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Full text of "Neue Jahrbücher für Philologie und Paedogogik"

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PhHoliisie and Paedagog^, 



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Sclial- «B« VnterriclitBweseii. 



In Verbindttog nüt einem Vereine von Gelehrten 

^ lieranigegeben 

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Tft. MeimhQid MOaim. 




SHH9THB JAWMtAJKU. 

N^n und zwanzigster Band. Erstes Heft. 



Druck und Verlag von B. G. Teubner. 

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.P^^- 



Ziiiii: Dli Deoticiltoii ttttd die KvcMkinCfimme. 5 

wdl^ dethtib tersttchen, xoTorderst «in Bäd diete» jBfUossarlif en 
Ganzen im Ailgemeinen bu entwerfen und dann, «o weit es hier 
niögUch 18t V das Einseine durcbgeiien , daran afier einige weitere 
Bemerldingen knüpfen, die dem Verf. wie den Lebern wenigatena^ 
zeigen sollen, welclien Werth wir anf eine ao fpelehrte^Foracbnng 
legen, nud was daTon nlierhaitpt zti erwarten siebt Genau alle 
einzelnen Absf^^hnltte iuid Pnnlcte zu durchgehen, ^ürde bei dem 
Reichtliiim dea Inhalts jede Grunze einer Reccnsion,, wie wir sie 
hier zu geben beabsichtigen, iiberschreiten« Das ganze Wer-k ist 
abgelheilt in zti^ef Bücl^er, die natiirli«^ wieder in manche Ab* 
theiinngen-^Diid Unterabtheilungen zerfallen; das er«/e führt die 
Aufschrift: äas Alterthum ; .das % welle: die neuen Ge^taÜun^ 
gen^ . Beiden Büchern geht eine fSinlettung^vomua (S. 1 — 16), 
welche, indem sie einen l}eberUicfc des gesammten Sdiauplatzes 
geben soU, die allgemeinen Verhaltnisse des Bodens n. s. w« be- 
spricht, al^o von der Beschaffeiilieit Europa*« im Allgemeinen, 
von seiner Gestaltung , den Gebirgsliöhcn wid G^birgssystemen, 
den Flüssen und Seen und allen dahin gehörigen Gegenständen 
handelt, und insbesondere die davon vorkommenden Namen einer 
sprachlichen Untersuchung unterwirft So wird, um gleich ein 
Beispiel anzuführen , der Ansdruck Hercynia^ worüber sdion sa 
Manches gesagt und geschrieben , auf folgende Weise erörtert.^ 
Eben so gut wie das Wort ^/^e» keUiscb ist, lat es auch nach 
dem Verf. das aus Arkynien^ das aber die Kömer durbliweg mit 
der Aspiration (h) bezeichnen, entstandene //^rc^/iti?, welches, 
aich noch In dem Kymrischen Worte er cAjf«« , erheben ^ und. 
erchyniad, Erhöhung^ erhalten haben soll ; es bezielil «ch- 
dann dieser Name zunächst auf die Höhen , welche den südlithen 
Gebirgssteck Europa's auf seiner Aussenscite umkränzen ^ und 
zwar von dem südwestlichen Anfang an bei de» Kelten bis. zu 
''dem südöstlichen Ende.bei den Siöytlien. Je mehr nun (so fahrt 
der Verf. weiter fort) die einzelnen Glieder dieser Waldkette .be^ 
kanut und mit besonderen Benennungen belegt wurden, .desto 
mehr wich die ursprüngliche Benennung in die Mitte zurück, 
und wenn sie auch liier als Gesammtbezeichnung der germani-r' 
seilen Waldböhen verblieb, so zog sie sich doch auch hier in' 
einen bald engeren Baum und ward auf die einzelnen G^irgszuge 
Germaniens angewendet. Daher versteht der Verf. bei Cäsar 
Bell. Gallic. VI, 25^Hercffnia von dem den Ofoerrhein doschlies- 
senden Gebirge, also von der Schwarzwälder GebirgshiKte , da- 
gegen bei Tacitns German. 30. (,,Chaüi initlum sedis ab Hercy- 
uio salin inchoant u. s. rt.), von dem Taunusgebirge, eben so an : 
andern Stellen, vfo dieses Wort vorkommt ^ vom Thüringer W^aid, . 
vom Rhöngebirge, vom böhmischen Wald u. s. wr. Es wird 
demnach die richtige Auffassung und Deutung des Wortes immer- 
hin durch den Zusammenhang der Stelle, in der es vorkommt^ 
bedmgt squi; die Ableitung aber, die der Verf. glebt, spricht 



6 lüe^f^r'Bf bi# dtt MUlelallert. / 

mii JedenfSiUs nebt an, ab die Toa andern Geiebrten Terancbte^ 
weiche das Wort HereyMa in Verbindung bringen mit Har% vnd 
Uarty mid d^rnacb ibm die Bedentimg TOtt Wuld^ fFaUgebirge 
gflien, wogegen aber, umändere Grunde, die von Andern be- 
reita dawider gehend gemadit worden sind, au veivebweigen, 
aelbst de^ bei den rftmiacben SchifftateUcm Toricommende Aas- 
dmelc saiius Herejfnius^ 9ylta0 Hercgniae^ worin dann eine 
Tautologie läge, i» atreiten adieint. IMe Benennung des Rie- 
aengebirgesi 'A^jußovQfLOv jF^o^bei Ptolenäna — daa Esekiktr^ 
ger Gebirge — setzt der Verf. in Verbindung mit Mbnliohen Be- 
nennnngen, wie selbst das belcannte und Tielbesprocbene Jaei- 
burgium oder, wie Manche es nehmen, die As9^n8tadt bei Tacit« 
German. 3., wihrend unser Verf. lieber an die Esche ^ den iiei- 
ligen Baum der deutschen und nordischen Sage, dai>ei denicen 
möchte. Jedenfalls hsiten wir es für ein vergebliches Bemühen, 
bei diesem Namen eine wiriLilcbe Loeaiitat ausmittdn zu wollen, 
wo das Ganze (n das Gebiet der Sage, wie adbst Tacitus (mit- 
telst seines opitianfur^ andeutet, zu geboren scheint. Hier wird 
das Geschjtffc des Auslegers eben nur darin bestehen können, dass 
er den Inhalt der Nachrichten des Tadtos In das Gewand aitdeut* 
aehfr Sage umsetzt, nidit aber Historie und Geographie aus 
ihnen herausfinden will. 

In alHiiicher Weise durchgdit der Verf. die übrigen Benen« 
nungen der einzelnen Gebirge und Höhen Deutschlands. Dm 
bei der Erlcliruiig und Deutung derselben immeriiin noch Man- 
ches zweifelhafi bleiben mag, whrd sich der Verf. selbst am we- 
nigsten verhehlen. Wir wollen auch hier ein Beispiel beifügen. 
Der Name Abnoba^ welcher bei Tacitus Germ. 1. voricommt und 
in neuerer Zeit durch mehrere Insdiriften, unter Anderem auch 
durch eine Diana Aönoba bewährt worden ist (Vgl; Creuzer Bei- 
trige zur Geschichte altrömischer Cultur S. 63w 108 ff.), wird 
abzuleiten versucht von dem Galischen abhainn =^ abhinn^ wel- 
dies Flus8 heissen soll , so dass Abnoba einen Fluuswald be- 
^ zeichne, weil die Donau diesem Gebirg entquello, oder vielmehr 
weil der Rhein dasselbe umströme, üter wird uns wohl ein be- 
soheldener Zweifel erlaubt sein, so wenig wir auch selbst es wa- 
gen möchten, dieses fremdartige Wort zu ertilären, womit je- 
denhlls, wie die aufgefundenen Inschriften bezeitgen Icönnen, 
der ganze Gebirgsrücken dea heutigen Schwarzwaldes, dem 
jetzigen Basel oder richtiger, der alten Augtiata Rauracorum {d. 
1. Baselaugst) gegenüber auf der rechten Rheinseite beginnend 
bis zu seinem nördlichen Fall bei Pforzheim, der alten Porta Her- 
cyniae, abo ein einzelner Theil des grossen Hereynischen Gebir- 
ge selber, bezeichnet ward. ^ 

Nach den Gebirgen werden die Gewisser besprochen und 
die Terschiedenen Flussnamen, deren die alten Schriftsteller ge- 
denken 9 in Umiicher Weise untersucht. Wir wollen hier nur an 



Zciii»: lud BeiittclMn ttii4: 4h X^hhanUmme. 



die swci bcfcutonJrtd a^ den BheU «ed^Ae Brnnm erfaMro. De» 
Namen JeAeidi«eH(liH der Verf. fSrkelliBdi, ebni ae wie mcb 
DleftidMieb fo d« eralMi Hefte aeiner Cellica S. 56. dA tSat die 
vordemiä9k0 Ah^Ummang dea Nainena anafeapreehen bat; wenn 
aber der Veff. hidem EridamM des Herodotva (HI, 115.) die 
erate Spur «ner Knnde des Rbeinatroraa finden moable, aö 
wdaaten wir, auch naeb ^ern^ waa wir in der Note an dieaer 
SteHe bemerkt baben, ddea nicht zu ^rechtfertigen« Herodetua 
kannte ae weni|^ den Rhein v wie andere ^iediische Scbriftslelier 
der früheren Zeit Die ßtmau dagegen warilnn b^aont, und 
swar nieiit Moa, wie ea aaheint, durch die am die Donaumun- 
düngen nhd in deren Nabe an den Knaten des schwanen Meere» 
wohnenden Orieehen; da er, nach aehier Ansicht ron der Be- 
sahaffenhi^rdes nordliehen Eorof a'a vnd dem Lanfe der Donau, 
parallel mit dem Lanfe des NU in der südlichen Erdhalfle Ton 
Westen nach Oatan, die Quellen der Donauri» den feinen Westen, 
seist, in die Pyreaäen^ m welche nach unserer innigsten Ue* 
beraeiignng, die wir auch Ton de» Verf^ bestätigt finden, in der 
bekannten SteUe If, 93. an denken ist, also weder ssn die Birg 
bei Donaueachingen auf ^ dem Schwarswalde, noch an daa Dorf 
JPfbkrem^ noch endlieh gar an. den Brenner m 'Firei,- und wie 
die Terscyedenc» Orte heissen^ ifie man, nm den Herodetua 
von einer irrigen Angabe an befreien, hier eben ao irrthimlich 
in Anregmig gebracht hat. Die Benenming D&nau ^ ßanubiua 
erkUri übrigens der Verf. ebenfdis fvr keltisch ; den Namen Aler. 
hingegen f&r thraeisch; und dataiia wird auch der GeiK*aueh bei~ 
der Ausdrucke bei Griechen wie bei Romern erklart. Wenn aller 
in den Namen nweier Flusse, welche nach Heradot IV, 49* der 
Donau anströmen, Kägni^g und "Alacig die Namen der beiden 
Hanptgei»irge, der ^ijpen und der J^nr^^Aei», aus welchen die^ 
Donau ihre Mnssessien Gewisser *«dit. Hegen sollen, wie der 
Verf. Tcrmnthet, so scheint uns dies doch aOaiigewagt und mit 
'der Stelle des I^rodotus, der diese Flusse aiiff dem Lande der j 

Umbrer in der Richlong nadii Norden der Donau anflieaBen iaast, I 

im Widersimidi. i 

Das eraie Buch, oder daa AUepikm» ^ebt in aeinem ersten { 

Cap. eine üebcisicht der Mittelenropfiadien Hauptstanune, nach ^ 

ihrer Sprache, ihrem Göüerglauben, ihrer Gestair, Lebensweise. j 

und ihren. ur^pinngHchen Wohnsitsen. Ss mag dieser Abschnitt • 

als eine allgemeine fiinleilnng au dem zweiten Cap. gelten , daa 
die dnseinen dentadien Stamme nach iliren VeraWeigungen über- j 

sidiilidi .zHsammcnstelll and alles dahin gehörige aufii voll-- i 

stündigste aosammeniasst. lu jenem ersten Gapitel, der elgent-. 
liehen Grundlage der nachfolgenden Unteraiichuog, geht der. . j 

Verf. Ton dem Satze »ns, daas JITellefs, Germanen tmd Wenden. 
(d. i. 8lwen,-Sloweoen) ab dieeraten Völker EivopaV erschei-. 
neu, in ihrer Biaaae wie in ihrer Anabratung verschieden von ^ 



% lie»gr»flii« def MlUeUUert. 

üen' NachbaTToIkem^ nftd obwohl anler «ich. im Ghuisen von gtet- 
eher KörperbildiiDg und Lebensweise ^ so doeh deuUlch von «in- 
ander getrennt inilen wesentlichen Merkawien der bidividntlttat 
der Stänutae^ nämentlieh in ihrer Sprache und in ihrem reiigiosen 
Glauben. Die Sprachen 'dieser drei Stamme sind versehiode» 
und können nicht, mit einander, verwechselt werden^; aber das- 
Band einer inneren Verwandtschaft knnp£t sie alle wieder zttsain- 
~ men und stellt sie dsr als die getrennten Theüe eines lursprittig' 
lidieli Ganzen. Bei der Wichtigkeit dieses Satzes woHenwIr 
lieber des Verf.s eigene Worte hier anfuhren: 

,)Das Slowenische« Detitsche und Keltische sind die dcei 
anssersten liordwestlichen Glieder einer grosinen von Indien bis 
Hibcmfen reichenden Spracheufamilie, deren einzelne Zweige in 
der Umhüllung der Wurselwörter, durch Beugung und Ablelkimg, 
und in eii'ier Masse besonderer) jedem eigenthiimücher Wort** 
Stämme sich von einander unterscheiden^ und gegenseitig als 
selbststiudige Sprachiudividuen ausschiiessen , durch die Idi^ti- 
tat des grosseren Thelh derselben aber wieder in Verblödung 
stehen, und darauf hinweisen, i^m die Völker, denen sie an- 
gehören , die in der Urzeit zerfallenen Theile eines ursprünglich 
gleichen Ganzen sind, die nach der Spaltung selbststandig In 
Sprache, wie in Sitte, sich fortgebildet haben ^^ u. s. w. ^er 
Verf. lisst darauf weitere Bcmerkimgen über die VerWandtsohafi 
der slavischen und deutschen Sprache folgen, desgleichen der 
keltischen« die er entschieden für dn Glied der indisch -europai-t 
sehen Sprachenfamilie erklaren zu können glaubt» • Nebelnder 
Sprachverwandtschaft aber glaubt er efne ähnliche Verwandt- 
schaft oder*Ueberelnstimmung in dem religiösen Glauben dier 
Nordvölker nachweisen zu können, zu welchem. Zweck eine Ue- 
hersicht^des Götterglanbens dieser Völker, so weit dieser uns 
bekannt ist, S. 21— 48 mitgetlieilt ist, woran sich ekiige Be- 
merkungen über Körperbildung, Sitten imd Lebensweise dieser 
Nationen, der Sueven, Germanen, Kelten, Gallier, Slaveu 
u. s. w. anreihen, bis S. 69. Dass es bei dieser Darstellung^ nur 
auf einen Ueberblick abgesehen ist, der die bemerkte Verwandt- 
schaft der drei Hauptvölker herausstell^i soll, und au diesem 
Zwecke nur auf die Hauptgottheiten sich einlässt, wird ausdrücklich 
bemerkt, und kann daher auch nicht befremden* Auf die Nach- 
richten römischer und griechischer Schriftsteller wird dabei losr 
besondere Rücksicht genommen und die Deutung , welche von 
ihren einzelnen Gottheiten gegeben wird , erläutert aus einheimi- 
schen Quellen. S6 gewinnen besonders einige SteUen der Ger«- 
mania des Tacitus ,ein helleres Licht; Aber nicht blos den ger- 
manischen Göttern, auch den keltischen nnd slavischen ist gleiche 
Aufmerksamkeit geschenkt; auch hier »in dem Polytheismus nur 
ein auseinandergegangener Monotheismus erkannt, bei welchem 
die verschiedenen Göttergeatalten nur Emanatioocii des Jlaupt- 



Zenas: IH« 0e8iichcn nnd 416 Kacltbafatiinne« ^ 

e^Me»^ Indl«i4iitlbiriuigett Alf eißselne Eigenschaften ii. dg^i. m. 
ciiid*; es werd^a daher mildeni dtutachca ffodan^ Thunat und 
Tm\, die keltischen Gölter TetUai^ Taranmt^ Ekau^^ sowie 
dieslavischen iSfft^^otrtV, Pernii und Rujewil sosaninieugesteilt, 
am Schlnsse ancfi noch ein kurce Vergleichnng mit den Haupt- 
g^ttemi einig«^r andern Religi«>nen, aunächsl asiatischen <,, iudi^ 
sehen) eingcleUet, Bei dieser Gelegenheit spricht sich auch 
der Verf. In dner Noiß über den in der persischen fieligion lier- 
vortrelenden Djaalfenins von Orimied and Ahriman aus, den er 
keineswegs für ursprünglich im y^lksglauben seihet befindlich 
hitt, sondern erst durch ZcHroaster in sein Sjslem mifgenomraen 
(S.<41.); er trennt daher auch Germanen , Kelten, Wanden ^od 
Inder^ als Volker, welche nach Sprache and Mythologie in näch- 
ster Verwandtschaft stehen, ausdrücklich von Medern wie Ton 
Skythen, und daniit ^ch Ton Persern, so dass von einer nnmit-. 
telbaren Vefwandtschaft der letztern mft den Deutschen ferner 
nfclit mehr die Rede sein soll. Aber die Aeusserung S^48: 
,,dle deutsche Mythologie erh&U. die Götterreihen nach ihrem ver- 
sciiiedenen Urspninge getrennt, und zeigt dadurch System nnd 
Einfachheit ; in ihr gehalten die gricchisih^remische ein Götter- 
gewimmd , das sieh erst durch die deutsche Stellung . orcUien 
liast^^ wkd doch allzu günstig für die Germanen lauten, deren 
G^tteriehre und deren religiösen Glauben wir gern eine grössere 
^ Bhifachheit imd selbst In gewisser Beziehung eine grössere Rein- 
heit merkennen, mehr aber auch nicht, am wenigsten ein be- 
stimmtes System , .zu welchem der Götterglaube in Griechealand 
wie in Kom aui^gebildet war, und bei seiner engeren Verbindung > 
mit dem Staatslebeii wohl auch sein musste. Der Name Germani ^ 
ist nach dem Verfasser von den Kelten ausgegangen*, er ist kelti- 
schen Ursprungs (S. 59.), ujid die Eiilärnng, wel^cb^e Tacitus 
in der vielbesprochenen Stelle der Germsn. cap. 2. giebt, nur als 
ein fremder -und zwar als ein nicht einmal glücklicher Erllärungs* 
versndi , nicht aber als eigene ETklärimg des Tacitus anzusejien. 
Ans der Sprache der Kelten sei dieser Name durch die Römer 
bekannt geworden, während als einheimische Gesammtbezeich- 
nung fiiglich'der Name Z^eu^irci^. gelten. müss^, der. zuerst nur 
eine allgemeine Bezeichnimg ,der Sprache gewesen , welche die " 
eii^zelnen Stamme^ die nach ihrem Voiksnamcn auch ihre Sprache 
bcnamiten, in einer sich gegenseitig ziemlich verstindlichen 
Weise redeten; allmälig sei der Name zur Gesainmtbezeichnung 
der Völker der deutschen Kiuige selber nbergeganjgen. Die Er- 
örternngen^ die in ahnlldher Weise über die Namen der beiden 
andern Hauptstamme, der Galli und CeUae^ so wie der Slawen, 
ursprünglich Slowenen gegeben 'werden , müssen^wir übergehen, 
umfÜF die folgenden Hauptabschnitte des Buches den Raum nicht 
aUzn sehr zu beengen. 

IhM gsnze %wede Capitel (& 70 r- 159,) beschlift^t sich nun 



10 Oe»gr«phie des Milletft|tert. 

ansschllessUch mit den deatorfieii Volkeni, urlhrend im driUmi 
(8. 160—264) Kelten, lllyiicr nni Thraker, «h tfidHeiietnid 
westliclie Nachbarstimme; im Herten aber (S. 265 ~ 362) Wen- 
den, Aiaten, Finnen nnd Skythen, als ostliche iHid nördliche 
Naciibarstaroniev näher besprochen werden. Schon der Vmhng 
dieser Capitei lasst ihre Wichtigkeit, bei der fcfa in das Binseiste 
gdieuden Forschnng sattsam erkennen^ obwoh) wir frier nor el- 
ntge allgemeine Umrisse an gelieQ Tenni^en. Äer Absohnttt über 
die deutschen Völker serföilt nadi* einer allgemeineren, von der 
Stelle des TacHns (Gem. 2.) in Yerbindmig mh Plinins Hist. 
Nat. IV, 14 ansgehenden Betrachtung fkber die in der ersten Stdie 
genannten Zweige der Germanen {IngaepeneSj Hermin^nei^ 
Itiaevones) in folgende , natürliche IJnterabthellniigen : die V^ 
ker des Oberlandes, des östlichen Flachlandes, des Kftstenatrichs, 
nnd der» skandinavischen Länder« 

In den Angaben des Tacitns §ber die drei genannten VlUker 
erkennt der Verf., und mit Recht, mir den Inhalt eines einliei* 
mischen Liedes Tom Urspmnge des Volkes , womach des ans der 
Erde geborenen J^kco d. i. des Crottes, Sohn Monnlst, d.h. 
der Mensch $ nach seinen drei Söhnen sind die drei Volkssweige 
benannt , welche , nach der grammatischen AnfTassnng des Wor« 
tes die jBi//tfit, die Fornehmen ^ die iS/ari^eit bedeuten, geogra- 
phisch aber so sn fassen sind, dass die Istaevonee nach Oaten ge- 
hören, also den wendischen Stamm bezeichnen, die Ingaeeonea 
Im Tieflande längs der Küste ansgebreitet sind, die Herminone» 
aber im Oberlande wohnen. Die weiteren sprachlichen Untersu- 
chungen , die hier mit der geographischen Forschung sich verbin- 
den, müssen im Werke selbst nachgelesen werden, woanclibei 
den nun weiter folgenden Tier Cnterabtheikmgen, unter welche 
die einzelnen uns durch sichere, sunachst griecliischeund römlsi^c 
Zeugnisse bekannten Völker des alten Gernmftiens nach ihrer Lage, 
ihren Wohnsitzen und ihren politischen Verblndnngen gebracht 
sind, ein gleiches Verfahren eingeschlagen ist, das nur in so fern 
die Bequemlichkeit der CJebersicht in den Endresultaten, zu denen 
die Untersuchung gelangt, erschwert, als alle Stellen derAften 
die hier als Zeugniss In Betracht kommen, in die Untersuchung 
selbst mit aufgenommen , oder vielmehr in eine solche Welse mit 
verwebt sind, dass, zumal bei dem ganz gleichen Drnck mit Latei- 
nischen Lettern, der Leser selbst erst die gehörige Ausschei- 
dung zu treffen hat. Indessen ist diess Nebensache; die Hanpt- 
Sache sind die geographischen Bestimmlingen und Nadiweisnngen 
über die wahrscheinlichen Wolmsitze der verschiedenen Völker, 
weiche, stets von sprachlichen nnd historischen Erörterungen be- 
gleitet, zu den Nachrichten des Caesar, Tacitns nnd Ptolemios, 
um nur die^e Schriftsteller, als die bedeutenderen, mit Ueberge- 
hung Anderer, zn nennen, eine Art von Commentar in jeder Be- 
ziehtmg bilden. Ueber den letzten derselben äussert sich der 



Zcvm: Di« D0«ImMii iriti die KMibtffttäimne. ^ II 

Verf.S« 109 io d» Notefolgeiid«niM«i9eii: ,,I>eiP4deiiiSit«Be« 
riolilalierQeriiiaDieftittda« ToUstSiidfgBte, iindwe^n sich seinen 
Irrwegcit ttiif die Spurkoftmieiilässt und dann «eine SüassteHnngen 
wieder 2 üreiAt gesetzt werden können, ohne Zweifel dag schitz-. 
l»]»te tfeegraphiscfae Denkmal .f«r das gi^rmanlsche AÜerthnni. ^^ 
Umso BMiur ist eine aene, fenftgende Beatiyeitung dieses Scfarift«» 
Eteilers su wlineelien, bei Welcher die Unteranchtingen der neue- 
ren Zeitnofd^aCrebiete der allen Geographie veilstandig benutzt 
nnd zu Rathegeioge^ werden. 8d weiäe» steh dann eher soiehe 
rrr^egeundlrrthömeri deren aüeh unser Verf. eine Anzahl naeh- 
weist, namenttieh in der Stellung der Gebirge^ dardi w^he 
manche fiiteclie CSombinattenen .Teranlasst wurden , a^ennen 
haaen und der wahre Gewinn mit desto mäir Sicherheit herFortre- 
ten. Wasaber dieJiier au beurtbeilende Schrift betriffit, so wäre 
YieUeicbt wunschenswerth gewesen, wenn eine IlntersUehung 
vher die Quellen selbst, deren Bedeutung und Werth, wie deren 
AniEMsnng, dem Werke selbst vorausgegangen wäre, obwohl in 
dem groaaen Umfang desselben , und in aeiner dgeritlidien Be^ 
Btiflunwig auch genng Grinde dagegen sich auffinden lassen. 

In jene vierfache AbUiellnng, die wir eben bemerkt haben, 
fallen denmäehst folgende Völkerschaften. In tlie erste Abthei- 
iung zu den Vdiicem des Oberlandes geboren die Si§ambrer^ die 
amMiederrheitt, anf dem rechten Ufer und zwar von da an wiA- . 
nen, wo rieb ^ ersten-HSben nach dem nordUchen Flachland« 
eiMken; sidlieh von ihnen die Utier bis in ^e G^enden der 
Sieg, spiter mif die andere Shdnaelle versetzt, fast gegenüber 
den früheren letzen, nur etwas niehr nordlich; an die UWer 
. gninzend, in der Nihe von Meura wohnten nach dem Verf. die 
Gtiberhi; als Nachbarvölker delr SIgambern werde» welter ange- 
sehen Morgig femer Unjdi^ ändert ^ Tubanies^ alle drei 
nachher in der Masse der Alemannen zusammengefiossen, Ampsi-- 
varii^ Chamavi^ Brueieri (östlich vom Rhelnnfer, landein* 
wärts, »nd zwar südöstlich bis in dem Winkel zwischen Ems und 
Lippe , nördtich von Friesen und Gauben liegrinzt). Als weiteres 
Glied in der Reihe der Völker des Oberlandes erscheinen H^e9t'' 
stoeken^ Chatten und Hermunduren j neben den Chatten noch 
MeUiaet^ Guttiuarü^ Baiam und Cmminefutee ; dann als weHe- 
res Glied Cherusken mit ihrer Umgebung; dann J%«i, Anpfwa- 
rtif , LangobQrdi{%o schreibt der Verf. und halt es fiir richtiger 
als Lengobardi; ihre Sitze sind um die untere Aller, ostwärts 
bis an die BIbe, südlich von Hamburg bis gegen Salzwedel), Dui^ 
gidmi^ C^uttdci^ Ckafuariu üüa folgen die Markomannen und 
die um sie w<dinendeu Völkerschaften: die iVarMct, Quadi^ 
Baemi u. A.; dann die ligiseken Völker und zuletat die Ba-' 
starnen. 

Zu den Völkern des östlichen Flachlande» rechnet der Verf. 
zuvörderst äie Semnenen^ östlich voii der Elbe wohnend an der 



13 aevgrap^hie 4et lliUetiili«re. 

■cliAyarsea Ebter, Spcee u. au w«^ die Vater d«r splteni Stieveti; 
nördlich von deo Semnouen di« Fanni.^ /osükh die Bur^ndio^ 
neu und die Goihen^ twischen dei» Pregel uad der Weichsel. 
Unter den Völkern des KufiteBstricbes nehipie« die Friesen^ 
Chüuken und ihre Nebenvölker die erste Stelle ein; denn folgen 
die Völker der. kimliHscben Halbinsel and der Umgebung, dso 
(Dimbern, Teutonen, Ambronen^ Sasonen^ AngUer; darauf 
die Anwohner der Ostsee, die wenig bekannten Suardoneny 
JRugier^ TurciUnger und Sciren^ zuletst einige Angaben ober 
SeuHdinavische Völk^, Bei der . Fn^e'^nach Abkunft und Ur- 
sprung der Cimbern, worüber die verschiedenen Behauptungen 
der Alten vorgelegt werden, entscheidet sich der Verfl mit Redit 
fiir die deutsche Abkunft, wje sie sdion in einer Stelle Plutarchs 
(Vit« Mar. 11.) ausgesprochen ist, und er findet selbst die dort 
angegebene Bedeutung des Namens (Klfißgoi =^ hj0tal) ans 
sprachlichen Gründen im Gänsen wahr und richtig. Da sich von 
diesem Volk in späterer Zeit krioe Spur findet, so wird es aller-* 
dings glaublich ^ dass der bei Tacitiia (Germ. 37.) erwähnte kleine 
Rest, der nach der grossen Wanderung surückgeblicben ^war, 
sich im Laufe' der Zeit unter die danischen Eroberer verloren 
bat, wie S. 146 vermuthet wird. Als die Staromsitae der Anglli, 
d|^ sich spater durch die Eroberung TÖn Britannien so bekannt 
machten, betraclitet der Verf. die Gegenden um die untere Saale 
längs der Elbe etwa bis über die Ohre hinab, wo sich in späterer 
Zeit die noch surückgebliebenen Angeln mit Werlnen finden, 
unter dem Namen der Nordschwaben. Es wird weiter ausdruck'^ 
Uch bemerkt, dass die mit den Werini In dem bekannten, noch 
vorhandenen Gesetzbuch genannten AngUi wahrschefnlieh die 
Bewohner des dem Schwabengau benachbarten Frisenofeldes ge- 
wesen, welche von den nahen Sachsen eben so gat wie die ihnen 
sichnichtassimilirten Anwohner der Nordküste, östlich von der 
Weser und über der Eider, Friesen genannt worden , weil^ie 
noch die rein niederdeutsche (Friesisdie) Mundart behalten. Der 
Verf. kommt S. 363 auf diesen Punkt noch einmal zurück, über 
welchen . Gaupp In seiner bekannten Bearbeitung des alten Gc- 
aetzes der Thüringer (Breslau 1834. 8.) S. 81 ff. 85 ff.286 nähere 
Untersuchungen angestellthat^nach welchen die in der Aufschrift 
des Gesetzbuches genannten Angiii et Werini h. e. Thuringi^ 
wofür die Corveysche Handschrift bekanntlich blos Lex TkuriM" 
garum bietet, zu den Thüringern gehörten, und selbst dem Na- 
men nach in zwei Thüringischen Gauen des spätem Mittelalters,, 
dem Eogelin und dem Weringau noch sich erhalten haben , wsa 
uns gleichfalls wahrscheinlicher erscheint , zumal da d^r Iqlislt 
des Gesetzbuches alle Besiehung zn Friesischem und Sächsischem 
Recht eben so ansschliesst , als er dem Fränkischen , zunächst 
dem Ripuarischen Rechte sich nähert, den Franken aber dieser 
Tbeil Xhüruigens schon früher uuterworfeu war. 



Zeost: DieDettl«dienoii4'dleflMMntft«iii0. IS 

Das driite C&pitel des ersten Buches , urekhes Germsiiiens 
Nschbtrslamme im Westen und Süden beflmt^ enflitlt «mlassende 
Uiiitersiiqliiingen fiber die Kelien^ denen sieh sw^i k&neve Ai^ 
sdtnitte übet /itf jffter und über Tkraker anrcdheä, S[. 160 — 264% 
Die Keiien sind dem Verf. Volker unsteter Lebensweise, gieick 
den Germanen, daher teicht' feuert ni Wanderangen, die sich 
nach allen vier Weltgegenden bin erstreckten , xmH so weit sie in 
dem Bereich der G9^:hiehte liegen, demnach durch sichere 
ZetTgnisse bu erweiseii shid, nucli^ hier nachgewiesen werden. 
Ihre Wanderung aber die I^renien, in den fernen Werten Bure* 
pas^ ist n?LA den Zeugnissen der Aken so niemiicb aklier, so 
wenig sich auch Zeit und Be^chalFenheit dteser Wandenmg , so 
wie die Veranlassung derselben wird einigermaassen nHher be- 
stimmen lassen. "Dort wohnten ror ihnen einheimische Stämme, 
Iberer genannt; mit limen entband theü weise Verbindung und 
Vermlscltimg (6iß CcUiberer). Deutlicher im Bereich der Ge^ 
schichte liegt die Wanderung keltischer Stimme ober die Aipen^ 
ebentowohi in der Richtnug nadi Sudost, wie auf der Nordseite 
der Alpen Torwirts naclv Osten; Die Ilauptstelle des Uvins über 
diese K<»ltischen Zfige (V, 34 ff.) wkd S. 166 ff. näher belendi- 
tet; und -der nachfolgenden UnteftYuchung «ber die einzefaien 
Stämme und ihre Ansiedhmgen auf der* südlichen und östlichen 
Seite der Alpen in dem oberen Italien, bis in die Gegenden des 
heutigen Ancona Iierab^, zum €rrtmde gelegt^ mo seäis Kelten* 
Stämme, weldie LImis nennt ()S0/r/««t\ Boji ^ Senofies , Lingo- 
ft^r, Cenomani^ Insubree)^ untct die ältere Bevillkertmg am Po 
sicli eindrängten und dann noch weiter südwärts bis an dem be* 
merkten Punkte herab sich «usdelmten. Die andere Richtung 
I nach Osten besetste die Alpen und in noch grüsserer IMasse dio 
Abfälle derselben nach Norden und Osten, wo unter den lllyri- 
sehen Völkern frühe |[elten sich niedergelassen. Die Heivetier 
und Bojen ^ die Fhidetid^ Rhaeii^ Noriei^mud Carni sind Kd- . 
ten^ deren Stamm weit über das nIdKche DfeutsaUand, südlich 
Ton der Donau und an den oberen Rhetufegenden ansgebfeltet 
war. : Dte> Einwanderung in IllyHen glanbt dcrr Verf. in das Ende 
des Tierten Jahrhunderts ror Christo setzen su können ; von hier 
ans erfolgten weitere Züge des unrnhigen Volkes , meist Ranb-< 
aüge, wie der bekannte des BreUnü« nach Delphi; daher Ansied-« 
hingen Jn Macedonien, l^racfen nhd Kleinasien (Galatlfn). 'Das' 
Stammland^ aus dem diese Züg^ nach Ihren Terschiedenen Riefe« 
tungen sich ergossen^ ist Gnllien und es wird in dieser Besiehnng 
die Ton Cäsar am Eingang seiner Commentarien De hello Galileo 
gegebene Bestimmung der Ausdehnung und der Gränsen dieses 
Landes angenommen, so dass also dort der eigenUiche lilitteU 
punfclr, das Stammland der Kelten nnd der Ausgangspunkt, 'dem 
dieae wapdcmden Haufen entströmt, zu suchen wäre (S. 185). 
Dli6 iu der bemerkten Stelle Gisar^a von den Gailiorn oder Kelten 



14 G«osf»phte aet Mittelalter». 

gceehiedeaen Beigen, wdehe Unter jeaeti, swisehen der Seine 
, und dem Rhdn wohnen, bilden, wie der^Verf. annlnnit (S. 189), 
naeh den Ketten, mil denen sie gleldie Sprache, oliwohl in dia- 
lelfttischer yemMedenbeit^ liab«n, die aweite Abtheilmig im 
' West^tamme, sie werden «itUn f&r Keltische Abkfoimlln^c er-^ 
klärt, Ihre gemanische Abstammung dnrchaut rerworfen; ge- 
drängt Btt liBnde dttfch Kellen und Germanen Iconaten sie atif 
dem Festlande sieh nidit weiter ausbreiten, sie zogen dämm 
Uier das Meer, und liessensiclr unter den Brttannen nieder, die von 
den Römern als die Ureingebomen der Insel erklärt, selbst nur 
als ein weiterer Stamm d^ Kelten erschdnen, „als der dritte 
Zweig in dem Weststamme^S wie dies in Sprache und Religion 
sich bewährt. Die Ton den Alten als keltisch beseichneten Wör-* 
4er finden sich dem grösseren Theile^naeh in dän britisclien Znn* 
gen wieder, und es wird sich hodistens hier eine Dklektrenchie- 
denheit annehmen lassen. (Die sprachlichen Beweise zu dieser 
Identität der keltisdi*brittuiischen Bevölkernng bieten Jetzt auch 
die schon oben angeffilurteo Geltica des Hrn. BibL Dr. Dlefenbach^ 
in der ersten Abtheiinng, welche eine sehr genaue, yerglei- 
chende Zusammenstellung keltischer Worte liefert.) Auch die 
Galedonier sind nach Sprache und Cultus Kelten , desgleichen 
die Bewohner Irlands, die früher unter dem Gesammtnamen der 
SeUi ersdieinai. 

Wir haben nur die Haupt- nnd Grundideen des Verf. hier 
angedeutet; In das Einzelne der Forschung einzugehen, wQrde 
unsere Grenzen weit überschreiten. Selbst der VerfL musste sidi 
hier beschränken, da er ja keine Geschichte des Keltenstammes 
und sdner Wanderungen und Verzweigungen zu geben beabsich- 
tigt , wie dies bei Hm. Diefenbach in der andern eben erschiene-* 
nen Abtheilung sdner Celticn der Fall ist, sondern nur eine ges 
naue Uebersicht der einzelnen Zweige des grossen keltischen 
Stammes und ihrer Terschiedenen Wohnsitze, Wanderungen und 
Niederlassungen. Daher werden zuerst die Kelten auf den Inseln 
nnd auf dem gegenfiberliegeBden Stammlande aufgeföhrt, hier 
namentlich unterschieden die Völker zwischen der Seqimna und 
dem Liger, und die Völker zwischen dem Liger Und der Garnmna, 
sowie drittens die Völker am Rhodanusstrom; dann folgen die an 
der Westseite des Rheins sesahaften Stämme und zuletzt die Al- 
penvölker, insbesondere die Helveiii^ Ahueti^ Findetici^ Bofi^ 
hier hat der Verf. die keltische Abkunft , mit Abweisung anderer 
Hypothesen, ausführlicher zu begründen Tcrsucht, was wir in 
dem Werke selbst nachzulesen bitten. 

lieber lUyrier und Tkraoier konnte der Verf. sieli kfirzer 
fassen« Beide unterscheidet er streng von den Kelten , Ton de- 
nen auch die alten Schriftsteller, die genau reden, sie stets un- 
terschieden haben; die Nadikommen der alten Illyrler, soweit 
diese nicht In den Vöikerwanderungen untergegangen shid , sfaid 



ZeuM : Die l>ettfic]ieii wi die NodilNMnütaiDe. 15 

ihn die iietili^ii Mbeneeeii, oder, wie tkr nhh bAM tiemieii, 
Sfcfpeteree* Nidit mit fleieber Sidieiiieil aber gteubt er die 
Neeldcoimiien dev aUe», eetwiits ves den Hlyriem wohnenden 
Tlireicen, eewie der ober die Oenen noidwirts ^wanderten Ge- 
te» und Deicen neciiweieen feu k toten; Saden ward im dritten 
Jahrhundert von {femanieehen , im naehfolfanden vonBwnaten 
inneiludb dea Gebir^ beaelat, ansaeiliilb' deaaen Oothen und 
Roxoiaaen wohnten, i^oh d«icn jene, die Gotiien, aber aneh 
bald wieder abaogen. Ana 4er Verdn^nf von Santoaten und 
Roxobnen mit dea Landeaeingebomen, den laleinisilh verstellen«* 
den D«|[en, leitet der Verf. die heoligen Wataeken oder Wia- 
ehen (Rumitnje^ Bomanen^ wip sie eich selbst nennen, und llnre 
Sprache die Remanüche) ab; die Thraker des Btammlandea 
hingegen ahid imter den nadiMgenden Vdlkenftgen, insbeaon* 
dere der Awaren ond SMaven so gut wie veraohwnnden , ohne irt 
gend eine sichere Spur aornckzulasaen. 

Daa vierte Capitel, die Nachbarstimme der Germanen in 
Osten nnd> Norden befassend, inindelt von Wenden^ jiüiev^ 
BUmen und Skythm (& 265 -- 302). Die Akten sfaid dem ¥eif. 
die von Tacitns German. 45 angefilhtien g^enle« AeMiuo/rum^ die 
an der Oatseekliate wobnen, niä l»ei allen den grossen V&lkenrii'* 
gen und Bewegungen^ sich aar wenig ausgebreitet haben über 
ihre orsprüngiichen Wohnsitse hinan«, gewohnlieh nach einer 
Abtheilang der litauische Stamm genannt« Indess betrachtet 
der Verf. den Namen AiHen als eine Gesammtbeseichnnn§, dea 
Stammes, dessen Sprache sidi in ihrei» späteren GesUiltong in 
drei Mundarten: der nnn ansgestorbtiien akpreussiauhen, der U^ 
tanischen und der kurisch -lettischen, entwickelt und jswisAen 
der deutschen und wendischen Sprache gewissermaassen in der 
Mitte liege. „Wihrend sie, sagt der Yerf. 8. 266, ihren StoiT 
aus dem Slafischen genommen zu iiaben scheint, neigt sie sich in 
ihren Formen anr deutschen Sprache; sie spricht gleichsam sia« 
vische Wörter mit deutadiem Munde aus, und dennoch ist aie 
noch eine aelbststandige, auf dgenem Grund ruhende, wie daa 
Volk sich noch durch seine besondere Benennunf seit den Ate* 
aten Nachrichten ans dem Norden ond durch seinen eigeiithumU- 
ehen Gdtterglaiiben als einen eigenen Stamm darstcllt.^^ Wir 
missen die nShere Prüfung dieser Sütxe der vergleichenden 
Sprachforsdinng überlassen, auf die wir uns hier, ohne den 
^^P^^g^nstand aus den Augen au verlieren, nicht weiter eki-^ 
lassen können. ' 

Bei den jRrnnan, den Fenm des Tackus (Germ. 46), der 
die Lebensweise des armen JMger- und Fiscliervolkes, das einst 
von dem hohen Norden Scandinaviens, vom nördlichen Qcean ^ 
landehiwirts bis ikber den Urai hinaus wohnte, so deutlich ge- 
schildert,' kommt der Verf. auch auf die ErkÜrong einiger Stellen 
aua dem vierten Buehe des Herodotus, in dessen Angaben Skg- 



16 43eiigr«Fliie 4ei MtlUUUftrs. 

thiMcker VftlkevBchafitti wich Finnen getfüÜen Mrenkii. Ate 
VhysMg^len und Jyrken (IV, 22, 123), sowie seHist die Me- 
landUätten (IV, 20) ergeheüiea den Verf. als Völker dieses 
Stemnes; die so riel beaprocbeften Budinen (IV, 21. 22» 105.) 
werden in den Winkel swieehen die fcsufaleiseheii Gisbir^e und 
dem kaspisehen See, wo «peler die Alenen sufixeten, irerie^C,^ 
oe dass die Wüste an ihrer Merda^e die Steppe %\\ beiden Seitea 
der untern Wol(^ ist« Für DeuUcke halt sie der Verf. uidit, 
denn er lenket jede Spar dieses Volkes (»ei Herodotus. In wie 
fern aber mit seiner Ansicht von den Sitaen der Budinen andere 
Ansichten., von Koppen, Heeren, bitter u. A., welche Ref. in 
derNo^e zttHerodotlV,21.hes]^rodien hat, sich vereinigoo lassen, 
wölieu wir nichtnäher untersuchen, da wir uns schon früher für 
die Vermuthueg von Kippen ausgesprochen haben , der die Sitse 
dieses Volkes in dem heutigen Gouvernement Weroii|esh sucht, 
iibcreinstimmend im Ganzen mit Rennel und Kitter. Bei den 
MffhmeUänen kaun der Verf. auf die Zustimmung Eichtvald's 
rechnen (p. 307. Geograph, des kasp. Meeres), der l»ei diesen 
Sekwturzröeken an die entsprechende Tracht der Finnen erinnert; 
bei den J^ysaageien und Jyrken sind , wie man au^ unserer Note 
zji IV, 22. ersehen kann, die Aqsijchtcn der Gelelirten sehr von 
einander abweichend, und während man letatcre zu Türken ma- 
«hell, will (was jedoch unser- Verf. S. 300 not. ausdrüclüich ver- 
wirft), sucht man in den ersten statt Thyssagetcn Tyrasgeien 
d. i. ^lavische Anwohner des Tyrasflusses oder Dnjestr! (s. Eich^ 
waid a. a. 0. j». 283. 284.) Wir halten darum die Entscheidung 
für gewagt und noch aur Zeit für unskluBr, bis nähere bestimmte 
Gnbide uns eine solchct geben können. 

Von diieseii Finnen unterscheidet der Verf. durchaus die 
Skythen^ in denen Manche allwdings Finuep sn erkennen glaub- 
len; er durchgeht daher zuerst die einzelnen Angaben des Hero« 
dstus über dieses Volk im Allgemeinen , wie fiber seine einzelnen 
Verzweigungen, ' dann die Angaben spaterer Schriftsteller, um 
datrauf seine eigene Ansidit iäer dieses Volk, in dem er tuc^ 
keine Mongolen, mit Niebuhr und Anderen, zu erkennen ver- 
mag, auszuspredien und-^u begründen. Hiemach sind die Sky« 
then dem persisch -medischen Stamme, dem ausgebreitetsten im 
alten Aaiea, neben dem indischen und semitisclien , zum grossen 
Theil auch nomadisch lebenden, suiuzählen; und zwar erstooe 
um der Uebereinstimmung ihres Götterglaubens willen , zweitens 
nach Lebensweise und Sprache, drittens selbst nach bestimmteil 
Zeugnissen der Alten, die der Verf* für seine Ansicht geltend zu 
macheu sucht Insbesondere sind es Stellen des Herodotus, wei- 
che hier zur Sprache kommen, da sie die natürliche Grundlage 
der Üatersachung, bieten müssen,' die andererseits durch die hb- 
her so wenig beachtete, vom Verf. sorgfältig und mit Vorsicht 
angew.endete sprachliche Forschung selbst ein um so erwünschte* 



Zeuss t Die Deottchen and 4ie NacbbaritifliBie. 17 

res Lteht ertiakeii^ ab gerade dieser Thefl detrHerodoteiacheti 
Werkes die daiikelsten uii4 6chwieri;steB Partien enthalt. Die 
unter dein Gesaifamtnanien der Skythen erscheinenden, meist no- 
n^adisel» lebenden Stamme breiten sich von Ihrer ursprungileheii 
Heimath im Osten, um dc(n Aralsee und laxartes in der Näe d)sr 
Perser und Meder , nach Westen hin bis an die Gestade d^ 
schwaraen Meeres und die Donaumündungen ^ns. und füllen ins- 
besondere das-nördüch davon liegende Flachlana; die am n&rdU- 
eben Ufer des schwarzen Meeres aiigesiedelten. den Griechen 
näh Ar bekannten Abtheitimgen , auch unter yerschie^nen E^nsel- 
namen bekannt, hiessen in ihrer eibheimischen Benennung Sko- 
loten; ihnen, raemt der Verf., sef spSter die Benennung Skythen 
als Einzelname geblieben; sie seien es, welche Herodot allein 
für die wahren Skythen vansehen möchte, von welchen die ostli- 
chen in Asien abzuleiten sind. Von den Skoleten bitten die Grie^ 
eben nähere Kunde der benachbarten Volker erhalten, der Satk- 
ramaten oder Sarmaten y ebenfalls Skytheü, deren kriegerische 
Jungfrauen die Veranlassung zu den Fabeln der Amazonen gege- 
ben (was wfr inzwischen bezweifeln » da diesen Mythen eine tie- 
fere Grundlage zukommt, wie wir died in einem Artikel. in Pauly's . 
Sealencyclopadie I. p. 394 ff. ipigedeutet habeta). Demselben 
skythischen Stamm werden auch die vielbesprod^enen Neuren 
und jigaihyrßen (Herod. IV, 104 seq.) zugezählt, so gut wie die 
Maasageten^ obwohl ietzterie von Herodot ursprunglich, wie der 
Verf. glaubt, davon unterschieden werden. Eben dahin werden 
die Sigynneny die östlichen Nachbaren der Agathyrsen , die Be- 
wohner der Ungarischen Ebenen, gezählt, wdche ebenfalls No- 
maden waren.' Andere Pnnktli der LIntersnchnng, Yiara^ntliqh dei^ 
sprachlichen, müssen wir fibergehen, um nicht allzu weitläufig t\\ 
werden; wir beschränken uns daher auf die Bemerkung,^ dass die 
Herodoteischen Stellen über Cultus und Götter der Skythen mit 
den ähnlichen über den Cultus der Perser hier zusammengestellt 
und erläutert, eben so iuch alle die bei Herodot vorkommenden 
Eigennamen, skythischer wie persischer Art, besprochen und 
erklärt werden. 

Wir hab^n nun den ersten Theil des Buches durchhinfen, 
wir glauben wenigstens gezeigt zu haben, wie viel darin enthalten 
ist, jedenfalls weit mehr, als der bescheidene Titel erwarten 
lässt. Wenn wir in demselben eigentlich eine geographisch -hi- 
storische, übersichtliche Darstellung der Völker des alten Euro- 
pa*s, zu den Zeiten* der Römer und Griechen, jedoch mit Aus- 
nahme 4ieser beiden Nationen, fanden, und zwar eine Darstel- 
lung<) die wie den Quellen entnommen, durch die sprachliche 
Forsöhnng unterstützt und damit in^eine Verbindung gebrachtist, 
wie dless bisher nicht geleistet worden ist, so enthält der andere 
Theil oder das istr^Ye Buch, welches die grössere Hälfte des 
Ganzen emniramt (S. 303—758), eine ähnliche Darstellung der 

iV, Jahrb. f. PhU. «. Päd. od. KrU. Bibl. BiU XXIX, ffß. 1. 2 



18 Geographie des MtUelalteri. 

Volker^ die von dem dritten Jahrliiindert an mit ihren Scbaareu 
Europa durchzogen, und in demselbfcu sich an Verschiedenen Or- 
ten niedergelassen, ebenfalls mit Ausnahme^ def Griechen und 
Romer, im Uebrigen auf ganz gleiche Weise behandelt, und aus 
den Qaellen geschöifft, zu denen sich eben so auch die Sprach- 
forschung gesellt. Es ist also die eigentliche Periode der Völker- 
wanderung, die hier von ihrer geographischen Seile dargestellt 
urird; es sind nie nun erscheinenden Völker, sowohl die schon 
früher an andern Orten oder i^ch selbst unter andern Namen er- 
scheinenden, wie die neu in dem Laufe der Ereigaisse urff ent. 
geg^ntretenden , welche auf ähnliche Weise, wie die Völker der 
früheren Periode, hier der Reihe nach aufgefdhrt und nach ihren 
Wohnsitzen und Wanderungen, wie nach ihrer Abkunft und poli- 
tischen Stellung besprochen werden, und zwar unter iin- 
'mittelbarer, dem Texte selbst (Tidleicht selbst zum Nachtheii 
eines klaren und leicht überschaubaren Deberblicks der Resultate) 
eingewebten Anfuhrung der Quellen. Die drei ersten Capitel sind 
wieder den deutschen Stimmen gewidmet, im Westen, im Osten 
und im Norden; die beiden folgenden Abschnitte handeln von 
den Nachbarvölkern im Westen und Süden, wie im Osten und 
Morden. 

Im ersten Capitel, wo also die deutscheu Westvölker behan- 
delt werden, treten zuvörderst die grossen Völkerassociationen 
hervor, durch welche die römische Ilerrschaft in den nahen und 
selbst ferneren Ländern gestürzt worden ist, die Alemannen und 
Franken Y ^ann Axe^Thuringi^ Bajwarii^ Saxanee «und die 
Frisiu Als die Heimath der Memannen oder, wie der Verf. 
stets schreibt, A/amanni (indem der Bindevokal ö bei allen spä- 
teren lateinischen Geschichtschreibem , inXjfesetzen und Urkun- 
den sich finde) wird betrachtet das Reich am Oberrhein von^ 
äussern Wald bis auf dfe Alpenhöben, jedoch bemerkt, dass das 
Volk diese ausgedehnte Strecke zu gleicher Zeit nicht erfüllt^ 
sondern in verschiedenen Epochen von Norden: gegen Süden ge- 
rückt sei. Im Uebrigen werden unterschieden Alamannen hinter 
dem Römischen Limes, Alamannen südwärts bis zum Bodensee 
(Aiamanno-Suevi) und Alamannen bis an die Vogesen und Alpen. 
if^r Name selbst ist ein Gesammtname, unter welchem mehrere 
vereiiugte kleine Völker erscheinen, die Grundlage dieser Vblker- 
vereinigung bilden nach dem Verfasser Tencterer und tisipier; 
an diese schlössen sich andere kleinere Völker über dem römischen 
Lknes an, und so entstand die Verbindung, die sich den Bundes- 
namen Alamannida d. i. communio beigelegt haben mag. 
Dies ist die Ansicht des Verf. , die er hier näher ausgeführt hat. 
Nach dem Tode des Kaiser Probus drangen die Alamannen über 
den römischen Gränzwall und nahmen sich innerhalb desselben 
bleibende Sitze , rheinaufwärts rückend oder selbst von Aussen 
dazugedrängl, bis an den Bodensee hinauf $ war anfangs ^er 



Zmßs; Die DiBaUcben and die WacfaUritimwe^ 19 

Rliein ihre natürliche Qriuze^ so brachen sie bald auch ober dl^ 
seil in die jenseitigen Lander nnd unternahmen selbst Streifaufe 
bis in das Innere Galliens;, bleibend nahmen sie;die Westseite des 
Rheins im fünften Jahrhundert in Besitz und- breiteten Bleibst noch 
weit iiber das Rheinthal hinaus sich aas;' Alisat ^ Alüast (Blsaäs) 
d. i. Fremddtz ward der Name des Landes* Der Sieg Chlodwigs 
mit. seinen Franken vernichtete später die Unabhän^keit der 
Alamannen, mit welchen ausser den Juthui^;en (deren Namea 
jedoch vom Jahre 430 an verschwindet) als verbündet die St$evi 
oder Suavi erscheinen, ^welche nach dem V^f. keine andern ur- 
sprünglich sind, als die westlichen Teutones, dif$ schon in der 
ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts ihre nördlichen Gegenden 
verlassen und um .230 an den oberen Donaugegenden erscheinen. 
Julhungi und Suevi sind nach dem Verfasser ein und dasselbe 
Volk, das an der Seite der Alamaunen seinen alten Namen (/tf- 
ihungi) aufgegeben und sich den ehedepi grossen Namen der^ 
Saevi beigelegt hat, unter diesem Namen, als Schwaben^ mit 
den Aiamaunen, seit dem ersten Zusammenwohnen, dann enge 
verbunden erscheint, ^so dass beide wie zu einem Volke ver- 
sichmelzen. Die Schwaben oier Juthungen waren also niederdeulr 
scher Abkunft, Brüder der Jfiten, Nachkommen der Teutonen; 
doch hätten üe in der Verbindung mit de^ Alaniannen schon frühe 
ihre Mundart in den oberdeutschen Charakter umgeformt. Wir 
haben bei einer so wichtigen Frage blos die Hayptsätze 4e8 Verf. 
hier nicd.erlegen wollen, weil sie, wir müssen es befürchten, in 
mehreren Punkten nicht «unbestreitbar» oder über jeden Zweifel 
erhoben sein dürften, ebensowohl was die Identität der Juthungi 
und Suevi und die behauptete Umgestaltung des ersten Namens in 
den zweiten, als auch was die behauptete Abkunft beider, an« 
geblich identischer Völker aus der Jütischen Halbinsel betrifft, 
da uns für Jieides keine hinreichende Beweise vorzuliegen schei- 
nen, welche eine solche Behauptung sicher zn begründen ver« 
möchten. 

Wie die Alamannen am Oberrhein, sa erscheinen, von ihnea 
abwärts am Unterrheia , bis zu den Mündungen des Stromes hin^ 
die Franken d. i. die Freien, wie der Ver£ erklärt, eine ähnliche 
Völker Verbindung, in welcher. Sigaipbern und Gallen die Haupt- 
Völker bilden, welche schon von der Mitte des dritten Jahrhun« 
derts an als gefährliche Feinde der Römer unter diesem Gesammt- 
namen auftreten, wenn auch gleich xnoch eiqe Zeitlang als be» 
sondere und getrennte Völker. Der Verf. unterscheidet nun Ober- 
franken U9d Niederfranken; die letzteren wohnen rheinabwärts 
bis zu der Issel hinab, von welchem Flusse, wie der Verf. glaubt, 
wahrscheinlich der Namen Sqttiy unter welchem sie seit der 
zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts vorkommen, stamme, 
so dass also Sigambri^ Salti oder Franci Salii im Ganzea nur 
ein und dasselbe Volk wären. Der Name Salii wird abgeleitet 

2* 



20 Gengrsphi« dea MitteUlterf* 

/ 
Tdn Sfila^ dem ikeren N^men der ksel, woher inch der Cau 
Sola un^ noch jetzt derselbe Landstrich nordostlich über Peven- 
ter Saalland. Zu derselben Abtheiiuug der Niederfraulcen recln 
neC der Verf. noch Chamari und Chattuariu Zu den Oberfran- 
ken werdeii gezählt die Ampsivarii^ die als Nachbarvolk * der 
Chatten an deren Zu^en unter ^em gemeinsamen Namen der 
Franken Antheil genommen; sie kämpften noch im fünften Jahr^ 
hundert mit den Uömern am Rhein ^ wo sie sich um Köln ^ rhein- 
anfwarts ausgebreitet und üi diesen Sitzen den Namen der Ufer- 
bewohner Riparii erhielten. Ausserdem* rechnet der Verf. zu 
den Oberfranken noch Chattische Frauken, Hessi, Eructeri« Ea 
mnss uns auch hier genügen , nur die Grundideen des Werkes 
iHisem Lesern vorzulegen, jede Dlscussioti über diese viel bespro«^ 
ebenen oind viel bestrittenen Punkte würde uns hier zu weit 
~ fuhren. Dasselbe mag auch in Absicht auf die zunächst folgenden 
Untersuchungen gesagt sein. 

Die ^Thüringer ^ die in der Geschichte zuerst, am Anfang des 
fünften Jahrhunderts' erscheinen, ^ctzt der Verf. an die Stelle 
der Hermunduri , deren Name um diese Zeit gänzlich verschwin- 
det; ja er leitet daraus sogar den Namen der Thüringer ab, in- 
sofern Thuringi aus Duri^ der eigentlichen Volksbenenunng der 
Hermunduren, entstanden sind, wie die Juthungi aus Jutä, und 
Ghattuarli aus Chatten. Wir verhehlen uns nicht, dass dariii 
Dfanches problematisch ist, verweisen jedoch auf die Schrift 
selbst, worin die Beweise zu näherer Prüfung vorgelegt sind, und 
bemerken nur noch, dass zu der Verbindung der Thüringer auch 
noch die Warnen Tom Verf. gezählt "Verden. 

fn der wichtigen Untersuchung, die nun folgt, über die Ba-- 
jovarii^ d. h. über Abkunft und Ursprung Aei^Baiern^ habcn.wir 
uns um so mehr befriedigt gefunden, als diese Untersuchung nur 
auf die Quellen sich bezieht , und nur aus diesen ihr Resultat ab- 
zuleiten bemüht ist. Eis ist bekannt, wie in neueren Zeiten diese 
Frage zu einer Art von Streitfrage in Baieni selbst geworden ist, 
die es luis wohl erklärbar macht, warum der Verf. hier mit be- 
sonderer Aufmerksamkeit und sorgfältiger Beachtung aller einzei« 
nen hier In Betracht kommenden Punkte zu Werke geht, fem 
dabei von aller directen und indirecten Polemik gegen Anders- 
denkende, fern von allen Hypothesen, da er, wie bemerkt, nur 
seinen Quellen folgt und keine anderen Rücksichten kennt. Sollen 
wir nun die Ansicht des Verf. hi^ in der Kürze anführen , so 
müssen wir zuvörderst an den Widerspruch erinnern , der bisher 
^ upter den gelehrten Forschern über diesen Punkt obwaltete , in- 
sofern sie in den Baiern die Nachkommen der Boß^ eines kelti- 
schen Volkes, von d^m die spätere Benennung Bajoarier für Bojo- 
arier abzuleiten sei , erkennen wollten oder, indem sie, die deut- 
sche Abkunft festhaltend, in das Land der keltischen Boji fremde 
Völker einwandenr liessen, Rugier, Heruler, Oepiden und An- 



Zcti8s:'Dio Deniscfaeu aad die Nachbar»tiniDe. 21 

dere, welche dann in diesen Sitzen der alten Beji von diesen den 
Manien tier Bojoarier angenommen. Unser Verf. halt vor Aileid 
an der deutschen Abstammung fest, weiche durch die Sprache 
bewälirt werde, und die Bajovaren eben so gat wie Alemannen, 
Franken, Thunnger als ein oberdentsches Volle darstelle. Bajavarii 
ist der Name des Votk)?s von Bejohaim , wie das von Waldhöhen 
umkränzte Quellenland ^er Eibe heissti oder in äb^kftrster Form 
Baias; die Bewohner dieses Landes heissen Bajüvarü (ein Com- 
positum Ton Baia und rurtt, worin die Bedeutung von Bewqh* 
netn liegt) d. i. Baietn^ die an die Steile der Markornsnoen, d^-r 
Tcn Namen nun Terschwunden, erscheinen ; wenn sie freilidi }(ire 
Wsldhöhen üfa^erstiegen und nach Sudwesten hin sich ausgebreitet, 
über die Donau bis an die Alpen und westwärts bis au den Schwa- 
ben, als deren östliche Nachbarn sie schon Jomandes nennt, das 
mödhte schwer sein genau nachzuweisen; was ]edoch in .dieser 
Beziehung sich anführen lasst, kann nicht zur Ehtkriftung der al- 
ten Sage, weldie den Uebergang dieses Volkes über die Donau 
in den Anfang des sechsten Jahrhunderts setzt, sondern eher zn 
seiner Bestätigung dienen ; auch erinnert der Verf» ausdrücklich 
daran , dass nicht die ganze Masse des Volkes über die Donau ge> 
zogfen, sondern ein namhafter The«l auf der nördlichen Seite, zu* 
rückgebiieben. In einem Winkel zwischen Czechen im Osten, 
Franken und Schwaben im Westen nordwärts bis an das Fichtel* ' 
gebirge reichend, im sogenannten Nordgau, am Regen, Nah und 
an der Alünuhl (S. 374 ff). Die na'here Begründung dieser Satze 
bitten 'wir in der Schrift selbst naclizulesen *); itir halten sie. für 
hinreichend, um weitere Zweifel zu beseitigen, imd wenden uns 
nun noch zu den beiden letzten Abschnitten dieses Capitels, wel- 
che von den Sa:f:oneB (S. 308 ff.) und Ton den Pruii (S. 397 ff,) 
handeln. 

Saxones ist nach dem Vert ein Gesammtnaroe, unter wel- . 
chem gegen Ende des dritten Jahrhunderts eine Völkerverbiu- 
dung^ ähnlich der Verbindung der Alamannen und Franken, auf- 
tritt^ bestehend aus den Cherusken;^ Angrigaviern und Chauben ; 
es rechnet der Verf. dann weker zu ihaenrdie Oslfali^ WeiUfüli 
(d. i._die Bewohner des Flachlandes nach Ost und West^ — S.- 
390 not.), die Angrarii und Nor,dalbmgu Der Verf. glebt dar- 
über im Einzelnen nähere Anskunft, er stellt zuletzt den so ent- 
standenen Sachsenrerein mit der Verbindung der Alamannen «u« 
sammen , indem bei beiden Völker verschiedener Verwandtschaft 
sich assimilireii , bei beiden die Bestand tlieile so in einander ge- 
flosseu , dass keine Gränzliuien mehr aufzuweisen sind ^ bei bei- 

*) Eine nähere Ausfuhrang ist wohl ia der Schrift zu erwartoo, 
die wir al« eben erschienen in deti difentlichen Blättern angekaodigt 
finden: „Die Herkunft der Baiern von den Markomannen^ gegen. die bis-, 
herigen Muthnassungcn bewiesen y. Dr. K* Ztusi. l^Iuncben 16S0. 8.'.' 



22 Geographie des MittelftUcrs. 

den auch der oberdentsdie Charakter der Sprache obgfesiegt. 
Wir lesen dabei folgende Bemerkung, die wir unsern Sprachfor- 
schern zur näheren' Prüfung überlassen wollen: ,,Ob8ch,on das 
Altsachsische, wie es scheint, durch eben diese Mischung von 
der wdteren Fortbildung, in der die Sprache der südlichen hoch-» 
deutschen Völker fortschreitet, zurückbleibt, und auch im Ein- 
zelnen dem Niederdeutschen sich anschliesst, so trägt es doch 
unTerkennbar, zum Relnniederdeutschen gesellt f d^ oberdeut- 
schen Charakter.^^ Die Frisen haben sich in ihren Stammsitzen 
zwischen der Ems -und Issel im Ganzen, ohne grosse V^ände- 
t nmgen erhalten. Erst gegen Ende des siebenten Jahrhunderts 
' kam das westliche Friesland zu dem Frankenreiche ; dtfa östliche 
nocli später, durch Karl den Grossen. 

Das zweite Capitel ist Ton nicht geringerem Umfang und 
nicht geringerer Bedeutung als das erste. Es umfasst die deut" 
sehen Osivölker iq einer Tierfachen Gruppe ; zuerst die südöstli- 
chen pder die gothisehen Völker, dann die s1id westlichen oder 
Me Ligier^ Vandalen^ Stteven^ Langobarden^ Burgundionen 
/U. ff. w.; die nordosftlichen oder die Ostseevölker, die Heruler, 
RugieTy Sciren^ Tureilinger; die nordwestlichen oder die Sach^ 
«691, Angeln^ Juten (S. 401 — 501). Solieh wir in ähnlicher 
Weise wie bisher den inhaltreichen Abschnitt durchgehen, so be- 
fürchten wir fast die Geduld unserer Leser zu ermüden und un- 
sere Beurtheilung über Gebühr auszudehnen ; so wichtig auch in 
der Geschichte der Völkerzuge, welche die neue Gestaltung der 
Welt herbeigeführt haben, gerade die Völker sind, deren Wohn- 
sitze und Wanderungen, deren Abstammung und Verwandtschaft 
den Gegenstand dieses wichtigen Abschnittes bilden. Dasselbe 
bemerken wir auch hinsichdich des nun folgenden dritten Oapi- 
tels, welches die deutschen Nordvölker unter der Aufschrift 
Skandisehe Germanen befas$t, zunächst Dani^ Gavti^ Suionea 
und Nordmanni (S. 502 — 566). Hier ist besonders ein Ab- 
schnitt, den wir vor Allem sorgfältiger Beachtung empfehlen 
möchten: es ist die übersichtliche Zusammenstellung (S. 520 ff.) 
der in der Geschichte des früheren Mittelalters so berühmt ge- 
wordenen'^ Züge der Normannen fast in alle TheHe der damals be- 
kanfiten Welt, ja bis nach Grönland und Nordamerika, in wel- 
cher letzteren Beziehung die inzwischen erschienenen Antiquitates 
Americanae sive scriptores septentrionales rerum ante-Golumbia- 
narum in America, Havniae 1837. Fol., samtnt den Erörterun- 
gen des Herausgebers, des um Nordische Alterthumskunde so 
verdienten Hrn. Professor Rafn , noch manche neue, interessante 
und beachtenswerthe Data liefern , eben sowohl zur Bestätigung 
wie zur Erweiterung des bisher darüber Bekannten. 

Essind uns nun noch die beiden letzten Abschnitte des Werkes 
iHirig, welche die Nachbarvölker der Deutschen nach den vier 
Weltgegenden befassen. Zuerst die Inselvölker, d. h. die Be- 



Zeu80: Die Deniiclien und die Nacbbarat&inme« . 2^ 

wobnt^ d.er briitlscb^ii Inseln, Sqoten, Picten a. s. w«, datiii* 
Völker \m westlichen Rheiiilande, Hibriones, Liiiciani '(oder 
Lati, Laeti)v und einige Völker an den Alpen, S. 567 — 591. 
Nun folgen im fünften Capitel (S. 592 — 758) die Nachbarstämme 
in Ost und Nord. Hier bilden die Untersuchungen über die Wen- 
den oder Slawen und ihre Züge, sowohl südwärts, wie insbeson- 
dere westwärts nach Deutschland hinein, einen höchst wichtigen 
Abschnitt, insofern hier möglichst genau die Gegenden nachge- 
wiesen werden , bis zu weichen Stämme dieser Nation Torgednm-r 
gen und in welchen sie sich niedergehssen, auch zu diesem 
Zweck selbst die einzelnen Ortsnamen von ihrer sprachlichen 
Seite untersucht werden. Auf Einiges «» was die Züge nach 
Deutschland und nach Griechenland betrifft, wollen 'wir hier we^ 
nigstens aufmerksam machen Nicht an der unterenJ)onau dür- 
fen nach dem Verf. die Ursitze dieser Wenden oder Slaven auf- 
gesucht werden, welche dahin erst aus ihrer nördlichen Heimath 
zogen, als nach dem Sturze des Hunnenreichs Gothen und Ge- 
piden aus diesen untern Donaugegenden weiter westwärts wander- 
ten und so für nachrückende Stämme aus dem Norden ein Platz 
gewonnen war, am Pontus Euxinus und an den Gegenden der un. 
teren Dopau si^h auszubreiten.. So erscheinen nun Wenden in 
einem doppelten Z^weige, als Anten ostwärts und^als Shlawenen 
westwärts tdch ausbreitend an die Stelle und gewissermaassen als 
Nachfolger der Ost- und Westgotheu in deren früheren Wohn- 
sitzen, und mit derselben feindseligen Gesinnung gegen die na- 
hen Römer, welche von ÜHien durch wiederholte Einfalle beun- 
ruhigt werden. Indessen, fährt der Verf. fort (S. 597), erfolg- 
ten in der letzten Häute des sechsten und zu Anfang des sieben- 
ten Jahrhunderts gewaltige Revolutionen in dem Stamme selbst, 
und es entfaltet sich durch ein Hiuaosdrängen aus den bisherigen 
Sitzen ein neues Völkergewimmel. „Wenden verbreiten sich von 
den Quellen der Wolga ^ den Flächen des Dnieper's und den Do- 
naumündungen bi^ zum Südrande der Ostsee und zur Elbemün- 
dung iind überschreiten diesen Fius» in seinem oberen Laufe; 
Slaven kämpfen in den Pässen von Agunt gegen die Raiern und 
rücken gegen Griechenland und den Peloponnes vor; starke Mas- 
sen desselben Volkes setzen sich am Südostabhang der Alpen bis 
zum Adriameer und an den Nordgehängen der thrakischen Ge- 
birge herab zur Donau bis zu ihrer Mündung. Nun treten die 
einzelnen Völker unter ihren Einzelnamen auf u. s. w.^^ Eline 
Uehc^icht dieser einzelnen Völker und damit einen vollständigen 
Ueberblick der neuen Slavenwelt gewinnen wir aus zwei Drkuii- ' 
den, welche der Verf. hier mitthellt, die eine aus der russischen 
Chronik des Nestor, der im Anfang des zwölften Jahrhunderts ^ 
zu Kiew schrieb, entnommen, die andere, hier, Soweit wfr we- 
nigstens wissen , zum erstenmal mitgetheilt aus einer Münchner, 
ehedem St. Emmeran'schen (p.egensburgischen) Handschrift, 



24 6««gr«pbl« ios MUteUlteri. 



Wddie^aiui de« Bade des cflfkcB Mirliinidcrte tAjuamik vai n( 
ihrai xwei letatcB BUfUeni (der iiliri^ labU Itt asIiwMaiiflch 
und matlieaiatisch} eia YeneidiDiM der eioselseB nördtidieB 
und osüidiea Stiome eothilt, weldies tob den Amgthtm bd Ne- 
stor weni^ abweicht. Die eiaseiaeo Abtheilaa^iea htMa ndi, 
aadi aach ibrer Spradbe, aaf swei grooe. Manea saridiabrea, 
welche der Verf. aach Duabrowdd saaichsl aat apnchüdieB 
R&ci(sfchtai^ xa deaea aber audi aach hintoiuche Zeagaiwe bia- 
sakomaieB, iafolgeader Weise ftesUnuat la die eiae Reihe nai- 
lidi, die sudlichHiordisÜidie, setst er dieRassea aad dieSädvol- 
her, welche tob dea iisUichen ÄlpeB aad dem mdriatischea Meere 
aaf der rechtea Sdle der Dooaa bis aam schwanea Mctare henb, 
wobaeo, also die Weadea ia Kirathea aad Kraia, die Ciirawatea, 
Seibea oad^Bolgarea; die aadere Reihe ^ die aordwestliche bbi- 
fasst die xwischea dinr errten Reibe aad dea Deatscbeo wdmea- 
dcB SlaFca, die ia Da^enr wohaeadea Slowaliea, die Mihrea aad 
Böhmea, die Polea, die ebeoialigeB Slawea awischea Oder, Elbe 
uad Saale, derea Reste aodi ia der Ober- oad Niederiaosits sich 
erfaaltea babeo. Nach diesea beidea Abtheilna^ea werdea aan 
die daaehiea Zweige dorchgaa^a ia foigeadeai Schean:' 
A) Oetilieber Zweig: Balgar^e Slawea, Uijrisdie Sbnren 
(Serbi, Chonrati), AlpeaslawcB (Corsofaai^Oreuiarii), Bassische 
Slawea. B) fFesiUeher Zweig: Oriediische Slawea, Deatsche 
Slawea aad zwar a) SIstcb aa der oberea DoBaa aad BIbe (Mo- 
ran, Cxechow^ oder Tschechea), Sorabi oder de Serbea der 
Laositz, aad als derea elaxeloe Abtheilaagea : Siosli, Dalemiad, 
Blüciaai, Ladd; b) Frialdscbe, Thariog^be Weadea; c) Sla- 
%rea im Flachlaade awisdien der Eibe uad Oder; d) Sichsischo 
Slawea; e) Slaweo' tob der Oder fiber das Wdchseilaad (Poloai, 
Pomoraai, Rogiaai). 

Wir wollea aar mlge Poakte , aaaicbst die Grieehiscbeii 
aad Deatschea Slawea belreffead, hier herrorbebeo. Weaa d^r 
Verf. die Griecfaischea Slawea dem Westxweige ausahlt^so glaubt 
er dies aus dem gaazea Zosammeahaage der Bewegaagea der 
SlaweoTolker folgen au fcoaoeB, obwohl er aicht lengaea möchte, 
dass auch elazehie slawische Volker des ostlichea Zweiges, die 
entea Haufea der wdter tob Nordea her waodemdeB Gfarowatea 
aad Ser6ea , fiber die tbralpscbeo Berge südwärts gesogeo. Eiae 
Erhebaag der Wlachea, d. h. der allerea romaoischeo Berolke- 
mag des fraherea Dadeo's, gegea die spaterea Elawaaderer 
kooate, wie der Verf. aach' dea Aogabea does russischeB Aona- 
listea Termnthea mochte, dea Aastoss aur Umstelloag. dieses 
westUchea Weodeozwdges gegeben aad ia ihm dae Treaoun^ 
Teraalasstliabeo, ia Folge derea eia Theii dieses Zweiges sich 
sudwirts aach Griechealaad , deraodere, sahirdchere aber sich 
nordwärts iea Toa dea deotschea Volkera Terlasseoea Gegeodeu 
zageweadet (S. 635. 636). Bei dem Maogel aaher^ Aagaben 



ZeaMi Die Ümii^eq ood die Na^bbarttftoittie« 25 

werden solche Annahmen immer etwas Prdiiematbches haben, i 
auch wenn sie, wie dies hier der Fait ist, durch manche innere 
Gründe, insbesondere sprachlicher Art, an einem Gr^d von 
Wahrscheinlichlceit sich erheben lassen , der hier die Steile hi- 
storischer Gewissheit au rertreteü hat. Die Fi;^ge über die 
Griechischen Slaven, früher wenig beachtet, hatjn neueren Zei- 
ten um so mehr Aufsehen, ja selbst Anstoss erregt, als manr in 
Folge fieser Slawischen Einwandcrnngien die ganze jetaige Bevol- 
kertmg Griechenlands, mit nur wenigen und nicht bedeutenden 
Ausnahmen-, für slawisch, die jetzigen Griechen mitliin für Nach« 
kömmlioge der eingewanderten Slawen , durch welche die alte 
Ilelleni^die Beyolkerung vernichtet worden, hat erklären wollen. 
Ref. selbst ist früher gegen diese, durch Fallmerajer s ausge- 
zeichnete Forschungen herrorgenifene Ansicht aufgetreten, die 
er eigentlich nur in ihrer zu grossen Ausdehnung, in der Allge- 
meinheit, die man ihr zu geben versucht hat, fpr nicht ganz rich- 
tig anseilen kann , da noch his auf den heutigen Tag so vieles 
Althellenische sich unter dem Volke, das die verschiedenen 
Theile des alten Hellas Jetzt bewohnt, vorfindet, und die Spra- 
che, mit Ausndime von Ortsnamen und Eigennamen, doch so 
wenig Siavische Elemente erkennen lässt, was doch wohl der 
Fall sein miisste, wenn die ganze Bevölkerung slavisch geworden 
würe, zumal da andere slawische Stimme desselben Zweiges in 
Deutschland bis 'auf den heutigen Tag, ungeachtet aller Berüh- 
rung mit den unter ihnen und um sie wohnenden Deutschen, doch 
noch die siavische Sprache mehr oder minder beibehalten haben, 
wovon in dem jetrigen Griedieniand keine Spur sich findet. Ja 
wir sind sogar überzeugt, dass bei nüherer Untersuchnng der 
zahlreichen neugriechischen Lokaldialekte, wefcite jetzt in den' 
verschiedenen Gegenden des heutigen Hellas geredet werden, 
darin weit. mehr Altgriechisches, namentlich Dorisches sich' werde 
auffinden lassen , als Slawisches. Und doch können wir andrer- 
seits die Einwanderungen und die verheerenden Zuge Slawischer. 
Volker, die sich über das alte Hellas mit Einschluss des Pelo- 
ponnes ergossen haben, nicht in Abrede stellen. Der Verf., der, 
wie billig, die Frage nach der jetzige Bevölkerung des Landes 
und deren Abkunft, als ausser dem Bereich seiner Darstellung 
liegend betrachtet und darum auch nicht darauf eingegangen ist, 
sondern auf die Darstellung der Slawischen Zage, soweit sie durch 
die Geschichte beurkundet sind, sichlieschrankl hat, unter ste- 
ter Anführung der betreffenden Zeugnisse, hat eben dadurch die 
Bedeutung und den Umfang dieser wiederholten Einwanderungen 
von Slawerf in einer Weise ans Licht gesetzt^ die zur Lösung je- 
uer grossen Streitfrage nicht wem'g beitragen kann , obwohl da- 
mit no<;h nicht die weitere, .aus Mangel an sichern Angaben schwer 
zu beantwortende Frage gelöst ist, wie es. mit dieser Slawischen 
fiinwandermig und NiederlasAing ergangen, welchen Euiflusa sie 



26 Geograplii^ de» MitUialtert. 

gehabt und wie sich im Lanfe der Zeit das Yerhaltniss der alten, 
keiileswegs ginzlifh zu Grunde gegangenen Bevölkerung zu der 
neuen alawischen gestaltet; wie die letztere, dem Anscheine 
nach, sich in die ältere wieder aufgelöst, oder doch deren Spfa-. 
chc| und Sitten angenommen u. dgl. m.; lautei; Fragen , die wir 
gegen die unbedingte Annahme einer slavischen Bevölkerung des 
jeta4gcn Griechenlands um so mehr zu erheben uns berechtigt 
halten, als wir, wie gesagt, die Zuge slavischer Völker in dieses 
Land , bis an die äussersten S|>iben des Peloponnes., und deren 
^licderlassungen , wie sie sich in so vielen Ortsni^^ien, selbst 
wenn deren Etymologie noch zweifelhaft sein sollte, andeuten, 
keineswegs leugnen möchten, oder vielmehr kngnen könnten, 
ohne uns mit den Angaben, die der Verf. hier vorgelegt hat^ in 
einen Widerspruch za setzen , den wir nicht zu rechtfertigen 
wüssten. In Macedonien und Thessalien, in Böotien, wo der 
Name des Hauptgebirges (Helicon^ jetzt ZagQra) wie des Haupt« 
see's {Kcpais^ jetzt Topoija) an Slavisches erinnert, und im Pe- 
loponnes, der schon im achten' Jahrhundert ein Slawenland (Scla- 
vinia terra bei Gelegenheit der Wallfahrt des h. Willibald nach 
dem Morgenland) heisst und dci^ slavischen Namen Morea 6 Mo- 
QBetg (yot^more d. i. Meer) als das Meer- oder Seeland erhält, 
haben sich Slawen niedergelassen, nach v^schiedenen^ Abtheilun- 
gen, deren Benennungen vielleicht noch in einigen slawisch klin- 
genden Landschafts- oder Ortsbenennungen aufzusuchen sind. 

Was die deutschen Slawen betrifft, so geht def Verf. von 
dem Satze. aus, dass im Laufe des sechsten Jahrhunderts, wo die 
Sclawenen noch an der unteren Donau und an den Karpathenab- 
hängen sassen. Wenden im Abendland unbekannt waren ; die er- 
ste Nachricht von Wenden an der Obereibe stammt von. dem Jahr 
623, und einige Jahre nachher beginnen die KäiQpfe mit den 
Frankeh, es erfolgen dann die, insbesondere gegen Thüringen 
gerichteten Slavenstiirme, ohne dass jedoch über dj^ren Abkunft 
oder über den Punkt, von welchem diese Züge ihren Ausgang 
nahmen , nähere Nachricht vorhanden wäre ; ja die Wenden an 
der Niederelbe und an der Ostsee finden sich nicht vor Karl dem 
Grossen erwähnt Darum wagt der Verf. folgende Vermnthun^ 
(S. 639) aufzustellen : Die slawischen Einwanderer an den Gebir- 
gen und in den oberep Theilen der ehemals germanischen Län- 
der, bildeten die nördlichsten Abtheiiungen des Sclawencnzwei- 
ges und wendeten sich zuerst gegen West; ihnen folgte nachher 
eine zweite Hauptmasse von den südlicheren Theilen des Karpats 
herauf in die Flachländer imd an die Ostsee. Die weiteren Ver- 
zweigungen dieser Slaven und ihre , Ausbreitung in Deutschland 
nach verschiedenen' Richtungen haben wir bereits oben in dem 
Schema, nach weichem die einzelnen Abtheiiungen aufgeführt 
werden, angedeutet und verweisen, was das Einzelne betri£ft^ 
auf die ausführUche Darstellung des Verbssers, in welcher so 



GranerU Elemente der Tirigonooietne. 27 

maticbe Ortsnamen in den von Slaven besetsten Gegenden ihre 
Erklärung^ aus dem Slawischen finden. Ref. i«t zu- wenig mit den 
slawischen Sprachen und deren Bildung bekannt, lun sich hier ein^ 
Uriheil erlauben zu können^ das er denen überlassen muss^ wel- 
chen neben der Kenntniss der slawischen Diatekte auch zugleich 
das Feld der allgemeinen Sprachvergleichung nicht fremd ist. 

} Von den Slawen wendet sich der Verf.^u den Maien ^ mM« 
che bei ihren slawischen Nachbarn die Pruaen (Prus) oder Pretis- 
«en heissen, aus^ebreHet von dei^ Ufern der Düna bis an die 
Sümpfe des Prfpets' und die Weicbselmündungen, nnd entwickelt 
in einer dreifachen Verzweigung , der preussischen , der litliaui- 
sehen und der^kurisch - lettischen. Auf die Aisten folgen drittens 
die Finnen (S. 683 ff.) und viertens die Völker am Pontus (S. 
691 ff.), welche den Besdiluss des Ganzen bilden. Wir machen 
hier insbesondere aufmerksam auf die Abschnitte über die Sar- 
maten^ und über die Völker, >«relche nach diesen die gfosse 
Strasse von Asien der untern Donati zu gezogen Und mit den 
Deutschen in vielfaltige Berührung gekommen sind , die Aljinen, • 
Hunnen, Bulgaren (die nach des Verf. Ansicht keine andern sind-, 
als die nach Osten an den Pontus und die Maotis zurückgewiche* 
nen Hunnen), Awaren, endlich auch den Schluss - Abschnitt über 
die Ungern oder Magyaren^ welche nach dem Verf. ans dem 
Finnenstamm hervorgegangen sind, nfiithin nicht,' wie ^r. von^ 
Hammer und Andere annehmen, ursprünglich zwischen der 
Wolga und Jaik sassen, und von diesen Gegenden aus, wo noch 
im dreizehnten Jahrhundert ungrisch redende Baschkiren sassen, 
wesüich in das liand zwischen der Wolga und Dniepr, und^zu^ 
letzt in das heutige Ungarn gezogen sind. Vergl. Wiener Jahrbb. 
Bd. LXXXVn. pag. 51. 

Chr. Bahr. 



I. Elemente der eben^en^ sphärischen und sphä- 
roidischen Trigononietrie in . nnaly tischer Darsteltnng 
mit Anwendung aof Geodäsie' und Astronomie zum Gebranche bei 
Vorlesungen von Joh, Äug. Gfrunert, Dr. der Phil, und ord. Prof, 
der Math, an der Univervität zu Greifs wald etc. Mit drei FigiMreB'^ 
tafeln. Leipzig bei «ehwickert 1837. XIV u. 339 S. in gi^ 8; 

iL Leitfaden für den ersten Unterricht in der 

/ höheren Analysis von demselben Verfasser. Mit einer 

"Kupfertafel. Leipzig bei Schwickert 1838. VI n. 256 S. in gr. 8. 

Wir verbinden hier -die Anzeige zweier Werke desselben 
Verfassers , davon in der That das Kine No. L in mancher Bezie- 
hung durch das Andere No. II. ergsinzt wird, so dass beide als 
zusannnengehörig betrachtet werden können. Der Name des Hm* 



28 M a I h e itt a t i k. 

Verf. ISsst gchon erwarten, daas man in beiden Werken nicht blos 
etwas Mittelmassiges habep werde. Nö. I. enthalt eine gedrängte 
nnd doch ilemlich vollständige Entwickeiung der auf deiki Titel 
genannten Theüe der Mathematik , welche sich anszeichnet 
durch Strenge, Allgemeinheit und meistens auch Eleganz, mit 
welcher annSchst die Fundamentalsatze bewiesen sind , aus denen 
dafita alle übrigen mi#Leichtigheit, aber inuner nur durch Rech- 
muig, abgeleitet werden. Die Erläuterung der verschiedenen 
Formeln durch Ausrechnung besonderer Beispiele in bestimmten 
ZalUen fehlt in der Regel» was insofern nicht tiefremden kann, 
da der Hr. Verf. selbst semBuch vornehmiich zum Gebrauche, bei 
Vorlesungen bestimmt hat, wo jener Mangel durch den mündli- 
chen Vortrag leicht ersetzt werden kann. Dagegen werden 'meh- 
rere Anwendungen der vorzutragenden Lehren auf die Auflösimg 
verschiedener Aufgaben der Geodäsie und Astronomie gemadit, 
wodurch der Lernende Gelegenheit erhalt, sich im €alcul und 
im Gebrauche der früher entwickelten Formeln zu üben , und 
zugleiph aufmerksam gemacht wird auf di^ praktische Wichtigkeit 
der betreffenden Lehren. In No. If. entwickelt Hr. Gr. kurz aber 
gründlich die Hauptlehren der Differential- und Integral -Rech^ 
iiung, wobei er sich vornehmlich an Caodhy anschliesst, und wen- 
det das Gefundene theilskuf Geometrie und Trigonometrie, theils 
auf die Naturwissenschaften an. Hr. Gr. hat auf diese Weise ein 
Werk über die Elemente der höherjcn Analysis geliefert, wie es 
bei soldier Kürze in dieaer Gründlichkeit und Vollständigkeit un- 
ter den Werken deutscher Mathematiker nnsers Wissens kein an- 
deres giebt. Rec. hat beide Werke mit grossem Interesse gele- 
sen, und wie er besonders bei No{. I. oft angezogen und über-' 
rascht worden ist von der Gewandtheit, mit welcher der Verf. 
die Hauptsätze beweist, und andere Sätze daraus ableitet, von 
beiden aber vor Allem im Allgemeinen die grosse Sorgfalt riihmen 
rauss, mit welcher bei allen vorkommenden unendlichen Reihen 
die Bedingungen der Convergenz und Divergenz derselben berück- 
sichtigt und bestimmt worden sind ; so hat er die doppelte Ce- 
berzeugung, das^ Hr. Gr. durch beide Schriften zur Erhöhung 
seines schon fest begründeten Ruhmes beigetragen und den Dank 
vieler Mathematiker verdient haben wird. Wir hoffen, der Le- 
ser werde diese Ueberzeugung mit uns theilen, wenn wir das 
Einzeln^ jetzt etwas näher betradit^n, wobei wir zugleich Gele- 
genheit haben werden, die eine und andere Erinnerung zu ma- 
chen, welche wir den Hrn; Verf.' bitten nur als einen Beweis des 
Interesses und der Sorgfalt aufzuuehmeu^ womit wir beide Werke 
gelesen haben. 

Der Inhalt von No. I. ist folgender: 1. Kap. 8. 3—15. Be- 
stimmung der Lage eines Punktes mittelst rechtwinklicher Goordi- 
naten. 2. Kap. S. 15 -^ 21. Erklärung des Sinns und Cosinus. 
Entwickeiung der beiden Grundformeln der Theorie der goaiome- 



Gcmierts Elemeste der Trigonometrie. \ , 29 

triscben Faiik^<nien [die FormelD fiir ceo (a—ß) und Sio (a—ß)]. 

5. Kap. S. 21 — 44. Erklännig der übrigen gonioroctrisclieu 
Funktionen; Relationen der goniometrischen Fanktionen unter 
einander (darunter . aneh Relationen zMriachen gewissen goniome- 
trischen Fttnktionen cf reter Winkel, deren Summe = 180" ist). 

4. Kap. S. 44 — 52. Sinus und Cosinus Tielfacher Borgen; Poten- 
zen der Siuup nnd Cosinus. 5. Kap. Entwickeiung der Sinns uiid 
Cosinus und der Kreisbogen in convergirende Reiben. Berech- 
nung der Lfinge der Kreisbogen und der Tafeln der goniometri- 
schen Funktionen. L S. 52 — 6S.. Von der Convergenz der Rei- 
hen. IL S. 63 — 79. Entwidcelung des Sinus^ und Cosinus in 
conTergirende Reihen. III. S. 79 — 87. Entwickehmg der Kreis- 
bogen in convergirende Reihen, IV. S. 87'— 94. Berechnung der 
Grösse st nnd der Tafein der goniometrisclien Funktionen. 

6. Kap. S. 94—109. Ebene Trigonometrie. 7. Kap. S. 109— 
119. Grtindformehi der ebenen Polygonometrie. 8. Kap. S. 119 
^--131. Einige Anwendungen der ebenen Trigonometrie und Po- 
lygonometrie. 9. Kap. Sphärische Trigonometrie. L S. 131 — 
151. Ableitung der verschiedenen Relationen zwischen den Seiten 
und Winkeln eines sphärischen Dreiecks« II. S 151 — 165. Be- 
rechnung der fehlenden Stücke irgend eines sphärischem Dreiecks 
aus drei gegebenen. III. S. 165 — 170» Dasselbe in Beziehung 
auf recht winkllche Dreiecke. 10. Kap.,S. 171 — 187. Flächenin- 
halt sphärischer Dreiecke. Sphärischer Excess. 11. Kap. Einige 
Anwendungen der sphärischen Trigonometrie auf Astronomie: 

5. 188 — 209. Erklärung der Grundbegriffe der Astronomie; Be- 
weis der Gleichförmigkeit der täglichen Bewegung der Himmels- 
sphäre. S. 209 — 240. Auflösung Terschiedener Aufgaben der 
Astronomie durch Hiiife der sphärischen Trigonometrie. 12. Kap. . 
Spharoidische Trigonometrie. I. S. 241 — 258. Die geodätische 
Linie. Begriff der sphäroidischen Trigonometrie. II. S. 258 — 
275. Grundformeln d^r. sphäroidischen Trigonometrie. III. S. 
275' — 292. Auflösung einiger der wichtigsten Aufgaben der sphä« 
roidischen Trigonometrie. IV. S. 293 — 314. Bosaela Methode, 
di« Grundformeln zu integriren ; zweite Auflösung einer früheren 
Aufgabe. Anhang S. 315^-328. Ueberilie Auflösung der Glei- 
chungen des 2., 3. nnd 4. Grades mit Hülfe der goniometrischen 
Funktionen. Endlich S. 329 — 339. drei verschiedene Tafeln zur 
sphäroidischen Trigonometrie gehörig. 

% Wir lassen hierauf gleich eine Uebersicht dea Inhaltes von 
No. II. folgen. 

\, DifferentialreehntiHg. I.Kap, S. 1 — 9. Allgemeine Be- 
griffe von den Funktionen. 2. Kap. S. 9 — 25. Von den Diffe- 
renzen und Differentialen der Funktionen mit einer Teränderlichen 
Grösse im Aligemeinen. 3. Kap. S. 25—32. Von der Differentia- 
tion der algebraischien Funktionen mit einer Teränderlichen 
Grösjse. 4. Kap. S. 33— 48. Das Taylorsche und Maclaurinsche 



30 Uaihomatik. 

Tbeorem. bi Kap. S. 48 — 53^ Das Binomialtheorein. 6. Kap. 
S. 54 — 60. Differentiale der Exponeiiiialfunktionen. Eatwicke- 
long der Exponentialfunktionen in Reihen. 7. Kap. S. 60 — 66. 
Differentiale der iogarithmischen Funktionen. Entwick'elung der 
logarithoiischen Funktionen in Reihen. 8. Kap. S. 66 — 72. Dif- 
ferentiaie der ^niometrischen Funktionen. Entwickelnng der 
Sinus und Cosinus in Reihen. 9. Kap. S. 72—79. Differentiale 
der Kreisbogen. Entwickelung von Are tang x in eine Reihe. 
10. Kap. S. 70 -- 94. Von den grossten und kleinsten Wertlien 
* der Funktionen mit einer veränderlichen Grösse., und von den in 
gewissen Fällen unbestimmt zu sein scheinenden Werthen solcher 
Funktionen. 11. Kap. S. 95 — 113. Einige Anwendungen der 
Differentialrechnung auf die Theorie der ebenen Curveu. 12. Kap. 
S. 113 — 117. Von den Differentialen der Funktionen mit mehre- 
ren veränderlichen Grössen.^ 13. Kap. S. 117 — ^134. Differential- 
formell für ebene und sphärische Dreiecke. IL Inlegralrech" 
ming. 1. Kap. S. 137-^148. Allgemeine Begriffe nnd Sätze, 
2, Kap. S. 142 — 157. Von der Zerlegung der gebrochenen ratio* 
nalen algebraischen Funktionen in sogenannte einfache Brüche 
oder Partialbrüche. 3. Kap. S. 157 — l7i. Von der Integration 
der rationalen algebraischen Differentiale. 4. Kap. S. 171 — 182» 
Von der Integration der irrationalen algebraischen Differentiale. 
5. Kap. S. 182 — '188. Von der Integriation der Differentiale, wel- 
che Exp'onentialgrösseu nnd Logarithmen enthalten. 6. Kap. S. 
189 — 200. Von der Integration der Differentiale ^ welche Kreis- 
funktfonen enthalten. 7. Kap. S. 200 — 217. Einige Anwendun- 
gen der Integralrechnung auf die Theorie der Curven von einfa- 
cher Krnmmimg. 8. Kap. S. 217 — 245. Einige Anwendungen^^ 
die sich von der Differential- und Integral- Rechnung in der Na- 
turwissenschaft machen lassen ; «s wird hier betrachtet: Bau der 
Bienenzellen ; Gesetze des freien Falles , des einfachen Pendels ; 
die Flieh- oder Schwung -Kraft bei der gleichförmigen Bewegung 
im Kreise; das Höhenmessen mit dem Barometer. Anhang 
S. 246 — 256. SammHuig einiger Differentialformeln und einiger 
oft in Anwendung kommenden Integrale. 

Nachdem der Ilr. Verf. im ersten Kapitel von No. I. gelehrt 
hat , wie die Lage eines Punktes in der Ebene mittelst rechtwink- 
iicher Ceordinaten bestimmt werde, löst er die Aufgabe: Die 
Coordinaten x, y eines Punktes in Bezug auf zwei ursprünglich 
angenommene (primitive) Axen durch die 'Coordinaten x'^-y' ^e- 
ses Punktes in Bezug auf ein zweites Axenpaar (secundäre Axen) 
auszudrücken. In. der Voraussetztmg , dass y = Ax.die Glei- 
chung der secundaren Abscissenaxe in Bezug auf die primitiven 
Ai^en sei^ werden mit sehr sorgfältiger Berücksichtigung der ver- 
schiedenen Fälle in Rücksicht auf die Lage des Punktes und die 
Vorzeichen der Coordinaten als allgemein gültig nachgewieseu 
die Formeln : 



Grunerti filenieiite der Trigonometrie« 31 

Wenn nnn itas dem gemeinscbaftlichen Anfangspunite der beiden 
Axenpaare mit dem beliebigep Halbmesser r ein Kreis beschrieben 
ist, auf dessen Umfange beliebige zwei Punkte M und Mi liegen, 
deren Coordinaten x, y und x,, y, in Bezug auf die primitiven, x', 
y' und x\^ j\ in Bezug auf die sekundären Axen sind, und die se- 
kundäre Abseissenaxe durch M geht; so ergeben sich durch 
Hülfe obiger Gleichungen leicht diese neuen: f 

(2) xxi + yy, =i rx'i, xy^ — xj = ry', / 

Dieselben bilden die Grundlage, auf welcher das nun folgende 
Gebäude der Goniometrie errichtet wird.' Zuerst findet man Si- 
nus und Cosinus erklärt, wie folgt: aus dem Anfangspunkte . 
zweier reebtwinklich^en Axen der x, y sei mit dem Halbmesser r 
ein Kreis beschrieben, und der Punkt A, in welchem der Kreis- 
umfang von der Abscissenaxe gesclüiitten wird, gelte als Anfangs- 
punkt aller Bogen dieses Kreises; dann heisst die Abscisse des 
Punktes M der Cosinus , die Ordinate aber der Sinus des Bogens 
AM =3 a für den Badius r, bezeichnet durch Cosa und Sina; 
setzt man aber den Radius r der Einheit gleich, so sollen die ent^ 
(sprechenden Sinu$ und Cosinus durdi sina und cosa bezeichnet 
werden. Nachdem nun noch sorgfältig und streng beyi'iesen wor- 
den ist, dass, wenn a und ä] die Bogen sind, welche zweien be- 
liebigen auf dem Kreisumfange liegenden Punkten M und M, fiir 
den. Anfangspunkt A zugehören, immer Ui — a ein dem Punkte 
Mj zugehöriger Bogen ist, wenn man M als Anfangspunkt be- 
trachtet, und die positiven und negativen Grössen von M an nach 
denselben Seiten hin nimmt, wie von' A an; so folgt aus den 
Gleichungen (2) unmittelbar die allgemeine Gültigkeit der be- 
kannten: 

r Cos («1 — a) = Cos a, Cos a + Sin «, Sin a, ^ 

r Sin («1 — «) =: Sin a, Cos a — Cos «j Sin cc. 

und daher für r k= 1 : 

cos (a, •— a) = cos «i coste -f- sin «i sin of, 
sin («, — a) ^=^mkai cosa — co8«i sina. 

Aus diesen Formehi Verden nun, nachdem die übrigen goniome- 

trischen Funktionen erklart worden sind (der Bruch ^^ heisst 

/ cosa 

die Tangente y der Bruch -r^ die Kotangenie^ u. s. w.), die 

mannigfaltigen Relationen zwischen den verschiedenen goniome- 
trischen Funktionen auf dem Wege der Rechnung abgeleitet. Es 
-ist offenbar, dass Hr. Gr. auf diese Weise seinen Vortrag ohne 



32 ' Mfti^emalilc 

grosse Weitläüfi^eit gani allgemein upd fest begr&ndet, und da- 
her den Ansprüchen, welche an die Strenge der Wissenscliaft 
gemacht werden können, vollkommen entsprochen hat Nur kön- 
nen wir uns nicht gans erwehren, den hier gewählten Gang «war 
sehr sinnreich , aber doch etwas klhnstlich zu finden ; der Leser 
gewinnt durch den Vortrag des Verf/^die Tollkommene Ueberseii- 
guog von der ganz allgemeinen Gültigkeit der entwickelten Leh- 
ren, und wird zugleich mit Achtung gegen den Scharfsinn des 
Verf. erfüllt, gelangt aber doch durch die Betrachtung der ge- 
troflPenen Anordnung allein selbst noch nicht zu der klaren An- 
sicht, in wiefern gerade diese Anordnung in der Natur der Sache 
begründet, folglich eine innerlich nothwendige, eine natürliche 
sei. Wir mochten diese Bemerkung, die wir natürlich nur als 
aus einer subjektiTcn Ansicht herrorgehend hinstellen können^ 
• doch um so weniger unterdrücken , da sie sich uns noch an eini- 
gerf anderen Stellen des Buches aufgedrungen hat. Nicht ganz 
billigen wir es, dass der Verf. unterlassen hat, die einfacheren 
Relationen zwischen den goniometrischen Funktionen auch auf 
geometrischem Wege durch Betrachtong einer Figur nachzuwei- 
sen , was für den Anfänger immer nutzlich Ist. Ob es ausserdem 
nicht besser gewesen wäre, gleich nach dem Sinus nnd Cosinus 
auch die übrigen goniometrischen Funktionen zu erküren, und. 
dann erst die Gruudformeln zu entwickeln , lassen wir dahinge- 
stellt. Das 3. Kap. enthält überhaupt eine grosse Menge gonio- 
metrischer Formeln , deren weitere Anwendung dadurch erleich- 
tert wird , dass sie' alle mit fortlaufenden Nummern bezeichnet 
sind. Recht zweckmässig finden wir es, dass auch die Formeln 
miCgetheflt werden, welche zur Berecl^nung des numerischen 
Werthes des Sinus' und Cosinus aller zwischen 0° und 90^ liegen- 
den Bo^en von drei zu drei Grad dienen, nnd dem Anfänger eine 
sehr nützliche Uebang im Rechnen mit Wurzelgrössen darbieten. 
Die im 4. Kap. gegebene Entwickelung der Gleichungen für Sinns 
und Cosinus der, vielfachen Bogen und für Potenzen der Sinus 
und Cosinus, welche allen Beifall verdient, veranlasst uns zu 
keiner besondern Bemerkung, erinnert uns aber- an die Lebhaf- 
tigkeit, mit welcher der Verf. in der Vorrede für die Bezeich- 
nung dery*^ Potenz einer goniometrischen Funktion, z. B. des 
sina, die Schreibart sina" gegen die andere besonders bei 
den französischen Matheroatikern übliche sin'^a in Schutz nimmt« 
Den vom Verf. zuletzt angeführten Grund , die Auktorität be- 
rühmter deutscher Mathefnatiker, welche ebenfalls sina*^ schrei- 
ben, mochten wir am Wenigsten gelten lassen, da dergleichen 
Herren nicht selten ancfi ihren besonderen Eigensinn haben, ulld 
desshalb in weniger bedeutenden Dingen von einer einmal ange- 
nommenen Gewohnheit nicht leicht auf fremde Veranlassung ab- 
gehen. Mehr hat die Bemerkung für sich , dass sin a, cos a etc. 
als ein durchaus einfaches Symbol zu betrachten sei, und dess- 



/ ' G^nerU Elemente d«r Tr|gODOme(rie^ \ 33 

halb fiina" nur heissen könne: die n^PotcmarTob sinir, nicht 
ab%rs 4i4St Sinns Ton a". - Wir erinnern ab^r nur, dass der Hr. 
Verf. in dieser Rüclcsiclit in eine Art von Widerspruch geräth 

' durch eine andere von ihm gebraut^ltjite "Schreibart, wir raeioea 
Are sin^^ Nimmt man sina auch hicfr als einfaches Symbof; so 
ka^n Are sina nidits anderes heissen, als der Bogen, welclier za 
sin '«^gehört, d. i. cc^ so dass Arcasin it gleichbedeutend mit a sein 
VFdrdc; da aber durch Are sin a der Bogen angezeigt werden soll,^ 
dessen Sinus selbst =: a ist, so darf hier sin« nicht als einfaches 
Symbol genommen werden. Der Hr. Verf. konnte dagegen etwa 
sagen , dass liier wieder Are sin a zusammen als einfaches Sym* 
hol gelten sollet immer aber wird dadurch/der Uebelst]|nd nicht 
gehoben, dass ein und d&sselbe Zeichen sihiie in doppelter BedeA- 
^mig gebraucht wird. , Richtig ist, was noch erwähnt wird, djiss 
bei manetien anderen Funktiousieichen , z. B. r(x), 4^y etc. die, 
2ahl |i nicht den Exponenten einer Potenz vorstellt , sondern die 
Wiederholung der Operation andeutet, welche überhaupt diy^ch 
das Funktionszeichen bezeichnet wird. Indessen findet dieses 
doch^nch nur in Beziehung auf splche Operationen Statt, welche 
in der That iiifufig wiederholt angewendet werden, was in Betreff 
des sin u nicht gesagt werden kann. Bemnaclr erscheint es uns 
noch nicht so ausgemacht , dass die Sclircibart sina** der anderen* 

' 8iu"a unbeduigt vorzuzi^ien sei; wünsclieiiswerth wäre aber frei- 
lich eine Uebereinkunft der Mathematiker in dieser Beziehung. 

Mit vorzöglichet Sorgfalt ist von Hm. Gr. die Entwickelung 
lies Sinus und Cosinus in Reihen behandelt worden , und da er in 
der Vorrede dieser Behandlung besonders gedenkt, so ist es un- 
sere Pflicht, dil^selbe etwas näher zu betrachten. Wie ia dem 
ganzen Buche, so ist vomehnilich auch b^i diesem Gegenstande 
das. Streben des Verf. auf die grösste Allgemeinheit und Strenge 
gerichtet gewesen, die er auch vollkommen erreicht hat. Weder 
hier noch an irgend einer anderen Stelle des Ruches macht er 
Gebrauch von der Methode^ der unbestimmten Coefficienten , die 
er eine sehr unwissenschaftliche nennt, und daher ans dem streng 
wissenschaftlichen Vortrage der Analysis immer mehr verbannt 
wünsclit. Wir stimmen dem Hrn. Verf. in sofern hei, als diese 
Methode überall nur mit der grossten Behutsamkeit gebraucht 
werden darf , weil sie ausserdem leicht, wenn nicht zu falschen, 
doch m nicht binreichietiid begründeten Resultaten^ fnlirt. Wenn 
wir sie nun desshalb für. nicht g)&eignet halten, die allgemeine * 
Gültigkeit so wichtiger- und vielgebrauchter Reihenentwickelun- 
gen, als wovon hier die Rede ist, mit vollkommener Strenge zu 
beweiseijf; so tbeilen wir doch nicht die Ansicht, dass diese Me- 
thode überhaupt in jeder Beziehung aus der ^Analysis verbannt 
werden mnsste.. Wir redinen sie. jm. Allgemeinen zu den Hülfs- 
liiitteln der an^lytischqp M^hbde; als dn solches leistet sie nicht 
selten gute Dienste zur Aufßndung neuer Entwickeluhgen , nur 

W, Jfahrb, f, Phil. «. Päd, od. Krit. Bibl. Bd, XXIX. fffl. 1. ^3 



Mmtli«fli«4iic« 



rak» Mch «tthUsgis TM fieser Alt 4t!r 
AoCfiaAiHig untcmidU werd«»^ all eise «• ^aadeae S«ilie «U- 
geicinc Gvki^ot hsbe^ ^er weldtea betchrnkeBdea Bedia- 
pm^em ^eselke nstervorfc» %&, mü «nderea W«iiea: ^ie auf 
Mal jÜMdwB Wege iwA iae Methade der ualhctümmixm CmJS- 
cientea geiiuidcaea Reihea bedarfea mäst/ea» aadi ctaei vea je- 
aer M^faade nMhftingtgM «yatlMtiseliM Beweises. Da bei der 
. Bnuicbbtttkelt oaeadiidbir B^hn sUe« aakaaant «nf die Cmtct- 
fen d cT B clb ca, m ist es seitf awedcanssi^^ dass der Vert im 
5. Kap. aaerst ^e Haaflsitae aber diesea Gegeastaad ^waas- 
sdiic^t^ weicbes er ia aMgUdistcr Eine aad aiit tüaraicheader 
iOarbdt tbat Diaa last er oagefSiir ebeass, wie (kadiy ia sei- 
aer algebraisdiea Aaalysis, die Aalgabe^ die FaaktSaa fi{\) so 
sa be^ftiauaea ^ dass dieselbe swiscbeB jcdea awd reellea Grea- 
aM TM X stetig ist , aad für alle reelle Wcrtbe t«i x uad y der 
Cfleic&aag geaagt: 

^ 9>(« + y) + T(« — y)=2vW. 9>(y> 

Wird a so bestianat, dass iaaetbalb der Greazea xs=0 and x = a 
die FoafcliM ^(x) stets positif bleSit; so ladet sidi^ dass eat- 
weder y(x) = cosax, oder f)(x) -:= i(A' + A^*) dea Bedüigan- 
geader Aafgabe geäugt, je nachdeiB q>{a) eatweder swischea 
dea Greaiea oad 1 liegte oder |;rösser als 1 ist; a uad A sind 
wü&lirlicbe CMslaate. Setat awa aoa 



x' X* X* 



'••^ 



TM wAhet R^e besMdtsrs aadigewiesea wird, dus^ieeM- 
Tergire, m dass also ^(x) die Saaaae dieser Reibe bedeatet, 
oad Aebalicbes ^(j) ; so ergiebt sieb ans Obigem oiit Bodaidit 
aaf fraber tm Conrergeas der Beibea BewiesMes, dass'for je- 
des x aad y stets ^(x + y) + v(x — y) = 2^(x). ^{y), also, 
weil bier offenbar ^(a) zwisdiea aad 1 liegt, ^(x) => oosax, 

«güAc-« = 1 - ^ + j^ _ _^ + ... «ä. -il«c. 
aetEtHr.Gr. ^x) = z — ^o. J^ 



^iKx) üe Sugraie dieser ftdbe bedeirtet, 4erai€Miw«en 
fw jedes X bewiemi wM. Setat bmu om für omck die oben «T»- 
AMtdoM B^e, nd eatinckcit wbfcUd jedes der Vredidrte 
[#<x)]' OBd [oasax7; se fiadet aon imt Hilfe da- CkkAog 

a~ir=:o-i-!! j.^l^id) , 2n(2ii~i) 
''- — ' 1 "T" "n — •••+ — n""" 

in 
— -j- + 1, dmi («o«ax)* + [t(x)J' == 1 ist, woraus weiter fo%t: 



GranerU Biemcsto dier Tirlgoiioiii«trie. 95 

[*(X)P = («U..X)I, «Uo — == + 1 + j^.± j-j + j__ 

4^...., welche Gleichang fü^ Jeder X ^It Es wllrd hicnaf ge- 
zeigt, d«88, wenn X der Null sith Datiert, die GrosieA^^ der 

Einheit, also = .. a der Grenxe a sieh nähere; eeht 

X V EX ~ 

man also la den Grensea über, so fiodeinlkaö a s= 1. Da nnn 
noeh sin (±x) = + sinx, eos^ i_x) = cosx ist; so folft aus 
dem Vorhergehenden allgemeia: 

V , X* 
SUlX=X-j-^+ j--^— 

X* X* 

Hierdurch ist^ die Richtigkeit beider Reiheneotwickelungen für 
jeden beliebige^ Werth von x vollständig beM(iesen. Der Weg, 
auf- welchem CJaiichy daza gelangt , und welchem ebenfalls Kürze 
und Eleganz nicht abgesprochen werden kann, ist zwar im An* 
fange , namentlich in Beziehung auf die Reihe fär den Cosinus^ ^ 
mit dem hier gebrauchten ziemlich übcreipstimmend, nnterschei-^ 
det sich aber dann wesentlich dadurch, d^ss er an die Betrach- 
tung imaginärer Grössen geknüpft ist, deren Einmischung im ror^- 
liegenden Lehrbnche ganz, entfernt bleibt, und eben dieses ist es, 
was whr sehr billigen. Um allen Anforderungen zu genügen^, 
welche an die strenge. Wissenschaft gemacht werden können, fugt 
der Verf. noch die Entwickeiung von Regeln hinzu, nach welchen 
bei Anwendimg obiger Reihen in jedem besonderen Falle der er« 
reichte Grad von Genauigkeit sicher beürtheilt werden kann. 
Wir achten diofes für sehr rerdienstllch, müssen jedoch das Nä- 
here darüber um so mehr übergehen, da wir noch uns rerbun- 
den fühlen, genauer des Verfahrens zu gedenken, durch welches ' 
Hr. Gr. die Reihe für den Bogen nach Potenzen der Tangente 
entwickelt, worauf er in der Vorrede die Aufmerksamkeit des 
Lesers besonders hinlenkt. Der Verf. geht ans von den Reihen: 

(1) cosx«— «2 cosx*** sinx' -f «4 cosx''"* sinx* — 

(2) a,co8x*^*siifx — cfjCosx^r^'sinx'+as'cosx^-^sinx* — 

wo a jede Zahl, a'^ aber den n*^*^ Binomialcoefficienten für die 
a^^ Potenz bedeutet, und beweis! die^ Convergcnz dieser Reiben 
für alle^ Werthe von x, welche der Bedingung genügen, dass 
— 1< tangx < + 1 8^1» oder der Bogen x zwischen (2K — J)ä 
iipd (2K -(- |)ff liege. Unter dieser Voraussetzung bezeichiiet 
er die Summe der ersten Reihe dorch ffa), die der zweiten 
durch 9(0), entwickelt die Wcrthe von f(a). ffy) — 9{ä)* 
9)(y) und 9)(a).' f(y) +f{a)* v(y), iwd beweist, dass, wenn 



2' 



*>» 






Jetzt lagst er n iu das Unendliche wachsen, zeigt mit Genanig'« 
keit, dassf für diesen Fall die Grenze des links vom Gleichheits- 
zeichen stehenden Ausdruckes die Grösse x ist, und gelangt so 
auf beiden Seiten die Grenzen nehmend zn der für jedes zwischen^ 
— 4<z( und +1« liegende x geltenden Gleichung ^ 

X = tangx — |t^gi^ ^ itang x^ — 



36 ,, Mathematik; s 

^(n) = cr„ + «n-iyi + an-«ya + •••• + «lya-J + y.> 

gesetzt wird, allezeit ^(n) — (a + y)aSe«i woraus dann nach 
dem Vorausgehenden folgt, dass für jedes reelle a und y und für I 
jedes zwischen (2K — J)ä und X2K + 4)« Hegende x 

f (a + y) = f («). f <y) — ?>(«)• y(y) »n* V(* + y)'— 

ist Indem er nun hier erst a = y setzt, dann a mit ^a ver- 
tauscht, auf beiden Seiten quadrirt, die JResultate addirt, und 
die letzte Gleichung wiederholt anwendet, findet er 

Hieraus mit Rücksicht darauf, dass f(l) :^ cosx, g)(l) ::^ sinx 
ist, leitet er für den Fall, wo a = 1 ist, die Gleichungen ab: 

['ö)j=*['+'(^)i. 

[4)T='[-'(i^)] 

Ans, diesen beiden Gleichungen zeigt er richtig weiter, dass für 
jedes positive ganze n und jedes zwischen .-^^sc und +i^ 'i^~ 
geude X überhaupt sein müsse: 

f(^l')=coslLundy(^:J.')=rin^. ^ ' 

Der letzten Gleichung giebt er folgende Gestalt: 

X. ^^— ^ cos X. %n ::^ i^f^g j 



• • • • » 



Gradcrts ElcmenCo der Trigonometrie. ^ '37 

Wir erkennen dieses ' Yerfatireti allerdings fiir "selir sinnreich, 
allein es Erscheint uns doch zu kunstlich, alsjass wir es sofecht 
eigentlich elegant nennen könntep. U«brigeii8 müssen wir be- 
merken, dass es nicht richtig ist, was S. 80 bei dem Beweise 
für die Convergeaz der Reihen 1 — a, tangx^ + «„ tangx* — ... 
und «1 tangx — ce^ tangx* + a^ tangx^ —..... gesagt wird, dass 

die Grosso -'^^- tangx' der r^iili beliebig nahe gebracht wer- 

den köon^^ wenn man nur n gross genug nelmie ; denn für ,eln in 



flf, 



das Unendliche wachsende n nähert sich der Bruch *-^^— . wie 

richtig gezeigt wird, Imn^ef mehr der Einheit, tangx^ aber ist 
ganz unabhängig von dem W^rthe Ton n. D^s zu Beweisende 

verlangt auch nur, dasii die Grösse' -^^ tangx^ einer Grenze 

sich nähere^ welche kleiner als die JBinheit ist;, die ReHieQ wer-, 
den daher desto langsamer coirvergiren , je weniger verschieden 
von Hk 1 det Werth von tangx i^t. Der Verf. zeigt nun noch die 
Berechnung der JSahi 9r, und entwickelt die auf die Kenntniss die- 
ser Zahl gegründeten bequemeren Formeln. zur Berechnung von 
Sinus und Cosinus^ Am Schlüsse theilt er noch in einer Anmer- 
kung die Formeln z^ir leichteren Berechnung der Logarithmen 
d«r Sinus und Cosiuus jnit, welche au$ d«r Darstellung des Sinus 
und Cosinus als Produkte unendü'ch vieler Faktoren hergeleitet 
werden ; er giebt diese Produkte selbst an, verweist aber in Rück- 
sicht auf ihre Entwiekehing auf den 2. Theil seines Lehrbuches 
der Dilferential- und Integral - Rechnung. Dieses geschieht frei- 
lich nur, wie schon erwähnt,, in einer An\nerkuug, indessen will 
CS uns doch nicht re<\bt zusagen, dass in einem ausführlichen und 
gründlichen Lehrbuche der Trigonometrie bei einem so wichtigen 
Gegenstande, als die gedachten Iß'orm ein sind, diese nicht selbst 
entwickelt werden mit Hülfe -der niederen Analysis , sondern Her/ 
Verf. wegen dieser Entwiekehing auf die Integralrechmmg ver- 
weist. In dem unter No. II. aufgcfiihrteu „Leitfaden^^ kommen 
natürlich diese ^Formeln nicht vor, weil daselbst mir di^erisrten 
Elemente der Integralrechnung vorgetragen werden, also findet 
in diesem Falle auch nicht etwa eine Ergänzung; des Buches No. I. 
durch^No. IL Statt. ' 

Den Begriff der ebenen, sphärischen und spharoSdischen 
Trigonometrie bestimmt Dr. 6r. so, daSs diese Wissenschaften es 
zu thun hauen mit der Berechnung der drei übrigen Stücke eines 
ebenen, sphärischen oder sphäroidischen Dreieckes, wenn d^ei 
beliebige Stücke desselben gegeben sind , nnd also nicht blos mit 
der Berechnung, der drei' übrigen Stucke*^ aus drei das Dreieck 
bestimmenden Stucken; die Untersuchung aller möglichen F^Ue, 
welche eintreten können, wj^nn drei beliebige Stücke eines Drei- 



88 Mathematik. 

ed^es gegeben siod, also die Eiit«clieidiäng, ob irgend drei gege- 
bene Stücke das Dreieek wirklich bestimmen , oder mehr als ein 
Dreieck suiasseil^ betrachtet er ais eine Aufgabe, welche die 
Trigonometrie selbst xu lösen hat, und wir müssen ihm im Allge- 
meinen hierin Recht^ geben. Dadurch ist aber noch nicht eat- 
achieden, ob man nach und nach alle Fälle für irgend drei gege- 
bene Stücke zu betrachten, und bei jedem einzeln zu untersuchen 
habe, pb das Dreieck durch diese drei Stücke vollkommen be- 
stimmt sei oder nicht; — oder ob es nicht \ielleicht voczuziehen 
sei, die Untersuchung, durch welche 'drei Stucke ein Dreieck 
überhaupt ToUkommen bestimmt werde, bei welchen anderen es 
dagegen unbestimmt bleibe , gleich anfangs anzustellen und soviel 
wie möglich durchzuführen, dann zuerst die Aufgaben zu behan- 
deln y aus drei das Dreieck bestimmenden Stücken die übrigen za 
berechnen, und zoletzt erst die Fälle genauer zu betrachten, wo 
drei Stücke gegeben sind, welche, mehr als ein Dreieck möglich 
mächen, in Beziehung auf Anfänger möchten wir uns allerdings 
für das Letztere entscheiden, weil dadurch der Gang der Unter- 
suchungen einen höhern Grad von Sicherheit erreicht. 

Im 6. Kap. werden zuerst die Hauptformelu cntwickeft, wei- 
che bei Berechnung der ebenen Dreiecke gebraucht werden, dann 
folgt eine Uebersicht der verschiedenen Aufgaben, welche hier 
vorkommen können, und nachher die allgemeine Auflösung dieser 
Aufgaben selbst. Die Formeln und Aufgabeni in Beziehung auf 
ein rechtwinkiiches Dreieck werden als besondere Fälle aus den 
allgemeineren abgeleitet 

In Betreff der Polygonometrle entwickelt Hr. Gr. zunSchst 
die Gnuidformein , durch welche im Allgemeinen, wenn von den 
2n Stücken eines Vieleckes von n Seiten 2n — 3 Stücke, darunter 
aber wenigstens n — 2 Seiten seih müssen, gegeben sind, die 
übrigen drei Stücke berechnet werden können. Eine Uebersicht 
all^r hier möglichen Aufgaben wird nicht gegeben, sondern es 
' folgt nur die allgemeine Auflösung der Aufgabe, eine Seite und 
die an derselben anliegenden äusseren Winkel eines Vieleckes zu 
berechnen , wenn alle übrigen Seiten und Süssere Winkel gege- 
ben sind, auch wird gezeigt^ wie n^an den Flächeninhalt eines 
, Vieleckes berechnen könne. 

Sehr passend finden wir es , dass Hr. Gr. im 8. Kap. zur 
Anwendung der vorausgehenden Lehren mehrere Aufgaben, zum 
Theil der praktischen Geometrie angehörend , allgemein auflöst, 
unter anderen auch das Pothenotische Problem ; doch wird ge- 
wiss gerade hier wie auch später in ähnlichen Fillen die Berech- 
nung eines bestimmten Beispieles von Vielen ungern vermisst 
werden. "• 

Zu den Eigenthumlichkeiten, welche dem vorliegenden Bii- 

. che einen ganz vorzüglichen Werth geben, gehört nach unserer 

Ansicht die Art, wie der Hr. Verf. die Lehren der^phärisclieii 



GrunerU Blemetite der Trigonometrie. 39 

')*ri$oiioiiietrie begriindet und entwickelt Nacb gegebener Defi* 
nitioD- eines sphärischen Dreieclces und Erklärung der Art, die 
Lage eines Punktes im Räume durch drei auf einander senkrechte 
Cöordinaten zu bestimmen, löst er allgemein die Aufgaben: 
1) Die Entfernung eines Punktes ^ im Räume vom Anfangspunkte 
O durch die drei Cöordinaten x, y, z dieses Punktes selbst auszu* 
drucken. 2) Die gegeuseitige Entfernung zweier Punkte ii|i 
Räume durch die Cobrdinate» dieser Punkte auszudrucken. 
3) Den Winkel ip^ jlei} js^ei rom Anfangspunkte O der Coordi« 
nateh ausgehende gerade Linien einschliessen , und welchei' 180'' 
nicht übersteigt, zu finden, wenn die' Winkel a^ß^y, a\ ß\y 
gegeben sind ^ welche die beiden Linien bezieliungsweise mit den 
positiven^ Theilen der Coordinatenaxen bilden (auch von diesen 
Winkeln soll keiner ISO" übersteigen). Die hierzu mit Rücksicht 
auf das Vorausgdielide gefundene Formel 

^ cos 9 = cos a cos a' + cos j3 cos j3' 4" coay eosy* 

bildet die Grundlage für die Formeln der sphärischen' Trigouo« 
metriCi Es wird ein Dreieck ABC , in welchem keine Seite und 
kehl Winkel 180^ übersteigt, auf einer Kugelfläche betrachtet« 
deren Mittelpunkt O als Anfangspunkt der Cöordinaten genom- 
men wird, die Lmie OA gilt als positiver Theil der Axe der x, 
die Elbene AGB als die Ebene xy, und es wird angenommen, dass 
OB^ auf der positiven Seite d^ Axe der x, OC auf der positiven 
Seite der Ebene xy liege ; indem nun di? 180^ nicht übersteigen-' 
den Winkel, welche OA, OB, OC mit denr positiven Theil^ der 
Axen^der x, y, z bilden, durch er, ß^ y» «', ß\ y\ a", /}", y'\ der 
Halbmesser der Kugel durch r , die drei Seiten* de» Dreiecke» 
durch a, 1>, c, die Winkel durch A, B, C bezeichnet, und aus de» 
durch obige Gleichung für cosip bestimmten- drei Gleichungen 
für cosa, cosb, cosc durch Hülfe der Relationen, welche dte.hier^ 
gemachten Annahmen bedingen (z. B. a' == c, ß == + (90^ — c) 
n. s. w.), die uöthigen Grössen eliminirt werden, ersieht sich die 
bekannte Gleichung: 

cos a :.=i cosb cos c + sin b sin c cos A , 

deren Gültigkeit hlerdarch ganz allgemein insoweit bewiesen ist, 
als keine Seite und kein3Viukel des Dreieckes 180° übersteigt. 
Aus dieser Gleichung aber werden nun mit Leichtigkeit auf dem . 
Wege der RechniAg alle übrigen Formeln der sphärisdien Trigo- 
nometrie abgeleitet , und mit einer Vollständigkeit nach einander 
entwickelt, welche nichts zu wünschen übrig lässt. Hierauf folgt 
^ erst eine Cebersieht der verschiedenen Aufgaben , zu drei gege- 
benen Stücken eiires ^phärjschen Dreieckes die übrigen zu finden, 
und dann die Auflösung derselben zuerst im Allgemeinenfiir ir- 
gend ein Dreieck, und dann im Besonderen für das rechtwink- 
liclie. Wir können nicht weiter in Betrachtung des Einzelnen 



;TBM - ^»rttncrts Elemente der TrlgoQometrie. 41 

Tri^QWHiBetcaMei^ Bfniges muss derselbe andenwoher sich Bdeh- 

niiioB cIb« tt si i ii rtt Vn , k. B. wag die Theorie der krummen Flächeil ^'. 

Laf e oflo ^^waikift .«r mit diesen Kenntnissen gehörig ausgerüstet , so . 

Coordiüita r iMveine eben so gründliche als verständliche Belehrung 

r, Die EitiaHintanirsgriinde der sphiroidischen Trigonometrie. Nach 

dordiüeceluinr des Begriffes der geodätischen Linie werden die 

driickn. :: itca tiieidiungen derselben unter der Voraussetzung ge- 

Haome dnir «ts «ie sich auf einer krummen Fläche befinde, wel- 

8} Des WU«ir .i«r Annahme rechtwinklicher Coordfnaten im Allgemein 

alten i wwiu tfi» 4ie Gleichung u = tp(x^ y, z) =:; o ausgedrückt ist; 

nicht Dhcnte|t"^>6sea- Lehren der höheren Geometrie wird hier vor- 

jeeefaoiBuii •» 4^ Tajlorsche Lehrsatz angewendet. Dann wird be- 

jiMim^n lje'*i<^ hier als krumme Flache immer nur die Flache eines 

vViakehi «# tM ( wft « Hp hiiroides genommen werden solle , worauf die no- 

au üig Var im^y W^^Pg^P und Auseinandersetzungen über Meridian^ 

. Lunge, wahre* und redutirte Breite, spharoidischcs 

^r- Bcstimmungsstficke desselben und «spbaroidische Trigo- 

'i'tit'i iit M^i^^lgcn« Nur solche sphäroidische Dreiecke werden hier 

r:iri?. gji »*^jt:yrachtet , welche eine -Winkelspitze in dem einen Pole 

ttn U'iiMimftitfides haben. Bedeutet P diesen Pol, AA^P das Dreieck, 

m MIM>i^s fi^ reducirte Breite der Punkte A und A^ , Sl den Län- 

u Viih^mi;^^^^^ derselben, s die dem Winkel P gegeuüberstehende 

^r die geodätische Linie, a und a, die itir zugehörigen 

_jC in den Punkten A und Ai, und T, und W zwei Hiilfs- 

derMifei', welche ihit 9(P — L, 90° — L, , 18W — «„ und a in 

• '>^itü,\?ji?1j^n Beziehung stehen, wie die dritte Seite und deren 

^'&4W;H;i^^^^^ ^incs sphärischen Dreieckes', Uülfaüreieck genannt, 

•»««PIH^ VWnkel und Seiten sind: 180° — «,, a, 5*- und 90*» — L, 

■■^ftVfcit •*» ^> ®^ x^-^rden nun mit Berücksichtigung dieses Hulfs- 

Miica-tflS^^s folgende G^undformeln der sphäroidischen Trigonomci- 

•geleitet: 

(1) sin« cos L = sing) cosL |4 
*• ^U^ . (2) dÄ = K l>-e^cosLA d gP*; 
'''•^* (3) d8=:ari-e^cosL/.dFj . 

l^t der Halbmesser des A^quators, b die halbe Axe des Sphä- 

• iÄides, e = I — 5^ Idie Exccntricität det fcrzeugeudep Ellipse, 

^2 b * 

.ind ähnlich wird — — — = e* gesetzt Der YerC^^liminirt nun 

^1 aus den Gleichungen (2) und.{3) und bestimmt die Werthe 
-on £1 und s durch Integration näherungsweise , indem er mittelst ^ 
<les binomischen Theorems dib Wurzeln in Reihen nach Potenzen 
von e oder £ fortlaufend verwandelt mit Vernachlässigung der 
Glieder, in welchen diese Potenzen den 4. Grad überstelgeu. 



40 Mftthem^liit. 

eingeheD, Teniclieni tber, da^wir durch das Gänse überaus 
befriedigt worden sind; durcbgSngig geht der Verf. ihit der 
g^rössten Strenge und .Sorgfalt zu Werke, namentlich auci^i bei 
Betrachtung der sogenannten zweifelhaften Falle, benützt auch 
oft die Einführung Ton lluifi^wiukeln, was jedenfalls der Voll- 
ständigkeit wegen zu loben ist. Mit vorziigllcheni Interesse ha- 
ben wir gelesen, was der Verf. in Betreff des . Flächeninhaltes 
sphäi^scher Dreiecke und des sogenannten sphärischen Excesses 
Torträgt, wobei er zuletzt noch zeigt, wie ein sphärisches Drei- 
eck, dessen" Seiten im Verhältniss zum Halbmesser der Kugel, 
darauf es sich befindet, sehr klein sind, durch Hülfe des sphäri- 
schen Excesses nach den für ebeiie Dreiecke geltenden Sätzen 
berechnet werden kann. -^^ Auf eine sehr verständiichie Weise, 
doch ohne zu grosse WeiÜSufigJcelt, sind im 11. Kap. zuerst die 
Grundbegriffe der Astronomie eniwickelt , ^ und dann^ mehrere 
astronomische Aufgaben gelöst, welche eine ebenso zweckmässige 
als interessante Gelegenheit zur Anwendung der sphärischen Tri- 
gonometrie darbieten. Wir nennen zum Beweise einige der wich- 
tigsten. Wenn bekannt ist die Polhöhe, die Zenithdlstanz feines 
Sternes, und entweder das Azimuth, oder die Polardistanz des- 
selben , den Stundenwinkel zu finden. . Aus drei auf einer Seite 
des itieridlanes gemessenen Höhen eines Sterns und den Zwi- 
schenzeiten der Beobachtungen der Stuuflenwinkel, die Poihöhe 
und die Deklination zu finden. Die Polhöhe, den Stundenwinkel 
und die Höhe dreier Sterne zu berechnen, wenn man die Abwei- 
chungen derselben und die Differenzen der geraden Anfsteigtmg, 
und ausserdem die Zwischenzeiten zwischen den Momenten kennt, 
wo sie gleiche übrigens willkürliche Hölie erreichen. Aus den 
beobachteten beiden Dnrchgangszeiten eines Sterns von bekann- 
ter Deklination durch denselben Vertikal die Polhöhe zu finden. 
Dfe kürzeste EIntfernung zweier Punkte auf der Oberfläche der 
sphärischen Erde zu finden, deren geographische Längen und 
Breiten gegeben sind. Den von einem Standpunkte aus gemesso- 
nen Winkel zwischen zwei Objekten auf den Horizont zu reduci- 
rcn , wenn auch die Zenltlidistauzen tler beiden Objekte gemes- 
sen sind. 

Der' dritte Hauptabschnitt des Buches , welcher die sphäroi- 
dischö Trigonometrie behandelt; setzt der Natur der Sache ge- 
, mäss die Bekanntschaft mit den Elemente^ der Differential- und 
Integralrechnung^, sowigr der höheren Geometrie voraus; der 
Vorf. verweist in dieser Beziehung oft auf sein ausführliches 
Lehrbuch der Differential- und Integralrechnung, da das unter 
No. IL hier aufgeführte erst später erschienen ist. Dieses aber 
reicht nun wenigstens grösstentheils aus, um den Lernenden über 
das zu belehren , was ihm bekannt sein muss , damit er dem hier 
gegebenen Vortrage der sphäroidischen Trigonometrie folgen 
könne, so dass in dieser Beziehung No. I. durch No. IL ergänzt^ 



V ^ . Gnin«rt8 Elemente der TrflgoQometrie« 41 

. wird; nur ober Einiges muss derselbe anderswoher sich Beleh- 
rung verschaffen , z. B. was die Theorie der krummen Flächeil s\ 
betriift Isl; er mit diesen Kenntnisseil gehörig aiDsgerustet, so. 
findet er hier eine eben so gründliche als verständliche Belehrung 
über dieAnfangsgriinde der spharoldischen Trigonometrie. Nach 
Entwickelung di^s Begriffes der geodätischen Linie werden die 
allgemeinen Gieichnngen derselben unter der Voraussetzung ge- 
sucht, dass sie sich auf einer krummen Fläche befinde, wel- 
che unter der Annahme xechtwinklicher Coordinaten im Allgemei- 
nen durch die Gleichung n = ^(x, y, %)=: o ausgedrückt ist; 
ausser gewissen Lehren, der höheren Geometrie wird hier vor- 

« nehmlich der Tayiorsche Lehrsatz angewendet. Dann wird be- 
merkt , dass hier als krumme Fläche immer nur die Flache eines 
elliptischen SphSroides genommen werden solle, worauf dieno- 
thigen Ehrklärungen und Auseinandersetzungen über Meridian^ 
Azimuth, Lange, wahre und redutirte Breite, sphäroidlschcs 
Dreieck, Bestimmungsstficke desselben und «spMröidische Trigo- 
nometrie folgen« Nur solche sphänoidische Dreiecke werden hier 
näher betrachtet, welche eine-Winkelspitze in dem einen Pole 
des Sphäroides haben. Bedeutet P diesen Pol, AA^P das Dreieck, 
L und L| die reducfrte Breite der Punkte A und Aj , Sl den Lan- 
genunterschied derselben, s die dem Wjnkel P gegeuüberstehende 
Sei^e odelr die geodätische Linie, »und a, die ihr zugehörigen 
Azimuthe in^ den Punkten A und Aj, und T, und W zwei Hfilfs- 
grossen, welche liiit 90° — L, 90« — L,, 18»»—«,, und a in 
einer solchen Beziehung stehen, wie die dritte Seite und deren 
GegenwinlTel eines sphärischen Dreieckes', Bülfsdreieck genannt, 
dessen Winkel und Seiten sind: 180« — «,, er, ^und 90« — L, 
90« — L., F; so \i*erd_en hiui mit Berücksichtigung dieses Hulfs- 
dreieckes folgende G^undformeln der sphäfoidischen Trigonbmci- 
trie abgeleitet: 

(1) 'sing cos L := sing, cosL ^^ 

(2) d^ t= K I^ e^ cos L^ d y? 

(3) d8 = aKl — e'cosL/.dF; . 

a ist der Halbmesser des A^quators, b die halbe Axe des Sphä- 

roides, e =^ I — j^— 'die Exccntricität det ^rzeu^endep EUips^ 

a^ — b * 

luid ähnlich wird — -5 — z=z e* gesetzt. Der Verf/ ^liminirt nun 

L| aus den Gleichungen (2) und.{{)) und bestimmt die Werthe 
\on 1^ und s durch Integration näherungsweise , indem er mitteist ^ 
deis binomischen Theorems dib Wurzeln in Reihen nach Potenzen 
\;oA e oder s fortlaufend verwandelt mit Vernachlässigung^ der 
Glieder, in welchen diese Potenzen den 4. Grad übersteigeu. 



42 Mathematik. 

^ Bleibt man bei Gliedeni der 2. Ordnung stehen ^ so erhäjlt man 
anstatt der Gleichungen (2) und (3) diese neuen: 

^ = F + ie' cosff [F — co8(aHi + F) sinF] 
ß = y— 4e'Fsin a cosL. 

Hj und H werden bestimmt durch dieOleichungen : tang Il| =: — ^, 

cosH .=: -7--== . Durch Hülfe dieser Gründformeln löst nun der 
sin Hl 

' Verf. verschiedene Aufgaben, ans drei von den Bestimmungsstü- 
cken eines sphäroidischen Dreiecks die übrigein zu bestimmen^ 
zeigt auch unter Anderem , wie man aus den gemessenen geodäti- 
schen Coordinaten eines Punktes B in Beziehung auf einen ande- 
ren Punkt A und der bekannten Breite dieses Punktes die BreitS 
von B und die LangendifTerenz zwiiichen A und B finden könne, 
und fügt am Ende des Buches noch Tafeln^ hinzu , durch deren 
Gebrauch die bei Anwendung des erklärten Verfahrens nöthigen 
R({phnungen bedeutend abgelürzt werden; dei^ Gebrauch der 
Tafein ist durch vollständige Ausrechnung eines Beispiels erlftu* 
tertr Am Schlüsse dies^ Abschnittes setzt Hr. Gr. noch das 
Verfahren auseinander, welches Beasel in Schumachers astron. 
Nachr. ang^eben hat, die Grundformeln der 'sphäroidischen Tri- 
gonometrie durch unendliche Reihen vollständig zu integriren^ 
und giebt hierdach noch eine zweite Auflösung der schon früher 
behandelten Aufgabe: aus der Breite Ladern Azimuthe a und 
der geodätischen Linie s die Breite Lj , das Azimuth a, und die 
Längendifferenz Sl zu finden. Auch fügt er noch eine Erläute- 
rung der Einrichtung und des Gejirauches der von Bessel herrüh- 
renden Tafeln hinzu , welche ebenfalls am Ende des Buches mit- 
getheilt sind, wodurch die Berechnung von F und Sl sehr erleich- 
tert wird. Ein Anhang lehrt fndiich ,noch die Auflösung der 
Gleichungen des 2., 3. und 4. Grades mit Hälfe der goniometri- 
schen Funktionen. ' - , 

Wir wenden uns noch zu No. IL Wie man ans der Vorrede 
dazu sieht , ist die Abfassung dieses Leitfadens zunächst durch 
den Umstand vei^aulasst worden , dass das in zwei Theiten von 
dem Verf. geschriebene Werk über Differential- und Integral - 
Rechnung zu gewissen Zwecken für zu ausführlich gefunden wor- 
den ist ; der Verf. versiebest indessen , dass der kürzere ,<Le<^- 
faden^^ keineswegs^ als ehi blosser Auszug aus jenem grösseren 
Werke, spndern als ein selbstständiges Werk zu betrachten sei, 
ludern sich derselbe von dem grösseren Werke in mehreren we- 
sentlichen Stucken unterscheide, welche zum Theii namliaft ge- 
macht werden. Wir haben das grössere Werk nicht zur Hand, 
können also eine Vergleichung. nicht anstellen , werden aber di6 



GrunerU Elemente der Trigonometrie. 43 

erwihnten Si&cke Tonngsweise berfickaichtigen. ' Hiersu gebort 
zuerst die Entwickeluug des Taylorschen und Maciaorinschen 
' Tbeorems. Nachdem Hr. Gr. zuerst die allgemeinen Begriffe 
TOD Funktionen erklärt und dann von den Differenzen und Diffe- 
rentialen der Funktionen im Allgemeinen, und Ton der Diffe- 
renliatioD der algebraischen Fanktioneii , beides in Beziehung auf 
n^r ei/2|? veränderliche Grösse, das Nöthige mit Klarheit ausein- 
ander gesetzt hat; Jbestimmt er den Begriff der MUielgrösae 
^wischen zwei anderen Grossen, und beweist zuerst folgendeo^ 
Satz: wenn y = f(x) in der Nähe eines bestimmten Wertbes x 
der unabhängigen Veränderlichen stetig, und der entsprechende 
Wcrth f (x) des ersten J)i£(erentialquotienten dieser Funktion 
eine endliche bestimmte Grösse, aber nicht =: ist, und 
die unabhängige Veränderliche von dem bestimmten Werthe x an 
stetig sich verändern lasst; so wird die gegebene Funktion von 
f (x) an mit der unabhäiigigen Veränderlichen von x an zugleich 
zunehmen und abnehmen, wenn f'(x) positive ist, aber bei ne- 
gativem f (x) die gegebene Funktion von f(x) an zu- oder ab- 
nehmen, je nachdem die unabhängige Veränderliche von x an 
ab- oder zunimmt. Aus den unmittelbaren Folgeh hiervon leitet , 
er weiter ab, dass, wenn sowohl f(x) als f'(x) zwischen den 
Grenzen x = und'x = a stetig ist, f (x) für x = verschwin* 
det, und n eine positive ganze Zahl bedeutet, dass dann immer 

—^ eine Mittelgrösse zwischen dem kleinsten und grössten 
Werthe A und B unter allen Werthen ist,' welche die Funk^on 
--^ erhält, wenn x von x =^ bis x = a stetig sich verändert. Hier- 
aus folgt leicht, dass — —^ = ( \^i itt^ wo p eine gewisse 

die Einheit nicht übersteigende Grösse bedeutet, und eine Fplge 
des Letzteren ist wieder der Satz;^ wenn f(x), f (x), f'(x), ••.. 
f """*> (x) für X = sämmtlich verschwinden, und ebenso wie 
f"^(x) von X = bis x = x stetig sind; so ist unmer f (x) = 

X« 

-r-^-n f^°^(px), wo wieder j^ < 1 ist Nachdem nun noch 

bewiesen ist, dass von der Funktion f (x + i) in Bezug auf i 
als unabhängige Veränderliche der Differentialanotient erhalten- 
wird, wenn man f(x) in Bezug auf x als unabhabgige Veränder- 
liche differeiitürt, und dann x -f- i für x setzt; werden von der 
Grösse 



F(l) .= f(x+ - f (X) - I f'(x) - pf"(x) - 
l...(n-l) 



i» 

1 

F(»-"(x) 



44 Mathematik. 



v 



die Differentialqnotienten in Bezug 9nf i als unabhaagigre Veraii^ 
derliche bis zum n^""" genommen. Die angegebenen Resultate Inr« 
ben im Allgemeinen die Form : 

l...(nr-r— 1) . ^ ^ 

dahpr sind die leezten: F"-^> (i) = P^-^ (x +i) — f*'^ (x) und 

F«)(i) = fW(.x + i) fvergl. Supplem. zw KlägeVa matb. Wör- 

terb. 1. Abth. S. 650.). Sebr richtig wird nun bemerkt, dass liier- 

ausfolge: F(0) ~ 0, F'(0) =^= 0, F%6) =:^ u. s. w. bis F<»r»\0) 

^=s 0^ woraus dann weiter leicht sich ergleht^ dass F(i) -:= 

- !•* — 

.— ^ — r-r-.F^")(^i) sein muss, wo ^ i;^ 1 ist« Insofern aber nach 
JL • 4* • • • n ^^ 

dem Vorfaergehendeo F<"'(i) = {(") (x + i) ist, so hat man auch 

F*) (pi) = F"; (x + Qi) , also F(l) = -j-^ f ''"^ (x + gi). Setzt 

^- x.«»».n 

man hier für f(i) obige Reilie, so ergiebt sich dnrch Umstellung 

der Glieder die Gleichung: n 

'., f(x + i) = f(x) + |f(x) + j^|"(x)+...+ 

weiche das Tüylorscbe Theorem andeutet, und woraus ferner 
(eicht die andere für das Maciaürinsche gefunden wird, beides in 

der Voraussetzung, dass die Grösse ^-^ f^"^ (x + ^i) der 

Null beliebig nahe gebracht werden kann, wenn man nur n gross 
genug nimmt. Die ganze hier angedeutete Eiitwickelung ist ein- 
fach und gründlich, sowie auch deutlich, bis auf einen Punkt, 
wo wir difC Klarheit vermissen , die jsoust den Vortrag des Hrn. 
Verf. auszeichnet. Indem nämlich die Grösse F(i) wiederholt < 
diiferentiirt worden ist; kommen in den angegebenen ResulUten 
von der Funktion f(x) nur solche Difrerentialquotienteu vor, 
welche die (n — 1)*^ Ordnung nicht übersteigen; und dieses ist 
wesentlich, weil nur darauf die letzte Gleichung F "^(i) =^^ 
'f"^(x + i) gegriindet ist, worauf wieder die Richtigkeit des Fol- 
genden sich stützt. Da aber bei Aufstellung der durch F(i) be- 

|n-l 

zeichneten Reihe, deren letztes Glied — ^-^ — j rrf'""^^(x) 

1.2...(n — 1) ^ ^ 

ist, nicht etwa die Voraussetzung gemacht wird , dass die Diffe- 
rentialqnotienten der n**" und höheren Ordnungen von f (x) ver- 
schwinden sollen; so finden wir nicht, wie aus dem Vorhcrge- 



Granertt ElMiente der; Tragönonietrie. 43 

henden gehörig klair werde, dass, ureno zunSchdt der erste Dif- 
fcrentialqiiotient Ton F(i),. also Ton jedem Giiede der gedachteti 
Reihe genomincn wird , der DUTerentialquotient des lelzteo Glie- 
des f("~^)(x) gleich Null sei, und ebenso bei den folgenden Dl^ 
ferentiationen. Der Verf. schaltet hierauf einige arithme- 
tische Satze ein, durch deren Hiiife er die beiden Hauptsätze,^ 
das Taylorsche und Maclanrinsche Theorem, noch in anderer - 
Form darstellt. So findet er unter Ailderem die Gldchungi 

- f (x) ^ f (0) + 1 f (0) + ^f ' (0) + .. . + 

auf welche er. im 5. Kapitel die Ableitung des Binomiallheoremp . 
gründet; er setzt namllch f(x) =^ (1 + x)'', entwickelt die ent- 
sprechenden Werthe von f (0), f (0), f"(0) etcy und zeigt sorg- 
fältig, daiss, wenn nur — 1 < x < -f- 1 ist, der • entsprechende 

WerthTon /» -^ ,. f^°Vor) bei wachsendem n der Null 
1.2..^(n~l).~ ^ ^ 

sich nähert, und dieser beliebig nahe gebracht werden kann, 
wenn nur n gross genug genommen wird ; dieses aber ist die Be- 
dingung der Convergenz der Reihe , welche in K)l}i^er Gleichung 
rechts vom iileichheit^zeichen steht. — , Sehr angesprochen hat 
uns 3er Weg, auf welchem Hr. Gr. die difTerentiate dei' Expo- 
nentialfunktionen bestimmt, tinck diese Funktionen selbst in Rei- 
hen entwickelt. Für y = f(x) = a\ wo a pesitiv Jind nicht = 

sein soll, ist ~ = a\ --=-• Da nun nach dem zu Anfange 

des Buches bestimmten Begriffe der Difi^erentialquotient ^ =: 
f(x) die bestimmte endliche Grosse ist, welcher der Differenz- 
quoticnt j^ desto: mehr sich naiiert^ je näher A^' der Null 
kommt; so zeigt der Verf. zuerst mit Hülfe des Binomialtheorems 
angewendet auf a^x = T^ ~— --) * = IX — (1— »)J^r ^^^ 

a45l 
wenn ^x der Null|ieh nähert ,^ der Brach -— einer bestimm- 
ten endlichen Grosse bis zu jedem beliebigen Grade nahe gebracht' 
werden kann, welche blos eine Funktion von aist^ und daher 
durch 9(a) bezeichnet wird. So ergiebt sich leidit nacB und nach: 

Jl =f(x) = a^9(a), fn)(x) =.a«[v(a)P, f(0) = l, f!^(0) 
= [9W?i f^"'(px) = 9fi'[f(fi)]% daher mit Räckslcht aiifdas 



46 MalltomaftSIr. 

^' Vortusgehende: .^=,l + ^> + fl^ + f^ + ..... 

1 -1- 

< Setzt nmn hier x = — rr; ^o «reiebt sich für a'H«<> —: e die be- 

•-kaiinte Reihe, deren Samme die Grundzahl der naturlichen Lo- 
garitlunen ist, und nimmt man in der letzten Gleichung die na- 
türlichen Logarithmen , 89 findet sich 9 (a) = la, also a^ r= 1 -|« 

l!?i + W!+(^+ ^y - ffxV-a'la ^ - t^^Hx) 

T+ 1.2 + 1.2,3 + •'••' dx — ^W~^ *a^ d^a — I W 

— a^(la)\ Mit gleicher Leichtigkeit werden die Differentiale 
der logarithmischen und trigonometrischen l^unktionen, wie die 
der Kreisbogen bestimmt^ und zur Entwickelung der bekannten 
Reihen für log(l-hx), sinx^ cosx, Arctangx benutzt. Die 
Lehre von Bestimmung der grössten und kleinsten Werthe der 
Funktionen wird zweckmässig erläutert durch Auflösung verschie- 
dener arithmetischer und geometrischer Aufgaben; bei Behand- 
lung derselben scheint der Verf. zuweilen weniger^ie Binfach- 

- heit als das Künstliche der Auflösung berücksichtigt zu haben, 
z. B. bei der Aufgabe S. 86: unter allen Dreiecken mit zwef ge- 
gebenen Seiten a, b dasjenige zu finden, welches den grössten 
Flächeninhalt hat. Die dritte Seite wird durch x, derFlacben- 

- Inhalt durch y bezeichnet, die Gleichung y' r:= ^^^[4a'b' — 
(a« + b'' T— :x*)*] an die Spitze gestellt, und d urch Differentiation 
derselben u. s. w. der Werth x =^ T^a'-|-b^ gefunden, woraus 
weiter geschlossen wird, dass das Dreieck ein rechtwinkllches 
sein müsse. Bei Weitem kurzer gelangt man zum Ziele, wenn 
man den^ i^on a und b eingeschlossenen Winkel dur^h qp bezeich- 
net, und von der Gleichung y = labsing) ausgeht« Die Anwen- 
dung der Differentialrechnung auf die Geometrie enthält in Be- 
ziehung auf ^bene Curven die Bestimmung der Tangente^ Nor- 
male, Subtangente, Subuormale und des Krümmungskreises im 
Allgemeinen» und mit besonderer Anwendung auf die Kegel- 
schnitte und die Cykloide. Eihe wichtige Ergänzung des Lehr- 
buches der Trigonometrie enthält das 13. Kap., welches die Dif- 
ferentialformeln für ebene und sphärische Dreiecke entwickelt. 
Zuerst werden die Fundamentalformeln für die Fehlerrechnung 
gesucht, dann dieselben angewendet auf die einzelnen hier mög- 
lichen Aufgaben , und nachüher auch die Tcrschiedenen Fälle be- 
trachtet, wo zwei Stücke des Dreiecks als richtig bestimmt an- 
genommen werden. Der Vortrag ist überall klar, nur wäre einc^ 
bäflfigere Erläuterung durch Berechnung eines bestimmten Bei-" 
Spieles gerade hier gewiss gut gewesen, welche aber nur^ein Mal 
gegeben wird. 

In der Integralrechnung wird nach Auseinandersetzung der 
Grundbegriffe und allgemeinsten Sätze die Zerlegung der gebro- 



Grniierts Elemente der Trigonomettle, ' 47 

chenen rationalen allgemeinen f'unktiooen in einfache Briiche 
oder Partialbrüchc gelehrt; die Darstellung ist allgemein gehaK 
ten ^ wird aber auch durch Anwendung auf dnige Beispiele er«- 
läutcrt. .Hierauf folgt in^den Kapiteln 3 bis 6 in der oben bereita 
angegebenen Ordnung eine kurze aber klare Entwickelune der 
ersten Elemente der Integralrechnung; nur eine Stelle ist uns be^. 
'sonders aufgestossen, wo der Verf. zu dem Resultate schnelljer 
hätte führen können, als er gethan hat, nämlich S. 180 bei Ber 

^ dx 

Stimmung des Integrales S ^ Xh^of^ ^""^ den fall, uro c ne- 
gativ ist. Setzt; man nämlich ^ =ir, i=iJi ~c = }r^, 

x_^^ = ,, «na« + J^' = gVsoi,t Sp^^l^, = 

1 ^ dg , dz ' 

y *^ j^ >^g2 • Man hat aber sogleich S:p==^ ~ 

• ^ a.»- \' . ^ *- " . 

aber erst z' :^ -r^; — - ein, wodurch er zunächst g _ 

1 + «* . " ra + bx+cx^ 

_ 1 ^ du _ 1 
"•^ y ^r+u* "^ Tp== Arotangu, und ton da durch zurück- 

gehende Substitution findet: g «- , > Arctaiur 

. r a+bx-l-cx* r -^c ^ 

■ 2cx + b 

+ ov ^ , - , ==7> Bemerkenswcrth finden wir, was 

-^r — c f a + bx+cx^ 

bei Gelegenheit der Betrachtung logarithmischer Integrale In ei- 
ner Anmerkung über de» Integrallogärilhrnua oder das bestimmte 

Integral II. x == g^ ^ erinnert wird; Da nämlich für diesen Fall 

die Bestunmung der Constante in der Gleichung 

S^=C + l>ff.). + U+iö^+jig + 

mit beiäonderer Schwierigkeit Terbunden ist; ao bemerkt Hr. Gr. 
Folgandes. Wird e~' für x gepetzt; so ist 



4ß Mai]ica»4lk. 



w» dife SeamdflBg tw f (x) eialeiiditet OalKr fi. e~^°" — C ^h 
f (ao )^ mid deBshaüi C =^ — f (» ), weil IL c— ;:= «eia amss. 
Setzt jnaa f(£) -^ f(a) = 9>(x); w fi&i^ «idi ^(i^) = 

^emmmieB wici; » erp^tt^A ^(x) 3= ^^^ W<^ iraa^ wem 

X >• a und beade positiF dnd, sncli sewidil ^' (x) sk ^' (x) posi- 
^^ md tt^(x) > 97' (x) ist^ fcd^ildi«, wem x tob « bh stetig 
wBishfit, BBch g){\) imd ^(x) tob Mull aa stetige wadwea, aber 

dieses sdiDeller akjeoeB, und we3 Sbadio ^(oo ) = — ist; so 

fol^, dass f (x) ) — f (a) < -^ ist Ba-fidwet nma ako f (x) 

wmdh Q]ii^9 Eeäie fpr -diiefl InmciGiiaid ^ossea Werfii b tob x^ 
n&d setBt f(») = f (a) + f ; s» hat msB mm f(x)) Ins auf 

daea Fdiler «^ wddier posäiT nad Iddaer wAb —igt. 

BJe ABw^idfoigteB der lotegralredmaii^ auf die Tbearie der 
elieoea Crarea euthaliea eine ebenso ^ndfidie ak Uaare Eut- 
widcidiiB^ der aHgieasdnea FermelB fiir die Qaalr^nr sokiter 
Cmrai., die Rekdfflu^ini dfaseiben^ die Cabatio- dnes durch 
OmdrdmBg einer sok^a Cnrre «b die Abadssenaxe ensenj^eii 
Körpers^ and die CooipiaBsd^iiui der krnmaieB Oberfiiidie dwses 
lüirpers; die ^cfundeaeB FoxmeiB werdea dann fnuner aa^ewen« 
det aitf £m besondereB FäBe^ wo ^ Ovarvt einer der Ke^rel- 
odniitie oder dne C^oide ist. Ate eine fidH* daAenswerthe Za- 
^abe eriennea wk die na & Ex^ ^emacbiea AnweadnageB der 
DMIra^enOal- and lategralrec&iran^ wd dnige G^eastände der 
KatorwisseBsdiafteB; alle sind dazu ^eei^net, eine nntzfidie He- 
bung dar Torber aaseinanderg^setaEtea Lebrea zu TeranksseR, und 
auf die Tidseiti^ Aawendbuicdt und dea gössen Notzea dei«el- 
bea auümerksaai zn jutdiea. Interessant ist die %nea[t aagestelfefce 
Betraditna^ über die Gestak nad Grösse der SienenzeUea; be- 
sonders beai&tnBgBweiA dier we^ea d^ grossen Wicbü^edt der 
betreffenden Ldvea der NaturwissensdiBlt Ist der nbrige TbeU 
des Eapitek, wmib der \&£. mH vieler Sorbit die Gesetae und 
eaft^recbenSea Focaiein in Beddinnf auf die sdum bd Angdbe 
d« iubaltes ^ena^ten Gcgenstinde eatwii^dt. Die im AnfaiBige 
mSeamüd- wd IntegraHöiaBda eodfidi fie- 



Ltgcg <a>lffrl1 



uaä bmIi gcfnwdlrf Bcsoftate^ 
gern theik «b c«e AiJcito«g «g WirifriMlwig, ÜMÜt ab Nadi- 
iw3fe Jcs GcJif hf inwn dmea; a MMher WmkM «Ire et 
xv^donMig geweften, M^ die Pangr«|iliai m dum, in \ 
che» fie «^endueicM» Fanncte lAg^deitel; wmdea «uidL 

Zm StUnwe bcsaeitai wir IB Birireff 4er i 
tmg 4et BadM^ te« der Drock g«l Md 
Aracldciifn , das Fq^ akcr sdhr gna k^ 

Malcaca. Gmßtmv Wunder, 



Legen dialecti^ qu^ Gruee^rum poeiae hmcolici 
UBt BunU libri tres. Scripsit Guftavtw EAiorA« MnMmmmu 
Leipsi^, Sdmnana 1S8B. AIH n. 199 S. gr. 6. (21 Gr.) 

VantdMsidte AUMailavg kl dM vm der pliika»plikdiea 
Facoltit der Leipaiger DaiverBÜiU ^ekrirte Prdssdirlllt, aad 
Be&it Ja YieUachcr ffiasidrt Mdiilaensweithe Bekrige cor ge- 
nauem ErfowMhaag des Dialektes^ dea bkIi die bidtolkdiea 
Dlditer der Grieckea for dea cigealhüailidMa CtaraUer ilver 
verMsbledeiiea Dkitfmigwiea gebildet babea. Eiae Mkbe Ca- 
termcbaag kt geiade jetii aai aa aolkwradigirr^ je anebr daa 
Strebes dabk gencbtet kt^ das auf den kaeni Weaea daer je- 
de» DKbteagigaitmig der Bnbdiber bembeade«, nad dardi baad* 
arhrift.lkbr Aactarilat, m vdt ä^ lafiberige Vef^;idclioag et ^- 
stattet^ begkabigie Priad|p aa «ddaaea, um den jele dea 
DkkU; belreff<»d^ F.aw»ditian dieacT IMcbter aai^dMaMaff. 
W«r aaadkb das bkberi^ Va&fana der £k»a««geber dkaer 
Dkfater aut Sai^ifak dmdifafadA bat, deai Uaa et ddU^eat- 
«[aageaada, daaa^ aot AaaaabM dea ^aitedlkbea Mciaefce aad 
cadgerAaden, Alle dea Hkb^ aar ak lUtebeasacbe bebaadd- 
tea^ ader^ &lk de deaadbea ia dea Krak fkaxx Uaiemebiiag 
n^;ea, akht deajeaigea Weg daach l age a, der aalt aMigUdister 
Skberiiek aam Zkde fiUnt. Don dk fiäaea, aar wt der rieb- 
tigea^liiffafiBiiag der ekadaea Stellea beacbaftagt^ aad dabd die 
Frage mA der Aebalkbkc^ aad Tendiledeabek der 
Ckaaea dieaer padkebea Eneagdwe aft gaac bd Sdte 
wafafltea adaa dm Aarinaas dieser INdOer bergeaidk u 
wciuideanranBdaeai{;da^, aderaaa daeat fl^f da {t^ 
a. fi. £ gebildet battea. Aadere wiedenaa eAnhatea aidb^ jede 
beka Piadar «der eaad; aidi fadeade dariadbe Fana aacb ai iksti 
Didbter, selbet gegea das Aaaebea aller akea 
tn^ea, aad yeifiibrea dabd akht aeltea aat mm 
qacH^ te» de ja de» daea CMkbte biU%iea, äM de »< 



•derdeetkabteadcb 




52 Griechische Spracbforichung. 

hatte, dass diese Dichter in Hinsicht des Pialektea bestifiimteii 
Gesetzen gefolgt seien , die andere aber ein deutliches Bewupst- 
sein davon gehabt habe. Doch anch diese Heraasgeber (nnter 
welchen nämlich Joh. Crispinus , der Urheber der Genfer Ans- 
gaben, der Erste ist) folgten Terschiedenen Gnmdsatzen, indem 
die Einen diese Untersuchnng theils vom Gehör^ theils ron an- 
dern Ursachen , die Andern blos Ton der handschriftlichen Au- 
ctorität abhängig machten^ Hier erwartet der Leser eine kurze 
Angabe der andern Ursachen , Ton denen jene Gelehrten die 
Untersuchung abhängig machten. Wenn Hr. M. sodann bei den 
Namen derjenigen , welche den Handschriften allein die letzte 
Erscheinung iiber Dialektfortaaen zuweisen, Meineke deshalb über- 
geht, weil derselbe die vou den Interpreten gegen tii Auctori-^ 
tat der Bücher in den Text gesetzten dorischen Formen wieder 
verdrängte, so scheint eben dieser Umstand gerade dafür zu 
sprechen', und diess um so mehr^ wenn man folgende ron Hm. 
M. anbeachtet gelassene Worte Meineke*8 (praef. p. IV.) berück- 
sichtigt „vix certo pede in hac quaestione procedere licebit, nisi 
antea melioris notae Codices accuratins , quam adhuc factum est, 
excussi fuerint. '^ Es konnte au9h noch Wi)isowa hinzugefügt 
werden, welcher in der Abhandlung Theocritus Theocriteus 
S. 25. in der Anmkg. iiber. den Dialekt ausdrücklich bemerkt: 
est in hac re jadicium plane penes codd. 

Hierauf erwähnt Hr.-M. Harles : de dorismo Theocriteo, von 
dem er blos'sagt, tres proposnit leges. Besser es wären die 
drei Gesetze gleich kurz genannt, damit der Leser nicht genö- 
thigt. wäre , sie in jener wertblöseik und von Hrn. Kiessling mit 
Recht weggelassenen Abhandlung selbst aufzusuchen; sodann 
nennt unser Verf. Wüstemann (welcher in der Vorrede seiner 
Ausgabe p. XXI. bis XLII. über den dorischen Dialekt verhandelt) 
und zum Schluss Bnttmann's ausfahriiche Sprachlehre, und das 
Urtheii von G. Hermann Qpusc. Vol. I. p. 246. 

Es folgt Cap. II. p. 7 — 10: De ratione^ qua instiiuenda 
sit guaeatio de dialecto poitarum bucolicorum. 

Nachdem Hr. M. das Verfahren derer ^ welche genau den do- 
rischen Dialekt hergestellt, sowie derer, welche gegen die 
Handschriften die gewöhnlichen Formen eingeführt Haben , als 
unrichtig bezeichnet, imd darauf auch diejenigen, welche ohne 
hinlänglichen Grund entweder nach Willkür oder nach dem blos- 
sen Gehöre die ganze Sache behandelt haben, kurz zurückge- 
wiesen hat, geht er von dem richtigen Satze aus, dass man, 
wie überhaupt bei der Erforschung der Wahrheit niemals durch 
die Betrachtung eines einzigen Punktes, sondern nur durch die 
Vergleichung der ahnlichen und verschiedenartigen Momente et- 
was erreicht werden könne, so auch bei dieser. Untersuchung 
denselben Gesichtspunkt festhalten müsse. Dabei giebt ihm der 
AuBsproteh derer, welche wegen des Sbingels an guten Hand- 



Mählroann : Leges dialecti bncolleoraitf Ginteov. * 51 

Ehe wir f ndesg zur FHafang dies Ebizelncii Sbergehen, m&nen 
wir ^eith hier die Bemeriaing Torausschicken, auf die wir mehr* 
mals zurückkomiiiißii werden, dass diese Forschungen/ einen noch 
weit höheren Werth erlangt haben wilrdeu, wenn Hr. M. einen 
dreifachen Umstknd sorgfdtlger beachtet hätte. Wir meinen er- 
stens die fortwahrende Benutzung der vortrefflichen Ausgabe von 
Meineke (Berlin 1836), welche för jeden, der über diese Dich* 
ter TCrbiandeln will , geradezn unentbehrlich ist, welche aber Hr. 
M. nur an einigen Stilen gjenaner berücksichtigt hat , und daher 
sehr oft fehleHbafte Lesarten anfuhrt oder bespricht, die man in s 
der genannten Ausgabe bereits beseitigt findet Auch die scharf- 
sinnigen BemeriEungen toh Meineke , von denen mehre den Dia- 
lekt betreflen , würden rielfache Veranlassung zu tieferem For- 
sch^ gegeben, und namentlich auch zar niheren Beleuchtung^ 
dnes Punktes, den whr hier schmerzlich vermissen, 1>eigetragea 
haben 9 nimiich:^ welche dorischen Formen diesen Dienern 
fremd sind. Ein zweiter Umstand , der wie nn» dünkt den Werth 
diesier Schrift erhölit halben würde, Ist die Berücksiditignng d^r 
alten Grammatiker, deren Auctoritik, mag sie auch in einzelnen'^ 
Punkten wenig Gewicht haben, doch>in vielen Stücken weit hoher 
anzuschla'gen ist, als die Auctorität unbekannter SehoHaste« oder 
fehlerhafter Handschriften , zumal da aus den letztere» i» vielen 
Stellen die Lesarten nicht einmal genaii aufgezeichnet mn4.. Wir 
bemerken endlich drittens, dass Hr. M. den Lesern einen grossen 
Dienst erwiesen haben würde , wenn er übetaU die Gelehrten 
der neueren Zeit erwihnt hatte, welclie gelegentlich den einen 
oder den andern l^nnkt über den Dialekt dieser Dichter behandelt 
haben. Denn wenn wir auch eine vollständige Erörterung' des 
Dialekts in diesen Gedichten bis jetzt vermisst haben (was G. 
Hermann Opnse. VI, 1. p. 98 auch an der Ausgabe von Thomas 
Briggs zu rügen findet) « so ist doch nicht zu leugnen, dnss man 
manche treffliche Bemerkung, die daratif Bezug hat, in ander- 
weitigen SchriCten vorfindet; was selbst Hr. M. durch die Worte 
p. 7. mnltidoctiin suis quique scriptis varia fecernnt judida de 
hac dialecto andeutet. Eine möglichst vollständige Angabe die- 
ser Urthetle und Bemerktmgen an, geeigneter Stelle konnte «fem 
Leser nur erwünscht sein. 

Nach dieseii Vorbemerkungen wenden wir nne jetzt zu der 
Schrift selbst, um ihren Inhalt keimen zu lernen. Nadider' 
sdiön* geschrldbenen Dedication an den verdienten SchukiNinn 
Raschig in Zwickau, < und nach einem Index über i&i Inhalt der 
einzelnen CapÜel dieser in drei Büdier zwecknassig eingetheilten 
Untersuchungen folgt von» ersten Buche cap. L p. 5 — 7: USste^ 
ria quaesHomsy quae e)se de diafeeiOj fim thrttetürum fssäiae 
bucoüeiusisünu 

Hier wenie» lAauntlidte Heraoageber dieser Dlebter hi zwei 
Ciassen etege^beilt, von denesi die erste nicfat einmal etimM 

. 4^^ « 



Ö4 ,Grl«eliisclie Spraehfortcbang. 

K.; ferner h asdera Wörtern II, 8. ipoiviiU^ In A. E. c. ^. 1; H, 
80- xuhuog in d. Nimmt man an diesen Varianten neeh hinan 
die Bemerkung ven AjpoUoo. DyscoL'de pron. p. 324* C: xtiQd 
^0piBv6iv B bIq i pmaßdJJimai und p« 355. C. (in der Ausgabe 
dea Biaittaire 6r. Upg. dlaleet. ?on Stun p. 551.): S6ti ual 17 
timg 8itt taviy ^p xal atfoAofOivipav imfciov, ^9K£l to s Big 
$ lABtaßtillöViH^ q>m^fPtog bwpBQOidvov ^ so wird es sehr 
wabraeheh^cb, dass man an den genannten Stellen die Formea 
mi i niditnls blosse FeUer^der Handschriften ansnaeben, aoo* 
dem Tiei^iehr als die nrspr'äaglicbcn Leaarten herau^tdien habe. 

*^ie Ausemandersetzang deiachaifsinnigen Kritikers Bergk im ^ 
ein. Mns. 6. Jahrg. 1. H. S. 31. Auf derselben Seite fuhrt 
Hr. M.an: 4» pro a IV, 9. &pato a. i. Sieht man bei Gaisford 
nach, so findet man keineswegs eine blos fehlerhafte Vertäu-* 
achung des a mit o, sondern gtatt MtpaSr* a ptdtijQ die Variante 
Sq>ato i$ixi9Q. Noch auf&Uender ist S. 15.: ipro | /, 97. XvyL- 
tBw K. cf. Meiueke au der Stelle. Wollte Hr. M. ein Beispiel 
für die Vertanschung des | mit % anf&bren, so war paasend XVII, 
37. ICByialioxo P«, Ferner wurde Ref. p. 15 als Beispiel einer 
Vertauschung des q mit v die Form nlnlvv^ai aus h. au L» 150.- 
nicht ohne weitere Bemerkung unter die handschriftlichen Fehler 
gczfthlt haben ^ da der Infinitiv %mXv6^ai noch nicht über jeden 
Zweifel erhoben ist^ wiewohl jetst Lobeck Pardipp. 11, p. 548. 
dieselbe Form noch aus Foll. VII, 38. nachgewiesen hat Wd-. 
terhin wundert sich Ref. ala fehlerhafte Vertauschung des 
0,mit r wifh' tv^iti%hv aua S. zu VI, 9. angeführt au sehen, 
da dodi Hr. M. S. 74 die Form mit r, wie in andern Stellen^ ao 
auch in dieser ala die richtige hergestellt wissen will. Noch 
einiges Andere, was wir uns angemerkt haben, wollen wir jetzt 
übergeben, und erwähnen nur noch, dass Hr. M. als Resultat 
über die allgemeine Vertausdiung der Buchstaben aufstellt üitio- 
$ü$imo8 codiee» esMe A. C. K, F. W. a. e. k. 10. In Hinsicht 
auf die Mailänder Handschrift K. können wir nicht beistimmen, 
da der hohe Wertb derselben durch die Tiden trefflichen Lesar- 
ten so unbestreitbar herrortritt, dass die wenigen Sdireibfehler 
kaum in Betnicht kommen können. Im Folgeoden führt Hr. M« 
tammtliche Stellen an, wo in den Codd. bi uiä 17 vertauscht sind^ .1 
besonders in folgenden drd Verbalformen, 1) in der zweiten 
Person, 2) in der dritten Person, 3) im Infinitiv. Wir Wollen 
bks die kldoen Unrichtigketten verbessern, da über ^ese Fer^ 
menbildung selbst weiter unten die Rede sein wird. S. 17.: Ue- 
betsehen ist die SteUe VII, 83. sumovdrjg S. 1.; bd X, 1. mszov- 
9nQ fehlt der Ck>d. F.; ib. 5. (soU 3 heissen) hat A. Asovofi^g; 

ib. fehlt V. 38. UbI^s k. und bei VOI, 10. viHMBig. 9. Unter 
die Bdspiele von der dritten Person S. 18 haben sich unredit^ 
Wdse auch drd Imperative zweiter Person eingeschlichen , näm- 
lich U,. 14. ÖTcädfi} XV; 13f u. 56.9d(föti. Andere brrthilmer 



Mültlauuiii : Leg^is duiltcll' bato ABoaim Gtaecor. ^ &5 

sind : I^ 54. vad^i; k stett K, was kein Druokfebl^r ist, dt Hr. BL 
sehr überfiichtlidi die Handtchriften ia besUiiimte Colonnea ge* 
bracht, und diese diireh Pankte beselchpet hat; 11, 26. ist dm 
Kichti^e: afia^ißv^ A. P. k.; fux^vi^ c; VI, 16. ^fQvyijtehH 
cod. m.; überhaupt aber scheint dieses Beispiel unpassend evi 
sda, da ^vy^ nicht au9 ^v^u entstandto, sendera vrahiN- 
scheinUcli ak Clanjunct bei dem nur das iota subsc. weg^lassen^ 
aufzufassen ist, welchen modus auch Meiaeke, and nach diesem 
Bach in seiner aweckmassifen Antfiolofie (HaanoTer 18S8)^ wo 
dieses Gedieht p. 149. gelesen wii'd, aafgeaolmaen haben. Anch 
V« 28. oiöt^ aufsaaehmea wSrde Hr. M. wohl Bedenken getra^ 
gon haben, wenn er Hermaun*s Note au Eurip. Iphig, Aulid. v« 
77. berücksicfatift hatte; in Meioeke's Ausgabe fehlt das iota 
subsc. I nadisutrageu haben wir nach diesem Beispiele VII, 14. 
id»^ S.; XV, 35. hat kzovtoimvi mit ausdriicklicher Bemerkung; 
dock um knrs au sein, wollen wir Mos dk. Stellen bemerklidi' 
machen , wo bei Hrn. M. im Veigleich mit Gaisford oder J. A. 
Jakobs unrichtige Angabe» stehea, namtieh VII, 66; I, 139; S« 
19. I, 40; V, 28; ib. 33; X, 38; au XI, 1. fehlt m. Voin In-' 
finiüv. 1, 102. in Hinsicht 6ea cod. c. ; V, 10; ib. 28; X, 20. fehlt 
k; ib. 65.^ ib. 71. 

Jetat folgt die dritte Untersudiung dieses Cüpitels, unstrei- 
tig eine d^ wichtigsten in der ganaen Abhandlang, nSmlich die 
Untersuchung de effinUüie aodicum ewumqne famiiiis. Hr. M. 
theilt sämmtlidie bis jetzt Tergüchenen Handschriften in drei Fa- 
milien ein , spricht dann über das Verhiltniss derselben au einaur 
der, und giebt mit der nöthigen Ordnung und Auaführllehkeit 
die Stellen', wo jede Famäie mit sidi luui mit Atn beide» ander» 
übereinstimmt. odei' abweicht Zuletat ?erhaadeU er noch über 
neiui Handschriften, dieser bei keiner Aßr dr^ FamtKen nüt ' 
Sicherheit imterbringen kann. Da. diese ganae Unterauciiung von 
jedem, der sich mit diesen Dii^tem genauer beschäftigt , die 
sorgsamste Beachtung iferdient , ein Eingehen in das l^nzelniB 
aber, ohne weitiäuftig ad werden » nicht wohl.m&glich ist, so 
wollen wir auch einige Bedenken , die uns über die Handschrif- 
ten 9 in der ersten und über die Rand^hriftea dcf dritte» 

c 
Familie entstanden sind, jetzt unterdrücken, indem wir näch- 
stens an einem andern Orte die ganze Erörterung genauer he- 
ruckslchtigen werden. Wir wenden uns an item vierten Capitel 
(p. 52 — 57): d^ dialecto singularnm aliquot carmimim Theo- 
crüu^ 

Es sind diess das 12., 17. und 22. Gedieht. Nach sorgfaltiger . 
Besprechung aller Momente» die hier ia Betrachtung koflMuoii' 
stellt sich als Resultat heraus, dass diese drei Gedichte, welche 
den Charal^ter von Hynmen au sich tkagen , nicht im gewöhnli- 
chen episdieu Dialdite geschrieben sind, wie sie seit Vakkenar 



56 Grieeiiiselie Spraebtorfohaag. 

In den meisten Ausgaben stehen ,' sondern dass sie vielmehr einen 
Dialekt enthalten, quae legibus quibusdam admixtaa habet Do- 
ricas formas. Des bessern Verständnisses wegen ist mm Tom 
12. Gedidite der nach did^em Grundsätze revidirte Text abge- 
druckt mit nntergesetsten Varianten ans den Handschriften und 
alteii Ausgaben nebst Angabe der Stellen , ^welche dnrch Oonje- 
ctur verbessert sind; vom 17. und 22. Gedichte aber sind Mos die 
dorischen Formen angeführt, welche auf handschriftlicher An* 
ctorität beruhen. Da das Princip, nach dem diese 3 Gedichte 
hier beurtheilt werden , ohne Zweifel das richtige Ist, so haben 
wir nur im Einzelnen Folgendes hinzuzusetzen oder zu berichti- 
gen. Zu dem, was beim 12. Gedichte in Beziehung auf Wüste- 
mann's Grundsatz (nt invitis codicibns nihil mntetur) bemerkt 
wird, konnte Hr. M. noch hinzufügen, dass wir seit Heinslus 
V'oraussetzung Ton einem ionischen Verfasser nicht einmal wissen, 
ob niclit die Handschriften in den einzelnen Stellen noch mehre 
dorische Formen darbieten, so dass wir also, um einem solchen 
Grandsatze treu bleiben zu können, erst einer genaueren Angabe 
der Handschriftlichen Lesarten zu. diesem Gedichte benöthlgt 
sind. Im griech^ Texte steht t. 1. zplty statt tglta (was Hr. M. 
selbst p. lOJ» Terbessert)» v. 2. ist aus Conjectur yt^giö^owi ge- 
sdirieben; uns scheint die Form yuQäöiCOViSiV hier eben so unan- 
tastbar als unten t.23. i^iXovöiV wegen des an beiden Stellen nö- 
thigen V itpslK , was die auf ovti, ausgehende Form nicht duldet. 
(Vgl. den Grammatiker in Cram. Anecd. f. p. 147). Hr. M. ist 
inconseqaent, wenn er S. 90 Z. 11 in dem CItate unserer Steile 
wieder i%ikov^v sclireibt. v. 8. wundem wir uns, dass Hr. M. 
nicht fpayov aus H« Steph. min. und' einigen andern Ausgaben auf- 
genommen hat , zumal da die graTÜas in diesen Gedichten , Ton 
der S. 57 die Rede ist, auch hier die erste Silbe betrüHt. In der 
Verbesserung der Verse 12 — 16, wo Hr. M. ebenfalls die dori- 
schen Formen herstellt, können wir nicht ganz beistimmen, son- 
dern wir glauben , dass solche eingeschobene Gesänge ihr ficht 
episches Colorit, in dem .sie offenbar erscheinen, auch in der 
6edanken/br^ ausgeprägt bewahren müssen, und tragen daher 
kein Bedenken, ausser hXqnvriXog vaiA ukkriXovg^ was auch, Hr. 
M. unyerättdert gelassen hat , die gewöhnlichen Lesarten itpllT]^ 
eavy Tor (fiir itpiXaöotv ton und qpUa^Ei^ fuhrt Hr. M. Ben. 
2. an, es sind aber blosse Qoiqecturen), ox (fiir ok mit Meineke) 
als das Richtige anzuerkennen. Nur in Beziehung auf das Verb« 
tpiXiio könnte die Sache noch streitig sein , weil dieses sonst re- 
gelmässig bei der Flexion in a übergeht. (Ausserdem hat hier 
'auch Hr. M. v. 16. das sinnlose naXtu, stehen lassen, statt des von 
den meisten und besten €odd. gebotenen Ttakiv^ was den passen«^ 
den Sinn giebt, idass das goldene Zeitalter damals zuVtickgekehrt 
sei.) Ferner halten wir auch t. 20. die Conjectur tt 6a und reo 
für unnöthig, t. 23. fehlt in den Varianten die Form fLaxiff ^ und 



Mttlitmaniit Leget ^ialecti bocolicofan Graecor. ^ 57 

iity muflsle genauer angegeben werden. Gelegentlich bemerken 
wir noch, dasa Hr. M. im letsten Verse dieses Gedichtes mit 
Recht die handsehriftliehe Lesart tpavXov beibehalten hat, da es 
ganz unnöthig scheint , das von Schäfer und Gräfe Torgeschlagene 
(pavkog mit M^ineke in den Text sti setzen ; wir müssen es je- 
doch roissbiltigen , dass Hr. M. auch die in den neuem Aosgaben 
sich findende ftilsche Interpunktion aufgenommen hat, welche der 
richtigen Auffassung dieser Stelle durchaus hinderlich ist. Liest 
man dagegen xQ^^ov bis diffVQciiiOißol ohne alle Interpunction 
und verbindet man iti^vfi^v eng mit xQVöov (was auch Wüste- 
mann will, wiewohl nach unserer Meinung mit unrichtiger Erklä- 
rung), so erhält man folgenden höchst passenden Sinn: mit wel- 
chem (iydisdien Steine) die Geldwechsler das ächte Goid, wefm . 
'es tiicht verfälscht^ist (fti/ als Bedingung), als solches erproben^ 
' Bei der jetzt folgenden Apgabe der urkundlich beglaubigten 
dorisdien Formen aus dem 17. und 22. Gedichte finden wir Meh- 
reres , was wir nicht hiiligen können. Erstens sehen wir keinen 
hinlänglichen Grund ^ warum Hr. M. blo£r beim 22. Gedichte 
ausser den Handschriften audi die alten Ausgaben berücksichtigt, 
dagegen beim 17. dieses gän^Uch unterlassen hat. Zweitens 
▼ermissen wir die ausdrückliche Angabe, dass uns in den alten 
Ausgaben auch eine Menge dorischer Formen Torliegen, von 
welchen wir wt?gen der mangelhaften und unToIiständlgen Varian- 
tensammhingen zum Theokrit die ursprüngHche Quelle noch nicht 
nachweisen können. Drittens war zu erwähnen , dass Winterton 
ausser den angeführten noch mehrere andere Dorismen in diese 
Gedichte einführte, für welche aber eine spätere Vergleichunj^ 
der Mss. die diplomatische Bestätigung fand. Fiertefis endlich 
ermangelt die ganze Aufzählung der Ton dem Verfasser bezweck* 
ten Vollständigkeit , die gerade hier ein tiothwendiges Erfordcr- 
niss war, weil von der grösseren oder geringeren Anzahl der Do- 
rismen attch das ausgesprochene Urtheil seine grössere oder ge« 
ringere Gewissheit gewinnt, und weil Andere, die ähnliche For- 
schungen anstellen , leicht mit Sicherheit auf solche Aufzählun- 
gen sich verlassen. >Rcf. will daher jetzt das gegebene Verzeiehr 
niss im Sinne des Hrn. M. TervoUstandigen , jedoch so , dass er 
blos die Verse und Wörter nennt,, die Aufzählung der Hand- 
schriften und alten Bücher aber, die jeder bei Gaisford oder J. A. 
Jacobs nachsehen kann , übergeht. Inii 17. Gedichte fehlen ^. 9. 
vXaToptogj v. 19. aloXoßlrgag. (Nebenbei bemerkt Ref., dass 
ihm diese von den meisten und besten MSS. gebotene Lesart, 
welche mit den Jieuem Herausgebern auch Meineke verschmäht, 
die richtige zu sein scheint. Der Dichter hat wohl dem Alexan- 
der dieses Beiwort gegeben in Beziehung auf das Diadem oder 
die bacchische Mitra, mit welcher man ihn oft auf alten Münzen 
und Bildwerken dargestellt sieht, lieber die sonstige Verwechs- 
lung in dieser Stelle vgl. man amdoge Beispiele bei Lobeck. Para* 



^ 



58 GTieebUch« Spräebforccbao^» 

L'pp. r. S. 240.) ▼• 38 9^ra«i(ffy, v. 46 %f»ti «; 048 ausser v&^a 
auch t^crtt, t. 50 vaovy v. 67 z^äAot^ und Ixl^MWy v. 74 fehlt 
hinter A noch e, v. 75 o%aiü (was Hr. M. selbiit bei anderer Ge- 
legenheit S. 145 erwähnt), t. 106 y^uVi v, 107 ateht auch fiaai, 
was zu T. 127 gehört, man vermisst aber fivpfiaxcn^, t. 115 
düdovtiy V. 128 lq)9liia und väg^ v. 129 fvrä^ t. 130 ifv£(^ 
yoiüa^ r. 132 x^€^ot<fcr. 

Zu den von Wiaterton in diesei Credicht eiogeßigten Doris* 
men, die keine liandsehrfftliche Auctorftät haben v sind noch hin- 
zuzufügen V« 33 &fOv%$^ T, 42 q>ikBol6(X£f t» t^2 a Sk, v. 124 
atixdg* 

Wir kommen »m 22. Gedichte , wo mit Rticksicht auf Hand- 
Schriften und alte Ausgaben folgende Formen tibersehen sind: 
T.l alytoxm^ v. 2 if^t^liiv, v.18 duol^yovt, r. 23 ^«tolöh 
V. 26 afLipotiQwg^ t. 31 vms^ y.36vlav, v.37 xitQ^, v. 47 
eiScfgsl'g, V. 49 i&caöa»^ t. 77 xo^Aco ^v6a%ipt0g^ v» 90 pa- 
Xav^ ▼. 105 oekayBlg^ \. 106 re^aAo<fiv, ▼• 111 Mnatog^ t. 
114;^pota, V. 124 xkä^$v^ t. 147 und 148 ir|»rv, t. 146 siM^iU« 
— £it{iQta — ^AXtg^ t. 157 tüiiaXog^ v. 158 MköödpiK. uxzcif 
V. 168 S;to«''5 T. 198 nkttyBlg, v. 205 fiov, t. 208 Ms06avu}g^ 
V. 214 jiijdag. äfiBziQOig, v. 220. at/rcr^. 

^^ fol^t Caput F. ile univer$a poeiarum bucoliearum, 
quae esstant carminum dikrUmendi ratione S. 58 -^ 60« 

Ausgehend von 6. Hermann's (Opusc. I, 246.) BemerkuBg^ 
^aas in jeder spätem Pee«e sich mehr oder weniger Spuren des 
epischen Coiorits vorfinden^ unterscheidet Hr. M. awei Hanpt- 
classen ^ von denen jede in zwei besondere Abtheilungea aus ein- 
andertrittv nämlich: 

I) gemts Dorica diidiectoserlptum colorem ab epicis ducit und 
zwar 1) exqutsidioribns tantam legibus; 2) welche einen liberio- 
rem epici sermonis usum gestattet II) genus epica dialecto-seri- 
ptiiin colorem a Dorica ducit, wovon die erste Abthdlung plane 
oommani epicorum dialecto geschrieben sd, die zweite aber co- 
lorem duoat a Dorica dialecto, worauf die Gedichte aufgesätilt 
werden, wie sie zti jeder einzelnen Glasse dieser EintheUung ge- 
hören; liur haben wir bei dieser Aufzählung dos 5«, 6., 7. und 21. 
Epigramm, des Theokrft vermisst, welche bei keiner dieser Clas- 
sen angegeben sind. Wenn sodann noch hinzngefiigt wird, das» 
die iioMschen Gedichte (das 28. und 29.) des Theokrit in dieser 
ganaea Untersuchung nicht berücksichtigt werden , so lasst sich 
zwar im Allgeoieinen mit Hm M. darüber nicht rechteUi aber das 
scheint man doch erwarten zu können, dass Hr« M., um diese 
Nichtberücksichtigung zu reditfertigen , wenigstens fim» kiir^e 
Bemerkung gemacht hätte, über das engere oder entferntere Ver- 
wandtschafts -VerhäUniss, in welchem nach seiner Ansteht der 
äoliscfae Dialekt zu dem l>onscliea erscheint. Diese Forderiuig 
dringt sich unwillkürlich auf, wenn man die verschiedenen u»d 



MttliloiAiis: Legeli dialeett bnci^ileoraiii GraHcor« ^9 

zn^ Theil abenteneriieheii Ansichten der Gelehrten über diess 
Verhaitnis« näher in Betrachtung zieht. Maa vgl. die genaue 
ZiismnmeBstellnng und Beartbeiiung bei Giese : über den Aeoli- 
soben WühAt S. 61 ff. 

Die jetct folgende Beatreitinig einzelner Ansspriiche von 
T^ügtemann scheint iinnöthig zu sein,- da es natiiriich ist^ dass 
das Princip des Hm. l^üstemann, welches Mos die Handschrift 
ten als dievNorm in der Herstetlnng dorischer Formen .anerkennt, 
auch auf das U.rtheil über die dnzelnen Classen dieser Gedichte 
seinen Einfluss äbt, weAalb Hr. M. za weit geht, wenh er Hnt» 
Wustemann geradezu der Principlosigkeit beschuldigt, wenn auch 
bei ihm Inconsequens in der Durdifuhrung seines Principes nicht 
zu Terkennen ist. Zweckmässiger nnd zu grösserem Nutzen der 
Sache' seiiist wäre es gewesen', ^wenn Hr. M« seihe höchst ein- 
fache und ansprechende Eintheiinng noch mehr in Bezieiiting auf 
einaidae Gedidile (z. B. auf das ia,SO., 21., welche Ref. wegen 
des entschteden dorischen Gepräges zur ersten Unterabtheilung 
rechaeii möchte) gerechtfertigt, und dabei die bisher gehräncb^ 
liehe Eintheiinng berücksichtigt hätte , wie sie sowohl v^m den 
Herausgebern,' als auch in den, bekannten Monographieen von 
EichstSdt (admnbratio quaestienis etc. 1794); Hepner (de variis 
llieec. Idyll, generibns in Seebode*s Nencm Arch« £.^Phtlol. u, 
Päda^/1827 2. Jahrg. 3. H. S. 9&--.ie8 und theHweise Termehrt 
abgedruckt zu Berlin 1836) und kürzlich mit feinem Takte von 
Ber^ Im Rh. Bfuseurä VI, l.'S. 23 — 28 ausftHirlicher behan- 
delt worden ist. Denn gerade diese nach dem Inhalte aufgestellte 
Trennung in bukolische, 'mimische, und Gedichte TÖn verschle- 
denem Inhalte oder , wie Bergk auf beifaUswerthe Weise zn ^en 
beiden früheren hinzufügt ^ in Lyrisdie nnd epische Gedichte, 
würde die'Eintheilang des Hm. M. theilweise in ein desto helle- 
res Licht.gesetst, zum Theil aber auch im Einzelnen naher hhh 
tivirt, und dargethan haben, wie die Gedankenform. stets durch 
den Gedankeninhalt bedingt wkd. 

Das 6. Capitel ä. 60—63 behandelt die allgemeinen Gesetze 
iiber den Dialekt dieser Dichter, und stellt folgende drei Regeln 
auf, die sich auf sämmtliche Gedidite beziehen: die Versehie-* 
denheit der Formen liän^t ab 1) vom Metrum. (Als Beispiel 
wird unter- andern auch aus 11, 115. £gpd'a£a angefiihrt, woför 
lief, aus dem cod. S. lieber. Iq>^d66u schreiben würde, worauf 
aueh 5 andere Handschriften fiihren.) 2) von der varietas rer- 
8U8 hef'oiei cenßincta cum soni suavUate^ was durch die Geni- 
tivforoien auf ai, ov und olo erläutert wird. -(Hr. M. hätte auch 
noch die Accusativfiormen auf &Sf vvg und os hinzusetzen kön- 
nen, woTon wir weiter unten Gebrauch machen werden,) 3) Die 
Form ^nes Wortes, wenn nkht eine der beiden vorhergehenden 
Ursachen Statt findet , bleibt in demselbcM Gedichte immer die- 
selber 



60 ' Grieeliiioho SpraoBtorichang. 

Da wir diese drei Gesetse aus ToUem Herzeil untersehretb^n, 
80 wenden wir uns sogleich zürn zweiten Buche , weiche« noch 
dadurch einen besondern Werth erhält^ dass Hr. Af. an geeigne* 
tem Orte mehrere Stellen dieser Dichter ausführUcher erläutert 
hat. Auch hier werden wir, um nidit zu weitläufig zu werden, 
Torzügiich diejenigen Punkte hervorheben, bei denen wir etwas 
zu ergänzen oder zu berichtigen haben. Die beiden ersten Ca- 
pitel S. 63 — 75 handeln über die Voeah und Consonänten^ in- 
sofern diese diejenigen Sylben betreffen, welche nicht Endsjl- 
ben sind, und zwar ist dabei die Ordnung des Alphabetes ange- 
wendet, so dass sogleich ersichtlich ist, auf wdche Weise diese 
Buchstaben entweder weggeiaBsen oder gesetzt oder mit andern 
vertauscht werden. Jeder Bemerkung sind Beispiele beigesetzt. 

So richtig und schätzenswerth nun auch diese Zusammenstel- 
lungen und Erläuterungen im Allgemeinen sind , so findet sich 
doch Ref. in Beziehung auf Einzelnes zu folgenden Tier Bemer- 
kungen veranlasst. Erstens hat Hr. M. nicht immer die oben vor- 
getragene Elntheilnng der Classen streng im Auge behalten , so 
i% dass unter manchen Rubriken auch aus solchen Gedichten Bei- 

^. spiele stehen , die für den angegebenen Zweck- als unpassend, er- 

^ scheinen. Zweitens sind hier und da Regeln aufgestellt , die bei 

näherer Prüfung nicht die Probe bestehen , was tbeilweise in 
einer zu subtilen Disthiction seinen Grund zu haben scheint. Denn 
auch für diese Forschungen gilt Hermanns Ausspruch Opusc. 
VII. p. 102. Tenendus in distinguendo modus, qui justus sIt. 
Sunt enim quidam ita ad distingtiendum proni, ut finem iofvenire 
neqneant. At id est male distinguere. Drittens ist bei der Aus- 
wahl der Beiüipiele nidit überall mit der nöthigen Kritik zu Werke 
gegangen, weslmlb man mehrmals auf Worter stösst, welche in 
, den angeführten Stellen eine falsche Lesart enthalten. Viertens 
vermisst man die Vollständigkeit der Beispiele da, wo dieselbe 

^ ^ nach ausdrücklicher Angabe bezweckt wurde. Zur Bestätigung 

des ausgesprochenen Urtheils einige Beweise« Unter dem Buch- 
staben 7^ wird S. 64 als erstes allgemeines Gesetz aufgestellt, dass 

m die Bukoliker in den Eigennamen mit Ausnahme derer, welche 

bei ihrem Volke sehr im Gebrauche waren, das fj nach epischer 
Weise beibehalten. Hier ist es zuvorderst auffällig, dass die Ei- 
gennamen ak besondere Eigenthümlichkeit in Betrachtung kom- 
men, da doeh auch sie dem allgemeinen Gesetze der Analogie 
unterliegen roiissen, und auch Hr. M. im Folgenden zum Thcii 
dieselben Eigennamen als Beispiele erwähnt, die hier vorkommen 
wie z. B. S..67, 2, b. MitvXava. [Meiiieke, und nach ihm Bach, 
ist in der Schreibart dieses Namens inconsequent, indem er 
Thcocr. Vll, 52. 61. MvuL Dagegen Mosch. 111, 93. Miwl. 
setzt , das erstere hat grössere Auctorität durch Inschriften und 
Münzen.] Sodann fragt es sich, welches die Eigennamen* sind, 
die bei ihrem Volke sehr im Gebrauche waren. Sollten denn.z. B. 



M äblnitiBii : Lege» dialecli boealieoram Graicor« Ql 

'JiMfifj^ag^ Kv9ij^^ H^lXMai u. ä., die der Yeif. xer Bestäti- 
gung seiner Regel anfährt, weniger im Gebrancli gewesen sein,' 
als die unter den Ausnalimen angeführten SQU66a^ ^Jf^avtr^ 
JSsXdva und andere? Sieht man ferner auf die Ausnahmen selbst, 
so ist deren Anzahl so gross, dass sich die ganze Regel unmöglich 
als haltbar beweist ; denn Hr. M. hat keineswegs alle Ausnahmen 
angeführt, Ref. will nur zu jeder Dedination £in Beispiel nach- 
holen, zur ersten Mseödvu XXIf, 58.; zur zweiten Mlkatov 
XV, 126. Epigr. 7, 1.; zur dritten ^MigXXU, 156. Auch für 
die Regel lässt sich Manches erganzen, wie ^ifcn ans Mosch» 
Epigr. 4. Endlich mossten die aus rein epischen Gedichten ent- 
lehnten Beispiele wegbleiben, well es sich von selbst versteht, 
dass, wo Alles epische Formenbildung zeigt, auch der Eigen-* 
name sein i^ nicht rerandern kann. So TtjUtpaioei/ Mosch. II, 
40., nrjvsieSi XXV^ 15. Ausserdem sind qoch die aus beiden 
Stellen angeführten Formen falsche Lesart. Denn Mosch. II, 40. 
[und 42^] hat man nach Meineke's Vorgange ans F. N. Ts/As- 
^adöay und v. 42. Tfjkeqmaööa zu schreiben; und in der zwei- 
ten Stelle verlangte Metrum und Dialekt wenigstens mit Heyne 
UfjVBOv zu setzen, wie bei Meineke steht, indess ist die Vulgata 
ganz richtig. Man vgl. O. Militär in den Göttinger gelehrt« An- 
zeigen 1838 S. 1345 ff.; F. 6. Schneidcwin : Conj. critt. Insnut 
Ononis Thcbani Antholognomicl tituli VIII. (Göttingen 1839) S. 
1«8 und R. Unger: Thebana Paradoia (Halle 1839) S. 126 f. 
Wenn unter der dritten Declinatlon bei 'Itjowv XIII, 16. hinzuge* 
fugt wird, dass man vielleicht 'laömv zu schreiben habe*, so 
dürfte Wohl die Bemerkung nicht nutzlos sein ^ dass die Form mit 
a die gewöhnliche, die mit 17 dagegen die dichterische sei, und 
desshalb den Vorzug zu verdienen scheine. Andere Beispiele 
giebt Wüstemann zu IX. 32. und Epigr. VII, 2. Buttmann Ausf. 
Sprachlehre § 27 A. 15 und Th. IL p. 389, wiewohl Letzterer 
nicht gerade ^Ii^6wv erwiihnt, und das bei Pindar^orkommende 
^Jä^cDv die Sache fiir dieses Wort wiederum zweifelliaft macht. 

Richtig ist die zweite Regel , dass die abgeleiteten und zu- 
sammengesetzten Wörter den Vokal ihres Stammes behalten ; nui: 
sind in den angeführten Beispielen einzelne Unrichtigkeiten z. B. 
jid'avula XV, 8., wo dieser Name gar nicht vorkommt , vielleicht' 
ist uaQttQog gemeint. Zu Ji^iddpLSiva (soll — ff£ia heissen) ist 
Bio XV, 22. ^nznzufügen , und bei ptalonag^og (Druckfehler 
statt ixakondQ7[i<>g) XXVI, 1. war Meineke's Note zu beachten. 

Das dritte Gesetz , dass 9/ im Anfange, wenn es den Spiritus 
lenis habe, nicht in cc übergehe, dagegen in a verändert werde, 
wenn das Wort mit dem spir. asper geschrieben werde. -*• Dieses 
Gesetz, verbunden mit dem vorhergehenden hat den Ref. auf die 
Vermuthung gebracht , dsds man vielleicht audi 'j^yBovccKTt, VII, 
52. 61. 69. mit dem asper schreiben müsse, zumal da dieser Na- 
me , dessen erste Silbe lang ist , nur aus ^yoviiat^ nicht aber aus 



Sy& entttanden sdn fanm. Von den einxelnen Beispiden bd Hrn. 
M. war tar aßag die Sftelie^V^ -109. entweder <|^z xn vb«*gehen, 
oder mit einer Bemerkong sn yarsehen^dass die Lesart sweifelhaft 
ist, v^ Meinefce z. d^ St. nnd Hermann in d^ Zeitschr. f. ^. AI- 
terthomaw. 1837 p. ^8, nnd fSr afuv war statt V, 116.<, wo die- 
ses Pronomen gn nicht gelesen wird, Yll, 11. oder eine andere 
Stelle zu setzen. Femer ist Scdstai Bio 1, 89. Missverstandnisa» 
da Jüer ^dara» stellt; passend fnr den angegebenen Fall war 
adsto aus Th. Ep. XYI, 5. Bei ^gag könnten noch XXIY, 79. 
nnd einige andere Stellen hinzugefügt werden , und fnr Suata 
^ar wegen der yersehiedenartigen Beispiele, welche ang^hrt 
werden, bepser aiueg zn schreiben. Ebendaselbst fehlt nach XI, 
59. das Wort dtig. Znletzt liest man: Verbum ^um II, 15. et aWn. 
Die genannte Stelle aber hat gar nicht das Verb. ^xo. Vielleicht 
meint Hr. M. II, 4.; aber anch hier, hat Meineke ndtJledit aus 
dem cod. K Zxct aufgenommen. Femer XIV, 50. , was etwa Je- 
mand anfuhren könnte, steht fxoi blos in Einer Handschrift. 
Kritisch sichere SteUen sind iJ^ä IV, 47.; iJlci^XV, 144.; ff|sft 
(^elidcht tilgst) XXm, 33.; mtv Mosch. H, 1. 

Für das yierte Gesetz, dass nämlich das ti in der vorletzteii 
Sjlbe zweisyiblger Substantiva in a übergehe, wQrde Ref. ausser 
den angezogenen zugleich mehrere derjenigen Beispiele anfuhren» 
welche Hr. M. S. 68 bei der dritten Deciination unter a ang^ohrt 
hat, als 6äiia^ väfia und dazu noch fidzi^Q II, 146« (und sehr oft)^ 
auch bei den Ausnahmen fehlen Beispiele wie xQipclg XV, 6. ; 
ötijd'og XV, 108. ; xTjgog XX, 27. Dias Wort ft^xdg (nicht ^ifzcrg) 
ly 87.; V, 100., hat wahrscheinlich deshalb sein ij biehaiten, weil 
es Naturlaut Ist. 

Jetzt giebt Hr. M. diejenigen Gesetze an , welche er fnr die 
einzelnen Classen^der Wörter in Beziehung auf tj aafgefhnden 
hat , und wobei wegen der zn vielen Distinctionen mehrere Bei- 
spiele wiederkehren ; welche schon rorher unter andern Regeln 
erwähnt wurden. Manches war auch ganz wegzulassen oder mit 
Passenderem zu vertansc^hen, z. B. OiXijtäg (nicht q>iXifeag) 
Mosch. III, 99. , da die 6 Verse, aus welchen dieses Beispiel ge- 
nommen ist, nicht von Moschus, sondern (wie Naeke in der 
Schulzeitung 1828 Abth. II. Nr. 100 unbestreitbar bewiesen hat) 
▼on Musurus. herrühren. Auch an andern Orten hat Hr. M. aus 
dieser unächten Stelle 'Beispiele angeführt, wie S. ^, 126. Fer- 
ner war zu tilgen S. 68 [tskiXT^QO} XX, 27., da der griechische 
Sprachgebrauch durchaus die Trennung In (lili 7ifiQ& verlangt. 
Denn an eine Abundanz der Partikel ij zn denken , welche noch 
KicssUng und Wustemaqp z. d. St. annehmen, kann Niemandea 
mehr beifalien, der die Abhandlung von Faehsi de pleonasmo par- 
ticulae 7] (In Misceil. Critt. von F^rledemann und Seebode 1827 
Vol II. Part. IV.) sorgfaltig beachtet hat. Statt dieses Wortes 
konnte xoQVY^^ *^^ ^P'gi'* ^^h 1- aufgenommen werden. Auch 



M^fciiami« Legei üalecll Ime^icof«» firaecor. 63 

Wiür sitf'der Bemerkungf, inn» äie auf* ig ^ vg^^ i;|, ag auBgehen^ 
den Wörter ihr fj in der vorletzten Silhe behailen^ a'SiipiQts 
II, 146. nicht ohne weiteres als Beispiel anzufahren, da höchst 
wahrsdieinlich das dnrdh den Schcdiasten untersHUste und von 
Hernten wiederholt (Ztschr. f. d« Alterthomsw. a. a» O.) em- 
pfohlene avlirglg das Richtige ist, bei /Welcher Annahme su- 
gleich das von der Armuth der Simätha hergenommene Bedenken 
wegfSUt, welches Lobeck ParaHop. I, 228« eriioben ^at, und 
durch die Conjectnr väg JSafilag (för tag ye ipSg oder richtiger 
tag a^üg) beseitigen will. Sodann fehlt hinter elberi^ig XV. imd 
hinter ^i^il^f po$ X VH. Wegen seiner aufgestellten Regel, die 
wir so eben aiifahrten , trSgt Hr. M. kdn Bedenken , bei Th. flf, 
30. und 'Bio I, 42. n^ivg (nicht ni^xvg) ztt schreiben, und unter- 
stützt die Form, durch XQig%aiBniiiiCfi^g XV, 17. Allein die- 
sem Vorschlage dürfte Mehreres entgegenstehen. Erstens ist Hr. 
M • dadurch mit sich selbst ia Widerspruch gerathen. Denn oben 
S. 65 extr. liest man unter den Beispielen au der Regel, dass die 
€omposita den Vokal der Simpliciä behalten , auch Qoionaxvf^ 
II, 148. XV, 128. Warum sind diese swef Stellen, welche, 
wenn nrixi^g noth wendig würe, ebenfalk der Veränderung be* 
durften, hier unberücksichtigt geblieben^ Wenigstens ist kein 
Grund vorhanden , warum in demselben Gedichte, nimlich XV, 
17. die Focm mit 97, und v. 12S. die Form mit a gesetzt werden 
müsse. StUlnn findet man auch in den Handschr^en für die 
vorgeschlagene Aendernng keine genügende Untierstiitzung. In- 
dess ist nicht zu übersehen , ^d'ass gerade dieses W^ort in ander« 
weitigen dorischen Fragmenten mit UAereinstimmong sämmtti« 
eher Codd* sein 17 behält, wies. B. in dem Psephisma der Byztfn- 
tier bei Demesth. de Corona § 91. (S, 44 ed. Bissen.), wo ein- 
stimmt B%xm8BKun'^%ug gelesen wird. 

