschnlen (seit 1810)
▼Oll 2ft»000 Sebfiiern besnclit werden. Bisa 1038 in Nen^Yorb gebib-
iete Ameribani^ebe TolbifiTcbalen-Gesellscbaft will aiao
MonatsBebrift för Volksschule^ heransgebea, Ereise auf die liastaa
Sebnlbftcber anssetcen , nnd auf jede mögliche Weise den Volksnnter-
«ricbt im Lande befördern. Der seit 1605 in Ken- York bAtehenda
•SchulTerein liess in 46 Schulen 14,183 Kinder nnentgeidlieb nntei^-
nebten , erhielt aber doför Unterstntanag vom Staat, HIeher geboren
auch die Vereine snm Unterrichte der }agendllehen Verbrecher , der
Crefangenen und- der Hand werksieh rlioge. Diese müssen dann dienen,
durch VorleSnngen nnd Anschaffung Ton Böchersammlnogen ffnr'did
letatgenannten , welche überall' gefunden werden, wo man ihrer In
den grösseren Sladten bedarf, Lacken, welche die Staatsregierung im
-Volksnnterrieh^ gelassen hat, gana oder theilwelse anssUfullen. [Bdg.]
Sbbbibn« Der jetsige Minieter der JustSa und Anfkl&rnag, Ritter
Slephanovitscb ^ ein Mann, der wegen Sinnes edlen Benehmens • und
seiner nnermudeten Thatigbett von aUen, soinea Landslenten geliebt
und 'geschätzt wird , wendet alle seine otfd seines Vaterlandes Kräfte
darauf-. Schulen m gründen und dieselben mit gelehrten und ausge-
bildeten Vorstehern , ^BO' wie es die Zeit und Umstände erlauben, an
▼ersehen. (Man sieht mit innigster Freude, wie dieses Volk Alles auf-
opfert, um mit der Zeit an verdienen, in die grosse ei\ropaitcfae , g»^
bildete Staaten familie aufgenommen au werden.) Die Hftnptsebalmi
^Serbiens sind : die theologische Schule au Belgrad und das Lycenm
mit Gymnasium au Kragojovata mit 10 Professoren ; dieses hat einen
Director, }enes aber einen Rector aum Vorsteher. Dies Lyoeum muss
Inan aber nur als ein provisorisches , höheres, wissenschaftliches Insti-
tut betrachten , indem echon die Vorkehrungen^ getroffen worden , dasa
mrt kommendem Fröbjahr eine Akademie in Belgrad neu oufgebani
Nrerde, welche nach 8 Jahren , nachdem das schon erwähnte Lyeeum von
Kragojevttts dorthin öbeHragen sein vntd , erelFneft werden soll. Dia
2ahl d|Br nothigen utid nütaüchen Vortragsstodien wird vermehrt
Kabstdeiti sind im Laufe vorigen Jahre 4 neke Gymnasien errichtet, ulsi
1) in der Hauptstadt Serbiens, in Bl^lgrad; 2) in Scbabate; 8) in Ke«
gotin, nnd 4) in Uzitca. In allen andern Städten und ^grösseren Döv«
fern befinden «ich Normalediulen, Die Vortragssprache sowohl in den
höheren , als auch in den Nonnalschulen ist die serbische Volkssprache.
Die Schulen sind grösstentheils mit geäruckten Schulbüchern versehen.
Nebirt wlsaenschaftltchen Vorträgen wird auch die deutsche Sprache an
r
I« Kn^p^ievate ■& der ieiBt>Aaa iwgUiicii ^MkrL Jler
MrtMMin SriiriftBiftlkr, B. F. Ural, tat tag«-
I Uckufca aai Attorthiwer ia 4ar
Alks mmUM «cnehnem MrUicMaHtiiohM
[B«p«rt«TiHa ▼•alUiciawalAJ
Bie Emsige UrnrnnAüt, wddie ni
TM 44€ Sto4fliil«i, Btafich SI7 U«i4era md 1
wr, nUte ta Winter 18»— ^tta Gueea 447 Stadinaie, weTen
9S Aaslaiider waree, SB den tlMwlegitcbea , 6S deajarwtkniieB asd
UMfiinfiitieiTifiw, 88 den AedidiuMbeii, €lumi^;uehea iwd pharHUi-
taei^ätdÄB «ad 111 dea plaloeopitwrhea uad ithilelegiiirihea Stadien sich
widawiea. Der liidier^ •rdenilicbe Prafesaar der Reckte Dr. HeinfL
läudm. Uppert ist aaai Ratli hm dem AppeUaüaaaferjclite Car Mittel-
iraakeaia £ioBTAaT eraanat» derProlessor der Aeptbetik Dir. Frob^
Üah nrf aeia AaaacbeB der Paactiaa etae« Krei«8Aaiarchca voa Dateiw
fraakea «ad Aschaffeaberg eatitobeB aad dteaes Aait Aeai avdentUcheH
Frafenar der Tlieolagie Deawaiiitalar Dr. Bßhn &bertcag«i , der aae-
aeraadeBtSiolM PrefetMir Dr. Mmft Mayr ■«■ ordeatKrhaa FrafeMor
Aer MatlmBatik aad AatraaeaMe ]>e£ordert, der Dr« piuL et j«r« fl.
aU aaMnrardeuÜichm Praf eüi» «affeiteUl
Dritte Versßmadung deutscher PbilUogetu
m 4er sweitea Yiwimaimlany deatsclier Pialelogea aa
iai varigea Bcrbflte Gatta f er dieaet Mr ak Ort deiLZa-
■lai haiiin gawähU «ad vea Sr. DardO. 4em regieacadea Hni. «er«-
aag aa & Gatarg« Gatlai diean Waiü die kadute Geadiau^wg ar-
llNak wandea ist; luübea dBe UatorseioluifiteB « aar Falum^ der Ge-
•cdMCte ficaaaalea die Elwe, die Lebrer an Uaiversitalen and geleluteB
Freaade der AtterttaanfwiffMaaduiCtea luerdoroh aar
iesar drätea Venanatakg eiaaaladea. ZagldU er-
finr alle TlwniacdHnndea« w^Adkm bei ibrer Aa-
fcwrft ia G«Ktba bBnaemr WafuHnigaa TaraBfiadea wioBidMa «ad diasea
Vsaeob bu aaai C Sc^teaiber sa «rkeaaea «ebea, dergUcbea aa be*
■ai««ak Die erile FriliaiiBBT- Sitaaag wird dea 29. September atett
fiadea. Uaber fia VaiMee, «ekbe die Hersea TbeüaamMir ia dea
a ffeatfi ifa a Sitemsea aa bailea ffeaeist aiad, erbittai wir aas
Gadu, dea aa. Hai ISM.
Fr. JucQbB^ FuL Ckr, Fr. M^st.
STeae
für
Pbiloiogie und VaeämgogSM^
oder
MüraUdke JBibUotheU
for das
Sehpl-i mmä Vnterriclits Wesen.
In Verbindmig mit eiaem Vereihe von Gelehrten
herausgegeben
^ TOB
Pref • JBetoAoM JKIoto.
Nem nad nraimg^ster' Band. Zweites Heft.
Druck und Verlag yon B. G. Tenbner.
1840.
Kritische Beurtheilangeii«
- , \
Beiträge %ur Kritik und Erklärung der Griechin
ecken Dramatiker Ton Auguü Sander. Krttet Heft. Hil-
detheim in der GeritenbergVchen BnchhaUdlang« 18^7. IV a. 88
S. 8. Zweites Heft Hildetheim u. f. v. 1839. VI a. 92 S. 8.
in dem .ersten Hefte dieser Beitrige, welches auch den besonde-
ren Titel führt: Beiträge zur Kritik des Sophoclea und Euri-
pidee n« s« w« sucht der Herr Verf. in 82 Nummern oder Ab-
schnitten Stellen des "Sophocie^ und Euripides theils richtiger su
erklaren, theils gegen unnöthige Conjecturen in vertheidigen.
,,Es hat slch/^ sagt Hr. Sander in dem Vorworte, ^,bei mir die
Ueberzeagung immer mehr befestigt, dtss durch richtige gram-
matische Interpretation In rielen Stellen die Lesarten der Codi-
ces, die nur zu oft den Conjecturen haben welchen müssen^- ge-
schützt werden können/^ Dieser Ueberzeogung gemäss hat er
seine Bemerkungen zu schwierigen und seiner Ansicht nach falsch '
verstandenen oder angefochtenen Stellen niedergeschrieben und
in Yorliegendem Hefte nritgetheilt Dass dieses Unternehmen
nur Lob und Anerkennung verdient, wird Niemand hezweifcln.
Denn auf dem. Gebiete der Wissenschaft hat Jeder, welcher der-
selben wahrhaft und redlich zu nützen strebt, nicht nur das
Recht, sondern auch die Verpflichtung^ seine gewonnenen An-
sichten nach bester Ueberzeugung offen und gerade auszuspre«
chen. Die Wahrheit der Sache, um die es sich hier allein han«
delt,kann auf diese Welse nur gefordert werden. Und um diese Ist
es dem Hrri. Verf., wie er uns selbst am Schlosse seines Vorwor-
tes versichert, nur zu thun gewesen; eine Versicherung, deren
Wahrheit er durch die Behandiungsweise , welche eben so sehr
von blosser Widerspruchssucht als von tadelnswerther Anmaassung
entfernt ist, votlkeramen bestätigt hat. Eben so kann aber auch
Referent von sich sagen , dass es ihm in gleicher Welse nur um
Auffindung der Wahrheit zu tliun Ist, und wenn er in mehreren
von Hm. 8. behandelten Stellea anderer Meinung ist, so ?ec«
9*
132 Griechische Li teratbr.
sichert er hierbei nur «einer innern Ueber^engung gefolgt zu
■ein.
Da Hr, Dr. Kayser in der Benrtheilung des ersten Heftes,
Welche in der Zeitschrift für Alterthumswissenschaft 1837. no.
136 p. 1111 ff. abgedruckt ist^ hauptsächlich den Sophocies be-
rücksichtigt hat, so haben wir die Euripideischen Steilen zum
Gegenstand unserer nähern Prüfung und Besprechung gemacht.
Bevor wir uns aber zu ihnen wenden, sei es uns vergönnt, Eini-
^ ges über .die kritische Behandlung des Euripides im Allgemeinen
zu bemerken und unsere Ansichten hierüber kurz auszusprechen.
Die Handschriften, welche wir bis jetzt zu diesem Dichter
verglichen haben , stammen , wenn nicht aus einer einzigen ge-
meinschaftlichen,, doch nur aus sehr wenigen^ schon ziemlich
verdorbenen Quellen. Aus diesen sind alle vorhandenen theils
reiner , theils unreiner hervorgegangen^ Die bessere Classe der-
selben ^umfasjst nur die ersten Bieben oder neun Tragödien; die
übrigen fehlen in ihnen. Der älteste und beste Codex ist der Vat.
A. no. 909., dessen Lesarten wir ab^r nur zur Medea und Alce-
stis kennen ; zu den übrigen sieben Stücken , die er noch enthält,
besitzen wir bis jetzt keine Vergleichung. Diesem zunächst kommt
' der Havif. , der ebenfalls nur neun Stücke enthält und von Nie-
buhr in früherer Zeit verglichen worden ist. Die Pariser Hand-
schriften A und B ton Musgrave und Brnnck verglichen y geben
nur sieben Stücke; dieselbe Anzahl, nur dass der Rhesus hinzu-
kommt, hat der Flor. 10 Dieser stimmt am meisten mit den
Lesarten überein, welche aus einem Florentiner MS. Is. Voss
einer Aufgabe von Kanter Antv. 1571. 12. zn den ersten sieben
Stücken und s^im Rhesnd und den IVoadenlyeigeschrieben hat.
Der Codex selbst ist nicht weiter bekannt, er muss aber, nach
den Lesarten (Flor. A. bei Matthiä) zu nrthellen, sehr fehlerhaft
und iiaohlässlg geschrieben sein. Dies sind die bessern hand-
schriftlichen Hülfsmittel , denen wir aber nicht einmal in d^n in
ihnen enthaltenen Tragödien unbedingt folgen und vertrauen kön-
nen , da wir 'die Varianten aus dem Vat. A. 909. nur. zn zwei
Stücken besitzen. Denn wenn auch der Havn. mit ihm in viefen
guten Lesarten übereinstimmt , so weicht er doch häufig wieder
von ihm ab ; überhaupt ist seine Beschaffenheit keineswegs von
der Art, dass man ihn einer Textesrecension, die einen lesbaren
Euripides enthalten soll, zum Grunde legen könnte. Ob übri-
gens die von Niebuhr in seinen Jüngern Jahren angestellte Ver-
gleichung so ganz genau und sorgsam gemacht ist , als es uns
hier wünschenswärth sein möchte, lassen wir dahingestellt sein;
doch man möchte wohl daran zweifeln, da er, so viel uns bekannt,
die Handschrift nicht für eine eigene Ausgabe oder für einen an-
dern bestimmten Zweck verglichen hat. Dieselbie Bedenklichkeü
möchten wir auch über die von Musgrave und Brunck gegebene
CoUation der Parr. MSS. A und B äussern. Denn obgleich Beide
Saader: BeUräge zar Krh. u. £rkl. d. Gricch. Dranialiber. 133
für ihre eigenen Ai^gaben vergHchen haben , go waren sie doch
viel zu lebendig und geistreich ^ um solch' trockene und unange-
nehme Arbeit mit der Sorgsamkeit; 'Genauigkeit imd Ausdauer zu
UDternehmen und zu vollenden , die man fordern und wünschen
muss, weiin die Arbeit für immer ilirem Zwecke entsprechen soll.
Dazu kommt, dass die philologischen Bestrebungen jener Zeit
'das ' Bedürfniss einer durchgängig genairen und. zu?eriassigen
Vergleichung bei weitem nicht so kannten und -fühlten, als unsere
diplotoaiische Gegenwart. Zu den übrigen Tragedien des Euri-
pides haben wir nur solche Handschriften , die von sehr unterge-
ordnetem Werthe sind. Unter iimen verdienen noch die meiste
^ Beachtung : Par. E und 6, von Musgrave verglichen ; üb. P. d« h.
Varianten, weiche PuteaQUs aus einem MS. der Aldina beige-
schrieben liat; Flor. 2, der meistens mitden Lesarten des Victo-
rius , ebenfalls an den Rand einer Aldina geschrieben , überein-
stimmt. Uebrigens scheint dieser Codex mehrfaclie Cerrecturen
erfahren zu haben. Die Lesarten , welche Stephanus erwähnt
(Ü^SS. Steph. beiMattlüä), sind nichts, als eigene oder freipde
Conjecturen. Die Aldina, welche nicht selten bessere Lesarten,
als die eben erwähnten Handschrr. bietet, scheint nicht aus einem,
sondern aus mehperen verschiedenen MSS. abgedruckt zu sein,
die aber nicht- von besonderer Güte gewesen sind. Nach dieser
Ausgabe sind alle spätern ohne Veränderungen wieder abgedruckt
worden ; nur die Hervagiana vom Jahr 154^ hat hier und da gute
Verbesserungen erhalten.
Aus diesen kurzen Andeutungen ^helltnun zur Gnüge, daas
der Kritiker, welcher den Dichter sich selbst wiedergeben willii
die Handschriften allerdings gewissenhaft benutzen und gebrau-^
chen muss, in ihnen aber keineswegs die erforderlichen Mittel
zur Erreichung seines höhern Zieles besitzt. Was bleibt ihm da
her anders tHirlg, als dasselbe entweder "gänzlich aufzugeben,
oder durch verständige und besonnene Konjecturalkritik so weit '
als mögHch zu verfolgen, und somit neben deii Handschriften
auch die Idee derEuripideischen Poesie überhaupt als Princip.der
Kritik anzunehmen. Diese Id«e können wir uns aber durch fleis«
^slge, von künstlichen und gesuchten Erklärungen unabhängige
Leetüre des Dichters ziemlich sicher und bestimmt . verschaffen.
Sie also muss uns leiten ; und sie wird uns eben sowohl vor üher^
flüssigen und unpassenden Conjecturen bewahren, als auch die
handschriftlichen Lesarten riehtiger beurtheilen , das Zweckmäs«
si^e ans ihnen auswählen, die Verderbnisse der Abschreiber er-'
kennen und nach und nach immer glücklicher verbessern lehren.
Gehört nun auch sur glücküchen Verbesserung nicht blo»
anhaltendes und unbefangenes Lesen des Euripidesund der Tragiker
überhaupt, sondern auch jene , gleichsam von Natur angeborene
Beßhigung, welche mit feinem und richtigem Gefühl das
Wahre schnell und sicher findet, so wird uns doch die flelssige
184 Griechische Literator.
Leeture des Dichters wenlgsleas davor behfiten, die trefflichen
Leistungen anderer Gelehrten auf dem Gebiete der Coojectural-
kritilc SU Tcrlcennen und ungerecht zu benrtheilen^ oder mit 'einer
nur die einzelnen Worte beachtenden Subtilität zuruclLweisen «i
wollen. Diesem Streben scheint aber, wie die Gegenwart über-
haupt, so auch Hr. Sander ergeben zu^sein, und wir finden hier-
in hauptsächlich den Qrund^ weshalb wir ihm öfters widerspre«
chen müssen* Denn sehen wir 'jetzt von der Veranlassung und
Entstehung dieser Beitrage ab, und wenden uns zu ihrem Inhalte,
so müssen wir o^Ten gestehen, dass der Hr. Verf. nicht selten
Hermanns treffliche Leistungen gSnziich verlnnnt zu habeii
scheint. Dehn den gegebenen Erldämogen fehlt gewöhnlich jene
' Einfachheit und Natüriichiceit, welche gleich beim ersten Durch-
lesen überzeugt. Mit einer dialeetischen Subtilität, welche die
einfache Wahrheit dem Auge mehr entrückt, als näher bringt.
Bucht er handschrifiliche Lesarten gegen Gonjecturen zu schützen.
Allein bei diesen Vertheidigungen vermisst man erstens die nö^
thige Berücksichtigung und Schätzung der Quellen, aus denen
die handschriftlichen Lesarten geflossen sind , sodann aber auch
das richtige Gefühl, welches durch vieles Lesen und lebendige^
poetische AuH'assiing erworben wird, und uns neben den Hand***
Schriften bei der Erklärung und Kritik der Dichter hauptsüchlich
leiten soll. Der Verf. scheint mehr die einzelnen Worte und
Verse, als ihren Zusammenhang und die Eigenthümlichkeiten
des Dichters vor* Augen gehabt zu haben. In wie fern dieses Ur-^
iheil gegründet sei, wollen wir jetzt an einigen Beispielen zeigen.
Pag* 53. no. XLV# werden die ersten Verse aus der Iphig. Taor.
besprochen.
lÜXo^ 6 TävtdXsLogtlg IJtöav [loXav
&oaiövv Xnnoig Olvo^&ov yaykhl koqijv tc* r. X
Diese erklärt Hr. 8. so: „er kam nach Pisa und erhielt
durch die Schnelligkeit seiner Rosse (durch den durch eine Lost
' über den Oenomaus errungenen Sieg im Wettrennen) Uippodamia
zur Gemahlin. ^^ Er verbindet nämlich doar<^4V JiCffoi^ mit ya-
fcst, und will der Deutlichkeit halber ein Komma nach fiol&v ge-
setzt wissen. Gegen diese Konstruction hat schon Hc Dr. Kayser
a. a. O. sehr richtig bemerkt, dass der Ausdruck j/ofifi^i/ XQQfiv
9oat6t innoiQ in sprachlicher Hinsicht zu concis , wir möchten
sagen zu gesadit und zu poetisch sei, als dass er dieser dem In-
halt und der Sprache nach so ganz einfachen Erzählung angemes-
sen sei. In einem Chorgeaange oder einem andern lyiisehen Ge-
dichte würden wir eine solche Redewelse eher billigen } in einem
Prologe dürfte Enr. wohl kaum so geschrieben hab^ Dazu
kommt, dass der Grund, welchen Hr. S. für seine Erklärung gel-
tend macht, dieselbe keineswegs empfiehlt und unterstützt. Er
sagt: „Auf welche Weise Pelops nach Pisa gekommen ist, kann
Sander: BeHräge'liaF Kril. u. Erkl. d. Gri«eb. Dramatiker.'. 135
hier glekhgtkltlg sein* Wichtiger ist es, auf welche Weise er
d|e schwer zu erlangende Hlppodamia gewonnen hat. ^^ Allem
Iphigenia hat hier, wie sich aus dein ZusammeuhaDgfe md ^em
Zwecke des gaDzeu Prologs ergiebt, keineswegs die Absicht,
etwas von ihren Voräitern zu erzählen, sie will nur das Geschlecht
nennen y dem sie entstammt ist. fai einem solchen Geschlechts-
' regigter wäre aber ein Gedanke, wie ihn Hr. Sander in die Verse
bringen will, nicht nur nicht wichtij^er, sondern sogar «berfifis«
sig und ufipassend. Warum soll Iphigenta bei dem Pelopt Jene
List erwähnen , die dem Zwecke ihrer Erzählung ganz und gar
fremd ist? Wir Tcrbinden daher doixltfi txno^s mit fioAofv. IHe-
ser Gedanke erscheint einfacher, natürlicher und der gfansen
Rede angemessener. DiCs Unnatürliche und Gezwungene seiner
Erklärung scheint Hr. S. selbst gefühlt zu haben Rindern er durch
eine in Klammern gesetzte Erklärung seine Uebersetznng noch
deutlicher machen zu müssen glaubte.
Nr. XLVI. behandelt aus demselben Stucke Vs. 13, 14. Die
Stelle heisst im Zusammenhange so:
ivtav&a yag d^ xikiav vacSv övokov
tov xttXUviKOv .ötiq)avov lUov ^skav
kaßsiv 'Jxdiovgy tovg &* vßQiö^svvag yufLovg
'EUv^g fiBtü,^ilv^ MbvUBCj) ya^iv q>BQWV0
*Elhfijg ist die Lesart der Aldina, weiche in unsere Ausgaben
übergegangen, und auch von Hermann beibehalten worden ist«
Hr. S. hält sie aber Wohl mit Recht für eine Emendation des In
den Codd. Parr. A. B. €. Yict. befindlichen 'EXivij. Denn man
begreift nicht, wie aus ^EA6Vi;g, was so leicht und Terständlich
Ist, das sinnlose ^EHvfj hat entstehen können. Die Flor. Hand^
Schriften 1. 2. geben ^Bliv^j^ was auf M aiilands tlonjectur 'fJAlt^qt;
fuhrt, welche Hr. S.^ billigt. Hierin stimmen wir ihm bei; we-
niger aber in der Art und Weise , wie er dieselbe erklärt und ver*
theidigt. ,, Iphigenia /^ sagten, „tritt in heftiger Gemüthsbe-
w^nngauf, und daist die' Auslassung des (oorreetorisehen) xal
vor'EkevTjv ganz passend. Ich schlage daher tot, nach yApiOvs
ein Komma zu setzen, und die Stelle so zu fassen: Agamemnon
unternahm den Zug nach Troja, weil er Troja besiegen , (und)
hinter dem an ihm durch den Raub seiner Gattin begangenen Fre-
"vel^ (und) hinter der Helena hergehen (d. b, well er den an sei-
ner Gemahlin liegangenen Frevel rächen , seine Gattin wieder
holen) wollte. ^^ Dass diese Erklärung sehr gekünstelt, unnatür-
lich itod unwahrscheinlich ist, fühlt Jedermann. Denn zugege«
ben, dass Iphtgenia in heftiger Gemüthsbewegung auftrete, ob-
gleich wir in ihreii Worten nur ruhige und einfache Erzählung
finden, so mochte sich doch die Auslassung eines solchen xal
eben so .wenig rechtfertigen lassen, als es wahrscheinlicli ist^
136 GriechiBolie Literatur.
dass Ettripides das Yerbam ^Btü^Biv hier la einer doppelten Be^
deutung ,,«icA racAen'V und ^^ etwas wiederholen wollen/^ tou
denen die eine xu vßQiO&ivtag yäiiovg^ die andere zu Ekivtiv
gehören soll , gebraucht habe. Marklands Conjectur lässt sich
weit einfacher erklären und vertheidigen^ , 'Eiivijv ist nämlich su
vßQL^BVtas yd(iovg Apposition, welche den in diesen Worten
enthaltenen abstracten Begriff auf eine mehr concrete Weise er-
klärt ,,Agamemno brachte ein |Ieer zusammen^ um Troja au erh-
oben! ^ die yerspottete Ehe, die Helena, aq den Trojanern zu
rächen, und dem Menelaüs eine Gunst zu erweisen. Diese Erklä-
rung iat der Freiheit der Griechen, welcher sie sich im Gebrauch
der erläuternden Apposition bedient haben, keineswegs zuwider.
Vgl. Med. Y. 205 ff., wo es beisst:
taxclv aCov nolvötovöv y6(ov^
tpv Iv Xixu TtQodotav tccckovvii^ov.
Aehnliche Verbindungen i^nd.Konstructionen finden sich auch bei
den lateinischen Dichtern. So Horat. Sat. I, 5, 62 : Campaiium
in'morbum, in fiiciem permutta jocatus. Virg. Aen. ,XI, 213: Jam
vero in tectis, praedivitis urbe Latini^ praecipuüs fragor et long!
pars maxima luctus.
Nr. XLVIL sucht Hr. S. in dem folgenden Verse die Lesart
der Bücher:
duv^S T* dxXotas nvBviidtov z^ ov tvyxdvcov
gegen Hermanns Verbesserung ÖBivijg dnvolag nvBV[idtmP da
zvyxdvmv so zu vertheidigen: ,, Durch das mit t6 angeknüpfte
nvsvfidzGiv ov tvyxdvav wird der vorhergehende Genitivus ab-
solutus dsivijg dalolag (sc. ov6i}g) corrigirt, und durch das
erste rs wird der ganze Gedanke an das vorhergehende angCT
kuiipft Der Sinn ist: Da (als Agamemnon das Heer zusammfsu-
gebracht hatte) trat eine öbiv^ anXoia ein , (und) Agamemäon
h$tte nicht das Gluck, dass der Wind wehte; darum wandte er
sich zu den lyLuvQu.^^ Diese Erklärung wird Niemand billigen^
der an einfache und natiirliche Denk - un^ Redeweise gewöhnt ist.
Auf solche Weise lässt sich Alles erklären , und es dürfte wohl
kaum eiae Stelle so verdorben gefunden werden , welche diese
Exegese nicht vollkommen zu schützen im Stande wäre. Den
hier erwälmten Gebrauch der Partikel ra keinen wir eben so we-
nig , als wir die gegebene^ Uebersetzung mit den griechischen
Worten in Einklang bringen können. Es möchte Hrn. S. wohl
schwer fallen, diese seltsame Erkläri^ng und Konstruction mit
einem geeigneten Beispiele zu belegen.
Nr. XLVUL Vs. 74 fragt Orestes:
%QiyHolg d' Vit* avxolg öavl* oQKg iqQttipivai
Sander: Beitrage znr Ktit. a. Erkl. d. Griech. DramaÜker. 137
Fylades entgegnet:
tfSv xa%&av6vtav y* aHQO&lvia ^ircar.
So hat den letzten Vera Hermann verbessert. Die BISS, geben:
tmv Ttat^avovtwv tdxQo%lvia I^svcdv. Hf. ^. sagt: ,,Das
Wort aitgo^lvia mnsste ohne Artikel^ gesetzt werden , w^iA es
sich als Prädikat auf d^ im vorhergehenden Verse stehende chv^
Xa bieziehen sollte, so dass der Sinti war: Ja, die <$xi}Aa sind die
ixQO^tvia xat&avovtwp ^hfov. Aber diesen Sinn brauchte '
EuripidesnicKtauszadröcken, er könnte den Pyladea sagen las-
sen: Ja, ich sehe die dxQoMvia r. x. g. , und dann war der
Artikel ganz richtig/^ — Dieser Meinnng können wir nicht bei-
treten, denn^eder der Zusammenhang, noch die Sprachgesetze
lassen hier den Artikel zu. Indem Orestes jene Frage an' seinen
Freund richtet, will er nicht blos wissen, ob dieser die >iofge-^
hängten Waffen bemerke oder nichts sondern zugleich über den
Zweck und die Bedeutung derselben nähern Auischlnss haben.
Fylades glaubt ihm diesen geben zu können. Er bejaht also die
Frage nnd fügt auch hinzu , was ihm jene Waffen zu bedeuten
scheinen. ^^Ja, Weihgeackenke sind es von gefallnen Frem»
den.'''' Eine andere Antwort konnte er auf jene Frage nicht ge-
ben, und dies'e ist in Hermanns Verbesserung enthalten, deren
Richtigkeit "ein Jeder sogleich einsieht, der mit der Denk- nnd
Redeweise, der Tragiker nur einigermaassen vertraut ist. Der Ar-
tikel liesse sich nur dann vertheidigen, wenn mau ^ entweder an^
nehmen durfte, dass Pylades beim Orestes eine Bekanntschaft
und Kenntniss Ton diesen Weihgeschenkeii aus irgend einem
Grunde voraussetzen und sich in seiner Antwort auf dieselben be-
liehen könnte. Dieser Annahme steht aber der Zweck und In-
halt des ganzen Gesprächs entgegen. .Oder wenn es eine ge-
wöhnliche und allbekannte Sitte gewesen wäre , die Waffen von
gestorbenen oder gctödteten Fremden als Weifageschenke an den
Tempeln der Götter aufzuhängen , so da^s Pylades auiä diesem
Grunde von den Weihgeschenken als einer hinlänglich bekannten
Sache reden könnte. Dies ist aber deshalb unstatthaft, weil'
eben das ungewöhnliche Amd Seltsame der Sache dem Orestes
jene Frage abuöthigt Es folgt nun «ein Vers:
aiX iyxvxlovvt 6q)&ciXitdv iv öxonelv x^iof,
welchen die Handschriften und alten Ausgabeipder nun beginnen-
den Rede des Orestes ertheilen. * Hermann hat ihn in seiner Aus-
gabe nach Vs. 71 gesetzt und dem Pylades gegeben, da er an der
SteÜe , wo ihn die Bucher haben, dem Gedanken nach unpassend
sei und weder mit den vorhergehenden Worten des^ Pylades, noch
der folgende^ Rede des Pylades zusammenhänge. Dazu komme
noch, dass Jn dem Dialoge zwisciien Oreste^ und Pylades die Ge-
setze der Stlchomythie verletzt seien. Dieser letztere Grund
188 Grlechlifsbe LUer«tHv.
goheint, wie Ref. in einer besondern Abhandlung liber die Slicho-
mythie nachzuweisen gedenkt, hier eine [Imstellunff der Verse
nicht nothwendig zu erfordern. Den Vers und seinen Zusam-
menhang sucht Hr. S. MQ zu rechtfertigen: ,,Pylade8 Bcliien dem
Orestes zu unvor9ichtig in der Erforschung der Möglicblteit den
Einirhigens in das Tempelgebäude zu ^Werlce gehen zu wollen,
und a^f Axesen Gedanken ist der 76* V. als Gegensatz zu bezie-
hen/^ Allein welchen Crrtmd hat Orestes zu solchem Glauben?
Wodurch hat ihn Pylades veranlasst^ Er hat ja weiter nichts ge**
than , als auf die Fragen des Orestes geantwortet« Wie konamt
- also dieser darauf, ihn zu grösserer Vorsicht zu ermahnen 1 Diese
Erklärung stellt den Termis^ten Zusammenhang der Rede noch
nicht her. Wir lassen den Vers an seiner Stelle, ertbeilen ihn
aber dem Pylades, so dass dieser nun auf obige Frage des Ore*
Btes antwortet:
Den zweiten Vers spricht Pylades im Tone der Aufmuntenmg zu
sich Selbst, indem er sich jetzt vom Orestes etwas entfernt und
näher zum Tempel geht , um ihn und sein^ Uibgebungen genauer
zu betrachten und zu untersuchen. Unterdessen beginnt Orestes,
der jetzt allein auf dem Prosceninm steht, seine Rede, deren
Anfang das vom Apollo ertheilte Orakel zum Gegenstand der Be-
trachtung hat; am Ende derselben (vielleicht Vs. 94.} tritt Pyla-
des wieder zu ihmi und theilt dann seinen Rath und seine An«
■lebten mit.
Nr. L. Vfl. 97 ff. liest und interpungnrt Tb. & so :
notBQ« dm(iatG>v ngog dfAßdöBig
I9tßfj06(i$a9tt {sciSs Sv ovv nä9oiiisv an;),
q XfdKotBVHta xky^Qcc XvöavvBs (loxlotg^
äv OVÖBV tCfLBV;
Nach seuier Erklfirung ist der Sinn der Worte dieser: „Werden
wir durch eine Oeffoung zwischen den Triglyphen in das Gebäude
steigen (o möchten wir doch darüber Belehrung erhalten!) , oder
^ werden wir durch Oeffnnng der Thiiren (womit, mit deren Ein-
richtung, Art der Verschiiessung , wir ganz unbekannt sind) in
dasselbe dringen können? ^^ Dieser Sinn ist, wie einem Jeden das
natürliche Gefühl fagen muss , weder passend , noch liegt er in
den griechischen Worten. Denn ngogafißdöBig (so giebt der
Cod. A. , den Boissonade nochmals verglichen hat) sind die Stu-
fen , welche zum Eingange des Tempels führen. Mit welchem
Grunde Hr. S. hier an die Oeffnnng zwischen den Triglyphen
denken konnte, gestehen wir nicht zu begreifen. Das .Citat aus
Müllers Ardiiol6gie p. 33 f. gehört ganz und gar nicht hierher.
Sander: Beitrage siir Kr!t. a. Erkl* d. Grlech« Dramatiker. iS9
Herraatins ErUiraag und leichte Aenderimg verdient bei weitem
den Vorzug. . . , ^
Nr. LU. Vs. 230. sagt Iphigenia zum Rinderbirt, der eiiend
lind hastig herbei gelaufen kommt und in seiner Anrede , mit wel-
cher er die Iphigenia begrüsst, ^was Neues und Ungewöhnliches
au Terkünden verspricht)
tl d' ^(5n tav aagovrog Ixnliiööov Icyov;
,^Der xdgbv koyog^^^ sagt Hr. S.^ „kann nichts anderes sein/
als die letzte lyrische Stejle der Iphigenia, die mit den Worten ^
endigt 0xmtov%ov 'Ogiöiav. Der Sinn ist: Was ist denn das
Neue (tä xaitfä KiiQiiyfAata) 3 das eben jetzt mich in meinen
Wor4en unterbricht'?^' Niemand , der griechische Tragiker mit
Aufmerksamkeit gelesen hat, wird diese Erklärung wahrscheinlich
finden und billigen. Wenn Iphigenia ihren unterbrochenen Chor-
gesang im Siniie hatte, würde sie dies gewiss bestimmter ani^ge-
drnckt und anstatt Tov siägovtog Aoj/ov' vielleicht rot;/iot; ild)H>v
gesagt haben. Uagmv koyog bezeichnet die Anrede des Boten:
'y^yaiiiitvovog TCal xai KlvTai(ivi^6tQag tixvov,
&KOVB xaiväv l^ ifiov xfjQvyn&tGiv.
in welcher sowohl die Worte selbst, die auf etwas ganz Unge-
wöhnliches hindeuten, als auch die Hast, mit welcher der Hirt ^
spricht, die Iphigenia in Schrecken gesetzt haben. Sie sagt al^
so: Was ist das Erschreckende deiner Rede? d. h. Was ist es
denn, das dich eine so ersi^reckende Rede brauchen lässt? Daa
Fronomen fis ist weder ausgelassen, noch zu ergänzen; Iphige-
nia redet allgemein.
Nr. LIIL Vs. 274^f. sagt der Rinderhirt vom Orestes:
xal fio^ xvvayog äg*
Ilviadil^ diSoQxag t^ie;
„Der Gedanke: erruft gleich einem Jäger missfiUlt Hermann.
Ich sehe jedoch nicht ein , warum es unwahrscheinlich sein sollte,
dass die Grieehen auf der Jagd einander oder ihren Hunden soll*
ten so laut zugerufen haben, dass davon das Glelchniss nicht
sollte hergenommen sein können.'* Allein die Griechen haben
auf der Jagd einander oder ihren Hunden gewiss nur so laut zu-
gerufen, als es eben nöthig war, um gehört zu werden. Dies
thnt aber auph jeder Andere , der einem Andern zuruft. Man
sieht daher nicht ein , weshalb der Bote den Orestes , wenn er
sein lautes Rufen bezeichnen will, mit einem Jäger vergleicht,
da er durch solchen Vergleich dies gar nicht anschaulich machen
kann. Er hätte ihn eben sb gut^mit jedem Andern , welcher ruft,
vergleichen können. Hermann corrigirte: xol /}o^, xvvayov Sg^ *
Ih)Xtti7i, didoQxag ti^vÖB; An dieser Emendation missfallt aber das
eng, welches den Gedanken matt erscheinen lässt. Wir behalten die
Vulgata bei , bezieben aber die Vergleichung nicht allein auf das
][40 Grie chi8€iio Xiiteratar.
Bufen^ sondern auf die ^anze Art und Weise des. Riifena, auf
die äussere Hattung, die Mienen und Geberden, welche sich b^i
einem Jäger kund geben , der einem andern zuruft und ai^ ein
plötzlich heranstiirzendes Wild aufmerksam macht.
Nr. UV- Vs. 285 f. ^
So hat Hermann aus Flor. 2. Vtct, welche Q^vqviibvoi mit dar«
über gesclu*iebenem fiß geben , Terbessert. In den gewöhnlichen
Ausgaben steht davoi;/t€vo&, was hier, wie Hermann zeigt, un-
statthaft Ui. Hr. S. sucht es aber, zu yertheldigeli. „ Gegea
dcciißoviisvoi wäre an sich nichts einzuwenden , aber mit pg
passt es durchaus nicht, da es nicht (wie Setdler Fraef. Xtll.
übersetzt) bedeuten kann : ut qui attoniti eramus, ut qni stupe-
bamus, sondern heissen würde: in dem Glauben, dass wir staun-
ten. Und das passt durchaus nicht. ^< Hrn. Ss. Üebersetzung
passt allerdings nicht; weshalb ist aber SeidierV Erklärung falsch
und unzulässig? Die Worte dg ^ufißoviisvoi, gehören niclit zu
6iyy %a9i](iBd^\ sondern zu dem Particlpium Cvötakavrsg^ des-
Htn Bedeutung sie durch die in ihnen enthaltene Vergleichung
näher erläutern und verroüständigen. Die Vulgata glaubt Hr. S.
auch noch durch Vs. 321 schützen zu können , in welchem nach
seiner Meinung das Verbum igexA^^aftev gut ausdrückt, wie sie,
die es nicht wagten , den beiden Fremden^ so lange diese be-
waffnet waren, nahe zu kommen, ihnen durch geschleuderte
Steine ihre Schwerter aus den Händen geworfen , gleichsam her-
ausgestohlen haben. ,/£xx/l€i/;af , sagt Hr. S., ist im prägnanten
Sinne zu nehmen, etwa für ixxkintovtag Ixxd^m.'^ Hier ist
die Bedeutung und der. Gebrauch^ dieses Verbum gänzlich verkannt'
und die handschriftliche;, Lesart auf eine Weise erkfitrt worden,,
die allem natürlichen Gefühl zuwider ist. iTocXinzHv kann in sei-
ner ursprünglichen Bedeutung nur von heimlichem Entziehen ge-
braucht werden ; ein Schwert aber mit Steinen einem Andern ans
den Händen werfen, kann nimm^mehr ixidiniHV 9itQ0i(Si> xst^
QiSv tpiöyava heissen.
Nr. LV. In der hier gegebenen Interpretation von. Vs. 375 f.
(378 ed. Herm.), welche die Lesart der Bücher gegen Hermanns
Verbesserung schützen soll, «rregt schon die äussere Form und
Abfassung derselben grosses Misstrauen. Denn die Erklärung der
Stelle muss, um verständlich ' zu werden, wieder .durch andere
Erklärungen erklärt werden. Das Streben, die Vulgata auf jede
Weise zu vertheidigen, hat Hrn. S. veranlasst, die Worte müh-
sam, und künstlich mit den übrigen Viersen in einen Zusammen-
hang zu bringen , den man nicht verstehen kaiut. Er sagt näm-
lich: i,Der Sinn der Vulgata passt hier vollkommen. Es heisst:
Es würdQ die Leto ihre Tochter als eine solche Grausamkeit
Sander: Beitrag vav Ktlt n.'Erkl. d. Grieeh. Dramatiker. 141
nicht geboren Kaben, (oder: Dfc Tochter der Lcta, ^Artemis,
würde ni^ht so grausam sein vcnn nicht die Menschen sie dazu
gemacht hätten. Der Nebensatz ist nur nicht als solcher, son-
^ dern als Haoptsatz in dem Folgenden (iy^ iabv ow-^ ättag>iQZiV
öox(S) ansgedriickt. Iphigenia sagt nicht: die Tochter der Leto
ist nicht grausam, sondern: sielst grausam, was sie aber nicht ^
«ein würde, wenn die Menschen sie dazu nicht gemacht bitten. ,
(Artemis ist nur nach dem Aberglauben der Menschen eine GiU
tin, der Meni^chenopfer dargebracht werden müssen. )^^ Aliein
Niemand, der an natürliches Denken und Reden gewohnt ist,
wird sich aus den fi^lgenden Worten (iyaä gilv ovv — avaq>iQ8tv
doxa) den ton Hrn. S. ergänzten Bedingungssatz zu der yorber«
gegangenen Bedingung suppliren und hinzudenken können.
N. LVI. Vs. 580. geben die Bücher:
IKes sucht Hr. S. gegen Hermann, der y' nach mg gesetzt hat,
so^zu vertheidigeh : „Aus der Torhergehenden Frage ist der
Hauptsatz hinzuzudenken. YoUständig heisst die Antwort: g^pcr-
Oortfi&av, dg rdtnrcov, a 6v i^kkeig^ Iv nags^ip r% ifi^g dvg^
7[Q€cUtt9 ovtav. Ich will dir's sagen, da ich glaube, dass das,
worüber du^Auskunft wünschest, meinen Unglück fremd ist. " -^^
Auch hier rermisst man Hrn. Sander's Hchtiges Gefühl und hin«*
I4'ngliche BekanntschafI; mit dcni Sprachgebrauch der Tragiker,
sonst würde er gewiss nicht die Nothwendigkeit und Richtigkeit
von Hermaflns Verbesserung* bezweifelt und eine Konstruction
ausgedacht haben , welche die griechischen Worte gar nicht zu*
lassen. Orestes antwortet : Ich wül es thuiij derm es ist doch
eine Nebensache von meinem Unglück. Aus der Frage ist aller-
dings das Yerbum hinzuzudenken, welches die Bejahung^ aus-
tlrnckt. Die folgenden Worte fügen nun der Bejahung noch et-
was hinzu, sie ergUnzen und TervollstSndigen dieselbe; hier ent-
halten sie den Grund der Bejahung und Zusicherung, der aber,
wenn er als ein solcher verstanden werden soll, die Partikel ys
(doch) erfordert. Vgl. noch Elmsley zur Medea Vs. 1362. ^ >
Nr. LVIII. Vs, 555 flF. Hr. S folgt hier den Parr. Handschr.
A. B., welche diesen und die beiden folgenden Verse der Iphi-
genia zntheilen und die Rede des Orestes erst mit Vs. 558. noXvq
ragayfiog u. s. w. beginnen lassen. Allein man begreift niclit mit
welchem Grund und Recht Fphigenia die Wahrhaftigkeit und Zn-
Terlässigkeit der Götter anklagt und in Zweifel zieht; sie kann ja
nur den Traumen die Wahihaftigkeit absprechen, denn diese
haben sich bei ihr als falsch und unzitverlässig bewiesen. Sodann
scheint auch' Vs. 558. (560 ed. Herrn.) zu Terlangen , dass Vs.
556. und 557, zu derselben Rede des Orestes- gezogen werden.
Denn da dieser und die folgenden Verse nur eine weitere Aus- '
fuhrong des in jenen bdden Torhergehenden Versen enthaltenen
142 Griechitclie Lileraftiir.
Gedanken geben, so Mrnrde nach unserni Geftth! Orestes, v^emt
er mit den Worten xoXvg taQayßog u, s. liir. die Rede angefang^en
hätte , seine Zostimmong aiieh dnrch die äussere Form der Rede
ausgedrückt, nicht aber so verbindungslos seine Worte den Wor-
ten der Schwester bdgefugt haben*
Nr. LIX. AIcest. 10 1 wird ift nnsem Ausgaben gewöhnlich
so interpnngirt :
oölov yccQ dvögos oöiog Sv 2ri^%ai/or,
naidos C&iyi^TOs, x. t. A.
Nach Wunders Verlangen (Advers. in Soph. PfaU. p. 84.) wiU Hr.
S. das^ Komma nach ixvy%avov tilgen. Denn da aus dem An-
; fange der Tragödie und aus dem 8. und 0. Verse deutitch sei,
dass Apollo dem Admetus gedient und ihn besehütst habe^ und in
dem 10. Verse der Grund angegeben werde, warum er ihn be-
sdbützthabe, so könne es hier wohl nicht gnt heissen: Dertn ich
traf einen tadellosen Mann, den Sohn des PJieres, sondern:'
Denn ich tiiaf an dem Sohne des Pheres einen tadellosen Msau.
Dieser Meinung können wir nicht beitreten; wir billigen, viehnehr
die gewöhnliche Interpretation, nach welcher naiboq Oigi^og
als Apposition zu oölov dvigog genommen und deshalb gew,öhtt«
lieh durch ein Komma von dem vorhergehenden Verse getrennt
wird* Apollo giel)t^ ^wie Hr. S. sehr richtig si^gt , den'^Grimd an,
warom er bis jetzt dies Haus beschützt habe; dieser Grund war
ihm aber kein aa*derer, als die Frömmigkeit des Admetns« Daher
sagt er: „Denn einen tadellosen Mann traf ich an,* '^ und fugt
nun zu dessen genauerer Bestimmttng und Bezeichnung hinzu:
„den Sohn des Pheres. ^< Mag man das Komma nach itvyxavi^v
beibehalten oder streichen» die folgenden Worte: natSog ^ipif-
tag werden gewiss einem Jeden in dieser Veri>iiidimg als ehie er-
klärende Apposition erscheinen, da mit dem voriiergeheaden
Verse der Gedanke , den Apollo als seinen Grund ausspricht,
ToUstiindig und geschlossen ist, zn dessen Verst^ndmss die fol-
genden Worte nicht unumgänglich notlrwendig sind.
Nn LXI. Vs. 18. geben die meisten Handschriften^
9avBLV ago xalvov^ ftJ^xir' dgogSv q)dog»
Hierüber lesen wir folgendes : „ Die gewöhnliche Verbindung die-
ser beiden Infinitive, die mir einen Begriff, -nämlich s/er6eir,
enthalten, war die dnrch xal (tiiTisu oder iiijd^ &i. Aber die
Gonjunction wird in aifectvoUer Sprache unzählige Male wegge-
lassen. So auch hier, wo, wie sich aus dem Ganzen ergiebt,
Apollo in Bewegung auftritt, und daher im höhern Stile spricht,
was sich nicht blos in den Gedanken, sondern auch in der Form
(z. B. Vs. 2. ^Bog stBQ Sv) zeigt ^^ Diese Erklärungsweise scheint
Hr. 9. sehr zu lieben , sie kommt mehrmals bei ihm vor. Es ist
aber ganv gegen die Gewohnheit des Euripides , die Personen,
Sander: Beitrags ttir Krit. d. Erkl. d« Glriech. Dramatiker. 143
weldie bei ihm den Prolog hatten, ^ in Hast nnd Eile reden z«
lassen und in solcher Gemuihsbewegung vorzuführen; das» es
ihnen angemessen wäre, dergleichen ve^rbindiingslose Sitze auszu«
sprechen, gleiclisam JieraaszUstossen. Und auch hier sehen wir
den Apollo weder in Bewegung auftreten, noch in einem hpherh
Stile reden. Sowohl Barnea hat sehr richtig gesehen , indem er
lifid' It vorschlug, als auch die neaem Herausgeber, die es auf*
genommen. Der Cod. Havn. bei Matthia und bei Dindorf der
Vat. A. , den aber Hr. S. noch nicht gekannt zu haben scheint,
bestätigen diese Conjectur. Eben diese Codd. geben auch Vs. 38.
rov für das ^wohnliche ts, was Hr. S. in Nr. LXIL gegen Pilugb
auf eine gar eigene Weise interpretirt und in Schutz nimmt Be-
merkenswerth ist hier die Lesart des Cod. Flor. A. dUf^v totu
^yovs KByväg Sxa^ die, wie sie ebenfalls auf joi hinweist, so
auch den Beweis liefert, wie sdlbst die einfachsten und gewöhn-
lichsten Wörter in den MSS. bisweil«! graz und gar verunstattet
sind*
Nr. LXX. \a. 197 ff. hoteii in den Handschriften:
totavv* SV oXxoig l<^rlv ^JS^'qtov Haxi.
%tt\jiar&av€iv t* Sv ofA^r' ' ixtpvywv d' ^fii
to6ovtov aXyogf ov^nov ov keki^öBtat.
„ Ich schreibe täv mit Mont Dasi^ , wie Hermann hier anninrait,
TS und dh einander entsprechen, ist mir nicht wafarscheinlicii.
Auch finde ich die Angabe de6 Sinnes bei Hermann ganz verfehlt
Wo tß — dh — gebraucht ist, ist es nicht dem vs — aal -r,
oder luv — öl — gleich; sondern es findet dann eine Anacolu-
thie Statt ^^ Dies ist allerdings richtig; etwas Anderes hat aber
auch Hermann zu dieser Steife nicht sagen wollen. Vgl^ seine
Bemerkungen zu Elmsley's Meden Vs. 431. und 1214. , welche
den hier bezweifelten Gebrauch von. 8s hinlänglich rechtfertigen
werden^ Warum übrigens ^bei Hermann die Angabe des Sinnes
^verfehlt sei, haben wir nicht einsehen können.
Nr. LXXn. Vs. 369 ff.
st 5* 'OgtpicDg fioi yXäcaa xal fiikog stag'^Vf
dg xYpf KOQ^v /JijfifjtQOg ^ ^ xslvTjg tjeoötv
vfLVoi^L Ki]lf]6avzd 0*^1 Jtdov XaßslVi
Katijk^ov av, \ .
'Slg Tijif xopi^ir, was sich in allen Handschriften findet, hat
Reiske in Saz^ ^ xogrj^ verändert; Hermann, Pfitigk tmd Din-
dorf haben diese Emendation in den Text genommen. Hr. S. ver-
theidigt die Vnigata. „Wo ein Folgesatz, ^^ sagt er, „ange-
knüpft werden soll , geschieht dies frettich in der Regel durch
&Cts^ worauf entweder ein Modus finitus (hdicativus, Jmperati-
Vus oder Optattvus) oder der Infinitivus folgt. Allein dies iSchrs
(eigenticb und so) wird in affectvoUer Rede oft mit dg (so) ver-
144 GriechiAcbe Literatjbr..
tanschi, wie mehrere Beispiele zeigen. Und da hier offenbar
affectvoUe Sprache herrscht, nehme ieh an wg (in der Bedeatung
Ton äöts) lieinen Anstoss.*'' Die affectvoUe Rede kann das mq
weder hier nodi anderswo schützen , und Ilr« S. hat den 6e-
braucii von &q in Folg^esatzen unstreitig Tcrliannt. Diese Par-
tilcel wird nur dann in gleicher Bedeutung mit cSc^ra gebrauclit^
wenn sie sich anf ein ovrcaq oder einen ahnlichen . Begriff', der
in dem Yorhergehendcn enthalten ist oder leicht hinzugedacht
werden kann , zurückbeziehen lässt^ Der Sinn unserer Stelle
wurde demnach sein: Wenn mir des Orpheus Zunge und Gesang
so, d. h. in dem Grade Terliehen wäre, um die Proserpina oder
ihren Gatten zu bezaubern und dich aus dem Hades zu holen, so
u. 8. w. Dieser Gedanke ist aber,, i^le Jeder Ton selbst einsieht,
hier unpassend und unstatthaft. Sodann findet Hr. S. das dop* ^
. pelte^, weiches durch Reiske's Conjectur in den Satz kommt,
unangemessen, da es nach seiner Meinung nicht darauf anicom«
men musste, ob er entweder i\% Proserpina ^ oder AeA Pluto^
sondern ob er überhaupt eine iGrottheit der Unterwelt, gieiciiviel
welche, bewegen konnte , und wenn Admetus dieses aussprechen
wollte, er ein einfaches ij gebrauchen musste. Dieser Einwand
hat, wie Hr. S. wohl selbst zugiebt, nicht viel zu sageA, da ^ —
^ nicht aliein schroffe, sich gegenseitig ausschlieissende Gegen*
Sätze, sondern auch ähnliche gleichbedeutende Fälle einaidder
entgegenstellt, so dass das lat. sive — sive ihm entspricht.
Nr. LXXin. Vs. 434. sagt Admetus:
ixlötaiial t$ %ov% aq>vm Hccxovtods
nQogifttat^ '
So hat Hermann aus Codd. Flor. 10. 15. Havn. für Inl^aiial ys
geschrieben, was die Mehrzahl der MSS. enthält. Hr. Sander:
„Obgleich nicht zu läugnen ist, dass Admet so sprechen konnte,
so durfte doch das durch die Mehrzahl der Codd. geschützte ye
nicht verdrängt werden. ^^ Allein nicht die Mehrzahl , sondern die
Gute der Handschriften ist zu berücksichtigen. Und zu jenen
drei bessern Handschriften kommt auch noch der älteste und beste,
der Vat. A. bei Dlndorf , welcher ebenfalls ts giebt.
Doch es sei genug der Beispiele aus dem ersten Hefte. Wir
brechen hier ab, um noch einige Euripideische Stellen aus dem
zweiten Hefte zu besprechen. Dieses führt ebenfalls neben deni
allgemeinen Titel noch einen besonderen : Beiträge zur KritUc
und Erklärung des Aeschylus ^ Sophocles^ Euripides und ^ri-
atophanes ii. s. ui, und enthält 53 Nummern , welche hauptsäch-
lich Stellen aus Aescbylus und Sophbcles behandeln. Die geringere
Zahl ist aus Euripidesgenommen, und zu diesen kommen noch einige
wenige aus Aristophanes. Am Ende sind noch Nachträge und Bemer-
kungen über eüiige Stellen des Sophocles, welche Hr. Dn Kayjser
Sändsr: BeUrEge snr Krit n. EM. d. GHedi. Dramatiker. 145
ans dem ersten Hefte la der Zeitsclirift für Altertharaswissen-
schaft a. a. O. besprochen hat.
Wir beginnen mit Nr. XXXVI. Eurip. Hec. Vs. 8. hat Her-
mann 80 geschrieben :
Sg Ttjvd* dglexiiv XtQöovfjötav xXdna
Ontlgii K. r. L
Herr Sander entgehet: ,,rch gebe zu, dass Euripides hier tj^i/d*
schreiben kM^nte , nicht aber , dass er so schreiben musste. Denii
im 33. V. vmd ifn 36. V., also immer noch in dem Eingange des.
Stucks, hat er zur Gniige den Ort, wo die Handlung vor sich,
geht, angegeben. Und jeder Zuhörer, der sich auch bei dem $.
Verde gedacht hatte , dass der Ort der Handlung nicht zu dem
Gebiete des Poiymestor gehöre, musste durch die angeführten
Verse hinlängliche Aufklärung erhalten." Wer mit der Rede-
weise der Tragiker hinlänglich vertraut Ist, wird ohne Weiteres
einsehen , dass Hermann sehr richtig die fehlerhafte Lesart der
Biicher verbessert hat. Denn dass weiter unten der Ort der Hand-
lung genau bezeichnet ist, entfernt noch keineswegs die Möglich-
keit oder vielmehr die Noth wendigkeit, unter tiJv XhQöovrialav
xXdxtt einen andern Ort als den derHaadlung zu verstehen. Durch
Ys. 33. und 36. würde der Dichter nur das durch seine Schreib-
weise veranlasste Missverständniss heben und wieder entfernen;
an unserer Stelle hätte er aber ganz ge\^iss undeutlich gespro«
chen. Umgekehrt möchte sich die Sa^e eher denken lassen.
Nr. XXXVm. Elect. Vs. 1.
^Sly^gitaXai6v''AQyoSi *Ivdxov ^oaiy^
8^Bv X. r. ^. .
Die Worte 'Ivdxov Qoal sind zu dem Vorhergehenden erläuternde
Apposition , welche die durch cd yijg naXttLdv^'AQyog allgemein
bezeichnete Gegend noch bestimmter bezeichnen , und es ist kd-
neswegs , wie Hr. S« meint , ein ts oder kal zu suppliren , was
weggelassen .sei, weil dies in leidenschaftlicher Sprache, die
hier offenbar herrsche,' sehr ge^svöhnllch sei. Leidenschaftliche
Sprache, in welcher man ein solches te oder xal auslassen könnte^
ist hier eben^ so wenig , als an mancher andern Stelle, wo sie Hr.
S. zu bemerken glaubt.
Nr. XXXIX. Vs. 22 f. die fehlerhafte Lesart der Bucher hat
Hr. S. so emendirtt /
2lü6ag 8\ , fii^ tto naldag ^^gyslanf tixot
^jiyafisiivovog nocvatogagy^, ü% Iv ddfiOig*
Ohne besonders hervorheben zu wollen, dass nach dieser Emen-
dation der zweite Vers in metrischer Hinsicht unangenehm ist,
da jede einzelne Dipodie mit ganzen Worten geschlossen wird;
iV. Jahrb, f. Phil. «. Päd. od. KrU, Bibt. Bd, XXIX. Uft 2. 10
146 Griecbiiche LUcrtftnr«
'Jyaiiifivovog \ xoivatoQag y \ {1%^ Iv SofLOig'
fragen wir nur nach d^r Bedeatung und dem Zweck der einge-
schobenen Partikel ys. Was soll diese hier? Ilr. S. sagt: ,,niir
in Kindern, welche Electra einem edeln Argiver, oder über-
haupt einem edeln Griechen gebar, konnte er xoivdtoQas *Aya-
iAlfit^ovo$ furchten, welche Aiisicht auch im Folgenden klar ge-
nug ausgesprochen ist. Und dies tritt nocji bestimmter hervor,
wenn wir nicht öq>^ schreiben, sondern ;cotvaro^a$ /. '^ Wie
dieser Gedanke durch yB noch mehr hervortreten köi^ttL gestehen
wir offen nicht einzusehen, ys Ist entweder qui^em, certe, oder
adeö ; keine dieser Bedeutungen will aber^ hier passeu. Ref.
' schlug in der Zeitschrift f. Alterlhumswissenschaft 1838. Nr. 79.
p« 644. vor den Vers so zu schreiben:
Jn den folgenden Versen (25 — 28 ) freut sich Ref. bei Urn. S.
dieselbe Verbesserung zu finden , die auch er in der Zeitsehr. f.
Alterthumsw. a. a. O. vorgeschlagen hat.
Nr. XL. Vs. 381 — 383:
ov uij qfQovij6ST\ dtxBväv 8o^a6ii€CTCDv
nkfjQHQ nkaväöd'St Ty d* oniXia ßgoTovg
KQivsltB xal tolg ^&ß<fiv tovg tvyivelg.
sucht Hr. S. so zu erklären und zu rechtfertigen : „Ihr Menschen,
die ihr, eitlen Dünkeis toH^ irrt (in der Beurtheihing andrer
Menschen auf unrechtem Wege seid), lasst euren Hochmuth
fahren , und beurtheilt die Menschen nach ihrem Verkehre (d. h.
nach ihrem Benehmen gegen ihre Mitmenschen) , beurtheilt die
Edeln (d. h. eiitscheidet die Frage, wer den Namen. eines Edel- >
gebomen verdiene) nach ihren Gesinnungen (nicht a6er nacli ihrer
Geburt)/^ Er nimmt also q)QovBtv hier in der Bedeutung Ton
hochmüthig sein. Allein diese Bedeutung kann dies Verbum an
und für sich ohne weitern Zusatz nicht haben ^ wenigstens haben
wir dafür noch kein Beispiel gefunden. Dann passt aber auch
diese Bedeutung nicht in den Zusammenhang; es ist hier nicht
Ton dem eitlen Dünkel, sondern von der Verkehrtheit und Un-
.Uugheit die Rede, welche sich in der Beurtheiiung anderer Men-
schen kund giebt. Wir glauben der Stelle den angemessenen
Sinn und Zusammenhang durch eine sehr leichte Aenderung ver-
schaffen lu können , indem wir schreiben :
oi; jui} i(pQ0Viq6tt , o% xBvav do^aöftdrav
nkriQBig nkavä09s ,^ t^ d' ouvkla ßgotovg
XQ^vüxBf xal ror^ ij^BiStv tovg BvyBVBig.
Nr. XLII. Vs. 54 ff. tritt Electra auf und spricht:
ävv^fiikttiva^ XQVdiav SötQfov rQoq)6t
iv i TÖf iyyogtaö^ IfpBdgBvov xäga
SsDder: BeürSg« fear Krlh n. Erkl. drCricch. Dramalilcr* 147
fpigouöa^ nj^yicg ftotaftlag fistiQXOfiatf
cv dfj Ti XQÜaq tlg to66vö' dfpiyfiinjn
all* dOQ vßgiv ÖBl^töfiiv Alyiö&oi ^B'tg^
yoovg z IxtpCjj^* ^tl^ig* slg fiiyav ncttgl,
> , -
In dem letzten Verse hat Hr. S. dtpltui nach Ueiske^a Conjectur
geschrieben, welche auch eine von Camper verghchene Par.
Handschr. (Cod. 2714 der Königl Bibl. z. Paris) bestätigt Die
Worte selbst nimmt er als einen Indicativsatx , den er mit fKre^-
XO^nai verbindet. Er übersetzt: ,, Nicht weil ich durch die NoCh
gezwungen bin , sondern damit die "Götter sehen sollen , In welche
Lage mich die Tyrannei des Aegisthus gestossen hat, gehe ich
selbst zum Wasserholen, (und) sende meine Klagen zum Himmel
auf.^^ Diese Konstruction erseheint aber hart und gesucht; denn
es ist sehr unwahrscheinlich, dass deY Dichter diese Worte nach
den beiden vorhergegangenen Versen als einen neuen, für sich
bestehenden Gedanken zu obigem ^erip^ofiat hinzugefügt habe,
da sie ihrem Inhalte naph weit angemessener als ein Absichtssatz
mit den zunächst Torhergehenden Worten verbunden werden,
und mit dem Verse selbst auch der Gedanke zu Ende ist, dessen
Kürze mit dem vorhergehenden Satze in keinem rechten Verhält-
niss steht. Wir belwlten, ^ttplimi bei , schlagen aber vor, die
ganze Stelle so zu schreiben:
c5 i>t)f ftilaiva , ;|r$i;<^efi}v adrgov tQoq>if
ivy To'd* ayyogt(pö* lq)tdQBVov^ xagoc .
g>Bgov0a nijyäg notaiilag (isxigxofiah
ov di] XI xgdag elg ro<Joi/d' dq>Lyiilv7j»
all* 6g vßgtv del^mfisv Jiylo^ov deolg'
y6ovg ö' afplr^if al&^g* tlg ^syav naxgl,
?'^ ydg aavciltjg Tvvdaglg , ftiJtJ^^ i[iij^
Nr. L. Heracl. 101 ff.
Blnog dtcjv iKz^ggcg; alöaladai , ^ivs,
xcfl (11^ ßiaicp XBtgi_ dain6v(DV dxoltTtBiv o' SSq * ,
noxvia ydg ^Ixa xdd' ov nelöBxai.
Von diesen Versen hat Hr. S. eine ganz falsche Ansicht, wenn er
mit Heath und Bothe meint, die Chor richte diese Worte nicht
an den Koprens, sondern an den lolaus.' Vor einer solchen, Mei-
nung hätte ihn schon die äussere Gestalt, das Technische des
Chorgesanges, hinlänglich behüten und bewahren können. Denn
es ist einem jeden aufmerksamen Leser der griechisehen Tragiker
hinlänglich bekannt, dass sie auf genaue Responsion der Stro-
phen und Antistrophen die grösste Sorgfalt verwendet habefl , so
dass 'diese Theiie sich nicht allein in metrischer Hinsicht vollkom-
men entsprechen, sondern auch die Personen, welche singen
10*
148 ' Grlechtflclie Literatmr«
oder recitiren, in einem |[enauea antistrophischen Verhaltnisse
zu einander stehen, indem entweder dieselben Personen, welche
die Strophe singen , auch die Antistrophe haben , oder gerade
ein umgekehrtes Verhäitniss unter ihnen statt findet. Und diese
gegenseitige Responsion der Personen ist mit solcher Genauiglceit
gemacht, dass der Wechsel in der Antistrophe an derselben
Stelle des Verses eintritt, an welcher die Personen in der
Strophe wechselten. In unserm Chorgesange ist das Verhäitniss
der Strophen und l^ersonen an einander folgendes :
In der ersten Antistrophe findet in der Aufeinanderfolge der Per-
sonen ein umgekehrtes Verhäitniss statt, in der zweiten tritt an
die Stelle des lolaus der Herold. Ist es nun wohl bei dieser Ein-
richtung des Chores wahrscheinlich , dass der Chor seine Worte
in der zweiten Antistrophe an eine andere Person richtet, als an
den Kopreus, znmai da lolaus an dieser antistrophischen Wechsel-
rede gar keinen Anthell nimmt , und Kopreus auf die Worte des ^
Chores in dem Folgenden auch antwortet^ Wenn Hr. S. nich blos
die einzelnen Worte und Verse , sonjdern neben den Handschrif-
ten auch die Eigenthümlichkeiteh der Tragiker überhaupt gehö-
rig ins Auge gefasst hätte, so würde er gewiss Heath's unbedacht-
same Erklärung nicht wieder vorgebracht haben , da ihn über die
IJnzulassigkeit derselben auch der Gedanke des letzten Verses
hinlänglich belehren konnte. Denn wie passen die Worte xotvia
yäg ^Ua rad' ov nücizai auf den lolaus? Die Worte sind dem
Kopreus gesagt und enthalten eine Ermahnung nicht gewaltsam
am Altare der Götter zu handeln. Er sagt: „Fremdling, es ge-
ziemt sich zu achten die Schützlinge der Götter und nicht mit ge-
waltthätigem Arm zu gehen von dem Göttersitze. Denn dies
wird die hehre Dike nicht dulden. ^^ —
Ref. hält es nicht für nöthig mehrere Beispiele anzuführen
und zu besprechen ; er glaubt an den gegebenen die Art und
Weise der Interpretation und Kritik, weiche Hr. S. im-^Euripides
gehandhabt hat ^ zur Gnüge dargelegt zu haben. Und so wenig
er das redliche Bestreben verkennt, mit welchem Hr. S. gearbeitet
bat, sp kann er doch den Wunsch nicht unterdrücken, dass Hr. S.
bei Fortsetzung dieser Beiträge weniger befangen zu Werke ge-
ben, mehr Natürlichkeit und Einfachheit in des Dichters Erklärung
zeigen und'die Eigenthümlichkeiten des Euripides und der tragi-
schen Dichter überhaupt mehr ins Auge fassen möge.
Eisenach. Dr. August JVitzscheL
Uicholdi Vorbaue tnr gWecKiiclieB Cleflcliicliie. 149
Vorhalle zur griechischen Geschichte und ilfy-
thologie. Von JoK U^chold, Prof. am königl. bajer. Gymna«
sin» zu Straubing« Zweiter Theil. Stuttgart und Tübingen , im
Verlag der J. 6« Gotta'ichen Bucliliandlong. 1869.
Den ersten Theil dieses inhaltreichen Werkes haben wir be-
reits in diesen Blättern (Bd. 24. Heft 3. 1838: p. 352 ff.) ange-
Eeigi und beitrtheilt und den Werth desselben geniirdigl. Es
lässt sich erwarten, dass der Hr. Verf. mit gleichem Fleisse und
gleicher 'Umsicht, ScharfsHin und Gdehrsamkeit diesen zweiten
Theil verfasst habe. Und in der That ist nicht zn leugnen , dass
der Torliegende Band noch überraschendere Resultate bietet, be-
sonders in Bezug auf mythische Geographie; ich meine besonders
die vorgetragenen Ansicht A über die Aethiopen, Phaaken und
Hyperboreer, woTon unten gesprochen werden soll. — Die. Vor-
rede ist sehr beachtens werth , in welcher die 3 Punkte befriedi-
gend beantwortet werden : 1) Ist es wohl möglich oder nur wahr-
echeittlloh, dass die griechische Myihengeschich^e blos eine
symbolische Bedeutung habe? Ist es möglich^ dfass die mei"
Sien griechischen Götter aus dem Morgenlande durch verschie*
dene Missver stand nisse veranlasst wurden? Zum Thdifindeft
sich in der lesenswerthen Vorrede dieselben AnsichteUi die wir
in der genannten Beurtheilung zu entwickeln versuchten.
Wenden wir uns zu dem ersten Kapitel über die Thiersym*
boliMtiiMl über die Bedeutung der Versdiiedenen Thiere« ' Bleses
Kapitel inden wif weder genügend noch befriedigend , und wir
werden uns deshalb etwas ausführlicher über diesen Gegenstand
ansspreciien.
Der Hr. Verf. theilt die Ansichten voa 3 berahmten Gelehr-
ten über diesen Punkt mit p. 1 fS, ,,Hegel (Vorlesungen über die
Philosophie der Religion I. S. 235.) äussert sich alse^^ : ,, ,,Da6
Thier hat eine stille Selbstständigkeit, Lebendigkeit, die sich,
nicht preisgibt, die dies und jenes vornimmt ;^ es hat zufällige,
willkürliche Bewegung, es ist nicht zu verstehen, hat etwas Ge-
heimes ib seinen Wirkuägsweisen, seinen Aeusserungen ; es ist
lebendig,. aber nicht verständlich, wie der Mensch dem Men-
schen. Dies Geheimnissvolle macht das Wunderbare für den
Menschen aus, so dass er die tluerlsche Lebendigkeit für höher
ausdien kamt, als seine eigene.^^^ Hr. U. bemerkt hierzu: „Man
sieht aus dieser Erkfärnng, dass Hegel, so sehr er strebte, sich
nicht klar und bestimmt über diesen Gegenstand aussprechen
konnte, weil er ihm selbst nicht klarjgeworden zusein scheint;
sonst würde er mit wenigen Worten mehr gesagt und die thieri-
sche Lebendigkeit nicht höher angeschlagen haben, als die mensch-
liche. Kein Volk hat ursprünglich Thiere verelirt.^^ Ref. kaun
sich nur wundern, dass Hegels nichtssagende Worte angeführt
wurden. Einmal konnte Hegel auf dem eingeachlagenen Wege
150 GeachUbte.
sa keinem Resnltate kommen , und wenn tt über die Verehrung
der Thiere philosophiren wollte, mnsste er ror allen Dingten nacl^
weisen, dass sie wir klick verehrt worden »lud ^ taaa ernichi
,konnie. Denn ebenso wenig als die Feiischaiibcter in ihrem Fe-
tisch den Stein u. a. w. selbst verehren ^ ebenso wenig verehrten
die Alten in dem Thiere das Tbier, am allerwenigsten aus einem
solchen philosophisch sein sollenden und doch nichts sagenden
Grunde. Dte Thiere waren dem Menschen Symbole einzelner
Attribute der Gottheit, um uns dogmatisch auszudrücken. Der
Mensch ,^ der sich von jeher egoistisch genug als Herr der Natur
betrachtet, kann keinen Gegenstand als solchen verehren, weil
er sich sonst auf der einen Seite unter demselben herabsetzte.
Einidiie Eigenschaften kann das Tbier vor dem Menschen vorapr
haben und hat aie- wirklich voraus^* aber das ist keiii Grund ziir
|[öttlichen Verehrung. . Wir werden noch einmal darauf zurück«
Jcpmmen.
Die zweite Ansicht ist von Ottfried Müller in seiner" Archäo-
logie der Kunst, die wir vollständig niederschreiben wollen, da
sie Hr> U. aua dem Zusammenhange genommen hat, so dass leicht
eine Missdeutung entstehen kann. Müller sagt p. 16 f.: ,, Wäh-
rend die eigentllehe Kunstform ein völliges Entsprechen und in-
niges Durchdringen der geistigen Bedeutung und äussern Darstel-
lung fordert, beruht das Symbol auf einer kühnern Verknüpfung
der Vorstellungen van göttlichen Wesen mit äusaern Gegen-
ständen^ die nur durch d^ Drang des religiösen Gefühls^
äussere Hülfsmittel und Stutzpunkte für den Aufschwung, dea
Geistes zu gewinnen, erklärt werden kann>^
,,Solcher Art sind die Thiersymbole griechischer Götter; nur
der Ton* dem bestimmten Gefohl und Glauben Durchdrungene
sieht das göttliche Leben in dem Thiere, Der eigentliche Ctiltus
ist symboiiach; die Kunst knnpfit sich nur daran an, und das Sym-
hoUsohe wird in ihr untergeordnet, je mehr sie sich entwickelte^
Hier sagt Müller nicht, wie U. p. 2. behauptet, dass di« Bewoh-
ner Griechenlands ein göttliches Leben in den Thieren zu sehen
glaubten. In MuUera Ansiclit liegt viel Wahres. Er kann nur
hebaupten, dass bei dem Gläubigen das Symbol, weil man das
Zeichen mit dem zu Bezeichnenden verwechselt, eine höhere Bedeu-
tung erhält An und für sidi wird und kann aber der Grieche in
dem Thier kein göttliches Leben gesehen haben. Weniger Bei-
fall verdient Creuzers Ansicht: „Das im Thiere sich kundgebende
Leb^n, ▼«rbunden mit etwas Geheimnissvollen seiner Natur,
moaste dazu veranlassen, dass man es mit einer Art von Ehrfurcht
hetraditete, von wo der Schritt zur eigentlichen Verehrung nicht
weit entfernt war."
Hr. D. sagt, man könne die Tliiersymbolik der Griechen nnr^
dann verstehen, wenn man auf die Bedeutung der griechischeo
Götter soriickgehe und aodaott die Wirksamkeit, welche man dea*
Üscliglda Vorballe sii? gfUfckiBchen Gescfaiphte. 151
selben beilegte^ lerstehe. Bie Griechen verehrten Sonne und
Blond $ was war natürlicher, ais da«s ein \olk^ weiches sich
^rösatentheils In der freien Natur aufhielt, die Eiifenschaften und
Slerkmale dieser göttHc|i verehrten Lichtkörper durch Gegen-
stäiide veranschaulichte , w^he mit ilira In ^er nlichsten VerbiiH'
^Hng standen, we(ehe es taglich und fast stündlich vor sich sah^
Heerden waren sein Vorzüglichster fteichthum, wie wir sum
Theii aus' den Homerischen Gesingen abnehmen können u. s. w.,
und nun spricht Hr. V, von einigen Thieren, die als Symbol ge-
braucht wurden. Auch diese Ansieht hat viel für sich.
£he wir diese» Gegenstand, der von grosser Wichtigkeit ist,
naher beleuchten , woUen wh* sehen , was die Alten ivr ^ine Au-
fsicht hatten. Wir bringen dabei eine Abhandlung ^ns Christ.
Meiners vermischten philosophischen Schriften Th. 1. p. 192 ff.
•über den Thierdienst der Aegyptlerund die wahrscheinlichen Ur-
sachca seiner Entstehung und Erweiterung in Erinnerung.
. Herodöt li, 65. verschweigt die Griinde von dem ägyptischen
Thieedienste^, i|nd. zwar^» weil er sich la die Erzählung lieitigec
Binge verwickeln würde ,^ deren Ausbreitung er soviel als möglich
vermied. — Jüan sieht darau»<^ dasa es Geheimlehren gab ^ die
mau nicht v^vbreiten diurfte , wie auch in den samothraziBchen
Mysterien. (Vergl. Schweigger i Einleitung in die Mythologie etc.
Ib36. p. 151.) — Nach Biodor. I, 37. gab der grössere Theii
der Aegyptier drei Gründe an über tf e Verehrung der Thiere.
1) IHe (j Otter wären von .den erdgebomen unbändigen Menschen
so sehr verlolgt worden^ dass jsle, ym ihren Gewaltthätigkeiten
zu entgehen, sich genötbigt gesehen hatten, die Gestalten ge-
wisser Ttiiere anzunehmen und sich eine Zeitlaug In sie zu ver-
wandeln. Die Götteir hätten i^^^r endlich gesiegt und darauf den
salinem Menschen diejenigen Thiere, in denen sie vor ihrer
Wuth Sicherheit gefunden hatten, als Gegenstände der Anbetung
empfolileu. Diodor hält diesen Grund für pöbelhaft». Man sieht
aber , wie dadurch die Helligkeit der TMere nachgewiesen wer-
den solHe: weil sie gewisse Eigenschaften der Götter d. h. des
Sonne und des Mondes An sich zu tragen schienen ^ oder weil sie
itt einem Elemente lebten, was für heilig gehalten, wurde. Ais
;iweiten Grund führten sie an<^ ^
Ihre Vorfahren wären wegen Mangel ordentMcher Stelfungen
oft in den Kriegen mit ihren Nachbarn iiberwunden worden r sie
hatten dajier als Kriegs- und Feldzeichen endlich die Abbiidun**
gen gewisser Thiere genommen und da sie durch diesen. glückli-
eben Einfall: Meister über ihre Feitide geworden, so hätten sie
aus Dankbarkeit nadiher die Thiere selbst gcheitigt etc.
Als dritten Grund gaben sie die NOtzlichkeit der Thiere an«
Plutarch. de Isid. et Osir« führt noch 3 Ursachen des Thierdieu*
stes an. 1) Man enthielt sich der Thiere und heiligte sie, weil
man bei fbxet Ermordung m Gefito gewesen wäre, sich des Va-
152 Getehichte.
tcr- und firnder- Mordes schuldig zn machen. Dieser Grnad
hezieht sich auf die Sedenwandemng. 2) Alle niiTernSiiiftige und
tbierischc Wesen sind gleicher Natur mit dem 1 yphon , der in
ihre Seelep verbannt worden. Sie sind dieser bösartigen Gottheit
geheiiiget, man schont sie, um den schlafenden Groll dieses
menschenfeindlichen Gottes nicht rege zu machen. 3) Die Thiere
werden heilig gehalten wegen der Aehnlichkeit^ die die Aegyptier
zwischen ihnen und der Gottheit gleichen Dingen antrafen. Mar-
sham (Meiners 1. 1. .p. 236«) leitet den Thierdienst aus den schon
in den ältesten Zeiten gebräuchlichen hierogijphischen Schrift-
aeichen her. Die Aegyptier bezeichneten unsichtbare Dinge und
unter diesen die Gottheit und deren Eigenschaften nach Aehnlich-
keiten mit sichtbaren Gegenständen der Körperwelt, torznglich
mit Thieren. Diese symbolischen durch die Noth erfundenen Zei-
chen wurden bald heilig und man gestand ihnen einen Theil der
Göttlichlceit der Objecto zu, wovon sie nur Zeichen waren. End-
lich wurden sie soghr eine Veranlassung, dass man" Spuren der
Gottheit in den lebenden Thieren entdeckte, deren Abrisse man
zur Andeutung unsichtbarer Vollkommenheiten genommen hatte.
Es ist leicht begreiflich , dass die Alten über die Ursachen
des Thierdienstes nichts sagen konnten. Denn 1) wussten die-
selben blos die in den Mysterien Eingeweihten , die nichts yerra-
then durften (Herod. 2, 05.) ; 2) waren die Forscher in der alten
Zeit wegen der Heiligkeit der Sache selbst zu befangen , um ein
begründetes Urtheil Tillen zu können, und 3} während sie auf der
einen Seite der Urzeit näher standen, wie wir, so wurden sie
eben durch jene heilige Scheu immer mehr zurückgedrängt, daher
die zum Theil lächerlichen Behauptungen. So sagt Plutarch in
der angeführten Stelle, die Katze werde von den Aegyptiern ver-
ehrt, weil siedurch^s Ohr empfange und durch's Maul gebare:
Eigenschaften, wodurch sie der Vernunft ahnlich würde. Das
Krokodil werde yerehrt, weil es Ohne Organ der Sprache sei
gleich der Gottheit, die ohne Laut und schallende Wörter den*
noch die ganze Welt regiere, — Wie nun aber über den Thier-
kultus der .Aegyptier die Alten keinen treffenden Grund angeben
konnten 9 so ist dies auch bei den andern Völkern ,der Fall. Man
kann blos aus den noch vorhandenen mythischen' Erzählungen,
sowie ans den merkwürdigen Erklärungen einiger Alten auf den
wahren Grund schb'essen. Soviel ist ausgemacht, dass Schäd-
lichkeit oder Nätslichkeit kein Grund gewesen sein könne ztur
Verehrung.
Religion, insofern sie eine angeborne Scheu vor einem uir-
sichtbaren höchsten Wesen ist, ist allen Menschen angeboren;
tritt sie aber als etwas Positives hervor , so kann sie blos der Ge-
sellschaft ihre Existenz verdanken. Der Fischer, der Jager,' der
Höhlenbewohner lebt isolirt und wird demnach schwerlich eine
Art Religionsegrstem gegründet haben. Anders verhalt es sich
^ ' Uscilolds Vorlmll« mr griechlscheli Getchiclite, 153
mft den Nomaden und deiQ Ackerbauer, beide «iod xnm geselli-
gen Verkehr gezwungen. Der Nomade hat seine Famlh'e und die-,
jenigen €[lieder^ weiche zur Besorgung, zurPfrege der Heerde
erforderiich sind. Abel: an einen festen Wohnsitz ist er nicht ge-.
bunden, weil, wenn Mangel an Weide eintritt, er einen neuen
Weidepiatz aufsuchen muss. In einer Zeit, wo Ton geographi-'
sehen Kenntnissen nicht die Rede sein kann, sind die Sonne, der
Mond und die Sterne die Wegweiser; aber dieselben Himmels-
körper sind auch der Grund des Gedeihens der Weide und der
Heerden; darum die frühe Verehrung der Gegtime, Wie nun
der Eniir auf der Erde seine Heerde hat , so weidet auch , um
mich so auszudrucken , der Emiram Himmel seine Heerde;, da-
her der Jehova Zebaoth ; daher die Sonnenrinder u. s. w. Darum
wird es auch nöthig, den himmliachen Thieren Namen zu geben,
die bios aus der nächsten Umgebung genommen sein können.
Nun giebt es aber i^r die Heerden auich feindliche Thiere , z. B.
Bären, Löwen, Wölfe; dieselben müssen sich auch am Himmel
befinden; sie werden mit der Temperatur der Luft in Verbindung
gebracht, uüd sie dieneii ihnen zugleich als Zeichen für ihre kli-'
matische Lage. Jemehr sie aber mit der Natur in Verbindung
stehen und ihre Heerden zu beobachten Gelegenheit haben , so
werden sie auch mehr und mehr zur Vergleichung hingetrieben«
Die einzelnen Eigenschaften der Sonne, des Mondes und des
Himmels w|erden sybboL'sch durch besondere Thiere Tersinnlidit.
Um nur ein Beispiel anzuführen. Der Habicht {^Ignog) ist Sym-
bol der Sonne ; die Alten sagen , er habe seinen Namen erhalten,
weil er im Fliegen einen ]ü*eis beschreibe. Liegt hierin nicht
das bezeichnende Symbol des Habichts für die Sonne, insofern
sie täglich sich erhebt und einen Kreis beschreibt? Diese ITiier-
symboie blieben ursprünglich allen bekannt; aber im Laufe der
Zeit wurde das Zeichen vertauscht mit dem Bezeichneten und
dem zu Bezeichnenden. Aus diesen rein sinnlichen Verhältnissen
wurden nach und nach übersinnliche und moralische Begriffe ab-
geleitet, und- so ist es auch gekommen^ dass man am Ende gar
fabeln konnte von Verwandlung der Götter und Menschen in
•yhiere und BSume (Fragmm. Orph. XXIJI. XXVlll.). -^ Wie nun
das Alphabet hervorgegangen ist aus Naturzefchen , durch deren
Znsammeiftetzung man Worte, d. h. rerkörperte Begriffe, gleich-
sam eine Worthieroglyphe erhielt, so ist die Thiersymbolik eine
Religionshieroglyphe geworden, aus denen sich später die hiera-
tische Sage aus Missverständniss hervorbildete. Einseitig musste
die Thiersymbolik bleiben bei den Nomaden, vielseitiger wurde
sie bei dem Ackerbauer« ausgebildet. VergL Baur. Mythol. T. L
p, 188. Creuzer Ausz. v. Moser p. 156.. ^
Des Ackerbauers Fleiss wird blos durch den Himmel geseg-
net. Er ward daher vorzugsweise hingewiesen auf Sonne, Mond
und. Sterne. Von ihrem Aufgange und Untergänge, von ihrem
154 GeseVUhl»
Stande hing Alles »b; sie zu beobachte {iibUe er sieb besonders
verpfUcbiet. Daher die C^uemregetn bei uns^ wie beim Hesiod.
Fragmin. Orpb. XLI. Viele Thiere scheinen gewissermaassen pro-
phellsch SU sein upd mit der Gottheit in Verbindung zu stehen,
daher wurden sie als Symbole gebranchl. — Da aber nicht in je-
4er Gegend iKeseiben Thiergaltungen sich befanden v so ist be-
greiflich^ wie jede Gegend, was Herodot von Aegyplen bemerkt,
«olche Thiere zu seinem Synibole gebrauchte, welche eben in je-'
ner Gegend sich hefonde«. Daher durfte in Aegjpten das Kro-
kodil verehrt worden sein, weil es im Wasser lebte. — Die Schif-
fer mnssten auf den Aufgang und Untergang der Gestirne mer-
ken , auf Vorzeichen^ daher auch sie gewisse Thiere , "welche
dies Torherznsagen schienen, göttlich Tcrehrten. Kurz die
Thiere , wie die Bäume und andere Natitfgegenstände, wurden
jiicht verehrt als solche, sondern als Zeichen für das Bezeichnete^
d. h. als Symbole. Daher finden wir so sonderbare, der mensch-
lichen Vernnnft widersprechende Abbildungen von Gottlieiten,
die weder rein, menschliche noch rein thierische Gestalt haben.
Zanachst wurden die Thiere Ton der Erde in den Himmel ver-
aetzt , sodann Tor^ Himmel auf die Erde. Anfangs vertrat bloa
ein Theil eines Thieres £e Stelle .eines Symbols, dann das ganze
Thier, z. B. die Mondsichel bezeichnete man durch das Hörn 6er
Kuh, dann wurde, die Kuh Symbol des Mondes, und man spraeh
von einer Mondkuh. — Hr. U. geht non p. 3 If. einzelne Thier-
Symbole durch : ,,Da8 einfachste Symbol des Mondes^ sagt er,
welcher von einem Heere von Sternen umgeben ist, war der Pfau,
der auf dem Schweife einen ganzen Sternenfaimmd tra^ , Job.
Lyd. dQ;men8e p 66. (aber auch das Reh). ' Der Mond hat so-'
wohl beim Aufnehmen, als auch beim Abnehmen eine Gestalt,
welche den gewundenen Hörnern eines Rindes gleicht Wenig-
stens benutzten die Griechen der Urzeit diese, um jene Form
und Gestalt der Luna zu veranschaulichen , und so. ward , da die
Griechen den Mond als Weibliches Princip betrachteten,, die Kuh
Symbol des Mondes. Natürlich trennte man die Hörner nicht von
der Kuh, sondern das Thier, welches diese flörner hat, ward
Symbol, obschoa seine Beziehung auf den Mond sichzniüchst
auf einen kleinem und unbedeutendem Theii t^einer Gestalt be-
schrankte.^ Zur bessern Würdigung des Gesagten thdlen wir
eine Stelle aus den ifVagmm. Orph. VL mit. ^
rov dl] rot HB(palf] (abv Iöhv xal xald ngoiScuTta
ovQavog alyli^Bigj Sv xgvöBai, äiiq>ig S&biqch
a6xQ(X)v fiagiiagse^ TtBQixakkBBQ i|£^£^oi/rat,
ravQta a d(i(p(otBQG)^B ovo iQvöaia »igata^
ccvtoXiff TS ävöts i^fi ^B(Sv oSol, ovQavioivfQV
oiinata d' '^iXvos tb aal ttvu6a($a CBl^vti x. r» A»
cf. Fragm. Orph. XXm. XXXVI.
. Uicholds Vorlialle «ar ^iecbbdieif Geschichte. 155
- Der Bfond^ fahrt der Jlr. Verf. fort, ist beetindi; Ton einem
Heer von Sternen vmg^eben , welche bei der Bewegung der Erde
bald hier, bald dort glansen und, wie der Mond, umher su schwei-
fen scheinen. Die Allen hielten sich vi^l häufiger in der Natur
auf und fassten mich alle Vorgange am Himmel viel schärfer ins
Auge, als dies bei uns der FsU ist. Welch ein passenderes Bild
konntefi sie wohl finden ^ um die mit dem Monde di^ und dort um-
bersiebenden Sterne su versinnllcben, als eine Heerde, welche
ihrem Hirten bald hierhin, bald dorthin folgt 1 So nannte man
.also die Sterne symbolisch Riader, weiche dem Sbnnengotte ge-
hörten.*''
P. 6. fahrt Hr. U. fort: Wegen der Scfairfe des Lichtes, wo*
mit es. alles durchdringt, werden der Greif, Adler und Eule mit
der Senne und dem Monde in Beziehung gebracht ^ie dienten
«ur JVersinnlichung der beseichneten Eigenthümliöhkeit des Lich-
tes. Der Greif, ein scharfsehendes Thier,' war auch in Indiea
der Sonne heilig. Der Adl^r allein erbebt sich in die höchstem
Lichtregionen und schaut mit seinem seharfeü Auge in das Feuer
der Sonne. Die feurigen Augen der Eule sind bcjumnt. Man
vergL Baur Mythol. T. II, 2. p. 20. Ueber die Biene als Symbol
apricht Hr. U. p. 8., womit man Vergleichen kann Voss zu Virgil,
Georg. iV, 64. p. 752. IV, 26. 191. Wir glauben, dass die Biene
besonders als Symbol gebraucht wurde in Bezug auf die Vorem*
pfindungen des Wetters; und. in ähnlicher Beziehung durfte die
Taube gedacht worden sein; man beobachte dieselbe beim Her-
annahen eines schweren Gewitters, und man vergleiche die Sage
vom ^elblatte nach^der Siindfiuih , obgleich aucli ihre Fruchtbar-,
keit berüclcsichtigt werden muss. Selbst in der Bibel erscheint
der heilige Geist in Gestalt einer Taube und er senkt sich hernie-
der unter Donnerwetter. Die Grille soll (p. 8.) wegen ihrer mi^-
sikalischen Fertigkeit als Symbol der Sonne iind des Mondes an-
gesehen worden sein; Creuzer dagegen betrachtet sie als Bild
der Mittagshitze. Die Sage aber, die der Scboliast zail. 3, löL
von der Verwandelung des TithonoS' in eine CScade aufbewahrt
bat, lässt blos ein Symbol d^r sieh verjüngenden Honne erken-
nen, da im Akerthume die Sage ging, dass die Grille im Alter
ihre Haut ablege und wieder jung werde. Hygin. fab. 270; Homer,
hyma. in Venerem 219 ff. Wir hätten somit ein ahulichea Sym-
bol wie beim Phoenix. -^ Der Hahn begrüsst die aufgehende
Sonne und verkündet den jungen Tilg (p. 9.); daher stebt er mit
der Sonne in Verbindung Dass die Schwalbe und der Eukuk den
Frühling verkünden, ist bekannt. Der Löwe, der Bar, der Wolf,
das Pferd und die Schlange werden in den'Sagen p.l2 £ ebenfalls
mit den Lichtgottheiten verbunden. Ob man,.spgt Hr. U., daa
Pferd wegen seiner Kraft oder wegen seiner Schnelligkeit , wie
den Hirsch, mit der Sonnö und dem Monde in Beziehung brachte,
wollen wir nicbt entscheiden. Die 'Zeugnisse der Alten sind ab^
156 ^etehie^l«.
fnr die Schnelligkeit Wir wotlen nicht die bekannte Erzahlnng-
in Anschlflgf bringen, dass Erichthömas auf seinen Weiden 3000
Stuten hatte^ mit jungen Fällen, und daaa einige dieser Stillen
Tom Boreas 12 Folien geboren, die, wenn si\e über das Gefilde
liefen, so leiclit auf die Spitzen der Grashalme traten, dass
keiner zerknickt wurde, wodurch die Schnelligkeit aur Gnüge
bezeichnet wird, namentlich der Zeit, was die Zahl 12 beweist;
auch wollen wir nicht des Kastors und Pullux gedenken , auch
Pausanias 3, 20, 9. übergehen wir^ da Fragm. Orph. 23, 4* mit
klaren Worten die Schnelligkeit hervorhebt.
ä^kä xal iknov Idsiv qxorog nXiov a6%Qaztovta
iq xal nalSa %ooiq vfixoiQ ixoxov^tvov iTtJtov x. r. A.
Ueber den Bar vergi. Lucian. ed. Bip. T. IL p. 349. Pausan.
8, 3 fin. Wenn Hr. U. bemerkt: den Eber könnte man vielleicht
als Symbol der^ vernichtenden und zerstörendeja Kraft des Lichtes,
. welche in so vielen Sagen dorchschimmert , angpeschen haben, so
irrt er; denn die Schweine waren der Sonne geweihet, als Sinn-
bild der Fruchtbarkeit. Mythol. Andent von Konrad Schwenck
p. 43. Die Borsten scheinen steh auf die Lichtstrahlen zu bezie-
hen. Wie die Alten auf die ^'atur der Thiere gemerkt haben und
einzelne Beziehnngen als Symbole benutzten, beweist vorz&gKch
die Katze bei df n Aegyptiern. Jablonski Panth. Aeg. III. p. 66 ff.
Das folgende Kapitel von dem Einfluss der Thiersyrabolik
auf den Cnltus müssen wir, so interessant es ist, iibergehen.
Was über die Eiche als Symbol gesagt ist, hat wenigstens nicht
ganz befriedigen mögen. Wenn aber die Fichte als Symbol der
Sonne angegeben Ist wegen der Aehnlidikeit der Fichtenzapfen
mit dem Phallos; so könnte man dasselbe von der Eichel sagen;
wahrscheinlich aber war die Fichte Symbol des Lichtes , weil sie
selbst des Lichtes Stoff liefert. Was über die symbolische Bedeu-
tung des Tanzes gesagt ist von p. 56., ist sehr gut bemerkt, und
Ref. vermisst blos die Anfuhrung der Chore in den Schaaspieleo.
Schol. zu SonhocI. Aj. v. 192. Vergl. mein Osterprgr. 1835» tJe*
, her den Aufelithalt des Odysseus bei der Kirke.
Eins der interessantesten Kapitel ist das über die symboli-
sche Bedeutung der Kampfspiele p. 69 if. Hier wird besonders
die Frage, beleuchtet und beantwortet, wie es gekommen sei,
dass jene Spiele eine so grosse religiöse Bedeutung hatten. Dem-
nach werden folgende 3 Punkte erörtert: 1) die verschiedenen
Arten von Spielen, welche man feierte; 2) die Götter, mit de-
ren Cttltus Spiele verbunden waren, und 3) diejenigen Wesen,
welche selbst Spiele anordnen oder denselben vorstehen. In der
historischen Zeit gab es 5 Arten von Spielen: den Lanf, den
Sprung, das Diskoswerfen, das Ringen und den Faustkampf. Die
Griechen haben schon in der Urzeit den Sonnengott durch den
Wettlauf geehrt wegen der Schnelligkeit, mit welcher die Sonne
' Vscliolds TorhttUe wn grkcbiMhen fieschiclite.^ 157
den Himmel Tom fernen Osten bis znm iius8XMr»t6n Westemzu diirdi-
laufen «cheint Sobald nämlich di» Prädikate der Sonne zu Per-
sonen umgebildet \rurden, .war es natnrÜGh, dass man denselben
Schnelligkeit der Füsse als besondere Eigenschaft beilegte; maii
denke an Achilles. Zum Beweise dieser Behiiuptung führt lief,
noch Ps. 19; 5. 6. an. Ferner gaben die Alten dem Sonnengotte
einen Wagen und Flügelpferde, welche durch den unermessU-
eben Luftraum mit solcher Schnelligkeit dahin eilten, dass sie
sogar dem Ostwinde zuvorkoraipen. Sonne und Mond erhalten
wegen des erwärmenden , beiebenden und schimmernden Lichtes
eine Fackel, womit sie. die Himmelsräume durcheilen und Licht
iiber die Erde verbreiten. ( — Ursprünglich dachte man sich un^
ter den Lichtkörpern selbs^ Fackeln [aethereae faces], dann^
trennte man die Fackel von der Person, die sie hielt — ) Das
/thun alle Götter, weiche aus Prädikaten der Sonne und des Blon*
des entstanden. Der griechische Cultus bildete diese Erschel-
mmg nach und versetzte die Götter mit ihren Fackeln auf die
Erde und lässt sie , wie sie stets als Begründer ihrer Cultusge«
brauche erscheinen, hier zuerst die Höhen der Berge durchstür-
men. Der Fackellanf wurde an vielen Orten in einen blossen
Wettlauf umgeschaffen. So werden die kleinca Panathenäen mit
einem nächtlichen Fackellanf verbunden, weil die Schutzgottia
der Athener ursprünglich ein Prädikat der-Möndgöttin war. « Die-
. selbe erscheint auf einem Stiere reitend mit beiden Händen eine
brennende Fackel haltend. Crenzer Symb. IV, 70. Die ^Athener
hielten festlich geschmückt unter Absingung von Hymnen dem
Hephäistos einen Fackellauf, ebenso wurde Pan und Prometheus
durch einen Fackellauf %^^iX. Creuzer 111, p. 506« Pausan. I,
90, 2. EHienso verhält es sichelt dem Wagenlauf im Cultus
p. 77. Cic. Nat. dd. III, 21. p. 595. ed. Moser. Creuzer IV, 470.
Die zweite Art der Spiele ist der Sprung. Wenn Hr. U«
p. 78. die Vermuthnng ausspricht, dass sich dieses Kampfspiel
audi auf die Schnelligkeit bezogen haben möchte, womit der
Sonnengott seinen Lauf vollendet, so müssen wir dieselbe sehr
bezweifeln; dienn, wenn Hr. U. hinzusetzt: „er gelft nicht lang-
samen Schrittes, sondern springt und eilt, wie die von der-
Bremse gestochene lo auch um und «um springt, und legt auf
diese Welse immer einen grossen Theil des Weges auf einmal
zurück, zu* dessen Vollendung ein Anderer viel Schritte braucht; .
so scheint diese Erklärung doch naturwidrig und widerspricht der
Art des Spieles selbst ; obgleich man folgenden Vers für Hrn. U«
Behauptung anführen könnte: nee ooelum transcurrunt passibua
aequis. — Wir sind vielmehr der Ueberzeugung, dass durch
diese Spiele der Aufgang der Sonne, des Mondes und der Sterne
symbolisch vetsinnlicht wurde« DaJEur spricht der Ausdruck in
der Odyssee vom Odysseus 24^ 173. 493. alxo S ln\ fLayav ov-' '
Sov. Ist Odysseus die Sonne, so ist der Himmel (der Horizont)
158 «««cliieli«€.
Wtkmm^^, iet ferne OsteA 4er ESagni^, fie fidhweBe,
«Vcr «riebe er !■ fie WflffaonBf tr^ Dm mV« die Ssmie a»
lem Ufeere n&nlsiiciieB mheaä^ b» «m» er «m der Tiefe m
«eHölw^nB^eB; ist» fttmveii «Mii 4ie Liditgvtfeer «eh Ibcädl
PatogM ge »■ jybesd ««m Feii«eB^ ^imi 4er den^i^ea tmtge-
geii§;eBetBf«i Si^wcUe i« Wetten n d«s Meer« Daher m^ m
g«4b«fimNSi flen^ imss ha den Sffideii tes Yad^ vmn wo am ms
fffOK^tm aniBfite^ ßvti^Q^ finen^ £e Schwefle ^ammt wnrie«
THv nafffire Mciinn^ dürften niif^ uriece AnsdriMce in der Poe--
jde TOB dem Aj^gmge der sOMie BprccaeBii c S. CBMrgieie^ sn—
fTMffire^ eancBre. Orid. Metern. 1, 27« GEnig. IS^ 248.
Der Dtfikesv f^krt Hr. C p. 79. fM, eiM mide MeMl-
odK^ke Od. 8, 1«6. Sl. 2a, 826. Eiartaili., %nbBi der SmnBs,
■msste iiadi eineiB ^ewwsea 2^f^ geworfen werden« Die Giie *
dMn verdirtxsB ttrsprangiidi die Soniie und den Mwid ^ tnHW ncai
d i e äe Gesfiroe in meaBcidicimr Crestelt m ienken. SnIniHI min
AfMitto^ Herakles^ Ixinn, AcfaiBes n. a. m. sv Wesen mü; meui^
fidlMar Gestalt vingeldldet waren ^ nnnsten fieselben^ $BB0fam
Jhpc j^Minen ui^^pponsiMsi cur BeBncsntmc Aer omhhb «mHen^ us
fie Unlieber sngeMmen werden ^ welcAie ne r enemMse ^ die
finmneii Beiwftc ^en den MdidMiten Fmdcte bw nani wesffidh^leB
fcttbeweg ' ten . ISni^ eii&toi die fiMme fnr eloc Fenenanfise,
nndci'c Cot einen Mdiiunneinden Stein. Dn^nn dniflc ^dh tob
scftfit ergeben, wanmi Tnninfatt eünen Slon emporwiäid;^ was
nndh föfiypiMB lliiil, ixion dagegen eni fenngea Snd in HBBnfkoifi-
Cmbb StJi w iiBge eribfilt.
P« 92 ff. ttjuiclil Hr. U. Ten Sng'* md FnuAunpC Re
finuwrngotter haben ^aen doppelten Wiiiningskrdfii«, emem wohl«»
ttStigen mid enten nmibäteffig'ai^ wrdexbBciien« Diese di^pelle
•WirksaniiL^ offeribrot »ch zwar in afien Snanen gS t leiM ^ nher
bei jedem derselben ti'lti aivpr ttugÜdi &ot tot der anderen her-
ber; bd DimrfBnB £e wehlthitige , bei ApelfRi £e yerderb&siid,
Afie diejenige Götter, weicbe nrepnng'ficii denselben wbIiIAhh
tigren «oder ver deriB d ieft Wii4nng|ifareiB hotten^ beiitBrai ^eidie
StiulEe«! glekbe Atträate i»d «e hdben nncli gtadK Scbk&fatle.
Die Totfige Gieidhlteit dieser teer Modd; und Torrage Tersnin-
ficMe das Alte i U tn « dardh das Dingen. — Ton dieser fiUlirang
Icoanen wh* ms mdht uberaeu^en. Da Dingen, sowie den FaimU
mMoyn^ bencnen wir ani den Abi~ md Untergang der oOBnim-'
geitter. Wenn die Savne aofgfdd; ^ nmas foe w^ eupuiliaflipFün,
mn £e ^eme md den Mond cn veittreibcn; gtM mc mtar^ so
wrackt sie erst nach faageni finnige benegt« in der 8age^ doss
Herac^eB vM Kens gemngen haben soffl^ kt Sen eiidweder A
der ffinmiei so brauchten oder num nmsB daran deriien, dass £e
Sonne ^ je nachdem sie jihrBdi Tiermal cSae andere Steihmg lan-
schien, and a'ndere Namen hatte. Uebiigens tiitt
L In dem Snnqife des Hedudes nat Iphitns^ dm er vm i
VmkMsVmAOhwmrpiBamAnQ^m^Adä^ £58
dbcsB «Bfneitma ancyn. Smei ahcr Mt Unr, dbn der Bm^.
Uiii^ bei ^kn Gnecha eiiw s^wImIim^
war ^kisellM! andi cm weseatüclwr Beit«aAlic»l des Cnkm big
«of die ^t«fitc Zeit IMon me^ «ber n der Fol^ivscit der Aoml-
kMBpf allerdlB^ die fenidMÜge l c i € i i H iM g emmekur S wi au gel-
ler But venrinnliciNsl Mbea«, wen «ie cwca CB^egeBgeMtstea
Wiitei^rflkim haUea. II«m sbiigeM die Kan]«<plele wMGdi
synl^isdie Bericimiig Wtea, kMM ■«§ valer aaden an dem
Hjn. B«. ia Ap«tt.'¥. 147. «clMsa«, waaadi «e faaicsr «ich ia
IMae TemBHaeltea ia Infea Gewandea aalt ifarea. K iadoa aad
We^bera<» «a dea Gatt adt Ktfop^Bpel^ Taaa «ad Gcnag sa ^h
nsa; der Eamfi beradrt ndi aaf de« Amt- aad Catergwg ^ler
Saaae; der Taaa aaf dea Uad denefibea; der Gcnag auf dea
Ffihiwwlfling darah die Pc ^ iega ag der Htawapiiirariier eraeagt.
Danm sagt HeiacUd. PoDt: Saat eaJai revera caeüd ^
UBie das safia «icaitea pci«d(ar. Naa ai^aMiy virgat
yc icti tiea a marem aal la^idcai foada
ei fabüiua adea graveai: nakonngiai
oarporaia umiIi» «Hlioalarea viaieater wk aita ia t
tea T^icneirteBi caraaai faaad q«ete peragere. ESae gMch hn
teraMHte SiliiraBg gicbt deraeUbc ScMAateficr ü»^ da« Attii-
Iwt de« fboelNM A|»aUaa cwea^og^ »deai er ea auf dea fiSatoBa
der Same^ die doch aa weit vtm der Erde entferal ist, maf die
Eide be»elit, wadordi aie nacht blaa Fraehtbaiieit^ aandem
aacA die Mireaadtea TcmrsarihC. Oalier aan aidit aut DfidMd
p« 84. dea legee Was ak %ib1m1 der Vei^ chri w g «ad des Terder-
teas aalTassea darf. Wcna die^fSaBac aafjgelrt, apaaat der Soa-
■eagGlt gieidwaai d^ Bagea «md seadet «ewe Pfdle^ d. lu ^ -
StraUea aof ^e Eide, wadnroh Md Segen, bM Vefdeibea Ter-
breitet wird; laddl^, bald eise aeaeialHesanteBteidit Ba-
bel ciiaacrr ana aic^ «a die 12 Aexte, welche Telcasadi ndbUsi^
dardi welche die Freier achleaaea a^ea ; aar Odysseoa a^aaat
dea Bagea , aar er adueest ^mtdk. Nar die Saaae iaaa dfa 12
Zeicheii dtiroUlfiegea^ ide eia PfeiL ^
Es ««ide n weit lldirea, weoa wir das g»ae Kafitel ha
Aassagimtthdicawaittea. Nar aafid ad eriaiAt hiaaiiEaaetaea,
dass «e Tier Spide^ die O lymasch c a ^ W eaM wAe a , fathanschev
aad PyÜnsohea wahnchclalicdi mfa ««f «e Tier Mvesaeltea be-
nehea. Die Oljaq^sdM» Sfide wardea hrtaaatBch aach Tier
Jahmi aar Zeit des Vd ia iaa d ca sadi dcai ßaMams a bülimu ge-
feiert; die P^^Üaachea behriea haaser aach fier JaiwtiB «ad fklea
ia dea Frahfiag des drütea Oi ^ w yisd wa lalues aad swar, wie
es Mheat, n dea eralea FrahiaigaiBaaat Die IstiankMiM»
8|nde wardea gefeiert iai Saanaer des erstea aad iai Frahliag
des drillea Jaime ciacr Olynplade; die Neaieiadmi Spiele iai
160 Gesplilcht««
Monat Boedromion. Nach der Zeit, wo diese Spiele gefeiert
wurden , dürfte u^ere Vermuthuug nicht unpassend sein. Ebea
* dieses scheint auch der Kampfpreis anzudeuten, und wir köntien
U. nicht beipflichten, weup er den Fichtienkranz als Symbol der
Fruchtbarkeit auffasst, weil die Fichte, ' wegen der Aehniicbkelli
ihrer Zapfen mit dem PhaUns, Symbol der Sonne sei (Ovid.
Fast. 1, 412. Moser p. 275.), sondern weil sie des Lichtes Stoff
liefert (Voss. Theol. Gent. V, o. 48. p. 189. Övid. Fast. IV, 4Ö3.>
Da nun die Isthmischen Spiele thcils im Sommer, theils im Früh-
.liog gefeiert wurden, so muss der Flchtenkranz ebenso auf die
, Fruchtbarkeit als Unfruchtbarkeit hingedeutet haben. Mehr
Beifall verdient die Erklärung der übrigen Kampfpreise p. 94.
Denkt man endlich daran , wer die Spiele eingesetzt und wem zu
Ehren sie eingesetzt waren, so dürfte Hrn. U. Ansicht um* so
mehr als wahr zu betrachten sein, dass sie ursprünglich alle sym-
bolische Bedeutung hatten.
^ > ■* Das folgende sechste Kapitel über den doppelten Wirkungs-
kreis des Sonnengottes als Lichtbringers und Urhebers alles Le-
bens und aller Gesundheit, als Begründers des Glücks, andrer-
seits als Urhebers der in Schlaf und Tod versinkenden Wesen,
des Todes und Verderbens, der keuchen und Pest müssen wir
übergehen, so interessant auch das Kapitel ist. Zu dem achten
Kapitel über das feindliche Verhä^tniss einiger Brüder konnte bei ,
Akrisios und Proitos p. 37. Jakob und Esau verglichen werden.
. F. 129. heisst es : „Dem Apollo war der Dreifuss wegen der
drei Theiie des Monats und der Lorbeer heilig.^^ Der Dreifuss
ist offenbar ein kosmogonisches Symbol. Die Welt war entslan-
• den aus dem Weltei. Als das Ei platzte , erhob sich die eine
Hälfte und wurde zum gewölbten Himmel, den später Atlas
stützte. Die untere Hälfte bildete die Erde und das Meer; als
Grundpfeiler diente der Dreifuss und die Elrde , die zweite Hälfte
des Welteis glich einem Kessel , der auf dem Dreifuss ruhte.
P. 104, 5.
Aus dem 14. Kapitel über die Erfindupg der Buchstaben-
schrift durch Hermes oder Kadmus heben wir die wichtige Stelle
heraus p. 184. „Wie er die Erde erleuchtet und alle in ihr
schlummernden Kräfte weckt, so ist er auch (Hermes) Urheber
alier guten Gedanken und der ^Sprache als des Mittels , wodurch
wir dieselben andern mittheilen ; er ist Erfinder der Spraelikunde
und Beredtsamkeit, sowie auch der Buchstaben , welche er als
Verknüpfer an einander reihet, um durch diese sinnlichen Zei-
chen Gedanken und Worte zu verkörpern.^^ Mit Recht erklärt
fiich Hr. U. gegen Heffte^rs Erklärung über Atlas als Himmelsträ-
ger, welcher sagt: „Wenn Atlas der Dulder heisst und die Rich-
tigkeit dieser Behauptung anerkannt« wird , so habe ich meines
Theiles sclion viel gewonnen. Es ist also hier eine Feraomfi"
cation einer memchlichen Tugend^ derjenigen, mit welcher wir
Ufcliöjdi Vofhalle tiir plechltclicB QetMMe. 161
mit Krfft und Ansdaaer das DrOckendste dulden iind tra^ir.^^
Eine solch« ethische Auffassung erscheint, trots dem, dass-sie
nahe seu liegen scheint , doch su weit hergeholt. Ansprechender
erklart Hr. U. p. 194. „Wie die Dioskoren den Hut, das Him-
melsgewölbe auf ihren^ Haupte haben, so hat auch Alias dasselbe
auf seinem Kopfe« Allein da man den Sinn der Sage frühzeitig
vergass und dieselbe buchstäblich nahhi, so musste er freilich
als der geplagt<este BJlensch und der jammervollste Dulder er-
scheinen. Sobald dies geschah und die Meinung sich geltend
machte, der Himmel würde aof die Erde herunterfallen, wenn
ihn Atlas nicht hielte,- musste man einen Schritt weiter gehen
und Tonsäulen sprechen, welche ringsum in einem Kreise ste-
hen und Himmel und Erde zugleich ^altem^^ Darum ist wohl
auch Uranus der Vater des Atlas. Diod. Sic. S, 60.
Das 15. Kapitel handelt Ton den Freiem der Penelopeia.
IIr..U. bemerkt, wie die Mondgöttin 50 Töchter hat, so treffen
wir bei der Penelopeia 50 Dienerinnen und ausserdem noch eine
Schaar von männlichen, deren Zahl uns nicht begannt ist,' da
alle früheren Gedichte^ welche dieselben feierten^ verloren gin- -
gen. Wie nun Medeia wegenvder 7 Wochentage als Mondgöltin
7 Mädchen hat, so waren ihr auch 7 Knaben beigegeben, wahr-
scheinlich weil die Zeitrechnung auch mit an den Ciiltus des
Sonnengottes geknüpft ist. — Wir erlauben uns zu bemerken,
dass, wer sich von dieser Deutung nicht überzeugen kann, ver-
gleichen mag Mov6äv av9ij ed. Ad. Schneider p. 119», wo das
bekannte Bäthsel auf das Jahr sich findet von der Cleobulina. —
Daher, fährt Hr. U. fort, wie Penelopeia von 50 Dienerinnen
umgeben ist, so hat sie wahrscheinücli auch 50 Diener gehabt,
deren Zahl später, als man die symbolische Bedeutung nicht mehr
verstand , freilich ungemein vergrösscrt wurde. Die Mondgöttin
ist ferner wegen ^des innigen Verhältnisses, in dem sie zum Son-
nengotte am Himmel steht, mit diesem vermählt. Da die einzel-
nen Licbtgötter alle Schicksale derselben ^heilen, so dürfen wir
uns nicht wundern, dass auch die 50 Söhne des Aegyptos sich
mit den 50 Töchtern des Danaos vermählen. Atif der andern
Seite vermählt sich auch der Sonnengott mit den Nymphen ; ja
Herakles vermählt sich mit den 50 Töchtern des Thestios , inso-
fern sie alle Genien der Mondgöttin als Begrihiderin der 50 Wo-
chen des Mondjahres sind. — Sollen wir uns nach dieser alten
Sage wundern, dass auch die 50 mannlichen Genien, welche
nicht bios im Gefolge des Sonnengottes, sondern auch in der
Umgebung der Mondgöttin erschieinen, sich sämmtlich^ wie der
Sonnengott mit dieser vermählen? Diese einfache symbolische
Bedeutung dürfte die Sage von den Freiem der Pendope ur-
sprünglich gehabt haben. Wie dieselbe eine so grosse Vei^ndc-
rung erlitt, durfte sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nach-
weisen lassen. Odysseus war als Sonnengott mit Penelopeia
X Jahrb. f. PhiU u. Päd. od. Krit. Bibl. JM.'XXIX. ////. 2. H
162 Gefchiclite.
nach uralten Stgen Terbünden« Er Ist als Sonnengott nicht blos
Ton den Nymphen, sondern «och Ton 50 minnlichen Genien um-
geben , deren Namen sich theils auf die Beschaffenheit des Lich-
tes, theils auf, ändert YerfaSltnisse und EigenthÜmiichkeiten des
Sonnengottes und der Mondgottin blieben. Wie er sidh mit Fe-
nelopeia vermahlt, so wolien sich auch diese Freier mit ihr Ter-
binden oder verbinden sich in alten Sagen mit ihr, wie Aerakles
itiit Thestios Töchtern. Allein die Freier wurden bald vom Odys-
seus getrennt und man wusvte nicht mehr, weshalb sie mit ihm
oder mit der Pcnelopeia in Verbindung stünden 1 Sobald man
das VerhSitniss der Freier zur Penelo'peia nicht mehr kannte und
diese nicht mehr als Gottin , sondern als treue Hausfrau des
Odysseus betrachtete, musste der Aufenthalt derselben im Hause
des Laertiaden anders aufgefasst werden und die Yorsteilung ent-
stehen, dass übermiithige ui|d herrschsüchtige Jünglinge durch
die Schönheit der Peneiopeia bezaubert, die Abwesenheit ihres
Gemahls benutzt hätten , um sich mit ihr au verbinden«
Hr. D. hat insofern recht, dass er in der Sage von der Penelope
die MSgde, sowie die Freier colendariach auffasst. Wenn er
aber meint , die Zahl der Freier wäre ursprünglich auch 50 ge-
wesen und Mos im Laufe der Zeit vergrössert worden, so wider-
spricht er sich zum Theil selbst, da er vom Homer sagt, dass er
nichts an der Sage änderte; nnd wenn er diese Sagen als hierati-
sche bezeichnet , die sich natürlich nicht füglich verändern kön-
nen ; andern Theils scheint auch die ganze Sage falsch aufgefasst.
Die Mondgöttin , sowie der Sonnengott, sind auch Zeitgottheiten.
Die älteste Bestimmung der Zeit erkannte man aus dem Monde«
Daher das älteste Jahr ein Mondenjahr. Nun hat Peneiopeia 50
Mägde d. h. Wochen , während Welcher theils Licht gespendet^
theils das Wachsthum befördert wird u. s. w. Freier aber wer-
den 118 angegeben. Die Zahl 118 ist der dritte Thell des Hon-
denjahres, das 354 Tage enthält. Während des Winters, also
/ des drittm Theils des Jal^rcs, ist die Sonne von der Brde weiter
entfernt und der'EInfluss des Mondes scheinbar grösser. Darum
erscheinen diese Tage als Freier der Penelope, die von der Mondi-
göttin abhängen. Wer nicht an Tage denken will, fl^r d^nke an
Nächte, die für die Mondgöttin eigentlich Tage sind. Sowie
aber die Sonne wieder höher emporsteigt, ihr Einfluss grösser
wird ,■ dann verschwinden die Wintertage, sie werden (die Freier)
von der Sonne (Odysseus) getödtet. Wir finden also einen calen-
darisch astronomischen Mythus hierin.
Wenn Ilr. U. p. 220. sagt: Peneiopeia konnte sich bei dem
grossen Rufe, den Me wegen ihrer Liebe zu Odysseus hatte, als
Königin nicht mehr mit denselben verbinden, und da die Freier
nach alten Sagen sich beständig in des Odysseus Hause auflilelten,
so suchte man sich diese Erscheinung aus dem Charakter der
Freier zu erklären. Man schilderte sie als freche, unbändige
Utcboldf VorhftU« Mf grltdofehm GetcUdbCa, US
JSngliiige, welche die edle KSnIgln früh «ad gpit beelftmiteB,
und benutsUe die Sage von ihrem Weben und dem Auftrennen
Ihreg Gewebet, um sich lu erklären, wie sie alu schwache Pmi
einer no grossen Schaar Ton JQnglingen so lange Widecst^^d lei-
ilten konnte. — Durch diese Eri(larung wird nidits gewonnen.
. Der Hauptpunkt ist übersehen. Wie war es möglich, dass efaie
Frau, die gegen 36 Jahre alt war, in einem Lande, wo das Mid-
ehen im 12 — 14 Lebensjahre schon lur Jnngflrau aufblüht und
darum eben sobald wieder Terbluht, noch soviel Freier haben
konnte f Des Gutes. wegen 1 .Das gehorte aber dem Telemach.
Der Schönheit we^enl Die war oder musste Terbluht sein?
Bios in der Poesie altert man nicht Das Alles wusste der Dich-
ter und gegen kUmatlsche und historische Verhältnisse konnte
und durfte er nichts dichten. DaKer'kann die Sage blos aus gani-*"
lichcm Missverstandnisse hervorgegangen sein, oder weil man die
symbolische Bedeutung recht gut kannte.' Erklärt man nun die
Freier vom astronomisch -calendartschen Standpunkte theils afo
Sterne, die um das Licht der Mondgöttin buhlen, theils als Win-
tertage oder Nichte, durch welche von der Mondgöttin Lidit
und Leben verbreitet wird, so erklart sich die Sage. Historisch
Termögen wir aber nicht nachzukommen , wie sich die Sage so
oder anders gestaltet habe. Richtig ist p. 221.^ der Tod der
Freier anfgefasst. Sehr gut sind auch die ästhetischen Zweifel
beseitigt, vermöge weicher viele Kunstricbter glauben, dass es
der Odyssee am Zusammenhange fehle^ dass die Ermordung der
Freier sfi^h nicht an die Irrfahrten des Odysseus anschtiesse oder
wenigstena zu weit ausgesponnen sei, wodurch die Harmonie des
Ganzen leide, p. 223. Eben so passend Ist die Sage von den
Freiern der Kalirrhoe p. 226. erklärt. Zu der Bemerkung f. 237.:
„Vielleicht weisen die geif&pfelten Pantherfeile auf die Sterne,
welche den Mond umgebet, die der Sonnengott am Himmel em-
por und von demselben herabfahrt^% vergleiche man Orph. fragm.
Vll, 5-7.
. Wenden wir uns zu dem zwanzigsten Kapitel , welches von
den Aethiopen handelt. Hier treten wir auf ein eben so ansle-
hendesi, als schwierig zu behandelndes Gebiet. Gerade die geo-
graphischen Schilderungen im Homer, sowie in den andern Dich-
tem, haben wohl. am meisten Veranlassung gegeben, die Ilias,
wie die Odyssee für ein historisches Gedicltt zu halten ; aber die
Widerspruche bei den Untersuchungen haben sdion an und för
sich darauf führen müssen, dass von einer historischen Geogra-
phie in jenen Gedichten die Rede nidit sein kann. Will man etwm
annehkneb , dass der grosse Dichter keine genaue geographische
Kenntniss gehabt hat>e und ein qni pro quo g;eseiat habel Das
wire ein herrlicher Dichter, bei dem weder Von historischer noch
poetischer Wahrheit etwas zu finden wäre. 6a wäre sonderbar,
wenn Homer Yölker nennte und taUter qmilitcr ihre Wohnsitze
164 GtteVIcliU.
andentete, obne dsM At •icb heute -^min beslbmiieii DestMi.
Waren aber ancfi die ^eographischea Kemtniase noeh so be-
•ehränfct, so durfte der Dichter nichts Halbes, Unbestimmtes ^-
ben , sondern was er gab, mnsst auch jetzt noch sidi finden las«
sen/ Die geo^aphlschen Andeutungen sind ebenso aus dem
Yolkswltze herrorgegangen, nde die Schilderungen ron den He-
roen. Ostgrenze musste z. B. wohl ton TCrschledenen Orten ans
▼erschieden sein ; und so ranssten die homerischen Aethiopen,
die im Osten ihren Sitz haben , wohl an yerschiedenen Stellen
sich finden. Wo die Aethiopen Homer hineetst (Od« 1, 23. IL
XXlfl, 205«), weiss jedermann, aber auch was neuere Untersu-^
chnngen für ein Resultat geliefert haben. Kitsch zn Od. Bd. L
p. 8. Cnisius zn Od. I, 23. Auf gewichtige Fragen madbt Hr. U.
aufmerksam p. 238.
,,Sind die Aethiopen, Ton denen die Geschichte spricht,
wirklich die äussersteti Mensclicn , welche im fernen Osten woh-
nen? ^arum n'^nnt sie die Sage die Unstraflichenl Was be-
deutet der Besuch , welchen ihnen die Götter abstatten , was die
zwölf Taf ei Dass die Aethiopen, ron denen die Geographen
und die Historiker reden, sich nicht in zwei Hälften theiien und
nicht im äussersten Osten wohnen , ist bekannt. Die Aethiopen,
von welchen Homeros und die Tieien Dichter, welche vor ihm
lebten, sangen^ könneu nur eine poetische Bedeutung , haben.
Diese Vermuthung wird man nicht bestreiten, wenn man bedenkt,
dass sowohl die Insel Samothrake, als auch Lemnos den Namen
/^isthiopia i'nhrtc ^ und dass die Amazone Myrina auf beiden er-
scheint, die Amazonen aber Aethioperinnen heissen. Wenn auch
die geograpliicichen Kenntnisse der Grieclieu der damaligen Zeit
noch so liickenhaft waren, so wird doch Niemand behaupten,
dass Ilomeros, welcher in Kleinasien lebte und dem die Insel
Lcmiios sicher nicht unbekannt war , die Aethiopen in dem Sinne
nahm, in welchem wir sie nehmen. Sie sind, was schon ihr
Name sagt, die Glänzenden^ Feurigfunkelnden. Welchem Volke
konnte wohl das Alterthura diesen Namen geben? Um niese
Frage zu beantworten, müssen wir auf diis Vorstellungen verwei-
sen, welche die AUen von der Beschafienheit der Erde und vom
Kreislauf der Sonne hatten.^^
,,Die Erde ist vom Okeanos umgeben. ' Im iussersten Osten
hat der Sonnengott semen Palast , nach anderen Angaben im .
jiusserstcn Westen. Im Osten ist auch die Behausung. der Eos,
die nach Ovidius mit Rosen angefüllt ist. Wo der Sonnengott
wohnt, wohnen auch seine Genien und Gefährten, und diese
theiien alle Eigenschaften. An ihre Stelle treten später Völker,
welche dieselben Tugenden haben. * Wenn wir uns unter den
Aethiopen des Ilomeros Mohren denken , so Ikbersetzen wir nicht
genau. ^ — Zeus hatte bei den Chiern den Beinamen Aethiops,
Uscliolds Vorhftlle zur gmchiichen jGetchkliia. 165
derGlansende, nicbt der Seliwarzbraune, und führte denselben
als Sonnengott, wie Helios Elektryon, der Strahlende, hiess.^^
Die Tölker, in deren Gebiete die Sonne auf- und unter^'ng,
hatten nach dem Volksglauben dieselbe Farbe, denselben Glanz,
.wie der Sonnengott, und zwar als Lieblinge 'des Sonnengottes
|iaben sie diese Eigenschaften und Vorzüge. Da nun in der Ur-
zeit die Erde TÖm Okeanos umströmt gedacht wurde, so begreift
sich, warum die ÖBtlicheu und weettlichen Aethiopen am OkcaiKoa
wohnen^ aus dem die Sonne auf- und' in welchem sie unterfaudit.
ISitsch. ad Homer. Odyss. V, 282.
Fragt man nun nach der historischen Bedeutung der zwiefach
gpetheilten Aethiopen des H^meros, so ergiebt sich, dass dieseU
ben in der Wirklichkeit nie Torhanden waren, sondern diese Sa-
gen sind ^hervorgegangen aus der sonderbaren und unrichtigen.
Vorstellung der Ureinwohner Griechenlands Ton der Wohnung
des Sonnengottes.
P. 243. Die Völker, welche in der Nähe der Sonne sind und
deslwlb von dem nämlichen Giauze umstrahlt werd<en, welcher
den Sonnengott umgiebt, müssen auch M^ Eigenschnften mit
ihm gemein haben. Der Sonnengott ist Gott der Reinheit , weil
das Licht das reinste Element ist. Wie hätten sich die Aethio-
pen , di(S an der Quelle des Lichtes wohnten , einen Frevel zu
Schulden kommen lassen können. > Sie sind die reinsten und unta-
deUiaftesten Äf enschen. ^
Was haben aber die Besuche, welche die Götter den Aethio-
pen abstatten, zu bedeuten und warum kehren dieselben am
zwölften Tage immer wieder nadi Hause zurück? Wie Hera
(Hom.Il.XlV,20.) ihre Pflegeeltern, den Okeanos und die Tetliys
besucht, Hephaestos und Dionysos sich in. der Behausung der
Meergöttin aufhalten, Tenkros und Helena beim Proteus sich
auflialten, weil Sonne und Mond nach der Vorstellung der Alten
aus dem Meere auftauchen und drinuen untertauchen , so hatte
auch der Besuch der Götter bei den Aethiopen eine ähnliche sym-
bolische Bedeutung. Poseidon ist Meergott und da sie am Okea-
nos wohnen, besucht er. sie öfter. Zeus, ApoUon, Dionysos,
Ares waren Sonnengötter; Pallas, Hera, Artemis, Aphrodite
Mondgottinnen. . Im Gebiete der Aethiopen geht die Sonne auf
und unter. Der Sonnengott beginnt also täglich im Lande der
östlichen Aethiopen seine Fahrt und endigt dieselbe bei den west-
lichen. Er besucht also beide täglich einmal. Die Zahl Zwölf
bezieht sich unstreitig auf die Zahl der Monate.^^
Wir haben die Ansicht des Hrn. U. th^ls buchstäblich, theils
im Auszuge ausfuhflich mitgetheilt, weil uns diese Ansicht sehr
geeignet scheint, den Homeros richtig aufzufassen , da jede ma-.
terielle Auffassung auf bedeutende Widerspruche führt. Indem
man gUubt, bestimmte Wobnsitze der im Homer genannten Völ-
ker auffinden zu können, traut man den Alten geographische
186 - , G^fehlcht«. ^ ,
Kenotnfese m, die min flinen «ndrerselts abspricht, «ho dne
coDtradIctio in adiecto. Man Ter^;!. Duncan. Lex. sub JU^lo^.
Wir wollen anni Schlnaa noch eine Untersnchong^ über die
Wohnsitse der phaaken mittheilen, die uns sehr ^lung^en au sein
scheint, da in der neuem Zeit Weicker und Conrad Schwenk
denselben Gegenstand behandelt haben i\nd m Resultaten ge-
kommen sind, die uns der homerischen Darstellung gana an wi^
deifprechen scheinen. Weicker hat bekanntlich den Sata aufge-
stellt, die Phiaken seien Todtenschiffer und jnlt der Heimschif-
fung des Odjsseus werde der Gedanke ausgedruckt, dass der
Mensch au^den ^tfirmen dea Lebens in den Ruhehafen des Todes
als die wahre Heimath eingehe. Diesen Gedanken bestreitet mit
Recht Conrad Schwenk (in der Zeitschr. f. d. Alterthw. Darm-
atadt I83d. Heft I. Jan. 28. N. 12. p. 109.), obgleich nicht über-
all mit genügenden Gründen und ohn6 das Wahre au substituiren.
Eine andere Ansicht hat Baur geltend an machen gesucht in der
Symbolik und MythoL T. L p. 241. Anm. T- H. 2, 4. und p. 420.;
an letaterer Stelle ist Baor auf eine ähnliche Ansicht gekommen,
wie D. , die wir im Anfang mittheilen wollen.
Der SUmmTater der Phiaken Ist nach Diodor. IV, 74. Phaeax,
Sahn dea Poseidon und der Kerkyra, der Tochter dea Asopns.
Poseidon (Od. VU. 55.) verband äich mit der Periboia, der jün-
geren Tochter des Enrymedon, der vordem die Giganten be-
herrschte. Aus dieser Ehe ging Nausithoos hervor, der xwei
Sohne hatte^, den Alkinoos und Rhexenor. Dieser stirbt durch
ApoUons Bogen. Seine Tochter Arete heirathete Alkinooa. Ur-
sprünglich bewohnten die Phiaken das weite Gefilde Hyperfa hi
der Nahe der übermüthigen Kyklopen, welche sie stets anfielen.
Daher verliesa Nausithoos seine Heimath und führte die Phiaken
nach Scheria. Ihr Eiland (Od. 14, 203.) liegt in der endlos wo-
genden Meerfluth, weit abwirts von den Menschen, sehr weit
von der Insel Euboea (Od. VII, 320 V Kein Sterblicher besucht
sie hier, öfter aber di6 Götter (VI, 203.). Die Phiaken sind mit
den Gottern nahe verwandt, weshalb ihnen diese auch nichts ver-
hehlen. Sie leben selig ^ie die Gotter. Schmaus, Saitenspiel
und Reigentana, oft wechselnder Schmuck, ein wirmendesBad
und ein Ruhebett betrachteten sie als die höchsten Güter des Le«
betos. — Sie aeichnen sich (p. 248.) weder im Faustkarapf, noch
im Ringen aus (Od. VID, 246.\ wohl aber im Wettlauf und
in der Schiff fahrt. Sie schifften den Rhadamanthys in einem
Tage nach Euboea und brachten auch den Odysseus nach Ithaka
(XVI, 227.). Ihre Schiffe bedürfen weder der PUot^n^ noch, der
Steuer (VIII, 555.), sondern die Fahraeuge wissen von selbst die
Absichten Ihrer Ruderer und durchlaufen in Nebel und Nacht
ehigehulU die Fluthen des Meeres mit unglaublicher Schnellig-
keit. Die Namen der hervorragenden Personen sind fast simmt-
lieh von der Schifffahrt hergenommen (Nitsch. ad Od. VI11,-110.
l/«chotd8 Vorbaue xnr gricclib^lieii Qefchlclito. 167
I
p. I7d. T. !!.)• Nur Alkinoos , Arete und Ltodamat machen
e\ne Ausnahnie« — Vor dem Hofe des Atkinoos, nahe bei dem
Thorwege (VII, 112. Nitsch. 1. l p. 150.) lag ein Garten mit üi-
aer Mauer ringa umschlossen. Hier sind Bäume voll der herr-
lichsten Birnen, voll süsser Feigen und Granaten, Oliven und
AepfeL Weder im Winter nocli im Sommer leiden sie Mangel.
Die einen Bäume blühen, wahrend an andern die Früchte zeitigen
u. 8. w. Der Palast des Alkinoos (VlI, 84.) strahlt in einem
Glänze, wie der Glanz der Sonne oder des Mondes umherstrahlt.
Die Wände desselben sind aus gediegenem Erze , gesimmtit mit
hläulichem Stahle. £ine goldene Pforte vcrschliesst inwendig die
W^ohnung. Die Pfosten der TbVire, sind von Silber, die Schwel-
len von Erz« Silbern ist auch oben der Krana und golden der
Thürring. An jeder Seite (des Saales) stehen goldene und sil-
berne Hunde vom Hephästos gebildet. Goldene Junglinge ste-
hen auf schönen Stühlen und halten brennende Fackeln in den
Händen^ um bei nächtlichem Schmause den Gästen rings den«
Saal zu erleuchten. An der Spitze des Volkes steht der König
Alkiuoos (Buttm. Mythol. 11, 254.). Seine Macht ist durch einen
Bath von 12 Geronten beschränkt (Mtsch. zu Od. I. p. 68.). Die
Gemahlin Arete wird von ihrem Gatten geehrt, wie sonst nirgend
aiif Erden eine Frau von ih^em Manne geehrt wird ; ebenso ver-
ehrt'sie das Volk. Als ileissige Hansfrau ist sie mit Weben be-
schäftigt* Fünfzig Mägde unterstützen sie bei ihrer Arbeit.
Die Fnuen der Phäaken übertreffen die Frauen anderer Völker
in der Kunst des Gewebes; diese Kun^t verlieh ihnen Athene.
Die TjKshter des Alkinoos führt gern mit ihren Gespieliimeu ßei-
gentänze au^ Die Phäaken sind aber (Od. VII, 30.) gegen
Fremdlinge nicht sehr willfährig und bewirthen Menschen , wcl-
die anders woher kommen, nicht freundlich. Dageg^en streu et
aber^ dass sie jeden Ankömmling mii der grösslen Bereilwil-
ligkeii nach Hause begleiten, —
Hr. 13. bemerkt: „Ueberhaupt liegen in der Erzählung des ^
Homeros gar manche Widersprüche, welche sich aus der Ver-
schiedenheit der Sagen, welche sich schon vor ihm über die Phäaken
fanden, am einfachsten erklären. Der Sänger benutzte auch hier,
wie in hundert andern Fällen, den unerschöpflichen Vorrath alter
Mythen und Gesänge und wählte aus denselben diejenigen aus,
welche für seinen Plan geeignet waren, ohne sich ängstlich um
die kleinen Widersprüche zu bekümmern, welche. durch die Ver-
knüpfung der verschiedenen Sagen entstehen mussten. — Deta^
können wir nicht beipflichten. Der Widerspruch in diesem Stü-
cke ist zu gross und der Dichter konnte , wenn er auch fremde
Sagen benutzte, nicht so willkürlich verfahren » dass er die Fe-
tische und historische Wahrheit in dem Grade verletzte. Ja die
Sage selbst konnte nichts so sich selbst Widersprechendes ent-
halten« Denkt man sich die Phäaken als ein bestimmtea^Volk
M8 GtfcbUliC«.
(qa9i est icnoMtnnaaai), m bim c» to Wot« ^cwolul hm-
iCB^ w» Smmc UBd Mond mtcniigdica •<* « > «■ , Denkt mtn
•ich aOe HinneUorper ab PeraMcn, so ninen sie bei den
TIMken wm Ende ihrer OglicbeB B«ae dort aolLomflieii. Ihi tie
aber den Natargeaetsen ^emlsa dort aicht Terwellea konoen imd
dorfbi, ao wird dieaer phyaiache Zwani^ in der Sa^ aof den
Charakter der Hiiaken ^worfen. Ke Fhaakea ndfenen aie nicht
anf, befördern aie aber aar See aogicich freondiidi fort, dannt
aic den andern Tag ini Osten wieder ankommen nnd Ihren Lauf
¥on Nenem beginnen. So gedacht achwinden alle Widerspricbe.
P. 25S« sucht nnn Hr. U. die Bedeutung der Phaaken an er-
mitteln. Der Name Pha^x hat aeiner Abstanunung nach dieselbe
Bedeutung wie die Aethiopen. Phaeax Ist mit Biaedimos, der'
IHteaende, Leuchtende oder Hellleuchtende, der Bedeutung
nadi eina. Der Name Pluieax durfte urspriDglich Prildikat des
Sonnengottes gewesen sein. Daraus durfte sich ergeben, warum
Phaeax ein Sohn dea Poseidon ist* Die Sonne taucht aua dem
Heere empor oder sie wird aus dem Heere geboren. In welchem
aie sich auch wieder Tcrllert. Dass man Geschlechter und Völ-
ker nach Göttern benannte , Ist allgemein bd^annt. Phaeax war
aiao uraprunglicli Prädikat dea Sonnengottes. Der Sonnengott hat
nb Zeitengott sein Gefolge, weiches nach Ihm benannt ist und
alleVorziige nnd Schicksale mit ihm theilt, welchea da wohnt,
wo er aeinen Palast hat. Aus diesem Gefolge ^g ein nach iiim
benauntea Volk hervor. — Der Name des Naosithoos, welcher
Ton Poseidon und der Periboia sein Geschlecht ableitete, besieht
aich auf die' Fertigkeit der Phiaken Im Seewesen, womit sie dch
▼oraugsweise beschäftigten; allein dieselbe hat ebenfalls symbo-
lische Bedeutung. Der Sonnengott ist der beste SchiflTer, weil
er jeden Tag mit unglaublicher Schnelligkeit nach der Ostgrenae
auf einem Kahne sur&ckfihrl. Periboia hiessen auch Artemis
und Köre. Beide waren Mondgottinnen, woraus wir wohl schlies-
sen dürfen, dass auch Periboia aus einem Prädikat der Hondgöt-
tin an einem besonderen Wesen umgeschaifen wurde. Die Hond-
göttin trug dasselbe wegen ihres wohltliätigen Einflusses auf die
Fruchtbarkeit der gansen Natur etc. Der Name seiner Tochter
Arete, mit welcher Alklnoos rermahlt ist, möchte mit den Naroes
Area eine nnd dieaelbe Wnrael haben und Pridlkat der Hondgöt-
tin gewesen sein. Wahrscheinlich dachte man an die Starke und
unwiderstehliche Hacht der Hondgöttin und nicht sowohl an dte
Tugend nnd Sittsamkeit. — Ob der Name der Nausikaa, der
Tochter dea Alklnoos, ein Pradikat der Mondgöttin war oder oh
er sich blos auf die symbolische Beschäftigung der Phaaken be-
sieht, lässt sich nicht mit Besthnmtheit behaupten. Die erster«
Annahme ist wohl die richtigere. —
Das ^fland der Phaaken liegt ganz am Ende der Erde ge-
trennt Ton den Wohnsitsen der übrigen Menschen, ungemehi wert
UtcboMs VorboIU sar griecbl}«h«B Getcliicbte. 109
von dei* In9cl Btiboea entfernt. Ddraiis' eriilirt tfeb die. AevMe-
Hing des Atkindos, das« sie Ton Leioeni Menschen besucht würde.
Hierauf theilt Hr. D. die Ansicht von Voss, Nitsch «ud seine ei«
Sne Ansidll über die Unfreundlichkeit der Phfiaken mit p. 259—
0, denen wir, wie oben bemerkt, nicht beipflichten können.
Die Ph8aken fuhren ein seliges Leben, wie die Götlei;, toh
denen sie liiufig besucht werden. Der Besuch, welchen die Göt*'
ter den Phaaken so hiufig abstatten , das glückliche Leben ^ wel*
dies sie fuhren , sowie die Bedeutung der Terschiedencn Namen
führen zu der Vermnthung , ^dass sie eine fihntiche «ymbolische
Bedeutung haben, wie die Aethiopen, in deren Gebiete die
Sonne auf- und untergeht ; und ihre Wohnsitse durften im We-
sten %i\ suchen sein. Im iussersten Westen besteigt der Sonnen-
gott seinen Kahn. Da in diesem Mythos die schnelle Fahrt des
Sonnengottes nach dem fernen Osten gefeiert ist , so erklirt sieh
hieraus, warum die PhSakcn vorsüglich wegen ihrer Schiffskunde
gepriesen sind. Es 48t bekannt^ dass die Altep die Eilande dar
Seligen, die Wohnsitae der Gotter in den fiussersten Westen
Tcrsetzteil. ,
Warum versetzen die uriecheji die Wohnsitze der Gotter in
den Sussersten Westend — Der Palast des Sonnengottes ist ent«
weder im Osten oder im Westen ; und da nach den Vorstdiungea
8er Alten die ganze Erde rings von dem Ökeanos umgebenist,
Tersetzte man die Wohnsitze der Götter auf eine Insel im Ende
der Welt Sonne und Mond wohnen lilso entweder da, wo sie
auf- oder untertauchen. Wahrscheinlich ist die Vorstellung,
dass der Palast der Sonne im Westen sich befinde, älter, da die
Heerden des Helios im Westen weiden, dtfrt auch die Binder
des A,pollon sind, dort auch Gcryones mit seinen Rindern, wohntei
P. 263. Sobald nun einmal die Wohnsitze der Sonnengötter
und Mondgottiunen an die West* o4er Ostgrenze der Erde ver-
legt waren , so wurden naturlich alle Götter etc. , welche mit ih*
nen in der innigsten Verwandtschaft standen, auch dahin versetzt.
Nach Od. IV, 561. war ursprünglich der Olymp keineswegs der
Wohnsitz der griechischen Götter. — In den Elyseischen Gefil-
den Iialten sich Minos, Aeakos, Rhadamanthys^, Kadmos und
Achilles auf, deren Namen Prädikate des Sonnengottes waren.
Nun warenr aber auch die Namen Phaeax, Alkinoos und Hhexenor
Epitheta des Sonnengottes, und daraus durfte sich ergeben,
warum die Phiaken so häufig von Göttern,' aber nie von Men-
schen besucht werden, imd warum sie ein Leben fuhren wie die
Götter; und ferner^ ^nrnrn sich Rliadamanth}*« bei den Phaaken
aufhalt und Ton den PhSakcn nach Euboea gebracht wird (Od.
VII, 320.-). Auch den Odysseus bringen sie nach Hanse und daa
Schiff, welches ilm trffgt, naht in demselben Augenblicke, als
der Morgenstern aufstieg (Od. XIII, 93. XVI^ 227.). In einer
Nacht legte das Schiff den weiten Weg zurück. Odysseua kommt
170 .Geicbichtc
nsch Haase, ib der Jtforgensteni sich^ediob. Dadurch he$iU\gt
sich die Vermiithiing, dasc Odysseiis ursprünglich dasselbe .We-
^ sea war wie Helios und aus demselben Grunde von Westen nach
Osten schiffte, folglich auch die Phäakeu im fernsten Westen zi|
suchen sind. Die vollkommene Gleichheit der Lisel der PhSaken^
und der elyseischen Gefilde ergiebt sich nicht Mos aus der Gluck«
Seligkeit, die sie gemessen, sondern auch aus der Anmuth und
Fruchtbarkeit beider Gegenden. Wie die Menschen im Elysioa
mühelos in Seligkeit leben (Od. IV, 565.) 9 so leben auch die
Pbäaken selig wie die Götter. Diese Seligkeit setste man in der
heroischen Zeit in Schmausereien , Saitengesang und Reigentans,
In oft wechselnden Schmuck , in warme Bäder (VIU, 246.)* Dass
die Insel der Phaaken und das Elysion dem Wesen nach nicht
verschieden waren, beweist die Beschreibung des Gartens des
iMkinoo^ (Od. VllI, 117.). Bei dem SchoL des Euripld. sum Hip-
polyt. V. 745. werden das Eiysium und das Land der Phäaken als
unmittelbar an einander grensend dargestellt — Auch das Le-
ben der Seligen stimmt in der Hauptsache mit dem Leben der
Phäaken übereiu. Die einen derselben erfreuen ^ich, wie Acbil«
ieus auf der Insel Leuke, auf der Ringbahn, andere ergötzen
stchxsn dem Würfelspiel und den Tön^n der Phorminx. Es blüht
ihnen jedwede Segensfülle. Ein snsser Geruch umwallt das Ge«
lilde, weit sie beständig den Göttern Opfer verbrennen. — Der
Palast des Alklnoos war vom Paläste des Sonnengottes weht ver-
schieden, und daram auch der Besitzer desselben ursprünglich
dasselbe Wesen, wie diese gewesen sind. Die 12 Geronten,
welche dem AHcinoos zur Seite stehen, beziehen sich /auf die 12
Blonate. Diese Zahl. und die symbolische Bedeutung wird leicht
erklärlich y wenn man bedenkt, dass Zeiis am 12. Tage von den
Aethiopen wieder In den Olympos zurückkommt. Als Sonnengott
gehört Alklnoos keiner bestimmten Zeit an. Darum treffen ihn
schon die Argonauten an und zur Zeit, wo Odjsseus auf Seherin
ankommt, herrscht er noch. Die Argo kam auch aus eben dem-
selben Grunde nach Seherin, aus welchem Odysseus und Rhada«
manthys sich daselbst aufhalten. Die Gemahlin des Alkinooa,
Arete, geniesst ganz besondere Ehre und besitzt soviel Geist und
Verstand, dass sie selbst Streitigkeiten der Männer mit Weisheit
^tseheidet. Arete war wie Alkestis ursprünglich ein Prädikat
der Mondgöttin. Die Mondgöttin ist die mächtig waltende, wel-
cher nichts zu widerstehen vermag, welche wie Hekate über Him«
meL| Erde, das Meer und dic^ Unterwelt gebietet (Hesiod. Theog.
411.). Hekate Ist-Richterin, wie Arete bei den Phäaken, und
die Mondgöttin aeichnet sich aus durch Geist und Verstand.
Die 50 Mägde, die sie umgeben (Od. VII, 108.), beziehen sich
auf die 50 Wochen des Jahres. — Die Phaaken sind 4iege-
Bidiicktesten Schiffer. Der Sonnengott begiebt sich alle Abende,
wenn er den Himmel verlassen hat, auf ehi Fahneng und stenert
Ufcholdi Vorhalle s«r gHcchlaheo GMchicbto. XJt
•
mH Qngttiibliclicr Schnelligkeit' i^ach dem fernes Oaten mriklc
Sobald Alkiuooa aU Konig angesehen wurde, konnte man ihn
nioht stimülhen, das« er sich selbüit au^ ein Schiff begeben nnd
Fremdlinge nach Hause begleitet liabe. Die Kunstfertigkeit des
Königs wurde auf das Volk fibertragen. Die Phäaken genlesaen
aucli das schöne Leben, welches Alkinoos als Sonnengott hat ^
sie sind wahrscheinlich ans 'Genien des Sonnengottes zu einem
Volke um'geschaffen. Sie besitzen dieselbe Schnelligkeit , darum
dilrfle dem Sonneugotte Schnellfflssigkeit beigelegt worden seli^
(Od: Vni,'246.). Die PhSaken wohnten ursprünglich in der Nah«
der Giganten, Ton dort sollen sie nach Scheria gewandert sein.
Diese Sage von der Wanderung der Phaaken läü^t sich historisch
fassen und lösen, nimiich: dai^s jemehr sich die geographlschea
Kenntnisse erweiterten,' desto weiter die Ost- und Westgrenze
hinansgeruckt wurde* Es ist aber noch eine zweite Auffassung
möglich, nämlich: die Namen Phaeax, Nausithoos und Alkinooa
waren ursprünglich Prädikate des Sonnengottes. Den Kreislauf
des Mondes bezeichneten die Alten durch die Irren der lo , und
die Wanderungen des Sonn<engottes hatten dieselbe Bedeutung«
Alte Sagen priesen wahrscheinlich die W^anderungen des Nausi-
thoos. Als man ihn als König betrachtete, konnte man ihn nicht
allein wandern lassen, sondern es musste das ganze Volk mit ihm
wandern, sowie ja Kadmos, Pelops, Danaos undsKekrops durch
ähnliches Missverständuiss zu Anföhrern morgenländischer Colo«
nisten gemacht wurden. — Dies die Ansicht des Hrn. U. über
die Phaaken, der wir im Wesentlichen unsern Beifall nicht versa*
gen können. Sorgfältigere Forschungen werden luis jedenfalla
ein genaueres Verstandniss der Odyssee bereiten und der innere
Zusammenhang dieses grossartigen Epos wird sich Immer mehr
herausstellen. Aber noch ein Punkt bleibt zu betrachten iibrig,
den Hu V, ni^lit beriihrt hat, woraus nicht bioa erhellen dürfte«
das« wirklich Alkinoos eine Sonnengottheit, und Arete , seine
Gemabljin« eine Moudgöttin war, aondern auch, dass die Phaa-
ken wirklich blos Genien des Sonnengottes sind. Im 6. und 8«
Buche der Odyssee wird nämlich des Ballspiels gedacht, wotoo
wir noch Einiges bemerken wollen. Bekanntlich erzählt Homer
(Od. VI.), dass die Athene der Tochter dos Königs der Phäaken
Nausikaa im Traume erschienen sei und sie ermahnt habe , am
Morgen, da ihr eine baldige Hochzeit bevorstünde, ihre Gewän-
der zu reinigen und den Schmuck zu ordnen , dass sie gefalle.
Am Morgen erhebt sich Nausikaa vom Lager, geht zu den Ael-
tem und bittet den Vater um Wagen nnd Maukhiere, um ihr«
Kleider zu waschen. Die Bitte wird gewährt Sie ladet die
Kleider auf den Wagen, versieht ^lich mit Spelae und Trank und
fährt begleitet von den Dienerjnnen zum Flusse. Nachdem sie
die Wäsche gereiniget und zum Trocknen ans Ufer, gebreitet, er-
quicken sie sich durch ein Mahl und erfreuen sich dann dpreh
172 G«f«bi€lite.
BilispieL Nicht ra fiberaehen ist,' dasa Nansikn vM<^. mll dar
Artemia ferglichen ist Y. 110. :
Ali sie DOBinehr TerlangCe , saruck nach Haoie in keliren,
. Mit dem Gespaira der Manier ond scbojigeralteter Kleid aog;
Jetio ertaoa ein Aniferes die Herrscherin Pallas ACbeae,
DasB Odyssens erwacht und scbante die blühende Jungfrau,
Welche den Weg ihn führte nur Stadt der Fäakischen Männer«
liieranf schwang die Fürstin den Ball auf eine der Mädchen»
Ddqh sie verfehlte das Mädchen und warf in die Tiefe des Strudels;
Laut nun kreischten sie auf. Da erwacht aus dem^ Schlummer Odysseut«
Der Name Naiisikaa war urapruhgllch jedeDfalla Prildikat der
MoDdgöttin , deren Lauf am Jliftimel ,,Schiffen^^ genannt wnrde,
daher der Name. Die Sonne sowie der Mond, aach die Sterne
wurden, wie bekannt, mit Hageln yerglichen oder Ballen. War
mm ursprünglich die Sonne oder der Mond einem Balle , einer
Kugel verglichen worden, so musste derselbe jeden Tag und jede
Nacht emporgewSlzt werden , was , wie beim Sisyphus als Strafe
gedacht wurde; oder die Genien der Sonne und des Mondes hat-
• ten dieses Gesdiaft. Die Bewegung der Himmelskörper wurde ^
aber auch dem Tanze verglichen. Kann es uns Wunder nehmen,
wenn Nausikaa, sowie ihre Dienerinnen, deren Zahl zwar ni^ht
angeg^eben ist, sich aber wahrscheiuiich auf die Zeit bezog, als
eine Genie des Mondes die Mondkugei oder den Mondball mit
den Mägden spielt oder einen mit Ballwerfen verbundenen Tanz
auffjihrt? Zudem bedenke man , dass der Bali ins Wasser fallt
und Odysseus erwacht, also zur Zeit des Untergangs des Mondes.
Ist' nun das Geschäft des Kleiderwaschens beendigt, wirft noch
einmal Nausikaa den Ball nach einer Magd, es entstellt Oeriusch,
der Ball wird ins Wasser geworfen , und Odysseus erwacht aua
dem Schlafe , d« b. die Sonne geht auf. Dass wirklich die Sage
so gefasst werden müsse, erheilt deutlich aus Od. VHI, 367. Der
Zweck des Kleiderwaschens bezieht sich unstreitig auf den voll
werdenden Mond , wo er in seiner schönsten Pracht steht; dann
ist das Licht klar, rein^ bell, folglich die Kleider gewaschen,
beim abnehmenden Moqde geht der Glanz mehr oder weniger
verloren , dann sind die Kleider schmuzig. Die Hochzeit aber,
die der Mondgöttin Nausikaa bald bevorsteht, ist die mystische
Bhe , oder die Conjunction des Mondes mit der Sonne« Od. VIII,
367. lernen wir das Ballspiel näher kennen*
Aber Alkinons hiess den tcbSnen Laodanas jetzo .
£inxeln mit Halios tanten ; deuA Niemand wagt ei mit jenem.
Als nun diese den sieiiicben Ball in die llande genommen,
Purpurroik^ den ihnen der sinnende Polybot wirkte;
Siehe da schwang ihn einer empnr an den schattigen Wolken ,
Rücklings g<>bengt; and der Gegner im S[>rang von der Erde sich hebend.
tJfcliolili Vorballe sur griecblftchen Getclilclite« 173
Fing ihn bebend in der Luft, cb der FiiM ibm den Bodea bernhrte.
Jetso nachdem sie den Ball gradaof an schwingen Tersncbet,
'Tanaten fie leirht einher an der nabrnngsprostenden Erde,
In ofl wechfelnder Slellnng$ nnd andere Jnaglinge klappftea
Siebend im Kreise daau ; e« stieg ein latftes Getos auf.
Mit Uebergehnng des Schollasten au obiger Stelle und dea Atbe-
näus Im Deipnoaophlsten versneben Vir eine weitere Erklärung.
Vorher lernten wir die Naitalkaa^ Tochter des Königs Alkinoos,
Im Ballspiele sich auszeichnen, nnd wir erklärten die Nansikaa als
ein Pr&dikat der Mondgöttin (U. p. 268.) und den Ball betrachte-
ten wir geradezu als Mond. Hier zeichnen sich die Söhne des
Alklnoos in dem mit Ball werfen Terbundcnen Tanze ans. Ist AI-
kinöos als Sonnengott aufzufassen, so werden seine Söhne auch
zu den .aolarischen Gottheiten gerechnet werden müssen. Die -
Sonne hattc^.Terachiedene N^men; sie erschien aber auch bei ih-
rem Aufgange und Untergänge als eine Kugel, die im Osten em-
porgewälit oder als Ball in die Höhe geworfen wurde, im Westen
aber wieder niederrollte oder niederfiel. Diese Kugel oder dieser
Ball konnte aber nicht durch eigene Kraft emporsteigen , sondern
durch Kräfte. Diese Kraft wurde personificirt ; und so gab es
zwei verschiedene Namen für die Sonne selbst; diese zwei Ki^fte
personificirt, erschienen als zwei besondere Wesen ; daher kommt
es , dass der Sonnengott Sisyphus von der Sonnenkugel getrennt
wird und Ihm als Strafe das tägliche Aufwärtsrollen der Steine
zugeschrieben wird* So sind an. unserer Stelle die Söhne des
Alkinoos als Ballspieler wegen ihrer Fertigkeit gepriesen. Laoda-
mas wirft den Ball im Osten ii) die Höhe, nnd Halios (SXg) fangt
den Ball, d. h. im Westen taucht der Sonnenball ins Meer, dar-
um fangt Ihn Halios. Laodamaa, der Völkerbezwinger, besiegt
als Sonnengott beim Aufgange das Heer der Sterne , treibt sie
vom Horizonte fort, und Halios nimmt sie auf, d. h. im Westen
tauchen sie unter, und zwar mit Geräusch, da die Sterne als Fa-
ckeln betrachtet, wenn sie ins Meer tauchten, auslöschten (Ta-
cit. Germ, c 45. ed* Diltliey. und Hess. Yaler. Flacc. II, 36. Ju-
Venal. 14,^80.). — Klytoneus, der dritte Sohn, der wegen
seines Schilfens beriihmt ist, schifft die Sonne vom Westen nach
Osten. Dass aber wirklich an unserer Stelle von keinem gewöhn-'
liehen Ballspiele die Rede ist , dafür spricht insbesondere das
Epitheton purpurn, wie auch lateinische Dichter von der Sonne
sagen : sol purpureo qui movet axe diem. Der Ball wird purpurn
genannt, weil Purpur wegen seines GUnzes, wie bekannt, Zei-
chen des Lichtglanzes ist« Dieses Ballspiel wird Tanz genannt,
da eben auch die Bewegung der Gestirne dem Tanze verglichen
Wird (Lucret. V, 711. 1925.).
Doch wir yroUen hiei^ unsere Anzeige schliessen. Der unbe-
fangene Leser wird gewiss mit nns urtbeilen, d«aii Hr. U. mit
174 GrUcliltch« LiteraUr.
eben toviel ^elehrramkelt ak Scharfsinn «etnen GegeQgtaud be-
handelt hat, und daas durch seine Forschun^n" ein nicht unbe-
deutender Schritt Torwarts ^ethan ist in dieser schwierigen nnd
nocii nicht genu^ bebauten Wissensctiaft.
Schleusingem Conr. Dr. AltenhuTg.
Pluiarehi Agis et Cleomenes. Roceniait, aosotationom
criticani , prolegoinena et commeotarioi ailieeit Georg\ Frid. Sakoe^
nfann, Gryphiiwaldiae iinpensit Ern. Mauritii IIIOCGCXXXIX.
Vorrede ond Prolegg. LVi. Text, AamericaBgeB , Register 2(KI S.
in gr. 8.
Bcicanntlich hat es Plutarch bei wiederholter Darlegung sei-
ner biographischen Zwccite auch fnr nöthig erachtet , ausdrück-
lich herrorzuheben , dass er nicht Geschiclite^ sondern eben Bio-
S*aphi^en schreibe. Nach einer leisen Andeutung (Alexandr.
XXV) mochte die zu Digressionen geneigte , um vollständige
Angabe der blossen Fakta wenig bekümmerte Schreibweise nicht
allen Zeitgenossen behagen. Dieser Classe von Lesern also wollte
der Schriftsteller durch jene bestimmte Erklärung den Standpunct
zeigen, von dem aus ein richtiges Betrachten und Würdigen der
Leben möglich sei. Unter den Neuem haben diess, wenn nicht
alle Bcurlheiler Piularch's, doch die meisten Herausgeber in
gewisser Beziehung wieder zu einseitig festgehalten. Denn wer
die mit Anmerkungen ausgestatteten Einzelausgaben mehrerer
Biographieen ^ welche in den letzten zwanzig Jahren erschienen
sind^ näher kennt, der weiss recht gut, wie verdienstliches zur
Wiederherstellung des ursprünglichen Textos, zur Erläuterung
plutarcheischer, mannigfach gefärbter Sprach weise, tfuch zum
Verständuiss des Geschichtlichen und reichlich eingeflochteoen
Sachlichen einzeln und bruchstückweise, wie es zum unmittelba-
ren Gebrauch gerade nothig war, geleistet worden ist. Etwas
Hauptsächliches wird indess meist noch vermisst, oder muss we-
nigstens In umfassenderer Weise als bisher versucht und ange-
strebt werden. Ein tieferes Eingehen in den Inhalt der Biogra-
phieen, das ist die Aufgabe , die sich mehr und mehr Geltung
verschaffen und zur Lösung gebracht werden wird , je reiner und
diplomatisch begründeter, besonders durch die kritische 6e-
sammtaasgabe von Sintenis, der Text zu werden beginnt. So
wenig Plutarch Selbst in seiner liebenswürdigen Bescheidenheit
irgendwo Anspruch auf den Namen und Rang eines Geschicht-
schreibcrs macht, und so ernstlich er sich gegen jeden Gedanicen
an Wetteifer verwahrt, wo er etwa Ein und dasselbe mit Män-
nern wie Thucydides erzählt; so hat nun das Geschick doch eUv^
mal gewollt , das« er bei dem Untergänge so vieler Historiker uns
Spftterlebenden Cur manche Zeiträume eine Hauptqneile aeiii
Flatarcht iglt et Cleomettei, «d. S^oemanii. * 175
sott, aus der wir jetaet iiBsre Kenntnim aller GeadbMbie sdiopfeti
m&saen. Hieraus ergebt sich unmittelbar erstens die Anforde-
rung , zu untersuchen, welchen Gewfihrsmannem Plutarch ge-
folgt sei und Velche Glaubwtirdlgkeit er verdiene,, aumal da er,
mit wenigen Ausnahmen, kein Zeitgenosse ^er von ihm ersählten
BegeM&nheiten ist. Nun hat swar längst Heeren eine solche ITn«
tersuchuug angestellt; bei näherer Prüfung der TierCommentatio-
nen de fontibus et auptoritate ?itaram Plntarchi indess , mnss
aich sogleich auch die Bemerkung aufdrängen , dass an einen
durch Heeren erwirkten Abschlnss gar nicht an denken ist. Ein-
mal liegt diess In «der Beschaffenheit der Heerenschen Arbeit
selbst, über die auf C. Fr. Hermanns, eines gewiss Tbiigiiltigen
Richters, Urthell im Marburger Lectionsverzeichnlss Ostern 1836
▼erwiesen wird; sodanaaber auch an der, seit dem Jabce 1820,
in manchen Punkten wesentlich geforderten Kenntniss Ser grie*
chlschen und romischen Historiographie. Auf Plufarch insonder-
heit bezügliche Beitrige, die über Heeren hinausgehen, v bat
aehon Sintenis zum Themlstocies und Pericles in gelehrten Exenr^»
Ben gegeben. Von einer vollständigen Untersuchung aber Ist die»
jenige ein Muster , welche Hermann a. a. Q. über die Schrift-
Bteller geliefert, denenl'lutarc^h im Pericles seine Nachrichten ent-
nommen hat. Der Verf. kommt darin auch zu dem Resultate^
dass'Plutarch, weit entfernt von Bequemlichkeit und Leichtfer*
tigkeit, überall mit Urlheil bemüht gewesen sei , nur an bewährte
Autoren sich anzuschliessen.