In Hinsieht der Adjectiva, welche in der penuhima ^ haben, 
hat unser Verf.. das Gesetz , nach welchem sie dieses 17 behalten 
oder mit a vertauschen, nicht anffindeh können. Zweckmässig 
wäre eine voUetändige Aufziftiung der Beispiele gewesen. Denn 
ungeachtet der ausdrückliehen Angabe: „Sed reeensebo ea om«* 
nia^^ sind' dennoch mehrere Beispiele iibei^angen, andere von 
den angefiriirten sind kritisch un/fcher z. B., ai^eiy^o^ VII, 124., 
wo 6 Handschriften (n^eapog bieten (in Meineke's- Ausgabe ist dn 
Dniekfel'iler , wie es scheint) ; i^ctfiOfii^TOg XXV(^ ^., wo zwei 
Handsclirifterf die Form mit a haben , auch XV, 87. wird [eben eso 
XV, 31. und XIV, 49.] fast allgemein dvötavog gelesen", und mn^ 
bei Mosch. IV, 17. 39. steht Övöttivos, Uebergangen sind z. B; 
öK^ilQfog IV, 405 oKVfiQog aus XVI, 10; nokyxltjpogWh 83^ 
ävagtijQog XXII, 28; ÖMapt^vog XXIV, li^^^kvg XVf, 49. 
XVIil, 24; Bixfjkog H, 166; Ä'irA^örog XV, 30; gjwyÄos XVH, 97; 
moXvxijvrig XVÜ, 98 ; ^&3yi;rds aus Mosch. II, 38; u«& Wiöman nun 
bei diesen Adjectivis den Gebrauch des qodera auf besHmmfeGe- 



64 Grte^ifelie Sprach! Of scbung, 

üetsfe KorBckAhreo; so schehil es dem Ref. nolhwendigf sn «ein^ 
die auf — i}Ao$ und ^--tiQog gleich 2u den im Vorhergeheudea 
behandelten auf — f^lLog zurechnen, welch durchgängig ihr 97 be* 
> ballen. Ferner bei denen auf — vag und -^tog liesae wohl die 
Beriicksichtigung ihrer Ableitung etwas WahrBcheinlicIies auffin- 
den« Noch andere könnten dadurch geordnet werden , dass man 
untersuchte, ob «icht der \¥echsel zwischen fj und (t, aueii eine 
Verschiedenheit der Bedeutung zur Folge hätte, wie z. B. Bockli 
zum Pittdar S.^ 575 den Gebrauch von unQijHZog und i^tQuittog 
auseinandersetzt. Doch hat Hr. M. auch bei den Substantivis 
diesen letztern Punkt ganz bei Seite gelassen. Weiterhin waren 
bei d^n Verbis^ welche in der Penultima fi behalten, ausser den 
angeführten noch fojgende Stellen zu berücksichtigen: V, 27. 
diilhv {mit Wüstemann's Note); XXIV, S4. diadfj^TJ^aödai; 
XXII, 189. djjkfjöaC&oL verglichen mit V. 127. daJUtro. Wenn 
sodann aus 6v(iitkijyöijv auf xk^a0& geschlossen wird , so musste 
diess auch für die Ausnahmen geschehen, wie aus ävicöatoi VI^ 
45. auf das Verbum. 

Uebergangen ist hier auch das Gesetz, dass die Epiker und 
Dorier bisweilen h statt tj setzen , z. B. Th. VUI,.40. ziiöa statt 
%§ds^ was Hesychius ausdrücklich anerkennt. Dieses rüde hat 
man Th, 1, 12. aus vier Mss. statt tade herzustellen. 

Endlich die am Ende dieses Abschnittes gegebejien Bemer- 
kungen über die Verba sind theils unbegründet,' tlgijyipi .mangel- 
haft: unbegründet, indem für die einzelnen Sätze äie Beweise 
fehlen , und die entgegenstehenden Stellen nicht berücksichtigt 
sind; mangelhaft, indem gerade das , was der Leser hier vorziig- 
lieh sucht, die Erörterung über, den Gebrauch des a und 9 in der 
Anfangssylbe der Verba , ganz mit Stillschweigen übergangen ist. 
Und auch S. 137 , wo über das angmentum temporale gesprochen, 
ist dieser Punkt unerörtert geblieben. Wir betrachten das Ein- 
zelne. 

Es heisst: „Verba in am exeuntia in Doricorum carmi- 
num priore genere semper ^. in a mutant in syllaba, quae proxime 
terminationi praecedit , quod non fit in verbis in €0 termiuatis. 
Sed unum est verbum, quod semper a seryat, ipi^Aac», cujus 
permulta exempla ubique in promtu sunt. Et sie VII, 51. b^btco- 
va0(x> XV, 80. Ijtovtt^ccv scribitiur; contra VIII, 84. 89. iv/xij- 
0ag et v^jd^öctg.^' 

Gleich gegen den ersten Satz , dass die auf da ausgehenden 
Verba in der vorletzten Sylbe in der ersten Gattung dorischer 
Gedichte stets ihr 1; in a verändern , kämpfen ausser svlki^öag 
u^d viKijöag noch einige andere Friedensstörer, die erst zur 
Ruhe gebracht werden mussten, ehe das „ semper ^^ seine unum- 
schränkte Herrschaft gewinnt. Wir meinen iy^av (1x^60x0 IXL» 
27. und nlttviij^yg XV, 67. Ferner bedurfte es der Bestimmung^ 
ob dieser Gebrauch des a sich theilweise auch auf die iibrigen 
Gattungen erstrecke, oder ob in diesen das 9^ unverändert bleibe. 



Muhlmarot LegM Jhleflll iaeoliemm OMfcor« 65 

Ztt üeaet Fi^rderung fulireii Bdgpiele ide XXil, 199L} wo in allen 
Ausgaben i&Qua&fi. sieht ^ welche Form mit iD(^fii;dc XXIV, 42. 
Terglichen (so wie XVII, 67. Ir/ftatfav verglichen mit y. 12. ht- 
4iil6av) die nothige Beachtui^ verlangt Weiter heisst es: 
,,qnod non fit in verbis in cid terminatis^^ oder deutlicher': „die 
Verba anf im dagegen behalten in der Flexion ij\ mit Ausnahme 
von q>tXim und der beiden andern Stellen. ^^ Hier hat der Hn 
Vcif. unbestimmt gelassen, ob sich dieser Sati noch anf ,,in D)|- 
licorum carminum prioregenere^^ beziehe, oder ob er auf simmt« 
liehe Gedichte seine AUwenduug^ finde. Wir glauben das Letstere 
wegen des beigefügten qftUa^ welches Verbum überall, wie ricli- 
tig bemerkt ist, in der Flexion in a übergeht, was neuere Gram- 
matiker nicht deutfidi genug bezeichnet haben, z. B. Buttmann 
Ausf. Spr. § 95. A. 9; ebenso Kühner, welcher in der Schul- 
grammatik §'125 Anmerk. von dieser Erscheinung des Dorismus 
sagt , dass^er sein langes a häufig auf die Flexion der Verba auf 
ten übertrage, und als Beispiel auch Ig^Mi^tfa anführt , ohne aus- 
drücklich zu bemerken, dass diess bei q>iXim regelmissig ^ei. 
Häufig aber kann man das Ersdieinen dieses Dorismus woU nen- 
nen in Beziehung auf andere Beispiele, welche die sorgsamste 
Beachtung verdienten, aber von Hm. M. übergangen sind. So 
steht I%%3t6v(x6u noch VII, 85. und Epigr« XX, 5. arasroV^fiivog« 
Xlll, 14, .nsxovapiva^ XXVI, 7« Zfigleich musste bei diesem 
Verbum darüber gesprochen werden , ob der von Boeck6 nott. 
crHt. in Find. Pyth. IV, 236. und Bissen Comment. in Olymp. VI^ 
11. aufgestellte (}nterschied, dass nov^^ai in intransitiver Be- 
deutung (labware), myp&^ai aber in transitiver (iaböre efficere) 
gebraucht werde, gegründet sei, oder Mos auf Zufalli|^eit, be- 
ruhe. Eine solche Bemerkung war schon deshalb nöthig* weil' 
Manche, wie Wüstemaim S. iSSln deii Gorrfgeodis (was Hr. Bf, 
entgangen zu sein scheint) den angegebenen Unterschied bereits 
für vollkommen ausgemacht halten. Andere unbeachtet geblie- 
bene Stellen sind II, 108.-<pcDifif<fai; XIII,65. Mwato verglichen 
mit SBStn^yikvw XXIV, 88. und «tdxD^qrai XVII, 110.; XIX, 1. 
nivtaoe, XXIII, 41. tpoßix9^g (Tielleicht neue Beweise gegen die 
A«chtfaeit beider Gedichte) verglichen mit iq>6ßfi(f II, 137. und 
XEfpoß^ifiivog XXVI, 16.; Bio II; 3. ivoMsv (dagegen kv6i]6a Th. 
II, 103. Mfiissv XIII, 39.), Th. V, tl8. öäöag, und daselbst Afei- 
ncke (dazu Hermann in der Zeitschr. f. d. Alterth. 1837 S. 21^8, 
Bergk im Rh. Mus. VI, 1. S. 33, Schneidewin a. a. O; S. 82. Ref. 
möchte, wenn sich die Form nachweisen Hesse,. It^ndc vor* 
schlagen, da die erste Sylbe wegen des vorhergehenden v leicht 
ausfallen konnte); öciaag hier und Mosch. I, 24. in dijöag zu ver- 
andern , miiss wolii mit dier Behandlung der übrigen Stellen ver- 
einigt werben. Alle diese Stellen aber mussten von Hrn. M. kri- 
tisch behandelt werden , ehe die Wqrte „ quod non fit in verbis in 
ep tcrmiuatisV hinlängliche Qegründnng^ haben. 

iV. Jahrb. f. PkiL II. Paed., od. Krit. BlbU Bd. XXIX. Uft. U 5 



66 Griechiiche Spraehforsebang. 

Wi^ nannten dre gegehevien Bemerkung;en zweitens mingel- 
haft, Wegen der fehlenden Erörterung über den Gebrauch des a 
nnd 7/ im anfange der Ferba, Ref. will hier gleich dasjenige 
anfiiliren , was er im Dorlsmiis dieser Dichter begründet gefunden 
zu haben glaubt. 

1) Bei den mit 8 anfangenden Verbis bleibt das tj des Au- 
gmentes überall unverändert. Ausser fik%B und f^v^t mit den 
zahlreichen Compositis und i^y^bkov (jedoch mit Meineke's Bemer- 
kung zu Mosch. 11^ 156.) vergleiche man igiiSGao IV, 27. i^^atf- 
daro VII, 7ä. ngato XI, 8. 10. XIII, 6. XIV, 7. XXllI, 1. 
Mosch. VI, 1. '^QttC^n^ VIII, 60. XI, 25. i^g^v VI, 29. nQiQhv 
V, 23. ^Qix%v XIII, 50. TfiQvyz XIII, 58. ^Qm^ös XIII, 74. ^^s- 
»ov XXI, 21. 7iQt9B Mosch. III, 85. ^i/gyxsv XXII, 121. ^vfitxs 
XXIII, 16. iUn(SB XXX, 39. ^kaöu XIV, 35. XXV, 256. rika6B 
XXII, 104. fiYHQB XXI, 20. Jvwy« IV, 61. nQmri V, 74. dvff 
Qmwv 1, 81. il^xala XI.V, 17. i^cQu Bio XV, 25. 

2) Die mit a anfangenden Verba behalten^ wie es scheint^ 
im AugmeiUum tj wmeränderi^ wenn zwei Consonanten folgen^ 
Beispiele sind 6wrpntto VIII, 1. iipffßfiivov. XXII, 52. rffvolr* 
ijtffv VII, 14. (w0 Tielleicbt noch als Ursache hinzukommt, dass 
es ein mit a priratiTum zusammengesetztes Verbum ist), i/pr^« 

>Ji;ovXXIII,36. 54. ^«rsif XXllI, ÖO. fi^aro XIII, 22. ^p«a0s 
" XXVI, 1. Sollte dieses Gesetz riehtig sein, so wir^n allerdUigs 
mehre Stellen zu andern, z. B. 11, 25. atp^ti (wofür man blos die 
alten Ausgaben , nicht aber die Handschriften als 'Anctoriiät an« 
geführt findet). XIV, 23. aintq (die Vulgata ist «f^ai$) und iler- 
mann*s nr^tpant in xi^q)^iet\ Bnrchard in seiner trefflidien An« 
thol. Graeca (Berlin 1839) S. 244 hat, wie Pasehke im Schul- 
Programm zu Brandenburg 1836. S. 19, xiq>^ii' IvfAtxgi&g ge- 
schrieben it&q>^fi Conjeetur von Brnnck.], was schon deshalb 
nieht zn billigen ^ist , weil der Dichter die diaeresis nur da ge- 
braucht, wo zwei Consonanten folgen. XXVII, 47. of^ao. Bio 
XV, 10. &Qna6B (was wohl unbedenklich aus Th. XXVI, 1. woher 
das Hemlstichion genoknmen scheint. In iignaca-^n veranderH 
wire). Th. V, 41. akytss und XIX, 3. Skyss. Steilen wie Epigr. 
1, 4. dylaiösv sind nicht störend, da diess Verbum eigentlich dyor 
ilditfsv heisst ^ 

3) Die übrigen mit a beginnenden Verba richten sich in 
Hinsicht der Annahme deß rj oder a nach dem verschiedenen 
Charakter der Gedichte , tu denen sie vorkommen. 

Hr. M. geht weiterhin zu dem Buchstaben i über, und bemerkt 
zuerst die Fülle, in denen derselbe.au8geworfen wird. Abgesehen 
davon, dass hier Manches ausgelassen ist, wie XiyB&v XXII, 22! • 
'AXq>s6v IV, 6. verglichen mit XXV, 10., waren unter dieser 
Rubrik zugleich solche Worter zu berücksichtigen , in denen das 
iota zwar nicht aasgelassen, aber doch subscribirt werden mussi 



MiblniMiiis L«gef 4mIcs^ tei;i»li«afpuii Gi«fc«r. ^ 67 

weBviiiin auch diese Schreibart moli in keiner der aeaer^ Aus* 
geben antrifft Ais solclic Wörter erscheinen nns m. B. jad^ VII, 
5. pa dieses erst von den Alexandrinlschen iS|>ikem gebrauchte 
Wort aus xaiog (cf. Aristopb. Lysistr. V, 90. 1157.) lusanunen« 
gesogen ist, so leuchtet ein^ dass es richtiger mit iota subsc. ge- - 
schrieben werde. (Ueber die bei Grammatikern forkommenden 
Formen spricht Lobeck s.iPhryn. p. 404.) Ferner YII, 84. xat^ 
luXaödfig. So geschrieben käme das Wort von xcnaßkaa her» 
nicht^ber , was der Sinn dieser Steile erfordert, ?on Ttatauislti^ 
bei welchem Verbo bekanntlich die lonier uiaiiöaif die Attiker ' 
xAj^M» sa^en; woraus hervorgeht, dass die Formen uaviuXa- 
t9f]g (worür Valcken. die rein dorische, aber durch keine Hand* 
Schrift bestätigte, Form xatBidix&yg yermuthet), duoxluiov 
XV, 43. und das Substantiv auUrg ib. v. S3. das iota subsc. ver- 
langen* Mettaire Gr. ling. d. p. 205. exir. ed. Stun bemerkt ge- 
radesu» dass in diesen Wörtern xx für u gesetst sei, ohne je- 
doch die nöüiige Erläuterung lu geben, ^n drittes Wort, in 
welchem man nach dem Dorismus dieser Dichter das iota nicht 
daneben lu schreiben, sondern au subscribiren hat, scheint laiov 
X, 21. u. 42. u« V. 3« AaittTOf^cifi iii sein. Alan vergl. Apoll. Dyscoi. in 
Bekk. Anecd. T. II, p. 567. 4. *Aqf ov hstMtav i* (iBta&i^wg tov 9 
ilg To a gatäiog Hai Qaidl&g dq>' ov uaxa öwalgaöiv %6 io^iiag^ 
Ka%ä %a\ h ovo fuc^ to fatdiogjnal ^^diog^ Kai Aatog xai 
AqLog. Wi ov xqomov ^v ti %ahv ovoiuc to iU^l'o^, afp ov Amog 
wil kdiov ual Aai'a, xal Iv 0waiQ6öB^ %dJiiv tov ai^a^ Tlg 
|iOi tu X&d IxtikkUj £ciq>Qmv. Die sweisylbige Form stehi 
audi bei Pindar. Auf dieses X^otofLHg und kfov wird der Le- 
ser schon durch Hermann aufmeiksam/gemacht, welcher Opusc. 
V. p. 91. xu V. 43., zwar ohn^ etwas lu bemerken, X^ov schreibt 
und dadurch deutlich aeigt , dass er diese Form audh bei Theo^ 
krit für nothwendig erachtet. 

Zweitens bemerkt Itr. M. die Falle, in welchen das iota 
binsugefügt wird. Hierbei ist uns aufgefallen, dass Hr. M. diess 
als Eigentbümlichkeit der Bukpliker anführt, .während es doch 
den Dichtem überhaupt gemeinsam ist. Am auffallendsten er^ 
sehein^ diess bei den.Verbis, wo der Veif. v%iiul& I, 35. und 
i^o/i}4ffi^ VII, 14. bemerkbar macht Sollte diess als etwas diesen 
Dichtem Eigenthumljclies hervortreten, so waren noch andere 
hiniususetzen, wie ajc^tfrc/voro XXII, 101. ötnnilol^6B ib. 128. 
httolifiB Mosch. IV, 91. 122. Nun sagt allerdings (wenn Hr. BL 
die Zeugnisse der alten Grammatiker beigefügt h£tte) Greg. Cor. 
I 32. S. 220. ed. Schaef. To ixivzi^iväc 96 itfßo t&¥ jimgäfov 
iötl und giebt Beispiele zur Erläuterung; und § 109. S. 294. To 
i^6^6B ^yvotiiöB kiyov^i* Allein Koen. bemerkt z. d. Stelle 
ganz richtig : poetarum est 

Bei dem Buchstaben 0, dessen Behandlung Jetzt fdgt, Bt%T 
lieii unter ai^deni Beispiekn auch uäffi^ XIII, 4o. (blos Coi^ectur ^ 



68' GrieißliisGbe Sprachfor«chiiiig. 

Ten Bninck.) nnd Svogiu Tu,. 13. ohne liandBchrUltlidie Ancfori- 
l«t. Hinzngefiigt zu werden verdient mg XI, 32. Ferner Ut S. 
71 vor XXII, 22. 6i](iaivo$6a ausgefallen , und bei vxauoiöot^ 
* VII, 95. Meineke zu ? ergleichen. 
" . Im zweiten Capitel , das von den Conaonanten handelt , hat 
Ref. von neuem zu beklagen, dass man sich auf die angeführten 
Beispiele durchaus nicht verlassen kaim, weil sie theih| unvoll- 
.ständig, thells unrichtig sind. So wird unter S, das in den dori-* 
t^hen Gedichten bald in 60 übergeht, bald unverändert bleibt, 
als zweites Gesetz für den letztern Fall angegeben : ^ aniecedenCe 
. & non mutata est in öd. Diess ist, so viel Ref. weiss, zuerst von 
Spohu (Lection. Theocritt. Spec. I. p. 12) bemerkt, aber in den 
neuem Ausgaben noch keineswegs gleichmässig durchgeführt 
worden. Wollte nun Hr. M. dieses Gesetz hinlänglich begründen, 
so musste er besonders die Stellen namhaft machen, welche' die^ 
sem Gesetze widerstreben, und prüfen, ob dieselben auf diplo- 
matischer Sicherheit beruhen. Bei Meineke steht z. B. igs^lö^m 
V, 110. 111.; dagegen J^i^/gü XXII, 2. XXHI, 15.; VII, 127. 
iui^9v6doi0a (von Bach und Burchard unverändert beibehalten), 
dagegen II, 62. imq>9v^oi6it (in der ersten Ausgabe steht «ich 
hier nach der Conjectur von H. Steph. Intip^vöiotöa) ^ X, 58« 
liv^Msv; dagegen XX, 11. ^i;»^£fi>, ib. IS. ftvx&lia'j 11^16. 
i^iikaöds^ dagegen XIV, 15. ^Xaiovta (aus welchem Crrnndein 
dieser ausgezeichneten Bearbeitung die Verschiedenheit her- 
komme, findet man nirgends angegeben). Gegen das Ende liest 
man bei Hrn.M. imq)^toi6a XXI, 42., wo aber (wie auch XI, 17.) 
xiKdsg<ff£et^o$ steht. ' ^ 

Weiterhin heisst es bei Hrn. M. Denique haee esempla reHant 
verbortitn in — «fo, — «ga>, — i^g), — vgti». Hier erwartet 
doch jeder Leser die Beispiele vollständig aufgezahlt zu sehen, 
allein es werden mehrere vermisst, wie Xutpiiav VIII, 84. XV^ 
21. I^srcxgofiae Mosch. III, 9. u. s« w. Unter den Beispielen iur 
—igo steht auch ^9?/^© XV, 121. XX, 15. XXI, 42. Alles ist 
unrichtig, wie jeden die Vergleichung lehrt; sodann Sltja Bio 
VII, 48., statt VII, 2. und rpv£«i, was zum Folgenden gehört 

Unter Jl wird gelesen: Poetae bucolici semper dicunt ieov^ 
nä, sEcJg, sota s. ssoxa, eic. Das Letztere bedurfte einer 
genaueren Bestunmung, welche auf alte Grammatiker sich stü- 
tzend (wie Greg. Cor. D. D. § 5. to noti aoxa Xiyov0iVf mgaii- 
TOS Ttal rd nots etc.) zur Verbesserung einiger Stellen gefuhrt 
haben würde. Ausserdem vermisst man hier die Bemerkung, dass 
X bisweilen für p gesetzt wird , z. B. ßixKov V, 66. piMHVla 
Mosch. I, 13., worauf unter andern Greg. Cor. D. D. § 99. (dazu 
Koen. und Schaef.) und Eustath. p.%10, 25, aufmerksam machen. 
In den unter A für den Unterschied von ijl^üv und '^v^ov attge«- 
führten Beispielen sind mehrere falsche Citate, zum TheÜ auch 
in^ Hinsicht auf die obai angegebene Eintheilung in Classen. Si» 



Malilauiiiii'^ Lvgea iTSalccti bneollc0ni«| Gni«<^r« 49 

• » ,** " ' 

vfhi Hi. XXH m deaepisdien, dagegen XVI, XW^ XXIY za 
den doriseben Gedichten gezühlt, ungeachtet der Hr. Verf, lib. I. 
c. 5. alle die genannten Gedichte mit Keebt nu JSine^ Gattung, 
nämlich xür zweiten Abtheilnhg der epischen, gerechnet hatte. 
'Dazukommt, dass, hier einige Mal als sicliere' Lesart angeführt 
wird, w«8 Mos Conjectur tou Winterton ist z* B. Iv&fAvWyt^ &2. 
u. a. Meioeke htft keine Norm befolgt , iiideny er z« Br XVI^ 47. 
^^ov Y. 68. IW0, dagegen 52. iX^my^ Od. nag^MBiv setzt 
Farner werden einige Verbessernngsvoniehlage vorgebracht, die 
man bereits in der Ausgabe fon Gaisford findet, wie »vd^v XV, 

61. ^i>%s xxm, 2a > 

Ganz- übergangen ist der Bul^telabe P, zu dessen. Pcsprcr 
chung einige Varianten Veranlassung geben, besonders auch der 
von Bei^k in der Zeitscbr. 1 d. Akerthumsw. 1837 g. 446 mit- 
getheiit« , allerdings -noch zweifelhafte Vorschlag von &kBig>iK kt 
XVUJ, 45: statt aIiStq>aQ , und das von Hrn. M. S« 131 berilhrte 
'EXiviXQ. 

. Bei deii Bemerkungen. Sbier den Buchstaben Z behandelt der 
"Hr. Verf. andi das Verbum övgltiO. Er fuhrt sämmtliche Stel- 
len an, mit Hinzufugung der handschriftlichen AuctorHat, bisruft 
sich auf Wöstemann zu I, 3. itnd erklart sich dahin, dass Theo- 
krit in der ersten Gattung dorischer Gedichte rygl^f» geschrieben 
habe. Er hätte auch noch Boissonade (voi| dessen Berücksichti- 
gung indess nirgends eine -Spur zeigt) anfuhren können, welcher 
in seifter zweiten ganz umgearbeiteten Ausgabe^ die 1837 zu Pa- 
ris bei Hachette erschienen ist, in den Stellen; I,^ 3, 14. 16. 
Vlll, 4. XI, 38. der Form mit t den Vorzug gab. (Ref. führt 
diess zugleich deshalb an; weil auch Hrn. Hofrath Fr. Jacobs, 
welcher in der Zeitscbr. f. d. Alterthümsw. 1839 Nr. 66 eine den 
Philologen sehr interessante Uebersicht der Griechiscben Litera- 
tur in Frankreich in. dem gegenwärtigen Jahrzehend gegeben und 
daselbst S. 523 — 525 von Boissonade gesprochen hat, gerade 
diese Ausgabe unbekannt blieb.) Was nun diese Schreibart mit 
t selbst anbetrifft, so möchte sie Ref. nicht gut heissen, schon 
aus dem Gtiinde nicht, well man überall Cvgiy^^ nirgends aber 
tvQiy^^ndet^ ^as dpch gewiss, wenn tvgl^m gesagt worden 
wäre, irgend W4), wenigstens in einer Variante, l^ertortreteii 
wurde. Unter dein Buchstaben J7, der hier aus Versehen erst 
nach dem 2? folgt, sind nur Werter angeführt, in denen dieser 
Buchstabe nach Sitte der Epiker verdoppelt wird. Darunter steht 
auch onjcji XXVIII, 4. Dass diess aber eine falsche Lesart fiir 
S^c? sei, hätte Hr. jlil. ans Herm; Opusc. V«. p. 115^ ersehen kön- 
nen, woher auch das Richtige bereits aufgenommen ist tou Mei- 
neke [in dessen Not^ das fdilfyideiiqtta.sjibsc» bloai ein ^uf Ahrens 
de Gr. ling. dhiL 1. 1, p. 275 Z» 14 vv u. iibergegaugener, Druck- 
fehler ist]; jedoch sucht Ähren« a. a. O. § 9, 3>S, 68 onnu zu 
rcchtferdgeu» Uebrigens ist vielleicht das ^mze Citat blosaüs 



70 - Officehtfche Spracbforfchvng. 

Inrthniii hierher igekommen, i% Hr. M. sonst überaD ntch setner 
obigen Anmerlcnng^ dss 28. nnd 29. Gedlicbt Ton seinen Unter-> 
sachnngen ansgeschlossen hat 

Es folgt eap. HL de eoniraeiione S. 73 — 80, wd der Verf. 
inerst die allgemeine Art derselben erläutert , und dann au den 
einzelnen Redetheilen übergeht. Ref. hat über EinielnlieiteDY 
die hier zur Sprache Icommen , Folgendes an bemerlen. 

Bei der dritten Deelmtion heisst es $vg aee. sag = 9^s 
XXI, SO. r Ol) ff aktstg kocunoloeo. Allein snch V, 38. Av- 
Xidscff ist ein solcher Accns.^ welchen I||r. M. im Vorhergehenden 
unrichtiger Weise als Nomin. anfßhrt. Ein umgekehrtes Ver- 
sehen findet sieb bei yiyi} XXV, 89. Sv^ij Bio I, 65., weldie un- 
ter dem Acc. stehen , wihrend sie in den angefahrten Steilen der 
Nomin. sind. Noch seltsamer ist der Irrthum bei ici in a jniQqi 
XXIII, 29. hoeuno ioco, wo dem Leser yTjQqi sogleich als Ver- 
bum und gar nicht als Substantiv erscheint. Bei den Verbis auf 
am heisst es unter 4)aovin o eontrahitur. Einige widerstre- 
bende Stellen werden Terbessert und unter diesen V, 85. wo für 
7io9oQtv6a Torgeschlsgen wird no%of^m6a. Biess ist wshrschein- 
lich "auch handschrifllich begisnbigt. Wenigstens findet Ref. In 
einer der Ausgabe Ton Helnsius (1604) beigeschriebenen Gollation 
des codex Senat. Lips., die er besitzt, in dieser Stelle ausdriick- 
Welkveo^OQm^a (wofür bei Reiske Tom. 11^ p. 177. der Ton Ldch. 
mit P. beseichnete Cod. angegeben wird) bemerkt, eben so wie 
I, 36. yüiwia. In Hinsicht der auf so ausgehenden VerHk wird 
bemerkt , dass ss überall in s« zusammengezogen , und nur an 
swei Stollen Bio V, l. Th. XIX, 3. die nicht zusammengezogene 
Form gefunden werde. Eine dritte Stelle ist Th. V, 41. akyug. 
Unter die Beispiele tou Infinitiven auf f^v hat sich unrechter 
Weise auch ein Fremdling eingefunden, nämlich g^i; XXIII, 42«, 
was hier .von %a& , nicht Ton %m abzuleiten ist. Wo von der 
Contraction des bo inst; die Rede ist, spricht Hr. M. besonders iiber 
^ixthv6 Th. I, 85.; er bemerkt mit Hinweisung auf Buttm. Ausl 
Sprachl. I, p. 485. ed. IL, dass (ototO^ ein Bsrbarismus wäre und 
fährt fort: rede latBvc' scriptum est ab edUorihus^ etsi ve^ 
reror^ ut ne sie quidem reete se habeat hie locus. Warum 
Hess er aber Hermann^s Conjectur %ax^6m dvgzQ&g^ %tk. 
(welche Bach in seiner oben angeführten Anthologie bereits auf- 
genommen hat) unerwähnt, da ihm doch, wie S. 131 zeigt, 
Hermann's Recension sehr wohl bekannt' warf 

Bei den Verbis auf ob findet man 2) oot; tu o contrakiiur 
ut uvoQ^fSeai I^ 139. Diessist dem Ref. unverständlich, wenn 
es nkht etwa ein falsches Citat ist. 

Zuletzt wird von der sogenannten epischen Extension gespro- 
chen, welche sich ohne Unterschied in allen Gattungen dieser 
Gedichte vorfindet. Bei der Zerdehnung in tao würde Ref. «we- 
gen der bezweckten Vollstlndigkdt der Stellen auch X, 50. bin« 



MaliiniaBii : L«ge8 flialMiU bncolioor^Di Gnecor. 7 t 

safBuen, ivo statt iiimvrag (wie Hr. M. die Stelle S. 78 noch citiri 
Iiat) Hermann (Opusc. V, 91.). das von Meincke (und Bnrchard) 
bereits aufgenommene äfi0ovtag setzt» 

Wir wenden uns bu eap. IV. de hiatu S. 80 — 86 , einem 
der trefflichsten Abschnitte in dem ganzen Buche, der auch fiir 
die BeurtheiJang anderer Dichter von Wichtigkeit ist. Auflallig 
aber. ist die Polemik gegen Wüstemann, da nicht sowohl dieser^ 
als vielm^*hr.diej€^uigcn Gelehrten, aua deren Schriften Wüste- 
m^nn dem Zwecke seiner Ausgabe gemäss geschöpft hat, zu be* 
nrtheilen >iaren, nämlieh Gerhard. Lection. Apoll, p« 165 — 192 
und Fr. Jacobs in der Vorrede zur Anthol. T. HL P. L Unsere 
wenigen Bemerkungen schllessen wir an die Angabe des Inlialts. 
Zuerst stellt Hr» M.ß Gesetz^ auf, nach welchen der Hlatua 
^ bei diesen Dichtern gestattet sei , nämlich 

1) Wo ein langer Vocal oder Diphthong vor einem ändert^, 
Vocal oder Diphthong verkürzt wird. Da diess Gesetz für alle 
griechischen Dichter Anwendung findet , so sind die Beispiele ans 
^den Bukolikern übergangen. 2) JFo die letzte Sylbe des ersten 
Wortes in der Arsis ptehL Hier würde Ref. mehrere Beispiele 
nicht ohne kritische Bemerkung aufgenommen haben , wic^ VIII, 
72. XIV, 33. , wo 5 Handschriften gewiss besser nokn&v bieten» 
XV, 7. IxafJtots^co l/i', wo man, wenn nicht Hcrmann's (^on 
Bach aufgenommene) Coujectur ro d* i/icv &<p inaötiga oiTceig 
das nichtige ist, vielleicht exadriofii o?^ot; aTtoixBls lesen 
könnte; ib. v. 121, wo jetzt a£|ofi€ioi/ steht. 3) Vor Wörtern^ 
welche das digamma aeolicum haben» Aus Versehen hat Hr. M«- 
hier Tli. XXIV gegen seine Classificirun^ zu den dorischen Ge-, 
dichten gerechnet. Zur beabsichtigten Vollständigkeit der Bei- 
spiele fehlen XVII, 135, %aiQ% aval (nach der richtigen Lesart), 
XXV, 1951 XU ax.aCia, Mosch. IV, 87.(dJ€ L Besonders wird unter 
dieser Rubrik noch über ol gesprochen , uud auch fiir diese Dich* 
ter dnrchgängig das bekannte Gesetz geltend gemacht , dass der 
vor ol stehende lange Vocal oder Diphthong nicht verkürzt, und 
^er kurze nicht elidirt wird , ein voak^rgehender Consonant aber 
Position macht.' [Man vgl. Buttm. Ausf. Spracht. § 72 A. 6.] 
Um aber die den Beispielen vorgesetzten Worte omnes bucolicö- 
rum poetarum locos recensebo zu unterstützen , fügen wir hinzu 
Ml ol XVII, 17. di ol Mosch. II, 164. ijvziva oi XXV, 109. 
pi?x &v Ol ib. 82. , ^ 

Die wenigen Stellen, in denen dieses Gesetz verletzt ist, 
«ind natürlich verdorben, und bereits auf verschiedene Art ver- 
bessert worden. Hr. M. führt nun bei diesen Stellen diejenige 
Verbesserung^an , welche er für die richtige hält. Nur was er 
XXII, 112. vorschlägt: öagxBg ^ily ot Idgäuj halten wir für 
unrichtig, theils wegen der entstehenden xajtogxovla ^ theils 
wegen des folgenden ix (leyakov ös, welche Worte offenbar ol 
piv verlangen; viel einfacher ist, ,blo8 das 8* zu tilgen , was 



72 . Gcieebifelie SprtclitorfclimDg. 

V« denen ebigesetst sn «ein scheint , die an dem Asyndeton An^ 

. 8t088 nehmen, ferner Bio II, 7. Two iur evtj^ schon Bronek oxi 

seilte) verlangt wohl der Dialekt aas von Person Torgeschlagene 

Der Hiatus ist 4) gestattet am Ende des vierten Fueaee. 
Zu den 4 angeführten Beispjeien Iconnte hier oder vielmehr unter 
der ersten Nummer III, 2/. Aet Vorschlag tsqi idv tiwjenri 
kritisch behandelt werden. Man vgl. über diese S^lle Hermann 
d. Zeitschr. f. d. Alterth. 1837 S. 228. Bergk ib. % 444. Ref. 
vermuthet rsol, IfesyclL xi^l coL [ts bei Bach ist wahrscheia« 
Ikh Druckfehler.] 

5) Nach einer eiäriern Interpunction und in der Coeur, . 
Hier fragt sich der Leser, in welcher. Cäsur diess vorsoglich Statt 
finde, und sacht, auch wenn er die zweite Nummer, auf welche 
suriickgewiesen wfrd, nachschlagt, mehrere Beispiele (wie YII, 
8. xh ivöKiov^ XII, 23. [nämlich nach Hm. Bf .'s Lesart i^ilovtt 
g. 54.] Xiy, 58. Jlöxiva. iL ib. 65. Alöxlv«. ß6t\ XXIV, 70. 
ßaalUia, 6, ib. 76. navatgltlfoytt cIkq.'] vergebens. Endlich 6) 
lisst i^/e Püf^^üre/ on den Hiatus zu. 

Im aweiten Theile dieser Untersuchungen über den Hiatus 
werden die Stellen ausführlicher behandelt, in denen sich ein 
Hiatus findet, der noter keine der gmiannten sechs Regeln ge- 
bracht werdet^ ksnn. Was Ref. hier für das Einzelne zu bemer- 
ken hat, i^ Folgendes: Tb. HI, 25. sUU xi^a liAsvua liest Hr. 
Bf. x^vGi &lBvyLa^ nach dem cod. F. [Dieser hat jedocn xtpfä was 
Kiessling nach Brunck aufnahm ; x^ym steht in der Pariser Hand- 
schrift 9.] aiis drei Gründen, erstens weil die Schal, und xovxiiv 
iuit&^v erklären, zweitens weil der Urheber des folgenden Ver- 
. ses, welcher unächt sei, das cSiesp offenbsr dem rjjvi» angepasst 
habe, drittens sei ti^W poetisdier, quod magis rem depingit. 
Der letzte Grund ist sicherlich der schwächste, da sich von x^va 
'dasselbe sagen lasst, wenn es nur duKtiKäg aufgefasst wird. 
Dasselbe hat wohl auch der Scholiast mit seiner Erklärung ge- 
wollt, wenigstens raSchte fteselbe keinen sichern Schluss auf 
rijvoi erlauben , eben so wenig , als man wegen des folgenden 
ä«6Q nothwendiger Weise ein vorhergegangenes x^vm erwartet. 
Die Unachtheit des folgenden Verses endlich , die auch Wfiste- 
mann annimmt, würde die Kunstform des ganzen mit v. 6. begin- 
nenden Gesanges zerstören, dessen drei erste Strophen ans Di^* 
Stichen , die folgenden aus Tristtchen bestehen , wobei v. 24, wie 
der Inhalt desselben verlangt, nadi Herroann's Bemerkung, ala 
ohne Gesang dazwischen gesprochen gedacht wird. < Ref. kann 
dalier t^vca nur als eine wegen des Hiatus , nicht *aber zugleich 
wegen des Sinnes nöthig gewordene Verbesserung ansehen, wenn 
man nicht vielleicht in äkhvfiai, (vgl. das damit zusammenhängende 
salire) das digamma aeol. annelimen darf. 

Th. Xll^ 24. hält Ref. die Interpunction des Hrn. M. Aaetfia* 



yL^^ iM^M lNio»lIe«niiii GiMcor. 73 

Jh^ cl (wtiehe sich inleM sdmi bei Buimmade flndet) f&r rfdi-» 
-tig, aber die Erklening der Stdle fikr niclit gaai befriedigend. 
Denn ^enu I&r. H« bemerict, das« der Dichter die Worte uÄlm 
du^äi^Bj ßc^hh d' BlgiÖQttfiB 0ä6iv qwMi um notione cen* 
prehendem veraa8|;eiietst, die folfendeii Worte aber ahto^ mg 
(liya Aott^a quasi ad iUam feliciter in Pbaaideai Tehendi notla-^ 
^ nem pertinentia hinzufef&gt habe, so leuchtet ein, das^ na« 
aneh bei dieser Krklariutg «AAcr dia|al'£if mit ptiya laltfia Ter« 
binden, nicht aber mit fkt^'Av d* ttgiigaiu 0äöiP in ^nen Be« 
griff vereinigen müsse. Die /Worte ßafhiv d' s. 9. sind. viel- 
mehr als ein das Endresultat antidpircfbder Gedanke dm fiiöov 
gesetzt, von wdehero Gebranehe die von Poppe su Thucyd. lil^ 
68. genannten Gelehrten neb^t Lobedrsu.Soph. Aj. v. 475. zahl- 
reiche Beispiele liefern. Zweitens ist in Hrn. MJs Bridarnng 
nicht recht deutlich, worauf er fiiiya Xalvpa^ das einfadi durch 
magnum mare übersetzt wird, bezogen habe. Dass es auf die 
weite Flache des Pontus gehe, kann kaum zweifelhaft sein, maa 
müsste denn ßiya nicht auf den aossem Umfang, sondern auf di^ 
Innere Bedeutsamkeit beziehen, so dass es den gewaltigen^ ge* 
fahrliehen Wellendrang zwischen den Symplegaden bezeichnete. 
Drittens fehlt die Rechtfertigung der' Verbindung uq>* m xdvBf 
worin nlMshMeinekea/f^ttif^tnei^irt liegt, was jedoch, wie Bef., 
meint, bei der Vergleichung ühnlicher Redeweisen wie Demo^li. 
de cor. § 180;TOva tolwv nett' inHvov xojif xccif^ov n.a«fTer- 
schwindet, cf. Bomemann zu Xen. Conviv. p. 186. Es ergieÜt 
sich demnach der Sinn: van dieser Zeit an standen liojt/i die 
Klippen fest. Endlidi fuhrt Hr. M. für seine Inferpunction aus 
den SchoUen Wmrte an , welbhe blos im Vat B. stehen ; viel pas- 
sender war die gewöhnliche Erklarimg des SchoL £?! iiiiivQV 
otSv xov x^ovov xtL So viel steht nach diesem Alleii^ fest, 
dass es wohl Niemanden mehr einfallen wird , diesen 24. Vers 
entweder allein , oder gar (wie Greverus Kleine Beitrage u.*s. w. 
Bremen 1830 S. 05 will) zugleich mit den beiden vorhergehendea 
als Glosse aus dem Texte zu werfen. Für den, auch den Atli* 
kern m'cht auif alligen Hiatus in tl 6 ivööevg; HI, 24. oi;d& & 
XXin, 3. konntiS vorzuriich auf Martin, zu Soph. Phil. v. 100. ver- 
wiesen werden. XIV, h ist daa von v Hm. M. vorgeschlagene 
TOiavta statt tv a^vov bereits von Reiske T. 11, S. 222 vermu- 
Ihet, und von Hermann gebilligt worden. Eben so findet man 
auch die für XV, 30. beigebfachte Verbesserung xovXv d' 
SxXfiiStB schon bei Hermann Opiwc. V. p. 103. fiel Bio XVII, 3. tl 
vv avtd (Meineke: tL viv «vt«), wo Hr. M. kekic wahr- 
scheinliche Conjectur weiss, führt er bios die Schreibart von 
Brunck an. Vor dieser wenigstens verdiente den Vorzug, was 
Th. Briggs vqrachlägt umc tlvog avza» 

In den nachsteh Abschnitten handelt der Verf. de iis ratio- 
nibusy quiöus emlßiur hialus j und zwar zunächst im. fünften 



74 . Orieshifffke 8.y4ra«lif offtfchnafw 

CtpHel «ron der Crasis. Hier werden v4d der CentTtctlon deft 
xal — € ia 1} ils Auinahaieit angeführt XXV, 256. uaK ül xim 
%i<pak^q uad ep. 10. (v. 5») nimii^ieg. Beides mit Unceeht. 
Dens la der ersten Stelle kt xax nicht aus xal ix , sondern «us 
9unm entstanden, und i^ der »weiten hat man ohne Bedenken mit 
dem trefflichen cod. P. ü*fpct6iikog an sdireiben, wie itocb v, 3. 
mprl voriiergebt« . , 

Das sechsts .Capitel bespricht die Eliiion. Einige der mit 
%iA gebildeten Elisionen, welche angeführt werden, durften nacli 
richtiger Schreibart unter die Crasis geboren. Ferner heisst ea 
01 wo^e elidirt ,,in prima et tertia persona passlTi*^^ Es fehlt 
die secunda persona, wie V, 116. piiftvae* ox* Zu XVI, 73. 
%»XQ^6$t äoiööv wird hinsogefUgt ,,siqttidem vera est scriptura^^^ 
Warum dafftr nicht lieber Beiyk's Verbesserung XBXUQiJ6$z* aot- 
^? Bei ^en etaselnen Beispielen von der Elision das s fehlt, 
unter den Adverbien dfivts VIII, 30. auch notayB I, 61. Bei de- 
nen von t der Imperativ, s. B. '^' V, 66. Vlll, 51. 

Darauf behandelt Hr. M. im siebenten Cspitel die äpkaere- 
SIS, welche bei den Bakolikern nur naclko» und 97 bei folgendem 
a und h Statt findet Unter den angeführten Beispielen bedurf- 
ten einige, einer kritischen Bemerkung wie Tb. 1,51. ^ 'vapMirof', 
was blos von Warton berriihrt, und unter andern auch ,von 
Heyne sur Utas XXIV, 124. beifallswerth befunden wird. Allein 
4ie Vulgata ist nQiv iq axQan^rov (mit Syqisesis zu sprechen) 
und giebt den passenden Sinn bie er^ikn so geaeisU hat^ dusa ei' 
auf dem Trockenen sein Frühstück genossen. Denn au der 
sprichwörtlichen Redensart inl iifQolöi ua^l^uv [ausser dem 
Beigebrachten vgl. das von einem ruinirten Spieler bei dem Fran- 
BOien gebriucbliehe reduit k sec , und bei den Neugriechen^xa- 
iifrm slg ta l^a von einem Menschen , der entweder bei einer 
Unternehmung keinen guten Erfolg bat, oder der arm ist, cC» 
Mij^äg Theor. S. 94], au dieser sprichwörtlichen Redensart also 
erwartet man doch wohl ein Wort, vf fUchea Frühstücken ^ nicht 
aber, welches Nicbffrühstücken bedeutet, da dieses letatere 
schon in der Redensart selbst liegt, eine nähere Erklärung aber 
des Sprichwortes, was durch eine Prolepsis herbeigeführt wür- 
de, etwas sonderbares uad unpoetisches enthält Anders in* 
dessBergk, welcher seine Conjecinr.ttHQdiStiOtov^ in prolepti* 
scher Bedeutung, von neuem vertheidigt hat in der Zeitschr. f. 
AUerth. 1837 S. 443. 

Im achten und letaten Cspitel dieses sweiten Buchs erörtert 
Hr. M. den Gebrauch der Synixests. Hier hat Ref. auvörderat 
die fehlenden Beispiele zu ergänzen, da Hr. M. auf Vollständig- 
keit Anspruch macht. Für die Syoisesis ui rj ov^l feblt V, 120., 
wo die verzugliche Handsclirift K. ^ ovii xag^ö^BV bietet. 
Femer sudit man hier die Synizesis in den Worten ^ {{ xqvöou 
iimxsv XI, 81., wo das sl allerdings erst von Rciske eiogesetsit. 



MttiiliMM»: Legcf iMectf b«aäl8«Mfem Gfieeur« 75 

atar däräi Seil Sprädi^eliTaiich «tferderlkb scheiat ondl «Ifeli 
von KiesffliDg, Meind^e ^. A. gebiHigt woHen ist. Mctele in* 
d€M Hr. M. ^ dttss dte WcgiaMitig der hjrpoilictitdMii Partikel 
an dieser Stelle sieb reiMferti^en liesse, ao mntate er dieaa w«« 
nigatens atigebep , nnd wire ea -aveh nur durch ein Citat vos 
Bernhardy'a Wiaaensch. Syntax S. 385. J. JI. Voss (AnnrarkoogeR 
und Randglossen u. a. v. S. 188.) sagt ^,ij für ^ sl, wie Ilias V, 
469. 'n ^96^^^ ausatnmettfiesst.^^ AuafUitiiclier eriautertHr. 
ViiI,5L Erachreibt: 

mit der Bemerkung Nam nom cportebtU turm& indieore^ eui'^ 
nam kae dieemdum iB$8ei^ quum hUU jam amieu dieium «aaeif. 
^id quod adeo mirum tidert poMÜ (qtutmquam nentme es^ 
empltH €98€ pule) quod^ quam Müonem antea Jam pronamine 
trjva indieaverü^ jam ipaum nominet. 'Diesa thut offefllMr nichta 
sur Sache, da durchaus kdn iwingender Orund vorhanden ist» 
warum ein mit seinem Widder sprechender Ziegenhirt eihen Kna- 
ben , Ton dem er verachtet wird , nicht noch besandera mit Na- 
men nennen dürfte, wenn er Shii sclion Tortier in einer andern 
Verbindung durch ein Pronomen angedeutet habe. Wie viele . 
Dichterstellen aua alter und neuer Zeit müssten, wenn raa^diesa 
für imstatthaft hielte, gemissbilli^t werilen! Und an unserer 
Stelle bleibt ja doch der Name stehen, mag man ihn als Dativ- 
oder als Vocativ gelten lassen. Will nun Hr. M. dep Vocativ 
aetsen , so muss er nothwendig auch mit Meineke aSg in 6 verin- 
dem, well man unmöglich weder griechisch noch deutsch sagen 
' kann: Geh^ mein Bock ^ und sage: o Miloy dan Pr^ieua Bob-- 
ben geweidet -hat Ref. furchtet indess, dasa man an dieaer 
Stelle durch jede Conjectur nicht die Fehler der Abaohreiber, 
aondem den. Dtchter aelbst verbessern möchte. Denn wenn die 
Alexandriner,^ besonders Artstardi, im Homeriadien 2^v die Sy- 
nixeata annahmen, ao düi4le ea wohl nicht nweifelhaflt aein, dm' 
auch Tbeokrit einen Dativus MlX&v* aidi erlaubt haben könne, 
wenn nur sonst diese Form diplomatisch hinliaglieh bestitigt 
wird. (An der Eliaion des Dativ» wird wohl Niemand leicht An- 
atoss ndimen, wenn er die Zeugnisse der altern und neuem 
Grammatiker, wie sieSpi£iner Exe. VII. zur Illas geprüft hat, in 
Betrachtung sieht.) Nun haben aber allerdings an dieser Stelle 
mehrere gute Anctoritäten ausdrucklich MUo>, andere führen 
wenigstens darauf; und diess bringt den Ref. noch zu einer ande- 
ren Vermuthung, dass man vielieiidit dieses Mikfß nicht ala Da- 
tiv, wie Casaubonus zu Diog. Laert. p. 40. für unsere Stelle be- 
merkt, aondem vielmehr ala Accnsativua aufsufittsen habe, nadi 
der Analogie von 'Anokkm. Für die Conatmction »tdit aladaan, 
nach 4er Anaicht dea Ref. , ein doppelter Weg offen* Entweder 



76 Grl«ehitehe Spraehf offschniig. .. 

Terfaindct^ tasLn Mllo mft f&e.und fasst x<rl liyB ab 9m fiiöov 
gesetzt: peke %um Atiio und sage ihm, oder mit kiye nach der 
änslogfen VerbinfliiBg von $hc% bei Hom. II. Xil, 60. Tlovludi- 
fiog ^ga^vP^EKtoga tlnt. Th. Brigg« liest 7^, i xuJik^ xal 
kiyBf MUmv nncl vergleicht das Bngiische >^TeU them^^ unter 
Verweisung auf Iloni. Od. IV, 488., also: M a formose Milon et 
eosnumera. Grewiss höchst unwahrscheinliche Weiterhin sta- 
tnirt Hr. M. Th. XXIV, 70. in ftihni ßvijQMa mit Hermann 
eine Synlz^ls. Richtiger diinkt es dem Ref., ans Vat. pavtiv 
aufzunehmen , aber mit Beibehaltimg von fpgovBOvtct» 

Nun folgen bei Hrn. M. die Beispiele von derSjnIzesis in der 
Bfitte der Wörter, lind zwar 1) von der Synizesis der Pronomina* 
2) von der %nize«s der Substahtiva. Hier vermisst man XXII, 
5. AaKtSaiftovlovg df ddilfpBovg (cf. v. 139. XXIV, 8.). XXV, 
2^. xavvipXoiog igirsog. Ib. 160 haben drei Handsdiriften 
jfvyBtw. ep. X, 4. im Pentameter: ttlvov Mx^'^' * Movi3i(»in ep. 
XXI, 4< ^aQ0B€9v. Bio XVI, 1. XQV6B0V. Mosch. I, 20. xal xqv- 
öBOV.- 3) von der Synizesis der Verba. Uebergangen sind VIII, 
23. iri xal tov öAxtvlov aXyiof. XXII, 26. äfiq)oxBQOvg vfAvitDv: 
Bio Vli, 7. Bvaxkio) ans Vindob. Mosch. IV, 78. vti8vi6q>cv ^X^ 
^Bg. ' Noch erwähnen wir eine Stelle, in welcher, wie wir glait^ 
b)en, die richtige Lesart nocli nicht hergestellt ist» durch deren 
Binifihmng i^ber ein neues Beispiel einer Synizesis uiis geboten 
wird. Th. XV, 72. steht in dep Ausgaben ^vAa^ofiat. ^ 

nPASlNOA 

a9Qoog o^Aog. 

Da hier die meisten Handschriften o;i;Aog S^goog und fpv- 
Aftlovftcri haben, so vermuthen wir , dass Theokrit gieschrieben 
habe q)vka^Bviiau koxog af^goog. Die Syniz. von adgoog recht- 
fertigt sicli durch Hom. hymn. in Mercur. v. 106. d^goäg oü^ecg^ 
wcli^e Lesart durch die alten Bncher geschützt F. A. "Welt bei- 
behalten liat. Ferner die Vertaiischung von Sx^og und loxog 
findet sich auch in andern Stellen , und dürfte vielleicht selbst v. 
59. Statt finden, wo durch oöog koxog dem metiisehen Fehl« 
eben so gut als durch oöog S' ßx^^S (^i<^ Hermann verbessert} 
abgeholfen wird. Was die Bedeutung von Xoxog anlangt, so be- ^ 
zeichnet es nicht Mos eme bestimmte Kriegerechaar^ eine Co- 
horte f sondern auch uberlutupt eine Menge ^ wie bei Aeschyl. 
Sept. G. Theb. 107. Hsxb necg^ivav txi^iov Ad^ov dovXi^övvfjg 
dxBg. 

Wir kommen nun zum dntten Buche (S. 95 bis zu Ekide\ 
welches die einzelnen Redetheile in Hinsicht auf die Endungen 
behandelt hat. Unsere Bemerkungen sollen sich auch Jiier beson- 
ders auf die Punkte erstrecken, bei denen offenbar Unrldyitiges 
oder Mangelhaftes vorgetragen wird, oder bei denen wir eine von 
dem Verf. abweichende Ansicht haben. Uebergehen aber wollen 



flfiälilntiMi: Leipet-dkilefti ImcolieoniBi Grgeeor. ?7 

wir 4er Kdrse wegen AejenifeD Stellen, wo falgchle Lesarien Toii 
§:€ringeren| Belange , welche auf die Endung keinen wegentlieliea 
Kinflusfl haben, anfgenommen sind, weil die Zahl denelben. na 
gress iBt, tind wir aehon im Vorhergehenden tdilreiche Belege 
gegeben haben. 

In der ertten DeclnuUian bei den Dativen auf aig Ton Ad- 
JeetiTis 8. 97 fehlt xioviaig Bio XV, 10. Die Dative auf j^g shid 
ebenso, wie mehrere andere Beispiele In diesem und den folgen* 
den Capiteln, bereits von Meineke veiiiessert worden. Unter 
den Dativen auf i/Oi^. 100 steht XXV, 248. xapLnt'^^iVy ein of*. 
feilbares Versehen, da xaftjnrj^OftV an dieser Stelle der Coiijun- 
ctiv des Verbi ist Uebrigens hat der Verf den Sali, dass der 
Dativ dar ersten Declination in den epischen Gedichten, wosa 
Theoer. XIL und XXV. und Mosch. II. IV. gerechnet M^erden, 
4ttf 9tig und i}0(^ in den dorischen auf utg und aiOi ausgehe^ 
durch die übcn-Mchtliche Anordnung und kritisdie Behandlung der 
«Inaelnen Beispiele sehr gut bewiesen. S. 102 verndsst man bei 
XVI am V. 3: und bei XXII ivlxmn ▼« Hl- 

Bei dem allgemeinen Schema der zweiten Bedination 8. 103 
Ist rur die dörlsdien Gedichte die Endung oto ausgelassen.. Wen« 
Hr. M. sodann mehrere Genitive anf av und mehrere Accusative 
au^ ovff, die sich noch in den Ausgaben finden, lAne Weiteres 
Puderen, will, so möchte Ref. dieses Verfahren asti rasdi nenne»v 
nsm^tlic^in Beziehung auf die Formen, die in dei^ vorletsten 
Syibe schon co haben. Denn es ist klar, dass q>9ivonmpGV 
(q>fivm«6Qov ist Druckfehler) Bio VI, 1. nmlvvg TU. II, 163. 
9WVOvg V, 49, äpiovg VII, 107. weit wohlklingender sind , als 
wenn man in der Endung w 'setat Dass aber der Woblkhittg 
auch im Dialekte sein Recht habe, und dass deshalb in den ge- 
nannten Stellen die gewöhnliche Form den Vorsng zu verdienen 
scheine, möchte Ref. als beachtungsw^h hier hervorheben. Anf 
ähnliche Weise ^agt der Dichter wegen der Endung &ovQla^ und 
nicht ^qIw V, 72. In Th. II, 106. ist ptszoinm ohne Angabe 
ehier Auetoritat geschrieben^ Wollte flr. M..indQrtt, so musste 
er noch mehrere andere Stellen verbesserli, wo ebenfalls . am 
Ende des Verses noch die gewöhnliche Form gelesen wird , z. ft. 
Th. XXVI, 13. BuKxov^ ib. 37. ^MvvCm^ wo die dorischen For- 
men bios von Winterton ausgegangen sind ; Epigr. XVII, 3- , wo 
in allen Ausgaben äXa9ivov steht Ferner mnsste Hr. M., um 
zu einem sichern Resultate zu gelangen, den Charakter einzelner 
Gedichte genauer in*s Auge fassen > und untehiiichen, ob in 
demselben Gedichte, ohne dass sich ein hinreidiender Gmnd 
nachweisen lässt, epische und dorische Formen bunt durch ein* 
ander laufen dürfen. So fuhrt Hr. M. aus XXVII bis v.. 46. ß&- 
xiiAio an, und. billigt diese Form, weil das Gedidtt dorisch sei. 
Cnteiäsucht man abersämmtliche in.diesem Gedichte vorkommende 
Formen, so findet man^vauch in.Meindie'a Ausübe» v.*13. 



78 6«l«clii«elio Sprft«hl^rtcha«S* 

du Ton Bruifdc und Vaickentcr eiogeBetite top OavwS^ wihreiHl 
iloch T« 31* yiiiov gelesen wird, ferner v. 35« und 36. das ebea- 
{«Us ¥011 Brunek und Valck«n«er einfeCfifarte .^akdpmß^ wahrend 
T. 10. novLvov^t V. 52. tiovg lUukovq unangetMtet geblieben 
j»i. Nimnit man dazii noch andere Ungleichh(ei(en» wie v. 8. ^d' 
(bei Meineke ateht ai\ was aber in der Note p. 19& verbessert 
wird) V. 8.^^/}i7<) v« 61. 6^ und niOtiq^ t. 63, 64. ybv^^ dagegen 
Valckenaer^s und Brunck's Aeadeningen üü ▼• 11. tiv ¥. 13. 
akku V. 18. iivvav und %<(^tlav v. 24. wie.v. 1.. zdv mvvtav 
und mehrere andere, so leuchtet ein, dass man mit dem Dialekt 
dieses Gedichtes noch keineswegs im Beinen ist, dass man aber 
Erörterungen dieser Art bei Hrp* Sf. su erwarten berechtigt war. 
Wo die epischen Gedichte angeführt werden, ist S. 104. Z. 18. 
toter XVII, wahrscheinlich XXI^, auigefaüen. 

In der driUen Deelimation finden sich mehrere Yersehen, 
welche recht klar bewoisen, dass man beim Gebrauche angeleg- 
ter Excerpte immer wieder die Stellen nachschlagen und in ihrem 
Zusammenhang betrachten müsse. So steht S. 106 behn Accus. 
B^iOr^a^ XUI, 17. XXII, 99. In beiden Stellen wird der Nomi- 
Mtlr gelesen. In der Declinatioii des Wortes Zsvg S* 107 wkd 
für den Acc. Jia aodi 11, 46. dtirt. Hier steht aber Jl^ als aller 
JSiiame Ar JSaxns. Uebrigena müssen au dem en locos omnes 
nachfolgende Stellen hinzukommen: ftir ^i6g XVII, 33. 78. 137. 
XXU, 95. 115. 137. XXIV, 81. XXV, 1.59. 169. Moschi U, Xb. 
Ala nothig scheinende Conjectur von Briggs Th. XX, 33.; für 
^it Mosch. Ep. 5. 

S. 108 unter Svdi^g «^ht XXII, 54. (55.)^ wo ävS^ag mn 
lesen ist. Auch XXV, 157. ist unrichtig. 

8. 109 Ut^jQBog aus Bion XV, 21. angegeben, wfihrend 
doch vorher aus derselben Stelle die richtige Lesart dvigog citirt 
wird. Die Form^^^si , wdche Hr. M. aus XXII, 36. hier anfiUirt, 
ist ein blosser Druekfehler statt opti, welchen Ref. nuerst in der 
bei Cratand. 1530 erschienenen Basler Ausgabe gefunden , woraus 
er sich, wie es scheint » in einige spätere Ausgaben fortgepflaast 
kft. / 

S. 110 Uest man unter den Stellen lur den Genitiv misog 
für «oAi$ auch Mosch. V, 4. wo aber das Adjectivum Moltcg 
ateht Als Nomin. von noltg wurd noXssg XXII, 162. angegeboi, 
was aber an dieser Stelle offenbar von noXvg hericommt. 

Auf dei^elben Seite, wo die Wörter auf ig u< s. w. b^an* 
delt und auch von o'Cg einige Casus erwühnt werden , oder auch 
oben üb. U, c 3. de Gontractlone sucht der kundige Leser die 
SteUe Th. VIII, 45. lv&\ elg, IviSt' alysg^ wo die Meisten olg 
statt der Vnigato ol's für den PiuraUa halten uud eine, wie es 
acheint, unrichtige Contraction annehmen. Denn die zusanuMB- 
geaogene Form kann nur oi;^ hdssen, wie sie als Accus. IX, 17« 
gelesen wird. Dass man femer die kurse Endsyibe in der Vul* 



MliUbMiiiii : Legw akle^I biMoitixiviiiii Gmecor. 79 

gaia Sig nMit mil den von Buttiiiaiin Aiw& SprtcM. § 50 A. 2 ai». 
geführtem Beibpiele des Pttmueirio (Anthoi. Paiat IL p. S9) rechl- 
fertige^ dürfe , ist einleuchtend , da dies« Befepiel Mlbat verder- 
ben 0u sein scheint, nnddnreh eine kleine Umstellnnf (Ix mgutg 
Utk.) leicht yerbeaaert werden kann. (Preüer's Amgabe ist deni 
Ref. Idder nicht snr Hand*) An der Stelle also, vmi der wir 
sprechen >i ist olg richtig, kunn aber nur der Singuiaris seiiK 
£ine ähnliche Verbindung ist ausser CalHmach. bymn. in Ceff« 26. 
«ndb hyron. in Apoll v. 50. 

S. 111 wunderte d^ Ref. nicht wenig über den ihm nnbe«- 
kanht gebliebenen Dat. ßt>0l ron ßo€g\ als er aber die angezogene 
,Ste)le XXV, 8. nachschlug, fand er xu seiner Beruhigung ein 
gauBi anderes Wort, nimllch ^otfitf die Weide. Gleich nachher 
sieht man nu noöal such IX, 18. erwähnt, welche Stelle aber in 
dar andern Form no6l gehört. 

Von den Wörtern auf m giebt es nicht Mos einen GenitiTna 
auf oig bei diesen Dichtern, sondern auch auf lug. %• Rl^yde 
Mosch. VI, l. - • 

S, 116 giebt Hr. M. die Flexion des Wortes vwg an,^ und 
bemerkt dabei , dass dasselbe m Doricis et in nUero Bpieerum 
carmmum eenere immer^das a, tu &fncarum priore immer das i^ 
hehalte. Deshalb verbessert er XXII, Shvtjog in vaog. So hat 
auch schon Beissonade geschrieben. Allein diese möchte an 
schnell sein. Denn dieser Vers zeigt ein so unverkennbar cpl^ 
«ches Golorit (weshalb audi ^Iijöaplijg gesetzt ist), dass die 
Form vijoghm wohl eben so als v. 219. v^ag , was Hr. M. eben- 
falls hatte verbessern müssen, Hire Richtigkeit hat. Man kann 
demnach diese bejiden V«rsemitXV, 103. vergleichen, woriber 
Hr. M. auf der vorhergehenden Seite eine Bemerkung macAit Wo 
von den Adjectivis gesprochen wird^ welche im Comparativ und 
Supeii. das o auswerfen, S. 117, durfte XXY^ 48. yiQaltsgog 
nicht ohne Weiteres aufgenommen 'werden, da mehrere Urkun- 
den richtiger ytgergmT^xog bieten. Eben so verhält es sich S. 
118 mit uliov in Mosch. V^ 8., well nXiov in dieser Stelle blos 
Conjectur von H. Stcph'. ist; Hcrmann*s trefßlche Verbesserung 
no^tit äh notlnkoov & fis yakmva hat Bach bereits in den Text 
gesetzt« 

Cap. F. de numeralibus enthalt S. 119. für iola die Stelle 
XII, 2. (mnss 12. helssen).' Diess ist aber ein Widerspruch mit 
S. 53 , wo in dieser Stelle richtig oicß geschrieben steht. Nach 
d&»BKamu6a staU XXV, 129. gelesen werden XVIII, 4. XXIV, 81. 
Die für stHati angefnlirten Stellen bedurften einer kritischen Be^ 
merkung; Boissonade hat in allen tfuon aufgenommen, und Md* 
Deke XVI, 51. bXxoöu Im Folgenden stimmen wir Hrn. M. darin 
hei, dass er die Form ^^ Xi, 33. (welche Bach beibehalten hM) 
entfernt wissen will Zwar wird dieses ^g (denn in dieser Sdireib- 
nrt haben es sechs Handschriften, niebt ^^, wfo Koen* mim Gr. 



80 .ärio«hifchp SpraekforfebiiBg. 

Cor. p. 278. ed. Sdwef. uild A. mgeben) rim Bergk Iift Rh. Bfos. 
VI, 1. S. SO nicht blosi&r XI, 33., sondern auch Ar VII, 71. 72. 
als eine, forma communi s^rmonia eomuetudini proprio Reitend 
gemacht, und dafür das Zeugniss des 6rauiniati|cer8 in Crana* 
Anecd. T. I. p. 171. (OvlattovOi iitov flg tav dUp^oyyov xal 
MoXtig %al ^oQ^mv ol nuluiixBQOt* nuf^a yap 'Plv&avi hf^U" 
jn;.. Övd' ij$ xvtov ävtl tov oi^c üg) angeführt; allein diese 
Form mochte .eben deshalb, weil sie aus der gemeinen Umgangs- 
sprache genommen iist, zu dem gehören, was Bergic & 24 agre- 
slior iUe senno nennt, den der Dichter vorzüglich dann gebraucht, 
wenn er die Hirten selbst unter emsnder sprechend einfuhrt: .wo 
er aber dieselben ein Lied singen iaast [diess passt auf Th. XI] 
oder wo eine längere Besclureibung einer Sache oder eine andere 
SSrzShlung [eine solche ist dodi die des Lyicidas YIl» *52 — 89] 
dem Gedichte eingefugt wird, ibi p^lHiMr est oratio eleganüorque 
«nrnatus. Unter diese letzte Kategorie kann aber ^g schwerlich 
•gerechnet werden. Ferner das Zetigniss des, Grammatikers be«> 
weist zwar das ' Vorluijidensein der Form jcaQct'Plv.^tovi^ giebt 
aber keine vollgültige Gewahr für Theokrit. Für diesen halt sich 
daher Ref. an die Beweisführung des Hrn. M., welcher auch Mei- 
neke^s Worte, i/$ ex üs dorismia eal^ quibu^ non usus efsevi* 
d€tur Theocriius^ hätte anfuhren können. Wären übrigens ia 
Hrn. SL'S Untersuchungen nocli die Zeugnisse der aIten.Gramma- 
tlker angeführt worden, so würde unstreitig auch Gram. Anecd. 
T. I. p. 346, 7. erwähnt sein, wo die Form ^g als eine böotische 
angegeben wird« (Doch ist nicht zu übersehen, was Ahrens de 
diaU. Aeoll. § 40. S. 191 Not. 5 bemerkt hat) — Für öl06iv 
S. 120 war Bio XV, 14. i|ur problematisch aufzunehmen, da die 
Stelle verdorben ist. 

Von d^ Stellen, welche Hr. M. in Beziehung auf ff^orov 
und xQÖtov als verbesserungswerthe anführt, ist XVII, 11. (3. ist 
Druckfehler) berdts von Meineke und Boissonade emendirt wor* 
den ; Letzterer hat auch schon XXII, 184. und 187. die Forn^ mit 
fii in den Text gesetzt. In Th. II, 64.-,wird S. 122 pLovvii in indvtt 
verändert. Das ist schon von HAeineke geschehen, Boissonade 
hat fftovi/a. Dass man sich übrigens auf die Vollständigkeit der 
Beispiele, auch wo sie Ilr. M. ausdrücklich erzielt hat, .nur sel- 
ten verlassen könne, hat Ref. schon im Vorhergehenden, wo er 
sehr oft wegen einer einzelnen Erscheinung sämmtiiche Gedichte 
.wieder durchlas, häufig zu bemerken gehabt. Auch hier musste 
fiovag IV, 38., ferner hier oder im vorhergehenden Capitei 
^u d^m Superlativ (iQvmvatog XV, 137. u. a. hinzukommen. 

In Qip. VIL d^ pronomino finden wir querst das allgemeine 
Schema der vorkommenden Formen von der ersten Person ange- 
geben, wo Re)L nur das auszusetzen hat, dass als Nomin. dual, 
ausser vm auch vmv ohne allen Zweifel aufgeführt wird. Dena 
die einzige (von Hrn. M. nicht angeführte) Stelle, die als Stütze 



, Mtthlntii«: Ii^gM4iiii«€a>b«iMlmfim& %i 

dttfir dfeneii kowite, XXD, 166. ist bcre^ Trä Sdia^«r, wie-' 
weU ans dncm andenir Grande^ auf hodiat ^wahfaeheiniicbe 
W^e %ovtav -^ |NXffot/ rerbeasert worden. Beim Dat. pliiraL 
war ausser ifiw Boeh a^W m ntianeo, wie VU, 2* 135. iLa.ni 
lesen ist— : . 

Dwauf f ol^ eine beachtenawerUie Bemericong über, den 6e* 
brauch der Formen iy& imd iydv, Ref. hat selbst an dieseii^ 
in den Ausgaben bunt durch einander laufenden Formen häu^ 
Anstoss genommen, ist abor, ungeachtet er die Formen nacS 
Terschied^en Hypothesen mit Hinzufügung der handsciidftUcbea ' 
Varianten sich zusaminensteUte, niemals au einem gans sicheren 
Besultate gelangjt Oass die Wocte '£^v, zh^ii&v ätdXeKto^ 
hu* ^^afißivBi %6 V. [Etjm.M. p« 314, 35. Aehnlich düa 
Et. 6ud. o^er to iyd iymv Xiyovmv 6r. Cor. de Dor. dial § 61^ 
p. 246. ed Schaef.] von den«i Ref. immer ausging,, ein sicheren 
Gesetz gehabt haben, utid dass man .niclit mit Aem. Pertus Diet» 
Oor. dnfach: if^mv.. Dorice pra^^iimmuni lym^ sagen diirfei 
ist wohl kaum zu bestweifein. BruncLIuil fast überall, aber ohne 
aOen^und, dieses If^v eingetiichwlczt. Die nächste Ursache 
zur Aqjbälnie dieser Farm ist natürlich ein folgender Voeal. 
Diess bezeugt daß Beispiei des Homer, diess beaeugelk schon alte 
Crammatycer; diess bemerkt seihst Valckenaer für Tlieokrit zu 
il, 72. Nor hat dieser es nicht dorcfagefiihrt So viel als Vor- 
bemerkung zu dem TonHm^ M. ai^gestellten Gesetze, welches 
aiao lautete ^iEydv didtur et ante.^iiocales et infine versus, hyA 
vero ante emisonantes et tum an^ vocales, si postrema syilaba 
oorripitur.^^ Das Letztere hat ^eh ^ef. in seinen eigenen Beob« 
aefatungen so angemerkt: iym steht immer, mit Ausnahme von 
XVII, 135. Tor einem Vecale, wo es im ersten. Fusse des Hexa- 
4neter die beiden Imrzen Syflien eines Dacfyius bildet Gegen 
die Worte iym^ Dero dicHur ante eonsonantes möchte sieb viel- , 
leicht einmal die Ansicht geltend machen, dass die Bukoläter 
durch den Wohlfaut ^äer durch eine Cäsur bewogen^ iyeiv 
auck vor gewiesen Gonsonanten gesetzt haben , wenu ßitk auch 
bei dem «jetzi|^en Zustande der Variantensammlong diese Conso- 
oanten selbst iloch.Aicht.nritSicherheit bestimmen lassen., -Was 
nun aber die Beispiele anlangt , durch welche Hr. M. das obige 
Gesetz zu bestStigen sucht, so ist darin eine grosse Unrichtigkeit 
wahrzunehmen. Denn ausser dass eine Menge derselben gam 
übergangen ist, so passen die angeführten sehr ^t nicht zu der 
Rubrik, unter der sie stehen. Ref. glaubt daher nichts Ueber- 
fiiissiges zu thun, wenn er jetzt säromtiicbe Beispiele, einstwei- 
len nach ,dem oben vorgetragenen Principe, mit den nöthigea 
Varianten geordnet zusammenstellt. Voran stehe die Bemerkung, 
dass nach Meineke^s Ausgabe citirt wird, dass da§in Parenthese 
bei^fesetzte' M. tmd Boiss. die von Meineke und Boissonade «f 
zweif^lhalten Stellen aufgenommenen Lesarten bedetitet, das U^* 

' Pf. Jnhfb. f, Pliü, u. Päd. od. Krit. Bibl. Bd, XXIX. Hft. 1. 6 



fift Qvl««lii«eiM Srv«cM«v«cli««f, 



ffarai eaMit 1 ift&v ate» wir! gnaeliA 

. ■) «ii«i> «Nwte«. Th 1, 14. tm laa. m, 22. v,j7. ««,«;. 

T&CPtt» BßtM 9fS|l6t^^-^ ^IB Boitt. wftrt i/VP Md^|[<BBHBHm iMt, 

. V («f ), UL VI (IV), 7, 
*) «ijlM MTWR. fJctaidl «^7«Jr UlII;,«. XII,4i. : 
US. HkniKsr i ^ etlui c t fttC sniAi die uiiUj HHflto^m 

•TkBpSgr.V,2. 

•>' MteomwMnte*. 111.1, S7. IML 145. 1, JS.S&M. 7± 
MS. 114. 11«. iigfd M» !«• BafaB. — «iTTäv M. ck CF. 4] 

MS. 1«4.IB, 24. ijid xl ['S*!!. — l;«»! P. — Mäim. ifm» > x£\ 
m: fV, M. V,m ifa mp« [8* B«hb. — iymm IL «ie ApolL 
•yw. *! ipm. p. SS«.!. ^. 7«. H..ira^ [iymv Sms.] ^ W. 
114. 11«. ^T» [8»4»«.SMtL^.;«M*SdH. — lL.^«v 
CK«.]. IS2.in»>i^ piv [•>!«. «n/TB (Mv] U2. «i7}«>7<« [«qfwr 
k. 1. g. -c^^iTw P. W. Z. -mmam fäf 9m. 1. — M. mA BiiH. 
«^7»v] 146. VL, ». VB, 1. Itw'-r I^fisvvE M. «rf ■■« «oi. 
Wim.] tJ. m.m.m.9L itnrw rm: [QtL Mta. — M. w^fiir]. 
»1. ^Ts je L.lMr.att.; «ms. ^ M-iyahn] 15«. VÜI, 
14. 21. IS, 12. 15. «97^ wtiUv OMm. w^jm» «k P. V. W. P. 
Bes. 2.] m iyd -n^voMto IShh. ^«ä«'}. 'S. IS. 27. «L 35. S, 27. 
SO. I}« Sotdm. [M. aai Batas. i}*»» wäk Vakic «k «m«I. «aifl»- 
mmuHs-, Ott Bob. V.] «4. 27>0tf vSv. [i)»«v K. «. «tt.; M.vmi 
Briwi.] 79. KiTf o» Tt$ [in^vr h.; M. -^ Bäte. «^fBv ^^l 1^ 28. 
UV., 12. w^^ xm [9m. B.; — M. <n4 BriM. x^fi^] 4(4. ^w, 
T»r}SiiMil.-aMh Bci 4 iL ; — M.WMllate.Tyg»'.] 55. $ahm iMt- 
sdvTiOs [M. «. BAb. i«^>iiv « A.'E. P. V. 1. 2. Lnr.] X^ «6. 
iym Tiftip' {i7>ay t^hev in» o*U. «d. Rah Lsor.; Baft*.] 101. 
IfaS, «oÜ.otr$ [BriM . ifäv' amiims] TWtL, 7. &XL, ^2. ijiti mv 
{BräB. iyor]. SS«, 71. 11«. 15«. 175. 221. SSV, 87 «0, 173. 
im. MS.227 2SS. SSVn, 22. 40. 54. fl^igr. VH, S. IXB, 1. 
Bial, 56. II (SV), 28. S2. V (HI), 5. SH, L ij« #««»*»< [M. 
«rf Bmbb. ivtit] Mndi. H, 146. fiI,B4. 11$. IML IV,«. B. 17, 
18. 1». 

fc) ante xxMwIra, mmmtremä ayllakm prmiumimit imvi/ntui. 
T%. n, 145. V, 96. 1S4. VS, 27. K, 12. SVB, 135. SSV, St5. 
XmA. Ifl, t08.'IV, 27. 

tyayB SI, 25. SVI, 106. 

w^ir swiBHMn miB Pronsnen 'der OTPenm itavnn^ Mtm Wdv 
iea Ker vb f olg«Mlea Benerimii^ai «wsnlMrf;. Vir ätm Bm^ 
i c wi cib c n wäre cilie korse Nvie ^andber^ ^Am« rm 4sb ^ 
ProDBineii -dee efmclRB IKnlf^te, <9a£ ^kn op#9VOffei;^0et(on 
■p&er«, rtv ^s op^crroi^ovii^si^v der Dvrier «ei ^ «kM i 



I XB, IB. (n, S9L ja OiMe «M Hm. IL & 127 iit Biwk. 

fMar) zw liUlwii veridtat wet^m Jwnto, aal Mch MMt 

•doli f. dL AMaA. 1S»7. & 414 Bldum TwwhHgt. 

Wotaiii» iMMt CS €1 1^ «wiäMr fooi» iegUmt fanm 
c«v$ «te. Nebenbei vwwwhI^ «rfr 4w yfir ia fa«tM 
ibadk mu^Btgmg vmTk.VL, i2&, «• tws mm k. hMt. bor. 
tÜBt; BBd criantf «w n fln. IL» W«*ai: S0dX.36.0m 



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8. B. fibo- ^ 8.U3 mmc wm htmatsm: tM. Betta. «r. «e. L |^ 
297 laH, cj. B.] i^aai. ao^ <a «aa Iwi iiWf Maa ücata .JWfc- 
■ore dariade Fmbmb aiai — «ia VaiaaUw a g fer Larte c^, m 
itm äkk. iA^ BuL ^y^, ^M graiaw ia^t^m 4km ¥mtm htk 
Afatt. »yaa. , fing. Oar. da Did. OaiL S «& («dM 4ai Malea tw 
Kaea-uad Bad.}, dos fididiuC aa Tk ^V, 4 Heqrdriaa, Aa- 
MÜH FadaBndar#ibdwddt findet 1 Bbaaaaid eakd«if- 
wa« aad Ishmc & IM^ pa die BtawüMiag oad Suktmg iwiaa, 
«aiMMyilMw6r.Ldid.^aB3.«L8«ai«.aB«i*iiiftid, aw 
na Hataoa dar 8«dM «cdtait WUle. Aaaaf&Ueaddeaid^ai 
Ecf. iamwr Th.IX, 29. gewcMa, wa df HndBciiriftf flr «d- 



Waaflr.M. aaduMi äbor |u» aad vm a^[t, daManadh»» 
BdiJanarrmvtB/Wüiif caraaünAü«. d ia- »iw'aorwai «tltrm Qp^ 
■ne] ra «Arriina fafcr, id i*- «alaaahddfali aad-adha« aa 
1%. 1, 48. Taa Mdadrdi Üaiarirt, watelto daaGdimdi «Miiwf 
I wmI aKaiwdk«ii tMUkUn adt TalllraiaiarBra 
. B«£ ^Mdite ia diaMT Hiawht doi Haad- 
waaie; ador pxt kda Qiein^t kdlegaa, weil die Mh 

BMaiadieSdidfteada>6HU<anfaiadaedcag«aluikea. Hdawii 
alM, «ai B<£. oabededüidi aMiwat, m den Joritcim €i9ddek- 
temmmd ta.dar aa t eiim m GtlUmmg der q^Mdtat «bosdl «m* aa aa- 
taaa, ao hd dali Bei. Wywdr Stellea, ia deaea Mdadw |im> 

15a [159. oaeli fleim^a Caq.] ill, 16. VO, 13. XVII, 4& 991 



XX, L im. aaa Hanaaaa'a Ca^^dor]. XXÜ, 10$. Ep. VII. 3. Bi» 

irili aaft,«aaiaainii. aar lliiaii hit'nirft 



1, 14.7V. 31. mm» berdtt aa^ 
fU»]. S&. {?&. aadi Waaaeabei«jk.]. 77. €aÖä. { 
a(£ |ikr aa faaaa id]. 9«. IV \II), 14. (9. ateht vi»h ^ ("IV^- 
BaaaaM»Gvi(al4a«)arAa,&129. kegiaBtait ' 

6* 



84 6rl«eliirqb8^Sf rft«hliir4cli,aAg;. 

, mevkufig &ber die Sohwierigkeil eiälger Pitnkte diissesTbeitefl, 
welche: dttrdi die tmgenane Varinnteft - An;«be bei Gaisfordher- 
röhre, nnd 8iibkt*ToririigIfch bu beweisen s dass die Bokoliker bd 
den Verbie weit m^r^ mh bd dea übrigen Redetheifen, dord« 
nen GäH»ing daa Coiovik der anderen beigemiacht haben. Die 
gioae Untersiiehung -sernillt in drei Theile, deren erster 4ie 
Verba auf (av mnfasst Hier giebt der Vei£ zuerst das Paradignia 
waalvai^ worüber Ref. Folgendes zu bemerken hat 

Sehr Torsiehtig hat der Verf. die Form ifzf$l in Fareniteae 
gesetzt und dem Participiiini bvvw ein Ffageseiehen» hinzöge^ 
fngt. Für sfAfii musste aber Hermann's Recension der Meiheki- 
sehen Ausg^be^S. 2S0 beachtet werden , da in derseib«i fnr die 
Annahme^ ififiu sei nicht theokriteisch , ein hinlänglicher Grund 
Termisst wird. Dem Fragezeichen bei eviAva war wenigstens die 
Stelle Th. II, 3. bei^Rigeben. Wir streichen indess das Fragezei- 
chen unbedenklich und reditfertigen die Form durch die Aualo« 
gte ^euvvta VI, 31. Den» die Lesart der Bücher zu IK 3. |3a- 
Qvvivvta [welche «lieh Lobeck Paralipp. IL p. 561. zu billigen 
soheint] wird sowohl von Bernhardy zu Dioii. Pericg« S. 820, als 
aueh Ton Hermann a. a. 0. zurückgewiesen. Femer wird unrich* 
tig als ImperatiTus angeführt l0tov Th. XXII, 170. Hier ist iörov 
die zweite Person des von Hrn. M. ganz übergangenem Boalis. 
Al»Imperativus findet sich bei Theokrit fod« ßpigr. IX, 2. Beim 
P-articip. f^lt pvtUv IX, 27., beim dual, ies Imperfectum^ijotiip', 
wie Vlil, 3. von Meineke mid Boiss. aus nelea codd. hergestäit 
ist^ beim Plural« fehlt Eööuv XII, 15. und beim Futurum das 
Particip., wie XVII, 137. 

Im Folgenden spricht Hr. Bf. über einzelne Formen fusdem 
▼erstehenden Paradigma, ziieirst über slptl und sfifit^ was wir so 
eben erwähnten, wo.es uns nur befremdet, bei der aus Th. XVIII, 
48. nebenbei angefulirten Form 'EKhag die Ansicht Ber^k's in d. 
atschft. f. d« Altthw. 1837. S. 445 nicht beritoksichtigt zu finden. 

Zweitens spracht der Verf. über ivtlmd l6ti und sIelM uk 
Beziehung auf den Wechsel dieser beiden Formen die Behaup- 
tung auf, dass die Bukoliker in demselben Gedichte immer die- 
selbe Form gebrauchen« Für diese Ansicht möchte es wohl aa 
dhiem^iiiniänglichen Grunde fehlen, da die Handschriften sie kei-> 
neswegs überall begünstigen. So steht z. B. V, 92. l^zl [aas Ben.» 
R. ausdrücklich angeführt, und von Meinte beibehalten; hvxX 
ist erst von Brunck eingeführt] , dagegen sonst wie V, 104. 108. 
lvx\* In manchen Gedichten kommt die Form Mos eimnal vor, 
wiü in dem für die Wiederkehr von l6tL angeführten Bio IV (II), 
Wo noch dazu v. 13. htl fehlt. Ganz übersehen ist Th. XXIII, 
wo 2äi 29. 80 [nach Hermann's ConjecturJ. 31. 32. die Foim h6%l 
gdeseh wird. Wenn Hr. IVi. sodann zufolg^e seiner Ansicht in Th« 
in, 20. denen beitritt, welche diesen Vers für untetgeschoben 
ballen, so können wir aus drei Gründen nicht beistimmen. Erstens 



MuhlmaiiB : Leget ikbisÜ Unciilfei^am Giilecor. t65 

eifthat dieser Yers offenbiir ein Sprichwort, ^ekhes" bei d«r 
Wiederkehr in den mannigfaltigsteD Verfalndangen seine Faroa 
treu 211 bewahren pfle^, so dass selbst dieses htidh Regel des 
Hrn. M«, wenn sie sonst riehtig wSre, nicht umstossen könnte. 
Zweitens darf das mehrmalige Vorkommen solcher Verse nicht 
8(^eich tfns diesem einzigen Grunde zum Wittern nach Unecht- 
hett Veranlassung geben, cf. Wn^steraanii zu -Th. 1, 13. lieber^ 
hanpt aber möchte eine tiefer eindringende Untersuchung über 
das Charakteristische dieser wiederkehrenden Gedanken im anti- 
ken Hirten leben- leicht zu Rhnlichen Resultaten fuhren, wie sie 
Jahn in diesen NJbb. XXVI. B. 3. H: S. 281 mit gewohntem 
Kennerblick für die lateinischen Dichter unter Berufung aUf 
Weichert angedeutet hat. IMttenSl endlich wurde das Auswer- 
fen dieses Verses die Kunstform des Liedes, die wir schon oben 
erwähnten , ginzlieh zerstören. 

£bie dritte Erttul^rung des Hrn. M. betrifft die Formen 
^fxiv^ '^(isg, Von denen di& erste blos demlufiBitiv, die zweite 
blos dem Imperfect zuerkannt wird. Gewiss richtig. Auch Bergfc 
Im Rhein. Mus. Vi, 1^ S. 38 fallt dasselbe Resultat gewonnen^ und 
zugleich als wahrscheinlicheil Grund der VarlaiUen angeführt, 
dass die Abschreiber , weil sie in der ersten Person des Imper- ^ 
fecti g anstlitt t/ gesetzt sahen ^ diess wegen der Aebnlichfc^it 
auch auf die Endung des Infinitivi unrechter Weise übertrugen. 
Ntir hat sich Bergk versehen in der Verbesserung der Stelle 
X!V, 29. , wo ^(is^ nur Imperfeet sein kann. Der Angabe der zu 
verbessernden Stellen bei Hrn. M. gehen die Worte voran:. Uno 
tantum toco ornnes Codices con^entiuntin forma ^jm«v 3%. 
XXnt, 23. Wir fugen XI, 50. hkizu, wo ^ittsg blos Coiijeotor 
von Bmnclc ist. Die Steilen selbst, welche Hr. M. anfibrt^ sind 
alle^ mit Ausnahme von 11-, 41. und XI, 79. schon von Boissonade 
geändert worden, auch Meineke hat VH,j86. XXL 30. XIV, 25., 
bereits i^fitv aufgenommen. Zu Vit!, 73. (st der von Reiske an« 
geführte cod; Lips. übersehen. ' 

Von den übrigen Verbis auf fit giebt Hr. M. blos die Formen 
an, welche sich bd den Bukolikern vorfinden, jar^dfiis pmmbug 
quantum scio loeis ^ wo indess Ref. eine ergiebige Macblese hal- 
ten könnte, wie Jpg Th. Ep. VJII, 2. Ivüda XI, 66. vipivxBg 
IX, 3. %^t Ep. X, 2. noxt»%g XIV, 45. afi^il^ig XXIII, 39. avu- 
»dg Ep. XIT, 2. xQogi&stg Bp. XVI, 5. »rjdevfjLto^a Vllf, 13. «a- 
tl^ivto XXVl, 8. (in Mcineke's Ausgabe ist aati^ovto ein. nicht 
angezeigter Druckfehler) u. s. f. Auch ist. in einigen der ange* 
führten Stellen bcrdts eine richtigere Lesart aufgenontimeti wor- 
den , in andern liest man ein ganz anderes- Wort, wie für ^mömv 
Xni, 36. , wo olömv steht. Für das Verbitm äiäaofii, scheint Hrn. 
M . unbekannt geblieben zu sein der von Bergk Act. soeiet Graec. 
I, 1. p. 206. für Th. XVI, 24- in Vorschlag gebrachte InflniUvua 
ioivi der durch Athen, lib. VUL p. 360. A. Bestätigung findet, 



86 Gfiechlich« SprBi]»fiiriohtt.ng. ' 

«md TieHeicht mich bei 'CbeogB. 1329. durdi öol ts MaSv tn 
H«]i6v herzustellen Ut. 

Der iweite Theil dieser Uitermchang hehendelt die Vevbt 
ivf^D. , Er gfebt «avSrdertt eioige verehiaelte Regeln iber. das 
Augmentuni, welche tber ^e Sache keineswegs Ins Keine beiOr- 
gen, und .stellt dann die vörkonfmendea Verbaltiidungeli Hbep- 
iriehllich sasanmen , zu denen noch speciidle Brlinterungen ober 
einsehils Bildangen hinzugefügt werden. 

Auch diese Forschungen sind sehr lieaeht^nsweptfa, zum 
Tbril auch schon Ton Andern gegeben worden, lassen jedoch noch 
iDtoehen Zweifel und manche Ergänzung zu. So friilt :S. 139;bei 
der zweiten Person auf sg statt eig die dritte Stelle Th. IV^ 8.; 
S. 140 wird in XX, 31. mit Recl^t, wie wir glauben, die Vulgata 
Tertheidigt, welche Bohsonade und ^cä berttts wieder aiifge^ 
nommen hiaben. Ferner dass die auf ovxv ausg^^ieade tertia per- 
sona plu^al. niemals elidirt werde, hat schon Mein^ö in der Vor- . 
rede p. VI. bemerkt. Wa« sodann & 142 iestgestellt wird, dass 
bei den verbis barytonis di6 dritte Person des Präsens tind Futuri 
niemals 17, sondern immer ai, der lafinitims niemals 171;, sondern 
entweder hv oder sv laute , das hat in Beziehung auf den Infini- 
tlvus schön Paschke im Schulprogranune zu Brandenburg 1836. 
>S. 13 durch hinlängliche Besspiele erwiesen. In den Ausgaben 
herrscht noch immer InconsequenZy wie z. B. Meineke XIV, 19^ | 
üniiv^ dagegen X, 37. XVH, 7. tlnilv gespitzt hat. Der .folgen- 
den Auseinandersetzung, welche die iiekannten Formen uznov- 
^17$, ntfpvK-q^ xsnol^tf 11. g. w. als praesentia a perfstiU dneia 
ZH rechtfertigen sucht, und deshalb iiberaU st statt ff gesetzt wis- 
sen will, konnten ausser dem Schoüast. zu V, 2B. noch weit ge- 
wichtTi^lere GewältrsmSnner zur Unterstützung beigefugt norden. 
Allein dessenungeachtet dürfte dieser Ansicht ein doppeltes Be- 
denken entgegen stehen. Erstens können die Formen mit 17 nur 
höchst unwahrscheinlich als blosse Fehler der Abschreiber ausge- 
geben werden , weil ihre zu hanfige Wiederkehr in den Hss., 
wennr sie in der lebenden Sprache keine Existenz^ gehabt haben 
soUten, kaum erklärbar ist. Zweitens wird die Sache zweifelhaft 
duirch Stellen, in denen von denselben Verbis die gewöhnliche 
Ftexionsweise angetroffen wird , wie XXII, 40. xtq)vx80€ah Ref. 
tritt daher der Ansidit derer bei, welche meinen, Theoknt habe 
die den Syrakusanern eigen thümllche Gewohnheit, die Perfecta 
nach Art der Praesentia zu flectiren (cf. den Grammatiker in 
Gram. Anecd. T. I. p. 212.) in diesen VeH^ angewendet, vergl. 
Bergk im Rhein. M. a. a. O. S. 39. . Auch Lobeck hat Buttmanu*s 
Ansidit (Ausf. Sprachl. II. p. 39. ed. IL) durch keinen Zusatz 
zurückgewiesen. Bei der lYbersichtlichen Zusamnenstettung der 
Yerbalendungen vermisst Reff unter andern beun Iitdicativ« Futur. 
Medii für die dorischen Gedichte in der ersten Person öaiffACCL 
^ie nXBVöovfiaii XIV, 55. [denn das scbwachgestfitzte srAsvtfstu- 



§aUt.^mi l^ld^oQ» au^iaioniiDfii ha^ ist Terwerflichj, in da: zwei- 
ten Person ^ wie kQy(iiii ^.^^o M der dritten Htai wie jK^ot- 
ifftakX^iS. BeifQ lodicativ^ Aorist. I. Med. fehlen iür die «weite 
Perju^n die- Endungen a0(o und a wie z. B. exra<}ii) Y, 6. in:ii^cc 
IV^ 28., wozu der Scjbol, ausdrücklich bemerkt :' to dtvzsgov 
9^i699^ov %QV ugaz^y (tioov dagiozov ol £vQa}tovaLoi, diu 
Tov a nQO^BQOvtai* ivoij^tp^ ßvo^öa^ Bygäilfcoy lygailja» Zu 
den in den kritischen Noten bc^ Gaisford und A.s Jacobs bereit» 
angeführten Auetoritaten konimt noch hinzu, was J. B. Gail in 
Seebode's Krit. Bibl, 1921, Ji. B. 3. 11. S. 259 bemerkt hat. Der 
Conjonetir. Aorist. I. ist von Hrn. IVI. ganz übergangen worden, 
ungeachtet sieh Farmen daraus finden , wie ^g)i]<5^§ X, 25. In 
den zuletzt S. 145. angeführten Bemerkungen, Ton denen wir die 
eine über das a in der yorletzten Sylbe der Yerba schon oben be- 
B^melieA, trifft Ar. M, theilweise mit Andern zusammen, wie 
z..Bi in der richtigen Ansicht, dass die Bukoliker in der tertia 
a0ri8ti.|iri(nipi|8s« niemals 4X^ sondern immer^ sagen, .was Paschkc 
a. a. O. S. .19 erwähnt. Die letzten Worte rec&pta est prima 
prqes&iÜB persona Oßsg^ ^füBg terminala ^a,^8en wenigstens 
Hiebt auf die .vorzüglichste Ausgabe^ auf die vouMelneke, bei 
wetcheoii «um in den angeführten Stellen XVI, 4. XXlf, 1. 4. das 
fiichtige antrifft. 

• Der dritte Theil dieser .ganzen Untersuchung über die Verba 
enthält einen alphabetisch geordneten „index verborum, quae aut 
ad epic^rum fo^tarum morem forraala, aut propter di§crimen 
quod iutotf carminii |ntercedit commemoranda sunt*^. Dieser mit 
grossem Fleisse zusanvneugestellte Index hat zwar keine Vollstän- 
digkeit bezweckt; abpr dennoch fragt sich der aufmerksame Le- 
ser in Erwägung der letzten Worte, ^welche freilich wegen ihrer 
zu aUgemeinen Fassung kein feststehendes Princip gewähren , zu 
wiederholteii Malen, waruna diese oder jene Form der Aufnahme 
nicht für würdig befunden wurden sei. Von den vielen Beispie- 
len , welche sich Ref. am Rande angemerkt hat , nur Eins. Unt^ 
oidto wird die dritte^ Person &öh und dddti angegeben , warum 
nicht auch der Infinit! vus ^äni; Mos^h. III, lOi..? Als Formen 
de^ Futuri sind angeführt docS und ioBvpdu Waruqi ist die 
Form a4i<}a) Th. XXII^ 135. übergangen? Die folgenden Bemer- 
kungen des Ref. erstrecken sich auf Stellen , in wdchen entwe- 
der die neuere Kritik unbeachtet blieb , oder in denen man auf 
ein offenbares Verseilen atösst. Unter Skkopai ist auch XXIV, 
56. BnaklBto (die Form ist vor der Zahl ausgefallen) citirt. Allein 
diese, wiewohl allgemein angenommene Ableitung scheint aus fol- 
. gend^n. Gründen nicht die richtige zasein. Erstens müsste wohl 
die Form hpd^^Bto beisaen , da III, 42. das Simplex aV^Bxo lau- 
tet. Z>^eUens bedeutet hpaklto^^ui gegen einen ^anspringen. 
Gegen wen springt «her der junge Herakles an? Doch nicht ge«' 
gen «einen Vat^, dem er voll jugendlicher Freude die zerdrück- 



88 Griechisch« Sprachforschung. 

ten Schlangen zu Füssen le^t? Vnä was soll noch d* i$^^i 
dabei? Diess Alles veranlasst den Ref., mit ^üoksicbt auf ^itz- 
iier's trefflichen Excurs. XVI. anir Uiaa, auch an dieser Stelle die 
Ableitung to^ ndkihe^ai sich schwingen anzunehmen, also; er 
schwang sich toll jugendlicher Freude in die Hohe etc. Dieses 
ndlXo aber, welches Hr. M. nicht, mit aufgeführt hat, rnnsl^ 
wohl noch einer anderen Stelle wegen erwähnt sein, in welcher, 
wie es dem Ref. scheint, das Richtige noch nicht im Texte steht. 
Mosch. U, 109« heisst es von dem in einen Stier verwandelten 
Jupiter: at ö' allcci fiikksönov &q>aQ d^d'VBnijkato tuvgog. 
So Brunck, Vaickenaer, Boissonade, Meiiieke ii. A. Spitzner 
a. a. O. S. LVII. bemerkt in Hinsicht anf diese -Stelle: et cum 
'Aid. dvBTcdllBto xavQog^ et cum Brunckio dvBitijXaro^ 
quanquam non a praeaenti dvBfpdXkofiat deriixandum eet^ 
ecribere licebiL Hier findet Ref. zuvörderst die Quellen unrich- 
tig angegeben , indem nach Gaisford die Aidina <rv£x/AA<tro hat, 
und dvBTtiilato nicht erst^on Brunck^ sondern von Is. Voss^ 
verbessert und später auch diurch die Handschriften F. N. bestä- 
tigt worden ist. Der Ableitung dieses «vBviikato^ wie des Ho- 
merischen dvenakro von dvBq)dlkB09at {bei Homer kommt noeh 
ausserdem II. XXIII, 694. coli. 692., wo der Dichter mit dem 
Yerbo gar nicht wechseln konnte, als entscheidend htnzn] der 
Ableitung also von dvBipdkkofitav steht ein doppeltes Hinderniss 
im Wege. Erstens müsste der Aorist, wenigstens dvBq>i]kato 
heissen. Zweitens würden wir in avBq>akkB&9cci ^in Verbum er- 
halten, das in sich selbst einen Widerspruch enthielte, indem 
dvd rückwärts-^ Ijil gegen einen oitspriVi^e/i bedeutet ; oder 
wollte man dvd in der Bedeutung onf nehmen, so hätten wir ein 
Yerbum, das in zwei Praepositionen dassdbe sagte. Demnach 
ist die Ableitung von dvaadkkoitai nicht mehr zu bezweifeln. 
Nur dürfte für unsere Stelle dvBmqkato nicht das Richtige sein. 
Erwägt man nämlich den Sinn der Stelle und betrachtet man die 
Varianten dvBnlkvaxo , dvBTtiSvato^ dvBnr^kkaxo K. dvB^lkkaxo 
C. S. Aid. , so wird es sehr wahrscheinlich, dass hier das Imper- 
fect. dvBitdkkBto gestanden habe: iüie die andern Mädchen sieb 
auf ihn setzen wollten , so prallt der Stier zurück und flieht. 

Unter ßäkkca führt Hr» M. ßdks und Sßaks aus Stellen an, 
in denen man jetzt kdße und SkaßB liest. 

unter tUa war für Xösg XV, 25 nälterliegend; e?tfaro XVII, 
123 ist Versehii, weil dort Btöato vaovg steht. 

Ebenso BYgyoi. ig^at XVI, 25. , ii^ ^welcher Stelle ig^ai tob 
Mgdso , nicht aber von tlgyco abzuleiten ist. 

Bei igda liest man ^^^a66ai Th. I, 78. (Buttm. § 107 
adn. 3.)^^ Buttmann sagt 1. 1. „Noch seltner ist, in der voUstin- 
digen Form die epische Verdoppelung des 0, S. igaööm^ nitaö- 
0ai^ 6i/o0<;o.^^ Ref. ist indess der Ansicht, dass die zweite Per- 
son des Fassivi niemals ein verdoppeltes Sigma haben kenne, daaa 



HiUiiHiM : Leges ilialecti lineolietmim Gmecor« 69 

mm Tielmefar in 4en Stellen, ans denen fie drei Bdspiele bei 
Bnttmaun entlehnt sind, eine andere Yerbeasernng vorsieheii 
imlsse. Bei Th. I, 78. die von Brunck igäöttu [Am Ende des 
Verses steht iimmorMai Th. II, 19« XI, 72.] Bei Anaer IX, 2. 
«cMrätf«», bei Arat. 1142. xaroVi/^o [woför Beick.- 7 Mss. anfuhrt] 
.Bie betden letztem mit Ahrens Rh. Mus. VI, 2. S. 229. Weiter- 
bin belfist es bei Hrnt Bf.: igata^ 11^ 149. Hermimnusr ^^Ega- 
xat metre repugnaii igäta^ U9ui. Scribendum videtur: iga 
Y£v^<'. Basselbe wiederholt Hennami Opiise. VI, 1. p. 132. 
Warnm liess aber Hr. M. die Ton M einek« an If, 149^ an^efuhjrte 
Stelle des Apollom'us (welch« auch Ahrens a. a: O. erwÜMit) ^ans 
uftberJi^ksichti^t Wir meinen, dass man, weikn U.l^VI, 208. 
[wo Spitaner Bnttmann's Verbessernng tg<i6a6%i ^nv nicfat erst 
erwShnt hat] als ungenügend erkäntil^ird, doch durch die Stelle- 
des ApoUonius ein gar sdir su beachtendes Zengoiss gewinnt, tun 
den actiTcn Sinn von igä-vai (was nach Bmnek auch Boissoaade 
aofgenommen hat) sii unterstützen. Vielleicht «rweist sieh aber 
noch einmal ^atai als dorischer Coi^unotiv. 

Unter i^voUi vor Mosch, igvö^cu ansgefaUeUt ^ ; 

Unter den Formen von i^m st^t t6xv VII, 54, Hier liest ' 
man jedoch jetzt allgemein^ mit Ausnahme von Boissonade, l^w 
iiSpfjiBv Bio iX, 2 (XI ist Druckfehler), tcx^ro Mosch« UI, 4K). 
trifft man in keiner neuern Ausgabe mehr im Texte, sondern Ifajs« 

Unter txavov gehört die Form inavBV vor Bion. 

Untf»* aeAa/oist geschrieben: ixkuBV XIV^ 32., 99d rede 
Hisrmannum emendasse: SxXa^^ c&hßrmat Suttm Gr. § 114. 
s. v.eic. Allein Hermann bat (Opüsc. V. p. 96 zu Ende) diese 
Emendation wegen der Härte des Numerus zurückgenommem 
und hält jetzt hikahv für ein Imperfectum media correpta^ Die» 
Letztere hat atich LobedL übersehen (oder er hat esjstillschwei- 
gend verworfen), indem er in den Zusätzen züButtm. Sprachl. 
II, p. 220. bemerkt , däss ixXa$v ^vielmehr ein plötzliches Auf- 
schittchzen , als ein*anhaltendes Weinen bedeute. 

Weiterhin findet man A(d. X^g mit nachfolgenden Stellen, 
unter welchen aber zwei, nämlich V, ?1. XXIII, 45. , den Con- 
jnnctiv enthalten, der mithin uliter Xyg besonders zu verzeichnen 
war. Hinter Xävu fehlt Th« 

Ferner fia;gofiae. fiaxB06alfi86&a XXII, 74. Aber man liest 
fiaxfitfalfiBC^r* in Vat. Aid. 10. was Meineke aufnahm, indessen 
Anmerkung die andere Form wahrscheinlich ein nicht angezeigter 
Druckfehler ist. 

" Zn fLixm ist (lißaäta ans XXI, 42, angeführt, da doch in 
dieser Stelle nur das von H. Steph. eingeführte ßBßaata einen 
passenden Sinn giebt ; denn wie man fiBßttwta cupidum auffassen 
sollte, ist nicht wohl einzusdien. Vielleicht bringt auch noch 
eine Handschrift bei genauerer Vergleichung dieses ^eßatoxa^ da 
/Sundft, wie schon Bast, commenl. Palaeogr, p. 708« anmeriit. 



96 Gfieebliclie S^irütli'f ovidfron^g/ ./ 

fciiiS^ in ieu M ss. verweclnelt wird. Fern« uiUtA fmoöyto stotl 

Unter wvim ist XXV, 263 scboa von Valckea. (iptitvvv9^vav 
dem afisn^stid^i^at, was Hn Sf. «uffiäbrt, ¥or^so|pen worden« 

Unter q>iQ69 ist für i^tfeva» XVI, 16 citirt, wo aber scbon 
lüngst dieses oiöBzai, der richtigen JUesart au|6s«i fewißben Ist. 

Das neunte. Capitei, za welcbem wir übergehen, bandelt 
D^ adverbiis, und sahit die Formen auf^ wie sie in den versol^e- 
denen Klassen der Gedichte Torkommen^ «lebrere. mit Hipzufä- 
gang der Steilen, wobei Mosoh« IV, 47, luiv in fiijv verändert 
wird. Diess ist die einsige neue Ben^tuitg; aonst gehört dieser 
Abschnitt unstreitig nn den dtkrftigsten im gansen Buche, niid 
giebt einen klaren Beweis v wie nöthig. es sei, die Lehren der al- 
ten Grammatiker zu berücksichtigen. Wir wollen Einiges ^nrch- 
gcAen. Unter den in der ersten Gattung dorifiober Gedichte vor- 
kommenden Adverbien , unter denen mehrere , wie ndnoKa (i. e. 
n^novs) VIII^ S4, ^co XI, 28, «Ua, fJUcS^ odfa' äUms^ ^^y- 
xäg, xakag\ ganz übecgangen sind, wird zu Ende angegebene 
9tavtä et ffavTa, ifiä et of/üdr* Wer sich alle Stelloi die- 
ser Dichter, in.denen die beiden ersten Formen vorkommen, zn- 
sammenstellt, der findet, dass diese beiden Formen gänzlich von 
.efbander geschieden werden missen. Denn nivza kann nur der 
als Adverb, gebrauchte Accnsat. sein, und findet ach so VII, 98. 
, 6 td navxa q>i,Xaltu%oq. und XXIII, 6. '^Msvta — aTCt^i^« Eine 
dritte Stelle, die ein neuerer Grammatiker, wahrscheialieh 4urch 
Reiske-s mangelhaften Index unter ndvxa verleitet, für diesien 
bekannten Gebrauch d^ Adjectiva anführte, XIV, 47. ol Sk Av^ 
aoq vvv Tcivvec gehört gar nicht hieher, indem hier mvta den 
Pradikatsbegriff enthMlt. Dieser bedarf übrigens gar nicht der 
weitläufigen Erläuterung oder ^cs Regi^ers der Citate, welche 
man in den Commentaren zu fieser Stelle antrifft, da ja auch beut 
zu Tage von diiem Mädchen gesagt wird: ihr. ist der Sehatz 
jetzt Alles. Wer sich indoss an Hermann's Scherz über die fisch- 
reichen Flüsse ^innert (Opusc. IL p. 298. Ne quis rideat hanc 
citationem, meniinedt ^hilologis haec scribi, aliter haud facile 
credituris) , der wird künftig auch noch Boissonade's Note zu den 
Anecd. T. IV. p. 270. hinzusetzen. Doch zuiüdc zur Sache. Hr. 
Bl.'musste ndvta ganz nbergelien, weil ausserdem noch. viele an- 
dere auf ähnliche Weise adverbieil gesetzte Adjectiva ein gleiches 
Recht zur Aufnahme hätten. Oder meiiate er^ dass man jtavxä 
auch navta schreiben konnte, so war diess zu beweisen, da das 
Ansehen der alten Grammä^er und der neueren Herausgeber 
dagegen spricht. Eine andere Frage ist, ob man navrä oder 
nctvtot mit Iota subscr. zn schreiben habe. Hr. M^ billigt, wie 
seine 'Schreibart zeigte das Erstere. So hat aucli Meineke in der 
ersten Au8ga1>e überall, ausser XV, &, und Boissonade jetzt in 
allen Stellen geschrieben. Badi in seiner schon erwähnten Au- 



MäUmano» L«^e< dUecti boDolicortmi Graecof. 91 

thdogie iflt llicmifiieqfieiit, fiidera et 8; 43. ir.9« iheinml «Mvtcr, 
dagegen I, 55. und XV, 6. Mavtf aetzt. Siebt itiaA «uf die Am* 
logie^ und böfraj^ man die attep' GfcnMuiialiker^ ae kann man nur 
mt»t^ ala d«i lUehtige aaeAennen, vie auch jelM Meineke (imd 
itach llitti Burchard) überall geaeteriebm hat, vergL I, fi&.VJli^ 
41. dreimal ; XV< 6. awef mal ; XKl» 17. 5S. Ebetm Hemann iii 
der lettten Stelle Opnsc. V. p. 112. xawärB. Mb voUgaiMgea 
Sengaisa für dieses mevt^ ist Apatlonhis Dyscolus negl ImQg^ 
fLmtmv^ welches stehpn Koen. xu!Greg. Gor. p. 214. ed. Si^aet 
anfuhrt, mi4 weliches «acb fiast ao au schreiben ist: revt^ t^ 
A&y^ ^ul ^mQ^ natirs'f ^a»w^ &n xai ro inlgi^f^pM »«im 
twg\, ual uU4s oti iUil dkkmq, 8d wird ea auch lik B'ekk^ Aneed. 
T. II. p. 586. Bl. geleaen. Das In dieser Stelle genannte uUm 
bat fioissonade bereite Th. 11^ 6. 127. (wa es viele Mss. bieten) 
Jhergestellt. So will anel^ Bergk im Rh» Mos. a« a. O, S. S3 ge- 
lesen wissen. WidirsdieuiUeh diente im Adverb. aXil^E der Aeoenit, 
^r aodi in anderen Wörtern einen Unterschied der Bedeatung 
herbeifdhrt, sii^ei«^ a«r Voteracheldung vem^ieigeAtiiGfaen D4t« 
&Xka , welcher Bb H <X V^ 25. ^angetroiren wird. Bas folgende 
ilk^ fuhrt Betgk t. a. O. 4a XXW 34. ein^ über VU, 109. •be- 
merkt er n^iett^poterit ahXmg aervaru Wahtseheiqliah bis wag 
Ihn 4ie Verschiedenheit der Bedeutiung. Was der äranmn^lker 
ferner anfuhtl, aatnm^^ das liat naäi Kaen/a.- a« -O. 'Brandr > 
Th* II, 128. in den Test geaelat. Für dies^ ^uvtOg bemeiU 
Apoll. Dysc. in ekier andern von^Koea aatti<siieg. Cor. jp. 313. aH- 
gefiihrten Stelle (bei BeUk. I. Lp. 581.) iSmti'-^w natm^; 
8ti %tA ti^v noiovöav tw tSwov ^svt^v jrc^siysni^itfat^ Waa 
(nebenbei bemerkt) diesen hier 'erwähnten >Gi^tit navtmv u. s. w. 
anbetrffflt, von dem Apoll, nach aa einer andern Stelle geapfochen 
hat, sä findet man ihn anch von Greg. Cor« de Dar. diai.^ 128. 
{»BQi^xäöidititoiavta^ xmäav^ TQtmv^ ssaf rov) und dem 
Grammat. Meeräi. § 15« (itepiöiem^t öh tof xotavta* nmd&v^ 
T^iOi^P, navxmv^ Kai vi Spiom tovroig) angemerkt, sieht ihn 
jedoch bd der jetzigen Angabe der Variante|i «lirgenda durch eine 
handschriftliche Auctorität unterstützt. Wir führten oben unter 
den« von Hrn. M . übergangenen Adverb. auLetst lAa^ßxg m^ Zm 
dieser Accentuation bestimmt, uns ein dreifaches Zeiignissv wel- 
ches^ wie es scheint, nicht ohne Weiteres zu verwerfen iist. Er- 
stens hat der Gramm. Meerm. im Anhange zum .Greg« -Cor. VQn 
Schaef, S. 657. § 12. die Bemerkung: — ßtiQvtov&vö^v . ol/^m- 
Qiüg — %ä TtoioxTjxog äfjK&uxd ^«pp^fiarir, xäXws^ dd^st^, 
HOßijfmgj anhog. za äs v(p ^c5v ßugvzovu ^tsgiöTtäetv ' ov- 
TCDs, navtcSg^ avvonmi^g. Zweitäis wiederholt dasselbe wort- 
lich Greg. Cor. § 122., nur dass ScAaefer hier statt des sprach- 
WKlrigen ßagvtova das auch von Bast gebilligte ßagvvdfiBva auf- 
, genommen hat. Wfar fugen eine Zwiedheiibemerkung über das 
unter den Beispielen stehende citäg hinzu, welches der Leser 



f 
92 Grieebiicbe SpfabbfQrschODg. 

bei Hrn.M.' ebenfalls vergebens sacht Mefneke hat dieses oi}-^ 
TC9S nirgends aafg enommen. Als Variante findet es Ref. angege- 
ben: X, 22. ans awei Pariser Handschriften. X, 47. aas Ben. 2» 
iin welcher Stelle es auch Eastath. xtif lilas p. 630. 29. vorgefoii» 
len hat) XI, 22. aus Laur. Bei Bo^sonade steht es in den Stei* 
leii , wo es Gaisford und nach diesem Kiessiing unverändert lie^s, 
nimlich X, 22. 47. XI, 22. XIY, 27. 58. Dagegen hat Boissonade 
omm% \\\ 47. VIII, 62. 89. XXIII, 14. In der Ausgabe von AJ 
Jacobs ist XIV, 27. ovrins wohl blos Druckfehler, da sonst überall 
ovrcD$ gelesen wird. Ref. ist der Meinung, dass man auch hier 
das Ansehn der alten Grammatiker nicht geradezu verschmähen 
dürfe, sondern dass man** in der ersten Gattung dorischer Ge- 
dichte dieses ovzA^ überall aufzunehmen habe, wo die Hand- 
schriften nicht für avf og oder «vro^ entscheiden. Das dritte 
Zeugniss endlich für xceAci^ , um auf dieses zurückzukommen , ist 
ApoHon. Dysc. src^l avt(OWfAlttg , zuerst von Koen. zu Gr. Cor. 
S. 315 angefuhrtv(bei Bekk. L 1. p. 580.), wo^^esagt wird: xal 
kl na^d JiOQthvOiV ivia ol^vvBtatj St^ts %ax lyyLki^w aviyv^ 
6%iti* ^pcr %aXtQg aitoxa^dgaöa i^aksnvQtQöBv. lie- 
ber den Urheber der letzten Worte 'sagt Bast. Sophronem esse 
vix dubito, was Bergk, der a. a. O. dieselbe Absicht ausspricht, 
wahrseheinUch übersehen l\Bt, Ebenso werden auch bei Grysar 
de Sophrone mimographo (Köln 1888) S< 14. diesdben Worte als 
«in dicierinm des Sophron. angefnlirt, nur dass hier irrthäntlicher 
Weise xälög gediwckt steht Biese drei Zeugnisse alter Grüm- 
matike'r nun führen zu der Ansioht,dass man auch bei Theokrit 
V, lli^, und XI, 5. »dkmg zu beachten habe. Für die letztere 
Stelle hat es bereits Oasaub. ieott. Theoer. cap. VII. (in Reiske*8 
Ausgabe T. II. p. 91.) geltend gemacht. Wir kehren zu Hrn. M. 
zurück. Dieser führte in Aer Stelle, von welcher wir bei uuseni 
Bemerkungen ausgingen, noch afici et afice an. Verstehen wir 
dieses et richtig, so bezeichset Hr. M. damit die Identität beider 
Wörter , iu deren Schreibart sich nur eine VefSchiedenfaieit des 
Accentes zeige. Wir glauben dagegen beide Wörter trennen zu 
müssen, und sehen in ifjiä nur die dorische Form für Ofiov* Dless 
bezeugt Greg* Cor. de Dor. dial. § 66. x6 Ofiov ißä Xiyovdi^ 
tgiTCovtss to ov Big ä , xal tö ö elg ä^ dg iv ttp tjitii dtni xov 
^Tcov. Der Scholiast zu Find. Pyth. III, 65. [wiewohl gesagt wird : 
T6 flfjEia, mg'HQfafSiuvog q)i]<hv^ ot /itogisig negiöitmöi ^ xal rd 
navtä^ äöMsg to 7cgvq>ä xagä IltvÖdgfp] bemerkt — ^ to ufiä 
n%gt6stciiiBvov ^ dito xov ißij (fort, ofiov) yivofiBvov. Als Vul- 
gata steht dieses dfiä bei Th. IX» 4. (wo auch eine Handschrift 
6(iov hat) und XI, 39. Es scheint; dass man dasselbe auch II, 77. 
mit Brunck herzustellen habe. Hierher gehört auch , was Hr. M. 
ebenfalls übergangen hat, die Behandlung der Formen omdBv^ 
ngo^BP , ifingo&BV mit Rücksicht auf Greg. Cor. D. D. § 35. uud 
§ 77. Soviel als Begründung unseres Urtbeils. Das »bv in den 



MahlttiMa: Legfi iULw4 hmeMtarAm Orgecov. t^ 

bddra von Hrik Bf. angeffi^rteii 9Mita XV, 6S. 74. Iwt Meineke 
durch die Aufnahme von &^ «£I(d und xdxa «al entfernt. 

In dem Satze ,,8ed tuI^ ares formae — et in altern Doric. 
carni. genere In epicis adhibentnr qiias etc.^^ ist wahrscheinlich 
nach genere da» Wörtchen et ausgefallen und nach adhibeutor zn 
interpungiren; 

Ku Qvvsaa gieht Meineke's Ausgahe auch die Stelle II, 151. 

Weiterhin heisst es: ,^&qhoT semel 3%. ///, 51. (rauss IV, 
51. heissen) quae vox Syracusana dicitur ab Etym: M. p. l44. 
5Ö. i'. 'yiQ ß CO» Dasselbe Citat hat ancli Hemsterh. bei Gaisforj. 
T. IV. p. 396. Allein man liest beim Etym. nur: 6 ds tBxvixog 
KeyH^ Ott nccgä roig ZvgaitovöloLg did xov t yQäq)Btai [intelii- 
gendum diu t^g o e 8ifp%6yyov Sylburg.] , es ist aber nicht ge- 
radezu gesagt, dass es ein syrakusanisches Wort sei. Diese No- 
tiz hat vielmehr Enstath. zur IL I,^p. 140, 13. aus dem Heracitdes 
angemerkt, und Valakenaer E}plst. ad RoeV. (Opusc. I, p. 365. ed. 
Lips.) dieselbe glaufiliaft gefunden. Ferner bedurfte der Spiri-* 
täs dieses Wortes eine kurze Bemerkung, da die alten Graimnati- 
ker, ^ie die neueren Heransgeber, schwanken. Mefneke hat in 
der ersten Ausgabe ag^iol gesetzt ^ jetzt aber agpot aufgenom« 
meii , wie auch Andere, i. B. Göttling Lehre vom Acc^nt S. 96., 
zu schreiben pflegen. Der Schol zu Th. IV, 51 etitscheidet : 
sl (ihv ^tkovtai^ to dgrlog xorl veix>i3tl CijpiatvH ' ü de da^vvB^ 
zai^ to i^gptoö'fiivcog. Da indess diese Unterscheidang durch keine 
anderweitige Gewahr unterstützt, sondern immer nur die gewöhn- 
liche Erklärung dgttag veoc^tI gefunden wird (vergl. die i^on Val- 
cken. 1. 1. angeführten Stellen nebst Aesch. ProroeUi. v. 618., wo' 
Blomfield ägßoi hat und der Schol. B. hinzufügt dno fi%tag>ogttg 
t&v agudrcuv), so scheint es, als sei der obige Unterschied bloa 
erdichtet, und der Spiritus asper vorzuziehen, welchen der Schol« 
Venet. zu II. I, 486. als die gewohnlichste Schreibart hezeichnel) 
vergl. auch Härtung: Ueber die Casus p. 196., den Miukwttz sa 
der Steile des Aeschylus anführt 

Am Ende dieses Capitels bemerkt Hr. M. « dass Wuestemann 
In drei Stellen „e codd.^^ rdO^ff ftlr odi hergestellt habe, unge- 
achtet das vorhergehende Wort mit einem Consonanten schliesse« 
Diese drei Stellen, welche Hr. M. doch anfuhren/ musste, sind 
XXII, 199. XXIV, 28. nnd Ep. IV, 1. In den beiden ersten aber 
hat dieses rodt nicht erst Wnestemann, sondern bereits Dahl 
hevgeatelit, welcher ober das von Brunck unii Valcken. einge- 
fohlte od^i bemerkt: „absque librorum atictorltate^S wiewohl Ref. 
auch nk-gends fär t6%i eine Handschrift Ausdrücklich genannt 
findet. Von Dahl hat dieses f ö^i Klessling aufgenommen , und 
jetzt liest man es in allen drei Stellen bei Boissonade .upd Mei- 
neke, welcher jedoch zu Ep. IV, 1. noch xtig.xB dgvag vermu« 
thet. Ref. halt indess hier noch immer x&g für das Richtige 



M .< Grieohitck-e S^rli<1iliir«e1iiivg; 



i der Aatlofie von mgTh.\ 13. tnd ghaU m t6»ir nur ^ 
Gorrection eines Grammatikers bu findea. 

Cap. X (V ist Druckfebtet) de praepositionibus handelt zu« 
inrvt über den Wechsel von 9Coti uadxgog mit dem' Resultate« 
JBquidem obaervavi iu priore Dwrie. earßu genese verba semper 
cum xoti composüa esse. Wie steht es abfer, wenn diese Be- 
obachtung richtig sein soll, mit XQogazviau Th. III, 191^ 

Ueber vxal XXV, 246. w^r su beachten, dass drei Mss. 
lim haben, welches^Ton Brunck und jetzt auch vonMeineke auf- 
genommen wurde, ungeachtet der Letztere (worüber wir uns 
wundern) XXII, 121. asal Tor der liquida unverändert iiess. 

In Cap. XL de eoniunctiombus sucht der Verf. den 6e- 
bcanch von^oi^ und sl zu regeln, wird aber bei seinen Bestimmunr* 
gen von mefar&chen Ausnahmen bedrapgt Hierüber liisst sich 
auch, wie über manchen andern Punkt , nichts Sicheres aufsteU 
leuv b?voi? nieht eine genaqere Vergleichung der Handschriften 
u|i$ .vorliegt Eine 'andere Bestimmung des Hrn. M. ist folgende: 
, Forrnk, dicit Theoer itus in prior e Doric, earm, gener e oxUy om-* 
n.OHitt. StftH.o. nisi piod F//, 108. ueßcio quo iure StSt scri^ 
iAiir* . W^om nahm er an YII, 54. keinen Anstoss, wa ebenfalls 
ot« steht 1 Als Grund für dieses ots .4urtte dasselbe gelten, was 
Ref. sdioi» oben zu XII, 16. erwähnte, dass diese Partikel an bei* 
den Stellen in eingefagten Gesangen vorkommt, diese aber em so 
unverkennbar episches Colorit zeigen, das« solche einzelnen For-/ 
men gar nicht auffallen dürfen. 

Zu Ende des Caj^tels halt Ihr. M. die Schreibart lifvs wegen 
der Uebcreinstimmnifg der Handschriften tat richtiger. Allefn 
die andere Schreibweise Ftfrs ist, wenn Ref. Gaisford's Note zu 
Th. I, 6. richtig versteht, sowohl durch Mss. gesichert, als we* 
gen der einstimmigen Auctoritit der alten Grammatiker ünbedenk- 
Uoh vorzuziehen. 

Den Schluss dieser Untersuchungen büden drei Indices, von 
denen der erste die Angabe der Stellen enthalt, welche in Hin-«» 
sieht auf den Dialekt verbessert worden »nd, der zweite ein lud. 
graecus , der dritte ein index iatinus ist. Die beiden letztern 
möchten wohl für diejenigen, welche mit dem Buche selbst noch 
nicht nSher bekannt sind , zu dürftig sem. 

Die Latinität des Verf. , um auch hierüber ein Wort zn sa- 
gen, ist rein und fliessend ^ und überall dem Gegenstande ange- 
messen. Nur einige Kleinigkeiten amd dem Ref. aufgefiillen, wie 
p. VII. der Plural, scientiis in der dortigen Verbindung, S. 10 ac- 
curatia (Genauigkeit), welches Wort gar nicht eiisürt; wenn ea 
nicht in der angezogenen Stelle als Abtat, stände, so wiirde es 
Ref. ffir einen Druckfehler halten, und das axa^ bIq, accuratid 
snbstitniren. Femer das berüchtigte occurrunt S. 11, 124; die 
regelffllssig wiederkehrende Wortstellung decuno sexto niid Aehn- 



Mubhiuiaiis L«get aifdectt bnoollocMiii Griücor. 85 

Kdies S. 26, 30, 52, 54, 57 n. a, S. 54. Z. 12. dkpotat — d#- 
mde perreitit staU pergit. S. 57. . seriptoi» -wie --r id affirmani' 
Tidetur, wo man im craten Satse quod jerwariet. S. fil. aloe omni 
haesitatioiie. S. 89; Qiiae ratio esaei eliaionis ~ expoaiii st ait 
S. 99. eviilgata eriintin der Bedeutung Ton udaeta, rembtai &aA* 
Uefa die immerwährende ^hreibart Bloii. 

Druck und Papier sind, achr geben und bringen dö* Verlag««'' 
handiuAg Eiire; aber di& Gorreeftur laast jene ptaneSyiiurgü dir 
Ugentia gar sehr nermiasenr Denn aMSser den aehohr ijti Vorh^r- 
gehenden gelegentlich, verbeaserten DandtfekleEn giebt ^ noeb 
eine ganse Legion Ton falscl^ geseteten bder fehlenden Accenten, 
von unrichtigen Citaten oder andern Irrungen, die indcas bei^so 
mühsamen Forschungen leicht Entachuldigung finden. £in grosser 
Thefl der falschen Citate mag wobt ron der Mangelhaßigkeit d^- 
bisherigen Indices herrühren, da Ref. selbst Teraichern kann^-dasis . 
er in seinem Index bei Reiske^v Warton, Gaisford fast keine Seite 
ohne mehrfache Yerbessenmgen hat. Wenn daher Ref. sieb jetzt 
erlaubt, ein VerKeichni^s der wesentlichsten Druckfehler aua voiv * 
liegenden Untersuchungen beizufügen , so geschiebt ea besondere 
auch aus dem Gnmde, weil viele Berichtigangen sogleich den 
Index bei Gaisford betreffen, von welchem der berühmte Heraus- 
geber der Poetae Minores Vol. Y. S. 366. selbst sagt: error es^ aut 
amissa eqmdem non praestttbo. Es finden sich nun bei Hrn. M. 
ausser den Accentfehlern und den schon bemerkten vorzüglich 
folgende: p. 10. Z. 1. v. u.: esti st. etsi. — S. 18. Z. IL: t«v- 
«pyi? st IviQYVy Z. 7. V. u.: VII, 31. st. VI, 31.; Z. 8.: Ib. et. 

VII.; Z.'4.: My st d<jij. — S. 20. Z. 15.: ipsius at. ipsis 

S. 53. Z. 7. V. u.: €» netQ^vixa st. 5. naQ%BViHä' — S. 54. v. 
23. ist nach alvimv daa Corama zu tilgen ; v. 25. ist nach S^i^Kcig 
ein solches zu setzen; m, 37. dpyvg opioußoC st. dgyvQceuoißol'j 
letzte Z. : Jvily st JvöIk. — S. 55. Z. 9.: 15(1 st Vll, 150; 
iBiiieivCf^sv st Aai/iiiDt/Jd«; Z. 14.: Doricitm epicae st Doricae 
epicam; Z. 4. v. ii.: 6u(AaLV4ici st 6a^aLvBi\ in der letzten Zeile, 
fehlt zu Anfange 122., am Ende^ der Cod. 4. — S. 56. Z. 12.: 
decimum st. dnodecimumr 2. 24.: epicam at epicom; Z. 5« y. u.: 
vnoi st. vaog. — S. 59. Z. 9. scheint nach carminum daa Wort 
duodecimo ausgefallen zu seln,-«^ 'S: 60. Z. 7.: debeant st dc- 
bent — S. 65. Z. 2.: ''Hgav s^t^Eßag ; Z. 3. : XVIIl «t. XXX; 
Z*^12. ist hinter MvXfivaloDv Bio ausgefallen; Z. 13. ist Moach. 
Ilf, 78. zu tilgen; Z. 17.: Eviniqdi^q st -^davg; Z;22.: ^'/fCoq st 
T^iog; Z'. 32.: xapttf/ofio^ at ^kagovo^ioq, — S. 66. Z. 8, ist 
14 zu tilgen; Z. 5. v. u.: X at XV, -- S. 67. Z. 8.: 1, 120. st 
II, 120.; Z. 14.: Qiqqti st Ö-if^«. — S. 68. Z. 3.: 5* st. bh.\ 
Z» 8. V. u.: Kr^Xoq st Tijio^ — S. 69^ Z. 2.: nlr^griq st «A^- 
pcg; Z. IL: 95 st 75.; Z. 19.: XXÜI st XVII. ; ib. st XXUL; 
Z. 21. fehlt nach Xriyo Bio und nach 97 Th. I.; Z. 22. hinter %Gi-^ 
gtj^öm XVII.; Z.28.: XXVIt,71. at XXII, 217. ^ S.7L Z. iL:, 



M Griechisch« 8p*aelif«*ieh«ag'. 

V,5.«tT,2.; Z.3.T.a.: in7<S«ttsvf£g9. — a74.Z.4: 
0va{a8s9 Bt. tfo^teicnr; Z.12. T. «l: ossoihc X et oxsmw V. ^ 
8. 77. SS. 1.: Th. IH,80,74. st Tli. XIU, & M Mck. UI, 74.; 
Z. 5. ▼. ■•: MtiÜtM «t xtde«; Z. 3. : a«£{f st aw^ (wu Hr. 11, 
seUnt p. Id6. vcdbcnert). — & 79. Z. 14. ist atch vfumiv du 
Wort (UXfHv «ingebUcD; Z. 7. v. n.: 13 st 23. — 8.^ Z. id. 
fehlt TOT laO XV; K. 7.T.«.: XVI, 79. st V, 79.; Mssck H, 4. 
i^vttpceo» st Mosch, n, 24. vmrwiowaa. — S. 8L Z 1. v. ■.: 
XIX «t XXI. — S. 82. Z. 7.: 33 st. 23.; Z. 9.: «vv^oö st 
«bo»9»fiivov; Z. 12. T. «.: XXII st. XVIL; Z. 10. v.u.: 18. st 
38. — S. 83. Z. 4. feUt 11 tot 72; Z. 5. ist 158 fakdi; Bio st 
Mosch.; Z. 6. ist 248 faisdi; Z. 8. »ijoä ol ixä Th. U. st im- 
9ti 6. i. Tb. III.; ib. st IL; 182 st. 82.; Z. 10.: Mosch, st Bio; 
XVI st XVn. — S. 87. 1. Z.: 36 st lad. — S. 88. Z. 8. r. u.: 
78 st 178. — S. 89. Z. 9.: in st IV. — 8. 90 Z. 5 : 5 st 54. 

— 8. 92. Z. 15. : « st 4»; Z. 17, x^s «t. tijvoe- — S. 9.i. Z. 

4. T n.: 118 st 106. — S. 96 Z. 16. ist Aiftiia sii8e;efaiiea. 
Z. 12. T. u.: 133 st 138. — 8. 97. Z. 15. t. ■.: XVIL, 1. stett 
XVII, 5.; Z.11.: XV st XVI; Z.9.: XXstXXl.; Z.S.j XXVH 
•t. XXVI. rad 57. st XXVO, 56. — 8. 98 Z. 16. v. u. : 80 st 
XXII, 80.; 89. st XXIV, 90. — 8. 100 Z. 10. n AaCuge fehtt: 
Th.; 20 st 210. — 8. 102. Z. 20. \. a.: vätou» st. wxmv, Z. 19.: 
«ev st wotfoio; Z. 1^.: ftorpolov st »axp.i Z. L: 52 st. 56.' — 

5. 103. Z. 2.: IQ st X ; ib. st. XI. — 8. 104. Z. 13.: 57 st 75. 

— 8. 105. Z. 2. V. u. ist prinom «1 tilgen. — 8. 106. Z. 9. f. n. : 
XXin, 126. st XXIV. 127.; Z. 3.: II «t III. - 8. 107. Z. 5.: 
Xm st XV; Ann XVH, 69. ; Z. 13^ 75 st 101.; Z. 15.: 33 st 

' 133.; Z. 11. T. n.': 116 st 134.; Z. la Bt XXIV, 101. zo tilgen; 
Z. 7.: XV St. XM.; Z. 4.: II st III.; Z. 3.: XIII st XIV ; nach 
XVIII, 13. fehH XXIV, 102.; Z. 1.: ffio« st Mosch. — 8. 108. 
Z. 1. T. n.: 49 st 119. — 8. 109. Z. 8.: 100 st 110 ; Z. 10. 
▼. n fehlt «dl itvM^tJioi X], 16. ood Z.9. nach »mfaslios (,miAi 
mtty«aiSoe) Mosdi.; Z. 8.: 46 st 4a; Z. 7. ist vor YlVL^mptHÖi 
•osgefallen; Z. 4.: hoc st hos. — Z. 110. Z. 13. ▼. a.: 39 st. 
9Su; S. 11.: 'Jsiia st auaalia', Z. 10.: MaxciSa et 'Aaüa-, 
S. 6.: XXI st XVI.; 70 st 96.; Z. 5.: IV st Mosch. IV. — 
8. 111. Z. 9.: «9 st 98 ; Z. 13.: 157. st 15L; Z. 17.: 56 st 
52. ; E. i2. T. «. ist 25. M tilgren; ib. XXIII st. XXIV. — 8. 113. 
Z. 10.1 18 st 118. — 8. 114. Z. 15.: IV st VL - 8. 115. 
Z. IL: 98 st 89.— 8. 116. Z. 5. : 20 st 22. — 8.117.Z,9.s 
I, 22. A li, 3.; Z. 10.: XI st. XII; die folgcaukn Citate XV, 36u 
XVII, 4a XXII, 89. geholt» na xUov, »Uwv, 8. 118. Z. 19.: 
llOst II61.; Z.ä2.j 36st34.— 8. 118. Z. 2. ist 100 n tä- 
g$B; Z. 13.: 4 st 47. ; Z. 15.: 3 st 4.; Z. 19.: VH, 58. st ep. 
1, 6.; Z. 2a: ^ I, a st Th. VH, 58.; Z. 7. ▼. w.: 97 st 99. — 
8 12a Z. 14. v. n.: 20 st 26.; Z. 1.: 72 st 12. — 8. 121. Z.4. 
ist atdi 126. Stq*6em magtüüm; Z. 6. ist l^VB, 77. n« tilgeu; 



MablmaDn : Legei dinlecU bncolicoram Graecor. 97 

Z. 7.: 17 8t. 77,; k 13. t/u.: 69 st 64 — S. 122^ Z. 10.: 20 
st 30. — S; 125. Z. 12.: genuiaam st. genuinum. — S. 126. * 
Z. 16. ist XXYII, 39. zu tilgen; Z. 16. v. u.: 39. 42. st. 42. 44. 
— S. 127. Z. i. V. 11. : 154. st 157. — S. 128. Z. 1. ist 24. zu 
tilgen; Z. 18. v. u.: '65 st 61.; Z. 16. ist 4 zu tilgen; das Z. 15. 
stdliende Mo6ch. I, p. VI, 7. gehört zum Ende der folgenden 
Zeile; Z. 14. : 3 st 21.— S. 132. Z. 16. f. u.: 229 st 129. — 
S. 135. Z. 6.: 3 st 1.; Z. 7. ist 22 zu tilgen; Z. 13.: 0t^6avto 
st. 6tn6aLVT0'j Z. ,16.: 117 st 107.; Z. 4. v. u.: 85 st 45. — 
S. 136. Z..13.: XXVII, 68. st XXV, 49, 191. — S. 137. Z. 4. : 
42 st 81.; Z. 8.: XV st^XIIL; Z, 10.: XXIV st XXIL; Z. 18.: 
218 st 258. — S. 139. Z. 2. v. u.: 18 st 8. — S. 140. Z. 19. 
V. u.: VBisixov^ st. vBlTtovif. — S. 141. Z. 7.: I st II. -^ S..142. 
Z. 4..: barytonoffum st. barytonornm ; Z. 19.: 38 st 28.; Z. 1. 
V. tt. : V, 83. st VII, 83. — S. 145. Z. 12. : 29 st. 2. 9. ; Z. 13. : 
IV, 7. st XXV, 33. — S. 146. Z. 11. : XIII, 89. st. XXffl, 49 ; 
Z. 21.: X st U.; Z. 11. t. n.: 93 st. 91.; Z. 3. ist öinzo Mosch. 
II, 24. zu tilgen; Z. 1.: fypeods st UyQh^^au — S. 147. Z. 4.: 
92 st 82.; Zi 9. sind 19. 38. zu tilgen; Z. 1. t. u.: x^h^Bmoq 
%t. tf%vBi^toq^ — S. 148. Z. 5.: iu%a6^ivov st, H&ia6fkhoq\ 
Z. 15.: 82 St. 32. ~ S. 149. Z. 4.: 9 st 19.; Z. 3. v. u.: 220 
statt 120. 

Möge der ehrenwerthe Verleger für die künftigen Käufer 
des Buches noch ein ToUstäddiges Druckfehlerrerzeii^niss anfer- 
tigen lassen. Am Schlüsse unserer Beurtheilung wiederholen Mrir 
noch einmal, dass wir besonders solehe Funkte her?orhoben, bei 
denen wir selbst etwas zu bemerken hatten. . Es ist kaum nöthig, 
noch hinzusetzen, dass sich des Trefflichen und mit Besonnenheit 
Aufgestellten so vieles vorfindet, dass das Buch von Jedem, der 
sich für diese Forschungen interessirt, 41® sorgfältigste Berück* 
sichtigung verdient. Auch iiir deii aligemeinen Standpunkt stellt 
diese Schritt, wie jede tüchtige Monographie, ein lohnendes Re« 
sultat heraus. Deim aus der Erörterung des Dialekts geht zu* 
gleich hervoT, dass man in diesen Gedichten nicht, wie einige 
neumodische Scliöngeister sich einbilden, ein buntes Gepränge^ 
glossemaiisdier Blumen und Phrasen, oder eine sclmörkclhafte 
Diction antreffe, sondern vielmehr, dass der gedunsen^ Schall 
des mit der Leerheit des Gehaltes in eüien frostigen Widerspruch 
g^ratbenden Wortgekiingels um ganze Hinmielswttiten von den 
Bukolikern des Alterthums enifernt liege, und dass der eigen- 
tbi^liche Reiz des malerischen Farben wechseis, der in ihren^ 
poetischen ErzeugjDissen lebt und webt, durch den Dialekt einen 
mächtigen Hebel gewinnt f^ der um so deutlicher erkannt wird, je 
tiefer die Forschung eindringt. 

Wir scheiden von dem Verf., bieten ihm aus der Ferne un- 
sern Freundschaftsgrnss, und ennuntern ihn recht angelegentlich, 
die S. 9. versprochene Sammlung sämtlicher dorischer Fragmeute 

, /V. Jahrh, f. Phil, u. Päd. od, KrU. Bibl. Bd, XXIX* üf/e. 1. ^ 



98 MIscellen. 

baldigst erscheinen zu lassen, da ihm der Dank des phHotogischen 
Publikums, namenllich des bedringten Schuhnannes , . der oft in 
einer wahren liticrarischen Barbarei leben mnss, gewiss bleibt. 
Muhlhausen. jimeis. 



M i s c e I 1 e n. 



Zu CerYeteri im Kirebcastaate hat vor knrzem ein fiauer , als er 
auf dem Felde arbeitete , ia einem miterirdischen Brunaen eder Ge- 
wölbe 9 Statnen gefnodeo , weiche mehr aus Abeicht als aas Zafall 
dahia gerathen za sein sdteiiten. Alle diese Stataea siad ron äbermi- < 
tfirlicher, cum Theil selbst kolossaler Grosse^ und verrathea durch 
die Grossarl^keit. und Erhabenheit des Stils und die Schuaheit der Ge- 
wandung , dass sie Personen von hohem Range darstellen. Bei allen 
feUt der Kopf , nur au einer hat er sich gefunden. Da ann dieser 
Kopf eia Bild de§ Kaisers Claudius zeigt , so rerurathet man, dass dl« 
gesammten Bildjiinlen Mitglieder der kaiserlichen Familie dargesteill 
haben, und dass sie* absichtlich in den unterirdischen Bau, wo sie gefun- 
deii wurden, gerettet worden sind, um sie vor einer drohenden Serstörung 
zu bewahren. Auchhoift inaa die Köpfe noch zu finden* — In der Wahl-* 
che! , im Disiricto Boozeo , hat ein Steiahauer anf einem kleinen Bwgt 
uvhft einem Felsen mehrere antike Oefasse nnd andere Gegenstände ran 
massivem Golde , zusammen aber 40 Pfund schwer, gefunden. Das 
eine Gefass in Form eines tiefen Tollers ist im Innern mit mythologi- 
sehen Figuren en reiief bedeckt , welche den Apollo und die um ilu 
versammelten Musen darstellen sollen. , Zwei andere mit Krystall yux* 
zierte Gefasse liaben die Form von Suppenschüsseln, zwei andere Hiind 
Urnen in Ibisgestalt. Dazu kommt ein kanstlich gearbeitetes Diadem 
mit zahlreichen Steinen besetzt, «od zwei Halsringe, einer mit einer 
Inschrift, die etrusklsch sein soll. Leider hat der Finder die Gefaase 
zerschlagen. Am Fasse des Berges, wo diese Gegenstände gefanden 
wurden, liegeta Trümmern einer Feste, welche der Sage nach van 
Tataren Jterrnhren soll. [Echo du Monde Savant, 7. Decemb. 
1889.] — Am reehten Ufer der Saone hat mau im Herbst vor. Jabres 
eine 18 Declg^rvmme schwere gallische Silbermünze gefunden y wolche ' 
auf der einen Seite einen rechts geiAndten Kopf der Pallas mit dem 
Helme, auf der aadern einen gleichfalls rechtsgewaadten dahinsprengea- 
den Reiter mit dem Spie»se, zeigt. Ueber dem Pferde steht das Wort 
AUSCR., und man vermufthet, dass sie eine Münze der Stadt Tounmy 
sei. Sie würde demnach ein Beispiel von einer rein und ^entlieh 
gaUisehen (autonome) Münze sein , weldie hinsichtlich der Kunst den 
römischen ganz gleich stünde. [Echo da, Monde SaVant, 16;' 
Novemb. 1839.] — - Der in Paris anfgerichtete Obelisk von Luxof 



Mltcellen. 99 

kam 4af flehte Klitta FiHBlereklift oidM vwInifMi : obgleich er erti 
4r«i Jalira steht , to iind doch schon die früheren frischen Farhon das« 
selben merklich verbleicht und er hat einen Riss bekommen , der voa 
der Grundlage bis laai Drittelider Höbe sich erstreckt. [Valeur» 

10.DecI839.] 

/ . ^_ 

Schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts stellte der Fnmaosa 
^^gaigneSf dainals der grossle Kenner der chinesischen Sprache 
und VerfaMor eiaer Geachichte der Hunden, die Beliaoptung anf « dass, 
so wie man die Huimein für stammverwandt mit den Uiong-nu des 
CHlens und die Avaren mit den tnngusischen Jeoujen ansehen müsscy 
eben so die Chinesen aidit oia Urfolki sondom eine aiomUch Afpate Co« 
lonie der Aegypter seien« Als Beweise worden namentlich die chioosi- 
schon Sohrifloeichen ,' wcloho Monogramme igyptiifcher and phünici- 
scher B4iciistabon soin foUteo« und die mit den alten Kunigon TJiebens 
idontificirten erstea Kaiser Chinas gebraucht. Diese geschichtliclie 
Hypothese Ist übrigens schon seit lange vergessen , hat aber vor eini- 
gen Jahren dadovdi eine nooe Anregung erhalten , dass maa in altea 
Sgyptisehen Gräbern , 4ie seit den Tagen der Pharaonen nicht geoflhet 
worden sein sollen , chinesische Porsellanvaten gefunden haben Wollte. 
Es wurden diese PorceHangefisse damals in englischen und franiosi-^ 
sehen Blattern siemlich umständlich beschrieben und das eine davon 
selbst abgebildet ; und wer nicht die Abstammung der Chinesen von den 
Aegyptern daraus beweisen wollte , der nahm wenigstens einen uMten 
^ HandeJsverfcelNr awisehea beiden Völkem an« Indess hat sich in der 
Masten Zeit der Tlmtbastaad aber diese chloesischon PorceHangefässe 
aus Aegypten daiiin berichtigt , dass^eia reiaender Engländer sie ^u 
iCoptos von^einem Fellah kaufte und sicheren ihm -einreden. Hess, sie 
seien in einem Pharaonengrabe gofonden, und dass-die InsdMriften auf 
diesen Gefftssen sowohlf durch ihre SdirfftCorm als durch ihron Inhalt 
Bureicbend darthun, wie diese GeCisse vor dem 11. Jahrimodert nach 
Christas gar nicht gemacht sein könnao. D# nun die Araber achoo 
seit dem 8^ Jaluhtindert einen bedeutenden Handel mit China getrie- 
ben habea , so können sie gar leiehi von China nach Aegypten gekouK* 
men «ein. Wenigstens war das Porcellan im 15. Jahrh. in Aegypten 
schon so liäoügy dass4ie dortigen Herrscher den christlichen Fürsten 
Europas poreellanene Geßisse aum GesciMak sandtoa. Cebr^ens hat 
die Nachföesoiraag «her iUesea Gegenstaad aufa Nene die Frage über 
die Zeit der Erfiudung des clunesIscheaJPorcoIlaas angeregt, 4wd.a»4si 
liier ist die Meiannif;, dass die Chiaesea ^s Porcelbin seit jfsalteo Zei- 
ten gekannt habea und dass die murrhiaisdien Gefasse der Alten chiae* 
sisches Poroellan nein sollen , bedeutead erseliiittevt worden, weil sieh 
bemusf teilt, dass die erste J^otia vom d i inesischeB Porcellan dnnsh 
Marco Polo nach Euroga gekomnsen ist» und dasp wir auoh aus iloa 
tt«s bdmanten dunesisehen Geschiclita|ueUen das Vorhandensein des > 
PorceUans nur etwa bis um das Jahr 1000 naeh Chilstns turackeeafiii; . 
gen können. [Ausland 1839 Nr. 860 --a02.] 

'7* '" : 



XOO Todesfälle. 

Den langen Streit, weldiev älwr die fieebttfcbreibiiDg* des Na- 
meqs des berulunten Draniatikers Shakspeare geführt worden Uiy hat 
man in Englanil dadorch za beendigen gesucht , dass man aas dem 
Ratbsbnche der Stadt Stratford , wo des Dtcliters Vater John Shak- 
speare Mitglied des Gemeinderatbes war , die dort befolgte Orthogra- 
phie ermittelte. Nach einer Nachricht in der Literary Gasette findet 
sich nnn in diesem Rathsbocbe der Name 166 Hai, aber in 14 ver- 
schiedenen Schreibweisen. Der Dichter selbst hat ihn Skakeipere V»d 
Shakspeare geschrieben. Man wird diese Veraehiedenartigiceit der Na- 
mensschreibnng weniger auffallend , und vielmehr der gesetslosen Or^ 
thographie jener Zeit ganz angemessen finden, wenn man bedenkt, wie 
▼erschiedenarlig auch andere berühmte Manner jener Zeit ihre Namen 
geschrieben haben • In den Observaiione on the kandumting of PkHipp 
Melanckthon^ by S. Leigh Sotheby [London 1839.], einer interessan- 
ten Zosammenstellnng von Facsimiles der Handschrift Melanchthons, 
sind 60 yerscbiedene Weisen abgebildet, in ^^nen Philipp Melan- 
chthon seinen Namen geschrieben hat, und wenn diese Abweiehnngen 
auch eigentlich nur kalligraphische Verschiedenheiten sind , so treten 
doch auch auffallende orthographbche Abänderungen darin hervor. - 



Todesfälle. 



Den 20. Novbr. 1839 starb «i Wispita im Herzogthnm Anhalt« 
Cothen der da^ige Pfarrer Dr. Joh. Ckrieiian Gotthelf Sokinkej geboren 
SU Qnerfort niii 21. Decerober 1782, ein tbStiger theologischer und 
philologischer Svhrif titeller, der in letzterer Besiehung besoridert 
durch seine Beitrüge sur Allgemeinen Encyklopädie, durch die ßesor- 
gung der neuen Auflage von L. SchaaiTs Enoyclopädie der classischen 
Alter thnmskün de und durch seiu Handbuch der Geschichte der grlech. 
Literatur (Magdeburg 1838) bekannt Int. 

Den 15. Decbr. in Danzig der Professor am dasigen Gymnasium 
Dr. Aug. Jul Kdm, I^ugk , geboren zu Lychen in der Uckermark 1803, 
seit 1825 am Danziger Gymnasium, auf welchem er auch gebildet wor- 
den, als Lehrer angesteltti als Schriftsteller durch einige Abhandlnhgen 
und Programme und durch ein« Ausgabe des Euripides bekannt. 

Im Januar 1840 hat bei dem Brande eines Dampfichiffes auf der 
Reise von New-York nach BoBton der bekannte Dr. Karl Foüetiy Prof. 
der deutsehen Literatur an der Harward universitär, seinen Tod ge- 
funden. Er war am %, Septbr. 1795 c« Giessen geboren, and so wie 
er in Deutsehland als Torner und Demagog hervortrat und deshalb 
1824 Europa verlassen musste , so hatte er sich in seinen letzten Le- 
bensjahren stark zum Pietismus hingeneigt. 

Den 22. März starb in Halle der Professor der Medicin and Dire- 

. «tor der Entbindungsanstalt Dr. fVilh. Memetfer^ ältester Sohn des he* 

. rühmten Pädagogen , geboren am 20. Juli 1788. 



Schul- n. Untvef litatsnachrr., Bef orderr* u. Ehrcnbcieignngcn . 101 

Den SO. März su Kooigsberg der Superintendent SchuUxe, 

Den 8. April zu Wertyngen der Dekan und bisclioll. Augsburgi- 
ficbe Buehercensor Dr. ^h7 J, J* Kirckhofer^ früher .Bector und Prof. 
am Gymnasium in Kempten. 

Den 9. April- lu Limburg der Bischof von Liraburg Dr. J. JV, 
Bausclu . 

Den 9. April in Gleseen der greiwhen. Hesgigclie Geheime Rath ^ 
und ehemalige Kirchen- und Schulraths-Directoi* Karl Elifert^ IZ 
Jahr alt« . 

Den 13. April in Uanan der Superintendent, Gonsislorialrath 
und erste Prediger -Dr. theol. Friedrieh August fulpius in einem 
Alter von 96 Jahren , ein Mann , der in Folge seines einfachen und ge- 
regelten Lebens nie ernstlich krank gewesen war und bis vor wenigen 
Jahren sein Amt verwaltet hatte. 

Den 14. April in AUenborg der dacige Generalsuperintendent und 
Consistorialrath Dr. Chriatoph Friedrich HesekieX, 

Den 2. Mai in Stuttgart der als Verfasser einer fransöeischen 
Grammatik bekannte Abbe Mozin ^ ^l Jahr alt 

Den G. Mai auf der Rückreise von England nach dem festeu Lande 
an. einem Schlagfluss der als Linguist berühmte ProfeBsor Dr. StrM 
yrpn der Universität in Bonn« . ; 

Den 11. Mai in Bonn der ordcntlidM Professor in der philosophi- 
schen Facultat Eduard di'Mim, 



Schul -and UniversitStsnachrichten, Beforderongen und 
Ehrenbezeigungen. 

EtBBBFBLD. Dus Programm der Realschule cniliält eine Abhand- 
lung des Lehrers Heuser: Ueber bürgerliche Maasse und Gewichte. Die 
Schüler^abl betrug im Sommer 1838 243» im Winter 1839 248, ist 
also immer im Zunehmen begrilTen. Die Enilassungsprüfung bestan- 
den G Schüler der ei^sten Classe. - Das Lehrcrpcrsonül ist unverändert, 
die durch den Austritt des Schulinspectors Dr. Wilh&rg erledigte Leh- 
rerstelle ist trotz vieler Bemühungen noch nicht besetzt. In I waren 
22, io 11 33, in III 42, in IV 40, in V 43, in VI 36, in VII. 32 
Schaler. Die Anzahl der Lehrstnnden beträgt in 136, in II 36, in 
m 86, in IV 36, in V 36, in VI 36, in VU 28. Dazu kömmt noch 
eine Singstunde für 'den Sängerchor, und für 1 hu Sommer 2 St. 
W.dcheotlich zur Wiederholung der Mathematik bei dem Director, so 
dase die Schüler der ersten Classe Inder Woche 39 (!!) Stund eu Un- 
terricht haben» 0a am Mittwoch und Sonnabeud die Nachmittage 
frei sind, so haben die Schüler an den andern Tagen 7 oder 8 Stunden; 
an einem Tage z. B. von 7 — 12 und 2 — 5, an einem andern von 
8- — 12 und 2 — 6. (Hat Hr. Lgrinser blas für die Gymnasien i;e-' 
schrieben?) Die 86 gesetzmässigen Stunden sind in 1 aur folgende: 



102 Scbsl- «sd U»iTeriU&laa«ekrlcli4ea^ 

Weite unter 16 TembieieB« Fächer TeriheiUi Bei 8 St, Malh. 4 St., 
prakt Rechoen 1 St, Hedwalkl St, "Mytlk 2 Sl , Chemie 2 St., 
NaCqrg. 1 St, Geech. S 8i, Geogr. S St, Desttch S St, Fnnxa- 
•itch 4 St', Englifch 8 St, ItalienlMh 8 St, Zetchaen S Sl., Schtei- 
ben 1 St , Singen 1 Stonde. Rechaet maa a« dieser Slaadeaamhl die 
Menge der hauilicbea Arbeilea (wenn aacb die Hdlfle der HeCle, de- 
ren ein Prinumer 2& (!)*) un führen hat, ia det Schale gefährt wird, 
•o nimmt das Anearbeitea der librigea aad das Pripariren, IKeipetma, 
AntweadiglerBea n, ß, w. doch noch viele Zelt In Anipmch) , ae moa 
man sieh wundem , daM die Jungen Leute to gesund nud friach aus- 
•ehea. Die Uebnng roaeht den Meister; daher Ist es nidit asffaUead, 
dasfl ein Al»itarient bei der Ausarbeitung der schriftiidien Examen -Ar- 
liciten, wie man sagt, Tön Morgens 8 Uhr bis Naetits 12 übr, die nia 
Essen nothige Zeit abgerechnet, ohne besonderen Nnchthell fär aeiue Ge- 
sundheit anhaltend sitzen nnd arbeiten konnte. Die Schüler der mit der 
Realschule Terbundenen Gewerbschule haben wöchentlich 47 Staedea 
in t und II , in III 44 St Unterricht; diese St sind in der Art ▼ertheilt, 
dass für das Zeichnen 18, für Chemie 8, Mathematik 8, pmktirichci 
Reehofen 4, Mechanik 2, Pliysik 8, NatargescMehte 2, ReetticbS, 
Sfjhrciben 1 , Modelllren 8 verwendet werden. Dia Znhl der Schals 
betragt gegen 80. . - [E i n g aaa b d t] 

IIalkb« Unter den in der jongiten Zeit an der hiesi|^eii Fried- 
richs- UniTcrsilät erschienenen Programmen Ist zunftclist daa darch ver- 
schiedene Umständo verzögerte Fest- Programm zur Feier det' Gebort 
festes Sr. Majestät des Königs zu erwähnen. Es fährt den Titel CoifcJ 
iuris mimidpaUs Halensia saeeulo decimo et quinto confecius nunc firimufli 
editua (bei Grunert. X u. 40 S. gr. 4.) und Ist vpn dem zcftfgea Proro- 
ctor Herrn Geheiiuen Justiarath Dr. iVnIce, der jedoch wie schon 
cinninl bei eiber ähnlichen Gelegenheit seinen Namen nicht g-enasst 
hat, herausgegeben unter dem Titel: ^jiFitkkor vnd' gesetexe ^er von 
Halle yn Sachsen, ^' Die Pergament-Handschrift war friher in den 
Besitze des berühmten Kanzlers Vön Ludewig, des ausgezeiohneteii Ha!« 
leschen Chronisten von Dreyhaupi, znletzt des im ▼erfloasenen- Jahre 
vcrstorbeneit Ober-Landesgerichtsraths Zepemiek gewesen, dcascD Ürbe 
dieselbe dem Jastizrnth Dr. Bryander überlassen hat. Nachricht davoo 
hatte bereits- Drejhanpt In «efnCr Chronik (II, 303.) gegeben, aboi 
durch die Ungenauigkeit derselben so ^te durch einea Fehler denLnde- 
wigsclien Manuseriptenkatafogs waren Dreyer u. a. au der irrrgen An- 
nähme, die Handschrift enthalte einen Theil des Sachsenspiegels, ver- 
anlasst worden. Durch diesen Abdruck, der in scinar «tjfpographi« 
sehen Ausstattung ein Facsimile der Handschrift darbietdt und der mit 



•) Ffir Religion, Chemie, Pbysilf, NatnrgcschiclitB , Geographie, 

d. LiCeratnr^ Metrik, Philosophie, Mechanik, Geschiciite, deutsche, 

französische, englische Aufsätze, französische, englische und italienische 

Ä i^Fgaben , Uebersetzanfien ans dem Französischen , Englischen nnd Italic« 

^ machen, deutsche und französische Gedichte, Erklärung von Gedichten, 

^ Mathematik 2 Reinhefte, Uebnngshefte, Repetidonsheft. 



Bdl((rderangen und Ehrcabezcigungen. 109 

V 

antgeMicbnetor Genauigkeit und SorgfiiU .beftorgl i#|, liol »{ch der 
Geheim eratli Pemici} ein weseiitliclie« Ver^ieott mii i}ie^ deiitsclien 
RecliU- Alter Ümmer und inibesondcfe um das alte statutarische Recht 
der Stadt Halle erworben. Denn ofischon Droyhaupl (II S 203 — 321.) 
mehrere der aUen Ualleschen WilUcüren eo wie die ReghuenterOrd- • 
nnng Herzog Ernstes hat abdrucken lassen, Hr. Dr. FörMlfimofM in den 
Neuen Milthellungen des Thuring. Sachs. Vereins (Bd. L S. 62 — 92.) 
dieselben wesentlich vervollständigt und namentlich zwei neue Willkü- 
ren aus dem 14^ und 15. Jiahrbundert binsugefogt hat, so bieten doch 
diese nenherinisgi^beoen Statuten, aU deren Schreiber sich Joliannes 
Luckardus Uo Gotha in die cirGumcisionis Christi ^nno llSS^neoni, eine 
Menge neuer und cigeotliAmliiCher ,|Sestimmungen dar und lassen ea . 
schmerzlich bedauern;,. dass der Uandsclirift in der Mitte mehrere Biat«- 
tcr fehlen. Die gut gesdiriebene lateinische Vorrede erläuicf t die Ver- 
hältnisse, unter denen diese Willkür .festgestellt au seia>cheint, wid- 
met dem Andenken Zepe^nick's einige herzliche Worte ond theilt ans^' 
serdem ein Griechisches Anecdoton (aus cod. Guelferbjt. nr. 97.) mit, . 
welches eine griechische Uebersetzung eines Stückes ans den Institutio* 
neo des Cujus ns^l zijg %av ^adfioii/ cvyysvsiot^ entbält. — Das Oster- 
j^rogrampi der theologischen Faco|tat Ton dem Professor Dr. Friiz$ch$ 
enthält 4e Je^iutamm maohinaiionibu9 naleuaia theoktgi epißra ad irrilum 
redacf <s comaientafio sectiHdo(b, GeUoa^r 20 S» in 4.)^ die Fortsetzung 
der in dein Weibnachts-Programm begoniieneii Abhandlung , von wel- 
cher sicl^ der würdige Verfasser durch keine Schwierigkeiten hat ab- 
schrecken lassen« Es enthält die Erzählung von den Bemühungen A. 
M« Francke's den Herxog Mor|tz Wilhelm von der kaihoMsehea Kirche 
zu der i^rotestautischen zurückzuführen und von dem glücklichen £r- 
folge-v mit welchen jene Bemühungen gekrönt wurden. Aus dem von 
dem Verf asser. boAiitzten Archive der theojogi^clien FacuUät zu Halle 
wir4 zum erstenmale das Gratulationsschreiben derselben an den Her- 
zog und dessen Antwort darauf (d. d. Oiterborg zu Wejda den 29. 
Octbr, 1718) mitgetheilt. -^ Dea[i Verzeichnisse der im Sommerhalb- 
jahr zu haltenden Vorlesungen ist Meieri eommenUüionia quintac de An* " 
docidin quae vulgo fertur oroUon« contra AUibiadem poitfctila undccifna 
(b. Hendel, p.' 9S — 112) und der Einladung zu einer Wittenberger 
Stipendiaten- Bede pariicula duodeeimo (p* 113 — 118) liinaugefügt und 
damit die kritische Prüfung der einzelnen Theile der Rede nach ihrer 
sprachlichen Fojrm und dem Sach- Inhalte beendigt. Obsdhon es zu 
weit fuhren würde , wenn wir beide Programme v^ollständig analy^iren 
und bespredien wollten , so dürfen wir doch nicht unerwähnt lassen^ 
dasa sowohl für Kritik als für Erkluruing schätzbare Beiträge gegeben 
und insbesondere bei der Entwickelang de^ Sprachgebrauchs eine sel- 
tene Bclesenheit in den Attischen Rednern bewährt ist. DTahia rech- 
nen wir die Erörterungen über ai mit dem. Conjunctiv , wodurch § $6. 
dwnQii^TjTcci gegen Dekker's dicmQK^teti. geachüt^it wird p.. 94, die 
Beispiclsammlungen über ll^^af^6&ul nsqi p, 114 , über die Voranstel- 
lung der Adverbien , besonders «f / p. 94. , ütier svetväQicc p. 116. In 



104 Schal«- nad Univejrsitftitnachrlclites, 

§ S6. ▼ermntbeC der Verf. eine durcb den rodneriscben Gebranch em- 
pfohlene Ujnstellnng der Prapoiitionen inh(^ t<Sv — ädtnrntdrtaUL avcüv 
tifiüD^ovPtai , äH^ mql xmv- p>M6vttuV' tpoßovvtat ; § '49 wird noXa- 
cavttg zwar beibehalten, jedoch bei Plntarch» ArisHd. 7. aslaaig io 
HoXoviftg geändert und das Scholion an Aescbin. de fals. leg. p. 7S5. 
erläutert und emendirt. , § 41« , wo die Gesandtschaften erwähnt wer- 
den, giebt dem Verf. Veranlassung sn einem umfangreichen Excurs, in 
welchem die politischen Verhältnisse der dort erwähnten Stnaten , na- 
roenilich Thessaliens, Macedoniens, der Molosser und Thespretef, 
der Meseapier, Tyrrhener und der griechischen Staaten in ItaKen, 
endlich Sieiliens und besonders Segesta*s, nnd deren Berfihrungen nnd 
* Verbindungen mit Athen ans einander gesetzt nnd die bisherigen Unter- 
suchungen in sehr TerdiensUicher Weise berichtigt , ergänzt und ver- 
¥ollständigt werden. — In der philosophischen Facnltät hat sich der 
Coiiege der Realschule Or. iPilh^lm Uankel insbesondere für das Fach 
der Chemie habilitirt und zu diesem Behufe am 3. März von seiner Ab< 
handlung de ihermoeleetricUate crystaüorum 6eß zweiten Theil (b. PIßtz 
48 S. in 8.) öffentlich Tertheidigt. — In der theologisqhen Pacoltät 
ist der vor einigen Jahren von seinem Lehramte suspendirte ansseror- 
deutliche Professor Dr. Gnerike durch ofiicielle Bescheidung autorisirt 
worden, wieder als Professor der Theologie an der hiesigen Univeiw 
sifät ZQ fuDgiren; er wird Im Sommer - Semester seine Vorlesungen 
wieder beginnen. — Die philosophische Doctorwnrde erwarb sich am 
4.' April Hr. ^ffrert H/etric/k aus. Staritz durch die Vertbeidigdhg einer^ 
commcntaUo de CUithene Aiheniensi deque ü$ , ^uae tUe tn repubUea in-r 
sHtuii (bei Semmler 34 S. in 8.) ; da jedoch die Vollendung der ganzen 
Abhandinng im Drucke demnächst berorsteht , so wird es zweclimässig 
sein , erst dann über die fletssige nnd sorgfaltige Arbeit zn berichten. 
— Die Sfitglieder des philologischen Seminars haben , wie dies seit 
einigen Jahren die Sitte nnd ^Gewohnheit erheischt, dem. Professor 
Bernkärdy an seinem Geburtstage (den 20. März) eine GratnlationsschrlfC 
überreicht, deren Verf. der zeilige Senior des Seminars Hr. Friedrich 
MüUer aus Naumburg ist. Sie enthält Qicaesliones QainCJlioiieoe (bei 
Plotz 24 S. in 8.) und untersucht die liebensverhältnisse QuintiÜans. — 
Durch den Tod verlor die Universität am 22. März den. ordentlichen 
Prof. der Medicin und Director des Entbindungs» Instituts Dr. H^lhelm 
Hermann Niemeyer ^ den ältesten Sohn des verewigten Kanzler A. H. N. 
Er war den 20. Juni 1768 geboren, anf dem kon« Pädagogium gebildet 
und hatte die Universitäten Leipzig, Berlin, Halle besucht, wo er am 
8. Sept. 1810 die medicinitche Doctorwnrde erwarb. 1814 wnrdo er 
Arzt der Franckeschen Stiftungen , 1819 ausserordentlicher , 1827 or- 
dentlicher Professor, In welcher Eigenschaft er sich die Liebe nnd An- 
hänglichkeit der Studlrenden zn erwerben und zn erhalten wusste« ^Da 
ihm das Streben nach literarischem Ruhme fremd war, so entwickelte 
er eine desto ausgebreitetere Thäligkeit als praktischer Arzt, bis zu- 
nehmende Kränklichkeit derselben in den letzten Jahren ein Ziel setzte. 
Zorn Director des Entbuidangt - Inititutf ist durch hohes Mioisterialr 



Beförderungen and EtirenbeBeigangeiu 105 

Reseripi Tom 28, April der ordeotlklie Professor in.Üer vediefniscYieii 
FacttUälDr. HoAl, welcher Tor melireren Jahren bereitf aU AssivteDt 
sich weientUche Verdi^nsfe um diese Anstalt erworben hatte', ernannt 
worden. — Von den jährlichen Programmen der hiesigen Scbnlen 
sind an Ostörn nur xwet erschienen , weil das königliche Padagoginm, 
dessen grossere Ferien in den Herbst falfen, ,auch erst au Michaelis die 
. nblicfaen Prüfungen seiner Zöglinge abhalten und daau durch das 
Öffentliche Programm einladen wird. Die latoinische Haoptschvle 

- wurde im Winterhalbjahr von 251 Schälern besucht; Ton denen 131 auf 
der Pensionsanstalt, 44 auf der Waisenanstalt, 76 in der Stadt wohqten: 
zur Universität gingen IMichaelis 1^69 4, Ostern 1840 8 Primaner ab« 
Ans dem l<ehrercolleginm schied am'l. Mai Dr. F. A. Eckttein^ welcher 
seit dem Anfange des Jahres 1831 als ordentlicher Lehrer an der Schule 
angestellt war , um eine Stelle am Cön. P&dagogiom au übernehmen; 

*Bml. Not. Hr. Fr, Andreas Foigiland^ welcher seit dem 1. Mai 1834 
•als Collaborator gewirkt hatte , um an das bymnasium au Srhiensin« 
gen überzugehen. Die Gollegenstelle wurde dem Mathemafikus IT« J» 
IVehtr^ die Cellaboratur dem Dr. A, Arnold übertragen und in die be^"^ 
den Aiyuncthren rftckten die Herren C. Ferd, Rinne ans Erfurt und Dr. 
Tkehd, -Rumpd aas Vienau bei Suhl ein. Den Schulnachriohten geht die 
Abhandlung des Gollegen ülam'titis vor , in welcher ^ber retigitise Bit^ 
düng im Valerhauae auf 41 S. gesprochen und eine Menge in Beziehung 
darauf empfehlnngswerthe Bächer (S. 41 — 50) veraeichriet ist. Ea 
sind Maximen eines erfahrenen Schulmannes , der in seinem eignen Le- 
ben und in seinem Hause den NutzeA derselben geprüft und bewähH 
gefunden hat. — In dem Programm der Realschule steht eine Ab« 
handlang des Gollegen Dr. Htmkel t Die Ge»etze^ der KryHaüeleelrieUäi 
(28 S. in 4.)« eine deutsche Bearbeitung der toY Kurzem lateinisch her- 
an^grgebenen sorgfältigen Untersuchungen über den bezeichneten Ge- 
genstand. Aus den Schnlnacfarichten erglebt sich , dass im Laufe des 
Jahres mehrere zweckmi^sige Abänderungen und Einrichtungen in der 
Lehrverfassiing getroffen sind ; besonders ist dem deutsehen Unterrichte, 
was sehr Noth that, eine wichtigere und umfassendere Stellung einge- 
räumt , dem lateinischen Unterrichte ^ae grossere Zahl Ton Classen 
und Lehrstnnden fiberwiesen and Turnunterricht angeordnet. .Aus dem 
LehrercoUegium ging Hr. F, F. Krause als Director der Burgerschule 
nach Zeitz ) in seine Stelle ruckte Hr* Böitger^ zwei neu errichtete 
Stellen wurden Hm Spiess^ einem ansgeseichneten Zeichea - und 
Schreiblehrer und dem Dr. Häser übertragen. Die Zahl der Sdiuler 
beläuft sich auf 181. ^ [F.A.i:.] 

Lausanne. Die seit 1536 bestehende ältere Akademie , die jedoch 
liis 1806 wenig mehr ak ein Gymnasium war , wurde am 12. Juni 1838 
durch eine Rede des Beet u. Prof. J» J. Perehai {Adieux de 2*ancjeime 
Acadmie de Lausanne ä ^s eoncUoyens; 24 S. 8.) geschlossen*). Dia 



*) Als Curiositat stehe hier das'CompUment, welches darin derdent- 
sehen Sprache geaiacht Wird. „Us (les Vandois) aoraient mieux r^imsi 



106 ' Schal* and tJni vcrsitätiaLachrichUiii 

neue .Alcademie and das Cantoiifgyinnastuoi (Col{^ cantonal)., deren 
Lehrstellen durch ausgeschriebene Concurse neu beseUt worden varen, 
eröffnete am 7. Januar 1839 der erste Rector der reorganisirten Akade- > 
wie) Prof. Momutrd durch eine'Elede {Laus, 28 S. 8.) 9 woria de« Um- 
gestaltung des höheren YlnterrSchttwesens in Canton wqniger.„le Umide ' 
honnenr d'une r^organisaUon qni röglemeote, als la gloire d'nae r^vo« 
lution qni vivifie/' vtndlcirt» nnd sodann Puniver$aüte et la natioiiniite 
de la frie lUt^ralre et scientifiqne als der zweifache' Charakter nnd die 
Aufgabe , welche sich die Akademie sa stellen habe , auf beredte 
Weise erörtert wird. — Die Akademie umfasst 8 Facnltäten,: eine 
philosophische (faeultd des lettres et des eciences), eine theologlisdie 
und eine juristische. Wir entnehmen dem gedruckten Leciionsverzeicb- 
nisse folgende Angaben. Das akademische Jahr, im Winter- und 
Sommersemester zerfallend, dauert resp, vom 1. Nov. bis 5. April nnd 
Tom 20. April bis 15. Angnst In ^^r philosophischen Facultät lesen 5 
ordentliche und 7 ausserordentliche Professaren , nnd swar Mickiewicz, 
P. E. , Literaturgesehichte des augusteischen Zeitalters nebst Erklärung 
ausgewählter Slücke ans den Schriftstellern jener Zeit , 2 St. W. n. S. 
S. -^ Zündel**)^ P. £., Bescblusa der griecli. Literatnrgesciiichtc 
von den Tragikern incl. an, 2 St. Sopb. Oed. R. 1 St. W, S,. Griech. 
AlterthQuier und Thncyd. S. S. — Monnard, P. 0.» ForteeUuog 
der allg« Uehersicht der franads« Lit seit Mitte der Regierung Ludwig s 
XIV. bis Schluss des 18. Jahrb., a St. W. S.. Item 19. Jahrh. S. S. — 
Dufownet, P.O., hebr. Grammatik neb4 Interpretations- und Com- 
positionsübungen-, 2 St. W. u. S. S. — Ckarl, Seereiaiij P. E., Me-. 
rapbysik des 18. Jahrh., bes. über Kant und Leibnitz, 2 St. W. S.i 
Rftligiqnsphilosophie S. S. — ^ ChejthuUeZj P. £. , Besohlusi der Vor- 
lesungen über Staatsökonomie S. S. — OUvier^^ P. 0., allgemeine 
Geschichte , Schluss des 17. u. 18. Jahrh.' bis zur franz. Revolution, 
2 St W. S.; franz. Rev. S. S. — Guinand^ P.E., Geschichte der 
Geographie^ 3 St/W. S. — S«:rete»- M ercter , P. 0., Differential- 
rechnung , 6 St. W; S. ; Integralrechnung S. S. — IVarlmann , P« 
0., Mechanik, Akustik, Wärme, G St.^W. S.; über Behai^lung der 
physikaL Instrumente und Experimentirk un&t, monatlich einmal ; Un- 
wägbare .Flaida S« S. — ^ MercaiUon , P. E. , unorganische Chemie, 

Sans doute , si nos dominatenrs (les Bernois) avaient pu lenr servir de mo- 
dMes , au Heu de les exposer ä Vinfluence allemande , la plus fächeuse 
pent-kre qne piiisse ^pronver notre langage.^' 

*) aus Schaffhausen, Verf. einer von Geist, Kenntnissen und Betesea- 
heit zeugenden Abhandlung de la tragedie grecque compar^e ä la tragedie 
frangaise clasHque; Laus. 1838. 101 S. 8. Seine Mitbewerber um die 
griech. Pr,ofessur waren G. Pradez und Dr. /4^ JFittich aus Biberach (s. Ar- 
chiv d. Philol. V. 2. Nr. 7), jener durch eine Jppr^ciation de VOedipe^-Hoi 
dt Sophoele; 7^8. 8., dieser durch eine Abhandlung: Jdies sitr la RsU" 
gion des Anciens; 34 8. 8. 

*') Bei der feierlichen Einführang desselben am 23. Juli 1839 hielten 
der Präsident Ja^uet nnd der Rector Moimard Begrüssungsredqn , worauf 
der Designat selbst in einem langem Vortrage seine Ideen aber portrait et 
v6nte humaine en hUioire entwickelte« Sämmtlkhe 3 Reden sind zusam- 
mengedruckt Laus. 1839. 77 8. 8. 



Betordernngen und^Ehrenbesei^aogea; 107 

6 St. W. S«; organisdie Chemie «nil Minerftldgie S, S. — Dan. Alex. 
Chavunnes, P. E, et honor., «ber den menfchUdieii Körper S St.; 
SchluM der Vprtrdge filier Reptilien and Fische, 1 St« W. S/) — 
In der theologischen FacuUät lehren 4 ordentliche Professoren : exeg^ 
tische Theologie Dvfournet (Genesis, Hh>b, Psalmesy Jesaia, Briere aa 
die Hehr. b. Ir an die Kor.; hibL Ardiaologitf W. n. 8. S.) — histo- 
rische, Herzog - Soein (Kirchengeschichte bis aar llefonnation W« ond 
S.S.) — systemaiitche C^ppttis (Eneylop, d. theol. Wissenschaften; 
theolog. Interpretatldn der kleinem paaltn. Brief^ W« S. ; Einleitung * 
in die Dogmatilc S. S.) — praktbehe Vwtt (Homiletfk , Pastoralwis- 
ienschaft, Uebungen im Predij^n und Katechisiren)^ — In der Rechts^. 
facttlta( lesen 4 ausserord. Professoren: tC%er6tilte« romisches Recht; 
IVifoa waadtländ. Staatsrecht nnd-Schweli^or Bnndesrecbf; Ed, Secrettm- 
Criminalrecht und Rechtsgeschichte; fiecreftfa-^ecfetim wabdtländ. Ci- 
TÜrecht und Processordiinng. — — Hierzu Icomraen eine Zeichenscfaule . 
{Jrlaud Direktor) , eine tteitbahn (Peiiste Stallmeister) und' ^ine Tnr|i- 
anstatt (fiucftonnet). Das College cantonal aerfaUt in Gymnase und 
College inferiear**),iene8 an 4 Classen mit (am !&• iing. 1839) 79, diesea 
SU 5 Claisen mit 106 Zogl.) ausammen 178. Director beider istSolomusc, 
dem der Refigionsanterricht in simmtBchen Classen sugewiesen ist» 
Ausser ihm unterrichten im Gymnase 9 Professoren der Akademie***), 
Mminärdy üfickjeiricz , Zilndel, Olieterv Sscrefcm-Afefcter , frartmann, 
Chm Seerelan und Dvfournet >(Uebersetzer der Tabelle homer. Formen 
Ton Dr. B. Thiersch). Femer 8 Institniteurs r de la Narpe^ Kohler In 
fransos. Sprache, Hiaely in lateiii. Sprache u. Alterthfimern , Zuncfel 
(aU StellTertreter des Lehrers für griech. Spradie and Antiqnitaten), 
Kessler im Deutschen , Cftnoannes^Curcftod in Mathematik, Chavannea-' 
DtiioH in NatnrwissenSchaftyi , Futtiemm-Gallhrd in Gesehiehte , Gut- 
nm»! in Geographie und Geschichte. Hierzu ein Musiklehrer: Scftfi- 
wttneek, — Im College inf^rieur eHheilen € Institaleurs specianx Un- 
terricht: LaAarpe-£pA{er im Französischen , G. Meylan. in Latein^ Gvi- 
son-GoRiii im Griechischen, NeBÜer im Deutschen, CItovannes - Cicrcftoii 
in der Arithmetik, Guinand in Geogr. n. Gesch. in den 2 obersten Clas- 
sen; 3 Instituteurs de classes fflr die 3 untersten Classen : Reymond- 
Almeran^ iPorla-l^eoot und Gattiard; 4 maftres spdcianx für Schreib-» 
Unterricht, Gesang, Zeichnen und Gymnastik: Fr* Gtrarcfef, Scftnirft- 
nelDfc^ Irland und RuchotmH. ^ — Folgendes ist das möglichst abgekürzte 
Verzeiehniss derLectionen im laufenden Schuljahre, vorüber wir, den Le- 
sern der NJbb. nicht vorgreifend, ui|ser eignes Urtbeil sumckhalten. 



^) Hieraus berichtigt sich die in nnsera NJU>. XX VIT, 112 mitgetheike 
Aneabe , jdass der vormalige Co^nrector des GymnaMams in Zwicican G, J?. 
KMler an der Akademie in Lausanne angestettt sej. Er lebt Tielmehr als 
Privatmann in Vevay bei Lausanne. [Jahn.] 

- **) Letzteres und die in den kleinenr Städten des Cafitons fondirten oder ' 
noch zu fnndirenden Colleges verhalten sich zu den ersteren , wie deutsche 
Progymnasien zu einem Gymnasium. 

***) Die Lehrstelle für deutsche Uterator aa der Akademie und am 
Gymnasium ist jedech noch mibesetzt. 



108 



Schul- und Univeriitätsnachrichten, 



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(curs.) 

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(stat.) 
curs.) 

in. 
ttelalt. 


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. Religioi 
. Franzos 
. Latein: 
ndr.(stat. 
oropositio 
. Rom. A 
t. Griecl 
om. IL 
atrachom; 
nfgaben. 
. Griech. 
. Deutsch 
. Phys. G 
. Rom. G 
. Mathem 
. Musik. 


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Urs.) Compo 
*'*) Griechis 
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ngsaufgaben 
Deutsch. 
Neuere Ges 
Mathematik 
Phyiik und 
Psychologie 


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Bofo^rdiiri^DgeB and Ebfenbezeigiiiigen. 



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Naok e^mm Janhmimagim iu am Jäkrm IBU^ lfi2S n. 1626. 
ISWm. 514. ULMS. €7 TabfiHea^ 13 UmfSeifkmtm oai oineKarte.] 
afllur reifiliiaKigp MhftirilitngTOi alter 4af n^lpött Leiheii, BrawlMrog 
«tti llalnrrirlrt in dea V«rttDigtfiD Staati» ^^aa KovioMaika (S, U5 — 
SM s. MO — 2S). Fibr diejimigMi Leier der iafaiUclMr for Fhile- 
iml Pädagogik, welcdraa es aa Zeit nai €relegQid»eit 
das ia Rede «toheodc aw^ffrlirKid» Weck n lesea, 
aas aBiaea MiiHnllBBgiea ober das CatootcktaweMi Kani- 
; nawIBkaamea aeia, hesaiMlnrB da der T«rC t 
mmrm ^üuigea ^irfmtlialt ia Anedka, ana latemae Cor iia 
die mit dea Zweckea aeiBer Reise ia aslierl 
iaardk seiae i^tfadbea Verimidaiigai vor ann 
dea Staad gesotat kt, «as ansfalurficlie anfl glaakvirdige 

i der «aariaen Staaleades Laadai ■iHiHiliiilinii , 

A. Fol i s B chu l uf e ߀M, 




OSe wnedarai fitaatwa der Coioa 

» fiar das ^oünschulweBea so «dir, dass ^ 

: des UjitemdrtB dea ia dieser Hiasklit OK wvtealea inal- 
Staatea Eamiias, DoBteolilaDd «ad Siiiatiiaad aiciit sudi- 
atdht^ Ia andern Hwaderttaaennde Tan Kiadera MifwadaieB^ oboe fie 

tataraefaeidea steh 4ic »ecd- 
dealHtea danii im gpaOalidK, 
I die Meagc der Seoln leider aatbweadig gea i a t dua e TerlHnuiBag 
des B«ligieaswdsffriidits, dariA eine weit Itnraere Aaner des Sekallw- 
aaehs (8, ia «Mgea Staatea kam 6 Monate im Jalire; Ia Ken« 
Tmfc^ wa das Sobalvesea am geordaelstea ist, Ist die ^risnfiliiflia^ 
Zeit von S aof 6 Monate erlMÜit)^ dnrdi die Bildai^ «ad dnsteliaaR 
4er Lebrer. Am misgebiid^iifia «md ▼ottstibfigirtBa ist das flntiB» 

laVea-¥ark «teilt em Tfaeüdbr hyiana ScdiiAea witer der Asf- 
aicht der Mageatea (Leiter «der VervaUer) der ümv 
JGeai.Yock (22), die aadeni «nier apemaÜBr Utanj 
lea. Die VolksMdmlea des Staates stidiea srnmatScdi nater disr CNibat 
Ans OberrontidwBB (fiiyniatriideat «f Ae Cbammn SclMals). Bia 
aUiiingvrter d 
B, naob fierbiltiM'w der MmfhaM &i»r Sduiler, dk 
» Dollar betiai^iMdua aaftnaamrtea litisrtmfaMdi, im ^dm 
ISttmnffii^gmi^ie es aar diese JUA «nIeniniBiBa AastaUaa «asammsai 
laOMDolUK. Die AaBäkl 4er mä amea «tadkmidfla bdtrag«»6, 
vaa daaea aber aar 4d6l wibread 4 Maaale im JAm Assisrtwa oder 
«i^^isciiea Catemofat baltea. 

1 gnudct^ iB üdem c 



B«f«r4«rm«g«ji vb4 B1ire«lb«sclgttag«B. lil 



I ( afduufiia) luAen eiM tci— iua Alribeavas fihr Um WOimm^- 
imiftjgvr T*llnMi»Ileli«er «si n%rfteB Aw&r jwide am» 4«« Lüenter- 
f MiJs jüuticib MI 1ktl)an« Der 4tct Jidn« , «ad ä jc4en voa iicMB 
6 Mmite wflmsde Uoterridrf «bmt kmltigcn SawMelirer «sfaMt 
^ die ci^iMiie SprftfiM ^ SchrcAeü orf iSeidMi«« , Redmea «ad Bvdi- 
hOtes, EcAirode wuk «esoinclite TtaAmdea, Gesdn^bte der Verei-, 
ntf^tea 6taatiai<, GewBvtrie, Tf^mwaictrie «nd F tMä a ciwi« , Kstar- 
Mn« avd Aflfaagflgnuid« der Stcraicttiidc , Sc A ddctw n i t md ll»er»> 
l«gie, Tei€a§B«ii|^ der Vervii^gteB Stesle« and des Stmies Kea- Terfe, 
Tbcüe der Benjeilcwbeii -Geftetce md Miciitcii der OenaitcM, Meral- 
pluloMplne, Legik und Padagagft. A«f CSessn^nterrttdiC wird in 
AaMEfifca wenig Gewidht g(d<^ — es Mdt den Aieerilcaaeni te der Ee* 
gel «a Sfiase. „Idh faad aüeia la dea &iMlea ür faflitga Eiadcr 
nrdaaUiilwia Ckssnig, deMen AbweMalKit ia dea VetkiKbaiea iMksi 
arftoliffBd ist^ 16S7 warea die Boigersidmlea aar tm 214 Schfileni 
lieBBciit, ^Be ndk aa Ldonera Üldea velllea, «ad doch iul dt« Slai* 
etwai alwr 2 li^fianea iSawelMier. Bie LriM«r weidea Taa< dea Ge- 
neiaea aageitdit — dacii iit jede gefaid fe ae Wiriil aar aaf 1 Jaiv 
gal%>; wmi die anf initiier Gewaliltea ia Umtb AatCreagaagra er- 
«cUoSiBa wafdca. Zar £iiialtaag der ToUcasiiialea wiesea ia dieseni 
Staate die ^iwelvcr jedes OwU gefietelidi diwa ae «iel darci ^Mlwt- 
li eatea e ii Big aafhriagea, ak der Staat ümea aacb Terinätaisf der Scbä^ 
l«raaiil a»f dea Sdtailfaads an«ridea Mnt, daffea ridnAcrlm 2 wnä 
90 viel aaflegea. Die Zaid der idbB%>IBiirtigea Kinder vaa 4 — 1€ 
laint» fNOiaft «di aaf 596,682, davwa lieniidilea -iAe Sdiaie 524,1«. 
Bie Aaagabcn aa I«Aireigelndtea a« s: w« •1»efmg aagcfaiir ],4Ml,'(Bi 
Bellart, dcvaa wardea Mt^Mt Batlan dnrcii dea 2 Müfieaea Beilan 
Iwtrageadea SrlMrtfeadi des Steata iMMdriUca, 500,418t B. dandi fia 
E^eBOHnnMtoner der EiawalMer wd fiM,iM danii die EUera nad 
Ve i awiude r der l Öa d c r , Bier Staat etenerle «a dea AnfWagnagea der 
ISnw. aadi »fi,ilB B. Ikb. Ber darcbschutlBciw Gdialt jedes Velke- 
admUelmt« iMtragt 51 B. oder » BOdr. la der Stadt Kea-YnA 
{fiHt dM/MNI £.) v«rdeaairfK«alai4eaflKatI8fi5 



fände eafgegep nhant, 1«? in « Sobnlea 14,IU Kinder nneatgeM- 
Bch nateiviclilet (12,637 wciwe and 1296 farttige). Badi 1>e»tN^lcn 
aar 2/S van diaaea «agtidi die SdMdn. Bie dnitigcn tithaiiinliMi 
Sriwiaa i ili hii M». dawaidM giahtna datt nach eia WaJaen- 
vans Tea mM9 aKsaacaa, eiee lMHMMUMai*rcffaTBnrle ocbale ana venma 
Warlesdialea. Bcr Sta^ H«flsac1in«elfl katJcdaea eigeaea Sfdndk 
londs fir die TnifraaBJiaka, diese veaiea lOleia darch ScliietiMiiean- 
tmag der EJawal^Br jeder Ortne naferrhl iwliaMin. 1M7 taba^ die Aa- 
HKi aer UBBrer siMv^ wk ncr uehaeiHaMn na^l.* vnnai SeManeivas 
watdea vaa dm Eiairaiaera aafl^ciiaKda SS^fiS BaüarB« 4a5;2lt fir 
Biiidltang der Sdaiea, Sdiatgfild m. a. w«, 887,124 fir 
iSat Ve 




-^jB Schal- lind Univeraitfttsoachficbten, 

1 Thlr. 2SSgr. für die Volkssi^baleii entrichtet vard. Die darcbtchnttt- 
liebe jährliche Länge dea Schulbesuchs betrag. 6 Monate and 25 Tage, 
und die darchschnittlichen Lehrergehalte für den Unterrichlamonai bei 
den Lehrern 25 pollars» bei den Lehrerinnen 11 D. Fnr Bildung der 
Lehrer geschiebt from Staate nichts, nur die-Gongregationalistenbab^n 
mit ihrem tbeol. Seminar ein SchuUebrer- Seminar frerbunden. Unter 
200^000 Menschen zwischen 14 — 2Uahrea fanden sich 10, die nitht 
lesen und schreiben konnten *)• Die Privatschalen und Bärgerschulen 
(Academies genannt), 854 an Zahl, vurden 1837 von 27,260 Schülern 
besucht > deren Unterricht Aorchschnittlich 6 Monate und 17 Tage im 
Jahre währte, und 328,026 D. kostete. Die Stadt Boston hat von je- 
her die rühmltcbsten Anstrengungen für den Unterricht der Jugend ge- 
macht. Sie hatte 1837 bei 80,325 E. 91 uffentl. Schulen mit 9683 
Schülern. — 4500 Schüler wurden auf Kosten ihrer Angehörigen in 
Tmatschulen unterrichte, die Zahl der Kinder swischen 4—16 
J. betrug 17,485. Der Lehrer waren 40, der Lehrerinnen 119, von 
^denen jene durchschnittlich 102 , diese 19 Dollars für den Unterrichts- 
.monat empfingen« Durch Steuern wurden aufgebracht 186,250 D. , also 
.2^D. durchschnittlich von jedem Einwohner. Ausserdem hatte die 
.Stadt 10 lat* Schulen ^ eine höhere lat. Schule (Gymnasium) und eine 
.englische höhere Schule (Realschule). Gonneeticut hat einen 2 

^ .Millionen Dollars betragenden Schalfonds, weshalb die Gemeinden 
der Nothwendigkeit der Besteurung für die Schule ganz überhoben 
sind. ^ Die Zahl der Kinder zwischen 4 — 16 J. beträgt ungefähr 
90,000, die aber nicht alle die Schule besuchen» Der Unterricht währt 

' ungefähr 8 Monate im Jajire , der Gehalt der Lehrer beträgt durch- 
^scbnittlich 11 D* monatlich nebst Wohnung und Kost, während der 



*) In Preussen bat sich nach der fitaatszeitung doreh amtliche Ermit- 
telung ergeben, dass am Scbluss des Jahres 1838^ von 100 Kindern im 
schulpflichtigen Alter in der Provinz Sachsen 93, 7; Schlesien 86, 6; Bran- 
denburg 84, ;i; Westphalen 83,6; Rheinlande 80, 4; Pommern 86, 8; 
•Preussen 74; Po^nnur6l, 7 öfTentUche SchnleA^besnchten , und zwar im 
Regienings-Bezirk Posen 63, 8 nnd Bromberg 65, 7. Diese Zosammenstel- 
.lung bezeichnet ungefähr den jüngsten status quo des Unterrichtswesens; 
interessant ' ist eine andere Ermittelung'znr Vergleichung des jetzigen mit 
Mem Zustande vor 15 — 20 Jahren, namentlich hinsichtlich des Erfolges' des 
^Eletnentar-Unierrichts. Eine vergleichende Zusammenstellung der^ in den 
nS Jahren 1836 — 1838 in -die Armee eingetretenen , ganz cSne SckvibU^ 
.4un^ befundenen Ersatzmannschafiten ergiebt nämlich, dass deren unter 100 
Eingestellten sich durchschnittlich befunden haben in den Provinzen Pommern 
1, 28; Sachsen 1, 40; Brandenburg 2, 90; Westphalen 3, 38; Rheinlande 9, 
W; Schlesien 10, 05; Preussen 18, 37; iPosen 44, 47 nnd zwar im Regie- 
Tnngsbeziric Bromberg 39, 60 nnd Posen 46, 61. Da die in jenen Jahren 
Eingestellten in den Jahren 1816-^1813 geboren sind, und gesetzlich voa 
.ihrem 6. Jahre an die Schule besuchen sollen, so ist ans der letzteren Nach- 
weisung ein Rückschluss auf den Schulstand. von etwa 1822 — 1824 und 
folgende Jahre zu machen. Später wird sich aber dies Verbältniss mit 
jedem Jahre gunstiger stellen. — Nach der „Revue Britannique" besuchen . 
.▼on 4 Mülionea schulfähigen Kindern in England nur 1,200,000 die Schule. 



BerSrdemngeii niid I^h?elll^«ftelgallg«a• itt 

Sdiolxeit, und der der Lebrerhmen t D. wachealitch. ^«rgleidil 
man den £rfolg der Terschiedeaen Wege, sagt der Verf., welciie.dle* 
8 betrachteten , Im Volksacbulwesen am weitetten vergerdckten Stall-* 
ten eingeschlagen haben, so findet man, dass derselbe in Nen-Yonk an 
grossten gewesen ist« Während vConnecticnt auf den Sinknnften seinaa 
reichen, den Unterricht ohne M&be nad Aasgaben der Einwohner g«-* 
wahrenden SebnUonds eingesehlummert sa sein scheint, liat Massa- 
chusetts, ohne irgend einen Fonds, seinen Bürgern eine, hie oder da 
vielleicht zu. beträchtliche Last auferlegt. Neu -York aber hat dea 
t passUchsten Mittelweg betreten, und indem es von den Ortschaften 
heine grösseren Zuschüsse begehrte, als es seftst ans dem Staatsfonds 
hergab , jene zu weit stärkeren Leistungen angespornt , als sie geseta^ 
lieh zu gewahren verpflichtet waren. So nähert sich also d^r im Volks-* 
Schulwesen vorgerückteste Staat ^Amerikas auffallend dem preussischen 
Schulsystem. Nach dem Verf. fehlt den amerikanischen Schulen, um 
das preussische Schtilsystem au erreichen, der Retigioasiinterrichtf 
die Errichtung ' gehöriger SchuUehrer- Seminare nebst SieheriHig der 
Aufteilung und Verwendung ihrer* ausgebildeten Zöglinge ^ so wie eini- 
ger Zwang der einzelnen Ortschaften durch den Staat cur Selbstlie^ 
Steuerung für die Schulen, welche einmal eingeführt sind , der auch 
den allgemeinen Schnlbesuch onausbleiblich nach sich ziehen wird« 
In Maine bezahlt jeder Einwohner, ohne Unterschied des Alters and 
des Umfanges des Platzes, Jährlich 16^^Shl. Schalstener, deren Ver- 
wendung der SchulauSschuBS zU bestimmen hat. Die Zahl der Schuler 
betragt ungefähr 140)000. Der monatliche Gehalt der Lehrer betrog 
durchschnittlich 12. D, und die jährliche Aasgabe für jedes Kind IThlr. 
24 Sgr. Die Sehfilerza)ii in jeder SchuU betrug durchschnittlich 0. 
Die Dauer des Schulbesuchs währte dnrchschnittli^ 4 Monate Vd^ Jahre* 
In Neu-Haropshire werden Jährlich für die Volksschulen durch 
Besteurung 90^000 D. aufgebracht, d. h. ungefähr 1 D. auf jedes 
«cholfähige Kind. Ausserdem vertlieilt man noch unter, dieselben die 
^Einkünfte eines ursprunglich für Errichtung einer höheren Lehranstalt 
zusammengebrachten Fonds, -weil die Gleichmacherei «allein über die 
Elementarkenntnisse hinausgehenden Wissen feindselig ist* Auch 
Ist ein Literaturfonds töu etwa 64,000 D. vorbanden. Die Ein- 
künfte der Volksschulen in Vermont betragen ungefähr SO'-^fiO,OO0 
D«-, und eben so viel wird aus einer SchuUtener erhoben« Der Lite» 
ratarfonds beträgt 24,000 D. Die Anzahl der Volksschulen für 104,850 
K. zwischen 4 — 16 Jahren betrog 2400^ so dass 43 Sehüler^aiif eine 
Schule kämmen. Die gesetzliche Zeit des Schulbesuchs Im Jabsa 
Jst 3 Monate. Die Volksschulen in Rhode-Island wurden durcfi 
.eine jährliche Staatsbewilligung von 10,000 Q. und durch den vermitr 
telst einer Scholsteuer von den Einwohnern aufgebrachten doppelt sa 
grossen Beitrag erhalten« Der Schnlfonds betrog 50,000 D. Es gatr 
324 öifentL Schulen mit 17,114 K« und 220 Privatschulen mit 8007 Schi» 
welche letzteren 81,375 D. kosteten« Die Lehrer erhalten monatlich 
JL5 «^ 30 D. nebst freier Wohnung und Kost. In den § neuengläadi* 
iV. Jahrb. f. Phil. «. Patd. od. KrU. Bibl. Bd. X%lt. Hß. U S 



114 S^bal* and 17iiiTeriflatsnli€lirielit«ii, 

'fl^en Staaten wM im Ganzen ansreicbend fftr den Unterricht g;eflorgt. 
^ ^ Der nbrige Tbeil der Bandentnaten bietet jedoob ein weit minderer- 
frenliciies Bild des öffendichen Unterrichts dar. In Neu-Jereey 
' wird" der Vollcf Unterricht erst eeit 18S1 mit Nachdruck betrieben, nater 
'80,<NHI K. swischen 5 und 15 Jahren waren li,724 ohne allen Unter- 
richt, nnd 15,0^ Erwachiene konnten gar nicht lesen. In vielen Ort- 
•chaften besuchte mehr als die Hälfte der Kinder niemals eine Schale. 
-Der gr5sste Theil der Schalen war nur auf 4 — 6 Monate geöffnet $ der 
'GehaU der Lehrer betrug 1^ — 2 B. vierteyahrig. Der Schalfonda 
betrilgt mehr als 200,000 D. ; das Einkommen desselben ^on 20,000 D. 
'w4rd jährlieh an die Ortschaften ansgetheilt. InPennsyWanien 
ist der Zustand der Schulen noch weniger erfreulich. Von 400,000 
'Unerwacbsetien swischen 5 — 15 Jahren empfingen nur 17,402 uneot- 
'geldlichen Unterricht aus Staatsmitteln. 100,000 Wähler sind nicht im 
'Stande zu lesen , dazu kommen jährlich 2500 eben so Unwissende hin- 
«tt. Der mangelhafte Znstand des Schulwesens wird hauptsächlich der 
''deu^sef^en Bevölkerung beigemessen ,, die durch Widersetzlichkeit gegen 
Schulsteuern sieh auszeichnet. In der Stadt Philadelphia^ist besser, 
wenn auch nicht ausreichend , ffir Beschaffung der Unterrichtsmittel 
gesorgt. 1882 wurden nnter einer Bevölkerung von 100,000 M. 6257 
K. nnentgeldlich unterrichtet ^ 18S5 0846 K. mit einem Aufwände von 
-47,000 D., 1887 ungefähr 17,000 K. mit einem durchschnittlichen Auf- 
wände Ton 4|^ D. der Kopf. In Folge des Girard'scheii Vermächtnis- 
fies Ten 2 Millionen D. wird Philadelphia sich bald eines grossen Wai- 
•enhauses zu erfreuen haben , das mit einer wohl kaum zu rechtferti- 
gen Pracht erbaut wird. Von einer Fürsorge des Congresses für die 
'Errichtung von Volksitchnlen iii dem Bundesbezirk Columbia, der 
unter Ihm steht, Ist nichts in Erfahrung zu bringen gewesen. In De- 
laware, das 16,000 K. zwischen 5 — 15 Jahren enthielt, giebt es 
'einen Schnlfonds von 170;000 D. und eine Schulsteuer, die auf Bfeu''- 
Yorkscbe Weise erhoben wird. Weiteres ist über diesen Staat nichts 
bekannt geworden. In Marylan d ist für die Volksschulen ein Fonds 
Von 142,000 D. Der Stoat giebt jährlich 5000 D. an die Universität, 
14,000 an andere Gollegten und Schulen und 8500 D. für Erziehung 
armer Taubstummer. Eine Abgabe der Banken für die Volksschdlen 
trägt jährlltoh ungefähr 12,000 D. ein. Da es gänzlich von der Will- 
kür der G,rafiiehaften abhängt , ob sie sich für diesen Z^weck selbst be- 
ztenem wollen , so Ist die Anzahl der Volksschulen nur sehr gerlog. 
Die Stadt Baltimore mit 14,000 K. zwischen 5 — 15 J. hat 5252 Seh. in 
175 Schuleta , 747 K. In 8 Lnncasterschen Sehulen (gegen ein jäbrli* 
'che» (Schulgeld Ton 4 D.) und 1000 Armenschuier. ^In Virgin ien 
find die Volksschulen erst seit 1816 bedacht, wo man von dem da« 
mals 000,000 D. nnd jetzt wahrscheinlich das Doppelte betragenden 
Schnlfonds jährlich 45,000 D. für jene nnd 15,000 für Errichtung und 
'Erhaltung einer Universität bewilligte. 14,169 K. werden durchschnitt- 
lich mit einer Ausgabe you 2f D. auf Staatskosten unterrichtet. Die 
^ahl der scbulfäbigeirwelssen Kinder beträgt 187,000. Da die Verlhel* 



B^förieirviigeii f Ddr^lir>ea]reteig'«9g«o. »Ufi 



lvBg4e§ Geldef Uvn for die BMUß 4«r sraieB w^itMo Sbder M^ 
reieht, '§0 la«fl man diet^ ioi fikbiilb«swdi aliweebieln, so datt jaiar. 
«dieser Schaler durdiiGluiiitlleh «nr'aSlI Tag im Jahre Ufnterricht erhül. 
Die reidieren Laodbewehner ludten »ich für 2 — 800 D. aebtl Keat 
unA freier Wohoaag häufig Haoslehrer» Der Uoterricht 4er farhige^i 
Jugend ijift hier wie in fait alien SdaTaaitaatea lioi aeiiwerer Strafe 
wrbvlen. ' Unterricht der Sclarea iet io Ti^gittiea» Hord« «ad Sud* Ca- 
rolina, Georgien ud Lonieiana fdrmlieh ontereagt, oft logar mit 
aehw«rer Ahndang för den etwa lehrenden Weiefen* In Ohio sind, 
^amit die Kinder der sfimmtiidi freien Farbigen in Iceiner VolkMcJwia 
^«tgelassen an werden branehen , die Aeltern der Zahlnng 4er SehnU 
ftener enthoben. In Conneoticat wnrde, wtäi eine Schullelirerin, Mim 
drondall, aus Mitleid mit der Unwissenheit der Farbigen eineSchnle for 
4ieseer&ffnete, 1880 von der gesetsg«benden Versa^nminng diet^s Staate 
«in eigenes Geseta erlassen* weldies alle Sehnien für nicht im Staate 
geborene ^Schwarae untersagte. Ihr Hans ward vom Ppbel gepifindert. 
N r d^ C aro li na hat einen Sehulfonds von 70,000 D.{ >för die VoUta- 
aehnlen boU von Stdatswagea etwas gedian werden, sobald V dieser 
Fonds einen höhten Betrag erreicht haben wird. InSnd-Caror 
1 i n a ist Inr die Volltsscholen ein jährlicher Beitrag des Staates Ton 
«7 — 8M00 {^. bestimmt; S — 9000 K. sollen in diesen Schulen Un- 
terricht empfangen« :Die Anaabi der weissen schalfahigen K. beträgt 
über 71,0to. In Georgien werden jAhrlicb die Zinsen von 
2§e,000 B. nnter die Volksschulen vertheilt, doch wird eiols gcsetxliehe 
Färsorge för der.en Errichtung. Termisst« In Florida bestehea nur 9 
Schnhsn , die iron 187 K. besucht werden — *• nur 8 von diesen Schulen 
hatten geeignete Lehrer. In den nenen Staaten ist ^^^ all«r rermesse- 
Aen nnbebantea Lendereien darch Terleihung des Gongresse» für die 
^'olkss^bulea , so wie einige gaase Ortschaftea fdr die höhern Lebran* 
sfattan beatimmt. Bis JS37 waren, auf diese Weise ober 11 Millionea 
Acker Landes den neuen Staaten verlieheip geworden« nfimlich aa Ohio 
1^787$S38, an Indiana 1,112,998, an 1 11 in eis 1,712,225, an Mis* 
attriUSl,24B, an Mississippi 781,244, an Alabama 1,216,450, 
an Louisiana 926,088, an Michigan 899,978, an Arkansas 
996,838, an F 1 o r i d a 947,724 Acker. Volk»8r.hnl««n scheint es trota 
der CongressbewMligung in Alabama taorh nicht au geben. Mis-» 
s i BS i pp i hat für die. VoUcsschulen einen Fonds von 40,000 D. , der be- 
notet werden soll« sobald er durch den Vorkauf der mehr als 2 Millia« 
noa WMrthen CongresslAndereien erst auf ^ Millioa angewachsen iat. 
Louisiaaa giebt jäbrlidi för die Volkss^hnlea 40,000 D. her V die 
unter die Kirchspiele ▼ortfieilt werden« In Tennesee scheinen die 
l^olhssehnlen von den Bewilligangen dea Cdngresses keinen Vortheil ge« 
aagen an haben. 160,000 K. soUea ohne Unterricht sein. In Ken* 
.tl^cJcy fiad die VoIkMchulen in höchst tinorigem Znstaade« In den ,10 
ans meisten Kinder anr Schule haltenden Grafsehaftoa d«* Staates ward 
diaae uagefAhr vom 80. Klade besucht , und In den 10 QrafsjBhaftea / 
mit 4em vohwaehaten Schalbeaaeho f o« 225. ( U ) KiiKk« In |i aii I s r 

8 ♦ 



119 Selifti« »a VaW««fIfiU««efcHelilea, 

tf 11%, 4er grSMleii SMt in gntra Sfmf», vari ent 1888 ^m to» 
8ill Kio^eni betvehte FreifdiBle erMinei'y weldte, Bach Aagmba 
•iner dortigen 2^itan|^, die ente ibrer Art In Weites md sfidw&rtt 
▼en Olrio lefii foll. In II I i ■ e i n Inben Nomten * eia paar gate Had« 
cheaanftaUea eröffnet Aas den Verfcaafe der Cengrewiändereiea 
fängt ein SebairoDdi aa tieb iii bildea» la ladlana wurden dt« 
l^olkMchvIen Ton |- der Kfader beioebt, Toa deaen ^ loten, ^ oehrei-« 
bea konnte, ^^^ etwas Erdkande nnd . -j-^^ Spracblebre Tontand* 
Cnelebes and noch weniger gilt Ton Micbigan, wo^niir in der 
Hanptitadt eine männliche nnd welbliAe Eniebsngnnstalt bt; da-» 
geg'^a giebt et In dietem Staate Tielo Schnieit der kathoÜtehea Mi*^ 
•lonire fftr die inditehen Kinder. Viel erfrealieher tiebt et «m dan 
Vnterricbtiweten in Ohio not. Für die Volkttehnlen wird antter der 
Tertbellnng der Zinten des ant dem Terkanfe der LandesTerleibongeii 
det Congrettet gebildeten Schnifondt eine Steoer erhoben« Diete bei- 
trägt f tom 1000 allet tteuerbaren Eigeathomt im Staate, dat der 
weitten BeTölkerung angehört , Ja anch nar für diete die Volkitebnlen 
geöffnet ^ind. Der Schnifondt belauft tieh auf mehr alt ^ Hfilllos 
Dollart. In den Scholen wird Loten, Schreiben nn«! Rechnen gelehrt» 
Ein grottet Hemmnitt der Dorehfahrong dietetSyttems'tcheint in dein 
Mangel an geeigneten 'Lehrern an liegen, to wie in deren tchlechter 
Besahinng durch einen Rf onattlohn ron 20 D. ; in ebem Lande , wo 
die Handwerker 1^ D. Tagelohn Tordienen können. Dennoch tooll 
kaum dat 80. Kind in den Kenntnisten det ertten Schulunterrichtt un- 
wlttend tein. Unter den Erwachtenen tollen ^§- Teten nnd -f^ tchrei* 
ben können« Doch gilt allet dietet nar von der weitten BoTdlkernng, 
da die Kinder der freien Farbigen geaetzUek ant den Volkttchulen , und 
durch Vornrtheii aut den becahlenden Schulen antgetchlotten tind^ 
In der Stadt*Cindnnati, welche auch eine tchöne Schule für die Kio-^ 
der deuttcher Einwanderer enthalt, werden in den öffentlichen Scha- 
len gegen 4000 Kinder vom Ertrage einer Steuer tou x^(^ det tteuer- 
baren Eigenthumt Im Jahre unterrichtet. Autterdem giebt et eine 
Menge Frirattdinlen. Aut Arkantat und M i t a u r i fehlen* alle Nach^ 
richten AberEraiehnng und Unterricht und Einrichtung von Volktsdmleo«. 