Eine zweite Aufgabe für den Interpreten , die wenigstens
Ton vielen Biographieen gilt, ergiebt sich aus dem eigenthümliiphen
Verfahren Plutarehs. Dieser konnte für seine Lebensbilder nicht
alles, was seinen Helden begegnet war, gleich gut gebrauchen;
es kam ihm gar nicht ^of eine strenge chronologische Folge und
Stetigkeit des . Berichteten an. Daher ist es gekommen, dass
manches Leben in sich selbst lückenhaft, vieles darin ohne ge-»
Dauere Angabe der Zeiten hinbestellt ist. Diese Lücken aus an-
dern Quellen zu ergänzen , so dass ein historisches Ganze ge*
Wonnen wird, dem Einzelnen seine richtige Stellung der Zett-
fbjge noch anzuweisen, auch etwaige Irrthümer Plutarehs zu be-
richtigen, das ist neben der Darstellung der leitenden Gedanken,
welche den Schriftsteller bei -der Auswahl des Stoffes beseelten,
die letzte und höhere Aufgabe, des Auslegers. Die Wichtigkeit
der Losung djeser Aufgabe ist gleichwohl, wie schon angedeutet, «
eine relative. Sie kann bei Perioden , wo Plutarch der einzig
übrige oder doch hauptsächlichste Gewährsmann ist, von grosser
Bedeutung für die Geschichte überhaupt sein; bei anderen Zeit^
räumen dagegen , wo die Quellen reichlicher fliessen, nutzt sie
öfters mehr zu richtiger Erkenutniss und Beurtheilung plutarchei-»
scher, will man nicht sagen Kunst- doch Denkart.
Herr Professor Scboemann hnt in den Prolegomenen der
176 Griechiicbe LUeratur.
oben genaiter Teneichneten Ausgabe des Agis und Cleomenes
'beiden so eben gestellten, aus der Sache selbst sich ergebenden
Forderungen ein Gnugc gethan; nnd insofern die sweite Auf-
gabe bisher noch von keiiieni Herausgeber ao Tollständig aufge-
fasst worden ist — ' wobei das Verdienstliche s. B. von Held*»
chronologischen Tafeln hinter seinem Timoleon und Aemiiinn Pau-
lus gern anerkannt wird — insofern beginnt mit dem vorliegenden
Werke in der That ein Abschnitt in der Bearbeitung Ton Plutarchs
Biographieen. Darum glaubte auch der Unterseichnete diess als
einen wesentlichen Thcil der Arbeit gleich an Aer Spitze seiner
Anzeige hervorheben zu müssen. Er geht nun zur nähern Cha-
rakterisirung des Buches über, wobei er auf das hier nur erst
kurz Angedentete weilläufiger eingehen wird.
Die Vorrede, welche an den Geh. O. R. Rath Dr. Joh»
Schulze^ (,, de eruditae antiquitalis cognitione et de sana disci-
plina scholastica imraortaliter merito '") gerichtet ist, beginnt mit
einer beredten Anempfehlung der Biographieen Plutarchs nach
Umfang , Inhalt und Form. HerTorgehobcn wird neben der weit-
umfassenden Gelehrsamkeit die aufrichtige Liebe des Rechten
und Anständigen und das edle Gefühl für achte, ungefalschte
Menschlichkeit , das bei dem Schriftsteller überall hervorleuch-
tet. Von solchen Gesinnungen Hess sich Plutarch beim Zusam-
menstellen seiner Leben leiten , immer mehr an einen gewissen
Adel der Meiischcnnatur glaubend als' geneigt, das Schlechtere
von seinen Helden für wahr zu halten. Eine nothwendige Folge
davon war, dsss er die Menschen wohl hier und da beschrieb,
wie er sie gewesen wünschte^ nicht wie sie wirklich waren; und
80 befriedigt er die strengen Forderungen nicht, die man an den
eigentlichen GeschiciUschreiber zu machen hat . Allein gerade
deswegen eignen sich seine biographischen Denkmale vortrefflich
zur Lektüre für die Jugend, der auch in der Geschiclite eher
grosse und erhabene Muster denn schlechte Beispiele vorzufuh-
ren sind. Es ist wahr, Plutarchs Bildnisse bleiben oft hinter der
Aehulichkcit des Portraits zurück , sie haben aber dafür den weit
höhern Werth einer Idealen Darstellung. (Den Referenten hat
es sehr gefreut , ein solches Urtlieil zu lesen , nachdena in der
jüngsten Zeit Plutarch allerlei nur zu ungünstige Raisonnementa
über sich hat müssen ergehen lassen.) Hr. Prof. Schoemann -ist
seit lange gewohnt gewesen, auf dem Gymnasium wie auf der
Universität Plutarcheische Leben zu erliutern ; ein Gleichea za
thun rieth er immer seinen in das Lehrfach übergehenden Schü^
lern. Auch ist für solche^ die nach Vollendung der akademi-'
sehen Studien selbst wiederum ala Lehrer auftreten wollen^ diese
Ausgabe zunächst bestimmt Die Erklärung erstreckt sich gleich- ,
massig auf die Sprache wie auf die Sachen; längere Auseinander-
aetzangen iih^r grammatische Punkte finden sich vorzugsweise im
ersten Theile des Commentars. Dem Texte gehen übersichtlich
Plutnrchi Agig et CleoiDfnei > ed. Schoemann. 177
in vierzehn Paragraphen gtelheilte Prolegomena voran» Per
Hauptinhalt derselben ist In 'kurzen Zü^en folgender: Plutarch
(^ I.) ist für die älteste^ wie für die jpn^te Zeit spartaniscfaeh
Gemeinwesens die Hauptqnelle; im Lykurgns und im Agis und
Cleomenes. In bcideii letztem sind seine Gewalirsmiinner Aratns,
Phylarchus, Polybins, Bato aus Sinope. Heeren fiigte als fünf-
ten den Spliaeri^s ans Olbia hinzu , doch ist diess nicht zu erwei-
sen. Auch über Bato kann nichts Bestimmteres gesagt werden
[Koepke Ion. Fragm. p. 13. und Voss. Histor, Gr. p! 408.
Westerm. geben ebenfalls nichts Neues.] — Aratos (§* IL) hat
eigene Denkwürdigkeiten hinterlassen; allein diese sind nicht
ganz zuverlässig, weil nicht frei von Beschönigungen eigenen
Thiins und von falschen Anklagen gegen Cleömenes« Plutarch
selbst hat diess wohl erkannt und daher jenies Werk nur selten
und mit Vorsicht benutzt. Polybius (§ 111.) beginnt von der Zeit
an , wo Aratus aufhört und schenkt ihm Plutarch im AUgemeinen
grosses Vertrauen (Arat XXXVIII. a. G.); doch er steht auf Sei-
ten der Achäer und des Aratus und diese Stellung hat es be-
dingt, dass er nicht durchweg unparteiisch gegen die Aetoler und
Spartaner schreibt. Man muss diess jedoch mehr eine blinde,
tinbewusste Parteilichkeit nennen. Gegen Cleomenes namentlich
ist Polybius so sehr eingenommen , dass er die Spartaner durch
den Antigonus Doson von dessen Tyrannei befreit werften lässt.
[Vgl. Flathe Gesch. v. Maced. II. 163. 165 - 6. 182.] Im Ganzen
bat ihn Plutarch wenig benutzt; von Agis ab^r handelt er gar
nicht — Phylarchus (§ IV.) , ein Zeitgenosse des Aratus und
Cleomenes, beschrieb in 28 Büchern die • Geschichte Griechen-
lands und Macedonieus von Olymp. 127. 1. — Ol. 140. Ihm vor-
-4iehmlich folgte Plutarch in den beiden vorliegenden Biographieen;
mehrere Male nennt er ihn geradezu , noch öftrer hat er ihn nach
aller Wahrscheinlichkeit ohne weitere Angabe benutzt. Polybius
(§ V.) halt wenig von des Phylarchus Zuverlässigkeit, besonders
da, wo dfeser vom Cleomenes berichtet. Nach Art der ans den
Rhetorschulen hervorgegangenen Historiker zierte Phylarchus
sein Werk mit langern Plgressionen über Sitten , Einrichtungen,
Alythologie u. dgl. Auch legte er es gar selir auf Erregung des
Gemüth^s bei dem Leser an. Den Cleöji^enes begünstigt er i^n-
verholen und ist dagegen dem Aratus aufsässig. Gleichwohl ist
er nicht absichtlich unwahr, wie Neuere gegen den Polybius
hinreichend erwiesen haben. Mit Phylarchus (§ VL) müssen wir
die Sache des Cleomenes für besser als die des Aratus halten.
Aratus war um einen Ausdruck des Hyperides anzuwenden agtog
^ r^g ^EkXdSoq^ wie es damals war, Cleomenes aber vni^ ti^v
'EXXdäa. [Schorns Urtheil in der Geschichtis Griechenlands S.
103: ,, Als Mensch ist er eben so ausgezeichnet durch Tugenden
als übdverrufen durch Laster, wozu sein heftiger und unbiindiger
Charakter ihn fortriss, wenn er handeln wollte ^^ ist offenbar zu
N, Jahrb. f. Phil. tr. Päd. od. KrU. Bibl. Bd. XXIX. Uft. 1. 12
178 Griechische Li terator.
Jiart.] — Gleichwohl weiss Hr. Schoemann , etwas günstiger ge-
siimnit als Fiaihe iL 167. , auch für Aratas Entsehaldigungs-
gründe geltend 2u machen, wenn er die Macedonier ins Land
rief. Die Yerhaitnisöe der Achäer waren ganz anders als die
der LacedimonieTy und Aratus musste befürchten, Spartanische
Einrichtungen würden auch in den^ achaischen Staaten eingeführt
werden sollen, was ohne die gr'össtän Unruhen und tlelfache Ver-
letzungen wohibegrnndeter Rechte nibht möglich war^ Selbst
wenn zugegeben werden muss, dass man nber des Cleomenes
Pläne bezuglich des ausseriaced'ämonischen Pelopohneses nichts
weiss , so steht doch so Tiel fest , dass es bei den Achäern eine
Partei gab, welche eine neue Vertheilung der Ländjereien and
Befreiung Ton den Schulden wünschte': Aenderangen , die dort
nur 'auf rerolutionairem Wege zu erreichen waren. [Flathe D.
166.] Ferner musste befürchtet werden , die Spartaner möchten
überall wieder Oligarchien einfuhren, was den Gleichheit liebenden
Achäern nothwehdig ein Greuel dnnkte.
Von des Aratus (§ VII.) eigentlichen Absichten haben die
Schriftsteller Nichts .berichtet. Piutarch folgt, wie schon ge-
sagt , zumeist dem Phjlarchus , und tadelt im Leben des Cleome-
nes fast nur den Aratus, indem er dabei jenen erhebt. Dazu muss
festgehalten werden, dass er als Biograph gewiss sehr unter den
Ereignissen auswählte. Wäre er dabei nur nicht auch einseitig,
indem er, seine moralischen Zwecke iin Auge, nur solche Züge
aufnahm , aui$ denen , jedem deutlich, Geist und Gesinnung her-
vorleuchten. Er erwog aber nicht , dass ohne pragmatische Dar-
legung aller zu einer bestimmten Zeit unter einem bestimmten
Volke statthabenden Verhältnisse auch die Sitten und Pläne von
Staatsmännern nicht hinlänglich gewürdigt werden können. Eine
solche Darlegung aber vermisst man auch im Agis und Cleomenes,
und heut zu Tage das schon im Alterthum Versäumte nachzuho-
len, ist bei dem Mangel an Quellen nicht mehr möglich. Uebri-
gens gehören beide Leben , abgesehen von den höchst anziehen-
den Persönlichkeiten der Helden und ihrer Angehörigen sölbst,
6<^on in Bezug auf Darstellung und Verknüpfung fast zu den aus-
gezeichnetsten des Plutarchs. Um den Verfasser zu berichtigen
und zu vervollständigen (§ VIII.) giebt hierauf Hr. Schoemann
einen genauen chronologischen Abriss der geschilderten That-
sachen. Sehr dunkel ist die Geschichte des Agis, indem weder
Regiernn^ntritt noch Todesjahr überli^ert sind. Legt man auch
kein Gewicht auf die oft abweichende Erzählung des Pausanias,
da Piutarch ans seinem Gewährsmanne,'dem Phylarchus, wohl das
Wahre berichtet hat, so tritt doch wieder der Ueberstand ein,
dass Piutarch keine Jahre vermerkt. Daher kann nur 'annähe-
rungsweise durch wahrscheinliche Muthmassimg Eines gewonnen
werden. Das ist die beabsichtigte Expedition der Aetoler in den
PeioponneS) Agis XIII., welche zwischen die Jahre 2'43 — 40
Platarchl Agie et Cttomen^n^ cd. Sehoemann. 170
oder 39 fallen mussv hier aber genauer io d. J. 241 gesetzt wird.
Kurz darauf ist Agis getödtet worden , rielleicht noch in ' derasel«»
ben Jahre. Mit i^einen Neaerungen aber mochte er, nach Plu-
farchs Angab«, zwei Jahre Torh^r begonnen haben.. Dtne ent*
gegenlantend^ Nachricht bei Pausanias wird ato unstatthaft besei-
tigt. 'Eben dieser (§ IX'.) Schriftsteller lässt, im Widerspruche
mit Phylarch und Plutarch den Agie nicht zu Hause, sondern im
Kriege gegen die Mantineer umlcommen' (VIII. 10.4.)* Wahr-
scheinlich ist damals in der That ein Treffen ^ welches nach allen
Umständen geschildert wird , Törgefallen. Das Geriidit jedoch,
Agis habe dabei das Leben verloren , lann wohl nnr ein falschlich
ausgesprengtes gewesen sein , und muss jeiie Schlacht vor dA
Ephorat des Lysander gesetzt werden; Im Folgenden sind noch
- einige andere Irrthiimer des Pausanias nachgewiesen , wobei (S.
XXXVI.) auch genauer ^bestimmt wird, wenn Lydiadas die Ty-
rannis niedergelegt habe , nämlich etwa im J. 234. Strateg der
Achäer ist er, vom J. 233 ab, so weit sich ermitteln lässt, nur
dreimal gewesen.
Die Zeitverhältnisse des Cleomenes (§ X.) sind nach dem
Jahre der Schlacht bei Sellasia zu fixiren , Olymp. 139. 4. am
Anf. oder Ol. 139. 3. am Ende. Angeschlossen ist hier ein£ Un-
tersuchung über die Soromer-Neme^n, welche nicht^ wie Bayer'
undManso annahmen, im 3., sondern im 4. Ölympiadenjahre ge- ■
^ "^ feiert wurden. Der Beweis dafür beruht auf der richtfgen Er-
Idärung einiger Stellen desPolybius und der Reihe derAchäischea
Strategen, auch auf einem Abschnitte des Armenischen Eusebius.
Ob für die Winter-Nemeen das erste oder das zweite Olympiaden-
jahr anzunehmen sei, ist zweifelhaft. Der Verfasser entschei-
det sich für da^ erstere. — Von der Schlacht bei Sellasia (§ XI.)
wird , nach der Darstellung des Polybius , rückwärts auf die An-
kunft des Antigonus in den Peloponnes geschlossen, welche Olymp.
139. 2. im Herbst erfolgte. Plutarch erwähnt von den Ereignissea
dieser Zeit manches gar nicht, anderes wieder umständlicher, ^
wie das Weitere angegeben ist, namentlich über die Einnahme von
Megalopolis durch Cleomenes und über die Schlacht bei Sellasia.
Schwierig erscheint es (§ XIL), bei der Kürze des Polybius, die
Zeiten des Cleomenischen Krieges vor der Ankunft des Antigonus
festzusetzen. Die von Plutarch in Aratns und Cleomenes er-
wähnten Achäischer Strategen dienen als Anlialtepunkte. Vom
Beginn des Krieges bis zur Einnahme von Argos werden vier ge-
nannt: Aristomachus , Aratus, Hyperbatos, Timoxenus. So-
dann sind die Kriegsbbgebenheiten verzeichnet, die sich während
eines jeden dieser vier Jahre, von (01. 138.1. bis Ol. 138. 4.
am Ende zugetragen haben. Der ganze Cleomenische Krieg dau*-
erte von Ol. 138. 1. bis Ol. 139. 4. a. E. oder 140. 1. a. Anf. Ne-
ben^ der Berichtigung einiger Irrthiimer Bayers muss noch hervor-
gehoben werden, wie eine anscheinende Schwierigkeit in der
12*
180 Griachischa Literainir.
Fddherrnsdiaftdes^Tfnioxenus beseitigt wird. Yermutlilich war
4er8eibe sweiJahre lang Strateg, .während xogleicli Arattis den
Rang als ötgatfiyo^ avtoxQatcDg batte , Polyb. IL 53. 2. Der
nichste Paragraph (Xill.} bringt einige Ergänzungen zu dem von
Plutarch Berichteten, nberden eigentlichen Grund zum Cieome*
nistehen Kriege, über die Zeit ,^ wann Ptolemäas Energetea von
den Achiem weg, dem Cteomenea sich zuwandte, und über die
Vorfalle, seitdem Antigonus fm Peloponnes angelangt war. Von
der Staatsumwälzung des Cleoraenes handeln Polybins tmd Plu-
tarch zu kurz. ^ Pansanias (H. 9. 1.) spricht ?on Kinfiihrnng der
Paitronomen durch diesen König; indess darf trotz der Billigung
Böckhs im Corp. Inscr. Graiec. I. p. 605. 8. auf diese Notiz
schwerlich mit Toller Zuverlässigkeit gebaut werden, da die son-
atige Glaubwürdigkeit des Schriftstellers verdächtig ist. Die
neuen Bürger, welche gegendweise von Cleomeoes abgetheilt
nein mögen {MböoiXj Ilttdva, Kvvogovga, Alßva und muth-
masslich Mfia) fielen zum grössern Thcile bei Seliasia. Schlüss-
lieh '(§ XIV.) untersucht Hr. Schoemann, wann Cleomenes gestor-
ben sei nnd wie lange er gelebt habe. .Geflohen ist er im J. 221,
sein Ende fand er im 2. Jahre darauf. .Seine Re/3:iernng begann
mit d. J.^35, so dass er also 16 Jahre hindurch König gewesen
ist. Alt war er bei seinem Tode an 40 Jahre. Zuletzt ist noch
eine chronologische Tafel über die Zeit vom Cleomenischen
Kriege bis zum Jode des Cleomenes angehängt, nach Jahren vor
der christlichen Aera, der Olympiaden, und den Achäischeii
Strategen. —
Zur Kritik des Textes sind alle zoganglichen Hiilfsmittel be-
nutzt worden , und ohne dass Hr. Seh. geradezu eine neue Recen«
sion beabsichtigte, hat er die Worte d/ss Schriftstellers doch
mehrfach geändert und verbessert In d^r Vorrede erzählt er in
Kürze die Geschichte ^es. Plutarcheischen Textes. Bemerkt sei
hier nur, dass über des Il^nricus Stephanus Aufriöhtigkeit in
Angabe seiner handschriftlichen Subsidien die Akten noch lange
nicht geschlossen sind, vielmehr wohl nächstens befriedigender
Aufschlitss erwartet werden kann. Die Charakterisirung der Aus-
, gaben von Bryanus bis auf Schäfer wiederholen wir nicht, da
sie im Wesentlichen nichts Neues bietet. Die Hoffnungen aber,
welche Hr. Schoemann von der damals noch erwarteten Sintenisi-
'schen Recension ausspricht, haben noch eher, als der Agis und
Cleomenes erschienen , durch den ersten Band ihre Bestätigung
erhalten.
Die vier ältesten Ausgaben, die Juntina in einem Leipziger
Exemplare, die Aldinaln einem Züricher, und die beiden Base-^
1er von 1533 und 1560, zog Hr. Schoemann tollständig zu Rathe
nnd hat er die Varianten derselben angemerkt. Die beiden Base-
ler sind im Wesentlichen ganz der Aldina gleich , welche selbst
den nur hin nnd wieder nach Handschriften verbesserten Text der
Platarchi Agb et Cleonenei, eil/S<iitemaoD. .181
Jnntina enthllt. Von & F. Henoanti erliielt der Rerimagdier dfe
vollständige Collation einer Pfalzer (D) Hundsehrlft, Bzcerpte aus
6 Italischen, die zum Theil früher bekannt g^emacht warsn,
darch Walz. Die Pariser Manuseripte Nr. 1671. (B), 1672 (G)
verglich ihm Dübner«, wie auch den Codex SangermanensEa (A)|
dessen Varianten «chon bei W. de Sonl sorgßltfg verseiebnet
sind. An einzelnen Stellen wurde auch die Raodschrift Nr. 1674
eingesehen , dagegen sind Nr. 1673 und 1679, welche den Agit
und Cleomenes haben, noch unverglichen. Za wünschen wSre
gewesen, dass die Bezel<;hnungen der Codicba mit den beiSintenis
angenommenen hätten übereinstimmend gemacht werden ken-
nen. Die Handschriften habeii fast alje schwereren Verderbnisse
mit einander gemein., so dass man wohlanf eine Urquelle scbiies- .
sen muss. Bei leichtern Fehlern^ die in einigen Codices stehen,
in andern vermieden'sind, ist die Entscheidung oft schwer, was
Plutarchs Hand^ was Besserung eikes Abschreibers sei. Wo
man die Wahl zwischen mehrern , an und für ^ich gleich guten
Lesarten habe, da /dürfe man, urtheiit Hr. Schoemann^, nicht
ohneWeltcres den sonst fehlerfreien Handschrlft^en sich auschlies*-
sen, sondern jede Stelle sei f^lir sich zu erwägen ond vornehmlich
mit Sorgfalt auf den PIntarchelschen Sprachgebranch zu achten.
Nam fierl potuit , liest man S. XIII. , tit etiam scribae plerumque
negligentiores et minus periti uno tarnen altcrove ioco i^eram
lectionem fidelius serrarent, et contra qui minus in plerisque
peccarent, tarnen magis intesdam quam illi alteri a vero aberra-
rent, substitnerentque alind , non Incommodnm quidem, sed ta-
rnen spernendum. Dixi autem hoc imprimis propter codicem San-
germanensem (A.) , de cuius bonState mnltos noii rieqte indicare
arbitror. Nam mihi quidem hie codex , quum in Universum aesti-
manti non possit non multo reiiquis emendatior videri, neqnaquam
tamen tanto iis praestare videtur , ut eius auc'toritate in dnbiis lo-
cis iudicium nostram tnto reg! possit. Itaque in itull^ hnius-
modi loco Sangermanensi codici tantnib tribul, ut quam hie lectio-
nem offerret propter hoc ipsura amplectendam credereAi, sed.
omnia semper rerum mome^ita diligenter perpendenda riec raro .
etlam deteriomifi codiciim lectlonem praeferendam esse iudicavi;
Der Bef. kann sich mit dieseih Uttheile über den Codex'A
nicht für cfinverstanden erklären. Täuscht er sich nach einier
möglichst genauen, auch an andern Leben wie am Lyknrg und
Numa versuchten Prüfung der Lehrten dieser Handschrift nicht
gänzlich y so hat zwar auch sie, wie jedes Mahuscript, Irrthüm-
Iiches und zeigt, um nichts zii verschwtigen, Spuren einer In
Kleinigkeiten nachbessernden Hand ; altein des offenbar Richti-
gen was allein: dieser Codex bietet, und noch mehr dessen, wor^
in andere gute Bücher , namen^tlich B und D mit ihm iiberein«
stimmen , ist so überwiegend viel, dasa er für die Leben, welche
er, leider verstümmelt, liberhaBpt hat, zuverlässig als Grund-
ist G'ileeliUchQ Liteiata^.
l«ge 4er .Kecfenrion genommeD *i|^rden museu A«di darf man
nickt glttubeo , es weiche derselbe so wesentlich Ton andern ab,
4aa& es schon deshalb ^bedenkliqh sei, bei solchen auffallenden
V^sphiedenheitei) sich anihn allein «u halten. Vielmehr lässt.
sich an den meisten Stellen, wo grössere Varietäten angemerkt
sind, die Vorzüglichkeit der von A gebotenen Schreibweise nach-,
weisen, iind es ist mit ihm ein ganz anderes Verhältniss als mit
dem Pariser Codex C bei Sintenis, der offenbar aus den Händen
ein^a stark interpolirenden und willkürlich bessernden Geleierten
heiTTorgegangea ist Hr« Prof. Schoemann scheint hierbei nicht
dimhweg consequeot gewesen zu sein , was darin seine Erklärung
mit findet, dass eine neue durchgreifende Textesgestaltong nicht
beabsdchtigt wurde. Diesen Ausspruch möglichst zu erhärten,
sollen nach den Stellen , wo auf die Anetorität des Codex A allein
der Text geändert ist, mehrere andere aufgeführt werden, in
denen er noch mehr denn bisher Berücksichtigung verdient. Ein-
zelnes zu erwähnen ist nachher bei den Eigennamen Gelegenheit
So hat also A und ist aus ihm hier aufgenommen : im Agiä
XIII. 2. 6. ty Tf&v XQSCJV d(p60e i für &q)aiQi0H^ vgl. VIII. 1. 3.
XQmv dqieb'^vaL tovg 6q>slloytas. Clepm.>XVIIL 2. i.svty
tSv xQsäv ciq)i^n. Solon. XIX. Q'Qaövvovxi, r^ täv xq^v atpi-
0i^. — XX. 3. 5. xectayByrjQüxvLav av d^icifiaxi (ABytötcp täv
ff oA^rtdm«/, statt der Vulgata noXiuKäv. Das Richtige hatte
übrigens hier, wie t)ft, Keiske coniicirt Cleom. XVIII. 2.2.'
T^al olütQotSQOv avrovxatctyeXmvregy aufweiche Stelle weiter
unten zurückzukommen ist ^ und ebondas. 6. hntt^ovto touvov
aXxiov yByovivais wo BCD ilvai geben und der Unterzeich-
nete wenigstens keinei^ andern Grund für diese Wahl, angeben
kann als eben die sonstige Güte der Handschrift A. — XXII. 3. 9. •
&0%B xaKslvfiv duxnvv&dvB^&ai, iitftL xazoxvst (ygV. S. 242.)
Tut xtttOHvi^. — XXVII. 3. 2. rdvolLXoi ngay^idtG^v dviördv-
xiQv; in BCD ist dv^v6x avxmv, — XX^I. 2. L %oX nkiop^v
dloyUxag dnotpBvyovtig iyy vg^ov xanov xal ftangdv diti-
xoifxsg'j tut iyyvg Svxc^ xal fi. ä.
Außerdem aber glauht der Unterzeichnete noch folgende
Lesarten aus A. zur Aufnahme empfehlen zu könilen : Agis I. 2. 3.
ovdiv BlXi^XQivsg ovd^dßokoyrjfASvov statt o^oXoytxvfiBvov
in BCD. ,Zwar liest man Lysand, XVII. ovxoc^^oyovfiBva yga*
qxQv'xolg n^Qi xr^gnsvlag xov dvdgog 6(iolayov(iivoig , Marina
XXXVL und Brutus L ofioloyoviiBvovidxL, Phodon Vlli. o/*o-
koystxai und öfter ofioXoyavpsv^g wie Timoleon I. XXX.
XXXVII* Allein- eben deswegen konnten Abschreiber, um so
leichter auf eine Aenderuug verfallen, und das Perfectum ist
doch an und für sich auch ganz angemessen, yfie&ftoK6ytps€U
auch Phocion IV. geschrieben ist. —
Agis XI. 1. /3. xovg ysgovxag olg td x^xag r^v \v tä
ngoßovXtvBiv^ was ausser A auch BG haben. In der Ausgabe
Plutarchi igb et Cleomeiics, ed, Sehoemaoo. 18ft
igt mv aus andern Büchern Torgezogen, mit Berufung auf Cleo-
menes XIV. 1. IQ* tot; d* 'Agatov zo näv r^v ngitog^ wozu noch
Agesilaus lY. ^kommen kann: zäv lq>6Qeiv^ ^v rots uai t(Sv ys^
g6vr(QV ro gisyiörov Iv xy uoknla ^ngdtog. Dennoch beweisen
diese Stellen nichts gegen den Dativ der besten Handschriften,
welcher überdiess , nach einer brieüichen Bemerkung des Herrn
Prof. Sintems , durch Ljcnrgiis VL dütfitp dl täv hvqIov ^fihv xal-
^(^fxros gestützt wirdl — Ebends. 3* 3. uta^kiovron jtQog ovgeh
wv dicoßkinovt€s ohne toi/ ¥or ovq, Hr. Seh. behielt den Artikd
bei, weil ihn die übrigen Biicher haben. Die Annahme, dass
diesen die Abschreiber ober zusetzten als wegliessen , hat wohl
grössere Wahrscheinlichkeit für sich. Gebräuchlich war aber
.Beides : Romul. XXVIH. avQis oIxbIv ovgavov^ Consol« ad Apol-
lon. VI. dvaxiivag als ovg. rag x^^Q^Si ^^ Turnebua %6v ein-
schob; und mit dem Artikel Brqt. XLI., SylJa VI., Nnma XVIIL,
Alexand. XIX. XXX.,. Gleiche Bewandtniss hat es mit fjiiog, das
in der Note angeführt wird , auch beim Plntarch. — Agis XIII. /
1. 4. xdXXiöxov ivavorina uai AancDVinatatov al6xl0tqi vo*
ö^fnaxizy ipikonXovxla diatp&slgag , so aus A und dem Rande
TOi^D. Vulgata ist vofiov. „Mihi hoc {diavoi^ia) inde*orlum
Tidetur , quod pro v6(a<>v aliquis librarius , ad voöi^^ari in pro-
xjmo versu aberraos , i^o^^tt seripserit , unde rnox a correctore
vofffia factum. ^^ So Hr. Prof. Schoemanu; nur dass dieser Er-
kläruDpversuch ziemlich künstlieh zu sein sch'eint, und um zu
diav6i]iJia zu gelangen ^ muss dann noch eine Correctur supponirt
werden. ^Jiavoi^jifa lässt sich vielmehr aus drei Gründen verthei-
digen, Tora nsgesetzt zuerst, was auch Hr. Schoemann nicht in
Abrede gestellt hat , dass es in den Znsammenhang der Rede so.
gut wie i^oVov passt (Cleom. XVI. 3. S, ial vov 09iq>gova xal
^fcigiov ixelvov xov Avxovgyov vofiov). Erstens nämHch ist
leicht möglich, dass bei vermuthlich ähnlichen Abbreviaturen
voiiov aus öiavof^fia gemacht wui^e ^ d^ovoftat und v&fifia^ f/d-
Hog und ovoiia mit einander ^Te^echselt sind , Bast. Coroment;
palaeog^. 782. Giebt man aber diess nicht zu , weil dann auch
hier d tos i'di^fia Schwierigkeiten mache, so sieht doch zuverläs-
sig vofLov eher wie eine Erklärung zu diavov^a aus als umge-
kehrt Sodann bietet diavotjfia nicht blos A, sondern auch D,
eine unleugbar gute Handschrift. Drittens aber , und die^s ist
wesentlich, scheint die Parechesis äiavof^iia ~ vo0ijfiaxt gerade
ficht plutarcbeisch zu sein. Diese Figur wendet der Schriftsteller
häufig genug und selbst da an , wo der Gedanke ganz ernsthaft
und gewichtig ist. Vergl. Brutus XL. ^Aya^i^v, fi^Bvtoi ilwx^v_
SxüJiiBVrdg x'^xvx^v d<pagmvtsg, Tib. Gracch XIV. x^ Xiysiv
Btoifioxaxov xttl x<ß ^a^gHv IxaiicitaTov ^ wo Schäfer aufmerk-
sam war, iCamiU.. XII. 6 dl ö^fiov l^7i(fi&i6xo xai d-^Xog ^v — xy
ifm>ip XQV^^f'^^ogf Pompeius LXXI. rag «Aijj^as iy oßfiMi xal
6xopa6iv ovöag^ Manns XVIL ^x^inaxtt nal xiviinaxa lafißd-
184 Gfieehifclia Iitteratnr.
vovtag, ComTf.AriMA. c. Cat. Mai. IV. xalfBiv iäiavilfg tfjp
xtrj0iv mv tijv ^p^tf&v ttfCBÖoxlfia^ov' {Isocr. Areopag.-XU. a. £.),
SolonXV. Tce fiav utriptaxa HagnotifiBvoi^ xu ds xQr^iKvca roig
davBl0a6tv ovK Moßidovtsg^ Alexand. LIX. Pompei. XXX VL,
Phocioa IL ningci — toc ij^tj xal fAixgokvxa^ de Sera Nnm. ViAd.
p. 7k xal To fti^ netQ* bkMtov ddlKtjßa rolg novijQolg ixaxoXöv*
&oyv Honov akX vözBQov Big ttrvx^ßcitog %iOQav ti,^BfiBvoi^ wo
Wyttenbach S* 20 nachgesehen werden kann. Mehr Belege sind
wohl nicht nöthig, qo viel ihrer sonst auch, namentlich die Mo-
raiia haben. — Agis XIX. 3. 8. tovg vzijQBrag htikBvov^äyßtv
Big tfiv %al(W(iiviivJBX€i9cc^ Vnlgataist a3C«r}/eiv. VgLNumaXIX.
oiav dyofUvqi tivl ngog ^ivarov avto^dtag öwtvxfoöiv, Lncnl].
XVII. a. E. KaU,l6tQatov 6 (iBvüyBiv inilBvöBP, oi ö' ayovxBg
dTctfctBivav. — Cleom. IX. 2. 14. nagd %6 t<5v ig)6QCüv evö^i-
tiov taP 06ß'OvtdQVVtat AaxBdaifiovioi^ wofür BCD
ISgiiöavta tov 06ßov iv jiaxBdetlfiovi geben. Man bemerke,
dass jene Worte den Anfang eines Hexameters bilden ; Tcagd aber*
ist in solcher Bedeutung gewöhnlich , vergl. Letronne Rech, poiir
serv. k Thlst. de TEgypte p.398., welcher ans Spon Misceil. erud.
p. 398. (?) öri]0ov(fiz^v tlxova nagd tdg tgc^ni^ag und Observ.
Misceil. IV. p. 352. »anführt. — Cleom. X. 5. 8. ondsg—öm-
inoöi tf^v nokiv^ da in.A Ccilim^i steht. Diese Sehreibweise kannte
der Unterzeichnete bisher nur nus Inschriften , s. Boeckh Corp.
Inscr. Gr. n. 231. L 3, 'Avxiq>dvijg — '^vaOiptofiBVQig p. 354. b.
n. 229. 9. avtat p,6vai <7cigoi/raip.352. b.n.'l75.5.oiS'ro$ dvi^g Sg
i'öcaöBv 'A^rjyulcDv xgBig q>vkug p. 907. b. Maittaire- bei Macoch.
Tab. Heracl. p. 163. Auch gehört hierher der Name Zmvotvrrig
in einer Attischen Steinschrift, die zuerst Ross im Kunstbiatte
1840. IVr. 17 bekannt gemacht hat {Olvoxdgvig 2X>INATT0N
Ilegyaö^^Bv). — Um eine ähnliche Kleinigkeit anzufügen, so
musste Agis V. 1. 7. dfimgyBncjg ans ABC geschrieben werden,
Buttm. Gr. Gr. II. 285. Die Handschrift A ist überhaupt auch
in diesem Betrachte sehr sorgfältig geschrieben ; so hat sie mit B
in Agis X. 1. S. nBq)ipf6tog^ Xlll. 1. 3. diBXviiijvato ^ oft auch
qvt(og wie das v iq)Bk7tv6UK6v ^ worauf noch nicht hinlänglich
Ton den Editoren geachtet zti sein scheint. — ,Agis XVII. 2. 5.
^g {ImötöXijg} fiv xo nXiiötov 'Agdtov xatfjyogla^ die
^eiden letzten Worte stehen gewöhnlich in umgekehrter Ordnung.
Aber hier wird als Hauptinhalt des Schreibens an die AchSer die
Beschuldigung gerade des Aratus herrorgehoben. Auch .an eini*
gen andern Orten hat A bessere Wortstellungen. — XVIII. 2. 1.
S&BV ^ttVjid^ovtBg r^v o^vtr^rec xal iidvoiav zov KXBO[iBvcvg
Xtti ot ngoxBgov avtov, tov ZokfQva xal xov Avxovgyov dxo^
liiliijaa^ai q^döKovrog-^ XftxayakmvxBg ^ xoxb xavxBk&g l^rce-
»ovxo xtL So Hr. Schoem. zum Theile aus B. C. und Vuleob.,
dagegen haben AD k^avfiatov^ was deshalb verworfen ist ^ weil
Pltttarch umfassendere Sätze sa bilden pflege. Nur echellt nicht,
warum ein Schreiber gebessert haben sollte, da an den zwei
Plaiarclii Agis et Cleomeiies , ed. ^efieemaiui. 185
Partfcipien ö'av^a Jovrs^ (gesetzt^ diess sei «cht) — xatacy^XfSV"
Ttg (vgl. Held zum Timoleop p. 355.) scIiTrerlidi Jemand Aiistoaa
genommen hat. Der Uef. mochte deshalb lieber l^avjitt^ov
festhalten, wozu xexl plngottgov -— xatoyE^airteg Subject ist,'
Tor totB aber xal einschieben , was bei Tor^ingi^em SigmaMeicht
ausfallen konnte. Und war diese Partikel erst^durch ein Vei^e^
heti weggelassen , dann bildete sich die Correctur ^avfia^oifrig
leicht« Zu dem aber scheint der ganze Gedanke durch das Ver-
bum iinitum an Nachdruck zu gewinnen. — Agis IX. 1. 8. rßv
wcQorigwv XQfltffi^v livijftovsvöai — xal rav fvoryj;o$ Ix UttiSi-
<paag xexojueiy^evoi/ ctvtolg.^ Hier geben r d v AD, to BC, x^xo-
^fiiiS(Aivov BC und xBX06(if]fiivov A. Vielleicht dass ursprüng-
lich nov HSkofii€fABVov .nämlich XQV^f^ ^^ geschrieben war.
Dann wäre (ivfifiorBuBiv erst mit dem Genitiv und hierauf mit dem
Acciisativ Terbunden , gerade wie bei Herodo(, VI. 136. t^g pidz
%rjg T6 r^5 iv Motga^^vi yBvofjLBvriglmiiBfivijßBvoi xal r^v ^if-
pLVov avQBOiv^ vgl. Matthiae Gr.'Gr. §*632. Krüger zu Xenoph.
Aiiabaa. I. 2. 8. V. 8. 13. zu Dionys. Hahc. de Tlaicyd. iud. XV. 1.
GöUer zu Thiicyd. VI. 82. Enrip. Ion. 158. 177. Herm. Aeschyl.
Choeph. 225. Blfld. Agam. 647. Bemhardy Gr. Synt. S. 168. Un-
richtig aber ist die Bemerkung Matthiä^s § 347. Anraerk. 2. ^^fivtj^
HovBvm und afit^/uoi/eii/ stehen gewöhnlicher mit dem Accusativ/^
denn pLVTjfiovBvat hat mindestens eben so häufig den Genitiv bei
sich, besonders im Plutarch, ja nach Passow im Lex. den Accu-
sativ sogar seltener, und über aptvtjuovBtv^ wozu jener eine
Stelle aus Isocrates citirt, vgl. Benseier zum Areopagit. S. 280.
Wird nun aber die Frage überhaupt gestellt, was der Text
durch Hrn. Scboemanns Bemühungen überhaupt gewonnen habe,
. so ist gern ansAierkennen , dass an vielen Stellen Plutarch aus
den Handschriften sich selbst wieder ähnlicher geworden , öfter
auch durch scharfsinnige und glückliche €onjectnren nachgehoU
fen ist. So scheint dem Unterzeichneten wenigstens in der
schwierigen Stelle Agis 11. 8. 7. Sla^ov ai}afiBvoi ngay^idTorj
Iv olgov7ti%* T^v %6 litBi ftij xaAov alöxQov ^di; to nBnav€9ai^
die Emendation iv olg ovxiv '^v to intfueivoti xakov^ atöXQov ö'
ijdif TÖ XBTtavC^ai vollkommen gelungen, mit Ausnahme des
letzten Wortes, yforurnctv6äö9ai aus AD vorzüglicher ist. Auch
durfte picht geglaubt werden , dass der letzte Gedanke ein dich-
terisches Fragment sei , so sehr sonst Plutarch sein^ Rede mjt
solchen Zierrathen schmückt. Hier bietet Mieder Inhalt noch
Fassung der Sentenz hinreichenden Grund zu einer solchen An-
nahme. — Im Cleomenes XII. 1. 6. ovx dyBivig ovd* &XQfi^tov
fjyijöato Tijv itcidviilav x«rl xgodvfilav tov tJrgaxBvpiatog ini^
dBl^cti tolg noXBfilotg wird ansprechend vermnthet: r^v Bvnel-'
l^Btav xal ngo&V(ilav. Denn Stellen, wie die von Lobeck Paralip.
Gr. Gr. p. 61, in der Note angefiihHen, sind andrer Art. — Ebds.
VIII. 2. 7. ot de ti0(SttgBg avijgi^Oav «al tcov intßoij^ovvtmf
186 ^ Griechisch« Litesatirr*.
cevtoig xXbIopbs ^ Si^ta» Im ConuBenlar ist übeneageud darge-
thfin,^ dass der ganze Zusammenlmiig ov »Xaiov$g Teriangt; denn
das Folgende tovg ydg i^Qv%lUtv ayovtag ovx UKXhia/uv lässt
schiiessen, Piutarch habe eine yerhäUnissniässig ihm nur gering
scheinende Anzahl Ton Getödteten angegeben. Sphorns Ueber-
Setzung S. 112. a. a. 0. ,, Ausserdem fielen noch üb^r zehn Bär*
ger'^ verdeckt durph ihre Ungeni&uigkeit das Unrichtige im
Texte. Gleicher Weise ist die Negation aasgefaUent Cleom.
XXV. 2. IQ. Tor Ttoklovg und XV. 2. 2. vor fiirpta, wo die Be-
rufung auf XXXV. 3. 5. (latglcag i^'Qfiiovto (ziemlich , d. i. sehr)
nichts zur Vertheidigung der Vuli^ata gegen Schoemanns einge«
schobenes ov helfen möchte. — Ebds. XVIIL 2. 15. lässt die
Correctur noXkijv ijelÖBi^iv dvdgBlag ijtoiovvto ucA XBi&agxlag
an Steile des in allen Handschriften befindlichen xsi^agxlav kei-
nen Zweifel zu. — Cap. XXXIV. L 4. ist die Muthmassung td
ngayfiava no^siv avzd koI nagaxakBiv,i)tBlvQV für avrov glück-
licher als was frühere Herausgeber gewollt hatten: exstoder
ixei6B statt hslvov. — XXV. 3. 5. sind die Worte äg q>ri6i mit
ToUer Befiigniss elqgeklammert und sehr wahrscheinlich ist XXVL
1. eine Lücke im Texte angenommen.
Wiederum an andern Stellen befriedigt die, versuchte Aen-
derung weniger. So Agis X. 4. Sv d' *Eitn:gmfi (abv , Sqyqöw^
itcaivBlg og iq)ogsviOV Qgvvtäog tov fiovöiHOv 0)CBnagvq) tag
ävo täv ivvB« xogdäv i^BtBfiB^ xal tovg izl Ti^ßo&Bip tulXiv xo
«vto tovxo ngdl^avxag* ^(läg Sb iAi(Kpy tgvq>ijv xai gtokvxi-'
Xaiav xal dka^ovBlctv Ik t^g Sndgxfjg ävcugovvxag; äcxBQ
ovx^ icaKBlvcDv xo BV (iQV0ix^ 0oßagdv 9tal nBgvtxov ox&g ivxav-
&a fi^ xgogiX&y (pvkaxxofABvcav , o«ot; . yBvofiBvav ßlmv »al
tgoTtmv dfiBxgla xal nkijfifiekBm xr^v 3t6kiv iüv^qxovov nai
dvdgfioöxov savty nBnolfjicBV. Schon Reiske und Coraes hatten
an dem letzten Satztheiie herumgebessert. Als Vertheidiger der
vorstehenden handschriftlichen Lesart ist dann Hrn. Prof. Sintenis
aufgetreten, doch haben seine Gründe für die Aechtheit den
Herausgeber nicht zu überzeugen vermocht. Ohne dass auf eine
ausführlichere Beleuchtung der Einwürfe Schoemanns gegen die
schwerlich richtig aufgefassten und gedeuteten Worte von Sinte-
nis oder auf Widerlegung der Schoemannschen Coiijectur: o^rot^
yB vvv i^ xfävßlcav xxX. eingegangen wird, stehe lieber gleich die
Exposition des Zusammenbanges der ganzen Stelle , ivie sicli die-
ser bei wiederholter Betrachtung dem Unterzeichneten ergeben
hat. ,9 Du lobst, spricht Agis zu seinem Gegner Lykurg, den
Ekprepes, der als Ephore dem Musiker Phrjnis zwei von den
neun Saiten abschnitt, und die, welche am Timotheus wiederum
eben dasselbe getlian haben; mich aber tadelst Du, der ich
^hwelgerei und Ueppigkeit und Hoffahrt aus Sparta wegräume?!
Als ob nicht auch jene voll Besorgniss gewesen wären , das Prun-
kende und Ueberflüssige an der Musik möchte eben dahin aus-
Platarcbi Agis et CleowBOM« ed« Sdioemann. 187
schlagea [^poi^dy]^ wohia die Lebensart und die -SUteB gehiigt
sifld, und wo in Folge davon Unmaass und Regelwidrigkeit die
Stadt mit sich selbst unübereinstimmend uod zwieträditig ge-
macht hat*/^ Jene Ephoren also schritten gegen überflüssige
musikalische Ifeuerungen ein , weil sie befürchteten, die Musik
möchte von der alten Einfachhqit und Strenge zur Künstelei und
zum Uebermaasse ausarten, wohin, d. h. zu welchem Uebermaasse
eben jetzt, nach des Agi^ Dafürhalten^ idie Sitten auch ausgear-
tet sind. Und hieraus ist hervorgegangen^ dass Sparta nun mit
sich selber, wie es seinem W^en und seiner Geschichte nach zu
eigenem Fortbestehen sein muss , nicht mehr im Einklänge steht.
.Das Uebennass ist der gemeinschaftliche Punkt (ivtav&a onov)^
von wo Verderbniss der* Musik wie des Lebjens beginnt; nicht
so jedoch , dass das Verderben der Musik das des Lebens nach
sich ziehe 9^ sondern ein jedes ist vom Andern ganz unabhängig zu
denken» „\y^nn nun Du, Ekprepes, «o argutuentirt Agis, die
Ephoren lobst, welche dem Uebermaasse in der Musik gesteuert
haben, um wie viel mehr musst Du mich, statt mich zu tadeln,
loben , der ich die Reinheit und alte Zucht spartanischen Lebens
herzustellen bemüht bin , da doch Wiederherstellung der Harmo-
nie des Lebens etwas noch viel Grrösseres ist tis .erstrebte Reini^
gnng der nbusikalischen Harmonie. ^^
Clepmen« II. 3« 1. jiamvlöav (jtav yotg roi; mxXaiov Xsy^väiVj
iksQ€i>t7i^h'ca sroiog ng uvt<ß (puLvBxai noti}tiig yeyovivm Tvq^,
ztciog, tlfthlvi ^^'Jya&og vicyv %lfvxdg alxdkkBiv.^^ EiixitclU"
giivoi fctg vno t&v noi^yiCixmv iv&ovöLaö^fiov nagä zag (laxcejg-
^^tidow Sttvtäv. Hier rührt das Zeitwort alxdXisiv von H.
Stephanus her ; A hat zher xax^cav^v f D xoxxori/A^i/ , B xanna-
väv und Ton andrer Hand Haxktayüv und am Rande xaxxzavnv.
7]toi xaraxtavBLV j C, xanniavstv* Nun wird dasselbe Urtheik
desLeonidas noch, an zwei andern Stellen .von Plutarch angeführt:
apophth; Lac. iL 170. Tauchn. VL 887 R. (kaKavsiv) und de
soUert. anim. I. a. Anf. wo xakkvvnv steht. jilxäkkEvv suchte
besonders Coraes zu vertheidigen, Hr. Prof. Schoemann dachte
an xagtvvfjv oder xaQtalvtjv , C. F. Hermann vermuthete xot-
avXslv. Doch jede dieser Aenderungen weicht zu weit von dei|
übeprlieferten Schriftzügen ab und giebt einen mehr oder minder
unbefriedigenden Sinn. Die an unsrer Stelle und de soll. anim. un«
mittelbar folgenden Worte i797a^dot;t; iävzäv beweisen unwider-
sprechlich, dass der Begriff des Aufopferns, Hingebens erfor-
dert wird. Es wird dem Tyrtäus in der Erklärimg, welche Plu-
tarch von dem Urtheile des Leonidas giebt, die Kraft zugeschrie«*
ben, die Geraüther der Jünglinge zur Nichtachtung ihres Lebena
im Kampfe bestimmen zu können. Daher hatte der Referent
xaxxcclfnpf coniicirt.' Er theilte diess Hrn. Prof« Sintenis mit und *
erfreute sich der Billigung dieses Gelehrten mindestens über das
VerständnisB der Stelle. Dem Handschriftlidien aber nocl^ ent-
188 Grlecliisclie Lltemtor.
sprechender sei 2u schreiben: ^Awaxavrjv^ was mit Vergnügen 2n-
gegeben wird. Das ganze CJrtheil des Lc^onidas enthalt, so ge-
fasst, etwas Paradoxes, Lakonisches , was der Sdiriftsteller
noch erlantern zn müssen glaubte.
Cleom. ly. 4. 9. na\ t(Sv naXaimv tivog avtovg dvspilfivii^
.<fxt ßttOilicDV^ Blv6vTog*ou nAt^v AaxBÖaiyiovioi nvvk^ivov*
rat nsQi top 7CoXb(iI&v^ ov noöot bIöIv; Seit H. Stephanns hat
man an diesem Witzworte Anstoss genommen. Die Verbesserung
jenes : tlnoi^tog ov (lätrjv oti xtA. wird hier gebilligt ,, donec
eertiiis aliqnid inreniatnr/^ Andrer Einfalle bleiben billig uner-
wähnt. Aus der sonstigen Anfiihriing Lacon. Apophth. VL 807.
3..0VK IxpYi S\ (Agis, d. Sohn d. Archidamu8)v tovg jiccxBÖatpLo-
i^iovg igcatav ytoöob tlöivot fcoXißioi dXlä nov ^Ü6iv ; und eben
Bo bei Stobäus VIT. 48. lässt sich für die Integrität oder Corrnptel
Toriiegender Stelle kein Moment abnehmen. Gleichwohl scheint
der Zusammenhang jede Aen^erunig als unnöthig zurückzuweisen.
Aratus ist vor den heranrückenden und zwar schwächeren Sparta-
nern gewichen , ohne sich in ein Treffen einzulassen. Da lässt
Cieomenes, jenes Wort des Agis ein wenig anders wendend und
d^m gegenwärtigen Stande der ^ Dinge anbequemehd , diesen sa«
gen: ,, Vergebens fragen die Lacedämonier , nicht wie viel der
Feinde sind, sondern tDO sie isind, d* h. : Auch wenn wir mit einer
geringern Heeresmacht anziehend gar nicht forschen, wie gross
die Zahl der Gegner ist, sondern nur wo sie stehen, ist unsere '
Nachfrage ohne Erfolg, indem selbst dann jene uns nicht Stand *
halten. ^^ . Das scheint dem Unterzeichneten witzig und trefiend
jgenag zu sein ; die Annahme aber , Cleomfenes habe eine Aeus-
serung d^s Agis seiner besoudern Lage nach ein wenig umgeän-
dert,, ist an und für sich wohl nicht unstatthaft. Di^ NatQr der
Dinge selbst bedingt^ dass so etwas öfters mit ähnlichen Aus*
sprüphen geschieht. Man vergleiche , um nur Ein Beispiel anzu-
führen, PI. Lycurg. V. 34. mit Sintenfs Bemerkung, wiewohl
Gleichheit beider Stellen durchaus nicht behauptet werden soll.
An der vielbehandelten Stelle Im Clcomenes XXVil. 1. 3. wo
Hr. Prof. Seh. vermuthet hat: xal ArjtiaÖijg^ tag^tQiiJQHg fiiv
xc^d^ekKsiv xal nkriQOvv nott vav ^A^Yivalcnv xtXtvovxmv , XP^^
fear« d' (xvx i%ovtcjiv , nQOXBQov liSnv, Itptj, rd^QodBiöut
%ov <pVQ&6ai ^ ist ^pod£r<5ai zwar dem Sinn angemessen; allein
In patäographischer Hinsicht kann man sich doch füglich kaum
überzeugen , dass ngoShl^ai in Tt^oQavBvöai ( A) oder nQagcc^
tBvöai (A a corr.) oder ngcSga , ngdgai (so in andern Codd.)
verderbt sei. Hier ist der Schatz noch zu heben, denn atichSinte*
nis aQtoxTBvöai, befriedigt trotz der Billigung G. Hermanns
nicht. —
Hat Referent im Vorstehenden meist die handschriftlichen
Lesarten zu vertheidigen gesucht, so erlaubt er sich nun einige
eigene Conjecturen vorzutragen. Im Agis II. 5. 1. heisst es: iiral
Plotarehl igU et Cleometief , ed. Sohoemana. 180
0Vfißalvsi ys Koi ovtmg rd rov igeaiovtQg^ ov ^y/fitv ißv^ogr^
oiigav r^ iteq>aki Uraöiaöaöav aitovv r^ynödat naga [ligog^ital
f«^ 6ia navtos axokovd^iv ixiivg' laßovcav da %ipf ijycffo-
vluVy tsvxr^v T€ Tiatiäg dnaXXatxHV^ dvola noQtyofiivjiv^ xal
t-qv %%q>aX'qv natttialvBiV ^ xvipkolq xal ^Gi^ols ßigsöiv dvayKa- .
f^ofiivTiv nagä q>v6iv stCBö^au Der Dativus dvola adTerbiell ge-
braucht ist S. 85. durch Thucydid. III. ^ 48. und ähnliche Aus-
drücke hinlänglich erläutert. . Da aber der Band der sehr gutea
und alten Handschrift B avoöitf darbietet, so ist in dem Unter-
. zeichneten die Vermuthung aufgestiegen , es sei ivoiltf zu
lesen und will ihm diess in der einfaclien Fabel selber dem Sinne
nach Ticl passender erscheinen. Vgl. Suidas: dvoblif liti^gri^a
tomxov ' ol öh nkBiovg dvoöla xal xata zag ,viiöot^ dtBözagv*
tfar (Pofyb, III. 10.). — \ , *
^gis XXL 1. 3. ä0ts (lij Xtttaq)avBLg' ilvai vovg noXltag
dkyovvxäg nlv htl Toig ysyovoöi^ (Ai0ovvzag ds xovAifoviSav
kalxdv*^fi(pd4f7iv^ finidiv äsivoxsgov /vi^d' dvocicixigov ^ e^ ov
/twgitig nelonovvijöov oixovöiv^ olo^iivovg iv 2adgx\i ntngä-
%%aL' Die Handschriften BC und Vulcob. haben dkX dkyovvtag^
worauf die Editoren weiter nichts gegeben haben. Es fragt sich,
aber wohl, ob diess ein blosser Schreibfehler durch Dittographie
sei , oder ob ursprünglich a^* dkyovvxag (liv xiA. gestanden
habe.
Oleom. II. 8. 1.' döHTJ^aag ds xirl öatpgoövvijg vsov xttl
»agx|^fiagx€cl löoxTjxog ovo* döq>akij; ^v xors^ xdv mgl ^Ayiv
dnoi.Gik6xiXiv ^ (iVfifiovsvBLV. Tocs ist von Coraes; in BC. steht
-Tovro , in AD xovxg)* Die Conjectur von Sinteiiis : xovxcdv , was
sich auf die vorhergegangenen Genitive beziehen soll, ist wegen
des unmittelbar folgenden Genitivs xciv — dnokakoxcnf verwor-
fen. Falls die Handschriften wirklich roiirof darböten, so wurde
dieses Bedenken bei Piutarch unerheblich sein. Man sehe z. B.
nur JuL Caes. XIII. Kdxiovog ds.xgaxov [liv töxvgi^ofAivov xä
vofnp ngog xr^v o|/o0ii;, sTra, C3g mga nokkovg xt^eganiVfiB'-
yovs vaco xov K alöagog^ ixTcgovOavxog x<p xqovg) x6
argäyfjia xal xt}v '^[nsgav av xä kiynv xaxaxgiiljavxog, Pompei.
XXXVL oöa Tioö^ov Ugolg xal kvfingoxtjxa x(ß dgidiißa nags-.
^siv iipalvexQ kaßoiv (lova^ xd koiitd xjv ZJrgatovli^f^v
ixikevs XBXxijö&av %mgov6av. So aber möchte Ref. wenigstens
eine solche doch immer auffällige Nebenstdhing nicht durch Con-
jectur in den Text bringen ; vielleicht liegt e v xovxcji näher. —
Ob Cleomen. XXVII. 2. 13. ov fnorov xolg noklzaig tpgovrjfia
xal^dgöog ntnoiTixcog nicht zu eraendiren war ifistinoirjxcig,
kann fraglich sein, da ein Dativ dabei steht, vgl. Lycurg. XIII. 7,
^IV. 22. XXX. 30. Wo die afficirte Person nicht erwähnt wird,
liest man das einfache Zeitwort lgyd^B0dai^ noulv^ wofiir öfler
das Compositum willkürlich von den Kritikern gesetzt worden ist,
s. Lycurg. XXX. 29. Numa XVI. 18. Fab. Maxim. IV. 21. Comp.
190 Griechisclie Literatar.
Cimon) c. Lncull. II. Im H^ericles \L bat zwar das Simplex auch
den Dativ bei sicb^ doöh ist dort ivsQya^Bvai höcbst wahrschein-
lich im Pariiser Codex Nr. 1676. ,
Cleomen. XXXV. 1. 4. X&glov 8s nots ocalov a^rö n^zgcc-
xoS'i dt inoglav^ oiptat^ xcel öt &6%oXlav^ mg Iolkb^ xcil did
tovg noXifiovs odx änstXTjrpoag ro agyvgiov: Aus ABC wird
did novijglav wg ot^ai angemerkt, xccl nach Sockb fehlt in BC.
Coraes , welchem zuerst diese Worte verdächtige vorkamen , cor-
rigirte: nsTtgaxdg, Ttal dt dnoglav iq xaX 8C aOxoXlav^ 6g
ioinh , %a\ ditt TtoXsfiovg xtX. Diese Umänderung ist zu gewalt-
sam und hat keine Beistimmung gefunden ; Schäfer wollte , eben,-
falls willkürlich/ die Worte dt dnoglav olfiai gänzlich tilgen.
Diesem Verfahren beizupflichten ist indess Hr. Prof. Schoem^nn
einmal wegen der auffallenden Nebeneinander^tellting von olpiai
und (6g ioiTis, und sodann wegen der wunderlichen Lesart diu
Ttovrjglav dg olucct geneigt. Allein in diesem letztern Punkte
piindestens ist nichts Wunderliches enthalten^ da di^noglav
,ünd diu novTjglav ganz leicht mit «inander verwecbselt werden
konnten , wie ähnlich Cleom. XIV. 1. 6. di 'JgKudlccg und iid
»agdlag^. yergl. bei Schäfer's Gregor. Corinth. T. V. 19. und
Bast S. 796. Der andere Anstoss dagegen ist sicher begriindet.
Bedenkt man nun den gprade bei Plutarch unendlich häufigen Ge-
brauch des dg Soitcb (Sintenis zum Pericles S. 54.) , und beachtet
man, dass in ABC steht öicc Ttovijglccv cjg olfiai^ so ist die
Muthmassung wohl sehr natiirlich, man müsse öl anoglav 6g
toiKB herstellen und jenes olfiat^ welches über 6g J'otxa zur
Erläuterung von einem Abschreiber gesetzt war und allmSlig in
den Text selbst kam, herauswerfen. Referent will endlich nicht
verschweigen , dass ihm auch die Worte öiä noUfiovg wie eine
Glosse zu dt &6%oliav (Cicero Vllf. CaräiU. II.) aussehen , zumal
9(cfl vor ihnen in BC ausgelassen ist, so dass nun übrig bliebe:
dt' dnoglav 6g %ot^^ aal dt do^oklav ov;c dnulritpdg.
Ferner giebt es einige Stellen, wo ohne gehörigen Grund
von der handschriftlichen Lesart abgewichen oder diese doch be-
achtetiswerth zu sein scheint. So in Agis VII. 4. 7. dnkiSiifiiSav
at yvvatKsg — rt^ijv xal dvva^tv — nsgixontofiivr^v avzäv
ogaöat. Die Handschr. ABCDSn; geben avrav^ was haltbar ist,
s. C. Fr. Hermann Specim. comm. crit. ad Plut. de saperstit. libell.
p. 38. Kraner zum Phocion p. 20. und im Index, s. v. — XIII. 3.
5. ndvta övv&ivteg ^Ig ^v övvsngi]0av möchte auch der Unter-
zeichnete aus ABCD für lvsngr](Sav schreiben. ' Denn die Ein-
würfe, dieses Compositum finde sich sonst nirgends und ein Irr-
thum der Abschreiber nach övv^avrsg sei äusserst leicht gewe-
sen , haben nicht sonderliches Gewicht gegen die Auktorität der
besten Manuscripte. — XX. 5% 2. konnte yivofisvä aus ABC statt
ytyvöt^^Bva beibehalten werden. — Cleomen. I. 2. 4. dio nolld
iihv inolrj0tv, Sg tpaOt, fii) ßtaö^ijvat dcofcei/ij. In iSÜ ist dso-
FlDtarchi Agis et Cleomenefl , ed. Schöemann. 191
filvtiv. Dass kann freilich ein blosser Schreibfehler sein , indess
nuss die Construction vorläufig doch i^enigstens angemerkt wer-
den , bis genauere Forschung als die seither angestellte erweist,
ob dem Plutarch wirklich zuzutrauen sei, Amb er ßg tpaöi (i^^
ßiaöd'iivai ÖBbfiivrjv nach dem bekannten Schema geschrieben
habe. Vgl. diese Jahrbücher 1839. XXVIl. 2. 144. Kriiger
Untersuch, aus d. Gebiete der Latein. Sprach!. Ili. 464. Bern-
hardy Synt. p. 464. Klotz Qoaest. Crit. I. 10. Haase zu Rei-
sigV Vorles. ober Latein. Sprachw. S. 836 u. 885. — Cleom.
XXVIII. 3. 8. dnodavBiv ös Tcal tcJv l^ivov nöklovg kiyov6i xal
jiaTtidaifiovlovg anavtctg nXiiv diaKoölcov^ i^axtgxi^tovg ovrag.
Hier ist bemerkenswert!! , dass BC AaKidatfiovlav haben. Auch
diess kann, bei Torgangigem ^bvcdv^ nur ein Irrthum der Ab-
schreiber sein. Gleichwohl ist die Stelle zu beachten , da riel-
leicht auch Plutarch noch anderswo nävtsg mit dein Genitiv ver-
bunden hat; man sehe Wesseling und L. Dindorf zu Dtodor. L 1.
Schäfer zuip Plutarch. V. 502. 544. Haase zu Reisigs Vorl. 643.
Not. 530. Hier sei gelegentlich , nach gütiger Mittheilung eines
gelehrten Kenners unsrer Muttersprache, bemerkt, dass auch
das Althochdeutsche n/, unser a//, wie das Gothische diese Ver-
bindung nicht selten gehabt hat, vgl. Graffs Sprachschatz I. 206.
Gnrams deutsche Gr. IV. 739. Im Mittelhochdeutschen dagegen
scheint die Construction schon abgestorben zu sein. — Da die
Ausgabe hauptsächlich für angehende Gymnasiallehrer bestimmt
ist , so war es zur Uebung derselben in der Kritik 'hier und da
Boch wünschenswerth , dtiss sich Hr. Prof. Schoemann über meh-
rere auffallige Varianten oder Lesarten , die gegen die Hand- ,
Schriften in den Text aufgenommen sind, weiter ausgelassen hStte.
Dahin gehört Agis IV. 11. xal dslnva xal kovtga xal dialtag
AaxcDVixag ^tjtHV xal Xiysiv dg ovösv dioito r^g ßaötXslag xxX>
Hier ist aus BC, also mindestens Einem trefftich^n Manuscripte,
xakilv statt %ritilv angegeben. Der Unterzeichnete vermuthete
früherhin , es sei dafür t^riXovv herzustellen ; jetzt dünkt es ihm
jedoch wahrscheinlicher, dass dieses xaXtlv blos falsch gelesen
sei für xal li {kiynv^ Bast, zu Schäfer*s Gregor. Corinth. S. 114.)
und in einigen Handschr. dann Ir^rtlv verdrängt habe. Ebend. V. 2.
3. ngog xov vtov avxä ysvofilvfjg 8taipoQäg\ die Hands. ABCD
haben avtov. Zur Bestätigung desr schon von H. Stephamii^ herge-
stellten Dativs Waren Stellen anzuführen wie Amator. 2. 24. Win-
ckelm. Ix r^g ysvonivijg tolg yovavöiv avttSv ötag)OQag. Auch
Cleom. in. 1. 9. geben in ovrog avxä (pUov BC fälschlich avxov.
— Ebendas. XVL 1. hat A ntAtt o'yccQ'j^yr^öikaog: ov. Diess
ist wohl Versehen des Schreibers, indem er den Anfangsbuch-
staben des Capitels mit dessen Namen wiedergab, wie umgekehrt
die Spartaner dem Philippus als Antwort zurückschrieben. —
Bei den Worten Cleomen.^ VII. 2. 3. xoigicintvov Iv IlaöKpdag
war zu warnen vor der Variante iv Üa^Kpäai m A , mit Hinwei-
192 Griechi^cbe Literatur.
stid^ auf Bast., sn Öregor/Coriath. 46* Scliäfer Appar. Demostlr.
IV. 530. Pliitarch. Aldb. XV. 26. wo iv 'AygavXov in A steht.
Comp. Numae c Lyciir^. III. 43. ilg &bov seit H. Steph. nach
nicht genaaer bekannten Codiceal Ueber die dabei übiicbe Aus-
lassung des Artikels s. Elmsley zu Aristoph. Acliarn V. 1222. --
Bbendas. 4. kv ä tonc) toig lq>6Q0t^ [^^og] i<i^} xadt^ofiipov^
XQ^ll^ccti^siv. "E^og rührt Ton Reiske her und hat Phitarch sehr
häufig aöiCBQ id'og iötlv und Aehniichcs Marius XXII. Oleomen.
XIib4.2. Brut. XX. XXXIX. Lysandr. XX. Forapei. XXII. Ale-
xandr. XV. Caesar V. Indess erlaubt sich Beferent die Muth-
massung vorzutragen, nach iq>6Q0ig sei vielleicht ügiö^hov aus-
gefallen. So Thesens XVI. cSpttfftif/ov d' tlvai^ rijv piev vuvv
'J^rjvalovg nuQix^iV xrA. obwohl diess Ausdruck des licliauikns,
nicht des Plutarch selber Ist. — Cleomen. X. 3. 5. r^v noXixslav
fiocUöTu q>6ß(p övvfpö^aivofdiovxBg^ sonst i/ofic) ; aber q>6ß(p
erfordert das Vorhergegangene tifiäöi ds tov Ooßov; und es
steht ausserdem in der besten Handschrift. Ninr mochte, um
eine* etwaige aus beiden Lesarten geEildete Coniectnr 9?o/3g? v6-
fL&v (Lysand. XVII. rov tpoßov iniörijGixv fpvXaKa xccl xov vo*
fiov) vorweg abzuschneiden , zugefügt Merden , dass wie q>6vog
und q>6ßog (Oleom. X. 5. 3. Walz epist. crit. ad Boisson. p. 39.)
so leicht 9>6^os und voftog vertauscht wurden, zumal da das näch-
ste Wort voiil^ovvBg war. — Oleom. XXII. 6. 2. ro naiSiov\ 10.
%6 noLiSaQiov in alldn Handschriften, und XXX VIII. 1. 7. x6 nai-
dlov doch in einigen hat Anstoss erregt, da ed offenbar zwei Kin-
der des Oleomenes gab. Ooraes und Schaefer 'stellten deshalb
die Mehrzahl durchweg her; an den beiden ersten Stellen that
diess Hr. Prof. Seh. zwar nicht, er erkennt indess die Nothwen-
digkeit des Plurals an, S. 243. Das Erfordernis^ des Zusammen-
hanges, verbunden mit der einfachen palaeographischen Bemer-
kung, dass gerade ov und a häitHg als. Endungen verwechselt
sind , sichert jene Emendation vollkommen , Bast. Oomm. palaeo-
graph. S. 771.
Mit löblicher Sorgfalt Ist auch auf die richtige Schreibung
der Eigennamen gesehen worden. So liest man überall ^j^jiig^
vgl. zu c. IL 9. 2., worin wie mit ^Ayiäxig Oleom. I. 2. und sonst,
schon Schaefer vorangegangen war, .während man "Ayig noch in
ganz neuen Büchern finden kann. So steht richtig Tayea , s. zu
Agis m. 5. 9. 'AQXiianiitg IV. 1. 6. und XX. 3. 3. nicht 'Aqziöcc-
liLtiag\ indem ersteres handschriftlich besser beglaubigt und dori-
sche Form ist wie XtXcavlg XVII. 1. 2. ^ayLOidgr^g XVIII. 3. 9.
JttiAoxgdxTjg Oleom. IV. 3. 2. EvKkeidav XI. 3. 12. Avdidäa ve-
HQOV VI. 3. 5. Im Agis 111. 2. ist die achte Form EvQyiccovxldtig
von EvQvncSv nicht Evgvxlav (S. 96) aufgenommen; ilas Fal-
sche hat noch Scliorn in d. Gesch. Gricch. S. 97. Ebends. VI. 3«
that Hr. Seh. wohl, MavÖQOKkslSag statt des Schaefcrschen ^Av-
ÖQOjiXBldccg beizubehalten, obschon Bahr zam Pyrrh. 228«, wo
^ Pinturchi Ag^ et (UcomAnef ^ «d. Seboemaiiii. '1|S
Cap. XXVT. a. E. unrichtig MaviguUSag edirt iat^ oicMs weiter
erweist^ als dass dort drei Pariser Hdschr« MavdQO%l$ldaQ übetu
Den ti^juneiBter MavSgoxXitig aqs Herodot« IV. 87. 88. führt Cru-
aius in 8. Lexilcon an; füge hinzu Comel. Nep. Datain, *V.^ wo
Mandroclem Mi^gnetem, bei der Variante Androclem, die betatea
Auctpritäten für sich hat. Die Bedeutung dea Namens anbehm-
§cnd, .so glaubte Referent schon anderswo die Namen Hu^oi/mv*
dgog^ £Ha(iavdQog^ Osofiavägos (^^Tcirsans in spelonca Deo sa- .
cra^^) rergleichen zu können. — Der Accusitiv ?pn KXboiUpw^
ist Überali auf s^ gegebenr Betrachtet man^aber sanimtUche^Stel-
len^ so ist die Variante KlBOiiivii fast überall in A und ausaer-
djem noch in einigen guten Ck^dices. So hat iCAsofisv» IL 2, L
r. B; IV. 1. 1, AD, IV, 3. 9. Aß, V. 3. 8. pr. P, XV- 3. 2. AD,
pr. B, XVIL 1. 5. AD corr. B, XIX. L 6. A (KkBOfiivfi) , 2. 2.
A corr. B , XX, 2. 5. A corr. BD, XXI. 2. 3. A, XXII. 5. 4. A
pr. B, XXVII, 2, 9. A cörr. B, XXXU. 2. 2. A corr. B, XXXIIL
2. 4. A. corr. BD, 3. 7. A corr. BD, XXXIV. 2. 3. A corr. BD«
XXXV. 1. 3. A. corjr. B, 4. 6. A corr. B, XXXVL 2. 6. A corr.
BD, XXXVII. 5. 3. A corr. BD, 6. 10. A corr. BD, XXXIX.2.3,
A corr. BD. Nur an Eiu^r Stelle XIII. 2. 6. haben ABCD KJL^Q--
pLBVfiv. Demnach durfte,, auch wenn der Accusativ EvfUv^ aua
leicht einzusehendem örunde nichts erweist, durchweg Ki40(uv^
herzustellen sein. Bei dem isteten Schwank^ der Handschriftea
in solchen Formen wird überall aiif die besten Bucher zurückzu-
gehen Bein (Maetzncr z. Lycurg. 73.) , und darum ist es z. B. bil-
Ijgenswertli , dass im Agis XXI. l. 5. *Jßq)dgsqv aus AC corr. B
gelesen wird, wie auch Cieomen» XXVIIL 2, 1. ^uftoteJi^ nach
AP (wo ^a^ouk^ mit falschem Accente)« — Cleom» IV. 4. 2.
ist gut aus AD IlakXdvuov edirt, ausser dem angeführten Werke
O. Müllers i, Dor. II. 433. (nicht 441.), siehe desselbcii Abhand^
Inng Pallautiden am TJieseustempel in den Rom. Hyperb. Stud.
S. 288. — Zu Oleom. V. 2. 4. sieht M£6öijvt]g und anderwärts
M^Cöiivbog aus A (Sintenis zu PI. Lycurg. VII. 11. S, 87), Maetz-
ner z. Lycurg. S. 189. — Ebendas. Vlll. 1. 3.. und XXX. 1. 3^
schrieb Hr. Seh. nach Coraes und Schaefcr &riQVitl(ov 9 was zwei-
felsohne das Wahre i^t. Verglichen danlit konnte Q&gvKlmp
werden bei Aristoph. Ban. 356. 374. W. Dindorf. "AyiVKog^ '^Ißv
%og^ KcoQVKog, — Ebds. VIII. 2v 1. hat A T(m erster Hand
W^AAatog, Ton einer zweiten 'Ayvlaiog^ wie BCD mit den alten
Ausgaben bieten, und ebenso Zeile 10. Vielleicht war *JyvU.aiOQ
herzustellen >, so dass nach der äusserst häufigen Gewoholieit ein
Gentile (Herod. 1. 167.) zum Nomeaproprium geworden wäre. —
Cap. X. 3. 5. musste statt '/^Jtf^ci^scog.woJil 'AötsQCJnog accentu-
irt werden, wie Mekävcanog^ Scbaefer, Appar. Demosth. IV« 171.
Bernhardy Suid. II. 759. Ob ^d^gotatog wie Cap. III. 4. 5. und.
sonst überall (vgl. Fix in Stephan. Thes,} gelesen wird, nicht riph- ,
ilget 'AxgoxccTog zu schreiben, weiss Referent um so weniger^
' N. Jahrb. f. PMl. u. Päd, od. KrÜ. ßlbl. ßd.X^VSi, ffft. 3. 13
194 Grieebitelia jLllenitur.
ab die Alten in derartigen Dingen ielbat nicht consequent blieliev.
— XIX. 3. 7. in lElnglicIi TgimfiaULov tov Mtöö^viov im Texte
beilfelialten. Da derselbe Mann im Aratus XLI TuflnvXog genannt
wird , 80 wollten schon Bryan iind du Soul diese küraere Form
knch hier gegen die handschr. Lesart einscbwarxen. Tripylam
qnfdem, Agt S. 233 Hr. Schoemann bei, pro Tritymallo si quia
praeoptet, propter huiua nominis formam insolentiorem ; non in-
tercedo. Tglnvlog läifst sich wohl mit "Efin^Xog Piut Brut. IL
xusammenbringcn. Allein hier gelangt man auf dem entgegenge-
setsteii Wege zur Wahrheit; denn Tglnvkog sieht a^erlassig
eher wie eine nicht erginxter Abbreviatur voq TQitvfiaXXog aus
als umgekehrt, und TgirVfiaXXog hat* eine hinreichende Analogie
an KccQafiaXXog bei Arisiaenet I. 26,, wo Mercerus S. 581 Boiss.
nachgesehen werden kann. —
Ob Agfs VIII. 1. 6. Oleomen. XX1IL 2. 10. X^VII. 4. 4. XXXL
8. 7. mit genügendem Grtmde £iXXa6la geschrieben wird, da
sich an allen diesen Stellen das einfache Lambda in ABC findet,
msg der Referent hier nicht entscheiden. Vorlaufig verweist er
auf Bihr zum Philopoem. S. 21. — Cleomen. XXIIf. 3. 4. geben
stttt Ilavtia wie in den neuem Ausgaben und auch bei Polyb. V.
37. 8. steht, die Hdschr. AD und die drei alten Editionen i7al^-
siav. Ausserdem ist der Genit Havtiwi XXIII. 4. 2. u. XXXVIU.
2. 4. 4. 2., der Dativ Ilavxtl ebds. 7. Nun wäre es nicht onmog«
lieb, dass neben 77ctf/TCt/g'die Form Tlavriaß existirt hatte , wie
durch *jdQi0tivg und ^jQiOtiag^ ^j^fgoißtifg und 'Afiotßiag Ein und
derselbe bezeichnet worden ist, vergl. Hemsterhuys zu Lucian.
Dial. Mort. XI. vol. 11. 462. Bip. ' Da sich aber von Uavtiag sonst
kein Casus nachweisen lisst , so scheint das v blos von neograed-
, sircnden Abschreibern zugesetzt, s. LobecL ParaMp. S. 142. Hn
Seh. hat nichts zu dieser Variante bemerkt. Gut aber ist von ihm
Cleom. XXX VII. 3» 1. 7. nach den besten Manuscripten und nach
Polyb. V. 37. 8. 'Ixaltag für 'litxoxog restituirt worden.
Der Commentar muss in aller Beziehung ein sehr reichhaltig
ger, am Umfange fast überreicher genannt werden. Was auch
in dieser Arbeit von Hrn. Pr. Schoemann erwartet werden konnte«
ist aus dessen andern Leistungen hinlänglich bekannt. Mit einer
ausgebreiteten, durch die wichtigsten eigenen Forschungen do*
ehmentirten Kenntniss des hellenischen Alterthums erscheint ge-
naue Kenntniss der Graedtät, vornehmlich der Redner und der
Geschichtschreiber, ein scharfes Urtheil und sorgfältige Unter-
scheidung verwandter Spracherscheluungen im engsten Vereine»
Es geht ans den Noten deutlich hervor, dass.Hr. Seh. im Plutarch
selbst und den neueren Forschungen über dessen Sprachgebrauch
wohl bewandert ist; allein er geht zum Oeftern auch noch weiter
imd umfasst mit seinen sprachlichen Bemerkungen ein grosserea
Gebiet als blos den zum Grunde liegenden Autor. Man nehme
diesB nicht etwa für das Beginnen eines Gelehrten, der mit sdnea
Plotorcbi AgU ei deonesei, ^ SdMeiiiaBn. Mb
.'Schllsea niclit hatitxiibaiteii venteht. ESumsl nlmlidi {tl eine
grÖMere Ausfohrlichkeit IrnuptMchlich da beliebt worden, wo die
Grammatiker und Kritiker über Sprachlicliea das Reck^ noch •
nieht getroffen hatten; sodann mnas man sich immer erinaenii
für welche Leser snnichst Hr. Pr. Schoeniann (praet IX.) dienen
Commentar ausgearbeitet hat Auch braooht darauf wohl kann
hingedeutet eu werden , weicher Unterschied es sei, ob ein geist-
Toiler Mann oder ein Sammler »eine Coliectaneen eröffnet «nd in
einem Scliriftsteller mehr giebt, als das unmittelbare Verstind*
nies eben erfordert hatte. Referent hat den gansen Commentar
nufmerksam und mit Tielem Gewinn durchgelesen. Sei ihm noch
der Raum zum Hinweisen auf mehrere Ungere Bemeriiungen,
sprachliichen oder Sachlichen Inhalts und aur Anfögong einiger
eigenen Notate vergönnt.
S. 75 konnte dasWerzeichniäs der eine Gemüthsbewegung
ansdriickenden Abstracta im natürlich richtig erklärten Fiuralis
noch durch Tide Beispiele aus dem Schfiftsteller selbst vermehrt
werden: q>iXo^Qo6vvM Alet. 2. Aemil. Paul. 2. ^ilonulM Alex»
V. CorioL XXII. iftn^igtai Alex. VII. ip^ovoi^ fitoi| Atex. XL
S^Aoft Corlol. XXIL ifiiotVMloi Amator. XIX. nX^vsHai PompeL
XXXIX. q>6ßoi Caes. XXVI. (metns Hersog au Caes. bell. dr.
pi49.)^ xUa Alex. XV. glonae Krits su Sallnst. Jug. p. 24a
aiöxfi Phocion VII. dXiii^Bim Caes. V. DorvUl. zum Chariten 397
Lips. Bast und Boisson. zu Aristaenet I. 13. p. 413 — 4. p. 543.
8« 81. ist die Nothwendigkeit der Besserung iußißeumöaiS^ai tat
ipß. im Lycnrg. XXII. noch fraglich. Wenigstens hat AgesU. XIX.
keine bindende Bewdskraft. S. 93. wird als zuverlässig angenom«
men, der im Agis IL 9. (ravra (iiv ovv ixixQivfig tnkog) Ange«
redete sei C. Sosins Senecio. Das ist möglich, eher nicht zu er*
weisen, denn Plntnrch hat auch anderen Leuten als Jenem eia«
selne seiner Biographien dedicirt, vgl. Arat c. I.
S. 99. A|^is UI. 6. 3. »ofssp yag iKHBuUwitQW (Coheck. Pn-
rallp. p. 8.) ^dij ty diaq>9QQ^ tov nokixBVfgatoq ofiaAi»^ «zmkv<*
xmv^ ^ Ttg iv t& Atavliq: rmv nutQiiiov ha^itv^g Izdin/v^
tfiff, or^ di; XP<>^oy iUivdtifiiv^p noXvv iv ävXnts 0atQaßuUtig
Mtl. ,,hoc ipsura täv navi^mv scripsit Plutarchus contra proba-
tum optimornm scriptornm exemplis grammaticorumqne testuno«
nÜB nsom , ex quo täp xatglmv potius scribendnm erat, qnemad*-
nodum scripsit Cat. mal. 16. tav »cctgimv ixiimlTifiiv [Alex.
XLV.] IdcSr. Bei noch spiteren Schriftstellern ab Plntarch wird
allerdings MavQiog und «orpc^o^ promiscne gebraucht Allein ea
Ist kanm glaublich, dass sich Plutarch hier so etwas erlaubt ha*
hen sollte, da er in so vielen andern Verbindungen jedes von bei-
den Adjectiven richtig angewendet hat. lieber jrarpioff ^ergl.
*'Held zum Aemil. Paul. p. 142. Winckelmann znm Amator. 147.
Caes. V. 711. C. Gracch. III. Themistocl. XXVII. CamilL XXIX.
Comp. Afid. et Cleom. c. Gr. II. äl mutmoi Sntgtu. Phodon
13*
196 Orle.«blfeli« LItorAior.
XXXa, Anton. XIL Fab. Mas. XXIX. ^a^ rd roir 'Pm($at0»
%apQ&a scal tovg voßovg* Tib. Gncch. XVL ij xdtfft^g apx^ -^
9UtnXv^. Cic. XXXIIL vovararpiovo^aiovrwodiirchdieKeiske*
•die CoBiectiir-PericI. XXX, TgL Sinteiiig p. 209^ bestätig wir4)«
AemiL Paal. VI. xi^v imi%aQiov »aidtluv xal xdtgiov. Solon.
VllL t^ nizQtov Qv0la9 (Corp. Inscr. Gr. h n. 127« 30. xaxQiK^
^hßöla. Schol. Earip. Pboen. r. 162. Valcken.) Dagegen Cat
Mio. XII. Alex. XXX VIL qfUogpavQtSog. Comp. Agid. et Clepm»
€. GtiiGch. I. agsT^g xatg^ag xal UQoyori»^. Demostb. \U Ix-
ngä^ag — o^öi volXoötov ptigog t&v uaxg&mv. Cic. VIU. ol^
idav natQtpav^ Tbeseoa XXXV. xaglanf nargamv* Pom^i*
LXXVI. qfiXlag xal xägitog %axQ6ag. Deshalb ist wohl, eioe
Verwechaeloog durch die Schreiber anzunehmen^ die, wie auch
Hr. Prof. Seh. nicht unbemerkt gelaasen, leicht vorfiel^ und na-
tflav herznsteiien.
Mit grosser Klarheit wird S» 112 von dem Imperfectnm ver-
sprochen , welches hacli gewöhnlicher Bezeichnung de conatu ge-
setzt ist^ Die Erfolglosigkeit liegt an und für sich nicht in diiE^sem
Tempus, sondern einzig und allein die öftere Wiederholung; der
Begriif dtes Vergeblichen kommt jedesmal erst aus dem Zusam-
menhange dazu. Darum steht auch der Aoristns , wenn man so
sagen will, de conatu. Mao bemerke auch noch das S/137 und
14*2 über die Imperfecta der Wörter: Schicken^ Führen, Geben,
Sagen, Befelüen, Bitten, Gesagte. Ferner ist ähnlicher Art
S. 152 die Auseinandersetzung über q>Bvyav qui exulans est'Vjel
erat <ei erit. (Wfnckelm. zu Platon's Euthydem» p. 6. b.) Dage-
gen sietit Referent im Cleomen. XXXII. 2. 4. weder einen Grund
mit Schaefer l'dcDXS für idiöov zu schreiben (S. 234), noch mit
Hrn. Seh. an eine durch den Tod des Köm'gs imterbri>cliene'(ld/-
düi;) Auszahlung der Pension zu denken. Es ist dort einfach Yon
einem jährlich wiederholten Geben einer gewissen Summe die
Rede, s« Hermann zu SophocL Oedip.^ Tjn y. 1311. p» 237»
3. Ausgabe^
Von S. 116 -^21 .findet man einen gelehrten Excurs über die
Art, wie wohl die Wahl der Epboren zu Sparta getroffen worden
sei. Das Resultat der genauen Untersuchn^ ist ein negatiyea,
Indem dargethan wird, dass wir aus den vorhandenen Quellen nnd
Andeutungen über jenen Act nichts mit Gewissheit folgern können.
— S. 126 heisst es bei üg (liöov ti^ivaii articnli in hac fbrinaia
omissio logitimSi Einige Beispiele aus Lucian, wo der Artikel
heliJHtiv und SgxBö&ai gesetzt ist, giebt Jacob zum Toxaris
S. 163. Xenopb. Anab. L 5. 14. Theophr. XXII. L — S. 138
konnte bei Gelegenheit des x^lgBiv täv hinsugefügt werden , daaa
diesS bei Plutarch die gewöhnliche Stellung der Worte zo sein
scheint (Cieom. UI. Alcib. XII. Aristid. XVII. Comp. Arist. c* Cat
IV. Sylla X. Crass. XXVH. Anton. XIl. Dion. XXXVm. Brut IXL
Agesil. XXVI.). 'E^v xulgBtv ist Philopoem. IV. Pyith. XVK
Plaiarcht Agii et Cleomenis , ed. Sdioemann. 197
Marias Vi!. CamflI. XVH. — ' S. 139 aiehe Über ßQ^ß^vnv und
PQtcßtvxi^g ans Phitarch noch Cat. Min. XLIV. Cicer. IX. XXXV.
Artaxerr. XXL Romnl. IX. Lycurg. XXX. Pompei« LV.
IMe Erklärung' Ton Agis XVI. 1. 5. fi^va TQigxaiSbutetov — •
iv^ßakB roig itXs&i xal 9CiKQi7tQattB^^ nach der unter tiXrj Abga-
ben zti verstehen sind , die Afresilans als Ephore auch fiir einen •
dreizehnten widerrechtlichen Monat einzog, scheint dem Unter-
zeichneten vor der Schaeferschen, dass rcc tikt/ die Magistrate
seien und ^etgangättuv bedeute xagit tu vivoitiöfLiva {Ttgcttts^
nicht blos aus den von Hrn. Prof Seh. S. 150 gegen diese Deu*
tnng erhobenen Griinden , sondern ganz besonders darum weit
Vorzuziehen zu sein, weH' unmittelbar daraufgelesen wird: ovds*
vog stpeldsTö q)iQOVtog dgyvpiov ddtxijfj^atog.
'S. 163 werden über das Plutarcheisqhe cif? loixs die nöthi-
gen Nachweisnogen gegeben. Hier stehe die Berichti^^nng eines
Irrthiuns von. Ullrich: Das Megar. Psephisma. 1839. S. (>. n. 11.:
5,[Plutarclu Pericl. XXX.] vic^v fiiv ovv rig dg ^omst' avtfS xftl
löla ngog rovg Msyagng anix^sia eine wunderliche Ansicht,
welchfi sich sonst nirgends ausgesprochen findet.^^ Ullrich nennt
diess im Texte obenr^^eine von Phitarch selbst aofgesteltt&Yermn*
thung.^^ Das hraucht es aber nicht zu sein, da ag EoiTta nur, so
siel besagt als 6g liyzxai.
S. 165 fgg. wird einef gründliche Erläuterung des Begriffes
von 9&av(d (properare, propere facere^ neque tarnen sie simpli«
citer sed cum comparatione ad aliud quid , quod properando aH^
' tevenitur) und der Gebrauchsweisen des Zeitwortes gegeben.
S. 170, wo Hn Seh. von TiAkXog und »p« Jiandeit, war
Winckelm^ zum Amator. S. 121 zu erwähnen, der \m WesÄitli-
«hen düs Rechte schon frUh^ g^gen Schaefer erinnert hatti^;
Ebds. Tjyv ävf&gmnov ,,sine contumelia/^ S. Theseus XXVIL
. Pericl. XXIV. Fab. Max- XX. XXf. Timol. XXXIII. , eher mit ei-
ner Nebenbedeutung Lycurg. Ilf. €ainilL XV. Dasselbe ^gilt von
yv'0ai{iv. Auch im Deutscliefl war bis in das 17. Jahrhundert von
Frauen gesagt das Wort ^bnsch ganz unverfänglicK. Noch nach
dem SOjShrigen Kriege sang ein Dichter:' Sie ^öttlidh Mensch,
erhöre sie mein Flehen. —
Zum Cleomen. IX. S. 200 wird luigefahr dieselbe Ansicht
ausgesprochen; die 0. Müller in den Doriern IL 390. aufgestellt^
hat, dass der Cnltns abstracter Begriffe, wenn auch im übrigen
Griechenland nicht ungewöhnlich , doch noch ein wenig iiblicher
fii Sparta^ wie in Rom, gewesen zu sein scheine. Widerspro-
ehen hat Panofka R5m. Hyperbor. Studien in dem Aufs, fiber Dei-
mos und^Phobos S. 258, indeln er die Altäre der AlS6g, 0^iifi^
'OppiJ, des^fi^aog (Alberti Observ, Ifhtlol. 423-0 in Athen Pau-
san. I. 17., sowie die Statueii der Elgi^vt^ im Tholus (Paus. I. 8.)
und im Prytaneum (I. 18.) , ferner die V^ptt aus Hesych. I. 512.
Aib. anfuhrt. Ueber den 0dvatog vgl. Hemsterh. zum Luttan.
198 Gffiecbifclie LlleraUr. *
n. 309. npoot, fiber den 06ßög selbst Phtirch. Alex. XXXL
ttp 9dß0 dpayiatofiBvog und These«« XXVII. vcS <p. 6^afia6i'
ohvoq. Von der Il%i9m Raoul- Röchelte Ody«8.^61 fg^., Creii-
«er hl den Wiener Jahrb. 1834. LXVI. S. 204.
8. 201 wird f&r xa\ — di cHirt Oleomen. XVII. 2. Allein,
hier ist mit ABCD die CopuU besser getilgt worden. ^ S* 207
war über Mv6mv küa und Mysorum nkimin die g^eiehrte Bemer*
knng Fr. Yater*a sum Rhesus des Euripides ^. 139 f^^. ans^*
uehen, — S. 218, wo Ton der bapitftfa die Rede ist, fuge hinan
Bahr sum Philopoem. S. 36. und Held zum Aemit. Paul. S. 218,
welcher Letztere die Schreibweise öagi^a {Haglöy in AD e% cor-
red und in^Ald. Junt.) ganslich Terwirft. Ebds. ist genau über
den Unterschied Ton nognaj^ und oxivii oder optvov gehandelt^
soweit sich dieser teststellen lässt. — SSn 6v6x%K)L%iv ebd& ver-
gldche PintarGh.Cat.Min.IV. xiqv dlixitixv In luiXlov övpiötBiXa.
V« iavtov Big t^v öimniiv ^al &6iini6iv 6vvl6tHk%. Alcib. VL
0v6xikXmv toMHVov IuoIh. Agesil. XXIX. xanBivog l^ulvtto
%0tl öwi6tttXfiiPog* — S. 209 — 10 giebt der Verf. eine gefal*
lige Erliuteruiig des BegriflTes uaQcifiv9Bl69a$ : Mv&ovg alicoi
tauquam remedinm adhibere; s. Eurip. Hippolyt. 480, bMv d'
hit^dal nal Xoyoi ^cAxrifptor, Schmid su Horat. Epist. L L 34.
— Einige Nachtrage (S, 211) über die Dionysischen Künstler,
besonders ans Inschriften, kbnnen aus dem entnommen werden,
was der Unterzeichnete in seinem Specimen Onomatolo^ Graecl
8. 118 susammenrestellt hat. — S. 212 Tgl. über die ^«vfiaro-
noiol Bottlger*8 kieme deutsche Schriften von SiUig III. 359. und
Beckmann*8 Beiträge zur Geschichte der Erfindungen IV. 55 fgg«
— S. 220 lUtxn^ tl9B6»ai Aratus XXXVUI. Der Ausdruck rnhrt
sicher Ton den Dichtem her, Eurip. Iphig. Ant 1418. 9. DIndorf :
12 TuviiXQlg maig dm ro 6A(i aQXBl i^d%ag \ Avigmv %t%hi6a nvik
q>6vovgn Heraclid. 163« T^^wt^loig ^Blg $t6lBiM>v 'Apysloig t'
l^aiv. Oreat 13. Sviöf^j noisßov 8vti övyywip diod«c. *—
S. 220 liest man von der Praeposltion Iv^ die zu den Namen too
Stidten nnd Inseln gefügt, auch die Umgegeiid mit begreift;
Schaefer, App. Dempsth. I. 675. Nachtraglkh sei bemerkt, dasa
der Artikel bei Verbindungen, wie ^ Iv MagalhSvi ßdxn^ ^^^
gelassen zu werden pflegt, Fritzsche zu Aristoph. Tliesmophor.
p. 307. — S. 224 lehrt Hr. Seh. gegen die bisherige Annahme,
dass ToAfif(V einfach andere, xagaßakkia^tu nait dem Zusätze
discriminis audacter aubeundl bezeichne. — S. 226 über den
Meid der Götter s. Schreiter doctrina Phitarehl et theologioa ei
moralis hi lUgens Zeitscbr. für histor. TheoL VI. 1. ISm. S. 48.
Note 82 a. Ende. Botticher de »slip Herodoteo Berol 1830. Pro^
grarom des Friedr. Wilh. Gjmn. Boisson. zum Arfataenet. p. 674.
— Zu Cleom. XXIV. 2. S. 247. äv ^v Avöavdglöag xal Saagl-
iag vgl. noch Sintenis zum Themist. S 195. WInckelm. z. Ama-
tor. S. 105. Jacobs z Aelian. Hlst. Anim. Th. IL 112. -- Sehr
Zumpt:' Ueber Alfttinm, 4« rou^ Volkf iii Centariatcomlftieii. 109
Mirgfittig &i 8. 249 ftb^ den Uotenttbiied gi^aiidett^ wom uatA
noiUv und x«m uoXug gesetzt wird; eben so S. 257 über die Be*
deutung des Tfag' oXlyov. ^ Zu Cleom. XXXIV. 1. 9. iv rwtu^l
ual ^uiöoig xal mif$Oig övvix^^'^og iavtdvi^ Boisson« luni
Siuii^L599.
Der Unterxeicbnete.glsnbt schpn durch Torstehende ISqgere
Besprechung der Ausgebe den Erweis geliefert zu haben, mit
wefthem Interesse er dieselbe durchstudirl habe. Eines weitereyi
ausdrficklicheii Dfinkes für^ die iius dem Werke geschöpfte Beleh-
iCiuig. bedarf es daher von seiner Seite ^ohl kaum« Indem ev-sich
eher fern ¥ön dem eiteln Wahne erklärt, an allen Stellen, wo er
anders als Hr» Prof. Schoemanu geurtbeilt, selbst das Rechte ger
troffen zu haben, hofft er zugleich, nirgends die. Rücksicht aus
den Augen gelassen zu haben, welche der Jüngere dem bewahr-
te Meister in. der Wissenschaft schuldig ist
gehulpforte* Karl Keil
Ci O. is^uinpf, über Aistimtnung den rotnisehen Vol^
kes in Centuriatcomitien (nnd über den M. Coriofi
der den VellnoB abgeleitet), Berlin ^ 188Y. 4. ^
Die erste der auf dem obenstehenden Titel genannten Ab«
baadlungea, mit welcher es Ref. allein zu thun hat (S. 1 — 25),
ist sehr bemerkeaswerth,' weil sie eine klar und pracis dargestellte
Ansicht des Hrn. Prof. Znmpt über die schwierige Frage enthält,
wie- es zagegaagen ^ dass die Ceuturintcomitien in späterer Zeit
Zugloch flut auf die Tribns begründet waren. Der Hr. Yerf. hat
•kh tot der Bildung seiner eigeuea Ansidit, wie es scheint, der
vielfadien, zum Ti^ä so weit aus einander gehenden Hypothek
aen Anderer entschlfgen^ die. er m einem kurzen Ueberblick zu
widerlegen sucht, und sich ganz an die Quellea gehalten. Das
Resultat der Untersuchung ist in der That* neu « und wie sich
nicht and^« elrwarten . Hess, mit Seharfsian und Sachkenntniss
darehgefiihrt
Hr. Zumpt hat nun aber sogleich dadurch einen ganz ande-^
rea Standpunkt.füjr seine Untersuchung gewonnen, dass er, wah-r
r«id man bisher immer niir einen Zeitpupkt gesucht hat, in wel«^
cbem die Centuden mit den Tribus in Yerbijidung giesetzt und
Ihren Comitien auf diese Art ein neuer, demokratischer Charak-
ter Terliehen worden wire, ^dlese Verbindung zwischen Centurien
imd Tribns als ursprunglich oder wenigstens als im ersten Jahre
der Republik Torhaaden ansieht* - l^r geht nämlich Ton.den.20
Tribus aus, die .es nach Livius in den ersten JalAren der Repa*
buk fA, und baut auf diese 20 Tribus die 170 Genturien, wel-
che nach Abzug der 18 Rittercentnrien und der 5 thcils auf
dienstthueaden. ArbeiteQi) iheils aua. dem unvermögenden Hau^
iSOO Alierthumfkiiftde.
fragebMeteo ton der ganzen Snoime der 193 Centnriett tils die*
jeol^n der 5 Venviogeiisclassen übrig bleiben , so auf, dass jede
Tribus 4 Centitri^n der ersten , je eine der «weiten , dritten und
vierten^ und' 1| der fünften Giasse, aho zusammen 8.^ Centurien
enthalten habe, und so erhalten wir allerdings die GesammtsunN
men der Centurten ffir jede der 5 Olassen« wie sie für die atteate
Zeit einstimmig angegeben werden. Diese Verbindung zwischen
Tribus und Centurien 'bleibt nun, ebenso wie die GesammAdii
der letztem, nach ihm im Wesentlichen stehen, und nurdaa
Verhaltniss der Centurien der einzelnen Klassen, welche in jodete
Tribus be^ndiich, wird mit der Zahl der Tribun verändert Ak
nSmKch im J. 495 vor Chr. die Zahl der Tribus um eine vermehrt
wird: so kommen nunmehr auf jede Tribus 8^ Centurien mli dem
Verhaltniss der zu jeder Klasse gehörigen Centurien von 4:1:1:
z 1 : 1|. Dies giebt für die 5 Klassen «tatt 170 minmehr 175 Cen-
. turien: folglich haben jetzt jene 3 Centurien der dienstthuenden
Arbeiter und des unvermög^iden Haufens aufgchöri, da die Ge-
aammtzahl unverändert erhalten Wurde« Als darauf 'die l^ahl der
Tribus auf 25 steigt, so enthält jede derselben 7 Centurien mit
dem Verhaltniss der ersten Klasse zu allen übrigen zusammen voa
3|^ : 3§, wobei ebenfalls jene 5 Centurien ausgeschlossen bleiben.
Bei 27 Tribus kommen auf jede 6J- Centurien mit dem Verhalt-
niss wieder der ersten Klasse zu allen Sbrigen von 9:3^ (von je-
nen 5 Centurien, die auch bei den folgenden Veränderungen sdilr
wandelbar erscheinen, dürfen jetzt nur 4 gerechnet werden); bei
29 Tribus kommen auf jede 6 Centurien (wobei jedoch fiir die
Capite cens! nur 1 Centurie übrigbleibt mit dem VerhiUlnisa der-
aelben beiden Theile von 2| : SU bei 31 Tiribus kommen, auf jede
Si Centurien (hierbleiben 4^ Centurien für^e ,^ausserlniRi der
VermSgensklassen^^ stehenden übrig) mit dem obigen Verhaltniss
von 2^ : 3 ; bei 33 Tribus muss man einmal 194 C^turien anneh^
i|iet|, und dabei sind alle nusserhalb d^ Vermogensdassen zte^
heildi^n ausgeschlossen, das obige Verhaltniss aber stellt sich bei
51 Ceotarfen jeder Tribus wie 2| : 3. Als endlich die Zahl von
So Tribus im J. 241 v, Chr. erfüllt wird: so kommen nunmdir
auf jede Tribus 5 Centurien , wodurch die Zahl 193 rein aufgeht
(die 18 Rittercenturien bleiben nämlich stehen), und das Verhfllt-
niss der ersten Classe zu allen übrigen ist nufimehr 2:3, so dass
ilso jede Tfibna 2'Centurien der ersten und 3 Centurien der übri«
gen Klassen enthält und die Oesammtzahl der Centerlen der er-
Wen Klasse sich auf 70, die der übrigen Klassen auf 105 belauft
Diese Darstellung bat im Ganzen den grossen Vortheil., Aas
Wir über eine^ Scrupel hinwegkommen, der alien von und seit
Niebühr über diesen Gegenstand aufgeirtellten Hypothesen im
Wege iteht. Die Gestalt der Centurien, wie sie in der späteren
Zelt sich zeigt, entsteht nämlich nach jener Darstellung g^z eil*
nAUgi und man braudit sieb also nicht zu. wundern, diast^bei
2iiiiip(; lieber AbsdmD« d« vSw.'Tolld In Ccotorfatcomitleii. SOI
den Alten Ton def Veiindening keine liestimmte Erwihnnngf f[C-
fichkhi: wae gelbst unter der Voraussetzung, dass sie sibh in dar
Zeit, wo uns die Budiker des Livins fehlen («wischen 293 n. 218 %
V. Chr.)^ actigetra^en habe, alsdsmn unerklarhch bleibt, wenn
jene Veränderung wirklich eine so hedentende war , wie sie ^nge-
noramen wird , und mit einem Male geschah. Mag die erste
Klasse, statt wie durch die Verfassung des Serviua Tullins 80
Jgegen' 90 Centuriep der übrigen Klasseh inne zu haben, atif 70
gegen SSO zurückgefiihrt worden sein, oder mögen die Klassen
^ganz aufgehoben worden sein, oder mag endlich die Verändeärnng
Im Ganzen nicht grösser sein , als wie sie von Zu^pt angegeben
wird y obgleich ausser ihm nur Boner und Orelii die Veraiidernng
fefe auf dieses Maass beschränken: so kann dies, wenn es mit einem
Maie geschah , nicht ohne gi^oflfse, lange dauernde Bewegungen
. gediehen sein , von denen unmögiieh jegliche Spur Tersdiwnn^.
den sein kann. ' • ,
Auf der anderen Seite erheben sich nun aber grosse Beden*
"ken, ¥on denen ick mich begnüge^ die bedeutendsten und am
meisten auf der Hand liegenden anzuführen^ d^ diese zur Wider-
legung hinreichend zu seih scheinen. Ztuiächst stutzt sich nim*
litlh die Beschreibung der fremden Anidchten, sowie die Begrün-
dung der eigenen am meisten auf die iMckaunte Stelle Cic Bep.
II, 22. ' Diese enthält nach ihm in der unveränderten secunda ma^
itus eine Beschreibung der Conturieuterfassung zu Ctcero's. oder^
^as dasselbe' ist , 'zu des jüngeren Scipio Africanus Zeit. Sie be-
sagt alsdann,^ dass die erste Klasse mit den Rittern und^en fabri
fignarii zusammen 80 Centnrien entlialte und dass also für alles
Vc^brige die Summe von 104Centurien übrig bleibe, also nicht
^on 105, welches dodi die Summe der Centurien der 4 übrigen
Klassen nach Znmpt sein müsste. Dies muss durchaus nrgirt wer-
den , da CS , wenn auf diese eine Stelle das ganze System aufge«
ba\it werden soll, darauf ankonlkmt, dass wenigstens hier in den
Zahien Alles aufs Genaueste passt. Zumpt sucht diesem Eiliwtnf
a^f fbigendeArtzu begegnen« > Er nimmt an,* den 4 untern KlaiP*
. feeh sei eine €ehtnrie entzogen nnd den fabri tignarii zuertheilt
worden. Allein dann hatten ja immer die 4 unteren Klassen nicht
105^ scfttd^rn in Wahrheit nur )04, und die ganze Harmonie ist
zerstört. Und welche Trihns sollte sich diese Centurie ndimen
lasseh? Zumpt antwortet: die, welche zutelzt zur Abstimmung
l»m, tmd meint, sie habe «a sieh am ersten können gefallen las-
sen, da sie in deh seltensten Fällen die Sntscheidung gegeben
bähe. Idi entgegne^, dass dieser Grund mit d<^r auch- von Zumpt
ansgesproeheii^i Ansicht, dass dsc Abstimmung zu gleicher: ZeÜ
Msdrehen sei, wegfiiHt\ da sonach die letzte Tribus eben soviel
a)s alle übrigen, die praerogativa ausgenommen^ zur Entscbel«
duiig beizntrageq glauben konnte und mitRedit glaubte. Ande^
tter Biftwendnngen gegeir die von deai Hm* Verf gemachte Brn
2(K2 AlterthaBiikuB««.
MiniD^ Gelier Sietle g;dleiike ieb hier nidil: «ir Jm Eiiie be«
merke ich noch , dass es nieht iweckinfissif; sdidnl, dne so viel«
gedeutete Stelle zu Grand zn legen, wenn die neue Deutang
nicht von der Art ist, dtss ihre Richtigkeit «ogleidi. und Ton selbst
in die Augen springt.
Doch ja, es wird noch eine andere Stelle zu Grund gelegt,
>^ freilich eine eben so Tielgedeutete, wie die eben erwähnte. Und
hier iesst sich die Uuhaltbarkeit derjenigen Deutnng, auf welcher
^ die Anwendung aUein beruht, wie leb meine» bestimmt beweisen.
' Weil es nämlich Lw, 1, 43. helsst: nec.mirari oportet, hunc or-
dinem, qui nunc est, — ad institutara a Servio Tullio summam
non conTenire: so soll daraus sich ein Zengniss des Li?ius erge«
ben, dass nur die Ordnung des Abstimmens später geändert
worden sei, nicht die Zahl der Genturien u. dgl. Aber jene
Worte schliessen die Darstellung der ganzen Centnriatverfassuag
des£er?iu8, sowie sie mit den Worten anfangt: tum dasses cen*
turiasque et hunc ordinem ex c^nsu d^cripsit Tel paci decorum
v«! hello. Kann sonach ein Zweifel sein, dass orda an beiden
Stellen dasselbe bedeute? Und muss-ako auch liicht zu Bude
ordo -die Bedeutung „Verfassung, Sinrichtung^^ haben, sowie es
sie noth wendig zu Anfang hati Denn in der Bedeutung „Ord'*»
nung des Abstimmens'^ kann ordo doch nicht vel paci decorus vel
hello genannt werden. Uebrigens lasse ich auch diese Stelle
sonst vor der Hand auf sich beruhen. Eben so wenig kann ich
mich bei der Beurtheilung der Ordnung des Abstimmens länger
. aufhalten, und bemerke nur noch, waci der Leser freilich selbst,
schon bemerkt haben wird, dass die Durchführung der gansf»
Ansicht in -Betreif der zwischen dem ersten und letzten Punkt«
liegenden Epochen sich keineswegs durch diejenige Leichtigkeit
und Natiiriichkeit empfiehlt , welche allein einer Hypothese die
nöthige WahrscheiuUchkeit gewährt , und' dass ein Wechsel, wie
der angenommene, wo die diensttbuenden Arbeiter und die gän»r
lieh Unvermögenden jetzt 5 Centurien einnehmen und nach 10
Jahren keine einzige haben, um dann bald wieder eine, bald meh<*
rere, bald gar keine inne zuhaben, und wo einmal trotz des
Strenge, womit sonst daran fest g^alten ist^ sogar die Zahl 1Q3
bberschritteti wird , bei der bekannten AnhängUchkeit ixx Römer
an ererbte Formen nicht wohl glaublich ist
So kann also Ref. im Ganzen die Lösung der vorliegenden
Frage nicht als genügend anerkennen: wobei er sich freilich nicht
verhehlt, dass es bei der Schwierigkeit der Sache viel leicbter
. ist, Andere zu widerlegen, als selbit etwas Genügendes a^u lei4
sten, wozu einen Versuch zu machen ^ der Raum liier nicht ge-
stattet. Sonst enthält die Abhandhing viel Wdire» im4 Treffea-
des. So hält der Hr. Verf. mit Recht an^der Steile I4&. V, 18.
fest, wo bei Genturiatcomitien schon die Tribus genannt werden,
und woraus also folgt, dass die in Rede stehende Verbuidung
Bibliograplilielie Berielsl«. Jtttl
■chon im J. 3Mv.'C3ir. getchehen war, Dergl^hen SSengBiiae
dürfen» w6 Alles sonst so schwankend und ungewias ist, durcbans
iikht TernacUassigt werden. Nach des Ref. Ansicht gehört trots
des Widerspruchs Anderer anch Liv. VI, 21. hieher, ^Ferner ist
es richtig, wenn er S. 17. Anns. 1. nur Entkraftung eines Nie^
bnbrschen Arguments nachweist, dass die Tribus spiter au glei*
dier Zeit, jedoch abgesondert, stimmten (obwohl «^r eigentUch,
vielleidit aus Rücksicht auf einen oben erwähnten UrasCfMid in sei^-
ner Hypothese, nicht alle Tribus, sondern nur grössere Par-
tieen Busammenstimraen lasst). So bezieht er ferner anch das
jVunc bei Cie. Rep. II, 22. richtig auf die Gegenwart des Cicero
oder des Scipio Africanus« Sehr bemerkenswerüi ist auch , dasa
er aus den Inschriften (nach Oreli. Inscn Ton. IL p. 30.) beweist^
dass die tribus urbanae wenigstens in späterer Zeit gleich den
übrigen Tribus Blitglieder ans den ersten Klassen zahlten, und
dieser Umstand wird wieder aus Ge» Xegg. Hl. § 7. und aus Liv.
XL, 51. erklärt^ woraus hervorgeht, dass die Censoren die rich-
tige und TerhäUnisaniassige Vertheilung der Borger in die Tribos
als eins ihrer regelmässigen Arotsgesdiafte besorgten: wodtuxb
manche Zweifel über die Ausführbarkeit der Abhaltung der Cen*
toriatcomitien nach Tribus beseitigt werden. Endlich hebe ich
noch eine Bemerkung des Hrn. Verf. übf^r die Beschaffenheit der
Quellen hervor, die mir besonders beherzigenswerth scheint
(S. 21)r „Sie (die Alten) lebten im Bewuuttaein dieser
Ferhältniese: die einzelnen von der Zeit gegebenen Verän*
dernngen durchzugehn , war kein Gegenstand für die schöne Dar?
ateUung, der «ie huldigten^^ Hierin Hegt eines Theils das Anr
aehn, wekhes wir den bessern Quellen schuldig sindt klar aasr
gesprochen: andern Theils erhellt daraus zugleich, wie wir in
gewisser Besiehmig über die Quellen hioauszogehn genölhigt sind,
was aber immer nur insoweit geschehen darf, dass dieselben
durch unsere Entwickelungea nidbt cerrigirt, aondem nur dentli-
eher erklärt werden.
Meiningen. Dr« Peter.^
Bibliographische Berichte*
Bluthen der griechisehen Diehihmsi im 4e9tieeher N^ufk*
Uldnng^ Mii einem gesehiehUichen üeberbUcke und den nöikp*
gen Erläuterungen begleitet y%^n 'üt. A. Banmstark, Prof«
der alten Literatur zu Freiburg im Breisgau. Brstes Bindchen
1. Abtli. 218 & 2. Abth. 238 S. gr. 16. Ksrlsmhe (€h. Th.
eroos) 1840« CPr. eines Bdchs. 8 Gr. ) Die voiüogenden % iMto
204 BibtlogiiBpKlsche Berichte^
tHeii«rr>itf ^ Baiidchcn b^rebhneten Afitholo^e'aos den griechi*
BChcn Dichtern beschränken ^ch anf das Epos , und es 'sind dar-«
fn Abschnitte aus Homer, Heslod, Theokrit, Bion^ Moschus,
Kaliifnachas, Arattis, Xenophanes, Emp^dokles, Apöltonins ii.
A. in deutschen Uebersetzinigen anfi^enommen , welche nicht von
dem Herapsgcber selbst herrühren., sondern meistens den besten,
bis jetzt ersdiienenen deutschen Nachbildungen entnommen sind,
so dass t. B. die Fragmente ans Homerts Ufas und Odyssee , die
theokritif chea Idylle , die Abschnitte aus Hesiod und Aratus nach
J. H. Voss, die homerischen Hymnen und Kallimachus uach-
Schwenck, die goldenen Sprache des Pythagofas nach Dikhey,
die Uebrigcn nach Herder, Kosegarten, Stolberg etc. mitgetheiit
sind. Unter diesen Umstanden beschränkt sich also das Verdienst
des Hrn. B. anf die Auswahl der in seine Sammlung aufgenom-
menen Stucke. Biei der Masse des Materials , ans welchem die
Auswahl gestattet war , lässt es sich nun zwar kaum denken , das«
nicht 9 je nach den abweichenden individuellen Ansichten, über
die Vorzüge mancher vorkommender Stücke und ihre Auftiahms-
fthigkeit zwischen dem Herausgeber und seinen Beurtheilern Mef*
nnngsverschiedenheit eintreten sollte, allein ich muss nach unbe-
fangener Prüfung dieser Arbeit gestehn, dass im Ganzen die
Auswahl gut ist, wiewohl ich in mancher Einzelheit nicht voll-
kommen mit dem Ordner dieser Anthologie einverstanden bin.
Dass er z. B. aus £fomer den Abschied Hektor's von seiner Ge-
mahlin, die Scene^ wie sich Odysseus dem Telemachos zu er-
kennen giebt , das ZusammentreiTen des* Glaukos und DI omedes,
des Priamos und Achilleus, die Schilderung von dessen Rüstung
aufgenommen hat, unterliegt auch nicht dem entferntesten Tadel,
während ich statt der S. 17 — 20 (Bd.l) vorkommenden Beschrei-
bung der von HephHstos gegen Ares und Aphrodite angewandt^en
List (Odyss. Vlli; 266 — 376) ein anderes Stück eingeschoben
wimchte. Diess würde nicht allein des Inhaltes (denn es iäsat
sich hören, was Hr. B. Bd. 1. S. 160 dafür sagt , obgleich ich
auch dieses nicht ganz unterschreibe) , sondern atich der Form
wegen zweckmässig erscheinen, da dieses Stuck, wie das vorher-
gehende (Menelaes un^ Proteus, Od» IV^ 361 etc.) nicht in Vos-
sischen Hexametern , sondern in Rinne's Stanzen abgedruckt wor-
den ist. Da Hr. B. selbst (Bd. 1. S^ 162) zugiebt, dass diese
Rinne^s'che Bearbeitung im' Ganzen misslungen zu nennen isei, so
hätte er gegen die Aufnahme einzelcr Particen , auch wenn sie
ihm mit grösserem Glücke nachgebildet zu sein schienen, den-
ttftch missiraulschw sein aollen. Wenn diese beiden Proben sich '
dem Ver«ttche Schiller'«, den zweiten Gesang der Aeneide naeh-
^bilden, annäherten, so wfirde ich bei dem Zwecke dieser
Sammlung, welche die Neigung der gebildeten Lesewelt für die
antike Poesie anregen soll , nichts gegen ihre Aufnahme erinnert
habe«) allein mwcbe Stelle ist doch in einem zu trivialen Tone
BlMlogrophlseJite BerIcMfr ^
^ebaUea^ 9)& das« «fe eine nacbsIthtsToUere Beurtheilanf rerv
dsente*. Weit eher niöclite ich die Fülleborn^schen lambeu in
der Debersetzmig des Xenophanes und Parnfeiiides (Bd. IL S. 209
, etc.) billigen I, welche aber mit Recht in einen Anhang Terwieson
sind , da »ie als rein didajcti^ch nicht zum eigeuUichea Epos ge^
hören, dessen. Kreis überhaupt^Hr. B. weiter ausgedehnt hat, al9
gewöhnlich zu geschehen pflegt. Hierüber bebalte ich mir je-
doch mein Urtheii i^r, indem es mir billig erscheinii die Edi-?
rung des 5. Bändchens dieser Anthologie abzuwarten ^ . welche
eine Darstellung der Geschichte der griechischen Poesie enthalr
ten und wahrscheinlich auch die Ansichten des Heransgeber8~.über
den ZusammenhaDg pder die Abgrenzung der. Terschiedeneii
Dicbtiingsarten.mitüieilen wird. Eine andere Frage ist die, ob
hei Herausgabe einer solclien Sammlung der Text rein.oder mit
Aenderungen, die mit Rücksicht auf den Zweck der Samcplung.
fassend erscheinen , aufzunehmen sei. Manclies lässt sich fiir
Jene , nicht weniger für diese Ansicht sagen. Mir scheint es
ismier, als ob da» Letztere das Richtige sei und aics.ob der Herr
iiusgeber. nicht allein das Recht, sondern EOgar die Pflicht babe^«
an den aufzunehmenden Stücken, wo es.Noth thnt,.d. h. wo die
Unterlassung einer Aenderung zu eineoi falschen Urtheile der
jLeser oder zur Verbreitung falscher Ansichten führen könnte, z|i
feilen, und ich würde z. B. Stellen, wie Bd. II. S. 57 (Hymnoa
auf Aphrodite) ; „Bin ich ja Göttin fürwahr, yrfß thua^ du mich
Göttern vergleichen (tl ii d^avatjj^iv ff<Jxfiig)?" welche der
Muttersprache Gewalt anthun, oder solche, wie Bd. 1. S. 98
(Medea und lason) : „ Pasiphae'a , . die selber die Schwester ist
meines Erzeugers, ^^ und S. 99: ,, Prometheus einst zeugte Deu-
lalion biederes Herzens/^ die zu einer unrichtigen Betonung der
vorkommenden Eigennamen verführen, oder endlich solche, die,,
wie Bd. 1. S. 143 (Megara): „Ich unseliges Weib, mein armes
Herz zu erlüften,^^ unuöthig ueugebildete Wörter in Umlauf
jietzen woUen^* ohne Bedenken zu ändern angerathen haben..
Allein» wie gesagt, es lässt sich auch auf der andern Seite man- .
"cbes für den diplomatisch genauen Abdruck des Originals aiifüh-
xen, und selbst toa der eiUgegengesetzten Ansicht ausgehend
kann dieser Tadel dem Buche, in welchem n^ben den schwäche-
ren Stellen so vieles Treffliche vereint ist, keinen Abbruch thun.
Ich glaube vielmehr zuversichtlich, dass das hier angezeigte Buch
viele Leser finden wird, deren gesunder Sinn und Geschmack sich
aa den griechischen Dichtern hingezogen fühlt. Solche Leser
dei\»i der Herausgeber in seinem anspruchslosen Nachworte zum
% Bändchen voraus, und ich wünsche , dass sich recht Viel^
durch diese Proben zur Leetüre vollständiger Dichterwerke hinT
gezogai fühlen mögen. Die einem jeden Abschnitte beigef|jgteii
fSrläuterungen sind von Hrn. B, aus den besseren Quellen ge«
«chopft worden und lassen sich ebenfalls für den Zwecke des Bu«
206 BlbltograpliUfrlie Beriehle.
ehes befriedigend nennen. Bei Wichtigerem rerwe&t der Sttio«
Hast langer, docli hüte woht Manches der Art, 2. B. über das
Idyll (Bd. 2. S. 141 fgg.), fiber die Hymnen (Bd. 2. S. 171 etc.),
^ dem 5. Bandchen anfgespart bleiben können , wenn es überhaupt
^ rSthtich war, dieses (dessen Inhalt eine Darstellung der 6e«
schichte der" griechischen Dichtkunst bilden wird)' nicht zuerst er-
scheinen zu lassen. Was mir in den Erläuterungen nicht häufig
Vorzukommen schien, waren Hindeutnngen auf das im Werkchea
selbst schon Erwähnte; z. B. Bd. H, S. 150 konnte über Polyphe-
mos auf Bd. I, S. 47 und 156; Bd. I, S. .163: „Schone doch
unser, ^^ auf Bd. 11^ S 60 (Hymoos auf Aphrodite) verwiesen wer-
den. Doch fand ich diesen Mangel nur selten , und noch seltner
schien ein Ausdruck u. dgl. nicht genug erklfirt, wie wenn es
Bd. I, S. 151 heisst: ,, Bekannt ist das Ei der Leda.^' Der Druck
ist im Allgemeinen gut und die Druckfehler siqd am Schlüsse des
Werkchens angezeigt. Ausser den bemerkten fielea mir a. a*
iioch auf Bd. I, S. 66 Athenaja, S. 183 Tieloamige Krebse, Bd«
II, S« 30 Klopftet n. s. w. Diesen beiden Bandoheii griechischer
Dichtungen sollen noch zwei naclifolgen, welche 1) die Lyrik
nebst der Elegie und dem Epigramm, 2) das Drama umfassen
werden« Des fünften und seines Inhalts ist schon oben g^achC
worden. Unmittelbar daran sollen sich die Blütheu der römischen
Didttkunst in 4 Theilen (1. epische; 2. elegische und lyrische;
S^ dramatische Dichtungen ; 4. Geschichte der römischen Dicht-
kunst) anschliessen. Druek, Papier und Format sind der bekann-
ten Taschenausgabe der Schfllerschen Werke ähnlich. Ich wün-
ache dem Wericchen Beifall und Verbreitnng.
Sehaumann,
AnMiung %um Ueiergeisen aus dem ßetUaeketi ins He^
träisehtg für Gymnasien Ton Fr. Uhlemann. Erster Cursus.
ihis Nomen in seiner voUsiändigen Ftesien und Verbindung
und das regelmässige Ferbum. Berlin 1839. XII u. 212S. 18 Gr.
Der Verf. durch seine Leistungen als Orientalist vortheilhaft- be-
kannt, sucht durch vorliegende , für mündliche und schriftliche
Hebungen bestimmte Sammlung^ von Debungsbebpielen den Man-
giel an Wortreichthum , welcher letztere für dnen gedeihlicbca
Unterricht im Hebräischen so nöthlg ist, zu beseitigen, da bei
den dem liebrfiischen Unterrichte zugemessenen 2 wöchentlichen
Stunden eine cnrsorisohe Lectüre wohl nicht statt finden kann. £r
hat , da gegenseitige Anschauung zweier Sprachen hiezu am för-«
derilchsten ist, den ganzen aittestamentlichen hebräischen Sprach*
achatz in passende Beispiele verarbeitet, wovon in diesem ersten
Ourstts das nomen , adjectivunrund regelmassige verbuln vorliegt.
Die Beispiele selbst hat er der hebräischen Sprach- und Denk-
weise so nahe als nföglich gebracht, weil vorhandene, ans^em
A. T. selbst entlehnte Sätze leicht zum Nachschlagen verteitCA
Blbliographifciip Bericlit«; tffl
kSim^, uM, ^emt Abschnitte aus dem N» T, fiberarbettet «lad,
^ie ilei verbreitete Londoner Uebersetsung oft zu Missbranch
Yeraniassuni^ giebt. Der 2. Cursus soll das ganze Spraclige-
b{et in iexi^alisdier und syntaktischer Beziehung abschliessea,
indem im ersten Hanpttheile desselben die sammtlichen Stämme
der Guttural - und unregelmässig^n Yerba in Beispiele gebracht
werden, an die sich im 2. grössern Uebungsstiicke , theils g^e-
BchichlHchen , theils poetischen Inhalts^ anschiiessen sollen,
weldie geübteren Schülern in die Hände gegeben werden können.
Dieser 1. Cnrsus Herfällt in 2 Hanpttheile y deren erster dag no*
men in seiner Flexion und Verbindung, und deren zweiter daa
regelmässige verbum enthält. Das 1. Capitel des 1. Hanpttheila
enthalt die Flexion der männlichen , das 2. da» der weiblichen
nomina. Der Verf. nimmt für das männliche nomeu 7 und für daa
weibliche 4 Torschiedene Classen an ; in die 1. tiasse der männf-
liehen nomina gehören ein - und mehrsilbige nomina mit unveräi^
derlichen Vokalen ; in die 2. gehören zweisilbige nomina mit einem
iKUveränderüchen Vokale in der letalen und einem Teranderlieh^
Kamez oder Zere in der forletzten Silbe; in die 3. einsilbige no-
mina mit veränderlichem Kamez oder Zere, oder zweisilbige mit
denselben Vokalen in der letzten und einem uaveränderlichea in
der vorletzten ; in die 4. die zweisilbigen Nomina mit 2 veränder?
liehen Kamez oder wechselnd mit Kamez und Zere; in die 5. ge*
hören die verschiedenen Segolatf ormep ; in die 6. alle nomina,
welche bei einer hinzutretenden BildungssUbe den letzten Stamm^
bnchstaben durch Dagesch forte verdoppeln $ in die 7. die Derivate
der nV. In die 1. Glasse der weibliehen nomina gehören die mit
einem unveränderlichen Vokal in der vorletzten Silbe, an welche
sich die Femininfor^ auf n^ und n; anschiiessen; in die 2. d^e,
welche in vorletzter offener Silbe ein unveränderliches Kamez
oder Z^re haben; in die 3. alle ans Segolatformen der MascuHnm
gebildete Feminina ; in die 4. alle weibliche Segolatformen auf
n-- etc. Nach doi nöthigen Bemerkungen über die Flexion dea
Nomen und dessen Verbindung mit einem Genitiv (§ 1) enthalten
§ 2 — 7 die 7 Classen der männlichen und §8 — 12 die 4 der
weiblichen nomina ^S. 1 — 117) in 3 Abschnitten , und zwar 0)
nomina im Singular (Genitlwerbiudong), b) nomina im Plural und
c) fiomina mit Suffixen, v § 5 enthält ausserdem das nomen in der
Verbindung mit dem Adjectiv und § 6 Comparation und Zahlwort.
Der zweite Häupttheil (§ 13 — 15), vom regelmässigen Verbum,
zerfiHt in 2 Capitel, deren 1. Beispiele von Kai, das 2. von den
abgeleiteten Conjugationen enthält. § 13 handelt von der Wort-
stellung im Satze, § 14 enthält Beispiele übe^ das Praeteritura
rtransit und intransitiv. Verba — Verba mit Präpositionen),
§ 15 über das Praeterftum mit Suffixen, § 16 über das Fntnmm
(als unvollendete Zeit überhaupt und als Aorist) § 17. das Futu-
rum mit Suffixen, § 18. Imperativ (affirmativ i|ls Befehl, Wunsch,
208 BibllogSiiphlficho BerUbU.
^Bltiei Aufforderung. — mit einer Vel*n6uiim^. durch das Faiurum
ai^isgedrückt, § 19. [mperativ mit Suffixen (affirmativ und negati?
durch das Futurum). § 20. Gebrauch des Infinitiv (Beispiele über
den construirten Inf. und Beispiele über den aosola teu Inf.)v § ^U
Participium (aktives und passives), § 22 Niphal, § 23. Plel und
Pyal, g 24. Hiphil und Hophai, § 25 Hithpael. S. 119— 210.
Jedem § Mnd die nöthigen grammatisclien Erläuterungen in bün-
diger Kurse vorausgeschickt, ^— z. B. über die Flexion ^es Domea
im Allg. und jeder Classe im Besoaderen , über den Status ooih
strnctus, Artikel, Anhängung der Suffixe — Relative ^— Ankaü* .
pfung der Rclativsatse, Verbindung^ der. Praposittonen •—: yer:t
bindung der Adjective mit den Substantiven — Zahlwörter -^
Wortstellung im Satz — Bedeutung der Zeiten und abgeleitetea
Conjugationen — Zeitwörter qiit Präposition und Suffixen etc»
Zugleich sind in diesem Cursus schon diejenigea syptaklischeii
Regeln in Anwendung gebracht, welche T^am ersten Versteheii
der Sprache nöthig sind, und als Grundlage der hebräi>che|i
Salzbildung angesehen werden können. Die. 211 den .Beispielen
nöthige Phraseologie ist untergesetzt. Zum beweise, wie reich«
haltig die Sammlung der Beispiele ist, s^i h\ex nur bemerkt, dass
II. B. g 2. 61 Beispiele enthält über dre einsilbigen noniina im Sin*
gular, in denen der homogene Vokalbuchstabe quioscirt, 47 über
unveränderliche einsilbige nomina mit einem vortönenden Scfaiwa
mobile oder Chatepb uuier dem. ersten Buchstaben, -84 über 28il«
bige nomina mit lauget und kurzen unveränderliehen Vokalen,. 19
über nomina . mit. unveränderlichem Kamez oder Zer^, 4S nhee
veränderliche nomina im Plural, 25 über nomina mü Suffixen.
Das Futunun als uuvoiiendete Zeit überhaupt hat 1^0, .d^Si Fu«-
turum als Aorist 50, das. Futurum mit Suffixen .82, dai( Fut stat(
des Imperat. 18 uqd mit Suff. 12 Beispiele. Die im ersten Haupt-
theile enthaltenen Beispiele sind theiis ganz ohne verba, theils
(von S. 43 an) mit dem Verbum sein gebildet. Der überreich^
Stoff reicht für lange Zeit aus und wird gewiss vielen l^ehrera
willkommen sein. Dass' die B.eispiele vom Verf. selbst gebildet
Bind'*'), und dass das nomen dem regelmässigen verbum vorge«
stellt ist, daran wird vielleicht mancher Lehrer Anstoss nclimen*
Das Aeussere des Buchs ist gut, der Druck der hebräischen Wör-
ter köqnte theilweise deutlicher und schärfer sein. Fiir den
Schulgebrauch wird das Buch, da die Schüler sich doch. auch
den 2. T^ieil anschaffen müssen, etwas zu theuer werden« .
Buddeberg*
.*) Maurer 10 seiaer auf ähnliche Art eiDgericbteteo hebräiichen
BeifpicUammlang hat alle Beispiele aus dem A» T.. gewälilt.
BibliographUche Beric|ite. 5S09
- . jinireaB Wühelm Cranier^s Heine Schriften nebst B. G.
Nkzech Memoria Crameri. Mit Einleitung ^ Miitheilungen aus
Cramer*s litetarisehem Nachlasse und Begister herausgegeben
von H, Ratjen ^ Professor und BibHofbekar an der Universilit ra
Kiel. [Leipzig, bei Hinrichs. 1887; LXVIII und 224 S. ft.9,
1 TLlr. 15 Gr.] £b amd nicht bioa Juristen, die rieb Ar
den grnndgelelirten CiTilisten Cramer interessiren. Wer «ich
nberhaiipt wm Literatur bekümmert, weiss Ton dem vielseitig ^e«
bIMetcn, liö.chst arbeilsambn und aüsserordentlieb- belesenen
Manne, er wird seine Ilausebronik gelesen und aus derselben das
Bild eines Gelehrten aufgefasst haben, ^ie sie in unsem Tagen
selten werden. Jeder Bibliothekar pder wer sonst mit Verwaltung
Von Büehersiammlungen beauftragt ist , erinnert sich des lebendi-»
gen, thätigen Mannes, wie er in seinem einspännigen Fuhrwerk'
von Ort zu Ort reiife und durch seine Kenntnisse , sowie durch
seine Spurlnaft naeh alten Büchern und Handschriften verdiente
Bewunderong erregte. Wir können es daher nur als etwas sehr
Fassendes bezeichnen , dasa Hr. Rätjen sich hat auf den Wunsch
deir^ Erben Oamer*'« ' und mancher Freunde willig finden las^
sen, einige kleine Schriften, die nur als Programme erschienen
waren , nebst deii bisher ungednickten Miscellaneen heraussuge-
ben, und versicheifin, das», wenn auch eigentlich diese Sammlung
föi; das juristische Publicum bestimmt ist, doch kein Pfailolog,
Arphäolog, Historiker und Literatur dieselbe ohne Interesse oder
— um uns richtiger aus:^udi«cken -^ ohne Belehrung aus der^
Hand legen wird. Unsere Anzeige soll nur über den Inhalt de«
Buches referiren, nachdem wir zum voraus die Genauigkeit |ind
den Fleiss des Hrn. Herausgebers ^bei Berichtigung aller Citate
und Zurückfnhrung derselben auf gangbare Ausgaben, sowie seine
eignen^ ^enn gleich kurzen, literarkdien Zusitxe verdiefnter-
maassen belobt haben. Ref. kennt aifs eigener Erflihning di«
Schwierigkeiten eines solchen Redactionsg^schüftes und weiss,
wie wenig dieselben in der Regel von den meisten Lesern gewür*-
digt zu werden pflegen. Die ^nleilung giebi eine Uebersicht von
Cramer's literarischem Leb^. Die frühem Programme de Se^^
natiisconsulto Claudiono (1182) ^ detita et legislatione Vespa^
s«i«i(1785), Lectiones membranae-Floreniinae {1785)^ Spid*
legium änimadv* in Sueto^. (1786)^ iie Dispunctionee iuris
(W92), de sigla DigestoTum (1786), Ahaleeta ad Bistor. AV
vellarum (1794)» seine Bemerkungen tiud handschriftlichen Zu- ^
satze zum ersten Bande AesSpangenberg^scheh Corpus ttirtrwer«
den S, I-T-'XllI» au^efülirt. Hierauf spricht der Herausgeber
über die Schriften de iuris Quiritium et civitatis dißcHmine
(1804) y über die tiiuii pandecL et codici de verborum signifi-
cation^ (1811), über das äi/iectm. /• Supplements ad Briesonif
opus (1813), m dem von 8. XVI -* XXVIL achätabare band-
afibrlftliehe Zusatse mitgetheUt werden. Von diesen gebt Hr«
Ti.^Jükrb. A Phil. n. Päd. od. Krit. BihU Bö. XXUT. üfU % , 14
810 Bibliograrklteli« B«rUb>e.
Jtof/M M Her 0pt$i0la ad Hnnrkkium de vnenUm» Bpmdi CaU^
§tnt. L 28. § 3. D. de fomU^ fiber; dann sa Oraaker's Tkeil-
nibme an den KMer BläUem^ tn der Henutgebe der J^^oe^
mßntB Ch9ronimiUekerBed9n{\91b) ond der ar« CVHM«Ji/tt (1817)
und SU seinen Arbeiten über den Juvenaliachen Scholiasien^
wosn ven S« XXIX — XXXVL lUe nenero Bemeiknngen Orelir«
«nd manches HandechrifUiclie nitgetheill worden tat Aon den
folf^enden Jahren wird der GratuktionaBchrifl an Wtber^ Cramer'a
Ti^ahrigen Freund und Amt, gedacht, dann seiner narratio dB
fragmeni. normulL vetMBtatum memirananim (1826") ^ .woraus
Ton S. XXXIX — XLVL 9wei Conatitotlonen des Codexttt^is de
nupim hier abgedruckt sind. Dann folgen die Nachweisangen
über Cramer's Arbeiten Ikber die lex SaUca und die Conaueiüdi"
. uea eivüatia Paleniinae (1816)^ über den Belliua (S. XLVII— i),
Fragmente des Pompomus und Seneea und Cramer'a letzte ge-
druckte Arbeit:' viia Auguaüni incerto auetore (183^)« Den
Schluss machen Bemerkungen über die in die Torliegen«^ Samm-
lung aufgenommenen MiaceÜaneen , die Hr. Ratjen aus den aieb^
%eha Banden handschriftlicber Notisen und Bemerkungen au^g:«-
wihlt hat, sodann werden aus Cramer'a sehr reichem handsehiäl-
Uchen Nachiass dessen Noten xum Corpua iuris (S. LIV— LVUl)
mitgetheUt,, femer die gieichfalls handsehriftUchen Regeln tat
^ne neue Ausgabe der Pandecteii (S. LVII--LXU), die^ Titel
der von Gramer über das Ciurpufl iuris angefertigten. SAdic^s, Con-
jecturen und BrklSrungen aus einew durchschossenen Exemfilare
AexFragmenta Faiieana (Rom. etBerol. 1814 S. LXIII-LX VIUj
lind zuletzt Einiges über Cramer'a Studien und Pläne zur Ausgabe
des Briaaoniua u. a. Die Sammlung selbst ist mit der trefflichen
iäemaria Crameri von Nüzaeh erölfnet (S. 3 — 22). Da der Ab*
. druick unverändert gescheheu ist^ so haben* wir nichls hinznzusez«
neu , indem die naeh Inhalt und Form gleich verdienstliche Schrift
' bicreits überall Anerkennung gefunden hat^ wo sie bekannt gewnr«
den ist Dasa dies nicht in noch weitern Kreisen geschehen ist,
liegt in der Schwierigkeit, dergleichen akademische Schriften zu
erhalten., wenn sie nicht einmal in 4en Buchhandel gekooiinen
sind. J}i^f Scripta Aeademica^ welche Hr. J?a<;>ii aufgenom-
men hat, sind 1) de iure Quirüium et Civitatis diaerimine* 1803«
(S. 25 — 99.) 2) de pubertatia termino es diseipliim Remana,
1804. (S. 4D — 52.) 3) de iuvembua apud Callisiratum laum.
1814.(8.53—64.) 4).Ad Geliium Escurauum Trias. 1827.
1
und awar su Nect. AtiicJCF, 4. XF, 5. und XF, 8. (S. 64— 87)
^d Eseurauaftaartua. 1832. (S. 88-- 136.) Bine grosse Eru^
ditiou und eine in unserm Jahrhunderte seltene Verbindung des
Piulologischen'mit dem Juristischen macht alle diese Abhandlun«
gen selür wichtig und rechtfertigt vollkommen den Abdruck der«
selben. Aus einer solchen Verbindimgr der wichtigsten l>iscipU-
iien dier Alterthumawissenschaf t werden Philologe sowoU ab Ju-
^BiblldgrvaphUcli« »«rlcMe. tll
rkien den bedeutendsten Nvtken sielien , wie JPteme fai de^ \^t^
rede zum Lehrbuch des röfnis^en ReehU S. XXII, (rii. s. meine
Anmerkungen «u Niebuhr's Briefe an einen jun(fen Philologen
S< 183 f.) auseinandergesettt hat. Die' «weite Hülfte der Samm«
Itokg (S. 137 — 226) bilden.die MiseeUanea ans Clramor'a Nach-
kss. Ind^rThat, eine hdebat anaiehende Sammlung einselner
Netiaen cur Reehtageschichte, jnristisohea Latinitftt, Literatur«
geachiehte und Pkiioiogie, aas der, wir nur EfnzelneslierauahebeQ
wollen. Am IV'uchtbarsten ist «die Sammlung fOr juristische Lite-
ratur- und Recht^geschichte. Ueber den grossen Cujas G^fuo
dociore perpetuo ittor^\ SBgt'Cramer auf S. 59) finden sich auf
S. 143. 163. 176 --r 192 u. a. beidirende Nothen und Aufsohlusse,
femer Iklier Budaeus, Haioander, Hotomann, Russard, Donellns,
Augustinus, Alciat, Vigiins, Zasiua und andere, weiche das Re^
gister nachweist Ueber juristische Latinitilt, namentlich über
Corpus delicti^ proeessus iuris ^ fataHa und andere barbarische
Terminologien stehen S. 159 — 163. lesenswerthe Erörterungen.
'Ebenso. finden sich über Stellen aus Ammianus MarcelUflus, Yir^
gllina,^ Pliniua, elnselne ControTerSen aua dien Pandecten und ,
NovelJeD, Confecturen und Kritiken, die nicht unbeachtet blei*
ben durften, Viele Bereicherungen hat auch die Universitita «
und IProfessor^ngeschichte früherer Jahrhunderte erhalten. So
wurden im sechzehnten JaErhundert die juristischen Vorlesungen
in so unermesslieher Ausdehnung gehalten , dass viele Studirende
bei ihrem Abgange von der Unffersitfitnur über einige Bücher der
Pandecten oder des Codex Vorlesungen gehört hatten (S. 147 — >
149) , in Parma las man noch 1780 über das Digesium Novum
und Fetus und über das Staatsrecht nach Xenophon*s Cyropadie
(S. 213), in Erfurt bot mau achtzig Thaler jfihrlich Ar einen Pro-
fessor der Philologie aus Löwen (S. 211). Ferner wird aus Le*
ctionscatälogen manche interessante Notis mitgetheilt, und über
jurialisohe Promotionen (S. 210. 211.), I^ber den Gebrauch 4er
deutschen und lateinischen Sprache bei Vorlesungen (S. 151 f.),
über ßniversitatenverbote , Pressfreiheit und Aehnliches, alles in
ergotalicher Abwechselung. Mandie Seltenheiten und EdHiones
priheipes auf der Kieler Bibliothek, als des Arislophänes ^ Pin*
darus^ Fappus vtnd anderer, die mit handschriftlichen Znsirtxen
namhaher Geirrten bereichert sind, werden ton S. 206 — 20^.
beschrieben. Und auch au manchen Curiosititen fehlt es nicht.
Auf S. 207 ist ein lateinisches Burschenlled tou Litther für die
Depoi^tion eines Fuchses abgedruckt und auf S. 150 die Ansich«
ten der Kieler Juristen und Theologen über die Zulissigkeit von
Opern fn Hamburg, wo damals (es war im Anfange des Jähret
1688) Ratfa und Geistlichkeit sich wegen AtrflÜhrnng eines Schau-
spielhauses in heftiger Bewegung befanden. * Das Concliisum fiel
dahin aus: non esse respondendum ad peiitionem Hämhurgen-
tium ob praegnaniee eousas* wobei aber dodi die Klder Theolo-^
14*
212 Bl^lUgrtpIlUclit.BarUkCe.
gea, «ngeaditel unter Ibw» der dardi mIm etarrea 0rlliod#xea
Gmndsitie berüchtigte JpA. JPr. Mager war, die ganse Sache ah
ein Adiaphoron belracbteleo« Mit. einem Worte, ea Tereinlgt
aicb aenr Vielea, um dieae ßtiscManeen m einer eben ao beleh-^
renden ab unterhaltenden LectOre au machen, ala ^le unter ihn-
lieber Ueberachrift Tcreinigten Notiien und Bemerlcungen ^ wel-
che Fr. Jacobe tn aeinen Fermiaekien Schriften geaammelt hat*
jr. G. Jacobe
De$ (!) S&phoUee Tra^ödieß in deuteeher Proea. Von
einem Vereine Gelehrter. [Erfurt und Leipiig, Ludwifp Hü-
aenberg'a Verlag 1840. 12.] - Ba ist unglaublich, bia m welchem
Grade Ton edler Dreiatiglteit die buobluindleriache Specolation et
in unaern Tagen gebracht hat. Blau höre, wie dieser aei-diaant
^^y er ein von Geiehrien^' auf anderthalb Seiten dieae aeiiie Arbdt
einleitet: ^^Wenn wir die Heroen der dentachen Poeaie, einen
Schiller^ Goethe^ Alopeteck^ Wieland ^ Körner (den nur ein
unreifer Primaner in dieae Geaellachaft bringen Itann) a.-a. w. in
gleichmäesigen Handauagaben dem Pubiüctmi an billigem Prdae
überliefern, fvenn wir dtoaen unaern vaterlSndiachen Dicbtera üe
grossen Poeten dea Auslandes: Shakepeare^ Byron ^ Maare^
Cervantee u. a. w; anzureihen begonnen haben, ao miiaaen wir nul
noch grösserem ^ecA/« (T!) der alt^n griechischen Tragödien-
dichter gedenken, der Ui'quelien, aus denen, Goe^J^a, Schiller^
JClop»iock und viele mit ihnen die grossen Gedaniien zu Ihren un-
aterblichen Gebilden geachöpft haben. [Nun wissen wir ea dodi,
wo Klopstocks Messias, Goethes Faust und Schillers Teil eigent-
,licli her sind ] Sie Tcrdienen unsere gerechteste Anericennung,
tmd vor allen fst es Sophokles^^ u. s. w. Möchte nun immerbin
die von Hrn» Ludwig Hilsenbcrg, der dieses Muster von Voirede
' contrasignirl hat — gegründete neue Akademie von Gelehrten es
aussprechen, dass Aeacbylus, Sophokles und £uripidea ^yuneere
Anerkennung verdienen^^^ wenn aie nur nicht an der Einblt
achölerhaftester'Bomirlheit auch sogleich eine Anmaasaung ge-
aellten, d^ren Exempel in den Annalcn der Literatur unerhört
ist. Oder wird man ea glauben, daas dieser Verein von Geleiir*
ten die Unverschämtheit hat, alle bisherigen Ueberaetzungen von
^Meistern, wieSpIger, Thndidiumi Wex, Donner u. a. für unge-
nlessbare Produkte au erklaren,, vor denen ein Loser wie Tor dem
fratzenh^ten Conterfei einen schönen Gegenatandes zurück-
sdirecktl wird man diea glauben, wenn ich diese Erfurter Aka-
demie nicht mit ihren eigenen Worten reden lasse? Also: yy/ir
geben Sophokles Werke hier in einet getreuen flieeeenden lieber-
Setzung in Prosa. So nur kann ein erfreuliches Eindringen in
den Geist des alten Dichters bezweckt (11) werden f legt man
der Uebortragung die schwere, überlastige Fessel des griechir
echen Yeraea an, eo.nuiee unter dem ängatUchen Drucke der-:
Sibliograpliliiclfo BerichU« £13
•gelten (ßeisi nid Wort er9iieken\ und der Leser tcatmmir vor
-dßtn ungeniessbaren Werke zurüekachreöken. Man jergleiche
unsere Üebersetzung mit Irgend einer ^ ikeibst Ton Meisterhand
entworfenen Version in 'gebnndeiier Rede, um das Gesagte «la
durchaus wahr %vl erkenneh.^^ — Es hiesse das Schwert der Kri-
tik entweihen ( wollte man es da brauchen ^ wo die Feitsche des
Hohns an ihrer Steile ist. ^ Und wenn schon Lessing empfiehlt
atolz und höhnend dem Prahler entgegenzutreten, so bedarf ea
hier eigentlich nur der obigen AnfiihnEingen , um diesen Sanscu-
lottismns, dejr sich firech in das' Heiligthum der Kunst und Wis«
^enschaft des Alterthums einzudringen gewagt hat,' gebührend zn
hrandmarken^ Aller auch nicht einmal den Dienst, wozu dies Mach-
werk ganz augenscheinlich bestimmt ist,, den Dienst für fanle In-
sassen Ton Primanerklassen, oder arbeitsscheue Lehrer, kann es
Terrichten, da es Ton tJnrichtigkelleh und Verstössen der mannig-
faltigsten Art wimmelt Nur ein Paar Proben davon. Oedip» ty-
rannus v. 3. txtijQlmg HlAdöi0iV l^hötiiifiivot würd übersetzt:
mit Oelzweigen ieArans/, v, 9. litBl n^inmv Itpvq = da dein
Dienst^ dein AUer dich yor allen zum Sprecher weihen. — Anti-
gona V. 332. beginnt der Chor: „Es giebt viel fFunderlithes ;
aber nichts Ut tvunderlicher als der Mensch.^^ Gnd ebendaselbst
spricht Aii)t jgone in der neuen Gelehrten Vereiusmundart : ~ „Tel
will dir nicht mit Bitten zusetzen. SelbjBt wenn sich dem Wille
änderte, würdest du doch nur mit Missvergnugen an der Hand-
lung Thieii nehmen. Halte ifie du es wiUst; hh für mept Theil
begrabe jenen. Denn %ur Ehre gereichies mir bei einer solchen
That zu sterben. Als Fretindin werde ich neben dem Freunde
liegen nach helUger Pflichterfäilung., ~ Fahre du nur immer
fort die heiligen Gesetze %n' entehren I^^ Gnd weiter spricht dte-^
selbe S. 121. „Wenn mir die Kraft ausgeht, dann Mrerd'.h^ schon
Ton selber aufhören.^^ -^ Was Ut Parodie wenn dies keine ist!
Ja wahrlich s ,^Es giebt. Tiel Wunderliches, aber nichts ist wun-
derlicher als diese Üebersetzung des Erfiirter GelekrtenTereins!^^
Oldenhnrg. Ad^ Stahr.
' ' Demeter und Peraephone, ein Cyelus mythologischer Vn-
fersuchungen. Von Jbudwig Pr eller ^ Bn der Philosophie. [Ham-
burg bei Perthes -Besser und Mauke. 1837. 8.} Das Hauptver-v
dfensl dieses Werkes scheint mir darin zu bestehen , dass es fiir
die Entwickehiiigsgeschichte deir griechischen Religion namhafte
Ausbeute g^bt, indem es a&wei Elemente derselben bestimmter,
als früher geschehen , Unterscheidet uiid' dais eine davon, das my-
stische, insoweit es sich namentlich auf den Deiiietercult erstreckt^
ziemlich ToUständig darlegt. Nach der Darstellung des Hrn. Verf.
ist 'Homer frei Ton jedem mystischen Element; keimt den Raub
der Persephone und die Demeter als Mutter der P^rsephou^ nicht,
dagegto Ist Hetiodos der Dichter dieser. Mythen, jedoch nicht
tH BibtiogrsflilMbd BerUliU.
derBrJlicliter: denn df e mytÜBclie» BafltanMieile degBemetorr
cultos gehören wahncheiiilich der vorhelleBMchen Einwohnerr
achaft GrieeheoUtnds, gind tber In die darch das Epos ▼ermittelte
KatioBaliDjrtholo^e erst io der Zeit nach Homer, «ber^egaogeiiw
Persephooe ist bei Homer die Gattin des mclit minder schreeldi«
chen Aidoneos, TollziehtFlaehe, bestraf! todeswurdi^e Verbre^
eben, bat die grausen" Erinnjen sn Dienerinnen. Demeter ist
die obere Fnichtgottia bei Homer, in spaterer Zeit identiflcirt mit
Ge, mit bis, mit Rhea, mit letsterer sowie mit Hekate und Per-
sepbone durcb Orpbische Poesie. In der Orphiscben Poesie aber
sind ältere und jnngere Elemente lu npterscbeiden. Hir EiDÜuss
auf die heileniscfae Natiobalmythoiogle uni die Zeit der Pisistre-
tiden, ibr Ursprung tbrako-pbrygiscb. Die griechische Poesie,
welche den im engeren Sinne Orphischeq Elementen sor Basis '
dient, ist vorsugsweise die Hesiodeische. Die Orpbisdie Theo*
gonic ist nicht blos spiter als Homer, sondern anch später als
Hesiod nnd in Abhängigkeit toH diesem redigirt, den sie jedoch
•pater Terdunkelte. Die Orpbische Mythologie Ist ein Durchs
gangspunkt des älteren Polytheismus in den aus älteren Formen
nnd modernem Inhalt phantastisch susammengesetsten Pantheis*
mus, oder richtiger Pandämonismus, welcher lange Zeit nur in
einzelnen Elementen zerstreut , gegen den Abend der griechi*
sehen Religion^ Ihre ausschliessliche Richtung gebildet hat. Sie
Ist eine Theokrasie, die die homerische Mythenwelt zerstörte^
Physik und Theologie Im Mythengewand, hypermystisch, oIh
scön. In ibr ist Demeter die Allmatter, mit Rhea und 6e Iden*
tische nodi mehr Ist Persephone identisch biit Hekate -Artem^
Mutter des Orphiscben Hauptgottes,, des mystischen Zagreus.
Dieser Ist eigentlich der thndLisehe Dionysos^ Zeus wohfite sei«
ner Tochtte in Schlangengestalt bd. Dies Ist der Inhalt der Ein"
leüung. Das erste iapUel des Werks beschäftigt sich mit dem
Raube der Köre — nach der Hymnenpoesie, besonders nach dem
Homeriden - Hymnus^ nach dem Orphischeni Gedichte vom Ranbe^
nach Lokalmytben , besonders arkadischen. Vom 9« Paragraphe
an wird das besagte unter aügemeine Bestimmungen gesammelt.
Analoges aufgesucht und znnädist von ^ea ehdionischen Göttern
gehandelt, ab dem aligemeinen Substrate der Mythen, In denen
Köre die Hauptperson ii^t. Sie sind In der Homerischen und In
der Hesiodeischen Poesie Ton ganz entgegengesetzter Bedeutung.
Uebeihaopt hat Homer ganz andere Anschauungen Tom'Weltge-»
bände als Hesiöd, blos äusserhche, ohne Nebengedanken^ bloa
ränmliishe, wie rem Reiche unter der Erde. Die nachhomeri-
sehen Anschauungen und Vorstellungen Ton der Unterwelt sind,
verschieden rücksichtlich der Zahl der Götter (bei Homer bion
Aldoneus, Persephone und die Erinnyen), der Eigenschäften der
Götter (bei Homer blos Todesgötter), die «n der Eigensdiaft der
Furchtbarkelt die der T^etativen Fruchtbarkeit bekommen i ufid
BiblUgfaphUclie Berleliie.! S15
r&ckmbllkh des ^er^mmg und flweB CaitiMi, iik sie mdbr fai^deo
- Vordergrund treten, Rmther und Helfer und Tröster und iMSttel«
ptinkte des mystischen CuUoa werden* Milder wird aulsh das
Recht und die Gereditigkeit^ die jiingerenGetter. Fmchtgotter
werden ausser den homerisdien Göftern der Unterwelt nodi die
' cfathonische Detaeter^ der chthonlsche Hermes , die chthonische
Hekate^ der chthbniidiie Dionysos. Diese chthonischen Gotthei-
len haben die Herrschaft über die Verstorbenen, die Kraft der^
Productivitat, das Amt 4er Seelenieitm^. Eigenthümiich Jtt ih^
nen noch d|e Heilkraft und die Idee der Snhnnng*. Die VorsteU
lung von den ZuständiNi der Verstorbenen änderte sich damit
Homer unterscheidet swsr. schon zvrisdien S^ele und Leib; di«
Seele als Lebensprincip ist schon etwas Unsterbliehes; aber ciine .
Körper- e'^i wesenloser Schein ; von eigentlicher Beiohnnng und
Bestattung enthält Hopaer nichts' Bestimmtes« Anders sind die
späteren Vorstellungen. Dies geht schon ans der Däferens der
Bestrafung hervor. Wer den Leib verbrennt oder sonst zerstört^
dem gilt er /Nichts. Die Todtenbeerdigong heiligt die Leiber in
der Erde uhd hebt sie an einer höheren fimtens empor» 80 bei
den Pelasgerii. Die Dfimonenlehre , welche Homer nicht kennte
Hesiod an das Mythologumen der ehemaligen Geschlec]iter'an4
knüpft, hängt damit zusammen. Die Todten sind au erhöheten
Erdgeistern geworden^ hüif reich den Hinterbliehenen. .Verwandt
ist der Heroencultus^ eine Art von Nekroiatrae. ^ Damit hängt
auch ansamroen der Glaube an ein Emporkommen der i(fv^«l au
bestimmten Jahreszeiten. Der Glaube an periodische Umkärpe»
rnngen gehört demselben Spirltualisnäus an- In den eleusinischen
JHysterien wurden besaete Hoffmmgen über des Lebens Ende
und jinfang erweckt, aber letzteres wohl i|icht in Bezug auf
eine Rückkehr ins Leben. Philosophischen ilrsprung hat wdil
die Lehre von der AuQösuug aller Dinge «auch der Seelen in den
Aether der Uraubstanz: wonach dann ^ untere Luft den sohleeh*
teren, die- obere den bessern Seelen zuertheilt.wird. An* die
. Koramythe schliesst der Verf. auch die}enige religiöse Anschan«»
vngs weise an^ welche das. Göttliche mit; dem Natürlichen so
ganz identificirt^ dass die mit dem jährlidien Gyclus der Belebung
und Ertödtung^ der Natur wechselnden Zustände der besonderäi
Natnrkraft oder Naturerscheinung, welche jedesmal von einem
besond^rn' Gotte reprfisei^tirt wird , mit den Zuständen dieses
Gottes scilber völlig zusammenfällt.^ Die Mythe, als die Erzählung
von diesen Zuständen des Gottes ^ muss-dann ganz Allegorie sein.
Der Verf. nennt diese Art der MythenbUdnng mystisch, ^ell alle
Mystik der Fabel sowohl als des Cnltns ausidiliesslidi auf dieaem
d^iete sehie Wurzel' hat. Es ist in dem derartigen Cnltua di#
tiefste Sympathie mit dem Naturleben. Dies Alles ist in der Ko^^^
ramythe. Ausserdem im ergivlsdien und attisehen Zenscult In
Asgog bewiilEte-easnnäclist der Hevadienst, und darin napentlisfi
21G BiblUgrapliIicliii Beriehte.
der fifbö^. < lo Atttkm fal es der ZSem pajU{cog, der Snbnseiii«
Dattdbe im ionisch-iyciiclien Cuite des ApoUon. Hier ist Hja-*
kinthos das sierbeode Natnrieben.aBderwirts Lines und lümr-
liehe Figuren, wie sie nrösstentheils in den Mythen der tin-rid-
sehen, karischen und sonst kieinasiatisclien Stimme vorkommen«
Aehntiche Ideen liegen der Mythe yom Tode des Dionyaus-^Za-
greus xn Grande und finde» sieh auch sonst noch bei vielen Vel*
kern, Phrygera, Lydern, Aegyptem, wo Identification des
Göttlichen mit der äussern Natur Grundlage der Religion war.
Bei Homer ist aber nicht die Natur das Göttliche, sondern Tiel-
melur der Mensch, der Idealmensch, so wie ein Naturvolk sieh
denselben denkt mit Schönheit, Kraft und Geist« Seine Götter
sind den Schranken der Endlichkeit enthobne Menschen, ewig
heiter und sorglos. Aber Homer kennt jene Sndre Religion , den
LinosgeBsng, -die. mit dem laslon auf der Ackerfurche bohle^ide
Demeter. — Er nimmt aber nur oberflächlich davon Notis. Btn
ethnologischer Gegensatz ist anzunehmen zwischen Hellenen dar
maliger Zeit und vorhellatischen sammt thrricischen Siaramen.
Im letzten Paragraphe dieses Capitpls handelt der Hr. Verf. von
der Natur des Mystischen, wovon tt hätte aasgehen soileu. Zum
mystischen Gottesdienst gehören Reinigungen, Ascese, Ojrgissr'
mus. Die Gottheit gilt als «ntferut, unerreichbar; der Mensch
als unrein. So nicht im Homer , sondern in jenca Naturreligio*
neu, wo die Jenseitfgkeit, das Geheimniss und die Verborgjsn-
heit für die wesentlichite Bestimmung der Gottheit gehalten wird.
Darin liegt denn auch/der Grund zum Mysterium, das die Ahnung
' von "der Gottheit als. Geist in sich fasst. . Der Mythus dagegen
sieht die Gotthdt herab In menschliche Zustände. Symbolik und
.Allegorie gehören der Mystik an. Die Mythologie'istProduet
des Epos, was den Hellenen angehört« Homer ist der einzige
Bepräsentant der epischen Periode^ Schöpfer der hellenischen
Mythologie und somit der Nationalreligiou ^ worin jene vielleieht
altereu Elemente der vorhellenis6hen Religion zu Momenten war-
deii in nachhomerischer Zeit. - Das zweite Gapitel hat zum Ge-
genstand Triptolemos, Demeter, als Göttin der Agriciiltur,'£ry->
sichthon ; das dritte CapHei Demeter Thesmophoros. Betrachtet
wir nun den Theil des Werkes, von dem wir den Inhalt weitläiiftig
angegeben haben , genauer , so enthält er wohl alle Elemente zu
einer Geschichte der hellenischen lieligion , jedoch weder stis-
fuhrlich noch in gehöriger, Ordnung« Der Unterschied ^wischen
Homer, Hesiodus uujd Orpheus ist festzuhalteUf'^benso der Unter^
schied zwischen Hellenen, Pelasgern und Thrako-Phrygeirn«
Durch den ganzen Orient zidht sich dieselbe Dreitbeilui^^, die>in
Griechenland ihre Durchdringung und VoHendung fand,, nament^
lieh in der Homerischen Poesie. Zunächst sind es nur zweiter-»
schiedene Momente, sus denen diese erwuchs,, und ein drittes,
höher gestaltetes. Es sind die Mome&te des Nordens und des
^ Bi1ili6grftp!ns<:1ie Berlehie». 217
Sfiflenfi ^ der Ber^e und der Thilcr ^ der Nacht iind tieft Tag9, de»
Mümilichen und Weiblichen , des Spirititellen und MiücrieHeii,'
C^ehfii^en und Körperlidien. Der Norden ist ohne. Blut iind
Fleisch in Besiehnng auf sehie Gotter und «ein Naiurfehcn. - Der
Mensch des Nordens nimmt bei der Kr^aehuttg seines Be^usst-
.8eil)8 jedweden zubilligen Gegenstand für das Andre, >vas er von .
sich oder in sich zu unterseheiden beginnt. . Dieser Gegenstand
wird ihm zum Zeichen seines zweiten Iclis, seines Geistes, seiner
höheren Natur, die, sich ^n regen anfangt. Dies gestalüose Zei-
chen ist der Geist, ^die. Seele ausser ihm, die machtigere Polenir.
Vor iliffl schaudert er, ihm zollt er seine Bewunderung, Verehr
rung; esJ^t sein TaU8man,gicbt ihm Schutz, Kfaft, Sieg, i6t
zanberkriftig. Ohne Fleisch iind Btnt ist es etwas Gespenati*
sriies, Geisterhaftes, etwas Unbestimmtes, Allgemeines, Ge-
S^hlechtsioses , Fernes/ Bei weiterer Entwiclcching unterschei-
det der Mensch jäie natürlichen Gegenstände unter einander. Im .