B» Höheres Schulwesen. 

Die höheren Lehranstalten werden in Amerika von der waltenden 
Ochlokratie und deren Schmeichlern mit minder günttigen Augen an* 
geteben alt die Volkttehnlen. Et tind togar fnr jene urtprungtich be- 
itimmte Gelder , durch die mit Recht bettrittene Allmacht der Ge- 
iefsgebnngen, f&r dieto ▼erwisndet worden. Ja man tiebt et telbtt na«« 
gern, wenn Wohlhabende ihre Kinder auf ihre Kosten in Privattcholen 
unterrichten lasten y um ihnen autgedehntere Kenntnitte au Tertchaf« 
fen, and der nicht die Gabe, aber deren Anerkennung Torschmahende 
Pöbelbochmuth Itt to weit gegangen, datt telbtt ein'tel|r'wt^hlth&* 
Hger Verein nur Errichtung unentgeldlicher Schulen in Neu-YorlTt 
wollt« er adtalleb wirken ,. geawnngea war, den Namen Freiachalen 



ia 4en SlfeiitUcIier Scbolen «a Irerwmdi^ JU« dMskditfii StadlM.. 
lasfen mehr als bei uo« Gefahr, eiaerteitt dareh deo aaf Erwarb 
poeheaden, reafittiacba Stadien aliein ecliäiaeaden nad eiae Abrieb« 
taag der Geiflieskrafte iwe möglich baUeaden Zeitgeist, der dieeelbeii. 
(die Grundpfeiler und die Soaae wahrer dentseher Bildnag) ari^bii^> 
tisch schilt, andererseits durch eine übel verstandene VaterlandsUeba^. 
weiche den Schatz überlieferter , dreifaiaseo^iäbriger Weltbildnag Ter» 
scbaiaht, Terdrängt au werden» Eigentliche UaiTersItatea lin deni*. 
sahen Sione bat Amerika nicht, für jede Facnltat giebt es wie In 
Frankreich Speciahehalen,. seinen Collegien können sich unsere Gjmns« 
siam kühn ha die Seite stellea. Das älteste «aier allen amerikanlfobea 
Collegien ist das Har rar d sehe ia Cambridge bei Boston (cf^ NJbb. 
2$.Bd.2.11ft,S.23a) roitSTLehrera, darunter 2 Deatsche , Dr. Beck, 
Prof. dar lat., und Bokum, Prof. der deutschen Spi'acbe, und ^l Sta« 
deuten. ^ Würden die ainaelnen Facaltatan Tereinigl, austerordentliciia^ 
Praff, und Prtvatdocenten angestellt ^ so würde die Aastall xum Raaga 
«aer deutsohen Universität erhoben werden. Dieser Anstalt Terdieat 
aU' die Seite g^stelt au werden das Yalesche colLegiara In Nour 
haven ia Connecticnt, 1698 gestiftet. Die Anstalt bat alle 4 Facolta-* 
tan, 10 verschiedene Hallen und Gebäude, ihre Zuoiit scbeiat UA Hai-» 
iuag uad Strenge der alteren Schwester in . Cambridge noch vorxuge«> 
han. Die Zahl der Proff. ist 18, der Lehrea 12 „ die An^bl der Sta-* 
daatea 572. Die Bibliothek aählt 25,000 B. Ausserdem besitat sla 
ain.sahlreiche8| theilweise in Europa i^ogekaaftee Alinjeralien«Cabiuet| 
in welchem ein lÖOQ Pfiind schwerer Meteorstein befindlich ist. Dift 
Brownsebe Universität in Providence ba( 2 CoUegiea , Biblia* 
fbek(S00OB.) und Kirobe, eben schonen chemischen uad pfaysikali' 
seb^n Apparat, ja seihst einige sonst in Amerika seltene . astroaomiseba 
Instramente. Sie bat 4 Prof. und 3 Lehrer. Die Faads dar Aastalt 
betragen 20,000 D« Das Callegium*.la Burlingtoa, geaaaot die UnU 
tarsität von Vermoat, ward 1791 gestiftet, es hat aar eina c^ssischaf 
Abtheilnng und eine Büediciotscbe .Facaltät, die sich aber nicht eben.' 
aebi thätig erweist, weil sie nipht die einxige In. diesem kleinen Staata. 
itt* Es bat 7 Proff. , von denen 2 deutsche Universitäten besucht ha-» 
ben. JStwas bedentendec ist das DartmonthcCoHegium (nacb 
dem Grafen DartmOnth beaanat) in Hannotar in Newbampshira (17411 
gestiftet)* Mii der dassischen Abtheilung dieses gegenwärtig die 
liücbste Lehranstalt für den letatgenanaten Staat abgebeadea Calle-^ 
ginms ist auch eine roedicioische verbunden» Beide ausammen baban 
9 Professoren» Die Aastalt besitit eine allg. uad eine kleine raedidnl^ 
aohe Büchersammluag , ein Naturaliencabinei und hübsche anatomi- 
ec^Q Präparate. Das Ata barst eallegiumin dem Flecken Am«, 
bersi in Ulassadiusetts besteht, seit 1821 allein durch Beitrage und 
durch Zabluoi^en der StudinendeH für den Unterricht. Neben den^ das^ 
eiseben Studien ist für Naturwissenschaftea aiemlich gut gesorgt. £a 
eind Z Collegiengebäude , ein hübscher physikalischer und cbembcbav , 
Apparat, und in der Bibliothek 4000 B. Es bat 5 Profif. und 4 hOmp 



llflt 'finüiiirl'-iitti Vflif erBllitftta«1irieli{ioii, 

mrf M«rti#'(9tiiAre«iM. IHw B«wdl*in8ch9 collegion (1888) 
in BvoMWl^ hl Mala« faat neben der elass. Abilnsilnag auch eine ree- 
diciaifdie.. Der Cebfiada «inil 7 , weron 2 aU Lehrer^ohnungen die- 
*MI , and 1 ah Kirche: Dai eollegium beiitst nur 8MD B., dia medl- 
datfclie 8chnl« nber 86i9. Anseerdem findet tick hier ein Natnrftlien« 
eihhtet , pfaysicalfiehe and «diemiiche Inrtranieate nnd einige Gemälde» • 
Die Aaitale bat 8 Preft. nnd MO Stndirende. In der Stadt Nen- Yo rk 
glebt etf % höhere Lehranstalten; die ältere Yen dieien Irt dAi Goln»'^ 
bin eolleginm (1154). Ee liegt, wie die engliidlen AnfitaUen' 
ihnlieher Art/ kldtterüch mrficbgesogen nwisehen Damnen, fern Tam 
Oelfimmel der grossen Stadt Auch dies Golleginoi fat eine elafsisehe, 
nnsera G^ymnatien gteicbanstelleade Sehnte, deren ontere dnigen iiiev 
dnrcfa eine damit verknüpfte latelBiscbe Sehnte ertetit werden. Aniecfr 
dem Präsidenten sind 10 PrefT. nnd mehrere Spmohlehrer, deren einev 
Iftr das Hebräisebe ist , bei der Schale. DieUnlversit&tder Stadt 
Kea-Tnrlk (1881) hat ein prachtrolie«, mit grossem Anfwande hn gn- 
Mscfaen Stile erbautes Gnbande. Bis Jetat^besttbt erst die eiaisisohn 
nnd philosephidche Facnität Vater den 1& Preff. ist auch einer tüw 
Banicnnst und bftrgerllche Ingeniear- Wissenschaften. Die Zahl der 
Stndirenden beträgt Aber 220. Das Collegium in Prineetonim 
Staate Nen-Jertfey (1746) enthält eine classische Abtiiellung nnd 1 theo- 
logisches Seminar. Die class. Abtfaeil. sählt 8 Prell., 4 Lehrer und IH 
Stndirende, das theologische Seminar 8 PreC, 1 Lehrer nnd 189 
Stttdirende. InPhlladelpbialstdie Pannsylvanisehe UniTersttäft- 
(17t9), ans einer philos. nnd mediciniich<jn faenkit bestehend ; die letater 
hat 7 Proff. nnd 892 Studtrende, die erstere aerfälH in eine FaenItftI 
der Kanste nnd eine eigentliche Bnrgersdinle , hat 4 Proff. ^ 8 luehrer 
ttnd 88 Schaler. Das Wilhelm nnd Mariiie collegium ia Ja- 
nesto^n in Virginien (1688) hat ,6 Lehrer nnd 15 Schnler nnd sdtftint 
ganx In Verfall SU sein. Die Unitersität von Virginien in Char- 
lottesTiHe (mit einem Aufwand von 460,008 D. erbant — 1^) , aoT 
Jeffersons Antrieb errichtet, hat 10 Proif. und 205 Stndirende^ hanpt* 
aiehlich der Ifedtcin , nnd eine Bibliothelt von 8080 B. Die Trafts-- 
fylvan liehe Universität in Lexington in Kentucky (1708) hat einen 
Präfidenten lind 6 ansgetcichtiete Proff. der Medicin, 1 der Hechte 
nnd mehrere Lehrer der ciassischen Studien, und aählt 260 St. der 
Bledioin, 50 der Jari^prudenz und 32 der clansischen Studiert. Die 
Gesnmmlsahl der Colleglen beiief sich 1836 nnf 90 (vor der üiiabhätt- 
gigkett nur 9 oder 10 und von 1814 — 1884 sind 86 neue errichtet), 
von denen 40 nicht weniger als 8582 Schäfer gehabt haben sollen. An 
< tbeolog I schon Semiharien aller ohristl-.Gianbensparteien bestan- 
den 1886 nach dem vollständigsten Veraeldiniis 86« An R e c h ts s c h n- 
len waren 6 niit2i4 Stud. , da hier, wie in England, die Mehraahl 
nur bei den Advocaten einen praktischen €ursus macht. Der är et- 
il eben Schulen giebt es angeblich 28, welebis wohl 2500 St. umfaksen. 
(Nnch Grund giebt es 79 Colleglen, 87 theol. Seminare, 28 medicin. nnd 9 
Advocatensebulen.) Von den bedentenderen Anstalten haben die ünitarier 



d8tHiinr«Yd*rColl«gi«iB iq Ctoiliriflgfr ia MaiwM»iiti^to, i^ Cowgjegtift^ 
n^Ibtfn 4ie Collegien in Andover in Ma0«iiijbawftU oipd Nen-Ha? «d ia 
Goimecticuly die Presbyteriaaev die Auf taU ia Ff iacetoa la NfW-^e^apy v* 
dieSemiaare ia Aaliuni laNeo^York a.da8Laae8ehe ia Qliio^die^Baptittca. 
die Browatche UpiTeraität ia frovi^eaee ia ^hede-klaad o. daa Seviaav, 
iaüamiltoa Sa Neii-York» lUe Bi0c)iöflic]iiea dtis ColB«i1^ii|-C4»Uegifi|tt ip 
fi^a- YorksdleHoHaaditch-ileforiDiKteB das Semiaar k Neu-BKaiunflpk 
ia Neu- Jersey » die Deate€li.B.eCoiraiirtea eia Seinia«r ia York uad dia 
Deatoch-Latheraaec ia Gettysbiirg ia PeaasylTaBiea. Eiae, aaffalleadj^ 
firscbeiauagiflt, dais, väbreadiadea Elemeatarscbalea keia Beligioa^-% 
«at^rirlchl is(, iüle hoberea Scbalaastaltea aater der IieUaag irgead eiaec 
Seele fileiiea. AaetoHea ahae diese religiöse Ricbtaag köaaaa aicbt bieste% 
liea. Die darch Jeffersaa« Betrieb erriehtete Uai? ersitat vop Virgiaiest 
kpftala iregea der lUcl^tBag desDeisoias v, desUaglaab^as^ die derJSiifter 
ihr gabi ajcht aufblaba, so laage sie aiiter derea fiinflns^'stoad. .llaord-' 
nuag^AassfliveiCaag u.f'borbeit wardea aater deaStadeatea herrsjcliead^ 
Die b^sserea 3chaleip wardea alilterafea , bei dea Proff. ealstaad Vfl^ - 
dervilie , aad sie sabea sich aacb Stellen aaderer Art w» , ia .deaa§ 
Qrdaaag.aad Gewisseab^ftigkeit geacbtet wardea , aad das gaasp Ge;^ 
bäade^der Universität drohte Mcb anfsiilosea; Je(st soll eia aadrer 
Geiat dort herrschea« Zahlreiche Vereioe sorgea fär die Bildaag aad 
AassendoBg der Prediger». Der thätigste aad. wichtigste ist .die söge- 
oaaate AaaerikaBisdie Eraiehaagsgesellschaft. (Coagregatioaalistea aa4 
Presbyteriaaer) , welcjie ihre ^uglioge ia die geaaaiptea Semiaajrian 
uad CoUegie^ gfebt, deaea sie die Unkostea ihres Uaferrt€h|i aad ibrev 
Bekostigang ersetzt. Jedoch ifird hierbei piit der grössten Spanam- 
keit verfahrea. Die joagea l^eate qiässea sich heaiahea « eiaea Theil 
ihrer Erhalta^gskoslep selbst aafsobringea^, wodarch ia dea letatea IQ 
Jahrea vermitteist ihrer Afbeitea 17$yD00 O. e^worbea^ wnrdan. lieber- 
haapt werdea diese Erhalt^ogskosteoanr als eia Darlehea aagesebes^ 
das sie, las Amt gela^tgend, ,sp4ter wie^ arset^ea soUea» W9^^ .i>ich( 
besoadefe Upistäade eiaea Erlass der Schaldforderaog begraadea. Voa 
1895^-1836 wardea anf diese Weise über 26JMN) D. wieder sarackge^ 
aahlt. Mit ejmer Eianahme vpa aagelahr 66,000 p. beite im Jahre 
1836 die Gesellschaft 1125 mehr oder weniger Torgerockte Schüler .be« 
reits in 153 Aastalten für die theo!. Lanfbahä Toebereitea lassen ^ uad . 
1835 700 in Amte Stehende Prediger seit ihrer Grnndaag ausgebildet^ 
überbanpt tber 2258 Stndirende in diesem Zeitraam unterstützt/ lai . 
Jahre, 1834 wurde^|- aller Ordinationea aad £lu|ü|iruageB Ja das Am| 
eiaes Seelsegers Zögliagen dieser Geseilsehaft au Theil, derea Wirk- 
samkeit In beständiger Znnahme jst. Die Presbyteriaaer haben eineii 
ähiifichea Verein, der bei einer Einnahme von 2000 D. im Jahre 1831 
436 im Amte stehend^ Prediger gelieCert. Die Baptistea hattea eiaea 
Vereia, der 1834 10$ Prediger im Amte uad U Zügliago^ ia 21 Tor- 
schiedeaea Aastaltea hatte. An pvotestaalischen eigeatlichea theo-» 
logischea Semiaaren, derea Zöglinge grossen theils darch die ge« 
nanatea Vereiae erhalten werden, besassca die Bischöflichea im Jahre 



120 Heliiil- und IlsIfersitftUnftchrrchten, / 

1884 S mtt Im St , die CongragationalUten S mit 210 Zöglingen , ^h' 
Preabyterianer 7 mit 895^ die Baptbten 8 mit 96, die Unitarier 1 mit 
31 , die l^ollSndisch Reformirten 1 mit 24 , die IXentscfi-Reforrairten 1 
mit 20 und die Deotsch-Latherischen 8 mit 30 — 40 St. Die Erhaltong 
dieser Seminare gescliieht, wie die der Vereine, meist dorch freiwillige 
Beiträge , da die wenigsten Zöglinge im Stande sind , etwas for ilire 
Erziehung an aaliieo *)• Für die Bildang der katholischen Geist- 
lichkeit bestehen 18 Seminarien; ausserdem haben die Katholiken noch 
14« allen Oiaubensgenussen eröffnete Erziehungshänser f^r Knaben 
pnd Jünglinge , 37 für Mädchen. Diese Eraiebungsanstalten werden . 
ton protestantischen Kindern in weit grösserer Zahl als von denen der 
eigenen Glaubensgenossen besucht und benutzt, denn der UnterriefaC 
ond die Sorgfalt für deren Sittlichkeit sind in diesen Hänsern , wo 
nichtkatholischen Zöglingen die nämliche Gewissensfreiheit wie int 
Staate beiwohnt, höchst ausgezeichnet. Das Colleginm der'^SulpiCia-^ 
ner in Baltimore« die Anstalten der Jesuiten in Georgetown u. St. 
liouis, 80 wie die Anstalt der Salesianerinnen In Georgetown sind Tor- 
trefflich eingerichtet , mit den besten Lehrern besetzt und mit reidten 
Sammlungen von Büchern , physikalischen Werkzeugen und andern 
Lehrmitteln ausgerüstet. Im Staat Neu -York sind an höheren 
Schttlaostalten: die sogenannte Universität der Sladt Neu«' Vork in dieser, 
das Columbia - Colleginm der Bischöflichen ebendaselbst, das Union» 
'CoHeginm in Schenectady, das flamiltoii- Colleginm in ^ der Grnf- 
IchaftQnelda, das Colleglum in Geneva, und ein 1835 errichtetes in 
Buffalo (für die Errichtung desselben schenkte ein Mann 85,000 D., 
8 andere Jeder 15,000 D. — in allem wurden gleich 194,500 D. unter« 
fchrieben), 7 theologische Seminare der Bischöflichen, Presbyterianer, 
Gongregationalisten , Baptisten, Methodisten, Lutheraner und Refor« 
mirten; ein Seminar für die Katholiken war^im Bau begriffen. In NeU'- 
York ist noch eine Arzneischule und eine Taubstummenanstalt. Maa« 
taohusetts besitzt an höheren Lehranstalten das Harward-CoUegium, 
das Willbtirs • Collegium , das katholische Colleglum bei üVorcester, 
die theot. Seminare der Katholiken in Boston , der Congregatlonalbtea 
in Aadovei^ und eine Arzneiscbiile in Pittsfield. Connecticut bat 



^^^ welcheF Hingabe und Aufopferung diese Beiträge zusammenge«, 
bracht werden , steigt das Beispiel des christl. Kaufmanns Cobb aus Boston, 
der ki^rz nach Anfang eines Geschäfts folgende Verschreibung ausstellte : 
,, Durch dife Gnade Gottes \vill ich niemals mehr als 50,000 D. in Vermögen 
haben.^ Durch die Gnade Gottes will ich i des reinen Gewinostes meines 
Geschäftes für milde und religiöse Zwecke verwenden. Sollte ich jemala 
2(0,000 D. besitzen, so will ich die Hälfte des reinen Gewinnstes, bei 
30,000 D. } desselben . und bei 50,000 D. das Ganze hergeben. So stehe 
mir. Gott be|, oder gebe es einem treueren Verwalter, und setze. mich bei 
Seite« '^ Dieser Urkunde kam der Aussteller treulich nach während der 
14 nach derselben verlebten Jahre , und gab daher , als er einst behn Bti- 
cherabschluss fand, dass er 7500 D. über 50,000 D. besitze, diese ganze 
Summe dem schon zuvor oft und reichlich von ihm bedachten theologischei» 
Seminar der Baptisten in Newton (Massachusetts) zur Gründung einer neuen 
Frofessur, 



B^eldrdevMf eil und Elirenteteigavgeft; |31 

ins ¥al«-Golleginm !» New-fittreii (diM litt niil dem Burwerd^Golla- 
giuin allein Aaspruch auf den Namen einer UaiTevtitftt im deatfchea 
Sinne des Wortci), die sogenannte Wesleyaebe UnWenitit in Middle- 
tewn fnr die Metbodiiten, das Washington -CoUegiam der Biscböflichmi . 
in Hartford und eine Rechtsscbule in Litchfield« Maine hatdaa 
'Bowdoin- Co Itegiäm in Brunswick, da« Waterwiirscbe Collegtnm, ein 
theologisches Seminar der Congregationalisten in Banger ond eins der 
Methodisten In Beadfield«> In Neu-Hampshire finden sich daa 
Bartmoalh*Colleginm, mit welchem eine arstlicbe Schule Terbuodea 
ist, und ein the^iogisehes Seminar der Baptisteirin Newburyport mit 
mehr als 300 Schülern« In Vermont sind die sogenannte Unrrersl- 
tat von Vermont in Burlington, mit der eine, arstlicbe «Schule verbun- 
den Ist, und ein Gelleglum in Middleburg, mit dem eine klinisdie 
Schule in Woodsteck susammeBbängt. Rhode-Island hat die 
Brewp'sehe Unttrersität in Frovide'nce , so wie eine grosso Schute der 
Qnätker in der nämliche« Stadt. In Ne^u- Jersey giebt es ein col- 
legiom der Holläadisch-Reformirten in New-Brunswiok nebst einem 
theologischen Seminar (jenes mit 4, dieses mit 3 ProfiT.), ein CoUe-. 
ginm der. Fresbyterianer mit einem theologischen Seminar in Prtnce- 
ton. Auch giebt es' mehrere Bürgerschulen. PennsylTanieu be« 
titat ein Colleglum in Carllsle, eins in Caronsburg, eins in Bristol und 
BOcAi einige kleinere. Ausserdem, bestehen daselbst Tersohledene 
theologische Seminarien der Katholiken, Presbyterianer, verbundenen 
Reformirten, der Deotsch-Reformirten und der Deutsch-Lutherischen; > 
ferner in Philadelphia 2 blühende medicinische Schn|en , deren \ine 
den Namen der Universität von Penasylvanien fuhrt. An Gollegien und 
Burgerschulen sollen 1832 In Allem 93 vorhanden gewes,en seiu. Der 
Bericht einer Coraroission nur Abhülfe der Mängel des Scbolwesena^ 
(1836) schliesst mit den merkwürdigen Worten: ,> Pennsylvauien be- 
•itst kein Colleginm , keine Bfirgemcbuley keine Universität ^ welche 
das zum Leben Ndthige lieferte , blosse Fristung des Daseins ist die ^ 
höchste Stufe." Ueber Delaware ist nichts bekannt. . In Mary- 
land sind das St. Johns -Collegium in Annapolis, nnd in Baltimore 
die bisher nur in der mediciniscben Abtheilung cur Ausführung ge*-. 
langte Universität von Maryland; ebendaselbst Ist das sehr gute Lieb*'' 
fraudn*Collegium der Katholiken, die auch eins bei Emmetsburg und 
ein theologisches Seminar in Baltinrore besitzen» Im Bundesbezirk 
Columbia sind das ColumlHa-ColUginni in Washington , verbunden mit 
einer äratlichen Schule, das Jesuiten-Collegium in Georgetown nnd 
ein bischöfliches theologisches Seminar in Alexandria, Virginien 
hat das Wilhelm - und MariazCollegium in Jamestown , die sogenannte 
Universität von Virginien in Charlottes'villo mit einer ärstlicben Facul-. 
tat, das von Washington reichlich l^egabte< Washington- Collegium in. 
Lexington und noch einige kleinere, no wie ein theologisches Seminar 
^ der Presbyterianer und eins der Baptisten^ In.Nord-Carolinf^ 
giebt es eine sogenannte Universität in. Chapelbiil mit nahe an 500 
^oglingen, die aber von allen Facultatsstudien cntblösst ist, i^id eine 



123 ' Sohttl- und.ITnifefsUMittft^hticlfUa« 

hSkm SdkolaiMiaU dei BiiiMflielieii ber EaWgli. Kd 4 • Oft V6 1 i na , 
iMii etB GoUegiuNft » ColombM, auf «ekbm um Slnil nach nad aach 
^ MUlMn D. vBfweoilet hat (£f sahaiat aach maachedei Sdiifikflalan 
^ jotet SU eijiam festerea BmUmda uater eiaar beM^tUebaa Anaabl fä- 
higer Lehrer gelangt aa lein t — daroatev Dr« J^V. Lieber, Prof. der 
Slaat9wis9eDSchBft and Gee^iichte. Die Bibikikhek enthalt 19,000 B.), 
eiae in Gharlestea, minder hemerkiich, wo eich aach eina mediciai* 
eche Schale befindet. Theologisehe Semiaara ll^taen die Pre»b^e— 
liaae* , Baptisten aad Deatsd^LatlMvischeB. InGoorgiea besteht 
eine sogenannta Üaiversität in Atheas, mit elaem Eiakomoiaa > tob; 
14,000 11. , in welcher recht f^ter GymaasialanterriGht gegebea war- 
deo soll, Sie liesitat eiae BibliotlMsIc von laeliv als 0000 B<^ einea ba- 
taaischeB Gkirten, der unter dem l>etttsehea £ebauraa u. dao 6 Praff. ateht, 
und hat 130 Stodlrende. Die Binkaafla das abademischea Fände voa 
^ Afilliaa D. werden jahrlich unter die Bargersdialaa ansgelheilt.. 
Florida ftat keine höhere Aastall Alabama hat in Tasealoasa. 
eia GoUegiam ohae alle Facultatsstadiea , dem uMin den Naoiea Uai-. 
Torsitat' gegebea. Die llethodistea haben ein Gollegium in Floreaee^ 
nad in Mobile ist ein katholisches elassisches Gollegium.^ Missis- 
sippi hat blos eine , Ton einem^OIBcier angelegte railitairiscbe Er- 
alehungsanstalt für 100 Gadettea aufsnweisen. Louisiana hat eia 
Colleginm auf Staf^tsfcosten in Jackson. Aas Arka n s a s fehlen ' all« 
Nachrichten. M i s s u r i hat ein stark .besachles , auch Universität ga-' 
nanntes Gollegium der Jesuiten bei Sl. Louis , einige kleine GoUegieo» 
so wie ein katholisches theologlsehes Seminar ia Barrens« In Ten« 
ncisseo giebt es eine Staats-Unirersitat ia Nashville. (An diesar der 
als ausgeserchneter Mineralog bekannte Prof» 7V*oo«t, eia PeuCseber.) 
Es skd auch einige kleinere Goilegien und ein theol. Seminar dec 
Presbyterianer in Maryville. Kentucky hat db sogeaaaate t^aas-s 
syWanistAe UnlTersität in Lezingtoo (diese hat ausser der dassisdien 
aach eine ärstliche Faeal^t , hübsche Gebäude uad eine BIbliätlieV. 
Der Prof. der Mathematik Luts, ein Deutscher, hat die scbleebt besol* 
dete Stelle anfgegebea, sich dem Weglsbau gewidmet aad die schäaste 
Elsenbahtt in den V. St gebaut) , Goilegien der Katholiken ia ^rda^ 
towB und Marion , der Presbyterianelr in Princeton uad der BopHstno 
In Georgetown. Ia Illinois habeu die Presbyteriaaer Ia Jackson» 
die Baptisten in Alton ein Gollegium au erriditen angefangen. In la-r 
diana ist ein Indiana-Goltegium in Bloomington und in Soutb-Ha<» 
oOTor ein theol. Seminar der PresbytWianer arriiätat« (Laut autaa 
▼an den Vorstehern des Seminars der gesetsgebenden Versammluag 
1084/35 abgestatteten Berichts war man genöthigt Lehrer anzusteHan» 
die gottlos, truaksfichtig i^nd ausschweifead waren, deaa aadera wa<^ 
reu nicht au erlangen.) In Michigan ist noch keine huhaxa 
Schnlanstalt als eine männliche und eiae weibliche kethol. Eraiobungs«- 
anstalt in Detroit. Oh i o hat 2 sogenannte Uuiversi taten in Oxford nmä. 
Atheas (doch hat es mit diesen hochtönenden Namen nicht viel auf 
sich), ein bemerkenswerthes Seminar der Fresbyteriaaeff bsi Ginaia^ 



Befö«d«^r»sf «a uni- EiiveabdielgaageB« 12S 

naii*) I "^ Cidle^litti «ad Oie«!. Seaiinav deiaelbaii 61a«%M^tfti ia 
Hadfoa^eifl thaol. Saäiiaar u. eine, AÜMnAnm geBaoaUEnichaagtaatCall 
4ev KatboHkea In CiaciBäati aad eise inedicia. Schale «bandaMUMl**). 
Voa daa. amerikanitebea €oll«gien aalwlfft der Prof. Loomtt ia Obio 
folgea^es allgemdae Bild. ^Bie Uotef scheid äug avischea UaiveniliC 
«ad CoUegiaro witd ia dea V. St wenig beabachtet. Beide An»dHicka 
weiden ahne UntevtcMed von Aastaltca gebraacht, welche im Alig. daa» 
Faoaltftlea' der Künste aaf engUschea Univertitilen gleichen. Der ga- 
hedacblichtte Aasdracfc ist aber CoUegiam, waraater gewehnllcfa eina 
Anstalt Terstandea wird , die eiaea vorgeechriebenea djabrigea Carsaa- 
bat, mit welchem sicbjedeir beliaaat maebea mass, der- irgend einep 
Grad sa erlangen wünscht. Dia Kenntoiu gewisser Torge^riebeate. 
Baebar Ist gleichfalls eia Erforderaiss der Zaiassnng, wogegen aber 
Jeder ia eiae Chwse eiotretea kaaa , aa der iha^ die Prüfang geetgaat 
erweiset. ^ Die^Sladlveadan aerfalleä aacb dea 4 Jabrea des regebnas- 
eigea Carsas ia die 4 Glassea der Fresbmen , Sopbomores, Janiors aad 
Seaiora, Unter 14 Jabrea wird keiaer Ia die erste der genaBaten Clas« 



p Die Zöglinge dieses Seminars haben 1835 eine Gesellschaft gebildet, 
die sich mit dem Unterrichte der in Ohio sq zahlreichen Deatschen in der 
ea^ischen ISprache , ¥^e anderem Wissenewärdigen beschäftigt. 

**) Ueber die in Obio. sablreichee deatscben Einwanderer spricht 
sich ein Amerikaner, 3towe, Prof. an dem tbeoi. S. der Congregatio- 
nalisten bei Cincinnati , der auch in Deutschland bekannt ist, sehr eh- 
renvoll ans, was wegen des schlechten Rufes, in dem die Deutschen in 
Pennsylvanien wegen ihrer Bildung und «der Sorge för die Erziehung 
der Kinder stehen, allgemein bekannt za werden verdient „Wenn sie 
zoerst an ansem Küsten anlangen , sind sie immer eifrig , iJire' Kinder 
erzogen zu sehen, und ihr Eifer hört erst auf, wenn er durch den an- 
steckenden Eiofluss der geldliebenden Gewohnheiten unserer Bevölke- 
rung erlischt. Sie haben sehr iobenswerthe Anstrengungen gemacht, nn- 
' ter sich Schalen anflocht zu halten, aber die Armath Einiger, die Knau- 
serei Anderer, nnd das Entmutbigende der Fremde im fremden Lande 
umgebenden Umstände bat die Anstrengungen Aller 'sehr beschränkt. — 
Es ist durchgängig wahr, dass kein Volk so leicht und so genau eine 
fremde Sprache lernt , als die Deutschen. ' Sinn für Ideale und ftir' 
Sprache sind bei ihnen am starksen entwickelt. — Es liegt im Geiste 
des Deatscben , vpenn er durch Erziehung geborig entwickelt nnd verfei- 
nert ist, eine tiefe nad rtahi^e Öegeisterung , ein epeculativer Hang» et- 
was Poetisches', das siöh mit unserer allzu eifrigen Verfolgung unmittel- 
baren sächlichen Gewinns zu unserm grossen Vortheil mischen und sie 
abändern würde. Die Deutschen sind sprüchw^örtlich lehrlich, und einige 
ihrer bürgerHchea KinricbtQngen sind ^er Art, wie sie nqr unter einem 
ehrlichen Volke bestehen konnten Eben so Ist der Deutsche im Allge- 
meinen ordentlich^ ehrerbietig und religiös., nicht geneigt das Geseta 
herauszufordern, oder vorhandene Einrichtungen zu unterschätzen, oder 
an Volksbewegungen Theil zu nehmen. Schiller hat mit Recht gesagt, 
dass , wenn die französische Umwälzung in Deutschland hatte statt finden 
können, der Charakter des Volkes sie zu einer Segnung gemacht haben 
würde , nicht aber zu einem Fluche für die V^elt , wie sie sich erwiesen 
bat. In dieser Hinsicht wurde ein wehig Beimischung des Deutschen zu 
unserer übertriebenen Ungeduld, Unehferbletigkeit^ und Geneigtheit zu 
Vdksaufregnng sehr nützlich sein. ^' 



124 Beli«l-«BdDolver8lki:ita«elbrle1iU», 

0eii Bufgenomnien , mA rficict aach In 1r«fne der Mgeaden aaf , oliaa 
das YerhältDiMiiiaiiMg; höher« Alter erreiche so habeo. Der UoterridiC 
wird hauptoacblich dareh Heriagen aai dem Textbach ertheilt, woau 
eine Classe, wenn sie sahlreioh ist, in verschiedead Abtheihuigea ge- 
Iheilt wird, die naehetnander die nämliche Anfgabe hersagen mdsien.. 
Alle Tage eind 3 Hersagangen oder Vorlesongen, denen jeder StadK 
veade beiwohnen oder eeine Abwesenheit gehörig entschuldigen mass. 
Während der ersten beiden Jahre sind die Hauptstadien Lateiaiseh, 
Griechisch und Mathematilc , die durch Hersagen erlernt werden. Am. 
vorhergehenden Tage wird eine gewisse Aufgabe gestellt, die sich je« 
der Studirende aar festgesetsten Stunde au eigen genlkacht halien miise» 
Im 3. Jahre wird immer noch Unterricht im Lat. and Griech. gegeben, 
überdies aber auch Natnrlebre und Sternlcunde, die gleichfalls dnrck 
Hersagen aus einem Torgeschriebetfen Bnehe gelehrt und dann int 
Vorlesnngsaimmer erläutert werden. > Während dieses Jahrea werden 
auch noch einige gemischte Zweige studirt, so wie manchmal aneh 
schon im 1. and 2. Das 4. Jahr ist gewöhnlich der Metophysik, Mo- 
ralphilosophie, Staatswirthschaft, Redekunst, Sdieidekunst, Minera- 
logie und Geologie gewidmet. Die drei letzten Zweige werden fast 
ausschliessend durch Vorlesungen gelehrt. Jeder Studirende, der ^al 
durch seineu 4jährigen Cursu» hindurch kömmt, wird baecalaureaa 
der Künste, and nach weiteren S Jahren kaan er ohne weitere Prä- 
fang reagister der freien Künste werden. In einigen wenigen GoUe- 
gien ist diese Eintheilung der Classeb nach Jahren beseitigt werden» 
und man hat den Versuch angestellt , den Studirenden so schnell au Im* 
fördern , als es seine Fähigkeiten zulassen. Dieses Verfahren bewirkt 
aber bei der Adsführuog einige Verwirrung , und es Ist deshalb nicht 
allgemein geworden. Das CoH'egienjahr wird gewöhnlich in 3 Ter- 
mine getheilt, und die Ferienzeit währt zusammen 10 — 13 Wochen« 
Man kann die gesaromten jährlichen Unkosten solcher Gollegien-Er« 
Ziehung auf 2 — 800 D. anschlagen. Alle Proff. haben bestimmte, bei 
deren Anstellung festgesetzte Gebalte. Sie betragen gewöhnlich 1 — 
'2000 D. und auch wohl weniger. Meift haben die, öffentliche Vorle- 
•angen haltenden Proff. einiges Einkommen aus dieser Quelle , da dio 
Studirenden zwar uaentgeld lieh zuhören , Fremde aber dafür beaiAle» 
müssen. Weoige amerikanische Collegien haben Vermögen , sie han- 
gen hinsichtlich ihres Bestehens meist von der Bezahlung der Stadt- 
renden fnr ihren Unterricht ah. Maa kann nur ron 2 oder 3 CoUe- 
gien sagen, dass sie Toa den Studirenden unabhängig sind. Nähere 
Nachrichten über die innere Eihrichtnog der Collegien im Allg« odeff 
einzelner Collegien im Besondern, Lehrweise, LefirbucUer, Lehrpenaai 
. Lehrstand, Verhältniss der Lehrer zu einander , Bildung derselben etc:* 
hat Hr. Dr. Julius nicht gegeben — auch ist nicht recht ersäcbtlicfa^ 
ob die Collegien wie in England alle Pensionate sind oder ni^t. 



BeföriTe^iiii'geii and £liireAb«Beigttiig4o. 1S5 

ۥ Andere Schul - und Sildungs -* Anstalten, 

Ausser der Hat WO Cadetien bestiiiimfea Pr^itat ^ Aiiliiair« 
Sdittle io MiffSMsippi findet sich ooeh eine JSUiatsaiistaU ia Wcstpoiol 
im^Stoate Nea-York. Die aiM dieser Scliole berTor^gaagenea Ofil- 
«iere de« Heeres der V> St geben eiae der erfreulichsten und wohl* 
tfauendeten Erscheiauiigen in der amerifcaniscben Gesellschaft nb.- 8ia 
neinnen durch ihre Bildung und Sitten einen der ersten Plfttse in diesev 
•in, sich gleidi weit Tora Geiste störender Absonderung wie Ton rucic* 
eichlslosem Sicbgehenlassen en^ernt hallend; Oemnaeh nnss aueii 
dtiesennd in ihrer Art einsige Bondesanstalt «lyährig die bittersten An- 
griffe von der Crleiehmacherei im Cengresso erfahren » der sie jedesmal 
strenge untersuchen lasst» und. ihr Fortbestand scheint bei der hervr 
schjmden Stimnlnttg keineswegs für die Znkunft ToUkonymen gesichert* 
Handarbeit s schulen (Nachahmnagen der Schnlen von Fellenbergf 
Wefarly u. A. in der Schweia) schössen in allen Theilendes Landes win ^ 
Pilae in die Höhe; denn sie. wurden nicht allein durch die Enielnng 
grosserer Wohlloilheit empfohlen, sondern auch als Mittel ^u der,; npa. 
auch liier wieder in ihrer einflussreichen Wirkung auf die Erslehung 
begegnenden verderbliehen politischen Gleidunacherei betrachtet» Doch 
fingt man an einzusehen, dass Jnnglinge, die den höheren Studien 
neh widmen sollen, oi^ht nebenbei durch S — 4at&ndiges Arbeiten auf 
dem Felde oder in grossen Werkstätten aar Stiadertiig ihrer Uaterhal« 
iungskosten beitragen können. Fabrikschulen glebt es Inder 
einaigen grossen Manufacturstadt ^ die Amerika bis jetzt auf zuweisen 
hat) in denen die in den Fabriken arbeitenden Mädchen fast ^ der Arr 
beitszeit dem Unterrichte widmen dürfen« Blindenanstalten 
glebt es ia Boston (seit ISSl mit 66 Zöglingen), in Philadelphia ($0 
Zöglinge. Der Vorsteher ist ein Deutscher, Friediänd«r)f ia Neu- York 
(1832 mit 64 FitaisteHen auf Kosten des Staats); doch reichen diese. be| 
Woltern für das Bedürfaiss nicht aus. Taubstummenanstalten 
giebt es^in Hartford in Connecticnt (1817) mit 133 Zöglingen, di# 
meist auf Kosten der einzelnen Staaten dort erzogen werden (die. Kp»* 
aten betragen ^00 D. jahrlich für einen Zögling), in Neu* York (1(118) 
mit 160 Zöglingen , in Philadelphia mit 90 Z., von denen .50 auf Ko- 
ften des Staates Pennsylirattien erzögen werden, in Danville in Ken« 
tncky (1824) mii 25 Z. und In Golumbus In Ohio (1829) mit 45 Z., 
unter denen 36 von dem genannten Staate erhalten werden. . In allen 
Taubstummenanstalten war kein farbiges Kind, obgle&sb unter den 
freien Farbigen «ich die meisten Taubstummeu finden* Die Untegw 
»iehtszeit ist auf 5 Jahre festgesetzt. Für die meist ton Missionaren 
gehaltenen indischen Schulen macht der Congress jährlich einign 
Bewilligungen. Nach einem amtlichen Actenstncke wurden in 60 Terr 
schiedenen Schulen 4827 indisehd^Schuler unterrtiihtot. Die vorschie- 
denen Glaubensparteien erhielten vom GongrOsse für die Haltung die« 
eer Schulen 5540 D.$ nämlich die Baptisten 2000, die €ongrega(ioaä- 
iitten 1600, die KathoUkea 1300 und di« Methodisten j550. Hi^fu 



126 Sehnl- and Unit ef titättaachrlchUB, 

kommen noch die ans den Jahrgeidern an die Indier (200,000 D.) ge- 
leiiteten Zahlungen für den Unterricht. Leider sind dieae Schulen , so 
weit der Vjerff. sie gesehen , nicht im hesten Zustande. Tor allen gilt 
dieser Tadel von der grössten unter ihnen, der 17 Meilen Ton Iiexieg« 
ton in Kentucky befindlichen, 156 Zöglinge enthaltenden hölferen 
Sehnte I der sogenannten Akademie der Cboctaws, die snerst auC die 
Errichtung eiirer solchen Anstalt antrugen. Fnr jeden dieser Zoglinga 
werden angeblicfa 200 D. von den Jahrgeldern ^ welche die V. St. yer- 
tra'gsmftssig an mehrere 4ndi8che Stämme su entrichten haben » an den 
' Besitzer des Guts, auf dem sie ist, ausgezahlt ^ E« sind dort Knaben 
▼an 10 Torschiedenen Stammen. Viele dieser Kinder haben einen be- 
trächtlichen Antheil, manche |>, 4, ja sogar |- weisses Blnt in ihren 
Adern. Der- Unterrieht ist elend; blosses Answendiglernen und weiter 
nichts. Von Handwerken , d«ren Keontniss diese Kinder am meistea 
bedurften, werden nur 4 gelehrt, Schneiderei^ Sdhnsterei, Stellmacherei 
n.^ ^Schmiedearbeit, aber auch nur sehr Wenigen, einigen und awansig. 
Dagegen wird alle paar Jahre ein besonders fähiger Knabe, der gewöhnlich 
grössten theils weisser Abstammung ist, mit grossem Rnhmen zn einem 
Advocoten oder Arzte in die Lehre gegeben, wo es dann heisst, er 
fttudire die Rechte , die Medicin , Moralphilosophie etc. Am Sonna- 
bend ist^ keine Schule, und die Zöglinge können dann für Geld bei den 
benachbarten Bauern tarbeiten. Hauptlehrer ist ein baptislischer Pre- 
diger Henderson, der viel abwesend ist, und dann 40 Meilen' ^on der 
Anstalt auf einer ihm gehörigen Landbesitzang lebt. Ausser ihm sind 
noch S Lehrer, und in Allem 4 Classen. Am Fasse des Hügels, auf 
dem die Schule, eine hölzerne Bude, steht, liegen die Schlafgemä- 
eher, jedes 6-^10 Kinder enthalte/id, die schichtmassig In hölzernen 
Cojen übereinander liegen. Die Speisung geschieht in einem Gebäude 
auf einem andern Hügel, neben dem Herrenbanse des putes* Der 
ganze Aufwand seines Besitzers fär alles Aufgeaählte kann in diesem 
Wohlfeilen Lande und bei der grossen Zahl der Zöglinge kaum mehr 
als ^ der jährlich den Indiern für jeden Kopf von ihren spärlichen Jabr- 
geldern abgezogenen 200 D. betrogen. Dieser Besitzer jener Land* 
ttelte und Verwalter der zur Täuschung dee Volkes der V. St. , wie 
zur Ausziehung der nnglncklichen Indier dienenden Anstalt Jst - — Hr. 
ff. M. JoAiisott, Viee-Präsident des Bundes der V. St. Erziehiinga- 
faäuser für die Terbrecherlsche nnd Torlassene Ja^ 
gend giebt es in Neu- York <1825), mit24S Kindern, Philadelphia (ISS6) 
tnit 1S6 Kindern n. Boston (1826) mit 111 Kindern; ähnlicher Art ist did 
durch den Geistlichen VTelU bei Boston gestiftete Priratanstalt (Schale 
für sittliche Zucht) mit 40 Kindern. Die wiehtigste n. thätigste der reines 
Uttterrichts-Gesell Schäften ist der Amerikaalsehe Sonntaga«- 
Beholenvarein in Phihidelphia. Diese Geselisebaf t , 1824 gestiftet,^ 
hatte 1887 bei elaer Jahresaasgabe Yon 76,000 D« schon 2154 Sehalea 
mit 24,034 Lehrern nnd 169,448 Schalem; sie erstreckt ihre thätigkeit 
nicht Bor auf di^ V. St. , sondern auch auf andere Länder und Welt* 
Iheile. Eine Tallitändige Sammlan^ tob ihr ÜeronsgegebeBar, neaht 



^ Betörternnga» oftd Eiir0iib«ieigajigeli. 127 

«1« MO Blmle sdlilelidar belebrrader und beMernder Jui^adf cbnfl«! 
.ond Laodlcarten (in engl., dealscher und fram». Spr.) Ui fiir weniger 
ula 90 D. gebnnden nn lutben. Von diesen Scinirtea liSIt die Oeeell- 
•ebaffrdgirefselÜ^iederisgen in Pbilndelpliia, Nen-York, Utica, Pilla- 
borg nnd Ciüctnnati, aber avcb eeibti in Ostindien n^etden in den 

. '8ebiilen för die Hindas ihre uatorgescfaiobtKcben Kwipfm^ 16 Menala 
uacli ibrer Erseli^innag anitt Uiilerrithte eingeborner Kinder gebrandit. 
Ueber 200,000 B. hat dieser VerejMi bereits an Schulbücbem in VmlaM 
gesetat. In der Stadt Rea-Yorlc sallen die fionnlagsschnlen (seit 1810) 
▼Oll 2ft»000 Sebfiiern besnclit werden. Bisa 1038 in Nen^Yorb gebib- 
iete Ameribani^ebe TolbifiTcbalen-Gesellscbaft will aiao 
MonatsBebrift för Volksschule^ heransgebea, Ereise auf die liastaa 
Sebnlbftcber anssetcen , nnd auf jede mögliche Weise den Volksnnter- 
«ricbt im Lande befördern. Der seit 1605 in Ken- York bAtehenda 
•SchulTerein liess in 46 Schulen 14,183 Kinder nnentgeidlieb nntei^- 
nebten , erhielt aber doför Unterstntanag vom Staat, HIeher geboren 
auch die Vereine snm Unterrichte der }agendllehen Verbrecher , der 
Crefangenen und- der Hand werksieh rlioge. Diese müssen dann dienen, 
durch VorleSnngen nnd Anschaffung Ton Böchersammlnogen ffnr'did 
letatgenannten , welche überall' gefunden werden, wo man ihrer In 
den grösseren Sladten bedarf, Lacken, welche die Staatsregierung im 
-Volksnnterrieh^ gelassen hat, gana oder theilwelse anssUfullen. [Bdg.] 
Sbbbibn« Der jetsige Minieter der JustSa und Anfkl&rnag, Ritter 
Slephanovitscb ^ ein Mann, der wegen Sinnes edlen Benehmens • und 
seiner nnermudeten Thatigbett von aUen, soinea Landslenten geliebt 
und 'geschätzt wird , wendet alle seine otfd seines Vaterlandes Kräfte 
darauf-. Schulen m gründen und dieselben mit gelehrten und ausge- 
bildeten Vorstehern , ^BO' wie es die Zeit und Umstände erlauben, an 
▼ersehen. (Man sieht mit innigster Freude, wie dieses Volk Alles auf- 
opfert, um mit der Zeit an verdienen, in die grosse ei\ropaitcfae , g»^ 
bildete Staaten familie aufgenommen au werden.) Die Hftnptsebalmi 

^Serbiens sind : die theologische Schule au Belgrad und das Lycenm 
mit Gymnasium au Kragojovata mit 10 Professoren ; dieses hat einen 
Director, }enes aber einen Rector aum Vorsteher. Dies Lyoeum muss 
Inan aber nur als ein provisorisches , höheres, wissenschaftliches Insti- 
tut betrachten , indem echon die Vorkehrungen^ getroffen worden , dasa 
mrt kommendem Fröbjahr eine Akademie in Belgrad neu oufgebani 
Nrerde, welche nach 8 Jahren , nachdem das schon erwähnte Lyeeum von 
Kragojevttts dorthin öbeHragen sein vntd , erelFneft werden soll. Dia 
2ahl d|Br nothigen utid nütaüchen Vortragsstodien wird vermehrt 
Kabstdeiti sind im Laufe vorigen Jahre 4 neke Gymnasien errichtet, ulsi 
1) in der Hauptstadt Serbiens, in Bl^lgrad; 2) in Scbabate; 8) in Ke« 
gotin, nnd 4) in Uzitca. In allen andern Städten und ^grösseren Döv« 
fern befinden «ich Normalediulen, Die Vortragssprache sowohl in den 
höheren , als auch in den Nonnalschulen ist die serbische Volkssprache. 
Die Schulen sind grösstentheils mit geäruckten Schulbüchern versehen. 
Nebirt wlsaenschaftltchen Vorträgen wird auch die deutsche Sprache an 



r 

I« Kn^p^ievate ■& der ieiBt>Aaa iwgUiicii ^MkrL Jler 
MrtMMin SriiriftBiftlkr, B. F. Ural, tat tag«- 
I Uckufca aai Attorthiwer ia 4ar 

Alks mmUM «cnehnem MrUicMaHtiiohM 




[B«p«rt«TiHa ▼•alUiciawalAJ 

Bie Emsige UrnrnnAüt, wddie ni 
TM 44€ Sto4fliil«i, Btafich SI7 U«i4era md 1 
wr, nUte ta Winter 18»— ^tta Gueea 447 Stadinaie, weTen 
9S Aaslaiider waree, SB den tlMwlegitcbea , 6S deajarwtkniieB asd 
UMfiinfiitieiTifiw, 88 den AedidiuMbeii, €lumi^;uehea iwd pharHUi- 
taei^ätdÄB «ad 111 dea plaloeopitwrhea uad ithilelegiiirihea Stadien sich 
widawiea. Der liidier^ •rdenilicbe Prafesaar der Reckte Dr. HeinfL 
läudm. Uppert ist aaai Ratli hm dem AppeUaüaaaferjclite Car Mittel- 
iraakeaia £ioBTAaT eraanat» derProlessor der Aeptbetik Dir. Frob^ 
Üah nrf aeia AaaacbeB der Paactiaa etae« Krei«8Aaiarchca voa Dateiw 
fraakea «ad Aschaffeaberg eatitobeB aad dteaes Aait Aeai avdentUcheH 
Frafenar der Tlieolagie Deawaiiitalar Dr. Bßhn &bertcag«i , der aae- 
aeraadeBtSiolM PrefetMir Dr. Mmft Mayr ■«■ ordeatKrhaa FrafeMor 
Aer MatlmBatik aad AatraaeaMe ]>e£ordert, der Dr« piuL et j«r« fl. 
aU aaMnrardeuÜichm Praf eüi» «affeiteUl 



Dritte Versßmadung deutscher PbilUogetu 



m 4er sweitea Yiwimaimlany deatsclier Pialelogea aa 
iai varigea Bcrbflte Gatta f er dieaet Mr ak Ort deiLZa- 

■lai haiiin gawähU «ad vea Sr. DardO. 4em regieacadea Hni. «er«- 

aag aa & Gatarg« Gatlai diean Waiü die kadute Geadiau^wg ar- 
llNak wandea ist; luübea dBe UatorseioluifiteB « aar Falum^ der Ge- 
•cdMCte ficaaaalea die Elwe, die Lebrer an Uaiversitalen and geleluteB 
Freaade der AtterttaanfwiffMaaduiCtea luerdoroh aar 
iesar drätea Venanatakg eiaaaladea. ZagldU er- 
finr alle TlwniacdHnndea« w^Adkm bei ibrer Aa- 
fcwrft ia G«Ktba bBnaemr WafuHnigaa TaraBfiadea wioBidMa «ad diasea 
Vsaeob bu aaai C Sc^teaiber sa «rkeaaea «ebea, dergUcbea aa be* 
■ai««ak Die erile FriliaiiBBT- Sitaaag wird dea 29. September atett 
fiadea. Uaber fia VaiMee, «ekbe die Hersea TbeüaamMir ia dea 
a ffeatfi ifa a Sitemsea aa bailea ffeaeist aiad, erbittai wir aas 
Gadu, dea aa. Hai ISM. 
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Nem nad nraimg^ster' Band. Zweites Heft. 



Druck und Verlag yon B. G. Tenbner. 
1840. 



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Beiträge %ur Kritik und Erklärung der Griechin 
ecken Dramatiker Ton Auguü Sander. Krttet Heft. Hil- 
detheim in der GeritenbergVchen BnchhaUdlang« 18^7. IV a. 88 
S. 8. Zweites Heft Hildetheim u. f. v. 1839. VI a. 92 S. 8. 

in dem .ersten Hefte dieser Beitrige, welches auch den besonde- 
ren Titel führt: Beiträge zur Kritik des Sophoclea und Euri- 
pidee n« s« w« sucht der Herr Verf. in 82 Nummern oder Ab- 
schnitten Stellen des "Sophocie^ und Euripides theils richtiger su 
erklaren, theils gegen unnöthige Conjecturen in vertheidigen. 
,,Es hat slch/^ sagt Hr. Sander in dem Vorworte, ^,bei mir die 
Ueberzeagung immer mehr befestigt, dtss durch richtige gram- 
matische Interpretation In rielen Stellen die Lesarten der Codi- 
ces, die nur zu oft den Conjecturen haben welchen müssen^- ge- 
schützt werden können/^ Dieser Ueberzeogung gemäss hat er 
seine Bemerkungen zu schwierigen und seiner Ansicht nach falsch ' 
verstandenen oder angefochtenen Stellen niedergeschrieben und 
in Yorliegendem Hefte nritgetheilt Dass dieses Unternehmen 
nur Lob und Anerkennung verdient, wird Niemand hezweifcln. 
Denn auf dem. Gebiete der Wissenschaft hat Jeder, welcher der- 
selben wahrhaft und redlich zu nützen strebt, nicht nur das 
Recht, sondern auch die Verpflichtung^ seine gewonnenen An- 
sichten nach bester Ueberzeugung offen und gerade auszuspre« 
chen. Die Wahrheit der Sache, um die es sich hier allein han« 
delt,kann auf diese Welse nur gefordert werden. Und um diese Ist 
es dem Hrri. Verf., wie er uns selbst am Schlosse seines Vorwor- 
tes versichert, nur zu thun gewesen; eine Versicherung, deren 
Wahrheit er durch die Behandiungsweise , welche eben so sehr 
von blosser Widerspruchssucht als von tadelnswerther Anmaassung 
entfernt ist, votlkeramen bestätigt hat. Eben so kann aber auch 
Referent von sich sagen , dass es ihm in gleicher Welse nur um 
Auffindung der Wahrheit zu tliun Ist, und wenn er in mehreren 
von Hm. 8. behandelten Stellea anderer Meinung ist, so ?ec« 

9* 



132 Griechische Li teratbr. 

sichert er hierbei nur «einer innern Ueber^engung gefolgt zu 
■ein. 

Da Hr, Dr. Kayser in der Benrtheilung des ersten Heftes, 
Welche in der Zeitschrift für Alterthumswissenschaft 1837. no. 
136 p. 1111 ff. abgedruckt ist^ hauptsächlich den Sophocies be- 
rücksichtigt hat, so haben wir die Euripideischen Steilen zum 
Gegenstand unserer nähern Prüfung und Besprechung gemacht. 
Bevor wir uns aber zu ihnen wenden, sei es uns vergönnt, Eini- 

^ ges über .die kritische Behandlung des Euripides im Allgemeinen 
zu bemerken und unsere Ansichten hierüber kurz auszusprechen. 

Die Handschriften, welche wir bis jetzt zu diesem Dichter 
verglichen haben , stammen , wenn nicht aus einer einzigen ge- 
meinschaftlichen,, doch nur aus sehr wenigen^ schon ziemlich 
verdorbenen Quellen. Aus diesen sind alle vorhandenen theils 
reiner , theils unreiner hervorgegangen^ Die bessere Classe der- 
selben ^umfasjst nur die ersten Bieben oder neun Tragödien; die 
übrigen fehlen in ihnen. Der älteste und beste Codex ist der Vat. 
A. no. 909., dessen Lesarten wir ab^r nur zur Medea und Alce- 
stis kennen ; zu den übrigen sieben Stücken , die er noch enthält, 
besitzen wir bis jetzt keine Vergleichung. Diesem zunächst kommt 

' der Havif. , der ebenfalls nur neun Stücke enthält und von Nie- 
buhr in früherer Zeit verglichen worden ist. Die Pariser Hand- 
schriften A und B ton Musgrave und Brnnck verglichen y geben 
nur sieben Stücke; dieselbe Anzahl, nur dass der Rhesus hinzu- 
kommt, hat der Flor. 10 Dieser stimmt am meisten mit den 
Lesarten überein, welche aus einem Florentiner MS. Is. Voss 
einer Aufgabe von Kanter Antv. 1571. 12. zn den ersten sieben 
Stücken und s^im Rhesnd und den IVoadenlyeigeschrieben hat. 
Der Codex selbst ist nicht weiter bekannt, er muss aber, nach 
den Lesarten (Flor. A. bei Matthiä) zu nrthellen, sehr fehlerhaft 
und iiaohlässlg geschrieben sein. Dies sind die bessern hand- 
schriftlichen Hülfsmittel , denen wir aber nicht einmal in d^n in 
ihnen enthaltenen Tragödien unbedingt folgen und vertrauen kön- 
nen , da wir 'die Varianten aus dem Vat. A. 909. nur. zn zwei 
Stücken besitzen. Denn wenn auch der Havn. mit ihm in viefen 
guten Lesarten übereinstimmt , so weicht er doch häufig wieder 
von ihm ab ; überhaupt ist seine Beschaffenheit keineswegs von 
der Art, dass man ihn einer Textesrecension, die einen lesbaren 
Euripides enthalten soll, zum Grunde legen könnte. Ob übri- 
gens die von Niebuhr in seinen Jüngern Jahren angestellte Ver- 
gleichung so ganz genau und sorgsam gemacht ist , als es uns 
hier wünschenswärth sein möchte, lassen wir dahingestellt sein; 
doch man möchte wohl daran zweifeln, da er, so viel uns bekannt, 
die Handschrift nicht für eine eigene Ausgabe oder für einen an- 
dern bestimmten Zweck verglichen hat. Dieselbie Bedenklichkeü 
möchten wir auch über die von Musgrave und Brunck gegebene 
CoUation der Parr. MSS. A und B äussern. Denn obgleich Beide 



Saader: BeUräge zar Krh. u. £rkl. d. Gricch. Dranialiber. 133 

für ihre eigenen Ai^gaben vergHchen haben , go waren sie doch 
viel zu lebendig und geistreich ^ um solch' trockene und unange- 
nehme Arbeit mit der Sorgsamkeit; 'Genauigkeit imd Ausdauer zu 
UDternehmen und zu vollenden , die man fordern und wünschen 
muss, weiin die Arbeit für immer ilirem Zwecke entsprechen soll. 
Dazu kommt, dass die philologischen Bestrebungen jener Zeit 
'das ' Bedürfniss einer durchgängig genairen und. zu?eriassigen 
Vergleichung bei weitem nicht so kannten und -fühlten, als unsere 
diplotoaiische Gegenwart. Zu den übrigen Tragedien des Euri- 
pides haben wir nur solche Handschriften , die von sehr unterge- 
ordnetem Werthe sind. Unter iimen verdienen noch die meiste 
^ Beachtung : Par. E und 6, von Musgrave verglichen ; üb. P. d« h. 
Varianten, weiche PuteaQUs aus einem MS. der Aldina beige- 
schrieben liat; Flor. 2, der meistens mitden Lesarten des Victo- 
rius , ebenfalls an den Rand einer Aldina geschrieben , überein- 
stimmt. Uebrigens scheint dieser Codex mehrfaclie Cerrecturen 
erfahren zu haben. Die Lesarten , welche Stephanus erwähnt 
(Ü^SS. Steph. beiMattlüä), sind nichts, als eigene oder freipde 
Conjecturen. Die Aldina, welche nicht selten bessere Lesarten, 
als die eben erwähnten Handschrr. bietet, scheint nicht aus einem, 
sondern aus mehperen verschiedenen MSS. abgedruckt zu sein, 
die aber nicht- von besonderer Güte gewesen sind. Nach dieser 
Ausgabe sind alle spätern ohne Veränderungen wieder abgedruckt 
worden ; nur die Hervagiana vom Jahr 154^ hat hier und da gute 
Verbesserungen erhalten. 

Aus diesen kurzen Andeutungen ^helltnun zur Gnüge, daas 
der Kritiker, welcher den Dichter sich selbst wiedergeben willii 
die Handschriften allerdings gewissenhaft benutzen und gebrau-^ 
chen muss, in ihnen aber keineswegs die erforderlichen Mittel 
zur Erreichung seines höhern Zieles besitzt. Was bleibt ihm da 
her anders tHirlg, als dasselbe entweder "gänzlich aufzugeben, 
oder durch verständige und besonnene Konjecturalkritik so weit ' 
als mögHch zu verfolgen, und somit neben deii Handschriften 
auch die Idee derEuripideischen Poesie überhaupt als Princip.der 
Kritik anzunehmen. Diese Id«e können wir uns aber durch fleis« 
^slge, von künstlichen und gesuchten Erklärungen unabhängige 
Leetüre des Dichters ziemlich sicher und bestimmt . verschaffen. 
Sie also muss uns leiten ; und sie wird uns eben sowohl vor üher^ 
flüssigen und unpassenden Conjecturen bewahren, als auch die 
handschriftlichen Lesarten riehtiger beurtheilen , das Zweckmäs« 
si^e ans ihnen auswählen, die Verderbnisse der Abschreiber er-' 
kennen und nach und nach immer glücklicher verbessern lehren. 

Gehört nun auch sur glücküchen Verbesserung nicht blo» 
anhaltendes und unbefangenes Lesen des Euripidesund der Tragiker 
überhaupt, sondern auch jene , gleichsam von Natur angeborene 
Beßhigung, welche mit feinem und richtigem Gefühl das 
Wahre schnell und sicher findet, so wird uns doch die flelssige 



184 Griechische Literator. 

Leeture des Dichters wenlgsleas davor behfiten, die trefflichen 
Leistungen anderer Gelehrten auf dem Gebiete der Coojectural- 
kritilc SU Tcrlcennen und ungerecht zu benrtheilen^ oder mit 'einer 
nur die einzelnen Worte beachtenden Subtilität zuruclLweisen «i 
wollen. Diesem Streben scheint aber, wie die Gegenwart über- 
haupt, so auch Hr. Sander ergeben zu^sein, und wir finden hier- 
in hauptsächlich den Qrund^ weshalb wir ihm öfters widerspre« 
chen müssen* Denn sehen wir 'jetzt von der Veranlassung und 
Entstehung dieser Beitrage ab, und wenden uns zu ihrem Inhalte, 
so müssen wir o^Ten gestehen, dass der Hr. Verf. nicht selten 
Hermanns treffliche Leistungen gSnziich verlnnnt zu habeii 
scheint. Dehn den gegebenen Erldämogen fehlt gewöhnlich jene 
' Einfachheit und Natüriichiceit, welche gleich beim ersten Durch- 
lesen überzeugt. Mit einer dialeetischen Subtilität, welche die 
einfache Wahrheit dem Auge mehr entrückt, als näher bringt. 
Bucht er handschrifiliche Lesarten gegen Gonjecturen zu schützen. 
Allein bei diesen Vertheidigungen vermisst man erstens die nö^ 
thige Berücksichtigung und Schätzung der Quellen, aus denen 
die handschriftlichen Lesarten geflossen sind , sodann aber auch 
das richtige Gefühl, welches durch vieles Lesen und lebendige^ 
poetische AuH'assiing erworben wird, und uns neben den Hand*** 
Schriften bei der Erklärung und Kritik der Dichter hauptsüchlich 
leiten soll. Der Verf. scheint mehr die einzelnen Worte und 
Verse, als ihren Zusammenhang und die Eigenthümlichkeiten 
des Dichters vor* Augen gehabt zu haben. In wie fern dieses Ur-^ 
iheil gegründet sei, wollen wir jetzt an einigen Beispielen zeigen. 
Pag* 53. no. XLV# werden die ersten Verse aus der Iphig. Taor. 
besprochen. 

lÜXo^ 6 TävtdXsLogtlg IJtöav [loXav 
&oaiövv Xnnoig Olvo^&ov yaykhl koqijv tc* r. X 

Diese erklärt Hr. 8. so: „er kam nach Pisa und erhielt 
durch die Schnelligkeit seiner Rosse (durch den durch eine Lost 
' über den Oenomaus errungenen Sieg im Wettrennen) Uippodamia 
zur Gemahlin. ^^ Er verbindet nämlich doar<^4V JiCffoi^ mit ya- 
fcst, und will der Deutlichkeit halber ein Komma nach fiol&v ge- 
setzt wissen. Gegen diese Konstruction hat schon Hc Dr. Kayser 
a. a. O. sehr richtig bemerkt, dass der Ausdruck j/ofifi^i/ XQQfiv 
9oat6t innoiQ in sprachlicher Hinsicht zu concis , wir möchten 
sagen zu gesadit und zu poetisch sei, als dass er dieser dem In- 
halt und der Sprache nach so ganz einfachen Erzählung angemes- 
sen sei. In einem Chorgeaange oder einem andern lyiisehen Ge- 
dichte würden wir eine solche Redewelse eher billigen } in einem 
Prologe dürfte Enr. wohl kaum so geschrieben hab^ Dazu 
kommt, dass der Grund, welchen Hr. S. für seine Erklärung gel- 
tend macht, dieselbe keineswegs empfiehlt und unterstützt. Er 
sagt: „Auf welche Weise Pelops nach Pisa gekommen ist, kann 



Sander: BeHräge'liaF Kril. u. Erkl. d. Gri«eb. Dramatiker.'. 135 

hier glekhgtkltlg sein* Wichtiger ist es, auf welche Weise er 
d|e schwer zu erlangende Hlppodamia gewonnen hat. ^^ Allem 
Iphigenia hat hier, wie sich aus dein ZusammeuhaDgfe md ^em 
Zwecke des gaDzeu Prologs ergiebt, keineswegs die Absicht, 
etwas von ihren Voräitern zu erzählen, sie will nur das Geschlecht 
nennen y dem sie entstammt ist. fai einem solchen Geschlechts- 
' regigter wäre aber ein Gedanke, wie ihn Hr. Sander in die Verse 
bringen will, nicht nur nicht wichtij^er, sondern sogar «berfifis« 
sig und ufipassend. Warum soll Iphigenta bei dem Pelopt Jene 
List erwähnen , die dem Zwecke ihrer Erzählung ganz und gar 
fremd ist? Wir Tcrbinden daher doixltfi txno^s mit fioAofv. IHe- 
ser Gedanke erscheint einfacher, natürlicher und der gfansen 
Rede angemessener. DiCs Unnatürliche und Gezwungene seiner 
Erklärung scheint Hr. S. selbst gefühlt zu haben Rindern er durch 
eine in Klammern gesetzte Erklärung seine Uebersetznng noch 
deutlicher machen zu müssen glaubte. 

Nr. XLVI. behandelt aus demselben Stucke Vs. 13, 14. Die 
Stelle heisst im Zusammenhange so: 

ivtav&a yag d^ xikiav vacSv övokov 

tov xttXUviKOv .ötiq)avov lUov ^skav 
kaßsiv 'Jxdiovgy tovg &* vßQiö^svvag yufLovg 
'EUv^g fiBtü,^ilv^ MbvUBCj) ya^iv q>BQWV0 

*Elhfijg ist die Lesart der Aldina, weiche in unsere Ausgaben 
übergegangen, und auch von Hermann beibehalten worden ist« 
Hr. S. hält sie aber Wohl mit Recht für eine Emendation des In 
den Codd. Parr. A. B. €. Yict. befindlichen 'EXivij. Denn man 
begreift nicht, wie aus ^EA6Vi;g, was so leicht und Terständlich 
Ist, das sinnlose ^EHvfj hat entstehen können. Die Flor. Hand^ 
Schriften 1. 2. geben ^Bliv^j^ was auf M aiilands tlonjectur 'fJAlt^qt; 
fuhrt, welche Hr. S.^ billigt. Hierin stimmen wir ihm bei; we- 
niger aber in der Art und Weise , wie er dieselbe erklärt und ver* 
theidigt. ,, Iphigenia /^ sagten, „tritt in heftiger Gemüthsbe- 
w^nngauf, und daist die' Auslassung des (oorreetorisehen) xal 
vor'EkevTjv ganz passend. Ich schlage daher tot, nach yApiOvs 
ein Komma zu setzen, und die Stelle so zu fassen: Agamemnon 
unternahm den Zug nach Troja, weil er Troja besiegen , (und) 
hinter dem an ihm durch den Raub seiner Gattin begangenen Fre- 
"vel^ (und) hinter der Helena hergehen (d. b, well er den an sei- 
ner Gemahlin liegangenen Frevel rächen , seine Gattin wieder 
holen) wollte. ^^ Dass diese Erklärung sehr gekünstelt, unnatür- 
lich itod unwahrscheinlich ist, fühlt Jedermann. Denn zugege« 
ben, dass Iphtgenia in heftiger Gemüthsbewegung auftrete, ob- 
gleich wir in ihreii Worten nur ruhige und einfache Erzählung 
finden, so mochte sich doch die Auslassung eines solchen xal 
eben so .wenig rechtfertigen lassen, als es wahrscheinlicli ist^ 



136 GriechiBolie Literatur. 

dass Ettripides das Yerbam ^Btü^Biv hier la einer doppelten Be^ 
deutung ,,«icA racAen'V und ^^ etwas wiederholen wollen/^ tou 
denen die eine xu vßQiO&ivtag yäiiovg^ die andere zu Ekivtiv 
gehören soll , gebraucht habe. Marklands Conjectur lässt sich 
weit einfacher erklären und vertheidigen^ , 'Eiivijv ist nämlich su 
vßQL^BVtas yd(iovg Apposition, welche den in diesen Worten 
enthaltenen abstracten Begriff auf eine mehr concrete Weise er- 
klärt ,,Agamemno brachte ein |Ieer zusammen^ um Troja au erh- 
oben! ^ die yerspottete Ehe, die Helena, aq den Trojanern zu 
rächen, und dem Menelaüs eine Gunst zu erweisen. Diese Erklä- 
rung iat der Freiheit der Griechen, welcher sie sich im Gebrauch 
der erläuternden Apposition bedient haben, keineswegs zuwider. 
Vgl. Med. Y. 205 ff., wo es beisst: 

taxclv aCov nolvötovöv y6(ov^ 

tpv Iv Xixu TtQodotav tccckovvii^ov. 

Aehnliche Verbindungen i^nd.Konstructionen finden sich auch bei 
den lateinischen Dichtern. So Horat. Sat. I, 5, 62 : Campaiium 
in'morbum, in fiiciem permutta jocatus. Virg. Aen. ,XI, 213: Jam 
vero in tectis, praedivitis urbe Latini^ praecipuüs fragor et long! 
pars maxima luctus. 

Nr. XLVIL sucht Hr. S. in dem folgenden Verse die Lesart 
der Bücher: 

duv^S T* dxXotas nvBviidtov z^ ov tvyxdvcov 

gegen Hermanns Verbesserung ÖBivijg dnvolag nvBV[idtmP da 
zvyxdvmv so zu vertheidigen: ,, Durch das mit t6 angeknüpfte 
nvsvfidzGiv ov tvyxdvav wird der vorhergehende Genitivus ab- 
solutus dsivijg dalolag (sc. ov6i}g) corrigirt, und durch das 
erste rs wird der ganze Gedanke an das vorhergehende angCT 
kuiipft Der Sinn ist: Da (als Agamemnon das Heer zusammfsu- 
gebracht hatte) trat eine öbiv^ anXoia ein , (und) Agamemäon 
h$tte nicht das Gluck, dass der Wind wehte; darum wandte er 
sich zu den lyLuvQu.^^ Diese Erklärung wird Niemand billigen^ 
der an einfache und natiirliche Denk - un^ Redeweise gewöhnt ist. 
Auf solche Weise lässt sich Alles erklären , und es dürfte wohl 
kaum eiae Stelle so verdorben gefunden werden , welche diese 
Exegese nicht vollkommen zu schützen im Stande wäre. Den 
hier erwälmten Gebrauch der Partikel ra keinen wir eben so we- 
nig , als wir die gegebene^ Uebersetzung mit den griechischen 
Worten in Einklang bringen können. Es möchte Hrn. S. wohl 
schwer fallen, diese seltsame Erkläri^ng und Konstruction mit 
einem geeigneten Beispiele zu belegen. 
Nr. XLVUL Vs. 74 fragt Orestes: 

%QiyHolg d' Vit* avxolg öavl* oQKg iqQttipivai 



Sander: Beitrage znr Ktit. a. Erkl. d. Griech. DramaÜker. 137 

Fylades entgegnet: 

tfSv xa%&av6vtav y* aHQO&lvia ^ircar. 

So hat den letzten Vera Hermann verbessert. Die BISS, geben: 
tmv Ttat^avovtwv tdxQo%lvia I^svcdv. Hf. ^. sagt: ,,Das 
Wort aitgo^lvia mnsste ohne Artikel^ gesetzt werden , w^iA es 
sich als Prädikat auf d^ im vorhergehenden Verse stehende chv^ 
Xa bieziehen sollte, so dass der Sinti war: Ja, die <$xi}Aa sind die 
ixQO^tvia xat&avovtwp ^hfov. Aber diesen Sinn brauchte ' 
EuripidesnicKtauszadröcken, er könnte den Pyladea sagen las- 
sen: Ja, ich sehe die dxQoMvia r. x. g. , und dann war der 
Artikel ganz richtig/^ — Dieser Meinnng können wir nicht bei- 
treten, denn^eder der Zusammenhang, noch die Sprachgesetze 
lassen hier den Artikel zu. Indem Orestes jene Frage an' seinen 
Freund richtet, will er nicht blos wissen, ob dieser die >iofge-^ 
hängten Waffen bemerke oder nichts sondern zugleich über den 
Zweck und die Bedeutung derselben nähern Auischlnss haben. 
Fylades glaubt ihm diesen geben zu können. Er bejaht also die 
Frage nnd fügt auch hinzu , was ihm jene Waffen zu bedeuten 
scheinen. ^^Ja, Weihgeackenke sind es von gefallnen Frem» 
den.'''' Eine andere Antwort konnte er auf jene Frage nicht ge- 
ben, und dies'e ist in Hermanns Verbesserung enthalten, deren 
Richtigkeit "ein Jeder sogleich einsieht, der mit der Denk- nnd 
Redeweise, der Tragiker nur einigermaassen vertraut ist. Der Ar- 
tikel liesse sich nur dann vertheidigen, wenn mau ^ entweder an^ 
nehmen durfte, dass Pylades beim Orestes eine Bekanntschaft 
und Kenntniss Ton diesen Weihgeschenkeii aus irgend einem 
Grunde voraussetzen und sich in seiner Antwort auf dieselben be- 
liehen könnte. Dieser Annahme steht aber der Zweck und In- 
halt des ganzen Gesprächs entgegen. .Oder wenn es eine ge- 
wöhnliche und allbekannte Sitte gewesen wäre , die Waffen von 
gestorbenen oder gctödteten Fremden als Weifageschenke an den 
Tempeln der Götter aufzuhängen , so da^s Pylades auiä diesem 
Grunde von den Weihgeschenken als einer hinlänglich bekannten 
Sache reden könnte. Dies ist aber deshalb unstatthaft, weil' 
eben das ungewöhnliche Amd Seltsame der Sache dem Orestes 
jene Frage abuöthigt Es folgt nun «ein Vers: 

aiX iyxvxlovvt 6q)&ciXitdv iv öxonelv x^iof, 

welchen die Handschriften und alten Ausgabeipder nun beginnen- 
den Rede des Orestes ertheilen. * Hermann hat ihn in seiner Aus- 
gabe nach Vs. 71 gesetzt und dem Pylades gegeben, da er an der 
SteÜe , wo ihn die Bucher haben, dem Gedanken nach unpassend 
sei und weder mit den vorhergehenden Worten des^ Pylades, noch 
der folgende^ Rede des Pylades zusammenhänge. Dazu komme 
noch, dass Jn dem Dialoge zwisciien Oreste^ und Pylades die Ge- 
setze der Stlchomythie verletzt seien. Dieser letztere Grund 



188 Grlechlifsbe LUer«tHv. 

goheint, wie Ref. in einer besondern Abhandlung liber die Slicho- 
mythie nachzuweisen gedenkt, hier eine [Imstellunff der Verse 
nicht nothwendig zu erfordern. Den Vers und seinen Zusam- 
menhang sucht Hr. S. MQ zu rechtfertigen: ,,Pylade8 Bcliien dem 
Orestes zu unvor9ichtig in der Erforschung der Möglicblteit den 
Einirhigens in das Tempelgebäude zu ^Werlce gehen zu wollen, 
und a^f Axesen Gedanken ist der 76* V. als Gegensatz zu bezie- 
hen/^ Allein welchen Crrtmd hat Orestes zu solchem Glauben? 
Wodurch hat ihn Pylades veranlasst^ Er hat ja weiter nichts ge** 
than , als auf die Fragen des Orestes geantwortet« Wie konamt 
- also dieser darauf, ihn zu grösserer Vorsicht zu ermahnen 1 Diese 
Erklärung stellt den Termis^ten Zusammenhang der Rede noch 
nicht her. Wir lassen den Vers an seiner Stelle, ertbeilen ihn 
aber dem Pylades, so dass dieser nun auf obige Frage des Ore* 
Btes antwortet: 

Den zweiten Vers spricht Pylades im Tone der Aufmuntenmg zu 
sich Selbst, indem er sich jetzt vom Orestes etwas entfernt und 
näher zum Tempel geht , um ihn und sein^ Uibgebungen genauer 
zu betrachten und zu untersuchen. Unterdessen beginnt Orestes, 
der jetzt allein auf dem Prosceninm steht, seine Rede, deren 
Anfang das vom Apollo ertheilte Orakel zum Gegenstand der Be- 
trachtung hat; am Ende derselben (vielleicht Vs. 94.} tritt Pyla- 
des wieder zu ihmi und theilt dann seinen Rath und seine An« 
■lebten mit. 

Nr. L. Vfl. 97 ff. liest und interpungnrt Tb. & so : 

notBQ« dm(iatG>v ngog dfAßdöBig 
I9tßfj06(i$a9tt {sciSs Sv ovv nä9oiiisv an;), 
q XfdKotBVHta xky^Qcc XvöavvBs (loxlotg^ 

äv OVÖBV tCfLBV; 

Nach seuier Erklfirung ist der Sinn der Worte dieser: „Werden 
wir durch eine Oeffoung zwischen den Triglyphen in das Gebäude 
steigen (o möchten wir doch darüber Belehrung erhalten!) , oder 
^ werden wir durch Oeffnnng der Thiiren (womit, mit deren Ein- 
richtung, Art der Verschiiessung , wir ganz unbekannt sind) in 
dasselbe dringen können? ^^ Dieser Sinn ist, wie einem Jeden das 
natürliche Gefühl fagen muss , weder passend , noch liegt er in 
den griechischen Worten. Denn ngogafißdöBig (so giebt der 
Cod. A. , den Boissonade nochmals verglichen hat) sind die Stu- 
fen , welche zum Eingange des Tempels führen. Mit welchem 
Grunde Hr. S. hier an die Oeffnnng zwischen den Triglyphen 
denken konnte, gestehen wir nicht zu begreifen. Das .Citat aus 
Müllers Ardiiol6gie p. 33 f. gehört ganz und gar nicht hierher. 



Sander: Beitrage siir Kr!t. a. Erkl* d. Grlech« Dramatiker. iS9 

Herraatins ErUiraag und leichte Aenderimg verdient bei weitem 
den Vorzug. . . , ^ 

Nr. LU. Vs. 230. sagt Iphigenia zum Rinderbirt, der eiiend 
lind hastig herbei gelaufen kommt und in seiner Anrede , mit wel- 
cher er die Iphigenia begrüsst, ^was Neues und Ungewöhnliches 
au Terkünden verspricht) 

tl d' ^(5n tav aagovrog Ixnliiööov Icyov; 

,^Der xdgbv koyog^^^ sagt Hr. S.^ „kann nichts anderes sein/ 
als die letzte lyrische Stejle der Iphigenia, die mit den Worten ^ 
endigt 0xmtov%ov 'Ogiöiav. Der Sinn ist: Was ist denn das 
Neue (tä xaitfä KiiQiiyfAata) 3 das eben jetzt mich in meinen 
Wor4en unterbricht'?^' Niemand , der griechische Tragiker mit 
Aufmerksamkeit gelesen hat, wird diese Erklärung wahrscheinlich 
finden und billigen. Wenn Iphigenia ihren unterbrochenen Chor- 
gesang im Siniie hatte, würde sie dies gewiss bestimmter ani^ge- 
drnckt und anstatt Tov siägovtog Aoj/ov' vielleicht rot;/iot; ild)H>v 
gesagt haben. Uagmv koyog bezeichnet die Anrede des Boten: 

'y^yaiiiitvovog TCal xai KlvTai(ivi^6tQag tixvov, 
&KOVB xaiväv l^ ifiov xfjQvyn&tGiv. 

in welcher sowohl die Worte selbst, die auf etwas ganz Unge- 
wöhnliches hindeuten, als auch die Hast, mit welcher der Hirt ^ 
spricht, die Iphigenia in Schrecken gesetzt haben. Sie sagt al^ 
so: Was ist das Erschreckende deiner Rede? d. h. Was ist es 
denn, das dich eine so ersi^reckende Rede brauchen lässt? Daa 
Fronomen fis ist weder ausgelassen, noch zu ergänzen; Iphige- 
nia redet allgemein. 

Nr. LIIL Vs. 274^f. sagt der Rinderhirt vom Orestes: 
xal fio^ xvvayog äg* 
Ilviadil^ diSoQxag t^ie; 
„Der Gedanke: erruft gleich einem Jäger missfiUlt Hermann. 
Ich sehe jedoch nicht ein , warum es unwahrscheinlich sein sollte, 
dass die Grieehen auf der Jagd einander oder ihren Hunden soll* 
ten so laut zugerufen haben, dass davon das Glelchniss nicht 
sollte hergenommen sein können.'* Allein die Griechen haben 
auf der Jagd einander oder ihren Hunden gewiss nur so laut zu- 
gerufen, als es eben nöthig war, um gehört zu werden. Dies 
thnt aber auph jeder Andere , der einem Andern zuruft. Man 
sieht daher nicht ein , weshalb der Bote den Orestes , wenn er 
sein lautes Rufen bezeichnen will, mit einem Jäger vergleicht, 
da er durch solchen Vergleich dies gar nicht anschaulich machen 
kann. Er hätte ihn eben sb gut^mit jedem Andern , welcher ruft, 
vergleichen können. Hermann corrigirte: xol /}o^, xvvayov Sg^ * 
Ih)Xtti7i, didoQxag ti^vÖB; An dieser Emendation missfallt aber das 
eng, welches den Gedanken matt erscheinen lässt. Wir behalten die 
Vulgata bei , bezieben aber die Vergleichung nicht allein auf das 



][40 Grie chi8€iio Xiiteratar. 

Bufen^ sondern auf die ^anze Art und Weise des. Riifena, auf 
die äussere Hattung, die Mienen und Geberden, welche sich b^i 
einem Jäger kund geben , der einem andern zuruft und ai^ ein 
plötzlich heranstiirzendes Wild aufmerksam macht. 
Nr. UV- Vs. 285 f. ^ 

So hat Hermann aus Flor. 2. Vtct, welche Q^vqviibvoi mit dar« 
über gesclu*iebenem fiß geben , Terbessert. In den gewöhnlichen 
Ausgaben steht davoi;/t€vo&, was hier, wie Hermann zeigt, un- 
statthaft Ui. Hr. S. sucht es aber, zu yertheldigeli. „ Gegea 
dcciißoviisvoi wäre an sich nichts einzuwenden , aber mit pg 
passt es durchaus nicht, da es nicht (wie Setdler Fraef. Xtll. 
übersetzt) bedeuten kann : ut qui attoniti eramus, ut qni stupe- 
bamus, sondern heissen würde: in dem Glauben, dass wir staun- 
ten. Und das passt durchaus nicht. ^< Hrn. Ss. Üebersetzung 
passt allerdings nicht; weshalb ist aber SeidierV Erklärung falsch 
und unzulässig? Die Worte dg ^ufißoviisvoi, gehören niclit zu 
6iyy %a9i](iBd^\ sondern zu dem Particlpium Cvötakavrsg^ des- 
Htn Bedeutung sie durch die in ihnen enthaltene Vergleichung 
näher erläutern und verroüständigen. Die Vulgata glaubt Hr. S. 
auch noch durch Vs. 321 schützen zu können , in welchem nach 
seiner Meinung das Verbum igexA^^aftev gut ausdrückt, wie sie, 
die es nicht wagten , den beiden Fremden^ so lange diese be- 
waffnet waren, nahe zu kommen, ihnen durch geschleuderte 
Steine ihre Schwerter aus den Händen geworfen , gleichsam her- 
ausgestohlen haben. ,/£xx/l€i/;af , sagt Hr. S., ist im prägnanten 
Sinne zu nehmen, etwa für ixxkintovtag Ixxd^m.'^ Hier ist 
die Bedeutung und der. Gebrauch^ dieses Verbum gänzlich verkannt' 
und die handschriftliche;, Lesart auf eine Weise erkfitrt worden,, 
die allem natürlichen Gefühl zuwider ist. iTocXinzHv kann in sei- 
ner ursprünglichen Bedeutung nur von heimlichem Entziehen ge- 
braucht werden ; ein Schwert aber mit Steinen einem Andern ans 
den Händen werfen, kann nimm^mehr ixidiniHV 9itQ0i(Si> xst^ 
QiSv tpiöyava heissen. 

Nr. LV. In der hier gegebenen Interpretation von. Vs. 375 f. 
(378 ed. Herm.), welche die Lesart der Bücher gegen Hermanns 
Verbesserung schützen soll, «rregt schon die äussere Form und 
Abfassung derselben grosses Misstrauen. Denn die Erklärung der 
Stelle muss, um verständlich ' zu werden, wieder .durch andere 
Erklärungen erklärt werden. Das Streben, die Vulgata auf jede 
Weise zu vertheidigen, hat Hrn. S. veranlasst, die Worte müh- 
sam, und künstlich mit den übrigen Viersen in einen Zusammen- 
hang zu bringen , den man nicht verstehen kaiut. Er sagt näm- 
lich: i,Der Sinn der Vulgata passt hier vollkommen. Es heisst: 
Es würdQ die Leto ihre Tochter als eine solche Grausamkeit 



Sander: Beitrag vav Ktlt n.'Erkl. d. Grieeh. Dramatiker. 141 

nicht geboren Kaben, (oder: Dfc Tochter der Lcta, ^Artemis, 
würde ni^ht so grausam sein vcnn nicht die Menschen sie dazu 
gemacht hätten. Der Nebensatz ist nur nicht als solcher, son- 
^ dern als Haoptsatz in dem Folgenden (iy^ iabv ow-^ ättag>iQZiV 
öox(S) ansgedriickt. Iphigenia sagt nicht: die Tochter der Leto 
ist nicht grausam, sondern: sielst grausam, was sie aber nicht ^ 
«ein würde, wenn die Menschen sie dazu nicht gemacht bitten. , 
(Artemis ist nur nach dem Aberglauben der Menschen eine GiU 
tin, der Meni^chenopfer dargebracht werden müssen. )^^ Aliein 
Niemand, der an natürliches Denken und Reden gewohnt ist, 
wird sich aus den fi^lgenden Worten (iyaä gilv ovv — avaq>iQ8tv 
doxa) den ton Hrn. S. ergänzten Bedingungssatz zu der yorber« 
gegangenen Bedingung suppliren und hinzudenken können. 
N. LVI. Vs. 580. geben die Bücher: 

IKes sucht Hr. S. gegen Hermann, der y' nach mg gesetzt hat, 
so^zu vertheidigeh : „Aus der Torhergehenden Frage ist der 
Hauptsatz hinzuzudenken. YoUständig heisst die Antwort: g^pcr- 
Oortfi&av, dg rdtnrcov, a 6v i^kkeig^ Iv nags^ip r% ifi^g dvg^ 
7[Q€cUtt9 ovtav. Ich will dir's sagen, da ich glaube, dass das, 
worüber du^Auskunft wünschest, meinen Unglück fremd ist. " -^^ 
Auch hier rermisst man Hrn. Sander's Hchtiges Gefühl und hin«* 
I4'ngliche BekanntschafI; mit dcni Sprachgebrauch der Tragiker, 
sonst würde er gewiss nicht die Nothwendigkeit und Richtigkeit 
von Hermaflns Verbesserung* bezweifelt und eine Konstruction 
ausgedacht haben , welche die griechischen Worte gar nicht zu* 
lassen. Orestes antwortet : Ich wül es thuiij derm es ist doch 
eine Nebensache von meinem Unglück. Aus der Frage ist aller- 
dings das Yerbum hinzuzudenken, welches die Bejahung^ aus- 
tlrnckt. Die folgenden Worte fügen nun der Bejahung noch et- 
was hinzu, sie ergUnzen und TervollstSndigen dieselbe; hier ent- 
halten sie den Grund der Bejahung und Zusicherung, der aber, 
wenn er als ein solcher verstanden werden soll, die Partikel ys 
(doch) erfordert. Vgl. noch Elmsley zur Medea Vs. 1362. ^ > 

Nr. LVIII. Vs, 555 flF. Hr. S folgt hier den Parr. Handschr. 
A. B., welche diesen und die beiden folgenden Verse der Iphi- 
genia zntheilen und die Rede des Orestes erst mit Vs. 558. noXvq 
ragayfiog u. s. w. beginnen lassen. Allein man begreift niclit mit 
welchem Grund und Recht Fphigenia die Wahrhaftigkeit und Zn- 
Terlässigkeit der Götter anklagt und in Zweifel zieht; sie kann ja 
nur den Traumen die Wahihaftigkeit absprechen, denn diese 
haben sich bei ihr als falsch und unzitverlässig bewiesen. Sodann 
scheint auch' Vs. 558. (560 ed. Herrn.) zu Terlangen , dass Vs. 
556. und 557, zu derselben Rede des Orestes- gezogen werden. 
Denn da dieser und die folgenden Verse nur eine weitere Aus- ' 
fuhrong des in jenen bdden Torhergehenden Versen enthaltenen 



142 Griechitclie Lileraftiir. 

Gedanken geben, so Mrnrde nach unserni Geftth! Orestes, v^emt 
er mit den Worten xoXvg taQayßog u, s. liir. die Rede angefang^en 
hätte , seine Zostimmong aiieh dnrch die äussere Form der Rede 
ausgedrückt, nicht aber so verbindungslos seine Worte den Wor- 
ten der Schwester bdgefugt haben* 

Nr. LIX. AIcest. 10 1 wird ift nnsem Ausgaben gewöhnlich 
so interpnngirt : 

oölov yccQ dvögos oöiog Sv 2ri^%ai/or, 
naidos C&iyi^TOs, x. t. A. 

Nach Wunders Verlangen (Advers. in Soph. PfaU. p. 84.) wiU Hr. 
S. das^ Komma nach ixvy%avov tilgen. Denn da aus dem An- 
; fange der Tragödie und aus dem 8. und 0. Verse deutitch sei, 
dass Apollo dem Admetus gedient und ihn besehütst habe^ und in 
dem 10. Verse der Grund angegeben werde, warum er ihn be- 
sdbützthabe, so könne es hier wohl nicht gnt heissen: Dertn ich 
traf einen tadellosen Mann, den Sohn des PJieres, sondern:' 
Denn ich tiiaf an dem Sohne des Pheres einen tadellosen Msau. 
Dieser Meinung können wir nicht beitreten; wir billigen, viehnehr 
die gewöhnliche Interpretation, nach welcher naiboq Oigi^og 
als Apposition zu oölov dvigog genommen und deshalb gew,öhtt« 
lieh durch ein Komma von dem vorhergehenden Verse getrennt 
wird* Apollo giel)t^ ^wie Hr. S. sehr richtig si^gt , den'^Grimd an, 
warom er bis jetzt dies Haus beschützt habe; dieser Grund war 
ihm aber kein aa*derer, als die Frömmigkeit des Admetns« Daher 
sagt er: „Denn einen tadellosen Mann traf ich an,* '^ und fugt 
nun zu dessen genauerer Bestimmttng und Bezeichnung hinzu: 
„den Sohn des Pheres. ^< Mag man das Komma nach itvyxavi^v 
beibehalten oder streichen» die folgenden Worte: natSog ^ipif- 
tag werden gewiss einem Jeden in dieser Veri>iiidimg als ehie er- 
klärende Apposition erscheinen, da mit dem voriiergeheaden 
Verse der Gedanke , den Apollo als seinen Grund ausspricht, 
ToUstiindig und geschlossen ist, zn dessen Verst^ndmss die fol- 
genden Worte nicht unumgänglich notlrwendig sind. 
Nn LXI. Vs. 18. geben die meisten Handschriften^ 

9avBLV ago xalvov^ ftJ^xir' dgogSv q)dog» 

Hierüber lesen wir folgendes : „ Die gewöhnliche Verbindung die- 
ser beiden Infinitive, die mir einen Begriff, -nämlich s/er6eir, 
enthalten, war die dnrch xal (tiiTisu oder iiijd^ &i. Aber die 
Gonjunction wird in aifectvoUer Sprache unzählige Male wegge- 
lassen. So auch hier, wo, wie sich aus dem Ganzen ergiebt, 
Apollo in Bewegung auftritt, und daher im höhern Stile spricht, 
was sich nicht blos in den Gedanken, sondern auch in der Form 
(z. B. Vs. 2. ^Bog stBQ Sv) zeigt ^^ Diese Erklärungsweise scheint 
Hr. 9. sehr zu lieben , sie kommt mehrmals bei ihm vor. Es ist 
aber ganv gegen die Gewohnheit des Euripides , die Personen, 



Sander: Beitrags ttir Krit. d. Erkl. d« Glriech. Dramatiker. 143 

weldie bei ihm den Prolog hatten, ^ in Hast nnd Eile reden z« 
lassen und in solcher Gemuihsbewegung vorzuführen; das» es 
ihnen angemessen wäre, dergleichen ve^rbindiingslose Sitze auszu« 
sprechen, gleiclisam JieraaszUstossen. Und auch hier sehen wir 
den Apollo weder in Bewegung auftreten, noch in einem hpherh 
Stile reden. Sowohl Barnea hat sehr richtig gesehen , indem er 
lifid' It vorschlug, als auch die neaem Herausgeber, die es auf* 
genommen. Der Cod. Havn. bei Matthia und bei Dindorf der 
Vat. A. , den aber Hr. S. noch nicht gekannt zu haben scheint, 
bestätigen diese Conjectur. Eben diese Codd. geben auch Vs. 38. 
rov für das ^wohnliche ts, was Hr. S. in Nr. LXIL gegen Pilugb 
auf eine gar eigene Weise interpretirt und in Schutz nimmt Be- 
merkenswerth ist hier die Lesart des Cod. Flor. A. dUf^v totu 
^yovs KByväg Sxa^ die, wie sie ebenfalls auf joi hinweist, so 
auch den Beweis liefert, wie sdlbst die einfachsten und gewöhn- 
lichsten Wörter in den MSS. bisweil«! graz und gar verunstattet 
sind* 

Nr. LXX. \a. 197 ff. hoteii in den Handschriften: 

totavv* SV oXxoig l<^rlv ^JS^'qtov Haxi. 
%tt\jiar&av€iv t* Sv ofA^r' ' ixtpvywv d' ^fii 
to6ovtov aXyogf ov^nov ov keki^öBtat. 

„ Ich schreibe täv mit Mont Dasi^ , wie Hermann hier anninrait, 
TS und dh einander entsprechen, ist mir nicht wafarscheinlicii. 
Auch finde ich die Angabe de6 Sinnes bei Hermann ganz verfehlt 
Wo tß — dh — gebraucht ist, ist es nicht dem vs — aal -r, 
oder luv — öl — gleich; sondern es findet dann eine Anacolu- 
thie Statt ^^ Dies ist allerdings richtig; etwas Anderes hat aber 
auch Hermann zu dieser Steife nicht sagen wollen. Vgl^ seine 
Bemerkungen zu Elmsley's Meden Vs. 431. und 1214. , welche 
den hier bezweifelten Gebrauch von. 8s hinlänglich rechtfertigen 
werden^ Warum übrigens ^bei Hermann die Angabe des Sinnes 
^verfehlt sei, haben wir nicht einsehen können. 
Nr. LXXn. Vs. 369 ff. 

st 5* 'OgtpicDg fioi yXäcaa xal fiikog stag'^Vf 

dg xYpf KOQ^v /JijfifjtQOg ^ ^ xslvTjg tjeoötv 

vfLVoi^L Ki]lf]6avzd 0*^1 Jtdov XaßslVi 

Katijk^ov av, \ . 

'Slg Tijif xopi^ir, was sich in allen Handschriften findet, hat 
Reiske in Saz^ ^ xogrj^ verändert; Hermann, Pfitigk tmd Din- 
dorf haben diese Emendation in den Text genommen. Hr. S. ver- 
theidigt die Vnigata. „Wo ein Folgesatz, ^^ sagt er, „ange- 
knüpft werden soll , geschieht dies frettich in der Regel durch 
&Cts^ worauf entweder ein Modus finitus (hdicativus, Jmperati- 
Vus oder Optattvus) oder der Infinitivus folgt. Allein dies iSchrs 
(eigenticb und so) wird in affectvoUer Rede oft mit dg (so) ver- 



144 GriechiAcbe Literatjbr.. 

tanschi, wie mehrere Beispiele zeigen. Und da hier offenbar 
affectvoUe Sprache herrscht, nehme ieh an wg (in der Bedeatung 
Ton äöts) lieinen Anstoss.*'' Die affectvoUe Rede kann das mq 
weder hier nodi anderswo schützen , und Ilr« S. hat den 6e- 
braucii von &q in Folg^esatzen unstreitig Tcrliannt. Diese Par- 
tilcel wird nur dann in gleicher Bedeutung mit cSc^ra gebrauclit^ 
wenn sie sich anf ein ovrcaq oder einen ahnlichen . Begriff', der 
in dem Yorhergehendcn enthalten ist oder leicht hinzugedacht 
werden kann , zurückbeziehen lässt^ Der Sinn unserer Stelle 
wurde demnach sein: Wenn mir des Orpheus Zunge und Gesang 
so, d. h. in dem Grade Terliehen wäre, um die Proserpina oder 
ihren Gatten zu bezaubern und dich aus dem Hades zu holen, so 
u. 8. w. Dieser Gedanke ist aber,, i^le Jeder Ton selbst einsieht, 
hier unpassend und unstatthaft. Sodann findet Hr. S. das dop* ^ 
. pelte^, weiches durch Reiske's Conjectur in den Satz kommt, 
unangemessen, da es nach seiner Meinung nicht darauf anicom« 
men musste, ob er entweder i\% Proserpina ^ oder AeA Pluto^ 
sondern ob er überhaupt eine iGrottheit der Unterwelt, gieiciiviel 
welche, bewegen konnte , und wenn Admetus dieses aussprechen 
wollte, er ein einfaches ij gebrauchen musste. Dieser Einwand 
hat, wie Hr. S. wohl selbst zugiebt, nicht viel zu sageA, da ^ — 
^ nicht aliein schroffe, sich gegenseitig ausschlieissende Gegen* 
Sätze, sondern auch ähnliche gleichbedeutende Fälle einaidder 
entgegenstellt, so dass das lat. sive — sive ihm entspricht. 

Nr. LXXin. Vs. 434. sagt Admetus: 

ixlötaiial t$ %ov% aq>vm Hccxovtods 
nQogifttat^ ' 

So hat Hermann aus Codd. Flor. 10. 15. Havn. für Inl^aiial ys 
geschrieben, was die Mehrzahl der MSS. enthält. Hr. Sander: 
„Obgleich nicht zu läugnen ist, dass Admet so sprechen konnte, 
so durfte doch das durch die Mehrzahl der Codd. geschützte ye 
nicht verdrängt werden. ^^ Allein nicht die Mehrzahl , sondern die 
Gute der Handschriften ist zu berücksichtigen. Und zu jenen 
drei bessern Handschriften kommt auch noch der älteste und beste, 
der Vat. A. bei Dlndorf , welcher ebenfalls ts giebt. 

Doch es sei genug der Beispiele aus dem ersten Hefte. Wir 
brechen hier ab, um noch einige Euripideische Stellen aus dem 
zweiten Hefte zu besprechen. Dieses führt ebenfalls neben deni 
allgemeinen Titel noch einen besonderen : Beiträge zur KritUc 
und Erklärung des Aeschylus ^ Sophocles^ Euripides und ^ri- 
atophanes ii. s. ui, und enthält 53 Nummern , welche hauptsäch- 
lich Stellen aus Aescbylus und Sophbcles behandeln. Die geringere 
Zahl ist aus Euripidesgenommen, und zu diesen kommen noch einige 
wenige aus Aristophanes. Am Ende sind noch Nachträge und Bemer- 
kungen über eüiige Stellen des Sophocles, welche Hr. Dn Kayjser 



Sändsr: BeUrEge snr Krit n. EM. d. GHedi. Dramatiker. 145 

ans dem ersten Hefte la der Zeitsclirift für Altertharaswissen- 
schaft a. a. O. besprochen hat. 

Wir beginnen mit Nr. XXXVI. Eurip. Hec. Vs. 8. hat Her- 
mann 80 geschrieben : 

Sg Ttjvd* dglexiiv XtQöovfjötav xXdna 
Ontlgii K. r. L 

Herr Sander entgehet: ,,rch gebe zu, dass Euripides hier tj^i/d* 
schreiben kM^nte , nicht aber , dass er so schreiben musste. Denii 
im 33. V. vmd ifn 36. V., also immer noch in dem Eingange des. 
Stucks, hat er zur Gniige den Ort, wo die Handlung vor sich, 
geht, angegeben. Und jeder Zuhörer, der sich auch bei dem $. 
Verde gedacht hatte , dass der Ort der Handlung nicht zu dem 
Gebiete des Poiymestor gehöre, musste durch die angeführten 
Verse hinlängliche Aufklärung erhalten." Wer mit der Rede- 
weise der Tragiker hinlänglich vertraut Ist, wird ohne Weiteres 
einsehen , dass Hermann sehr richtig die fehlerhafte Lesart der 
Biicher verbessert hat. Denn dass weiter unten der Ort der Hand- 
lung genau bezeichnet ist, entfernt noch keineswegs die Möglich- 
keit oder vielmehr die Noth wendigkeit, unter tiJv XhQöovrialav 
xXdxtt einen andern Ort als den derHaadlung zu verstehen. Durch 
Ys. 33. und 36. würde der Dichter nur das durch seine Schreib- 
weise veranlasste Missverständniss heben und wieder entfernen; 
an unserer Stelle hätte er aber ganz ge\^iss undeutlich gespro« 
chen. Umgekehrt möchte sich die Sa^e eher denken lassen. 
Nr. XXXVm. Elect. Vs. 1. 

^Sly^gitaXai6v''AQyoSi *Ivdxov ^oaiy^ 
8^Bv X. r. ^. . 

Die Worte 'Ivdxov Qoal sind zu dem Vorhergehenden erläuternde 
Apposition , welche die durch cd yijg naXttLdv^'AQyog allgemein 
bezeichnete Gegend noch bestimmter bezeichnen , und es ist kd- 
neswegs , wie Hr. S« meint , ein ts oder kal zu suppliren , was 
weggelassen .sei, weil dies in leidenschaftlicher Sprache, die 
hier offenbar herrsche,' sehr ge^svöhnllch sei. Leidenschaftliche 
Sprache, in welcher man ein solches te oder xal auslassen könnte^ 
ist hier eben^ so wenig , als an mancher andern Stelle, wo sie Hr. 
S. zu bemerken glaubt. 

Nr. XXXIX. Vs. 22 f. die fehlerhafte Lesart der Bucher hat 
Hr. S. so emendirtt / 

2lü6ag 8\ , fii^ tto naldag ^^gyslanf tixot 
^jiyafisiivovog nocvatogagy^, ü% Iv ddfiOig* 

Ohne besonders hervorheben zu wollen, dass nach dieser Emen- 
dation der zweite Vers in metrischer Hinsicht unangenehm ist, 
da jede einzelne Dipodie mit ganzen Worten geschlossen wird; 

iV. Jahrb, f. Phil. «. Päd. od. KrU, Bibt. Bd, XXIX. Uft 2. 10 



146 Griecbiiche LUcrtftnr« 

'Jyaiiifivovog \ xoivatoQag y \ {1%^ Iv SofLOig' 

fragen wir nur nach d^r Bedeatung und dem Zweck der einge- 
schobenen Partikel ys. Was soll diese hier? Ilr. S. sagt: ,,niir 
in Kindern, welche Electra einem edeln Argiver, oder über- 
haupt einem edeln Griechen gebar, konnte er xoivdtoQas *Aya- 
iAlfit^ovo$ furchten, welche Aiisicht auch im Folgenden klar ge- 
nug ausgesprochen ist. Und dies tritt nocji bestimmter hervor, 
wenn wir nicht öq>^ schreiben, sondern ;cotvaro^a$ /. '^ Wie 
dieser Gedanke durch yB noch mehr hervortreten köi^ttL gestehen 
wir offen nicht einzusehen, ys Ist entweder qui^em, certe, oder 
adeö ; keine dieser Bedeutungen will aber^ hier passeu. Ref. 
' schlug in der Zeitschrift f. Alterlhumswissenschaft 1838. Nr. 79. 
p« 644. vor den Vers so zu schreiben: 

Jn den folgenden Versen (25 — 28 ) freut sich Ref. bei Urn. S. 
dieselbe Verbesserung zu finden , die auch er in der Zeitsehr. f. 
Alterthumsw. a. a. O. vorgeschlagen hat. 
Nr. XL. Vs. 381 — 383: 

ov uij qfQovij6ST\ dtxBväv 8o^a6ii€CTCDv 
nkfjQHQ nkaväöd'St Ty d* oniXia ßgoTovg 
KQivsltB xal tolg ^&ß<fiv tovg tvyivelg. 

sucht Hr. S. so zu erklären und zu rechtfertigen : „Ihr Menschen, 
die ihr, eitlen Dünkeis toH^ irrt (in der Beurtheihing andrer 
Menschen auf unrechtem Wege seid), lasst euren Hochmuth 
fahren , und beurtheilt die Menschen nach ihrem Verkehre (d. h. 
nach ihrem Benehmen gegen ihre Mitmenschen) , beurtheilt die 
Edeln (d. h. eiitscheidet die Frage, wer den Namen. eines Edel- > 
gebomen verdiene) nach ihren Gesinnungen (nicht a6er nacli ihrer 
Geburt)/^ Er nimmt also q)QovBtv hier in der Bedeutung Ton 
hochmüthig sein. Allein diese Bedeutung kann dies Verbum an 
und für sich ohne weitern Zusatz nicht haben ^ wenigstens haben 
wir dafür noch kein Beispiel gefunden. Dann passt aber auch 
diese Bedeutung nicht in den Zusammenhang; es ist hier nicht 
Ton dem eitlen Dünkel, sondern von der Verkehrtheit und Un- 
.Uugheit die Rede, welche sich in der Beurtheiiung anderer Men- 
schen kund giebt. Wir glauben der Stelle den angemessenen 
Sinn und Zusammenhang durch eine sehr leichte Aenderung ver- 
schaffen lu können , indem wir schreiben : 

oi; jui} i(pQ0Viq6tt , o% xBvav do^aöftdrav 
nkriQBig nkavä09s ,^ t^ d' ouvkla ßgotovg 
XQ^vüxBf xal ror^ ij^BiStv tovg BvyBVBig. 

Nr. XLII. Vs. 54 ff. tritt Electra auf und spricht: 
ävv^fiikttiva^ XQVdiav SötQfov rQoq)6t 
iv i TÖf iyyogtaö^ IfpBdgBvov xäga 



SsDder: BeürSg« fear Krlh n. Erkl. drCricch. Dramalilcr* 147 

fpigouöa^ nj^yicg ftotaftlag fistiQXOfiatf 
cv dfj Ti XQÜaq tlg to66vö' dfpiyfiinjn 
all* dOQ vßgiv ÖBl^töfiiv Alyiö&oi ^B'tg^ 

yoovg z IxtpCjj^* ^tl^ig* slg fiiyav ncttgl, 

> , - 

In dem letzten Verse hat Hr. S. dtpltui nach Ueiske^a Conjectur 
geschrieben, welche auch eine von Camper verghchene Par. 
Handschr. (Cod. 2714 der Königl Bibl. z. Paris) bestätigt Die 
Worte selbst nimmt er als einen Indicativsatx , den er mit fKre^- 
XO^nai verbindet. Er übersetzt: ,, Nicht weil ich durch die NoCh 
gezwungen bin , sondern damit die "Götter sehen sollen , In welche 
Lage mich die Tyrannei des Aegisthus gestossen hat, gehe ich 
selbst zum Wasserholen, (und) sende meine Klagen zum Himmel 
auf.^^ Diese Konstruction erseheint aber hart und gesucht; denn 
es ist sehr unwahrscheinlich, dass deY Dichter diese Worte nach 
den beiden vorhergegangenen Versen als einen neuen, für sich 
bestehenden Gedanken zu obigem ^erip^ofiat hinzugefügt habe, 
da sie ihrem Inhalte naph weit angemessener als ein Absichtssatz 
mit den zunächst Torhergehenden Worten verbunden werden, 
und mit dem Verse selbst auch der Gedanke zu Ende ist, dessen 
Kürze mit dem vorhergehenden Satze in keinem rechten Verhält- 
niss steht. Wir belwlten, ^ttplimi bei , schlagen aber vor, die 
ganze Stelle so zu schreiben: 

c5 i>t)f ftilaiva , ;|r$i;<^efi}v adrgov tQoq>if 
ivy To'd* ayyogt(pö* lq)tdQBVov^ xagoc . 
g>Bgov0a nijyäg notaiilag (isxigxofiah 
ov di] XI xgdag elg ro<Joi/d' dq>Lyiilv7j» 
all* 6g vßgtv del^mfisv Jiylo^ov deolg' 
y6ovg ö' afplr^if al&^g* tlg ^syav naxgl, 

?'^ ydg aavciltjg Tvvdaglg , ftiJtJ^^ i[iij^ 

Nr. L. Heracl. 101 ff. 

Blnog dtcjv iKz^ggcg; alöaladai , ^ivs, 

xcfl (11^ ßiaicp XBtgi_ dain6v(DV dxoltTtBiv o' SSq * , 

noxvia ydg ^Ixa xdd' ov nelöBxai. 

Von diesen Versen hat Hr. S. eine ganz falsche Ansicht, wenn er 
mit Heath und Bothe meint, die Chor richte diese Worte nicht 
an den Koprens, sondern an den lolaus.' Vor einer solchen, Mei- 
nung hätte ihn schon die äussere Gestalt, das Technische des 
Chorgesanges, hinlänglich behüten und bewahren können. Denn 
es ist einem jeden aufmerksamen Leser der griechisehen Tragiker 
hinlänglich bekannt, dass sie auf genaue Responsion der Stro- 
phen und Antistrophen die grösste Sorgfalt verwendet habefl , so 
dass 'diese Theiie sich nicht allein in metrischer Hinsicht vollkom- 
men entsprechen, sondern auch die Personen, welche singen 

10* 



148 ' Grlechtflclie Literatmr« 

oder recitiren, in einem |[enauea antistrophischen Verhaltnisse 
zu einander stehen, indem entweder dieselben Personen, welche 
die Strophe singen , auch die Antistrophe haben , oder gerade 
ein umgekehrtes Verhäitniss unter ihnen statt findet. Und diese 
gegenseitige Responsion der Personen ist mit solcher Genauiglceit 
gemacht, dass der Wechsel in der Antistrophe an derselben 
Stelle des Verses eintritt, an welcher die Personen in der 
Strophe wechselten. In unserm Chorgesange ist das Verhäitniss 
der Strophen und l^ersonen an einander folgendes : 



In der ersten Antistrophe findet in der Aufeinanderfolge der Per- 
sonen ein umgekehrtes Verhäitniss statt, in der zweiten tritt an 
die Stelle des lolaus der Herold. Ist es nun wohl bei dieser Ein- 
richtung des Chores wahrscheinlich , dass der Chor seine Worte 
in der zweiten Antistrophe an eine andere Person richtet, als an 
den Kopreus, znmai da lolaus an dieser antistrophischen Wechsel- 
rede gar keinen Anthell nimmt , und Kopreus auf die Worte des ^ 
Chores in dem Folgenden auch antwortet^ Wenn Hr. S. nich blos 
die einzelnen Worte und Verse , sonjdern neben den Handschrif- 
ten auch die Eigenthümlichkeiteh der Tragiker überhaupt gehö- 
rig ins Auge gefasst hätte, so würde er gewiss Heath's unbedacht- 
same Erklärung nicht wieder vorgebracht haben , da ihn über die 
IJnzulassigkeit derselben auch der Gedanke des letzten Verses 
hinlänglich belehren konnte. Denn wie passen die Worte xotvia 
yäg ^Ua rad' ov nücizai auf den lolaus? Die Worte sind dem 
Kopreus gesagt und enthalten eine Ermahnung nicht gewaltsam 
am Altare der Götter zu handeln. Er sagt: „Fremdling, es ge- 
ziemt sich zu achten die Schützlinge der Götter und nicht mit ge- 
waltthätigem Arm zu gehen von dem Göttersitze. Denn dies 
wird die hehre Dike nicht dulden. ^^ — 

Ref. hält es nicht für nöthig mehrere Beispiele anzuführen 
und zu besprechen ; er glaubt an den gegebenen die Art und 
Weise der Interpretation und Kritik, weiche Hr. S. im-^Euripides 
gehandhabt hat ^ zur Gnüge dargelegt zu haben. Und so wenig 
er das redliche Bestreben verkennt, mit welchem Hr. S. gearbeitet 
bat, sp kann er doch den Wunsch nicht unterdrücken, dass Hr. S. 
bei Fortsetzung dieser Beiträge weniger befangen zu Werke ge- 
ben, mehr Natürlichkeit und Einfachheit in des Dichters Erklärung 
zeigen und'die Eigenthümlichkeiten des Euripides und der tragi- 
schen Dichter überhaupt mehr ins Auge fassen möge. 

Eisenach. Dr. August JVitzscheL 



Uicholdi Vorbaue tnr gWecKiiclieB Cleflcliicliie. 149 

Vorhalle zur griechischen Geschichte und ilfy- 
thologie. Von JoK U^chold, Prof. am königl. bajer. Gymna« 
sin» zu Straubing« Zweiter Theil. Stuttgart und Tübingen , im 
Verlag der J. 6« Gotta'ichen Bucliliandlong. 1869. 

Den ersten Theil dieses inhaltreichen Werkes haben wir be- 
reits in diesen Blättern (Bd. 24. Heft 3. 1838: p. 352 ff.) ange- 
Eeigi und beitrtheilt und den Werth desselben geniirdigl. Es 
lässt sich erwarten, dass der Hr. Verf. mit gleichem Fleisse und 
gleicher 'Umsicht, ScharfsHin und Gdehrsamkeit diesen zweiten 
Theil verfasst habe. Und in der That ist nicht zn leugnen , dass 
der Torliegende Band noch überraschendere Resultate bietet, be- 
sonders in Bezug auf mythische Geographie; ich meine besonders 
die vorgetragenen Ansicht A über die Aethiopen, Phaaken und 
Hyperboreer, woTon unten gesprochen werden soll. — Die. Vor- 
rede ist sehr beachtens werth , in welcher die 3 Punkte befriedi- 
gend beantwortet werden : 1) Ist es wohl möglich oder nur wahr- 
echeittlloh, dass die griechische Myihengeschich^e blos eine 
symbolische Bedeutung habe? Ist es möglich^ dfass die mei" 
Sien griechischen Götter aus dem Morgenlande durch verschie* 
dene Missver stand nisse veranlasst wurden? Zum Thdifindeft 
sich in der lesenswerthen Vorrede dieselben AnsichteUi die wir 
in der genannten Beurtheilung zu entwickeln versuchten. 

Wenden wir uns zu dem ersten Kapitel über die Thiersym* 
boliMtiiMl über die Bedeutung der Versdiiedenen Thiere« ' Bleses 
Kapitel inden wif weder genügend noch befriedigend , und wir 
werden uns deshalb etwas ausführlicher über diesen Gegenstand 
ansspreciien. 

Der Hr. Verf. theilt die Ansichten voa 3 berahmten Gelehr- 
ten über diesen Punkt mit p. 1 fS, ,,Hegel (Vorlesungen über die 
Philosophie der Religion I. S. 235.) äussert sich alse^^ : ,, ,,Da6 
Thier hat eine stille Selbstständigkeit, Lebendigkeit, die sich, 
nicht preisgibt, die dies und jenes vornimmt ;^ es hat zufällige, 
willkürliche Bewegung, es ist nicht zu verstehen, hat etwas Ge- 
heimes ib seinen Wirkuägsweisen, seinen Aeusserungen ; es ist 
lebendig,. aber nicht verständlich, wie der Mensch dem Men- 
schen. Dies Geheimnissvolle macht das Wunderbare für den 
Menschen aus, so dass er die tluerlsche Lebendigkeit für höher 
ausdien kamt, als seine eigene.^^^ Hr. U. bemerkt hierzu: „Man 
sieht aus dieser Erkfärnng, dass Hegel, so sehr er strebte, sich 
nicht klar und bestimmt über diesen Gegenstand aussprechen 
konnte, weil er ihm selbst nicht klarjgeworden zusein scheint; 
sonst würde er mit wenigen Worten mehr gesagt und die thieri- 
sche Lebendigkeit nicht höher angeschlagen haben, als die mensch- 
liche. Kein Volk hat ursprünglich Thiere verelirt.^^ Ref. kaun 
sich nur wundern, dass Hegels nichtssagende Worte angeführt 
wurden. Einmal konnte Hegel auf dem eingeachlagenen Wege 



150 GeachUbte. 

sa keinem Resnltate kommen , und wenn tt über die Verehrung 
der Thiere philosophiren wollte, mnsste er ror allen Dingten nacl^ 
weisen, dass sie wir klick verehrt worden »lud ^ taaa ernichi 
,konnie. Denn ebenso wenig als die Feiischaiibcter in ihrem Fe- 
tisch den Stein u. a. w. selbst verehren ^ ebenso wenig verehrten 
die Alten in dem Thiere das Tbier, am allerwenigsten aus einem 
solchen philosophisch sein sollenden und doch nichts sagenden 
Grunde. Dte Thiere waren dem Menschen Symbole einzelner 
Attribute der Gottheit, um uns dogmatisch auszudrücken. Der 
Mensch ,^ der sich von jeher egoistisch genug als Herr der Natur 
betrachtet, kann keinen Gegenstand als solchen verehren, weil 
er sich sonst auf der einen Seite unter demselben herabsetzte. 
Einidiie Eigenschaften kann das Tbier vor dem Menschen vorapr 
haben und hat aie- wirklich voraus^* aber das ist keiii Grund ziir 
|[öttlichen Verehrung. . Wir werden noch einmal darauf zurück« 
Jcpmmen. 

Die zweite Ansicht ist von Ottfried Müller in seiner" Archäo- 
logie der Kunst, die wir vollständig niederschreiben wollen, da 
sie Hr> U. aua dem Zusammenhange genommen hat, so dass leicht 
eine Missdeutung entstehen kann. Müller sagt p. 16 f.: ,, Wäh- 
rend die eigentllehe Kunstform ein völliges Entsprechen und in- 
niges Durchdringen der geistigen Bedeutung und äussern Darstel- 
lung fordert, beruht das Symbol auf einer kühnern Verknüpfung 
der Vorstellungen van göttlichen Wesen mit äusaern Gegen- 
ständen^ die nur durch d^ Drang des religiösen Gefühls^ 
äussere Hülfsmittel und Stutzpunkte für den Aufschwung, dea 
Geistes zu gewinnen, erklärt werden kann>^ 

,,Solcher Art sind die Thiersymbole griechischer Götter; nur 
der Ton* dem bestimmten Gefohl und Glauben Durchdrungene 
sieht das göttliche Leben in dem Thiere, Der eigentliche Ctiltus 
ist symboiiach; die Kunst knnpfit sich nur daran an, und das Sym- 
hoUsohe wird in ihr untergeordnet, je mehr sie sich entwickelte^ 
Hier sagt Müller nicht, wie U. p. 2. behauptet, dass di« Bewoh- 
ner Griechenlands ein göttliches Leben in den Thieren zu sehen 
glaubten. In MuUera Ansiclit liegt viel Wahres. Er kann nur 
hebaupten, dass bei dem Gläubigen das Symbol, weil man das 
Zeichen mit dem zu Bezeichnenden verwechselt, eine höhere Bedeu- 
tung erhält An und für sidi wird und kann aber der Grieche in 
dem Thier kein göttliches Leben gesehen haben. Weniger Bei- 
fall verdient Creuzers Ansicht: „Das im Thiere sich kundgebende 
Leb^n, ▼«rbunden mit etwas Geheimnissvollen seiner Natur, 
moaste dazu veranlassen, dass man es mit einer Art von Ehrfurcht 
hetraditete, von wo der Schritt zur eigentlichen Verehrung nicht 
weit entfernt war." 

Hr. D. sagt, man könne die Tliiersymbolik der Griechen nnr^ 
dann verstehen, wenn man auf die Bedeutung der griechischeo 
Götter soriickgehe und aodaott die Wirksamkeit, welche man dea* 



Üscliglda Vorballe sii? gfUfckiBchen Gescfaiphte. 151 

selben beilegte^ lerstehe. Bie Griechen verehrten Sonne und 
Blond $ was war natürlicher, ais da«s ein \olk^ weiches sich 
^rösatentheils In der freien Natur aufhielt, die Eiifenschaften und 
Slerkmale dieser göttHc|i verehrten Lichtkörper durch Gegen- 
stäiide veranschaulichte , w^he mit ilira In ^er nlichsten VerbiiH' 
^Hng standen, we(ehe es taglich und fast stündlich vor sich sah^ 
Heerden waren sein Vorzüglichster fteichthum, wie wir sum 
Theii aus' den Homerischen Gesingen abnehmen können u. s. w., 
und nun spricht Hr. V, von einigen Thieren, die als Symbol ge- 
braucht wurden. Auch diese Ansieht hat viel für sich. 

£he wir diese» Gegenstand, der von grosser Wichtigkeit ist, 
naher beleuchten , woUen wh* sehen , was die Alten ivr ^ine Au- 
fsicht hatten. Wir bringen dabei eine Abhandlung ^ns Christ. 
Meiners vermischten philosophischen Schriften Th. 1. p. 192 ff. 
•über den Thierdienst der Aegyptlerund die wahrscheinlichen Ur- 
sachca seiner Entstehung und Erweiterung in Erinnerung. 

. Herodöt li, 65. verschweigt die Griinde von dem ägyptischen 
Thieedienste^, i|nd. zwar^» weil er sich la die Erzählung lieitigec 
Binge verwickeln würde ,^ deren Ausbreitung er soviel als möglich 
vermied. — Jüan sieht darau»<^ dasa es Geheimlehren gab ^ die 
mau nicht v^vbreiten diurfte , wie auch in den samothraziBchen 
Mysterien. (Vergl. Schweigger i Einleitung in die Mythologie etc. 
Ib36. p. 151.) — Nach Biodor. I, 37. gab der grössere Theii 
der Aegyptier drei Gründe an über tf e Verehrung der Thiere. 
1) IHe (j Otter wären von .den erdgebomen unbändigen Menschen 
so sehr verlolgt worden^ dass jsle, ym ihren Gewaltthätigkeiten 
zu entgehen, sich genötbigt gesehen hatten, die Gestalten ge- 
wisser Ttiiere anzunehmen und sich eine Zeitlaug In sie zu ver- 
wandeln. Die Götteir hätten i^^^r endlich gesiegt und darauf den 
salinem Menschen diejenigen Thiere, in denen sie vor ihrer 
Wuth Sicherheit gefunden hatten, als Gegenstände der Anbetung 
empfolileu. Diodor hält diesen Grund für pöbelhaft». Man sieht 
aber , wie dadurch die Helligkeit der TMere nachgewiesen wer- 
den solHe: weil sie gewisse Eigenschaften der Götter d. h. des 
Sonne und des Mondes An sich zu tragen schienen ^ oder weil sie 
itt einem Elemente lebten, was für heilig gehalten, wurde. Ais 
;iweiten Grund führten sie an<^ ^ 

Ihre Vorfahren wären wegen Mangel ordentMcher Stelfungen 
oft in den Kriegen mit ihren Nachbarn iiberwunden worden r sie 
hatten dajier als Kriegs- und Feldzeichen endlich die Abbiidun** 
gen gewisser Thiere genommen und da sie durch diesen. glückli- 
eben Einfall: Meister über ihre Feitide geworden, so hätten sie 
aus Dankbarkeit nadiher die Thiere selbst gcheitigt etc. 

Als dritten Grund gaben sie die NOtzlichkeit der Thiere an« 
Plutarch. de Isid. et Osir« führt noch 3 Ursachen des Thierdieu* 
stes an. 1) Man enthielt sich der Thiere und heiligte sie, weil 
man bei fbxet Ermordung m Gefito gewesen wäre, sich des Va- 



152 Getehichte. 

tcr- und firnder- Mordes schuldig zn machen. Dieser Grnad 
hezieht sich auf die Sedenwandemng. 2) Alle niiTernSiiiftige und 
tbierischc Wesen sind gleicher Natur mit dem 1 yphon , der in 
ihre Seelep verbannt worden. Sie sind dieser bösartigen Gottheit 
geheiiiget, man schont sie, um den schlafenden Groll dieses 
menschenfeindlichen Gottes nicht rege zu machen. 3) Die Thiere 
werden heilig gehalten wegen der Aehnlichkeit^ die die Aegyptier 
zwischen ihnen und der Gottheit gleichen Dingen antrafen. Mar- 
sham (Meiners 1. 1. .p. 236«) leitet den Thierdienst aus den schon 
in den ältesten Zeiten gebräuchlichen hierogijphischen Schrift- 
aeichen her. Die Aegyptier bezeichneten unsichtbare Dinge und 
unter diesen die Gottheit und deren Eigenschaften nach Aehnlich- 
keiten mit sichtbaren Gegenständen der Körperwelt, torznglich 
mit Thieren. Diese symbolischen durch die Noth erfundenen Zei- 
chen wurden bald heilig und man gestand ihnen einen Theil der 
Göttlichlceit der Objecto zu, wovon sie nur Zeichen waren. End- 
lich wurden sie soghr eine Veranlassung, dass man" Spuren der 
Gottheit in den lebenden Thieren entdeckte, deren Abrisse man 
zur Andeutung unsichtbarer Vollkommenheiten genommen hatte. 

Es ist leicht begreiflich , dass die Alten über die Ursachen 
des Thierdienstes nichts sagen konnten. Denn 1) wussten die- 
selben blos die in den Mysterien Eingeweihten , die nichts yerra- 
then durften (Herod. 2, 05.) ; 2) waren die Forscher in der alten 
Zeit wegen der Heiligkeit der Sache selbst zu befangen , um ein 
begründetes Urtheil Tillen zu können, und 3} während sie auf der 
einen Seite der Urzeit näher standen, wie wir, so wurden sie 
eben durch jene heilige Scheu immer mehr zurückgedrängt, daher 
die zum Theil lächerlichen Behauptungen. So sagt Plutarch in 
der angeführten Stelle, die Katze werde von den Aegyptiern ver- 
ehrt, weil siedurch^s Ohr empfange und durch's Maul gebare: 
Eigenschaften, wodurch sie der Vernunft ahnlich würde. Das 
Krokodil werde yerehrt, weil es Ohne Organ der Sprache sei 
gleich der Gottheit, die ohne Laut und schallende Wörter den* 
noch die ganze Welt regiere, — Wie nun aber über den Thier- 
kultus der .Aegyptier die Alten keinen treffenden Grund angeben 
konnten 9 so ist dies auch bei den andern Völkern ,der Fall. Man 
kann blos aus den noch vorhandenen mythischen' Erzählungen, 
sowie ans den merkwürdigen Erklärungen einiger Alten auf den 
wahren Grund schb'essen. Soviel ist ausgemacht, dass Schäd- 
lichkeit oder Nätslichkeit kein Grund gewesen sein könne ztur 
Verehrung. 

Religion, insofern sie eine angeborne Scheu vor einem uir- 
sichtbaren höchsten Wesen ist, ist allen Menschen angeboren; 
tritt sie aber als etwas Positives hervor , so kann sie blos der Ge- 
sellschaft ihre Existenz verdanken. Der Fischer, der Jager,' der 
Höhlenbewohner lebt isolirt und wird demnach schwerlich eine 
Art Religionsegrstem gegründet haben. Anders verhalt es sich 



^ ' Uscilolds Vorlmll« mr griechlscheli Getchiclite, 153 

mft den Nomaden und deiQ Ackerbauer, beide «iod xnm geselli- 
gen Verkehr gezwungen. Der Nomade hat seine Famlh'e und die-, 
jenigen €[lieder^ weiche zur Besorgung, zurPfrege der Heerde 
erforderiich sind. Abel: an einen festen Wohnsitz ist er nicht ge-. 
bunden, weil, wenn Mangel an Weide eintritt, er einen neuen 
Weidepiatz aufsuchen muss. In einer Zeit, wo Ton geographi-' 
sehen Kenntnissen nicht die Rede sein kann, sind die Sonne, der 
Mond und die Sterne die Wegweiser; aber dieselben Himmels- 
körper sind auch der Grund des Gedeihens der Weide und der 
Heerden; darum die frühe Verehrung der Gegtime, Wie nun 
der Eniir auf der Erde seine Heerde hat , so weidet auch , um 
mich so auszudrucken , der Emiram Himmel seine Heerde;, da- 
her der Jehova Zebaoth ; daher die Sonnenrinder u. s. w. Darum 
wird es auch nöthig, den himmliachen Thieren Namen zu geben, 
die bios aus der nächsten Umgebung genommen sein können. 
Nun giebt es aber i^r die Heerden auich feindliche Thiere , z. B. 
Bären, Löwen, Wölfe; dieselben müssen sich auch am Himmel 
befinden; sie werden mit der Temperatur der Luft in Verbindung 
gebracht, uüd sie dieneii ihnen zugleich als Zeichen für ihre kli-' 
matische Lage. Jemehr sie aber mit der Natur in Verbindung 
stehen und ihre Heerden zu beobachten Gelegenheit haben , so 
werden sie auch mehr und mehr zur Vergleichung hingetrieben« 
Die einzelnen Eigenschaften der Sonne, des Mondes und des 
Himmels w|erden sybboL'sch durch besondere Thiere Tersinnlidit. 
Um nur ein Beispiel anzuführen. Der Habicht {^Ignog) ist Sym- 
bol der Sonne ; die Alten sagen , er habe seinen Namen erhalten, 
weil er im Fliegen einen ]ü*eis beschreibe. Liegt hierin nicht 
das bezeichnende Symbol des Habichts für die Sonne, insofern 
sie täglich sich erhebt und einen Kreis beschreibt? Diese ITiier- 
symboie blieben ursprünglich allen bekannt; aber im Laufe der 
Zeit wurde das Zeichen vertauscht mit dem Bezeichneten und 
dem zu Bezeichnenden. Aus diesen rein sinnlichen Verhältnissen 
wurden nach und nach übersinnliche und moralische Begriffe ab- 
geleitet, und- so ist es auch gekommen^ dass man am Ende gar 
fabeln konnte von Verwandlung der Götter und Menschen in 
•yhiere und BSume (Fragmm. Orph. XXIJI. XXVlll.). -^ Wie nun 
das Alphabet hervorgegangen ist aus Naturzefchen , durch deren 
Znsammeiftetzung man Worte, d. h. rerkörperte Begriffe, gleich- 
sam eine Worthieroglyphe erhielt, so ist die Thiersymbolik eine 
Religionshieroglyphe geworden, aus denen sich später die hiera- 
tische Sage aus Missverständniss hervorbildete. Einseitig musste 
die Thiersymbolik bleiben bei den Nomaden, vielseitiger wurde 
sie bei dem Ackerbauer« ausgebildet. VergL Baur. Mythol. T. L 
p, 188. Creuzer Ausz. v. Moser p. 156.. ^ 

Des Ackerbauers Fleiss wird blos durch den Himmel geseg- 
net. Er ward daher vorzugsweise hingewiesen auf Sonne, Mond 
und. Sterne. Von ihrem Aufgange und Untergänge, von ihrem 



154 GeseVUhl» 

Stande hing Alles »b; sie zu beobachte {iibUe er sieb besonders 
verpfUcbiet. Daher die C^uemregetn bei uns^ wie beim Hesiod. 
Fragmin. Orpb. XLI. Viele Thiere scheinen gewissermaassen pro- 
phellsch SU sein upd mit der Gottheit in Verbindung zu stehen, 
daher wurden sie als Symbole gebranchl. — Da aber nicht in je- 
4er Gegend iKeseiben Thiergaltungen sich befanden v so ist be- 
greiflich^ wie jede Gegend, was Herodot von Aegyplen bemerkt, 
«olche Thiere zu seinem Synibole gebrauchte, welche eben in je-' 
ner Gegend sich hefonde«. Daher durfte in Aegjpten das Kro- 
kodil verehrt worden sein, weil es im Wasser lebte. — Die Schif- 
fer mnssten auf den Aufgang und Untergang der Gestirne mer- 
ken , auf Vorzeichen^ daher auch sie gewisse Thiere , "welche 
dies Torherznsagen schienen, göttlich Tcrehrten. Kurz die 
Thiere , wie die Bäume und andere Natitfgegenstände, wurden 
jiicht verehrt als solche, sondern als Zeichen für das Bezeichnete^ 
d. h. als Symbole. Daher finden wir so sonderbare, der mensch- 
lichen Vernnnft widersprechende Abbildungen von Gottlieiten, 
die weder rein, menschliche noch rein thierische Gestalt haben. 
Zanachst wurden die Thiere Ton der Erde in den Himmel ver- 
aetzt , sodann Tor^ Himmel auf die Erde. Anfangs vertrat bloa 
ein Theil eines Thieres £e Stelle .eines Symbols, dann das ganze 
Thier, z. B. die Mondsichel bezeichnete man durch das Hörn 6er 
Kuh, dann wurde, die Kuh Symbol des Mondes, und man spraeh 
von einer Mondkuh. — Hr. U. geht non p. 3 If. einzelne Thier- 
Symbole durch : ,,Da8 einfachste Symbol des Mondes^ sagt er, 
welcher von einem Heere von Sternen umgeben ist, war der Pfau, 
der auf dem Schweife einen ganzen Sternenfaimmd tra^ , Job. 
Lyd. dQ;men8e p 66. (aber auch das Reh). ' Der Mond hat so-' 
wohl beim Aufnehmen, als auch beim Abnehmen eine Gestalt, 
welche den gewundenen Hörnern eines Rindes gleicht Wenig- 
stens benutzten die Griechen der Urzeit diese, um jene Form 
und Gestalt der Luna zu veranschaulichen , und so. ward , da die 
Griechen den Mond als Weibliches Princip betrachteten,, die Kuh 
Symbol des Mondes. Natürlich trennte man die Hörner nicht von 
der Kuh, sondern das Thier, welches diese flörner hat, ward 
Symbol, obschoa seine Beziehung auf den Mond sichzniüchst 
auf einen kleinem und unbedeutendem Theii t^einer Gestalt be- 
schrankte.^ Zur bessern Würdigung des Gesagten thdlen wir 
eine Stelle aus den ifVagmm. Orph. VL mit. ^ 

rov dl] rot HB(palf] (abv Iöhv xal xald ngoiScuTta 
ovQavog alyli^Bigj Sv xgvöBai, äiiq>ig S&biqch 
a6xQ(X)v fiagiiagse^ TtBQixakkBBQ i|£^£^oi/rat, 
ravQta a d(i(p(otBQG)^B ovo iQvöaia »igata^ 
ccvtoXiff TS ävöts i^fi ^B(Sv oSol, ovQavioivfQV 
oiinata d' '^iXvos tb aal ttvu6a($a CBl^vti x. r» A» 

cf. Fragm. Orph. XXm. XXXVI. 



. Uicholds Vorlialle «ar ^iecbbdieif Geschichte. 155 

- Der Bfond^ fahrt der Jlr. Verf. fort, ist beetindi; Ton einem 
Heer von Sternen vmg^eben , welche bei der Bewegung der Erde 
bald hier, bald dort glansen und, wie der Mond, umher su schwei- 
fen scheinen. Die Allen hielten sich vi^l häufiger in der Natur 
auf und fassten mich alle Vorgange am Himmel viel schärfer ins 
Auge, als dies bei uns der FsU ist. Welch ein passenderes Bild 
konntefi sie wohl finden ^ um die mit dem Monde di^ und dort um- 
bersiebenden Sterne su versinnllcben, als eine Heerde, welche 
ihrem Hirten bald hierhin, bald dorthin folgt 1 So nannte man 
.also die Sterne symbolisch Riader, weiche dem Sbnnengotte ge- 
hörten.*'' 

P. 6. fahrt Hr. U. fort: Wegen der Scfairfe des Lichtes, wo* 
mit es. alles durchdringt, werden der Greif, Adler und Eule mit 
der Senne und dem Monde in Beziehung gebracht ^ie dienten 
«ur JVersinnlichung der beseichneten Eigenthümliöhkeit des Lich- 
tes. Der Greif, ein scharfsehendes Thier,' war auch in Indiea 
der Sonne heilig. Der Adl^r allein erbebt sich in die höchstem 
Lichtregionen und schaut mit seinem seharfeü Auge in das Feuer 
der Sonne. Die feurigen Augen der Eule sind bcjumnt. Man 
vergL Baur Mythol. T. II, 2. p. 20. Ueber die Biene als Symbol 
apricht Hr. U. p. 8., womit man Vergleichen kann Voss zu Virgil, 
Georg. iV, 64. p. 752. IV, 26. 191. Wir glauben, dass die Biene 
besonders als Symbol gebraucht wurde in Bezug auf die Vorem* 
pfindungen des Wetters; und. in ähnlicher Beziehung durfte die 
Taube gedacht worden sein; man beobachte dieselbe beim Her- 
annahen eines schweren Gewitters, und man vergleiche die Sage 
vom ^elblatte nach^der Siindfiuih , obgleich aucli ihre Fruchtbar-, 
keit berüclcsichtigt werden muss. Selbst in der Bibel erscheint 
der heilige Geist in Gestalt einer Taube und er senkt sich hernie- 
der unter Donnerwetter. Die Grille soll (p. 8.) wegen ihrer mi^- 
sikalischen Fertigkeit als Symbol der Sonne iind des Mondes an- 
gesehen worden sein; Creuzer dagegen betrachtet sie als Bild 
der Mittagshitze. Die Sage aber, die der Scboliast zail. 3, löL 
von der Verwandelung des TithonoS' in eine CScade aufbewahrt 
bat, lässt blos ein Symbol d^r sieh verjüngenden Honne erken- 
nen, da im Akerthume die Sage ging, dass die Grille im Alter 
ihre Haut ablege und wieder jung werde. Hygin. fab. 270; Homer, 
hyma. in Venerem 219 ff. Wir hätten somit ein ahulichea Sym- 
bol wie beim Phoenix. -^ Der Hahn begrüsst die aufgehende 
Sonne und verkündet den jungen Tilg (p. 9.); daher stebt er mit 
der Sonne in Verbindung Dass die Schwalbe und der Eukuk den 
Frühling verkünden, ist bekannt. Der Löwe, der Bar, der Wolf, 
das Pferd und die Schlange werden in den'Sagen p.l2 £ ebenfalls 
mit den Lichtgottheiten verbunden. Ob man,.spgt Hr. U., daa 
Pferd wegen seiner Kraft oder wegen seiner Schnelligkeit , wie 
den Hirsch, mit der Sonnö und dem Monde in Beziehung brachte, 
wollen wir nicbt entscheiden. Die 'Zeugnisse der Alten sind ab^ 



156 ^etehie^l«. 

fnr die Schnelligkeit Wir wotlen nicht die bekannte Erzahlnng- 
in Anschlflgf bringen, dass Erichthömas auf seinen Weiden 3000 
Stuten hatte^ mit jungen Fällen, und daaa einige dieser Stillen 
Tom Boreas 12 Folien geboren, die, wenn si\e über das Gefilde 
liefen, so leiclit auf die Spitzen der Grashalme traten, dass 
keiner zerknickt wurde, wodurch die Schnelligkeit aur Gnüge 
bezeichnet wird, namentlich der Zeit, was die Zahl 12 beweist; 
auch wollen wir nicht des Kastors und Pullux gedenken , auch 
Pausanias 3, 20, 9. übergehen wir^ da Fragm. Orph. 23, 4* mit 
klaren Worten die Schnelligkeit hervorhebt. 

ä^kä xal iknov Idsiv qxorog nXiov a6%Qaztovta 
iq xal nalSa %ooiq vfixoiQ ixoxov^tvov iTtJtov x. r. A. 

Ueber den Bar vergi. Lucian. ed. Bip. T. IL p. 349. Pausan. 
8, 3 fin. Wenn Hr. U. bemerkt: den Eber könnte man vielleicht 
als Symbol der^ vernichtenden und zerstörendeja Kraft des Lichtes, 

. welche in so vielen Sagen dorchschimmert , angpeschen haben, so 
irrt er; denn die Schweine waren der Sonne geweihet, als Sinn- 
bild der Fruchtbarkeit. Mythol. Andent von Konrad Schwenck 
p. 43. Die Borsten scheinen steh auf die Lichtstrahlen zu bezie- 
hen. Wie die Alten auf die ^'atur der Thiere gemerkt haben und 
einzelne Beziehnngen als Symbole benutzten, beweist vorz&gKch 
die Katze bei df n Aegyptiern. Jablonski Panth. Aeg. III. p. 66 ff. 

Das folgende Kapitel von dem Einfluss der Thiersyrabolik 
auf den Cnltus müssen wir, so interessant es ist, iibergehen. 
Was über die Eiche als Symbol gesagt ist, hat wenigstens nicht 
ganz befriedigen mögen. Wenn aber die Fichte als Symbol der 
Sonne angegeben Ist wegen der Aehnlidikeit der Fichtenzapfen 
mit dem Phallos; so könnte man dasselbe von der Eichel sagen; 
wahrscheinlich aber war die Fichte Symbol des Lichtes , weil sie 
selbst des Lichtes Stoff liefert. Was über die symbolische Bedeu- 
tung des Tanzes gesagt ist von p. 56., ist sehr gut bemerkt, und 
Ref. vermisst blos die Anfuhrung der Chore in den Schaaspieleo. 
Schol. zu SonhocI. Aj. v. 192. Vergl. mein Osterprgr. 1835» tJe* 

, her den Aufelithalt des Odysseus bei der Kirke. 

Eins der interessantesten Kapitel ist das über die symboli- 
sche Bedeutung der Kampfspiele p. 69 if. Hier wird besonders 
die Frage, beleuchtet und beantwortet, wie es gekommen sei, 
dass jene Spiele eine so grosse religiöse Bedeutung hatten. Dem- 
nach werden folgende 3 Punkte erörtert: 1) die verschiedenen 
Arten von Spielen, welche man feierte; 2) die Götter, mit de- 
ren Cttltus Spiele verbunden waren, und 3) diejenigen Wesen, 
welche selbst Spiele anordnen oder denselben vorstehen. In der 
historischen Zeit gab es 5 Arten von Spielen: den Lanf, den 
Sprung, das Diskoswerfen, das Ringen und den Faustkampf. Die 
Griechen haben schon in der Urzeit den Sonnengott durch den 
Wettlauf geehrt wegen der Schnelligkeit, mit welcher die Sonne 



' Vscliolds TorhttUe wn grkcbiMhen fieschiclite.^ 157 

den Himmel Tom fernen Osten bis znm iius8XMr»t6n Westemzu diirdi- 
laufen «cheint Sobald nämlich di» Prädikate der Sonne zu Per- 
sonen umgebildet \rurden, .war es natnrÜGh, dass man denselben 
Schnelligkeit der Füsse als besondere Eigenschaft beilegte; maii 
denke an Achilles. Zum Beweise dieser Behiiuptung führt lief, 
noch Ps. 19; 5. 6. an. Ferner gaben die Alten dem Sonnengotte 
einen Wagen und Flügelpferde, welche durch den unermessU- 
eben Luftraum mit solcher Schnelligkeit dahin eilten, dass sie 
sogar dem Ostwinde zuvorkoraipen. Sonne und Mond erhalten 
wegen des erwärmenden , beiebenden und schimmernden Lichtes 
eine Fackel, womit sie. die Himmelsräume durcheilen und Licht 
iiber die Erde verbreiten. ( — Ursprünglich dachte man sich un^ 
ter den Lichtkörpern selbs^ Fackeln [aethereae faces], dann^ 
trennte man die Fackel von der Person, die sie hielt — ) Das 
/thun alle Götter, weiche aus Prädikaten der Sonne und des Blon* 
des entstanden. Der griechische Cultus bildete diese Erschel- 
mmg nach und versetzte die Götter mit ihren Fackeln auf die 
Erde und lässt sie , wie sie stets als Begründer ihrer Cultusge« 
brauche erscheinen, hier zuerst die Höhen der Berge durchstür- 
men. Der Fackellanf wurde an vielen Orten in einen blossen 
Wettlauf umgeschaffen. So werden die kleinca Panathenäen mit 
einem nächtlichen Fackellanf verbunden, weil die Schutzgottia 
der Athener ursprünglich ein Prädikat der-Möndgöttin war. « Die- 
. selbe erscheint auf einem Stiere reitend mit beiden Händen eine 
brennende Fackel haltend. Crenzer Symb. IV, 70. Die ^Athener 
hielten festlich geschmückt unter Absingung von Hymnen dem 
Hephäistos einen Fackellauf, ebenso wurde Pan und Prometheus 
durch einen Fackellauf %^^iX. Creuzer 111, p. 506« Pausan. I, 
90, 2. EHienso verhält es sichelt dem Wagenlauf im Cultus 
p. 77. Cic. Nat. dd. III, 21. p. 595. ed. Moser. Creuzer IV, 470. 
Die zweite Art der Spiele ist der Sprung. Wenn Hr. U« 
p. 78. die Vermuthnng ausspricht, dass sich dieses Kampfspiel 
audi auf die Schnelligkeit bezogen haben möchte, womit der 
Sonnengott seinen Lauf vollendet, so müssen wir dieselbe sehr 
bezweifeln; dienn, wenn Hr. U. hinzusetzt: „er gelft nicht lang- 
samen Schrittes, sondern springt und eilt, wie die von der- 
Bremse gestochene lo auch um und «um springt, und legt auf 
diese Welse immer einen grossen Theil des Weges auf einmal 
zurück, zu* dessen Vollendung ein Anderer viel Schritte braucht; . 
so scheint diese Erklärung doch naturwidrig und widerspricht der 
Art des Spieles selbst ; obgleich man folgenden Vers für Hrn. U« 
Behauptung anführen könnte: nee ooelum transcurrunt passibua 
aequis. — Wir sind vielmehr der Ueberzeugung, dass durch 
diese Spiele der Aufgang der Sonne, des Mondes und der Sterne 
symbolisch vetsinnlicht wurde« DaJEur spricht der Ausdruck in 
der Odyssee vom Odysseus 24^ 173. 493. alxo S ln\ fLayav ov-' ' 
Sov. Ist Odysseus die Sonne, so ist der Himmel (der Horizont) 



158 «««cliieli«€. 



Wtkmm^^, iet ferne OsteA 4er ESagni^, fie fidhweBe, 
«Vcr «riebe er !■ fie WflffaonBf tr^ Dm mV« die Ssmie a» 
lem Ufeere n&nlsiiciieB mheaä^ b» «m» er «m der Tiefe m 
«eHölw^nB^eB; ist» fttmveii «Mii 4ie Liditgvtfeer «eh Ibcädl 
PatogM ge »■ jybesd ««m Feii«eB^ ^imi 4er den^i^ea tmtge- 
geii§;eBetBf«i Si^wcUe i« Wetten n d«s Meer« Daher m^ m 
g«4b«fimNSi flen^ imss ha den Sffideii tes Yad^ vmn wo am ms 
fffOK^tm aniBfite^ ßvti^Q^ finen^ £e Schwefle ^ammt wnrie« 
THv nafffire Mciinn^ dürften niif^ uriece AnsdriMce in der Poe-- 
jde TOB dem Aj^gmge der sOMie BprccaeBii c S. CBMrgieie^ sn— 
fTMffire^ eancBre. Orid. Metern. 1, 27« GEnig. IS^ 248. 

Der Dtfikesv f^krt Hr. C p. 79. fM, eiM mide MeMl- 
odK^ke Od. 8, 1«6. Sl. 2a, 826. Eiartaili., %nbBi der SmnBs, 
■msste iiadi eineiB ^ewwsea 2^f^ geworfen werden« Die Giie * 
dMn verdirtxsB ttrsprangiidi die Soniie und den Mwid ^ tnHW ncai 
d i e äe Gesfiroe in meaBcidicimr Crestelt m ienken. SnIniHI min 
AfMitto^ Herakles^ Ixinn, AcfaiBes n. a. m. sv Wesen mü; meui^ 
fidlMar Gestalt vingeldldet waren ^ nnnsten fieselben^ $BB0fam 
Jhpc j^Minen ui^^pponsiMsi cur BeBncsntmc Aer omhhb «mHen^ us 
fie Unlieber sngeMmen werden ^ welcAie ne r enemMse ^ die 
finmneii Beiwftc ^en den MdidMiten Fmdcte bw nani wesffidh^leB 
fcttbeweg ' ten . ISni^ eii&toi die fiMme fnr eloc Fenenanfise, 
nndci'c Cot einen Mdiiunneinden Stein. Dn^nn dniflc ^dh tob 
scftfit ergeben, wanmi Tnninfatt eünen Slon emporwiäid;^ was 
nndh föfiypiMB lliiil, ixion dagegen eni fenngea Snd in HBBnfkoifi- 
Cmbb StJi w iiBge eribfilt. 

P« 92 ff. ttjuiclil Hr. U. Ten Sng'* md FnuAunpC Re 
finuwrngotter haben ^aen doppelten Wiiiningskrdfii«, emem wohl«» 
ttStigen mid enten nmibäteffig'ai^ wrdexbBciien« Diese di^pelle 
•WirksaniiL^ offeribrot »ch zwar in afien Snanen gS t leiM ^ nher 
bei jedem derselben ti'lti aivpr ttugÜdi &ot tot der anderen her- 
ber; bd DimrfBnB £e wehlthitige , bei ApelfRi £e yerderb&siid, 
Afie diejenige Götter, weicbe nrepnng'ficii denselben wbIiIAhh 
tigren «oder ver deriB d ieft Wii4nng|ifareiB hotten^ beiitBrai ^eidie 
StiulEe«! glekbe Atträate i»d «e hdben nncli gtadK Scbk&fatle. 
Die Totfige Gieidhlteit dieser teer Modd; und Torrage Tersnin- 
ficMe das Alte i U tn « dardh das Dingen. — Ton dieser fiUlirang 
Icoanen wh* ms mdht uberaeu^en. Da Dingen, sowie den FaimU 
mMoyn^ bencnen wir ani den Abi~ md Untergang der oOBnim-' 
geitter. Wenn die Savne aofgfdd; ^ nmas foe w^ eupuiliaflipFün, 
mn £e ^eme md den Mond cn veittreibcn; gtM mc mtar^ so 
wrackt sie erst nach faageni finnige benegt« in der 8age^ doss 
Herac^eB vM Kens gemngen haben soffl^ kt Sen eiidweder A 
der ffinmiei so brauchten oder num nmsB daran deriien, dass £e 
Sonne ^ je nachdem sie jihrBdi Tiermal cSae andere Steihmg lan- 
schien, and a'ndere Namen hatte. Uebiigens tiitt 

L In dem Snnqife des Hedudes nat Iphitns^ dm er vm i 



VmkMsVmAOhwmrpiBamAnQ^m^Adä^ £58 




dbcsB «Bfneitma ancyn. Smei ahcr Mt Unr, dbn der Bm^. 
Uiii^ bei ^kn Gnecha eiiw s^wImIim^ 

war ^kisellM! andi cm weseatüclwr Beit«aAlic»l des Cnkm big 
«of die ^t«fitc Zeit IMon me^ «ber n der Fol^ivscit der Aoml- 
kMBpf allerdlB^ die fenidMÜge l c i € i i H iM g emmekur S wi au gel- 
ler But venrinnliciNsl Mbea«, wen «ie cwca CB^egeBgeMtstea 
Wiitei^rflkim haUea. II«m sbiigeM die Kan]«<plele wMGdi 
synl^isdie Bericimiig Wtea, kMM ■«§ valer aaden an dem 
Hjn. B«. ia Ap«tt.'¥. 147. «clMsa«, waaadi «e faaicsr «ich ia 
IMae TemBHaeltea ia Infea Gewandea aalt ifarea. K iadoa aad 
We^bera<» «a dea Gatt adt Ktfop^Bpel^ Taaa «ad Gcnag sa ^h 
nsa; der Eamfi beradrt ndi aaf de« Amt- aad Catergwg ^ler 
Saaae; der Taaa aaf dea Uad denefibea; der Gcnag auf dea 
Ffihiwwlfling darah die Pc ^ iega ag der Htawapiiirariier eraeagt. 
Danm sagt HeiacUd. PoDt: Saat eaJai revera caeüd ^ 

UBie das safia «icaitea pci«d(ar. Naa ai^aMiy virgat 
yc icti tiea a marem aal la^idcai foada 
ei fabüiua adea graveai: nakonngiai 
oarporaia umiIi» «Hlioalarea viaieater wk aita ia t 
tea T^icneirteBi caraaai faaad q«ete peragere. ESae gMch hn 
teraMHte SiliiraBg gicbt deraeUbc ScMAateficr ü»^ da« Attii- 
Iwt de« fboelNM A|»aUaa cwea^og^ »deai er ea auf dea fiSatoBa 
der Same^ die doch aa weit vtm der Erde entferal ist, maf die 
Eide be»elit, wadordi aie nacht blaa Fraehtbaiieit^ aandem 
aacA die Mireaadtea TcmrsarihC. Oalier aan aidit aut DfidMd 
p« 84. dea legee Was ak %ib1m1 der Vei^ chri w g «ad des Terder- 
teas aalTassea darf. Wcna die^fSaBac aafjgelrt, apaaat der Soa- 
■eagGlt gieidwaai d^ Bagea «md seadet «ewe Pfdle^ d. lu ^ - 
StraUea aof ^e Eide, wadnroh Md Segen, bM Vefdeibea Ter- 
breitet wird; laddl^, bald eise aeaeialHesanteBteidit Ba- 
bel ciiaacrr ana aic^ «a die 12 Aexte, welche Telcasadi ndbUsi^ 
dardi welche die Freier achleaaea a^ea ; aar Odysseoa a^aaat 
dea Bagea , aar er adueest ^mtdk. Nar die Saaae iaaa dfa 12 
Zeicheii dtiroUlfiegea^ ide eia PfeiL ^ 

Es ««ide n weit lldirea, weoa wir das g»ae Kafitel ha 
Aassagimtthdicawaittea. Nar aafid ad eriaiAt hiaaiiEaaetaea, 
dass «e Tier Spide^ die O lymasch c a ^ W eaM wAe a , fathanschev 
aad PyÜnsohea wahnchclalicdi mfa ««f «e Tier Mvesaeltea be- 
nehea. Die Oljaq^sdM» Sfide wardea hrtaaatBch aach Tier 
Jahmi aar Zeit des Vd ia iaa d ca sadi dcai ßaMams a bülimu ge- 
feiert; die P^^Üaachea behriea haaser aach fier JaiwtiB «ad fklea 
ia dea Frahfiag des drütea Oi ^ w yisd wa lalues aad swar, wie 
es Mheat, n dea eralea FrahiaigaiBaaat Die IstiankMiM» 
8|nde wardea gefeiert iai Saanaer des erstea aad iai Frahliag 
des drillea Jaime ciacr Olynplade; die Neaieiadmi Spiele iai 



160 Gesplilcht«« 

Monat Boedromion. Nach der Zeit, wo diese Spiele gefeiert 
wurden , dürfte u^ere Vermuthuug nicht unpassend sein. Ebea 
* dieses scheint auch der Kampfpreis anzudeuten, und wir köntien 
U. nicht beipflichten, weup er den Fichtienkranz als Symbol der 
Fruchtbarkeit auffasst, weil die Fichte, ' wegen der Aehniicbkelli 
ihrer Zapfen mit dem PhaUns, Symbol der Sonne sei (Ovid. 
Fast. 1, 412. Moser p. 275.), sondern weil sie des Lichtes Stoff 
liefert (Voss. Theol. Gent. V, o. 48. p. 189. Övid. Fast. IV, 4Ö3.> 
Da nun die Isthmischen Spiele thcils im Sommer, theils im Früh- 
.liog gefeiert wurden, so muss der Flchtenkranz ebenso auf die 
, Fruchtbarkeit als Unfruchtbarkeit hingedeutet haben. Mehr 
Beifall verdient die Erklärung der übrigen Kampfpreise p. 94. 
Denkt man endlich daran , wer die Spiele eingesetzt und wem zu 
Ehren sie eingesetzt waren, so dürfte Hrn. U. Ansicht um* so 
mehr als wahr zu betrachten sein, dass sie ursprünglich alle sym- 
bolische Bedeutung hatten. 

^ > ■* Das folgende sechste Kapitel über den doppelten Wirkungs- 
kreis des Sonnengottes als Lichtbringers und Urhebers alles Le- 
bens und aller Gesundheit, als Begründers des Glücks, andrer- 
seits als Urhebers der in Schlaf und Tod versinkenden Wesen, 
des Todes und Verderbens, der keuchen und Pest müssen wir 
übergehen, so interessant auch das Kapitel ist. Zu dem achten 
Kapitel über das feindliche Verhä^tniss einiger Brüder konnte bei , 
Akrisios und Proitos p. 37. Jakob und Esau verglichen werden. 

. F. 129. heisst es : „Dem Apollo war der Dreifuss wegen der 
drei Theiie des Monats und der Lorbeer heilig.^^ Der Dreifuss 
ist offenbar ein kosmogonisches Symbol. Die Welt war entslan- 
• den aus dem Weltei. Als das Ei platzte , erhob sich die eine 
Hälfte und wurde zum gewölbten Himmel, den später Atlas 
stützte. Die untere Hälfte bildete die Erde und das Meer; als 
Grundpfeiler diente der Dreifuss und die Elrde , die zweite Hälfte 
des Welteis glich einem Kessel , der auf dem Dreifuss ruhte. 
P. 104, 5. 

Aus dem 14. Kapitel über die Erfindupg der Buchstaben- 
schrift durch Hermes oder Kadmus heben wir die wichtige Stelle 
heraus p. 184. „Wie er die Erde erleuchtet und alle in ihr 
schlummernden Kräfte weckt, so ist er auch (Hermes) Urheber 
alier guten Gedanken und der ^Sprache als des Mittels , wodurch 
wir dieselben andern mittheilen ; er ist Erfinder der Spraelikunde 
und Beredtsamkeit, sowie auch der Buchstaben , welche er als 
Verknüpfer an einander reihet, um durch diese sinnlichen Zei- 
chen Gedanken und Worte zu verkörpern.^^ Mit Recht erklärt 
fiich Hr. U. gegen Heffte^rs Erklärung über Atlas als Himmelsträ- 
ger, welcher sagt: „Wenn Atlas der Dulder heisst und die Rich- 
tigkeit dieser Behauptung anerkannt« wird , so habe ich meines 
Theiles sclion viel gewonnen. Es ist also hier eine Feraomfi" 
cation einer memchlichen Tugend^ derjenigen, mit welcher wir 



Ufcliöjdi Vofhalle tiir plechltclicB QetMMe. 161 

mit Krfft und Ansdaaer das DrOckendste dulden iind tra^ir.^^ 
Eine solch« ethische Auffassung erscheint, trots dem, dass-sie 
nahe seu liegen scheint , doch su weit hergeholt. Ansprechender 
erklart Hr. U. p. 194. „Wie die Dioskoren den Hut, das Him- 
melsgewölbe auf ihren^ Haupte haben, so hat auch Alias dasselbe 
auf seinem Kopfe« Allein da man den Sinn der Sage frühzeitig 
vergass und dieselbe buchstäblich nahhi, so musste er freilich 
als der geplagt<este BJlensch und der jammervollste Dulder er- 
scheinen. Sobald dies geschah und die Meinung sich geltend 
machte, der Himmel würde aof die Erde herunterfallen, wenn 
ihn Atlas nicht hielte,- musste man einen Schritt weiter gehen 
und Tonsäulen sprechen, welche ringsum in einem Kreise ste- 
hen und Himmel und Erde zugleich ^altem^^ Darum ist wohl 
auch Uranus der Vater des Atlas. Diod. Sic. S, 60. 

Das 15. Kapitel handelt Ton den Freiem der Penelopeia. 
IIr..U. bemerkt, wie die Mondgöttin 50 Töchter hat, so treffen 
wir bei der Penelopeia 50 Dienerinnen und ausserdem noch eine 
Schaar von männlichen, deren Zahl uns nicht begannt ist,' da 
alle früheren Gedichte^ welche dieselben feierten^ verloren gin- - 
gen. Wie nun Medeia wegenvder 7 Wochentage als Mondgöltin 
7 Mädchen hat, so waren ihr auch 7 Knaben beigegeben, wahr- 
scheinlich weil die Zeitrechnung auch mit an den Ciiltus des 
Sonnengottes geknüpft ist. — Wir erlauben uns zu bemerken, 
dass, wer sich von dieser Deutung nicht überzeugen kann, ver- 
gleichen mag Mov6äv av9ij ed. Ad. Schneider p. 119», wo das 
bekannte Bäthsel auf das Jahr sich findet von der Cleobulina. — 
Daher, fährt Hr. U. fort, wie Penelopeia von 50 Dienerinnen 
umgeben ist, so hat sie wahrscheinücli auch 50 Diener gehabt, 
deren Zahl später, als man die symbolische Bedeutung nicht mehr 
verstand , freilich ungemein vergrösscrt wurde. Die Mondgöttin 
ist ferner wegen ^des innigen Verhältnisses, in dem sie zum Son- 
nengotte am Himmel steht, mit diesem vermählt. Da die einzel- 
nen Licbtgötter alle Schicksale derselben ^heilen, so dürfen wir 
uns nicht wundern, dass auch die 50 Söhne des Aegyptos sich 
mit den 50 Töchtern des Danaos vermählen. Atif der andern 
Seite vermählt sich auch der Sonnengott mit den Nymphen ; ja 
Herakles vermählt sich mit den 50 Töchtern des Thestios , inso- 
fern sie alle Genien der Mondgöttin als Begrihiderin der 50 Wo- 
chen des Mondjahres sind. — Sollen wir uns nach dieser alten 
Sage wundern, dass auch die 50 mannlichen Genien, welche 
nicht bios im Gefolge des Sonnengottes, sondern auch in der 
Umgebung der Mondgöttin erschieinen, sich sämmtlich^ wie der 
Sonnengott mit dieser vermählen? Diese einfache symbolische 
Bedeutung dürfte die Sage von den Freiem der Pendope ur- 
sprünglich gehabt haben. Wie dieselbe eine so grosse Vei^ndc- 
rung erlitt, durfte sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nach- 
weisen lassen. Odysseus war als Sonnengott mit Penelopeia 

X Jahrb. f. PhiU u. Päd. od. Krit. Bibl. JM.'XXIX. ////. 2. H 



162 Gefchiclite. 

nach uralten Stgen Terbünden« Er Ist als Sonnengott nicht blos 
Ton den Nymphen, sondern «och Ton 50 minnlichen Genien um- 
geben , deren Namen sich theils auf die Beschaffenheit des Lich- 
tes, theils auf, ändert YerfaSltnisse und EigenthÜmiichkeiten des 
Sonnengottes und der Mondgottin blieben. Wie er sidh mit Fe- 
nelopeia vermahlt, so wolien sich auch diese Freier mit ihr Ter- 
binden oder verbinden sich in alten Sagen mit ihr, wie Aerakles 
itiit Thestios Töchtern. Allein die Freier wurden bald vom Odys- 
seus getrennt und man wusvte nicht mehr, weshalb sie mit ihm 
oder mit der Pcnelopeia in Verbindung stünden 1 Sobald man 
das VerhSitniss der Freier zur Penelo'peia nicht mehr kannte und 
diese nicht mehr als Gottin , sondern als treue Hausfrau des 
Odysseus betrachtete, musste der Aufenthalt derselben im Hause 
des Laertiaden anders aufgefasst werden und die Yorsteilung ent- 
stehen, dass übermiithige ui|d herrschsüchtige Jünglinge durch 
die Schönheit der Peneiopeia bezaubert, die Abwesenheit ihres 

Gemahls benutzt hätten , um sich mit ihr au verbinden« 

Hr. D. hat insofern recht, dass er in der Sage von der Penelope 
die MSgde, sowie die Freier colendariach auffasst. Wenn er 
aber meint , die Zahl der Freier wäre ursprünglich auch 50 ge- 
wesen und Mos im Laufe der Zeit vergrössert worden, so wider- 
spricht er sich zum Theil selbst, da er vom Homer sagt, dass er 
nichts an der Sage änderte; nnd wenn er diese Sagen als hierati- 
sche bezeichnet , die sich natürlich nicht füglich verändern kön- 
nen ; andern Theils scheint auch die ganze Sage falsch aufgefasst. 
Die Mondgöttin , sowie der Sonnengott, sind auch Zeitgottheiten. 
Die älteste Bestimmung der Zeit erkannte man aus dem Monde« 
Daher das älteste Jahr ein Mondenjahr. Nun hat Peneiopeia 50 
Mägde d. h. Wochen , während Welcher theils Licht gespendet^ 
theils das Wachsthum befördert wird u. s. w. Freier aber wer- 
den 118 angegeben. Die Zahl 118 ist der dritte Thell des Hon- 
denjahres, das 354 Tage enthält. Während des Winters, also 
/ des drittm Theils des Jal^rcs, ist die Sonne von der Brde weiter 
entfernt und der'EInfluss des Mondes scheinbar grösser. Darum 
erscheinen diese Tage als Freier der Penelope, die von der Mondi- 
göttin abhängen. Wer nicht an Tage denken will, fl^r d^nke an 
Nächte, die für die Mondgöttin eigentlich Tage sind. Sowie 
aber die Sonne wieder höher emporsteigt, ihr Einfluss grösser 
wird ,■ dann verschwinden die Wintertage, sie werden (die Freier) 
von der Sonne (Odysseus) getödtet. Wir finden also einen calen- 
darisch astronomischen Mythus hierin. 

Wenn Ilr. U. p. 220. sagt: Peneiopeia konnte sich bei dem 
grossen Rufe, den Me wegen ihrer Liebe zu Odysseus hatte, als 
Königin nicht mehr mit denselben verbinden, und da die Freier 
nach alten Sagen sich beständig in des Odysseus Hause auflilelten, 
so suchte man sich diese Erscheinung aus dem Charakter der 
Freier zu erklären. Man schilderte sie als freche, unbändige 



Utcboldf VorhftU« Mf grltdofehm GetcUdbCa, US 

JSngliiige, welche die edle KSnIgln früh «ad gpit beelftmiteB, 
und benutsUe die Sage von ihrem Weben und dem Auftrennen 
Ihreg Gewebet, um sich lu erklären, wie sie alu schwache Pmi 
einer no grossen Schaar Ton JQnglingen so lange Widecst^^d lei- 
ilten konnte. — Durch diese Eri(larung wird nidits gewonnen. 
. Der Hauptpunkt ist übersehen. Wie war es möglich, dass efaie 
Frau, die gegen 36 Jahre alt war, in einem Lande, wo das Mid- 
ehen im 12 — 14 Lebensjahre schon lur Jnngflrau aufblüht und 
darum eben sobald wieder Terbluht, noch soviel Freier haben 
konnte f Des Gutes. wegen 1 .Das gehorte aber dem Telemach. 
Der Schönheit we^enl Die war oder musste Terbluht sein? 
Bios in der Poesie altert man nicht Das Alles wusste der Dich- 
ter und gegen kUmatlsche und historische Verhältnisse konnte 
und durfte er nichts dichten. DaKer'kann die Sage blos aus gani-*" 
lichcm Missverstandnisse hervorgegangen sein, oder weil man die 
symbolische Bedeutung recht gut kannte.' Erklärt man nun die 
Freier vom astronomisch -calendartschen Standpunkte theils afo 
Sterne, die um das Licht der Mondgöttin buhlen, theils als Win- 
tertage oder Nichte, durch welche von der Mondgöttin Lidit 
und Leben verbreitet wird, so erklart sich die Sage. Historisch 
Termögen wir aber nicht nachzukommen , wie sich die Sage so 
oder anders gestaltet habe. Richtig ist p. 221.^ der Tod der 
Freier anfgefasst. Sehr gut sind auch die ästhetischen Zweifel 
beseitigt, vermöge weicher viele Kunstricbter glauben, dass es 
der Odyssee am Zusammenhange fehle^ dass die Ermordung der 
Freier sfi^h nicht an die Irrfahrten des Odysseus anschtiesse oder 
wenigstena zu weit ausgesponnen sei, wodurch die Harmonie des 
Ganzen leide, p. 223. Eben so passend Ist die Sage von den 
Freiern der Kalirrhoe p. 226. erklärt. Zu der Bemerkung f. 237.: 
„Vielleicht weisen die geif&pfelten Pantherfeile auf die Sterne, 
welche den Mond umgebet, die der Sonnengott am Himmel em- 
por und von demselben herabfahrt^% vergleiche man Orph. fragm. 
Vll, 5-7. 

. Wenden wir uns zu dem zwanzigsten Kapitel , welches von 
den Aethiopen handelt. Hier treten wir auf ein eben so ansle- 
hendesi, als schwierig zu behandelndes Gebiet. Gerade die geo- 
graphischen Schilderungen im Homer, sowie in den andern Dich- 
tem, haben wohl. am meisten Veranlassung gegeben, die Ilias, 
wie die Odyssee für ein historisches Gedicltt zu halten ; aber die 
Widerspruche bei den Untersuchungen haben sdion an und för 
sich darauf führen müssen, dass von einer historischen Geogra- 
phie in jenen Gedichten die Rede nidit sein kann. Will man etwm 
annehkneb , dass der grosse Dichter keine genaue geographische 
Kenntniss gehabt hat>e und ein qni pro quo g;eseiat habel Das 
wire ein herrlicher Dichter, bei dem weder Von historischer noch 
poetischer Wahrheit etwas zu finden wäre. 6a wäre sonderbar, 
wenn Homer Yölker nennte und taUter qmilitcr ihre Wohnsitze 



164 GtteVIcliU. 



andentete, obne dsM At •icb heute -^min beslbmiieii DestMi. 
Waren aber ancfi die ^eographischea Kemtniase noeh so be- 
•ehränfct, so durfte der Dichter nichts Halbes, Unbestimmtes ^- 
ben , sondern was er gab, mnsst auch jetzt noch sidi finden las« 
sen/ Die geo^aphlschen Andeutungen sind ebenso aus dem 
Yolkswltze herrorgegangen, nde die Schilderungen ron den He- 
roen. Ostgrenze musste z. B. wohl ton TCrschledenen Orten ans 
▼erschieden sein ; und so ranssten die homerischen Aethiopen, 
die im Osten ihren Sitz haben , wohl an yerschiedenen Stellen 
sich finden. Wo die Aethiopen Homer hineetst (Od« 1, 23. IL 
XXlfl, 205«), weiss jedermann, aber auch was neuere Untersu-^ 
chnngen für ein Resultat geliefert haben. Kitsch zn Od. Bd. L 
p. 8. Cnisius zn Od. I, 23. Auf gewichtige Fragen madbt Hr. U. 
aufmerksam p. 238. 

,,Sind die Aethiopen, Ton denen die Geschichte spricht, 
wirklich die äussersteti Mensclicn , welche im fernen Osten woh- 
nen? ^arum n'^nnt sie die Sage die Unstraflichenl Was be- 
deutet der Besuch , welchen ihnen die Götter abstatten , was die 
zwölf Taf ei Dass die Aethiopen, ron denen die Geographen 
und die Historiker reden, sich nicht in zwei Hälften theiien und 
nicht im äussersten Osten wohnen , ist bekannt. Die Aethiopen, 
von welchen Homeros und die Tieien Dichter, welche vor ihm 
lebten, sangen^ könneu nur eine poetische Bedeutung , haben. 
Diese Vermuthung wird man nicht bestreiten, wenn man bedenkt, 
dass sowohl die Insel Samothrake, als auch Lemnos den Namen 
/^isthiopia i'nhrtc ^ und dass die Amazone Myrina auf beiden er- 
scheint, die Amazonen aber Aethioperinnen heissen. Wenn auch 
die geograpliicichen Kenntnisse der Grieclieu der damaligen Zeit 
noch so liickenhaft waren, so wird doch Niemand behaupten, 
dass Ilomeros, welcher in Kleinasien lebte und dem die Insel 
Lcmiios sicher nicht unbekannt war , die Aethiopen in dem Sinne 
nahm, in welchem wir sie nehmen. Sie sind, was schon ihr 
Name sagt, die Glänzenden^ Feurigfunkelnden. Welchem Volke 
konnte wohl das Alterthura diesen Namen geben? Um niese 
Frage zu beantworten, müssen wir auf diis Vorstellungen verwei- 
sen, welche die AUen von der Beschafienheit der Erde und vom 
Kreislauf der Sonne hatten.^^ 

,,Die Erde ist vom Okeanos umgeben. ' Im iussersten Osten 
hat der Sonnengott semen Palast , nach anderen Angaben im . 
jiusserstcn Westen. Im Osten ist auch die Behausung. der Eos, 
die nach Ovidius mit Rosen angefüllt ist. Wo der Sonnengott 
wohnt, wohnen auch seine Genien und Gefährten, und diese 
theiien alle Eigenschaften. An ihre Stelle treten später Völker, 
welche dieselben Tugenden haben. * Wenn wir uns unter den 
Aethiopen des Ilomeros Mohren denken , so Ikbersetzen wir nicht 
genau. ^ — Zeus hatte bei den Chiern den Beinamen Aethiops, 



Uscliolds Vorhftlle zur gmchiichen jGetchkliia. 165 

derGlansende, nicbt der Seliwarzbraune, und führte denselben 
als Sonnengott, wie Helios Elektryon, der Strahlende, hiess.^^ 

Die Tölker, in deren Gebiete die Sonne auf- und unter^'ng, 
hatten nach dem Volksglauben dieselbe Farbe, denselben Glanz, 
.wie der Sonnengott, und zwar als Lieblinge 'des Sonnengottes 
|iaben sie diese Eigenschaften und Vorzüge. Da nun in der Ur- 
zeit die Erde TÖm Okeanos umströmt gedacht wurde, so begreift 
sich, warum die ÖBtlicheu und weettlichen Aethiopen am OkcaiKoa 
wohnen^ aus dem die Sonne auf- und' in welchem sie unterfaudit. 
ISitsch. ad Homer. Odyss. V, 282. 

Fragt man nun nach der historischen Bedeutung der zwiefach 
gpetheilten Aethiopen des H^meros, so ergiebt sich, dass dieseU 
ben in der Wirklichkeit nie Torhanden waren, sondern diese Sa- 
gen sind ^hervorgegangen aus der sonderbaren und unrichtigen. 
Vorstellung der Ureinwohner Griechenlands Ton der Wohnung 
des Sonnengottes. 

P. 243. Die Völker, welche in der Nähe der Sonne sind und 
deslwlb von dem nämlichen Giauze umstrahlt werd<en, welcher 
den Sonnengott umgiebt, müssen auch M^ Eigenschnften mit 
ihm gemein haben. Der Sonnengott ist Gott der Reinheit , weil 
das Licht das reinste Element ist. Wie hätten sich die Aethio- 
pen , di(S an der Quelle des Lichtes wohnten , einen Frevel zu 
Schulden kommen lassen können. > Sie sind die reinsten und unta- 
deUiaftesten Äf enschen. ^ 

Was haben aber die Besuche, welche die Götter den Aethio- 
pen abstatten, zu bedeuten und warum kehren dieselben am 
zwölften Tage immer wieder nadi Hause zurück? Wie Hera 
(Hom.Il.XlV,20.) ihre Pflegeeltern, den Okeanos und die Tetliys 
besucht, Hephaestos und Dionysos sich in. der Behausung der 
Meergöttin aufhalten, Tenkros und Helena beim Proteus sich 
auflialten, weil Sonne und Mond nach der Vorstellung der Alten 
aus dem Meere auftauchen und drinuen untertauchen , so hatte 
auch der Besuch der Götter bei den Aethiopen eine ähnliche sym- 
bolische Bedeutung. Poseidon ist Meergott und da sie am Okea- 
nos wohnen, besucht er. sie öfter. Zeus, ApoUon, Dionysos, 
Ares waren Sonnengötter; Pallas, Hera, Artemis, Aphrodite 
Mondgottinnen. . Im Gebiete der Aethiopen geht die Sonne auf 
und unter. Der Sonnengott beginnt also täglich im Lande der 
östlichen Aethiopen seine Fahrt und endigt dieselbe bei den west- 
lichen. Er besucht also beide täglich einmal. Die Zahl Zwölf 
bezieht sich unstreitig auf die Zahl der Monate.^^ 

Wir haben die Ansicht des Hrn. U. th^ls buchstäblich, theils 
im Auszuge ausfuhflich mitgetheilt, weil uns diese Ansicht sehr 
geeignet scheint, den Homeros richtig aufzufassen , da jede ma-. 
terielle Auffassung auf bedeutende Widerspruche führt. Indem 
man gUubt, bestimmte Wobnsitze der im Homer genannten Völ- 
ker auffinden zu können, traut man den Alten geographische 



186 - , G^fehlcht«. ^ , 

Kenotnfese m, die min flinen «ndrerselts abspricht, «ho dne 
coDtradIctio in adiecto. Man Ter^;!. Duncan. Lex. sub JU^lo^. 

Wir wollen anni Schlnaa noch eine Untersnchong^ über die 
Wohnsitse der phaaken mittheilen, die uns sehr ^lung^en au sein 
scheint, da in der neuem Zeit Weicker und Conrad Schwenk 
denselben Gegenstand behandelt haben i\nd m Resultaten ge- 
kommen sind, die uns der homerischen Darstellung gana an wi^ 
deifprechen scheinen. Weicker hat bekanntlich den Sata aufge- 
stellt, die Phiaken seien Todtenschiffer und jnlt der Heimschif- 
fung des Odjsseus werde der Gedanke ausgedruckt, dass der 
Mensch au^den ^tfirmen dea Lebens in den Ruhehafen des Todes 
als die wahre Heimath eingehe. Diesen Gedanken bestreitet mit 
Recht Conrad Schwenk (in der Zeitschr. f. d. Alterthw. Darm- 
atadt I83d. Heft I. Jan. 28. N. 12. p. 109.), obgleich nicht über- 
all mit genügenden Gründen und ohn6 das Wahre au substituiren. 
Eine andere Ansicht hat Baur geltend an machen gesucht in der 
Symbolik und MythoL T. L p. 241. Anm. T- H. 2, 4. und p. 420.; 
an letaterer Stelle ist Baor auf eine ähnliche Ansicht gekommen, 
wie D. , die wir im Anfang mittheilen wollen. 

Der SUmmTater der Phiaken Ist nach Diodor. IV, 74. Phaeax, 
Sahn dea Poseidon und der Kerkyra, der Tochter dea Asopns. 
Poseidon (Od. VU. 55.) verband äich mit der Periboia, der jün- 
geren Tochter des Enrymedon, der vordem die Giganten be- 
herrschte. Aus dieser Ehe ging Nausithoos hervor, der xwei 
Sohne hatte^, den Alkinoos und Rhexenor. Dieser stirbt durch 
ApoUons Bogen. Seine Tochter Arete heirathete Alkinooa. Ur- 
sprünglich bewohnten die Phiaken das weite Gefilde Hyperfa hi 
der Nahe der übermüthigen Kyklopen, welche sie stets anfielen. 
Daher verliesa Nausithoos seine Heimath und führte die Phiaken 
nach Scheria. Ihr Eiland (Od. 14, 203.) liegt in der endlos wo- 
genden Meerfluth, weit abwirts von den Menschen, sehr weit 
von der Insel Euboea (Od. VII, 320 V Kein Sterblicher besucht 
sie hier, öfter aber di6 Götter (VI, 203.). Die Phiaken sind mit 
den Gottern nahe verwandt, weshalb ihnen diese auch nichts ver- 
hehlen. Sie leben selig ^ie die Gotter. Schmaus, Saitenspiel 
und Reigentana, oft wechselnder Schmuck, ein wirmendesBad 
und ein Ruhebett betrachteten sie als die höchsten Güter des Le« 
betos. — Sie aeichnen sich (p. 248.) weder im Faustkarapf, noch 
im Ringen aus (Od. VID, 246.\ wohl aber im Wettlauf und 
in der Schiff fahrt. Sie schifften den Rhadamanthys in einem 
Tage nach Euboea und brachten auch den Odysseus nach Ithaka 
(XVI, 227.). Ihre Schiffe bedürfen weder der PUot^n^ noch, der 
Steuer (VIII, 555.), sondern die Fahraeuge wissen von selbst die 
Absichten Ihrer Ruderer und durchlaufen in Nebel und Nacht 
ehigehulU die Fluthen des Meeres mit unglaublicher Schnellig- 
keit. Die Namen der hervorragenden Personen sind fast simmt- 
lieh von der Schifffahrt hergenommen (Nitsch. ad Od. VI11,-110. 



l/«chotd8 Vorbaue xnr gricclib^lieii Qefchlclito. 167 



I 



p. I7d. T. !!.)• Nur Alkinoos , Arete und Ltodamat machen 
e\ne Ausnahnie« — Vor dem Hofe des Atkinoos, nahe bei dem 
Thorwege (VII, 112. Nitsch. 1. l p. 150.) lag ein Garten mit üi- 
aer Mauer ringa umschlossen. Hier sind Bäume voll der herr- 
lichsten Birnen, voll süsser Feigen und Granaten, Oliven und 
AepfeL Weder im Winter nocli im Sommer leiden sie Mangel. 
Die einen Bäume blühen, wahrend an andern die Früchte zeitigen 
u. 8. w. Der Palast des Alkinoos (VlI, 84.) strahlt in einem 
Glänze, wie der Glanz der Sonne oder des Mondes umherstrahlt. 
Die Wände desselben sind aus gediegenem Erze , gesimmtit mit 
hläulichem Stahle. £ine goldene Pforte vcrschliesst inwendig die 
W^ohnung. Die Pfosten der TbVire, sind von Silber, die Schwel- 
len von Erz« Silbern ist auch oben der Krana und golden der 
Thürring. An jeder Seite (des Saales) stehen goldene und sil- 
berne Hunde vom Hephästos gebildet. Goldene Junglinge ste- 
hen auf schönen Stühlen und halten brennende Fackeln in den 
Händen^ um bei nächtlichem Schmause den Gästen rings den« 
Saal zu erleuchten. An der Spitze des Volkes steht der König 
Alkiuoos (Buttm. Mythol. 11, 254.). Seine Macht ist durch einen 
Bath von 12 Geronten beschränkt (Mtsch. zu Od. I. p. 68.). Die 
Gemahlin Arete wird von ihrem Gatten geehrt, wie sonst nirgend 
aiif Erden eine Frau von ih^em Manne geehrt wird ; ebenso ver- 
ehrt'sie das Volk. Als ileissige Hansfrau ist sie mit Weben be- 
schäftigt* Fünfzig Mägde unterstützen sie bei ihrer Arbeit. 
Die Fnuen der Phäaken übertreffen die Frauen anderer Völker 
in der Kunst des Gewebes; diese Kun^t verlieh ihnen Athene. 
Die TjKshter des Alkinoos führt gern mit ihren Gespieliimeu ßei- 
gentänze au^ Die Phäaken sind aber (Od. VII, 30.) gegen 
Fremdlinge nicht sehr willfährig und bewirthen Menschen , wcl- 
die anders woher kommen, nicht freundlich. Dageg^en streu et 
aber^ dass sie jeden Ankömmling mii der grösslen Bereilwil- 
ligkeii nach Hause begleiten, — 

Hr. 13. bemerkt: „Ueberhaupt liegen in der Erzählung des ^ 
Homeros gar manche Widersprüche, welche sich aus der Ver- 
schiedenheit der Sagen, welche sich schon vor ihm über die Phäaken 
fanden, am einfachsten erklären. Der Sänger benutzte auch hier, 
wie in hundert andern Fällen, den unerschöpflichen Vorrath alter 
Mythen und Gesänge und wählte aus denselben diejenigen aus, 
welche für seinen Plan geeignet waren, ohne sich ängstlich um 
die kleinen Widersprüche zu bekümmern, welche. durch die Ver- 
knüpfung der verschiedenen Sagen entstehen mussten. — Deta^ 
können wir nicht beipflichten. Der Widerspruch in diesem Stü- 
cke ist zu gross und der Dichter konnte , wenn er auch fremde 
Sagen benutzte, nicht so willkürlich verfahren » dass er die Fe- 
tische und historische Wahrheit in dem Grade verletzte. Ja die 
Sage selbst konnte nichts so sich selbst Widersprechendes ent- 
halten« Denkt man sich die Phäaken als ein bestimmtea^Volk 



M8 GtfcbUliC«. 



(qa9i est icnoMtnnaaai), m bim c» to Wot« ^cwolul hm- 
iCB^ w» Smmc UBd Mond mtcniigdica •<* « > «■ , Denkt mtn 
•ich aOe HinneUorper ab PeraMcn, so ninen sie bei den 
TIMken wm Ende ihrer OglicbeB B«ae dort aolLomflieii. Ihi tie 
aber den Natargeaetsen ^emlsa dort aicht Terwellea konoen imd 
dorfbi, ao wird dieaer phyaiache Zwani^ in der Sa^ aof den 
Charakter der Hiiaken ^worfen. Ke Fhaakea ndfenen aie nicht 
anf, befördern aie aber aar See aogicich freondiidi fort, dannt 
aic den andern Tag ini Osten wieder ankommen nnd Ihren Lauf 
¥on Nenem beginnen. So gedacht achwinden alle Widerspricbe. 
P. 25S« sucht nnn Hr. U. die Bedeutung der Phaaken an er- 
mitteln. Der Name Pha^x hat aeiner Abstanunung nach dieselbe 
Bedeutung wie die Aethiopen. Phaeax Ist mit Biaedimos, der' 
IHteaende, Leuchtende oder Hellleuchtende, der Bedeutung 
nadi eina. Der Name Pluieax durfte urspriDglich Prildikat des 
Sonnengottes gewesen sein. Daraus durfte sich ergeben, warum 
Phaeax ein Sohn dea Poseidon ist* Die Sonne taucht aua dem 
Heere empor oder sie wird aus dem Heere geboren. In welchem 
aie sich auch wieder Tcrllert. Dass man Geschlechter und Völ- 
ker nach Göttern benannte , Ist allgemein bd^annt. Phaeax war 
aiao uraprunglicli Prädikat dea Sonnengottes. Der Sonnengott hat 
nb Zeitengott sein Gefolge, weiches nach Ihm benannt ist und 
alleVorziige nnd Schicksale mit ihm theilt, welchea da wohnt, 
wo er aeinen Palast hat. Aus diesem Gefolge ^g ein nach iiim 
benauntea Volk hervor. — Der Name des Naosithoos, welcher 
Ton Poseidon und der Periboia sein Geschlecht ableitete, besieht 
aich auf die' Fertigkeit der Phiaken Im Seewesen, womit sie dch 
▼oraugsweise beschäftigten; allein dieselbe hat ebenfalls symbo- 
lische Bedeutung. Der Sonnengott ist der beste SchiflTer, weil 
er jeden Tag mit unglaublicher Schnelligkeit nach der Ostgrenae 
auf einem Kahne sur&ckfihrl. Periboia hiessen auch Artemis 
und Köre. Beide waren Mondgottinnen, woraus wir wohl schlies- 
sen dürfen, dass auch Periboia aus einem Prädikat der Hondgöt- 
tin an einem besonderen Wesen umgeschaifen wurde. Die Hond- 
göttin trug dasselbe wegen ihres wohltliätigen Einflusses auf die 
Fruchtbarkeit der gansen Natur etc. Der Name seiner Tochter 
Arete, mit welcher Alklnoos rermahlt ist, möchte mit den Naroes 
Area eine nnd dieaelbe Wnrael haben und Pridlkat der Hondgöt- 
tin gewesen sein. Wahrscheinlich dachte man an die Starke und 
unwiderstehliche Hacht der Hondgöttin und nicht sowohl an dte 
Tugend nnd Sittsamkeit. — Ob der Name der Nausikaa, der 
Tochter dea Alklnoos, ein Pradikat der Mondgöttin war oder oh 
er sich blos auf die symbolische Beschäftigung der Phaaken be- 
sieht, lässt sich nicht mit Besthnmtheit behaupten. Die erster« 
Annahme ist wohl die richtigere. — 

Das ^fland der Phaaken liegt ganz am Ende der Erde ge- 
trennt Ton den Wohnsitsen der übrigen Menschen, ungemehi wert 



UtcboMs VorboIU sar griecbl}«h«B Getcliicbte. 109 

von dei* In9cl Btiboea entfernt. Ddraiis' eriilirt tfeb die. AevMe- 
Hing des Atkindos, das« sie Ton Leioeni Menschen besucht würde. 
Hierauf theilt Hr. D. die Ansicht von Voss, Nitsch «ud seine ei« 

Sne Ansidll über die Unfreundlichkeit der Phfiaken mit p. 259— 
0, denen wir, wie oben bemerkt, nicht beipflichten können. 

Die Ph8aken fuhren ein seliges Leben, wie die Götlei;, toh 
denen sie liiufig besucht werden. Der Besuch, welchen die Göt*' 
ter den Phaaken so hiufig abstatten , das glückliche Leben ^ wel* 
dies sie fuhren , sowie die Bedeutung der Terschiedencn Namen 
führen zu der Vermnthung , ^dass sie eine fihntiche «ymbolische 
Bedeutung haben, wie die Aethiopen, in deren Gebiete die 
Sonne auf- und untergeht ; und ihre Wohnsitse durften im We- 
sten %i\ suchen sein. Im iussersten Westen besteigt der Sonnen- 
gott seinen Kahn. Da in diesem Mythos die schnelle Fahrt des 
Sonnengottes nach dem fernen Osten gefeiert ist , so erklirt sieh 
hieraus, warum die PhSakcn vorsüglich wegen ihrer Schiffskunde 
gepriesen sind. Es 48t bekannt^ dass die Altep die Eilande dar 
Seligen, die Wohnsitae der Gotter in den fiussersten Westen 
Tcrsetzteil. , 

Warum versetzen die uriecheji die Wohnsitze der Gotter in 
den Sussersten Westend — Der Palast des Sonnengottes ist ent« 
weder im Osten oder im Westen ; und da nach den Vorstdiungea 
8er Alten die ganze Erde rings von dem Ökeanos umgebenist, 
Tersetzte man die Wohnsitze der Götter auf eine Insel im Ende 
der Welt Sonne und Mond wohnen lilso entweder da, wo sie 
auf- oder untertauchen. Wahrscheinlich ist die Vorstellung, 
dass der Palast der Sonne im Westen sich befinde, älter, da die 
Heerden des Helios im Westen weiden, dtfrt auch die Binder 
des A,pollon sind, dort auch Gcryones mit seinen Rindern, wohntei 

P. 263. Sobald nun einmal die Wohnsitze der Sonnengötter 
und Mondgottiunen an die West* o4er Ostgrenze der Erde ver- 
legt waren , so wurden naturlich alle Götter etc. , welche mit ih* 
nen in der innigsten Verwandtschaft standen, auch dahin versetzt. 
Nach Od. IV, 561. war ursprünglich der Olymp keineswegs der 
Wohnsitz der griechischen Götter. — In den Elyseischen Gefil- 
den Iialten sich Minos, Aeakos, Rhadamanthys^, Kadmos und 
Achilles auf, deren Namen Prädikate des Sonnengottes waren. 
Nun warenr aber auch die Namen Phaeax, Alkinoos und Hhexenor 
Epitheta des Sonnengottes, und daraus durfte sich ergeben, 
warum die Phiaken so häufig von Göttern,' aber nie von Men- 
schen besucht werden, imd warum sie ein Leben fuhren wie die 
Götter; und ferner^ ^nrnrn sich Rliadamanth}*« bei den Phaaken 
aufhalt und Ton den PhSakcn nach Euboea gebracht wird (Od. 
VII, 320.-). Auch den Odysseus bringen sie nach Hanse und daa 
Schiff, welches ilm trffgt, naht in demselben Augenblicke, als 
der Morgenstern aufstieg (Od. XIII, 93. XVI^ 227.). In einer 
Nacht legte das Schiff den weiten Weg zurück. Odysseua kommt 



170 .Geicbichtc 

nsch Haase, ib der Jtforgensteni sich^ediob. Dadurch he$iU\gt 
sich die Vermiithiing, dasc Odysseiis ursprünglich dasselbe .We- 
^ sea war wie Helios und aus demselben Grunde von Westen nach 
Osten schiffte, folglich auch die Phäakeu im fernsten Westen zi| 
suchen sind. Die vollkommene Gleichheit der Lisel der PhSaken^ 
und der elyseischen Gefilde ergiebt sich nicht Mos aus der Gluck« 
Seligkeit, die sie gemessen, sondern auch aus der Anmuth und 
Fruchtbarkeit beider Gegenden. Wie die Menschen im Elysioa 
mühelos in Seligkeit leben (Od. IV, 565.) 9 so leben auch die 
Pbäaken selig wie die Götter. Diese Seligkeit setste man in der 
heroischen Zeit in Schmausereien , Saitengesang und Reigentans, 
In oft wechselnden Schmuck , in warme Bäder (VIU, 246.)* Dass 
die Insel der Phaaken und das Elysion dem Wesen nach nicht 
verschieden waren, beweist die Beschreibung des Gartens des 
iMkinoo^ (Od. VllI, 117.). Bei dem SchoL des Euripld. sum Hip- 
polyt. V. 745. werden das Eiysium und das Land der Phäaken als 
unmittelbar an einander grensend dargestellt — Auch das Le- 
ben der Seligen stimmt in der Hauptsache mit dem Leben der 
Phäaken übereiu. Die einen derselben erfreuen ^ich, wie Acbil« 
ieus auf der Insel Leuke, auf der Ringbahn, andere ergötzen 
stchxsn dem Würfelspiel und den Tön^n der Phorminx. Es blüht 
ihnen jedwede Segensfülle. Ein snsser Geruch umwallt das Ge« 
lilde, weit sie beständig den Göttern Opfer verbrennen. — Der 
Palast des Alklnoos war vom Paläste des Sonnengottes weht ver- 
schieden, und daram auch der Besitzer desselben ursprünglich 
dasselbe Wesen, wie diese gewesen sind. Die 12 Geronten, 
welche dem AHcinoos zur Seite stehen, beziehen sich /auf die 12 
Blonate. Diese Zahl. und die symbolische Bedeutung wird leicht 
erklärlich y wenn man bedenkt, dass Zeiis am 12. Tage von den 
Aethiopen wieder In den Olympos zurückkommt. Als Sonnengott 
gehört Alklnoos keiner bestimmten Zeit an. Darum treffen ihn 
schon die Argonauten an und zur Zeit, wo Odjsseus auf Seherin 
ankommt, herrscht er noch. Die Argo kam auch aus eben dem- 
selben Grunde nach Seherin, aus welchem Odysseus und Rhada« 
manthys sich daselbst aufhalten. Die Gemahlin des Alkinooa, 
Arete, geniesst ganz besondere Ehre und besitzt soviel Geist und 
Verstand, dass sie selbst Streitigkeiten der Männer mit Weisheit 
^tseheidet. Arete war wie Alkestis ursprünglich ein Prädikat 
der Mondgöttin. Die Mondgöttin ist die mächtig waltende, wel- 
cher nichts zu widerstehen vermag, welche wie Hekate über Him« 
meL| Erde, das Meer und dic^ Unterwelt gebietet (Hesiod. Theog. 
411.). Hekate Ist-Richterin, wie Arete bei den Phäaken, und 
die Mondgöttin aeichnet sich aus durch Geist und Verstand. 
Die 50 Mägde, die sie umgeben (Od. VII, 108.), beziehen sich 
auf die 50 Wochen des Jahres. — Die Phaaken sind 4iege- 
Bidiicktesten Schiffer. Der Sonnengott begiebt sich alle Abende, 
wenn er den Himmel verlassen hat, auf ehi Fahneng und stenert 



Ufcholdi Vorhalle s«r gHcchlaheo GMchicbto. XJt 

• 
mH Qngttiibliclicr Schnelligkeit' i^ach dem fernes Oaten mriklc 
Sobald Alkiuooa aU Konig angesehen wurde, konnte man ihn 
nioht stimülhen, das« er sich selbüit au^ ein Schiff begeben nnd 
Fremdlinge nach Hause begleitet liabe. Die Kunstfertigkeit des 
Königs wurde auf das Volk fibertragen. Die Phäaken genlesaen 
aucli das schöne Leben, welches Alkinoos als Sonnengott hat ^ 
sie sind wahrscheinlich ans 'Genien des Sonnengottes zu einem 
Volke um'geschaffen. Sie besitzen dieselbe Schnelligkeit , darum 
dilrfle dem Sonneugotte Schnellfflssigkeit beigelegt worden seli^ 
(Od: Vni,'246.). Die PhSaken wohnten ursprünglich in der Nah« 
der Giganten, Ton dort sollen sie nach Scheria gewandert sein. 
Diese Sage von der Wanderung der Phaaken läü^t sich historisch 
fassen und lösen, nimiich: dai^s jemehr sich die geographlschea 
Kenntnisse erweiterten,' desto weiter die Ost- und Westgrenze 
hinansgeruckt wurde* Es ist aber noch eine zweite Auffassung 
möglich, nämlich: die Namen Phaeax, Nausithoos und Alkinooa 
waren ursprünglich Prädikate des Sonnengottes. Den Kreislauf 
des Mondes bezeichneten die Alten durch die Irren der lo , und 
die Wanderungen des Sonn<engottes hatten dieselbe Bedeutung« 
Alte Sagen priesen wahrscheinlich die W^anderungen des Nausi- 
thoos. Als man ihn als König betrachtete, konnte man ihn nicht 
allein wandern lassen, sondern es musste das ganze Volk mit ihm 
wandern, sowie ja Kadmos, Pelops, Danaos undsKekrops durch 
ähnliches Missverständuiss zu Anföhrern morgenländischer Colo« 
nisten gemacht wurden. — Dies die Ansicht des Hrn. U. über 
die Phaaken, der wir im Wesentlichen unsern Beifall nicht versa* 
gen können. Sorgfältigere Forschungen werden luis jedenfalla 
ein genaueres Verstandniss der Odyssee bereiten und der innere 
Zusammenhang dieses grossartigen Epos wird sich Immer mehr 
herausstellen. Aber noch ein Punkt bleibt zu betrachten iibrig, 
den Hu V, ni^lit beriihrt hat, woraus nicht bioa erhellen dürfte« 
das« wirklich Alkinoos eine Sonnengottheit, und Arete , seine 
Gemabljin« eine Moudgöttin war, aondern auch, dass die Phaa- 
ken wirklich blos Genien des Sonnengottes sind. Im 6. und 8« 
Buche der Odyssee wird nämlich des Ballspiels gedacht, wotoo 
wir noch Einiges bemerken wollen. Bekanntlich erzählt Homer 
(Od. VI.), dass die Athene der Tochter dos Königs der Phäaken 
Nausikaa im Traume erschienen sei und sie ermahnt habe , am 
Morgen, da ihr eine baldige Hochzeit bevorstünde, ihre Gewän- 
der zu reinigen und den Schmuck zu ordnen , dass sie gefalle. 
Am Morgen erhebt sich Nausikaa vom Lager, geht zu den Ael- 
tem und bittet den Vater um Wagen nnd Maukhiere, um ihr« 
Kleider zu waschen. Die Bitte wird gewährt Sie ladet die 
Kleider auf den Wagen, versieht ^lich mit Spelae und Trank und 
fährt begleitet von den Dienerjnnen zum Flusse. Nachdem sie 
die Wäsche gereiniget und zum Trocknen ans Ufer, gebreitet, er- 
quicken sie sich durch ein Mahl und erfreuen sich dann dpreh 



172 G«f«bi€lite. 

BilispieL Nicht ra fiberaehen ist,' dasa Nansikn vM<^. mll dar 
Artemia ferglichen ist Y. 110. : 

Ali sie DOBinehr TerlangCe , saruck nach Haoie in keliren, 
. Mit dem Gespaira der Manier ond scbojigeralteter Kleid aog; 
Jetio ertaoa ein Aniferes die Herrscherin Pallas ACbeae, 
DasB Odyssens erwacht und scbante die blühende Jungfrau, 
Welche den Weg ihn führte nur Stadt der Fäakischen Männer« 
liieranf schwang die Fürstin den Ball auf eine der Mädchen» 
Ddqh sie verfehlte das Mädchen und warf in die Tiefe des Strudels; 
Laut nun kreischten sie auf. Da erwacht aus dem^ Schlummer Odysseut« 

Der Name Naiisikaa war urapruhgllch jedeDfalla Prildikat der 
MoDdgöttin , deren Lauf am Jliftimel ,,Schiffen^^ genannt wnrde, 
daher der Name. Die Sonne sowie der Mond, aach die Sterne 
wurden, wie bekannt, mit Hageln yerglichen oder Ballen. War 
mm ursprünglich die Sonne oder der Mond einem Balle , einer 
Kugel verglichen worden, so musste derselbe jeden Tag und jede 
Nacht emporgewSlzt werden , was , wie beim Sisyphus als Strafe 
gedacht wurde; oder die Genien der Sonne und des Mondes hat- 
• ten dieses Gesdiaft. Die Bewegung der Himmelskörper wurde ^ 
aber auch dem Tanze verglichen. Kann es uns Wunder nehmen, 
wenn Nausikaa, sowie ihre Dienerinnen, deren Zahl zwar ni^ht 
angeg^eben ist, sich aber wahrscheiuiich auf die Zeit bezog, als 
eine Genie des Mondes die Mondkugei oder den Mondball mit 
den Mägden spielt oder einen mit Ballwerfen verbundenen Tanz 
auffjihrt? Zudem bedenke man , dass der Bali ins Wasser fallt 
und Odysseus erwacht, also zur Zeit des Untergangs des Mondes. 
Ist' nun das Geschäft des Kleiderwaschens beendigt, wirft noch 
einmal Nausikaa den Ball nach einer Magd, es entstellt Oeriusch, 
der Ball wird ins Wasser geworfen , und Odysseus erwacht aua 
dem Schlafe , d« b. die Sonne geht auf. Dass wirklich die Sage 
so gefasst werden müsse, erheilt deutlich aus Od. VHI, 367. Der 
Zweck des Kleiderwaschens bezieht sich unstreitig auf den voll 
werdenden Mond , wo er in seiner schönsten Pracht steht; dann 
ist das Licht klar, rein^ bell, folglich die Kleider gewaschen, 
beim abnehmenden Moqde geht der Glanz mehr oder weniger 
verloren , dann sind die Kleider schmuzig. Die Hochzeit aber, 
die der Mondgöttin Nausikaa bald bevorsteht, ist die mystische 
Bhe , oder die Conjunction des Mondes mit der Sonne« Od. VIII, 
367. lernen wir das Ballspiel näher kennen* 

Aber Alkinons hiess den tcbSnen Laodanas jetzo . 