Norden und auf kahien Berghölien erscheint ihm de^ tlimmel 4ils
das AJlgemeine ^so den Chinesen) ,' das /7ar , Tletvöior^ oder
auch wohi die Himmelskörper in* ihrer Allgemeinheit, späteir
Sonne, Mond und Sterne gesondert. Dann dringt schon ein sym-
bolisches Element in die Reilgipn hinein. Der Gruiiclrharakterv
bleibt aber immer der Spiritualismns. Geisterlehre, DSmoiiolo- -
gie , PandämQnismus entwickelt sich daraus. Ganz entgegenge-
setzt ist die Religion des Südens und der Fmchtebnen^ Hier ist
Fleisch und Bhit , und Fleisch und Blut erliält das geistige oder
göttliche Princip, sobald es als besondres Wesen irt^ dds mensch« .
lidieBewusstsein tritt. "Das animalische und vcgctatii ische Xe-
ben zieht hier den Menschen an sieh ; er lebt mit ihm em Leben,
sympathetisch in naiver Diib^angcnheit, bis^'dass der Verstand
Ihn aus diesem Paradiese treibt, die Verwunderung zum Staunen
und zur Ahnung der höheren Potenz als des Urijuells alles Ldirens
fihrt. Nun findet er in diesen oder jenem Lebendigen das gött-
liche Wesen,' oder seinen Ausdruck, sein Symbol, besonders im
thierischfen Leben, wiewohl jedes Lebendige daran Antheil hat,
göttlichen Ursprungs ist. Dieser Panthebmüs lehrt, durch Kunst
die Götter unter Bildern darstellen und fAhrt zu einer Mythologie,
velcltes beides dem SpirituaHsmiiis freted bleibt. Daran schliesst
sich die episdie Poesie , wahrend jener mir Hymnenpoesie er-
eeugen kann. In diese beiden Religionen zerfallt das Religioiis-
aystem des Orients. Glitten inne aber bildet sich aus beiden ent-
gegengesetzten Elementen aiimalig ein Gemischtes , das zu
einem höherei» der Anfang ist« Im Orient ist Centralasien die
Wiege, dieses mittleren Moments, und darin wird JiidHa dieVi^ege
des höherei^ religiösen Prinoips, mit vorherrschendem Spiritualis-
mus fasst es die Got|heit in mciis^lichem Pathos und Ethos. Das
•Geisteslebea ist es hier, was Jie Sympathie begnindet; nfcht die
leidende äussere Natur ist hier das Schmerzenskind^ der dedg
218 BlblUgraphlacbd BerliM«*
Teaöxjtöv, Vfle in der niaterialfstisclien Weltmisohauung, sondern
der Voikfigeist, der leidende Knedit Johovas, woran sich ebenso
das Licht des Prophetenthaneis entsundet, wie an der Idee des
hinsterbenden Naturptinctps die Fackel des Mysteriums, ha
'Grieehenland haben wir i|un dieseiben Elemente , den Spiritnalis«
inus des Nordens (der Iltere Orpheus -— ), den Materiaiismas des
Südens und der Fruchtthiller (die P^ias^er and ihr Sympathisi-»
ren mit der >]Natur, besonders au<;h änS den Insehi und Kästen^ ^
ländern) , und^aus beiden bHdet sich das Helienenthiim , weldies
den geistdnrchdnm^enen Mensohenleib als -protyptschen Gott-*
meiisiiheh erfasst — aiunächst, aber noch g^nz Insserlich In der
Homerischen Poesie. / In dieser ist der nordische Sptritualismut
und der südliche Materiaiismiis schon in einer hohem Einheit auf«
gehoben. Vom nordischen Geister^nben und Zauberweseii-
finden sich namentlich in der Odyssee hinlangKche Monumente»
Es sind dies die Zauber^laiten der Kaiypso, Circe, der Stre^
iien, der In<r-Leiilcothea — ; es ist dies die Idee des äalptoi^f
die Gestalt des Hermes mit der nur ang^edeuteten He]ca^ odev
Medea. In wiefern selbstHelena urspriinglich in diesen- Kreis ^hört^
^vfts spatere Schriftsteller hervorg^ehoben Iiaben , und die DIos*
kur^n , will ich hier bei Seite liegen lassen ; aber die Gestalt des
Apollonals'^Exaro^i, 'EKccsQyog — und der Artemis können die-^
sen ihren Ursprung nicht Terleugnen. Was die homerische oder
altepische Poesie aus diesem urspriinglich geisterhaften Wesen
gemacht hat , brauche ich nioht auselnandersusetzen. Sie hat) sie
entweder gans in die Ferne geschoben oder mit^ Fleisch und Blut <
erfüllt In Apellon war das Geistige oder Geisterhafte vorhan«
den; Homer fand es vor; er gab Fieis^ch und Blut dazu. Als He^
katos lässt er sich von Hekate nicht trennen ; sie hat er ganz ent-» .
i^mf aus dem Kreise seiner Götterwelt. Sie ist die geheironiss-
volle geistige Kraft Im-Schafien und Vernichten, di^ den sinnli«»
eheren Naturen mehr als Spuck erschien. Sie ist dästga^ weibf
lieh dem männlichen datfcrav zur Seite. Fleischlicher erscheint
schon Hermes V de^in d^n ältesten Anschauungen von Hekate
nicht getrennt ward. In der lUas ist er chthonisehe Potenz', ta
der Odyssee ist er in beiden Reichen, aueh auf der Meereswelt^
also wie Hekate — triformis. Ghthonisch wurde di^se geistere
hafte Potenz der nördlichen Thraker, als sie in Phrygiens Fruchte
ebenen einwanderten und sich mit den. dortigen Pielasgem ver4>
mischten. Dies ersieht man noch aus der Ilias. Er ward Hlr-»-
taigott wie ApoUon unter ähnlichen Verhältnissen ^ oder wie Diov
nysos in ähnlicher Rücksicht. Das ist er noch im alten Arkadien
und verschiedenen LokalcüUen , worin sich auch noch Spuren
finden von seiner uralten Dignität ils zauberhaftes Urprineip^
IJdVf nkvStov ' — , alsHioamei^ besonders nächtlicher Himmel^
wovon er bd Homer 'Agyeispovtijt; ^ didurmg — =• heisst Als ge*
helmui»volle Macht über alle Dinge imd ia allen Dingen kennen
'BiUiographifclie BericIiU. . 219
Shn hesonitn H^siodug und die Lyriker (Piiidtr). Mit seiner ge^
heimen geistjgfen Macht hängen Tiele Pradlcate und Attribute zu«
simmen, die ErfindungAra|t, das xXii}cci etc. In allen Betch^n
machtii^ ist er sjpäter der Vermittler geworden. ürspfungUch ge^
heime Naturmacht fial er mit Hekate In Simetbracien geheimen
Cttltiis erhalten (s. Lobeck Aglaofih.). IVach SamoUiracien in»
men aber frübieiiig pj&iasgische Stamme , die mit dem Naturlebea^
i^mpathlaiiien. Er ward als ordnendes Prindp — Kadfiog be-
sannt oder fnr dessen Vater gehalten, der besonders ak KadftlXog
der leidende Naturgott war. Er geht in den Tod und gewinnt so
das Leben, wie bei einem' thracisch-plirygisch'en. Volksstamme.
Dionysos oder Zagrens und wie in andern Ldcalcuiten ApoUon -^
in. der Fal>ei von Admetos. .Dies ist die bei allen Völkern sich
fin^nde Idee der ErlSsimg dfirch den Tod. Bei den siidlichercn
und sinnlicheren Völkern blieb diesö Idee an das sinnliche Nattir*
leben geknüpft; bei d^ spirit^ialtsäschen Völkern des Nordens
wurde sie geistig, .ethisch.. Auch weiblich kam dies^ Lebens«-
princlp zur Anschauung. Da war es zuerst Hekate die noidasia«-
tische Anahit — um- von den doppeltgeschleclitiichen oder ge-
■chlechtlosen MiUir^ zu schwelgen; Concreter aufgefasst wurde
diese Schmerzensmutter in den Frnchtthitlerri — als Demeter
oder als deren Tochter Persephone, Köre. Die Gleichheit des
Princips und die Anschauung machte es möglich, dass- in diese
Mysterien Zagreu^-Dionysos hineingesogen und von seinem Volks-
atamm darin Platz erhielt Eine änderbare Vereinbarung I So in
Ekusis. Kehren wir nun zn- Homer, Hesfod und Orphens zn^
rück, so einlebt sich, dass der wssprungliche Or|;^eHft ReprSsen-
tant der nordischen Anschaoungsweise Ist Das Geisterhafte
herrsditTor, und das göttliche Urprincip Ist ein Allgemeines^
Uttbestlhimbares, Geiieimes, Fernes, ohne Fleisdi und Blut,
ohne Mythos und Bild, Mos für die Lyrik, zunächst Hymnik poe^
tisches Object, ohne eigentUchen Cultus. . Seine Priester sind
Zauberer^ Seher oder Propheten , Geisterb^schwörer: ihre Vo*-
ehrung Ascese, Sühnungeu und Reinigungen. Hesiod gelte uns
als Repräsentant der religiösen Anschauung, welche in Allen
was da ist ein göttliches Loben erblickt und mit dem Naturlebeo
syropathlsirt, so dass das Menschenleben selbst nur ein Natnr-
leben ist. Das Leben wird hier geheiligt, das Göttlidie ist indi-^
viduell« flersönlich, vielgestatlig, überall gegenwärtig , mensch'«
fidi handelnd , aber bei dfsm AUeii an einen Urgrund gebunden.":
Der Crgnmd ist^aturseele, dessen Ausflösse, die Menschensee^
len, die sich im Leben durch den Cultus, nameiiitlich denorgla«
atischen; mit jenem tereinen können und ib Körper ihre Whi[-
lichkeit haben. Das Leibliche, Lebendige, Iiidividnelle des
Göttlichen ist Princip der Symbolik ; und M^tüik und Epik schlies-
seti sich leicht daran an, wenn der menschliche Gelst'die Fesseln
der mystjsdieii Sympathie abstreift, in sich, selbst kommt, irei
220 BHbllogfapliii'ebe BericIiU.
wird in naiver Unbefan/renlieft/ so dag« der Leib nur' ab insaer-
llclie Er^dielnting dea Geiatea gilt, was -eine iathetiache Reli-
^iansanscliatiung , die Helieiiiache henrorbriD^« Dlea letztere iai
beaondera dann möglicli, wenn daa Princip dies Spiridialiamu» auf
diea^ Princip einwirkt ; dies iat dnrch Vereipi^ng der thraki-
aehen luid pelaa^iaolien Völker geschehen. Homer iat die Frucht
dieaea Procesaea. Von ihm und dorch ihn worde die hesiodeiache
Poesie episch bestimmt nnd Tielfach infloenshrt; ebenao die aitör*
phische. In Heaioda zweitem Yaterlande wohnten ab<Br thrikiaehe
8tamme; daherdaa Pandämonfstiache oder Spirituelle inihm(IIe-
kate). Ueber die Acchtheit und Unächtheit vieler Stellen in aei-
nen Werken iat darum schwer an entscheiden. Auch die . orphi«
acbe Poesie wurde dnrch die liomerisciie bestimmt oder vielmehr
ganz umgeändMt. Das PHncip der orphischen Anschauung aber
blieb i^endig, trieb neue Spröasiilige und verschlang, als daa
istbetkche Princip sich erschöpfte, die ganze hellenische Natio«
nalreligioO) um die vollkommnere Religion dea Geistes vorzube-
reiten. ' Haupt.
Die IVahrsehetnlichkeitsrechnung und ihre Amtendung auf
das wissenschaftliehe und praktisehe Leben von Gast, Adolph
Jnhn^Y^t, der Philosophie und Lehrer der Mathematik in Leipzig.
Mtt I Figurentafel. Leipzig b.Schwickert. 1339. XU n. 227 S.
gr. 8. 1 Fl. 48^ Kr.] Die Bemerkung dea Verf. ^ dass die Anwen«
düngen der Wahrscheiniichkeitsrecbnung nicht so zahlreich ge«
macht würden, als diese wegen ihrer frucfitbaren Folgen und
grossen Vortheile es eigentlich verdiene, und dass. die Schuld hier«
von thcils die Schwierigkelten, aufweiche man^stosse, z. B* bei
Anlegung sehr genauer Sterbiichkeitstafeln , bei vorzunehmen«
den Wahlen, bei Entscheidung der Stimmenmehrheit, u. dgl., theila
der Mangel an Vorkenntnissen trügen, indem jene Schwierig«
keiten schwer zu beseitigen seien und dieser Mangel vielfoch
du^ch die zwecklose Beliandiungaweise dieser mathematischen
Diaciplin entstehe, ist eben so rhohtrg, als die weitere, daas gar
viele Leser die Werke eines Jakob, Job. und Nikol. Ber-
iiouUi, Lapiaco, .Moivre, Lacroix «• A. weder TlVIUgf
veratehen, noch benutzen könnten, weswegen- er sich veraidaaat
geaahen habe, Materialien zu ^einem kleinen Handbuche zu aam«»
mein und zu ordnen, welches eine bequem übersichtliche Auf«
Stellung der Auflösungen , Resultate u. a. w« ohne Beifügung von
atreng analytischen Beweisen enthalte. Ref. billigt diese Bet
handlungsweise und verspricht sich von dem verstindigen Lesen
der Angaben inr den Anfänger, ja selbst für den Sachkenner,
viele Vortheile. Die Schrift zerfälit in zwei llicile, deren 1. In
2 Capiteln gleichsam die Theorie, der 2. die Anwendung der
Wahrscheinlichkeitsrechnung enthalt. Dort behandelt der Verf.
ini 1. Cap. die verschiedenen Arten dieser und ihre^ Bestimmung
( BibllDgVaphifche B«rl^lkU. 221
S. 1 "^ 21; im 2. di^ mathemat. Hoffnung, den pliyskcheii und
moralischen WertU einer Summe Geldes, das-^ehoffte physische
nndi moralische Vermögen itnd die moralische HojQfuunfi^, S« 22 —
28; 101 3* die' verschiedenen Wetten und im 4. die TheilHngsre-
gel beim Spiele S. 28 -<ät Der 2. Theii ceTfälU in 2s Ab-
schnitte, vovon der 1. In 8 Capjteln Ton' der Bestinimuiif der
Probabilität aus Gründen und zwar Tom Wtirfelspfele, vom Pha*/
raospiele, von der Zahienlotterie , ron der Stimmenmehrbeil)'
von den Wahlen, Censurenrund Prümienvertiieihnigen^ von den
Oewidhtsurtheilen ^ Aussagen der Zeugen und Ton' der Ziehung
Ton Kugeln aus Urnen^ & 32 — 95 und der 2. in 4 Capiteln von
der Bestimmung der ProbabilUat aus Beobachtungen handelt,
nämlich von der Methode der kleinsten 'Quadrate, von der Be*
Stimmung des Gesetzes ejner periodischen IHrscheinuog, von. Ge-
burt, Tod und Lebensdauer imd von den Lebensversicherungs*
und andern Versorgnngsanstalten, z. B. Actien^'und Kentenge-
Seilschaften S. 96 — 214. .^In einem Anhange Andet man das für
die Wahrscheinlichkeitsrechnung Nothwendigc ans der Corabina*
tionslebre S. 214 — 227, um von den hauptsächlichsten Formeln
derselben sogleich unmittelbaren Gebmuch, machen zu können.
SrenthaltG. Barett 's zuerst angegebene leiste ui»d einfache
Methode zur praktisclie» Bestimmung der Werthe der Leibreuten.
Der Verf. ivüi^de besser gethan hüben, wenn er die Gesetze aus
der Combinationslehre, welche in der Wahrscheinliclikeitsrech-'
nuug Anwendung finden, als Einleitung^ vorausgeschickt hätte«
um. darauf verweisen und msuche Darstellungen begründen au .
können. Die Erkläfimg der verschiedenen Begriife ist oft sehr
weitschweifig und die Angebe von Gesetzen sehr wortreich, wo-
für grössere Bestimmtheit und Kürze zu wünschen ist. Die Ge«
wisshcit^als die Einheit hetrachtend , stellt er die mathem. Wahr-
scheinlicJikeit als einen (echten) Bruch dar und erläutert das a)l*
0<emeiiie Gesetz m besonderen Fallen , um die Wahrseheinlichkeil
a priori und a posteriori, oder die theoretiische und praktische .zu
versinnlichen. — InAviefern die Einheit ::= 1' das Symbol der Ge^'
wissheit sein muss, erklärt er zuerst arithmetisch , dann^druckt
er die Angaben in Worten ana und wählt Beispiele zur Veran«
Behaulidhong der absoluten Wahrscheinlichkeit, im Gegensatze
v^n der relativen, unter Ableitung des Gesetzes: die relative
Wahrscheinliclikeit für das Eintreffen des einen oder andereii
Falles ist gleich der absoluten desselben getheilt durch die Summe
der absoluten Probabilitüten beider Fälle. Besonderes Interesse
gewährt die Entwickelung der Wahrsdicinlichkeiten für wechsel-
seitige Ereignisse , wo sich übrigens bei Behandlung des Beispie*
les „mit 2 Würfeln auf den 1. Wurf 9, oder wenn nicht,* dodi
wenigstens auf den 2. 9 zu treffen , f&r den 3. Wurf oder Wj s=
1 — (1 — ^)' = 1 — (f )' ein Rechnungsfehler findet ![ indem
da« ResulUt nicht 0^2702 . . ., sondern 0,2976 ist^ weU 1 — (f )'
222 , . BlfilUgrapbifelie Strickte.
. '6« 729-5« 217 , ...197.^ *«.
= ^ - 729 ^ ~li9~ = 729 ""^ "*=''* TM "** ^''^ ""*'*"
Anff^bea behandelt der Verf. anerst in ftllj^emeinen Formeln,
weiche :er .dann dureh besondere Beispiele Tersinnlicht. Dm
Werihe fiir die einzelnen Wahrscheiulichkeiten sind fortlaufend
niimerirt und bieten hierdarch eine kurce Uebersicht dar, welche
das Zurückweisen anf andere Formeln sehr erleichtert. , Unter
den yerschiedencn Anfgalien mag nur eine mitg^ethieilt werden :
Man soll die Wabrscheinlichl^eit c==: W bestimmen, dass bei lAeh-
teren Greignissen P, P', P" . • . von den resp. Prbbabitrtäten
Pt P'i p^' • • • "* X + 3t' + 31:"^ + • , . Versuchen das Erdgniss P
xmal, diTs P' x'mal, -das P'' x^'mal u. s, w. eintreffe. Wegeo
Crleicfabedeutung dieses Falles mit dem, wo die Pröbabilität zu
bestimmen ist, ^us x + x' + x'^ + . . . Urnen, welche ent-
sprechend p wieisse, q schwarze, r rothC) s gelbe u. s. w^'fiii-
getn enthalten, x weisse, x^ schwarze etc. Kugeln am ziehen, er-
halt man* W = • ^ ^ , ^ ^ -— ^ -f u'' p'*' p '^'^ ... wo
1.2.3...X.1.2.3.-.X"... * '^ «^ '^ y
stets p + p' + p" + . . ^= 1 ist. Mit Zugnmdlegiuig dieser
.Formel lässt sich Air x+x^ Urn^n , deren jede p weisse und q
schwarze Kugeln enthält,^ die Wahrscheinlichkeit W hestimmeii,
so dass, wenn ans jeder der Urnen der Reihe nach eine Kugel gezo-
gen wird, X weisse und x'lehwarze Kugeln gezogen worden sind,
was derselbe Fall ist, als wenn p und p' die ProbabOitaten zwei^,
dnander entgegengesetzter Ereignisse sind , und' es ist die Wahr-
scheinlichkeit zu bestimmen, dass in x + x' das 1. Ereigniss imal,
das 2. x'mal eintrifft. Es wirdW^:^ , 1 .2.3.4. ..(x+x-) rwi^n
1.2.3..x.l.2.S...x^*^ *^ '
___. px+x'-x'p/x' gleichbedeutend sei u.
Ref. übergeht die weitere Entwickelung mit dei* Bemerkung, däss
die Bezeichnung d^r fraglidien Grössen nicht gut gewählt, die
Ableitung der Formeln nicht leicht verständlich und die Darstel"»
Jung oft zu weitschweifig ist. Die berechneten Resultate selbst
muss der Leser nur mit Vorsicht annehmen , da sich viele Fehler
in ihnen linden, weswegen Ref. rathen muss, jene selbst zti be^
rechnen^ und alle Entwickelnngen mit der Feder in der Hand zu
270
durchgehen. Unter andern ist Seite 18 der Bruch = 0,26367
iindnicht 0,24367; der Bruch .^=0,23704 ü. nicht 0,33496^,
LOH
wie der Verf. angiebt. Eben so ist Seite 20 der Bruch ^=-^
1024 1024
oicht — j und smd überhaupt die Ganzen von den Decimalstellen
durch das Komma , nicht aber durch einen Punkt zu trennen , da *
gar vielo Mathematiker ond selbst der Verf. mitieht des letfelereii
s. w,
Bifrliagrapbiicli« fierlcliie: « &23
die Mnldplication n^ 8. w. beseicbnen. Manche AblelCun^ea h^
gen sich bestimmter und doch mit Ersparung von Raum ^ben; so
iSsfit sich der Ausdruck log (1 — w) = 6 • log §.=0,5249122 — 1,
also 1 — w s:s= 0,3348978 erst daoii klar einsehen ^ wemi mao
0,5249122 — 1 = log. 0,3348978 hinaudcfnkt ; auch ist 0,5249122
Dicht log. 0,3348978, sondern log. 03348970^ wie der Verf. durch
Nachschlagen in den Tafeln finden wird, da die dein 9122 nach*
«ten 4 Ziffern 9022 sind, also 100 zum Reste lassen, dem 91 ndt
der Ziffer 7 entspricht, wodurch 9 als- Rest bleibt, dem mit An«
bängung der Null die Zahl 78 mit der l^ffer 6 entspricht Ob
nnp bei diesen yielen Fehlern in sehr zusammengesetsten Berech-*
nungen nicht ebenff^lls solche zu finden sind^ will Ref. nicht «pö-
fiiliv behaupten ; jene machen diese wahrscheinlich, und es wün*
fichenswertb,^der Verf. inöchte alle Beispiele wiederholt berech-
nen und die etwaigen Fehler in einem nacfatrjigHchen Verzeich-.
Hisse mitiheüen. J)ie Gegenstände des 2., 3« und 4nCap. wer-
den sehr kurz behandelt; für jeden wird das Haupt gesetz mittelst
einzelner Erklärungen abgeleitet und der arithmetische Ausdruck
in Worte übertragen. £in**l]»esonderes Beispiel dient stets znr
Versinnlichung beider und lüsst den AniSnger oft noch mehr in
das Wesen der Sadie eindringen, als die vorausgesendeten' Er-
kMrungen. * In den Analysen selbst konnte sich der Verf. häufig
viel kürzer fassen , wenn er auf derf Cfiar^ter d^r analytischen
Gleichungen gesehen Jiatte. Die Anwendungen der Wahrsdieia-
Uchkeitsreclinung beginnt er mit dem Wdrfeispiele, wobei sich
gleich im Anfange zeigt , wie Tortheilhaft es gewesen wäre , wenn
die wichtigsten Sütze der Combinationslehre Torausgeschickt wor^
den wären, da^für die Beantwortung der Frage: wie oft die An^
zahl p Ton Augen mit n sechsseitigen Wtirfeln geworfen werden
könne? airf den Gesetzen der Variationen mit Wiederholnng(Hi
der nl^" Classe für p Elemente beruht und die Anzahl. dieser jene
Anzahl bestimmt; die dafür angegebene Formel muss der,Ler*
»ende gleichsam au£ Treue und Glauben aimehmen,- was keine
Billigung Terdienen kann. Die Anlegung einer Tafel , welche an^
giebt, wie oft die Zahl p mit n sechsseitigen Würfeln zu werfen
möglich ist, verdient ungetheilten Beifall, reicht für p bis zu 30
und für n bis zu 8 und ist leichit fortzusetzen* Die Wahrschein,
liclikeit, mit 5 Würfeln die Summe 19 der Augen zu werfen,
kann jedoch nicht 0,106 oder nur wenig mehr als -^^ sein , da
6V:^7776, .ISO w = ^;=^^^^ = 0,095«t. Ebe»
«0 ist die Wahrscheinlichkeit, eine der Zahlen 3, 4, 5 . . 9, 10
108
zu werfen, oder — - nicht i, da 3» ;= 729 ist; dafür ist 6^, also
— = — = ^ zu Tcrbessern, wenn die Wahrscheinh'cbkeit ^
faerana kommen soll« Für das Piiarao giebt der- Verf. zuerst die
224 Bthll^8rsifkUtU^ Becicbte/
Mgta^eine Formel an , woriueb sich die WahfseheiiiUdikeii) date
ili der Im oder 2. ojer 3. TaiUe z^ei^ Butler de» Spielers falteii^
ohne dass in den vorhergelieiiden Taiiien ein BlaU desselben &IU,
Mbald der Banqoier noch p Karlen <» onter welchen dl^ Karte dea
Spieirrs 9nial vorliöninil, in IlSudeu liat, besttnunen lasst, danu
beapricht er die mathematische Hoffnung für den Banquier, die
z—1 gesetzte Mise des Spielers sn gewinucn undfü^l eine Tafel
des Vorftheib fnr den fiauquier nach den einzelnen Kartenpaaren
bei. Alles ^ilt jedoch nnr dai^n, wenn mit Rnhe find Beellilli
gespielt wird ; leider abec-herrsehen hierbei grosse Lei^ensehaften
und Betrügereien, indem gar oft die Banqoier abgefeimte Spieler,
sind, durch VoUeschlagen, marquirte Karten n. dgl. si^ändliche
Kiiiistgrifie lebhafte Spieler \im Geld, Vermögen, Ehre nnd Le*
ben bringen und grossen Missbrauch treiben. Es wäre sd wün-
^ sehen, solche Spiele wurden durchaus nicSt geduldet Nach ei-
nigen Bemerkungen über das gewöhnliche Lottospiel giebt' der
Verf. die Formel für die Wahrscheinlichkeit an, weldie stattfin-
det, wenn ein Lotto ans N Nummern besteht, Ton denen s ge-
-setzt sind und t herauskommen und modificirt sie fär je zwei bis
fünf Zahlen, um die VValirscheinlicIikeiten für das Gewinnen eines
Auszuges, einer Ambe, Terne, Quaterne und Quinte nälier zu
bestimmten , was für das Setzeh von 1 bis 5 Nummern durclige-
führt wird. Die für einen bestimmten Einsatz zu entrichtende
Uewinnsumme wird bekanntlich reducirt, was der Verf. aogiebt,*
wornach diese für den Auszug das Ijfache für die Ambe, das
270fache für die Terne, das 5200fache u. s. w. I^eträgt, statt
dass sie nach den Gesetzen das 18 — , 2000 — , 11748fache des
Einsatzes sei» sollte« Möchte iibrigfens wegen der wirthsdiafc«
. liehen' und moralischen Nachlheile für die spielenden ludiridnen
^as Lottospiel in allen Staaten abgeschafft werden. Da von be-
sonderer Wichtigkeit dl^ Frsgelst, wie gross die Wahrschein-
lichkeit sein wird, dass wenn bei einem Lotto i mal nach einan-
der jedesmal r Nu^ameru gezogen werd(^, jille N Nummern des
Lotto dgun wirklicli herausgekommen sein werden, womit sich
besonder«» Euler und La place beschäftigt haben, \so stellt der
Verf. die hierfür erforderlichen allgem,eiuen Formeln auf, uii4
versinulicht sie an besonderen Beispielen und geht zu dei| ver^
schiedenen Lottcrieen über, einen Plan zur 14. königl, sächs.
Laiides-Lotteriq in Leipzig und ein Schema einer Lotterie i^on 5
Classen mittheilend: Diese Sache wird sorgfältig besprochen und in
ihren einzelnen Gesichtspunkten wegen der waclisenden^ Hoffnung
bei der Ziehung jeder folgenden Classe genau versinnlicht. Da der
Werth und die Sicherheit der Majorität hauptsächlich durch ^das
Verhältniss der Minorität zur Majorität und ^lurch .die genaue
Kenntniss der Einsicht und Unparteilichkeit der stimmberech-
. tigten Personen bedingt werden, so betrachtet der Verf; die
Stimmenmehrheit nach diesen Geaicbtspunkten und zeigt deren
Bibliograpliiiohe BerlefcljL 925
WIcbtigkettiiiilNotliwendigkeitffir die Cremen dei* -Minoritae,
nm die Majontat zu erhalten. Zuletzt theilt er zwei von dem ge*
n ohniichen Verfahren etwas abweichende Abstimmiinganiethoden
mit, die nicht viel umständlicher nnd zeitraubender, wohl aber
genaueir und sicherer, als jenes gewöhnliche Verfahren, sind.
Jede dieser Methoden, welche 'jedoch nur da anwendbar sind,
wo blosi^ durcli Ja und Nein entschieden werden soll, erläutert er
.Aurch ein Beispiel, wo 5 Personen Totiren sollen. Gleich prak-
tisch behandelt er die Wahlen bei Besetzung der Stellen, die
Censnren und Pramienvertheilnngen; jedoch, finden die Angaben
nicht viel Anwendung, weij-sehr viele Bücksichien eintreten^ die
«ich nicht zurerlassig bestimmen und in Rechnung bringen lassen.
Die Vorsicht, welche bei Gerichts-, besonders bei Todefnrtheileli
erforderlieh ist, und die Regel, dass da» Maass der ^Gefahr, wel-
ches für die bürgerliche Gesellschaft aus der Freisprechung des
Schuldigen unfehlhar Entstehen kann , gleiqh ist der Wahrschein-
lichkeit, es sei das Verbrechen wirklich begangen werden, mul-
tiplicirt durch die Grösse des Verbrechens scheint dem Verf. die
Pflicht auferlegt zu haben , diesen Gegenstand mit besonderer
Aufmerksamkeit zu behandeln. Die Erortcrungen sind lobena-
werth , führen aber zu keinem haltbaren Resultate, was sich bei
den Aussagen der Zeugen wiederholt. Mehr Anwendung verdie-
nen die Angaben über das Ziehen von Kugeln ans Urnen , wes-
wegen sie fleisMg studirt werden -mögen. Alle Beobachtungen
.werden theils mit freien, theils mit bewaffneten Sinnen angestellt
und erfordern von Seiten der Beobachter viel Vorsicht, Gewandt«-
heit und gesilmde Sinne, worauf jedoch der Verf. nicht gehörig
hinweist, obgleich er bemerkt, dass, so lange alle Beobachtun-
' gen nidit mit absobit vollkom^nen Sinnen und-' Instrumenten dar-
gestellt wiirden , das gewonnene Resuhat nur als wahrscheinlich
anzusehen sei. D^s Wesen der Methode der kleinsten Quadrate
beruht auf Gründen der Wahrscheinlichkeitsrechnung und hat
namentlich in der Astronomie, Physik und in anderen Erfahrungs- -
Wissenschaften zu sehr viel Vertrauen erregenden und brauchba-
ren Resultaten geft'ihrt, welche ihm eine wissenschaftliche Be-
liandlung verschafften. Die hierüber angestellten Untersuchun-
gen stellt der Verf. mittelst verschiedener allgemeiner Gleichun-
gen dar, erläutert sie an einem Beispiele und bezieht sie beson-
ders auf das Verfahren von Gauss, diö wahrjcheinlichsten
Werthe von drei Grössen und ihren respikt. Gewichten zu be-
rechnen und die dabei stattfindenden wahrscheinlichen Fehler zu
bestimmen. Die Darsteilangen bestehen in Gleichungen und ent- '
halten nichts wesentlich Neues. Jedoch verdient die vollständige
Mittheilung eines Schemata für die ersten sechs ain häufigsten
vorkommenden Fälle nach einem anderen von Gauis angegebe-
nen Verfahren , Gleichungen vom 1. Grade , deren Anzahl die
der'Unbekannten weit übersteigt, nach der Methode der kleiii-
/V. Jahrb, f. Phil, u. Päd. oi. KrU» BibL Bd. XXlX. Uß.X \b
-2^26 ßtblio^raphisebe Berichte*
nien Quadrate anbnti^sen«, dankbare AnerkenfinDf , weii sie fir
die Praxis ponne Erleichtenin^en gewährt. Die Gkichngea
werden nämlich In so Tiele andere nmgefornit, als Cnbekaule
vorkomtnen , so das« jede folgende Gleichung eine ünhiHniir
weniger enthält als die TOrfaergehende , wodnrch die endiidiTor-
annehmende Bestinfmnng der einzelnen Unbekannten weaeallich
erleichtert wird. Je mehr Unbdianiite Torkommen, desto be-
Hchwerlicher ist die Rechnung, weswegen es gut ist, das Vep-
«eichniss ton Formeln ^ weiche in jedem besonderen Falle in Pall-
ien SU übersehen sind , stets vor sich au haben. ]>ie Metlio^
der kleinsten Qnidrate, welche der unbestimmten Analytik ent-
gegensteht, wendet der Verf. im 10. €ap. auf einen der Intere9-
ssntesten Fälle, aufdie Bestimmung des Gesetzes einer periodic
seilen Erscheinung an. Er iegt die B es s e 1 ' s c h e Formel zom
Grunde, theilt die wichtigsten Momente mit uud entwickelt för
einige am hiiuflgsten vorkommenden besonderen Fslle die Aus-
drucke und Gleichungen ausriihrlieh, was ilim zum Lobe ge-
reicht. Fikr den Meteorologen haben die Angaben grossen
Werth, den Ref. nicht weiter bezeichnen kann, da das Heraus-
heben von Formeln zu udl^tändiich erscheint. Die llesnltnle
selbst milssen vom Anfänger sorgfältig nachgerechnet werden,
weil 8lrh in ihnen manche Fehler finden. Die Gegenstände des
11. Cap. sind gut behandelt; eine Tabelle enthalt in der ersten
Spalte die Lcbensahor von 1 — 97 Jahren, in der zweiten dieje-
nigen Zahlen, welche angeben, wie viel von 10;<)CO im 0**" Jahre
Gehörnen in jedcui folgenden Jahre bis zum 96. sterben; in der
dritten, wie viel ^on den Im 0^^" Jahre 10,000 Geb. in jedem Jahre
noch ialirig sind ; in der vierten die Summe aller Lebenden in je--
dem Jahre und in der fünften, von wie viel gleich alten Personen
In jedem Alter jährlich 10 sterben. Ihren Gebrauch erörtert der
Verf. mit Bezug aufdie Untersuchungen von Siissmiich. Ans
den Angaben über die Gegenstande des 12. Cap. zieht der Leset
viel Belehrung, wie die Sache selbst erwarten lässt. ' Man flndei
awar nach Angabe der Formeln keine erläuternden Beispl^^a
Renten- und Actientabellen^ allein die Mittheihingen reif^^"^
vollkommen hin , um mit jener vertraut zu werden. Der Ve^r
könnte sich noch grösserer Kurze befleissen und doch ^as
Zweck erreichen. Zuerst handelt er von den Lebcnsver^: ^^
nuigsanstalttn, dann von den Reuten, nämlich von ^lt^
Lebeosreuten , von den Sparkassen, Leihhäusern, Pension^" ^"^
Wittweilkassen. Eigene Arbeit ist es nicht; sie beruht ^uf n^'?^
siger Benutzung des Vorhandenen und gewälirt in möglich .^^^*
rem, meistens viel zu wortreichem Vortrage die gewün^^i^J* ''^*"
lehrung, weswegen Ref. die Schrift jedem, der sitrU ^^ ^^"
Kenntniss von der Saclie verschaffen will, empüehlt ni%^ i^U*^***
Bemerkung schllesst, dass der Verf. keine nutzlose» ^o a
^..^:«»«ii>vhe Arbeit unternomnieii und der Prajus eia^ja ^^
Schul- o. Universitätsnachrr., Beförderr; u. EhrenbeteigniigeD. S27
liehen Vorschub geleistet hat. bt auch d[e Wissenschaft selbst'
nicht gefördert, sondern meistens Bekanntes wiedergegeben, so
findet man dieses doch nirgends in einem zweckmassigeren ZnsaoH
menhange. Die Absicht ist gut, erreicht und bringt ehrenden '
Lohn. Möchte nur auf Richtigkeit der Resultate, auf Papier nnd
Druck mehr Sorgfalt T^rwendet sein. Reuter.
Schul- und Universitätsnachrichten^ Beförderungeh und
Ehrenbezeigungen.
Frankfurt an der Oder. Bei dem'dasigen Gyronasittio sind im
Schuljahr von Ostern 1839 bis ^hin 184P von den 163 Schülern der 6
Classen 8 Primaner mit dem Zeagniss der Reife znr Univereität en^
lassen 9 und den beiden ersten , Oberlehrern , Prorector Dr. ^^dkmeiMer
and Oberl. Stange ist unter dem 2. Sept. 1839 Vom bon. Ministerium,
der Profe^Bortitei verliehen worden. Das zn Ostern dieses Jabf es er-
schienene Prograjnn^: Ankündigung der öffentlichen Prüfung n. s. w.
enthält als Abhandlung -eine Fergleichung de$ RoiandiUedes vom Pft^.
fen Conrad und des Karl vom Stricker ^ nebft einem Fragmeni einer mV
derdeulBchen Predigt aus dem 13. Jahrhundert, von dem Oberlehrer JV^
F. fleydler [Frankf. 1840. %\ S. n. 10 S. Schnlbacbrichten. 4.], weU
clie namentlich in ihrer ersten Hälfte einen interessanten Beitrag snr
deutschen Literaturgeschichte des Mittelalters bietet, weil der Verf. die
irerschiedene Auffassung und Darstellung des chrbtlichea Ueldenlebens
im Rolandsliede des Pfaffen X^onrad und in der von dem Stricker 'um
1230 geraachten Umarbeitung und den Werth des Rolandsliedes für die
rechte Schätzung des deutschen Ritterthums recht gut nachgewiesen
bat* „fm Rolandfiliede ist ein sehr reines Bild von einem priester-
lichen Heldenstaat Cliristi dargestellt. Die 12 Helden sind ihrem
Stande nach weltliche Ritter und Vasallen des Kaisers, haben aber
ihre eigene und der Welt Sündhaftigkeit so tief c^rkannt, däss Ir^lt-
litshe Ehre und Macht keinen Rei.z mehr für sie hat, dast sie auch
nicht glauben durch ihren Krenzzng und überinensclillche Tapferkeit
•sich irgend ein Verdienst bei ihrem hlmro^chen Herren erirerben an
können. Ihre Tapferkeit ist eben ihre HoloRnntur, und diese bringen
flie, wie alles Natürliche, ihrem Heilande dar, hoch erfreut, das« er
sich ihren Opfettod gefallen lässt, und bussfertig hoffend an f ihre Auf-
nahme in den himmlischen Chor der Mdrtyrer. Erst bei der Opffcrnitg
ihrfer letzten Lebenskräfte dem Völlig klar erkanlit^n Tode gegenober
wird aath Ihre^äussore Erscheinung priesterlieh, und dann unterschei-
den sie sich ton ihrem Heldenbruder, dem Bischof Turpio, nicht
mehr. Dass dieser schon im Leben unter Genossen tna sojreln prie-
steriicher Gesinnung fast nur die Stola und Sacram^nts^erWaltung für
sichliiit, stiinmtiuit dem ganzen Bilde tnsohimen. Im isrbaulicben
Stil sprechen alle, doch Turpin atn m^iist^n in Blbel«teHen. Ihr ge-
15*
228 ' Schul- und UniTeriit&lfnaehriclitetiy
.meiBsamei Band ist anwandelbate aod innigste Liebe zo einander nnd
unbedingter Gehortani gegen ihren Kaiser Karl^ doch einer unter ihnea
ist ein Judas, obne BruderOebo unJ nurrei^d dem Kaiser gehorchend,
ein Held wie alle , aber ohne das innerlidie Priesterthum der Selbst-
opfernng« Der Kaiser erscheint neben ihnen als die Tollkommenste
Ausprägung eines solchen Ritterthums. Mit Gebet hebt er seine Re-
den an; diese sind kurz,*^ tröstend, ermahnend, auf den rechten
.G|auben8grund dringend; bei Meinungsverschiedenheit deckt Betrub-
niss sein Antlitz, in dem sonst ein paar helle Sigurdsaogen leuchten ;
Stimmeneinheit heisst er suchen mit Hülfe des heil. Geistes, lässt auch
das Gesetzbuch hervortragen, nnd droht den Uneinigen Strafe. Als
durch Rolands Tod der Schwertkampf an seine Person rückt, ist er
der Erretter der Seinigen und erschlägt die grössten Helden u. Könige
der Heiden. Dem Kaiser gegenüber* ist nur ein Mahn ehrwürdiger,
den er auch allein ihr anredet, wahrend er alle andern duzet, so wie
■ie ihn: das Jst der greise Bischof St. Johannes, der nahe aih Schlns«
eines reinen Lebens steht; doch auch er fällt vor Karl auf das Knie.
Beim Stricker ist nun vielerlei ganz andoM. Zuerst hat er Karin , ob-
.irohl er ihn Heiliger Kaiser anreden lässt, das priestefliche Ele-
ment genonimen und dem Bischof Turpin j^egeben, welchen Karl auch
ihr anredet. Karl predigt nicht, betet viel weniger in den Versamm-
jungen, nnd sein Verkehr mit Gott wird durch seinen Beichtvater ver-
mittelt. Conrad nennt den Kaiser König von Rom, der Stricker nur
Vogt von Rom. Conrad erwähnt des Pabstes gar nicht , der Stricker
oft und nennt den h^eil. Petrus das Haupt der Christenheit. Bei Con»
jrad wenden sich die Helden um Vergebung und sundlosen Tod an
Cbristuui , beim Stricker verspricht ihnen Turpin für ihre Thaten Ver-
gebung der Sünden und eine Stimme vom Himmel bestätigt es, aber
das Abendmahl theilt er ihnen nur in der einen Gestalt aus. Bei Con--
rad erkennen die Knmpfroüden an einem frischen Luftchen, das ihnen
,die Harnische^ kühlt und sie stärkt , die Gnade Gottes. Der Stricker
lieht den Märtyrertpd überall aU Busse für die Sünde und Ursache der
Seligkeit an. Er steht im Begreifen innerer Heiligkeit und Priester-
lichkeit und in der Lehre von der Rechtfertigung we)t hinter Conrad
xnrück, und bestätigt recht klar, was Ranke in der deutschen Ge-
schichte I. S. 234 f. 8M:t. dass durch die im 13. Jahrhundert anfge-
kommene Lehre vom Mtgenannten Charakter die Sonderung des
Laien- und Priesterstandes vollendet wurde nnd dadurch es aifeh da-
hin kam , dass den Laien der Kelch entzogen ward. *' [J.]
Gotha. Der Genernlsoperintendent Dr. BreUchneiäer ist zum Dfr-
rector des Sachsen^Coburgischen Oberconsistorinms ernannt worden.
Görlitz. Die seit 1837 eingerichtete höhere Bürgerschule be-
atelit nus einer Knabenschule von 8 CInssen , von denen aber die Prima
noch nicht eröffnet i^t , und einer Mädchenschule von 4 Classen , und
ausser dem Director Ferd, mih. Kaumann [s. NJbb. XVllI, 234.] sind
6 Oberlehrer, 3 Lehrer, 1 Zeichenlehrer, 2 Hälfsichrer für' den Un-
terricht in der Religion, und 2 Lehrerinnen angestellt. Uober den Zu-
' Bef5rderiingeii nnd Ehrenbexeigungen. 229
f tand der Schule giebt der za Midinelfs 188!> ersctiionene Zweite Jak"
reshericht über die höhere Bürgerschvle [Gorlits gedr. b. Heinse «. Comp.
31 S. 4.] reiche and erfreuliche Auskunft, woriir neben der Schalchro-
nik zugleich der Grundlehrplan für die Mädchenschule nebst einer An«
feicht des neuen Schulhauses für dieselbe, und kurze Biographicen der
angestellten liehrer mitgetheilt sind. Der erwähnte Grundlefarplaa
giebt nicht nur die Unterri<;,htsgegefl8tände und deren Abstd^ung an,
aondern enthält auch allerlei Winke und Andeutungen über deren nie-
tliodische Behandlung, welche insgesararat Grundsätze einer verstän-
digen Pädagogik aussprechen. Die Ausfuhmiig des Lehrplani wird
übrigens für die Lehrer nicht überall so gar leicht sein, weil sehr viel
Lehrgegenstände in denselben auf genommen , und in einzelnen die
Forderungen ziemlich hoch gestellt sind. Beispielsweise sei hier nur
erwähnt , dass ditf erste (oberste) Mädchenciasse in 31 wöchentlichen
Lehrstunden Unterricht in Religion, Jbiblischer Gefichichte, allgemein
her Geschichte, Geschichte der deutschen Literatur , Geographie , Na-
turbeschreibung, Naturlehre, Arithinetik, deutscher Sprachlehre, Ue-
bungen im schriftlichen Ausdruck, Lesen, Schreiben, Zeicluien, Gte-
zang, weiblichen Arbjsiten pnd Franzosisch erhält, und das8*z. B. iiv
der' deutschen Grammatik neben Stylübung^u 'und mnndlicliem Vor-
trage gelernter Musterstücke noch die Hanptregeln der Metrik und
wichtigsten Dichtungsarten und die nothigsten Kenntnisse aus der My-
thologie, in der Naturlefare neben allgemeiner »und spedeller Physik
euch mathematische und physische Geographie gelehrt werden soll.
Indess hat Hr.- Kaumann überall darauf hingewiessen, dass In diesen
Dingen nicht Vollständigkeit erstrebt, sondern nur das Nothigste und
Geeignetste ausgehoben werden soll. [J.]
Gbeifswald. Die im vorigen Jahre znr fünfzigjährigen Amts-
Jubelfeier des Consistorial- und Schulrathes^ Dr; Koch [s. NJbb. XXVI, .
236.] von dem dasigen Gymnasinm herausgegebene Gratolatioflsschrift:
Ihrmanni Paldami Narratio de Carole Beisigio Thuringo. Aecedimt
ear;mna eiKS Latina. [Greifswald b. Koch. 1839. 47 S. gr. 8.] enthält
eine sehr interessante und wohlgeinngenc Biographie dieses ausge-
zeichneten Philologen , worin der Verf. in gedrängter Uebersicht aller;-
dings nur die Hanptuiomente'aus dessen Leben [seine Seholbildung in
Rosleben und sein Studentenleben in Leipzig, sein erstes Auftreten als
Schriftsteller unter dem Nafnen Lndolpli Küster, seine Theilnahrae am
li'reiheitskainpfe 4818, sein Leben nnd Wirken als akademischer Leh- .
rer in Jena und Halle, seine schriftsteHerische Thätigkeit nnd seine
Reise nach Italien, wo er in Venedig am 17. Jan. 1829 starb] erzählt
und mit der Charakterislik Reisigs als Menschen, Gelehrten, Univer-
zitätslehrers und Schriftstellers durchweht, aHein überall das Wesent-
liche so geschickt und treffend ausgewählt hat, dass das Ganze ein
ftehr reiches und belebtes Bild vom Leben ' Reisigs gewährt. Hr. P.
ist von 1822 ---1825 ein Schuler Reisigs auf der Universität in Halle
gewesen , und hat daher auch dessen akademisches Leben und Wirken
am besten und am ausfahrlichsten geschildert ; indess hat er auch sonst
930 -Sohul-UDd UniversitAtsnaclHricliieiiy
ubwall das hervoniiheben gewusstf iras an Uim als Eigenthfimlich
und Charakteristisch hervortrat. Natüriioli betrachtet er seinen Lehrer
sron der vortbeiihafteften Seite, nad giebt eine panegyridtische Schil«
deruBg seine» Lebens , durch welche selbst die excentrischen SchrolT-
heite« und Sqnderbarkeiten desselbea theils als Vorzüge hervdTrtreten,
theils sehr gemildert oder nur, leise berührt sind. Darum sind auch
diejenigen -Erscheinungen in Reiitigs Leben , lü'elche sich bei et-
was anderer Betrachtuiig leicht als Schwächen und Mängel herausstel-
Jea» wie s. B. seine Heftigkeit, seine Nachahmung Fr. A. Wolfs aucly
in der äussern Lebeosweise, seine Streitigkeiten mit Hermann und.
Schäfer, sein^ absprechendes Uctheil oder vornehmes Ignoriren. vieler
achtbaren Gelehrten, mit grösser A^ilde besprochen und, was nament-
lich den Punkt der literarischen Fehden anlangt, vielleicht zu günstig
für ihn beurtheilL Tndess hat er auch von diesen Eigenheiten des
Mannes doch nicht» Wesentliches geradezu verschwiegen, und wenn
or sie eben nur im günstigen Lichte betrachtet , so wird man darüber
mit ihm um so weniger rechten wollen, da Reisig im. Ganzen eine so
'kräftige und edle Persönlichkeit hatte und als Mensch und Gelehrter so
viele ausgezeichnete Vorzüge besass , dass man über jene kleinen
Schwächen gern und um so lieber hinwegsieht, um den liebenswürdi-
gen Eindruck, welchen er auf Jeden, der ihn genauer kennen lernte^
zu machen pflegte, desto reiner und ungetrübter festzuhajten. Einen
Auszug aus dieser Biographie machen zu wollen, hiesse nur das We-
ien^ derselben , welcher eben hauptsächlich in der Auffassungs- und
Darstellungsform des Ganzen bostebt, zerstören, und es ist derselbe
hier um so überflüssiger," da die leicht zugängliche Biographie Jäeisiga
in dorn Brockbausischen Conversatiouslexicon die wesentlichsten Nachr
richten über dessen Leben mittheilt. Sie wird übrigens durch die ge-
genwärtige von Hrn« Pal^amus gelieferte Lebenschilderung so sehr
überboten, dass wir dessen Schrift namentlich allen Freunden und Ver-
obrem Reisigs recht angelegentlich zur Beachtung empfehlen. Eine
«^angenehme Beilage zur Biographie sii^d.nöch die drei lateinischen Go*
dichte Reisigs, welche S. 62 — 47 angehängt sind. Sie führen die_
Ueberschriften : Nuptias Friderici Guilelmiy Borussorum principis iuoentw
tis , ei EUaae , Baoarorum regia fiiioe , concelebrat ' univerntas Uteraria
Mahnsie; A. H, Niemeyero Sacra Semiaecularia gratulatur Academia
Balensis und Ludovico Pemid et Augustae Niemeyeriae nupiiatia gratula^
tur C. 12. Th. , und von ihnen ist namentlich das erste auch eine litera-
rische Merkwürdigkeit, weites den bekannten Streit zwischen Iter-
inann und Reisig über die Quantität des Wortes ^ripudium hervorrief.
JOio schriftstellerische Thätigkeit Reisig« hat Hr. P. sehr ausführlich
besprochen und S. 15 'auch die kleinen Aufsätze und Recensionen in^
Bhein. Muaeuro , in der Isis vad in der Jenaischen Literaturzeitnng
, aufgezählt. Wenn er übrigens dabei gelegentlich erwähnt, dass einige
■einer Schuler auch die in seinon Vorlesi^ngen nachgeB,cbciebenen Hefte,
namentlich die über lateinische Grammatik , «stillschweigend für eigene
literarische Arbeiten benutzten { so h^tt^ diod wohl 9twa« schärfor go-
B^f orderung^en and Ehrenlieze igunge«. , ^231
rügt werden sollen , weil es dem Vernehmen nnch der üine und An-
dere ziemlich arg getrieben bat. Beiläufig erwähnen wir noch, dasi
unter den literarischen Arbeiten Reisigs noch die 1825 begonnene Aus-
gabe' des Tibuli erWähnt werden konnte, von der anderthalb Bogen
Text bereits gedruckt waren , als sie wieder aufgegeben wurde. Si^ jsC
eine literarische Merkwürdigkeit , weil Reisig darin 4ie Gedichte des
TibuU ziemlich gewaltthätig umiugestalten angefangen hatte. -Da sie,
so viet, Ref. weiss, nur in zwei Exemplaren erhalten worden ist, so
möge hieraus ihr erwähnt werden, dass die erste Elegie, in zwei Ele-
gieen zertrennt ist, von denen die zweite mit Vs. 51 beginnt; dass
darauf die zweitie Elegie der gewx)hnlicben Ausgaben folgt, wo aber Vs.
25 n. 26 und Vs. 07 — 80 ausgelassen sind; dass dann Vs. 67 — 80 als
erstes und Vs. 25 als zweites Fragment besonderer Elegieen folgen,
dass in der dritten Elegie dei^ gewöhnlichen Ausgaben Vs. 71 u. 72 und
in der vierten Vs. 33 u. 34 für unächt erklärt, Jn der acliton aber Vs.
89 a. 40 Non lapis hone * • . . cupienda viro nach dem folgenden Disti-
olioq gestellt sind , und .dass mil Eleg. 9 Vs. 76 das Ganze abbricht.
Zur Fortsetzung der Ausgabe hatte Reisig die Lust verloren, und
kaufte die fertigen Bogen von dem Verleger zurück. . Die fertigen Bo-
gen wnrden als Raculatur verbraucht, und Ref. erhielt üainals zufäl-
lig zwei Exemplare davon, von denen er eins noch besitzt, das andere
an die Leipziger Universitätsbibliothek abgegeben hat. [J.]
- Halbbrsta'bt. Am dasigen Gymnasium ist der Candidat Ohlen"
darf als Hülfslehrer angestellt worden.
Hbbfobd. An die Stelle des verstorbenen Lehrers Jerrentrup im
Gymnasium isit der Schulamtseandidat Gustav Adolph Quidde als sechs-
ter ordentlicher Lehrer haupsächlich für das Fach der Mathematik und
Naturwissenschaften angestellt worden* »
Königsberg. Der im October 1839 erschienene Jahresbericht über
das kan, Friedrichs- Coüegium [29(20) S. 4.] enthalt als Abhandlung eine
interessante Geschichte des Preussischen Jagdwesens vor der Ankunft des
Deutschen Ordens in Preussen bis zum Schlüsse des 17. Jahrhunderts , mit
besonderer Bezugnahme auf einige schwierige Aufgaben der Zoologie von
dem Professor J. G. Bujakj welche noch den speclellen Werth liaf,
^ dais auch über das allgemeine deutsche Jagdwesen iin, Mittelalter Meh-
reres verhandelt, und vornehmlich auch über die Vilden Thiere
Deutschlands, welche von Cäsar an erwähnt worden, eine specielle
Unteirsuchnng angestellt und zu dem Resultate geführt ist , dass , mit
Ausnahme der wilden Rpsse, alle Thiere, welche zu Cäsars Zeit und
im 14, Jahrhundert in Deutschland lebten , noch jgegenwärtig daselbst
oder im -südlichen, östlichen und nördlichen Europa nachgewiesen
-werden können, dass nur der Auer» das Elch, das Rennthier und der
.Steinbock in Deutschland ausgestorben sind, doss aber kein einziges
seiner wilden Thiere in det bistolrischeiivZeit aus der • Tbierwelt ganz«
lieh verschwunden ^t. Da's Gymnasium war im Septi>mber 1838 von
233 und Im September 1839 von 226 Schjölerii^ besucl^t und entliess zu
Michaelis des ersten Jahres 10 , zu Ostern des folgenden Jahres 5 und
232», 8eliml« VBd UBiTerfltiftsnachrichteB, '
tn Ißcluielli 10 Schaler mU dem Zeagniis der Reife lar UniTeraitit.
Auf d'em Lehrerperf onale i#( mit dem Schlost des Sehaljahrea 1839 der
Prediger Voigäl geichieden , um die iweite Predigerstetle an der dasi«
reo Sackheimuchen Kirche ansotreten , und im Laufe des Schuljahres
war dem Moiiklebrer Neuheri dat Prädicat Musikdirector , dem Clas- .
ienordioariue Ebel das Prädicat Oberlehrer, dem Oberlehrer .Dr. jlfer-
leJber daa Prädicat Professor beigelegt worden. Das snletctgenannto .
Prädicat hat im neuen Schuljahr auch der Oberlehrer Dr. nagen e;«
halten.^ Am Kneiphofi»cben Stadt-Gjmnasium ist ^vor kurzem der
Sehulamtseandidat Dr. Rudolph Möller als achter Lehrer angestellt, und
bei der Universität der Privatdocent Dr. IViÜi, Cruse sum ausserordentl.
Professor In der medidn. Facultät ernannt worden«* Das Programm
des Al(städtischen Gymnasiums vom Jahre 1838 enthalt ausser dem 14.
Stack der Geschichte desselben eine Abliandlang des Oberlehrers Dr.
Rupp: Bemerkungen über Pädagogik in üehergangsperioden [26 (16)
S. 4*], die der Verf. selbst für Aphorismen erklärt, und denen es an
klarer und gnugender Entwiokeinng zu fehlen seheint, weshalb Ref.
ihrer Tendenz zu folgen niclii vollständig Im Stande i«t. Der Verf.
scheint nämlich vorauszusetzen , dass unser Volk gegenwärtig in
« einer Uebergangsperlode seiner Entwlckeluog sich befinde, macht aber
äicht irecht begreiflich, woran man dieselbe erkennen und in vTelcher
Richtung und welchem Umfange man sia denken soll.- Indem er nun
zugleich mit der Frage sich beschäftigt, wie der Pädagog anf seinjD
Zeit einwirken solle, so bestreitet er hauptsächlich den Deinhardti-
sehen Erziehungs^rundsatz, dass die Erziehupg eines Volkes den Zweelc ^
habe , die Jugend zu dem zu machen , was das Volk schon sei , und
ändert ihn nicht. nur dahin, dass die -Jngend vielmehr^ an dem auf-
anbildeir sei , was das Volk sein sollte , sondet'ki beweist auch , dass
die Erkenntnis» dessen , was das Volk in einer bestimmten Zeit sein
iollte , für den Pädagogen zwar ia den Zeiten ruhiger und stetiger
Volksentwickelung leicht möglich sei, dass sie aber schon schwierig
werde, ^ Irena eine yerwlrrende Masse von Erscheinungen auftauche,
hei denett c* Noth mache, sie unter Hauptgesichtspnnkte zu bringen,
und das Wesentliche herauszufinden , und dass endlieh in ded Ueber-^
gangsperioden auf den gebahnten Wegen gar nicht ermittelt werden
köano , was der Zweck der fSrzlehung sein müsse. .[J.]
MsxicQ. Mei^ico, init einer Bevölkerung von 8 — 9 Miilionea
IBinwohner, ist in Hinsicht der Bildudgsanstalten noch sehr hinter dea
nordamerikanischen Freistaaten zurfick. An gutem Willen,' die Un-
wissenheit des Volkes zu heben , fehlt es nicht. Die Gesetzgebung
beschäftigt sich viel mit der Organisation der Schulen , doch fehlt es
aa dem Nothigst^n, an Geld, tüchtigen I^ehrem, den Wissenschaft-
-liehen Hälfsmitteln pnd der Kenntniss der Fortschritte der neueren Zeit.
Ab hoherea und gelehrteo Schulen finden sich in der Hauptstadt
(170,000 £.) 1) eine Realschule (IHathematik, Geschichte, Spanisch,
Französisch, Englisch); 2^ eine Deininicaner-KloBtersdiule nach altem
Schmitt CfttQf ClaMen, eioe Elemeatard^e , grammatica, fhetorica,
-Beförderungen nnil Ehrenbeseignngeii«' **S33
pMIosophica nnd tlieologico) ; 3) das Collf^liim St. Gfe{«;orii, i*iii<> lat«
tSchnle 8 mit Classcn , Unterricht nnentgcldlich ; 4) dnn Cnllegiiiin «n
StJ Jaan de Lctran hat 2 Eleni^^tarclassen , 4 Lehrstuhle filr «iieciila«-
li?e.' PhilASophie und schone TViscienschaften, 1 fnr Mathi*matilc und
Phj^ni, nnd 1 fdr kanonfschet und Girilrecht; das Beamten personal
liest«? ht aus llectivr, Vrcerector; Präfect, 6 ProfT/iind 2 Praccptorcn ;
die Lehrer sind türhtig, die Anstalt Ui In tieiiercr Zeit mehr mU-dersel'-
hcn fortgeschritten ; 5) das Coll'eginm de St. Ihlcfunsn hat 2 gramma-
tische Lehrsttihiti für die Anfangs^grunde , 3 phtIos«phi»chey 2 theol<»-
gisclie, 1 juristischen; das Üeamtenpersonal bevtebt aus Rector, Vlce-
rector, 8 ordentlichen und 2 ausserordentlichen ProfT ; die Zaht der
j^flglinge ungeftlhr/ 100; ^8 Freistellen; die Schiller sind entweder In
gnnxer Pension (150 Piaster) oder halher (60 P,)*, 6) die Dtiiversttät
besteht aus 4 Facultäten , der theol. , jarii^t. , medic. nnd pkilosnphi-
frchen; Ihre Beamten sind 1 Canster^ 1 Vicecanzler, 1 Decan In jeder '
Facnltflt, 19 ordentliche nnd ansserordentliche ProfT. ' Die theo!.
Facttltfit hat 4 ordcntl. und 2 ansscrordentl. ProfT. fdr Dogiiiatiir , 8
ordentl. und 1 ausserordenti. für kanonisches Recht und disciplina
eccleslastica ; die juristische 3 ordentliche und l'aussfirdi'ntlirhen für
die Gesammtheit des Civilrechts; die rocdicinische 3 ördentltclie'
lind 1 ausserordentlichen für Anatomie, Chirurgie, Therapie und
allgemeine Arzneilehre; die phil. 6 für Mathematik, Logik,' Meta-
physik, Rhetorik, schone Künste nnd indianische Spraoheu. Dieso
einzige TollstSndige Unirersitat ist einer durchg^iiifenden Wieder-
gehurt sehr bedürftig. T) ein theol« Seminar mit 12 Lehrstühlen für
Grammatik, Rhetorik, Philosoptiie, Dogmatik, Hermeneutik, 'Kir-
chen geschieh te, geistliches und bürgerUdies Recht. Die Zahl der
. Alumnen betrügt 310, worunter l-B? Collegiaicn nnd 143 E*x1ern«n.
' 8) £iöe chirurgische Schule mit^ Proff, für Anatomie und Chirurgii*,
Buf Staatbkosteu ansgestnttet. 9) Das botanische Institut mit einem bo-
tanischen Gartrn und 1 Prof. 10) Eine juristische Schnle und 11') eine
Akademie der Künste, beide difroh die Revalution fast -zu Grunde ge.
richtet. 12) Die Bergwerksakaderole mit einem j&hrlicben Einkommen
von '25,000 Piastern , einem Director, Reetor, Vicerectt>r, T ordentl.
und 3 ausserordentlichen ProiT. Die.LehrgegcnstSnde sind Mathematik,
Physik, Mineralogie, Chemie^ Metallurgie, Zeich neni'Planseiehnen
und französische Sprache. Die Lcristungrn der St^bfiler stehen denen
auf deutschen Anstalten nicht nach. Ausserdem gab es noch 3 Privat-
ainstalten für den Unterricht in neuprcn und alten Sprachen. Griechiseh
vird in ganz Mexico nicht gelehrt (der Verf. der niexicanisehen Za-
stande ans den Jahren 1630 — 1832 sah wahrend seines SjShrigen Anf-
entbalts In Mexico überhaupt kein einziges griech. Durh), Geschieht«
ao gut als gar nicht*)i die juristischen Vortrage an der UniTersitat sind
*). Wie das Latein bebandelt wird , sieht man aus der Aeusserang
cinea bei yieien L'aodsleRteA für einen Gelehrten ersten^ Ranges gelten-
den Polygraphen und Coogressschwätzers , "welcher gelegentlich in einem
Tagblatte sich rühmte; „die 4 ersten Bacher der'Aeneide, nicht aas
234 Sclial- and Uaivorsitaisnacbricble«^
erHnnUch — aach il«r medittnisclie ünterrtcbt liegt danieder. Die
eioselnoo Anstalten stehen in Iceinem Verhältuist au einander« Eine ober-
ste Aufsichtsbehörde itzistirt nicht« Der Unterrichi ist meist noch wie
im Mittelalter in Spanien, odW es sind einzelne moderne Lappen einge-
Hiebt, oder er ist ein aasanmengewärfeltes Gemisch gana modemer
Oberflächlichkeit ohne Besb und Spitze. — Ausserdem giebt es noch
eiae sogeaannte Universität in St. Ghristeval , ans einem theol.' Semi-
aar und einer Lehranstalt für pract. Joristjoa bestehend, mit dl Zog-
liogen und eine in Guanajuato mit.3 Facnltaten: Theologie, Jnrisprn^
. deaa nad Bergbau, mit ^5 Proff. und mit 90 Studenten. (Pur alle drei
Facnitatea is^ eia quadriennium ▼orgesebrieben. — Die Theologen
^ müssen höreu bumaniora 9 Statistik, Natorrecht, kanonisches Recht,
biblisebe Philologie, Dogmatik, Patristik, theologische Moral nad
^ Liturgie; — die Juristen: Naturrecht, Völkerrecht, Statistik , Staats-
wirUischaft, kanonisches. Civil - nifd Staats- Recht, Criminalrecbt ;
— die Bergeleven: höhere Mathematik, Physik, Chemie, Mineralo-
gie, französische Sprache, Landschafts* und Planzeicbnen.) Die An«
statt hat eine Bibliothek^ ein ziemlich vollständiges Cabinet physikalf-
Jeher Instrumente, ein chemisches Laboratorium , ein mineralogisches
. Cabinet; eine Kunstsammlung für die Z^eichenschule ist in der Anlage
begriffen. In dem Collegium zu Celaya irird in Latein , Logik , Me-
taphysik, moralischen und theologischen Wissenschaften unterrichtet,
ia dem zu St. Miguel Alleada nur in Lat. und Logik , in dem zu Leon -
Lat. (60 Schüler) und Philosophie (34 Seh.), \ in d^em zu Irapoato eben
so. Durch die Revalution liaben die meisten alten Anstalten ihre
Stiftungscapitale verloren. — In Jalisco ist ein theol. Seminar mit J$
Lehrstühlen für Grammatik, Rhetorik, Philosophie, Theologie, kano-
nisches Recht, Kirchengeschichte und Liturgie — (120 CoUegialen
und 320 Externen), und ein akademisches Institut mit 1 Director, 10
Proff. und 2 Hulfidehrern, welchen der Staat einen jährlichen. Znschnss
von 2069 Piastern giebt ^ s<t dass der älteste Prof. nicht über 208, der
jätegste Uülfslehrer nicht über 25 P. jährlicher Besoldung empfängt.^(!)
In Meaterey ist ein iheoL Seminar mit 6 Lehrern, 25 Collegiaten und
85 Externen , und eine medicinische Schule mit einem Prof. und einer
Art. von aaatomisdi - chirurgischem Theater. In Potosi ist ein Colle-
gium mit einem Rector (700 F. Gehalt) und 6 Proff. (500 P. Gehalt),
•welches 2 Vorberei^ungsclassen für lat. und franz. Sprache ulkd eine
phil. und Jurist« Facultät hat; eine medicinische soll noch hinzugefügt
.Werdeu; die VorbereitnngscUsseo enthielten 27 Schüler, die phiL Fa-
isaltat 26 und die Jurist. II Zuhörer. In der plulosophischcn Facultät
soll reine und angewanilte Mathematik, Physik, Logik ^ Geschichte
«nd Geographie gelehrt werden. In Moreliu ist ein theologisches Se-
niiiBr mit 7 Lehrstühlen , 39 CoUegialen and (70 Ezternen ; die CaU
dem Original, sondern aus einer fn^iizosisclien Ueberseizung (!S), ins
Spanische übersetzt und dadurch der studirciidoii Jiigend seines -Vater-
landes einen wiehtigen Dienst geleistet zu haben ! ''
Befordl«riiiigen nnd Ehrenbf zeigu^ge^. SS5
legten SU Ülorclia vlid Pascaaro hibB fcochsi rnibedenteiid, lehren nlditB
als etmd barbarische GramuMitik , Rhetorik und Logik. 2u dam in
Toiuca Sit errichtenden akademischen Gyronabiiim hat der Congret«
'^19,000 P. jährlich bewilligt, aber nicht aangezalrlt. lo Oujar« ist ein
tlieoK Seminar mit 8 Lehrstuhlen , 25 Coll^Dgialen und 208 Externen»
lind -eine auf Staatekosten errichtete Anstalt fiir Wiss. nnd liön^te mit
8Proff. (für hit. Sprache, Mathematik, Physik, Logik, kanonisches
Recht, bürgerliches und Staate-Recht, Arznei Wissenschaft nnd Zel-
clienkunst) und 182 Schülern , wov<>n aber 118 blos die Zeichenschul«
besuchten und auf alle übrigen Fächer nur 67 ki^men.— In P.uebia giebt
es2CoUegien mit SCIassen f är4at. Ghramm. und Rhetorik, i*ine lat. Schule,
ein pollegiuin für den Unterricht in philos. und theol. I^senschaften,
mit 2 gramm^-rhetorischen Vorbereitnngsclassen , eiirem jährlichen Ein«
kommen won 11,721 Piastern, aus eigenen liegenden Gründen und Ca«
^Italien, aber nur 9 Stipendiaten ^nd 27 Externen, ein theologisches
Seminar mit 8 Lehrstühlen, 112 Colleghilen und 212 fialernen, und
eine medicintseh- chirurgische Akademie, euiblosst von allen dem
2weck entsprechf^nden Instituten und Hülfsmitteln. In Tabasco soll
«in Kloster gestiftet werden mit Verpflichtung der Mencbe snr wiss.
Unterriclitsertheilung. Auch in Tampico soll eine höhere Anstalt er-
richtet werden , sobald das erforderliche Geld da sein /wird. Das Col-
legium zu Ofizaba (Zuschuss aus Staatsfonds 2211 Piaster jährlirh)
hat 5 Proif. für Latein , Philosophie , kanonisches und bürgerliches
Reeht und Zeichenknast und 60 Sehüler *— 5 Proff. für Mathematik
nnd physikal. Wissenschaften, Rhetorik, Belletristik und lebende
Sprachen sollen noch angestellt werden , wenn das nothige Geld da
eein wird. Das Colleginm an Veracrnn ist durch die .Revolution ein-
gegangen , spater wurde ein Lehrer mit 540 P. angestellt.- Zu Cor-
doYa ist die Anstalt nur w«ss«> Ausbildung junger Seelente für den Flot-
tendienst der Republik, die kümmerlich ihr Dasein fristet. In Jalapa
ist eine durch einen Franzosen errichtete Realschule für Mathematik in
Jhrem ganzen UnlifBoge , Planzeichnen und französische Sprache* Die
Regierung hat ein passendes Local hergegeben und bezahlt die Pensiott
für 8 f'reischüler. In Merida ^ist ein theol* Seminar mit 5 Lehrstnh-^
len , 31 CoUegialen und 121 Externen. In Campeche ist eine Hand-
lungsschnle, in der Kalligraphie, Rechnen^ Mathematik, Buchhal-
tungskunst, englisehe und französische Sprache, Zeichnen und Musik
gelehrt werden — ein Privatunternehinen 2 Franzosen, Zaeateoas hat
ein Collegiuin von 2 Classen für sogenannte Graiuniatik und Rbeforik.
— Der Eleüientarnnterrieht ist höchst mangelhaft und dürftig — es
fehlt an Schulen, an ordentlichen Lehrern, einer Bildungsanstalt für
.Lehrer und aq den nöthigen Hülfsmitteln. — Es habea sich zwar einige
Gesellschaften zur Verbreitung des , Unterrichts , besonders durch so-*
genannte Lankaster-Schulen , gebildet; auch fehlt es nicht an Ge-
setzen, Vorschlagen , Schulplänen, schönen Reden über Erziehiing nnd
Bildung — doch steht das Meiste bisher nnr auf dem Papiere -^ es
fehlt theils au guteoi Willen der Sinwahner etwas zu lernen und eidi
£3S 6c1i«l« and Uaf rersliattttacliziohieB,
aninttreng^eii , tlieiU im cioheimisclien Lehrero , ii4 naa ilie Spanier
nur höchtft ungern hat, theils an dem nötbigen Gelde, am Lehrer sa
besolden, Sclitilbiotor su baoeo oad für die nötbigeo Sohiilbedurfnisse
xa sorgen, tboili endlich an der nötbigen politischen Rohe. Hoffen
wir Toa der Zukunft das Beste für did ron der Natur so reichlicki aus-
gestatteten Gegenden, da früher Spanien iast absichtlich nichts fnr die
Biklttn^ der Bewohner getban hat. Indem jährlioben Reobenschafts«
bericht des Gonverneti rs des Staates Mechodcän heisst esi „Schmerzlich
ist e« über unsern öffentlichen Unterriebt zu reden f dennoch moss und
will ich es, Dass ungre eheinali^en Unterdrücker uns je unwissender
desto lieber hatten , darf nicht befremden ; dass wir selbst aber jetzt
uns noch nicht^ mehr Mühe geben , ans unserer tiefen, Unwissenheit
aufzutauchen , isfln der That uabegreißich. Unsere wenigen Schulen
sind mehr geeignet, die Jugend au -▼erderben , als zu bilden» Unser
bester Elementarnntcrricht kommt über ein bochstabirartiges Lesen,
nnd ein unleserliches Gekritzel , eine fehlerhafte und unsichere Uand-
'faabung der 4 Species nicht hinaus ; unser höheres Schulwesen nicht
über die lateinische Grammatik des Pater Rigaida , un^ 'Taigen scho-
lastischen Wust des 16. Jahrhunderts.^^ -«-- Oeffentliche Blbliotheke*
Ton einigem Umfange befinden sich in der Hauptstadt 3, die der' Uni-
versität, die des erzbischöilielien €apitels und die des Collegiatstifts de
la Profesa ; letzten» , so wie die des Cerraeliterklosteri au St, Angel
und des Guadalupenklosters bei Zacateeas (11,000 B>) werden für die
bedentendsten im ganzen StaatcaTereln gebalten; Niemand kann aber
an diesen Bibliotheken kommen; «es sind keine TollAtandigen Kataloge
vorhanden, und die Unordnung, worin sie sioli befinden , ist grenlicb.
Vielleicht finden sidi in diesen noch einige Schätze altclassischer Lite-
iratttr, da sie Hieilwcise durch die Jesuiten zusammengebracht sind.
Der Buchhandel steht in Mexico gegen andere Lander poch auf einer
sehr niederen Stufe; doch ist er schon bedeutend über den Nullpunkt
•eines früheren altipani^cben Zustande» gestiegen , und jedenfalls dürfte
in Mexico jetzt ein gutes Buch leichter zu bekommen sein als unter
Ferdinand VII. in Spanien. Ausser der ganzen sowohl ckusischen als
enrrenten Literatur Frankreichs und Spaaiens, findet maa aach sehr
viela ins Spanisohe übersetzte französische , italienische, englische und ^
deutscha Werke — unter den deutschen z. B, Humboldt,' Gessnerz
Idyllen, einige Stacke von Kotzebue und Goethes Werther. Für
die von den anwesenden Deutschen gebildete Lesegesellsohaft vaterlän-
discher Literatur wird divect von Hambnrg. aus gesorgt» Gelehrte Ge-
•ellschaftea der europäischen Art exi^tiren nicht, mit Aus/iahmo eines
Vereins für Staats Wissenschaft, eines für NattoniäindnstrijB u. eines zur
Herausgabe etaev historisch* literarisch- polytechnischen Zeitschrift ia
«nartalheften. . LBdg],
Nav-Rvppia. ^Am dasigen Gyninaslum ist eina lichte ordentlich«
Lehreritelle gegründet , nnd in Folge der dur«h den Tod des Prof.
jKriiger [NJbb. XXVI, 440] eingetretenen Erledigung [s. NJbb. XX, 472]
der Oberlehrer MiomHur in dt« erste , der OberL JKronse in die aweite.
Befordernngen and EhrtBb.ei^ig^niigeik ^$7
der Oberl. Pr« Kampe in die dritte, der OlierK Kämpf \n die vbrie und
der Qberl. Lehmann In die fünfte Lehreratelle aofgeruckt ond die
sechste dem Schulamtscandidaton Hoffmatm fibertragen worden.
' ~ R ASTBNBVRG« Das dgiige Gymnasium , welches bereits im ' Som-
mer 183SL seinen Lebrplan nach den Vorsehriften der Ministerial - Verfü-
gung Tom 24. Oct\ 18ft7 gestaltet hat, w«r im Oct. 1637 in seinen^
gelassen Ton 210, im September 1838 Ton 194, im Ootober desselben
Jahres von 20^. und im Sept. 1839 Yon 196 Schülern besucht und hat
im Schuljahr 1837/38 zusammen 14, im folgenden 6 Schüler aqr Uni-
versität entlassen. Das Lehrercollegium besteht aus dem Oirector J.
JK G.^Ihinicke [seit 1836 in die Stelle des pensionirten und am 27«
jOct* 1837 Terstorbenen Directors Jnsius Friedrl Krüger eingerückt],
' den Oberlehrern I^rof. Klvpss, Prof« Fabian, Dr. Brillawski^ H^eyl und
Bornj dem Lehrer Karl fTtlh, CUuaeen [seit Anfang 1838 in die 6. Lehr
rerstelle eingernckt], dem seit dem 21, Febr. 1839 definitiv angestelUen
Httlfslehrer Bertmann Eduardt MaroUiky^ awei technisc|ien Hülfslehrem
und dem Schulamtscandidaten Uahnriedeu Der Jdhre$herichi über da»
Gymnaüvm vom Jahre 1838 [Rastenburg gedr. b. Ilaberland. 56 (38)
S. 4.] enthalt den Anfang eine'r Geschichte des Ca, Fempeju» Magna» von
d^m Oberlehrer Dr. Britlowski , welche der Verf. ^anfangs in einer beson-
deren Schrift herafnxngeben Willens gewesen ist, jetst aber, nachdem
Drumänn das Leben des Pompcjus im vierten Dande seiner Geschichte
Roms herausgegeben, stuckweise. in Programmen mitautheilen gedenkt^
Die Biographie ist ganz Sn> der 4' t und Weise der Drumannischen Bio-
graplüeen angelegt , empfiehlt sich durch sehr fleissige Benutzung der
Quellen ', grundliche Forschang und geschiclcte Combination , und tritt
der Drnnianniscben in würdiger Weise zur Seite. Der gegenwürtige
erste Abschnitt behandelt zunäcbst in einer Einleitung das Geschlecht
der Pottipejer überhaupt und namentlich die .Familie , welche den Bei-
«amen Strafte und. Magnus führte, und erzäblt dann die Abkunft und
Jugendjahre des Cn. Poropejos, dessen Feldznge unter der Herrschaft
des Sulla und dessen Untei;|iehmung«n gegen Ltpidus und Sertotijis voui
J. 78 -^ 72 V. Chr. Fiele das Ganze in den Resultaten nicht zu vielfach
mit Drumanns Werk zusammen, so würde diese Lebensbeschreibung
ganz besondere Beaditung verdienen ; indess belohnt sich für genauere
Forschung über die Geschichte jener -Zeit auch jetzt noch die Verglet-
ehnng derselben mit jenem Werke. Im Jaiire^ericht vom Jahre 1839
£35 (23) S^ 4.] stehen OriginaUonee tpicae, Specimen primum, . Scripsit
Frid. Jul, Horhf gynim reg. Praec., , welche durch Forsehnngs - und^
Darstellungsforra, sowie durch gelehrte und gründliche Begründung als
' ein £rzeugniss der Lobeckischen Schule sich kund thun, d. b. an die
liobeckiscfae Beliandiungsi^eise grammatischer Gegenstände ebjen so
sich anlehnen , wie der Dr, Brillowski in der Weise seines. Lehrers Dru-
männ geschrieben hat. Hr. Hörn bespricht mit grosser Gelehrsamkeit
und gründlicher £insicl>t in das Wesen der griech. Sprache die Ableitung
'und Bildung der Wörter «ari;^!/; und ivrifjg, ayuvXoxsiktig , aBi^cutovris
und atQCinotfjTOg , knüpft aber darjin noch allerlei £rvrteraogen über
V
238 Schal- asi OBitarsH&itnachriehteOi
uniere Wärter and aber allgemeine Bildongs^esefse der ^rieGhischen
Sprache , die ans dem Wesen der Sprache selbst abgeleitet , nicht aber
aos Sanskrit oder andern Sprachen hergeholt sind , so dass' die Schrift
ein sehr beaehtensw>rther Beitrag zor grierh. Wortforschung ist. Das
Wort ivfirjg wird nach gewöhnlicher Weise TÖn rjTfg (wie nodaxjig von
mnisy abgeleitet, und der Präposition h nnr elae intensiire SfeigemOg
der Bedentung (lagvf , taliefr, insehon) beigelegt, woher auch die Ac-^
Centnation des Wortes auf der letzten Sylbe fEnstath. ad Iliad. W. 144.,
Schol. ad Odyss. IV. 8S6.) gerechtfertigt ist. dm^vi^g aber wird wie
vQogfivfii und vnrfpri recht gläcklich auf das Snbstantiynm 'fyfia (Starnm-
form i7vi7)saracltgefnhrt. ^ Weil Passe w änch dieses Wort ^onr^vg abge-
leitet hat , so ist dieser Unterstfthniflg ooch' eine Speeialerörternng de
ecnswu» intUUiit in tyllaba articulari compositorum angehängt, dikrcli
welche der Verf. den Gebranch sogenannter euphonistischer Btnrfecon-
ionanteiv fnr die Wortbildong nnd Jhre - Einschiebnng zwischen did
Sylben zor Vermeidung des hiatus zn bestreiten sucht, aber freilich die
Anwendung solcher Bindeconsonanten zn starr anfzofassen scheint,
wenn erironder Behanptnng anhebt; C&nsonam v ad hunt vsum odAi-
heri j communis et Orammatieorum sententia , neque equidem negaverim ;
at eontendo iÜud v\nu8quam iemere esse iniectum , sed ita tantum , ut oN
terutri voci adhaereat vei quadam Mnalogiae specie adhaerere üideatur.
Demnach leitet er denn auch den Gebranch des v nach dem a privati-
▼am Ton dem Adverbiom avev ab, lässt 0^9onUi] nicht von v^lct «fx^cf,
sondern von ^qlvc^ (s. Stephan. Byzant. p. 666.' ed. Pioed.) entstehen,
und findet in n^wamov nicht eine anmittelbare ZnsamracftseCcnng ans
nqo nnd &^ oder oiri; , sondern ein Decompositam ans ni^o und hiofnov^
welches die Griechen nicht unmittelbar ans goi^, sondern ans dem Worte
ipt»yuj gemacht hatten, ^bdh so verwirft er in< Ttcevrodanogy ^XXo9a^
nög etc. znr Vermeidung des d enphonlcam dio Ableitung von cind nnd
fährt die Worte anf ddtnsBpv^ idatpog , so wie k%^o9on6g auf do^Tro^
und Sidovna znruck, sowie er von fti}K£ri annimmt , dass es nicht uh-
mittelbar aus /le^ und ht^ sondern durch die Mittelform ovniri gemacht
sei nnd von dieser das H behalten habe. Reiche Aasbeute filr die Bit*
dungsgesetze griech. Wörter gewährt die Untersuchung über ayytvXoxst*'
Xrjg , das nicht nnr in der Ableitung von x^^log oder vielmehr von einer
vorausgesetzten Form x^^V gerechtfertigt, sondern au 6h als Adjecti^
vum der ersten DecÜnation für die -ältere Adjectirform erfcISrt wird,
welche man erst nach Christi. Gebart in ctynvXoxnXog (wie ßaQ'öxsiXog^
V9r£^;f loff, ^^SQ^x^^^o^) umgewandelt habe, x Daneben Wird aber
auch aber die scliou bei Homer vorkommende Dikataleiie der AdjectWa
auf 09 und tjg (^ansQesHofiTig uqd aHs^ainofiog ^ T^Xvtocexvrjg und xoncor^-
ifog^ (iti^X^9M9 uod ntpixa^fiog ete.) verhandelt, üdd dafch Aufzäh-
lung der homerischen AdjectiVe auf tjg nach der eisten Decllnntion dafs>
gethan , dass sie nur von Snbstantivis auf 17 gebildet sind , während voa
Snbstantiris aas og vielmehr för gewöhnlich Adjectii'a auf rjg nach deti
dritten Declhiation entstehen. Die specielle Auseinandersetzung, so
wla dio Erörteraag der WW. asi^ainotrig dad iiq^tnoefjtos bei Jlesiod,
B^förderangeii und £]ir«iili6Belg^iing^en« ^30
und 'die dazu g^ehörige fithenvmtfinnchutigiOmanGrammatiemriimde
accentu vocis lix&i%7idtjg refUtalur , verdienet in der Abfaandlnng solltet
nachgeleften zu werden, nnd das Mitgetheilte wird binreiclien , deren
.Wichtigkeit klar zu machen. [J.]
Salzwbdkk. Das zn ^«tern 'dieses Jahres erschienene .vterzcAnf«
Stück der Einladungsachrifien su den SckvffeierUehktUen des GymnuttumB
[H&Ue 1840. 56, (44) S. 4.] enthält als wissenschaftliche Abhandlung
, eine recht verdienstliche HiHortBehe Eniwickeltinff de$ Prineipt rdtr D%f^\
fereniiabrecknung bis auf Leibmtz von dem ordentl. Lehrer Dr.-lfnri /m-
fnnnucl Gerhardt^ worin Jn klarer und übersichtlicher Weise die £nt-
Wickelung der Differentfdlrechiluog tob den ersten Versuchen der Grie-
chen, kruiniiiliiiig begränzte Flächen mii> geradlinigen zu vergleichen'
und zu bere<;hnen, bis zu dem .angegebenen Zeitpunkte nach d^n
Hauptmcimenten ihrer Fortbildung dargestellt ist. In den Schulnach-;
richten sind unter Anderein <|uch einige biographische Nachrichten über
den am is. Mai 1839 verstorbenen ordentl« Lehrer Dr. Fritdr. JVilk»
Danneil [geboren^ in Salzwedel am 1. Febr. 1806 und seit 1828 am
Gymnasinm^ thälig; wo er 1832 als ordentlicher Lehrer einruckte] mit*
gethcilt 9 in dessen Lehrstelle der siebente^ ordentl« ^Lehrer Dr. Guataa
Hahn aufgerückt, so wie zum siebenteu Lehrer der Dr. Gerftafdt er*
nannt worden ist* vgl. NJbb. XXVII, 339. Die 6 Classen des Gymna-
siums waren im Sommer 1839 i^»n 196, im l^inter darauf von 185
Schulern besucht 'Und 3 Schüler sind zur Universität entlassen worden.
ScHf.Bsis0r. Die 20 Gymnasien der Provinz waren im Schuljalir
1838/39 von 4338 Schülern besucht, und entiicssen (mit Ausnahme .der
Gymnasien von Neisse und Leobschutz, wo dje' Abiturienten 'nicht aar
gegehen sind) 187 Schüler zur Universität. Daneben bestanden noch 12.
Dicht auf Gymnasien gebildete Schuler die AbiturientenprOfnng. Im
Einzelnen hatte in Bassüau dasMagdalenen>Gymna6ium328^c|i«ler un4
13 Abiturienten , das Elisabeth - Gyron. 236 Seh. [in der Mitte des Jah-
res 259 Seh.] und 13 A4>., das Friedrichs -Gytnn. 165 [181] Seh. nnd
11 Ab., das kathol. Gymn. 483 Seh. und 27 Ah/ [ungerechnet 12
fremde Schnlor, welche hier geprüft wurden], das Gymnasium in Bni^o
174 Seh. und 6 Ab,, in Gi.axz 188 Seh. und 8 Ab^ in Giuwitz. 340
Seh. und 21 Ab« , in Gkogav das kathol. Gymn. 126 Seh, und 13 Ab.,
"^das protesloot. Gymn. 232 Seh. und 9 Ah. , dad Gymn. in Goblits 137
Seh. und 6 Ab. , in HmscHBERo 115 Seh« nnd 4 Ab« , in LAVBAti 126
$ch. und 5 Ab. , in Leobschvtz 181 Seh. , in Lugniitb das Gymn.- 163
Seh. n. 6 Ab. , dio RittrrakadetBie 82 S. und 7 Ab. ^ das Gymn. in
NnissB ^ Seh., in Obls 177 Seh. und 11 Ah., in Oppk.k 217 Seh. u.
11 Ab., in Ratibob 25Ö Seh. nnd 4 Ah«, in Sciiwsiikiim 177 8ch. und
' 12 Ah. Gegen das vorhergehende Schuljahr hat die Zahl 4er Schnlor ^
wieder um 151 abgenommen , obschon sie in den Gymnasien zn Gtatfe,
Görlitz und Liegoitz gestiegen ist. s. KJbli. XXIV, 436. Dio rein ka^
thoiischen Gyfkinai»ien (in Breslau , Gleiwitz,^Kei£se, Oppeln, Leoh*
schätz , Glatz u. Glogati) sind fast sHe sehr stark besucht.
UacFAltai. Der Fiaristenordea ^ dei^ffen Verdienste um die wiesen-
240 'Zur Nachricht.
(Msliaftliishe Btidnng der vateründUchen Jngend Van jed«m Freanda der
AufkiTiriin^; ojid llumBoitnt dankbar gewnrdigi sind , zählte in den 28
Ord.en»httusern der lIagari«€h-Sielienl>iVgi»('i>en ProTiiiz.init Beginn dea
Sciiiiljahrs 1838/39 insgesamiiit 394 ll1ii<r|icder. Die Zahl der Zöjr.
^Itiige betrug 8159. Vun dieser groti^n Summe kommen auf Pestli
BS7 im, G^mnaftiiifn und 544 in der Han|»Ucliule, und auf Ofen 482 im
Arcbigjsmnntiom- nnd 253 in den NorraaUchaleu. Von den Ordensglie-
dera tiad 5 Doctoren der Theologie und PiiUosopbie, 1 Doctor der
, Theologie nnd 53 I>oetorea der Philosophie»
Zur Nachr i c^h t.
Ton dem an nn$ern Jahrtin ehern gehörigen Archir for Philologie
ond Pädagogik sind vor kurzem das erste und zweite Heft des scciisten
Bandes ansgegcben worden, und darin folgende Aufsätze enthalten*^
Im ersten Hefte: J. C. M. Laurent: lieber den JWerth der Amerbach-
sehen Handschrift des Veliejus; Pr, Bittere Der Schlnss der Aristoteli-
schen Poetik noch einmal geptuft; Heimbrod : Ueber den Ajax des So.
phoklcs; C. O. M&Ucr: Disputatto de usn toc. schdaei C. Fr, Her-
manni Bispiitatio de Platonis Menooe; Bjuadem Di^putalio de Terentii
Adelphis ; R, Dressier : l>er solbsttliftligeGebrauch der lateim Sprache
in Gymnasien nnd anf Cntversiläten gegen die Angriffe Benekes, Neu-'
uianns nnd Köppens wrlheidigl und nach seinem pudagog. Kotzen g"?-
wuriligt; Gr. liut^iger; Homers Htado, vierter Gesangim Versmaasa
der Nrbelnngcn verdbiiUclit; C E. Frege: Ueber die Aafstelinng einrr
Theorie der franz. Cnnjngation; G, E. Kühler: Carmen in Lnharpinm
conditnm. Im zweiten Hefie: Zyro: Ueber das Odinm humani generia
der Chri:»ten nach Taritns; AUenburg: Odjsseus in der Unterwelt:
Odyssee Rhaps. II. ; Teipel : Ueber die unhestiiunitca Fürwörter: Wer,
was, welcher, welche, welehes, wo, wohin, woher etc. ; L. CA. K.
Iläser: Allgemeine Erfordernisse für den Unterricht in der Grammatik
der deutschen Muttersprache, auf der untersten Lchrstufe; G. Jlänel:
Ungedt>ftckte Handschriftencataloge; Seyffarth: Enthalten Inschriften,
wie die I»iätnfel, der Thierkreis von Dendera, die Sarkophage des Sc-
thofl^. ond Ramses, der Monolith des Arnos, wirklich astronomische
Beobachtungen Tom Jahre 54 und 37 n. Chr. 1104, 16S1, 1693, 1832
▼. Chr. oder nieht? Ist 'unser Alphabete wirklich zo Ende der Flnth
3446 T. Chr. geordnet jrorden, oder nicht?; L, von Sinaer: Probe an«
Giacomo Leopardi's Miscellanies ; Einige Werte über Dr: Aug.Theinera
Weric Geschichte der geistlichen fiildungsanstalten ; Lqnge: Probe
einer Uebersetznng der Geschichtsbücher den Livius; A, Moebiv»: Aa-
notatio eritica in carmen^Anacreonticom fti.
Vene
JAH&BÜdHER
. für -
:piillologie )md Paedag^oglk,
. oder
KrttUcheJBihUotheh
für du
Scliiil- iqiii Unterrlclitsweseii.
In Yerbkidusg mit einem Vereine von Qelelurten
herausgegeben
▼Ott ^
Hr. €MVHe^ Meeboäe»
Wß Johann ChrUiian Jßhn
/- , und "
Pvof • «eüiJboM WOatw.
Nenn und aswanzigst^ Band. Drittes Heft.
Druck nnd Verlag von B. G. Teobner«
1840.
Kritische Beartlieilaiigem
J. Ruhino ( Professor in Marburg V , Üe her den JSntwieke"
lungagang def* römischen Verfassung bis zum
Höhepunkt der Bepublik. 1. Baod. Marburg 1839. XX.
504 S. 8.
• Das genannte Werk ist zwar nur ein erster Band und ett
scheint nach dem im Eingang ansgespfrochenen Plan , als solitea
demselben etwa noch drei andere Bände folgen : demnach könnte
man ein Urtheii über dasselbe für Toreilig halten^ ehe auch die
übrigen Bände erschienen sind« Indess enthält der vorliegende
Band in seinen 4 Abschnitten eben so viele Abhandhingen , die
man, wenn sie auch immer auf das Ganze der Untersuchung hin-
weisen ^ doch jn einem gewissen Sinne ^Is seibstständig ansehen
kann , und so giebt Ref. dem Wunsche , sich über die interessan-
ten in demselben enthaltenen Ansichten aussprechen zu können,
um so mehr ^ach, da er glaubt, den Lesern dieser Blätter da-
durch, dass er sie auf ein so vortreffliches Werk aufmerksam
macht, einen Dienst zu erweisen. ^
Der Plan des ganzen Werkes hangt genau mit einer sogleich
in der Einleitung dargelegten , später näher zu betrachtenden An-
sicht zusammen, die ich sehr gern mit des Hrn. Verf. eignen
Worten mittheilen würde , wenn diese nicht zu viel Raum ein-
nehmen würden. Das Wesentliche derselben ist, das« in der
altem Zeit des römischen Staates bis zur ersten Secession de^
Plebejer eine patrizische , von einer über dem Volke stehenden
Auctorität a^usgehende Verfassung allein bestehe, dass mit di^^-
sem Zeiipunkt eine zweite auf andern Principien beruhende,
plebejische' Verfassung ins Leben trete , und dass diese beiden
Verfassungen nach und nach „auf eine Weise , welche sich nnr
dynamisch^ nicht mechanisch begreifen lässt, zn einer harmoni-
schen Einheit verbunden^^ werden. Sonach lässt jede dieser Ver-
fassungen eine gesonderte Betrachtung zu , iind wir haben min in
unserm Bande einen Theil der Untersuchungen über die patrizC-
sche Verfassung, nämlich eine Darstellung; der Verfas^ung^ge-
16*
244 Alterthttmikunde.
schichte bi« auf Servius Tullios ^ wobei wir jedoch selir bedauern,
dass wir einen besondern , der Kritik abweichender Ansichten
über diesen Zeitraum gewidmeten Abschnitt erst in dem folgen-
den Bande zu erwarten haben. In demselben Bande wird dann
ein sechster Abschnitt über die servianische Verfassung und pin
siebenter über die mit der Abschaffung des Königthums eingetre-
tenen Veränderungen die Darstelhing der patrizischen Verfassung
Tollenden. Ob alsdann die plebejische Verfassung , welche sich
unter dem )g2inf|uss der patrizischen Vorrechte entwickelt und
sich durch diese Überali Grenzen gesetzt sieht, eine eigentlich
gesonderte Darstellung erlauben werden ^ möchte Ref. bezwei-
feln: indess muss er auch hinzusetzen, dass diess von dem Hrn.
Verf. nicht als bestimmte Absicht ausgesprochen worden ist.
Eine Frage, die sich bei der Besprechung des Torliegenden
Werkes sogleich aufdrängt, ist: Wie verhalt sich der Verf. des-
selben zu Niebuhrs Untersuchungen^ Wir finden bei dem Hrn.
Verf. selbst Beiehrung, der sich hierüber auf eine sehr klare und
im Ganzen überzeugende -Art in der Vorrede ausspricht. Jener
t Grundsatz^ dass die Alten auch noch zu der Zeit, wo die re-
publikanischen Institutionen ihrem Untergange nahe waren, sich
%i Besitz von besonders staatsrechtlichen Traditionen befanden,
W4Blche so reich und so wahlr waren, dass wir, die wir jenen Zu-
standen so fremd sind , nichts mehr und nichts eifriger zu tliun
haben, als sie uns anzueignen und uns in sie hineinzudenken,
findet sich wie in der weiter unten angezeigten Schrift.des Hrn. Prof.
Zumpt, so auch hier klar und deutlich aasgesprochen , und der
Hr. Verf. macht ihn sicli so sehr zur unbedingten Richtschnur,
dass er erklärt (S. XVI): „Für die Reproduction derselben be-
darf es keiner genialen schöpferischen Kraft , sondern, der unbe-
fangenen Hingebung an den überlieferten Stoff, eines Ohres,
welches willig ist , auf jeden bezeichnenden Laut zu horchen,
eines Auges, welches den aufmerksamen Blick auf den Gegen-
fitand selbst richtet^ um ilm' in seiner eigenthümlichsten Gestalt
flu erkennen, um jeden unterscheidenden Zug an ihm-wahrzu-
Jiehmen.^^ Es bedarf sonach kaum der Bemerkung j ;dass er
einen ganz andern Weg als Niebuhr geht, und dass er auch in
den Resultaten voii ihm vielfach abweicht, obgleich er ihm lüe
die gebührende Achtung versagt und in der Vorrede sein Ver-
dienst auf eine treffende , anerkennende Art bezeichnet.
Ref. ist nun zwar, wie schon bemerkt, mit dieser Ansicht
im Ganzen vollkommen einverstanden : indess werden sich gleich
hieran einige Gegenbemerkungen anknüpf ei\. lassen, die sich ihm
bei der Lektüre des ganzen Quehs wiederholt aufgedrängt haben,
und die ihm zur Bezeichnung . des Standpunktes demselben nicht
ganz unwesentlich zu sein sclfeinen. Allerdings nämlich hat Nie-
• buhr die Zeugnisse der Alten zu gering geachtet und ihre Aucto-
jritäten gänzlich verwurrt und es dadurch, wie Hr. Rubino selbst
Rnbino : •C(:ber den Entvrickelangsg. der rom. Terfassnog. 245
in der Vorrede (S. 10 fl.) so Tortrefflich anseinandersetzt, ub->
I möglich geinacht, '^eine Resultate als Grundlage für fernere For-
schungen zu benutzen. Dass es indess unerjaubt oder sogar iiq-
Bothig sein sollte , in einem gewissen Sin^e iiber die Quellen hin-
auszugehen, kann Ref. nicht zugeben. Eine eigentlich geneti-
sche Entwickelung von Zuständen^ namentlich von innern Znstaa-
den, liegt dem LItIus^ aufweichen wir TorzügUch angewiesen,
wie den antiken Historikern überhauptv ziemlich fern ^ und wenn
wir nun eine solche den Forderungen der Wissenschaft der 6e^
. genwart gemäss >geben wollen , - so müssen wir nothwendig auf
Fragen stossen ,^ welche in unsern Quellen nicht beantwortet wer^
den, und welche isonach ein Hinausgehen über dieselben uner-^
lässlich machen. ^ Nur müssen die. Quellen Immer die~ beschran-
kende Norm für unsere Speculation bJeiben, und müssen in un-
srer systematischen Darstellung, so zu sagen i, zuletzt aulj^ehen,
' und es dürfte sonach die Niebuhrsche Yer^hrungsweise nicht ge-
radezu zu Verwerfen, sondern nur insofern zu tadeln und zu ver^
lassen sein , als jene Forderung hei ihm, nicht erfüllt wird. Auch
> -folgt daraus nicht nothwendig, dass die Ideen, die er an die Spitze
seiner Entwlckelung stellt, falsch seien: es kann vielmehr der
Fehler, wie bei einer mathematischen Gleichung eben so wohl in
der Mitte oder sonst wo , als im Ansätze liegen. Diess scheint/
dem Ref. auch wirklich der Fall zif sein , und er möchte jene '
Sätze, dass das Patriziat, um es kurz, wenn auch vielleicht nicht
ganz treffend zu sagen, ein Geburtsad^l gewesen, dass ^^ sich in
eine bestimmte Anzahl von Geschlechtern getheilt, dass Vertre-
ter dieser Geschlechter wie von selbst zu einem Senat znsammen-
; getreten — Alles mit Ausschluss der Willkür eines Einzelnen
— ferner, dass die Plebejer schon vor Servius durch den Hinzu-
, tritt der unterworfenen, namentlich* latinischen Völker einen
besonderen, nicht durch das Verhältoiss der CHentei den Patri-
ziern untergeordneten-, freilich noch unorganischen Bestandtheii
des römischen Volkes ( dieses im \*'eitesten Sinne gefasst) gebilr
det , dass die Verfassung des Servius wesentlich auf denii&weck
diesen Bestandtheii dem Organismus des Staates einzuverleiben,
berechnet gew esen : alle diese Sätze , die er hier nulr andeuten
kann, möchte Ref., wie ges'agt, nicht verwerfen, vielmehr lieber
versuchen, ob sie sich nicht auf eine Art fortführen Hessen, dass
die Quellen nicht nur übereinstimmten, sondern sogar eine voll-
kommnere, mehr einheitliche Deutung fänden. Hr. Rubino da-
gegen beginnt die Entwlckelung der Verhältnisse des Patriziats
damit, dass Romulus aus den vorhandenen principes sich die pa-
^es ausgewählt habe , deren Kinder und Angehörige seien dann
patricii genannt worden , Niind* daraus sei der Stand der Patrizier
hervorgegangen. Plebejer sind ihm bi^ auf Servius ^icht vorhan-
den^ a«rsser denen, welche durch die Clientcl den Patriziern
untergeben sind , und Plebejer als ein besonderer Stand scheinen
246 Altevthümtknnae.
eb^leidi sich bierfiber, weil die Uotenmcban; noch nicbt ffö weit
fortgeführt ist, nichts ganz Bestimmtes sagen iässt, erst mit "der
Decemviratgesetzgebung hervorzutreten, seit welcher die oben
^hon erwähnten zwei Verfassungen siclv einander gegenüberstehn.
Mag man nun auch zugeben, dass die Quellen nur bis auf einen
Zeitpunkt zurückgehen, wo der König nber die Auswahl der Sena-
toren Terfügt,. obgleich diese erst unter den letzten Königen
ihrer Willkür in grösserer Ausdehnung anheimgefallen sein kann,
und mag man auch zugeben, dass die Plebejer erst von dem Zeit-
punkt an als eigentlich vorhanden angesehen werden können, wo
»ie thätfg in das Staat sgetriefbe eingreifen: so begnügt sich doch
die wissenschaftliche Forschung hiermit nicht , sondern sucht bis
SU den Keimen und Wurzeln des Gegebenen einzudringen, und
sie kann am allerwenigsten hierbei stehen bleiben , wenn sie, wie
.^diess in Hrn. R.'s Darstellung der Falljst, einen mit einem, un-
bedingten Ansehn umkleideten Stand und Institute , welche über- ■
ali das Gepräge einer heiligen DnTerietzlichkeit an sich tragen,
vorfindet* Dergleichen bildet sich nur durch langes Herkommen
aus, und ist bei willkürlichen Einrichtungen, sollten sie auch
Ton einem gan^ unumschränkten , mit dem Imperium Im weitet
Bten Umfange bekleideten Könige ausgehen, ganz undenkbar.
Und eben so verlangen wjr , wenn wir eine plebejische Verfas-
sung an die Seite der patrizischen treten sehen (Ich behalte diesen
Ausdruck bei,^ da er in^der That bezeichnend ist), in den Vor-
gängen eine Erklärung dieser ih solcher Weise nach Hrn. R*'a
eigenem Zugeständniss einzigen Erscheinung, und finden diese
auch in der NIebuhrschen Darstellung, wenn wir, was nicht ge-
gen die Quellen ist, annehmen, dass eine grosse Menge selbst
vornehmer lateinischer Geschlechter bisher nur äusserlidd in den
römischen Staat aufgenommen gewesen war, kaum aber dürfte
sie, nach' dem was sich Im vorliegenden ersten Bande mehr zer-
streut über diesen Gegenstand vorfindet, bei Hrn. Riibino zu fin-
den sein. Um aber auf das Patriziat zurückzukommen: so blei-
ben s4bst von der eben gemachten Forderung einer genetischen
Entwickelung abgesehen , noch einige Bedenken übrig. Wurden
durch die von Roraulus aufgenommene Anzahl von patres alle Fa-
, milien der pnncipes dieser Ehre thelihaftig? Und wenn diesa
nicht der Fall war, «anken dann die nicht patrizischen Geschlech-
ter zu dem Stande von Clienten herab? Und wie ist es bei der
Heiligkeit aller römischen Institute zugegangen , dass , nachdem
einmal der Grundsatz, dass ein Senator seine Angehörigen zu
dem Stande der Patrizier erhebe, Geltung erhalten, demunge-
achtet später und zwar schon sogleich nach der Vertreibung dar ,
Könige davon abgewichen wurde? Aucji würde sich das, was S.
187. Anm. 2. zur Beseitigung einiger Stellen, welche die Bedeu-
tung von patres in dem Sinne von patricii beweisen , gesagt wird,
leicht widerlegen lassen, wenn man nicht einen Grundsatz, den
Rabioo: Ueber den Enhfiekelaogig. der. rSni. Verfaüiuig, 847
ioh Bfi&ter wieder belehret! werde , den Grundsatt, dag« Lifiun
nnr iii den Stellen,* wo die alte Rechtstradition offen slciitbar sei,
Glauben verdiene , gelten lassen will,
Biess fulirt mich aber fiberhaapt anf die Frage, wie das
nShere Verhältniss des Hrn. Verf. zn den Quellen sei 1 Nach der
oben aus der Vorrede mltgetheflten Stelle sollte man glauben,
dasserdeneA, welche den ersten Rang 'einnehmen und die etf
selbst aufzählt, nämlich den römischen ans dem cicetonischen
^und augusteischen Zeitalter und dem Dio Cassins, einen unbe-
dingten Glauben schenke, und darin durfte man noch bestärkl
werden, wenn er den Livius und ähnliche Auctoritäten » wie,etf
diess 8. 319 th^it, eben so wenig nnter die alteren Annaliatcii
stellt, als man z. R. in Betreff der altern deutschen Geschichte
den Historikern der Gegenwart einen geringem « Glauben schen-
ken werde , als denen d^ 17., oder 18. Jahrhunderts. Was nun
zunüchst diesen letzteren Grundsatz anbetrifft: so ist dabei eine
Eigenthümlichkeit der lateinischen eben so wohl als der grieclii«
sehen Schriftsteller ; auf die wir angewiesen sind, nicht berfick-^
sichtigt. Beider Darstellung ist nämlich, um es mit einem Worte
aiuBzudrucken , rhetorisirend , wenn auch in Tersdiiedener Art.
Bei Livins tritt nämlich überall der Redner herTör, aber mehr,
sofern dieser nahe mit dem Dichter Terwandt ist: denn wer wollte
leugnen, dass er vor Allem seine Darstellung anziehend und an^
schaniich zu machen sucht?- Und eben so zeigt sich der Redner
bei den griechischen Schriftstellern , nicht nur bei Dionys|os, wo
diess der Verf. öfters anerkennt, z. B. S» 297, wie er überhaupt
nnd mit Recht gegen diesen Schriftsteller misstrauisch ist, son-
dern auch bei Dio Cassius: dodi ist hier der Redner mehr der
Lehrer der Beredtsamkeit oder viehdehr der JLehrer überhaupt,
denn er geht überall darauf aus zu Tcrdeutllchen, und benutzt zu
diesem Behuf Analogien der Gegenwart oder seiner vaterländi-
schen Geschichte , wovon die Folge ist , dass eigenthümliehe und
charakteristische Züge nicht seltc^ Verwisdit und durch allge«
tneine Schilderungen sehr schlecht ersetzt werden. Konnte man
diese Zuthaten und Aenderungen wegräumen, so würde jener *
Satz insofern wahr sein, dass man in den vorhandenen Schrift«
steilem zn gleicher Zeit mehrere Annalisten vorliegen hätte, aber
immer noch nicht in so weit, das^ man in ihnen eine wahre kriti-
sche Verarbeitung dieser Quellen besässe, welche den Alten
eben so fremd ist, als sie bei uns gegenwärtig zu einem unah-
weichlichen Grundsatz der Historiographie ^rhobeii" worden ist.
Wplke nsan aber diess wirklich versuchen > so würde man im Ali-
gemeinen, wie leicht einzusehen ist, nichts Anderes thnn, ab
. Niebuhr ebenfalls hat thun wollen , nnr dass er in der Ausführung
Viel zu weit gegangen ist. Uebrigens ist der Hr. Verf. weit ent-
fernt, von jenem Satze selbst eiue consequente Anwendung zu
machen. Nicht nur^ dass er trotz dem wiederholt auf das' Zeug-
248 AlterihamakBiide.
]ii0S der Annalisten hindorchsudringen sacht, s. 8. 29. 30. 291.
u. o. , sondern er macht auch bei Livias u. a. einen grossen un-
terschied zwischen den in seinem Werke enthaltenen Rechtstra-
ditionen und seinen- Erzählungen , un4 legt nur jenen Glaubwür-
digkeit bei , indem er diese ab willknrlich yerwiift. Indem er
aber solche Traditionen nicht blos in den ^ wie es scheidt, wört-
lich beibehaltenen Formen, sondern auch in Thatsachen, Zu-
stinden und Verhaltnissen , wie er sie überall Toraussetst , findet:
so scheint der Boden, auf welchem er steht, ein nicht, minder
schwankender und unsicherer zu sein, als der Niebnhrs? Die
Entscheidung der Frage nämlich, was nun als Rechtstradition an-
zusehen sei , scheint nicht minder subjectiver Natur zu sein , als
die der andern Frage: wo^teht Livius auf . den Flüssen der Anna-
listen und wo überlasst er sich seiner eigenen Dichtung? Wer
wnrdcf z. B. nicht in seiner Darstellung von dem' caudinischen
Bündniss, wo so vielfache Grundsätze und Herkommen erwähnt
werden, eine Rechtstradition finden wollen? Und gleichwohl
wird diese ganze Darstelhmg vom Verf. verworfen, s. S 281 ff.,
und es dürfte nicht sehr consequent sein , wenn derselbe einen
' Orund, warum Livius hier keinen Glauben .verdiene, darin findet,
dass derselbe selbst erklärt, mit dem Claudius, einem Annalisten,
hierbei nicht übereinzustimmen? Warum konnte Livius sonach
nicht auch hierin durch seine, zu des Angiistus Zeit allgeraeihe
bessere Einsicht io das Verfassungs- und Rechtäwesen geleitet
werden? oder, wenn er hierbei eine solche Einsicht nicht bewies
oder sich, trotz derselben durch Mationaleitelkeit bestimmen liess:
wer bürgt uns dafür , dass das an vielen andern Stellen nicht eben
so der Fall sei? Und in der That dürften die Rechtstraditionen
bei Livius für die älteste Zeit , wenn auch keineswegs abzuleug-
neu, doch sehr zu beschränken sein, und namentlich dürfte der
' von Niebuhr hervorgehobene , unter seinen Verhältnissen so na-
türliche Irrthnm, dass die Plebejer von jeher der uaqh Brod und
leichtfertiger Unterhaltung hungernde, dich gegen Ordnung und
Gesetz in Widerspruch setzende Haufe gewesen seien, das klarer«
Licht, welches noch bei den Annalisten in Betreff der jQtesten
Zeit zu finden war , vielfach verdunkelt haben. ^
Wir kommen sonach auf luisern schon obän ausgesprochenen
Satz zurück, dass eine Darstellung der romischen Verfassung be-
sonders der ältesten Zeit der Speculation niclit entbehren könne,
wiederholen aber zugleich die oben ebenfalls gemachte, durch
eine stete Rücksicht auf die Quellen gebotene Beschränkung. Dass
diese sonach nicht überall übereinstimmen können, liegt am Tage:
diess ist afier auch bei dem Verf. nicht überall der Fall und ist bei
der Beschaffenheit. derselben nicht möglich: demungeachtet ist
wahrhaft historische Ueberzeugung keineswegs unmöglich. . Sie
muss nämlich eines Theils durch die Einfachheit und Harmonie
des aufgestellten Systems, und andern- Theils durch die allge-
Rubine : Üeber den Entwickelang^g. derjrom. VerfosBung, 249
meine Uebereinstiminung der Quellen gewonnen werden, welche
leUtere einzelne IrrthiJmer in denselben nicht ausschliefst, son-
dern dieselben und ihren Widerspruch vieiieicht sogar durch das
Licht ^ welches über die Quellen im Ganzen Terbreitet wird, gänz-
lich entkräftet* ' '
Gänzlich irren würde man aber, wenn man aus jenem Grunde
«atze schliessen wollte, dass der Hr. Verf., wenn er auch Nie«
buhrs Ide^n als nicht vorhanden ansieht , bei seinen Darstellun-*
gen nicht diircb eigne Ideen geleitet worden sei. Vielmehr ge-
ben diese seinem Werke einen yorzüglichen Werth , und es ist in
der That ein Gennss, ihm bei der slMtigen, überall atif das End-
ziel gerichteten Entwicklung derselben zu folgen.^ Nur insoweit
dürfte ihm also jener Grundsatz hinderlich gewesen sein , als er
ihn abgehalten hat, über eine gewisse Linie hinauszngehn und die
Fäden , his auf den Anfangspunkt zurück zu verfoigen (wodurch
freilich auch diesseits dieser Linie Manches ein anderes und rich-
tigeres Licht erhalten haben würde): dass er aber sonst der schö-
pferischen Kraft nicht entbehrt, wird selbst aus der kurzen In- '
haltsangabe der einzelnen Abschnitte hervorgehen^ die Ref. nun-
mehr folgen lassen wird, um an sie zugleich einige wenige Bemer-
kungen über das Einzelne anzuknüpfen.
Mit dem ersten Abschnitt „Von der Uebertragung der romi-
sclien Magistratur^^ (S. 13 — 106) nimmt der Hr.^ Verf.^ nach sei-
nem eigenen Ausdruck, den Standpunkt gleich in der Mitte der
Republik. Derselbe ist nämlich vorzüglich dazu bestimmt, der
Magistratur unter den Römern eine grössere Würde und eine hö- '
here Stellung zu vindiciren, als ihr bisher beigelegt worden sei,
und es wii^d dcsshalb~ zuerst nachgewiesen, dass/zu dem Begriff
• derselben eine Weihe wesentlich .gehört habe , welche , ihren er-
sten Ursprung in den ' Königen habend , gleichsam wie ein heili-
ges, nie verlöschendes Feuer durch die Consuin fortgepflanzt
"Wiirden sei, indem diese sie theils den niedern Magistraten, theils
Lei ihrem Abgange den Nachfolgern ertheilt hätten, und so wie
auf diese Art die Magistrate über das Volk gestellt werden, so
Mrerden sie auch zweitens über die Priestercollegien erhoben , in-
dem diese zwar Rathschläge und Gutachten abzugeben, nicht aber
Ton ihi^er Wissenschaft eine unmittelbare Anwendung auf die An-
gelegenheiten der Regierung zu machen befugt gewesen seien,
was immer nur von den Magistraten habe geschehen können. Wir
haben dagegen nur einzuwenden, 1) dass jener Grundsatz ton der
tinunterbrochenen Fortpflanzung der Weihe eine nicht ganz unbe-
deutende Beschränkung durch die Interregnen erleidet, wo die-
selbe, was der Hr. Verf. .erst später erwähnt, an den Senat zu«
rückfiel und von diesem durch die Interregen neu übertragen
wurde ; 2) dass der Hr. Verf. die . Theilnahme des Volks an
' der Wahl namentlich für die spatere Zeit, die er in diesem
Abschnitt nicht minder als die frühem vor Augen hat^ viel
250 Alterthnmakn^ide.
Bu sehr in Schattet stellt, und 3) dass um dieses Umstandes wil«
len die Consuln noch nicht so* franz, wie es der Hr. Verf. dar^
stellt, als die Inhaber der Icöniglichen Gewalt angesehen werden
können.^ Was den zweiten Punkt im Besondern anbetrifft: so hebt
der Ar. Verf. überall hervor , dass die renuntiatio des abgehen*
den Consuls oder in Betreff der niedem Magistrate vdie eines ho-
hem Magistrats nnerlasslich gewesen sei: eben so nneriisslich
aber war auch die Torangehende Wahl des Volks, in der spatem
Zeit für alle Magistrate^ in der frühesten wenigstens für die Con-
^uln , und es ist durchaus unpassend , ,wenn er sich auf das Bei«
spiel der niclit durch das Volk znertheilten Qonsulate des Marina
und Cinna bernft, um zu beweisen, dass die reiiunciatio wesentli-*
eher gewesen sei, als die Wahl des Volkes. Diess waren Recht»*
Verletzungen , aus denen sich durchaus kein Grundsatz ableiten
lasst, eben so wenig wie daraus, dass Cäsar sich durch einen Pra-
tor zum Dictator ernennen liess, oder daraus, dass im J. 52 v.
Chr. der römische Staat sich nach dem Zeugniss des Dio (XL, 40.)
mehrere Monate lang ganz ohne Magistrate befand : was nach den
Grundsätzen des Hrn. Verf. etwas ganz Undenkbares ist fs. S. 84),
und was auch nur durch eine allgemeine Störung des Rcchtszu-
Standes in der damaligen Zeit seine Erklärung erhält. Eben so
wenig wird man mit dem Verf. in dem Umstai^de, dass hur (oder,
wie es heissea muss , meist nur) dem Magistrate das creare bei-
gelegt wird , während von dem Volke die Ausdrucke facere oder
dicere die üblicheren sind , einen Beweis für die grössere Bedeu-
tung der renunciatio im Verhältniss zu der Volkswahl finden:
heisst es nicht aach romConsul, der einen Dictator ernennt, im-
mer: dictatorem dicit? Und wenn es öfters ähnlich wie: per pa-
tres clientesque patrum consules creati {Ltv. li, 64.) heisst : so
kann man daraus, dass p^r und nicht a gesagt isty höchstens nur
so viel schliess^n , dass ausser dem Volke auch noch der vor^
sitzende Magistrat bei der Wahl thätig war, nicht aber, „dass
das Volk nicht als die Handlung der Creation vollbringend, son-
dern nur als sie erlaubend, zugebend, höchstens vermittelnd dar-
gestellt werde.^^ Was die spätere Zeit anbetrifft: so liegt ja klar
vor, dass die Candidaten, wenn wir einmal hur das Consulat ins
Auge fassen wollen, si6h beim Volke bewarben, dass das Volk
aus ihnen wählte , und dass der Vorsitzende Consul nur eine be*
schränkende Macht hat^e, indem es von ihm abhing, einen Can-
didaten zu verwerfen (nomen non accipere) und den gewählten
Consul zu verkünden (renuÄiare), und es ist in der That nicht
einzusehn, wie man unter diesen Verhältnissen, wenn man über*
haupt Volk und Magistrat als 2 bei der Wahl thätige Gewalten
ansehen und einer von beiden den Vorzug geben will, diesen nicht
dem Volke, sondern dem Magistrate zuerkennen sollte, zumal da
es für den Consul immer sehr bedenklich war, von seiner Befug-
niss gegen den ausdrücKlichen Willen des Volks Gebrauch zn ma-
Robino : lieber den EntwicVeluDgtg. iet rom« Verfassung. 3&1
eben. Man niiisste dann auch In Engfiand die könignehe Qewalt
nicht nur dem Namen^ sondern auch der Sache nach über die der
Parlamente setzen\) weil kein Beschluss dieser letztem ohne die
königliche BestStigung GüJiigkeit er|ialt! Eben so aber wie in
der spätem, war es in Beiiekung auf unser e Fr age
auch in der ältesten Zeit seit der Vertreibung der Könige, das
erste Jahr ausgenommen , wo die Consuin dem Volke ron dem In-
terrex nur zur Bestätigung vorgestellt wurden , während dagegen
PubHcoIa in demselben Jahre das Gesetz ^iebt, dass sich um das
Consulat solle bewerben dürfen, wer da wolle ^ s. Plut. Piibl, 11.
Sonach ist pchon seit dieser Zeit das Verhältniss zwischen Magi-
strat und Volksversammlung dasselbe , wie wir es so eben für tlie >
spätere Zeit dargestellt haben, nur dass die Volksversammlung
als solche von der spfitern sehr verschieden ist.
In Bezug auf den zweiten Hauptgegenstand dieses Abschnit-
tes, die Stellung der Priester^ zu der Verfassung, wird zunächst
über das Verhältniss der Religion «um Staat im Allgemeinen ge-
bandelt und nachgewiesen , dass nur die Angures, welche mit den
Ai)8pice6 gleichbedeutend sind , hierbei in Betracht kommen. In
Betreff dieser werden «Isdann die 3 Fragen aufgestellt, 1) in wcl«.
chem Verhältnisse die Magistrate zu den Auguren standen, ^)
wie und durch welche Handlung sie die Auspicien empfingen,
und 3) welches in dieser Hinsicht die Stellung der verschiedenen '
Magistrate zu einander war. Diese 3 Fragen werden nach einan-
der erörtert, und man wird diese Erörterung gewiss nicht ohne
grosse Befriedigung lesen. Die Antwort auf die erste Frage liegt
schon in einer oben gegebenen Andeutung von dem Hauptzweck,
der dieser ganzen Partie zu Grunde zu liegen scheint. Durch
die )ifier gegebene Darstellung ^erhält die schwierig» Stelle Cic.
PhiL II. § 81. viel Licht, und auch die Herstellung der bekann-
ten Stelle des Festus (s. v. spectio) scheint sehr genügend zu sein.
O. Müller bat dieselbe wahrscheinlich nicht im Zusammenhange
mit der ganzen Ausführung des Gegenstandes gekannt; sonst
würde er wohl kaum gesagt haben: quod autem satis in alüs mu-
tat (J. Rnbino), quod intelligi nequit quo spectet, haud proba-
verim. Er hat nämlich von Hrn. Rubino nach der Vorrede seiner
Ausgabe nur briefliche Mittheilungen gehabt, da jdas Werk selbst
noch nicht gedruckt war. Uebrigens ist trotz der grossen Be-,
schränkung der Befugnisse der Augurti doch nicht verkannt wor*
den , dass dieselben das Recht hatten , „das Verfahren aller Be-
amten bei den Auspicien, mochten nun-dies^ mit oder ohne ihre
Zuziehung vorgenommen worden sein , einer Prüfung nach den
Grundsätzen ihrer Disciplin zu unterwerfen und dabei zugleich
über die Rechtmässigkeit oder Ungültigkeit einer jeden Staats-
handlung zU entscheiden^^: worin ziemlich viel enthalten war.
Nicht minder bemerkenswerth ist das Resultat der auf Anlass der
zweiten Frage angestellten Untersuchung , wonach die Auspicien
252 ' ^ Altertfaamsknnde.
dem gewählten Corisiil nicht durch die Ang^ni und durch einen
besondern Act^ sondern durch den abgc^hen^en Consul durch die
renunciatio selbst ertheiit wurden: obgleich die Deutung der
Stelle Liv. XXIII, 31. dem Ref. nicht natürlich scheint, da es
doch einmal dort mit deutlichen Worten heisst: ereatur -^ Mar-
cellus (wprin schon wegen des creaiur die Vollendung der Wahl
iiüsgednickt liegt) und: cni inei^nti magistratnm^ cum tenuisset.
Die dritte Frage, bei welcher besonders die bekannte Stelle Geü,
. Xin, 15. in Betracht kommt, wird auf eine minder eigenthiimli-
che Weise beantwortet : daher ich ilrich auch lii^rbei nicht auf-
halte. Der Hr. Verf. kommt liierauf wieder auf die Art und Weise
der Fortleitung der Auspicien zurück, und dies iuhrt ihn noth-.
wendig auf eine Erörterung der Interregnen, während deren die
AuSpicien an den Senat zuri'ickiieien (s. bes. Cic. ad Brut. I, 5.),
^Ref. kann aber der Darstellung des Dionysius in Bezug auf den
Hergang bQi der Wahl eines Interrex Tor 'der von Niebuhr zu
Grunde gelegten des LiTinsl(I, 17.) den Vorzug nicht.geben, noch
auch sich i^erzeugen,.da8s noch in späterer Zeit die Wahl des
Interrex nur den eigentlich patrizischen Mitgliedern des Senats
zugestanden habe, wofür der Beweis lediglich auf Cie, Legg, III.
§ 9.: Auspicia patrum sunto , l>eruht, obgleich patres hier offen-
. bar den ganzen Senat bezeichnet. Wie hätte sieh auch ein solcher*
Vorzug bei df r damals s6 geringen Zahl der patrizischen f^amilien
behaupten können ! Dagegen erhält der bei der Wahl einesinter-
tex übliche Ausdruck: patricii coeuht^ eine sehr willkommene
Brkläning, da es in diesem Falle wirklich nöfthig war, dassdie
Senatoren, weil das Oberhaupt fehlt; sich ohne Berufung -ver-
sammelten (S. 90 ff.). '
Der zweite Abschnitt (S. 107 — 143) handelt von dem Kö-
nigthume, und hat eben so wie der dritte von dem Senate und dem
Patriziate handelnde (S. 144 — 242) und der vierte , welcher die
Volksversammlungen behandelt (S. 233 — 500), zum Htiuptzweck,
>den Königen eine viel höhere Stellung .einzuräumen, als bisJl^er
geschehen seh Beide stehen also in einem engen Innern Zusam-
menhange mjit dem ersten Abschnitt, und führen eigentlich diis,
Was in jenem über die Magistratur ^m Allgemeinen angenommen
ist, nur in den engerii Grenzen des Königthums weiter aus. Ref.
möehte dagegen sogleich yon vorn herein eine Bemerkung geltend
machen, welche den aufgestellten Beweisen Vieles von ihrer
Schärfe zu benehmen scheint, das ist nämlich diese, dass sich
vor Allem für diese älteste Zeit aus dem Stillschweigen der Autoren
iii vielen- Fällen nichts folgern lässt. So wie daraus, dass die
Wahl der Consuln bei Livius im ganzen Bereich seiner Geschichte
häufig nur mit den Worten: facti consulcs, gemeldet wird, Nie-
mand folgern wird, dass in diesen Fällen die Comitien' oder wer-
sonst darauf Einfluss hatte , keinen Antheil an der Wahl genom-
men hätten, oder so wie die Nichterwähnung der Fetialen bei
BulHno:.Ueber ileii Eotwickelnnggg. der rom. VerfaMong. 253
der Ank&ndigim^ eioes Kriegs oichts gegen die Allgemeinheit des
Satzes , dass dieselben bei einer solchen Gelegenheit immer thä-
tig waren, beweist: so ist es auch unstatthaft, daraus, ^ass
die Könige häufig Krieg ankündigen., Frieden schllesseil^
Bündnisse machen undtlergl.,. ohne dajss der Zustimmung des Se-
nats oder der Bestätigung des Volles gedacht wird, zu schliesscn,
dass dieselbe wirklich nicht stattgefunden habe. Eben so wenig
scheint ein andrer Schluss^ den der Hr. Verf. macht, richtig zu
sein. So wie nämlich die Sage überhaupt Alleß gern ah eine her-
vorragende Persönlichkeit und an einen berühmten Namen an-
knüpft, und daher bei Kriegszügen und Wanderungen meist nur
den Führer nennt, ohne, des Heeres oder besonderer anderweiti-
ger Mittel zu gedenken, und bei Gesetzgebungen Alles an einen
Namen anknüpft , mag auch das Weseptliche derselben schon in
Aem Herkommen enthalten oder vielleicht erst später hinzugefügt
worden sein (man denke nur an Lykurg und Solon): so hat sie
auch in Rom die bedeutendsten Einrichtungen sämmtlich mit den
' Namen der Könige in Verbindung gebracht, und dabei weder der
von den Königen unabhängigen Entwickelung vieler Einrichtun-
gen und Verhaltnisse, noch der etwaigeii untergeordneten Kräfte,
die unter den Königen hemmend oder fördernd eintraten, gedacht.
Man.>irlrd also hieraus keineswegs, wie der Hr. Verf. thut, schlies-
sen dürfen^, ~dass die königliche Gewalt wirklich der alleinige und
unmittelbare Quell aller Gesetze und Befugnisse gewesen sei. Der
Hr. Verf. gesteht diess hier und da selbst gewissermassen zu (s. z.
B. S. 117. 121. 124.): wenn er aber gleichwohl (iarauf besteht,
dass in dieser Beschaffenheit der Sage eine Kechtstradition ent-
halten und dass sie sonach für seinen Zweck beweisend sd : so ist
diess aus dem Gründe nicht zuzugeben, wdl^ diese Beschaifenheit
nicht der römischen Sage eigenthüralich , sondern, wie wir ffese-,
hen haben, ein allgemeines Merkmal der Sage ist. Uebrigens.
atimmen wir mit den im Eingang zu dem zweiten Abschnitt vor-
ausgeschickten allgemeinen Sätzen meist überein , -und finden sie
zum Theil ganz treffend* (z. B. S^ 109 fl.) : auch sind wir weit ent-
fernt, eine streng geordnete constitutionelle Monardiie anzuneh-
men, die schon deswegen undenkbar ist, weil der Monarch selbst
unverantwortlich' war und keine , verantwortlichen Minister hatte
(wodurch sich auch die Verieindungen zwischen König und' Patrizi-
ern, und die Anwendungen von Gewalt von Seiten der letztem
gegen den erstem erklären , »worauf der Hr. Verf. für seinen Be-
"vTeis grosses (Grewicht legt): dass aber die Volksversammlung der
Curien, um mich eines modernen Ausdrucks zu, bedienen, schon
constituirt, und dass es das Herkommen forderte, dass der König
sieb in allen wichtigen Angelegenheiten befrug, mochten auch ge-
waltthätige Könige das Herkommen verletzen und, weil eine
Grundbedingung des Bestandes der Monarchie fehlte, lange ün-
gestr^tverielzen, scheint theils aus den gleichwohl yorkonunen-
254 AltertbimiBkaBi««
den^ gogleich zu besprechenden ErwilnrangeQ eine« solchen Her-
gangs, iheiis ans der in der Zeit der Republik klarer herrortre«
tenden Entwickelnng eines solchen Verhältnisses, die ohne her-
kömmliche, schon in der Zeil der Konige stattfindende bestimmte
Anfange uudeiikbar wäre, theiis ans der Servianischen Verfas-
sung, weiche wenigstens in der seit Niebuhr allgemein angenom-
menen Weise, dass nämlich durch 8je auch die Plebejer Antheil
an dw Rechten der Volksversammlung erhielten, nicht hätte
ins Leben treten können, wenn nicht' die Patrizier SQJiche, wenii
auch nur durch das Herkommen geheiligte Rechte in ihren Ctir
riatcomitien schon besessen hätten,^ klar und unleugbar hervor-
zugehn. An eine Souverainetät des Volks zu "denken , ist auch
Ref. demnach weit entfernt-: von einer solchen kann man nnr in
der letzten Zeit der Republik sprechen , und auch hiei^ bestand
sie , da in -der Theorie die beschränkenden und das Volk aufwie-
genden Rechte der Magistrate auch damals festgehalten >rnrden,
nur in der Praxis, welche sich häufig an diese Rechte nicht kel\rte.
t Sonach bleiben auch die Ausspruche der Alten, dass das Volk der
Freiheit erst nach und nach in ihrem ganzen Umfange theilhaftig
geworden sei, vollkommen wahr , selbst wenn. man hierbei, was
dem Ref. jedoch das Richtigere scheint, nicht vorzngsweise an
die zur Zelt der Könige bis auf Servius und auclv nachher wieder
unter dem zweiten Tarquinius von dem vollen Bürgeri^echt, dieses
im autiqiien Sinne des Wortes gefasst, ausgeschlossene Plebes
denken will. Was aber den Ausdruck popnlns Romanus anbetrifft,
-welcher, wie der Hr. Verf. dargethan hat (S. 235 ff.), öfters ge-
nannt wird, wo nur der Senat thatig ist, so findet dieser nach
unsrer Ansicht eine viel genügendere Erklärung, wenn man den
Senat als den Vertreter des Volks ansieht , als wenn man mit dem
Hrn. Verf. darin nur die Andeutung findet, dass, w^s der Senat
thue , doch für das Volk geschehe.
Der Hauptinhalt des dritten Abschnittes iiber Senat und Pa-
triziat ergiebt sich schon aus dem oben beispielsweise angeführten
Satze, dass die Patrizier durch die erste Creirung deV patres v. s.
der Senatoren vom Könige geschafi^en worden seien, und ans der
ebenfalls schon erwähnten Ansicht, dass die königliche Gewalt
Ihi Wesentlichen unbeschränkt gewesen sei« Demgemäss stellt
der Hr. Verf. die Erörterung des Senats der des Patriziats voran,
und sucht zimächst darzuthun , dass dem König die willkiirliche
Ernennung von Senatoren zugestanden habe. Wenn, er aber den
Hauptbeweis hierfür besonders auf die Stelle de^ Festus : Prae-
teriti senatores, quondam in opprobrio non erant, quod ut re^es
sibi legebant sublegebaotque , quos in consilio publico habereot,
ita post exactos eos consules quoqüe et tribnni nillitum consulari
potestate coniunctissimos sibi quosque patriciorum et deinde ple-
beiorum legebant; xlonec Ovinia tribunicia intervenit, qua tonctnm
est , ut censores ex onuii ordine optimiun quemque cariatim in ae-
Kubinol Ueber dön Entwickelaogig^ 4er rum. Vcr{as8aDg. 255
nattim legerent^ gründet: 00 ist, selbst die vollständige Auetort-
tat dieser Stelle vorausgesetzt, viel wahrscheinlicher, dass durch
die Lex Ovinia nur einem Missbrauch Schranken gesetzt wurden,
der bei der ältesten Bildung des Senats unmöglich war, und fer-
ner bietender Umstand , dass auch noch die Lex Ovinia eine Aus-
wahl nach den Guriea (ciu-iatim) anordnet^, einen starken An-
haltepunkt für die Annahme, dass Curien und Geschlechter ur-
sprunglich, wie Niebuhr annimmt, ohne Weiteres ihre, Aeltesten
in den Senat sandten. Wo sonst das legere jn senatum vom Kö-
nig erwähnt wird: so ist es entweder in dem Falle, wo zugleich
neue Geschlechter unter diePatrizier aufgenommen wurden (so
auch Liv. IV, 4.), oder es ist eine willkürliche Maassregel, wie die
des Taripiinias Priscus, welche als eine solche deutlich genug
durch den Ausdruck des Livius (I, 35.) bezeichnet wird: f actio
haud dubia regia, cuius beneficio in senatum venerant. Dass
übrigens* die Könige nach und nach, als die ursprünglich geltende
Ordnung sich nicht. von selbst fortführte, die erledigten Stellen
eben so besetzten, wie diess spätet die Consuln und Censoren tha-
ten , soU damit keineswegs in Abrede gestellt werden. Eben so
wenig soll in Bezug auf das Verhältniss des Königs zu dem Senat
geleugnet werden, dass der König ihn berief, dass er den Vor-
trag an ihn machte und überhaupt Alles das that, was dem Vor-
sitzer desselben zukam; wollte man aber daraus die Folgerung
ziehen, dass die Berufung willkürlich gewesen sei, und dass der>
König nach Belieben mit ihnen und ohne sie habe handeln kömien,
so müsste man diese Folgerung auf alle Zeiten ausdehnen , da die
Consuln in dieser Beziehung die sämmtlicheli Rechte der Könige
geerbt hatten. Nun finden sich aber auch zwei öfientliche Acte,
wo, wie der Hr. Verf. selbst hervorhebt , die Entscheidung des
^ Königs an den Senat gebunden war, woraus man, wenn man das*
oben über die geringe Beweiskraft des Stillschweigens der Quel-
len in den vorliegenden Fällen Gesagte hinzunimmt, mit viel^öa-'
aerer Sicherheit schliessen wird , dass es in ändern Fällen von
Wichtigkeit eben so üblich war, als dass in denselben das Ge-
gentheil stattgefunden habe. Diess liegt auch in der Stelle des
Livius (I, 49.) : Hie enim regum primus traditum a prioribus mo-
rem de omnibus senatum consulendi solvit: domesticis consiliis
rempublicam administravit: bellum, pacem, foedera, societates
per se ipse, ciun quibus voluit, ininssu populi ac senatus, fecit
diremitque, wo der Hr. Verf» die Worte domesticis consiliis zu
übersehen scheint, wenfi er nur die auswärtigen Angelegenheiten
unter den „allen^^ verstanden wissen will , die er aber selbst wie- '
der in seiner Ausführung rücksichtlich der Theilnahme des Se-
nates an ihrer Leitung sehr beschränkt. Was übrigens die Be-
schränkung des Ausdrucks patres auf die Senatoren betrifft: so
ficheiiien die Stellen, welehe von dem Hrn. Verf. selbst angeführt
werden (S. 187. Anm. 2.) , sehr scbwer mit dieser Ansicht ver-
256 A llertbamskande.
ciabar zu sein, utfd die abwehrende Behatipiong, dass mao au der
Stelle Liv. IL, 33. „aus dem Ausdruck des LiTlus nicht ont Sicher-
heit auf den Wortlaut des alten Gesetzes selbst^^ schliessen kön^e,
scheint g^eradö hier ungenügeüd , da es ein allzu grosser Beweis
gegen des Livius Kenntniss dc^ Staatsrechts, worauf öfter hinge-
deutet wird, sein wurde, wenn er gegen den wahren Sinn patres
für Patrizier gebraucht hätte» Der Grund aber, warum man con-
nubia patnim cum plebe und nichts patriciorüm gesagt habe, näm-
lich der , dass die Frauen mit hätten eingeschlossen werden müs-
sen, und dass man deshalb „kurz der Klasse plebs (nicht plebeii)
die Klasse patres entgegengesetzt^^ habe , ist dem Kef. ganz rätli-
selhaft. Waren die patricii nicht~auch eine Klasse oder ein Stand?
oder waren sie es vielmehr nach des Hrn. Yerf. Ansicht iiicbt
ganz aliein? und warum * könnten unter patres die Frauen eher
mit eingeschlossen sein als unter patricii? Auch folgt daraus,
dass man den einzelnen Patrizier nicht pater nannte, sondern uuus
patrum u. dgl. , keineswegs, dass man bei diesem Ausdruck nicht
an das Verhältniss zu Olienlen oder zu Einzelnen , sondern mir
au die Beziehung der Gesammtheit zu dem Senat denken könne.
Hätte man , vorausgesetzt , dass der ganze Stand den Namen pa-
tres wegen seiner Vormundschaft über dfe Clienten geführt habe,
einen Einzelnen pater nennen wollen , so würde man ja diesen als
den einzigen Vormund sämmtliclier Clienten bezeichnet und ihm
einen Vorzug gegeben haben, der nur dem König gebührte, wel-
cher als pater xaz i^oxijv diesen Namen mit Recht führte. —
So wie njan nun aber auch in diesem Abschnitt überall viel Vor*
treffliches findet: so wird man auch die Ausführung des Satzes,
dass die Patrizier ihr Ansehn ihrer geistigen IJeberlegenheit ver-
dankten, die sie als alieinige Inhaber der Priester- und Rechts-
lehre besassen , mit voller Zustimmung lesen , wenn man nur die
Voraussetzung, dass die Grundlage ihrer hohen Stellung Geburt
und Herkommen gewesen , hinzufügt.
Nach dem bisher Gesagten hofft Ref.,' da es ihm vorzüglich
auf eine Prüfung der Gnindsätze des Hrn. Verf. ankommt, über
den längsten Abschnitt des Buches ziemlich kurz hinwegzukommen.
Da ihm diese Kürze bei dem Zweck dieser Blätter Pflicht ist: so
geht er zunächst über eine die comitia calata behandelnde Partie
(S. 237 — 253) hinweg, da sie mit dem Hauptzweck des ganzen
Abschnitts nicht in der allernächsten Beziehung isteht. l)agegen
darf er die darauf fohgende allgemeine Auseinandersetzang über
deu Zweck der Volksversammlungen nicht übergehen. Der Hr.
Verf. widerlegt }iier die Ansicht, dass die Magistrate mit densel-
ben über die öffentlichen Angelegenheiten berathen hätten , mit
vollem Recht; er thut dar, dass die Beschlüsse derselben für das
Volk verbindlich gewesen seien ,. wiederum mit vollem Rechte;
und eben so richtig ist es, dass der Vortrag immer von den Ma-
gistraten ausgegangen &ei und dass also auch diese ^ resp. die Kö-
. . Rabiao: lieber 4^ £ahrliikel«iigs|^. dir ronr. Verfassung. S57
nfge, Eiii§ofli4Hi8ge{ibt, wk ja noch ia spitefet Zctt der Voiks-
bjeichlos« der anctorittfs patrum bedurfte. Dies« kann man Alles
zugel^n (wiewobl der letzte Gegensti^nd ei^entlieli noch einer
Beacbra^uiig bedarf): dine dass jedoch die VolksversammluDgea
aufhörten, eiile Stelle in der Reihe der höohbtea Gewalten e{n-
sunehmen, ohne daaa daraus folgte, dass dfeGeaetse, wieder
Hr. Verf. später auch auf etymologischem Wege zu beweisen
sucht (S. 353.) 1 nichts. als Auflagen gewesen wären, oder dasa
ein Volksheschliiss, wenn er fertig gewesen, ohne Weiteres hätte
igaorirt werden können. Der Ilr. Yerf; scheint hierbei, wenn er
alle die genannten Umstände in Abzug bringt und ihm fast nichts
als Rest der Voiksgewalt übrig bleibt, nielit beachtet zu habeo^
dass das, was er gleichwohl zugicbt, dass da«hVolk niimlich das,
was es ab bindend für sich ansehen, sollte, selbst bestätigen,
musste, wahrhaftig nichts Kleines. ist, und es scheint ein Irrthnm
zu sein , wenn er einen solchen Gesichtspunkt von einer Bestäti-
gung der Gesetze y wonach dieselbe keinen andern Zweck |iatte,
als das Volk daran zu binden, für einen der Römischen Yerfas-»
snng ei^enthümlichen hält, da diess vielmehr, wenn wir picht ir-
ren, übemll der Hauptzweck sein wird. — Hierauf knüpft der
Hr. Yerf. die Disppsition d^ ganzen Abschnitts an die Steile d^
Bionjrsius (II, 14 ) an: xS dh öf^fiovixtp aki^&ei tula rail^Ta imB'
tgitifsv (ö 'PcifAvkog) , «(^^i^aipcaiageiv ta ual vofiovg im^cvgovv
%al Ttsgl noXi^QV duxfiyvmöKBiv^ Stav 6 ßadksvg iq>^^ und
prüft sonach nach einander die in den angeführten Worten, ent-
haltenen Befugnisse der Volksversammlung, indem er sie. so ziiM»-
lieh auf nichts zurück^führen sucht. Hierbei ist zunächst au be-
merken , ^ dass der Zusatz otixv 6 ßa^iXsüg £9^0 sn jenßr Stelle^
das nicht hedeutet, was es nach dem Hrn. Verf., der an einer
andern Stelle viel Werth darauf legt (S. 294), bedeuten soU.
Man mag ihn übersetzen, wie der fifr. Verf.t4hut: „so oft der Kö^
nig sie ihm zuweist^^: darin liegt. aber nicht, dass diess in seiner
Willkür gelegen habe, aendem nur, dass der König, eben so wie
^später die Magistrate, in den Versammlungen Vorsitz und Vor-
trag hatte. Dass Dionysins sielbst an eine solclie Besdiränknng
nicht denkt, lehren andere Stellen , wo er die Befugnisse der
Volksversammlung eben so bezeichnet (IV, 20. VI, 66.), ohne je-
nen Zusatz zunnachen : und sollte er, während die übrigen Worte,
wie der Hr. Verf. richtig bemerkt, nichts als eine von ihm selbst
geitaaohte Abstraction sind, diese wenigen Wort^ ans einem bes-
ser unterrichteten Annalisten genommien haben t Uebrigens
musste der Hr. Verf. hier sogleich wieder auf die oben ausge-
schriebene Stelle Liv, I, 49. zurückkommen: diess geschieht auch
S«259. Anm.^ aber die Art, wie er die Stelle durch Erklärung
zu beseitigen sucht, ist gänzlich unzulässig. Wir haben schon
ohen g^^en,.da8S sie auch rücksichtlich des Senata>gegen die
Ansichten des Hrn. Verf. spricht. Demungeaohtet wird liier, , wo
iV. Jahrb. f, PhiL m. Paed, od. Krit. Bibl. Bd, XXIX. Hfl, 3. 17
5t58 AlUft|i«ntliii«if»
et iBich Hin das Yolfc handelt, dte g%nm Kraft der Stelle auf den
Benatconcentrirt: das Yoik Mi mir gelegentfieh zara Senat hin-
iRigefttgt adn, dann sotl auch aus der nn^ewöhnlichen Stellung;
hervorgehen (da man sonst senattis popiilnsque Rom. sagt), dass
die Brw&hnnng^ des Volks nnr auf beUuni) welches auch voran-
^teht, gdle. Dass aber die Erwähnung des Volks hier nicht als
«mlergeordnet angesehen werden kann, geht schon daraus hervor,
llass foiuBsn popuU ac sehatus gesagt iist ^ wo 4niu8su nitr zu pa-
puii passt, so dass eher senatua etwas surnoktrHt, ferner giebt
aueh gerade jene Umstellung dem jiKT/i/z/f einen besondern Nach-
druck : denn ^dass , wenn bellum , pacem , fi»edera , societates
«oi^ausgeht und hiiussn populi ac senatus folgt, die Erwühnung
' des populus nur in Beziehung auf bellum geschehen sehi sollte,
Ist ganz undenklich, abgesehen davon, dass ja nach dem dritten
'Ab^hmitte auch der Senat nnr eigentlich bei den Xriegserklarun«
-gen gefragt wurde.
Ais Resultat der Untersuchung «her die Theiloahme des
Volks an den Kriegserklärungen und Frledensschlisseiil stellt sich
iieratts, dass die Kriegserklärungen meist, obgleich nicht nach
einer strengen Regel , nach eingeholter Genehmigung des Volks
^^di^en seien , dagegen seien die FrledeassdiUisse und Bund-
AiSBe bis auf den caudinischen Frieden unabhängig vom Volke ge-
wesen , und man kann mit diesem Resultat übereinstimmen, wenn
man nur den zweiten TheiUein wenig anders fasst und sagt, dass
JD diesem zwdtea Falle das Herkommen weniger stringent gewe-
-aen sei, als in dem ersten, weil es oft schwierig war, die Ein-
-«thnmung des Volks vorher einzuholen «nd dieses hierbei nicht
'mo sehr, wie bei den Kriegserklärungen betheiligt war. Zwingend
«kid übrigens die Beweise, welche von der Miohterwahntmg'des
Volks bei Friedensschlüssen entnommen werden ^ nuch hier nicht,
-wenn auch der Friede oder das Bündniss sogleich nach dera^Se-
«atsbeschlnss ins Leben tritt: diess ist auch spater, weim der
'Friede yon dem Feldherrn geschlossen wurde, der Fall, ohgleich
die Genehmigung des Volks noch eingelioU werden musste. Ue^
her 'einen andern Beweid, den der Hr. Verf. daraus entnimmt,
dass die Friedensschlüsse später ihre Betätigung duri^ die €o-
imitia tributa erhalten hatten , während die Kriege durch die cea-
turiata erklärt wurden, lasst sich birfier »och nicht nrtheileo.
Er beruht nümlich darauf, dass die oomitia trlbat», m^ Ausnuhme
der ieges, mir solche Befugnisse gebäht, wddie von dem Vott^e
überhaupt erst später erworben worden seien, und diese Annahme
-bangt wesentiiioh mit der Niebnhrscben Ansteht von der nrspriing-
•Beheo Stellung der comkia curiata zusammen. . Nach Niebtitir
kann man nämlich die Sache eben so gut ao ansehen , dass die
comttia tributa besondere Befugnisse hatten, welche früher d<5n
em>lata zugestanden hatten. Uebrigens macht Ref. noch auf die
Wideiiegung der Niebuhrschen Anndit, dass bei Polybius timl
2
linbloo: V^bef den Eat#iekoIdngsg. die rdm. VerfassaDg. 9S$
Biodor filr das Volk in^ den comitia tribuia immer 7ik^^, Ute
d^fcog geset2t verde (8. 260 ff.), ond auf die AasdaftiidaneAsttiig
des Untenichiedg iwiachen foedoa, ^naio niid paetio (S. 276 ff^
üufinerkgam. Jene Niebiihrsehe Aiinahnie i«t aa urslik^rliatLi 4tuB
man wünscht, sie mit einem Warte widerlege« z« JmMieo, da
aonst der Gegenbeweis aus dbaelnea Beii^ieleB^ wie ihn derfif;
Verf. gefuhrt hut, dendich weitiäuSg i»t. Diess adieiat Abt
wirklich ganz sdilagend T^Nviittekt des Nameos der IVIbunes^
welche auch bei aolcliea SchrifltsteUem , via ai« JUebul» OM^iiil,
immer d^pLaf^xoi^ nie «Ai^apxvM heisaea^ gascfaehea an J^naea«
Ela foigl die Prüfung des' Wahlrechtes der VdUcsversaaunhing
S. 296 -- 351), welches sich aadi dem Hrn. Verf. ,,anf dfee aeii
1er Entstehung des Wahlreidies eingeführte Aanabae. des vai^a- ^
«cblagenen Königs, «uf ein vorläufig gegebenes Vcrspreitea, flto
In dieser Eigenschaft ananerkennen «ad «im Falge jm Ifibtea^»
beschrankt- Man whrd die Bevejsluhmag fiir diesen Snta geiriaa
ndt Zustimmung lesen. Dodi durfte die veüeir atti^gdKOirie €to-
-fichichte der Qnastur noch indit gana liefiledigea^ da eaimarar
bedenklieh bleiben durfte, gegen das Zeugniss des SenqNmina
und Piatarch zu behaupten , dass die aehaa aor Zeit der Keni^
bestehenden Quastar^ aelt dem ersten Jähre der ftepubift neben
ihren staatspolizeiliehen Geschäften noch die Venraltung das
Staatsschatzes geführt hätten, staU für dieaea letzten 'Zweck
2 besondere za der angegebenen Zeit eiageaetate ^aaatoren na-
sundimeB. Auch dürfte die Frage aufgeimfea werden kamien,
oli nidit mandie der Ton dem Verf. taufgevorfeaen und au aaaem
Zveck benDtzten Bedeliken sich daduich lieben laaaea würden,
dass wtmu tfich die „patriziscbe Ver&asuttg*<^ aick^ als ▼eraehmel-
zend mit der plebejischen nad m dieser jmrerletat erhakeo , son<
dem wenigstens zum Tfaeil sich in dieser «nfl&Mttd und aJao ^ev-
schwindend dächte: dae Frage, ^ auf den» Beanivöitung ric^
Bef. an diesem Orte nstüriicii nicht eifdassen kaam. JMe EpadMt,
wo mit dem Tode dea Aomulns ^das Brbreich sa dn WaUveidh
Tcrwandeit wird, weii Ronmlus keinen lE^en kiatarlisat , ist ge-
bührend fierrorgx^ben.
Die Prüfung der Theflnalune^es Volks an der »esetagdnfeiig
1>eginnt mit einer weidiafigem Untersnchun;[^ über die Ics cariala
de hnperio {8. 360—899). Diese ist Ton den Königen und iwn
den ihre ^lle vertretenden höberen Magastraten selbst beantragt
worden , und hat ziim Zweck, von Seiten des VoHb die Anerkeä-
nnng des imperiam (welches von potestaa zu natacseheiden ist) au
erlangen. Fiir die niedem Magistrate wordevaie Ton den Könige
und den Consuln Torgeschlagen , welche letzteren in der ältesten
Zeit die niedem Magistrate ernannten, und gri) jenen das Hecht,
diesen Stucke des imperiom zu übertragen , und ganz ähnäch ver-
hält es sidi wahracheinlidi auch mit der lex cumta vber iBe
Lictoren, nur dass diese nicht ah StellTortreter, aonderti ala
17 ♦ -
260 Alier liiBaiBkBaie.
Weifaeoge ihres Imperimin uetkamit wurden« Der Beweis far
diese Sitse ist Turtiefflicli, und rucksichtlieli der hohem Ma^-
«inte ür die spitere Zdt^ wo die Curiateomitien ihrem We-
sen na^h erlosciien waren, Tolil^onunen uberzea^nd* Man Ter-
misst nur, um das Werden räies solchen Veriialinisses mit Sicher-
heit sn beuMheilen, eine feste Anncht Aber das-aligemeine We-
sen der Coantin cartata, über weiches sich der Hr. Verf. in nn-
.nenn Bande nirgends ausspricht, oligieich hier und da die An-
nicht duMischinunert, da» sie ilmi als demoluratisch gelten,
s. B. B. S. 388, wo er sogar einen Beweis hierauf gründet. Hier-
her schont er den Leser erst im fünften Absthnitt aufklaren zu
wollen, anf den wir daher sehr gespannt sind, obgleich wir nicht
verhehlen, dass nach unserer Ansicht eine bestimmte Ansicht an
'die Spitse des vierten Alischnitts hüte gestellt werden müssen.
Als eine Andeutung hierüber ist besonders S. 358. Anm. 1. merk-
'würdig, w6 erin der iüuißgwiedeikehrenden Formel: utquodplebes
hississet populum teneret, xLater populus die Regierung oder die Ma-
gistrate versteht. So lange man aber über diesen Punkt nicht im Kla-
ren fst, lasstsich auch über die S.390. Anm. 1 ff. behauptete wirk-
liche Fortdauer der Curiateomitien nichts bestimmen: die daselbst
▼o^ufig mitgetheilten Beweise sind an sich nicht zwingend , und
werden na«di des Ret Ansicht sdion darch den aligemein ausge-
krochenen Satz Cioeros {de leg. agr. or, 11. § 27.): Nunc quia
piuna lila comitia tenetis centuriatn et tributa, coriata tantum an-
npiiaonun canssa remanserunt, aufgewogen. Was die. lex curiate
für die niedem Magistrate und für die Lictorcn anbetrifft: so &st
flidi die Barstellnng des Hm. Verf. bei dem Mangel an Belegstel-
len nur eis eine Vermuthung, die aber jedenfalls sdir sdiarfsin-
■Ig ist, ansehen. Wenn wir übrigens schon im Bisherigen mit
•den Ton dem Hm. Verf. begrenzten materi<älen Inhalt der könig-
lichen Hadit einrerstanden gewesen sind und es nur zweifelhaft
lassen wollen, ob das Volk geradezu von der Milhandlung bei
Friedensschlüssen und BnndiJssen ansgeKhlossen gewesen sei,
•und ob die lex enriatn msprünglich nicht dodi mehr als eine
blosse Fomi gegolten habe (denn so wenig der ümstapd , dass
^cine Verwerfong des vom Interrex ernannten Königs von Seiten
der Comitien oder des Senats nirgends erwähnt wird « ^ic Wesen-
'issigkcit der Zustimmung dieser beiden Körperschatten beweist,
an wenig duHle der gMche Umstand bei der lex curiata diese
'Folgerung nach sich ziehn): so stimmen wir auch rnckstchtlich
der ganzen Gesetzgebung dem Um. Verf. bei; wenn er sagt
(S. 4U7), dass die sogenannten leges regiae nichts Anderes seien,
als alte Aufiwichnungen des religiösen Gewohnheitsrechts, dessen
Entstehung zum Theil über den Ursprung der Stadt hinausliege,
und dass ein gleicher Fall auch bei den übrigen Gesetzen sUtt-
•inde; wir leugnen also nidit, dass eine Theilnafasse des Volks
* an der Gesetzgebung kaum stattfinden konnte, da es eine solche
Rubino: UeberdenBDtwtckelttiigtg. der rto. Terfftftaog. IHf
fast gar nicht ^ab , ' dieselbe tielmc&r ied%licfi fa* der riek ivtm
selbst machenden Fixirang des Herkonmieiis bestand. Wtini er
nun abeV gleichwohl öine bestiah^te Fassung dieses Gewohnbetta«;^
rechts m seinen einzelnen Thdlen dnrch die FriettereoUegieni
oder vielmelir dnrch die ursprünglich - deren GewaU inmebabeiide»
Könige annimmt, und sanach die Könige als nngefainderle. unft
unbeschränkte Gesetzgeber darstellt: so läuft djifss anf eifie Vor^
stellungsuveise hinaus, Ton der wir schj^n oben bemerkt vhaben,
dass wir sie nicht als gegründet ansehen. Auch hebt er, wenn
er die Könige Gesetze aufzeichnen lässt, einen Beweis, den er
S.409 aus dem Verlangen des Volks nach geschriebenen Gesetaea
/ableitet, selbst im Wesentlichen wieder auf : einen Beweis, .d^i^
freilich, wenn man annimmt , dass die Plebejer dies^ VeriaageQ
hegten und aussprachen , ohnehin^ zu nichte wirct, da ja demnadi
die Patrizier in ihren Comitieu eine beliebige Theilnahme an den
Gesetzen ausgeübt und eine beliebige Wissenschaft daran gehabi
haben konnten. Da^s das Wort lex an sich eine Zustimmung des Volka
nicht nothwendig erfordert, scheint uns vollkommen klar KU itfein,
80 klar, dass es einer so ausführlichen und wiederholten Beweia-
führnng kaum bedurft haben möcht^. Auch schdaeii die SteQen^
welche für jenes sprechen, immer nur die lex im Gegensatz. ge».
gen plebiscitum ins Auge zu fassen.
Es bleibt uns nun noch ein Anhang dieser letzten Unteräb-
theiinng übrige nämlich die Untersuchung über .die provocatio ad
populum (S. 430 — 498), wonach diese auf die indida perdueUio-*
Bis beschränkt' wird. Ob^eieh nun auch hier Manches zweifei-*
faaft bleibt, obgleich namentlich der* Ausdruck bei Cicero. (<i^
rep. n, 31.) delr Ansicht des Hrn. Verf. in ihrer weitern Ausfoh-
rung widerspricht, weil es dort ausdrücklich heisst, dass maiif
nicht blos unter den Königen, sondern von den Könige«i tpro^«
cirt habe, was Hr. R. leugnet, obgleich endlich die ErzählilBg
Ton der Provocation des Horatius unter Tulk^ HostiKus, auf wel-
-cKe das Resultat der Untersuchung sich vomdimtilch gründet, inn
sofern noch demselben widerstrebt , als sich sein Verbredien nne
sehr künstlich als eine perdueUio in dem vom Hrn. Verf. aelbit^
sehr scharfsinnig deducirten Sinne darstellen lässt.r so ^enthälfc
doch auch diese Partie, wie das ganze Buch viel Wahcea «nd
Treffendes, was mnr uxxr der Baum verbietet besonders hervor-
zuheben. * .
Ref. schliesst also hiermit seine Anzeige. Ob es ihm mU
seinem Gegenbemerkungen auch nur hier ^und da gelaflgea sein
werde, den Hrn. Verf. für sich zu gewinnen, möchte er selbst
sehr bezweifeln, theils weil diess überhaupt einem Rec. selten ge^ .
lingen wird^ theils und besonders auch desswegen, weil es ihm
um Grundansichtien zu thun gewesen ist, die meist, und zwar
nicht selten uubewusst, tiefere Wurzeln haben, als sie selbst die
ausf fibrUchste l)aratellung darlegen kann. Dagegen hofft er^ dm
Itf«lel»tfeli« •fY««1iflb
«iMh 4cr Hr. Vdrt bt Böen im» BemSlIfem iidi In die d«rgdegton
AmaUbt^ UodonfdcBkeii^ nad die Werthschäixoiig^ die ^r s«-
aeM tfbe» so idur von aui^brelfceter, ^rundlicher Geleitminkeit,
lAi fon einer mit dieser niehi eiisoiiaefi^ Terbimdeaen Freilieit
ikr ^9ingattg mai Oewandttielt der DtieteUndg aiengeaden Werke
triü^ mthi rerfcennen werde.
M efifins^en. I>r. Peter.
Lateinische Sehulgrammaiik itm WVBh. Hwm^ Btume,
Dr. der Tb^oL and Phil. rnidP^sf. dw RKter-Akadenri« s« Braa»
' deithurg n. #. lr. S^eUe , limg^earbeltote und TemebHe Auflage«
PaM&ni , 1839. Verlag ton Ferd. Riegel. XIT. 280 g. | Thlr.
täateinisehes Ele mentarbuch von demselben. Dritte seht
verbeiaerte and Termehrte Auflage. Potsd* 1838. bei denuelben.
16 Bog, I Thlr.
yoraiigliche Scfaullrocher können nur daa Erzeagniss lang*
jühri^er Ei^alunng sein ; eelbat der heehate Grad praktischcar Ge-
acUidcliekkeitiattohne>die8e unsnlsBglloh. Daas beide Bedimgmi^
gen in Hrn. Bluihe sich aber veremigen, ietot aeine amllicibe
Lanfbahtt nnd der aeinen übrigen Lehrbücher» au Theil gewor*-
dme Beifall wohl anaser Zwe&eL Wie ihm ala Oberlehrer am
Strilanader Gynmasiain aaefa der Vortrag: der griecbisehen Spra^
-^e oblag, war er der erste ^ der eine branchbare Aoleitmig aum
Ueberaetaen aua dem Deutschen indaa Griechische abfasste; drei
Attfhigen «ind atemlich schndl auf einattder gefialgt, und ^ne
nene-Umerbeiinng ist vor »wei Jahren etacliicnen. Dnrd^i An*
fdrdemngen der ersten Ckssen aa entsprechen« fagte er eine
Attleituag aum Uebersetsen aus dem Laleinischra in das Griedil''
sdhe hhizu , ud ihr auch rem Rec. aus mehijähriger Brfahrang
etkannlcff Werft hat neolicl^ eine awdte sehr verbesserte Auflage
fittthig gemacht. Auf Veranlasaung dieser nnd iandcrer pULlotogl-
aehen Arbeiten, s. & einer Ausgabe der Leekratea des I^irkurg^
(der Midiana dea Deuosthenea^ einer krittscben Schrift viber Po»
Ij^ta md einer grammatischen ube^Thncydides, ergingen an ihn
mdirere Einladungeu aelbat ida Aualaad ; endlich gewann iba das
Gymnasium zu Potsdam als Director. Hier fühlte er das Bediirf-
nhis BweofcmSssiger lateinischer Elementarbncher und verfasste
eine lateinisohe SiAul^ammatik Und ein latemis^s Elementar-
bnoh zum Ueberii/eteen aua und in diese Sprache. Beide Schrif-
ten Bind neu bearbeitet anf der Ritterakademie zu Brandenburg.