£inxeln mit Halios tanten ; deuA Niemand wagt ei mit jenem. 

Als nun diese den sieiiicben Ball in die llande genommen, 

Purpurroik^ den ihnen der sinnende Polybot wirkte; 

Siehe da schwang ihn einer empnr an den schattigen Wolken , 

Rücklings g<>bengt; and der Gegner im S[>rang von der Erde sich hebend. 



tJfcliolili Vorballe sur griecblftchen Getclilclite« 173 

Fing ihn bebend in der Luft, cb der FiiM ibm den Bodea bernhrte. 
Jetso nachdem sie den Ball gradaof an schwingen Tersncbet, 
'Tanaten fie leirht einher an der nabrnngsprostenden Erde, 
In ofl wechfelnder Slellnng$ nnd andere Jnaglinge klappftea 
Siebend im Kreise daau ; e« stieg ein latftes Getos auf. 

Mit Uebergehnng des Schollasten au obiger Stelle und dea Atbe- 
näus Im Deipnoaophlsten versneben Vir eine weitere Erklärung. 
Vorher lernten wir die Naitalkaa^ Tochter des Königs Alkinoos, 
Im Ballspiele sich auszeichnen, nnd wir erklärten die Nansikaa als 
ein Pr&dikat der Mondgöttin (U. p. 268.) und den Ball betrachte- 
ten wir geradezu als Mond. Hier zeichnen sich die Söhne des 
Alklnoos in dem mit Ball werfen Terbundcnen Tanze ans. Ist AI- 
kinöos als Sonnengott aufzufassen, so werden seine Söhne auch 
zu den .aolarischen Gottheiten gerechnet werden müssen. Die - 
Sonne hattc^.Terachiedene N^men; sie erschien aber auch bei ih- 
rem Aufgange und Untergänge als eine Kugel, die im Osten em- 
porgewälit oder als Ball in die Höhe geworfen wurde, im Westen 
aber wieder niederrollte oder niederfiel. Diese Kugel oder dieser 
Ball konnte aber nicht durch eigene Kraft emporsteigen , sondern 
durch Kräfte. Diese Kraft wurde personificirt ; und so gab es 
zwei verschiedene Namen für die Sonne selbst; diese zwei Ki^fte 
personificirt, erschienen als zwei besondere Wesen ; daher kommt 
es , dass der Sonnengott Sisyphus von der Sonnenkugel getrennt 
wird und Ihm als Strafe das tägliche Aufwärtsrollen der Steine 
zugeschrieben wird* So sind an. unserer Stelle die Söhne des 
Alkinoos als Ballspieler wegen ihrer Fertigkeit gepriesen. Laoda- 
mas wirft den Ball im Osten ii) die Höhe, nnd Halios (SXg) fangt 
den Ball, d. h. im Westen taucht der Sonnenball ins Meer, dar- 
um fangt Ihn Halios. Laodamaa, der Völkerbezwinger, besiegt 
als Sonnengott beim Aufgange das Heer der Sterne , treibt sie 
vom Horizonte fort, und Halios nimmt sie auf, d. h. im Westen 
tauchen sie unter, und zwar mit Geräusch, da die Sterne als Fa- 
ckeln betrachtet, wenn sie ins Meer tauchten, auslöschten (Ta- 
cit. Germ, c 45. ed* Diltliey. und Hess. Yaler. Flacc. II, 36. Ju- 
Venal. 14,^80.). — Klytoneus, der dritte Sohn, der wegen 
seines Schilfens beriihmt ist, schifft die Sonne vom Westen nach 
Osten. Dass aber wirklich an unserer Stelle von keinem gewöhn-' 
liehen Ballspiele die Rede ist , dafür spricht insbesondere das 
Epitheton purpurn, wie auch lateinische Dichter von der Sonne 
sagen : sol purpureo qui movet axe diem. Der Ball wird purpurn 
genannt, weil Purpur wegen seines GUnzes, wie bekannt, Zei- 
chen des Lichtglanzes ist« Dieses Ballspiel wird Tanz genannt, 
da eben auch die Bewegung der Gestirne dem Tanze verglichen 
Wird (Lucret. V, 711. 1925.). 

Doch wir yroUen hiei^ unsere Anzeige schliessen. Der unbe- 
fangene Leser wird gewiss mit nns urtbeilen, d«aii Hr. U. mit 



174 GrUcliltch« LiteraUr. 

eben toviel ^elehrramkelt ak Scharfsinn «etnen GegeQgtaud be- 
handelt hat, und daas durch seine Forschun^n" ein nicht unbe- 
deutender Schritt Torwarts ^ethan ist in dieser schwierigen nnd 
nocii nicht genu^ bebauten Wissensctiaft. 

Schleusingem Conr. Dr. AltenhuTg. 



Pluiarehi Agis et Cleomenes. Roceniait, aosotationom 
criticani , prolegoinena et commeotarioi ailieeit Georg\ Frid. Sakoe^ 
nfann, Gryphiiwaldiae iinpensit Ern. Mauritii IIIOCGCXXXIX. 
Vorrede ond Prolegg. LVi. Text, AamericaBgeB , Register 2(KI S. 
in gr. 8. 

Bcicanntlich hat es Plutarch bei wiederholter Darlegung sei- 
ner biographischen Zwccite auch fnr nöthig erachtet , ausdrück- 
lich herrorzuheben , dass er nicht Geschiclite^ sondern eben Bio- 
S*aphi^en schreibe. Nach einer leisen Andeutung (Alexandr. 
XXV) mochte die zu Digressionen geneigte , um vollständige 
Angabe der blossen Fakta wenig bekümmerte Schreibweise nicht 
allen Zeitgenossen behagen. Dieser Classe von Lesern also wollte 
der Schriftsteller durch jene bestimmte Erklärung den Standpunct 
zeigen, von dem aus ein richtiges Betrachten und Würdigen der 
Leben möglich sei. Unter den Neuem haben diess, wenn nicht 
alle Bcurlheiler Piularch's, doch die meisten Herausgeber in 
gewisser Beziehung wieder zu einseitig festgehalten. Denn wer 
die mit Anmerkungen ausgestatteten Einzelausgaben mehrerer 
Biographieen ^ welche in den letzten zwanzig Jahren erschienen 
sind^ näher kennt, der weiss recht gut, wie verdienstliches zur 
Wiederherstellung des ursprünglichen Textos, zur Erläuterung 
plutarcheischer, mannigfach gefärbter Sprach weise, tfuch zum 
Verständuiss des Geschichtlichen und reichlich eingeflochteoen 
Sachlichen einzeln und bruchstückweise, wie es zum unmittelba- 
ren Gebrauch gerade nothig war, geleistet worden ist. Etwas 
Hauptsächliches wird indess meist noch vermisst, oder muss we- 
nigstens In umfassenderer Weise als bisher versucht und ange- 
strebt werden. Ein tieferes Eingehen in den Inhalt der Biogra- 
phieen, das ist die Aufgabe , die sich mehr und mehr Geltung 
verschaffen und zur Lösung gebracht werden wird , je reiner und 
diplomatisch begründeter, besonders durch die kritische 6e- 
sammtaasgabe von Sintenis, der Text zu werden beginnt. So 
wenig Plutarch Selbst in seiner liebenswürdigen Bescheidenheit 
irgendwo Anspruch auf den Namen und Rang eines Geschicht- 
schreibcrs macht, und so ernstlich er sich gegen jeden Gedanicen 
an Wetteifer verwahrt, wo er etwa Ein und dasselbe mit Män- 
nern wie Thucydides erzählt; so hat nun das Geschick doch eUv^ 
mal gewollt , das« er bei dem Untergänge so vieler Historiker uns 
Spftterlebenden Cur manche Zeiträume eine Hauptqneile aeiii 



Flatarcht iglt et Cleomettei, «d. S^oemanii. * 175 

sott, aus der wir jetaet iiBsre Kenntnim aller GeadbMbie sdiopfeti 
m&saen. Hieraus ergebt sich unmittelbar erstens die Anforde- 
rung , zu untersuchen, welchen Gewfihrsmannem Plutarch ge- 
folgt sei und Velche Glaubwtirdlgkeit er verdiene,, aumal da er, 
mit wenigen Ausnahmen, kein Zeitgenosse ^er von ihm ersählten 
BegeM&nheiten ist. Nun hat swar längst Heeren eine solche ITn« 
tersuchuug angestellt; bei näherer Prüfung der TierCommentatio- 
nen de fontibus et auptoritate ?itaram Plntarchi indess , mnss 
aich sogleich auch die Bemerkung aufdrängen , dass an einen 
durch Heeren erwirkten Abschlnss gar nicht an denken ist. Ein- 
mal liegt diess In «der Beschaffenheit der Heerenschen Arbeit 
selbst, über die auf C. Fr. Hermanns, eines gewiss Tbiigiiltigen 
Richters, Urthell im Marburger Lectionsverzeichnlss Ostern 1836 
▼erwiesen wird; sodanaaber auch an der, seit dem Jabce 1820, 
in manchen Punkten wesentlich geforderten Kenntniss Ser grie* 
chlschen und romischen Historiographie. Auf Plufarch insonder- 
heit bezügliche Beitrige, die über Heeren hinausgehen, v bat 
aehon Sintenis zum Themlstocies und Pericles in gelehrten Exenr^» 
Ben gegeben. Von einer vollständigen Untersuchung aber Ist die» 
jenige ein Muster , welche Hermann a. a. Q. über die Schrift- 
Bteller geliefert, denenl'lutarc^h im Pericles seine Nachrichten ent- 
nommen hat. Der Verf. kommt darin auch zu dem Resultate^ 
dass'Plutarch, weit entfernt von Bequemlichkeit und Leichtfer* 
tigkeit, überall mit Urlheil bemüht gewesen sei , nur an bewährte 
Autoren sich anzuschliessen. 

Eine zweite Aufgabe für den Interpreten , die wenigstens 
Ton vielen Biographieen gilt, ergiebt sich aus dem eigenthümliiphen 
Verfahren Plutarehs. Dieser konnte für seine Lebensbilder nicht 
alles, was seinen Helden begegnet war, gleich gut gebrauchen; 
es kam ihm gar nicht ^of eine strenge chronologische Folge und 
Stetigkeit des . Berichteten an. Daher ist es gekommen, dass 
manches Leben in sich selbst lückenhaft, vieles darin ohne ge-» 
Dauere Angabe der Zeiten hinbestellt ist. Diese Lücken aus an- 
dern Quellen zu ergänzen , so dass ein historisches Ganze ge* 
Wonnen wird, dem Einzelnen seine richtige Stellung der Zett- 
fbjge noch anzuweisen, auch etwaige Irrthümer Plutarehs zu be- 
richtigen, das ist neben der Darstellung der leitenden Gedanken, 
welche den Schriftsteller bei -der Auswahl des Stoffes beseelten, 
die letzte und höhere Aufgabe, des Auslegers. Die Wichtigkeit 
der Losung djeser Aufgabe ist gleichwohl, wie schon angedeutet, « 
eine relative. Sie kann bei Perioden , wo Plutarch der einzig 
übrige oder doch hauptsächlichste Gewährsmann ist, von grosser 
Bedeutung für die Geschichte überhaupt sein; bei anderen Zeit^ 
räumen dagegen , wo die Quellen reichlicher fliessen, nutzt sie 
öfters mehr zu richtiger Erkenutniss und Beurtheilung plutarchei-» 
scher, will man nicht sagen Kunst- doch Denkart. 

Herr Professor Scboemann hnt in den Prolegomenen der 



176 Griechiicbe LUeratur. 

oben genaiter Teneichneten Ausgabe des Agis und Cleomenes 
'beiden so eben gestellten, aus der Sache selbst sich ergebenden 
Forderungen ein Gnugc gethan; nnd insofern die sweite Auf- 
gabe bisher noch von keiiieni Herausgeber ao Tollständig aufge- 
fasst worden ist — ' wobei das Verdienstliche s. B. von Held*» 
chronologischen Tafeln hinter seinem Timoleon und Aemiiinn Pau- 
lus gern anerkannt wird — insofern beginnt mit dem vorliegenden 
Werke in der That ein Abschnitt in der Bearbeitung Ton Plutarchs 
Biographieen. Darum glaubte auch der Unterseichnete diess als 
einen wesentlichen Thcil der Arbeit gleich an Aer Spitze seiner 
Anzeige hervorheben zu müssen. Er geht nun zur nähern Cha- 
rakterisirung des Buches über, wobei er auf das hier nur erst 
kurz Angedentete weilläufiger eingehen wird. 

Die Vorrede, welche an den Geh. O. R. Rath Dr. Joh» 
Schulze^ (,, de eruditae antiquitalis cognitione et de sana disci- 
plina scholastica imraortaliter merito '") gerichtet ist, beginnt mit 
einer beredten Anempfehlung der Biographieen Plutarchs nach 
Umfang , Inhalt und Form. HerTorgehobcn wird neben der weit- 
umfassenden Gelehrsamkeit die aufrichtige Liebe des Rechten 
und Anständigen und das edle Gefühl für achte, ungefalschte 
Menschlichkeit , das bei dem Schriftsteller überall hervorleuch- 
tet. Von solchen Gesinnungen Hess sich Plutarch beim Zusam- 
menstellen seiner Leben leiten , immer mehr an einen gewissen 
Adel der Meiischcnnatur glaubend als' geneigt, das Schlechtere 
von seinen Helden für wahr zu halten. Eine nothwendige Folge 
davon war, dsss er die Menschen wohl hier und da beschrieb, 
wie er sie gewesen wünschte^ nicht wie sie wirklich waren; und 
80 befriedigt er die strengen Forderungen nicht, die man an den 
eigentlichen GeschiciUschreiber zu machen hat . Allein gerade 
deswegen eignen sich seine biographischen Denkmale vortrefflich 
zur Lektüre für die Jugend, der auch in der Geschiclite eher 
grosse und erhabene Muster denn schlechte Beispiele vorzufuh- 
ren sind. Es ist wahr, Plutarchs Bildnisse bleiben oft hinter der 
Aehulichkcit des Portraits zurück , sie haben aber dafür den weit 
höhern Werth einer Idealen Darstellung. (Den Referenten hat 
es sehr gefreut , ein solches Urtlieil zu lesen , nachdena in der 
jüngsten Zeit Plutarch allerlei nur zu ungünstige Raisonnementa 
über sich hat müssen ergehen lassen.) Hr. Prof. Schoemann -ist 
seit lange gewohnt gewesen, auf dem Gymnasium wie auf der 
Universität Plutarcheische Leben zu erliutern ; ein Gleichea za 
thun rieth er immer seinen in das Lehrfach übergehenden Schü^ 
lern. Auch ist für solche^ die nach Vollendung der akademi-' 
sehen Studien selbst wiederum ala Lehrer auftreten wollen^ diese 
Ausgabe zunächst bestimmt Die Erklärung erstreckt sich gleich- , 
massig auf die Sprache wie auf die Sachen; längere Auseinander- 
aetzangen iih^r grammatische Punkte finden sich vorzugsweise im 
ersten Theile des Commentars. Dem Texte gehen übersichtlich 



Plutnrchi Agig et CleoiDfnei > ed. Schoemann. 177 

in vierzehn Paragraphen gtelheilte Prolegomena voran» Per 
Hauptinhalt derselben ist In 'kurzen Zü^en folgender: Plutarch 
(^ I.) ist für die älteste^ wie für die jpn^te Zeit spartaniscfaeh 
Gemeinwesens die Hauptqnelle; im Lykurgns und im Agis und 
Cleomenes. In bcideii letztem sind seine Gewalirsmiinner Aratns, 
Phylarchus, Polybins, Bato aus Sinope. Heeren fiigte als fünf- 
ten den Spliaeri^s ans Olbia hinzu , doch ist diess nicht zu erwei- 
sen. Auch über Bato kann nichts Bestimmteres gesagt werden 
[Koepke Ion. Fragm. p. 13. und Voss. Histor, Gr. p! 408. 
Westerm. geben ebenfalls nichts Neues.] — Aratos (§* IL) hat 
eigene Denkwürdigkeiten hinterlassen; allein diese sind nicht 
ganz zuverlässig, weil nicht frei von Beschönigungen eigenen 
Thiins und von falschen Anklagen gegen Cleömenes« Plutarch 
selbst hat diess wohl erkannt und daher jenies Werk nur selten 
und mit Vorsicht benutzt. Polybius (§ 111.) beginnt von der Zeit 
an , wo Aratus aufhört und schenkt ihm Plutarch im AUgemeinen 
grosses Vertrauen (Arat XXXVIII. a. G.); doch er steht auf Sei- 
ten der Achäer und des Aratus und diese Stellung hat es be- 
dingt, dass er nicht durchweg unparteiisch gegen die Aetoler und 
Spartaner schreibt. Man muss diess jedoch mehr eine blinde, 
tinbewusste Parteilichkeit nennen. Gegen Cleomenes namentlich 
ist Polybius so sehr eingenommen , dass er die Spartaner durch 
den Antigonus Doson von dessen Tyrannei befreit werften lässt. 
[Vgl. Flathe Gesch. v. Maced. II. 163. 165 - 6. 182.] Im Ganzen 
bat ihn Plutarch wenig benutzt; von Agis ab^r handelt er gar 
nicht — Phylarchus (§ IV.) , ein Zeitgenosse des Aratus und 
Cleomenes, beschrieb in 28 Büchern die • Geschichte Griechen- 
lands und Macedonieus von Olymp. 127. 1. — Ol. 140. Ihm vor- 

-4iehmlich folgte Plutarch in den beiden vorliegenden Biographieen; 
mehrere Male nennt er ihn geradezu , noch öftrer hat er ihn nach 
aller Wahrscheinlichkeit ohne weitere Angabe benutzt. Polybius 
(§ V.) halt wenig von des Phylarchus Zuverlässigkeit, besonders 
da, wo dfeser vom Cleomenes berichtet. Nach Art der ans den 
Rhetorschulen hervorgegangenen Historiker zierte Phylarchus 
sein Werk mit langern Plgressionen über Sitten , Einrichtungen, 
Alythologie u. dgl. Auch legte er es gar selir auf Erregung des 
Gemüth^s bei dem Leser an. Den Cleöji^enes begünstigt er i^n- 
verholen und ist dagegen dem Aratus aufsässig. Gleichwohl ist 
er nicht absichtlich unwahr, wie Neuere gegen den Polybius 
hinreichend erwiesen haben. Mit Phylarchus (§ VL) müssen wir 
die Sache des Cleomenes für besser als die des Aratus halten. 
Aratus war um einen Ausdruck des Hyperides anzuwenden agtog 

^ r^g ^EkXdSoq^ wie es damals war, Cleomenes aber vni^ ti^v 
'EXXdäa. [Schorns Urtheil in der Geschichtis Griechenlands S. 
103: ,, Als Mensch ist er eben so ausgezeichnet durch Tugenden 
als übdverrufen durch Laster, wozu sein heftiger und unbiindiger 
Charakter ihn fortriss, wenn er handeln wollte ^^ ist offenbar zu 

N, Jahrb. f. Phil. tr. Päd. od. KrU. Bibl. Bd. XXIX. Uft. 1. 12 



178 Griechische Li terator. 

Jiart.] — Gleichwohl weiss Hr. Schoemann , etwas günstiger ge- 
siimnit als Fiaihe iL 167. , auch für Aratas Entsehaldigungs- 
gründe geltend 2u machen, wenn er die Macedonier ins Land 
rief. Die Yerhaitnisöe der Achäer waren ganz anders als die 
der LacedimonieTy und Aratus musste befürchten, Spartanische 
Einrichtungen würden auch in den^ achaischen Staaten eingeführt 
werden sollen, was ohne die gr'össtän Unruhen und tlelfache Ver- 
letzungen wohibegrnndeter Rechte nibht möglich war^ Selbst 
wenn zugegeben werden muss, dass man nber des Cleomenes 
Pläne bezuglich des ausseriaced'ämonischen Pelopohneses nichts 
weiss , so steht doch so Tiel fest , dass es bei den Achäern eine 
Partei gab, welche eine neue Vertheilung der Ländjereien and 
Befreiung Ton den Schulden wünschte': Aenderangen , die dort 
nur 'auf rerolutionairem Wege zu erreichen waren. [Flathe D. 
166.] Ferner musste befürchtet werden , die Spartaner möchten 
überall wieder Oligarchien einfuhren, was den Gleichheit liebenden 
Achäern nothwehdig ein Greuel dnnkte. 

Von des Aratus (§ VII.) eigentlichen Absichten haben die 
Schriftsteller Nichts .berichtet. Piutarch folgt, wie schon ge- 
sagt , zumeist dem Phjlarchus , und tadelt im Leben des Cleome- 
nes fast nur den Aratus, indem er dabei jenen erhebt. Dazu muss 
festgehalten werden, dass er als Biograph gewiss sehr unter den 
Ereignissen auswählte. Wäre er dabei nur nicht auch einseitig, 
indem er, seine moralischen Zwecke iin Auge, nur solche Züge 
aufnahm , aui$ denen , jedem deutlich, Geist und Gesinnung her- 
vorleuchten. Er erwog aber nicht , dass ohne pragmatische Dar- 
legung aller zu einer bestimmten Zeit unter einem bestimmten 
Volke statthabenden Verhältnisse auch die Sitten und Pläne von 
Staatsmännern nicht hinlänglich gewürdigt werden können. Eine 
solche Darlegung aber vermisst man auch im Agis und Cleomenes, 
und heut zu Tage das schon im Alterthum Versäumte nachzuho- 
len, ist bei dem Mangel an Quellen nicht mehr möglich. Uebri- 
gens gehören beide Leben , abgesehen von den höchst anziehen- 
den Persönlichkeiten der Helden und ihrer Angehörigen sölbst, 
6<^on in Bezug auf Darstellung und Verknüpfung fast zu den aus- 
gezeichnetsten des Plutarchs. Um den Verfasser zu berichtigen 
und zu vervollständigen (§ VIII.) giebt hierauf Hr. Schoemann 
einen genauen chronologischen Abriss der geschilderten That- 
sachen. Sehr dunkel ist die Geschichte des Agis, indem weder 
Regiernn^ntritt noch Todesjahr überli^ert sind. Legt man auch 
kein Gewicht auf die oft abweichende Erzählung des Pausanias, 
da Piutarch ans seinem Gewährsmanne,'dem Phylarchus, wohl das 
Wahre berichtet hat, so tritt doch wieder der Ueberstand ein, 
dass Piutarch keine Jahre vermerkt. Daher kann nur 'annähe- 
rungsweise durch wahrscheinliche Muthmassimg Eines gewonnen 
werden. Das ist die beabsichtigte Expedition der Aetoler in den 
PeioponneS) Agis XIII., welche zwischen die Jahre 2'43 — 40 



Platarchl Agie et Cttomen^n^ cd. Sehoemann. 170 

oder 39 fallen mussv hier aber genauer io d. J. 241 gesetzt wird. 
Kurz darauf ist Agis getödtet worden , rielleicht noch in ' derasel«» 
ben Jahre. Mit i^einen Neaerungen aber mochte er, nach Plu- 
farchs Angab«, zwei Jahre Torh^r begonnen haben.. Dtne ent* 
gegenlantend^ Nachricht bei Pausanias wird ato unstatthaft besei- 
tigt. 'Eben dieser (§ IX'.) Schriftsteller lässt, im Widerspruche 
mit Phylarch und Plutarch den Agie nicht zu Hause, sondern im 
Kriege gegen die Mantineer umlcommen' (VIII. 10.4.)* Wahr- 
scheinlich ist damals in der That ein Treffen ^ welches nach allen 
Umständen geschildert wird , Törgefallen. Das Geriidit jedoch, 
Agis habe dabei das Leben verloren , lann wohl nnr ein falschlich 
ausgesprengtes gewesen sein , und muss jeiie Schlacht vor dA 
Ephorat des Lysander gesetzt werden; Im Folgenden sind noch 
- einige andere Irrthiimer des Pausanias nachgewiesen , wobei (S. 
XXXVI.) auch genauer ^bestimmt wird, wenn Lydiadas die Ty- 
rannis niedergelegt habe , nämlich etwa im J. 234. Strateg der 
Achäer ist er, vom J. 233 ab, so weit sich ermitteln lässt, nur 
dreimal gewesen. 

Die Zeitverhältnisse des Cleomenes (§ X.) sind nach dem 
Jahre der Schlacht bei Sellasia zu fixiren , Olymp. 139. 4. am 
Anf. oder Ol. 139. 3. am Ende. Angeschlossen ist hier ein£ Un- 
tersuchung über die Soromer-Neme^n, welche nicht^ wie Bayer' 
undManso annahmen, im 3., sondern im 4. Ölympiadenjahre ge- ■ 
^ "^ feiert wurden. Der Beweis dafür beruht auf der richtfgen Er- 
Idärung einiger Stellen desPolybius und der Reihe derAchäischea 
Strategen, auch auf einem Abschnitte des Armenischen Eusebius. 
Ob für die Winter-Nemeen das erste oder das zweite Olympiaden- 
jahr anzunehmen sei, ist zweifelhaft. Der Verfasser entschei- 
det sich für da^ erstere. — Von der Schlacht bei Sellasia (§ XI.) 
wird , nach der Darstellung des Polybius , rückwärts auf die An- 
kunft des Antigonus in den Peloponnes geschlossen, welche Olymp. 
139. 2. im Herbst erfolgte. Plutarch erwähnt von den Ereignissea 
dieser Zeit manches gar nicht, anderes wieder umständlicher, ^ 
wie das Weitere angegeben ist, namentlich über die Einnahme von 
Megalopolis durch Cleomenes und über die Schlacht bei Sellasia. 
Schwierig erscheint es (§ XIL), bei der Kürze des Polybius, die 
Zeiten des Cleomenischen Krieges vor der Ankunft des Antigonus 
festzusetzen. Die von Plutarch in Aratns und Cleomenes er- 
wähnten Achäischer Strategen dienen als Anlialtepunkte. Vom 
Beginn des Krieges bis zur Einnahme von Argos werden vier ge- 
nannt: Aristomachus , Aratus, Hyperbatos, Timoxenus. So- 
dann sind die Kriegsbbgebenheiten verzeichnet, die sich während 
eines jeden dieser vier Jahre, von (01. 138.1. bis Ol. 138. 4. 
am Ende zugetragen haben. Der ganze Cleomenische Krieg dau*- 
erte von Ol. 138. 1. bis Ol. 139. 4. a. E. oder 140. 1. a. Anf. Ne- 
ben^ der Berichtigung einiger Irrthiimer Bayers muss noch hervor- 
gehoben werden, wie eine anscheinende Schwierigkeit in der 

12* 



180 Griachischa Literainir. 

Fddherrnsdiaftdes^Tfnioxenus beseitigt wird. Yermutlilich war 
4er8eibe sweiJahre lang Strateg, .während xogleicli Arattis den 
Rang als ötgatfiyo^ avtoxQatcDg batte , Polyb. IL 53. 2. Der 
nichste Paragraph (Xill.} bringt einige Ergänzungen zu dem von 
Plutarch Berichteten, nberden eigentlichen Grund zum Cieome* 
nistehen Kriege, über die Zeit ,^ wann Ptolemäas Energetea von 
den Achiem weg, dem Cteomenea sich zuwandte, und über die 
Vorfalle, seitdem Antigonus fm Peloponnes angelangt war. Von 
der Staatsumwälzung des Cleoraenes handeln Polybins tmd Plu- 
tarch zu kurz. ^ Pansanias (H. 9. 1.) spricht ?on Kinfiihrnng der 
Paitronomen durch diesen König; indess darf trotz der Billigung 
Böckhs im Corp. Inscr. Graiec. I. p. 605. 8. auf diese Notiz 
schwerlich mit Toller Zuverlässigkeit gebaut werden, da die son- 
atige Glaubwürdigkeit des Schriftstellers verdächtig ist. Die 
neuen Bürger, welche gegendweise von Cleomeoes abgetheilt 
nein mögen {MböoiXj Ilttdva, Kvvogovga, Alßva und muth- 
masslich Mfia) fielen zum grössern Thcile bei Seliasia. Schlüss- 
lieh '(§ XIV.) untersucht Hr. Schoemann, wann Cleomenes gestor- 
ben sei nnd wie lange er gelebt habe. .Geflohen ist er im J. 221, 
sein Ende fand er im 2. Jahre darauf. .Seine Re/3:iernng begann 
mit d. J.^35, so dass er also 16 Jahre hindurch König gewesen 
ist. Alt war er bei seinem Tode an 40 Jahre. Zuletzt ist noch 
eine chronologische Tafel über die Zeit vom Cleomenischen 
Kriege bis zum Jode des Cleomenes angehängt, nach Jahren vor 
der christlichen Aera, der Olympiaden, und den Achäischeii 
Strategen. — 

Zur Kritik des Textes sind alle zoganglichen Hiilfsmittel be- 
nutzt worden , und ohne dass Hr. Seh. geradezu eine neue Recen« 
sion beabsichtigte, hat er die Worte d/ss Schriftstellers doch 
mehrfach geändert und verbessert In d^r Vorrede erzählt er in 
Kürze die Geschichte ^es. Plutarcheischen Textes. Bemerkt sei 
hier nur, dass über des Il^nricus Stephanus Aufriöhtigkeit in 
Angabe seiner handschriftlichen Subsidien die Akten noch lange 
nicht geschlossen sind, vielmehr wohl nächstens befriedigender 
Aufschlitss erwartet werden kann. Die Charakterisirung der Aus- 
, gaben von Bryanus bis auf Schäfer wiederholen wir nicht, da 
sie im Wesentlichen nichts Neues bietet. Die Hoffnungen aber, 
welche Hr. Schoemann von der damals noch erwarteten Sintenisi- 
'schen Recension ausspricht, haben noch eher, als der Agis und 
Cleomenes erschienen , durch den ersten Band ihre Bestätigung 
erhalten. 

Die vier ältesten Ausgaben, die Juntina in einem Leipziger 
Exemplare, die Aldinaln einem Züricher, und die beiden Base-^ 
1er von 1533 und 1560, zog Hr. Schoemann tollständig zu Rathe 
nnd hat er die Varianten derselben angemerkt. Die beiden Base- 
ler sind im Wesentlichen ganz der Aldina gleich , welche selbst 
den nur hin nnd wieder nach Handschriften verbesserten Text der 



Platarchi Agb et Cleonenei, eil/S<iitemaoD. .181 

Jnntina enthllt. Von & F. Henoanti erliielt der Rerimagdier dfe 
vollständige Collation einer Pfalzer (D) Hundsehrlft, Bzcerpte aus 
6 Italischen, die zum Theil früher bekannt g^emacht warsn, 
darch Walz. Die Pariser Manuseripte Nr. 1671. (B), 1672 (G) 
verglich ihm Dübner«, wie auch den Codex SangermanensEa (A)| 
dessen Varianten «chon bei W. de Sonl sorgßltfg verseiebnet 
sind. An einzelnen Stellen wurde auch die Raodschrift Nr. 1674 
eingesehen , dagegen sind Nr. 1673 und 1679, welche den Agit 
und Cleomenes haben, noch unverglichen. Za wünschen wSre 
gewesen, dass die Bezel<;hnungen der Codicba mit den beiSintenis 
angenommenen hätten übereinstimmend gemacht werden ken- 
nen. Die Handschriften habeii fast alje schwereren Verderbnisse 
mit einander gemein., so dass man wohlanf eine Urquelle scbiies- . 
sen muss. Bei leichtern Fehlern^ die in einigen Codices stehen, 
in andern vermieden'sind, ist die Entscheidung oft schwer, was 
Plutarchs Hand^ was Besserung eikes Abschreibers sei. Wo 
man die Wahl zwischen mehrern , an und für ^ich gleich guten 
Lesarten habe, da /dürfe man, urtheiit Hr. Schoemann^, nicht 
ohneWeltcres den sonst fehlerfreien Handschrlft^en sich auschlies*- 
sen, sondern jede Stelle sei f^lir sich zu erwägen ond vornehmlich 
mit Sorgfalt auf den PIntarchelschen Sprachgebranch zu achten. 
Nam fierl potuit , liest man S. XIII. , tit etiam scribae plerumque 
negligentiores et minus periti uno tarnen altcrove ioco i^eram 
lectionem fidelius serrarent, et contra qui minus in plerisque 
peccarent, tarnen magis intesdam quam illi alteri a vero aberra- 
rent, substitnerentque alind , non Incommodnm quidem, sed ta- 
rnen spernendum. Dixi autem hoc imprimis propter codicem San- 
germanensem (A.) , de cuius bonState mnltos noii rieqte indicare 
arbitror. Nam mihi quidem hie codex , quum in Universum aesti- 
manti non possit non multo reiiquis emendatior videri, neqnaquam 
tamen tanto iis praestare videtur , ut eius auc'toritate in dnbiis lo- 
cis iudicium nostram tnto reg! possit. Itaque in itull^ hnius- 
modi loco Sangermanensi codici tantnib tribul, ut quam hie lectio- 
nem offerret propter hoc ipsura amplectendam credereAi, sed. 
omnia semper rerum mome^ita diligenter perpendenda riec raro . 
etlam deteriomifi codiciim lectlonem praeferendam esse iudicavi; 
Der Bef. kann sich mit dieseih Uttheile über den Codex'A 
nicht für cfinverstanden erklären. Täuscht er sich nach einier 
möglichst genauen, auch an andern Leben wie am Lyknrg und 
Numa versuchten Prüfung der Lehrten dieser Handschrift nicht 
gänzlich y so hat zwar auch sie, wie jedes Mahuscript, Irrthüm- 
Iiches und zeigt, um nichts zii verschwtigen, Spuren einer In 
Kleinigkeiten nachbessernden Hand ; altein des offenbar Richti- 
gen was allein: dieser Codex bietet, und noch mehr dessen, wor^ 
in andere gute Bücher , namen^tlich B und D mit ihm iiberein« 
stimmen , ist so überwiegend viel, dasa er für die Leben, welche 
er, leider verstümmelt, liberhaBpt hat, zuverlässig als Grund- 



ist G'ileeliUchQ Liteiata^. 

l«ge 4er .Kecfenrion genommeD *i|^rden museu A«di darf man 
nickt glttubeo , es weiche derselbe so wesentlich Ton andern ab, 
4aa& es schon deshalb ^bedenkliqh sei, bei solchen auffallenden 
V^sphiedenheitei) sich anihn allein «u halten. Vielmehr lässt. 
sich an den meisten Stellen, wo grössere Varietäten angemerkt 
sind, die Vorzüglichkeit der von A gebotenen Schreibweise nach-, 
weisen, iind es ist mit ihm ein ganz anderes Verhältniss als mit 
dem Pariser Codex C bei Sintenis, der offenbar aus den Händen 
ein^a stark interpolirenden und willkürlich bessernden Geleierten 
heiTTorgegangea ist Hr« Prof. Schoemann scheint hierbei nicht 
dimhweg consequeot gewesen zu sein , was darin seine Erklärung 
mit findet, dass eine neue durchgreifende Textesgestaltong nicht 
beabsdchtigt wurde. Diesen Ausspruch möglichst zu erhärten, 
sollen nach den Stellen , wo auf die Anetorität des Codex A allein 
der Text geändert ist, mehrere andere aufgeführt werden, in 
denen er noch mehr denn bisher Berücksichtigung verdient. Ein- 
zelnes zu erwähnen ist nachher bei den Eigennamen Gelegenheit 

So hat also A und ist aus ihm hier aufgenommen : im Agiä 
XIII. 2. 6. ty Tf&v XQSCJV d(p60e i für &q)aiQi0H^ vgl. VIII. 1. 3. 
XQmv dqieb'^vaL tovg 6q>slloytas. Clepm.>XVIIL 2. i.svty 
tSv xQsäv ciq)i^n. Solon. XIX. Q'Qaövvovxi, r^ täv xq^v atpi- 
0i^. — XX. 3. 5. xectayByrjQüxvLav av d^icifiaxi (ABytötcp täv 
ff oA^rtdm«/, statt der Vulgata noXiuKäv. Das Richtige hatte 
übrigens hier, wie t)ft, Keiske coniicirt Cleom. XVIII. 2.2.' 
T^al olütQotSQOv avrovxatctyeXmvregy aufweiche Stelle weiter 
unten zurückzukommen ist ^ und ebondas. 6. hntt^ovto touvov 
aXxiov yByovivais wo BCD ilvai geben und der Unterzeich- 
nete wenigstens keinei^ andern Grund für diese Wahl, angeben 
kann als eben die sonstige Güte der Handschrift A. — XXII. 3. 9. • 
&0%B xaKslvfiv duxnvv&dvB^&ai, iitftL xazoxvst (ygV. S. 242.) 
Tut xtttOHvi^. — XXVII. 3. 2. rdvolLXoi ngay^idtG^v dviördv- 
xiQv; in BCD ist dv^v6x avxmv, — XX^I. 2. L %oX nkiop^v 
dloyUxag dnotpBvyovtig iyy vg^ov xanov xal ftangdv diti- 
xoifxsg'j tut iyyvg Svxc^ xal fi. ä. 

Außerdem aber glauht der Unterzeichnete noch folgende 
Lesarten aus A. zur Aufnahme empfehlen zu könilen : Agis I. 2. 3. 
ovdiv BlXi^XQivsg ovd^dßokoyrjfASvov statt o^oXoytxvfiBvov 
in BCD. ,Zwar liest man Lysand, XVII. ovxoc^^oyovfiBva yga* 
qxQv'xolg n^Qi xr^gnsvlag xov dvdgog 6(iolayov(iivoig , Marina 
XXXVL und Brutus L ofioloyoviiBvovidxL, Phodon Vlli. o/*o- 
koystxai und öfter ofioXoyavpsv^g wie Timoleon I. XXX. 
XXXVII* Allein- eben deswegen konnten Abschreiber, um so 
leichter auf eine Aenderuug verfallen, und das Perfectum ist 
doch an und für sich auch ganz angemessen, yfie&ftoK6ytps€U 
auch Phocion IV. geschrieben ist. — 

Agis XI. 1. /3. xovg ysgovxag olg td x^xag r^v \v tä 
ngoßovXtvBiv^ was ausser A auch BG haben. In der Ausgabe 



Plutarchi igb et Cleomeiics, ed, Sehoemaoo. 18ft 

igt mv aus andern Büchern Torgezogen, mit Berufung auf Cleo- 
menes XIV. 1. IQ* tot; d* 'Agatov zo näv r^v ngitog^ wozu noch 
Agesilaus lY. ^kommen kann: zäv lq>6Qeiv^ ^v rots uai t(Sv ys^ 
g6vr(QV ro gisyiörov Iv xy uoknla ^ngdtog. Dennoch beweisen 
diese Stellen nichts gegen den Dativ der besten Handschriften, 
welcher überdiess , nach einer brieüichen Bemerkung des Herrn 
Prof. Sintems , durch Ljcnrgiis VL dütfitp dl täv hvqIov ^fihv xal- 
^(^fxros gestützt wirdl — Ebends. 3* 3. uta^kiovron jtQog ovgeh 
wv dicoßkinovt€s ohne toi/ ¥or ovq, Hr. Seh. behielt den Artikd 
bei, weil ihn die übrigen Biicher haben. Die Annahme, dass 
diesen die Abschreiber ober zusetzten als wegliessen , hat wohl 
grössere Wahrscheinlichkeit für sich. Gebräuchlich war aber 
.Beides : Romul. XXVIH. avQis oIxbIv ovgavov^ Consol« ad Apol- 
lon. VI. dvaxiivag als ovg. rag x^^Q^Si ^^ Turnebua %6v ein- 
schob; und mit dem Artikel Brqt. XLI., SylJa VI., Nnma XVIIL, 
Alexand. XIX. XXX.,. Gleiche Bewandtniss hat es mit fjiiog, das 
in der Note angeführt wird , auch beim Plntarch. — Agis XIII. / 
1. 4. xdXXiöxov ivavorina uai AancDVinatatov al6xl0tqi vo* 
ö^fnaxizy ipikonXovxla diatp&slgag , so aus A und dem Rande 
TOi^D. Vulgata ist vofiov. „Mihi hoc {diavoi^ia) inde*orlum 
Tidetur , quod pro v6(a<>v aliquis librarius , ad voöi^^ari in pro- 
xjmo versu aberraos , i^o^^tt seripserit , unde rnox a correctore 
vofffia factum. ^^ So Hr. Prof. Schoemanu; nur dass dieser Er- 
kläruDpversuch ziemlich künstlieh zu sein sch'eint, und um zu 
diav6i]iJia zu gelangen ^ muss dann noch eine Correctur supponirt 
werden. ^Jiavoi^jifa lässt sich vielmehr aus drei Gründen verthei- 
digen, Tora nsgesetzt zuerst, was auch Hr. Schoemann nicht in 
Abrede gestellt hat , dass es in den Znsammenhang der Rede so. 
gut wie i^oVov passt (Cleom. XVI. 3. S, ial vov 09iq>gova xal 
^fcigiov ixelvov xov Avxovgyov vofiov). Erstens nämHch ist 
leicht möglich, dass bei vermuthlich ähnlichen Abbreviaturen 
voiiov aus öiavof^fia gemacht wui^e ^ d^ovoftat und v&fifia^ f/d- 
Hog und ovoiia mit einander ^Te^echselt sind , Bast. Coroment; 
palaeog^. 782. Giebt man aber diess nicht zu , weil dann auch 
hier d tos i'di^fia Schwierigkeiten mache, so sieht doch zuverläs- 
sig vofLov eher wie eine Erklärung zu diavov^a aus als umge- 
kehrt Sodann bietet diavotjfia nicht blos A, sondern auch D, 
eine unleugbar gute Handschrift. Drittens aber , und die^s ist 
wesentlich, scheint die Parechesis äiavof^iia ~ vo0ijfiaxt gerade 
ficht plutarcbeisch zu sein. Diese Figur wendet der Schriftsteller 
häufig genug und selbst da an , wo der Gedanke ganz ernsthaft 
und gewichtig ist. Vergl. Brutus XL. ^Aya^i^v, fi^Bvtoi ilwx^v_ 
SxüJiiBVrdg x'^xvx^v d<pagmvtsg, Tib. Gracch XIV. x^ Xiysiv 
Btoifioxaxov xttl x<ß ^a^gHv IxaiicitaTov ^ wo Schäfer aufmerk- 
sam war, iCamiU.. XII. 6 dl ö^fiov l^7i(fi&i6xo xai d-^Xog ^v — xy 
ifm>ip XQV^^f'^^ogf Pompeius LXXI. rag «Aijj^as iy oßfiMi xal 
6xopa6iv ovöag^ Manns XVIL ^x^inaxtt nal xiviinaxa lafißd- 



184 Gfieehifclia Iitteratnr. 

vovtag, ComTf.AriMA. c. Cat. Mai. IV. xalfBiv iäiavilfg tfjp 
xtrj0iv mv tijv ^p^tf&v ttfCBÖoxlfia^ov' {Isocr. Areopag.-XU. a. £.), 
SolonXV. Tce fiav utriptaxa HagnotifiBvoi^ xu ds xQr^iKvca roig 
davBl0a6tv ovK Moßidovtsg^ Alexand. LIX. Pompei. XXX VL, 
Phocioa IL ningci — toc ij^tj xal fAixgokvxa^ de Sera Nnm. ViAd. 
p. 7k xal To fti^ netQ* bkMtov ddlKtjßa rolg novijQolg ixaxoXöv* 
&oyv Honov akX vözBQov Big ttrvx^ßcitog %iOQav ti,^BfiBvoi^ wo 
Wyttenbach S* 20 nachgesehen werden kann. Mehr Belege sind 
wohl nicht nöthig, qo viel ihrer sonst auch, namentlich die Mo- 
raiia haben. — Agis XIX. 3. 8. tovg vzijQBrag htikBvov^äyßtv 
Big tfiv %al(W(iiviivJBX€i9cc^ Vnlgataist a3C«r}/eiv. VgLNumaXIX. 
oiav dyofUvqi tivl ngog ^ivarov avto^dtag öwtvxfoöiv, Lncnl]. 
XVII. a. E. KaU,l6tQatov 6 (iBvüyBiv inilBvöBP, oi ö' ayovxBg 
dTctfctBivav. — Cleom. IX. 2. 14. nagd %6 t<5v ig)6QCüv evö^i- 
tiov taP 06ß'OvtdQVVtat AaxBdaifiovioi^ wofür BCD 
ISgiiöavta tov 06ßov iv jiaxBdetlfiovi geben. Man bemerke, 
dass jene Worte den Anfang eines Hexameters bilden ; Tcagd aber* 
ist in solcher Bedeutung gewöhnlich , vergl. Letronne Rech, poiir 
serv. k Thlst. de TEgypte p.398., welcher ans Spon Misceil. erud. 
p. 398. (?) öri]0ov(fiz^v tlxova nagd tdg tgc^ni^ag und Observ. 
Misceil. IV. p. 352. »anführt. — Cleom. X. 5. 8. ondsg—öm- 
inoöi tf^v nokiv^ da in.A Ccilim^i steht. Diese Sehreibweise kannte 
der Unterzeichnete bisher nur nus Inschriften , s. Boeckh Corp. 
Inscr. Gr. n. 231. L 3, 'Avxiq>dvijg — '^vaOiptofiBVQig p. 354. b. 
n. 229. 9. avtat p,6vai <7cigoi/raip.352. b.n.'l75.5.oiS'ro$ dvi^g Sg 
i'öcaöBv 'A^rjyulcDv xgBig q>vkug p. 907. b. Maittaire- bei Macoch. 
Tab. Heracl. p. 163. Auch gehört hierher der Name Zmvotvrrig 
in einer Attischen Steinschrift, die zuerst Ross im Kunstbiatte 
1840. IVr. 17 bekannt gemacht hat {Olvoxdgvig 2X>INATT0N 
Ilegyaö^^Bv). — Um eine ähnliche Kleinigkeit anzufügen, so 
musste Agis V. 1. 7. dfimgyBncjg ans ABC geschrieben werden, 
Buttm. Gr. Gr. II. 285. Die Handschrift A ist überhaupt auch 
in diesem Betrachte sehr sorgfältig geschrieben ; so hat sie mit B 
in Agis X. 1. S. nBq)ipf6tog^ Xlll. 1. 3. diBXviiijvato ^ oft auch 
qvt(og wie das v iq)Bk7tv6UK6v ^ worauf noch nicht hinlänglich 
Ton den Editoren geachtet zti sein scheint. — ,Agis XVII. 2. 5. 
^g {ImötöXijg} fiv xo nXiiötov 'Agdtov xatfjyogla^ die 
^eiden letzten Worte stehen gewöhnlich in umgekehrter Ordnung. 
Aber hier wird als Hauptinhalt des Schreibens an die AchSer die 
Beschuldigung gerade des Aratus herrorgehoben. Auch .an eini* 
gen andern Orten hat A bessere Wortstellungen. — XVIII. 2. 1. 
S&BV ^ttVjid^ovtBg r^v o^vtr^rec xal iidvoiav zov KXBO[iBvcvg 
Xtti ot ngoxBgov avtov, tov ZokfQva xal xov Avxovgyov dxo^ 
liiliijaa^ai q^döKovrog-^ XftxayakmvxBg ^ xoxb xavxBk&g l^rce- 
»ovxo xtL So Hr. Schoem. zum Theile aus B. C. und Vuleob., 
dagegen haben AD k^avfiatov^ was deshalb verworfen ist ^ weil 
Pltttarch umfassendere Sätze sa bilden pflege. Nur echellt nicht, 
warum ein Schreiber gebessert haben sollte, da an den zwei 



Plaiarclii Agis et Cleomeiies , ed. ^efieemaiui. 185 

Partfcipien ö'av^a Jovrs^ (gesetzt^ diess sei «cht) — xatacy^XfSV" 
Ttg (vgl. Held zum Timoleop p. 355.) scIiTrerlidi Jemand Aiistoaa 
genommen hat. Der Uef. mochte deshalb lieber l^avjitt^ov 
festhalten, wozu xexl plngottgov -— xatoyE^airteg Subject ist,' 
Tor totB aber xal einschieben , was bei Tor^ingi^em SigmaMeicht 
ausfallen konnte. Und war diese Partikel erst^durch ein Vei^e^ 
heti weggelassen , dann bildete sich die Correctur ^avfia^oifrig 
leicht« Zu dem aber scheint der ganze Gedanke durch das Ver- 
bum iinitum an Nachdruck zu gewinnen. — Agis IX. 1. 8. rßv 
wcQorigwv XQfltffi^v livijftovsvöai — xal rav fvoryj;o$ Ix UttiSi- 
<paag xexojueiy^evoi/ ctvtolg.^ Hier geben r d v AD, to BC, x^xo- 
^fiiiS(Aivov BC und xBX06(if]fiivov A. Vielleicht dass ursprüng- 
lich nov HSkofii€fABVov .nämlich XQV^f^ ^^ geschrieben war. 
Dann wäre (ivfifiorBuBiv erst mit dem Genitiv und hierauf mit dem 
Acciisativ Terbunden , gerade wie bei Herodo(, VI. 136. t^g pidz 
%rjg T6 r^5 iv Motga^^vi yBvofjLBvriglmiiBfivijßBvoi xal r^v ^if- 
pLVov avQBOiv^ vgl. Matthiae Gr.'Gr. §*632. Krüger zu Xenoph. 
Aiiabaa. I. 2. 8. V. 8. 13. zu Dionys. Hahc. de Tlaicyd. iud. XV. 1. 
GöUer zu Thiicyd. VI. 82. Enrip. Ion. 158. 177. Herm. Aeschyl. 
Choeph. 225. Blfld. Agam. 647. Bemhardy Gr. Synt. S. 168. Un- 
richtig aber ist die Bemerkung Matthiä^s § 347. Anraerk. 2. ^^fivtj^ 
HovBvm und afit^/uoi/eii/ stehen gewöhnlicher mit dem Accusativ/^ 
denn pLVTjfiovBvat hat mindestens eben so häufig den Genitiv bei 
sich, besonders im Plutarch, ja nach Passow im Lex. den Accu- 
sativ sogar seltener, und über aptvtjuovBtv^ wozu jener eine 
Stelle aus Isocrates citirt, vgl. Benseier zum Areopagit. S. 280. 

Wird nun aber die Frage überhaupt gestellt, was der Text 
durch Hrn. Scboemanns Bemühungen überhaupt gewonnen habe, 
. so ist gern ansAierkennen , dass an vielen Stellen Plutarch aus 
den Handschriften sich selbst wieder ähnlicher geworden , öfter 
auch durch scharfsinnige und glückliche €onjectnren nachgehoU 
fen ist. So scheint dem Unterzeichneten wenigstens in der 
schwierigen Stelle Agis 11. 8. 7. Sla^ov ai}afiBvoi ngay^idTorj 
Iv olgov7ti%* T^v %6 litBi ftij xaAov alöxQov ^di; to nBnav€9ai^ 
die Emendation iv olg ovxiv '^v to intfueivoti xakov^ atöXQov ö' 
ijdif TÖ XBTtavC^ai vollkommen gelungen, mit Ausnahme des 
letzten Wortes, yforurnctv6äö9ai aus AD vorzüglicher ist. Auch 
durfte picht geglaubt werden , dass der letzte Gedanke ein dich- 
terisches Fragment sei , so sehr sonst Plutarch sein^ Rede mjt 
solchen Zierrathen schmückt. Hier bietet Mieder Inhalt noch 
Fassung der Sentenz hinreichenden Grund zu einer solchen An- 
nahme. — Im Cleomenes XII. 1. 6. ovx dyBivig ovd* &XQfi^tov 
fjyijöato Tijv itcidviilav x«rl xgodvfilav tov tJrgaxBvpiatog ini^ 
dBl^cti tolg noXBfilotg wird ansprechend vermnthet: r^v Bvnel-' 
l^Btav xal ngo&V(ilav. Denn Stellen, wie die von Lobeck Paralip. 
Gr. Gr. p. 61, in der Note angefiihHen, sind andrer Art. — Ebds. 
VIII. 2. 7. ot de ti0(SttgBg avijgi^Oav «al tcov intßoij^ovvtmf 



186 ^ Griechisch« Litesatirr*. 

cevtoig xXbIopbs ^ Si^ta» Im ConuBenlar ist übeneageud darge- 
thfin,^ dass der ganze Zusammenlmiig ov »Xaiov$g Teriangt; denn 
das Folgende tovg ydg i^Qv%lUtv ayovtag ovx UKXhia/uv lässt 
schiiessen, Piutarch habe eine yerhäUnissniässig ihm nur gering 
scheinende Anzahl Ton Getödteten angegeben. Sphorns Ueber- 
Setzung S. 112. a. a. 0. ,, Ausserdem fielen noch üb^r zehn Bär* 
ger'^ verdeckt durph ihre Ungeni&uigkeit das Unrichtige im 
Texte. Gleicher Weise ist die Negation aasgefaUent Cleom. 
XXV. 2. IQ. Tor Ttoklovg und XV. 2. 2. vor fiirpta, wo die Be- 
rufung auf XXXV. 3. 5. (latglcag i^'Qfiiovto (ziemlich , d. i. sehr) 
nichts zur Vertheidigung der Vuli^ata gegen Schoemanns einge« 
schobenes ov helfen möchte. — Ebds. XVIIL 2. 15. lässt die 
Correctur noXkijv ijelÖBi^iv dvdgBlag ijtoiovvto ucA XBi&agxlag 
an Steile des in allen Handschriften befindlichen xsi^agxlav kei- 
nen Zweifel zu. — Cap. XXXIV. L 4. ist die Muthmassung td 
ngayfiava no^siv avzd koI nagaxakBiv,i)tBlvQV für avrov glück- 
licher als was frühere Herausgeber gewollt hatten: exstoder 
ixei6B statt hslvov. — XXV. 3. 5. sind die Worte äg q>ri6i mit 
ToUer Befiigniss elqgeklammert und sehr wahrscheinlich ist XXVL 
1. eine Lücke im Texte angenommen. 

Wiederum an andern Stellen befriedigt die, versuchte Aen- 
derung weniger. So Agis X. 4. Sv d' *Eitn:gmfi (abv , Sqyqöw^ 
itcaivBlg og iq)ogsviOV Qgvvtäog tov fiovöiHOv 0)CBnagvq) tag 
ävo täv ivvB« xogdäv i^BtBfiB^ xal tovg izl Ti^ßo&Bip tulXiv xo 
«vto tovxo ngdl^avxag* ^(läg Sb iAi(Kpy tgvq>ijv xai gtokvxi-' 
Xaiav xal dka^ovBlctv Ik t^g Sndgxfjg ävcugovvxag; äcxBQ 
ovx^ icaKBlvcDv xo BV (iQV0ix^ 0oßagdv 9tal nBgvtxov ox&g ivxav- 
&a fi^ xgogiX&y (pvkaxxofABvcav , o«ot; . yBvofiBvav ßlmv »al 
tgoTtmv dfiBxgla xal nkijfifiekBm xr^v 3t6kiv iüv^qxovov nai 
dvdgfioöxov savty nBnolfjicBV. Schon Reiske und Coraes hatten 
an dem letzten Satztheiie herumgebessert. Als Vertheidiger der 
vorstehenden handschriftlichen Lesart ist dann Hrn. Prof. Sintenis 
aufgetreten, doch haben seine Gründe für die Aechtheit den 
Herausgeber nicht zu überzeugen vermocht. Ohne dass auf eine 
ausführlichere Beleuchtung der Einwürfe Schoemanns gegen die 
schwerlich richtig aufgefassten und gedeuteten Worte von Sinte- 
nis oder auf Widerlegung der Schoemannschen Coiijectur: o^rot^ 
yB vvv i^ xfävßlcav xxX. eingegangen wird, stehe lieber gleich die 
Exposition des Zusammenbanges der ganzen Stelle , ivie sicli die- 
ser bei wiederholter Betrachtung dem Unterzeichneten ergeben 
hat. ,9 Du lobst, spricht Agis zu seinem Gegner Lykurg, den 
Ekprepes, der als Ephore dem Musiker Phrjnis zwei von den 
neun Saiten abschnitt, und die, welche am Timotheus wiederum 
eben dasselbe getlian haben; mich aber tadelst Du, der ich 
^hwelgerei und Ueppigkeit und Hoffahrt aus Sparta wegräume?! 
Als ob nicht auch jene voll Besorgniss gewesen wären , das Prun- 
kende und Ueberflüssige an der Musik möchte eben dahin aus- 



Platarcbi Agis et CleowBOM« ed« Sdioemann. 187 



schlagea [^poi^dy]^ wohia die Lebensart und die -SUteB gehiigt 
sifld, und wo in Folge davon Unmaass und Regelwidrigkeit die 
Stadt mit sich selbst unübereinstimmend uod zwieträditig ge- 
macht hat*/^ Jene Ephoren also schritten gegen überflüssige 
musikalische Ifeuerungen ein , weil sie befürchteten, die Musik 
möchte von der alten Einfachhqit und Strenge zur Künstelei und 
zum Uebermaasse ausarten, wohin, d. h. zu welchem Uebermaasse 
eben jetzt, nach des Agi^ Dafürhalten^ idie Sitten auch ausgear- 
tet sind. Und hieraus ist hervorgegangen^ dass Sparta nun mit 
sich selber, wie es seinem W^en und seiner Geschichte nach zu 
eigenem Fortbestehen sein muss , nicht mehr im Einklänge steht. 
.Das Uebennass ist der gemeinschaftliche Punkt (ivtav&a onov)^ 
von wo Verderbniss der* Musik wie des Lebjens beginnt; nicht 
so jedoch , dass das Verderben der Musik das des Lebens nach 
sich ziehe 9^ sondern ein jedes ist vom Andern ganz unabhängig zu 
denken» „\y^nn nun Du, Ekprepes, «o argutuentirt Agis, die 
Ephoren lobst, welche dem Uebermaasse in der Musik gesteuert 
haben, um wie viel mehr musst Du mich, statt mich zu tadeln, 
loben , der ich die Reinheit und alte Zucht spartanischen Lebens 
herzustellen bemüht bin , da doch Wiederherstellung der Harmo- 
nie des Lebens etwas noch viel Grrösseres ist tis .erstrebte Reini^ 
gnng der nbusikalischen Harmonie. ^^ 

Clepmen« II. 3« 1. jiamvlöav (jtav yotg roi; mxXaiov Xsy^väiVj 
iksQ€i>t7i^h'ca sroiog ng uvt<ß (puLvBxai noti}tiig yeyovivm Tvq^, 
ztciog, tlfthlvi ^^'Jya&og vicyv %lfvxdg alxdkkBiv.^^ EiixitclU" 
giivoi fctg vno t&v noi^yiCixmv iv&ovöLaö^fiov nagä zag (laxcejg- 
^^tidow Sttvtäv. Hier rührt das Zeitwort alxdXisiv von H. 
Stephanus her ; A hat zher xax^cav^v f D xoxxori/A^i/ , B xanna- 
väv und Ton andrer Hand Haxktayüv und am Rande xaxxzavnv. 
7]toi xaraxtavBLV j C, xanniavstv* Nun wird dasselbe Urtheik 
desLeonidas noch, an zwei andern Stellen .von Plutarch angeführt: 
apophth; Lac. iL 170. Tauchn. VL 887 R. (kaKavsiv) und de 
soUert. anim. I. a. Anf. wo xakkvvnv steht. jilxäkkEvv suchte 
besonders Coraes zu vertheidigen, Hr. Prof. Schoemann dachte 
an xagtvvfjv oder xaQtalvtjv , C. F. Hermann vermuthete xot- 
avXslv. Doch jede dieser Aenderungen weicht zu weit von dei| 
übeprlieferten Schriftzügen ab und giebt einen mehr oder minder 
unbefriedigenden Sinn. Die an unsrer Stelle und de soll. anim. un« 
mittelbar folgenden Worte i797a^dot;t; iävzäv beweisen unwider- 
sprechlich, dass der Begriff des Aufopferns, Hingebens erfor- 
dert wird. Es wird dem Tyrtäus in der Erklärimg, welche Plu- 
tarch von dem Urtheile des Leonidas giebt, die Kraft zugeschrie«* 
ben, die Geraüther der Jünglinge zur Nichtachtung ihres Lebena 
im Kampfe bestimmen zu können. Daher hatte der Referent 
xaxxcclfnpf coniicirt.' Er theilte diess Hrn. Prof« Sintenis mit und * 
erfreute sich der Billigung dieses Gelehrten mindestens über das 
VerständnisB der Stelle. Dem Handschriftlidien aber nocl^ ent- 



188 Grlecliisclie Lltemtor. 

sprechender sei 2u schreiben: ^Awaxavrjv^ was mit Vergnügen 2n- 
gegeben wird. Das ganze CJrtheil des Lc^onidas enthalt, so ge- 
fasst, etwas Paradoxes, Lakonisches , was der Sdiriftsteller 
noch erlantern zn müssen glaubte. 

Cleom. ly. 4. 9. na\ t(Sv naXaimv tivog avtovg dvspilfivii^ 
.<fxt ßttOilicDV^ Blv6vTog*ou nAt^v AaxBÖaiyiovioi nvvk^ivov* 
rat nsQi top 7CoXb(iI&v^ ov noöot bIöIv; Seit H. Stephanns hat 
man an diesem Witzworte Anstoss genommen. Die Verbesserung 
jenes : tlnoi^tog ov (lätrjv oti xtA. wird hier gebilligt ,, donec 
eertiiis aliqnid inreniatnr/^ Andrer Einfalle bleiben billig uner- 
wähnt. Aus der sonstigen Anfiihriing Lacon. Apophth. VL 807. 
3..0VK IxpYi S\ (Agis, d. Sohn d. Archidamu8)v tovg jiccxBÖatpLo- 
i^iovg igcatav ytoöob tlöivot fcoXißioi dXlä nov ^Ü6iv ; und eben 
Bo bei Stobäus VIT. 48. lässt sich für die Integrität oder Corrnptel 
Toriiegender Stelle kein Moment abnehmen. Gleichwohl scheint 
der Zusammenhang jede Aen^erunig als unnöthig zurückzuweisen. 
Aratus ist vor den heranrückenden und zwar schwächeren Sparta- 
nern gewichen , ohne sich in ein Treffen einzulassen. Da lässt 
Cieomenes, jenes Wort des Agis ein wenig anders wendend und 
d^m gegenwärtigen Stande der ^ Dinge anbequemehd , diesen sa« 
gen: ,, Vergebens fragen die Lacedämonier , nicht wie viel der 
Feinde sind, sondern tDO sie isind, d* h. : Auch wenn wir mit einer 
geringern Heeresmacht anziehend gar nicht forschen, wie gross 
die Zahl der Gegner ist, sondern nur wo sie stehen, ist unsere ' 
Nachfrage ohne Erfolg, indem selbst dann jene uns nicht Stand * 
halten. ^^ . Das scheint dem Unterzeichneten witzig und trefiend 
jgenag zu sein ; die Annahme aber , Cleomfenes habe eine Aeus- 
serung d^s Agis seiner besoudern Lage nach ein wenig umgeän- 
dert,, ist an und für sich wohl nicht unstatthaft. Di^ NatQr der 
Dinge selbst bedingt^ dass so etwas öfters mit ähnlichen Aus* 
sprüphen geschieht. Man vergleiche , um nur Ein Beispiel anzu- 
führen, PI. Lycurg. V. 34. mit Sintenfs Bemerkung, wiewohl 
Gleichheit beider Stellen durchaus nicht behauptet werden soll. 

An der vielbehandelten Stelle Im Clcomenes XXVil. 1. 3. wo 
Hr. Prof. Seh. vermuthet hat: xal ArjtiaÖijg^ tag^tQiiJQHg fiiv 
xc^d^ekKsiv xal nkriQOvv nott vav ^A^Yivalcnv xtXtvovxmv , XP^^ 
fear« d' (xvx i%ovtcjiv , nQOXBQov liSnv, Itptj, rd^QodBiöut 
%ov <pVQ&6ai ^ ist ^pod£r<5ai zwar dem Sinn angemessen; allein 
In patäographischer Hinsicht kann man sich doch füglich kaum 
überzeugen , dass ngoShl^ai in Tt^oQavBvöai ( A) oder nQagcc^ 
tBvöai (A a corr.) oder ngcSga , ngdgai (so in andern Codd.) 
verderbt sei. Hier ist der Schatz noch zu heben, denn atichSinte* 
nis aQtoxTBvöai, befriedigt trotz der Billigung G. Hermanns 
nicht. — 

Hat Referent im Vorstehenden meist die handschriftlichen 
Lesarten zu vertheidigen gesucht, so erlaubt er sich nun einige 
eigene Conjecturen vorzutragen. Im Agis II. 5. 1. heisst es: iiral 



Plotarehl igU et Cleometief , ed. Sohoemana. 180 

0Vfißalvsi ys Koi ovtmg rd rov igeaiovtQg^ ov ^y/fitv ißv^ogr^ 
oiigav r^ iteq>aki Uraöiaöaöav aitovv r^ynödat naga [ligog^ital 
f«^ 6ia navtos axokovd^iv ixiivg' laßovcav da %ipf ijycffo- 
vluVy tsvxr^v T€ Tiatiäg dnaXXatxHV^ dvola noQtyofiivjiv^ xal 
t-qv %%q>aX'qv natttialvBiV ^ xvipkolq xal ^Gi^ols ßigsöiv dvayKa- . 
f^ofiivTiv nagä q>v6iv stCBö^au Der Dativus dvola adTerbiell ge- 
braucht ist S. 85. durch Thucydid. III. ^ 48. und ähnliche Aus- 
drücke hinlänglich erläutert. . Da aber der Band der sehr gutea 
und alten Handschrift B avoöitf darbietet, so ist in dem Unter- 
. zeichneten die Vermuthung aufgestiegen , es sei ivoiltf zu 
lesen und will ihm diess in der einfaclien Fabel selber dem Sinne 
nach Ticl passender erscheinen. Vgl. Suidas: dvoblif liti^gri^a 
tomxov ' ol öh nkBiovg dvoöla xal xata zag ,viiöot^ dtBözagv* 
tfar (Pofyb, III. 10.). — \ , * 

^gis XXL 1. 3. ä0ts (lij Xtttaq)avBLg' ilvai vovg noXltag 
dkyovvxäg nlv htl Toig ysyovoöi^ (Ai0ovvzag ds xovAifoviSav 
kalxdv*^fi(pd4f7iv^ finidiv äsivoxsgov /vi^d' dvocicixigov ^ e^ ov 
/twgitig nelonovvijöov oixovöiv^ olo^iivovg iv 2adgx\i ntngä- 
%%aL' Die Handschriften BC und Vulcob. haben dkX dkyovvtag^ 
worauf die Editoren weiter nichts gegeben haben. Es fragt sich, 
aber wohl, ob diess ein blosser Schreibfehler durch Dittographie 
sei , oder ob ursprünglich a^* dkyovvxag (liv xiA. gestanden 
habe. 

Oleom. II. 8. 1.' döHTJ^aag ds xirl öatpgoövvijg vsov xttl 
»agx|^fiagx€cl löoxTjxog ovo* döq>akij; ^v xors^ xdv mgl ^Ayiv 
dnoi.Gik6xiXiv ^ (iVfifiovsvBLV. Tocs ist von Coraes; in BC. steht 
-Tovro , in AD xovxg)* Die Conjectur von Sinteiiis : xovxcdv , was 
sich auf die vorhergegangenen Genitive beziehen soll, ist wegen 
des unmittelbar folgenden Genitivs xciv — dnokakoxcnf verwor- 
fen. Falls die Handschriften wirklich roiirof darböten, so wurde 
dieses Bedenken bei Piutarch unerheblich sein. Man sehe z. B. 
nur JuL Caes. XIII. Kdxiovog ds.xgaxov [liv töxvgi^ofAivov xä 
vofnp ngog xr^v o|/o0ii;, sTra, C3g mga nokkovg xt^eganiVfiB'- 
yovs vaco xov K alöagog^ ixTcgovOavxog x<p xqovg) x6 
argäyfjia xal xt}v '^[nsgav av xä kiynv xaxaxgiiljavxog, Pompei. 
XXXVL oöa Tioö^ov Ugolg xal kvfingoxtjxa x(ß dgidiißa nags-. 
^siv iipalvexQ kaßoiv (lova^ xd koiitd xjv ZJrgatovli^f^v 
ixikevs XBXxijö&av %mgov6av. So aber möchte Ref. wenigstens 
eine solche doch immer auffällige Nebenstdhing nicht durch Con- 
jectur in den Text bringen ; vielleicht liegt e v xovxcji näher. — 
Ob Cleomen. XXVII. 2. 13. ov fnorov xolg noklzaig tpgovrjfia 
xal^dgöog ntnoiTixcog nicht zu eraendiren war ifistinoirjxcig, 
kann fraglich sein, da ein Dativ dabei steht, vgl. Lycurg. XIII. 7, 
^IV. 22. XXX. 30. Wo die afficirte Person nicht erwähnt wird, 
liest man das einfache Zeitwort lgyd^B0dai^ noulv^ wofiir öfler 
das Compositum willkürlich von den Kritikern gesetzt worden ist, 
s. Lycurg. XXX. 29. Numa XVI. 18. Fab. Maxim. IV. 21. Comp. 



190 Griechisclie Literatar. 

Cimon) c. Lncull. II. Im H^ericles \L bat zwar das Simplex auch 
den Dativ bei sicb^ doöh ist dort ivsQya^Bvai höcbst wahrschein- 
lich im Pariiser Codex Nr. 1676. , 

Cleomen. XXXV. 1. 4. X&glov 8s nots ocalov a^rö n^zgcc- 
xoS'i dt inoglav^ oiptat^ xcel öt &6%oXlav^ mg Iolkb^ xcil did 
tovg noXifiovs odx änstXTjrpoag ro agyvgiov: Aus ABC wird 
did novijglav wg ot^ai angemerkt, xccl nach Sockb fehlt in BC. 
Coraes , welchem zuerst diese Worte verdächtige vorkamen , cor- 
rigirte: nsTtgaxdg, Ttal dt dnoglav iq xaX 8C aOxoXlav^ 6g 
ioinh , %a\ ditt TtoXsfiovg xtX. Diese Umänderung ist zu gewalt- 
sam und hat keine Beistimmung gefunden ; Schäfer wollte , eben,- 
falls willkürlich/ die Worte dt dnoglav olfiai gänzlich tilgen. 
Diesem Verfahren beizupflichten ist indess Hr. Prof. Schoem^nn 
einmal wegen der auffallenden Nebeneinander^tellting von olpiai 
und (6g ioiTis, und sodann wegen der wunderlichen Lesart diu 
Ttovrjglav dg olucct geneigt. Allein in diesem letztern Punkte 
piindestens ist nichts Wunderliches enthalten^ da di^noglav 
,ünd diu novTjglav ganz leicht mit «inander verwecbselt werden 
konnten , wie ähnlich Cleom. XIV. 1. 6. di 'JgKudlccg und iid 
»agdlag^. yergl. bei Schäfer's Gregor. Corinth. T. V. 19. und 
Bast S. 796. Der andere Anstoss dagegen ist sicher begriindet. 
Bedenkt man nun den gprade bei Plutarch unendlich häufigen Ge- 
brauch des dg Soitcb (Sintenis zum Pericles S. 54.) , und beachtet 
man, dass in ABC steht öicc Ttovijglccv cjg olfiai^ so ist die 
Muthmassung wohl sehr natiirlich, man müsse öl anoglav 6g 
toiKB herstellen und jenes olfiat^ welches über 6g J'otxa zur 
Erläuterung von einem Abschreiber gesetzt war und allmSlig in 
den Text selbst kam, herauswerfen. Referent will endlich nicht 
verschweigen , dass ihm auch die Worte öiä noUfiovg wie eine 
Glosse zu dt &6%oliav (Cicero Vllf. CaräiU. II.) aussehen , zumal 
9(cfl vor ihnen in BC ausgelassen ist, so dass nun übrig bliebe: 
dt' dnoglav 6g %ot^^ aal dt do^oklav ov;c dnulritpdg. 

Ferner giebt es einige Stellen, wo ohne gehörigen Grund 
von der handschriftlichen Lesart abgewichen oder diese doch be- 
achtetiswerth zu sein scheint. So in Agis VII. 4. 7. dnkiSiifiiSav 
at yvvatKsg — rt^ijv xal dvva^tv — nsgixontofiivr^v avzäv 
ogaöat. Die Handschr. ABCDSn; geben avrav^ was haltbar ist, 
s. C. Fr. Hermann Specim. comm. crit. ad Plut. de saperstit. libell. 
p. 38. Kraner zum Phocion p. 20. und im Index, s. v. — XIII. 3. 
5. ndvta övv&ivteg ^Ig ^v övvsngi]0av möchte auch der Unter- 
zeichnete aus ABCD für lvsngr](Sav schreiben. ' Denn die Ein- 
würfe, dieses Compositum finde sich sonst nirgends und ein Irr- 
thum der Abschreiber nach övv^avrsg sei äusserst leicht gewe- 
sen , haben nicht sonderliches Gewicht gegen die Auktorität der 
besten Manuscripte. — XX. 5% 2. konnte yivofisvä aus ABC statt 
ytyvöt^^Bva beibehalten werden. — Cleomen. I. 2. 4. dio nolld 
iihv inolrj0tv, Sg tpaOt, fii) ßtaö^ijvat dcofcei/ij. In iSÜ ist dso- 



FlDtarchi Agis et Cleomenefl , ed. Schöemann. 191 

filvtiv. Dass kann freilich ein blosser Schreibfehler sein , indess 
nuss die Construction vorläufig doch i^enigstens angemerkt wer- 
den , bis genauere Forschung als die seither angestellte erweist, 
ob dem Plutarch wirklich zuzutrauen sei, Amb er ßg tpaöi (i^^ 
ßiaöd'iivai ÖBbfiivrjv nach dem bekannten Schema geschrieben 
habe. Vgl. diese Jahrbücher 1839. XXVIl. 2. 144. Kriiger 
Untersuch, aus d. Gebiete der Latein. Sprach!. Ili. 464. Bern- 
hardy Synt. p. 464. Klotz Qoaest. Crit. I. 10. Haase zu Rei- 
sigV Vorles. ober Latein. Sprachw. S. 836 u. 885. — Cleom. 
XXVIII. 3. 8. dnodavBiv ös Tcal tcJv l^ivov nöklovg kiyov6i xal 
jiaTtidaifiovlovg anavtctg nXiiv diaKoölcov^ i^axtgxi^tovg ovrag. 
Hier ist bemerkenswert!! , dass BC AaKidatfiovlav haben. Auch 
diess kann, bei Torgangigem ^bvcdv^ nur ein Irrthum der Ab- 
schreiber sein. Gleichwohl ist die Stelle zu beachten , da riel- 
leicht auch Plutarch noch anderswo nävtsg mit dein Genitiv ver- 
bunden hat; man sehe Wesseling und L. Dindorf zu Dtodor. L 1. 
Schäfer zuip Plutarch. V. 502. 544. Haase zu Reisigs Vorl. 643. 
Not. 530. Hier sei gelegentlich , nach gütiger Mittheilung eines 
gelehrten Kenners unsrer Muttersprache, bemerkt, dass auch 
das Althochdeutsche n/, unser a//, wie das Gothische diese Ver- 
bindung nicht selten gehabt hat, vgl. Graffs Sprachschatz I. 206. 
Gnrams deutsche Gr. IV. 739. Im Mittelhochdeutschen dagegen 
scheint die Construction schon abgestorben zu sein. — Da die 
Ausgabe hauptsächlich für angehende Gymnasiallehrer bestimmt 
ist , so war es zur Uebung derselben in der Kritik 'hier und da 
Boch wünschenswerth , dtiss sich Hr. Prof. Schoemann über meh- 
rere auffallige Varianten oder Lesarten , die gegen die Hand- , 
Schriften in den Text aufgenommen sind, weiter ausgelassen hStte. 
Dahin gehört Agis IV. 11. xal dslnva xal kovtga xal dialtag 
AaxcDVixag ^tjtHV xal Xiysiv dg ovösv dioito r^g ßaötXslag xxX> 
Hier ist aus BC, also mindestens Einem trefftich^n Manuscripte, 
xakilv statt %ritilv angegeben. Der Unterzeichnete vermuthete 
früherhin , es sei dafür t^riXovv herzustellen ; jetzt dünkt es ihm 
jedoch wahrscheinlicher, dass dieses xaXtlv blos falsch gelesen 
sei für xal li {kiynv^ Bast, zu Schäfer*s Gregor. Corinth. S. 114.) 
und in einigen Handschr. dann Ir^rtlv verdrängt habe. Ebend. V. 2. 
3. ngog xov vtov avxä ysvofilvfjg 8taipoQäg\ die Hands. ABCD 
haben avtov. Zur Bestätigung desr schon von H. Stephamii^ herge- 
stellten Dativs Waren Stellen anzuführen wie Amator. 2. 24. Win- 
ckelm. Ix r^g ysvonivijg tolg yovavöiv avttSv ötag)OQag. Auch 
Cleom. in. 1. 9. geben in ovrog avxä (pUov BC fälschlich avxov. 
— Ebendas. XVL 1. hat A ntAtt o'yccQ'j^yr^öikaog: ov. Diess 
ist wohl Versehen des Schreibers, indem er den Anfangsbuch- 
staben des Capitels mit dessen Namen wiedergab, wie umgekehrt 
die Spartaner dem Philippus als Antwort zurückschrieben. — 
Bei den Worten Cleomen.^ VII. 2. 3. xoigicintvov Iv IlaöKpdag 
war zu warnen vor der Variante iv Üa^Kpäai m A , mit Hinwei- 



192 Griechi^cbe Literatur. 

stid^ auf Bast., sn Öregor/Coriath. 46* Scliäfer Appar. Demostlr. 
IV. 530. Pliitarch. Aldb. XV. 26. wo iv 'AygavXov in A steht. 
Comp. Numae c Lyciir^. III. 43. ilg &bov seit H. Steph. nach 
nicht genaaer bekannten Codiceal Ueber die dabei übiicbe Aus- 
lassung des Artikels s. Elmsley zu Aristoph. Acliarn V. 1222. -- 
Bbendas. 4. kv ä tonc) toig lq>6Q0t^ [^^og] i<i^} xadt^ofiipov^ 
XQ^ll^ccti^siv. "E^og rührt Ton Reiske her und hat Phitarch sehr 
häufig aöiCBQ id'og iötlv und Aehniichcs Marius XXII. Oleomen. 
XIib4.2. Brut. XX. XXXIX. Lysandr. XX. Forapei. XXII. Ale- 
xandr. XV. Caesar V. Indess erlaubt sich Beferent die Muth- 
massung vorzutragen, nach iq>6Q0ig sei vielleicht ügiö^hov aus- 
gefallen. So Thesens XVI. cSpttfftif/ov d' tlvai^ rijv piev vuvv 
'J^rjvalovg nuQix^iV xrA. obwohl diess Ausdruck des licliauikns, 
nicht des Plutarch selber Ist. — Cleomen. X. 3. 5. r^v noXixslav 
fiocUöTu q>6ß(p övvfpö^aivofdiovxBg^ sonst i/ofic) ; aber q>6ß(p 
erfordert das Vorhergegangene tifiäöi ds tov Ooßov; und es 
steht ausserdem in der besten Handschrift. Ninr mochte, um 
eine* etwaige aus beiden Lesarten geEildete Coniectnr 9?o/3g? v6- 
fL&v (Lysand. XVII. rov tpoßov iniörijGixv fpvXaKa xccl xov vo* 
fiov) vorweg abzuschneiden , zugefügt Merden , dass wie q>6vog 
und q>6ßog (Oleom. X. 5. 3. Walz epist. crit. ad Boisson. p. 39.) 
so leicht 9>6^os und voftog vertauscht wurden, zumal da das näch- 
ste Wort voiil^ovvBg war. — Oleom. XXII. 6. 2. ro naiSiov\ 10. 
%6 noLiSaQiov in alldn Handschriften, und XXX VIII. 1. 7. x6 nai- 
dlov doch in einigen hat Anstoss erregt, da ed offenbar zwei Kin- 
der des Oleomenes gab. Ooraes und Schaefer 'stellten deshalb 
die Mehrzahl durchweg her; an den beiden ersten Stellen that 
diess Hr. Prof. Seh. zwar nicht, er erkennt indess die Nothwen- 
digkeit des Plurals an, S. 243. Das Erfordernis^ des Zusammen- 
hanges, verbunden mit der einfachen palaeographischen Bemer- 
kung, dass gerade ov und a häitHg als. Endungen verwechselt 
sind , sichert jene Emendation vollkommen , Bast. Oomm. palaeo- 
graph. S. 771. 

Mit löblicher Sorgfalt Ist auch auf die richtige Schreibung 
der Eigennamen gesehen worden. So liest man überall ^j^jiig^ 
vgl. zu c. IL 9. 2., worin wie mit ^Ayiäxig Oleom. I. 2. und sonst, 
schon Schaefer vorangegangen war, .während man "Ayig noch in 
ganz neuen Büchern finden kann. So steht richtig Tayea , s. zu 
Agis m. 5. 9. 'AQXiianiitg IV. 1. 6. und XX. 3. 3. nicht 'Aqziöcc- 
liLtiag\ indem ersteres handschriftlich besser beglaubigt und dori- 
sche Form ist wie XtXcavlg XVII. 1. 2. ^ayLOidgr^g XVIII. 3. 9. 
JttiAoxgdxTjg Oleom. IV. 3. 2. EvKkeidav XI. 3. 12. Avdidäa ve- 
HQOV VI. 3. 5. Im Agis 111. 2. ist die achte Form EvQyiccovxldtig 
von EvQvncSv nicht Evgvxlav (S. 96) aufgenommen; ilas Fal- 
sche hat noch Scliorn in d. Gesch. Gricch. S. 97. Ebends. VI. 3« 
that Hr. Seh. wohl, MavÖQOKkslSag statt des Schaefcrschen ^Av- 
ÖQOjiXBldccg beizubehalten, obschon Bahr zam Pyrrh. 228«, wo 



^ Pinturchi Ag^ et (UcomAnef ^ «d. Seboemaiiii. '1|S 

Cap. XXVT. a. E. unrichtig MaviguUSag edirt iat^ oicMs weiter 
erweist^ als dass dort drei Pariser Hdschr« MavdQO%l$ldaQ übetu 
Den ti^juneiBter MavSgoxXitig aqs Herodot« IV. 87. 88. führt Cru- 
aius in 8. Lexilcon an; füge hinzu Comel. Nep. Datain, *V.^ wo 
Mandroclem Mi^gnetem, bei der Variante Androclem, die betatea 
Auctpritäten für sich hat. Die Bedeutung dea Namens anbehm- 
§cnd, .so glaubte Referent schon anderswo die Namen Hu^oi/mv* 
dgog^ £Ha(iavdQog^ Osofiavägos (^^Tcirsans in spelonca Deo sa- . 
cra^^) rergleichen zu können. — Der Accusitiv ?pn KXboiUpw^ 
ist Überali auf s^ gegebenr Betrachtet man^aber sanimtUche^Stel- 
len^ so ist die Variante KlBOiiivii fast überall in A und ausaer- 
djem noch in einigen guten Ck^dices. So hat iCAsofisv» IL 2, L 

r. B; IV. 1. 1, AD, IV, 3. 9. Aß, V. 3. 8. pr. P, XV- 3. 2. AD, 
pr. B, XVIL 1. 5. AD corr. B, XIX. L 6. A (KkBOfiivfi) , 2. 2. 
A corr. B , XX, 2. 5. A corr. BD, XXI. 2. 3. A, XXII. 5. 4. A 
pr. B, XXVII, 2, 9. A cörr. B, XXXU. 2. 2. A corr. B, XXXIIL 
2. 4. A. corr. BD, 3. 7. A corr. BD, XXXIV. 2. 3. A corr. BD« 
XXXV. 1. 3. A. corjr. B, 4. 6. A corr. B, XXXVL 2. 6. A corr. 
BD, XXXVII. 5. 3. A corr. BD, 6. 10. A corr. BD, XXXIX.2.3, 
A corr. BD. Nur an Eiu^r Stelle XIII. 2. 6. haben ABCD KJL^Q-- 
pLBVfiv. Demnach durfte,, auch wenn der Accusativ EvfUv^ aua 
leicht einzusehendem örunde nichts erweist, durchweg Ki40(uv^ 
herzustellen sein. Bei dem isteten Schwank^ der Handschriftea 
in solchen Formen wird überall aiif die besten Bucher zurückzu- 
gehen Bein (Maetzncr z. Lycurg. 73.) , und darum ist es z. B. bil- 
Ijgenswertli , dass im Agis XXI. l. 5. *Jßq)dgsqv aus AC corr. B 
gelesen wird, wie auch Cieomen» XXVIIL 2, 1. ^uftoteJi^ nach 
AP (wo ^a^ouk^ mit falschem Accente)« — Cleom» IV. 4. 2. 
ist gut aus AD IlakXdvuov edirt, ausser dem angeführten Werke 
O. Müllers i, Dor. II. 433. (nicht 441.), siehe desselbcii Abhand^ 
Inng Pallautiden am TJieseustempel in den Rom. Hyperb. Stud. 
S. 288. — Zu Oleom. V. 2. 4. sieht M£6öijvt]g und anderwärts 
M^Cöiivbog aus A (Sintenis zu PI. Lycurg. VII. 11. S, 87), Maetz- 
ner z. Lycurg. S. 189. — Ebendas. Vlll. 1. 3.. und XXX. 1. 3^ 
schrieb Hr. Seh. nach Coraes und Schaefcr &riQVitl(ov 9 was zwei- 
felsohne das Wahre i^t. Verglichen danlit konnte Q&gvKlmp 
werden bei Aristoph. Ban. 356. 374. W. Dindorf. "AyiVKog^ '^Ißv 
%og^ KcoQVKog, — Ebds. VIII. 2v 1. hat A T(m erster Hand 
W^AAatog, Ton einer zweiten 'Ayvlaiog^ wie BCD mit den alten 
Ausgaben bieten, und ebenso Zeile 10. Vielleicht war *JyvU.aiOQ 
herzustellen >, so dass nach der äusserst häufigen Gewoholieit ein 
Gentile (Herod. 1. 167.) zum Nomeaproprium geworden wäre. — 
Cap. X. 3. 5. musste statt '/^Jtf^ci^scog.woJil 'AötsQCJnog accentu- 
irt werden, wie Mekävcanog^ Scbaefer, Appar. Demosth. IV« 171. 
Bernhardy Suid. II. 759. Ob ^d^gotatog wie Cap. III. 4. 5. und. 
sonst überall (vgl. Fix in Stephan. Thes,} gelesen wird, nicht riph- , 
ilget 'AxgoxccTog zu schreiben, weiss Referent um so weniger^ 

' N. Jahrb. f. PMl. u. Päd, od. KrÜ. ßlbl. ßd.X^VSi, ffft. 3. 13 



194 Grieebitelia jLllenitur. 

ab die Alten in derartigen Dingen ielbat nicht consequent blieliev. 
— XIX. 3. 7. in lElnglicIi TgimfiaULov tov Mtöö^viov im Texte 
beilfelialten. Da derselbe Mann im Aratus XLI TuflnvXog genannt 
wird , 80 wollten schon Bryan iind du Soul diese küraere Form 
knch hier gegen die handschr. Lesart einscbwarxen. Tripylam 
qnfdem, Agt S. 233 Hr. Schoemann bei, pro Tritymallo si quia 
praeoptet, propter huiua nominis formam insolentiorem ; non in- 
tercedo. Tglnvlog läifst sich wohl mit "Efin^Xog Piut Brut. IL 
xusammenbringcn. Allein hier gelangt man auf dem entgegenge- 
setsteii Wege zur Wahrheit; denn Tglnvkog sieht a^erlassig 
eher wie eine nicht erginxter Abbreviatur voq TQitvfiaXXog aus 
als umgekehrt, und TgirVfiaXXog hat* eine hinreichende Analogie 
an KccQafiaXXog bei Arisiaenet I. 26,, wo Mercerus S. 581 Boiss. 
nachgesehen werden kann. — 

Ob Agfs VIII. 1. 6. Oleomen. XX1IL 2. 10. X^VII. 4. 4. XXXL 
8. 7. mit genügendem Grtmde £iXXa6la geschrieben wird, da 
sich an allen diesen Stellen das einfache Lambda in ABC findet, 
msg der Referent hier nicht entscheiden. Vorlaufig verweist er 
auf Bihr zum Philopoem. S. 21. — Cleomen. XXIIf. 3. 4. geben 
stttt Ilavtia wie in den neuem Ausgaben und auch bei Polyb. V. 
37. 8. steht, die Hdschr. AD und die drei alten Editionen i7al^- 
siav. Ausserdem ist der Genit Havtiwi XXIII. 4. 2. u. XXXVIU. 
2. 4. 4. 2., der Dativ Ilavxtl ebds. 7. Nun wäre es nicht onmog« 
lieb, dass neben 77ctf/TCt/g'die Form Tlavriaß existirt hatte , wie 
durch *jdQi0tivg und ^jQiOtiag^ ^j^fgoißtifg und 'Afiotßiag Ein und 
derselbe bezeichnet worden ist, vergl. Hemsterhuys zu Lucian. 
Dial. Mort. XI. vol. 11. 462. Bip. ' Da sich aber von Uavtiag sonst 
kein Casus nachweisen lisst , so scheint das v blos von neograed- 
, sircnden Abschreibern zugesetzt, s. LobecL ParaMp. S. 142. Hn 
Seh. hat nichts zu dieser Variante bemerkt. Gut aber ist von ihm 
Cleom. XXX VII. 3» 1. 7. nach den besten Manuscripten und nach 
Polyb. V. 37. 8. 'Ixaltag für 'litxoxog restituirt worden. 

Der Commentar muss in aller Beziehung ein sehr reichhaltig 
ger, am Umfange fast überreicher genannt werden. Was auch 
in dieser Arbeit von Hrn. Pr. Schoemann erwartet werden konnte« 
ist aus dessen andern Leistungen hinlänglich bekannt. Mit einer 
ausgebreiteten, durch die wichtigsten eigenen Forschungen do* 
ehmentirten Kenntniss des hellenischen Alterthums erscheint ge- 
naue Kenntniss der Graedtät, vornehmlich der Redner und der 
Geschichtschreiber, ein scharfes Urtheil und sorgfältige Unter- 
scheidung verwandter Spracherscheluungen im engsten Vereine» 
Es geht ans den Noten deutlich hervor, dass.Hr. Seh. im Plutarch 
selbst und den neueren Forschungen über dessen Sprachgebrauch 
wohl bewandert ist; allein er geht zum Oeftern auch noch weiter 
imd umfasst mit seinen sprachlichen Bemerkungen ein grosserea 
Gebiet als blos den zum Grunde liegenden Autor. Man nehme 
diesB nicht etwa für das Beginnen eines Gelehrten, der mit sdnea 



Plotorcbi AgU ei deonesei, ^ SdMeiiiaBn. Mb 

.'Schllsea niclit hatitxiibaiteii venteht. ESumsl nlmlidi {tl eine 
grÖMere Ausfohrlichkeit IrnuptMchlich da beliebt worden, wo die 
Grammatiker und Kritiker über Sprachlicliea das Reck^ noch • 
nieht getroffen hatten; sodann mnas man sich immer erinaenii 
für welche Leser snnichst Hr. Pr. Schoeniann (praet IX.) dienen 
Commentar ausgearbeitet hat Auch braooht darauf wohl kann 
hingedeutet eu werden , weicher Unterschied es sei, ob ein geist- 
Toiler Mann oder ein Sammler »eine Coliectaneen eröffnet «nd in 
einem Scliriftsteller mehr giebt, als das unmittelbare Verstind* 
nies eben erfordert hatte. Referent hat den gansen Commentar 
nufmerksam und mit Tielem Gewinn durchgelesen. Sei ihm noch 
der Raum zum Hinweisen auf mehrere Ungere Bemeriiungen, 
sprachliichen oder Sachlichen Inhalts und aur Anfögong einiger 
eigenen Notate vergönnt. 

S. 75 konnte dasWerzeichniäs der eine Gemüthsbewegung 
ansdriickenden Abstracta im natürlich richtig erklärten Fiuralis 
noch durch Tide Beispiele aus dem Schfiftsteller selbst vermehrt 
werden: q>iXo^Qo6vvM Alet. 2. Aemil. Paul. 2. ^ilonulM Alex» 
V. CorioL XXII. iftn^igtai Alex. VII. ip^ovoi^ fitoi| Atex. XL 
S^Aoft Corlol. XXIL ifiiotVMloi Amator. XIX. nX^vsHai PompeL 
XXXIX. q>6ßoi Caes. XXVI. (metns Hersog au Caes. bell. dr. 
pi49.)^ xUa Alex. XV. glonae Krits su Sallnst. Jug. p. 24a 
aiöxfi Phocion VII. dXiii^Bim Caes. V. DorvUl. zum Chariten 397 
Lips. Bast und Boisson. zu Aristaenet I. 13. p. 413 — 4. p. 543. 
8« 81. ist die Nothwendigkeit der Besserung iußißeumöaiS^ai tat 
ipß. im Lycnrg. XXII. noch fraglich. Wenigstens hat AgesU. XIX. 
keine bindende Bewdskraft. S. 93. wird als zuverlässig angenom« 
men, der im Agis IL 9. (ravra (iiv ovv ixixQivfig tnkog) Ange« 
redete sei C. Sosins Senecio. Das ist möglich, eher nicht zu er* 
weisen, denn Plntnrch hat auch anderen Leuten als Jenem eia« 
selne seiner Biographien dedicirt, vgl. Arat c. I. 

S. 99. A|^is UI. 6. 3. »ofssp yag iKHBuUwitQW (Coheck. Pn- 
rallp. p. 8.) ^dij ty diaq>9QQ^ tov nokixBVfgatoq ofiaAi»^ «zmkv<* 
xmv^ ^ Ttg iv t& Atavliq: rmv nutQiiiov ha^itv^g Izdin/v^ 
tfiff, or^ di; XP<>^oy iUivdtifiiv^p noXvv iv ävXnts 0atQaßuUtig 
Mtl. ,,hoc ipsura täv navi^mv scripsit Plutarchus contra proba- 
tum optimornm scriptornm exemplis grammaticorumqne testuno« 
nÜB nsom , ex quo täp xatglmv potius scribendnm erat, qnemad*- 
nodum scripsit Cat. mal. 16. tav »cctgimv ixiimlTifiiv [Alex. 
XLV.] IdcSr. Bei noch spiteren Schriftstellern ab Plntarch wird 
allerdings MavQiog und «orpc^o^ promiscne gebraucht Allein ea 
Ist kanm glaublich, dass sich Plutarch hier so etwas erlaubt ha* 
hen sollte, da er in so vielen andern Verbindungen jedes von bei- 
den Adjectiven richtig angewendet hat. lieber jrarpioff ^ergl. 
*'Held zum Aemil. Paul. p. 142. Winckelmann znm Amator. 147. 
Caes. V. 711. C. Gracch. III. Themistocl. XXVII. CamilL XXIX. 
Comp. Afid. et Cleom. c. Gr. II. äl mutmoi Sntgtu. Phodon 

13* 



196 Orle.«blfeli« LItorAior. 

XXXa, Anton. XIL Fab. Mas. XXIX. ^a^ rd roir 'Pm($at0» 
%apQ&a scal tovg voßovg* Tib. Gncch. XVL ij xdtfft^g apx^ -^ 
9UtnXv^. Cic. XXXIIL vovararpiovo^aiovrwodiirchdieKeiske* 
•die CoBiectiir-PericI. XXX, TgL Sinteiiig p. 209^ bestätig wir4)« 
AemiL Paal. VI. xi^v imi%aQiov »aidtluv xal xdtgiov. Solon. 
VllL t^ nizQtov Qv0la9 (Corp. Inscr. Gr. h n. 127« 30. xaxQiK^ 
^hßöla. Schol. Earip. Pboen. r. 162. Valcken.) Dagegen Cat 
Mio. XII. Alex. XXX VIL qfUogpavQtSog. Comp. Agid. et Clepm» 
€. GtiiGch. I. agsT^g xatg^ag xal UQoyori»^. Demostb. \U Ix- 
ngä^ag — o^öi volXoötov ptigog t&v uaxg&mv. Cic. VIU. ol^ 
idav natQtpav^ Tbeseoa XXXV. xaglanf nargamv* Pom^i* 
LXXVI. qfiXlag xal xägitog %axQ6ag. Deshalb ist wohl, eioe 
Verwechaeloog durch die Schreiber anzunehmen^ die, wie auch 
Hr. Prof. Seh. nicht unbemerkt gelaasen, leicht vorfiel^ und na- 
tflav herznsteiien. 

Mit grosser Klarheit wird S» 112 von dem Imperfectnm ver- 
sprochen , welches hacli gewöhnlicher Bezeichnung de conatu ge- 
setzt ist^ Die Erfolglosigkeit liegt an und für sich nicht in diiE^sem 
Tempus, sondern einzig und allein die öftere Wiederholung; der 
Begriif dtes Vergeblichen kommt jedesmal erst aus dem Zusam- 
menhange dazu. Darum steht auch der Aoristns , wenn man so 
sagen will, de conatu. Mao bemerke auch noch das S/137 und 
14*2 über die Imperfecta der Wörter: Schicken^ Führen, Geben, 
Sagen, Befelüen, Bitten, Gesagte. Ferner ist ähnlicher Art 
S. 152 die Auseinandersetzung über q>Bvyav qui exulans est'Vjel 
erat <ei erit. (Wfnckelm. zu Platon's Euthydem» p. 6. b.) Dage- 
gen sietit Referent im Cleomen. XXXII. 2. 4. weder einen Grund 
mit Schaefer l'dcDXS für idiöov zu schreiben (S. 234), noch mit 
Hrn. Seh. an eine durch den Tod des Köm'gs imterbri>cliene'(ld/- 
düi;) Auszahlung der Pension zu denken. Es ist dort einfach Yon 
einem jährlich wiederholten Geben einer gewissen Summe die 
Rede, s« Hermann zu SophocL Oedip.^ Tjn y. 1311. p» 237» 
3. Ausgabe^ 

Von S. 116 -^21 .findet man einen gelehrten Excurs über die 
Art, wie wohl die Wahl der Epboren zu Sparta getroffen worden 
sei. Das Resultat der genauen Untersuchn^ ist ein negatiyea, 
Indem dargethan wird, dass wir aus den vorhandenen Quellen nnd 
Andeutungen über jenen Act nichts mit Gewissheit folgern können. 
— S. 126 heisst es bei üg (liöov ti^ivaii articnli in hac fbrinaia 
omissio logitimSi Einige Beispiele aus Lucian, wo der Artikel 
heliJHtiv und SgxBö&ai gesetzt ist, giebt Jacob zum Toxaris 
S. 163. Xenopb. Anab. L 5. 14. Theophr. XXII. L — S. 138 
konnte bei Gelegenheit des x^lgBiv täv hinsugefügt werden , daaa 
diesS bei Plutarch die gewöhnliche Stellung der Worte zo sein 
scheint (Cieom. UI. Alcib. XII. Aristid. XVII. Comp. Arist. c* Cat 
IV. Sylla X. Crass. XXVH. Anton. XIl. Dion. XXXVm. Brut IXL 
Agesil. XXVI.). 'E^v xulgBtv ist Philopoem. IV. Pyith. XVK 



Plaiarcht Agii et Cleomenis , ed. Sdioemann. 197 

Marias Vi!. CamflI. XVH. — ' S. 139 aiehe Über ßQ^ß^vnv und 
PQtcßtvxi^g ans Phitarch noch Cat. Min. XLIV. Cicer. IX. XXXV. 
Artaxerr. XXL Romnl. IX. Lycurg. XXX. Pompei« LV. 

IMe Erklärung' Ton Agis XVI. 1. 5. fi^va TQigxaiSbutetov — • 
iv^ßakB roig itXs&i xal 9CiKQi7tQattB^^ nach der unter tiXrj Abga- 
ben zti verstehen sind , die Afresilans als Ephore auch fiir einen • 
dreizehnten widerrechtlichen Monat einzog, scheint dem Unter- 
zeichneten vor der Schaeferschen, dass rcc tikt/ die Magistrate 
seien und ^etgangättuv bedeute xagit tu vivoitiöfLiva {Ttgcttts^ 
nicht blos aus den von Hrn. Prof Seh. S. 150 gegen diese Deu* 
tnng erhobenen Griinden , sondern ganz besonders darum weit 
Vorzuziehen zu sein, weH' unmittelbar daraufgelesen wird: ovds* 
vog stpeldsTö q)iQOVtog dgyvpiov ddtxijfj^atog. 

'S. 163 werden über das Plutarcheisqhe cif? loixs die nöthi- 
gen Nachweisnogen gegeben. Hier stehe die Berichti^^nng eines 
Irrthiuns von. Ullrich: Das Megar. Psephisma. 1839. S. (>. n. 11.: 
5,[Plutarclu Pericl. XXX.] vic^v fiiv ovv rig dg ^omst' avtfS xftl 
löla ngog rovg Msyagng anix^sia eine wunderliche Ansicht, 
welchfi sich sonst nirgends ausgesprochen findet.^^ Ullrich nennt 
diess im Texte obenr^^eine von Phitarch selbst aofgesteltt&Yermn* 
thung.^^ Das hraucht es aber nicht zu sein, da ag EoiTta nur, so 
siel besagt als 6g liyzxai. 

S. 165 fgg. wird einef gründliche Erläuterung des Begriffes 
von 9&av(d (properare, propere facere^ neque tarnen sie simpli« 
citer sed cum comparatione ad aliud quid , quod properando aH^ 
' tevenitur) und der Gebrauchsweisen des Zeitwortes gegeben. 

S. 170, wo Hn Seh. von TiAkXog und »p« Jiandeit, war 
Winckelm^ zum Amator. S. 121 zu erwähnen, der \m WesÄitli- 
«hen düs Rechte schon frUh^ g^gen Schaefer erinnert hatti^; 
Ebds. Tjyv ävf&gmnov ,,sine contumelia/^ S. Theseus XXVIL 
. Pericl. XXIV. Fab. Max- XX. XXf. Timol. XXXIII. , eher mit ei- 
ner Nebenbedeutung Lycurg. Ilf. €ainilL XV. Dasselbe ^gilt von 
yv'0ai{iv. Auch im Deutscliefl war bis in das 17. Jahrhundert von 
Frauen gesagt das Wort ^bnsch ganz unverfänglicK. Noch nach 
dem SOjShrigen Kriege sang ein Dichter:' Sie ^öttlidh Mensch, 
erhöre sie mein Flehen. — 

Zum Cleomen. IX. S. 200 wird luigefahr dieselbe Ansicht 
ausgesprochen; die 0. Müller in den Doriern IL 390. aufgestellt^ 
hat, dass der Cnltns abstracter Begriffe, wenn auch im übrigen 
Griechenland nicht ungewöhnlich , doch noch ein wenig iiblicher 
fii Sparta^ wie in Rom, gewesen zu sein scheine. Widerspro- 
ehen hat Panofka R5m. Hyperbor. Studien in dem Aufs, fiber Dei- 
mos und^Phobos S. 258, indeln er die Altäre der AlS6g, 0^iifi^ 
'OppiJ, des^fi^aog (Alberti Observ, Ifhtlol. 423-0 in Athen Pau- 
san. I. 17., sowie die Statueii der Elgi^vt^ im Tholus (Paus. I. 8.) 
und im Prytaneum (I. 18.) , ferner die V^ptt aus Hesych. I. 512. 
Aib. anfuhrt. Ueber den 0dvatog vgl. Hemsterh. zum Luttan. 



198 Gffiecbifclie LlleraUr. * 

n. 309. npoot, fiber den 06ßög selbst Phtirch. Alex. XXXL 
ttp 9dß0 dpayiatofiBvog und These«« XXVII. vcS <p. 6^afia6i' 
ohvoq. Von der Il%i9m Raoul- Röchelte Ody«8.^61 fg^., Creii- 
«er hl den Wiener Jahrb. 1834. LXVI. S. 204. 

8. 201 wird f&r xa\ — di cHirt Oleomen. XVII. 2. Allein, 
hier ist mit ABCD die CopuU besser getilgt worden. ^ S* 207 
war über Mv6mv küa und Mysorum nkimin die g^eiehrte Bemer* 
knng Fr. Yater*a sum Rhesus des Euripides ^. 139 f^^. ans^* 
uehen, — S. 218, wo Ton der bapitftfa die Rede ist, fuge hinan 
Bahr sum Philopoem. S. 36. und Held zum Aemit. Paul. S. 218, 
welcher Letztere die Schreibweise öagi^a {Haglöy in AD e% cor- 
red und in^Ald. Junt.) ganslich Terwirft. Ebds. ist genau über 
den Unterschied Ton nognaj^ und oxivii oder optvov gehandelt^ 
soweit sich dieser teststellen lässt. — SSn 6v6x%K)L%iv ebd& ver- 
gldche PintarGh.Cat.Min.IV. xiqv dlixitixv In luiXlov övpiötBiXa. 
V« iavtov Big t^v öimniiv ^al &6iini6iv 6vvl6tHk%. Alcib. VL 
0v6xikXmv toMHVov IuoIh. Agesil. XXIX. xanBivog l^ulvtto 
%0tl öwi6tttXfiiPog* — S. 209 — 10 giebt der Verf. eine gefal* 
lige Erliuteruiig des BegriflTes uaQcifiv9Bl69a$ : Mv&ovg alicoi 
tauquam remedinm adhibere; s. Eurip. Hippolyt. 480, bMv d' 
hit^dal nal Xoyoi ^cAxrifptor, Schmid su Horat. Epist. L L 34. 

— Einige Nachtrage (S, 211) über die Dionysischen Künstler, 
besonders ans Inschriften, kbnnen aus dem entnommen werden, 
was der Unterzeichnete in seinem Specimen Onomatolo^ Graecl 
8. 118 susammenrestellt hat. — S. 212 Tgl. über die ^«vfiaro- 
noiol Bottlger*8 kieme deutsche Schriften von SiUig III. 359. und 
Beckmann*8 Beiträge zur Geschichte der Erfindungen IV. 55 fgg« 

— S. 220 lUtxn^ tl9B6»ai Aratus XXXVUI. Der Ausdruck rnhrt 
sicher Ton den Dichtem her, Eurip. Iphig. Ant 1418. 9. DIndorf : 
12 TuviiXQlg maig dm ro 6A(i aQXBl i^d%ag \ Avigmv %t%hi6a nvik 
q>6vovgn Heraclid. 163« T^^wt^loig ^Blg $t6lBiM>v 'Apysloig t' 
l^aiv. Oreat 13. Sviöf^j noisßov 8vti övyywip diod«c. *— 
S. 220 liest man von der Praeposltion Iv^ die zu den Namen too 
Stidten nnd Inseln gefügt, auch die Umgegeiid mit begreift; 
Schaefer, App. Dempsth. I. 675. Nachtraglkh sei bemerkt, dasa 
der Artikel bei Verbindungen, wie ^ Iv MagalhSvi ßdxn^ ^^^ 
gelassen zu werden pflegt, Fritzsche zu Aristoph. Tliesmophor. 
p. 307. — S. 224 lehrt Hr. Seh. gegen die bisherige Annahme, 
dass ToAfif(V einfach andere, xagaßakkia^tu nait dem Zusätze 
discriminis audacter aubeundl bezeichne. — S. 226 über den 
Meid der Götter s. Schreiter doctrina Phitarehl et theologioa ei 
moralis hi lUgens Zeitscbr. für histor. TheoL VI. 1. ISm. S. 48. 
Note 82 a. Ende. Botticher de »slip Herodoteo Berol 1830. Pro^ 
grarom des Friedr. Wilh. Gjmn. Boisson. zum Arfataenet. p. 674. 

— Zu Cleom. XXIV. 2. S. 247. äv ^v Avöavdglöag xal Saagl- 
iag vgl. noch Sintenis zum Themist. S 195. WInckelm. z. Ama- 
tor. S. 105. Jacobs z Aelian. Hlst. Anim. Th. IL 112. -- Sehr 



Zumpt:' Ueber Alfttinm, 4« rou^ Volkf iii Centariatcomlftieii. 109 

Mirgfittig &i 8. 249 ftb^ den Uotenttbiied gi^aiidett^ wom uatA 
noiUv und x«m uoXug gesetzt wird; eben so S. 257 über die Be* 
deutung des Tfag' oXlyov. ^ Zu Cleom. XXXIV. 1. 9. iv rwtu^l 
ual ^uiöoig xal mif$Oig övvix^^'^og iavtdvi^ Boisson« luni 
Siuii^L599. 

Der Unterxeicbnete.glsnbt schpn durch Torstehende ISqgere 
Besprechung der Ausgebe den Erweis geliefert zu haben, mit 
wefthem Interesse er dieselbe durchstudirl habe. Eines weitereyi 
ausdrficklicheii Dfinkes für^ die iius dem Werke geschöpfte Beleh- 
iCiuig. bedarf es daher von seiner Seite ^ohl kaum« Indem ev-sich 
eher fern ¥ön dem eiteln Wahne erklärt, an allen Stellen, wo er 
anders als Hr» Prof. Schoemanu geurtbeilt, selbst das Rechte ger 
troffen zu haben, hofft er zugleich, nirgends die. Rücksicht aus 
den Augen gelassen zu haben, welche der Jüngere dem bewahr- 
te Meister in. der Wissenschaft schuldig ist 

gehulpforte* Karl Keil 



Ci O. is^uinpf, über Aistimtnung den rotnisehen Vol^ 
kes in Centuriatcomitien (nnd über den M. Coriofi 
der den VellnoB abgeleitet), Berlin ^ 188Y. 4. ^ 

Die erste der auf dem obenstehenden Titel genannten Ab« 
baadlungea, mit welcher es Ref. allein zu thun hat (S. 1 — 25), 
ist sehr bemerkeaswerth,' weil sie eine klar und pracis dargestellte 
Ansicht des Hrn. Prof. Znmpt über die schwierige Frage enthält, 
wie- es zagegaagen ^ dass die Ceuturintcomitien in späterer Zeit 
Zugloch flut auf die Tribns begründet waren. Der Hr. Yerf. hat 
•kh tot der Bildung seiner eigeuea Ansidit, wie es scheint, der 
vielfadien, zum Ti^ä so weit aus einander gehenden Hypothek 
aen Anderer entschlfgen^ die. er m einem kurzen Ueberblick zu 
widerlegen sucht, und sich ganz an die Quellea gehalten. Das 
Resultat der Untersuchung ist in der That* neu « und wie sich 
nicht and^« elrwarten . Hess, mit Seharfsian und Sachkenntniss 
darehgefiihrt 

Hr. Zumpt hat nun aber sogleich dadurch einen ganz ande-^ 
rea Standpunkt.füjr seine Untersuchung gewonnen, dass er, wah-r 
r«id man bisher immer niir einen Zeitpupkt gesucht hat, in wel«^ 
cbem die Centuden mit den Tribus in Yerbijidung giesetzt und 
Ihren Comitien auf diese Art ein neuer, demokratischer Charak- 
ter Terliehen worden wire, ^dlese Verbindung zwischen Centurien 
imd Tribns als ursprunglich oder wenigstens als im ersten Jahre 
der Republik Torhaaden ansieht* - l^r geht nämlich Ton.den.20 
Tribus aus, die .es nach Livius in den ersten JalAren der Repa* 
buk fA, und baut auf diese 20 Tribus die 170 Genturien, wel- 
che nach Abzug der 18 Rittercentnrien und der 5 thcils auf 
dienstthueaden. ArbeiteQi) iheils aua. dem unvermögenden Hau^ 



iSOO Alierthumfkiiftde. 

fragebMeteo ton der ganzen Snoime der 193 Centnriett tils die* 
jeol^n der 5 Venviogeiisclassen übrig bleiben , so auf, dass jede 
Tribus 4 Centitri^n der ersten , je eine der «weiten , dritten und 
vierten^ und' 1| der fünften Giasse, aho zusammen 8.^ Centurien 
enthalten habe, und so erhalten wir allerdings die GesammtsunN 
men der Centurten ffir jede der 5 Olassen« wie sie für die atteate 
Zeit einstimmig angegeben werden. Diese Verbindung zwischen 
Tribus und Centurien 'bleibt nun, ebenso wie die GesammAdii 
der letztem, nach ihm im Wesentlichen stehen, und nurdaa 
Verhaltniss der Centurien der einzelnen Klassen, welche in jodete 
Tribus be^ndiich, wird mit der Zahl der Tribun verändert Ak 
nSmKch im J. 495 vor Chr. die Zahl der Tribus um eine vermehrt 
wird: so kommen nunmehr auf jede Tribus 8^ Centurien mli dem 
Verhaltniss der zu jeder Klasse gehörigen Centurien von 4:1:1: 
z 1 : 1|. Dies giebt für die 5 Klassen «tatt 170 minmehr 175 Cen- 
. turien: folglich haben jetzt jene 3 Centurien der dienstthuenden 
Arbeiter und des unvermög^iden Haufens aufgchöri, da die Ge- 
aammtzahl unverändert erhalten Wurde« Als darauf 'die l^ahl der 
Tribus auf 25 steigt, so enthält jede derselben 7 Centurien mit 
dem Verhaltniss der ersten Klasse zu allen übrigen zusammen voa 
3|^ : 3§, wobei ebenfalls jene 5 Centurien ausgeschlossen bleiben. 
Bei 27 Tribus kommen auf jede 6J- Centurien mit dem Verhalt- 
niss wieder der ersten Klasse zu allen Sbrigen von 9:3^ (von je- 
nen 5 Centurien, die auch bei den folgenden Veränderungen sdilr 
wandelbar erscheinen, dürfen jetzt nur 4 gerechnet werden); bei 
29 Tribus kommen auf jede 6 Centurien (wobei jedoch fiir die 
Capite cens! nur 1 Centurie übrigbleibt mit dem VerhiUlnisa der- 
aelben beiden Theile von 2| : SU bei 31 Tiribus kommen, auf jede 
Si Centurien (hierbleiben 4^ Centurien für^e ,^ausserlniRi der 
VermSgensklassen^^ stehenden übrig) mit dem obigen Verhaltniss 
von 2^ : 3 ; bei 33 Tribus muss man einmal 194 C^turien anneh^ 
i|iet|, und dabei sind alle nusserhalb d^ Vermogensdassen zte^ 
heildi^n ausgeschlossen, das obige Verhaltniss aber stellt sich bei 
51 Ceotarfen jeder Tribus wie 2| : 3. Als endlich die Zahl von 
So Tribus im J. 241 v, Chr. erfüllt wird: so kommen nunmdir 
auf jede Tribus 5 Centurien , wodurch die Zahl 193 rein aufgeht 
(die 18 Rittercenturien bleiben nämlich stehen), und das Verhfllt- 
niss der ersten Classe zu allen übrigen ist nufimehr 2:3, so dass 
ilso jede Tfibna 2'Centurien der ersten und 3 Centurien der übri« 
gen Klassen enthält und die Oesammtzahl der Centerlen der er- 
Wen Klasse sich auf 70, die der übrigen Klassen auf 105 belauft 
Diese Darstellung bat im Ganzen den grossen Vortheil., Aas 
Wir über eine^ Scrupel hinwegkommen, der alien von und seit 
Niebühr über diesen Gegenstand aufgeirtellten Hypothesen im 
Wege iteht. Die Gestalt der Centurien, wie sie in der späteren 
Zelt sich zeigt, entsteht nämlich nach jener Darstellung g^z eil* 
nAUgi und man braudit sieb also nicht zu. wundern, diast^bei 



2iiiiip(; lieber AbsdmD« d« vSw.'Tolld In Ccotorfatcomitleii. SOI 

den Alten Ton def Veiindening keine liestimmte Erwihnnngf f[C- 
fichkhi: wae gelbst unter der Voraussetzung, dass sie sibh in dar 
Zeit, wo uns die Budiker des Livins fehlen («wischen 293 n. 218 % 
V. Chr.)^ actigetra^en habe, alsdsmn unerklarhch bleibt, wenn 
jene Veränderung wirklich eine so hedentende war , wie sie ^nge- 
noramen wird , und mit einem Male geschah. Mag die erste 
Klasse, statt wie durch die Verfassung des Serviua Tullins 80 

Jgegen' 90 Centuriep der übrigen Klasseh inne zu haben, atif 70 
gegen SSO zurückgefiihrt worden sein, oder mögen die Klassen 

^ganz aufgehoben worden sein, oder mag endlich die Verändeärnng 
Im Ganzen nicht grösser sein , als wie sie von Zu^pt angegeben 
wird y obgleich ausser ihm nur Boner und Orelii die Veraiidernng 
fefe auf dieses Maass beschränken: so kann dies, wenn es mit einem 
Maie geschah , nicht ohne gi^oflfse, lange dauernde Bewegungen 

. gediehen sein , von denen unmögiieh jegliche Spur Tersdiwnn^. 
den sein kann. ' • , 

Auf der anderen Seite erheben sich nun aber grosse Beden* 
"ken, ¥on denen ick mich begnüge^ die bedeutendsten und am 
meisten auf der Hand liegenden anzuführen^ d^ diese zur Wider- 
legung hinreichend zu seih scheinen. Ztuiächst stutzt sich nim* 
litlh die Beschreibung der fremden Anidchten, sowie die Begrün- 
dung der eigenen am meisten auf die iMckaunte Stelle Cic Bep. 
II, 22. ' Diese enthält nach ihm in der unveränderten secunda ma^ 
itus eine Beschreibung der Conturieuterfassung zu Ctcero's. oder^ 
^as dasselbe' ist , 'zu des jüngeren Scipio Africanus Zeit. Sie be- 
sagt alsdann,^ dass die erste Klasse mit den Rittern und^en fabri 
fignarii zusammen 80 Centnrien entlialte und dass also für alles 
Vc^brige die Summe von 104Centurien übrig bleibe, also nicht 
^on 105, welches dodi die Summe der Centurien der 4 übrigen 
Klassen nach Znmpt sein müsste. Dies muss durchaus nrgirt wer- 
den , da CS , wenn auf diese eine Stelle das ganze System aufge« 
ba\it werden soll, darauf ankonlkmt, dass wenigstens hier in den 
Zahien Alles aufs Genaueste passt. Zumpt sucht diesem Eiliwtnf 
a^f fbigendeArtzu begegnen« > Er nimmt an,* den 4 untern KlaiP* 

. feeh sei eine €ehtnrie entzogen nnd den fabri tignarii zuertheilt 
worden. Allein dann hatten ja immer die 4 unteren Klassen nicht 
105^ scfttd^rn in Wahrheit nur )04, und die ganze Harmonie ist 
zerstört. Und welche Trihns sollte sich diese Centurie ndimen 
lasseh? Zumpt antwortet: die, welche zutelzt zur Abstimmung 
l»m, tmd meint, sie habe «a sieh am ersten können gefallen las- 
sen, da sie in deh seltensten Fällen die Sntscheidung gegeben 
bähe. Idi entgegne^, dass dieser Grund mit d<^r auch- von Zumpt 
ansgesproeheii^i Ansicht, dass dsc Abstimmung zu gleicher: ZeÜ 
Msdrehen sei, wegfiiHt\ da sonach die letzte Tribus eben soviel 
a)s alle übrigen, die praerogativa ausgenommen^ zur Entscbel« 
duiig beizntrageq glauben konnte und mitRedit glaubte. Ande^ 
tter Biftwendnngen gegeir die von deai Hm* Verf gemachte Brn 



2(K2 AlterthaBiikuB««. 

MiniD^ Gelier Sietle g;dleiike ieb hier nidil: «ir Jm Eiiie be« 
merke ich noch , dass es nieht iweckinfissif; sdidnl, dne so viel« 
gedeutete Stelle zu Grand zn legen, wenn die neue Deutang 
nicht von der Art ist, dtss ihre Richtigkeit «ogleidi. und Ton selbst 
in die Augen springt. 

Doch ja, es wird noch eine andere Stelle zu Grund gelegt, 

>^ freilich eine eben so Tielgedeutete, wie die eben erwähnte. Und 

hier iesst sich die Uuhaltbarkeit derjenigen Deutnng, auf welcher 

^ die Anwendung aUein beruht, wie leb meine» bestimmt beweisen. 

' Weil es nämlich Lw, 1, 43. helsst: nec.mirari oportet, hunc or- 
dinem, qui nunc est, — ad institutara a Servio Tullio summam 
non conTenire: so soll daraus sich ein Zengniss des Li?ius erge« 
ben, dass nur die Ordnung des Abstimmens später geändert 
worden sei, nicht die Zahl der Genturien u. dgl. Aber jene 
Worte schliessen die Darstellung der ganzen Centnriatverfassuag 
des£er?iu8, sowie sie mit den Worten anfangt: tum dasses cen* 
turiasque et hunc ordinem ex c^nsu d^cripsit Tel paci decorum 
v«! hello. Kann sonach ein Zweifel sein, dass orda an beiden 
Stellen dasselbe bedeute? Und muss-ako auch liicht zu Bude 
ordo -die Bedeutung „Verfassung, Sinrichtung^^ haben, sowie es 
sie noth wendig zu Anfang hati Denn in der Bedeutung „Ord'*» 
nung des Abstimmens'^ kann ordo doch nicht vel paci decorus vel 
hello genannt werden. Uebrigens lasse ich auch diese Stelle 
sonst vor der Hand auf sich beruhen. Eben so wenig kann ich 
mich bei der Beurtheilung der Ordnung des Abstimmens länger 

. aufhalten, und bemerke nur noch, waci der Leser freilich selbst, 
schon bemerkt haben wird, dass die Durchführung der gansf» 
Ansicht in -Betreif der zwischen dem ersten und letzten Punkt« 
liegenden Epochen sich keineswegs durch diejenige Leichtigkeit 
und Natiiriichkeit empfiehlt , welche allein einer Hypothese die 
nöthige WahrscheiuUchkeit gewährt , und' dass ein Wechsel, wie 
der angenommene, wo die diensttbuenden Arbeiter und die gän»r 
lieh Unvermögenden jetzt 5 Centurien einnehmen und nach 10 
Jahren keine einzige haben, um dann bald wieder eine, bald meh<* 
rere, bald gar keine inne zuhaben, und wo einmal trotz des 
Strenge, womit sonst daran fest g^alten ist^ sogar die Zahl 1Q3 
bberschritteti wird , bei der bekannten AnhängUchkeit ixx Römer 
an ererbte Formen nicht wohl glaublich ist 

So kann also Ref. im Ganzen die Lösung der vorliegenden 
Frage nicht als genügend anerkennen: wobei er sich freilich nicht 
verhehlt, dass es bei der Schwierigkeit der Sache viel leicbter 
. ist, Andere zu widerlegen, als selbit etwas Genügendes a^u lei4 
sten, wozu einen Versuch zu machen ^ der Raum liier nicht ge- 
stattet. Sonst enthält die Abhandhing viel Wdire» im4 Treffea- 
des. So hält der Hr. Verf. mit Recht an^der Steile I4&. V, 18. 
fest, wo bei Genturiatcomitien schon die Tribus genannt werden, 
und woraus also folgt, dass die in Rede stehende Verbuidung 



Bibliograplilielie Berielsl«. Jtttl 

■chon im J. 3Mv.'C3ir. getchehen war, Dergl^hen SSengBiiae 
dürfen» w6 Alles sonst so schwankend und ungewias ist, durcbans 
iikht TernacUassigt werden. Nach des Ref. Ansicht gehört trots 
des Widerspruchs Anderer anch Liv. VI, 21. hieher, ^Ferner ist 
es richtig, wenn er S. 17. Anns. 1. nur Entkraftung eines Nie^ 
bnbrschen Arguments nachweist, dass die Tribus spiter au glei* 
dier Zeit, jedoch abgesondert, stimmten (obwohl «^r eigentUch, 
vielleidit aus Rücksicht auf einen oben erwähnten UrasCfMid in sei^- 
ner Hypothese, nicht alle Tribus, sondern nur grössere Par- 
tieen Busammenstimraen lasst). So bezieht er ferner anch das 
jVunc bei Cie. Rep. II, 22. richtig auf die Gegenwart des Cicero 
oder des Scipio Africanus« Sehr bemerkenswerüi ist auch , dasa 
er aus den Inschriften (nach Oreli. Inscn Ton. IL p. 30.) beweist^ 
dass die tribus urbanae wenigstens in späterer Zeit gleich den 
übrigen Tribus Blitglieder ans den ersten Klassen zahlten, und 
dieser Umstand wird wieder aus Ge» Xegg. Hl. § 7. und aus Liv. 
XL, 51. erklärt^ woraus hervorgeht, dass die Censoren die rich- 
tige und TerhäUnisaniassige Vertheilung der Borger in die Tribos 
als eins ihrer regelmässigen Arotsgesdiafte besorgten: wodtuxb 
manche Zweifel über die Ausführbarkeit der Abhaltung der Cen* 
toriatcomitien nach Tribus beseitigt werden. Endlich hebe ich 
noch eine Bemerkung des Hrn. Verf. übf^r die Beschaffenheit der 
Quellen hervor, die mir besonders beherzigenswerth scheint 
(S. 21)r „Sie (die Alten) lebten im Bewuuttaein dieser 
Ferhältniese: die einzelnen von der Zeit gegebenen Verän* 
dernngen durchzugehn , war kein Gegenstand für die schöne Dar? 
ateUung, der «ie huldigten^^ Hierin Hegt eines Theils das Anr 
aehn, wekhes wir den bessern Quellen schuldig sindt klar aasr 
gesprochen: andern Theils erhellt daraus zugleich, wie wir in 
gewisser Besiehmig über die Quellen hioauszogehn genölhigt sind, 
was aber immer nur insoweit geschehen darf, dass dieselben 
durch unsere Entwickelungea nidbt cerrigirt, aondem nur dentli- 
eher erklärt werden. 

Meiningen. Dr« Peter.^ 



Bibliographische Berichte* 



Bluthen der griechisehen Diehihmsi im 4e9tieeher N^ufk* 
Uldnng^ Mii einem gesehiehUichen üeberbUcke und den nöikp* 
gen Erläuterungen begleitet y%^n 'üt. A. Banmstark, Prof« 
der alten Literatur zu Freiburg im Breisgau. Brstes Bindchen 
1. Abtli. 218 & 2. Abth. 238 S. gr. 16. Ksrlsmhe (€h. Th. 
eroos) 1840« CPr. eines Bdchs. 8 Gr. ) Die voiüogenden % iMto 



204 BibtlogiiBpKlsche Berichte^ 

tHeii«rr>itf ^ Baiidchcn b^rebhneten Afitholo^e'aos den griechi* 
BChcn Dichtern beschränken ^ch anf das Epos , und es 'sind dar-« 
fn Abschnitte aus Homer, Heslod, Theokrit, Bion^ Moschus, 
Kaliifnachas, Arattis, Xenophanes, Emp^dokles, Apöltonins ii. 
A. in deutschen Uebersetzinigen anfi^enommen , welche nicht von 
dem Herapsgcber selbst herrühren., sondern meistens den besten, 
bis jetzt ersdiienenen deutschen Nachbildungen entnommen sind, 
so dass t. B. die Fragmente ans Homerts Ufas und Odyssee , die 
theokritif chea Idylle , die Abschnitte aus Hesiod und Aratus nach 
J. H. Voss, die homerischen Hymnen und Kallimachus uach- 
Schwenck, die goldenen Sprache des Pythagofas nach Dikhey, 
die Uebrigcn nach Herder, Kosegarten, Stolberg etc. mitgetheiit 
sind. Unter diesen Umstanden beschränkt sich also das Verdienst 
des Hrn. B. anf die Auswahl der in seine Sammlung aufgenom- 
menen Stucke. Biei der Masse des Materials , ans welchem die 
Auswahl gestattet war , lässt es sich nun zwar kaum denken , das« 
nicht 9 je nach den abweichenden individuellen Ansichten, über 
die Vorzüge mancher vorkommender Stücke und ihre Auftiahms- 
fthigkeit zwischen dem Herausgeber und seinen Beurtheilern Mef* 
nnngsverschiedenheit eintreten sollte, allein ich muss nach unbe- 
fangener Prüfung dieser Arbeit gestehn, dass im Ganzen die 
Auswahl gut ist, wiewohl ich in mancher Einzelheit nicht voll- 
kommen mit dem Ordner dieser Anthologie einverstanden bin. 
Dass er z. B. aus £fomer den Abschied Hektor's von seiner Ge- 
mahlin, die Scene^ wie sich Odysseus dem Telemachos zu er- 
kennen giebt , das ZusammentreiTen des* Glaukos und DI omedes, 
des Priamos und Achilleus, die Schilderung von dessen Rüstung 
aufgenommen hat, unterliegt auch nicht dem entferntesten Tadel, 
während ich statt der S. 17 — 20 (Bd.l) vorkommenden Beschrei- 
bung der von HephHstos gegen Ares und Aphrodite angewandt^en 
List (Odyss. Vlli; 266 — 376) ein anderes Stück eingeschoben 
wimchte. Diess würde nicht allein des Inhaltes (denn es iäsat 
sich hören, was Hr. B. Bd. 1. S. 160 dafür sagt , obgleich ich 
auch dieses nicht ganz unterschreibe) , sondern atich der Form 
wegen zweckmässig erscheinen, da dieses Stuck, wie das vorher- 
gehende (Menelaes un^ Proteus, Od» IV^ 361 etc.) nicht in Vos- 
sischen Hexametern , sondern in Rinne's Stanzen abgedruckt wor- 
den ist. Da Hr. B. selbst (Bd. 1. S^ 162) zugiebt, dass diese 
Rinne^s'che Bearbeitung im' Ganzen misslungen zu nennen isei, so 
hätte er gegen die Aufnahme einzelcr Particen , auch wenn sie 
ihm mit grösserem Glücke nachgebildet zu sein schienen, den- 
ttftch missiraulschw sein aollen. Wenn diese beiden Proben sich ' 
dem Ver«ttche Schiller'«, den zweiten Gesang der Aeneide naeh- 
^bilden, annäherten, so wfirde ich bei dem Zwecke dieser 
Sammlung, welche die Neigung der gebildeten Lesewelt für die 
antike Poesie anregen soll , nichts gegen ihre Aufnahme erinnert 
habe«) allein mwcbe Stelle ist doch in einem zu trivialen Tone 



BlMlogrophlseJite BerIcMfr ^ 

^ebaUea^ 9)& das« «fe eine nacbsIthtsToUere Beurtheilanf rerv 
dsente*. Weit eher niöclite ich die Fülleborn^schen lambeu in 
der Debersetzmig des Xenophanes und Parnfeiiides (Bd. IL S. 209 

, etc.) billigen I, welche aber mit Recht in einen Anhang Terwieson 
sind , da »ie als rein didajcti^ch nicht zum eigeuUichea Epos ge^ 
hören, dessen. Kreis überhaupt^Hr. B. weiter ausgedehnt hat, al9 
gewöhnlich zu geschehen pflegt. Hierüber bebalte ich mir je- 
doch mein Urtheii i^r, indem es mir billig erscheinii die Edi-? 
rung des 5. Bändchens dieser Anthologie abzuwarten ^ . welche 
eine Darstellung der Geschichte der griechischen Poesie enthalr 
ten und wahrscheinlich auch die Ansichten des Heransgeber8~.über 
den ZusammenhaDg pder die Abgrenzung der. Terschiedeneii 
Dicbtiingsarten.mitüieilen wird. Eine andere Frage ist die, ob 
hei Herausgabe einer solclien Sammlung der Text rein.oder mit 
Aenderungen, die mit Rücksicht auf den Zweck der Samcplung. 
fassend erscheinen , aufzunehmen sei. Manclies lässt sich fiir 
Jene , nicht weniger für diese Ansicht sagen. Mir scheint es 
ismier, als ob da» Letztere das Richtige sei und aics.ob der Herr 
iiusgeber. nicht allein das Recht, sondern EOgar die Pflicht babe^« 
an den aufzunehmenden Stücken, wo es.Noth thnt,.d. h. wo die 
Unterlassung einer Aenderung zu eineoi falschen Urtheile der 
jLeser oder zur Verbreitung falscher Ansichten führen könnte, z|i 
feilen, und ich würde z. B. Stellen, wie Bd. II. S. 57 (Hymnoa 
auf Aphrodite) ; „Bin ich ja Göttin fürwahr, yrfß thua^ du mich 
Göttern vergleichen (tl ii d^avatjj^iv ff<Jxfiig)?" welche der 
Muttersprache Gewalt anthun, oder solche, wie Bd. 1. S. 98 
(Medea und lason) : „ Pasiphae'a , . die selber die Schwester ist 
meines Erzeugers, ^^ und S. 99: ,, Prometheus einst zeugte Deu- 
lalion biederes Herzens/^ die zu einer unrichtigen Betonung der 
vorkommenden Eigennamen verführen, oder endlich solche, die,, 
wie Bd. 1. S. 143 (Megara): „Ich unseliges Weib, mein armes 
Herz zu erlüften,^^ unuöthig ueugebildete Wörter in Umlauf 
jietzen woUen^* ohne Bedenken zu ändern angerathen haben.. 
Allein» wie gesagt, es lässt sich auch auf der andern Seite man- . 

"cbes für den diplomatisch genauen Abdruck des Originals aiifüh- 
xen, und selbst toa der eiUgegengesetzten Ansicht ausgehend 
kann dieser Tadel dem Buche, in welchem n^ben den schwäche- 
ren Stellen so vieles Treffliche vereint ist, keinen Abbruch thun. 
Ich glaube vielmehr zuversichtlich, dass das hier angezeigte Buch 
viele Leser finden wird, deren gesunder Sinn und Geschmack sich 
aa den griechischen Dichtern hingezogen fühlt. Solche Leser 
dei\»i der Herausgeber in seinem anspruchslosen Nachworte zum 
% Bändchen voraus, und ich wünsche , dass sich recht Viel^ 
durch diese Proben zur Leetüre vollständiger Dichterwerke hinT 
gezogai fühlen mögen. Die einem jeden Abschnitte beigef|jgteii 
fSrläuterungen sind von Hrn. B, aus den besseren Quellen ge« 
«chopft worden und lassen sich ebenfalls für den Zwecke des Bu« 



206 BlbltograpliUfrlie Beriehle. 

ehes befriedigend nennen. Bei Wichtigerem rerwe&t der Sttio« 
Hast langer, docli hüte woht Manches der Art, 2. B. über das 
Idyll (Bd. 2. S. 141 fgg.), fiber die Hymnen (Bd. 2. S. 171 etc.), 
^ dem 5. Bandchen anfgespart bleiben können , wenn es überhaupt 
^ rSthtich war, dieses (dessen Inhalt eine Darstellung der 6e« 
schichte der" griechischen Dichtkunst bilden wird)' nicht zuerst er- 
scheinen zu lassen. Was mir in den Erläuterungen nicht häufig 
Vorzukommen schien, waren Hindeutnngen auf das im Werkchea 
selbst schon Erwähnte; z. B. Bd. H, S. 150 konnte über Polyphe- 
mos auf Bd. I, S. 47 und 156; Bd. I, S. .163: „Schone doch 
unser, ^^ auf Bd. 11^ S 60 (Hymoos auf Aphrodite) verwiesen wer- 
den. Doch fand ich diesen Mangel nur selten , und noch seltner 
schien ein Ausdruck u. dgl. nicht genug erklfirt, wie wenn es 
Bd. I, S. 151 heisst: ,, Bekannt ist das Ei der Leda.^' Der Druck 
ist im Allgemeinen gut und die Druckfehler siqd am Schlüsse des 
Werkchens angezeigt. Ausser den bemerkten fielea mir a. a* 
iioch auf Bd. I, S. 66 Athenaja, S. 183 Tieloamige Krebse, Bd« 
II, S« 30 Klopftet n. s. w. Diesen beiden Bandoheii griechischer 
Dichtungen sollen noch zwei naclifolgen, welche 1) die Lyrik 
nebst der Elegie und dem Epigramm, 2) das Drama umfassen 
werden« Des fünften und seines Inhalts ist schon oben g^achC 
worden. Unmittelbar daran sollen sich die Blütheu der römischen 
Didttkunst in 4 Theilen (1. epische; 2. elegische und lyrische; 
S^ dramatische Dichtungen ; 4. Geschichte der römischen Dicht- 
kunst) anschliessen. Druek, Papier und Format sind der bekann- 
ten Taschenausgabe der Schfllerschen Werke ähnlich. Ich wün- 
ache dem Wericchen Beifall und Verbreitnng. 

Sehaumann, 

AnMiung %um Ueiergeisen aus dem ßetUaeketi ins He^ 
träisehtg für Gymnasien Ton Fr. Uhlemann. Erster Cursus. 
ihis Nomen in seiner voUsiändigen Ftesien und Verbindung 
und das regelmässige Ferbum. Berlin 1839. XII u. 212S. 18 Gr. 
Der Verf. durch seine Leistungen als Orientalist vortheilhaft- be- 
kannt, sucht durch vorliegende , für mündliche und schriftliche 
Hebungen bestimmte Sammlung^ von Debungsbebpielen den Man- 
giel an Wortreichthum , welcher letztere für dnen gedeihlicbca 
Unterricht im Hebräischen so nöthlg ist, zu beseitigen, da bei 
den dem liebrfiischen Unterrichte zugemessenen 2 wöchentlichen 
Stunden eine cnrsorisohe Lectüre wohl nicht statt finden kann. £r 
hat , da gegenseitige Anschauung zweier Sprachen hiezu am för-« 
derilchsten ist, den ganzen aittestamentlichen hebräischen Sprach* 
achatz in passende Beispiele verarbeitet, wovon in diesem ersten 
Ourstts das nomen , adjectivunrund regelmassige verbuln vorliegt. 
Die Beispiele selbst hat er der hebräischen Sprach- und Denk- 
weise so nahe als nföglich gebracht, weil vorhandene, ans^em 
A. T. selbst entlehnte Sätze leicht zum Nachschlagen verteitCA 



Blbliographifciip Bericlit«; tffl 

kSim^, uM, ^emt Abschnitte aus dem N» T, fiberarbettet «lad, 
^ie ilei verbreitete Londoner Uebersetsung oft zu Missbranch 
Yeraniassuni^ giebt. Der 2. Cursus soll das ganze Spraclige- 
b{et in iexi^alisdier und syntaktischer Beziehung abschliessea, 
indem im ersten Hanpttheile desselben die sammtlichen Stämme 
der Guttural - und unregelmässig^n Yerba in Beispiele gebracht 
werden, an die sich im 2. grössern Uebungsstiicke , theils g^e- 
BchichlHchen , theils poetischen Inhalts^ anschiiessen sollen, 
weldie geübteren Schülern in die Hände gegeben werden können. 
Dieser 1. Cnrsus Herfällt in 2 Hanpttheile y deren erster dag no* 
men in seiner Flexion und Verbindung, und deren zweiter daa 
regelmässige verbum enthält. Das 1. Capitel des 1. Hanpttheila 
enthalt die Flexion der männlichen , das 2. da» der weiblichen 
nomina. Der Verf. nimmt für das männliche nomeu 7 und für daa 
weibliche 4 Torschiedene Classen an ; in die 1. tiasse der männf- 
liehen nomina gehören ein - und mehrsilbige nomina mit unveräi^ 
derlichen Vokalen ; in die 2. gehören zweisilbige nomina mit einem 
iKUveränderüchen Vokale in der letalen und einem Teranderlieh^ 
Kamez oder Zere in der forletzten Silbe; in die 3. einsilbige no- 
mina mit veränderlichem Kamez oder Zere, oder zweisilbige mit 
denselben Vokalen in der letzten und einem uaveränderlichea in 
der vorletzten ; in die 4. die zweisilbigen Nomina mit 2 veränder? 
liehen Kamez oder wechselnd mit Kamez und Zere; in die 5. ge* 
hören die verschiedenen Segolatf ormep ; in die 6. alle nomina, 
welche bei einer hinzutretenden BildungssUbe den letzten Stamm^ 
bnchstaben durch Dagesch forte verdoppeln $ in die 7. die Derivate 
der nV. In die 1. Glasse der weibliehen nomina gehören die mit 
einem unveränderlichen Vokal in der vorletzten Silbe, an welche 
sich die Femininfor^ auf n^ und n; anschiiessen; in die 2. d^e, 
welche in vorletzter offener Silbe ein unveränderliches Kamez 
oder Z^re haben; in die 3. alle ans Segolatformen der MascuHnm 
gebildete Feminina ; in die 4. alle weibliche Segolatformen auf 
n-- etc. Nach doi nöthigen Bemerkungen über die Flexion dea 
Nomen und dessen Verbindung mit einem Genitiv (§ 1) enthalten 
§ 2 — 7 die 7 Classen der männlichen und §8 — 12 die 4 der 
weiblichen nomina ^S. 1 — 117) in 3 Abschnitten , und zwar 0) 
nomina im Singular (Genitlwerbiudong), b) nomina im Plural und 
c) fiomina mit Suffixen, v § 5 enthält ausserdem das nomen in der 
Verbindung mit dem Adjectiv und § 6 Comparation und Zahlwort. 
Der zweite Häupttheil (§ 13 — 15), vom regelmässigen Verbum, 
zerfiHt in 2 Capitel, deren 1. Beispiele von Kai, das 2. von den 
abgeleiteten Conjugationen enthält. § 13 handelt von der Wort- 
stellung im Satze, § 14 enthält Beispiele übe^ das Praeteritura 
rtransit und intransitiv. Verba — Verba mit Präpositionen), 
§ 15 über das Praeterftum mit Suffixen, § 16 über das Fntnmm 
(als unvollendete Zeit überhaupt und als Aorist) § 17. das Futu- 
rum mit Suffixen, § 18. Imperativ (affirmativ i|ls Befehl, Wunsch, 



208 BibllogSiiphlficho BerUbU. 

^Bltiei Aufforderung. — mit einer Vel*n6uiim^. durch das Faiurum 
ai^isgedrückt, § 19. [mperativ mit Suffixen (affirmativ und negati? 
durch das Futurum). § 20. Gebrauch des Infinitiv (Beispiele über 
den construirten Inf. und Beispiele über den aosola teu Inf.)v § ^U 
Participium (aktives und passives), § 22 Niphal, § 23. Plel und 
Pyal, g 24. Hiphil und Hophai, § 25 Hithpael. S. 119— 210. 
Jedem § Mnd die nöthigen grammatisclien Erläuterungen in bün- 
diger Kurse vorausgeschickt, ^— z. B. über die Flexion ^es Domea 
im Allg. und jeder Classe im Besoaderen , über den Status ooih 
strnctus, Artikel, Anhängung der Suffixe — Relative ^— Ankaü* . 
pfung der Rclativsatse, Verbindung^ der. Praposittonen •—: yer:t 
bindung der Adjective mit den Substantiven — Zahlwörter -^ 
Wortstellung im Satz — Bedeutung der Zeiten und abgeleitetea 
Conjugationen — Zeitwörter qiit Präposition und Suffixen etc» 
Zugleich sind in diesem Cursus schon diejenigea syptaklischeii 
Regeln in Anwendung gebracht, welche T^am ersten Versteheii 
der Sprache nöthig sind, und als Grundlage der hebräi>che|i 
Salzbildung angesehen werden können. Die. 211 den .Beispielen 
nöthige Phraseologie ist untergesetzt. Zum beweise, wie reich« 
haltig die Sammlung der Beispiele ist, s^i h\ex nur bemerkt, dass 
II. B. g 2. 61 Beispiele enthält über dre einsilbigen noniina im Sin* 
gular, in denen der homogene Vokalbuchstabe quioscirt, 47 über 
unveränderliche einsilbige nomina mit einem vortönenden Scfaiwa 
mobile oder Chatepb uuier dem. ersten Buchstaben, -84 über 28il« 
bige nomina mit lauget und kurzen unveränderliehen Vokalen,. 19 
über nomina . mit. unveränderlichem Kamez oder Zer^, 4S nhee 
veränderliche nomina im Plural, 25 über nomina mü Suffixen. 
Das Futunun als uuvoiiendete Zeit überhaupt hat 1^0, .d^Si Fu«- 
turum als Aorist 50, das. Futurum mit Suffixen .82, dai( Fut stat( 
des Imperat. 18 uqd mit Suff. 12 Beispiele. Die im ersten Haupt- 
theile enthaltenen Beispiele sind theiis ganz ohne verba, theils 
(von S. 43 an) mit dem Verbum sein gebildet. Der überreich^ 
Stoff reicht für lange Zeit aus und wird gewiss vielen l^ehrera 
willkommen sein. Dass' die B.eispiele vom Verf. selbst gebildet 
Bind'*'), und dass das nomen dem regelmässigen verbum vorge« 
stellt ist, daran wird vielleicht mancher Lehrer Anstoss nclimen* 
Das Aeussere des Buchs ist gut, der Druck der hebräischen Wör- 
ter köqnte theilweise deutlicher und schärfer sein. Fiir den 
Schulgebrauch wird das Buch, da die Schüler sich doch. auch 
den 2. T^ieil anschaffen müssen, etwas zu theuer werden« . 

Buddeberg* 



.*) Maurer 10 seiaer auf ähnliche Art eiDgericbteteo hebräiichen 
BeifpicUammlang hat alle Beispiele aus dem A» T.. gewälilt. 



BibliographUche Beric|ite. 5S09 

- . jinireaB Wühelm Cranier^s Heine Schriften nebst B. G. 
Nkzech Memoria Crameri. Mit Einleitung ^ Miitheilungen aus 
Cramer*s litetarisehem Nachlasse und Begister herausgegeben 
von H, Ratjen ^ Professor und BibHofbekar an der Universilit ra 
Kiel. [Leipzig, bei Hinrichs. 1887; LXVIII und 224 S. ft.9, 
1 TLlr. 15 Gr.] £b amd nicht bioa Juristen, die rieb Ar 
den grnndgelelirten CiTilisten Cramer interessiren. Wer «ich 
nberhaiipt wm Literatur bekümmert, weiss Ton dem vielseitig ^e« 
bIMetcn, liö.chst arbeilsambn und aüsserordentlieb- belesenen 
Manne, er wird seine Ilausebronik gelesen und aus derselben das 
Bild eines Gelehrten aufgefasst haben, ^ie sie in unsem Tagen 
selten werden. Jeder Bibliothekar pder wer sonst mit Verwaltung 
Von Büehersiammlungen beauftragt ist , erinnert sich des lebendi-» 
gen, thätigen Mannes, wie er in seinem einspännigen Fuhrwerk' 
von Ort zu Ort reiife und durch seine Kenntnisse , sowie durch 
seine Spurlnaft naeh alten Büchern und Handschriften verdiente 
Bewunderong erregte. Wir können es daher nur als etwas sehr 
Fassendes bezeichnen , dasa Hr. Rätjen sich hat auf den Wunsch 
deir^ Erben Oamer*'« ' und mancher Freunde willig finden las^ 
sen, einige kleine Schriften, die nur als Programme erschienen 
waren , nebst deii bisher ungednickten Miscellaneen heraussuge- 
ben, und versicheifin, das», wenn auch eigentlich diese Sammlung 
föi; das juristische Publicum bestimmt ist, doch kein Pfailolog, 
Arphäolog, Historiker und Literatur dieselbe ohne Interesse oder 

— um uns richtiger aus:^udi«cken -^ ohne Belehrung aus der^ 
Hand legen wird. Unsere Anzeige soll nur über den Inhalt de« 
Buches referiren, nachdem wir zum voraus die Genauigkeit |ind 
den Fleiss des Hrn. Herausgebers ^bei Berichtigung aller Citate 
und Zurückfnhrung derselben auf gangbare Ausgaben, sowie seine 
eignen^ ^enn gleich kurzen, literarkdien Zusitxe verdiefnter- 
maassen belobt haben. Ref. kennt aifs eigener Erflihning di« 
Schwierigkeiten eines solchen Redactionsg^schüftes und weiss, 
wie wenig dieselben in der Regel von den meisten Lesern gewür*- 
digt zu werden pflegen. Die ^nleilung giebi eine Uebersicht von 
Cramer's literarischem Leb^. Die frühem Programme de Se^^ 
natiisconsulto Claudiono (1182) ^ detita et legislatione Vespa^ 
s«i«i(1785), Lectiones membranae-Floreniinae {1785)^ Spid* 
legium änimadv* in Sueto^. (1786)^ iie Dispunctionee iuris 
(W92), de sigla DigestoTum (1786), Ahaleeta ad Bistor. AV 
vellarum (1794)» seine Bemerkungen tiud handschriftlichen Zu- ^ 
satze zum ersten Bande AesSpangenberg^scheh Corpus ttirtrwer« 
den S, I-T-'XllI» au^efülirt. Hierauf spricht der Herausgeber 
über die Schriften de iuris Quiritium et civitatis dißcHmine 
(1804) y über die tiiuii pandecL et codici de verborum signifi- 
cation^ (1811), über das äi/iectm. /• Supplements ad Briesonif 
opus (1813), m dem von 8. XVI -* XXVIL achätabare band- 
afibrlftliehe Zusatse mitgetheUt werden. Von diesen gebt Hr« 

Ti.^Jükrb. A Phil. n. Päd. od. Krit. BihU Bö. XXUT. üfU % , 14 



810 Bibliograrklteli« B«rUb>e. 

Jtof/M M Her 0pt$i0la ad Hnnrkkium de vnenUm» Bpmdi CaU^ 
§tnt. L 28. § 3. D. de fomU^ fiber; dann sa Oraaker's Tkeil- 
nibme an den KMer BläUem^ tn der Henutgebe der J^^oe^ 
mßntB Ch9ronimiUekerBed9n{\91b) ond der ar« CVHM«Ji/tt (1817) 
und SU seinen Arbeiten über den Juvenaliachen Scholiasien^ 
wosn ven S« XXIX — XXXVL lUe nenero Bemeiknngen Orelir« 
«nd manches HandechrifUiclie nitgetheill worden tat Aon den 
folf^enden Jahren wird der GratuktionaBchrifl an Wtber^ Cramer'a 
Ti^ahrigen Freund und Amt, gedacht, dann seiner narratio dB 

fragmeni. normulL vetMBtatum memirananim (1826") ^ .woraus 
Ton S. XXXIX — XLVL 9wei Conatitotlonen des Codexttt^is de 
nupim hier abgedruckt sind. Dann folgen die Nachweisangen 
über Cramer's Arbeiten Ikber die lex SaUca und die Conaueiüdi" 

. uea eivüatia Paleniinae (1816)^ über den Belliua (S. XLVII— i), 
Fragmente des Pompomus und Seneea und Cramer'a letzte ge- 
druckte Arbeit:' viia Auguaüni incerto auetore (183^)« Den 
Schluss machen Bemerkungen über die in die Torliegen«^ Samm- 
lung aufgenommenen MiaceÜaneen , die Hr. Ratjen aus den aieb^ 
%eha Banden handschriftlicber Notisen und Bemerkungen au^g:«- 
wihlt hat, sodann werden aus Cramer'a sehr reichem handsehiäl- 
Uchen Nachiass dessen Noten xum Corpua iuris (S. LIV— LVUl) 
mitgetheUt,, femer die gieichfalls handsehriftUchen Regeln tat 
^ne neue Ausgabe der Pandecteii (S. LVII--LXU), die^ Titel 
der von Gramer über das Ciurpufl iuris angefertigten. SAdic^s, Con- 
jecturen und BrklSrungen aus einew durchschossenen Exemfilare 
AexFragmenta Faiieana (Rom. etBerol. 1814 S. LXIII-LX VIUj 
lind zuletzt Einiges über Cramer'a Studien und Pläne zur Ausgabe 
des Briaaoniua u. a. Die Sammlung selbst ist mit der trefflichen 
iäemaria Crameri von Nüzaeh erölfnet (S. 3 — 22). Da der Ab* 

. druick unverändert gescheheu ist^ so haben* wir nichls hinznzusez« 
neu , indem die naeh Inhalt und Form gleich verdienstliche Schrift 

' bicreits überall Anerkennung gefunden hat^ wo sie bekannt gewnr« 
den ist Dasa dies nicht in noch weitern Kreisen geschehen ist, 
liegt in der Schwierigkeit, dergleichen akademische Schriften zu 
erhalten., wenn sie nicht einmal in 4en Buchhandel gekooiinen 
sind. J}i^f Scripta Aeademica^ welche Hr. J?a<;>ii aufgenom- 
men hat, sind 1) de iure Quirüium et Civitatis diaerimine* 1803« 



(S. 25 — 99.) 2) de pubertatia termino es diseipliim Remana, 
1804. (S. 4D — 52.) 3) de iuvembua apud Callisiratum laum. 
1814.(8.53—64.) 4).Ad Geliium Escurauum Trias. 1827. 



1 



und awar su Nect. AtiicJCF, 4. XF, 5. und XF, 8. (S. 64— 87) 
^d Eseurauaftaartua. 1832. (S. 88-- 136.) Bine grosse Eru^ 
ditiou und eine in unserm Jahrhunderte seltene Verbindung des 
Piulologischen'mit dem Juristischen macht alle diese Abhandlun« 
gen selür wichtig und rechtfertigt vollkommen den Abdruck der« 
selben. Aus einer solchen Verbindimgr der wichtigsten l>iscipU- 
iien dier Alterthumawissenschaf t werden Philologe sowoU ab Ju- 



^BiblldgrvaphUcli« »«rlcMe. tll 

rkien den bedeutendsten Nvtken sielien , wie JPteme fai de^ \^t^ 
rede zum Lehrbuch des röfnis^en ReehU S. XXII, (rii. s. meine 
Anmerkungen «u Niebuhr's Briefe an einen jun(fen Philologen 
S< 183 f.) auseinandergesettt hat. Die' «weite Hülfte der Samm« 
Itokg (S. 137 — 226) bilden.die MiseeUanea ans Clramor'a Nach- 
kss. Ind^rThat, eine hdebat anaiehende Sammlung einselner 
Netiaen cur Reehtageschichte, jnristisohea Latinitftt, Literatur« 
geachiehte und Pkiioiogie, aas der, wir nur EfnzelneslierauahebeQ 
wollen. Am IV'uchtbarsten ist «die Sammlung fOr juristische Lite- 
ratur- und Recht^geschichte. Ueber den grossen Cujas G^fuo 
dociore perpetuo ittor^\ SBgt'Cramer auf S. 59) finden sich auf 
S. 143. 163. 176 --r 192 u. a. beidirende Nothen und Aufsohlusse, 
femer Iklier Budaeus, Haioander, Hotomann, Russard, Donellns, 
Augustinus, Alciat, Vigiins, Zasiua und andere, weiche das Re^ 
gister nachweist Ueber juristische Latinitilt, namentlich über 
Corpus delicti^ proeessus iuris ^ fataHa und andere barbarische 
Terminologien stehen S. 159 — 163. lesenswerthe Erörterungen. 
'Ebenso. finden sich über Stellen aus Ammianus MarcelUflus, Yir^ 
gllina,^ Pliniua, elnselne ControTerSen aua dien Pandecten und , 
NovelJeD, Confecturen und Kritiken, die nicht unbeachtet blei* 
ben durften, Viele Bereicherungen hat auch die Universitita « 
und IProfessor^ngeschichte früherer Jahrhunderte erhalten. So 
wurden im sechzehnten JaErhundert die juristischen Vorlesungen 
in so unermesslieher Ausdehnung gehalten , dass viele Studirende 
bei ihrem Abgange von der Unffersitfitnur über einige Bücher der 
Pandecten oder des Codex Vorlesungen gehört hatten (S. 147 — > 
149) , in Parma las man noch 1780 über das Digesium Novum 
und Fetus und über das Staatsrecht nach Xenophon*s Cyropadie 
(S. 213), in Erfurt bot mau achtzig Thaler jfihrlich Ar einen Pro- 
fessor der Philologie aus Löwen (S. 211). Ferner wird aus Le* 
ctionscatälogen manche interessante Notis mitgetheilt, und über 
jurialisohe Promotionen (S. 210. 211.), I^ber den Gebrauch 4er 
deutschen und lateinischen Sprache bei Vorlesungen (S. 151 f.), 
über ßniversitatenverbote , Pressfreiheit und Aehnliches, alles in 
ergotalicher Abwechselung. Mandie Seltenheiten und EdHiones 
priheipes auf der Kieler Bibliothek, als des Arislophänes ^ Pin* 
darus^ Fappus vtnd anderer, die mit handschriftlichen Znsirtxen 
namhaher Geirrten bereichert sind, werden ton S. 206 — 20^. 
beschrieben. Und auch au manchen Curiosititen fehlt es nicht. 
Auf S. 207 ist ein lateinisches Burschenlled tou Litther für die 
Depoi^tion eines Fuchses abgedruckt und auf S. 150 die Ansich« 
ten der Kieler Juristen und Theologen über die Zulissigkeit von 
Opern fn Hamburg, wo damals (es war im Anfange des Jähret 
1688) Ratfa und Geistlichkeit sich wegen AtrflÜhrnng eines Schau- 
spielhauses in heftiger Bewegung befanden. * Das Concliisum fiel 
dahin aus: non esse respondendum ad peiitionem Hämhurgen- 
tium ob praegnaniee eousas* wobei aber dodi die Klder Theolo-^ 

14* 



212 Bl^lUgrtpIlUclit.BarUkCe. 

gea, «ngeaditel unter Ibw» der dardi mIm etarrea 0rlliod#xea 
Gmndsitie berüchtigte JpA. JPr. Mager war, die ganse Sache ah 
ein Adiaphoron belracbteleo« Mit. einem Worte, ea Tereinlgt 
aicb aenr Vielea, um dieae ßtiscManeen m einer eben ao beleh-^ 
renden ab unterhaltenden LectOre au machen, ala ^le unter ihn- 
lieber Ueberachrift Tcreinigten Notiien und Bemerlcungen ^ wel- 
che Fr. Jacobe tn aeinen Fermiaekien Schriften geaammelt hat* 

jr. G. Jacobe 

De$ (!) S&phoUee Tra^ödieß in deuteeher Proea. Von 
einem Vereine Gelehrter. [Erfurt und Leipiig, Ludwifp Hü- 
aenberg'a Verlag 1840. 12.] - Ba ist unglaublich, bia m welchem 
Grade Ton edler Dreiatiglteit die buobluindleriache Specolation et 
in unaern Tagen gebracht hat. Blau höre, wie dieser aei-diaant 
^^y er ein von Geiehrien^' auf anderthalb Seiten dieae aeiiie Arbdt 
einleitet: ^^Wenn wir die Heroen der dentachen Poeaie, einen 
Schiller^ Goethe^ Alopeteck^ Wieland ^ Körner (den nur ein 
unreifer Primaner in dieae Geaellachaft bringen Itann) a.-a. w. in 
gleichmäesigen Handauagaben dem Pubiüctmi an billigem Prdae 
überliefern, fvenn wir dtoaen unaern vaterlSndiachen Dicbtera üe 
grossen Poeten dea Auslandes: Shakepeare^ Byron ^ Maare^ 
Cervantee u. a. w; anzureihen begonnen haben, ao miiaaen wir nul 
noch grösserem ^ecA/« (T!) der alt^n griechischen Tragödien- 
dichter gedenken, der Ui'quelien, aus denen, Goe^J^a, Schiller^ 
JClop»iock und viele mit ihnen die grossen Gedaniien zu Ihren un- 
aterblichen Gebilden geachöpft haben. [Nun wissen wir ea dodi, 
wo Klopstocks Messias, Goethes Faust und Schillers Teil eigent- 
,licli her sind ] Sie Tcrdienen unsere gerechteste Anericennung, 
tmd vor allen fst es Sophokles^^ u. s. w. Möchte nun immerbin 
die von Hrn» Ludwig Hilsenbcrg, der dieses Muster von Voirede 
' contrasignirl hat — gegründete neue Akademie von Gelehrten es 
aussprechen, dass Aeacbylus, Sophokles und £uripidea ^yuneere 
Anerkennung verdienen^^^ wenn aie nur nicht an der Einblt 
achölerhaftester'Bomirlheit auch sogleich eine Anmaasaung ge- 
aellten, d^ren Exempel in den Annalcn der Literatur unerhört 
ist. Oder wird man ea glauben, daas dieser Verein von Geleiir* 
ten die Unverschämtheit hat, alle bisherigen Ueberaetzungen von 
^Meistern, wieSpIger, Thndidiumi Wex, Donner u. a. für unge- 
nlessbare Produkte au erklaren,, vor denen ein Loser wie Tor dem 
fratzenh^ten Conterfei einen schönen Gegenatandes zurück- 
sdirecktl wird man diea glauben, wenn ich diese Erfurter Aka- 
demie nicht mit ihren eigenen Worten reden lasse? Also: yy/ir 
geben Sophokles Werke hier in einet getreuen flieeeenden lieber- 
Setzung in Prosa. So nur kann ein erfreuliches Eindringen in 
den Geist des alten Dichters bezweckt (11) werden f legt man 
der Uebortragung die schwere, überlastige Fessel des griechir 
echen Yeraea an, eo.nuiee unter dem ängatUchen Drucke der-: 



Sibliograpliliiclfo BerichU« £13 

•gelten (ßeisi nid Wort er9iieken\ und der Leser tcatmmir vor 
-dßtn ungeniessbaren Werke zurüekachreöken. Man jergleiche 
unsere Üebersetzung mit Irgend einer ^ ikeibst Ton Meisterhand 
entworfenen Version in 'gebnndeiier Rede, um das Gesagte «la 
durchaus wahr %vl erkenneh.^^ — Es hiesse das Schwert der Kri- 
tik entweihen ( wollte man es da brauchen ^ wo die Feitsche des 
Hohns an ihrer Steile ist. ^ Und wenn schon Lessing empfiehlt 
atolz und höhnend dem Prahler entgegenzutreten, so bedarf ea 
hier eigentlich nur der obigen AnfiihnEingen , um diesen Sanscu- 
lottismns, dejr sich firech in das' Heiligthum der Kunst und Wis« 
^enschaft des Alterthums einzudringen gewagt hat,' gebührend zn 
hrandmarken^ Aller auch nicht einmal den Dienst, wozu dies Mach- 
werk ganz augenscheinlich bestimmt ist,, den Dienst für fanle In- 
sassen Ton Primanerklassen, oder arbeitsscheue Lehrer, kann es 
Terrichten, da es Ton tJnrichtigkelleh und Verstössen der mannig- 
faltigsten Art wimmelt Nur ein Paar Proben davon. Oedip» ty- 
rannus v. 3. txtijQlmg HlAdöi0iV l^hötiiifiivot würd übersetzt: 
mit Oelzweigen ieArans/, v, 9. litBl n^inmv Itpvq = da dein 
Dienst^ dein AUer dich yor allen zum Sprecher weihen. — Anti- 
gona V. 332. beginnt der Chor: „Es giebt viel fFunderlithes ; 
aber nichts Ut tvunderlicher als der Mensch.^^ Gnd ebendaselbst 
spricht Aii)t jgone in der neuen Gelehrten Vereiusmundart : ~ „Tel 
will dir nicht mit Bitten zusetzen. SelbjBt wenn sich dem Wille 
änderte, würdest du doch nur mit Missvergnugen an der Hand- 
lung Thieii nehmen. Halte ifie du es wiUst; hh für mept Theil 
begrabe jenen. Denn %ur Ehre gereichies mir bei einer solchen 
That zu sterben. Als Fretindin werde ich neben dem Freunde 
liegen nach helUger Pflichterfäilung., ~ Fahre du nur immer 
fort die heiligen Gesetze %n' entehren I^^ Gnd weiter spricht dte-^ 
selbe S. 121. „Wenn mir die Kraft ausgeht, dann Mrerd'.h^ schon 
Ton selber aufhören.^^ -^ Was Ut Parodie wenn dies keine ist! 
Ja wahrlich s ,^Es giebt. Tiel Wunderliches, aber nichts ist wun- 
derlicher als diese Üebersetzung des Erfiirter GelekrtenTereins!^^ 
Oldenhnrg. Ad^ Stahr. 

' ' Demeter und Peraephone, ein Cyelus mythologischer Vn- 
fersuchungen. Von Jbudwig Pr eller ^ Bn der Philosophie. [Ham- 
burg bei Perthes -Besser und Mauke. 1837. 8.} Das Hauptver-v 
dfensl dieses Werkes scheint mir darin zu bestehen , dass es fiir 
die Entwickehiiigsgeschichte deir griechischen Religion namhafte 
Ausbeute g^bt, indem es a&wei Elemente derselben bestimmter, 
als früher geschehen , Unterscheidet uiid' dais eine davon, das my- 
stische, insoweit es sich namentlich auf den Deiiietercult erstreckt^ 
ziemlich ToUständig darlegt. Nach der Darstellung des Hrn. Verf. 
ist 'Homer frei Ton jedem mystischen Element; keimt den Raub 
der Persephone und die Demeter als Mutter der P^rsephou^ nicht, 
dagegto Ist Hetiodos der Dichter dieser. Mythen, jedoch nicht 



tH BibtiogrsflilMbd BerUliU. 

derBrJlicliter: denn df e mytÜBclie» BafltanMieile degBemetorr 
cultos gehören wahncheiiilich der vorhelleBMchen Einwohnerr 
achaft GrieeheoUtnds, gind tber In die darch das Epos ▼ermittelte 
KatioBaliDjrtholo^e erst io der Zeit nach Homer, «ber^egaogeiiw 
Persephooe ist bei Homer die Gattin des mclit minder schreeldi« 
chen Aidoneos, TollziehtFlaehe, bestraf! todeswurdi^e Verbre^ 
eben, bat die grausen" Erinnjen sn Dienerinnen. Demeter ist 
die obere Fnichtgottia bei Homer, in spaterer Zeit identiflcirt mit 
Ge, mit bis, mit Rhea, mit letsterer sowie mit Hekate und Per- 
sepbone durcb Orpbische Poesie. In der Orphiscben Poesie aber 
sind ältere und jnngere Elemente lu npterscbeiden. Hir EiDÜuss 
auf die heileniscfae Natiobalmythoiogle uni die Zeit der Pisistre- 
tiden, ibr Ursprung tbrako-pbrygiscb. Die griechische Poesie, 
welche den im engeren Sinne Orphischeq Elementen sor Basis ' 
dient, ist vorsugsweise die Hesiodeische. Die Orpbisdie Theo* 
gonic ist nicht blos spiter als Homer, sondern anch später als 
Hesiod nnd in Abhängigkeit toH diesem redigirt, den sie jedoch 
•pater Terdunkelte. Die Orpbische Mythologie Ist ein Durchs 
gangspunkt des älteren Polytheismus in den aus älteren Formen 
nnd modernem Inhalt phantastisch susammengesetsten Pantheis* 
mus, oder richtiger Pandämonismus, welcher lange Zeit nur in 
einzelnen Elementen zerstreut , gegen den Abend der griechi* 
sehen Religion^ Ihre ausschliessliche Richtung gebildet hat. Sie 
Ist eine Theokrasie, die die homerische Mythenwelt zerstörte^ 
Physik und Theologie Im Mythengewand, hypermystisch, oIh 
scön. In ibr ist Demeter die Allmatter, mit Rhea und 6e Iden* 
tische nodi mehr Ist Persephone identisch biit Hekate -Artem^ 
Mutter des Orphiscben Hauptgottes,, des mystischen Zagreus. 
Dieser Ist eigentlich der thndLisehe Dionysos^ Zeus wohfite sei« 
ner Tochtte in Schlangengestalt bd. Dies Ist der Inhalt der Ein" 
leüung. Das erste iapUel des Werks beschäftigt sich mit dem 
Raube der Köre — nach der Hymnenpoesie, besonders nach dem 
Homeriden - Hymnus^ nach dem Orphischeni Gedichte vom Ranbe^ 
nach Lokalmytben , besonders arkadischen. Vom 9« Paragraphe 
an wird das besagte unter aügemeine Bestimmungen gesammelt. 
Analoges aufgesucht und znnädist von ^ea ehdionischen Göttern 
gehandelt, ab dem aligemeinen Substrate der Mythen, In denen 
Köre die Hauptperson ii^t. Sie sind In der Homerischen und In 
der Hesiodeischen Poesie Ton ganz entgegengesetzter Bedeutung. 
Uebeihaopt hat Homer ganz andere Anschauungen Tom'Weltge-» 
bände als Hesiöd, blos äusserhche, ohne Nebengedanken^ bloa 
ränmliishe, wie rem Reiche unter der Erde. Die nachhomeri- 
sehen Anschauungen und Vorstellungen Ton der Unterwelt sind, 
verschieden rücksichtlich der Zahl der Götter (bei Homer bion 
Aldoneus, Persephone und die Erinnyen), der Eigenschäften der 
Götter (bei Homer blos Todesgötter), die «n der Eigensdiaft der 
Furchtbarkelt die der T^etativen Fruchtbarkeit bekommen i ufid 



BiblUgfaphUclie Berleliie.! S15 

r&ckmbllkh des ^er^mmg und flweB CaitiMi, iik sie mdbr fai^deo 
- Vordergrund treten, Rmther und Helfer und Tröster und iMSttel« 
ptinkte des mystischen CuUoa werden* Milder wird aulsh das 
Recht und die Gereditigkeit^ die jiingerenGetter. Fmchtgotter 
werden ausser den homerisdien Göftern der Unterwelt nodi die 
' cfathonische Detaeter^ der chthonlsche Hermes , die chthonische 
Hekate^ der chthbniidiie Dionysos. Diese chthonischen Gotthei- 
len haben die Herrschaft über die Verstorbenen, die Kraft der^ 
Productivitat, das Amt 4er Seelenieitm^. Eigenthümiich Jtt ih^ 
nen noch d|e Heilkraft und die Idee der Snhnnng*. Die VorsteU 
lung von den ZuständiNi der Verstorbenen änderte sich damit 
Homer unterscheidet swsr. schon zvrisdien S^ele und Leib; di« 
Seele als Lebensprincip ist schon etwas Unsterbliehes; aber ciine . 
Körper- e'^i wesenloser Schein ; von eigentlicher Beiohnnng und 
Bestattung enthält Hopaer nichts' Bestimmtes« Anders sind die 
späteren Vorstellungen. Dies geht schon ans der Däferens der 
Bestrafung hervor. Wer den Leib verbrennt oder sonst zerstört^ 
dem gilt er /Nichts. Die Todtenbeerdigong heiligt die Leiber in 
der Erde uhd hebt sie an einer höheren fimtens empor» 80 bei 
den Pelasgerii. Die Dfimonenlehre , welche Homer nicht kennte 
Hesiod an das Mythologumen der ehemaligen Geschlec]iter'an4 
knüpft, hängt damit zusammen. Die Todten sind au erhöheten 
Erdgeistern geworden^ hüif reich den Hinterbliehenen. .Verwandt 
ist der Heroencultus^ eine Art von Nekroiatrae. ^ Damit hängt 
auch ansamroen der Glaube an ein Emporkommen der i(fv^«l au 
bestimmten Jahreszeiten. Der Glaube an periodische Umkärpe» 
rnngen gehört demselben Spirltualisnäus an- In den eleusinischen 
JHysterien wurden besaete Hoffmmgen über des Lebens Ende 
und jinfang erweckt, aber letzteres wohl i|icht in Bezug auf 
eine Rückkehr ins Leben. Philosophischen ilrsprung hat wdil 
die Lehre von der AuQösuug aller Dinge «auch der Seelen in den 
Aether der Uraubstanz: wonach dann ^ untere Luft den sohleeh* 
teren, die- obere den bessern Seelen zuertheilt.wird. An* die 
. Koramythe schliesst der Verf. auch die}enige religiöse Anschan«» 
vngs weise an^ welche das. Göttliche mit; dem Natürlichen so 
ganz identificirt^ dass die mit dem jährlidien Gyclus der Belebung 
und Ertödtung^ der Natur wechselnden Zustände der besonderäi 
Natnrkraft oder Naturerscheinung, welche jedesmal von einem 
besond^rn' Gotte reprfisei^tirt wird , mit den Zuständen dieses 
Gottes scilber völlig zusammenfällt.^ Die Mythe, als die Erzählung 
von diesen Zuständen des Gottes ^ muss-dann ganz Allegorie sein. 
Der Verf. nennt diese Art der MythenbUdnng mystisch, ^ell alle 
Mystik der Fabel sowohl als des Cnltns ausidiliesslidi auf dieaem 
d^iete sehie Wurzel' hat. Es ist in dem derartigen Cnltua di# 
tiefste Sympathie mit dem Naturleben. Dies Alles ist in der Ko^^^ 
ramythe. Ausserdem im ergivlsdien und attisehen Zenscult In 
Asgog bewiilEte-easnnäclist der Hevadienst, und darin napentlisfi 



21G BiblUgrapliIicliii Beriehte. 

der fifbö^. < lo Atttkm fal es der ZSem pajU{cog, der Snbnseiii« 
Dattdbe im ionisch-iyciiclien Cuite des ApoUon. Hier ist Hja-* 
kinthos das sierbeode Natnrieben.aBderwirts Lines und lümr- 
liehe Figuren, wie sie nrösstentheils in den Mythen der tin-rid- 
sehen, karischen und sonst kieinasiatisclien Stimme vorkommen« 
Aehntiche Ideen liegen der Mythe yom Tode des Dionyaus-^Za- 
greus xn Grande und finde» sieh auch sonst noch bei vielen Vel* 
kern, Phrygera, Lydern, Aegyptem, wo Identification des 
Göttlichen mit der äussern Natur Grundlage der Religion war. 
Bei Homer ist aber nicht die Natur das Göttliche, sondern Tiel- 
melur der Mensch, der Idealmensch, so wie ein Naturvolk sieh 
denselben denkt mit Schönheit, Kraft und Geist« Seine Götter 
sind den Schranken der Endlichkeit enthobne Menschen, ewig 
heiter und sorglos. Aber Homer kennt jene Sndre Religion , den 
LinosgeBsng, -die. mit dem laslon auf der Ackerfurche bohle^ide 
Demeter. — Er nimmt aber nur oberflächlich davon Notis. Btn 
ethnologischer Gegensatz ist anzunehmen zwischen Hellenen dar 
maliger Zeit und vorhellatischen sammt thrricischen Siaramen. 
Im letzten Paragraphe dieses Capitpls handelt der Hr. Verf. von 
der Natur des Mystischen, wovon tt hätte aasgehen soileu. Zum 
mystischen Gottesdienst gehören Reinigungen, Ascese, Ojrgissr' 
mus. Die Gottheit gilt als «ntferut, unerreichbar; der Mensch 
als unrein. So nicht im Homer , sondern in jenca Naturreligio* 
neu, wo die Jenseitfgkeit, das Geheimniss und die Verborgjsn- 
heit für die wesentlichite Bestimmung der Gottheit gehalten wird. 
Darin liegt denn auch/der Grund zum Mysterium, das die Ahnung 
' von "der Gottheit als. Geist in sich fasst. . Der Mythus dagegen 
sieht die Gotthdt herab In menschliche Zustände. Symbolik und 
.Allegorie gehören der Mystik an. Die Mythologie'istProduet 
des Epos, was den Hellenen angehört« Homer ist der einzige 
Bepräsentant der epischen Periode^ Schöpfer der hellenischen 
Mythologie und somit der Nationalreligiou ^ worin jene vielleieht 
altereu Elemente der vorhellenis6hen Religion zu Momenten war- 
deii in nachhomerischer Zeit. - Das zweite Gapitel hat zum Ge- 
genstand Triptolemos, Demeter, als Göttin der Agriciiltur,'£ry-> 
sichthon ; das dritte CapHei Demeter Thesmophoros. Betrachtet 
wir nun den Theil des Werkes, von dem wir den Inhalt weitläiiftig 
angegeben haben , genauer , so enthält er wohl alle Elemente zu 
einer Geschichte der hellenischen lieligion , jedoch weder stis- 
fuhrlich noch in gehöriger, Ordnung« Der Unterschied ^wischen 
Homer, Hesiodus uujd Orpheus ist festzuhalteUf'^benso der Unter^ 
schied zwischen Hellenen, Pelasgern und Thrako-Phrygeirn« 
Durch den ganzen Orient zidht sich dieselbe Dreitbeilui^^, die>in 
Griechenland ihre Durchdringung und VoHendung fand,, nament^ 
lieh in der Homerischen Poesie. Zunächst sind es nur zweiter-» 
schiedene Momente, sus denen diese erwuchs,, und ein drittes, 
höher gestaltetes. Es sind die Mome&te des Nordens und des 



^ Bi1ili6grftp!ns<:1ie Berlehie». 217 

Sfiflenfi ^ der Ber^e und der Thilcr ^ der Nacht iind tieft Tag9, de» 
Mümilichen und Weiblichen , des Spirititellen und MiücrieHeii,' 
C^ehfii^en und Körperlidien. Der Norden ist ohne. Blut iind 
Fleisch in Besiehnng auf sehie Gotter und «ein Naiurfehcn. - Der 
Mensch des Nordens nimmt bei der Kr^aehuttg seines Be^usst- 
.8eil)8 jedweden zubilligen Gegenstand für das Andre, >vas er von . 
sich oder in sich zu unterseheiden beginnt. . Dieser Gegenstand 
wird ihm zum Zeichen seines zweiten Iclis, seines Geistes, seiner 
höheren Natur, die, sich ^n regen anfangt. Dies gestalüose Zei- 
chen ist der Geist, ^die. Seele ausser ihm, die machtigere Polenir. 
Vor iliffl schaudert er, ihm zollt er seine Bewunderung, Verehr 
rung; esJ^t sein TaU8man,gicbt ihm Schutz, Kfaft, Sieg, i6t 
zanberkriftig. Ohne Fleisch iind Btnt ist es etwas Gespenati* 
sriies, Geisterhaftes, etwas Unbestimmtes, Allgemeines, Ge- 
S^hlechtsioses , Fernes/ Bei weiterer Entwiclcching unterschei- 
det der Mensch jäie natürlichen Gegenstände unter einander. Im . 
Norden und auf kahien Berghölien erscheint ihm de^ tlimmel 4ils 
das AJlgemeine ^so den Chinesen) ,' das /7ar , Tletvöior^ oder 
auch wohi die Himmelskörper in* ihrer Allgemeinheit, späteir 
Sonne, Mond und Sterne gesondert. Dann dringt schon ein sym- 
bolisches Element in die Reilgipn hinein. Der Gruiiclrharakterv 
bleibt aber immer der Spiritualismns. Geisterlehre, DSmoiiolo- - 
gie , PandämQnismus entwickelt sich daraus. Ganz entgegenge- 
setzt ist die Religion des Südens und der Fmchtebnen^ Hier ist 
Fleisch und Bhit , und Fleisch und Blut erliält das geistige oder 
göttliche Princip, sobald es als besondres Wesen irt^ dds mensch« . 
lidieBewusstsein tritt. "Das animalische und vcgctatii ische Xe- 
ben zieht hier den Menschen an sieh ; er lebt mit ihm em Leben, 
sympathetisch in naiver Diib^angcnheit, bis^'dass der Verstand 
Ihn aus diesem Paradiese treibt, die Verwunderung zum Staunen 
und zur Ahnung der höheren Potenz als des Urijuells alles Ldirens 
fihrt. Nun findet er in diesen oder jenem Lebendigen das gött- 
liche Wesen,' oder seinen Ausdruck, sein Symbol, besonders im 
thierischfen Leben, wiewohl jedes Lebendige daran Antheil hat, 
göttlichen Ursprungs ist. Dieser Panthebmüs lehrt, durch Kunst 
die Götter unter Bildern darstellen und fAhrt zu einer Mythologie, 
velcltes beides dem SpirituaHsmiiis freted bleibt. Daran schliesst 
sich die episdie Poesie , wahrend jener mir Hymnenpoesie er- 
eeugen kann. In diese beiden Religionen zerfallt das Religioiis- 
aystem des Orients. Glitten inne aber bildet sich aus beiden ent- 
gegengesetzten Elementen aiimalig ein Gemischtes , das zu 
einem höherei» der Anfang ist« Im Orient ist Centralasien die 
Wiege, dieses mittleren Moments, und darin wird JiidHa dieVi^ege 
des höherei^ religiösen Prinoips, mit vorherrschendem Spiritualis- 
mus fasst es die Got|heit in mciis^lichem Pathos und Ethos. Das 
•Geisteslebea ist es hier, was Jie Sympathie begnindet; nfcht die 
leidende äussere Natur ist hier das Schmerzenskind^ der dedg 



218 BlblUgraphlacbd BerliM«* 

Teaöxjtöv, Vfle in der niaterialfstisclien Weltmisohauung, sondern 
der Voikfigeist, der leidende Knedit Johovas, woran sich ebenso 
das Licht des Prophetenthaneis entsundet, wie an der Idee des 
hinsterbenden Naturptinctps die Fackel des Mysteriums, ha 
'Grieehenland haben wir i|un dieseiben Elemente , den Spiritnalis« 
inus des Nordens (der Iltere Orpheus -— ), den Materiaiismas des 
Südens und der Fruchtthiller (die P^ias^er and ihr Sympathisi-» 
ren mit der >]Natur, besonders au<;h änS den Insehi und Kästen^ ^ 
ländern) , und^aus beiden bHdet sich das Helienenthiim , weldies 
den geistdnrchdnm^enen Mensohenleib als -protyptschen Gott-* 
meiisiiheh erfasst — aiunächst, aber noch g^nz Insserlich In der 
Homerischen Poesie. / In dieser ist der nordische Sptritualismut 
und der südliche Materiaiismiis schon in einer hohem Einheit auf« 
gehoben. Vom nordischen Geister^nben und Zauberweseii- 
finden sich namentlich in der Odyssee hinlangKche Monumente» 
Es sind dies die Zauber^laiten der Kaiypso, Circe, der Stre^ 
iien, der In<r-Leiilcothea — ; es ist dies die Idee des äalptoi^f 
die Gestalt des Hermes mit der nur ang^edeuteten He]ca^ odev 
Medea. In wiefern selbstHelena urspriinglich in diesen- Kreis ^hört^ 
^vfts spatere Schriftsteller hervorg^ehoben Iiaben , und die DIos* 
kur^n , will ich hier bei Seite liegen lassen ; aber die Gestalt des 
Apollonals'^Exaro^i, 'EKccsQyog — und der Artemis können die-^ 
sen ihren Ursprung nicht Terleugnen. Was die homerische oder 
altepische Poesie aus diesem urspriinglich geisterhaften Wesen 
gemacht hat , brauche ich nioht auselnandersusetzen. Sie hat) sie 
entweder gans in die Ferne geschoben oder mit^ Fleisch und Blut < 
erfüllt In Apellon war das Geistige oder Geisterhafte vorhan« 
den; Homer fand es vor; er gab Fieis^ch und Blut dazu. Als He^ 
katos lässt er sich von Hekate nicht trennen ; sie hat er ganz ent-» . 
i^mf aus dem Kreise seiner Götterwelt. Sie ist die geheironiss- 
volle geistige Kraft Im-Schafien und Vernichten, di^ den sinnli«» 
eheren Naturen mehr als Spuck erschien. Sie ist dästga^ weibf 
lieh dem männlichen datfcrav zur Seite. Fleischlicher erscheint 
schon Hermes V de^in d^n ältesten Anschauungen von Hekate 
nicht getrennt ward. In der lUas ist er chthonisehe Potenz', ta 
der Odyssee ist er in beiden Reichen, aueh auf der Meereswelt^ 
also wie Hekate — triformis. Ghthonisch wurde di^se geistere 
hafte Potenz der nördlichen Thraker, als sie in Phrygiens Fruchte 
ebenen einwanderten und sich mit den. dortigen Pielasgem ver4> 
mischten. Dies ersieht man noch aus der Ilias. Er ward Hlr-»- 
taigott wie ApoUon unter ähnlichen Verhältnissen ^ oder wie Diov 
nysos in ähnlicher Rücksicht. Das ist er noch im alten Arkadien 
und verschiedenen LokalcüUen , worin sich auch noch Spuren 
finden von seiner uralten Dignität ils zauberhaftes Urprineip^ 
IJdVf nkvStov ' — , alsHioamei^ besonders nächtlicher Himmel^ 
wovon er bd Homer 'Agyeispovtijt; ^ didurmg — =• heisst Als ge* 
helmui»volle Macht über alle Dinge imd ia allen Dingen kennen 



'BiUiographifclie BericIiU. . 219 

Shn hesonitn H^siodug und die Lyriker (Piiidtr). Mit seiner ge^ 
heimen geistjgfen Macht hängen Tiele Pradlcate und Attribute zu« 
simmen, die ErfindungAra|t, das xXii}cci etc. In allen Betch^n 
machtii^ ist er sjpäter der Vermittler geworden. ürspfungUch ge^ 
heime Naturmacht fial er mit Hekate In Simetbracien geheimen 
Cttltiis erhalten (s. Lobeck Aglaofih.). IVach SamoUiracien in» 
men aber frübieiiig pj&iasgische Stamme , die mit dem Naturlebea^ 
i^mpathlaiiien. Er ward als ordnendes Prindp — Kadfiog be- 
sannt oder fnr dessen Vater gehalten, der besonders ak KadftlXog 
der leidende Naturgott war. Er geht in den Tod und gewinnt so 
das Leben, wie bei einem' thracisch-plirygisch'en. Volksstamme. 
Dionysos oder Zagrens und wie in andern Ldcalcuiten ApoUon -^ 
in. der Fal>ei von Admetos. .Dies ist die bei allen Völkern sich 
fin^nde Idee der ErlSsimg dfirch den Tod. Bei den siidlichercn 
und sinnlicheren Völkern blieb diesö Idee an das sinnliche Nattir* 
leben geknüpft; bei d^ spirit^ialtsäschen Völkern des Nordens 
wurde sie geistig, .ethisch.. Auch weiblich kam dies^ Lebens«- 
princlp zur Anschauung. Da war es zuerst Hekate die noidasia«- 
tische Anahit — um- von den doppeltgeschleclitiichen oder ge- 
■chlechtlosen MiUir^ zu schwelgen; Concreter aufgefasst wurde 
diese Schmerzensmutter in den Frnchtthitlerri — als Demeter 
oder als deren Tochter Persephone, Köre. Die Gleichheit des 
Princips und die Anschauung machte es möglich, dass- in diese 
Mysterien Zagreu^-Dionysos hineingesogen und von seinem Volks- 
atamm darin Platz erhielt Eine änderbare Vereinbarung I So in 
Ekusis. Kehren wir nun zn- Homer, Hesfod und Orphens zn^ 
rück, so einlebt sich, dass der wssprungliche Or|;^eHft ReprSsen- 
tant der nordischen Anschaoungsweise Ist Das Geisterhafte 
herrsditTor, und das göttliche Urprincip Ist ein Allgemeines^ 
Uttbestlhimbares, Geiieimes, Fernes, ohne Fleisdi und Blut, 
ohne Mythos und Bild, Mos für die Lyrik, zunächst Hymnik poe^ 
tisches Object, ohne eigentUchen Cultus. . Seine Priester sind 
Zauberer^ Seher oder Propheten , Geisterb^schwörer: ihre Vo*- 
ehrung Ascese, Sühnungeu und Reinigungen. Hesiod gelte uns 
als Repräsentant der religiösen Anschauung, welche in Allen 
was da ist ein göttliches Loben erblickt und mit dem Naturlebeo 
syropathlsirt, so dass das Menschenleben selbst nur ein Natnr- 
leben ist. Das Leben wird hier geheiligt, das Göttlidie ist indi-^ 
viduell« flersönlich, vielgestatlig, überall gegenwärtig , mensch'« 
fidi handelnd , aber bei dfsm AUeii an einen Urgrund gebunden.": 
Der Crgnmd ist^aturseele, dessen Ausflösse, die Menschensee^ 
len, die sich im Leben durch den Cultus, nameiiitlich denorgla« 
atischen; mit jenem tereinen können und ib Körper ihre Whi[- 
lichkeit haben. Das Leibliche, Lebendige, Iiidividnelle des 
Göttlichen ist Princip der Symbolik ; und M^tüik und Epik schlies- 
seti sich leicht daran an, wenn der menschliche Gelst'die Fesseln 
der mystjsdieii Sympathie abstreift, in sich, selbst kommt, irei 



220 BHbllogfapliii'ebe BericIiU. 

wird in naiver Unbefan/renlieft/ so dag« der Leib nur' ab insaer- 
llclie Er^dielnting dea Geiatea gilt, was -eine iathetiache Reli- 
^iansanscliatiung , die Helieiiiache henrorbriD^« Dlea letztere iai 
beaondera dann möglicli, wenn daa Princip dies Spiridialiamu» auf 
diea^ Princip einwirkt ; dies iat dnrch Vereipi^ng der thraki- 
aehen luid pelaa^iaolien Völker geschehen. Homer iat die Frucht 
dieaea Procesaea. Von ihm und dorch ihn worde die hesiodeiache 
Poesie episch bestimmt nnd Tielfach infloenshrt; ebenao die aitör* 
phische. In Heaioda zweitem Yaterlande wohnten ab<Br thrikiaehe 
8tamme; daherdaa Pandämonfstiache oder Spirituelle inihm(IIe- 
kate). Ueber die Acchtheit und Unächtheit vieler Stellen in aei- 
nen Werken iat darum schwer an entscheiden. Auch die . orphi« 
acbe Poesie wurde dnrch die liomerisciie bestimmt oder vielmehr 
ganz umgeändMt. Das PHncip der orphischen Anschauung aber 
blieb i^endig, trieb neue Spröasiilige und verschlang, als daa 
istbetkche Princip sich erschöpfte, die ganze hellenische Natio« 
nalreligioO) um die vollkommnere Religion dea Geistes vorzube- 
reiten. ' Haupt. 

Die IVahrsehetnlichkeitsrechnung und ihre Amtendung auf 
das wissenschaftliehe und praktisehe Leben von Gast, Adolph 
Jnhn^Y^t, der Philosophie und Lehrer der Mathematik in Leipzig. 
Mtt I Figurentafel. Leipzig b.Schwickert. 1339. XU n. 227 S. 
gr. 8. 1 Fl. 48^ Kr.] Die Bemerkung dea Verf. ^ dass die Anwen« 
düngen der Wahrscheiniichkeitsrecbnung nicht so zahlreich ge« 
macht würden, als diese wegen ihrer frucfitbaren Folgen und 
grossen Vortheile es eigentlich verdiene, und dass. die Schuld hier« 
von thcils die Schwierigkelten, aufweiche man^stosse, z. B* bei 
Anlegung sehr genauer Sterbiichkeitstafeln , bei vorzunehmen« 
den Wahlen, bei Entscheidung der Stimmenmehrheit, u. dgl., theila 
der Mangel an Vorkenntnissen trügen, indem jene Schwierig« 
keiten schwer zu beseitigen seien und dieser Mangel vielfoch 
du^ch die zwecklose Beliandiungaweise dieser mathematischen 
Diaciplin entstehe, ist eben so rhohtrg, als die weitere, daas gar 
viele Leser die Werke eines Jakob, Job. und Nikol. Ber- 
iiouUi, Lapiaco, .Moivre, Lacroix «• A. weder TlVIUgf 
veratehen, noch benutzen könnten, weswegen- er sich veraidaaat 
geaahen habe, Materialien zu ^einem kleinen Handbuche zu aam«» 
mein und zu ordnen, welches eine bequem übersichtliche Auf« 
Stellung der Auflösungen , Resultate u. a. w« ohne Beifügung von 
atreng analytischen Beweisen enthalte. Ref. billigt diese Bet 
handlungsweise und verspricht sich von dem verstindigen Lesen 
der Angaben inr den Anfänger, ja selbst für den Sachkenner, 
viele Vortheile. Die Schrift zerfälit in zwei llicile, deren 1. In 
2 Capiteln gleichsam die Theorie, der 2. die Anwendung der 
Wahrscheinlichkeitsrechnung enthalt. Dort behandelt der Verf. 
ini 1. Cap. die verschiedenen Arten dieser und ihre^ Bestimmung 



( BibllDgVaphifche B«rl^lkU. 221 

S. 1 "^ 21; im 2. di^ mathemat. Hoffnung, den pliyskcheii und 
moralischen WertU einer Summe Geldes, das-^ehoffte physische 
nndi moralische Vermögen itnd die moralische HojQfuunfi^, S« 22 — 
28; 101 3* die' verschiedenen Wetten und im 4. die TheilHngsre- 
gel beim Spiele S. 28 -<ät Der 2. Theii ceTfälU in 2s Ab- 
schnitte, vovon der 1. In 8 Capjteln Ton' der Bestinimuiif der 
Probabilität aus Gründen und zwar Tom Wtirfelspfele, vom Pha*/ 
raospiele, von der Zahienlotterie , ron der Stimmenmehrbeil)' 
von den Wahlen, Censurenrund Prümienvertiieihnigen^ von den 
Oewidhtsurtheilen ^ Aussagen der Zeugen und Ton' der Ziehung 
Ton Kugeln aus Urnen^ & 32 — 95 und der 2. in 4 Capiteln von 
der Bestimmung der ProbabilUat aus Beobachtungen handelt, 
nämlich von der Methode der kleinsten 'Quadrate, von der Be* 
Stimmung des Gesetzes ejner periodischen IHrscheinuog, von. Ge- 
burt, Tod und Lebensdauer imd von den Lebensversicherungs* 
und andern Versorgnngsanstalten, z. B. Actien^'und Kentenge- 
Seilschaften S. 96 — 214. .^In einem Anhange Andet man das für 
die Wahrscheinlichkeitsrechnung Nothwendigc ans der Corabina* 
tionslebre S. 214 — 227, um von den hauptsächlichsten Formeln 
derselben sogleich unmittelbaren Gebmuch, machen zu können. 
SrenthaltG. Barett 's zuerst angegebene leiste ui»d einfache 
Methode zur praktisclie» Bestimmung der Werthe der Leibreuten. 
Der Verf. ivüi^de besser gethan hüben, wenn er die Gesetze aus 
der Combinationslehre, welche in der Wahrscheinliclikeitsrech-' 
nuug Anwendung finden, als Einleitung^ vorausgeschickt hätte« 
um. darauf verweisen und msuche Darstellungen begründen au . 
können. Die Erkläfimg der verschiedenen Begriife ist oft sehr 
weitschweifig und die Angebe von Gesetzen sehr wortreich, wo- 
für grössere Bestimmtheit und Kürze zu wünschen ist. Die Ge« 
wisshcit^als die Einheit hetrachtend , stellt er die mathem. Wahr- 
scheinlicJikeit als einen (echten) Bruch dar und erläutert das a)l* 
0<emeiiie Gesetz m besonderen Fallen , um die Wahrseheinlichkeil 
a priori und a posteriori, oder die theoretiische und praktische .zu 
versinnlichen. — InAviefern die Einheit ::= 1' das Symbol der Ge^' 
wissheit sein muss, erklärt er zuerst arithmetisch , dann^druckt 
er die Angaben in Worten ana und wählt Beispiele zur Veran« 
Behaulidhong der absoluten Wahrscheinlichkeit, im Gegensatze 
v^n der relativen, unter Ableitung des Gesetzes: die relative 
Wahrscheinliclikeit für das Eintreffen des einen oder andereii 
Falles ist gleich der absoluten desselben getheilt durch die Summe 
der absoluten Probabilitüten beider Fälle. Besonderes Interesse 
gewährt die Entwickelung der Wahrsdicinlichkeiten für wechsel- 
seitige Ereignisse , wo sich übrigens bei Behandlung des Beispie* 
les „mit 2 Würfeln auf den 1. Wurf 9, oder wenn nicht,* dodi 
wenigstens auf den 2. 9 zu treffen , f&r den 3. Wurf oder Wj s= 
1 — (1 — ^)' = 1 — (f )' ein Rechnungsfehler findet ![ indem 
da« ResulUt nicht 0^2702 . . ., sondern 0,2976 ist^ weU 1 — (f )' 



222 , . BlfilUgrapbifelie Strickte. 

. '6« 729-5« 217 , ...197.^ *«. 

= ^ - 729 ^ ~li9~ = 729 ""^ "*=''* TM "** ^''^ ""*'*" 
Anff^bea behandelt der Verf. anerst in ftllj^emeinen Formeln, 
weiche :er .dann dureh besondere Beispiele Tersinnlicht. Dm 
Werihe fiir die einzelnen Wahrscheiulichkeiten sind fortlaufend 
niimerirt und bieten hierdarch eine kurce Uebersicht dar, welche 
das Zurückweisen anf andere Formeln sehr erleichtert. , Unter 
den yerschiedencn Anfgalien mag nur eine mitg^ethieilt werden : 
Man soll die Wabrscheinlichl^eit c==: W bestimmen, dass bei lAeh- 
teren Greignissen P, P', P" . • . von den resp. Prbbabitrtäten 
Pt P'i p^' • • • "* X + 3t' + 31:"^ + • , . Versuchen das Erdgniss P 
xmal, diTs P' x'mal, -das P'' x^'mal u. s, w. eintreffe. Wegeo 
Crleicfabedeutung dieses Falles mit dem, wo die Pröbabilität zu 
bestimmen ist, ^us x + x' + x'^ + . . . Urnen, welche ent- 
sprechend p wieisse, q schwarze, r rothC) s gelbe u. s. w^'fiii- 
getn enthalten, x weisse, x^ schwarze etc. Kugeln am ziehen, er- 

halt man* W = • ^ ^ , ^ ^ -— ^ -f u'' p'*' p '^'^ ... wo 

1.2.3...X.1.2.3.-.X"... * '^ «^ '^ y 

stets p + p' + p" + . . ^= 1 ist. Mit Zugnmdlegiuig dieser 
.Formel lässt sich Air x+x^ Urn^n , deren jede p weisse und q 
schwarze Kugeln enthält,^ die Wahrscheinlichkeit W hestimmeii, 
so dass, wenn ans jeder der Urnen der Reihe nach eine Kugel gezo- 
gen wird, X weisse und x'lehwarze Kugeln gezogen worden sind, 
was derselbe Fall ist, als wenn p und p' die ProbabOitaten zwei^, 
dnander entgegengesetzter Ereignisse sind , und' es ist die Wahr- 
scheinlichkeit zu bestimmen, dass in x + x' das 1. Ereigniss imal, 

das 2. x'mal eintrifft. Es wirdW^:^ , 1 .2.3.4. ..(x+x-) rwi^n 

1.2.3..x.l.2.S...x^*^ *^ ' 
___. px+x'-x'p/x' gleichbedeutend sei u. 