In welchem Sinne er filr diese nur ausgewählten Junglingen offen
atebende Anstalt als Lehrer nnd Yorsttber wirkt, mit welcher
Begebternng er nicht blos zur wusenschaftlichen , sondern vor-
süglicb zur sitttichen und religiösen Ausbildung seine ZogUnge
Blonei lal. Sebtt^rtmiBalilr imd CI««eDtarbneb. fitS
tnfeaert, mit welcber Ber^dteamkeit er, yw dtin Gelvbveii i
res Zeftgeistes und unserer Erziehung waft'neady die Jugend aut
die wabre Bestiinniung des Menschen luid Gelebrlen binweift, er-
bellt aus vier Schulreden^ deren Abdruck (Potsd« 1^9) um «19
daukeuswetiber ist, je deutlicher sich eben in selchen Arbeite^
die Gesinnung und der Charakter eines Lehrers aiisprMgt und de«r
sen innere Wlrbsamkeit kund giebt. Diese kleine SammUuig kam
dem Rec gleichaeitig m^t den beiden obigen Büebern in die Hande^
und er gesteht unTerboUen» das» besenders sie ihn für deq Vart
aufs neue einnahm, fügt aber sogleich hinsu«, dass er au/i diesem
Grunde um so ausführlicher die anvuseigenden Bueher nach Phn
und Ausführung hespxechea mnss.
^ . Die MehraaU der für die unterö Klassen geschriebeaei|
Scjiulgrammatiken sind aus grösseren herrorgegaugen. Kein
Wunder also, wenn Anordnung und Fassung der Regelii so aiem-*
lieh dieselbe in beiden bleibt und der Epitomo wßit geringer^
Sorgfalt gewidmet ist. Hr. Blume hat gewissermassen den um<p
gekehrten Weg eingeschlagen t indem er die erste Auflage diesef
Buches ausschliesslich Ivr Anfanger schrieb und deshalb nur di^
Formenlehre beachtete. Dabei erkannte er bAuptsäcblich daf
Missverhältniss der lateini^ohen Grammatiken 911 den mit imgleii^
mehr Vorliebe und Fleis.9 durchgearbeiteten griechischen im4
weiter ^u dem jetsigeU'ßtand der Sprachstudien überhaupt Ohne
die bisher übliche Behandhingsw^ise giioBlicb umzustossen un4
rucksichtüchdeir Methode eine eigenthümliche Mischoag der
analytischen und synthetischen einführend, besonders aber die
jBogeuannten Anomalien aus Vergleicbungen yu Analogien umbil-
dend^ gab ex besonders jüngeren Lehrern, die gerade ilire di-?
daktlscb^BO Tirocinia im lateinischen Elemeutarunterricbt ablei-
sten, emä sichere Richtschnur. Obgleich diese Arbeit vielfaltige
Anerkennung fand n sichtete und ordnete er in. der oeuen Auflage
den Inhalt, blieb jedoch dem ursprünglichen Pbine getreu^ üw;
dass er ih» erweiterte und auf alle Klassen einer Gelebrtenachni^ _
mit Ausnahme der ersten ausdehnte. Als EigeotbümUchkeiteo
seines Buches führt er an ; eine rationale Entwickelung des gram*
matischen Inhalts in einem methodischen Stnfengaoge so durclmir
fuhren, dass ein nach Lehrcorsen abgegrenzter Fortschritt sicJi
sowohl in der Vertheüung der Pensa, als auch in der allmiUigen
igteigenüig des Lehrtoncs offenbare^ die Bestimmungen der
Grammatik, dieser recht eigentlichen Denklehre^ überall mit low
gischer Genaiiigkeit, aber ohne alle iiberflÜMiige Subtilität vorzu-
tragen ; den grammatischen Stoff auf dap iSfotbwendige und Wc«
«entliche zu ermässigeD} des ganze Regelwerk durcb-Fcfitlialtung
sicherer Principien zu Tereinfacheu und durch gedrängte, scharfe
und doch sprachlich bequeme Fassung besonders der syntaktischeu
Paragraphen des Mem^riren zu erleichtern, wobei natürlich eine.
S64 Lateinifche Sprache. /
klirre Darchsprecbung und katechetische Zerlegung des Inhalte
TOransgeaetzt tdrd.
Was zuerst die Bintheilong in fünf Ciinle betrifft 9 sa sind
diese nicht mehr., wie in der ersten Ausgabe, aus einander ge-
Tissen , sondern dier fortlaufenden Entwicklung Ist diö Bezeich-*
nnng, welchem Cursus das Folgende angehöre., torgesetst. Diese
Ton dort DIrector in Hannover G. F. Grotefend zuerst gewShlte
Methode. — leider unterschied dieser aber nur drei Stufen — em-
pfiehlt sich Tor der ersteren aug'ienMickilch. Der Zusammenhang
des grammatischen Systems bleibt, und doch rerständigen sich
verschiedene Lehrer ^uf das leichteste iiber ihre Pensa; erleich-
tert wird die Uebersicht noch durch dl6 blos den höhern Stufen
kiigehörlgen Anmerkungen. Dem reiferen Schüler wird das Nach-
schlagen erleichtert <) da er sich viel eher iti|t wissenschaftlicher,
als mit pädagogischer Anordnimg bekannt macht, jene auch nur
auffasseh soll. Dem ersten Cursns gehört an : die Lehre von den
Buchstaben und deren Aussprache, die Eintheihing der Wörter
in die drei Hauptklassen , die Regeln über das Geschlecht, sofern
es aus der Bedeutung zu erkennen ist, die regelmässige l)eclina-
tion und Conjugation, die' Cardinal- un^ Ordinalzahlen und ^le
gebräuchlichsten Pronomina. Im zweiten Cursus treten hinzu die
wichtigsten Unregelmässigkeiten, namentlich die anomalen, de-
fectiven und unpersönlichen Yerba nebst der periphrastisehen
Conjugation ; hier wird behandelt z. B. EInthelhing der Buchsta-
ben, der drei Hauptred ^theile, der Snbstantiva nach ihrer Be-
deutung In concreta, appeliativa etc., die Bildung des Ace.~and •
Abi. Sing., wie des Gen. Plur. In der 3. Declination, die Genus^
regeln , die unregelraäsnge Comparation , die Distributiv- und
'Adrerbialzahlen. Der dritte Cursus zieht hinzu die Anmerkun-
gen, besonders aber die Verba mit unregelmässigen pnmdibnnen,
die Le'hre von der Ableitung und Zusammensetzung der Verba,
den ganzen Abschnitt von den Partikeln, der auch ein Verzeich-
niss der gangbarsten Adverbien , Präpositionen und Conjnnctionen
giebt; in jenen Anmerkungen zu den Declinatiönen findet sich
besonders die griechische Flexion/ das Genauere über den Gen.
auf um imd ium, den Abi. auf i^nd e In Adjectiven; späterhin
sind sie seltener. Als vierten Cnrsus bestimmt der Verf.' die Syn-
tax des einfachen Satzes und endlich das Wlclitigste aus der
Lehre von der Participialconstruction und Tempusfoige. Für den
fünften bleibt die Lehre vom zusammengesetzten Satz mit den
Anmerkungen ziim eingehen übrig. Natürlich setzt jeder Cur-
)8us die Wiederholung des Vorhergehenden voraus.
Diese Darlegimg wird schon ein oberflächliches Bild von der
nach des Hrn. V^rf. Wunsch zu befolgenden Methode geben; für
den Lehrer sind noch besonders In den Anmerkungen zumiersten
■'Cursus beachtenswerthe Winke hinzugefügt. Im Allgemeinen
wird jedermann dieser Blittheiiung des grammatischen Materials
Blamei lat Sthnlgramiiifttik mill'Ekttieiitarbodr«, 205 '
seine Zttstimmimg geben; trer aber z. B.> wegen sUrker öder
schwacher Klassen nicht den bezeichneten StofF ToHstandig durch-
^hen oder ttber das votgeschriebene Maars hfnansgehen wiH;
hat doch den Vortheil der Vorzeldinnng der Umrisse jedes Onr-^
sns und dadurch bedeutende Erleichterung für die Verständignng
mit seihen Göllegen. Das Pensum fiir Tertia scheint dem Verl;
selber etwas zu gross zu sein, wesshaib er sich mit dem vorherr- *
sehend grammatischen Charakter dieser xKlasse entschuldigt. Rec.
glaubt es damit nocli Inetir rechtfertigen zu können, das« die
Kenntniss der Hauptregeln der Syntaii: doch schon aus den untern
Klassen mitgebracht ist. üeber den zweiten Gqrsns bemerkt <!r
dagegen , dass die demselben überwiesene Eintheiiung der Conso«
nanten S. 9. wohl b^ser dem dritten anheimfiele , wo sie durch
Yergieichung des Griechischen nicht wenig erleichtert und ver*
deutlicht wiiSd. Ueber die Qnantititslehre hernach. ~ -
Was den grammatischen Stoff betrifft^ so ist er nach dea
Verf. Aussage auf das Nothwendige und Wesentliche beschränkt. ;
Scheint hier und day^ z. B. S. 5 — 9: Verändenmgen der Vokale
UHdConsonariten, etwas zu viel gegeben zu sein, so muss man
dieses aus dem löblichen Streben des Verl*., die puregelmassig-«
keiten möglichst zu tilgen , natürlich finden. Hiermit rechtferti-^
^en'sich anch ganz genügend die ansföhrlidieren Erklärungen
anomaler Formation; Grammatiken und Lehrer haben dafür \ns^
her" wohl überall zu wenig gethan. Anders gestaltet sich daa
Yerhaltnisa in der Syntax. Hierwird man ohne Zweifel mitunter
einzelne Regeln^ z. B. über die Wortstellung, beim mündlichen
Vortrage hinzufugen. l>afür ist man schadlos gehalt^ durch die
äusserst licht\M^lle Uebersicht des Ganzen. Auch soll mit dieser
Grammatik das Studium der lateinischen Sprache auf Schule» kei*
neswegs abgeschlossen sein, vielmehr w,eist der Verf. selbst anf '
spätere Studien (S. 205) hin und überlSsst eine Menge von Ein-*-
zelheiten , z. B.'lnehr lexikalische Bemerkungen \ dem Lehrer
beim Erklären der Auioten und ]>urchgeheit der schriftlidien
Ausarbeitungen! Die Grammatik ruht auf einfachen Principien
und diese vereinfachen die Masse der Regein ; so befördert sie
das Dehkverm^en der Schüler nicht minder, als durch Verdeut-
lichung des Einzelnen. Dieser Ansicht ist Hr. Blume durchgSn.
gfg getreu geblieben. Rechnet man noch dazu , dass besonders^
in den syntaktischen Paragraphen durch begtimmten und gedräng-
ten Ausdruck das Memoriren unendlich erleichtert wird ^ so wagt
See. mit ihm über Weglässung. einiger Notizen nicht zu rechten. *
Sehr wohl bemerkt der Verf. selber schon^ dassder Werth eines
Baches dardiaus nicht in die Masse der darin enthaltenen Ein-
zehdieiten getset^t^ werden darf upd' namentUch die Grammatik
wohl thue^ wenn sie sich nach und hach von einem ziemlichen
Ballast lexikalischer Observationen frei mache. - \
NIdhta desto w^iger kann ftec.^iridi entinlten, ein Paar Be-
2(M LüteUis«]»» Spraeli«.
flMvkunfgeii) die um gerade beim Dorchlcaeii dieser Grametik
ins GeiUchtaiss zuruckkehrtea , lüer mitzutheileii. Meist bezie-*
ben sie sich auf den« iateiBUchen Sprachuaterricht uberliatipt,
und eben darum durfte keine geeignetere Stelle fnr diese abge-»
fispeDen Specialien an finden sein. — Der Verf. verweist S. IQ
— 14 die aUg€M»einen Qeantiiätsregeln^ sogar über die Endsilben,
IM den aweiten Cursns , ja er verlieht nicbt blos die vorietaten,
aendem auch die ^chiusssilben mit den Zeichen der Lange oder
Knrae; dies geschieht bei.der Declination, wie bei der Conju-»
gation; S. 27. eBOkfifiehlt er segyr, bei der schriftiichen Ausarbei*
tong der Paradigmen, diese Zeichen , zuerst wenigstens bestän-
dig, Ton dem^ SeiLttner ancb auf Endsj&en^ «etzen zu lasaen«
Vielleieht deutet der Verf. damit an, dass er dem an einigen Or*
ten bereits ailgenein eingefdbrt^i Gebrauch, die natürliche
Quantität der Silben b^ der Pronuntiation hören an lassen,
huldige. Was man aller mit dieser, wie es scheint, immer mehr
^vm sich greifenden Gewohnheit beabsichtige« aiebt Reo. nicht ein«
Der alten Ansspraciie und damit dem eigenthümMcben Wohllaute
der lateinischen Sprache sich zu nähern, ist doch einmal nnmög^
lieh bei der ganz verschiedenen Natur nnsercr accentuiren^en
neueren Sprachen« Lunge und Kürze de» Vokals lässt sieb in
Sill»en mit rokalischem Aueilaut nur da unterscheiden, wo diesel^
ben betont oder tonlos sind; mit dem Ton ist bei una auch Länge,
mit Tonloaigkeit^ürze verbunden) üvä vonüva zu onterseheiden^
fet schwierig, riä vo» via, fi»st unmöglich; gelänge es auch, am
müssten unsere Ohren sieh .doch noch bedeutend verfcinerii, nm
solche Distinction zu erkennen und Verstösse beleidigend z«
finden. Folgt auf die vokalisch^ auslautende Silbe ein Consooant
imd ist jene zugleich betont , so soll man den Geq^onanten nach
dem Vorschlsge eioea nordiseben Scbuldirecto|S verdoppeln, alsQ
valleo statt valeo sprechen; dies gäbe schoo mehr Confuaiott»
Dnrtim stehen die meisten Schallehrer noch von der Ausführnog
dieser Vorschläge ab und beschränken sieh auf Dehnung und
Scharfung des Vokals in conaonantisch auslautenden Silben ;/ denn
.hier nur iet die NatiirVinge von der Naturkiirze deutlich zn unter«
scheiden; mensis «nd mensis lauten verschieden, weit weniger
schon Jupiter und JOpfuter. Aber was beabsicliligt man mit die^
aen Unterscheidungen*^ Warum. sdiafft man denn auch nidu die
sicherlich unrichtige Aiissprache. einiger Con^onanten ab imd pror
nutttiirt nur Kikero 1 Fast scheint es nur auf eine Brleichterung
der Quantitätslehre abgesehen zu sein- Mit welcher Aufopfemng
von Zeit und Muhe aber das in den unter» Kla$sen erkauft wird,
vras späterhin in einigen Stunden zu Idren und zu üben ist, hat
man wohl noch nicht geliörig bedadit ; ebenso wenig , dass de-^
dordi blos eine sehr unbedeutende Anzahl von Silben ihrer Qua»'
tität nach eingelernt wird. I>er Vorsdilag des genannten Dire<-
ctora, alle Elementarbächer mit Qunntitätszeieli^n drockra sn^
. Blame« lat SehnlfKamnatik nad ElMMotafbacb. . SQT
lassa^, Ist gfilddiGlier Weite anaitsgefohrt gdilkbcn. 9a «ich
also weder die eigentliche Alcnstik deriateinischen Spraclie.her«
ateilen, noch die Terhaitnissiiiaaaf geringen Nutzen gewa'Iirende
Kenntnias dea Zeitmaasaea durcli dergleichen Abweicbütag vo»
Althergebrachten erleichtert wird, man aich Tielmdir in inunev
neue Inconaequenzen und WülLfirlichiteiten Teratrieken würde : a»
ist offenbar der aeit Jahrhunderten in gan^ Deutschland und bei
allen übrigen Völkern* immerfort noch gültige Grundsatz su be-
wahren, das Lateinische der Pronuntiationsweiae der Muttenpra-
ehe anzupassen; alle Künsteleien und Zierereien erregen cfl
JUissferständnis», öfter Lächeln. Dabei gehen natdl-iicli die For-*
achungen über die ^entliehe Aussprache ungehindert ihrea
thecnretischen Gang« Hr. Blume scheint mit jener Neuerung, wi«
aus den Paradigmen der Pronomina (wo die Quantitatszeicben
fehlen) und andern Andeutungen erhellt, sich nicht befreundet
ara haben; dann«berschiebterwohi um so bereitwilliger jene Regeln ^
bis in den vierten Cursns hinauf. -* Weil dmrch Warnungen ¥ov '
allerhand Alterthümlerei und Neuerongssucht einzelner Philolor
gen die Schulgranunatiken manchen Nützen stiften können, ao
will Bee. bei dieser Gelegenheit noch von einer mit allem Grand
eingeführten,! iiidesa noch nicht VoUig durchgedrupgenen Schreib-
weise reden. Die Weglassnng: des J neben dem ) S. 2. hat ihn
darauf geführt. Während nämlich die altern Bücher alle ohne
Jod in grosser und kleiner Schrift gedruckt sind , hat man seit ei-
ner Reihe von Jahren auch diesen Bachstaben eingeführt. Wohl
aämmtliche neueren. Grammatiker, so auch Hr. Blume, wenden
diesen Consonanten an züm Unterschiede von dem Vokal I oder i^
wie man seit längerer Zeit u und^ durch besondere Schriftzei^
Hihen ausdrückte. Warum noch Etliche widerstreben, ist nicht
einzusehen. Die Analogie der letztern Buchstaben, die Beijuem-
lichkeit der Uebereinsiimmung mit den neueren Sprachen , dl«
" Srleichternng der lexikaltscheu Anordnung (auch die jetzigen
Wörterbücher lassen dehr verständig dem Vokal den Consonanten
folgen) , der. Gebrauch der meisten Gelehrten spriclit für Tren^
Bung beider Laute in der Schrift. Haben die Ausgaben meisten*
theik noch nicht den Consonanten aufgenommen, so macht die
gewaltige Mühe dei^ Durchcorrigirens dieses erklärlich. • — Hieran
Bchliesst sich die alte Mode der Silbenabtheilung^ die von Hrn^
BlMme S. 17 vorgetragen und sogar in den ersten Cursus gezogen
ist. Aber schon die Bezugnahme auf das Griechische beweist^
- dasa si^ nur Quartanei^n verständlich sein kann; das» sie unrichtig
und' verkehrt ist, zeigt sphon die bestandige .Länge der vorausge-
henden Silbe. DocIa diese und andere Gründe sind wiederholent-
Bch gegen ^Le-sbo8| do^ctus etc. vorgebracht; wahrscheuiUqb
. «ind nur noch nicht Setzer und Correcteren daran gewöhnt. —
S. 10 wird alteriua empfohlen. Nach dei^ Rec. Ansicht ist der
Streit. II». die Messung dieser Silbe zvm Vortheil der Länge 90
26S' Lateinfisclie Sprache.
sicher entschiedeii, dass maa aach Anfaugern blos aUerins ange-
lEvöhnen raus«. — Sehr fraglich ist S. 16 die Betonung öraqtie^
da die alten Grammatiker ausdriicklich dageg^en 6ind und hierbei
wahrscheinh'di niurihr Gehör, nicht ihre Theorie entschied.
Ueberhaupt halt Rec. die in diesem Paragraplien gegebene Lehre
Tom Circumflex und Acutus für unniitz ; höchstens könnte sie im
dritten Cursus zur Vergleichung der griechischen Accentnations-
bezeichming dienen. — S 57 ff. sind die Genusregeln und S. 46
die Bestimmung des Acc. sing, auf im und em in Reimen abge-
fasst; S. 211. 219. 226 gewisse Wörter in Verse gebracht. Solche
Versus memoriales sind zum Einprägen unsnsammenhängender
Wörter äusserst zweckmässig. Einige ältere Grammatiken fassten
, sie sammt den Regeln in Hexameter zusammen. Für unsere Kna-
ben sind deutsche Siibenmaasse bequemer; nur müssen es vier-
iussige Jamben oder Trochäen sein, wo d^r häutig wiederkeh-
rende Reim das Lernen erleichtert; nicht gut sind d>e beiden
funffüssigen Trochäen am Schluss S. 59. ' Sehr ,zu billigen ist
aber^ dass S. 58 nicht alle Masculina auf x angeführt sijid; Ue-
berhaupt haben die Schulgrammatiken in den Geschlechtsregeln
Tiel zu viel seltene Wörter zusammengesucht; weit lieber nehme
man die ^ schon durch ihre Bedeutung ihr Geschlecht verrathen-
den Substantiva auf, sobald sie nur häufig vorkommen. — S..10O
wird das Supinum noch als ein Verbalsubstantiv, welches den Ca-
sus des Stammverbi regiere, erklärt. Rec. ist der Ansicht, dass
schon Tertianer von £eit zu Zeit mit den Fortschritten der Wis-
senschaft, soweit sie sich an verständlichen und nützlichen Ein-
zelnheiten erläutern lassen, bekannt zu machen sind ; dergleichen
Bemerkungen haben etwas ungemein^Anziehendes und vergessen
sich in der Regel nicht so leicht. ' Sollte nun die infinitivische
Natur dieser merkwürdigen Form nicht evident genug aus dem
Sanskrit nachgewiesen sein? Ebenso, trägt Rec. kein Bedenken}
derselben Klasse die sduderbare Regel von den Städtenamen
durch Ahnahme des Loeativ als eine, ganz natürliche und einfaehe
darzustellen und sie keineswegs, wie der Verf. S. 205 will, spä-
teren Studien vorzubehalten. — Gleicherweise kann man deii
Schülern wenigstens der oberen Klassen glicht oft genug wieder-
holen, wie fast keine grammatisclie Regel ohne Ausnahmen sei.
Beim Erklären dieser Grammatik ist es um so nöthiger, da nur
der gewöhnlichste prosaische Sprachgebrauch berücksichtigt ist.
Rec. stiess noch ganz kürzlich auf eine Ausnahme der Regel
S. 272. Anm. I. bei Liv. I, 14. iuventute armata immissa (vrgl.
XXr, 5. stipendio praeterito exsolvendo). — Wiewohl Hr. Bhinie
in manchen Fällen begreiflicher Weise vornehnflich der Zumpt-
sehen Grammatik sich anschliesst, so hat er doch nicht deren
Lehre vom Imperativ Fut^ri Beifall gegeben. Dass dn solcher
ebenso- wenig im Lateinischen wie im Griechischen vorhanden ge-
wesen ist, beweist die Formenlehre ganz dentlich. Amatonäm-
' Blumes. lai. Schulgrammatik and EUmentaiLbacb« 209
lieh riits[)riGht nklit blos dem amatis, sondern auch. dem ußiit^^
legmito dem^ kByovtov; waren es Futurformen^ ao nnissten sie
amabito und legento heisaen. Dagegen ist Hr. Blume 2(umpt ge.
foJgt in der Orthographie des Singulars milie neben dem Pltiral
milia. Diese bedarf jedoch noch einer genaueren ISachweisujig,
da die Veränderung des durchaus nicht afficiften Stammes durch
die des Numerus zxv anffaUend und wider alle Analogie ist; miles
spricht für ein einfaches i. — Die Regel S. 227. Anro. 10. ver-
langt eine Erweiterung auf Adverbien; z. B. Illic Hippoijtnm
poner Ovid. Hlc, hie ponite funalia. Hör; — S. 253. ist ein
doppelter Comparativ drei mit einander Terglichenen Adiectfven
und Adverbien als regelmässig aufgestellt. In diesen Jahrbüchern
ist jedoch solche Redeweise als seltene und griechische nachge-
wiesen. — Fast als Druckfehler anzusehen ist endlich die Ein-
theilung S. 198 (wo zwei Abweichungen vom deutschen Sprach-
gebrauch angeführt werden, also 1) vor poteras, 2) vor longum
est stehen muss), ebenso die Auslassung der deutschen Ueberse-
tzung bei vetus etc. S. 76 (wo es nicht unzweckinässig wäre , zur
Warnung vor Fehlern den Superlativ sinceriEisimus hinznzufägcn).
Leicht könnte Rec. diesen Bemerkungen^ die ja keineswegs
alle Tadel gegen das vorliegende Buch enthalten , sondern eher
als kleinliche Nachtrage auch zu andern lateinischen Sprachlehren
anzusehen sind, noch einige dem Verf. besonders gelungene Dar-
atellungen von Einzelheiten entgegensetzen ; doch es wird genii-
gen, den Leser auf S. 5—9, S. 49 fg., S. 77—79, S. 92 fg.,
duf die Tabellen der Pronomina und Adverbia u. s. w. zu verwei-
sen , wo man glückliche Combinationen und zweckmässige Zusam-
.menstellungen vorfindet. Dass der Verf. sich selber nodh nicht
ganz geiiVigt, verräth die Vorrede. Durchgängige Angabe der
Alltoren und Stellen neben den Beispielen verlangen weder Schü-
ler Jioch Lehrer, wenn ihnen nur die Ciassicität der Beweisstel-
len zugesichert ist. Desgleichen kann der Rec. den Verf. wegen ^
des noch fehlenden Index mit der äusserst systematischen Anord-
nung, die selten durch eingeschobene Einzelheiten unterbrochen
Jst , leicht trösten. Und so scheidet Rec. von diesem Buche, das
den Zweck einer eigentlichen Schulgrammatik auf jegliche Weise
(auch durch niedrigen Preis, wie durch schönen und correcten
Druck) erfüllt und nicht blos Lehranstalten empfeMenswerth ist,
sondern auch angehenden Lehrern methodische Winke über ihrert
Unterricht in .reicher Fülle darbietet. Ob 3er Verf. in einer
'dritten Auflage dieses Werk dahin erweitern wird , dass es dem
Schüler auch als Handbuch diene, unterlägst Rec., ohne sich in
dieser Beziehung einen Wunsch zu erlauben, dem die Bedürfnisse
der Schiller ungleich besser durchscbanendcn Blick des Verf.,
der auch in diesfer Arbeit als gediegener Schulmann sich be-
wahrt hat.
Nr. 2. schliesst sich insofern an die lateinische Schulgram-
270 Lliteittiibhe Spraehfdrtohoag.
fiiatik an, als es den syntaktischen Theil ^er untern Ounen
bildet. Ucbrigens btldet es ein selbststandiges, den Gebrauch
anch jeder andern Spradhlehre erleichterndes Ganze, und zer-
fällt in Uebnng^en t\xm Uebersetzen aus dem Lateinischen und ina
Lateinische ; der erste Theii ist niit einem alphabetischen Wor-
ter?erzeichniss versehen, im zweiten stehen die lateinischen Aus-
drücke unter- dem Texte« Des Verf. Aufgabe war, ohne einen
vollständigen Ciirsiis der Syntax geben zu wollen , nur eine syn-
taktische Stufenfolge streng und folgerecht durchzuführen und
zugleich mit derselben ein naturliches Fortschreiten durch die
Terschiedenen Abschnitte der Formenlehre zu verbinden. Die
Erspriesslichkeit solcher Verbindung kann niemand bestreitea,
und die Eigenthümlichkeit dieser Einrichtung' giebt dem Buche
einen besondern Wertli. Jeder Theil besteht aus zwei Curseii,
der erste aus Uebungen in einzelnen Sätzen , in Verbindung meh-
rerer mit einander und ans gemischten Beispielen in mehrfach zu-
sammengesetzter Rede und kleineren Erzählungen , der zweite
übt zuerst einzelne syntaktische Regeln, dann minder gewohnli-
ehe Nominalformen, und unregelmässige Verba ein , hierauf folgen
Gespräche und Aesopische Fabeln, endlich Erzählungen und Be-
trachtangen. In dem sonst dem ersten ganz parallel laufenden
deutschen Theil fehlen nur die beiden letzten Abschnitte; dafür
sind die syntaktischen Regeln / äusserst versUhidlich ansgednückt,
jeder Uebung vorgesetzt Winke für den Lehrer fehlen beiden
Theilen nichts im ersten geben die im Index bei den Derivaten
angeführten Stammwörter, im zweiten eingeklammerte Wörter
und in Noten ausgesprochene Bemerkungen vielfache Gelegenheit,
allerlei interessante Auseinandersetzungen in den Unterricht ein- .^
fliessen zu lassen. Rec. wünscht, auch dieses Buch möge an recht
vielen Gymnasien den vom Verf. beabsichtigten Nutzen verbreiten,
durch ernsten und strengen grammatischen Unterricht schon fr^-
zeitig die Jugend an wissenschaftliche, auf den ganzen Geist
wohtthätig einwirkende Bildung zu gewöhnen und der naturge-
mäss sein sollenden Methode derer, die dem Knaben bei d^r
Leetüre so gelegentlich und spielend die Regeln betzubringen
wähnen, eine gründlichere entgegenzustellen.
Stargard. Freese.
Ueber die Sprache der B'ömiachen Epiker^ Von Dr»
J. R. Köne^ Lehrer (jetzt Oberlehrer) am GyraDasium sa Huntter«
Hebdt einer Nachschrift übet die Metrik der Römi--
sehen Epiken Von Prof. Dr. /r. H, GrauerL Muastav 1840«
la der Theigsing^gchen Buchhandiuog, VI a. S18 S. 8.
Vorliegendes Werk handelt über einen für die Wisj^enschaft
der kteinisphen Sprache wichtigen Gegenstand, nämlich über den
KAbmi ÜelMC ile St»nielie.4Mr rCiin. Efik«f. S71
SiB#ii88 d€8 'iiktylisdien VemuMsses auf die Gcsfattiiiif der I«.
teioischea Spradie, und verdieal deshalb die Beaehtiiog des ge-
lehrten PfibliktfOis. Der Verf. heaveikt la der Yerrede, daas Jc#
Titel des Buches wenigejr sage, als dasselbe eo4halte. Das ist
mm freilieh besser , a]s viel Terspreqben und wenig leisten. Be-
denkt man jedoch, däss der Verf. nicht blos die Sprache der Epi-
ker , sondern alle im daktylisdien Rhythmus verfasste Diditongt-
arten berücksichtigt, und dass es ferner nicht in den Sinne, wie
bei den Griechen , so auch bei den Römern einen epischen Dia-
lekt oder eine solche Sprache gab: so mochte der Titel weder
'erschöpfend , noch gana richtig gewählt seln..^— In den eiasel-
nen Abschnitten, worin das Buch zerlegt Ist, wird suerst und
-swar mit vieler Umsicht erörtert, welche Wörter »nd Wertform
men wegen ihres Zeitmaasses dem daktylischen Verse widerstre-
*ben; sodann nachgezeigt, wie der Bpiker durch eigenmächtige
Verrenkung oder Verstümmlung der Form, <3tiroh gesetzwidrige
Wortbildung, durch unpassende Verwechselung synonymer Wöiv
^ter, durch auffallende Construktionen nnd dergleicben die proso-
di^chen Schwierigkeiten theils zu besiegen, theiis zu umgdien
▼erstiohte. Dass der daktylische Rhythmus, wie überhaupt das
Versmaass, einen besondem Eiuflnss anf die Form der Wörter
ausgeübt hat, ist sowl>hl eine begründete, als audi schon im AI*
terthume bekannte Sache. Vergl. Quintil. 1, 6, 2. Reisig (gest.
1829) hat in seinen Vorlesungen über die lateinische Sprachwis-
senschaft (mit trefflichen Anmerkungen herausgegeben von Dr.
Haase, jetzt ftof.^ diese Ansicht nicht blos ausgesprochen, son-
dern sie auch bereits mit nicht geringem Erfeige auf die Formen-
lehre (Etymologie) angewandt Jedoch wnrde dadurch eine. Mo-
nographie über diesen Gegenstand, wie sie uns der Verf. hier
liefert, keineswegs überflüssig. Ref. muss aber bedauern , dasd
Verf. bei der Erörterung dieses Gegenstsndes grössten Theils ei-
ner einseiligen Richtung folgt, weshalb die gewonnenen Restii-
täte hdtifig noch sehr problematisch , und mandimal sogar nnrich-
"tig sind. Finden sich nämlich zur Bezeiclitinng eines und dessel-
ben Begriffes oder Gedankens mehrere verschiedene Wortformen,
Wörter oder Construetionen : so wird cihne Weiteres behauptet,
dass die dem daktylischen Versmaasse anpassende Wertform u. s.
w. von den Epikern gebildet sei, und in der Prosa nicht gebraucht
i^erdendurfe ; gleich als wenn nicht auch aus der Sprachedesli€4>en8
für den Daktyl fügsame Formen und Dictionen hervorgehen könn-
-tcn , und sei die Anwendung dergleicben Formen in Prosa schon
deshalb verpönt, weil die Epiker davon Gefbrauch machen, mö-.
gen sie sich übrigens bei den besten Pr08ail(«rti ^den oder nicht.
Wie sehr diese Ansicht der Wissenschaftlichkeit und zugleidi der
praktischen Anwendbarkeit der gewonnenen Resultate geschadet
hat, ^rd eine nöhere Erörterung der einzelnen Purfkte ans Licht
Btellen. '
272 . Lateittifclio 8pv«c]ifor0c]iaD9*
Der V6r& beginnt seine Ünteroiichuiig nrit einer YetgMdkvag
der Odyssee und der Aeneit, und findet in den zwei erstea Ver-,
' Ben b^er .Werke Stoff genug,. um zn zeigen, wodurdi sich die
episelie Spraclie (resp. Darsteilung) der Griechen Ton der der
Römer unterscheUict. So sehr Ref. von den> Vorzügen-Homera
überzeugt ist, so wenig Icann er es auf der anderen Seite biliigen,^
wenn der Verf. sich alle mögliche Mühe gibt, .dem Virgil seine
wohl erworbenen Lorbeeren zn entreissen. Nadidem er wirIcUche
«od yermeintliche Schönheiten der Odyssee hervorgehoben hat«
geht er zur Aeneis.über. Dft soll nun sofort arma virumque breit
sein. Aber womit konnte wohl der Dichter natürlicher und pas-
itender begkiden, als mit den Waffenthaten djes Helden? Was
konnte das Interesse des waffengewohnten Römers wohl mehr ao'-
regen 1 Wahrlich nicht lierrlicher hätte ein Römer ein römisches
Nationaiepos beginnen können! Und nun die Sprache, wie kraft-
Toii und wohltönend ! — Weil Virgil nicht geradeso, wie Uo*
mer, gleich ani Anfange die Muse zum Beistande anruft, wird er
. im Gegensatze zu der Bescheidenheit des Homer wegen des stol-
zen Gefühles eigener Kraft getadelt^ Aber der VerL hat nicht
bedacht, dass Vtrgii gerade an der rechten Stelle^ dort, wo er
die eigentliche ErzShlung beginnt, sich also bescheiden verneh-
men lässt: Musa mihi caosas memora etc. Jedocli würde Ref.
zu br^it werden, wenn er jeden Tadel des Verf in seiner Gehalt-
losigkeit darlegen wollte; reicht ja auch das Gesagte hin, um zu
ersehen, wohin eine derartige ästhetische Interpretation des Vir-
gil führen muss. — ^ Die Art der Darstellung im röiiiiscbeo Epos
soll nicht so sehr im Charakter des röm. Volkes begründet liegen,
als Ticlmehr in der formellen unSi syntaktischen Entwlckeiung der
^ lateinischen Sprache; als wenn, diese nicht ebenfalls durch den
Charakter des Volkes, bedingt wäre. S. 3. wird behauptet, dass
. die griechische Sprache für das daktylische Versmaass vortreffli-
cher gebaut sei, als die lateinische, was gewiss keiner in Abrede
■teilen wird ; jedoch hätte diese Behauptung besonders auf den
epischen Dialekt der Griechen beschrankt und zugleich dabei be-
merkt werden können, dass auch diese Sprache dem genannten
Versmaasse sich bei weitem nicht so gut würde gefügt haben,
wenn sich nicht der Grieche viele Freiheiten erlaubt hatte, von
denen der Lateiner aus zu grosser Gewissenhaftigkeit keinen der-
gleichen Gebrauch madite; S. 4. scheint die Behauptung über-
trieben, dass der latein. Sprache der daktylische Rhythmus mit
Gewalt aufgedrungen sei, und sie selbst einen Bildungsgang ge-
npriimen habe, der schnurgerade dem Hexameter entgegenstehe.
Somit könnte es keine Sprache geben, die sich weniger diesem
Versmaasse fügte, ^als die lateinische, was doch durchaus der
'Erfahrung widerspricht; und sind ja~ ausserdem die beiden alten
Sprachen, ungeachtet ihrer Verschiedenheit, doch ihrer Natur
nach zu nalie verwandt, als dajis sich jene Behauptung so auf die
KoiuB« ITeb«! iStf Spaiwlo tter tdv. Bpllfer. i73
Spihte treiben \U$U Pef V^lE. legi der Spfache zur LlBli» mn»i
weDig^ens groes^en Theilg, der ubertriebeDea AengstlicIiUil; der
Dich^ znzQScfaxeilieQ ist, welche die ihden^dargeboteneii Frei-
heiten nach dem Beispiele.der Griechen und der früheren römi^
sehen Epiker «ich zn bedienen Terstchmahetenii Und wie neh des^
sennngeachtet die latcSa. Sprache unter der Hand eine« gewandten
Diehters diesem Rhythmda schmiegen konnte, davon zeugen
deutlieh Ovid's hepriiche Dichtungen. S. ö wird eine kurze Ue-
bersiebtder^chwicarigkeiten angegebai^^ welche die Sprache dem
epischen Dichter Teroi:8acbte/ £Un bedeutender TheiL. derselben
wurde weggefallen sein> hätten sidi.die Dichter der Freiheiten
^dient, /weiche- Frof. Crrauert in der Nachschrift kniti ümi tref-*
fend darlegt -Rs^. folgen nun zuerst die Mittel, im Alige^nen,
wodiurch isich der Epiker aus der Noth zo helfen suchte, und zwar
zuerst S« 8 Aushülfe dut^h die Form, v^ Der^Dichtec^soll ie^
Plural', statt, des SinguLars.^us Notb gesetzt fanben, wieotia sti^
c^iam. . War keiiHinderer Beweggrmid^dav ^ miffiste ja dem Lan
teiner otiar eben so befremdend vorkommen als uns , wenn gesa^
wird die Müssen, Und dann wärC/ der Dichter doch wohl eher
dent Q^spiele des Eonius gefolgt; inaignitä fere tum] milia mili-«
tum octo (Prise. 1, 7, 38.) $ wie sjcli auch bei andern Dichtern
noch wohl findet; oder hätte, sich einer apdern Aushülfe bediente
Ausserdem findet sich eine Menge dergleichen Cohstructioneni
wo der /Dichter gar nicht durch das Yersmaass genöthigt war/
Der Grund mnss also tiefer liegen, in der Eigentbümlichkcit dei;
Sprache und insbesondere der poetischen Auffassung. Dana könnte;
allerdings dieser Plural, nachdem er klch einmal in der piehtniig
geltend gemacht hatte , dem Dichter bei manchen unfögsartten
Wörtern zu Statten kommen. Auch* der Singular statt des Plu-
rals soll blos metrischer Zwang sein. Dies kann unmöglich zuge^
' standen werden. Ber Gnmd ist auch hier nicht blos In der ans«
sem Form zu suchen , über die der Veif. selten hinäusziigelteii'
|>flegt, weshalb jedes poetische Moment unberäcksichtfgt? bleibtl^
Das Individfuüm bezeichnet auch im Latein, wenn gleidr seltener«'
als im Deutschen , die ganze Gattung $ und weil nun die LebhaF-'
tigkeit der Phantasie und des Gemüthe«, als Quelle der Po^ie,'
alles zu individualisiren- strebt: so ist nichts natürlicher, ials dasa
der Dichter über die der Prosa gesetieten Schranlcen'hhiatisgeht;
und sich auch dieser Freiheit bedient, um die durch' die Sprache
dargebotenen Schwierigkeiten zu besiegen. S. 9 sagt der Verf.,'.
dass Ae Formen des Präsens weg^n ihrer Brauchbarkeit für den
daktylischen Vers denen des Perfekts vorgezogen seien , und faier^^'
auf gerade sich ein Hauptunterschied des römischen und griechi«
sehen Epos, gtünde, indem jenes ein beschreibendes, dieses eiti^
erzohlendes.Gedicht sei. Er sieht also das Präsens als ein be-
schreibendes Tempus an und - beachtet nichts ^dass , wie hinrei^
chend bekannt ist, die Historiker das Präsens auch vorzügilcli'
ff. Jakrb, f. PhU, «. Päd. od. KrU. BibU Bd. XXIX. Hft. 3. 18 .
274 l^ntelnUcli« Sfrtchfoischaoy.
dum wflileii, wenn sie doi foriadireiteiide HaDdlimg mit he*
«onderer Lebhafügfceit dantelien wolkn^ hingegen geradß bei
Besdirabufig von SchUehten oder fortdaueniden Zustanden das
Itiiperfekt oder den historisdien Infinitiv setzen. Jener angege-
bene Untersclited kann also nidit in der Art bestehen bleiben, ^
und gründet steh stnien nioht auf einen inetrisehen Zwang, indem
jft die Hiatoriker in der ungebundenen Rede sich desselben Tem-
pos bedienen. S. 11 wird die Ellaidn eine arge, wenn man nicht
sagen will, barbariiehe Veratnmmlufig jer Sprache genannt In
wie f^m das der Fall ist, darüber Unnten wfar nnr dann mit 6^
wissheit entscheiden, w^nn wir uns iii die lebende lat. Spradie
ftdlbst hhieingelebt hätten. Jetst müssen wir hiev^ den fein ge-
bildeten rämisehen Dichtem ein^ feineres und richtigeres Geföhl
nntranen ats^uns; und da de die Elisien häufiger anwandten, als
die Verkürzung des Endvokels, s. B. Peli& Qssan (oder militnm
" ecto), so musefte, ihnen jenes wehiger hart seheinenj, als dieses^
dessen Hltte wir kaum empfinden. 8. 12 wird behauptet, dm!€h
Zusammenziehnngen (Episynatophe, Syni^esis u. s. w.) als aureo,
~ connubiia« Thesel, Tinclam werde die Sprache gröblich t:grietzt|
mit den griediischen liessen sich hier die romtschen- Epiker gar
nicht entschuldigen ; denn sage der Grieche. Ix^i^g^ ßa&tkBig>^
iqdJiovy statt Ix&vccg, ßaötkhg, ItpikBOVj so ifechseie er nur
den Dialekt Der Verf. wählt, hier eine unrichtige' Zusammenstel-
hing, er hätte mft jeiien lat. Wörtern, wie mit aureo IIijXTjilaSBw^
•Sanofi/, mit vinclum fuhato u. a. in. vergleichen müssen; aber
dann möchte es leicht um^die Griechen schlimmer aussehen , als
um die Lateiner. S. 14 ist die Rede von der Aushülfe durch die
Syntax, Weil opacus locns nicht in so nahe und natürliche Ver-
bindiiiig SQi bringen sei^ haben die Epiker dafür opaca loconim
gewählt Bedenkt man^ dass schon .JBnnius siigt caerola eampi,
\(\ obgleich er, weil bei ihm s keine Position machte, ohne Weiters
r ^e^rulns campus hätte gebrauchen kpnnen: so muss liier etwiui
^ nnderes zn Grunde liegen, al^ blos metrischer Zwang. Nocn
luma bemerkt werden, dass selbst Cicero (ad Fam. 1, 9, 15.) sagt:
$umma pectoris. Ferner wird behauptet, ^ie Epiker hätten we-
gen des Versmaasses ofl gegen alle Gesetze der Prosa statt des
Gerundiums und Gerundivums den Infinitiv gebraucht Solches
ist nicht gegen alh Gesetze deir Prosa, mdem sich bei den besten
Classikerh, als Cicero, Caesar, Nepos, Redensarten genug fin-*
den, wie z. &• tempus^ consiliom est abire. Femer ist höchst
wahrscheinlich der Infin. in solcdien Fällen uralt., und im Geiste
der Sprache begründet. Dazu kommt noch dies, dass ein solcher
Infin. nicht blos von den epischen^ sondern auch andern Dichtern
i^ft gebraucht wird, Beweis genug, dass nicht im epischen Vers-
«aass der Grund zu suchen ist, sondern vielmehr darui, dann
Koae: Ü«b«r die Sprache der c5n. Bpiker. S75,
^ dfese Art der Diktion we|;en ihrer Ntt&rtiehkett md Letdiflgltell
/der poeilecheo Dar8telliifi|; sehr usemeeeeii ist. 8* 10 «oll die
, Trennlinie ton qmmiodo, quemtdinodmi sehr anfjQlllend iein,
veicfaes Ref. nicht einsieht^ da diese Wdrler nur iosserlieh olwe
alle Btddangsmittei und innere Umänderung gngamm ei lg eat et fc
«ind, und selbst in der mnstergultf gen Prosa sich thnliclie FiHte
Torfinden. Qaaie id enmqve est. Cie. de N. D. 2, 30, 1%.^
9. 17 folgt lexikalisGlie AnahulCo. KQhne UebeftragnngeBi
echninck^olle UiDsehretbnngefi und dei^lefchen, wird behaopteti
aeien käußg Tsic) nichts anderes, als geschickte Knnstgrüb, Utt
der Nothnnd Armuth anssuweichen. Zum Beweise wird ange
föhrt; dsstf Boras (Bpist. fl, 1, 10.) den N|inien Herkules nm«
edireibt dan$h diram^qui eontndit Hydrain. Hätte Hortti hier*
dnr^h nichts weiter, als blos den Namen Herlrales sn gehen be-
«bsichtigt , 80 hätte er ]a das so gebräuchliche und fügsame Alcli>
des wählen können. Stoss Orid ihn nmschreibt Thrjnthins hospeif^
daTOii iMTäuchtder Grmid dien so weirig im Metrum z\i negen,
ttls weqn er (Met. III, 129.) statt Cadonis si^ Sidonias hospet.
Da nun einmal soiclie nnlttgsame Wörter umschrielien werden
Brassen, so ist, wenn der Diiehter eine der poetischen Darstel»
luhg angemessene Umschreibung wählt, diese kein leerer Flitter-
staat^ sondern wahre und echte Poesie su nennen. .'Oyidsoll .
femer dis sogenannte Hendladys in anguis cristis praesignis et
• tturo gewählt haben, 4im eine nicht gani nngewöhnüche Zusam*
inenziehung in aureis oder das schwerfallt nuratis xuTermeiden.
Eine solche eigenthömllche Construltion blos aus metrischem
Zwang setzen, mnss uns fast vorkommen, als wollten wir, uu^
eine Elision zu yermeiden, statt, aus gold'iien Bechern, sagen,
ans Gold und. Bechern. Sollen dergleichen Constrnktionen blos
al^ Nothbehelfe gelten, so mus» nachffezeigt werde», dass der
Dichter nicht anders habe construiren können , und ferner, dasa
eine solche Coustruktion der poetischen Darstellung nicht ange« '
iDessen'sei; nur dann kann ein metrischer Zwang angenommen
werden. S. 19 durch Wiederaufnahnae veralteter Wörter soUea
die Dichter den Eindruck ihrer Darstellung geschwächt und ge«
stört haben. In wie weit dies stattfindet, möchte schwer zu ent«
scheiden* sein , da sich erstens nicht immer mit der grössten Be*
stimmtheit nachzeigeii läsat'^ ob ein altes Wort ganz und gar nun
allem Gebräuche gekommen sei; und zweitens» wdchjrsK Crite-,
rium haben wir, womach wir bestimmen sollen, ob dieses oder
Jenes alte Wort auffallend und störend gewesen sei? Sind ja
auch bei unsern Dichtern manche alte Wörter, wie Minne, Fehde
ü. a. m. nichts weniger als störend. Wo also dichter von aner-^
tatfntem feinen Geschmacke, wo selbst eui Cicero, von dem
Hand (Lehrbuch des lat. Stils & 5S) treffend sagt, dass er die.
gesammte Fülle der latein« Sprache in AAwendung brachte , und
276 Laleinifehe Siirachforachiing«
den Rdehthtim erhöhte theils darch besonnene Benufamng der
tchon Torhandenen Mittel ^ selbst aus Dichtern, wie aus Ennfns,
theiis durch neue Erfindungen nach griechischer Analogie; wenn
nun solche Männer) sage ich, keinen Anstoss an den Ton ihnen
aufgepommenen alteli Wörtern nahmen ^ wie -können wir uns da
erkühnen,, sie nach unsern beschrankten Ansichten hof meistern
SU wollen? S. 21 geht der Verf. ins Einxelne, i|nd, hierbei die
grammatikalische Eintheilung zu Grunde legend;» zeigt er nach,
welche Schwierigkeiten dem Epiker die Deklinationen , Conju-
gationen, Ableitung, Composition und Partikeln Terursachteii,
weldie Darstellung im Ganzen gut durchgeführt ist; und sodann,
wie der Dichter diese Schwierigkeiten zu bei^dtigen rersnchte.
Doch zuvor stellt der Verf. die Behauptung auf, dass das latein.
Deklinationssystem, wie es fast seit 2000 Jahren bestanden^ kei-
nen andern Werth habe, als das Alter, d. h. gar keinen, eine
Bdiauptung, welche in einem so zuversichdichen Touf vorgetra-
gen den Leser zir der Erw^rtimg berechtigen muss, der Verf.
werde an die Stelle des frühem Systems elu wissenschaftlicherea
und zweckmässfgeres zu setzen verstehen; aber Jeider ist diese
Partie zu. den am meisten misslungenen ohne allen Zweifel zu
rechnen. Es wird die in den deutschen Sprachlehren gemachte
Unterscheidung, d^r starken, und schwachen Deklination der Ad-
jective auf die latein. Sprache augewi^ndt. Zu der ersten Abthei«
luiig, gehören die Adjektjve auf us, a, um, von denen jedes Ge-
Bchlecht besonders bezeichnet ist; in der zweiten Abtheilang,
wozu Adjektive; wie brevis, breve, gehören, finde man das Ge-
schlecht streng genommen gar nicht ausgedrückt. Aber wozu
sind dann Adjektive zurechnen, als älacer, alacris, alacre^ de-
ren es mehrere gibtl Diese haben für jedes Geschlecht auch eine
besondere Endung, und doch wird man sie wohl nicht zur ersten
Klasse rechnen können. Wohin gehört Über, und die aaf fer und
ger, ,als frugifer, armiger, die man 9och zur ersten JClasse rech-
nen müsste, obgleich sie nicht die Endung us im gen. masc Jiaben?
Wejt richtiger hat man bisher die Adjektive eingetheilt in Adjekt.
nach der 1. und 2. Dekl.. und Adj. nach der 3. Dekl. Wir finden
also hier nichts Neues, als eine unpassende Anwendung einer
fiir die deutschen Adjektive zweckmässigen Benennung. Dieselbe
Benennung wird nun auch auf d{e Deklination ^der Substantive
fibergetra^en, und der Verf. nennt die bisherige 1. und 2. Deklln.
die starke y hingegen die 3., 4. und 5. die schwache. Die Gründe
sollen folgende sein. In der starken Dekl. zeigen sich die vollea
nnd starken Vokale o, a, u. Wo bleiben wir aber bei einem soi-^
chenEintheilungsprinclp mit' Wörtern, alsfoema, sensiis^cornu
u. dgl. m., worin ebenfalls die Vokale u und a in deii Endungen
vorherrschen? Femer wird als Grund angegeben, däss in dec
starken Dekl. die meisten Casus durch verschiedene Vokale und
Consonanteu unterschledea seien. Die L Dekl, hat aber nur 3,
KoDo: Uebdr dSe Sfradve der röon» Ejitter. 277
reep. 4 verschiedmie Formen im Siitgukr^ dieS. iffie sermo hat
im Sing, sogar 5 verschiedeiie Endangen. Auch das Neiitmin der
2. DekJ. hat im 'Singular und Plural nur je drei versehiedene For-
men, dahingegen das Neutrum der 3. Dekl. im Singular oft noch
eine Form mehri ^ Wir finden also auch hier die Benennung nicht
passend ; ja sogar könnte man mit noch besserna Grunde umge-
kehrt verfahren-, und die 3. Dekl. die starke nennen, weil die Ca-
sus uiclit nur durch Vokale, sondern auch durch Consonaiiten und
oft auch durch Veränderungen im Worte selbst gebildet werden,
als cinis, cinisis = clneris, corpusis =^ corporis. , Die 4. und 5.
Deklin. wurden bisher mit Becht als besondere Arten der 3. be-
trachtet^ und die Eintheiliing sSmmtii^heir Deklihationeii in 3 bef-
Booder^ Arten, welche, sich auch im 'Griechischen findet, kann
man nieht als unwissenschaftlich und unpraktisch ansehen. S. 2S
ordnet der Verf. die Deklinationen so , dass er die sweite anf usl
2ur ersten, die erstenufa zur zweiten, und die auf tim zur drit-
ten macht, und hält eine solche Ordnung für wissenschaftlichen
Aber sowohl wissenschaftlich als praktisch betrachtet ist diese
Ordnung rerfc^hlt, indem das Neutrum dem Maskulinum niher ,
steht, als das Feminlmmj. Dass di^ wirklich der Fall ist, müs^
sen wir daraus schiiessen, dass die Dekl. der Neutra «auf um wdt
grössere Aehnlichkeit hat mit der Dekl. der Maskulina auf us, als
nrit der der Feminina auf a; dazu komtht, ^ass wohl ein Maska-
Unum, nicht aber eia Femininum, mit einem Neutrum In Verfoin-
diing tritt , als tempus est mägister , nieht magistra. " Von der
praktischen S^ite angesehen ist es nicht zu billigen, dass das
Neutrum von dem Maskulinum getrennt wird , dA es mit diesem
In so vielen Casus ubereinsiUmitit. Vill' man aber durchaus eiiie
midere Ordnung, so setze man zuerst das Maskulinum, danii das
Neutrum und zuletzt das Femininum^ Diese drei Deklinaftlonen
werde» nun die erste Stufe genannt« Ble 'schwache Deklin. wird
hl zwd Stufen zerlegt, wovon. die> erste 7 , die andere 4 DekH-
mtionen enthält. So habeii wir nun 14 Deklinationen, ki Wahr-
heit ein grossartiges DekUnationssystras. Zur leichten Uehersicfat
mld Benrtheihing^ möge es hier folgen.
A) Starke DeMinatioii.
I. Stufe.
1. Dekliu. Nom. üs, gen. i, z. B. ventus
^ 2. — — a, — ae, — mensa
3., — — um, — !, — tectuöi. •
B) Schwache DekHiiation,
Ii; Stufe.
4. Deklin. Nom.ls, gen^ii, z*A»inivis
. 5. — — es, — ifl,* — nubea
$78 I»ftUi»i»€he EpfBehfartehanff.
«.DeUlii.
Nun
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in. Stnfe.
U.DeUb.
Noffl.
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z. B. ro8
12.
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,—
n-o,i8,
—
Ute,
— ren
13.
.—
—
t^8.
—
tis.
'-^ cos
14.
—
— '
«,
—
dis,
— vas
Zur eriten Stnfe der «chwacheA Beil. gdiörcn, sagt der Verf.,
Worter, welche dekiiiiirt werden ^ wie nftvis, nuber, dies, pkbs,
mare, currua, cornu^^xiir sweiten alle, welche sur Bildung der
CasQH die Consonunten r, o, t, d «i Hülfe tiehmen, oder im GeiUT
Üf ria, BIS, tia» dis haben. Ein bestimmies Eintheilungsprliicip
Termbst man durchaus. Auch ist es unrichtig, dass ros ein r
ka Hülfe nimmt 9 um den Genitiv zu bilden. Es ist nämlich der
^enitir davon rosia, und nachdem sich s zwischen zwei 'V<duilea.
hl r verwandelt hat, wird, daraus roris; ebenfalls nitpmt ren im
Genitiv kein n an , sondern blo^ die Endung is. Dieses und der*
gleichen mehr ist bei weitem nicht so auffallend^ als dass bei ei-
ner aolchen Masse von DekÜnationen, wo sogar navis undtinbes
ak besondere Arten derselben betrachtet werden , Wörter auf oa^
^flH$y wie corpus, und a — tis, wie aenigma, ganz unberucksich*;
Ijgt gdflieben sind. Dodi nun wollen wir die Eintheihmg von
der logischen Seite naher betrachten. Zuerst findet man, daaa
die, ^itte Stufe der aweiten unvergleichlieh näher steht, als die
zweite der ersten. Blan Tergleiche, ob zwischen ros und nubez
ein solcher Unterschied statt findet, wie unter nubes und ventoa«
Femer ist auch unter d«fn einzelnen Arten der verechiedenea
Stufen kein gleiches VerhäUniss; man beachte den Unterschied
der DekL zwischen ventus und mensa und stelle damit znsanmieQ
den UflftjMfschied zwischen navis und nubes, femer zwischen ro«
und ren. Auch ist der Unterschied der einzelnen Arten einer und
derselben Stufe höchst ungleich v man Vergleichenavis, nubes,
plebs , mare , dies , ghvshs $ wie können die heiden letztem den
erstem coordinirt stehen? Worin nun die Wissenschaftlichkeit
des aufgestellten DdLiinationssystems liegen soll, hatRef. nichl
aufzudecken vermocht.' Der Verf., welchem die Uebermasse
seiner Deklinationen einigen Scrupel verursachen mochte, weiss
auf eine überraschende Weise seine 14 Deklinationen auf drei,
sogar auf zwei zu redticfaren, indem er aich;So vernehmen lägst:
Wer Anstoss daran nehmen sollte, dass sich die Deklinationen
verdreifacht haben, der nenne die Stufen Deklinationen, und m
bekommt er nur d#ei. Hält er noch weniger fikr besser , so sind
ihm die Begriffe starke mi 4Mhwn«he DekUnation zu Gebote.
D« Verf. hiHä eiiie detsrase-R^okllw Meh wdWlbrtsetioi
können/ Deklinirt w^en ja Nomina und Verba; aho ^elft ei
swei Deklinationen, eine der Nomina und eiribder Veirba, wel«
ehe^etztere jeiat ailgemeia Coiijiigation genannt wird« Und so
ivjire aus 14 Deklinationen eine^^naife geniachl. ^•— Hierauf
seig:t' der Verf. nach^ welche Scbwierigkeilen bei den einselne«
Deklinationen si^h dem Elpik^r entgegenstellten, und in welchea
Kunatgriffen er seine Zuflucht nahm. S. 31 sagt der Verf., Ro^
Binlus sei nicht so fugsam, ak Roinule, daher habe Ovid (Met.
XIV,, 806.) Rom^le iura' dabas mitten awiscben die Nomiilative
Tatios und Mavors gesetzt Dass Ovid nicht habe RnmtrfiM eüi*
fugen können., kam. Ref. sehr Terdachtig tot, und fiuid nun beim
Naebaehhigea, das« sieb die Sache anders verhielt, aberatit
den Worten des Verf. abnehmen konnte. Jedes der genanAiea
Werter bildet nämlich Subjekt ^ines besondem Satzes; imd wen«
je, -so ist hier eine Apostro^fhe an ihrer Stelle, da gerade dnrdi
dieses Gedicht Romulus Terherrlicht werden soll. Atfsb kemml
der Dichter ntf dieselbe Seene nachher tfuruck: Reddentemque
8tto iam regia iura iQuiriti etc. t. 82ä. Wenn der Veat mefair des
Znaämmenhang der ^Dai^stellung hätte beruckaichMgen und daa
poeti8che.M#itt^t würdigen wollen, eo wurde er skh mehr be«.
Bi^elden und/? nicht behaupten , daSs dergleichen Wendungen ^^
Ftttterstaat seien, um bittere Armuth zu verbergen. 8.^ aagl
der Verf^, dass die Zasamipenziehung des GenitifS der % DdcL
ü in i von den Epikern aiiagegangen sei, da* sie sonst Genitive^
wie Laevil, nkfat hätten gebrauchen können^ So Verschiedene«
über dienen Genitiv vorgebracht ist, so ergi^bt sich doch diea
daraus, dass .die eiafaehe £odung in den firiUiern Zeiten die aar
nseisten Terbreitete war, und erst, wie Beniley schon behauptete^
gegen das Ende deaAugustus das ii (vielleicht dureh die ChraoMnaü«
her) mehr in Aufnahme kam« Deshalb haben auah mehrere Heraus«' -
geber der Schriften des Cicero , wie z. B. C Boler, Ri Klotls u*«^
das elofiehe i eingeführt. Mit welchem Unreelu^e man den Bpl^
kern eine sol<^ Versehränkung des il in i aufbürdet i» ^rd man
reeht deutlieh aus Reisig's Vorlesungen S. 74 ersehen^ worauf,
idi der Kurze halber verweisen muss. Im Gegentheä nuNchte an-t
zunehmen sein, dass die Epiker zur Auflesung ^des iin ii beitrug
gen, wie Lueilh» und besonders Ovidiua. Damit hängt ausam- ,
men, dass zu Neros ZeUea das einfache i schon aus der Sprache
der Dichter^ und zu ^intilian's Zeiten auch schon aus der Volks*
spradie vevschwhnden war. S. 40 aollen die Epiker die Forhi
auf ies statt der auf ia eingefühat ünd^ statt materia gesagt habe«
materies. Jedoch bedient sich Ovid ^ wie d^ VerC selbst sagt«
häufiger der Form auf ia; und dazu kann Ref. no^h setzen, dasa
auch. Cicero die Formen materies, «noUkiea, harbariea, Inxunei
(cf. Znmpt zu Cic. in Vera. Ii, e. 3. § 3.) gebraueht. Abgesehen
diwon, dass sidi nicl^^weis!^ liest, dass diese Formen von deil
880 LateiaUehe Spracbforrcbusg.
I^ern^herriUireD; ao misaeii aie dedi woU nicbC dem Idiome
derlateio. Spracbe wideratreben; denn aonat würde Cicero sieh
. aicber ihrer Dicht bedient haben. S. 46 sagt der Verf., dass die
Epiker statt ostreae das Neütr. plur. ostrea gebildet hatten, weil
jeoet nicht fägaara war. Da aber die Griechen Sctgtop sagten,
so war höchst wahrscheinlich die arsprnngllche Form ostreum
«nd konnte sich In der leidenden Sprache recht gut neben der
B^iteren Form ostrea erhalten habeiv Auffallend erscheint es,
dass der Verf. den Lateinern /die aus dem Neutrum. ein Femini-
num bildeten , ein feineres Gefühl und richti^rn Takt in der Be-
Stimmung^ des Geschlechts. beließ, als den Griechen, blos dess-
halb , um den Epikern eine Sunde mehr aufbürden an können.
Als ein sehr beweisendes Beispiel des wiilkiirlichett Schaltens der
Epiker wird femer angefahrt, dass sie ostia als ein gen. nentr.
behandelten. Dieses Wort konnte ursprfiogiich ja nur ein Neu-
trum sdn. Als man sich später darunter eine Stadt (lurbs) dadite,
nahm es das Genus des Appellatiyum an, eine Ersclieinung, die
In der latein. Sprache nicht selten vorkommt. Daliei konnte sich
das ursprüngliche Genus erhalten haben, wie denn das Wort nach
der Versicherung des Charislus Ton Tieien neutral gebraucht
wurde. Dass der Verf. diese Aeusscrung d^ Charialus bios auf
die Epiker beaiehen will , dafür findet sich kein »ireicheiider
Grund. S. 47. Noth des Dichters soll es gewesen sein, wena
Ovid (Trist. U, 428.) sagt: Femina,' cui falsum Lesbianomeii
erat) denn in der Prosa. wurdq er geschrieben haben Leshüe«
Welches Versmaass aber nöthigte den Cicero zu aagen: Fans, ciii
nomen Arethiisa est (Vem 4, 53.); ferner, cui nomen est Fhor-'
mio (pr. CaecO ; oder den Terena, also zu schreiben: Heroyra
est huic nomen fabulae; oder den Piautus, so an sprechen: Mihi
est Menaechmus nomen? So sagt Ovid (Met. 111,582.), ohne
durchs Versmaass genöthigt zu sein : Nomen mihi Acoetes. S. 51
bemerkt der Verf. zu der Stelle Ovid*s: Qoatuor ilie qnidem iur
Tenes totidem crearat femineae sortis (Met. Vl> 679.),. der Dich--
ter habe die Umschreibung femineae sortis blos deshalb gewählt^
weil fillas und feminas unfügbar seien, und kann sich nicht .ent-
halten, in die Worte auszubrechen: Fürwahr Noth lehrtauch
dichten! Hätte der Verf. aber bedaclit, dass dem Dichter ausser
filias und feminas auch. noch die fügbaren Formen pueUas und
filiolas zu Gebote standen, so würde er sich wahrscheinlich liichl
so geäussert haben. — S.^. Aus Noth soll aes für pecnniä stehen»
Welche Noth zwingt^en Prosaiker aunim und pretiom für pecu-
nia zu setzen? Wäre gladius und enais nicht fugbar, so wurde
uns sicher die Entdeckung mitgetheilt, der Dichter setze fcrrum,
weil jene Wörter dem Versmaasse widerstrebten. S. 86 wird be^
hauptet,. dass das gen. fem. des Wortes dies von den Epikern
herrühre. Die ältesten Epiker koimten jedodi nicht durch das
VeramaasB zu dieser Veränderung des Geschlechts genöthigt aoim
Ktee : l7«bor die Spnidie Her rSni. Epiktfr. 281
irdl' bei <flinen'8 keine' Position machte^ so 'dass sie certiis dies
eben so gnt zusaromeiisiellen konnten y als certa dies. Von den
späten Epikern kann dieses Geschlecht wohl nicht herriihren, weil '
sdion Cicero (ad Att. li, 11^ und Caesar regelmässig die praestl«
tnta, censtitiila sagen. S. 133 wird gesagt^ dass die Epiker die
Form des gen.'plur. der 3. Dekir(resp. der 13.) ium in nm verän-
derten. Dasselbe aagt Reisig 1. 1. pag. 93; jedoch reicht dieis
Diclit aus, «lie Fornfen zu begründen; denn z, B. impärnm, wei-
ches Flinius verlangt, Sann doch nicht Ton den Epikern Iier-
rifhren. 'Reisig versucht Mediaijb eine besondere IRegel aufzu-
stelleii. Vgl. dessen Verlesungen etc. pag. 93. — S« 143 geht
der Verf. au der Conjugatlon über und verwirft, wie früher das .
DekHnationssysCem , so hier das 4>isber geltende Conjugatious«
aystem. Am Ende bleiben die 4 Conjugationen in der bisherigen
Weise, jedoch in veränderter -Folge, bestehen, indem sie also
geordnet werden: 1*. Conj. legere, 2. m6nere, 3. audire, 4/amare.
Die 1. Conjttg. nennt er dje starke, die 3 übrigen die schwadie.
Die 3. legere wurde auch schon früher von den übrigen als eine
solche, die keinen Bindevokal hat, getrennt; neu bleibt die Ue<«
bertragung der Benennung von der Conjugation der deutschen
Vcrba auf die lateinischen. Jedoch sollte man nach einem friN
bem Principe des Verf., wonach er sich bei den JDckl. gerichtet^ ^
erwarten , dasa er die Conjugation auf o — are we^en dea volltö-
nenden a im Gegensalze ^u dem winzigen e uiid i die stärke nen-
nen wurde. Aber eine soldie Consequeuz hatte hier grosse^ Ver-
legenheit verursacht. S. 146 soll doeui entstanden sein, indem
e in u übergegangen sei. Es wird doch wohl keinen Widerspruch
mehr leiden, dtfss sich docui aus doceviilocvi entwickelt Imbel
S. 147 bedauert der Verf., dass die Forme^ vom Präsens, Im^»
perfect und Futurum , nnd die Formen vom Perf. und Plusquam-
perf. (es hätte noch de^ Vollständigkeit wegen das fut. exact. hin-
angesetzt werden müssen) nicht durch zwei Benennungen von
einander getrennt seien. Doch nennt man bereits jene did Tem-
pora der dauernden (actionis Infectae) , und diese die der been-
deten Handlung (actionis perfectae), wodurch ihre gleichartige
Natur recht gut bezeichnet wird ; dazu kommen noch die Zeitcft
der actionis pei'ficiendae. B. 152 wird eine Stelle aus Vlrgil an-
geführt: Conünuoque ineant.pugnas et proelia tentent, ni roseua
fewBos iam gurgite Phoebus Hiberno tingat equös etc. (Aeu. XI,
912.) ; u^d bemerkt, dass der Dichter die Präsentia gesetzt habe,
um. die Formen iniissent, tentavissent, tinxisset, redni^isset zu
▼euneidcn.' Hierdurch ist aber durchaus noch nicht der Gebrauch
de» PrMkens erklärt, der sich auf eine lebendige Anschauung eines
gleidisam in der Gegehwart le^ht möglichen Faktums gründet;
da .hingegen durch das Plusquamperf, bios die Nichtwirklichkeit
' desselben in der Vergangenheit ausgedrückt wird. Noch näher
wire das Fakiuni der Whrklichkeit gerückt, wenn statt des Con-
282 LaftfilAiscbe 9f rachf oritinag^
junktiti Ineant der TndSkitiv gesetxl worden wäre. & 156 idtd
bei der Stelle Tirgils: ClaBs^mqae Htore linquant (Aen* 1, 517.),
bemerkt, das PrSaens siehe, weSL liqaerint anfn^m seL Aber
daraus, dass llqaerlot mcht figsam ist, kann nicht gefolgert wer-
den, dass ohne weiten gerade linqnant geaetst werden könne,
^ wenn dies niebt ebiigermassen in der Anschaaung begründet liegt,
weshalb IIeyne*s Bemerkung hieran wohl nicht so qberfliissig sein
mochte, S. 157 steht proluebis. wohl statt prohi^. S. 161 iei<
tet der Verf. die Endung des fut exact. und des perf. im conL
erim her aus eeo, und weil dieses ein knraes i habe, als eitens,
erltis, so^usse auch im perf. coni; iegertans, iegerltis ursprimg'
lieh gesprochen sein. Dnbegrdflich ist, wie ero dienen kann nur
Bildung einer Vergangenheit ,^ und das noch im €ottj. Vielmehr
möchte, wieiaxim aus fac-sim, ausim aus aad-sim, so legarim
aus leg^ esim entstanden sein , wo s xwisclien awei Vokalen in r
übergegangen ist, esim aber dereonj. Ton esum=:Bttffl ist Bern«»
nach wSre in Cooj. ursprünglich legeritaitts, in Fut. aber Legerl^
mos gesprochen , bis eine Verwechselung der Quantität sieh gelr
tend machte. S. 171 wird die Form des impcnrf. der 4. Conju-
gation ibam statt Jebam eine so arge Verstümmlung g^annt, ab
die Epiker irgend eine der Sprache zugefügt hdben. Wie konnte
aber das ddctylische Versmaass nötbigen zu Formen, als pinsibat,
dicebov Tivebol Solche Formen schreibe^ sich aus der Zeit her,
wo sich die Gonjugationen noch nicht strenge gesondert hatteiL
S. 173 werden die abgekürzten Formen, als andiit, andierat für
dichterische ^ die vollständigen für prosaische ausgegeben. Die
verkürzte Form^ schreibt sich aber offenbar aus der Dmgangsspra«
che her, worin auch, wie wir obeagesehen, das ii der 2. DekL
in eins zusammengezogen wurde. Cicero Or. 47. § 157. eielit die
Zusammenziehung als das Gewöhnliche, die voilständ^e Form
als das Richtige an, d. h. doch wohl , als das grunmatikaliach
Richtige. Dass Cicero Formen, als audisse, petisse, quaesisse
,n. a. m. braucht, darüber vgL man Goerenz za Cic. Aead. 1, 1, 1«
Beior zu Off. III, 11. § 49.$ flass hingegen die Dichter ii ana^Noth
i^etaen, erwähnt Reisig 1. 1. pag. 228. , wie z. B, quaesiisse, denn
diese haben die Prosaiker vermieden. Höchst aufifallend ist S. IBS
die Interpretation der eben genannten Stelle ans Cic. Or.: Imminn*
tum verbum usitate dicis wo der Verf., um sie mit seiner Be^
hauptnng in Einklang zu bringen , usitate sowohl aaf die fi^-adh«
des Lebens, als auf Ae der Plchter bezieht. Aber was beredt^
tigt auch so noch , die Schuld des Verdei^bnisses den Diehtemal*
lein aufzubnrdjen. S. 190 geht der Verf. zur Ableitung nbee,
wovon ich nur Einiges hervorheben will. S. 200 wird hd^mpteti
Orid {Met. III, 370.) sage Ugurom populoa statt Liguiiae pc^«
los, weil Letzteres nicht fiigsam sei. Base Ligumm popntoa aoii*
derbar gesägt und blos durch metrischen Zwang veranlasat a^
k«nn um so weniger zugegeben werden, weil Cic (ad Att. 5, 18.)
Eöne! Uelber die l^raebe dtä rSüi. Kicker. S8S
oppMinh ARtioehiae und Hör. (Bp. 2, 57.) herba Itpflhi «liM
metrigehen Zwang ^liraucheo, Md' jener ConstruktlMi dkaelbe
VorfiteUung su Grunde lie^ Aeoaaerat aoffaUend nennt es dei^
Verf., wenn ein Adjektiv in der Conpositien in ein objektives
Verhfiltnias xiiili sweiten Theile gesetzt wird« Es finden sieh ^th
^Qcii dergleichen Wörter, als onioipoteHA» magniloquos, omntfer^
mnttifer, magnifieus. Uebrigens mniBS es wohl anxifer, nicht an^
xiferns heisaen. S. 203. Ofid soll artes iogeanae gesagt, hahel^
well Jibei^ales unfugsam sei. Wenn das das einsige Criteriiim ist,
60 mässen wir auch artes bonae, honestae Tür epische Aosdrocke err
klarst, weil sie sich ebenfalls dem daktylischen Metrum fügen«
S. 206 behauptet der Verf., Ovid wiirde das in der Syntax redit
sonderbare Tuinera testes (Fast. IV, 885.) gewiss nicht gewagt ha«'
ben , wenn er vuln^a sunt testimonia bitte ^agen können. Wie
viel poetischer aber .der Ausdruck vulnera testes ist, wird keinem
entgehen, der beachtet« dass testes lebendige, sprechend^ Zeu-^
gen sind. Waren die Dichter hierin den Ansichten des Verf. ge-
folgt, so möchte die Poesie manchmal sur Prosa hörabgestiromt
sein. — . Einen sprachwidrigen Gegensats soll: Prima dicte mihi,
fittmma dicende Camena (Hör. Bip. 1, 1.) enthalten, da däm prima
ein ultima, oder dem snmma ein infima entspreche. Konnte Ann
anch ein ultima nicht gebraucht werden, so folgt daraus noch kei^
neswegs, dass summa* so sprachwidrig ist. -^ Denn wKredies der
Fall, warum konnte Horaz und Ovid nicht, wie Cicero, extrema
gebrauchen, welches siclrdoch einfügen lisst"! S. 207 sagt der
Verf., qnaram quae forma pulcherrima Delopeam (Virg. Aen I,^
72.) enthalte eine miasfaliige Breite. Re£ muss gestehen, dass
er gerade in dieser Wendung eine gewisse Geschmeidigkeit nn^
Amnuth der lat. Sprache findet, tmd dass ihm dagegen die vom
Verf. vorgebrachte Construktion , quarum forma pulcherrJmam
]>eiopeam nicht so fliessend erscheint. Ausserdem möchte wohl
richtiger in Prosa gesagt sein: forma pulcherrima DdopeauL, wie
bei Cic. Tnsc 5, 61.: Eximia forma pueros (Vgl. I'uisting Synta-
ris convenientiae pag. 39. Munster 1836.) — S. 218. fuhrt Verf.
eine Stelle aus Virgil (Gßorg 1, 251.) an:
Nosqae ubi priinus equjs Oriens adfldTit anhelis
llKc gera mbens adcendit luniiua Veiper;
lüb Heyne die N^th des Dichters nicht gesehen habe, und dnshalb
seine Note so. lang sei. Ref. hat daselbst keine übermässig Jange
Note gefunden, nnd muss ausserdem gestehen, da^s sowohl die
Erkliirung He3inc's, Vesper sei Hesperus, als auch die ?oh ihm
ang^fllhrte vulgaris ratio aoweit d^r ErkUrang des Vert vovsuaior
hen sei, als das Wahse dem Falschen. Der Verf. erklirt nSmlidi^
Vesper für Ocoidens, welkes aber der DteiUer w^en des Vers*
maässes nicht habe setzen k'pnnen, weshalb er in seiner Noth an
Ve^ji^ gegriffen habe. Aber wie Orieni^ hier nkkt» Anders «ain
284 GrleehUeb« hUewkimt.
Html /ab Sol, was noh gowohl ans der Bedentong des Wortes,
als auch hier ans dem Zusalze eqnis aafaelis ergebt: so bitte Oe-
eidens nichts. Anders bedeuten können, alsSol occidens, weiches
an dieser Stelle ^^ewiss höchst anpassend sein würde, well dam
. das Priidikat nicht passt.
Zoletat spricht der Verf. Ton d^n Partikeln nnd rechnet ans-
aer den Adverbien, Pripositionen, Conjtinktionen und InterjdLtlo-
nen anob noch das Pronomen und Zahlwort däm. Weder beide
letatere, noch Adverbien, als pulchre,^hene etc^ kann Ref. als
Partikdn ansehen. Doch hierüber weiter au sprechen, leidet
nicht der beschränkte Raum einer Recension. — Druckfehler
sind dem Ref. wenige aufgefallen. S. V vemaehläfsigeo» S. 11
samt. S. 185 vorciehn — in d er Prosa. S. 102 in d em Aoristns.
^ ' S. 941 selbständig. Femer findet sich durchg^hends herschen,
obgleich der Verf. bei herrlich die bestehende Schreibweise bei-
behält. FurMlimähHg möchte sich auch ein triftigerer Grund an-
geben lassen , als f^r alltnälig.
Ob nun gleich Ref. mit dem Verfvnicht darin übereinstim-
men kann; dass die Dichter, welche im daktylischen Versmaasse
schrieben, als Ovid, Virgil, Horaz, die Sprache willkürlich ?er-
^ renkt, verstfimmelt, kurz grässlich zugerichtet haben, lUid sie
selbst oft nur Versmacher aelen : so stellt^er doch andererseits
nicht In Abrede, dass dasjenige, was die für den daktylischen
Vers nachtheilige Entwickelung der latein. Sprache betrifft, klar
nnd deutlich auseinandergesetst ist , und dass sich rücksiebtlicb
des Binflnsses der Epiker auf di^ Gestaltung 'der latein; iSpraehe
' neben manchen unhaltbaren Behauptungen doch riecht viel gute
und begründete Ansichten finden; weshidb^ Hef. kein Bedenken
trägt, dies Werk den Sprachforschern s^r nShern Beachf ung zu
empfehlen.
M. G.
Caniecianea Crhica. Scrlj^^U F. G. Schneidewi^. Insunt Orio-
nif Thehani Antholo gnomici Tituli VIII nunc primnm
ex codico bibliothecae Palatinae Vindobonensis editi. Typis et im-
peosis librariae pietericliianae. 1839« X. 190. '
Den Kern dieses an interessanten Einzelheiten reichen Bu-
ches bildet das Antholognomicon des Orio, welches Hr. Sdinbart
aus dem Wiener cod. Philol. et Phiios. 221. abgeschrieben und
Ilerra^ Bchneldewin anr Herausgabe iiberlassen hat. Orion war,
wie aus Suldas s. y. und Marinas rit. Prodi erhellt, dn Aegyptier^
lehrte au Alexandria, dann in Bysaiiz,- wo er die Kaiserin Budo-
elm, «eqiiahlitt des jüngeren Theodosius, untmrkditete und auch
diesa 'Av^Uyiov ihr dedicirte, anletzt nphrschelnUch in dem
Kappadoeischen Caesarea, da er auf dem lltel dieses Aoasuga
S«iuieid«ipla:-CoaieGiaBeaör|(|fca« fS^
ygtafjifianHog Kai6aQtlag genannt wird. Ansang nennen ^Ir diese
p. 41 — 58. bei Sclineldewin mifgefülicten .£Kcerpte<, weil das
Werk einen so geringen Umfang nicht b^beu konnte, sodann weil,
was durch Passor. Optise. p« 108. bek^omt geworden ist, in einer .
Priiatbibiiothek za Warschau dasselbe unter folgendem Titel exi*
stirt; 'Sigl&vog ©tjßalov 'Av^okoyiou ngdg Evioxlav ßtßMef y.
xavu dtoix^ta, \oü einer EintheiJung in 3 Bücher ist in dem
Wiener Manuscripte keine Spury es enthalt nur 8 Kapitel. 1) xi(fi
K6y4)v Hat q)Q0V7i6emg. 2). u^i q^vOiüig. 3) n^gl svöBfialtne,
4) gTf pi ytQQvolixg. 5) mgl d£ot/. 6). wgl dlH^qg.xmi dtitaiQC^r
v^. 7) nagt äQBtijg. 8) mgl rov dv&gaxivov ßlovt Darauf^
mehrere Fragmente, betitelt EyQixiSov^ Auch so ist der Ge- .
wibn nicht gering anzuschlagen ; beiläntig 70 Verse sfnd neu, darr
unter 33 von Buripides, 21 von Menander/einige von SophokleSf.
£!up)9ils, Plßto, Phorylides unä Bion; andere sebon bekannte
Fragmeute h^ben jetzt erst ihren Platz wtedergeftinden, z. B. Toip
Edripides im 'Mgx^^aog V,JL., welches Stobaeus I^ 4, 47. anonym
anführt und dadurch Yalckenaers Schwa^iken* zwischen Euripides
(Diatrib. p. 186.) und Sophokles (The6er. Adoniaz, 238. B) veran-
lasste, von Menander 1, 11. ays '^^gfjfpogog ^ 17. aus.2^(^riia^,
tfti^ 18. aus KcovBniiiofitvoi, wogegen die bisher angenommene
Kottaßliovöm wegffiUt, Ilkoxi^v m VlU, 5. riaaigyig iu VU, 9*
Kvßßgvijicct in yiU, 9. Nene Titel sind ^HgaxXLaao^ öatvgtHog
und '7g)v von Sophokles ^ dessen Olv6vg dadurch problematisch
wird. Die Texte erhalten mitunter, aus dieser Sammlung gute
Verbesserungen, z. B. Eur. Hippolyt. v. 7d. S5. äkket x-^ qivCU -
und Xoyoxg dfiBißoßat, Hesiod. Op. et Dies 278, iml ov ittcif
i^rVliat* AvtQlg. T^heogn. 142. o£ df natä 0^aTfgov estc» 177j(L
fjiijtB na%s Iv fiijtB Uyaitf, Auch die Fragmente,, beSanders dee^
Euripides, haben gewonnen, vergl. aus 'Agxakaog bei Stob. 40.
p. 354. nr,'8. v. !• Svxa statt avdga. v, 3. avavSgiccv für eiTdo-
\Cat^ — aus 'Epsxd'evg Stob. 74. p. 451. oi5x Eari (i^tgog ovdav
ijÖLOv TBHVOig mit schönerer Wortstellung, sonst o^k löttv ov-
Ö8V fifjrgog {jöiov tixrotg aus ^Ivd. Stob. 87, 500. ä fi^ngiaai ^
statt S (19] xgsmp — aus Ualanijdris hei Jdi. Damasc. in Gaisford
Append. ad. Stob. IV, 11. to :6oq>6if ovk alvta rdds fiir twzqv,
ov^ alvfS xots. Unter den incert. haben zwei, 67 und 68> voQi
Theophilus p. 87. citirt, ihre Stelle im ©viaxijg erhalten^, ißnA
letzteres: > önopda^ofiav da ,x6i,X vül ,ikni$mv pdxf^.no^ov^
Mx^vt§g ovölv. sldoxag^ wird durch den Zusatz Ciccq>ag nna complet$>
endlidi das Fragment incert. V. bei Stob.. 1, 1. hat erst duvch 4te
Verbesserungen v. 3. avyavalti^g statt dsq>akalag und takovpth^
statt kaiöv^Bvtf ▼. 5. Sinn bekommen. Die n^thigsten Berichti-
gungen des öfters corrupten .Textes eiebt die emendata scriptum*
unten am Rande an, die gelehrten N^hweisimgen un^ Verbesser
rungsversuche der schwierigsten Stellen finden wir in den ComTl .
mentarii p. 61—98, welche nonh erweitert ai^d dv^ 5 Parerga,
986 0fi«ckS0cbr Llft«r«tlir.
i. h. Nacfettige wa itm FngneateflSMmhiiigc» 4es HesMiw,
BfidiarmM, ioplwklis, Eoripides md Mein»dfr. Msn wM in
dar Regel benerte« , da« 4er fiertin^ber mh gremfr UmsiGlit
gewbebet bet;-die Henlellang ron Fragmeoten M aber eben
darnni, weH es Brnchatiicke tlod, misglicfa, der Zosammenhing
fehlt, end so bidbi oft der Sina eines soldien Stiickea ungewfss.
Zam Befopiel diene V, 11. i» Tijg 'Ofwlofovfffig rcSv Blavog
^mtoliump (wahrfdieblicli xwei Citate, die xasanHuengeseho-
bensfaid: ix t^g^OßoXoy<ni^tig to€i ..«.., Ix tiov jS.^.): Ilavta
Asov l^lAot^To^ T'crp «h^tfi^a, ndvta ßgotolöi* ix ^axiQmv ya^
fiä&tm xoA wSx avlisöta yivotto. Der Syntaxis im sweiten Verse
wkre ifolil darcb ykfov^ av au helfen, aber der Sinn ist veritehrt
In den Worten ovx atliU^nr«- Gerade das Gegentheil seheint der
Biebter gesagt an haben: dass selbst das UnraogliGhe dtireh den
Willen der 6<Hter Torwirltlieht werde. Der Fehler mnsste dem-
nach in $vx liegen, wie er su heben sei, wefes Rec; nicht anan«
geben. In d^m Fragment des Earfpides III, !• bI (sie) tßv de-
ni»la¥ yag vofkoi % av^iifj^ata ^%ydXa q>iQov6t^ ndvta V dv-
i^i^mng x&S iön XQijfiattt , 4jv ng-^vöißn ^$iv schreibt Hr.
Selioetdewitt täv ydg öixalmv o( vopLOi rav^fißata iniydkti q>t'
gov0t ndvta d' dvf^gmiioig rads ndgeön %Qi^at ijv «t^ sv6Bßj
9t6v^mii ericlflrt rdÖB xQi^fiara ndg%6ti avdpcoirois^darcfa omnia
aotem haec «— • quae in praegressis exposita fiierlnt ^^ homintbus
«ontingnnt, si qiils deum eolit. ' fn dem Sinne h8tte aber der
Biditer xgijfAata weggelassen ; ob ferner in dem ersten Verse
▼on einer Gesetzgebung die Rede sei, steht sehr am besweifeln,
wenn es auch Hr. Ranke angenommen hat, dessen Emendatlon
* so ifcntet: ol tmv dixal<ov yag vofwj, tacii^^ftata fL&ydlcc (pigovöi^
mmvta V ccP&Qiinoiöt tot tdö' iön XQiifiecr ijv ug evü^ßy &b6v*
Beide Missstände beseitigt die Verbessemng von Hm. Meineke:
ix t9&v &ixatmv al vofiot r at}lii^flectu nsydka (pigovöi^ ndvza
t dv%g6)K%i dsf: xdH kön Zpifftar tjv res BvöBß^ &$6v. Er fögt^
die Brklirung hinan tpigBiv aiL^jiata^ aiicttis accipere ^ aiigeri,
nt pi0t6v (pigsiv^ aliaqtie slnrilia, was bei den früheren Versn*
eben libersehen worden war. Hier ist erstens ix hergestellt, das
ana tl so leicht herausgelesen werden kann , dass man sich wun-
dern mu^s, wie es unbemerkt bleiben konnte, dann der fehler-
hafte Artikel tctv^ijfAata getilgt, und die Verbindung durcludas
wiederholte ts gewonnen, endlich der'Sitin des ganzen Fragmen-
tes erkannt worden. Nur scheint der Sats td^ hti x9* '^ «bge-
rissen and unvollständig auf diese Welse ausgedröekt zn sein, der
itoDeteht so befriedigender sich aosniipnit: ix rmv Sixalaw ol
vdfioft t* oilSf/fiora nsydka q>ipov6i ndvta t dvQrgtAnoiöi tot ip
«sids zoi(^^^ V' '^* <• ^* I^fts heisst: alles Glück wird den Men-
seben durch Frömmigkeit an Thell, wie auch der Staat (ot v6-'
|iOi) nar durch- Gerechtigkeit gedeiht Bas von Theodoratna
de fido V p. 16« dUrte Fragment den Spichatflraa: 9>v0is cSv#^
ttM^ftoamm urfvoi mti^ptma^safm kAiA haarz fMi^ mt^ftinim
mmmi «yjj^aiftciim, md d— lewa ^wr ^e m^ in rmrw li ■wm.i
dkr Btaddmmg dranf stehendes Werte: &4^v ii fs *9qm^
Wfvpratf iiw9 (K^ m^ktli^L iovlakev, iV, 1. t. 5l ist 4m Ae«-
derm^ ^j^ 4i mmvmom ^ß?jimfmf[m, w^ ßmUada fegm dM MelnHk
fuuif^cKla BUBW 'wwM-eawi «i dri^qe Werte weiciw, rtm^istv'
Svjie^wq^i ^o^^^AMC »er frihcr ^^e ii f de iEeee se frnrM e mn e m
htAttmz ft^n 4f^9m eiwm. ¥. 6. «a fich m ad c f iM i dal V«
fem ^dcEa^raü^^iun' ian f^mog miim^^ w«i AartepInBei in üncs-
dee tffiML fla «dt dfs^ y gedä A ee Wcdhng: «^det^ anm «Jv
fei ^aei^xlkm wf SflfMJes ee
edräaer Ckdudn^ dcBsee Nedmoidi^nst fedec^ i
dee kam. Onm därt ün Mordes F ~
Atadi
fieri elisenvUs. VUL, 9. kt ni
VI, 4. si finde wivimäidi luivvdMlNs^ 4mdk
Stj^ wettaaaigsaUm Kritiker wad es |!««iss ^ein^ee^ daslsdH
1i^ n «MfaEÜmi. T»,ia sied «BS Ek9«£«diemiJidi»Or.
VII,ai4.a.Mvto»eigtariaHteeWoiteedia^ msmMmr
hf fitm^a fl^vm yivetaa fUBi^dJjayseem, wgefifMlasap^ fdmta. dft
t^^^L ov^h» hfiatnai ^^f^^ ^^ ^>^ Vossaa» des Jidismur
^aßixk ^ soüila. Stfitt p^tiÜLkuyin t&v sp. irt pcrflKjUUirf^ v. aiCk.
nech si^iraiycliar. Aw^ Sbersidi er^ dass soiiUc fer gsoüLmMg
c«iai gmB wattea Snu gkbi;. Wir Leimee «Bsra BcnM|t«agea
iil«r diese Ssiniiilnjig iik^t sdüicBseB^ elme den Wonsd ssfian-
^recibea«) diiss es gelingen bm»^^ dies ▼oUsfandlge *Ai^^X6yum
in Wsrsduui ai^Enfind^u Was der &*. Hersnsgeber «nuA nodi
b^^egdi>eB lisi, dawun sini £e Abliandhii^;en ^^ber Al^rnim nnd
Maraan entw'eder «nverandeit «der in «kfat sdv versiittedener
Fnwnnnr-wiedcdw<te. MitdMi ^ In dt»- jfMbfiidhft sie «nIv na vv^Hbra-
ten^ sus es die PnMukaiMn dmui die wrtti igcKHaven nsnnei^Bn
er mmdk «rter ixm CUbanehriflU» \. 4e fetafo AwiMwIm. Jkoee»
288 Dentsciier Sprachanterricht.
Abhandlniig a6er die Fabeln des Archilochiur bestreitet Bernhar-
' dy*s Ansichten über diesen Gegenstand , dann toigt «ine Vermeh-'
rang der Fragmente. - Ueber die Fabeln des lambographen ist
sein Resultat in den Worten ausgesprochen : Tcteres jscriptores
fabularum Archiiochiarom haud taro injiciunt mentionen , sed ut
omnia ad duas iilafi celebratissimas fabiiias reiabantur. In VI.
conf. Lect iiberschrfeben , sind folgende Emendationen besonders
gelungen : Lue. Nigr. § 38. odkovv xul cputag ijftti/ Ttaiglav ojxo*
Hoyeh', füf das sinnlose o-uxovv tu er. i). iQÜv oßokoytlg ; Lue.
Yar. H»t. II, 5. tav de- inaddvzoiv^ statt tmv os ix^ixwovzmv*
Tib^ll I, 1, 25. jam mihi, jam possum; sonst las man jani modo
non possnm. Dann in der Homerischeft sIqböi&vt] V, 11. dlXä
q>s^* at^(x'EQ(i^ rs ^nokXwvi t<3 V^^^^^ ^PSn welche Stelle in
dem Vnlgärtext gimz nnverständlich iat, Callim. fr. 456., das
aus Trypho negl tgoxcsv noirjttxiSv , bei Boiss. Anecd. Gr. III,
271^ Gregor. Corhith. xbqI TQoxmv bei yi^alz übet; Gr. VIII. 764
und Choeroboscus bei Cramer. Aiiecd. Ox. IV. 349 in der Art
hergestellt wird , dass jeder von den genanntten Grammatikern et-
wan^ zur VeHdesserung beiträgt^ am meisten aber der letzte. Fer-
ner Elur, Hei. 86. tivog ä* avS&v Cs ZQV' •^- ^^0. aUiv' mg xa-
xotg — nifiilHxitB <^BQ(5Bq>a6a^ endlich mehrere, Stellen bei Theo-
krit I, 100, i^iri ydg (pg^ööj} , navW uIlo'V upLftt S'eSvKiiv: XX,
& VQVcpsQov yBldag XXIII, IG, nouSmv ßgötov und Bion'^I, 23.
yooauftt statt ßooooöa. Die Analecta Lyrica enthalten Nachtrage
90. dem Delectus Poet Lyricorum mit Berücksichtigung der
Reoension von O. $clineider Zekschn. für die ARerth. 1838. Nr.
115, und Einiges unterdessen Erschienene/ ^er Epilögös p. 181
' enthält einige üerichtighng^n , theijs voll dem Verf. selbst^ thells
von ,A. Meincke, welchem ersterer dies %ntholognomicon zur
Einsicht zugesandt hatte. Indtees rerum und autörum erleichterif
den Gebrauch dieser schätzbaren Beiträge«
> :• Dr. Keyaerm '
Lehrgang des Untertichiä im d^eutschen Styl für
Lehrer an midieren und höheren Bildungsanstalten der weibiicliea
Jugend Ton JoachiAi Günther (Lehrer, am königlichen Pädagogium
zu Halle). Halle, Bachhandlung den Waisenhauses , 1838. XXII
u. 492 S. 8. l^athlr.
Wenn ein Bueb Torliegender Art nicht für einen bestlmniteo
Schnlplan, ja,/man möchte sagen für einen einzelnen Lehrer be-
rechnet ist, so wird e» sidh ioinier ereigdfen, d^ss man beim Ge-
brauche nie ganc genau deQ Ga)ig desselben^ und die einxeinea
darin gegebenen Vorschriften befolgen kann, dass man den beson-^
deren Verbältnissen, in denen man wirkt, gemäss selbst Ausgangs-
und Zieiponkl sich Terrucken lauss. Dieses ttiut aber deJ^ Bxanch-
Günther : . Leiiirgaagf d«8 CiilflR|dbte idi' d^dtafen Styl. SBA
bsrleii iestelben keip^a Ablvueli4 äriMld>ifai Anfovdenmgeo, Mi'
man rernünftiger Wefee daran macheff kkn», Crenitge gelefstet i^,
d.h. dass ein solches Buch ein fnr sich abgeäthlossener/voin eirient'
rid^Ugen Principe ausgehender tknd nach allgeaiein gültigen 6e^
j^etzen Terlaiife^iuler Organismus sei. Dann- er^chbinrt es gleichsiini^
ab die von einzelnen Umständen bedingte Verk^perung ein^'
Geistigen, das Allgemeine ^eht im Be^sondern nicht verloren, son-
dern jenes \nrd atis diesem leicht von jedem Einidchtigen^abstKa-v
birt, um es für seinen Fall wieder besonders zn verkörpernv ' •'
Dies ist der Gesichtspunkt, unter Jen^ wir das Buch 'des iFlMi.
Günther aufzufassen haben.^ Was d(|s Erste betrifft, den'ihrii'
Torsdhwebeoden Scliulplan und die nach den gewitoüchen Eih«
richtuvgep nöthigen Abweichungen von demselben , so theilt er,
ohne indessen seinen Plan durdi solche Voraussetzung so zu be^
Bdbranken, dass diese zur Ausführbarkeit desselben nöthwendig
würd&^'dem Ünteirichte im deutschen zwölf Stunden wöehent-
lieh zii (S.^Xiy)^ wobei wohl nicht Idcht fiirdie ipbrigen fJnfer^'
rlchtageg^stände die nöthige^eitührig; bliebe, auch' wen«; wie.
er 2u.meinen scheint, das Französische ganz ^eäthtet und- dle'^
Handarbeit wenigstens von der Schute aiT8geschlo6se& würde^
Ferner geht «r^ wie sich unten zeigen wird , über das für daä'
schulfähige Alter auch nur wünschenswerthe Ziel lihMOli. Diesei^
Ansicht von dbm Vorherrschen dea dentsohen Unterrichte lie^
übrigem» eine fi£^ richtige Auffassung desselben zu tirunde , di^- ^
jedfBr Lehrer recht festzuhalten suchen rmöge. Dieser Unterricht
wif d nämlich in der Hand eines gqsehidtten und geistig höchste«,
henden , nicht blos mit vielen KenntnJsseii ausgerüsteten Lehrern
die Sehule der allgemeinen Bildung, sdn^ -dkse w^kd dnröh die'
Unheil geistigen Beziehungen, in die dann Lehrer und Seh^e^zti.'
^^inander treten, (vgl. auch die Beitieiicung S. 146 i?nlen)v auf
letztere wie in einem bildenden Uoigange) gleH}hsafll'<«iit«i^ uih'
sjehtbarer Wirkung, übergchn. Und iniider -Thlit Ist jedeitt'
Schulplane, besonders in Mädchenschipleni, eme «olch^ E!firh;h-
tiiiig und den Lehrern des D/^utschen. 'ein: solcher ^Standpunkt
zu wünschen, dass ihrem Unterrichte verhältnissmässig recht
viele, wenn auch nicht gerade zwölf Stunden zngetheilt werden
lAtmen, ^Velsen whr also^i die : Anforderung einer aflgeniifeinen
IJebereinstimmung in dieser lUnsicht zurück^ < und uAter&ftK^^ff'
^elmehr, ob der Hr.uVerf. jede wesentlicheren'^ oben aüsge^'
sprecbenen, Anforderungen befriedigt Dieses^hut^er nttdhf'tin-'^
. fi^ermUTtbeil, indem er sowohl von der einzig richtigen AtisMtütier-
den Unterricht der Mädchen überhaupt und den deutscfi^n Uliter^
riclit insbesondere ausgeht v al& aueh nach den anerkannten' Oe«*
setzen der geistigen Entwickeiung weiterschreüet
in c|er Vorrede > die nicht wenig'er von tuditiger MenAeheä- '
kenntniss und klarem Bewusstsein .über die -Natur dea Weibes Unk'
Gegensätze zu derd^ AtooeSii' al|.voa riditfgeni. piSlag>0gt8dieil''
2V. Juhrb^, f, Phii, tfk Paed. od. KriUBlbh B<L XXIX. &ft. 3, 19
Ti&te 1911««, h«l der JSri ¥tf . dte scbieia Werke lu Gmade lie-
gende Apfticht vim den Unlerrichte der .Madchen deutlich und
eindringlich ent^ckelt Ein gebildetes Weih und^ eia gebildeter
Mann ui einmal ganx etwas Verschiedenes, die Bildung des Wei-
tes ist sd^iNi in den Elementen eine gani andere als die des Man-
1^ und eben so der Weg dabin zu gelangdn ; mtinniiche Bildung,
^ ja Gelehrsamkeit ist./ wie einzelne Beii^iele zeigen, wolil*mit
weiblichen Fähigkeiten, aber mir mit Verzerriing der weiblichen
Natur, mit Au^ebung der echten WeibUclikeit möglich. Rec.
glaubt, dass sich beim UnteErichte der Mädchen noch deutlicher
als bei dem der Knaben jener Widerspruch (in philosophischem
Sinne genommen) aeigt, der augenblicklich eintritt, sobald der
steh im Unmittelbaren bewegende und^iirder unbewussten Thä-
tigkeit gewohnte Geist Dinge ifi sidi aufnehmen, die ilim nur ab
Zufälligkeite/i , als unTermittelte Aeusserlichfteiten erscheinen
müssen, und sich nach Regeln bewegen «oU, ^ er nur als äna^
sejrn Zwang enüp finden^ noch nichf in ihrer Nothwendigkeit er-
fassen und zum Bewusstsein Erheben kann , jen^r Widerspruch
atso^ mit dem der 'geistige Prücess eines jeden Unterrichts be-
ginnt» Daher die Erschieaiung, dass sich so viele Kinder in dem
ihnen naturlichen Gebiete ausserhalb der Schule tiichtig, in der
Schule untüchtig zeigen,. dah«r die nach den Fortschritten in der
Schule^ zu urtheilen sa verschiedenen Anlagen, die oft weniger
> ursprünglich verschieden sind , als bei der schneilern oder lang-
sameren Aufhebung jenes Widerspruchs aus einander laufen^ da-
her die unzähligen Beispiele, dass grosse Männer, d. h. die gross
waren, sobald sie durch den Verlauf ihrer geistigen EntwickeluUg
wieder ihr natürliches Gebiet errungen hatten, in der Schule für
Dummköpfe gehalten wurden, dalier enfilich die Pflicht jedes Leh-
srerund das Wesen jeder richtigen Methode, durch ^iederreissung
^ der Schranken zwischen der natürlichen und eekünstelteo geistigen
Beweguilg, durch schnelle Erregung und beständige Unterhaltung
des Gährungsprocesses diesen Wäerspruch des. Lebeiidigen u. Tod-
^ tenaufzuhebeo^). Statt aber aufgehoben zuwerden,\drd dieser nur
r
*) Auf diese hier nur angedeutete Diaiektik (Im Hegeischen
Sinne des Wortes) in dem geistigen Prpoesse deä Unterrichts sind alte
bei demselben vockonunenden Brscheinuligeo als Hof den. lelzteii Grand
^ surnclraufiihren«. 80^ wird aneh unter dieser Anffiisimng die eigeot-
liche Bedeutang des Uebergaagee von der Sphule sur Uaifersitlit am
klarsten. Jeder: Kntersicht bc^nnt mit fr^osssta Lernen, das blosse
Lernen ist Rlolaent Von Stufe an Stufe tritt nun aber das blosse Ler-
nen als Moment immer mehr in dea Hintesigruiid und macht der be-
wossten gefstigen Thitigkeit Plats. Bei. einem regelmassigea Ver-
laufe des Unterrichts hk so aeiner loteten Stafe ist non ebeü der Ue-
bergang TOtt der Schule aar Ualv^reität di^enlgey wo jene« Lernen als
Günther} ttblgangdel UbCerriclili Im detoischen S(^^^ 201
ftdtK starrer und zu tihem wahren Widerstreite, bei dem dai^Eine
öder das Andere fiillen mnss , sobald man Bfidchen tn eine for-
melle oder überhaupt abstract .verständige Bildung efnsöhaleil
will. Dies nehme sich mancher Lehrer zu Herz'en , d^r aus vie-
len seiner untangtlcbsten Schülerinnen die liebenswürdigsten vini
achtungswerthestj&n Erscheinungen in. geseliigcn und hänsliehen
Kreisen hat hervorgehen gesehn , und mancher Pedant, der mit
eiAef steifen, gelehrten Unterhaltung von einem sinnvotlen Weibe
abgewiesen i8t. Mai^ wird den Hrn. Verf. nicht missverstehn^
wenn er, nach einer tiefen Auffassung des weiblichen Geschlech-
tes als „des schonen, ^^ dielTunst als das der weibliclien Natuf
am meiste entsprechende Bildungselement bezeichnet (3. XII).
Vielleicht möchte man wünschen , dass er diesen Gedanken noch
tiefer gefasst nnJnoch strenger festgehalten hatte, und ^zeigt^
wie gleichsam derselbe Gegenstand der mahnlicheo Jugend ald
Wissenschaft, fler weiblicheil als Knnst geweiht werden müsse.
Seine weitere Entwickelung fulfurt ihn auf die d^ei Künste: Male-
rei, Mtksik und Poesie, letztere, die hier allein in Betracht zu
ziehen ist, als „das Mittel fiir die der weiblichen Natur ent-
sprechende Knn8tbildung,>^ auf ded deutschen Unterricht. Zu
diesem gehören Rhetorik ufid Poetik , Schönlesen und Literatur-
gescliichte. Die beiden ersten, In denen die Regeln für den Styl
enthalten , Werden gelehrt (wir bedienen uns hier meist der eignen
Worte des H^n. Verf. ), damit erstens die Madchen eine gründlicliere
Sinüicht in die Literaturgeschichte erhalten, in denEntwickelungs-
gang, den die Poesie pnd Beredtsamkeit, um das hohe Ziel^
fitosses Iiernen , als blosse Ffigsatnkeij an deii Willen des Lehrei^ oder
den eignen Entschlnss , ganz und gar lAifgehört hat. Von nun an Ist
ÄQch das Lernen vollständig in den geisttgen Organismus , in die etit|
freie, bewasste geistige ThatigbeU auFgeiiominen. — Auch daä' We-
sen des Unterschiedes der geistigen Anlagen ie\ denen , die sich %uvk
Studiren (zum Anbau der Wissenschuft als solcher) und für eine
ffraktlsche Thatfgkelt eignen, lasst sich auf kdioe Welsis besser e^
iflären. Es giebt Knaben , denen es gar nicht schwer wird , Mos zu
lernen, weil sie lernen rollen und wolfen, die sich iu einer gdistlgeik
Thätigkeit, ^o ihnen die Artknupfungspuiikte und Nothwendigkeitei
noch alle fehlen , ganz leicht und heifiiiscli beitregen können ; andiörOt
*f ör die dies durchaus etwas Fremdes , eine Qual bleibt Letztere sind
die prifttisthen Kopfe, welche, nacbllem sie unter joft ganai nniriüt^eiil
Kopf^chGt^la ihrer Lehrer (die in dtel* Regel In ihrer Jugend zU ded. «
Orsteren gehört) das Nothdürftige gelernt haben und des getstigeti
Zwanges ledig geworden sind,, in einer ibnen zusagenden' praktlschea
Sphäre die nützlichsten Mltgliede^r der meifschlläh^a Gesellschaft wer-
den CiSnnefl«*
19*
292' , 6aal|9tli«r-l^pra€|iantev«lc]il.
J ' - I - '
wddiea^ die Theorie aufttelU;, za errcicben , von je genoimpeii
^hat; damit sie detitUcher. sehen , .wie manche Zeiten ganz hinter
demselben zurückgeblieben, manche fast ßtets ohne ein Bewusst-
sein über die höchsten Anfordeningen der Kunlst gewesen sind«
Sie werden ferner gelehrt (und dies hätte nadi der Meinnng des
^ec. Torausgehii soHen) , damit die Schiilerinnen theils zum Ge-
brauche fü^'s Leben sich einen geziemenden Stjl erwerben und
'bei den wenigen und seltenen Gelegenheiten, die sich ihnen aur
Mittheilung ihres Geschreibsels aq Andere darbieten , ihrer aus-
serja Erscheinung durch den Jnnem Gehalt Ehre machen; theils
aber und Torzügücjb sich durch die eigne Uebung 2um Lesen der
Dichter tüchtig machen, Wohlgefallen an der Kunst finden.
Wenig und das Wenige gut lesen (S. XIV u. XV). Für die üe-
bung ii|a S^hönlelsen wird ein Lesebuch erforderlich genannt, die
bothwendigen Eigenschaften desselben werden angegeben und
endlich wird auf das Lesen zweier grösseren Stücke, „ Flermann
und Dorothea ^^ und „Wilhelm Tell^^ gedrungen, deren jedes
e\n Halbjahr ausfüllen solle. (S XVII u. XVIII.) Die deutsche
Siteraturgeschichte endlich sollenden Schülerinnen der ersten
lasse mit dreifiichem Zwecke gelehrt werden. Zuerst solle sie
eine Ergänzung der allgemeinen Weltgeschichte sein, zweitens
den deutschen Volksgeist kennen und schätzen und das 'Vaterland
lieben lehren , endlich ein besseres Verständnlss der j^tzigen^
Poesie erschliessen (S. XIX). Das vorliegende Euch nun ist dem
ersten dieser drei, Unterrichtszweige hestimmt, es soll das dazu
sötfaige Material in naturgemässer Stufenfolge geben, zugleich
aber den nöthigen Stoff zu den stjlistischen Arbeiten darbieten
(S. XX). Man sieht, Grammatik fehlt, und wird es auch schon
gemerkt haben, dass der Hr. Verf. nur ^u denen gehören kann,
die der Ansifsht sind , dass grammatische Verhaltnisse Kindern
laur an einer fremden Sprache recht deutlich gemacht werden
können (S. XX), worin Rec. ganz mit ihm einverstanden ist; denn
jener Widerspruch tritt nirgends schroffer hmor, als heim
gnipxnatischen , besonders syntaktischen Unterrichte in der Mut-
l^ersprache, und bei Jüädchen. darf nicht wie bei Knaben, beson-
ders auf Realschulen der deutsche Unterricht zugleich das Mit-
tel einer formellen Bildung sein. So ist er denn auch der rich-
tigen Ansicht, dass die Satzlehfe, eben so wie die Grammatik»
von Mädchenschulen ausgeschlossen bleiben müsse. Die SaiX"
lehre solle praktisch eingeübt , ihre Regeln durch Lesen und Ler-
Sen und Nachbilden zur Gewohnheit gemacht werden (S. XX).
lu diesen Uebungen in ier Satzbildung giebt er auch später die
trefflichste Anleitung.
Nachdem wir so die Grundausicht des Hrn. Verf. dargelegt,
haben wir^die hierauf und auf die Gesetze der geistigen Bntwicke-
lung gegründete Ausführung seines Gegensitandes zu betrachten.
Schon der Titel des Buches zeigt, dass die Anordnung des*-
/Günther: .Lelirgäiig des ÜdterriclitB im denUthen Styl« 293
- gelbeil nicht systematisch^ sondern methodisch sei. In der Vor-
tiiissetzung^ namtich, dass' der' Unterricht nberhanpt mit dem ach^
ten Jahre beginne , und da'ss die Schülerin- im zehnten oder eiltet»
Jahre da angelangt sei , wo der Unterricht nach diesem Buche an-
fangen solle, d. h. dass sie kurze Sätze selber bilden könne, wird
nun in elf Cvrsen/anf jeden ein halbes Jahr "gerechnet, schritt-,
weise bis zi^r höchsten Stufe fortge^ngen. Jedes Halbjahr be-
jginnt mit einer Einleitung , In welcher der bisher erreichte Stand-
^\\VL\t dargelegt; demgemass zum folgenden fortgeführt un^
¥ortre|9iche Winke über'die zu beobachtende Methode gegeben
werden. Obgleich dies nuiT im Allgemeinen zwar in einer durch-i
V aus zweckmässigen Art geschieht, und so, dass sich der Leser
^anz deutlich jn geinen von Stufe zu Stufie sich hebenden Unter-
. rieht hineindenken kann^ so mnss hier doch ein Mangel in de1^
Darstellung des Hrn. Ve^f. gerüjgt werden. Er ist ;n!cht strenge
nicht i^harf genug. Wollten wir dies durch Beispiele belegen^
würden wir, da einzelne Worte und Sätze hoch nicht$ beweisen,
zu viel Raum -verbrairchen , können es aber Tersicjhern , dass wir
den Gedankengang mehrmals durch ein sichtbares Sicbgehnlassea
beim Auffassen- eine3 neuen , oft sehr untergeordneten '(Gledan7
kens , unterbrochen oder gar abgebrochen gefimden haben. Oft
{ät es offenbar,» dass er sich zwar ganz klar geworden ist, was cir
wollte, dies aber nicht fest genüge gehaltet) hat. Er würde danii
mich schärfer geschieden haben zwischen dem, was er in, der
allgemeinen Einleitung zu einem Halbjahre, und dem, was er be|
'- den einzelnen darin vorkommenden Partieen zu sagen hat /und
nicht S. 65 tfl und S. 95 ff. im Bezug auf deq Brief upd nqch auf-
fallender S. 98 und a 107. 118 und 125 in Bezug auf die Artep
des Briefes ziemlich da:8selbe, nur in grösserer Ausführlichkeit
gesagt haben. Auf S. 65 ff. z^ B. gehört« nur die Entwickelung
des Briefschreibens $ls Stylgattung gerade auf diesen Standjpunkt.
Bei den Arten der Briefe Ist auch die an den betreffenden ^telr
len verschiedene Reihenfolge zu rügen. Er würde auch Man-
ches an einen passenderen Ort verwiesen haben ^ z. B. das dahia
(unter Schönerzähliuig^ gar nicht gehörende' Räsonnement S. 76.
Biese Strenge und Schärfe wäre auch das Mittel gewesen : um
eine bisweilen unnütze und störende Weitläufigkeit zu vermeiden,
mag nun der Flass der Rede angeschwollen sein und allerlei mit-
genommen haben, das ip dem ruhigen Bette derselben keinen
Plat^' fände, oder mag nur überl)anpt der Schwall von Worten in
keinem Verhältnisse zu der Wichtigkeit des Gedankens stehn.
Wir ermähnen S. 184. 226. Ganz weggewünscht hätten wir
ifuch den pur störenden Satz von ,, Zwar hätte — bis -^ offenba-
ren^^ S. 183 und 184. Dieses Sichgehnla^sen im Gedankengange
liat zuweilen ein ähnliches in der Sprache mit sich gebracht. .
Namentlich sind wir an einigen ganz unnützer Weise üervorspra-
deinden kecken, fast burschikosen Ausdrücken ange8t08sen^;ieoztt
394 Deuiiclier Sprachanterrioht.
urir «neh den Gebraucli fräns^sischer Redensarten (Savoir vkre
au fkit u. dgl.) rechnen, für die in eiotem Buche dieser Art wphl
.Qin wenigsten eine Stelle war. Eis i^ndetr sich wohl auch einmal ein
gänzlich misslungener Sats, wie der S. 74, bei dem Vergleiohe
einer streng nach der Kelbenfolge der Begebenheiten fortschrei-
tenden. Erzählung mit einer Gesellschaft^ we man jeden Glocken-
" schlag zShlen kann nnd stets an den Fortlaaf der Zeit mnnect
wird!, >iro aber die' bei diesem. Vergleiche nolhige Stirnqaung de^
^ei^eri durch das jiacbher folgende drängt sogleich gestört wird.
"Wie weit es mui in der Absicht des Qrn. Verf. gelegen, habe^
statt strenger fintWickelung oft nur gletchsam beispielsweise Ber
tracbtung^^n und Erläuterungen xu geben , mag Rec. j»icht be-
stimmen ,- sicher aber würden einzelne Partien durch Umarbei-
tung bedeiitend gewinnen«. Vielleicht darf man hiernach sagen,
er sei ein besscner PraktäLcr als Theoretiker, genug, dem Prak*
tischen ^fZa dend wir uns jetzt wenden, kann man, Einzeli|heiten
abgerechnet 9 kaum ein unbedingtes Lob rersagen.
Für die erste Stufe gehören Mährchen, Legenden^ Fabeln
und Erzählungen, und zwar in dieser Ordnung, damit die Kinder
bei ihrem Fortsphreite.n immer . freier und' unabhängiger von der
DarsteUung des Lehrers werden können (S. 8). Diese soUea
nämlich von demselben rorerzählt. nicht vorgelesen werden, und
zwar als wollte man die Kinder erfreuen , ihnen Theilnahme und
Wohlgefallen für den Inhalt abgewinnen , nicht aber ihrem Ge-
dachtnisse etwas einprägen (S. 7), und sollen dann^von ih\ieu nacb
mehrmaligem Wiedererzählen und andern dahin gehörigen Debun-
gea aufgeschrieben werden^ eine Uebimg, die auf der sehr rich-
tigen Ansicht von den Nachbildungen begründet ii^. Auf der
^weiten Stufe folgen: Erzählungen, Allegorieen, Parabeln , pro-
saische Umschreibungen und schriftliche Antworten auf vorge-
legte Fragen , wobei ein sichtbarer Schritt weiter gethen wird,
indem die Kinder, schon sicher und fest im Auffassen des In-
halts, auph die' Form freier und unbefangener behandeln und
sidi immer mehr von etwas Vorliegendem i, Festem und Gegebe-
nem entfernen und entwöhnen. sollen. Hierzu wird ein vortreffli-
ches Mittel dadurch an die Hand gegeben ^ dass in den nachfolr
gen^en Erzählungen u. s. w. einzelne Worte (ein Fürst traf einen
arbeitenden Bauer — ein ärmlich gekleideter Knabe) , bei de-
nen der Lehrer verweilen soll, um sich von den Kindern Einzeln-
heiten und weitere Ausführungen des Bildes angeben zu lassen,
mit gespaltener Schrift gedruckt sind. Hier beginnt somit die
eigne Reflexion. Ni^r hüte man sich, sie dabei zu schrauben und
steure der unnützen , absichtlichen Weitläuftigkeit. Das dritte
Halbjahr (Schönerzählung, Lehrerzähluag, Briefe) wird dadurch
bedingt, dass sie nur den Stoff oder gar nur Andeutung^ zur
Auffindung desselben erhalten, dass sie, nun im Allgemeinen
^abig g:^nug) wenn auch nicht gerade im Toj^e^ doch im Stoffe
aAnther i Lebigwg im Ifatoifkbt^ei drtiiwtea Slyh, BflS
dtdabsoiidenid^itMetfctiiale xm 'finden, inif die eimMneii Aüei
dieser Stylgirttim^ (der Eraüiliiiig), tuf die TflnuglickBtett Brfofu.
-demteae derselben, mkliln fins benniders ««£ die Anordnmif
aditen lernen. Hier beginnt dso «ehon die Theerie. Hit dieter
oder der vierten Stufe, itufM der Hr. Vei^. , werden Vollah
Bclmlen , mit der vieiten oder fünften mittle« Töclilertdhnien
abBchliessen. Reo. mass bei dieser Oelei^nli^ iiem^en, desn
dieise Einrichtung des stufenmlsrigen Weftosdireilens dss BoA
für Lehrer an solchen AnstaUen^^ben so brauchbar naeht wie tS»
Lehrer an höhern Töchteraciiidett« In 4a8 vierte und fiMRe
Halbjahr fallen schwerere Briefe, namentlich Oesehfiftsbriefia,
Anreden, Selbstgespräche (diese S. 115 -sehr gut maÜTirt durch
die zu beabsichtigeiide Xnnstbildnng) und Beadareibungen, dabei
Wiederholungen früherer Uebungen. Soiefae Au%abw sn Wie«
derholangea, der fortschreitenden Bildiuig gemSsa achwerer ein«
gerichtet, finden sich immer auf den fsigenden Stolen. So wer«"
den die Abliandluugea, die, wie Inilif , erst im aiebeateii Halb*
jähre anfangen «nd in einem firaüiern.au^ so einem nnaufiosiiareir
Widerspruche fuhren werden, von da an stehende Auf pbe. Im-
seehsteii Halfijahre wird von den Redcflgni^ geliandeit und vu:
vecgleicbenden Betrachtungen (einer vortref fliehen Ucdmng, f&r
die der Lehrer im Budie jede wlinsehenswerthe Unterstü^ung'
finden wird) su^Gesprächen (diese also noch vor ^eu Abhandlun-
gen t Maa^r Lehrw wird sie auslassen, aagt der Hr. Verf.-
selbig. • Weiterbm sagen wir nodi^etwas darGben) und su Idyllen^
im siebenten nu Definitionen und IMiposiiionen^fiir die sich wahr*
lich keiä passenderer Standpunkt finden Hess) angeleitet Auf.
der achten Stufe folgt die .Lehre vom Ubjthmns , unter den»
Aufgaben Charaktergemfilde, auf den drd leteten die Bocsfe, in^
der naturgemissen Folge der lyrischen, der episdicn und der
jdiatnatisdien.
Die su den üehongen nuagewfiblten Mihrclien, Braifahingew
u« 8. w. werden theiis vollständig, theüs. in einseinen Haupt-
punkten mitgetheilt. Zum Anfange sind sie wdhrscheinfich zum'
Leidwesen der meisten Li^rer sii lang , hingegen ist die Aüswshl
derselben nicht das klemste Verdienst dieses Boches. Vielmehr
muss man diese gerade als einen gann dgenthümlidien Vonuip
desselben anerkennen.. Wenn der Hr. Verf. sich bemdiiit hat,^
„den Aufgaben, doren viele stereotyp sein mi&ssen, diejenigen'
Seiten abzugewinnen , welche sie für Middien angendhm und be*
lelurend madien können >^ (S. XXI}, s^ mqss Rec. bekennen, dasa
ihm dieses hi h^^hem Gradd gelungen adieint. Sinfach und tm«
gesttdit, und doch mcht fade und ^ewftfanlichy und dabei fl»rt,
sinnig, geschmackvoli und die Briefe, an denen der Ldirer einen'
wahren Schatz erhiHt, wriirhaft seelenvoll. Woher dies aberl
Weil die Natur der Mädchen richtig anfgefasst und festgehalten
wird , wie ihr Gesfdiledit der Stnnlicbkeit und dem'Qeföhie ange-
294 Deuificlier Spiach u Dtemcui«.
wir auch den Gebrauch französischer Ue<lei»>ciricii .;bi»vv>*fy. i^-r
au fait u. dgl.) rechuen, für die in ciueni liiiCi.t vi- s r i^vit r.j
am wenigsten eine Stelle war. Es findet sich v»at *tvw,i« x^i awerac.
gänzlich misslungener Satz, wie der S. 74, üci Uc* %nwiiciik-.:
einer §treng nach der Keihenfolge der Be;;. '^u) ^li-tn i«, V u- .^
tenden Erzählung mit einer Geseilscliaft, nm> mau jeuv ji-iLvr^-.- 7
schlag zählen kann und stets an den Futiii ai i^ck &x .iiiitt ^ :-
wird, wo aber die bei diesem Vergleiche i;j«intt<i »^»ttiHiifoi^r» -'-
Lesers durch das nachher folgende drami koäi-um ^^^iirdi-ii. tiiil
Wie weit es nun in der Absicht des iiru. vtn jic#niBii cii^s^r-r
statt strenger Entwickelung oft nur izlc itu&ani üisitii»jt^ ^iasüer niu
trachtungen und Erläuteruuf^en zu ffeben, matt «»ta^H-nl ha: ttiu
stimmen, sicher aber würden einzelne la.tieu ^v ttui«]^ e> !-va.
tung bedeutend gewinnen«. Vielleicht uaa 'luu m. rißwohir mi.
er sei ein besserer Praktiker als Theoret m« **, ä « i. m der Fi-it-
tischen^, zu dem wir uns jetzt wenden, Kinm 1. an c aiiulieiLste a:-^
abgerechnet, kaum ein unbediuiites Lqi> vei^aieii» -i . die Pi^-ir—
Für die erste Stufe gehören iViahcuea* .ju ;A.iiraiii± äu^^-rrEt
wnA Erzählungen, und zwar in dieser vJaniuu J* ui*<tjitt*n ffew«»«5s».
hei ihrem Forlschreiten immer freier unu ini^v.*ui a. oTi aas*-
Darstellung des Lehrers werden K juea vo. Th.L .a. liiiciie €re-
nämlich von demselben vorerzüjilt. nicikv ^u iCirrsr '.1 «eaen. um:
zwar als wollte man die Kinder erlreieu» i »ppi -«.*wil Iktm, dte
Wohlgefallen für den Inhalt ab;rewmi eu, itit- • tuu:r>.üiza5en, Ge-
dächtnisse etwas einpi^gen (S. < ), unu aUJi* »j umm iia-irrxeit
mehrmaligem Wiedererzählen und an tu Müiou^iC. laan-
gen aufgeschrieben werden , er e ceo». l. * ut-s. «*r inur kurz mu-
tigen Ansicht von den Aaci^oiiunji:: -u j «: :rcusfia:s(4!S., 2. £. hei
zweiten Stufe folgen: ilirzähiun;! mu ;.»j*::r -v.«? »?t. «en £ixäh-
saisclie Umschreibungen uiui sei wi.u ii- ^'\t »»^vill erisiit uiui
legte Fragen, wobei ein sicI. ar»: ..'i.;.jr- -^^ ... . üct die 3Nslb~
indem die Kinder, schon siei e« lu.iA va. ^ c. **. iiüL oid-
halts, auch die Form neu hun i.-..;, rtt lu .mjitffriigifRU
sich immer meiir ^on eiv ..-
nem entfernen und eniwiW.timi «•.<.: . : -.•sf lU ms .wsuisBrim-
ches Mittel dadurcn an .1;: Li::. : . ._.^*i* ieL umi ^üoin*-
genden Erzäuiunir« n u. >. w, k .. ;. . -«^zjlt tiiv Titeiib
arbeiten deji baut^r - - :...* f. » .* ...^ ..imaa .ixmixtusr ^.
neu der Leur^'r m:i \ t.t.i : . -*was -i-uex;. ^t': üt
heiten und nm um«- « ..< . v . ? caÄUUUsiii Jutu2i-
mit gesi»aUc 01 ' , . *-.^irfc ^aü» n
eigne
HeiU
steure
dM
Ilaibi^
l.r .
heJ*- •
■ "
P^!^' "'%Ä''^"'^^« gt"^^^^^^^ »-ht Wo«en, Hin*«
l.;;, ^^,.».^%r' m-ch(r.;,P'n«*=^t»"f di« »*elte Stufe ^fj-
•;< ;.f.^f;J„ij^'««o,,f f^'- AV»A^*' ge^pallciicr Schrift Gedrnclrtes.
»;:!,' "f^*^. 'V'^'e sei,, i^ '^"'e-- «»en Erzählungen sollten
'Iri'iff^ V^tvc»!'" ^ee>.l ^*'- ''"'''"ff* '• »' «»«e ^o" Kimt und
r'- ,f>f>V;> rfer 'L^'^'ckUoi'-*'' ^»e er raehrmal«, von Knaben
«1" y%l^ ^«V*'^•^cU;V^^™ Erfolge bat bearbeiten laasen.
Ä '^17'*<L *"</Oft i^**^«!5***'*^J' "'«''* wkommen nnd 4st daher
^h<l>f"»n^''^h- -iöl "• ^''- ^^ *«t ^"^ w<«»ger39a
*'^Js(/^** Ä*"<'*e ^^*<iK ^«rdmati an H, A Anstoas nehmen,
// «i'-^bK '••*l>i> ^*»t .""" ßter Hauch der FrSmnHgkel», wie
V/ <'*7''-' **'^»t***'t * *ft wolilthnendiind Terräth den wahre«
'/A/Ä*^4^*'*<i»iV** Vi ^'"='' S'""'»«'» '"'•' die Meinwng vieler
■,nOff'''iS^^^^ •»«»« die A„fg..6S8, Schilde-
Z äS^* r»^'^t v**^it *=•• der Hr. Verf. eine nn» nnbe-
J im S\ ^K ^^K ^^«'•t' hatte wegbleiben mfiaaen.
'^^ ' llieri^S^^ 5^ x^ ^ w ^" grösseren oder- kleineren Par*'— -~
,/
eruil
//We|?^\v^iv^^V-c-^^ grösseren oder- kleineren Partieen zu
ifi^^f^^ ^ ^^^V\ fr "^^^ *^"'e^ MeimiDgsversohiedenheite»,
- /lll^^^^^ Vfc^^ " Ansicht beruhen (z. B. daüs wrc nie
Ä\e5//li *v^Äw^%5^ ^^enen Worten maohen zu lassen SHt
VAiälUf I^N^ ^n ^"^«^gfitcn dieAiifgabei29),fcg8eiiwirfhi .
\mIu'II ^ Xt '^n.A»'^»«P^«»55 *, die Darlegung der Lage
^^^ '^ly ^^^^ %uA V 5 ^' der Schinss) in alle^ Erzählungen
^et V>\t\il M I \ ^ ^^^ne immer danach anfertigen lassen Ktfü ^ so .
^^"SS^^ W®. VxtUYir , in Zwang und ünnatrfr zu gerathen, nl^ht
^^^^ss«sx' "JVlan sehe aiich nui< die folgenden Beispiele, wo oft a
eii<^^^'''^n7noeiigezogen ist, u0d auch wo dies niohf geschehen,
„iid ^.fT^^schehen sollen und eigentlich a fehlt. So b^i Nr. 114,
^^J^^^'^ixM^^ ^ ^'öd c zusammen c. Bei 121 scheint b vielmehr
^£/ Ä ^» * ^ scheint d und d und e zusammen e zu sein. Letzte-«
ly iiiid ^? * gehört zu ^n ErzähUmgen nach einem gegebenen
"- " ^ei^P^fi» Warm» «ollen denn aber diese nicht so eingerkh-
r^^ It^^^ ^*^* ^^^ Brklänmg desselben, die doeh immer nur in •
^^«^i^V^Aet»' ^li,«ng, nicht, wie bei einer andern Art Arheiteii^
V^'^^t/^iliäO^igc«» Abhandlung bedtehn darf, awird» Rec. '
ei**^^ ßf ^^ ni^ Bezzg hierauf Vorweht, und glaubt überhau]yt,
if» ^^ M^^ ^^* Äe«» ®**"® ^^ Bewusstsein und absichtliche Vorhai-
^top^^^äl»'*', hei» S«^«"**^ gewöhnlich am besten geratben wer-
^% ^\g ^^ fiia^ ^^^ Uebong hat, ist es zu naturlich, danach
^eti ^^^^ßO'* öJiU^ ^^ *" wissen, und die fehlende Uebnng (vom
den* - xxe^ r , Yit ^^ sprechen) wird doch dadifrch nicht ersetzt.
^^ ^^ g^ ^^ j^ef' etwas auf natürlichem -Wege erhalten kann,
' fj^lent^ o ^en ^jy^jbhause erziehn^ — Die Ä^s«Ärei6M«g -wird
go 1***.?^ e« *^ .^e Bedegattung angegeben , welche einen Ge-
cos ^ >t (.Ifi ti &»ait#ch ft 1^. &pK»ii«li «mterricbt. .;.
kiH:(8. TI)^ wiev&r Weih ;lftiiCsder.Sdte. des Einzelnen, der
Mana anf.'dor Seide* des Ailgenvei^^ steht (S. VU), wie die
Bfäddhcttnunidas' lernen iiiög«nv -mscvibnen interessiiit gemacht
wlrd(S. X), und beBosders^ wie 'n& nie über . die .Natuclichkeit
des nilnittelbaren Daseins htnaiisk)onraien. Die richtige Würdi^
gung dkaer Vnnditeilmrkeit nnd das geschickte jinknüjjfen
mllea Unierriekt» an di^sMe ist i^n ävaA das ^ati2e Bach hin-
ihirehg^eilder C bawfct eigag^.derachmcfa gidch am Anfange bei
der Darlegongi ded ii»aiven 'paeliscbea]ü¥erdies der^Mahrchen nnd
Fäbdb ankm^gl. Es^'Jst eins, der schönsten Zeiöhen unserer
Salt, dassmerjanenStandpankt der Unmittelbarkeit fassen und
jene dofligen B^nthpn der Vcnikspoesie wiirdigen gelernt hat, und
tinerder wolifth«e»diälen fiäodi^eke dieses^ Buches , dass es jenen
G^ial ufiserer Zdt athmet^ Rec.^ der sieh iängst gewöhnt hat,
alSy'Sehli^nden Beweis der in friiherer Zeit z. B. in der FabeL-
dichtung hevrichenden Unnattir, Wo man das WosentJichste zum
MfUel herabsetate statt es zum Zwecke SBii erheben, die Pfeffei-
sehe Fabel T«n> den^ beiden Hamstern anzusehn (kürzlich äusserte
Jemand im Scherz^ es wiur«n i^ielieiclit zwei Menschen gewesen^
die Hamster g^heissen), war sehr erfreut,. hier auf S. 5^71 das-
selbe Beispiel angeführt zu .finden. Noch oft wird im Buche Ge-
legenheit genommen,' die Volkspslesie in Ehre zusetzen, und
di^ auch S. 268 bei- d]e& Spinostiiben nicht vergessen. Dass die
Gespräche eher genonmen werden als die i^bhandinngen, ge-
adileht wahrscheinlich auch, weil.sie.d^r UrimMtHbjEirkeit offen-
bar näher liegen. Aitdere, weniger wesentliche, aber eben so
scUltzbare ChfO'aktet^gA.des Buche» kennen wir mir kurz an-
denten: das . Treffen des. Richtigsten und Passendsten , z. B. bei
den. Fragen S. 60^ das Aaffassen einzelner Züge bei den Erzäh-
luogeta ,. wedureh die ganze eineq noel^ höhenr Werth erhält nnd^
malender, poetischer wird, ^as richtige Gefühl furdieNotfa'«
«endi^eit "eines versöhnenden SöMi^ssea ib. B. Nr. 58, 681, end-
lieh «kte tüchtige Gesinnung überhaupt, frei von Ehgherzi^eit
uiidFedantei$e(&19g> ^
'Nach diesen Lehsprüchen können \^h aber um so vebiger un-
fiem Tadel über eiazehie^ Anfgaben verhehlen. Bei den Mähr-
clien herischt der gespenstische Charakter zu sehr vor. Theiis
aas 'diesem, . theiis .ans andei^a (Sründai hätte ;wohl Mancher Nr.
2 und' Nr. 6^ weggewtunsoht, und Nr. 10 gewiss Jeder. Nr, 21
ist eine übel angebniühte Entstellung eines bekannten Fabel-
stoffes', Nr.. 36 ist', nicht, wie- die i^ebersichrift sagt, belohnte
Ehrlichkeit , sondern etwa entdeckte Unschuld oder Lohn und
Strafe. Oagege» heisst Nr. 73 mit Recht bdohnte Ehrlichkeit.
Wieiirefflich sind aber Nr. 37,. 46, 62, 199, 202, 203, 215, 231,
40&! Nr. 42 hat die von einem falschen Standpunkte entnommene
Ueberschrift „der Fehlgriff ^^ erhalten, es musste bestrafte Neu-
gierde lieisa^. . istr» 63 Ist unpassend, 67 ohne alle Innigkeit,
G&ntfacr t pebfgmtg dtftitkittititfits im ilHifMl^ii Styl. 297
SS'ganti^iliiitt/effKatWBitdattkliftret^ und nit^ht Uossetii UinAeti
Iii6tiilkt«ifolg^»ri[e liiinde gegeben , 'Auch wui^le diese Ensähl^g,
wenn *6iejS0nftt'päS8tend wäre, ^ritleht auf die zweite Sttife ge«*
fawen , ' ^16! esiäialt nichts mit- g«Ä^palteiier Schrift Gedruckte«.
Nr, ^9 etitheh^t aller Bmkeit. Unter den Erzähhtngen sollten
nboh'tnohr Itistoriscbe schi, Bec. sclilü^t z. B. die von Knut und
den Schniei^kiii^m Meeivevot, die er 'mehrmals, von Kuaben
wräigst;eii»; mit sehr gliicküchem Erfolge bat bearbeiten lassen.
Np. 2ä5 kann in der Wlildtehkeit nidht' vorkommen und Ist dahör
alsimnbtnrHoh «u Terwerf^a^ Nr. 3§6 ist ^it, wtoiger398«
Bei tder'Dispasition Nr. 491 l^lrd man' an 11, A Anstoss nehmen,
Nr. 617 ist etwas sehwach. — Dter HaiA^ der^Frommlgkeit, wiö
er in diesfem Buche weht, ist wohlthnend.inid verrlth den wahren
christlichen Standpunkt , doch gianben wir die Meinung vieler
ausausprc€hcn , wenn wir sagen, dass die Anfg.-6S3,' Schilde*
rung des Wettgericht«, mit dier der Hr. Verf. eine uns unbe-
greifliche Tsttktiosigkeit begeht, hatte wegbleiben müssen.
Was wir sonst noch an grösseren oder-^ kleineren Partieen zu
erinnern haben, abgerechnet einige Meinungsverschiedenheiten,
die anf blosser indi?idi}eiren' Ansicht beruhen (z. B. dais wie nie
Erzühiungcn nach gegebenen Worten machen zu lassen gut
he^Bsen werden, am wenigsten die Aufgabe^.129) , fassen wir im
Folgenden zusammen. Wenn man das S. 73 gegebene Schema
(a, die Einleitung oder Anknüpfking; d,'die Darlegung der Lage
der' Dinge; c, die Bildung des Knotens oder der Spitze; </, die
.Anfldsnng^ dos Knotens; q, der Schhiss) in alie^ Erzihlimgen
nachweisen 'Od er' solche immer danach anfertigen lassen wHli^so
wird man der Gefahr,- in Zwang und Unnatiir zu gerathen, nicht
entgehn. Man sehe anoh nui< die folgenden Beispiele , wo oTt a
und b zusammengezogen ist, und auch wo dies nichf geschehen,
oft hStte geschehen sollen und eigentlich a fehlt. So hki Nr. 114,
wo a b ist imd b und c zusammen c. Bei 121 sdieint b vielmehr
b uiM c, c ische'int d'und d und e zusammen e zn sein. Letzte^
res Beispiel gdiövt- zu den Erzählungen nach einem gegebenen
Spfichworte. Warnnv^oUen demi aber' diese nicht so eingerich-
tet werden , dass die ErUörtmg desselben, ^e doeh immernur in^ *
einer Ümschreibnng, nicht, wie bei einer andern Art Arbeiten^
in^ ^iner voUständigerrn Abhandlung bestehn' darf , a wirdY Rec. '
eiD^ehlt also in Bezug hierauf Vorsicht, und glaubt überhaupt,
das8iB#rzähhmge» ohne das Bewusstsein und absichtlidle Vorhal-
ten eines solchen Schen>as gewöhnlich a« besten geratben wer*
den« Wenn man erst Uebong hat, ist es zu naturlich, danach
zu^ arbeiten, ohne es zu wissen, und die fehlende Uebnng (vom
' Talente gar nicht zu spredien) wird doch dadiTrch niclit ersetzt«
So lange man aber etwas auf natürlichem -Wege erhalten kann,
wer wird es im Treibhause erziehn^ — Die Bekehr eiifung wird
S. 150 ab diejenige ftedegattuDg angegeben , welche einen Ge-
2i& . B^miMchmt £ly««icli««t««vcl€lii.
«Idk. Dies ist cäa F^Ocr^ 4ai
tlMTMditilHidbormdiäUBr. M[aBcr&151
dkn Löwen Mcn«eF«ite^4itt Gdiritt^ ^hbcx
jcMB W«l^>e9^a«ni l«be^ m s. w. «Eülig« :
«ad fidaMte eWa «a ureMaUkb «ic i»e £mea .Zehea aait
loa. Me Sache ««fllii4t sich «adlfi«». !£■ jsIciaraB §aw VcncU»-
■afiifliVa MrrVwriiT iriiiihii*r^ laiaialai Fdle ^«siiw^teicii
^Grttaag^ iaswdHtesadh«laim4Mai; «n haaedoB 4aa I^
ae» (km Poslwa^ea üegaa ^eUktoaeal Miipiir Sd^eaCha.
taHwflngMnUgpia aad Clwffakler^>aBikl^ (swiedwB deaea vbri-
gcasSiaaaadhriici^^aatcwi Aic Jk « wM) a«t eiae «dSUleadfi
144 an 4«9i SkiiaJici lailaai na {im Upgrafiatg ob 4ea Lefaveinli-
laag«i) gfiriyJMWt» «Ceabar neii%, dbgcqga tesast «• &. 182
•dilr swcifieUwit: ^ &^ Lela^eMtettlHBig iMtte ob 4«rat an (thnn,
«aitexttsleUea/' aai & 185 kt vieiar waa ISduMenuigea des
Cluaalfilers ^ie Rede. FflOMir^ »ie ChanA^iar^ewiUa «rnfai S.
152 nator^ie LcMmdweilmmeB vpia a is a iM !; dikcii kt iner dbs
W«it^«Hlepe^iielkac^UaBvc9«dBidkqi^deaa& aü «ribal-
ton de «Ol ftedit Ha« StoMc «afea* dea iSclMafci
WasAHaJlei{ei%Ki^«9mlM«rifi;/Ba mkd msm wstk
m^eämam^ ^t^sm diese JoiajihiTtiairte Veiataadawbaiig pcaleflli-
na, rawil Mi Mädchea ia iMeaBBi mm^em Jklter. Dies iat keine
aÜlife aad wieai^ Niia^nag d« ;
Verkaw^eraag desselbea^ db^seMlra ^
a. B. dMS& 207 die Sach%«iiea4hHiadii
sie deafttliak «der dea Llaiuig eiwa Bi^tiffes
Mad «tat lia fal^eadea (aietealea) ilalfc|dhi« «1^
laiMkaadDarfk^^wetAe^iffeaaeL War «amea var «owr
yiid«gag,ioglifB Giitodnedfiem, ned 4ea fin. Ver£. der & 201
iwäduat^ beiai ¥«riia^ ^kaes lAntMJaribea Ci^itda acär be-
Erfdanagoi gcniaclit aad Mgur4ien«iide«rleliAaa
waeUe fidmfcmnaai fie ^nae OmlfiGatiaa ^a-
(aka wM «eck die lairiMeiwüa aad friaeWidraa
r) dem Cediicbtnfs eiagefriigt iiattea^ madilea war tei-
aOie w0r Seltattaiisclniag awaea. fhadaaitaea liait «ob dhrai-
ßduDMMirat, i^maaMaesdBiaaf aaiegt. Adfc «n Xettakr%,
aa BH§ laaa fiiaaelaeB ak Vefateades« und SmiduHttag (lOm
mM ak liietodüdMa Mnaeat) haanfaea, a. ft. dk Iteaen»-
¥erteelaBgS.J2U, dk Votiieiloag & 217^dk J9iBk|iher&^S,
dk aui^mmg fi. £38. INok kaaaea wir es akÜt nenu^waigea,
daw akli ki fikadbea üar wieder vkl padagagkoher flrißt aeigt,
a. B. araaa kei «idveraa F^gareafir^k AnfaMdwag^
Gvolher: Leh^fMig 6m Usksnidrfs hm inwtorfiw Stjl.
der rililigsbe.GdMvtBUf i«e]usa(ie Aui§Ae MdM (wtti^get fm-
send fioden wir die Frähliagsf eier) , ferner, 4ms e^ gewks jcjicM
Lehrer 9 «Iwe den beabaditi^en Gebnvdi dav»n lacfccn m
wollen^ sehr in^eneiun sein wkd, hier eine m klare «n4 mit m
passenden Beit^pielen nus^eslattete Dariegnn^ dieses Cregenslaiir
des nu finden, üur bcin Zen^raM-hallen wir die Beis|dete Ms
auf das erste for schlecht gewahk, die SeMbstv^h ca B c n a iy ktanst
zweimal, & 241 und 243, «ad WiederMmng ihniich hiatwdcr
Wörter ist falsch aangednkkt, es otiaBte heissen jimmmderBM-
ivn^. ]>le EInriditvng des Onickes dahei Ist «ehr «aneelh^
iodeoi durch den übel angpebrachten Strich die iluf^ben la nn ü Br
von ihrer f igar getrennt erscheinen. — 8. 278 war der Unter«
schied süisdien Erklärung «md i^escArei&iai^ ansog^iehent die»
S0 nie es hier «us^drndct ist^ nnsamnien&Hen nliasen, erstem
gieht aber nnr den Begriff, keine Anachannng. Dass nnler den
dahin gehörigen Uehiasgen noch DnKobreihiingen atehn, ist sehr
sn loben. Falsch ist „ Bei^^ordneU Begrub and snhdM , welche
SU dem Umfiukge desedhe; Begriffes gehören.^ 8. 278: «a
musste heissen^ welche einem hohem mtrf gleiche Wviee unter*
geordnet siod^ d. h. nach demselben Eäntheüttngsgnnsde, oder
auf derselben Stefe, sonst waren DamfCschtff und Frc^tle oder
Krcds und rechtwinklidies Dreieck auch ^digeordnete Begriffe. — <
Ge^en das Capttel^ das vom Rfajthnms luuMlelt, haben wirniehls
einzuwenden , als die «nkiare Barstellnng, was unechter «nd un-
reiner Bein sei & 332 (vgl. 331), und die falsche Auffasswig des
echten Beuns & 331, mit der F^Ue aber kommen wv sn dem
schwächsten Theile des BudMs. Wir wollen es swar anerken-
nen, -dass diese Art, den Mädchen das Wesoi der Poesie «nd
der 4ahtngehörigen Gegenstinde klar su machen, d. h. eine oft
mehr b^s^ekweise und vor die Augen bellende als streng syste-
matisdie Ansehundersetsong (wie gdiort dann aber die ana der
S|>lMre der %ecuiatkm entnommene Barateliung des Humors 8.
476, mit der wir aonst nicht weiter rechten wollen, hierher t)
im Allgemeinen die richtigste und frfolf reichste^ aei^ aber anch
dasu bedarf es für den L^rer einer weit g r o s s er en IQarheit, nia
sich auf den & 348 -^ 358 anasprieht. Waa wir ohai an der
Dnrsl^lun^ ^«ragt haben, findet Mh Uer hn «Listen MAe,
nie entbehrt aUer EÜaheit, es geh* bald sehritt- hoM spmnga-
ureise ^vorwärts, dann im Kreise, man findet sich unv pmiiki ^
iminer in dnen aodmi Gedankengang versetst, auf einem Reiten
Wege ist man von dem eigentlidien Gegenstande abgelötet, nnd
- auf einem MesserricLc» soll man wieder dabin anriidu Madi 8.
348 erwartet man die Entwickeiung, was Phantasie, Genie mrf
Begdsterung sm (die übrigens sehr ricb^ als das Wesen doi
Dicbte;is ausraadiend beneichnet werden), naehher findet sldi
i»e<sh dn viertes Tafas^, das man, nun hi eine andicre CJeheraidsti
4ie man üch in Gedanl^en mupht, bringen mwst S. 351 *
V • - ■
SOO * ' ' ' l^eots'elier Sprachan4erricht«'
<^y!d{ö Oriide der Plitfntasieselefn zii betracfiten^ und nun kom-
tit^h Talent, Genie und Begeisterung, oder letztere soll yielleicht
nicht dahitii gch&ren. Was über Begeisterung gesagt wird, sind
nur R^densartert^ selbst in Begeisterung rorgebracht^doeh «cheint
die Sactie dem Hm. Verf. klar geworden t\i sein. Weniger ist
lii^s von Genie zu sagen; dass Genie die Fähigkeit (man kann
ssgcui Nothwendigkeit) des unniitlethBrtn Schaffens sei, hat er
nicht gewusst. Aus dieser folgt die Allmacht' des Genies, wor-
auf Tietleicht der seltsame Ausdruck ^, gleichsam ein Frucht-
biischel von vielen oder allen Talenten ^^ hinauslaufen soH. Was
ftber die einzelnen Dichtungsarten gesagt wii^d ^ ist weit besser
' und »tim Theit Tollig befViedigelid. VorziigHch passend ist es,
^ dass die Erörterungen ober die epische Poesie ah Hermann und
Dorothea geknüpft wetzen ^ aber bei ,,der Darstellung^^ hätten
wenn auch Einzelnheiten , doch nicht blosse Zufälligkeiten gege-
ben werden sollen. Sehr richtig wird die Wchmuth erklärt S.
367. Falsch scheint uns der trojanische Krieg aufgefasst , wie
ein welthistorisches Erd^niss S. 395. Ganz verfehlt müssen wir
es endlich nennen, däss die Schiilerinneiir nicht blosse kleine,
episthe Gedichte, nein, grössere Epen, Homane, Dramen an-
fertigen sollen , ui^s seheint die Aufgabe 701 schon das Höcliste
dieser Art, und selbst bis zu diesem Standpunkte werden selten
Mädchen ip der Schule gelangen. Doeh fasse man hiernach kein
Vornriheil gegen das Buch und betrachte dergleichen als eine
unniitife Zugabe, als eine L^st, die man mit Leichtigkeit über
Bord wirft. W98 sich auch Ungehöriges, findet , fessein wird es
den Lehrer nie*, wir glauben, nicht einmal irreleiten. — Von
einzelnen Nachlässigkeiten habdn wir noch bemerkt: wird zu
gleicher Zeit als Hiilfszeitwort und als selbstständiges Zeitwort
gebraucht S. 67 , abschlägige Antwort (richtig) S. 108, dagegen
abschlägliche A. S. 80, Forfdllenheiten statt VorfifUe S. 194,
Schmetterlinge sind Bilder der Unsterblichkeit ^mn^s heissen der
^Auferstehung S. 213, ferner der Bär (1\) als Wappenbild
Russlands S. 215. Der Hr. Verf gehört an<^ zu denen , die Be-
amteier ststt Beamter schreiben ; ici^ möchte diese fragen , wo
sie mit ihrer abstrakten Sprachreinigung stehn bleiben wollen?
ob »ie auch nicht mehr ^ediV/i/er, sondern Diener sagen? Der
Sprachgebrauch lässt sich nicht spotten. Der Druck ist sehr
eorrekt» S. 143 sehr. Schönbeschreibungen statt Schonschrei-
bungen^ und S. 134 fehlen in der Ueberschrift der Aufgi^be die
Worte; beim Anblicke*
Kaum ist una niin noch Raum geblieben, wenigstens einige
der trefflichen Winke und Andeutungen, die mehr oder weniger
beii'aafig gegeben werdeli, hervorzuheben: dass man beim Nach-
erzihten, wenn die Kinder stocken, nicht einhelfen, sondern fra-
gen seile (S. 7)^ dass sich die Reden un4 Betrachtungetf der in
den BraSUuogeovorkomffleadea Personen durch die MögU<ihkeit
Grabov: 2ur ca*eBen,iiiid ftpliäff^cbpoL/XilS^AOiBelfif» 80i
^üer mannigf^Uigen Ausdruckswebe kcBondessr ^ mundUcbeii
Sprachubiiiii^en e%nci> (ebd^, dA6s. man g^Ik UebiCtscbrillev^i^*
^ben lassen (S, 39. Reo. empfiehlt bei dieser GeiegenJbeU 9 Km«
ben zum Aufsuchen historisdier TbeinaMi anzuleiten ^ indeni' niMi
ihnen «ine Begebenheit od:er eingn^ Zeitab^cbaitt ^iebt, in M^^k
chem Jeder.m)viel solche, Theumta als ihm mö^licli auffinden soÜ)^
die Anleitung zum. Seibftbeft^hten bei einem Erfabrun|;8VQrf«Ue
(S. 64), wie man es zu machen habe, dass- die Briefe reekt indiiT
yiduell werden (S. 67, ?£i. damit 143 nnd Hi)^ ferner dfura die
Mädchen, die vielleicht Künftig als Mütter in der Kinderstube so
schreiben und su rechnen haben werden^ jsich nicht stören lassen,
wenn es nm sie laut ist (S. 116)^ die Frivatcorrresponden^lQii
(S. 147))» die Briefe nach Erzählungen, die zugleich #ie o«te
^ IJebiit|g im Auffassen nnd Darstellen der Charaktere sind, treffr
liehe Winke, z. B. in der Aufgabe;,584, ein Ländschaftsgemälde:
„d<is Schönste, was die SchnleriQ gesehen > jstelle sie zu einem
wahrsdieinilchen Ganzen zusammen^* — g^i^^Wi dieses und Aehn*
licheg, was nicht blos für den einzelnen Fall, senderii anch für
viele andere Rath giebt, und eben so viel raittelMrßn. als nnmit'-
telbaren Werth hat, sichert., dem Wunsche des Hrn. Verf»
(S. XXI.) gemäss, dem Buche seine Bcjinchbarkeit auch über-^n
Kreis hinaus, für den es zunä^^st bestimmt ist. So weit könnten
wir jetzt den beim Beginne dieser Anzeige, ansgeaprocbenea ($e*
danken ansdehnen.
1k. A. Keher.
1. Zur ebenen und sphärischen Trigonometrie.
Mit besonderer Rücksicht auf die kritischen nnd cons^rtictionellen
Entdeckungen des Itrn. Prorectors Dr. ScBniciäser von Martin Gottj
lieb Grabowl Professor und Oberlelirer am Gymnabium zu Kreuz-
nach. Mit einer Fi^nrentafel. Firankfurt n. M. , Johann ChrifliL -
Hermannsche Buchhdndlung. 183C. ' 44 S. in 4. Preis 8 Gr. ^
2. Lehrbuch der Geometrie aU Leitfaden beim Ui^tcririel^^
an höiiern Bärgersctiulen und ähitlleheli Lebramäalten V191 }Vilhelm
Mink, Lehrer der Mathematik an 'der bohern Stadtambole bd €r^
feld. Mit 6 Figorentafeli\« Crefeldy Verlag ifOQ.€^ M. Sc|ioU«KV
1840. 141S.gr« 8. Preis 20 Gr. , . >
3. Warum und Weil, Eine» Sammlung systematisch geoi'dneier
Fragen nnd Antworten über d|e Ursachen der wichtigsten Ei^ebtoi-
nungen in der Natur; Von M. Friedricli Wilhelm Thicme^' s Leipzig
1838. Georg Wigand's Verlag. Il6 S.
* ' ^' ^ ■ -il
Herr Grabow, ein eben so 'scharfisinniger als griiiidlicher
Mathematiker^ hat die kritischen npd tonstructionelien fintde-
cknngen des Hrn. Dr. Scb. aufs Hinreichendste boleuehtet und
509^ Matli^iiiat. ntfi ^tijslkttlUctift Settriftea«
fatei^i rfl^» die tm Sdknl^^gMtftttie Tom lahre 1S3S tlfilS im
OreU*8chen Joarnale Band X. vorkoaUmetideti Bemerkun^eil des
Hm. Dr. Seh. grösstentlieils als irrthiimlicli und unhaltbar sich
Mlgen^ und dass seine Bntdecknn^n weder als neu noch als me^
tfaodiseh ausgebildet enrdieinen^^^ WhgG die' grUndliche Abhand-
lung des Hm. 6. so vielfach gelesen werden ^ als die darm Tor-
komrtiaideil interessamlen €kgeni»tdtn|e es Terdienen ; möge aber
oueh Hr. 6. uns tu sagen erla^iben , dae^ mehrere al husch arfc
Bemei^lHii^n ^ der Sache unbeschadet — hatten wegbleiben
kdnfieift.
lierr Mink hat in seinem Lehrb^^ehe die wichtigsten Lehren
der ebenen und körperlichen Geometrie und der ebenen und spha-
risi^en Trigonometrie^eben so kurz als fassiich bearbeitet und ein
Werkohen geliefert ^' welches beim Unterrichte an höhern Bür-
gerschulen n. s. w. mit Nutzen gebraucht werden kann.
Das Werkchen des Hm. Tkieme enthält einige physikalische
liehren in Fragen und Antworten , und ibt iur den Liebhaber der
Physik eben so interessant als belehrehd. Die AntwM-ten sind
auf die elementarste Wehe gegeben^, hätten aber hier und da;,
der DeRtlichkeit unbeschadet, "etwas gründlicher ausfallen können.
Möge sich dieses Werkehe» eines recht guten Absatzes erfreuen,
imd möge der Hr. Verfasser recht bald, ein 2. Bäudchen heraus-
gehen. Um aber nnsere im Allgemeinen gefällten UrtheHe mit
Gründen zu belegen^ gehen wir jedes Werk einzeln und zwar auf
folgende Welse durch.
No. L Hr. G. sagt unter anderem : No. 1. Bemerkungen des
Hm. Professor Dr. Schmeisserl Die im Programme und im CrelV-
Bchen Band X. vorkommenden Bemerkungen des Hrn. S. möchten
Ihrem wesentlichen Inhalte nach wohl folgende sein.
^1) Die* Mängel der trigonometrischen Gleichungen lägen
hauptsachlich in den bekannten goniometrischen Formein , deren
man sich zur Entwicklung und Umformung jener Gleichungen be-
diene , und beträfen theils die einseitigen , nur auf gewisse Fälle
beschrankten Beweisarten dieser Formeln , tliells beide Umstäude
"Mrglefeh. " / ^ /
2) Die goniometriiohen Funkti(jnen könnten sowohl als Li-
nien, wie als Zahlenwerthe betrachtet werden. Nur in ersterer
lleziehung' fänden bei ihnen Gegensätze statt. Während sie in
letzterer Hinsicht absolut, wie Zahlen überhaupt, zu nehmen
wären. In zusammengesetzten goniometrischen Ausdrikken be-^
siö|[en sich die Zeichen + auf Addition tind Subtraktion.
3) Für Linearfunktionen müsse folgende Theorie, die sich
in den guten und meisten Lehrbilchern fände, als die allein rieh-
tige aufgestellt werden: i
s) Jede Fanktion nimmt ^on ihrem Mfnimo3bis zu ihrem
Maximo , uud von da' wieder bis zum Minimo gleichartig ab
und an, d. h. sie beliik eben dasselbe Zeichen. So sind die
Qttiidk : Zar ebmeB tfnd ipltfiif t^HM» IV^tftfcMMI A. 303
ffinni iie8^;eNteii und xwetten Qqadvfnteii portdv^ 4ie d^g drit-
tel^ und vierten negaÜT«
hj Jede Funktion, welche bis sh ihrem Minimo ab^nom-
ro^n hal>^ nimmt von da in entgegengesetzter Richtung su,
und wird mit^ jener nngleichartig, d.h. wenn sie positiv ab-'
nsihm., so nimmt sie negativ wieder zu, bis sie das Maximnm
erreicht hat, und folgt von da an dem ersten Gesetze.
4) Mach diesen Gesetzen a) und b) müssten nöth wendig die
Tangenten des ersten und ^weiten Quadranten positiv, die des
dritten und vierten'negativ sein. Nichts desto Weniger wären die
Mathematiker mit ihren eignen Gesetzen [NB. den vermeinten a)
und b) unter 3)] in Widerspruch gerathen, indem sie die Tangen-
ten des 1. und 3. Quadranten pbsitiv, die. des 2. und 4. negativ
gesetzt; nber Welche willkürliche und fehlerhafte Umkehrung
man si^h nur wundem könne.
ä) Bekanntlich wiirden diie Formeln, in denen ^ > ^ zu se-
tzen, nfimitch:
sin (t^ + ^) = sfn (p. cos^ + cosg?. sini^, (a)
sin (9 — ^) = sin g>. cos ^ — cos (p. sin ^,' ^(5)
cos lq>. + !{?) = cos q). cos ^ — sin 9. mntl;^ lyS
cos (9 — ^) = CO» 9. cfost^ + Mn g>. sin^,. {ij
alä allgemein' betrachtet^ obgleich sie in den Lehrbüchern ndir
für den Fall 9 + ^ < 90<> bewiesen würden. Er «elbst hätte im
10. Bande des Crell'schen Journals pag. 133. die Richtigkeit der-^
selben^ für 9 + ^ zwischen den Grenzen 1^ und 180^ darge-
than, und zwar, nach einer Methode , deren sich, wie er späjter
erfahren, auch Carnot bedient habe. Aus dieser seiner Beweia-
art folge aber, dass die Formel (y) nur fiir 9 .^ ^' < 90^ richtig
sei, und dass dieselbe für 9 -f ^ > 90^ nnd < 180<^ üoftwea-
dig in nachstehende übergehen müsse :
cos (9) + ^) = — cos q), cos^ + sin qp. sin ^, (y').
weil ja in diesem Falle allemal sing?, sin^ > eosqp. cos^ ist
6) Indem man (a) durch (y) dividire, finde man den für -
g) -^ ^ < 90^ richtigen Ausdruck:
: tg. (9> + *) — 1 _4g. y. tg. ^' ^^^'
Für (p + if>90o ^gre aber (a) nicht durch (y), sdndem dnrch
(y*) au dividlren, wo offenbar:
entspringe, und woraus zugleich erhelle, dass die Tangente eines
stumj^fen Winkels positiv sei, „weil allemal ig. q>. tg. ^ > 1 ist.^^
' 7)* Vdrtaustibe man io (a\ (i^), (<) das ^ ittit4x+ ^^ das ^
mit 9) — ^9 so finde man durch Addition und SubtraÜioni
sin fp -f sin t === ^sin ^ f <p + tf^'. cos Kg^ — Tf'), (i?)
M9> + *)• 8»n -i (qp -^ U^), (0)
sin 9 — sin ^ r- 2 cos
CO» ^ -^ costp ^ 2 cos
cos ij; — cos 9 :=»= 2 sin l(q> + ^).^8in \ (qp;— t^), (A)
Ebenso finde man für q> < 90^, mittelst Division der Formel (A)
durch (x), die Gleichung:
Setze man q> > 90^ und < ISO^,- «nd berücksichtige bei der an-
gegebenen Substitution die fu^ diesen Fairbericbtigte Gleicbi^og
(y'j, so müssien (x), (A) in folgende ubergehii: . ., ,
co;8 ij; -t- CDS 9 rzz= 2 sip ^ f 9 + ^). sin ^ Osp — *), (•«'>
cos ^ -^ cps 9 -^ 2 cos ^ (9 + ipy cos ^ (9 — T j^}, (A').
atis deren Division dann offenbar auch nachsteheni.e :^jc]^tige Glei-
chung fiir 9 > 90^^ entspringe: ' j-
Toll'i 7^1 ^ eotg..Uip+*). cotg.i((p^^), Ot)
Um die Forikidn (xOi (AO xn rerificiren, macht Hr/Sr 9 «120<>,
^ =r::= 30«, atee ^(9 +.^)^.75o, 1(9 _;^) =:^45o, uAd findet
natorlieb folgende offenbar falsche Resultate:
cos 30 + cos 120 = ^(/3 + 1), (x"J
cos 30 — cos 120 ™ i(/3 — 1), (A»'; ,
^iUe allein als richtig an^unebmen.seien.^^
'S). Die ans (x), (A), (;*) für ifr = entspringenden F*ormeIn:
1 + cos 9 = 2. coß* 4 y, (v). 1 -^ cosy = 2. sin^ ^q>^ {q')-
1 -^ cos m , « , , X
Ifisst fir. S. nur für g? < 90<^ gelten, und leitet daher aud (x')i
(AO^ («4') für (p > 90^ nachstehende ab :
1 + cos 9 =^ 2. ^in* 4 ^9 '(^0- 1 — cos 9 =±: 2. €os* ^ y, (^0*
. . ., l^i£?l = c«tg.«iip,(«'). '
1 + cos 9) • *^^ ^ ^
welche drei letztere in keinem Buche zu finden seien ^ wie bc^
greiflich!