Ref. übergeht die weitere Entwickelung mit dei* Bemerkung, däss 
die Bezeichnung d^r fraglidien Grössen nicht gut gewählt, die 
Ableitung der Formeln nicht leicht verständlich und die Darstel"» 
Jung oft zu weitschweifig ist. Die berechneten Resultate selbst 
muss der Leser nur mit Vorsicht annehmen , da sich viele Fehler 
in ihnen linden, weswegen Ref. rathen muss, jene selbst zti be^ 
rechnen^ und alle Entwickelnngen mit der Feder in der Hand zu 

270 

durchgehen. Unter andern ist Seite 18 der Bruch = 0,26367 

iindnicht 0,24367; der Bruch .^=0,23704 ü. nicht 0,33496^, 

LOH 

wie der Verf. angiebt. Eben so ist Seite 20 der Bruch ^=-^ 

1024 1024 

oicht — j und smd überhaupt die Ganzen von den Decimalstellen 

durch das Komma , nicht aber durch einen Punkt zu trennen , da * 
gar vielo Mathematiker ond selbst der Verf. mitieht des letfelereii 



s. w, 



Bifrliagrapbiicli« fierlcliie: « &23 

die Mnldplication n^ 8. w. beseicbnen. Manche AblelCun^ea h^ 
gen sich bestimmter und doch mit Ersparung von Raum ^ben; so 
iSsfit sich der Ausdruck log (1 — w) = 6 • log §.=0,5249122 — 1, 
also 1 — w s:s= 0,3348978 erst daoii klar einsehen ^ wemi mao 
0,5249122 — 1 = log. 0,3348978 hinaudcfnkt ; auch ist 0,5249122 
Dicht log. 0,3348978, sondern log. 03348970^ wie der Verf. durch 
Nachschlagen in den Tafeln finden wird, da die dein 9122 nach* 
«ten 4 Ziffern 9022 sind, also 100 zum Reste lassen, dem 91 ndt 
der Ziffer 7 entspricht, wodurch 9 als- Rest bleibt, dem mit An« 
bängung der Null die Zahl 78 mit der l^ffer 6 entspricht Ob 
nnp bei diesen yielen Fehlern in sehr zusammengesetsten Berech-* 
nungen nicht ebenff^lls solche zu finden sind^ will Ref. nicht «pö- 
fiiliv behaupten ; jene machen diese wahrscheinlich, und es wün* 
fichenswertb,^der Verf. inöchte alle Beispiele wiederholt berech- 
nen und die etwaigen Fehler in einem nacfatrjigHchen Verzeich-. 
Hisse mitiheüen. J)ie Gegenstände des 2., 3« und 4nCap. wer- 
den sehr kurz behandelt; für jeden wird das Haupt gesetz mittelst 
einzelner Erklärungen abgeleitet und der arithmetische Ausdruck 
in Worte übertragen. £in**l]»esonderes Beispiel dient stets znr 
Versinnlichung beider und lüsst den AniSnger oft noch mehr in 
das Wesen der Sadie eindringen, als die vorausgesendeten' Er- 
kMrungen. * In den Analysen selbst konnte sich der Verf. häufig 
viel kürzer fassen , wenn er auf derf Cfiar^ter d^r analytischen 
Gleichungen gesehen Jiatte. Die Anwendungen der Wahrsdieia- 
Uchkeitsreclinung beginnt er mit dem Wdrfeispiele, wobei sich 
gleich im Anfange zeigt , wie Tortheilhaft es gewesen wäre , wenn 
die wichtigsten Sütze der Combinationslehre Torausgeschickt wor^ 
den wären, da^für die Beantwortung der Frage: wie oft die An^ 
zahl p Ton Augen mit n sechsseitigen Wtirfeln geworfen werden 
könne? airf den Gesetzen der Variationen mit Wiederholnng(Hi 
der nl^" Classe für p Elemente beruht und die Anzahl. dieser jene 
Anzahl bestimmt; die dafür angegebene Formel muss der,Ler* 
»ende gleichsam au£ Treue und Glauben aimehmen,- was keine 
Billigung Terdienen kann. Die Anlegung einer Tafel , welche an^ 
giebt, wie oft die Zahl p mit n sechsseitigen Würfeln zu werfen 
möglich ist, verdient ungetheilten Beifall, reicht für p bis zu 30 
und für n bis zu 8 und ist leichit fortzusetzen* Die Wahrschein, 
liclikeit, mit 5 Würfeln die Summe 19 der Augen zu werfen, 
kann jedoch nicht 0,106 oder nur wenig mehr als -^^ sein , da 

6V:^7776, .ISO w = ^;=^^^^ = 0,095«t. Ebe» 

«0 ist die Wahrscheinlichkeit, eine der Zahlen 3, 4, 5 . . 9, 10 

108 
zu werfen, oder — - nicht i, da 3» ;= 729 ist; dafür ist 6^, also 

— = — = ^ zu Tcrbessern, wenn die Wahrscheinh'cbkeit ^ 
faerana kommen soll« Für das Piiarao giebt der- Verf. zuerst die 



224 Bthll^8rsifkUtU^ Becicbte/ 

Mgta^eine Formel an , woriueb sich die WahfseheiiiUdikeii) date 
ili der Im oder 2. ojer 3. TaiUe z^ei^ Butler de» Spielers falteii^ 
ohne dass in den vorhergelieiiden Taiiien ein BlaU desselben &IU, 
Mbald der Banqoier noch p Karlen <» onter welchen dl^ Karte dea 
Spieirrs 9nial vorliöninil, in IlSudeu liat, besttnunen lasst, danu 
beapricht er die mathematische Hoffnung für den Banquier, die 
z—1 gesetzte Mise des Spielers sn gewinucn undfü^l eine Tafel 
des Vorftheib fnr den fiauquier nach den einzelnen Kartenpaaren 
bei. Alles ^ilt jedoch nnr dai^n, wenn mit Rnhe find Beellilli 
gespielt wird ; leider abec-herrsehen hierbei grosse Lei^ensehaften 
und Betrügereien, indem gar oft die Banqoier abgefeimte Spieler, 
sind, durch VoUeschlagen, marquirte Karten n. dgl. si^ändliche 
Kiiiistgrifie lebhafte Spieler \im Geld, Vermögen, Ehre nnd Le* 
ben bringen und grossen Missbrauch treiben. Es wäre sd wün- 

^ sehen, solche Spiele wurden durchaus nicSt geduldet Nach ei- 
nigen Bemerkungen über das gewöhnliche Lottospiel giebt' der 
Verf. die Formel für die Wahrscheinlichkeit an, weldie stattfin- 
det, wenn ein Lotto ans N Nummern besteht, Ton denen s ge- 

-setzt sind und t herauskommen und modificirt sie fär je zwei bis 
fünf Zahlen, um die VValirscheinlicIikeiten für das Gewinnen eines 
Auszuges, einer Ambe, Terne, Quaterne und Quinte nälier zu 
bestimmten , was für das Setzeh von 1 bis 5 Nummern durclige- 
führt wird. Die für einen bestimmten Einsatz zu entrichtende 
Uewinnsumme wird bekanntlich reducirt, was der Verf. aogiebt,* 
wornach diese für den Auszug das Ijfache für die Ambe, das 
270fache für die Terne, das 5200fache u. s. w. I^eträgt, statt 
dass sie nach den Gesetzen das 18 — , 2000 — , 11748fache des 
Einsatzes sei» sollte« Möchte iibrigfens wegen der wirthsdiafc« 

. liehen' und moralischen Nachlheile für die spielenden ludiridnen 
^as Lottospiel in allen Staaten abgeschafft werden. Da von be- 
sonderer Wichtigkeit dl^ Frsgelst, wie gross die Wahrschein- 
lichkeit sein wird, dass wenn bei einem Lotto i mal nach einan- 
der jedesmal r Nu^ameru gezogen werd(^, jille N Nummern des 
Lotto dgun wirklicli herausgekommen sein werden, womit sich 
besonder«» Euler und La place beschäftigt haben, \so stellt der 
Verf. die hierfür erforderlichen allgem,eiuen Formeln auf, uii4 
versinulicht sie an besonderen Beispielen und geht zu dei| ver^ 
schiedenen Lottcrieen über, einen Plan zur 14. königl, sächs. 
Laiides-Lotteriq in Leipzig und ein Schema einer Lotterie i^on 5 
Classen mittheilend: Diese Sache wird sorgfältig besprochen und in 
ihren einzelnen Gesichtspunkten wegen der waclisenden^ Hoffnung 
bei der Ziehung jeder folgenden Classe genau versinnlicht. Da der 
Werth und die Sicherheit der Majorität hauptsächlich durch ^das 
Verhältniss der Minorität zur Majorität und ^lurch .die genaue 
Kenntniss der Einsicht und Unparteilichkeit der stimmberech- 

. tigten Personen bedingt werden, so betrachtet der Verf; die 
Stimmenmehrheit nach diesen Geaicbtspunkten und zeigt deren 



Bibliograpliiiohe BerlefcljL 925 

WIcbtigkettiiiilNotliwendigkeitffir die Cremen dei* -Minoritae, 
nm die Majontat zu erhalten. Zuletzt theilt er zwei von dem ge* 
n ohniichen Verfahren etwas abweichende Abstimmiinganiethoden 
mit, die nicht viel umständlicher nnd zeitraubender, wohl aber 
genaueir und sicherer, als jenes gewöhnliche Verfahren, sind. 
Jede dieser Methoden, welche 'jedoch nur da anwendbar sind, 
wo blosi^ durcli Ja und Nein entschieden werden soll, erläutert er 
.Aurch ein Beispiel, wo 5 Personen Totiren sollen. Gleich prak- 
tisch behandelt er die Wahlen bei Besetzung der Stellen, die 
Censnren und Pramienvertheilnngen; jedoch, finden die Angaben 
nicht viel Anwendung, weij-sehr viele Bücksichien eintreten^ die 
«ich nicht zurerlassig bestimmen und in Rechnung bringen lassen. 
Die Vorsicht, welche bei Gerichts-, besonders bei Todefnrtheileli 
erforderlieh ist, und die Regel, dass da» Maass der ^Gefahr, wel- 
ches für die bürgerliche Gesellschaft aus der Freisprechung des 
Schuldigen unfehlhar Entstehen kann , gleiqh ist der Wahrschein- 
lichkeit, es sei das Verbrechen wirklich begangen werden, mul- 
tiplicirt durch die Grösse des Verbrechens scheint dem Verf. die 
Pflicht auferlegt zu haben , diesen Gegenstand mit besonderer 
Aufmerksamkeit zu behandeln. Die Erortcrungen sind lobena- 
werth , führen aber zu keinem haltbaren Resultate, was sich bei 
den Aussagen der Zeugen wiederholt. Mehr Anwendung verdie- 
nen die Angaben über das Ziehen von Kugeln ans Urnen , wes- 
wegen sie fleisMg studirt werden -mögen. Alle Beobachtungen 
.werden theils mit freien, theils mit bewaffneten Sinnen angestellt 
und erfordern von Seiten der Beobachter viel Vorsicht, Gewandt«- 
heit und gesilmde Sinne, worauf jedoch der Verf. nicht gehörig 
hinweist, obgleich er bemerkt, dass, so lange alle Beobachtun- 
' gen nidit mit absobit vollkom^nen Sinnen und-' Instrumenten dar- 
gestellt wiirden , das gewonnene Resuhat nur als wahrscheinlich 
anzusehen sei. D^s Wesen der Methode der kleinsten Quadrate 
beruht auf Gründen der Wahrscheinlichkeitsrechnung und hat 
namentlich in der Astronomie, Physik und in anderen Erfahrungs- - 
Wissenschaften zu sehr viel Vertrauen erregenden und brauchba- 
ren Resultaten geft'ihrt, welche ihm eine wissenschaftliche Be- 
liandlung verschafften. Die hierüber angestellten Untersuchun- 
gen stellt der Verf. mittelst verschiedener allgemeiner Gleichun- 
gen dar, erläutert sie an einem Beispiele und bezieht sie beson- 
ders auf das Verfahren von Gauss, diö wahrjcheinlichsten 
Werthe von drei Grössen und ihren respikt. Gewichten zu be- 
rechnen und die dabei stattfindenden wahrscheinlichen Fehler zu 
bestimmen. Die Darsteilangen bestehen in Gleichungen und ent- ' 
halten nichts wesentlich Neues. Jedoch verdient die vollständige 
Mittheilung eines Schemata für die ersten sechs ain häufigsten 
vorkommenden Fälle nach einem anderen von Gauis angegebe- 
nen Verfahren , Gleichungen vom 1. Grade , deren Anzahl die 
der'Unbekannten weit übersteigt, nach der Methode der kleiii- 

/V. Jahrb, f. Phil, u. Päd. oi. KrU» BibL Bd. XXlX. Uß.X \b 



-2^26 ßtblio^raphisebe Berichte* 

nien Quadrate anbnti^sen«, dankbare AnerkenfinDf , weii sie fir 
die Praxis ponne Erleichtenin^en gewährt. Die Gkichngea 
werden nämlich In so Tiele andere nmgefornit, als Cnbekaule 
vorkomtnen , so das« jede folgende Gleichung eine ünhiHniir 
weniger enthält als die TOrfaergehende , wodnrch die endiidiTor- 
annehmende Bestinfmnng der einzelnen Unbekannten weaeallich 
erleichtert wird. Je mehr Unbdianiite Torkommen, desto be- 
Hchwerlicher ist die Rechnung, weswegen es gut ist, das Vep- 
«eichniss ton Formeln ^ weiche in jedem besonderen Falle in Pall- 
ien SU übersehen sind , stets vor sich au haben. ]>ie Metlio^ 
der kleinsten Qnidrate, welche der unbestimmten Analytik ent- 
gegensteht, wendet der Verf. im 10. €ap. auf einen der Intere9- 
ssntesten Fälle, aufdie Bestimmung des Gesetzes einer periodic 
seilen Erscheinung an. Er iegt die B es s e 1 ' s c h e Formel zom 
Grunde, theilt die wichtigsten Momente mit uud entwickelt för 
einige am hiiuflgsten vorkommenden besonderen Fslle die Aus- 
drucke und Gleichungen ausriihrlieh, was ilim zum Lobe ge- 
reicht. Fikr den Meteorologen haben die Angaben grossen 
Werth, den Ref. nicht weiter bezeichnen kann, da das Heraus- 
heben von Formeln zu udl^tändiich erscheint. Die llesnltnle 
selbst milssen vom Anfänger sorgfältig nachgerechnet werden, 
weil 8lrh in ihnen manche Fehler finden. Die Gegenstände des 
11. Cap. sind gut behandelt; eine Tabelle enthalt in der ersten 
Spalte die Lcbensahor von 1 — 97 Jahren, in der zweiten dieje- 
nigen Zahlen, welche angeben, wie viel von 10;<)CO im 0**" Jahre 
Gehörnen in jedcui folgenden Jahre bis zum 96. sterben; in der 
dritten, wie viel ^on den Im 0^^" Jahre 10,000 Geb. in jedem Jahre 
noch ialirig sind ; in der vierten die Summe aller Lebenden in je-- 
dem Jahre und in der fünften, von wie viel gleich alten Personen 
In jedem Alter jährlich 10 sterben. Ihren Gebrauch erörtert der 
Verf. mit Bezug aufdie Untersuchungen von Siissmiich. Ans 
den Angaben über die Gegenstande des 12. Cap. zieht der Leset 
viel Belehrung, wie die Sache selbst erwarten lässt. ' Man flndei 
awar nach Angabe der Formeln keine erläuternden Beispl^^a 
Renten- und Actientabellen^ allein die Mittheihingen reif^^"^ 
vollkommen hin , um mit jener vertraut zu werden. Der Ve^r 
könnte sich noch grösserer Kurze befleissen und doch ^as 
Zweck erreichen. Zuerst handelt er von den Lebcnsver^: ^^ 
nuigsanstalttn, dann von den Reuten, nämlich von ^lt^ 
Lebeosreuten , von den Sparkassen, Leihhäusern, Pension^" ^"^ 
Wittweilkassen. Eigene Arbeit ist es nicht; sie beruht ^uf n^'?^ 
siger Benutzung des Vorhandenen und gewälirt in möglich .^^^* 
rem, meistens viel zu wortreichem Vortrage die gewün^^i^J* ''^*" 
lehrung, weswegen Ref. die Schrift jedem, der sitrU ^^ ^^" 
Kenntniss von der Saclie verschaffen will, empüehlt ni%^ i^U*^*** 
Bemerkung schllesst, dass der Verf. keine nutzlose» ^o a 
^..^:«»«ii>vhe Arbeit unternomnieii und der Prajus eia^ja ^^ 



Schul- o. Universitätsnachrr., Beförderr; u. EhrenbeteigniigeD. S27 

liehen Vorschub geleistet hat. bt auch d[e Wissenschaft selbst' 
nicht gefördert, sondern meistens Bekanntes wiedergegeben, so 
findet man dieses doch nirgends in einem zweckmassigeren ZnsaoH 
menhange. Die Absicht ist gut, erreicht und bringt ehrenden ' 
Lohn. Möchte nur auf Richtigkeit der Resultate, auf Papier nnd 
Druck mehr Sorgfalt T^rwendet sein. Reuter. 



Schul- und Universitätsnachrichten^ Beförderungeh und 
Ehrenbezeigungen. 

Frankfurt an der Oder. Bei dem'dasigen Gyronasittio sind im 
Schuljahr von Ostern 1839 bis ^hin 184P von den 163 Schülern der 6 
Classen 8 Primaner mit dem Zeagniss der Reife znr Univereität en^ 
lassen 9 und den beiden ersten , Oberlehrern , Prorector Dr. ^^dkmeiMer 
and Oberl. Stange ist unter dem 2. Sept. 1839 Vom bon. Ministerium, 
der Profe^Bortitei verliehen worden. Das zn Ostern dieses Jabf es er- 
schienene Prograjnn^: Ankündigung der öffentlichen Prüfung n. s. w. 
enthält als Abhandlung -eine Fergleichung de$ RoiandiUedes vom Pft^. 
fen Conrad und des Karl vom Stricker ^ nebft einem Fragmeni einer mV 
derdeulBchen Predigt aus dem 13. Jahrhundert, von dem Oberlehrer JV^ 
F. fleydler [Frankf. 1840. %\ S. n. 10 S. Schnlbacbrichten. 4.], weU 
clie namentlich in ihrer ersten Hälfte einen interessanten Beitrag snr 
deutschen Literaturgeschichte des Mittelalters bietet, weil der Verf. die 
irerschiedene Auffassung und Darstellung des chrbtlichea Ueldenlebens 
im Rolandsliede des Pfaffen X^onrad und in der von dem Stricker 'um 
1230 geraachten Umarbeitung und den Werth des Rolandsliedes für die 
rechte Schätzung des deutschen Ritterthums recht gut nachgewiesen 
bat* „fm Rolandfiliede ist ein sehr reines Bild von einem priester- 
lichen Heldenstaat Cliristi dargestellt. Die 12 Helden sind ihrem 
Stande nach weltliche Ritter und Vasallen des Kaisers, haben aber 
ihre eigene und der Welt Sündhaftigkeit so tief c^rkannt, däss Ir^lt- 
litshe Ehre und Macht keinen Rei.z mehr für sie hat, dast sie auch 
nicht glauben durch ihren Krenzzng und überinensclillche Tapferkeit 
•sich irgend ein Verdienst bei ihrem hlmro^chen Herren erirerben an 
können. Ihre Tapferkeit ist eben ihre HoloRnntur, und diese bringen 
flie, wie alles Natürliche, ihrem Heilande dar, hoch erfreut, das« er 
sich ihren Opfettod gefallen lässt, und bussfertig hoffend an f ihre Auf- 
nahme in den himmlischen Chor der Mdrtyrer. Erst bei der Opffcrnitg 
ihrfer letzten Lebenskräfte dem Völlig klar erkanlit^n Tode gegenober 
wird aath Ihre^äussore Erscheinung priesterlieh, und dann unterschei- 
den sie sich ton ihrem Heldenbruder, dem Bischof Turpio, nicht 
mehr. Dass dieser schon im Leben unter Genossen tna sojreln prie- 
steriicher Gesinnung fast nur die Stola und Sacram^nts^erWaltung für 
sichliiit, stiinmtiuit dem ganzen Bilde tnsohimen. Im isrbaulicben 
Stil sprechen alle, doch Turpin atn m^iist^n in Blbel«teHen. Ihr ge- 

15* 



228 ' Schul- und UniTeriit&lfnaehriclitetiy 

.meiBsamei Band ist anwandelbate aod innigste Liebe zo einander nnd 
unbedingter Gehortani gegen ihren Kaiser Karl^ doch einer unter ihnea 
ist ein Judas, obne BruderOebo unJ nurrei^d dem Kaiser gehorchend, 
ein Held wie alle , aber ohne das innerlidie Priesterthum der Selbst- 
opfernng« Der Kaiser erscheint neben ihnen als die Tollkommenste 
Ausprägung eines solchen Ritterthums. Mit Gebet hebt er seine Re- 
den an; diese sind kurz,*^ tröstend, ermahnend, auf den rechten 
.G|auben8grund dringend; bei Meinungsverschiedenheit deckt Betrub- 
niss sein Antlitz, in dem sonst ein paar helle Sigurdsaogen leuchten ; 
Stimmeneinheit heisst er suchen mit Hülfe des heil. Geistes, lässt auch 
das Gesetzbuch hervortragen, nnd droht den Uneinigen Strafe. Als 
durch Rolands Tod der Schwertkampf an seine Person rückt, ist er 
der Erretter der Seinigen und erschlägt die grössten Helden u. Könige 
der Heiden. Dem Kaiser gegenüber* ist nur ein Mahn ehrwürdiger, 
den er auch allein ihr anredet, wahrend er alle andern duzet, so wie 
■ie ihn: das Jst der greise Bischof St. Johannes, der nahe aih Schlns« 
eines reinen Lebens steht; doch auch er fällt vor Karl auf das Knie. 
Beim Stricker ist nun vielerlei ganz andoM. Zuerst hat er Karin , ob- 
.irohl er ihn Heiliger Kaiser anreden lässt, das priestefliche Ele- 
ment genonimen und dem Bischof Turpin j^egeben, welchen Karl auch 
ihr anredet. Karl predigt nicht, betet viel weniger in den Versamm- 
jungen, nnd sein Verkehr mit Gott wird durch seinen Beichtvater ver- 
mittelt. Conrad nennt den Kaiser König von Rom, der Stricker nur 
Vogt von Rom. Conrad erwähnt des Pabstes gar nicht , der Stricker 
oft und nennt den h^eil. Petrus das Haupt der Christenheit. Bei Con» 
jrad wenden sich die Helden um Vergebung und sundlosen Tod an 
Cbristuui , beim Stricker verspricht ihnen Turpin für ihre Thaten Ver- 
gebung der Sünden und eine Stimme vom Himmel bestätigt es, aber 
das Abendmahl theilt er ihnen nur in der einen Gestalt aus. Bei Con-- 
rad erkennen die Knmpfroüden an einem frischen Luftchen, das ihnen 
,die Harnische^ kühlt und sie stärkt , die Gnade Gottes. Der Stricker 
lieht den Märtyrertpd überall aU Busse für die Sünde und Ursache der 
Seligkeit an. Er steht im Begreifen innerer Heiligkeit und Priester- 
lichkeit und in der Lehre von der Rechtfertigung we)t hinter Conrad 
xnrück, und bestätigt recht klar, was Ranke in der deutschen Ge- 
schichte I. S. 234 f. 8M:t. dass durch die im 13. Jahrhundert anfge- 
kommene Lehre vom Mtgenannten Charakter die Sonderung des 
Laien- und Priesterstandes vollendet wurde nnd dadurch es aifeh da- 
hin kam , dass den Laien der Kelch entzogen ward. *' [J.] 

Gotha. Der Genernlsoperintendent Dr. BreUchneiäer ist zum Dfr- 
rector des Sachsen^Coburgischen Oberconsistorinms ernannt worden. 

Görlitz. Die seit 1837 eingerichtete höhere Bürgerschule be- 
atelit nus einer Knabenschule von 8 CInssen , von denen aber die Prima 
noch nicht eröffnet i^t , und einer Mädchenschule von 4 Classen , und 
ausser dem Director Ferd, mih. Kaumann [s. NJbb. XVllI, 234.] sind 
6 Oberlehrer, 3 Lehrer, 1 Zeichenlehrer, 2 Hälfsichrer für' den Un- 
terricht in der Religion, und 2 Lehrerinnen angestellt. Uober den Zu- 



' Bef5rderiingeii nnd Ehrenbexeigungen. 229 

f tand der Schule giebt der za Midinelfs 188!> ersctiionene Zweite Jak" 
reshericht über die höhere Bürgerschvle [Gorlits gedr. b. Heinse «. Comp. 
31 S. 4.] reiche and erfreuliche Auskunft, woriir neben der Schalchro- 
nik zugleich der Grundlehrplan für die Mädchenschule nebst einer An« 
feicht des neuen Schulhauses für dieselbe, und kurze Biographicen der 
angestellten liehrer mitgetheilt sind. Der erwähnte Grundlefarplaa 
giebt nicht nur die Unterri<;,htsgegefl8tände und deren Abstd^ung an, 
aondern enthält auch allerlei Winke und Andeutungen über deren nie- 
tliodische Behandlung, welche insgesararat Grundsätze einer verstän- 
digen Pädagogik aussprechen. Die Ausfuhmiig des Lehrplani wird 
übrigens für die Lehrer nicht überall so gar leicht sein, weil sehr viel 
Lehrgegenstände in denselben auf genommen , und in einzelnen die 
Forderungen ziemlich hoch gestellt sind. Beispielsweise sei hier nur 
erwähnt , dass ditf erste (oberste) Mädchenciasse in 31 wöchentlichen 
Lehrstunden Unterricht in Religion, Jbiblischer Gefichichte, allgemein 
her Geschichte, Geschichte der deutschen Literatur , Geographie , Na- 
turbeschreibung, Naturlehre, Arithinetik, deutscher Sprachlehre, Ue- 
bungen im schriftlichen Ausdruck, Lesen, Schreiben, Zeicluien, Gte- 
zang, weiblichen Arbjsiten pnd Franzosisch erhält, und das8*z. B. iiv 
der' deutschen Grammatik neben Stylübung^u 'und mnndlicliem Vor- 
trage gelernter Musterstücke noch die Hanptregeln der Metrik und 
wichtigsten Dichtungsarten und die nothigsten Kenntnisse aus der My- 
thologie, in der Naturlefare neben allgemeiner »und spedeller Physik 
euch mathematische und physische Geographie gelehrt werden soll. 
Indess hat Hr.- Kaumann überall darauf hingewiessen, dass In diesen 
Dingen nicht Vollständigkeit erstrebt, sondern nur das Nothigste und 
Geeignetste ausgehoben werden soll. [J.] 

Gbeifswald. Die im vorigen Jahre znr fünfzigjährigen Amts- 
Jubelfeier des Consistorial- und Schulrathes^ Dr; Koch [s. NJbb. XXVI, . 
236.] von dem dasigen Gymnasinm herausgegebene Gratolatioflsschrift: 
Ihrmanni Paldami Narratio de Carole Beisigio Thuringo. Aecedimt 
ear;mna eiKS Latina. [Greifswald b. Koch. 1839. 47 S. gr. 8.] enthält 
eine sehr interessante und wohlgeinngenc Biographie dieses ausge- 
zeichneten Philologen , worin der Verf. in gedrängter Uebersicht aller;- 
dings nur die Hanptuiomente'aus dessen Leben [seine Seholbildung in 
Rosleben und sein Studentenleben in Leipzig, sein erstes Auftreten als 
Schriftsteller unter dem Nafnen Lndolpli Küster, seine Theilnahrae am 
li'reiheitskainpfe 4818, sein Leben nnd Wirken als akademischer Leh- . 
rer in Jena und Halle, seine schriftsteHerische Thätigkeit nnd seine 
Reise nach Italien, wo er in Venedig am 17. Jan. 1829 starb] erzählt 
und mit der Charakterislik Reisigs als Menschen, Gelehrten, Univer- 
zitätslehrers und Schriftstellers durchweht, aHein überall das Wesent- 
liche so geschickt und treffend ausgewählt hat, dass das Ganze ein 
ftehr reiches und belebtes Bild vom Leben ' Reisigs gewährt. Hr. P. 
ist von 1822 ---1825 ein Schuler Reisigs auf der Universität in Halle 
gewesen , und hat daher auch dessen akademisches Leben und Wirken 
am besten und am ausfahrlichsten geschildert ; indess hat er auch sonst 



930 -Sohul-UDd UniversitAtsnaclHricliieiiy 

ubwall das hervoniiheben gewusstf iras an Uim als Eigenthfimlich 
und Charakteristisch hervortrat. Natüriioli betrachtet er seinen Lehrer 
sron der vortbeiihafteften Seite, nad giebt eine panegyridtische Schil« 
deruBg seine» Lebens , durch welche selbst die excentrischen SchrolT- 
heite« und Sqnderbarkeiten desselbea theils als Vorzüge hervdTrtreten, 
theils sehr gemildert oder nur, leise berührt sind. Darum sind auch 
diejenigen -Erscheinungen in Reiitigs Leben , lü'elche sich bei et- 
was anderer Betrachtuiig leicht als Schwächen und Mängel herausstel- 
Jea» wie s. B. seine Heftigkeit, seine Nachahmung Fr. A. Wolfs aucly 
in der äussern Lebeosweise, seine Streitigkeiten mit Hermann und. 
Schäfer, sein^ absprechendes Uctheil oder vornehmes Ignoriren. vieler 
achtbaren Gelehrten, mit grösser A^ilde besprochen und, was nament- 
lich den Punkt der literarischen Fehden anlangt, vielleicht zu günstig 
für ihn beurtheilL Tndess hat er auch von diesen Eigenheiten des 
Mannes doch nicht» Wesentliches geradezu verschwiegen, und wenn 
or sie eben nur im günstigen Lichte betrachtet , so wird man darüber 
mit ihm um so weniger rechten wollen, da Reisig im. Ganzen eine so 
'kräftige und edle Persönlichkeit hatte und als Mensch und Gelehrter so 
viele ausgezeichnete Vorzüge besass , dass man über jene kleinen 
Schwächen gern und um so lieber hinwegsieht, um den liebenswürdi- 
gen Eindruck, welchen er auf Jeden, der ihn genauer kennen lernte^ 
zu machen pflegte, desto reiner und ungetrübter festzuhajten. Einen 
Auszug aus dieser Biographie machen zu wollen, hiesse nur das We- 
ien^ derselben , welcher eben hauptsächlich in der Auffassungs- und 
Darstellungsform des Ganzen bostebt, zerstören, und es ist derselbe 
hier um so überflüssiger," da die leicht zugängliche Biographie Jäeisiga 
in dorn Brockbausischen Conversatiouslexicon die wesentlichsten Nachr 
richten über dessen Leben mittheilt. Sie wird übrigens durch die ge- 
genwärtige von Hrn« Pal^amus gelieferte Lebenschilderung so sehr 
überboten, dass wir dessen Schrift namentlich allen Freunden und Ver- 
obrem Reisigs recht angelegentlich zur Beachtung empfehlen. Eine 

«^angenehme Beilage zur Biographie sii^d.nöch die drei lateinischen Go* 
dichte Reisigs, welche S. 62 — 47 angehängt sind. Sie führen die_ 
Ueberschriften : Nuptias Friderici Guilelmiy Borussorum principis iuoentw 
tis , ei EUaae , Baoarorum regia fiiioe , concelebrat ' univerntas Uteraria 
Mahnsie; A. H, Niemeyero Sacra Semiaecularia gratulatur Academia 
Balensis und Ludovico Pemid et Augustae Niemeyeriae nupiiatia gratula^ 
tur C. 12. Th. , und von ihnen ist namentlich das erste auch eine litera- 
rische Merkwürdigkeit, weites den bekannten Streit zwischen Iter- 
inann und Reisig über die Quantität des Wortes ^ripudium hervorrief. 
JOio schriftstellerische Thätigkeit Reisig« hat Hr. P. sehr ausführlich 
besprochen und S. 15 'auch die kleinen Aufsätze und Recensionen in^ 
Bhein. Muaeuro , in der Isis vad in der Jenaischen Literaturzeitnng 

, aufgezählt. Wenn er übrigens dabei gelegentlich erwähnt, dass einige 
■einer Schuler auch die in seinon Vorlesi^ngen nachgeB,cbciebenen Hefte, 
namentlich die über lateinische Grammatik , «stillschweigend für eigene 
literarische Arbeiten benutzten { so h^tt^ diod wohl 9twa« schärfor go- 



B^f orderung^en and Ehrenlieze igunge«. , ^231 

rügt werden sollen , weil es dem Vernehmen nnch der üine und An- 
dere ziemlich arg getrieben bat. Beiläufig erwähnen wir noch, dasi 
unter den literarischen Arbeiten Reisigs noch die 1825 begonnene Aus- 
gabe' des Tibuli erWähnt werden konnte, von der anderthalb Bogen 
Text bereits gedruckt waren , als sie wieder aufgegeben wurde. Si^ jsC 
eine literarische Merkwürdigkeit , weil Reisig darin 4ie Gedichte des 
TibuU ziemlich gewaltthätig umiugestalten angefangen hatte. -Da sie, 
so viet, Ref. weiss, nur in zwei Exemplaren erhalten worden ist, so 
möge hieraus ihr erwähnt werden, dass die erste Elegie, in zwei Ele- 
gieen zertrennt ist, von denen die zweite mit Vs. 51 beginnt; dass 
darauf die zweitie Elegie der gewx)hnlicben Ausgaben folgt, wo aber Vs. 
25 n. 26 und Vs. 07 — 80 ausgelassen sind; dass dann Vs. 67 — 80 als 
erstes und Vs. 25 als zweites Fragment besonderer Elegieen folgen, 
dass in der dritten Elegie dei^ gewöhnlichen Ausgaben Vs. 71 u. 72 und 
in der vierten Vs. 33 u. 34 für unächt erklärt, Jn der acliton aber Vs. 
89 a. 40 Non lapis hone * • . . cupienda viro nach dem folgenden Disti- 
olioq gestellt sind , und .dass mil Eleg. 9 Vs. 76 das Ganze abbricht. 
Zur Fortsetzung der Ausgabe hatte Reisig die Lust verloren, und 
kaufte die fertigen Bogen von dem Verleger zurück. . Die fertigen Bo- 
gen wnrden als Raculatur verbraucht, und Ref. erhielt üainals zufäl- 
lig zwei Exemplare davon, von denen er eins noch besitzt, das andere 
an die Leipziger Universitätsbibliothek abgegeben hat. [J.] 

- Halbbrsta'bt. Am dasigen Gymnasium ist der Candidat Ohlen" 
darf als Hülfslehrer angestellt worden. 

Hbbfobd. An die Stelle des verstorbenen Lehrers Jerrentrup im 
Gymnasium isit der Schulamtseandidat Gustav Adolph Quidde als sechs- 
ter ordentlicher Lehrer haupsächlich für das Fach der Mathematik und 
Naturwissenschaften angestellt worden* » 

Königsberg. Der im October 1839 erschienene Jahresbericht über 
das kan, Friedrichs- Coüegium [29(20) S. 4.] enthalt als Abhandlung eine 
interessante Geschichte des Preussischen Jagdwesens vor der Ankunft des 
Deutschen Ordens in Preussen bis zum Schlüsse des 17. Jahrhunderts , mit 
besonderer Bezugnahme auf einige schwierige Aufgaben der Zoologie von 
dem Professor J. G. Bujakj welche noch den speclellen Werth liaf, 

^ dais auch über das allgemeine deutsche Jagdwesen iin, Mittelalter Meh- 
reres verhandelt, und vornehmlich auch über die Vilden Thiere 
Deutschlands, welche von Cäsar an erwähnt worden, eine specielle 
Unteirsuchnng angestellt und zu dem Resultate geführt ist , dass , mit 
Ausnahme der wilden Rpsse, alle Thiere, welche zu Cäsars Zeit und 
im 14, Jahrhundert in Deutschland lebten , noch jgegenwärtig daselbst 
oder im -südlichen, östlichen und nördlichen Europa nachgewiesen 
-werden können, dass nur der Auer» das Elch, das Rennthier und der 

.Steinbock in Deutschland ausgestorben sind, doss aber kein einziges 
seiner wilden Thiere in det bistolrischeiivZeit aus der • Tbierwelt ganz« 
lieh verschwunden ^t. Da's Gymnasium war im Septi>mber 1838 von 
233 und Im September 1839 von 226 Schjölerii^ besucl^t und entliess zu 
Michaelis des ersten Jahres 10 , zu Ostern des folgenden Jahres 5 und 



232», 8eliml« VBd UBiTerfltiftsnachrichteB, ' 

tn Ißcluielli 10 Schaler mU dem Zeagniis der Reife lar UniTeraitit. 
Auf d'em Lehrerperf onale i#( mit dem Schlost des Sehaljahrea 1839 der 
Prediger Voigäl geichieden , um die iweite Predigerstetle an der dasi« 
reo Sackheimuchen Kirche ansotreten , und im Laufe des Schuljahres 
war dem Moiiklebrer Neuheri dat Prädicat Musikdirector , dem Clas- . 
ienordioariue Ebel das Prädicat Oberlehrer, dem Oberlehrer .Dr. jlfer- 
leJber daa Prädicat Professor beigelegt worden. Das snletctgenannto . 
Prädicat hat im neuen Schuljahr auch der Oberlehrer Dr. nagen e;« 
halten.^ Am Kneiphofi»cben Stadt-Gjmnasium ist ^vor kurzem der 
Sehulamtseandidat Dr. Rudolph Möller als achter Lehrer angestellt, und 
bei der Universität der Privatdocent Dr. IViÜi, Cruse sum ausserordentl. 
Professor In der medidn. Facultät ernannt worden«* Das Programm 
des Al(städtischen Gymnasiums vom Jahre 1838 enthalt ausser dem 14. 
Stack der Geschichte desselben eine Abliandlang des Oberlehrers Dr. 
Rupp: Bemerkungen über Pädagogik in üehergangsperioden [26 (16) 
S. 4*], die der Verf. selbst für Aphorismen erklärt, und denen es an 
klarer und gnugender Entwiokeinng zu fehlen seheint, weshalb Ref. 
ihrer Tendenz zu folgen niclii vollständig Im Stande i«t. Der Verf. 
scheint nämlich vorauszusetzen , dass unser Volk gegenwärtig in 

« einer Uebergangsperlode seiner Entwlckeluog sich befinde, macht aber 
äicht irecht begreiflich, woran man dieselbe erkennen und in vTelcher 
Richtung und welchem Umfange man sia denken soll.- Indem er nun 
zugleich mit der Frage sich beschäftigt, wie der Pädagog anf seinjD 
Zeit einwirken solle, so bestreitet er hauptsächlich den Deinhardti- 
sehen Erziehungs^rundsatz, dass die Erziehupg eines Volkes den Zweelc ^ 
habe , die Jugend zu dem zu machen , was das Volk schon sei , und 
ändert ihn nicht. nur dahin, dass die -Jngend vielmehr^ an dem auf- 
anbildeir sei , was das Volk sein sollte , sondet'ki beweist auch , dass 
die Erkenntnis» dessen , was das Volk in einer bestimmten Zeit sein 
iollte , für den Pädagogen zwar ia den Zeiten ruhiger und stetiger 
Volksentwickelung leicht möglich sei, dass sie aber schon schwierig 
werde, ^ Irena eine yerwlrrende Masse von Erscheinungen auftauche, 
hei denett c* Noth mache, sie unter Hauptgesichtspnnkte zu bringen, 
und das Wesentliche herauszufinden , und dass endlieh in ded Ueber-^ 
gangsperioden auf den gebahnten Wegen gar nicht ermittelt werden 
köano , was der Zweck der fSrzlehung sein müsse. .[J.] 

MsxicQ. Mei^ico, init einer Bevölkerung von 8 — 9 Miilionea 
IBinwohner, ist in Hinsicht der Bildudgsanstalten noch sehr hinter dea 
nordamerikanischen Freistaaten zurfick. An gutem Willen,' die Un- 
wissenheit des Volkes zu heben , fehlt es nicht. Die Gesetzgebung 
beschäftigt sich viel mit der Organisation der Schulen , doch fehlt es 
aa dem Nothigst^n, an Geld, tüchtigen I^ehrem, den Wissenschaft- 

-liehen Hälfsmitteln pnd der Kenntniss der Fortschritte der neueren Zeit. 
Ab hoherea und gelehrteo Schulen finden sich in der Hauptstadt 
(170,000 £.) 1) eine Realschule (IHathematik, Geschichte, Spanisch, 
Französisch, Englisch); 2^ eine Deininicaner-KloBtersdiule nach altem 
Schmitt CfttQf ClaMen, eioe Elemeatard^e , grammatica, fhetorica, 



-Beförderungen nnil Ehrenbeseignngeii«' **S33 

pMIosophica nnd tlieologico) ; 3) das Collf^liim St. Gfe{«;orii, i*iii<> lat« 
tSchnle 8 mit Classcn , Unterricht nnentgcldlich ; 4) dnn Cnllegiiiin «n 
StJ Jaan de Lctran hat 2 Eleni^^tarclassen , 4 Lehrstuhle filr «iieciila«- 
li?e.' PhilASophie und schone TViscienschaften, 1 fnr Mathi*matilc und 
Phj^ni, nnd 1 fdr kanonfschet und Girilrecht; das Beamten personal 
liest«? ht aus llectivr, Vrcerector; Präfect, 6 ProfT/iind 2 Praccptorcn ; 
die Lehrer sind türhtig, die Anstalt Ui In tieiiercr Zeit mehr mU-dersel'- 
hcn fortgeschritten ; 5) das Coll'eginm de St. Ihlcfunsn hat 2 gramma- 
tische Lehrsttihiti für die Anfangs^grunde , 3 phtIos«phi»chey 2 theol<»- 
gisclie, 1 juristischen; das Üeamtenpersonal bevtebt aus Rector, Vlce- 
rector, 8 ordentlichen und 2 ausserordentlichen ProfT ; die Zaht der 
j^flglinge ungeftlhr/ 100; ^8 Freistellen; die Schiller sind entweder In 
gnnxer Pension (150 Piaster) oder halher (60 P,)*, 6) die Dtiiversttät 
besteht aus 4 Facultäten , der theol. , jarii^t. , medic. nnd pkilosnphi- 
frchen; Ihre Beamten sind 1 Canster^ 1 Vicecanzler, 1 Decan In jeder ' 
Facnltflt, 19 ordentliche nnd ansserordentliche ProfT. ' Die theo!. 
Facttltfit hat 4 ordcntl. und 2 ansscrordentl. ProfT. fdr Dogiiiatiir , 8 
ordentl. und 1 ausserordenti. für kanonisches Recht und disciplina 
eccleslastica ; die juristische 3 ordentliche und l'aussfirdi'ntlirhen für 
die Gesammtheit des Civilrechts; die rocdicinische 3 ördentltclie' 
lind 1 ausserordentlichen für Anatomie, Chirurgie, Therapie und 
allgemeine Arzneilehre; die phil. 6 für Mathematik, Logik,' Meta- 
physik, Rhetorik, schone Künste nnd indianische Spraoheu. Dieso 
einzige TollstSndige Unirersitat ist einer durchg^iiifenden Wieder- 
gehurt sehr bedürftig. T) ein theol« Seminar mit 12 Lehrstühlen für 
Grammatik, Rhetorik, Philosoptiie, Dogmatik, Hermeneutik, 'Kir- 
chen geschieh te, geistliches und bürgerUdies Recht. Die Zahl der 
. Alumnen betrügt 310, worunter l-B? Collegiaicn nnd 143 E*x1ern«n. 
' 8) £iöe chirurgische Schule mit^ Proff, für Anatomie und Chirurgii*, 
Buf Staatbkosteu ansgestnttet. 9) Das botanische Institut mit einem bo- 
tanischen Gartrn und 1 Prof. 10) Eine juristische Schnle und 11') eine 
Akademie der Künste, beide difroh die Revalution fast -zu Grunde ge. 
richtet. 12) Die Bergwerksakaderole mit einem j&hrlicben Einkommen 
von '25,000 Piastern , einem Director, Reetor, Vicerectt>r, T ordentl. 
und 3 ausserordentlichen ProiT. Die.LehrgegcnstSnde sind Mathematik, 
Physik, Mineralogie, Chemie^ Metallurgie, Zeich neni'Planseiehnen 
und französische Sprache. Die Lcristungrn der St^bfiler stehen denen 
auf deutschen Anstalten nicht nach. Ausserdem gab es noch 3 Privat- 
ainstalten für den Unterricht in neuprcn und alten Sprachen. Griechiseh 
vird in ganz Mexico nicht gelehrt (der Verf. der niexicanisehen Za- 
stande ans den Jahren 1630 — 1832 sah wahrend seines SjShrigen Anf- 
entbalts In Mexico überhaupt kein einziges griech. Durh), Geschieht« 
ao gut als gar nicht*)i die juristischen Vortrage an der UniTersitat sind 

*). Wie das Latein bebandelt wird , sieht man aus der Aeusserang 
cinea bei yieien L'aodsleRteA für einen Gelehrten ersten^ Ranges gelten- 
den Polygraphen und Coogressschwätzers , "welcher gelegentlich in einem 
Tagblatte sich rühmte; „die 4 ersten Bacher der'Aeneide, nicht aas 



234 Sclial- and Uaivorsitaisnacbricble«^ 

erHnnUch — aach il«r medittnisclie ünterrtcbt liegt danieder. Die 
eioselnoo Anstalten stehen in Iceinem Verhältuist au einander« Eine ober- 
ste Aufsichtsbehörde itzistirt nicht« Der Unterrichi ist meist noch wie 
im Mittelalter in Spanien, odW es sind einzelne moderne Lappen einge- 
Hiebt, oder er ist ein aasanmengewärfeltes Gemisch gana modemer 
Oberflächlichkeit ohne Besb und Spitze. — Ausserdem giebt es noch 
eiae sogeaannte Universität in St. Ghristeval , ans einem theol.' Semi- 
aar und einer Lehranstalt für pract. Joristjoa bestehend, mit dl Zog- 
liogen und eine in Guanajuato mit.3 Facnltaten: Theologie, Jnrisprn^ 
. deaa nad Bergbau, mit ^5 Proff. und mit 90 Studenten. (Pur alle drei 
Facnitatea is^ eia quadriennium ▼orgesebrieben. — Die Theologen 

^ müssen höreu bumaniora 9 Statistik, Natorrecht, kanonisches Recht, 
biblisebe Philologie, Dogmatik, Patristik, theologische Moral nad 

^ Liturgie; — die Juristen: Naturrecht, Völkerrecht, Statistik , Staats- 
wirUischaft, kanonisches. Civil - nifd Staats- Recht, Criminalrecbt ; 
— die Bergeleven: höhere Mathematik, Physik, Chemie, Mineralo- 
gie, französische Sprache, Landschafts* und Planzeicbnen.) Die An« 
statt hat eine Bibliothek^ ein ziemlich vollständiges Cabinet physikalf- 
Jeher Instrumente, ein chemisches Laboratorium , ein mineralogisches 

. Cabinet; eine Kunstsammlung für die Z^eichenschule ist in der Anlage 
begriffen. In dem Collegium zu Celaya irird in Latein , Logik , Me- 
taphysik, moralischen und theologischen Wissenschaften unterrichtet, 
ia dem zu St. Miguel Alleada nur in Lat. und Logik , in dem zu Leon - 
Lat. (60 Schüler) und Philosophie (34 Seh.), \ in d^em zu Irapoato eben 
so. Durch die Revalution liaben die meisten alten Anstalten ihre 
Stiftungscapitale verloren. — In Jalisco ist ein theol. Seminar mit J$ 
Lehrstühlen für Grammatik, Rhetorik, Philosophie, Theologie, kano- 
nisches Recht, Kirchengeschichte und Liturgie — (120 CoUegialen 
und 320 Externen), und ein akademisches Institut mit 1 Director, 10 
Proff. und 2 Hulfidehrern, welchen der Staat einen jährlichen. Znschnss 
von 2069 Piastern giebt ^ s<t dass der älteste Prof. nicht über 208, der 
jätegste Uülfslehrer nicht über 25 P. jährlicher Besoldung empfängt.^(!) 
In Meaterey ist ein iheoL Seminar mit 6 Lehrern, 25 Collegiaten und 
85 Externen , und eine medicinische Schule mit einem Prof. und einer 
Art. von aaatomisdi - chirurgischem Theater. In Potosi ist ein Colle- 
gium mit einem Rector (700 F. Gehalt) und 6 Proff. (500 P. Gehalt), 
•welches 2 Vorberei^ungsclassen für lat. und franz. Sprache ulkd eine 
phil. und Jurist« Facultät hat; eine medicinische soll noch hinzugefügt 
.Werdeu; die VorbereitnngscUsseo enthielten 27 Schüler, die phiL Fa- 
isaltat 26 und die Jurist. II Zuhörer. In der plulosophischcn Facultät 
soll reine und angewanilte Mathematik, Physik, Logik ^ Geschichte 
«nd Geographie gelehrt werden. In Moreliu ist ein theologisches Se- 
niiiBr mit 7 Lehrstühlen , 39 CoUegialen and (70 Ezternen ; die CaU 



dem Original, sondern aus einer fn^iizosisclien Ueberseizung (!S), ins 
Spanische übersetzt und dadurch der studirciidoii Jiigend seines -Vater- 
landes einen wiehtigen Dienst geleistet zu haben ! '' 



Befordl«riiiigen nnd Ehrenbf zeigu^ge^. SS5 

legten SU Ülorclia vlid Pascaaro hibB fcochsi rnibedenteiid, lehren nlditB 
als etmd barbarische GramuMitik , Rhetorik und Logik. 2u dam in 
Toiuca Sit errichtenden akademischen Gyronabiiim hat der Congret« 
'^19,000 P. jährlich bewilligt, aber nicht aangezalrlt. lo Oujar« ist ein 
tlieoK Seminar mit 8 Lehrstuhlen , 25 Coll^Dgialen und 208 Externen» 
lind -eine auf Staatekosten errichtete Anstalt fiir Wiss. nnd liön^te mit 
8Proff. (für hit. Sprache, Mathematik, Physik, Logik, kanonisches 
Recht, bürgerliches und Staate-Recht, Arznei Wissenschaft nnd Zel- 
clienkunst) und 182 Schülern , wov<>n aber 118 blos die Zeichenschul« 
besuchten und auf alle übrigen Fächer nur 67 ki^men.— In P.uebia giebt 
es2CoUegien mit SCIassen f är4at. Ghramm. und Rhetorik, i*ine lat. Schule, 
ein pollegiuin für den Unterricht in philos. und theol. I^senschaften, 
mit 2 gramm^-rhetorischen Vorbereitnngsclassen , eiirem jährlichen Ein« 
kommen won 11,721 Piastern, aus eigenen liegenden Gründen und Ca« 
^Italien, aber nur 9 Stipendiaten ^nd 27 Externen, ein theologisches 
Seminar mit 8 Lehrstühlen, 112 Colleghilen und 212 fialernen, und 
eine medicintseh- chirurgische Akademie, euiblosst von allen dem 
2weck entsprechf^nden Instituten und Hülfsmitteln. In Tabasco soll 
«in Kloster gestiftet werden mit Verpflichtung der Mencbe snr wiss. 
Unterriclitsertheilung. Auch in Tampico soll eine höhere Anstalt er- 
richtet werden , sobald das erforderliche Geld da sein /wird. Das Col- 
legium zu Ofizaba (Zuschuss aus Staatsfonds 2211 Piaster jährlirh) 
hat 5 Proif. für Latein , Philosophie , kanonisches und bürgerliches 
Reeht und Zeichenknast und 60 Sehüler *— 5 Proff. für Mathematik 
nnd physikal. Wissenschaften, Rhetorik, Belletristik und lebende 
Sprachen sollen noch angestellt werden , wenn das nothige Geld da 
eein wird. Das Colleginm an Veracrnn ist durch die .Revolution ein- 
gegangen , spater wurde ein Lehrer mit 540 P. angestellt.- Zu Cor- 
doYa ist die Anstalt nur w«ss«> Ausbildung junger Seelente für den Flot- 
tendienst der Republik, die kümmerlich ihr Dasein fristet. In Jalapa 
ist eine durch einen Franzosen errichtete Realschule für Mathematik in 
Jhrem ganzen UnlifBoge , Planzeichnen und französische Sprache* Die 
Regierung hat ein passendes Local hergegeben und bezahlt die Pensiott 
für 8 f'reischüler. In Merida ^ist ein theol* Seminar mit 5 Lehrstnh-^ 
len , 31 CoUegialen und 121 Externen. In Campeche ist eine Hand- 
lungsschnle, in der Kalligraphie, Rechnen^ Mathematik, Buchhal- 
tungskunst, englisehe und französische Sprache, Zeichnen und Musik 
gelehrt werden — ein Privatunternehinen 2 Franzosen, Zaeateoas hat 
ein Collegiuin von 2 Classen für sogenannte Graiuniatik und Rbeforik. 
— Der Eleüientarnnterrieht ist höchst mangelhaft und dürftig — es 
fehlt an Schulen, an ordentlichen Lehrern, einer Bildungsanstalt für 
.Lehrer und aq den nöthigen Hülfsmitteln. — Es habea sich zwar einige 
Gesellschaften zur Verbreitung des , Unterrichts , besonders durch so-* 
genannte Lankaster-Schulen , gebildet; auch fehlt es nicht an Ge- 
setzen, Vorschlagen , Schulplänen, schönen Reden über Erziehiing nnd 
Bildung — doch steht das Meiste bisher nnr auf dem Papiere -^ es 
fehlt theils au guteoi Willen der Sinwahner etwas zu lernen und eidi 



£3S 6c1i«l« and Uaf rersliattttacliziohieB, 

aninttreng^eii , tlieiU im cioheimisclien Lehrero , ii4 naa ilie Spanier 
nur höchtft ungern hat, theils an dem nötbigen Gelde, am Lehrer sa 
besolden, Sclitilbiotor su baoeo oad für die nötbigeo Sohiilbedurfnisse 
xa sorgen, tboili endlich an der nötbigen politischen Rohe. Hoffen 
wir Toa der Zukunft das Beste für did ron der Natur so reichlicki aus- 
gestatteten Gegenden, da früher Spanien iast absichtlich nichts fnr die 
Biklttn^ der Bewohner getban hat. Indem jährlioben Reobenschafts« 
bericht des Gonverneti rs des Staates Mechodcän heisst esi „Schmerzlich 
ist e« über unsern öffentlichen Unterriebt zu reden f dennoch moss und 
will ich es, Dass ungre eheinali^en Unterdrücker uns je unwissender 
desto lieber hatten , darf nicht befremden ; dass wir selbst aber jetzt 
uns noch nicht^ mehr Mühe geben , ans unserer tiefen, Unwissenheit 
aufzutauchen , isfln der That uabegreißich. Unsere wenigen Schulen 
sind mehr geeignet, die Jugend au -▼erderben , als zu bilden» Unser 
bester Elementarnntcrricht kommt über ein bochstabirartiges Lesen, 
nnd ein unleserliches Gekritzel , eine fehlerhafte und unsichere Uand- 
'faabung der 4 Species nicht hinaus ; unser höheres Schulwesen nicht 
über die lateinische Grammatik des Pater Rigaida , un^ 'Taigen scho- 
lastischen Wust des 16. Jahrhunderts.^^ -«-- Oeffentliche Blbliotheke* 
Ton einigem Umfange befinden sich in der Hauptstadt 3, die der' Uni- 
versität, die des erzbischöilielien €apitels und die des Collegiatstifts de 
la Profesa ; letzten» , so wie die des Cerraeliterklosteri au St, Angel 
und des Guadalupenklosters bei Zacateeas (11,000 B>) werden für die 
bedentendsten im ganzen StaatcaTereln gebalten; Niemand kann aber 
an diesen Bibliotheken kommen; «es sind keine TollAtandigen Kataloge 
vorhanden, und die Unordnung, worin sie sioli befinden , ist grenlicb. 
Vielleicht finden sidi in diesen noch einige Schätze altclassischer Lite- 
iratttr, da sie Hieilwcise durch die Jesuiten zusammengebracht sind. 
Der Buchhandel steht in Mexico gegen andere Lander poch auf einer 
sehr niederen Stufe; doch ist er schon bedeutend über den Nullpunkt 
•eines früheren altipani^cben Zustande» gestiegen , und jedenfalls dürfte 
in Mexico jetzt ein gutes Buch leichter zu bekommen sein als unter 
Ferdinand VII. in Spanien. Ausser der ganzen sowohl ckusischen als 
enrrenten Literatur Frankreichs und Spaaiens, findet maa aach sehr 
viela ins Spanisohe übersetzte französische , italienische, englische und ^ 
deutscha Werke — unter den deutschen z. B, Humboldt,' Gessnerz 
Idyllen, einige Stacke von Kotzebue und Goethes Werther. Für 
die von den anwesenden Deutschen gebildete Lesegesellsohaft vaterlän- 
discher Literatur wird divect von Hambnrg. aus gesorgt» Gelehrte Ge- 
•ellschaftea der europäischen Art exi^tiren nicht, mit Aus/iahmo eines 
Vereins für Staats Wissenschaft, eines für NattoniäindnstrijB u. eines zur 
Herausgabe etaev historisch* literarisch- polytechnischen Zeitschrift ia 
«nartalheften. . LBdg], 

Nav-Rvppia. ^Am dasigen Gyninaslum ist eina lichte ordentlich« 
Lehreritelle gegründet , nnd in Folge der dur«h den Tod des Prof. 
jKriiger [NJbb. XXVI, 440] eingetretenen Erledigung [s. NJbb. XX, 472] 
der Oberlehrer MiomHur in dt« erste , der OberL JKronse in die aweite. 



Befordernngen and EhrtBb.ei^ig^niigeik ^$7 

der Oberl. Pr« Kampe in die dritte, der OlierK Kämpf \n die vbrie und 
der Qberl. Lehmann In die fünfte Lehreratelle aofgeruckt ond die 
sechste dem Schulamtscandidaton Hoffmatm fibertragen worden. 

' ~ R ASTBNBVRG« Das dgiige Gymnasium , welches bereits im ' Som- 
mer 183SL seinen Lebrplan nach den Vorsehriften der Ministerial - Verfü- 
gung Tom 24. Oct\ 18ft7 gestaltet hat, w«r im Oct. 1637 in seinen^ 
gelassen Ton 210, im September 1838 Ton 194, im Ootober desselben 
Jahres von 20^. und im Sept. 1839 Yon 196 Schülern besucht und hat 
im Schuljahr 1837/38 zusammen 14, im folgenden 6 Schüler aqr Uni- 
versität entlassen. Das Lehrercollegium besteht aus dem Oirector J. 
JK G.^Ihinicke [seit 1836 in die Stelle des pensionirten und am 27« 
jOct* 1837 Terstorbenen Directors Jnsius Friedrl Krüger eingerückt], 
' den Oberlehrern I^rof. Klvpss, Prof« Fabian, Dr. Brillawski^ H^eyl und 
Bornj dem Lehrer Karl fTtlh, CUuaeen [seit Anfang 1838 in die 6. Lehr 
rerstelle eingernckt], dem seit dem 21, Febr. 1839 definitiv angestelUen 
Httlfslehrer Bertmann Eduardt MaroUiky^ awei technisc|ien Hülfslehrem 
und dem Schulamtscandidaten Uahnriedeu Der Jdhre$herichi über da» 
Gymnaüvm vom Jahre 1838 [Rastenburg gedr. b. Ilaberland. 56 (38) 
S. 4.] enthalt den Anfang eine'r Geschichte des Ca, Fempeju» Magna» von 
d^m Oberlehrer Dr. Britlowski , welche der Verf. ^anfangs in einer beson- 
deren Schrift herafnxngeben Willens gewesen ist, jetst aber, nachdem 
Drumänn das Leben des Pompcjus im vierten Dande seiner Geschichte 
Roms herausgegeben, stuckweise. in Programmen mitautheilen gedenkt^ 
Die Biographie ist ganz Sn> der 4' t und Weise der Drumannischen Bio- 
graplüeen angelegt , empfiehlt sich durch sehr fleissige Benutzung der 
Quellen ', grundliche Forschang und geschiclcte Combination , und tritt 
der Drnnianniscben in würdiger Weise zur Seite. Der gegenwürtige 
erste Abschnitt behandelt zunäcbst in einer Einleitung das Geschlecht 
der Pottipejer überhaupt und namentlich die .Familie , welche den Bei- 
«amen Strafte und. Magnus führte, und erzäblt dann die Abkunft und 
Jugendjahre des Cn. Poropejos, dessen Feldznge unter der Herrschaft 
des Sulla und dessen Untei;|iehmung«n gegen Ltpidus und Sertotijis voui 
J. 78 -^ 72 V. Chr. Fiele das Ganze in den Resultaten nicht zu vielfach 
mit Drumanns Werk zusammen, so würde diese Lebensbeschreibung 
ganz besondere Beaditung verdienen ; indess belohnt sich für genauere 
Forschung über die Geschichte jener -Zeit auch jetzt noch die Verglet- 
ehnng derselben mit jenem Werke. Im Jaiire^ericht vom Jahre 1839 
£35 (23) S^ 4.] stehen OriginaUonee tpicae, Specimen primum, . Scripsit 
Frid. Jul, Horhf gynim reg. Praec., , welche durch Forsehnngs - und^ 
Darstellungsforra, sowie durch gelehrte und gründliche Begründung als 
' ein £rzeugniss der Lobeckischen Schule sich kund thun, d. b. an die 
liobeckiscfae Beliandiungsi^eise grammatischer Gegenstände ebjen so 
sich anlehnen , wie der Dr, Brillowski in der Weise seines. Lehrers Dru- 
männ geschrieben hat. Hr. Hörn bespricht mit grosser Gelehrsamkeit 
und gründlicher £insicl>t in das Wesen der griech. Sprache die Ableitung 
'und Bildung der Wörter «ari;^!/; und ivrifjg, ayuvXoxsiktig , aBi^cutovris 
und atQCinotfjTOg , knüpft aber darjin noch allerlei £rvrteraogen über 



V 



238 Schal- asi OBitarsH&itnachriehteOi 

uniere Wärter and aber allgemeine Bildongs^esefse der ^rieGhischen 
Sprache , die ans dem Wesen der Sprache selbst abgeleitet , nicht aber 
aos Sanskrit oder andern Sprachen hergeholt sind , so dass' die Schrift 
ein sehr beaehtensw>rther Beitrag zor grierh. Wortforschung ist. Das 
Wort ivfirjg wird nach gewöhnlicher Weise TÖn rjTfg (wie nodaxjig von 
mnisy abgeleitet, und der Präposition h nnr elae intensiire SfeigemOg 
der Bedentung (lagvf , taliefr, insehon) beigelegt, woher auch die Ac-^ 
Centnation des Wortes auf der letzten Sylbe fEnstath. ad Iliad. W. 144., 
Schol. ad Odyss. IV. 8S6.) gerechtfertigt ist. dm^vi^g aber wird wie 
vQogfivfii und vnrfpri recht gläcklich auf das Snbstantiynm 'fyfia (Starnm- 
form i7vi7)saracltgefnhrt. ^ Weil Passe w änch dieses Wort ^onr^vg abge- 
leitet hat , so ist dieser Unterstfthniflg ooch' eine Speeialerörternng de 
ecnswu» intUUiit in tyllaba articulari compositorum angehängt, dikrcli 
welche der Verf. den Gebranch sogenannter euphonistischer Btnrfecon- 
ionanteiv fnr die Wortbildong nnd Jhre - Einschiebnng zwischen did 
Sylben zor Vermeidung des hiatus zn bestreiten sucht, aber freilich die 
Anwendung solcher Bindeconsonanten zn starr anfzofassen scheint, 
wenn erironder Behanptnng anhebt; C&nsonam v ad hunt vsum odAi- 
heri j communis et Orammatieorum sententia , neque equidem negaverim ; 
at eontendo iÜud v\nu8quam iemere esse iniectum , sed ita tantum , ut oN 
terutri voci adhaereat vei quadam Mnalogiae specie adhaerere üideatur. 
Demnach leitet er denn auch den Gebranch des v nach dem a privati- 
▼am Ton dem Adverbiom avev ab, lässt 0^9onUi] nicht von v^lct «fx^cf, 
sondern von ^qlvc^ (s. Stephan. Byzant. p. 666.' ed. Pioed.) entstehen, 
und findet in n^wamov nicht eine anmittelbare ZnsamracftseCcnng ans 
nqo nnd &^ oder oiri; , sondern ein Decompositam ans ni^o und hiofnov^ 
welches die Griechen nicht unmittelbar ans goi^, sondern ans dem Worte 
ipt»yuj gemacht hatten, ^bdh so verwirft er in< Ttcevrodanogy ^XXo9a^ 
nög etc. znr Vermeidung des d enphonlcam dio Ableitung von cind nnd 
fährt die Worte anf ddtnsBpv^ idatpog , so wie k%^o9on6g auf do^Tro^ 
und Sidovna znruck, sowie er von fti}K£ri annimmt , dass es nicht uh- 
mittelbar aus /le^ und ht^ sondern durch die Mittelform ovniri gemacht 
sei nnd von dieser das H behalten habe. Reiche Aasbeute filr die Bit* 
dungsgesetze griech. Wörter gewährt die Untersuchung über ayytvXoxst*' 
Xrjg , das nicht nnr in der Ableitung von x^^log oder vielmehr von einer 
vorausgesetzten Form x^^V gerechtfertigt, sondern au 6h als Adjecti^ 
vum der ersten DecÜnation für die -ältere Adjectirform erfcISrt wird, 
welche man erst nach Christi. Gebart in ctynvXoxnXog (wie ßaQ'öxsiXog^ 
V9r£^;f loff, ^^SQ^x^^^o^) umgewandelt habe, x Daneben Wird aber 
auch aber die scliou bei Homer vorkommende Dikataleiie der AdjectWa 
auf 09 und tjg (^ansQesHofiTig uqd aHs^ainofiog ^ T^Xvtocexvrjg und xoncor^- 
ifog^ (iti^X^9M9 uod ntpixa^fiog ete.) verhandelt, üdd dafch Aufzäh- 
lung der homerischen AdjectiVe auf tjg nach der eisten Decllnntion dafs> 
gethan , dass sie nur von Snbstantivis auf 17 gebildet sind , während voa 
Snbstantiris aas og vielmehr för gewöhnlich Adjectii'a auf rjg nach deti 
dritten Declhiation entstehen. Die specielle Auseinandersetzung, so 
wla dio Erörteraag der WW. asi^ainotrig dad iiq^tnoefjtos bei Jlesiod, 



B^förderangeii und £]ir«iili6Belg^iing^en« ^30 

und 'die dazu g^ehörige fithenvmtfinnchutigiOmanGrammatiemriimde 
accentu vocis lix&i%7idtjg refUtalur , verdienet in der Abfaandlnng solltet 
nachgeleften zu werden, nnd das Mitgetheilte wird binreiclien , deren 
.Wichtigkeit klar zu machen. [J.] 

Salzwbdkk. Das zn ^«tern 'dieses Jahres erschienene .vterzcAnf« 
Stück der Einladungsachrifien su den SckvffeierUehktUen des GymnuttumB 
[H&Ue 1840. 56, (44) S. 4.] enthält als wissenschaftliche Abhandlung 
, eine recht verdienstliche HiHortBehe Eniwickeltinff de$ Prineipt rdtr D%f^\ 
fereniiabrecknung bis auf Leibmtz von dem ordentl. Lehrer Dr.-lfnri /m- 
fnnnucl Gerhardt^ worin Jn klarer und übersichtlicher Weise die £nt- 
Wickelung der Differentfdlrechiluog tob den ersten Versuchen der Grie- 
chen, kruiniiiliiiig begränzte Flächen mii> geradlinigen zu vergleichen' 
und zu bere<;hnen, bis zu dem .angegebenen Zeitpunkte nach d^n 
Hauptmcimenten ihrer Fortbildung dargestellt ist. In den Schulnach-; 
richten sind unter Anderein <|uch einige biographische Nachrichten über 
den am is. Mai 1839 verstorbenen ordentl« Lehrer Dr. Fritdr. JVilk» 
Danneil [geboren^ in Salzwedel am 1. Febr. 1806 und seit 1828 am 
Gymnasinm^ thälig; wo er 1832 als ordentlicher Lehrer einruckte] mit* 
gethcilt 9 in dessen Lehrstelle der siebente^ ordentl« ^Lehrer Dr. Guataa 
Hahn aufgerückt, so wie zum siebenteu Lehrer der Dr. Gerftafdt er* 
nannt worden ist* vgl. NJbb. XXVII, 339. Die 6 Classen des Gymna- 
siums waren im Sommer 1839 i^»n 196, im l^inter darauf von 185 
Schulern besucht 'Und 3 Schüler sind zur Universität entlassen worden. 
ScHf.Bsis0r. Die 20 Gymnasien der Provinz waren im Schuljalir 
1838/39 von 4338 Schülern besucht, und entiicssen (mit Ausnahme .der 
Gymnasien von Neisse und Leobschutz, wo dje' Abiturienten 'nicht aar 
gegehen sind) 187 Schüler zur Universität. Daneben bestanden noch 12. 
Dicht auf Gymnasien gebildete Schuler die AbiturientenprOfnng. Im 
Einzelnen hatte in Bassüau dasMagdalenen>Gymna6ium328^c|i«ler un4 
13 Abiturienten , das Elisabeth - Gyron. 236 Seh. [in der Mitte des Jah- 
res 259 Seh.] und 13 A4>., das Friedrichs -Gytnn. 165 [181] Seh. nnd 
11 Ab., das kathol. Gymn. 483 Seh. und 27 Ah/ [ungerechnet 12 
fremde Schnlor, welche hier geprüft wurden], das Gymnasium in Bni^o 
174 Seh. und 6 Ab,, in Gi.axz 188 Seh. und 8 Ab^ in Giuwitz. 340 
Seh. und 21 Ab« , in Gkogav das kathol. Gymn. 126 Seh, und 13 Ab., 
"^das protesloot. Gymn. 232 Seh. und 9 Ah. , dad Gymn. in Goblits 137 
Seh. und 6 Ab. , in HmscHBERo 115 Seh« nnd 4 Ab« , in LAVBAti 126 
$ch. und 5 Ab. , in Leobschvtz 181 Seh. , in Lugniitb das Gymn.- 163 
Seh. n. 6 Ab. , dio RittrrakadetBie 82 S. und 7 Ab. ^ das Gymn. in 
NnissB ^ Seh., in Obls 177 Seh. und 11 Ah., in Oppk.k 217 Seh. u. 
11 Ab., in Ratibob 25Ö Seh. nnd 4 Ah«, in Sciiwsiikiim 177 8ch. und 
' 12 Ah. Gegen das vorhergehende Schuljahr hat die Zahl 4er Schnlor ^ 
wieder um 151 abgenommen , obschon sie in den Gymnasien zn Gtatfe, 
Görlitz und Liegoitz gestiegen ist. s. KJbli. XXIV, 436. Dio rein ka^ 
thoiischen Gyfkinai»ien (in Breslau , Gleiwitz,^Kei£se, Oppeln, Leoh* 
schätz , Glatz u. Glogati) sind fast sHe sehr stark besucht. 

UacFAltai. Der Fiaristenordea ^ dei^ffen Verdienste um die wiesen- 



240 'Zur Nachricht. 

(Msliaftliishe Btidnng der vateründUchen Jngend Van jed«m Freanda der 
AufkiTiriin^; ojid llumBoitnt dankbar gewnrdigi sind , zählte in den 28 
Ord.en»httusern der lIagari«€h-Sielienl>iVgi»('i>en ProTiiiz.init Beginn dea 
Sciiiiljahrs 1838/39 insgesamiiit 394 ll1ii<r|icder. Die Zahl der Zöjr. 
^Itiige betrug 8159. Vun dieser groti^n Summe kommen auf Pestli 
BS7 im, G^mnaftiiifn und 544 in der Han|»Ucliule, und auf Ofen 482 im 
Arcbigjsmnntiom- nnd 253 in den NorraaUchaleu. Von den Ordensglie- 
dera tiad 5 Doctoren der Theologie und PiiUosopbie, 1 Doctor der 
, Theologie nnd 53 I>oetorea der Philosophie» 



Zur Nachr i c^h t. 

Ton dem an nn$ern Jahrtin ehern gehörigen Archir for Philologie 
ond Pädagogik sind vor kurzem das erste und zweite Heft des scciisten 
Bandes ansgegcben worden, und darin folgende Aufsätze enthalten*^ 
Im ersten Hefte: J. C. M. Laurent: lieber den JWerth der Amerbach- 
sehen Handschrift des Veliejus; Pr, Bittere Der Schlnss der Aristoteli- 
schen Poetik noch einmal geptuft; Heimbrod : Ueber den Ajax des So. 
phoklcs; C. O. M&Ucr: Disputatto de usn toc. schdaei C. Fr, Her- 
manni Bispiitatio de Platonis Menooe; Bjuadem Di^putalio de Terentii 
Adelphis ; R, Dressier : l>er solbsttliftligeGebrauch der lateim Sprache 
in Gymnasien nnd anf Cntversiläten gegen die Angriffe Benekes, Neu-' 
uianns nnd Köppens wrlheidigl und nach seinem pudagog. Kotzen g"?- 
wuriligt; Gr. liut^iger; Homers Htado, vierter Gesangim Versmaasa 
der Nrbelnngcn verdbiiUclit; C E. Frege: Ueber die Aafstelinng einrr 
Theorie der franz. Cnnjngation; G, E. Kühler: Carmen in Lnharpinm 
conditnm. Im zweiten Hefie: Zyro: Ueber das Odinm humani generia 
der Chri:»ten nach Taritns; AUenburg: Odjsseus in der Unterwelt: 
Odyssee Rhaps. II. ; Teipel : Ueber die unhestiiunitca Fürwörter: Wer, 
was, welcher, welche, welehes, wo, wohin, woher etc. ; L. CA. K. 
Iläser: Allgemeine Erfordernisse für den Unterricht in der Grammatik 
der deutschen Muttersprache, auf der untersten Lchrstufe; G. Jlänel: 
Ungedt>ftckte Handschriftencataloge; Seyffarth: Enthalten Inschriften, 
wie die I»iätnfel, der Thierkreis von Dendera, die Sarkophage des Sc- 
thofl^. ond Ramses, der Monolith des Arnos, wirklich astronomische 
Beobachtungen Tom Jahre 54 und 37 n. Chr. 1104, 16S1, 1693, 1832 
▼. Chr. oder nieht? Ist 'unser Alphabete wirklich zo Ende der Flnth 
3446 T. Chr. geordnet jrorden, oder nicht?; L, von Sinaer: Probe an« 
Giacomo Leopardi's Miscellanies ; Einige Werte über Dr: Aug.Theinera 
Weric Geschichte der geistlichen fiildungsanstalten ; Lqnge: Probe 
einer Uebersetznng der Geschichtsbücher den Livius; A, Moebiv»: Aa- 
notatio eritica in carmen^Anacreonticom fti. 



Vene 

JAH&BÜdHER 

. für - 

:piillologie )md Paedag^oglk, 

. oder 

KrttUcheJBihUotheh 

für du 

Scliiil- iqiii Unterrlclitsweseii. 



In Yerbkidusg mit einem Vereine von Qelelurten 

herausgegeben 

▼Ott ^ 

Hr. €MVHe^ Meeboäe» 
Wß Johann ChrUiian Jßhn 

/- , und " 

Pvof • «eüiJboM WOatw. 




Nenn und aswanzigst^ Band. Drittes Heft. 



Druck nnd Verlag von B. G. Teobner« 
1840. 



Kritische Beartlieilaiigem 



J. Ruhino ( Professor in Marburg V , Üe her den JSntwieke" 
lungagang def* römischen Verfassung bis zum 
Höhepunkt der Bepublik. 1. Baod. Marburg 1839. XX. 
504 S. 8. 

• Das genannte Werk ist zwar nur ein erster Band und ett 
scheint nach dem im Eingang ansgespfrochenen Plan , als solitea 
demselben etwa noch drei andere Bände folgen : demnach könnte 
man ein Urtheii über dasselbe für Toreilig halten^ ehe auch die 
übrigen Bände erschienen sind« Indess enthält der vorliegende 
Band in seinen 4 Abschnitten eben so viele Abhandhingen , die 
man, wenn sie auch immer auf das Ganze der Untersuchung hin- 
weisen ^ doch jn einem gewissen Sinne ^Is seibstständig ansehen 
kann , und so giebt Ref. dem Wunsche , sich über die interessan- 
ten in demselben enthaltenen Ansichten aussprechen zu können, 
um so mehr ^ach, da er glaubt, den Lesern dieser Blätter da- 
durch, dass er sie auf ein so vortreffliches Werk aufmerksam 
macht, einen Dienst zu erweisen. ^ 

Der Plan des ganzen Werkes hangt genau mit einer sogleich 
in der Einleitung dargelegten , später näher zu betrachtenden An- 
sicht zusammen, die ich sehr gern mit des Hrn. Verf. eignen 
Worten mittheilen würde , wenn diese nicht zu viel Raum ein- 
nehmen würden. Das Wesentliche derselben ist, das« in der 
altem Zeit des römischen Staates bis zur ersten Secession de^ 
Plebejer eine patrizische , von einer über dem Volke stehenden 
Auctorität a^usgehende Verfassung allein bestehe, dass mit di^^- 
sem Zeiipunkt eine zweite auf andern Principien beruhende, 
plebejische' Verfassung ins Leben trete , und dass diese beiden 
Verfassungen nach und nach „auf eine Weise , welche sich nnr 
dynamisch^ nicht mechanisch begreifen lässt, zn einer harmoni- 
schen Einheit verbunden^^ werden. Sonach lässt jede dieser Ver- 
fassungen eine gesonderte Betrachtung zu , iind wir haben min in 
unserm Bande einen Theil der Untersuchungen über die patrizC- 
sche Verfassung, nämlich eine Darstellung; der Verfas^ung^ge- 

16* 



244 Alterthttmikunde. 

schichte bi« auf Servius Tullios ^ wobei wir jedoch selir bedauern, 
dass wir einen besondern , der Kritik abweichender Ansichten 
über diesen Zeitraum gewidmeten Abschnitt erst in dem folgen- 
den Bande zu erwarten haben. In demselben Bande wird dann 
ein sechster Abschnitt über die servianische Verfassung und pin 
siebenter über die mit der Abschaffung des Königthums eingetre- 
tenen Veränderungen die Darstelhing der patrizischen Verfassung 
Tollenden. Ob alsdann die plebejische Verfassung , welche sich 
unter dem )g2inf|uss der patrizischen Vorrechte entwickelt und 
sich durch diese Überali Grenzen gesetzt sieht, eine eigentlich 
gesonderte Darstellung erlauben werden ^ möchte Ref. bezwei- 
feln: indess muss er auch hinzusetzen, dass diess von dem Hrn. 
Verf. nicht als bestimmte Absicht ausgesprochen worden ist. 

Eine Frage, die sich bei der Besprechung des Torliegenden 
Werkes sogleich aufdrängt, ist: Wie verhalt sich der Verf. des- 
selben zu Niebuhrs Untersuchungen^ Wir finden bei dem Hrn. 
Verf. selbst Beiehrung, der sich hierüber auf eine sehr klare und 
im Ganzen überzeugende -Art in der Vorrede ausspricht. Jener 

t Grundsatz^ dass die Alten auch noch zu der Zeit, wo die re- 
publikanischen Institutionen ihrem Untergange nahe waren, sich 
%i Besitz von besonders staatsrechtlichen Traditionen befanden, 
W4Blche so reich und so wahlr waren, dass wir, die wir jenen Zu- 
standen so fremd sind , nichts mehr und nichts eifriger zu tliun 
haben, als sie uns anzueignen und uns in sie hineinzudenken, 
findet sich wie in der weiter unten angezeigten Schrift.des Hrn. Prof. 
Zumpt, so auch hier klar und deutlich aasgesprochen , und der 
Hr. Verf. macht ihn sicli so sehr zur unbedingten Richtschnur, 
dass er erklärt (S. XVI): „Für die Reproduction derselben be- 
darf es keiner genialen schöpferischen Kraft , sondern, der unbe- 
fangenen Hingebung an den überlieferten Stoff, eines Ohres, 
welches willig ist , auf jeden bezeichnenden Laut zu horchen, 
eines Auges, welches den aufmerksamen Blick auf den Gegen- 
fitand selbst richtet^ um ilm' in seiner eigenthümlichsten Gestalt 
flu erkennen, um jeden unterscheidenden Zug an ihm-wahrzu- 
Jiehmen.^^ Es bedarf sonach kaum der Bemerkung j ;dass er 
einen ganz andern Weg als Niebuhr geht, und dass er auch in 
den Resultaten voii ihm vielfach abweicht, obgleich er ihm lüe 
die gebührende Achtung versagt und in der Vorrede sein Ver- 
dienst auf eine treffende , anerkennende Art bezeichnet. 

Ref. ist nun zwar, wie schon bemerkt, mit dieser Ansicht 
im Ganzen vollkommen einverstanden : indess werden sich gleich 
hieran einige Gegenbemerkungen anknüpf ei\. lassen, die sich ihm 
bei der Lektüre des ganzen Quehs wiederholt aufgedrängt haben, 
und die ihm zur Bezeichnung . des Standpunktes demselben nicht 
ganz unwesentlich zu sein sclfeinen. Allerdings nämlich hat Nie- 

• buhr die Zeugnisse der Alten zu gering geachtet und ihre Aucto- 
jritäten gänzlich verwurrt und es dadurch, wie Hr. Rubino selbst 



Rnbino : •C(:ber den Entvrickelangsg. der rom. Terfassnog. 245 

in der Vorrede (S. 10 fl.) so Tortrefflich anseinandersetzt, ub-> 

I möglich geinacht, '^eine Resultate als Grundlage für fernere For- 
schungen zu benutzen. Dass es indess unerjaubt oder sogar iiq- 
Bothig sein sollte , in einem gewissen Sin^e iiber die Quellen hin- 
auszugehen, kann Ref. nicht zugeben. Eine eigentlich geneti- 
sche Entwickelung von Zuständen^ namentlich von innern Znstaa- 
den, liegt dem LItIus^ aufweichen wir TorzügUch angewiesen, 
wie den antiken Historikern überhauptv ziemlich fern ^ und wenn 
wir nun eine solche den Forderungen der Wissenschaft der 6e^ 

. genwart gemäss >geben wollen , - so müssen wir nothwendig auf 
Fragen stossen ,^ welche in unsern Quellen nicht beantwortet wer^ 
den, und welche isonach ein Hinausgehen über dieselben uner-^ 
lässlich machen. ^ Nur müssen die. Quellen Immer die~ beschran- 
kende Norm für unsere Speculation bJeiben, und müssen in un- 
srer systematischen Darstellung, so zu sagen i, zuletzt aulj^ehen, 

' und es dürfte sonach die Niebuhrsche Yer^hrungsweise nicht ge- 
radezu zu Verwerfen, sondern nur insofern zu tadeln und zu ver^ 
lassen sein , als jene Forderung hei ihm, nicht erfüllt wird. Auch 

> -folgt daraus nicht nothwendig, dass die Ideen, die er an die Spitze 
seiner Entwlckelung stellt, falsch seien: es kann vielmehr der 
Fehler, wie bei einer mathematischen Gleichung eben so wohl in 
der Mitte oder sonst wo , als im Ansätze liegen. Diess scheint/ 
dem Ref. auch wirklich der Fall zif sein , und er möchte jene ' 
Sätze, dass das Patriziat, um es kurz, wenn auch vielleicht nicht 
ganz treffend zu sagen, ein Geburtsad^l gewesen, dass ^^ sich in 
eine bestimmte Anzahl von Geschlechtern getheilt, dass Vertre- 
ter dieser Geschlechter wie von selbst zu einem Senat znsammen- 

; getreten — Alles mit Ausschluss der Willkür eines Einzelnen 
— ferner, dass die Plebejer schon vor Servius durch den Hinzu- 

, tritt der unterworfenen, namentlich* latinischen Völker einen 
besonderen, nicht durch das Verhältoiss der CHentei den Patri- 
ziern untergeordneten-, freilich noch unorganischen Bestandtheii 
des römischen Volkes ( dieses im \*'eitesten Sinne gefasst) gebilr 
det , dass die Verfassung des Servius wesentlich auf denii&weck 
diesen Bestandtheii dem Organismus des Staates einzuverleiben, 
berechnet gew esen : alle diese Sätze , die er hier nulr andeuten 
kann, möchte Ref., wie ges'agt, nicht verwerfen, vielmehr lieber 
versuchen, ob sie sich nicht auf eine Art fortführen Hessen, dass 
die Quellen nicht nur übereinstimmten, sondern sogar eine voll- 
kommnere, mehr einheitliche Deutung fänden. Hr. Rubino da- 
gegen beginnt die Entwlckelung der Verhältnisse des Patriziats 
damit, dass Romulus aus den vorhandenen principes sich die pa- 
^es ausgewählt habe , deren Kinder und Angehörige seien dann 
patricii genannt worden , Niind* daraus sei der Stand der Patrizier 
hervorgegangen. Plebejer sind ihm bi^ auf Servius ^icht vorhan- 
den^ a«rsser denen, welche durch die Clientcl den Patriziern 
untergeben sind , und Plebejer als ein besonderer Stand scheinen 



246 Altevthümtknnae. 

eb^leidi sich bierfiber, weil die Uotenmcban; noch nicbt ffö weit 
fortgeführt ist, nichts ganz Bestimmtes sagen iässt, erst mit "der 
Decemviratgesetzgebung hervorzutreten, seit welcher die oben 
^hon erwähnten zwei Verfassungen siclv einander gegenüberstehn. 
Mag man nun auch zugeben, dass die Quellen nur bis auf einen 
Zeitpunkt zurückgehen, wo der König nber die Auswahl der Sena- 
toren Terfügt,. obgleich diese erst unter den letzten Königen 
ihrer Willkür in grösserer Ausdehnung anheimgefallen sein kann, 
und mag man auch zugeben, dass die Plebejer erst von dem Zeit- 
punkt an als eigentlich vorhanden angesehen werden können, wo 
»ie thätfg in das Staat sgetriefbe eingreifen: so begnügt sich doch 
die wissenschaftliche Forschung hiermit nicht , sondern sucht bis 
SU den Keimen und Wurzeln des Gegebenen einzudringen, und 
sie kann am allerwenigsten hierbei stehen bleiben , wenn sie, wie 
.^diess in Hrn. R.'s Darstellung der Falljst, einen mit einem, un- 
bedingten Ansehn umkleideten Stand und Institute , welche über- ■ 
ali das Gepräge einer heiligen DnTerietzlichkeit an sich tragen, 
vorfindet* Dergleichen bildet sich nur durch langes Herkommen 
aus, und ist bei willkürlichen Einrichtungen, sollten sie auch 
Ton einem gan^ unumschränkten , mit dem Imperium Im weitet 
Bten Umfange bekleideten Könige ausgehen, ganz undenkbar. 
Und eben so verlangen wjr , wenn wir eine plebejische Verfas- 
sung an die Seite der patrizischen treten sehen (Ich behalte diesen 
Ausdruck bei,^ da er in^der That bezeichnend ist), in den Vor- 
gängen eine Erklärung dieser ih solcher Weise nach Hrn. R*'a 
eigenem Zugeständniss einzigen Erscheinung, und finden diese 
auch in der NIebuhrschen Darstellung, wenn wir, was nicht ge- 
gen die Quellen ist, annehmen, dass eine grosse Menge selbst 
vornehmer lateinischer Geschlechter bisher nur äusserlidd in den 
römischen Staat aufgenommen gewesen war, kaum aber dürfte 
sie, nach' dem was sich Im vorliegenden ersten Bande mehr zer- 
streut über diesen Gegenstand vorfindet, bei Hrn. Riibino zu fin- 
den sein. Um aber auf das Patriziat zurückzukommen: so blei- 
ben s4bst von der eben gemachten Forderung einer genetischen 
Entwickelung abgesehen , noch einige Bedenken übrig. Wurden 
durch die von Roraulus aufgenommene Anzahl von patres alle Fa- 
, milien der pnncipes dieser Ehre thelihaftig? Und wenn diesa 
nicht der Fall war, «anken dann die nicht patrizischen Geschlech- 
ter zu dem Stande von Clienten herab? Und wie ist es bei der 
Heiligkeit aller römischen Institute zugegangen , dass , nachdem 
einmal der Grundsatz, dass ein Senator seine Angehörigen zu 
dem Stande der Patrizier erhebe, Geltung erhalten, demunge- 
achtet später und zwar schon sogleich nach der Vertreibung dar , 
Könige davon abgewichen wurde? Aucji würde sich das, was S. 
187. Anm. 2. zur Beseitigung einiger Stellen, welche die Bedeu- 
tung von patres in dem Sinne von patricii beweisen , gesagt wird, 
leicht widerlegen lassen, wenn man nicht einen Grundsatz, den 



Rabioo: Ueber den Enhfiekelaogig. der. rSni. Verfaüiuig, 847 

ioh Bfi&ter wieder belehret! werde , den Grundsatt, dag« Lifiun 
nnr iii den Stellen,* wo die alte Rechtstradition offen slciitbar sei, 
Glauben verdiene , gelten lassen will, 

Biess fulirt mich aber fiberhaapt anf die Frage, wie das 
nShere Verhältniss des Hrn. Verf. zn den Quellen sei 1 Nach der 
oben aus der Vorrede mltgetheflten Stelle sollte man glauben, 
dasserdeneA, welche den ersten Rang 'einnehmen und die etf 
selbst aufzählt, nämlich den römischen ans dem cicetonischen 
^und augusteischen Zeitalter und dem Dio Cassins, einen unbe- 
dingten Glauben schenke, und darin durfte man noch bestärkl 
werden, wenn er den Livius und ähnliche Auctoritäten » wie,etf 
diess 8. 319 th^it, eben so wenig nnter die alteren Annaliatcii 
stellt, als man z. R. in Betreff der altern deutschen Geschichte 
den Historikern der Gegenwart einen geringem « Glauben schen- 
ken werde , als denen d^ 17., oder 18. Jahrhunderts. Was nun 
zunüchst diesen letzteren Grundsatz anbetrifft: so ist dabei eine 
Eigenthümlichkeit der lateinischen eben so wohl als der grieclii« 
sehen Schriftsteller ; auf die wir angewiesen sind, nicht berfick-^ 
sichtigt. Beider Darstellung ist nämlich, um es mit einem Worte 
aiuBzudrucken , rhetorisirend , wenn auch in Tersdiiedener Art. 
Bei Livins tritt nämlich überall der Redner herTör, aber mehr, 
sofern dieser nahe mit dem Dichter Terwandt ist: denn wer wollte 
leugnen, dass er vor Allem seine Darstellung anziehend und an^ 
schaniich zu machen sucht?- Und eben so zeigt sich der Redner 
bei den griechischen Schriftstellern , nicht nur bei Dionys|os, wo 
diess der Verf. öfters anerkennt, z. B. S» 297, wie er überhaupt 
nnd mit Recht gegen diesen Schriftsteller misstrauisch ist, son- 
dern auch bei Dio Cassius: dodi ist hier der Redner mehr der 
Lehrer der Beredtsamkeit oder viehdehr der JLehrer überhaupt, 
denn er geht überall darauf aus zu Tcrdeutllchen, und benutzt zu 
diesem Behuf Analogien der Gegenwart oder seiner vaterländi- 
schen Geschichte , wovon die Folge ist , dass eigenthümliehe und 
charakteristische Züge nicht seltc^ Verwisdit und durch allge« 
tneine Schilderungen sehr schlecht ersetzt werden. Konnte man 
diese Zuthaten und Aenderungen wegräumen, so würde jener * 
Satz insofern wahr sein, dass man in den vorhandenen Schrift« 
steilem zn gleicher Zeit mehrere Annalisten vorliegen hätte, aber 
immer noch nicht in so weit, das^ man in ihnen eine wahre kriti- 
sche Verarbeitung dieser Quellen besässe, welche den Alten 
eben so fremd ist, als sie bei uns gegenwärtig zu einem unah- 
weichlichen Grundsatz der Historiographie ^rhobeii" worden ist. 
Wplke nsan aber diess wirklich versuchen > so würde man im Ali- 
gemeinen, wie leicht einzusehen ist, nichts Anderes thnn, ab 
. Niebuhr ebenfalls hat thun wollen , nnr dass er in der Ausführung 
Viel zu weit gegangen ist. Uebrigens ist der Hr. Verf. weit ent- 
fernt, von jenem Satze selbst eiue consequente Anwendung zu 
machen. Nicht nur^ dass er trotz dem wiederholt auf das' Zeug- 



248 AlterihamakBiide. 

]ii0S der Annalisten hindorchsudringen sacht, s. 8. 29. 30. 291. 
u. o. , sondern er macht auch bei Livias u. a. einen grossen un- 
terschied zwischen den in seinem Werke enthaltenen Rechtstra- 
ditionen und seinen- Erzählungen , un4 legt nur jenen Glaubwür- 
digkeit bei , indem er diese ab willknrlich yerwiift. Indem er 
aber solche Traditionen nicht blos in den ^ wie es scheidt, wört- 
lich beibehaltenen Formen, sondern auch in Thatsachen, Zu- 
stinden und Verhaltnissen , wie er sie überall Toraussetst , findet: 
so scheint der Boden, auf welchem er steht, ein nicht, minder 
schwankender und unsicherer zu sein, als der Niebnhrs? Die 
Entscheidung der Frage nämlich, was nun als Rechtstradition an- 
zusehen sei , scheint nicht minder subjectiver Natur zu sein , als 
die der andern Frage: wo^teht Livius auf . den Flüssen der Anna- 
listen und wo überlasst er sich seiner eigenen Dichtung? Wer 
wnrdcf z. B. nicht in seiner Darstellung von dem' caudinischen 
Bündniss, wo so vielfache Grundsätze und Herkommen erwähnt 
werden, eine Rechtstradition finden wollen? Und gleichwohl 
wird diese ganze Darstelhmg vom Verf. verworfen, s. S 281 ff., 
und es dürfte nicht sehr consequent sein , wenn derselbe einen 

' Orund, warum Livius hier keinen Glauben .verdiene, darin findet, 
dass derselbe selbst erklärt, mit dem Claudius, einem Annalisten, 
hierbei nicht übereinzustimmen? Warum konnte Livius sonach 
nicht auch hierin durch seine, zu des Angiistus Zeit allgeraeihe 
bessere Einsicht io das Verfassungs- und Rechtäwesen geleitet 
werden? oder, wenn er hierbei eine solche Einsicht nicht bewies 
oder sich, trotz derselben durch Mationaleitelkeit bestimmen liess: 
wer bürgt uns dafür , dass das an vielen andern Stellen nicht eben 
so der Fall sei? Und in der That dürften die Rechtstraditionen 
bei Livius für die älteste Zeit , wenn auch keineswegs abzuleug- 
neu, doch sehr zu beschränken sein, und namentlich dürfte der 

' von Niebuhr hervorgehobene , unter seinen Verhältnissen so na- 
türliche Irrthnm, dass die Plebejer von jeher der uaqh Brod und 
leichtfertiger Unterhaltung hungernde, dich gegen Ordnung und 
Gesetz in Widerspruch setzende Haufe gewesen seien, das klarer« 
Licht, welches noch bei den Annalisten in Betreff der jQtesten 
Zeit zu finden war , vielfach verdunkelt haben. ^ 

Wir kommen sonach auf luisern schon obän ausgesprochenen 
Satz zurück, dass eine Darstellung der romischen Verfassung be- 
sonders der ältesten Zeit der Speculation niclit entbehren könne, 
wiederholen aber zugleich die oben ebenfalls gemachte, durch 
eine stete Rücksicht auf die Quellen gebotene Beschränkung. Dass 
diese sonach nicht überall übereinstimmen können, liegt am Tage: 
diess ist afier auch bei dem Verf. nicht überall der Fall und ist bei 
der Beschaffenheit. derselben nicht möglich: demungeachtet ist 
wahrhaft historische Ueberzeugung keineswegs unmöglich. . Sie 
muss nämlich eines Theils durch die Einfachheit und Harmonie 
des aufgestellten Systems, und andern- Theils durch die allge- 



Rubine : Üeber den Entwickelang^g. derjrom. VerfosBung, 249 

meine Uebereinstiminung der Quellen gewonnen werden, welche 
leUtere einzelne IrrthiJmer in denselben nicht ausschliefst, son- 
dern dieselben und ihren Widerspruch vieiieicht sogar durch das 
Licht ^ welches über die Quellen im Ganzen Terbreitet wird, gänz- 
lich entkräftet* ' ' 

Gänzlich irren würde man aber, wenn man aus jenem Grunde 
«atze schliessen wollte, dass der Hr. Verf., wenn er auch Nie« 
buhrs Ide^n als nicht vorhanden ansieht , bei seinen Darstellun-* 
gen nicht diircb eigne Ideen geleitet worden sei. Vielmehr ge- 
ben diese seinem Werke einen yorzüglichen Werth , und es ist in 
der That ein Gennss, ihm bei der slMtigen, überall atif das End- 
ziel gerichteten Entwicklung derselben zu folgen.^ Nur insoweit 
dürfte ihm also jener Grundsatz hinderlich gewesen sein , als er 
ihn abgehalten hat, über eine gewisse Linie hinauszngehn und die 
Fäden , his auf den Anfangspunkt zurück zu verfoigen (wodurch 
freilich auch diesseits dieser Linie Manches ein anderes und rich- 
tigeres Licht erhalten haben würde): dass er aber sonst der schö- 
pferischen Kraft nicht entbehrt, wird selbst aus der kurzen In- ' 
haltsangabe der einzelnen Abschnitte hervorgehen^ die Ref. nun- 
mehr folgen lassen wird, um an sie zugleich einige wenige Bemer- 
kungen über das Einzelne anzuknüpfen. 

Mit dem ersten Abschnitt „Von der Uebertragung der romi- 
sclien Magistratur^^ (S. 13 — 106) nimmt der Hr.^ Verf.^ nach sei- 
nem eigenen Ausdruck, den Standpunkt gleich in der Mitte der 
Republik. Derselbe ist nämlich vorzüglich dazu bestimmt, der 
Magistratur unter den Römern eine grössere Würde und eine hö- ' 
here Stellung zu vindiciren, als ihr bisher beigelegt worden sei, 
und es wii^d dcsshalb~ zuerst nachgewiesen, dass/zu dem Begriff 
• derselben eine Weihe wesentlich .gehört habe , welche , ihren er- 
sten Ursprung in den ' Königen habend , gleichsam wie ein heili- 
ges, nie verlöschendes Feuer durch die Consuin fortgepflanzt 
"Wiirden sei, indem diese sie theils den niedern Magistraten, theils 
Lei ihrem Abgange den Nachfolgern ertheilt hätten, und so wie 
auf diese Art die Magistrate über das Volk gestellt werden, so 
Mrerden sie auch zweitens über die Priestercollegien erhoben , in- 
dem diese zwar Rathschläge und Gutachten abzugeben, nicht aber 
Ton ihi^er Wissenschaft eine unmittelbare Anwendung auf die An- 
gelegenheiten der Regierung zu machen befugt gewesen seien, 
was immer nur von den Magistraten habe geschehen können. Wir 
haben dagegen nur einzuwenden, 1) dass jener Grundsatz ton der 
tinunterbrochenen Fortpflanzung der Weihe eine nicht ganz unbe- 
deutende Beschränkung durch die Interregnen erleidet, wo die- 
selbe, was der Hr. Verf. .erst später erwähnt, an den Senat zu« 
rückfiel und von diesem durch die Interregen neu übertragen 
wurde ; 2) dass der Hr. Verf. die . Theilnahme des Volks an 
' der Wahl namentlich für die spatere Zeit, die er in diesem 
Abschnitt nicht minder als die frühem vor Augen hat^ viel 



250 Alterthnmakn^ide. 

Bu sehr in Schattet stellt, und 3) dass um dieses Umstandes wil« 
len die Consuln noch nicht so* franz, wie es der Hr. Verf. dar^ 
stellt, als die Inhaber der Icöniglichen Gewalt angesehen werden 
können.^ Was den zweiten Punkt im Besondern anbetrifft: so hebt 
der Ar. Verf. überall hervor , dass die renuntiatio des abgehen* 
den Consuls oder in Betreff der niedem Magistrate vdie eines ho- 
hem Magistrats nnerlasslich gewesen sei: eben so nneriisslich 
aber war auch die Torangehende Wahl des Volks, in der spatem 
Zeit für alle Magistrate^ in der frühesten wenigstens für die Con- 
^uln , und es ist durchaus unpassend , ,wenn er sich auf das Bei« 
spiel der niclit durch das Volk znertheilten Qonsulate des Marina 
und Cinna bernft, um zu beweisen, dass die reiiunciatio wesentli-* 
eher gewesen sei, als die Wahl des Volkes. Diess waren Recht»* 
Verletzungen , aus denen sich durchaus kein Grundsatz ableiten 
lasst, eben so wenig wie daraus, dass Cäsar sich durch einen Pra- 
tor zum Dictator ernennen liess, oder daraus, dass im J. 52 v. 
Chr. der römische Staat sich nach dem Zeugniss des Dio (XL, 40.) 
mehrere Monate lang ganz ohne Magistrate befand : was nach den 
Grundsätzen des Hrn. Verf. etwas ganz Undenkbares ist fs. S. 84), 
und was auch nur durch eine allgemeine Störung des Rcchtszu- 
Standes in der damaligen Zeit seine Erklärung erhält. Eben so 
wenig wird man mit dem Verf. in dem Umstai^de, dass hur (oder, 
wie es heissea muss , meist nur) dem Magistrate das creare bei- 
gelegt wird , während von dem Volke die Ausdrucke facere oder 
dicere die üblicheren sind , einen Beweis für die grössere Bedeu- 
tung der renunciatio im Verhältniss zu der Volkswahl finden: 
heisst es nicht aach romConsul, der einen Dictator ernennt, im- 
mer: dictatorem dicit? Und wenn es öfters ähnlich wie: per pa- 
tres clientesque patrum consules creati {Ltv. li, 64.) heisst : so 
kann man daraus, dass p^r und nicht a gesagt isty höchstens nur 
so viel schliess^n , dass ausser dem Volke auch noch der vor^ 
sitzende Magistrat bei der Wahl thätig war, nicht aber, „dass 
das Volk nicht als die Handlung der Creation vollbringend, son- 
dern nur als sie erlaubend, zugebend, höchstens vermittelnd dar- 
gestellt werde.^^ Was die spätere Zeit anbetrifft: so liegt ja klar 
vor, dass die Candidaten, wenn wir einmal hur das Consulat ins 
Auge fassen wollen, si6h beim Volke bewarben, dass das Volk 
aus ihnen wählte , und dass der Vorsitzende Consul nur eine be* 
schränkende Macht hat^e, indem es von ihm abhing, einen Can- 
didaten zu verwerfen (nomen non accipere) und den gewählten 
Consul zu verkünden (renuÄiare), und es ist in der That nicht 
einzusehn, wie man unter diesen Verhältnissen, wenn man über* 
haupt Volk und Magistrat als 2 bei der Wahl thätige Gewalten 
ansehen und einer von beiden den Vorzug geben will, diesen nicht 
dem Volke, sondern dem Magistrate zuerkennen sollte, zumal da 
es für den Consul immer sehr bedenklich war, von seiner Befug- 
niss gegen den ausdrücKlichen Willen des Volks Gebrauch zn ma- 



Robino : lieber den EntwicVeluDgtg. iet rom« Verfassung. 3&1 

eben. Man niiisste dann auch In Engfiand die könignehe Qewalt 
nicht nur dem Namen^ sondern auch der Sache nach über die der 
Parlamente setzen\) weil kein Beschluss dieser letztem ohne die 
königliche BestStigung GüJiigkeit er|ialt! Eben so aber wie in 
der spätem, war es in Beiiekung auf unser e Fr age 
auch in der ältesten Zeit seit der Vertreibung der Könige, das 
erste Jahr ausgenommen , wo die Consuin dem Volke ron dem In- 
terrex nur zur Bestätigung vorgestellt wurden , während dagegen 
PubHcoIa in demselben Jahre das Gesetz ^iebt, dass sich um das 
Consulat solle bewerben dürfen, wer da wolle ^ s. Plut. Piibl, 11. 
Sonach ist pchon seit dieser Zeit das Verhältniss zwischen Magi- 
strat und Volksversammlung dasselbe , wie wir es so eben für tlie > 
spätere Zeit dargestellt haben, nur dass die Volksversammlung 
als solche von der spfitern sehr verschieden ist. 

In Bezug auf den zweiten Hauptgegenstand dieses Abschnit- 
tes, die Stellung der Priester^ zu der Verfassung, wird zunächst 
über das Verhältniss der Religion «um Staat im Allgemeinen ge- 
bandelt und nachgewiesen , dass nur die Angures, welche mit den 
Ai)8pice6 gleichbedeutend sind , hierbei in Betracht kommen. In 
Betreff dieser werden «Isdann die 3 Fragen aufgestellt, 1) in wcl«. 
chem Verhältnisse die Magistrate zu den Auguren standen, ^) 
wie und durch welche Handlung sie die Auspicien empfingen, 
und 3) welches in dieser Hinsicht die Stellung der verschiedenen ' 
Magistrate zu einander war. Diese 3 Fragen werden nach einan- 
der erörtert, und man wird diese Erörterung gewiss nicht ohne 
grosse Befriedigung lesen. Die Antwort auf die erste Frage liegt 
schon in einer oben gegebenen Andeutung von dem Hauptzweck, 
der dieser ganzen Partie zu Grunde zu liegen scheint. Durch 
die )ifier gegebene Darstellung ^erhält die schwierig» Stelle Cic. 
PhiL II. § 81. viel Licht, und auch die Herstellung der bekann- 
ten Stelle des Festus (s. v. spectio) scheint sehr genügend zu sein. 
O. Müller bat dieselbe wahrscheinlich nicht im Zusammenhange 
mit der ganzen Ausführung des Gegenstandes gekannt; sonst 
würde er wohl kaum gesagt haben: quod autem satis in alüs mu- 
tat (J. Rnbino), quod intelligi nequit quo spectet, haud proba- 
verim. Er hat nämlich von Hrn. Rubino nach der Vorrede seiner 
Ausgabe nur briefliche Mittheilungen gehabt, da jdas Werk selbst 
noch nicht gedruckt war. Uebrigens ist trotz der grossen Be-, 
schränkung der Befugnisse der Augurti doch nicht verkannt wor* 
den , dass dieselben das Recht hatten , „das Verfahren aller Be- 
amten bei den Auspicien, mochten nun-dies^ mit oder ohne ihre 
Zuziehung vorgenommen worden sein , einer Prüfung nach den 
Grundsätzen ihrer Disciplin zu unterwerfen und dabei zugleich 
über die Rechtmässigkeit oder Ungültigkeit einer jeden Staats- 
handlung zU entscheiden^^: worin ziemlich viel enthalten war. 
Nicht minder bemerkenswerth ist das Resultat der auf Anlass der 
zweiten Frage angestellten Untersuchung , wonach die Auspicien 



252 ' ^ Altertfaamsknnde. 

dem gewählten Corisiil nicht durch die Ang^ni und durch einen 
besondern Act^ sondern durch den abgc^hen^en Consul durch die 
renunciatio selbst ertheiit wurden: obgleich die Deutung der 
Stelle Liv. XXIII, 31. dem Ref. nicht natürlich scheint, da es 
doch einmal dort mit deutlichen Worten heisst: ereatur -^ Mar- 
cellus (wprin schon wegen des creaiur die Vollendung der Wahl 
iiüsgednickt liegt) und: cni inei^nti magistratnm^ cum tenuisset. 
Die dritte Frage, bei welcher besonders die bekannte Stelle Geü, 
. Xin, 15. in Betracht kommt, wird auf eine minder eigenthiimli- 
che Weise beantwortet : daher ich ilrich auch lii^rbei nicht auf- 
halte. Der Hr. Verf. kommt liierauf wieder auf die Art und Weise 
der Fortleitung der Auspicien zurück, und dies iuhrt ihn noth-. 
wendig auf eine Erörterung der Interregnen, während deren die 
AuSpicien an den Senat zuri'ickiieien (s. bes. Cic. ad Brut. I, 5.), 
^Ref. kann aber der Darstellung des Dionysius in Bezug auf den 
Hergang bQi der Wahl eines Interrex Tor 'der von Niebuhr zu 
Grunde gelegten des LiTinsl(I, 17.) den Vorzug nicht.geben, noch 
auch sich i^erzeugen,.da8s noch in späterer Zeit die Wahl des 
Interrex nur den eigentlich patrizischen Mitgliedern des Senats 
zugestanden habe, wofür der Beweis lediglich auf Cie, Legg, III. 
§ 9.: Auspicia patrum sunto , l>eruht, obgleich patres hier offen- 
. bar den ganzen Senat bezeichnet. Wie hätte sieh auch ein solcher* 
Vorzug bei df r damals s6 geringen Zahl der patrizischen f^amilien 
behaupten können ! Dagegen erhält der bei der Wahl einesinter- 
tex übliche Ausdruck: patricii coeuht^ eine sehr willkommene 
Brkläning, da es in diesem Falle wirklich nöfthig war, dassdie 
Senatoren, weil das Oberhaupt fehlt; sich ohne Berufung -ver- 
sammelten (S. 90 ff.). ' 

Der zweite Abschnitt (S. 107 — 143) handelt von dem Kö- 
nigthume, und hat eben so wie der dritte von dem Senate und dem 
Patriziate handelnde (S. 144 — 242) und der vierte , welcher die 
Volksversammlungen behandelt (S. 233 — 500), zum Htiuptzweck, 
>den Königen eine viel höhere Stellung .einzuräumen, als bisJl^er 
geschehen seh Beide stehen also in einem engen Innern Zusam- 
menhange mjit dem ersten Abschnitt, und führen eigentlich diis, 
Was in jenem über die Magistratur ^m Allgemeinen angenommen 
ist, nur in den engerii Grenzen des Königthums weiter aus. Ref. 
möehte dagegen sogleich yon vorn herein eine Bemerkung geltend 
machen, welche den aufgestellten Beweisen Vieles von ihrer 
Schärfe zu benehmen scheint, das ist nämlich diese, dass sich 
vor Allem für diese älteste Zeit aus dem Stillschweigen der Autoren 
iii vielen- Fällen nichts folgern lässt. So wie daraus, dass die 
Wahl der Consuln bei Livius im ganzen Bereich seiner Geschichte 
häufig nur mit den Worten: facti consulcs, gemeldet wird, Nie- 
mand folgern wird, dass in diesen Fällen die Comitien' oder wer- 
sonst darauf Einfluss hatte , keinen Antheil an der Wahl genom- 
men hätten, oder so wie die Nichterwähnung der Fetialen bei 



BulHno:.Ueber ileii Eotwickelnnggg. der rom. VerfaMong. 253 

der Ank&ndigim^ eioes Kriegs oichts gegen die Allgemeinheit des 
Satzes , dass dieselben bei einer solchen Gelegenheit immer thä- 
tig waren, beweist: so ist es auch unstatthaft, daraus, ^ass 
die Könige häufig Krieg ankündigen., Frieden schllesseil^ 
Bündnisse machen undtlergl.,. ohne dajss der Zustimmung des Se- 
nats oder der Bestätigung des Volles gedacht wird, zu schliesscn, 
dass dieselbe wirklich nicht stattgefunden habe. Eben so wenig 
scheint ein andrer Schluss^ den der Hr. Verf. macht, richtig zu 
sein. So wie nämlich die Sage überhaupt Alleß gern ah eine her- 
vorragende Persönlichkeit und an einen berühmten Namen an- 
knüpft, und daher bei Kriegszügen und Wanderungen meist nur 
den Führer nennt, ohne, des Heeres oder besonderer anderweiti- 
ger Mittel zu gedenken, und bei Gesetzgebungen Alles an einen 
Namen anknüpft , mag auch das Weseptliche derselben schon in 
Aem Herkommen enthalten oder vielleicht erst später hinzugefügt 
worden sein (man denke nur an Lykurg und Solon): so hat sie 
auch in Rom die bedeutendsten Einrichtungen sämmtlich mit den 
' Namen der Könige in Verbindung gebracht, und dabei weder der 
von den Königen unabhängigen Entwickelung vieler Einrichtun- 
gen und Verhaltnisse, noch der etwaigeii untergeordneten Kräfte, 
die unter den Königen hemmend oder fördernd eintraten, gedacht. 
Man.>irlrd also hieraus keineswegs, wie der Hr. Verf. thut, schlies- 
sen dürfen^, ~dass die königliche Gewalt wirklich der alleinige und 
unmittelbare Quell aller Gesetze und Befugnisse gewesen sei. Der 
Hr. Verf. gesteht diess hier und da selbst gewissermassen zu (s. z. 
B. S. 117. 121. 124.): wenn er aber gleichwohl (iarauf besteht, 
dass in dieser Beschaffenheit der Sage eine Kechtstradition ent- 
halten und dass sie sonach für seinen Zweck beweisend sd : so ist 
diess aus dem Gründe nicht zuzugeben, wdl^ diese Beschaifenheit 
nicht der römischen Sage eigenthüralich , sondern, wie wir ffese-, 
hen haben, ein allgemeines Merkmal der Sage ist. Uebrigens. 
atimmen wir mit den im Eingang zu dem zweiten Abschnitt vor- 
ausgeschickten allgemeinen Sätzen meist überein , -und finden sie 
zum Theil ganz treffend* (z. B. S^ 109 fl.) : auch sind wir weit ent- 
fernt, eine streng geordnete constitutionelle Monardiie anzuneh- 
men, die schon deswegen undenkbar ist, weil der Monarch selbst 
unverantwortlich' war und keine , verantwortlichen Minister hatte 
(wodurch sich auch die Verieindungen zwischen König und' Patrizi- 
ern, und die Anwendungen von Gewalt von Seiten der letztem 
gegen den erstem erklären , »worauf der Hr. Verf. für seinen Be- 
"vTeis grosses (Grewicht legt): dass aber die Volksversammlung der 
Curien, um mich eines modernen Ausdrucks zu, bedienen, schon 
constituirt, und dass es das Herkommen forderte, dass der König 
sieb in allen wichtigen Angelegenheiten befrug, mochten auch ge- 
waltthätige Könige das Herkommen verletzen und, weil eine 
Grundbedingung des Bestandes der Monarchie fehlte, lange ün- 
gestr^tverielzen, scheint theils aus den gleichwohl yorkonunen- 



254 AltertbimiBkaBi«« 

den^ gogleich zu besprechenden ErwilnrangeQ eine« solchen Her- 
gangs, iheiis ans der in der Zeit der Republik klarer herrortre« 
tenden Entwickelnng eines solchen Verhältnisses, die ohne her- 
kömmliche, schon in der Zeil der Konige stattfindende bestimmte 
Anfange uudeiikbar wäre, theiis ans der Servianischen Verfas- 
sung, weiche wenigstens in der seit Niebuhr allgemein angenom- 
menen Weise, dass nämlich durch 8je auch die Plebejer Antheil 
an dw Rechten der Volksversammlung erhielten, nicht hätte 
ins Leben treten können, wenn nicht' die Patrizier SQJiche, wenii 
auch nur durch das Herkommen geheiligte Rechte in ihren Ctir 
riatcomitien schon besessen hätten,^ klar und unleugbar hervor- 
zugehn. An eine Souverainetät des Volks zu "denken , ist auch 
Ref. demnach weit entfernt-: von einer solchen kann man nnr in 
der letzten Zeit der Republik sprechen , und auch hiei^ bestand 
sie , da in -der Theorie die beschränkenden und das Volk aufwie- 
genden Rechte der Magistrate auch damals festgehalten >rnrden, 
nur in der Praxis, welche sich häufig an diese Rechte nicht kel\rte. 
t Sonach bleiben auch die Ausspruche der Alten, dass das Volk der 
Freiheit erst nach und nach in ihrem ganzen Umfange theilhaftig 
geworden sei, vollkommen wahr , selbst wenn. man hierbei, was 
dem Ref. jedoch das Richtigere scheint, nicht vorzngsweise an 
die zur Zelt der Könige bis auf Servius und auclv nachher wieder 
unter dem zweiten Tarquinius von dem vollen Bürgeri^echt, dieses 
im autiqiien Sinne des Wortes gefasst, ausgeschlossene Plebes 
denken will. Was aber den Ausdruck popnlns Romanus anbetrifft, 
-welcher, wie der Hr. Verf. dargethan hat (S. 235 ff.), öfters ge- 
nannt wird, wo nur der Senat thatig ist, so findet dieser nach 
unsrer Ansicht eine viel genügendere Erklärung, wenn man den 
Senat als den Vertreter des Volks ansieht , als wenn man mit dem 
Hrn. Verf. darin nur die Andeutung findet, dass, w^s der Senat 
thue , doch für das Volk geschehe. 

Der Hauptinhalt des dritten Abschnittes iiber Senat und Pa- 
triziat ergiebt sich schon aus dem oben beispielsweise angeführten 
Satze, dass die Patrizier durch die erste Creirung deV patres v. s. 
der Senatoren vom Könige geschafi^en worden seien, und ans der 
ebenfalls schon erwähnten Ansicht, dass die königliche Gewalt 
Ihi Wesentlichen unbeschränkt gewesen sei« Demgemäss stellt 
der Hr. Verf. die Erörterung des Senats der des Patriziats voran, 
und sucht zimächst darzuthun , dass dem König die willkiirliche 
Ernennung von Senatoren zugestanden habe. Wenn, er aber den 
Hauptbeweis hierfür besonders auf die Stelle de^ Festus : Prae- 
teriti senatores, quondam in opprobrio non erant, quod ut re^es 
sibi legebant sublegebaotque , quos in consilio publico habereot, 
ita post exactos eos consules quoqüe et tribnni nillitum consulari 
potestate coniunctissimos sibi quosque patriciorum et deinde ple- 
beiorum legebant; xlonec Ovinia tribunicia intervenit, qua tonctnm 
est , ut censores ex onuii ordine optimiun quemque cariatim in ae- 



Kubinol Ueber dön Entwickelaogig^ 4er rum. Vcr{as8aDg. 255 

nattim legerent^ gründet: 00 ist, selbst die vollständige Auetort- 
tat dieser Stelle vorausgesetzt, viel wahrscheinlicher, dass durch 
die Lex Ovinia nur einem Missbrauch Schranken gesetzt wurden, 
der bei der ältesten Bildung des Senats unmöglich war, und fer- 
ner bietender Umstand , dass auch noch die Lex Ovinia eine Aus- 
wahl nach den Guriea (ciu-iatim) anordnet^, einen starken An- 
haltepunkt für die Annahme, dass Curien und Geschlechter ur- 
sprunglich, wie Niebuhr annimmt, ohne Weiteres ihre, Aeltesten 
in den Senat sandten. Wo sonst das legere jn senatum vom Kö- 
nig erwähnt wird: so ist es entweder in dem Falle, wo zugleich 
neue Geschlechter unter diePatrizier aufgenommen wurden (so 
auch Liv. IV, 4.), oder es ist eine willkürliche Maassregel, wie die 
des Taripiinias Priscus, welche als eine solche deutlich genug 
durch den Ausdruck des Livius (I, 35.) bezeichnet wird: f actio 
haud dubia regia, cuius beneficio in senatum venerant. Dass 
übrigens* die Könige nach und nach, als die ursprünglich geltende 
Ordnung sich nicht. von selbst fortführte, die erledigten Stellen 
eben so besetzten, wie diess spätet die Consuln und Censoren tha- 
ten , soU damit keineswegs in Abrede gestellt werden. Eben so 
wenig soll in Bezug auf das Verhältniss des Königs zu dem Senat 
geleugnet werden, dass der König ihn berief, dass er den Vor- 
trag an ihn machte und überhaupt Alles das that, was dem Vor- 
sitzer desselben zukam; wollte man aber daraus die Folgerung 
ziehen, dass die Berufung willkürlich gewesen sei, und dass der> 
König nach Belieben mit ihnen und ohne sie habe handeln kömien, 
so müsste man diese Folgerung auf alle Zeiten ausdehnen , da die 
Consuln in dieser Beziehung die sämmtlicheli Rechte der Könige 
geerbt hatten. Nun finden sich aber auch zwei öfientliche Acte, 
wo, wie der Hr. Verf. selbst hervorhebt , die Entscheidung des 
^ Königs an den Senat gebunden war, woraus man, wenn man das* 
oben über die geringe Beweiskraft des Stillschweigens der Quel- 
len in den vorliegenden Fällen Gesagte hinzunimmt, mit viel^öa-' 
aerer Sicherheit schliessen wird , dass es in ändern Fällen von 
Wichtigkeit eben so üblich war, als dass in denselben das Ge- 
gentheil stattgefunden habe. Diess liegt auch in der Stelle des 
Livius (I, 49.) : Hie enim regum primus traditum a prioribus mo- 
rem de omnibus senatum consulendi solvit: domesticis consiliis 
rempublicam administravit: bellum, pacem, foedera, societates 
per se ipse, ciun quibus voluit, ininssu populi ac senatus, fecit 
diremitque, wo der Hr. Verf» die Worte domesticis consiliis zu 
übersehen scheint, wenfi er nur die auswärtigen Angelegenheiten 
unter den „allen^^ verstanden wissen will , die er aber selbst wie- ' 
der in seiner Ausführung rücksichtlich der Theilnahme des Se- 
nates an ihrer Leitung sehr beschränkt. Was übrigens die Be- 
schränkung des Ausdrucks patres auf die Senatoren betrifft: so 
ficheiiien die Stellen, welehe von dem Hrn. Verf. selbst angeführt 
werden (S. 187. Anm. 2.) , sehr scbwer mit dieser Ansicht ver- 



256 A llertbamskande. 

ciabar zu sein, utfd die abwehrende Behatipiong, dass mao au der 
Stelle Liv. IL, 33. „aus dem Ausdruck des LiTlus nicht ont Sicher- 
heit auf den Wortlaut des alten Gesetzes selbst^^ schliessen kön^e, 
scheint g^eradö hier ungenügeüd , da es ein allzu grosser Beweis 
gegen des Livius Kenntniss dc^ Staatsrechts, worauf öfter hinge- 
deutet wird, sein wurde, wenn er gegen den wahren Sinn patres 
für Patrizier gebraucht hätte» Der Grund aber, warum man con- 
nubia patnim cum plebe und nichts patriciorüm gesagt habe, näm- 
lich der , dass die Frauen mit hätten eingeschlossen werden müs- 
sen, und dass man deshalb „kurz der Klasse plebs (nicht plebeii) 
die Klasse patres entgegengesetzt^^ habe , ist dem Kef. ganz rätli- 
selhaft. Waren die patricii nicht~auch eine Klasse oder ein Stand? 
oder waren sie es vielmehr nach des Hrn. Yerf. Ansicht iiicbt 
ganz aliein? und warum * könnten unter patres die Frauen eher 
mit eingeschlossen sein als unter patricii? Auch folgt daraus, 
dass man den einzelnen Patrizier nicht pater nannte, sondern uuus 
patrum u. dgl. , keineswegs, dass man bei diesem Ausdruck nicht 
an das Verhältniss zu Olienlen oder zu Einzelnen , sondern mir 
au die Beziehung der Gesammtheit zu dem Senat denken könne. 
Hätte man , vorausgesetzt , dass der ganze Stand den Namen pa- 
tres wegen seiner Vormundschaft über dfe Clienten geführt habe, 
einen Einzelnen pater nennen wollen , so würde man ja diesen als 
den einzigen Vormund sämmtliclier Clienten bezeichnet und ihm 
einen Vorzug gegeben haben, der nur dem König gebührte, wel- 
cher als pater xaz i^oxijv diesen Namen mit Recht führte. — 
So wie njan nun aber auch in diesem Abschnitt überall viel Vor* 
treffliches findet: so wird man auch die Ausführung des Satzes, 
dass die Patrizier ihr Ansehn ihrer geistigen IJeberlegenheit ver- 
dankten, die sie als alieinige Inhaber der Priester- und Rechts- 
lehre besassen , mit voller Zustimmung lesen , wenn man nur die 
Voraussetzung, dass die Grundlage ihrer hohen Stellung Geburt 
und Herkommen gewesen , hinzufügt. 

Nach dem bisher Gesagten hofft Ref.,' da es ihm vorzüglich 
auf eine Prüfung der Gnindsätze des Hrn. Verf. ankommt, über 
den längsten Abschnitt des Buches ziemlich kurz hinwegzukommen. 
Da ihm diese Kürze bei dem Zweck dieser Blätter Pflicht ist: so 
geht er zunächst über eine die comitia calata behandelnde Partie 
(S. 237 — 253) hinweg, da sie mit dem Hauptzweck des ganzen 
Abschnitts nicht in der allernächsten Beziehung isteht. l)agegen 
darf er die darauf fohgende allgemeine Auseinandersetzang über 
deu Zweck der Volksversammlungen nicht übergehen. Der Hr. 
Verf. widerlegt }iier die Ansicht, dass die Magistrate mit densel- 
ben über die öffentlichen Angelegenheiten berathen hätten , mit 
vollem Recht; er thut dar, dass die Beschlüsse derselben für das 
Volk verbindlich gewesen seien ,. wiederum mit vollem Rechte; 
und eben so richtig ist es, dass der Vortrag immer von den Ma- 
gistraten ausgegangen &ei und dass also auch diese ^ resp. die Kö- 



. . Rabiao: lieber 4^ £ahrliikel«iigs|^. dir ronr. Verfassung. S57 

nfge, Eiii§ofli4Hi8ge{ibt, wk ja noch ia spitefet Zctt der Voiks- 
bjeichlos« der anctorittfs patrum bedurfte. Dies« kann man Alles 
zugel^n (wiewobl der letzte Gegensti^nd ei^entlieli noch einer 
Beacbra^uiig bedarf): dine dass jedoch die VolksversammluDgea 
aufhörten, eiile Stelle in der Reihe der höohbtea Gewalten e{n- 
sunehmen, ohne daaa daraus folgte, dass dfeGeaetse, wieder 
Hr. Verf. später auch auf etymologischem Wege zu beweisen 
sucht (S. 353.) 1 nichts. als Auflagen gewesen wären, oder dasa 
ein Volksheschliiss, wenn er fertig gewesen, ohne Weiteres hätte 
igaorirt werden können. Der Ilr. Yerf; scheint hierbei, wenn er 
alle die genannten Umstände in Abzug bringt und ihm fast nichts 
als Rest der Voiksgewalt übrig bleibt, nielit beachtet zu habeo^ 
dass das, was er gleichwohl zugicbt, dass da«hVolk niimlich das, 
was es ab bindend für sich ansehen, sollte, selbst bestätigen, 
musste, wahrhaftig nichts Kleines. ist, und es scheint ein Irrthnm 
zu sein , wenn er einen solchen Gesichtspunkt von einer Bestäti- 
gung der Gesetze y wonach dieselbe keinen andern Zweck |iatte, 
als das Volk daran zu binden, für einen der Römischen Yerfas-» 
snng ei^enthümlichen hält, da diess vielmehr, wenn wir picht ir- 
ren, übemll der Hauptzweck sein wird. — Hierauf knüpft der 
Hr. Yerf. die Disppsition d^ ganzen Abschnitts an die Steile d^ 
Bionjrsius (II, 14 ) an: xS dh öf^fiovixtp aki^&ei tula rail^Ta imB' 
tgitifsv (ö 'PcifAvkog) , «(^^i^aipcaiageiv ta ual vofiovg im^cvgovv 
%al Ttsgl noXi^QV duxfiyvmöKBiv^ Stav 6 ßadksvg iq>^^ und 
prüft sonach nach einander die in den angeführten Worten, ent- 
haltenen Befugnisse der Volksversammlung, indem er sie. so ziiM»- 
lieh auf nichts zurück^führen sucht. Hierbei ist zunächst au be- 
merken , ^ dass der Zusatz otixv 6 ßa^iXsüg £9^0 sn jenßr Stelle^ 
das nicht hedeutet, was es nach dem Hrn. Verf., der an einer 
andern Stelle viel Werth darauf legt (S. 294), bedeuten soU. 
Man mag ihn übersetzen, wie der fifr. Verf.t4hut: „so oft der Kö^ 
nig sie ihm zuweist^^: darin liegt. aber nicht, dass diess in seiner 
Willkür gelegen habe, aendem nur, dass der König, eben so wie 
^später die Magistrate, in den Versammlungen Vorsitz und Vor- 
trag hatte. Dass Dionysins sielbst an eine solclie Besdiränknng 
nicht denkt, lehren andere Stellen , wo er die Befugnisse der 
Volksversammlung eben so bezeichnet (IV, 20. VI, 66.), ohne je- 
nen Zusatz zunnachen : und sollte er, während die übrigen Worte, 
wie der Hr. Verf. richtig bemerkt, nichts als eine von ihm selbst 
geitaaohte Abstraction sind, diese wenigen Wort^ ans einem bes- 
ser unterrichteten Annalisten genommien haben t Uebrigens 
musste der Hr. Verf. hier sogleich wieder auf die oben ausge- 
schriebene Stelle Liv, I, 49. zurückkommen: diess geschieht auch 
S«259. Anm.^ aber die Art, wie er die Stelle durch Erklärung 
zu beseitigen sucht, ist gänzlich unzulässig. Wir haben schon 
ohen g^^en,.da8S sie auch rücksichtlich des Senata>gegen die 
Ansichten des Hrn. Verf. spricht. Demungeaohtet wird liier, , wo 

iV. Jahrb. f, PhiL m. Paed, od. Krit. Bibl. Bd, XXIX. Hfl, 3. 17 



5t58 AlUft|i«ntliii«if» 

et iBich Hin das Yolfc handelt, dte g%nm Kraft der Stelle auf den 
Benatconcentrirt: das Yoik Mi mir gelegentfieh zara Senat hin- 
iRigefttgt adn, dann sotl auch aus der nn^ewöhnlichen Stellung; 
hervorgehen (da man sonst senattis popiilnsque Rom. sagt), dass 
die Brw&hnnng^ des Volks nnr auf beUuni) welches auch voran- 
^teht, gdle. Dass aber die Erwähnung des Volks hier nicht als 
«mlergeordnet angesehen werden kann, geht schon daraus hervor, 
llass foiuBsn popuU ac sehatus gesagt iist ^ wo 4niu8su nitr zu pa- 
puii passt, so dass eher senatua etwas surnoktrHt, ferner giebt 
aueh gerade jene Umstellung dem jiKT/i/z/f einen besondern Nach- 
druck : denn ^dass , wenn bellum , pacem , fi»edera , societates 
«oi^ausgeht und hiiussn populi ac senatus folgt, die Erwühnung 
' des populus nur in Beziehung auf bellum geschehen sehi sollte, 
Ist ganz undenklich, abgesehen davon, dass ja nach dem dritten 
'Ab^hmitte auch der Senat nnr eigentlich bei den Xriegserklarun« 
-gen gefragt wurde. 

Ais Resultat der Untersuchung «her die Theiloahme des 
Volks an den Kriegserklärungen und Frledensschlisseiil stellt sich 
iieratts, dass die Kriegserklärungen meist, obgleich nicht nach 
einer strengen Regel , nach eingeholter Genehmigung des Volks 
^^di^en seien , dagegen seien die FrledeassdiUisse und Bund- 
AiSBe bis auf den caudinischen Frieden unabhängig vom Volke ge- 
wesen , und man kann mit diesem Resultat übereinstimmen, wenn 
man nur den zweiten TheiUein wenig anders fasst und sagt, dass 
JD diesem zwdtea Falle das Herkommen weniger stringent gewe- 
-aen sei, als in dem ersten, weil es oft schwierig war, die Ein- 
-«thnmung des Volks vorher einzuholen «nd dieses hierbei nicht 
'mo sehr, wie bei den Kriegserklärungen betheiligt war. Zwingend 
«kid übrigens die Beweise, welche von der Miohterwahntmg'des 
Volks bei Friedensschlüssen entnommen werden ^ nuch hier nicht, 
-wenn auch der Friede oder das Bündniss sogleich nach dera^Se- 
«atsbeschlnss ins Leben tritt: diess ist auch spater, weim der 
'Friede yon dem Feldherrn geschlossen wurde, der Fall, ohgleich 
die Genehmigung des Volks noch eingelioU werden musste. Ue^ 
her 'einen andern Beweid, den der Hr. Verf. daraus entnimmt, 
dass die Friedensschlüsse später ihre Betätigung duri^ die €o- 
imitia tributa erhalten hatten , während die Kriege durch die cea- 
turiata erklärt wurden, lasst sich birfier »och nicht nrtheileo. 
Er beruht nümlich darauf, dass die oomitia trlbat», m^ Ausnuhme 
der ieges, mir solche Befugnisse gebäht, wddie von dem Vott^e 
überhaupt erst später erworben worden seien, und diese Annahme 
-bangt wesentiiioh mit der Niebnhrscben Ansteht von der nrspriing- 
•Beheo Stellung der comkia curiata zusammen. . Nach Niebtitir 
kann man nämlich die Sache eben so gut ao ansehen , dass die 
comttia tributa besondere Befugnisse hatten, welche früher d<5n 
em>lata zugestanden hatten. Uebrigens macht Ref. noch auf die 
Wideiiegung der Niebuhrschen Anndit, dass bei Polybius timl 



2 



linbloo: V^bef den Eat#iekoIdngsg. die rdm. VerfassaDg. 9S$ 

Biodor filr das Volk in^ den comitia tribuia immer 7ik^^, Ute 
d^fcog geset2t verde (8. 260 ff.), ond auf die AasdaftiidaneAsttiig 
des Untenichiedg iwiachen foedoa, ^naio niid paetio (S. 276 ff^ 
üufinerkgam. Jene Niebiihrsehe Aiinahnie i«t aa urslik^rliatLi 4tuB 
man wünscht, sie mit einem Warte widerlege« z« JmMieo, da 
aonst der Gegenbeweis aus dbaelnea Beii^ieleB^ wie ihn derfif; 
Verf. gefuhrt hut, dendich weitiäuSg i»t. Diess adieiat Abt 
wirklich ganz sdilagend T^Nviittekt des Nameos der IVIbunes^ 
welche auch bei aolcliea SchrifltsteUem , via ai« JUebul» OM^iiil, 
immer d^pLaf^xoi^ nie «Ai^apxvM heisaea^ gascfaehea an J^naea« 
Ela foigl die Prüfung des' Wahlrechtes der VdUcsversaaunhing 
S. 296 -- 351), welches sich aadi dem Hrn. Verf. ,,anf dfee aeii 
1er Entstehung des Wahlreidies eingeführte Aanabae. des vai^a- ^ 
«cblagenen Königs, «uf ein vorläufig gegebenes Vcrspreitea, flto 
In dieser Eigenschaft ananerkennen «ad «im Falge jm Ifibtea^» 
beschrankt- Man whrd die Bevejsluhmag fiir diesen Snta geiriaa 
ndt Zustimmung lesen. Dodi durfte die veüeir atti^gdKOirie €to- 
-fichichte der Qnastur noch indit gana liefiledigea^ da eaimarar 
bedenklieh bleiben durfte, gegen das Zeugniss des SenqNmina 
und Piatarch zu behaupten , dass die aehaa aor Zeit der Keni^ 
bestehenden Quastar^ aelt dem ersten Jähre der ftepubift neben 
ihren staatspolizeiliehen Geschäften noch die Venraltung das 
Staatsschatzes geführt hätten, staU für dieaea letzten 'Zweck 
2 besondere za der angegebenen Zeit eiageaetate ^aaatoren na- 
sundimeB. Auch dürfte die Frage aufgeimfea werden kamien, 
oli nidit mandie der Ton dem Verf. taufgevorfeaen und au aaaem 
Zveck benDtzten Bedeliken sich daduich lieben laaaea würden, 
dass wtmu tfich die „patriziscbe Ver&asuttg*<^ aick^ als ▼eraehmel- 
zend mit der plebejischen nad m dieser jmrerletat erhakeo , son< 
dem wenigstens zum Tfaeil sich in dieser «nfl&Mttd und aJao ^ev- 
schwindend dächte: dae Frage, ^ auf den» Beanivöitung ric^ 
Bef. an diesem Orte nstüriicii nicht eifdassen kaam. JMe EpadMt, 
wo mit dem Tode dea Aomulns ^das Brbreich sa dn WaUveidh 
Tcrwandeit wird, weii Ronmlus keinen lE^en kiatarlisat , ist ge- 
bührend fierrorgx^ben. 

Die Prüfung der Theflnalune^es Volks an der »esetagdnfeiig 
1>eginnt mit einer weidiafigem Untersnchun;[^ über die Ics cariala 
de hnperio {8. 360—899). Diese ist Ton den Königen und iwn 
den ihre ^lle vertretenden höberen Magastraten selbst beantragt 
worden , und hat ziim Zweck, von Seiten des VoHb die Anerkeä- 
nnng des imperiam (welches von potestaa zu natacseheiden ist) au 
erlangen. Fiir die niedem Magistrate wordevaie Ton den Könige 
und den Consuln Torgeschlagen , welche letzteren in der ältesten 
Zeit die niedem Magistrate ernannten, und gri) jenen das Hecht, 
diesen Stucke des imperiom zu übertragen , und ganz ähnäch ver- 
hält es sidi wahracheinlidi auch mit der lex cumta vber iBe 
Lictoren, nur dass diese nicht ah StellTortreter, aonderti ala 

17 ♦ - 



260 Alier liiBaiBkBaie. 

Weifaeoge ihres Imperimin uetkamit wurden« Der Beweis far 
diese Sitse ist Turtiefflicli, und rucksichtlieli der hohem Ma^- 
«inte ür die spitere Zdt^ wo die Curiateomitien ihrem We- 
sen na^h erlosciien waren, Tolil^onunen uberzea^nd* Man Ter- 
misst nur, um das Werden räies solchen Veriialinisses mit Sicher- 
heit sn beuMheilen, eine feste Anncht Aber das-aligemeine We- 
sen der Coantin cartata, über weiches sich der Hr. Verf. in nn- 
.nenn Bande nirgends ausspricht, oligieich hier und da die An- 
nicht duMischinunert, da» sie ilmi als demoluratisch gelten, 
s. B. B. S. 388, wo er sogar einen Beweis hierauf gründet. Hier- 
her schont er den Leser erst im fünften Absthnitt aufklaren zu 
wollen, anf den wir daher sehr gespannt sind, obgleich wir nicht 
verhehlen, dass nach unserer Ansicht eine bestimmte Ansicht an 
'die Spitse des vierten Alischnitts hüte gestellt werden müssen. 
Als eine Andeutung hierüber ist besonders S. 358. Anm. 1. merk- 
'würdig, w6 erin der iüuißgwiedeikehrenden Formel: utquodplebes 
hississet populum teneret, xLater populus die Regierung oder die Ma- 
gistrate versteht. So lange man aber über diesen Punkt nicht im Kla- 
ren fst, lasstsich auch über die S.390. Anm. 1 ff. behauptete wirk- 
liche Fortdauer der Curiateomitien nichts bestimmen: die daselbst 
▼o^ufig mitgetheilten Beweise sind an sich nicht zwingend , und 
werden na«di des Ret Ansicht sdion darch den aligemein ausge- 
krochenen Satz Cioeros {de leg. agr. or, 11. § 27.): Nunc quia 
piuna lila comitia tenetis centuriatn et tributa, coriata tantum an- 
npiiaonun canssa remanserunt, aufgewogen. Was die. lex curiate 
für die niedem Magistrate und für die Lictorcn anbetrifft: so &st 
flidi die Barstellnng des Hm. Verf. bei dem Mangel an Belegstel- 
len nur eis eine Vermuthung, die aber jedenfalls sdir sdiarfsin- 
■Ig ist, ansehen. Wenn wir übrigens schon im Bisherigen mit 
•den Ton dem Hm. Verf. begrenzten materi<älen Inhalt der könig- 
lichen Hadit einrerstanden gewesen sind und es nur zweifelhaft 
lassen wollen, ob das Volk geradezu von der Milhandlung bei 
Friedensschlüssen und BnndiJssen ansgeKhlossen gewesen sei, 
•und ob die lex enriatn msprünglich nicht dodi mehr als eine 
blosse Fomi gegolten habe (denn so wenig der ümstapd , dass 
^cine Verwerfong des vom Interrex ernannten Königs von Seiten 
der Comitien oder des Senats nirgends erwähnt wird « ^ic Wesen- 
'issigkcit der Zustimmung dieser beiden Körperschatten beweist, 
an wenig duHle der gMche Umstand bei der lex curiata diese 
'Folgerung nach sich ziehn): so stimmen wir auch rnckstchtlich 
der ganzen Gesetzgebung dem Um. Verf. bei; wenn er sagt 
(S. 4U7), dass die sogenannten leges regiae nichts Anderes seien, 
als alte Aufiwichnungen des religiösen Gewohnheitsrechts, dessen 
Entstehung zum Theil über den Ursprung der Stadt hinausliege, 
und dass ein gleicher Fall auch bei den übrigen Gesetzen sUtt- 
•inde; wir leugnen also nidit, dass eine Theilnafasse des Volks 
* an der Gesetzgebung kaum stattfinden konnte, da es eine solche 



Rubino: UeberdenBDtwtckelttiigtg. der rto. Terfftftaog. IHf 

fast gar nicht ^ab , ' dieselbe tielmc&r ied%licfi fa* der riek ivtm 
selbst machenden Fixirang des Herkonmieiis bestand. Wtini er 
nun abeV gleichwohl öine bestiah^te Fassung dieses Gewohnbetta«;^ 
rechts m seinen einzelnen Thdlen dnrch die FriettereoUegieni 
oder vielmelir dnrch die ursprünglich - deren GewaU inmebabeiide» 
Könige annimmt, und sanach die Könige als nngefainderle. unft 
unbeschränkte Gesetzgeber darstellt: so läuft djifss anf eifie Vor^ 
stellungsuveise hinaus, Ton der wir schj^n oben bemerkt vhaben, 
dass wir sie nicht als gegründet ansehen. Auch hebt er, wenn 
er die Könige Gesetze aufzeichnen lässt, einen Beweis, den er 
S.409 aus dem Verlangen des Volks nach geschriebenen Gesetaea 

/ableitet, selbst im Wesentlichen wieder auf : einen Beweis, .d^i^ 
freilich, wenn man annimmt , dass die Plebejer dies^ VeriaageQ 
hegten und aussprachen , ohnehin^ zu nichte wirct, da ja demnadi 
die Patrizier in ihren Comitieu eine beliebige Theilnahme an den 
Gesetzen ausgeübt und eine beliebige Wissenschaft daran gehabi 
haben konnten. Da^s das Wort lex an sich eine Zustimmung des Volka 
nicht nothwendig erfordert, scheint uns vollkommen klar KU itfein, 
80 klar, dass es einer so ausführlichen und wiederholten Beweia- 
führnng kaum bedurft haben möcht^. Auch schdaeii die SteQen^ 
welche für jenes sprechen, immer nur die lex im Gegensatz. ge». 
gen plebiscitum ins Auge zu fassen. 

Es bleibt uns nun noch ein Anhang dieser letzten Unteräb- 
theiinng übrige nämlich die Untersuchung über .die provocatio ad 
populum (S. 430 — 498), wonach diese auf die indida perdueUio-* 
Bis beschränkt' wird. Ob^eieh nun auch hier Manches zweifei-* 
faaft bleibt, obgleich namentlich der* Ausdruck bei Cicero. (<i^ 
rep. n, 31.) delr Ansicht des Hrn. Verf. in ihrer weitern Ausfoh- 
rung widerspricht, weil es dort ausdrücklich heisst, dass maiif 
nicht blos unter den Königen, sondern von den Könige«i tpro^« 
cirt habe, was Hr. R. leugnet, obgleich endlich die ErzählilBg 
Ton der Provocation des Horatius unter Tulk^ HostiKus, auf wel- 

-cKe das Resultat der Untersuchung sich vomdimtilch gründet, inn 
sofern noch demselben widerstrebt , als sich sein Verbredien nne 
sehr künstlich als eine perdueUio in dem vom Hrn. Verf. aelbit^ 
sehr scharfsinnig deducirten Sinne darstellen lässt.r so ^enthälfc 
doch auch diese Partie, wie das ganze Buch viel Wahcea «nd 
Treffendes, was mnr uxxr der Baum verbietet besonders hervor- 
zuheben. * . 

Ref. schliesst also hiermit seine Anzeige. Ob es ihm mU 
seinem Gegenbemerkungen auch nur hier ^und da gelaflgea sein 
werde, den Hrn. Verf. für sich zu gewinnen, möchte er selbst 
sehr bezweifeln, theils weil diess überhaupt einem Rec. selten ge^ . 
lingen wird^ theils und besonders auch desswegen, weil es ihm 
um Grundansichtien zu thun gewesen ist, die meist, und zwar 
nicht selten uubewusst, tiefere Wurzeln haben, als sie selbst die 
ausf fibrUchste l)aratellung darlegen kann. Dagegen hofft er^ dm 



Itf«lel»tfeli« •fY««1iflb 



«iMh 4cr Hr. Vdrt bt Böen im» BemSlIfem iidi In die d«rgdegton 
AmaUbt^ UodonfdcBkeii^ nad die Werthschäixoiig^ die ^r s«- 
aeM tfbe» so idur von aui^brelfceter, ^rundlicher Geleitminkeit, 
lAi fon einer mit dieser niehi eiisoiiaefi^ Terbimdeaen Freilieit 
ikr ^9ingattg mai Oewandttielt der DtieteUndg aiengeaden Werke 
triü^ mthi rerfcennen werde. 

M efifins^en. I>r. Peter. 



Lateinische Sehulgrammaiik itm WVBh. Hwm^ Btume, 

Dr. der Tb^oL and Phil. rnidP^sf. dw RKter-Akadenri« s« Braa» 

' deithurg n. #. lr. S^eUe , limg^earbeltote und TemebHe Auflage« 

PaM&ni , 1839. Verlag ton Ferd. Riegel. XIT. 280 g. | Thlr. 

täateinisehes Ele mentarbuch von demselben. Dritte seht 
verbeiaerte and Termehrte Auflage. Potsd* 1838. bei denuelben. 
16 Bog, I Thlr. 

yoraiigliche Scfaullrocher können nur daa Erzeagniss lang* 
jühri^er Ei^alunng sein ; eelbat der heehate Grad praktischcar Ge- 
acUidcliekkeitiattohne>die8e unsnlsBglloh. Daas beide Bedimgmi^ 
gen in Hrn. Bluihe sich aber veremigen, ietot aeine amllicibe 
Lanfbahtt nnd der aeinen übrigen Lehrbücher» au Theil gewor*- 
dme Beifall wohl anaser Zwe&eL Wie ihm ala Oberlehrer am 
Strilanader Gynmasiain aaefa der Vortrag: der griecbisehen Spra^ 
-^e oblag, war er der erste ^ der eine branchbare Aoleitmig aum 
Ueberaetaen aua dem Deutschen indaa Griechische abfasste; drei 
Attfhigen «ind atemlich schndl auf einattder gefialgt, und ^ne 
nene-Umerbeiinng ist vor »wei Jahren etacliicnen. Dnrd^i An* 
fdrdemngen der ersten Ckssen aa entsprechen« fagte er eine 
Attleituag aum Uebersetsen aus dem Laleinischra in das Griedil'' 
sdhe hhizu , ud ihr auch rem Rec. aus mehijähriger Brfahrang 
etkannlcff Werft hat neolicl^ eine awdte sehr verbesserte Auflage 
fittthig gemacht. Auf Veranlasaung dieser nnd iandcrer pULlotogl- 
aehen Arbeiten, s. & einer Ausgabe der Leekratea des I^irkurg^ 
(der Midiana dea Deuosthenea^ einer krittscben Schrift viber Po» 
Ij^ta md einer grammatischen ube^Thncydides, ergingen an ihn 
mdirere Einladungeu aelbat ida Aualaad ; endlich gewann iba das 
Gymnasium zu Potsdam als Director. Hier fühlte er das Bediirf- 
nhis BweofcmSssiger lateinischer Elementarbncher und verfasste 
eine lateinisohe SiAul^ammatik Und ein latemis^s Elementar- 
bnoh zum Ueberii/eteen aua und in diese Sprache. Beide Schrif- 
ten Bind neu bearbeitet anf der Ritterakademie zu Brandenburg. 
In welchem Sinne er filr diese nur ausgewählten Junglingen offen 
atebende Anstalt als Lehrer nnd Yorsttber wirkt, mit welcher 
Begebternng er nicht blos zur wusenschaftlichen , sondern vor- 
süglicb zur sitttichen und religiösen Ausbildung seine ZogUnge 



Blonei lal. Sebtt^rtmiBalilr imd CI««eDtarbneb. fitS 



tnfeaert, mit welcber Ber^dteamkeit er, yw dtin Gelvbveii i 
res Zeftgeistes und unserer Erziehung waft'neady die Jugend aut 
die wabre Bestiinniung des Menschen luid Gelebrlen binweift, er- 
bellt aus vier Schulreden^ deren Abdruck (Potsd« 1^9) um «19 
daukeuswetiber ist, je deutlicher sich eben in selchen Arbeite^ 
die Gesinnung und der Charakter eines Lehrers aiisprMgt und de«r 
sen innere Wlrbsamkeit kund giebt. Diese kleine SammUuig kam 
dem Rec gleichaeitig m^t den beiden obigen Büebern in die Hande^ 
und er gesteht unTerboUen» das» besenders sie ihn für deq Vart 
aufs neue einnahm, fügt aber sogleich hinsu«, dass er au/i diesem 
Grunde um so ausführlicher die anvuseigenden Bueher nach Phn 
und Ausführung hespxechea mnss. 

^ . Die MehraaU der für die unterö Klassen geschriebeaei| 
Scjiulgrammatiken sind aus grösseren herrorgegaugen. Kein 
Wunder also, wenn Anordnung und Fassung der Regelii so aiem-* 
lieh dieselbe in beiden bleibt und der Epitomo wßit geringer^ 
Sorgfalt gewidmet ist. Hr. Blume hat gewissermassen den um<p 
gekehrten Weg eingeschlagen t indem er die erste Auflage diesef 
Buches ausschliesslich Ivr Anfanger schrieb und deshalb nur di^ 
Formenlehre beachtete. Dabei erkannte er bAuptsäcblich daf 
Missverhältniss der lateini^ohen Grammatiken 911 den mit imgleii^ 
mehr Vorliebe und Fleis.9 durchgearbeiteten griechischen im4 
weiter ^u dem jetsigeU'ßtand der Sprachstudien überhaupt Ohne 
die bisher übliche Behandhingsw^ise giioBlicb umzustossen un4 
rucksichtüchdeir Methode eine eigenthümliche Mischoag der 
analytischen und synthetischen einführend, besonders aber die 
jBogeuannten Anomalien aus Vergleicbungen yu Analogien umbil- 
dend^ gab ex besonders jüngeren Lehrern, die gerade ilire di-? 
daktlscb^BO Tirocinia im lateinischen Elemeutarunterricbt ablei- 
sten, emä sichere Richtschnur. Obgleich diese Arbeit vielfaltige 
Anerkennung fand n sichtete und ordnete er in. der oeuen Auflage 
den Inhalt, blieb jedoch dem ursprünglichen Pbine getreu^ üw; 
dass er ih» erweiterte und auf alle Klassen einer Gelebrtenachni^ _ 
mit Ausnahme der ersten ausdehnte. Als EigeotbümUchkeiteo 
seines Buches führt er an ; eine rationale Entwickelung des gram* 
matischen Inhalts in einem methodischen Stnfengaoge so durclmir 
fuhren, dass ein nach Lehrcorsen abgegrenzter Fortschritt sicJi 
sowohl in der Vertheüung der Pensa, als auch in der allmiUigen 
igteigenüig des Lehrtoncs offenbare^ die Bestimmungen der 
Grammatik, dieser recht eigentlichen Denklehre^ überall mit low 
gischer Genaiiigkeit, aber ohne alle iiberflÜMiige Subtilität vorzu- 
tragen ; den grammatischen Stoff auf dap iSfotbwendige und Wc« 
«entliche zu ermässigeD} des ganze Regelwerk durcb-Fcfitlialtung 
sicherer Principien zu Tereinfacheu und durch gedrängte, scharfe 
und doch sprachlich bequeme Fassung besonders der syntaktischeu 
Paragraphen des Mem^riren zu erleichtern, wobei natürlich eine. 



S64 Lateinifche Sprache. / 

klirre Darchsprecbung und katechetische Zerlegung des Inhalte 
TOransgeaetzt tdrd. 

Was zuerst die Bintheilong in fünf Ciinle betrifft 9 sa sind 
diese nicht mehr., wie in der ersten Ausgabe, aus einander ge- 
Tissen , sondern dier fortlaufenden Entwicklung Ist diö Bezeich-* 
nnng, welchem Cursus das Folgende angehöre., torgesetst. Diese 
Ton dort DIrector in Hannover G. F. Grotefend zuerst gewShlte 
Methode. — leider unterschied dieser aber nur drei Stufen — em- 
pfiehlt sich Tor der ersteren aug'ienMickilch. Der Zusammenhang 
des grammatischen Systems bleibt, und doch rerständigen sich 
verschiedene Lehrer ^uf das leichteste iiber ihre Pensa; erleich- 
tert wird die Uebersicht noch durch dl6 blos den höhern Stufen 
kiigehörlgen Anmerkungen. Dem reiferen Schüler wird das Nach- 
schlagen erleichtert <) da er sich viel eher iti|t wissenschaftlicher, 
als mit pädagogischer Anordnimg bekannt macht, jene auch nur 
auffasseh soll. Dem ersten Cursns gehört an : die Lehre von den 
Buchstaben und deren Aussprache, die Eintheihing der Wörter 
in die drei Hauptklassen , die Regeln über das Geschlecht, sofern 
es aus der Bedeutung zu erkennen ist, die regelmässige l)eclina- 
tion und Conjugation, die' Cardinal- un^ Ordinalzahlen und ^le 
gebräuchlichsten Pronomina. Im zweiten Cursus treten hinzu die 
wichtigsten Unregelmässigkeiten, namentlich die anomalen, de- 
fectiven und unpersönlichen Yerba nebst der periphrastisehen 
Conjugation ; hier wird behandelt z. B. EInthelhing der Buchsta- 
ben, der drei Hauptred ^theile, der Snbstantiva nach ihrer Be- 
deutung In concreta, appeliativa etc., die Bildung des Ace.~and • 
Abi. Sing., wie des Gen. Plur. In der 3. Declination, die Genus^ 
regeln , die unregelraäsnge Comparation , die Distributiv- und 
'Adrerbialzahlen. Der dritte Cursus zieht hinzu die Anmerkun- 
gen, besonders aber die Verba mit unregelmässigen pnmdibnnen, 
die Le'hre von der Ableitung und Zusammensetzung der Verba, 
den ganzen Abschnitt von den Partikeln, der auch ein Verzeich- 
niss der gangbarsten Adverbien , Präpositionen und Conjnnctionen 
giebt; in jenen Anmerkungen zu den Declinatiönen findet sich 
besonders die griechische Flexion/ das Genauere über den Gen. 
auf um imd ium, den Abi. auf i^nd e In Adjectiven; späterhin 
sind sie seltener. Als vierten Cnrsus bestimmt der Verf.' die Syn- 
tax des einfachen Satzes und endlich das Wlclitigste aus der 
Lehre von der Participialconstruction und Tempusfoige. Für den 
fünften bleibt die Lehre vom zusammengesetzten Satz mit den 
Anmerkungen ziim eingehen übrig. Natürlich setzt jeder Cur- 
)8us die Wiederholung des Vorhergehenden voraus. 

Diese Darlegimg wird schon ein oberflächliches Bild von der 

nach des Hrn. V^rf. Wunsch zu befolgenden Methode geben; für 

den Lehrer sind noch besonders In den Anmerkungen zumiersten 

■'Cursus beachtenswerthe Winke hinzugefügt. Im Allgemeinen 

wird jedermann dieser Blittheiiung des grammatischen Materials 



Blamei lat Sthnlgramiiifttik mill'Ekttieiitarbodr«, 205 ' 

seine Zttstimmimg geben; trer aber z. B.> wegen sUrker öder 
schwacher Klassen nicht den bezeichneten StofF ToHstandig durch- 
^hen oder ttber das votgeschriebene Maars hfnansgehen wiH; 
hat doch den Vortheil der Vorzeldinnng der Umrisse jedes Onr-^ 
sns und dadurch bedeutende Erleichterung für die Verständignng 
mit seihen Göllegen. Das Pensum fiir Tertia scheint dem Verl; 
selber etwas zu gross zu sein, wesshaib er sich mit dem vorherr- * 
sehend grammatischen Charakter dieser xKlasse entschuldigt. Rec. 
glaubt es damit nocli Inetir rechtfertigen zu können, das« die 
Kenntniss der Hauptregeln der Syntaii: doch schon aus den untern 
Klassen mitgebracht ist. üeber den zweiten Gqrsns bemerkt <!r 
dagegen , dass die demselben überwiesene Eintheiiung der Conso« 
nanten S. 9. wohl b^ser dem dritten anheimfiele , wo sie durch 
Yergieichung des Griechischen nicht wenig erleichtert und ver* 
deutlicht wiiSd. Ueber die Qnantititslehre hernach. ~ - 

Was den grammatischen Stoff betrifft^ so ist er nach dea 
Verf. Aussage auf das Nothwendige und Wesentliche beschränkt. ; 
Scheint hier und day^ z. B. S. 5 — 9: Verändenmgen der Vokale 
UHdConsonariten, etwas zu viel gegeben zu sein, so muss man 
dieses aus dem löblichen Streben des Verl*., die puregelmassig-« 
keiten möglichst zu tilgen , natürlich finden. Hiermit rechtferti-^ 
^en'sich anch ganz genügend die ansföhrlidieren Erklärungen 
anomaler Formation; Grammatiken und Lehrer haben dafür \ns^ 
her" wohl überall zu wenig gethan. Anders gestaltet sich daa 
Yerhaltnisa in der Syntax. Hierwird man ohne Zweifel mitunter 
einzelne Regeln^ z. B. über die Wortstellung, beim mündlichen 
Vortrage hinzufugen. l>afür ist man schadlos gehalt^ durch die 
äusserst licht\M^lle Uebersicht des Ganzen. Auch soll mit dieser 
Grammatik das Studium der lateinischen Sprache auf Schule» kei* 
neswegs abgeschlossen sein, vielmehr w,eist der Verf. selbst anf ' 
spätere Studien (S. 205) hin und überlSsst eine Menge von Ein-*- 
zelheiten , z. B.'lnehr lexikalische Bemerkungen \ dem Lehrer 
beim Erklären der Auioten und ]>urchgeheit der schriftlidien 
Ausarbeitungen! Die Grammatik ruht auf einfachen Principien 
und diese vereinfachen die Masse der Regein ; so befördert sie 
das Dehkverm^en der Schüler nicht minder, als durch Verdeut- 
lichung des Einzelnen. Dieser Ansicht ist Hr. Blume durchgSn. 
gfg getreu geblieben. Rechnet man noch dazu , dass besonders^ 
in den syntaktischen Paragraphen durch begtimmten und gedräng- 
ten Ausdruck das Memoriren unendlich erleichtert wird ^ so wagt 
See. mit ihm über Weglässung. einiger Notizen nicht zu rechten. * 
Sehr wohl bemerkt der Verf. selber schon^ dassder Werth eines 
Baches dardiaus nicht in die Masse der darin enthaltenen Ein- 
zehdieiten getset^t^ werden darf upd' namentUch die Grammatik 
wohl thue^ wenn sie sich nach und hach von einem ziemlichen 
Ballast lexikalischer Observationen frei mache. - \ 

NIdhta desto w^iger kann ftec.^iridi entinlten, ein Paar Be- 



2(M LüteUis«]»» Spraeli«. 

flMvkunfgeii) die um gerade beim Dorchlcaeii dieser Grametik 
ins GeiUchtaiss zuruckkehrtea , lüer mitzutheileii. Meist bezie-* 
ben sie sich auf den« iateiBUchen Sprachuaterricht uberliatipt, 
und eben darum durfte keine geeignetere Stelle fnr diese abge-» 
fispeDen Specialien an finden sein. — Der Verf. verweist S. IQ 
— 14 die aUg€M»einen Qeantiiätsregeln^ sogar über die Endsilben, 
IM den aweiten Cursns , ja er verlieht nicbt blos die vorietaten, 
aendem auch die ^chiusssilben mit den Zeichen der Lange oder 
Knrae; dies geschieht bei.der Declination, wie bei der Conju-» 
gation; S. 27. eBOkfifiehlt er segyr, bei der schriftiichen Ausarbei* 
tong der Paradigmen, diese Zeichen , zuerst wenigstens bestän- 
dig, Ton dem^ SeiLttner ancb auf Endsj&en^ «etzen zu lasaen« 
Vielleieht deutet der Verf. damit an, dass er dem an einigen Or* 
ten bereits ailgenein eingefdbrt^i Gebrauch, die natürliche 
Quantität der Silben b^ der Pronuntiation hören an lassen, 
huldige. Was man aller mit dieser, wie es scheint, immer mehr 
^vm sich greifenden Gewohnheit beabsichtige« aiebt Reo. nicht ein« 
Der alten Ansspraciie und damit dem eigenthümMcben Wohllaute 
der lateinischen Sprache sich zu nähern, ist doch einmal nnmög^ 
lieh bei der ganz verschiedenen Natur nnsercr accentuiren^en 
neueren Sprachen« Lunge und Kürze de» Vokals lässt sieb in 
Sill»en mit rokalischem Aueilaut nur da unterscheiden, wo diesel^ 
ben betont oder tonlos sind; mit dem Ton ist bei una auch Länge, 
mit Tonloaigkeit^ürze verbunden) üvä vonüva zu onterseheiden^ 
fet schwierig, riä vo» via, fi»st unmöglich; gelänge es auch, am 
müssten unsere Ohren sieh .doch noch bedeutend verfcinerii, nm 
solche Distinction zu erkennen und Verstösse beleidigend z« 
finden. Folgt auf die vokalisch^ auslautende Silbe ein Consooant 
imd ist jene zugleich betont , so soll man den Geq^onanten nach 
dem Vorschlsge eioea nordiseben Scbuldirecto|S verdoppeln, alsQ 
valleo statt valeo sprechen; dies gäbe schoo mehr Confuaiott» 
Dnrtim stehen die meisten Schallehrer noch von der Ausführnog 
dieser Vorschläge ab und beschränken sieh auf Dehnung und 
Scharfung des Vokals in conaonantisch auslautenden Silben ;/ denn 
.hier nur iet die NatiirVinge von der Naturkiirze deutlich zn unter« 
scheiden; mensis «nd mensis lauten verschieden, weit weniger 
schon Jupiter und JOpfuter. Aber was beabsicliligt man mit die^ 
aen Unterscheidungen*^ Warum. sdiafft man denn auch nidu die 
sicherlich unrichtige Aiissprache. einiger Con^onanten ab imd pror 
nutttiirt nur Kikero 1 Fast scheint es nur auf eine Brleichterung 
der Quantitätslehre abgesehen zu sein- Mit welcher Aufopfemng 
von Zeit und Muhe aber das in den unter» Kla$sen erkauft wird, 
vras späterhin in einigen Stunden zu Idren und zu üben ist, hat 
man wohl noch nicht geliörig bedadit ; ebenso wenig , dass de-^ 
dordi blos eine sehr unbedeutende Anzahl von Silben ihrer Qua»' 
tität nach eingelernt wird. I>er Vorsdilag des genannten Dire<- 
ctora, alle Elementarbächer mit Qunntitätszeieli^n drockra sn^ 



. Blame« lat SehnlfKamnatik nad ElMMotafbacb. . SQT 

lassa^, Ist gfilddiGlier Weite anaitsgefohrt gdilkbcn. 9a «ich 
also weder die eigentliche Alcnstik deriateinischen Spraclie.her« 
ateilen, noch die Terhaitnissiiiaaaf geringen Nutzen gewa'Iirende 
Kenntnias dea Zeitmaasaea durcli dergleichen Abweicbütag vo» 
Althergebrachten erleichtert wird, man aich Tielmdir in inunev 
neue Inconaequenzen und WülLfirlichiteiten Teratrieken würde : a» 
ist offenbar der aeit Jahrhunderten in gan^ Deutschland und bei 
allen übrigen Völkern* immerfort noch gültige Grundsatz su be- 
wahren, das Lateinische der Pronuntiationsweiae der Muttenpra- 
ehe anzupassen; alle Künsteleien und Zierereien erregen cfl 
JUissferständnis», öfter Lächeln. Dabei gehen natdl-iicli die For-* 
achungen über die ^entliehe Aussprache ungehindert ihrea 
thecnretischen Gang« Hr. Blume scheint mit jener Neuerung, wi« 
aus den Paradigmen der Pronomina (wo die Quantitatszeicben 
fehlen) und andern Andeutungen erhellt, sich nicht befreundet 
ara haben; dann«berschiebterwohi um so bereitwilliger jene Regeln ^ 
bis in den vierten Cursns hinauf. -* Weil dmrch Warnungen ¥ov ' 
allerhand Alterthümlerei und Neuerongssucht einzelner Philolor 
gen die Schulgranunatiken manchen Nützen stiften können, ao 
will Bee. bei dieser Gelegenheit noch von einer mit allem Grand 
eingeführten,! iiidesa noch nicht VoUig durchgedrupgenen Schreib- 
weise reden. Die Weglassnng: des J neben dem ) S. 2. hat ihn 
darauf geführt. Während nämlich die altern Bücher alle ohne 
Jod in grosser und kleiner Schrift gedruckt sind , hat man seit ei- 
ner Reihe von Jahren auch diesen Bachstaben eingeführt. Wohl 
aämmtliche neueren. Grammatiker, so auch Hr. Blume, wenden 
diesen Consonanten an züm Unterschiede von dem Vokal I oder i^ 
wie man seit längerer Zeit u und^ durch besondere Schriftzei^ 

Hihen ausdrückte. Warum noch Etliche widerstreben, ist nicht 
einzusehen. Die Analogie der letztern Buchstaben, die Beijuem- 
lichkeit der Uebereinsiimmung mit den neueren Sprachen , dl« 

" Srleichternng der lexikaltscheu Anordnung (auch die jetzigen 
Wörterbücher lassen dehr verständig dem Vokal den Consonanten 
folgen) , der. Gebrauch der meisten Gelehrten spriclit für Tren^ 
Bung beider Laute in der Schrift. Haben die Ausgaben meisten* 
theik noch nicht den Consonanten aufgenommen, so macht die 
gewaltige Mühe dei^ Durchcorrigirens dieses erklärlich. • — Hieran 
Bchliesst sich die alte Mode der Silbenabtheilung^ die von Hrn^ 
BlMme S. 17 vorgetragen und sogar in den ersten Cursus gezogen 
ist. Aber schon die Bezugnahme auf das Griechische beweist^ 

- dasa si^ nur Quartanei^n verständlich sein kann; das» sie unrichtig 
und' verkehrt ist, zeigt sphon die bestandige .Länge der vorausge- 
henden Silbe. DocIa diese und andere Gründe sind wiederholent- 
Bch gegen ^Le-sbo8| do^ctus etc. vorgebracht; wahrscheuiUqb 

. «ind nur noch nicht Setzer und Correcteren daran gewöhnt. — 
S. 10 wird alteriua empfohlen. Nach dei^ Rec. Ansicht ist der 
Streit. II». die Messung dieser Silbe zvm Vortheil der Länge 90 



26S' Lateinfisclie Sprache. 

sicher entschiedeii, dass maa aach Anfaugern blos aUerins ange- 
lEvöhnen raus«. — Sehr fraglich ist S. 16 die Betonung öraqtie^ 
da die alten Grammatiker ausdriicklich dageg^en 6ind und hierbei 
wahrscheinh'di niurihr Gehör, nicht ihre Theorie entschied. 
Ueberhaupt halt Rec. die in diesem Paragraplien gegebene Lehre 
Tom Circumflex und Acutus für unniitz ; höchstens könnte sie im 
dritten Cursus zur Vergleichung der griechischen Accentnations- 
bezeichming dienen. — S 57 ff. sind die Genusregeln und S. 46 
die Bestimmung des Acc. sing, auf im und em in Reimen abge- 
fasst; S. 211. 219. 226 gewisse Wörter in Verse gebracht. Solche 
Versus memoriales sind zum Einprägen unsnsammenhängender 
Wörter äusserst zweckmässig. Einige ältere Grammatiken fassten 
, sie sammt den Regeln in Hexameter zusammen. Für unsere Kna- 
ben sind deutsche Siibenmaasse bequemer; nur müssen es vier- 
iussige Jamben oder Trochäen sein, wo d^r häutig wiederkeh- 
rende Reim das Lernen erleichtert; nicht gut sind d>e beiden 
funffüssigen Trochäen am Schluss S. 59. ' Sehr ,zu billigen ist 
aber^ dass S. 58 nicht alle Masculina auf x angeführt sijid; Ue- 
berhaupt haben die Schulgrammatiken in den Geschlechtsregeln 
Tiel zu viel seltene Wörter zusammengesucht; weit lieber nehme 
man die ^ schon durch ihre Bedeutung ihr Geschlecht verrathen- 
den Substantiva auf, sobald sie nur häufig vorkommen. — S..10O 
wird das Supinum noch als ein Verbalsubstantiv, welches den Ca- 
sus des Stammverbi regiere, erklärt. Rec. ist der Ansicht, dass 
schon Tertianer von £eit zu Zeit mit den Fortschritten der Wis- 
senschaft, soweit sie sich an verständlichen und nützlichen Ein- 
zelnheiten erläutern lassen, bekannt zu machen sind ; dergleichen 
Bemerkungen haben etwas ungemein^Anziehendes und vergessen 
sich in der Regel nicht so leicht. ' Sollte nun die infinitivische 
Natur dieser merkwürdigen Form nicht evident genug aus dem 
Sanskrit nachgewiesen sein? Ebenso, trägt Rec. kein Bedenken} 
derselben Klasse die sduderbare Regel von den Städtenamen 
durch Ahnahme des Loeativ als eine, ganz natürliche und einfaehe 
darzustellen und sie keineswegs, wie der Verf. S. 205 will, spä- 
teren Studien vorzubehalten. — Gleicherweise kann man deii 
Schülern wenigstens der oberen Klassen glicht oft genug wieder- 
holen, wie fast keine grammatisclie Regel ohne Ausnahmen sei. 
Beim Erklären dieser Grammatik ist es um so nöthiger, da nur 
der gewöhnlichste prosaische Sprachgebrauch berücksichtigt ist. 
Rec. stiess noch ganz kürzlich auf eine Ausnahme der Regel 
S. 272. Anm. I. bei Liv. I, 14. iuventute armata immissa (vrgl. 
XXr, 5. stipendio praeterito exsolvendo). — Wiewohl Hr. Bhinie 
in manchen Fällen begreiflicher Weise vornehnflich der Zumpt- 
sehen Grammatik sich anschliesst, so hat er doch nicht deren 
Lehre vom Imperativ Fut^ri Beifall gegeben. Dass dn solcher 
ebenso- wenig im Lateinischen wie im Griechischen vorhanden ge- 
wesen ist, beweist die Formenlehre ganz dentlich. Amatonäm- 



' Blumes. lai. Schulgrammatik and EUmentaiLbacb« 209 

lieh riits[)riGht nklit blos dem amatis, sondern auch. dem ußiit^^ 
legmito dem^ kByovtov; waren es Futurformen^ ao nnissten sie 
amabito und legento heisaen. Dagegen ist Hr. Blume 2(umpt ge. 
foJgt in der Orthographie des Singulars milie neben dem Pltiral 
milia. Diese bedarf jedoch noch einer genaueren ISachweisujig, 
da die Veränderung des durchaus nicht afficiften Stammes durch 
die des Numerus zxv anffaUend und wider alle Analogie ist; miles 
spricht für ein einfaches i. — Die Regel S. 227. Anro. 10. ver- 
langt eine Erweiterung auf Adverbien; z. B. Illic Hippoijtnm 
poner Ovid. Hlc, hie ponite funalia. Hör; — S. 253. ist ein 
doppelter Comparativ drei mit einander Terglichenen Adiectfven 
und Adverbien als regelmässig aufgestellt. In diesen Jahrbüchern 
ist jedoch solche Redeweise als seltene und griechische nachge- 
wiesen. — Fast als Druckfehler anzusehen ist endlich die Ein- 
theilung S. 198 (wo zwei Abweichungen vom deutschen Sprach- 
gebrauch angeführt werden, also 1) vor poteras, 2) vor longum 
est stehen muss), ebenso die Auslassung der deutschen Ueberse- 
tzung bei vetus etc. S. 76 (wo es nicht unzweckinässig wäre , zur 
Warnung vor Fehlern den Superlativ sinceriEisimus hinznzufägcn). 

Leicht könnte Rec. diesen Bemerkungen^ die ja keineswegs 
alle Tadel gegen das vorliegende Buch enthalten , sondern eher 
als kleinliche Nachtrage auch zu andern lateinischen Sprachlehren 
anzusehen sind, noch einige dem Verf. besonders gelungene Dar- 
atellungen von Einzelheiten entgegensetzen ; doch es wird genii- 
gen, den Leser auf S. 5—9, S. 49 fg., S. 77—79, S. 92 fg., 
duf die Tabellen der Pronomina und Adverbia u. s. w. zu verwei- 
sen , wo man glückliche Combinationen und zweckmässige Zusam- 
.menstellungen vorfindet. Dass der Verf. sich selber nodh nicht 
ganz geiiVigt, verräth die Vorrede. Durchgängige Angabe der 
Alltoren und Stellen neben den Beispielen verlangen weder Schü- 
ler Jioch Lehrer, wenn ihnen nur die Ciassicität der Beweisstel- 
len zugesichert ist. Desgleichen kann der Rec. den Verf. wegen ^ 
des noch fehlenden Index mit der äusserst systematischen Anord- 
nung, die selten durch eingeschobene Einzelheiten unterbrochen 
Jst , leicht trösten. Und so scheidet Rec. von diesem Buche, das 
den Zweck einer eigentlichen Schulgrammatik auf jegliche Weise 
(auch durch niedrigen Preis, wie durch schönen und correcten 
Druck) erfüllt und nicht blos Lehranstalten empfeMenswerth ist, 
sondern auch angehenden Lehrern methodische Winke über ihrert 
Unterricht in .reicher Fülle darbietet. Ob 3er Verf. in einer 
'dritten Auflage dieses Werk dahin erweitern wird , dass es dem 
Schüler auch als Handbuch diene, unterlägst Rec., ohne sich in 
dieser Beziehung einen Wunsch zu erlauben, dem die Bedürfnisse 
der Schiller ungleich besser durchscbanendcn Blick des Verf., 
der auch in diesfer Arbeit als gediegener Schulmann sich be- 
wahrt hat. 

Nr. 2. schliesst sich insofern an die lateinische Schulgram- 



270 Lliteittiibhe Spraehfdrtohoag. 

fiiatik an, als es den syntaktischen Theil ^er untern Ounen 
bildet. Ucbrigens btldet es ein selbststandiges, den Gebrauch 
anch jeder andern Spradhlehre erleichterndes Ganze, und zer- 
fällt in Uebnng^en t\xm Uebersetzen aus dem Lateinischen und ina 
Lateinische ; der erste Theii ist niit einem alphabetischen Wor- 
ter?erzeichniss versehen, im zweiten stehen die lateinischen Aus- 
drücke unter- dem Texte« Des Verf. Aufgabe war, ohne einen 
vollständigen Ciirsiis der Syntax geben zu wollen , nur eine syn- 
taktische Stufenfolge streng und folgerecht durchzuführen und 
zugleich mit derselben ein naturliches Fortschreiten durch die 
Terschiedenen Abschnitte der Formenlehre zu verbinden. Die 
Erspriesslichkeit solcher Verbindung kann niemand bestreitea, 
und die Eigenthümlichkeit dieser Einrichtung' giebt dem Buche 
einen besondern Wertli. Jeder Theil besteht aus zwei Curseii, 
der erste aus Uebungen in einzelnen Sätzen , in Verbindung meh- 
rerer mit einander und ans gemischten Beispielen in mehrfach zu- 
sammengesetzter Rede und kleineren Erzählungen , der zweite 
übt zuerst einzelne syntaktische Regeln, dann minder gewohnli- 
ehe Nominalformen, und unregelmässige Verba ein , hierauf folgen 
Gespräche und Aesopische Fabeln, endlich Erzählungen und Be- 
trachtangen. In dem sonst dem ersten ganz parallel laufenden 
deutschen Theil fehlen nur die beiden letzten Abschnitte; dafür 
sind die syntaktischen Regeln / äusserst versUhidlich ansgednückt, 
jeder Uebung vorgesetzt Winke für den Lehrer fehlen beiden 
Theilen nichts im ersten geben die im Index bei den Derivaten 
angeführten Stammwörter, im zweiten eingeklammerte Wörter 
und in Noten ausgesprochene Bemerkungen vielfache Gelegenheit, 
allerlei interessante Auseinandersetzungen in den Unterricht ein- .^ 
fliessen zu lassen. Rec. wünscht, auch dieses Buch möge an recht 
vielen Gymnasien den vom Verf. beabsichtigten Nutzen verbreiten, 
durch ernsten und strengen grammatischen Unterricht schon fr^- 
zeitig die Jugend an wissenschaftliche, auf den ganzen Geist 
wohtthätig einwirkende Bildung zu gewöhnen und der naturge- 
mäss sein sollenden Methode derer, die dem Knaben bei d^r 
Leetüre so gelegentlich und spielend die Regeln betzubringen 
wähnen, eine gründlichere entgegenzustellen. 

Stargard. Freese. 



Ueber die Sprache der B'ömiachen Epiker^ Von Dr» 
J. R. Köne^ Lehrer (jetzt Oberlehrer) am GyraDasium sa Huntter« 
Hebdt einer Nachschrift übet die Metrik der Römi-- 
sehen Epiken Von Prof. Dr. /r. H, GrauerL Muastav 1840« 
la der Theigsing^gchen Buchhandiuog, VI a. S18 S. 8. 

Vorliegendes Werk handelt über einen für die Wisj^enschaft 
der kteinisphen Sprache wichtigen Gegenstand, nämlich über den 



KAbmi ÜelMC ile St»nielie.4Mr rCiin. Efik«f. S71 

SiB#ii88 d€8 'iiktylisdien VemuMsses auf die Gcsfattiiiif der I«. 
teioischea Spradie, und verdieal deshalb die Beaehtiiog des ge- 
lehrten PfibliktfOis. Der Verf. heaveikt la der Yerrede, daas Jc# 
Titel des Buches wenigejr sage, als dasselbe eo4halte. Das ist 
mm freilieh besser , a]s viel Terspreqben und wenig leisten. Be- 
denkt man jedoch, däss der Verf. nicht blos die Sprache der Epi- 
ker , sondern alle im daktylisdien Rhythmus verfasste Diditongt- 
arten berücksichtigt, und dass es ferner nicht in den Sinne, wie 
bei den Griechen , so auch bei den Römern einen epischen Dia- 
lekt oder eine solche Sprache gab: so mochte der Titel weder 
'erschöpfend , noch gana richtig gewählt seln..^— In den eiasel- 
nen Abschnitten, worin das Buch zerlegt Ist, wird suerst und 
-swar mit vieler Umsicht erörtert, welche Wörter »nd Wertform 
men wegen ihres Zeitmaasses dem daktylischen Verse widerstre- 
*ben; sodann nachgezeigt, wie der Bpiker durch eigenmächtige 
Verrenkung oder Verstümmlung der Form, <3tiroh gesetzwidrige 
Wortbildung, durch unpassende Verwechselung synonymer Wöiv 
^ter, durch auffallende Construktionen nnd dergleicben die proso- 
di^chen Schwierigkeiten theils zu besiegen, theiis zu umgdien 
▼erstiohte. Dass der daktylische Rhythmus, wie überhaupt das 
Versmaass, einen besondem Eiuflnss anf die Form der Wörter 
ausgeübt hat, ist sowl>hl eine begründete, als audi schon im AI* 
terthume bekannte Sache. Vergl. Quintil. 1, 6, 2. Reisig (gest. 
1829) hat in seinen Vorlesungen über die lateinische Sprachwis- 
senschaft (mit trefflichen Anmerkungen herausgegeben von Dr. 
Haase, jetzt ftof.^ diese Ansicht nicht blos ausgesprochen, son- 
dern sie auch bereits mit nicht geringem Erfeige auf die Formen- 
lehre (Etymologie) angewandt Jedoch wnrde dadurch eine. Mo- 
nographie über diesen Gegenstand, wie sie uns der Verf. hier 
liefert, keineswegs überflüssig. Ref. muss aber bedauern , dasd 
Verf. bei der Erörterung dieses Gegenstsndes grössten Theils ei- 
ner einseiligen Richtung folgt, weshalb die gewonnenen Restii- 
täte hdtifig noch sehr problematisch , und mandimal sogar nnrich- 
"tig sind. Finden sich nämlich zur Bezeiclitinng eines und dessel- 
ben Begriffes oder Gedankens mehrere verschiedene Wortformen, 
Wörter oder Construetionen : so wird cihne Weiteres behauptet, 
dass die dem daktylischen Versmaasse anpassende Wertform u. s. 
w. von den Epikern gebildet sei, und in der Prosa nicht gebraucht 
i^erdendurfe ; gleich als wenn nicht auch aus der Sprachedesli€4>en8 
für den Daktyl fügsame Formen und Dictionen hervorgehen könn- 
-tcn , und sei die Anwendung dergleicben Formen in Prosa schon 
deshalb verpönt, weil die Epiker davon Gefbrauch machen, mö-. 
gen sie sich übrigens bei den besten Pr08ail(«rti ^den oder nicht. 
Wie sehr diese Ansicht der Wissenschaftlichkeit und zugleidi der 
praktischen Anwendbarkeit der gewonnenen Resultate geschadet 
hat, ^rd eine nöhere Erörterung der einzelnen Purfkte ans Licht 
Btellen. ' 



272 . Lateittifclio 8pv«c]ifor0c]iaD9* 

Der V6r& beginnt seine Ünteroiichuiig nrit einer YetgMdkvag 
der Odyssee und der Aeneit, und findet in den zwei erstea Ver-, 

' Ben b^er .Werke Stoff genug,. um zn zeigen, wodurdi sich die 
episelie Spraclie (resp. Darsteilung) der Griechen Ton der der 
Römer unterscheUict. So sehr Ref. von den> Vorzügen-Homera 
überzeugt ist, so wenig Icann er es auf der anderen Seite biliigen,^ 
wenn der Verf. sich alle mögliche Mühe gibt, .dem Virgil seine 
wohl erworbenen Lorbeeren zn entreissen. Nadidem er wirIcUche 
«od yermeintliche Schönheiten der Odyssee hervorgehoben hat« 
geht er zur Aeneis.über. Dft soll nun sofort arma virumque breit 
sein. Aber womit konnte wohl der Dichter natürlicher und pas- 
itender begkiden, als mit den Waffenthaten djes Helden? Was 
konnte das Interesse des waffengewohnten Römers wohl mehr ao'- 
regen 1 Wahrlich nicht lierrlicher hätte ein Römer ein römisches 
Nationaiepos beginnen können! Und nun die Sprache, wie kraft- 
Toii und wohltönend ! — Weil Virgil nicht geradeso, wie Uo* 
mer, gleich ani Anfange die Muse zum Beistande anruft, wird er 

. im Gegensatze zu der Bescheidenheit des Homer wegen des stol- 
zen Gefühles eigener Kraft getadelt^ Aber der VerL hat nicht 
bedacht, dass Vtrgii gerade an der rechten Stelle^ dort, wo er 
die eigentliche ErzShlung beginnt, sich also bescheiden verneh- 
men lässt: Musa mihi caosas memora etc. Jedocli würde Ref. 
zu br^it werden, wenn er jeden Tadel des Verf in seiner Gehalt- 
losigkeit darlegen wollte; reicht ja auch das Gesagte hin, um zu 
ersehen, wohin eine derartige ästhetische Interpretation des Vir- 
gil führen muss. — ^ Die Art der Darstellung im röiiiiscbeo Epos 
soll nicht so sehr im Charakter des röm. Volkes begründet liegen, 
als Ticlmehr in der formellen unSi syntaktischen Entwlckeiung der 

^ lateinischen Sprache; als wenn, diese nicht ebenfalls durch den 
Charakter des Volkes, bedingt wäre. S. 3. wird behauptet, dass 

. die griechische Sprache für das daktylische Versmaass vortreffli- 
cher gebaut sei, als die lateinische, was gewiss keiner in Abrede 
■teilen wird ; jedoch hätte diese Behauptung besonders auf den 
epischen Dialekt der Griechen beschrankt und zugleich dabei be- 
merkt werden können, dass auch diese Sprache dem genannten 
Versmaasse sich bei weitem nicht so gut würde gefügt haben, 
wenn sich nicht der Grieche viele Freiheiten erlaubt hatte, von 
denen der Lateiner aus zu grosser Gewissenhaftigkeit keinen der- 
gleichen Gebrauch madite; S. 4. scheint die Behauptung über- 
trieben, dass der latein. Sprache der daktylische Rhythmus mit 
Gewalt aufgedrungen sei, und sie selbst einen Bildungsgang ge- 
npriimen habe, der schnurgerade dem Hexameter entgegenstehe. 
Somit könnte es keine Sprache geben, die sich weniger diesem 
Versmaasse fügte, ^als die lateinische, was doch durchaus der 
'Erfahrung widerspricht; und sind ja~ ausserdem die beiden alten 
Sprachen, ungeachtet ihrer Verschiedenheit, doch ihrer Natur 
nach zu nalie verwandt, als dajis sich jene Behauptung so auf die 



KoiuB« ITeb«! iStf Spaiwlo tter tdv. Bpllfer. i73 

Spihte treiben \U$U Pef V^lE. legi der Spfache zur LlBli» mn»i 
weDig^ens groes^en Theilg, der ubertriebeDea AengstlicIiUil; der 
Dich^ znzQScfaxeilieQ ist, welche die ihden^dargeboteneii Frei- 
heiten nach dem Beispiele.der Griechen und der früheren römi^ 
sehen Epiker «ich zn bedienen Terstchmahetenii Und wie neh des^ 
sennngeachtet die latcSa. Sprache unter der Hand eine« gewandten 
Diehters diesem Rhythmda schmiegen konnte, davon zeugen 
deutlieh Ovid's hepriiche Dichtungen. S. ö wird eine kurze Ue- 
bersiebtder^chwicarigkeiten angegebai^^ welche die Sprache dem 
epischen Dichter Teroi:8acbte/ £Un bedeutender TheiL. derselben 
wurde weggefallen sein> hätten sidi.die Dichter der Freiheiten 
^dient, /weiche- Frof. Crrauert in der Nachschrift kniti ümi tref-* 
fend darlegt -Rs^. folgen nun zuerst die Mittel, im Alige^nen, 
wodiurch isich der Epiker aus der Noth zo helfen suchte, und zwar 
zuerst S« 8 Aushülfe dut^h die Form, v^ Der^Dichtec^soll ie^ 
Plural', statt, des SinguLars.^us Notb gesetzt fanben, wieotia sti^ 
c^iam. . War keiiHinderer Beweggrmid^dav ^ miffiste ja dem Lan 
teiner otiar eben so befremdend vorkommen als uns , wenn gesa^ 
wird die Müssen, Und dann wärC/ der Dichter doch wohl eher 
dent Q^spiele des Eonius gefolgt; inaignitä fere tum] milia mili-« 
tum octo (Prise. 1, 7, 38.) $ wie sjcli auch bei andern Dichtern 
noch wohl findet; oder hätte, sich einer apdern Aushülfe bediente 
Ausserdem findet sich eine Menge dergleichen Cohstructioneni 
wo der /Dichter gar nicht durch das Yersmaass genöthigt war/ 
Der Grund mnss also tiefer liegen, in der Eigentbümlichkcit dei; 
Sprache und insbesondere der poetischen Auffassung. Dana könnte; 
allerdings dieser Plural, nachdem er klch einmal in der piehtniig 
geltend gemacht hatte , dem Dichter bei manchen unfögsartten 
Wörtern zu Statten kommen. Auch* der Singular statt des Plu- 
rals soll blos metrischer Zwang sein. Dies kann unmöglich zuge^ 
' standen werden. Ber Gnmd ist auch hier nicht blos In der ans« 
sem Form zu suchen , über die der Veif. selten hinäusziigelteii' 
|>flegt, weshalb jedes poetische Moment unberäcksichtfgt? bleibtl^ 
Das Individfuüm bezeichnet auch im Latein, wenn gleidr seltener«' 
als im Deutschen , die ganze Gattung $ und weil nun die LebhaF-' 
tigkeit der Phantasie und des Gemüthe«, als Quelle der Po^ie,' 
alles zu individualisiren- strebt: so ist nichts natürlicher, ials dasa 
der Dichter über die der Prosa gesetieten Schranlcen'hhiatisgeht; 
und sich auch dieser Freiheit bedient, um die durch' die Sprache 
dargebotenen Schwierigkeiten zu besiegen. S. 9 sagt der Verf.,'. 
dass Ae Formen des Präsens weg^n ihrer Brauchbarkeit für den 
daktylischen Vers denen des Perfekts vorgezogen seien , und faier^^' 
auf gerade sich ein Hauptunterschied des römischen und griechi« 
sehen Epos, gtünde, indem jenes ein beschreibendes, dieses eiti^ 
erzohlendes.Gedicht sei. Er sieht also das Präsens als ein be- 
schreibendes Tempus an und - beachtet nichts ^dass , wie hinrei^ 
chend bekannt ist, die Historiker das Präsens auch vorzügilcli' 

ff. Jakrb, f. PhU, «. Päd. od. KrU. BibU Bd. XXIX. Hft. 3. 18 . 



274 l^ntelnUcli« Sfrtchfoischaoy. 

dum wflileii, wenn sie doi foriadireiteiide HaDdlimg mit he* 
«onderer Lebhafügfceit dantelien wolkn^ hingegen geradß bei 
Besdirabufig von SchUehten oder fortdaueniden Zustanden das 
Itiiperfekt oder den historisdien Infinitiv setzen. Jener angege- 
bene Untersclited kann also nidit in der Art bestehen bleiben, ^ 
und gründet steh stnien nioht auf einen inetrisehen Zwang, indem 
jft die Hiatoriker in der ungebundenen Rede sich desselben Tem- 
pos bedienen. S. 11 wird die Ellaidn eine arge, wenn man nicht 
sagen will, barbariiehe Veratnmmlufig jer Sprache genannt In 
wie f^m das der Fall ist, darüber Unnten wfar nnr dann mit 6^ 
wissheit entscheiden, w^nn wir uns iii die lebende lat. Spradie 
ftdlbst hhieingelebt hätten. Jetst müssen wir hiev^ den fein ge- 
bildeten rämisehen Dichtem ein^ feineres und richtigeres Geföhl 
nntranen ats^uns; und da de die Elisien häufiger anwandten, als 
die Verkürzung des Endvokels, s. B. Peli& Qssan (oder militnm 
" ecto), so musefte, ihnen jenes wehiger hart seheinenj, als dieses^ 
dessen Hltte wir kaum empfinden. 8. 12 wird behauptet, dm!€h 

Zusammenziehnngen (Episynatophe, Syni^esis u. s. w.) als aureo, 

~ connubiia« Thesel, Tinclam werde die Sprache gröblich t:grietzt| 
mit den griediischen liessen sich hier die romtschen- Epiker gar 
nicht entschuldigen ; denn sage der Grieche. Ix^i^g^ ßa&tkBig>^ 
iqdJiovy statt Ix&vccg, ßaötkhg, ItpikBOVj so ifechseie er nur 
den Dialekt Der Verf. wählt, hier eine unrichtige' Zusammenstel- 

hing, er hätte mft jeiien lat. Wörtern, wie mit aureo IIijXTjilaSBw^ 

•Sanofi/, mit vinclum fuhato u. a. in. vergleichen müssen; aber 
dann möchte es leicht um^die Griechen schlimmer aussehen , als 
um die Lateiner. S. 14 ist die Rede von der Aushülfe durch die 
Syntax, Weil opacus locns nicht in so nahe und natürliche Ver- 
bindiiiig SQi bringen sei^ haben die Epiker dafür opaca loconim 
gewählt Bedenkt man^ dass schon .JBnnius siigt caerola eampi, 
\(\ obgleich er, weil bei ihm s keine Position machte, ohne Weiters 
r ^e^rulns campus hätte gebrauchen kpnnen: so muss liier etwiui 
^ nnderes zn Grunde liegen, al^ blos metrischer Zwang. Nocn 
luma bemerkt werden, dass selbst Cicero (ad Fam. 1, 9, 15.) sagt: 
$umma pectoris. Ferner wird behauptet, ^ie Epiker hätten we- 
gen des Versmaasses ofl gegen alle Gesetze der Prosa statt des 
Gerundiums und Gerundivums den Infinitiv gebraucht Solches 
ist nicht gegen alh Gesetze deir Prosa, mdem sich bei den besten 
Classikerh, als Cicero, Caesar, Nepos, Redensarten genug fin-* 
den, wie z. &• tempus^ consiliom est abire. Femer ist höchst 
wahrscheinlich der Infin. in solcdien Fällen uralt., und im Geiste 
der Sprache begründet. Dazu kommt noch dies, dass ein solcher 
Infin. nicht blos von den epischen^ sondern auch andern Dichtern 
i^ft gebraucht wird, Beweis genug, dass nicht im epischen Vers- 
«aass der Grund zu suchen ist, sondern vielmehr darui, dann 



Koae: Ü«b«r die Sprache der c5n. Bpiker. S75, 

^ dfese Art der Diktion we|;en ihrer Ntt&rtiehkett md Letdiflgltell 
/der poeilecheo Dar8telliifi|; sehr usemeeeeii ist. 8* 10 «oll die 
, Trennlinie ton qmmiodo, quemtdinodmi sehr anfjQlllend iein, 
veicfaes Ref. nicht einsieht^ da diese Wdrler nur iosserlieh olwe 
alle Btddangsmittei und innere Umänderung gngamm ei lg eat et fc 
«ind, und selbst in der mnstergultf gen Prosa sich thnliclie FiHte 
Torfinden. Qaaie id enmqve est. Cie. de N. D. 2, 30, 1%.^ 
9. 17 folgt lexikalisGlie AnahulCo. KQhne UebeftragnngeBi 
echninck^olle UiDsehretbnngefi und dei^lefchen, wird behaopteti 
aeien käußg Tsic) nichts anderes, als geschickte Knnstgrüb, Utt 
der Nothnnd Armuth anssuweichen. Zum Beweise wird ange 
föhrt; dsstf Boras (Bpist. fl, 1, 10.) den N|inien Herkules nm« 
edireibt dan$h diram^qui eontndit Hydrain. Hätte Hortti hier* 
dnr^h nichts weiter, als blos den Namen Herlrales sn gehen be- 
«bsichtigt , 80 hätte er ]a das so gebräuchliche und fügsame Alcli> 
des wählen können. Stoss Orid ihn nmschreibt Thrjnthins hospeif^ 
daTOii iMTäuchtder Grmid dien so weirig im Metrum z\i negen, 
ttls weqn er (Met. III, 129.) statt Cadonis si^ Sidonias hospet. 
Da nun einmal soiclie nnlttgsame Wörter umschrielien werden 
Brassen, so ist, wenn der Diiehter eine der poetischen Darstel» 
luhg angemessene Umschreibung wählt, diese kein leerer Flitter- 
staat^ sondern wahre und echte Poesie su nennen. .'Oyidsoll . 
femer dis sogenannte Hendladys in anguis cristis praesignis et 
• tturo gewählt haben, 4im eine nicht gani nngewöhnüche Zusam* 

inenziehung in aureis oder das schwerfallt nuratis xuTermeiden. 
Eine solche eigenthömllche Construltion blos aus metrischem 
Zwang setzen, mnss uns fast vorkommen, als wollten wir, uu^ 
eine Elision zu yermeiden, statt, aus gold'iien Bechern, sagen, 
ans Gold und. Bechern. Sollen dergleichen Constrnktionen blos 
al^ Nothbehelfe gelten, so mus» nachffezeigt werde», dass der 
Dichter nicht anders habe construiren können , und ferner, dasa 
eine solche Coustruktion der poetischen Darstellung nicht ange« ' 
iDessen'sei; nur dann kann ein metrischer Zwang angenommen 
werden. S. 19 durch Wiederaufnahnae veralteter Wörter soUea 
die Dichter den Eindruck ihrer Darstellung geschwächt und ge« 
stört haben. In wie weit dies stattfindet, möchte schwer zu ent« 
scheiden* sein , da sich erstens nicht immer mit der grössten Be* 
stimmtheit nachzeigeii läsat'^ ob ein altes Wort ganz und gar nun 
allem Gebräuche gekommen sei; und zweitens» wdchjrsK Crite-, 
rium haben wir, womach wir bestimmen sollen, ob dieses oder 
Jenes alte Wort auffallend und störend gewesen sei? Sind ja 
auch bei unsern Dichtern manche alte Wörter, wie Minne, Fehde 
ü. a. m. nichts weniger als störend. Wo also dichter von aner-^ 
tatfntem feinen Geschmacke, wo selbst eui Cicero, von dem 
Hand (Lehrbuch des lat. Stils & 5S) treffend sagt, dass er die. 
gesammte Fülle der latein« Sprache in AAwendung brachte , und 



276 Laleinifehe Siirachforachiing« 

den Rdehthtim erhöhte theils darch besonnene Benufamng der 
tchon Torhandenen Mittel ^ selbst aus Dichtern, wie aus Ennfns, 
theiis durch neue Erfindungen nach griechischer Analogie; wenn 
nun solche Männer) sage ich, keinen Anstoss an den Ton ihnen 
aufgepommenen alteli Wörtern nahmen ^ wie -können wir uns da 
erkühnen,, sie nach unsern beschrankten Ansichten hof meistern 
SU wollen? S. 21 geht der Verf. ins Einxelne, i|nd, hierbei die 
grammatikalische Eintheilung zu Grunde legend;» zeigt er nach, 
welche Schwierigkeiten dem Epiker die Deklinationen , Conju- 
gationen, Ableitung, Composition und Partikeln Terursachteii, 
weldie Darstellung im Ganzen gut durchgeführt ist; und sodann, 
wie der Dichter diese Schwierigkeiten zu bei^dtigen rersnchte. 
Doch zuvor stellt der Verf. die Behauptung auf, dass das latein. 
Deklinationssystem, wie es fast seit 2000 Jahren bestanden^ kei- 
nen andern Werth habe, als das Alter, d. h. gar keinen, eine 
Bdiauptung, welche in einem so zuversichdichen Touf vorgetra- 
gen den Leser zir der Erw^rtimg berechtigen muss, der Verf. 
werde an die Stelle des frühem Systems elu wissenschaftlicherea 
und zweckmässfgeres zu setzen verstehen; aber Jeider ist diese 
Partie zu. den am meisten misslungenen ohne allen Zweifel zu 
rechnen. Es wird die in den deutschen Sprachlehren gemachte 
Unterscheidung, d^r starken, und schwachen Deklination der Ad- 
jective auf die latein. Sprache augewi^ndt. Zu der ersten Abthei« 
luiig, gehören die Adjektjve auf us, a, um, von denen jedes Ge- 
Bchlecht besonders bezeichnet ist; in der zweiten Abtheilang, 
wozu Adjektive; wie brevis, breve, gehören, finde man das Ge- 
schlecht streng genommen gar nicht ausgedrückt. Aber wozu 
sind dann Adjektive zurechnen, als älacer, alacris, alacre^ de- 
ren es mehrere gibtl Diese haben für jedes Geschlecht auch eine 
besondere Endung, und doch wird man sie wohl nicht zur ersten 
Klasse rechnen können. Wohin gehört Über, und die aaf fer und 
ger, ,als frugifer, armiger, die man 9och zur ersten JClasse rech- 
nen müsste, obgleich sie nicht die Endung us im gen. masc Jiaben? 
Wejt richtiger hat man bisher die Adjektive eingetheilt in Adjekt. 
nach der 1. und 2. Dekl.. und Adj. nach der 3. Dekl. Wir finden 
also hier nichts Neues, als eine unpassende Anwendung einer 
fiir die deutschen Adjektive zweckmässigen Benennung. Dieselbe 
Benennung wird nun auch auf d{e Deklination ^der Substantive 
fibergetra^en, und der Verf. nennt die bisherige 1. und 2. Deklln. 
die starke y hingegen die 3., 4. und 5. die schwache. Die Gründe 
sollen folgende sein. In der starken Dekl. zeigen sich die vollea 
nnd starken Vokale o, a, u. Wo bleiben wir aber bei einem soi-^ 
chenEintheilungsprinclp mit' Wörtern, alsfoema, sensiis^cornu 
u. dgl. m., worin ebenfalls die Vokale u und a in deii Endungen 
vorherrschen? Femer wird als Grund angegeben, däss in dec 
starken Dekl. die meisten Casus durch verschiedene Vokale und 
Consonanteu unterschledea seien. Die L Dekl, hat aber nur 3, 



KoDo: Uebdr dSe Sfradve der röon» Ejitter. 277 

reep. 4 verschiedmie Formen im Siitgukr^ dieS. iffie sermo hat 
im Sing, sogar 5 verschiedeiie Endangen. Auch das Neiitmin der 
2. DekJ. hat im 'Singular und Plural nur je drei versehiedene For- 
men, dahingegen das Neutrum der 3. Dekl. im Singular oft noch 
eine Form mehri ^ Wir finden also auch hier die Benennung nicht 
passend ; ja sogar könnte man mit noch besserna Grunde umge- 
kehrt verfahren-, und die 3. Dekl. die starke nennen, weil die Ca- 
sus uiclit nur durch Vokale, sondern auch durch Consonaiiten und 
oft auch durch Veränderungen im Worte selbst gebildet werden, 
als cinis, cinisis = clneris, corpusis =^ corporis. , Die 4. und 5. 
Deklin. wurden bisher mit Becht als besondere Arten der 3. be- 
trachtet^ und die Eintheiliing sSmmtii^heir Deklihationeii in 3 bef- 
Booder^ Arten, welche, sich auch im 'Griechischen findet, kann 
man nieht als unwissenschaftlich und unpraktisch ansehen. S. 2S 
ordnet der Verf. die Deklinationen so , dass er die sweite anf usl 
2ur ersten, die erstenufa zur zweiten, und die auf tim zur drit- 
ten macht, und hält eine solche Ordnung für wissenschaftlichen 
Aber sowohl wissenschaftlich als praktisch betrachtet ist diese 
Ordnung rerfc^hlt, indem das Neutrum dem Maskulinum niher , 
steht, als das Feminlmmj. Dass di^ wirklich der Fall ist, müs^ 
sen wir daraus schiiessen, dass die Dekl. der Neutra «auf um wdt 
grössere Aehnlichkeit hat mit der Dekl. der Maskulina auf us, als 
nrit der der Feminina auf a; dazu komtht, ^ass wohl ein Maska- 
Unum, nicht aber eia Femininum, mit einem Neutrum In Verfoin- 
diing tritt , als tempus est mägister , nieht magistra. " Von der 
praktischen S^ite angesehen ist es nicht zu billigen, dass das 
Neutrum von dem Maskulinum getrennt wird , dA es mit diesem 
In so vielen Casus ubereinsiUmitit. Vill' man aber durchaus eiiie 
midere Ordnung, so setze man zuerst das Maskulinum, danii das 
Neutrum und zuletzt das Femininum^ Diese drei Deklinaftlonen 
werde» nun die erste Stufe genannt« Ble 'schwache Deklin. wird 
hl zwd Stufen zerlegt, wovon. die> erste 7 , die andere 4 DekH- 
mtionen enthält. So habeii wir nun 14 Deklinationen, ki Wahr- 
heit ein grossartiges DekUnationssystras. Zur leichten Uehersicfat 
mld Benrtheihing^ möge es hier folgen. 

A) Starke DeMinatioii. 
I. Stufe. 
1. Dekliu. Nom. üs, gen. i, z. B. ventus 
^ 2. — — a, — ae, — mensa 

3., — — um, — !, — tectuöi. • 

B) Schwache DekHiiation, 

Ii; Stufe. 
4. Deklin. Nom.ls, gen^ii, z*A»inivis 
. 5. — — es, — ifl,* — nubea 



$78 I»ftUi»i»€he EpfBehfartehanff. 



«.DeUlii. 


Nun 


«•> ^ca 


• d, 


*.B.4iM 


7. 


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corna 








in. Stnfe. 






U.DeUb. 


Noffl. 


8-r, 


gen, 


ri», 


z. B. ro8 


12. 


— 


,— 


n-o,i8, 


— 


Ute, 


— ren 


13. 


.— 


— 


t^8. 


— 


tis. 


'-^ cos 


14. 


— 


— ' 


«, 


— 


dis, 


— vas 



Zur eriten Stnfe der «chwacheA Beil. gdiörcn, sagt der Verf., 
Worter, welche dekiiiiirt werden ^ wie nftvis, nuber, dies, pkbs, 
mare, currua, cornu^^xiir sweiten alle, welche sur Bildung der 
CasQH die Consonunten r, o, t, d «i Hülfe tiehmen, oder im GeiUT 
Üf ria, BIS, tia» dis haben. Ein bestimmies Eintheilungsprliicip 
Termbst man durchaus. Auch ist es unrichtig, dass ros ein r 
ka Hülfe nimmt 9 um den Genitiv zu bilden. Es ist nämlich der 
^enitir davon rosia, und nachdem sich s zwischen zwei 'V<duilea. 
hl r verwandelt hat, wird, daraus roris; ebenfalls nitpmt ren im 
Genitiv kein n an , sondern blo^ die Endung is. Dieses und der* 
gleichen mehr ist bei weitem nicht so auffallend^ als dass bei ei- 
ner aolchen Masse von DekÜnationen, wo sogar navis undtinbes 
ak besondere Arten derselben betrachtet werden , Wörter auf oa^ 
^flH$y wie corpus, und a — tis, wie aenigma, ganz unberucksich*; 
Ijgt gdflieben sind. Dodi nun wollen wir die Eintheihmg von 
der logischen Seite naher betrachten. Zuerst findet man, daaa 
die, ^itte Stufe der aweiten unvergleichlieh näher steht, als die 
zweite der ersten. Blan Tergleiche, ob zwischen ros und nubez 
ein solcher Unterschied statt findet, wie unter nubes und ventoa« 
Femer ist auch unter d«fn einzelnen Arten der verechiedenea 
Stufen kein gleiches VerhäUniss; man beachte den Unterschied 
der DekL zwischen ventus und mensa und stelle damit znsanmieQ 
den UflftjMfschied zwischen navis und nubes, femer zwischen ro« 
und ren. Auch ist der Unterschied der einzelnen Arten einer und 
derselben Stufe höchst ungleich v man Vergleichenavis, nubes, 
plebs , mare , dies , ghvshs $ wie können die heiden letztem den 
erstem coordinirt stehen? Worin nun die Wissenschaftlichkeit 
des aufgestellten DdLiinationssystems liegen soll, hatRef. nichl 
aufzudecken vermocht.' Der Verf., welchem die Uebermasse 
seiner Deklinationen einigen Scrupel verursachen mochte, weiss 
auf eine überraschende Weise seine 14 Deklinationen auf drei, 
sogar auf zwei zu redticfaren, indem er aich;So vernehmen lägst: 
Wer Anstoss daran nehmen sollte, dass sich die Deklinationen 
verdreifacht haben, der nenne die Stufen Deklinationen, und m 
bekommt er nur d#ei. Hält er noch weniger fikr besser , so sind 
ihm die Begriffe starke mi 4Mhwn«he DekUnation zu Gebote. 