Nun heisst es aber in No. 11. ^
In wie fern nun diese Beschuldigungen aus wissenscha^Ah-
dien oder unwissenschaftlichen Bestimmungsgründen b^rrorge-
GralTowi Zor ebeiieii noä »pharitcbaii Trlgoooidetrie. S05
^ngen, und' als Ergebnfase einer reellen oder imiigfaSreh Kritik
»nziiselien sind; bedarf für «achltandige Leser keiner AnselnaiH
dersetsnng, da der rein negatire Cliaraicter simmtiiclier Rfifea
IcJar vor Augen Ifegt. Um aber auch Hrn. S. alimSIig von der
Niclitfglceit seiner ForschangsresulUte xa überzeugen und ihm be«
'merl^lich zu machen, dass er im Drange des Verbessernngseifers,
gleich dem 'seligen Ballhorn, nur den Gesetzen der Terlcehrleo
Welt gehuldigt, indem er Löbliches getadelt und Tadelnswerthea
gelobt hat, werden nachstehende Bedenlclichkeitsausseningeii
nicht überflüssig erschenieii:
a) So mangelhaft auch viele Lehrbucher der Trigonometrie
in wiasenschaftlicher Beziehung sein mögen, so zweifle ich doiDh §
sehr, dass Eines derselben vorkommt, dem die beiden unter a)
genannten. Gebrechen wirklich zur Last fallen, vonittsgesetztf
dass es sicli von praktischen Bestimmnngsregeln, und nicht von
deren methodischen Ableitnng und Begründung handelt , wdehe .
letztere Bedingung hier uffa so eher zu verstatten ift, je weniger
Hr. & selbst in seihen Schriften darauf geachtet hat. Jenen prak*«
iischen Regeln gemäss werden nun die Vorzeichen der dnfacheii
goniometrtschen Funktionen für die verschiedenen Quadranten i»
allen mir bekannten Lehrbüchern der Trigonometrie auf folgende
Weise bestimmt :
ain.^ cosc. im 1. und 2. Q. positiv, im 3. und 4. Q. negativ.
COS. sec im 1. und 4. Q. positiv, im 2. und 3. Q. negativ.
tg., cotg. im 1. und 3. q1 positiv, im 2« und 4. Q. negatir.
ainv., cosv. in allen Quadranten positiv.
Die völlige Richtigkeit dieser Bestimmungen wird dem Hm/
S. weiter unten nachgewiesen; im Uebrigen erleidet sie keineir
Zweifel, und ist so allgemein anerkannt, dass ich es in der Thafr
unbegreiflich finde, wie es Lehrbücher geben könnte, weiche
sich Verstösse dagegen hätten zu Schulden kommen lassen. Doch
HeiT S! behauptet mehrere Machwerke der Art in petto zu haben«-
Will und kann er Eines, nur Ein's derselben nennen ,V so werile
ich. ihm für diese unverhoffte Bereicherung mdnes absonderliehen
Wissens eben so dankbar sein, als h§tte er mir gebackenen Scliivee
in natura vorgezeigt^ ich sage, wohl gemerkt, in natura^ damit
mir nich(; etwa aus Missverstandniss Eierschnee, oder gar ge- '
trocknetes Salz statt des eigentlichen Naturwunders auigetisdit
werde, ein quid pro quo, in dessen Darstellung bisher nur die
^Theologen stark waren,, wenn es darauf ankam t Rationales in Ir-'
rationales und dieses in jenes, ohne alle Umstände zu verwandeln.
Was den zweiten Vorwurf unter a) betrifft, so kenne ich
ebenfalls kein Lehrbuch der Trigonometrie, welches sich „einsei-
tig richtiger^ Formeln zur Ableitung anderer bediente, es sei ^
denn: man wolle den zu diesem Endzwecke benutzten Grundform
mein für sin(^ -fi ^), C08(^ Hh ijf) u. s. w« die allgemeine Gtii«
tigkdt absprechen, zu welcher Paradoxie «ich, ausser Hrn. 9:^
iV. Jahrb. f. PkiU ^, Päd. od. KrU. BibU Bd: XXIX. Uft. 3. 20
306 Mallieniat. nnd phyilkttllache Scbriflen;
^dhl fecbwerlich eip Mathematiker verstehen mochte. Ist'es'nnn
auch in wissensehaftUcfaer Rückdicht zu tadeln, dass die allge-
ineiaiQ Geltnii^ jener Grundformein in den meisten trig. Schriften
(au denen leider anch die beiden Abhandlnngen des Hrn. S. au
. aähien sind) niclil vollständig erläutert wird; so kann doch dieser
Unteriassungsfehler weder die uoifassende Bedeutung der Formeln
selbst, iioch deren sonstigen richtigen Gebrauch zur Ableitung
anderer beeinträchtigen, weil ja die allgemeine Gültigkeit dersel^
^ben', wi^ weiter unten zu ersehen, wirklich besteht , und k&ne
Schmälerung erleidet, sie mag nun iein- oder mehrseitig erprobt
werden. Im Vebrigeu ist mir k:ein Lehrbuch der Trig. vorgdcom-
«meui dem man die Anwendung falscher oder halbwahrer Griind-
formein zur Entwlcklong anderer mit Recht nachsagen iconnte,
ireahalb ich Hrn« S. sehr verbunden sein würde, wenn er die 6e-
wogenlieit hätte, einige Sü^enböcke der Art, zur Bekräftigung
aniner Anschuldigungen, namhaft zu machen.
b) Nach der unter No. 3. wörtlich-mitgethellten , sogteann-
ten, ganz richtigen Theorie über die Quatitätsbestimmung der
finlaehen goniometrischen Funktionen für verschiedene Quadran-
ien soll nur dann eine Aenderung der Vorzeichen eintreten : wenn
^ Funktionen , bei stetigem Wachsen oder Abnehmen des Win*
keki, ilur Minimum, keinesweges aber, wenn sie ihr Maximum
durchschreitet/' Wäre diese Regel wirklich richtig, so wiirden
zwar die daraus abgelöteten und mit sinnvdler Bewunderung über
die bisherige Biofalt der Mathematiker (man denke nur an Euler,
La Place) kunstreich gepiaarten Folgerungen, des Hrn. S. hinsieht«
Ueii der Taugenten ihren Werth behalten, aber doch den Gegen-
atand bei Weitem nicht erschöpfen; weil nach consequenter Deu-
tung jenes Gesettes nicht allein die Tangenten, sondern auch die
Cotangenteu, Secanten und Cosecanten ihre längst bewährten
Vorzeichen ändern mussten, so dass für die sechs ersten gohiome^
trisehen Funktionen, in Betreff der verscfaiedenenr Quadranten,
folgendea Qualitätsachema entstände.
. 8ln.j ig , see. im L und 2. Q. positiv, im 3. und 4. Q. negativ.
' €06., Gotg., coaec. im L u. 4* Q« poa,, im 2. und 3. Q. negativ,
iik a. w.
Auf Seite 16^30 ist endlich die Ehrklärung der goniome-
frischen Funktionen eines Winkels ^der Kreisbogens 97 ; auf Seite
30 — 40 der geometrische Beweis der Formeln Hir sin((p + ^)^
^^ (9> ± ^) tt* t^ w. und auf Seite 41-^44 Einiges über Funktio-
nen und Gleichungen der sphärischen Trigonometrie befindlich»
Druck und Papier sind gut. —
No. 2. Herr Mink hat in seinem Lehrbuche abgehandeilr
1) Me geraden Linien und WJnkel; 2) das Dreieck; 3) das
Viereck; 4) das Vieleck; 5) der Flächeninhalt der Figuren; 6)
die Aehnlichkeit der Figuren; 7) der Kreis; 8) vermischte Sätze
Mn4 Aufgaben; 9) die trigonometriachen Funktionen; 10) die
Minkt Lelirbnch ifejr Geometti^ 907^
Haiipt^dationeti der trfgofiometritchen Ftfnktioneti unter einan-i*
der; 11) die trigonometrischen Tafeln; 12) die Anflösun; der'
Drdeeke; 13) die Ebenen und- deren Yerbindnngen mit eeradeil
Lim*en; 14) die körperUehen £cken nnd t*otyeder; 15) die prijB-
matisclien Körper und der^Cylinder; 16) die Pyramide und der
Ke^l; 17) die Ktigel; 18) die sphftrisefien Winkel nnd das $plii^
riiche Zwei- nnd Dreieck; 19) die Crrundformeln cur Auflösung
der spliSfisdien Dreit;eke; 20) die Auflösung der fiphlrischen
Dreiecke.
Herr Mtnk sagt in der Vorrede t ;
Die ü^ufgabe^ welche sieh der Verfosser bei der Aüsarbei«
tnng dieses Lehrbuches der Geometrie» geatellt hat^ ist folgende.
Erstens' sollte das^Buch nur so viel Material enthalten, als sich in
den' Tier Klassen einer Bürgerschule bei gehöriger Vorbereitung
der Schüler^ ohne Schwierigkeit absol?iren lasst. Es ist klar,
dass hier die Grenzen nicht so genau nu bestimmen sind ; und
wenn noch dem Verfasser im Ghinsen ein gewisses Bfnass vor^
sehwebte , so ist ihm doch unter der Hand die Masse ^es Anfsa-
nehmenden so sehr angewachsen , dass er dieses Maass wohl eher
etwas überschritten hat, als dasseilie nnerreicht "gelassen. Dies
gilt jedoch am meisten Ton den Aufgaben, dieddier, wenn sieb
keine Z^t zur Auflösung aller finden sollte, mit Auswahl durch-
gegarfgen werden können. Zweitens sollte es an • zwedimisiigen
Aufgaben und praktischen Uebnngen nicht fehlen , da sie beson-
ders geeignet sind,^ das Interesse der Lernenden an der Geomie^
trie eil befördern, und zur Einpragung und Anwendung der Lehr^
j.iitze ein' Torsiiglilihes Mjttel abgeben. Daher sind jedem Kapi-
tel, so weit dies thunlich war, Aufgaben und Zahlenbeispiele
beigefügt, welche sich als Anwendungen an die vorangegangerteil
Lehrsätze anschliessen. Ausserdem enthalten die beiden eisten
Hauptabthelinngen am Schlüsse noch eine grössere Anzahl Totf
ypmiischten Aufgaben. Drittens sollte «las Buch, ük es bestiiifint
ist , als Leitfaden den Schülern in die Binde gegeben zu werden,
ihrer Selbstthätigkeit nicht TorgTeffen, sondern dieselbe \Awi
leiten. Daher sind die Beweise der Lehrsätze und die Auflösun-
gen der Aufgaben nur da vollständig raitgetheilt , wo sie von den
Schfilem selbst nicht dürfen gefunden werden. In den übrigeii
Fällen sind sie nur angedeutet nnd öfters auch dem Nachdenken
des liCrnenden ganz überldsscn. ^ ^
Nun behandelt er in No. 1 mit genilgender Anbftihrliehkelf
die geraden Linien und Winkel. Rec. hätte jedoch die Erklärung'
der Grösse (§ 2.) allgemeiner und diejeniger dies Parallellsmuitf
(§ 15.) bestimmter gewünscht«
No. 2 ist gut abgehandelt, enthält aber In § 60. den 4. Sat«
der Congruenz der Dreiecke nicht in seiner allgemeinsten Gestalt.'
No. 3 -«-5 enthalten die wichtigsten Sätze der Vierecke,
Vielecke u« s. w.$ und No« 6 nnd 7 die gebriluchtichsten Sätze
. 20*
308 Häthem'ai; und phyjtkali.tcfae Schififteii.
der ahnUdien Fi^Tren und des Kreises. Die im $. Etpllel ?or-
fcommenden Termischten Sitae und Aii%abeii sind als Anwendun-
gen der vorhergehenden Lehren ebenso zweckmässig als nöizUch.
No. 9 nnd 10 suid nicht aligemein genug, No. 11 unf^l2aber
recht gut abgehandelt No. 13 enthält das Nöthigste von den
iibenen nnd deren Verbindungen mit geraden Linien ; und No* 14
spricht in aller Kürze von den körperlichen Ecken und Polyedern.
. (n No. 15 werden die prismatischen Koi^per nnd der Cylmder; in
No. 16 die Pyramide und der Kegel ;^ in No. 17 die Kiigel recht
gut; und in No. 18 — 20 die allernöthigsten Lehren der sphäri-^
sehen Trigonometrie genügend abgeliandelt Druck und Papier
sind gut, ,
No. IIL Herr Thieme hat in seinem Werkchen abgehandelt:
Die Durchsichtigkeit^ Undurchdringlichkeit, Porosität, Theilbar-*
, keit, Cohäsion, Adhäsion, Attraction, oder Anziehung, Trägheit,
Elasticität, Schwerkraft, den Schwerpunkt, den SehaU, das
Gleichgewicht und den Druck tropfbarer Flüssigkeiten, (die Luft
kn allgemeinen, die Ausdehnsamkeit der. Luft, den Druck und
die Schwere der Luft, die chemischen Wirkung^ der Luft, die
' 'physiologischen Wirkungen der Luft, die Wärme, die Ausdeh*-
nung der Körper di\rch Wärme, die Verdunstung und Dampf, den
* Mangel an Wärme oder Kälte und das Lidit.
Um aber die Darstellungswefise de^ Hrn. Verf. etwas näher
kennen zu lernen, stellt Kec. einige in verschiedenen Abtheilun-
gen enthaltene Fragen und 'Antworten wörtlich folgeniermaaA-
' Bdnhin: ^
1) Warum kann eine Taucherglocke bis auf den Grund"
des Meeres gelassen werden^ ohne sich ganis mü Wasser an^
zufüUen'^
Weil die in ihr enthaltene Luft, als ein Körper, dem ein*
dringetiden Wasser Widersland leistet, und obwohl sie durch
dasselbe etwas zusammengedruckt .» d. h. auf einen kleinem Raum
beschränkt wird , doch nicht völlig verdrängt werden kann , weil
kein Raum vorhanden ist, der die ausgetriebene Luft aufnehmen
köniite.
2) Warum ist ein trockner Schwamm sa klein ^während
er, ins Wasser getaucht^ sä bedeutend anschvnlU 9 •
Weil das Wasser in die grossen Poren des Schwammes ein-
dringt und demselben anfüllt, während die Wände dieser Poren,
die gleichsam Höhlungen in demselben sind , im trocknen Zustand
des Schwammes, sich einander mehr nähern , und nur durch das
eindringende Wasser wieder aus eideuder gerückt werden. .
3) Warum empfindet man einen fast eben so heftigen
Schmer» j wenn man mit der flache^ Hand auf eine Wasser-
fläche schlägt^ als wenn sie einen festen Körper getroffen
hätte i während man keine solche Empfindung hat^ wenn man
die Hand langsam in das Wasser hineintaucht ?
' * Tfateme: Warum und Well. . S09
We3 durch das Schlagen auf das Wasser die WassertheSe
nicht einzeln aus einander gerissen werden ^ sondern eine der
Fiaehenausdelinijng der Hand gleiche Waskierfläche in Masse hin-
unter gedruckt wird, nnd da die untern Wasserth^ile nicht ein-
zeln, ßc^idera gleichfiiiis in^Masse widerstehen, in^eiD auf sie
der Drüdc gleichzeitig und mit gleicher Sttfrke erfolgte, so setzen
\ die Wassertheilcfaen der^Oberfiäche dem weitem Efaidringc^n der ^
Hand ehen denselben Widerstand entgegen, wie ein fester Kor-
per; auf den man mit der Hand schlfigt.' Taucht man dagegen
die Hand langsam In das Wasser, to haben die darunter liegenden
Wassertheile ;Zeit zur Sdte auszuweichen , um da^ivch der ein-
dringenden flachen Hand Platz zu machen«
4^ Warum üt die Obtrflgche des Wassere in einem Glase
cencav? - - . **/
Weil die Ton den W9nden des Glases auf die zunächstliegen-
den Theilchen des Wassers wirkenden Attractifkrfifte dasselbe an
sich ziehen, Indem sid stärker wirken als die GohisionskrSfte der
I kleinsten Theilchen des Wassers fegen «jnander Und daher diese
zum Theil aufheben. Weswegen das Wasser an den Wänden des
Glases höher stehen muss als in der Mitte, und die. Oberflilqhe
desselben hohl ist. •
5) Warum rollt ein^ Kugel ^ welche man auf eine ahscküs- .
sijge Fläche legt , sogleich hinunter ?
Well bei einer Kngel, die eine Ebene, auf der sie liegt, nur
in einem Punkte berührt, die Directionslinle der Schwere diesen
Punkt nicht trifft, wenn die Kugel auf einer schiefen Ebene Kegt;
weswegen der ^Schwerpunkt der Kugel nicht unterstHtzt ist und"
sie daher herabfallen muss. Bei einer Kugel liegt aber der
Schwerpunkt allemal ipa Mittelpnnklt , und die DirectionsHnte der
Schwere ist die gerade Linie, we)che ^on dem Schwerpunkte ans
-senkrecht herabiäuft, und daher den Unterstötzangi^punkt der
Kugel nur in dem Falle treffen kann, wenn dieselbe in eher
wagerechten Fläche lleg^.
6) Warum kommen Ertrunkene^ die einige Tage unter
dem Wasser gelegen haben ^ auf die Oberßäche desselben'^
Weil während dieser Zeit wegen eintretender Fliulniss ihr
Körper aufschwillt ttnd folglich, da dieses Auftchweiien bloss in
einem Ausdehnen, der fleischigen Theiie des Körpers besteht, an
vapeciflschem Gewichte abnimmt Im lebenden i^tistande war abar
ihr Körper schon wen?|f schwerer als Wasser, er muss daher nach
dem eingetretenen Aufschwellen leichter als; dasselbe sein iind
deswegen auf die Oberfläche des Wassers gehoben werden. Dass
das speciflsche Gewicht der Ertrunkenen befin Aufsehwellen ihres
Körpers abnimmt,, ergiebt sich daraus, wefl aie nach demselben
nicht schwerer als voriier sind, aber an Volumen zugenommen
haben.
7) Warum ßiUen tpir bei übermässiger Hiise und auch ^
.910 Matbena^ «aiLl plf^sUftlUcb^ Schriften.
bei siurmkchem Wetter solche Schwere^ Mudigkeit^und Unbe-
hagUchkeil in den Gliedern ? .
WeQ die im erjsten Falle durch die Hitze verdünnte, im an-
dern aber oiit Feuchtigkeit aogefullte und dai;uno leichtere Luft^
ni^t mit sureichender Stärke abf uns drückt , und 4arum die in
unserm Körper befindliche l^uft nicbt im Xxlcichg^ewii^te erhält;
Letztere dßher » indem sie bei ihrem 6est|:eben sich auszudehnen
einen Druck ausübt^ die Un^nnehmiicbkf iten verursacbt, die w^ir^
unter obigen Umständen fühleiv V -^
8)' Warum wht eüß^ perfaulfer Apfal im Uifüeeren Raum
friß ein frischer uus'k
Weii bei aufgehobehera Gegendrücke der auasern Luft die
Innere unter der Schale beQndUciie Luft sich aiisdel^nt und daher
die Schale auftreibt, so dass die eingeschrumpfte Gestalt des
A(f{elfl sich >yieder in eine volle verwandelt.
9) Warum ist es lebensgefährlich , sieh in Keller %u wa^
. geßy worin Wein oder Bier sich im Zustande der Gährtmg be-
findend
..Weil die beim Gähren sich entwickelnde Luftart, Kohlen^
saure oder, kohlensaures Gas gekannt;, sobald sie eingeathmet
wird, die Lebejiisfunktionen ^ befördern nicht geei^n^t Ist; wes-,
wegen dieselben , zumal nach längerem Einathmen der Kohlen-
säure, nothwcndig aufhören müssen. ' .
10) Warutn können Schmiede glühende Kohlen auf ihre
Jland legen und sie einige Zeit darauf liegen lassen^ ohne eine
unangenehme Empfindung zu haben?
Weii diese Leute gewöhnlich wejgen ihrer schweren Hand-
arbeit Hände haben, deren innerd Fläche mit vielem Hörn be- |
deckt ist- ^n ist aber Hörn ein sehr schlechter Wärmeleiter, |
und^ eß vergeht daher einige Zeit , ehe das darunter befindliche
Fleisch die Wirkung derHit^e empfindet, und dies ist um so .we-
niger der Fall,, da das Hörn die Wärnie nur in geringerem Grade
weiter leitet, v
' Einige auf Seite 33, 4JL, 49* u. s. w.- enthaltene Antworten
hätte Rec. etwas strenger gewünscht. So beisst es z, B. in dieser
Beziehung auf Seite 41; |
Warum ist d^f^ Qewicht der Körper im Wasser leichter als
ausserhalb desselben^ . .
Weil die Körper im Wasser zum Theil von demselben getra-
gen werden und datier an Gewicht verlieren. Welcher Gewichts-
verlust ausserhalb des Wassers nothwendig wegfallen musa. Sie
verlieren aber so viel ^m Gewicht, als daa Wasser wiegt» welches
sie aus der Stelle treiben, oder mit andern Worten, so viel als
das Wasser wiegt^ dessen Menge binreichen würd^, den Raum
dieser Körper einzunehmen. . ^
Druck und Papier sind gut, —
Pess«u< Prof. Dr, Götz^
.Preller: Hbiovia philo/ioplHae GxM«o,'-R«iDami9. Sil
Hiatoria Philosophiae Graeeo-Bo^munae ex fi^tium
locis coniexia, Locos coUegerunt, disposnernnt, noüs aoxeruiU
H Riller^ L. Preller. Eüidit L, PreUßr. Hamlinrgj. SiimiilN^
Fridcrici Perthes 1838. VI n. 610 S.. 8. .
Einen dreifachen Zweek glaubten die Verfaaaer und H^raus^
geheg m diesem Werk yereiiiigen au können; zunäebM beatinmi-
ten sie es allen, welche 'die Geschieh te -der dte|i Philosophie atm
den Quellen kennen lernen wollet dannhoifen sie ren Gebranch
de(g(selben bei akademischen Vorlesungen über diese Wissenschaf-
ten eisien günstigen Erfolg n^d drittens meinen sie , wenn sich
4la«i ein* geschickter Lehrer finde, könne es auch snr Lektiire in
der obersten Classe der Gymnasien dienen« Dass sieh die beiden
ersten Zwecke durch dieselben Mittel erreichen hissen, ist woM
nicht am bezweifeln. Denn wie den Studenten der Vortrag des
Lehrers zn Hülf^ kommt , so findet , wer für sich Geschichte der
Thilosophie studlrt , in einem ansfiihrlichen Lehrbuch afigemes^
sene Unterstützung. Dass im Ganzen. Mir Errelchtmg dieser
«Zwecke die geeigneten Wege eingescblajfen sind, ^afnr bürgen
schon die Namen der Verfasser. Ob nnd in wie fem anch der
dritte Zweck durch dies Werk zu«rre{chen sei, darüber werden
idie Ansichten sehr verschieden ausfa|len und meistens wohl weniv
g^r beistimmend. Da jedoch die Verfasser selbst diesen Zweck
unterordnen und bedingungsweise aussprechen, darf das'Biich
von diese» Standpunkt Aicht benrtheilt werden. ^ Ref. yersehiebt
, daher 4Bein Drtheil über denselben bis ans Ende des Berichtet,
den er von diesem Unternehmen abzustatten unternommen hat.
Darin aber mag die Beistimmhng hier voran stehen , dass die Ge^
eehidite.der alften Philosophie, wo es die Verhältnisse gestatten,
Bchon^dem akademisdien Unterrichte voransgehen solle und wag
wir wohl daraus folgern^ dürfen , Geschichte der Philosophie
überhaupt, in den. Anfang, nicht ans Ende des akad^mii^chen und
EÜnSchst des philosophischen Cnrsns zu setzen sei.
Die Anordnung stimmt im Ganzen, wie das zu erwarten ist,
mit Ritters Geschichte der Philosophie überein ; nur dass keine
Perioden und Epochen als solche bezeichnet sind und nicht he*
sonders vom Zasammenhange und den Beziehungen der System^
auf einander gehandelt wird: Was also hierüber zu sagen ist^
kann zugleich auf jenes andere Werk bezogen werden. Ref. wird
deQ9 Gange des Buchs folgend abweichende Ansichten zur Sprache
bringen. Bei den einzelnen Philosophen folgen die Stellen , wie
es dem Innern Zusammenhange angemessen schien , ohne aber
die Objectivität überall scharf genug zu fassen^ Den durch fort^
laufende Zahlen bezeichneten Hauptstellen sind in den Ann^erkun-
geil erörternde Parallelen und eigne Erläuterungen hinzugefügt)
^on denen die' kritischen Verbesserungen abgesondert stellen^ \ >
Den 15 Kapiteln , in welche dap^'Ganze getheilt ist ^ werden
V /
812 Gefcliililite der E^hil^oiorhi^
p. 1 — 13 Prole^omena vorangfcschickt, in denen die Ansichten
der Alten über Zngammenban^ und Einthetrun^ der Philosophie
enthalten sind. Doeh wird mit Recht keine derselben angenom-
men. Die verlorenen Schriftsteller sind namhaft gemacht^ aber
ohne genauere Angabe ihrer Zeniten und 'Schriften. Die Bemer-
kungen sind sonst sUmmtlich zweckmässig und genügend. ^
Das erste Kapitel giebt die lonier nach der von Ritter luerst
angestellten Tbeilqng, so dass zuersl susammengeslellt werden li,
qui ex uno priflicipio mntabili omnia orla esse docebant und zweitens
U, qui ex uno multisve priucipiis immufabilibus omnia orta esse do-
cebant Ref. will nicht wiederholen, was er telbst.und andre
früher gegen diese Theilung eingewendet haben, kann aber doch
nicht umhin die Verbindung der Atomistik^r mit Männern^ die -
den Begriff der Gottheit zuerst zu begriinden suchten, für bedenk-
« lieb zu erklären. Zwar sind sie als nicht der fortgehenden Reihe
' angehörig bezeichne, alleiii das genügt doch nichts' den« Gegen-
satz gehörig hervorzuheben. Zur ersten Abtheibing sind hier
gerechnet: fi) Thaies^ 6) Hippo, c) Anaxfmenes, d) Diogenes
ApoUbniatea, Heraclitus. Wollte man dem üippon die unver-
diente Ehre erweisen, ihn hier aufzunehmen, so bitte er schon
als theoretischer Gottesleugner nach Anaxagoras geoetzt werden
müssen, was Ref. neulich auch noch durch ein bisto^isobes Zeug-
"niss erhärtet hat (Hippocratis nomine qiiae circumferuntur
scripta p. 33 Anm. '^), viel pausender aber wäre er mit J^^wn»^
Antiphon und Kritias in die Zahl der Sophisten anfgenommen.
Aucb hat Ref. keinen hinreichenden Grund fiuden können, wess-
balb Heraklltus.aus der chronologischen Folge herausgenommen
und ans Ende der Reihe gesetzt; d^nn er ist grade- die Blnthe
oder Spitz^ dieser Richtung , die das Werden rein zum Gegen-
stand ihrer Forschung machte:, und Diogenes musste um so mehr
ans Ende gesetzt werden , da in ihm die Rückwirkung des Ahau-
goras und der dialektische Einflnss , sei es der Eieaten oder gar
schon der Sophisten, unverkennbar ist. An EinzelbeiCen bemer«
ken wir aus diesem Abschnitt nur , dass die bekannte Stelle Glce-
ros N. D. I. 10, die Thaies von einem, Gotte als verschieden von
der Materie reden lässt ^ nach der Oberfläohliohkeit der Epicure-
ischen Philosophie, in deren Sinn und uns deren Gewälirsmän«
nern er hier spricht, beurtbeilt werden muss und kaum Beach«
tuog verdient, wenigstens besser mit § 19/ verbunden sein wiirde.
-Bei der Tendenz des Buches muss die Herstellung des Dialekts in
Originalstellen gebilligt werden V doch wird gewöhnlich zu kühn
dabei verfahren, wie z. B., wenn der Ionische Dialekt nach He*
rodotus gebildet wird, was in Formen wie p. 13. § 26 Fpft^t^^^tif^
schwerlich zu billigen ist. S. des ReC Ausgabe von Hipp, de Aere
etc. Praef. p. XI« Beim Anaximander venpissen wk eine SteUe, in
der die von ihm zuerst geltend gemachten ersten Gegensätze des
Wärmen und Kalten, de^ Trocknen und FeucbteniMisdcücklicb ab
.u_
FroUert Bittnia phlloMphiae Ora««is>BomaBae. 813
solche namhaft gemacht werden, wie SlmpUchia in Physfc. Arial
p. 32. b u. 105 b.
Das zweite Capitel handelt von den Pythagoreern. Ref. ist ~
der Ansicht, daaa hatte gewarnt werden müsseu ror der Ver-
wechfdung der Pytbag Philosophie mit den Orgien und dem
Bunde. Ea hätte dleae Unteracheidong ganz kurz an die Binthei-
Inng^io Physiker (Philosophen), Politiker (Bnndesglieder) und Re-.
aliatHier (TheUnehmer aq den Orgien) angeknüpft werden können,
wenn ea auch nicht so ausdjucklich mehr ausgesprochen wird,
als es früher von Rftter gespheheu , dass Pythagoras selbst gar
kefh Philosoph gewesen, wenigstens noch nicht die ihm beigelegte
Lehre aufgestellt habe, ao wird doch nach § 101 darauf hinget
deutet, ^ird man es in der hier ausgesprochenen Form: Quae
sub Pythag^rae nomine cironmferebantur, posteriornm Pythago- <
reorura maximam partem fuisse videntur, omnia ad nomen magi-
atri referentium, auch zugeben müssen, so, erhält man doch
durch die yerhaltnissmassig auaführlichen Mittheilungen über Le-
ben und Schule des Pythagoras kein klares Bild der Verhältnisse.
Die Unterschiede der Lehre sind scharf ins Licht gesetzt, docli
würde Wohl die Entwickelung derselben noch deutlicher werden ^
können ,' wenn die Stellen aus Phil#laos vereinigt und auch dieje-
nigen für sich gruppirt waren ^ welche die spätere mit Plato
übereinstimmende Lehre geben. Was den Pythagoras selbst oder,
seine unmittelbaren Schüler betrifft, so war es möglich, wenig-
stens' die Hauptprincipien aua^den Bruchstücken des £picharm zu
' entlehnen und voranzustellen, da diese Bericlite, welche frei^
lieh durch VergTeicliung mit den spätem auszusondern^sind, an
Alter (zwisdten 500 und 480) alles übertreffen, was wir über
diese Sclinle wissen ,' aus einer Zeit , in der vielleicht noch nicht '
einmal ein eignes Buch diese Lehre darstellte. Die Aussonde-
rung aber ist weifer schwer noch bedenklich, da. wir dort* zunüchst
nur den Gegensatz geg^n die Eleatische Philosophie finden und .
einige leicht zu -erkennende Beziehungen auf Alkmäon und die
lonien
Zu den gelungensten Partien des Buchs möchten wir das
dritteXapitel von der Philosophie der Eleaten rechnen. 'Auch
dass Empedokles als Anhang derselben seine Stelle gefunden,
scheint uns büligungswertb, nur sollte ihm parallel wie beim
Aristoteles, Anaxagoifas in ein ähnliches Verhältnias zur Ioni-
schen Schule gesetzt sein.
.Im vierten Capitel, Sophistae überschrieben, sind nur Prota-
goraa und Gorgias als Repräsentanten der beiden HauptHchtun-
gen genannt, da aber die Zerrissenheit der Zeit sich auch in der
Vielheit jder Riebtungen zelgt,^ konnten ausser den schon oben ,
genannten, wenigstens die Be^trebtmgen des Hippiaa und Prodi-
Ims angegeben werden. Raam hatte b^im Sokrates erspart wer-
den fcSnnen, der daa fünfte Capitel eröffnet. E8W[ährt die Ce- -
'\
314 Getebiebte det Pbilotophie«
berachrift: Socrate« etSoeratici minores. Den Sdcrstes^nadi
Platonischen Schriften zu schildern, ist immer bedenklich, wenn
es nicht solche sind, die nach dem fir^ebniss der neusten For-
schungen ailgeinein als Sokratisch anerkannt werden I>ies ist
nun mit dem Theätet und Phadnis keineswegs der Fall. Es fol^
freilich daraus flicht, dass nicht einzelne Steilen den wahren So-
lurates wieder erkennen lassen und wir geben zu, dass dies mit
' den Ton den Verff. herausgehobenen derFatt seL -"Aber wie leicht
kommt eine spätere Färbung hinzu und diese mochte in der aus
dem Menön entlehnten Stelle schwer au varkennen selb.
Gegen die. Auswahl der Stellen über die sogenannten klei«
neren Sokratiker ist woKl nidit viel einzuwenden und selbst gegen
den Satz : De doctrina Phaedonis incertora est ^ durchaus nichts
au sagen, obgleich es gewiss nicht ohne Grund ist, wenn Plato
ihn im gleichnamigen Dialoge c.52 und 5ä der Ideealehre beistim*
men lasst. Aach ist bei dem sonstigen B^ngel an Nacbrichten
die Andeutung Seneca's Ep. 94 nicht zu vernachUssigen«
Beim Plato, der mit den Nachfolgern in der Akademie das
6. Capitel einnimmt, haben die VerC selbst die Schwierigkeit
der Auswahl gefühlt. Die Znsammenstellung der Naehricbten
über Plato's Leben und Schriften mag genügend sein, aber Sie
Anmerkungeti hätten wir etwas reicher gewünscht Wenn Uit-
ter früher sich der Schleiermacherschen Ansicht zuneigte, so er-
klärt er jetzt jeden Versuch, die Zeitfolge der Piatoaischen
Schriften zu bestimmen, für vergebli^ch oder wenigatens trüglich
und stützt sich dabei auf des Dioojisins Halle. Erzäilung von eK
ner spätem Ueberarbeitung der Dialogen, weiche dieser Schrift-
steller offenbar nur von der- Republik, von der es überliefert war,
auch auf die andern übertragend, als «Igne Meinung allgemmn aus-
spricht. . Allerdings haben die neusten Untersuchungen noch
nicht zu gänzlicher Ueberelnstimraung geführt , aber gerade bei
den wichtigsten Dialogen steht doch fest, welche im Sokeatischea
Sinne und welche Träger der entwickelten Platonischen Ansicht
sind, nur die Folge der dazwischenliegenden Werke, die den
Uebergang bilden , ist noch zwdfelhafl. ^ Man vergleiche die Ein-
leitung . Stallbaums zu den einzelnen Dialogen und K. Fr. Her-
manns Geschichte lind System der Platonischen Philosophie.- In
der Stelle des Diog. III. 62, wo die untergeschobenen Schriften
Piatos aufgezählt werden, ist wohl 'j^Kifpalög ^% zu lesen statt
*jKBipakos 1^ ZiOvqiog. Zwar werden beim Snidas, der sie namhaft
macht, nur 7 genannt, allein K. F. Hermann, der ,^ wie Ref.
eben bemerkt, denselben Vorschlag machte hat schon gesehen,
dass auch der Dialog xbqI ^ixcdov dazu gehöre, ohne zu beach-
ten, dass durch Hiuzufügung desi^elben die Zahl Acht ^ heraus-
kommt, denn der von ihm zunSchst mit dem Dialog «s^ ^ixalav
verbundene je$Qi dg^t^g befindet sich unter dte 7, weiche nach
Suidaa auch dem Aesdiylus zugeschrieben wurden^ Ks ist also
Prolltr: HittoTitf pUlofopliiao ChraeeoRdnmnae. S15
y
kdn.WTdwspriHdrEwischenSnldäd und Diogenes, wie die Vörff.
meinen, mögen sie das ^ Mos auf den Sisjphii9 oder alle folgen-
den Namen besogen haben; wenigstens passt keins von beiden.
Zvtrar kommen einige gleiche Namen in beiden Vereeichnisaen
vor, allein imter diesen Namen gab es qncfa 'mehrere. Denn da
der ^E^v^lni^^ den wir besitzen , verschieden von dem ist, den
thanx im Alterthiim besass , und es ebenfalls hoch einen anderli
'^^O^o^ gab\ so ist es nicht iinwahrscheinlich , dass aiiefa zwei
Dialoge .des Namens ^EQual^XQaxoq gewesen sind«
Nach dem, was Ref. als seine Ucberseugnng Tom VerhäUntss
der Platottisohcn Si^hriften sum Sokrates nnd untereinander «ns-
gesproeheu hat, mnss ihm die bnnte Mi^chifftg, in welcher dße
Stellen erscheinen sehr hedenkiich vorkommen. An den Entby-
demu8> der nach K. ^6« Hermann ^och den Sokratischen, wahr-
scheinlicher aher schon den Uebergangsdiaiogen angehört, schUesst
sich eine Stella an» 4er Republik^ ^dann /olgcn Stellen ans dem
ConTivinm, Ti^aens, de Rep., Protagoras, Sophtstes, de Rep.
Viid d<er Abschnitt De Phiiosophia in genere ejnsqne partibus
schllesst mit einer Stelle aus dem Se^ttis Empiricus, welche dem
Plato die Dreilheiligkeit der Philosophie stwchreibt. Es möchte
schwer sein das Verhaltuiss dös Nutzens Z4ir Wissenschaft, ^ie
fifl'im Eoiliydemus geiasstist, in der Republik wieder zu finden.
Freilich ist nicht solche SteHe, die unmittelbar den Nutzen auf
di« Wissenschaft bezieht, slondern eine andere, die über die Idee
liandelt und mittelbar vom Nutzen des Wissens 'spricht, gewählt,
allein ist dem Plato die Wissenschaft Im'Eiithjdemus und in der
Republik dieselbe 9 Schwerlich! da es wenigstens nicht zu er-
weisen sein möchte, dass Plato, als er den Euthydemns schrieb,
^chon die Ideenieiire ausgebildet hatte. Dasselbe gilt noch viel
m^hr von Protagoras, und die ^ETQrjtixri möchte hier ein eben
flo loses Band geben.als der begriff des Nutzens. Eine viel pas-
sendere Einleitung in Seht Piatonischem Sinne wükrde nach des
B>«f. Dafürhalten einp Darlegimg von der Entwickelung des pfailo-
-nophischen Treibens (der Liebe) in Beziehung auf die' Dialektik,
nis königliche Knnst sein , wodurch die Einheit der theoretischen
und pralkiscfaen Seite des Systems besser in» Licht getreten wäre.
Ii^n Inseln en bemerken wir n«r^ dass in der Dialektik die Stelle,
des Parraemdes wobi riidit den zweckmässigsten Platz einnimmt.
i>ftgegen in der Physik scheint uns die Auswahl von einem sehr
richtigen Gefühl geleitet zu sein. In der Ethik endlich hatten
sich wohl bedeutungsvollere Stellen finden lassen. Endlich ist
hier wohl noch zQ fragen , (^ nicht Piatos Lehre von den höch-
sten Principten nach seinen roiindllchen Vortragen nicht zweckmäs-
siger an SieQen der Republik oder des Philebus als an die Stelle
des Pam^nides^ngeknüpft wäre.
Beim Aristoteles (c. 7) ist vod der Einthellung nnd austf^rn
Geschichte der Schriften ausf&brlich genug die Rede. Die Un-
316 Geicbiclite d«« Pk^Utophie.
eebtheit da^egen^wird mir kiira beHIhrt, von ciaselnen S€hriften
aber g^r nicht ^^procheti. Von der Eudemischen Ethik erfahrt
man zwar beim Eudemns, dasa sie diesem bei^^le^t, nicht aber
beim 'Theophrasttis, dass er Verf. der Bekreamjk. Ueberhanpt
hätten i¥ohl die Hauptwerke mid ihr Zttaammenhang weni^tens
.angedeutet werden sollen. Ref. will hier so wenig als beim
Piato die Eintheilung in Logik, Physik, Ethik tadein, weii eg
schwer ist, etwas Anderes, nnmöglich, etwas allgemein Aner-
kanntes an deren Stetig sa setsen, nnr möchte man gern weitere
Auskunft haben über die ^soXoyixtj und s^war von ihrem Verhalt-
niss sttr Logik oder Analytik, wenn man auch die Znsammengehö-
rigkeit zugeben w<il. Sollten aber die scheinbar widerspreehen-
deti BiMheiiungen sich nicht ausgleichen, wenn man^die Einthei-
lung in theoretische und praktlsche^Philosopliie zum Grunde legte,
jene in Mathematik und Pliysiir; diese in<Ethik imd Politik spaltet, die
Logik oder Analytik als Einleitung, die Theologik (Metaphysik)
als Schluss des Ganzen fasst^ Denn wenn ^aiidi Analytik und
Theologik zusammen zur theoretischen Philosophie^ gehören, so
ist die Beziehung der letztera auf die Ethik unleugbar uiid würde
wohl noch klarer hervortreten, wenn wir die Hauptschriften
über die Theologik itsgVdya^ov und nsgl fpvloöoqiieig^ noch be-
Sassen. Ref. scheint durch Voranstellung der IMetaphysik den
Organismus des Systems gestört.
Wir üi>ergehen Cap. Vlll die Skeptiker und, bemerken über
Cap. IX nur,' dass wohl die Schiller >imd Nachfolger fipikiirs
hätten namhtf t gemachtiverden können , zumal da aie durch, die
herkulanischen Entdeckungen eine gewisse literarhistorische Be-
deutung erhalten haben.
Ueber die Stoiker Cap. X. hatte Ref. gar sehr mit deii Verff. zu
rechten^ zunächst mit Ritter, der sich schon in seiner Geschichte der
Philosophie gegeu deg Ref. Ansicht von Stolclsmus im Allgemein
neu au8ges(>roohen hatte, dass sie weder erwiesen sei, noch sich
wiederlegeitf lasse. Ref. nämlich hat (Philosophiae Chrysippeae
fttodamenta) zu erweisen gesucht, dass das Stoische zonachst
das Chrysippische System eine sehr konsequente, subtile syste^
matische Gliederiihg gehabt habe, welche auf der Lehre von den
Kategorien begründet gewesen sei. Die Verff. haben sich be^
schränkt auf die kurze Angabe der vier Kategorien (to vsro-
xBlfiBvoVf To noiov^ ro ifdg l%ov ( nicht nmg ) , tb ngog %l mg
ixov) mit dem Znsatz de qdibus mancis tantum et ambiguis nota-
tionibus traditur. cf. Petersen. Abgesehen davon, dass es
Scheint, als würde R^f. als Gewährsmann für die Mangeihafüg-
keit und Zweideutigkeit der Ueberlieferung angeTührt , was doch
nicht die Tendenz seiner Schrift ist, so kann er wohl die Man-
gelhaftigkeit nicfit aber die Zweideutigkeit zugeben, denn man
soll doch nicht de qoibus mancis u. s. w. zusammen konstniireo,
sondern musa überaetzeu ^^i^ber welche nur in lückeuhafteii imd
Prellect Hktoria pfalbfvpiiiae' GrMM Rovanae« 317
swetd^iiHgeB BeiserkiiDgrei» bendilel ^nAri v so dassJ «s naaicher
iat^ eine m 'besstimmte Meioiuig über diesreUie su fassen/^
D«in beiaat et weiter: Neqne etianixipaiStoici h^ locoa iU irar
ctasse Tklenitir, ut aliqiiid cerli e^i^rent, ^sibive constarent«
qoandoqiüdein ne de summa quidem notiere tnter eos conTenisae
perbibetnr Diof. LVH 61 Sen. £p. 58. 12. Von einer Veracbie-
denbett der Anhebten beriebt€lt Simpüciiui , dem wir fast alles
darüber verdaaken, ^ar niclita. Die als Hauptgrund hervor^e-
bobeae Verschiedenbelt der Ansieht ober den ^allgelueinaten oder
böcbsten Begriff trifft ^ie Kategorienielire ^r nicht. Die Lehre
von den EinUieilongeii ist scbon- von Ref. früher als Terschiedea
von der Kategorienlehre nachgewiesen imd d^ diese Unterscheid
düng den Verff. nicht begrüBdet gemig muss erschienen seih^ ao
mi^ hier aur Bestaiigiing auf 4<9n aneh lieim Diog. Laert. bemerk-.
Ikh gemachten Untersdiieil xwiseben fttgiOfio^ und dutlQtaig
hingewiesen werden, da wohl in der Eintheilung" {8ivlQ%6i$) ver^
Bcbiedne Ansicbtea vorkommen.^ ^al^er nicht in der Ketegorie, von
deren Verhältniss zum höchsten Begriff g^r nichts ikberlieffrt
wird, die aber wohl durdi TheUung desselben tfi^P^^l^og) auft
demselben mochten abgeleitet werden, wobei es gleichgültig sda
konnte, ob man das Etwas (rl) oder das Seiende ov oder sonst
andres dafür hielt; es kann das Verhältniss der Kategorien. zu ^
einander auch als ein ursprüngliches gedacht sein.> Fpr die An-
wendiiag auf die glinze Fliilosopbic giebt aber die Abhängigkeit
aller Definitionen von denselben einen unwiderlegbaren Beweis,
wie noch neuerdings R. Schmidt Stbicörum Grammatica gezeigt
hat» Wehn dies in den Ueb^rbleibseln %\\ wenig hervonutreten
scheint, so ist wohl zu bedenken^ dass die Skizze der Logik beim
.Diogenes Laert. das ehizige Ziisaromenbaogende, .was wir be-
sitzen im Auszug von einem Nichtstoiker und das nicht aus dem
wiss^ischafllichen System, sondern aus einer . populären Eintet^
tung ist. Dazu kommt, dass die zaiilreicheti. einzelnen Notizen« die
wir sonst liaben > meistens grade die Schwäche der Stoischen Phi-
losophie zeigeil solle». Was wir aber im Zusammenhange beson*
ders beim €icero lesen, ist von Posidonius fnid den Spätem ent-
lehnt, bei d^nen die praktische Tendenz verbunden mit Eklcicti-
cismus und dem Streben nadi Elegana die alte dialektische
Strenge ganz verdunkelt hatte», Was ferner die Zasammeostel-
hm^^der einzdnen Thdie betrifft, wie sie bei Ritter und Preller
gegebnen werden: so wird -an der Logik getadelt <, dass si^ viel
Fremdartiges aufgenommen. .Gewiss richtiger wäre es. gewesen,
diese nicht nur genauer anzugeben, äondem besonders auch nack-
znweisen, wie sie es verknüpften^ damit man das System selbst
hatte übersehen, mit Arij»toteles vergleichen und beurtheilen
können, wie denn überhaapt luer so wie bei Plaio und Aristote-
les di^ Sache objectiver gehalten werden konnte und sollte. Die
Darstellung der Physik scheint übrigens besonders gelungen, b
318 6««cbl«hl6 de« PItilotophie«
der BUiHc ist die DntencbeMm^ einer strenj^en Lehre. (§ 30&
N. €• § 4Ö0j>[. (inj § 402 N. 0.), wie es hier geschehen, schwer
%n halten. Ref.' wen%«ten$.kann sich davon nicht überzetigen^'
" dass die {Jnterscheidang der adidtpoga mTtgoijQaha^ ooiqoijq*
'iMfa und oväetBQC»^,Siavta einer .weniger strengen Richtnng an*
gdie^te, der Zeno und Chrjsipptts f^efolgt seien, eben so wenige
iTass uinr.von dieser Richtung auch Giiter aiigenommefi , die niefat
Tugenden^ da dieselben sdioii iiothwendig gegeben sind' in dem
fiBtii%ov apsTiTC) ]\er Untersdiied der Strenge beslandnur darin^
dass manche Dinge wie Gesundheit^ Geld, Ehre ti. a. in ver-»
schiedne Ciassen'der a^ta^opKgesetat- wurden. Endlich schelal»
uns, Was über das Verhältniss der ica^tptovta (media olfieia) su
den HatOQ&wftatm (reete fjaets, perfecta of^cia) gesagt ist, nicht
seliarf genug , ja wohl natiehtig ui|d ungenügend. Auch dieser
Unterschied steht / wie Ref. glaubt, nicht in Besiehang anf eine
weniger strenge Lehre, söiid^n mit der Abweiehimg von^der
strengen Dial^lik, wie denn nach § 406 Paaätios , FosidonilHi
iiqd ßoethus in der Physik Tiel neiierten.
Da schon Paiiätios nml Posidonius sich dem EkldiLticismus
näherten 4 der sich in Philo und Antiochus weiter etitwickclte,
itiid besonders bei Peripatetiiceru, die hier nicht genannt und
N^ 2um Theii auch dem Namen nach unbekannt sind ^ zur Ausbii-»
dttug kam , 80 möchte es nicht unzweckmässi^ erscheinen , wie
die Peripatelische Schule mit dem 'Straten geschlossen wird, so*
"von der Stoaf^ Panalios, Posidonius, von der Akademie (toq
der c. 11 handelt) Philo und Antiochus abzusondern, mit ihnen-
die Peripatetiker, weldhe auf ähnliche Weise den Stoicismos mit
^ . Aristoteles vereinigten , z. B. DiodorusTon Tyrus und den V«rf«
der Pseudoaristotelisclien Schrift tcsqI xo0fiov zusamhienztistel«
len, als Eklektiker. Man kennte dieselbe gleich mit der iPhiioso«
phie bei den Römern verbinden, nur dass ein solches Capitel
dann natörlich leine allgemeinere Ueberschrift haben mussie« Für
eine Trennung von den Römern tipricht aber die Bezichnng anf
Alexandrien , dessen Richtigkeii für eben diese eklektische Rich-^
. tung selten gehörig hervorgjehoben wird. Dieser Gesichtspunkt
gab« zuglcidi Gelegenheit, die Aufnahme ortentaüseher Ideen
vorzubereiten, von der ebea die Schrift nsgl xocffWodienH--
zweideutigsten Spuren hat. Dass aueh Stoiker, deren Lehre
sdion durch Sphaeriis dorthin verpflanzt ist, da eine ähnliche
Richtung nahmen f zeugen der Jude Philo und der pythagorisi-«
rende Stoiker Sotimi« Da wäre aueh ein zweckmässiger Ort ge*
wesen, die Naehrichten der Griechen iiber orientalische Phiioso*
^^ie zusammen zu stellen , ohne welche die Platoniseh-Pythago«
risohe Philosophie nach L G, niefat r wehl vei^tanden werden ipeinn^
was ja Ritter veranlasst hat, in seinem grossen Werk die Indische
Philosophie, freilich etwas unvermittelt, vor dem Neupitftonismus
dnziisch^ben« Um eine ^chUge Einsicht in die Eutwickelnng
Pretler; Ilwlorta pliilöBo^i'ae Graaeol-Itoiiianae, '319
Vv I
des'ifi^lischliehen Geistes bbei^anpi untf der PMioaö^Ie iasbe-'
sondere zn g^ewlDnen ^ muss man die^ Verschmelzung^ örietitaii-
ItscJier Vor^telliiJigen mil der Grieehlsdieo Philosophie in ihrem
tJrspnin^e nachweiscti.
Das 12; Capitel überschrieben Phibsofiiia Roroanoram MeM
Interessante imd msTiche eiffenthümliche Gesiohi8pnnkte;r iior
hätten unter den Stoikera wohl nodi Atbenodorus und Coraatua
Erwäliniing verdient. -
Die später» Skeptiker, von denen €^p./XUI Iiandelt, wurde
Ref. nach den neuem Piatimflceni imd Pytha^orikern Cap. XIV
gestellt haben <, da sie sich bis gegen 200 St. L. 6. erstredi:«^ und
eben damals mit ihnen die rein Griechische Philosophie gana
untergeht Um die eianelnen Biehtungea der beidien ersten
Jahrhtinderte vollständig an nmfassen, durften wohl Thto^WM
Smyrna nod ApulduS nicht «bergiagen werden«
Ueber die Ni^npiatonlker €ap. XV bemerken wir nur, waa
von allen Philosophen gilt, deren Schriften auf uns gekommen',
dass die Stellen ganz willkürlich durtfbeinander geworfen sohei«
neu, indem oft Steilen aus demselben Boeh in anderer Ordnung'
folgen als sie im Original stehen. Wenn die Willkur auch nur
scheinbar und die Verknüpfung im Inhalt Hegt und wo es nöthig
ist,, in den Anmerkungen nachgewiesen wird, ^o ist der Lehret
dadurch an die^AufiPassongsweise. der Flerausgeber gebunden, die ,
awar nicht noth wendig und gewiss nur selten wirklich von d^rXib-*«
jeetiven Wahrheit abweicht, aber doch nie die Sicherheit gewah*
ren kann, als wenn der nachgewiesene oder nachzaiweisende Zu-
sammenhang der vorhandenen Schriften und innerhalb derselben
die gegebene Folge beibehalten wird ; denn es hängt doch die
aassereG^^taltungeinesphilosopliischenSystemssomit dem innem
Wesen desselben zusammen, dass die Vernachlässigung der er^
stereu die Darstellnng des «weiten nothweiidlg ersehwert und
benachtheiligt. Weniger iiachtheäig wird ein soldies Verfahren
bei einer ausführlichen Darstellung , . welche zugleich eine kritt*
sehe Bfenrtheilung einschliesst, allein für eine sein öbjeetive Dar-^
stelluttg , wie sie besonders erfordert wird> wenn die Geschichte
der Philosophie zugleich in die Philosophie einfiihren soll, scbeiat
sie iinumgäiiglleh nothwehdi^ Dies ist aber offenbar die Ansieht
der Herausgeber gewesen , da sie üir Buch auch für Gymnasien
' anwendbar hielten. Wenn gegen diesen GebrauGh vor Andern
der grössere Umfang geltend gemacht, was wir hier nneHkrtert
lassen wollen ^ so möchte die- wegen der Abgeriaienheit der Stei-
len nothwendig werdender Anafährlichkeit des Commentars hier
besonders im Wege stehen. Freilich machen die Herausgeber
mit Recht diesen Gebranch abhängig von der Tüchtigkeit, des
Lehrers, die leider seltner ist,- als man glanben sollte. Wie
viele Philologen haben die Philosophie in dem Grade vm*nach-
läsaigt, dass ihnen selbst ^lato^ geschweige Anstjotdeav unbe«*
320 6e«elvUh(» der Phiiofophie.
Icadnt'gdl^ebenist! Umaberihs Alteriham in seinem velthisto*
risclteii Bedeutan^ sn erfassen , vonf der ans di« p^bllologische
Stibnlbtldiing doch allein ^gen die Angriffe der Realisten und
Praktiker mit Erfal^ geschützt werden kann , ranss ^maii zuerst
wissen , w^ ^m Alterümm über sieli selbst reflektirle, bevor wir
▼pm christlichen ^tandpnnkt unserer Zeit richtig nber dasselbe
urtlietlen können. Je mehr die Notliwendigledt einer genauesea
Kenntniss der Geschichte der Philosophie aus diesem Gesichts-
pnnkt einleuchtet, desto mehr whrd es wunsiDhenswer^, grade die
altß Philosoplne ans den Qwetten an lehren und zu lernen. Dass
dazu das beurtheilte Buch viel beitragan wird , ist Ref. nberseogt
und ^es* kann zu diesem Zwedc naehdrückKch empfohlen werden,
obgleich ^Ref. auch mit den befolgten Grundsatzie» nicht ganz ein-
verstanden ist. Denn benutzt Jemand es neben Ritters Buch oder
Vorlesungen, so ward es ja iteaonders sein Studium fordern, be*-
nutzt er es neben andern Vorträgen oder Lehrbüchern, so wird
der etwanige Nachtheil einer einseitigen Auffassung^ eben dtirdi
die abweichende Methode meder aufgehoben. 'Es scheint daher
besonders Lehrern niitzlich zu sein, zumal bei Hier ReichhsUtg-
keit der Anmerkungen, -selbst solchen, die es eben im Gymna-
sium den Schülern in die Hand zu geben Bedenken tragen: denn
sic^ werden eben mehr eine Auswahl zu treffen als weiter anszit-
fuliren haben. Wenn mm Ref. mit den meisten Lehrern, welche
überhaupt der JUeinung sind , dass die philosophischen Stadien
schon auf den Gymnasien zu beginnen sind , die Ansieht theiit,
dass ein Buch dieser Art fior Schüler etwas anders eingerichtet
werden müsse , so erlaubt er sich zugleich seine Ansicht darüber
mitzutheiien , sei 6s dass die Heransgeber sich veranlasst saiien/
eine solche Arbeit zu übernehmdn^ oder ein anderer der sich da-
M berufen fühlte , seine Bemerkungen berücksichtigen wollte.
-]>ie biographischen Notizen könnten ganz aus diesem Buche
entlehnt werden , nur mnsste |iie und i|a eine grössere Beschrän-
knng eintreten, denn nicht Untersuchung, sonderen nur Resultat
w8re zu geben mit Andeutung des etwa obwaltenden Zilveifels.
Den literarhistorischen Notizen würde Ref. einen etwas grössereir
Ranih gewähren, doch nicht über das Maass . hinaus , das ihm
■eben für das beurtheilte Werk selbst wünschenswerth schien.
Was die Auswahl der SteUen betrifft, so müsste audh darin gros*
sere Beschräidcnng eintreten , • alle ParallelsteUeh müssten weg-
fallen; wo sie wesentlich neue Gedanken enthalten, wären diese
vielleicht » um Raum zu ersparen , als^ Anmerkung nachzutragen,
wenn es nicht, wie bei Stellen aus Stobäiis'^ Plutarch und Galen,
wo alle nur Auszüge aus einer und derselben ausführlicbern
Schrift geben, unbedenklich ist die Stellen auseinander zu ergan-
zen. Bei Schriftstellern , von denen if ur Brndistöcke erhalten
sind ,^ kann man sich meistens auf eine Auswahl beschrank'ea aus
dem, was hier gegeben ist. Aus den znm TheH umfiingsreichea
Savelt: Uebersi^^4«rvtr9l«.Iielir« vom Gebr. d. Casas. 321
Vf^Bek4li, dia «uf un« gekommen uinfi^ wilrd« Re&lWt :4eii Literorr
«otis^n übec die^elb^ -euie. kurze. Angabe .de« I^tolte der Scbrif-
t«B verbinden« ab^'fi»ieht eine MtisaikiiirbeU ^«lki«elner kleineii
Stelieh liefern, eoadem > naögiichst wenige zttaainnienhingeDile
$lucke ncjhmen« Beun An'gtoteles ipfUrden die- Analytica poate-
riQEa o«d I^opiea« diePhysica^und de A>räa« die Etluca Niclier
«mebea^ PolHica und die letstea Büdier. der Metapliysica pas*
«ende Steüen gewähren. Beini.Plato wni^de raaii sicli auf Phae^
dre$^ Phitfb««, PolitH^iifraind de Re^ubä<»i.bescbränkeD kenneA»
vielleicht aJi^^ Ari^t^^eiee lib.,L MetaphjK«. .«a> Hütfe nehme«
B^sen» In' 4en; Anmerkungen wurde lief, aiipser den actnMi jm*-
^^i^ateUn lAievHrB9Üzefk und Iohal|sang%|i^iiv, webei-be^ndene
deiTi ^^iBaniunenbang .der gegebenen ßteUeu* 9iu heriieksicfatigeji^
nAobt? veiter hiA^afiig^i, als 4i0 nothw^dlgatefl Varianten , d.Ak
€eiebe>,. diejeiue. i^esentlioli^ YeK9Gbiedenheit des Sinus geben
undvdoen k\i|»eii Berie)it über dje.vev^cbiedeae Auffassung deiv
Systeme im G^sien^, über welche die Nptisen auch auf neuere
Bücher auszudebuen^ wie 3. B. über die Uee des Guten betna
Flato, über Sobretes ui\d Xenophons und. Pl^les Verhältnlsazii
liemaeiben. . Ein ^okbes Buch, glaubt Ref.« musste jedech nicht
B»ehr als. 4i9l|. dritten ;TbeU des UmfiAg« von dem vorüegendea
hifbeii. ,: % ,
Haibburg. O* Petersen.
.Üeber sieht der! vergleichenden Lehre vom Ge^
. brauche d^r Ca sus in der ^euUchen , , französischen ,' la)>
teinischen und ^riechiscbeh Sprache von Dr. T. 1^. Sauds ^ Gymna*
sialtlirector» £ssen ^bei 6.' D. Bädeker. Erste nnd zweite Ab«
theiliing^lSSS^. I Ktblr. Dritte und vierte Abtheilung 1840«
' Jl-Uttlr.'
:/IiidQln. wir dascvoi^genannte Werk anzuzeigen im Begriffe
f^nd^ k^{ßa, wir:|^r. nd^thigi .vorerst zu bemerken, dasg wie
k4>ine|kwegs eine ini|jBi;is(<eli>e ifehende BeorUheiluag, zu der wie
uns uicbt berufen-: gbrpben, sendern nur ,el|ie kurze Angabe det .
Tendenz und ^eSililbMts. dessf^iben beab^ldiUgen 9 um SohaloiftOf
ner.uQd.Spraciif«tebi:te) zu deren Kenntniks esjOiocb nicht gat
koinmen,i$ein möchte, mii dasselbe aefipierfcsam m iliacheii. • »Wk ,
finden uns aber -dazu um jo mßfar veranlasst, je mehr wur. gluH
ben, durch das AufipierK9amnvichen a^uf dasselbe den ])ftnk aller
derjenigen ünsrer AmMfgenossen zuverdienen, d^ien es darjum zu
thun ist, sich dem vorzüglichsten Ziele ihrer ^!B^8ti:^bungen, die
mancherlei I^ehrstoffe. j^pr die S^üUr zu ha^mqimcber Einheit zu
yerbijiden, |mmQr nqbei^ z^^ k^mmeii«-. U^nn a|if welche Wei^
köm/yte wo))l ^ine b^ruifin^Qbß Yerbindung^ aJ$Qrsl)is<dp]Uieii-iiiehT
erl^^btert und zwe^km^iger verbreiitet wiQr4^i,{els .d^irefc .eioe
iV. Jnhrb, f, Phil. u. Paed. od. Krit, Dibt. Dd. XXIX. Ufl. 3. 21
t2S 8^tMhff«f«eh&»g.
verißeUheni^tkMmnimßmiMmg der trendifeilett^ Efsdidttiuigeii
aller an Qjmnmmm ^lelirteii Spradten nnd ZaroekfofaroDe; denei-
ben auf aMgemdae Spradigtuiidsttae. Sebr wahr uM «im wie aog
' der Seele gesprodien fanden wir in dieeer BesielMin^die Worte, die
wir ver Kurzeai in NJbb. 18S9. 8. p. 461 (gelesen haben : , J>a8«icb-
ate und elniadigte Mittel fnr diese "V^reini^iin^ (dervie)erleiLdi^
aColFeni einem Ganaen)iil wahrscheinlich, das« derClas^niehrer la
grammatiacbea Lehratanden der kt oder Tldleiehl noeh besser der
deotsehen Sprache dnreh etottipaititive Grammatik die dem Sehtl^
ier beiadnten oder beixnbring^den Spräefa^rscbeitMingen avoi
Ganae« Terblndct und durch Aufsnehnn^ d«r A^mMtehkeit and
Verschiedenhelf di^ dabei thStIge Wirksamkeit der ▼erscbiedeaes
■fteasehlicbeo Denkformen klar macht, um so* diese Denkfonaeii
in dem Sohnler aelbat aussobilden und Ihm den Ztfsammeidisog
alles Sprachunterrichts be^eifück ita madien ü. s/ w^^^ Zu einer
aolchen vergleichenden Behandlung der Sprachen ^ weldie aa
Gymnasien gelehrt zu werden pflcgeh, eine awedkmässige Aniel*
^Bf so ^eben^ and zugleich In eindir Menge Ton Bdspielen den
Stoff darzubieten, an welchem man die Tersehledenen Erschei-
nungen der einzelnen Sprachen kennen lernen und dnreh deren
Vergleicknog in daa Wesen dner j#de» derselben dndbingeil väd
den Geist noch auf itoanchfache andere Welse fiben kann: das
eben war der Zweck des Verf. der obengenannten SekriH Es
bietet daher dieselbe gleichdenkenden Amtsgenossen ehi seter er-
wünschtes Hilfsmittel des Sprachunterrichts dar, indem sie ihnen
die nothwendige Oebereinstimmung in den Grundsätzen zeigt,
nach denen der Unterricht in jeder Sprache zu ertheiien ist.
Dem Gebrauche derselben kommt aber die in dem Reglement des
königl. Ministerii der ünterrichs- Angelegenheiten für die preuss.
Gymnasieu vom October 1837 empfohlene Anordnung sehr zu
Hilfe, dass in einer Classe wo möglich der Unterricht in 3 Spra-
chen ganz in der Hand Eines Lehrers (des Ordinarius) liege.
Mit Rücksicht auf einen solchen mbgliehen Bdbräuth in des
»6er« Gymnaskilclassen ist dieses Werk zugleidi so ansluhrlicll
angelegt, dass nach der Verslehenmg des Verf. die grossem Spe-
tialgrsmtnatikM kaum taohr feststehende, fikr Schttien geeignete
aeg^n darbieten dürfte*. Diese Regeln Si>U aber der ISehüler
naturUch dnreh dieses Werk iltehtznm eMeüa^l kennen lernen;
t» soll dasjenige, was er hi den einzelnen Spraehen früh» gelertt
Bat, zu einem Ganzen ordnen r^M Oteieharti^e zusammenstel-
len, das etwa Fehlende erginzen, endlich das gemeinschaft-
liche Band, wodurch alle diese Sprachen ihrem Wesen nach Tcr-
knüpft sind, kennen lernen. Grade dass der Schaler ihm ber^Hs
Bekanntes nun an den passenden Stellen eiaoidtten , das bei jeder
Sprache besonders Gelernte susammenfassen und unter EbtenGe-
Sichtspunkt bringen lernt, das hat nach unsrer Brfahrcing nieht
nur eim» aunerordentllcben Nutzen, sondern auob einen beson-'
Savelt: Ueberticfal 4me iftgh Ltlkm yo* Gebr. d. Coaiii. S23
dem Behr für fikii. Aomerdem giebt dietnfmefkMtne BetrtiAk
tniv^ der gleichen oder ▼arsehiedeneif Art, wie die einzelnen
Völker dieselben Verfiältni«te tpraGhlich beseiehnet haben, oft
gnr Dicht gesbnete Anffiehlttsse über Eigenthihmlichkdten In
dem Ohsrakter eines Volkes y auf die man sollst nicht so leicht
aufberksAtti würde; denn wie ein Volk spricht mid stehreibt, so
denkt und lebt es. Was nun die Art und Weise betrifft, wie der
Verf. sein 'Kiel tn erreicli^n l>eRiüht gewesen ist, so wird man e#
innichflt sehr natürlich nnd zweckmässig finden, dass er' in der
Ausarbeitung die Ansichten und biswcifen die Göttlichen Erkla-'
mngen der torsügUchstett Grammatiker, «. tt. die ton Jac. Grimm
«. A. ) besonders aber die ron Carl Ferd. Becker überall benutzt
hat. Dass aber das Verdienst desselben bei weitem nicht allein
darin bestehe, dass er etwa das ton Becker In Besiehnngauf
deotnehe Sprachlehre beobachtete Verfahre« auch auf die drei
andern tergliehenen Sprachen angewendet habe, was ton Andern
in Betreff einadner Sprachen geschehen ist; daton übercengt
nna eine auch nnr oberfiadiliche Ansicht des Werkes. UeberalF
finden wir seHiststBndfge Forschnng und in manchen Punkten ein&
yM Becker abweichende Ansicht, da der Verf. eben die Verglei^
chnng der terschiedetten Sprachen und der Art und Weise, wier
die nitmlichfai VerhUtnIsse und Besiehungen in der einen und der
andern ausgedrückt werden ^ öfters einen tiefem Blick in den in^
ttem Of^ntsmns der Sprache dmn Hessen, als es die sorgflltigste
und genaueste Betrachtung und Belenchtong der Art, wie diese
V^rtiiHttfisse in einer Sprache bezeichnet werden, möglich macht.
Inrdeni wir indesa, wie überhaupt ein Eingehen ins Einzelne, so'
anch eine nähere Auseinandersetzung der Punkte, worin dei^
Verf. ton Bedter abweichen zu müssen geglaubt hat, jetzt nicht
beabsichtigen < wollen wir nur hinweisen auf die dem Verf. eigen-
tliütnlldie Unterscheidttng swischen directen und indirecten Ob-
jeeten; anf die eigenthümliche Abfassung der Grundbedeutung
deo Genitits, indem der Verf. zu den drei Grundbeziehungen und
aligemeinen Bedeutungen der Casus obliqui, welche ton neuern
Grammatikern angenommen werden, nSmlich des Wo oder dea
Verweilens an eincfm Orte, dea Wohin oder der Sichtung nach
ein«» Orte und des Woher oder der Bewegung ton oinem Orte
ber, noch eine tierte hinzolügt, di| des W^s9on oder des Be-
atnndthefles. Ueber diese und allere dem Verf« eigenthüm-
liehe Aufhssungsweisen tergl« man die Vorr. aur IIL und IV. Ab-
theilnng des Werkes. - ^ ' '
Bttrchaus selbststlndig und fast allein auf sieb angewiesen
wnr der Verf. in der Anlage des Werkes. Denn wenn jes auch an
Versuchen , das in neuerer Zeit in der deutschen Sprachlehre an-
gewandte Verfahren auch auf andere Sprachen überzutragen oder
noch mehrere Sprachen in dieser Beziehung mit elnandet' zu ter-
eleidken, nialit gam und gar feUt, wie denn der Gedanke dttratfi
21*
^324 ' Spr«<lifarteh«iig:.
avEcb nahe gcniig Ite^l: so isl 'iöeh utiaeres.'WUa^s dieses' noch
Toii Niemaiidem ia soleher Vollständigkeit gesDheheR, M4e von
dem Verf. des obeh genannten Werkes, welches, wie sehen be-
merkt, eine vergleichende Darstellung der Lehre von den Casus*)
'sammtlicher Sprachen enthält, 'welche an Gymnasien geldirt
werden, der dentschen , französischen , lateinlsehen und grieehl-
sehen. Dass der Verf. aucii die franxös« Sprache mHiH den Kreis
der verglichenen. Sprachen gesogen,' und zu einer Wissenschaft*
liehen Behandlung derselben, durch Vergleichnng mit den. cUssi-
sch^n und nnsrer Muttersprache und Hervorhebung des Gleichar-
tigen und Ungleicbartigeo die beste Anleittuig gegeben hat, da-
durch hat er sich , däocht uns , besonderes Verdienst erworben«
Denn hier thut es Vor Allem Noth, die erst in neuerer Zeit an-
erkannte. Möglichkeit einer wissenschaftlichen Behandlang und die
Zweckmässigkeit einer aolclien für höhere Lehranstalten durch
Vergleichnng mit den Sprachen, deren Grammatik schon lähgere
Zeit wissensehafUieh behandelt worden ist, reebt klar und äugen*-
scheinlicli zu machen. Denn dass dui'di Erlernung dieser Spra-
che auf Gymnasien nicht blos praktischer Nntiien erstrebt wird^
sondern dass sie ungleich mit den übrigen Sprachen za dem all-
gemeinen Z>^ecke geistiger Aiisblldung überhaupt beitragen soU,
das ist doch wohl als eine allgemein anerkannte Wahriieit anzuse-
hen. Daher aueh;die weise Bestitfimung der Behörde, dass die-
iler Unterricht nicht mehr von franSiös. Sprachmeistern 9 ssi^dem
wo möglich von philologisch gebildeten Lehrern, und nach Gram-
matiken ertheilt werden soll, welche nach wissenschftftlleher Me-
thode und nach dem Muster der Grammatiken der classischen
Sprachen bearbeitet sind. — •
Die Einricbtirng des' Buches anlangend , so handelt der Verf.
zuerst In einer Einkituvß über die Casus, deren &hl und Ge-
branch im Aligemeinen. Diese Einleitung ruht natihrlieh auf phi-
losophischem Grunde, ist aber doch so. gehalten, dass dem Leh-
rer nur wenig zu erläutern librlg bleibt, damit. ein gehörig vor-
gebildeter Schüler der obern Gymnasialclassen von diesen Ver-
hältnissen ein recht deutliches Bild erhalte , welches Ihn nach-
her auf setafer Wanderung durch das ganze Werk stets begleitet.
Denn die hier festgestellten Grundbedeutungen werden Überali
festgehalten; doch findet ^ ohne Zweifel absichtlich — keines-
wega überall ein ausdrückliches Hinweisen auf diese Grundbedeu-
tungen Statt; sondern der Verf. überläsat diese Beziehung anf das
Frühere öfters dem Schüler , da er mit Recht eine passive Auf-
fassung dessen, was der Schüler lernen seil, möglichst vermei-
*) £jn ähnliches Work über die Mo^i ron 'domselben Verf. Ut
bereits früher 10 demselbeii VerInge erschienen , und die Tempora be-
abeicbtigt der, Verf., wie wir huren, auf dieselbe Weiae^sn bebandelD.
• d e t I &J 1 a ^5
>
'd«B ito'iiiveseii gtautt. ^^Beoii:^ «ä^/der Ver£, des Kiabe, wie
der Jönglin^^-freut sidi der Amtlrengung sehies Gcisles, bei
welcher $r sich der Beherrschung des vorgelegten Gegenstandes
bewiisst wird« JMese Freude regt ikd sn neuen Anstrengungen
aiif; er uttternimnit die nranofafältigsten Uebungen und setst sie
mit Vergnügen fort , bis er Leichtigkeit und Sioherhdt darin ge*
won^en hat. '*
Das Werk selbst' zeirföllt in 4 Abtheihingen, Ton welchen die
erste von den SubjectseerhälPnikMn ^ die zweite von den Fer-
häkid»8en der Mtriiute^ die diitte pon den Verhältnissen det
directen Obje{ite^ die vierte von 4^n VerhäUnMsem der ind4-
recten ' Objecte handelt. Den Anfang ein^s jeden § machen
Regeln^ welche bei möglich^; grosser Deutlichkeit und Kürze
doch' so beschaffen sind, dass alle möglichen sjntact. Erscheinun,-
^en*' in dein verglichenen' Sprachen darunter gebracht werden k^n-
iien. Diese Regeln. «ind zunächst Axwi^ .Zusätze näher be-
stimmt. Dann folgt eine grosse Anzahl passend gewählter und
im Defitscheii und Frana^ös. überdies grösstentheils irgend eine
Sentenz oder wenigstens einen abgeschlossenen Gedanken von atf-
aprechendem Inl\alte enthaltender Beispiele^ in welchen kaum
eine der bei bessern pros. Scfhriftst^lern der vergflichenen Spra-
chen vorkommende sjntaet. Erscheinung vermisst wird. Endlich
folgen Anmerkungen^ welche die näliern Erklärungen einztelner
Spra^erscheiHungen enthalten ^ wo die vorgekommenen Beispiele
diese zu erfordern scheinen. Verweisungen auf vorangegangene
Beispiele, in welchen das Gesagte seine Bestätigung findet, die«-
nen zilt grössern Verdeutlichung desselben. Nur sehr selten ha-
ben wir solche Verweisungen vermisst , oder die Beispiele , auf
welche^verwiesen war, Aicht ganz passend gefunden. Einiges
hierher Gehörige hat indess der Verf. schon in den Nachträgen
verbessert^ und was man in dieser Hinsicht noch vermisst, wird
in einer zweiten Aufl., die wir dem Werke recht bald wünschen, .
leicht nachzuholen sein. Den Schiuss des Ganzen machen ein
allgemeines aiphabet. Sachregister und i^ecielle Wortregister für
die einzelnen Sprachen ^ welche <, mit grosser Sorgfiilt und Um-
sicht angefertigt, die Brauchbarkeit des Buches noch um ein Be-
deutendes erhöhen. — ck.
Todesfälle.
Den 13. Februar starb In Brieg der Lebr^r Ferdiaand JFeigand
Bfu dasigen Gymnaflium,, 55 Jahr alt.
1)eii 13. Februar in Conitz der Oberlehrer Behaag am dasigen
G^riaaasiuni. . : • ~
Bebnl- Q»4.1)iii?«»slilfttn»cbf lebten,
. m« 7« April iB DJirplbadi Ae? grMber««gl. weinvMia €omW
floriiilnlli utfA «merUiria Dimclpff 4m GyaimiieaM in £l««aach Dr.
f kil. Fratw Gkrt'ilopft ¥)r9mt^
Den 14. Mai in BarUn 4ar kMgU paasM. wirirL Gab. Stealamtii
«•4 Miniitar fnr 4ia gabtlichatt, Untarriabla- Bn4 tfa4iainainngalago».
laailan» FraUiarr aan Sttimpw «nd-wm AU/auhki^ im 70, Labaujabra.
Dan 4. Juni in Znlliahaii 4ar Diractar 4at 4artigan Pft4agaginjMM
«ad Waiiantiaof ae i^. jt. mänkni.
Dan 10. Jnni in Erlangan 4ar Sanlar 4af VnivaiwMt Hafmlb ««4
Prafaraar Mehmet im m. Diawi* wi4 80. Labmt|nbra $ ar war 40 Inbr
Ptefattav dMalbH.
Schul* und Universitätsiiachrichtea, Befördenmgm «nd
Dbmmiv. An dar 4atigan Kranitcbnla« W^idw sp Oitam dfatai
Jabva« ▼an 354 in fünf ClaMaa a4ar 10 Coatoa ▼arthaiHan Scbilam
bafnebt war und lüichaalii var. Jnbrat IX, sn (klarn 41ata« Jnbraa 94
Schiller [U mit daof arslen, 94 init dam swaitan,.! mildem drillan
ZaugniMe dar Baifa] snr Univeraicät anUawan bntia « iM naah dam Tada
des dritten Uhram M. 6. K. JAeM [9. NJbb. XXVI, 440.] der Dr. M.
Friedr. BöUeher in die driUa, der Dr. Marl JuL SiUig in dia vierte und
der nnsferardentl. Oberlehrer Kari Gust, Heibig in die fünfte Clamanv
lehrerftdUa nnfgarudct nnd cum Nacbfolgar dat latataran dar Or« Befmm
Aug, Tkeod. Kächljf vom Pragymnatinm in SAA&Fnu> ernannt werden»
fitatt des sn Michaelie 1039 van teinoR LebranHa nbgetraieaen Dr.
Mari Heinrieh MaaUiue bnban swai aadera liebrcr {Heikig nnd G4laJ
dea fraaaosiseiran Spracbunterriaht ubernammea , und der Schnlnmte*
candidat Dr. Joh. Geerg VkeeA. Gtäeee uX previsariacb alt Hnlfslahrar
aingelflielaa. vgl. NJbb. XXVI, 208. Dem Dr. J. Fr. Bacher ieft aber«
dem von der tbaol. FaaniCnft der ynivemitat Lalpaig dia tbaologHcba
Doctarwntda erlheiU wardea. Daa dietjabriga Programm dar Schala
enthält als Abhandlung: Cor. QwUwi HtUng dmerUAio de ei ei neu ein
eiAulormni^QivBgt ^v(hd9 $imUiumque ap»d Homerum [Dresden 1040.
44 (82) S. 8.] , eiae sehr sorgfältige und verdiensHiaba Untemoebang
über den^ Gebrauch und die Bedeutung der Worter 9psve$, Ov^^oci
^toQj x^9, ugadivi in den Gadidrten dea Hemer, durch welaha na-
mentlich der homerische Sprachgebranch in den beiden ersten Wörtern
sehr vollständig erörtert, nnd ulierhkupt dia Bedeutung aller dieser
Wörter sorgfältiger als es bis jetzt von den Lexicographen geschehen
ist , erörtert und begründet und ausser andern neuen Resultaten na-
mentlich anch nachgewiesen wird, dam i^vov« von am oder irifn ab-
stammend , nicht cor , sondern naima , ais vttab« [wobl soerst Athem]
bedeutet. Die sorgfältige Bichtuag dar einaeloen Bedeutnngen jedes
Wortes nnd die darauf folgende geoauere Erklärung mehreaar baoiari-
viu4<i »Ji0 AnfMuf^ffg^m 49Kfiüll«iif WW> 4^ Wr. Ve»f. ktA 4u 4pi#f4^
nuog der 9ed«uUwgen noch »J^nrat «ii|«Gbi«dei^r d«n QrmKi««tp Iftigo«
l^U«a bftU^y dafs d«r La^Mcegrapli kei jedem Wovfe vor «l^pn djki
vniir^Bglkb lioiiUcho uad ^s(»4ereie Qrnpdbedoit^iig fe9tapw>teUfln iiimI
d«rft^8 die ^«traeten uod netopliorisiiJlpeii ^^leiton, |o wie bei dm«*
Ableiiapg dpfamf SU eebea b»l, d«|0e die Qvimdb^eiito|ig, f» viel sie
ancb lieb niiancift faabep mag» d^rcb alle pbgeleiteli^ Q^^VQlüPg^
dniNsb gebe. Jedei Wort nämlie)! b^l io der Spraebe ^i^? ein^e Beden«
tmgf nnd dieie kaoA ^icb, je ufushj^jbm^ fler GrancUtegriff deMelboü
Qoncret oder abstract». eig^ntlicb oder Mo^igieDyicb «ofgipC^tt 1194
durch HioffuCagttog öder WeglaMOog der ibm ^ngeborigeii eigautbum«-
licbeo merfciQale (jQigeiuichafteii) erweitert oder vereagert wird, aUer<«
djng» vielfach ,ab«tafea y a^er mß in eine neue Bedejatoag pingestalteB*
Bei iem Worte ^94fipS9 b«.t fU^ H. aiwA dieson 6riiiid«atx im Allgpmoi«
npn feel^baUen, ppfid wenigstens angedeutet., wie die Bedeutung««
Sinn 9 G^i$t^ Fcrfland, Gesinmmg aus der Grnndbedeatnng Zwtrgfyß
%b;Bui«ite.ii ^ sind 9 aber ^ed» d^n Untersi^bi^ dpf Wortes q>^iß vo^
^^uniögf gpnug er^fi$, no«^ (dafpauf htagmesen , wapom dpr $Ji«gii«*
W 91^^^* dessen Bedentaag doch «obl saerst fieiit^steUep war, If^
der Spnacbe so sehr ;9pn dem.PJjiraVsP^fiVes imräckgedrückt worden isti
Bqi ^^9S ^bar hat sich der Verf. nur von dem Gebraocb des Wortep
bei Hom^r l<»it^ IvhoPr npd daher als Grundbedeutung mun» tmpe<^
Im hingestellt, obschon iBjr angiebt, dass man (uch. darunter au alloT'^
erf t etwas Sinnlichns ge^acjit haben m^ge. W^ nbrigips die Abband**
long in dieser BLeaieImng istwa vprip^eacn lp<«t » dafpr nntschpAlgt m
^adnrcli, da übenall der .Gegensatz fier griebb.isc;hen und deatschea
VorstiBliungen , wel^9 den Wörtern ^V^t ^vhoQj ^rolp etp. und de«
entsprechenden deutschen an Grunde lifwen, rächt gut barvocgeho-»
beulst. ^ {J.]
Ki»Bi7«KS;cii. 9a9 dasige Qjmannnm Wiar in seinmi -6 CHass^n»
Wjllirend des Winters ^837/31$ von l^, im Sommer d^rnüf vs^ l^ß^
im fönenden Winter -von 122 und im Soinmer 1830 von 14iS ^f^vlecn
besucht, und hatte im erstgenannten Scbuljabv 6, im «weiten 8 Schu*?
1er mit d^m Z^ugnisa Aer JUifß syuf Universität eptlass^p* .l>9e Li^ev^
personal bnstnnd pm Sieb|uf/i des £|chaJ|j^|Fe ^9 npe dem Bire^or Djr,
tütrl Humider 9 den Pr^^es^^/sn Gr#oi^ [Mh^r der Matbem^tib .mnl
Slatorwissansflh^ten] imd J. ^Jm^ 4«P Obnriiebrern Pr. /oji. Cof^aaE,
Wilb. Stemer [seit Novnmber 1838 na 4fls verebte rhene^ Prpf. Dr. Per
tersen SteUe vpm Gjmnapiom in dlevjB hierbfjr verse|a^, «. Kihh* )i^XIV,
433.] im4 Br. M^eM , den lit^hrecn IMnnif. [tfer ^J^ev bereits im Mi
1839 mit einer Pension von 306 IMhhri^ w lifl» BnJM^iPd vfv«et>t worr
den war] un^ Pres^er, den Beligionelebr^rn |^f f|rr«r ;^iirts «nd f^aplan
ilmold» [ersterer fur4en..ev/Mig^is,fliheq« )^tat«mf für Aen kq^holischmi
Betigionsnnterricbt] , den Scbulamtscandidaten ^ndiJ« lund JUietn i^nd
3 Uulfslehrecn. Im gisgenwÄrfig^n .Schntiahr ^ber ist 4er Lehrer IVei^
b&r in die fn^fte J^ehrst^ aufg^rafifct ^in^ die Bifik»tfi dem liehreff Fr*
828 Seftul-iittd 1!iblye¥i!titlriifte1ftri)Blrteii,
BMniMn^otn Frogymimsiihit in llBviis'öbiBtt^^ell-, dn^gcn nftet afu
g^BUtiiiteD Ptogymnasiiilii der Lebter 'Haneh»Hs in dk) dritte LehrsteHe
att%e9rficfct ttiid nlt vi^rt^r Lehrer der Schalnmtiieikinlidat Aftein ange*
Mellt'worde».' Bat Frograiiiiii desGymnatiunii^voni Jahre 1839 eiitfiBlt
eiae Abhaadtang De Riiteriy F, C. , eeiiAtro Poetitae jttiHoteliae hrevis
ii»putati&9 von dem Oberlehrer Dr. Knebel [Kreaviiaeh gedr. b. K<»hr.
29 (15) S. 4.], d. h. eia Fragtteat aas etaer krftitebe» Beortheilang
der ▼»» dem Prof. KÜter bpf orgtea Aongabe vaa des Aristoteles Poetllr,
in welehlBm de^ Verf. mit Uan^cht and gwtenr Erfolg die Annahme be-
etrehec, dass wir ia der Torhandeaen Aristotelischen Poctilr aar e?n
dnrch' grosse Locicen aad sctriinime- Interpohitionea eatstelltes Drnch-
•tack des gaasen Werkes fibrig bal>en sollen. Hr. Kn. stellt die ent*
g^'gengesctate Behanptohg auf , dass in dem Torhaadenea Werke das
ganze erste Bach Yoa deri zwei Böchera de 4rte Poetica entweder 'Voll-
ständig oder doch grosstentheils erhalten und weder dnrch Lackea noch
durch loterpoiatioaea verändert sei, and waist die Unzalänglrdikeit
der Rittersehen Grfinde fär jene Behaoptang aach. In dem Programoi^
des Jahrtfs 1886 hat der Professor Abr, Fosb kritischAexe^tische Bemer*
IhUtgen zu einigen Stellm des Firgil [28 (11) 8.-4:} mitgeiheHt, nod dar^
hi 14 SCellea des Dichters gegen Aenderuag^a dad'fi^ktSratigen aade*
rtor Interpreten , nameatKch gegen Wagner * erörtert ond Tertfaeidigt,
Allerdings sind diese Erörternngen raeistenthisilB nar ia der Form Yon-
, Aodeotnngen gehalten , nnd gehen selten anf ehie tiefere Anseiaander-
setsnng, namentlich nicht auf genaue grammatisehe und sprachltdta
Biegniadnng der aasgesprocbeaen Ansichten ein ; aber sie bewähren im
Aligemeiaen einen richtigen Takt aad gnten Geschmack, nnd biaten
hl mehrem Stellen eine bessere Erklärung, vgl. NJbb. X)LVI, 270. Die
behandelten Stellen sind mit Ausnahme yon Ecl. IX. -6., wo gc^gea
Wagners Tadel bemerkt ist, dass schon J. H. Voss auf. dea bessern
Rhythmus der IJ^ortstellnag «erfat 6ene hingewiesen habe, iasgesammt
ans der Aeneide entnommen. Unerheblich ist die Bemerknng tu Aen,
III. 5iS8. , dass bei den vjpr weissen Pferden' der römische Leser aller-
dings an die spätem Kriege nnd Triumphe seines 'Volks gedacht haben
möge; ^nd auch die zti II. 567 — S88 'gegebei^n Bemerkungen gegen
Wagaers Vertheidignng der AecMbeit' dieser Verse kommeo zu keinem
Resultat , weil sich aus der Stelle überhaupt kein aaderes Resultat ge-
winnen lässt, als dass die Verse allerdiags naeh sprachlichea Grabden
voa Viirgil abstammen können and dass auch Ihr stfaeinbarer Wider-
spruch gegen A^n. VI.'523if. kein erheblicher 6mnd gegen ihre Aecht^
heit ist , dass sie aber auch ia den meisten and besten Haadschriftea,
nad «war gerade ia denen, welche aach die vier ersten Verse der
Aeaeis alcht haben , fehlen and dass darum die Angabe der Schollen,
iie seien von Tucca uad Varius gestrirhea wordea,' recht T.iel Gewicht
erhält. Treifead aber ist Aea. IV. 82. Ia stratts reUttis die Erklärung
des Servius (strattr ab- Aenea reUcXin) gerechtfertigt ond die Deutung
Wägers durch verwaiües Ehebett verworfen ; so Mrie auch Aen. III.
&35 das laUi gegen Wagaers paiet durch folgende Bemerkung vorthei-
digt Wtrdf „VttgH 8iigt'*lH»tl Mos:; 8fo liatteii dtl» d^m HtfMi g»i4b«rt
und IcoBfiten ihn Yon dem Stftiidpanifcte ao« Im Ganzen • ftiMrMbatten
(päteseit). Aber wie sie dicht vor ihm waren, wiirde ihnen der U^hter^
blick durch ^vorspringende- Felsen entzogen: e» lag oerttMict* '^ üet-
gleichen Ut swlll. 340 angegeben, äa§9 der V«f« Quem tj2rj tofn-T^ete
nor ant-Ascatti^ besogen und' daram itieHt «Quae- gelesen werden lEfiaae^
ftbrlgens aber-'freitteh das Ganze nidil tehaif genng aafgehisst. vgl,
mbb. XKVI, 204. Ehen so wird Aeii. V. 523 fP. die DeutAng des hreri^.
nenden'PfeHes.aiif den Brand dc^ Flotte neu Yortheidi^tv «inil Aen,
IV» 449 sind df» WW. lafoHmae voiwmturin&nes nicht mit J« H. Voeäf^voa
den Thranen des Aeneas, sondern tob den-Thräaea der Dido nnd
Airaa verslanden. „Die Worte locriinae doIv. in. weisen - offeabar aal
nuUia ille movetur fletätua aarnok: die Thrfiaea der Frauea machen
keinen Emdrocfc aaf *!ha , wie auch sein Hers kerrissen is^. **• Rfiolftl|f
»t auch *a Aen. III. 8 'ff. bemerkt, dass nii^t mit et ^dler Asftides^
sondern erst mit LHifra quam ptUriäe der Haaptgedaake eintritt ; aar
termisst maa eben hier die'gnogende -gramnfatische Redbtfertignng»
Während «amiich Hr. V. seine Behanptnng^nar aas der Anordiian^ der
Gedanken zu be^oisenfueht, so hatte 'er vielmehr darlhun sollen , das«
qmtm niemals för et tarn steht (wie Wagner wollte)^, und das« in der
Steile vMmehr die bftolige historische and daram nach episehe $atsria*
Tersioti stattfindet, nach welcher die gewöhaliche Sataform; Cum pti>^
flut aeetca« incepiaset e^jMiter Aeneaa «da darejusnaset;' Utora patriae re*
UnquQ , so omgedreht wird , dasd der VordersaU die Form des Haopt-
Satzes Qtid der Nadisatz die . Form dea Nebensatzes erhilt , öbrigen«
abtr freilidt In dem Vordersätze Nebeatempora (tnceperat , iuhe^) nad
in dem dorch 91mm zom Nebensätze gestempelten' Nachsatze das Haapt*
fempns (telinquo) im Indicativ stehen bleibt, s. JNiha z'. Virgil. Aen« Su
405. p. 528 der neuen An^gi und im Ai«hlv für Phllol. und PädagV
1686 Bd. 4. Sj 020. So' wie nun hier tacep^at und tatbebat zasammen
klar and deutlich den Vordetisat« bilden , «o ziehen sie zu einande^ wie-
der in der logischen Beziishung , dass der zweite Satz die Folge aoe.
dem ersten ist , und die Stelle mass daher so übersetzt werdea: „Kaum
hatte der Sommer angefangen und kaum befahl daher Anchises die So*
gel aufzuspannen , alk ich' auch schon des Vaterlandes Gestade verlies|i>^
Gleiche Schärfe der Spmcherörterung fehlt zu Aen.^ H. 645. , wo der
Verf. zwar richtig beweist, dass manu mot^lem tavenlre nur von dem
gesagt werden kann, der sich selbst den Tod glebt, and auch die von
Wagner vorgeschlagene Gioschlebnng des mtt vor fn>«ere6itur Verwirft,
aber hinzuzufügen unterlasst, dass dieses* aut -einen sehr schiefen Ge*
danken hervorbringt, und dass umgekehrt <lie asyndetische Nebeneinan*
derstellung der Sätze: Ipse m. m\ tTiventaift; ^miseredf ttir ftostts , nicht
nnr zur aufgeregten <8tinimaag des Anchises recht gut passt und das
abgerissene Heransstossen der Setze hezeicbnet, sondern auch eine
schßne Gradation bildet : „ Ich selbst Werde mit eigener Hand den Tod
ünden, — ja es wird sich der Feind erbarmen und Beute von mir neh-^
men Vollen (mich also todten).*^ Bei Aen« II. 102., wo Hr. V. die
ISO M^hml- ftiWi e^if^itlMltiiMlii^li^»«
I
Ipigic« QudU^ tut ^; tmKiiMfvfli.nmte ft^ffM^i» geg»» Wiig»«rfi A^ndo«
mag : Quidvß morar^ d nme* ii. «ü. A ^i99$ Id^ue midkrß foi <»<? loa-
dud^tm 9umi$0 pp«fiM» in ScbaU Bifliniitt is^ wib«adi(«( g^üfili^it, 4«9ft
9Mh WffgneM AbtheiliHig d§« iag i äii ^ i wp «u^ fjol apg«0i#«sfiieM SUl-
Umgv« AvJEMg« «UiM BMI«» SiitM« «rUlty »U wfwn «9 mir dss An-
ißmg W«» JKiM9l»iato#» HUe(, ii»4 iI»m «JNrluHipt 4I# gpoM Be4e ^iei
]mfltg0rVif4. Wenn foriuir s« A«ii« |V. $^* li«iiierkt «t» 4a«s nwii
1^ j4«fi W9t|e« pitgwwi ip»i§iß(9 ^fififiii99quß.mehi^ Wm j9a'A#«#M, mw^
^fftbftfD 1111(1 de^e« ]Na<dil(Mn«Ni|i« M^ndfm »n di« Tiu»#r «ind KfttHl»*
g4ir s«g|ei«li w»d dio N«cbkftiwn«ii lifiid^r V^U^f d««|{fl|i mi^m* W
*ymi fkk diu« 4«V^ ««ge.!»«« «U in der g»Me« H^^Ue fMW f i^l I(w*
fdiin »«riiisli«« üom und K»«|li|iig« die iMe iit» ai>d dfrfifr Waguep iüi,
|rHb«fli si^ l>egi|d^(, wmm er die W^N^te ^roo jm^li^ifiMg^ii Krieg»«
4«r 9«M|ier älNirl|«upt (iiielK M«i gegen K|ir(h«gq« Wtdfpo aiieb g^f a
Mdere Vttiiber) verst^ndiig wi«se% will ; »llelii dfse hpm die i¥of Mi
denneeli niciir nbeifetmp iM^i „Sie.eelbrt soveiil (d. u die Treev
HBd FpniAr) wie deren £«|[«i egllee i^ eadlftf^m KiNifif« mn^" ^m
sdieint d«e 4»W «»d die gpbraxiidite dritte Peraft» j^ygnent s» v^bieten»
d« gleicb ▼«rber dU |Paiiier i« der cwekeii Pere«o «i|g««edeft ond «n
des Troer« e»tgeg«iige9eM «iod. Der l^inn mnM aftep bMb^; i>In
Kwuple (q«I9iUc|i mit K^rHiBg«) verbarri^B mäMen ai^ #eUi4(^ [dif
gtg«^wirlig«ii Troer] aad ibiRe Einkel^^ Aucb 10 Aeo. V. «Pl/kaim
ef Ref. aii^ btjiligea » da^ die Worte fued enjiereet .vom ResU ief
FloUe f erstandea verde« , W9\$ki^ jlupUeir , falU ee Aeavaf v#r4ieat, ^
voUeade vemicblen eoU» AUerdinge ia( Vicbtig erkaiP^Bt» d«» dta
Worte 9iMd «wpereit den Otyectfbegriff aa deiMMe bUdea «ad d^HVI
alebt aa das Ergfuiaea o^dar .KlMKbiebeo eiaet Olijeci/^Baccuaaliva n^ au
deakea iat. Aucb v&rda an aM» da« ^iipd «tfperest 9m dam Varberge^r
baadeo da JUmmam evßdm'ß 01»^»$ erkiaii^ werdep iiad «ua 4ea Tbeil
der Flotte bedeutea kdaneii » M% das Faaar m».ob äbrig gial«sf#ii bat
Allele aa der breaa^ndea Fjk>t|e pa««t o^rae, «er«eabe «e, aicbl, da es
ja eiafac^KK war, 4a^s iliipHfr sie voliaads ▼erbreanea lies«, w^a er
sie eiBSaal reratobteii wdllta$ ond noeh wooiger b&Ua eia Qtöaier g^-
sag4e cbwseai a^rt» deaMitera, weildia«a Bedepsart aair vab Ffsrp«qea
«ad lebeadea Wes^ gebrandit wardea baa«^ Diamipi wird es webl
bei der rea dem Aelereidaa voi^escblageaea JSrblärung bleiben laps^
•en, dass qmod mpßrs9i wmfUl ist als reliquit» Dgnßumt d. b^ Aeneas
uad seine Cconossen* Die aMsfiabrIiebste firortemuig ist der Stelle Aea«
V. 252 ff. gewidmet, wo Hr. V. das Wagnarsobe Bedenkea, wie aaf
' £ioem Gemälde angteieh der jageade nad der gerjiable Gaayaied 4afr
gtstel^ sein konnte, dadorab beseitif^, dass er aal der Etmdmig ds4
Gewaades awei Gemälde almml , weUba aebea einander standen unci
so beide ein Gnnaes bildeten. Er belegt das selbst dnrcb ein paar
Beispiele asui der Kuastgesebiebte, und f äbrt . aogleleb eise weitere
Attseiaandersetsong seines Coliegen CSaaer aa , der mebrere Beispiele)
voadargwtaliten Ooppalband langen aal alteA Konstdenkraäler« «»«»«n-
l^mUwAmwmngi^u uni Skt«iibf##i||p«a9#B. ttt
fi«ll«|khldbftfa««i»ig, wwiinMil^e^Mbl, wieir«i% 4ie Didilep Ui
•ol<^e« in|$irtM fkuiüadieii IHrMeUmgeii «leb omdllfl nrilalisclM An»«
libruiif fcdvMiora» «od wi» auisli Virgil mehnnaU Gemflie «fwAlMii^^
dl0 acliwaHMii «ia M alar hätte aiwfolunMi könaea, Ih]
MißAuiAiMBR. D«m Ostnr-Pragramiii iM C^ywoasiaaw v. il. J«
l«l eina lateiakclia Abhandlaaga JnMMa ta n#o«nNiai «^mim /«
(96 S. 4.) yam Saboparadar If r» itfmaii baigafugt. Ea itt diai aiaa
flwiiiga und galebrta Arbait, dia fan giilar Pabasatebafl vitdam
XbaaaritBa, bafannaoar KfHik «ad abfaawartbaQ ^^ranMuatUabaii Ste^
diaa aalgt« daaaa R^sallBla an ndbtaaa Slailaa in aiaav Waiaa vargattage«
•lad, daai aadi das Sabalera dar 1. dafta am daaaalbaa aia oanulttalbaffa« '
WülsaB aaltlalMB wM. Bia Aanatkaagan talb«! aallvaekaa aich dbat
dia «if ^ aaba Id^dttta^ in danan aina graita AaaaMI van StaUan ga-
wbltibtfind b««ftg van den ffaharABaarbeitarn abweiehand eriElftrl,hiaff
md da aaah Ganjaeturaa vargatragea aind, dif siah doreb Mebligb^
anpfahlaa. Von dar arytara Art aiad s. B«»I. Ilt, wo dia Warta waa'
«avovdniA ieoaadan^ oa ihn hin arldntart wardaa« II» ftll» arblart Hr.
jL tu 9if6v» dardi aagvmfina ^iiaddaai «agomai ea «artw r^bfßs eompiH>^
flbNa (dne Zattbanalbe), abbndn«. 112. of»M<^v«( nriitt$ Tam Naabdaa*«
Jraa, wasagana passead ein praleptiushar Gebraucb von. Attogyos aa-»
gaaamnMn wird , in VII. %. will der Vetf. dia WarCa in fiodag an daaa
FBf»a da« FekanB vaiataadan wi»eeo , aiabt Jadacb diaear £rbi&raag
eine dee l^ireatart JBaun rar , naeb welidMr in nßä^s anf dia Qoalia an
baaiebatt 0ei, die von Cbaiiaa'e Fium ireg barrarbracba , wasu a^cl»
atwitiv gut paeta, alt dia BaaaialinBag dar van Ciiaiian aban aam Spngt^
gaa gebrachten Qliella. Sa der andern Glaeee g^dren I. tö. , wa Hxd
M für ifittsv«'* i Svgs^s vig Sytep aal iftdxmvQs is^i liaeets (tfAof a'«
a ivg$(^. n. t. ;i., wia VI. 24. becXo^ pt i Ueudw «nd ibevsatitt sie wl
aifareaehtig auf diah. Aab da biet ala Tarawaifelad Llabaadar, daai
niabt an' bdfea iat. Faraer 111. 27. bat dar Varf. geeebriaben: aa^iM
9^ *9SO^d9f»j %6Sb (Ukv tsok uSv rittmtta nad niniiat seoi f, 601s vgl«
MaittairaOr. I4ng. Dial. p. 26S. •A, Stnra.,^iind VII. 21. ist fteaKfu^ioa
aeojMBirtft. lucfn/u^Mw ^ wota wir eine gelahrte Anv^erboag nber dia
atatt dar Saitadrarbia geeatatea Adjaativa und der ibnea bei dan Ba^
rern nicht reiten zngeaellten Artiicel leeen. Beiläufig wird auf S. 51
dia Stalle in XXVIII. 4. KvnpidQf l^p xttlftjK^» xlißifdv vip mffdlto in
vnetl'nctltS entendirt nnd dabei anf Harmaan nad Frilaecbe au Aeicli«
Enmenid. 533. rerwiesan, ebenso adf S. 50 der Vers ant Hom« Odysa«
I. 8K5. t^ n^iu vvv ntttigwa in (ni fU u ^etwo , ta rewa«) ppp ««re^vKe,
wall in dan rorbergabaadea Versen noch ni^t arvabat sei , dase MI«-
nerva saboa alnaial, ids sie tm Ferlgebea begTifiaa war , anrocbgebal-
tan worden sei. — Van eine« noch aUgaaselaarea' Interesse sind dia
Brörtemngen des Verf. ober versebladana gramoiatlscha Gegenstanda»
als bei I. %l, über verlängerte Accnsativa der Maecolina nnd Feminina
der arstan DedinatioB, über ol!x§a&M in Verbindnag mit Participien aar
blassen Baaeichnong das daatscban „fa»i'^ hol iL ISO.. Famnr wird au
iHt 2B. g«§;«ii'4iv Anttakme gMprodien, 4aM'4«r Aor. 8. KM. f«Mif«
Dedtiuftiini^ «haben könne und hlMbei iikhl blot eine AnsüU Stollen an«
' Th^okvit «nd andern Schrtftsteltovn benatst>, inniiera et «erden aifeh
die mn Rost in seiner OraminaÜk § 114. Anm. 4. (f tio compendtih sane
utiUssitno discipuli noatti nltintur) angefahrten, Beispiele naeh der Ansteht
des- 'Hm. il. erkifirt. Weiter nennen' wir die Bemerkungen fiber deo
Oebmiich von wds und äivog bei den Bttkolikerii (lli. 81;) ^ aber ml
^on«der Zeit mit dem Oativ (Vli. 86.) und die dem Verf.^elgenthumliche
Aneicht über das de« Neotrutu im Plural beigesetxte Verbn« im Plu-
ral (bei K. 18.) gegen Rest, Kühner nnd andre C^vurnnsaüker, die ge-
irlM alle Aehinng verdient.- Zn einer aasfdhrlichera Besprechvng der*
telben ist hier niebt- der Ort.- <— Gndifoh ist noeh na erirdbnen^ d»s
Hr. ji. an nicht wenigen Stellen denteehe Ausdniebe vnd Wendusgen
der gr5M(irn Deufliehkeit wegen recht glücklich. mit dem Griechlulwa
des Theokrit Yerglioben hat und dass sieh seine AblMndlaog^ durch
. Iciare Darstellnng nnd racksichtsve^e Erwahnang phiielogiseher Ante*
ritftten empfiehlt. — Die Sehalnachrichten über das Gymnasram^ von
Ostern 1889 bis Ostern 1840 (19 S. in 4.) gewähren ein erfrenliehes Re-
sttitat. Ee ist^, wie Hr. ' Direetor Amin in den mit £ineieht und Herz-
liehlMit abgefassten Nachrichten aasgeführt hat , Vieles besser gewor-
den. Ueber Fleiss und sitrliclie • Führung der Schüler (die Anstalt
^Mte au Ostern deren 181) liegen bsfricdigeode Resultate' vor, der
Meubati de<9 Gymnasiums schreitet rüstig vorwärts, für gymnastiiMshe
Uebnngen ist ein zweckmässiger Platz gewonnen und am 15. Oetober
V. J. eingeweiht wordefl,- der Lehr- Apparat hat sich vermehrt, die
Th^lnahme an dem histoiiscbeif Lesevereiae zugenommen, die stad*
tkche Behörde, und an ihrer Spitze der verdiente Bürgerm^islerGier,
wendet der Anstalt fortwährend ihre besondre Theilnahme so* Die
«weckntässige Art , in welcher Hr. Dfrector Haun die Schnlfeste za be-
irutBcn und die Bürgerschaft dafür zu intereesiren .weiss, vecdient be-
sonders gedadit zu werden , da sie zur Innigkeit des VerliältnissM
zwischen Stadt nnd Gymnasium gewiss viel beiträgt. Ein . vollgültiges
Zengniss dafnt sind die, uns'durch andre Gelegenheit angekommenen,
Bedert des Dir. Haun an dem Poggerodor Brnnnenfeste, die sich durch
fromme' Getfinnung und edle Popi^larität vortheilhaft auszeichnen.
, - ' [Egsdt.]
PusisAVf Der Domcapitnlar Dr. A, Büchner ist zum Reetor des
dasigenLyeeams ernennt worden, aü^die Steileres auf sola Ansuchen
dieses Amtes enthobenen DomrnpUnlars i>r. Rottermund,
Rbobivsburo/ DerLyeeaiprof. u. Gymnasialvect.,Prioster:G. fiPagr*
, ner ist zum Canonieas im das. Gollegiatstift St. Johann* ernannt werden.
Rv8SLA!«n, Ueber den Zustand nnd die Fortbildung des rassiscfaeo
Schal -'und Unterrichtswesen» ist auch im vor^n Jahre ein Bericht an
•9e. idujmät den KaUer über das Ministerium des öffentUehem Wateprichts
für das Jahr 1838 erschienen , welcher wieder in gewöhnlicher statisti-
scher Weise über die Zahl d^r Bildungäanstaltcn nnd Schüler, über
den Zustand der Akudemieen und Bibliotheken, über den Zuwachs^ den
^ IiwUidtMi iilii^iii fcriM«, jtBriKww^irhriiilrtii »w ms* V«>
I iittJm ^hrtaTic fcto^ ^c^ M^ ^ Iuhtk «fc«r «tt^ «K« fl|ii|^ Irariclir'
int, iMiobe ÄdM« MB dloi üri ^iw w «eridUMi m^wmmi JMUi. KIHL
B» ^«Ste ygM w Artig «n i fy w Mfi l ar Ammg Awwi £är
•dhfifit «BttMig «en. Aar e«nclift iMtaftMoe Beleg«, 4i
BtaiHMi «Bit M—tiBimB AiBWfm Bifar dba MeatficliM »atBiMlit ttnAei«^
Vmttmakäkmmg tsOuM. Amdk irt mmmtRA wMbv vM ttr 4ie CnB^i^
inwog 4bb 6«Ii«1brcb«m geHwa; «li «mA ipewIiBii, 4«s- Atet »idh
Bwihl gBBBg «Um^vbImb 9 meH tum ikne 4ea w la waidü ft l i ch a a SLmatuai,
4et S^kmkm uaä l}Mf«nititleii b« iveflig avßliift, «b4 w>eU ZalOea 4bv-
BkiMi., BaM«14B4ie bM 4er LdiriBilBlIi^B ««4
ist. m« sUgeBMsnea Ansrdviingen wid KJMirlifamggn fiv 4ie Fectbür
4mg 4ies Patwtd MWMüai f flia4 «tuB grsMOB TImU iBMBwr mmdk blBS
iir iliifiii'i4i|yBMg BMgeBlÜGicUciwr fie44ifBiflee beresliiiBtk tvelen «bet
BBgiekli BBcii iaflner nelir niit den StrelieB lierror,, die ÜBtemiielilB ■
jMrtidlte «troBg ttr 4ie IMKf&ifiBe md Zwedw4e» Stoatss. «aBeBridK
tsB:, -^ eie ^StaebeB, daa MswftMMh eberell, wm die 8ciM4eB naiee
StBBtBasgtBltefl «ind, ts bebereai eder siedcrefli Gnade mcIi igc^tand,
Bie aU^eBeiu^e FerBBige dea AiiiiifleriwBW galit da-
i fitudieai der gBnaiaeiiPB Speacbe «sd lüera^Br Aberall hia lai
Qsd ea «t a»Bbt ««r jedeai StedareadeB aaur PÜcht gB-.
bt, 4iereaaiscin Sf aam^ aaagf aitig ae ealeBaea, B e a d ca« es wefw
des «aMsb Maeaders ia dea dei^clieB.PrBmeeB hee aa d eBB HätfaWirlier
BB 4ieBer fiiicmiHig aatt gneaae ai Fiaiaa w et^ r ei ta t «ad a a a aig ebtich
aa fie Sedarfftigen ^mAmk. KaofaBldea aaelit nwa ia der effaniUclMK
RöMtuig Iweeadera die teHinianlina Wiaaeawdiaftctt «ad daü Praktiadia
■a lwfia4erB5 «ad mtmk «iaer seaMa Verfi^aag 'aeilea aa aUea Imk»
kenm Aaataiteo «iBealficiw Vaatiage ia dea tediaiaolHui Wiaaeaarhaftm
mid laadwirtliafdiaftUciie Vei4eaaag0B gdiallea , aewie aar Venpinigaag.
der Tlieoffae nit dar fVasaa aa eiatgev UatranifiteB Maaler- Me^eeeiea.
emclitet werdeK. Aach ia dea Gjanaaiea oMihrea aicb die Bealab-
HwihBngen, -aad der UnBarriidit deraelbca wird ae geae« aaf fBaldaachea.
IMsea beredniet , 4«m ««dist d» aelHmee WitfiieBadiBfiUüi ia dea Real*
acimlea nicht weüer geiaiirt aierd e» eeHea , ala wie weit eie eidi üb*
ntteUbar aaf die tedbaiatfliea WioaeaBoinfibea feesäelieB. Ia dea üaUi-
eben md aJidUciRai Ganveraeneats des BmdiB gieiit ea «iflli iodaer
CB«fiB«aaien<, wo unter andereBi aucii GeaetBkvade nad geri^sbtliciie
j^eaxia geielirt wdrd , «ad bei allea Gy«Ba»en leldt eia gtwnflieBamwr
liBlirpkMi , laden jeder eäaseiae aöma beaeaden bat, der ivumer bbv
VtH eia Jabr gebdhttngt wird, ia dea SpraiAwiaaBiMufalteD eteht daa
SliidiaBa des Griedbiacbea ^nanb imaer «ebr «cbamabead , ai)d iat aa.
eMgea AaataitM davdi üai a tOc ht ia ider 4ai40cbeii Syncbe ewetat
•84 Selral- QaH U«tT««tiiil»aa«b»leliten,
lUttlgepf tffhf btilMitoinl tda, denn, m wM in den B^idit vertiulMrl^
Ait0 das naefialMiMAd» Sytteni u weldiofl ftasilmid bn j«lst doKfa dbi
Amiftttder gcfMMit g^owwen, nNinälig v<tscliiHnde« der adtidlidM
Eififiast def fnilier«a Zeit, In welcher alie Ldhfaniitnliea mit deatMsfaea
D^centea ntiofflnthet w«fd«a , tleh niodeM, «nd das Untorrielitiwe-
a»a eiaea aigaaMi Gang dw Ea^irieiiainvg gawinaa, weMer adU aa«
flaaal ••! and doeh aaeh die Vaitüeüe der attgeniaiaea Biidang aieii«
verleib gekea larte; daai die racnicha OiirlliratiaA reiigeadoFart^
•oiirtUe Blaeha aad aiobt blot Taa der Aiihäkogigkeit aar BaiaacipafioB
galangt iei, toadera aaeb Ittld auf das Anslaad aariüliwtrkea aad aia
Matter der Nachahailiag abgebea werde; daie BMa tieb «atneatlieh ▼««
daa Dantsehen ▼etsprioiit, «le werdea die Frnabte der aaÜDnalraMiaebaa
Ckiltor für aich beaalaea, aad der Zeit entgegencM«^ wo die deatMh*
roa^iiehea PrtfTiaaea dben se die Veraiittler der maiiMbea Oi«iliaatfiaa
ffrr Deatteiilaad werdea, wie sie bit jetit dea Eiagaag der deatachea
Bibtoag oaeh Ranlaad vetaiittellea.
Wiaa. Der knratlcb fir todt erfclirte Diebter FrefMaar SeM im
CiUy tat aam Oaataa des Wieaer Büaa- aad AalÜMacabiaala amaaa«
watdan.
WxtauB. Dem Beetor dar daiigea Stadticbale Dr* iforl Ftitd.
Orod» iat bei Gelegeniieit der Feier aebea SS^dgaa Lebrerjabüaaaia
der Titel Profeater beigelegt worden.
WoBMa. - Bin Prognunm daa biaa. Gyamatialdirectora , Hra. Dr»
VP^egandf aatbalt den Lehrptä» der reorganlnrleR ITofaiaar SUtüickm-»
hm 9 nefrft «ineai Aj^lorisakan V^rheriekt^ Womit Hr. W., aia frovfMi-'
riieber Raetor dar Stadttabaien su den die^iäliiigea öffentlichen Pra*
fiiAgen(9— -14» Apfii)elngaladan hat Die gegenwärtige Volbcaidiiyä
der Stadt W^ma warde aia eine Gemein- oder Oommonalachole mit 6r
Claatea iai Jahre 1884 dardi Voreialgung der vormala hier beatellea«
den 8 GofifeMleAaBcbaiea erricblel. Aikia die damaia der Schale ga«
gebne Varfaatong genngte nicht auf die Dauer, aam^atlicb, weil iceioa
rächte Eiahalt in die Aaataltsa bringen wai^, indem der Ortiaeilolvor*
atand, ata aSchate vargeaetate Beberde de# L^bror, aaa 9 Mitgliedern
bearebt, welche, geistige wie welfliebey olmehia in ihren <»igenea
Wlrkuttgdiei^eiren hlnlftfiglicfa in Anapruab geaoamiCn sind , mithin an*
mal aia Callegiam fast gaaa aaaser Stande war, 4g$ Steaer der Ab«
atalt mit dem erforderlichen Nachdrucke au lenken. Wirklitb eat-
atündcn nicht sowohl ia Folge besonderer PersdnUchkeiten , als der
Yevfassung der > Schule, die kartnneklgiten Reibereien, Welche ela ba-
aondcrer Cetemlssfir des Grossh. Oberscknlhitlia in Daraistadt awar aa-
genbllcklicli berahigen , aber nicht atillen konnte. Der Verf. , der ab
dussarordantlicbeB Mitglied der Beairfcasobalcoaimisiioa von dem 2a*
Stande der Schule , ihren Mitteln and Mftdgeln aallliche KenntalSa et-
hielt , setate In ehiem gr&ndlichen Berichte vom 8L Mai 18M aeiao Ab-
aleht Yon der Sache and von der beaten Art und Weise ^ wie dem araa-
gelhafleaeastandeabstthelfeaaei, aaseisaader, and hattadia Fread^
S«btflw#*eil In liflliett. 185
iäM-ifkh Abu efaie giiiiil%6 AnfMlHM ftmd und voikMii Mli^ilOTittfli
#*« liiii0fif 801 tS. F«kr« 18d7 beeisliloiBeB warft s iH« fidmle müo i»
Al%efl»«iiieil liReli de«» vom Vwf, erslaltetMk Vortrag« morgaaitbt. ««d
das Rectorat proYisorisch Ton ihm Terwaltal iTcvden. Die Aaitait bat
dadnreli veeentlich gewonnen und in dem S. 12—22 roitgetheiltea'
Leiirplane wird nidits Wiclitiges vermlsst. Aueh die namliaft gemach-
ten LebrhfiehM «flid nieht allein wohifeil,- iondera avgleiah mtiatenB gnt
gewAhlt*. Daa Lidirerpeftonal iet foigeadeti 1) £Tangelieehe Lehrer«
/efc. Hidlmi SeftaiJdf (eelft 1812), OMiUan Ldp (aelt 1823), Friecin
9Mtpp (tek 1810), JSMir. Kml KMnw (seit 189»), JUat. Bd^lmmm
{^i IMl), Mü. ^M HiieikebfaktfM* (ieÜ 1881) v /«A. Menget (ealt
1888); 2) Kafhoiiseha Lehrers irtfqMr Aeboitter (seit 1828) , JoA. PmA
^kgiObäüer (seit 1884), ioA. i:«i«iert (aeit 188»).. Diese Lehrer sind
irfeht, wie froher, iaiimei^ aafdleMflho CloMeheechrinM, sondern def
€>hetoehtilralh hat bereits dnreh ehi AnssehveiheB Tom 8. Oet. 1888
eiaail Wechsel der Lehrar nach den iddlvidaellefl.Eigenediaften, des
Oeistes , Kdrpers , F|higl^eilea , Kenatalssea » Oetttthsart , Altar
a. s, w,\ welche den efaien LeliMr ntehv aa dieser, dea andern mehr
«n^CMer Ciasse vott' Rindeifa etnpfeMen, fdr aaläss% erlslart nad darift
Keine ZurfiGksetaang «Ines Lehrers erbUoiit, Wenn er dieselbe Dienst '-
vad Ait^rshtitegorie beibehalte, „ da der L^ter jängarer Klader ebMi
•a «hiwnwerth Ist, als def filterer Kind«r. *« [S.]
ZfittiGii. Die Uaitersit&t war im Winter 1889--^ 48 ¥aii 1411 StU'«
Renten besadrt, van dene» 24 dea theolegischea ^ 86 den laristlsehev«
61 dea medielnischen on^ 28 dan philosophischen Studiefl sieh wMme^
teil. Ka -dtn Professefen H* Im vorigen Jahre der anm ttusserevden^
liehe» Professor fdr elassifche Philologie eraannta Privatdocont nad
Oberlehrer am Gyftinafhim, Dr. JVermima Sampptj hioangehomment
altera es fit daffir der ordeatl. Professor der Medkin Dr. ^dMMn a«
üe Universität in BssLia, der ordentikho Professor dar Aamamia
#Wedf . jtfimel^ an die ÜnIvetftitftt in Famatn« , und der otdeall. Pro-»
ff^ssor der Rechte Prfdhar» ee« Low als Bbfgerlebtsrath naefa UttwaM
im ll«MB(^tiram Masssm bemfea warden.
Schiilwe»eii iA Italieik
KtRcRENSTAAT. Jo spftrsaftier dte Nac(tri(AtCif sM , welcba nni
über d<in gegeiiwärtigea Zttstnffd des Vittevi^ichts ttnil der Bildokigsaii'
italt^n im Kirchenstaate ankommen, ide^to wfllkonimnter mttss ons jede*
Beitt'ag sein , der von klindigen Mannern fiber beide Gegenstände ans
geliefert wird. Es Wifd fnr die Leiter der Jahrböcher nicht nninter*
essant Sein , was in dieser Hinsicht ein Italiener (Römische Briefe von
einem Florentiner, t U. Leipzig bei Brockhaos 1848. 1. B. XXII. 4SI S.
n. B. 451 S.) fiber den Kfrchc^nstaat und nfttnetttlSch Aber Rom ons mit*
ihelft. Eigentlich baan nur voit Rom die Rede sein , denn aas deii
896 > Sclfii.lir9ffe9 i&HfiiiVil.
PromiiBii fdiUn fast alle AngAbeni . ei w$Bdo nniaoglidiafAltrlw?
^iese auch Bur ^e pberflächlichsto staiistisch« iSugBn]nieii8(§Uui?g.-W
TttiPäaehiba; seUbst Rom bietet eio^iiabyjrinUt dax^aii« velcbein nnip
tich aicbt lekht herauB findet. • ' \ .. . . -n .
k. lEiementarunterricTit,
BIaii> .darf der rdiiiidcbe.ii Begier ung iiiobt.isorverfepy da^B .eie
nkicbts für den £leiBe^Mti^unterri€)it getban hat» »oniern nar) da*« das
befolgte . System dnrol^us falseh.upd so varkebri ist ^- d^w mpa. nie
hoffen darf, anf diesem Wege ein anvh nu.r et^as. exiNI^ri^MUcbes .H<^
auUat zu erlangen. Der Hauptlebler bestellt darUi'^ dass die altonund
die neuen, theil^eise ausländisphen finrichtupgen jed^r Veräfbwel^-
Rttng' Trotz biitben , und dass ihnen ebev so s^hr Jm £§in2<elnen «M«^- or-
ganisches Prineip abgeht, wie sie «ich nie .z«r einfiua, argaiws<^n Qan«
Ben werden, verbinden lassen.. Die Bevölberiiiig -Hpnis . beträgt .^i^ish
Morlcbini X^fiW, Seelen 9 die :Zahl der , die-. £lQmi3i||airseb«l«|i be«««*
'ebeaden Kinder 14,000« Die Gesainnitzabl der Schulen i^t 372, die
der Lehrer 48JS, sq das^.aUe im Dnrchscboitt. ungefähr 40 Kindar auf
eine Schule , 31 auf einoA Uetirer kooin^en. . '• Von diesen ,besa<4iea
4600 im Alter. TOQ 2 — 5, Jt^b^en die vcm Jg'raoun gehaltenen ScWlen
ll^r' untersten Classe 9 worin sie beten, und das Al^O lerneir.). P^c. Zu-
stand dieser Schulen ist tranrjg. . > Sjogenannte Kleiokind^r^fibiftien (Säle
d'asilo) iqnnea nir.ht aufkommen« Die Knabeoschiiten; besl/sh^n ans 7
vertfehiedenen Gattungen, voja. denen die meisten jlnHimuM^ der Lehr-
giSgensläade uberetn^tinunen ; diese sind: B^lSglonsnntefrieht» Xiewen,
Schreiben, Bechnen, AnCang^grunde der i^Menischen und. in einigea
der lat« und der fcanzös Sprache.., wie der Geographie und, Gesctvchte*
Die .ältesten und zahlreichsten dieser Schulen sind die .so^^aaaten Re-r
gionärsebulen , 55 Schulen mit 82 Lehretn und. 1800 .Schülern. > Kl^m^
bisher stehen die Scoole pie der Padiri S^olopj (1592 ypn ^^ynem SpanUc
gestiftet y;uiB,.UQlerricbt der ärmere plaMen)> , Ihre Desti^^Hiiungen sind
immer ^oijh lafaensverthv if^nn auch die gpg^QV#Btig9 . ipimachtuag
ihrer Schulen in Born sehr Yielo' JHängeV hat» . , AeihAUche . Zwecke j^p^
folgen die Padri Dottrinarj. Auf die gewöhnlichsten Lehrgegenstande
beschränken sich die Frores-tgiNNNmlNM (#014-1828) y«* welche 3 Schulen
mit 14 Lehrern haben. Die Pfarjr- und Abendschulen sind knrslich
entstandent ersfeere tocfa Q^istlichp , . li>t»tera 4urch . Privf^personen
gestiftet, welche den Immer fühlbarer werdenden Bedurfnissen wenig*
Stens einigermaassen abcuhelfen suchen. Eipe (1784 . gestiftete) .Taub-
stummenanstalt zählt 40 Knaben un^ 30 Mädchen. , Für die Mädchea
giebt e§ neben den Pfarrschuleq eigene Mt^estre regionarie , den er*
wähnten Knaben - Begiionärschiilen gleichstehend , und 7 verschiedene
Gattungen von Klostcrschulen^ im Ganzen IQ Ipstitute bildend, Aa
Vebereinstiramung ist hier eb^i so wenig wie bei jenen zu deaken.
Die einzigen beiden Anstalten , welche eine rüha^nde Erwähnung ver-.
dienen , sind die der französischen Dames du saere doeur de Jesoa.
Die Zahl der Schülerinnen in bei.dei| lieträgt 200; mit eine^ ist eine
ieliBlw««ea Itf liali^eB; 387
Feii«iob8ao8taU fBrlCiiiflar wohtfaaiiender FaoiitteB verMiaiMi* T«f-
waiste , nnglacldiche ond verlästene Kinder finden AufnahlB« 1» 4mm
Uo«piz St Michele ;- es sind dort ^20 .Knaben nnd ZW MftdcheB. Ans-^
ser im Lesen, Schreiben, RechneA und Kirchengesäng werden dio
Knaben , weltive bis naeli sarneicgelegteiii 29r Jahr iu der Aastatt blel*
ben, in Gewerben und Handlrerfcmi milerriehtef — (aaneatlM geheii
Drncicer, Bnchbiäder, Zlminertentie^ Tiscliler, Scbmiclde, Schaeidery
Schuster, Fakrber u. s. w. aus dem Hospia lierror; für di«|j«dfgea
jungen Leute, weiche besondere Fäifigheitsiv«« den Tag legeaj siad
Schulen vorhanden, ^o sie oaCer Lcäliing^na Praff. dar Aicademia voa
St. Luca in den freien Knusten uaiterridifet werden — mit diesaä
Schalen sind Samrolnngen Tou Gypsabgossea^ Zeiehauagen, K«|»fer»
Stichen n. s. w. verbunden) , dia Mfidchen lä HaatetbeiteB wie Leia«
wand- und Seid'enweltoreij und ¥ftrfortigung Wollener Quasten ,• l^pa«*
lets n. 8. w. ffir das MIHtair, «ndllclr kl den lianfKahaa GeseMftea.
Aia SrtAigedesTerl^ttrs der Fabrikate habeii sie eiaea AatheH. Die
Knaben ^rhaftea bei ihrem Anstritt M Stedi, die MAdchea , waaa sla
lieirathea, 100 Scudi, wenn sie** den Schleier nehmen, UM Scudk
Gleich wenig motivirt nnd eben so verwirre wie die EiatheHaag aller
dieser Schulen ist auch '.ihre VtNrwaltuag and Beaafliichtignttg'. Dia
einen stehen unter dem Cardinaivictfr, die andern anter der Stwll^a-
luittgtegation , diese unter* dem Mönsignor Almösenier , Jene endlich
unter gar keiner G6ntrale. Im Durdischnitt' geaemwea , Ist hier we-^
der Uoabhäagigbeit noch geregelte Aufsicht > am ^renfgstea aber eiae
aas einem gemelnsaBiien Gesiefatspunitte hen^ei^ehende, amfasseade
Leiljung. ÜB Hinsiobt der Einkualte herrscht gleiche Versdiledenh«!!.
Die eirie^^ werden durch ZasehAsse def FiaaaimlaWterlams , die aadera
durch Stiftongen von Private» äaterbalte»; melirere sind' Mt g^rait«
ner Zeit fundirt, wieder andere besteiieB aar darch asilde Betrage.
£ia Vebitrsdihig der Kosten derBlemeataruaterriehts Ist also aamftglfcll.
Der Staatschiesstjihrlleh: etwa 4M^ScBdi (18e.r=tl'Riblr. Id^Sgr.)««.
Einige der Schalen sTad völlig4inentgeldiieh , In aadier» Itrhrd geatthlt.
]n den , Regioanrsdiülen giebt ^er Schaler ittonatlM* 4 — lO'PKeR
(1 Paoli :=4f S^r.). Die Localeslnd grossteniheils sehleeht and enge,
bei der 'Mebrsabl der kleiaern. Schulen sogar von der Art, däss das
Gouvernement billiger^eise daraaf achtea aallte. Die Zelt des VMter-
riclits betragt lifi ihireiischiMtt 8 Staadea vor Mittag und 8 — SStua-
den nach dem EssiBU. Die Züchtigung des Schiagens auf die Aachb
Hand ist in den BegionSrsehulea noch erlaubt , doch haben sich viela
Lelirer aus freien Stucken dieser Erlatebjiiss begeben« Die Lehrer wa-
ren früher meist Ansiander, indem die R5mer wtHitg Lust selgtev, sieh
mit dem Unterridbt nfvk befassen. Dies ftndert sich indesi fmmer mehr«
„leb brauche wohl kaum fctnvaaufftgen , wie -höchst ilUHlg^lhaft an. j|
unanceichend ^ ja' in vielen Fällen verderblich , ^ abstumpfend ^ S^^*^-
t5dteod , dieser Elementarunterricht Ist. Dass man dabei auf neuere
Systeme Ireine Rücksicht nimmt, versteht sielr von Selbst« In Itom v
scheint mnn von den iinmensen Fortschritten der Wissenichafl keine
iV. Jahr^. A PhU. k, PÜd, od, KrU. Bibi, Bd. X2U&. ffß. a. 22
9SB ' ^«]ivl««itoB In IUIIam.
Akiiliiigr «i> Mben, ^U»i a« üai Inmmb ■OglUii fit, sie nbht sa
' , B. Höhere. Bildung^sanstalten.
: Qfwiii¥nleiiri€bt««r69«ii ttuht jiAeh der 1B24 erlUMeneii ConstUoiioB
{m ganftwi Kir^bentteaio «io« mu dem- Cterdinal Staatefecretär; dem
',CiWe«b»0eQ ^C^iMl-,Kii*nMrliii9), dem C&acdiaaUkar^ dem Pra-
|4clett|4HI In4e<:ii-i^« l^eafoJbeAdeiConswgatien tov, welche sich ein-
fmX i«a.|l#njit:?teif«aqMoek^ >'Dto aabl der Uiifvdffait£ten betrugt 6, 2
»ratenIUoi^ •(^ait.Cdtf^QhriteUea) ih Bmn nnd Bologna^ und 6 swei-
/t«s,RangfV5 (mit 19 Lehfilelien) ui'Ferfara, Perngia, Gamertno, Ha-
£ß9fUß9 Ferm^ mid Urbine«. Ddr Uotertelried svlicheii den Unlveni-
Ifiten 1^ i»nd JS^ IUmi|^ betliebt darin, data die letaleren nur in der
ibe^fc, jiv|i«t^,.)in«|..|»lttliMl. ftncultat' Boccahiiirei , Licentiaten und Daete-
iftpipnwMqi beilt^Bf. jeiebl:<tegegeli in der tettdieiniicb* chirorgitphen,
in ve|fl^|E;4fnan.nur i«,IUMi^iind Bologna doetorifen bann. In dieeen
lettlAA Städten bi^n-mAn mmA ttur die Matnkel vut Umun Ausübung
d^ir HeUllunde erfii^Iten; -In jeder der beiden ereteren Unit ersitilen
mnpsen vnnigftleiis 38 Mtnnlilblfl bestehen«. Ihnen steht ein Enbnlii-
4«r ▼OB vi" Bq*»* 4«r^ Cardinal Oamerlengo^ in Bologna der Cardinal
£ciiisobof. , Pieübfigen Unitemtäten haben einen Kanzler, w^cbe
ßMle mmpT yo« dem ^Ersbiscbore edev'Bisohofe der Stadt, bekleidet
wird* Die Ei:«fea«al«ff ukd Kalialeir bdbeo ' Griminalgeriebtsbarkeit,
.finch .bei^ Veff^lM»« ipelche V4Ib /Fremden im Bereich der UnWersildt
IvqgUngTiB.vrerdnp« : ^Piese Kansbir. fahren den. V«rsi6i bei uffentKcben
VemiUnsanngeir. oleile UnHer sildt hal dn^n IUcte«r, welcher In Born
^wäbltr!bei4ail ander» «uro» Papste nomitt«lliär ernannt wird. . Der
Ile^tor k^ foiaägllell auf die'Bfbbafhtitwg der Disoiplia au eehen^ er
>at dei»»l4«44l#a«i^km Wi ordnen, .'diet .Beqmstte dertaiifnnitaebmendeB
9tadirim^a.4m^af«li>i.iuid rnnsswührerfdider^. Zeit der Vorldeaiigen
«^twedjsn ißpiM^im IJnivfrsitäAsgebätdnf.veBtiteSliJnt oder sich dorcb
j9n«n.mi|^Xpi^UimNMPSJe9JK«»4lera.att:«rni^nnebd«i Vicevector. ▼ertre-
^u :laasen. ;.qMi:i«4«ff: UoSrerMtat liesttohen .4 GoUegten, eiptbeol^
ttiniiigistii.'ei^/Sliedipidiseli'vchij'ilrgisohes nnd ein philoi. Jedea be*
ß^h^ b«> .4^91 UAlFef«iMätan ersten Ranges ms 12| beiden übrigen ans
^..^jd^r.«, ÜAlglMern^ de« Jleaaa Ist jedesmal Praiident, derjnngste
l^ei9it«prSf|pi19jti^r^ . Uie.MitgUeder^, .woieiiift Immer Docfeoren der Fa-
4^i^ .Hflln, «/mäfis^iii/ werden fluC, den Vorseblag.der StodJetacongre-
HatioQ.Toiq, VH9ßt9 ernannt. Sie nehmen die Profangen «or und stim-
jyp«ui,b(^dfr.«Prorworenwabl^,iiel.ddii Promotienen und den P«eiafer^
4bi)jliHageir , ^afa^, ^oMcHSse 1 4c«> ^ikrtdemi^oüen. Jahres. ( Die ^Jotlegien
b^en e^eipA Qa^mß . — .die.jSebailie iat«for die Juristen hiinmelbiaii,
^ur die Ai^diciiief.iiQtb;, fAr di« PbUoeoplieli g«nn afeid- für die Pbilolo«
jgen ^eifn; ^ie , Theologen holMin/efnetl langen. angeknöpften Priester-
rock, ufip P^liip^k .besettten.tKragdn. nnd MoaieU d««' abrtgen ein
langes^ sngekpopi^e« QeWand^ darüber, einen langen:, Torde oifenen
Ueb^riji^cf^ n|it off9nea(|f eilen Aefiiftebi.) - Bel:der Wahl neuer Preff.
Scbolweteii In lUllt^ SSO
wM jedetBiol elö Conenn aatgef cfarklnni ; nnr lolehe Werira sagtolM-t
"ten , welche die Doctorwurde erlangt Inibatt. (Sie mofsen im Bibܫ-*
theksimmer io 6 SCooden eine lat. Abbandlang «iber ein , uanütlelbat
verlier ibnen aufgegebene! Theiaa schieiben): Jede ProfeMorWaiil i
Toa der Stadiencongregalion bestätigt werden» welche allela tftadi i
Entfernung ▼cm Lehramt Teraalaeien bann. Dieee bann iadeae aidil
ohne Urtheil und Recht geschehen. (Ausgetdtloteen von dietem Coa-«
eart' sind in Rom die Lehrstuhle der Bibele^blarung, der Degnatib,
der Meraltheologie and Ethik, für- welche Mönche ads ▼erschiedeiieB
Orden gewählt werden.) Binsiebtlicb der -Vorlesungen müssen ditf
Proff. sich in Betreff der Zeit, des Lehrbdchs u« s. w. genau nach
dea Vorschriften der nämlichen Congregatina riehten. Der Gebranch
der lat. Sprache bt für alle theoL und Jurist Vnrlasnngen„ für Anato«
mie, Physiologie, thedretisohe uad genchUiehe ^^nelbnnde, ffir
•Logik, Metaphysik und Ethik vorgeschrieben $ bei den nbrigen fcdnnen
sich die Lehrer nadi Qnllebeii der ilal« Sprathe bedienen. In jede»
Facultät mfissen 1 oder 8 Substitute sein, Welche alle Vorrechte dnf
übrigen Proff. 4 aber beinen Gehalt haben»' Jede. Universität hat einen
Bibliothekar, Directoren für die ' rerschiedenen Museen und Oablnete,
einen €ostos des botanisehen Gartens , Pedelle umI nndem fJntevbe»
arate. Die Verwaltung der EInkflnfte hat in Rons' der Rector, an den
andern Universitäten ein Ton-der Stadt tu ernennender 4(l»uDl*trtktor;
Die Aufnahme der Studir enden geschieht beim Anfange des Studien«
Jahres vom 5 — 10. November; nöthig ist datn ein Zeugniss de vita et
moril|us und eine Prüfung, welche bei denen | die in die phil. Faenl^
tat eintreten wollen, die Humanitätswiss. und namentlich die lat^
Spraoho, bei denen, die In die theol., Jurist. und medianisehe Fnenl-
tat eintreten wollen, die Logik^, Metaphysik,' EthOc, Geometrie, A^
gebm und Physik umfaset. Das Studienjahr ist in 8 Drittel i^ntfaeät»
an deren Schlüsse die Studirenden ein iSeugniss über den Besneh 4e»
Vorlesungen und ihre Fortschritte erhalten« Für den regelmissigml
Besneh ist durch verschiedene Verordnungen gesorgt. DnrVniverse*
tätsenrsus dauert 4 Jahre; nach' dem ersten Jahre kann der Stdd^nt
, Bnocniaurens, nach dem dritten Liceotiat , nach dem vierten Doetot
werden. Die Prufutog für 4len ers|en Grad erstredkt sieh Mev nim
w&hrend des 1. Stndienjnhrss vorgokoknmene Gegenstände, für 4en 9«
tnbetf'die während des. 8. und 8. Jdhres; färden 8. ist eine allgnnieine
Prüfung nothwendig. Die Kosten bei der Promotion für den 1. Grad
sind 10 Scttdi, für den 2. auch 10, für den 3. 40 Scndi; die Mediciner
nahlen för die matrioula libefl exereitii 6 Seudi, eben so viel die No*
tarlatscandidaten. Die Promotion geschieht öffentlich In der Aufff.
Die Doctoranden müssen das von Plus IV. vorgeschriebene Glaubensbe-r
henntniss, die Mediciaer noch eiosn von Pins V. verordneten Eid abie^
gen. Die Theologen hören Im 1, und 8. Jahr Erläntemngdto belli
Schrift und sacra theologia, .im 8. und 4. Sacra theol*. und 'Kirchenge-
' scliichtei die Juristen 1. Kanonische uqd Civil - Institutionen , Natur-
nnd Völkerrecht: 2. Insti^äon^n des öffentl. Kucbearechts, Crimioalr
22»
840 Schulwesen &a liüliea.
redil, Civilgeteiabucli ; 8. iMUMionen des SffeiiU. Kirehenreohtif
fconoDUches «od CitiigefetelNich; 4. kaeoDMcfiet ubd Cmlg^setc-
buch; die Mediciner L Aaatoniie , Botanik, Chemie; 2. Physiologie,
Hygiene» allg, Therapie, AnneimiUellehre , ollg. Patholegie, Se*
miolik; 3b Hygieae, ailg«. Therapie , Anneimittellehre, theor. • prakt.
AYaaeikuade, Biediciniflche Foiisei oad geriehtl. Arzneikaade; 4. tiieor.
pp, AjrBneikuade , mediciniBche Polizei und .gerichü« Arzneikunde,
praetische Pharmacie (die Cliirargen haliea nur einen 3jährigen Gar-
»tt«); die Phil. 1. Logik und Metaphysik, Elemente der Algebra und
Geometrie; ^ 2. Etliik, Eiperimentalp^ytäc , Einleitung zor h&herea
Aigebra; 3, höhere Algebra , Mechanik, Hydraulik, Optik, Astrono-
mie; 4* dasselbe mit Ai^sschluss der Algebra. Eine philologische
Glaste giebt es aar an den. beiden Universitäten Rom und Bologna (seit
1826); der Gurys ist 3jafarlg. 1. Redekunst and Poetik, alte .Ge-
sehicbte, rumisdie Alterthämer; 2. die lat. tSlassiker, die gr, aad
Töm. Geschichte, gr. Altei^th.; 3. die Itai. Glassiker, neuere Geschiclt»
te, ägyptische Alterth. und dje anderer Natioaen *). Nur' an den gros«
sen Uaiversifäten sind die Lehrsinhle mit einiger . Vollständigkeit be*
fetzt, in Rem % Theo!., 8 Juristen ,. 13 Mediciner, 14 Pbilos.; an den
kleiaereii betragt die Zahl der Profl. nicht selten das Minimum und
•timmt also gewisseraiaassen zur Zahl der Stodirenden. Die mittlere
Zahl der Studirenden belauft sieh in Rom auf 650, in Bologna SöOi
in Ferrara auf 300, an den übrigen Universitäten auf nicht mehr als
200. Im Studienjahr 1838y/39 betrug die Anzahl der Studenten In Ron
843; davon gehörten zur theol. Facoltät 73, zur Jurist. 364 , zur mov
didnbchen 293 (darunter 87 Ghirurgen) , 113 , zur philosophisehen,
nämlich 85 zur eigenll. philos. und 28 zur philol. Classe. Dea erstea
Rang unter dea höheren Bildungsaastalten in Rom nimmt die Univer-
sität, die sogenannte Sapienza , ein; nächst der Universität ist die be-
deutendste das collegium romanum unter der Leitung der Jesuiten , ein
Gymnasium oder Gollegium im höheren Sinn , in welchem die Huma-
aitatswiss. und die Philosophie vorgetragen werden, mit tftchtigen und
gelehrten Proff. Unter den theol« Austalten ist die berühmteste die
propagaada zur Bildung von Missionaren nur Verbreitung des Ghristen-
thnms in allea Läodem ; au^diesem Zweck wird hier iranier eine b^
deutende Anzahl fremder junger Leute, namentlich Orientalen, unter-
richtet. In dem ^ Zweck der Anstalt, in dar Liberalität, wanit sio
*) Im Stadienjahr 1838/39 worden in Rom in der phil. Faealtät von
14 ProfE. folgende Vorlesnngen gehalten: höhere Algebrfi , nach Lacroix;
Geometrie und Hydrometrie; Mechanik and Hydraulik' nach Benturoli;
Statik und Hydraalik; Mineralogie nach Haag; Experimentalphysik; Optik
und Astronomie nach Settale; Archäologie, Topographie und MonU"
meute des alten Italiens nach Cluver ; arabische Sprache nach Er|>en ; hehr.
Sprache nach Slanghter ; syrisch - chaldäische Sprache and Liturgie der
morgenländischen Christen ; iat. und itai. Bloquenz and rom. Geschichte,
mit Benutzang der filairschen Vorlesangen ; gr. Sprache nnd CiaMiker,
Erklärung des Aesriiyliis, Sophodes and Plndar.
Soliatweffcaiii iralfeD. Mi
aufreclil erhalten mM, bo irlS In dem uacrninAliclMrt Eifer, welchea
sie auch nnter ntignnttigen VerkAltoissen an den Tag legt, liegt etvae
, Grotsartigee und Jädle». Ven nicht geringer Wiehtigkeit ist die damit
▼erhiindene , namentlich an Schriflaeichen der verschiedenen oriental.
Sprachen reiche Drucirerei. Pur Jinglinge vornehmer FateilieB,
welche sich für die Carriere der Prilatur vorherekea wollen , Ist dia
Accademia ecclesiastica bestimmt, für den secularen Klerns der Haupt«
Stadt das Seminario Romano; das Seminar von St. l^eter ist für solche
bestimmt , welche sich dem (birehliijhen Dienst in dieser BanUca wtd*
mea wollen. Für ärmere Jünglinge sind die Gollegien Gapranica und
Pamftlii für die höheren Stande das Collegio de Nobili, das Collegio
Nasareno nnd das Collegio Ghislieri« Nationale Inslitnte sind das Co!«
legio Germanico Ungarico (von Aen Jesulteir geleitet), das Collegio
Inglese (unter dem Rectorat des gelehrten thätigeo Dr. Wiseman)
nnd" das Collf*gio Scoasese und Ibernese. Die. jungen Lente, welcliö
in diesen Collegien soSammen wohnen , besuchen meist die dflTentlicheii
gelehrten Anstalten, namentlieh die Vorlesnngen am Collegio Romano.
Zu den Konstanstnlten gehören: die Akademie der schonen Künste von
St. Loca, die Kunstschule des Hospia von St. Michele, die frnnsösi-
sehe Akademie und die kleineren Anstalten der Art für Neapel , Oe«
sterreich, Spanien, TcMcana u. s. w. Gelehrte Gesellschaften sind: die
Arcadia (ihre Zeitschrift beisst: Giorhele < arcadico) , und die Accadn-
mi« Tiberina beide für Literatnr — die Accademia der Lincei für
die roath. - physik. Wissenschaften; die archäologisehe Akademie; die
katholische Akademie und die^theol. Akademie, lieber die Sittnngea
und Vorträge in diesen Akademien berichtet diss Diario di Roma. Für
kilaitd olid Anstand von Interesse ist das Institute di corri»pondensa
arcboologica seit 1829«
C Literatur.
in literarischer Hinsieht steht Italien der Thätigkeit In England,-
Deutschland nnd Frankreich weit nach, and in Italien bleibt Rom hin-
ter Toscana , Piemont nnd der Lombardei weit snrück.' Kin grosser
Tbeil dessen, was die italienischen Pressen hervorbringen, besteht in
unaufhörlichen und cum Ekel sich wiederholenden neuen Aufgaben
und Nachdrücken. Fast überall ist die Liebe au den historischen Stu-'
dien erwacht und hat sich , wie naturlieh , namentlich der Eif orschnng*
dar vaterländischen beschichte» angewandt. Geographie und Statistik
sind in Oberitalien nicht minder gut bestellt.^ Die schöne Literatur
feiert nicht; beachtenswerth , wenn auch nicht Schriftsteller erftten-
Ranges, sind: Pellico, Gross!, Maffei, Carrer, Giordani, Sacchi,*
. Bertolotti, d*Azeglio, Niccolini, Rosini. In Rom nnd im Kirchen-*
Staat wird sehr wenig producirt ; sogar die hios materielle Thätigkeit'
der Drnckercien fehlt. Rom hat keinen eiraigen Dichter von bedeuten-
dem Rufe; Verdienste um die schöne Literatnr haben sich erworbetf
Biondi , Odescalcbi, Betti und Ricci. Die Historiographie Ist aiemlicK
übel dran ; Erwähnung verdienen Coppi und Cardinal Pacca. In der
842 , Scbalweffla !■ lUlIoB.
AUerlhiniinrtMeMclMifl wird am nebten 'geleistet! Nibbj, Vifconti,
Caniaa, RoMioi, Melchiorri , Vermiglioli 5 Borgheti, Sacchi und
.IJpgarelli. Die LitenUor der Kanstgescliiclite .bietet aicbts Bedeaten-
det dar« Mehr lebtet die Localliteratiir — dahin gehören Schriften
.Ton Coppi» Morichini, Tonti, Viola a. Anderen. An alte claMi^ch^ l'i-
leratnr wird nicht ml gedacht« Ueberhaupt.bebilft Jnan sich in- Ita-
lien mit den Ausgaben in asnas Delphini, mit den Tnriner Nacb-
dracfcen deutscher Cpmoientare na dea iat. Autoren und Leipxiger Ste-
xeoiypen der Griechen. Yen tfaTs Sammlung Iat Schriftsteller nach
den Handschriften der Yaticana Ist eiaff Reibe Ton Bänden erschienen ;
•0 sehr :man aber auch den Eifer dieses um die alte Literatur Yerdientea
Forschers anerkennen muss, so Ist doch su bedauern,. dass äusserst
^enig Too Wichtigkeit snm Vorschein gekommen. Ist. Der Vitruvios
▼on Marini ist ein mit Aufopferung tron 30,000 Scudi herausgegebenes
Pracbtwerk. Ein paar . Uebersetzungen alter Schriftsteller können hier
kaum in Betracht kommen. Auf die eigentlichen FacaUäiiwissenschaftea
lasst sieh der Verf. nicht ein ; er nennt nur in der Theologie die Namen
perone und Wi^eman, in der Medicin de Matthaeis, Ricard! , in dea
Naturwissenschaften .den Fürsten von Musi^oano «(Carl l^ician Bona-
parte)« Zwei unnberstcigliche Hindernbse stellen sich in Rom der
lit. Thätigkeit in den Weg, das eine ist^die Scbntslosigkeit des lit«
' Eigeothums und die damit in Verbindung stehende £läglicbe Verfas*
•nng des Buchhandels , das iweite die Censur« So lange hier nicht ab-
geholfen wird, bt kein Heil nu erwarten« Durch den gestattetea
. Nachdruck ist im allgemeine^ Entmuthiguog unter den Schriftstellern
herrschend geworden, indem es sehr schwer hält ein Hannscript an
einen Buchhändler au bringen» Nicht wenige Schriftsteller erhaltea
für ihre Werke keine andere Belohnung als etwa. 10 — 12 Freiexenw
plare, andere müssen dieselben auf ihre Kosteii drucken lassen. Wie
wollte auch .ein Buchhändler viel Honorar sahlen können , da er be-
fürchten mnssy dasf in der nächsten S(adt sein Verlag nachgedruckt
wird. . Das swischen den Buchhändlern bestehende Verhältniss ist
durch Mangel an einem lit. Mittelpunkte und an ordentlicher,^ regel-
mässiger Verbinduon* »wbchc^n den einaelnen Städten sehr erschwert —
ipidem bt der ganze Handel nur Kramerei. Die Censur ist selbst in
sehr unschuldigen Dingen sehr streng — doch werden Terbotene Bü-
cher überall verkauft. Ei« grosser Uebelstand bt auch die Schwierig-
l^eit des lit. Verkehrs mit di^m Auslande« Index und Douaoe tragen
das Ihrige data bei , das Uebel au vergrossern. Fransösische Schrif-
ten kommen meist in den belgischen Nachdrucken , englische in spät
ankommenden Galignanischen and Baudryschen Ausgaben ^ ein paar
deutsche. Schriftsteller, namentlich Schiller, In dem Pariser Nach-
druck vor. Mit Romanen ist das Land überschwemmt. Geschicht-
liche und wissenschaftliche Werke an erhalten Ist schwer und gehört
nicht selten ins Reich des Unmöglichen. Die Herbebcliaffung im
Allgemeinen bt mit gleich grossem Zeitverlost, wie mit bedeutenden
Ausgaben verknüpft. Ein Institut , wo man die wichtigsten lit. Novi-
täteil de« Aiisliin^ ^odet, feMi gän^BUdi. We^g 4iii^&aiftcli^ ämUk
io Rem Gnade« Vor devUchen religie0eA Jfooriwleir hftl-iiuia- eine ge-^
heime Furcht, weil man beeorgl, anf. irgend jBiaen Naehgetehmack
moderner FbiloM^ie na iStotaen. Die belobtM<to Jofumale Iri^ «der
ilmi de la Religien und da«^ in Lnttich ertebeiflende Jontaal üiiloii^aa
et litt^raire ♦). . t ! * .,.•
Dae allgemeine Vrtlieil niMtf -dae Bciialwe«en in..der:JC»enlkM'M
tclieint eicli daiiin aanosprechenifav die £lemeniarfcliii|eA eeiiiekr
vieiaa Stande gebvadit, Gymaaeie» «ad Üai^ertÜitoB IradfirfteB .da-
gegen iiedi maacbay Verbememing. £e giebt 2 ättien wm.i&wmeaim^
9chulenj entweder mit 1» oder mit 3«— 4 Claaiea; In'dda niedem^ filer^
ipentarecbulea wird der erste UnteKrieht in , der Religioa., «d flrie iaa
Lesen 9 Schreiben und Reebnea ertbeilt« in dea liAherieit' lehrt f>manB
Religion, Rech(s«hreib^ag^ ItaUenilche Graaunatiib, iAaUmg^gsladlf
des Latein, dar MatbematUc ^ Pjiysib , Geographie vad Nattoffgesobiiditi::
IMe sogenannten teehniaelieti ScKitlfa besiehea sich voraag^ireise. api
Landbau and HandeL Im J< 1^7 ^ehUt»i ElementaraeHuleo |ir Ka»<r
ben nar in ^ Gemeinen (wo die VeiMHnlse^ es irgend gestalle», -iefr
der Uaterrteht für Knaben von dem der Mddehfea gelteaat). XiU fia«^
sten des Elementaranterrieht« betrogen 507,000 Gnldeal; dmr^ #ar
eigenes EinVoiumen 21,000 G., Beitrag dec Gemoiaea 428,O0IK^> des
Staates 63,000 Gulden. Unter 100 Scfanlea nnd dlj^öffentlicho» 'uad
von 100 kommen 59 auf die £oab|»n and 41 ant die M&dcbea« . £twii
f>iller schulfähigen KJnder gehen i« die Schale« Pet Sehtfleisang
von 6 --^12 Jahrjen hat nicht' aar Anwend nag -gebaaclit-' werden fcönaen«;
Eine öffentliche Sohule besuchen im Dnrclisisbnitt 48» .pln9 Frivatsehofo
23 Kiader. Die Zahl de^Kiader ist etwa doppell so gross,, als dia de»
Lehrerinnen. l>ie Zshl der Lehrer .u. Lehrerinnen belauft sich aufd^QO«
In den «inderwaHeschulen beflndea sich 201^ ICimAer «nd i^JUebver^
ihre jährliche Einnahme belaoft sich aof. etwa 16^000 Gutf^a»: ^ V.sHedl»
hat 4 Kinderwart^schiilea, ia denen die Kinder vdm 2*^110^ Jw ai^^e»
nommen, uod in geistiger» sittl. und r«lig«..|ilniii:hfr.ev«a|ean werdbir«
Maa lehrt in 3 Classea Lesen ^ Seh'reibeB , Reehnen • . MoMl ,^ Rell^e«^
heilige Gu^thichte,. Lehen Jesu, Gesang, gjrmaastlsche JUeb.u^aa#'
Kinder von nicht Artn^n aahlen wöchentlich 20 Kreacer. : {9i« Kindar
blfllbeh in der Schul« des Winters ynu 8-^4* Uhc , dus Sl>mm^s • voai
7^ — 8 Uhr. Sie'eesea 2mal meist Suppen von Reis,. BohoiKir Get^tejt
Kartoffeln (kein Fleisch), und erhalten alte ein gleiches Qbeidfleid ge^
liefert. -Die Zahl der Kinder betragt sch^n 1000; eine5# SchnW üoH
eingerichtet werden -<-> da die Anstalt in jeder Hingeht . Ihrem i^wecke^
entspricht* Die Kosten werden diilrch fireiwilUgo Reisige anfgclira^htii
*) Fr. V, Raumer m seinem nensten Werke: lialien (Beiträge zur,
Kenntniss dieses Landes.. Brockhaus 1840. 1. B. X u. 392. X B. X u.
504 S.) theilt über die Bildungsanstalten der meisten ital; Staaten manches
Interessante mit, was die, welchen jene Briefe R.niditxn Gebsite «teben,'
vielleicht gern im Auszug hier lesen werden.
S44 Sclmlirettii ta llaliett.
S«lwM 41« Wbäiw 10 Jahr alt tiad, tacht maa sie irg«adwio ia a^lta-
U«lier «ad aatt&adigor Weiae untenabringea. Lehrerinnea werden
dea Lehrern Torgeaogea« . Die Gymnasien tiad flieiU von dea Gemei-
nea, ihmh ^aa dea Biichöfea, tbeilt voa PrivatpertoaeB fundlrt, nad
IMU »ii iMd obae Peasioaea nnd Alamaate. vgl. NJbb. XXVI^
229. Die 10 kaifterlichea G. hatten 96 Lehrer und 2865 Schaler,
die 8 der Geneiaea 1291 Seh. , die PritratgyniBa^ea 1168 Seh. Künf-
tige Theolagea, Aerate und Baumeister läuMen die öffentlichen O. he-
•achea« Die- Schaler der PrtvatgyiiiaaBiea mÜMen doch in dat Ver-
aeidmiat eiaet öfteatl; G. eingetragen Werden , f ich den Prnfnngen^
■aierwerCni nad halbjährlich 2 Gnlden $io daMelbe beiahlen. Der Ge-
halt der Lehrer beträgt «witchen ÖOO -^ 800 Gulden. An jedem G.
hefiadet. efeh ia der Regel ein Rector, ein Lehrer der Retigion , 4
Preff« der Granmatik nad 2 der Hamaaitäten. An 5 Tagen werden
20 LehriCufideB (tftglieh 4) gegeben, der Donnerstag ist gaaä frei.
INa Feriea danera Tom 9» September bis 1. NoTomber; aasserdem sind
•av die hohen Festtage Icane Feriea. Der Cnrsus dauert 6 Jahr. In
der wrterstea Glasse lehrt raaa die Aafang^gHinde der lat. und ital.
Sprache v8 Staadea, die Rechenkunst 2 St, Geographie 8 St nad Re-
Kgien 2 St. ; ia der 5. kommt hinan Geschichte der dsterreidiischen
Monarchie and römidcheAlterth., in der 4. Griechisch (2 St.)« in 3.
hit Praaedie, ia 2. Rhetorik und Poetik, Algebra Ms an den Gleichon-
gen des ersten Grades, Geographie, Geschichie, Religioa; ia 1. wird
dieeer Ualerrieht erweitert Vom Griechiichea (in jeder Glasse nur
2 St Diese beiden werdea dem grammatischen Unterrichte und der
Gesehflchte enlaagea) köaaeo die Schuler dispeasirt werden ^ wenn sie
nicht Theologen und Aevate werden il^ollen. -Die Sdioler wechseln so
selten wie möglich Ihre Lehrer. HaibjAhrig finden Prüfungen statt.
Die Lehrb&oher slad für alle Gegeastftnde Torgeschrieben. Lat. nnd
Qffieeh. wifd lediglich ans Chrestomathiea gelehrt In der gr. Aus-
wahl fwt I fiadea sich a, R. Aasidge aus Hierokles, Aesop, Aeltaif,
PWlItlaa, Dlogeaes Laevtius, PIntarch, Athenäos, Stnibo-, Stobäus,
fiextoi Bmpirieas,. Diodor, Dionysius von Hallkaraass, Apollodor,
Imciaa, berodot» Aaacreon, Homer, Hesiodas, Theokrlt, Bion,
Maeehns, Meleager, Tyrtans, Soloa, Orpheus, dea Tragikern, AH-
itaphaaes. In fthnlicher Weise sind die Chrestomathien aas dem Lat,
ao dass selbst Stucke aus Murat und Owen nicht fehlen. In Verona
wohnte Hr. ▼• R^ einer poetischen Akademie bei, wetche^as Stadt-
gymnasiam gab, wo 28 Gedichte in Silbeomatissen aller Art au Ehren
der Scaliger herdedamirt wurden. Die kanftigen Theoiogea werden
Sa den Mschoftichea Seminarien , Ljceen nnd FacuUaten erxogen ; .der
Seminarien giebt es so viele als btsohöfliche Sprengel; das grosste in
Mailaad mit 400 Seh. , das kleinste ia Crema mit 10. Die Lehrer wer-
den von den Bischöfen ernanat. Die Mittel sind im Gänsen beschrankt
' und die Gehalte gering. ' Die technischen oder Real-Schnlen haben 3
dessen, der Unterricht ist folgender raaasten vor (heilt:
. Scbalweien in Italien» S45
in. IL I*
B«rtgSoii 8 2 2
Itoliemftch 8 8 8
Geographie 8 8--
Mathematik 44-*-
Zooiogie ' 8' . — —
Botanik - ^ — <^ — n
Zeichnen 6 6^—
Sohfinflebreiben 4 4 —
Physlh -- _ 1
Mineralogie ^ — — 8
Chemie - — — 5
Handelswltseoichaft — — 5
BaehhaUn% ^ — 5
UaadeliGomspond. . .^ 8'
25 25 25
Oaa Deutsche und Fi^anpsiiche mit je 2 St in III vad II. sind €rto-
genstande freier Wahl$.:eben so steht esdem Sc&uler inJ frei, ob^r
Chemie und einen der leisten Gegenstände, oder die 8 letaten oline
Chemie boren will. Die Städte, wo Realscbnien errichtet werden,
gpsben. das Local on4 die beweglichen Gegenstände, die Regierung bin*
gegen alles Uebrige« Die Lehrer ertheilen wöehentlidt 4 — 15 St.
und erhalten eine Besoldang yon 200 — 80a Gulden« Der Unterricht
in den Elementarschulen 9 öffentlichen Gymnasien, Lyceen and Uni-.
T^rsitaten ist gann nnentgeldlich — Schulgeld find Honc^rar siad.uube-
hanat. Ueber den Gymnasien stehen die Lycesn mit einem 2jährigen
Cnrsus — es giebt 7 kaiserliche und 1 städtisches Lyceum (in Lodi), so
wie 8 bischöfliche, welche. mit den Seminarien vereint sind, .vgl*
NJbb. XXYII, 332. Sie sählen susammen etwa 1600 Schüler.
Die kaiserlichen Lyceen kosten dem Staat ungefähr 137,000 Lire (8 <;=^
X Golden). Die Vorlesungen müssen aum Theil gebärt werden , theili
ist der Besuch oder Nichtbesnch den Lyeeisten frei gestellt. Die. Anf-
eicht über dieselben ist streng, so dass sie offentL Orte, Theater,
Bälle u. f. w* nicht ohne besondere Erlaubniss besuchen dürfen« Auch
ist es untersagt ihnen Romane oder das CouTersationslexicoii so leiben.
I/iM0ersitälen hat das lombardisch-venetlanische Königreich 2, in Pa-
dua und Pavia. Padua hat 4 F(icultäten , 8 ordentl. Proff. der Theor
logie, 8 der Rechte,. 12 der Medicin, 9 für die sog. pbil. Wiss«, und
ausserdem einige Stellvertreter und Gehalfen. Der Cnrsuf für Theo-
logen und Juristen ist 4 Jahr; für Mediciner 5, für Chirurgen 8 -^4
Jahr. Alle halbe Jahre werden die Studenten geprüft. Nach 2 Siu-
die^jahren erhalten sie die Wurde eines Baccalaureus.i nach ,3 eines
Lieentiaten. Die. Doktorwürde wird erst noch 4 Jahren auf den. Grund
eines allgem. Examens ertheilt» Der Candidat muss öffentlich eine
Thesis in lat. Sprache Tortbeidigen. Die Universität in Pavia hat keine
theoL Facultät, sie liat 38 Proff. , 3 Adjnncte, 8 Proff. und 1 Adjunct
346 S<ibalire8en in ItalUn.
rar die jarUt Facaltät, .15 Pitofrp.ii«d 10 Aasestoren far dle^ medicini-
sehe F.; 11 Proff. und 2 Adjancten für die phil. ; 4 Proff, und 1 Asses-
sor für die mathematische Abtheiluog der Facoltat. Die mathemat.