D« Verf. hiHä eiiie detsrase-R^okllw Meh wdWlbrtsetioi 
können/ Deklinirt w^en ja Nomina und Verba; aho ^elft ei 
swei Deklinationen, eine der Nomina und eiribder Veirba, wel« 
ehe^etztere jeiat ailgemeia Coiijiigation genannt wird« Und so 
ivjire aus 14 Deklinationen eine^^naife geniachl. ^•— Hierauf 
seig:t' der Verf. nach^ welche Scbwierigkeilen bei den einselne« 
Deklinationen si^h dem Elpik^r entgegenstellten, und in welchea 
Kunatgriffen er seine Zuflucht nahm. S. 31 sagt der Verf., Ro^ 
Binlus sei nicht so fugsam, ak Roinule, daher habe Ovid (Met. 
XIV,, 806.) Rom^le iura' dabas mitten awiscben die Nomiilative 
Tatios und Mavors gesetzt Dass Ovid nicht habe RnmtrfiM eüi* 
fugen können., kam. Ref. sehr Terdachtig tot, und fiuid nun beim 
Naebaehhigea, das« sieb die Sache anders verhielt, aberatit 
den Worten des Verf. abnehmen konnte. Jedes der genanAiea 
Werter bildet nämlich Subjekt ^ines besondem Satzes; imd wen« 
je, -so ist hier eine Apostro^fhe an ihrer Stelle, da gerade dnrdi 
dieses Gedicht Romulus Terherrlicht werden soll. Atfsb kemml 
der Dichter ntf dieselbe Seene nachher tfuruck: Reddentemque 
8tto iam regia iura iQuiriti etc. t. 82ä. Wenn der Veat mefair des 
Znaämmenhang der ^Dai^stellung hätte beruckaichMgen und daa 
poeti8che.M#itt^t würdigen wollen, eo wurde er skh mehr be«. 
Bi^elden und/? nicht behaupten , daSs dergleichen Wendungen ^^ 
Ftttterstaat seien, um bittere Armuth zu verbergen. 8.^ aagl 
der Verf^, dass die Zasamipenziehung des GenitifS der % DdcL 
ü in i von den Epikern aiiagegangen sei, da* sie sonst Genitive^ 
wie Laevil, nkfat hätten gebrauchen können^ So Verschiedene« 
über dienen Genitiv vorgebracht ist, so ergi^bt sich doch diea 
daraus, dass .die eiafaehe £odung in den firiUiern Zeiten die aar 
nseisten Terbreitete war, und erst, wie Beniley schon behauptete^ 
gegen das Ende deaAugustus das ii (vielleicht dureh die ChraoMnaü« 
her) mehr in Aufnahme kam« Deshalb haben auah mehrere Heraus«' - 
geber der Schriften des Cicero , wie z. B. C Boler, Ri Klotls u*«^ 
das elofiehe i eingeführt. Mit welchem Unreelu^e man den Bpl^ 
kern eine sol<^ Versehränkung des il in i aufbürdet i» ^rd man 
reeht deutlieh aus Reisig's Vorlesungen S. 74 ersehen^ worauf, 
idi der Kurze halber verweisen muss. Im Gegentheä nuNchte an-t 
zunehmen sein, dass die Epiker zur Auflesung ^des iin ii beitrug 
gen, wie Lueilh» und besonders Ovidiua. Damit hängt ausam- , 
men, dass zu Neros ZeUea das einfache i schon aus der Sprache 
der Dichter^ und zu ^intilian's Zeiten auch schon aus der Volks* 
spradie vevschwhnden war. S. 40 aollen die Epiker die Forhi 
auf ies statt der auf ia eingefühat ünd^ statt materia gesagt habe« 
materies. Jedoch bedient sich Ovid ^ wie d^ VerC selbst sagt« 
häufiger der Form auf ia; und dazu kann Ref. no^h setzen, dasa 
auch. Cicero die Formen materies, «noUkiea, harbariea, Inxunei 
(cf. Znmpt zu Cic. in Vera. Ii, e. 3. § 3.) gebraueht. Abgesehen 
diwon, dass sidi nicl^^weis!^ liest, dass diese Formen von deil 



880 LateiaUehe Spracbforrcbusg. 

I^ern^herriUireD; ao misaeii aie dedi woU nicbC dem Idiome 
derlateio. Spracbe wideratreben; denn aonat würde Cicero sieh 
. aicber ihrer Dicht bedient haben. S. 46 sagt der Verf., dass die 
Epiker statt ostreae das Neütr. plur. ostrea gebildet hatten, weil 
jeoet nicht fägaara war. Da aber die Griechen Sctgtop sagten, 
so war höchst wahrscheinlich die arsprnngllche Form ostreum 
«nd konnte sich In der leidenden Sprache recht gut neben der 
B^iteren Form ostrea erhalten habeiv Auffallend erscheint es, 
dass der Verf. den Lateinern /die aus dem Neutrum. ein Femini- 
num bildeten , ein feineres Gefühl und richti^rn Takt in der Be- 
Stimmung^ des Geschlechts. beließ, als den Griechen, blos dess- 
halb , um den Epikern eine Sunde mehr aufbürden an können. 
Als ein sehr beweisendes Beispiel des wiilkiirlichett Schaltens der 
Epiker wird femer angefahrt, dass sie ostia als ein gen. nentr. 
behandelten. Dieses Wort konnte ursprfiogiich ja nur ein Neu- 
trum sdn. Als man sich später darunter eine Stadt (lurbs) dadite, 
nahm es das Genus des Appellatiyum an, eine Ersclieinung, die 
In der latein. Sprache nicht selten vorkommt. Daliei konnte sich 
das ursprüngliche Genus erhalten haben, wie denn das Wort nach 
der Versicherung des Charislus Ton Tieien neutral gebraucht 
wurde. Dass der Verf. diese Aeusscrung d^ Charialus bios auf 
die Epiker beaiehen will , dafür findet sich kein »ireicheiider 
Grund. S. 47. Noth des Dichters soll es gewesen sein, wena 
Ovid (Trist. U, 428.) sagt: Femina,' cui falsum Lesbianomeii 
erat) denn in der Prosa. wurdq er geschrieben haben Leshüe« 
Welches Versmaass aber nöthigte den Cicero zu aagen: Fans, ciii 
nomen Arethiisa est (Vem 4, 53.); ferner, cui nomen est Fhor-' 
mio (pr. CaecO ; oder den Terena, also zu schreiben: Heroyra 
est huic nomen fabulae; oder den Piautus, so an sprechen: Mihi 
est Menaechmus nomen? So sagt Ovid (Met. 111,582.), ohne 
durchs Versmaass genöthigt zu sein : Nomen mihi Acoetes. S. 51 
bemerkt der Verf. zu der Stelle Ovid*s: Qoatuor ilie qnidem iur 
Tenes totidem crearat femineae sortis (Met. Vl> 679.),. der Dich-- 
ter habe die Umschreibung femineae sortis blos deshalb gewählt^ 
weil fillas und feminas unfügbar seien, und kann sich nicht .ent- 
halten, in die Worte auszubrechen: Fürwahr Noth lehrtauch 
dichten! Hätte der Verf. aber bedaclit, dass dem Dichter ausser 
filias und feminas auch. noch die fügbaren Formen pueUas und 
filiolas zu Gebote standen, so würde er sich wahrscheinlich liichl 
so geäussert haben. — S.^. Aus Noth soll aes für pecnniä stehen» 
Welche Noth zwingt^en Prosaiker aunim und pretiom für pecu- 
nia zu setzen? Wäre gladius und enais nicht fugbar, so wurde 
uns sicher die Entdeckung mitgetheilt, der Dichter setze fcrrum, 
weil jene Wörter dem Versmaasse widerstrebten. S. 86 wird be^ 
hauptet,. dass das gen. fem. des Wortes dies von den Epikern 
herrühre. Die ältesten Epiker koimten jedodi nicht durch das 
VeramaasB zu dieser Veränderung des Geschlechts genöthigt aoim 



Ktee : l7«bor die Spnidie Her rSni. Epiktfr. 281 

irdl' bei <flinen'8 keine' Position machte^ so 'dass sie certiis dies 
eben so gnt zusaromeiisiellen konnten y als certa dies. Von den 
späten Epikern kann dieses Geschlecht wohl nicht herriihren, weil ' 
sdion Cicero (ad Att. li, 11^ und Caesar regelmässig die praestl« 
tnta, censtitiila sagen. S. 133 wird gesagt^ dass die Epiker die 
Form des gen.'plur. der 3. Dekir(resp. der 13.) ium in nm verän- 
derten. Dasselbe aagt Reisig 1. 1. pag. 93; jedoch reicht dieis 
Diclit aus, «lie Fornfen zu begründen; denn z, B. impärnm, wei- 
ches Flinius verlangt, Sann doch nicht Ton den Epikern Iier- 
rifhren. 'Reisig versucht Mediaijb eine besondere IRegel aufzu- 
stelleii. Vgl. dessen Verlesungen etc. pag. 93. — S« 143 geht 
der Verf. au der Conjugatlon über und verwirft, wie früher das . 
DekHnationssysCem , so hier das 4>isber geltende Conjugatious« 
aystem. Am Ende bleiben die 4 Conjugationen in der bisherigen 
Weise, jedoch in veränderter -Folge, bestehen, indem sie also 
geordnet werden: 1*. Conj. legere, 2. m6nere, 3. audire, 4/amare. 
Die 1. Conjttg. nennt er dje starke, die 3 übrigen die schwadie. 
Die 3. legere wurde auch schon früher von den übrigen als eine 
solche, die keinen Bindevokal hat, getrennt; neu bleibt die Ue<« 
bertragung der Benennung von der Conjugation der deutschen 
Vcrba auf die lateinischen. Jedoch sollte man nach einem friN 
bem Principe des Verf., wonach er sich bei den JDckl. gerichtet^ ^ 
erwarten , dasa er die Conjugation auf o — are we^en dea volltö- 
nenden a im Gegensalze ^u dem winzigen e uiid i die stärke nen- 
nen wurde. Aber eine soldie Consequeuz hatte hier grosse^ Ver- 
legenheit verursacht. S. 146 soll doeui entstanden sein, indem 
e in u übergegangen sei. Es wird doch wohl keinen Widerspruch 
mehr leiden, dtfss sich docui aus doceviilocvi entwickelt Imbel 
S. 147 bedauert der Verf., dass die Forme^ vom Präsens, Im^» 
perfect und Futurum , nnd die Formen vom Perf. und Plusquam- 
perf. (es hätte noch de^ Vollständigkeit wegen das fut. exact. hin- 
angesetzt werden müssen) nicht durch zwei Benennungen von 
einander getrennt seien. Doch nennt man bereits jene did Tem- 
pora der dauernden (actionis Infectae) , und diese die der been- 
deten Handlung (actionis perfectae), wodurch ihre gleichartige 
Natur recht gut bezeichnet wird ; dazu kommen noch die Zeitcft 
der actionis pei'ficiendae. B. 152 wird eine Stelle aus Vlrgil an- 
geführt: Conünuoque ineant.pugnas et proelia tentent, ni roseua 
fewBos iam gurgite Phoebus Hiberno tingat equös etc. (Aeu. XI, 
912.) ; u^d bemerkt, dass der Dichter die Präsentia gesetzt habe, 
um. die Formen iniissent, tentavissent, tinxisset, redni^isset zu 
▼euneidcn.' Hierdurch ist aber durchaus noch nicht der Gebrauch 
de» PrMkens erklärt, der sich auf eine lebendige Anschauung eines 
gleidisam in der Gegehwart le^ht möglichen Faktums gründet; 
da .hingegen durch das Plusquamperf, bios die Nichtwirklichkeit 
' desselben in der Vergangenheit ausgedrückt wird. Noch näher 
wire das Fakiuni der Whrklichkeit gerückt, wenn statt des Con- 



282 LaftfilAiscbe 9f rachf oritinag^ 

junktiti Ineant der TndSkitiv gesetxl worden wäre. & 156 idtd 
bei der Stelle Tirgils: ClaBs^mqae Htore linquant (Aen* 1, 517.), 
bemerkt, das PrSaens siehe, weSL liqaerint anfn^m seL Aber 
daraus, dass llqaerlot mcht figsam ist, kann nicht gefolgert wer- 
den, dass ohne weiten gerade linqnant geaetst werden könne, 
^ wenn dies niebt ebiigermassen in der Anschaaung begründet liegt, 
weshalb IIeyne*s Bemerkung hieran wohl nicht so qberfliissig sein 
mochte, S. 157 steht proluebis. wohl statt prohi^. S. 161 iei< 
tet der Verf. die Endung des fut exact. und des perf. im conL 
erim her aus eeo, und weil dieses ein knraes i habe, als eitens, 
erltis, so^usse auch im perf. coni; iegertans, iegerltis ursprimg' 
lieh gesprochen sein. Dnbegrdflich ist, wie ero dienen kann nur 
Bildung einer Vergangenheit ,^ und das noch im €ottj. Vielmehr 
möchte, wieiaxim aus fac-sim, ausim aus aad-sim, so legarim 
aus leg^ esim entstanden sein , wo s xwisclien awei Vokalen in r 
übergegangen ist, esim aber dereonj. Ton esum=:Bttffl ist Bern«» 
nach wSre in Cooj. ursprünglich legeritaitts, in Fut. aber Legerl^ 
mos gesprochen , bis eine Verwechselung der Quantität sieh gelr 
tend machte. S. 171 wird die Form des impcnrf. der 4. Conju- 
gation ibam statt Jebam eine so arge Verstümmlung g^annt, ab 
die Epiker irgend eine der Sprache zugefügt hdben. Wie konnte 
aber das ddctylische Versmaass nötbigen zu Formen, als pinsibat, 
dicebov Tivebol Solche Formen schreibe^ sich aus der Zeit her, 
wo sich die Gonjugationen noch nicht strenge gesondert hatteiL 
S. 173 werden die abgekürzten Formen, als andiit, andierat für 
dichterische ^ die vollständigen für prosaische ausgegeben. Die 
verkürzte Form^ schreibt sich aber offenbar aus der Dmgangsspra« 
che her, worin auch, wie wir obeagesehen, das ii der 2. DekL 
in eins zusammengezogen wurde. Cicero Or. 47. § 157. eielit die 
Zusammenziehung als das Gewöhnliche, die voilständ^e Form 
als das Richtige an, d. h. doch wohl , als das grunmatikaliach 
Richtige. Dass Cicero Formen, als audisse, petisse, quaesisse 
,n. a. m. braucht, darüber vgL man Goerenz za Cic. Aead. 1, 1, 1« 
Beior zu Off. III, 11. § 49.$ flass hingegen die Dichter ii ana^Noth 
i^etaen, erwähnt Reisig 1. 1. pag. 228. , wie z. B, quaesiisse, denn 
diese haben die Prosaiker vermieden. Höchst aufifallend ist S. IBS 
die Interpretation der eben genannten Stelle ans Cic. Or.: Imminn* 
tum verbum usitate dicis wo der Verf., um sie mit seiner Be^ 
hauptnng in Einklang zu bringen , usitate sowohl aaf die fi^-adh« 
des Lebens, als auf Ae der Plchter bezieht. Aber was beredt^ 
tigt auch so noch , die Schuld des Verdei^bnisses den Diehtemal* 
lein aufzubnrdjen. S. 190 geht der Verf. zur Ableitung nbee, 
wovon ich nur Einiges hervorheben will. S. 200 wird hd^mpteti 
Orid {Met. III, 370.) sage Ugurom populoa statt Liguiiae pc^« 
los, weil Letzteres nicht fiigsam sei. Base Ligumm popntoa aoii* 
derbar gesägt und blos durch metrischen Zwang veranlasat a^ 
k«nn um so weniger zugegeben werden, weil Cic (ad Att. 5, 18.) 



Eöne! Uelber die l^raebe dtä rSüi. Kicker. S8S 

oppMinh ARtioehiae und Hör. (Bp. 2, 57.) herba Itpflhi «liM 
metrigehen Zwang ^liraucheo, Md' jener ConstruktlMi dkaelbe 
VorfiteUung su Grunde lie^ Aeoaaerat aoffaUend nennt es dei^ 
Verf., wenn ein Adjektiv in der Conpositien in ein objektives 
Verhfiltnias xiiili sweiten Theile gesetzt wird« Es finden sieh ^th 
^Qcii dergleichen Wörter, als onioipoteHA» magniloquos, omntfer^ 
mnttifer, magnifieus. Uebrigens mniBS es wohl anxifer, nicht an^ 
xiferns heisaen. S. 203. Ofid soll artes iogeanae gesagt, hahel^ 
well Jibei^ales unfugsam sei. Wenn das das einsige Criteriiim ist, 
60 mässen wir auch artes bonae, honestae Tür epische Aosdrocke err 
klarst, weil sie sich ebenfalls dem daktylischen Metrum fügen« 
S. 206 behauptet der Verf., Ovid wiirde das in der Syntax redit 
sonderbare Tuinera testes (Fast. IV, 885.) gewiss nicht gewagt ha«' 
ben , wenn er vuln^a sunt testimonia bitte ^agen können. Wie 
viel poetischer aber .der Ausdruck vulnera testes ist, wird keinem 
entgehen, der beachtet« dass testes lebendige, sprechend^ Zeu-^ 
gen sind. Waren die Dichter hierin den Ansichten des Verf. ge- 
folgt, so möchte die Poesie manchmal sur Prosa hörabgestiromt 
sein. — . Einen sprachwidrigen Gegensats soll: Prima dicte mihi, 
fittmma dicende Camena (Hör. Bip. 1, 1.) enthalten, da däm prima 
ein ultima, oder dem snmma ein infima entspreche. Konnte Ann 
anch ein ultima nicht gebraucht werden, so folgt daraus noch kei^ 
neswegs, dass summa* so sprachwidrig ist. -^ Denn wKredies der 
Fall, warum konnte Horaz und Ovid nicht, wie Cicero, extrema 
gebrauchen, welches siclrdoch einfügen lisst"! S. 207 sagt der 
Verf., qnaram quae forma pulcherrima Delopeam (Virg. Aen I,^ 
72.) enthalte eine miasfaliige Breite. Re£ muss gestehen, dass 
er gerade in dieser Wendung eine gewisse Geschmeidigkeit nn^ 
Amnuth der lat. Sprache findet, tmd dass ihm dagegen die vom 
Verf. vorgebrachte Construktion , quarum forma pulcherrJmam 
]>eiopeam nicht so fliessend erscheint. Ausserdem möchte wohl 
richtiger in Prosa gesagt sein: forma pulcherrima DdopeauL, wie 
bei Cic. Tnsc 5, 61.: Eximia forma pueros (Vgl. I'uisting Synta- 
ris convenientiae pag. 39. Munster 1836.) — S. 218. fuhrt Verf. 
eine Stelle aus Virgil (Gßorg 1, 251.) an: 

Nosqae ubi priinus equjs Oriens adfldTit anhelis 
llKc gera mbens adcendit luniiua Veiper; 

lüb Heyne die N^th des Dichters nicht gesehen habe, und dnshalb 
seine Note so. lang sei. Ref. hat daselbst keine übermässig Jange 
Note gefunden, nnd muss ausserdem gestehen, da^s sowohl die 
Erkliirung He3inc's, Vesper sei Hesperus, als auch die ?oh ihm 
ang^fllhrte vulgaris ratio aoweit d^r ErkUrang des Vert vovsuaior 
hen sei, als das Wahse dem Falschen. Der Verf. erklirt nSmlidi^ 
Vesper für Ocoidens, welkes aber der DteiUer w^en des Vers* 
maässes nicht habe setzen k'pnnen, weshalb er in seiner Noth an 
Ve^ji^ gegriffen habe. Aber wie Orieni^ hier nkkt» Anders «ain 



284 GrleehUeb« hUewkimt. 

Html /ab Sol, was noh gowohl ans der Bedentong des Wortes, 
als auch hier ans dem Zusalze eqnis aafaelis ergebt: so bitte Oe- 
eidens nichts. Anders bedeuten können, alsSol occidens, weiches 
an dieser Stelle ^^ewiss höchst anpassend sein würde, well dam 

. das Priidikat nicht passt. 

Zoletat spricht der Verf. Ton d^n Partikeln nnd rechnet ans- 
aer den Adverbien, Pripositionen, Conjtinktionen und InterjdLtlo- 
nen anob noch das Pronomen und Zahlwort däm. Weder beide 
letatere, noch Adverbien, als pulchre,^hene etc^ kann Ref. als 
Partikdn ansehen. Doch hierüber weiter au sprechen, leidet 
nicht der beschränkte Raum einer Recension. — Druckfehler 
sind dem Ref. wenige aufgefallen. S. V vemaehläfsigeo» S. 11 
samt. S. 185 vorciehn — in d er Prosa. S. 102 in d em Aoristns. 

^ ' S. 941 selbständig. Femer findet sich durchg^hends herschen, 
obgleich der Verf. bei herrlich die bestehende Schreibweise bei- 
behält. FurMlimähHg möchte sich auch ein triftigerer Grund an- 
geben lassen , als f^r alltnälig. 

Ob nun gleich Ref. mit dem Verfvnicht darin übereinstim- 
men kann; dass die Dichter, welche im daktylischen Versmaasse 
schrieben, als Ovid, Virgil, Horaz, die Sprache willkürlich ?er- 
^ renkt, verstfimmelt, kurz grässlich zugerichtet haben, lUid sie 
selbst oft nur Versmacher aelen : so stellt^er doch andererseits 
nicht In Abrede, dass dasjenige, was die für den daktylischen 
Vers nachtheilige Entwickelung der latein. Sprache betrifft, klar 
nnd deutlich auseinandergesetst ist , und dass sich rücksiebtlicb 
des Binflnsses der Epiker auf di^ Gestaltung 'der latein; iSpraehe 

' neben manchen unhaltbaren Behauptungen doch riecht viel gute 
und begründete Ansichten finden; weshidb^ Hef. kein Bedenken 
trägt, dies Werk den Sprachforschern s^r nShern Beachf ung zu 
empfehlen. 

M. G. 



Caniecianea Crhica. Scrlj^^U F. G. Schneidewi^. Insunt Orio- 
nif Thehani Antholo gnomici Tituli VIII nunc primnm 
ex codico bibliothecae Palatinae Vindobonensis editi. Typis et im- 
peosis librariae pietericliianae. 1839« X. 190. ' 

Den Kern dieses an interessanten Einzelheiten reichen Bu- 
ches bildet das Antholognomicon des Orio, welches Hr. Sdinbart 
aus dem Wiener cod. Philol. et Phiios. 221. abgeschrieben und 
Ilerra^ Bchneldewin anr Herausgabe iiberlassen hat. Orion war, 
wie aus Suldas s. y. und Marinas rit. Prodi erhellt, dn Aegyptier^ 
lehrte au Alexandria, dann in Bysaiiz,- wo er die Kaiserin Budo- 
elm, «eqiiahlitt des jüngeren Theodosius, untmrkditete und auch 
diesa 'Av^Uyiov ihr dedicirte, anletzt nphrschelnUch in dem 
Kappadoeischen Caesarea, da er auf dem lltel dieses Aoasuga 



S«iuieid«ipla:-CoaieGiaBeaör|(|fca« fS^ 

ygtafjifianHog Kai6aQtlag genannt wird. Ansang nennen ^Ir diese 
p. 41 — 58. bei Sclineldewin mifgefülicten .£Kcerpte<, weil das 
Werk einen so geringen Umfang nicht b^beu konnte, sodann weil, 
was durch Passor. Optise. p« 108. bek^omt geworden ist, in einer . 
Priiatbibiiothek za Warschau dasselbe unter folgendem Titel exi* 
stirt; 'Sigl&vog ©tjßalov 'Av^okoyiou ngdg Evioxlav ßtßMef y. 
xavu dtoix^ta, \oü einer EintheiJung in 3 Bücher ist in dem 
Wiener Manuscripte keine Spury es enthalt nur 8 Kapitel. 1) xi(fi 
K6y4)v Hat q)Q0V7i6emg. 2). u^i q^vOiüig. 3) n^gl svöBfialtne, 
4) gTf pi ytQQvolixg. 5) mgl d£ot/. 6). wgl dlH^qg.xmi dtitaiQC^r 
v^. 7) nagt äQBtijg. 8) mgl rov dv&gaxivov ßlovt Darauf^ 
mehrere Fragmente, betitelt EyQixiSov^ Auch so ist der Ge- . 
wibn nicht gering anzuschlagen ; beiläntig 70 Verse sfnd neu, darr 
unter 33 von Buripides, 21 von Menander/einige von SophokleSf. 
£!up)9ils, Plßto, Phorylides unä Bion; andere sebon bekannte 
Fragmeute h^ben jetzt erst ihren Platz wtedergeftinden, z. B. Toip 
Edripides im 'Mgx^^aog V,JL., welches Stobaeus I^ 4, 47. anonym 
anführt und dadurch Yalckenaers Schwa^iken* zwischen Euripides 
(Diatrib. p. 186.) und Sophokles (The6er. Adoniaz, 238. B) veran- 
lasste, von Menander 1, 11. ays '^^gfjfpogog ^ 17. aus.2^(^riia^, 
tfti^ 18. aus KcovBniiiofitvoi, wogegen die bisher angenommene 
Kottaßliovöm wegffiUt, Ilkoxi^v m VlU, 5. riaaigyig iu VU, 9* 
Kvßßgvijicct in yiU, 9. Nene Titel sind ^HgaxXLaao^ öatvgtHog 
und '7g)v von Sophokles ^ dessen Olv6vg dadurch problematisch 
wird. Die Texte erhalten mitunter, aus dieser Sammlung gute 
Verbesserungen, z. B. Eur. Hippolyt. v. 7d. S5. äkket x-^ qivCU - 
und Xoyoxg dfiBißoßat, Hesiod. Op. et Dies 278, iml ov ittcif 
i^rVliat* AvtQlg. T^heogn. 142. o£ df natä 0^aTfgov estc» 177j(L 
fjiijtB na%s Iv fiijtB Uyaitf, Auch die Fragmente,, beSanders dee^ 
Euripides, haben gewonnen, vergl. aus 'Agxakaog bei Stob. 40. 
p. 354. nr,'8. v. !• Svxa statt avdga. v, 3. avavSgiccv für eiTdo- 
\Cat^ — aus 'Epsxd'evg Stob. 74. p. 451. oi5x Eari (i^tgog ovdav 
ijÖLOv TBHVOig mit schönerer Wortstellung, sonst o^k löttv ov- 
Ö8V fifjrgog {jöiov tixrotg aus ^Ivd. Stob. 87, 500. ä fi^ngiaai ^ 
statt S (19] xgsmp — aus Ualanijdris hei Jdi. Damasc. in Gaisford 
Append. ad. Stob. IV, 11. to :6oq>6if ovk alvta rdds fiir twzqv, 
ov^ alvfS xots. Unter den incert. haben zwei, 67 und 68> voQi 
Theophilus p. 87. citirt, ihre Stelle im ©viaxijg erhalten^, ißnA 
letzteres: > önopda^ofiav da ,x6i,X vül ,ikni$mv pdxf^.no^ov^ 
Mx^vt§g ovölv. sldoxag^ wird durch den Zusatz Ciccq>ag nna complet$> 
endlidi das Fragment incert. V. bei Stob.. 1, 1. hat erst duvch 4te 
Verbesserungen v. 3. avyavalti^g statt dsq>akalag und takovpth^ 
statt kaiöv^Bvtf ▼. 5. Sinn bekommen. Die n^thigsten Berichti- 
gungen des öfters corrupten .Textes eiebt die emendata scriptum* 
unten am Rande an, die gelehrten N^hweisimgen un^ Verbesser 
rungsversuche der schwierigsten Stellen finden wir in den ComTl . 
mentarii p. 61—98, welche nonh erweitert ai^d dv^ 5 Parerga, 



986 0fi«ckS0cbr Llft«r«tlir. 



i. h. Nacfettige wa itm FngneateflSMmhiiigc» 4es HesMiw, 
BfidiarmM, ioplwklis, Eoripides md Mein»dfr. Msn wM in 
dar Regel benerte« , da« 4er fiertin^ber mh gremfr UmsiGlit 
gewbebet bet;-die Henlellang ron Fragmeoten M aber eben 
darnni, weH es Brnchatiicke tlod, misglicfa, der Zosammenhing 
fehlt, end so bidbi oft der Sina eines soldien Stiickea ungewfss. 
Zam Befopiel diene V, 11. i» Tijg 'Ofwlofovfffig rcSv Blavog 
^mtoliump (wahrfdieblicli xwei Citate, die xasanHuengeseho- 
bensfaid: ix t^g^OßoXoy<ni^tig to€i ..«.., Ix tiov jS.^.): Ilavta 
Asov l^lAot^To^ T'crp «h^tfi^a, ndvta ßgotolöi* ix ^axiQmv ya^ 
fiä&tm xoA wSx avlisöta yivotto. Der Syntaxis im sweiten Verse 
wkre ifolil darcb ykfov^ av au helfen, aber der Sinn ist veritehrt 
In den Worten ovx atliU^nr«- Gerade das Gegentheil seheint der 
Biebter gesagt an haben: dass selbst das UnraogliGhe dtireh den 
Willen der 6<Hter Torwirltlieht werde. Der Fehler mnsste dem- 
nach in $vx liegen, wie er su heben sei, wefes Rec; nicht anan« 
geben. In d^m Fragment des Earfpides III, !• bI (sie) tßv de- 
ni»la¥ yag vofkoi % av^iifj^ata ^%ydXa q>iQov6t^ ndvta V dv- 
i^i^mng x&S iön XQijfiattt , 4jv ng-^vöißn ^$iv schreibt Hr. 
Selioetdewitt täv ydg öixalmv o( vopLOi rav^fißata iniydkti q>t' 
gov0t ndvta d' dvf^gmiioig rads ndgeön %Qi^at ijv «t^ sv6Bßj 
9t6v^mii ericlflrt rdÖB xQi^fiara ndg%6ti avdpcoirois^darcfa omnia 
aotem haec «— • quae in praegressis exposita fiierlnt ^^ homintbus 
«ontingnnt, si qiils deum eolit. ' fn dem Sinne h8tte aber der 
Biditer xgijfAata weggelassen ; ob ferner in dem ersten Verse 
▼on einer Gesetzgebung die Rede sei, steht sehr am besweifeln, 
wenn es auch Hr. Ranke angenommen hat, dessen Emendatlon 
* so ifcntet: ol tmv dixal<ov yag vofwj, tacii^^ftata fL&ydlcc (pigovöi^ 
mmvta V ccP&Qiinoiöt tot tdö' iön XQiifiecr ijv ug evü^ßy &b6v* 
Beide Missstände beseitigt die Verbessemng von Hm. Meineke: 
ix t9&v &ixatmv al vofiot r at}lii^flectu nsydka (pigovöi^ ndvza 
t dv%g6)K%i dsf: xdH kön Zpifftar tjv res BvöBß^ &$6v. Er fögt^ 
die Brklirung hinan tpigBiv aiL^jiata^ aiicttis accipere ^ aiigeri, 
nt pi0t6v (pigsiv^ aliaqtie slnrilia, was bei den früheren Versn* 
eben libersehen worden war. Hier ist erstens ix hergestellt, das 
ana tl so leicht herausgelesen werden kann , dass man sich wun- 
dern mu^s, wie es unbemerkt bleiben konnte, dann der fehler- 
hafte Artikel tctv^ijfAata getilgt, und die Verbindung durcludas 
wiederholte ts gewonnen, endlich der'Sitin des ganzen Fragmen- 
tes erkannt worden. Nur scheint der Sats td^ hti x9* '^ «bge- 
rissen and unvollständig auf diese Welse ausgedröekt zn sein, der 
itoDeteht so befriedigender sich aosniipnit: ix rmv Sixalaw ol 
vdfioft t* oilSf/fiora nsydka q>ipov6i ndvta t dvQrgtAnoiöi tot ip 
«sids zoi(^^^ V' '^* <• ^* I^fts heisst: alles Glück wird den Men- 
seben durch Frömmigkeit an Thell, wie auch der Staat (ot v6-' 

|iOi) nar durch- Gerechtigkeit gedeiht Bas von Theodoratna 

de fido V p. 16« dUrte Fragment den Spichatflraa: 9>v0is cSv#^ 



ttM^ftoamm urfvoi mti^ptma^safm kAiA haarz fMi^ mt^ftinim 

mmmi «yjj^aiftciim, md d— lewa ^wr ^e m^ in rmrw li ■wm.i 

dkr Btaddmmg dranf stehendes Werte: &4^v ii fs *9qm^ 
Wfvpratf iiw9 (K^ m^ktli^L iovlakev, iV, 1. t. 5l ist 4m Ae«- 
derm^ ^j^ 4i mmvmom ^ß?jimfmf[m, w^ ßmUada fegm dM MelnHk 
fuuif^cKla BUBW 'wwM-eawi «i dri^qe Werte weiciw, rtm^istv' 

Svjie^wq^i ^o^^^AMC »er frihcr ^^e ii f de iEeee se frnrM e mn e m 

htAttmz ft^n 4f^9m eiwm. ¥. 6. «a fich m ad c f iM i dal V« 

fem ^dcEa^raü^^iun' ian f^mog miim^^ w«i AartepInBei in üncs- 

dee tffiML fla «dt dfs^ y gedä A ee Wcdhng: «^det^ anm «Jv 

fei ^aei^xlkm wf SflfMJes ee 

edräaer Ckdudn^ dcBsee Nedmoidi^nst fedec^ i 

dee kam. Onm därt ün Mordes F ~ 




Atadi 
fieri elisenvUs. VUL, 9. kt ni 
VI, 4. si finde wivimäidi luivvdMlNs^ 4mdk 

Stj^ wettaaaigsaUm Kritiker wad es |!««iss ^ein^ee^ daslsdH 
1i^ n «MfaEÜmi. T»,ia sied «BS Ek9«£«diemiJidi»Or. 
VII,ai4.a.Mvto»eigtariaHteeWoiteedia^ msmMmr 

hf fitm^a fl^vm yivetaa fUBi^dJjayseem, wgefifMlasap^ fdmta. dft 
t^^^L ov^h» hfiatnai ^^f^^ ^^ ^>^ Vossaa» des Jidismur 
^aßixk ^ soüila. Stfitt p^tiÜLkuyin t&v sp. irt pcrflKjUUirf^ v. aiCk. 
nech si^iraiycliar. Aw^ Sbersidi er^ dass soiiUc fer gsoüLmMg 
c«iai gmB wattea Snu gkbi;. Wir Leimee «Bsra BcnM|t«agea 
iil«r diese Ssiniiilnjig iik^t sdüicBseB^ elme den Wonsd ssfian- 
^recibea«) diiss es gelingen bm»^^ dies ▼oUsfandlge *Ai^^X6yum 
in Wsrsduui ai^Enfind^u Was der &*. Hersnsgeber «nuA nodi 
b^^egdi>eB lisi, dawun sini £e Abliandhii^;en ^^ber Al^rnim nnd 
Maraan entw'eder «nverandeit «der in «kfat sdv versiittedener 
Fnwnnnr-wiedcdw<te. MitdMi ^ In dt»- jfMbfiidhft sie «nIv na vv^Hbra- 
ten^ sus es die PnMukaiMn dmui die wrtti igcKHaven nsnnei^Bn 

er mmdk «rter ixm CUbanehriflU» \. 4e fetafo AwiMwIm. Jkoee» 




288 Dentsciier Sprachanterricht. 

Abhandlniig a6er die Fabeln des Archilochiur bestreitet Bernhar- 
' dy*s Ansichten über diesen Gegenstand , dann toigt «ine Vermeh-' 
rang der Fragmente. - Ueber die Fabeln des lambographen ist 
sein Resultat in den Worten ausgesprochen : Tcteres jscriptores 
fabularum Archiiochiarom haud taro injiciunt mentionen , sed ut 
omnia ad duas iilafi celebratissimas fabiiias reiabantur. In VI. 
conf. Lect iiberschrfeben , sind folgende Emendationen besonders 
gelungen : Lue. Nigr. § 38. odkovv xul cputag ijftti/ Ttaiglav ojxo* 
Hoyeh', füf das sinnlose o-uxovv tu er. i). iQÜv oßokoytlg ; Lue. 
Yar. H»t. II, 5. tav de- inaddvzoiv^ statt tmv os ix^ixwovzmv* 
Tib^ll I, 1, 25. jam mihi, jam possum; sonst las man jani modo 
non possnm. Dann in der Homerischeft sIqböi&vt] V, 11. dlXä 
q>s^* at^(x'EQ(i^ rs ^nokXwvi t<3 V^^^^^ ^PSn welche Stelle in 
dem Vnlgärtext gimz nnverständlich iat, Callim. fr. 456., das 
aus Trypho negl tgoxcsv noirjttxiSv , bei Boiss. Anecd. Gr. III, 
271^ Gregor. Corhith. xbqI TQoxmv bei yi^alz übet; Gr. VIII. 764 
und Choeroboscus bei Cramer. Aiiecd. Ox. IV. 349 in der Art 
hergestellt wird , dass jeder von den genanntten Grammatikern et- 
wan^ zur VeHdesserung beiträgt^ am meisten aber der letzte. Fer- 
ner Elur, Hei. 86. tivog ä* avS&v Cs ZQV' •^- ^^0. aUiv' mg xa- 
xotg — nifiilHxitB <^BQ(5Bq>a6a^ endlich mehrere, Stellen bei Theo- 
krit I, 100, i^iri ydg (pg^ööj} , navW uIlo'V upLftt S'eSvKiiv: XX, 
& VQVcpsQov yBldag XXIII, IG, nouSmv ßgötov und Bion'^I, 23. 
yooauftt statt ßooooöa. Die Analecta Lyrica enthalten Nachtrage 
90. dem Delectus Poet Lyricorum mit Berücksichtigung der 
Reoension von O. $clineider Zekschn. für die ARerth. 1838. Nr. 
115, und Einiges unterdessen Erschienene/ ^er Epilögös p. 181 
' enthält einige üerichtighng^n , theijs voll dem Verf. selbst^ thells 
von ,A. Meincke, welchem ersterer dies %ntholognomicon zur 
Einsicht zugesandt hatte. Indtees rerum und autörum erleichterif 
den Gebrauch dieser schätzbaren Beiträge« 

> :• Dr. Keyaerm ' 



Lehrgang des Untertichiä im d^eutschen Styl für 
Lehrer an midieren und höheren Bildungsanstalten der weibiicliea 
Jugend Ton JoachiAi Günther (Lehrer, am königlichen Pädagogium 
zu Halle). Halle, Bachhandlung den Waisenhauses , 1838. XXII 
u. 492 S. 8. l^athlr. 

Wenn ein Bueb Torliegender Art nicht für einen bestlmniteo 
Schnlplan, ja,/man möchte sagen für einen einzelnen Lehrer be- 
rechnet ist, so wird e» sidh ioinier ereigdfen, d^ss man beim Ge- 
brauche nie ganc genau deQ Ga)ig desselben^ und die einxeinea 
darin gegebenen Vorschriften befolgen kann, dass man den beson-^ 
deren Verbältnissen, in denen man wirkt, gemäss selbst Ausgangs- 
und Zieiponkl sich Terrucken lauss. Dieses ttiut aber deJ^ Bxanch- 



Günther : . Leiiirgaagf d«8 CiilflR|dbte idi' d^dtafen Styl. SBA 

bsrleii iestelben keip^a Ablvueli4 äriMld>ifai Anfovdenmgeo, Mi' 
man rernünftiger Wefee daran macheff kkn», Crenitge gelefstet i^, 
d.h. dass ein solches Buch ein fnr sich abgeäthlossener/voin eirient' 
rid^Ugen Principe ausgehender tknd nach allgeaiein gültigen 6e^ 
j^etzen Terlaiife^iuler Organismus sei. Dann- er^chbinrt es gleichsiini^ 
ab die von einzelnen Umständen bedingte Verk^perung ein^' 
Geistigen, das Allgemeine ^eht im Be^sondern nicht verloren, son- 
dern jenes \nrd atis diesem leicht von jedem Einidchtigen^abstKa-v 
birt, um es für seinen Fall wieder besonders zn verkörpernv ' •' 
Dies ist der Gesichtspunkt, unter Jen^ wir das Buch 'des iFlMi. 
Günther aufzufassen haben.^ Was d(|s Erste betrifft, den'ihrii' 
Torsdhwebeoden Scliulplan und die nach den gewitoüchen Eih« 
richtuvgep nöthigen Abweichungen von demselben , so theilt er, 
ohne indessen seinen Plan durdi solche Voraussetzung so zu be^ 
Bdbranken, dass diese zur Ausführbarkeit desselben nöthwendig 
würd&^'dem Ünteirichte im deutschen zwölf Stunden wöehent- 
lieh zii (S.^Xiy)^ wobei wohl nicht Idcht fiirdie ipbrigen fJnfer^' 
rlchtageg^stände die nöthige^eitührig; bliebe, auch' wen«; wie. 
er 2u.meinen scheint, das Französische ganz ^eäthtet und- dle'^ 
Handarbeit wenigstens von der Schute aiT8geschlo6se& würde^ 
Ferner geht «r^ wie sich unten zeigen wird , über das für daä' 
schulfähige Alter auch nur wünschenswerthe Ziel lihMOli. Diesei^ 
Ansicht von dbm Vorherrschen dea dentsohen Unterrichte lie^ 
übrigem» eine fi£^ richtige Auffassung desselben zu tirunde , di^- ^ 
jedfBr Lehrer recht festzuhalten suchen rmöge. Dieser Unterricht 
wif d nämlich in der Hand eines gqsehidtten und geistig höchste«, 
henden , nicht blos mit vielen KenntnJsseii ausgerüsteten Lehrern 
die Sehule der allgemeinen Bildung, sdn^ -dkse w^kd dnröh die' 
Unheil geistigen Beziehungen, in die dann Lehrer und Seh^e^zti.' 
^^inander treten, (vgl. auch die Beitieiicung S. 146 i?nlen)v auf 
letztere wie in einem bildenden Uoigange) gleH}hsafll'<«iit«i^ uih' 
sjehtbarer Wirkung, übergchn. Und iniider -Thlit Ist jedeitt' 
Schulplane, besonders in Mädchenschipleni, eme «olch^ E!firh;h- 
tiiiig und den Lehrern des D/^utschen. 'ein: solcher ^Standpunkt 
zu wünschen, dass ihrem Unterrichte verhältnissmässig recht 
viele, wenn auch nicht gerade zwölf Stunden zngetheilt werden 
lAtmen, ^Velsen whr also^i die : Anforderung einer aflgeniifeinen 
IJebereinstimmung in dieser lUnsicht zurück^ < und uAter&ftK^^ff' 
^elmehr, ob der Hr.uVerf. jede wesentlicheren'^ oben aüsge^' 
sprecbenen, Anforderungen befriedigt Dieses^hut^er nttdhf'tin-'^ 
. fi^ermUTtbeil, indem er sowohl von der einzig richtigen AtisMtütier- 
den Unterricht der Mädchen überhaupt und den deutscfi^n Uliter^ 
riclit insbesondere ausgeht v al& aueh nach den anerkannten' Oe«* 
setzen der geistigen Entwickeiung weiterschreüet 

in c|er Vorrede > die nicht wenig'er von tuditiger MenAeheä- ' 
kenntniss und klarem Bewusstsein .über die -Natur dea Weibes Unk' 
Gegensätze zu derd^ AtooeSii' al|.voa riditfgeni. piSlag>0gt8dieil'' 

2V. Juhrb^, f, Phii, tfk Paed. od. KriUBlbh B<L XXIX. &ft. 3, 19 



Ti&te 1911««, h«l der JSri ¥tf . dte scbieia Werke lu Gmade lie- 
gende Apfticht vim den Unlerrichte der .Madchen deutlich und 
eindringlich ent^ckelt Ein gebildetes Weih und^ eia gebildeter 
Mann ui einmal ganx etwas Verschiedenes, die Bildung des Wei- 
tes ist sd^iNi in den Elementen eine gani andere als die des Man- 
1^ und eben so der Weg dabin zu gelangdn ; mtinniiche Bildung, 

^ ja Gelehrsamkeit ist./ wie einzelne Beii^iele zeigen, wolil*mit 
weiblichen Fähigkeiten, aber mir mit Verzerriing der weiblichen 
Natur, mit Au^ebung der echten WeibUclikeit möglich. Rec. 
glaubt, dass sich beim UnteErichte der Mädchen noch deutlicher 
als bei dem der Knaben jener Widerspruch (in philosophischem 
Sinne genommen) aeigt, der augenblicklich eintritt, sobald der 
steh im Unmittelbaren bewegende und^iirder unbewussten Thä- 
tigkeit gewohnte Geist Dinge ifi sidi aufnehmen, die ilim nur ab 
Zufälligkeite/i , als unTermittelte Aeusserlichfteiten erscheinen 
müssen, und sich nach Regeln bewegen «oU, ^ er nur als äna^ 
sejrn Zwang enüp finden^ noch nichf in ihrer Nothwendigkeit er- 
fassen und zum Bewusstsein Erheben kann , jen^r Widerspruch 
atso^ mit dem der 'geistige Prücess eines jeden Unterrichts be- 
ginnt» Daher die Erschieaiung, dass sich so viele Kinder in dem 
ihnen naturlichen Gebiete ausserhalb der Schule tiichtig, in der 
Schule untüchtig zeigen,. dah«r die nach den Fortschritten in der 
Schule^ zu urtheilen sa verschiedenen Anlagen, die oft weniger 

> ursprünglich verschieden sind , als bei der schneilern oder lang- 
sameren Aufhebung jenes Widerspruchs aus einander laufen^ da- 
her die unzähligen Beispiele, dass grosse Männer, d. h. die gross 
waren, sobald sie durch den Verlauf ihrer geistigen EntwickeluUg 
wieder ihr natürliches Gebiet errungen hatten, in der Schule für 
Dummköpfe gehalten wurden, dalier enfilich die Pflicht jedes Leh- 
srerund das Wesen jeder richtigen Methode, durch ^iederreissung 

^ der Schranken zwischen der natürlichen und eekünstelteo geistigen 
Beweguilg, durch schnelle Erregung und beständige Unterhaltung 
des Gährungsprocesses diesen Wäerspruch des. Lebeiidigen u. Tod- 

^ tenaufzuhebeo^). Statt aber aufgehoben zuwerden,\drd dieser nur 
r 

*) Auf diese hier nur angedeutete Diaiektik (Im Hegeischen 
Sinne des Wortes) in dem geistigen Prpoesse deä Unterrichts sind alte 
bei demselben vockonunenden Brscheinuligeo als Hof den. lelzteii Grand 
^ surnclraufiihren«. 80^ wird aneh unter dieser Anffiisimng die eigeot- 
liche Bedeutang des Uebergaagee von der Sphule sur Uaifersitlit am 
klarsten. Jeder: Kntersicht bc^nnt mit fr^osssta Lernen, das blosse 
Lernen ist Rlolaent Von Stufe an Stufe tritt nun aber das blosse Ler- 
nen als Moment immer mehr in dea Hintesigruiid und macht der be- 
wossten gefstigen Thitigkeit Plats. Bei. einem regelmassigea Ver- 
laufe des Unterrichts hk so aeiner loteten Stafe ist non ebeü der Ue- 
bergang TOtt der Schule aar Ualv^reität di^enlgey wo jene« Lernen als 



Günther} ttblgangdel UbCerriclili Im detoischen S(^^^ 201 

ftdtK starrer und zu tihem wahren Widerstreite, bei dem dai^Eine 
öder das Andere fiillen mnss , sobald man Bfidchen tn eine for- 
melle oder überhaupt abstract .verständige Bildung efnsöhaleil 
will. Dies nehme sich mancher Lehrer zu Herz'en , d^r aus vie- 
len seiner untangtlcbsten Schülerinnen die liebenswürdigsten vini 
achtungswerthestj&n Erscheinungen in. geseliigcn und hänsliehen 
Kreisen hat hervorgehen gesehn , und mancher Pedant, der mit 
eiAef steifen, gelehrten Unterhaltung von einem sinnvotlen Weibe 
abgewiesen i8t. Mai^ wird den Hrn. Verf. nicht missverstehn^ 
wenn er, nach einer tiefen Auffassung des weiblichen Geschlech- 
tes als „des schonen, ^^ dielTunst als das der weibliclien Natuf 
am meiste entsprechende Bildungselement bezeichnet (3. XII). 
Vielleicht möchte man wünschen , dass er diesen Gedanken noch 
tiefer gefasst nnJnoch strenger festgehalten hatte, und ^zeigt^ 
wie gleichsam derselbe Gegenstand der mahnlicheo Jugend ald 
Wissenschaft, fler weiblicheil als Knnst geweiht werden müsse. 
Seine weitere Entwickelung fulfurt ihn auf die d^ei Künste: Male- 
rei, Mtksik und Poesie, letztere, die hier allein in Betracht zu 
ziehen ist, als „das Mittel fiir die der weiblichen Natur ent- 
sprechende Knn8tbildung,>^ auf ded deutschen Unterricht. Zu 
diesem gehören Rhetorik ufid Poetik , Schönlesen und Literatur- 
gescliichte. Die beiden ersten, In denen die Regeln für den Styl 
enthalten , Werden gelehrt (wir bedienen uns hier meist der eignen 
Worte des H^n. Verf. ), damit erstens die Madchen eine gründlicliere 
Sinüicht in die Literaturgeschichte erhalten, in denEntwickelungs- 
gang, den die Poesie pnd Beredtsamkeit, um das hohe Ziel^ 



fitosses Iiernen , als blosse Ffigsatnkeij an deii Willen des Lehrei^ oder 
den eignen Entschlnss , ganz und gar lAifgehört hat. Von nun an Ist 
ÄQch das Lernen vollständig in den geisttgen Organismus , in die etit| 
freie, bewasste geistige ThatigbeU auFgeiiominen. — Auch daä' We- 
sen des Unterschiedes der geistigen Anlagen ie\ denen , die sich %uvk 
Studiren (zum Anbau der Wissenschuft als solcher) und für eine 
ffraktlsche Thatfgkelt eignen, lasst sich auf kdioe Welsis besser e^ 
iflären. Es giebt Knaben , denen es gar nicht schwer wird , Mos zu 
lernen, weil sie lernen rollen und wolfen, die sich iu einer gdistlgeik 
Thätigkeit, ^o ihnen die Artknupfungspuiikte und Nothwendigkeitei 
noch alle fehlen , ganz leicht und heifiiiscli beitregen können ; andiörOt 
*f ör die dies durchaus etwas Fremdes , eine Qual bleibt Letztere sind 
die prifttisthen Kopfe, welche, nacbllem sie unter joft ganai nniriüt^eiil 
Kopf^chGt^la ihrer Lehrer (die in dtel* Regel In ihrer Jugend zU ded. « 
Orsteren gehört) das Nothdürftige gelernt haben und des getstigeti 
Zwanges ledig geworden sind,, in einer ibnen zusagenden' praktlschea 
Sphäre die nützlichsten Mltgliede^r der meifschlläh^a Gesellschaft wer- 
den CiSnnefl«* 

19* 



292' , 6aal|9tli«r-l^pra€|iantev«lc]il. 

J ' - I - ' 

wddiea^ die Theorie aufttelU;, za errcicben , von je genoimpeii 

^hat; damit sie detitUcher. sehen , .wie manche Zeiten ganz hinter 
demselben zurückgeblieben, manche fast ßtets ohne ein Bewusst- 
sein über die höchsten Anfordeningen der Kunlst gewesen sind« 
Sie werden ferner gelehrt (und dies hätte nadi der Meinnng des 
^ec. Torausgehii soHen) , damit die Schiilerinnen theils zum Ge- 
brauche fü^'s Leben sich einen geziemenden Stjl erwerben und 

'bei den wenigen und seltenen Gelegenheiten, die sich ihnen aur 
Mittheilung ihres Geschreibsels aq Andere darbieten , ihrer aus- 
serja Erscheinung durch den Jnnem Gehalt Ehre machen; theils 
aber und Torzügücjb sich durch die eigne Uebung 2um Lesen der 
Dichter tüchtig machen, Wohlgefallen an der Kunst finden. 
Wenig und das Wenige gut lesen (S. XIV u. XV). Für die üe- 
bung ii|a S^hönlelsen wird ein Lesebuch erforderlich genannt, die 
bothwendigen Eigenschaften desselben werden angegeben und 
endlich wird auf das Lesen zweier grösseren Stücke, „ Flermann 
und Dorothea ^^ und „Wilhelm Tell^^ gedrungen, deren jedes 
e\n Halbjahr ausfüllen solle. (S XVII u. XVIII.) Die deutsche 

Siteraturgeschichte endlich sollenden Schülerinnen der ersten 
lasse mit dreifiichem Zwecke gelehrt werden. Zuerst solle sie 
eine Ergänzung der allgemeinen Weltgeschichte sein, zweitens 
den deutschen Volksgeist kennen und schätzen und das 'Vaterland 
lieben lehren , endlich ein besseres Verständnlss der j^tzigen^ 
Poesie erschliessen (S. XIX). Das vorliegende Euch nun ist dem 
ersten dieser drei, Unterrichtszweige hestimmt, es soll das dazu 
sötfaige Material in naturgemässer Stufenfolge geben, zugleich 
aber den nöthigen Stoff zu den stjlistischen Arbeiten darbieten 
(S. XX). Man sieht, Grammatik fehlt, und wird es auch schon 
gemerkt haben, dass der Hr. Verf. nur ^u denen gehören kann, 
die der Ansifsht sind , dass grammatische Verhaltnisse Kindern 
laur an einer fremden Sprache recht deutlich gemacht werden 
können (S. XX), worin Rec. ganz mit ihm einverstanden ist; denn 
jener Widerspruch tritt nirgends schroffer hmor, als heim 
gnipxnatischen , besonders syntaktischen Unterrichte in der Mut- 
l^ersprache, und bei Jüädchen. darf nicht wie bei Knaben, beson- 
ders auf Realschulen der deutsche Unterricht zugleich das Mit- 
tel einer formellen Bildung sein. So ist er denn auch der rich- 
tigen Ansicht, dass die Satzlehfe, eben so wie die Grammatik» 
von Mädchenschulen ausgeschlossen bleiben müsse. Die SaiX" 
lehre solle praktisch eingeübt , ihre Regeln durch Lesen und Ler- 

Sen und Nachbilden zur Gewohnheit gemacht werden (S. XX). 
lu diesen Uebungen in ier Satzbildung giebt er auch später die 
trefflichste Anleitung. 

Nachdem wir so die Grundausicht des Hrn. Verf. dargelegt, 

haben wir^die hierauf und auf die Gesetze der geistigen Bntwicke- 

lung gegründete Ausführung seines Gegensitandes zu betrachten. 

Schon der Titel des Buches zeigt, dass die Anordnung des*- 



/Günther: .Lelirgäiig des ÜdterriclitB im denUthen Styl« 293 

- gelbeil nicht systematisch^ sondern methodisch sei. In der Vor- 
tiiissetzung^ namtich, dass' der' Unterricht nberhanpt mit dem ach^ 
ten Jahre beginne , und da'ss die Schülerin- im zehnten oder eiltet» 
Jahre da angelangt sei , wo der Unterricht nach diesem Buche an- 
fangen solle, d. h. dass sie kurze Sätze selber bilden könne, wird 
nun in elf Cvrsen/anf jeden ein halbes Jahr "gerechnet, schritt-, 
weise bis zi^r höchsten Stufe fortge^ngen. Jedes Halbjahr be- 
jginnt mit einer Einleitung , In welcher der bisher erreichte Stand- 
^\\VL\t dargelegt; demgemass zum folgenden fortgeführt un^ 
¥ortre|9iche Winke über'die zu beobachtende Methode gegeben 
werden. Obgleich dies nuiT im Allgemeinen zwar in einer durch-i 

V aus zweckmässigen Art geschieht, und so, dass sich der Leser 
^anz deutlich jn geinen von Stufe zu Stufie sich hebenden Unter- 
. rieht hineindenken kann^ so mnss hier doch ein Mangel in de1^ 
Darstellung des Hrn. Ve^f. gerüjgt werden. Er ist ;n!cht strenge 
nicht i^harf genug. Wollten wir dies durch Beispiele belegen^ 
würden wir, da einzelne Worte und Sätze hoch nicht$ beweisen, 
zu viel Raum -verbrairchen , können es aber Tersicjhern , dass wir 
den Gedankengang mehrmals durch ein sichtbares Sicbgehnlassea 
beim Auffassen- eine3 neuen , oft sehr untergeordneten '(Gledan7 
kens , unterbrochen oder gar abgebrochen gefimden haben. Oft 
{ät es offenbar,» dass er sich zwar ganz klar geworden ist, was cir 
wollte, dies aber nicht fest genüge gehaltet) hat. Er würde danii 
mich schärfer geschieden haben zwischen dem, was er in, der 
allgemeinen Einleitung zu einem Halbjahre, und dem, was er be| 

'- den einzelnen darin vorkommenden Partieen zu sagen hat /und 
nicht S. 65 tfl und S. 95 ff. im Bezug auf deq Brief upd nqch auf- 
fallender S. 98 und a 107. 118 und 125 in Bezug auf die Artep 
des Briefes ziemlich da:8selbe, nur in grösserer Ausführlichkeit 
gesagt haben. Auf S. 65 ff. z^ B. gehört« nur die Entwickelung 
des Briefschreibens $ls Stylgattung gerade auf diesen Standjpunkt. 
Bei den Arten der Briefe Ist auch die an den betreffenden ^telr 
len verschiedene Reihenfolge zu rügen. Er würde auch Man- 
ches an einen passenderen Ort verwiesen haben ^ z. B. das dahia 
(unter Schönerzähliuig^ gar nicht gehörende' Räsonnement S. 76. 
Biese Strenge und Schärfe wäre auch das Mittel gewesen : um 
eine bisweilen unnütze und störende Weitläufigkeit zu vermeiden, 
mag nun der Flass der Rede angeschwollen sein und allerlei mit- 
genommen haben, das ip dem ruhigen Bette derselben keinen 
Plat^' fände, oder mag nur überl)anpt der Schwall von Worten in 
keinem Verhältnisse zu der Wichtigkeit des Gedankens stehn. 
Wir ermähnen S. 184. 226. Ganz weggewünscht hätten wir 
ifuch den pur störenden Satz von ,, Zwar hätte — bis -^ offenba- 
ren^^ S. 183 und 184. Dieses Sichgehnla^sen im Gedankengange 
liat zuweilen ein ähnliches in der Sprache mit sich gebracht. . 
Namentlich sind wir an einigen ganz unnützer Weise üervorspra- 
deinden kecken, fast burschikosen Ausdrücken ange8t08sen^;ieoztt 



394 Deuiiclier Sprachanterrioht. 

urir «neh den Gebraucli fräns^sischer Redensarten (Savoir vkre 
au fkit u. dgl.) rechnen, für die in eiotem Buche dieser Art wphl 
.Qin wenigsten eine Stelle war. Eis i^ndetr sich wohl auch einmal ein 
gänzlich misslungener Sats, wie der S. 74, bei dem Vergleiohe 
einer streng nach der Kelbenfolge der Begebenheiten fortschrei- 
tenden. Erzählung mit einer Gesellschaft^ we man jeden Glocken- 
" schlag zShlen kann nnd stets an den Fortlaaf der Zeit mnnect 
wird!, >iro aber die' bei diesem. Vergleiche nolhige Stirnqaung de^ 
^ei^eri durch das jiacbher folgende drängt sogleich gestört wird. 
"Wie weit es mui in der Absicht des Qrn. Verf. gelegen, habe^ 
statt strenger fintWickelung oft nur gletchsam beispielsweise Ber 
tracbtung^^n und Erläuterungen xu geben , mag Rec. j»icht be- 
stimmen ,- sicher aber würden einzelne Partien durch Umarbei- 
tung bedeiitend gewinnen«. Vielleicht darf man hiernach sagen, 
er sei ein besscner PraktäLcr als Theoretiker, genug, dem Prak* 
tischen ^fZa dend wir uns jetzt wenden, kann man, Einzeli|heiten 
abgerechnet 9 kaum ein unbedingtes Lob rersagen. 

Für die erste Stufe gehören Mährchen, Legenden^ Fabeln 
und Erzählungen, und zwar in dieser Ordnung, damit die Kinder 
bei ihrem Fortsphreite.n immer . freier und' unabhängiger von der 
DarsteUung des Lehrers werden können (S. 8). Diese soUea 
nämlich von demselben rorerzählt. nicht vorgelesen werden, und 
zwar als wollte man die Kinder erfreuen , ihnen Theilnahme und 
Wohlgefallen für den Inhalt abgewinnen , nicht aber ihrem Ge- 
dachtnisse etwas einprägen (S. 7), und sollen dann^von ih\ieu nacb 
mehrmaligem Wiedererzählen und andern dahin gehörigen Debun- 
gea aufgeschrieben werden^ eine Uebimg, die auf der sehr rich- 
tigen Ansicht von den Nachbildungen begründet ii^. Auf der 
^weiten Stufe folgen: Erzählungen, Allegorieen, Parabeln , pro- 
saische Umschreibungen und schriftliche Antworten auf vorge- 
legte Fragen , wobei ein sichtbarer Schritt weiter gethen wird, 
indem die Kinder, schon sicher und fest im Auffassen des In- 
halts, auph die' Form freier und unbefangener behandeln und 
sidi immer mehr von etwas Vorliegendem i, Festem und Gegebe- 
nem entfernen und entwöhnen. sollen. Hierzu wird ein vortreffli- 
ches Mittel dadurch an die Hand gegeben ^ dass in den nachfolr 
gen^en Erzählungen u. s. w. einzelne Worte (ein Fürst traf einen 
arbeitenden Bauer — ein ärmlich gekleideter Knabe) , bei de- 
nen der Lehrer verweilen soll, um sich von den Kindern Einzeln- 
heiten und weitere Ausführungen des Bildes angeben zu lassen, 
mit gespaltener Schrift gedruckt sind. Hier beginnt somit die 
eigne Reflexion. Ni^r hüte man sich, sie dabei zu schrauben und 
steure der unnützen , absichtlichen Weitläuftigkeit. Das dritte 
Halbjahr (Schönerzählung, Lehrerzähluag, Briefe) wird dadurch 
bedingt, dass sie nur den Stoff oder gar nur Andeutung^ zur 
Auffindung desselben erhalten, dass sie, nun im Allgemeinen 
^abig g:^nug) wenn auch nicht gerade im Toj^e^ doch im Stoffe 



aAnther i Lebigwg im Ifatoifkbt^ei drtiiwtea Slyh, BflS 

dtdabsoiidenid^itMetfctiiale xm 'finden, inif die eimMneii Aüei 
dieser Stylgirttim^ (der Eraüiliiiig), tuf die TflnuglickBtett Brfofu. 
-demteae derselben, mkliln fins benniders ««£ die Anordnmif 
aditen lernen. Hier beginnt dso «ehon die Theerie. Hit dieter 
oder der vierten Stufe, itufM der Hr. Vei^. , werden Vollah 
Bclmlen , mit der vieiten oder fünften mittle« Töclilertdhnien 
abBchliessen. Reo. mass bei dieser Oelei^nli^ iiem^en, desn 
dieise Einrichtung des stufenmlsrigen Weftosdireilens dss BoA 
für Lehrer an solchen AnstaUen^^ben so brauchbar naeht wie tS» 
Lehrer an höhern Töchteraciiidett« In 4a8 vierte und fiMRe 
Halbjahr fallen schwerere Briefe, namentlich Oesehfiftsbriefia, 
Anreden, Selbstgespräche (diese S. 115 -sehr gut maÜTirt durch 
die zu beabsichtigeiide Xnnstbildnng) und Beadareibungen, dabei 
Wiederholungen früherer Uebungen. Soiefae Au%abw sn Wie« 
derholangea, der fortschreitenden Bildiuig gemSsa achwerer ein« 
gerichtet, finden sich immer auf den fsigenden Stolen. So wer«" 
den die Abliandluugea, die, wie Inilif , erst im aiebeateii Halb* 
jähre anfangen «nd in einem firaüiern.au^ so einem nnaufiosiiareir 
Widerspruche fuhren werden, von da an stehende Auf pbe. Im- 
seehsteii Halfijahre wird von den Redcflgni^ geliandeit und vu: 
vecgleicbenden Betrachtungen (einer vortref fliehen Ucdmng, f&r 
die der Lehrer im Budie jede wlinsehenswerthe Unterstü^ung' 
finden wird) su^Gesprächen (diese also noch vor ^eu Abhandlun- 
gen t Maa^r Lehrw wird sie auslassen, aagt der Hr. Verf.- 
selbig. • Weiterbm sagen wir nodi^etwas darGben) und su Idyllen^ 
im siebenten nu Definitionen und IMiposiiionen^fiir die sich wahr* 
lich keiä passenderer Standpunkt finden Hess) angeleitet Auf. 
der achten Stufe folgt die .Lehre vom Ubjthmns , unter den» 
Aufgaben Charaktergemfilde, auf den drd leteten die Bocsfe, in^ 
der naturgemissen Folge der lyrischen, der episdicn und der 
jdiatnatisdien. 

Die su den üehongen nuagewfiblten Mihrclien, Braifahingew 
u« 8. w. werden theiis vollständig, theüs. in einseinen Haupt- 
punkten mitgetheilt. Zum Anfange sind sie wdhrscheinfich zum' 
Leidwesen der meisten Li^rer sii lang , hingegen ist die Aüswshl 
derselben nicht das klemste Verdienst dieses Boches. Vielmehr 
muss man diese gerade als einen gann dgenthümlidien Vonuip 
desselben anerkennen.. Wenn der Hr. Verf. sich bemdiiit hat,^ 
„den Aufgaben, doren viele stereotyp sein mi&ssen, diejenigen' 
Seiten abzugewinnen , welche sie für Middien angendhm und be* 
lelurend madien können >^ (S. XXI}, s^ mqss Rec. bekennen, dasa 
ihm dieses hi h^^hem Gradd gelungen adieint. Sinfach und tm« 
gesttdit, und doch mcht fade und ^ewftfanlichy und dabei fl»rt, 
sinnig, geschmackvoli und die Briefe, an denen der Ldirer einen' 
wahren Schatz erhiHt, wriirhaft seelenvoll. Woher dies aberl 
Weil die Natur der Mädchen richtig anfgefasst und festgehalten 
wird , wie ihr Gesfdiledit der Stnnlicbkeit und dem'Qeföhie ange- 



294 Deuificlier Spiach u Dtemcui«. 

wir auch den Gebrauch französischer Ue<lei»>ciricii .;bi»vv>*fy. i^-r 
au fait u. dgl.) rechuen, für die in ciueni liiiCi.t vi- s r i^vit r.j 
am wenigsten eine Stelle war. Es findet sich v»at *tvw,i« x^i awerac. 
gänzlich misslungener Satz, wie der S. 74, üci Uc* %nwiiciik-.: 
einer §treng nach der Keihenfolge der Be;;. '^u) ^li-tn i«, V u- .^ 
tenden Erzählung mit einer Geseilscliaft, nm> mau jeuv ji-iLvr^-.- 7 
schlag zählen kann und stets an den Futiii ai i^ck &x .iiiitt ^ :- 
wird, wo aber die bei diesem Vergleiche i;j«intt<i »^»ttiHiifoi^r» -'- 
Lesers durch das nachher folgende drami koäi-um ^^^iirdi-ii. tiiil 
Wie weit es nun in der Absicht des iiru. vtn jic#niBii cii^s^r-r 
statt strenger Entwickelung oft nur izlc itu&ani üisitii»jt^ ^iasüer niu 
trachtungen und Erläuteruuf^en zu ffeben, matt «»ta^H-nl ha: ttiu 
stimmen, sicher aber würden einzelne la.tieu ^v ttui«]^ e> !-va. 
tung bedeutend gewinnen«. Vielleicht uaa 'luu m. rißwohir mi. 
er sei ein besserer Praktiker als Theoret m« **, ä « i. m der Fi-it- 
tischen^, zu dem wir uns jetzt wenden, Kinm 1. an c aiiulieiLste a:-^ 
abgerechnet, kaum ein unbediuiites Lqi> vei^aieii» -i . die Pi^-ir— 
Für die erste Stufe gehören iViahcuea* .ju ;A.iiraiii± äu^^-rrEt 
wnA Erzählungen, und zwar in dieser vJaniuu J* ui*<tjitt*n ffew«»«5s». 
hei ihrem Forlschreiten immer freier unu ini^v.*ui a. oTi aas*- 
Darstellung des Lehrers werden K juea vo. Th.L .a. liiiciie €re- 
nämlich von demselben vorerzüjilt. nicikv ^u iCirrsr '.1 «eaen. um: 
zwar als wollte man die Kinder erlreieu» i »ppi -«.*wil Iktm, dte 
Wohlgefallen für den Inhalt ab;rewmi eu, itit- • tuu:r>.üiza5en, Ge- 
dächtnisse etwas einpi^gen (S. < ), unu aUJi* »j umm iia-irrxeit 
mehrmaligem Wiedererzählen und an tu Müiou^iC. laan- 
gen aufgeschrieben werden , er e ceo». l. * ut-s. «*r inur kurz mu- 
tigen Ansicht von den Aaci^oiiunji:: -u j «: :rcusfia:s(4!S., 2. £. hei 
zweiten Stufe folgen: ilirzähiun;! mu ;.»j*::r -v.«? »?t. «en £ixäh- 
saisclie Umschreibungen uiui sei wi.u ii- ^'\t »»^vill erisiit uiui 
legte Fragen, wobei ein sicI. ar»: ..'i.;.jr- -^^ ... . üct die 3Nslb~ 
indem die Kinder, schon siei e« lu.iA va. ^ c. **. iiüL oid- 
halts, auch die Form neu hun i.-..;, rtt lu .mjitffriigifRU 
sich immer meiir ^on eiv ..- 

nem entfernen und eniwiW.timi «•.<.: . : -.•sf lU ms .wsuisBrim- 
ches Mittel dadurcn an .1;: Li::. : . ._.^*i* ieL umi ^üoin*- 

genden Erzäuiunir« n u. >. w, k .. ;. . -«^zjlt tiiv Titeiib 

arbeiten deji baut^r - - :...* f. » .* ...^ ..imaa .ixmixtusr ^. 

neu der Leur^'r m:i \ t.t.i : . -*was -i-uex;. ^t': üt 

heiten und nm um«- « ..< . v . ? caÄUUUsiii Jutu2i- 

mit gesi»aUc 01 ' , . *-.^irfc ^aü» n 



eigne 


HeiU 


steure 


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Ilaibi^ 


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P^!^' "'%Ä''^"'^^« gt"^^^^^^^ »-ht Wo«en, Hin*« 

l.;;, ^^,.».^%r' m-ch(r.;,P'n«*=^t»"f di« »*elte Stufe ^fj- 
•;< ;.f.^f;J„ij^'««o,,f f^'- AV»A^*' ge^pallciicr Schrift Gedrnclrtes. 
»;:!,' "f^*^. 'V'^'e sei,, i^ '^"'e-- «»en Erzählungen sollten 
'Iri'iff^ V^tvc»!'" ^ee>.l ^*'- ''"'''"ff* '• »' «»«e ^o" Kimt und 
r'- ,f>f>V;> rfer 'L^'^'ckUoi'-*'' ^»e er raehrmal«, von Knaben 
«1" y%l^ ^«V*'^•^cU;V^^™ Erfolge bat bearbeiten laasen. 
Ä '^17'*<L *"</Oft i^**^«!5***'*^J' "'«''* wkommen nnd 4st daher 
^h<l>f"»n^''^h- -iöl "• ^''- ^^ *«t ^"^ w<«»ger39a 
*'^Js(/^** Ä*"<'*e ^^*<iK ^«rdmati an H, A Anstoas nehmen, 
// «i'-^bK '••*l>i> ^*»t .""" ßter Hauch der FrSmnHgkel», wie 
V/ <'*7''-' **'^»t***'t * *ft wolilthnendiind Terräth den wahre« 
'/A/Ä*^4^*'*<i»iV** Vi ^'"='' S'""'»«'» '"'•' die Meinwng vieler 
■,nOff'''iS^^^^ •»«»« die A„fg..6S8, Schilde- 

Z äS^* r»^'^t v**^it *=•• der Hr. Verf. eine nn» nnbe- 
J im S\ ^K ^^K ^^«'•t' hatte wegbleiben mfiaaen. 
'^^ ' llieri^S^^ 5^ x^ ^ w ^" grösseren oder- kleineren Par*'— -~ 

,/ 



eruil 



//We|?^\v^iv^^V-c-^^ grösseren oder- kleineren Partieen zu 
ifi^^f^^ ^ ^^^V\ fr "^^^ *^"'e^ MeimiDgsversohiedenheite», 
- /lll^^^^^ Vfc^^ " Ansicht beruhen (z. B. daüs wrc nie 
Ä\e5//li *v^Äw^%5^ ^^enen Worten maohen zu lassen SHt 
VAiälUf I^N^ ^n ^"^«^gfitcn dieAiifgabei29),fcg8eiiwirfhi . 

\mIu'II ^ Xt '^n.A»'^»«P^«»55 *, die Darlegung der Lage 

^^^ '^ly ^^^^ %uA V 5 ^' der Schinss) in alle^ Erzählungen 

^et V>\t\il M I \ ^ ^^^ne immer danach anfertigen lassen Ktfü ^ so . 

^^"SS^^ W®. VxtUYir , in Zwang und ünnatrfr zu gerathen, nl^ht 

^^^^ss«sx' "JVlan sehe aiich nui< die folgenden Beispiele, wo oft a 

eii<^^^'''^n7noeiigezogen ist, u0d auch wo dies niohf geschehen, 

„iid ^.fT^^schehen sollen und eigentlich a fehlt. So b^i Nr. 114, 

^^J^^^'^ixM^^ ^ ^'öd c zusammen c. Bei 121 scheint b vielmehr 

^£/ Ä ^» * ^ scheint d und d und e zusammen e zu sein. Letzte-« 

ly iiiid ^? * gehört zu ^n ErzähUmgen nach einem gegebenen 

"- " ^ei^P^fi» Warm» «ollen denn aber diese nicht so eingerkh- 

r^^ It^^^ ^*^* ^^^ Brklänmg desselben, die doeh immer nur in • 

^^«^i^V^Aet»' ^li,«ng, nicht, wie bei einer andern Art Arheiteii^ 

V^'^^t/^iliäO^igc«» Abhandlung bedtehn darf, awird» Rec. ' 

ei**^^ ßf ^^ ni^ Bezzg hierauf Vorweht, und glaubt überhau]yt, 

if» ^^ M^^ ^^* Äe«» ®**"® ^^ Bewusstsein und absichtliche Vorhai- 

^top^^^äl»'*', hei» S«^«"**^ gewöhnlich am besten geratben wer- 

^% ^\g ^^ fiia^ ^^^ Uebong hat, ist es zu naturlich, danach 

^eti ^^^^ßO'* öJiU^ ^^ *" wissen, und die fehlende Uebnng (vom 

den* - xxe^ r , Yit ^^ sprechen) wird doch dadifrch nicht ersetzt. 

^^ ^^ g^ ^^ j^ef' etwas auf natürlichem -Wege erhalten kann, 

' fj^lent^ o ^en ^jy^jbhause erziehn^ — Die Ä^s«Ärei6M«g -wird 

go 1***.?^ e« *^ .^e Bedegattung angegeben , welche einen Ge- 



cos ^ >t (.Ifi ti &»ait#ch ft 1^. &pK»ii«li «mterricbt. .;. 

kiH:(8. TI)^ wiev&r Weih ;lftiiCsder.Sdte. des Einzelnen, der 
Mana anf.'dor Seide* des Ailgenvei^^ steht (S. VU), wie die 
Bfäddhcttnunidas' lernen iiiög«nv -mscvibnen interessiiit gemacht 
wlrd(S. X), und beBosders^ wie 'n& nie über . die .Natuclichkeit 
des nilnittelbaren Daseins htnaiisk)onraien. Die richtige Würdi^ 
gung dkaer Vnnditeilmrkeit nnd das geschickte jinknüjjfen 
mllea Unierriekt» an di^sMe ist i^n ävaA das ^ati2e Bach hin- 
ihirehg^eilder C bawfct eigag^.derachmcfa gidch am Anfange bei 
der Darlegongi ded ii»aiven 'paeliscbea]ü¥erdies der^Mahrchen nnd 
Fäbdb ankm^gl. Es^'Jst eins, der schönsten Zeiöhen unserer 
Salt, dassmerjanenStandpankt der Unmittelbarkeit fassen und 
jene dofligen B^nthpn der Vcnikspoesie wiirdigen gelernt hat, und 
tinerder wolifth«e»diälen fiäodi^eke dieses^ Buches , dass es jenen 
G^ial ufiserer Zdt athmet^ Rec.^ der sieh iängst gewöhnt hat, 
alSy'Sehli^nden Beweis der in friiherer Zeit z. B. in der FabeL- 
dichtung hevrichenden Unnattir, Wo man das WosentJichste zum 
MfUel herabsetate statt es zum Zwecke SBii erheben, die Pfeffei- 
sehe Fabel T«n> den^ beiden Hamstern anzusehn (kürzlich äusserte 
Jemand im Scherz^ es wiur«n i^ielieiclit zwei Menschen gewesen^ 
die Hamster g^heissen), war sehr erfreut,. hier auf S. 5^71 das- 
selbe Beispiel angeführt zu .finden. Noch oft wird im Buche Ge- 
legenheit genommen,' die Volkspslesie in Ehre zusetzen, und 
di^ auch S. 268 bei- d]e& Spinostiiben nicht vergessen. Dass die 
Gespräche eher genonmen werden als die i^bhandinngen, ge- 
adileht wahrscheinlich auch, weil.sie.d^r UrimMtHbjEirkeit offen- 
bar näher liegen. Aitdere, weniger wesentliche, aber eben so 
scUltzbare ChfO'aktet^gA.des Buche» kennen wir mir kurz an- 
denten: das . Treffen des. Richtigsten und Passendsten , z. B. bei 
den. Fragen S. 60^ das Aaffassen einzelner Züge bei den Erzäh- 
luogeta ,. wedureh die ganze eineq noel^ höhenr Werth erhält nnd^ 
malender, poetischer wird, ^as richtige Gefühl furdieNotfa'« 
«endi^eit "eines versöhnenden SöMi^ssea ib. B. Nr. 58, 681, end- 
lieh «kte tüchtige Gesinnung überhaupt, frei von Ehgherzi^eit 
uiidFedantei$e(&19g> ^ 

'Nach diesen Lehsprüchen können \^h aber um so vebiger un- 
fiem Tadel über eiazehie^ Anfgaben verhehlen. Bei den Mähr- 
clien herischt der gespenstische Charakter zu sehr vor. Theiis 
aas 'diesem, . theiis .ans andei^a (Sründai hätte ;wohl Mancher Nr. 
2 und' Nr. 6^ weggewtunsoht, und Nr. 10 gewiss Jeder. Nr, 21 
ist eine übel angebniühte Entstellung eines bekannten Fabel- 
stoffes', Nr.. 36 ist', nicht, wie- die i^ebersichrift sagt, belohnte 
Ehrlichkeit , sondern etwa entdeckte Unschuld oder Lohn und 
Strafe. Oagege» heisst Nr. 73 mit Recht bdohnte Ehrlichkeit. 
Wieiirefflich sind aber Nr. 37,. 46, 62, 199, 202, 203, 215, 231, 
40&! Nr. 42 hat die von einem falschen Standpunkte entnommene 
Ueberschrift „der Fehlgriff ^^ erhalten, es musste bestrafte Neu- 
gierde lieisa^. . istr» 63 Ist unpassend, 67 ohne alle Innigkeit, 



G&ntfacr t pebfgmtg dtftitkittititfits im ilHifMl^ii Styl. 297 

SS'ganti^iliiitt/effKatWBitdattkliftret^ und nit^ht Uossetii UinAeti 
Iii6tiilkt«ifolg^»ri[e liiinde gegeben , 'Auch wui^le diese Ensähl^g, 
wenn *6iejS0nftt'päS8tend wäre, ^ritleht auf die zweite Sttife ge«* 
fawen , ' ^16! esiäialt nichts mit- g«Ä^palteiier Schrift Gedruckte«. 
Nr, ^9 etitheh^t aller Bmkeit. Unter den Erzähhtngen sollten 
nboh'tnohr Itistoriscbe schi, Bec. sclilü^t z. B. die von Knut und 
den Schniei^kiii^m Meeivevot, die er 'mehrmals, von Kuaben 
wräigst;eii»; mit sehr gliicküchem Erfolge bat bearbeiten lassen. 
Np. 2ä5 kann in der Wlildtehkeit nidht' vorkommen und Ist dahör 
alsimnbtnrHoh «u Terwerf^a^ Nr. 3§6 ist ^it, wtoiger398« 
Bei tder'Dispasition Nr. 491 l^lrd man' an 11, A Anstoss nehmen, 
Nr. 617 ist etwas sehwach. — Dter HaiA^ der^Frommlgkeit, wiö 
er in diesfem Buche weht, ist wohlthnend.inid verrlth den wahren 
christlichen Standpunkt , doch gianben wir die Meinung vieler 
ausausprc€hcn , wenn wir sagen, dass die Anfg.-6S3,' Schilde* 
rung des Wettgericht«, mit dier der Hr. Verf. eine uns unbe- 
greifliche Tsttktiosigkeit begeht, hatte wegbleiben müssen. 

Was wir sonst noch an grösseren oder-^ kleineren Partieen zu 
erinnern haben, abgerechnet einige Meinungsverschiedenheiten, 
die anf blosser indi?idi}eiren' Ansicht beruhen (z. B. dais wie nie 
Erzühiungcn nach gegebenen Worten machen zu lassen gut 
he^Bsen werden, am wenigsten die Aufgabe^.129) , fassen wir im 
Folgenden zusammen. Wenn man das S. 73 gegebene Schema 
(a, die Einleitung oder Anknüpfking; d,'die Darlegung der Lage 
der' Dinge; c, die Bildung des Knotens oder der Spitze; </, die 
.Anfldsnng^ dos Knotens; q, der Schhiss) in alie^ Erzihlimgen 
nachweisen 'Od er' solche immer danach anfertigen lassen wHli^so 
wird man der Gefahr,- in Zwang und Unnatiir zu gerathen, nicht 
entgehn. Man sehe anoh nui< die folgenden Beispiele , wo oTt a 
und b zusammengezogen ist, und auch wo dies nichf geschehen, 
oft hStte geschehen sollen und eigentlich a fehlt. So hki Nr. 114, 
wo a b ist imd b und c zusammen c. Bei 121 sdieint b vielmehr 
b uiM c, c ische'int d'und d und e zusammen e zn sein. Letzte^ 
res Beispiel gdiövt- zu den Erzählungen nach einem gegebenen 
Spfichworte. Warnnv^oUen demi aber' diese nicht so eingerich- 
tet werden , dass die ErUörtmg desselben, ^e doeh immernur in^ * 
einer Ümschreibnng, nicht, wie bei einer andern Art Arbeiten^ 
in^ ^iner voUständigerrn Abhandlung bestehn' darf , a wirdY Rec. ' 
eiD^ehlt also in Bezug hierauf Vorsicht, und glaubt überhaupt, 
das8iB#rzähhmge» ohne das Bewusstsein und absichtlidle Vorhal- 
ten eines solchen Schen>as gewöhnlich a« besten geratben wer* 
den« Wenn man erst Uebong hat, ist es zu naturlich, danach 
zu^ arbeiten, ohne es zu wissen, und die fehlende Uebnng (vom 
' Talente gar nicht zu spredien) wird doch dadiTrch niclit ersetzt« 
So lange man aber etwas auf natürlichem -Wege erhalten kann, 
wer wird es im Treibhause erziehn^ — Die Bekehr eiifung wird 
S. 150 ab diejenige ftedegattuDg angegeben , welche einen Ge- 



2i& . B^miMchmt £ly««icli««t««vcl€lii. 




«Idk. Dies ist cäa F^Ocr^ 4ai 

tlMTMditilHidbormdiäUBr. M[aBcr&151 

dkn Löwen Mcn«eF«ite^4itt Gdiritt^ ^hbcx 

jcMB W«l^>e9^a«ni l«be^ m s. w. «Eülig« : 

«ad fidaMte eWa «a ureMaUkb «ic i»e £mea .Zehea aait 

loa. Me Sache ««fllii4t sich «adlfi«». !£■ jsIciaraB §aw VcncU»- 

■afiifliVa MrrVwriiT iriiiihii*r^ laiaialai Fdle ^«siiw^teicii 
^Grttaag^ iaswdHtesadh«laim4Mai; «n haaedoB 4aa I^ 

ae» (km Poslwa^ea üegaa ^eUktoaeal Miipiir Sd^eaCha. 
taHwflngMnUgpia aad Clwffakler^>aBikl^ (swiedwB deaea vbri- 
gcasSiaaaadhriici^^aatcwi Aic Jk « wM) a«t eiae «dSUleadfi 

144 an 4«9i SkiiaJici lailaai na {im Upgrafiatg ob 4ea Lefaveinli- 
laag«i) gfiriyJMWt» «Ceabar neii%, dbgcqga tesast «• &. 182 
•dilr swcifieUwit: ^ &^ Lela^eMtettlHBig iMtte ob 4«rat an (thnn, 

«aitexttsleUea/' aai & 185 kt vieiar waa ISduMenuigea des 
Cluaalfilers ^ie Rede. FflOMir^ »ie ChanA^iar^ewiUa «rnfai S. 
152 nator^ie LcMmdweilmmeB vpia a is a iM !; dikcii kt iner dbs 
W«it^«Hlepe^iielkac^UaBvc9«dBidkqi^deaa& aü «ribal- 
ton de «Ol ftedit Ha« StoMc «afea* dea iSclMafci 




WasAHaJlei{ei%Ki^«9mlM«rifi;/Ba mkd msm wstk 
m^eämam^ ^t^sm diese JoiajihiTtiairte Veiataadawbaiig pcaleflli- 
na, rawil Mi Mädchea ia iMeaBBi mm^em Jklter. Dies iat keine 
aÜlife aad wieai^ Niia^nag d« ; 
Verkaw^eraag desselbea^ db^seMlra ^ 
a. B. dMS& 207 die Sach%«iiea4hHiadii 
sie deafttliak «der dea Llaiuig eiwa Bi^tiffes 
Mad «tat lia fal^eadea (aietealea) ilalfc|dhi« «1^ 
laiMkaadDarfk^^wetAe^iffeaaeL War «amea var «owr 
yiid«gag,ioglifB Giitodnedfiem, ned 4ea fin. Ver£. der & 201 
iwäduat^ beiai ¥«riia^ ^kaes lAntMJaribea Ci^itda acär be- 
Erfdanagoi gcniaclit aad Mgur4ien«iide«rleliAaa 
waeUe fidmfcmnaai fie ^nae OmlfiGatiaa ^a- 
(aka wM «eck die lairiMeiwüa aad friaeWidraa 
r) dem Cediicbtnfs eiagefriigt iiattea^ madilea war tei- 
aOie w0r Seltattaiisclniag awaea. fhadaaitaea liait «ob dhrai- 
ßduDMMirat, i^maaMaesdBiaaf aaiegt. Adfc «n Xettakr%, 
aa BH§ laaa fiiaaelaeB ak Vefateades« und SmiduHttag (lOm 
mM ak liietodüdMa Mnaeat) haanfaea, a. ft. dk Iteaen»- 
¥erteelaBgS.J2U, dk Votiieiloag & 217^dk J9iBk|iher&^S, 
dk aui^mmg fi. £38. INok kaaaea wir es akÜt nenu^waigea, 
daw akli ki fikadbea üar wieder vkl padagagkoher flrißt aeigt, 
a. B. araaa kei «idveraa F^gareafir^k AnfaMdwag^ 



Gvolher: Leh^fMig 6m Usksnidrfs hm inwtorfiw Stjl. 



der rililigsbe.GdMvtBUf i«e]usa(ie Aui§Ae MdM (wtti^get fm- 
send fioden wir die Frähliagsf eier) , ferner, 4ms e^ gewks jcjicM 
Lehrer 9 «Iwe den beabaditi^en Gebnvdi dav»n lacfccn m 
wollen^ sehr in^eneiun sein wkd, hier eine m klare «n4 mit m 
passenden Beit^pielen nus^eslattete Dariegnn^ dieses Cregenslaiir 
des nu finden, üur bcin Zen^raM-hallen wir die Beis|dete Ms 
auf das erste for schlecht gewahk, die SeMbstv^h ca B c n a iy ktanst 
zweimal, & 241 und 243, «ad WiederMmng ihniich hiatwdcr 
Wörter ist falsch aangednkkt, es otiaBte heissen jimmmderBM- 
ivn^. ]>le EInriditvng des Onickes dahei Ist «ehr «aneelh^ 
iodeoi durch den übel angpebrachten Strich die iluf^ben la nn ü Br 
von ihrer f igar getrennt erscheinen. — 8. 278 war der Unter« 
schied süisdien Erklärung «md i^escArei&iai^ ansog^iehent die» 
S0 nie es hier «us^drndct ist^ nnsamnien&Hen nliasen, erstem 
gieht aber nnr den Begriff, keine Anachannng. Dass nnler den 
dahin gehörigen Uehiasgen noch DnKobreihiingen atehn, ist sehr 
sn loben. Falsch ist „ Bei^^ordneU Begrub and snhdM , welche 
SU dem Umfiukge desedhe; Begriffes gehören.^ 8. 278: «a 
musste heissen^ welche einem hohem mtrf gleiche Wviee unter* 
geordnet siod^ d. h. nach demselben Eäntheüttngsgnnsde, oder 
auf derselben Stefe, sonst waren DamfCschtff und Frc^tle oder 
Krcds und rechtwinklidies Dreieck auch ^digeordnete Begriffe. — < 
Ge^en das Capttel^ das vom Rfajthnms luuMlelt, haben wirniehls 
einzuwenden , als die «nkiare Barstellnng, was unechter «nd un- 
reiner Bein sei & 332 (vgl. 331), und die falsche Auffasswig des 
echten Beuns & 331, mit der F^Ue aber kommen wv sn dem 
schwächsten Theile des BudMs. Wir wollen es swar anerken- 
nen, -dass diese Art, den Mädchen das Wesoi der Poesie «nd 
der 4ahtngehörigen Gegenstinde klar su machen, d. h. eine oft 
mehr b^s^ekweise und vor die Augen bellende als streng syste- 
matisdie Ansehundersetsong (wie gdiort dann aber die ana der 
S|>lMre der %ecuiatkm entnommene Barateliung des Humors 8. 
476, mit der wir aonst nicht weiter rechten wollen, hierher t) 
im Allgemeinen die richtigste und frfolf reichste^ aei^ aber anch 
dasu bedarf es für den L^rer einer weit g r o s s er en IQarheit, nia 
sich auf den & 348 -^ 358 anasprieht. Waa wir ohai an der 
Dnrsl^lun^ ^«ragt haben, findet Mh Uer hn «Listen MAe, 
nie entbehrt aUer EÜaheit, es geh* bald sehritt- hoM spmnga- 
ureise ^vorwärts, dann im Kreise, man findet sich unv pmiiki ^ 
iminer in dnen aodmi Gedankengang versetst, auf einem Reiten 
Wege ist man von dem eigentlidien Gegenstande abgelötet, nnd 
- auf einem MesserricLc» soll man wieder dabin anriidu Madi 8. 
348 erwartet man die Entwickeiung, was Phantasie, Genie mrf 
Begdsterung sm (die übrigens sehr ricb^ als das Wesen doi 
Dicbte;is ausraadiend beneichnet werden), naehher findet sldi 
i»e<sh dn viertes Tafas^, das man, nun hi eine andicre CJeheraidsti 
4ie man üch in Gedanl^en mupht, bringen mwst S. 351 * 



V • - ■ 

SOO * ' ' ' l^eots'elier Sprachan4erricht«' 

<^y!d{ö Oriide der Plitfntasieselefn zii betracfiten^ und nun kom- 
tit^h Talent, Genie und Begeisterung, oder letztere soll yielleicht 
nicht dahitii gch&ren. Was über Begeisterung gesagt wird, sind 
nur R^densartert^ selbst in Begeisterung rorgebracht^doeh «cheint 
die Sactie dem Hm. Verf. klar geworden t\i sein. Weniger ist 
lii^s von Genie zu sagen; dass Genie die Fähigkeit (man kann 
ssgcui Nothwendigkeit) des unniitlethBrtn Schaffens sei, hat er 
nicht gewusst. Aus dieser folgt die Allmacht' des Genies, wor- 
auf Tietleicht der seltsame Ausdruck ^, gleichsam ein Frucht- 
biischel von vielen oder allen Talenten ^^ hinauslaufen soH. Was 
ftber die einzelnen Dichtungsarten gesagt wii^d ^ ist weit besser 
' und »tim Theit Tollig befViedigelid. VorziigHch passend ist es, 
^ dass die Erörterungen ober die epische Poesie ah Hermann und 
Dorothea geknüpft wetzen ^ aber bei ,,der Darstellung^^ hätten 
wenn auch Einzelnheiten , doch nicht blosse Zufälligkeiten gege- 
ben werden sollen. Sehr richtig wird die Wchmuth erklärt S. 
367. Falsch scheint uns der trojanische Krieg aufgefasst , wie 
ein welthistorisches Erd^niss S. 395. Ganz verfehlt müssen wir 
es endlich nennen, däss die Schiilerinneiir nicht blosse kleine, 
episthe Gedichte, nein, grössere Epen, Homane, Dramen an- 
fertigen sollen , ui^s seheint die Aufgabe 701 schon das Höcliste 
dieser Art, und selbst bis zu diesem Standpunkte werden selten 
Mädchen ip der Schule gelangen. Doeh fasse man hiernach kein 
Vornriheil gegen das Buch und betrachte dergleichen als eine 
unniitife Zugabe, als eine L^st, die man mit Leichtigkeit über 
Bord wirft. W98 sich auch Ungehöriges, findet , fessein wird es 
den Lehrer nie*, wir glauben, nicht einmal irreleiten. — Von 
einzelnen Nachlässigkeiten habdn wir noch bemerkt: wird zu 
gleicher Zeit als Hiilfszeitwort und als selbstständiges Zeitwort 
gebraucht S. 67 , abschlägige Antwort (richtig) S. 108, dagegen 
abschlägliche A. S. 80, Forfdllenheiten statt VorfifUe S. 194, 
Schmetterlinge sind Bilder der Unsterblichkeit ^mn^s heissen der 
^Auferstehung S. 213, ferner der Bär (1\) als Wappenbild 
Russlands S. 215. Der Hr. Verf gehört an<^ zu denen , die Be- 
amteier ststt Beamter schreiben ; ici^ möchte diese fragen , wo 
sie mit ihrer abstrakten Sprachreinigung stehn bleiben wollen? 
ob »ie auch nicht mehr ^ediV/i/er, sondern Diener sagen? Der 
Sprachgebrauch lässt sich nicht spotten. Der Druck ist sehr 
eorrekt» S. 143 sehr. Schönbeschreibungen statt Schonschrei- 
bungen^ und S. 134 fehlen in der Ueberschrift der Aufgi^be die 
Worte; beim Anblicke* 

Kaum ist una niin noch Raum geblieben, wenigstens einige 
der trefflichen Winke und Andeutungen, die mehr oder weniger 
beii'aafig gegeben werdeli, hervorzuheben: dass man beim Nach- 
erzihten, wenn die Kinder stocken, nicht einhelfen, sondern fra- 
gen seile (S. 7)^ dass sich die Reden un4 Betrachtungetf der in 
den BraSUuogeovorkomffleadea Personen durch die MögU<ihkeit 



Grabov: 2ur ca*eBen,iiiid ftpliäff^cbpoL/XilS^AOiBelfif» 80i 

^üer mannigf^Uigen Ausdruckswebe kcBondessr ^ mundUcbeii 
Sprachubiiiii^en e%nci> (ebd^, dA6s. man g^Ik UebiCtscbrillev^i^* 
^ben lassen (S, 39. Reo. empfiehlt bei dieser GeiegenJbeU 9 Km« 
ben zum Aufsuchen historisdier TbeinaMi anzuleiten ^ indeni' niMi 
ihnen «ine Begebenheit od:er eingn^ Zeitab^cbaitt ^iebt, in M^^k 
chem Jeder.m)viel solche, Theumta als ihm mö^licli auffinden soÜ)^ 
die Anleitung zum. Seibftbeft^hten bei einem Erfabrun|;8VQrf«Ue 
(S. 64), wie man es zu machen habe, dass- die Briefe reekt indiiT 
yiduell werden (S. 67, ?£i. damit 143 nnd Hi)^ ferner dfura die 
Mädchen, die vielleicht Künftig als Mütter in der Kinderstube so 
schreiben und su rechnen haben werden^ jsich nicht stören lassen, 
wenn es nm sie laut ist (S. 116)^ die Frivatcorrresponden^lQii 
(S. 147))» die Briefe nach Erzählungen, die zugleich #ie o«te 
^ IJebiit|g im Auffassen nnd Darstellen der Charaktere sind, treffr 
liehe Winke, z. B. in der Aufgabe;,584, ein Ländschaftsgemälde: 
„d<is Schönste, was die SchnleriQ gesehen > jstelle sie zu einem 
wahrsdieinilchen Ganzen zusammen^* — g^i^^Wi dieses und Aehn* 
licheg, was nicht blos für den einzelnen Fall, senderii anch für 
viele andere Rath giebt, und eben so viel raittelMrßn. als nnmit'- 
telbaren Werth hat, sichert., dem Wunsche des Hrn. Verf» 
(S. XXI.) gemäss, dem Buche seine Bcjinchbarkeit auch über-^n 
Kreis hinaus, für den es zunä^^st bestimmt ist. So weit könnten 
wir jetzt den beim Beginne dieser Anzeige, ansgeaprocbenea ($e* 
danken ansdehnen. 

1k. A. Keher. 



1. Zur ebenen und sphärischen Trigonometrie. 
Mit besonderer Rücksicht auf die kritischen nnd cons^rtictionellen 
Entdeckungen des Itrn. Prorectors Dr. ScBniciäser von Martin Gottj 
lieb Grabowl Professor und Oberlelirer am Gymnabium zu Kreuz- 
nach. Mit einer Fi^nrentafel. Firankfurt n. M. , Johann ChrifliL - 
Hermannsche Buchhdndlung. 183C. ' 44 S. in 4. Preis 8 Gr. ^ 

2. Lehrbuch der Geometrie aU Leitfaden beim Ui^tcririel^^ 
an höiiern Bärgersctiulen und ähitlleheli Lebramäalten V191 }Vilhelm 
Mink, Lehrer der Mathematik an 'der bohern Stadtambole bd €r^ 
feld. Mit 6 Figorentafeli\« Crefeldy Verlag ifOQ.€^ M. Sc|ioU«KV 
1840. 141S.gr« 8. Preis 20 Gr. , . > 

3. Warum und Weil, Eine» Sammlung systematisch geoi'dneier 
Fragen nnd Antworten über d|e Ursachen der wichtigsten Ei^ebtoi- 
nungen in der Natur; Von M. Friedricli Wilhelm Thicme^' s Leipzig 
1838. Georg Wigand's Verlag. Il6 S. 

* ' ^' ^ ■ -il 

Herr Grabow, ein eben so 'scharfisinniger als griiiidlicher 

Mathematiker^ hat die kritischen npd tonstructionelien fintde- 

cknngen des Hrn. Dr. Scb. aufs Hinreichendste boleuehtet und 



509^ Matli^iiiat. ntfi ^tijslkttlUctift Settriftea« 

fatei^i rfl^» die tm Sdknl^^gMtftttie Tom lahre 1S3S tlfilS im 
OreU*8chen Joarnale Band X. vorkoaUmetideti Bemerkun^eil des 
Hm. Dr. Seh. grösstentlieils als irrthiimlicli und unhaltbar sich 
Mlgen^ und dass seine Bntdecknn^n weder als neu noch als me^ 
tfaodiseh ausgebildet enrdieinen^^^ WhgG die' grUndliche Abhand- 
lung des Hm. 6. so vielfach gelesen werden ^ als die darm Tor- 
komrtiaideil interessamlen €kgeni»tdtn|e es Terdienen ; möge aber 
oueh Hr. 6. uns tu sagen erla^iben , dae^ mehrere al husch arfc 
Bemei^lHii^n ^ der Sache unbeschadet — hatten wegbleiben 
kdnfieift. 

lierr Mink hat in seinem Lehrb^^ehe die wichtigsten Lehren 
der ebenen und körperlichen Geometrie und der ebenen und spha- 
risi^en Trigonometrie^eben so kurz als fassiich bearbeitet und ein 
Werkohen geliefert ^' welches beim Unterrichte an höhern Bür- 
gerschulen n. s. w. mit Nutzen gebraucht werden kann. 

Das Werkchen des Hm. Tkieme enthält einige physikalische 
liehren in Fragen und Antworten , und ibt iur den Liebhaber der 
Physik eben so interessant als belehrehd. Die AntwM-ten sind 
auf die elementarste Wehe gegeben^, hätten aber hier und da;, 
der DeRtlichkeit unbeschadet, "etwas gründlicher ausfallen können. 
Möge sich dieses Werkehe» eines recht guten Absatzes erfreuen, 
imd möge der Hr. Verfasser recht bald, ein 2. Bäudchen heraus- 
gehen. Um aber nnsere im Allgemeinen gefällten UrtheHe mit 
Gründen zu belegen^ gehen wir jedes Werk einzeln und zwar auf 
folgende Welse durch. 

No. L Hr. G. sagt unter anderem : No. 1. Bemerkungen des 
Hm. Professor Dr. Schmeisserl Die im Programme und im CrelV- 
Bchen Band X. vorkommenden Bemerkungen des Hrn. S. möchten 
Ihrem wesentlichen Inhalte nach wohl folgende sein. 

^1) Die* Mängel der trigonometrischen Gleichungen lägen 
hauptsachlich in den bekannten goniometrischen Formein , deren 
man sich zur Entwicklung und Umformung jener Gleichungen be- 
diene , und beträfen theils die einseitigen , nur auf gewisse Fälle 
beschrankten Beweisarten dieser Formeln , tliells beide Umstäude 
"Mrglefeh. " / ^ / 

2) Die goniometriiohen Funkti(jnen könnten sowohl als Li- 
nien, wie als Zahlenwerthe betrachtet werden. Nur in ersterer 
lleziehung' fänden bei ihnen Gegensätze statt. Während sie in 
letzterer Hinsicht absolut, wie Zahlen überhaupt, zu nehmen 
wären. In zusammengesetzten goniometrischen Ausdrikken be-^ 
siö|[en sich die Zeichen + auf Addition tind Subtraktion. 

3) Für Linearfunktionen müsse folgende Theorie, die sich 
in den guten und meisten Lehrbilchern fände, als die allein rieh- 
tige aufgestellt werden: i 

s) Jede Fanktion nimmt ^on ihrem Mfnimo3bis zu ihrem 
Maximo , uud von da' wieder bis zum Minimo gleichartig ab 
und an, d. h. sie beliik eben dasselbe Zeichen. So sind die 



Qttiidk : Zar ebmeB tfnd ipltfiif t^HM» IV^tftfcMMI A. 303 

ffinni iie8^;eNteii und xwetten Qqadvfnteii portdv^ 4ie d^g drit- 
tel^ und vierten negaÜT« 

hj Jede Funktion, welche bis sh ihrem Minimo ab^nom- 
ro^n hal>^ nimmt von da in entgegengesetzter Richtung su, 
und wird mit^ jener nngleichartig, d.h. wenn sie positiv ab-' 
nsihm., so nimmt sie negativ wieder zu, bis sie das Maximnm 
erreicht hat, und folgt von da an dem ersten Gesetze. 
4) Mach diesen Gesetzen a) und b) müssten nöth wendig die 
Tangenten des ersten und ^weiten Quadranten positiv, die des 
dritten und vierten'negativ sein. Nichts desto Weniger wären die 
Mathematiker mit ihren eignen Gesetzen [NB. den vermeinten a) 
und b) unter 3)] in Widerspruch gerathen, indem sie die Tangen- 
ten des 1. und 3. Quadranten pbsitiv, die. des 2. und 4. negativ 
gesetzt; nber Welche willkürliche und fehlerhafte Umkehrung 
man si^h nur wundem könne. 

ä) Bekanntlich wiirden diie Formeln, in denen ^ > ^ zu se- 
tzen, nfimitch: 

sin (t^ + ^) = sfn (p. cos^ + cosg?. sini^, (a) 
sin (9 — ^) = sin g>. cos ^ — cos (p. sin ^,' ^(5) 
cos lq>. + !{?) = cos q). cos ^ — sin 9. mntl;^ lyS 
cos (9 — ^) = CO» 9. cfost^ + Mn g>. sin^,. {ij 

alä allgemein' betrachtet^ obgleich sie in den Lehrbüchern ndir 
für den Fall 9 + ^ < 90<> bewiesen würden. Er «elbst hätte im 
10. Bande des Crell'schen Journals pag. 133. die Richtigkeit der-^ 
selben^ für 9 + ^ zwischen den Grenzen 1^ und 180^ darge- 
than, und zwar, nach einer Methode , deren sich, wie er späjter 
erfahren, auch Carnot bedient habe. Aus dieser seiner Beweia- 
art folge aber, dass die Formel (y) nur fiir 9 .^ ^' < 90^ richtig 
sei, und dass dieselbe für 9 -f ^ > 90^ nnd < 180<^ üoftwea- 
dig in nachstehende übergehen müsse : 

cos (9) + ^) = — cos q), cos^ + sin qp. sin ^, (y'). 

weil ja in diesem Falle allemal sing?, sin^ > eosqp. cos^ ist 

6) Indem man (a) durch (y) dividire, finde man den für - 
g) -^ ^ < 90^ richtigen Ausdruck: 

: tg. (9> + *) — 1 _4g. y. tg. ^' ^^^' 

Für (p + if>90o ^gre aber (a) nicht durch (y), sdndem dnrch 
(y*) au dividlren, wo offenbar: 

entspringe, und woraus zugleich erhelle, dass die Tangente eines 
stumj^fen Winkels positiv sei, „weil allemal ig. q>. tg. ^ > 1 ist.^^ 



' 7)* Vdrtaustibe man io (a\ (i^), (<) das ^ ittit4x+ ^^ das ^ 
mit 9) — ^9 so finde man durch Addition und SubtraÜioni 

sin fp -f sin t === ^sin ^ f <p + tf^'. cos Kg^ — Tf'), (i?) 
M9> + *)• 8»n -i (qp -^ U^), (0) 



sin 9 — sin ^ r- 2 cos 
CO» ^ -^ costp ^ 2 cos 
cos ij; — cos 9 :=»= 2 sin l(q> + ^).^8in \ (qp;— t^), (A) 

Ebenso finde man für q> < 90^, mittelst Division der Formel (A) 
durch (x), die Gleichung: 

Setze man q> > 90^ und < ISO^,- «nd berücksichtige bei der an- 
gegebenen Substitution die fu^ diesen Fairbericbtigte Gleicbi^og 
(y'j, so müssien (x), (A) in folgende ubergehii: . ., , 

co;8 ij; -t- CDS 9 rzz= 2 sip ^ f 9 + ^). sin ^ Osp — *), (•«'> 
cos ^ -^ cps 9 -^ 2 cos ^ (9 + ipy cos ^ (9 — T j^}, (A'). 

atis deren Division dann offenbar auch nachsteheni.e :^jc]^tige Glei- 
chung fiir 9 > 90^^ entspringe: ' j- 

Toll'i 7^1 ^ eotg..Uip+*). cotg.i((p^^), Ot) 

Um die Forikidn (xOi (AO xn rerificiren, macht Hr/Sr 9 «120<>, 
^ =r::= 30«, atee ^(9 +.^)^.75o, 1(9 _;^) =:^45o, uAd findet 
natorlieb folgende offenbar falsche Resultate: 

cos 30 + cos 120 = ^(/3 + 1), (x"J 
cos 30 — cos 120 ™ i(/3 — 1), (A»'; , 

^iUe allein als richtig an^unebmen.seien.^^ 

'S). Die ans (x), (A), (;*) für ifr = entspringenden F*ormeIn: 

1 + cos 9 = 2. coß* 4 y, (v). 1 -^ cosy = 2. sin^ ^q>^ {q')- 

1 -^ cos m , « , , X 

Ifisst fir. S. nur für g? < 90<^ gelten, und leitet daher aud (x')i 
(AO^ («4') für (p > 90^ nachstehende ab : 

1 + cos 9 =^ 2. ^in* 4 ^9 '(^0- 1 — cos 9 =±: 2. €os* ^ y, (^0* 

. . ., l^i£?l = c«tg.«iip,(«'). ' 
1 + cos 9) • *^^ ^ ^ 

welche drei letztere in keinem Buche zu finden seien ^ wie bc^ 

greiflich! 

Nun heisst es aber in No. 11. ^ 

In wie fern nun diese Beschuldigungen aus wissenscha^Ah- 

dien oder unwissenschaftlichen Bestimmungsgründen b^rrorge- 



GralTowi Zor ebeiieii noä »pharitcbaii Trlgoooidetrie. S05 

^ngen, und' als Ergebnfase einer reellen oder imiigfaSreh Kritik 
»nziiselien sind; bedarf für «achltandige Leser keiner AnselnaiH 
dersetsnng, da der rein negatire Cliaraicter simmtiiclier Rfifea 
IcJar vor Augen Ifegt. Um aber auch Hrn. S. alimSIig von der 
Niclitfglceit seiner ForschangsresulUte xa überzeugen und ihm be« 
'merl^lich zu machen, dass er im Drange des Verbessernngseifers, 
gleich dem 'seligen Ballhorn, nur den Gesetzen der Terlcehrleo 
Welt gehuldigt, indem er Löbliches getadelt und Tadelnswerthea 
gelobt hat, werden nachstehende Bedenlclichkeitsausseningeii 
nicht überflüssig erschenieii: 

a) So mangelhaft auch viele Lehrbucher der Trigonometrie 
in wiasenschaftlicher Beziehung sein mögen, so zweifle ich doiDh § 
sehr, dass Eines derselben vorkommt, dem die beiden unter a) 
genannten. Gebrechen wirklich zur Last fallen, vonittsgesetztf 
dass es sicli von praktischen Bestimmnngsregeln, und nicht von 
deren methodischen Ableitnng und Begründung handelt , wdehe . 
letztere Bedingung hier uffa so eher zu verstatten ift, je weniger 
Hr. & selbst in seihen Schriften darauf geachtet hat. Jenen prak*« 
iischen Regeln gemäss werden nun die Vorzeichen der dnfacheii 
goniometrtschen Funktionen für die verschiedenen Quadranten i» 
allen mir bekannten Lehrbüchern der Trigonometrie auf folgende 
Weise bestimmt : 

ain.^ cosc. im 1. und 2. Q. positiv, im 3. und 4. Q. negativ. 

COS. sec im 1. und 4. Q. positiv, im 2. und 3. Q. negativ. 

tg., cotg. im 1. und 3. q1 positiv, im 2« und 4. Q. negatir. 

ainv., cosv. in allen Quadranten positiv. 
Die völlige Richtigkeit dieser Bestimmungen wird dem Hm/ 
S. weiter unten nachgewiesen; im Uebrigen erleidet sie keineir 
Zweifel, und ist so allgemein anerkannt, dass ich es in der Thafr 
unbegreiflich finde, wie es Lehrbücher geben könnte, weiche 
sich Verstösse dagegen hätten zu Schulden kommen lassen. Doch 
HeiT S! behauptet mehrere Machwerke der Art in petto zu haben«- 
Will und kann er Eines, nur Ein's derselben nennen ,V so werile 
ich. ihm für diese unverhoffte Bereicherung mdnes absonderliehen 
Wissens eben so dankbar sein, als h§tte er mir gebackenen Scliivee 
in natura vorgezeigt^ ich sage, wohl gemerkt, in natura^ damit 
mir nich(; etwa aus Missverstandniss Eierschnee, oder gar ge- ' 
trocknetes Salz statt des eigentlichen Naturwunders auigetisdit 
werde, ein quid pro quo, in dessen Darstellung bisher nur die 
^Theologen stark waren,, wenn es darauf ankam t Rationales in Ir-' 
rationales und dieses in jenes, ohne alle Umstände zu verwandeln. 
Was den zweiten Vorwurf unter a) betrifft, so kenne ich 
ebenfalls kein Lehrbuch der Trigonometrie, welches sich „einsei- 
tig richtiger^ Formeln zur Ableitung anderer bediente, es sei ^ 
denn: man wolle den zu diesem Endzwecke benutzten Grundform 
mein für sin(^ -fi ^), C08(^ Hh ijf) u. s. w« die allgemeine Gtii« 
tigkdt absprechen, zu welcher Paradoxie «ich, ausser Hrn. 9:^ 

iV. Jahrb. f. PkiU ^, Päd. od. KrU. BibU Bd: XXIX. Uft. 3. 20 



306 Mallieniat. nnd phyilkttllache Scbriflen; 

^dhl fecbwerlich eip Mathematiker verstehen mochte. Ist'es'nnn 
auch in wissensehaftUcfaer Rückdicht zu tadeln, dass die allge- 
ineiaiQ Geltnii^ jener Grundformein in den meisten trig. Schriften 
(au denen leider anch die beiden Abhandlnngen des Hrn. S. au 
. aähien sind) niclil vollständig erläutert wird; so kann doch dieser 
Unteriassungsfehler weder die uoifassende Bedeutung der Formeln 
selbst, iioch deren sonstigen richtigen Gebrauch zur Ableitung 
anderer beeinträchtigen, weil ja die allgemeine Gültigkeit dersel^ 
^ben', wi^ weiter unten zu ersehen, wirklich besteht , und k&ne 
Schmälerung erleidet, sie mag nun iein- oder mehrseitig erprobt 
werden. Im Vebrigeu ist mir k:ein Lehrbuch der Trig. vorgdcom- 
«meui dem man die Anwendung falscher oder halbwahrer Griind- 
formein zur Entwlcklong anderer mit Recht nachsagen iconnte, 
ireahalb ich Hrn« S. sehr verbunden sein würde, wenn er die 6e- 
wogenlieit hätte, einige Sü^enböcke der Art, zur Bekräftigung 
aniner Anschuldigungen, namhaft zu machen. 

b) Nach der unter No. 3. wörtlich-mitgethellten , sogteann- 
ten, ganz richtigen Theorie über die Quatitätsbestimmung der 
finlaehen goniometrischen Funktionen für verschiedene Quadran- 
ien soll nur dann eine Aenderung der Vorzeichen eintreten : wenn 
^ Funktionen , bei stetigem Wachsen oder Abnehmen des Win* 
keki, ilur Minimum, keinesweges aber, wenn sie ihr Maximum 
durchschreitet/' Wäre diese Regel wirklich richtig, so wiirden 
zwar die daraus abgelöteten und mit sinnvdler Bewunderung über 
die bisherige Biofalt der Mathematiker (man denke nur an Euler, 
La Place) kunstreich gepiaarten Folgerungen, des Hrn. S. hinsieht« 
Ueii der Taugenten ihren Werth behalten, aber doch den Gegen- 
atand bei Weitem nicht erschöpfen; weil nach consequenter Deu- 
tung jenes Gesettes nicht allein die Tangenten, sondern auch die 
Cotangenteu, Secanten und Cosecanten ihre längst bewährten 
Vorzeichen ändern mussten, so dass für die sechs ersten gohiome^ 
trisehen Funktionen, in Betreff der verscfaiedenenr Quadranten, 
folgendea Qualitätsachema entstände. 

. 8ln.j ig , see. im L und 2. Q. positiv, im 3. und 4. Q. negativ. 
' €06., Gotg., coaec. im L u. 4* Q« poa,, im 2. und 3. Q. negativ, 
iik a. w. 

Auf Seite 16^30 ist endlich die Ehrklärung der goniome- 
frischen Funktionen eines Winkels ^der Kreisbogens 97 ; auf Seite 
30 — 40 der geometrische Beweis der Formeln Hir sin((p + ^)^ 
^^ (9> ± ^) tt* t^ w. und auf Seite 41-^44 Einiges über Funktio- 
nen und Gleichungen der sphärischen Trigonometrie befindlich» 

Druck und Papier sind gut. — 

No. 2. Herr Mink hat in seinem Lehrbuche abgehandeilr 

1) Me geraden Linien und WJnkel; 2) das Dreieck; 3) das 
Viereck; 4) das Vieleck; 5) der Flächeninhalt der Figuren; 6) 
die Aehnlichkeit der Figuren; 7) der Kreis; 8) vermischte Sätze 
Mn4 Aufgaben; 9) die trigonometriachen Funktionen; 10) die 



Minkt Lelirbnch ifejr Geometti^ 907^ 

Haiipt^dationeti der trfgofiometritchen Ftfnktioneti unter einan-i* 
der; 11) die trigonometrischen Tafeln; 12) die Anflösun; der' 
Drdeeke; 13) die Ebenen und- deren Yerbindnngen mit eeradeil 
Lim*en; 14) die körperUehen £cken nnd t*otyeder; 15) die prijB- 
matisclien Körper und der^Cylinder; 16) die Pyramide und der 
Ke^l; 17) die Ktigel; 18) die sphftrisefien Winkel nnd das $plii^ 
riiche Zwei- nnd Dreieck; 19) die Crrundformeln cur Auflösung 
der spliSfisdien Dreit;eke; 20) die Auflösung der fiphlrischen 
Dreiecke. 

Herr Mtnk sagt in der Vorrede t ; 

Die ü^ufgabe^ welche sieh der Verfosser bei der Aüsarbei« 
tnng dieses Lehrbuches der Geometrie» geatellt hat^ ist folgende. 
Erstens' sollte das^Buch nur so viel Material enthalten, als sich in 
den' Tier Klassen einer Bürgerschule bei gehöriger Vorbereitung 
der Schüler^ ohne Schwierigkeit absol?iren lasst. Es ist klar, 
dass hier die Grenzen nicht so genau nu bestimmen sind ; und 
wenn noch dem Verfasser im Ghinsen ein gewisses Bfnass vor^ 
sehwebte , so ist ihm doch unter der Hand die Masse ^es Anfsa- 
nehmenden so sehr angewachsen , dass er dieses Maass wohl eher 
etwas überschritten hat, als dasseilie nnerreicht "gelassen. Dies 
gilt jedoch am meisten Ton den Aufgaben, dieddier, wenn sieb 
keine Z^t zur Auflösung aller finden sollte, mit Auswahl durch- 
gegarfgen werden können. Zweitens sollte es an • zwedimisiigen 
Aufgaben und praktischen Uebnngen nicht fehlen , da sie beson- 
ders geeignet sind,^ das Interesse der Lernenden an der Geomie^ 
trie eil befördern, und zur Einpragung und Anwendung der Lehr^ 
j.iitze ein' Torsiiglilihes Mjttel abgeben. Daher sind jedem Kapi- 
tel, so weit dies thunlich war, Aufgaben und Zahlenbeispiele 
beigefügt, welche sich als Anwendungen an die vorangegangerteil 
Lehrsätze anschliessen. Ausserdem enthalten die beiden eisten 
Hauptabthelinngen am Schlüsse noch eine grössere Anzahl Totf 
ypmiischten Aufgaben. Drittens sollte «las Buch, ük es bestiiifint 
ist , als Leitfaden den Schülern in die Binde gegeben zu werden, 
ihrer Selbstthätigkeit nicht TorgTeffen, sondern dieselbe \Awi 
leiten. Daher sind die Beweise der Lehrsätze und die Auflösun- 
gen der Aufgaben nur da vollständig raitgetheilt , wo sie von den 
Schfilem selbst nicht dürfen gefunden werden. In den übrigeii 
Fällen sind sie nur angedeutet nnd öfters auch dem Nachdenken 
des liCrnenden ganz überldsscn. ^ ^ 

Nun behandelt er in No. 1 mit genilgender Anbftihrliehkelf 
die geraden Linien und Winkel. Rec. hätte jedoch die Erklärung' 
der Grösse (§ 2.) allgemeiner und diejeniger dies Parallellsmuitf 
(§ 15.) bestimmter gewünscht« 

No. 2 ist gut abgehandelt, enthält aber In § 60. den 4. Sat« 
der Congruenz der Dreiecke nicht in seiner allgemeinsten Gestalt.' 

No. 3 -«-5 enthalten die wichtigsten Sätze der Vierecke, 
Vielecke u« s. w.$ und No« 6 nnd 7 die gebriluchtichsten Sätze 

. 20* 



308 Häthem'ai; und phyjtkali.tcfae Schififteii. 

der ahnUdien Fi^Tren und des Kreises. Die im $. Etpllel ?or- 
fcommenden Termischten Sitae und Aii%abeii sind als Anwendun- 
gen der vorhergehenden Lehren ebenso zweckmässig als nöizUch. 
No. 9 nnd 10 suid nicht aligemein genug, No. 11 unf^l2aber 
recht gut abgehandelt No. 13 enthält das Nöthigste von den 
iibenen nnd deren Verbindungen mit geraden Linien ; und No* 14 
spricht in aller Kürze von den körperlichen Ecken und Polyedern. 
. (n No. 15 werden die prismatischen Koi^per nnd der Cylmder; in 
No. 16 die Pyramide und der Kegel ;^ in No. 17 die Kiigel recht 
gut; und in No. 18 — 20 die allernöthigsten Lehren der sphäri-^ 
sehen Trigonometrie genügend abgeliandelt Druck und Papier 
sind gut, , 

No. IIL Herr Thieme hat in seinem Werkchen abgehandelt: 
Die Durchsichtigkeit^ Undurchdringlichkeit, Porosität, Theilbar-* 

, keit, Cohäsion, Adhäsion, Attraction, oder Anziehung, Trägheit, 
Elasticität, Schwerkraft, den Schwerpunkt, den SehaU, das 
Gleichgewicht und den Druck tropfbarer Flüssigkeiten, (die Luft 
kn allgemeinen, die Ausdehnsamkeit der. Luft, den Druck und 
die Schwere der Luft, die chemischen Wirkung^ der Luft, die 

' 'physiologischen Wirkungen der Luft, die Wärme, die Ausdeh*- 
nung der Körper di\rch Wärme, die Verdunstung und Dampf, den 

* Mangel an Wärme oder Kälte und das Lidit. 

Um aber die Darstellungswefise de^ Hrn. Verf. etwas näher 
kennen zu lernen, stellt Kec. einige in verschiedenen Abtheilun- 
gen enthaltene Fragen und 'Antworten wörtlich folgeniermaaA- 

' Bdnhin: ^ 

1) Warum kann eine Taucherglocke bis auf den Grund" 
des Meeres gelassen werden^ ohne sich ganis mü Wasser an^ 
zufüUen'^ 

Weil die in ihr enthaltene Luft, als ein Körper, dem ein* 
dringetiden Wasser Widersland leistet, und obwohl sie durch 
dasselbe etwas zusammengedruckt .» d. h. auf einen kleinem Raum 
beschränkt wird , doch nicht völlig verdrängt werden kann , weil 
kein Raum vorhanden ist, der die ausgetriebene Luft aufnehmen 
köniite. 

2) Warum ist ein trockner Schwamm sa klein ^während 
er, ins Wasser getaucht^ sä bedeutend anschvnlU 9 • 

Weil das Wasser in die grossen Poren des Schwammes ein- 
dringt und demselben anfüllt, während die Wände dieser Poren, 
die gleichsam Höhlungen in demselben sind , im trocknen Zustand 
des Schwammes, sich einander mehr nähern , und nur durch das 
eindringende Wasser wieder aus eideuder gerückt werden. . 

3) Warum empfindet man einen fast eben so heftigen 
Schmer» j wenn man mit der flache^ Hand auf eine Wasser- 
fläche schlägt^ als wenn sie einen festen Körper getroffen 
hätte i während man keine solche Empfindung hat^ wenn man 
die Hand langsam in das Wasser hineintaucht ? 



' * Tfateme: Warum und Well. . S09 

We3 durch das Schlagen auf das Wasser die WassertheSe 
nicht einzeln aus einander gerissen werden ^ sondern eine der 
Fiaehenausdelinijng der Hand gleiche Waskierfläche in Masse hin- 
unter gedruckt wird, nnd da die untern Wasserth^ile nicht ein- 
zeln, ßc^idera gleichfiiiis in^Masse widerstehen, in^eiD auf sie 
der Drüdc gleichzeitig und mit gleicher Sttfrke erfolgte, so setzen 
\ die Wassertheilcfaen der^Oberfiäche dem weitem Efaidringc^n der ^ 
Hand ehen denselben Widerstand entgegen, wie ein fester Kor- 
per; auf den man mit der Hand schlfigt.' Taucht man dagegen 
die Hand langsam In das Wasser, to haben die darunter liegenden 
Wassertheile ;Zeit zur Sdte auszuweichen , um da^ivch der ein- 
dringenden flachen Hand Platz zu machen« 

4^ Warum üt die Obtrflgche des Wassere in einem Glase 
cencav? - - . **/ 

Weil die Ton den W9nden des Glases auf die zunächstliegen- 
den Theilchen des Wassers wirkenden Attractifkrfifte dasselbe an 
sich ziehen, Indem sid stärker wirken als die GohisionskrSfte der 
I kleinsten Theilchen des Wassers fegen «jnander Und daher diese 
zum Theil aufheben. Weswegen das Wasser an den Wänden des 
Glases höher stehen muss als in der Mitte, und die. Oberflilqhe 
desselben hohl ist. • 

5) Warum rollt ein^ Kugel ^ welche man auf eine ahscküs- . 
sijge Fläche legt , sogleich hinunter ? 

Well bei einer Kngel, die eine Ebene, auf der sie liegt, nur 
in einem Punkte berührt, die Directionslinle der Schwere diesen 
Punkt nicht trifft, wenn die Kugel auf einer schiefen Ebene Kegt; 
weswegen der ^Schwerpunkt der Kugel nicht unterstHtzt ist und" 
sie daher herabfallen muss. Bei einer Kugel liegt aber der 
Schwerpunkt allemal ipa Mittelpnnklt , und die DirectionsHnte der 
Schwere ist die gerade Linie, we)che ^on dem Schwerpunkte ans 
-senkrecht herabiäuft, und daher den Unterstötzangi^punkt der 
Kugel nur in dem Falle treffen kann, wenn dieselbe in eher 
wagerechten Fläche lleg^. 

6) Warum kommen Ertrunkene^ die einige Tage unter 
dem Wasser gelegen haben ^ auf die Oberßäche desselben'^ 

Weil während dieser Zeit wegen eintretender Fliulniss ihr 
Körper aufschwillt ttnd folglich, da dieses Auftchweiien bloss in 
einem Ausdehnen, der fleischigen Theiie des Körpers besteht, an 
vapeciflschem Gewichte abnimmt Im lebenden i^tistande war abar 
ihr Körper schon wen?|f schwerer als Wasser, er muss daher nach 
dem eingetretenen Aufschwellen leichter als; dasselbe sein iind 
deswegen auf die Oberfläche des Wassers gehoben werden. Dass 
das speciflsche Gewicht der Ertrunkenen befin Aufsehwellen ihres 
Körpers abnimmt,, ergiebt sich daraus, wefl aie nach demselben 
nicht schwerer als voriier sind, aber an Volumen zugenommen 
haben. 

7) Warum ßiUen tpir bei übermässiger Hiise und auch ^ 



.910 Matbena^ «aiLl plf^sUftlUcb^ Schriften. 

bei siurmkchem Wetter solche Schwere^ Mudigkeit^und Unbe- 
hagUchkeil in den Gliedern ? . 

WeQ die im erjsten Falle durch die Hitze verdünnte, im an- 
dern aber oiit Feuchtigkeit aogefullte und dai;uno leichtere Luft^ 
ni^t mit sureichender Stärke abf uns drückt , und 4arum die in 
unserm Körper befindliche l^uft nicbt im Xxlcichg^ewii^te erhält; 
Letztere dßher » indem sie bei ihrem 6est|:eben sich auszudehnen 
einen Druck ausübt^ die Un^nnehmiicbkf iten verursacbt, die w^ir^ 
unter obigen Umständen fühleiv V -^ 

8)' Warum wht eüß^ perfaulfer Apfal im Uifüeeren Raum 
friß ein frischer uus'k 

Weii bei aufgehobehera Gegendrücke der auasern Luft die 
Innere unter der Schale beQndUciie Luft sich aiisdel^nt und daher 
die Schale auftreibt, so dass die eingeschrumpfte Gestalt des 
A(f{elfl sich >yieder in eine volle verwandelt. 

9) Warum ist es lebensgefährlich , sieh in Keller %u wa^ 
. geßy worin Wein oder Bier sich im Zustande der Gährtmg be- 
findend 

..Weil die beim Gähren sich entwickelnde Luftart, Kohlen^ 
saure oder, kohlensaures Gas gekannt;, sobald sie eingeathmet 
wird, die Lebejiisfunktionen ^ befördern nicht geei^n^t Ist; wes-, 
wegen dieselben , zumal nach längerem Einathmen der Kohlen- 
säure, nothwcndig aufhören müssen. ' . 

10) Warutn können Schmiede glühende Kohlen auf ihre 
Jland legen und sie einige Zeit darauf liegen lassen^ ohne eine 
unangenehme Empfindung zu haben? 

Weii diese Leute gewöhnlich wejgen ihrer schweren Hand- 
arbeit Hände haben, deren innerd Fläche mit vielem Hörn be- | 
deckt ist- ^n ist aber Hörn ein sehr schlechter Wärmeleiter, | 
und^ eß vergeht daher einige Zeit , ehe das darunter befindliche 
Fleisch die Wirkung derHit^e empfindet, und dies ist um so .we- 
niger der Fall,, da das Hörn die Wärnie nur in geringerem Grade 
weiter leitet, v 

' Einige auf Seite 33, 4JL, 49* u. s. w.- enthaltene Antworten 
hätte Rec. etwas strenger gewünscht. So beisst es z, B. in dieser 
Beziehung auf Seite 41; | 

Warum ist d^f^ Qewicht der Körper im Wasser leichter als 
ausserhalb desselben^ . . 

Weil die Körper im Wasser zum Theil von demselben getra- 
gen werden und datier an Gewicht verlieren. Welcher Gewichts- 
verlust ausserhalb des Wassers nothwendig wegfallen musa. Sie 
verlieren aber so viel ^m Gewicht, als daa Wasser wiegt» welches 
sie aus der Stelle treiben, oder mit andern Worten, so viel als 
das Wasser wiegt^ dessen Menge binreichen würd^, den Raum 
dieser Körper einzunehmen. . ^ 

Druck und Papier sind gut, — 

Pess«u< Prof. Dr, Götz^ 



.Preller: Hbiovia philo/ioplHae GxM«o,'-R«iDami9. Sil 

Hiatoria Philosophiae Graeeo-Bo^munae ex fi^tium 
locis coniexia, Locos coUegerunt, disposnernnt, noüs aoxeruiU 
H Riller^ L. Preller. Eüidit L, PreUßr. Hamlinrgj. SiimiilN^ 
Fridcrici Perthes 1838. VI n. 610 S.. 8. . 

Einen dreifachen Zweek glaubten die Verfaaaer und H^raus^ 
geheg m diesem Werk yereiiiigen au können; zunäebM beatinmi- 
ten sie es allen, welche 'die Geschieh te -der dte|i Philosophie atm 
den Quellen kennen lernen wollet dannhoifen sie ren Gebranch 
de(g(selben bei akademischen Vorlesungen über diese Wissenschaf- 
ten eisien günstigen Erfolg n^d drittens meinen sie , wenn sich 
4la«i ein* geschickter Lehrer finde, könne es auch snr Lektiire in 
der obersten Classe der Gymnasien dienen« Dass sieh die beiden 
ersten Zwecke durch dieselben Mittel erreichen hissen, ist woM 
nicht am bezweifeln. Denn wie den Studenten der Vortrag des 
Lehrers zn Hülf^ kommt , so findet , wer für sich Geschichte der 
Thilosophie studlrt , in einem ansfiihrlichen Lehrbuch afigemes^ 
sene Unterstützung. Dass im Ganzen. Mir Errelchtmg dieser 
«Zwecke die geeigneten Wege eingescblajfen sind, ^afnr bürgen 
schon die Namen der Verfasser. Ob nnd in wie fem anch der 
dritte Zweck durch dies Werk zu«rre{chen sei, darüber werden 
idie Ansichten sehr verschieden ausfa|len und meistens wohl weniv 
g^r beistimmend. Da jedoch die Verfasser selbst diesen Zweck 
unterordnen und bedingungsweise aussprechen, darf das'Biich 
von diese» Standpunkt Aicht benrtheilt werden. ^ Ref. yersehiebt 
, daher 4Bein Drtheil über denselben bis ans Ende des Berichtet, 
den er von diesem Unternehmen abzustatten unternommen hat. 
Darin aber mag die Beistimmhng hier voran stehen , dass die Ge^ 
eehidite.der alften Philosophie, wo es die Verhältnisse gestatten, 
Bchon^dem akademisdien Unterrichte voransgehen solle und wag 
wir wohl daraus folgern^ dürfen , Geschichte der Philosophie 
überhaupt, in den. Anfang, nicht ans Ende des akad^mii^chen und 
EÜnSchst des philosophischen Cnrsns zu setzen sei. 

Die Anordnung stimmt im Ganzen, wie das zu erwarten ist, 
mit Ritters Geschichte der Philosophie überein ; nur dass keine 
Perioden und Epochen als solche bezeichnet sind und nicht he* 
sonders vom Zasammenhange und den Beziehungen der System^ 
auf einander gehandelt wird: Was also hierüber zu sagen ist^ 
kann zugleich auf jenes andere Werk bezogen werden. Ref. wird 
deQ9 Gange des Buchs folgend abweichende Ansichten zur Sprache 
bringen. Bei den einzelnen Philosophen folgen die Stellen , wie 
es dem Innern Zusammenhange angemessen schien , ohne aber 
die Objectivität überall scharf genug zu fassen^ Den durch fort^ 
laufende Zahlen bezeichneten Hauptstellen sind in den Ann^erkun- 
geil erörternde Parallelen und eigne Erläuterungen hinzugefügt) 
^on denen die' kritischen Verbesserungen abgesondert stellen^ \ > 

Den 15 Kapiteln , in welche dap^'Ganze getheilt ist ^ werden 



V / 



812 Gefcliililite der E^hil^oiorhi^ 

p. 1 — 13 Prole^omena vorangfcschickt, in denen die Ansichten 
der Alten über Zngammenban^ und Einthetrun^ der Philosophie 
enthalten sind. Doeh wird mit Recht keine derselben angenom- 
men. Die verlorenen Schriftsteller sind namhaft gemacht^ aber 
ohne genauere Angabe ihrer Zeniten und 'Schriften. Die Bemer- 
kungen sind sonst sUmmtlich zweckmässig und genügend. ^ 

Das erste Kapitel giebt die lonier nach der von Ritter luerst 
angestellten Tbeilqng, so dass zuersl susammengeslellt werden li, 
qui ex uno priflicipio mntabili omnia orla esse docebant und zweitens 
U, qui ex uno multisve priucipiis immufabilibus omnia orta esse do- 
cebant Ref. will nicht wiederholen, was er telbst.und andre 
früher gegen diese Theilung eingewendet haben, kann aber doch 
nicht umhin die Verbindung der Atomistik^r mit Männern^ die - 
den Begriff der Gottheit zuerst zu begriinden suchten, für bedenk- 
« lieb zu erklären. Zwar sind sie als nicht der fortgehenden Reihe 
' angehörig bezeichne, alleiii das genügt doch nichts' den« Gegen- 
satz gehörig hervorzuheben. Zur ersten Abtheibing sind hier 
gerechnet: fi) Thaies^ 6) Hippo, c) Anaxfmenes, d) Diogenes 
ApoUbniatea, Heraclitus. Wollte man dem üippon die unver- 
diente Ehre erweisen, ihn hier aufzunehmen, so bitte er schon 
als theoretischer Gottesleugner nach Anaxagoras geoetzt werden 
müssen, was Ref. neulich auch noch durch ein bisto^isobes Zeug- 
"niss erhärtet hat (Hippocratis nomine qiiae circumferuntur 
scripta p. 33 Anm. '^), viel pausender aber wäre er mit J^^wn»^ 
Antiphon und Kritias in die Zahl der Sophisten anfgenommen. 
Aucb hat Ref. keinen hinreichenden Grund fiuden können, wess- 
balb Heraklltus.aus der chronologischen Folge herausgenommen 
und ans Ende der Reihe gesetzt; d^nn er ist grade- die Blnthe 
oder Spitz^ dieser Richtung , die das Werden rein zum Gegen- 
stand ihrer Forschung machte:, und Diogenes musste um so mehr 
ans Ende gesetzt werden , da in ihm die Rückwirkung des Ahau- 
goras und der dialektische Einflnss , sei es der Eieaten oder gar 
schon der Sophisten, unverkennbar ist. An EinzelbeiCen bemer« 
ken wir aus diesem Abschnitt nur , dass die bekannte Stelle Glce- 
ros N. D. I. 10, die Thaies von einem, Gotte als verschieden von 
der Materie reden lässt ^ nach der Oberfläohliohkeit der Epicure- 
ischen Philosophie, in deren Sinn und uns deren Gewälirsmän« 
nern er hier spricht, beurtbeilt werden muss und kaum Beach« 
tuog verdient, wenigstens besser mit § 19/ verbunden sein wiirde. 
-Bei der Tendenz des Buches muss die Herstellung des Dialekts in 
Originalstellen gebilligt werden V doch wird gewöhnlich zu kühn 
dabei verfahren, wie z. B., wenn der Ionische Dialekt nach He* 
rodotus gebildet wird, was in Formen wie p. 13. § 26 Fpft^t^^^tif^ 
schwerlich zu billigen ist. S. des ReC Ausgabe von Hipp, de Aere 
etc. Praef. p. XI« Beim Anaximander venpissen wk eine SteUe, in 
der die von ihm zuerst geltend gemachten ersten Gegensätze des 
Wärmen und Kalten, de^ Trocknen und FeucbteniMisdcücklicb ab 



.u_ 



FroUert Bittnia phlloMphiae Ora««is>BomaBae. 813 

solche namhaft gemacht werden, wie SlmpUchia in Physfc. Arial 
p. 32. b u. 105 b. 

Das zweite Capitel handelt von den Pythagoreern. Ref. ist ~ 
der Ansicht, daaa hatte gewarnt werden müsseu ror der Ver- 
wechfdung der Pytbag Philosophie mit den Orgien und dem 
Bunde. Ea hätte dleae Unteracheidong ganz kurz an die Binthei- 
Inng^io Physiker (Philosophen), Politiker (Bnndesglieder) und Re-. 
aliatHier (TheUnehmer aq den Orgien) angeknüpft werden können, 
wenn ea auch nicht so ausdjucklich mehr ausgesprochen wird, 
als es früher von Rftter gespheheu , dass Pythagoras selbst gar 
kefh Philosoph gewesen, wenigstens noch nicht die ihm beigelegte 
Lehre aufgestellt habe, ao wird doch nach § 101 darauf hinget 
deutet, ^ird man es in der hier ausgesprochenen Form: Quae 
sub Pythag^rae nomine cironmferebantur, posteriornm Pythago- < 
reorura maximam partem fuisse videntur, omnia ad nomen magi- 
atri referentium, auch zugeben müssen, so, erhält man doch 
durch die yerhaltnissmassig auaführlichen Mittheilungen über Le- 
ben und Schule des Pythagoras kein klares Bild der Verhältnisse. 
Die Unterschiede der Lehre sind scharf ins Licht gesetzt, docli 
würde Wohl die Entwickelung derselben noch deutlicher werden ^ 
können ,' wenn die Stellen aus Phil#laos vereinigt und auch dieje- 
nigen für sich gruppirt waren ^ welche die spätere mit Plato 
übereinstimmende Lehre geben. Was den Pythagoras selbst oder, 
seine unmittelbaren Schüler betrifft, so war es möglich, wenig- 
stens' die Hauptprincipien aua^den Bruchstücken des £picharm zu 
' entlehnen und voranzustellen, da diese Bericlite, welche frei^ 
lieh durch VergTeicliung mit den spätem auszusondern^sind, an 
Alter (zwisdten 500 und 480) alles übertreffen, was wir über 
diese Sclinle wissen ,' aus einer Zeit , in der vielleicht noch nicht ' 
einmal ein eignes Buch diese Lehre darstellte. Die Aussonde- 
rung aber ist weifer schwer noch bedenklich, da. wir dort* zunüchst 
nur den Gegensatz geg^n die Eleatische Philosophie finden und . 
einige leicht zu -erkennende Beziehungen auf Alkmäon und die 
lonien 

Zu den gelungensten Partien des Buchs möchten wir das 
dritteXapitel von der Philosophie der Eleaten rechnen. 'Auch 
dass Empedokles als Anhang derselben seine Stelle gefunden, 
scheint uns büligungswertb, nur sollte ihm parallel wie beim 
Aristoteles, Anaxagoifas in ein ähnliches Verhältnias zur Ioni- 
schen Schule gesetzt sein. 

.Im vierten Capitel, Sophistae überschrieben, sind nur Prota- 
goraa und Gorgias als Repräsentanten der beiden HauptHchtun- 
gen genannt, da aber die Zerrissenheit der Zeit sich auch in der 
Vielheit jder Riebtungen zelgt,^ konnten ausser den schon oben , 
genannten, wenigstens die Be^trebtmgen des Hippiaa und Prodi- 
Ims angegeben werden. Raam hatte b^im Sokrates erspart wer- 
den fcSnnen, der daa fünfte Capitel eröffnet. E8W[ährt die Ce- - 



'\ 



314 Getebiebte det Pbilotophie« 

berachrift: Socrate« etSoeratici minores. Den Sdcrstes^nadi 
Platonischen Schriften zu schildern, ist immer bedenklich, wenn 
es nicht solche sind, die nach dem fir^ebniss der neusten For- 
schungen ailgeinein als Sokratisch anerkannt werden I>ies ist 
nun mit dem Theätet und Phadnis keineswegs der Fall. Es fol^ 
freilich daraus flicht, dass nicht einzelne Steilen den wahren So- 
lurates wieder erkennen lassen und wir geben zu, dass dies mit 
' den Ton den Verff. herausgehobenen derFatt seL -"Aber wie leicht 
kommt eine spätere Färbung hinzu und diese mochte in der aus 
dem Menön entlehnten Stelle schwer au varkennen selb. 

Gegen die. Auswahl der Stellen über die sogenannten klei« 
neren Sokratiker ist woKl nidit viel einzuwenden und selbst gegen 
den Satz : De doctrina Phaedonis incertora est ^ durchaus nichts 
au sagen, obgleich es gewiss nicht ohne Grund ist, wenn Plato 
ihn im gleichnamigen Dialoge c.52 und 5ä der Ideealehre beistim* 
men lasst. Aach ist bei dem sonstigen B^ngel an Nacbrichten 
die Andeutung Seneca's Ep. 94 nicht zu vernachUssigen« 

Beim Plato, der mit den Nachfolgern in der Akademie das 
6. Capitel einnimmt, haben die VerC selbst die Schwierigkeit 
der Auswahl gefühlt. Die Znsammenstellung der Naehricbten 
über Plato's Leben und Schriften mag genügend sein, aber Sie 
Anmerkungeti hätten wir etwas reicher gewünscht Wenn Uit- 
ter früher sich der Schleiermacherschen Ansicht zuneigte, so er- 
klärt er jetzt jeden Versuch, die Zeitfolge der Piatoaischen 
Schriften zu bestimmen, für vergebli^ch oder wenigatens trüglich 
und stützt sich dabei auf des Dioojisins Halle. Erzäilung von eK 
ner spätem Ueberarbeitung der Dialogen, weiche dieser Schrift- 
steller offenbar nur von der- Republik, von der es überliefert war, 
auch auf die andern übertragend, als «Igne Meinung allgemmn aus- 
spricht. . Allerdings haben die neusten Untersuchungen noch 
nicht zu gänzlicher Ueberelnstimraung geführt , aber gerade bei 
den wichtigsten Dialogen steht doch fest, welche im Sokeatischea 
Sinne und welche Träger der entwickelten Platonischen Ansicht 
sind, nur die Folge der dazwischenliegenden Werke, die den 
Uebergang bilden , ist noch zwdfelhafl. ^ Man vergleiche die Ein- 
leitung . Stallbaums zu den einzelnen Dialogen und K. Fr. Her- 
manns Geschichte lind System der Platonischen Philosophie.- In 
der Stelle des Diog. III. 62, wo die untergeschobenen Schriften 
Piatos aufgezählt werden, ist wohl 'j^Kifpalög ^% zu lesen statt 
*jKBipakos 1^ ZiOvqiog. Zwar werden beim Snidas, der sie namhaft 
macht, nur 7 genannt, allein K. F. Hermann, der ,^ wie Ref. 
eben bemerkt, denselben Vorschlag machte hat schon gesehen, 
dass auch der Dialog xbqI ^ixcdov dazu gehöre, ohne zu beach- 
ten, dass durch Hiuzufügung desi^elben die Zahl Acht ^ heraus- 
kommt, denn der von ihm zunSchst mit dem Dialog «s^ ^ixalav 
verbundene je$Qi dg^t^g befindet sich unter dte 7, weiche nach 
Suidaa auch dem Aesdiylus zugeschrieben wurden^ Ks ist also 



Prolltr: HittoTitf pUlofopliiao ChraeeoRdnmnae. S15 



y 



kdn.WTdwspriHdrEwischenSnldäd und Diogenes, wie die Vörff. 
meinen, mögen sie das ^ Mos auf den Sisjphii9 oder alle folgen- 
den Namen besogen haben; wenigstens passt keins von beiden. 
Zvtrar kommen einige gleiche Namen in beiden Vereeichnisaen 
vor, allein imter diesen Namen gab es qncfa 'mehrere. Denn da 
der ^E^v^lni^^ den wir besitzen , verschieden von dem ist, den 
thanx im Alterthiim besass , und es ebenfalls hoch einen anderli 
'^^O^o^ gab\ so ist es nicht iinwahrscheinlich , dass aiiefa zwei 
Dialoge .des Namens ^EQual^XQaxoq gewesen sind« 

Nach dem, was Ref. als seine Ucberseugnng Tom VerhäUntss 
der Platottisohcn Si^hriften sum Sokrates nnd untereinander «ns- 
gesproeheu hat, mnss ihm die bnnte Mi^chifftg, in welcher dße 
Stellen erscheinen sehr hedenkiich vorkommen. An den Entby- 
demu8> der nach K. ^6« Hermann ^och den Sokratischen, wahr- 
scheinlicher aher schon den Uebergangsdiaiogen angehört, schUesst 
sich eine Stella an» 4er Republik^ ^dann /olgcn Stellen ans dem 
ConTivinm, Ti^aens, de Rep., Protagoras, Sophtstes, de Rep. 
Viid d<er Abschnitt De Phiiosophia in genere ejnsqne partibus 
schllesst mit einer Stelle aus dem Se^ttis Empiricus, welche dem 
Plato die Dreilheiligkeit der Philosophie stwchreibt. Es möchte 
schwer sein das Verhaltuiss dös Nutzens Z4ir Wissenschaft, ^ie 
fifl'im Eoiliydemus geiasstist, in der Republik wieder zu finden. 
Freilich ist nicht solche SteHe, die unmittelbar den Nutzen auf 
di« Wissenschaft bezieht, slondern eine andere, die über die Idee 
liandelt und mittelbar vom Nutzen des Wissens 'spricht, gewählt, 
allein ist dem Plato die Wissenschaft Im'Eiithjdemus und in der 
Republik dieselbe 9 Schwerlich! da es wenigstens nicht zu er- 
weisen sein möchte, dass Plato, als er den Euthydemns schrieb, 
^chon die Ideenieiire ausgebildet hatte. Dasselbe gilt noch viel 
m^hr von Protagoras, und die ^ETQrjtixri möchte hier ein eben 
flo loses Band geben.als der begriff des Nutzens. Eine viel pas- 
sendere Einleitung in Seht Piatonischem Sinne wükrde nach des 
B>«f. Dafürhalten einp Darlegimg von der Entwickelung des pfailo- 
-nophischen Treibens (der Liebe) in Beziehung auf die' Dialektik, 
nis königliche Knnst sein , wodurch die Einheit der theoretischen 
und pralkiscfaen Seite des Systems besser in» Licht getreten wäre. 
Ii^n Inseln en bemerken wir n«r^ dass in der Dialektik die Stelle, 
des Parraemdes wobi riidit den zweckmässigsten Platz einnimmt. 
i>ftgegen in der Physik scheint uns die Auswahl von einem sehr 
richtigen Gefühl geleitet zu sein. In der Ethik endlich hatten 
sich wohl bedeutungsvollere Stellen finden lassen. Endlich ist 
hier wohl noch zQ fragen , (^ nicht Piatos Lehre von den höch- 
sten Principten nach seinen roiindllchen Vortragen nicht zweckmäs- 
siger an SieQen der Republik oder des Philebus als an die Stelle 
des Pam^nides^ngeknüpft wäre. 

Beim Aristoteles (c. 7) ist vod der Einthellung nnd austf^rn 
Geschichte der Schriften ausf&brlich genug die Rede. Die Un- 



316 Geicbiclite d«« Pk^Utophie. 

eebtheit da^egen^wird mir kiira beHIhrt, von ciaselnen S€hriften 
aber g^r nicht ^^procheti. Von der Eudemischen Ethik erfahrt 
man zwar beim Eudemns, dasa sie diesem bei^^le^t, nicht aber 
beim 'Theophrasttis, dass er Verf. der Bekreamjk. Ueberhanpt 
hätten i¥ohl die Hauptwerke mid ihr Zttaammenhang weni^tens 
.angedeutet werden sollen. Ref. will hier so wenig als beim 
Piato die Eintheilung in Logik, Physik, Ethik tadein, weii eg 
schwer ist, etwas Anderes, nnmöglich, etwas allgemein Aner- 
kanntes an deren Stetig sa setsen, nnr möchte man gern weitere 
Auskunft haben über die ^soXoyixtj und s^war von ihrem Verhalt- 
niss sttr Logik oder Analytik, wenn man auch die Znsammengehö- 
rigkeit zugeben w<il. Sollten aber die scheinbar widerspreehen- 
deti BiMheiiungen sich nicht ausgleichen, wenn man^die Einthei- 
lung in theoretische und praktlsche^Philosopliie zum Grunde legte, 
jene in Mathematik und Pliysiir; diese in<Ethik imd Politik spaltet, die 
Logik oder Analytik als Einleitung, die Theologik (Metaphysik) 
als Schluss des Ganzen fasst^ Denn wenn ^aiidi Analytik und 
Theologik zusammen zur theoretischen Philosophie^ gehören, so 
ist die Beziehung der letztera auf die Ethik unleugbar uiid würde 
wohl noch klarer hervortreten, wenn wir die Hauptschriften 
über die Theologik itsgVdya^ov und nsgl fpvloöoqiieig^ noch be- 
Sassen. Ref. scheint durch Voranstellung der IMetaphysik den 
Organismus des Systems gestört. 

Wir üi>ergehen Cap. Vlll die Skeptiker und, bemerken über 
Cap. IX nur,' dass wohl die Schiller >imd Nachfolger fipikiirs 
hätten namhtf t gemachtiverden können , zumal da aie durch, die 
herkulanischen Entdeckungen eine gewisse literarhistorische Be- 
deutung erhalten haben. 

Ueber die Stoiker Cap. X. hatte Ref. gar sehr mit deii Verff. zu 
rechten^ zunächst mit Ritter, der sich schon in seiner Geschichte der 
Philosophie gegeu deg Ref. Ansicht von Stolclsmus im Allgemein 
neu au8ges(>roohen hatte, dass sie weder erwiesen sei, noch sich 
wiederlegeitf lasse. Ref. nämlich hat (Philosophiae Chrysippeae 
fttodamenta) zu erweisen gesucht, dass das Stoische zonachst 
das Chrysippische System eine sehr konsequente, subtile syste^ 
matische Gliederiihg gehabt habe, welche auf der Lehre von den 
Kategorien begründet gewesen sei. Die Verff. haben sich be^ 
schränkt auf die kurze Angabe der vier Kategorien (to vsro- 
xBlfiBvoVf To noiov^ ro ifdg l%ov ( nicht nmg ) , tb ngog %l mg 
ixov) mit dem Znsatz de qdibus mancis tantum et ambiguis nota- 
tionibus traditur. cf. Petersen. Abgesehen davon, dass es 
Scheint, als würde R^f. als Gewährsmann für die Mangeihafüg- 
keit und Zweideutigkeit der Ueberlieferung angeTührt , was doch 
nicht die Tendenz seiner Schrift ist, so kann er wohl die Man- 
gelhaftigkeit nicfit aber die Zweideutigkeit zugeben, denn man 
soll doch nicht de qoibus mancis u. s. w. zusammen konstniireo, 
sondern musa überaetzeu ^^i^ber welche nur in lückeuhafteii imd 



Prellect Hktoria pfalbfvpiiiae' GrMM Rovanae« 317 

swetd^iiHgeB BeiserkiiDgrei» bendilel ^nAri v so dassJ «s naaicher 
iat^ eine m 'besstimmte Meioiuig über diesreUie su fassen/^ 
D«in beiaat et weiter: Neqne etianixipaiStoici h^ locoa iU irar 
ctasse Tklenitir, ut aliqiiid cerli e^i^rent, ^sibive constarent« 
qoandoqiüdein ne de summa quidem notiere tnter eos conTenisae 
perbibetnr Diof. LVH 61 Sen. £p. 58. 12. Von einer Veracbie- 
denbett der Anhebten beriebt€lt Simpüciiui , dem wir fast alles 
darüber verdaaken, ^ar niclita. Die als Hauptgrund hervor^e- 
bobeae Verschiedenbelt der Ansieht ober den ^allgelueinaten oder 
böcbsten Begriff trifft ^ie Kategorienielire ^r nicht. Die Lehre 
von den EinUieilongeii ist scbon- von Ref. früher als Terschiedea 
von der Kategorienlehre nachgewiesen imd d^ diese Unterscheid 
düng den Verff. nicht begrüBdet gemig muss erschienen seih^ ao 
mi^ hier aur Bestaiigiing auf 4<9n aneh lieim Diog. Laert. bemerk-. 
Ikh gemachten Untersdiieil xwiseben fttgiOfio^ und dutlQtaig 
hingewiesen werden, da wohl in der Eintheilung" {8ivlQ%6i$) ver^ 
Bcbiedne Ansicbtea vorkommen.^ ^al^er nicht in der Ketegorie, von 
deren Verhältniss zum höchsten Begriff g^r nichts ikberlieffrt 
wird, die aber wohl durdi TheUung desselben tfi^P^^l^og) auft 
demselben mochten abgeleitet werden, wobei es gleichgültig sda 
konnte, ob man das Etwas (rl) oder das Seiende ov oder sonst 
andres dafür hielt; es kann das Verhältniss der Kategorien. zu ^ 
einander auch als ein ursprüngliches gedacht sein.> Fpr die An- 
wendiiag auf die glinze Fliilosopbic giebt aber die Abhängigkeit 
aller Definitionen von denselben einen unwiderlegbaren Beweis, 
wie noch neuerdings R. Schmidt Stbicörum Grammatica gezeigt 
hat» Wehn dies in den Ueb^rbleibseln %\\ wenig hervonutreten 
scheint, so ist wohl zu bedenken^ dass die Skizze der Logik beim 
.Diogenes Laert. das ehizige Ziisaromenbaogende, .was wir be- 
sitzen im Auszug von einem Nichtstoiker und das nicht aus dem 
wiss^ischafllichen System, sondern aus einer . populären Eintet^ 
tung ist. Dazu kommt, dass die zaiilreicheti. einzelnen Notizen« die 
wir sonst liaben > meistens grade die Schwäche der Stoischen Phi- 
losophie zeigeil solle». Was wir aber im Zusammenhange beson* 
ders beim €icero lesen, ist von Posidonius fnid den Spätem ent- 
lehnt, bei d^nen die praktische Tendenz verbunden mit Eklcicti- 
cismus und dem Streben nadi Elegana die alte dialektische 
Strenge ganz verdunkelt hatte», Was ferner die Zasammeostel- 
hm^^der einzdnen Thdie betrifft, wie sie bei Ritter und Preller 
gegebnen werden: so wird -an der Logik getadelt <, dass si^ viel 
Fremdartiges aufgenommen. .Gewiss richtiger wäre es. gewesen, 
diese nicht nur genauer anzugeben, äondem besonders auch nack- 
znweisen, wie sie es verknüpften^ damit man das System selbst 
hatte übersehen, mit Arij»toteles vergleichen und beurtheilen 
können, wie denn überhaapt luer so wie bei Plaio und Aristote- 
les di^ Sache objectiver gehalten werden konnte und sollte. Die 
Darstellung der Physik scheint übrigens besonders gelungen, b 



318 6««cbl«hl6 de« PItilotophie« 

der BUiHc ist die DntencbeMm^ einer strenj^en Lehre. (§ 30& 
N. €• § 4Ö0j>[. (inj § 402 N. 0.), wie es hier geschehen, schwer 
%n halten. Ref.' wen%«ten$.kann sich davon nicht überzetigen^' 
" dass die {Jnterscheidang der adidtpoga mTtgoijQaha^ ooiqoijq* 
'iMfa und oväetBQC»^,Siavta einer .weniger strengen Richtnng an* 
gdie^te, der Zeno und Chrjsipptts f^efolgt seien, eben so wenige 
iTass uinr.von dieser Richtung auch Giiter aiigenommefi , die niefat 
Tugenden^ da dieselben sdioii iiothwendig gegeben sind' in dem 
fiBtii%ov apsTiTC) ]\er Untersdiied der Strenge beslandnur darin^ 
dass manche Dinge wie Gesundheit^ Geld, Ehre ti. a. in ver-» 
schiedne Ciassen'der a^ta^opKgesetat- wurden. Endlich schelal» 
uns, Was über das Verhältniss der ica^tptovta (media olfieia) su 
den HatOQ&wftatm (reete fjaets, perfecta of^cia) gesagt ist, nicht 
seliarf genug , ja wohl natiehtig ui|d ungenügend. Auch dieser 
Unterschied steht / wie Ref. glaubt, nicht in Besiehang anf eine 
weniger strenge Lehre, söiid^n mit der Abweiehimg von^der 
strengen Dial^lik, wie denn nach § 406 Paaätios , FosidonilHi 
iiqd ßoethus in der Physik Tiel neiierten. 

Da schon Paiiätios nml Posidonius sich dem EkldiLticismus 
näherten 4 der sich in Philo und Antiochus weiter etitwickclte, 
itiid besonders bei Peripatetiiceru, die hier nicht genannt und 
N^ 2um Theii auch dem Namen nach unbekannt sind ^ zur Ausbii-» 
dttug kam , 80 möchte es nicht unzweckmässi^ erscheinen , wie 
die Peripatelische Schule mit dem 'Straten geschlossen wird, so* 
"von der Stoaf^ Panalios, Posidonius, von der Akademie (toq 
der c. 11 handelt) Philo und Antiochus abzusondern, mit ihnen- 
die Peripatetiker, weldhe auf ähnliche Weise den Stoicismos mit 
^ . Aristoteles vereinigten , z. B. DiodorusTon Tyrus und den V«rf« 
der Pseudoaristotelisclien Schrift tcsqI xo0fiov zusamhienztistel« 
len, als Eklektiker. Man kennte dieselbe gleich mit der iPhiioso« 
phie bei den Römern verbinden, nur dass ein solches Capitel 
dann natörlich leine allgemeinere Ueberschrift haben mussie« Für 
eine Trennung von den Römern tipricht aber die Bezichnng anf 
Alexandrien , dessen Richtigkeii für eben diese eklektische Rich-^ 
. tung selten gehörig hervorgjehoben wird. Dieser Gesichtspunkt 
gab« zuglcidi Gelegenheit, die Aufnahme ortentaüseher Ideen 
vorzubereiten, von der ebea die Schrift nsgl xocffWodienH-- 
zweideutigsten Spuren hat. Dass aueh Stoiker, deren Lehre 
sdion durch Sphaeriis dorthin verpflanzt ist, da eine ähnliche 
Richtung nahmen f zeugen der Jude Philo und der pythagorisi-« 
rende Stoiker Sotimi« Da wäre aueh ein zweckmässiger Ort ge* 
wesen, die Naehrichten der Griechen iiber orientalische Phiioso* 
^^ie zusammen zu stellen , ohne welche die Platoniseh-Pythago« 
risohe Philosophie nach L G, niefat r wehl vei^tanden werden ipeinn^ 
was ja Ritter veranlasst hat, in seinem grossen Werk die Indische 
Philosophie, freilich etwas unvermittelt, vor dem Neupitftonismus 
dnziisch^ben« Um eine ^chUge Einsicht in die Eutwickelnng 



Pretler; Ilwlorta pliilöBo^i'ae Graaeol-Itoiiianae, '319 

Vv I 

des'ifi^lischliehen Geistes bbei^anpi untf der PMioaö^Ie iasbe-' 
sondere zn g^ewlDnen ^ muss man die^ Verschmelzung^ örietitaii- 
ItscJier Vor^telliiJigen mil der Grieehlsdieo Philosophie in ihrem 
tJrspnin^e nachweiscti. 

Das 12; Capitel überschrieben Phibsofiiia Roroanoram MeM 
Interessante imd msTiche eiffenthümliche Gesiohi8pnnkte;r iior 
hätten unter den Stoikera wohl nodi Atbenodorus und Coraatua 
Erwäliniing verdient. - 

Die später» Skeptiker, von denen €^p./XUI Iiandelt, wurde 
Ref. nach den neuem Piatimflceni imd Pytha^orikern Cap. XIV 
gestellt haben <, da sie sich bis gegen 200 St. L. 6. erstredi:«^ und 
eben damals mit ihnen die rein Griechische Philosophie gana 
untergeht Um die eianelnen Biehtungea der beidien ersten 
Jahrhtinderte vollständig an nmfassen, durften wohl Thto^WM 
Smyrna nod ApulduS nicht «bergiagen werden« 

Ueber die Ni^npiatonlker €ap. XV bemerken wir nur, waa 
von allen Philosophen gilt, deren Schriften auf uns gekommen', 
dass die Stellen ganz willkürlich durtfbeinander geworfen sohei« 
neu, indem oft Steilen aus demselben Boeh in anderer Ordnung' 
folgen als sie im Original stehen. Wenn die Willkur auch nur 
scheinbar und die Verknüpfung im Inhalt Hegt und wo es nöthig 
ist,, in den Anmerkungen nachgewiesen wird, ^o ist der Lehret 
dadurch an die^AufiPassongsweise. der Flerausgeber gebunden, die , 
awar nicht noth wendig und gewiss nur selten wirklich von d^rXib-*« 
jeetiven Wahrheit abweicht, aber doch nie die Sicherheit gewah* 
ren kann, als wenn der nachgewiesene oder nachzaiweisende Zu- 
sammenhang der vorhandenen Schriften und innerhalb derselben 
die gegebene Folge beibehalten wird ; denn es hängt doch die 
aassereG^^taltungeinesphilosopliischenSystemssomit dem innem 
Wesen desselben zusammen, dass die Vernachlässigung der er^ 
stereu die Darstellnng des «weiten nothweiidlg ersehwert und 
benachtheiligt. Weniger iiachtheäig wird ein soldies Verfahren 
bei einer ausführlichen Darstellung , . welche zugleich eine kritt* 
sehe Bfenrtheilung einschliesst, allein für eine sein öbjeetive Dar-^ 
stelluttg , wie sie besonders erfordert wird> wenn die Geschichte 
der Philosophie zugleich in die Philosophie einfiihren soll, scbeiat 
sie iinumgäiiglleh nothwehdi^ Dies ist aber offenbar die Ansieht 
der Herausgeber gewesen , da sie üir Buch auch für Gymnasien 
' anwendbar hielten. Wenn gegen diesen GebrauGh vor Andern 
der grössere Umfang geltend gemacht, was wir hier nneHkrtert 
lassen wollen ^ so möchte die- wegen der Abgeriaienheit der Stei- 
len nothwendig werdender Anafährlichkeit des Commentars hier 
besonders im Wege stehen. Freilich machen die Herausgeber 
mit Recht diesen Gebranch abhängig von der Tüchtigkeit, des 
Lehrers, die leider seltner ist,- als man glanben sollte. Wie 
viele Philologen haben die Philosophie in dem Grade vm*nach- 
läsaigt, dass ihnen selbst ^lato^ geschweige Anstjotdeav unbe«* 



320 6e«elvUh(» der Phiiofophie. 

Icadnt'gdl^ebenist! Umaberihs Alteriham in seinem velthisto* 
risclteii Bedeutan^ sn erfassen , vonf der ans di« p^bllologische 
Stibnlbtldiing doch allein ^gen die Angriffe der Realisten und 
Praktiker mit Erfal^ geschützt werden kann , ranss ^maii zuerst 
wissen , w^ ^m Alterümm über sieli selbst reflektirle, bevor wir 
▼pm christlichen ^tandpnnkt unserer Zeit richtig nber dasselbe 
urtlietlen können. Je mehr die Notliwendigledt einer genauesea 
Kenntniss der Geschichte der Philosophie aus diesem Gesichts- 
pnnkt einleuchtet, desto mehr whrd es wunsiDhenswer^, grade die 
altß Philosoplne ans den Qwetten an lehren und zu lernen. Dass 
dazu das beurtheilte Buch viel beitragan wird , ist Ref. nberseogt 
und ^es* kann zu diesem Zwedc naehdrückKch empfohlen werden, 
obgleich ^Ref. auch mit den befolgten Grundsatzie» nicht ganz ein- 
verstanden ist. Denn benutzt Jemand es neben Ritters Buch oder 
Vorlesungen, so ward es ja iteaonders sein Studium fordern, be*- 
nutzt er es neben andern Vorträgen oder Lehrbüchern, so wird 
der etwanige Nachtheil einer einseitigen Auffassung^ eben dtirdi 
die abweichende Methode meder aufgehoben. 'Es scheint daher 
besonders Lehrern niitzlich zu sein, zumal bei Hier ReichhsUtg- 
keit der Anmerkungen, -selbst solchen, die es eben im Gymna- 
sium den Schülern in die Hand zu geben Bedenken tragen: denn 
sic^ werden eben mehr eine Auswahl zu treffen als weiter anszit- 
fuliren haben. Wenn mm Ref. mit den meisten Lehrern, welche 
überhaupt der JUeinung sind , dass die philosophischen Stadien 
schon auf den Gymnasien zu beginnen sind , die Ansieht theiit, 
dass ein Buch dieser Art fior Schüler etwas anders eingerichtet 
werden müsse , so erlaubt er sich zugleich seine Ansicht darüber 
mitzutheiien , sei 6s dass die Heransgeber sich veranlasst saiien/ 
eine solche Arbeit zu übernehmdn^ oder ein anderer der sich da- 
M berufen fühlte , seine Bemerkungen berücksichtigen wollte. 

-]>ie biographischen Notizen könnten ganz aus diesem Buche 
entlehnt werden , nur mnsste |iie und i|a eine grössere Beschrän- 
knng eintreten, denn nicht Untersuchung, sonderen nur Resultat 
w8re zu geben mit Andeutung des etwa obwaltenden Zilveifels. 
Den literarhistorischen Notizen würde Ref. einen etwas grössereir 
Ranih gewähren, doch nicht über das Maass . hinaus , das ihm 
■eben für das beurtheilte Werk selbst wünschenswerth schien. 
Was die Auswahl der SteUen betrifft, so müsste audh darin gros* 
sere Beschräidcnng eintreten , • alle ParallelsteUeh müssten weg- 
fallen; wo sie wesentlich neue Gedanken enthalten, wären diese 
vielleicht » um Raum zu ersparen , als^ Anmerkung nachzutragen, 
wenn es nicht, wie bei Stellen aus Stobäiis'^ Plutarch und Galen, 
wo alle nur Auszüge aus einer und derselben ausführlicbern 
Schrift geben, unbedenklich ist die Stellen auseinander zu ergan- 
zen. Bei Schriftstellern , von denen if ur Brndistöcke erhalten 
sind ,^ kann man sich meistens auf eine Auswahl beschrank'ea aus 
dem, was hier gegeben ist. Aus den znm TheH umfiingsreichea 



Savelt: Uebersi^^4«rvtr9l«.Iielir« vom Gebr. d. Casas. 321 

Vf^Bek4li, dia «uf un« gekommen uinfi^ wilrd« Re&lWt :4eii Literorr 
«otis^n übec die^elb^ -euie. kurze. Angabe .de« I^tolte der Scbrif- 
t«B verbinden« ab^'fi»ieht eine MtisaikiiirbeU ^«lki«elner kleineii 
Stelieh liefern, eoadem > naögiichst wenige zttaainnienhingeDile 
$lucke ncjhmen« Beun An'gtoteles ipfUrden die- Analytica poate- 
riQEa o«d I^opiea« diePhysica^und de A>räa« die Etluca Niclier 
«mebea^ PolHica und die letstea Büdier. der Metapliysica pas* 
«ende Steüen gewähren. Beini.Plato wni^de raaii sicli auf Phae^ 
dre$^ Phitfb««, PolitH^iifraind de Re^ubä<»i.bescbränkeD kenneA» 
vielleicht aJi^^ Ari^t^^eiee lib.,L MetaphjK«. .«a> Hütfe nehme« 
B^sen» In' 4en; Anmerkungen wurde lief, aiipser den actnMi jm*- 
^^i^ateUn lAievHrB9Üzefk und Iohal|sang%|i^iiv, webei-be^ndene 
deiTi ^^iBaniunenbang .der gegebenen ßteUeu* 9iu heriieksicfatigeji^ 
nAobt? veiter hiA^afiig^i, als 4i0 nothw^dlgatefl Varianten , d.Ak 
€eiebe>,. diejeiue. i^esentlioli^ YeK9Gbiedenheit des Sinus geben 
undvdoen k\i|»eii Berie)it über dje.vev^cbiedeae Auffassung deiv 
Systeme im G^sien^, über welche die Nptisen auch auf neuere 
Bücher auszudebuen^ wie 3. B. über die Uee des Guten betna 
Flato, über Sobretes ui\d Xenophons und. Pl^les Verhältnlsazii 
liemaeiben. . Ein ^okbes Buch, glaubt Ref.« musste jedech nicht 
B»ehr als. 4i9l|. dritten ;TbeU des UmfiAg« von dem vorüegendea 
hifbeii. ,: % , 

Haibburg. O* Petersen. 



.Üeber sieht der! vergleichenden Lehre vom Ge^ 

. brauche d^r Ca sus in der ^euUchen , , französischen ,' la)> 

teinischen und ^riechiscbeh Sprache von Dr. T. 1^. Sauds ^ Gymna* 

sialtlirector» £ssen ^bei 6.' D. Bädeker. Erste nnd zweite Ab« 

theiliing^lSSS^. I Ktblr. Dritte und vierte Abtheilung 1840« 

' Jl-Uttlr.' 

:/IiidQln. wir dascvoi^genannte Werk anzuzeigen im Begriffe 
f^nd^ k^{ßa, wir:|^r. nd^thigi .vorerst zu bemerken, dasg wie 
k4>ine|kwegs eine ini|jBi;is(<eli>e ifehende BeorUheiluag, zu der wie 
uns uicbt berufen-: gbrpben, sendern nur ,el|ie kurze Angabe det . 
Tendenz und ^eSililbMts. dessf^iben beab^ldiUgen 9 um SohaloiftOf 
ner.uQd.Spraciif«tebi:te) zu deren Kenntniks esjOiocb nicht gat 
koinmen,i$ein möchte, mii dasselbe aefipierfcsam m iliacheii. • »Wk , 
finden uns aber -dazu um jo mßfar veranlasst, je mehr wur. gluH 
ben, durch das AufipierK9amnvichen a^uf dasselbe den ])ftnk aller 
derjenigen ünsrer AmMfgenossen zuverdienen, d^ien es darjum zu 
thun ist, sich dem vorzüglichsten Ziele ihrer ^!B^8ti:^bungen, die 
mancherlei I^ehrstoffe. j^pr die S^üUr zu ha^mqimcber Einheit zu 
yerbijiden, |mmQr nqbei^ z^^ k^mmeii«-. U^nn a|if welche Wei^ 
köm/yte wo))l ^ine b^ruifin^Qbß Yerbindung^ aJ$Qrsl)is<dp]Uieii-iiiehT 
erl^^btert und zwe^km^iger verbreiitet wiQr4^i,{els .d^irefc .eioe 

iV. Jnhrb, f, Phil. u. Paed. od. Krit, Dibt. Dd. XXIX. Ufl. 3. 21 



t2S 8^tMhff«f«eh&»g. 

verißeUheni^tkMmnimßmiMmg der trendifeilett^ Efsdidttiuigeii 
aller an Qjmnmmm ^lelirteii Spradten nnd ZaroekfofaroDe; denei- 
ben auf aMgemdae Spradigtuiidsttae. Sebr wahr uM «im wie aog 
' der Seele gesprodien fanden wir in dieeer BesielMin^die Worte, die 
wir ver Kurzeai in NJbb. 18S9. 8. p. 461 (gelesen haben : , J>a8«icb- 
ate und elniadigte Mittel fnr diese "V^reini^iin^ (dervie)erleiLdi^ 
aColFeni einem Ganaen)iil wahrscheinlich, das« derClas^niehrer la 
grammatiacbea Lehratanden der kt oder Tldleiehl noeh besser der 
deotsehen Sprache dnreh etottipaititive Grammatik die dem Sehtl^ 
ier beiadnten oder beixnbring^den Spräefa^rscbeitMingen avoi 
Ganae« Terblndct und durch Aufsnehnn^ d«r A^mMtehkeit and 
Verschiedenhelf di^ dabei thStIge Wirksamkeit der ▼erscbiedeaes 
■fteasehlicbeo Denkformen klar macht, um so* diese Denkfonaeii 
in dem Sohnler aelbat aussobilden und Ihm den Ztfsammeidisog 
alles Sprachunterrichts be^eifück ita madien ü. s/ w^^^ Zu einer 
aolchen vergleichenden Behandlung der Sprachen ^ weldie aa 
Gymnasien gelehrt zu werden pflcgeh, eine awedkmässige Aniel* 
^Bf so ^eben^ and zugleich In eindir Menge Ton Bdspielen den 
Stoff darzubieten, an welchem man die Tersehledenen Erschei- 
nungen der einzelnen Sprachen kennen lernen und dnreh deren 
Vergleicknog in daa Wesen dner j#de» derselben dndbingeil väd 
den Geist noch auf itoanchfache andere Welse fiben kann: das 
eben war der Zweck des Verf. der obengenannten SekriH Es 
bietet daher dieselbe gleichdenkenden Amtsgenossen ehi seter er- 
wünschtes Hilfsmittel des Sprachunterrichts dar, indem sie ihnen 
die nothwendige Oebereinstimmung in den Grundsätzen zeigt, 
nach denen der Unterricht in jeder Sprache zu ertheiien ist. 
Dem Gebrauche derselben kommt aber die in dem Reglement des 
königl. Ministerii der ünterrichs- Angelegenheiten für die preuss. 
Gymnasieu vom October 1837 empfohlene Anordnung sehr zu 
Hilfe, dass in einer Classe wo möglich der Unterricht in 3 Spra- 
chen ganz in der Hand Eines Lehrers (des Ordinarius) liege. 
Mit Rücksicht auf einen solchen mbgliehen Bdbräuth in des 
»6er« Gymnaskilclassen ist dieses Werk zugleidi so ansluhrlicll 
angelegt, dass nach der Verslehenmg des Verf. die grossem Spe- 
tialgrsmtnatikM kaum taohr feststehende, fikr Schttien geeignete 
aeg^n darbieten dürfte*. Diese Regeln Si>U aber der ISehüler 
naturUch dnreh dieses Werk iltehtznm eMeüa^l kennen lernen; 
t» soll dasjenige, was er hi den einzelnen Spraehen früh» gelertt 
Bat, zu einem Ganzen ordnen r^M Oteieharti^e zusammenstel- 
len, das etwa Fehlende erginzen, endlich das gemeinschaft- 
liche Band, wodurch alle diese Sprachen ihrem Wesen nach Tcr- 
knüpft sind, kennen lernen. Grade dass der Schaler ihm ber^Hs 
Bekanntes nun an den passenden Stellen eiaoidtten , das bei jeder 
Sprache besonders Gelernte susammenfassen und unter EbtenGe- 
Sichtspunkt bringen lernt, das hat nach unsrer Brfahrcing nieht 
nur eim» aunerordentllcben Nutzen, sondern auob einen beson-' 



Savelt: Ueberticfal 4me iftgh Ltlkm yo* Gebr. d. Coaiii. S23 

dem Behr für fikii. Aomerdem giebt dietnfmefkMtne BetrtiAk 

tniv^ der gleichen oder ▼arsehiedeneif Art, wie die einzelnen 

Völker dieselben Verfiältni«te tpraGhlich beseiehnet haben, oft 

gnr Dicht gesbnete Anffiehlttsse über Eigenthihmlichkdten In 

dem Ohsrakter eines Volkes y auf die man sollst nicht so leicht 

aufberksAtti würde; denn wie ein Volk spricht mid stehreibt, so 

denkt und lebt es. Was nun die Art und Weise betrifft, wie der 

Verf. sein 'Kiel tn erreicli^n l>eRiüht gewesen ist, so wird man e# 

innichflt sehr natürlich nnd zweckmässig finden, dass er' in der 

Ausarbeitung die Ansichten und biswcifen die Göttlichen Erkla-' 

mngen der torsügUchstett Grammatiker, «. tt. die ton Jac. Grimm 

«. A. ) besonders aber die ron Carl Ferd. Becker überall benutzt 

hat. Dass aber das Verdienst desselben bei weitem nicht allein 

darin bestehe, dass er etwa das ton Becker In Besiehnngauf 

deotnehe Sprachlehre beobachtete Verfahre« auch auf die drei 

andern tergliehenen Sprachen angewendet habe, was ton Andern 

in Betreff einadner Sprachen geschehen ist; daton übercengt 

nna eine auch nnr oberfiadiliche Ansicht des Werkes. UeberalF 

finden wir seHiststBndfge Forschnng und in manchen Punkten ein& 

yM Becker abweichende Ansicht, da der Verf. eben die Verglei^ 

chnng der terschiedetten Sprachen und der Art und Weise, wier 

die nitmlichfai VerhUtnIsse und Besiehungen in der einen und der 

andern ausgedrückt werden ^ öfters einen tiefem Blick in den in^ 

ttem Of^ntsmns der Sprache dmn Hessen, als es die sorgflltigste 

und genaueste Betrachtung und Belenchtong der Art, wie diese 

V^rtiiHttfisse in einer Sprache bezeichnet werden, möglich macht. 

Inrdeni wir indesa, wie überhaupt ein Eingehen ins Einzelne, so' 

anch eine nähere Auseinandersetzung der Punkte, worin dei^ 

Verf. ton Bedter abweichen zu müssen geglaubt hat, jetzt nicht 

beabsichtigen < wollen wir nur hinweisen auf die dem Verf. eigen- 

tliütnlldie Unterscheidttng swischen directen und indirecten Ob- 

jeeten; anf die eigenthümliche Abfassung der Grundbedeutung 

deo Genitits, indem der Verf. zu den drei Grundbeziehungen und 

aligemeinen Bedeutungen der Casus obliqui, welche ton neuern 

Grammatikern angenommen werden, nSmlich des Wo oder dea 

Verweilens an eincfm Orte, dea Wohin oder der Sichtung nach 

ein«» Orte und des Woher oder der Bewegung ton oinem Orte 

ber, noch eine tierte hinzolügt, di| des W^s9on oder des Be- 

atnndthefles. Ueber diese und allere dem Verf« eigenthüm- 

liehe Aufhssungsweisen tergl« man die Vorr. aur IIL und IV. Ab- 

theilnng des Werkes. - ^ ' ' 

Bttrchaus selbststlndig und fast allein auf sieb angewiesen 
wnr der Verf. in der Anlage des Werkes. Denn wenn jes auch an 
Versuchen , das in neuerer Zeit in der deutschen Sprachlehre an- 
gewandte Verfahren auch auf andere Sprachen überzutragen oder 
noch mehrere Sprachen in dieser Beziehung mit elnandet' zu ter- 
eleidken, nialit gam und gar feUt, wie denn der Gedanke dttratfi 

21* 



^324 ' Spr«<lifarteh«iig:. 

avEcb nahe gcniig Ite^l: so isl 'iöeh utiaeres.'WUa^s dieses' noch 
Toii Niemaiidem ia soleher Vollständigkeit gesDheheR, M4e von 
dem Verf. des obeh genannten Werkes, welches, wie sehen be- 
merkt, eine vergleichende Darstellung der Lehre von den Casus*) 
'sammtlicher Sprachen enthält, 'welche an Gymnasien geldirt 
werden, der dentschen , französischen , lateinlsehen und grieehl- 
sehen. Dass der Verf. aucii die franxös« Sprache mHiH den Kreis 
der verglichenen. Sprachen gesogen,' und zu einer Wissenschaft* 
liehen Behandlung derselben, durch Vergleichnng mit den. cUssi- 
sch^n und nnsrer Muttersprache und Hervorhebung des Gleichar- 
tigen und Ungleicbartigeo die beste Anleittuig gegeben hat, da- 
durch hat er sich , däocht uns , besonderes Verdienst erworben« 
Denn hier thut es Vor Allem Noth, die erst in neuerer Zeit an- 
erkannte. Möglichkeit einer wissenschaftlichen Behandlang und die 
Zweckmässigkeit einer aolclien für höhere Lehranstalten durch 
Vergleichnng mit den Sprachen, deren Grammatik schon lähgere 
Zeit wissensehafUieh behandelt worden ist, reebt klar und äugen*- 
scheinlicli zu machen. Denn dass dui'di Erlernung dieser Spra- 
che auf Gymnasien nicht blos praktischer Nntiien erstrebt wird^ 
sondern dass sie ungleich mit den übrigen Sprachen za dem all- 
gemeinen Z>^ecke geistiger Aiisblldung überhaupt beitragen soU, 
das ist doch wohl als eine allgemein anerkannte Wahriieit anzuse- 
hen. Daher aueh;die weise Bestitfimung der Behörde, dass die- 
iler Unterricht nicht mehr von franSiös. Sprachmeistern 9 ssi^dem 
wo möglich von philologisch gebildeten Lehrern, und nach Gram- 
matiken ertheilt werden soll, welche nach wissenschftftlleher Me- 
thode und nach dem Muster der Grammatiken der classischen 
Sprachen bearbeitet sind. — • 

Die Einricbtirng des' Buches anlangend , so handelt der Verf. 
zuerst In einer Einkituvß über die Casus, deren &hl und Ge- 
branch im Aligemeinen. Diese Einleitung ruht natihrlieh auf phi- 
losophischem Grunde, ist aber doch so. gehalten, dass dem Leh- 
rer nur wenig zu erläutern librlg bleibt, damit. ein gehörig vor- 
gebildeter Schüler der obern Gymnasialclassen von diesen Ver- 
hältnissen ein recht deutliches Bild erhalte , welches Ihn nach- 
her auf setafer Wanderung durch das ganze Werk stets begleitet. 
Denn die hier festgestellten Grundbedeutungen werden Überali 
festgehalten; doch findet ^ ohne Zweifel absichtlich — keines- 
wega überall ein ausdrückliches Hinweisen auf diese Grundbedeu- 
tungen Statt; sondern der Verf. überläsat diese Beziehung anf das 
Frühere öfters dem Schüler , da er mit Recht eine passive Auf- 
fassung dessen, was der Schüler lernen seil, möglichst vermei- 



*) £jn ähnliches Work über die Mo^i ron 'domselben Verf. Ut 
bereits früher 10 demselbeii VerInge erschienen , und die Tempora be- 
abeicbtigt der, Verf., wie wir huren, auf dieselbe Weiae^sn bebandelD. 



• d e t I &J 1 a ^5 



> 



'd«B ito'iiiveseii gtautt. ^^Beoii:^ «ä^/der Ver£, des Kiabe, wie 
der Jönglin^^-freut sidi der Amtlrengung sehies Gcisles, bei 
welcher $r sich der Beherrschung des vorgelegten Gegenstandes 
bewiisst wird« JMese Freude regt ikd sn neuen Anstrengungen 
aiif; er uttternimnit die nranofafältigsten Uebungen und setst sie 
mit Vergnügen fort , bis er Leichtigkeit und Sioherhdt darin ge* 
won^en hat. '* 

Das Werk selbst' zeirföllt in 4 Abtheihingen, Ton welchen die 
erste von den SubjectseerhälPnikMn ^ die zweite von den Fer- 
häkid»8en der Mtriiute^ die diitte pon den Verhältnissen det 
directen Obje{ite^ die vierte von 4^n VerhäUnMsem der ind4- 
recten ' Objecte handelt. Den Anfang ein^s jeden § machen 
Regeln^ welche bei möglich^; grosser Deutlichkeit und Kürze 
doch' so beschaffen sind, dass alle möglichen sjntact. Erscheinun,- 
^en*' in dein verglichenen' Sprachen darunter gebracht werden k^n- 
iien. Diese Regeln. «ind zunächst Axwi^ .Zusätze näher be- 
stimmt. Dann folgt eine grosse Anzahl passend gewählter und 
im Defitscheii und Frana^ös. überdies grösstentheils irgend eine 
Sentenz oder wenigstens einen abgeschlossenen Gedanken von atf- 
aprechendem Inl\alte enthaltender Beispiele^ in welchen kaum 
eine der bei bessern pros. Scfhriftst^lern der vergflichenen Spra- 
chen vorkommende sjntaet. Erscheinung vermisst wird. Endlich 
folgen Anmerkungen^ welche die näliern Erklärungen einztelner 
Spra^erscheiHungen enthalten ^ wo die vorgekommenen Beispiele 
diese zu erfordern scheinen. Verweisungen auf vorangegangene 
Beispiele, in welchen das Gesagte seine Bestätigung findet, die«- 
nen zilt grössern Verdeutlichung desselben. Nur sehr selten ha- 
ben wir solche Verweisungen vermisst , oder die Beispiele , auf 
welche^verwiesen war, Aicht ganz passend gefunden. Einiges 
hierher Gehörige hat indess der Verf. schon in den Nachträgen 
verbessert^ und was man in dieser Hinsicht noch vermisst, wird 
in einer zweiten Aufl., die wir dem Werke recht bald wünschen, . 
leicht nachzuholen sein. Den Schiuss des Ganzen machen ein 
allgemeines aiphabet. Sachregister und i^ecielle Wortregister für 
die einzelnen Sprachen ^ welche <, mit grosser Sorgfiilt und Um- 
sicht angefertigt, die Brauchbarkeit des Buches noch um ein Be- 
deutendes erhöhen. — ck. 



Todesfälle. 



Den 13. Februar starb In Brieg der Lebr^r Ferdiaand JFeigand 
Bfu dasigen Gymnaflium,, 55 Jahr alt. 

1)eii 13. Februar in Conitz der Oberlehrer Behaag am dasigen 
G^riaaasiuni. . : • ~ 



Bebnl- Q»4.1)iii?«»slilfttn»cbf lebten, 

. m« 7« April iB DJirplbadi Ae? grMber««gl. weinvMia €omW 
floriiilnlli utfA «merUiria Dimclpff 4m GyaimiieaM in £l««aach Dr. 
f kil. Fratw Gkrt'ilopft ¥)r9mt^ 

Den 14. Mai in BarUn 4ar kMgU paasM. wirirL Gab. Stealamtii 
«•4 Miniitar fnr 4ia gabtlichatt, Untarriabla- Bn4 tfa4iainainngalago». 
laailan» FraUiarr aan Sttimpw «nd-wm AU/auhki^ im 70, Labaujabra. 

Dan 4. Juni in Znlliahaii 4ar Diractar 4at 4artigan Pft4agaginjMM 
«ad Waiiantiaof ae i^. jt. mänkni. 

Dan 10. Jnni in Erlangan 4ar Sanlar 4af VnivaiwMt Hafmlb ««4 
Prafaraar Mehmet im m. Diawi* wi4 80. Labmt|nbra $ ar war 40 Inbr 
Ptefattav dMalbH. 



Schul* und Universitätsiiachrichtea, Befördenmgm «nd 



Dbmmiv. An dar 4atigan Kranitcbnla« W^idw sp Oitam dfatai 
Jabva« ▼an 354 in fünf ClaMaa a4ar 10 Coatoa ▼arthaiHan Scbilam 
bafnebt war und lüichaalii var. Jnbrat IX, sn (klarn 41ata« Jnbraa 94 
Schiller [U mit daof arslen, 94 init dam swaitan,.! mildem drillan 
ZaugniMe dar Baifa] snr Univeraicät anUawan bntia « iM naah dam Tada 
des dritten Uhram M. 6. K. JAeM [9. NJbb. XXVI, 440.] der Dr. M. 
Friedr. BöUeher in die driUa, der Dr. Marl JuL SiUig in dia vierte und 
der nnsferardentl. Oberlehrer Kari Gust, Heibig in die fünfte Clamanv 
lehrerftdUa nnfgarudct nnd cum Nacbfolgar dat latataran dar Or« Befmm 
Aug, Tkeod. Kächljf vom Pragymnatinm in SAA&Fnu> ernannt werden» 
fitatt des sn Michaelie 1039 van teinoR LebranHa nbgetraieaen Dr. 
Mari Heinrieh MaaUiue bnban swai aadera liebrcr {Heikig nnd G4laJ 
dea fraaaosiseiran Spracbunterriaht ubernammea , und der Schnlnmte* 
candidat Dr. Joh. Geerg VkeeA. Gtäeee uX previsariacb alt Hnlfslahrar 
aingelflielaa. vgl. NJbb. XXVI, 208. Dem Dr. J. Fr. Bacher ieft aber« 
dem von der tbaol. FaaniCnft der ynivemitat Lalpaig dia tbaologHcba 
Doctarwntda erlheiU wardea. Daa dietjabriga Programm dar Schala 
enthält als Abhandlung: Cor. QwUwi HtUng dmerUAio de ei ei neu ein 
eiAulormni^QivBgt ^v(hd9 $imUiumque ap»d Homerum [Dresden 1040. 
44 (82) S. 8.] , eiae sehr sorgfältige und verdiensHiaba Untemoebang 
über den^ Gebrauch und die Bedeutung der Worter 9psve$, Ov^^oci 
^toQj x^9, ugadivi in den Gadidrten dea Hemer, durch welaha na- 
mentlich der homerische Sprachgebranch in den beiden ersten Wörtern 
sehr vollständig erörtert, nnd ulierhkupt dia Bedeutung aller dieser 
Wörter sorgfältiger als es bis jetzt von den Lexicographen geschehen 
ist , erörtert und begründet und ausser andern neuen Resultaten na- 
mentlich anch nachgewiesen wird, dam i^vov« von am oder irifn ab- 
stammend , nicht cor , sondern naima , ais vttab« [wobl soerst Athem] 
bedeutet. Die sorgfältige Bichtuag dar einaeloen Bedeutnngen jedes 
Wortes nnd die darauf folgende geoauere Erklärung mehreaar baoiari- 



viu4<i »Ji0 AnfMuf^ffg^m 49Kfiüll«iif WW> 4^ Wr. Ve»f. ktA 4u 4pi#f4^ 
nuog der 9ed«uUwgen noch »J^nrat «ii|«Gbi«dei^r d«n QrmKi««tp Iftigo« 
l^U«a bftU^y dafs d«r La^Mcegrapli kei jedem Wovfe vor «l^pn djki 
vniir^Bglkb lioiiUcho uad ^s(»4ereie Qrnpdbedoit^iig fe9tapw>teUfln iiimI 
d«rft^8 die ^«traeten uod netopliorisiiJlpeii ^^leiton, |o wie bei dm«* 
Ableiiapg dpfamf SU eebea b»l, d«|0e die Qvimdb^eiito|ig, f» viel sie 
ancb lieb niiancift faabep mag» d^rcb alle pbgeleiteli^ Q^^VQlüPg^ 
dniNsb gebe. Jedei Wort nämlie)! b^l io der Spraebe ^i^? ein^e Beden« 
tmgf nnd dieie kaoA ^icb, je ufushj^jbm^ fler GrancUtegriff deMelboü 
Qoncret oder abstract». eig^ntlicb oder Mo^igieDyicb «ofgipC^tt 1194 
durch HioffuCagttog öder WeglaMOog der ibm ^ngeborigeii eigautbum«- 
licbeo merfciQale (jQigeiuichafteii) erweitert oder vereagert wird, aUer<« 
djng» vielfach ,ab«tafea y a^er mß in eine neue Bedejatoag pingestalteB* 
Bei iem Worte ^94fipS9 b«.t fU^ H. aiwA dieson 6riiiid«atx im Allgpmoi« 
npn feel^baUen, ppfid wenigstens angedeutet., wie die Bedeutung«« 
Sinn 9 G^i$t^ Fcrfland, Gesinmmg aus der Grnndbedeatnng Zwtrgfyß 
%b;Bui«ite.ii ^ sind 9 aber ^ed» d^n Untersi^bi^ dpf Wortes q>^iß vo^ 
^^uniögf gpnug er^fi$, no«^ (dafpauf htagmesen , wapom dpr $Ji«gii«* 
W 91^^^* dessen Bedentaag doch «obl saerst fieiit^steUep war, If^ 
der Spnacbe so sehr ;9pn dem.PJjiraVsP^fiVes imräckgedrückt worden isti 
Bqi ^^9S ^bar hat sich der Verf. nur von dem Gebraocb des Wortep 
bei Hom^r l<»it^ IvhoPr npd daher als Grundbedeutung mun» tmpe<^ 
Im hingestellt, obschon iBjr angiebt, dass man (uch. darunter au alloT'^ 
erf t etwas Sinnlichns ge^acjit haben m^ge. W^ nbrigips die Abband** 
long in dieser BLeaieImng istwa vprip^eacn lp<«t » dafpr nntschpAlgt m 
^adnrcli, da übenall der .Gegensatz fier griebb.isc;hen und deatschea 
VorstiBliungen , wel^9 den Wörtern ^V^t ^vhoQj ^rolp etp. und de« 
entsprechenden deutschen an Grunde lifwen, rächt gut barvocgeho-» 
beulst. ^ {J.] 