Ablheilang ist hauptsächlich «ur Bildung der Feldmesser und Inge-
nieure bestimmt. Die Besoldung betrag für die Juristen 24,000 Lire
Medianer 75,000 -
Philosophen 69,000 -
Adjuncten 16,000 - .
die Bibliothek erhielt 6000 -
der botanische Gierten 2800 -
der agrarische - 1200 -
dasMoaenn 1700 -
das physikalische Cabihet 2620 -
die Klinik 8600 -
der ganze Universltätsetat stieg auf etwa . • • . 250,000 Lire.
Die Kosten einer Promotion betragen für einen Juristen 949 Lire, t'&r
einen Arst 570, Chirurgen 843 — im Durchschnitt gingen auf ein
Jahr 150,000 Lire Gkbühren dieser Art ein. In der phU, Facultät sind
vorgeschrieben für das 1. Jahr : Religion , Logik und Metaphysik, Ele-
menlarmathematik, lat. Philologie nach einer Chrestomathie; für das
2. Jahr Religion, Moral, Physik, lat. Philologie. Zä den Vorlesun-
gen, deren Wahl frei steht / gehören : Universalgeschichte, Naturge«
schichte, österreichische Gesohichte, Diplomatik, Aestfaetik, Geschichte
der Phil. , deutsche Sprache und Literatur. Uns unbekannte Einrieb-
UiDgen sind t die Anstellung der Facttltätsdlrectoreu u. die Erweiterung
der Facultäten durch die von ihnen promovirten Doctoren. Die Facol-
t&tsdirectoren (keine Proff.) haben die Leitung der Studien. Sie ma-
chen Vorschlage aber Anstellungen und Lehrweise, haben" Acht, dasa
d.ie Proff. ihre Vorlesungen zweckmässig einrichten , nicht von ;den
Gegeniständen abschweifen, und einen sittlichen Wandel führen^ sie
prüfen und censlren die Lehrbücher und akademischen Reden , wohnen
den Vorlesungen häufig bei , nehmen an den Sitzungen des Senats
Tbeil, berufen die Facultüten, leiten ihre Gescliafte, so wie die De-
kanatswahk Der Rector ist darnach ohne - Einfluss , zumal. 4a alles,
was zur Zucht und Ordnung , zur Disciplin der Studenten gehört , in
den Händen der Directoren liegt. Zu einer Generalversammlung der
Universität gehören nicht Mos die Studiendirectoren, Dekane und Proff.,
sondern alle in Padua oder Pavia promovirte und eingetnlgene Docto-
^ ren , welche sich in der Stadt aufhalten ; diese zusammen bilden die
Facultäten. Diese Doctoren nehmen an der Wahl der Reetoren und
Dekane Theil und können selbst gewählt werden; in der Jurist, und
medicinisehen Facultät soll der Dekan niemals selbst Professor leiui
In Padua zählt z. B« die allg. Versammlung, einschliesslich der DocCe-
^ ren, 24 Theologen, 57 Juristen, 24 Mediciner, 80 Philosophen. In
Mailand und Venedig sind 1889 Akademieen der VHss. und Künste ge-
gründet v sie enthalten wirkliche Mitglieder mit einem Gkball von
1200 Lire, Ehrenmitglieder und Correspondenten. vgl. NJbb. X&VIf,
8cfattlv6iea in Italita. 347
43D. Die ■nmrdeni erforderlielien Zaschaua' tind Vorläufig nof
45,000 Lire aogeschlagea. Die Centur etsirtcki ticti anf alle Bacher^
die im Lande gedrnckt , «o wie auf alle , welche eiegefulirt verdea.
'Wissengchaflliche Werke werden miC grotterer Milde behandelt alt die
aar Unterhaltaag det Volks bettimmten oder die Erzeugnisse der Phaa,-
tasie. Mit besonderer Voreicht mässen die Bücher behandelt werdea«
welche die Gränsen der weltlichen und geistlichen Macht betreffen»
BchrUten, welche den Spcinianisnins, Theismus 'oder Materialismat
lehren, sind an ruckt aweisen. Ohne Erlanbniss soll nichts (auch kein'
Lob) über den Kaiser und seine Familie gedruckt werden. Von jedeni
Buche werden 5 Exemplare abgeliefert« Niemand darf ohne Erlaub*
niss etwas im Auslände drucken lassen. Die Censnr theologischer Ba-
cher ist nicht anbedingt in die Hände der Theologen gelegt.
PiEMoNt. Allgemein wird geklagt ^ dass es in sehr vielen Orten
-an £leiBV€ntartcAtileii fehle, oder der Unterricht von unwissenden und ge-
ring baiahlten Lehrern schlecht ertheilt werdel Die höheren Elemen-*
iarschnlen sind meist in den Händen der fratelU ignoraiytili. Pie GiAat^
liehkelt atrebt dahin , allen. Unterricht ^er Jugend gana aUein in ihre
Uände au bekomoaen und lediglich nach ihren Ansichten nnd für ihre
Zweck« einsurichlen. In den Klemm tnrschnlen wird der Unterrichl
unentgetdiich ertheilt« Die Lehcstuuden beginnen nnd endigen in allen
Soholen mit religiösen Uebungen. Die Gymnasien haben 6 Classen»
Die Lehrgegenstände nnd die Lehrbücher sind vorgeschrieben. Der
Unterricht dauert Vormittags 8^, Nachmittags 2^ Slondeitf. Unier der
Aufsicht des geistlichen Directors werden folgende Uebungen vorgO^
Bommen. An jedem^ Morgen : 1) eine Viertelstunde geistliche Vorle-
sung; 2) Gesang des Veni creator; S) der ambrosianische Lobgeeang
oder andere Stucke aus dem officio della beata Vergine$ 4) Messe;
5) Gesang der Litaaelen der heil. Jungfrau; -6) geistJ. Uaterricbti
t) Gesang des Psalms Landate dominum und Gebet fär^deo König« —
Ferner Nachmittags: l)eine Viertelstunde geistliche Vorlesi|ng; 2)Ge-.
aaag nnd Gebete; 3) drei Viertelstunden Erklärung des Katechismus«^
Der Donnerstag Ist frei« Wo die Geldquellen nicht anreichen , aablt
ein Gymnasiast der 6* untern Classen jährlich 1&, der höheren Classea
20 Franken, nnd ausserdem bei jeder Versetaung 8 — 12 Franken.
In Turin beträgt das Schulgeld jährlich 5 Franken mehr. Die Ge-
halte der Lehrer werden theiis von der Regierung:, theils von den
Städten beaahlt und betragen jährlich 750 — 1200 Lire; bei längerer
Dienstaeit finden jedoch einige Zulagen statt Auch die Pensionen
ateigen nach der Dienstaeit; doch beträgt die höchste nie mehr als das
niedrigste Gehalt. Bei gleichen Eigenschaften sollen Geistliche über*
air vorgeaogen werden. Kei» Lehrer darf ohne die Censui^ im In -
oder Auslände etwas drucken lassen. Ausser den Chrestomathien
. werden auch einige lat. Schriftsteller gelesen (a. B. Phädrus, Ov|d,
Virgil, Cicero, Cäsar «nd Thomas de imitatione Christi); vom Grie-^
chischen ist gar nieht die Rede; Es finden ttonatlicfae, halbjährliche
und jährliche Präfungea statt» die in der Regel von einem andern
348 Schulwetea In Üatte«.
Lehrer als dem Claflüenlehrer ^balteD' irerdea. Die Schaler sollen
keine Bucher lesen , welche der Präfect (auiiser den dfter wechselnden
Präfecten hat jedes 6ymnaj$ioni einen geistlichen Director) nicht gab
mid billigte. Das Schwimmen, der Besuch der Theater, Bälle,
Wirthshänser a. s. w. ist untersagt. Den Gym.nasialstudien folgt der
aogenannte phiL Cursiis Ton 2 Jahren. Im ersten Jahre wird gelehrt
Logik und Metaphysik in lat. Sprache, Geometrie und Algebra (der
Besuch einer Vorlesung über gr. Grammatik und allg. Geschichte ist
freigestellt) ; im 2. Jahre Physik und Moral in lat. Sprache (Geschichte,
Mineralogie und Zoologie siad frei gestellt). In den Landschaften ist
bisweilen für alle diese Gegenstande nur l Lehrer angestellt ; jetst
sucht man sie unter 2 zu Tertheilen. In Turin ist eine Hauptuniveni-^
tut mtt 4 Facoltäten; Hnlfsuniversitäten sind in Chamberi, Asti, Moo-
dovi , Nizza , Novlira , Saluzzo und Vercelli entweder für Arzneikunde
allein, oder auch fär die Bechtswisseaschaft; sie zählen 2 — 7 Lehrer.
Von den li^ndschaftlichen Universitäten gehen die Mediciner nach
2 Jahren , die Juristen nach S Jabren auf die Hauptuniversität.
Neben den ordentlichen Froff. giebt es sehr -wenige ausserordeatlicho
und keine PriTatdocenten , Wohl aber eine grosse %ahl von Repetenten,
welche jährlich einer neuen Bestätigung von der Regierung bedürfen.
Die Vorlesungen der Froff. sind unentgeltlich, die Repetenten hinge»
gen nehmen Honorar. Unter diesen steht den Studenten die Annahme
und Aiiswahl frei. Die sogenannten Collegten der Facultäten haben
dieselben Rechte wie in d^r Lombardei. Direlctoren finden sich nur
bei der theol. Facnität. In Turin sind 4 Froff. der Theologie und 3
Directoren , 8 Froff. der Jurisprudenz , IS der Medicia und einige Ge-
hülfen y 6 der Philosophie 4 der Mathematik, 8 der Chemie, 6 für
Beredtsamkeit, Philologie (gelesen wurden z. B. von 3 Froff. in einein*
Semester: römische Literaturgeschichte , Livius, Herodot, Demosthe-
nes pbilipp.y Sophocies Antigene), Hebräisch, Italienisch, 2 fnr Na*
turgeschichte, 2 für schone Künste. Obgleich in der neuern Zeit viel
geschehen ist (besonders für Sammlongen und Gründung neuer Lehr-
stuhle) , so bleibt doch noch Tiel zu thun übrig. Wer in Genua als
Student aufgenommen werden will , mnss ausser andern S^engnissen
eins beibringen, dass er monatlich znr Beichte gegangen sei und dem
Gottesdienste beigewohnt habe , dass er häufig das h. Abendmahl em-
pfangen und sich im letzten Jahre gut aufgeführt habe. Der Student
darf nur bei einer Familie wohnen, die* der Präfect (ein Geistlicher)
billigt. Dieser hat die Pflicht den Studenten zu besuchen uud seine
Bucher zu prüfen. Der Student geht in kein Theater, Kaffeehaus und-
dergf., aber wohl znr Messe, Beichte u. s. w. Alle zwei Monate muss
der Student ein Zeugniss über Fleiss, Wandel, Besuch der Vorlesun-
gen , des Gottesdienstes u. s. w. beibringen«' Im Jahre 1837 befanden
sich in Genua 6 Theologen , IdO Juristen , 101 Mediciner , 85 Chirur-
gen, 26 Pharmaceuten , 24 Mathematiker, 122 St. der Phil, uad scho^
neu Wiss. Die theol. Facuitat zählt 4 Froff., die Jurist 6, die
medlc. 8, die phil. 12. Die gesch. and philolog. Vorlesungen be-
iScbulwetea in lUlieiL , S40
ichränfcten bIcIi im Jahre 1838/39 auf ein eiasiget C^ieg;!«!» über to^
mische Liieratargeschichte; für Mathematik war beseer gesorgt ^durcii
eine Vorlesang über Arlthmetilc aad Geometrie, über Algebra und Tri^
goiioinetrie , über Differenaial- ueid IntegrakechnoDg, über Statik
und Dynaiuiif , über Hydranlilr.
Toicjkux, Für den öffentlichen Unterricht nnd die schfiaen Künsta
aiad jährlich 856,060 Lire auügesetat , für die ÜniTersjl&t Pisa 151,000
L., für Anlianf tou Knnstwerlcen und Ansgralrangen 23,000 Ii. Der
Wertli der Krziebung ond des Unterrichts ist in einem -sa lioch gebilde*
len Lande urie Toscana «war keineswegs der Aufmerksamkeit der
Regierung und der Einielnen entgangen; dennoch bleibt in Jeder Ricb-
tnng und Abstuifung noch viel lu thnn übrig, und Schulen und Uai*
versitaten erscheinen sehr dürftig , im Vergleiche mit Zahl und fiia-^
nahmen der Geistlichen und^ insbesondere der Monclie. (Die Zahl der
Geistlichen, Mönche nnd Nonnen beträgt 1S,150.) Pisa hat 7 Proff.
der Theologie, 11 der Jurisprudenz, 17 der roedicinisclieo Facultat,
and swar 8 der medic-chirurg. Abtheilun^ und der physisch -ipatli.'
Abtbeilnng. £iae phil« Facullat fehlt nnd die dahin gehörigen Vorle»
auogen sind theils der Jurist., theils der medic. Facultat beigeordnet;
gelesen wurde 1839 ein CoUeg über Logik nnd Metaphysik (alle Vorle«
iungen sind'3stondig) nqd eins über Horaiens Bptstel an die Pisonen,
Ilias und Demosthenes über die Krone (alle 3 in einer Vorlesung voa
8 Stunden) , eins über griecb. Grammatik und < eins über Tassos Ge*
dichte,. niier Mathematik. Dagegen 4 ' Vorlesungen über Geschichte«
Geographie und Statistik fehlen. Die Unirersität in Siena ist nOteh
dürftiger besetzt. Im Durchschnitt der letzten Jahre hatte Pisa 5—600,
Siena 2 — 400 Studeaten, die grösste Zahl Juristen, die kleinste Theo-i
logen. Dio Benutzung der Bibliothek ist erschwerl; nur aU «ehr
»eiteiie Ausnahmen werden Bücher aa Gelehrte .verliehen,, niemals aber
an Studenten ; was schon deshalb sehr übel ist , weil die Vorlesungen
auf der UniTorsität nnd die Lesestanden auf der Bibliothek meist zu*
•ammen fallea.
KxacBBKSTAAT. Die Gymnasien der Bischöfe nnd Orden sind den
aUgemeinen .Vorschriften nidit unterworfen» Alle Schulen des wech-«
aelseitigen Unterrichts werden aufgehobea. Ohne eine, meist Ton
den Bischöfen zu ertheilende Erlanbniss, darf niemand eine Schule er-
dflnen. Alle Schüler , ohne Ausnahme , nehmen an dem Torgesehrie«
benen Religionsunterrichte Theil. Ausser den theologischen Vprle^
aangen fanden 1839 in dem collegio romano folgende statt : hebrälscha
Grammatik, Religionsphilosophie (adjacto exaraioe Kantiani criticis-
mi) , EtliUc , Naturrecht, Staatsrecht, Logik, Metaphysik, Psycholo-
gie, Arithmetik, Algebra, Geometrie, Trigonometrie, Kegelschnitte,
Differential - und Integralrechnung^ , Statik , Dynamik , Hydrostatik^
Acttftik, Optik, Astronomie, Physik, Chemie, Dialekte der gr.
Sprache, Pindar. In den 6 untern oder Gymnasialclassen wurde ge-
lehrt, in 6. lat. Gr. nach Alvarus, ilal. Gr., Anfangsgründe der Geo*
graphie. Auszöge aus der allg. Weltgeicliicht9 > gelesen wardea leichte
850 . .Schblveseja in Italiea«
Briefe des Cic«ro; in S^ lat ItaL Gr., AnfangfgrnDdft'der^ gr. Gr.
(nach GreUeri mdimenta 1. gr.), Geographie , allg. Getcbicbte, Ph&-
driM, Cieerot auserlesene Briefe; in 4. lat, ital. nnd gr. G^., Ge^
•«faichte, Geograpliiet Cebes, Aeaap, Cioeroe Briefe ad faiiiiiares^
Cornelius Nepps, Phädrus, Ovtd (fastorum et tristium übrl); in 3.
Bat. nnd.gr. Gr. und Hetrib; in 2. Rlietdrik (rhet. Domlnici de Coionia),
PoeHlc (Joseph! JuTencK), Stiilehre, alte Geogr/, allg. Gesch., leo-
kratei Lobrede, Xen<i|»bons Cyrop., Lncians anegew. Dialogen, Ana-
fcreon (odae selectae) , Ciceros erat, eelectae und de offie. , excerpta ex
Livii et Sallastii historiie, Virg« Aeneis, Horatit odae selectaa, Oatolli^
'HbttlU et Propertil carmina castigata; in 1. ItaU Beredtsainkeit, Lite*
ratorgeschichte^ Demostbenes Reden, Thucydides Geschichte, Ho<*
mers Hins, PIndars Oden, Cieeros Beden and partitionee oratoriae^
Livini , VirgiU Aeneis , Horaz,
Nbapbl. Nach den Bemerkungen eines wohlnaterrichteten Man«
nes Ist in der Lombardei- lOmal so viel für den Elementarnnterricht de»
Volkes geschehen , wie im Neapolitanischen. Galant! (in «einer Be«
Schreibung Neapels) behauptet, von etwa lODyGOO^E. swischen 10 — 18
Jahren genieseen nur 4 — 5000 Unterricht; und in den Landschnften
•teile sich das Verbaltniss noch viel ungunstiger. Bianchini (in seiner
Flnanzgescbichte) sagt : der Unterricht des niedern Volks ist äusserst
gering, und die aiNlern Stände unterrichten sich mehr durch eich
selbst als durch öffentliche Anstalten. In manchen Landschaften rech*
nei^man, dass ton 150 — ^100 Personen kaum eine in die Schule geht,
um Lesen und Schreiben ca lernen *). Nach einem Gesetn von 180G
soll jeder Ort, dessen Bevölkerung über 3000 E. beträgt, einen Schul-*
lohrer und eine Lehrerin aus der Gemeindecasse besolden , um Unter-*
rieht in der ehristl. Religion and den ersten Lehrgegenständen nn er-
theilen. In kleinen Ortsctiaften mögen die Pfarrer nugieteh Schalleh-
rer «ein. Raum und OThlr. monatlich Gehalt glebt die ^Gemeine, ein
Karlin (7^ Sgr.) monatlich der Schaler. In jeder Laadschaft sollte
wenigstens ein Gymnasium sein (in Neapel 2) mit 0000 Rtblr. Einnahme
und Lehrern für Lat.,. Gr., iCal., Franaos., Math ,- Logik, Meta-
physik und Eihik, Physik, Geographie und Chronologie, Si^reibeo,
Zeichnen, Fechten und Tana^en. Indese blieben diese wie triele andre
Anordnungen auf dum Papier. Dia- I/niversitdt in Neapel bat 4 Faenl«
täten, die theol.niitS Docenten, die Jurist, mit 8, die medic. mit 14>
die phil. mit 22. In dem LectionsTerceichniss von 1888 — 80 sind Vor-
lesungen über gr. Archäologio und Literatur, über einzelne. Steilen
Homers , über Paläograpbie , Rhetorik , Horaa de arte poetica , über
das Theaterwesen der Romer , über ital. Literatur. Geschichte und
Staatsrecht fehlen ganx, eigentl. Philosophie grosstentheils , nnd die
thealogische Facultät verdient kaum diesen Namen. Die matesMled
Nach einer Bestimmting der Reffiernng soll ein Drittel derGemeinde-
rathe -nenigsten« lesen und schreiben können.
RelmlweseB in Italiea« Söl
S4*eii der WIm. treten ^b^nill lo den Vordergraiid, md 4m Spirfttfell«
in des Hintergrimd« Was «n de^Tbeologi« auf der Ualvenitfit fehfr«
tolien die biscböflichen Seminare enetsen. • Die Ftfcnlt&tiWMeeMcii;
weiden fast mehr ansferhalb, als aoff der Univerut«! stodiK, mid
tlieilfl von Universtt&t^pfofeMoren , theiis von andern Männern gelehrt.
Die' Preff.niasseh diese Aashäire flachen, nm nicht Hangers au ster^'
hell. Die Gehalle der Proif. betragen 300 ^400 Rchlr. 9 keinr steigt
bei alleii Nebeneittnahmen aber WO Rthlr. Die Stadenten erheltifcil
lielaen akademischen Cfrad , wenn sie nicht nachweisen die Kirche b«-
sncht sa haben. Sie cahten kein Honorar. Die heaahlten Vorlesan-
gen- werden sorgfältiger gehalten als die onentgeMHchen ; anch bom-
'men die Studenten wegen d^r rtelen Ferien in den bezahlten Privatvor»
les«ngefi schneller xam Ziel — da man die ak'ad. Wdrde erlialten Icaan,
ohne die Universität besacbt zu haben. Itaat und allgemein klagt man^
nrit welchem Leichtsinn and welcher Plarteilichfceit die Professaren bei
ddr Universität, oft- an die an wissendsten Personen gegeben, and wabr^
halt anterrichtete Männer aasgescMossen worden sind. ' Die Uavoll-
Itominenheii der Haoptaniversität treibt m'd^m schichten Sarrogato
vieler kleiner Neben aniversitaten ; wobei Uehersicht', genossenschaft-
licher Zusammenhang, Vollständigkeit des Lehrptans and ainfassendo
Gründlichkeit des Studiaros gewiss leiden. Die Aufsicht ober die theol«
'Seminare steht den Bischofen ca. Die borbonische Gesellschaft {Aka«<
deraie der "Wiss.) zerfällt in 3 Theile: 1) die Akademie fär Hercahmam
und Archäologie mit 30" Mitgliedern; 2) die Akad. der Wiss. mit 80
und 8) der schänen tf unsto mit 10 anwesenden Gliedern. ' Für jedeir
-Besuch der Sitcdngen and jede als tochtig anerkannte Abhaifdluffg^
wird eine' Denkmfince von 6 Rthlr. an-Werth ansgethellt.- Nicht nnr
aber die Strenge der weltKchon uud geistlichen Censar wird gekhigt,
Bonderif auch Ober die Besteuerung der Bucher. Von jedem inländi-
schen Prbchtwerke sollen 5, von Jedem andern 8 Ex. abgelicüsrt werden«
Fär einen vom Ausland eingeführten Octavband bezahlt man an Ste««^
3, fär jeden QuWtftnten >£, für jeden Foltänten 9 Karlinen. Der
Grund dieser hohen BesteaerUitg liegt in denl allgemeinen Hasse ge^ek
Wiss. und liferarische Bildung. Die A I lg. Zeitung kostet in Metrsina
lährlich'OOO Gulden! Ein Lectionsverzeichniss der Universität iti *Fbler^
nie wh'd laicht gedruckt« Vormittags werden überhaupt 2 Vörlosan'«
-gen. Jede zu l^St, Nachmittags nur 1 gehalten. Dieselben Mängel
wie bei den andern ital. Universitäten. „Meine Begleiter erzählten
mir: die theol. Facultät (oder das Brudistück, was man so aeaneri
könne) sei bei der Jurist. Facultät untergesteckt.'* Die Gehalte der
Lehrer sind, mit wenigen Ausnahmen, sehr gering, meist 240 Rthlr.
des Jahre«; Die Bibliothek and ihre Einnahme ist zum Theil aus
grossraötbigen Ciaben hervorgegangen. Für die Bibliothek stehen
jährlich 90 Rthlr. auf dem Etat der Stadt. Sie scheint wohl, geordnet
und/fleissig benutzt zu sein. Vom Ausleihen der Bücher ist natäiflioh
auch hier nicht die Rede. Das Bild , das der Verf. von Sicilien ent-
wirft, ist sehr dunkeL „Die "Zukunft* SiciKcn« Ist noch weit hoflf-
352 .Schnliresea in Itullen«
Btoagtl<ltev als die Irlaads.' Eine to vSelseUige, m glntliclie Umge-
slaliangiUMl Wtedergebnrt, wie sie Siciiiea bedarf, istwehl gsiii ua- .
luoglkh; Landrolk, Städter, Adel, Geistlichkeit, Hlerterwaieii
(Siciiiea hat 28,000 Mönche und 18^000 Neanen), Verwaltaeg, Ver-
raMung, Alles mätsie geändert» yoa innen heraas erneut werden.''
lieber die Verbindung Italiens mit Deutschland äussert der Verf.: „£f
ist gewiss ein Fortschritt, das« die Italiener nicht mehr jenseits dsr
Alpen blosse Barbarei yermutben , sondern endlich anfangen lu rei«en
und fremde Sprachen au lerneut . Doch wird deutsche Sprache unil
Literatur noch immer gar sehr, Tcrnachlässigt; voraus tausend Hiisver-
ständnisse fast unausbleiblich herrorgehn, und grade Ipider da herfor«
gehn , wo begründete Einsicht in die Nator und das Wesen beider Völ-
ker so heilsam wirken mnsste. Für die meisten Italiener ist ein öfter-»
reichischer Beamter oder Lieutenant die Urform , worin sie sieh alle
Deutschen ausgeprägt denken $ und sie glauben hiemit sei Grand ge-»
nug mu Spott und Geringschätzung gegeben. Das nördliche Deutsch-
land ist den Meisten völlig- unbekannt *) oder gilt für einen Sita unzähT
liger Greuel. Und doch könnte man behaupten: Die Italiener würdeq
sich leichter mit den IVorddeutschen verständigen, als mit den OedteN
reichern« ** Ein hucbgeprieseuer Italiener urtheilte über . die ital- Ja-
gend': unsre Jugend studirt und arbeitet nichts ^sio kennt und ehrt nur
die Weisheit und das Urtheil der Journale. Die Stadt Venedig giebt
jährlich für den öffentlichen Unterricht 4225 Fr. , für Kioderwarte-
schulen $101 Fr., für die Industrieanstalt 9612 Fr. , für religiöse Feste
3202 Fr., di^ Stadt Mailand für den öffenü. Unterricht 72»74ä Fr.,
für öffentliche Feste und Gultus 6908, die Stadt Turin für Schulen
00,000 Lire, Genua 63,1S4 für Schulen und 9600 für GottesdiesM,
Processionen u. s. w. Florenz für Unterricht 5000, für öffentl* Fesis
24,000 L., Neapel 13,0Q0 Ducateu für Schulen, Palermo 8000 Rihlr.
für Schulen, 12,000 für das Fest der heil. Bosalie, 30,000 für Find-
linge, 12)000 snr Heilung kranker Huren! To^qina rerweodet 856,000
Lire für Schulen aus Staatscassen. Die. Lombardei 63,000 Gold, für
den Elementarunterricht, für den G.unterricht 79,223,- für die liycses
45,700 G. Das geistliche Ministerium in Neapel erhält 40,000 Ducates.
Genua aählt unter einer Berölkerung von. 113,000 Seelai S09 W.eit-
geistliche» $55 Hlönche, 456 Nonnen, 56 gei«tl. Seminaristen, 41 ein-
geschriebene Gci>tliche , 1490 Kinder, welcl^. die öffentl» Elementar-
schulen^ 1878 Schüler in Privatschulen , 71Q 1^. welche höhere Scba-»
len besuchen , 583 Personen lur Universität gehörig. [Bdg.j
*) Ein Richter erster Instanz und ein studirter Mann ripfatete aof der
Fahrt nach B^lorenz unter andern folgende Fragen an Hrn. v, R. : „ Ist Prag
nicht.die Hauptstadt des KÖn*gs von Sachsen? Wer ist der -Obere des Kö-
nigs V. Preilssen? Geht der grade Weg von Berlin nach Pisa nicht aber
Brüssel? Granzt Schweden nicht an Prenssen? Welche Sprache sprechen
die Prenssen ? Ist Leder nicht die Haupteinnahme der Preussea ? u. s« y^»
's
\
BTeoe
JAHRBÜdBEH
ffir
Phflolog^e und Paedagoglk,
oder
JKrUische JBibttothe»
lir diu
Scbul-^im« VnterrlclitBwesell«
In Verbindiuig mit einem Vereine von Gelehrten
hfirauseegeben I
▼o«
M» Johmm ChrUNan Jakm
PMf • JMmAoM JKIoto«
Neun und zwanmgster Band. Viertes Heft.
lielpsEls»
I V.
Drack and Terlag von B. G. Tenbner.
Kritische. Beurtheilnngeii.
Elementa eptgraphices graecae terlpiU Jonmic» FVansi^tit..
Bertin, Nicolai. 1840. 4€0 S. 4.
Zu den wichtigeren ErscheiDungeii , welche der diessjihrige
Ostermesskatajog; gebracht hf^t, gehört unstreitig auch das vor-
stehende langst erwartete Werk. Zwar hat «ich wohl mancher
PhEotog aas . den bisherigen Sammlungen und insbesondere aof
dem Böckh'schen Corpus in^criptionuip graecarum, wir möchtea
sagen, zum Hausbedarf seine eigehe Epigraphik oonstruirt. Allein
wer jemab diesen Versuch gemacht hat, wird auch erkannt ha^
ben, dass ein bloa 'gel^entUches Studium der Inschriften nicht
hinreichend ist^ alle die Schwier%kelten zu überwinden , welche
sich einer wissenschaftlichen Begründung der Epigraphik entge^
genstellen. Es war daher gewisü sehr erwunsdit, dasa ein Bfaip,
der längere Zeit in Griechenland selbst Untersuchungen ansustelp
len und durch Autopsie seinen Sinn aü sch&f en Crelegenheit hatto,
sich dii^sem Unternehmen unterzog. Ob damit Yielleicht noch
bis zur Vollendung des Böckh'schen Corp. Inacr. Anstand zu nehr
men war, wollen wir dahingestellt aein lassen* Doefa würde dio;
ses Bedenken unerheblich sein, wenn das Gerücht wahr spräche«
dass Böckh die Fortsetzung und Vollendung dieser Sammli^ig an
Hco. Fr, abgegeben hätte, in welchem Falle natüriich der ganze auf<-
gesammelte Inschriftenachatz demselben vorgelegen, haben müsst«^
Freilich wäre dann damit wieder dei^ unwillkommene Umsiandi
verknüpft, df^ss durch Ausarb^tung der Epigraphik die Vollen-
dung dea Corp. Inscr., welches nun bereits seit fünf Jahren gänsr
lieh zu ruhen scheint, wieder in unbestimmte Fefne binausg^
acbobeo wird.
Dürfen wir ui|8 ninfichst ein allgemeines ürtfieil über da«^
vorliegende Werk erl|iuben, so gestehen wir zw^r, vielfache Bo:
lehrung in demselben gefunden zu haben« was wir dankbar aner-
kennen» können aber zugleich dochnichl beige», dass das Ganze
in einer ftiickslcht hinter unserer Erwartung zurucl^dblieben ist,
in Rücksicht näi^cli auf ^en tbeoretischea TheiL Der Verf,,bal;
23* ' ' ■
356 Epigraphik/
die ganx richtige Ansiclit, dass die Theorie der Epigraphik ohne
praktische Erläaterung an bestimmten gegebenen Fällen unfruehir
bar ist, und de«ihalb~ hat er denn die Erkiärimg einer Reihe für -
«eine Zwecke sorgfaltig ausgewählter Inschriften zur Hauptsache
gemacht. Dass dabei dep theoretische Theil nicht Ternachiäsdgt
ist, versteht sich Ton selbst; denn eine Epigraphik soll keine la-
schrif tensammlong sein. Eineeirtes , vorzüglich das Paläographi-
sehe, ist sogar mit entschiedener Vorliebe und Sorgfalt behandelt
Nur glauben wir das. richtige Verhältniss zwiscl^en beiden Theilen
zu vermissen. Der nachdte Grund magjn dem leidigen Streben
des Verf; nach Kürze liegen; Kürze ist sicherlich in unserer red-
seligen Zeit eine Tugend^ d. h. diejenige Kürze, welche in weni-
gen scharfen und tiefen Umrissen die Sache erschöpft, nicht aber
die Kurze, womit der Verf. gewisse wesentliche Puncte nur 90
obenhin abthut. So ist denn manche Partie zu kurz gekommen
und Hr. Fr. gesteht selbst, „multa a me dicta sunt brevius quam '
res petebat^^ , ein Mangel , welcher durch den Zasatz^ ^^sed ad
eum finem quem propositum mihi habebam non f alt dicendum pla-
ribus^^, der übrigens einen Widierspruch enthält (denn wie ist
denn hier die „rcs^** von dem „propositus ünis^^ zu unterschei-
den?), keineswegs gedeckt wird. Eiiier erschöpfenden und sy-
stematischen Behandlung des theoretischen Theils tjrat femer die
von dem Verf. beliebte Anordnung hemmend in den Weg. Diese
ist im Wesentlichen folgende. Nachdem in der Introductio die
Fragen über das Wesen der Epigraphik v über die bisherigen Lei«
stnngen in diesem Fache, über den Ursprung, Äks Alter und die
, Methode der griechischen Schrift abgehandelt sittd, folgen Parsl.
die ältesten Alphabete nebst einer Anzahl der ältesten Inschriften,
woran sich ein Anhang über diejenigen Ihschriften schfiesst, wel-
che nur scheinbar der ältesten Zeit togehö^en tider entschieden
unecht sind, Pars If. die Inschriften von Olymp. 80. bis in's vierte
Jahrh. nach Chr. in mehreren weiter unten näher zu bezeichnen-
den Abschnitten unter jedesmaliger Vorausschickung der in einem
jeden derselben vorkommenden alphabetischen und orthographi-
schen Eigenthumlichkeiten. Den Schluss macht ein zweiter An-
hang, worin zuerst von dem Formelwesen der Inschriften , dann
von den verschiedenen in denselben vorfindiichen Abkürzungen
gehandelt wird. — Hier ist offenbar das Sinsamiiiengehörige,
wohl nur der Nachweisung der pall^ographischen Abwandlungen zu
laebe, durch die dazwischen geschobenen Inschriften auseinan-
dergerissen. Weit einfacher und natürlicher war es doch, erst
Alles dasjenige übersichtlich zusammenzustellen, was entweder
den Inschriften eigenthümllch ist oder zu deren Erläuterung in
Bezug auf ihre Entstehung, Form, Schicksale u. s. w. gehört.
Hätte der Verf. diesen Weg eingeschlagen, so würde er ohne er-
hebliche Raumverschwendung ein vollstäifdiges und ansciuuiiches
Bild von dem Wesen der griecluschen hischriften haben UeCem
Fransii ElenifliitB ^igrapMcM Graecie, S57
koimeB, wlbrend man steh jetzt- .dasselbe /«us, Aon dnreh* da
Ganze verstreateii Elementen xasammensuchen muss, ja mehrere
nicht unwesendiohe Elemente' ganz vermlsst, die bei zusammen*
hängender Darstellung steh ganz von selbst dargeboten haben
wurden* So wjrd'z. B. pag. ö f. ganz beiläufig und flüchtig über
die Bescha^enheit und Fonn der Inschriften gesprochen, und das
ist das Ganze, was man yon der eigentlichen Theorie zur Erkla-o
~rung.4ler Inschriften erfährt. Da Hr. Fr. selbst sagt, weniger für
^Eruditi^^ als für ^^Tirones^^ zu schreiben v so war es unerlässlicb,
hier oder au einer, andern passlichen Stelle das Ganze jener Theo'»
rie auf einige wenige das Wesen erschöpfende allgemeine Sätze
zurücfanifähren, wobei aufmerksam zu machen war auf die Kenn-
zeichen, woran man das Alter einer Inschrift erkennt, auf die
Wichtigkeit des Fundorts (vgl. C. I. nr. 202 ff. mit nr. 2329), auf
die poetische und prosaische Form, auf die Mittel der Ergänzung
Terstümmeiter Inschriften u. s. w., woraus unter Verweisung tfuf
die w^ter unten folgenden InschKft^en , welche nach diesen Kri-?
terien auszuwählen waren , eine leicht fassiiche.und systemati«
sehe Anleitung gebildet werden konnte* ' Von dem Allen erfährt
man hier und di^ Einiges, nichts im Zusammenhange. Derselbe
Fall ist es mit gewissen Eigenthiimlichkeiten der Inschriften. So
z. B. findet man pag. 5. in der Anmerkung , einem verlorenen Po«
sten gleich, eine Notiz über die auf Inschriften vorkommenden
Basuren. Auch diess war nebst den verwandten Erscheinungen,
alfrda sind Einschiebsel aller Art, Schreibfehler u. s. w., an ei-
nem passlichen Orte im Zusammenbang und vollständig abzu-
handeliv. Kurz es fehlt das System, man erhält kein vollkomme-
nes und anschauliches Bild.
Bec. ist zwar weit entfernt, auf seine Forschungen in die*
aem Gebiete grosses Gewicht zu legen, allein er kann doi^h nicht
umhin , — sei es auch nur um fernere Belehrung oder Zurecht-
^ weifiung zu veranlassen •^— in deir Kürze Iner den Weg anzudeu*
ten, welchen er bei seinen mehrmaligen Vorlesungen über die
griechische Epigraphik eingeschlagen hat. Er pflegte nämlich
das Ganze in vier Theilen abzuhandeln: I. paläogrqpktscher
3%et7, 1) Alter der griechischen Schrift, das griechische Alpha-
bet in seiner Entstehung und Fortbildung, Uebersicht sämmtlir
eher Formen nebst Excurs über die Cursivschrift; 2) Interpun-
ction, 3) Abbireviaturen (Ine], der Zahlzeichen)» 4) Schriftarten
(ßovötgocpfjdov^ xtovf^doi/, 6toixiiid6iv u. s. w.); II, Hiai^ru
scher Theil^ 1) Classification der Inschriften, nebst Abgabe
der EJigenthümlichkeiten der einzelnen Classen, 2) Form der
Inschriften (poetische, prosaische, gemischte u. s. w«), 3) Ab-
fassung und Aufstellung der In8c]|rif|fe;n , 4) Sammlungen der-
selben bei den Alten, d) Geschicliifie der Inschriften bis auf
die neueste Zeit, (in sechs Penoden,. 1. altgriechische bis zum
J*.146 y. Chr., % romiscbe bis »ir Trennung des Reichs
S58 Eplgraplillr. ^
fai J. 305 n. Chr., 8. bymntibbche bis tiir Brobmiig Gonttmtl-
ifopeh darch die Kreusfahrer im J. 1204 ^ 4. Mhkische bis zur
Eroberung ConsUmtioopelfl durch die Tfkrken im J. 1453, 5. t%r-
Kiflche bis lur Einaiidpation der Griechen im J. 1882, 6. neogrie*
cbische bis auf die gegenwärtige Zeit) nebst Literatur; DI. M«o-
reiischer Tkeil^ Anleitung aur Kritilc und BrldSrung der Inschrif-
ten; IV. praktischer Theü^ Anwendung auf gegel>enie Beispiele.
Nach diesen aiigemeinen Betrachtungen wenden wir uns zn
den einzelnen Abschnitten und heben daraus besonder« difgenfgeo
Puncte hervor, welche uns minder gelungen su sein und einer
Berichtigung mehr oder weniger 2u bedikrfen sekein^n.
|. Der erste Abschnitt, welcher die Introduoiiö enthUt, be-
schäftigt sicir luUachst mit Feststeilung des Wesens und dea Um-
fangs der Epfgraphilc. Hier sind wir mit dem Verf. in der Hanpt-
s^he gani einverstanden, glauben ihm jedoch eine etwas aofM-
lende Inconsequeni in der Befolgung der von Ihm selbst anfj^
Stellten GrundsStie nachweiset tu Icönnen, Mnsichtlich des Ge-
brauchs n&mlid!i, welcher von den Aufschriften auf ThongeiSssen
und Münsen fQr die Pallographie su machen ist Es heisst p. 2.
„materiä epigraphices tituli sunt lapfdl Td metalio vel ligno vel
supellectili cuicunque, ut gemmis, sigiliis, annulis, astragalis,
tasia, ponderibus, ihscripti. ad quos qui pertinent nummi qiitnH
quam communera habent cum illis palaeographiam, quum a typk,
qüi potissima eis omamenta snbministrant, sejparail commode non
possmtv libris nnmismaticis Iure relinquentur. item papyros qd
Hon 'seiungendoB putet, viderit, ne ea addivelit, quae non epi-
graphices sint potius quam rel ^iplomaticae proprio, numiiiis igi-
tur et papyris ita tantum' locus edt in rebus epi^phicis, ntex
Us desumatur, si quid valere ad cognoscendam palaeographiam vi-
deatuf.^ Hierin ist doch gans deutlich und entschieden aus^
fiprochen, dass die Gefissinschrilten ohne Ausnahme In'däs Ge-
biet der Epigraphik fallen. Wie kommt es also, dass Hr. Fr.
mit Ausnahme weniger, von denen wir das DodwelF-sche GeRss
und' besonders das unten niher au besprechende vascnium alpha-
beticnm nennen, welches ihm fast ein instar omnhira ist, nur hier
und da gelegentlich einmal auf diese Inschriften Rücksicht nimmt
Und verichiedene Formen, in welchen dort einzelne BnchsUbeo
erscheinen, {^nzlich mit Stillschweigen übergeht? Den Beweis
freilich müssen wir bei dem Unvermögen, diese eigentburollchen
Zeichen auf typographischem Wege 'aussudrücken, schuldig blei-
ben ;Moch kann eich ein Jeder von der «Wahrheit unserer Be-
hauptung überzeugen, wenii er die alphabetischen Verzeicbnisfle
des Hrn. Fr. mit Gerhardts Rapport o intorno I vasi Volcenfi und
besonder», der angehäneten Schrifttafel (in den Annalen des ar-
chiol. Inst, zu Rom, ;L8S1. vol. 3. >. 1 — 270.) vergleicht. Es
bt diess von um so mehr Gewicht, als, wihrend das Alter der
meisten Steiirfnschrifften «us der frühesten Zdt sich nur nach pi-
Pfusli El«nM»l» «figfaphicet 6ni«cM. . ^ßü
liognpbiielieB GrBnden besttnuieii ligst, gendf« dk TlmifelliM
YOA eineiii g%n% di^eiithniiilicheii uod auf beitiimiite Epochen hin-
winneaden künstlerischen Gepiife sind, wie diess sehr treffend
Ton Krämer in der Abhandlung über den Stil und die Herkunft
der bemalten griechischen Thongefisse (Berlin 1837) ausgeführt
ist. In Betreff der Miinsen und Papyrasrollen hingegen hat sich
der Verf. diie Beschrinknng ailferlegt, wodurch allerdings die
seltene Besiehung auf diese doppelte Classe alter Urkunden ge-
rechtfertigt enchdnt Allein man erkennt leicht, wie Yag d6r
Betriff des ^^Yalere ad cognoscendam palaeographiam^^ ist.. Als
ob irgend ein auf Mfinsen oder alten Schriftrollen Torkommender
Schriftsng nichts sur Kenntniss der Palaographie beitrüge, ^ir
glauben dem Verf. in dieser Besiehung nicht Folge geben su dür-
fen, sondern Tielmehr den Sats aufstellen su müssen, dus Alles,
was von.Orlginalscbrift aus dem Alterthum Torbanden ist, ab
Schrift auch in das Bereiidi der Palaographie, und da diese ein
wesentlicher Bestandtheil der Epigraphik ist, auch in das Bereich .
dieser su sieben sei. Es handelt sich hier nur um die Form der
BuchsUben; Schrift bleibt Schrift, und diejenigen Griechen,
Welche Münaen prigten , waren ja gans dieselben , welche audi
die Steinschriften Terfertigten. Dasu kommt,, dass weder alle
Inschriften noch alle Münsen vollständig auf uns gekommen sind,
der eine Zweig der alten Schriftreste also sur Erginsung des an-
dern dient. Dagegen sind wir^ns einverstanden ,'' dass die Auf-
schriften der Münaen nidit als rehie Inschriften su betrachten,
•aondern der Numismatik su näherer Beleuchtung vorsubehalten
seien. Weniger schwierig sind wir endlich in Betreff der Papy-
Tusrollen;, denn wiewohl auch ihnen ein bedeutendes paliographl-
sches Moment nicht abgesprochen werden kann , so ist doch nur
ein Thdl derselben in Capitalschrift, und auch dieser meist nicht
in einer Capitalschrift geschrieben, sondern in jener freieren
flüchtigeren Schrift, welche den nächsten Schritt sur Cursiv-
schrift bildet
II. de eoilectioniius inacripttonum graeearum. Die erste
Hälfte dieses Abschnitts, welche die alte Zeit umfasst, ist buch-
stäblich aus Böckh*6 praef, p. VIII sq. abgeschrieben, was wohl
nicht hätte verschwiegen werden sollen. Bd Craterus fehlt hier
wie bei Böckh die Stelle des Steph. Bys. s. ▼• ^mgog» Was über
den Gebrauch, welchen die alten Schriftsteller von den Insdirif-
ten machten, gesagt wird , ist überaus mager und kann von einem
ieden, der nur dnigermaassen in den Alten belesen ist'^ leicht
aus dem Gedächtnisse vervdlständigt werden , War übrigens von
Bü^kh selbst nur beispielsweise gemeint und desshalb auch nur in
dne Anmerkung verwiesen ; hier aber in einer Epigraphik konnte
man wohl etwas Gründlicheres und Umfassenderes erwarten. In
noch weit höherem Maassc gilt diese Rüge von der sweiten^
Hälfte, wekbe von den. neueren Sammlungen bandelt und eben^
i
\
300 Epigr^pliik.
falk Bom Thett m^ BSckb a. 0. mit 4efl8ea elgeDeii Werten ent*
lehnt ist. Hier begnügt sich Hr. Fr. mit einer Verweisong auf
die Bibliogntphie in Clirist's Abliandlungen und tragt bloss die
neueren Sammlungen von Foeoeke, Padaiidi, Passionei,' Torre-
inuzaa, Cbandler» Osann^ Rose, Vidua, Ross, Leake {wo aber
das Hauptwerk , die Travels in nbrthern Greece mit 44 loschrif-
tentafeln, fehlt) und Böckh nach. Wir bedauern es aufrichtig,
dass der Verf., der gewiss hier Besseres, und Gründiioberes am
geben im Stande war, die Sache so leicht genommen hat. Ge-
wiss wir sind uns bewusst,, auf blosse Büchertitel nicht viel am
geben; aber hier bei der ersten 'wissenschaftlichen Grundlegung
' qer Epigraphik konnte doch wohl mit Fug und Recht eine volt-
atandige Uebersicht der bisherigen Leistungen auf diesem Ge-
biete verlangt werden. Die Verweisung auf Christ ist allerdings
bequem; warum aber verwies Hr. Fr. nicht auch in Betreff der
alten Sammler gleicif lieber auf Bockh, anstatt denselben Wort
für Wort auszuschreiben? ^ Und warum besdiränkte er sich auf
Angabe nur der grössern Sammlungen^ wobei jedoch Welcker
und Andere vergessen sind, und ignorirte ganzlich die Leistun-
. g^n eines Visconti, Letronne, Raoul-Rochette, Köhler und ao
vieler Anderer? Dfe Literatur der Epigraphik muss also erst
noch geschrieben, werden. '
. . III. de origirte alphabeU graecu Nachdem der Verf. die
/. zahlreichen Traditionen der Griechen über die Erfindung ihres
Alphabets vollständig ^angeführt und als unkritisch zurückgewie-
sen , bleibt er bei dem phönizischen Ursprung desselben atehen
und stellt zuförderst eine Vergleichung der beiden Alphabete an.
So verdienstlich auch schon diese Zusammenstellung der wesent-
lichen. Puncto ist, so vermissen wir doch auch hier eigene For-
schung. Und doch war in dieser Beziehung eind abermalige Prü-
fung und kritische Sichtung dessen , was man bisher als ausge-
macht betracht|ste, sehr nothwendig. An dem phönizischen Ur-
sprung des griechischen Alphabets zweifelt allerdings jetzt Nie-
mand mehr 9 wohl aber bieten sich bei Betrachtung der Art und
Weise dieser Uebertragung dem aufmerksamen Beobachter ein-
zelne Puncto dar, welche nicht unerhebliche Zweifel erregen;
wir meinen namentlich die Zischlaute. Rec. kann nicht umhin,
bei dieser Gelegebheit seine eigene ganz unmassgebliche Ansicht
über diesen schwierigen Gegenstand vorzutragen. „Alphabeti
Phoenicii^S sagt der Verf. p. 15., „omnes viginti duas litteras cum
I antiquis graecis congruere, nisi quod sibilantia sedes suas inal-
l phabeto graeco permutarint, hodie nemo est qui ignoret. cf.
^. Boeckh. Oecon. civ. Ath. IL p. 386. Gesen. moh. Phoen. p. 65.'^
Allein die Ansichten dieser beiden Forscher weichen ganz wesent-
lich von einander ab. Böckh nimmt a. O. eine völlige Umstelluog
der Zischlaute im griechischen Alphabet an. „Das Sain^S ^^8^
er, „ist das Xi {S)^ das Sade Zeta (Z), das Samech Sigma {£),
Fransii Elementa epigraphicef Graecte.^ '861
wie «Am die Kamen beweisen; da? Scfafn und Sin aber nlcbit
anderes als der rohe, nur jm dorisch - äolischen Dialekt übrig ge-.
bliebene Zischlaut, der wahrscheinlich wie Seh klang und S^ifi
genannt wurde (Herod. I, 139^ Athen>' u. s. w.). ,,Zwar sprechen
die Grammatiker so , als ob San Sigma gewesen sei; aber dec
Name selbst beweiset die U«bereinknnft mit dem Schin oder gi^^^
Nun hat aber schon an und für vSich diese Umstellung etwas gann
Unwahrscheinliches, wenn man einmal die Natur und Tendern
des Alphabets bedenkt, in welchem jeder Buchstabe unabänder*
Jjch seine Stellung behaupten muss ; wenn nicht Verwirrung aller
Art, besonders in Betreff der numerischen Geltung der eiiaelnen
Zeichen,. entstehen soll, und dann nach dem Grunde fragt, wel-
cher möglicherweise diese seltsame Erscheinung herbeiführen
konnte« Beckh selb^ weiss darauf nichts zu erwidern als „äugen*
scheinlich, hat Willkür ihr Spiel getrieben>^ Allein eine Zeit wie
die, wo jene Veränderung vor sich gegangen sein müsste, weiss
nichts Ton Willknr, sondern handelt nach den Gesetzen der
Nothwendigkeit und der naturgemässen Entwickelung. Prüft man
aber B.'s oben mijtgetheille Ansicht näher, so muss gleich von
vornherein Zeia nuk dem Spiele -gelassen werden; schon die
Form ist rein die des phönizischen Sain und auch im Laut sind
beide Zeichen identisch, wie sich daraus ergiebt, dass die Septua-
ginta das Sain in Eigennamen gewöhnlich durch Z wiedergeben.
Die Benennung Zeta aber mit Gesenius von mpm als der Feminin-
form von ^f herzuleiten , ist wohl nicht rathsam ; sie ist wahr-
scheinlich von den Griechen selbst analog mit den benachbarten
Boclistaben Eta, Theta gebildet. Somit bliebe noch Xi und
Sigma übrig. Esist allerdings durch die Namensähulichkeit sehr
nahe gelegt, Sigma für identisch mit dem phönizischen Samech
zu halten. Wie aber kam es, dass es seine Stelle im Alphabet
verliess-und an diejenige trat, welche im Phönizischen durch
Schin eingenommen wird^ Böckh betrachtet eben dieseS' Schin,
welches dem dorisch -äolischen San seine Entstehung gegeben^
als den Vermittler. Allein diese Vermittlung können wir nicht
gelten lassen , indem der Annahme des $an als eines besonderen
wie Seh lautenden Buchstabens ein Missverständniss zum Grunde
zu liegen scheint. Nicht die Grammatiker allein sprechen so, als
ob San. Sigma gewesen sei, sondern schon Herodot, doch gewiss
ein «Zeuge, welcher einer ganz verschiedenen Kategorie angehört,
sagt 1, 139. yQci(ifia rd ^mgiisg ^Iv auv ^UovCt y "Icsvts da
elyfipc. Nimmt man dazu noch das bekannte Pindariscbe <;ai; xiß-
dakov^ die Buchstabirung der Becherinschrift bei Athen. 11. pag.
466. un4 die Grabinschrift des Sophisten Thrasymaehus ebend.
10. p, 454. (xoiivofia ^ijrcr, ^cJ, SXqxx, ödv, v, fix;, äk(pa^\lj ov,
0av), so ist kein Zweifel,, dass San und Sigma nicht verschie-
dene Buchstaben, sondern nur verschiedene Benennungen eines
und desselben Buchstabens waren ;^ und wenn auch jiicht geiäugnet
362 SpifMphlk.
irerden soll, daw die Dörfer das S scUbfer, dem 8dl IhiiM
aosspnichen, so fol^ doch daraas noch nicht, dass sie aadi ein
iron dem reinen S verschiedenes Zeichen dafür hatten , eben lo
wenig als a. B. die Schweizer für das S^ das sie wie Seh ansspre*
ehen , ein hesonderes Zeichen haben. Derselben Ansicht Toa
ier nrsprfknglichen Verschiedenheit des Si^n und Sig^ma ist noch
Gesenius , nur dass er daraus eans andere und insbesondere snf
die Erk^nmg der Verschiedenheit der iltesten Formen des 27 be-
rechnete Folgerungen sieht, su denen sich auch Hr.* Fr. p. 16.
belcennt. Die Griechen hätten nämlich von den Phdnisiem du
Samech und das Sdun angenommen , ersteres unter dem Nameä
SIgma und unter der Form ^ ^ letzteres unter dem Namen San
und unter der Form Af ; als aber der rauhe zischende Laut dei
letzteren mehr und mehr verschwand, wären nach und nach beide
Buchstaben verschmolzen und zuletzt 'beide Zeichen identiscb för
2Jgebraudit, beide Sigma genann^t und an die alte Stelle de«
San genetzt worden, während der später erfundene Buchstabe Xf
die alte Stelle des Sigma einnahm. Diese Ansicht hat unvettenn-
bar etwas sehr Ansprechendes , ist aber keineswegs stichhdtfg,
da sie einmal gegen die Identität des Sigma und San in der Art,
wie dieselbe durch Herodot beglaubigt ist, streitet, und dann
auch auf dem aller Logik spottenden Satze bertiht, dass der eine
Buchstabe, den man beibehielt (Sigma), von seinem Platze weg-
genommen und an die Stelle desjenigen gesetzt worden sei, den
man als überflüssig ausstiess (San), was doch ganz widernatür-
lich ist. Ward San ausgestossen , so wird desshalb Sigma noch
nicht von seiner Stelle gerückt worden sein. Nimmt man daxu
endlich noch die Unwahrsclieinlichkeit,' dass ein Alphabet, wel-
ches, wie Hr. Franz p. 18. ganz richtig bemerkt, und fär den
ähnlichen Fall der Uebersiedelnng -des griech. Alphabets nach
Italien auch schon 0. Muller Etrusk. II. S. 292. bemerkt hat,
nicht durch einmalige und einseitige , sondern durch mehrmalige
und ah verschiedenen Pnncten bewerkstelligte Berührung mit den
Phöniziern auf die Griechen übergangen war, späterhin wie '
durch allgeiheine Einstimmung eine solche durch keine Nothwen-
digkeit gebotene organische Reform erfahren habe, ohne auch
nur eine sichere Spur des vorigen Zustandes zurückzulassen , so
wird es wohl mit diesen Ziischlauten eine andere und vielleicht
folgende Bewandtniss gehabt haben. Ohne Zweifel nahmen die
Griechen Von den Phöniziern nicht eine blosse Auswahl Ton Buch-
Stäben, sondern, da es zugleich Zahlensystem war, — wovon
wir ganz fest überzeugt sind, obwohl Andere daran zweifeln —
das gapze Alphabet vollständig an, somit auch die vier Zischlaute
Sain, Samech, Zade, Schin. Da sie jedoch in ihrer Sprache
nicht ftir alle diese Laute etwas Entsprechendes fanden, so'sties'
sen sie, wahrend sie alle vier als Zahlzeicheh f ortgebrauchten,' ans
der Buchstab.9i)8chrift zwei, Samech und Zade, aus, und ge-
PransH Elemtiite eftgrapUeei Graecacu 808
brancliten &]n ab Z iinter dem Namen Zeta, Schfn ah 2? unter
dem Namen 9an. Daa letztere sprach man anfan^ mit stark il-
8<^faendem Hauche ans; nach und nach Terlor sich derselbe und
Terhlieb nar im dorisch -üolischen Dialekte; die lonier gaben nun
dem mehr lispelnden Laote im Gegensatx an dem aischenden San
der^ Darier den^ neuen Namen Sigtna, Die Aehnllchkeit dieser
Benennung nnt Samech ist dabei wahrscheinlich nur auflUig. Dia
Formation des niyiia ist rein griechisch, es ist von 6l^m gebildet,
wie ötlfiicc von cxl^w u. a. m. Hieraus ericlärt sich vielleicht die ^
Erscheinung, dass, wahrend alle übrigen Bnchstabenbenennun«
gea indeclinabflia sind , iSlyfia davon eine Ausnahme macht Man
vergL Xengph. Hell 4, 4, 10. tic tilypuxtu xäv döfdSav, Zwar
eorrigirte hier schon Helladius (bei Phot BibL cod. 279. p. 5S2 A)
ra ßlyfiet ta xäv ddMldav 9 und DIndorf ist ih|n hierill nachge*
folgt; allein die Sache sdieint aus obigem Gesichtspnncte be*
trachtetdenn doch nicht so gana ausgemacht zu sein. Was end-
lich diAltesten Formen des Sigma betrifft, so ist man hier wohl^
etwas gar su bedenklich; von M war doch der Schritt au 2J nicht
allaubedeutend, und die Reduction der 4 Striche auf 3 findet
beim Iota etwas gana Analoges. — Ein anderer Process scheint
mit Äi vorgegangen zu sein. An Jessen Stelle steht im Semiti*
scheu- iSamec^; diess ward als überflüssig aus der Buchstaben«
Schrift ausgestossen und nur als Zahlzeidien fortgebrancht; als
aber später das Bedürfniss entstand, für d^n Laut X, den man
bisher durch KS oder X£ bezeichnete , ein besonderes Zeichen
au haben^ benutzte man dazu das überzählige phöniaische Samech •
' und nannte es nach seinem nunmehrigen Klange und nach Analo«
gie der benachbarten Buchstaben/ Xi. Die griechische Form
kommt übrigens der phönizischen sehr nahe. — Zade endlich,
welches sicher eine Zeit lang als Zahl sich hielt, verschwand mit
der Reform^ welche im Laufe der Zeit die Art die Zahlen auszu-
drucken erlitt, gänzlich aus dem griechischen Alphabet Erst
spät, als man auf die LIteralaahlen zarückkam, tauchte etwas
dem Aehnllches in dem Zeichen Sampi wieder auf, welches aber
nun s^ine Stelle hinter £1 als ^0 erhielt, yielleicht benutzte
man dazu das alte ausgefallene Zade. Doch kaiui es auch eine
selbstständige Erfindtfng der Griechen sein. Der Name ist ^e
chisch und hergenommen von der Aehnllchkeit der Verschlingung
des Sigma (in der mondformigen Gestalt C) und des Pi , beiläufig
wieder ein Beweis^ dass man San und Sigma für identisch hielt
Wenn dagegen Böckh und Andere Sampi mit San ideiHifiziren , so
müssen wir das nach dem bisher Gesagten ablehnen. Das ver-
derbte Scholion zu Aristoph. Wölk. v. 23. giebt keine Garantie.
Wir kehren zu Herrn Franz zurück. Auf die Auseinander»
Setzung über den Zusammenhang des griechischen Alphabets ilnt
dem pbSnizischen lässt derselbe pag. 17. eine Tafel folgen, auf
welcher den phönizischen Schriftzeicheo die griechischen in ihrer
364 Epigrapliik.
▼ennatblicli alteflten F«f m gegeli&ber gestellt sind. Der Versuch
ist zu laben, obgleich das Resultat immer misdich und mehr oder
weniger unsicher bleiben wird. Hr. Fr. hat übersehen, dass,
während die ältesten griechischen Schriftaeichen bis in das sech*
Ate Jahrhundert v. Chr. zurückgehen v von phönizischen Schriftre-
ilten sich nichts erhalten hat, was über das zweite Jahrhundert
▼. Chr. hinaufreichte. Das Resultat also, welches yich aus einer
siolchen Verglelchung ergiebt, wurde nur unter der unerweisli-
chen und unwahrscheinUchen Voraussetzung, dass das phönizi-
sche Alphabet seit der Zeit, wo es nach Griechenlifnd verpflanzt
wurde, bis zu der, aus welcher wir Ueberreste besitzen, uuTer-
Sndert dasselbe geblieben wäre, von einiger Bedeutung sein. Im
Uebri^en sind die hier aus der grossen Masse variirenden Formen
des phönizischen Alphabets ausgehobenen Zeichen nicht durch-
gängig glücklich gewählt ; wir machen Insbesondere auf die erste
Form des Jod und auf die des Mem und Schin aufmerksam, weU
che, wie uns ein Sachverständiger versichert, gerade di#seltne-
ven und weniger reinen sind , me sie nur auf einigen Maltesischen
Inschriften vorkommen, die zuerst von Hamal^er Mise. Phoen.
tab. 3, dann von Gesenius Mon. Phoen. p. 107 sqq. (vgl. tab. 8.)
bekannt gemacht worden sind.
Es folgen hierauf einige anderweite mieist treffende Bemer-
kungen fiber die aus dem Phönizischen entnommenen griechischen
Bachstaben , dann über die von den Griechen selbst hinzugefüg-
ten STOXWa^ wobei der traditionelle Antheil des Epichar-
mns auf die Erfindung oder richtiger Verallgemeinerung des Si
und Wn der des Simonides auf die des H als Vocal und des Ä
beschränkt wird.
Ein interessantes und für die Form der älteren griechischen
Schrift wichtiges Docnment ist das Vasculum alphabeticum , wel-
ches Hr. Fr. pag. 22. in genauer Copie mittheilt. Dasselbe wtfrde
in der Nahe des alten Agylla (Caere) gefunden und zuerst von
Xepsios in den Annal. d. arch. Inst, zu Rom, vol. 8. p. 186 sqq.,
beschrieben. Es ist ein Geföss in Fiaschenform, um dessen Fnss
herum das volle Alphabet und um dessen Bauch in ganz ^alter-
thümlichen Schriftzugen Folgendes geschrieben steht : -
3IBABTBE nrjrrrE ZIZAZTLE HIH/iHTHS
0I@AeT®E MIMAMTME NINANTNE mnAHTnE
QlQAflTQE mHASrSE WIWAWTVE OIOAQTOE
TJTATTTE
Hr. Fr. ver^eicht damit die bekannte grsmmatische Tragödie dea
Kallias und verweist über diese auf Welcker im Rhdn. Mus» L 1.
Dabei ist aber nicht zu übersehen, was zur Berichtigung der Wel-
cker*schen Ansicht von Bergk comm. de ret. com. Att. p. 117 sq.
bemerkt worden. Ueber das Gefäss selbst bemerkt der Vert
bloM Folgendes: „qui autem in auperiore parte lusus syllabicttB
FraniU iBleneata «i^grai^feet Graeeat, 985
cfit^ in eo nonnoUa casn ärMtridque qnadl conflata Tideninr; nam
nee cottgoDamm, qaae non omnes ad ayllalMa rediguntnr^ nee to-
calittm ordo alpliabeticaa derFätur^ quam rem in tali monnmento ^
nöti premendam duoimus. n^e qaeinquain morabitiir lUteraram
quarandamin atroqne titnlo diverBitaa;**^ mid in der Anmerkung:
,,qui omniain ordioem voit consnetnm reflig^ere, in interpreUndo
saepe labatur necease est artifieis , hon Utterati, manum habemna.
qiuunqaani ne de quidem prarsna se ineptam praeboit/*' Es würde
aber dem Leser gewiss willkommen gewesen sein, darüber, was
es mit diesem Gewisse eigendich für eine Bewandtaisshabe, so-
wohl Hrn. Fr.'s eigene Meinung y als auch die bereits Teröffent«
liehte Anderer zn erfahren, aunäcbst.die von Lepsius, welche
auch uns unbekannt ist ; daqn die , welche O. Jahn im Bullet d«
arch. Instit 1838. p. 153. sq. aufgestellt hat Derselbe halt näm-
Heh diese und ähnliche alphabetische Zusammenstellungen (wir
fügen EU den dort genannten und zn den Ton Bm. Fr. auf der Ta«
fei p. 22. noch mit verzeichneten Beispielen , von denen das eine
Ton einem etrurischen Gefäss, das andere von der Wand einea
etrurischen Grabes nach Lanzi's Angaben entnommen ist, noch
h^nzu die beiden jetzt im Museum zu beiden befindlichen in Ae^
gypten gefundenen Alphabettafdn, welche Renvens in den Let-
tre» hr Mr. Letronne, 3. p. 111 sq. ,~ beschreibt) für magische For*
mulare. Diese Ansicht hat Manches für sich, doch scheint sie
nicht auf alle Fülle anwendbar, erfordert wenigstens noch eine
tiefere Erforschung der alten Magie. Näher liegt es, tmser Ge-
fäss- als ein instructives Spielwerk für Kinder zu betrachten. Man
schrieb das Alphabet und die ersten Anfänge der^Wortbildung
nach der damals gangbaren Lautirmethode auf allerhand Gefasse
und andere Gegenstai^e, um durch öfteren Anblick den Kindern
die Sache gelaufig zu machen. Freilich ist die alphabetische For-
mel auf' dem oberen Theil dea Geflsses unvoUsÜindig, ja die
Buehstaben stehen nicht einmal in der richtigen Reihenfolge;
allein der erste Umstand erkliirt sich durch den verhältnissmassig
SU gerinaen Umfang des Gefasses, welcher das Alphabet Tollstan-
dig durchzuführen nicht gestattete, wesshalb auch auf demFusse
das ganze Alphabet nochmals Terzeichnet steht; der zweite Punct
aber fÜlt wahrscheinlich dem Kunstler oder vielmehr dem Tüpfer
surLast, der es bei dieser Fabrikarbeit nicht so genau nahm«
Hr. Fr. aber ist für das „quanquam ne sie quidem prorsus se in-
eptam praebuit^^ den Beweis schuldig geblieben. — Das Capitel
achliesst mit einer Uebersloht der Olymp. 40—^80. bei den Do-
riern, Aeolern und loniern gebräuefalich gewesenen Alphabete
lind einem yergleichendcn Blick . auf das älteste lateinisdie
Alphabet.
IV. de aetate seripturae. Auch diese wichtige Frage, wor-
über ganze Bücher geschrieben sind und noch werden geschrie« ^
.ben werden, wird ann^narisefa auf emigen wenigen 9mten abge-
366 SpEgeai^fiife,
dum. Ree» Ist jeieeh Efmr von/deii Yifleii, welche die S^Ae
noch keineswegs als ahgemscht betrachten , und es daher nicht
hiiligeil können , dass Hr. Fr. dieselbe nicht einer neuen gewis*
senbaften undyoUstibidifen Prfifung nnterworfen bat. Derselbe
gehört zur Nitasch'sohen Partei «nd kämpft mit dessen Gründen.
Alle Hochachtnng vor dem verehrungswürdigen Nitssch. Wer
aber nicht durch dessen Schriften schon voa der AiVahrlieit seiner
Ansicht öberaeugt ist, der wird es durch die dietatorischen Satae
des Hrn. Fr. gewiss nicht Es wird der Gegenpartei vorgeworfen,
aie habe nicht bewiesen^ dass die Schreibkunst au Homer» Zeit *
noch nicht in Gebrauch geweseu sei. Diess einmal zugegeben«
womit beweist denn Hr. Fr.,' dass sie es wirklich warl Eben nur
durch Abweisung der Grunde der Gegenpartei. Gleich alo ob
dadurch, voransgesetst sie sei gelongeii, noch etwas Weitere« üs
die UnzuUinglichkeit jener Grunde bewiesen wäire. Allein eben
diese Abweisung ist so ausgeSsUen, dass sie nur als der flüchtige
Ausdruck einer individ^Uen Ansicht, nicht aber als eigenllidie
Widerlegung lietrachtet werden kann. Einzelnes stellt der Verf.
<tOgar in einem unrichtigen Lochte ^dar, wie den G^^und, dass die
homerischen Gesänge in ihrer ganzen Anlage und in ihrer metri-
achen und sprachlichen Form lediglich auf mündliche Ueberlie-
ferung berechnet waren (m. vgL Gf. Hermanns neuestes Pro-
gramm „de iteratis apud Homerum^^), woraus er „memoriter
carmina et inventa et tradita^^ macht und diess mit den Wortev
widerlegt: „nam si illud probzbile est carmina meraoriter esse in-
venta, quod nemo est qui non cohcedat, qon sequitur probabiie
esse alterom, in ^uo carmina roemoriter tradita esse putentur.^^
Anderes übergeht er mit Stillschweigen^ wie a. B. die schon. von
Wolf geltend gemachten iU^sten l^ncnnungen der Musen, die
Zweifel der Alten selbst über die Bekanntschaft des Homer mit
der Scfirdbkunst, die gändiche Unbekanntschaft damit, welche
sich in den homerischen Gedichten ausspricht, insbesondere an
den beiden bekannten Stellen der Ilias, 6, 168 ff. 7,175«:,
1). a« m. Bei so flüchtiger Behandlung konnte Ae Sache nicht
wohl weiter befördert oder gar zum Abschinas gebracht werden.
V« de rßiione seribendi^ Toher Bovötgo^iov^ xtoi^dof%
^xoiXijSqv u. andere Schriftarten. Wir vermissen hier eine £r-
wahnimg der sogenannten Scriptura retrograde, welche erst bei*
läufig pag. 55 erfolgt. Bisher kannte man von durchaus rfick-
wärts geschriebenen Inschriften ausser der verdächtigen Four-
mbnt'schen (0. 1. nr« 56) nur solche , welche aus einer einzigen
Zeile besteben, wie sie auch auf lü^nzen voikommen; vgl. noch
Paus. 5* 25, 5. Rec. glaubte diese Schriftart unter die Bustro-
phedonschrift subsumiren zu müssen ; denn da man bei dieser sn-
weilen von der rechten Se^e nach der linken zu schreiben anfing,
so konnte man leicht auch ein einzelnes Wort oder eine einzehie
Zeile ebenso scfaraben, was nun iBreUich, da kein zweitea Wort
PraniU £l«iB«ate flf %fiqpl4eef OmcM. 673
«der kdae iw«ite Zefle folgt, niclit als jSovtff^o^ify encheiaii
obwohl es im Grunde nichts Anderes ist« Nun ist aber unter den
sehr alten und unverdaohtigeii Inschriften Ton Thera eine f efun-
den worden (nr. 6), welche ans zwei Zeilen besteht , die beide
Ton der Rechten snir Linken geschrieben sind. In wie weit dieses
seltene Beispiel eine besondere Schriftart begründe, überlassen
wir dem Urtheil Anderer. Nacbstdem wäre eine deutlichere Hin-'
Weisung auf Nr« 40 (C. I. nr. 9) idcht anpassend gewesen, indem
dieselbe alle drei Scbriftarten, ßiyvöxQo^Sov^ tuovffiiVf otoc-
X9^6v, in sich Tereiaiget.
Hiermit schliesst die Introdoctio und es folgt Pars L (Jap. 1
de tiUdis vetustisHmis. Diese fallen sXramtlich in die Zdt vas
Oljsapf 40 *- 80. Von diesen ^werden hier ni^chst den iwanaig iqi
Jahre 1835 von Prokeach auf d^r Insel Thera gefundenen aus dem
C. I. mr. 2. 3. 4. 6. 7. IL 16. 17. 29 mitgetheUt, wobei noch nr.
1. 5. 10. 13. 14. 15. 18. 19. 2L 23. 27. 28. 32. 35. 36. 40. 41. 42.
mit in Vergleichung genommen wmlett. Ana ^ diesen hat der
Verl p. 40 — 48 die verschiedenen Formen der einseinen Bueh-
alaben an ein'er sehr lauten Uebersieht susammengestelit Dasa
Gefilsse und Münaenscbriften nur unvoUkommen benutat sind«
ist sdion oben bemerkt Von den auf eigentlichen Inschriften tmt-
kommeaden Formen haben wir nur sehr Weniges yermisst, wie
sb B* das P aus nr. 14, das T in Kreuaeaform aus nr. 41, das
qtiadrate aus nr. 1|. Unter einaelnen Buchstaben, wie be*
sonders unter Iota, ist der Verf. etwas an sehr geneigt, gana un-
bedeutende Abweichungen, welche bei d«r bald grösseren bald
gwingeren Geschioklichkett der Yerfertiger gana unvermeidlich
waren , gleich au besonderen Fonnen an stempeln. -^ Hierauf
wird das Orthographische und die Int^unction auf Inschnftea
dieser Epoche behandelt Letat^e wire vielleicht passender un-
g^reuit in «inem besonderen Abschnitte oder, da aie eigentlieh
bÄeqiunotion in unserem Sinne gar nicht i^nannt werden kawi,
sogldcb mit im 4. Cap. der 2. Appendix abgehandelt worden. Vgl
pag. 111. 128. 151. 375. — Ea folgen pag. 51 die Inschriften
dieses Zdtraumes selbst, worüber wir uns am Seblusse nodi Ei-*
idgcyi au bemerken vorbehalten. Daran schliesst sieb eine Appca»-
dix , worin der Betraf, der von alter Zeit her aehon sein Wesen
in der Epigraphik getrieben, durch seine verachiedenen Stadien
verfolgt wird. Zuerst werden die angeblidien Inachriften aus der
myChl^chen Zeit betrachtet, dann einige mitgetheUt, welche in
später Zeit verfasst, ehie aUerthilmliche FM>m der. Sduriflatige
aSectiren (C. L nr. 8. 20. 25. 26. 34. 38), endlich einige unechte
mia Fourmont's Fabrik (C. I. nr. 44 45. 60) und die des Betrü-
gers Petrisaopulo (nr. 4o). lieber Fourmoot selbst, diese merk-
würdige EracheinuAg. auf dem Gebiete der Epigr^bik, a<dlte
^ man ubrigena mit Eecht hiar emige nähere Anakioift erwarten.
im Bplgrapblk.
Boch Hr. Fr. begntgt ddi abermdi mii einer UostesVerwelsBiig'
infBöckh.
Pars IT. Ctp. 1. tituli Attid et Iimid ante Oljmp, 80. § 1.
titnli Attid (C. I. nr. 9. 12. 22. 33), § 2. tttaU lonid (C. 1. nr.
10. 30. 3044). Cap. 2. titali ab Ol. 80- 86. $ 1. Attfd (C. I. nr.
71. 165. und dne daaelbst noch hidit edirte) §2.D(M4d(C. I.
nr. 24. 166). Cap. 3. titnU ab OL 86—94, 2. (C. I. nr. 76. 142:
147. 148. und eine daadbst noch nicht belcannt gemachte), rihnmt^
lieh attisch. Alien diesen AlKMÜbnitten sind Einleitungen §foer dtt
Orthographische und Ueberaichten der Alphabete ▼orausgeschiekt
Die Periodisirung ist ganz passend und tergegenwirtiget sehr gut
die ailmäUge EntwiclLelung und Fortsehreitung des attischen Al-
phaliets. Cap. 4. titnli ab Ol. 94, 2. usqne ad aetatem qua Rsosat
Crraedam intrarunt ol. 158. a. u. c. 608. Den Anftngspnnct bil-
det die Einfihhmng des ionischen Alphabets in die attisdiea
Staatsschriftai. V&et macht sich wiederum der Mangel einer
passenden Anordnung recht fShibar. Anstatt n&miich einieknngs-
vrdse dieses fSr die EpigrapUk so wichtige Ereigniss mit sdn^n
Grfinden und Folgen aurfuhrlic|i su l>esprechen, muss Hr. Fr«
auf pag. 24 zurttdc verweisen^ wo er an gans unpassender Stelle
in einer Anmerkung einiges Wenige darüber gesagt, dass seboa
tror dieser Einführung Ton Staatswegen den Atfienem dasionnche
Alphabet bekannt war, nichts aber über den Grund dieser Neue-
rung , wddier jedenfalls darin au suchen ist, dass die Steiahauer
mit dieser Kenntniss kokettirten und den von Staatswegen anbe-
fohlenen Inschriften durch willkuriicbe Vermischung Mder Al-
phabete ein buntifcheckiges , dem Auge dnes Atii^ieca gewiss
anstössigea Ansehn gaben. M. vgl. auch was über die Ifitwir»
fcung des KaUias von Berek d. rd. com. Att. p. 118 gesagt ist.
Uebrigens verfolgt der l^rf. hier denselben Weg wie bd den
früheren Epochen, stellt zuerM das Alphabet auf (woliei wir je-
doch nicht einsehen, warum die runden Formen des £, £ubiI
A übergangen sind, deren Ursprung doch pag. 231 .bia in die
Zeiten Alexanders von Macedonien vafolgt wird, und welche auf
Inschriften in Aegypten schon nur Zeit der ersten Ptolemler for-
kommen, ja bei Hrn. Fr. ^selbst schon auf der laschr. nr. 87;
welche 'er ausdrücklich vor Ol. 158 ansetat), knüpft daran dss
Orthographische und lasst dann unter Angabe der übrigen hierher
gehörigen Inschriften aus dem Corp. Inscr. erst die aftischen nr.
84. 85»>-403. 107. 124. 150; 214. &l. 222. 224. 225. 530. 539.
2139. 2246, dann die ionischen, fiolisdien, dorischen nr. 11^*
1325. 1511. 1569. 1693. 1814.2008. 2166. 2286.2350. 2S51.
2451. 2556. 2617. 2691. und awd daselbst noch nicht edirte fol-
gen. — Oap. 5. tituli ab epocha qua Graeoia in provinciam re^
dacta est a.<u. c* 608 (Ol. 158) usque ad principatum Augusti poflt
Actiacam pugaam a. u. c. 724, mit den Inschriften ims dem & L
nr. 357. 358. 1053. 1756. 2056. 2140. 2215. 2279. 2285'»* -
BkBMpli c|p%a|iliiDei
Cii|^ & tiiiiB«friMiptte Aagvtt «. n. c 7S4.«twai]¥p.
Chr. n. «KsiainB. Ifier Uüfea «ich die AhwcidiM^m !■ 4w
idpiidNsIkdm FonMB «MBemrdcatKcfc. Büar VoC Ittt «e De-
lienodif dadurdi sb erteu^lem jgotmdd^ dats er saent die «n
bävfi^Blen verluuMacadea Foiaee randdttel,, und daruff dKe
fiekaerai £»lgeB itet VlcUeiclit wäre us der leixteree CImm
Emi^eg besBcr mit In die erslefe hinüber genenunen werden.
Was JbJer nemtdie VellttiBdiglodt heldflft, ee bleik a^A Eini-
ges M wm«ciieB Skng. Wir Temiisen tilgende Femen: die
drei des £; aus C. Lw. 778, 1^0 «nd 1033, die des Z nns nr.
2700' , wekbe anck asf Mnnneniren Saidet^ Zafc^ÜMS^ Tem-
MB B. a. TorkooEmt, die des Inrit xwci Pndkien ans nr. 385, 405,
425| 2100, die des ilf ans nr. 2335, die des JV^ ans nr« 825, die
drei lUss S' «IS nr. 24fi, 402, IISO «ndlQOO, die des Hwa» nr.
3117, die dra des P^ob nr. 778, 1508 (welche ven der |n^ 245
«ngrgrhnir« Tcndneden sn sdn scheiai) and 2747, die swei
des £ aus nr. 1520 wd 2007 {weiche pa^. 246 «k euMr^twas
vecfichiedenea idend£zirt Isl), die amahiifenaii vodieoimende des
r, wie nr. 1168, 122», 1322, 1933, 2056 2061, 2162, 2217,
2388 n. s. w,, dcnftic i c hcn die ans nr. 3092, die des ^ «ns nr.
2037, die des Xans nr. 204, die des ^^ans nr. 349, «iidÜch bei
Aeilein seh« Fennen, die 4rei enC den wnicaischen fasehriften
nr. 2863 nnd 2864, die anf den Inschriften ven fitMtnsioea nc;
2715 ff., i:on Biihesiis nr. 2985, die nweinnCiaeed.Inschr.nc
1449, 1456, 1464, dw a«f einer kephiücw. Inechr.nc 1932, die
anf einer canTr. nr. 1933 nnd einer aneed. «r. 2001, endlich die
adEeinerlBSchr. Ten TciMsar. 2335. Andems isl nnsicherndcr
unbegrividet, wie|ia^245: Sias il# aas nc 2018, weld« dmt
anders gfdbnnt nnd ulMi^ens als aas / nnd J>/nniiiSHMniny tm^tM
meM gena an ecfcennen ist, desgWcheai daselbst die vierte Fenn
des ^angdOich ansang 1151, wn aber der ündulahe enie ^snn
andere Form hat, dieseflbe welche ^eich damnf ans nr. 1208 an-
geführt wird; — das O pa§. 246 gehoii, wie anch ans den an-
l^efiihitoB Qneikn an ersdhen ist^ in eine weit frihete Periode.
Z«wdlefl felüt die nähere. Aufgabe der Inschrift ^nas, wiefis^
245 «ntcr FmdH, deeglelGhen fnr die qnadnte nnd cnrsii^älMi-
liehe Fm« des d^, oh^pi^ daese f^ 244 £ unter die gewnha-
Heben Feranen ge«teUt eind, — anderwärts non Theii, wie fia».
246 bei der cweiten Fo« des T Aer auf das G. L Add. nr. 91«,
bei der sedisten des i2 auf die kratens. insohr, nr 2579 nn ver-
weisen war, beiliaf^ aadi bei Aer fiaftea des MfMg^ 245 anf*
das angfeblieh pelaagbche Alphabet iai Rdiet des steh, inst t.
1838 verwieseil werden kennte . Euneincs endlich ist »cht ge*
nng herrorgdiobeB , wie x. B. die dem ist. W nahe hrnnsseade
Form des «^ weldie in dem Han^fcrEeiohaisBe ganx fehlt und
nur irelegentiich dnmal pa^ 245 angeführt wird, obgicidi sie
sclir liäufig, viel öfter als die im genihalicdien Ai^ah^ fag. 244
A\ Jaürb. /• PMU u. Päd. od, Krit. BibL Dd. XXPL, BfL 4. 24
S70 Eris'^rJkik.
iWRiädMMie ▼enraadte F«nn mit p^rpentfcbliKii Scitaiistridiea,
▼MkoMnit, wie ar. 227, 330, 480^ 490, 1180, u. s. w. , moch muf
MuBzca Ton Tnpexaat Bod Cilidea. — Vob lasdirifteB dieser
Periode iiebuideU Hr. Fr. aas C. I. bt. 191, 205, 270, 274%
287, 309« 311, 34J, 349, 360, 361, 372, 400, 477, 1073, 107^
1077, 107», 1124, 1216, 1218, 1297, 1317, 1318, 1321, 1323,
1348, 1395, 1522, 1620, 1714, 1732, 1736, 1737, 1879, 1879" ,
2020, 2022, 2023, 2047, 2060, 2109^; 2154, 2282, 2454, 2457,
2502, 2572, 2503, 2629, 2682, 2696, 2697, 2743« 2878, 2911.
•AypeniU L de formulU iüulorum^ pa^. 813-— 345. Cap«
1. de aeüi reipsbUcae et BBiYersiUtBia. Cap. 2. de cataio^
Cap. 3. de ütuin hoBsrariis, dedicatoriis, toütIs. Cap. 4. de
lenninis et sionlibus (?). Cap. 5. de ülalis s^ulcralibus. Cap. 6.
de tilBiis Tariae aopellectilis et aotis artificum. = — Unstreitig ist
aachst dem paliofn^pkisehen dieser Theil mit besoadere ^iückli-
efaem Erfolg bearbeitet uad wegea seiaer allgemeiaerea Besiehun-
fea dem Stoditun der AltertbKODsforscher gaax Torzagilch za em-
pfehlea.« Dasa Einseines sieh aacbsatragea findet, ist bd der
UmfiagUchkeit des Gegenstandes anf der einen und bei dem
Streben des Verf. nadi Kürze aaf der aadern Seite nicht an Ter-
^utoden nad Ihat der Tachtigkeit des Gaasea keinen grosaea ESn^
trag. So s. B. wäre die Art und Weise, wie aof Inschriften die
Jahre duicb Zahlen beaeidiaet werdea, |iag. 336 etwas weiter sa
verfolgen, oder noch besser dieser wichtige Gegenstand nicht so
bellänfig unter den titalis hoaorariis et de«Kcstoriis, soadera io
einem besondem Aiischnitta aasfikliriich absnhandeln gewesen*
Gleich das ist aazareielielid , was über die Olympiadea gesagt ist.
Hier war es gewiss nicht überfiansig, annaehst, da es pag. 277
bei Behandlung der betreffenden Inschrift 119 (C. I. nr. 2682)
nicht geschehen ist, dei* Zweifel ^ug^edenken, welche überhaupt
fegen den Gebraadi der Olympiadenrechaoag anf Inschriften
noch neuerdings erhoben worden (vergL Encycl. v. Ersch und
Graber 8. 111. Bd. 3^ p» 168) , und dsnn, wie es beispielweise In
der Anmerkung geschehen ist, auch die proviasielien Olympiaden
Im Zutammenhange au erörtern (rgl. Grnter p. 314, 1. Caylus
Reo. d' anti^. 2. tab. 63. 64. n. s. w.). Von den Epochen ferner
Ist aar die Achaica und Bosporana angeführt. Zu den Beispielea
der ersteren Art tragen wir nach C. L an 1062, au denen der
letateren nr. 2114% 2126^-. Gana übergangen Ist die aera Actiaca
nr. 1965, 1971, nnd ronüglioh 1970 mit der eigenlhnmlichen
doppelten Aagab§ irovg gllPvöv «ol B7, wo die erstere Jahr«
aahl der Actiaca, die letztere der Achaica angehört, was auch
auf Miuiaen vorkommt, wie aaf einer tob Antiochia gA und ^N^
erstres nach der Actiaca, letatres nach der Caesariana vom J.
705. Ein Gebrauch, welcher nicht zu übergehen war. Auch die
Indiction^n ( nr. 2746 ) und die Wel^^hre (Miirat p. 268, 3.
Placeni pakegr. p. 33.) verdienten Berüdsichtigung.
Franiii EleAieiia «rig^mpiiicM Giti«aie. S71
Appendix IL de aompendio Bur^turae fäg. 346 — 576.
Cap. 1. de notis nameralibiiii. Auch nienu erlauben whr xttiü
eklige Bemerknngpcn* Fn§. 347 kf ea iiiher\ fiberior, wdchea
nichi^blos ihnlkhe Form ist, auf Hmner fiiad. 4, 437. I84 354.
21, 569. zu verweisen. — Pa;. 849. Z. 8. maaa ea helaaen 1837.
nr. 13. loschr. 6. 7 und 7". fibendanelbat mnaate envihnt wer-
den , daaa dieselbe Art der ZaMbeseielmttnf in aehr aptfter ZeM
anf Inschriften wiederkehrt ; vgl. Grnter p. 968, 7. Reinei. et.
14, 30. p. 730. Don! d. 10, 38. p. 362. OoH P. I. p. 50, 97. —
Pa^. 350 a. E füge hinsti Reiivena lettrea ä Mr. Letronne, 3.p.
Ö4. — Pa^. 851. würde unter der Zahl Sechs eine specielle Auf-
gabe der Formen des imiaiißüP ßav auf Munten nach Eckhei
sehr erwünscht gewesen sehr. Von Inschriften shid hier C. f.
nr. 2114% 2573, 2579 übersehen. •-- Pag. 353. w8re es nkht
unpassend gewesen sn erwähnen, dass Prideanx, Corslni n. A. m.
das M fälgchlich als Zeichen für die Mine genommen haben. —
Cap. 2. de doctihua ligmtis. Cap. 3. de Tocabulls decurtatis nebai
Index 8iglormn,s einma) ex aetate ante dominationem Romadam
(wofür namentlich die neuentdeckten'nnd von Bockhnor Heraus-*
gäbe Torbereiteten , das attische Seewesen betreffende Ins<teiften
eine reiche Ausbeute gewihrten) , dann ex aetate Roraana , ein
Abschnitt, wdcher, weasi er auch ntdltgam voliatindig sein sollte,
doch mit grüsster Anerkennung aufgenommen xn werden verdient.
— Cap. 4. de sigüs qulbusdam pecnlkirlbus. Hier kiinnen wii*
nicht mit Hrn. Fr. übereinsdmmen, wenn er pag. 375 luversüeht-
lieh behauptet, das A oder gewöhnlicher L, welches iii der Re-
gel in Verbindtfng mit Zahlen und awar mit Jahraahfen vorkommt,
sei nicht als Abbreviatur von jfvKojJtf 9 y sondern als em Zelehen
xn betrachten , welehes wie so viele «ndere keine etgentlkhe Be-
deutung habe nnd nur daxu diene, irgend einen Punlel eiis deto
Texte für dae Auge hervonuheben. Alleki der VerfiMser kann
nur ein eineiges abweiehendds Beispiel ans C. L nr. ä02d anliih'-
ren , wo KäU Abbrevlatni^ vpii xal in den Winkel eines L geteül
crscheUit. Ob diese Inscfirift richtig copirl Ist sMU dahim Senat
ist der Gebrauch des A und L bei Jahmahlen auf Inschriften wie
auf Papymsrollen und Münzen au coastant, als dass man dfe
Wahl gerade dieses Zeleheas für xHttlHg erachten könnte. Uebrl-
gen» findet sich das Wort selbst oft ansgeschvleb€n, nr. Ii36,
2237, 3019, hier freilidi für die hi Frage stehende Abbrevister
von keiner Bedeutung, wichtiger dieselbe Erscfaeineng auf einer
alexandrin Münxe bei Eckhel und bei demselben 4, p. 394. offen-
bar als Abbreviatur h.SAA. Die Form L aber wihtte man , um'
die Verwechselung mit A (dreissig) xn vef meld^. ^ Unter den
hierauf feigenden Zeichen vermlasen wir einige, wiewohl das
ziemHch nnerbeUichlst; vgl. C. L nr. 270, 272^, 963, 1906, 2579,
2724, 2746, 2820. Am Binde der Seite sind als Beiapiele for «e
Absetsung der einzelnen Worte noch hinsuauCigen nr* 606^ 740,
24*
372 K^lgrarlilk.
USe, 215S, 2154^ frdaMifMter 4cr t«b Yevf. adist angegebenen
BeH^rinkong. * *
Nachdem wir «o denjenigen Tiieil , «ddicn wir in einer Epi-
puphlic fnr den weaentKcbaCen halten, einer ansfUirlichen Bear-
tbeilang nnterwarlen haben , bleilit nna nur Weniges aber den
andern, welchen dieselbe nit jeder Insdiriftenaaininlang gemein
hUt^ aber die 4arin enthaltenen Iniehriften selbst and dereh Be-
haodloog zu bemericen nbrig. Ihre Zahl belanft sich anf 152«
Nicht leugnen Ivsst sich swar, dass dieselben ans der gaosen
Masse verstindig nnd dem Zwecke einer Epigraphik angemessen
gewählt sind; doch schlicsst dies ZugesOndniss die Mögliclikeit
einer noch sweckroissigem Wahl nicht ans. Yen diesen 152 In-
schriften oämKch sind nr. 1 — 20 die mehrfach erwähnten in Thera
{efandeaea.und bisher nur Ton Böckh inlden Abhh. der BerL Akad«
830. S. 41 ff. edirten , nr. 49 u. 52 neuerdings In den Propyläen
gefunden und von Hm. Fr. selbst schon In den Annal. d. archlol.
Inst. Tol. 8, 1. S. 123 und 128, dannimHalL arehiol. InteH. BL
1837 nr.3. 4. bekannt gemacht, nr..81 entnommen ans Letronnea
Recherch« pour servir k Tbist. d*Bg. p. 5. sq., nr. 89 im J. 1833 zn
Taormina gefunden und vom Verf. gleichfalls in den* Annal. d.
arch. Inst rol. X, 1. edirt Die sammtlichen übrigen 128 sind ans
Böckh's Corp. inscr. entnomiiien. Wir können nicht umhin den
Wunsch' auszusprechen, es mochte Hrn. Fr. gdUlen haben,
durch Aufqnhnie einer grösseren 2ahl der in diesem Weike bisher
noch nkht enthaltenen Inschriften daa falteresse der Besitzer des-
selben In etwas höherem Grade wahrzunehmen. Ihnen wenig-
stens bringt in der gegenwäiiigen Gestalt seine Sammlnjig nur
wenig Vorllieil, zninal da der Verf. , wie er selbst gesteht, sich
genau und nur nnt wenigen Abweichnngen, von denen er die bei
nr. 17 (nadi der znverlissigeren Copie von Boss) nnd nr. 197 (wo-
von die ehie Böckh damals noch unbekannte Hillte Im J. 1836
anf der AkropoUs ausgegraben wurde) namhaft madit, den Böekh^-
scben Erklarnngen anadüiesst. Man kann dies Im AUgemeinen
nur billigen und mussdeti ausgesprochenen Gmndsatif „indignum
a bene inventis recedere^^ unbedingt unterschreiben. Aber eben
über das „^e Inventa^ Ist sich Hr. Fr. wohl nicht immer ganz
klar gewesen. Man rergl. z. B. die Art und Weise, wie unter nr.
32 die bekaunte und vielbesprochene signische Inschrift behandelt
Ist. In der Brklärang der eben so bekannten HermenlnschrIfk
unter nr. 41 weicht er zwar In einigen Puncten von Böckh ab; ob
aber die Wiederherstellung des Verses in dieser Fassung — Iv
liiötp üid 0gt9i£ TS xal atffco^, avBQ^ od"EQpLfig — gegluckt
sei, lassen wir billig dahingestellt sein. Beiläufig war es gewiss
f&r die „Tirones^^ sehr inatructiv, ausser auf Hermann*s Kritik,
auch auf die obgleich nicht zn billigende Behandlung dieser In-
schrift bei Knise Hellas I. S. 579, in Jahn's Archiv V. 3. S. 336.
und. bei Bode Gesch. d. hellen. Dtehtk. IL 1. S. 137 f. Bückaicht
Gcriacli: DerTv^ tt^ Scipio'AemiUannf. 373
zu nehmen. Bfe Entschiildi^n^ ,,de indnstrfa'non bmnU tfiigf-
mos, qnae de hoc titnto restftiiendo viri docfi prohiltsnirit^*' be-
weist, d«s8derHerati9geher mltdi^en nnd ähnUcheri Vetsucheh
keineswegs unbekannt war. Eben so wenig aber wird es ihm andi
ent^ngen sein, dass «s in Sachen der Kritik und EfklSrnng fnr
Anfön^er höchst crs[ir}es^Jich ist, wenn ihnen mitunter einmal
auch' nnd Ewar recht augenHlllig P^^^S^ ^rd ^ wie sie ev nicht
machen sollen. Aus eben dem Grtmde bitten wir es auch nicht
ungern gesehen; wenn bei der tabula PetiJiensfe unter nr. 28 dib
grandios -aib^me ErMinmg Tgnaira^s mitgetheflt worden wSfe.
IHe KlHiEe des Verf. bei ErkHIrung der Inschriften an sldi c^rkcij^-
•neii wir sehr gern als einen grossen' Vorzug an; nur kann di^elB^
aidit diirchgingig und fUr alle FSIIe als Norm betrachtet werden.
Man f^el knra . tinr am rechten Flecke.
Noch milssen wir sehliessKch die grosse Unbequemlichkeit
rngen, welche f3r den Leser nnd insbesondere fSr den Besit^ör
der Bochh'sdien Samminng daraus erwachsen ist,' dass nicht alle-
mal gleich bei jeder a«a derselben 'entlehntet Trtschrlft , was dbcli
das Einfachste und NatSrlithst^/war, b^meAt ist, wo dieselbe
dort zu finden, aondernerat am Schlüsse auf ieihem besondereta
Blatte. "/,
jf. Westermann.
Der .Tod;d0sPublius,CQ^n9li9ts Soif^i^ J^miii4i^
fHAS», ISfO^ l^tj(<i^cl|a :|Ji||MP««i<:lMMg HQ^ Mr^ Ot- <iferliMfc,Jfaol. '
. der aUea.Litei;iUnr.aa. ditr UiOvarMaU. BomI» > Jla«alv l^rdsktiill
Verlag TPD J$aa^:iind Maff 1839. . ;•( • . , < .^
Der Tod des jungem Scipio war für die Zeitgenoiiseri h^-
reüs kl dtt so nnaafkltfrbates B^kcil >eii1llfl, diä Verrf^)edeu-
stell Vermuthimg^n' «her denselben trugen s!di ^<;hbif 'lletbh ntiUi
•einem Eintreten in dem Munde des VblR^s heroYn,' tiiilf habeh
«Üh im LiNilb der Keil so gemehrt und H^erwirrt, dass es fttf un--
sere Tage. fast umnöglieh erscheint ^ dicsRfthsel sn Tl&ien^ unf
riiihere 6riinde*beiani^hren , die filr die thtt oder andere Ansichi;
entscheiden lassen. Vol* Hrn. Prof. Oerlachs Schriftcheii sind zWd
bekannt, die denselben Gegeni^tand behandeln:' Pubfn Cornel^
Sciplonis Aemiliani Afiicani minoris Tita vel eins dfspetsae pothis
reftiquiae, ex mültis piiobaliSsimoTHm anctornm sciipfts collcctae
et in ordinem sc modieiira qnclddam corpus redactsie per jlntonf-
um Bendineiihim Luceemem. edit 4. cura et studio hidori Bi-
ancki HanoT. 177«. 05 pag. 8. , eine Schrifl:, die W. Prof. Ger-
lach nicht benntate, auch mir niemals zu Gericht gekommen isl^ ^
und sodann \Ui Tbeöphill Scheu de inörte Sdpionis Africani Mi-
noris «quaqde aoctdribusdissertatto Hlsforico-Critica pHmum edita
Viteberpe MDCCCIX., die bekänntKch durch einen Abdruck hl
374 , Gcie Siebte;
Beter» Anügale toq Cicero de aoricMia mclirveriireitelbt^ und
die Ansicht darchsttfuhren rersiicht, dags Scipios -Tod ein otliir-
Jicher war und in Folf e körperHcher g^vrohl alt geistiger Aufre^
gnng nqd Aiifreiluing herb^gefubrt fei.
G^g^ diese Meinong ist nun Hr. Proü Gerlach in seiner
Abbfwdliing^cnisduedieaeufgetveten, und hat einen bisher onbe-
Achteteja Weg der Uniersucbung emgescbbgen, der ihm als Phi^
j(elegea aowQhl wie auch als Gescbiphtaforsdher alle Bhre aiaeht.
Er geht Jiierbei niiiinlich tob der. Eniwiokelong des remischen
Staates in damaliger Zelt , xwfk dem Zustande desseihen^ Ton der
jPeivönlichkeit des Scipio, i^on seinem Einfless mtf die CJesteltung
der Bepublik, und auf die einzelnen Bewegungen^ in derselben
aus, und schildert uns Jilur, deutlich und mit grfsser Belesenheift
die eigenthümliche Farbe d^r VerliäJitiiisse awischen der ooraetl-
scheq und sempronischen Fa«iüie« Vora&glieh und gewiss mit
vollem Recht, ist vor der sehr verbreiteten Ansidit gewarnt^ den
Seipio als eia Parieihanpt« als eine Siütxe der Aristokratie au
betrachten, seitdem sein Sinn sich «gegen die Oracchen gewandt,
lind er offenkundig seine Billigung über die Ermordtmg des Tibe-
rius durch jenen homerischen Vers an.deO; Tag gelegthatte. Die
Darstellung des eigeDtliümllchen Charakters und der VerhiHtnsBse
des Seipio ist, wie sie den grössten Theil des Buches in An-
spruch nimmt, so auch gewiss die gelungenste und fleissigste,
und wenn schon Manches im Einzelnen sich findet, dem^ Referent
nicht unbedingt Glauben schenken möchte, so Verschwindet die-
se» Einaelne gegen die Menge des IVefßichen und Giediegenen.
Dcbrigeos hat Ref. aid» diesen Tlvril der Arbeit^ keineswegs sur
Senrtheiiiiftg'giBstelit, sondern vielmehr den letaten Abschnitt der-
selben: die Darstellung der Todesärt und den mnthraassiichen
Utheber^
Du«h die vorgeschickte Davleguag der Verhaitnisoe hat sieh
Hr. Pjrof- Gerlach den Weg gebaihnt, dass der Leser die Deber^
sengnng schon, von voru hfsrein au der folgenden Untersnchnng
mitbriiigtr viet Meqchehnord 4cn Tod des Seipio heriieigefi&brt
liabe. Der Haas xwischen^^ beiden Familien, ihre politische Stel-
lung, die mannigfaltigen Reibungen unter einauder), eMKdi. die
Parteiwutb selbst machen diese Antiahme ohne alle Mkire. iwh-
•ere Zeugnisse bis sur Wahrheit evident. Nur bleibt iqiaMNr die
Frage, wer ist der Mörder des Seipio gewesen, da die öffent^
liehe Stimme so viele Männer bezeichnet hat. Das legt Hr^ Prof.
Gerlach in dem 2. Theile der Untersuchung dar.
Um nicht nur meiner n^uthmasslichen. Ansiebt Eingangan
sclmffen^ sondern auch der Beiirtheiluag selbst wegen, sei es' mir
nunmehr erlaubt, nachdem icti den allgemeinen StaMdpnnkt des
Werkes angedeutet habe , dasselbe Schritt fdr Schritt au verfol-'
gen , und die Untersuchungon des Hm* Verf., so weit es in mei-
iien Kräften ateht) su verbessern mid zu ergttnasen.
Gerlacli: Der Tocl il«» 8«iifio Aeroilianafl. 895
TRc UrMchen Am Todetv, wie sietehvii dM AlterUioiii da«-
sldit, siftd di^eifaober 'AH> 1) natörticher To4 diivcii Schlaf flim
hcrbei^efolirt, 2) SeHy^tmord oder S) endlich gewaltaamer T«^
über dessen Terschfedeae Arten man wiederum alreitig' ist« DÜb
Tersdrie^enen VardacbtRgrilude sind am besten^imd §ehaiiegten
von A^pian de belio €iy. I. 20. ^aammeng efitelit , woilrii an TOIJ^'
f leiehe» hi Plutanch Tit. Rem. c. 27 md rit« €. GrcceU e. la '
Zuerst raiiss war Allem festf eateift werden ,' wvidie» die
4^ellen sind , ans denen mis die Nateliriehten mflieseen. fir;ial
heiloaders Appien, Phrtareh unfl Oiceni; die i^Hgen Sebrtftatei**-
tor sind mehr oder mindee von den «nilgitmef nen '»AdaielMii iMdlli»-
^g. Was ^unilchsl Apt^iaii anbeir^V so ha« er aelbal kMe-iefi-
geiithu«sUehe Meinanip anffeaiteHt^ die er als die: iWiil^i^het<e
nndfiaubiiaflere hervorhöbe^ undobenao hat Fliitaffoh sich mf
die reine Rehrtion beschriiaftt , iinid die veradiiedenartigstefi A»^
aidilen neben einender hiAg^steiit^ so dass wHr also tm» iimefi tinst
jene Masse der Oernchte, nicht ehre Wahrseheiniichteit'hei^
«isfinden können. Cieero endlich v t^gteich er anerkebnt^ wie
sdnrierig es sei, sich für eine Ansicht so eriilären (LaeHns e. S.
§f 12. Quo de fenero roorlis diffioiie est dieta, quid homioes
siN^centiirf videtls) hat deciv streng die Mebiunf festgehalten,
dass er durch Meiielieliiiord gefaüen «ei. So veilittt es slidi Mit
^den YorAilgU^listeti Steilen der Alten ^ und es Is« eia/ieueli<end,
wte hier derhlossen gesunden und verniWif tig«n , aber jiueh s»-
gleicb Torortheiiafreicn Argumentation nilei» das Recht freiateht^
saieiitseheideli. ..,. .
- . I&ehen wir erstenfs^MCdie Amiahme ehiefei «atüitieiientTodea
überv wbkbe Hr* Prot H; vm f. liä^^Sö hs hw i d ek, so^trete«
nns Merala besthMite Matoüiselie ZäigHlase- emtgegen diue StidM
hn Schoii'BbbJ ad^eidi Orai^.pro Siltone 72 )>. 2eS Oreü., auf die
derlir.PrafiO. ti^«tewlehtlegl, iiife«tUklso knte«« M)pev Africaiii
kmdiNiB entat oratio C. Laelilaapiettti^i f{oa eai«i videtor <Qw Fa^
biu» MeximiiB^ in iaudatione mortid S<ipäe«i»v ^ eniue ettremtf
p«rle haeo '^eriba sanI: Quapropier .neque tanta dii» immortirö^
bue gratis- habetfi'pofest, quanla iiribenda est;, ^odr is com iil^
aniroo atqtie ingenio iii hoc oivftate potissimum luAns est^ neque
ila moieste atqne aegreferri ^ qiftMi ferändum est , cbsa eo^ mctbift^
mortem obiit, et-in eodem tem,pore p^H^ com et vebis et emnÜNis, qui
hane rempubiicam salvam volunt, maxiMO' vfro opiis ec^, Qoirites.^
Zunächst nümiich ist es doch nieht oo mittgemaeht ; als Hr. Prof.'
Gerlach mit Mai in der Pfote sii dfesem FMgmente omiinMii^ dasir
die Stelle aue Laelius Bede sei. Mir will «ich das in cuine ex-^'
trema parte besser su dar laudatio des Q. Fabius Mallmus hesie^
heil, so dass dies aiso Bnichettlick ans dessen Red« ^ nicht SM
einer des Laelitis wfire. Und so memt auch OrelK im Onomsst.
Tnliiau. s. t. Q. Fri^ins Mi^imiis Aiiobrogicifs p; 247. Da hat
nutt/freUich^ Mai in dinr prosopegiepbü» itbrokio» Cic.'dellep.
i376 Ge^ckUhte«
.f. Xl*T; die Meiowf «Kf eflproohen, als sei LteHuB^der Veifas-
«er 2 Leichenredeii aber den Seipio^ deren dne -dessen Spbwer
^ilcirsdiD Q. Tubero (cf. €ie. de Orat. U^ 84 ), die andere aber Q.
Fnbiiis M qximns AUobregicos gehalten Mbew Woher er das leinte
fenUehnthabe, wdss ich nieht annugeben; sagt doch der Sehe-
liast selbst, dags Q«Fabio8 die Leichenrede des^Laeiins nur he-
nntnt.babe, und ISsst dodi Gieera pro Maren, c. ä& ihn als ei-
gentliehen Verfasser auftreten mit den Worten: übCricannm quum
Mpremo eins die ]Ma3:inui8 landiuret, gralias egit diis immortali-
bom ^aod lUe w In hae repnhfioa potissÜBooi natos esset : necess«
«niitifaisnciY ibiesselerrarnn inperlnm, ubi iUe esset Sodann
■sli^t es mk aiishiuiwahfsehdnUch^.dass Laelins überhaupt in
der W^e sieh iHier den Tod 4es Seipio aussprechen konnte. Ge-
meint also, 4ie Rode mro Tokn Laetlns und das Fr^[tnent aua
derselben, so erkoinen wir migieich) dass Cieero sie gekannt
liftbe, aus der angcCiihrten Steile der Rede pro Jfurena, wo die
Worte fast genau wiedei^egeben sind« «Ware das .nun i^ht die
höchste Inconsequenc gewesen, ja durfte, es nicht sn eine nnver-
neiMiehe Abgeaehntsckthett streifen, den Laelins in de ainieitia
sich in gana anderer Weise, aussprechen zu lassen, als in einer öf-
ientliclien Rede, deren Veriasser erwarb War Laelins wirklich
%'on der nat'üriichea Todesart des Seipio übemeogt^ wie konnte
ibn4iiin Cieero anderen Sinne) werden lassen 1 Vielleicht entgeg-
ne! mir.auch hieriHr.Prof. Gerlach^ Der Zweck jener Annabne,
ymi.der Laelks sdUist personHeh nicht überseugi war, ist ehi
höherer politischer, dass eine gewisse Furchtsamkeit^ sowie Scbo^
nongtdeiV'SainiUenehre, selbst 4ie.Khre des Verstorbenen ^ die
mildere ErUinuigSart .empfehle« nmsste, da ja die aiUgenieine
Lfebe und Bc^wandernng des. Volkes. <der schönste AnlHn Sirinen
Iiebens wsr. Diese Grundeslnd .wi^nig halthnr^ und .weiten für
LaeMar nicht* passen, ZmäUhsl J^sun ich jene Art -von Furchtet
sanik<Mtniir nicht evklSren, die. nirgendn wie vorhanden' war, dm
ja-der alte Metdlus^ adfaät^. ein Feind des Sdpio, in wilder Ver«*
wfnwng^ auf das :Fo]nim stilriendi die Emordmig desSdpiaun
Scbhife öffientiieh ansgesohriead and dadurch seine eigene Partei
fMtunwiUkürlich andenPrangier^ertelit hatte; sie lässt ^ich nicht
snnehmMi bd. einer Partei, &rcn Kräfte bereits im Sinken waren,
und die nach- askhem Frevel nichts Neues wagen durfte, sie
lesst Mch endiicli' für diO' Person des Laelius seltkst nicht passend
finden. Was sodan» dKe Schonung der Familie anbetrifft^, so
weiss ich auch hier in der That. nicht, wodurdi die Fami-
llenehte gekränkt würde« Fällt Jemand als Opfer der Parteiwuth
. und ^s fanatischen Hasses, so wird ja damit sdne Familie
nicht beschimpft und gabrandmarkt; da Seipio «imal für die Sa-
che der Aristcjiraten fiel, welche die besseren Römer damals noch
fnr die edlere hielten; und also in der adlichen Familie: sein Fall
alsrQüi -Märl^iwtluuB. d^rgutw Sache ^schien. Sollte aus eben
Gerlach X Der TwI dm Sdpio AemllSaBat. 877
#
defr Grtiiidleii vieht die Ehre des Oestorbenen nn^efflifdet bleiben,
und liist eich didnrch di^ Liebe eines ganzen Volkes weniger er-
kennen, wenn ein Bfisewicfci .oder eine wiäihfge Partei sich an ei-
nem heiligen Leben vargreifll Ist Heinrich IV. deshalb weniger
der Vater und Liebling seines Volkes su' nennen, da^s er unter
Rsvaillac*s Messer blntete? Ist Cssar didnrch in der Gesciiidite
gesebindet, dasgihn Brutnsnnd Cassiiis menchelfnordeten ? Und
nissbilfigte daa VoMc nidit selbst durch seine Traner jenen Men-
dieimord. cf. Grc. LaeL c. S. §. 11. Quam antem clvitaCf cams
ineritv maerorefiuieris i«dic«l«Ri est, und Cie. pro Biil. 7. qnan-
tmn kictnni in nrbe fiiisse a patribos uestris aceepimns, qnum
P; AMeano demi snae quiescenti lUa noetnm« ti« esset illatal
qms tun non genmit.1 qiiis non arsit dolore? quem imniortaleni^
si fieri posset, cnperent, eins ne necessariani quidem exspeeta-
tarn esse morteni? Selbst Q. Caecilius MeleUus Macedonicns be-
sengte dies. Alles weist daher darauf hUi, dass jenes Fragment
der Redö tielleieht nicht einmal echt sei, wenigstens mdehte ich
ee ebenso wenig Ton Laellns, noch von Fabins Maiimns an^«*
hend denken. Schon das eo morbo mortem obüi^ was noch dazu
0rst Mai's Confeciur ist , ans cum eo merbomm le moTit entstan-
den, passt mir nicht ordentlich. Welcher morbus ist das? So-
dann scheint mir selbst der Satz qntmi — Quirltes für- das Ver-
hergehende dem Sinne nach nicht genau eatsprecheifd zn sein,
da wir Tielmehr erwarten, dass der Schmerz um so grosser seiii
müsse, da er su einer Zelt gestorben sei, wo man seiner «m mei-
aten bedurfte ,~^ und damk auch wohl folgerecht auf eine Weise^
wfo man sie nidit erwartet hittc; Das sind mir bedeiMidie
Oriiode, entweder die Stelle for conmpt zu halten, oderdatf
Fragment als ein spiteres Machwerk annanehmen, für wdchea
sich die Terbreitele Ansicht des natiirlidKn Todes weit beaaer
passt. Denn das iasst sich Temnnfftiger Weise leicht begreHen,
wie die Familie der Gracch^i und ihre Anhfii^er wohl angstlieh
besorgt waren, alle Schuld des Verdachtes, die an sehwer.amf
ihnen lastete, dädurA von sich ebzuwälzen, dass sie entweder
Selbstmord oder natiurlicheu Tod als Ursache angaben, und die
Ger&dite mögen unter ihren Anhängern Anklang geinnden haben.
So löst sich dann auch Vell. II, 4. seu fatalem, ut jtlures^ sen
conii^am insidiis, ut aliqui prodidere meuMfiae, mortem öbiit;,
wo plat€» bei Vdleins nicht allzuTlel bedeuten wUls der wohl die
Bienge seinerQueUen nicht an denFlnffern hergesühlt haben mag,
niid Flut. vit. RomuL c. 27. o£ (aIv cuiro/taroig, Svta q>t;dsi vo-
üddi]^ xaftiiv XifovOiv. So Ist also ein sdiwacher, aehr schwa-
cher Halt für diese Ansicht aus äusseren Zeugnissen gegeben,
und mit den inneren steht es zuletzt noch misslicher. Sie sind,
aoe der physiologischen Bescliaffeidieit der Leiber in heisseii KU-
maten, aus Scipios kranklicher Natur, derfreUich Polybius und
LItIus ganz widerstreiten , aus den aufreibenden Strapazen seiner
378 * G«fchi«llte,
FeMxvge^ oder eiidli«-]i am den Aergr^r oinI Grame abgleitet,
welche itim die letalen Venin^liin|^iiii|^en ia der VelkaTermmn-
lung bereitet hatten. Sie aiad von Hm. Prof. Gerlacfa p. 34 n. 35
gtita trefflich widerlegt nnd bedärfen weder emea beadieideaen
Zweifel« noch einer Kr^iiziin^.
Ebenso ^iindlich ist die zw.cate Aonabne, da» Scipio adf-
tten Leben mit eigener Hand ein ^nde ffenmdA habe, von Hm.
Prof. Gerlach p. 3^ ff. beaeitigt und dar^ethan, daas.aie weder
begrinidel aind^ noch sonst auf Thstsacben berahen. Attejoie
Beweise, aus der «lotachen Philoaophie entlehnt, daas ihm. ela
Tod iiach solcher Kränkung und bei der Auaaicht auf so aiurmi-
sehe Zeiten wünaehenswerth werden ronaate, daas er tot dem
Gedanken Tidleicht erbebte, Börgerllut vergieasen au müsaen,
Verzweiflung endlich in euiem so kräftigen Gemnthe, atnd als un-
haltbar zurückgewiesen.
So bleibt uns nur ein Weg noch übrige der Weg der Gewall
uod des Meuchelmordes. Das Ist es, wwanf aieh die naehstfol-
gende Untersochuag* am meisten emlaaaen wird, sie ist Im Um.
Frot Oerlach unstreitig der schwächste imd unhaltbarste Theil,
uod der sonst so besonnene Mann scheint sieh in Entscheidung
über die vorliegenden Daten von einem ziemlich aUgemeloen Vor-
urtheile und einer leicht begreiflichen Befangeniteit haben hin*
relssen lassen. Wenn er nibnlich p. 42. sagt: Das Gerücht* hat
Garbo, Fulvitaa^ €. GracSchus, die Cornelia und Semproitia be-
seicfaimt. Doch den €. Gracchus wird Niemand eines Verbre-
chens zeihen wollen, sein unbescholtenes Leben, aefo Abscbea
?er Banrgermord, endlich «ein eigener Tod mSlNfen fpegen jeden
Verdacht sehikzen; wenn er fortührtr „Auch die Cornelia^ ao
leidensehaftlich ihr Ehrgeiz war, so aehwirmeariach sie für die
Püne ihren Söhnen fl«bte, an tief ihr Mutteahers diireh die Er-
mordung Ihres. Erstgebornen Terwundetwar, maas Hupaeerkann*
ter Seeleiiadel vmr dem leisesten Verdacht sieher stelien^^; und
auf ähnliche Weise ohoe sichere Belege auch den Fulviiia und die
Sempronia, woranf ich später, zurückkomme^ ali unwahrschein-
liche Mörder dea;Seiplo bezeichnet, an acheInt er mir hier altlu-
sehr »eine aubjective Ueberzengung hei Andern Torauszusetaea
und ein mit der Geschichte eng verwachsenea Vorurtheil auch auf
später^ Zeiten verpflanzen zu woUen, Btne kurze Zusammenstel-
lung der Quellen wird- neigen, wie wei^g oder wie ^lel «igentlicJi
die Geachichte rechtfertigend fiir alle diese Personen spricht«
Beginnen wir mit dem Caius Gracchus^ Ohne der Beurthei-
lung vorzugreifen, wUl ich die Steilen der Adten, so we|t sie mir.
Vlber ihn zugänglich waren , beifügen..
Caius Grundcharakter war rauh , heftig und leidenschaftlieh,
waa er besonders in seiner Deklamation und •seinen Beden be-
wiea (Plutarch vit. Tib. e. 2. I'nrot/o^ di. xcel öfpoigvg o Fmog,
S^tt Kai %eväB 'üVa^aotW agmov im zeu ßiifiatog 9%0iumt%(o
zB XQ^0tt0^ai xttl TtBQiOxdcat Tijv lijßsvvov i§ (Siiov Uyovta%
• Gerlacli: Der T«Hl«ilc«.6ci^«^Aeiuiliiniii0. d79
lefobi srnn Zorne fta reise» (Platirdt. tÜ. €a9f e. 2. iv^vg i^i-^
xXbvcs .n^OQ ogyi^ et Conpar. e. 5. ef. Appisn. B. €• J.. c. 24« 6
w^iv lmx9i%^}.' £ia Beispiei dieser \m ztim Ingrifiini wachsen-
den BriHHerttBg ersäbU uns Pltilarcli. tu« CaL c. 12. mit ifieaen
Werten: Kai tijv ^hiiv ido^s inipLOQxUtv 9i^TQ^e%aiy injipmv
f»f miitc» mlüotanit yBVOfiiifai^^ döiiuog 0r xm xtiJtovQfmg rw,
0V9fafx^^^^ niUfpaafutvcav ri^v avctytfJBtnfi'v xal itmÖH^iif.
äM,ä tavta lAhv dp'i(pi^^ffiiv iixtv.'ij'VifyxBÖ' ov fi€r^/i»f
mn'Otnj^mv xal vpog ys tixig i^g&vg hnyyBkm^ag airiß A^-
fBtttt l&^ga^vtiQov xov dicvrog ^Ixslv^ tag £ttQ6dvio¥
yiJivata yBlaöiv^ od fi^ftvcjfixovtig^ oöov eefhoig axetog ix rm
^vTov nfigixixvuxi »oXitsvpatmitt. Hierzu kam ein iin^emesse*
iienEhrfeifl^ der eigenthiimUeher Grnn^ug in der ganzen 8enipro«
ntschen Familie war, imd um so mehr sn berucksicbtifett ist, sie
ich ans diesem alle jene Brsclleimm^en erUsren mnehte, welche
dtie Bteier damaliger SSeit, besonders die plefais, so sdir in Er*
stnutien setzte,* so dsss nieht allein Liehe 4om Recht, Anhänge
Uehteit an den 8f»a4 nnd Mitleiden mit den unterdzuckten Rech-*
ten des Volkes dieCrraccheii an die Spitze der pJehcfisehen Par-
tei gefnlirt zn haben «eheint^ sondern andi jem»* Ehrgeiz, s«
glänzen nnd eine Rolle im Staate zu spielen. Davon spsicbt aie
selbst Pintarch nichl firei in der Comparatio c. 5. r^ ii ixBiv&r
(se^ xov TijScp/ov xal t^v Fatw) tp^H ^ikoriplag ftfietptW.
Dies zeigt seine LeideDSehaftliciifcek; bei diir Verlblgimg eines
Fehides seiner Mattet*; nnd der Anesprnch £v ymQ Ko^fiklaP
jletlopsfig, Toif T^ßiififO» TSHovaaV: udd tlva iimt^ mm^^^^^^
^vynglvHg 'Küi^klav OHan^$ St^sxsg.yä^' ei$ tx%iip^i*'ki
gewise mindeslene ein Beweis dner* uDendliehen LeidenschaftlidiN
keüt nnd dnes gewisse» :8elbstgefnUs. Dieser Ehrgeiz npridit
sieli «US in de». S|peben mich, dem ersten Range im Stamte .nnd
^r Leitung d^- Arngdegenhciten, cf. &ß, Laei. Xli« ^41. wmm
Tiber: Tiberins Gcacchos regnum oecvpare conatns est vel regnn-^
Tills quidem pancoanienses. Nu« quid simile popnh» Romanus
andiemt ant 'viderat, und die folgenden Worte:: de C; ziitcni
Ömcefa! tribunattt quid eisjpecten^.nbn Übet aiigiirari^ Schemen
mir einen ähnUcben Sinn, zu haben. Sollte des edlen Scipio Ans^
spmch über 4en/Fi^cr §0"* zu-iiberschen^stin : VeH;Ih4.§4f slis
ooeupandae reipnblicne animnm habnisset, jüre cacsum« cf; Gic;
Bi?iit. 58. g 212. ex eiiis dominat« P. Scipto priratus in libertatem
rempnblicam vindicaYit? Dass Caiiis die PJine seines Bruders
verfolgte und ihn wo möglich in jenem Streben übertraf, dafür
liegen die bestimmtesten Zeugnisse Tpr. Zunächst fuhrt Plutarch
elue Meinung Vit; €«• c« 1* an, dess Cains ein viel heftigerer und
ausschweifenderer Demago^ gewesen sei, als sein Bruder^ »mit^^
XQuul dd|a nokki^^ tomok äxgatov yivi^&ui^ßayoycv xiA
noX4 wä Ti^ßBQiov XfUfucgiiBifovi* ngig.zr^p «iro zmv toxAioiii 4o*
MO GeteliUUe.
|iey, WM Platardh sieht «bs Ctins «igenen WHIeii liemnr^elien
liwi, sondern wie er sagt iomtvM äviyufig xivog fwllov^ ^
MQoaigiösag Ifurstfctr Big t])v noki'wUaPy und er fn^ noch eine
BrxäMnng des Cicero als Beleg bmsa , wie erat ein Tratlm , in
weiehem Tiberitis dem Bmder erschien nnd ihn snr Rache auf-
forderte^ diesen zn jener Demagogie bewogen habe. Fragen wir
Boi»^ wamm Caius friiher nicht an jenen Unruhen des Bmden
Theii nahm, aondcm erst S|MLter i^ch an die Spitse des Volkes
stellte, so mochte das wohl jnit Cicero und Pintarch (cf. Fiat vit.
Cot 1.) nidit aas einer. Uebe sor Masse and Zorncksfehnng Ton
öffentlichen Leben zu erklaren sein , sondern ans seiner Jagend
selbst, da er bei dem Tode seines Brnden kaum 20 Jahre sädte
(cf. Pint. 1. 1. i^v dh %al gtHgäiuov xwtoMuöiir. imfkc yäg ipt^
awoig lAttesro tiÖBlfpon xad^' ^Uxiav. i^ttvog d' ovxm tgti^
Küvza yiyovAff ixi^avsv). Nehmen wir selbst an , dass er des
Bruders Ansschwetfungen in der Demagogie, wie Phitarch eben-
. falls ersahlt, nicht gebilligt habe, so Tiei stdit fest^ nach des
Tiber Ermordung ersetste er Tollkammen dessen Stelle und .er-
scheint als ein Mann des Volkes, dem natürlich selbst kunstliche
Mittel nicht su gering erschienen, um sich die Volksgunst sn er-
werbe». 'Wenigsteps^fuhrt Cic selbst in de harusp. resp. $0. §43.
des Tiber trauriges Ende als Grund der Erbitterung des Caius an:
Snm mora fratema, pietas, dolor, magnltiido animl ad etpeten«
das domestici sanguinis poenas excitaHt Auf all^ Weise nun
suchte er das Volk su reisen und sn erbittern, sie an die Thaten
der Ahnen erinnernd nnd ümen tigüch die WiAildiaten ials Ge-
dishtniss.surikckrufend , die ihnen der ermordete Tiber verschalR
habe^ cf. Plut. vit» Cai. c 3; cvrov^a If an:cfdi}$ ngo^tt}*
0fefl>9 XBQi^B tiv dfjUov, ipuii^ifiPi^Kii¥ tam^yov&tafv %ii
xo^fxf i^sls xä xmv xpoyovwp etc. nnd bereitete sidi* dadurch den
Weg für seine Oesetsvorscblige, ibid. o^ 4. mtüftitoig Uyoig
ttgoavtt6sl6icg TW d^fioi^ (^ dh xal lisyakoffmritettog xul g^o-
fmixmvtBVog ivtm Xiynv) 669 vö/iovg $MfpBQ€4 Alle seine Vor-
söhlige waren vollkommen eingerichtet, sieh die Uebe und Ach-
tung der grossen Masse au erwerben; audi die answirtlgen ni>-
vinäen gewann er sich durdsGote und Leutseligkeit, cf. Piutarch.
Tit Cal. c. 6. iuHvog lm$i6B v^v ßovki^v dTCOÖoiiivijv x6v itixop^
«vantß^cti xalg noAs^i x6 igyvglov ual xgo0$MMtidöa^ui
¥olag iv xaig anagxlatg*). Damit möge sein Betrigea
*) Doch warsa tia für den Staat höchst gel&hrlich , cf. Metaers
Gesohichte dei Verfalls p. 86 f. Dasssibe urtbellt Qttiot. Dechun.
CCLXVIII. p. 500. Barm. Nonne Uli Gracehi ad. eTerteadam rempabll-
cam, elo^aantiae qaasi armls evcehicll| acoMsemat. ITelleias VI. 1.
GerKich : Der Tod il«i S«tiiio AemiliaaM. 981
und iiisfeeres BeiMfamen ver^Uehen werden, wie eg awPliltarch
schildert;. ibid. 611«: ma^iv IvtvyxdvoiV fist* BvxoUmg xal to '
äiiivov iv xm -ipikav^Q&Uff dtaqwAatvmv xal vfymv. avtov %6
a^fioxtav aUetwg Ixatfr^, ;|raAeffOi;g asrsjcixw« 4ft;xof)cmra^
%bvs:^oßBQqv avtov ^ ^qpvixöv oliog^ ^ ßlaiav äxoxaMßVtag*
So machte er sich hesonders nutslich and bdiebi durch Verbeage*
rong'Ton Laildatraasen, Änlcgttoip von Brfickcn u. s. w., cf. ibid.
c. 7. Appian. de.B. C. I. c. 23. Doch war er auch nicht fem von
allen jen^i Mitteln, wodurch er, die am popularia erhaachea
konnte, und die Eindruck machen mussteu auf die gewöhnliehe
Masse des Volkes. Dahin rechne ich s. B« die uns tou Plutarch
in sein^ Tita e. 12. ersihlte Abbrechnng der cunei, welche sich
viele der Magistratspersonen hatten einrichten lassen , damit das
Volk ^Toa der cavea aus umsonst die Schsu^piele seilen könnte,
wobei er selbst Hand anlegte. Plutarch fügt hinzu: Itp tp xmg
lihß xoiUor^ ovriQ Sdoj^sv hlrai, xov$ dh 6wä(^ovxag ^ fog ha*
fiog xal ßlaiog iXvfCtiöBV. Selbst jene Scene bei der Statue ad*
nes Vaters, bei wdcher er, wie Plutarch. ibid. c. 14. eraahlt,
am Tage Tor dem eigentlichen Aufruhr und seinem Tode weinend
stand, so ohne allen Fieiss sie herbeigeiuhrt sein mag, aie ver^ '
fehlte ihren Eindruck auf das Volk nicht: xovxo siollotg xmt
Uivx&v olxxBlgai xov 'Faiov Isn^A^e, xal xaxl6avxEg avxovg^
mg ifyxatakil%f»pxig xiv avdga xal XQoiidpvxBg ^ ijxov iulx^-
olxlav xal xaQBWxxigivov ixl xäv 9vpwv, Wie schlau. et
dieae wachsende Gunpt des Volkes benutzte und zu welchem
Zwecke, das zogt uns Plutarch dentiidi in der ?it. c. 8« n|it den
Worten: inl xovxoig (durch Anlegung von Wegen, Brücken ete.)
xov di^fiov (ktyaXifvovxog avtw xixl nav oxiow ivolgimg ix^vtag
IpöbIxwö^ou XQog tvvotav^ iqni srors d^pLfjyogwv avxog ah^-
6hv %aQiv^ ^V kaßmv ^\v itvxl navxog s^nv» $1 d* dxoxvxpi fi^-
Hv Ixsivoig fU^ififtQQQiiöuv. i;ot?ro ^ijitBv ido^sv alxff^
0fig vxaxilag slvai xal ngogdoxlav xa^iv^ dg a^a
fi€i^ vnaxBlav aJAU öi inifiaQxlav fisximv nag^
iöxBV. Erklärt ja Plutarch selbst, dass er die Gesetze nur gab,
nm sieh des Volkes Liebe xu gewinnen^ ibid.: ixA kiga tiJv ftsv
Caios cum summa gniete animi civltaüfl prioeeps eise pouet, vel vindi«
oandae" fraternae mortis gratis yel praeamnieadae regaU§ poleiitioe.
cf. § 5. und c. 7. § 1. Hone TL Gracchi liberi, Tiri optimit ingeaüs
male osi, babuere ezitnm. Qai ii civilem dignitatifl concopitBent 00-
dam, qoidquid tamnltaando adi^iisci gestieraat, quietU obtulieset res-:
publica. Cic. de lovent. I. 49. § 91. Qood si noa P. Sciplo Cornaiiam
-üliam Ti. Grscchi collocatset , atque ex ea daos Graccbos provocastet,
tantae seditiones oatae non eMent. Her. IV. 28, 88. Tumoltae domesti«
cos exGitavit , ond gons besonders Appian. de B. C, L c 22. Tac. Abb«
111.- 27. Gracchi olim turbatores plebis. .
S82 ' Qm^ehUkie.
tfrfKlvfor IjVlpirr SwttMQvg^ ipfiHp d^ Tj m^ mihip sivolf
TOP 4&irmor^ ai^ig ixigotg voßoig ami^Qxif^g %o
nX'^^ogf M dass in dietem Bublea bbi des Volkes Gunst ein
fdnnliclier Wetlkampf swischcB Caius nnd dem Senste entstuid^
welches Plotwreh ikid. nickt mpMsend mit einer tlieatnüsehen
ActiM irergleicbt. Dttselbe spridit Ap^ B. C. I. nfter ans,
^ B. c. 22. 'O fiiv Dviog • • . ^«v vov di^finy ^pfMd^oi^ imiJY»To
nal tovg xaloVitBvovg (miag ...di' Icepoo xoiovöb aco-
littviiictog* c. 24. Fittog vov di}|M>acojrijfi4nro$ Ixssa^ciy. So
viel fiber seine Ststtsthitigkdt und seinen öiTenftlichen Chsfakttt*.
Ich gehe nunmehr su seinem Charakter als Mensch über. Man
kann bei dieser Beurtheilnng darauf nicht Ricksicht nehmen , oh
er wirklich an der Fre^ilaiiisdien Verschwening Theil ^nom«
men hsbe, wessen er verdachtig wurde, da er* sich scheinbar
ToUkoromeii rechtfertigte , cf. Plutarch. Tit Caii c. 3. Gegen sehie
Rechtlichkeit und seine Uneigennutzigk^ stimmt nicht Piut
ibid. c. 10. iiBylatt] ih to jdQoiöip nL6xig svvoiag MQog rov dij-
l$ov iyiveto xai öinaioSvvTig rd (ii^öhv avvsi.ffti/d' vvbq
iavtov q>alvtö^ai yifd<povta nalyä^ oixiötag itigijvg
iihtBfiiMS täv MoXiiOv Hai diotxijöiöi XQtißataiv ov m0o€^h^ xov
Fatov %ä xXii0%a xal i$iyiöta x&v iroiOfirmi^ ict/taf
nQogti^ivtog. Da diese Tom Slutarch in der eomparatio
e. 1. ToUkoromen behauptet wird, wo es heisst: xol fnjv x^g yt
rQ&H%&v aq>tlox9Vßntlas xal sc^g MQyvgtav iyxQatüag fUyi^
Cxov iötif 8t i kf^p.dtmp uöIm^v aa^agovg Iv aQxäig xai xeki--
t$taig diiipvXa^av iavxovg und durch seine eigenen Worte, die
Sffentlich ausgesprochen sind, sich bestätigt Tit c. 2.: /tiövo^dl
xwv 6tQUXBvöa(iiv€^v nk9J(^ig xo ßaXkuvtufv 6l6€V9p^x&g xcvov
iiBVfivoxivnt, Doch scheint aus diesen Worten her?oraiigehen,
dass er sich bei seinen Feinden von solchen Verdachte, als habe
er sich durch seine Feldsüge bereichert, reinigen musste. Denn
gleich fugt Plutarcli hinsii: ix rovron Mkiv Skkag alt tag
avtfß Xtti ölxag inijy^v* Weniger riihmlich erscheint folgende
Handlung. Da der Senat, wie uns Plutarch vit. Cai. c. 12. er«
aälilt, fürchtete, dass Galus Anhang ans der Ferne her, der in
reicher Zalii um ihn versammelt war, der Stadt gefährlich wer-
den könnte , so bewog er den Fannius zur Abfassung eines Ge-
seties, nach weldiem Alle, die ilicht römische Bürger waren,
dio Stadt sogleich verlassen sollten. Dagegen gab Caius ein an-
deres , In welchem er den Consul anschuldigte und den Verwie-
senen, sobald sie »uruckblieben , seine Hälfe, susagte. Aber er
liess sie in Stich. Denn selbst einem sekier Freunde und Haus-
genossen ) der von den Lietoren des Fannius aufgegriffen wurde^
kam er nicht su Hülfe) sondern liess es ruhig geschelien,.wie
Pintareh als muthmsssllche Gründe hinzufügt: tlu xiqv l^yp^
iM^Blwovöav ^äiii öididg UiyxBiv^ bXxb fii^ ßovAofisvoff, mg
SkBytVf aflfiiia%las ofixog xal oviinkox^g dQxc^g {qsoi;^« tolg
/ Gerlacli ! Der Tod, de» Sci|iio Aciuiliaouf. S83
ix&QoTg na(Bia6xdff. Damii ^ber ist doch noch nkht Alles ent«
schuldigt Wenn Flutarch i|i der Compar. c. 4« beide Graccliea
deshalb rühmte dass sie sich gescheut Blut zu Tergiessen, wenig-
stens nie den Anfang dazu gemacht hätten; twv ös Fqinxiav
oiidiTCCM)^ T^Q^Lto oq)ayfjg i(iqwXlov. ri'Cqs de XiyaxM (At^Öh
ßakX6ii(Bvos ofiiir^öat stQog aftvvav^ a^a kapmQOTanog civ ev
tol'g %olsiiiKoig , agyotatog ev rf ötaöti ysviö&ai. Kai ya(f
ngaf^kdBv^ ävoxXog nai iiaiofiivcsv dnsxQiQ'^ae xal oAoo^ nlsiova
tov yLTi XI dgdöai ngovoLUv^ ij vov ft^ na^ilv Ix^p i&QÜto.
d«o xal T17V g)vy^v avttov ovx dtokßlag atjfjLiLov
dkX' sükaßBlag noit^zBov. iSsi yag vmi^ai xotg iniq>B''
QOfiivoigy 7j ftevovxag valg xov fiij na^uv xa dgav iiivrue^ai,
dass sie also nur. angegriffen sich persönlich Yertheidigt hätten^
so scheint mir dies für ihren Charakter ehrenvoll , aber doch für
die Sache selbst nicht entscheidend. Wie hätte Tiberius iind be>
sonders Caius, dieser so kluge, schlaue lllann, seine Stellung iot
Staate in der Weise verkennen mögen, dass er sich einbilden
konnte , ohne Biutvergiesseu solche Bewegtuigcn nicht nur her-
Torzubringen, sondern auch durchzuführen. Wer einmal eine
sittliche Idee in die Welt eingeleitet und dadurch Reactionen er-
a^ogt hati, die, wie in dem Falle ^ eine ganze Nation umgestalten
müssen , der muss nicht allein gewartig sein , sein Leben auf das
Spiel SU setzen, sondern das von vielen Tausenden, die durch
jenen moralischen Gedanken ergriffen sind. Das musste auch dem
Caius deutlich sein, dass es sich nicht handle om die blosse
Durchführung eines oder des andern Gesetzes, sondern dass hi
diesem die Keime lagen zu einer Regeneration des Volks, und
sich Principien feindselig gegenüber traten, deren alte Stellung
zu einander gelöst war. Und sollte nicht das blutige IHiide seines
Bruders bei aller Befangenheit ihn darüber belehrt haben? Ja
er musste sogar dies^ blutigen Scenea der Entscheidung wegen
herbeiwünschen, nachdem er sie einmal herauf beschworen hatte,
und sie daher geflissentlich vermeiden zu wollen, da es uumög-
Uefa war, heisst entweder unglaubliche Beschränktheit oder Feig-
heit, oder endlich Schlauheit, die nach Gewalt strebend allen
Schein der Gewaltthätigkeit geflissentlich von sich abwenden will.
Und das kann man vom Caius doch gewiss nicht behaupten. Eben
so unerklärlich erscheint mir sein Verhalten bei der Ermordung
des AntylÜHS (Plut. vit. Cai. c. 13.), die, wie Flutarch selbst er-
wähnt, diirch lange Dolche geschah, eigends zu diesem Zwecke
verfertigt {y,Byiikoig yguq>iiog KBvxQvp.hvog , 1% avxo tovto n^
xoi^d^t'ai ksyofAivoig). Wie soll man sich den Zorn des Caius
über die That seiner Anhänger erklären^ von deren Absicht er
doch wohl unterrichtet sein musste. Denn hätten sie des Caius
entschiedenen Widerwillen vor jeder blutigen Scene, seinen Ab^
scheu vor Morden selbst politischer Art, so gekannt, wie uns
Flutarch überzeugen will, sie würden sich gewiss gehütet haben,
384 Getcliiclit«.
sanial bei m garbger Ymtiammg^ eu Leben sn opfcni. Doch
MgtPlutarch loco atz 6 yh^yä^ Faloq ijfi^xo wu^xa^m^ lUyB
xovg %tQi aiirov, mg alxiav dsoi^ivoig xdlat uab'
iavxmv toig iz^QOtg dttauotag*). -Hieraach ma; es
wohl mehr Grundsatz gewesen sein, nicht merst solche Aaftritte
herbeizufuhren. Seine Schuldloaigiceit bekräftigt Fiat, nochmala
in der Comp. c. 5. Fat^ xov 'jivxvXliov fpovov ov dixalag ovo*
dXfi^äg %QoghXQißovxo. iu^oQfi yag axovxog avvov »al dya^
vantovvxog. Und selbst wenn er von Natur und aus Grundsätsen
gegen solche Frevel empört war, so ist es mir wenigstens unbe-
greiflich.» wie ersieh durch Zuflusternngen konnte aufregen und be-
stimmen lassen, wie Flut, deutlich sagt c. 13. : x&v ds q>UiG}v scal ßd-
XiöxaxovOovlßiavxaQO^vvovxog, ägfitiöB xiUv Cvvdyiiv xovg
dvTiza^o(iivovg nQog xovvxaxoy. Doch reinigt ihn vom Verdachte
sein Betragen am Tage vor seiner Ermordung. Als nämlich Opf-
mius nach Ausspruch der Formel: Videant consoles ne quid decri-
menti respubiica capiat, bewaffacte Schaaren susammenzog , um
die Tyrannen, wie sie genannt werden, zu unterdrücken , da rü-
stete auch Fuhius sich und zog eine Menge zusammen. An dem
Tage fiel jene Sceue vor der Statue des Gracchus vor, die
ich schon oben erwähnt habe, und die dafür spricht, dass er
trotz seiner Ueberzeugtmg von dem blutigen Ausgange doch sich
sträubte gegen Bürgermord. Am Morgen früh zog die bewaffnete
Schaar des Fulvius ab, um sich des Aventinus zu bemächtigen ;
Caius anfangs unbe wehrt, dann mit einem Dolche nur versehen,
schloss sich ihnen au und könnte weder durch die rührenden Bit-
ten seiner Gattin Licinia, die das Unheil alinete und seine Uuter-
thanen richtig beurtheilte (cf. vit. Cai. c. 15. ovx inl xo ß^ßd
OS, iluiv^ CD JTal'c, XQoasiiaa diifuiQxov^ dg xqoxbqov xal vo-
fiodiri^f 01/0' Ixl noXsfiov IvSo^ov^ iva ftoi xal »a^dv xi tcuv
noiväv dxoXlxyg xi(kdiJLSVov yovv niv^og)y noch durch ihre
Ohnmacht bewegt werden , abzulassen , ein Beweis , wie fest nun
sein Entschluss stand. Aus jenem Abscheu vor öffentlichem
Bluivergiessen lässt sich die scheinbare Iuconsei|uenz erklarett,
Entschiedenheit, das Aeusserste zu wagen, sich^ als der Consul
seinen ersten Friedensboten, den jüngeren Sohn desFulviuSy su^
*} Appian B. G. I. c. 23. stimint xwar darin übereio , aber lastt
doch ia Gracchus Wildheit selb«t den Grund suin Bforda Bucheo«
rQUHxog fiakXov 9'o^ßrjd'fls zcil Ssicug (0£ xartf^co^o^y ig-
ißXB'fIfSv ccvt^ 9(fifi,v« Kcct rig xAv naqovrtfw^ ovre arjus£öv nvog
iTtaffd-ivzog ovre nQogvdyßuTog nta yeyovovog, ix (lotfjg t^s ig'AvtvXUov
rQOKxov dQifivvqrog shdcccg rjdrj rov xai^oi' ^xfif xor» xaguU^ixi vt roi
Fi^anxm do^ag etc. Durch die Worte Tit/lhv ^dij tov xocigov gieht'doch
Appiiin gewii« deutlich ao , dass man sich auf Blatvergiesien ^efasst
gemacht hatte«
Gerlacli t Der Tod des ScipSo Aemllianos« 885
rlickgewiesen hatte, Tor dem Senate über sein Betragen recht-
fertigen zu wollcOk -Pliitarch . setzt Tit. c. 16. l^iazu: Fatogp
£g q>aaLV^ ißovksto ßadiiav xal Xil&HV ti^v ovy^Xiitov* ov«*
Strog dB x<äv alXmv Oyyia^ovvtog. So erzälilt auch AppSao.
B. C. I. 25., aber er fügt hinzu: Fgauiog ig tijv ayoQav »aQtir
%&v ißovkhxo {liv avtolg Bxloylöaöbai Mfgi ^ov,y€yovitog.
ovdivog j5' avtov ovo' Vip^ötafiBvou^ äll*'&g
ißfafii nuvxcDv ixtQBno§isv&v, MachdetH auch der zweite
Versuch zu gütlichem Vergleiche gescheitert war, der naturlich
onmögllcli war, so hinge Caius seine Stellung, Senat und Vor^
nehmen gegenüber, behielt, griff Opiniius zu den Waffen, und
die Scliaar des Fulvius wurde schnell zerstreut . und er getodtet.
Calns hatte an dem Kampfe nicht Theil genommen, fiondern sich
in den Tempel der Diana geilüchtet, und hier den Zorn der Göt-
ter auf das römische Volk herabgefleht (c. 16. 6 öh Fatog (Sq)dfi
vjC ovbhvog fiaxofiivog^ aAAa ivöavaöxttav roig yiponipoigi
avti^Q^il^Bv Big t6 trjg 'AgxBpiidog i£pov. Ikh öi ßovloitivog
savTov dvßkfiv^ vno tdv m6toxax(av italg&v ixciAti^^ . . • »
li/^a dj^ ksystoL xtx^icdslg big yovv xai xäg t^tgag avaxiivag
ngog x^v 9e6v insv^ao^aiy xov 'PonfLuläv ÖijfAOV avti t^g
tt%ttgiOxLag iTc^tivrjg xal ngodoöiag fitjdixozB
nav6a6&txi> öovksvovxa*)» So fiel er eudh'ch auf der
Flucht- Im Haine der Erinnyen durch seines Sklaven Hand» cf.
Cic. Catil. I. 2. 4. Deberschaoen wir daa Zusammengestellte
jioch einmal , so finden wir Nichts , was im Allgemeinen §egen ^
den Charakter des Caius Gracchus spreche, nur möoht^ jenes
Sdiwanken zwischen Nothweudigkelt und eigenem Willen nicht
ganz für die Stellung desselben zu rechtrertigeu sein. Denn dasa
Gracchus es wüsste, wie er die blutigen ^u^ntte im Staate her«
beigefuhrt habe, zeigt am deutlichsten die Steliie bei CIc. de legg.
II], 9, 20. C' Gracchus runis et sicis iis, quaa i/ise «e proiecitse
in forum dicit^ quibu$ digladiareniur civeiy omnem retpubli*
cae Mtatum permuiaviL Uebrlgens möchte, um das noch zu er-
innern, jene Schmähsacht und Bitterkeit der Rede, die er besoa-
ders seinen Feinden gegenüber entwickelte, nicht gegen den
Adel und die Hoheit seiner Gesinnung sprechen, da er gewiss
persönlich gereizt war. cf. j^lut. Tit. c. 4. xoiavxti ^ niugla täv
Xoyov ^v avxov xal xoXkd Haßtlv ix rciv ysygapitivmv iöxlv
opoia. Cic. pro FonteFo 13« § 29. Extat oratio hominis (ut mea
opinio f^rt) nostrorum hominum longo Ingeniosisslmi atqae elo*
quentissimi, C. Gracchi, qua in oratione permuUa in L, P$$o^
nem Frugi iurpia ac flagiliosa dicuntur. Dasselbe wiederholt
der Sißhol. Bob. pro Flacco p. 233. OrelL In L. Pisonem Frugi
*) Anden erzählt dies Appian B. C. f.. 26» nach welchem Caiui
nn dem Kampfe Theil genomoieti zu haben scheint.
N. Juhrb, f, PhU, M. PM. od. Krit. Bibt. Bd. XXIX. üft. 4. 25
986 Goscliiclite.
exitd or^Ue nmhüetarum ptügkphma quam erindimm *). Frei-
ikh stelle ich ihn nicht 60 hoch , als Hr. Prof. Gerladi. So viel
lasst sich ans den Quellen feststellen. Ob damit Caias Ton allem
Verdaclfte ferdni^ ist ^ wenig:sten8 nm den Tod des Scipio ^e-
wvsst BD haben ^ davon späterhin.
Wenden wir uns zunächst su der Malier der Graccben^ nn
der 80 berühmten und hocfagefeierten Cornelia. Deber sie heisaii
m bei Hrn. Prof. Gerlach p. 43. also: Auch die Cornelia^ m
ieidetuehafilich ihr Shrgeiz wmr^ so schwärmerisch sie für -die
Fiane ihrer Söhne §lähie^ so tief ihr Mutter her x durch die
Ermordung ihres Erstgebornen verwundet war^ muss ihr an^
erkannter Seelenadel vor dem leisesten Verdachte sicher
stellen* Ich habe, soweit es mir möglich war, alle Stellen der
Alten Ter^lichen , welche ein Urtheil über Ihren sittlichen Cha-
rakter begründen konnten. Zunächst wird Cornelia weg[en ihrer
trefflichen Kinderzucht, ihrer unbegrenzten Liebe zu ihren Kin-
dern, überhaupt als treffliche Hausfrau, und Mutter gelobt. So
sagt Cic. Brut. 58. §211. Ton ihr: Legimns epistolas Corneliae,
matris Gracchonim; apparet, filios non tarn in gremio edocatos,
qoam in sermonc matris, und ebendas. c. 27. § 104. Fuit Gracchus
diligentia Corneliae matris n puero doctus et graecis litteris eru-
ditus. Wird sie doch selbst ihrer Bildung wegen so hodi ge-
rühmt von QuinL lustlt. 1. 1. § 6. Gracchornm eloquentiae mui-
tum cootulisse accepimus Corneliam matrem, cnius doctissimua
sermo in posteros quoi}iie ex epistoiis traditur. Ueber ihre ans-
gezeichnete Kinderzucht spricht Plutarch. vit. Tib. Gracdi. c. L
aULovg dmißakB KoQVtikla sudöag^ i^iav ih tav dvyaTigasv^
^ JmkUüvj, xw v%mzkQfp öwaxijös^ ual ovo viovg^ Tißi(^uif¥
xtti JTal'ot;, diaysvofiivovg oilfzo q>iloTLfiog i£e^^s^£v, äava
suivus^g BV(pviötdtovs'Pm}iäia9 ofioloyovfiivms yfysvoxag^ xs*
xaiSeva^ai ioKslw ßskno» ^ TU^vxsvai Uffdg «^f #^t/, und ehen-
das. Ko^vsßla, dvalußoi>^a tovg nalöag Ttai tav olxov^ ovrn»
0iDq>gova ual ipiloxsuvov xotl ftiyaXoijfvj^v sivr^v magiöx^^m
.Airffallend dürfte das fuyaX6^vx9$ sein, welches ich mir hier
im Zusammenhange nicht anders erklären kann, als in Bezug auf
die folgende Erzaliluag, dass Cornelia ans Liebe zn ihren Kindern
die Hand des Königs Ptolemaens ausgeschlagen habe niid Wittwe
geblieben sei, ein Ruhm, in welclien anch ihr Sohn Caiua ein-*
stimmte. cC. vlt c. 1. %al iii^v nivxsg toetai 'P0|ioio«, xkd/o
X^vov iuBLv^ iai avigog ou4av^ ^ ös^ top avöga* JhxKr
*) Ähren« Schrift*. Die 8 V«lksiriboaen , T. Graedias, IL Dra*
sas und F. Sulpicius, nach ihren politischen Bestrebungen ilarge»telltt
kenne ich nicht und weiss daher auch nicht , ob vielleicht in ilir Eini-
g«« nur aabera Beleuchtung über den Charakter der seinprenianischen
Familie beigebracht ist«
Gerlacht Qer Tml dM $dyio AemiliBoiit. tlS7
V
mns^eieiclineleD Käi4ertaieht gedenkt «lidi TacH. Bial. de Ont.
c 28. Sic Coroeliapi Gracchornni, Bic Aureliaiii Caettri«, tfe
Aliaiii Auf H9Ü matrem praefubse educationibl» ac prodiixiaBe li-
b^ros principe« aoceptmiia. Wie atois . sie auf ikre Klsder var,
beweist hiiilfio^lich die Erzählnog befm Val. Maxin. IV. 4. $ 1.
Coriielia Graccboriim mater^ cum Campan« matroKa, apud iUa4i
liospita, oruamenla sua pulcberrinfa iilina aeeult oatenderet, tnidl
eafii aermoiie, qiioiisque e tchola redirent tiberi, et: Haee, ia-
qiiit, ornameota mea sunt. Uieae Geauinnng, ilieae attfc^femde
Liebe ge^ en die Kiadcr miiaa In jeder Weiae anerkannt werden,
sowie sie schon bei den Kindern selbst Anerkennung fand. Wie
er die Feinde der Mutter liellig verfolf te und wie weit er ihreni
Willen nachgab, khrt ein Beispiel bei Plutarch ibid. c. 2. tev V
Stegov v6(iov rdCog-autog ixcivhllito q>^öag^ r» fi^tpl KoffVffv^
klfjt diij^siöji ^ap/gctfda» tdv 'OKtdßiQV. Kai o ä^ftog iqydM^
xair 0vvti€iQfi68 ziiiiQv tijv KoQVfiltav ötidiv i^f rov ano vinv
nttlämv 71 XQV jtazQoq. Wenn nur diese f renseulose Liebe nioU
einer noch unbäodifern, fanatfechem Ehrsucht unterthan gewe-
sen wSre<, welcite ihr ganzes Handeln beseelte, und als Ridit«
schnür zur Beurtheiluug ihres Charakters angesehen werden mnael
Wem sollte hierbei nicht jenes Wort der Cornelia einfatien, den
uns eiularch in der vit. Tib. c. 8. erhallen hat: Ivio« da nai Kop^
viiXlav öupsx($itiSpxai Ti^v iii^vipa uokloMg tovg vtovg AviM^
^ovöav^ 5x1 Pmiutloi Zttinimwog avtijp fr« u^v^gi^^ otmr
di lAfitiga JTpa^x^v XQpgayoQivov0iv\ und Plntarch fiebt die«»
sen Ausspruch als Grund an, wie TIberiiis zu jenen Aiitioncft ver«
leitet worden sei. Wie wenig sie selbst sich frei erhielt wmk jene«
Bewegungen ihrer Söhne, ja wie sie rathend n|id helfend ihnen
zur Seite stand, bezeugt eine Thataache hinlänglich, wiewohl sie
Ton Plutarch nicht geglaubt wird. Als nach der Wahl des Opi-
mius zum Consnl dem Caius eine entschiedene Gewalt gegenüber
trat, wurde er besonders von Fulvius angefeuert, sich mit einer
bewaffneten Macht zu umgeben. Plutarch vlt €al; c 13. ivtav^m^
x«tl t^ li^tiga Xlyav0iv uvtä övötaöiaömtj iua%oviidvipf &%6
t^g itPlag ngmpa »al xiiimov^av dg 'Pdf/ttiv ävdgag mg i^ 9^
Q^^täg. tavta fdg iv toig i7Ci6xokloig avx^g iQViyiAiva f9fga*
^9ai ngog xov vlov* hsgoi öhnal naw x'^g KogvtiUag tvöxsgmi"
voiü0rig^ tavxa %gaxt%M%ai liyov^iv. Oamll scheinen freilieh
jene Briefe der Comelin nicht übereinzuslimaien, die sich unter
des Cornelius Nepos Fragmenten finden. Hr. Pref. Gerlach hlit
sie mit andern grundlos für echt erklart Ohne mich hier auf
Details einzulassen, weiche ihm das Gegentheil beweisen möch-
ten, wünschte ich wohl, dass er die Worte des Hrn. Prof« Bern-
hardy in seiner Litteraturgeschichte erwogen hitie p. 88. Anm«
152: „der unbekannte Ver&sser von zwei vorgebllcheo Briefen
der Cornelia, die dem Cornelius Nepos beigegeben werden, muss
sich von ihrer Sprache eine wunderliche Vorstellung gemacht ha-
398 - G«te1ilelit«.
heii^ worauf sdion die BetfBchtiiii^ Tön Gic« deOnt. Iff, 12. nicht
lltfiren konnte.^ AMr gelbst zugestanden, dass «ie echt wireii.
Konnten sie in eine Zeit fallen 4 wo selbst das schwirmerischlite
J<^g1 Alien üir die PlXne ihre» Sohties si6 nichjt länger mehr iibcr
den betretenen Weg ithd den endlichen blutigen Ausgang seines
Unternrefetnens verblenden konnte. Und hatte doch auch des Ca-
to Gattin Licinia richtig Torausgeseheu, wie Alles endigen werdeJ
BewunderiHlgswInrdig freilich ist die Energie, mit welcher Cor-
nelia iden Verlust aller ihrer Liebefi, der keimenden Frucht ihres
£hrgeizes, des Zieles ihres Lebens, ertrug-, und die seltene G^
mnthsruhe, welche sie nach sp vielen Priifungen behauptete,
Plut. vtt; Cai. c. 19. nccl fcirtoi xftl -17 KögvrjUa Xiyitai xä x
StXktt x^g 6v^q>0Qdg ivysvwg ual iisfccXoipvxäg ivByjcHV xal .
mgl xcSv iCpcDif, iv olg avijgi^fjöav^ Blnetv^ dg d^img ol ve-
91Q0I riqxwg l;;|roi;(;ii/. avtfj Sh nsgl xovg xalovuevovg M^ötj-
vavg itirgi^Bv^ ovöhv (iBxalka^aiSa' x^g cvv^^ovg öiatti/jg.
Auch im Alter und der Abgeschiedenheit tritt ihre hohe Bildung,^
ihre Kemitims der griechischen Literatur besonders noch hervor,
dass sie Gelehrte um sich versammelt hattet; die hohe Achtung,
Bie man ihr zollte, dass srie Königen Geschenke gab und solche
¥on ihnen empfing; wird orwShiit ibid; ^p da mal xolwpikog kau
iid fpüio^ivlav BVTQaitB^og^ ubI [ibv 'ElXi^vcjif nal ^^iXokoytiv
mgl ttvv^v ovtBüv^ anavtiav ds xäv ßa6ils<Qv huI ÖFXoiABvav
nag* avx^g öf^gu xal nBjtnqvzmv. Ohne Thränen und Kummer
konnte sie d\e Schicksale ihrer Kinder erzählen , nie scheint sie
auch in dieoem Schmerze jener männlich heroische Muth verlas-
sen zU'hab^n, welcher ihr, der Tochten des Africanus, mehr ei-
genthiimlich wirr, als ihrem Sohne Caius. Solcher unendlichen
Gewalt über das Gemuth können sich nur wenige Menschen rah-
men, und nur solche, die da eigentlich empfinden, ti^aa sie ver-
loren haben. Das ganze Streben ihres Lebens, ihre Ansicht übet
den Staat, ihr Charakter endlich spricht sich hierin deutlich ausi
ihre Söhne erscheinen, ihr als Mfirtyrer eines grossen, erhabenea
Gedanken^ als dessen Opfer sie fielen, und darum dfirf ihr An-
denken nicht durch kleinliche Klagen befleckt werden. Aber
grenzenlos mag der heimliche Schmerz der ehrsüchtigen, ihre
Kinder über Alles liebenden Frau gewesen sain, und für solche
Ausbruche mag ihr die Beschäftigung mit griechisclien Werken
und der. Umgang mit edlen Mannern Benihigung gewahrt haben.
Piutarch ibid. €• 19* &aviiaöimxaTij^ x(5v naldtov unBV^^g xal
aSixgvxog- iivi^($ovBvovaa Tcal sra^i^ xal ^tga^stg avt&v äüstBff
ägxal&v xivmv^ Birjyovfiivfi xolg nw^aveidvotg. oQbv idofcv
hfioig SutHTug vno yiJQtog ij fiByid'ovg naxiov^ ysyovivat^ xal
xeäv awxifiikdx€9^iival0^f]tog^ avtoig mg dXfj^mg dpciiö^^xotg
ov6iV^ 060V J| tvipvtag »al xov ysyovivm kal xtxgäq>9ai. x«-
kng oq>sl6g i0xi ngog dkvnlav dv&gduotg xal ort x^g dgBxijg
k ^9 ^vkaxiofiivtig (iiv xd xaxd Tcokkixig mglBOttVi iv ih
Gerlach ! Der Tod 4cf Sclpio Aemilfawvt. '399
itß nxaiöm ro ^igsiv svloyl^tmg' av »mffaiprik«^ cf . S^f«.
Consol. ad Helv. c 161 § 5« Corneliam ex dnoileGiiii liheria, ad
duos forttma redegorat. Si namerare fapera Cerneliae vellea,
amiserat decem ; ai aestimaref amiserat Gracchoa. Fleotibua ta-
men circa se et fatiim eiiia exsecrantibus interdixtl: ^Ne forlunam
accusarent, qnae aibi filios Gracchoa ded]9aet^^ •«••magno aeati-
maliat . . . mater et fanera. So rocLchten, um nun das Ganae kors
snsammeazafassen^^ Liebe zur höhern Bildnng, unbegrenzter,
glühender, ja wttder Ehrgeiz, durch den die Mutterliebe sich
atarkte und betbittgte^ und ein entschiedener, feater Sinn, der
allen Stürmen dea Leben« gewachsen war, ala die Grondzuge her?
^Tor zu heben aein in dem Charaktergemalde der Cornelia«
Weniger bekannt ist der Gfiaraftter der Sempronia » deeaen
Hanptaeiten schon Hr. Prof. Gcrlach p. 43. aus Api&n B. C. L 20*
undJValer. Max* Ul. 8, 6. dargestellt hat: Sie war ungeliebt und
lieblos in ihrer Familie, und es scheint , als wenn nicht bloa Ab*
nelgnug Ton beiden Seiten eine aolche unglückliche Elie herror-
gebracht bitten, aondern^als wenn jener Haas dea Soipio ge-
gen die Gracchen und ihr, den Staat .imtergrabeudea Beginnen
aich in seiner eigenen Familie geg^n ihn gekehrt habe, und ala
wenn jener wilde, ziigellose Blhrgeiz der Mutter auf die Tochter
übergeerbt, diese alier naturlichsten Bande habe vergesset^ las-
sen. Wie viel oder wie wenig Schuld Scipio an jenem Hasse
trug, ISsst sich freilich aus dem Torllegenden Zeugnisse nicht er*
kennen. Sempronia solle gewiss auch jenen entschiedenen, männ-
lichen Sinn Ton der Mutter erhalten , den wir so sehr bewundern
müssen; das uns Ton Valerius Maximua erzfihite Beispiel bestä*
tigt dies Tolikommeit«
Ausserdem bezeichnet noch das Gerudit den Fulvius.und
den Carbo ala Mörder des Scipio« Den Erstem spricht Hr. Prof.
Gerladi mit den Worten von jenfr That frei p, 43 t Fulviua war
ein wilder, ausgelassener Mensch, der Mord und TodtKchlay
stets im Munde führte und mit den Waffen in der Hand sein ei-
genes Leben der Sache des Volkes geopfert hat; i^ber Tücke^
Hinterlist und Meuchelmord $cheint seinem Wesen- fremd. Icii
will auch hier wiederum die einzelnen Stellen . sMsammentnpgen^
um daraus ein genögendes Drtheii zu begründi^n. Mir. erscheint
nun freilich der Fulvius i:i einem ganz andern Lichte^ ala ihn der
Hr. Prof. Gerlach geschildert hat. Ich grade halto vielusehe Hoh«^
heit und gemeine Tücke, die sich mit einer getpisgen Fcigh^iA
paart, für Hauptzuge seines Charaktera und finde dafür Viele Be^
lege. Ueber aeine Völlerei und Tninkenhcit sagt Flut. vit. Cai.
c. 14. iKtlvoi yig (die Freunde des Fulviua) 4v nQOtois Kai üXa^ *
Xaypiolg nlvovtig nal .d^<x0t;fist<ot diercAsOdUP, avtov toii
^ovXßlov (iB^vöKopivQv xttl sToUcc tpoQttHäg xaQ . fßuUav
g>9f'yfofiivov xal ngattortog. Wie ganz and«rfl beträgt sidi
die Schaar des Caiua qI Öi zri^l .%ov Hiiov m Inl cvfk^p^^
800 6«teiiielile.
nmi^ vff metfitos ^iyx^ Bfwne xeA xiffttSMonovitsvoi rd
H^XXov^ iv p^^fH pvkmttovtig xal avaxavojiepöi dtijfov. Ist
diese Völlerei tind Ueppigiceil, worauf sicli die Worte noXkä • I •
sK^arroiTo^ sii besifslieM seheinen f wie wohl es reclit gut enge-
noftiineit werden kamt, nidit ein stehender Zog in seinem Wesen,
nnd vielleicht erst durch die Umstäude erzengt, so liegt in die-
üem einen Zug<^ ein Sinn, dass man einem solchen Manne für Zei-
ten Alfe« fttttmuen kann. Im Angenblicke der Entscheidung eines
Kampfe«, ^^^ ni>n selbst eingeleitet hat^ sich solchen Kohheiten
tn ergeben und dießefölirten der That gleichsam so dafür lu be-
geistern, setttt mindestens einen liochst gemeinen Charakter vor-
aus, dem es nnr um Umüttirzuog der bestehenden Ordnung su
tbtin Ist. Demkelhjen niedrigen Uebermuth und dieselbe Unbän-
digkeit schildert uns auch VaL Aiaxim. VIII. 5. 1. in seinem Be*
tragen gegen den Senat, welche Erzählung Valer. mit den Wor-
ten schliesst; tyrannici consnl Spiritus haberetnr, si adversus
«nnm senatorem hoc mod<^ se gessisset, quo Flaccns in totiua
ampKssiml ortink coutemnenda maiestate versatus est Dass auf
diesen Dmstura der Dinge sein ganzes Streben hinauslief, zeigt
sieh in der Heimlichkeit, womit er die Intriguen einleitet und
Volksbewegungen vorbereitet^ Plut. vit. Cai. c. 10. o d€ ^ovA-
ßw£ o^rog ^¥ tov Fatov tp(Xt>g xal avPccQxöv hd t^v iiavo^^v
«99 Z^Q^S i^^fiivog. ^v de ^ogvß^S^g %ul (ii6öVfLSvag
phß VMO tfjg fiovX^&vttHQVs^ vtiontog 8h xal tolg aA-
Xoig mg ta 6vfipax$uA iiaxivmv^ nal Jiagokvvav
ugvfpa tovg 'Itakidtecg xgog dno&taöiv. otg ava^
niitl%t(»g %eX uveliyktmg IhyoiiLbvoig amog ngo0stt^€L kIözip
6 0ovXfiiog^ ovx vyiaivov6ffg ovÖ* Btgiivix'qg ngoaigicemg.
Nhnmt doch diese Unsfnnlgkeit und_ Wildheit Plutarch selbst als
vomügltehsten Gmnd sum Sturze des Caius an: rovto (idh^ta
nmtikvB tov riXov^ aMoJitaioina tov filöovg^ und -er schildert
Ihn alt den Mann, der am meisten den Caius aufgereizt und ver-
leitet hahe« e. 13« täv Ü ^IXmv xal (lakiOta tov ^bovkßlov arcep-
ofpvovto^^ ritog &gftfi6s seiliv 0vvdyHv tovg ivtittttiofii*
Ifovg ngAg tAv vuatov^ nnd iso sufli Appian B. C. I. 25. "Hdf]
toü i^P^ov 0^f¥HXByftiv&v m»l 0ovXSlov r» mgi tovtav a^x®*
piiV'OV liyBiv^ 6 rgdHXPg di4ßaiVBv ilg t6 Kanitmkiov^
vno täv ifw^Bfiivcnf öogvipogoviiivog* Seine Wildheit nnd
Wnth über vereHelte Pline erkennen wir nach Appian 1. c« c. 24,
■nchdem die Grenzbestimmimgen über das carthagische Gebiet
nnd die Anlegung einer Colonus daselbst von den Augum für un-
giltig erklSrt waren. 'O öi rgaitxog 7ta\ 6 9ovXßwg^ intl nai
tovÖB ij^immtov^ fitfi^^voöiv iomotsg^ I^bvö^m ti^ ßovX^v
hpMxov nBgl ttSp Xvxcsv. Dies scheint ihn dann auch bewogen
nn haben, das Aeusserste und Blutigste zu wagen. War er doch
der iSrste, der eine Volksmenge gegen den Senat und den
Ofimina zusammenbrachte und somit das Zeichen an jener J>luti-
Gerlach: Der Tod Jet Soipl» Aemitianui. 9M
gen Katastrophe '^b. Flut. 1. c« c. 14. o (tiiv 06vißi0g avtinag^
B&HBvatBto Hat öw^yiv oxXov^ was^ibm imd so eher folfo^s slv
er um die Volksgnnst auf das Niedrigste gebuhlt hatte« Applan
B. C. L 24. rgduxov xal 00vXßlov oUt6tmv knltnidßg ygr^pLi^
if0Vf Xva iiiXQwt dnodijuovvtaav ivazav^ito i} ßovki^ tijg dti-
ßOKonhg. Erklärlich miissen wir es finden, wie er bei seiner
Rohheit da alle Kraft und Ueberlegung Terlor,^ wo es galt allein
SU handeln , nicht mehr nnterstiitst von einer ihm blindiliigs er«
gebenen Menge. So bewies er sich nach dei^ Ermordung des An*
tylins« Appian 1. c. c. 25. o izlv rgduiog xal ^kauxog oz^Qov--
inivoi xal tov xaiQOV &v ißovkwo^'to q>9a6cci t^ iyxHgii0tiv
dxoXmXBXOtsg^ ig tag olxleig dUxQfxov, Jene Gemeinheit des
Charakters bewies er auch im Streite gegen Scipio, gecen wel-,
eben er sich in heftige Scbmähredcn ergoss. Liv. Epit. 59. Pliit
Vit. €. Gracch. 10. ro ptli^ nknötov inl rov OovXßiov r^Ji&s t^g
dmßoXijg^ ix^Qov o*'ta xal t^v iqpttgav ixalvriv ixi tov ßil^fia^
tog ta £xiniovi Af AotAopi^jEiii'or. Als Aufruhrer wird er dar-
gestellt in der Rede pro domo 38. § 102. M. Flaceus , quia ctmi
C. Gracclio contra salntem reipublicae fecerat^ de seotentla aena-
tus est interfectus; womit verglichen werden kann ibid. e 43.
§ 114. et Val. Max. VI. 3. 1. Ideoque et M. Fhicci et L. Satumint
seditiosissiroorimi civium. Von jener Mordlust*, die er nur ipr
Munde geführt habe , finde ich auch nicht eine Spiw , und ich
glaube, Hr. Prof. Gerlach hat einem Manne ^ der es gewiss nicht
verdiente, eine Ehrenerklärung gegeben und ihn höher gestellt,
als sein Charakter es verdiente.
Zuletzt UHU gehe ich «um C. Papirius Carbo über. ' Oas,
was wir über meinen Charakter ausemmeußtellen kömea, lässt sich
allein aus Cicero schöpfen, der neileicht hierin ein wenig psr-
teiisch war. Doch glaube ich wird er nicht in einem so gehässig
gen' Lichte erscheinen^ als ihn Hr. Prof.-Gerlacli dargestellt hat.
Die einsigen bedeutenden Stellen , welche gegen seinen Charak-
ter aengen konnten, »ind Cic. de Le^g. 111. 16. § 35. Carbonls est
lertla de iubendis legibus äc vetandis oratio, seditio^ atquB im-
pr^bi cms, cui ne reditus quidem ad bonos salutem a bonis po-
toll atferre, und VaL^ Maxim. VI. S. 2. C. Carbo, tribunns plebis,
nuper sepnltae Graechanae sedUionis tnrbulentissimus viudex
idemqne orientium civilium malorum fax ardentissima. Die übri-
gen sprechen mehr oder minder für seine Theilnahme an den Un- .
ruhen der Grracchen und lassen daher persönlich über ihn nichts
urtheilen, s. B. ad Farn. IX. 21. § 3. is et tribunus plebis seditio-
sus. Lael. 25. § 96. Quibus blanditiis C. Papirias influebat in aurea
concionis, cum fi^trtt legem de tribunis plebi reficiendis. Höch-
stens zeugt noch die Stelle Brut 27. § 103. für seine Unbestän-
digkeit: C. Papirius Carbo propter perpetuam in- populär! nitione
levitatem mörle voluntaria se a severitste Judicum vindicavit»
Weiteres Tasst sich jm Einaseluen über ihn nicht angeben.
392 0«tc1itc1ile.
Somti hatte Ich denn, so weit es mir möglich war V die Stel-
lea suMnmiengetnigeii,* ans weichen «idi der Charakter der
Lente entwickeln liesae , die man der Ermordung' des Sclpio Ter-
diehtigt hat Gehen wir nnn an dem Resoitate dieser IJntersu-
chnng über. Was smiichst den CaiiTs Gracchus anbetrifft^ so
apürechen diesen, Verdacht ans Schol. Bob. pro Milone p. 283.
Orell. T. V. 2. Scipio Afncanus minor repcntina morte domi sitae
Interceptns est non sine Infamia ipsius €. Gracchi, und Plut. lit.
Cal. c. 10. ^^«70 ÖB xrtl tov Ftttov vsrovoia. Für die Sempronia
derselbe Schol pro Milone p.. 283. non sine Infamia C. Gracchi et
nxoris suae Semproniac. Appisn de R C. I c. 20. iirs Kogrij-
ilag avtiS t^g JTpfifxxov'^^rpb^, ini9i^ivr]g^ tva iiij 6 vogiog
rov Fq^xx^^v kv^ihf xal €vkXaßov6tjg ig xovto Stfmrtfovlag
Xfig^vYa^ooci^ wcicites zugleich das einzige, aber freilich sehr
wichtige Zetigniss hier gegen die Cornelia Ist, Lfv. Epit L1X.
Suspecta foit, lanqnsm el Tenenom dedisset, Sempronia nxor,
hlnc maiime, qnod soror Gracchorum esset, cum quibus simul-
tas Afrlcano, und Oros. V. 10. Hunc quidem uxoris suae Sempro-
Biae, Ojracchorum antem sororis, dolo necatum ferunt, ne sccle-
rata, ut credo, familia atque In pemiciem patriae suae nata inter
hapias aeditiones Tirorum , non etlam facinoribns mniicrtim essel
ittmanior. Gegen Fulvios zeugt in stärkster Welse Plut. vit. C.
Gracch. c. 10. xo fAv nkü^zov inX %6v Oovkßiov ^Xds x^g dia^
ßol'^g^ iX^QOV Svxa nal x^v iquigav int rov ß^ficttog ta £mi-
nlwvi XikoidoQfjiiivov. Gegen Carbo erheben sich die Zeug-
nisse besonders des Pompeius, Crassns und Cicero, cf. Cic. ad
Q. Frat. H. 3. 3. Respondit el Tehemcnter Pompeius Crassumqne
deacripsit dkitqne aperte, se mnnitlorem ad custodiendam vitam
auam fore, qnam Africanus fnisset, quem C. Carbö interemisset.
CIc. ad Fam. IX. 21. 3. cl?is e republica Carbonum nemo fuit —
Caius accusante.L. Crasso cantharidas snmsisse dieltnr, Is et tri-
bnnns plebis seditlosns et P. Africano vim adtulisse existimatus est
und so spricht sich endlich Crassus aus de Orat II. 40« § 170. ut
olim Crassns adolescelis: Non sl Opimium defendisti Carbo, Iccirco
teisti bonnm dvem pntabunt. Simnlasse et aliud quid qnaesisse
perspicuum est, qnod Tiber. Gracchi mortem saepe in concionl-
bns deplorasti, qnod P. Aflricani necis socins fuisti , quod eam le-
gem in tribnnatn tulistl , qnod semper a bono dissedisti. Auf diese
Zeugnisse nun hin begründet Hr. Prof. Gerlach seine Meinung,
dass C. Ciirbo der Mörder des Scipio gewesen sef , und ^»'iU dies
noch durch andere Reweise begründen. Zunächst nämlich habe
Cicero 'unter dem Geschlechte keinen Einzigen gekannt, der ein
guter Bürger genannt zu werden verdiene. AlleiA bedenken wir,
was bei Cicero in dem Sinne clves und boni heissen, so bezieht
es sich auf die sogenannten Patrioten, und wenn auch die Bei-
spiele, welche in den Briefen ad Famil. von den Carbouen aufge-
zählt werden, für ihre moralische Schlechtigkeit im Allgenf^eiaea
Gerlacli: Der T^d deaSdiilo AeinSlianiis, 893
sprechen^ so iSsst sich doeh meiner Ansteht naeli für den Carbo
kein voltgülti^er Beweis daraus entnehmen. Es kann Jemand tief
gestinken sdn , was zuletzt ron ihm nicht einmal streng dar^e-'
thah werden kann, ohne deslialb ein Meuchelmörder zu werden.
Auch der Mangel jener Beharrlichkeit, .welche die Kraft des sitt-
lichen Bewusstseins gewahrt«, ans welchem Hr. 6. einen neuen
Grund zur Annahme seiner Vermuthunfr zieht, Ist in jenen Wor-
ten nicht au^fTCsprocheii; Brut. c. 27. propter perpeluam in po*
pnlari ratione levitatem. Er g^ehörte zu jenen schlauen Männern,
weiclie die, Verhaltnisse gut zu benutzen, aber sich auch in alle
ZH schicken wiesen , und denen. daher, weil sie Alles auf ihren
Vortheil beziehen, der Wechsel mit der Partei nicht schwer
wird , die den Staat gering achten und ihre politische Ansicht,
sobald es sich um ihre eigene Existenz handelt , wechseln. Ob-
gleich solche Männer unsere Achtung nicht verdienen, so können
wir daraus doch nicht die Folgerung ziehen, dass sie der ab-
BcKculicbsten Verbrecheif fähig sind.' Das heissi denn doch wohl
das Kind mit dem Bade ausschütten. Ja, wenn Jemand Hrn. Prof»
6. recht scharf entgegentreten wollte, so könnte er eben In die*
zem Wechsel der Parteien eine Entschuldigung für den Carbö fin-
den, der das Bessere erkannt und zu ihm sich gewandt habe.
Pils will ich nicht, nur das möchte ieh fiir mich in Anspruch neh-
men, dass Schlauheit und Fiigsamkeit In die Verhaltnisse noch
nicht die Fähigkeit zum Morde in sich tragt^ Wie viele Staats*-
roSnner müssten dann diese politische AchseltrUgerei hart büssen«
Selbst dass er treu an seiner Partei hing, so lange er sich zu der-
selben zählte , dass er ein heftiger Vertreter derselben wurde,
und sich den andern so verhasst machte, dass nicht einmal dchr
Ueberlritt zu dert^elben ihn später vor ihrer Wutli sichern konnte,
selbst das kann ilmi nicht zum Vorwurfe genracht werden, es zeugt
vielmehr von einer an ihm geleugneten Beharrlichkeit des Willens
und einer Energie nicht geringer Art, die mit den Mitteln zur
Erreichung ihres Zieles auch stets die klare Anschauung des Zwe-
ckes sich bewahrt. Zuviel Gewicht legt endlich Hr. Prof. Gerr
lach darauf , dass Carba, früher des Gracchus Freund, später
als Consul den Opimius vertheidigt habe, der seines Freuikdea
Mörder gewesen, und dass, wer solchen Verrath an der Freund-
schaft begehen könne, jeder Unthat fähig sei. Das heisst denn
doch wohl die Begriffe von der Freundschaft an Charaktere der
Art zu edel und rein anlegen ! Zunächst konnte von Freundschaft
.zwischen Männern nie die llede sein, die wie Qirbo und Caius
p^söuliche Zwecke verfolgten und nur so lange Innig zusammen-
hielten, wie es ihr eigener Vortheil erlaubte und erheischte; mit
dem Aufhören desselben hört auch die gegenseitige Anziehungs-
kraft auf, und sie können, sobald. sich ihre Interessen feindlich
durchkreuzen, nicht nur einander eben so fremd und gleichgültig,
zoadern sogar eben so verhasst werden, als sie früher ionig ver-
394 Geieiiicliee.
banden sdiieneli. Mit i^ Caiii« Tode war das Band zerrissen,
das den Carbo an ihn und seine Partei fesselt; sein Vortheii er^
heischte es, sieh der andern anzuschliessen ; wie sollte er nun
nicht, um für einen guten Patrioten zu gelten, den Öptmius ver*
theldigen, den er als Mörder des Cains niciit verabscheuen
iconnte , da er den Ermordeten pwsdnUch nie geliebt hatte , und
jener ihm in seinen Interessen nie hinderlich geworden warl
Das bitte Hr. Geriach wohl bedenken sollen^, ehe er solchen Qe^
weis für Carbo*s Schlechtigkeit beibrachte. In Solchen wilden,
fanatisch bewegten Zeiten gilt das Interesse Alles, Freundschaft
im wahren Sinne wenig , und man mass daher nicht mit philoso-
phischer Strenge und moralischer Genauigkeit an Verhältnisse
hinangehen, die in sich selbst keinen Maassstab für die Moral
enthalten. Wie riel Beispiele der Art Hessen sich wohl ans der
Geschichte sammeln? Entitchuldigt ihn doch hierbei, €ic. selbst
de Grat. IL 25. § 106. alia ttim mente reropubllcam capessenti.
Debrigens möchte ich wolil w^issen, wolier Hr. Prof. Gerlach die ;
Angabe genommen, li^e, dass Crassns diesen Verdacht zu einer j
besondern Anklage gegen Papirius Carbo erhoben habe ? Sollte |
er sich nicht vielleicht hierin mit Wyttenbach Irren , der tu de
Legg. lü* 1(>. § 35. bemerkt:- Deniqne a. n. 634. a L, Grasso orm-
tore ,tnnc accusatns de Gracchana seditione et P.'Africani cacde, !
se volnntaria morte severitate iudicum subtraxit? . Cicero sagt |
einzig pr<^ter perpeluam in populari ratione levitatem morte vo- !
Inntaria se a severitate iudicum vindicavit, und lässt dadurch ver« |
mnthea, dass er als Opfer der Partelwuth und des Hasses gefal- |
len sei, ^en jener Uebertrilt selbstt bei den Optimaten nicht hatte
verlöschen können und der neu hinzugetreten war von Seiten der
VolksparteL Die Heusinger Zu de Oif. III. 21. § 3. nehmen aus
falscher Interpunktion der Steile Marcus; P, Flacco accusante,
condemnattts, für magnus ex Siclila; Caius accusante Crasso, |
cantharidas snmpsisse dicitur, an, dass Carbo wegen Erpressiia*
. gen belangt sei. Der Grund ist, soweit ich die Sache über*
schauen kann, nicht klar. Uebrigens dass man auf diese Anklage
, und ihren Ausgang nicht viel geben kann , und dass jene Erbitte- |
mng des Crassns wohl mehr persönlicher Art sei, dafnr könnt0 {
sprechen, dass dieser späterhin seine Anklage selbst bereute. j
Cic. Verr. III. 1. 3. Ex homme clarissimo atque eloquentlssimo I
L. Crasso saepe auditum est, cum se nullius rei tam poenitere.di- |
ceret, quam^quod C. Carbonem unquam in ludictum vocavisset. I
Und vergleichen wir, was Cic. sagt im Folgenden, besonders
gloriae caussa atque ostentationis accusant , so scheint hierin ein |
nicIit unbedeutender Vorwurf zu liegen, den sich Crassns in ahn- i
lieber Weise zu Schulden kommen Hess. Jener Selbstmord end- |
tidi beweist nichts, und Hr. Prof. G. wurde sich auf denselbea j
wohl schwerlich berufen haben , wenn er jene Anklage nicht fiir
eine über die Ermordung des Scipio erhobene angenommen hätte.
Ger!ach : Der Tod des Scipio Aerallionof. , 395
Welche Umstände deo Carbo. bewogen^ wissen wir, es war die
severitas iiidicum, wodurch sie herbeigeführt, nnd welche Ver-
hültnisse sie bedingt hatten, lässt sich nicht einmal erralhcB.
Was nun endlich die Zeugnisse anbetrifft » so ist zunächst der
Ausspruch des Ponopeihs das einsi^e, welches den Carfoo direcl
als MJirder des Scipio bezeichnet, Crassus nennt ihn nur einen
Genossen der That, und Cicero endlich ad Dli^ersos spridit nur
diesen Argwohn als eine öffentliche Annahme hin. Unter allen
diesen Zeugnissen gilt mir das des Crassus am höchsten , weil es
sich in einer öffentlichen Anklsge findet, bei weicher es also na*
tiirlich nicht auf eine Berufung auf Voiksgerüchte ankam, son-
dern Thatsachen beigebracht werden mussteu, die Im Mothfalie
belegt werden konnten; Crassus iibrlgehs jene Ermordung des
Africanu« nebst den folgenden Gründen zur Versteihing und Heu*
chelei so offenbar susammenstellt, dasff es gar kein Verdacht
mehr gewesen sein kann, in welchem Carbo erschien, sondern
dass -er es als ißine allgemein bekannte und von Jedem zugestan-
dene, ja von Carbo gieidisam selbst nicht ^leugnete Thatsacho
hinsteilt Carbo war also Genosse und Theiluehmer an dem
Morde des Scipio gewesen, nnd halten wir das fest, so stimmt
das trefflich mit dem nberein, was ich unten weiter durchzufüh-
ren denke. Was den Ausspruch des Pompeius anbetriffr , so lässt
sich «nf ihn deshalb weniger geben , als er im Zustande der lei-
denschaftlich aufgeregtesten Stimmung und Wuth gethan ist ^uiid
dieser also wohl eine Annahme, die der Sprechende indivtdttell
für wahr hielt, auch iusserlich sogleich zur Gewissheit erhob,
ohne zu bedenken, welche schwere Verantwortung dadurch auf
ihm laste. War er doch durch Cato, wie uns Cic. ad Quhitum
IL 3k § 3» berichtet , auf das Heftigste gereizt und erbittert lind
mit Schmibnngen überhäuft, so dass auch er wohl sich zu ähnli-
chen Ausbrüchen hinreisscn lassen durfte. £o die Cato vehemen-
ter est in Pompeium tnvectus et eum oratione perpetna tamquam
reum accusavit. De me mnlta, me invito, cnm mea summa laude
diiLit. Quum iliius in me perßdiam increparet, auditus est magno
silentio tnalevolorum. Respondit ei vehementer Pompeius Ctos-
uumque descripsU cit. Selbst die Worte quem C Carba inier»
emiißei sind mir in solchem Zusammenhange nun nicht mehr so
bedeutsam, um deshalb anzunehmen, dass Carbo mit eigener
Hand und allein den Mord begangen habe. So Tiel nur lässt
sich aus diesen Zeugnissen constatiren, dass Carbo von der Theil-
niAme an dieser That nicht freigesprochen werden kann, und
dass sie besonders ^uf das gewichtige Zeugniss des Crassus hin
als ein politischer, nicht als ein Privatact augeschen werden rouss,
zu dem sich Viele verbunden hatten. Fragen wir mm weiter, so
treten uns 2 Zeugnisse des Cicero, deren eines er dem Scipio,
das andere dem Afrlcamis in den Mund legt, entgegen, welche
mir immer von der höchsten Wichtigkeit erschienen sind. Idi
396 * Geschichte. / <
will die Stelle im Ziigammenhan^e hersetzen aus Ctc. de Rep. VI.
12 14: Nam cum .... duo hi uumeri circuitu natural! soramam
tibi fatalem coofeceruit^ in te unnm atque in tmam nomeii se Iota
eonvertet civitas • . . . ac ne multa , dictator rempubiicam consti-
tuas oportet, si impiaa propinquorum manuB effngeris.
Hie cum exciamasset Laclitis fngemuissentqnc ceteri vehemeDtlns,
leniter arrideas Sclpto: Qaaeso, inquit^ ue me e somno excitetia
et rumpatis visum. Audite cetera . . . Hw ego^ etat er am per^
^ terriius non tarn metu mortis , quam insidiar um a meis.
Ich möchte diese Steile um so wichtig^er halten , als sie dem Afri-
eanns in den Mund gelegt wurde ^ welcher hier als Prophet dem
Scipio im Traume erscheint , luld ihm sein kiinfiiges Geschicic
Torhersa^, der als rehi seliger Geist das Schidcsal überschaut,
und hier um so weniger trtigerisch erscheinen darf, da er zu-
gleich warnend und belehrend für den Scipio werden will. So-
dann erscheint mir dies Zeugniss als die Ueberzeugnng dea
Cicero natürlich selbst, und wie. begründet sie sein musste,'
lasst sich daraus schlicssen, dass er sie eben dem Africanus in
solcher Verbindnng unterlegen konnte. Und dass in dem Munde
des Cicero, der sonst so sehr behutsam sich über den* Mord des
Scipio ausspricht und nie mit seiner eigenen Ansicht lieraustritt,
ein solcher Ausspruch um ao- wichtiger ^ das wird wohl jeder Un«
befangene mit mir zugestehen. Nehmen wir nun endücli die
Zeugnisse des Plutarch und der UebrJgen hinzu, so erhalten diese
dadurch um so höhere Wichtigkeit: Ich habe mir den ganzen Hin-
gang der Dinge in folgender Weise stets zu entwickeln versucht.
Nachdem Scipio seit der Ekniordnng des Tiberltis, die er als
rechtlich und gesetzmässig bezeichnet hatte , [cf. Vell. Fat II. 4.
Liv. Epit. 59. Aurel. YIct. 56. Meier fragm. Oratt Rom. p. 116
sqq.] entschieden gegen die Partei der Gracchen aufgetreten wär^
und das Volk verlassend , eine scharfe Opposition bildete g^en
alle solche Staatsumwälzungen , da hatte er gewiss nicht nur deu
Haas der serapronianischen Familie, sondern auch Furcht erregt,
weil er zuletzt der bedeutendste nnd einfliissreichste Mann nicht
nur im Staate war, sondern auch bei dem Volke eine grosse Liebe,
ja Anbetung genoss, weil er endlich eine so entschiedene Ener-
gie, einen solch unbeugsamen Sinn und einen so oft bewährten
Muth besass, dass, so lange er lebte, für die Gracchen und ihre
Anhänger nichts zu hoffen war. . Lange daher wohl mochte schon
der Plan gefasst sein, ihn aus dem Wege zn räumen, und nur
vielleicht hatte man ea aus unbekannten Gründen von Tage zu
Tage verschoben. Als nun aber ein heftiger Streit zwischen
Fulvius und Scipio öffentlich am Tage vor der EIrmordung ent-
standen war, cf. Plutarch. vit. C. Gracch. 10. inl tov Oovkßioy
^X&B %6 nXelötov xijg diaßokijg, tr^v riyLiQavizX roi) p^ftatog
Ta'£Ki7iic9vi IsloidoQijfiivov^ und Scipio dann noch einmal den
Undank der Bürgerschaft gerügt hatte^ da wurde er am folgea-
Gerlach : Der Tod des Seiplo AcniUianiii. 307
den Morgen todt im Belte |refnndcn. Nim ist es c^ben Fiikius,
auf weichen ich wenigstens Verdacht werfe, die That beschleunigt
lind die Ausführung derselben für diese Nacht festgestellt au ha*
ben. Wir kennen den Fnlvius als einen wfithigen^ wilden Mann,
dessen Hass und Feindschaft gegen den Scipio losgebrochen war,
aber \ielieicht sich noch höher gesteigert hatte, und bis sur Ver^.
uichtnng beleidigt war, da gewiss auch Scipio eben so hart gegei^
ihn zog. Das Alles hatte seinen Grimm gewiss zu dem längst ge*
fassteu Entschlüsse gefuhrt,' den Scijpio zu ermorden, und ton
Ihm lasst sicti daher wohl am allerersten veimuthen, dass er per^
sonlich beleidigt, In der ersten Wuth seiner Leidensdiaft Rache
nahm. Ihm möchte ich daher den Meuclielmord zuschreiben;
amd das bestätigt auch Plutarch I. c. Tollkommen, wenn er den
Fulnus als den wahrscheinlichsten Thater nach der öffeiitlichcn.
Mcinting bezeichnet. An diesem Mord halte aber auch Carbo
gewiss seinen llieil, und Beide mögen Tielleiclit gemeinschaft*
lieh wohl eher allein als von andern Bewaffneten begleitet, in das
Haus des Scipio gedrungen sein , und ihn im Schlafzimmer über-
fallen haben. So liesse sich dann auch recht gut die Aussage der
Sclaven damit vereinigen, cf. Appian B. C. I. 20» alöi d' ot ßaöa-
vi^Qfiivovs q>aöl ^iganovrag tlnitv, Sri avzov ^ivoi iC oni^
e^öo^ov vvnxo'S lnH<iax%ivt%q dnanvl^aiBV, und man braucht
mit dem Hrn,Prof. G. p. 42 nicht anzunehmen, dass dies ein 6e*
stSndniss sei,- welches den Sclaven die No(h und ihre eigenn
Rethuig ansgepresst habe; sie hatten die eingelassenen MSnner
wirklich nicht gekannt, die sich wahrscheinlich unkenntlich genug
gemacht hatten. Vielleicht halten sie selbst nicht einmal ^dies«
heimlich Eingelassenen gesehen , sondern erst nach dem Morde
und der Entfernung derselben die Art und Weise entdeckt, wie
sie zugelassen waren. Genug, das Zeogniss der Sclaven iat^
wenn auch iiicht bestätigend, doch wenigstens "nicht so unbedeu-*
tend und ungültig, als Ilr. Prof. Gerlach meint. Wetm er fibri«
gens p. 43 sagt: „so gewiss ist es, dass auch die schlaue Bosheit
eines Einzigen genügte, uro ein Verbrechen zu begehen, welches,
mehreren bekannt^ nur um so sicherer zur Entdeckung des Ur-
hebers fuhren musste^^ so scheint er ganz und gar vergessen zu
haben , welche Motive der Ermordung .des Scipio unterliegen^
wenn man auch vollkommen zugestehen mag, dass ein Einziger, ip
das Schlafgemaoh des Scipio heimlich eingelassen, vollkommen
genügte, um den Schlafenden zu überfallen und zu mencheimorden.
Räumt er doch selber ein p. ^8, dass jener Ausspruch des Scipio
über den Tod des TIberius seinen Tod beschleunigt habe, «ml da-'
mit, dasspolitischeBeweggrunde denselben herbeiführten. Wollen
wir nun annehmen, dass Einer allein fSr nch den Plan gefasat
und ausgeführt habe, so ist das zunächst unwahrscheinlich, und
sogar bei der allgemeinen Erbitlcrui^ gegen den Scipio, dessen
Entfernung gewisis von Ailen gewimsc^t wurde, unglaublich, odev
996 Gefckickitt.
et »etxt einen so w&theaden Fanatumna mMl eine Bolche wilde
Be^ittening for die Sache des Volkes ood der Gncdien Toram,
wie wir sie wenigstens beim Carbo nicht annehmen dürfen, der
nch In dem spitern Wechsel als dn gans andrer geseilt hat.
Oder der Mord konnte sonichst ans PrivatMndsdiaft henror^«
gangen sein , was mir auch nicht glaublich ist, und dann lige die
Person des FnlTins weit naher als die des Carbo, von dessen per-
sönlicher Feindschaft gegen den Scipio nirgends etwas erwähnt
wird, da man mir gewiss jene Aofforderang desselben an des
Scipio, sich über den Tod des Tiberins anssusprechen, nicht ah
solche entgegenstellen wird (cf. VelL II, 4. Liv. Epist. 89. Aurel.
Vict. 58 ). Vom Fnlvias aber sagt cs^ PlaUrch c. 10. mit tiia-
drncklicheu Worten Tit. C. Gracchi «PovA^iov, ijfigov ovta.
Nur glanbe man freilich nicht, die Sache sei wie ein allgemeiues
Complott auch su den Ohren des Volkes gekommen, und in
einer eigentlichen Versammlung seine Ermordung beslchlossen
worden , aber da gewiss die 3 Hauptlenker der Volksbewegungen
Caius Gracchus, Fulvins und Carbo darin einverstanden waren,
dass bei Lebzeiten des Scipio fiir ihre Sache wenig oder nichts in
hoffen sei , so scheint es mir auch höchst wahrscheinlich , dass
sein Tod von ihnen beschlossen war, und dass natürlich sich Fnl-
Tins und Carbo zu der Vollstreckung hergaben , weil es im eige-
nen Interesse liegen musste, die Uuthat nicht über ihren Kreii
vnter das Volk, selbst unter ihre übrigen Freunde treten su las-
sen. So lassen sicli die verschiedenen Gerüchte , welche dea
Fulvius und Carbo , letztem geradezu als Genossen bestimnsen,
sehr wohl vereinigen , und so ist es einleuchtend , wie jene An-
sicht des Hrn. Prof. G. in sich selbst zusammeuflilU, dass nur
Miner aus Scheu vor Entdeckung den Mord begangen habe. Wie
sollte nnter solchen Umstanden irgend eine Verschwörung gegen
' das Leben eines Mannes zusammentreten « und nneutdeckt blei-
den , wo oft Hunderte Mitwisser, Eine( Vollstrecker ist. Das«
Cains um den Mord wenigstens gewnsst habe, ist mir stets unab-
weislich gewesen, sobald namilch die That als eine politische an-
gesehen werden muss , wie si^ es wirklich ist. Das mag ich frei-
lich nicht behaupten, dass er selbst Hand angelegt habe ao dis
Leben seines Schwagers, ja ich will sogar angestehen, dass er
nicht Zeuge dieses Frevels war, obgleich ich es eben sowenig
läugnen will. Dass wenigstens selbst das Volk Etwas Aebnliches
argwöhnte , nnd dies doch gewiss den richtigsten Maassstab zur
Benrtheilung sowohl anlegen konnte, als abgeben kann, ist dar«
aus über allen Zweifei ersichtlich , dass es geflissentlich, eine Ds-
tersuchung über die Thäter des Mordes unterdrückte, aus Furcht, es
Möchte Caius in diese That verwickelt erscheinen. Cic.proMil«?*
§16. Quantum luctum in hac urbe fuisse a nostris patribus accepimo^)
qonm P. Afrieano, domi suae qulescenti, iiU noctunni ▼is ^^
nUata . « . Num igltur ulla quaestio de Afirlcani morte lata esti
Gerloch : Der Tod dce Sdpio AemSISeDnd. . 399
Corte iiulia. Fliiiarcb. vil. C. 6r«ech. 10. sMtl i$iv6v ovt&g ^q-
yov, in dviglr^ nQ&rc} xal [i^ylörq^ 'PafiuttQV toXfiifilvf ovx
SxvxB dU^g ovo dg Ekiyxov ngo^k^Hk 'EviöXTiOav ymg
o{ n o k k l xal xaxilvöav t^v xglöiv^ vntQ top
Vatou g)oßfi^ivt$gs f^i? ntQtxitrjg ty nlxltf xov
ipovov ifixov^ivov yivijxjjci. Sollte auch hierin picbl
des Volkes Stimme gerichtet haben ?v Und wenn nun ferner^ wie
sich annehmen läaat, der allgemeine Argwohn gleich auf daa
Haue der Sempronier fallen rousste, sollte es, wenn sie sich
wirklich so rein fühlten , und über jeden Verdacht erhaben wa-
. ren, nicht in ihrem eigenen Interesse gelegen haben, sich öffent-
lich Ton aller Schuld zu reinigen , da sie gewiss annehmen durf-
ten , dass solcher ^Argwohn , wie es denn auch geschehen ist, sich
forterben wiirde auf spätere Jahrhunderte und ihrem Geschledite
j^inen Schandflecken anheften, Ton dem es nimmer befreit wiirdel
Erscheinen ^ie nicht so als die geflissenllichen Urheber und Ver-
breiter der Gerüchte über den natürlichen und freiwilligen Tod
des Scipio? Wenn nun ferner den Urhebern des Mordes an einer
Verhüllung desselben Alles gelegen sein musste, so läsat sich
dies gewiss am Besten erklären , wenn man die Sempronia als
Mitwisserin beseichnet und annimmt j dass sie durch die Cornelia
bewogen und in ihrem Vorsatae, unterstützt , In die That einge-
willigt habe. Zunäclist nämlich leitet mich hier wiederum ein
Ausspruch des Cicero auf diese That hin , so versteckt seine An*
spieluiig zu sein scheint: de.Nat. D. III. 32. § 80. Africanum
doraestici parietes non texernnt , naturlich weil von Innen selbst
der Mord ausging. Ferner scheint mir der Ausdruck beim Ap«
pian B. C. 1. ^0. ^ivoi . • . insigax^Bvtfg drauf hinzuführen, dass
8ie eingelassen wurden, nicht gewaltsam eingedripigen sind.
Das konnten sie nicht, ohne sich deu Sclaven zu verrathen , und
es ist unwahrscheinlich , ja gewiss unglaublich, dass Alle in das
Complott gezogen wären , weil auf ihre Verschwiegenheit nicht
zu bauen , und aus gleichem Grunde müsste auch die Annahme
verworfen werden, dass ein Einziger in die Mitwissenschaft hin-
eingezogen sei. Aber gesetzt nun , es sei ein Mährchen , das die
^aven sich zu ihrer Hetlung ersonnen hätten , wie will man sfch
denn das unvermerkte Eindringen in das Schlafgemach des Scipio
erklären,- das rings mit Leuten umgeben war? Muss man da nicht
vielen und luannigfaltigen Vermuthungen Raum geben , währen^
es sich auf die einfachste Weise cnträthseln lässt, wenn man an-
nimmt, dass Sempronia selbst, längst auf das Verbrechen vorbe-
reitet, die Männer eingeführt habe? Die Dringlichkeit dieser
Vermuthung, aas allen äussern Verhältnissen entnommea , kann
und mag selbst Hr. Prof. G. nicht aUengnen; nur so konnte man
aiiein hoffen (und hat sich auch nicht gelauscht) , den Mord in
ein undurchdringliche« Dunkel eiunuhülie«. Furchtbar freilich
erscheint unserm Gefühle eine solche That, unwürdig einer ed«
403 Ma'tbenifiitfili« SebrifUn, '
len Fr»a, die JUni kaltbluii^ 211 bieten ziihi Morde des eigenen
Gemabls. Aber wenn Wollust und Ehebruch selbst in unserer
Zeit und in christlichen Geiuiitheni zn solchen Schändthaten Tar-
anlassen <, wie sollte nicht Hass^ glühender Ilass einer ungelieb-
ten Gattin gegen einen ungeliebten Gatten«, AnMnglichkeit an eine
Ton ilim Tcrabscheute Familie^ die ihre einstge Stiitze blieb, seit-
dem sie dem eigenen Hause entfremdet war ^ an das sie nicht ein^
mal ein Kind fesselte, bu ahnlichepi Schritten fuhren^ zumal wenn
Schwirmerei und Verblendung dies als ein nothweudiges Opfer fnr
den Staat sowohl , als für die Familie ansah. Man muss sich hü-
ten, den Maassstab des Cliristeuthums an solche Gcmüther za
legen, und den Abscheu, den wir vor solcher That liaben, üfier'-
zutragen. Wie wenig römische Frauen, selbst die edlem, zu die-,
gern Bewnsstsein kamen , zeigt Passow in seiner ausgezeichneten
Abhandlung über des Q. Horatius Flaccus Leben und Zeitalter p.
tXXXIIf.
Somit hatte ich dennversncht, die \Tid ersprechenden Mei-
nungen der Alten zu Terehiigen, und wenn es mir gelungen i^t,
Hrn. Prof. G. auf manche Zweifel aufmerksam zu machen, die
sich einem aufmerksamen Leser, seiner Schrift, wie er sie sich
doch gewiss wünscht, aufdrängen, und ihn zu einer geiianerh und
weitern Untersuchung über diesen vielbesprochenen G^enstsnd
zu veranlassen) ist der Zweck dieser Benrtheituug Yollkommen
erreicht.
Halle. Dr. F4 G. Hildebrand.
L Lehrbuch d^r Arithmetik voo Dr. C. B.,.Gre/8«. Franl^-
fürt am Main, Verlag von Wilhelm Kucblor 1838. > 151 Seiten.
Bf» Beispiele und /Aufgaben awa allen Theilen
der Elementar- Mathematik von^ C. F. IK. Oeerbech
Oberlehrer der Mathematik und Phyiik am Lyceum an Hannover.
Erstes lieft.
Arithmetik, Hannover 18S7. Im Verlage der Hähnscbea
Hofbuchhandlong. 62 Seiten.
in. Lehrbuch der Arithmetik und Algebra. Für
höhere Lehranstalten von Dr. M. A. F. Prestel, Oberlehrer am
Gymnasium an Emden, Emden 1838. bei Fr. R^kebrand^ 423
. Seiten. - ' '
IV. Elemente der hohem Algehrm. Zum Gebranehe bei,
Vorträgen in den obern Ciasaen der Gymnasien und snm Selbston«
terrt^hte entw«nrfen vorn M. J. K. übbitcA , . Prafe«sor am königl.
Frtedrichs-GymnasiwB zu Breslau. Breslattf: bei Barth u. Comp.
65 Selten.
▼on Gniui Overbecfc, Prettel« T«bliicli wki UM«. 401
V. Leitfaden sum Gebrauche iei Vorträgen über
die Stereometrie und s^j^kriscke Trigono^
metrie in den^nbürn CIrmco der GJSpMsien wid beim Selba^na-
lerricbte, entwiurfeii van M. J/ K. Tobi§eh^ Prwfevior am koiiigl*
Friedrichi-Gymnasliim in Bretlaa. Bresks 18SI , bei GraM, Barth
II. Comp. 199 Suiten.
\h^rundlehren der Arithmetik und Algebra ffar
den buiiern Schiiluuterrivbt b^arbeiteC Ton jiugm$t Uhdet Br«* PhlK
ProresBor der Mathematik und Aetronomi« am llemiglichen Ctfl-
legto Carolino su Brannsehweig und Vorsteher der technl«chea
Abtheilang d«Nelben. Bremen, VerUig wen Wilhelm Kaiaer 1888.
432 Seiten gr« 8. ^
Herr Greise hat ein brauchbares Wericchen geliefert, wel-
ches in gehöriger Kurse und mit hinreichender Klarheit die arith«
metiichen Lehren enthilt. Rec. hatte aber das Buch hier und
da etwas gründücber gewünscht, nnd wird seine Meinung über
diesen l^unkt in der folgenden spedeUen BeurtheUung mitthei-'
len. — * " . ' .
Ilr. Overbeck hat in dem ersten Hefte sefaies Werkes Tiele
sehr zweckmässig ^wililtc Uebüngsbeispiele gegeben, weiche in ,
Schulen n. s. w. mit grossein Nutzen gebraucht werden können«
Rec. wänscht daher, dass der Hr. Verf. die übrigen Hefte recht
bald zum Drucke befordern möge.
Hr. Prestel hat sein Buch mit lobenswerther Gründlichkeit ,
abgefasst , jedoch mehrere für den Anfänger su allgemeine und
seliwlerige Satze darin aufgenommen. . Für den schon weiter in .
der Mathematik Gekommenen ist daher Torliegendes Werk sehr
empfehlenswerth , Tür den ersten Anfänger jedoch nur im Aus-
züge zu gebrauchen. —
Hr. Tobiaeh hat die wichtigsten Lehren der h5hern Glei-
chungen mit Klarheit und Gründlichkeit bearbeitet und ein Werk-
dien geliefert, welches in den obern Gjmnasialclassen mit
Nutzen gebraucht werden kann.
Der von demeelben Verfasser entworfene Leitfaden^ zum
Gebrauche bei Vorträgen über Stereometrie und sphärische _
Trigonometrie hat Rec. sehr befriedigt , indem er eben so gründ-
lich als jrerständlich bearbeitet ist. Möge daher das Tobiscli*sche
Werk an Gymnasien u. s. w. so \ielfach gebraucht werden, ils
es dies in jeder Hinsicht verdient.
^ Hr. Uhde hat die Grundiehren der Arithmetik und Algebra
auf eine eben so klare und gründliche Weise abgehandelt , Und
sich hierdurch ein wahres Verdienst um diesen Zweig der ma-
thematisdien Wissenschaften erworben. ' Möge sein Buch in iie
Hände derer fallen, welche das Gründliche lieben und das hand-
werksmassige Arbeiten hassen; und möge unsere liebe Ju|[end
^. Jahrb. fTPhil. n. Päd. od. KrU, DM. Bd. XXIX. Uft. 4. 26
4D2. .^ Maftfaematisclie SehrUUn^
recht viel Gutes aus einem' tlTerke erlenieti^ dessen Stadium dem
Recenscnten eine recht grosse Ereude bereitet hat.
Um aber unsere im Allgemeinen ausgesprochene Urtheile so
Tic! als möglich zu begriinden , geben wir jedes einxehie Werk
auf folgende Weise durch;
Nr. I. Hl, Dr. Gretas hat in seimm Werie abgehandelt
1) die Decimalbrüche; 2) die entgegengesetzten Grössen;
3) die Buchstabenrechnang; 4) die Potenzen oder Dignitäten;
5) die Wurceln ; 6) die Permutationen; 7) den binomisch eu Lehr-
satz; 8) die Proportionen; 9) die Progressionen oder Reiben;
10) die Logarithmen ; und 11) die Algebra.
Nr. I. ist mit ganz besonderer Sorgfalt behandelt. So sagt
z. B. der Hr. Verf. im § 10 — § 18.
§ 10. Addition der Decimalbrüche.: Wi^ für die gewöhn-
lichen Brüche^ so ist auch für die Decimalbriiche die Regel der
Addition: Sind die Neuner gleich, so addire man die Zähler
un4 gebe der Summe derselben den gemeinschaftlichen Nenner;
sind aber die Nenner ungleich, so verwandle man erst die Brüche
in Briiche mit gleichen Nennern und verfahre dann anf dieselbe
Art.
§ IL Wenn also z. B. 0,44, 0,07, 0,19, 0,57, 0,01, 0,93
und 0,17 zu addlren sind , so addirt man die Zähler 43, 7, 19,
57, 1, 93, 17 zusammen; diese sind zusammen 306. Dieser
Summe der Zähler oder der Zahl 306 giebt man den gemein-
schaftlichen Nenner, also den Nenner Hundert , so hat man -f^J
oder 3i ^^ oder 3,06. — ,
§ 12. Die Addition der Zähler geschieht am bequemsten,
wenn man die Decimalbriiche so unter einander setzt, dass
Komma unter Komma zu stehen kommt. Deswegen setzt man die
Aufgabe des Torigeu Paragraphen so an :
0,43
0,07
0,19
0,69
0,57
0,01
0,93
0,17
3,06
Wenn man dann der Summe der Zähler den gemeinschaft-
lichen Decimainenner geben soll, so braucht man ihr nur ein
Komma unter dem Komma der übrigen zu geben , und erlangt da-
•durch zugleich den Yortheil, die in der Samme der Brüche
allenfalls befindlichen Ganzen zugleich herausgefunden zu haben
(weil, wenn man mit 1 und Nullen in eine Zahl zu dividiren hat,
man nur so viele Ziffern von der Zahl abzuschneiden braucht, als
von Greiify Of erlieclr, Pretlel, TvUtcli ottd Ulide. 40S*
Nullen mit der .1 Terbunden sind, uiii) die abgeeichnUteneii Zif-
-fern, dann den Rest, der noch durch die 1 mit den Nullen zn
dividiren ist, also hier den eigentlichen Decimalbruch bezeich-
nen). •
§ 13. Wenn nun aber die Dedmalbruche keine gleiche Nen-
ner haben, so mu88 man sie nach § 10 erst auf eine gleiche Be-
nennung bringen, d. h. man muss sie erst in andere Decimal-
brucbe verwandeln, die ihnen am Werth gleich «ind, zugleich x
aber au^h alte denselben Nenner haben. Es fragt' sich , wie' dies
ZH bewerkstelligen sei. Da nun jeder Declmainenner entweder*
10 oder em Produkt ist, dessen Faktoren alle 10 sind (wie
100 = 10.10; 1000= 10.10.10; 10000=10.10.10.10
etc.), ao mnss jeder kleinere Decinaainenner ganz als Faktor in
jedem grössern Decimalnenner enthalten sein. Für Decimal^
brnche Ton den verschiedensten Nennejn lässt ^ch also Immer
der Nenner desjenigen Dccimalbruches, der den grössten Nenner
hat, als Generalnenner ansehen.
§ L4. Wenn man nun aber 0,7 in 0,70 verwandelt , indem
man an die 7 eine Null anhängt , so ist nicht nur der Zahler 7 .
lOmal grosser geworden, sondern auch der Neiiner 10 mal, denn
der Nenner zu 0,70 i«t nicht mehr 10, sondern 100; folglicli
ist OJ =s OJO. Ebenso kann man 0,7 in 0,700 verwandeln^ ohne
dtfss sich der Werth des Bruches verändert ; denn es ist jetzt
Alcht nur der Zähler 7 lOOmal grösser geworden ; sondern auch
der Nenner. Mit jeder Null almo , die man einem Decimalbruche
anhängt, wird nichts an dem Werthe des Bruches verändert; und
es ist 0,7 = 0,70 =:= 0,700 ^ 0,7000 ^ 0,70000 etc.; die
Bruche erhalten dadurch nur andere Benennungen.
§ 15. Wenn man daher die gegebenen , zu addirenden De-
cimalbruche von ungleicher Benennung in andere verwandeln soll,
die ihnen an Werlh gleich sind , und dabei den Nenner des Deci«
malbruches, der den grössten Neuner hat, zum Generalnenner
haben , so braucht man jedem derselben nur so viele Nullen an-
zuhängen, bis er gerade so viele Decimalstellen hat, als der
Bruch, dessen Nenner der Generalnenner ist. Durch die gleiche
Anzahl von Decimalstellen haben sie nämlich jetzt alle gleiche'
Nenner, und doch hat sich durch die angehängten Nullen der
ursprüngliche Werth der Brüclie nicht veräudert.
§16. Sollen z. B. 0,751; 0,5; 0,3149; 0,03; 0,004176;
0,M94 und 0,9 zu einander addirt werden , so verwandelt man
diese Bn^che erst in folgende: 0,751000, 6,500000, 0,314900,
0,030000, 0,004176, 0,119400 und 0,900000. Nun verfahre
nian nach § 12 und setze die Brftche so unter einander, dass
Komma unter Komma zu stehen kommen.
26 ♦
4H «aftlb«0«fSMlb« SdiriH««,
OJOOOGO
OjDIOOOO
IMMMITG
OJMOOOO
adJire wie ■■( gmmtm Zalilca
«•4 ^ci^ ^^ 8i'Wf cia KaoMH oatcr des Koibibb drr iiin^ea.
§ 15. IN» VerCdaren iadcrt ridi ■!€&(, veiiaavck mh den
IkeeavalWddM« Gaaxe TcrkmdcB sand; dhm aMB*- Haa aar die
•M bei der Addhioa der Bradic ailcolalb ct^bcadea Gaaxea
m der Soouae der lliri^eB Gaazen biozitzählea. Gcsetxt e» seien
S3475; e?«,»; 0,0007; 5,196427; 5i7,46; 13,0L56004;
0,15975; 18^16,18 ood 9,11956 zu addirea, daaa ist:
53,175
67439
0,0007
5,196427
527 46
13ioi56004
0,15975
189516,18
9,11956
lilti»68,207ü374
la Nr. 2 «lad dte beiden ersten Beebnangtaiten ^t bear-
beitet; § 60 und 72 aber aidit strenge ^ena^aua^fahrt, weil
w^^MnrpotftiTe, aber nicht für ne^tke Zahlen die Gleicbnng
a • b r^ b • a erwiesen ist , und dasjenige was ftir 5 — 3 ^It, für
— 5 «• ». w. noeh erwiesen werden mu«s.
Nr. 3 ist Icnrx nnd bündige behandelt; In Rficksicfat mt Nr. A
bemerkt aber Ree., dass die Potenzlehre etwas strenger abg^efiaii-
delt werden mnsste. So ist z. B. in § 108 nicht 27 , sondern das ~
Zeichen 3> eine Potenz; so entiipricht (in § 112) q' rrrq nicht
der EiiUmn; der Potenz, eben so ist das in § 126 for posiUVe
Exponenten erwiesene, in § 129 allgemein angewandt; auch
findet dasselbe in § 136 statt u. f § 188 nnd 139 sind femer
nicht streng g^^^g bewiesen, weil die darin an^eftihrten CUei-
chunf en blos für positive Exponenten* beg^nlndet worden sind,
und Jetzt q"*-"=: -~ nnd a = a''-" = — geschrieben
.TOB Greiif, OTcrbccIc» Prettel« Tobisck ttttd Uliie. 405
i^iril V« 8. w. Der AuRdrtick a.} entspricht endlieh nielit der frff«
bem Erklanw; der Potenz , und es kann also auch nicht (ohae
vorhergehenden Beweis) a]^^^ z=z (aj-)** ^esetst werden n. a. w»
Nr. 5 ist recht gut bearbeitet , und Nf . 6 enthalt die Lrihre
von den Fermatattonen auf eine genil^enile Weise«
Der binomische Lehrsatz ist in Nr. 7 für den Fall erwieseir^
^ das« der Exponenft eine positive ganze Zahl ausdruckt; auch ents-
halt Nr. 8 eine Irecht gute Bearbeituiyg der Proportionen^ wenA
nur i» § 220 das Wort Exponent weggelassen wird.^
Die liege! detri, Kettenregel o. s. w. hiftte etwas voHstandi-
ger behandelt werden können^ In Nr. 8 sind die Progresstoneu
oder Reihen , und in Nr. 9 dje ersten Lehren der Logarithmen
auf eine seht befriedigende Weise bearbeitet. Auch hat die hk
Nr. 11 vorkommende Behandlung der einfachen und quadratisch«;»
GklcliungeQ tmsem Beifall. So heisst «s z. B. hi§380— 800. §38(K
' Vom der jilgebra.
Algebra im weitem Sinne heisst diejenige Wissenschaft^
welche zeigt, wie aus bekannten Grossen unbekannte zn finden
sind. . In dieser Bedeutqng gehört die ganze Arithmelik in ihr
Feld ; denn schon bei der Addition sind 2 oder mehrere Zahlen ge-
geben, also bekannt, und man sucht die Summe als nnbekannt^
Grosse, und ebenso verhalt es sich bei den nbrigeu NRecbnungs-
arten«
§ 381. Im engem Sinne versteht min unter Algebra diejenige
Wissenschaft^ welche Idirt, aus Gleichungen, die atis bekannten
und imbekannten Grössen zusammengesetzt sind, die unbekann-
ten durch die bekaimten zu bestimmen«
Anmerkung. Die unbekannten Groslien pflegt man durch die
leisten Budistaben des Alphabets zu bezeichnen ^^ doch ist diese
Beseidmungsait ganz willkürlich. Wenn die Gleichung dne in alt*
gemeinen Grössen oder Buchstaben ansgedriickte ist, so pflegt man
diejenigen denselben, die als bekannte Grössen gelten sollen,
dvrch die ersten kleinen Buchstaben des lateiniscfaen Alphabeta
sn bezeichnen.
§382. Eine Gleichung ist aber jede Zusammensteiittn^
zweier gleichea Ausdrücke.
S 383. Jede Gleichung besteht daher atia zwei Theilen ed^i^
swei Seiten ,^ die einander gleich siiid^
§ 384. Besteht der eine oder beide llieiie der Gleii^un|;
ausmehrero durdi die Zeichen + oder -— Terbuddenea Grössen,
so nennt man diese Glieder der Gleichung.
§383. Man theilt die Gleichungen fün 1) nach Graden , je
nach dem Grade der Potens, in welcher die unbekannte Grösse
in der Gleichung .vorkommt Man hat also Gleichungen vom
ersten , vom zweiteu , vom dritten Grade u. s. w. Die Gietchun»
gen vom zweiten Gcade ncimt man auch quadratische) die^ vom
406 Mathoraatiseho SchrifteO|
dritten Grate eiibbdie, ond die vom vierten Grade bi^iidrati*
•<:he GlekbungeiK Die Gieichon^n vom ersten Grade werden
einfache Gkidinngen, alle übrigen hSkere Gleichungen ge*
oaiint. —
§ 386. Um den Grad einer fegebenen. Gleichtuig sn tfcatim-
wen, miias dieselbe suerst in die gehörige Form gebracht werden.
Sine Gldcbnng hat aber die gehörige Form: 1) wenn die iinbe-
knnnte Grösise nirgends im Divisor vorlcommt; 2) nirgends in Pa-
renthesen; 3.) nirgends unter dem Wurzelzeichen; 4) nicht iii
allen Gliedern der Gleichung, und 5) wemi sie nicht durcii
blosse Addition oder Subtraction wegfsllt. Wie aber euie Glei-
cliung die gehörige Form erliäit, kann liier noch, nicht gezeigt
mrerden.
§387. !Man theilt die Gle'chungen ein 2) nach der Anzahl
, der unbekannten Grössen, in Gleichungen snt einer, mit 2, mit
3 u. 8. w. unbekannten Grössen.
§ 388. Eine Gleichung ansetzen oder formiren heisst die in
ebier Aufgabe angegebenen Bedingungen ganz der Aufgabe gemäss
vermittelst der ariliimetiscbenZeichen so ordnen oder formen, dass
eine Zusammenstclltnig zweier gleichen Ausdrücke erzielt werde.
§ 389. Das Ansetzen der Gleichungen aus gegebenen Auf-
gaben ist Werk der Urtheilskraft, und kann daher nicht gelehrt;
Bondem Mos durch Uebung an Beispielen erleichtert werden. Die
einzige Regel, die sich dabei aufstellen lässt, ist folgende:
SfsB betrachte die ^unbekannte Grösse so^ als ob sie bekannt
wäre 9 und man die Probe über die Richti^eit der Rechnung
machen sollte«» Zu diesem Ende nimmt man mit der unbekaDUten'
Grösse alle durch die Bedingungen der Aufgabe ang^ebenen Ver*
indernogeii vor, und erbSlt so 2 Ausdrücke, die entweder einan-
der gldch sind, oder von denen doch aus der Aufgabe selbst
hervorgeht, nm wie viel, oder wie viel mal der ehie grösser oder
kleiner sein muss, als der andere. Um dieses Verfahren zu er-
läutern, soli^ am Sehluase jedes der felgenden AbscAnilte einige
Aufgaben, die zu demselben gehören, angefiihrt und an ibaen
gezeigt werden, wie die in denselben enthaltenen Gidchnngen
anzusetzen und aitfiBulösen sind.
§ 390. Eine Gleichung auflösen heisst die gegebene 61ei-
chnng in eikie andere zn verwandeln suchen, bei .welcher lu
einem Theile die unbekannte Grösse ganz allein steht, und in den
andern Tbeile lanter bekannte Grössen sind, oder mit kurzem
Worten : den Werth der nnbekanuten Grösse ans ehier Gletehusg
herausfinden. Man nennt deshalb die Algebra audi die Analysi«
oder Aufiösekunst« Wir beschüftigen uns im Folgenden nur mit
der Auflösung der Gleichungen vom ersten und vom zweiten
'Grade mit einer und mehreren unbekannten Grössen u. 8. w.
Druck und Papier sind gui,
Nr. //. In dem ersten Hefte des Hrn. Overbeck komme»
von (GroiM« Ovefbeek, Prcttel, Tobiridi und Vhde» 407
üor: die vier GrundrecKpnngeii in ganten und gebrocileneif,
positiven und ne^tlven bestimmten Zahlen und Bachstaben ; die
Peclmaibrüche; die Gleichungen des ersten Grades; die Aus- -
Ziehung der Quadralwurseln und Cubikwnrzeln , die Propor-
tionen und Anwendung derselben auf die Rechnurtgsarten des
gemeinen Lebens.
Die Beispiele sind in reicIiKcber Menge vorhanden ; dabei
auf eine sehr befriedigende' Weise y und in zweckmässiger Auf'
einandcrfolge gegeben. Auch sind die Facite auf 47 Seiten be-
sonders abgedruckt. Druck Und Papier sind gut.
Nr. in: Hefr PreHeihat sein Bach in;2 Theiie gelheiU^
und im ersten Th^üe abgehandeU z
1) die gansen und gebrochenen Zahlen und die. Rechnungs-
arten mit ihnen; 2) die widerstreitenden Grössen, die Gleichun-
gen des ersten Grades , die Yerliältnisse und Proportionen. ^«cA
kommen in zweiten Theiie vor : 3) die Potenzen und Logarith-
men (wozu anch die Gleichungen de^ 2. Grades u. s. W. gehören;
4) die Reihen, die Zinsrechnung, die cubischen und biqäadra-
tischen und unbestimmten Gleichungen.
Nr, L In § 8 heissl es : Von der Bildung der ganzen Zah-
len und den Rechnungsarten mit ihnen«
Das Zählen ist die Thätigkeit des Geistes, durch welche
derselbe Zahlen bildet. Es geschieht, indem man : a) ein einzei-
nea Element auffasst; b) sich der schon aufgefassteu und durch
die vorhergehende Zahl bestimmten erinnert , und c) beide zu
einem Ganzen verknüpft. Die zuletzt gebildete Zahl wird kielner
oder grösser sein , je nachdem das Zühlen früher oder später afo^
gebrochen wird. Eine grösste Zahl gicbt es nicht. Diesem auf-
steigenden Zählen, wodurch mehrere > Einheiten zu einer ^ahl
vereinigt werden, steht das' znrückschreitende Zählen, wodurch
eine schon gebildete Zahl wieder in ihre Einheiten aufgelöst
wird , gegenäier.
Auch sieht t» § iO: •
Addition,
Durch die Addition vereinigt man mehrere gleichartige Zah-
len zu einem Ganzen. Die VeHcnüpfang von zwei ganzen unbe-
nännten Zahlen ist unbedingt möglich, da das Zählen beliebig
weit fortgesetzt V jede Fortsetzung desselben aber wieder durch
eine ganze Zahl bezeichnet werden kann. Die Zahlen, welche
addirt werden sollen , heissen Summanden oder Addenden ; die
2alil 1 . welche aus der Addition entspringt, heisstdie Summe oder
das Aggregat. Das Zeichen dieser Operation ist ein + '; dieses
wird zwischen die zu verbindenden Zahlen gesetzt. Om zwei
Zahlen, etwa 4 und 5, zu addireu (d. h. eine dritte Zahl zu üu-
deu, welche beide als Theiie entliält), hat man den mit 5 als
geschlossen angenommenen Akt des Zälileus noch weiter forizn-
406 ■•ifc«««tUcfce Sckriflea,
mi Airdh dmtm wmdiem, jcaai bcgieitciiden, sabcmcr-
l^ea, wie Tldfiaheitai iatch jcmi weitere Fefftsihlen hiasn^e-
kommem simi. Letetercr wird gcidilewcD^ weoii die Mea^e de»
Hiaxiifcsililfctt der Zahl, welche hlnv «ddirt werdea soll, 4
SldcUamt Bhaeriiiltaiif dieM Webe:
(3)
5 + 1 = 6..
6 + 1 = 7..,
7 + 1 = 8..,
8 + 1 = 9. ..(4).
Amaerh. Nicht nur die Zahlen, sondern andi die verschie^
denen ndt ihnen Torsttnehmenden Operatloaen, deotet man durch
Zeichen an. In den meisten fallen wurde es za grosser Weit-
schweifigkeit fährei^ und die Uebersicht erschweren wenn man
immer mit Worten au«druckcn wollte, welche Redinimgsarten
mit gegebenen Zahlen vorgenommen werden sollen. Die Gleich-
heit sweler Grössen oder Grossenverbindungen beseidmet man
durch sis, welches Zeichen zwischen sie gesetzt wird.- Es be-
deutet 5 + 4 ==? 9 : die Stimme Ton 5 und 4 ist gleich 9. Einen
Ansdmdc, in welchem zwei Grossen durch daa Gleichheitszeichen
mit einander Terbunden sind , nennt man eine Gleichung.
In S 9 wird die Null (0) eine Ziffer genannt, und als Zeichen
tbt eine Zahl erklirt, wahrend sie doch nur als kürzeres Zeichen
der speciellen Differenz n — a sich zeigt. Manche Sitze dieser
Nr. sind zu speciell erwiesen, während wieder andere für den
Anfanger zu allgemein und schwierig abgehandelt sind. So heisst
es z. B. in der letzten Beziehung in § 19 Nr. 5.
Bei der Bildung eines Produkts aus beliebig Tlelen Faktoren,
ist die Folge derselben fnr die Grosse des Produkts gleichgültig;
man kaob erst zwei beliebige derselben, das erhaltene Prodiikl
darauf mit einem driUen mätipliziren u. s. w.
5 . 6 . 8 . 4 s= [<5 . 6) . 3] .4 = [(5.3).6] 4= [(5.4) 6]-
3 = [(6 . 3) . 5] 4 :t= [(6. 4) . 3] . b = [(6 . 5). 4]. 3 .
u. s. w.
Allgemein, abcd c=5 ahde s=: acdb = acbd s= adbe s= adcb =:=
bacd —' badp = bcad s= heda = lidac ==: bdca ^^
cabd ^^^^ cadb = cbad = ebda = cdab =: cdba rT=
dabc = dach = dbac =: dbca = dcab = dcba^
Man nehme zuvorderst drei Faktoren , a, b, c, an. Bezeich«-
neiman:
ab durch P
bc - P'
ac - P"
ao ist abc = Pc = P'a = P"b.
Es ist P ^^ ab folglich auch (nach 4) = ha
P'r^bc - ^ ^ =^cb
; . P"=^-ac . . , =ca.
Toa Grviii, Xlf erbeck, Prettel, t^liiicli mni «Me. 40%
Scbt man diese WeHhe fiir P, V\ F'; so erhalt omni
aber=:Pe
I = Pc = (ab) c = (ba)
= P'd = (bc) a = (cb) 1
=:=P''d=(ac)b=(ac)l
b.
Auf dieselbe Weise ISsst skh der Sats für vier, fünf ....
Faktorca nachweisen. Gilt derselbe aber für n Faktoren, so !«t
dieses anch ftir n + 1 Faktoren der Fall. Dieses soU jetzl poch
bewiesen werden. '
Man denke sich swei Produkte aus n + 1 Faktoren , welche
beziehungsweise gleich sind , der Folge aber Tersdiieden ist. In
diesen Produkten sind die letzten Faktoren entweder gleich oder
ungleich, a) Sind die letzten Faktoren in beiden Produkten
gleich q, und bezeichnet man das Produkt der übrigen durch P
und P', so werden ersterc Produkte die Form Pq und P'q haben.,
P und P' sind hier Produkte aus n Faktoren, welche bezie-
hungsweise gleich. sind, aber nicht in derselben Ordnung aufein-
anderfolgen. Dic^se Produkte sind der Annahme nach gleich;
folglich auch die ans n + 1 Faktoren bestehenden Produkte Pq
und P'q. b) Sind die letzten Faktoren nicht gleich , so lassen
sich jene Produkte durch Op und O'q darstellen. O und O' be-
zeichnen hierin Produkte aus n Faktoren , und zwar ist unter den
in O liegenden Faktoren q, aus den in 0' aber p enthalten. Die
iibrigen n — 1 Faktoren derselben sind aber einander gleich.
Bezeichnet man letztere durch M und N' , so ist O s» INq und
0' = N'p.
Well aber = Nq und 0' = N'p , so ist auch Op = Nqp
und O'q «^ N'pq. Der Satz, welcher bewiesen werden soll,
wird für Produkte ans n, also auch für n — 1 Faktoren als gül-
tig angenommen , folglich ist N = M^ und also auch ^
Op=:^Nqp
und 0'q==7 N'pq. Ob man aber daa l^rodukt
Nq=:N-(-N.-hN %
mit p multipKcirt, d. h. pmal setzt, oder ob man jeden in diesem
Produkte liegenden Theil N mit p muitiplizirt, ist nach Obigem
gleich. Durch letzteres erhalt mau aber auch Op == O'q. D«
der obige Satz schon für drei Faktoren als giiltig bewiesen ist, so
g;ilt er auch für vier; dann ist er aber auch für fünf gültig; dann
gilt er aber auch für sedis und jede grössere Menge von Faktoren.
Die Zahlemysteme sind «e^r vollständig abgehandelt, doch
sind manche hierher gehörige Sätze für den Lernenden zu schwer.
lieber die Theiibarkeil der ZcüUen u. s. w. wird mit grosser
Gründliclikelt gesprochen ; doch fand Kec. auch hier, dass manche
Sätze, wie die in § 51, 52 und 53 aufgestellten, von den Anfiii-
gern nnmöglich begriffen werden können.
Die gewöhnlichen Brüche sind gui^ u. die Keilenhritche sehr
gut abgehandelt; doch kommen auch liier wieder (in § 95, 96
410 t BfathonratiscfareScbrifU«,
,11. 8. w.) mehrere allzuschwere BntwiekeloD^n Tor. Die Be-
häiidiiiii|;s weise der Qecimalbruche »t geoügenid; doch scheinea
uns § 136 , 137 zu allgemein durchgeführt.
a) Die wider 8f reitenden Grössen hatten gründlicher abge-
haudeit werden können ; auch aiehl Rec. nicht ein , warum auf S.
. 132 und 139 atatt des Zeichens — das andere -r- gesetzt wordea
ist. Die Gleichungen des ersten Grades siod gut bearbeitet' <
Im § 209* hätten wir eine andere Erklanmg des Verhältnisses
gewünscht ; doch sind die arithmetischen und geometrischen Pro-
portionen recht gut abgehandelt. Warum hat aber Hr. P. diesel-
ben nicht Tor die algebraischen Gleichungen gesetzt?
3) Die in § 214 enthaltene Erklärung der Potenz ist nicht
ganz richtig; auch ist das .in § 220 Gesagte zq schwer. Die
Ausziehungen der Quadrat - und Kubikwurzeln sind sehr gut
dargestellt; auch sind die quadratischen Gleichungen sehr gründ-
lich, doch öfters etwas zu weitläufig abgehandelt. —
Die allgemeinen Sätze iiber Potenzen und Würzein sind gut
(doch ' manchmal etwas ^u schwierig) bearbeitet , und geben voo
der Gründlichkeit des Hrn Verf. den sprechendsten Beweis.
Die Erweiterung des Potenzbegriffes ist sehr zweckmässig ;
doch hätten in der Logarithmeniehre manche Satze ausgelassen
werden können.
4) Die cubischen Gleichungen enthalten des Guten allzuviel:
auch findet dasselbe (jedoch in geringem! Grade) bei den bi-
quadratischen Gleichungen statt. Die unbestimmten Gleichungeu
und die Permutationen u. s. w. sind in gehöriger Kürze , und mit
Klarheit und Gründlichkeit behandelt.
Druck und Papier sind gut*
Möge dtsr Hr. Verf. uns bald wieder mit einem eben so
grundlichen Werke erfreuen, aber alle überflüssigen und allzu-
schweren Satze so viel als möglich darin meiden.
Nr. IV. In dem Werkchen des Herrn Tobisch kommen vor:
1) Mehrere Sätze über die höhern Gleichungen ; 2) die allge-
meine Auflösung der höhern Gleichungen des 2., 3. und 4.
Grades; 3) die Auflösung numerischer Gleichungen; 4) die
Auffindung irratioueller Wurzeln höherer Gleiduingen durch
Nähertuig.
Nr. 1 enthält mehrere recht gut erwiesene Lehr^tze über
die höhern Gleichungen. So heisst es z. B. in § 23, 24, 25, 26
und 27:
§ 23. Ist m eine Wurzel der Gleichung: jr+ ci x + ö ^ +
n — 1 n
, . . . + öx + a = o, so ist die erste Seile derselben^ näm-
. lieh T [x'] durch s — m theilbar.
Beweis,
Dividirt man F [x"] diurch \ — m, so kommt man zuletst
von Grdifi| Overbecfc, Preitel, Tobitcb und Ulide. 411
auf einen Re«t , der kein x mehr in sieb hat. Wir wdlen dieaen
Rest 11 nennen. Es ifit also :
^ [?"] ^ R
* ^ = F fx"-n -j . Dies ist wahr, m mag eine Wund
X — m *■ ^ • X — ra ^
der Gieiclinng sein, oder nicht; Hieraus folgt aber: F [x*] c=
[x — ro] . F[x"-'] 4- R. Ist aber x==:m, soist x — m == 0,
also auch [x — m] • F[x"-»] = 0; alsoFfx"] = R; aber F[x"]
ist in diesem Falle auch 2=^ 0«,« also auch R r^ 0;' da also der
Rest R am Werlhe = ist, so kann man mit Recht sagen, daaa
F[x ] durch x -^ m theilbar sei. •
§ 24. Ist demnach m eine Wurzel der Gleichung: F[x"] =
0, so kann man jederzeit F[x'] = [x — m] . F[x"~^] setzen.
§25. Die erste Seite der Gleichung: F[x''] = lasst sich
als Produkt von u Binominalfaktoren des ersten Grades bettach-
ten, Tou solchen Faktoren nämlich, worin der erste Thcü x, der
andere Tlieil aber ein , von x freier Zahlenausdruck ist.
Beweis. Da wegen § 22 jede Gleichung wenigstens eine
Wurzel hat, und, im Fall diese Wurzel in der Gleichung
F[x"] :^= durch ra bezeichnet wird, F[x"] wegen § 23. durch
X — m theilbar ist, so ist zunächst: F[x"] = [x — m] . F[x"-J].
Nennen wir die Wurzel von F [x**"'] z. B. m*, so ist auch F[x»-']
durch X — mMhcilbar, und wir haben F [x"""'] = [x — m']
F[x"-T also F[x"] = [x — m] [x - m^] . F[x"-»].
Man wird bald einsehen, wie man den Beweis weiter fort-
zusetzen habe.
Nr. 2 ist sehr vollständig abgehandelt ; auch ist die Carda-
nisclic Formel sehr deutlich, und die Bombellische Regel in ge-
nügender Kürze entwickelt.
Nr. 3 ist recht gut bearbeitet*
So heisst es z. B. in § 59 und 60.
§ 59 Lehrs. Wird der Gesammtwerth vom F[xT positiv
Z. B. h ; wenn man statt x darin die reelle Grosse q setzt ; nega-
tiv hingegen z. B. — 1 , wenn man statt x , die reelle Grösse p •
substituirt, so hat «die Gleichung F[x"] ^ gewiss eine reelle
Wurzel, welche zwischen q und p liegt.
Beweis. Lassen wir das x von dem Werthe q durch stetige
Veränderung in den Werth p übergehen, so muss sich auch der
Gesammtwerth von F[x"] stetig ändern; um also aus dem positi-
ven Zustand in den negativen überzugehen , einmal =:n: werden.
Da nun aber zu jedem Zustand von F[x"], so lange derselbe zwi-
Bchcn h und —I fallt, ein reeller Werth von x gehören muss, so
muss auch zu dem Grössenzustand der F[x"] ein reeller Werth
des X gehören, d. h. die Gleichung: F[x"] ^= muss eine reelle,
zwischen q und p liegende Wurzel haben.
§ 60. Lehrs. Es lässt sich immer eine positive Zahl, z. B. z.
1 2
finden^ welche Tür x in der Gleichung: x" + ax""* + ax""^ +
412 Ma(höiiiatU>chd Schrifloa,
In-»-! -n - '
4- ax + a = substittilrt, bewirkt , d^ss x" am Wcrthe
grösser ist, als das Agg;regat aller nbrigeo Glieder der ersten
Seite ^ dass also der Gesammtwerlh von F[\"] positiv wird.^
Beweis. Wir haben nur zu zeigen , dass x*^ mit, allen übri-
gen Gliedern susammengenommön auch dann noch, wenn raaii
statt X das z setzt, etwas Positives erzeugt , wenn alle übrigen
Glieder negativ sind ; denn dann wird x" mit der Summe aller
übrigen Glieder um so eher etwas Positives erzeugen, wenn auch
nnter den. übrigen Gliedern noch positive Torkommen. Setzen
wir den Fall, w sei der der2ahl nach grösste Coeflßcient, nnter
allen Coefficientea der dem ersten Glhede nachfolgenden Glieder,
dann ist gewiss w . [x""'* + x**'* + i .•....+ x + 1] grosser,
ala die Summe der übrigen Glieder^ a'asser dem ersten, wenn
man nur auf den Zahlenwerlh Uücksicht nimmt. Wenn mau
demnach citie solche Zahl z statt x in -F[\"] setzt , dass z" ]> w
(z"~* + z" "*+.•... + z -|- 1] wird, dann ist gewiss auch
M^ als die Snmme allör übrigen Glieder von F[x"]:
Es ist klar, dass z«»-* -f- z»'» + , . . -f- « + 1 die Summe
einer geometrischen Progression von n Gliedern ist, deren erstes
Glied =: 1^ deren Exponent = z ist; nun istliber die Summe -==
>»>— l
Ist demnach s so gewählt, dass s*^ > P ~" 1 w ist, so ist
F[x"] am Wcrthe positiv. —
fz^ —— xn w z** ' w
Es ist — — w* = _ — ^^ Nimmt taian an , dasid
Lz — IJ z— 1 z— 1 r
wz" w ,w[w + l]'^ w
s =: nr 4- 1 sei, so ist r — r = ^ — =^
' z — 1 z— l w w
[w + If — 1. Nun aber ist [w + 1]' > [w + l]*» — 1-, also
W fw + 11" W WZ**" w
t- + «"> ^TTi^i - ^TTT-I «••'•-''> iiTT - rri^
wenn man.z =::= w + 1 setzt. Nimmt man also den grösstcn Coef-
ficienten der nach dem ersten, in F[x"] folgenden Glieder, und
setzt man diesen, um 1 vermehrt, statt x in F[\"] , . so ist der
Totalwerth von F[x"] etwas Positives. —
Nr, 4 üt endlich mit hinreichender Vollständigkeit und
Gründlichkeit gegeben. Druck und Papier sind gut.
Möge der Hr. Verf. die Versicherung genehmigen, dass liec.
sein Werkchen mit grossem Interesse durchgelesen hat und. das*,
selbe für die höhern Classen gelehrter Schulen u. fr. sehr geeig-
net hält.
Nr. V, Herr Tohiach hat in seinem Leitfaden abgehandelt:
L) die Lage gerader Linien gegen Ebenen und der Ebenen gegen
▼Oll Gricft, OverlMck, Pnttel, T^bitdi muä UM«, 41S
einander; 2) die Kugel, in wie fern wed^ auf die Berechnung
ihres Itorperüchen fiihalla, noch ihrer Oberfläche Rücksicht ge-
nommen wird. 3) Die Ecke oder der körperliche Winlcel; 4) die
sphärischen Polygone fiberhaiipt und der sphsriscfien Winkel iirsr
besondere; 5) die spliirische Trigonometrie; ö) die Polyeder,
mid 7) die rnnden Körper. ^ ^ ,
Nr. 1 ist sehr aorfffältig bearbeitet. So beisst es s. B. ui
§21-32,
§ 2L Erkl Ein Punkt liegt ausserhalb einer Ebene, wen«
er weder in ihr, noch in ihrer Erweiterung ist. <
§ 22. Erkl. Man sagt, dass eine Gerade eine Eb^ne.
schneide, wenn ein Punkt derselben auf der einen , ein anderer
aber auf der andern Seite der Ebene, ausserhalb derselben liegt.
§ 23. Lehrs. Eine Gerade, die eine Ebene schneidet, hat
mit dieser nur einen Punkt gemein. .
Bett* Halte jene Gerade mit der Ebene zwei Punkte ge*
mein, so lange sie ganz in der Ebene*, was gegen die Voraus«»
Setzung wäre.
§ 24. Erkl» Der Punkt, den eine, eine Ebene schneidende
Gerade mit der Ebene gemein hat , wird der Durchschnittspunkl
der Geraden und Ebene genannt*
§ 25. Grunds. Verbindet man einen Punkt ausserhalb der
Ebene mit einem innerhalb dcrselbcu, so schneidet die TerbilH
dende Gerade, gehörig verlängert, die Ebene.
§ 26. Erkl. Verbindet eine Gerade einen Pnnkt ansserhalb
einer Ebene mit einem Punkt innerhalb derselben, soheiastder
gedachte Punkt innerhalb der Ebene der Fusspuukt jener Yerbin*
licnden geraden Liuie. — [Wozu wird der Fusspnnkt bei gehöri-
ger Verlängerang der rerbindenden Linie ?]
§ 27. Erkl. Liegt ein Pnnkt einer Ebene A diesseits, ein
anderer Punkt derselben Ebene A jenseits einer andern Ebene
B, so sagt man, dass die Ebene A die Ebene B schneide.
§ 28. Lehrs. Zwei sicli schneidende Ebenen haben jeder^
zeit eine gerade Linie, sonst aber keinen Punkt mehr mit einan-
der gemein. '
Beiif. Die genannten z^oi Ebenen können weder eine Ge-
rade und einen ausserhalb derselben liegenden Punkt, noch 3
nicht in einer Geraden liegende Punkte noch eine krumme Linie, .
noch einen Fiachentheil mit einander- gemein haben. [Wegen
§ 14.] Einen einzigen Punkt aber auch nicht, weil sonst die
eine Ebene bei ihrem Durchgang durch die andere zn einer Linie
zosammengeschwunden sein mu^ste, sie haben also zwei Punkti^
daher auch die durch sie bestimmte Gerade gemein. [Wegen
§ 29. Die zwei, sich schneidenden Ebenen gemeinschaft-
liche Gerade wird ihr6 Durchsclinittsliirie genannt.
, § 30. LfhrM, Legt man durch einen Punkt innerhalb und
414 Mmtbenatiseho SchririeB,
einen Pankt aasserlialb einer Rbeiie^ eine 2weile Ebene, so wird
diese letztere^ gehörig cHrwritert, die erstere sclmeiden.
Bew, Man rerbinde die beiden genannten Punkte , so wird
die verbindende Linie, gehörig veriängert^ die zuerst betrach-
tete Kbene schneiden. Da nun die so eben genannte Gerade im-
mer in der, durch die zwei genannten Punkte gelegten Ebene
bleibt , 80 intiss offenbar ein Punkt dieser letztem Ebene auf der
eiuen ^ ein anderer auf der andern Seite der ' zuerst betrachteten
Ebene liegen , also müssen sich auch [wegen § 27.] beide in Rede
stehende Ebenen schneiden.
§31. Erkl. Hat eine Gerade za einer Ebene einci solche
Lage, dass jene, wiewohl ohne Ende verlängert, die ebenfalls
ohne Ende erweiterte Ebene nie schneidet, so heisst die gedachte
Gerade ^nr Ebene parallel. —
§ 32. Lehrs. Legt mau durch eine, zn einer Ebene paral-
lele Gerade, und einen Punkt in der Ebene eine Ebene , so ist
die entstehende Durchschuittsltnie zu jener gegebenen Geraden
parallel.
Bew, Sollten sich die gedachten CSetadcn . einander schnei-
den, so roiistite auch die gegebene Gerade die Ebene schneiden,
was gegen die Voranssetzuug wäre.
Die in Nr, 2 enthaltenen Sätze sind befriedigend abge-
handelL
So heisst es z. B. in dieser Beziehung in § 128 :
§ 128. Lehr 8, Schneidet man eine Kugel durch eine Ebene,
so ist der Kugelschnitt, d. h. der Thejl der JSbene, der innerhalb
der Kngel sich befindet, jederzeit ein Kreis, der daher ein Ku-
gelkreis genannt wird.
Bew. Wir haben hier zwei Fälle zn beachten ; entweder
geht nämlich die schneidende Ebene durch den Mittelpunkt der
' Kuger, oder nicht.
I) Geht die schneidende Ebene durch d^n Mittelpunkt der
Kngel, so ist der Schnitt ein Kreis, denn alle Punkte der Be-
' grenznng des Schnittes [der Ourchschnittslinie der Kugelfläche
und schneidenden Ebene] liegen ja vom Mittelpunkte der Kugel
gleich weit ab.
II) Es gehe der Schnitt nicht durch den Mittelpunkt, wie
ran [in Flg. 29]. Man falle vom Mittelpunkte der Kugel o auf
die Ebene des Schnitts eiuen Perpendikel, so kann derselbe we-
der in einen Punkt der Begrenzung des Schnittes fallen [weil
alle, vom Mittelpunkt an die Punkte der Begrenzung des Schnit-
tes geführten Geraden als Kugeiradien einander gleich sind , also
auch keine derselben ein Perpendikel auf der Ebene des. Schnittes
sein kann, noch auf einen Punkt treffen,, der ausserhalb des
Schnittes in der schneidenden Ebene liegt , denn sonst wäre die
gefällte Linie grösser, als der Radius der Kngel, also kein Per-
pendikeL Der von o auf die Ebene des Sehnitts gefällte Per-
von Grciiis, OveHbeclr, Prcttel, Tobiich und Uhde. 415
pendik'el triff! also die schneidende Ebene in einem Punkt inner
halb der Begrenzung des Schnitts z. B. in Ic. Nimmt man sieh In
der Be^enzung des Schnittes zwei beliebige Pnnkte an , z. B.
^uund V, zieht. man no und to, so entstehen die bei k recht-
winklichten Tria ngcHiko nnd kov; es ist daher uk = Y^no* — ok%
eben8okv= '^"[vo* — ok*]; da aber uo ^^ ov ist, so ist auch'
uk = kv; eben so könnte man zeigen , dass alle von k an Punkte
der Begreiizung gezogene Geraden einander gleich sind ; also ist
det Schnitt der Kugel, nämlich mn ein Kreis und k sein Mittel-
punkt«
In Nr, 3 wird von der Ecke oder dem körperlichen JFinkel
mit grosser Genauigkeit gesprochen, Rec. ist indess der Mei-
nung, dass dieses Capitel durch Weglassung einiger Satze auf
einen kleinern Raum hättiS gebracht werden müssen.
Nr. 4 hätte ebenfalls etwas kürzer ausfallen können.
Nr, 5 ist besonders gründlich bearbeitet und zum Studium
der sphlTrischen Trigonometrie sehr geeignet« Rec. hat diese Nr.
mit besonderm Vergniigen gelesen.
In ZVr. 6 sagt Herr Tobisch unter anderm :
§ 292. Lehrsatz. Es kann' blos fünf Arten Ton regulären
Polyedern geben. Beweis, Die begrenzenden Figuren können
nur entweder reguläre congruente Triangel, oder Vierseite
oder Fünfseite sein; denn da der Winker in einem regulären
Sechsseite = 2R — JR = 2R — |ft === IJR ist, so würden,
wenn drei solche Winkel zur Bildung einer Ecke eines regulären
Polyeders zusammentreten sollten , dieselben bereits 4R ausma-
chen, was unmöglich ist. Es eignet sich also das reguläre
Sechsscit zur Begrenzung eines regulären Polyeders nicht mehr;
um so weniger ein regelmässiges Polygon von mehr als 6 Seiten.
[Wieso?]
Da der Winkel eines regulären Fünfseits = 2R — |R:==1|R
ist«, so können allerdings drei solche Winkel zur Bildung einer
Ecke eines regelmässigen Polyeders zusammentreten, denn drei
solche Winkel machen noch weniger, ab 360^ aus. Vier soictie
Winkel würden aber bereits 3€0^ übersteigen; es können daher
nicht vier Winkel des regulären Füiifseits zur Bildung einer Ecke
eines regulären Polyeders zusammen treten. Demgemäss kann
es nur eine Art von regulären Polyedern geben , die von_ regulä-
ren Fonfseiten begrenzt ist. [Das hier gedachte reguläre Polye-
der wird von zwölf regulären congruenten Fünfseiten begrenzt,
und daher das reguläre Dodekaeder genannt.]
Dass sich das Quadrat zur Begrenzung eines regulären Polye-
ders eignet , kann nach dem Bisherigen wohl leicht eingesehen
werden ; so wie , dass es nur eine Art regulärer Polyeder giebt,
die TOD Quadraten begrenzt ist; denn vier Winkel von Quadraten
können nicht zur Bildung einer Ecke eines regulären Polyeders
416 Matli8M«U«c1ie Sckriftea,
Bmeatr^teo. [Das tob congraenten Qaadraien hegtentie re^
firiire Poljcder heiMt das regaüre Hexaeder oder der Würfel
(Cubns), begrenxi'TOO sechs coogroenken. Quadraten.]
Der regollre Triaagel eignet sich am besten zor Begrensnng
regulärer Polyeder; es können nämlich je.drci, je Tier oder Je
flinf Winkel reguläre Triangel cur Bildung einer Bcke des' regti-
llren Polyeders zusammentreten (jedoch nicht mehr je scd»] ;
es ist nämlich ein Winkel des regulären Triangels == |R; da sind
also selbst fonf solche Winkel zusammen noch kleiner« als 4R*
Es lassen sich daher drei verschiedene Arten regulärer Po-
lyeder bilden, die von regulären coogrnenteil Triangeln begrenzt
sind. [Die erste Art, wo zur Bildung einer Ecke des reguläre)!
Polyeders je drei Winkel regulärer cougruenten Triangel zusam-
mentreten, ist das reguläre Tetraeder, begrenzt Ton Tier cou-
gruenten regulären Triangeln; die zweite Art, wo je vier Win-
kel der regulären cougruenten Triangel zur Bildung jeglicher
Ecke zusammentreten, heisst das reguläre Oktoeder, begrenzt
von acht regulären congruenteu Triangeln; die dritte Art endlich,
• bei der je fünf Winkel regulärer Triangel zur Bildung jegUclier
Ecke zusammentreten, helsst das reguläre Ikosaeder, begrenzt
von zwanzig regulären cougruenten Triangeln.] Es giebt somit
nur Auf verschiedene Arten regulärer Polyeder.
Von den runden Körpern Nr. 7 heisst es endlich In § 357 :
Erkl. Unter einem runden Körper versteht man den Kor-
per, der dadurch entstanden gedacht werden kann, dass sich
eine ebene Figur iim eine , ihren Platz nicht verändenide Seite
derselben herum dreht , bis sie wieder in ihre vorige Lsge zu-
rückgekommen Ist. Die gerade Linie, um welche herum die
Drehung gedacht wird , nennt man die Achse des runden Körpers.
Bemerkung, Errichtet man in der erzeugenden Figur auf
der Achse einen Perpendikel , und verlängert man ihn , bis er
^ dfe Begrenzung ge.dachter Figur noch einmal trißl, so bildet
diese perpendikuläre Linie bei einer Umdrehung der erzeugenden
Ftgnr einen Kreis, welcher zugleich ein Schnitt des erzengten
runden Körpers sein wird. Der Mittelpunkt dieses Kreises liegt
in der Achse; seine Peripherie auf der Oberfläche des erzeugten
K«Vrpers. Es Ist klar, dass die ganze Oberfläche des erzeugten
Körpers durch Umdrehung des , ausser der Achse noch Hbrigen
Theils des Perimeters der erzeugenden Figur entsteht , wahrend
der Körper selbst durch die Umdrehung der Ebene^ die zwischen
dem ganzen Perimeter der erzeugenden Figur liegt , gebildet
wird.
Folg. Schneidet man einen runden Körper durch eine, auf
seiner Achse senkrechte Ebene, so ist der entstehende SchoitC
ein Kreis-, dessen Mittelpunkt in der Achse liegt u. s. w.
Jtec. bemerkt schtiessiich , dau vorliegendes Werk^ seiner
▼oa Grtitif • OrefWclr^ Pfittely Tobkdi mid Uhde. 417
lobentwerHen Behandlungswnse wegen ^ ^emelm lekamd ««
werden verdient. ' Druck tmd Papier eind gut. ~-
Nr. VI. In dem Lehr kucke dee Herrn Vhde kommen vors
1) Die Grundbegriffe von den Zahlen nnd ihren Arten nebst
den Regeln ihrer Itünstlichen Bildung und Beseicbnung; 2) die 4
einfachen Rechnangsarten in gansen Zahlen ; 3) die 4 einfachen
Rechnnngsarlen mit gansen Zahlen , die nach den Regeln einen
Zalibystems künstlich gebildet sind; 4) die vier einfachen -Rech-
nungsarten mit gebrochnen Zahlen; 5) die 4 einfachen Rech-
nungsarten mit Decimalbrüchen ; 6) die 4 einfiudien Rechnungsar-
ten mit positiven und negativen Zahlen; 7) Anwendung der 4 ein-
fachen Rechnungsarten zur Losung wirklicher Aufgaben; 8) die .
Verhiltnisse und Proportionen; 9) die Grundbegriffe der Poten-.
zen, ihre Bezeichnung und Bestimmung der Aufgaben, zu wel-
cher die Zahlform Veranlassung gicbt ; 10) did Erhebung zum
Quadrat und Ausziehnng der Quadratwurzeln ; 10) die Erbe- ,
bung zum Cubus und Ausziehung der Cubikwurzeln ; 12) die
Potenzinmg und Wurzelaussiehung im Aligemeinen, das R!ech-
nen mit Wurzelgrossen; 13) Allgemeiner Begriff der Potenz und
allgeraeine Potenzrechuung; 14) die Logarithmen; 15) die Auf-
lösung quadratischer Gleichungen; 16) die arithmetischen und
geometrischen Relhqn. —
Nr. 1 ist an manchen Stellen etwas zu allgcmefaii JVr. 2
aber recht gut abgehandelt. Um jedoch die Darstellungsweise
des Herrn Verfassers etwas naher kennen za lernen, steUt Ree.
§ 8 wörtlich folgendermassen hin:
Die Addition.
§ 8. So wie zwei und mehrere gleichartige Grossen als
Theile zu einem Ganzen vereinigt Verden können, so darf man
auch fordern, die Zahlen, durch welche solche Grössen bestimmt,
werden, in eine einzige zusammenzuziehen, welche das Ganze '
darstellt. Die Rechnungsart, welche diese Aufgabe löst, heisst
Addition.
1) Zwei (oder mehrere) Zahlen zu einander addiren, heisst
demnach dieselben als Theile zu einer neuen Zahl vereinigen,
welche als Ganzes zasammenfasst, was jene getrennt bezeichne-
ten. Die zu vereinigenden Zahlen werden auch wolil Posten oder '
Summanden , die aus ihrer Vereinigung entspringende Zahl aber
wird Summe (summa) oder Aggregat (sggrego) genannt* Das
Zeichen der Addition ist -f- („plus^^) „und ,^^ zwischen die zu ad«-
direnden Zahlen gesetzt , z. B. 3 + ^ = 7 , wo das Zeichen ==
(„gleich*'^), wie überhaupt, die Gleichheit der beiden Ausdrucke,
zwischen welchen es steht, und 7 die Summe bedeutet
2) In ganzen Zahlen kommt die Rechnung darauf zurück^
dass man von der einen Zahl weiter zahlt, bis man simmtliche
Einlieiten der zweiten Zahl zu ihr hinzugenommen hat , was durch
/V. Jahrb, f. PkU. M. Putd. od, KrU. BibU Bd. XXIX. iffL 4. 27
41» llallieM«tUeli0 S«hrifUn,
«i» fleiduKeitfget ZUden bis m dieser iweiten Zthl n^en jenem
entea bemerkt werden miifts. Die laletsi erhaiieoe Ztbl bt die
getochie Summe. Da« Addiren sweier gansen Zablen besteht
also kl einem bloMen ZuaammensahleB derselben.
— Biidliche Dfrstellong des beschriebenen Verfahrens. —
Dm mehr ah awei' Zahlen an adduren^ vereinigt man doch
Immer snerat nur swei deraeiben, nimmt zu der Summe, sh
einer einsigen neuen Zahl, die dritte und so fort, au jeder jrori*
gen SommiB wieder eine neue Zahl bis zur letzten.
3) Die Ordnung, welche man bei dem Zusammenaahlen die«
acr Zahlen befolgt, ist olme Einfluss auf die Grösse der Summe,
weil dberhaupt die Ordnung, in welcher Theile zu einem Ganzen
▼ereinigt werden, auf die Grosse derseibeji keinen Elinflaashat
8oi8t3-f 4 = 4 + 3 = 7;
allgemein a + b =s b + a.
— Erweiterung dieser Formel auf mehr als zwei Theile» —
4) Es liegt schon in dem Begriffe der Addition, dass die zo
addirenden Zahlen gleichartig sein müssen, denn nur gleichartige
Dinge lassen sich ab Theile zu einem Ganzen Terbin^den» Zahlen
'aind aber nur dann gleichartig, wenn ihnen dieselbe Einheit zum
Grunde liegt. Die Summe ist natürlich wieder Ton derselben
Art, wie ihre Theile.
Es ist an einem Beispiele zu zeigen, dass blosse Gleichartig-
Jteit (nicht Gleichheit) der Einheiten, ans welchen Zahlen gebil-
det sind, nicht hinreicht, nm diese selbst gleichartig zu nennen,
dass aber solche Zahlen gleichartig und in diesem Sinne zu Ad-
dition fähig werden, wenn man ihre Einheiten unter einen ge-
meinschaftlichen höhern Begriff ßtellt.
5) In Buchstaben lasst sich bei der TÖlllgen Unbestimmtheit
ihrer Bedeutung das Resultat der Addition im Allgemeinen nicht <
einfacher als durch blosse Andeutung der Operation darstellen
(a+b). Nur in dem Falle, wenn deraeUbe Buchstabe zu wieder-
holten Malen 4U der Summe vorkommt, fasst man das .Resultat
dadurch kürzer zusammen und drückt ihre Gesammtmenge durch
eine vorgesetzte -Zahl aus. Hiernach ist
a + a = 2a;
« + b + b-|->^ + b = 2a4.3b$
a -i- 2b -f- 2c -f 3b + 8 -f 4a =«a + 5b + 2c.
Die in § 10 enthaltene Erklärung bitte Rec. etwas anders
gewünscht, auch hätten hier und da die Beweise etwaa ausfuhr-
licher sein können.
Nr. 3 ist gut bearbeitet; auch ist Nr. 4 sehr gründlich ab-
gehandelt; doch hätten wir hier noch mehrere erläuternde Bei-
spielegewünscht In Nr. 5 ist die Lehre der Decimalbrüche auf
eine recht genügende Weise entwickelt. Nr. 6 hatte aber ttec
manchmal dentlichec und weniger allgemein bearbeitet gewünscht
So heisat es Zr B. in dieser Besiehung in § 44:
▼oa GreiM, Orerbedr, Prt tC«!, ToblMk und Uhde. 419
Die Multiplikation.
' 1) Wenn zar Mniliplikatlon positire und negatiire statt abso-
luter Zahlen gegeben werden, so kann die Btlduiigf des Produkts
was die Grösse betrifft, durch die Angabe, in welchem Sinne
die Faktoren gesihit sind, in keiner Weise geändert werben
und nur das Vorseichen des Produkts oder die Besiehung, in
welcher es selbst je nach den angegebenen Beziehungen seüiet
Faktoren zu nehmen ist , erfordert noch eine eigne Bestimmung.
Audi In dieser fllnsicht hat der Multiplikator als Vorschrift oder
Norm fiir die Bildung einer neuen Zahl , der sich der Multiplikand
als Stoff zur Erzeugung derselben unterordnen soll, die grosste
Wichtigkeit, so zu sagen, die entscheidende Stimme. Als po-
sitive Zahl zeigt er an, dass man die Einheit im ersten ursprüng-
lichen Sinne gesetzt, und mit ihr die angegebene Wiederholung,
EintheUung oder Beides zugleich Torgenommen habe. An die
Steile dieser Einheit soll der MultiplUcand treten. Dieser musa
also gleichfalls unverändert, in dem Sinne wie er gegeben ist,
gesetzt; und so in gewohnter Art auch den übrigen Vorschriften
des Multiplikators unterworfen werden. Das Produkt wird folg-
lich, wenn der Multiplikator positiv ist, einstimmig mit dem
Multiplikand, — positiv oder negativ, je nachdem dieser es ist
)+*^5t*}=+*^
^ a) . (+ b) = — ab.
Ist dagegen der Multiplikator eine negative Zahl, so fordert
er, dass man das Umgekehrte der ursprünglichen Einheit, oder
diese im entgegengesetzten Sinne , seinen übrigen Bestimmungen
gemäss, setze. Soll daher, was der Multiplikator als unbestimmte
Einheit annimmt, durch, den Multiplikand vertreten wei:den, so
hat man auch von ihm das Umgekehrte, oder ihn Selbst in Wider-
streit mit seiner anfänglichen Beziehung zu setzen , und In dem
erhaltenen Sinne der vom Multiplikator vorgezeiohneten Rech-
nung zu unterziehen. Das Produkt wird folglich in diesem Falle
dem Multiplikand entgegengesetzt, — negativ, wenn dieser po-
sitiv, positiv, wenn er negativ war.
(+ a) . (— b) = -- ab,
(— a).(-b) = + ab.
Alle vier Fälle, die hier in Absicht auf die Vorzeich^ der
Faktoren möglich sind, lassen sich auch unter die Regel bringen;
einstimmige Faktoren geben ein positives, widerstreitende ein
negatives Produkt. -—
Nr. 7 ist sehr zweckmässig bearbeitet; auch sind die in §
40 u. s. w. vorkommenden Beispiele sehr belehrend.
Die in Nr, 8 abgehandelte Proportionslehre enthält die wich-
tigsten Satze der arithmetischen und geometrischen Proportionen
mit' genügender Strenge. Von den in Nr. 9 vorkommenden Po«
tenzea sagt Herr Uhde In § 57 Nr. ^ und 3:
27*
420 MvIhttMimlUclie Sebrirtea,
2) Man nennt nnn ein Produkt ans dner bestimniten Men^
gleicher Faktoren eine Potenx (Dignität, Würde) ein^ solchen
Faktors, diesen selbst, sofern er bei der Bildung 4er Potenx
ram Gmndelle^, Ihre Wvrxel oder ihren- Gsnndfaktnr, nnd die
Zahl, welche anseigt, wie Tieie gleiche Faktoren in der Potenz
vorhanden sinJl, Exponent oder Grad derselben.
3) Um eine Potenx sn bexieichnen , setst man das Zeichen
des Exponenten %nr Rechten eben neben das Zdchen der Wurzel
oder des (Smndfaktors; z.' B. schreibt man 5.5.5^= 5^, and
liest dieses Zeichen: ,,5 zur dritten Potenz^^ oder ^ anf die Po-
nval
tenz des dritten Grades erhoben^^ Allgemein a . a . a . . . . « wird
geschrieben u^ nnd gelesen: „a zur n^'' Potenz ^^ oder: ,,a auf
die Potenz des n^^ Grades erhoben, ^^ auch wohl: ,,dle n^ Po-
tenz von a/' Auch heisst es in § 58:
§ 58. Bestimmung der Aufgaben, zu welchen der Begriff
der Potenz Veranlassung glcbt
1) Der Begriff der Potenz setzt eine Beziehung zwischen
drei Zahlen fest , dem Grnudfaktor oder der Wiu*zd , dem Expo-
nenten oder Grade, und der berechneten Potenz oder dem ferti-
gen Produkte, welches die Wurzel so oft als Faktor enthalt, als
der Exponent anzeigt ; z. B. 5' "= 125; allgemein a" = A. Jede
Ton diesen drei Zahlen kann als die gesuchte angenommen wer-
den, während die beiden andern gegeben sind.. Daraus entsprin-
gen drei Terschiedene Aufgaben. Die erste fordert die Berech-
nung der Potenz, wenn Wurzel und Exponent gegeben sind, und
fuhrt den Namen Potenzirung oder Erhebung (einer gegebenen
Zahl) zur Potenz eines vorgeschriebenen Grades, z. B«
5^ = X [= 125];
allgemein a" = x [c=: A].
Offenbar kommt die Lösung dieser Aufgabe auf eine Anwen-
dung der Multipiikationsregeln zurück.
2) Die zweite Angabe entsteht, wenn eine Zahl als Potenz
eines bestimmten Grades gegeben , und deren Wurzel .oder
Grundfaktor gesucht wird. Sie hat den Namen Wurzelausziehiing
erhalten und verlangt ^ dass die gegebene Zahl In so viele gleiche
Faktoren zerfallt werde, als der gleichfalls gegebene Grad der
Potenz, welcher nun auch Grad der gesuchten Wurzel genannt|
vorschreibt;
z.B.y'-S=125[y=:5]; ^ ^
allgemein y* = A [y = aj. ,
Man drückt indessen die Forderung gewohnlich dadurch ans,
dass man vor die Zahl, aus welcher die Wurzel eines bestimm-
ten Grades gesogen werden soll, das Zeichen / ein gedehntes r,
Andeutung des lateinischen Wortes radix, und in die Oeffnung .
dieses Zeichens den Grad der ireffuchten Wurzel setzt; z. B.
VM GMbfj-Oferbeclr, Preitd, Tobitch nod Ubd«. . 421
allgemein Ka= y [= a].
Diese Ausdrücke werden gelesen : \^ Wurxel dritten Grades
aus 125^^ und: ,, Wurzel des n'^** Grades aus A.^^
3) Drittens endlich können Wurzel und Potenz gegeben sein,
um den zugehörigen Exponenten zu bestimmen; z. B. -
5^ = 125[z==3]
allgemein a* = A [z = n].
Man nennt diese Aufgabe Exponentiation. Sie kann erst
dann befriedigend gelöst werden , wenn schon die beiden Torher-
gehenden Aufgaben in ihrem 'ganzen Umfange erörtert sind, und
wird auch dann, aus Rücksichten der praktischen Brauchbarkeit,
nur Hl einer sehr beschränkten Voraussetzung gelöst werden, wo-
bei sich noch eine neue Kunstsprache und Bezeichnung ergeben
wurd.
Nr. 10 und 11 sind recht deutlich abgehandelt, und enthal-
ten alles, was über diesen Gegenstand in Gymnasien gesagt werden
kann.
Nr. 12 enthalt die nöthigsten Sätze der Potenzirung und
Würzelausziehnng im Allgemeinen ; und Nr, 13 giebt von der
Gründlichkeit des Hrn. Verf.s den besfen Beweis. Dfe Lqgarith-
menlehre ist in Nr. 14 sehr gut bearbeitet, auch wird in Nr. 15
von den quadratischen Gleichungen auf eine .genügende Weise
gehandelt.
So sagt z. B^ Hr. Uhde in § 82 1
§ 82. Auflösungen gemischter quadratischer Gleichungen tint
einer unbekannten Grösse.
1) Die allgemeine Form gemischter quadratischer Gleichuni-
gen mit einer unbekannten Grösse ax^ -f- bx = c lasst sich da-
durch noch etwas Tereinfachen , dass man sie durch den tJoeffi-
cienten des x^ difidirt, wodurch sie in x' -f -- =; — übergeht
b c
Setzt man für die Quotienten — und ~ emfiiche Zeichen , z^ B.
f und g, ao erhält man die neue, noch eben so allgemeine Form
x' 4- fx =: g. Um sie aufzulösen , musa man aus ihr zunächst
ehie Gleichung ersten Grades abzuleiten suchen. Dazu ist die
Ausziehung der Quadratwurzel erforderlich. ' Die beiden Glreder
'der ersten Seite können als die beiden ersten Theile des Quadrat«
einer zweitheiligen Wurzel angesehen werden [(x -f a)* = x* +'
2ax + a^ . X . als ersten Theii -dieser Wurzel angenommen, ent-
hält der Coefficient des in x multipKcirten Gliedes, f, das Doppelte
Bires zweiten Theils [f = 2a,. also a = |f]. Wird daher daa
Quadrat der Hälfte dieses Coefficienten ^^-|-) = ^^, der ersten
Seite der Gleichung zugelegt, so stellt dieselbe das volktäiidfge
422 Malhemvilielie Scfaxifiea»
Quadrat der iweitheiiigen Wunel x + y ^'f* N&turlich muss
dasselbe, zur Erhaltung der Gleichheit, auch auf der zweiten
Seite der Gleichung addirt werden«
Dadurch erhält man :
und daraus durch Au^ziehung der Quadratwurzel aus beiden Seiten
^ + T-^ 4(«4^jfol6Uch:x = -|q:(/g + ^^
2) Da jede Quadratwurzel ebensowohl positiv als negativ ge->
nommen werden kann, so bekommt man auch hier wieder zwei,
und zwar im Allgemeinen von einander verschiedene Werthe för
die unbekannte Grosse, nimlich x:^ — y "^ ^8j\ — ^^^
~''*~~ '^^S + ^'). Eigentlich UUe sollen auch das Resul-
tat der Wurzehmsziehung aus der ersten Seite der Gleichung ab
zweideutig, nämlich als + f x + y) bezeichnet werden. In-
dessen Yon^en vier in dem Ausdnicke+rx+yJ=? ( fg^-^j
zusammengezogenen Gleichungen stimmen je zwei und zwei
«herein.
Nachweisungen.
Gleich sind die beiden Werthe der unbekannten Grosse nur
dann, wenn g -f- -— = 0, also g = j- mitliin die anfäng-
liche Gleichung unter die Form x' + f x =: —-7- passt^
Ob sie rational oder irrational sind, hängt davon ab, ob diQ
Summe g + | f^ oder 4g + f' ein vollständiges Qaadrat ist oder
nicht.
3) Die Auflösung, gemischter quadratischer Gleichungen fuhrt
auf imaginäre Ausdrucke, wenn g negativ und grösser als (daa
immer positive) l V (oder 4 g > f ') ist. Es stellt sieh dadurch
wieder nur die Unmöglichkeit heraus, eine Zahl von solcher Be-
schaffenheit zu iBnden, wie sie die anifängliGhe Gleichung fordert
tt. B. w. •
Hattemer: DttstfiUi^dbMre. 423
4) Die allgemeine Form gemiscliler quadr^tisdier Gfeiclmn-«
jfen bereift auch die reinen onter aicli, namlicli ala den beaon-i*
dern Fall , wenn f = ist Für dieselbe Yoranaaetiung gebt
anch die Formel für die Aufiosiing gemiachter in die für die Auf-
idanrig reiner qnadratiacher Gleichungen über.
In Nr. 15 sind endlich die arithmetiachen nnd geometrischen
Reihen auf eine leicht verständliche Weise gegeben. Druck und
Papier sind reckt gut. Auch bemerkt Rec. mm Sohiusse dieser
Beurtheilung: ^^dase Herr Ubde die höhere Arilhmeiik um ein
Mehr brauchbares Werk bereichert hat. '^
Dessan. Prof. Dr. Götz.
Teu Ische Sprachlehre von H. Haitemer, Professor an der
KantotisBchnle in St. Gallen. Mains , Druck und Verlag von
Florian Kapferberg. 1839. 300 S. 8. " \
Zahlreich sind noch immer, zur Freude denkender Staata-
manner und forschender Gelehrten ^ im deutschen Lande die Bü-r
dungsanatalten, welche akh kein niederes Nützlichkeitsprincip
zur Norm ihres Wirkens aufdringen und sich nicht dahin bekeh-»
ren lassen, den jugendlichen Geist nicht mehr seiner selbst willea
zu pflegen, sondern zum Knecht, wir wollen nicht sagen Herrn
d^r groben Materie abzurichten. Unter den ihnen zur Ausbil-
dung des Verstandes, zur Schärf nlig des Urtheiis und zur Erre-
gung und Veredlung des 'ästhetischen Gefühl's gebotenen, zugleich
an und für sich wichtigen Unterrichtsstoffen räumen aie den Spra^»
chen mit Recht eine der ersten Stellen ein, weit davon entfernt^
deren Kenntniss einzig und allein wegen des Verständnisses aua-
gezeichneter Schriftwerke oder als Mittel zn richtigem und ge-
wandtem Ausdruck anzuempfehlen und zn bewerkatelligen: Un«>
beholfene, wirren, von hier und da eilig aufgeraflflen Sprachwuat
zuführende Maschinen eignen sich ihnen daher bei den altien vor-
sugsweise classisch genannten Sprachen sowohl ala bei dem nna
eigenen Idiom zu Schulgrammatiken eben so wenig -y als steife^
geisteshohle und formswSngende Richtstäbe oder vomehme^ von
dem Dunst eingebildeter Universalsprachkenntniaa aufgetriebene
Blaaebilge* Die grossen auf rationellem nnd historischem Wege
von den Meistern in einzelnen Sprachgebieten gewonnenen Re-
attltateaber, die wichtigen , wir möditen aagen apraehpaychdö*
giachen Aufklämngen über Wesen und Bntwickelung der Rede«
theile ans der Feder geistvoller SprachphiloBophen und aelbst die
mindestens anregenden Lichtblicke, weilte die nidit.gar zu raireo
Gharlatane unter den Linguisten auf Einzelnea geworfen haben^
wollen aie in zweckmässiger Auswahl nnd organischer Verbindung
auf ihre grammatischen Lehrbficher übergehen und dieae selbst
nicht femer in den atickluftivoUen , todbringenden Atmosphären
424 be«iic1ie Si^rselic»
elnei übergraneD SchleadriftM iirüdilelireii fteheii« ' Doterschei-
äcod jedoch swifwheii einer sarten, sehontingsvoll so behandeln-
den Jugend nnd einer durch mancherlei Änreg^un^ und hinlän^'
liehe Kennt nisse Torbereiteten Stufe fuhren sie jener mehr eioen
wohlgeordneten Spmchstoif nn, wahrend sie diese das ErMrwbene
rationell lu erfassen, historisch lu verfolgen und asthetiai^h zu
betrachten anleiten« In diesen Beiiehungen, wenn auch nicht in
allen sngleich, sind ihnen inr die mittleren und oberen Cfaunten
gelelfirter Schulen, sowohl für alte Sprachen einige schitsbare
Versuche entgegengekommen, als auch, wenn auch theihveiee za
nrofassUch und einseitig systematisch, für das Deutsche. Unter
Letzteren nimmt denn auch das oben bezeichnete Buch des Herrn
Profe88or*8 Hattemer , eines dem Reconseuten persönlich bekann-
ten denkenden Scliulroänn's, eine ehreuwerthe Stelle ein.
Indem wir nun diese, laut der Vorrede keinem. System aus-
schliesslich huldigende und ffir mittlere Gymuasialclassen be-
stimmte deutsche Grammatik, ein aus eigenem Nachdenken und
fleissigem Studium AetyiexkeSchmüikenner*8 vor allen, Grimm 9^
Graff*s^ Rinne' B^ fFiiUner'Mund auch Becker"«*) hervorgegan-
genes Product , theils wegen ihrer Qiti<^ellen Methode, tbeils
wegen vieler darin niedergelegten richtigen und feinen Sprachbe-
merkungen lobend anerkennen und an Falschem oder Halbwahrem
nur selten' angestossen sind, so müssen wir doch im Voraus drei
Ausstellungen machen, welche die ganze Fassung des Buclies aor
gehen. Zuerst nämlich ist, wir wollen, was streng genommea
auch unmöglich ist, nicht sagen , das Rationale auf die Spitze ge-
' stellt, aber doch durch eine Menge von Spaltungen und Unier-
'Scheidungen mancher grammatische Punkt dem Schuler statt deut-
lich undeutlich, statt einfach, was er an uud für sich nicht war,
schwierig, statt anziehend starr und kalt geworden. So, ~um nur
eins aus dem Reiche dieses albu unbescheiden auftretenden^m-
matischen Schematismus hier aufzuführen, so hätte die Begriffs-
distinction der Zeitwörter itoimeit, müssen^ dürfen ^ geilen ^ mo-
gen^- wollen^ lassen nach physischer, moralischer, .logischer
Möglichkeit, Nothwendigkeit u. s. w. S. 183 ff., die mit gehäuf-
ten Beispielen'*'''') ausgestattet ist— abgesehen von der Frage, ob
. *) Letstgenannter Gelehrte iet niclit ohne einen gewisses Nacb-
tbeil des Buchs nicht gebührend gewürdigt worden. Betker bt, wsi
grnndliche Kenntnisse, Umeicht der Behand long und n&chte#ne Befoo-
nenheit, seharfsinnige Comblnation und feinen Sprachtakt betrifft, nnUt
den allerersten Grammatikern nnd nnserea Bednnkens mandiem Asdero,
der hier nnd da tiefer blicken^ geiftvoller sprechen nnd anch gresforci
Wortgeprfinge machen mag, bei weitem vorzosiehen.
**) Im Uebrigen sind die Beispiele, meist au* Sduller osd Goetlic,
nnmeatUch aus doMon Faust, der hier gleich ahier Bibel . angeirsadct
Hatteuert Dentoclie Sprachlehre. 425
eine solche In drie Grammatik j^eh&re — weggelassen;) höchstens
an einem Ton Ihnen ^ gewissermaassen zur logfischen Uehting
dnrchgefGhrt -werden sollen. Unser zweiter Tadel trifft die ncoe,
wenn auch im Ganicn einfache ^ durchaus deutsche und ^ wie es
scheint 5 in sich reelit gut begründete Terminologie in diesem
fiir mindestens Tierselmjährige, schon laiige in die gangbaren la-
tei^iscben grammatischen Termini eingeschossene Schüler be-
rechneten Buche hauptsächlich darum ^ ^eli sie eben neu ist.
Denn wirlKlicii Unrichtiges haben wir, wie wir auch gar nicht an-
ders. erwarteten, darin nicht entdeckt; nur mochte die Einthei-
Inng aller Wörter in Haupt - und Nebenredetheile den Jldjecti-'
. ven nnd Pronominen einen etwas schiefen Standpunkt anweisen.
Drittens endlich hatten wir es vorgezogen , die gewö/tnliche An-
ordnung der Gi'ammatiken mit etwa folgender Modification zu
befolgen: 1) hätten wir die allgemeinen Vorbegriffe entwe-
der aus dem früheren Unterricht vorausgesetzt oder der Voll-
zfindigkeit des Ganzen halber kurz angegeben ; 2) war die s. g.
Elementarlehre, d« h. das Wesentliche über Buchstaben, deren
Eintheilung und Veränderung mit Rücksicht auf das Orthographi-
sche, über Sylben und Prosodie zu geben; 3) hatten wir von der
Verinderung der Redetheile a) nach Bengimg (declinatio, conjn-
gatio), b) nadi Geschlecht (motio), c) nach Steigerung (compa-
ratio) gehandelt; 4) die Wortbildung. Alles dieses bildete den
ersten, so genannten etymologischen Thell. Im zweiten llieile
kam 5) die Casuslehre; 6) die Lehre vom einfachen Satz; 7) vom
sttsammengesetzten Satze; 8) ein Anhang, darin: a)dielnter-
pitnetion , b) eine kurze Dialektologie und in Verbindung eine
Orthographie, c) eine deutsche Metrik. Consequenter freilich,
aber für Schüler vielleicht weniger zweckmassig ist diese von fliU.
Hatt. angenommene Eintheilung : X) Einleitung über Laut, Silbe'*'),
Wort, Sprache u. s. w., sodann I. Theil^ Vom Wort. 1) Wort-
Icenntnisslelire, 2) Wortbildungslehre, 3) Wortbeugungslehre,
4) Wortschreibungslehre. II. Theils. Vom Satz. 1) vom ein-
fachen Satz, 2) vom Satzgefüge, 3) von- den Satzzeichen. Mit
der Bemerkung endlich, dassHr« IL über manches Angezogene,
wird, got gewfthlt zu nsanen« Nor konnten manche der, wie es
edieint, eelbet gebildeten , etwai InhaUsreicher tein. ^^
*) Ist dae Wort Silfre mehr deaUch geworden, als Cotuommt o. •• w.,
•o daea fiir dasfelbe keia enttprechendes deutsche , wie etwa das von
Scbmlttheaner vorgeiehlagene 5peäe gewählt werden mnsstef Warum
achreibt aber Hr. H. « ein Philologe, nach Beruf nnd Studien , Silbe^
fin$di n. f. W.1 Glaubt ef » dieee lo bei uns eingebürgerten Wurter,^
als die angeführten nnd ähnliche sind, dem entsprechend naftönobsiren,
vesp.* veranstalten in müssen 1 Doch es haben diesen Fehler Viele; aber
dao com facinat idem etc. !
>'•
42ft Dcvtfcke Sprmeli^ «
ww ent tpSier seine Brorteron; findet, den Lehrer die' Aofkli-
rang för den oosere Grammadk gebnnchenden Schaler nicht
fiberlassen darfte, gehen wir, in der Absicht, unser Interesse an
dem Buche an den Tag stt legen, zu einzelnen Ansstellongen
über.
Dass jeder Lant TgL S. 1 durch eine Innere Notiiwendlglceil
bedingt sei, glauben wir um so lieber, je weniger wir an eine
Entstehung der Sprache durch Nachahmung der in der umgeben-
den Natnr vernommenen Töne denken ; vgl. BedEcr das Wort in
seiner organischen Verwandlang 111. Cap. z. Auf. ; dass aber jeder
Laut seine immanente Bedeutung habe , geben wir nur mit grosser
Beschränkung und kaum für die erste Bitdungsstufe der Sprache
za, eine Annahme welche selbst der hier im Einzelnen allza
kühne Schmitthenner vgl. Ursprachleh're S. 80 ff. vorgetragen hat.
So vorsichtig sich niin auch Hr. Tl. über diesen nach seiner eige'-
nen Aensserung für Sprachlehren noch nicht genügend reifen Piract
ausgesprochen hat, so können wir doch nicht umhin ihn dariiber
auch ganz besonders auf Becker's angeführtes Werk § 89: 90 zu
verweisen und ihm in Bezug auf den von ihm hier angefahrten
platonischen Kratjlos zu bedenken zu geben, ob nicht jetzt noch
nach deii Bemühungen Schieierniachers in jenem Dialog das
scherzhaft Vorgetragene von dem ernstlich Behaupteten zu unter-
scheiden eine gewisse Nachlese gehalten werden könne. Dass
jede Sylbe nach Hrn. H. S. 2 einen Begriff, genauer eine ^e^
griffseinheit enthalte oder, wenn man der Spradie historisch nach-»
gehe, eine solche wenigstens enthalten habe, stellen wir durch-^
ans in Abrede, indem sich unserer Meinung nach eine nicht un-
bedeutende Anzahl von Sylben findet, welche in Abänderungen
aller Art nur zar Modification von Begriffen dienen und von jeher,
wenn auch mehr nnbewusst, gedient haben, und welche zu Be-
griffswörtern wieder zu erwecken oder vielmehr in solche umzu-
schaffen; ein unnützes Spiel des Scharfsinnes vieler Etypiologen
gewesen ist. Rec, den bei dergleichen Versuchen stets eine
bange Furcht befallt, es möchten hierin consequente Fortschritte
gemacht und zuletzt die einzelnen Buchstaben als Verkürzungen
von Begriffs Wörtern oder gar als solche selbst nachgewiesen wer-
den — ein Zustand, der mit dem Boden ^ea die Welt aus den
Angeln hebenden Archimedes eine gewisse Aehnlicbkeit haben
wtirde — JS.ec. hat kürzlich anderswo Gelegenheit gehabt, auf
einige derartige Irrthümer PoiV9 in seinen etymologischen For-
schungen, einem imUebrigen sehr schätzbaren (von Hrn. H. aberv
wie es scheint ^ nicht benutzten) Buche auflneilcsam zu machen.
In wie weit aus der von Becker in seinem Werk gegebenen Defi^
nitiott des Wortes als der Einheit von Lant und Begriff vgl. 8. '2.
not. 1. die Unrichtigkeit seiner Eintheilnng in Begriffsworter und
Formworter hervorgehe, ist uns nicht klar geworden; da jedoch
bei Hrn. H., wenn wir uns nicht irren, die Hauptredetheile von
Haitemer: Peoteijbe Spraclilahre. 427
d&k Begriffiswprtern [im Wesentlicheii] und die Nebenredetheile
von den Forinwörtern [nicht Terschieden sind, so kömmt ims^
vrenn nicht blos an tarnen geklaubt wird, das mutato nomine de
te unwillkürlich in den Sinn. Was S. 4 über Ursprache mitge-
theilt wird und ,,da8S dieselbe eine allgemeine Sprache sei,
welche in den besondem Sprachen zum erscheinenden Dasein ge-
lange ^^ ist für Schüler nicht deutlich genug gefas^ und war für
dieselben, da es selbst mit de^ so modificirten Ursprache seine
Bedenklichkeiten hat, Tielleicht ganz wegiulassen. Statt ^a//r-
9cher Sprache ebendas. halten wir. das allgemeine keltische Tor-
gezogen und gelegentlich der Entstehung der Sprach^ statt auf
Schneider's Vorlesungen über griechische Grammatik, die hier
nnr einen breit geschlagenen Herder geben, lieber auf Becker«
Wort S. 245 ff. Terwiesen. Den, wenn wir uns nicht irren, zuerst
von Scbmitthenner in Vorschlag gebrachten Namen arischer
Sprachstamm statt indogermanischer halten wir, was auch das
angezogene Wörterbuch § 13. gar nicht erweist, nicht für rieh--
tiger; aber als an und fiir sich gut gewählt, geschichtlich ..be-
gründet und einfacher haben auch wir ihn dann und wann^ nach-
gesprochen« -Zudem konnte indogermanisch — r potior! fit rei
denofflinatid — ohne Anstand für indiko - kelto - sklavo ^
germanisch geliraucht werden. Vorsichtig sagt Hr. H. S. 5 , die
ältesten Reste des arisehen Sprachstammes schienen in dem Sans-
krit niedergelegt zu sein ; wir mindestens gestehen durch einige
Bemerkungen Hrn. Jäckeis in diesen Jahrbüchern neuerdings wie-
der misstrauisch geworden zu sein. Den eiiften Paragraph über
Nutzen der Sprachlehre, namentlich der Muttersprachlehre, eine
gute Quintessenz aus den Aussprüchen W. v. Humboldt^s, Grafifs
u. a. , haben wir mit besonderem Vergnügen gelesen. Wenn S.
10 das früher selbst in acht deutschen Wörtern für i oder ei
übliche und noch jetzt von Manchen für das Zeitwort sein eigen-
sinnig festgehaltene Ypsilon als Exilirter erscheint oder eigentlich
nicht erscheint, so müssen wir, wenn auch nicht für die heimi-
achen, doch für die aus den) Griechischen mit jenehi zu uns über--
gegangenen Wörtern Protest einlegen und, im^ Fall der Notb,
durch die Instanzen des Usus imd der Ratio hindurch um den cal-
Gulus Minerrae nachsuchen. Eben daselbst kann die Bemerkung,
zu der wenigstens Schmitthenners Ursprachlehre § 40. Worter'-
buch Vorrede S. XL XII in dieser Art keine Veranlassung geben
konnte^ a gehöre der Kehle, t der Zunge und u den Lippen an^
leicht zu falschen Vorstellungen führen. So gut auch das Resul*
tat Sern mag, zu welchem Herr H. § 18. ron der Exposition des
Einlautes (so bei ihm immer , wahrscheinlich im Zusammenhang
mitdonS. 39 Anm. 2*^ Erö,rterten, statt des sonst, üblidien In-
laut), wobei Schmitthenner a. D. S, X. XI. etwas stark benutzt
ist, durch die Auflaute hin gelangt, zu, dieser JEüutheilung der
Selbstlaute nämlich in kurze Laute, lange Laut^, Doppellaute,
428 Dentflclte Sprache.
kurze Aiiflaute^, lange Auftaute : so lialten wir doch einen Theft
der hier ^eg^ebenen Entwickelung für kaum mehr als eine gram-
matische Spielerei, betrachten iiberhaiipt gar manche nnsrer
neuen Lauttheoricen mit ihren hochgelehrten Gnna's lind Wrid*
dhis, diese physiologischen Hellseher . diese stolzen Phlsomcter
alles sprachlichen Lebens, durchaus nicht mit^den Augen eines
gläubigen Machbeters. Die S. 12 gegebene, überhaupt gewöhn-
liche Definition der Mitlauter, dass es Laute seien, welche ohne
Beihilfe eines Selbstlauter's nicht au^sgesprochen werden könnten,
sollte mit einer mehr positiven Begriffsbestimmnlig vertauscht
sein; das S. 13 über 8ch als einfachen laut und in Verbindang da-
mit über sp, st nach Schmittfaenner und Andern Vorgetragene
kann, .abgesehen von prorinclellen Verschiedenheiten - der Ans-
spräche 9 angezweifelt werden, mid A, so gut auch sonst S. 12,
Tgl. namentlich Note 1, nach dem Vorgang von Raumer über
die Aspiration gesprochen wird , war von den Mitlauten ganzlich
zu trennen. Die Eiütheiiung ebends. des Consonanteh in Stnmro-
Jaute und Säuseier (eine Bezeichnung, die vor der sonst üblichen
Halbvocale unbedingt den Vorzug verdient) mit ihren verschie-
denen Rubriken und Modificationen ist gut und^fur den Schüler
recht deutlich durchgeführt. In § 22 , wo Quantität und Acccnt
der deutschen Sprache unter einem Gesichtspunkt recht zweck-
mässig zur Anschauung gebracht wlrd^ klingt die Anmerkung,
dass im Neüdentschen nur die Seibstlauter , nicht die Mitianter
gemessen würden, zwar ganz artig, ist aber in dieser Fassung
weder scharf noch schulgerecht. Die S. 18 gegebene Vergiei-
• chung der Fürwörter, Vorwörter und Bindewörter hinsichtlich
der Bezeichnung von Trennung, Beziehung und Verbindung trägt
zur genaueren Auffassung des Charakteristischen jedes dieser
Bedetheile wesentlich bei ; die S. 20 aber aufgeführten Wieder*
holungsnamen , als Geheul, Gerede u. s. w., geben wir als eigene
Species der Concreto ihrem Erfinder, der consequenter Weise
auch Verstärkungs - , Verachtung» - und Verkleinerungsnamen auf
dieselbe Linie stellen musste, gern zurück und sehen dieselben
ihrem grössten Theile nach als eine Mittelart zwischen Abstracten
und Concreten an. Als besondere Diminutivendnng war § 32
e/cAen nicht aufzuführen; der Begriff des Geschlechts der Sab-
stantiva in dem durch § 34 entbehrlich gemachten § 33 ist ziem-
lich unklar gelassen und nur ganz äusserlicfa betrachtet und da-
selbst das. Wörtchen der^ die, das^ im Widerspruch mit § 63
Anmerk., wo das Richtige gelehrt wird, nicht als Bestimmungs-
wort (articulus), sondern als Geschlechtswort, als welches wk
es nur einer niederen Stufe vorführen möchten, bezeichnet wor-
den. ^ § 36 dagegen und die folgg., wo das Geschlecht der Sub-
stantive nach Endung und Bedeutung zugleich behandelt und na-
mentlich über die auf — niss endenden gute Bestimmungen gege-
ben werden, sind der Empfehlung werth; nur bitten wir statt
Hattemer: DeatFclie Sprarlilehre. 429
nngemhsen, Geschlechts die übliche Bezeichaimir sachliches &e-
echlecht beibehalten. .Dass S. 27 S|ibject durch Hauptwort wie-
dcrg^^^^ ist^.bckTittelii wir tlieils wegeii des gang und gäben
Gebrauchs dieses Ausdrucks für Substautiv überhaupt , theils weil
noch entsprechender Satzwort dafür gesagt werden konnte. ^ Be-
sonders lobenswerth ist wieder der § 44 über die EintheUung der
Zeitwörter in thätige^^ leidende, zielende, ziellose^ sowie ^ev
folgende über die factitiva/intensiva, frequentatiTa , diminutiT«
u. 8. w. behandelt; nur hatte rütteln nicht zu den frequentatiy.,
Bondern Ifesser zu den diminutiv,, zugezählt werden sollen. Die
Beziehungen auf das Lateinische, wie S. 30 Anm.^ und an vielen
andern Stellen, sind recht zweckmässig. Die Behandlung der
Mebenredetheile, darunter besonders der Eigenschaftswörter
nach nennwörtlichem , beiwörtlichem und nebenwörtlichem Ge-
brauch ist zwar gut und mit Cousequenz durchgeführt, dürfte
jedQch die für diese Stufe ohnehin nicht mehr schwierige Sache
eher verdunkeln , als aufliellen. Die Substantive die Eine^ die
Siebene S. 32 aa waren, wie der Verfasser auch selbst fühlte,
wegzulassen und die besitzenden , beziehenden Fürwörter S. 34 in
Besitz anzeigendem sich beziehende umzuwandeln. S. 35 Anm. 1
kotinte dem Factum , dass da und wo in Zusammensetzungen mit
einem mit einem Yocal beginnenden Vorworte ein r annehmen, die
Ratio, näiplich die Analogie von Aier, dessen r in consonanti^
schen^ Zusammcusetzungen nicht fest steht, hinzugefügt werden.
Ob welcher , wie S. 40 b. behauptet wird , nehnwörtlich gebraucht
werde, bezweifeln wir: denn ob das dazu gehörende Hauptwort,
wie in dem Satze: ein Baum^ welcher U. s. w.^ voran ^ oder,
wie in dieser Verbindung: die Eivhe^ welcher Baum^ nach
stehe, kann doch wohl nicht entscheiden. Ebendas. wird daes
mit Recht zu dem relativischen der, die ^ das gezogen und wenn
als aus trann entstanden betrachtet. Mit wahrer Befriedigung
endlich lasen wir den letzten § der Wortkenntnisslehre über die
JSn^ndungslavte. '
Dass die Wurzeln aller Sprachen , wie Hr. H. S. 44 wahrr
Bcheinlich findet, in allen Spradien dtese/^en seien , halten wir
vorläufig für eine bizarre und in keiner Beziehung anmuthige
Träumerei, und bei dem von ihm citirten Buche Weinhan\
welcher uns eine Urwurzelfamilie von sieben Heiligen vorführt,
können wir nicht umhin, uns mit Behaglichkeit an die leider
nicht gedruckten Folianten eines Gelehrten, der darin alle Spra-
chen auf eine Wurzel (hum glauben wir oder eine ähnliche) zu-
rück^fnhren suchte, zu erinnern. S. 45, nr. 6 liekömmt es fast
den Anschein, als betrachte Hr. H. die Vocale, allerdings ur-
sprünglich nur a , i) u, für das Wei^entliche der Wurzeln, und
die Consonanten erst später davor und daran gefügt, während
doch Schmitthenner vgl. Ursprachlehre S. 94 mit vollem Recht
die Consonanten als den eigentlichen Begriffskörper und die
430 I>eiit8cli0 Spraeb«.
Vocale mehr als das Belebende^ ^ewigsermaäsaen als die Seele an-
sieht. Stimmen wir ferner stich mit dem ^ was Schmitthenner
namentlich in seinen BeitrSgen mr dentschen Philologie Heft
1. Darmstadt 1833 durchrührt und Hr. H. hier S. 45. nr. 8 gleich-
falls annimmt, dass namiich die Wurzeln weder eigentlichen Ver-
bal- noch Nominalbegriff gehabt haben, durchaus fiberein, sobt
doch die Frage, welche Wörter sich nun ans diesen Wurzeln zo-
erst gebildet haben, eine ganz verschiedene^ und wir stehen,
mit gehöriger BeschraniLung der trefflichen Erörterungen fiecker'i
s. a. O. S. 90 ff., nicht im mindesten !|n, den Zeitwörtern eia
höheres Alter zuzuweisen. Sonderbar ist die Citation von Grimm
S. 46 Not. 2: „siehe Grimm II, 404. 10. Bnde, der aber dgent-
lich nicht davon spricht, ^^ und auf derselben Seite war es doch
nicht seh wierigr, statt der von einander mehr entfernten agitayii
lind rapina die weit schlagenderen Sgna^ und rapax zusammen zu
stellen. Die S. 48 gegebenen Beis^eic der Lautverschiebong
sind aus Schmitthenners Ursprachlehre S. 38 ff. , die aber hier zu
nennen fibersehen wurde, in zweckmässiger Aaswatil entlehnt
Dass ebendas. Gans (gähnen) und x^v (;^a^i;G>) verwandt sei,
{lanben auch wir schon lange als sicher; ob aber weiter damit,
wie Hr. H. will, anser vgl. namentlich ansa damit zusammen-
hänge, bezweifeln wir durchaus. Ob ferner in Wörtern, wie
ddovffvgLim Griechischen selbst dda£, da|, dfiHya^ ftilya
und ähnlichen mit Hrn. H. S. 49 der Aus/all des Anlautes, oder
ein späterer Znsatz eines solchen anzunehmen sei, bleibt im
Zweifel, vgl. darfiber, so wie über die wahrscheinliche Betrach-
tungsart solcher Vorschlagsylben meine Benterkungen in Jahn'«
NJbb. 1837. S. 387 f In botoscaf, woraus unser Botschaß
S. 49 mag auch vielidcht das mittlere ^o ein Bindelaut gewe-
sen sein , falls nicht die Form poto dagegen spricht , und bei
nesen (genesen) S. 54 konnte wohl auch niesen mit Recht
angezogen werden. W^as die bezüglich des Umlauts von
Schmitthenner entlehnte Anordnung der starken Zeitwörter in 12
Classeu/ betrifft, so meinen wir — abgesehen von der Frage, ob
diese Aufzählung nicht vielmehr in die Conjngation zu versetzen
War, Hr. H. habe eine gewisse Pietät gegen seinen früheren Leh-
rer Schmitthenner, welchem nebst Prof. Osann dieses Buch ge-
widmet ist, an einer selbstständigen Vergleichung der Grimmi-
' sehen Theorie, überhaupt an einer unbefangenen Prüfung dei
Gegenstandes gehindert. S. 75 — tel steht wohl allerdings ur-
sprünglich für Theil^ Vsi aber nicht weniger als ->— schaft^ heil
u. 8. w. zu einer blossen Ableitungssylbe geworden. Die ICinthei-
lung der Zusammensetzungen in eigentliche und unelgentlicbe,
Echte und unächte S. 76 ff. ist wohlgeiungen zu nennen. Bei
steinalt S. 79 konnte das Gr. ^oti, vgl. ßovnaig^ ßovyoXo^
Q. s. w. verglichen , und statt ägi S. 88 musste wohl agxi gesetst
werden. Wegen neben als aus in und epan componirt S. 91
verweisen wir Hrn. H. an sich selbst und weisen un mit mebr ifl-
Scbli^Us: Voracliule Bom Cicero. 431
tendrer ris ii.egttiTer Bedeutung in eiidgen Wörtern «uf Boeder-
lein de a inten»!^. Erlang. 1830 p. 24, Was über den Ton in
Zasammensetzungen § 123 gelehrt wird , ist als sehr Torzüglich
8U beloben. Dass der Verf. endh'ch tou Subject^ Prädicat und
jiamentiich Copula nicht die gewöhnliche Ansicht habe , sondern
idiesen Gegenstand auf eine recht interessante Art auffasse^ hat-
ten wir schon i|U8 einem Aufsatze desselben' in eineni der letzten
Bände des Jahuischen Archiv*s ersehen.^
Bei der wissenschaftlichen , namentlich streng logischen Hal-
tung dieses Buches, bei der nicht zu bezweifelnden Brauchbar*
keit desselben und vor allem bei dem freundschaftlichen Verhält-
nisse,, in dem er mit dem vVerfasser steht, wiirde es Rec. sich
selbst verdenken, wenn er durch ferneres Anhäufen einzelner
Ausstellungen di§ Leser weiter hinhalten wollte. Auf den Man-
gel eines Register'a jedoch weisen wir Hm. H. fürsorglich einer
zweiten Auflage ausdrücklich hin, und unser Sündenregister —
sit venia verbo — sei mit der Bemerkung geschlossen , dass S.
30 Anm. 2 statt Nennwort Nebenwort und S. 183 Not. 2 statt
omnia mutantur et nos mutamur cum Ulis zu lesen ist: .Omni«
mutantur; nos et mutamur in illis. —
%0 d' avx' kv (pil6%rixi äUxfiayiv iffiiA^davu.,
M. Fuhr.
Vorschute %um Cicero^ enthaltend die zur Bekanntschaft mit
diesem Schriftstellern uthigen biographischen, literarischen, anti-
quarischen und isagogischen Naciiweisnngen. Ein Handbuch für
angehende Leser des Cicero.' Von Dr. Samuel Chrtstoph SckirlUz^
Professor und Oberlehrer am K. Gymnasium zu Wetzlar, Alitglied
der Direction des Wetzlarsch'en Vereins für Geschichte und Alter-
fhnmskunde und dirigirendes Mitglied des Thur.- Sachs. Vereins
für Erf. des Vaterl. Alterthumsjn Halle. Wetzlar, Verlag Ton
Carl Wigand. 1837. XVI u. 518 S. 8.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass der Räsonnirsucht , die
sich hier und da bei unserer Jugend zeigt, da der Grund davon
gewöhnlich in einer Halbwisserei liegt, welche den Dün&eiher*
beiführt, als dürfe man über alles.absprechen,>uf keine Weise
besser entgegengearbeitet werden kann, als wenn man sie genau
mit dem Gesichtspunkte bekannt macht, aus welchem sie die in
. Frage stehende Sache zu betrachten hat
Von dieser Ansicht ging Herr Schirlitz bei Abfassung des
Torliegenden Werkes aus« Er glaubte nämlich einen Hauptgrund
der Abneigung , welche sich nach dem Ausspruche einiger Schul-
männer bei vielen Jüngern Studirenden gegen den Ersten unter
den classischen Römern festgesetzt haben soll, in dem Mangel
einer einigermassen vollständigen Kenntniss der Person des Ci*
482 B«miteb« LiUraUtf. ^
cero, telnet LebaM und Wirkens, leiner Verliiltnltfie, Sdirif-
ten und lo vieler anderer Dinge, die wieder sum Yenliadnis«
dieser fuhren können, su finden, und entschloes sieh daher die-
■ea Werk absufasaen, alt einen Beitrag «,.sur Heratelinng dea
rechten Verhiltniasea swischen Cioero und dem miaagcatiaimten
Muaensohne. ^^ Er iat in demaelben bemliht, die Torangllchen
Eigenschaften des grosaen Römers hervonuheben, aeine Schwi-
oben aber in dem Lichte erscheinen an lassen; welches die dama-
ligen Zeitverhiltnisse auf dieselben werfen, welche alleii^ eine
gerechte Würdigung dea Charakters dieses Mannea anlasaen, da
ea in keiner Zeit schwieriger gewesen sein möchte, in einer ähn-
lichen Stellung seinen Grundsatxen Im Einielnen wie im Ganzen
treu XU bleiben. Rat neuerdings die wissenschaftliche Foraehnng
in Betreff Cicero's Resaltate herbeigeführt , welche da übles
Licht auf aeinen Charakter Werfen, so hat Hr. Schiriits gewiss
Recht daran gethan, diesen die Aufnahme In sein Buch sä ven»*
gen« indem es durchgangig ala die Pflicht dea Lehrers sn be-
trachten ist , die Augen der Jugend nicht sowohl auf daa hinzu-
lenken, waa einem grossen Mann von menschlichen Schwidien an-
klebt, als sie das erblicken zu lassen, waa seine Grösse begrün-
dete. Und es kann dieses ohne Verletzung der Wahrheit ge-
schehen; denn es soll damit natürlich nicht gesägt sein, dass
alles Mangelhafte gänzlich Terhiillt werden solle, waa nur ihhin
führen würde , dass der schärfer blickende Theil der Jugend die
Unwahrheit der Darstellung selbst entdecken und dadurch auch
den Glauben an das Terlieren würde, was nicht bezweifelt su
werden Tcrdient. Eine geeignete Darstellungsweise kann nämlich
bei einem Charaktergeraälde , bei welchem das J^le und Grosse
^ überwiegt, was nicht fleckenlos ist, mehr durchscheinen, als
offen Tor die Augen treten lassen , es mehr eingestehen als es
zur Richtschnur der ganzen Auffassung zu machen ; was auch
Hrn. Seh. nach unsrer Ansicht im Ganzen wohl gelungen ist.
Den Stoff hat er auf folgende Weise eingetbeilt: Nachdem er
im ersten Abschnitte die LebensTerhältuisse Cicero''s im Allgemei-
nen dargelegt hat (S..8 •— 227), betrachtet er ihn im aweitea*
Abschnitte als Borger un4 Staatsmann (S. 227 — 243), im-dritten
als Redner (S.- 243 — 257} , im Tieften als Philosophen (S. 258—
283), im fünften als Dichter, Historiker, Geographen und Na-
turkundigen (S. 283 — 299), im sechsten als Gelehrten und
Schriftsteiler (S. 299 — 356), im ^siebenten als Privatmann (S.
356 — 373}, im achten mit seinen berühmten Zeitgenossen (S.
373 — 401) , im neunten im Kampfe mit seinen Gegnern (S. 401
—422). . Der zehnte Abschnitt enthält die Urtheile der Mit^
und Nachwelt über ihn (S. 422 — 434), der eilfte die Betrach-
tung desselben Tom pädagogischen Standpunkte ans (S. 434 —
444) und der zwölfte besondere Einleitungen in Schriften von
Cicero, welche auf Schulen gelesen werden (S. 444 — 508).
ScyrBis:T«rMb^«Mil8Bera. '4S9
Dinuf folgen (8. 509—515) •!■ Beilagen: I) Cenmilea Romani
per tltam Ciceronia^ II) Tabulae genealogieae : ier gena Xullia,
dea C Jnlina C^sar und der Verwandtschaft dea Octaviiia mit
CIsar ; dann anf den noch übrigen Selten einige Nachtrige.
Bei dieaer EintheOnng kann Rec. für's Erste nicht bäitg^
daaa Cicero int fünften Abschnitte als Historiker, Geograph und
Natnrknndiger, und erst im sechsten als Gelehrter und Schrift*
aleller behandelt wird, und zwar ao, dasa die Angabe der ror-
bandenen Schriften mit ihren Hauptausgaben in einer Ausführlich-»
kelt damit verbunden wird, wie man sie in diesem Bache kaum
erwaiten sollte. Hier wäre es doch wohl geeigneter gewesen, Im
fünften Abschnitte Cicero als Dichter, und im sechsten als Ge-
lehrter und Schriftsteller sn behandeln , die bibliographischen
Notizen aber, wenn sie ja In dieser AnsfAhrlichkeit gegeben wer-
den sollten , auf einen eignen Abschnitt bis sum Ende zu verspa*
ren, damit sie die Betrachtung der Person Cicero's nicht so in
der Mitte unterbrächen. ' Etwas abgerisaen steht ferner der achte
Abschnitt da, in welchem nicht, wie sich nach der Aufschrift
erwarten Hesse, Cicero in seinen Verhältnissen zu seinen^ grossen
Zeltgenossen dargestellt Ist — diess Ist mehr im ersten und zwei-
ten Abschnitt geschehen — ; sondern unter 55 Nummern histori-
sche Notizen über- die Zeitgenossen Cicero'a gegeben werden,
welche er in seinen Werken berührt, mit Einschluss seiner Geg-
ner , welchen der neunte Abschnitt besonders gewidmet ist
Man sollte hier eher einen Abschnitt des Inhalts: „Cicero Im
freimdschaftlichen Verhältnisse mit grossen Hännern seiner Zeit^^
erwarten, wenn' nicht, was nach den ersten Abschnitten etwa
noch zu sagen gewesen wäre , dem yorlgcn Abschnitte einverldbl
werden sollte. Die übrigen Notizen hatten In einem historischen
Regbter, wie sich S. Vlil — XVI eines findet, Platz finden kön-
nen , indem In demselben , anf daa in dem Werke Erwähnte hin-
gewiesen und das noch Nothige hinzugefügt werden konnte. Im
zwölften Abschnitte sind folgende Schriften gewählt , zu welchen
Einleitungen gegeben werden: 1) Cato Maior, 2) Laelius, S)
Tnscnianae disjiutationes, 4) De officiis, 5) Orationes in L. Ca-
tilinam quatuor, 6) Or. pro Archia poeta, 7) Or. pro lege Mani-
lla. Dieselben werden Im elften Abschnitte S. 438 als solche
genannt, welche zum Mindesten jeder (vom Gymnasium) Abge-
hende gelesen haben sollte. Dass diese ciceronlschen Schriften
alle auf dem Gymnasium von allen Schülern gelegen werden soll-
ten , möchte etwas zu viel verlangt sein. Wäre es aber zu be-
werkstelligen,, so fragt ea sich noch, warum denn gerade diese
als „ Schulschriften ^' bezeichnet werden 1 Verdienten namentlich
unter den Reden nicht eben so gut als andere , trotz ihres , In
den älteren Ausgaben allerdings sehr Tcrdorbenen Textes, dessen
Kritik der neueste Herausgeber der sämmtlichen Reden eine fast
bodenlose nennt, die durch die Feinheit^ welche Cicero in der-
H. Jakrb, f. PMt. K. P&d. od. ärU. Bibl. Bd. XXIX. üß» ^ 28
4S4 • - m^mU€h4 Litemttfir«
sdberbeiviebl,' fn ihrer A#t Hodgeaf Reden pro Li^li gtmjnM
pa werden, oder mich die Bede pro S* Roscio Amerino, welche,
wie Rec. wenigstens bei siüneB Schillern bemerkt tn haben glaubt,
eben durch das Jiigendildie, das In. derselben nicht zu verkennen
ist, die jungen Leser mehr anspricht, als manche andere, und
gerade dazu ^eetgdet'ist, ihnen Geschntack ifn der rednerischea
Darstellung Cieero's abzugewinnend Nacb den beideii neuesten
Ausgaben auserlesener Reden, welche Hr. Seh« bei Abfassung
seines Ruches noch nicht kannte, würden auch die Verrinlscliea
und Philippischen Reden zum Theil beiaiiziehen , dagegen die 3
letzten Gatilinarischen Reden auszuscheiden sein, von weichen
brelli (S. 176) sagt: Ceterum nemini auetor ero, ut In pnerili*-
JJKis sohoiis interpretetur'Catilinartas tres posteriores , sendnarKs
potius philologtcis reservandas , ubi non sine fructu in utramque
partem disputare iicebit, ntruin Ciceroni tribnendae slnt^ nee ne,
mit welchem Supfle, obgleich er in Retreff der Aechtheit dieser
Reden anderer Ansidit Ist, doch darin (S. VII) übereinstimmt:
„dass jene drei Reden, da denn doch die erste gegen Catilina in
jeder Reziehung den nachfolgenden weit voranstcht, und über-
^ess so viele andere treffliche Reden uns an Gebote stehen,
besser' auf der Schule nicht gelesen würden. ^^ Femer fragt es
rieh , ob nicht eine so ausführliche Entwickelnng des Gedanken*
' ganges^ namentlich in den Reden ^ nicht lieber nach des letztge-
nannten Gelehrten Ansicht (n. a* O. S. IX f.) den Schülern nach
Durchlesung derselben aur Abfassung aufgegeben, -statt im Vor*
aus gegeben, werden solltet
In der äussern Anordnung des Buches ist besonders bei dem
ersten Abschnitte die ailzugrosse Ausdehnung der Anmerkui^ea
ein Missstand y welche unter den Text gesetzt sind, und hier
imd'da wieder Noten mit Sternchen unter sich haben. Diese
wären wohl besser ^inera jeden Abschnitte nachgesetzt werden,
denn die Lesung des Textes^ von welcltem S. 1 — 9 nur 2, S.
160-^164 nur 1 Zelle auf jeder Seite steht ^ wird durch diese
Kersplitterung aiiziisehr erschwert, und es wird nicht einmal der
Zweck erreicht, dass man Text und Noten beisammen hat, denn
gleidi auf der ersten Seite sind vier Noten angezeigt, von welchen .
die letzte erst auf S. 7 steht. Die Noten zu S. 2 stehen S. 7 r~9,
so dtiss erst mit SAO Text und Noten wieder zusammentreffen.
Abgesehen von diesen Ausstellungen in Betreff der Anlage
des Buches kann aber das Urtheil über dasselbe nur günstig aus-
fallen* Die Auswahl des Aufgenommenen ist wohl berechnet,
und die früheren. Werke über den Gegenstand sind so benutzt,
dass sich keine bedeutendere Unrichtigkeit eingeschlichen hat,
90 viel wenigstens llec. bemerkt hat, dem nur etwa Folgendes an*
stössig ersdiicn. Die vier nach Cicero'^s Rückkehr aus dem £xile
gehaltenen Reden werden- nach S. 120 f. vom Verfasser für an«
acht gehalten^ demungeachtet aber iibemU als Tollgoltige Zeug-
s ScUrlltot ¥oKdh«l«SQiiiCketti. 48&
nisBt Mig^bii. 8. 156 heissl es^ dag Mir der jnlifdieli Eibttder«
verbesReroim' sd obnedies ein Scb^tjahr von 13 Tagm gewesen^
was den mit dem Römiscbeo Kaleoderwesen weni|[er Vertrautem
Jeiebt 2u dem Irrthum verffibren Jcönnte , als iieieii>13 Tage ein-
gescballet worden, wälirend der Geübtere freilioh leicbt das
Ricbtiges ^TonlS Monaten ^^ auffinden wird. Ueberbaupt iat
die Zaid der niebt selten sinnstorenden Dmckfebiar, wegen wel-
dier tiob der Verfasser mit der En^rnung des Druckorls (Co-
blen«) entscbuldigt, so gross, dass sie wohl ein berichtigendtia
Verzelcbttiss ver^nt baden , das. sieb den noeh ▼orritbtgea
Exempfaren immer nocb beifügen Jiesse: denn es ist namenlUcli
für das Piibiienm, welcbes Hr. Seh. Tor Augen bat, docb.niclit
einerlei, ob es, um nur Einiges anaufübren, S. 91 FaniiM oder
Fauna ^ S. 12? Cressipes oder CfasBipe^^ 8. 199 Staatsbescbluas
oder Senatsbeackluss^ S. 335 Manutiua Plancus oder Munatiu»i
8. 369 Frescaii oder Frascati^ 8. 373 CaeciUi oder CamsUii und
jiquae^ Sestiae^ wie wenn es zwei Terspbiedene; Namen wären,
oder Aquae Sextiae^ S. 374 Posiummus oder Poetumma beisst
Dabin ist wobl anob in der aus Piutarcb angefülurten Steiie 8. 75
HMB^ivixozog fiir Kotttp^ivfi^fd/tog ( Tgl. Buttmanns ausf.
Gramm. 1. Ausg. Till. II. S; 250.) su recÜnen. r- 8. 2d2 werden
die Worte Ciceros ad Att..XV. 27. § 2. excudam aliquid 'i^pa-
Hkstdiiov^ quod lateat in tbesanris tm's, übersetzt: „ieb^rdo
mir ein Werk ad modüm Uenelidls abzwängen ^^^ mit der Bemer.
kung: „excttdam ist wobl Qidit olme Grund gesagt;^^ gewiss
nicht im Slime Cicero's, der, we/un er dies ja liatte sagen wollen,
wenigstens mihi hinzugefügt haben würde. Sollte er aber nicht
eher den Gebranch des Wortes in der Redensart OTa excudere im
8inne geb^ibt und durch dasselbe bezweckt liaben , das Geheimst
nissTolle auszudrucken: „er wolle es in aller Stille , quasi inen-
bans , ausarbeiten 1 — Von der Nähe des Tusculamims -an Rom
ist S. 369 f. etwas zu viel gesagt: „ Wegen der grossen Nähe bei
Rom besuchte er dasselbe /a«^ täglich^ und genoss hier den
/frössten Theil seiner Muse^^ (so für Müsse); denn dies hätte ^
ihm, dem Tielbeschäftigten Manne, wohl nur Eisenbahnen und
0ampfwagen möglich machen können, da Tnsculum doch 12
IMIiglien, also etwa 3 Meilen oder 6 Stunden von Rom entfernt
lag. Hr. Seh. hat hier wohl die Worte Middletons etwas unrich-
tig airfgefasst, der nach der AUonaer Uebersetzung Band 3.8.
226 sagt: „wo er das meiste Vergnügen fand, weil -es fn einer
anmuthigen Gegend in der Nachbarschaft von Rpm lag, und ihm
Gelegenheit gab y dass er sich leiclit dem Geräusche und der Be-
schwerlichkeit der Stadt entziehen konnte. ^'
Der Ton, in welchem das Buch geschrieben ist, ist im
Ganzen dem Verhältniss zu den jungen Lesern, für welche es be-
stimmt ist, entsprechend zu nennen; recht zweckmässig ist js. B.
S. 201 f. die sehr anregende Schildeirung des Fleiss.ea und der
28*
436 . Prsasoiiielie LHaciUir.^
Lembegio^e Cicero'j sdiön la seiiieD Jo^^dJAhreil. Nicht gtns
geeignet mochte aber die ätellaog sein, weiche Hr. Seh. hieir tmd
da andern Gelehrten gegenüber annimnit. Wenn ea nämlich der
objectiTcn Haltung, welche einem fllr die Jugend bestimmten
Budie allein angemeaaen ist, nicht ganz entapricht, dasa leben-
den Gelehrten , deren' Anaichten angeführt werden , daa Pradicat
,,Herr^^ gegeben wird, waa, an aich unTerwerflich, hier doeh
das Persönliche etwaa za sehr herrorheben möchte , so ist es ge^
wiss noch weniger passend, dasa der Verf. mitunter, wie S. &7
und 410 gegen Drumann) m eine förmliche Polemik eingeht, die
freilieh so gehalten iat, dfss altea Gehässige davon entfernt ge-
blieben ist Soll hierfür das als Entschuldigung dienen, was in
derVorredeS. Vf. SU lesen ist: ^,Fttr unsere Beurtheiler erlauben
wir uns noch die Bemerkung, dass wir unter angehenden Lesern
des Cicero auch aolche uns gedacht haben, weiche nipht gerade
auf der Schulbank sitzen, ^^ so können wir darin in Wahrheit nur
das Bekeontniss finden, dass Hr. Sch.^ selbst einsah, dass liier
und da etwas eingeflossen wäre, waa ander'ie Leaer Toraussctzte;
denn was für angehende he^er des Cicero er sich ausser der Schnle
gedacht habe, ist namentlich nach dem nicht wohl einzusehen,
was S. 436 f. über die Ausdehnung der Lesung dieses Schriftstel-^
lers auf Schulen geaagt ist. In jedem Falle könnten wir aber
darin höchstens eine Entschuldigung für Citate, wie S. 123.
„ das Weitere darüber siehe bei Abeken ,>^ finden-, und glauben,
Hr. Seh. habe besser gethan, sich eine bestimmte Classe von Le-
sern zu denken, wodurch namentlich auch die Ausführlichkeit in
den bibliographischen Notizen nnnöthig geworden wSre.
Uebrigens sollen diese Bemerkungen durcliaua nicht dazu
dienen, dieses für das Privatatudinm der Schüler zur Ergänzung
des öffentlichen Unterrichts sehr zu empfehlende Buch in der
öffentlichen Meinung herabzusetzen; wir wünschen ihm Tielmehr
im Interesse der Sadhe eine recht weite Verbreitiuig.
L. i). Jan»
1. Neuen fransoeiachea Elementarluch^ enlhaltendt
I. eioe sjritematUclie Sammlttog «olcber Wörter , die ia der Spra-
. jche dei Umgangs am häufigsten Toricommen; II. kleine Gespräche
über allerhand Gegenstände ; III. eine Auswahl von Gallicitmen
und Sprichwörtern in alphabetischer Ordnung; IV. Erzählungen
für Kinder ; V. ^wt heilige Dreikönigsabend. Fransusisches Scliau-
spiel in einem Acte. Von F. Herrmann und L. A, Beauvau. Ber«
lin bei Dunker und Humblot. 1838. 424 S. 8. 16 gGr. (Auch
mit franxos.' Titel.)
2. Cent dialogues allemands et franfaia par Jules
Poug9. Berlin bei Carl Fried. Amelaag. 1839. 304 8. 8. 20 gGr.
(Aach mit denttch. Titei.)
Htorrmaoii n. Bcauvalt: fraDi/Slcmeotarlnidi« 437
3) Manuel de I0 Cpnver sation franfaiee et atle^
man de per Edouard Cowstety profesienr de langne fran^affa
dans nn peneioanat de jeanei demoiselles. Qoatri^roe ^dit., ravaa
et augmenf^e, arec oae prdface par AügwU Lewald» StaCtgart
. Iiei Paul Neff. 1889. XXIX und 431 S. kl. & 16^gGr. X^^^ »<<
deutsdiefli Titel.) ^
4) PranxBsiaehes Lesebuch zuaäcbst für die obera Clatiea
der Gymaaäien von Dr. E. Collmaiin, Leipzig bei Karl Fraas Koll-
ier. 18S8. 537 S. gr. 8, IRthlr.
Bei der anwachsenden Flath von Schalbuchern, welche das
Erlernen der franz. Sprache zu erleichtern und zu befördern Veab-^
sichtigen , wird es dem Lehrer nicht selten schwer eine ]yahl la
treffen^ die er nicht zu bereuen hat, und die seinen Schulern
keine zu grosse , Tieileicht gar unnütze Ausgabe verursacht. El
seheint daher nicht unzweckmässig, über die genannten, uhs Tor*
liegenden Biicher in dieser Zeitschrift einige Worte zur nähern
Beurtheiiung und Kcnntniss de8]enigen Publieums, fSr welche« -
sie bestimmt sind, zu sagen. Was nun besonders die sogenannten
Gesprächbücher betrifiPt , so glauben wir bei den Verfassern der«
selben bisher einen Mangel wahrgenommen zu haben , der deni^
mit den Schwierigkeiten des Jugendnnterricht^ vertrauten, Schul«
manne gewiss sehr häufig unangenehm gewesen sein wird und-"
der megiichst vermieden werden sollte. Vergleicht man iiimlich
das den französischen Gesprochen beigesetzte Deutsch, so weicht
dieses zu sehr von jenen ab , d. h. (Aue dem Genius wiserev
Sprache Zwang anzuthun, hütten den franz^ischen ganz ent-
sprechende, deutsche Ausdrücke und Wendungen gewühlt wer-
den können. Diese Bemerknng^ verdient um so mehr Beruokskh«
tigung von den Heransgebern solcher Bücher, als sie auf jeno
Weise das Erlernen der fremden Spraclae, welches sie doch er-
leichtern wollen, unnöthiger Weise erschweren. Wo es nur
irgend möglich ist, möge man daher, zur Erleichterung des Aus-
wendiglernens darauf Bedacht ndimon , den fram^ischen Wor-
ten übereinstimmende deutsche Wendungen zur Seite zu setzen,
namentlich auch bei der Decllnation und Conjugation, hichtöhne
Grund vom Numeros, Tempus u. s. w. des französischen Textes
abzuweichen. Kommen wir nun zu den obengenannten Schriften.
Nr. 1. Dieses Elementarbuch haben wir im Ganzen recht
zweckmässig und brauchbar gefunden , und der darin beobachtete
Stufengang vom Leichten zum Schweren, sowie die Reihenfolge
der Materien und des Gegebenen überhaupt zeugt von pädagogi-
schem Takt und eigener Erfahrung. Die Verf. haben bei der Be-^
arbeitung desselben ganz besonders das Dictionnaire de FAcad^-«
mie vopi 1835 benutzt; ein Umstand der allerdings sehr zu loben
kt , indem man auf diese Weise überzeugt sein darf, wenigstens
anerkannt gute französisdie Aasdrücke .und Wendungen m finden*
4S8 ' Pffaasoiiich« LiUraUr.
Udber des schon am dem angefahrten Titel des Bnches ersieht-
liehen Inhalt bemerken wir noch Folgendes. Auf die Wörter-
sammlmig jedes Alischnitts föl^ eine Reihe von Exercises phra-
s^ologiqnes, die meist passend gewählte kurze ^tie enthalten,
nnd.aosser der Debung; im Uebersetaen ins Deutsche auch als
Vorbereitung zu CouTersationsübiuigen benutzt werden können.
Der Ton S. 200 beginnende Cours de con^ersation enthalt 1) phra-
ses ^Idmentaires, 2) dialogues iaciles und 3) dialogues familiers.