Ki»Bi7«KS;cii. 9a9 dasige Qjmannnm Wiar in seinmi -6 CHass^n» 
Wjllirend des Winters ^837/31$ von l^, im Sommer d^rnüf vs^ l^ß^ 
im fönenden Winter -von 122 und im Soinmer 1830 von 14iS ^f^vlecn 
besucht, und hatte im erstgenannten Scbuljabv 6, im «weiten 8 Schu*? 
1er mit d^m Z^ugnisa Aer JUifß syuf Universität eptlass^p* .l>9e Li^ev^ 
personal bnstnnd pm Sieb|uf/i des £|chaJ|j^|Fe ^9 npe dem Bire^or Djr, 
tütrl Humider 9 den Pr^^es^^/sn Gr#oi^ [Mh^r der Matbem^tib .mnl 
Slatorwissansflh^ten] imd J. ^Jm^ 4«P Obnriiebrern Pr. /oji. Cof^aaE, 
Wilb. Stemer [seit Novnmber 1838 na 4fls verebte rhene^ Prpf. Dr. Per 
tersen SteUe vpm Gjmnapiom in dlevjB hierbfjr verse|a^, «. Kihh* )i^XIV, 
433.] im4 Br. M^eM , den lit^hrecn IMnnif. [tfer ^J^ev bereits im Mi 
1839 mit einer Pension von 306 IMhhri^ w lifl» BnJM^iPd vfv«et>t worr 
den war] un^ Pres^er, den Beligionelebr^rn |^f f|rr«r ;^iirts «nd f^aplan 
ilmold» [ersterer fur4en..ev/Mig^is,fliheq« )^tat«mf für Aen kq^holischmi 
Betigionsnnterricbt] , den Scbulamtscandidaten ^ndiJ« lund JUietn i^nd 
3 Uulfslehrecn. Im gisgenwÄrfig^n .Schntiahr ^ber ist 4er Lehrer IVei^ 
b&r in die fn^fte J^ehrst^ aufg^rafifct ^in^ die Bifik»tfi dem liehreff Fr* 



828 Seftul-iittd 1!iblye¥i!titlriifte1ftri)Blrteii, 

BMniMn^otn Frogymimsiihit in llBviis'öbiBtt^^ell-, dn^gcn nftet afu 
g^BUtiiiteD Ptogymnasiiilii der Lebter 'Haneh»Hs in dk) dritte LehrsteHe 
att%e9rficfct ttiid nlt vi^rt^r Lehrer der Schalnmtiieikinlidat Aftein ange* 
Mellt'worde».' Bat Frograiiiiii desGymnatiunii^voni Jahre 1839 eiitfiBlt 
eiae Abhaadtang De Riiteriy F, C. , eeiiAtro Poetitae jttiHoteliae hrevis 
ii»putati&9 von dem Oberlehrer Dr. Knebel [Kreaviiaeh gedr. b. K<»hr. 
29 (15) S. 4.], d. h. eia Fragtteat aas etaer krftitebe» Beortheilang 
der ▼»» dem Prof. KÜter bpf orgtea Aongabe vaa des Aristoteles Poetllr, 
in welehlBm de^ Verf. mit Uan^cht and gwtenr Erfolg die Annahme be- 
etrehec, dass wir ia der Torhandeaen Aristotelischen Poctilr aar e?n 
dnrch' grosse Locicen aad sctriinime- Interpohitionea eatstelltes Drnch- 
•tack des gaasen Werkes fibrig bal>en sollen. Hr. Kn. stellt die ent* 
g^'gengesctate Behanptohg auf , dass in dem Torhaadenea Werke das 
ganze erste Bach Yoa deri zwei Böchera de 4rte Poetica entweder 'Voll- 
ständig oder doch grosstentheils erhalten und weder dnrch Lackea noch 
durch loterpoiatioaea verändert sei, and waist die Unzalänglrdikeit 
der Rittersehen Grfinde fär jene Behaoptang aach. In dem Programoi^ 
des Jahrtfs 1886 hat der Professor Abr, Fosb kritischAexe^tische Bemer* 
IhUtgen zu einigen Stellm des Firgil [28 (11) 8.-4:} mitgeiheHt, nod dar^ 
hi 14 SCellea des Dichters gegen Aenderuag^a dad'fi^ktSratigen aade* 
rtor Interpreten , nameatKch gegen Wagner * erörtert ond Tertfaeidigt, 
Allerdings sind diese Erörternngen raeistenthisilB nar ia der Form Yon- 
, Aodeotnngen gehalten , nnd gehen selten anf ehie tiefere Anseiaander- 
setsnng, namentlich nicht auf genaue grammatisehe und sprachltdta 
Biegniadnng der aasgesprocbeaen Ansichten ein ; aber sie bewähren im 
Aligemeiaen einen richtigen Takt aad gnten Geschmack, nnd biaten 
hl mehrem Stellen eine bessere Erklärung, vgl. NJbb. X)LVI, 270. Die 
behandelten Stellen sind mit Ausnahme yon Ecl. IX. -6., wo gc^gea 
Wagners Tadel bemerkt ist, dass schon J. H. Voss auf. dea bessern 
Rhythmus der IJ^ortstellnag «erfat 6ene hingewiesen habe, iasgesammt 
ans der Aeneide entnommen. Unerheblich ist die Bemerknng tu Aen, 
III. 5iS8. , dass bei den vjpr weissen Pferden' der römische Leser aller- 
dings an die spätem Kriege nnd Triumphe seines 'Volks gedacht haben 
möge; ^nd auch die zti II. 567 — S88 'gegebei^n Bemerkungen gegen 
Wagaers Vertheidignng der AecMbeit' dieser Verse kommeo zu keinem 
Resultat , weil sich aus der Stelle überhaupt kein aaderes Resultat ge- 
winnen lässt, als dass die Verse allerdiags naeh sprachlichea Grabden 
voa Viirgil abstammen können and dass auch Ihr stfaeinbarer Wider- 
spruch gegen A^n. VI.'523if. kein erheblicher 6mnd gegen ihre Aecht^ 
heit ist , dass sie aber auch ia den meisten and besten Haadschriftea, 
nad «war gerade ia denen, welche aach die vier ersten Verse der 
Aeaeis alcht haben , fehlen and dass darum die Angabe der Schollen, 
iie seien von Tucca uad Varius gestrirhea wordea,' recht T.iel Gewicht 
erhält. Treifead aber ist Aea. IV. 82. Ia stratts reUttis die Erklärung 
des Servius (strattr ab- Aenea reUcXin) gerechtfertigt ond die Deutung 
Wägers durch verwaiües Ehebett verworfen ; so Mrie auch Aen. III. 
&35 das laUi gegen Wagaers paiet durch folgende Bemerkung vorthei- 



digt Wtrdf „VttgH 8iigt'*lH»tl Mos:; 8fo liatteii dtl» d^m HtfMi g»i4b«rt 
und IcoBfiten ihn Yon dem Stftiidpanifcte ao« Im Ganzen • ftiMrMbatten 
(päteseit). Aber wie sie dicht vor ihm waren, wiirde ihnen der U^hter^ 
blick durch ^vorspringende- Felsen entzogen: e» lag oerttMict* '^ üet- 
gleichen Ut swlll. 340 angegeben, äa§9 der V«f« Quem tj2rj tofn-T^ete 
nor ant-Ascatti^ besogen und' daram itieHt «Quae- gelesen werden lEfiaae^ 
ftbrlgens aber-'freitteh das Ganze nidil tehaif genng aafgehisst. vgl, 
mbb. XKVI, 204. Ehen so wird Aeii. V. 523 fP. die DeutAng des hreri^. 
nenden'PfeHes.aiif den Brand dc^ Flotte neu Yortheidi^tv «inil Aen, 
IV» 449 sind df» WW. lafoHmae voiwmturin&nes nicht mit J« H. Voeäf^voa 
den Thranen des Aeneas, sondern tob den-Thräaea der Dido nnd 
Airaa verslanden. „Die Worte locriinae doIv. in. weisen - offeabar aal 
nuUia ille movetur fletätua aarnok: die Thrfiaea der Frauea machen 
keinen Emdrocfc aaf *!ha , wie auch sein Hers kerrissen is^. **• Rfiolftl|f 
»t auch *a Aen. III. 8 'ff. bemerkt, dass nii^t mit et ^dler Asftides^ 
sondern erst mit LHifra quam ptUriäe der Haaptgedaake eintritt ; aar 
termisst maa eben hier die'gnogende -gramnfatische Redbtfertignng» 
Während «amiich Hr. V. seine Behanptnng^nar aas der Anordiian^ der 
Gedanken zu be^oisenfueht, so hatte 'er vielmehr darlhun sollen , das« 
qmtm niemals för et tarn steht (wie Wagner wollte)^, und das« in der 
Steile vMmehr die bftolige historische and daram nach episehe $atsria* 
Tersioti stattfindet, nach welcher die gewöhaliche Sataform; Cum pti>^ 
flut aeetca« incepiaset e^jMiter Aeneaa «da darejusnaset;' Utora patriae re* 
UnquQ , so omgedreht wird , dasd der VordersaU die Form des Haopt- 
Satzes Qtid der Nadisatz die . Form dea Nebensatzes erhilt , öbrigen« 
abtr freilidt In dem Vordersätze Nebeatempora (tnceperat , iuhe^) nad 
in dem dorch 91mm zom Nebensätze gestempelten' Nachsatze das Haapt* 
fempns (telinquo) im Indicativ stehen bleibt, s. JNiha z'. Virgil. Aen« Su 
405. p. 528 der neuen An^gi und im Ai«hlv für Phllol. und PädagV 
1686 Bd. 4. Sj 020. So' wie nun hier tacep^at und tatbebat zasammen 
klar and deutlich den Vordetisat« bilden , «o ziehen sie zu einande^ wie- 
der in der logischen Beziishung , dass der zweite Satz die Folge aoe. 
dem ersten ist , und die Stelle mass daher so übersetzt werdea: „Kaum 
hatte der Sommer angefangen und kaum befahl daher Anchises die So* 
gel aufzuspannen , alk ich' auch schon des Vaterlandes Gestade verlies|i>^ 
Gleiche Schärfe der Spmcherörterung fehlt zu Aen.^ H. 645. , wo der 
Verf. zwar richtig beweist, dass manu mot^lem tavenlre nur von dem 
gesagt werden kann, der sich selbst den Tod glebt, and auch die von 
Wagner vorgeschlagene Gioschlebnng des mtt vor fn>«ere6itur Verwirft, 
aber hinzuzufügen unterlasst, dass dieses* aut -einen sehr schiefen Ge* 
danken hervorbringt, und dass umgekehrt <lie asyndetische Nebeneinan* 
derstellung der Sätze: Ipse m. m\ tTiventaift; ^miseredf ttir ftostts , nicht 
nnr zur aufgeregten <8tinimaag des Anchises recht gut passt und das 
abgerissene Heransstossen der Setze hezeicbnet, sondern auch eine 
schßne Gradation bildet : „ Ich selbst Werde mit eigener Hand den Tod 
ünden, — ja es wird sich der Feind erbarmen und Beute von mir neh-^ 
men Vollen (mich also todten).*^ Bei Aen« II. 102., wo Hr. V. die 



ISO M^hml- ftiWi e^if^itlMltiiMlii^li^»« 



I 



Ipigic« QudU^ tut ^; tmKiiMfvfli.nmte ft^ffM^i» geg»» Wiig»«rfi A^ndo« 
mag : Quidvß morar^ d nme* ii. «ü. A ^i99$ Id^ue midkrß foi <»<? loa- 
dud^tm 9umi$0 pp«fiM» in ScbaU Bifliniitt is^ wib«adi(«( g^üfili^it, 4«9ft 
9Mh WffgneM AbtheiliHig d§« iag i äii ^ i wp «u^ fjol apg«0i#«sfiieM SUl- 
Umgv« AvJEMg« «UiM BMI«» SiitM« «rUlty »U wfwn «9 mir dss An- 
ißmg W«» JKiM9l»iato#» HUe(, ii»4 iI»m «JNrluHipt 4I# gpoM Be4e ^iei 
]mfltg0rVif4. Wenn foriuir s« A«ii« |V. $^* li«iiierkt «t» 4a«s nwii 
1^ j4«fi W9t|e« pitgwwi ip»i§iß(9 ^fififiii99quß.mehi^ Wm j9a'A#«#M, mw^ 
^fftbftfD 1111(1 de^e« ]Na<dil(Mn«Ni|i« M^ndfm »n di« Tiu»#r «ind KfttHl»* 
g4ir s«g|ei«li w»d dio N«cbkftiwn«ii lifiid^r V^U^f d««|{fl|i mi^m* W 
*ymi fkk diu« 4«V^ ««ge.!»«« «U in der g»Me« H^^Ue fMW f i^l I(w* 
fdiin »«riiisli«« üom und K»«|li|iig« die iMe iit» ai>d dfrfifr Waguep iüi, 
|rHb«fli si^ l>egi|d^(, wmm er die W^N^te ^roo jm^li^ifiMg^ii Krieg»« 
4«r 9«M|ier älNirl|«upt (iiielK M«i gegen K|ir(h«gq« Wtdfpo aiieb g^f a 
Mdere Vttiiber) verst^ndiig wi«se% will ; »llelii dfse hpm die i¥of Mi 
denneeli niciir nbeifetmp iM^i „Sie.eelbrt soveiil (d. u die Treev 
HBd FpniAr) wie deren £«|[«i egllee i^ eadlftf^m KiNifif« mn^" ^m 
sdieint d«e 4»W «»d die gpbraxiidite dritte Peraft» j^ygnent s» v^bieten» 
d« gleicb ▼«rber dU |Paiiier i« der cwekeii Pere«o «i|g««edeft ond «n 
des Troer« e»tgeg«iige9eM «iod. Der l^inn mnM aftep bMb^; i>In 
Kwuple (q«I9iUc|i mit K^rHiBg«) verbarri^B mäMen ai^ #eUi4(^ [dif 
gtg«^wirlig«ii Troer] aad ibiRe Einkel^^ Aucb 10 Aeo. V. «Pl/kaim 
ef Ref. aii^ btjiligea » da^ die Worte fued enjiereet .vom ResU ief 
FloUe f erstandea verde« , W9\$ki^ jlupUeir , falU ee Aeavaf v#r4ieat, ^ 
voUeade vemicblen eoU» AUerdinge ia( Vicbtig erkaiP^Bt» d«» dta 
Worte 9iMd «wpereit den Otyectfbegriff aa deiMMe bUdea «ad d^HVI 
alebt aa das Ergfuiaea o^dar .KlMKbiebeo eiaet Olijeci/^Baccuaaliva n^ au 
deakea iat. Aucb v&rda an aM» da« ^iipd «tfperest 9m dam Varberge^r 
baadeo da JUmmam evßdm'ß 01»^»$ erkiaii^ werdep iiad «ua 4ea Tbeil 
der Flotte bedeutea kdaneii » M% das Faaar m».ob äbrig gial«sf#ii bat 
Allele aa der breaa^ndea Fjk>t|e pa««t o^rae, «er«eabe «e, aicbl, da es 
ja eiafac^KK war, 4a^s iliipHfr sie voliaads ▼erbreanea lies«, w^a er 
sie eiBSaal reratobteii wdllta$ ond noeh wooiger b&Ua eia Qtöaier g^- 
sag4e cbwseai a^rt» deaMitera, weildia«a Bedepsart aair vab Ffsrp«qea 
«ad lebeadea Wes^ gebrandit wardea baa«^ Diamipi wird es webl 
bei der rea dem Aelereidaa voi^escblageaea JSrblärung bleiben laps^ 
•en, dass qmod mpßrs9i wmfUl ist als reliquit» Dgnßumt d. b^ Aeneas 
uad seine Cconossen* Die aMsfiabrIiebste firortemuig ist der Stelle Aea« 
V. 252 ff. gewidmet, wo Hr. V. das Wagnarsobe Bedenkea, wie aaf 
' £ioem Gemälde angteieh der jageade nad der gerjiable Gaayaied 4afr 
gtstel^ sein konnte, dadorab beseitif^, dass er aal der Etmdmig ds4 
Gewaades awei Gemälde almml , weUba aebea einander standen unci 
so beide ein Gnnaes bildeten. Er belegt das selbst dnrcb ein paar 
Beispiele asui der Kuastgesebiebte, und f äbrt . aogleleb eise weitere 
Attseiaandersetsong seines Coliegen CSaaer aa , der mebrere Beispiele) 
voadargwtaliten Ooppalband langen aal alteA Konstdenkraäler« «»«»«n- 



l^mUwAmwmngi^u uni Skt«iibf##i||p«a9#B. ttt 



fi«ll«|khldbftfa««i»ig, wwiinMil^e^Mbl, wieir«i% 4ie Didilep Ui 
•ol<^e« in|$irtM fkuiüadieii IHrMeUmgeii «leb omdllfl nrilalisclM An»« 
libruiif fcdvMiora» «od wi» auisli Virgil mehnnaU Gemflie «fwAlMii^^ 
dl0 acliwaHMii «ia M alar hätte aiwfolunMi könaea, Ih] 

MißAuiAiMBR. D«m Ostnr-Pragramiii iM C^ywoasiaaw v. il. J« 
l«l eina lateiakclia Abhandlaaga JnMMa ta n#o«nNiai «^mim /« 
(96 S. 4.) yam Saboparadar If r» itfmaii baigafugt. Ea itt diai aiaa 
flwiiiga und galebrta Arbait, dia fan giilar Pabasatebafl vitdam 
XbaaaritBa, bafannaoar KfHik «ad abfaawartbaQ ^^ranMuatUabaii Ste^ 
diaa aalgt« daaaa R^sallBla an ndbtaaa Slailaa in aiaav Waiaa vargattage« 
•lad, daai aadi das Sabalera dar 1. dafta am daaaalbaa aia oanulttalbaffa« ' 
WülsaB aaltlalMB wM. Bia Aanatkaagan talb«! aallvaekaa aich dbat 
dia «if ^ aaba Id^dttta^ in danan aina graita AaaaMI van StaUan ga- 
wbltibtfind b««ftg van den ffaharABaarbeitarn abweiehand eriElftrl,hiaff 
md da aaah Ganjaeturaa vargatragea aind, dif siah doreb Mebligb^ 
anpfahlaa. Von dar arytara Art aiad s. B«»I. Ilt, wo dia Warta waa' 
«avovdniA ieoaadan^ oa ihn hin arldntart wardaa« II» ftll» arblart Hr. 
jL tu 9if6v» dardi aagvmfina ^iiaddaai «agomai ea «artw r^bfßs eompiH>^ 
flbNa (dne Zattbanalbe), abbndn«. 112. of»M<^v«( nriitt$ Tam Naabdaa*« 
Jraa, wasagana passead ein praleptiushar Gebraucb von. Attogyos aa-» 
gaaamnMn wird , in VII. %. will der Vetf. dia WarCa in fiodag an daaa 
FBf»a da« FekanB vaiataadan wi»eeo , aiabt Jadacb diaear £rbi&raag 
eine dee l^ireatart JBaun rar , naeb welidMr in nßä^s anf dia Qoalia an 
baaiebatt 0ei, die von Cbaiiaa'e Fium ireg barrarbracba , wasu a^cl» 
atwitiv gut paeta, alt dia BaaaialinBag dar van Ciiaiian aban aam Spngt^ 
gaa gebrachten Qliella. Sa der andern Glaeee g^dren I. tö. , wa Hxd 
M für ifittsv«'* i Svgs^s vig Sytep aal iftdxmvQs is^i liaeets (tfAof a'« 
a ivg$(^. n. t. ;i., wia VI. 24. becXo^ pt i Ueudw «nd ibevsatitt sie wl 
aifareaehtig auf diah. Aab da biet ala Tarawaifelad Llabaadar, daai 
niabt an' bdfea iat. Faraer 111. 27. bat dar Varf. geeebriaben: aa^iM 
9^ *9SO^d9f»j %6Sb (Ukv tsok uSv rittmtta nad niniiat seoi f, 601s vgl« 
MaittairaOr. I4ng. Dial. p. 26S. •A, Stnra.,^iind VII. 21. ist fteaKfu^ioa 
aeojMBirtft. lucfn/u^Mw ^ wota wir eine gelahrte Anv^erboag nber dia 
atatt dar Saitadrarbia geeatatea Adjaativa und der ibnea bei dan Ba^ 
rern nicht reiten zngeaellten Artiicel leeen. Beiläufig wird auf S. 51 
dia Stalle in XXVIII. 4. KvnpidQf l^p xttlftjK^» xlißifdv vip mffdlto in 
vnetl'nctltS entendirt nnd dabei anf Harmaan nad Frilaecbe au Aeicli« 
Enmenid. 533. rerwiesan, ebenso adf S. 50 der Vers ant Hom« Odysa« 
I. 8K5. t^ n^iu vvv ntttigwa in (ni fU u ^etwo , ta rewa«) ppp ««re^vKe, 
wall in dan rorbergabaadea Versen noch ni^t arvabat sei , dase MI«- 
nerva saboa alnaial, ids sie tm Ferlgebea begTifiaa war , anrocbgebal- 
tan worden sei. — Van eine« noch aUgaaselaarea' Interesse sind dia 
Brörtemngen des Verf. ober versebladana gramoiatlscha Gegenstanda» 
als bei I. %l, über verlängerte Accnsativa der Maecolina nnd Feminina 
der arstan DedinatioB, über ol!x§a&M in Verbindnag mit Participien aar 
blassen Baaeichnong das daatscban „fa»i'^ hol iL ISO.. Famnr wird au 



iHt 2B. g«§;«ii'4iv Anttakme gMprodien, 4aM'4«r Aor. 8. KM. f«Mif« 
Dedtiuftiini^ «haben könne und hlMbei iikhl blot eine AnsüU Stollen an« 
' Th^okvit «nd andern Schrtftsteltovn benatst>, inniiera et «erden aifeh 
die mn Rost in seiner OraminaÜk § 114. Anm. 4. (f tio compendtih sane 
utiUssitno discipuli noatti nltintur) angefahrten, Beispiele naeh der Ansteht 
des- 'Hm. il. erkifirt. Weiter nennen' wir die Bemerkungen fiber deo 
Oebmiich von wds und äivog bei den Bttkolikerii (lli. 81;) ^ aber ml 
^on«der Zeit mit dem Oativ (Vli. 86.) und die dem Verf.^elgenthumliche 
Aneicht über das de« Neotrutu im Plural beigesetxte Verbn« im Plu- 
ral (bei K. 18.) gegen Rest, Kühner nnd andre C^vurnnsaüker, die ge- 
irlM alle Aehinng verdient.- Zn einer aasfdhrlichera Besprechvng der* 
telben ist hier niebt- der Ort.- <— Gndifoh ist noeh na erirdbnen^ d»s 
Hr. ji. an nicht wenigen Stellen denteehe Ausdniebe vnd Wendusgen 
der gr5M(irn Deufliehkeit wegen recht glücklich. mit dem Griechlulwa 
des Theokrit Yerglioben hat und dass sieh seine AblMndlaog^ durch 
. Iciare Darstellnng nnd racksichtsve^e Erwahnang phiielogiseher Ante* 
ritftten empfiehlt. — Die Sehalnachrichten über das Gymnasram^ von 
Ostern 1889 bis Ostern 1840 (19 S. in 4.) gewähren ein erfrenliehes Re- 
sttitat. Ee ist^, wie Hr. ' Direetor Amin in den mit £ineieht und Herz- 
liehlMit abgefassten Nachrichten aasgeführt hat , Vieles besser gewor- 
den. Ueber Fleiss und sitrliclie • Führung der Schüler (die Anstalt 
^Mte au Ostern deren 181) liegen bsfricdigeode Resultate' vor, der 
Meubati de<9 Gymnasiums schreitet rüstig vorwärts, für gymnastiiMshe 
Uebnngen ist ein zweckmässiger Platz gewonnen und am 15. Oetober 
V. J. eingeweiht wordefl,- der Lehr- Apparat hat sich vermehrt, die 
Th^lnahme an dem histoiiscbeif Lesevereiae zugenommen, die stad* 
tkche Behörde, und an ihrer Spitze der verdiente Bürgerm^islerGier, 
wendet der Anstalt fortwährend ihre besondre Theilnahme so* Die 
«weckntässige Art , in welcher Hr. Dfrector Haun die Schnlfeste za be- 
irutBcn und die Bürgerschaft dafür zu intereesiren .weiss, vecdient be- 
sonders gedadit zu werden , da sie zur Innigkeit des VerliältnissM 
zwischen Stadt nnd Gymnasium gewiss viel beiträgt. Ein . vollgültiges 
Zengniss dafnt sind die, uns'durch andre Gelegenheit angekommenen, 
Bedert des Dir. Haun an dem Poggerodor Brnnnenfeste, die sich durch 
fromme' Getfinnung und edle Popi^larität vortheilhaft auszeichnen. 
, - ' [Egsdt.] 

PusisAVf Der Domcapitnlar Dr. A, Büchner ist zum Reetor des 
dasigenLyeeams ernennt worden, aü^die Steileres auf sola Ansuchen 
dieses Amtes enthobenen DomrnpUnlars i>r. Rottermund, 

Rbobivsburo/ DerLyeeaiprof. u. Gymnasialvect.,Prioster:G. fiPagr* 
, ner ist zum Canonieas im das. Gollegiatstift St. Johann* ernannt werden. 

Rv8SLA!«n, Ueber den Zustand nnd die Fortbildung des rassiscfaeo 
Schal -'und Unterrichtswesen» ist auch im vor^n Jahre ein Bericht an 
•9e. idujmät den KaUer über das Ministerium des öffentUehem Wateprichts 
für das Jahr 1838 erschienen , welcher wieder in gewöhnlicher statisti- 
scher Weise über die Zahl d^r Bildungäanstaltcn nnd Schüler, über 
den Zustand der Akudemieen und Bibliotheken, über den Zuwachs^ den 



^ IiwUidtMi iilii^iii fcriM«, jtBriKww^irhriiilrtii »w ms* V«> 
I iittJm ^hrtaTic fcto^ ^c^ M^ ^ Iuhtk «fc«r «tt^ «K« fl|ii|^ Irariclir' 
int, iMiobe ÄdM« MB dloi üri ^iw w «eridUMi m^wmmi JMUi. KIHL 

B» ^«Ste ygM w Artig «n i fy w Mfi l ar Ammg Awwi £är 

•dhfifit «BttMig «en. Aar e«nclift iMtaftMoe Beleg«, 4i 

BtaiHMi «Bit M—tiBimB AiBWfm Bifar dba MeatficliM »atBiMlit ttnAei«^ 

Vmttmakäkmmg tsOuM. Amdk irt mmmtRA wMbv vM ttr 4ie CnB^i^ 
inwog 4bb 6«Ii«1brcb«m geHwa; «li «mA ipewIiBii, 4«s- Atet »idh 
Bwihl gBBBg «Um^vbImb 9 meH tum ikne 4ea w la waidü ft l i ch a a SLmatuai, 
4et S^kmkm uaä l}Mf«nititleii b« iveflig avßliift, «b4 w>eU ZalOea 4bv- 
BkiMi., BaM«14B4ie bM 4er LdiriBilBlIi^B ««4 

ist. m« sUgeBMsnea Ansrdviingen wid KJMirlifamggn fiv 4ie Fectbür 
4mg 4ies Patwtd MWMüai f flia4 «tuB grsMOB TImU iBMBwr mmdk blBS 
iir iliifiii'i4i|yBMg BMgeBlÜGicUciwr fie44ifBiflee beresliiiBtk tvelen «bet 
BBgiekli BBcii iaflner nelir niit den StrelieB lierror,, die ÜBtemiielilB ■ 
jMrtidlte «troBg ttr 4ie IMKf&ifiBe md Zwedw4e» Stoatss. «aBeBridK 
tsB:, -^ eie ^StaebeB, daa MswftMMh eberell, wm die 8ciM4eB naiee 
StBBtBasgtBltefl «ind, ts bebereai eder siedcrefli Gnade mcIi igc^tand, 
Bie aU^eBeiu^e FerBBige dea AiiiiifleriwBW galit da- 
i fitudieai der gBnaiaeiiPB Speacbe «sd lüera^Br Aberall hia lai 
Qsd ea «t a»Bbt ««r jedeai StedareadeB aaur PÜcht gB-. 
bt, 4iereaaiscin Sf aam^ aaagf aitig ae ealeBaea, B e a d ca« es wefw 
des «aMsb Maeaders ia dea dei^clieB.PrBmeeB hee aa d eBB HätfaWirlier 
BB 4ieBer fiiicmiHig aatt gneaae ai Fiaiaa w et^ r ei ta t «ad a a a aig ebtich 
aa fie Sedarfftigen ^mAmk. KaofaBldea aaelit nwa ia der effaniUclMK 
RöMtuig Iweeadera die teHinianlina Wiaaeawdiaftctt «ad daü Praktiadia 
■a lwfia4erB5 «ad mtmk «iaer seaMa Verfi^aag 'aeilea aa aUea Imk» 
kenm Aaataiteo «iBealficiw Vaatiage ia dea tediaiaolHui Wiaaeaarhaftm 
mid laadwirtliafdiaftUciie Vei4eaaag0B gdiallea , aewie aar Venpinigaag. 
der Tlieoffae nit dar fVasaa aa eiatgev UatranifiteB Maaler- Me^eeeiea. 
emclitet werdeK. Aach ia dea Gjanaaiea oMihrea aicb die Bealab- 
HwihBngen, -aad der UnBarriidit deraelbca wird ae geae« aaf fBaldaachea. 
IMsea beredniet , 4«m ««dist d» aelHmee WitfiieBadiBfiUüi ia dea Real* 
acimlea nicht weüer geiaiirt aierd e» eeHea , ala wie weit eie eidi üb* 
ntteUbar aaf die tedbaiatfliea WioaeaBoinfibea feesäelieB. Ia dea üaUi- 
eben md aJidUciRai Ganveraeneats des BmdiB gieiit ea «iflli iodaer 
CB«fiB«aaien<, wo unter andereBi aucii GeaetBkvade nad geri^sbtliciie 
j^eaxia geielirt wdrd , «ad bei allea Gy«Ba»en leldt eia gtwnflieBamwr 
liBlirpkMi , laden jeder eäaseiae aöma beaeaden bat, der ivumer bbv 
VtH eia Jabr gebdhttngt wird, ia dea SpraiAwiaaBiMufalteD eteht daa 
SliidiaBa des Griedbiacbea ^nanb imaer «ebr «cbamabead , ai)d iat aa. 
eMgea AaataitM davdi üai a tOc ht ia ider 4ai40cbeii Syncbe ewetat 



•84 Selral- QaH U«tT««tiiil»aa«b»leliten, 



lUttlgepf tffhf btilMitoinl tda, denn, m wM in den B^idit vertiulMrl^ 
Ait0 das naefialMiMAd» Sytteni u weldiofl ftasilmid bn j«lst doKfa dbi 
Amiftttder gcfMMit g^owwen, nNinälig v<tscliiHnde« der adtidlidM 
Eififiast def fnilier«a Zeit, In welcher alie Ldhfaniitnliea mit deatMsfaea 
D^centea ntiofflnthet w«fd«a , tleh niodeM, «nd das Untorrielitiwe- 
a»a eiaea aigaaMi Gang dw Ea^irieiiainvg gawinaa, weMer adU aa« 
flaaal ••! and doeh aaeh die Vaitüeüe der attgeniaiaea Biidang aieii« 
verleib gekea larte; daai die racnicha OiirlliratiaA reiigeadoFart^ 
•oiirtUe Blaeha aad aiobt blot Taa der Aiihäkogigkeit aar BaiaacipafioB 
galangt iei, toadera aaeb Ittld auf das Anslaad aariüliwtrkea aad aia 
Matter der Nachahailiag abgebea werde; daie BMa tieb «atneatlieh ▼«« 
daa Dantsehen ▼etsprioiit, «le werdea die Frnabte der aaÜDnalraMiaebaa 
Ckiltor für aich beaalaea, aad der Zeit entgegencM«^ wo die deatMh* 
roa^iiehea PrtfTiaaea dben se die Veraiittler der maiiMbea Oi«iliaatfiaa 
ffrr Deatteiilaad werdea, wie sie bit jetit dea Eiagaag der deatachea 
Bibtoag oaeh Ranlaad vetaiittellea. 

Wiaa. Der knratlcb fir todt erfclirte Diebter FrefMaar SeM im 
CiUy tat aam Oaataa des Wieaer Büaa- aad AalÜMacabiaala amaaa« 
watdan. 

WxtauB. Dem Beetor dar daiigea Stadticbale Dr* iforl Ftitd. 
Orod» iat bei Gelegeniieit der Feier aebea SS^dgaa Lebrerjabüaaaia 
der Titel Profeater beigelegt worden. 

WoBMa. - Bin Prognunm daa biaa. Gyamatialdirectora , Hra. Dr» 
VP^egandf aatbalt den Lehrptä» der reorganlnrleR ITofaiaar SUtüickm-» 
hm 9 nefrft «ineai Aj^lorisakan V^rheriekt^ Womit Hr. W., aia frovfMi-' 
riieber Raetor dar Stadttabaien su den die^iäliiigea öffentlichen Pra* 
fiiAgen(9— -14» Apfii)elngaladan hat Die gegenwärtige Volbcaidiiyä 
der Stadt W^ma warde aia eine Gemein- oder Oommonalachole mit 6r 
Claatea iai Jahre 1884 dardi Voreialgung der vormala hier beatellea« 
den 8 GofifeMleAaBcbaiea erricblel. Aikia die damaia der Schale ga« 
gebne Varfaatong genngte nicht auf die Dauer, aam^atlicb, weil iceioa 
rächte Eiahalt in die Aaataltsa bringen wai^, indem der Ortiaeilolvor* 
atand, ata aSchate vargeaetate Beberde de# L^bror, aaa 9 Mitgliedern 
bearebt, welche, geistige wie welfliebey olmehia in ihren <»igenea 
Wlrkuttgdiei^eiren hlnlftfiglicfa in Anapruab geaoamiCn sind , mithin an* 
mal aia Callegiam fast gaaa aaaser Stande war, 4g$ Steaer der Ab« 
atalt mit dem erforderlichen Nachdrucke au lenken. Wirklitb eat- 
atündcn nicht sowohl ia Folge besonderer PersdnUchkeiten , als der 
Yevfassung der > Schule, die kartnneklgiten Reibereien, Welche ela ba- 
aondcrer Cetemlssfir des Grossh. Oberscknlhitlia in Daraistadt awar aa- 
genbllcklicli berahigen , aber nicht atillen konnte. Der Verf. , der ab 
dussarordantlicbeB Mitglied der Beairfcasobalcoaimisiioa von dem 2a* 
Stande der Schule , ihren Mitteln and Mftdgeln aallliche KenntalSa et- 
hielt , setate In ehiem gr&ndlichen Berichte vom 8L Mai 18M aeiao Ab- 
aleht Yon der Sache and von der beaten Art und Weise ^ wie dem araa- 
gelhafleaeastandeabstthelfeaaei, aaseisaader, and hattadia Fread^ 



S«btflw#*eil In liflliett. 185 

iäM-ifkh Abu efaie giiiiil%6 AnfMlHM ftmd und voikMii Mli^ilOTittfli 
#*« liiii0fif 801 tS. F«kr« 18d7 beeisliloiBeB warft s iH« fidmle müo i» 
Al%efl»«iiieil liReli de«» vom Vwf, erslaltetMk Vortrag« morgaaitbt. ««d 
das Rectorat proYisorisch Ton ihm Terwaltal iTcvden. Die Aaitait bat 
dadnreli veeentlich gewonnen und in dem S. 12—22 roitgetheiltea' 
Leiirplane wird nidits Wiclitiges vermlsst. Aueh die namliaft gemach- 
ten LebrhfiehM «flid nieht allein wohifeil,- iondera avgleiah mtiatenB gnt 
gewAhlt*. Daa Lidirerpeftonal iet foigeadeti 1) £Tangelieehe Lehrer« 
/efc. Hidlmi SeftaiJdf (eelft 1812), OMiUan Ldp (aelt 1823), Friecin 
9Mtpp (tek 1810), JSMir. Kml KMnw (seit 189»), JUat. Bd^lmmm 
{^i IMl), Mü. ^M HiieikebfaktfM* (ieÜ 1881) v /«A. Menget (ealt 
1888); 2) Kafhoiiseha Lehrers irtfqMr Aeboitter (seit 1828) , JoA. PmA 
^kgiObäüer (seit 1884), ioA. i:«i«iert (aeit 188»).. Diese Lehrer sind 
irfeht, wie froher, iaiimei^ aafdleMflho CloMeheechrinM, sondern def 
€>hetoehtilralh hat bereits dnreh ehi AnssehveiheB Tom 8. Oet. 1888 
eiaail Wechsel der Lehrar nach den iddlvidaellefl.Eigenediaften, des 
Oeistes , Kdrpers , F|higl^eilea , Kenatalssea » Oetttthsart , Altar 
a. s, w,\ welche den efaien LeliMr ntehv aa dieser, dea andern mehr 
«n^CMer Ciasse vott' Rindeifa etnpfeMen, fdr aaläss% erlslart nad darift 
Keine ZurfiGksetaang «Ines Lehrers erbUoiit, Wenn er dieselbe Dienst '- 
vad Ait^rshtitegorie beibehalte, „ da der L^ter jängarer Klader ebMi 
•a «hiwnwerth Ist, als def filterer Kind«r. *« [S.] 

ZfittiGii. Die Uaitersit&t war im Winter 1889--^ 48 ¥aii 1411 StU'« 
Renten besadrt, van dene» 24 dea theolegischea ^ 86 den laristlsehev« 
61 dea medielnischen on^ 28 dan philosophischen Studiefl sieh wMme^ 
teil. Ka -dtn Professefen H* Im vorigen Jahre der anm ttusserevden^ 
liehe» Professor fdr elassifche Philologie eraannta Privatdocont nad 
Oberlehrer am Gyftinafhim, Dr. JVermima Sampptj hioangehomment 
altera es fit daffir der ordeatl. Professor der Medkin Dr. ^dMMn a« 
üe Universität in BssLia, der ordentikho Professor dar Aamamia 
#Wedf . jtfimel^ an die ÜnIvetftitftt in Famatn« , und der otdeall. Pro-» 
ff^ssor der Rechte Prfdhar» ee« Low als Bbfgerlebtsrath naefa UttwaM 
im ll«MB(^tiram Masssm bemfea warden. 



Schiilwe»eii iA Italieik 

KtRcRENSTAAT. Jo spftrsaftier dte Nac(tri(AtCif sM , welcba nni 
über d<in gegeiiwärtigea Zttstnffd des Vittevi^ichts ttnil der Bildokigsaii' 
italt^n im Kirchenstaate ankommen, ide^to wfllkonimnter mttss ons jede* 
Beitt'ag sein , der von klindigen Mannern fiber beide Gegenstände ans 
geliefert wird. Es Wifd fnr die Leiter der Jahrböcher nicht nninter* 
essant Sein , was in dieser Hinsicht ein Italiener (Römische Briefe von 
einem Florentiner, t U. Leipzig bei Brockhaos 1848. 1. B. XXII. 4SI S. 
n. B. 451 S.) fiber den Kfrchc^nstaat und nfttnetttlSch Aber Rom ons mit* 
ihelft. Eigentlich baan nur voit Rom die Rede sein , denn aas deii 



896 > Sclfii.lir9ffe9 i&HfiiiVil. 

PromiiBii fdiUn fast alle AngAbeni . ei w$Bdo nniaoglidiafAltrlw? 
^iese auch Bur ^e pberflächlichsto staiistisch« iSugBn]nieii8(§Uui?g.-W 
TttiPäaehiba; seUbst Rom bietet eio^iiabyjrinUt dax^aii« velcbein nnip 
tich aicbt lekht herauB findet. • ' \ .. . . -n . 

k. lEiementarunterricTit, 

BIaii> .darf der rdiiiidcbe.ii Begier ung iiiobt.isorverfepy da^B .eie 
nkicbts für den £leiBe^Mti^unterri€)it getban hat» »oniern nar) da*« das 
befolgte . System dnrol^us falseh.upd so varkebri ist ^- d^w mpa. nie 
hoffen darf, anf diesem Wege ein anvh nu.r et^as. exiNI^ri^MUcbes .H<^ 
auUat zu erlangen. Der Hauptlebler bestellt darUi'^ dass die altonund 
die neuen, theil^eise ausländisphen finrichtupgen jed^r Veräfbwel^- 
Rttng' Trotz biitben , und dass ihnen ebev so s^hr Jm £§in2<elnen «M«^- or- 
ganisches Prineip abgeht, wie sie «ich nie .z«r einfiua, argaiws<^n Qan« 
Ben werden, verbinden lassen.. Die Bevölberiiiig -Hpnis . beträgt .^i^ish 
Morlcbini X^fiW, Seelen 9 die :Zahl der , die-. £lQmi3i||airseb«l«|i be«««* 
'ebeaden Kinder 14,000« Die Gesainnitzabl der Schulen i^t 372, die 
der Lehrer 48JS, sq das^.aUe im Dnrchscboitt. ungefähr 40 Kindar auf 
eine Schule , 31 auf einoA Uetirer kooin^en. . '• Von diesen ,besa<4iea 
4600 im Alter. TOQ 2 — 5, Jt^b^en die vcm Jg'raoun gehaltenen ScWlen 
ll^r' untersten Classe 9 worin sie beten, und das Al^O lerneir.). P^c. Zu- 
stand dieser Schulen ist tranrjg. . > Sjogenannte Kleiokind^r^fibiftien (Säle 
d'asilo) iqnnea nir.ht aufkommen« Die Knabeoschiiten; besl/sh^n ans 7 
vertfehiedenen Gattungen, voja. denen die meisten jlnHimuM^ der Lehr- 
giSgensläade uberetn^tinunen ; diese sind: B^lSglonsnntefrieht» Xiewen, 
Schreiben, Bechnen, AnCang^grunde der i^Menischen und. in einigea 
der lat« und der fcanzös Sprache.., wie der Geographie und, Gesctvchte* 
Die .ältesten und zahlreichsten dieser Schulen sind die .so^^aaaten Re-r 
gionärsebulen , 55 Schulen mit 82 Lehretn und. 1800 .Schülern. > Kl^m^ 
bisher stehen die Scoole pie der Padiri S^olopj (1592 ypn ^^ynem SpanUc 
gestiftet y;uiB,.UQlerricbt der ärmere plaMen)> , Ihre Desti^^Hiiungen sind 
immer ^oijh lafaensverthv if^nn auch die gpg^QV#Btig9 . ipimachtuag 
ihrer Schulen in Born sehr Yielo' JHängeV hat» . , AeihAUche . Zwecke j^p^ 
folgen die Padri Dottrinarj. Auf die gewöhnlichsten Lehrgegenstande 
beschränken sich die Frores-tgiNNNmlNM (#014-1828) y«* welche 3 Schulen 
mit 14 Lehrern haben. Die Pfarjr- und Abendschulen sind knrslich 
entstandent ersfeere tocfa Q^istlichp , . li>t»tera 4urch . Privf^personen 
gestiftet, welche den Immer fühlbarer werdenden Bedurfnissen wenig* 
Stens einigermaassen abcuhelfen suchen. Eipe (1784 . gestiftete) .Taub- 
stummenanstalt zählt 40 Knaben un^ 30 Mädchen. , Für die Mädchea 
giebt e§ neben den Pfarrschuleq eigene Mt^estre regionarie , den er* 
wähnten Knaben - Begiionärschiilen gleichstehend , und 7 verschiedene 
Gattungen von Klostcrschulen^ im Ganzen IQ Ipstitute bildend, Aa 
Vebereinstiramung ist hier eb^i so wenig wie bei jenen zu deaken. 
Die einzigen beiden Anstalten , welche eine rüha^nde Erwähnung ver-. 
dienen , sind die der französischen Dames du saere doeur de Jesoa. 
Die Zahl der Schülerinnen in bei.dei| lieträgt 200; mit eine^ ist eine 



ieliBlw««ea Itf liali^eB; 387 



Feii«iob8ao8taU fBrlCiiiflar wohtfaaiiender FaoiitteB verMiaiMi* T«f- 
waiste , nnglacldiche ond verlästene Kinder finden AufnahlB« 1» 4mm 
Uo«piz St Michele ;- es sind dort ^20 .Knaben nnd ZW MftdcheB. Ans-^ 
ser im Lesen, Schreiben, RechneA und Kirchengesäng werden dio 
Knaben , weltive bis naeli sarneicgelegteiii 29r Jahr iu der Aastatt blel* 
ben, in Gewerben und Handlrerfcmi milerriehtef — (aaneatlM geheii 
Drncicer, Bnchbiäder, Zlminertentie^ Tiscliler, Scbmiclde, Schaeidery 
Schuster, Fakrber u. s. w. aus dem Hospia lierror; für di«|j«dfgea 
jungen Leute, weiche besondere Fäifigheitsiv«« den Tag legeaj siad 
Schulen vorhanden, ^o sie oaCer Lcäliing^na Praff. dar Aicademia voa 
St. Luca in den freien Knusten uaiterridifet werden — mit diesaä 
Schalen sind Samrolnngen Tou Gypsabgossea^ Zeiehauagen, K«|»fer» 
Stichen n. s. w. verbunden) , dia Mfidchen lä HaatetbeiteB wie Leia« 
wand- und Seid'enweltoreij und ¥ftrfortigung Wollener Quasten ,• l^pa«* 
lets n. 8. w. ffir das MIHtair, «ndllclr kl den lianfKahaa GeseMftea. 
Aia SrtAigedesTerl^ttrs der Fabrikate habeii sie eiaea AatheH. Die 
Knaben ^rhaftea bei ihrem Anstritt M Stedi, die MAdchea , waaa sla 
lieirathea, 100 Scudi, wenn sie** den Schleier nehmen, UM Scudk 
Gleich wenig motivirt nnd eben so verwirre wie die EiatheHaag aller 
dieser Schulen ist auch '.ihre VtNrwaltuag and Beaafliichtignttg'. Dia 
einen stehen unter dem Cardinaivictfr, die andern anter der Stwll^a- 
luittgtegation , diese unter* dem Mönsignor Almösenier , Jene endlich 
unter gar keiner G6ntrale. Im Durdischnitt' geaemwea , Ist hier we-^ 
der Uoabhäagigbeit noch geregelte Aufsicht > am ^renfgstea aber eiae 
aas einem gemelnsaBiien Gesiefatspunitte hen^ei^ehende, amfasseade 
Leiljung. ÜB Hinsiobt der Einkualte herrscht gleiche Versdiledenh«!!. 
Die eirie^^ werden durch ZasehAsse def FiaaaimlaWterlams , die aadera 
durch Stiftongen von Private» äaterbalte»; melirere sind' Mt g^rait« 
ner Zeit fundirt, wieder andere besteiieB aar darch asilde Betrage. 
£ia Vebitrsdihig der Kosten derBlemeataruaterriehts Ist also aamftglfcll. 
Der Staatschiesstjihrlleh: etwa 4M^ScBdi (18e.r=tl'Riblr. Id^Sgr.)««. 
Einige der Schalen sTad völlig4inentgeldiieh , In aadier» Itrhrd geatthlt. 
]n den , Regioanrsdiülen giebt ^er Schaler ittonatlM* 4 — lO'PKeR 
(1 Paoli :=4f S^r.). Die Localeslnd grossteniheils sehleeht and enge, 
bei der 'Mebrsabl der kleiaern. Schulen sogar von der Art, däss das 
Gouvernement billiger^eise daraaf achtea aallte. Die Zelt des VMter- 
riclits betragt lifi ihireiischiMtt 8 Staadea vor Mittag und 8 — SStua- 
den nach dem EssiBU. Die Züchtigung des Schiagens auf die Aachb 
Hand ist in den BegionSrsehulea noch erlaubt , doch haben sich viela 
Lelirer aus freien Stucken dieser Erlatebjiiss begeben« Die Lehrer wa- 
ren früher meist Ansiander, indem die R5mer wtHitg Lust selgtev, sieh 
mit dem Unterridbt nfvk befassen. Dies ftndert sich indesi fmmer mehr« 
„leb brauche wohl kaum fctnvaaufftgen , wie -höchst ilUHlg^lhaft an. j| 
unanceichend ^ ja' in vielen Fällen verderblich , ^ abstumpfend ^ S^^*^- 
t5dteod , dieser Elementarunterricht Ist. Dass man dabei auf neuere 
Systeme Ireine Rücksicht nimmt, versteht sielr von Selbst« In Itom v 
scheint mnn von den iinmensen Fortschritten der Wissenichafl keine 
iV. Jahr^. A PhU. k, PÜd, od, KrU. Bibi, Bd. X2U&. ffß. a. 22 



9SB ' ^«]ivl««itoB In IUIIam. 

Akiiliiigr «i> Mben, ^U»i a« üai Inmmb ■OglUii fit, sie nbht sa 



' , B. Höhere. Bildung^sanstalten. 

: Qfwiii¥nleiiri€bt««r69«ii ttuht jiAeh der 1B24 erlUMeneii ConstUoiioB 

{m ganftwi Kir^bentteaio «io« mu dem- Cterdinal Staatefecretär; dem 

',CiWe«b»0eQ ^C^iMl-,Kii*nMrliii9), dem C&acdiaaUkar^ dem Pra- 

|4clett|4HI In4e<:ii-i^« l^eafoJbeAdeiConswgatien tov, welche sich ein- 

fmX i«a.|l#njit:?teif«aqMoek^ >'Dto aabl der Uiifvdffait£ten betrugt 6, 2 

»ratenIUoi^ •(^ait.Cdtf^QhriteUea) ih Bmn nnd Bologna^ und 6 swei- 

/t«s,RangfV5 (mit 19 Lehfilelien) ui'Ferfara, Perngia, Gamertno, Ha- 

£ß9fUß9 Ferm^ mid Urbine«. Ddr Uotertelried svlicheii den Unlveni- 

Ifiten 1^ i»nd JS^ IUmi|^ betliebt darin, data die letaleren nur in der 

ibe^fc, jiv|i«t^,.)in«|..|»lttliMl. ftncultat' Boccahiiirei , Licentiaten und Daete- 

iftpipnwMqi beilt^Bf. jeiebl:<tegegeli in der tettdieiniicb* chirorgitphen, 

in ve|fl^|E;4fnan.nur i«,IUMi^iind Bologna doetorifen bann. In dieeen 

lettlAA Städten bi^n-mAn mmA ttur die Matnkel vut Umun Ausübung 

d^ir HeUllunde erfii^Iten; -In jeder der beiden ereteren Unit ersitilen 

mnpsen vnnigftleiis 38 Mtnnlilblfl bestehen«. Ihnen steht ein Enbnlii- 

4«r ▼OB vi" Bq*»* 4«r^ Cardinal Oamerlengo^ in Bologna der Cardinal 

£ciiisobof. , Pieübfigen Unitemtäten haben einen Kanzler, w^cbe 

ßMle mmpT yo« dem ^Ersbiscbore edev'Bisohofe der Stadt, bekleidet 

wird* Die Ei:«fea«al«ff ukd Kalialeir bdbeo ' Griminalgeriebtsbarkeit, 

.finch .bei^ Veff^lM»« ipelche V4Ib /Fremden im Bereich der UnWersildt 

IvqgUngTiB.vrerdnp« : ^Piese Kansbir. fahren den. V«rsi6i bei uffentKcben 

VemiUnsanngeir. oleile UnHer sildt hal dn^n IUcte«r, welcher In Born 

^wäbltr!bei4ail ander» «uro» Papste nomitt«lliär ernannt wird. . Der 

Ile^tor k^ foiaägllell auf die'Bfbbafhtitwg der Disoiplia au eehen^ er 

>at dei»»l4«44l#a«i^km Wi ordnen, .'diet .Beqmstte dertaiifnnitaebmendeB 

9tadirim^a.4m^af«li>i.iuid rnnsswührerfdider^. Zeit der Vorldeaiigen 

«^twedjsn ißpiM^im IJnivfrsitäAsgebätdnf.veBtiteSliJnt oder sich dorcb 

j9n«n.mi|^Xpi^UimNMPSJe9JK«»4lera.att:«rni^nnebd«i Vicevector. ▼ertre- 

^u :laasen. ;.qMi:i«4«ff: UoSrerMtat liesttohen .4 GoUegten, eiptbeol^ 

ttiniiigistii.'ei^/Sliedipidiseli'vchij'ilrgisohes nnd ein philoi. Jedea be* 

ß^h^ b«> .4^91 UAlFef«iMätan ersten Ranges ms 12| beiden übrigen ans 

^..^jd^r.«, ÜAlglMern^ de« Jleaaa Ist jedesmal Praiident, derjnngste 

l^ei9it«prSf|pi19jti^r^ . Uie.MitgUeder^, .woieiiift Immer Docfeoren der Fa- 

4^i^ .Hflln, «/mäfis^iii/ werden fluC, den Vorseblag.der StodJetacongre- 

HatioQ.Toiq, VH9ßt9 ernannt. Sie nehmen die Profangen «or und stim- 

jyp«ui,b(^dfr.«Prorworenwabl^,iiel.ddii Promotienen und den P«eiafer^ 

4bi)jliHageir , ^afa^, ^oMcHSse 1 4c«> ^ikrtdemi^oüen. Jahres. ( Die ^Jotlegien 

b^en e^eipA Qa^mß . — .die.jSebailie iat«for die Juristen hiinmelbiaii, 

^ur die Ai^diciiief.iiQtb;, fAr di« PbUoeoplieli g«nn afeid- für die Pbilolo« 

jgen ^eifn; ^ie , Theologen holMin/efnetl langen. angeknöpften Priester- 

rock, ufip P^liip^k .besettten.tKragdn. nnd MoaieU d««' abrtgen ein 

langes^ sngekpopi^e« QeWand^ darüber, einen langen:, Torde oifenen 

Ueb^riji^cf^ n|it off9nea(|f eilen Aefiiftebi.) - Bel:der Wahl neuer Preff. 



Scbolweteii In lUllt^ SSO 

wM jedetBiol elö Conenn aatgef cfarklnni ; nnr lolehe Werira sagtolM-t 
"ten , welche die Doctorwurde erlangt Inibatt. (Sie mofsen im Bibܫ-* 
theksimmer io 6 SCooden eine lat. Abbandlang «iber ein , uanütlelbat 
verlier ibnen aufgegebene! Theiaa schieiben): Jede ProfeMorWaiil i 
Toa der Stadiencongregalion bestätigt werden» welche allela tftadi i 
Entfernung ▼cm Lehramt Teraalaeien bann. Dieee bann iadeae aidil 
ohne Urtheil und Recht geschehen. (Ausgetdtloteen von dietem Coa-« 
eart' sind in Rom die Lehrstuhle der Bibele^blarung, der Degnatib, 
der Meraltheologie and Ethik, für- welche Mönche ads ▼erschiedeiieB 
Orden gewählt werden.) Binsiebtlicb der -Vorlesungen müssen ditf 
Proff. sich in Betreff der Zeit, des Lehrbdchs u« s. w. genau nach 
dea Vorschriften der nämlichen Congregatina riehten. Der Gebranch 
der lat. Sprache bt für alle theoL und Jurist Vnrlasnngen„ für Anato« 
mie, Physiologie, thedretisohe uad genchUiehe ^^nelbnnde, ffir 

•Logik, Metaphysik und Ethik vorgeschrieben $ bei den nbrigen fcdnnen 
sich die Lehrer nadi Qnllebeii der ilal« Sprathe bedienen. In jede» 
Facultät mfissen 1 oder 8 Substitute sein, Welche alle Vorrechte dnf 
übrigen Proff. 4 aber beinen Gehalt haben»' Jede. Universität hat einen 
Bibliothekar, Directoren für die ' rerschiedenen Museen und Oablnete, 
einen €ostos des botanisehen Gartens , Pedelle umI nndem fJntevbe» 
arate. Die Verwaltung der EInkflnfte hat in Rons' der Rector, an den 
andern Universitäten ein Ton-der Stadt tu ernennender 4(l»uDl*trtktor; 
Die Aufnahme der Studir enden geschieht beim Anfange des Studien« 
Jahres vom 5 — 10. November; nöthig ist datn ein Zeugniss de vita et 
moril|us und eine Prüfung, welche bei denen | die in die phil. Faenl^ 
tat eintreten wollen, die Humanitätswiss. und namentlich die lat^ 
Spraoho, bei denen, die In die theol., Jurist. und medianisehe Fnenl- 
tat eintreten wollen, die Logik^, Metaphysik,' EthOc, Geometrie, A^ 
gebm und Physik umfaset. Das Studienjahr ist in 8 Drittel i^ntfaeät» 
an deren Schlüsse die Studirenden ein iSeugniss über den Besneh 4e» 
Vorlesungen und ihre Fortschritte erhalten« Für den regelmissigml 
Besneh ist durch verschiedene Verordnungen gesorgt. DnrVniverse* 
tätsenrsus dauert 4 Jahre; nach' dem ersten Jahre kann der Stdd^nt 

, Bnocniaurens, nach dem dritten Liceotiat , nach dem vierten Doetot 
werden. Die Prufutog für 4len ers|en Grad erstredkt sieh Mev nim 
w&hrend des 1. Stndienjnhrss vorgokoknmene Gegenstände, für 4en 9« 
tnbetf'die während des. 8. und 8. Jdhres; färden 8. ist eine allgnnieine 
Prüfung nothwendig. Die Kosten bei der Promotion für den 1. Grad 
sind 10 Scttdi, für den 2. auch 10, für den 3. 40 Scndi; die Mediciner 
nahlen för die matrioula libefl exereitii 6 Seudi, eben so viel die No* 
tarlatscandidaten. Die Promotion geschieht öffentlich In der Aufff. 
Die Doctoranden müssen das von Plus IV. vorgeschriebene Glaubensbe-r 
henntniss, die Mediciaer noch eiosn von Pins V. verordneten Eid abie^ 
gen. Die Theologen hören Im 1, und 8. Jahr Erläntemngdto belli 
Schrift und sacra theologia, .im 8. und 4. Sacra theol*. und 'Kirchenge- 

' scliichtei die Juristen 1. Kanonische uqd Civil - Institutionen , Natur- 
nnd Völkerrecht: 2. Insti^äon^n des öffentl. Kucbearechts, Crimioalr 

22» 



840 Schulwesen &a liüliea. 

redil, Civilgeteiabucli ; 8. iMUMionen des SffeiiU. Kirehenreohtif 
fconoDUches «od CitiigefetelNich; 4. kaeoDMcfiet ubd Cmlg^setc- 
buch; die Mediciner L Aaatoniie , Botanik, Chemie; 2. Physiologie, 
Hygiene» allg, Therapie, AnneimiUellehre , ollg. Patholegie, Se* 
miolik; 3b Hygieae, ailg«. Therapie , Anneimittellehre, theor. • prakt. 
AYaaeikuade, Biediciniflche Foiisei oad geriehtl. Arzneikaade; 4. tiieor. 
pp, AjrBneikuade , mediciniBche Polizei und .gerichü« Arzneikunde, 
praetische Pharmacie (die Cliirargen haliea nur einen 3jährigen Gar- 
»tt«); die Phil. 1. Logik und Metaphysik, Elemente der Algebra und 
Geometrie; ^ 2. Etliik, Eiperimentalp^ytäc , Einleitung zor h&herea 
Aigebra; 3, höhere Algebra , Mechanik, Hydraulik, Optik, Astrono- 
mie; 4* dasselbe mit Ai^sschluss der Algebra. Eine philologische 
Glaste giebt es aar an den. beiden Universitäten Rom und Bologna (seit 
1826); der Gurys ist 3jafarlg. 1. Redekunst and Poetik, alte .Ge- 
sehicbte, rumisdie Alterthämer; 2. die lat. tSlassiker, die gr, aad 
Töm. Geschichte, gr. Altei^th.; 3. die Itai. Glassiker, neuere Geschiclt» 
te, ägyptische Alterth. und dje anderer Natioaen *). Nur' an den gros« 
sen Uaiversifäten sind die Lehrsinhle mit einiger . Vollständigkeit be* 
fetzt, in Rem % Theo!., 8 Juristen ,. 13 Mediciner, 14 Pbilos.; an den 
kleiaereii betragt die Zahl der Profl. nicht selten das Minimum und 
•timmt also gewisseraiaassen zur Zahl der Stodirenden. Die mittlere 
Zahl der Studirenden belauft sieh in Rom auf 650, in Bologna SöOi 
in Ferrara auf 300, an den übrigen Universitäten auf nicht mehr als 
200. Im Studienjahr 1838y/39 betrug die Anzahl der Studenten In Ron 
843; davon gehörten zur theol. Facoltät 73, zur Jurist. 364 , zur mov 
didnbchen 293 (darunter 87 Ghirurgen) , 113 , zur philosophisehen, 
nämlich 85 zur eigenll. philos. und 28 zur philol. Classe. Dea erstea 
Rang unter dea höheren Bildungsaastalten in Rom nimmt die Univer- 
sität, die sogenannte Sapienza , ein; nächst der Universität ist die be- 
deutendste das collegium romanum unter der Leitung der Jesuiten , ein 
Gymnasium oder Gollegium im höheren Sinn , in welchem die Huma- 
aitatswiss. und die Philosophie vorgetragen werden, mit tftchtigen und 
gelehrten Proff. Unter den theol« Austalten ist die berühmteste die 
propagaada zur Bildung von Missionaren nur Verbreitung des Ghristen- 
thnms in allea Läodem ; au^diesem Zweck wird hier iranier eine b^ 
deutende Anzahl fremder junger Leute, namentlich Orientalen, unter- 
richtet. In dem ^ Zweck der Anstalt, in dar Liberalität, wanit sio 



*) Im Stadienjahr 1838/39 worden in Rom in der phil. Faealtät von 
14 ProfE. folgende Vorlesnngen gehalten: höhere Algebrfi , nach Lacroix; 
Geometrie und Hydrometrie; Mechanik and Hydraulik' nach Benturoli; 
Statik und Hydraalik; Mineralogie nach Haag; Experimentalphysik; Optik 
und Astronomie nach Settale; Archäologie, Topographie und MonU" 
meute des alten Italiens nach Cluver ; arabische Sprache nach Er|>en ; hehr. 
Sprache nach Slanghter ; syrisch - chaldäische Sprache and Liturgie der 
morgenländischen Christen ; iat. und itai. Bloquenz and rom. Geschichte, 
mit Benutzang der filairschen Vorlesangen ; gr. Sprache nnd CiaMiker, 
Erklärung des Aesriiyliis, Sophodes and Plndar. 



Soliatweffcaiii iralfeD. Mi 

aufreclil erhalten mM, bo irlS In dem uacrninAliclMrt Eifer, welchea 
sie auch nnter ntignnttigen VerkAltoissen an den Tag legt, liegt etvae 
, Grotsartigee und Jädle». Ven nicht geringer Wiehtigkeit ist die damit 
▼erhiindene , namentlich an Schriflaeichen der verschiedenen oriental. 
Sprachen reiche Drucirerei. Pur Jinglinge vornehmer FateilieB, 
welche sich für die Carriere der Prilatur vorherekea wollen , Ist dia 
Accademia ecclesiastica bestimmt, für den secularen Klerns der Haupt« 
Stadt das Seminario Romano; das Seminar von St. l^eter ist für solche 
bestimmt , welche sich dem (birehliijhen Dienst in dieser BanUca wtd* 
mea wollen. Für ärmere Jünglinge sind die Gollegien Gapranica und 
Pamftlii für die höheren Stande das Collegio de Nobili, das Collegio 
Nasareno nnd das Collegio Ghislieri« Nationale Inslitnte sind das Co!« 
legio Germanico Ungarico (von Aen Jesulteir geleitet), das Collegio 
Inglese (unter dem Rectorat des gelehrten thätigeo Dr. Wiseman) 
nnd" das Collf*gio Scoasese und Ibernese. Die. jungen Lente, welcliö 
in diesen Collegien soSammen wohnen , besuchen meist die dflTentlicheii 
gelehrten Anstalten, namentlieh die Vorlesnngen am Collegio Romano. 
Zu den Konstanstnlten gehören: die Akademie der schonen Künste von 
St. Loca, die Kunstschule des Hospia von St. Michele, die frnnsösi- 
sehe Akademie und die kleineren Anstalten der Art für Neapel , Oe« 
sterreich, Spanien, TcMcana u. s. w. Gelehrte Gesellschaften sind: die 
Arcadia (ihre Zeitschrift beisst: Giorhele < arcadico) , und die Accadn- 

mi« Tiberina beide für Literatnr — die Accademia der Lincei für 

die roath. - physik. Wissenschaften; die archäologisehe Akademie; die 
katholische Akademie und die^theol. Akademie, lieber die Sittnngea 
und Vorträge in diesen Akademien berichtet diss Diario di Roma. Für 
kilaitd olid Anstand von Interesse ist das Institute di corri»pondensa 
arcboologica seit 1829« 

C Literatur. 

in literarischer Hinsieht steht Italien der Thätigkeit In England,- 
Deutschland nnd Frankreich weit nach, and in Italien bleibt Rom hin- 
ter Toscana , Piemont nnd der Lombardei weit snrück.' Kin grosser 
Tbeil dessen, was die italienischen Pressen hervorbringen, besteht in 
unaufhörlichen und cum Ekel sich wiederholenden neuen Aufgaben 
und Nachdrücken. Fast überall ist die Liebe au den historischen Stu-' 
dien erwacht und hat sich , wie naturlieh , namentlich der Eif orschnng* 
dar vaterländischen beschichte» angewandt. Geographie und Statistik 
sind in Oberitalien nicht minder gut bestellt.^ Die schöne Literatur 
feiert nicht; beachtenswerth , wenn auch nicht Schriftsteller erftten- 
Ranges, sind: Pellico, Gross!, Maffei, Carrer, Giordani, Sacchi,* 
. Bertolotti, d*Azeglio, Niccolini, Rosini. In Rom nnd im Kirchen-* 
Staat wird sehr wenig producirt ; sogar die hios materielle Thätigkeit' 
der Drnckercien fehlt. Rom hat keinen eiraigen Dichter von bedeuten- 
dem Rufe; Verdienste um die schöne Literatnr haben sich erworbetf 
Biondi , Odescalcbi, Betti und Ricci. Die Historiographie Ist aiemlicK 
übel dran ; Erwähnung verdienen Coppi und Cardinal Pacca. In der 



842 , Scbalweffla !■ lUlIoB. 

AUerlhiniinrtMeMclMifl wird am nebten 'geleistet! Nibbj, Vifconti, 
Caniaa, RoMioi, Melchiorri , Vermiglioli 5 Borgheti, Sacchi und 
.IJpgarelli. Die LitenUor der Kanstgescliiclite .bietet aicbts Bedeaten- 
det dar« Mehr lebtet die Localliteratiir — dahin gehören Schriften 
.Ton Coppi» Morichini, Tonti, Viola a. Anderen. An alte claMi^ch^ l'i- 
leratnr wird nicht ml gedacht« Ueberhaupt.bebilft Jnan sich in- Ita- 
lien mit den Ausgaben in asnas Delphini, mit den Tnriner Nacb- 
dracfcen deutscher Cpmoientare na dea iat. Autoren und Leipxiger Ste- 
xeoiypen der Griechen. Yen tfaTs Sammlung Iat Schriftsteller nach 
den Handschriften der Yaticana Ist eiaff Reibe Ton Bänden erschienen ; 
•0 sehr :man aber auch den Eifer dieses um die alte Literatur Yerdientea 
Forschers anerkennen muss, so Ist doch su bedauern,. dass äusserst 
^enig Too Wichtigkeit snm Vorschein gekommen. Ist. Der Vitruvios 
▼on Marini ist ein mit Aufopferung tron 30,000 Scudi herausgegebenes 
Pracbtwerk. Ein paar . Uebersetzungen alter Schriftsteller können hier 
kaum in Betracht kommen. Auf die eigentlichen FacaUäiiwissenschaftea 
lasst sieh der Verf. nicht ein ; er nennt nur in der Theologie die Namen 
perone und Wi^eman, in der Medicin de Matthaeis, Ricard! , in dea 
Naturwissenschaften .den Fürsten von Musi^oano «(Carl l^ician Bona- 
parte)« Zwei unnberstcigliche Hindernbse stellen sich in Rom der 
lit. Thätigkeit in den Weg, das eine ist^die Scbntslosigkeit des lit« 

' Eigeothums und die damit in Verbindung stehende £läglicbe Verfas* 
•nng des Buchhandels , das iweite die Censur« So lange hier nicht ab- 
geholfen wird, bt kein Heil nu erwarten« Durch den gestattetea 

. Nachdruck ist im allgemeine^ Entmuthiguog unter den Schriftstellern 
herrschend geworden, indem es sehr schwer hält ein Hannscript an 
einen Buchhändler au bringen» Nicht wenige Schriftsteller erhaltea 
für ihre Werke keine andere Belohnung als etwa. 10 — 12 Freiexenw 
plare, andere müssen dieselben auf ihre Kosteii drucken lassen. Wie 
wollte auch .ein Buchhändler viel Honorar sahlen können , da er be- 
fürchten mnssy dasf in der nächsten S(adt sein Verlag nachgedruckt 
wird. . Das swischen den Buchhändlern bestehende Verhältniss ist 
durch Mangel an einem lit. Mittelpunkte und an ordentlicher,^ regel- 
mässiger Verbinduon* »wbchc^n den einaelnen Städten sehr erschwert — 
ipidem bt der ganze Handel nur Kramerei. Die Censur ist selbst in 
sehr unschuldigen Dingen sehr streng — doch werden Terbotene Bü- 
cher überall verkauft. Ei« grosser Uebelstand bt auch die Schwierig- 
l^eit des lit. Verkehrs mit di^m Auslande« Index und Douaoe tragen 
das Ihrige data bei , das Uebel au vergrossern. Fransösische Schrif- 
ten kommen meist in den belgischen Nachdrucken , englische in spät 
ankommenden Galignanischen and Baudryschen Ausgaben ^ ein paar 
deutsche. Schriftsteller, namentlich Schiller, In dem Pariser Nach- 
druck vor. Mit Romanen ist das Land überschwemmt. Geschicht- 
liche und wissenschaftliche Werke an erhalten Ist schwer und gehört 
nicht selten ins Reich des Unmöglichen. Die Herbebcliaffung im 
Allgemeinen bt mit gleich grossem Zeitverlost, wie mit bedeutenden 
Ausgaben verknüpft. Ein Institut , wo man die wichtigsten lit. Novi- 



täteil de« Aiisliin^ ^odet, feMi gän^BUdi. We^g 4iii^&aiftcli^ ämUk 
io Rem Gnade« Vor devUchen religie0eA Jfooriwleir hftl-iiuia- eine ge-^ 
heime Furcht, weil man beeorgl, anf. irgend jBiaen Naehgetehmack 
moderner FbiloM^ie na iStotaen. Die belobtM<to Jofumale Iri^ «der 
ilmi de la Religien und da«^ in Lnttich ertebeiflende Jontaal üiiloii^aa 
et litt^raire ♦). . t ! * .,.• 

Dae allgemeine Vrtlieil niMtf -dae Bciialwe«en in..der:JC»enlkM'M 
tclieint eicli daiiin aanosprechenifav die £lemeniarfcliii|eA eeiiiekr 
vieiaa Stande gebvadit, Gymaaeie» «ad Üai^ertÜitoB IradfirfteB .da- 
gegen iiedi maacbay Verbememing. £e giebt 2 ättien wm.i&wmeaim^ 
9chulenj entweder mit 1» oder mit 3«— 4 Claaiea; In'dda niedem^ filer^ 
ipentarecbulea wird der erste UnteKrieht in , der Religioa., «d flrie iaa 
Lesen 9 Schreiben und Reebnea ertbeilt« in dea liAherieit' lehrt f>manB 
Religion, Rech(s«hreib^ag^ ItaUenilche Graaunatiib, iAaUmg^gsladlf 
des Latein, dar MatbematUc ^ Pjiysib , Geographie vad Nattoffgesobiiditi:: 
IMe sogenannten teehniaelieti ScKitlfa besiehea sich voraag^ireise. api 
Landbau and HandeL Im J< 1^7 ^ehUt»i ElementaraeHuleo |ir Ka»<r 
ben nar in ^ Gemeinen (wo die VeiMHnlse^ es irgend gestalle», -iefr 
der Uaterrteht für Knaben von dem der Mddehfea gelteaat). XiU fia«^ 
sten des Elementaranterrieht« betrogen 507,000 Gnldeal; dmr^ #ar 
eigenes EinVoiumen 21,000 G., Beitrag dec Gemoiaea 428,O0IK^> des 
Staates 63,000 Gulden. Unter 100 Scfanlea nnd dlj^öffentlicho» 'uad 
von 100 kommen 59 auf die £oab|»n and 41 ant die M&dcbea« . £twii 
f>iller schulfähigen KJnder gehen i« die Schale« Pet Sehtfleisang 
von 6 --^12 Jahrjen hat nicht' aar Anwend nag -gebaaclit-' werden fcönaen«; 
Eine öffentliche Sohule besuchen im Dnrclisisbnitt 48» .pln9 Frivatsehofo 
23 Kiader. Die Zahl de^Kiader ist etwa doppell so gross,, als dia de» 
Lehrerinnen. l>ie Zshl der Lehrer .u. Lehrerinnen belauft sich aufd^QO« 
In den «inderwaHeschulen beflndea sich 201^ ICimAer «nd i^JUebver^ 
ihre jährliche Einnahme belaoft sich aof. etwa 16^000 Gutf^a»: ^ V.sHedl» 
hat 4 Kinderwart^schiilea, ia denen die Kinder vdm 2*^110^ Jw ai^^e» 
nommen, uod in geistiger» sittl. und r«lig«..|ilniii:hfr.ev«a|ean werdbir« 
Maa lehrt in 3 Classea Lesen ^ Seh'reibeB , Reehnen • . MoMl ,^ Rell^e«^ 
heilige Gu^thichte,. Lehen Jesu, Gesang, gjrmaastlsche JUeb.u^aa#' 
Kinder von nicht Artn^n aahlen wöchentlich 20 Kreacer. : {9i« Kindar 
blfllbeh in der Schul« des Winters ynu 8-^4* Uhc , dus Sl>mm^s • voai 
7^ — 8 Uhr. Sie'eesea 2mal meist Suppen von Reis,. BohoiKir Get^tejt 
Kartoffeln (kein Fleisch), und erhalten alte ein gleiches Qbeidfleid ge^ 
liefert. -Die Zahl der Kinder betragt sch^n 1000; eine5# SchnW üoH 
eingerichtet werden -<-> da die Anstalt in jeder Hingeht . Ihrem i^wecke^ 
entspricht* Die Kosten werden diilrch fireiwilUgo Reisige anfgclira^htii 



*) Fr. V, Raumer m seinem nensten Werke: lialien (Beiträge zur, 
Kenntniss dieses Landes.. Brockhaus 1840. 1. B. X u. 392. X B. X u. 
504 S.) theilt über die Bildungsanstalten der meisten ital; Staaten manches 
Interessante mit, was die, welchen jene Briefe R.niditxn Gebsite «teben,' 
vielleicht gern im Auszug hier lesen werden. 



S44 Sclmlirettii ta llaliett. 

S«lwM 41« Wbäiw 10 Jahr alt tiad, tacht maa sie irg«adwio ia a^lta- 
U«lier «ad aatt&adigor Weiae untenabringea. Lehrerinnea werden 
dea Lehrern Torgeaogea« . Die Gymnasien tiad flieiU von dea Gemei- 
nea, ihmh ^aa dea Biichöfea, tbeilt voa PrivatpertoaeB fundlrt, nad 
IMU »ii iMd obae Peasioaea nnd Alamaate. vgl. NJbb. XXVI^ 
229. Die 10 kaifterlichea G. hatten 96 Lehrer und 2865 Schaler, 
die 8 der Geneiaea 1291 Seh. , die PritratgyniBa^ea 1168 Seh. Künf- 
tige Theolagea, Aerate und Baumeister läuMen die öffentlichen O. he- 
•achea« Die- Schaler der PrtvatgyiiiaaBiea mÜMen doch in dat Ver- 
aeidmiat eiaet öfteatl; G. eingetragen Werden , f ich den Prnfnngen^ 
■aierwerCni nad halbjährlich 2 Gnlden $io daMelbe beiahlen. Der Ge- 
halt der Lehrer beträgt «witchen ÖOO -^ 800 Gulden. An jedem G. 
hefiadet. efeh ia der Regel ein Rector, ein Lehrer der Retigion , 4 
Preff« der Granmatik nad 2 der Hamaaitäten. An 5 Tagen werden 
20 LehriCufideB (tftglieh 4) gegeben, der Donnerstag ist gaaä frei. 
INa Feriea danera Tom 9» September bis 1. NoTomber; aasserdem sind 
•av die hohen Festtage Icane Feriea. Der Cnrsus dauert 6 Jahr. In 
der wrterstea Glasse lehrt raaa die Aafang^gHinde der lat. und ital. 
Sprache v8 Staadea, die Rechenkunst 2 St, Geographie 8 St nad Re- 
Kgien 2 St. ; ia der 5. kommt hinan Geschichte der dsterreidiischen 
Monarchie and römidcheAlterth., in der 4. Griechisch (2 St.)« in 3. 
hit Praaedie, ia 2. Rhetorik und Poetik, Algebra Ms an den Gleichon- 
gen des ersten Grades, Geographie, Geschichie, Religioa; ia 1. wird 
dieeer Ualerrieht erweitert Vom Griechiichea (in jeder Glasse nur 
2 St Diese beiden werdea dem grammatischen Unterrichte und der 
Gesehflchte enlaagea) köaaeo die Schuler dispeasirt werden ^ wenn sie 
nicht Theologen und Aevate werden il^ollen. -Die Sdioler wechseln so 
selten wie möglich Ihre Lehrer. HaibjAhrig finden Prüfungen statt. 
Die Lehrb&oher slad für alle Gegeastftnde Torgeschrieben. Lat. nnd 
Qffieeh. wifd lediglich ans Chrestomathiea gelehrt In der gr. Aus- 
wahl fwt I fiadea sich a, R. Aasidge aus Hierokles, Aesop, Aeltaif, 
PWlItlaa, Dlogeaes Laevtius, PIntarch, Athenäos, Stnibo-, Stobäus, 
fiextoi Bmpirieas,. Diodor, Dionysius von Hallkaraass, Apollodor, 
Imciaa, berodot» Aaacreon, Homer, Hesiodas, Theokrlt, Bion, 
Maeehns, Meleager, Tyrtans, Soloa, Orpheus, dea Tragikern, AH- 
itaphaaes. In fthnlicher Weise sind die Chrestomathien aas dem Lat, 
ao dass selbst Stucke aus Murat und Owen nicht fehlen. In Verona 
wohnte Hr. ▼• R^ einer poetischen Akademie bei, wetche^as Stadt- 
gymnasiam gab, wo 28 Gedichte in Silbeomatissen aller Art au Ehren 
der Scaliger herdedamirt wurden. Die kanftigen Theoiogea werden 
Sa den Mschoftichea Seminarien , Ljceen nnd FacuUaten erxogen ; .der 
Seminarien giebt es so viele als btsohöfliche Sprengel; das grosste in 
Mailaad mit 400 Seh. , das kleinste ia Crema mit 10. Die Lehrer wer- 
den von den Bischöfen ernanat. Die Mittel sind im Gänsen beschrankt 
' und die Gehalte gering. ' Die technischen oder Real-Schnlen haben 3 
dessen, der Unterricht ist folgender raaasten vor (heilt: 



. Scbalweien in Italien» S45 

in. IL I* 

B«rtgSoii 8 2 2 

Itoliemftch 8 8 8 

Geographie 8 8-- 

Mathematik 44-*- 

Zooiogie ' 8' . — — 

Botanik - ^ — <^ — n 

Zeichnen 6 6^— 

Sohfinflebreiben 4 4 — 

Physlh -- _ 1 

Mineralogie ^ — — 8 

Chemie - — — 5 

Handelswltseoichaft — — 5 

BaehhaUn% ^ — 5 

UaadeliGomspond. . .^ 8' 



25 25 25 



Oaa Deutsche und Fi^anpsiiche mit je 2 St in III vad II. sind €rto- 
genstande freier Wahl$.:eben so steht esdem Sc&uler inJ frei, ob^r 
Chemie und einen der leisten Gegenstände, oder die 8 letaten oline 
Chemie boren will. Die Städte, wo Realscbnien errichtet werden, 
gpsben. das Local on4 die beweglichen Gegenstände, die Regierung bin* 
gegen alles Uebrige« Die Lehrer ertheilen wöehentlidt 4 — 15 St. 
und erhalten eine Besoldang yon 200 — 80a Gulden« Der Unterricht 
in den Elementarschulen 9 öffentlichen Gymnasien, Lyceen and Uni-. 
T^rsitaten ist gann nnentgeldlich — Schulgeld find Honc^rar siad.uube- 
hanat. Ueber den Gymnasien stehen die Lycesn mit einem 2jährigen 
Cnrsus — es giebt 7 kaiserliche und 1 städtisches Lyceum (in Lodi), so 
wie 8 bischöfliche, welche. mit den Seminarien vereint sind, .vgl* 
NJbb. XXYII, 332. Sie sählen susammen etwa 1600 Schüler. 
Die kaiserlichen Lyceen kosten dem Staat ungefähr 137,000 Lire (8 <;=^ 
X Golden). Die Vorlesungen müssen aum Theil gebärt werden , theili 
ist der Besuch oder Nichtbesnch den Lyeeisten frei gestellt. Die. Anf- 
eicht über dieselben ist streng, so dass sie offentL Orte, Theater, 
Bälle u. f. w* nicht ohne besondere Erlaubniss besuchen dürfen« Auch 
ist es untersagt ihnen Romane oder das CouTersationslexicoii so leiben. 
I/iM0ersitälen hat das lombardisch-venetlanische Königreich 2, in Pa- 
dua und Pavia. Padua hat 4 F(icultäten , 8 ordentl. Proff. der Theor 
logie, 8 der Rechte,. 12 der Medicin, 9 für die sog. pbil. Wiss«, und 
ausserdem einige Stellvertreter und Gehalfen. Der Cnrsuf für Theo- 
logen und Juristen ist 4 Jahr; für Mediciner 5, für Chirurgen 8 -^4 
Jahr. Alle halbe Jahre werden die Studenten geprüft. Nach 2 Siu- 
die^jahren erhalten sie die Wurde eines Baccalaureus.i nach ,3 eines 
Lieentiaten. Die. Doktorwürde wird erst noch 4 Jahren auf den. Grund 
eines allgem. Examens ertheilt» Der Candidat muss öffentlich eine 
Thesis in lat. Sprache Tortbeidigen. Die Universität in Pavia hat keine 
theoL Facultät, sie liat 38 Proff. , 3 Adjnncte, 8 Proff. und 1 Adjunct 



346 S<ibalire8en in ItalUn. 

rar die jarUt Facaltät, .15 Pitofrp.ii«d 10 Aasestoren far dle^ medicini- 
sehe F.; 11 Proff. und 2 Adjancten für die phil. ; 4 Proff, und 1 Asses- 
sor für die mathematische Abtheiluog der Facoltat. Die mathemat. 
Ablheilang ist hauptsächlich «ur Bildung der Feldmesser und Inge- 
nieure bestimmt. Die Besoldung betrag für die Juristen 24,000 Lire 

Medianer 75,000 - 

Philosophen 69,000 - 

Adjuncten 16,000 - . 

die Bibliothek erhielt 6000 - 

der botanische Gierten 2800 - 

der agrarische - 1200 - 

dasMoaenn 1700 - 

das physikalische Cabihet 2620 - 

die Klinik 8600 - 

der ganze Universltätsetat stieg auf etwa . • • . 250,000 Lire. 
Die Kosten einer Promotion betragen für einen Juristen 949 Lire, t'&r 
einen Arst 570, Chirurgen 843 — im Durchschnitt gingen auf ein 
Jahr 150,000 Lire Gkbühren dieser Art ein. In der phU, Facultät sind 
vorgeschrieben für das 1. Jahr : Religion , Logik und Metaphysik, Ele- 
menlarmathematik, lat. Philologie nach einer Chrestomathie; für das 
2. Jahr Religion, Moral, Physik, lat. Philologie. Zä den Vorlesun- 
gen, deren Wahl frei steht / gehören : Universalgeschichte, Naturge« 
schichte, österreichische Gesohichte, Diplomatik, Aestfaetik, Geschichte 
der Phil. , deutsche Sprache und Literatur. Uns unbekannte Einrieb- 
UiDgen sind t die Anstellung der Facttltätsdlrectoreu u. die Erweiterung 
der Facultäten durch die von ihnen promovirten Doctoren. Die Facol- 
t&tsdirectoren (keine Proff.) haben die Leitung der Studien. Sie ma- 
chen Vorschlage aber Anstellungen und Lehrweise, haben" Acht, dasa 
d.ie Proff. ihre Vorlesungen zweckmässig einrichten , nicht von ;den 
Gegeniständen abschweifen, und einen sittlichen Wandel führen^ sie 
prüfen und censlren die Lehrbücher und akademischen Reden , wohnen 
den Vorlesungen häufig bei , nehmen an den Sitzungen des Senats 
Tbeil, berufen die Facultüten, leiten ihre Gescliafte, so wie die De- 
kanatswahk Der Rector ist darnach ohne - Einfluss , zumal. 4a alles, 
was zur Zucht und Ordnung , zur Disciplin der Studenten gehört , in 
den Händen der Directoren liegt. Zu einer Generalversammlung der 
Universität gehören nicht Mos die Studiendirectoren, Dekane und Proff., 
sondern alle in Padua oder Pavia promovirte und eingetnlgene Docto- 

^ ren , welche sich in der Stadt aufhalten ; diese zusammen bilden die 
Facultäten. Diese Doctoren nehmen an der Wahl der Reetoren und 
Dekane Theil und können selbst gewählt werden; in der Jurist, und 
medicinisehen Facultät soll der Dekan niemals selbst Professor leiui 
In Padua zählt z. B« die allg. Versammlung, einschliesslich der DocCe- 

^ ren, 24 Theologen, 57 Juristen, 24 Mediciner, 80 Philosophen. In 
Mailand und Venedig sind 1889 Akademieen der VHss. und Künste ge- 
gründet v sie enthalten wirkliche Mitglieder mit einem Gkball von 
1200 Lire, Ehrenmitglieder und Correspondenten. vgl. NJbb. X&VIf, 



8cfattlv6iea in Italita. 347 

43D. Die ■nmrdeni erforderlielien Zaschaua' tind Vorläufig nof 
45,000 Lire aogeschlagea. Die Centur etsirtcki ticti anf alle Bacher^ 
die im Lande gedrnckt , «o wie auf alle , welche eiegefulirt verdea. 
'Wissengchaflliche Werke werden miC grotterer Milde behandelt alt die 
aar Unterhaltaag det Volks bettimmten oder die Erzeugnisse der Phaa,- 
tasie. Mit besonderer Voreicht mässen die Bücher behandelt werdea« 
welche die Gränsen der weltlichen und geistlichen Macht betreffen» 
BchrUten, welche den Spcinianisnins, Theismus 'oder Materialismat 
lehren, sind an ruckt aweisen. Ohne Erlanbniss soll nichts (auch kein' 
Lob) über den Kaiser und seine Familie gedruckt werden. Von jedeni 
Buche werden 5 Exemplare abgeliefert« Niemand darf ohne Erlaub* 
niss etwas im Auslände drucken lassen. Die Censnr theologischer Ba- 
cher ist nicht anbedingt in die Hände der Theologen gelegt. 

PiEMoNt. Allgemein wird geklagt ^ dass es in sehr vielen Orten 

-an £leiBV€ntartcAtileii fehle, oder der Unterricht von unwissenden und ge- 
ring baiahlten Lehrern schlecht ertheilt werdel Die höheren Elemen-* 
iarschnlen sind meist in den Händen der fratelU ignoraiytili. Pie GiAat^ 
liehkelt atrebt dahin , allen. Unterricht ^er Jugend gana aUein in ihre 
Uände au bekomoaen und lediglich nach ihren Ansichten nnd für ihre 
Zweck« einsurichlen. In den Klemm tnrschnlen wird der Unterrichl 
unentgetdiich ertheilt« Die Lehcstuuden beginnen nnd endigen in allen 
Soholen mit religiösen Uebungen. Die Gymnasien haben 6 Classen» 
Die Lehrgegenstände nnd die Lehrbücher sind vorgeschrieben. Der 
Unterricht dauert Vormittags 8^, Nachmittags 2^ Slondeitf. Unier der 
Aufsicht des geistlichen Directors werden folgende Uebungen vorgO^ 
Bommen. An jedem^ Morgen : 1) eine Viertelstunde geistliche Vorle- 
sung; 2) Gesang des Veni creator; S) der ambrosianische Lobgeeang 
oder andere Stucke aus dem officio della beata Vergine$ 4) Messe; 
5) Gesang der Litaaelen der heil. Jungfrau; -6) geistJ. Uaterricbti 
t) Gesang des Psalms Landate dominum und Gebet fär^deo König« — 
Ferner Nachmittags: l)eine Viertelstunde geistliche Vorlesi|ng; 2)Ge-. 
aaag nnd Gebete; 3) drei Viertelstunden Erklärung des Katechismus«^ 
Der Donnerstag Ist frei« Wo die Geldquellen nicht anreichen , aablt 
ein Gymnasiast der 6* untern Classen jährlich 1&, der höheren Classea 
20 Franken, nnd ausserdem bei jeder Versetaung 8 — 12 Franken. 
In Turin beträgt das Schulgeld jährlich 5 Franken mehr. Die Ge- 
halte der Lehrer werden theiis von der Regierung:, theils von den 
Städten beaahlt und betragen jährlich 750 — 1200 Lire; bei längerer 
Dienstaeit finden jedoch einige Zulagen statt Auch die Pensionen 
ateigen nach der Dienstaeit; doch beträgt die höchste nie mehr als das 
niedrigste Gehalt. Bei gleichen Eigenschaften sollen Geistliche über* 
air vorgeaogen werden. Kei» Lehrer darf ohne die Censui^ im In - 
oder Auslände etwas drucken lassen. Ausser den Chrestomathien 

. werden auch einige lat. Schriftsteller gelesen (a. B. Phädrus, Ov|d, 
Virgil, Cicero, Cäsar «nd Thomas de imitatione Christi); vom Grie-^ 
chischen ist gar nieht die Rede; Es finden ttonatlicfae, halbjährliche 
und jährliche Präfungea statt» die in der Regel von einem andern 



348 Schulwetea In Üatte«. 

Lehrer als dem Claflüenlehrer ^balteD' irerdea. Die Schaler sollen 
keine Bucher lesen , welche der Präfect (auiiser den dfter wechselnden 
Präfecten hat jedes 6ymnaj$ioni einen geistlichen Director) nicht gab 
mid billigte. Das Schwimmen, der Besuch der Theater, Bälle, 
Wirthshänser a. s. w. ist untersagt. Den Gym.nasialstudien folgt der 
aogenannte phiL Cursiis Ton 2 Jahren. Im ersten Jahre wird gelehrt 
Logik und Metaphysik in lat. Sprache, Geometrie und Algebra (der 
Besuch einer Vorlesung über gr. Grammatik und allg. Geschichte ist 
freigestellt) ; im 2. Jahre Physik und Moral in lat. Sprache (Geschichte, 
Mineralogie und Zoologie siad frei gestellt). In den Landschaften ist 
bisweilen für alle diese Gegenstande nur l Lehrer angestellt ; jetst 
sucht man sie unter 2 zu Tertheilen. In Turin ist eine Hauptuniveni-^ 
tut mtt 4 Facoltäten; Hnlfsuniversitäten sind in Chamberi, Asti, Moo- 
dovi , Nizza , Novlira , Saluzzo und Vercelli entweder für Arzneikunde 
allein, oder auch fär die Bechtswisseaschaft; sie zählen 2 — 7 Lehrer. 
Von den li^ndschaftlichen Universitäten gehen die Mediciner nach 
2 Jahren , die Juristen nach S Jabren auf die Hauptuniversität. 
Neben den ordentlichen Froff. giebt es sehr -wenige ausserordeatlicho 
und keine PriTatdocenten , Wohl aber eine grosse %ahl von Repetenten, 
welche jährlich einer neuen Bestätigung von der Regierung bedürfen. 
Die Vorlesungen der Froff. sind unentgeltlich, die Repetenten hinge» 
gen nehmen Honorar. Unter diesen steht den Studenten die Annahme 
und Aiiswahl frei. Die sogenannten Collegten der Facultäten haben 
dieselben Rechte wie in d^r Lombardei. Direlctoren finden sich nur 
bei der theol. Facnität. In Turin sind 4 Froff. der Theologie und 3 
Directoren , 8 Froff. der Jurisprudenz , IS der Medicia und einige Ge- 
hülfen y 6 der Philosophie 4 der Mathematik, 8 der Chemie, 6 für 
Beredtsamkeit, Philologie (gelesen wurden z. B. von 3 Froff. in einein* 
Semester: römische Literaturgeschichte , Livius, Herodot, Demosthe- 
nes pbilipp.y Sophocies Antigene), Hebräisch, Italienisch, 2 fnr Na* 
turgeschichte, 2 für schone Künste. Obgleich in der neuern Zeit viel 
geschehen ist (besonders für Sammlongen und Gründung neuer Lehr- 
stuhle) , so bleibt doch noch Tiel zu thun übrig. Wer in Genua als 
Student aufgenommen werden will , mnss ausser andern S^engnissen 
eins beibringen, dass er monatlich znr Beichte gegangen sei und dem 
Gottesdienste beigewohnt habe , dass er häufig das h. Abendmahl em- 
pfangen und sich im letzten Jahre gut aufgeführt habe. Der Student 
darf nur bei einer Familie wohnen, die* der Präfect (ein Geistlicher) 
billigt. Dieser hat die Pflicht den Studenten zu besuchen uud seine 
Bucher zu prüfen. Der Student geht in kein Theater, Kaffeehaus und- 
dergf., aber wohl znr Messe, Beichte u. s. w. Alle zwei Monate muss 
der Student ein Zeugniss über Fleiss, Wandel, Besuch der Vorlesun- 
gen , des Gottesdienstes u. s. w. beibringen«' Im Jahre 1837 befanden 
sich in Genua 6 Theologen , IdO Juristen , 101 Mediciner , 85 Chirur- 
gen, 26 Pharmaceuten , 24 Mathematiker, 122 St. der Phil, uad scho^ 
neu Wiss. Die theol. Facuitat zählt 4 Froff., die Jurist 6, die 
medlc. 8, die phil. 12. Die gesch. and philolog. Vorlesungen be- 



iScbulwetea in lUlieiL , S40 

ichränfcten bIcIi im Jahre 1838/39 auf ein eiasiget C^ieg;!«!» über to^ 
mische Liieratargeschichte; für Mathematik war beseer gesorgt ^durcii 
eine Vorlesang über Arlthmetilc aad Geometrie, über Algebra und Tri^ 
goiioinetrie , über Differenaial- ueid IntegrakechnoDg, über Statik 
und Dynaiuiif , über Hydranlilr. 

Toicjkux, Für den öffentlichen Unterricht nnd die schfiaen Künsta 
aiad jährlich 856,060 Lire auügesetat , für die ÜniTersjl&t Pisa 151,000 
L., für Anlianf tou Knnstwerlcen und Ansgralrangen 23,000 Ii. Der 
Wertli der Krziebung ond des Unterrichts ist in einem -sa lioch gebilde* 
len Lande urie Toscana «war keineswegs der Aufmerksamkeit der 
Regierung und der Einielnen entgangen; dennoch bleibt in Jeder Ricb- 
tnng und Abstuifung noch viel lu thnn übrig, und Schulen und Uai* 
versitaten erscheinen sehr dürftig , im Vergleiche mit Zahl und fiia-^ 
nahmen der Geistlichen und^ insbesondere der Monclie. (Die Zahl der 
Geistlichen, Mönche nnd Nonnen beträgt 1S,150.) Pisa hat 7 Proff. 
der Theologie, 11 der Jurisprudenz, 17 der roedicinisclieo Facultat, 
and swar 8 der medic-chirurg. Abtheilun^ und der physisch -ipatli.' 
Abtbeilnng. £iae phil« Facullat fehlt nnd die dahin gehörigen Vorle» 
auogen sind theils der Jurist., theils der medic. Facultat beigeordnet; 
gelesen wurde 1839 ein CoUeg über Logik nnd Metaphysik (alle Vorle« 
iungen sind'3stondig) nqd eins über Horaiens Bptstel an die Pisonen, 
Ilias und Demosthenes über die Krone (alle 3 in einer Vorlesung voa 
8 Stunden) , eins über griecb. Grammatik und < eins über Tassos Ge* 
dichte,. niier Mathematik. Dagegen 4 ' Vorlesungen über Geschichte« 
Geographie und Statistik fehlen. Die Unirersität in Siena ist nOteh 
dürftiger besetzt. Im Durchschnitt der letzten Jahre hatte Pisa 5—600, 
Siena 2 — 400 Studeaten, die grösste Zahl Juristen, die kleinste Theo-i 
logen. Dio Benutzung der Bibliothek ist erschwerl; nur aU «ehr 
»eiteiie Ausnahmen werden Bücher aa Gelehrte .verliehen,, niemals aber 
an Studenten ; was schon deshalb sehr übel ist , weil die Vorlesungen 
auf der UniTorsität nnd die Lesestanden auf der Bibliothek meist zu* 
•ammen fallea. 

KxacBBKSTAAT. Die Gymnasien der Bischöfe nnd Orden sind den 
aUgemeinen .Vorschriften nidit unterworfen» Alle Schulen des wech-« 
aelseitigen Unterrichts werden aufgehobea. Ohne eine, meist Ton 
den Bischöfen zu ertheilende Erlanbniss, darf niemand eine Schule er- 
dflnen. Alle Schüler , ohne Ausnahme , nehmen an dem Torgesehrie« 
benen Religionsunterrichte Theil. Ausser den theologischen Vprle^ 
aangen fanden 1839 in dem collegio romano folgende statt : hebrälscha 
Grammatik, Religionsphilosophie (adjacto exaraioe Kantiani criticis- 
mi) , EtliUc , Naturrecht, Staatsrecht, Logik, Metaphysik, Psycholo- 
gie, Arithmetik, Algebra, Geometrie, Trigonometrie, Kegelschnitte, 
Differential - und Integralrechnung^ , Statik , Dynamik , Hydrostatik^ 
Acttftik, Optik, Astronomie, Physik, Chemie, Dialekte der gr. 
Sprache, Pindar. In den 6 untern oder Gymnasialclassen wurde ge- 
lehrt, in 6. lat. Gr. nach Alvarus, ilal. Gr., Anfangsgründe der Geo* 
graphie. Auszöge aus der allg. Weltgeicliicht9 > gelesen wardea leichte 



850 . .Schblveseja in Italiea« 

Briefe des Cic«ro; in S^ lat ItaL Gr., AnfangfgrnDdft'der^ gr. Gr. 
(nach GreUeri mdimenta 1. gr.), Geographie , allg. Getcbicbte, Ph&- 
driM, Cieerot auserlesene Briefe; in 4. lat, ital. nnd gr. G^., Ge^ 
•«faichte, Geograpliiet Cebes, Aeaap, Cioeroe Briefe ad faiiiiiares^ 
Cornelius Nepps, Phädrus, Ovtd (fastorum et tristium übrl); in 3. 
Bat. nnd.gr. Gr. und Hetrib; in 2. Rlietdrik (rhet. Domlnici de Coionia), 
PoeHlc (Joseph! JuTencK), Stiilehre, alte Geogr/, allg. Gesch., leo- 
kratei Lobrede, Xen<i|»bons Cyrop., Lncians anegew. Dialogen, Ana- 
fcreon (odae selectae) , Ciceros erat, eelectae und de offie. , excerpta ex 
Livii et Sallastii historiie, Virg« Aeneis, Horatit odae selectaa, Oatolli^ 
'HbttlU et Propertil carmina castigata; in 1. ItaU Beredtsainkeit, Lite* 
ratorgeschichte^ Demostbenes Reden, Thucydides Geschichte, Ho<* 
mers Hins, PIndars Oden, Cieeros Beden and partitionee oratoriae^ 
Livini , VirgiU Aeneis , Horaz, 

Nbapbl. Nach den Bemerkungen eines wohlnaterrichteten Man« 
nes Ist in der Lombardei- lOmal so viel für den Elementarnnterricht de» 
Volkes geschehen , wie im Neapolitanischen. Galant! (in «einer Be« 
Schreibung Neapels) behauptet, von etwa lODyGOO^E. swischen 10 — 18 
Jahren genieseen nur 4 — 5000 Unterricht; und in den Landschnften 
•teile sich das Verbaltniss noch viel ungunstiger. Bianchini (in seiner 
Flnanzgescbichte) sagt : der Unterricht des niedern Volks ist äusserst 
gering, und die aiNlern Stände unterrichten sich mehr durch eich 
selbst als durch öffentliche Anstalten. In manchen Landschaften rech* 
nei^man, dass ton 150 — ^100 Personen kaum eine in die Schule geht, 
um Lesen und Schreiben ca lernen *). Nach einem Gesetn von 180G 
soll jeder Ort, dessen Bevölkerung über 3000 E. beträgt, einen Schul-* 
lohrer und eine Lehrerin aus der Gemeindecasse besolden , um Unter-* 
rieht in der ehristl. Religion and den ersten Lehrgegenständen nn er- 
theilen. In kleinen Ortsctiaften mögen die Pfarrer nugieteh Schalleh- 
rer «ein. Raum und OThlr. monatlich Gehalt glebt die ^Gemeine, ein 
Karlin (7^ Sgr.) monatlich der Schaler. In jeder Laadschaft sollte 
wenigstens ein Gymnasium sein (in Neapel 2) mit 0000 Rtblr. Einnahme 
und Lehrern für Lat.,. Gr., iCal., Franaos., Math ,- Logik, Meta- 
physik und Eihik, Physik, Geographie und Chronologie, Si^reibeo, 
Zeichnen, Fechten und Tana^en. Indese blieben diese wie triele andre 
Anordnungen auf dum Papier. Dia- I/niversitdt in Neapel bat 4 Faenl« 
täten, die theol.niitS Docenten, die Jurist, mit 8, die medic. mit 14> 
die phil. mit 22. In dem LectionsTerceichniss von 1888 — 80 sind Vor- 
lesungen über gr. Archäologio und Literatur, über einzelne. Steilen 
Homers , über Paläograpbie , Rhetorik , Horaa de arte poetica , über 
das Theaterwesen der Romer , über ital. Literatur. Geschichte und 
Staatsrecht fehlen ganx, eigentl. Philosophie grosstentheils , nnd die 
thealogische Facultät verdient kaum diesen Namen. Die matesMled 



Nach einer Bestimmting der Reffiernng soll ein Drittel derGemeinde- 
rathe -nenigsten« lesen und schreiben können. 



RelmlweseB in Italiea« Söl 

S4*eii der WIm. treten ^b^nill lo den Vordergraiid, md 4m Spirfttfell« 
in des Hintergrimd« Was «n de^Tbeologi« auf der Ualvenitfit fehfr« 
tolien die biscböflichen Seminare enetsen. • Die Ftfcnlt&tiWMeeMcii; 
weiden fast mehr ansferhalb, als aoff der Univerut«! stodiK, mid 
tlieilfl von Universtt&t^pfofeMoren , theiis von andern Männern gelehrt. 
Die' Preff.niasseh diese Aashäire flachen, nm nicht Hangers au ster^' 
hell. Die Gehalle der Proif. betragen 300 ^400 Rchlr. 9 keinr steigt 
bei alleii Nebeneittnahmen aber WO Rthlr. Die Stadenten erheltifcil 
lielaen akademischen Cfrad , wenn sie nicht nachweisen die Kirche b«- 
sncht sa haben. Sie cahten kein Honorar. Die heaahlten Vorlesan- 
gen- werden sorgfältiger gehalten als die onentgeMHchen ; anch bom- 
'men die Studenten wegen d^r rtelen Ferien in den bezahlten Privatvor» 
les«ngefi schneller xam Ziel — da man die ak'ad. Wdrde erlialten Icaan, 
ohne die Universität besacbt zu haben. Itaat und allgemein klagt man^ 
nrit welchem Leichtsinn and welcher Plarteilichfceit die Professaren bei 
ddr Universität, oft- an die an wissendsten Personen gegeben, and wabr^ 
halt anterrichtete Männer aasgescMossen worden sind. ' Die Uavoll- 
Itominenheii der Haoptaniversität treibt m'd^m schichten Sarrogato 
vieler kleiner Neben aniversitaten ; wobei Uehersicht', genossenschaft- 
licher Zusammenhang, Vollständigkeit des Lehrptans and ainfassendo 
Gründlichkeit des Studiaros gewiss leiden. Die Aufsicht ober die theol« 
'Seminare steht den Bischofen ca. Die borbonische Gesellschaft {Aka«< 
deraie der "Wiss.) zerfällt in 3 Theile: 1) die Akademie fär Hercahmam 
und Archäologie mit 30" Mitgliedern; 2) die Akad. der Wiss. mit 80 
und 8) der schänen tf unsto mit 10 anwesenden Gliedern. ' Für jedeir 
-Besuch der Sitcdngen and jede als tochtig anerkannte Abhaifdluffg^ 
wird eine' Denkmfince von 6 Rthlr. an-Werth ansgethellt.- Nicht nnr 
aber die Strenge der weltKchon uud geistlichen Censar wird gekhigt, 
Bonderif auch Ober die Besteuerung der Bucher. Von jedem inländi- 
schen Prbchtwerke sollen 5, von Jedem andern 8 Ex. abgelicüsrt werden« 
Fär einen vom Ausland eingeführten Octavband bezahlt man an Ste««^ 
3, fär jeden QuWtftnten >£, für jeden Foltänten 9 Karlinen. Der 
Grund dieser hohen BesteaerUitg liegt in denl allgemeinen Hasse ge^ek 
Wiss. und liferarische Bildung. Die A I lg. Zeitung kostet in Metrsina 
lährlich'OOO Gulden! Ein Lectionsverzeichniss der Universität iti *Fbler^ 
nie wh'd laicht gedruckt« Vormittags werden überhaupt 2 Vörlosan'« 
-gen. Jede zu l^St, Nachmittags nur 1 gehalten. Dieselben Mängel 
wie bei den andern ital. Universitäten. „Meine Begleiter erzählten 
mir: die theol. Facultät (oder das Brudistück, was man so aeaneri 
könne) sei bei der Jurist. Facultät untergesteckt.'* Die Gehalte der 
Lehrer sind, mit wenigen Ausnahmen, sehr gering, meist 240 Rthlr. 
des Jahre«; Die Bibliothek and ihre Einnahme ist zum Theil aus 
grossraötbigen Ciaben hervorgegangen. Für die Bibliothek stehen 
jährlich 90 Rthlr. auf dem Etat der Stadt. Sie scheint wohl, geordnet 
und/fleissig benutzt zu sein. Vom Ausleihen der Bücher ist natäiflioh 
auch hier nicht die Rede. Das Bild , das der Verf. von Sicilien ent- 
wirft, ist sehr dunkeL „Die "Zukunft* SiciKcn« Ist noch weit hoflf- 



352 .Schnliresea in Itullen« 

Btoagtl<ltev als die Irlaads.' Eine to vSelseUige, m glntliclie Umge- 
slaliangiUMl Wtedergebnrt, wie sie Siciiiea bedarf, istwehl gsiii ua- . 
luoglkh; Landrolk, Städter, Adel, Geistlichkeit, Hlerterwaieii 
(Siciiiea hat 28,000 Mönche und 18^000 Neanen), Verwaltaeg, Ver- 
raMung, Alles mätsie geändert» yoa innen heraas erneut werden.'' 
lieber die Verbindung Italiens mit Deutschland äussert der Verf.: „£f 
ist gewiss ein Fortschritt, das« die Italiener nicht mehr jenseits dsr 
Alpen blosse Barbarei yermutben , sondern endlich anfangen lu rei«en 
und fremde Sprachen au lerneut . Doch wird deutsche Sprache unil 
Literatur noch immer gar sehr, Tcrnachlässigt; voraus tausend Hiisver- 
ständnisse fast unausbleiblich herrorgehn, und grade Ipider da herfor« 
gehn , wo begründete Einsicht in die Nator und das Wesen beider Völ- 
ker so heilsam wirken mnsste. Für die meisten Italiener ist ein öfter-» 
reichischer Beamter oder Lieutenant die Urform , worin sie sieh alle 
Deutschen ausgeprägt denken $ und sie glauben hiemit sei Grand ge-» 
nug mu Spott und Geringschätzung gegeben. Das nördliche Deutsch- 
land ist den Meisten völlig- unbekannt *) oder gilt für einen Sita unzähT 
liger Greuel. Und doch könnte man behaupten: Die Italiener würdeq 
sich leichter mit den IVorddeutschen verständigen, als mit den OedteN 
reichern« ** Ein hucbgeprieseuer Italiener urtheilte über . die ital- Ja- 
gend': unsre Jugend studirt und arbeitet nichts ^sio kennt und ehrt nur 
die Weisheit und das Urtheil der Journale. Die Stadt Venedig giebt 
jährlich für den öffentlichen Unterricht 4225 Fr. , für Kioderwarte- 
schulen $101 Fr., für die Industrieanstalt 9612 Fr. , für religiöse Feste 
3202 Fr., di^ Stadt Mailand für den öffenü. Unterricht 72»74ä Fr., 
für öffentliche Feste und Gultus 6908, die Stadt Turin für Schulen 
00,000 Lire, Genua 63,1S4 für Schulen und 9600 für GottesdiesM, 
Processionen u. s. w. Florenz für Unterricht 5000, für öffentl* Fesis 
24,000 L., Neapel 13,0Q0 Ducateu für Schulen, Palermo 8000 Rihlr. 
für Schulen, 12,000 für das Fest der heil. Bosalie, 30,000 für Find- 
linge, 12)000 snr Heilung kranker Huren! To^qina rerweodet 856,000 
Lire für Schulen aus Staatscassen. Die. Lombardei 63,000 Gold, für 
den Elementarunterricht, für den G.unterricht 79,223,- für die liycses 
45,700 G. Das geistliche Ministerium in Neapel erhält 40,000 Ducates. 
Genua aählt unter einer Berölkerung von. 113,000 Seelai S09 W.eit- 
geistliche» $55 Hlönche, 456 Nonnen, 56 gei«tl. Seminaristen, 41 ein- 
geschriebene Gci>tliche , 1490 Kinder, welcl^. die öffentl» Elementar- 
schulen^ 1878 Schüler in Privatschulen , 71Q 1^. welche höhere Scba-» 
len besuchen , 583 Personen lur Universität gehörig. [Bdg.j 



*) Ein Richter erster Instanz und ein studirter Mann ripfatete aof der 
Fahrt nach B^lorenz unter andern folgende Fragen an Hrn. v, R. : „ Ist Prag 
nicht.die Hauptstadt des KÖn*gs von Sachsen? Wer ist der -Obere des Kö- 
nigs V. Preilssen? Geht der grade Weg von Berlin nach Pisa nicht aber 
Brüssel? Granzt Schweden nicht an Prenssen? Welche Sprache sprechen 
die Prenssen ? Ist Leder nicht die Haupteinnahme der Preussea ? u. s« y^» 



's 

\ 

BTeoe 

JAHRBÜdBEH 

ffir 

Phflolog^e und Paedagoglk, 

oder 

JKrUische JBibttothe» 

lir diu 

Scbul-^im« VnterrlclitBwesell« 



In Verbindiuig mit einem Vereine von Gelehrten 

hfirauseegeben I 

▼o« 

M» Johmm ChrUNan Jakm 
PMf • JMmAoM JKIoto« 




Neun und zwanmgster Band. Viertes Heft. 



lielpsEls» 

I V. 

Drack and Terlag von B. G. Tenbner. 



Kritische. Beurtheilnngeii. 



Elementa eptgraphices graecae terlpiU Jonmic» FVansi^tit.. 
Bertin, Nicolai. 1840. 4€0 S. 4. 

Zu den wichtigeren ErscheiDungeii , welche der diessjihrige 
Ostermesskatajog; gebracht hf^t, gehört unstreitig auch das vor- 
stehende langst erwartete Werk. Zwar hat «ich wohl mancher 
PhEotog aas . den bisherigen Sammlungen und insbesondere aof 
dem Böckh'schen Corpus in^criptionuip graecarum, wir möchtea 
sagen, zum Hausbedarf seine eigehe Epigraphik oonstruirt. Allein 
wer jemab diesen Versuch gemacht hat, wird auch erkannt ha^ 
ben, dass ein bloa 'gel^entUches Studium der Inschriften nicht 
hinreichend ist^ alle die Schwier%kelten zu überwinden , welche 
sich einer wissenschaftlichen Begründung der Epigraphik entge^ 
genstellen. Es war daher gewisü sehr erwunsdit, dasa ein Bfaip, 
der längere Zeit in Griechenland selbst Untersuchungen ansustelp 
len und durch Autopsie seinen Sinn aü sch&f en Crelegenheit hatto, 
sich dii^sem Unternehmen unterzog. Ob damit Yielleicht noch 
bis zur Vollendung des Böckh'schen Corp. Inacr. Anstand zu nehr 
men war, wollen wir dahingestellt aein lassen* Doefa würde dio; 
ses Bedenken unerheblich sein, wenn das Gerücht wahr spräche« 
dass Böckh die Fortsetzung und Vollendung dieser Sammli^ig an 
Hco. Fr, abgegeben hätte, in welchem Falle natüriich der ganze auf<- 
gesammelte Inschriftenachatz demselben vorgelegen, haben müsst«^ 
Freilich wäre dann damit wieder dei^ unwillkommene Umsiandi 
verknüpft, df^ss durch Ausarb^tung der Epigraphik die Vollen- 
dung dea Corp. Inscr., welches nun bereits seit fünf Jahren gänsr 
lieh zu ruhen scheint, wieder in unbestimmte Fefne binausg^ 
acbobeo wird. 

Dürfen wir ui|8 ninfichst ein allgemeines ürtfieil über da«^ 
vorliegende Werk erl|iuben, so gestehen wir zw^r, vielfache Bo: 
lehrung in demselben gefunden zu haben« was wir dankbar aner- 
kennen» können aber zugleich dochnichl beige», dass das Ganze 
in einer ftiickslcht hinter unserer Erwartung zurucl^dblieben ist, 
in Rücksicht näi^cli auf ^en tbeoretischea TheiL Der Verf,,bal; 

23* ' ' ■ 



356 Epigraphik/ 

die ganx richtige Ansiclit, dass die Theorie der Epigraphik ohne 
praktische Erläaterung an bestimmten gegebenen Fällen unfruehir 
bar ist, und de«ihalb~ hat er denn die Erkiärimg einer Reihe für - 
«eine Zwecke sorgfaltig ausgewählter Inschriften zur Hauptsache 
gemacht. Dass dabei dep theoretische Theil nicht Ternachiäsdgt 
ist, versteht sich Ton selbst; denn eine Epigraphik soll keine la- 
schrif tensammlong sein. Eineeirtes , vorzüglich das Paläographi- 
sehe, ist sogar mit entschiedener Vorliebe und Sorgfalt behandelt 
Nur glauben wir das. richtige Verhältniss zwiscl^en beiden Theilen 
zu vermissen. Der nachdte Grund magjn dem leidigen Streben 
des Verf; nach Kürze liegen; Kürze ist sicherlich in unserer red- 
seligen Zeit eine Tugend^ d. h. diejenige Kürze, welche in weni- 
gen scharfen und tiefen Umrissen die Sache erschöpft, nicht aber 
die Kurze, womit der Verf. gewisse wesentliche Puncte nur 90 
obenhin abthut. So ist denn manche Partie zu kurz gekommen 
und Hr. Fr. gesteht selbst, „multa a me dicta sunt brevius quam ' 
res petebat^^ , ein Mangel , welcher durch den Zasatz^ ^^sed ad 
eum finem quem propositum mihi habebam non f alt dicendum pla- 
ribus^^, der übrigens einen Widierspruch enthält (denn wie ist 
denn hier die „rcs^** von dem „propositus ünis^^ zu unterschei- 
den?), keineswegs gedeckt wird. Eiiier erschöpfenden und sy- 
stematischen Behandlung des theoretischen Theils tjrat femer die 
von dem Verf. beliebte Anordnung hemmend in den Weg. Diese 
ist im Wesentlichen folgende. Nachdem in der Introductio die 
Fragen über das Wesen der Epigraphik v über die bisherigen Lei« 
stnngen in diesem Fache, über den Ursprung, Äks Alter und die 
, Methode der griechischen Schrift abgehandelt sittd, folgen Parsl. 
die ältesten Alphabete nebst einer Anzahl der ältesten Inschriften, 
woran sich ein Anhang über diejenigen Ihschriften schfiesst, wel- 
che nur scheinbar der ältesten Zeit togehö^en tider entschieden 
unecht sind, Pars If. die Inschriften von Olymp. 80. bis in's vierte 
Jahrh. nach Chr. in mehreren weiter unten näher zu bezeichnen- 
den Abschnitten unter jedesmaliger Vorausschickung der in einem 
jeden derselben vorkommenden alphabetischen und orthographi- 
schen Eigenthumlichkeiten. Den Schluss macht ein zweiter An- 
hang, worin zuerst von dem Formelwesen der Inschriften , dann 
von den verschiedenen in denselben vorfindiichen Abkürzungen 
gehandelt wird. — Hier ist offenbar das Sinsamiiiengehörige, 
wohl nur der Nachweisung der pall^ographischen Abwandlungen zu 
laebe, durch die dazwischen geschobenen Inschriften auseinan- 
dergerissen. Weit einfacher und natürlicher war es doch, erst 
Alles dasjenige übersichtlich zusammenzustellen, was entweder 
den Inschriften eigenthümllch ist oder zu deren Erläuterung in 
Bezug auf ihre Entstehung, Form, Schicksale u. s. w. gehört. 
Hätte der Verf. diesen Weg eingeschlagen, so würde er ohne er- 
hebliche Raumverschwendung ein vollstäifdiges und ansciuuiiches 
Bild von dem Wesen der griecluschen hischriften haben UeCem 



Fransii ElenifliitB ^igrapMcM Graecie, S57 

koimeB, wlbrend man steh jetzt- .dasselbe /«us, Aon dnreh* da 
Ganze verstreateii Elementen xasammensuchen muss, ja mehrere 
nicht unwesendiohe Elemente' ganz vermlsst, die bei zusammen* 
hängender Darstellung steh ganz von selbst dargeboten haben 
wurden* So wjrd'z. B. pag. ö f. ganz beiläufig und flüchtig über 
die Bescha^enheit und Fonn der Inschriften gesprochen, und das 
ist das Ganze, was man yon der eigentlichen Theorie zur Erkla-o 

~rung.4ler Inschriften erfährt. Da Hr. Fr. selbst sagt, weniger für 
^Eruditi^^ als für ^^Tirones^^ zu schreiben v so war es unerlässlicb, 
hier oder au einer, andern passlichen Stelle das Ganze jener Theo'» 
rie auf einige wenige das Wesen erschöpfende allgemeine Sätze 
zurücfanifähren, wobei aufmerksam zu machen war auf die Kenn- 
zeichen, woran man das Alter einer Inschrift erkennt, auf die 
Wichtigkeit des Fundorts (vgl. C. I. nr. 202 ff. mit nr. 2329), auf 
die poetische und prosaische Form, auf die Mittel der Ergänzung 
Terstümmeiter Inschriften u. s. w., woraus unter Verweisung tfuf 
die w^ter unten folgenden InschKft^en , welche nach diesen Kri-? 
terien auszuwählen waren , eine leicht fassiiche.und systemati« 
sehe Anleitung gebildet werden konnte* ' Von dem Allen erfährt 
man hier und di^ Einiges, nichts im Zusammenhange. Derselbe 
Fall ist es mit gewissen Eigenthiimlichkeiten der Inschriften. So 
z. B. findet man pag. 5. in der Anmerkung , einem verlorenen Po« 
sten gleich, eine Notiz über die auf Inschriften vorkommenden 
Basuren. Auch diess war nebst den verwandten Erscheinungen, 
alfrda sind Einschiebsel aller Art, Schreibfehler u. s. w., an ei- 
nem passlichen Orte im Zusammenbang und vollständig abzu- 
handeliv. Kurz es fehlt das System, man erhält kein vollkomme- 
nes und anschauliches Bild. 

Bec. ist zwar weit entfernt, auf seine Forschungen in die* 
aem Gebiete grosses Gewicht zu legen, allein er kann doi^h nicht 
umhin , — sei es auch nur um fernere Belehrung oder Zurecht- 

^ weifiung zu veranlassen •^— in deir Kürze Iner den Weg anzudeu* 
ten, welchen er bei seinen mehrmaligen Vorlesungen über die 
griechische Epigraphik eingeschlagen hat. Er pflegte nämlich 
das Ganze in vier Theilen abzuhandeln: I. paläogrqpktscher 
3%et7, 1) Alter der griechischen Schrift, das griechische Alpha- 
bet in seiner Entstehung und Fortbildung, Uebersicht sämmtlir 
eher Formen nebst Excurs über die Cursivschrift; 2) Interpun- 
ction, 3) Abbireviaturen (Ine], der Zahlzeichen)» 4) Schriftarten 
(ßovötgocpfjdov^ xtovf^doi/, 6toixiiid6iv u. s. w.); II, Hiai^ru 
scher Theil^ 1) Classification der Inschriften, nebst Abgabe 
der EJigenthümlichkeiten der einzelnen Classen, 2) Form der 
Inschriften (poetische, prosaische, gemischte u. s. w«), 3) Ab- 
fassung und Aufstellung der In8c]|rif|fe;n , 4) Sammlungen der- 
selben bei den Alten, d) Geschicliifie der Inschriften bis auf 
die neueste Zeit, (in sechs Penoden,. 1. altgriechische bis zum 
J*.146 y. Chr., % romiscbe bis »ir Trennung des Reichs 



S58 Eplgraplillr. ^ 

fai J. 305 n. Chr., 8. bymntibbche bis tiir Brobmiig Gonttmtl- 
ifopeh darch die Kreusfahrer im J. 1204 ^ 4. Mhkische bis zur 
Eroberung ConsUmtioopelfl durch die Tfkrken im J. 1453, 5. t%r- 
Kiflche bis lur Einaiidpation der Griechen im J. 1882, 6. neogrie* 
cbische bis auf die gegenwärtige Zeit) nebst Literatur; DI. M«o- 
reiischer Tkeil^ Anleitung aur Kritilc und BrldSrung der Inschrif- 
ten; IV. praktischer Theü^ Anwendung auf gegel>enie Beispiele. 

Nach diesen aiigemeinen Betrachtungen wenden wir uns zn 
den einzelnen Abschnitten und heben daraus besonder« difgenfgeo 
Puncte hervor, welche uns minder gelungen su sein und einer 
Berichtigung mehr oder weniger 2u bedikrfen sekein^n. 

|. Der erste Abschnitt, welcher die Introduoiiö enthUt, be- 
schäftigt sicir luUachst mit Feststeilung des Wesens und dea Um- 
fangs der Epfgraphilc. Hier sind wir mit dem Verf. in der Hanpt- 
s^he gani einverstanden, glauben ihm jedoch eine etwas aofM- 
lende Inconsequeni in der Befolgung der von Ihm selbst anfj^ 
Stellten GrundsStie nachweiset tu Icönnen, Mnsichtlich des Ge- 
brauchs n&mlid!i, welcher von den Aufschriften auf ThongeiSssen 
und Münsen fQr die Pallographie su machen ist Es heisst p. 2. 
„materiä epigraphices tituli sunt lapfdl Td metalio vel ligno vel 
supellectili cuicunque, ut gemmis, sigiliis, annulis, astragalis, 
tasia, ponderibus, ihscripti. ad quos qui pertinent nummi qiitnH 
quam communera habent cum illis palaeographiam, quum a typk, 
qüi potissima eis omamenta snbministrant, sejparail commode non 
possmtv libris nnmismaticis Iure relinquentur. item papyros qd 
Hon 'seiungendoB putet, viderit, ne ea addivelit, quae non epi- 
graphices sint potius quam rel ^iplomaticae proprio, numiiiis igi- 
tur et papyris ita tantum' locus edt in rebus epi^phicis, ntex 
Us desumatur, si quid valere ad cognoscendam palaeographiam vi- 
deatuf.^ Hierin ist doch gans deutlich und entschieden aus^ 
fiprochen, dass die Gefissinschrilten ohne Ausnahme In'däs Ge- 
biet der Epigraphik fallen. Wie kommt es also, dass Hr. Fr. 
mit Ausnahme weniger, von denen wir das DodwelF-sche GeRss 
und' besonders das unten niher au besprechende vascnium alpha- 
beticnm nennen, welches ihm fast ein instar omnhira ist, nur hier 
und da gelegentlich einmal auf diese Inschriften Rücksicht nimmt 
Und verichiedene Formen, in welchen dort einzelne BnchsUbeo 
erscheinen, {^nzlich mit Stillschweigen übergeht? Den Beweis 
freilich müssen wir bei dem Unvermögen, diese eigentburollchen 
Zeichen auf typographischem Wege 'aussudrücken, schuldig blei- 
ben ;Moch kann eich ein Jeder von der «Wahrheit unserer Be- 
hauptung überzeugen, wenii er die alphabetischen Verzeicbnisfle 
des Hrn. Fr. mit Gerhardts Rapport o intorno I vasi Volcenfi und 
besonder», der angehäneten Schrifttafel (in den Annalen des ar- 
chiol. Inst, zu Rom, ;L8S1. vol. 3. >. 1 — 270.) vergleicht. Es 
bt diess von um so mehr Gewicht, als, wihrend das Alter der 
meisten Steiirfnschrifften «us der frühesten Zdt sich nur nach pi- 



Pfusli El«nM»l» «figfaphicet 6ni«cM. . ^ßü 

liognpbiielieB GrBnden besttnuieii ligst, gendf« dk TlmifelliM 
YOA eineiii g%n% di^eiithniiilicheii uod auf beitiimiite Epochen hin- 
winneaden künstlerischen Gepiife sind, wie diess sehr treffend 
Ton Krämer in der Abhandlung über den Stil und die Herkunft 
der bemalten griechischen Thongefisse (Berlin 1837) ausgeführt 
ist. In Betreff der Miinsen und Papyrasrollen hingegen hat sich 
der Verf. diie Beschrinknng ailferlegt, wodurch allerdings die 
seltene Besiehung auf diese doppelte Classe alter Urkunden ge- 
rechtfertigt enchdnt Allein man erkennt leicht, wie Yag d6r 
Betriff des ^^Yalere ad cognoscendam palaeographiam^^ ist.. Als 
ob irgend ein auf Mfinsen oder alten Schriftrollen Torkommender 
Schriftsng nichts sur Kenntniss der Palaographie beitrüge, ^ir 
glauben dem Verf. in dieser Besiehung nicht Folge geben su dür- 
fen, sondern Tielmehr den Sats aufstellen su müssen, dus Alles, 
was von.Orlginalscbrift aus dem Alterthum Torbanden ist, ab 
Schrift auch in das Bereiidi der Palaographie, und da diese ein 
wesentlicher Bestandtheil der Epigraphik ist, auch in das Bereich . 
dieser su sieben sei. Es handelt sich hier nur um die Form der 
BuchsUben; Schrift bleibt Schrift, und diejenigen Griechen, 
Welche Münaen prigten , waren ja gans dieselben , welche audi 
die Steinschriften Terfertigten. Dasu kommt,, dass weder alle 
Inschriften noch alle Münsen vollständig auf uns gekommen sind, 
der eine Zweig der alten Schriftreste also sur Erginsung des an- 
dern dient. Dagegen sind wir^ns einverstanden ,'' dass die Auf- 
schriften der Münaen nidit als rehie Inschriften su betrachten, 
•aondern der Numismatik su näherer Beleuchtung vorsubehalten 
seien. Weniger schwierig sind wir endlich in Betreff der Papy- 
Tusrollen;, denn wiewohl auch ihnen ein bedeutendes paliographl- 
sches Moment nicht abgesprochen werden kann , so ist doch nur 
ein Thdl derselben in Capitalschrift, und auch dieser meist nicht 
in einer Capitalschrift geschrieben, sondern in jener freieren 
flüchtigeren Schrift, welche den nächsten Schritt sur Cursiv- 
schrift bildet 

II. de eoilectioniius inacripttonum graeearum. Die erste 
Hälfte dieses Abschnitts, welche die alte Zeit umfasst, ist buch- 
stäblich aus Böckh*6 praef, p. VIII sq. abgeschrieben, was wohl 
nicht hätte verschwiegen werden sollen. Bd Craterus fehlt hier 
wie bei Böckh die Stelle des Steph. Bys. s. ▼• ^mgog» Was über 
den Gebrauch, welchen die alten Schriftsteller von den Insdirif- 
ten machten, gesagt wird , ist überaus mager und kann von einem 
ieden, der nur dnigermaassen in den Alten belesen ist'^ leicht 
aus dem Gedächtnisse vervdlständigt werden , War übrigens von 
Bü^kh selbst nur beispielsweise gemeint und desshalb auch nur in 
dne Anmerkung verwiesen ; hier aber in einer Epigraphik konnte 
man wohl etwas Gründlicheres und Umfassenderes erwarten. In 
noch weit höherem Maassc gilt diese Rüge von der sweiten^ 
Hälfte, wekbe von den. neueren Sammlungen bandelt und eben^ 



i 



\ 



300 Epigr^pliik. 

falk Bom Thett m^ BSckb a. 0. mit 4efl8ea elgeDeii Werten ent* 
lehnt ist. Hier begnügt sich Hr. Fr. mit einer Verweisong auf 
die Bibliogntphie in Clirist's Abliandlungen und tragt bloss die 
neueren Sammlungen von Foeoeke, Padaiidi, Passionei,' Torre- 
inuzaa, Cbandler» Osann^ Rose, Vidua, Ross, Leake {wo aber 
das Hauptwerk , die Travels in nbrthern Greece mit 44 loschrif- 
tentafeln, fehlt) und Böckh nach. Wir bedauern es aufrichtig, 
dass der Verf., der gewiss hier Besseres, und Gründiioberes am 
geben im Stande war, die Sache so leicht genommen hat. Ge- 
wiss wir sind uns bewusst,, auf blosse Büchertitel nicht viel am 
geben; aber hier bei der ersten 'wissenschaftlichen Grundlegung 
' qer Epigraphik konnte doch wohl mit Fug und Recht eine volt- 
atandige Uebersicht der bisherigen Leistungen auf diesem Ge- 
biete verlangt werden. Die Verweisung auf Christ ist allerdings 
bequem; warum aber verwies Hr. Fr. nicht auch in Betreff der 
alten Sammler gleicif lieber auf Bockh, anstatt denselben Wort 
für Wort auszuschreiben? ^ Und warum besdiränkte er sich auf 
Angabe nur der grössern Sammlungen^ wobei jedoch Welcker 
und Andere vergessen sind, und ignorirte ganzlich die Leistun- 
. g^n eines Visconti, Letronne, Raoul-Rochette, Köhler und ao 
vieler Anderer? Dfe Literatur der Epigraphik muss also erst 
noch geschrieben, werden. ' 
. . III. de origirte alphabeU graecu Nachdem der Verf. die 
/. zahlreichen Traditionen der Griechen über die Erfindung ihres 
Alphabets vollständig ^angeführt und als unkritisch zurückgewie- 
sen , bleibt er bei dem phönizischen Ursprung desselben atehen 
und stellt zuförderst eine Vergleichung der beiden Alphabete an. 
So verdienstlich auch schon diese Zusammenstellung der wesent- 
lichen. Puncto ist, so vermissen wir doch auch hier eigene For- 
schung. Und doch war in dieser Beziehung eind abermalige Prü- 
fung und kritische Sichtung dessen , was man bisher als ausge- 
macht betracht|ste, sehr nothwendig. An dem phönizischen Ur- 
sprung des griechischen Alphabets zweifelt allerdings jetzt Nie- 
mand mehr 9 wohl aber bieten sich bei Betrachtung der Art und 
Weise dieser Uebertragung dem aufmerksamen Beobachter ein- 
zelne Puncto dar, welche nicht unerhebliche Zweifel erregen; 
wir meinen namentlich die Zischlaute. Rec. kann nicht umhin, 
bei dieser Gelegebheit seine eigene ganz unmassgebliche Ansicht 
über diesen schwierigen Gegenstand vorzutragen. „Alphabeti 
Phoenicii^S sagt der Verf. p. 15., „omnes viginti duas litteras cum 
I antiquis graecis congruere, nisi quod sibilantia sedes suas inal- 

l phabeto graeco permutarint, hodie nemo est qui ignoret. cf. 

^. Boeckh. Oecon. civ. Ath. IL p. 386. Gesen. moh. Phoen. p. 65.'^ 

Allein die Ansichten dieser beiden Forscher weichen ganz wesent- 
lich von einander ab. Böckh nimmt a. O. eine völlige Umstelluog 
der Zischlaute im griechischen Alphabet an. „Das Sain^S ^^8^ 
er, „ist das Xi {S)^ das Sade Zeta (Z), das Samech Sigma {£), 



Fransii Elementa epigraphicef Graecte.^ '861 

wie «Am die Kamen beweisen; da? Scfafn und Sin aber nlcbit 
anderes als der rohe, nur jm dorisch - äolischen Dialekt übrig ge-. 
bliebene Zischlaut, der wahrscheinlich wie Seh klang und S^ifi 
genannt wurde (Herod. I, 139^ Athen>' u. s. w.). ,,Zwar sprechen 
die Grammatiker so , als ob San Sigma gewesen sei; aber dec 
Name selbst beweiset die U«bereinknnft mit dem Schin oder gi^^^ 
Nun hat aber schon an und für vSich diese Umstellung etwas gann 
Unwahrscheinliches, wenn man einmal die Natur und Tendern 
des Alphabets bedenkt, in welchem jeder Buchstabe unabänder* 
Jjch seine Stellung behaupten muss ; wenn nicht Verwirrung aller 
Art, besonders in Betreff der numerischen Geltung der eiiaelnen 
Zeichen,. entstehen soll, und dann nach dem Grunde fragt, wel- 
cher möglicherweise diese seltsame Erscheinung herbeiführen 
konnte« Beckh selb^ weiss darauf nichts zu erwidern als „äugen* 
scheinlich, hat Willkür ihr Spiel getrieben>^ Allein eine Zeit wie 
die, wo jene Veränderung vor sich gegangen sein müsste, weiss 
nichts Ton Willknr, sondern handelt nach den Gesetzen der 
Nothwendigkeit und der naturgemässen Entwickelung. Prüft man 
aber B.'s oben mijtgetheille Ansicht näher, so muss gleich von 
vornherein Zeia nuk dem Spiele -gelassen werden; schon die 
Form ist rein die des phönizischen Sain und auch im Laut sind 
beide Zeichen identisch, wie sich daraus ergiebt, dass die Septua- 
ginta das Sain in Eigennamen gewöhnlich durch Z wiedergeben. 
Die Benennung Zeta aber mit Gesenius von mpm als der Feminin- 
form von ^f herzuleiten , ist wohl nicht rathsam ; sie ist wahr- 
scheinlich von den Griechen selbst analog mit den benachbarten 
Boclistaben Eta, Theta gebildet. Somit bliebe noch Xi und 
Sigma übrig. Esist allerdings durch die Namensähulichkeit sehr 
nahe gelegt, Sigma für identisch mit dem phönizischen Samech 
zu halten. Wie aber kam es, dass es seine Stelle im Alphabet 
verliess-und an diejenige trat, welche im Phönizischen durch 
Schin eingenommen wird^ Böckh betrachtet eben dieseS' Schin, 
welches dem dorisch -äolischen San seine Entstehung gegeben^ 
als den Vermittler. Allein diese Vermittlung können wir nicht 
gelten lassen , indem der Annahme des $an als eines besonderen 
wie Seh lautenden Buchstabens ein Missverständniss zum Grunde 
zu liegen scheint. Nicht die Grammatiker allein sprechen so, als 
ob San. Sigma gewesen sei, sondern schon Herodot, doch gewiss 
ein «Zeuge, welcher einer ganz verschiedenen Kategorie angehört, 
sagt 1, 139. yQci(ifia rd ^mgiisg ^Iv auv ^UovCt y "Icsvts da 
elyfipc. Nimmt man dazu noch das bekannte Pindariscbe <;ai; xiß- 
dakov^ die Buchstabirung der Becherinschrift bei Athen. 11. pag. 
466. un4 die Grabinschrift des Sophisten Thrasymaehus ebend. 
10. p, 454. (xoiivofia ^ijrcr, ^cJ, SXqxx, ödv, v, fix;, äk(pa^\lj ov, 
0av), so ist kein Zweifel,, dass San und Sigma nicht verschie- 
dene Buchstaben, sondern nur verschiedene Benennungen eines 
und desselben Buchstabens waren ;^ und wenn auch jiicht geiäugnet 



362 SpifMphlk. 

irerden soll, daw die Dörfer das S scUbfer, dem 8dl IhiiM 
aosspnichen, so fol^ doch daraas noch nicht, dass sie aadi ein 
iron dem reinen S verschiedenes Zeichen dafür hatten , eben lo 
wenig als a. B. die Schweizer für das S^ das sie wie Seh ansspre* 
ehen , ein hesonderes Zeichen haben. Derselben Ansicht Toa 
ier nrsprfknglichen Verschiedenheit des Si^n und Sig^ma ist noch 
Gesenius , nur dass er daraus eans andere und insbesondere snf 
die Erk^nmg der Verschiedenheit der iltesten Formen des 27 be- 
rechnete Folgerungen sieht, su denen sich auch Hr.* Fr. p. 16. 
belcennt. Die Griechen hätten nämlich von den Phdnisiem du 
Samech und das Sdun angenommen , ersteres unter dem Nameä 
SIgma und unter der Form ^ ^ letzteres unter dem Namen San 
und unter der Form Af ; als aber der rauhe zischende Laut dei 
letzteren mehr und mehr verschwand, wären nach und nach beide 
Buchstaben verschmolzen und zuletzt 'beide Zeichen identiscb för 
2Jgebraudit, beide Sigma genann^t und an die alte Stelle de« 
San genetzt worden, während der später erfundene Buchstabe Xf 
die alte Stelle des Sigma einnahm. Diese Ansicht hat unvettenn- 
bar etwas sehr Ansprechendes , ist aber keineswegs stichhdtfg, 
da sie einmal gegen die Identität des Sigma und San in der Art, 
wie dieselbe durch Herodot beglaubigt ist, streitet, und dann 
auch auf dem aller Logik spottenden Satze bertiht, dass der eine 
Buchstabe, den man beibehielt (Sigma), von seinem Platze weg- 
genommen und an die Stelle desjenigen gesetzt worden sei, den 
man als überflüssig ausstiess (San), was doch ganz widernatür- 
lich ist. Ward San ausgestossen , so wird desshalb Sigma noch 
nicht von seiner Stelle gerückt worden sein. Nimmt man daxu 
endlich noch die Unwahrsclieinlichkeit,' dass ein Alphabet, wel- 
ches, wie Hr. Franz p. 18. ganz richtig bemerkt, und fär den 
ähnlichen Fall der Uebersiedelnng -des griech. Alphabets nach 
Italien auch schon 0. Muller Etrusk. II. S. 292. bemerkt hat, 
nicht durch einmalige und einseitige , sondern durch mehrmalige 
und ah verschiedenen Pnncten bewerkstelligte Berührung mit den 
Phöniziern auf die Griechen übergangen war, späterhin wie ' 
durch allgeiheine Einstimmung eine solche durch keine Nothwen- 
digkeit gebotene organische Reform erfahren habe, ohne auch 
nur eine sichere Spur des vorigen Zustandes zurückzulassen , so 
wird es wohl mit diesen Ziischlauten eine andere und vielleicht 
folgende Bewandtniss gehabt haben. Ohne Zweifel nahmen die 
Griechen Von den Phöniziern nicht eine blosse Auswahl Ton Buch- 
Stäben, sondern, da es zugleich Zahlensystem war, — wovon 
wir ganz fest überzeugt sind, obwohl Andere daran zweifeln — 
das gapze Alphabet vollständig an, somit auch die vier Zischlaute 
Sain, Samech, Zade, Schin. Da sie jedoch in ihrer Sprache 
nicht ftir alle diese Laute etwas Entsprechendes fanden, so'sties' 
sen sie, wahrend sie alle vier als Zahlzeicheh f ortgebrauchten,' ans 
der Buchstab.9i)8chrift zwei, Samech und Zade, aus, und ge- 



PransH Elemtiite eftgrapUeei Graecacu 808 

brancliten &]n ab Z iinter dem Namen Zeta, Schfn ah 2? unter 
dem Namen 9an. Daa letztere sprach man anfan^ mit stark il- 
8<^faendem Hauche ans; nach und nach Terlor sich derselbe und 
Terhlieb nar im dorisch -üolischen Dialekte; die lonier gaben nun 
dem mehr lispelnden Laote im Gegensatx an dem aischenden San 
der^ Darier den^ neuen Namen Sigtna, Die Aehnllchkeit dieser 
Benennung nnt Samech ist dabei wahrscheinlich nur auflUig. Dia 
Formation des niyiia ist rein griechisch, es ist von 6l^m gebildet, 
wie ötlfiicc von cxl^w u. a. m. Hieraus ericlärt sich vielleicht die ^ 
Erscheinung, dass, wahrend alle übrigen Bnchstabenbenennun« 
gea indeclinabflia sind , iSlyfia davon eine Ausnahme macht Man 
vergL Xengph. Hell 4, 4, 10. tic tilypuxtu xäv döfdSav, Zwar 
eorrigirte hier schon Helladius (bei Phot BibL cod. 279. p. 5S2 A) 
ra ßlyfiet ta xäv ddMldav 9 und DIndorf ist ih|n hierill nachge* 
folgt; allein die Sache sdieint aus obigem Gesichtspnncte be* 
trachtetdenn doch nicht so gana ausgemacht zu sein. Was end- 
lich diAltesten Formen des Sigma betrifft, so ist man hier wohl^ 
etwas gar su bedenklich; von M war doch der Schritt au 2J nicht 
allaubedeutend, und die Reduction der 4 Striche auf 3 findet 
beim Iota etwas gana Analoges. — Ein anderer Process scheint 
mit Äi vorgegangen zu sein. An Jessen Stelle steht im Semiti* 
scheu- iSamec^; diess ward als überflüssig aus der Buchstaben« 
Schrift ausgestossen und nur als Zahlzeidien fortgebrancht; als 
aber später das Bedürfniss entstand, für d^n Laut X, den man 
bisher durch KS oder X£ bezeichnete , ein besonderes Zeichen 
au haben^ benutzte man dazu das überzählige phöniaische Samech • 
' und nannte es nach seinem nunmehrigen Klange und nach Analo« 
gie der benachbarten Buchstaben/ Xi. Die griechische Form 
kommt übrigens der phönizischen sehr nahe. — Zade endlich, 
welches sicher eine Zeit lang als Zahl sich hielt, verschwand mit 
der Reform^ welche im Laufe der Zeit die Art die Zahlen auszu- 
drucken erlitt, gänzlich aus dem griechischen Alphabet Erst 
spät, als man auf die LIteralaahlen zarückkam, tauchte etwas 
dem Aehnllches in dem Zeichen Sampi wieder auf, welches aber 
nun s^ine Stelle hinter £1 als ^0 erhielt, yielleicht benutzte 
man dazu das alte ausgefallene Zade. Doch kaiui es auch eine 
selbstständige Erfindtfng der Griechen sein. Der Name ist ^e 
chisch und hergenommen von der Aehnllchkeit der Verschlingung 
des Sigma (in der mondformigen Gestalt C) und des Pi , beiläufig 
wieder ein Beweis^ dass man San und Sigma für identisch hielt 
Wenn dagegen Böckh und Andere Sampi mit San ideiHifiziren , so 
müssen wir das nach dem bisher Gesagten ablehnen. Das ver- 
derbte Scholion zu Aristoph. Wölk. v. 23. giebt keine Garantie. 

Wir kehren zu Herrn Franz zurück. Auf die Auseinander» 
Setzung über den Zusammenhang des griechischen Alphabets ilnt 
dem pbSnizischen lässt derselbe pag. 17. eine Tafel folgen, auf 
welcher den phönizischen Schriftzeicheo die griechischen in ihrer 



364 Epigrapliik. 

▼ennatblicli alteflten F«f m gegeli&ber gestellt sind. Der Versuch 
ist zu laben, obgleich das Resultat immer misdich und mehr oder 
weniger unsicher bleiben wird. Hr. Fr. hat übersehen, dass, 
während die ältesten griechischen Schriftaeichen bis in das sech* 
Ate Jahrhundert v. Chr. zurückgehen v von phönizischen Schriftre- 
ilten sich nichts erhalten hat, was über das zweite Jahrhundert 
▼. Chr. hinaufreichte. Das Resultat also, welches yich aus einer 
siolchen Verglelchung ergiebt, wurde nur unter der unerweisli- 
chen und unwahrscheinUchen Voraussetzung, dass das phönizi- 
sche Alphabet seit der Zeit, wo es nach Griechenlifnd verpflanzt 
wurde, bis zu der, aus welcher wir Ueberreste besitzen, uuTer- 
Sndert dasselbe geblieben wäre, von einiger Bedeutung sein. Im 
Uebri^en sind die hier aus der grossen Masse variirenden Formen 
des phönizischen Alphabets ausgehobenen Zeichen nicht durch- 
gängig glücklich gewählt ; wir machen Insbesondere auf die erste 
Form des Jod und auf die des Mem und Schin aufmerksam, weU 
che, wie uns ein Sachverständiger versichert, gerade di#seltne- 
ven und weniger reinen sind , me sie nur auf einigen Maltesischen 
Inschriften vorkommen, die zuerst von Hamal^er Mise. Phoen. 
tab. 3, dann von Gesenius Mon. Phoen. p. 107 sqq. (vgl. tab. 8.) 
bekannt gemacht worden sind. 

Es folgen hierauf einige anderweite mieist treffende Bemer- 
kungen fiber die aus dem Phönizischen entnommenen griechischen 
Bachstaben , dann über die von den Griechen selbst hinzugefüg- 
ten STOXWa^ wobei der traditionelle Antheil des Epichar- 
mns auf die Erfindung oder richtiger Verallgemeinerung des Si 
und Wn der des Simonides auf die des H als Vocal und des Ä 
beschränkt wird. 

Ein interessantes und für die Form der älteren griechischen 
Schrift wichtiges Docnment ist das Vasculum alphabeticum , wel- 
ches Hr. Fr. pag. 22. in genauer Copie mittheilt. Dasselbe wtfrde 
in der Nahe des alten Agylla (Caere) gefunden und zuerst von 
Xepsios in den Annal. d. arch. Inst, zu Rom, vol. 8. p. 186 sqq., 
beschrieben. Es ist ein Geföss in Fiaschenform, um dessen Fnss 
herum das volle Alphabet und um dessen Bauch in ganz ^alter- 
thümlichen Schriftzugen Folgendes geschrieben steht : - 

3IBABTBE nrjrrrE ZIZAZTLE HIH/iHTHS 

0I@AeT®E MIMAMTME NINANTNE mnAHTnE 

QlQAflTQE mHASrSE WIWAWTVE OIOAQTOE 

TJTATTTE 

Hr. Fr. ver^eicht damit die bekannte grsmmatische Tragödie dea 
Kallias und verweist über diese auf Welcker im Rhdn. Mus» L 1. 
Dabei ist aber nicht zu übersehen, was zur Berichtigung der Wel- 
cker*schen Ansicht von Bergk comm. de ret. com. Att. p. 117 sq. 
bemerkt worden. Ueber das Gefäss selbst bemerkt der Vert 
bloM Folgendes: „qui autem in auperiore parte lusus syllabicttB 



FraniU iBleneata «i^grai^feet Graeeat, 985 

cfit^ in eo nonnoUa casn ärMtridque qnadl conflata Tideninr; nam 
nee cottgoDamm, qaae non omnes ad ayllalMa rediguntnr^ nee to- 
calittm ordo alpliabeticaa derFätur^ quam rem in tali monnmento ^ 
nöti premendam duoimus. n^e qaeinquain morabitiir lUteraram 
quarandamin atroqne titnlo diverBitaa;**^ mid in der Anmerkung: 
,,qui omniain ordioem voit consnetnm reflig^ere, in interpreUndo 
saepe labatur necease est artifieis , hon Utterati, manum habemna. 
qiuunqaani ne de quidem prarsna se ineptam praeboit/*' Es würde 
aber dem Leser gewiss willkommen gewesen sein, darüber, was 
es mit diesem Gewisse eigendich für eine Bewandtaisshabe, so- 
wohl Hrn. Fr.'s eigene Meinung y als auch die bereits Teröffent« 
liehte Anderer zn erfahren, aunäcbst.die von Lepsius, welche 
auch uns unbekannt ist ; daqn die , welche O. Jahn im Bullet d« 
arch. Instit 1838. p. 153. sq. aufgestellt hat Derselbe halt näm- 
Heh diese und ähnliche alphabetische Zusammenstellungen (wir 
fügen EU den dort genannten und zn den Ton Bm. Fr. auf der Ta« 
fei p. 22. noch mit verzeichneten Beispielen , von denen das eine 
Ton einem etrurischen Gefäss, das andere von der Wand einea 
etrurischen Grabes nach Lanzi's Angaben entnommen ist, noch 
h^nzu die beiden jetzt im Museum zu beiden befindlichen in Ae^ 
gypten gefundenen Alphabettafdn, welche Renvens in den Let- 
tre» hr Mr. Letronne, 3. p. 111 sq. ,~ beschreibt) für magische For* 
mulare. Diese Ansicht hat Manches für sich, doch scheint sie 
nicht auf alle Fülle anwendbar, erfordert wenigstens noch eine 
tiefere Erforschung der alten Magie. Näher liegt es, tmser Ge- 
fäss- als ein instructives Spielwerk für Kinder zu betrachten. Man 
schrieb das Alphabet und die ersten Anfänge der^Wortbildung 
nach der damals gangbaren Lautirmethode auf allerhand Gefasse 
und andere Gegenstai^e, um durch öfteren Anblick den Kindern 
die Sache gelaufig zu machen. Freilich ist die alphabetische For- 
mel auf' dem oberen Theil dea Geflsses unvoUsÜindig, ja die 
Buehstaben stehen nicht einmal in der richtigen Reihenfolge; 
allein der erste Umstand erkliirt sich durch den verhältnissmassig 
SU gerinaen Umfang des Gefasses, welcher das Alphabet Tollstan- 
dig durchzuführen nicht gestattete, wesshalb auch auf demFusse 
das ganze Alphabet nochmals Terzeichnet steht; der zweite Punct 
aber fÜlt wahrscheinlich dem Kunstler oder vielmehr dem Tüpfer 
surLast, der es bei dieser Fabrikarbeit nicht so genau nahm« 
Hr. Fr. aber ist für das „quanquam ne sie quidem prorsus se in- 
eptam praebuit^^ den Beweis schuldig geblieben. — Das Capitel 
achliesst mit einer Uebersloht der Olymp. 40—^80. bei den Do- 
riern, Aeolern und loniern gebräuefalich gewesenen Alphabete 
lind einem yergleichendcn Blick . auf das älteste lateinisdie 
Alphabet. 

IV. de aetate seripturae. Auch diese wichtige Frage, wor- 
über ganze Bücher geschrieben sind und noch werden geschrie« ^ 
.ben werden, wird ann^narisefa auf emigen wenigen 9mten abge- 



366 SpEgeai^fiife, 

dum. Ree» Ist jeieeh Efmr von/deii Yifleii, welche die S^Ae 
noch keineswegs als ahgemscht betrachten , und es daher nicht 
hiiligeil können , dass Hr. Fr. dieselbe nicht einer neuen gewis* 
senbaften undyoUstibidifen Prfifung nnterworfen bat. Derselbe 
gehört zur Nitasch'sohen Partei «nd kämpft mit dessen Gründen. 
Alle Hochachtnng vor dem verehrungswürdigen Nitssch. Wer 
aber nicht durch dessen Schriften schon voa der AiVahrlieit seiner 
Ansicht öberaeugt ist, der wird es durch die dietatorischen Satae 
des Hrn. Fr. gewiss nicht Es wird der Gegenpartei vorgeworfen, 
aie habe nicht bewiesen^ dass die Schreibkunst au Homer» Zeit * 
noch nicht in Gebrauch geweseu sei. Diess einmal zugegeben« 
womit beweist denn Hr. Fr.,' dass sie es wirklich warl Eben nur 
durch Abweisung der Grunde der Gegenpartei. Gleich alo ob 
dadurch, voransgesetst sie sei gelongeii, noch etwas Weitere« üs 
die UnzuUinglichkeit jener Grunde bewiesen wäire. Allein eben 
diese Abweisung ist so ausgeSsUen, dass sie nur als der flüchtige 
Ausdruck einer individ^Uen Ansicht, nicht aber als eigenllidie 
Widerlegung lietrachtet werden kann. Einzelnes stellt der Verf. 
<tOgar in einem unrichtigen Lochte ^dar, wie den G^^und, dass die 
homerischen Gesänge in ihrer ganzen Anlage und in ihrer metri- 
achen und sprachlichen Form lediglich auf mündliche Ueberlie- 
ferung berechnet waren (m. vgL Gf. Hermanns neuestes Pro- 
gramm „de iteratis apud Homerum^^), woraus er „memoriter 
carmina et inventa et tradita^^ macht und diess mit den Wortev 
widerlegt: „nam si illud probzbile est carmina meraoriter esse in- 
venta, quod nemo est qui non cohcedat, qon sequitur probabiie 
esse alterom, in ^uo carmina roemoriter tradita esse putentur.^^ 
Anderes übergeht er mit Stillschweigen^ wie a. B. die schon. von 
Wolf geltend gemachten iU^sten l^ncnnungen der Musen, die 
Zweifel der Alten selbst über die Bekanntschaft des Homer mit 
der Scfirdbkunst, die gändiche Unbekanntschaft damit, welche 
sich in den homerischen Gedichten ausspricht, insbesondere an 
den beiden bekannten Stellen der Ilias, 6, 168 ff. 7,175«:, 
1). a« m. Bei so flüchtiger Behandlung konnte Ae Sache nicht 
wohl weiter befördert oder gar zum Abschinas gebracht werden. 
V« de rßiione seribendi^ Toher Bovötgo^iov^ xtoi^dof% 
^xoiXijSqv u. andere Schriftarten. Wir vermissen hier eine £r- 
wahnimg der sogenannten Scriptura retrograde, welche erst bei* 
läufig pag. 55 erfolgt. Bisher kannte man von durchaus rfick- 
wärts geschriebenen Inschriften ausser der verdächtigen Four- 
mbnt'schen (0. 1. nr« 56) nur solche , welche aus einer einzigen 
Zeile besteben, wie sie auch auf lü^nzen voikommen; vgl. noch 
Paus. 5* 25, 5. Rec. glaubte diese Schriftart unter die Bustro- 
phedonschrift subsumiren zu müssen ; denn da man bei dieser sn- 
weilen von der rechten Se^e nach der linken zu schreiben anfing, 
so konnte man leicht auch ein einzelnes Wort oder eine einzehie 
Zeile ebenso scfaraben, was nun iBreUich, da kein zweitea Wort 



PraniU £l«iB«ate flf %fiqpl4eef OmcM. 673 

«der kdae iw«ite Zefle folgt, niclit als jSovtff^o^ify encheiaii 
obwohl es im Grunde nichts Anderes ist« Nun ist aber unter den 
sehr alten und unverdaohtigeii Inschriften Ton Thera eine f efun- 
den worden (nr. 6), welche ans zwei Zeilen besteht , die beide 
Ton der Rechten snir Linken geschrieben sind. In wie weit dieses 
seltene Beispiel eine besondere Schriftart begründe, überlassen 
wir dem Urtheil Anderer. Nacbstdem wäre eine deutlichere Hin-' 
Weisung auf Nr« 40 (C. I. nr. 9) idcht anpassend gewesen, indem 
dieselbe alle drei Scbriftarten, ßiyvöxQo^Sov^ tuovffiiVf otoc- 
X9^6v, in sich Tereiaiget. 

Hiermit schliesst die Introdoctio und es folgt Pars L (Jap. 1 
de tiUdis vetustisHmis. Diese fallen sXramtlich in die Zdt vas 
Oljsapf 40 *- 80. Von diesen ^werden hier ni^chst den iwanaig iqi 
Jahre 1835 von Prokeach auf d^r Insel Thera gefundenen aus dem 
C. I. mr. 2. 3. 4. 6. 7. IL 16. 17. 29 mitgetheUt, wobei noch nr. 
1. 5. 10. 13. 14. 15. 18. 19. 2L 23. 27. 28. 32. 35. 36. 40. 41. 42. 
mit in Vergleichung genommen wmlett. Ana ^ diesen hat der 
Verl p. 40 — 48 die verschiedenen Formen der einseinen Bueh- 
alaben an ein'er sehr lauten Uebersieht susammengestelit Dasa 
Gefilsse und Münaenscbriften nur unvoUkommen benutat sind« 
ist sdion oben bemerkt Von den auf eigentlichen Inschriften tmt- 
kommeaden Formen haben wir nur sehr Weniges yermisst, wie 
sb B* das P aus nr. 14, das T in Kreuaeaform aus nr. 41, das 
qtiadrate aus nr. 1|. Unter einaelnen Buchstaben, wie be* 
sonders unter Iota, ist der Verf. etwas an sehr geneigt, gana un- 
bedeutende Abweichungen, welche bei d«r bald grösseren bald 
gwingeren Geschioklichkett der Yerfertiger gana unvermeidlich 
waren , gleich au besonderen Fonnen an stempeln. -^ Hierauf 
wird das Orthographische und die Int^unction auf Inschnftea 
dieser Epoche behandelt Letat^e wire vielleicht passender un- 
g^reuit in «inem besonderen Abschnitte oder, da aie eigentlieh 
bÄeqiunotion in unserem Sinne gar nicht i^nannt werden kawi, 
sogldcb mit im 4. Cap. der 2. Appendix abgehandelt worden. Vgl 
pag. 111. 128. 151. 375. — Ea folgen pag. 51 die Inschriften 
dieses Zdtraumes selbst, worüber wir uns am Seblusse nodi Ei-* 
idgcyi au bemerken vorbehalten. Daran schliesst sieb eine Appca»- 
dix , worin der Betraf, der von alter Zeit her aehon sein Wesen 
in der Epigraphik getrieben, durch seine verachiedenen Stadien 
verfolgt wird. Zuerst werden die angeblidien Inachriften aus der 
myChl^chen Zeit betrachtet, dann einige mitgetheUt, welche in 
später Zeit verfasst, ehie aUerthilmliche FM>m der. Sduriflatige 
aSectiren (C. L nr. 8. 20. 25. 26. 34. 38), endlich einige unechte 
mia Fourmont's Fabrik (C. I. nr. 44 45. 60) und die des Betrü- 
gers Petrisaopulo (nr. 4o). lieber Fourmoot selbst, diese merk- 
würdige EracheinuAg. auf dem Gebiete der Epigr^bik, a<dlte 
^ man ubrigena mit Eecht hiar emige nähere Anakioift erwarten. 



im Bplgrapblk. 

Boch Hr. Fr. begntgt ddi abermdi mii einer UostesVerwelsBiig' 
infBöckh. 

Pars IT. Ctp. 1. tituli Attid et Iimid ante Oljmp, 80. § 1. 
titnli Attid (C. I. nr. 9. 12. 22. 33), § 2. tttaU lonid (C. 1. nr. 
10. 30. 3044). Cap. 2. titali ab Ol. 80- 86. $ 1. Attfd (C. I. nr. 
71. 165. und dne daaelbst noch hidit edirte) §2.D(M4d(C. I. 
nr. 24. 166). Cap. 3. titnU ab OL 86—94, 2. (C. I. nr. 76. 142: 
147. 148. und eine daadbst noch nicht belcannt gemachte), rihnmt^ 
lieh attisch. Alien diesen AlKMÜbnitten sind Einleitungen §foer dtt 
Orthographische und Ueberaichten der Alphabete ▼orausgeschiekt 
Die Periodisirung ist ganz passend und tergegenwirtiget sehr gut 
die ailmäUge EntwiclLelung und Fortsehreitung des attischen Al- 
phaliets. Cap. 4. titnli ab Ol. 94, 2. usqne ad aetatem qua Rsosat 
Crraedam intrarunt ol. 158. a. u. c. 608. Den Anftngspnnct bil- 
det die Einfihhmng des ionischen Alphabets in die attisdiea 
Staatsschriftai. V&et macht sich wiederum der Mangel einer 
passenden Anordnung recht fShibar. Anstatt n&miich einieknngs- 
vrdse dieses fSr die EpigrapUk so wichtige Ereigniss mit sdn^n 
Grfinden und Folgen aurfuhrlic|i su l>esprechen, muss Hr. Fr« 
auf pag. 24 zurttdc verweisen^ wo er an gans unpassender Stelle 
in einer Anmerkung einiges Wenige darüber gesagt, dass seboa 
tror dieser Einführung Ton Staatswegen den Atfienem dasionnche 
Alphabet bekannt war, nichts aber über den Grund dieser Neue- 
rung , wddier jedenfalls darin au suchen ist, dass die Steiahauer 
mit dieser Kenntniss kokettirten und den von Staatswegen anbe- 
fohlenen Inschriften durch willkuriicbe Vermischung Mder Al- 
phabete ein buntifcheckiges , dem Auge dnes Atii^ieca gewiss 
anstössigea Ansehn gaben. M. vgl. auch was über die Ifitwir» 
fcung des KaUias von Berek d. rd. com. Att. p. 118 gesagt ist. 
Uebrigens verfolgt der l^rf. hier denselben Weg wie bd den 
früheren Epochen, stellt zuerM das Alphabet auf (woliei wir je- 
doch nicht einsehen, warum die runden Formen des £, £ubiI 
A übergangen sind, deren Ursprung doch pag. 231 .bia in die 
Zeiten Alexanders von Macedonien vafolgt wird, und welche auf 
Inschriften in Aegypten schon nur Zeit der ersten Ptolemler for- 
kommen, ja bei Hrn. Fr. ^selbst schon auf der laschr. nr. 87; 
welche 'er ausdrücklich vor Ol. 158 ansetat), knüpft daran dss 
Orthographische und lasst dann unter Angabe der übrigen hierher 
gehörigen Inschriften aus dem Corp. Inscr. erst die aftischen nr. 
84. 85»>-403. 107. 124. 150; 214. &l. 222. 224. 225. 530. 539. 
2139. 2246, dann die ionischen, fiolisdien, dorischen nr. 11^* 
1325. 1511. 1569. 1693. 1814.2008. 2166. 2286.2350. 2S51. 
2451. 2556. 2617. 2691. und awd daselbst noch nicht edirte fol- 
gen. — Oap. 5. tituli ab epocha qua Graeoia in provinciam re^ 
dacta est a.<u. c* 608 (Ol. 158) usque ad principatum Augusti poflt 
Actiacam pugaam a. u. c. 724, mit den Inschriften ims dem & L 
nr. 357. 358. 1053. 1756. 2056. 2140. 2215. 2279. 2285'»* - 



BkBMpli c|p%a|iliiDei 



Cii|^ & tiiiiB«friMiptte Aagvtt «. n. c 7S4.«twai]¥p. 

Chr. n. «KsiainB. Ifier Uüfea «ich die AhwcidiM^m !■ 4w 
idpiidNsIkdm FonMB «MBemrdcatKcfc. Büar VoC Ittt «e De- 
lienodif dadurdi sb erteu^lem jgotmdd^ dats er saent die «n 
bävfi^Blen verluuMacadea Foiaee randdttel,, und daruff dKe 
fiekaerai £»lgeB itet VlcUeiclit wäre us der leixteree CImm 
Emi^eg besBcr mit In die erslefe hinüber genenunen werden. 
Was JbJer nemtdie VellttiBdiglodt heldflft, ee bleik a^A Eini- 
ges M wm«ciieB Skng. Wir Temiisen tilgende Femen: die 
drei des £; aus C. Lw. 778, 1^0 «nd 1033, die des Z nns nr. 
2700' , wekbe anck asf Mnnneniren Saidet^ Zafc^ÜMS^ Tem- 
MB B. a. TorkooEmt, die des Inrit xwci Pndkien ans nr. 385, 405, 
425| 2100, die des ilf ans nr. 2335, die des JV^ ans nr« 825, die 
drei lUss S' «IS nr. 24fi, 402, IISO «ndlQOO, die des Hwa» nr. 
3117, die dra des P^ob nr. 778, 1508 (welche ven der |n^ 245 
«ngrgrhnir« Tcndneden sn sdn scheiai) and 2747, die swei 
des £ aus nr. 1520 wd 2007 {weiche pa^. 246 «k euMr^twas 
vecfichiedenea idend£zirt Isl), die amahiifenaii vodieoimende des 
r, wie nr. 1168, 122», 1322, 1933, 2056 2061, 2162, 2217, 
2388 n. s. w,, dcnftic i c hcn die ans nr. 3092, die des ^ «ns nr. 
2037, die des Xans nr. 204, die des ^^ans nr. 349, «iidÜch bei 
Aeilein seh« Fennen, die 4rei enC den wnicaischen fasehriften 
nr. 2863 nnd 2864, die anf den Inschriften ven fitMtnsioea nc; 
2715 ff., i:on Biihesiis nr. 2985, die nweinnCiaeed.Inschr.nc 
1449, 1456, 1464, dw a«f einer kephiücw. Inechr.nc 1932, die 
anf einer canTr. nr. 1933 nnd einer aneed. «r. 2001, endlich die 
adEeinerlBSchr. Ten TciMsar. 2335. Andems isl nnsicherndcr 
unbegrividet, wie|ia^245: Sias il# aas nc 2018, weld« dmt 
anders gfdbnnt nnd ulMi^ens als aas / nnd J>/nniiiSHMniny tm^tM 
meM gena an ecfcennen ist, desgWcheai daselbst die vierte Fenn 
des ^angdOich ansang 1151, wn aber der ündulahe enie ^snn 
andere Form hat, dieseflbe welche ^eich damnf ans nr. 1208 an- 
geführt wird; — das O pa§. 246 gehoii, wie anch ans den an- 
l^efiihitoB Qneikn an ersdhen ist^ in eine weit frihete Periode. 
Z«wdlefl felüt die nähere. Aufgabe der Inschrift ^nas, wiefis^ 

245 «ntcr FmdH, deeglelGhen fnr die qnadnte nnd cnrsii^älMi- 
liehe Fm« des d^, oh^pi^ daese f^ 244 £ unter die gewnha- 
Heben Feranen ge«teUt eind, — anderwärts non Theii, wie fia». 

246 bei der cweiten Fo« des T Aer auf das G. L Add. nr. 91«, 
bei der sedisten des i2 auf die kratens. insohr, nr 2579 nn ver- 
weisen war, beiliaf^ aadi bei Aer fiaftea des MfMg^ 245 anf* 
das angfeblieh pelaagbche Alphabet iai Rdiet des steh, inst t. 
1838 verwieseil werden kennte . Euneincs endlich ist »cht ge* 
nng herrorgdiobeB , wie x. B. die dem ist. W nahe hrnnsseade 
Form des «^ weldie in dem Han^fcrEeiohaisBe ganx fehlt und 
nur irelegentiich dnmal pa^ 245 angeführt wird, obgicidi sie 
sclir liäufig, viel öfter als die im genihalicdien Ai^ah^ fag. 244 

A\ Jaürb. /• PMU u. Päd. od, Krit. BibL Dd. XXPL, BfL 4. 24 



S70 Eris'^rJkik. 

iWRiädMMie ▼enraadte F«nn mit p^rpentfcbliKii Scitaiistridiea, 
▼MkoMnit, wie ar. 227, 330, 480^ 490, 1180, u. s. w. , moch muf 
MuBzca Ton Tnpexaat Bod Cilidea. — Vob lasdirifteB dieser 
Periode iiebuideU Hr. Fr. aas C. I. bt. 191, 205, 270, 274% 
287, 309« 311, 34J, 349, 360, 361, 372, 400, 477, 1073, 107^ 
1077, 107», 1124, 1216, 1218, 1297, 1317, 1318, 1321, 1323, 
1348, 1395, 1522, 1620, 1714, 1732, 1736, 1737, 1879, 1879" , 
2020, 2022, 2023, 2047, 2060, 2109^; 2154, 2282, 2454, 2457, 
2502, 2572, 2503, 2629, 2682, 2696, 2697, 2743« 2878, 2911. 

•AypeniU L de formulU iüulorum^ pa^. 813-— 345. Cap« 
1. de aeüi reipsbUcae et BBiYersiUtBia. Cap. 2. de cataio^ 
Cap. 3. de ütuin hoBsrariis, dedicatoriis, toütIs. Cap. 4. de 
lenninis et sionlibus (?). Cap. 5. de ülalis s^ulcralibus. Cap. 6. 
de tilBiis Tariae aopellectilis et aotis artificum. = — Unstreitig ist 
aachst dem paliofn^pkisehen dieser Theil mit besoadere ^iückli- 
efaem Erfolg bearbeitet uad wegea seiaer allgemeiaerea Besiehun- 
fea dem Stoditun der AltertbKODsforscher gaax Torzagilch za em- 
pfehlea.« Dasa Einseines sieh aacbsatragea findet, ist bd der 
UmfiagUchkeit des Gegenstandes anf der einen und bei dem 
Streben des Verf. nadi Kürze aaf der aadern Seite nicht an Ter- 
^utoden nad Ihat der Tachtigkeit des Gaasea keinen grosaea ESn^ 
trag. So s. B. wäre die Art und Weise, wie aof Inschriften die 
Jahre duicb Zahlen beaeidiaet werdea, |iag. 336 etwas weiter sa 
verfolgen, oder noch besser dieser wichtige Gegenstand nicht so 
bellänfig unter den titalis hoaorariis et de«Kcstoriis, soadera io 
einem besondem Aiischnitta aasfikliriich absnhandeln gewesen* 
Gleich das ist aazareielielid , was über die Olympiadea gesagt ist. 
Hier war es gewiss nicht überfiansig, annaehst, da es pag. 277 
bei Behandlung der betreffenden Inschrift 119 (C. I. nr. 2682) 
nicht geschehen ist, dei* Zweifel ^ug^edenken, welche überhaupt 
fegen den Gebraadi der Olympiadenrechaoag anf Inschriften 
noch neuerdings erhoben worden (vergL Encycl. v. Ersch und 
Graber 8. 111. Bd. 3^ p» 168) , und dsnn, wie es beispielweise In 
der Anmerkung geschehen ist, auch die proviasielien Olympiaden 
Im Zutammenhange au erörtern (rgl. Grnter p. 314, 1. Caylus 
Reo. d' anti^. 2. tab. 63. 64. n. s. w.). Von den Epochen ferner 
Ist aar die Achaica und Bosporana angeführt. Zu den Beispielea 
der ersteren Art tragen wir nach C. L an 1062, au denen der 
letateren nr. 2114% 2126^-. Gana übergangen Ist die aera Actiaca 
nr. 1965, 1971, nnd ronüglioh 1970 mit der eigenlhnmlichen 
doppelten Aagab§ irovg gllPvöv «ol B7, wo die erstere Jahr« 
aahl der Actiaca, die letztere der Achaica angehört, was auch 
auf Miuiaen vorkommt, wie aaf einer tob Antiochia gA und ^N^ 
erstres nach der Actiaca, letatres nach der Caesariana vom J. 
705. Ein Gebrauch, welcher nicht zu übergehen war. Auch die 
Indiction^n ( nr. 2746 ) und die Wel^^hre (Miirat p. 268, 3. 
Placeni pakegr. p. 33.) verdienten Berüdsichtigung. 



Franiii EleAieiia «rig^mpiiicM Giti«aie. S71 

Appendix IL de aompendio Bur^turae fäg. 346 — 576. 
Cap. 1. de notis nameralibiiii. Auch nienu erlauben whr xttiü 
eklige Bemerknngpcn* Fn§. 347 kf ea iiiher\ fiberior, wdchea 
nichi^blos ihnlkhe Form ist, auf Hmner fiiad. 4, 437. I84 354. 
21, 569. zu verweisen. — Pa;. 849. Z. 8. maaa ea helaaen 1837. 
nr. 13. loschr. 6. 7 und 7". fibendanelbat mnaate envihnt wer- 
den , daaa dieselbe Art der ZaMbeseielmttnf in aehr aptfter ZeM 
anf Inschriften wiederkehrt ; vgl. Grnter p. 968, 7. Reinei. et. 
14, 30. p. 730. Don! d. 10, 38. p. 362. OoH P. I. p. 50, 97. — 
Pa^. 350 a. E füge hinsti Reiivena lettrea ä Mr. Letronne, 3.p. 
Ö4. — Pa^. 851. würde unter der Zahl Sechs eine specielle Auf- 
gabe der Formen des imiaiißüP ßav auf Munten nach Eckhei 
sehr erwünscht gewesen sehr. Von Inschriften shid hier C. f. 
nr. 2114% 2573, 2579 übersehen. •-- Pag. 353. w8re es nkht 
unpassend gewesen sn erwähnen, dass Prideanx, Corslni n. A. m. 
das M fälgchlich als Zeichen für die Mine genommen haben. — 
Cap. 2. de doctihua ligmtis. Cap. 3. de Tocabulls decurtatis nebai 
Index 8iglormn,s einma) ex aetate ante dominationem Romadam 
(wofür namentlich die neuentdeckten'nnd von Bockhnor Heraus-* 
gäbe Torbereiteten , das attische Seewesen betreffende Ins<teiften 
eine reiche Ausbeute gewihrten) , dann ex aetate Roraana , ein 
Abschnitt, wdcher, weasi er auch ntdltgam voliatindig sein sollte, 
doch mit grüsster Anerkennung aufgenommen xn werden verdient. 
— Cap. 4. de sigüs qulbusdam pecnlkirlbus. Hier kiinnen wii* 
nicht mit Hrn. Fr. übereinsdmmen, wenn er pag. 375 luversüeht- 
lieh behauptet, das A oder gewöhnlicher L, welches iii der Re- 
gel in Verbindtfng mit Zahlen und awar mit Jahraahfen vorkommt, 
sei nicht als Abbreviatur von jfvKojJtf 9 y sondern als em Zelehen 
xn betrachten , welehes wie so viele «ndere keine etgentlkhe Be- 
deutung habe nnd nur daxu diene, irgend einen Punlel eiis deto 
Texte für dae Auge hervonuheben. Alleki der VerfiMser kann 
nur ein eineiges abweiehendds Beispiel ans C. L nr. ä02d anliih'- 
ren , wo KäU Abbrevlatni^ vpii xal in den Winkel eines L geteül 
crscheUit. Ob diese Inscfirift richtig copirl Ist sMU dahim Senat 
ist der Gebrauch des A und L bei Jahmahlen auf Inschriften wie 
auf Papymsrollen und Münzen au coastant, als dass man dfe 
Wahl gerade dieses Zeleheas für xHttlHg erachten könnte. Uebrl- 
gen» findet sich das Wort selbst oft ansgeschvleb€n, nr. Ii36, 
2237, 3019, hier freilidi für die hi Frage stehende Abbrevister 
von keiner Bedeutung, wichtiger dieselbe Erscfaeineng auf einer 
alexandrin Münxe bei Eckhel und bei demselben 4, p. 394. offen- 
bar als Abbreviatur h.SAA. Die Form L aber wihtte man , um' 
die Verwechselung mit A (dreissig) xn vef meld^. ^ Unter den 
hierauf feigenden Zeichen vermlasen wir einige, wiewohl das 
ziemHch nnerbeUichlst; vgl. C. L nr. 270, 272^, 963, 1906, 2579, 
2724, 2746, 2820. Am Binde der Seite sind als Beiapiele for «e 
Absetsung der einzelnen Worte noch hinsuauCigen nr* 606^ 740, 

24* 



372 K^lgrarlilk. 

USe, 215S, 2154^ frdaMifMter 4cr t«b Yevf. adist angegebenen 
BeH^rinkong. * * 

Nachdem wir «o denjenigen Tiieil , «ddicn wir in einer Epi- 
puphlic fnr den weaentKcbaCen halten, einer ansfUirlichen Bear- 
tbeilang nnterwarlen haben , bleilit nna nur Weniges aber den 
andern, welchen dieselbe nit jeder Insdiriftenaaininlang gemein 
hUt^ aber die 4arin enthaltenen Iniehriften selbst and dereh Be- 
haodloog zu bemericen nbrig. Ihre Zahl belanft sich anf 152« 
Nicht leugnen Ivsst sich swar, dass dieselben ans der gaosen 
Masse verstindig nnd dem Zwecke einer Epigraphik angemessen 
gewählt sind; doch schlicsst dies ZugesOndniss die Mögliclikeit 
einer noch sweckroissigem Wahl nicht ans. Yen diesen 152 In- 
schriften oämKch sind nr. 1 — 20 die mehrfach erwähnten in Thera 
{efandeaea.und bisher nur Ton Böckh inlden Abhh. der BerL Akad« 
830. S. 41 ff. edirten , nr. 49 u. 52 neuerdings In den Propyläen 
gefunden und von Hm. Fr. selbst schon In den Annal. d. archlol. 
Inst. Tol. 8, 1. S. 123 und 128, dannimHalL arehiol. InteH. BL 
1837 nr.3. 4. bekannt gemacht, nr..81 entnommen ans Letronnea 
Recherch« pour servir k Tbist. d*Bg. p. 5. sq., nr. 89 im J. 1833 zn 
Taormina gefunden und vom Verf. gleichfalls in den* Annal. d. 
arch. Inst rol. X, 1. edirt Die sammtlichen übrigen 128 sind ans 
Böckh's Corp. inscr. entnomiiien. Wir können nicht umhin den 
Wunsch' auszusprechen, es mochte Hrn. Fr. gdUlen haben, 
durch Aufqnhnie einer grösseren 2ahl der in diesem Weike bisher 
noch nkht enthaltenen Inschriften daa falteresse der Besitzer des- 
selben In etwas höherem Grade wahrzunehmen. Ihnen wenig- 
stens bringt in der gegenwäiiigen Gestalt seine Sammlnjig nur 
wenig Vorllieil, zninal da der Verf. , wie er selbst gesteht, sich 
genau und nur nnt wenigen Abweichnngen, von denen er die bei 
nr. 17 (nadi der znverlissigeren Copie von Boss) nnd nr. 197 (wo- 
von die ehie Böckh damals noch unbekannte Hillte Im J. 1836 
anf der AkropoUs ausgegraben wurde) namhaft madit, den Böekh^- 
scben Erklarnngen anadüiesst. Man kann dies Im AUgemeinen 
nur billigen und mussdeti ausgesprochenen Gmndsatif „indignum 
a bene inventis recedere^^ unbedingt unterschreiben. Aber eben 
über das „^e Inventa^ Ist sich Hr. Fr. wohl nicht immer ganz 
klar gewesen. Man rergl. z. B. die Art und Weise, wie unter nr. 
32 die bekaunte und vielbesprochene signische Inschrift behandelt 
Ist. In der Brklärang der eben so bekannten HermenlnschrIfk 
unter nr. 41 weicht er zwar In einigen Puncten von Böckh ab; ob 
aber die Wiederherstellung des Verses in dieser Fassung — Iv 
liiötp üid 0gt9i£ TS xal atffco^, avBQ^ od"EQpLfig — gegluckt 
sei, lassen wir billig dahingestellt sein. Beiläufig war es gewiss 
f&r die „Tirones^^ sehr inatructiv, ausser auf Hermann*s Kritik, 
auch auf die obgleich nicht zn billigende Behandlung dieser In- 
schrift bei Knise Hellas I. S. 579, in Jahn's Archiv V. 3. S. 336. 
und. bei Bode Gesch. d. hellen. Dtehtk. IL 1. S. 137 f. Bückaicht 



Gcriacli: DerTv^ tt^ Scipio'AemiUannf. 373 

zu nehmen. Bfe Entschiildi^n^ ,,de indnstrfa'non bmnU tfiigf- 
mos, qnae de hoc titnto restftiiendo viri docfi prohiltsnirit^*' be- 
weist, d«s8derHerati9geher mltdi^en nnd ähnUcheri Vetsucheh 
keineswegs unbekannt war. Eben so wenig aber wird es ihm andi 
ent^ngen sein, dass «s in Sachen der Kritik und EfklSrnng fnr 
Anfön^er höchst crs[ir}es^Jich ist, wenn ihnen mitunter einmal 
auch' nnd Ewar recht augenHlllig P^^^S^ ^rd ^ wie sie ev nicht 
machen sollen. Aus eben dem Grtmde bitten wir es auch nicht 
ungern gesehen; wenn bei der tabula PetiJiensfe unter nr. 28 dib 
grandios -aib^me ErMinmg Tgnaira^s mitgetheflt worden wSfe. 
IHe KlHiEe des Verf. bei ErkHIrung der Inschriften an sldi c^rkcij^- 
•neii wir sehr gern als einen grossen' Vorzug an; nur kann di^elB^ 
aidit diirchgingig und fUr alle FSIIe als Norm betrachtet werden. 
Man f^el knra . tinr am rechten Flecke. 

Noch milssen wir sehliessKch die grosse Unbequemlichkeit 
rngen, welche f3r den Leser nnd insbesondere fSr den Besit^ör 
der Bochh'sdien Samminng daraus erwachsen ist,' dass nicht alle- 
mal gleich bei jeder a«a derselben 'entlehntet Trtschrlft , was dbcli 
das Einfachste und NatSrlithst^/war, b^meAt ist, wo dieselbe 
dort zu finden, aondernerat am Schlüsse auf ieihem besondereta 
Blatte. "/, 

jf. Westermann. 



Der .Tod;d0sPublius,CQ^n9li9ts Soif^i^ J^miii4i^ 

fHAS», ISfO^ l^tj(<i^cl|a :|Ji||MP««i<:lMMg HQ^ Mr^ Ot- <iferliMfc,Jfaol. ' 
. der aUea.Litei;iUnr.aa. ditr UiOvarMaU. BomI» > Jla«alv l^rdsktiill 
Verlag TPD J$aa^:iind Maff 1839. . ;•( • . , < .^ 

Der Tod des jungem Scipio war für die Zeitgenoiiseri h^- 
reüs kl dtt so nnaafkltfrbates B^kcil >eii1llfl, diä Verrf^)edeu- 
stell Vermuthimg^n' «her denselben trugen s!di ^<;hbif 'lletbh ntiUi 
•einem Eintreten in dem Munde des VblR^s heroYn,' tiiilf habeh 
«Üh im LiNilb der Keil so gemehrt und H^erwirrt, dass es fttf un-- 
sere Tage. fast umnöglieh erscheint ^ dicsRfthsel sn Tl&ien^ unf 
riiihere 6riinde*beiani^hren , die filr die thtt oder andere Ansichi; 
entscheiden lassen. Vol* Hrn. Prof. Oerlachs Schriftcheii sind zWd 
bekannt, die denselben Gegeni^tand behandeln:' Pubfn Cornel^ 
Sciplonis Aemiliani Afiicani minoris Tita vel eins dfspetsae pothis 
reftiquiae, ex mültis piiobaliSsimoTHm anctornm sciipfts collcctae 
et in ordinem sc modieiira qnclddam corpus redactsie per jlntonf- 
um Bendineiihim Luceemem. edit 4. cura et studio hidori Bi- 
ancki HanoT. 177«. 05 pag. 8. , eine Schrifl:, die W. Prof. Ger- 
lach nicht benntate, auch mir niemals zu Gericht gekommen isl^ ^ 
und sodann \Ui Tbeöphill Scheu de inörte Sdpionis Africani Mi- 
noris «quaqde aoctdribusdissertatto Hlsforico-Critica pHmum edita 
Viteberpe MDCCCIX., die bekänntKch durch einen Abdruck hl 



374 , Gcie Siebte; 

Beter» Anügale toq Cicero de aoricMia mclirveriireitelbt^ und 
die Ansicht darchsttfuhren rersiicht, dags Scipios -Tod ein otliir- 
Jicher war und in Folf e körperHcher g^vrohl alt geistiger Aufre^ 
gnng nqd Aiifreiluing herb^gefubrt fei. 

G^g^ diese Meinong ist nun Hr. Proü Gerlach in seiner 
Abbfwdliing^cnisduedieaeufgetveten, und hat einen bisher onbe- 
Achteteja Weg der Uniersucbung emgescbbgen, der ihm als Phi^ 
j(elegea aowQhl wie auch als Gescbiphtaforsdher alle Bhre aiaeht. 
Er geht Jiierbei niiiinlich tob der. Eniwiokelong des remischen 
Staates in damaliger Zelt , xwfk dem Zustande desseihen^ Ton der 
jPeivönlichkeit des Scipio, i^on seinem Einfless mtf die CJesteltung 
der Bepublik, und auf die einzelnen Bewegungen^ in derselben 
aus, und schildert uns Jilur, deutlich und mit grfsser Belesenheift 
die eigenthümliche Farbe d^r VerliäJitiiisse awischen der ooraetl- 
scheq und sempronischen Fa«iüie« Vora&glieh und gewiss mit 
vollem Recht, ist vor der sehr verbreiteten Ansidit gewarnt^ den 
Seipio als eia Parieihanpt« als eine Siütxe der Aristokratie au 
betrachten, seitdem sein Sinn sich «gegen die Oracchen gewandt, 
lind er offenkundig seine Billigung über die Ermordtmg des Tibe- 
rius durch jenen homerischen Vers an.deO; Tag gelegthatte. Die 
Darstellung des eigeDtliümllchen Charakters und der VerhiHtnsBse 
des Seipio ist, wie sie den grössten Theil des Buches in An- 
spruch nimmt, so auch gewiss die gelungenste und fleissigste, 
und wenn schon Manches im Einzelnen sich findet, dem^ Referent 
nicht unbedingt Glauben schenken möchte, so Verschwindet die- 
se» Einaelne gegen die Menge des IVefßichen und Giediegenen. 
Dcbrigeos hat Ref. aid» diesen Tlvril der Arbeit^ keineswegs sur 
Senrtheiiiiftg'giBstelit, sondern vielmehr den letaten Abschnitt der- 
selben: die Darstellung der Todesärt und den mnthraassiichen 
Utheber^ 

Du«h die vorgeschickte Davleguag der Verhaitnisoe hat sieh 
Hr. Pjrof- Gerlach den Weg gebaihnt, dass der Leser die Deber^ 
sengnng schon, von voru hfsrein au der folgenden Untersnchnng 
mitbriiigtr viet Meqchehnord 4cn Tod des Seipio heriieigefi&brt 
liabe. Der Haas xwischen^^ beiden Familien, ihre politische Stel- 
lung, die mannigfaltigen Reibungen unter einauder), eMKdi. die 
Parteiwutb selbst machen diese Antiahme ohne alle Mkire. iwh- 
•ere Zeugnisse bis sur Wahrheit evident. Nur bleibt iqiaMNr die 
Frage, wer ist der Mörder des Seipio gewesen, da die öffent^ 
liehe Stimme so viele Männer bezeichnet hat. Das legt Hr^ Prof. 
Gerlach in dem 2. Theile der Untersuchung dar. 

Um nicht nur meiner n^uthmasslichen. Ansiebt Eingangan 
sclmffen^ sondern auch der Beiirtheiluag selbst wegen, sei es' mir 
nunmehr erlaubt, nachdem icti den allgemeinen StaMdpnnkt des 
Werkes angedeutet habe , dasselbe Schritt fdr Schritt au verfol-' 
gen , und die Untersuchungon des Hm* Verf., so weit es in mei- 
iien Kräften ateht) su verbessern mid zu ergttnasen. 



Gerlacli: Der Tocl il«» 8«iifio Aeroilianafl. 895 

TRc UrMchen Am Todetv, wie sietehvii dM AlterUioiii da«- 
sldit, siftd di^eifaober 'AH> 1) natörticher To4 diivcii Schlaf flim 
hcrbei^efolirt, 2) SeHy^tmord oder S) endlich gewaltaamer T«^ 
über dessen Terschfedeae Arten man wiederum alreitig' ist« DÜb 
Tersdrie^enen VardacbtRgrilude sind am besten^imd §ehaiiegten 
von A^pian de belio €iy. I. 20. ^aammeng efitelit , woilrii an TOIJ^' 
f leiehe» hi Plutanch Tit. Rem. c. 27 md rit« €. GrcceU e. la ' 

Zuerst raiiss war Allem festf eateift werden ,' wvidie» die 
4^ellen sind , ans denen mis die Nateliriehten mflieseen. fir;ial 
heiloaders Appien, Phrtareh unfl Oiceni; die i^Hgen Sebrtftatei**- 
tor sind mehr oder mindee von den «nilgitmef nen '»AdaielMii iMdlli»- 
^g. Was ^unilchsl Apt^iaii anbeir^V so ha« er aelbal kMe-iefi- 
geiithu«sUehe Meinanip anffeaiteHt^ die er als die: iWiil^i^het<e 
nndfiaubiiaflere hervorhöbe^ undobenao hat Fliitaffoh sich mf 
die reine Rehrtion beschriiaftt , iinid die veradiiedenartigstefi A»^ 
aidilen neben einender hiAg^steiit^ so dass wHr also tm» iimefi tinst 
jene Masse der Oernchte, nicht ehre Wahrseheiniichteit'hei^ 
«isfinden können. Cieero endlich v t^gteich er anerkebnt^ wie 
sdnrierig es sei, sich für eine Ansicht so eriilären (LaeHns e. S. 
§f 12. Quo de fenero roorlis diffioiie est dieta, quid homioes 
siN^centiirf videtls) hat deciv streng die Mebiunf festgehalten, 
dass er durch Meiielieliiiord gefaüen «ei. So veilittt es slidi Mit 
^den YorAilgU^listeti Steilen der Alten ^ und es Is« eia/ieueli<end, 
wte hier derhlossen gesunden und verniWif tig«n , aber jiueh s»- 
gleicb Torortheiiafreicn Argumentation nilei» das Recht freiateht^ 
saieiitseheideli. ..,. . 

- . I&ehen wir erstenfs^MCdie Amiahme ehiefei «atüitieiientTodea 
überv wbkbe Hr* Prot H; vm f. liä^^Sö hs hw i d ek, so^trete« 
nns Merala besthMite Matoüiselie ZäigHlase- emtgegen diue StidM 
hn Schoii'BbbJ ad^eidi Orai^.pro Siltone 72 )>. 2eS Oreü., auf die 
derlir.PrafiO. ti^«tewlehtlegl, iiife«tUklso knte«« M)pev Africaiii 
kmdiNiB entat oratio C. Laelilaapiettti^i f{oa eai«i videtor <Qw Fa^ 
biu» MeximiiB^ in iaudatione mortid S<ipäe«i»v ^ eniue ettremtf 
p«rle haeo '^eriba sanI: Quapropier .neque tanta dii» immortirö^ 
bue gratis- habetfi'pofest, quanla iiribenda est;, ^odr is com iil^ 
aniroo atqtie ingenio iii hoc oivftate potissimum luAns est^ neque 
ila moieste atqne aegreferri ^ qiftMi ferändum est , cbsa eo^ mctbift^ 
mortem obiit, et-in eodem tem,pore p^H^ com et vebis et emnÜNis, qui 
hane rempubiicam salvam volunt, maxiMO' vfro opiis ec^, Qoirites.^ 
Zunächst nümiich ist es doch nieht oo mittgemaeht ; als Hr. Prof.' 
Gerlach mit Mai in der Pfote sii dfesem FMgmente omiinMii^ dasir 
die Stelle aue Laelius Bede sei. Mir will «ich das in cuine ex-^' 
trema parte besser su dar laudatio des Q. Fabius Mallmus hesie^ 
heil, so dass dies aiso Bnichettlick ans dessen Red« ^ nicht SM 
einer des Laelitis wfire. Und so memt auch OrelK im Onomsst. 
Tnliiau. s. t. Q. Fri^ins Mi^imiis Aiiobrogicifs p; 247. Da hat 
nutt/freUich^ Mai in dinr prosopegiepbü» itbrokio» Cic.'dellep. 



i376 Ge^ckUhte« 

.f. Xl*T; die Meiowf «Kf eflproohen, als sei LteHuB^der Veifas- 
«er 2 Leichenredeii aber den Seipio^ deren dne -dessen Spbwer 
^ilcirsdiD Q. Tubero (cf. €ie. de Orat. U^ 84 ), die andere aber Q. 
Fnbiiis M qximns AUobregicos gehalten Mbew Woher er das leinte 
fenUehnthabe, wdss ich nieht annugeben; sagt doch der Sehe- 
liast selbst, dags Q«Fabio8 die Leichenrede des^Laeiins nur he- 
nntnt.babe, und ISsst dodi Gieera pro Maren, c. ä& ihn als ei- 
gentliehen Verfasser auftreten mit den Worten: übCricannm quum 
Mpremo eins die ]Ma3:inui8 landiuret, gralias egit diis immortali- 
bom ^aod lUe w In hae repnhfioa potissÜBooi natos esset : necess« 
«niitifaisnciY ibiesselerrarnn inperlnm, ubi iUe esset Sodann 
■sli^t es mk aiishiuiwahfsehdnUch^.dass Laelins überhaupt in 
der W^e sieh iHier den Tod 4es Seipio aussprechen konnte. Ge- 
meint also, 4ie Rode mro Tokn Laetlns und das Fr^[tnent aua 
derselben, so erkoinen wir migieich) dass Cieero sie gekannt 
liftbe, aus der angcCiihrten Steile der Rede pro Jfurena, wo die 
Worte fast genau wiedei^egeben sind« «Ware das .nun i^ht die 
höchste Inconsequenc gewesen, ja durfte, es nicht sn eine nnver- 
neiMiehe Abgeaehntsckthett streifen, den Laelins in de ainieitia 
sich in gana anderer Weise, aussprechen zu lassen, als in einer öf- 
ientliclien Rede, deren Veriasser erwarb War Laelins wirklich 
%'on der nat'üriichea Todesart des Seipio übemeogt^ wie konnte 
ibn4iiin Cieero anderen Sinne) werden lassen 1 Vielleicht entgeg- 
ne! mir.auch hieriHr.Prof. Gerlach^ Der Zweck jener Annabne, 
ymi.der Laelks sdUist personHeh nicht überseugi war, ist ehi 
höherer politischer, dass eine gewisse Furchtsamkeit^ sowie Scbo^ 
nongtdeiV'SainiUenehre, selbst 4ie.Khre des Verstorbenen ^ die 
mildere ErUinuigSart .empfehle« nmsste, da ja die aiUgenieine 
Lfebe und Bc^wandernng des. Volkes. <der schönste AnlHn Sirinen 
Iiebens wsr. Diese Grundeslnd .wi^nig halthnr^ und .weiten für 
LaeMar nicht* passen, ZmäUhsl J^sun ich jene Art -von Furchtet 
sanik<Mtniir nicht evklSren, die. nirgendn wie vorhanden' war, dm 
ja-der alte Metdlus^ adfaät^. ein Feind des Sdpio, in wilder Ver«* 
wfnwng^ auf das :Fo]nim stilriendi die Emordmig desSdpiaun 
Scbhife öffientiieh ansgesohriead and dadurch seine eigene Partei 
fMtunwiUkürlich andenPrangier^ertelit hatte; sie lässt ^ich nicht 
snnehmMi bd. einer Partei, &rcn Kräfte bereits im Sinken waren, 
und die nach- askhem Frevel nichts Neues wagen durfte, sie 
lesst Mch endiicli' für diO' Person des Laelius seltkst nicht passend 
finden. Was sodan» dKe Schonung der Familie anbetrifft^, so 
weiss ich auch hier in der That. nicht, wodurdi die Fami- 
llenehte gekränkt würde« Fällt Jemand als Opfer der Parteiwuth 
. und ^s fanatischen Hasses, so wird ja damit sdne Familie 
nicht beschimpft und gabrandmarkt; da Seipio «imal für die Sa- 
che der Aristcjiraten fiel, welche die besseren Römer damals noch 
fnr die edlere hielten; und also in der adlichen Familie: sein Fall 
alsrQüi -Märl^iwtluuB. d^rgutw Sache ^schien. Sollte aus eben 



Gerlach X Der TwI dm Sdpio AemllSaBat. 877 

# 
defr Grtiiidleii vieht die Ehre des Oestorbenen nn^efflifdet bleiben, 
und liist eich didnrch di^ Liebe eines ganzen Volkes weniger er- 
kennen, wenn ein Bfisewicfci .oder eine wiäihfge Partei sich an ei- 
nem heiligen Leben vargreifll Ist Heinrich IV. deshalb weniger 
der Vater und Liebling seines Volkes su' nennen, da^s er unter 
Rsvaillac*s Messer blntete? Ist Cssar didnrch in der Gesciiidite 
gesebindet, dasgihn Brutnsnnd Cassiiis menchelfnordeten ? Und 
nissbilfigte daa VoMc nidit selbst durch seine Traner jenen Men- 
dieimord. cf. Grc. LaeL c. S. §. 11. Quam antem clvitaCf cams 
ineritv maerorefiuieris i«dic«l«Ri est, und Cie. pro Biil. 7. qnan- 
tmn kictnni in nrbe fiiisse a patribos uestris aceepimns, qnum 
P; AMeano demi snae quiescenti lUa noetnm« ti« esset illatal 
qms tun non genmit.1 qiiis non arsit dolore? quem imniortaleni^ 
si fieri posset, cnperent, eins ne necessariani quidem exspeeta- 
tarn esse morteni? Selbst Q. Caecilius MeleUus Macedonicns be- 
sengte dies. Alles weist daher darauf hUi, dass jenes Fragment 
der Redö tielleieht nicht einmal echt sei, wenigstens mdehte ich 
ee ebenso wenig Ton Laellns, noch von Fabins Maiimns an^«* 
hend denken. Schon das eo morbo mortem obüi^ was noch dazu 
0rst Mai's Confeciur ist , ans cum eo merbomm le moTit entstan- 
den, passt mir nicht ordentlich. Welcher morbus ist das? So- 
dann scheint mir selbst der Satz qntmi — Quirltes für- das Ver- 
hergehende dem Sinne nach nicht genau eatsprecheifd zn sein, 
da wir Tielmehr erwarten, dass der Schmerz um so grosser seiii 
müsse, da er su einer Zelt gestorben sei, wo man seiner «m mei- 
aten bedurfte ,~^ und damk auch wohl folgerecht auf eine Weise^ 
wfo man sie nidit erwartet hittc; Das sind mir bedeiMidie 
Oriiode, entweder die Stelle for conmpt zu halten, oderdatf 
Fragment als ein spiteres Machwerk annanehmen, für wdchea 
sich die Terbreitele Ansicht des natiirlidKn Todes weit beaaer 
passt. Denn das iasst sich Temnnfftiger Weise leicht begreHen, 
wie die Familie der Gracch^i und ihre Anhfii^er wohl angstlieh 
besorgt waren, alle Schuld des Verdachtes, die an sehwer.amf 
ihnen lastete, dädurA von sich ebzuwälzen, dass sie entweder 
Selbstmord oder natiurlicheu Tod als Ursache angaben, und die 
Ger&dite mögen unter ihren Anhängern Anklang geinnden haben. 
So löst sich dann auch Vell. II, 4. seu fatalem, ut jtlures^ sen 
conii^am insidiis, ut aliqui prodidere meuMfiae, mortem öbiit;, 
wo plat€» bei Vdleins nicht allzuTlel bedeuten wUls der wohl die 
Bienge seinerQueUen nicht an denFlnffern hergesühlt haben mag, 
niid Flut. vit. RomuL c. 27. o£ (aIv cuiro/taroig, Svta q>t;dsi vo- 
üddi]^ xaftiiv XifovOiv. So Ist also ein sdiwacher, aehr schwa- 
cher Halt für diese Ansicht aus äusseren Zeugnissen gegeben, 
und mit den inneren steht es zuletzt noch misslicher. Sie sind, 
aoe der physiologischen Bescliaffeidieit der Leiber in heisseii KU- 
maten, aus Scipios kranklicher Natur, derfreUich Polybius und 
LItIus ganz widerstreiten , aus den aufreibenden Strapazen seiner 



378 * G«fchi«llte, 

FeMxvge^ oder eiidli«-]i am den Aergr^r oinI Grame abgleitet, 
welche itim die letalen Venin^liin|^iiii|^en ia der VelkaTermmn- 
lung bereitet hatten. Sie aiad von Hm. Prof. Gerlacfa p. 34 n. 35 
gtita trefflich widerlegt nnd bedärfen weder emea beadieideaen 
Zweifel« noch einer Kr^iiziin^. 

Ebenso ^iindlich ist die zw.cate Aonabne, da» Scipio adf- 
tten Leben mit eigener Hand ein ^nde ffenmdA habe, von Hm. 
Prof. Gerlach p. 3^ ff. beaeitigt und dar^ethan, daas.aie weder 
begrinidel aind^ noch sonst auf Thstsacben berahen. Attejoie 
Beweise, aus der «lotachen Philoaophie entlehnt, daas ihm. ela 
Tod iiach solcher Kränkung und bei der Auaaicht auf so aiurmi- 
sehe Zeiten wünaehenswerth werden ronaate, daas er tot dem 
Gedanken Tidleicht erbebte, Börgerllut vergieasen au müsaen, 
Verzweiflung endlich in euiem so kräftigen Gemnthe, atnd als un- 
haltbar zurückgewiesen. 

So bleibt uns nur ein Weg noch übrige der Weg der Gewall 
uod des Meuchelmordes. Das Ist es, wwanf aieh die naehstfol- 
gende Untersochuag* am meisten emlaaaen wird, sie ist Im Um. 
Frot Oerlach unstreitig der schwächste imd unhaltbarste Theil, 
uod der sonst so besonnene Mann scheint sieh in Entscheidung 
über die vorliegenden Daten von einem ziemlich aUgemeloen Vor- 
urtheile und einer leicht begreiflichen Befangeniteit haben hin* 
relssen lassen. Wenn er nibnlich p. 42. sagt: Das Gerücht* hat 
Garbo, Fulvitaa^ €. GracSchus, die Cornelia und Semproitia be- 
seicfaimt. Doch den €. Gracchus wird Niemand eines Verbre- 
chens zeihen wollen, sein unbescholtenes Leben, aefo Abscbea 
?er Banrgermord, endlich «ein eigener Tod mSlNfen fpegen jeden 
Verdacht sehikzen; wenn er fortührtr „Auch die Cornelia^ ao 
leidensehaftlich ihr Ehrgeiz war, so aehwirmeariach sie für die 
Püne ihren Söhnen fl«bte, an tief ihr Mutteahers diireh die Er- 
mordung Ihres. Erstgebornen Terwundetwar, maas Hupaeerkann* 
ter Seeleiiadel vmr dem leisesten Verdacht sieher stelien^^; und 
auf ähnliche Weise ohoe sichere Belege auch den Fulviiia und die 
Sempronia, woranf ich später, zurückkomme^ ali unwahrschein- 
liche Mörder dea;Seiplo bezeichnet, an acheInt er mir hier altlu- 
sehr »eine aubjective Ueberzengung hei Andern Torauszusetaea 
und ein mit der Geschichte eng verwachsenea Vorurtheil auch auf 
später^ Zeiten verpflanzen zu woUen, Btne kurze Zusammenstel- 
lung der Quellen wird- neigen, wie wei^g oder wie ^lel «igentlicJi 
die Geachichte rechtfertigend fiir alle diese Personen spricht« 

Beginnen wir mit dem Caius Gracchus^ Ohne der Beurthei- 
lung vorzugreifen, wUl ich die Steilen der Adten, so we|t sie mir. 
Vlber ihn zugänglich waren , beifügen.. 

Caius Grundcharakter war rauh , heftig und leidenschaftlieh, 
waa er besonders in seiner Deklamation und •seinen Beden be- 
wiea (Plutarch vit. Tib. e. 2. I'nrot/o^ di. xcel öfpoigvg o Fmog, 
S^tt Kai %eväB 'üVa^aotW agmov im zeu ßiifiatog 9%0iumt%(o 
zB XQ^0tt0^ai xttl TtBQiOxdcat Tijv lijßsvvov i§ (Siiov Uyovta% 



• Gerlacli: Der T«Hl«ilc«.6ci^«^Aeiuiliiniii0. d79 

lefobi srnn Zorne fta reise» (Platirdt. tÜ. €a9f e. 2. iv^vg i^i-^ 
xXbvcs .n^OQ ogyi^ et Conpar. e. 5. ef. Appisn. B. €• J.. c. 24« 6 

w^iv lmx9i%^}.' £ia Beispiei dieser \m ztim Ingrifiini wachsen- 
den BriHHerttBg ersäbU uns Pltilarcli. tu« CaL c. 12. mit ifieaen 
Werten: Kai tijv ^hiiv ido^s inipLOQxUtv 9i^TQ^e%aiy injipmv 
f»f miitc» mlüotanit yBVOfiiifai^^ döiiuog 0r xm xtiJtovQfmg rw, 
0V9fafx^^^^ niUfpaafutvcav ri^v avctytfJBtnfi'v xal itmÖH^iif. 
äM,ä tavta lAhv dp'i(pi^^ffiiv iixtv.'ij'VifyxBÖ' ov fi€r^/i»f 
mn'Otnj^mv xal vpog ys tixig i^g&vg hnyyBkm^ag airiß A^- 
fBtttt l&^ga^vtiQov xov dicvrog ^Ixslv^ tag £ttQ6dvio¥ 
yiJivata yBlaöiv^ od fi^ftvcjfixovtig^ oöov eefhoig axetog ix rm 
^vTov nfigixixvuxi »oXitsvpatmitt. Hierzu kam ein iin^emesse* 
iienEhrfeifl^ der eigenthiimUeher Grnn^ug in der ganzen 8enipro« 
ntschen Familie war, imd um so mehr sn berucksicbtifett ist, sie 
ich ans diesem alle jene Brsclleimm^en erUsren mnehte, welche 
dtie Bteier damaliger SSeit, besonders die plefais, so sdir in Er* 
stnutien setzte,* so dsss nieht allein Liehe 4om Recht, Anhänge 
Uehteit an den 8f»a4 nnd Mitleiden mit den unterdzuckten Rech-* 
ten des Volkes dieCrraccheii an die Spitze der pJehcfisehen Par- 
tei gefnlirt zn haben «eheint^ sondern andi jem»* Ehrgeiz, s« 
glänzen nnd eine Rolle im Staate zu spielen. Davon spsicbt aie 
selbst Pintarch nichl firei in der Comparatio c. 5. r^ ii ixBiv&r 
(se^ xov TijScp/ov xal t^v Fatw) tp^H ^ikoriplag ftfietptW. 
Dies zeigt seine LeideDSehaftliciifcek; bei diir Verlblgimg eines 
Fehides seiner Mattet*; nnd der Anesprnch £v ymQ Ko^fiklaP 
jletlopsfig, Toif T^ßiififO» TSHovaaV: udd tlva iimt^ mm^^^^^^ 
^vynglvHg 'Küi^klav OHan^$ St^sxsg.yä^' ei$ tx%iip^i*'ki 
gewise mindeslene ein Beweis dner* uDendliehen LeidenschaftlidiN 
keüt nnd dnes gewisse» :8elbstgefnUs. Dieser Ehrgeiz npridit 
sieli «US in de». S|peben mich, dem ersten Range im Stamte .nnd 
^r Leitung d^- Arngdegenhciten, cf. &ß, Laei. Xli« ^41. wmm 
Tiber: Tiberins Gcacchos regnum oecvpare conatns est vel regnn-^ 
Tills quidem pancoanienses. Nu« quid simile popnh» Romanus 
andiemt ant 'viderat, und die folgenden Worte:: de C; ziitcni 
Ömcefa! tribunattt quid eisjpecten^.nbn Übet aiigiirari^ Schemen 
mir einen ähnUcben Sinn, zu haben. Sollte des edlen Scipio Ans^ 
spmch über 4en/Fi^cr §0"* zu-iiberschen^stin : VeH;Ih4.§4f slis 
ooeupandae reipnblicne animnm habnisset, jüre cacsum« cf; Gic; 
Bi?iit. 58. g 212. ex eiiis dominat« P. Scipto priratus in libertatem 
rempnblicam vindicaYit? Dass Caiiis die PJine seines Bruders 
verfolgte und ihn wo möglich in jenem Streben übertraf, dafür 
liegen die bestimmtesten Zeugnisse Tpr. Zunächst fuhrt Plutarch 
elue Meinung Vit; €«• c« 1* an, dess Cains ein viel heftigerer und 
ausschweifenderer Demago^ gewesen sei, als sein Bruder^ »mit^^ 
XQuul dd|a nokki^^ tomok äxgatov yivi^&ui^ßayoycv xiA 
noX4 wä Ti^ßBQiov XfUfucgiiBifovi* ngig.zr^p «iro zmv toxAioiii 4o* 



MO GeteliUUe. 

|iey, WM Platardh sieht «bs Ctins «igenen WHIeii liemnr^elien 
liwi, sondern wie er sagt iomtvM äviyufig xivog fwllov^ ^ 
MQoaigiösag Ifurstfctr Big t])v noki'wUaPy und er fn^ noch eine 
BrxäMnng des Cicero als Beleg bmsa , wie erat ein Tratlm , in 
weiehem Tiberitis dem Bmder erschien nnd ihn snr Rache auf- 
forderte^ diesen zn jener Demagogie bewogen habe. Fragen wir 
Boi»^ wamm Caius friiher nicht an jenen Unruhen des Bmden 
Theii nahm, aondcm erst S|MLter i^ch an die Spitse des Volkes 
stellte, so mochte das wohl jnit Cicero und Pintarch (cf. Fiat vit. 
Cot 1.) nidit aas einer. Uebe sor Masse and Zorncksfehnng Ton 
öffentlichen Leben zu erklaren sein , sondern ans seiner Jagend 
selbst, da er bei dem Tode seines Brnden kaum 20 Jahre sädte 
(cf. Pint. 1. 1. i^v dh %al gtHgäiuov xwtoMuöiir. imfkc yäg ipt^ 
awoig lAttesro tiÖBlfpon xad^' ^Uxiav. i^ttvog d' ovxm tgti^ 
Küvza yiyovAff ixi^avsv). Nehmen wir selbst an , dass er des 
Bruders Ansschwetfungen in der Demagogie, wie Phitarch eben- 
. falls ersahlt, nicht gebilligt habe, so Tiei stdit fest^ nach des 
Tiber Ermordung ersetste er Tollkammen dessen Stelle und .er- 
scheint als ein Mann des Volkes, dem natürlich selbst kunstliche 
Mittel nicht su gering erschienen, um sich die Volksgunst sn er- 
werbe». 'Wenigsteps^fuhrt Cic selbst in de harusp. resp. $0. §43. 
des Tiber trauriges Ende als Grund der Erbitterung des Caius an: 
Snm mora fratema, pietas, dolor, magnltiido animl ad etpeten« 
das domestici sanguinis poenas excitaHt Auf all^ Weise nun 
suchte er das Volk su reisen und sn erbittern, sie an die Thaten 
der Ahnen erinnernd nnd ümen tigüch die WiAildiaten ials Ge- 
dishtniss.surikckrufend , die ihnen der ermordete Tiber verschalR 
habe^ cf. Plut. vit» Cai. c 3; cvrov^a If an:cfdi}$ ngo^tt}* 
0fefl>9 XBQi^B tiv dfjUov, ipuii^ifiPi^Kii¥ tam^yov&tafv %ii 
xo^fxf i^sls xä xmv xpoyovwp etc. nnd bereitete sidi* dadurch den 
Weg für seine Oesetsvorscblige, ibid. o^ 4. mtüftitoig Uyoig 
ttgoavtt6sl6icg TW d^fioi^ (^ dh xal lisyakoffmritettog xul g^o- 
fmixmvtBVog ivtm Xiynv) 669 vö/iovg $MfpBQ€4 Alle seine Vor- 
söhlige waren vollkommen eingerichtet, sieh die Uebe und Ach- 
tung der grossen Masse au erwerben; audi die answirtlgen ni>- 
vinäen gewann er sich durdsGote und Leutseligkeit, cf. Piutarch. 
Tit Cal. c. 6. iuHvog lm$i6B v^v ßovki^v dTCOÖoiiivijv x6v itixop^ 
«vantß^cti xalg noAs^i x6 igyvglov ual xgo0$MMtidöa^ui 

¥olag iv xaig anagxlatg*). Damit möge sein Betrigea 



*) Doch warsa tia für den Staat höchst gel&hrlich , cf. Metaers 
Gesohichte dei Verfalls p. 86 f. Dasssibe urtbellt Qttiot. Dechun. 
CCLXVIII. p. 500. Barm. Nonne Uli Gracehi ad. eTerteadam rempabll- 
cam, elo^aantiae qaasi armls evcehicll| acoMsemat. ITelleias VI. 1. 



GerKich : Der Tod il«i S«tiiio AemiliaaM. 981 



und iiisfeeres BeiMfamen ver^Uehen werden, wie eg awPliltarch 
schildert;. ibid. 611«: ma^iv IvtvyxdvoiV fist* BvxoUmg xal to ' 
äiiivov iv xm -ipikav^Q&Uff dtaqwAatvmv xal vfymv. avtov %6 
a^fioxtav aUetwg Ixatfr^, ;|raAeffOi;g asrsjcixw« 4ft;xof)cmra^ 
%bvs:^oßBQqv avtov ^ ^qpvixöv oliog^ ^ ßlaiav äxoxaMßVtag* 
So machte er sich hesonders nutslich and bdiebi durch Verbeage* 
rong'Ton Laildatraasen, Änlcgttoip von Brfickcn u. s. w., cf. ibid. 
c. 7. Appian. de.B. C. I. c. 23. Doch war er auch nicht fem von 
allen jen^i Mitteln, wodurch er, die am popularia erhaachea 
konnte, und die Eindruck machen mussteu auf die gewöhnliehe 
Masse des Volkes. Dahin rechne ich s. B« die uns tou Plutarch 
in sein^ Tita e. 12. ersihlte Abbrechnng der cunei, welche sich 
viele der Magistratspersonen hatten einrichten lassen , damit das 
Volk ^Toa der cavea aus umsonst die Schsu^piele seilen könnte, 
wobei er selbst Hand anlegte. Plutarch fügt hinzu: Itp tp xmg 
lihß xoiUor^ ovriQ Sdoj^sv hlrai, xov$ dh 6wä(^ovxag ^ fog ha* 
fiog xal ßlaiog iXvfCtiöBV. Selbst jene Scene bei der Statue ad* 
nes Vaters, bei wdcher er, wie Plutarch. ibid. c. 14. eraahlt, 
am Tage Tor dem eigentlichen Aufruhr und seinem Tode weinend 
stand, so ohne allen Fieiss sie herbeigeiuhrt sein mag, aie ver^ ' 
fehlte ihren Eindruck auf das Volk nicht: xovxo siollotg xmt 
Uivx&v olxxBlgai xov 'Faiov Isn^A^e, xal xaxl6avxEg avxovg^ 
mg ifyxatakil%f»pxig xiv avdga xal XQoiidpvxBg ^ ijxov iulx^- 
olxlav xal xaQBWxxigivov ixl xäv 9vpwv, Wie schlau. et 
dieae wachsende Gunpt des Volkes benutzte und zu welchem 
Zwecke, das zogt uns Plutarch dentiidi in der ?it. c. 8« n|it den 
Worten: inl xovxoig (durch Anlegung von Wegen, Brücken ete.) 
xov di^fiov (ktyaXifvovxog avtw xixl nav oxiow ivolgimg ix^vtag 
IpöbIxwö^ou XQog tvvotav^ iqni srors d^pLfjyogwv avxog ah^- 
6hv %aQiv^ ^V kaßmv ^\v itvxl navxog s^nv» $1 d* dxoxvxpi fi^- 
Hv Ixsivoig fU^ififtQQQiiöuv. i;ot?ro ^ijitBv ido^sv alxff^ 
0fig vxaxilag slvai xal ngogdoxlav xa^iv^ dg a^a 
fi€i^ vnaxBlav aJAU öi inifiaQxlav fisximv nag^ 
iöxBV. Erklärt ja Plutarch selbst, dass er die Gesetze nur gab, 
nm sieh des Volkes Liebe xu gewinnen^ ibid.: ixA kiga tiJv ftsv 



Caios cum summa gniete animi civltaüfl prioeeps eise pouet, vel vindi« 
oandae" fraternae mortis gratis yel praeamnieadae regaU§ poleiitioe. 
cf. § 5. und c. 7. § 1. Hone TL Gracchi liberi, Tiri optimit ingeaüs 
male osi, babuere ezitnm. Qai ii civilem dignitatifl concopitBent 00- 
dam, qoidquid tamnltaando adi^iisci gestieraat, quietU obtulieset res-: 
publica. Cic. de lovent. I. 49. § 91. Qood si noa P. Sciplo Cornaiiam 
-üliam Ti. Grscchi collocatset , atque ex ea daos Graccbos provocastet, 
tantae seditiones oatae non eMent. Her. IV. 28, 88. Tumoltae domesti« 
cos exGitavit , ond gons besonders Appian. de B. C, L c 22. Tac. Abb« 
111.- 27. Gracchi olim turbatores plebis. . 