Von S. 300 bis 376 folgt dann ein alphabetisches Verzcichniss
▼on Gallicismes, Proverbes et Locutions familiers, hierauf eine
Anzahl von Er%äUungen^ deren Inhait und Einkleidung das ju-
gendliche Gemuth ohne Zweifel ansprechen wird , und' endlich
ein klebies französisches Lustspiel von M. Th^aulon : le Rol, Roi;
"Ott le O^Janvier 1648, das ebensowohl recht gefallig geschriehen
imd eine zweckmässige Zugabe des Bnches ist. Das Aeussere
ist anstandig; Druckfehler sind uns nur wenige aufgefallen, wohl
aber, dass zwischen dem Wörtchen iths und dem darauf folgen*
den Adjeetiv oder Advierb der Bindestrich durchgehends fehlt»
«Nr. 2. zerfallt in 4 Abschnitte, von den^n 'der erste eine
Saandung der im geselligen Umgange gebräuchlichsten Redens-
arten , der zweite die am häufigsten vorkommenden Galllcismen
wid Germanismen,, der dritte die gesellschaftlichen Gespräche
tmd delr ^letzte Spruchwörter und sprichwörtliche Redensarten
enÜMUt. Der letzte AbschnitI; ist nicht von vieler Bedeutung und
wird auf uilgefalur 15 Seiten abgethan; aqsserdem finden sidi die
meisten hier aufgeführten sj^üehwörtlichen Ausdrucke und Re«
densarten schon im Anhang zu HirzeFs Grammatik. ' Dag^en
enthalten die Gespräche Selbst die mannichlaf tigsten Gegenstände
des Lebens, und nicht leichit vermtsst man einen, der zu den ge^
geselligen Unterhaltungen gehört. Der Verfasser hat, wie sich
das von selbst leicht denken lasst, hierbei aus andern Biichem
geschöpft; inwiefern er das^ Fremde nach seinem Plane bearbeitet
hat^ können wir, da er aane Quellen nicht angegeben, nicht he-
urtlieilen. Zu den Gesprächen , die man in ähnlichen Btichem
yioch nicht ^ndet^ gehören die über Eisenbahnen , Dampfschiffe
fiahrty Reisen mit dem Eilwagen u. s. w. Die Sprache ist, soweit
wfar zu vergleichen im Stande waren, coVrect, der Gesprächton
natürlich, und fällt nichts wie dies *iso oft der Fall ist, ins Läp-
£ Ische, Gezierte und Süssliche. Die äussere Ausstattung,
^uckundTapiet, sind sehr geiälllg.
Nr. 3. enthält 1) Gespräche und Redensarten über Gegen-
stände des täglichen Lebens und Uebungen über die Zeitwörter;
^2) Gespräche und Redensarten über die gewöhnlichsten Begriffe;
Spruchwörter, Denksprüche (6 Seiten!); 3) La conversation en
Frtfnce et en Ailemagne , ein zusammenhängender Aufsatz von
6 Seiten, in welchem 23 kurze Regeln der Unterhaltung aufge*
atoUt werden. Wir heben darunter »wei heraus: Le mäite des
. ^ CounitrsBlMoel^laCoirrefffafibq. % Od
Allemaiid* dans la Conremtliin est, lie bien rcmpUfc^le Mb|^; Id
'talent des Fnn9ai8, c^st de k («^c) faire öitblieii;^^ Uli Fmn^ai«
d'eiinirierait d^^tre seui de<Bop avis -coinine d'toe aeal dadti bü
chamlirc. — Die OespriicHe s^bat sind niplit sowohl eig^entliche
Unterhaltnngen , als einsEelue, für sich bestehende SStze ausser
ZusarameDhang, wobei gewöhnlich ufodr die in den Ueberschrif-
ten aiigegebeaen Wörter, Toa denen am Ende des Bodies ein In-
haltsTerzeichniss gegeben ist, die in der Confersation am meistett
¥or1cosmenden Wendungen znsanimengestellt werden.' Wenn da-^
her auch daa Büchlein zum Privatgebranche nntzüoh sein kann^
so möchten wir es doch nicht fär Schallen empMilen, da matt
wenig Methode und Iceine Stufenfolge darin wahrnimmt. Die vor->
angesetzte Vorrede Ton Leitald^ die mit dem Budie selbst hi
geringer Beafehnng steht, Snssert sich hanptsSchlieh ia einer ge*«
fälligen Sprache iiber manche Veränderongcn , die die französf-^
sehe Umgangssprache in der letzteren Zeit erfahren hat; itber
das Charakteristische des geselligen Gesprachtons, empßehlfi
um sicli einen BegriiF ^on der guten Coiiv^sation zu machen , drä
Contes nouveaux von Janin, die Werke Hiigo*s , Lamartine'B4
Dumas, Mery's und Balzac's, und^ liusseri sich über eine schon
häufig besptochcne Frage-S. XXVII dahin : „ Man hat häufig die
deutsche Sprache reicher als die französische genannt} dies tha-
ten aber gewöhnlich Deutsche, die ihre Sprache sehr genau,. 6vi
französische aber nur sehr oberflfiehlich kannten. Sie griffen dsnn
auf gut Glück umher , bis sie Worte als Belege fanden und po<*
saunten es dann aus. Zu solphen Vergleichen gdiert jedoeh eine
tiefere Kenntniss beider Sprachen und ein ernster, redlicher
Wille. la^fesem Sinne sind-ähniicbe Uiitersnchongen hfoch nichi
angestellt worden,>' Wir haben diese Vorrode mit Ticlem Inter*
esse gelesen und Manches, wovon Hr. Lewald aus * eigener Er<-
fahruug während seiner Anwesenheit in Paris sich iabe^e^eugte)
verdient allgemeiner bekannt ^ werden. -^ Das Aei^re des
Buches lässt nichts za wünschen «brig«
Nr. 4. Wohl fühlte der Verf. dieses Lesehnehs , dasB die
Veröffentlichung desselben einer Rechtfertigung bedürfe. Waa
er hieriiber In der kurzen Vorrede vorbringt, indem er besonders
darauf hindeutet, dass die voiiiandenen ähnKchen Sammlungea
dem Zweck des Gymnasialuuterricfats entweder gar nicht oder
nur zum Theii entsprechen, dürfte wohl in Zweifel gezogen .wer-^
den können. So viel uns bekannt ist, sind die Chrestomathien
von Ideler und Nolte seit einer Reihe von Jahren in vielen Gym«
naslen eingeführt, und die vielen Auflagen, welche dieselben er-
lebt haben, sowie die wiederholt darüber ausgesprochenen öffent-
lichen Urtheile beweisen, dass sie mit Erfolg gebrandlit werden»'
Hr. Dr. C. hielt es als em Haupterforderniss solcher Bücher, dast
Mttltnm , non multa auch hier zu beobachten. Uns scheint eär
aber yi ^ass den Schülern der höheren Classea iron Gymnasien, bei
410 . Fraasiiiitche Lii»raftiir* ^ '
denctt^aMiii bffligerwd»e sdlte Tomusselm dürfen, d«8S sie m
>iei Sprtichkeniitniai sich bereits erworben haben, um das Lexl*
con nur ausnahmsweise au Hülfe zu nehmen > durch die fransosi-
aqhe Lectöre eine allgemeine Uebersicht der Literatur überhaupt
gegeben werden müsse, da Ja der frauzoslsche Unterricht •n'
Gymnasien akf nntergeordneter Lehnweig weniger den praktl-'
sehen Nutzen, als, was auch der Verf. anerkennt, den w|ssm-
achaftlichen Zweck im Auge halt. Und welcher grossere w^iisen-
achaftUche Gewinn liisst sich erzielen, als daas den Schülern die
Koryphäen der Literatur gleichsam in einem Rnudgemälde tw^
geführt und auf diese Weise ieine anschauliche Yorsteliung von
dem Stande derselben beigebradit werdet Ueberdies bleiben es
ja immerliin Bruchstucke, oder, um mit Jean Paul zu reden,
Seelenrerkaufer; und da ist es wohl von geringem Belang, ob die
ehizelnen aus 10 oder aus 40 und mehr Seiten bestehen* Be-
trachten wir nach dieser Bemerkung das ?on Herrn Dr. GL Gelie-
hene» Das Buch fängt mit einer Beihe von Auszügen aus der
bistoire des Fran^ais von Siamondi an — Chlodwig, die Mero^
vinger^ Brunehüde^ Zustand ^er LUeratur nach 638, Karle
des Groeeeu Krieg tmt dem Sachsen^ Roland^ Kurie dee Gr.
Privaüehen und yerdieneie um die Wieeenechaften^ Turnifr^
Troubadoure^ der erste Kreuxzug^ Abailard^ Inquisition^
Ludwig d. Heilige^ Templer^ Jungfrau von Orleans^ Schlach-
ten bei Grandson^ Murten und Nancy ^ Fran% L Verdienste
um die Wissenschaften^, 1 — 100. ^ Hierauf folgen aus Vol-
taire Vsi^cle de Louis XIV. einige Bruchstücke über den Zustand
der Künste und Wisseuschaften unter Ludwig 14. von S. 100 —
122. — Zehn Stücke aus tdigneCs Geschichte der französischen
Literatur von S. 122 — 152. — Dreiuudz wanzig von Montes--
quieu*s Lettres persannes v. S. 152 — 180. Der dramatische
TheU liefert dann 1) die Phädra von Racine von S. 180 - 234.
Wenn gleich diese Tragödie bekannüich das Meisterstück ihres
Verfassers ist, so würden wir doch aus leicht begreiflichen Grün*
den uns nicht haben entschliessen können, dieselbe vollständig in
ein für Gymnasien bestimmtes Buch aufzunehmen, und wir sind
der festen Ueberzeugung , dass erfahrene Schulmanner unsere
Ansicht theilen. — 2) Das Trauerspiel Louis XL von Delavigne
, von S. 234 — 368. Auch dafür hatten wir gern ein anderes
Drama , das dem jugendlichen Geiste mehr zusagt und namentlich
weniger Schwierigkeiten darbietet, als dieses hier geschehen.
Wir glauben bestimmt, dass nur wenige Primaner dieses Stück
verstehen und mit Interesse lesen werden. < — 3) Lavare von
MoU^re von S. 368 — 428. -- 4) Bertrand et Raten ou Tart de
conspirer, Lustspiel von Eugkne Scribe von S. 428—510. Wir
können dieses Stück am besten als ein sogenanntes Cravallstück
bezeichnen, und finden es eben wohl zur Leetüre für die Ju-
gend, namentlich m der Schule, nicht sehr geeignet Was aber
j BlbÜograpIiifcbe Berlebtew 441
des^ßesprichtoti 4e8 Sctibe selbst betrifft, i^ sind urfr gam* ein*
verstanden mit Lewaid, welcher S. XXVII. der oben erwähtiteit
Vmrede bemerkt: ^^Hier (in den Contea noaveaiix toh Janin)
aind alle Feinheiten der modernen Umgan^pri^che mit ihrer dra-
matischen Lebendigkeit Terbunden. In Stücken von ^crt^^l^t
dies nur selten der Fall, und das, was uns so leicht und elegant
und unsem Uebersetzern oft so schwer wiederxugeben erseheint,
ist für die Fransoseii in der Tliat gespreizt, gesncht und schwer-
fällig. ^^ -<- Der Anhang von S«^ 510 bis ans Ende des Buches ent-
hält einige lyrische Gedichte von Lamartine 9 Victor Hugo und
B^ranger. '- — Hr. Dr. Collm. sagt in seiner Vorrede: dkss Vieles
besser sein könnte, verhehle er sich nicht, er gestehe sogar, dlisa
es Manches jetzt anders machen wärde. Allein factum infectnn
fieri neqait^ mid der gute Wille müsse für die That gelten. ^^ ---
i|»d wir meinen , dass dieses eigene Urtlieil dnrch unsere Bemer-
kungen bestätigt wird , sind jedoch der Ansicht, dass der histo-
rische Theil des Buches brauchbar und um so zweckmässige^ ist,
als man in den bisherigen ihnlichen Büchern nur wenig geschicht-
lichen Stoff, der sich zur Leetüre in der Schule eignet ,* findet
Schliesslich bemerken wir noch, dass ausser der, in einem Ver-
zeichniss angegebenen grossen Anzahl von Drockfehleiii, uns noch
eine ziemliche Meuge^ die nicbl bemerkt worden , aufgefallen
sind.
Marburg. Dr. Hoffa.
Bibliographische Berichte.
Novum Tesiumentum vulgatoe editionis tuxta iextum
Clementtt FilL Romanum ex typogr* apost, Vatic» a. 1&92. acevtrate e«-
pres9um. Cum variantibus in margine leetionibug antiquissimi et proe-
Uanihaimi codicis oUm Menasterü moniis Amaiae in Eiruria^ nunc hihUo'
theeae Florentiaae Lanreniianae Mediceae tace. FL p. Chr» seripti. Braß"
missa est commeniatlo de eodiee Amiatino et veraione LaUna vulgata.
Edente Ferdinando Florente Fleck ^ theoL dactore et professore
Lipt, Cum facsimili inciso lapidi, Lipslae ajimtibus^ et typis Caroli
Taucbnitii. 1840. gr. 12. LXIIj u. 414 S. Wer erwägt , wie bei
einem gründlichea grammatischeD und lexikalischen Studiam der latei-
nidcben Sprache in io vieler Hinsicht der Sprachgang bis auf die spä-
testen Zeiten Terfolgt werden muss, ehe man la einem feststehenden
Resultate auch für die eigentlich classische Zeit gelangen kann , den
wird es^ keineswegs befremden , die ▼erliegende Ausgabe der lateini-
schen Vulgata in den eigentlichen Bereich der philologischen Wissen-
schaft gezogen und der Anfmerluamkeit der Leser unserer NJbb. em^
4i2 \ BibU«grftphl«clio Befiele.
pfeble» SQ teilen. Aocb eie kt eiiw> Fmdit j«aer wIstenecbAfClidiea
Ueiae, velebe der gelehrte Hr. Verf. in den Jahren 1831 — 1834 durch
das Md liebe J>6ttUchlapd, Italien , Slcilien nnd Frankreich unteraom«
men und später in seinem Werke: fViswwehitflUche Reise durch daa
tädliehe DeuUchland u. t« v. [5 BB. Leipaig» bei J« A. BarHi 1835 — 38.
B.], bescliricben hat*). Der Umstand nämUch, dasa Hr, Dr. Fleclc
während seines Aufentlialtes an Bon» diureh den gelehrten Printe«
UngkareUi in Kenntniss gesetat wurde von der ältesten und ToraügUch-
sten Handsdirift der durch Hieronymus besorgton lateioi«chen Ueberr
Setzung der heiligen Schrift , welche sich in des BibltAtheca Laurent
liana au Flarenz befindet, und sa bei seiner Bückreise Gvlege^heit
nahm, theils selbst einen guten Theil des neuen Testamentes nach jener
llandsehrift.su Torgleichen, theils sich,' da sein Aufenthalt zu .Flurena
von au kurier Duner war, durch Vermiltelung Anderer eine Cullation
derselben zu verschaffen, wobei nanientlich der aav,orkoiumendc:n Gcfal-'
ligkett des gelehrten Vorstehers Xener Bibliothek., des Hrn. Del Furia»
gedacht wird , gab die nachbte Veranlassung an der erwähnten Hand«
ausgäbe der Vulgata. Denn jene Handschrift , auf deren Alter und
Vorige zwar S4:hon der verdiente Aogelo A!(ar»a Bandini In. seinem .
trefflichen Werke: BibUotkeca Leopoldina Lawrentkuia seu Catalogua
Manuscriptorum etc. Bd. 1. S. 701 — 73H. , und zwar bereits im Jahra
]7U1 , durch eine ausfühslichtere Erörterung über ihren Ursprung , ihr
Alter und ihren Werth in kritischer Hinsieht [IH insigni Cadice bibliea
AmiaÜno di98erta%ia\^ die in zwanzig Capiteln jeni*ui- Werke' einverleibt
ist, aufmerksam gemacht hatte , die aber gleichwohl der Aufmerksam*
keit der biblischen Kritiker entgangen war, schien es an sich zu ver-
dienen , dass sie in einer genanen und sorgfältigen Cullation dem ge-
iehrten Publicum vorgelegt und in unserer Zeit namentlich, wo man
'begonnen hat, 4lie biblisclie Kritik mehr und mehr auf eine sichere
diplomatische Basis zurückzuführen, zur Richtschnur genommen werde^
nach welcher die iiieronymianische Vulgata ebenfalls eine geregeltere
Textesrecension erhalten könnte, als ihr bekanntlich iä der Six.to-Cle«
mentinischen Bearbeitung vom Jahre 151>2, wiewohl in jener Zeit
ausser vielen andern nandschriften auch die hier vorzugsweise benutzte
Amiatinische , jetzt Florentiner Haudbchrift den Bearbeitern derselben
vorlag, nicht gegeben worden ist. Hierzu ist nun von Hrn. Dr. Fle<dc
bereits der erste Schritt in der vorliegenden Ausgabe gethan worden.
*) Die eigentliche Reisebeschreibang des umfangreichen Werkes ist in
den beiden ersten Bänden enthalten. Die drei letzten Bände ^ auch unter
dem Titel: Theologische Reisefrüchte, 1 — 3. Band, einzeln erschienen, ent-
halten gelehrte Abhandlungen verschiedenen Inhaltes, wie solche durch Beob->
achtnngen d^s religiösen Volkslebens , der wissenschaftlichen Zustände nnd
der literarischen Thätigkeit der bereisten Länder veranlasst und hervorge-
rufen wurden ; nnd sind besonders in ihrem letzten Bande , welcher latei-
nisch geschrieben ist und den besondern -Titel führt: Anecdota maofimam
partem sacra, in itinerihua Italicis et Gallicis ^llecta [Leipzig, bei J. A.
Barth , 1838. 8.] auch für den Pfailelogen von grossem Interesse..
BilrliagrBphische BerUhle« 448
nnd es stellt za erwarten, dsss vereint« Kräfte Bacb hiev das Werk
melir nnd luehr fardero werden.
Für den Philologen sind diese Bestrebungen in dof^pelter Hrnsiclit
▼on Nutzen nnd Vorthoil , einestiieils weil die Kritik des neuen Testa-
mentes , die auch durch eine bef^rnndetere Basis der Uieironyniianischea
Vulgnta nicht wenig gefördert wird , im Allgemeinen so viele und man-
ntchfaltige Vergleichungspunkte zur Kritik der classischen Schriflstellev
bietet oad, je grobser die Hülfsmittcl sind , die ihr zu Gebote stehen,
find für sie. aufgewendet werden, um so belehrendere Belege gibt nnd
am so schlagendere Beweise fuhrt, wie nur von einer diplomatisch ge*
sicherten Basis die Kriülc der alten Schriftwerice nnternommen werden
können , nnderntheils aber auch um deswillen , weil in jenen alten
Uebersetzungen der heiligen^ Schritt, obschon das Latein derselben
nicbts weniger als classivch genannt zu werden verdient, -dennoch ein
so tüchtiger Sprachschatz, namentlich in Bezug auf die alte Vnigar*
Sprache, enthalten ist, dasf eine kritische Berichtigung des Testet
jener alten Sprachdenkmale auch schon In dieser Hinsicht wünschens-
verth erscheint, und um so mehr Interesse gewahrt,, da hier vorzngs<*
treise so alte nn^ glaubwürdige Urkunden , wie wir sie bei den claisi- '
sehen Schriftstellern nur in besonders günstigen Fallen haben , geeig«-
net sind, bestimmtere Resultate zu geben. Und in dieser HinslcM
namentlich, muss^ jeder Philolog anch ein unmittelbares Interesse an
Torliegender kritischer Handausgabe der Vulgata haben.
Freilich erforderte das buchhändlerische Interesse, dass der Sixto-
IPlementinbche Text, als der für die katholische Kirche gesetzlicli noi^
male, unverändert beibehalten wurde, den Ur^ FL nach der Aujsgabe
von van £ss vom Jahre 1822 abdrucken Uess^ aiioin eben so wohl die
vorgesetzte einleitende Abhandlung des Hrn. Herauegebers, als die
unter dem Text angegebenen Variauten der mehrerwähnten Florentiner
Handschrift verleihen dem Buche einen bleibenden Werth. Die Ab-
handlung ist unter dem Titel: Deseriptio et hi$ioria pra€$tantisaimi et
fwtiquisümi codicia bibUci olim jimiaiini bibliotheoae Cisiercietuis ^ nunc
JPlorentini bibliotheeae Laureiaivnae Mediceae cum diaquhiticne generali
hhlorUa et critica de veraione Latina vulgata, ^ S.III— XXXIX dem
Werke vorgedruckt und zerfällt in diese drei Hauptabschnitte: 1) Ca»*
sne.et rationea instituti. II) HiBioria externa codicU et snona$terU Amitk"
IM (Enthält namentlich eine treue Relation aus dem angeführten Werke
Bandinis und ist für den Freund der alten Handscbriftenkunde, dem
jenes Werk nicht zu Geböte stellt, sehr interessant). III) /ntertor tn-
doleB Codiois et versionia Fulgatae. Diese Abhandlung ist vorzugsweise
bestimmt, durch Hervorhebung einzelner Belege, den hohen Werth
der Florentiner Handschrift zu zeigen und , wenn schon der Hr.^ Her-
ansgeber bemüht ist, ihre Vorzüge - vorzugsweise geltend zu machen,
80 zeigt er sich doch keineswegs blind eingenommen für seine Hand- .
•chrtft, sondern gibt auch an vielen Stellen gelegentlich an , wo die
von ihr abweichende Lesart wohl den Vc^rzug vertlienen mag. Der Hr.
Heraasgeber bat hier hauptsächlich vier Gesicbtlpiinktn in's Ange ge*»
444 Bibliographische Berlthie.
fowi, 1) il» kaufen UmgiüluHf^em 9on f^rUrn und Redengarien f unhe^
deuUndere Auslaeiungen und Zugoize^ 8) Veruekiedenheiten in Ciini^,
und NumeruB der Substantiven ^ der Tempora bei Zeitwörtern ^ den Ge*
brauch der Verba eimpUoia statt der eomposita , Z) das rein orthografihi" ^
sehe Element t 4) Varianten^ die den inneren Sinn sdbst verändern. Im
Allgemeiaen stellt »eh hier das ResaltaC heraue, dose der Text, wie
er io der Florentiner ftandtchrift ans Toriiegt, eich enger an dae grie-
^hieche Original des Neuen Testamentea, wie et jet^i die Kritik fest-
gestellt hat, anscliliesst» als die Siito - Ctementinische Vntgatn^'and
■nn möchte zu der Behauptung geneigt sein , man habe sich firüher
absichtlich mehr an den einmal recipirten griechischen Text angesehloe«*
aen, auch da, wo Hieronymus nach besseren griechisehete Handschri^
teu in seiner Uebersetxnng den richtigen Weg eingeschlagen hatte.
Doch diese und einige andere Fragen , die man hier wohl nodi oufwer-
fen könnte , werden wohl von den ? onugsweise mit der britischen
Sichtung dieser Quellen p i^h beschäftigenden Gelehrten mehr und mehr
gelöst werden, so wie aueh diese Ausgabe an ihrem Theile diese ün^
tersuehung fördern wird. Dieser Einleitung läset dann der Hr. Her-
ausgeber in etwas kleinerer Schrift die folgenden Beilagen folgen:
1) HecrefttiiB ex oeactito Tridentino (sessione If^.) de Canonieis seripturie
S« XLI. XLIf» 2) Deeretum de editiene et usu »acrorum librorum S.
Uill— XLIli. Z)Praefaiio Sixti V, rom J. 1«HI. S. XLIV^LVI. 4)
Praefatle ad Leetorem^ aus der Ausgabe vom J; 159S. S. LVI— -LX-.
Sk) Ctementis Papae prarfatio, ebenfalls rom J. 15$y3. Sodaiin folgt der
Text selbst mit den beigegebenen Varianten der Florentiner Handsehrift,
wobei wir es mit Dank anerkennen , dass auch eine genauere Rücksicht
auf die Orthographie genommen ist , als sonst wohl bisweilen id ge<*
seheheo pflegt. Freilich ist hier und bei einigen anderen Angaben #er
Uebelstand nicht xn Terfcennen , dass V4>n drei verschiedenen Gelehrtea
die au Grunde gelegte Collation besorgt ward und da wenigstens för
die Gonsequens des Vergleichers keine grosse Garantie gewährt au sein
scheint , ebschon bisweilen einzelne Fingerzeige In einem beigesetzten t
et SIC semper^ gegeben worden sind, und im Allgemeinen auch Einigea
.8. XXVIII. über die Orthographie zusammengestellt beigebracht wurde.
Doch immer bleibt das Geleistete eine dankensworihe Arbelt und eü
wäre nur zu wünschen , dass der Hr. Herausgeber auch eine eben so
bequeme Handausgabe der Vulgata von dem Alten Testamente und zwar
nach derselben Handschrift veranstalten mörltte, uro so oiehr, da ia
sprachlicher Hinsicht dieser Theil der Vu^ata von fast grosserem in«
teresse sein möchte , als der vorliegende. Da Hn F. bereits in seinea
JneedüUs — sacris eine Probe einer Vergleichung des Buches Tobias ge-
geben hat, so hegen wir um so sicherere Hofihung, dass er auch daa
Alte Testament auf gleiche Weise geneigt seia werde herausangebe».
Denn der Umstand , dass die Vulgata des Alten Testamentes der voa
Aug. Hahn besorgten hebräischen Bibel, welche bei demselben Verleger
erschienen ist, beigegeben ist, leistet, für den Philologen wenigstens, nicht
dea gehorigea Ersatz, «ad wird dea ehrenwerthen Hrn. Verleger. gawiM
Bibliogfafrbiiclie B«rie]ile; 445.
bUM aUalte», iiqcIi noch eia« beioBdere Anigriw dei Alton T«tta«
Diente« anf glekbe Wei»« y via die Terliegenile von dem Neuen Teeta«
ment ist, in seiner berubnten Offieinant Licht treten so IsMen, w^a
•ich der Hr. Heransg. geneigt hieran finden Itette, Uebrigens hallen wir
mit Tieier Frende nnd wahrer innerer Satisfaction die wahrhaft dirtet*
' liehen und acht hanianen AeuMerufigen de« Hrn* Hecausgebert wahr»
S^enonmien, in denen er, weit entfernt von allem uad jedem Hat«e der
terschiedenen kirchlichen Parteinngen, überall aar das Intereeie der
Wahrheit nnd die Förderung achter Witienechaft im Auge und im Her«-
sen habend , an einem eratlen SCudinm der alten Quellen anxumahnea
sucht, wie p. V., wo es heilst: Dohnäum vero e$lt^ jimedoia tkeolo'*
giea non eodem fervore 4xcipi ah amantihu» lUterarum , quam ^Mogiea»
Theologicia enim dUsidiis et dUpttaüonibuH muUi mute jrdee ditiineniur^
til «era taerementa liierarvmy quae in scriptis antiquitatii thrUlkb^
nae ineogniiU in iucem trahendii cerntratar , plua aequo neghgonl. , oder
p. XXmX., wo Hr. F* seine Efnleitung mit folgenden Worten schliessi:
Dissidiumfunegium iater Romanae'CaihoUeae et Frotestotiftam /oraiiihit
secfatoreSy.noDis odiis flagrant ^ in hbü Utmine liUerarum neque euf€mu9
ne^ue extimesciinitt«. Omnes entm veri Romtnts Cbri»tiani^ quiku9 fttme
üfferimus librum , in Utierit sacrit tanquam in unico ei limpido eadeeU «o«
puntiaefenle coaeeniunt. Fect, ftiae et animue Cktiao deditue me.iube*
hat facere^ et tineer a ree ikeologiea» pro modüh virium iuvandi voluafot,' ^
lia fave , m» iector, hitque *atudii» fave* Diese und abnliche Aeussema-
gen werden gewiss auch den Philologen anssobnen mit der In vielen
Stellen allerdings minder empfel^lnngswerthen Latinität des Hrn.
Vorf. , über die der Pbilolog aber leider immer mehr bei wisseaschaft-
liehen Werken ans andern Disciplinen sich hin wegtuselten gewöhnt
wird. Die äussere Ansstattung des Bücher ist in der Tbat Tortrefflicb
zu nennen , und so scbliesst sich diese Vnigata würdig nn die bekannten •
Classiker- Ausgaben derselben Verlagsbandlung an , die in neuerer Zeit
theilweise ebenfalls eine neue Bearbeitung und Ausstattung durch den
jetzigen^thätigen Inhaber der bekannten Officin, der ein würdiger Fort«
fahrer der Werke seines Vaters geworden ist^ erhalten haben.
- [B. K.]
Pieinattones Lteloniie e codicum maxime vesUgiis petitae.
Seriptit F, Vilelmus Otioy ' cdüahoraior $tminarü philol, Gissentis,
praeeeplor gymnae, extraord. Karlsruhe , 1839. Suraptibus Chr. Theod.
Groos. XV n. 95 S« 8. Die Torlicgeoden DiviiMitiones LiMunae bewäh«
ren sich überall als die Fracht «Ines sorgfältigen und genauen Stu-
diums des Li?ius , dessen Geschichtswerk uns bekaaatlich in einer eo'^
▼eretummelten Gestalt überliefert worden ist , dass in so vielen Stellen
Mttthmaassungen nnd.Coojectnren freier Spielraum gelassen ist. Man
muss es also dem Hrn.^Verf. Dank wissen, dass er seine Verbessernags-
▼orschläge , .die ihm bei Gelegenheit der von ihm geleiteten Uebffngen
der Mitglieder des philologischen Seminarinms zu Giessen erwachsen
waf en » nicht unterdrückte , sondern jui einer auch aasserdem lehrrei«
446 , BibUogtfjif liifcluB Bevicilie.
diefl .Uebcnurbeiioiig^ dem Fablieim ttergil». Demi .wvnn wir aneh
»kbt behaapten konaeB., und gewi» der Hr. Verf. selbst, dessea Vor-
trag ja obaedies gaax aatpruebslos gehalten ist, von den» Olaaben weit
eatferut sein wird , das» er überall das Wahre gefunden hali«, . so ge-
wiaat doch die Kritik eiaer Schrift allemal, auch da, wo das Richtige
noch zn sncbea sein möchte, durch eine so grfindliche und geaaneEror«
lerong, wiesieUr.Otto geführt hat Ueberhaupt bespricht derselbe seclis*
undaehtzig Stellen des Litiosansfuhrlich, der gelegentlichen BehaBdinng
einiger Stellen diese» Schriftstellers sowohl als auch anderer Aactoreiif
wie S. 26 des Caes. de beü. GaU. V, 31, 6. S. 26 des Cicero de amidiia
16, 57. S* 18, des Tacitns Amal. XVI, 5. S. 41. , nicht zu gedebkea.
la jenen 86 Stellen socht nun Hr. O« znvorderat die Unzn länglichkeit
und Unzn rerlassigkeit der gewöhnlichen Lesart, wie solche in di^ Dra?-
kenborob*scben Ausgabe sich findet, nachzuweisen, und tlieilt sodana
seine ninlhmaasslichen VerbesserungSrorschläge mit,« die er den über*
lieferten Lesarten der bessten llandseliriften so genau als megiich anzu«<
passen sncht und ineistentheils sehr glücklich mit dem sonstigen Sprach«
gebrauche seines Schriftstellers zti belegen weiss. Als die in den ein;-
zelnen Partieen leitenden Handschriften erkennt auch er den Cod. Pa-
feafij, Eseerpt Pilhoei, eoA, fVormaeen$, HAeaani s. JSaröeloaieg., Bam^
herg* , JRorentin. , Cantabrig, , Roltendorf, Petao, an , ohne dass er die
übrigen Handschriften, deren Vergleichnngen sich in der Drakenborch«
sehen Ausgabe finden , ausser Acht gelassen hätte« Ahch mögen wir
Hrn. O. durchaus den Vorwurf nicht machen, dass seine Verbesserungs-
▼orschlago tiilzusehr Ton der diplomatischen Ueberlieferung abweichen»
wir mochten in einigen' Fällen eher behaupten, er habe sich gnr «a
ängstilich an die von ihm für glaubwürdiger gehaltenen Handschriften
angeschlossen und sich dadurch in seinen Emendationsrersuchen selbst
allzusehr die Hände gebunden. Denn so rtothwendig und unerlässlich
es tst,^ bei der Kritik niemals ohne Grund Ton dem diplomatisch Be-
glaubigten abzuweichen , so hat doch in gar manchen Fällen das
Spiel des Zufalls selche Abweichungen in den Texten der alten Schrift-
steller hervorgebracht, dass »an wohl niclit immer wird ermitteln
können, wie diese nnd^ jene Lesarten entstanden sind ; und in solchen
Fällen kann dann aiich die Conjecturalkritik etwas mehr wagen. Doch
wollen wir dem Hrn. Verf. gar keinen Vorwurf daraus machen^ dasa
ersieh mit einer grossen drangstliolikeit an die Lesarten der Handschrif-
ten gehalten hat, denn es istgewiss weit verzeihlioher , wenn man in
dieser Hinsicht fehlt, als wenn man dcto freien Spiele, der Phantasie
durch Aasserachtlassca des diplomatisch Begiaubigleu eilten unbegräo»-
ten Spielraum gestattet.- ... . .
Doch wenden wir uns zu dem Inhalte des Schriftoliens.aelbat* Hier'
bespricht der gelehrte Hr. Verf. zuvörderst Ltb. l«eap. ^h f« 5. .Ihirt
hetsst es : iiaque postquatß tatis virium eankctum ad omnet conaltis vtde-
6at , tum e wU unujn seisciUUum Romam ad patrem mitiit, qMMam se
fachte veÜH? Quand^ ^uidem, ut omnia vntia Gafrüs passet, ei du dedss-
»eht. Die LesaH wurde keiaen Aostoss geben , weim wir nic|it wütsteoi
dits die glaobwof^igsteh Haadacliffifteii, als da tind Cod. Flor. Tom* 8,
Bari. 1. 2u L«id. 1. 8. Hav.'a m. 1. Portiig. Wormac« la^ens ntimnia
unnt prae Ga&ii^ p&$aet , wehin aadi 'Cod. Veitb. , der prme Gabmis
liest» und llelwet. h^ fler poffuUs Go6im« faeere an« Interpolation hal^
«urnekfAlMfen. prae seh^int also hier nicht ohoo Grnnd in den Hand»
Schriften sich tu finden , nnd so wollte Rhenaaos« tps»« Gabih, her*
stelten ^ während ^us ifter ed. Oasil. IfS&B In viele Ausgaben überging)
ipse Gahiisy eine Lesavt, die selbst Bekirer für bemerkenswerth erach*
tete. Mit Recht begnügte SH^ Hr. O. weder mit dieser Lesart noeh
wollte er jenes pme gana ausser Acht gelassen wissen ; ' er schlügt da«*
her zu lesen vor: ^^ndo quidemf ut ctrinia tmtfs praeior Gulnh pas^
seti €i^i$ dedhBent Wh können dieser Vefmuthuog nnsem Beifoll
nirht sclfenken , nieht weil an sich von dem kelli dux an Gabii nicht
hätte können das Wort: procfor, qui exerddai praeiret ^ gebraacht Ver-
den , noch weil die Conjectur an abweichend wäre von der Lesart detf
Handschriften, sondorn weil, wenn Livios «i Tarqoiains^ Rede eine
'.Hinweisnng auf sein Militär - Conimaado hätte anbringen wollen , wie
dies Dibnysitts.Halicarn. Buch 4. Csp. 58. gethan hat mit den Worten:
Taaavttiq Sh yBvofitvog i^ovaiag 6 Zi^rog yivqtog -»^ nifinei mfog tov
vtcviQtt viiv T& i ^ov üimvy riv slXfjtpmg ^p>, iffiLüidavta wxi tcbvco^ .
(uvovy vi x^Tf Tcoifiv» , er den Ausdruck praetor wohl nicht wurde ßQ
mitten in jene Wendung eingeschaltet, sondern ihr lieber ein be-
sonderes Plätzchen vergönnt habe«, vielleicht: qwmdo quidem^ «I
praetor €$$et Gabiia mnniaque Tinus potset^ et dn d eifissent. , abgesehen
davon ^ dass Livius , da er oben eod. cap. $ 8; , wo er das factum
selbst referirt: dux ad tdtirmtm beUi legUur, den Ausdruck praetor nieht
braucht , ihn wohl auelr hier in Tnrqnrnius' Auftrage sciiwerlich so
• nackt wurde eingesetzt haben. Auch beweist DIonyaius , Buch 5. Cap.
56.: inl ziiv otvto^^ätoqvt naQTuyovatv uqx^^^ forden
Ausdruck praetor gar nichts, da'ja jene unbeschränkte Gewalt dem helU
dux, dem griechischen or^omT^d^, an sidi zukam; und Ihm ja jener Aus-
druck auch nur so viel als das von Livkis oben gewählte &<b22i dux bedeuten
kann. Oionjsius wollte aber damit nur bezeichnen, dass er^berbe^
fehhhaber icum imperid im römischen, ctQarrjyog im griechischen
Sinne) geworden sei. AiiS diesen Gründen kann ich hier dem Hrn.
Verf. nicht betpfKchten nnd glaube eher, ohne d&ss ich besondem
Werth auf diese meine Vermuthung legen wollte , dass Livius , wenn
man das prae der Handschriften nicht will unberücksichtigt lassen , so
etwas geschrieben habe, wie: Quando quidem, ut omma nnus prope
Gabii» posse^, er di dediisent. Dass propr leicht in prae verdorben
werden konnte, ist klar, zumal wenn ppe geschrieben war. Was
' aber den Sinn selbst betrifft , so passt prope recht wohl , weil dadurch
die Rede des Tarquinios, da er denn doch noch nicht nnumsehränkter
Herr von Gabii war, an Wahrheit gewinnt, nnd alsa auch dem Vater
glaubwürdiger erscheinen, mnsste. Ein Adverbium also wie prope oder
pene mochte ich' lieber in jener Corruptel soeben, als das Sobstantivam
praetoTn . VielmehV Wahrscheinlichkeit hat Hr. 0. fu« lich in deii foi- '
4fö Bililiogtiipliltehe Beviebl«'.
gmtävt Stelle« , die er tS. 2 fgg. in »ufJtMMev ErSrtenmg bdMo*
dell. Hier glaobC er Kb. II. cap. 8S. § ft. ia den Worteo: AmtiaUM
F9i»eo9 fumäii fugatqut (cmutä Rammma) eemptiiMt m oppidum Longu*
Um permctOiUf wenUma^ peliter. Jnde PoluBtam^ «le» Fel-
rcorttm, eepitt iwmmagnm w mdmitu t9i OprJ«let| bei dem SelMras-
ken der nbrigeD Handichrirtee haapte&eblieh eaeh df m Fiogerselge der
FlvreBtiiier Havdtehrifl herstellen an möaien: hide Mugiilam^iiem
yol9cornm^ ceptt., laden er dann aaeh Üap^M. $ 3. mit Jac. Crro-^
noT hergestellt Wimen will: ladeta Laffnomoimn tramvenU frimiiikiu
fiwargrmtvf, Sairieumj Longttimny Potocmn, Cwtohg^ Mugillam^
' hmtc.R&mam9 oppidmademU.^ wpranfaach die handscfanftltche lietart
bei Dionjsias Bodi 8. Cap. 36. fähre. Wie da« Eioaelne begrdndet mt,
lese man in Hrn.*OUe*s genauer Darlegung p« 3—6. 8elii8t«aeb. Eben
fo sncht der Hr. Varf. lib. H. Cap. 4S. § §, we die jetzt gewuhnlicho
.Lesart ists Ad- duo> himul bMt exerctias seribitur» Duetudua Fobi» in
A^quos , fffi VwnieB Fürio dalvr. Et in FeimUiJntB quidem nihil dignum
memuria getium est e(c. , die nui^on wenigen und minder beglanbigted
Uandsdiriftea geboten wird , die Lesart der meisten und bessten Hand«
Schriften: Ducendu» Fabio in VcienteB, in AequQS Furio datur y dahin an
berichtigen, dass keine förmliche Umstellung statt gefunden habe,
safdem nur die beiden Namen der Gonsaln Terwechselt worden seien,
und sehlägt an schreiben vor: Ducendun Furio in Veienttif in Aequo9
Mabio daiur. , wodurch .nun Livins mit sieh in Einklang gebracht wird.-
Dean die abweichende Angabe des Dionysius Buch ^. Cap. 2. -glaubt Ur,
O. mit den übrigen 'Herausgebern unberucjcsichtlgt lassen au können.
Dass dieser Weg übrigens leichter sei, als der, welchen die übrige»
Heransgeber nach dem Vorgange geringerer Handschriften eingesehia«
gen haben , liegt am Tage.
Auch in Bezug* auf die beiden folgenden Stollen lib. II. Cap. 47. $ 12»
nnd lib. III. Cap. 13.. §4^ läs^t sich nichts Wesentliches >gegen Hm.
Otto's Verbeaserungsvorschläge belbringeh, An der ersten Stelle än-
dert er die gewöhnliche Lesart: Incfe populäres tosi esse Fabii: nee hoe
Ulla nisi aalubri rei pubUcae orte 9 nach dem Fingerzeige der bemt^
Handschriften in : nee hoc ulla alia re niei ealSbri reipubUeae arfe, um;
in der zweiten Stelle schlägt Hr. O., da die Handschriften zwischen
der Lesart : Patrieii contra vi. resistunf , und : Patrieii vi contra vim re-
SMtanI, oder; Patrieii vi contra reaiatunt und ähnlichen Corruptelcn schwan-
ken, fast buchstäblich nach der Florentiner Handschrift, welche bie-
tet: iVitricJi «is GORiro e im reusfunt , zu lesen vor: Patrieii via contra
vim re»i$tunt. In der folgenden Stelle lib. III. Cap. 13. § 10. hat nna
der Hr. Verf. weniger befriedigt. Dort wird erzäiilt, dass Gincimratos,
nachdem er die Geldstrafe für seinen Sohn hat erlegen mnssen, wie
ein Verbannter in grösster Zotuckgezogcnheit gelebt habe* Da hekst
es nun bei Drakenborch : Peennia a patre exacta erudeUter , «t , diveu»
diti» omnibue bonis , aUquamdiu troM Tiberim , veluti relogataa , devio
quodam tugurio vivereL Doch schwanken die Handschriften auch hier
gar sehr. Penn w&hread die besseren , . wie Cod. Florent. WeroMie.
DIblUgrapliIfelie B^rleMe, 410
B. 4gl. biatMi; ievo gueiam Pugwh vio€r0^^ habea wniwi de «Ul«
pMam tuguria vieertt^ noch andere : vüi quodam im htgurh ktMmrit^
aadere de uUo, dtf vili^ de üila ^-^fuAHamif ändert t t» «tliT
quo dorn tuguria Mntavii» ^Naeh dieeeit Cermptelen glaubt Hr.O« aaa
Ced. Portog. lesen an rndtfens de viU fuodam iugurie eleeref , m data
de iugurio eo viel wire^ all de redkn tugutU, A» dieeav Weadang, dl»-
Her- Hr.. Verf. unter Vergieiehuag anderer Redenearto» aie lateurftdl^
za. erweisen sucbl, tweifein wir an sieh gar nichli dem* wie nan
sagen kann: de ngetto vieeref so mnss nan auch sagen kennen t deme»
dißeiü vioere^o ferne man von den firteage seines HaoMe lebC* allei«
die Sache se^lbst Ui uns unwahrsebeinlieh. Denn einesteils sfwlcht ea ■
Dionysins Buch 10.* Cap« 8. gani deutlich ans, dass jener mehl ▼••
dem Mieihertrage seines Häuscheils « sondern von dem wenigen Felda
gelebt habe, das er jenseits des Tiberflusses besessen habe; sodana '
seheint uns die ganse Idee, dass Cincinnatns von dem Bliethertrag»
eines kleinen schlechten Uuttchens, das in dem geringsten Theile dot
Stadt 4ag, solle sein Leben gefristet habea, den alten Verhäitnisson
nidit angemessen an sein , da er von der Miethe , falls ausser ihm «id
seinem Diener noch Jemand in der Hütte Plats hatte, doch würde wohl
haben sein liehen nicht fristen bonnen. £ndlleh passt uns auch das ife
ttfgtirie eiVere hier gar nicht ii| den übrigen -Zusammenhang. Oena -
das trotts Tiherim und quasi relegatue fuhrt doch offenbar mehr auf daa
Hauschen, 100 er gelebt, als wovon er gelebt, hin. Ich mochte
also lieber die Lesart des Cod. Neapolit. anfnehmen , die also lautet«
devfo quodam in iugurio viveret , oder falls in den Cor^optelen 3 devo,
de uüo , de viU , noch etwas anderes au snchen sein sollte ^ wurde ich '
die ganae Stelle also herstdlleo: Fecuma a patre sjnmI«, ui ia [ie-
wenn es nur gute Handschriften schützen, wurde Ich' gern <anCnehBMB,
es hebt die Person Cincinnatus' des Vaters mehr hervor] divenditis om«
nibue fronis, aliquamdiu iran» Tiberim^ vduU rekgatue^ deeerio quodmm
in iugurio eteeret. Aus lib. IV. behandelt Hr. O. awei Stellen ; €ap«
35. §4* nämlich f wo er in den Worten; 5peslnctt2tMi etlimi eomitate
bospitum, ad quod publice coneeneu oenerant, «doem'e
gfmiiuMfuitf die verschiedenen Lesarten, welche a. B. die Florentiner
Uandsdirift vereinigt bietet: ^peclaouina» comitole eltam bosptftum
ad qüam-eoneenierant eoneilio, eoneensu pubfieo oene«
ront, adeenis graiiue afuii, und worauf die übrigen Hand-
schriften mehr oder weniger hinführen, dahin au vereinigen sucht, data
er an sehreiben vorschlagt: ^etosnliim comitoee eftom bospiti 1, ad
quod publice coneilio conienseranif odeeni« gratnis afful"
BÜi WO er dann: ad quod eontenseraRt, ähnlich erklärt, wie Oronov
seine Lesart: eemtfate hoepitii^ in quam publice oonsense-
ranf. Was sodann Cap. 48. § 4:. dieses Buches anlangt, so will Hr»
O« in den Worten : h^ urbe es trauquiUo inopinata molee diaeordiarum
tnfer ple6em nc patres exorta est^ coepta ab dupUeaado quaeclorum nnmeiro;
qtiam rem («t praeter duo» urbanoe quaeHoree^ duojconsulibue ad
ministeria bM pruesto etsent) a cousuUbus relaiam etc. zwar «t vor praeter
iV. Jahrb. U PhU. u. Päd, od. Krit. Bibi. Bd. XXl£ Oft. i, ^
4M ^ttblUs^^iftiag^M ft^xi^liH«;
aUei||iKwl|cb«a dl«» ciot4«p»li&i|«.wiU ef^da Uvie .die leUten HaDdsclirif-
t^.^i^ qui, hitii^o«. iko^k quidem eki^g/met^t wiis^n, ,al9o: ut praeier
dfifi» urfronos fiMiciiykNr«« '(ilifA qui4^^m eaiu^ibißa — praetio e$H&ß$» IcJa
sUiume Jiipr don Qra. VerC nkht bei. Düiw iqb »ehe nicht re«bt ab,
inaf, hieir lU« Heaverbebung durch ^ileiii .soll» iiad möchte eher an-
n^bmeii, ilaia'9w\ejii.tlMiirb|«ibHi vo«. ^tuMsfere« «ei» w^a iiekanot-
l%4i..la.««liHMi.AMIiücaa>n§eii mit- q^e ^ iptei und i|iii\df(er4 verwefibaeU
VLawden iat^uad «» gUub« ich« dusa dieaeJüe«a«t«BC die uMpc^iiqjbe:
fi|..pw(er ^HeftttinftfniM ^rifaf«leret ^kw^qmeHons etmifdänia — .proßHo
easeiit, m^. quq 4ieie Lesart' tob liivlaa seihst herr«liren oder .einer
syilera £«gäoapi|g., si/rückfubre« Aus dem fünften Buche beband^U
Hr. O. auVerdemi Gap* :13. S ^» ÜHsfeai Jumnof w>« eg.intemperie
eoßUi rapUm iftutaifieiM In xomtrarium facta aive aiia fua 4e auua , gr^t-
vi« fi^Sttlensfire enteil ammtüUntä aeato» ejsc^pk: üvfus immmbiU .ptf
nkie quanda nisc coM^anecßnis invetUebaiiur^ Uh^ Sibyüini ex. seii«4M
consafte ad«tt mui^U. . Hier nimmt Hr. O. xunaehst mit andern Herai&sgo-
.'b0ra ao deii Werten«: nee consii usc ^aM tnveaMftatar» Aastesa« und
ind^em er dem Sinne aaob T. Faber's Conjectar» entweder mee cmraiio
fieeJbiMt oder; net ramedium nee fiui$ inv^nUbaUir ^ au schreibpo, gat
heisst, emff&^kli er Cur paiwa blos eura zu setsen« und bel^t^ den Ge-
biaach des Wertes ctiro mit Veüeius Fitere, üb. IL cap. 123» Siiiaa
Ilal. beü, pwiic. lib. VL ¥. 551., Celans üb. H. cap. 10. med. Sedaan
>a*iU>r aber auch, da die Pativform pemme nagewobnlich sei, gele«
a^n visaen: ctttns insanabiUe pemieße qwtndo nee .eura utfe fitäe mveaia-
6al«ur-cta. Die Frage wegen •asima&tlt pemide beiseite. gelassen^, da sie
ja aacb meht veaeatlieh mil der fotgendea ausammenbängt, an ^iauh^
icji Aicht, dass das haadscbriftUche nee aomra. ao gaaa unstatthaft .aeL
Dena ebei\ darin« daas man den e^enUicAeit Ghnmdf das wahre Ferkältr
njift4er Seuche nicht wusste, : — denn was Liviua verher mnthmaasa-
liph;. aiigibb: aiva ex intemperiejuidli ^ rapUm mutatioae in controriiim
fofim^ nve aUa.qwi (Andre : guacttai^ae) die causa, hat mit dem folgen-
den catuaa gar nicbta au,8ahaffen — , aiao auch wedea die phjjrsisabe Ür-
aa^she derselben beseitigen. nach die moralische, faUses eine Slissganat
der iGretter war , welche dieselbe berbeigefahret hatte y uifwirJcaam
machen konnte, lag ein hauptsächlicher Grund, warun» man^die ai£yl-
liafschAUtSebrlCtroUen au Rathe ziehea wollte. £a vectragea sich also
hier aaeh meinem Dafürhalten die Worte: nee causa ne&ßnis «atteaM»-
tur , sowohl uniev sich selbst, als auch mit dem Vorhergehenden, reeht
föglich. Und weaniwir auch nicht lingnen wollen, dasa Livtus hier
liabe: nee remec^ivin nec^inis.tatyenieiatiir, schreiben können, ao sehnen
wir uns doch nach^gar keiner Aenderung, am allerwenigslen nach dem
Wettei eura, weil Livlus wohl seinen guten Grund hätte, ein Worf an
aetaen^ ^waa nicht blea auf die j^hyMsche Heilung . bezogen werdea
nmsatei, wie. dies >mit d^m Worte. curo der Fall sein wunde i waUtea wir
a^bsl seinen Gebrauch statt earfftio hier als Livianisch anerkeuaen.
Dtvaa anders ist es adion bei remediaiD. , Wenn sich Hr. Otto. tfHC Dlo-
BIMiogirtpliifclid Berlehle. 451
i^tüit' EMCttpithtS^ 9. beruft, wo m MttU Np^og yäf ttf Xotiuidng^
§lg ifjvticip avtovs ^yttys t»p xQfi^^mvi^, «o-ihan aach raeiiMm Dafür«
halten diete Worte gar pichti su unterer Stelle $ «lea« die Worte dea
Bionysins: vno ^sx^rfs av^qfontmiq dpiatos^ gebeo deeb im Grand«
nur eine UoMdiretbung ond^ Ktfweiteimng des Wertet «Wcktoc , was
Livittt tandi mit. imanabUh anrgeAräelcl kal; und eteiien sa der cnra
oder eau$a In gar keiner Verbindung. So glanben wir also, da«« Liviue
weiter nicht« habe anadruofcen wollen aiir: da mam eem dieser unh^bUtren
(naoilich durch meoschliehe Kunst uiiheilbaren).Sev«Ae weder üremke neck
iSnäe obaehen konnte , «o z9g man nach einem Senaiaeehlune die «i6yUI-
nifcften i^iicAer bu Raihe^ Und «o ^mochte mau wohl dieae Stelle uoan«
getastet muifieu stehen lassen. £ben so wenig glaubt Ref. dem Hrn»
Verf. 'Hl Beaug* auf die folgende aus GUp« $1. § 1. ilosselben iBuches be«
handelte Stelle bei|^i(4iten zu dürfen, wo derselbe in Camillitt' Bede:
Jdeemihiaeerhae$uwtf QcitVifes, cewUmiienee emn^ trihunie plMt ^ «I nee
irieliasimi eoluUi enliam aUnd kabHerim^ fpieod Ardtae vixit quetm ^uetf
precttl 66 Jus if^rtaminibp» er am , et ob eadem haee^ nou ti me eenaiu^
eoneulto populique iuaeu revoearetis, rediiwrue umquam fuerimm JVee
nane nie y vi redirem mea veluniae mutata , ged vestra fortuna perpuUU
tut non ei me aenatu0 fion$uUo ^ was die geiTohnKehe, von vi«|«a Hand-
schriften beglaubigte Lesart geworden ist , nhch dem Fingeraeige eini-«
ger-allerdings sehr guten Handsohriflenjin sehreiben vorschlagt tuen si mt
inJKe senoliit censnlli*« eCs. , wosu er dann noch revoearUie irfntt repeea^
relis aufnimmt, so dass die ganze Stulle aUo lauten 8«11: et e6 eadem
Aoec, nen si me milie eenaineconwUie pepaüfue imsu retiocarttjr, redHu^
rue vmquam'fuerim» Hier glaube ich, hielt sich Hr. O. eben ail
strenig an die durch die bessten Handschriften überlieferte Lesart. Ea
ist zwar nicht zu langnen , dass dio von lhn|i gewählte Lesart: non si
me mi21e senattfrconsttltis, leiclit aus jenen Handschriften herausgefutt«
den werden Jtann, da jene ei imtfe, sinide oder sim itte fiir si me bieten.
Allein ist. sie- auch dem Sinne angemessen? Kann nicht aueh eine
andere Corroptel Statt gefunden haben? si me miUe senatuaeonmUis
seheint uns a0er, abgesehen davon, das« wir diese. Emphase in Camil-
Ins* im Ganzen ernster und ruhiger Rede nicht billigen können , auch
schon um deswillen hier unmöglich za sein, well sich da« folgendet
pepuUque iussUf ganz enge an das Vorhergehende anschliesst und 4ofi>
nun auch auf irgend eine Weise zu dem: miUe aenalMscifnsvltis f In Ir-
gend eine Parallele gesetzt werden miisste; wollte man also das un-
mdglicbe: ppptih'^ftfe iussibusj nicht vorscb lagen > so musste man we«
Digetens schreiben! si me milies sentUuseonstäto populique iums reeoen-
. r«lis, was wir aber natürlic|i eben auch nicht billigen. Hat man aUo
aidit lieber anzunehmen, da' sich an der auch von mehreren und. zwar
nicht an sich d^n schlechtesten Handschriften gebotenen Lesart s ne»
sime senatuseonsulto populique iuBsu revoearetis^ doch gar nichts aussejlzen
lasst, daiB hier entweder sime mit dem Compendium sime verwechselt
29 ♦
452 ,BiblUgrapbUcbe Bericht«. .
od«r aus Sl ME^ SI M, geiliaclit , «od <o ti miffe gesehrieben worien
•ei, weil man M für dag ZaiiUeicIien nahm? Dasa iit|a aaeh die Lm-
art der Ploff^otiner Handgchrift.: SICS noch niefat 9«ftaf«9eoa<till 1 8 ,
•ondern aoch aar «ena(i confvlfe , nnd den Siagnlar haben die übrigen
Handschriften ja ebenfallt.
Hr. O. wendet sich dann ao lib. IX. caf . 4S. % 11. A^efUtn BSareü,
qui, Hemieis tnbaetU^ tnaturavit eoUegae venire ansiUü^ moram eerUtmi-'
nie kotti exemit, Nam , ut qui ne alteri quidem vaeercHw $e ad eertamen
eredidUsent pare^^ eoniumgi nüqüe pani dao» eonsutarei exerciiue nihil
erederent guperetse spcij adpenientem ineompoHta agmine Mareitim adgre-
diuntur. Hier ericannte Hr. O. ganz richtig Sinn nnd Zusammenhang
der Stelle , der auch iron Rascikig schon gehörig ins Licht gesetzt wof-
den war, beging aber nach des Ref. Dafnrhalten den l^ritisfihen Feh«
1er y dass er durch Hinznfiignng der Copaia et Tor eoniungi ulique passi
ete, auf der einen Seite die Kraft der Rede schwfichte, auf der andern
Seite aber auch eine engere Verbindung der Worte: crediilisseRt , nnd:
erederenif die weit fQglicher hier durch ein Asyndeton auseinander ge-
halten werden , herbeiführte. Hr. O. wird dies gewiss ans willig zu-
geben, wenn er bedenlct, dass bei Betonung der Worte: conttfngi utique
passi duo8 cotüulares exereittu^ als welche die Bedingung , unter wel-
cher nun das nihil erederent eintritt, enthalten, sich ohne Copula das
Verhältnis, in welches beide Satsglieder zu einander treten,' wie von
selbst herausstellt, ohne dass eine copulative Partikel faieau nothig
wäre. Auch wurde er wohl keinen Anstoss an der Verbind ubg^slgfcait
der Rede genommen habeu, hätte Llrius geschrieben: iVom «t qui ne
alteri quidem exercitui se ad certQmen credidiesent pares^ ei eaniungi
pasai eeeent duoa coneularee exercitue^ nihil erederent sa-
peresse epei , odvententefii incomposito ngmtae Mareium adgrediuntur^
Hierauf schlägt Hr. 0. lib. XXf. cap. 10. $ 2. in den Woltea :
Hanno unus advereo senatu eaueam foederia magno sHeniio propter aucfa-
rittaem euam^ non asunsum audientium'^ wo die Handschriften statt
non aaseneum haben: cum uaaenauj nach meinem 'Dafürhalten ganz
richtig zu lesen vor: non cum aaaenau oudienttum. ' Aehnlieh Ist die Con-
stroction in der von Gronov beigebrachten Stelle aus lib. HI« cap. .78.
§ 1. Quam Seaptuifn noR ailentio modo^ aed cum adaenau audiri animad»
vertiaaent. Aoch in Bezug' auf Cap. 13. § 9. mdssisn wir bemerken, dass
Hrn. Otto*s Vermuthung, in den Worten: Veatra autem eauaa me nee
ülliua alteriua I091H, quae loquor apud voa^ vel eafidea srtefe., da der
sehr gute Cod. Cantabrig. liest: nee cum uZh'us ollerit», au Schreibens
neo caasso uüiua atleriua ete, , sehr gefällig zu nennen ist. Wenn der
Hr. Verf. hierzu Cicero's Laellus Cap. 16. § 57. beibringt, wo zu lesen*
sei : Quam multa , quae noatri eauaaa numquam faberemua , faeimua eauaaa
amicerum, so stimmen wir ihm hier vollkommen bei, und ich bemerke,
dass in meiner Ausgabe eauaaa vor amicorum'^gegen meinen Willen aas-
gefallen ist) was schon darane hervorgeht, dass der abweichende
Orelli'sche Text nicht als Variante unter dem Texte in meiner Ausgabe
angegeben , auch in der Anmerkung Mos von nostri coussa die Rede ist.
Gleichwohl hat sich dieser Fehler leider auch in den Textabdrack fort-
BibliogvapliigcM flerle&Ve. 458
g«|>flfuisft. Wai die Stelle des Livios aiilaogt, «o HUit'dle'abweicIieDde
Lesart Jer ubrigea Haadbehriften , diremii nicht haben, noch einigen
.4Eveifel in dipiomatiioher-Hinncbt, ob ctiai hn Cod. Cantabrig. nr-
- npraliglicb ea geweten, oder aas Ditlographie ans neeuUius anerst tUj
' aodaan tu oder cwn erwachsen .sei; Lib. \%n, cap. 12. 4. sehlagt Hr.
O« in leSbn Yori Fietot tonilem ^usiaiff^fs Mariioi ammeg Romdnii efe.»
weil die Vnigftta: l^iotoi tomfem 91109«« Aforfios ontmes AomoRM eie. aar
aus der Variante deiy»essten Handsehriftens Umdem fuosy erwachsen sei,
und faet-eber aaf fuemviSf als äaf quofu€y führe. Es ist schwer In
aidobea Fällen aa entscheiden, allein qummw9 scheint mir den Nach-
.idrnck dss Wortes: Aforfio«, eher an schwächen als^ao steigern, und
.nns deswillen wArde ich lieber einer näheren Vermnthnng Ranm geben
und schreiben I Ftelos f andcni oUguimile Morltos animoB J^omanis eis.
£s ist oämUch lüiquani^^ wenn es, durch Al»bunung geschrieben war,
aehr oft verderbt worden. Auch Icaon ich nicht verhehlen, dass nair
i» folgenden das von Uf n. O. in Vorsdilag gebrachte: ieheUaiumque
et concetstim fmtui propalam de virlafe oe ghria esse, nicht gana an-
sagt, oline dass ich etwas Besseres in Vorsehlag an bringen wösste;
Sehr befriedigend spricht Hr. O. an Cap. 15. $ 6. über die Stellung des
•asgefallenen oidit nach eicos, wa er die oft TerltaHnte Parecbesis Im
Lateinischen mit Becht anericennt, aach mit eioigen Beispielen aus LI-
vius belegt. -£s werden diese BoMierkungen, welche Hrn. Otto bb au
Sb 21. seines lesenswerthen Schnftchens begleitet haben , hinlänglieh
beweise», dass wir seiner Darlegung • mit Aufnierlisanfkeit gefolgt,
aind , und , ohne noch einzelne von den übrigen Stellen , die Hr. O.,
wenn auch bisweilen mit meha^oder weniger Glnck,^ doch alle mit
Sorgfalt und Fleiss, mit Sacbkenntniss und gatem Takte behandelt hat,
hervorheben au wollen, macliea wir nur noch auf die' Bemerkungen
■her ut quif uipote gui, quippe qui mit Conjunctiv oder Indicativ S.
28^—28, über ingeuui^ in Znsammenstellung mit matrßs famiUmt S.
87 %. aafmerksam,' und wünschen der auch in äusserer Darstel-
lung sorgfältig geschriebenen Abhandlung recht viele iicser ^). M6ge
ubfigensHr. Otto die hier niedergelegten Bemerkungen so harmlos hin«
nehman, wie wir sie harmlos oiedergeschrleben haben, und das gelehrte
Publicum aicht lange auf die versprochene Fortsetanng soiner Untet-
ubea deu Xazt des Livius warten lassaa. [B. K.]
JJ^k^r die romMbea Atllsr tMid dem RiUenland in Rem^ tmd über
den I/nferscftied ifsr fisRenanngsii Afumcipiiun, Coioaiu, iVae/ectura In»
fümieeken Sfaafsrcckt. Zwei in der königl. preussischan Akademie der
Wissaaschaften gelesene Abhandlungen von C. G. immpt, M. d. A.
*) Leider haben sich in das im Ganzen gut ausgestattete Schriftchen
angewohnlich viele Dmckfebler eingeschlichen , die bisweilen sogar störend
sind, wie z. B, S. 12. Z. 12. et consensts statt etconccsm, S. 13. Z. 15.
fnultaflone statt mutatumCy S. 14. Z. 3. v. nnten quod Ardeae statt quoad
Ardeaej 6. 15. Z. 2. oesfra voluntae statt vestra/ortufia u. dgl. m.
494 Bt1»l|«grat1iUc1ie B«riclU.
DerMtf ^ gt<i«cit I» 4cr DnidEsräi Abt b««i^idie« Akaaemie tar '
sMfdiarteii. 1840. F. DoMmUr's BudihaiidliMff. 00 S. 4. — Aitlwi^e
«f Militfli ÜMMiioraim l»6ri IF, Sc^iptit IL Mmrqmaräi. Berelioi IftlO.
!■ eomoi. T. Tffaatveia. !I8 S. 4. Weon überhaupt aber 4as eigeaC-
liebe Priaclp aa4 4ae wahre VerhaltaU sa nwqcher'EiarMfaiaafea 4ea
AUerthaoMy la helcaaai aie an aaia ■c he iaea aad sa oftihraf aller O»-
tra anrahat wSr4», aaeh gar Maaehee ioi Baakala li^gly ea Vleleii viel-
facfaea Zweilela aalenrarfca i«C pier- aaeh. wähl ^e gaaa fakehe De»-
taag erfahrea bat» sa gilt 4iee varaagiieh vea aalehea £iarielM«a|g«i
•ad VerhallaiMaa» die aaeh Zeit aad Ikaetäadea, eag verwachaaa Mit
dam iaaeraa VaUulebea , aai sa meiir Veraadaraagaa eifabrea babea,
im weaigar bei ihrer erstaa ftarichtaag aof das BAdimeht geaanaMS
wardaa kaaaley wae sich spater, aft gaaa saffUtig) aV" Ihaea eatwi-
ahela sattta« £iaa richtige Eiasicht ia solche Verbaltaisse nad eiae
gahärige.Wärdigaag Tpa Eiarichtoagaa der Art taoes aaa aber für den
eigeatltehea Phileiagea sawahl, als fir dea GesahicbtsCaiacher vaa
dem weseatlichstea lateressa seia, iadcm aieht aar aam Verstaadaissa
dar altea Classilcer aad aar gehirigaa Wfirdigäae der Zustäf^de der aV-
taa Welt überbaopt, sondern aaeh aar Anflilaraag gsaehichllicher Data
iashesaadere , eiae richtige Baortheiluag jener Tethaltaisie aae»-
lAsslifih ist. Uad hier gerade kann maa die Stadien der letaten Ba-
aeaalea , soweit sie ia Sohrtft bekaaat Wardea sind , als hoehwiditig
nad bedeutead besetehaea; and maa darf wohl gerade Ia4iesea Hla-
• picht eiae vortheilliafCe Eiawirbang der eigentlich gelebrtea Wissaa-
Schäften auf die allgameiiie^iiiiteraiar der Völber sich versprechen, da
gewiss dieAasicht d^rer nicht «iBseittg,aa nennen ist, die haoptsaehlieh.
▼an dem Feitiialten an dem histori«ehen Wissen eine sicher fortschrai-
tende Weltblldang abbäagig maehea) aad es stets von grasser Ber-
airtheit oder, roiadesteas gesagt, Kurssiclitigkeit des Urtheils seagt,
weaa maa, bisweilea selbst Maaaer von anschcinlich^ tieforer Bildaag,
ilie Fange anfwerfea hört, woaa das Untersuchen alter VarhäHaisse
f nd Einriehtaagea bis auf das KMalichste deon.näUe$ gleich als waaa
die taiaterielle Erbeaataiss , niclit die gewoanaae höhere Ehisieht fibai>^
haopt, das heilsame uodT beteheade Princip der Wissentehafliriray
4as Btt heben uad au ffördera die P4icht jedes Gebüdetea ist.
Za den eben von ona beaeichaeten EionchtiaigeB « derea riehUga
Boartheiloag durch mannigfache Uowtände schwi^ig gemacht ist, ge-
hört nnn nach du9 ImtitiU det tmninhen ßi tlmtaadcs , ober welches
die beiden Monographieea , welche vor 1849 über dasselbe oMChieaaa
waren, i^och nicht das gehörige Licht Terhreitetea. Ich mehio die
Abhandlung voa Christian Wilhelm Eyben: 17s erdme «fvesfri
^eterum Romanorum {Argentoraii 1684. Fol.) [wieder- abgedruckt in
fiallengre's /Voutis ihe^atiiua anliquitaiwA Roman. toI. I. p. 1097 —
1124.] und die Inangnraldissertnlten von Friedrich Muhlertr De
equiUbu$ Romaniu [llildeslieim 1834, 4.]. Es war deshalb gar kela auf-
fallendes Zusammentreffen, dass sich su gleicher Zeit airei tuditige
Gelehrte diesen Stoff au besonderen anU^uarisch - historischen For-
»
flelrnng^n än^en^eiiMtteD, iin^ wir mdehtipit es In g^wfiMiBr Hiili^!^
auch fär einen g)oekllclieii Kofttll erklären, 4an kelner^er beiden G)ft2
leKrten ^on dem Voiriiaben de$ Andern eher uttterVilMtet wafd , M \An
Jeder seine UntelrSDchnDg an Ende gefdiirt imd aum Abschlnsse gpe«
l>racbt hatte. * Deim sie' erklären behio, dass sie wofrl schwerlich ^it
UntersucKttngeirwnrdettiinternnmnien and dmrchgefahrt haiien, wenn sin
davon in Kenntnis gesetzt gewesen Wfiren, dass der aadere sich eine gtei^
che Antgabe gesetzt gehabt hStt^» ' Um! doeh-sind beide Schriften so
treulich gearbeitet, so grnndlich ddrehgeführt , dass es an liedaaerli
sein Wiitde, wenn nicht beide Unttersnebangen dem gelehrten Plibli-
cnm Toll^tandfg vorgelegt worden waren, suinaf'& beide ans verschf e^
denen Crränden diese Untersuch otfgcfn' nntemalnnen 'und voa verschie-
denen Gesichtspunkten bei der Darchfnlirnhg dei(selben ausgingen:
Hr. Prof. *C. G. Zumpi , der so viele unrichtige Anäicbten Aber die we^
sentll€hsten Te^hittnlsse des rdmischfen ftitterslandes' verbreitet safr,
die wohl tniffptsSehlfefa darin ihren Grdnd'gehtfbt haben mochteh » datüi
man awarbn^ifige Erwöhnong der Tomlsehen lEUtCer In d^ Werken
lind Inschriftbn der Alten,- aber Wtonig dKreeten Anfsohinss nbtfr dieM
selben darin findet, ging hauptsfiehlicHi , um diese zu beVicfaligen, an*«
Werk. £s lag daher nur in seiner Absfehi , die wesentHchetf Mn«^
Diente darkalegen, wie steh Itei dem tavsendfiUirtgen Bestand desTa«
mischen Staates die Begrillb Ritter und Ritterstand gesjalt«^ und veiV
ändert li&ttem Vnd so wolUe er keineswegs alleH' Stoff der Antiquita-^
ten dieses Gegenstandes ^r^cb 5pfen , sondern sieb auf die wesentUdieii
und historischen VerhSHniss'e Iteschrfinkeli.' Sw'lless er ^as Ganze seir
der Abhandlung In drei Theile zerfallen , deren' erster bis S. tß, van
den H/Itercenf^rien, zweiter Ms S."^. von d^iki JKtfctrstcmif e , dritter bis
(3. 4ß, von der Bellentiing--der Rittertnrmen In 'der KaiserMt handelt/.
So gewinnt er diese allgemeinen Resultate :.,, Der T^misdielloerbanii
hatte zwei Angebote, Jfingere bis zum 45. Jahr, Aeltere bis znm 00;
tm ersten Aufgebote waren die Vermögendsten znni Rossdienst ver-
pliichtel, sie erhlMten vom Staate elAPlärd du* für alle Mal und den
bfestiftdigen Ünt^halt desselben, "in natura oder in Gelde, mit der
Verpflidhtung , das Pferd In dienstfähigem Znstande zu erhalten und
beim Ausscheiden ihrem Nachfolger zu überliefern. Die Zahl der sq*
in Bestand erhaltenen Staatspferde war -In der k^ftigsten Zeit des Staa-^
les B€0(l, nahm zu Zeiten ab , scheint aber der ursprünglichen Zahl
wieder nahe gebracht zn sein» Die Inhaber dieser Stäatspferde hies^'
sen in altester^Sait allein, Ritter, römische Ritter, RItterstRnd; sie bll« ^
deten 6 Türmen und 18 Genturien und stimmten in der grossen Volks-
versammlung, deren Ordnung und EIntheilung auf die Ordnung des
Heerbanns gegründet war, mit 18 Stimmen unter der' Gesammtzahl '
von 193 Stimmen, aber in zwei Abtheiinngen, deren eine 6, die an-
dere 12 Centori'en ausmadlte. Die Censoren von 5 zn 5 Jahren mn--
Sterten das Corps ,' und erneuerten die Musterrolle , indem sid Ansge- .
schiedene ersetzten, unwürdige ausstlessen; j^lirllch^im 15. Jnli hielt
das Corps einen religiösen Paradezug durfch die Stadt. — ^ Es ffibrto'
456 BUIlogrtpbUch« Bsriejbit«.
■Idi ei», tot He BHtor 4aM Rom iMlMolte», •• lang« «ie wullteii, U
Miera de rieh dadiireli verpflichtet ood bereit biud Kriegedienete he-
haantetty was aanwatUch bei Mäeoem i« höehstea Staetedieniie etait-
faad. loi J. 129 r. Chr. war4e aber verordnet, daee die Ritter beini
Eintritt in den Senat ihr Rots abgäbe«, weaaeh die Rittercoatarieai
wie et von Anfang aa eein lollte, nut Aasnahme aiter» aber neeli
dieastthnender Bülitairt unter lenatoritchein Range, nor aus Jüngeres
bestanden. — Neben diesem Corps der Staatsritter gab es seil den .
J. 408 vor Chr. anch Privniritter, .indem dieastpfliciitlge Bürger,
welclie hinlängliches Vermögen besessen, den Rossdicnsl mit eigne«
Pferden leisteten. Diese Reiter erhielten tngUehen Sold, wenn sin
dienten, Iraren tu 10 Feldsägen verpflichtet, und hiessen, da sie de»r
■elben Dienst leisteten , ebenfnlls JS^niles, und , Im Gegensatn nn fremde«
oder Bondesgenossen ^Reitern, BquUu Honumi, nahmen aber nicfai
an den Vorafigen der Stnntaritter in Betreff der grossen Volksversnmm-
langen Theih -* So Inng^ waren nber beide Klassen von Ritterqi nur
Dtenstritter, ein ansgeaelchneter Theil der bürgerlichen Heeresmaeht,
eine wechselnde Dienstblasse, in welche Vermögende eifitraten, «ad
welche sie wieder Terliessea, wenn sie sich ihrer Dienstpflicht erledigt
hatten. Aber ein bleibender Ritteiatnnd wurde durch das OracchisGfae
Geseta 128 v. Chr. hervorgerufen, wodurch die Bürger, welche ritler«
liehen Census besnssen,. mU.Antschlum der Senatoren , snm Richter«
geschaft berufen werden. In den 40 Jahren , während welcher die
Vermögensriite^ die Gerichte ausschliesslich besetsi hielten, fing der
neue Sprachgebrauch aa, dass man ramiicbe Ailter, gnnu nbgeeehe«
vom Kriegsdienste (der gnf nicht mehr oder wenigstens nicht mehr ia
der alten Art nU Legionsreiter geleistet wurde) , alle diejenigen nannte,
welche snm RichteranU nach dem Gracchischen ^ Gesetse beflhlgt
wnren. AU das ausschliessliche Vorrecht aufhorte , aber die ritterliche
Vermägensk lasse bestehen blieb, gab das Ansehen, worin die Fnbijcn*
ni, als die AJierreichsten dieser. Vermogensklasse standen, dem gaaaen
Staate Bedeutung. Unter August kam es dahin , dass sich geradesu
alle, welche 400,000 Sestersen (20,000 Rthlr. Gold) besessen «.TonEusdie
Ritter nannten, snm Ritterstande gerechnet wurden, den goldoen Ring,
4»« alte Zeichen der Stnatsritter trugen, anch die alte Bedingung der
freien Geburt durch kaiserliche Gnade ersetsten. Der Rttterstand als
Vermögensklasse verlor aber je länger je mehr alle Bedeutung , der
goldne Ring wurde in der Folge blosses Zeichen der freien Gebort oder
des erlangten Rechtes derselben , und mit dem Aufhören des alten Ge-
richtswesens b5rte auch die besondere Beieichnung dwt ritterliche«
Vermogensklasse auf« : — Währead jener Zeil der Geldherrschaft (in
der letzten Zeit der Republik) bestanden die Rittertnrmen der Staats-
Dienstritter nur noch .der Comitien wegen unvollzählig, ihre GeMbe«
sfige hörten im* Bürgerkriege auf. Augustus^ aber ordnete mit de»
ganzen Staatsdienste auch dies Institut von Neuem und verbaad die
Musterung mit dem jährlichen Paraderitt des Corps, welche^ eeiaen
Stand in Rom hatte. Aufnahme ia die Ritterturmen (oder nach nltem
Blbiiograpli!flcIie B^ttlehi^ 457
AmidnielK ein StaatsrpSB) erhielt eis Junger Mann, der som Offizier-
f»tande^ in dem Heere bestimmt var, er behielt ei^ während er die
übliche Reihenfolge dieser .Staabsoffizieretellen aurucldcgte , er gab ea
4ib, wenn er entweder vom Staatsdientte autschied , oder zu einem se-
natorlsehen Amte befördert wurdet , Wahrend er in Rom als Equea
Romanns stand, konnte er die niederen Civilamter, welche die Vor*
adiule fnr den Senat bildeten , bekleiden. Auch die römischen Burger
jn den Provinzen if urden herangezogen. Der mnthmaassliche Thron-
feiger erhielt ebenfalls zum ersten Eintritt ins .diFentliche Leben ein
Slaatsross, wurde aber sogleich einer der 6 AnfQhrer des Corps ^ und
JMmepM luveatvtiw genannt — bis er in den Senat trat. Das System
dieeer Beförderung Im höheren Staatsdieost aua den Türmen der römi
scheu Ritter, rouRomaus, blieb bestehen, so lange Rom Mittel-
punkt der Staatsregierung und Sitz der Kaiser war. Nachher sanken
die Türmen der römischen Ritter zu einer städtischen Rittercorporatioo
herab, welche zwischen den Zünften und dem Senat iu der Mitte
etand und dem Praefectus Tigilum untergeben war; aber ilie Vereli-
irnng der Stadt Rom in den westlichen Provinzen bewirkte , dass der
Bang eines solchen Stadtrttters mit dem Privilegium frei tou Körper«^
atrafea zu sein , von Personen , die über den Zünften standen', gesucht .
worden. Der Ordo equester war wiederum wie im Anfang der Ge-
achiehte, auf die RÜterturmen Rom*8 beachränkt'* Diese Becapitu*
latlon der ans der Zumpt'sehen . Untersuchung hervorgehenden Resul-
tate, welche wir uns hier ToUständig mitzuthellen erlaubten, wird nun
dem Leser sogleich den Standpunkt zeigen, welchen die treffliche Un-
tersuchung annimmt. Denn mii Recht bezeichnet Ur. Znmpt selbst in
^er Nachschrift S. 49. die Tendenz seiner Ar(ieit als' eine philologisch^
ßnUqiutriache. Dass Hr. Dr. Zumpt in dieser Hinsicht seine Aufgabe
auf eine Weise erledigt hat, die der hohen Versammlung würdig war,
in welcher er sie zuersftnitthciUe, brauchen wir unsern Lesern wohl
kaum erst ^ mitzniheilen. . Alle Punkte konnte und wollte er, soweit
aie nicht mit dem Wesen des Ritterstandes selbst, das er hier zur toll-
fcommeoeii Kenntniss bringen wollte , in engerer Verbindung standen,
in seiner Abhandlung keiner . gleichipässigen Erörterung unterwerfen.
•— Wenden wir uns zu der nicht minder gründlichen UnCersuchnng des
Hrn. Dr. Marqunrdt, so ward dieser durch seine seit einer Reibe von Jahren
sngestelltmi Untersuchungen über die Geschichte des Kaisers Augustus
auf die Untersuchung der Verhältnisse des römischen Ritterstandes,
welche vielfach mit Aagnstus' Angelegenheiten und Staats ordnuivgen
verflochten sind, gefuhrt; und so entstand unter und immitten dieser
Arbeiten seine , Jedoch In jeder Hinc^icht selbststäadige Geschichte der
römischen Riiterm Schon ihrer ersten Veranlassung hat nun seine Ar*-
beit mehr eine hiHorisch-politische Tendenz, wie solche Hr. Zumpt be-
reits a. a. O. bezeichnet hat, zu verdanken. So kam es, dass wah-
rend Hr. Zumpt vorzugsweise das .Wesen des römischen Ritterstandes
nach den verschiedenen Umgestaltungen in den verschiedenen Zehen
darzulegen bemuht war, Hr. Mar^ardt natürlich auch dieses auf
45^ Bibliograpliiscli« Berit&fte.
gleiclie WelM bei seiner fainlorisciien Dariegang m ennfttehi afid ätr-
mostellen tachte, anf der andero Seite aber aooh eine Tolf^tiiidige ^ofsere
Geschichte der römischen Ritter so geben steh ^ ▼omahm. Ibm lag
es deahalb auch ob , den polilischen Eiofiois ao sdiildcefi , deh dieser
Stand in gewissen Zeitabschnitten gewonnen hatte; iind die Gründe,
warniD, und die Verbältnisse, in welchen er stieg und fief , tiasffibr-
liefaer su erörtern, nnd so bat sich dnter seiner Hand der Stoff selbst
sehr trermehrt und erweitert , obgleich er im Ganzen sieli einer ge-
drfii^gten Darstellung beflelssigt , und Cttate tind einzelne Angaben in
die Noten Tcrwiesen hat. Wir glauben mit gutem Gmnde belmiiptea
SU können, dass Hr. Marqnardt seine Aufgabe nicht minder g^ficbilch
gelost hat, sollte man auch bei dem Einzelnen hie and da noch eine
Erg&nzong wfinschen, oder einer andern Amieht Ranm sur gebim 'ge«*
neigt sein, so wird dies im Einzelnen wohl etwas andern , nicht aber
in dem ganzen Ausbaue. - Denn gründliches Quellenstadimn , ein
sicheres, unbefangenes IJrtheil, ein klares BeWusstsein dessen, was
der Verf. darstellen wollte, leuchtet aus der ganzen Arbeit fiberall
benror, und so ist auch diese Schrift ein schflnes Donkfnal der ernsten
Studien unserer Zelt und sie wird zu Ihrem Theiie gewtss aUch zu den
sohdnen HofTnungen, die wir oben*in dieser Hinsicht hegen zu können
meinten, wesentlich beitragen, so wie sie uns die angenehme Ueberzen-
gnng gewahrt,' dass die Geselchte des Augnstns, Welchie der Hr.Terf.
Torbereitet, gl dchfalls ein höheres Interesse in Anspruch nehmen wetde.
Ist es lins verstattet noch kdrzlich über den Inhalt der inhaltsreidien
Schrift zu berichten, so Hess Hr. M. seineti Stoff dem Z^eelfe seiner'
Darstellung gonmss in vier Bücher zerfallen, Toh denen das «rite
8. 2 — 22. die Geschichte der römischen Ritter unter den Königen enthalt
und zugleich die Entstehung der römischen Ritter nachweiset, und so
theüte Hr. M. den Stoff dieses Buches in folgende HauptstScke ab,
Cap. I. Tempus ante SerüiUm. Cap. If. Centuriae equitum a Servio T\»üh
institütae. Cap. III. De eqno publico, Cup. IV. EqüHes equo privUto.
Gap. V. Puhlicani. IXas zweite Buch Ton S. ^ — SAumfasst die Zeit
von C. Gracchus bis auf Augustus. Hier begegnen Uns die drei Hanpt«
Stücke von höchstem Interesse, Oip. I. Grdo equesler ah ordine senätorio
geparatus. Cap. II. Cvntroversiae de iudiciis usque ad Sulläm, Cap. lll.
Bella civiliä a SuUä usque ad Jugustum- Das dritte Buch S. 50 — 85.
stellt die Geschichte der römischen Ritter unter Anguätns' dar und ist
das umfangreichste der ganzen Schrift und für die Philologen von dop«
pelfem Interesse , w^il der Hr. Verf. wie bei den übrigen Bdchern in
anderer Hinsichl^'so namentlich auch hier in Bezug* auf die ScfaHft-
tteller der Augusteischen Zeit über einzelne Stellen so' manches Licht
verbreitet. Dies Buch verfällt in folgende vier Hanptstticke , Cap. I.
NohiUtatin sub imperatoribus reliquiae. Cap. II.~ Equites' censu, Cap. HI.
Equiies equo publico. Cap. IV. Equites illustres. Das vierte Buch end^
lieh von S. 85 — »8. behandelt den Untergang und Verfall de6 RHter^
Handes, in folgenden vier Abschnitten , Cap. I. Iu$ annuli aurei. Cap. If.
Liberiini, Ordinis intcritus, Cap. III. Equites equo pubüco* Cap. IV.
BiftlUf rapliiflcise Berieliie/ 459
^Hrema equUmn fmia. Die BehshlialtiglceU def von Hrn. M. behan-
delt«! Sioffes wird schon ans dieser kwnen Relation des Inhaltes her-
vorgehen ; ond so bi1dei| die hier erwähnten Abhandlungen der beiden
GeMiHen' ein^ grosses Ganae , in so fem ein Jeder je nach dem Ge-
aiobtsp^nkte, von dete er aasging, seinen Stoff bearbeitet hat, nni(
es vird eben so Interessant als lehrreich sein , beide Schriften zuglnirb
«n Rathe an nlehe'n und die ein^ dnreh die andere in der oder jener
Üinsielit an erganaen und an vervollständigen.
Wenden wir «M nan anrieb an der «weitoa Abhandlong, welche Hr,
flnmpt anf 8« 51 — (MI belgegelien hat: fJeftef den Uftlerschied der iU-
ftmnnmffem Mmikiphtnt^ CBlrniia^ ^raefedura im rlfmisehen' Staatsrcekiy
ao enthält dieselbe , auf wenig Seiten , sehr lehrreiche und interessant^
Boolerbangen« Hier- widedegt Hr. ZuiApt auvordertt die gewohnliche,
ftiieh lioch in die aeaesten Hand bächer der römischen Antiquitäten n. der
rSmisehen Rechtsgesehichio A hergegangene Ansicht des Sigonins , nach
dessen' Werke De antiquo turs lialiae lib. 11. eap. 19 — 13. diePräfectar
iKo härteste Form des bnrgerlichen Znstandes f n Italien und^ wenig von
dem Verhältniss der Provineialen yersehleden Sein sollte. Er tritt viel-
mefar der Ansieht ▼. SavignyV bei , GesebieAte <les römischen AeeJIIs Im
Mlffefsrlter Bd. I. S. 89 ff^. , der behauptete , dass sich die Praefediiren
mn dadnreh von andeiren Städten röinlisclier Bfirger onterschSeden
hätten, dass sie keinen lelbstgewählten reehtsprechenden Magistratus
hatten, sondern dlesetben von Rom empfingen. Diessl Berichtigung
-aitehte nun Hr. S&. welter «usanfuhren und phiio1ogi«di^aa begründen.
Ztferst weist er nach, witf die irrige Ansicht Aber die Praefectnren im
Allgemeinen aus dem ftilseh angewendeten Beispiele jrön Ca pua her*
vorgegangen sei. Nicht dadurch dass Capna sAr Praefectur gr macht
worden sei , habe es steine Gerechtsame und Vorreehte vcrlnren , srtn-
di^iti nachdem es der frfiheren Vortheile verlustig gewesen wäre , habe
CS einen Praefectns anr Reeht^pflc^ge von Roib ^erhalten und nur In so-
fern eel es Präfectur geworden. Die ^ Worte des Teilejos lib. II eap.
44 : Capua in ' /t^bm pra^edvrae redfoelo est » seien nur iif diesem
BbsBO aufanfassen. Zum Beweis , dass die Rechte der Praefecturen
gana andeire gewesen seien , als man naeh Sigonins genoigt war ansu-
nehmen , aeigt Hr. Znmpt S. 58 gana richtig auf jirpimtm und jitinm
hin. Er erläutert nun ferner den zur Bestimmung, wie weit die Prae-
feetttren sich erstreckten , so wichtigen Artikel des Flatus s. v, prae'
feciurae^ p. 238 Mnll.'S. 58 fgg. ausfuhrlicher und findet ihn mit eini-
ger Emendation vollkommen richtig , indem er die Worte also inter-
pongirt und verbessert wiedergibt i . ^ "
IVaefecturtte eae lip|ieKa6antur in Ifolift, th quibw et ins dic^aiur
et nnndinae ogefranfur, ei erat quaedam earum rcspublieay neque tarnen
maghirattt8 stios hahebant ^ in qua» legibus praefecti miitebantur quetannit
qui ius diterent. Quarvm genera fuervnt duo: oltertim, in quassole-
hant tue praefeeti qunituor e viginii sex etrum numerus
911t [zum Theil nach Scaliger] popuU svffragio ereati erantt in haee
oppida: Capuamy Cumos, Casüinumt rptttimum, Utcmtim, Ptiteolos, .
460 BiliHographlrehe B«ilcki«.
JgenaSi Sueuniam, jHeUam^ CahOkm. Metum^ in fuor ibmi guo$ Prmeior
urbanu$ quotannis in quaeqne laea miBeratUgibuay lU'fkmdoaj FormiVis, Caere^
f^cno/nim, AUifa»^ Pnoemum, Anagniamj PtudnmMm^ ÜMle, Satemiiini,
^^ttrijom, Ärpinum aUa^[ue compittra. Au» diesen letsten W«rten des
Fe«tii8 bataptiädilich ood auf die Aoalogie geetAUt sacbft nnoHr. Z.
S^Ö5. die Aaoabnie SU begründeo, das» alle Manicipien der altern
Zeit, d. b. bit aar Ertbeiluog dee Burgmrrecbti. an die Latiner nnd die
italitcben Bundeigenofsea , Praefectnren waren, und dass eelbat
«ioe Aaaabl Burgeroelenieen diese Form der Becbtaverwaltoiig hatten,
inst Ausnahme vielleicht von Ostia, Mintoraae und einigen« gvössem
li&rgercolonien. Dass die Verfassung der PiaeCectnren auch noch
nachher , wo sie einmal bestand , blieb , beweist Hr. Z. Cerner durch
das Beispiel von AUna und die Erwähnung der Praefectnren im Piea*
nischen bei Cäsar 6sU. civ. Üb. I. cap. lä., so wie durch Horaa SttUr, 1,
&, 84. in Betug' auf Fandi. Nur die erste Classe der Praefecii, die
vier für Canipanien durch's Volk gewählten, seien in Avgustua' Zeit J.
741 (18. V. Clir.) schon abgescbalTt gewesen , in sofern Capua, Pu-
looli, Gomae nachweislich eine selbBtständigere Verfassung erhai-
ien gehabt hätten. Sodann neigt Hr. Z. S* 64i, wie durch die Ertbel-
Itfng des Bfirgorreohts an die bisher freien, d. h. in juridischer Bo-
xiehong telbstsländigen, Civitates der Secii und an dio latinischen Co-
lonien die Zahl der Municipien und Colooten sehr vermehrt worden sei,
ond beweist, wie nun awar in innerer ßeaiehung der Unterschied . awi-
edlen Municipien nnd Golouien fortgedauert habe , allein doch iq De*
aag* anf Rom beide Städtegattnngen als Municipien betrachtet worden
seien, woher sich a. B. auch erklären lasse, warum bei Cic. in L, PUor-
«ca^ Cap. 28. die frühere lateinische Colonie Placeatia Piacsatmum
munJcfpiam genannt werde. In den altern Municipien sei nuu zwar diMr
Pvaefeetus gebtieben, die neueren hätten aber sidi nur durch ihre
aelbst gewählten Beamten nach römischen Gesetsen gerichtet. Biese
Versoiiiedenheit findet Hr. Z. nach des Ref. Dafürhalten mit Becht in
dem von Paulus exLcerpirten Artikel Muntciptiim 'dfi Festus (p. 127
Moll.) angegeben, woselbst er statt derVulgata: nti ammMpio ^senl
SU« cniusgtie cieitatis etcoloRi(te| also geändert wissen: uU municipeg
etsent $uae quUqug civitatis et cotoniae. Er schreibt also die ganae
Stelle:.
Tertio cum id gentu hominum dfifiniiWy qid ad ctetfatem KoaMMom
ita veneriinl, vli munietpes essent suoß 'quisque eivitatie se ceionioe, «1
Tiburte», Praenettini^ Piioniy UrbinateA^ i^otani, JSonoaisases , FU^
ceniinif iVepettni, Sutrini^ Lucenses,
ond erklärt die streitige Stelle also: „Die B&rger dieser Städte^ (näm-
lich der nach der Krtheilung des Bürgerrechts an die freien Civitateu
soeiorum ond coleniae Latinasy in das engere Bond mit Rom gesogenen)
wurden dergestalt römische Bürger, dass sie augleich Bürger J^edcr
seines Mi^nidpiams oder sdner Colonie blieben, als ob, setst er hinan,
dies bd den alten Municipien nicht statt gefunden hätte , als ob diese
Oerter mit dem Empfang des Bürgerrechts aufgebort hätten | für ucb
Biiilloffrapbitche Berichte» Ml
liestelwiide ttadliielie CoifitDen so fein «^ was in WeteatUdieB gen«
richtige ist. Die fünf «rsten von Fettn« genannten SläÜte waren nioT-
lieb ureprünglivh civitatea libeMie, also jetst Manicipien im nngeren
Sinne, die letiCen Cohnkn JLvIinee, abo jetst in Betng' auf Rom
ebenfali« MiMiicipien , doch in Beeng* anf ihre innere Verfasinng noch
Colonien. Ferner eeigt uns Hr. Z. S. S8 , wie nnn nach der Lex Inli«
dt ehitate eine dreifache Eintheilong der romiechen Muni^ipien , Jd. fa«
der Stidte römischer Barger entitanden fei, nämlich: Mvnieipia im
neueren and engtten Sinne , colemae , fvai/ecCarae« Die leUten Waren
die alten römischen Mnnicipien, die meist klein waren and nan die
lotete Stelle einnahmen. So steiin anf der tahnla. Heracleensis : A#«- -
t^eipia^ eoloniae , praefecturue^ /ora, eencittaAtita, in Betug' anf die
geringsten olirigkeitlichen Personen, die sich in diesen Oertern be-'
fanden, hingegen Mose Mtmieipia, coloniae, praefecturaßf wenn es sich
um eigentliche Magistratos .handelt. Zuletst gibt Hr. Zumpt nodi den
Unterschied an, der xwischen den Municipien im engern Sinne ond den«
rümiscb^ Colonien Statt gefonden habe. Er widerlegt hier des Gei-
litis [lib. \VI, cap. 13.] irrthomliehe Angabe, der di^ Municipien in ge-'
rlditlicher Hinsicht far freier als die Colonien hielt, und indem er dofi
Unterschied blos in dem geschichtlichen Anfang und in der ersten Co»-
etituirung der Städte findet , erklart er das Verlangen mehrerer Muni-
cipien in der späteren Zeit , wovon Geltius a. a. O. berichtet, dass sie
lieber den Namen coionioe erlangen wollten , nur aus der Eitelkeit der
St&dte, weleiie durch den Namen Colonie eine engere Verbindung . mit
der Hanptstadt-aiTftdrficfcen wellten. [B. K.]
DiBBeriationit grammaticae dt s^naloepke parn
prima^ eopulativde parUetdae eomplexionem cBttUnens. Serip$U luMtuM
Fl6 fiunu9 Lobeek^ philos, doetor et regiae bibliothecae cu8t09, Be»
giomontii Prussorum, 1839. 50 S. 8. Diese Abhandlung, wodurch
sich Hr. Dr. Lobeck die Bechte eines Privatdocenten an der Universität
Königsberg erwarb, erinnert nicht blos durch den Namen ihres Verf*s,
sondern gafnc besonders durch die grundliche Behandinng deu gewähl-
ten Stoffes selbst, so weit man aus der vorliegenden Probe auf das
Ganze schliessen kann , auf eine sehr würdige Weise an den auf jener
Hodischule wirkenden verelirungswurdigen Veteran , dem die gelehrte"
Welt bereits so viele Belehrung im Fache der griechischen Grammatik '
vnd Wortforschung verdankt, und Bef. bekennt, dass er mit vielen
Vergnügen der Untersnchung des Hrn. Verf;s gefolgt ist, und sich von
der Portseteong des Ganzen noch gar manche nützliche Ausbeute für
die Wissenschaft verspricht. Hr. Lobeck betrachtet die awalonpi] oder
cwaXtfpTJ, bei den lat. Grammatikern ccmpiexio^ als einen Theil der
Orasls , über deren Definition er sieh mit Ph. Buttmann autführl, gr.
QrmnmatikS* 112 einverstanden erklärt. Auch findet er es richtig«
dass die Grammatiker die Partikel nai besonders in dieser Hinsicht ab-
gehandelt hätten , und avch er will diese Partikel besonders hier be^
iMiadelt wigseo. In Besag' anf die Verelolgang der PafUkel mxl mit
I .
462 BlblUc^raphUclio Berichte»
dem f^eiide» Worte, wenn Bolches mit^n^ Voinl oder mit, einem
Uiphthoos beginnt, toiit er Aug^. SiattUiä iMfi, dar in seiner aäsfuhrU
gr, Gfämmalik S. I5<i der neueeien Aasgabe y eine doppelte Art jener
Vereinignng anzanehmen schien , naioUch eine dorcli Contraction , eine
andere diircli Kliaiun bewirtete. Um die Sache durch einr Uei^pTet
deutlich s^ machen , wählt er die Prdposition ig und flg , die eioerseita
mit ««l in Kas'dorch Ztwimmensiehong, nndrerseit« in> x^s dureh Aus-
lassung verwandet woiden sei, woiu er S. 5 fg. die Sitte der Neugriechen,
bald %^ Imld % in soli^lien Fällen für aal zu setzen, in Vergleich bringt;
und daraus auch den Umstand erklärlich findet, dass in den Hand-*
Schriften der alten Glassiber ebenfalls bald x' ifteg bald uctl 'ft^g statt
vtAfios sich gecchrie'ben findet, ohne da^s er selbst diese Vartanten in
den Handschriften ohne genauere Erörtern og troswerfen mochte« Hier
tlieilt nun df r Hr. Verf. von S. 7 — ^ das erete Capitel seiner Ab-
handlung, mit: De Craü eontraetiene ftteta, wo er unter sieben Ter-
schiedeuea Rubriicen alle die Fälle , in denen eine Crasis durch Zu-
sammenziebung der Partikel yial mit. den folge.nden Vocalen erwachsen
ist, mit Umsicht und Sachkenhtniss bespricht. Wir sehen der Fort«
Setzung dieser in mehr denn einer Hinsicht nntziichen Untersuchnngeh .
mit grossem Interesse entgegen« [R. K.]
IJAPAJ OSOrPA.0O ly Scriptotet rerum mira^
biliu Ulm Instmt [ArhioUlia] mirabllea auaeuUationea ^ Antigoru^ Apol"
lern'«, PAIe^ontis lustorüi^ mira6iZes, iUicAoehs PaclU ledione» mirabiU$^
reliquorum eiu^em generia acriplorutß ihp0r(lUorum fragmetUu. ^ Acee-^
duni Phlegontis Maerebn et Olympiadum reliquiae et Anonymi iraelatus
de mulieribu9 'etc. Edidit Antonius t^estermanny Fh^ U, IM,
Gr. et Aoai. »n uniü.. Ljjis. P. P. O. Brunsvigae, sumptom' fecit Georgias
Westermann, LondinI apud Black et Armstrong. 1839. LVl'und
22S S. 8. Obschon fast täglich neue Ausgaben von den zumeist gele-
senea Classikern erscheinen, so war doch, in der nenfrn Zeit wenig-
stenSy .in Bezug* auf di6 litteräriäcbe Beprudoction der wenigejr gelese-
nen alten Classtker eiii gewisser. Stillstand eingetreten und deshalb ein
fäbibarer Maogel . für die herbeigelohrt worden , deren Studien und
Neigungen eine Erwerbnng aujeh dieser aum Theile höchst ' interessan-
ten Schriftsteller wunschenswerth machten ^^ zumal besonders in dieser
Hinsicht die altern Ausgaben , wenn man solche noch bisweilen erlan-
gen kann, zum gross ten Theile seiir unbequem und meist auch is Be- ,
Bug' anf die llandhaboag- der Kritik sehr mangelhaft zu newien sind«
Einen Kreis dieser Schriftsteiler bilden nun auch die in vorliegender Aus-
gabe das erstemal ToUständig gesammelten Sarifiores rerum miVafri-
iiirai Graeei, Und wenn es daher an sich ein sehr verdienstliches -Un«
ternehmen war, im vollsten Sinne des Wortes ^ diese vereint In eioer
bequemen Handausgabe in einem neuen , den jetzigen Ansprüchen der
Typographie vollkommen entsfirrecbmiden Abdrucke , dem gelehrton
Publicum darzubieten , so wird diese» Verdienst dadurch nm sq grosser
und daokeasw Äther ^ daes der Hr. Varf , dessen mUeitige Kopftirfün
Bibltttgraf hUclie Barlehle. ^ 4^
anderer A^Bcvkoiinniig nlcbt erst bedöffeiiy nicht via es vor einigen
Jlalirzehjiteii brauch nod 'Sitte var, etwa . einen, anveranderteii^, oder
niir hie «nd da berichtigten Abdruck jener Scbrift^teller gegeben h^t,
sondern überall auf das Sorgfältigste beniäht gewesen ist, die von ihm
uufgenominenen Schriften und Bruchsttlcke auf eine sichere kritische
Basis zurückznf üliren » und von diesem feinen Streben tn den nnter-
gesetsten kritischen Anmerkungen eine,, wenn auch kurze, doch in|
Vereine mit dem im Vorworte S.) — VIJI. im ^ügc'meinen D«|rgelfgten,
hioläoglich verstandliclie ^echeasclinft abzulegen, und s^usser den Va«
rianteb der. Handschriften anch die vorzuglichsten Conjecturen der*
njsueren Kritiker anzogeben. Dazu bringt der Hr. -Herausgeber, da es,
ivicht in seinem Vorsatze lag, eigentlich er)(larende Anmerkungen bei«
BHgeben, die Parallelstellee, die zur Erklärung und zur nähern Ik-
struetion über das Einzelne so zweckdienlich sind, in den Noten unter
dem Texte mit bei. Ausserdem gibt dem Werke die ausführliche
Vorrede, die namentlich in ihrem litterarhistorischen Theilo $« IX -~
LUL von huchstero Interesse ist und worauf wir später in unserem Be^
rieht zurückkommen werden ^ einen vorzügtichen Werth. Wenden wir
uns zuvorderst zu dem interessanten Buche ^selbst, so. finden wir S.
l.-r- 60 die gewöhnlich dem Aristoteles beigelegte Schrift, vs^l ^ath-
HfiiCmv ccHOvaiuxtcav j wie es an sich recht und hillig war, nach der
Bekkersphen Textrecension wiedergegeben, doch nicht, ohne dass der
gelehrte Hr. Herausg., ^wo ihm Sinn oder handschriftliche Anctoritat
eine andere Lesari^ als die von Befiker gewählte, zu erfordern schien,
diese anfgenommen hätte. So bildet also die Schrift, deren Gebrancb
durch die untergesetzten Varianten, [die.yon dem Hrn. Herausg. durch die
Vergleichung zweier Aldinen v. J. 14S)5. fol. n. 1551. 8. bereichert wor^
den eiod,] und Pafallelstellen sehr erleichtert wird , eine gute GTund*-
lage zu dem Folgenden. ,£s folgt nämticb zunächst S. 61-^-10^ 'Av" .
Tiyovov tpTOQiuv naoad6^i»v cvvuyaiyrj* Bei dieser Sfchrift mnchte
natürlich die einzige ^vortreffliche Handschrift des 10. Jahrh. , welfshe
diesen Schriftsteller nebst Apoflonius und Phlegon TralÜauus enthält,,.a«
nach verschiedenen Wanderungen nach Rom und Paris sieh jetzt wie-
der in der Palatina zu Heidelberg befindet, nach fer genauen Verglei-
chung von F. J. Bast , der Hr. Heransg« zur Grundlage des Textes,
ohne in seinen Anmerkungen das zn übersehen , was aqsser Xylander,
A(ej|rsius und' Beckmann, R. Bentley za den Fragm. des Callimachue
p. 328 sqq. , in neuerer Zeit J. G. Schneider in seinem Perktd. eriiiqim
in authol Comt CephäL (Lips. Xn2.) p. 132 sqq., C G. He^ne und J^
N. Niclas bei Beckmann, Fr. Jacobs in der SckuUseiiung ▼. J. 1828.
2. Nr. .79. und F. J. Bast selbst in de^r bekannten EpUiidß eritica ad
BfiisBOHßditm 9* 58 sqq. ed. Lips. zur Kritik dieses Schriftstellers bei-
getragen haben. Sodann folgen S. 103. — 116. 'AnoUoiviov ta%q(fisn
Q-tcviidaiau Hierzu gab natürlich die Heidelberger Handsehrift, 4e-
ren genaue Vergleichiuig Bast a, a. O« lieferte , ebenfalls die Grundlage,
wILhrend der Hr. Jlerausg. auch hier nach eig'ner Einsicht und den Be-
nuMEkiingea Afulere« den Text au berichtigen sachte. £t folgt S. JH
464 Blblioffvap1iis€he Berle|ite.
• — 148. ^kiyoptot T^tdXtavov ns^l d'avfutdünf , nach der litiiletbtegor
Httodiclirirt, nicht oh«c eig*n« BerichUgaogea des Uro. W. aad miCer
BenaUoDg der fransö«i8ehea Aosgabeo. Hteraaf steht S, 148 — 148«
IIbqI na^ctSoif»^ dvatyvac^dvtDv xov VbXXov» Diese kleine Schrift,
oder .wir mochten Heber sagen diesen kleinen Anf«atz , den PseUan
ans seinen Excerpten wiedergab, and früher Larahecius in Cemai. ifo
bi6I. imp, 7. p. 472 sq. ed« 2. nor onTollitändig bekannt gemacht hatte,
theiit hier Hr. W« das erste mal vonständig mit, indem ^r -sich genaae
Vergleichangen der .Münchner und Wiener Handschrift, die eine
durch die Gute des Hrn. Spengei , die andere darcfa die Liberalilfit dea
Hrn. Copitar, an trerschaffen wusste. Da diese kleine Schrift dnrch
Ihren Inhalt so interessant ist, hat man also dem H^n. Heransg. dop-
pelten Dank dafär tu sagen. Es folgen S* 149 — 193. die verschiedenea
Fragmente, wovon wir namhaft machen das Brachsinck von Anihemioa
nkf^l nttqad6iii»v ftrixcevTjudcintr , was Hr. W. nach der Ansgabo von dem
Franzosen L. Dopuy (Paris 1777, 4. wieder abgedruckt in dea Afemoir«
d« Vaead, des inaeripL tom- 12. p« 392 — 451.) unter Benutaang des von
J. G. Schneider in seinen Belog, phyi, Lps.1801. S. 402 fgg« § 40-* 54«
aus jener Schrift behandelten Thelles, S. 149 — 158. wiedergab. S.
158— -160 stehen jirchelai fragmenia ^ wobei Hr. W. natürlich über die-
jenigen Fi^aginente, welche bei einem der hie^ gesammelten Paradozogra-
phen selbst stehen und leicht nachgeschlagen werden können, nur Verwci-
sangen gibt, wie dies auch bei den Uebrigen, wo ein gleicher Fall eintritt,
geschehen ist. S. 161 stehen dann zwei Fragmente des jtfrtsfoc2es nnd die
Vorweisung wegen eines Fragments des Callimac&iis. S. 162. 163. Iso'
ghnifragmentaj fünf an dtfr Zahl, mit den Nachwelsnngen von 14 aa-
dern ans diesen Paradoxographen selbst. S. 164. 165. l^nmaehi ftüg'^
inetita. S. 165. Fragmenium Monimu S. 165. 166. Fragmctita Myr*
$iU diio. S. 166 — 177. stehen die ausführlichen Fragmente det Nico-
laus Damascenus aus dessen naQttSü^tpv i^äv aovcl)'a)YVj sos loonau
Slo6ae< f^ori/egiam ,. unter Benntzung dessen, waa Korai in seiner Aas-
gabe von Aeliani var, biH. Paris 18^. p. 271 sqq. und U. Conr. Orelli
in seiner Schrift : Nicoiai Damaseeni hisHor. exeerpt, ei fragm» hip$. 1804.
und in den Nachtrftgen dazu v. J. 1810 gegeben haben, gab jier Hr. Her-
aasgeber diese Fragmente grosstenthells nach der Gaiüford'schen Ans-
gabo des Stobaas wieder, nur dass er die Fragmente, die hei Stob&as
sehr durch einander geworfen sich fanden, in eine geographische Ord-
nung brachte, wodurch ihr Gebrauch erleichtert wird, w^an s^oa
der Hr. Herausg. selbst nicht an behaupten wagt , dass dies geradezu
and unbedingt die von Nicolaus selbst gewählte Reihenfolge sei. S.
177. 178 stehen dann iVjfmpAsrfori fragmetHa iria. S. 17^ Ffcilom's fle-
racleoiae.fragmenta duo. S. 179. 180 PAiioslepftam Fragmmäd FL Das
sechste, was ein Epigramm ia zwei Distichen enthält, ist nach O. Her«
mann's Verbesserung mitgetliisilt. S. 181 — 182 stehen Polemonh frag'-
menta iria nach Prellers PoUmoni» fragm, mitgetheilt, S. 183-^191 stohoa
SoUonis fragmenta x&v anoq«di]v «sp2 votcifHiv xai z^i^vcSy nocl XiptPmv
siM^aJoioXoyoti^cWtr, die auarst Hr« Siephaotts Paria 1557. 8. aad tpft-
BllilioffrapfrUehe BertcfcU. 485
• -
tn F. Sjllhii^ M fleinem Aristolelet lom. 8. belcaaoft nwclileii obiI die
scboa w«g€ii der trielerlel DichterfragmeDte; die^rie enthiiltfto, von
liöebttem lateresse gind« S. 191. 192 folgea s^eL Fragmente dea
Ttieapoinpm und Nachweisurtgen über swei andere in diesen Paradoxo-
grapbea eelbst, S. 19ft TrophiU fragmetda IV. Nun folgt S. 193— 22S
die JppendiSi welche die folgenden Schriften enthalt: 0liyovto£ TquI'
lucvov nBifl fUM^oßiioP^ S. 197 — 204, welche Schrift der Hr. Herausg«,
da sie sowohl in der oben erwähnten Handschrift mit der Schrift mgl
^avfuiaitov in Verbindung gebracht ist » als anch von denen , welche
•ich mit Pblegon au beschäftigen gedenicen, hier gesucht werden
könnte , nach der Ton Bast verglichenen Heidelberger Handschrift mit
den nothlgen kritischen Nachwelsnogen hier abdrucken liess, eben so
wie die folgende desselben Verfassers *Olvfinui%mp ij ^poi'Mcov frag-
mentttm, S. 205 «^ 212 , welche a^ch J. H. Krause in seiner Schrift:
I/efter die Olympischen Spiele u. s. w, S. 412 fgg. in neuerer Zeit hat ab- '
drucken^ lassen. Der Name des Phlegon fährte den Hrn. Heransgeber
aodann anch auf die Sammlung, welche betitelt ist:' rwalusg h Ttols-
lunoüg evvftal^Mtl dvdQHaij die aber Hr. W. mit Recht dem Phlegon
nbsprichtf Die Schrift nahm der Hr. Herausg. in seine Appendix S.
213—218 ebei^fallt mit kritischen Anmerkungen auf, Sie ward von
Hobteoins aureiaer Mediceer, von Tychsen aas einer Handschrift im
Escnrial abgeschrieben und sodann von Heeren in der Bibliothek der
aÜen LHieratur vnd Kunst Hft. &. (Gottingen 1789) herausgegeben.
Ihnen lässt Hr. W. die kleinen ebenfalls bei Heeren a. a. O. Hft. 7 be-
findlichen Anfsatse: tivsg oIkqi dvaatatoi duü ywulw*^ iyivovto [S.
218], «iladsA90i[S. 219], ^aitai(foi [S. 219. 220], uad sodann dio
karxen Angaben über Cleobis und Biton [S. 220], die Angaben ober
gottlose menschen mit dem bekannten Fragmente des ^Sosithens [S,
220 — 222], über Umwandlungen [S. 222], endlich zwei verschiedene
Anekdoten über Leukona nnd Poljhymnos [S. 223] folgen. Zu -dem
•rsteren dieser beiden letzten Stucke bemerken wir, dass et ein Ex-
cerpt ans der bei Parthenius [ubqI Aiimeirris £• p. 12. ed. Passow) sto«
headen Liebesenahlung ist. IVIr wollen, nach dem, was der Hr«
Verf. hier geleistet hat, durchaus nicht über das Einzelne rechten, wo
vielleicht noch die oder jene Verbesserunj^ hauptsächlich ia B^eff
oiniger Dichterfragmente hatte angebracht werdea können , oder eina
andere Verbesserung in den Text zu nehmen war, als es geschehen
bt, wozu uns gleich p. 223, 8. einen Beleg giebt, wo wir ans der Va-
fbnte: hftxetQ^CBvai^ lieber iffij^«p/<^s«t als intiaqiortai wurden ge-
nacht haben. Denn dies sind im Grunde nur Kleinigkeiten , und noch
dazu bei so verschiedenartigen Stilgattongen nnd bei so verschiedenen
SSelten angehörenden Schriftstellern, wie wir sie hier haben , leicht ans
varschiedenen Gesichtspunkten anzusehende Dinge. Ginige Addenda
bat Hr. W« selbst auf der Kehrseite von p. 223 beigegeben. Ehe wir
vnsern Bericht schliessen, halten wir es vielmehr für unsere Pflicht,
noch kürzlich auf den Inhalt der reichhaltigen Vorrede aufmerksam
an machen', die von S. IX -^ LIII eine Reihe gediegener Abhandlaogen
N, Jahrb. A PMU u. Päd. od. Krit, Dibl. Bd. XXIX. üft. 4. 30
M6 BiliViograpItifelie Berlehft«.
entbälf 9 nbflir diiB TerichMcrBen Paradoxopniplien , wie tie- liadi^deni
Vorgänge des T^etzet (chil. 2, 85. w, 151) «hier genaant irorden tiail.
Unter den eigentlichen Paradoxograpfaen , sa denen Hr. W. weder Ari-.
•totelet noch Theopompot noeh Ephoro« gesShlt wiMea will , da die
hierher gesogenen Schriften dieser Schriftsteller entweder onicht seien
oder nicht hierher gehören , Torstehl Hr. W. *nftoificfa nicht Origfnal-
schriftsteller , d. h. solche, die das, was sie selbst' beobachtet nnd ei^
fahren, niederschrieben, sondern nur solche , welche, was sie Be«
wnndernngswiirdiges iii den Schriften Anderer gefunden hatten , san*
meiten und in besonderen ScbriftjBn susamniensteilten. Unter diesen
wird jinn S. X. snerst GalllmaehusCyrenaens aufgefohrt , -des-
sen Werk wohl geheissen haben möge: Bavftdviov x£v tig SxaöctP t^ -
yijv xartt roitovg ovtav evycrycoyij, wie solches Suidas änföhre^ wovon
^ einen besonderen Theil der ebenfalls von Suidas erwähnte Titelt nsffl
xmv iv TItlonowliam xal 'itctXia 9'eevftaaieiv nal nce^ct^o^mp^ beseichnet
haben möge. Sie habe Antigonus Carystins Cap. 129^fgg. , der sie
als eine iyiXoyii tav ^a^ado^iov auffährt , excerpirt. Hieran scbliesst
% nun der Hr. Heransg. betehrehde B^merkhngen aber die ursprüngliche
^ Gestalt dieser Sammlung, so weit sie sich ans den Excerpten bei Ali-
tigonus erkennen lässt, und xeigt, wie solphe eines höheren Geistes ent-*
behrende Sammlungen wohl die nächste Veranlassung tu den Schriften
waren, welche jene Angaben der Paradoxographen berichtigen und
naturlich erklären wollten, und die meist den Titel fahrten; n$^l rcöv
'^svSäg ns^iatsvuBvmv ^ wozu tfr. W.ides Andreas Carystius also
betitelte Schrift, und Tielleicht auch die Schrift des SeleucnS-Ale-
xandrinus desselben Tit^s gerechnet wissen will S. XlII. Nachdem
Hr.W.nocli über die historitchen Paradoxographen, aber mythische und
periegetische gesprochen, sieht er absichtlich den Kreis etwas enger und
beschrankt seine Abhandlung auf die , welche sich selbst als Paradoxo-
• graphen aufgeführt hätten, und handelt nach alphabetischer Folge die
folgendeo Personen ab. Zuerst spricht er S. XVI fg. ober Agathar-
chides Gnidius. Ben bei Photius hiH. eod, 213 erwähnten Titel:
iirtrofii} TÖlv cvyyByQCctpottov nsQl d'ccvfieectetv dvifunv^ in welchem Eiaige
dviqmv oder vielmehr' c^i^d^aly hatten schreiben wollen , andere dvs/imy
in Sehnte nahmen , will Hr. W. also geändert wissen , dass für aWf»csf^
ein Wort , wie mtovöfnitav oder uvayvmondtmv gesetzt werde , wovon
dvigKov als eia Compendinm geblieben sei. Es folgt S. XVII. 'Ale-
xander, der bei Photius hibl. cod^lBS' so wohl als auch het Tzetsea
Chil. 7, 144. p. 645. als Paradoxograph erwähnt wird« Der Scrtpfor ämony*
rotfsder d-avfieetav 0vvaytoyij, welche Sopater nach Photius ftJ6I. eod. lÖl
excerpirte. Anthemius Tralliaaus S; XVIII fg. der bekannte
Architekt (starb nach' Chr. 534.) , der wegen des Werkes mgl naQ»-»
Sp^tov^ firjx«vr}iicitaiv hierher gehört. Antigonus Üarystiiis S»
XIX fg. deesön Zeitalter genauer bestimmt und d«tsen Werk tcto(fi6ip
naQadoioav avvotymy^ gehörig gewürdigt wird^ Sodann wird über A pol-
lo nius und seine tatö^tat d'ccvftdauci S. XXfgg. gesprochen, ohne data
•Ich der gelehrte Verf. für einen bestimmten Apolloniasxa entscheiden
Schnl^ B. UDirerfi(atsnac]inr.y BefMerr. u. XliwiiWMigttiigeB. 467
wogt, ia der Angibeaca wenige sind. Es folgt <lrcli «laus Aen
g y p t i a 4 8« XXII fgg. Aristocles, der ia's dritte Jahrb. aach Chr«
gesetzt wird, sodann iiaodeU der Ilr/Verf. aber die dem Aristote«
les beigelegte Scbrirt ars^l e^etvfmeit^v aMWf^tmr S. XXV— XXVUIt
wovon wir- schon oben>das Resultat angegeben haben; über Bot «a
llfendesi«is oder Democrit ens WinI S. XXVIII fg. gehandett, nbef
Dam/isclns S. XXIX., über Diophaaes Nlcaeana S. XXIX fg«
Ueber Epliorus, dessen Ifamen mit Uareeht hierher geaogea sei, S*
XXX., ober 'Isigonns Nicaeaus ebendaselbst, Aber Lysina«*
chns Alexandrinus S. XXX fg., über Monimas S. XXXI., ober
Myrsilus Lesbius S. XXXI fg., Nicolans Damaseenas 8»
XXXII Fg., NymphodornsSyracnsanus S.XXXIU.XXXV^iiber
Philo Heracleota S. XXXVI , aber Philo stephanus Gyre«
naeus S. XXXVI fg., uberPhlegon T'ralliaans S. XXXVII-«
XLII.9 über Po lern o Periegeta 8. XLII fg.^, aber Pratagorma
Periegeta 8. Xlilll., aber Michael Pse lins & XLIII. XLTIII.«>
über Ptoleniaeus Hephnestionis f. (oder Heph^esiiea), nit deaa
Beinamen Chennns S. XLVIII fg., aber Sotion 8. XUX f^. Ceba«
Theopompns spricht der Hr. Verf. 8. L — LH. und besiimmt eich
dahin, dass die von ihm erwähnte Schrift ^avfiaamv nichts anderes alt
ein AnSzng ans seinem grosseren Geschichts werke sei , von eiaeai spa«
teren Si^ribenten verfasst ; endlich folgt Tr o p hi 1 u s 8. LH. wegen der
bei Stobaens ^ erwähnten üwaymy^ i%ovGpMxtay ^avpLudimv» Zum
Schlusi^e- erwähnt Hr. W. noch , dass dieselbe scfariftstellerischa Tha-
tigbeit Von dtfen Gri<*chen aach zu den Lateinern übergegangen sei and
verweist wegen der Terschiedenen Vt^erbe de . admirtmdiB aaf Varro^
Cicero, C. Epldius Rhetor. Die Reichhaltigkeit sowohl den
eigeotlichen Stoffes des Buches, als aach der von dem Um. Verf. hia-
sngefogten gelehrten Abhandlungen wird Jedermann leicht aas paserat
kurzen Berichte ersehen; und Ref. hat nur noch den Wunsch lilnaaaa<«.
fngen, dast der Hr. Verf. das, wozu er berselaen Erörterungen selbst
liie und da Hoffnung machte recht bald dem grösseren Pubficum be-
kannt machen möge. Die Ausstattung des Buches, wofür der waekera
Bruder des Hrn. Verf. Georg Westermaan s« Braunschweig 8orga
trug, ist wahrhaft glänzend an nennen. Drackfehler sind ans nur
sehr wenige, wie p. XLI. ofxo« statt olx^i, p« 159, 26. i4f9(<p9'ai statt
iif^itpd'aif aafgestossen. '^ {B. K.]
Schul- und Umversitätsnachrichten, Befördenuigeii und
Ehrenbezeigungen.
Ann ABBBO. Das am 81. October 1839 in dasiger Stadt begaagaaa
Fest des dritten Jubiläums der Einfuhrung der KirchenTerbesserung
[?gl. NJbb. XXVI, 226.] ist von dem 8tadtrath und der Bnrgersahaft
noch betoaders durch ErrichUmg einer Arbeäseehule für \>eria$$€ne düif-j
30*
4fi8 Selial- mni UaiTertUmtsnaehricbtaB,
ifg^e JElfuIer aotgezeiehhel und durch tie einblmbendef Aii4«ttVea a«
da« Fest gestiftet worden. Das Gymnasiiiin hat an dem Feste aester
der oatdrlichen Theilnabpne , welche die Icirchliche Feier herheifuhrt^,
BÖch den besonderen für die Gymnasien 'Sachsens damals angeordneten
Ant|ieil genommen, das« Tags verlier in dem festlich ge^cfamäekten
Betsaale desselben eine entsprechende Vorfeier von den Lehrern und
Schülern gehalten wnrde , and dass die GyiRnasiasten den Hanptfest-
tag mit einem soleni|en Faclielau^ beschlossen. Die bei dieser Vorfeier
gehaltene Festrede nun istvorkürsem unter folgendem Titel: Festrede
heim dritten Üeformaiiong - Jubiläum, der Stadt Awiaherg im Gymnaeium
da$elb»t am 30. Oet. 1839 gehalten und zum Be$ten der an dem Feste
welbit ebenda feierlichst gegründeten Arbeitsschule für arme Kinder her-
ausgegeben von Aug. fVilh. Manltius^ Subrector am Gymnas. [Anna*
berg bei Rndolpli et Dieterici. 23 S. 8. geh. 2 Gr.] heransgegeben und
der Erkrag derselben , wie schon der Titel sagt , zum Besten der nen-
errichteten Arbeitsschule bestimmt worden. Schon um dieses edlen
Zwecke« willen erlaubt sich Ref. auf diese Rede besonders aufmerksam
an machen , darf aber auch noch hinzusetzen , dass sie eben so 8<?hr
wegen ihres Inhalts und wegen der frommen und beredten Wärme,
womit der Redner die Bedeutung des Festes seinen Znhurern auseinan-
dergesetzt und ans Hera gelegt hat, eine weitere und allgemeinere
Beachtnng verdient« Inhalt und Darstellungsform derselben erkennt
man aus folgender Ankündigung ihres Themas, welche wir hier wort-
lich ausheben. „Indem ich e« also übernehme, in dieser Versamm-
liing der Ausleger der gemeinschaftlichen Gefühle zu sein , darf
Ich die fromme Freude, welche dieses Fest von selbst in Ihnen her-
¥orgebraeht hat, nicht erst durch meine Rede erwecken und anregen
wollen« Zweckmässiger scheint es , auf den hohen Werth dieser Freode
aufmerksam an machen ; heilsamer kann es , zumal im Kreise dieser
Jünglinge werden , die Beziehung darzustellen , in welcher die Frende
dieser Tage zu unserem Herzen steht und stehen soll. Denn davoo
hangt ja doch zuletzt seine würdige Feier und sein ganzer Segen ab,
das« die frohen Empfindungen, von denen wir uns bewegt fühlen, an«
der rechten Quelle hervorgehen uiid dass wir die Folgen zur Wirklich-
keit bringe^ , welche die Freude dieser Tage in unsern Seelen haben
«oll* Fon der hohen Bedeutung der heutigen Festfeier für unser Herz
lassen Sie mich daher einige herzliche Worte jetzt'zu Ihnen reden.
Die Bedeutung der Freude für unser Herz ist allemal um «o hüher,
vdie Wichtigkeit der frohen Festfeier für unsern Gemüthsznstand um so
grosser, je ehrenvoller auf der einen Seite schon die Aufschlnsse «ind,
. die wir dabei über unser. Herz erhalten , d. h. jemehr dabei da« Be-
wnsstseln der edlen, sittlich guten Gesinnung in uns erwacht, und
je mehr Gewinn auf der andern Seite sich für die Vervollkommnung
irasere« Herzen« davonziehen lässt, d. h. je besser uad lebenskräftiger
wir dadurch werden. In beiden Beziehungen aber mos« die Freude
die«er Tage eine sehr hohe Bedeutung für nn«er Herz haben; jA eine
wdfdigere, eke «egeii«vollera kann e« wohl kaum geben« ^ Si« Art
BeforderoageB ünä £1ireab«i«igiiageB. 469
vns Damlicli, io^em sie ein ginttige» Zeugniuf^ unter Htrz ans giebt,
denn 9UUi eine Frtude über die Hoheit des mensthlicken Geitiee^ fine
Freude über die köeksien Güter dietes Lehens , ejne Freude endlicl» liAer
die Grö$$e göitdeher Huld und Gnade ^ die nnser .Vaterland drei Jabrit.
hiodarcb eo reichlich gesegnet hat« ^ Aber sie hegeisteri oas auch , sia
bringt ans aaeh Gewinn für die yervoUkommnung 'uneere Heriem»\ >dena
•ierv/t die edeUten FmisehlüMe^ die wir je gelaeet^ aiil neuer ^ hoherär
Kraft in unter' Herz ^ nnd erfüllt uns durefa die Nahrang, die sie unserm
Gtonfren gicbt , mit Hoffnungen ^ die nnsern Mutb aber alle Bodriog^
BISS» der Zeit eriieben. ^ Eine recht schöne nl^ angenehme Zugabd
Btt dieser Rede ist ein S. 21>^— 23 abg'edraclites Facicellied , welches der
geniale Prof. Walser 18^7 ebenfalls 'aar Jubelfeier der'^Reforaiatton fir
Aie Scbfiler der Färstenschale fn Meissen für einen damals gehalfoBea
Fackelaog gedichtet hatte und welches die Annaberger Gymnasiastea
am Schlüsse ihres Fackelauges sangen. Es ist ein IcraftTaller nnd feier-
licher Lobgesang auf Luther und auf die Heformatioa« Eine geschieht^
liehe Eittleilung aber die Einfuhrung der Reforma^u in Annabarg,
laelche Hr. Snbrector JMonttius jener Festrede vorausschicken wollte,
ist au einer, besonderen, umfassenden Schrift angewachsen and unter
folgendem Titel erschienen: Die Katfühmug der Reformation in Anua"^
borg» Ein Gemälde de» kirchlieken Lebens zu. Luthers Zeit^ dargestelH'
Sind durch die Lehre vom Jblusse vermssekauUphit von Aug^ IVilhm JUa*
nitlus» [Nebst sechs Ablassbriefen und dena Bildnisse des grossten Ab^
lassbrftmers Jeh. Tetaol. Annaberg, bei Rudolph und Dioterici. 1840^
VIund95S.gr. 8.19 Gr.] äie ist mindor eine Geschichte der Eiu^ .
f uhrnng der Reformation in Annaberg als vielmehr eine detaillirte Ge-»
aehichte der Entstehung und Ausbildung des Ablasswesens « und des aa
Anfange des 16. Jahrh. in Sachsen eingerissenen höchsten Unfugs uat
demselben , welche dann in eine specielle Darlegung der roa Tetael ge«
triebenen Ablasskräraerei , dessen langen Anfeothatt In Ann^berg und
dessen unwillkürliches Einwirken auf das Hervortreten der Reformatioa
übergeht, und so wieder mit der eigentlichen Reformationagesahichta
Annabergs in Verbindung tritt/ Der Verf. hat mit aasserordentlichem
Fleisse einen sehr grossen ^Vorrath von ganz speciellen SE^chrichtea
Aber die Reliqulenkrämerei und über den Ablassverkanf der katholi« '
achen Kirche , über das Treibea der Ablasskr&mer^, besonders Tetseja,
und nber Form, Inhalt und Kaufbedtagungen der Ablassbriefc zusam^«
mengebracht und sie so geschickt au efner zusammenhangendea nad le<*
bändigen Darstellung vereinigt , dass seine Schrift eben so eine adbr
aebatzbare Quellenschrift über das Ablasswesea, wie ein angenehmes nnd
belehrendes Lisseboch geworden ist,welohe8 eben so in Vieler Hände, «i*
namentlich anch in die der Zöglinge in protestantischen Gelehrtensehulen
zu kommen verdient. Far Geschichtsforscher sind^usser dem für das Ab-
iasswesen gesamraeKen Material noch einige Specialerorternngen, z. B.
über das Leben von Frierfr. Myconlns, überHie Regierongsverhaltnlss«
der sichsisdien Länder im Zeitalter der Befornsation, über Ablassprivlla«
giea, Batterbnefe a. »• w.» von besonderer Bedeutsamkeit. [J.]
470 ««hvl* «adlDaiMvsUiCf »»iliiicIiteBy
BifniACB. Dm Üttjßhnge Pc^gnoMi Cihrt iea Titd: Jdreflc*
rMC 9her dü$ €ro$9ken0^9ke GymnoBiMm am Riummth^ wemU am de»
Mi*6., f., a> «Ml 11. AprU SUiifi»d€nienS€kMlf€i€rii€hkeiUa thdadti der
Dinetür dn GjMuftiinM Dr. Karl Hermann FmnkkämA> Vorams gebt
ewL H^eMeaharmii, PkU, DeeL G$mM»ii Pre^.y LeeÜümamLivimnmrmm
FMiealm IL Eimmaek IftM. Gedr. U der priv.'Baekdrmekerei da$MeL^
» S. 4. Die wiiMStdMUidie AbluMdl«ng de« Hern Prof. Dr. WeU-
MBiMn (14 8t) biMet dto swcilea Tbeil der frnber ebenfelU eJU Pro-
gnuMi beraefgegebeBeo Lectt. Liv. Parlieele L ned entbeU wie jene
kfitfidbe Benerkoegen sm eiser Aot«hl • Stelien dee LWiiWy die der
Verf. Ikeile gegea Ceigecterea aederer GolebcCea m ▼eriheidigee, th«ile
we UM '^ie baodMhrIftlicbeB Letarten eicbl putesd liiid.ricblig er-
fcbeiaeo « darcb eigene VemaftbaBgen se TerbeMern Mebt. £< ui
diete Schrift wiederam eie tebr »ebätseeswcrtber Bettreg snr Kritiic
mid Erfcl&niBg^det Lirfos, um den fich der Verf. tchim rielCache Ver-
dieMle erwerbes bat; und tie verdient im beiiett Grade die Beacbtaag
■lier derer, wekbe dietem Hittorilcer ein genaoeree aad 'tergfaltigeref
Stvdiam gewidmet habea. Der bleiae Baam , den na» dieie BläUer
snr Aaaeige gettaMen^ verbietet an«, den reicbea Inlwlt diwev Leelio«
set aoHfiliriieher danulegen, xomal da neben deBJeaigeD Stellen, de-
ssen der Verf. eiae aoffabrlicbere Beliandlong bat an Theil. werden
lamen, neeh viele aadeta nebenbei, nameallieb in mehrem gröMera
Anlnerkangen betproeben werden. Wir »iiMen ans begangen , hier
nur diejenigen Steilen fcnra aniiigeben , die genwier und weitünftiger
behaadelt find. Lib. XLIV, 48, a wird die Lesart dert Wieaer Hand
iebrift oners/esta» gegea KrejrttSg, der opers feeemm. beibebalten hat«
nad ardeaUbne gegen die von Bebker anfgedbmmene Gefljeetar arentltet
vevtlieldigt. in IIb. 45$ S7, 9. wird l>fattae^e templum gegen Krey».
•igs Vermothtiug Diaaaeqae feaipie dem Zaaammenbange nach geredit*
fertigt nad die von Krejmig erhobenen •praclUichea Bedenken . anr&ck-
gewietea. Der Verf. nimmt hier selir richtig das Sdiema unQ itoipaO
aa, so» dass fsaipliila deshalb geselat Ist, weilliivins ans dem voran-
. gehenden Verbnm fn^ieU noch elaen . Begriff wie adit oder petit im
Siade hatte. Eine sehr gnte Eiblarnag «chntst ferjier gegea mehr*
faehe Coajectnren die Stelle ans lib.- 41, 2S5, 7. Philipp ging nämlich
»lebt persdniieh, wie aadere Erklärer hier gemeint .habetf, die hier
arwihttten Staaten am ihre Gnnst^oad Freundschaft «n, seadera er
■oehte sidi dieselbe la verschaffen^ Indem er eat Isgoles oat litcros dl-
wäeU. Die Part, sed, welche maa am Aefange* dieses Sataes vermiseen
kdnstey wird biafig voa Llvlas aaf diese Weise ansgehusen. Den Wor-
hemrnon ftfataim entsprechen aber im Folgenden die Worte cmn ^cAneo-
ffuito OMurlme ete. , welche der Schriftsteller, theib am -den Gedanken,
dass Philipp viel- an der Vreood«chaft der Aeliaer gelegen war, nach-
droeklicher bervortnheben , tbells bdch dafch die verbergehenden
Zwisehensitaedaaa veranlasst, in iTeranderter ConstrnctioQ hinaagerfigt
hat Aaf gleiche Weise wird eine ahnliehe Stelle Üb. 45, 88, 4. ge-
«etdiffbrtigt Nachdem hier Hr. W. mehrere anaolhige VerbfMserangs-
Befiriernagea uuä Eiiveiibes^ig angen* 471
Tortchlage k«rs sariickgewiesen bat , erklärt er 'sehr pasiend die voa
Kreyssig aofgenommene Letfarl nom imitic ta hoc PfftiUi, bemerkt jedodi,
4a9f das vea K. geMtste ta nur daaa so billigen sei, weaa es aof^
Imndftcbriftli'cber Aoctoritat beruhe ,, da ee an and für aich wobl ent*
behrt.vefden könne, lieber üb« 44, 25, 1. Eumen^s neque favH ejdo»
riofi FerMei — Bvm^nu viwrus fuerit, welcbe .den Erklärern seit
Daker vielfacbeo. Anstoss erregt and Veranlassung zu Gonjecturen ge-
geben bat,, spriebt der Verf. p. 5. also:, „fi ipsarnra .sententiarnm ra-
tionem considei^mns, facUe apparet, non niagis patecnas ini^icittaf,
qaain ipsorum regam adia verant causam esse cur .Gnmeoes ?incere
Perseum noluerit-, qnae non tarn Iioc efficiant , quam ad beUn^i gerea-
dam impellant, at.ita Livius L 42« 18, 4. et ibid. ^, 1. Quod cum Li-
Fins sensisset^ et proximam veraroque invidiae. causam aemnlationeoi
f ttlsse perspexisset , qno gravios quoqae majore cum vi eam sententiam
ezprimeret » novb quasi iropeta capto addere quam cum antecedentiboa^
a quibus re -ipsa sant separata, coqjangere malnit Itaque boe fera
lavint dicit: ai qais cnuaam, cur Persei v|otoriae Pergameaus rez noa
faverll, quaerere velit noa opus esse eam a palernis ialipieillis r^peteri^
j6om ipsorum. regnm an iaios. od ioifi attmulaverii vebfinentisidmom ; vor
xam aatam causam invidiae fuis^f^ a^mulationem./' Die Kurze der Rede
und den .llpngel 4(|r Kopojlatiy - |*^tikai belegt 4*' Verf.. miintehrera
aadern Beispielea« AaffäUiger konntet^ meiat er, die fehlende Kopi^bi
aein. Und -obschpn er auch hier mehrere Belegstellen anführt , in
üeaen sie ebeafälls ausgelassen .ist, ao ist CiV .dach ojkshl abgeneigt ein
erat avitchen die Worte ea f^gam ^einaüaetaen. — r Die .jStelle aus lib>
.82, <^,..6i.,. wo Groaav dan Grund, weshalb die Unterredung uagem
jiagestaadaa »worden sei, verroi6«t und deshalb ul noa groi^ote au
achreibea vorschlug, wird so erklärt» ^lAnifi» nan tarn c^r ^^ravate
xooaesaerit eoUoqaiain iigaificasse, quam., cpm proptsr ahira quae iar
terposuit verba ab lachoata aeotenljadjseesyssei,. eaai .causam y;proftar
quam permleerit colloqalom, reddidissa.pnlaadui .aat.'* Gegen Qro-
aavs Coajectnr wird noch beaMrkt^ daaa Uß gegen den Sprachga-
.braacb des Livins sei, der nicht nen^soadcvra haud mh gravaU uad
gravottai au verbinden pflege. — In lib« 3, 5^ 8. wird aa^ dem cod.
Aarlej. 2. and Paiat« 2. 9«ia coaipn^ti aa'itat^ar Volgata cma -eompulss
Ell schreiben. vorgi^ffcfaUgen« Von.p« 7 aa lolgoa mehr^^' SteUaa^ die
.dem' Verf. theils durch, Vl^eglaisaag» theU^s 4arch Hipaafv^aDg der Na-
-gation verdorben erscbeinen. In üb. 42, 82, 3. wird das von. mehrero
Heinusgebern. verdächtigte und voa Bekker aioge^Iaiumj^r:^?. non ge-
aehotat uad erklärt; in i» ßOt 4(K» 3, daa neuerdings y^ Alsehefski vor-
.gifscblagene ftänd |Mnrva8arncl^W#a«ea,. uadin.l. .4^,. 36, 1. Kreyssige
Verbesserung haud fuinquam gegen Bekker, der nach Sigonins; e|n aec
einschob , gebilligt. Es folgen nmi eigene Conjecturen des Verf. In
IIb. 42, 64, 1« schlägt er vor: non uislitit oppugnaCieat easirorum, 42,
5, 6. wird nach der haadschnftUchan Lesart non o^^ta 99M verbessert:
non n^jecti esre. 40, 49, 6. -vermutliet er : -nb eo ae $ibi Ueeret ae suis
vtvere, and 28,24,10, will er geschrieben, wi^sea: /orina tamea — consio'
472 Sehal- ubiI Ualffivtiimff naelirtehtea»
I
hat nna ea re^ guod, fritoiot ntlif^rey ef — «n^franl, et — - pefetoif*
Sehr leicht nnd fchon ist die CoDJector so 42, 88,1», nach welcher an*
statt Uberatis ah se Maeedomhui so lo schreiben Ist : vi Uheraiig ah se-
natu Maeedambus, Aof ahnliche Weise werden die Worte ia 45, 12, 4,
tabeüßs et PopilUu$ Ktiptum kahenten iradii nach Pol^hinp 29, 11, 2.,
woher Livius seine Ertahlnog genommen, so verbetsert: fafretfos es
^piiUvM SC, (i. e. senatasconialtum) sariptifm habenteB iradiü lib. 44,
48, 5. schlagt er so zn sehreiben vor : res ad mediam ferme^ nodem et
errore et varih difßeuUatihua viae vexaiws in regiam mgrenut est. sni
Per$eOf qm Pettae praeeront, £d<aets« ISucttts^ue et regit pneri praesto
eront. . lib« 44, 22, 2« Termutliet er nach Plntarch yit. Aem. c 10. eiim
out compttlstis esseai ad petitionem consttlotus , aut etc. 44, 83, 4. oil.
eontemplandas trannius ett progrenM. 45, 22, 8. ^alii ejedt (vel espulst)
aUi inierfeeli reguü. 42, ^7, 2. wird anstatt ainicitiae enm habere Vor-
geschlagen : amicitiae cum p. R. i. e. popnlo Romano. Cnm scheint
.bierhandscbrirUicbe Lesart zu sein. 45, 15, 1« billigt Hr. W. anTör-
derst Kreyssigs Conjectnr ex se natos , and im Folgenden verbessert
er: censendt f so ist an lesen; censentl ist Drackfehler.) ibi jas factam
est. Zuletzt wird noch eine schon frfiher behandelte Stelle 23, %,^ S.
■ach handschriftlichen Andeutnngen so corrigirt : eodem ex Junii dietm*
torU legi&nihu». Wir haben hier nnr einen sehr kleinen Theil der i«
diesem Programm behandelten Stellen angeführt. Allein schon dieae
wenigen aeigen faialängllch die innige Vertrautheit des Verf. mit der
Denk - und Redeweise seines Schriftstellers und lassen nnr das au wün-
schen übrig , dass Hr. W. recht bald die Freunde des Lirius wieder mit
ähnlidien Beitragen beschenken möge. — D'n vom Director Dr. JFVidb-
hänel hinaogefugten Schulnachrichten beliehen Sich auf die Lehrvei^
Fassung , die wichtigsten Verordnungen und Bekanntmachungen der
hohen Behörden , die Uiiterstützungen und Belohnungen einaelaer
^chnler, den Lehrapparat uad die Chronik des Gymnasiums' im Sehnl-
Jahre 1839 bis 1840.^ Der Stundenplan hat nach diesen Mitthailnngea
einige Verinderuagen eriitten. In Prima ist die doppelte Abtheiluag
für den griechischen Dichter weggefallen; die Iliade, welche bis da-
hin die aweite Abtheilung der Prima gelesen hatte , ist in 4ia Secunda,
und aus dieser die Odyss^ in die Tertia gebracht worden« In Quinta
Ist der Famulus als Rechnenlehrer weggefallen. Dafür bat der Prof.
Dr. Mahr den ganten inathemafischea Unterricht auch in Quinta über-
nommen« Das Verlmitniss der Stundenzaltl, in welchem die altclassi-
schen Studien an den gemeinnützigen Fächern, der Geschichte , Geo-
graphie, Mathematik und Physik, deutschen Sprache, Religion q.s.w.
in den einzelnen Glassen stehen , tjrhellt am besten aus folgeadec Uo-
bersicht und Zusakmenstellnnjg:
I. n. in. IV. V.
Lateinisdi 10, 10, 9, 9, 8
Griechisch e, 6, 7, 6, 5
Hebräisch 2, 1^ —, — , —
Dentsefa 2^ 2, 2, »8, 4
Befir4ervBg«a Hai Skr«abei«ig«ageB. 473
I. n. in, IV. V.
Beli^oA 2, ^ 2, 8
. Geschichte 2^ ^2, 2, 2, 2
LtteratargMcli.(alte) "^iT" — • — » —
Geognphio --, — , 2, 2, 2
Madicvatik 4, 4, 8. 8^ 8
Physik 1, 1, --
NaftaririiDde — , — , — , — , 1
Ksttigniifahi — , — , 1, 2, 2
Aosserdem werden woclienClich Doch 4 Standen Geganganlerricht vom
MngikdirecUir' IfttAm^teJl erlheilt; in 2 St. für Männerstimmen , 'AU
ond Sopran und in 2 für die noch angeubten Schüler, — Das Gymna-
sium geniessft fortwährend die erfreulichste Fürsorge der hohen und
höchsten Behörden, und Se. König!. Hoheit der Grosshersog haben
vor karten gestaltet 9 dass demselben der Name Carole - Fridericianum
beigelegt werde. Der Programmentansch ist mit dem Königreich
Prenssen, den sachsischen Ländern, Karhessen und den Furstenthü-
mem Renss und Schwarzenbnrg bewirbt worden. Für die Theilnahine
an der Innern and änssem Organisation der Anstalt sengen auch die
Verordnangen über Stipendienvertheilang, frans. Sprachunterricht
und Maturitätsprüfung. Die Lehrmittel, Bibliothek and phjsikalU
scher Apparat, sind ansehnlich vermehrt, und es ist die Hoffnung ge-
geben, dass bald auch swecicmässige Räume sur Aufstellung des
letztern and für den physikalischen Unterricht eingerichtet werden.
Von dem anf Aotrag des Staatsministeriums vom Landtage neu TerwiN
ligten Zuschüsse ?on 700 Rthlr. sind der Gehalt der Professoren Dr.
Hetn und Dr. Mahr um ein Bedeutendes erhöht und auch dem Director,
den4 Professoren Briegleh und Dr. ^eissenfrom BesMungssulagen ge-
währt worden. Ferner ist verordnet , dass von diesem Zuschüsse we-
nigstens 50 äthlr. jährlich für die Bibliothelc verwendet werden sollen,
— Ein ehrenvolles Zeichen der Anerkennung erhielten ferner die Pro-
fessoren tVeiasenbom und Mahr^ denen die philosophische Facultät der
Universität Jena das Doetor • Diplom honoriü causa übersendete. — Die
Scbülersahl betrug am Schlüsse des vorigen Schuljahres 111. Zu
Ostern 1839 wurden 21 angemeldei und geprüft und 10 davon aufge-
nommen. Zu Michaelis wurden von 8 Aogemeldeien 7 reclpirt. Da-
gegen haben bis Ostern 1840 das Gymnasium 45 verlassen , darunter
einige wegen Unfleisses oder aus andern Gründen dazu veranlasst.
Der Cötus bestand daher am Schlüsse des jetzigen Schuljahres ans 88
Schülern; davon sind 2 vor Eröffnung des neuen noch abgegangen.
Za diesen sind von 17 zur Prüfung Angemeldeten 15 aufgeoommen
worden; I iir Prima, 5 in Quarta, 9 in Quinta. So besteht der Cötas
jetzt aus 96 Schülern, als: 15 in Prima, 15 In Secuoda, 16 in Ter-
tia, 25 in Quarta and 25 in Quinta. [EJ
474 Schal- ond ÜBiY»rtittltiia»1irlclit«B|
FiUEiBEBfl. Bas im Mai diiMM Jahres aar EckhardUdiea nod
Tanteschen Gedäditoissfeier herausgegebeae JahrMprograoftm des da-
»igen Gjinnaaliiins enthält vor den Schiilnachrichten eine Abhandiang
üeber die Anregung und J^ege de» Geistes des Frotestantismus in den
Gymnasien y eine jiussichi der hökeren Pädagogik ^ dargelegt von M. Ad,
Ed Pfolss, Religionslehrer nnd Ooll. V. [Freiberg ISIO 26 (31) S. 4.}
deren Verf. den Geist des Protestantisrons ah diejenige Denkart be-
Belehnet , welche den Lehren nnd Grnndsätxe^ des Chrisientbums als
der wahren Religion entspricht, und nan nachsnweii»en suefat, wie
diese Denkart in den Schulern des Gymnasiums darob Lehre, Zucht,
und Beispiel der Lehrer erweckt und gepflegt werden k^ne. Bei der
Lehre hat derselbe nieht blos den Religionsunterricht und die. in den
Schulen vorkoiniuenden besonderen Andachtsäbungen für religiöse Er-
bauung, z.. B. die Vorbereitung auf die Beichte und das heil. Aliend-
mahl , besondere Schnlfeierliclikeiten und Kireheabesuch , ausführlich
besprochen , sondern auch über die Behandlung anderer Lebrgegen*
stände, wie der classischen , der deutschen und der französischea
Sprache, der Geschichte und Matheraatik, der Gesang- and Zeichen«
honst und' der Gyranastik seine StiRmie abgegeben, aber diese Erör-
terungen insgesamnit vorherrsohend in allgemeiner Theorie und An-
deutung' des Nutzens dieser Uoterrichtsgegenstände gehalten. Das
Gymaasium war am Ende des Jahres 1838 von IIS, am £ade des
Jahres 1839 von 120 Schülern besucht and bat im letztgenannten Jahre
7 Schüler [1 mit der ersten, 4 mit der aweiten nnd 2 »it der dritten
vwissenschaftlichen Censnr] and au Ostern dieses Jahres 5 Schüler [3 mit
dcf ersten und 2 mit der zweitea und dritten »Censur de^ Reife] zur
Universität entlassen. Das Lebrerpersoial ist unverändert geblieben
und auch der Lehrplan hat nur ausserwesentliobe VerändcritngeB
erfahren.
HiLDE$]iBiM, Am dasigen Gymnasium Andreanom ist der Qber->
t lehrer der Matheraatik und Naturwissenschaften Dr. .Ferd. Aug, Mtth^
lert (geb. zu Guttingen 1778, seit 1809 Lehrer in Wiborg und seit 1815
Lehrer am Andreanum zu Hilde&heim) wegen geschwächter Gesund-
heit mit Pension in den Ruhestand -versetzt, and sein Naehkilger de«
Ifchrer Dr. Hartmann vom Gymnasium in Aurich geworden. Die übri-
gen Lehrer des Andreannms sind: der Director WilK Sam» GoUlieb
Lipsius (geh, in Liebenrode 1786, am Andreanum seit 1810, seit 18^-1
Director), der Reotor Dr. Aug. Ludolph Stmder (geb. In Hildesheioi
1788, am Andreanum seit 1809), der Conrcctor De, Joh. Friedr: Schrö^
der (geb. in Burgel 1789, seit 1816 Lehrer an der Stiftsschule in Z^eit«,
seit 1824 in Hildesheim) , die Subrectoren Dr. iCarl Friedr. Ludw. Lie^
6att (geb. in Qiiedliobnrg 1794, seit 1824 am Andreanum) und Georg
Heinr, Hennecke (geb. in Hildesheim 1783 ,^ seijt 1815 am Andreanum),
der Oberlehrer Dr. . Ludw. Adolph Pacht (geb. in Hameln 1801 , wurde
1823 Lehrer am Lycetam In Hannover, 1824 am Andreanum in Hildes-
heim), die'Ciillaborntorea Karl Heinr, Herrn» Sonne (geb. in Ilfetd
1808, seit 1838 am Audroanuni), Dr« GusU Ferd, Bt^el (geb. ia Goth»
^ B,«l$rderang^p und J^brenlieseigungen» 475
)S14, seit 1834 am Aiidr«apnin) und Phil. ^nt. Sehald (gob. in Hildes-
Jusini 1804 , wurde 182Ü Lehrer am Carol. in Oünabrück , iind 1831 in
Hildeiheim), der Musikdireötor Georg Friedr, Bischoff ^ der Schreib-
lebrer Huiu^maun mid die Ilnlfslchrer JViUerding ond Zillmann,
Lbifzio, Die beiden hiesigen Gulelirteoscbalen varen Ter Ostern
\184Q am .Scbluss des SebuJjubres zusaniraen von 28t Schülern, näm-
lich die Thomasschale von 192 und die Kicolaisclmle von 95 Schälern
.besucht, und die erstere hatte während des Schuljahres 15 Schüler [4
mit dem ersten t 9 n^it dem zweiten und 2 mit dem dritten Zeugniss
.der Beile] , die letztere 14 Schüler [5 mit dem ersten , 7 mit dem xwei-
ten und 2 mit dem dritten Zeugniss] zur Universität entlassen. Das
.Lehrerpersonal der.ersterep ist unverändert geblieben, aus dem Lehrcr-
«ipljegium der letstern aber am Schluss des Schuljahrs der seit 0»tern
*:1838 als aweiter Lehrer der Mathematik, provisorisch angestellte M.
Herrn. Theod^ ifii/ine geschieden , um als Adjuoct für die Mathematik
.an das Gymnasium in Go^tba zu gehen. Sein Nachfolger ist der Cnp"
didat M. ÜCart IHlh. Herrn, Brandes (Sohn des bekannten Physikers
Aud "gewesenen Professors d^r Physik an hiesiger Univcr»ität) gewoc^
den. Den Rcctor der Thomasschule M. Gottfr. Slallbaum hat das
känigl. Ministerliim. des C|il|us und der Unterrichtsangelegenheiten aus
freiem Antriebe und in der Form einer besonderen Auszeichnung zuip
IMSserordentlicheD Professor in der philosophischen Facultät der Uni-
.▼eraität i^rnannt. Das von demselben zum Schluss des Schuljahres
Jieransgegebepie Programm [Leipzig 1840« 50 (32) S. 8.] enthält vor
.den Seh nln^ch richten : .De instauratione saerorum per Lutherum facta
viUio civilis emendatrice oratio » d. i. die lateinische. Festrede , welche er
.sur Feier, des. dritten Jubiläums der^ Einführung der Kirchenverbe§^e-
jrang in Leipzig in der Schule gehalten hatte, vgl. NJbb. XXVi, 227.
£ben so hat der Rector der Kicolaischiile, Prof. M. Karl Friedr. Aug.
Nohhe in dem diesjährigen Progran^m derselben [1840. 86 S. 8J S.
18 — r 29 die von ihm. bei derselben Festfeier gehaltene 'deutsche Jubel-
rede , und S. 80 — 36 vier. im Namen der Schule bei verschiedenen
Veranlassungen gemachte lateinische Gedichte herausgegeben, von denen
swel auch von einer deutschen Uebersetznng begleitet sind. Del der
höhere^ Bürgerschule hat der Dire'ctor Dr. Vogel zu Ostern dieses
Jahres wiederum Nßchrichten von dem^ Bestehen und der Jt^rksamheit
Jerselben in dem Jabresprogramm. [32 $. 4.] bpkann,t gemacht, und
.darin eben so die im verflossenen Schuljahr erfolgte Erweiterung des
Bürgerschulwesens der Stadt durch die am 1. Dec. 1839 eröfl'nete
.zweite Bürgerschula und dessen gegenwärtige. Gliederung in zwei Ar-
menschulen ,. zwei Freiscliulcn 9 zwei allgemeine Bürgerschulen und
eine Bealschule besprochen , wia aber den Zustand der drei letzteren,
unter seinem Diroctorat stehenden Anstalten, sich verbreitet. Eine wis-^
senschuftliche Abhandlung. . ist diesen Nachrichten nicht beigegeben,
weil dieselbe erst aura Jahrestage der zweiten Bürgerschule als Pro*
griimm ausgegeben werden soll. Beiläufig erwähnen wir aber hier
eine ven demselben Gelehrten^ vor kurzem herausgegebene wistcn-
476 Schul- »nd UniTer tllitiBAelirtclt«!!,
^ - . ^•'
flidtertliclie AlihandtoDg, nSoilich 4i9 als VönH»rl i» d«ni ki Pefth bei
Uiirtleben erschienenen naiwrhiHMrischen Biidersaai« bekannt gemadileii
U^nke über die richtige Bfshandlungsweise des mHwrhiHoruchen C/^femeftto
in Schulen^ WfM*io er die Bntwiekehieg^ on<} Forthildong^ der Nftturfer-
ichnng snr Wkseiiathaft ond ihre bi«berige Benntinng und Behaedlniig
im Schttlunlerrieht grtt kiit^er aber klarer Uebersfchttichkeit dar»teHfc
und daran sehr beUel^igenswerthe Winke über die rechte inethedi^ehe
Behamdliing derselben im Unterrichte aifknupft , Ifidem er die einfach
entwickelnde genetische Methode emf^ehttund beschreibt, und der
bisherigen Dehandlangsweise nach d«r wissenschaftlichen Form eines
koQstKcken Lehrgebuades mit Entschiedenheit entgegentritt. Die dies-
jährige kinlatttmgsschrift zur Prüfung in der öffentlichen HandehlehranetaU
au Leipzig von dem Director Aug. Schiehe [1840. 22 (16) S. 4.] enthält
Nachrichten über die Gründung der öffentlichen Handehlekranstali (am ZSl
Jan. 18S1) , deren Fortgänge und IVirken » and weist ^ sehr kräftiger
-Spicache die NutslichkeiC einer si^khe« Ansiall für den Kaofmannsstattd^
Mit wie die Entstehung, ESnriohti^ng und/ Fl>rtbildiing der Leipeiger
Handelsschttle nach, indem sie besonders die Erfolge der bisherigeD
IVirksamkeit und das hohe Ansehen, welches dieselbe bis las ferne
Ausland hin emuigen hal, hervorhebt und dard» Thatsaehen belegl,
Die Zahl der Schnler Ist auf 83 gestiegen , angerechiiet die, 40 Han-
delslehrlinge, welche aur einen beschrdnkteren Unterricht geniesseo.
— Bei der Universität hat sieh am 25. Miai der Dr^ medic. el phth
K^auma Latze aus Zitlan durch öffentllehe Yertheidigung seiner laau-
goralschrjft De wmmii» conthiuorum [Loipxig 1840. 21 3- gr. 4.] als aka-
demischer Privatdocent für das £ehrfa«h der Physik habilitirt , und au
der am 5. ülära gehaltenen jährliciien Magisterwalil ist von dem Pref.
Af or. Jf^ilh, Drobisch ein Programm , Ad historiam Uterariam arithmeH^
ta^ communis stfmboloe [20 (17) S. 4.] und von dem Prot Dr. Qet^, Her^
mcNm ein zweites , «De iteraiis apud Homerum disserHtsio [fO (15) S; 4.]
efschieneu , welches letatere zugleich die Biographieen der 36 neu ge-
wählten Doctoren der Philosophie enthäü. Das erstere Programm ent-
halt eine literarhistorische Charakteristik der zu Anfenge des 16. Jahr-
hunderts im Brück erschienenen Rechenbueher und anderer arithmeti-
scher Schriften jener S^eit,, aud soU io der verheisseoen Fortsetzang
nameatlieh aach eine Beschreibung des ältesten iu deutscher Sprache
geschriebene« und 1489 gedruckten Rechenbuchs , nämlich der i^i/th^
metiea mefcatorum von Johann JVidmann Egeranue beingei^ Bia Ab-
handlung über die Wiederholungen gewisser Verse in Hojiies soU ekum
neaen Beweis fär die Behauptung liefera , doss. die beiden «nler Ho^
mers Namen vorhandenen Gedichte nicht von Einem Dichter herröhreo,
sondern aus verschiedenen Gedichten ausamflseiigesetst oder bereiehevl
and erweitert worden sind. Einlei tungswebe Ist zunächst gegen ^
Behauptung derer , welobe diese Gedichte gleich von Anfleing an äu^
geschrieben sein lassen, dargethan^ wie sehr die ganze Gestallnog
der Rede darauf hinweise, dass dieselben nicht für den Zweck des Le-
sens, soiidern fax das mündliche H^tireo gemachi sind, l/ntef die
^ef9r4«Taiifea «ad Elir«abQtelg«ogefl» 477
P c w fae fir die Anlog« der Gedklite cmn mindlielimi Vorlrage nf ev
wer&Mk aack dio baafigea WIedeiliolviigen gerechneC, «od über »ie S.
6 folglBBd« Behauptung angestellt: „Coaseqncns fait iliins quam ex-
posni ratioak ( — eoli anditioni factam est« illam poecin — ] , nt veleree
illi poete« «pepeanoMro in «a4eai ru eadem yerha eosdernque versus
iterarent, quod ntatiini est ab itlis, f ni «eripto camilaa sna expoiire*/
runt. Sed iteintionuro in HomericU earmfolbus tanta et innllltado et ;
▼ari«ta8 eeC , ut noii de oronlbas Mem •tatnendom ' videator. Kam
quu« el natura sua differani inter ee ifee oaussaa habennt eat dem , aliae
enrun necee««riae sunt« aliae supervacaneae ; aliae certne^ eline in-
certae; aliae placent, aliae ditiilfcent; alils nihil offcndimur, aliae ne
ferendae quidem Tideninr. Quam iterationum ditisimüitudiiiem qui
consideret, facile oredo talem esse rpperlei,' ut ei ipsa aliquid confe«-
rat ad oonveiiendam apifiionem eornm, qui temero discerpi rarmina
Homerl queruntur.** Der Hr* Verf. bat nun einige Hauptarten dieser
Wiederholungen nachgewiesen, ▼ornehrolich aber solche lusammen-
gestellt» qnae sunt ejosmodi, ut si non poetas diverses, certe carmina
' s^paratim facta testentur, um dadurch S. 11. xu dem Resultat in ge-
langen : „Ergo omnino triplex itemtonim genus est, unam, qua«
•nnt rerae iter ationes, factae ab uno poeta in eedem carmine prop-
ierea , quod alia substituere vel exilis dciigentiae vel pravi ludicii fuis-
•rt; alteruro, quae videntur iterationef esse, sed nnn sunt, qnliro quis
poeta rel alias poetae vel suis ipsius ex alio carmine versibus utitur;
tertium denique, quae iterationes quidem sunt, verum lUae non ab
ipsis poetis, sed ab illis profectae, ' qui ex diversis carminibus Iliadem
•t Odysseam componentes, nnnc servarunt qnae ex lino carmine in
aliud erant translatae, nunc ipsi , ut hiantia conglutinarent, Incunas
nx aliis locis compleverunt. Atque illius quidem geoeris , qnod posi-
tom est in utendis alienis , plura baberemus exempla , si alia ad no-
atram aetatem pervenissent antiqnissimorom poetarum carmina. *' £i-
aigo Spuren von Benntanng älterer Gedrchte-sind dann am Schluss der
Abhandlung noch nachgewiesen. Das diesjährige Pfingstprbgrarom
unter dem Titel: liector VniversUatii LipaiensiB ad sacra Pentecostalia
a, d. 1840. ^e celebranda invilat , enthält Dr« Jul. Frid, Winaeri Anno»
iaiio ad locum Ephei, VI, 10 — 17 , cui subiunctae sunt f^itae Doctorum
Th^ologiae a Idjigiennum Theologomm ordine recens creatorum, [48 (14)
S. 4.] Mitgetheilt sind die Biographicerf von 12 gelehrten Theologen^
worunter ein Schnlmann (der dritte College der Kreuischule in Dres-
den Dr. J. fV. Doiieher) , welche von der theologischen Facullät bei
Gelegenheit des im J. 1839 gefeierten Jubiläums der Kirchenverbesso-
rang oder in Folge davon die theologische Doctorwfirde erlangt haben,
vgl* NJbb. XXyi, 228. Von andern Universitätsprogrammen ist hier
feines philologischen Inhalts wegen noch au erwähnen: ApoÜonii Ci-
liensfs de artieulis reponendis eommßntationis e cod, bibUoik. Laurent,
•nUae Pars XIV. [1840. 8 (5) S. 4.j, welches der ordentl. Professor der
Physiologie und Pathologie Dr. Karl Gottlob Kühn zur Ankfindigung
einer, medicinischen Doct^rproniotion geschrieben^ und womit dieser
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