S82 ' Qm^ehUkie. 

tfrfKlvfor IjVlpirr SwttMQvg^ ipfiHp d^ Tj m^ mihip sivolf 
TOP 4&irmor^ ai^ig ixigotg voßoig ami^Qxif^g %o 
nX'^^ogf M dass in dietem Bublea bbi des Volkes Gunst ein 
fdnnliclier Wetlkampf swischcB Caius nnd dem Senste entstuid^ 
welches Plotwreh ikid. nickt mpMsend mit einer tlieatnüsehen 
ActiM irergleicbt. Dttselbe spridit Ap^ B. C. I. nfter ans, 
^ B. c. 22. 'O fiiv Dviog • • . ^«v vov di^finy ^pfMd^oi^ imiJY»To 
nal tovg xaloVitBvovg (miag ...di' Icepoo xoiovöb aco- 
littviiictog* c. 24. Fittog vov di}|M>acojrijfi4nro$ Ixssa^ciy. So 
viel fiber seine Ststtsthitigkdt und seinen öiTenftlichen Chsfakttt*. 
Ich gehe nunmehr su seinem Charakter als Mensch über. Man 
kann bei dieser Beurtheilnng darauf nicht Ricksicht nehmen , oh 
er wirklich an der Fre^ilaiiisdien Verschwening Theil ^nom« 
men hsbe, wessen er verdachtig wurde, da er* sich scheinbar 
ToUkoromeii rechtfertigte , cf. Plutarch. Tit Caii c. 3. Gegen sehie 
Rechtlichkeit und seine Uneigennutzigk^ stimmt nicht Piut 
ibid. c. 10. iiBylatt] ih to jdQoiöip nL6xig svvoiag MQog rov dij- 
l$ov iyiveto xai öinaioSvvTig rd (ii^öhv avvsi.ffti/d' vvbq 
iavtov q>alvtö^ai yifd<povta nalyä^ oixiötag itigijvg 
iihtBfiiMS täv MoXiiOv Hai diotxijöiöi XQtißataiv ov m0o€^h^ xov 
Fatov %ä xXii0%a xal i$iyiöta x&v iroiOfirmi^ ict/taf 
nQogti^ivtog. Da diese Tom Slutarch in der eomparatio 
e. 1. ToUkoromen behauptet wird, wo es heisst: xol fnjv x^g yt 
rQ&H%&v aq>tlox9Vßntlas xal sc^g MQyvgtav iyxQatüag fUyi^ 
Cxov iötif 8t i kf^p.dtmp uöIm^v aa^agovg Iv aQxäig xai xeki-- 
t$taig diiipvXa^av iavxovg und durch seine eigenen Worte, die 
Sffentlich ausgesprochen sind, sich bestätigt Tit c. 2.: /tiövo^dl 
xwv 6tQUXBvöa(iiv€^v nk9J(^ig xo ßaXkuvtufv 6l6€V9p^x&g xcvov 
iiBVfivoxivnt, Doch scheint aus diesen Worten her?oraiigehen, 
dass er sich bei seinen Feinden von solchen Verdachte, als habe 
er sich durch seine Feldsüge bereichert, reinigen musste. Denn 
gleich fugt Plutarcli hinsii: ix rovron Mkiv Skkag alt tag 
avtfß Xtti ölxag inijy^v* Weniger riihmlich erscheint folgende 
Handlung. Da der Senat, wie uns Plutarch vit. Cai. c. 12. er« 
aälilt, fürchtete, dass Galus Anhang ans der Ferne her, der in 
reicher Zalii um ihn versammelt war, der Stadt gefährlich wer- 
den könnte , so bewog er den Fannius zur Abfassung eines Ge- 
seties, nach weldiem Alle, die ilicht römische Bürger waren, 
dio Stadt sogleich verlassen sollten. Dagegen gab Caius ein an- 
deres , In welchem er den Consul anschuldigte und den Verwie- 
senen, sobald sie »uruckblieben , seine Hälfe, susagte. Aber er 
liess sie in Stich. Denn selbst einem sekier Freunde und Haus- 
genossen ) der von den Lietoren des Fannius aufgegriffen wurde^ 
kam er nicht su Hülfe) sondern liess es ruhig geschelien,.wie 
Pintareh als muthmsssllche Gründe hinzufügt: tlu xiqv l^yp^ 
iM^Blwovöav ^äiii öididg UiyxBiv^ bXxb fii^ ßovAofisvoff, mg 
SkBytVf aflfiiia%las ofixog xal oviinkox^g dQxc^g {qsoi;^« tolg 



/ Gerlacli ! Der Tod, de» Sci|iio Aciuiliaouf. S83 

ix&QoTg na(Bia6xdff. Damii ^ber ist doch noch nkht Alles ent« 
schuldigt Wenn Flutarch i|i der Compar. c. 4« beide Graccliea 
deshalb rühmte dass sie sich gescheut Blut zu Tergiessen, wenig- 
stens nie den Anfang dazu gemacht hätten; twv ös Fqinxiav 
oiidiTCCM)^ T^Q^Lto oq)ayfjg i(iqwXlov. ri'Cqs de XiyaxM (At^Öh 
ßakX6ii(Bvos ofiiir^öat stQog aftvvav^ a^a kapmQOTanog civ ev 
tol'g %olsiiiKoig , agyotatog ev rf ötaöti ysviö&ai. Kai ya(f 
ngaf^kdBv^ ävoxXog nai iiaiofiivcsv dnsxQiQ'^ae xal oAoo^ nlsiova 
tov yLTi XI dgdöai ngovoLUv^ ij vov ft^ na^ilv Ix^p i&QÜto. 
d«o xal T17V g)vy^v avttov ovx dtokßlag atjfjLiLov 
dkX' sükaßBlag noit^zBov. iSsi yag vmi^ai xotg iniq>B'' 
QOfiivoigy 7j ftevovxag valg xov fiij na^uv xa dgav iiivrue^ai, 
dass sie also nur. angegriffen sich persönlich Yertheidigt hätten^ 
so scheint mir dies für ihren Charakter ehrenvoll , aber doch für 
die Sache selbst nicht entscheidend. Wie hätte Tiberius iind be> 
sonders Caius, dieser so kluge, schlaue lllann, seine Stellung iot 
Staate in der Weise verkennen mögen, dass er sich einbilden 
konnte , ohne Biutvergiesseu solche Bewegtuigcn nicht nur her- 
Torzubringen, sondern auch durchzuführen. Wer einmal eine 
sittliche Idee in die Welt eingeleitet und dadurch Reactionen er- 
a^ogt hati, die, wie in dem Falle ^ eine ganze Nation umgestalten 
müssen , der muss nicht allein gewartig sein , sein Leben auf das 
Spiel SU setzen, sondern das von vielen Tausenden, die durch 
jenen moralischen Gedanken ergriffen sind. Das musste auch dem 
Caius deutlich sein, dass es sich nicht handle om die blosse 
Durchführung eines oder des andern Gesetzes, sondern dass hi 
diesem die Keime lagen zu einer Regeneration des Volks, und 
sich Principien feindselig gegenüber traten, deren alte Stellung 
zu einander gelöst war. Und sollte nicht das blutige IHiide seines 
Bruders bei aller Befangenheit ihn darüber belehrt haben? Ja 
er musste sogar dies^ blutigen Scenea der Entscheidung wegen 
herbeiwünschen, nachdem er sie einmal herauf beschworen hatte, 
und sie daher geflissentlich vermeiden zu wollen, da es uumög- 
Uefa war, heisst entweder unglaubliche Beschränktheit oder Feig- 
heit, oder endlich Schlauheit, die nach Gewalt strebend allen 
Schein der Gewaltthätigkeit geflissentlich von sich abwenden will. 
Und das kann man vom Caius doch gewiss nicht behaupten. Eben 
so unerklärlich erscheint mir sein Verhalten bei der Ermordung 
des AntylÜHS (Plut. vit. Cai. c. 13.), die, wie Flutarch selbst er- 
wähnt, diirch lange Dolche geschah, eigends zu diesem Zwecke 
verfertigt {y,Byiikoig yguq>iiog KBvxQvp.hvog , 1% avxo tovto n^ 
xoi^d^t'ai ksyofAivoig). Wie soll man sich den Zorn des Caius 
über die That seiner Anhänger erklären^ von deren Absicht er 
doch wohl unterrichtet sein musste. Denn hätten sie des Caius 
entschiedenen Widerwillen vor jeder blutigen Scene, seinen Ab^ 
scheu vor Morden selbst politischer Art, so gekannt, wie uns 
Flutarch überzeugen will, sie würden sich gewiss gehütet haben, 



384 Getcliiclit«. 

sanial bei m garbger Ymtiammg^ eu Leben sn opfcni. Doch 
MgtPlutarch loco atz 6 yh^yä^ Faloq ijfi^xo wu^xa^m^ lUyB 
xovg %tQi aiirov, mg alxiav dsoi^ivoig xdlat uab' 
iavxmv toig iz^QOtg dttauotag*). -Hieraach ma; es 
wohl mehr Grundsatz gewesen sein, nicht merst solche Aaftritte 
herbeizufuhren. Seine Schuldloaigiceit bekräftigt Fiat, nochmala 
in der Comp. c. 5. Fat^ xov 'jivxvXliov fpovov ov dixalag ovo* 
dXfi^äg %QoghXQißovxo. iu^oQfi yag axovxog avvov »al dya^ 
vantovvxog. Und selbst wenn er von Natur und aus Grundsätsen 
gegen solche Frevel empört war, so ist es mir wenigstens unbe- 
greiflich.» wie ersieh durch Zuflusternngen konnte aufregen und be- 
stimmen lassen, wie Flut, deutlich sagt c. 13. : x&v ds q>UiG}v scal ßd- 
XiöxaxovOovlßiavxaQO^vvovxog, ägfitiöB xiUv Cvvdyiiv xovg 
dvTiza^o(iivovg nQog xovvxaxoy. Doch reinigt ihn vom Verdachte 
sein Betragen am Tage vor seiner Ermordung. Als nämlich Opf- 
mius nach Ausspruch der Formel: Videant consoles ne quid decri- 
menti respubiica capiat, bewaffacte Schaaren susammenzog , um 
die Tyrannen, wie sie genannt werden, zu unterdrücken , da rü- 
stete auch Fuhius sich und zog eine Menge zusammen. An dem 
Tage fiel jene Sceue vor der Statue des Gracchus vor, die 
ich schon oben erwähnt habe, und die dafür spricht, dass er 
trotz seiner Ueberzeugtmg von dem blutigen Ausgange doch sich 
sträubte gegen Bürgermord. Am Morgen früh zog die bewaffnete 
Schaar des Fulvius ab, um sich des Aventinus zu bemächtigen ; 
Caius anfangs unbe wehrt, dann mit einem Dolche nur versehen, 
schloss sich ihnen au und könnte weder durch die rührenden Bit- 
ten seiner Gattin Licinia, die das Unheil alinete und seine Uuter- 
thanen richtig beurtheilte (cf. vit. Cai. c. 15. ovx inl xo ß^ßd 
OS, iluiv^ CD JTal'c, XQoasiiaa diifuiQxov^ dg xqoxbqov xal vo- 
fiodiri^f 01/0' Ixl noXsfiov IvSo^ov^ iva ftoi xal »a^dv xi tcuv 
noiväv dxoXlxyg xi(kdiJLSVov yovv niv^og)y noch durch ihre 
Ohnmacht bewegt werden , abzulassen , ein Beweis , wie fest nun 
sein Entschluss stand. Aus jenem Abscheu vor öffentlichem 
Bluivergiessen lässt sich die scheinbare Iuconsei|uenz erklarett, 
Entschiedenheit, das Aeusserste zu wagen, sich^ als der Consul 
seinen ersten Friedensboten, den jüngeren Sohn desFulviuSy su^ 



*} Appian B. G. I. c. 23. stimint xwar darin übereio , aber lastt 
doch ia Gracchus Wildheit selb«t den Grund suin Bforda Bucheo« 

rQUHxog fiakXov 9'o^ßrjd'fls zcil Ssicug (0£ xartf^co^o^y ig- 
ißXB'fIfSv ccvt^ 9(fifi,v« Kcct rig xAv naqovrtfw^ ovre arjus£öv nvog 
iTtaffd-ivzog ovre nQogvdyßuTog nta yeyovovog, ix (lotfjg t^s ig'AvtvXUov 
rQOKxov dQifivvqrog shdcccg rjdrj rov xai^oi' ^xfif xor» xaguU^ixi vt roi 
Fi^anxm do^ag etc. Durch die Worte Tit/lhv ^dij tov xocigov gieht'doch 
Appiiin gewii« deutlich ao , dass man sich auf Blatvergiesien ^efasst 
gemacht hatte« 



Gerlacli t Der Tod des ScipSo Aemllianos« 885 

rlickgewiesen hatte, Tor dem Senate über sein Betragen recht- 
fertigen zu wollcOk -Pliitarch . setzt Tit. c. 16. l^iazu: Fatogp 
£g q>aaLV^ ißovksto ßadiiav xal Xil&HV ti^v ovy^Xiitov* ov«* 
Strog dB x<äv alXmv Oyyia^ovvtog. So erzälilt auch AppSao. 
B. C. I. 25., aber er fügt hinzu: Fgauiog ig tijv ayoQav »aQtir 
%&v ißovkhxo {liv avtolg Bxloylöaöbai Mfgi ^ov,y€yovitog. 
ovdivog j5' avtov ovo' Vip^ötafiBvou^ äll*'&g 
ißfafii nuvxcDv ixtQBno§isv&v, MachdetH auch der zweite 
Versuch zu gütlichem Vergleiche gescheitert war, der naturlich 
onmögllcli war, so hinge Caius seine Stellung, Senat und Vor^ 
nehmen gegenüber, behielt, griff Opiniius zu den Waffen, und 
die Scliaar des Fulvius wurde schnell zerstreut . und er getodtet. 
Calns hatte an dem Kampfe nicht Theil genommen, fiondern sich 
in den Tempel der Diana geilüchtet, und hier den Zorn der Göt- 
ter auf das römische Volk herabgefleht (c. 16. 6 öh Fatog (Sq)dfi 
vjC ovbhvog fiaxofiivog^ aAAa ivöavaöxttav roig yiponipoigi 
avti^Q^il^Bv Big t6 trjg 'AgxBpiidog i£pov. Ikh öi ßovloitivog 
savTov dvßkfiv^ vno tdv m6toxax(av italg&v ixciAti^^ . . • » 
li/^a dj^ ksystoL xtx^icdslg big yovv xai xäg t^tgag avaxiivag 
ngog x^v 9e6v insv^ao^aiy xov 'PonfLuläv ÖijfAOV avti t^g 
tt%ttgiOxLag iTc^tivrjg xal ngodoöiag fitjdixozB 
nav6a6&txi> öovksvovxa*)» So fiel er eudh'ch auf der 
Flucht- Im Haine der Erinnyen durch seines Sklaven Hand» cf. 
Cic. Catil. I. 2. 4. Deberschaoen wir daa Zusammengestellte 
jioch einmal , so finden wir Nichts , was im Allgemeinen §egen ^ 
den Charakter des Caius Gracchus spreche, nur möoht^ jenes 
Sdiwanken zwischen Nothweudigkelt und eigenem Willen nicht 
ganz für die Stellung desselben zu rechtrertigeu sein. Denn dasa 
Gracchus es wüsste, wie er die blutigen ^u^ntte im Staate her« 
beigefuhrt habe, zeigt am deutlichsten die Steliie bei CIc. de legg. 
II], 9, 20. C' Gracchus runis et sicis iis, quaa i/ise «e proiecitse 
in forum dicit^ quibu$ digladiareniur civeiy omnem retpubli* 
cae Mtatum permuiaviL Uebrlgens möchte, um das noch zu er- 
innern, jene Schmähsacht und Bitterkeit der Rede, die er besoa- 
ders seinen Feinden gegenüber entwickelte, nicht gegen den 
Adel und die Hoheit seiner Gesinnung sprechen, da er gewiss 
persönlich gereizt war. cf. j^lut. Tit. c. 4. xoiavxti ^ niugla täv 
Xoyov ^v avxov xal xoXkd Haßtlv ix rciv ysygapitivmv iöxlv 
opoia. Cic. pro FonteFo 13« § 29. Extat oratio hominis (ut mea 
opinio f^rt) nostrorum hominum longo Ingeniosisslmi atqae elo* 
quentissimi, C. Gracchi, qua in oratione permuUa in L, P$$o^ 
nem Frugi iurpia ac flagiliosa dicuntur. Dasselbe wiederholt 
der Sißhol. Bob. pro Flacco p. 233. OrelL In L. Pisonem Frugi 



*) Anden erzählt dies Appian B. C. f.. 26» nach welchem Caiui 
nn dem Kampfe Theil genomoieti zu haben scheint. 

N. Juhrb, f, PhU, M. PM. od. Krit. Bibt. Bd. XXIX. üft. 4. 25 



986 Goscliiclite. 

exitd or^Ue nmhüetarum ptügkphma quam erindimm *). Frei- 
ikh stelle ich ihn nicht 60 hoch , als Hr. Prof. Gerladi. So viel 
lasst sich ans den Quellen feststellen. Ob damit Caias Ton allem 
Verdaclfte ferdni^ ist ^ wenig:sten8 nm den Tod des Scipio ^e- 
wvsst BD haben ^ davon späterhin. 

Wenden wir uns zunächst su der Malier der Graccben^ nn 
der 80 berühmten und hocfagefeierten Cornelia. Deber sie heisaii 
m bei Hrn. Prof. Gerlach p. 43. also: Auch die Cornelia^ m 
ieidetuehafilich ihr Shrgeiz wmr^ so schwärmerisch sie für -die 
Fiane ihrer Söhne §lähie^ so tief ihr Mutter her x durch die 
Ermordung ihres Erstgebornen verwundet war^ muss ihr an^ 
erkannter Seelenadel vor dem leisesten Verdachte sicher 
stellen* Ich habe, soweit es mir möglich war, alle Stellen der 
Alten Ter^lichen , welche ein Urtheil über Ihren sittlichen Cha- 
rakter begründen konnten. Zunächst wird Cornelia weg[en ihrer 
trefflichen Kinderzucht, ihrer unbegrenzten Liebe zu ihren Kin- 
dern, überhaupt als treffliche Hausfrau, und Mutter gelobt. So 
sagt Cic. Brut. 58. §211. Ton ihr: Legimns epistolas Corneliae, 
matris Gracchonim; apparet, filios non tarn in gremio edocatos, 
qoam in sermonc matris, und ebendas. c. 27. § 104. Fuit Gracchus 
diligentia Corneliae matris n puero doctus et graecis litteris eru- 
ditus. Wird sie doch selbst ihrer Bildung wegen so hodi ge- 
rühmt von QuinL lustlt. 1. 1. § 6. Gracchornm eloquentiae mui- 
tum cootulisse accepimus Corneliam matrem, cnius doctissimua 
sermo in posteros quoi}iie ex epistoiis traditur. Ueber ihre ans- 
gezeichnete Kinderzucht spricht Plutarch. vit. Tib. Gracdi. c. L 
aULovg dmißakB KoQVtikla sudöag^ i^iav ih tav dvyaTigasv^ 
^ JmkUüvj, xw v%mzkQfp öwaxijös^ ual ovo viovg^ Tißi(^uif¥ 
xtti JTal'ot;, diaysvofiivovg oilfzo q>iloTLfiog i£e^^s^£v, äava 
suivus^g BV(pviötdtovs'Pm}iäia9 ofioloyovfiivms yfysvoxag^ xs* 
xaiSeva^ai ioKslw ßskno» ^ TU^vxsvai Uffdg «^f #^t/, und ehen- 
das. Ko^vsßla, dvalußoi>^a tovg nalöag Ttai tav olxov^ ovrn» 
0iDq>gova ual ipiloxsuvov xotl ftiyaXoijfvj^v sivr^v magiöx^^m 
.Airffallend dürfte das fuyaX6^vx9$ sein, welches ich mir hier 
im Zusammenhange nicht anders erklären kann, als in Bezug auf 
die folgende Erzaliluag, dass Cornelia ans Liebe zn ihren Kindern 
die Hand des Königs Ptolemaens ausgeschlagen habe niid Wittwe 
geblieben sei, ein Ruhm, in welclien anch ihr Sohn Caiua ein-* 
stimmte. cC. vlt c. 1. %al iii^v nivxsg toetai 'P0|ioio«, xkd/o 
X^vov iuBLv^ iai avigog ou4av^ ^ ös^ top avöga* JhxKr 



*) Ähren« Schrift*. Die 8 V«lksiriboaen , T. Graedias, IL Dra* 
sas und F. Sulpicius, nach ihren politischen Bestrebungen ilarge»telltt 
kenne ich nicht und weiss daher auch nicht , ob vielleicht in ilir Eini- 
g«« nur aabera Beleuchtung über den Charakter der seinprenianischen 
Familie beigebracht ist« 



Gerlacht Qer Tml dM $dyio AemiliBoiit. tlS7 

V 

mns^eieiclineleD Käi4ertaieht gedenkt «lidi TacH. Bial. de Ont. 
c 28. Sic Coroeliapi Gracchornni, Bic Aureliaiii Caettri«, tfe 
Aliaiii Auf H9Ü matrem praefubse educationibl» ac prodiixiaBe li- 
b^ros principe« aoceptmiia. Wie atois . sie auf ikre Klsder var, 
beweist hiiilfio^lich die Erzählnog befm Val. Maxin. IV. 4. $ 1. 
Coriielia Graccboriim mater^ cum Campan« matroKa, apud iUa4i 
liospita, oruamenla sua pulcberrinfa iilina aeeult oatenderet, tnidl 
eafii aermoiie, qiioiisque e tchola redirent tiberi, et: Haee, ia- 
qiiit, ornameota mea sunt. Uieae Geauinnng, ilieae attfc^femde 
Liebe ge^ en die Kiadcr miiaa In jeder Weiae anerkannt werden, 
sowie sie schon bei den Kindern selbst Anerkennung fand. Wie 
er die Feinde der Mutter liellig verfolf te und wie weit er ihreni 
Willen nachgab, khrt ein Beispiel bei Plutarch ibid. c. 2. tev V 
Stegov v6(iov rdCog-autog ixcivhllito q>^öag^ r» fi^tpl KoffVffv^ 
klfjt diij^siöji ^ap/gctfda» tdv 'OKtdßiQV. Kai o ä^ftog iqydM^ 
xair 0vvti€iQfi68 ziiiiQv tijv KoQVfiltav ötidiv i^f rov ano vinv 
nttlämv 71 XQV jtazQoq. Wenn nur diese f renseulose Liebe nioU 
einer noch unbäodifern, fanatfechem Ehrsucht unterthan gewe- 
sen wSre<, welcite ihr ganzes Handeln beseelte, und als Ridit« 
schnür zur Beurtheiluug ihres Charakters angesehen werden mnael 
Wem sollte hierbei nicht jenes Wort der Cornelia einfatien, den 
uns eiularch in der vit. Tib. c. 8. erhallen hat: Ivio« da nai Kop^ 
viiXlav öupsx($itiSpxai Ti^v iii^vipa uokloMg tovg vtovg AviM^ 
^ovöav^ 5x1 Pmiutloi Zttinimwog avtijp fr« u^v^gi^^ otmr 
di lAfitiga JTpa^x^v XQpgayoQivov0iv\ und Plntarch fiebt die«» 
sen Ausspruch als Grund an, wie TIberiiis zu jenen Aiitioncft ver« 
leitet worden sei. Wie wenig sie selbst sich frei erhielt wmk jene« 
Bewegungen ihrer Söhne, ja wie sie rathend n|id helfend ihnen 
zur Seite stand, bezeugt eine Thataache hinlänglich, wiewohl sie 
Ton Plutarch nicht geglaubt wird. Als nach der Wahl des Opi- 
mius zum Consnl dem Caius eine entschiedene Gewalt gegenüber 
trat, wurde er besonders von Fulvius angefeuert, sich mit einer 
bewaffneten Macht zu umgeben. Plutarch vlt €al; c 13. ivtav^m^ 
x«tl t^ li^tiga Xlyav0iv uvtä övötaöiaömtj iua%oviidvipf &%6 
t^g itPlag ngmpa »al xiiimov^av dg 'Pdf/ttiv ävdgag mg i^ 9^ 
Q^^täg. tavta fdg iv toig i7Ci6xokloig avx^g iQViyiAiva f9fga* 
^9ai ngog xov vlov* hsgoi öhnal naw x'^g KogvtiUag tvöxsgmi" 
voiü0rig^ tavxa %gaxt%M%ai liyov^iv. Oamll scheinen freilieh 
jene Briefe der Comelin nicht übereinzuslimaien, die sich unter 
des Cornelius Nepos Fragmenten finden. Hr. Pref. Gerlach hlit 
sie mit andern grundlos für echt erklart Ohne mich hier auf 
Details einzulassen, weiche ihm das Gegentheil beweisen möch- 
ten, wünschte ich wohl, dass er die Worte des Hrn. Prof« Bern- 
hardy in seiner Litteraturgeschichte erwogen hitie p. 88. Anm« 
152: „der unbekannte Ver&sser von zwei vorgebllcheo Briefen 
der Cornelia, die dem Cornelius Nepos beigegeben werden, muss 
sich von ihrer Sprache eine wunderliche Vorstellung gemacht ha- 



398 - G«te1ilelit«. 

heii^ worauf sdion die BetfBchtiiii^ Tön Gic« deOnt. Iff, 12. nicht 
lltfiren konnte.^ AMr gelbst zugestanden, dass «ie echt wireii. 
Konnten sie in eine Zeit fallen 4 wo selbst das schwirmerischlite 
J<^g1 Alien üir die PlXne ihre» Sohties si6 nichjt länger mehr iibcr 
den betretenen Weg ithd den endlichen blutigen Ausgang seines 
Unternrefetnens verblenden konnte. Und hatte doch auch des Ca- 
to Gattin Licinia richtig Torausgeseheu, wie Alles endigen werdeJ 
BewunderiHlgswInrdig freilich ist die Energie, mit welcher Cor- 
nelia iden Verlust aller ihrer Liebefi, der keimenden Frucht ihres 
£hrgeizes, des Zieles ihres Lebens, ertrug-, und die seltene G^ 
mnthsruhe, welche sie nach sp vielen Priifungen behauptete, 
Plut. vtt; Cai. c. 19. nccl fcirtoi xftl -17 KögvrjUa Xiyitai xä x 
StXktt x^g 6v^q>0Qdg ivysvwg ual iisfccXoipvxäg ivByjcHV xal . 
mgl xcSv iCpcDif, iv olg avijgi^fjöav^ Blnetv^ dg d^img ol ve- 
91Q0I riqxwg l;;|roi;(;ii/. avtfj Sh nsgl xovg xalovuevovg M^ötj- 
vavg itirgi^Bv^ ovöhv (iBxalka^aiSa' x^g cvv^^ovg öiatti/jg. 
Auch im Alter und der Abgeschiedenheit tritt ihre hohe Bildung,^ 
ihre Kemitims der griechischen Literatur besonders noch hervor, 
dass sie Gelehrte um sich versammelt hattet; die hohe Achtung, 
Bie man ihr zollte, dass srie Königen Geschenke gab und solche 
¥on ihnen empfing; wird orwShiit ibid; ^p da mal xolwpikog kau 
iid fpüio^ivlav BVTQaitB^og^ ubI [ibv 'ElXi^vcjif nal ^^iXokoytiv 
mgl ttvv^v ovtBüv^ anavtiav ds xäv ßa6ils<Qv huI ÖFXoiABvav 
nag* avx^g öf^gu xal nBjtnqvzmv. Ohne Thränen und Kummer 
konnte sie d\e Schicksale ihrer Kinder erzählen , nie scheint sie 
auch in dieoem Schmerze jener männlich heroische Muth verlas- 
sen zU'hab^n, welcher ihr, der Tochten des Africanus, mehr ei- 
genthiimlich wirr, als ihrem Sohne Caius. Solcher unendlichen 
Gewalt über das Gemuth können sich nur wenige Menschen rah- 
men, und nur solche, die da eigentlich empfinden, ti^aa sie ver- 
loren haben. Das ganze Streben ihres Lebens, ihre Ansicht übet 
den Staat, ihr Charakter endlich spricht sich hierin deutlich ausi 
ihre Söhne erscheinen, ihr als Mfirtyrer eines grossen, erhabenea 
Gedanken^ als dessen Opfer sie fielen, und darum dfirf ihr An- 
denken nicht durch kleinliche Klagen befleckt werden. Aber 
grenzenlos mag der heimliche Schmerz der ehrsüchtigen, ihre 
Kinder über Alles liebenden Frau gewesen sain, und für solche 
Ausbruche mag ihr die Beschäftigung mit griechisclien Werken 
und der. Umgang mit edlen Mannern Benihigung gewahrt haben. 
Piutarch ibid. €• 19* &aviiaöimxaTij^ x(5v naldtov unBV^^g xal 
aSixgvxog- iivi^($ovBvovaa Tcal sra^i^ xal ^tga^stg avt&v äüstBff 
ägxal&v xivmv^ Birjyovfiivfi xolg nw^aveidvotg. oQbv idofcv 
hfioig SutHTug vno yiJQtog ij fiByid'ovg naxiov^ ysyovivat^ xal 
xeäv awxifiikdx€9^iival0^f]tog^ avtoig mg dXfj^mg dpciiö^^xotg 
ov6iV^ 060V J| tvipvtag »al xov ysyovivm kal xtxgäq>9ai. x«- 
kng oq>sl6g i0xi ngog dkvnlav dv&gduotg xal ort x^g dgBxijg 
k ^9 ^vkaxiofiivtig (iiv xd xaxd Tcokkixig mglBOttVi iv ih 



Gerlach ! Der Tod 4cf Sclpio Aemilfawvt. '399 

itß nxaiöm ro ^igsiv svloyl^tmg' av »mffaiprik«^ cf . S^f«. 
Consol. ad Helv. c 161 § 5« Corneliam ex dnoileGiiii liheria, ad 
duos forttma redegorat. Si namerare fapera Cerneliae vellea, 
amiserat decem ; ai aestimaref amiserat Gracchoa. Fleotibua ta- 
men circa se et fatiim eiiia exsecrantibus interdixtl: ^Ne forlunam 
accusarent, qnae aibi filios Gracchoa ded]9aet^^ •«••magno aeati- 
maliat . . . mater et fanera. So rocLchten, um nun das Ganae kors 
snsammeazafassen^^ Liebe zur höhern Bildnng, unbegrenzter, 
glühender, ja wttder Ehrgeiz, durch den die Mutterliebe sich 
atarkte und betbittgte^ und ein entschiedener, feater Sinn, der 
allen Stürmen dea Leben« gewachsen war, ala die Grondzuge her? 
^Tor zu heben aein in dem Charaktergemalde der Cornelia« 

Weniger bekannt ist der Gfiaraftter der Sempronia » deeaen 
Hanptaeiten schon Hr. Prof. Gcrlach p. 43. aus Api&n B. C. L 20* 
undJValer. Max* Ul. 8, 6. dargestellt hat: Sie war ungeliebt und 
lieblos in ihrer Familie, und es scheint , als wenn nicht bloa Ab* 
nelgnug Ton beiden Seiten eine aolche unglückliche Elie herror- 
gebracht bitten, aondern^als wenn jener Haas dea Soipio ge- 
gen die Gracchen und ihr, den Staat .imtergrabeudea Beginnen 
aich in seiner eigenen Familie geg^n ihn gekehrt habe, und ala 
wenn jener wilde, ziigellose Blhrgeiz der Mutter auf die Tochter 
übergeerbt, diese alier naturlichsten Bande habe vergesset^ las- 
sen. Wie viel oder wie wenig Schuld Scipio an jenem Hasse 
trug, ISsst sich freilich aus dem Torllegenden Zeugnisse nicht er* 
kennen. Sempronia solle gewiss auch jenen entschiedenen, männ- 
lichen Sinn Ton der Mutter erhalten , den wir so sehr bewundern 
müssen; das uns Ton Valerius Maximua erzfihite Beispiel bestä* 
tigt dies Tolikommeit« 

Ausserdem bezeichnet noch das Gerudit den Fulvius.und 
den Carbo ala Mörder des Scipio« Den Erstem spricht Hr. Prof. 
Gerladi mit den Worten von jenfr That frei p, 43 t Fulviua war 
ein wilder, ausgelassener Mensch, der Mord und TodtKchlay 
stets im Munde führte und mit den Waffen in der Hand sein ei- 
genes Leben der Sache des Volkes geopfert hat; i^ber Tücke^ 
Hinterlist und Meuchelmord $cheint seinem Wesen- fremd. Icii 
will auch hier wiederum die einzelnen Stellen . sMsammentnpgen^ 
um daraus ein genögendes Drtheii zu begründi^n. Mir. erscheint 
nun freilich der Fulvius i:i einem ganz andern Lichte^ ala ihn der 
Hr. Prof. Gerlach geschildert hat. Ich grade halto vielusehe Hoh«^ 
heit und gemeine Tücke, die sich mit einer getpisgen Fcigh^iA 
paart, für Hauptzuge seines Charaktera und finde dafür Viele Be^ 
lege. Ueber aeine Völlerei und Tninkenhcit sagt Flut. vit. Cai. 
c. 14. iKtlvoi yig (die Freunde des Fulviua) 4v nQOtois Kai üXa^ * 
Xaypiolg nlvovtig nal .d^<x0t;fist<ot diercAsOdUP, avtov toii 
^ovXßlov (iB^vöKopivQv xttl sToUcc tpoQttHäg xaQ . fßuUav 
g>9f'yfofiivov xal ngattortog. Wie ganz and«rfl beträgt sidi 
die Schaar des Caiua qI Öi zri^l .%ov Hiiov m Inl cvfk^p^^ 



800 6«teiiielile. 

nmi^ vff metfitos ^iyx^ Bfwne xeA xiffttSMonovitsvoi rd 
H^XXov^ iv p^^fH pvkmttovtig xal avaxavojiepöi dtijfov. Ist 
diese Völlerei tind Ueppigiceil, worauf sicli die Worte noXkä • I • 
sK^arroiTo^ sii besifslieM seheinen f wie wohl es reclit gut enge- 
noftiineit werden kamt, nidit ein stehender Zog in seinem Wesen, 
nnd vielleicht erst durch die Umstäude erzengt, so liegt in die- 
üem einen Zug<^ ein Sinn, dass man einem solchen Manne für Zei- 
ten Alfe« fttttmuen kann. Im Angenblicke der Entscheidung eines 
Kampfe«, ^^^ ni>n selbst eingeleitet hat^ sich solchen Kohheiten 
tn ergeben und dießefölirten der That gleichsam so dafür lu be- 
geistern, setttt mindestens einen liochst gemeinen Charakter vor- 
aus, dem es nnr um Umüttirzuog der bestehenden Ordnung su 
tbtin Ist. Demkelhjen niedrigen Uebermuth und dieselbe Unbän- 
digkeit schildert uns auch VaL Aiaxim. VIII. 5. 1. in seinem Be* 
tragen gegen den Senat, welche Erzählung Valer. mit den Wor- 
ten schliesst; tyrannici consnl Spiritus haberetnr, si adversus 
«nnm senatorem hoc mod<^ se gessisset, quo Flaccns in totiua 
ampKssiml ortink coutemnenda maiestate versatus est Dass auf 
diesen Dmstura der Dinge sein ganzes Streben hinauslief, zeigt 
sieh in der Heimlichkeit, womit er die Intriguen einleitet und 
Volksbewegungen vorbereitet^ Plut. vit. Cai. c. 10. o d€ ^ovA- 
ßw£ o^rog ^¥ tov Fatov tp(Xt>g xal avPccQxöv hd t^v iiavo^^v 
«99 Z^Q^S i^^fiivog. ^v de ^ogvß^S^g %ul (ii6öVfLSvag 
phß VMO tfjg fiovX^&vttHQVs^ vtiontog 8h xal tolg aA- 
Xoig mg ta 6vfipax$uA iiaxivmv^ nal Jiagokvvav 
ugvfpa tovg 'Itakidtecg xgog dno&taöiv. otg ava^ 
niitl%t(»g %eX uveliyktmg IhyoiiLbvoig amog ngo0stt^€L kIözip 
6 0ovXfiiog^ ovx vyiaivov6ffg ovÖ* Btgiivix'qg ngoaigicemg. 
Nhnmt doch diese Unsfnnlgkeit und_ Wildheit Plutarch selbst als 
vomügltehsten Gmnd sum Sturze des Caius an: rovto (idh^ta 
nmtikvB tov riXov^ aMoJitaioina tov filöovg^ und -er schildert 
Ihn alt den Mann, der am meisten den Caius aufgereizt und ver- 
leitet hahe« e. 13« täv Ü ^IXmv xal (lakiOta tov ^bovkßlov arcep- 
ofpvovto^^ ritog &gftfi6s seiliv 0vvdyHv tovg ivtittttiofii* 
Ifovg ngAg tAv vuatov^ nnd iso sufli Appian B. C. I. 25. "Hdf] 
toü i^P^ov 0^f¥HXByftiv&v m»l 0ovXSlov r» mgi tovtav a^x®* 
piiV'OV liyBiv^ 6 rgdHXPg di4ßaiVBv ilg t6 Kanitmkiov^ 
vno täv ifw^Bfiivcnf öogvipogoviiivog* Seine Wildheit nnd 
Wnth über vereHelte Pline erkennen wir nach Appian 1. c« c. 24, 
■nchdem die Grenzbestimmimgen über das carthagische Gebiet 
nnd die Anlegung einer Colonus daselbst von den Augum für un- 
giltig erklSrt waren. 'O öi rgaitxog 7ta\ 6 9ovXßwg^ intl nai 
tovÖB ij^immtov^ fitfi^^voöiv iomotsg^ I^bvö^m ti^ ßovX^v 
hpMxov nBgl ttSp Xvxcsv. Dies scheint ihn dann auch bewogen 
nn haben, das Aeusserste und Blutigste zu wagen. War er doch 
der iSrste, der eine Volksmenge gegen den Senat und den 
Ofimina zusammenbrachte und somit das Zeichen an jener J>luti- 



Gerlach: Der Tod Jet Soipl» Aemitianui. 9M 

gen Katastrophe '^b. Flut. 1. c« c. 14. o (tiiv 06vißi0g avtinag^ 
B&HBvatBto Hat öw^yiv oxXov^ was^ibm imd so eher folfo^s slv 
er um die Volksgnnst auf das Niedrigste gebuhlt hatte« Applan 

B. C. L 24. rgduxov xal 00vXßlov oUt6tmv knltnidßg ygr^pLi^ 
if0Vf Xva iiiXQwt dnodijuovvtaav ivazav^ito i} ßovki^ tijg dti- 
ßOKonhg. Erklärlich miissen wir es finden, wie er bei seiner 
Rohheit da alle Kraft und Ueberlegung Terlor,^ wo es galt allein 
SU handeln , nicht mehr nnterstiitst von einer ihm blindiliigs er« 
gebenen Menge. So bewies er sich nach dei^ Ermordung des An* 
tylins« Appian 1. c. c. 25. o izlv rgduiog xal ^kauxog oz^Qov-- 
inivoi xal tov xaiQOV &v ißovkwo^'to q>9a6cci t^ iyxHgii0tiv 
dxoXmXBXOtsg^ ig tag olxleig dUxQfxov, Jene Gemeinheit des 
Charakters bewies er auch im Streite gegen Scipio, gecen wel-, 
eben er sich in heftige Scbmähredcn ergoss. Liv. Epit. 59. Pliit 
Vit. €. Gracch. 10. ro ptli^ nknötov inl rov OovXßiov r^Ji&s t^g 
dmßoXijg^ ix^Qov o*'ta xal t^v iqpttgav ixalvriv ixi tov ßil^fia^ 
tog ta £xiniovi Af AotAopi^jEiii'or. Als Aufruhrer wird er dar- 
gestellt in der Rede pro domo 38. § 102. M. Flaceus , quia ctmi 

C. Gracclio contra salntem reipublicae fecerat^ de seotentla aena- 
tus est interfectus; womit verglichen werden kann ibid. e 43. 
§ 114. et Val. Max. VI. 3. 1. Ideoque et M. Fhicci et L. Satumint 
seditiosissiroorimi civium. Von jener Mordlust*, die er nur ipr 
Munde geführt habe , finde ich auch nicht eine Spiw , und ich 
glaube, Hr. Prof. Gerlach hat einem Manne ^ der es gewiss nicht 
verdiente, eine Ehrenerklärung gegeben und ihn höher gestellt, 
als sein Charakter es verdiente. 

Zuletzt UHU gehe ich «um C. Papirius Carbo über. ' Oas, 
was wir über meinen Charakter ausemmeußtellen kömea, lässt sich 
allein aus Cicero schöpfen, der neileicht hierin ein wenig psr- 
teiisch war. Doch glaube ich wird er nicht in einem so gehässig 
gen' Lichte erscheinen^ als ihn Hr. Prof.-Gerlacli dargestellt hat. 
Die einsigen bedeutenden Stellen , welche gegen seinen Charak- 
ter aengen konnten, »ind Cic. de Le^g. 111. 16. § 35. Carbonls est 
lertla de iubendis legibus äc vetandis oratio, seditio^ atquB im- 
pr^bi cms, cui ne reditus quidem ad bonos salutem a bonis po- 
toll atferre, und VaL^ Maxim. VI. S. 2. C. Carbo, tribunns plebis, 
nuper sepnltae Graechanae sedUionis tnrbulentissimus viudex 
idemqne orientium civilium malorum fax ardentissima. Die übri- 
gen sprechen mehr oder minder für seine Theilnahme an den Un- . 
ruhen der Grracchen und lassen daher persönlich über ihn nichts 
urtheilen, s. B. ad Farn. IX. 21. § 3. is et tribunus plebis seditio- 
sus. Lael. 25. § 96. Quibus blanditiis C. Papirias influebat in aurea 
concionis, cum fi^trtt legem de tribunis plebi reficiendis. Höch- 
stens zeugt noch die Stelle Brut 27. § 103. für seine Unbestän- 
digkeit: C. Papirius Carbo propter perpetuam in- populär! nitione 
levitatem mörle voluntaria se a severitste Judicum vindicavit» 
Weiteres Tasst sich jm Einaseluen über ihn nicht angeben. 



392 0«tc1itc1ile. 

Somti hatte Ich denn, so weit es mir möglich war V die Stel- 
lea suMnmiengetnigeii,* ans weichen «idi der Charakter der 
Lente entwickeln liesae , die man der Ermordung' des Sclpio Ter- 
diehtigt hat Gehen wir nnn an dem Resoitate dieser IJntersu- 
chnng über. Was smiichst den CaiiTs Gracchus anbetrifft^ so 
apürechen diesen, Verdacht ans Schol. Bob. pro Milone p. 283. 
Orell. T. V. 2. Scipio Afncanus minor repcntina morte domi sitae 
Interceptns est non sine Infamia ipsius €. Gracchi, und Plut. lit. 
Cal. c. 10. ^^«70 ÖB xrtl tov Ftttov vsrovoia. Für die Sempronia 
derselbe Schol pro Milone p.. 283. non sine Infamia C. Gracchi et 
nxoris suae Semproniac. Appisn de R C. I c. 20. iirs Kogrij- 
ilag avtiS t^g JTpfifxxov'^^rpb^, ini9i^ivr]g^ tva iiij 6 vogiog 
rov Fq^xx^^v kv^ihf xal €vkXaßov6tjg ig xovto Stfmrtfovlag 
Xfig^vYa^ooci^ wcicites zugleich das einzige, aber freilich sehr 
wichtige Zetigniss hier gegen die Cornelia Ist, Lfv. Epit L1X. 
Suspecta foit, lanqnsm el Tenenom dedisset, Sempronia nxor, 
hlnc maiime, qnod soror Gracchorum esset, cum quibus simul- 
tas Afrlcano, und Oros. V. 10. Hunc quidem uxoris suae Sempro- 
Biae, Ojracchorum antem sororis, dolo necatum ferunt, ne sccle- 
rata, ut credo, familia atque In pemiciem patriae suae nata inter 
hapias aeditiones Tirorum , non etlam facinoribns mniicrtim essel 
ittmanior. Gegen Fulvios zeugt in stärkster Welse Plut. vit. C. 
Gracch. c. 10. xo fAv nkü^zov inX %6v Oovkßiov ^Xds x^g dia^ 
ßol'^g^ iX^QOV Svxa nal x^v iquigav int rov ß^ficttog ta £mi- 
nlwvi XikoidoQfjiiivov. Gegen Carbo erheben sich die Zeug- 
nisse besonders des Pompeius, Crassns und Cicero, cf. Cic. ad 
Q. Frat. H. 3. 3. Respondit el Tehemcnter Pompeius Crassumqne 
deacripsit dkitqne aperte, se mnnitlorem ad custodiendam vitam 
auam fore, qnam Africanus fnisset, quem C. Carbö interemisset. 
CIc. ad Fam. IX. 21. 3. cl?is e republica Carbonum nemo fuit — 
Caius accusante.L. Crasso cantharidas snmsisse dieltnr, Is et tri- 
bnnns plebis seditlosns et P. Africano vim adtulisse existimatus est 
und so spricht sich endlich Crassus aus de Orat II. 40« § 170. ut 
olim Crassns adolescelis: Non sl Opimium defendisti Carbo, Iccirco 
teisti bonnm dvem pntabunt. Simnlasse et aliud quid qnaesisse 
perspicuum est, qnod Tiber. Gracchi mortem saepe in concionl- 
bns deplorasti, qnod P. Aflricani necis socins fuisti , quod eam le- 
gem in tribnnatn tulistl , qnod semper a bono dissedisti. Auf diese 
Zeugnisse nun hin begründet Hr. Prof. Gerlach seine Meinung, 
dass C. Ciirbo der Mörder des Scipio gewesen sef , und ^»'iU dies 
noch durch andere Reweise begründen. Zunächst nämlich habe 
Cicero 'unter dem Geschlechte keinen Einzigen gekannt, der ein 
guter Bürger genannt zu werden verdiene. AlleiA bedenken wir, 
was bei Cicero in dem Sinne clves und boni heissen, so bezieht 
es sich auf die sogenannten Patrioten, und wenn auch die Bei- 
spiele, welche in den Briefen ad Famil. von den Carbouen aufge- 
zählt werden, für ihre moralische Schlechtigkeit im Allgenf^eiaea 



Gerlacli: Der T^d deaSdiilo AeinSlianiis, 893 

sprechen^ so iSsst sich doeh meiner Ansteht naeli für den Carbo 
kein voltgülti^er Beweis daraus entnehmen. Es kann Jemand tief 
gestinken sdn , was zuletzt ron ihm nicht einmal streng dar^e-' 
thah werden kann, ohne deslialb ein Meuchelmörder zu werden. 
Auch der Mangel jener Beharrlichkeit, .welche die Kraft des sitt- 
lichen Bewusstseins gewahrt«, ans welchem Hr. 6. einen neuen 
Grund zur Annahme seiner Vermuthunfr zieht, Ist in jenen Wor- 
ten nicht au^fTCsprocheii; Brut. c. 27. propter perpeluam in po* 
pnlari ratione levitatem. Er g^ehörte zu jenen schlauen Männern, 
weiclie die, Verhaltnisse gut zu benutzen, aber sich auch in alle 
ZH schicken wiesen , und denen. daher, weil sie Alles auf ihren 
Vortheil beziehen, der Wechsel mit der Partei nicht schwer 
wird , die den Staat gering achten und ihre politische Ansicht, 
sobald es sich um ihre eigene Existenz handelt , wechseln. Ob- 
gleich solche Männer unsere Achtung nicht verdienen, so können 
wir daraus doch nicht die Folgerung ziehen, dass sie der ab- 
BcKculicbsten Verbrecheif fähig sind.' Das heissi denn doch wohl 
das Kind mit dem Bade ausschütten. Ja, wenn Jemand Hrn. Prof» 
6. recht scharf entgegentreten wollte, so könnte er eben In die* 
zem Wechsel der Parteien eine Entschuldigung für den Carbö fin- 
den, der das Bessere erkannt und zu ihm sich gewandt habe. 
Pils will ich nicht, nur das möchte ieh fiir mich in Anspruch neh- 
men, dass Schlauheit und Fiigsamkeit In die Verhaltnisse noch 
nicht die Fähigkeit zum Morde in sich tragt^ Wie viele Staats*- 
roSnner müssten dann diese politische AchseltrUgerei hart büssen« 
Selbst dass er treu an seiner Partei hing, so lange er sich zu der- 
selben zählte , dass er ein heftiger Vertreter derselben wurde, 
und sich den andern so verhasst machte, dass nicht einmal dchr 
Ueberlritt zu dert^elben ihn später vor ihrer Wutli sichern konnte, 
selbst das kann ilmi nicht zum Vorwurfe genracht werden, es zeugt 
vielmehr von einer an ihm geleugneten Beharrlichkeit des Willens 
und einer Energie nicht geringer Art, die mit den Mitteln zur 
Erreichung ihres Zieles auch stets die klare Anschauung des Zwe- 
ckes sich bewahrt. Zuviel Gewicht legt endlich Hr. Prof. Gerr 
lach darauf , dass Carba, früher des Gracchus Freund, später 
als Consul den Opimius vertheidigt habe, der seines Freuikdea 
Mörder gewesen, und dass, wer solchen Verrath an der Freund- 
schaft begehen könne, jeder Unthat fähig sei. Das heisst denn 
doch wohl die Begriffe von der Freundschaft an Charaktere der 
Art zu edel und rein anlegen ! Zunächst konnte von Freundschaft 
.zwischen Männern nie die llede sein, die wie Qirbo und Caius 
p^söuliche Zwecke verfolgten und nur so lange Innig zusammen- 
hielten, wie es ihr eigener Vortheil erlaubte und erheischte; mit 
dem Aufhören desselben hört auch die gegenseitige Anziehungs- 
kraft auf, und sie können, sobald. sich ihre Interessen feindlich 
durchkreuzen, nicht nur einander eben so fremd und gleichgültig, 
zoadern sogar eben so verhasst werden, als sie früher ionig ver- 



394 Geieiiicliee. 

banden sdiieneli. Mit i^ Caiii« Tode war das Band zerrissen, 
das den Carbo an ihn und seine Partei fesselt; sein Vortheii er^ 
heischte es, sieh der andern anzuschliessen ; wie sollte er nun 
nicht, um für einen guten Patrioten zu gelten, den Öptmius ver* 
theldigen, den er als Mörder des Cains niciit verabscheuen 
iconnte , da er den Ermordeten pwsdnUch nie geliebt hatte , und 
jener ihm in seinen Interessen nie hinderlich geworden warl 
Das bitte Hr. Geriach wohl bedenken sollen^, ehe er solchen Qe^ 
weis für Carbo*s Schlechtigkeit beibrachte. In Solchen wilden, 
fanatisch bewegten Zeiten gilt das Interesse Alles, Freundschaft 
im wahren Sinne wenig , und man mass daher nicht mit philoso- 
phischer Strenge und moralischer Genauigkeit an Verhältnisse 
hinangehen, die in sich selbst keinen Maassstab für die Moral 
enthalten. Wie riel Beispiele der Art Hessen sich wohl ans der 
Geschichte sammeln? Entitchuldigt ihn doch hierbei, €ic. selbst 
de Grat. IL 25. § 106. alia ttim mente reropubllcam capessenti. 
Debrigens möchte ich wolil w^issen, wolier Hr. Prof. Gerlach die ; 

Angabe genommen, li^e, dass Crassns diesen Verdacht zu einer j 

besondern Anklage gegen Papirius Carbo erhoben habe ? Sollte | 

er sich nicht vielleicht hierin mit Wyttenbach Irren , der tu de 
Legg. lü* 1(>. § 35. bemerkt:- Deniqne a. n. 634. a L, Grasso orm- 
tore ,tnnc accusatns de Gracchana seditione et P.'Africani cacde, ! 

se volnntaria morte severitate iudicum subtraxit? . Cicero sagt | 

einzig pr<^ter perpeluam in populari ratione levitatem morte vo- ! 

Inntaria se a severitate iudicum vindicavit, und lässt dadurch ver« | 

mnthea, dass er als Opfer der Partelwuth und des Hasses gefal- | 

len sei, ^en jener Uebertrilt selbstt bei den Optimaten nicht hatte 
verlöschen können und der neu hinzugetreten war von Seiten der 
VolksparteL Die Heusinger Zu de Oif. III. 21. § 3. nehmen aus 
falscher Interpunktion der Steile Marcus; P, Flacco accusante, 
condemnattts, für magnus ex Siclila; Caius accusante Crasso, | 

cantharidas snmpsisse dicitur, an, dass Carbo wegen Erpressiia* 

. gen belangt sei. Der Grund ist, soweit ich die Sache über* 
schauen kann, nicht klar. Uebrigens dass man auf diese Anklage 

, und ihren Ausgang nicht viel geben kann , und dass jene Erbitte- | 

mng des Crassns wohl mehr persönlicher Art sei, dafnr könnt0 { 

sprechen, dass dieser späterhin seine Anklage selbst bereute. j 

Cic. Verr. III. 1. 3. Ex homme clarissimo atque eloquentlssimo I 

L. Crasso saepe auditum est, cum se nullius rei tam poenitere.di- | 

ceret, quam^quod C. Carbonem unquam in ludictum vocavisset. I 

Und vergleichen wir, was Cic. sagt im Folgenden, besonders 
gloriae caussa atque ostentationis accusant , so scheint hierin ein | 

nicIit unbedeutender Vorwurf zu liegen, den sich Crassns in ahn- i 

lieber Weise zu Schulden kommen Hess. Jener Selbstmord end- | 

tidi beweist nichts, und Hr. Prof. G. wurde sich auf denselbea j 

wohl schwerlich berufen haben , wenn er jene Anklage nicht fiir 
eine über die Ermordung des Scipio erhobene angenommen hätte. 



Ger!ach : Der Tod des Scipio Aerallionof. , 395 

Welche Umstände deo Carbo. bewogen^ wissen wir, es war die 
severitas iiidicum, wodurch sie herbeigeführt, nnd welche Ver- 
hültnisse sie bedingt hatten, lässt sich nicht einmal erralhcB. 
Was nun endlich die Zeugnisse anbetrifft » so ist zunächst der 
Ausspruch des Ponopeihs das einsi^e, welches den Carfoo direcl 
als MJirder des Scipio bezeichnet, Crassus nennt ihn nur einen 
Genossen der That, und Cicero endlich ad Dli^ersos spridit nur 
diesen Argwohn als eine öffentliche Annahme hin. Unter allen 
diesen Zeugnissen gilt mir das des Crassus am höchsten , weil es 
sich in einer öffentlichen Anklsge findet, bei weicher es also na* 
tiirlich nicht auf eine Berufung auf Voiksgerüchte ankam, son- 
dern Thatsachen beigebracht werden mussteu, die Im Mothfalie 
belegt werden konnten; Crassus iibrlgehs jene Ermordung des 
Africanu« nebst den folgenden Gründen zur Versteihing und Heu* 
chelei so offenbar susammenstellt, dasff es gar kein Verdacht 
mehr gewesen sein kann, in welchem Carbo erschien, sondern 
dass -er es als ißine allgemein bekannte und von Jedem zugestan- 
dene, ja von Carbo gieidisam selbst nicht ^leugnete Thatsacho 
hinsteilt Carbo war also Genosse und Theiluehmer an dem 
Morde des Scipio gewesen, nnd halten wir das fest, so stimmt 
das trefflich mit dem nberein, was ich unten weiter durchzufüh- 
ren denke. Was den Ausspruch des Pompeius anbetriffr , so lässt 
sich «nf ihn deshalb weniger geben , als er im Zustande der lei- 
denschaftlich aufgeregtesten Stimmung und Wuth gethan ist ^uiid 
dieser also wohl eine Annahme, die der Sprechende indivtdttell 
für wahr hielt, auch iusserlich sogleich zur Gewissheit erhob, 
ohne zu bedenken, welche schwere Verantwortung dadurch auf 
ihm laste. War er doch durch Cato, wie uns Cic. ad Quhitum 
IL 3k § 3» berichtet , auf das Heftigste gereizt und erbittert lind 
mit Schmibnngen überhäuft, so dass auch er wohl sich zu ähnli- 
chen Ausbrüchen hinreisscn lassen durfte. £o die Cato vehemen- 
ter est in Pompeium tnvectus et eum oratione perpetna tamquam 
reum accusavit. De me mnlta, me invito, cnm mea summa laude 
diiLit. Quum iliius in me perßdiam increparet, auditus est magno 
silentio tnalevolorum. Respondit ei vehementer Pompeius Ctos- 
uumque descripsU cit. Selbst die Worte quem C Carba inier» 
emiißei sind mir in solchem Zusammenhange nun nicht mehr so 
bedeutsam, um deshalb anzunehmen, dass Carbo mit eigener 
Hand und allein den Mord begangen habe. So Tiel nur lässt 
sich aus diesen Zeugnissen constatiren, dass Carbo von der Theil- 
niAme an dieser That nicht freigesprochen werden kann, und 
dass sie besonders ^uf das gewichtige Zeugniss des Crassus hin 
als ein politischer, nicht als ein Privatact augeschen werden rouss, 
zu dem sich Viele verbunden hatten. Fragen wir mm weiter, so 
treten uns 2 Zeugnisse des Cicero, deren eines er dem Scipio, 
das andere dem Afrlcamis in den Mund legt, entgegen, welche 
mir immer von der höchsten Wichtigkeit erschienen sind. Idi 



396 * Geschichte. / < 

will die Stelle im Ziigammenhan^e hersetzen aus Ctc. de Rep. VI. 
12 14: Nam cum .... duo hi uumeri circuitu natural! soramam 
tibi fatalem coofeceruit^ in te unnm atque in tmam nomeii se Iota 
eonvertet civitas • . . . ac ne multa , dictator rempubiicam consti- 
tuas oportet, si impiaa propinquorum manuB effngeris. 
Hie cum exciamasset Laclitis fngemuissentqnc ceteri vehemeDtlns, 
leniter arrideas Sclpto: Qaaeso, inquit^ ue me e somno excitetia 
et rumpatis visum. Audite cetera . . . Hw ego^ etat er am per^ 
^ terriius non tarn metu mortis , quam insidiar um a meis. 
Ich möchte diese Steile um so wichtig^er halten , als sie dem Afri- 
eanns in den Mund gelegt wurde ^ welcher hier als Prophet dem 
Scipio im Traume erscheint , luld ihm sein kiinfiiges Geschicic 
Torhersa^, der als rehi seliger Geist das Schidcsal überschaut, 
und hier um so weniger trtigerisch erscheinen darf, da er zu- 
gleich warnend und belehrend für den Scipio werden will. So- 
dann erscheint mir dies Zeugniss als die Ueberzeugnng dea 
Cicero natürlich selbst, und wie. begründet sie sein musste,' 
lasst sich daraus schlicssen, dass er sie eben dem Africanus in 
solcher Verbindnng unterlegen konnte. Und dass in dem Munde 
des Cicero, der sonst so sehr behutsam sich über den* Mord des 
Scipio ausspricht und nie mit seiner eigenen Ansicht lieraustritt, 
ein solcher Ausspruch um ao- wichtiger ^ das wird wohl jeder Un« 
befangene mit mir zugestehen. Nehmen wir nun endücli die 
Zeugnisse des Plutarch und der UebrJgen hinzu, so erhalten diese 
dadurch um so höhere Wichtigkeit: Ich habe mir den ganzen Hin- 
gang der Dinge in folgender Weise stets zu entwickeln versucht. 

Nachdem Scipio seit der Ekniordnng des Tiberltis, die er als 
rechtlich und gesetzmässig bezeichnet hatte , [cf. Vell. Fat II. 4. 
Liv. Epit. 59. Aurel. YIct. 56. Meier fragm. Oratt Rom. p. 116 
sqq.] entschieden gegen die Partei der Gracchen aufgetreten wär^ 
und das Volk verlassend , eine scharfe Opposition bildete g^en 
alle solche Staatsumwälzungen , da hatte er gewiss nicht nur deu 
Haas der serapronianischen Familie, sondern auch Furcht erregt, 
weil er zuletzt der bedeutendste nnd einfliissreichste Mann nicht 
nur im Staate war, sondern auch bei dem Volke eine grosse Liebe, 
ja Anbetung genoss, weil er endlich eine so entschiedene Ener- 
gie, einen solch unbeugsamen Sinn und einen so oft bewährten 
Muth besass, dass, so lange er lebte, für die Gracchen und ihre 
Anhänger nichts zu hoffen war. . Lange daher wohl mochte schon 
der Plan gefasst sein, ihn aus dem Wege zn räumen, und nur 
vielleicht hatte man ea aus unbekannten Gründen von Tage zu 
Tage verschoben. Als nun aber ein heftiger Streit zwischen 
Fulvius und Scipio öffentlich am Tage vor der EIrmordung ent- 
standen war, cf. Plutarch. vit. C. Gracch. 10. inl tov Oovkßioy 
^X&B %6 nXelötov xijg diaßokijg, tr^v riyLiQavizX roi) p^ftatog 
Ta'£Ki7iic9vi IsloidoQijfiivov^ und Scipio dann noch einmal den 
Undank der Bürgerschaft gerügt hatte^ da wurde er am folgea- 



Gerlach : Der Tod des Seiplo AcniUianiii. 307 

den Morgen todt im Belte |refnndcn. Nim ist es c^ben Fiikius, 
auf weichen ich wenigstens Verdacht werfe, die That beschleunigt 
lind die Ausführung derselben für diese Nacht festgestellt au ha* 
ben. Wir kennen den Fnlvius als einen wfithigen^ wilden Mann, 
dessen Hass und Feindschaft gegen den Scipio losgebrochen war, 
aber \ielieicht sich noch höher gesteigert hatte, und bis sur Ver^. 
uichtnng beleidigt war, da gewiss auch Scipio eben so hart gegei^ 
ihn zog. Das Alles hatte seinen Grimm gewiss zu dem längst ge* 
fassteu Entschlüsse gefuhrt,' den Scijpio zu ermorden, und ton 
Ihm lasst sicti daher wohl am allerersten veimuthen, dass er per^ 
sonlich beleidigt, In der ersten Wuth seiner Leidensdiaft Rache 
nahm. Ihm möchte ich daher den Meuclielmord zuschreiben; 
amd das bestätigt auch Plutarch I. c. Tollkommen, wenn er den 
Fulnus als den wahrscheinlichsten Thater nach der öffeiitlichcn. 
Mcinting bezeichnet. An diesem Mord halte aber auch Carbo 
gewiss seinen llieil, und Beide mögen Tielleiclit gemeinschaft* 
lieh wohl eher allein als von andern Bewaffneten begleitet, in das 
Haus des Scipio gedrungen sein , und ihn im Schlafzimmer über- 
fallen haben. So liesse sich dann auch recht gut die Aussage der 
Sclaven damit vereinigen, cf. Appian B. C. I. 20» alöi d' ot ßaöa- 
vi^Qfiivovs q>aöl ^iganovrag tlnitv, Sri avzov ^ivoi iC oni^ 
e^öo^ov vvnxo'S lnH<iax%ivt%q dnanvl^aiBV, und man braucht 
mit dem Hrn,Prof. G. p. 42 nicht anzunehmen, dass dies ein 6e* 
stSndniss sei,- welches den Sclaven die No(h und ihre eigenn 
Rethuig ansgepresst habe; sie hatten die eingelassenen MSnner 
wirklich nicht gekannt, die sich wahrscheinlich unkenntlich genug 
gemacht hatten. Vielleicht halten sie selbst nicht einmal ^dies« 
heimlich Eingelassenen gesehen , sondern erst nach dem Morde 
und der Entfernung derselben die Art und Weise entdeckt, wie 
sie zugelassen waren. Genug, das Zeogniss der Sclaven iat^ 
wenn auch iiicht bestätigend, doch wenigstens "nicht so unbedeu-* 
tend und ungültig, als Ilr. Prof. Gerlach meint. Wetm er fibri« 
gens p. 43 sagt: „so gewiss ist es, dass auch die schlaue Bosheit 
eines Einzigen genügte, uro ein Verbrechen zu begehen, welches, 
mehreren bekannt^ nur um so sicherer zur Entdeckung des Ur- 
hebers fuhren musste^^ so scheint er ganz und gar vergessen zu 
haben , welche Motive der Ermordung .des Scipio unterliegen^ 
wenn man auch vollkommen zugestehen mag, dass ein Einziger, ip 
das Schlafgemaoh des Scipio heimlich eingelassen, vollkommen 
genügte, um den Schlafenden zu überfallen und zu mencheimorden. 
Räumt er doch selber ein p. ^8, dass jener Ausspruch des Scipio 
über den Tod des TIberius seinen Tod beschleunigt habe, «ml da-' 
mit, dasspolitischeBeweggrunde denselben herbeiführten. Wollen 
wir nun annehmen, dass Einer allein fSr nch den Plan gefasat 
und ausgeführt habe, so ist das zunächst unwahrscheinlich, und 
sogar bei der allgemeinen Erbitlcrui^ gegen den Scipio, dessen 
Entfernung gewisis von Ailen gewimsc^t wurde, unglaublich, odev 



996 Gefckickitt. 

et »etxt einen so w&theaden Fanatumna mMl eine Bolche wilde 
Be^ittening for die Sache des Volkes ood der Gncdien Toram, 
wie wir sie wenigstens beim Carbo nicht annehmen dürfen, der 
nch In dem spitern Wechsel als dn gans andrer geseilt hat. 
Oder der Mord konnte sonichst ans PrivatMndsdiaft henror^« 
gangen sein , was mir auch nicht glaublich ist, und dann lige die 
Person des FnlTins weit naher als die des Carbo, von dessen per- 
sönlicher Feindschaft gegen den Scipio nirgends etwas erwähnt 
wird, da man mir gewiss jene Aofforderang desselben an des 
Scipio, sich über den Tod des Tiberins anssusprechen, nicht ah 
solche entgegenstellen wird (cf. VelL II, 4. Liv. Epist. 89. Aurel. 
Vict. 58 ). Vom Fnlvias aber sagt cs^ PlaUrch c. 10. mit tiia- 
drncklicheu Worten Tit. C. Gracchi «PovA^iov, ijfigov ovta. 
Nur glanbe man freilich nicht, die Sache sei wie ein allgemeiues 
Complott auch su den Ohren des Volkes gekommen, und in 
einer eigentlichen Versammlung seine Ermordung beslchlossen 
worden , aber da gewiss die 3 Hauptlenker der Volksbewegungen 
Caius Gracchus, Fulvins und Carbo darin einverstanden waren, 
dass bei Lebzeiten des Scipio fiir ihre Sache wenig oder nichts in 
hoffen sei , so scheint es mir auch höchst wahrscheinlich , dass 
sein Tod von ihnen beschlossen war, und dass natürlich sich Fnl- 
Tins und Carbo zu der Vollstreckung hergaben , weil es im eige- 
nen Interesse liegen musste, die Uuthat nicht über ihren Kreii 
vnter das Volk, selbst unter ihre übrigen Freunde treten su las- 
sen. So lassen sicli die verschiedenen Gerüchte , welche dea 
Fulvius und Carbo , letztem geradezu als Genossen bestimnsen, 
sehr wohl vereinigen , und so ist es einleuchtend , wie jene An- 
sicht des Hrn. Prof. G. in sich selbst zusammeuflilU, dass nur 
Miner aus Scheu vor Entdeckung den Mord begangen habe. Wie 
sollte nnter solchen Umstanden irgend eine Verschwörung gegen 
' das Leben eines Mannes zusammentreten « und nneutdeckt blei- 
den , wo oft Hunderte Mitwisser, Eine( Vollstrecker ist. Das« 
Cains um den Mord wenigstens gewnsst habe, ist mir stets unab- 
weislich gewesen, sobald namilch die That als eine politische an- 
gesehen werden muss , wie si^ es wirklich ist. Das mag ich frei- 
lich nicht behaupten, dass er selbst Hand angelegt habe ao dis 
Leben seines Schwagers, ja ich will sogar angestehen, dass er 
nicht Zeuge dieses Frevels war, obgleich ich es eben sowenig 
läugnen will. Dass wenigstens selbst das Volk Etwas Aebnliches 
argwöhnte , nnd dies doch gewiss den richtigsten Maassstab zur 
Benrtheilung sowohl anlegen konnte, als abgeben kann, ist dar« 
aus über allen Zweifei ersichtlich , dass es geflissentlich, eine Ds- 
tersuchung über die Thäter des Mordes unterdrückte, aus Furcht, es 
Möchte Caius in diese That verwickelt erscheinen. Cic.proMil«?* 
§16. Quantum luctum in hac urbe fuisse a nostris patribus accepimo^) 
qonm P. Afrieano, domi suae qulescenti, iiU noctunni ▼is ^^ 
nUata . « . Num igltur ulla quaestio de Afirlcani morte lata esti 



Gerloch : Der Tod dce Sdpio AemSISeDnd. . 399 

Corte iiulia. Fliiiarcb. vil. C. 6r«ech. 10. sMtl i$iv6v ovt&g ^q- 
yov, in dviglr^ nQ&rc} xal [i^ylörq^ 'PafiuttQV toXfiifilvf ovx 
SxvxB dU^g ovo dg Ekiyxov ngo^k^Hk 'EviöXTiOav ymg 
o{ n o k k l xal xaxilvöav t^v xglöiv^ vntQ top 
Vatou g)oßfi^ivt$gs f^i? ntQtxitrjg ty nlxltf xov 
ipovov ifixov^ivov yivijxjjci. Sollte auch hierin picbl 
des Volkes Stimme gerichtet haben ?v Und wenn nun ferner^ wie 
sich annehmen läaat, der allgemeine Argwohn gleich auf daa 
Haue der Sempronier fallen rousste, sollte es, wenn sie sich 
wirklich so rein fühlten , und über jeden Verdacht erhaben wa- 
. ren, nicht in ihrem eigenen Interesse gelegen haben, sich öffent- 
lich Ton aller Schuld zu reinigen , da sie gewiss annehmen durf- 
ten , dass solcher ^Argwohn , wie es denn auch geschehen ist, sich 
forterben wiirde auf spätere Jahrhunderte und ihrem Geschledite 
j^inen Schandflecken anheften, Ton dem es nimmer befreit wiirdel 
Erscheinen ^ie nicht so als die geflissenllichen Urheber und Ver- 
breiter der Gerüchte über den natürlichen und freiwilligen Tod 
des Scipio? Wenn nun ferner den Urhebern des Mordes an einer 
Verhüllung desselben Alles gelegen sein musste, so läsat sich 
dies gewiss am Besten erklären , wenn man die Sempronia als 
Mitwisserin beseichnet und annimmt j dass sie durch die Cornelia 
bewogen und in ihrem Vorsatae, unterstützt , In die That einge- 
willigt habe. Zunäclist nämlich leitet mich hier wiederum ein 
Ausspruch des Cicero auf diese That hin , so versteckt seine An* 
spieluiig zu sein scheint: de.Nat. D. III. 32. § 80. Africanum 
doraestici parietes non texernnt , naturlich weil von Innen selbst 
der Mord ausging. Ferner scheint mir der Ausdruck beim Ap« 
pian B. C. 1. ^0. ^ivoi . • . insigax^Bvtfg drauf hinzuführen, dass 
8ie eingelassen wurden, nicht gewaltsam eingedripigen sind. 
Das konnten sie nicht, ohne sich deu Sclaven zu verrathen , und 
es ist unwahrscheinlich , ja gewiss unglaublich, dass Alle in das 
Complott gezogen wären , weil auf ihre Verschwiegenheit nicht 
zu bauen , und aus gleichem Grunde müsste auch die Annahme 
verworfen werden, dass ein Einziger in die Mitwissenschaft hin- 
eingezogen sei. Aber gesetzt nun , es sei ein Mährchen , das die 
^aven sich zu ihrer Hetlung ersonnen hätten , wie will man sfch 
denn das unvermerkte Eindringen in das Schlafgemach des Scipio 
erklären,- das rings mit Leuten umgeben war? Muss man da nicht 
vielen und luannigfaltigen Vermuthungen Raum geben , währen^ 
es sich auf die einfachste Weise cnträthseln lässt, wenn man an- 
nimmt, dass Sempronia selbst, längst auf das Verbrechen vorbe- 
reitet, die Männer eingeführt habe? Die Dringlichkeit dieser 
Vermuthung, aas allen äussern Verhältnissen entnommea , kann 
und mag selbst Hr. Prof. G. nicht aUengnen; nur so konnte man 
aiiein hoffen (und hat sich auch nicht gelauscht) , den Mord in 
ein undurchdringliche« Dunkel eiunuhülie«. Furchtbar freilich 
erscheint unserm Gefühle eine solche That, unwürdig einer ed« 



403 Ma'tbenifiitfili« SebrifUn, ' 

len Fr»a, die JUni kaltbluii^ 211 bieten ziihi Morde des eigenen 
Gemabls. Aber wenn Wollust und Ehebruch selbst in unserer 
Zeit und in christlichen Geiuiitheni zn solchen Schändthaten Tar- 
anlassen <, wie sollte nicht Hass^ glühender Ilass einer ungelieb- 
ten Gattin gegen einen ungeliebten Gatten«, AnMnglichkeit an eine 
Ton ilim Tcrabscheute Familie^ die ihre einstge Stiitze blieb, seit- 
dem sie dem eigenen Hause entfremdet war ^ an das sie nicht ein^ 
mal ein Kind fesselte, bu ahnlichepi Schritten fuhren^ zumal wenn 
Schwirmerei und Verblendung dies als ein nothweudiges Opfer fnr 
den Staat sowohl , als für die Familie ansah. Man muss sich hü- 
ten, den Maassstab des Cliristeuthums an solche Gcmüther za 
legen, und den Abscheu, den wir vor solcher That liaben, üfier'- 
zutragen. Wie wenig römische Frauen, selbst die edlem, zu die-, 
gern Bewnsstsein kamen , zeigt Passow in seiner ausgezeichneten 
Abhandlung über des Q. Horatius Flaccus Leben und Zeitalter p. 
tXXXIIf. 

Somit hatte ich dennversncht, die \Tid ersprechenden Mei- 
nungen der Alten zu Terehiigen, und wenn es mir gelungen i^t, 
Hrn. Prof. G. auf manche Zweifel aufmerksam zu machen, die 
sich einem aufmerksamen Leser, seiner Schrift, wie er sie sich 
doch gewiss wünscht, aufdrängen, und ihn zu einer geiianerh und 
weitern Untersuchung über diesen vielbesprochenen G^enstsnd 
zu veranlassen) ist der Zweck dieser Benrtheituug Yollkommen 
erreicht. 

Halle. Dr. F4 G. Hildebrand. 



L Lehrbuch d^r Arithmetik voo Dr. C. B.,.Gre/8«. Franl^- 
fürt am Main, Verlag von Wilhelm Kucblor 1838. > 151 Seiten. 

Bf» Beispiele und /Aufgaben awa allen Theilen 

der Elementar- Mathematik von^ C. F. IK. Oeerbech 

Oberlehrer der Mathematik und Phyiik am Lyceum an Hannover. 

Erstes lieft. 

Arithmetik, Hannover 18S7. Im Verlage der Hähnscbea 

Hofbuchhandlong. 62 Seiten. 

in. Lehrbuch der Arithmetik und Algebra. Für 
höhere Lehranstalten von Dr. M. A. F. Prestel, Oberlehrer am 
Gymnasium an Emden, Emden 1838. bei Fr. R^kebrand^ 423 
. Seiten. - ' ' 

IV. Elemente der hohem Algehrm. Zum Gebranehe bei, 
Vorträgen in den obern Ciasaen der Gymnasien und snm Selbston« 
terrt^hte entw«nrfen vorn M. J. K. übbitcA , . Prafe«sor am königl. 
Frtedrichs-GymnasiwB zu Breslau. Breslattf: bei Barth u. Comp. 
65 Selten. 



▼on Gniui Overbecfc, Prettel« T«bliicli wki UM«. 401 

V. Leitfaden sum Gebrauche iei Vorträgen über 
die Stereometrie und s^j^kriscke Trigono^ 
metrie in den^nbürn CIrmco der GJSpMsien wid beim Selba^na- 
lerricbte, entwiurfeii van M. J/ K. Tobi§eh^ Prwfevior am koiiigl* 
Friedrichi-Gymnasliim in Bretlaa. Bresks 18SI , bei GraM, Barth 
II. Comp. 199 Suiten. 

\h^rundlehren der Arithmetik und Algebra ffar 
den buiiern Schiiluuterrivbt b^arbeiteC Ton jiugm$t Uhdet Br«* PhlK 
ProresBor der Mathematik und Aetronomi« am llemiglichen Ctfl- 
legto Carolino su Brannsehweig und Vorsteher der technl«chea 
Abtheilang d«Nelben. Bremen, VerUig wen Wilhelm Kaiaer 1888. 
432 Seiten gr« 8. ^ 

Herr Greise hat ein brauchbares Wericchen geliefert, wel- 
ches in gehöriger Kurse und mit hinreichender Klarheit die arith« 
metiichen Lehren enthilt. Rec. hatte aber das Buch hier und 
da etwas gründücber gewünscht, nnd wird seine Meinung über 
diesen l^unkt in der folgenden spedeUen BeurtheUung mitthei-' 
len. — * " . ' . 

Ilr. Overbeck hat in dem ersten Hefte sefaies Werkes Tiele 
sehr zweckmässig ^wililtc Uebüngsbeispiele gegeben, weiche in , 
Schulen n. s. w. mit grossein Nutzen gebraucht werden können« 
Rec. wänscht daher, dass der Hr. Verf. die übrigen Hefte recht 
bald zum Drucke befordern möge. 

Hr. Prestel hat sein Buch mit lobenswerther Gründlichkeit , 
abgefasst , jedoch mehrere für den Anfänger su allgemeine und 
seliwlerige Satze darin aufgenommen. . Für den schon weiter in . 
der Mathematik Gekommenen ist daher Torliegendes Werk sehr 
empfehlenswerth , Tür den ersten Anfänger jedoch nur im Aus- 
züge zu gebrauchen. — 

Hr. Tobiaeh hat die wichtigsten Lehren der h5hern Glei- 
chungen mit Klarheit und Gründlichkeit bearbeitet und ein Werk- 
dien geliefert, welches in den obern Gjmnasialclassen mit 
Nutzen gebraucht werden kann. 

Der von demeelben Verfasser entworfene Leitfaden^ zum 
Gebrauche bei Vorträgen über Stereometrie und sphärische _ 
Trigonometrie hat Rec. sehr befriedigt , indem er eben so gründ- 
lich als jrerständlich bearbeitet ist. Möge daher das Tobiscli*sche 
Werk an Gymnasien u. s. w. so \ielfach gebraucht werden, ils 
es dies in jeder Hinsicht verdient. 

^ Hr. Uhde hat die Grundiehren der Arithmetik und Algebra 
auf eine eben so klare und gründliche Weise abgehandelt , Und 
sich hierdurch ein wahres Verdienst um diesen Zweig der ma- 
thematisdien Wissenschaften erworben. ' Möge sein Buch in iie 
Hände derer fallen, welche das Gründliche lieben und das hand- 
werksmassige Arbeiten hassen; und möge unsere liebe Ju|[end 

^. Jahrb. fTPhil. n. Päd. od. KrU, DM. Bd. XXIX. Uft. 4. 26 



4D2. .^ Maftfaematisclie SehrUUn^ 

recht viel Gutes aus einem' tlTerke erlenieti^ dessen Stadium dem 
Recenscnten eine recht grosse Ereude bereitet hat. 

Um aber unsere im Allgemeinen ausgesprochene Urtheile so 
Tic! als möglich zu begriinden , geben wir jedes einxehie Werk 
auf folgende Weise durch; 

Nr. I. Hl, Dr. Gretas hat in seimm Werie abgehandelt 

1) die Decimalbrüche; 2) die entgegengesetzten Grössen; 
3) die Buchstabenrechnang; 4) die Potenzen oder Dignitäten; 
5) die Wurceln ; 6) die Permutationen; 7) den binomisch eu Lehr- 
satz; 8) die Proportionen; 9) die Progressionen oder Reiben; 
10) die Logarithmen ; und 11) die Algebra. 

Nr. I. ist mit ganz besonderer Sorgfalt behandelt. So sagt 
z. B. der Hr. Verf. im § 10 — § 18. 

§ 10. Addition der Decimalbrüche.: Wi^ für die gewöhn- 
lichen Brüche^ so ist auch für die Decimalbriiche die Regel der 
Addition: Sind die Neuner gleich, so addire man die Zähler 
un4 gebe der Summe derselben den gemeinschaftlichen Nenner; 
sind aber die Nenner ungleich, so verwandle man erst die Brüche 
in Briiche mit gleichen Nennern und verfahre dann anf dieselbe 
Art. 

§ IL Wenn also z. B. 0,44, 0,07, 0,19, 0,57, 0,01, 0,93 
und 0,17 zu addlren sind , so addirt man die Zähler 43, 7, 19, 
57, 1, 93, 17 zusammen; diese sind zusammen 306. Dieser 
Summe der Zähler oder der Zahl 306 giebt man den gemein- 
schaftlichen Nenner, also den Nenner Hundert , so hat man -f^J 
oder 3i ^^ oder 3,06. — , 

§ 12. Die Addition der Zähler geschieht am bequemsten, 
wenn man die Decimalbriiche so unter einander setzt, dass 
Komma unter Komma zu stehen kommt. Deswegen setzt man die 
Aufgabe des Torigeu Paragraphen so an : 

0,43 
0,07 
0,19 
0,69 
0,57 
0,01 
0,93 
0,17 

3,06 
Wenn man dann der Summe der Zähler den gemeinschaft- 
lichen Decimainenner geben soll, so braucht man ihr nur ein 
Komma unter dem Komma der übrigen zu geben , und erlangt da- 
•durch zugleich den Yortheil, die in der Samme der Brüche 
allenfalls befindlichen Ganzen zugleich herausgefunden zu haben 
(weil, wenn man mit 1 und Nullen in eine Zahl zu dividiren hat, 
man nur so viele Ziffern von der Zahl abzuschneiden braucht, als 



von Greiify Of erlieclr, Pretlel, TvUtcli ottd Ulide. 40S* 

Nullen mit der .1 Terbunden sind, uiii) die abgeeichnUteneii Zif- 
-fern, dann den Rest, der noch durch die 1 mit den Nullen zn 
dividiren ist, also hier den eigentlichen Decimalbruch bezeich- 
nen). • 

§ 13. Wenn nun aber die Dedmalbruche keine gleiche Nen- 
ner haben, so mu88 man sie nach § 10 erst auf eine gleiche Be- 
nennung bringen, d. h. man muss sie erst in andere Decimal- 
brucbe verwandeln, die ihnen am Werth gleich «ind, zugleich x 
aber au^h alte denselben Nenner haben. Es fragt' sich , wie' dies 
ZH bewerkstelligen sei. Da nun jeder Declmainenner entweder* 
10 oder em Produkt ist, dessen Faktoren alle 10 sind (wie 
100 = 10.10; 1000= 10.10.10; 10000=10.10.10.10 
etc.), ao mnss jeder kleinere Decinaainenner ganz als Faktor in 
jedem grössern Decimalnenner enthalten sein. Für Decimal^ 
brnche Ton den verschiedensten Nennejn lässt ^ch also Immer 
der Nenner desjenigen Dccimalbruches, der den grössten Nenner 
hat, als Generalnenner ansehen. 

§ L4. Wenn man nun aber 0,7 in 0,70 verwandelt , indem 
man an die 7 eine Null anhängt , so ist nicht nur der Zahler 7 . 
lOmal grosser geworden, sondern auch der Neiiner 10 mal, denn 
der Nenner zu 0,70 i«t nicht mehr 10, sondern 100; folglicli 
ist OJ =s OJO. Ebenso kann man 0,7 in 0,700 verwandeln^ ohne 
dtfss sich der Werth des Bruches verändert ; denn es ist jetzt 
Alcht nur der Zähler 7 lOOmal grösser geworden ; sondern auch 
der Nenner. Mit jeder Null almo , die man einem Decimalbruche 
anhängt, wird nichts an dem Werthe des Bruches verändert; und 
es ist 0,7 = 0,70 =:= 0,700 ^ 0,7000 ^ 0,70000 etc.; die 
Bruche erhalten dadurch nur andere Benennungen. 

§ 15. Wenn man daher die gegebenen , zu addirenden De- 
cimalbruche von ungleicher Benennung in andere verwandeln soll, 
die ihnen an Werlh gleich sind , und dabei den Nenner des Deci« 
malbruches, der den grössten Neuner hat, zum Generalnenner 
haben , so braucht man jedem derselben nur so viele Nullen an- 
zuhängen, bis er gerade so viele Decimalstellen hat, als der 
Bruch, dessen Nenner der Generalnenner ist. Durch die gleiche 
Anzahl von Decimalstellen haben sie nämlich jetzt alle gleiche' 
Nenner, und doch hat sich durch die angehängten Nullen der 
ursprüngliche Werth der Brüclie nicht veräudert. 

§16. Sollen z. B. 0,751; 0,5; 0,3149; 0,03; 0,004176; 
0,M94 und 0,9 zu einander addirt werden , so verwandelt man 
diese Bn^che erst in folgende: 0,751000, 6,500000, 0,314900, 
0,030000, 0,004176, 0,119400 und 0,900000. Nun verfahre 
nian nach § 12 und setze die Brftche so unter einander, dass 
Komma unter Komma zu stehen kommen. 

26 ♦ 



4H «aftlb«0«fSMlb« SdiriH««, 



OJOOOGO 

OjDIOOOO 
IMMMITG 

OJMOOOO 




adJire wie ■■( gmmtm Zalilca 
«•4 ^ci^ ^^ 8i'Wf cia KaoMH oatcr des Koibibb drr iiin^ea. 

§ 15. IN» VerCdaren iadcrt ridi ■!€&(, veiiaavck mh den 
IkeeavalWddM« Gaaxe TcrkmdcB sand; dhm aMB*- Haa aar die 
•M bei der Addhioa der Bradic ailcolalb ct^bcadea Gaaxea 
m der Soouae der lliri^eB Gaazen biozitzählea. Gcsetxt e» seien 
S3475; e?«,»; 0,0007; 5,196427; 5i7,46; 13,0L56004; 
0,15975; 18^16,18 ood 9,11956 zu addirea, daaa ist: 

53,175 
67439 
0,0007 
5,196427 
527 46 
13ioi56004 
0,15975 
189516,18 
9,11956 

lilti»68,207ü374 

la Nr. 2 «lad dte beiden ersten Beebnangtaiten ^t bear- 
beitet; § 60 und 72 aber aidit strenge ^ena^aua^fahrt, weil 
w^^MnrpotftiTe, aber nicht für ne^tke Zahlen die Gleicbnng 
a • b r^ b • a erwiesen ist , und dasjenige was ftir 5 — 3 ^It, für 
— 5 «• ». w. noeh erwiesen werden mu«s. 

Nr. 3 ist Icnrx nnd bündige behandelt; In Rficksicfat mt Nr. A 
bemerkt aber Ree., dass die Potenzlehre etwas strenger abg^efiaii- 
delt werden mnsste. So ist z. B. in § 108 nicht 27 , sondern das ~ 
Zeichen 3> eine Potenz; so entiipricht (in § 112) q' rrrq nicht 
der EiiUmn; der Potenz, eben so ist das in § 126 for posiUVe 
Exponenten erwiesene, in § 129 allgemein angewandt; auch 
findet dasselbe in § 136 statt u. f § 188 nnd 139 sind femer 
nicht streng g^^^g bewiesen, weil die darin an^eftihrten CUei- 
chunf en blos für positive Exponenten* beg^nlndet worden sind, 

und Jetzt q"*-"=: -~ nnd a = a''-" = — geschrieben 



.TOB Greiif, OTcrbccIc» Prettel« Tobisck ttttd Uliie. 405 

i^iril V« 8. w. Der AuRdrtick a.} entspricht endlieh nielit der frff« 
bem Erklanw; der Potenz , und es kann also auch nicht (ohae 
vorhergehenden Beweis) a]^^^ z=z (aj-)** ^esetst werden n. a. w» 

Nr. 5 ist recht gut bearbeitet , und Nf . 6 enthalt die Lrihre 
von den Fermatattonen auf eine genil^enile Weise« 

Der binomische Lehrsatz ist in Nr. 7 für den Fall erwieseir^ 
^ das« der Exponenft eine positive ganze Zahl ausdruckt; auch ents- 
halt Nr. 8 eine Irecht gute Bearbeituiyg der Proportionen^ wenA 
nur i» § 220 das Wort Exponent weggelassen wird.^ 

Die liege! detri, Kettenregel o. s. w. hiftte etwas voHstandi- 
ger behandelt werden können^ In Nr. 8 sind die Progresstoneu 
oder Reihen , und in Nr. 9 dje ersten Lehren der Logarithmen 
auf eine seht befriedigende Weise bearbeitet. Auch hat die hk 
Nr. 11 vorkommende Behandlung der einfachen und quadratisch«;» 
GklcliungeQ tmsem Beifall. So heisst «s z. B. hi§380— 800. §38(K 

' Vom der jilgebra. 

Algebra im weitem Sinne heisst diejenige Wissenschaft^ 
welche zeigt, wie aus bekannten Grossen unbekannte zn finden 
sind. . In dieser Bedeutqng gehört die ganze Arithmelik in ihr 
Feld ; denn schon bei der Addition sind 2 oder mehrere Zahlen ge- 
geben, also bekannt, und man sucht die Summe als nnbekannt^ 
Grosse, und ebenso verhalt es sich bei den nbrigeu NRecbnungs- 
arten« 

§ 381. Im engem Sinne versteht min unter Algebra diejenige 
Wissenschaft^ welche Idirt, aus Gleichungen, die atis bekannten 
und imbekannten Grössen zusammengesetzt sind, die unbekann- 
ten durch die bekaimten zu bestimmen« 

Anmerkung. Die unbekannten Groslien pflegt man durch die 
leisten Budistaben des Alphabets zu bezeichnen ^^ doch ist diese 
Beseidmungsait ganz willkürlich. Wenn die Gleichung dne in alt* 
gemeinen Grössen oder Buchstaben ansgedriickte ist, so pflegt man 
diejenigen denselben, die als bekannte Grössen gelten sollen, 
dvrch die ersten kleinen Buchstaben des lateiniscfaen Alphabeta 
sn bezeichnen. 

§382. Eine Gleichung ist aber jede Zusammensteiittn^ 
zweier gleichea Ausdrücke. 

S 383. Jede Gleichung besteht daher atia zwei Theilen ed^i^ 
swei Seiten ,^ die einander gleich siiid^ 

§ 384. Besteht der eine oder beide llieiie der Gleii^un|; 
ausmehrero durdi die Zeichen + oder -— Terbuddenea Grössen, 
so nennt man diese Glieder der Gleichung. 

§383. Man theilt die Gleichungen fün 1) nach Graden , je 
nach dem Grade der Potens, in welcher die unbekannte Grösse 
in der Gleichung .vorkommt Man hat also Gleichungen vom 
ersten , vom zweiteu , vom dritten Grade u. s. w. Die Gietchun» 
gen vom zweiten Gcade ncimt man auch quadratische) die^ vom 



406 Mathoraatiseho SchrifteO| 

dritten Grate eiibbdie, ond die vom vierten Grade bi^iidrati* 
•<:he GlekbungeiK Die Gieichon^n vom ersten Grade werden 
einfache Gkidinngen, alle übrigen hSkere Gleichungen ge* 
oaiint. — 

§ 386. Um den Grad einer fegebenen. Gleichtuig sn tfcatim- 
wen, miias dieselbe suerst in die gehörige Form gebracht werden. 
Sine Gldcbnng hat aber die gehörige Form: 1) wenn die iinbe- 
knnnte Grösise nirgends im Divisor vorlcommt; 2) nirgends in Pa- 
renthesen; 3.) nirgends unter dem Wurzelzeichen; 4) nicht iii 
allen Gliedern der Gleichung, und 5) wemi sie nicht durcii 
blosse Addition oder Subtraction wegfsllt. Wie aber euie Glei- 
cliung die gehörige Form erliäit, kann liier noch, nicht gezeigt 
mrerden. 

§387. !Man theilt die Gle'chungen ein 2) nach der Anzahl 
, der unbekannten Grössen, in Gleichungen snt einer, mit 2, mit 
3 u. 8. w. unbekannten Grössen. 

§ 388. Eine Gleichung ansetzen oder formiren heisst die in 
ebier Aufgabe angegebenen Bedingungen ganz der Aufgabe gemäss 
vermittelst der ariliimetiscbenZeichen so ordnen oder formen, dass 
eine Zusammenstclltnig zweier gleichen Ausdrücke erzielt werde. 

§ 389. Das Ansetzen der Gleichungen aus gegebenen Auf- 
gaben ist Werk der Urtheilskraft, und kann daher nicht gelehrt; 
Bondem Mos durch Uebung an Beispielen erleichtert werden. Die 
einzige Regel, die sich dabei aufstellen lässt, ist folgende: 
SfsB betrachte die ^unbekannte Grösse so^ als ob sie bekannt 
wäre 9 und man die Probe über die Richti^eit der Rechnung 
machen sollte«» Zu diesem Ende nimmt man mit der unbekaDUten' 
Grösse alle durch die Bedingungen der Aufgabe ang^ebenen Ver* 
indernogeii vor, und erbSlt so 2 Ausdrücke, die entweder einan- 
der gldch sind, oder von denen doch aus der Aufgabe selbst 
hervorgeht, nm wie viel, oder wie viel mal der ehie grösser oder 
kleiner sein muss, als der andere. Um dieses Verfahren zu er- 
läutern, soli^ am Sehluase jedes der felgenden AbscAnilte einige 
Aufgaben, die zu demselben gehören, angefiihrt und an ibaen 
gezeigt werden, wie die in denselben enthaltenen Gidchnngen 
anzusetzen und aitfiBulösen sind. 

§ 390. Eine Gleichung auflösen heisst die gegebene 61ei- 
chnng in eikie andere zn verwandeln suchen, bei .welcher lu 
einem Theile die unbekannte Grösse ganz allein steht, und in den 
andern Tbeile lanter bekannte Grössen sind, oder mit kurzem 
Worten : den Werth der nnbekanuten Grösse ans ehier Gletehusg 
herausfinden. Man nennt deshalb die Algebra audi die Analysi« 
oder Aufiösekunst« Wir beschüftigen uns im Folgenden nur mit 
der Auflösung der Gleichungen vom ersten und vom zweiten 
'Grade mit einer und mehreren unbekannten Grössen u. 8. w. 
Druck und Papier sind gui, 

Nr. //. In dem ersten Hefte des Hrn. Overbeck komme» 



von (GroiM« Ovefbeek, Prcttel, Tobiridi und Vhde» 407 

üor: die vier GrundrecKpnngeii in ganten und gebrocileneif, 
positiven und ne^tlven bestimmten Zahlen und Bachstaben ; die 
Peclmaibrüche; die Gleichungen des ersten Grades; die Aus- - 
Ziehung der Quadralwurseln und Cubikwnrzeln , die Propor- 
tionen und Anwendung derselben auf die Rechnurtgsarten des 
gemeinen Lebens. 

Die Beispiele sind in reicIiKcber Menge vorhanden ; dabei 
auf eine sehr befriedigende' Weise y und in zweckmässiger Auf' 
einandcrfolge gegeben. Auch sind die Facite auf 47 Seiten be- 
sonders abgedruckt. Druck Und Papier sind gut. 

Nr. in: Hefr PreHeihat sein Bach in;2 Theiie gelheiU^ 
und im ersten Th^üe abgehandeU z 

1) die gansen und gebrochenen Zahlen und die. Rechnungs- 
arten mit ihnen; 2) die widerstreitenden Grössen, die Gleichun- 
gen des ersten Grades , die Yerliältnisse und Proportionen. ^«cA 
kommen in zweiten Theiie vor : 3) die Potenzen und Logarith- 
men (wozu anch die Gleichungen de^ 2. Grades u. s. W. gehören; 
4) die Reihen, die Zinsrechnung, die cubischen und biqäadra- 
tischen und unbestimmten Gleichungen. 

Nr, L In § 8 heissl es : Von der Bildung der ganzen Zah- 
len und den Rechnungsarten mit ihnen« 

Das Zählen ist die Thätigkeit des Geistes, durch welche 
derselbe Zahlen bildet. Es geschieht, indem man : a) ein einzei- 
nea Element auffasst; b) sich der schon aufgefassteu und durch 
die vorhergehende Zahl bestimmten erinnert , und c) beide zu 
einem Ganzen verknüpft. Die zuletzt gebildete Zahl wird kielner 
oder grösser sein , je nachdem das Zühlen früher oder später afo^ 
gebrochen wird. Eine grösste Zahl gicbt es nicht. Diesem auf- 
steigenden Zählen, wodurch mehrere > Einheiten zu einer ^ahl 
vereinigt werden, steht das' znrückschreitende Zählen, wodurch 
eine schon gebildete Zahl wieder in ihre Einheiten aufgelöst 
wird , gegenäier. 

Auch sieht t» § iO: • 

Addition, 

Durch die Addition vereinigt man mehrere gleichartige Zah- 
len zu einem Ganzen. Die VeHcnüpfang von zwei ganzen unbe- 
nännten Zahlen ist unbedingt möglich, da das Zählen beliebig 
weit fortgesetzt V jede Fortsetzung desselben aber wieder durch 
eine ganze Zahl bezeichnet werden kann. Die Zahlen, welche 
addirt werden sollen , heissen Summanden oder Addenden ; die 
2alil 1 . welche aus der Addition entspringt, heisstdie Summe oder 
das Aggregat. Das Zeichen dieser Operation ist ein + '; dieses 
wird zwischen die zu verbindenden Zahlen gesetzt. Om zwei 
Zahlen, etwa 4 und 5, zu addireu (d. h. eine dritte Zahl zu üu- 
deu, welche beide als Theiie entliält), hat man den mit 5 als 
geschlossen angenommenen Akt des Zälileus noch weiter forizn- 



406 ■•ifc«««tUcfce Sckriflea, 



mi Airdh dmtm wmdiem, jcaai bcgieitciiden, sabcmcr- 
l^ea, wie Tldfiaheitai iatch jcmi weitere Fefftsihlen hiasn^e- 
kommem simi. Letetercr wird gcidilewcD^ weoii die Mea^e de» 
Hiaxiifcsililfctt der Zahl, welche hlnv «ddirt werdea soll, 4 
SldcUamt Bhaeriiiltaiif dieM Webe: 



(3) 



5 + 1 = 6.. 

6 + 1 = 7.., 

7 + 1 = 8.., 

8 + 1 = 9. ..(4). 

Amaerh. Nicht nur die Zahlen, sondern andi die verschie^ 
denen ndt ihnen Torsttnehmenden Operatloaen, deotet man durch 
Zeichen an. In den meisten fallen wurde es za grosser Weit- 
schweifigkeit fährei^ und die Uebersicht erschweren wenn man 
immer mit Worten au«druckcn wollte, welche Redinimgsarten 
mit gegebenen Zahlen vorgenommen werden sollen. Die Gleich- 
heit sweler Grössen oder Grossenverbindungen beseidmet man 
durch sis, welches Zeichen zwischen sie gesetzt wird.- Es be- 
deutet 5 + 4 ==? 9 : die Stimme Ton 5 und 4 ist gleich 9. Einen 
Ansdmdc, in welchem zwei Grossen durch daa Gleichheitszeichen 
mit einander Terbunden sind , nennt man eine Gleichung. 

In S 9 wird die Null (0) eine Ziffer genannt, und als Zeichen 
tbt eine Zahl erklirt, wahrend sie doch nur als kürzeres Zeichen 
der speciellen Differenz n — a sich zeigt. Manche Sitze dieser 
Nr. sind zu speciell erwiesen, während wieder andere für den 
Anfanger zu allgemein und schwierig abgehandelt sind. So heisst 
es z. B. in der letzten Beziehung in § 19 Nr. 5. 

Bei der Bildung eines Produkts aus beliebig Tlelen Faktoren, 
ist die Folge derselben fnr die Grosse des Produkts gleichgültig; 
man kaob erst zwei beliebige derselben, das erhaltene Prodiikl 
darauf mit einem driUen mätipliziren u. s. w. 

5 . 6 . 8 . 4 s= [<5 . 6) . 3] .4 = [(5.3).6] 4= [(5.4) 6]- 
3 = [(6 . 3) . 5] 4 :t= [(6. 4) . 3] . b = [(6 . 5). 4]. 3 . 
u. s. w. 

Allgemein, abcd c=5 ahde s=: acdb = acbd s= adbe s= adcb =:= 

bacd —' badp = bcad s= heda = lidac ==: bdca ^^ 

cabd ^^^^ cadb = cbad = ebda = cdab =: cdba rT= 

dabc = dach = dbac =: dbca = dcab = dcba^ 

Man nehme zuvorderst drei Faktoren , a, b, c, an. Bezeich«- 

neiman: 

ab durch P 
bc - P' 
ac - P" 
ao ist abc = Pc = P'a = P"b. 

Es ist P ^^ ab folglich auch (nach 4) = ha 

P'r^bc - ^ ^ =^cb 

; . P"=^-ac . . , =ca. 



Toa Grviii, Xlf erbeck, Prettel, t^liiicli mni «Me. 40% 

Scbt man diese WeHhe fiir P, V\ F'; so erhalt omni 
aber=:Pe 



I = Pc = (ab) c = (ba) 
= P'd = (bc) a = (cb) 1 
=:=P''d=(ac)b=(ac)l 



b. 
Auf dieselbe Weise ISsst skh der Sats für vier, fünf .... 
Faktorca nachweisen. Gilt derselbe aber für n Faktoren, so !«t 
dieses anch ftir n + 1 Faktoren der Fall. Dieses soU jetzl poch 
bewiesen werden. ' 

Man denke sich swei Produkte aus n + 1 Faktoren , welche 
beziehungsweise gleich sind , der Folge aber Tersdiieden ist. In 
diesen Produkten sind die letzten Faktoren entweder gleich oder 
ungleich, a) Sind die letzten Faktoren in beiden Produkten 
gleich q, und bezeichnet man das Produkt der übrigen durch P 
und P', so werden ersterc Produkte die Form Pq und P'q haben., 
P und P' sind hier Produkte aus n Faktoren, welche bezie- 
hungsweise gleich. sind, aber nicht in derselben Ordnung aufein- 
anderfolgen. Dic^se Produkte sind der Annahme nach gleich; 
folglich auch die ans n + 1 Faktoren bestehenden Produkte Pq 
und P'q. b) Sind die letzten Faktoren nicht gleich , so lassen 
sich jene Produkte durch Op und O'q darstellen. O und O' be- 
zeichnen hierin Produkte aus n Faktoren , und zwar ist unter den 
in O liegenden Faktoren q, aus den in 0' aber p enthalten. Die 
iibrigen n — 1 Faktoren derselben sind aber einander gleich. 
Bezeichnet man letztere durch M und N' , so ist O s» INq und 
0' = N'p. 

Well aber = Nq und 0' = N'p , so ist auch Op = Nqp 
und O'q «^ N'pq. Der Satz, welcher bewiesen werden soll, 
wird für Produkte ans n, also auch für n — 1 Faktoren als gül- 
tig angenommen , folglich ist N = M^ und also auch ^ 
Op=:^Nqp 
und 0'q==7 N'pq. Ob man aber daa l^rodukt 

Nq=:N-(-N.-hN % 

mit p multipKcirt, d. h. pmal setzt, oder ob man jeden in diesem 
Produkte liegenden Theil N mit p muitiplizirt, ist nach Obigem 
gleich. Durch letzteres erhalt mau aber auch Op == O'q. D« 
der obige Satz schon für drei Faktoren als giiltig bewiesen ist, so 
g;ilt er auch für vier; dann ist er aber auch für fünf gültig; dann 
gilt er aber auch für sedis und jede grössere Menge von Faktoren. 

Die Zahlemysteme sind «e^r vollständig abgehandelt, doch 
sind manche hierher gehörige Sätze für den Lernenden zu schwer. 

lieber die Theiibarkeil der ZcüUen u. s. w. wird mit grosser 
Gründliclikelt gesprochen ; doch fand Kec. auch hier, dass manche 
Sätze, wie die in § 51, 52 und 53 aufgestellten, von den Anfiii- 
gern nnmöglich begriffen werden können. 

Die gewöhnlichen Brüche sind gui^ u. die Keilenhritche sehr 
gut abgehandelt; doch kommen auch liier wieder (in § 95, 96 



410 t BfathonratiscfareScbrifU«, 

,11. 8. w.) mehrere allzuschwere BntwiekeloD^n Tor. Die Be- 
häiidiiiii|;s weise der Qecimalbruche »t geoügenid; doch scheinea 
uns § 136 , 137 zu allgemein durchgeführt. 

a) Die wider 8f reitenden Grössen hatten gründlicher abge- 
haudeit werden können ; auch aiehl Rec. nicht ein , warum auf S. 
. 132 und 139 atatt des Zeichens — das andere -r- gesetzt wordea 
ist. Die Gleichungen des ersten Grades siod gut bearbeitet' < 

Im § 209* hätten wir eine andere Erklanmg des Verhältnisses 
gewünscht ; doch sind die arithmetischen und geometrischen Pro- 
portionen recht gut abgehandelt. Warum hat aber Hr. P. diesel- 
ben nicht Tor die algebraischen Gleichungen gesetzt? 

3) Die in § 214 enthaltene Erklärung der Potenz ist nicht 
ganz richtig; auch ist das .in § 220 Gesagte zq schwer. Die 
Ausziehungen der Quadrat - und Kubikwurzeln sind sehr gut 
dargestellt; auch sind die quadratischen Gleichungen sehr gründ- 
lich, doch öfters etwas zu weitläufig abgehandelt. — 

Die allgemeinen Sätze iiber Potenzen und Würzein sind gut 
(doch ' manchmal etwas ^u schwierig) bearbeitet , und geben voo 
der Gründlichkeit des Hrn Verf. den sprechendsten Beweis. 

Die Erweiterung des Potenzbegriffes ist sehr zweckmässig ; 
doch hätten in der Logarithmeniehre manche Satze ausgelassen 
werden können. 

4) Die cubischen Gleichungen enthalten des Guten allzuviel: 
auch findet dasselbe (jedoch in geringem! Grade) bei den bi- 
quadratischen Gleichungen statt. Die unbestimmten Gleichungeu 
und die Permutationen u. s. w. sind in gehöriger Kürze , und mit 
Klarheit und Gründlichkeit behandelt. 

Druck und Papier sind gut* 

Möge dtsr Hr. Verf. uns bald wieder mit einem eben so 
grundlichen Werke erfreuen, aber alle überflüssigen und allzu- 
schweren Satze so viel als möglich darin meiden. 

Nr. IV. In dem Werkchen des Herrn Tobisch kommen vor: 
1) Mehrere Sätze über die höhern Gleichungen ; 2) die allge- 
meine Auflösung der höhern Gleichungen des 2., 3. und 4. 
Grades; 3) die Auflösung numerischer Gleichungen; 4) die 
Auffindung irratioueller Wurzeln höherer Gleiduingen durch 
Nähertuig. 

Nr. 1 enthält mehrere recht gut erwiesene Lehr^tze über 
die höhern Gleichungen. So heisst es z. B. in § 23, 24, 25, 26 
und 27: 

§ 23. Ist m eine Wurzel der Gleichung: jr+ ci x + ö ^ + 

n — 1 n 

, . . . + öx + a = o, so ist die erste Seile derselben^ näm- 
. lieh T [x'] durch s — m theilbar. 

Beweis, 
Dividirt man F [x"] diurch \ — m, so kommt man zuletst 



von Grdifi| Overbecfc, Preitel, Tobitcb und Ulide. 411 

auf einen Re«t , der kein x mehr in sieb hat. Wir wdlen dieaen 
Rest 11 nennen. Es ifit also : 

^ [?"] ^ R 

* ^ = F fx"-n -j . Dies ist wahr, m mag eine Wund 

X — m *■ ^ • X — ra ^ 

der Gieiclinng sein, oder nicht; Hieraus folgt aber: F [x*] c= 

[x — ro] . F[x"-'] 4- R. Ist aber x==:m, soist x — m == 0, 

also auch [x — m] • F[x"-»] = 0; alsoFfx"] = R; aber F[x"] 

ist in diesem Falle auch 2=^ 0«,« also auch R r^ 0;' da also der 

Rest R am Werlhe = ist, so kann man mit Recht sagen, daaa 

F[x ] durch x -^ m theilbar sei. • 

§ 24. Ist demnach m eine Wurzel der Gleichung: F[x"] = 
0, so kann man jederzeit F[x'] = [x — m] . F[x"~^] setzen. 

§25. Die erste Seite der Gleichung: F[x''] = lasst sich 
als Produkt von u Binominalfaktoren des ersten Grades bettach- 
ten, Tou solchen Faktoren nämlich, worin der erste Thcü x, der 
andere Tlieil aber ein , von x freier Zahlenausdruck ist. 

Beweis. Da wegen § 22 jede Gleichung wenigstens eine 
Wurzel hat, und, im Fall diese Wurzel in der Gleichung 
F[x"] :^= durch ra bezeichnet wird, F[x"] wegen § 23. durch 
X — m theilbar ist, so ist zunächst: F[x"] = [x — m] . F[x"-J]. 
Nennen wir die Wurzel von F [x**"'] z. B. m*, so ist auch F[x»-'] 
durch X — mMhcilbar, und wir haben F [x"""'] = [x — m'] 
F[x"-T also F[x"] = [x — m] [x - m^] . F[x"-»]. 

Man wird bald einsehen, wie man den Beweis weiter fort- 
zusetzen habe. 

Nr. 2 ist sehr vollständig abgehandelt ; auch ist die Carda- 
nisclic Formel sehr deutlich, und die Bombellische Regel in ge- 
nügender Kürze entwickelt. 

Nr. 3 ist recht gut bearbeitet* 

So heisst es z. B. in § 59 und 60. 

§ 59 Lehrs. Wird der Gesammtwerth vom F[xT positiv 
Z. B. h ; wenn man statt x darin die reelle Grosse q setzt ; nega- 
tiv hingegen z. B. — 1 , wenn man statt x , die reelle Grösse p • 
substituirt, so hat «die Gleichung F[x"] ^ gewiss eine reelle 
Wurzel, welche zwischen q und p liegt. 

Beweis. Lassen wir das x von dem Werthe q durch stetige 
Veränderung in den Werth p übergehen, so muss sich auch der 
Gesammtwerth von F[x"] stetig ändern; um also aus dem positi- 
ven Zustand in den negativen überzugehen , einmal =:n: werden. 
Da nun aber zu jedem Zustand von F[x"], so lange derselbe zwi- 
Bchcn h und —I fallt, ein reeller Werth von x gehören muss, so 
muss auch zu dem Grössenzustand der F[x"] ein reeller Werth 
des X gehören, d. h. die Gleichung: F[x"] ^= muss eine reelle, 
zwischen q und p liegende Wurzel haben. 

§ 60. Lehrs. Es lässt sich immer eine positive Zahl, z. B. z. 

1 2 

finden^ welche Tür x in der Gleichung: x" + ax""* + ax""^ + 



412 Ma(höiiiatU>chd Schrifloa, 

In-»-! -n - ' 

4- ax + a = substittilrt, bewirkt , d^ss x" am Wcrthe 

grösser ist, als das Agg;regat aller nbrigeo Glieder der ersten 
Seite ^ dass also der Gesammtwerlh von F[\"] positiv wird.^ 

Beweis. Wir haben nur zu zeigen , dass x*^ mit, allen übri- 
gen Gliedern susammengenommön auch dann noch, wenn raaii 
statt X das z setzt, etwas Positives erzeugt , wenn alle übrigen 
Glieder negativ sind ; denn dann wird x" mit der Summe aller 
übrigen Glieder um so eher etwas Positives erzeugen, wenn auch 
nnter den. übrigen Gliedern noch positive Torkommen. Setzen 
wir den Fall, w sei der der2ahl nach grösste Coeflßcient, nnter 
allen Coefficientea der dem ersten Glhede nachfolgenden Glieder, 
dann ist gewiss w . [x""'* + x**'* + i .•....+ x + 1] grosser, 
ala die Summe der übrigen Glieder^ a'asser dem ersten, wenn 
man nur auf den Zahlenwerlh Uücksicht nimmt. Wenn mau 
demnach citie solche Zahl z statt x in -F[\"] setzt , dass z" ]> w 
(z"~* + z" "*+.•... + z -|- 1] wird, dann ist gewiss auch 
M^ als die Snmme allör übrigen Glieder von F[x"]: 

Es ist klar, dass z«»-* -f- z»'» + , . . -f- « + 1 die Summe 
einer geometrischen Progression von n Gliedern ist, deren erstes 
Glied =: 1^ deren Exponent = z ist; nun istliber die Summe -== 
>»>— l 

Ist demnach s so gewählt, dass s*^ > P ~" 1 w ist, so ist 

F[x"] am Wcrthe positiv. — 

fz^ —— xn w z** ' w 

Es ist — — w* = _ — ^^ Nimmt taian an , dasid 

Lz — IJ z— 1 z— 1 r 

wz" w ,w[w + l]'^ w 

s =: nr 4- 1 sei, so ist r — r = ^ — =^ 

' z — 1 z— l w w 

[w + If — 1. Nun aber ist [w + 1]' > [w + l]*» — 1-, also 

W fw + 11" W WZ**" w 

t- + «"> ^TTi^i - ^TTT-I «••'•-''> iiTT - rri^ 

wenn man.z =::= w + 1 setzt. Nimmt man also den grösstcn Coef- 
ficienten der nach dem ersten, in F[x"] folgenden Glieder, und 
setzt man diesen, um 1 vermehrt, statt x in F[\"] , . so ist der 
Totalwerth von F[x"] etwas Positives. — 

Nr, 4 üt endlich mit hinreichender Vollständigkeit und 
Gründlichkeit gegeben. Druck und Papier sind gut. 

Möge der Hr. Verf. die Versicherung genehmigen, dass liec. 
sein Werkchen mit grossem Interesse durchgelesen hat und. das*, 
selbe für die höhern Classen gelehrter Schulen u. fr. sehr geeig- 
net hält. 

Nr. V, Herr Tohiach hat in seinem Leitfaden abgehandelt: 
L) die Lage gerader Linien gegen Ebenen und der Ebenen gegen 



▼Oll Gricft, OverlMck, Pnttel, T^bitdi muä UM«, 41S 

einander; 2) die Kugel, in wie fern wed^ auf die Berechnung 
ihres Itorperüchen fiihalla, noch ihrer Oberfläche Rücksicht ge- 
nommen wird. 3) Die Ecke oder der körperliche Winlcel; 4) die 
sphärischen Polygone fiberhaiipt und der sphsriscfien Winkel iirsr 
besondere; 5) die spliirische Trigonometrie; ö) die Polyeder, 
mid 7) die rnnden Körper. ^ ^ , 

Nr. 1 ist sehr aorfffältig bearbeitet. So beisst es s. B. ui 
§21-32, 

§ 2L Erkl Ein Punkt liegt ausserhalb einer Ebene, wen« 
er weder in ihr, noch in ihrer Erweiterung ist. < 

§ 22. Erkl. Man sagt, dass eine Gerade eine Eb^ne. 
schneide, wenn ein Punkt derselben auf der einen , ein anderer 
aber auf der andern Seite der Ebene, ausserhalb derselben liegt. 

§ 23. Lehrs. Eine Gerade, die eine Ebene schneidet, hat 
mit dieser nur einen Punkt gemein. . 

Bett* Halte jene Gerade mit der Ebene zwei Punkte ge* 
mein, so lange sie ganz in der Ebene*, was gegen die Voraus«» 
Setzung wäre. 

§ 24. Erkl» Der Punkt, den eine, eine Ebene schneidende 
Gerade mit der Ebene gemein hat , wird der Durchschnittspunkl 
der Geraden und Ebene genannt* 

§ 25. Grunds. Verbindet man einen Punkt ausserhalb der 
Ebene mit einem innerhalb dcrselbcu, so schneidet die TerbilH 
dende Gerade, gehörig verlängert, die Ebene. 

§ 26. Erkl. Verbindet eine Gerade einen Pnnkt ansserhalb 
einer Ebene mit einem Punkt innerhalb derselben, soheiastder 
gedachte Punkt innerhalb der Ebene der Fusspuukt jener Yerbin* 
licnden geraden Liuie. — [Wozu wird der Fusspnnkt bei gehöri- 
ger Verlängerang der rerbindenden Linie ?] 

§ 27. Erkl. Liegt ein Pnnkt einer Ebene A diesseits, ein 
anderer Punkt derselben Ebene A jenseits einer andern Ebene 
B, so sagt man, dass die Ebene A die Ebene B schneide. 

§ 28. Lehrs. Zwei sicli schneidende Ebenen haben jeder^ 
zeit eine gerade Linie, sonst aber keinen Punkt mehr mit einan- 
der gemein. ' 

Beiif. Die genannten z^oi Ebenen können weder eine Ge- 
rade und einen ausserhalb derselben liegenden Punkt, noch 3 
nicht in einer Geraden liegende Punkte noch eine krumme Linie, . 
noch einen Fiachentheil mit einander- gemein haben. [Wegen 
§ 14.] Einen einzigen Punkt aber auch nicht, weil sonst die 
eine Ebene bei ihrem Durchgang durch die andere zn einer Linie 
zosammengeschwunden sein mu^ste, sie haben also zwei Punkti^ 
daher auch die durch sie bestimmte Gerade gemein. [Wegen 

§ 29. Die zwei, sich schneidenden Ebenen gemeinschaft- 
liche Gerade wird ihr6 Durchsclinittsliirie genannt. 

, § 30. LfhrM, Legt man durch einen Punkt innerhalb und 



414 Mmtbenatiseho SchririeB, 

einen Pankt aasserlialb einer Rbeiie^ eine 2weile Ebene, so wird 
diese letztere^ gehörig cHrwritert, die erstere sclmeiden. 

Bew, Man rerbinde die beiden genannten Punkte , so wird 
die verbindende Linie, gehörig veriängert^ die zuerst betrach- 
tete Kbene schneiden. Da nun die so eben genannte Gerade im- 
mer in der, durch die zwei genannten Punkte gelegten Ebene 
bleibt , 80 intiss offenbar ein Punkt dieser letztem Ebene auf der 
eiuen ^ ein anderer auf der andern Seite der ' zuerst betrachteten 
Ebene liegen , also müssen sich auch [wegen § 27.] beide in Rede 
stehende Ebenen schneiden. 

§31. Erkl. Hat eine Gerade za einer Ebene einci solche 
Lage, dass jene, wiewohl ohne Ende verlängert, die ebenfalls 
ohne Ende erweiterte Ebene nie schneidet, so heisst die gedachte 
Gerade ^nr Ebene parallel. — 

§ 32. Lehrs. Legt mau durch eine, zn einer Ebene paral- 
lele Gerade, und einen Punkt in der Ebene eine Ebene , so ist 
die entstehende Durchschuittsltnie zu jener gegebenen Geraden 
parallel. 

Bew, Sollten sich die gedachten CSetadcn . einander schnei- 
den, so roiistite auch die gegebene Gerade die Ebene schneiden, 
was gegen die Voranssetzuug wäre. 

Die in Nr, 2 enthaltenen Sätze sind befriedigend abge- 
handelL 

So heisst es z. B. in dieser Beziehung in § 128 : 

§ 128. Lehr 8, Schneidet man eine Kugel durch eine Ebene, 
so ist der Kugelschnitt, d. h. der Thejl der JSbene, der innerhalb 
der Kngel sich befindet, jederzeit ein Kreis, der daher ein Ku- 
gelkreis genannt wird. 

Bew. Wir haben hier zwei Fälle zn beachten ; entweder 
geht nämlich die schneidende Ebene durch den Mittelpunkt der 
' Kuger, oder nicht. 

I) Geht die schneidende Ebene durch d^n Mittelpunkt der 
Kngel, so ist der Schnitt ein Kreis, denn alle Punkte der Be- 

' grenznng des Schnittes [der Ourchschnittslinie der Kugelfläche 
und schneidenden Ebene] liegen ja vom Mittelpunkte der Kugel 
gleich weit ab. 

II) Es gehe der Schnitt nicht durch den Mittelpunkt, wie 
ran [in Flg. 29]. Man falle vom Mittelpunkte der Kugel o auf 
die Ebene des Schnitts eiuen Perpendikel, so kann derselbe we- 
der in einen Punkt der Begrenzung des Schnittes fallen [weil 
alle, vom Mittelpunkt an die Punkte der Begrenzung des Schnit- 
tes geführten Geraden als Kugeiradien einander gleich sind , also 
auch keine derselben ein Perpendikel auf der Ebene des. Schnittes 
sein kann, noch auf einen Punkt treffen,, der ausserhalb des 
Schnittes in der schneidenden Ebene liegt , denn sonst wäre die 
gefällte Linie grösser, als der Radius der Kngel, also kein Per- 
pendikeL Der von o auf die Ebene des Sehnitts gefällte Per- 



von Grciiis, OveHbeclr, Prcttel, Tobiich und Uhde. 415 

pendik'el triff! also die schneidende Ebene in einem Punkt inner 
halb der Begrenzung des Schnitts z. B. in Ic. Nimmt man sieh In 
der Be^enzung des Schnittes zwei beliebige Pnnkte an , z. B. 
^uund V, zieht. man no und to, so entstehen die bei k recht- 
winklichten Tria ngcHiko nnd kov; es ist daher uk = Y^no* — ok% 
eben8okv= '^"[vo* — ok*]; da aber uo ^^ ov ist, so ist auch' 
uk = kv; eben so könnte man zeigen , dass alle von k an Punkte 
der Begreiizung gezogene Geraden einander gleich sind ; also ist 
det Schnitt der Kugel, nämlich mn ein Kreis und k sein Mittel- 
punkt« 

In Nr, 3 wird von der Ecke oder dem körperlichen JFinkel 
mit grosser Genauigkeit gesprochen, Rec. ist indess der Mei- 
nung, dass dieses Capitel durch Weglassung einiger Satze auf 
einen kleinern Raum hättiS gebracht werden müssen. 

Nr. 4 hätte ebenfalls etwas kürzer ausfallen können. 
Nr, 5 ist besonders gründlich bearbeitet und zum Studium 
der sphlTrischen Trigonometrie sehr geeignet« Rec. hat diese Nr. 
mit besonderm Vergniigen gelesen. 

In ZVr. 6 sagt Herr Tobisch unter anderm : 
§ 292. Lehrsatz. Es kann' blos fünf Arten Ton regulären 
Polyedern geben. Beweis, Die begrenzenden Figuren können 
nur entweder reguläre congruente Triangel, oder Vierseite 
oder Fünfseite sein; denn da der Winker in einem regulären 
Sechsseite = 2R — JR = 2R — |ft === IJR ist, so würden, 
wenn drei solche Winkel zur Bildung einer Ecke eines regulären 
Polyeders zusammentreten sollten , dieselben bereits 4R ausma- 
chen, was unmöglich ist. Es eignet sich also das reguläre 
Sechsscit zur Begrenzung eines regulären Polyeders nicht mehr; 
um so weniger ein regelmässiges Polygon von mehr als 6 Seiten. 
[Wieso?] 

Da der Winkel eines regulären Fünfseits = 2R — |R:==1|R 
ist«, so können allerdings drei solche Winkel zur Bildung einer 
Ecke eines regelmässigen Polyeders zusammentreten, denn drei 
solche Winkel machen noch weniger, ab 360^ aus. Vier soictie 
Winkel würden aber bereits 3€0^ übersteigen; es können daher 
nicht vier Winkel des regulären Füiifseits zur Bildung einer Ecke 
eines regulären Polyeders zusammen treten. Demgemäss kann 
es nur eine Art von regulären Polyedern geben , die von_ regulä- 
ren Fonfseiten begrenzt ist. [Das hier gedachte reguläre Polye- 
der wird von zwölf regulären congruenten Fünfseiten begrenzt, 
und daher das reguläre Dodekaeder genannt.] 

Dass sich das Quadrat zur Begrenzung eines regulären Polye- 
ders eignet , kann nach dem Bisherigen wohl leicht eingesehen 
werden ; so wie , dass es nur eine Art regulärer Polyeder giebt, 
die TOD Quadraten begrenzt ist; denn vier Winkel von Quadraten 
können nicht zur Bildung einer Ecke eines regulären Polyeders 



416 Matli8M«U«c1ie Sckriftea, 



Bmeatr^teo. [Das tob congraenten Qaadraien hegtentie re^ 
firiire Poljcder heiMt das regaüre Hexaeder oder der Würfel 
(Cubns), begrenxi'TOO sechs coogroenken. Quadraten.] 

Der regollre Triaagel eignet sich am besten zor Begrensnng 
regulärer Polyeder; es können nämlich je.drci, je Tier oder Je 
flinf Winkel reguläre Triangel cur Bildung einer Bcke des' regti- 
llren Polyeders zusammentreten (jedoch nicht mehr je scd»] ; 
es ist nämlich ein Winkel des regulären Triangels == |R; da sind 
also selbst fonf solche Winkel zusammen noch kleiner« als 4R* 

Es lassen sich daher drei verschiedene Arten regulärer Po- 
lyeder bilden, die von regulären coogrnenteil Triangeln begrenzt 
sind. [Die erste Art, wo zur Bildung einer Ecke des reguläre)! 
Polyeders je drei Winkel regulärer cougruenten Triangel zusam- 
mentreten, ist das reguläre Tetraeder, begrenzt Ton Tier cou- 
gruenten regulären Triangeln; die zweite Art, wo je vier Win- 
kel der regulären cougruenten Triangel zur Bildung jeglicher 
Ecke zusammentreten, heisst das reguläre Oktoeder, begrenzt 
von acht regulären congruenteu Triangeln; die dritte Art endlich, 
• bei der je fünf Winkel regulärer Triangel zur Bildung jegUclier 
Ecke zusammentreten, helsst das reguläre Ikosaeder, begrenzt 
von zwanzig regulären cougruenten Triangeln.] Es giebt somit 
nur Auf verschiedene Arten regulärer Polyeder. 

Von den runden Körpern Nr. 7 heisst es endlich In § 357 : 

Erkl. Unter einem runden Körper versteht man den Kor- 
per, der dadurch entstanden gedacht werden kann, dass sich 
eine ebene Figur iim eine , ihren Platz nicht verändenide Seite 
derselben herum dreht , bis sie wieder in ihre vorige Lsge zu- 
rückgekommen Ist. Die gerade Linie, um welche herum die 
Drehung gedacht wird , nennt man die Achse des runden Körpers. 

Bemerkung, Errichtet man in der erzeugenden Figur auf 
der Achse einen Perpendikel , und verlängert man ihn , bis er 
^ dfe Begrenzung ge.dachter Figur noch einmal trißl, so bildet 
diese perpendikuläre Linie bei einer Umdrehung der erzeugenden 
Ftgnr einen Kreis, welcher zugleich ein Schnitt des erzengten 
runden Körpers sein wird. Der Mittelpunkt dieses Kreises liegt 
in der Achse; seine Peripherie auf der Oberfläche des erzeugten 
K«Vrpers. Es Ist klar, dass die ganze Oberfläche des erzeugten 
Körpers durch Umdrehung des , ausser der Achse noch Hbrigen 
Theils des Perimeters der erzeugenden Figur entsteht , wahrend 
der Körper selbst durch die Umdrehung der Ebene^ die zwischen 
dem ganzen Perimeter der erzeugenden Figur liegt , gebildet 
wird. 

Folg. Schneidet man einen runden Körper durch eine, auf 
seiner Achse senkrechte Ebene, so ist der entstehende SchoitC 
ein Kreis-, dessen Mittelpunkt in der Achse liegt u. s. w. 

Jtec. bemerkt schtiessiich , dau vorliegendes Werk^ seiner 



▼oa Grtitif • OrefWclr^ Pfittely Tobkdi mid Uhde. 417 

lobentwerHen Behandlungswnse wegen ^ ^emelm lekamd «« 
werden verdient. ' Druck tmd Papier eind gut. ~- 

Nr. VI. In dem Lehr kucke dee Herrn Vhde kommen vors 
1) Die Grundbegriffe von den Zahlen nnd ihren Arten nebst 
den Regeln ihrer Itünstlichen Bildung und Beseicbnung; 2) die 4 
einfachen Rechnangsarten in gansen Zahlen ; 3) die 4 einfachen 
Rechnnngsarlen mit gansen Zahlen , die nach den Regeln einen 
Zalibystems künstlich gebildet sind; 4) die vier einfachen -Rech- 
nungsarten mit gebrochnen Zahlen; 5) die 4 einfachen Rech- 
nungsarten mit Decimalbrüchen ; 6) die 4 einfiudien Rechnungsar- 
ten mit positiven und negativen Zahlen; 7) Anwendung der 4 ein- 
fachen Rechnungsarten zur Losung wirklicher Aufgaben; 8) die . 
Verhiltnisse und Proportionen; 9) die Grundbegriffe der Poten-. 
zen, ihre Bezeichnung und Bestimmung der Aufgaben, zu wel- 
cher die Zahlform Veranlassung gicbt ; 10) did Erhebung zum 
Quadrat und Ausziehnng der Quadratwurzeln ; 10) die Erbe- , 
bung zum Cubus und Ausziehung der Cubikwurzeln ; 12) die 
Potenzinmg und Wurzelaussiehung im Aligemeinen, das R!ech- 
nen mit Wurzelgrossen; 13) Allgemeiner Begriff der Potenz und 
allgeraeine Potenzrechuung; 14) die Logarithmen; 15) die Auf- 
lösung quadratischer Gleichungen; 16) die arithmetischen und 
geometrischen Relhqn. — 

Nr. 1 ist an manchen Stellen etwas zu allgcmefaii JVr. 2 
aber recht gut abgehandelt. Um jedoch die Darstellungsweise 
des Herrn Verfassers etwas naher kennen za lernen, steUt Ree. 
§ 8 wörtlich folgendermassen hin: 

Die Addition. 

§ 8. So wie zwei und mehrere gleichartige Grossen als 
Theile zu einem Ganzen vereinigt Verden können, so darf man 
auch fordern, die Zahlen, durch welche solche Grössen bestimmt, 
werden, in eine einzige zusammenzuziehen, welche das Ganze ' 
darstellt. Die Rechnungsart, welche diese Aufgabe löst, heisst 
Addition. 

1) Zwei (oder mehrere) Zahlen zu einander addiren, heisst 
demnach dieselben als Theile zu einer neuen Zahl vereinigen, 
welche als Ganzes zasammenfasst, was jene getrennt bezeichne- 
ten. Die zu vereinigenden Zahlen werden auch wolil Posten oder ' 
Summanden , die aus ihrer Vereinigung entspringende Zahl aber 
wird Summe (summa) oder Aggregat (sggrego) genannt* Das 
Zeichen der Addition ist -f- („plus^^) „und ,^^ zwischen die zu ad«- 
direnden Zahlen gesetzt , z. B. 3 + ^ = 7 , wo das Zeichen == 
(„gleich*'^), wie überhaupt, die Gleichheit der beiden Ausdrucke, 
zwischen welchen es steht, und 7 die Summe bedeutet 

2) In ganzen Zahlen kommt die Rechnung darauf zurück^ 
dass man von der einen Zahl weiter zahlt, bis man simmtliche 
Einlieiten der zweiten Zahl zu ihr hinzugenommen hat , was durch 

/V. Jahrb, f. PkU. M. Putd. od, KrU. BibU Bd. XXIX. iffL 4. 27 



41» llallieM«tUeli0 S«hrifUn, 

«i» fleiduKeitfget ZUden bis m dieser iweiten Zthl n^en jenem 
entea bemerkt werden miifts. Die laletsi erhaiieoe Ztbl bt die 
getochie Summe. Da« Addiren sweier gansen Zablen besteht 
also kl einem bloMen ZuaammensahleB derselben. 

— Biidliche Dfrstellong des beschriebenen Verfahrens. — 
Dm mehr ah awei' Zahlen an adduren^ vereinigt man doch 

Immer snerat nur swei deraeiben, nimmt zu der Summe, sh 
einer einsigen neuen Zahl, die dritte und so fort, au jeder jrori* 
gen SommiB wieder eine neue Zahl bis zur letzten. 

3) Die Ordnung, welche man bei dem Zusammenaahlen die« 
acr Zahlen befolgt, ist olme Einfluss auf die Grösse der Summe, 
weil dberhaupt die Ordnung, in welcher Theile zu einem Ganzen 
▼ereinigt werden, auf die Grosse derseibeji keinen Elinflaashat 

8oi8t3-f 4 = 4 + 3 = 7; 
allgemein a + b =s b + a. 

— Erweiterung dieser Formel auf mehr als zwei Theile» — 

4) Es liegt schon in dem Begriffe der Addition, dass die zo 
addirenden Zahlen gleichartig sein müssen, denn nur gleichartige 
Dinge lassen sich ab Theile zu einem Ganzen Terbin^den» Zahlen 
'aind aber nur dann gleichartig, wenn ihnen dieselbe Einheit zum 
Grunde liegt. Die Summe ist natürlich wieder Ton derselben 
Art, wie ihre Theile. 

Es ist an einem Beispiele zu zeigen, dass blosse Gleichartig- 
Jteit (nicht Gleichheit) der Einheiten, ans welchen Zahlen gebil- 
det sind, nicht hinreicht, nm diese selbst gleichartig zu nennen, 
dass aber solche Zahlen gleichartig und in diesem Sinne zu Ad- 
dition fähig werden, wenn man ihre Einheiten unter einen ge- 
meinschaftlichen höhern Begriff ßtellt. 

5) In Buchstaben lasst sich bei der TÖlllgen Unbestimmtheit 
ihrer Bedeutung das Resultat der Addition im Allgemeinen nicht < 
einfacher als durch blosse Andeutung der Operation darstellen 
(a+b). Nur in dem Falle, wenn deraeUbe Buchstabe zu wieder- 
holten Malen 4U der Summe vorkommt, fasst man das .Resultat 
dadurch kürzer zusammen und drückt ihre Gesammtmenge durch 
eine vorgesetzte -Zahl aus. Hiernach ist 

a + a = 2a; 

« + b + b-|->^ + b = 2a4.3b$ 

a -i- 2b -f- 2c -f 3b + 8 -f 4a =«a + 5b + 2c. 

Die in § 10 enthaltene Erklärung bitte Rec. etwas anders 
gewünscht, auch hätten hier und da die Beweise etwaa ausfuhr- 
licher sein können. 

Nr. 3 ist gut bearbeitet; auch ist Nr. 4 sehr gründlich ab- 
gehandelt; doch hätten wir hier noch mehrere erläuternde Bei- 
spielegewünscht In Nr. 5 ist die Lehre der Decimalbrüche auf 
eine recht genügende Weise entwickelt. Nr. 6 hatte aber ttec 
manchmal dentlichec und weniger allgemein bearbeitet gewünscht 
So heisat es Zr B. in dieser Besiehung in § 44: 



▼oa GreiM, Orerbedr, Prt tC«!, ToblMk und Uhde. 419 

Die Multiplikation. 

' 1) Wenn zar Mniliplikatlon positire und negatiire statt abso- 
luter Zahlen gegeben werden, so kann die Btlduiigf des Produkts 
was die Grösse betrifft, durch die Angabe, in welchem Sinne 
die Faktoren gesihit sind, in keiner Weise geändert werben 
und nur das Vorseichen des Produkts oder die Besiehung, in 
welcher es selbst je nach den angegebenen Beziehungen seüiet 
Faktoren zu nehmen ist , erfordert noch eine eigne Bestimmung. 
Audi In dieser fllnsicht hat der Multiplikator als Vorschrift oder 
Norm fiir die Bildung einer neuen Zahl , der sich der Multiplikand 
als Stoff zur Erzeugung derselben unterordnen soll, die grosste 
Wichtigkeit, so zu sagen, die entscheidende Stimme. Als po- 
sitive Zahl zeigt er an, dass man die Einheit im ersten ursprüng- 
lichen Sinne gesetzt, und mit ihr die angegebene Wiederholung, 
EintheUung oder Beides zugleich Torgenommen habe. An die 
Steile dieser Einheit soll der MultiplUcand treten. Dieser musa 
also gleichfalls unverändert, in dem Sinne wie er gegeben ist, 
gesetzt; und so in gewohnter Art auch den übrigen Vorschriften 
des Multiplikators unterworfen werden. Das Produkt wird folg- 
lich, wenn der Multiplikator positiv ist, einstimmig mit dem 
Multiplikand, — positiv oder negativ, je nachdem dieser es ist 



)+*^5t*}=+*^ 



^ a) . (+ b) = — ab. 

Ist dagegen der Multiplikator eine negative Zahl, so fordert 
er, dass man das Umgekehrte der ursprünglichen Einheit, oder 
diese im entgegengesetzten Sinne , seinen übrigen Bestimmungen 
gemäss, setze. Soll daher, was der Multiplikator als unbestimmte 
Einheit annimmt, durch, den Multiplikand vertreten wei:den, so 
hat man auch von ihm das Umgekehrte, oder ihn Selbst in Wider- 
streit mit seiner anfänglichen Beziehung zu setzen , und In dem 
erhaltenen Sinne der vom Multiplikator vorgezeiohneten Rech- 
nung zu unterziehen. Das Produkt wird folglich in diesem Falle 
dem Multiplikand entgegengesetzt, — negativ, wenn dieser po- 
sitiv, positiv, wenn er negativ war. 

(+ a) . (— b) = -- ab, 
(— a).(-b) = + ab. 

Alle vier Fälle, die hier in Absicht auf die Vorzeich^ der 
Faktoren möglich sind, lassen sich auch unter die Regel bringen; 
einstimmige Faktoren geben ein positives, widerstreitende ein 
negatives Produkt. -— 

Nr. 7 ist sehr zweckmässig bearbeitet; auch sind die in § 
40 u. s. w. vorkommenden Beispiele sehr belehrend. 

Die in Nr, 8 abgehandelte Proportionslehre enthält die wich- 
tigsten Satze der arithmetischen und geometrischen Proportionen 
mit' genügender Strenge. Von den in Nr. 9 vorkommenden Po« 
tenzea sagt Herr Uhde In § 57 Nr. ^ und 3: 

27* 



420 MvIhttMimlUclie Sebrirtea, 

2) Man nennt nnn ein Produkt ans dner bestimniten Men^ 
gleicher Faktoren eine Potenx (Dignität, Würde) ein^ solchen 
Faktors, diesen selbst, sofern er bei der Bildung 4er Potenx 
ram Gmndelle^, Ihre Wvrxel oder ihren- Gsnndfaktnr, nnd die 
Zahl, welche anseigt, wie Tieie gleiche Faktoren in der Potenz 
vorhanden sinJl, Exponent oder Grad derselben. 

3) Um eine Potenx sn bexieichnen , setst man das Zeichen 
des Exponenten %nr Rechten eben neben das Zdchen der Wurzel 
oder des (Smndfaktors; z.' B. schreibt man 5.5.5^= 5^, and 
liest dieses Zeichen: ,,5 zur dritten Potenz^^ oder ^ anf die Po- 

nval 

tenz des dritten Grades erhoben^^ Allgemein a . a . a . . . . « wird 
geschrieben u^ nnd gelesen: „a zur n^'' Potenz ^^ oder: ,,a auf 
die Potenz des n^^ Grades erhoben, ^^ auch wohl: ,,dle n^ Po- 
tenz von a/' Auch heisst es in § 58: 

§ 58. Bestimmung der Aufgaben, zu welchen der Begriff 
der Potenz Veranlassung glcbt 

1) Der Begriff der Potenz setzt eine Beziehung zwischen 
drei Zahlen fest , dem Grnudfaktor oder der Wiu*zd , dem Expo- 
nenten oder Grade, und der berechneten Potenz oder dem ferti- 
gen Produkte, welches die Wurzel so oft als Faktor enthalt, als 
der Exponent anzeigt ; z. B. 5' "= 125; allgemein a" = A. Jede 
Ton diesen drei Zahlen kann als die gesuchte angenommen wer- 
den, während die beiden andern gegeben sind.. Daraus entsprin- 
gen drei Terschiedene Aufgaben. Die erste fordert die Berech- 
nung der Potenz, wenn Wurzel und Exponent gegeben sind, und 
fuhrt den Namen Potenzirung oder Erhebung (einer gegebenen 
Zahl) zur Potenz eines vorgeschriebenen Grades, z. B« 

5^ = X [= 125]; 
allgemein a" = x [c=: A]. 

Offenbar kommt die Lösung dieser Aufgabe auf eine Anwen- 
dung der Multipiikationsregeln zurück. 

2) Die zweite Angabe entsteht, wenn eine Zahl als Potenz 
eines bestimmten Grades gegeben , und deren Wurzel .oder 
Grundfaktor gesucht wird. Sie hat den Namen Wurzelausziehiing 
erhalten und verlangt ^ dass die gegebene Zahl In so viele gleiche 
Faktoren zerfallt werde, als der gleichfalls gegebene Grad der 
Potenz, welcher nun auch Grad der gesuchten Wurzel genannt| 
vorschreibt; 

z.B.y'-S=125[y=:5]; ^ ^ 

allgemein y* = A [y = aj. , 

Man drückt indessen die Forderung gewohnlich dadurch ans, 
dass man vor die Zahl, aus welcher die Wurzel eines bestimm- 
ten Grades gesogen werden soll, das Zeichen / ein gedehntes r, 
Andeutung des lateinischen Wortes radix, und in die Oeffnung . 
dieses Zeichens den Grad der ireffuchten Wurzel setzt; z. B. 



VM GMbfj-Oferbeclr, Preitd, Tobitch nod Ubd«. . 421 

allgemein Ka= y [= a]. 

Diese Ausdrücke werden gelesen : \^ Wurxel dritten Grades 
aus 125^^ und: ,, Wurzel des n'^** Grades aus A.^^ 

3) Drittens endlich können Wurzel und Potenz gegeben sein, 
um den zugehörigen Exponenten zu bestimmen; z. B. - 
5^ = 125[z==3] 
allgemein a* = A [z = n]. 

Man nennt diese Aufgabe Exponentiation. Sie kann erst 
dann befriedigend gelöst werden , wenn schon die beiden Torher- 
gehenden Aufgaben in ihrem 'ganzen Umfange erörtert sind, und 
wird auch dann, aus Rücksichten der praktischen Brauchbarkeit, 
nur Hl einer sehr beschränkten Voraussetzung gelöst werden, wo- 
bei sich noch eine neue Kunstsprache und Bezeichnung ergeben 
wurd. 

Nr. 10 und 11 sind recht deutlich abgehandelt, und enthal- 
ten alles, was über diesen Gegenstand in Gymnasien gesagt werden 
kann. 

Nr. 12 enthalt die nöthigsten Sätze der Potenzirung und 
Würzelausziehnng im Allgemeinen ; und Nr, 13 giebt von der 
Gründlichkeit des Hrn. Verf.s den besfen Beweis. Dfe Lqgarith- 
menlehre ist in Nr. 14 sehr gut bearbeitet, auch wird in Nr. 15 
von den quadratischen Gleichungen auf eine .genügende Weise 
gehandelt. 

So sagt z. B^ Hr. Uhde in § 82 1 

§ 82. Auflösungen gemischter quadratischer Gleichungen tint 
einer unbekannten Grösse. 

1) Die allgemeine Form gemischter quadratischer Gleichuni- 
gen mit einer unbekannten Grösse ax^ -f- bx = c lasst sich da- 
durch noch etwas Tereinfachen , dass man sie durch den tJoeffi- 

cienten des x^ difidirt, wodurch sie in x' -f -- =; — übergeht 

b c 

Setzt man für die Quotienten — und ~ emfiiche Zeichen , z^ B. 

f und g, ao erhält man die neue, noch eben so allgemeine Form 
x' 4- fx =: g. Um sie aufzulösen , musa man aus ihr zunächst 
ehie Gleichung ersten Grades abzuleiten suchen. Dazu ist die 
Ausziehung der Quadratwurzel erforderlich. ' Die beiden Glreder 
'der ersten Seite können als die beiden ersten Theile des Quadrat« 
einer zweitheiligen Wurzel angesehen werden [(x -f a)* = x* +' 
2ax + a^ . X . als ersten Theii -dieser Wurzel angenommen, ent- 
hält der Coefficient des in x multipKcirten Gliedes, f, das Doppelte 
Bires zweiten Theils [f = 2a,. also a = |f]. Wird daher daa 

Quadrat der Hälfte dieses Coefficienten ^^-|-) = ^^, der ersten 
Seite der Gleichung zugelegt, so stellt dieselbe das volktäiidfge 



422 Malhemvilielie Scfaxifiea» 

Quadrat der iweitheiiigen Wunel x + y ^'f* N&turlich muss 

dasselbe, zur Erhaltung der Gleichheit, auch auf der zweiten 
Seite der Gleichung addirt werden« 
Dadurch erhält man : 

und daraus durch Au^ziehung der Quadratwurzel aus beiden Seiten 
^ + T-^ 4(«4^jfol6Uch:x = -|q:(/g + ^^ 

2) Da jede Quadratwurzel ebensowohl positiv als negativ ge-> 
nommen werden kann, so bekommt man auch hier wieder zwei, 
und zwar im Allgemeinen von einander verschiedene Werthe för 



die unbekannte Grosse, nimlich x:^ — y "^ ^8j\ — ^^^ 

~''*~~ '^^S + ^'). Eigentlich UUe sollen auch das Resul- 

tat der Wurzehmsziehung aus der ersten Seite der Gleichung ab 
zweideutig, nämlich als + f x + y) bezeichnet werden. In- 
dessen Yon^en vier in dem Ausdnicke+rx+yJ=? ( fg^-^j 

zusammengezogenen Gleichungen stimmen je zwei und zwei 
«herein. 

Nachweisungen. 
Gleich sind die beiden Werthe der unbekannten Grosse nur 

dann, wenn g -f- -— = 0, also g = j- mitliin die anfäng- 
liche Gleichung unter die Form x' + f x =: —-7- passt^ 

Ob sie rational oder irrational sind, hängt davon ab, ob diQ 
Summe g + | f^ oder 4g + f' ein vollständiges Qaadrat ist oder 
nicht. 

3) Die Auflösung, gemischter quadratischer Gleichungen fuhrt 
auf imaginäre Ausdrucke, wenn g negativ und grösser als (daa 
immer positive) l V (oder 4 g > f ') ist. Es stellt sieh dadurch 
wieder nur die Unmöglichkeit heraus, eine Zahl von solcher Be- 
schaffenheit zu iBnden, wie sie die anifängliGhe Gleichung fordert 
tt. B. w. • 



Hattemer: DttstfiUi^dbMre. 423 

4) Die allgemeine Form gemiscliler quadr^tisdier Gfeiclmn-« 
jfen bereift auch die reinen onter aicli, namlicli ala den beaon-i* 
dern Fall , wenn f = ist Für dieselbe Yoranaaetiung gebt 
anch die Formel für die Aufiosiing gemiachter in die für die Auf- 
idanrig reiner qnadratiacher Gleichungen über. 

In Nr. 15 sind endlich die arithmetiachen nnd geometrischen 
Reihen auf eine leicht verständliche Weise gegeben. Druck und 
Papier sind reckt gut. Auch bemerkt Rec. mm Sohiusse dieser 
Beurtheilung: ^^dase Herr Ubde die höhere Arilhmeiik um ein 
Mehr brauchbares Werk bereichert hat. '^ 

Dessan. Prof. Dr. Götz. 



Teu Ische Sprachlehre von H. Haitemer, Professor an der 
KantotisBchnle in St. Gallen. Mains , Druck und Verlag von 
Florian Kapferberg. 1839. 300 S. 8. " \ 

Zahlreich sind noch immer, zur Freude denkender Staata- 
manner und forschender Gelehrten ^ im deutschen Lande die Bü-r 
dungsanatalten, welche akh kein niederes Nützlichkeitsprincip 
zur Norm ihres Wirkens aufdringen und sich nicht dahin bekeh-» 
ren lassen, den jugendlichen Geist nicht mehr seiner selbst willea 
zu pflegen, sondern zum Knecht, wir wollen nicht sagen Herrn 
d^r groben Materie abzurichten. Unter den ihnen zur Ausbil- 
dung des Verstandes, zur Schärf nlig des Urtheiis und zur Erre- 
gung und Veredlung des 'ästhetischen Gefühl's gebotenen, zugleich 
an und für sich wichtigen Unterrichtsstoffen räumen aie den Spra^» 
chen mit Recht eine der ersten Stellen ein, weit davon entfernt^ 
deren Kenntniss einzig und allein wegen des Verständnisses aua- 
gezeichneter Schriftwerke oder als Mittel zn richtigem und ge- 
wandtem Ausdruck anzuempfehlen und zn bewerkatelligen: Un«> 
beholfene, wirren, von hier und da eilig aufgeraflflen Sprachwuat 
zuführende Maschinen eignen sich ihnen daher bei den altien vor- 
sugsweise classisch genannten Sprachen sowohl ala bei dem nna 
eigenen Idiom zu Schulgrammatiken eben so wenig -y als steife^ 
geisteshohle und formswSngende Richtstäbe oder vomehme^ von 
dem Dunst eingebildeter Universalsprachkenntniaa aufgetriebene 
Blaaebilge* Die grossen auf rationellem nnd historischem Wege 
von den Meistern in einzelnen Sprachgebieten gewonnenen Re- 
attltateaber, die wichtigen , wir möditen aagen apraehpaychdö* 
giachen Aufklämngen über Wesen und Bntwickelung der Rede« 
theile ans der Feder geistvoller SprachphiloBophen und aelbst die 
mindestens anregenden Lichtblicke, weilte die nidit.gar zu raireo 
Gharlatane unter den Linguisten auf Einzelnea geworfen haben^ 
wollen aie in zweckmässiger Auswahl nnd organischer Verbindung 
auf ihre grammatischen Lehrbficher übergehen und dieae selbst 
nicht femer in den atickluftivoUen , todbringenden Atmosphären 



424 be«iic1ie Si^rselic» 

elnei übergraneD SchleadriftM iirüdilelireii fteheii« ' Doterschei- 
äcod jedoch swifwheii einer sarten, sehontingsvoll so behandeln- 
den Jugend nnd einer durch mancherlei Änreg^un^ und hinlän^' 
liehe Kennt nisse Torbereiteten Stufe fuhren sie jener mehr eioen 
wohlgeordneten Spmchstoif nn, wahrend sie diese das ErMrwbene 
rationell lu erfassen, historisch lu verfolgen und asthetiai^h zu 
betrachten anleiten« In diesen Beiiehungen, wenn auch nicht in 
allen sngleich, sind ihnen inr die mittleren und oberen Cfaunten 
gelelfirter Schulen, sowohl für alte Sprachen einige schitsbare 
Versuche entgegengekommen, als auch, wenn auch theihveiee za 
nrofassUch und einseitig systematisch, für das Deutsche. Unter 
Letzteren nimmt denn auch das oben bezeichnete Buch des Herrn 
Profe88or*8 Hattemer , eines dem Reconseuten persönlich bekann- 
ten denkenden Scliulroänn's, eine ehreuwerthe Stelle ein. 

Indem wir nun diese, laut der Vorrede keinem. System aus- 
schliesslich huldigende und ffir mittlere Gymuasialclassen be- 
stimmte deutsche Grammatik, ein aus eigenem Nachdenken und 
fleissigem Studium AetyiexkeSchmüikenner*8 vor allen, Grimm 9^ 
Graff*s^ Rinne' B^ fFiiUner'Mund auch Becker"«*) hervorgegan- 
genes Product , theils wegen ihrer Qiti<^ellen Methode, tbeils 
wegen vieler darin niedergelegten richtigen und feinen Sprachbe- 
merkungen lobend anerkennen und an Falschem oder Halbwahrem 
nur selten' angestossen sind, so müssen wir doch im Voraus drei 
Ausstellungen machen, welche die ganze Fassung des Buclies aor 
gehen. Zuerst nämlich ist, wir wollen, was streng genommea 
auch unmöglich ist, nicht sagen , das Rationale auf die Spitze ge- 
' stellt, aber doch durch eine Menge von Spaltungen und Unier- 
'Scheidungen mancher grammatische Punkt dem Schuler statt deut- 
lich undeutlich, statt einfach, was er an uud für sich nicht war, 
schwierig, statt anziehend starr und kalt geworden. So, ~um nur 
eins aus dem Reiche dieses albu unbescheiden auftretenden^m- 
matischen Schematismus hier aufzuführen, so hätte die Begriffs- 
distinction der Zeitwörter itoimeit, müssen^ dürfen ^ geilen ^ mo- 
gen^- wollen^ lassen nach physischer, moralischer, .logischer 
Möglichkeit, Nothwendigkeit u. s. w. S. 183 ff., die mit gehäuf- 
ten Beispielen'*'''') ausgestattet ist— abgesehen von der Frage, ob 



. *) Letstgenannter Gelehrte iet niclit ohne einen gewisses Nacb- 
tbeil des Buchs nicht gebührend gewürdigt worden. Betker bt, wsi 
grnndliche Kenntnisse, Umeicht der Behand long und n&chte#ne Befoo- 
nenheit, seharfsinnige Comblnation und feinen Sprachtakt betrifft, nnUt 
den allerersten Grammatikern nnd nnserea Bednnkens mandiem Asdero, 
der hier nnd da tiefer blicken^ geiftvoller sprechen nnd anch gresforci 
Wortgeprfinge machen mag, bei weitem vorzosiehen. 

**) Im Uebrigen sind die Beispiele, meist au* Sduller osd Goetlic, 
nnmeatUch aus doMon Faust, der hier gleich ahier Bibel . angeirsadct 



Hatteuert Dentoclie Sprachlehre. 425 

eine solche In drie Grammatik j^eh&re — weggelassen;) höchstens 
an einem Ton Ihnen ^ gewissermaassen zur logfischen Uehting 
dnrchgefGhrt -werden sollen. Unser zweiter Tadel trifft die ncoe, 
wenn auch im Ganicn einfache ^ durchaus deutsche und ^ wie es 
scheint 5 in sich reelit gut begründete Terminologie in diesem 
fiir mindestens Tierselmjährige, schon laiige in die gangbaren la- 
tei^iscben grammatischen Termini eingeschossene Schüler be- 
rechneten Buche hauptsächlich darum ^ ^eli sie eben neu ist. 
Denn wirlKlicii Unrichtiges haben wir, wie wir auch gar nicht an- 
ders. erwarteten, darin nicht entdeckt; nur mochte die Einthei- 
Inng aller Wörter in Haupt - und Nebenredetheile den Jldjecti-' 
. ven nnd Pronominen einen etwas schiefen Standpunkt anweisen. 
Drittens endlich hatten wir es vorgezogen , die gewö/tnliche An- 
ordnung der Gi'ammatiken mit etwa folgender Modification zu 
befolgen: 1) hätten wir die allgemeinen Vorbegriffe entwe- 
der aus dem früheren Unterricht vorausgesetzt oder der Voll- 
zfindigkeit des Ganzen halber kurz angegeben ; 2) war die s. g. 
Elementarlehre, d« h. das Wesentliche über Buchstaben, deren 
Eintheilung und Veränderung mit Rücksicht auf das Orthographi- 
sche, über Sylben und Prosodie zu geben; 3) hatten wir von der 
Verinderung der Redetheile a) nach Bengimg (declinatio, conjn- 
gatio), b) nadi Geschlecht (motio), c) nach Steigerung (compa- 
ratio) gehandelt; 4) die Wortbildung. Alles dieses bildete den 
ersten, so genannten etymologischen Thell. Im zweiten llieile 
kam 5) die Casuslehre; 6) die Lehre vom einfachen Satz; 7) vom 
sttsammengesetzten Satze; 8) ein Anhang, darin: a)dielnter- 
pitnetion , b) eine kurze Dialektologie und in Verbindung eine 
Orthographie, c) eine deutsche Metrik. Consequenter freilich, 
aber für Schüler vielleicht weniger zweckmassig ist diese von fliU. 
Hatt. angenommene Eintheilung : X) Einleitung über Laut, Silbe'*'), 
Wort, Sprache u. s. w., sodann I. Theil^ Vom Wort. 1) Wort- 
Icenntnisslelire, 2) Wortbildungslehre, 3) Wortbeugungslehre, 
4) Wortschreibungslehre. II. Theils. Vom Satz. 1) vom ein- 
fachen Satz, 2) vom Satzgefüge, 3) von- den Satzzeichen. Mit 
der Bemerkung endlich, dassHr« IL über manches Angezogene, 



wird, got gewfthlt zu nsanen« Nor konnten manche der, wie es 
edieint, eelbet gebildeten , etwai InhaUsreicher tein. ^^ 

*) Ist dae Wort Silfre mehr deaUch geworden, als Cotuommt o. •• w., 
•o daea fiir dasfelbe keia enttprechendes deutsche , wie etwa das von 
Scbmlttheaner vorgeiehlagene 5peäe gewählt werden mnsstef Warum 
achreibt aber Hr. H. « ein Philologe, nach Beruf nnd Studien , Silbe^ 
fin$di n. f. W.1 Glaubt ef » dieee lo bei uns eingebürgerten Wurter,^ 
als die angeführten nnd ähnliche sind, dem entsprechend naftönobsiren, 
vesp.* veranstalten in müssen 1 Doch es haben diesen Fehler Viele; aber 
dao com facinat idem etc. ! 



>'• 



42ft Dcvtfcke Sprmeli^ « 

ww ent tpSier seine Brorteron; findet, den Lehrer die' Aofkli- 
rang för den oosere Grammadk gebnnchenden Schaler nicht 
fiberlassen darfte, gehen wir, in der Absicht, unser Interesse an 
dem Buche an den Tag stt legen, zu einzelnen Ansstellongen 
über. 

Dass jeder Lant TgL S. 1 durch eine Innere Notiiwendlglceil 
bedingt sei, glauben wir um so lieber, je weniger wir an eine 
Entstehung der Sprache durch Nachahmung der in der umgeben- 
den Natnr vernommenen Töne denken ; vgl. BedEcr das Wort in 
seiner organischen Verwandlang 111. Cap. z. Auf. ; dass aber jeder 
Laut seine immanente Bedeutung habe , geben wir nur mit grosser 
Beschränkung und kaum für die erste Bitdungsstufe der Sprache 
za, eine Annahme welche selbst der hier im Einzelnen allza 
kühne Schmitthenner vgl. Ursprachleh're S. 80 ff. vorgetragen hat. 
So vorsichtig sich niin auch Hr. Tl. über diesen nach seiner eige'- 
nen Aensserung für Sprachlehren noch nicht genügend reifen Piract 
ausgesprochen hat, so können wir doch nicht umhin ihn dariiber 
auch ganz besonders auf Becker's angeführtes Werk § 89: 90 zu 
verweisen und ihm in Bezug auf den von ihm hier angefahrten 
platonischen Kratjlos zu bedenken zu geben, ob nicht jetzt noch 
nach deii Bemühungen Schieierniachers in jenem Dialog das 
scherzhaft Vorgetragene von dem ernstlich Behaupteten zu unter- 
scheiden eine gewisse Nachlese gehalten werden könne. Dass 
jede Sylbe nach Hrn. H. S. 2 einen Begriff, genauer eine ^e^ 
griffseinheit enthalte oder, wenn man der Spradie historisch nach-» 
gehe, eine solche wenigstens enthalten habe, stellen wir durch-^ 
ans in Abrede, indem sich unserer Meinung nach eine nicht un- 
bedeutende Anzahl von Sylben findet, welche in Abänderungen 
aller Art nur zar Modification von Begriffen dienen und von jeher, 
wenn auch mehr nnbewusst, gedient haben, und welche zu Be- 
griffswörtern wieder zu erwecken oder vielmehr in solche umzu- 
schaffen; ein unnützes Spiel des Scharfsinnes vieler Etypiologen 
gewesen ist. Rec, den bei dergleichen Versuchen stets eine 
bange Furcht befallt, es möchten hierin consequente Fortschritte 
gemacht und zuletzt die einzelnen Buchstaben als Verkürzungen 
von Begriffs Wörtern oder gar als solche selbst nachgewiesen wer- 
den — ein Zustand, der mit dem Boden ^ea die Welt aus den 
Angeln hebenden Archimedes eine gewisse Aehnlicbkeit haben 
wtirde — JS.ec. hat kürzlich anderswo Gelegenheit gehabt, auf 
einige derartige Irrthümer PoiV9 in seinen etymologischen For- 
schungen, einem imUebrigen sehr schätzbaren (von Hrn. H. aberv 
wie es scheint ^ nicht benutzten) Buche auflneilcsam zu machen. 
In wie weit aus der von Becker in seinem Werk gegebenen Defi^ 
nitiott des Wortes als der Einheit von Lant und Begriff vgl. 8. '2. 
not. 1. die Unrichtigkeit seiner Eintheilnng in Begriffsworter und 
Formworter hervorgehe, ist uns nicht klar geworden; da jedoch 
bei Hrn. H., wenn wir uns nicht irren, die Hauptredetheile von 



Haitemer: Peoteijbe Spraclilahre. 427 

d&k Begriffiswprtern [im Wesentlicheii] und die Nebenredetheile 
von den Forinwörtern [nicht Terschieden sind, so kömmt ims^ 
vrenn nicht blos an tarnen geklaubt wird, das mutato nomine de 
te unwillkürlich in den Sinn. Was S. 4 über Ursprache mitge- 
theilt wird und ,,da8S dieselbe eine allgemeine Sprache sei, 
welche in den besondem Sprachen zum erscheinenden Dasein ge- 
lange ^^ ist für Schüler nicht deutlich genug gefas^ und war für 
dieselben, da es selbst mit de^ so modificirten Ursprache seine 
Bedenklichkeiten hat, Tielleicht ganz wegiulassen. Statt ^a//r- 
9cher Sprache ebendas. halten wir. das allgemeine keltische Tor- 
gezogen und gelegentlich der Entstehung der Sprach^ statt auf 
Schneider's Vorlesungen über griechische Grammatik, die hier 
nnr einen breit geschlagenen Herder geben, lieber auf Becker« 
Wort S. 245 ff. Terwiesen. Den, wenn wir uns nicht irren, zuerst 
von Scbmitthenner in Vorschlag gebrachten Namen arischer 
Sprachstamm statt indogermanischer halten wir, was auch das 
angezogene Wörterbuch § 13. gar nicht erweist, nicht für rieh-- 
tiger; aber als an und fiir sich gut gewählt, geschichtlich ..be- 
gründet und einfacher haben auch wir ihn dann und wann^ nach- 
gesprochen« -Zudem konnte indogermanisch — r potior! fit rei 
denofflinatid — ohne Anstand für indiko - kelto - sklavo ^ 
germanisch geliraucht werden. Vorsichtig sagt Hr. H. S. 5 , die 
ältesten Reste des arisehen Sprachstammes schienen in dem Sans- 
krit niedergelegt zu sein ; wir mindestens gestehen durch einige 
Bemerkungen Hrn. Jäckeis in diesen Jahrbüchern neuerdings wie- 
der misstrauisch geworden zu sein. Den eiiften Paragraph über 
Nutzen der Sprachlehre, namentlich der Muttersprachlehre, eine 
gute Quintessenz aus den Aussprüchen W. v. Humboldt^s, Grafifs 
u. a. , haben wir mit besonderem Vergnügen gelesen. Wenn S. 
10 das früher selbst in acht deutschen Wörtern für i oder ei 
übliche und noch jetzt von Manchen für das Zeitwort sein eigen- 
sinnig festgehaltene Ypsilon als Exilirter erscheint oder eigentlich 
nicht erscheint, so müssen wir, wenn auch nicht für die heimi- 
achen, doch für die aus den) Griechischen mit jenehi zu uns über-- 
gegangenen Wörtern Protest einlegen und, im^ Fall der Notb, 
durch die Instanzen des Usus imd der Ratio hindurch um den cal- 
Gulus Minerrae nachsuchen. Eben daselbst kann die Bemerkung, 
zu der wenigstens Schmitthenners Ursprachlehre § 40. Worter'- 
buch Vorrede S. XL XII in dieser Art keine Veranlassung geben 
konnte^ a gehöre der Kehle, t der Zunge und u den Lippen an^ 
leicht zu falschen Vorstellungen führen. So gut auch das Resul* 
tat Sern mag, zu welchem Herr H. § 18. ron der Exposition des 
Einlautes (so bei ihm immer , wahrscheinlich im Zusammenhang 
mitdonS. 39 Anm. 2*^ Erö,rterten, statt des sonst, üblidien In- 
laut), wobei Schmitthenner a. D. S, X. XI. etwas stark benutzt 
ist, durch die Auflaute hin gelangt, zu, dieser JEüutheilung der 
Selbstlaute nämlich in kurze Laute, lange Laut^, Doppellaute, 



428 Dentflclte Sprache. 

kurze Aiiflaute^, lange Auftaute : so lialten wir doch einen Theft 
der hier ^eg^ebenen Entwickelung für kaum mehr als eine gram- 
matische Spielerei, betrachten iiberhaiipt gar manche nnsrer 
neuen Lauttheoricen mit ihren hochgelehrten Gnna's lind Wrid* 
dhis, diese physiologischen Hellseher . diese stolzen Phlsomcter 
alles sprachlichen Lebens, durchaus nicht mit^den Augen eines 
gläubigen Machbeters. Die S. 12 gegebene, überhaupt gewöhn- 
liche Definition der Mitlauter, dass es Laute seien, welche ohne 
Beihilfe eines Selbstlauter's nicht au^sgesprochen werden könnten, 
sollte mit einer mehr positiven Begriffsbestimmnlig vertauscht 
sein; das S. 13 über 8ch als einfachen laut und in Verbindang da- 
mit über sp, st nach Schmittfaenner und Andern Vorgetragene 
kann, .abgesehen von prorinclellen Verschiedenheiten - der Ans- 
spräche 9 angezweifelt werden, mid A, so gut auch sonst S. 12, 
Tgl. namentlich Note 1, nach dem Vorgang von Raumer über 
die Aspiration gesprochen wird , war von den Mitlauten ganzlich 
zu trennen. Die Eiütheiiung ebends. des Consonanteh in Stnmro- 
Jaute und Säuseier (eine Bezeichnung, die vor der sonst üblichen 
Halbvocale unbedingt den Vorzug verdient) mit ihren verschie- 
denen Rubriken und Modificationen ist gut und^fur den Schüler 
recht deutlich durchgeführt. In § 22 , wo Quantität und Acccnt 
der deutschen Sprache unter einem Gesichtspunkt recht zweck- 
mässig zur Anschauung gebracht wlrd^ klingt die Anmerkung, 
dass im Neüdentschen nur die Seibstlauter , nicht die Mitianter 
gemessen würden, zwar ganz artig, ist aber in dieser Fassung 
weder scharf noch schulgerecht. Die S. 18 gegebene Vergiei- 
• chung der Fürwörter, Vorwörter und Bindewörter hinsichtlich 
der Bezeichnung von Trennung, Beziehung und Verbindung trägt 
zur genaueren Auffassung des Charakteristischen jedes dieser 
Bedetheile wesentlich bei ; die S. 20 aber aufgeführten Wieder* 
holungsnamen , als Geheul, Gerede u. s. w., geben wir als eigene 
Species der Concreto ihrem Erfinder, der consequenter Weise 
auch Verstärkungs - , Verachtung» - und Verkleinerungsnamen auf 
dieselbe Linie stellen musste, gern zurück und sehen dieselben 
ihrem grössten Theile nach als eine Mittelart zwischen Abstracten 
und Concreten an. Als besondere Diminutivendnng war § 32 
e/cAen nicht aufzuführen; der Begriff des Geschlechts der Sab- 
stantiva in dem durch § 34 entbehrlich gemachten § 33 ist ziem- 
lich unklar gelassen und nur ganz äusserlicfa betrachtet und da- 
selbst das. Wörtchen der^ die, das^ im Widerspruch mit § 63 
Anmerk., wo das Richtige gelehrt wird, nicht als Bestimmungs- 
wort (articulus), sondern als Geschlechtswort, als welches wk 
es nur einer niederen Stufe vorführen möchten, bezeichnet wor- 
den. ^ § 36 dagegen und die folgg., wo das Geschlecht der Sub- 
stantive nach Endung und Bedeutung zugleich behandelt und na- 
mentlich über die auf — niss endenden gute Bestimmungen gege- 
ben werden, sind der Empfehlung werth; nur bitten wir statt 



Hattemer: DeatFclie Sprarlilehre. 429 

nngemhsen, Geschlechts die übliche Bezeichaimir sachliches &e- 
echlecht beibehalten. .Dass S. 27 S|ibject durch Hauptwort wie- 
dcrg^^^^ ist^.bckTittelii wir tlieils wegeii des gang und gäben 
Gebrauchs dieses Ausdrucks für Substautiv überhaupt , theils weil 
noch entsprechender Satzwort dafür gesagt werden konnte. ^ Be- 
sonders lobenswerth ist wieder der § 44 über die EintheUung der 
Zeitwörter in thätige^^ leidende, zielende, ziellose^ sowie ^ev 
folgende über die factitiva/intensiva, frequentatiTa , diminutiT« 
u. 8. w. behandelt; nur hatte rütteln nicht zu den frequentatiy., 
Bondern Ifesser zu den diminutiv,, zugezählt werden sollen. Die 
Beziehungen auf das Lateinische, wie S. 30 Anm.^ und an vielen 
andern Stellen, sind recht zweckmässig. Die Behandlung der 
Mebenredetheile, darunter besonders der Eigenschaftswörter 
nach nennwörtlichem , beiwörtlichem und nebenwörtlichem Ge- 
brauch ist zwar gut und mit Cousequenz durchgeführt, dürfte 
jedQch die für diese Stufe ohnehin nicht mehr schwierige Sache 
eher verdunkeln , als aufliellen. Die Substantive die Eine^ die 
Siebene S. 32 aa waren, wie der Verfasser auch selbst fühlte, 
wegzulassen und die besitzenden , beziehenden Fürwörter S. 34 in 
Besitz anzeigendem sich beziehende umzuwandeln. S. 35 Anm. 1 
kotinte dem Factum , dass da und wo in Zusammensetzungen mit 
einem mit einem Yocal beginnenden Vorworte ein r annehmen, die 
Ratio, näiplich die Analogie von Aier, dessen r in consonanti^ 
schen^ Zusammcusetzungen nicht fest steht, hinzugefügt werden. 
Ob welcher , wie S. 40 b. behauptet wird , nehnwörtlich gebraucht 
werde, bezweifeln wir: denn ob das dazu gehörende Hauptwort, 
wie in dem Satze: ein Baum^ welcher U. s. w.^ voran ^ oder, 
wie in dieser Verbindung: die Eivhe^ welcher Baum^ nach 
stehe, kann doch wohl nicht entscheiden. Ebendas. wird daes 
mit Recht zu dem relativischen der, die ^ das gezogen und wenn 
als aus trann entstanden betrachtet. Mit wahrer Befriedigung 
endlich lasen wir den letzten § der Wortkenntnisslehre über die 
JSn^ndungslavte. ' 

Dass die Wurzeln aller Sprachen , wie Hr. H. S. 44 wahrr 
Bcheinlich findet, in allen Spradien dtese/^en seien , halten wir 
vorläufig für eine bizarre und in keiner Beziehung anmuthige 
Träumerei, und bei dem von ihm citirten Buche Weinhan\ 
welcher uns eine Urwurzelfamilie von sieben Heiligen vorführt, 
können wir nicht umhin, uns mit Behaglichkeit an die leider 
nicht gedruckten Folianten eines Gelehrten, der darin alle Spra- 
chen auf eine Wurzel (hum glauben wir oder eine ähnliche) zu- 
rück^fnhren suchte, zu erinnern. S. 45, nr. 6 liekömmt es fast 
den Anschein, als betrachte Hr. H. die Vocale, allerdings ur- 
sprünglich nur a , i) u, für das Wei^entliche der Wurzeln, und 
die Consonanten erst später davor und daran gefügt, während 
doch Schmitthenner vgl. Ursprachlehre S. 94 mit vollem Recht 
die Consonanten als den eigentlichen Begriffskörper und die 



430 I>eiit8cli0 Spraeb«. 

Vocale mehr als das Belebende^ ^ewigsermaäsaen als die Seele an- 
sieht. Stimmen wir ferner stich mit dem ^ was Schmitthenner 
namentlich in seinen BeitrSgen mr dentschen Philologie Heft 
1. Darmstadt 1833 durchrührt und Hr. H. hier S. 45. nr. 8 gleich- 
falls annimmt, dass namiich die Wurzeln weder eigentlichen Ver- 
bal- noch Nominalbegriff gehabt haben, durchaus fiberein, sobt 
doch die Frage, welche Wörter sich nun ans diesen Wurzeln zo- 
erst gebildet haben, eine ganz verschiedene^ und wir stehen, 
mit gehöriger BeschraniLung der trefflichen Erörterungen fiecker'i 
s. a. O. S. 90 ff., nicht im mindesten !|n, den Zeitwörtern eia 
höheres Alter zuzuweisen. Sonderbar ist die Citation von Grimm 
S. 46 Not. 2: „siehe Grimm II, 404. 10. Bnde, der aber dgent- 
lich nicht davon spricht, ^^ und auf derselben Seite war es doch 
nicht seh wierigr, statt der von einander mehr entfernten agitayii 
lind rapina die weit schlagenderen Sgna^ und rapax zusammen zu 
stellen. Die S. 48 gegebenen Beis^eic der Lautverschiebong 
sind aus Schmitthenners Ursprachlehre S. 38 ff. , die aber hier zu 
nennen fibersehen wurde, in zweckmässiger Aaswatil entlehnt 
Dass ebendas. Gans (gähnen) und x^v (;^a^i;G>) verwandt sei, 
{lanben auch wir schon lange als sicher; ob aber weiter damit, 
wie Hr. H. will, anser vgl. namentlich ansa damit zusammen- 
hänge, bezweifeln wir durchaus. Ob ferner in Wörtern, wie 
ddovffvgLim Griechischen selbst dda£, da|, dfiHya^ ftilya 
und ähnlichen mit Hrn. H. S. 49 der Aus/all des Anlautes, oder 
ein späterer Znsatz eines solchen anzunehmen sei, bleibt im 
Zweifel, vgl. darfiber, so wie über die wahrscheinliche Betrach- 
tungsart solcher Vorschlagsylben meine Benterkungen in Jahn'« 
NJbb. 1837. S. 387 f In botoscaf, woraus unser Botschaß 
S. 49 mag auch vielidcht das mittlere ^o ein Bindelaut gewe- 
sen sein , falls nicht die Form poto dagegen spricht , und bei 
nesen (genesen) S. 54 konnte wohl auch niesen mit Recht 
angezogen werden. W^as die bezüglich des Umlauts von 
Schmitthenner entlehnte Anordnung der starken Zeitwörter in 12 
Classeu/ betrifft, so meinen wir — abgesehen von der Frage, ob 
diese Aufzählung nicht vielmehr in die Conjngation zu versetzen 
War, Hr. H. habe eine gewisse Pietät gegen seinen früheren Leh- 
rer Schmitthenner, welchem nebst Prof. Osann dieses Buch ge- 
widmet ist, an einer selbstständigen Vergleichung der Grimmi- 
' sehen Theorie, überhaupt an einer unbefangenen Prüfung dei 
Gegenstandes gehindert. S. 75 — tel steht wohl allerdings ur- 
sprünglich für Theil^ Vsi aber nicht weniger als ->— schaft^ heil 
u. 8. w. zu einer blossen Ableitungssylbe geworden. Die ICinthei- 
lung der Zusammensetzungen in eigentliche und unelgentlicbe, 
Echte und unächte S. 76 ff. ist wohlgeiungen zu nennen. Bei 
steinalt S. 79 konnte das Gr. ^oti, vgl. ßovnaig^ ßovyoXo^ 
Q. s. w. verglichen , und statt ägi S. 88 musste wohl agxi gesetst 
werden. Wegen neben als aus in und epan componirt S. 91 
verweisen wir Hrn. H. an sich selbst und weisen un mit mebr ifl- 



Scbli^Us: Voracliule Bom Cicero. 431 

tendrer ris ii.egttiTer Bedeutung in eiidgen Wörtern «uf Boeder- 
lein de a inten»!^. Erlang. 1830 p. 24, Was über den Ton in 
Zasammensetzungen § 123 gelehrt wird , ist als sehr Torzüglich 
8U beloben. Dass der Verf. endh'ch tou Subject^ Prädicat und 
jiamentiich Copula nicht die gewöhnliche Ansicht habe , sondern 
idiesen Gegenstand auf eine recht interessante Art auffasse^ hat- 
ten wir schon i|U8 einem Aufsatze desselben' in eineni der letzten 
Bände des Jahuischen Archiv*s ersehen.^ 

Bei der wissenschaftlichen , namentlich streng logischen Hal- 
tung dieses Buches, bei der nicht zu bezweifelnden Brauchbar* 
keit desselben und vor allem bei dem freundschaftlichen Verhält- 
nisse,, in dem er mit dem vVerfasser steht, wiirde es Rec. sich 
selbst verdenken, wenn er durch ferneres Anhäufen einzelner 
Ausstellungen di§ Leser weiter hinhalten wollte. Auf den Man- 
gel eines Register'a jedoch weisen wir Hm. H. fürsorglich einer 
zweiten Auflage ausdrücklich hin, und unser Sündenregister — 
sit venia verbo — sei mit der Bemerkung geschlossen , dass S. 
30 Anm. 2 statt Nennwort Nebenwort und S. 183 Not. 2 statt 
omnia mutantur et nos mutamur cum Ulis zu lesen ist: .Omni« 
mutantur; nos et mutamur in illis. — 

%0 d' avx' kv (pil6%rixi äUxfiayiv iffiiA^davu., 

M. Fuhr. 



Vorschute %um Cicero^ enthaltend die zur Bekanntschaft mit 
diesem Schriftstellern uthigen biographischen, literarischen, anti- 
quarischen und isagogischen Naciiweisnngen. Ein Handbuch für 
angehende Leser des Cicero.' Von Dr. Samuel Chrtstoph SckirlUz^ 
Professor und Oberlehrer am K. Gymnasium zu Wetzlar, Alitglied 
der Direction des Wetzlarsch'en Vereins für Geschichte und Alter- 
fhnmskunde und dirigirendes Mitglied des Thur.- Sachs. Vereins 
für Erf. des Vaterl. Alterthumsjn Halle. Wetzlar, Verlag Ton 
Carl Wigand. 1837. XVI u. 518 S. 8. 

Es unterliegt keinem Zweifel, dass der Räsonnirsucht , die 
sich hier und da bei unserer Jugend zeigt, da der Grund davon 
gewöhnlich in einer Halbwisserei liegt, welche den Dün&eiher* 
beiführt, als dürfe man über alles.absprechen,>uf keine Weise 
besser entgegengearbeitet werden kann, als wenn man sie genau 
mit dem Gesichtspunkte bekannt macht, aus welchem sie die in 
. Frage stehende Sache zu betrachten hat 

Von dieser Ansicht ging Herr Schirlitz bei Abfassung des 
Torliegenden Werkes aus« Er glaubte nämlich einen Hauptgrund 
der Abneigung , welche sich nach dem Ausspruche einiger Schul- 
männer bei vielen Jüngern Studirenden gegen den Ersten unter 
den classischen Römern festgesetzt haben soll, in dem Mangel 
einer einigermassen vollständigen Kenntniss der Person des Ci* 



482 B«miteb« LiUraUtf. ^ 

cero, telnet LebaM und Wirkens, leiner Verliiltnltfie, Sdirif- 
ten und lo vieler anderer Dinge, die wieder sum Yenliadnis« 
dieser fuhren können, su finden, und entschloes sieh daher die- 
■ea Werk absufasaen, alt einen Beitrag «,.sur Heratelinng dea 
rechten Verhiltniasea swischen Cioero und dem miaagcatiaimten 
Muaensohne. ^^ Er iat in demaelben bemliht, die Torangllchen 
Eigenschaften des grosaen Römers hervonuheben, aeine Schwi- 
oben aber in dem Lichte erscheinen an lassen; welches die dama- 
ligen Zeitverhiltnisse auf dieselben werfen, welche alleii^ eine 
gerechte Würdigung dea Charakters dieses Mannea anlasaen, da 
ea in keiner Zeit schwieriger gewesen sein möchte, in einer ähn- 
lichen Stellung seinen Grundsatxen Im Einielnen wie im Ganzen 
treu XU bleiben. Rat neuerdings die wissenschaftliche Foraehnng 
in Betreff Cicero's Resaltate herbeigeführt , welche da übles 
Licht auf aeinen Charakter Werfen, so hat Hr. Schiriits gewiss 
Recht daran gethan, diesen die Aufnahme In sein Buch sä ven»* 
gen« indem es durchgangig ala die Pflicht dea Lehrers sn be- 
trachten ist , die Augen der Jugend nicht sowohl auf daa hinzu- 
lenken, waa einem grossen Mann von menschlichen Schwidien an- 
klebt, als sie das erblicken zu lassen, waa seine Grösse begrün- 
dete. Und es kann dieses ohne Verletzung der Wahrheit ge- 
schehen; denn es soll damit natürlich nicht gesägt sein, dass 
alles Mangelhafte gänzlich Terhiillt werden solle, waa nur ihhin 
führen würde , dass der schärfer blickende Theil der Jugend die 
Unwahrheit der Darstellung selbst entdecken und dadurch auch 
den Glauben an das Terlieren würde, was nicht bezweifelt su 
werden Tcrdient. Eine geeignete Darstellungsweise kann nämlich 
bei einem Charaktergeraälde , bei welchem das J^le und Grosse 
^ überwiegt, was nicht fleckenlos ist, mehr durchscheinen, als 
offen Tor die Augen treten lassen , es mehr eingestehen als es 
zur Richtschnur der ganzen Auffassung zu machen ; was auch 
Hrn. Seh. nach unsrer Ansicht im Ganzen wohl gelungen ist. 

Den Stoff hat er auf folgende Weise eingetbeilt: Nachdem er 
im ersten Abschnitte die LebensTerhältuisse Cicero''s im Allgemei- 
nen dargelegt hat (S..8 •— 227), betrachtet er ihn im aweitea* 
Abschnitte als Borger un4 Staatsmann (S. 227 — 243), im-dritten 
als Redner (S.- 243 — 257} , im Tieften als Philosophen (S. 258— 
283), im fünften als Dichter, Historiker, Geographen und Na- 
turkundigen (S. 283 — 299), im sechsten als Gelehrten und 
Schriftsteiler (S. 299 — 356), im ^siebenten als Privatmann (S. 
356 — 373}, im achten mit seinen berühmten Zeitgenossen (S. 
373 — 401) , im neunten im Kampfe mit seinen Gegnern (S. 401 
—422). . Der zehnte Abschnitt enthält die Urtheile der Mit^ 
und Nachwelt über ihn (S. 422 — 434), der eilfte die Betrach- 
tung desselben Tom pädagogischen Standpunkte ans (S. 434 — 
444) und der zwölfte besondere Einleitungen in Schriften von 
Cicero, welche auf Schulen gelesen werden (S. 444 — 508). 



ScyrBis:T«rMb^«Mil8Bera. '4S9 

Dinuf folgen (8. 509—515) •!■ Beilagen: I) Cenmilea Romani 
per tltam Ciceronia^ II) Tabulae genealogieae : ier gena Xullia, 
dea C Jnlina C^sar und der Verwandtschaft dea Octaviiia mit 
CIsar ; dann anf den noch übrigen Selten einige Nachtrige. 

Bei dieaer EintheOnng kann Rec. für's Erste nicht bäitg^ 
daaa Cicero int fünften Abschnitte als Historiker, Geograph und 
Natnrknndiger, und erst im sechsten als Gelehrter und Schrift* 
aleller behandelt wird, und zwar ao, dasa die Angabe der ror- 
bandenen Schriften mit ihren Hauptausgaben in einer Ausführlich-» 
kelt damit verbunden wird, wie man sie in diesem Bache kaum 
erwaiten sollte. Hier wäre es doch wohl geeigneter gewesen, Im 
fünften Abschnitte Cicero als Dichter, und im sechsten als Ge- 
lehrter und Schriftsteller sn behandeln , die bibliographischen 
Notizen aber, wenn sie ja In dieser AnsfAhrlichkeit gegeben wer- 
den sollten , auf einen eignen Abschnitt bis sum Ende zu verspa* 
ren, damit sie die Betrachtung der Person Cicero's nicht so in 
der Mitte unterbrächen. ' Etwas abgerisaen steht ferner der achte 
Abschnitt da, in welchem nicht, wie sich nach der Aufschrift 
erwarten Hesse, Cicero in seinen Verhältnissen zu seinen^ grossen 
Zeltgenossen dargestellt Ist — diess Ist mehr im ersten und zwei- 
ten Abschnitt geschehen — ; sondern unter 55 Nummern histori- 
sche Notizen über- die Zeitgenossen Cicero'a gegeben werden, 
welche er in seinen Werken berührt, mit Einschluss seiner Geg- 
ner , welchen der neunte Abschnitt besonders gewidmet ist 
Man sollte hier eher einen Abschnitt des Inhalts: „Cicero Im 
freimdschaftlichen Verhältnisse mit grossen Hännern seiner Zeit^^ 
erwarten, wenn' nicht, was nach den ersten Abschnitten etwa 
noch zu sagen gewesen wäre , dem yorlgcn Abschnitte einverldbl 
werden sollte. Die übrigen Notizen hatten In einem historischen 
Regbter, wie sich S. Vlil — XVI eines findet, Platz finden kön- 
nen , indem In demselben , anf daa in dem Werke Erwähnte hin- 
gewiesen und das noch Nothige hinzugefügt werden konnte. Im 
zwölften Abschnitte sind folgende Schriften gewählt , zu welchen 
Einleitungen gegeben werden: 1) Cato Maior, 2) Laelius, S) 
Tnscnianae disjiutationes, 4) De officiis, 5) Orationes in L. Ca- 
tilinam quatuor, 6) Or. pro Archia poeta, 7) Or. pro lege Mani- 
lla. Dieselben werden Im elften Abschnitte S. 438 als solche 
genannt, welche zum Mindesten jeder (vom Gymnasium) Abge- 
hende gelesen haben sollte. Dass diese ciceronlschen Schriften 
alle auf dem Gymnasium von allen Schülern gelegen werden soll- 
ten , möchte etwas zu viel verlangt sein. Wäre es aber zu be- 
werkstelligen,, so fragt ea sich noch, warum denn gerade diese 
als „ Schulschriften ^' bezeichnet werden 1 Verdienten namentlich 
unter den Reden nicht eben so gut als andere , trotz ihres , In 
den älteren Ausgaben allerdings sehr Tcrdorbenen Textes, dessen 
Kritik der neueste Herausgeber der sämmtlichen Reden eine fast 
bodenlose nennt, die durch die Feinheit^ welche Cicero in der- 

H. Jakrb, f. PMt. K. P&d. od. ärU. Bibl. Bd. XXIX. üß» ^ 28 



4S4 • - m^mU€h4 Litemttfir« 

sdberbeiviebl,' fn ihrer A#t Hodgeaf Reden pro Li^li gtmjnM 
pa werden, oder mich die Bede pro S* Roscio Amerino, welche, 
wie Rec. wenigstens bei siüneB Schillern bemerkt tn haben glaubt, 
eben durch das Jiigendildie, das In. derselben nicht zu verkennen 
ist, die jungen Leser mehr anspricht, als manche andere, und 
gerade dazu ^eetgdet'ist, ihnen Geschntack ifn der rednerischea 
Darstellung Cieero's abzugewinnend Nacb den beideii neuesten 
Ausgaben auserlesener Reden, welche Hr. Seh« bei Abfassung 
seines Ruches noch nicht kannte, würden auch die Verrinlscliea 
und Philippischen Reden zum Theil beiaiiziehen , dagegen die 3 
letzten Gatilinarischen Reden auszuscheiden sein, von weichen 
brelli (S. 176) sagt: Ceterum nemini auetor ero, ut In pnerili*- 
JJKis sohoiis interpretetur'Catilinartas tres posteriores , sendnarKs 
potius philologtcis reservandas , ubi non sine fructu in utramque 
partem disputare iicebit, ntruin Ciceroni tribnendae slnt^ nee ne, 
mit welchem Supfle, obgleich er in Retreff der Aechtheit dieser 
Reden anderer Ansidit Ist, doch darin (S. VII) übereinstimmt: 
„dass jene drei Reden, da denn doch die erste gegen Catilina in 
jeder Reziehung den nachfolgenden weit voranstcht, und über- 
^ess so viele andere treffliche Reden uns an Gebote stehen, 
besser' auf der Schule nicht gelesen würden. ^^ Femer fragt es 
rieh , ob nicht eine so ausführliche Entwickelnng des Gedanken* 
' ganges^ namentlich in den Reden ^ nicht lieber nach des letztge- 
nannten Gelehrten Ansicht (n. a* O. S. IX f.) den Schülern nach 
Durchlesung derselben aur Abfassung aufgegeben, -statt im Vor* 
aus gegeben, werden solltet 

In der äussern Anordnung des Buches ist besonders bei dem 
ersten Abschnitte die ailzugrosse Ausdehnung der Anmerkui^ea 
ein Missstand y welche unter den Text gesetzt sind, und hier 
imd'da wieder Noten mit Sternchen unter sich haben. Diese 
wären wohl besser ^inera jeden Abschnitte nachgesetzt werden, 
denn die Lesung des Textes^ von welcltem S. 1 — 9 nur 2, S. 
160-^164 nur 1 Zelle auf jeder Seite steht ^ wird durch diese 
Kersplitterung aiiziisehr erschwert, und es wird nicht einmal der 
Zweck erreicht, dass man Text und Noten beisammen hat, denn 
gleidi auf der ersten Seite sind vier Noten angezeigt, von welchen . 
die letzte erst auf S. 7 steht. Die Noten zu S. 2 stehen S. 7 r~9, 
so dtiss erst mit SAO Text und Noten wieder zusammentreffen. 

Abgesehen von diesen Ausstellungen in Betreff der Anlage 
des Buches kann aber das Urtheil über dasselbe nur günstig aus- 
fallen* Die Auswahl des Aufgenommenen ist wohl berechnet, 
und die früheren. Werke über den Gegenstand sind so benutzt, 
dass sich keine bedeutendere Unrichtigkeit eingeschlichen hat, 
90 viel wenigstens llec. bemerkt hat, dem nur etwa Folgendes an* 
stössig ersdiicn. Die vier nach Cicero'^s Rückkehr aus dem £xile 
gehaltenen Reden werden- nach S. 120 f. vom Verfasser für an« 
acht gehalten^ demungeachtet aber iibemU als Tollgoltige Zeug- 



s ScUrlltot ¥oKdh«l«SQiiiCketti. 48& 

nisBt Mig^bii. 8. 156 heissl es^ dag Mir der jnlifdieli Eibttder« 
verbesReroim' sd obnedies ein Scb^tjahr von 13 Tagm gewesen^ 
was den mit dem Römiscbeo Kaleoderwesen weni|[er Vertrautem 
Jeiebt 2u dem Irrthum verffibren Jcönnte , als iieieii>13 Tage ein- 
gescballet worden, wälirend der Geübtere freilioh leicbt das 
Ricbtiges ^TonlS Monaten ^^ auffinden wird. Ueberbaupt iat 
die Zaid der niebt selten sinnstorenden Dmckfebiar, wegen wel- 
dier tiob der Verfasser mit der En^rnung des Druckorls (Co- 
blen«) entscbuldigt, so gross, dass sie wohl ein berichtigendtia 
Verzelcbttiss ver^nt baden , das. sieb den noeh ▼orritbtgea 
Exempfaren immer nocb beifügen Jiesse: denn es ist namenlUcli 
für das Piibiienm, welcbes Hr. Seh. Tor Augen bat, docb.niclit 
einerlei, ob es, um nur Einiges anaufübren, S. 91 FaniiM oder 
Fauna ^ S. 12? Cressipes oder CfasBipe^^ 8. 199 Staatsbescbluas 
oder Senatsbeackluss^ S. 335 Manutiua Plancus oder Munatiu»i 
8. 369 Frescaii oder Frascati^ 8. 373 CaeciUi oder CamsUii und 
jiquae^ Sestiae^ wie wenn es zwei Terspbiedene; Namen wären, 
oder Aquae Sextiae^ S. 374 Posiummus oder Poetumma beisst 
Dabin ist wobl anob in der aus Piutarcb angefülurten Steiie 8. 75 
HMB^ivixozog fiir Kotttp^ivfi^fd/tog ( Tgl. Buttmanns ausf. 
Gramm. 1. Ausg. Till. II. S; 250.) su recÜnen. r- 8. 2d2 werden 
die Worte Ciceros ad Att..XV. 27. § 2. excudam aliquid 'i^pa- 
Hkstdiiov^ quod lateat in tbesanris tm's, übersetzt: „ieb^rdo 
mir ein Werk ad modüm Uenelidls abzwängen ^^^ mit der Bemer. 
kung: „excttdam ist wobl Qidit olme Grund gesagt;^^ gewiss 
nicht im Slime Cicero's, der, we/un er dies ja liatte sagen wollen, 
wenigstens mihi hinzugefügt haben würde. Sollte er aber nicht 
eher den Gebranch des Wortes in der Redensart OTa excudere im 
8inne geb^ibt und durch dasselbe bezweckt liaben , das Geheimst 
nissTolle auszudrucken: „er wolle es in aller Stille , quasi inen- 
bans , ausarbeiten 1 — Von der Nähe des Tusculamims -an Rom 
ist S. 369 f. etwas zu viel gesagt: „ Wegen der grossen Nähe bei 
Rom besuchte er dasselbe /a«^ täglich^ und genoss hier den 
/frössten Theil seiner Muse^^ (so für Müsse); denn dies hätte ^ 
ihm, dem Tielbeschäftigten Manne, wohl nur Eisenbahnen und 
0ampfwagen möglich machen können, da Tnsculum doch 12 
IMIiglien, also etwa 3 Meilen oder 6 Stunden von Rom entfernt 
lag. Hr. Seh. hat hier wohl die Worte Middletons etwas unrich- 
tig airfgefasst, der nach der AUonaer Uebersetzung Band 3.8. 
226 sagt: „wo er das meiste Vergnügen fand, weil -es fn einer 
anmuthigen Gegend in der Nachbarschaft von Rpm lag, und ihm 
Gelegenheit gab y dass er sich leiclit dem Geräusche und der Be- 
schwerlichkeit der Stadt entziehen konnte. ^' 

Der Ton, in welchem das Buch geschrieben ist, ist im 
Ganzen dem Verhältniss zu den jungen Lesern, für welche es be- 
stimmt ist, entsprechend zu nennen; recht zweckmässig ist js. B. 
S. 201 f. die sehr anregende Schildeirung des Fleiss.ea und der 

28* 



436 . Prsasoiiielie LHaciUir.^ 

Lembegio^e Cicero'j sdiön la seiiieD Jo^^dJAhreil. Nicht gtns 
geeignet mochte aber die ätellaog sein, weiche Hr. Seh. hieir tmd 
da andern Gelehrten gegenüber annimnit. Wenn ea nämlich der 
objectiTcn Haltung, welche einem fllr die Jugend bestimmten 
Budie allein angemeaaen ist, nicht ganz entapricht, dasa leben- 
den Gelehrten , deren' Anaichten angeführt werden , daa Pradicat 
,,Herr^^ gegeben wird, waa, an aich unTerwerflich, hier doeh 
das Persönliche etwaa za sehr herrorheben möchte , so ist es ge^ 
wiss noch weniger passend, dasa der Verf. mitunter, wie S. &7 
und 410 gegen Drumann) m eine förmliche Polemik eingeht, die 
freilieh so gehalten iat, dfss altea Gehässige davon entfernt ge- 
blieben ist Soll hierfür das als Entschuldigung dienen, was in 
derVorredeS. Vf. SU lesen ist: ^,Fttr unsere Beurtheiler erlauben 
wir uns noch die Bemerkung, dass wir unter angehenden Lesern 
des Cicero auch aolche uns gedacht haben, weiche nipht gerade 
auf der Schulbank sitzen, ^^ so können wir darin in Wahrheit nur 
das Bekeontniss finden, dass Hr. Sch.^ selbst einsah, dass liier 
und da etwas eingeflossen wäre, waa ander'ie Leaer Toraussctzte; 
denn was für angehende he^er des Cicero er sich ausser der Schnle 
gedacht habe, ist namentlich nach dem nicht wohl einzusehen, 
was S. 436 f. über die Ausdehnung der Lesung dieses Schriftstel-^ 
lers auf Schulen geaagt ist. In jedem Falle könnten wir aber 
darin höchstens eine Entschuldigung für Citate, wie S. 123. 
„ das Weitere darüber siehe bei Abeken ,>^ finden-, und glauben, 
Hr. Seh. habe besser gethan, sich eine bestimmte Classe von Le- 
sern zu denken, wodurch namentlich auch die Ausführlichkeit in 
den bibliographischen Notizen nnnöthig geworden wSre. 

Uebrigens sollen diese Bemerkungen durcliaua nicht dazu 
dienen, dieses für das Privatatudinm der Schüler zur Ergänzung 
des öffentlichen Unterrichts sehr zu empfehlende Buch in der 
öffentlichen Meinung herabzusetzen; wir wünschen ihm Tielmehr 
im Interesse der Sadhe eine recht weite Verbreitiuig. 

L. i). Jan» 

1. Neuen fransoeiachea Elementarluch^ enlhaltendt 

I. eioe sjritematUclie Sammlttog «olcber Wörter , die ia der Spra- 
. jche dei Umgangs am häufigsten Toricommen; II. kleine Gespräche 
über allerhand Gegenstände ; III. eine Auswahl von Gallicitmen 
und Sprichwörtern in alphabetischer Ordnung; IV. Erzählungen 
für Kinder ; V. ^wt heilige Dreikönigsabend. Fransusisches Scliau- 
spiel in einem Acte. Von F. Herrmann und L. A, Beauvau. Ber« 
lin bei Dunker und Humblot. 1838. 424 S. 8. 16 gGr. (Auch 
mit franxos.' Titel.) 

2. Cent dialogues allemands et franfaia par Jules 
Poug9. Berlin bei Carl Fried. Amelaag. 1839. 304 8. 8. 20 gGr. 
(Aach mit denttch. Titei.) 



Htorrmaoii n. Bcauvalt: fraDi/Slcmeotarlnidi« 437 

3) Manuel de I0 Cpnver sation franfaiee et atle^ 
man de per Edouard Cowstety profesienr de langne fran^affa 
dans nn peneioanat de jeanei demoiselles. Qoatri^roe ^dit., ravaa 
et augmenf^e, arec oae prdface par AügwU Lewald» StaCtgart 

. Iiei Paul Neff. 1889. XXIX und 431 S. kl. & 16^gGr. X^^^ »<< 
deutsdiefli Titel.) ^ 

4) PranxBsiaehes Lesebuch zuaäcbst für die obera Clatiea 
der Gymaaäien von Dr. E. Collmaiin, Leipzig bei Karl Fraas Koll- 
ier. 18S8. 537 S. gr. 8, IRthlr. 

Bei der anwachsenden Flath von Schalbuchern, welche das 
Erlernen der franz. Sprache zu erleichtern und zu befördern Veab-^ 
sichtigen , wird es dem Lehrer nicht selten schwer eine ]yahl la 
treffen^ die er nicht zu bereuen hat, und die seinen Schulern 
keine zu grosse , Tieileicht gar unnütze Ausgabe verursacht. El 
seheint daher nicht unzweckmässig, über die genannten, uhs Tor* 
liegenden Biicher in dieser Zeitschrift einige Worte zur nähern 
Beurtheiiung und Kcnntniss de8]enigen Publieums, fSr welche« - 
sie bestimmt sind, zu sagen. Was nun besonders die sogenannten 
Gesprächbücher betrifiPt , so glauben wir bei den Verfassern der« 
selben bisher einen Mangel wahrgenommen zu haben , der deni^ 
mit den Schwierigkeiten des Jugendnnterricht^ vertrauten, Schul« 
manne gewiss sehr häufig unangenehm gewesen sein wird und-" 
der megiichst vermieden werden sollte. Vergleicht man iiimlich 
das den französischen Gesprochen beigesetzte Deutsch, so weicht 
dieses zu sehr von jenen ab , d. h. (Aue dem Genius wiserev 
Sprache Zwang anzuthun, hütten den franz^ischen ganz ent- 
sprechende, deutsche Ausdrücke und Wendungen gewühlt wer- 
den können. Diese Bemerknng^ verdient um so mehr Beruokskh« 
tigung von den Heransgebern solcher Bücher, als sie auf jeno 
Weise das Erlernen der fremden Spraclae, welches sie doch er- 
leichtern wollen, unnöthiger Weise erschweren. Wo es nur 
irgend möglich ist, möge man daher, zur Erleichterung des Aus- 
wendiglernens darauf Bedacht ndimon , den fram^ischen Wor- 
ten übereinstimmende deutsche Wendungen zur Seite zu setzen, 
namentlich auch bei der Decllnation und Conjugation, hichtöhne 
Grund vom Numeros, Tempus u. s. w. des französischen Textes 
abzuweichen. Kommen wir nun zu den obengenannten Schriften. 

Nr. 1. Dieses Elementarbuch haben wir im Ganzen recht 
zweckmässig und brauchbar gefunden , und der darin beobachtete 
Stufengang vom Leichten zum Schweren, sowie die Reihenfolge 
der Materien und des Gegebenen überhaupt zeugt von pädagogi- 
schem Takt und eigener Erfahrung. Die Verf. haben bei der Be-^ 
arbeitung desselben ganz besonders das Dictionnaire de FAcad^-« 
mie vopi 1835 benutzt; ein Umstand der allerdings sehr zu loben 
kt , indem man auf diese Weise überzeugt sein darf, wenigstens 
anerkannt gute französisdie Aasdrücke .und Wendungen m finden* 



4S8 ' Pffaasoiiich« LiUraUr. 

Udber des schon am dem angefahrten Titel des Bnches ersieht- 
liehen Inhalt bemerken wir noch Folgendes. Auf die Wörter- 
sammlmig jedes Alischnitts föl^ eine Reihe von Exercises phra- 
s^ologiqnes, die meist passend gewählte kurze ^tie enthalten, 
nnd.aosser der Debung; im Uebersetaen ins Deutsche auch als 
Vorbereitung zu CouTersationsübiuigen benutzt werden können. 
Der Ton S. 200 beginnende Cours de con^ersation enthalt 1) phra- 
ses ^Idmentaires, 2) dialogues iaciles und 3) dialogues familiers. 
Von S. 300 bis 376 folgt dann ein alphabetisches Verzcichniss 
▼on Gallicismes, Proverbes et Locutions familiers, hierauf eine 
Anzahl von Er%äUungen^ deren Inhait und Einkleidung das ju- 
gendliche Gemuth ohne Zweifel ansprechen wird , und' endlich 
ein klebies französisches Lustspiel von M. Th^aulon : le Rol, Roi; 
"Ott le O^Janvier 1648, das ebensowohl recht gefallig geschriehen 
imd eine zweckmässige Zugabe des Bnches ist. Das Aeussere 
ist anstandig; Druckfehler sind uns nur wenige aufgefallen, wohl 
aber, dass zwischen dem Wörtchen iths und dem darauf folgen* 
den Adjeetiv oder Advierb der Bindestrich durchgehends fehlt» 

«Nr. 2. zerfallt in 4 Abschnitte, von den^n 'der erste eine 
Saandung der im geselligen Umgange gebräuchlichsten Redens- 
arten , der zweite die am häufigsten vorkommenden Galllcismen 
wid Germanismen,, der dritte die gesellschaftlichen Gespräche 
tmd delr ^letzte Spruchwörter und sprichwörtliche Redensarten 
enÜMUt. Der letzte AbschnitI; ist nicht von vieler Bedeutung und 
wird auf uilgefalur 15 Seiten abgethan; aqsserdem finden sidi die 
meisten hier aufgeführten sj^üehwörtlichen Ausdrucke und Re« 
densarten schon im Anhang zu HirzeFs Grammatik. ' Dag^en 
enthalten die Gespräche Selbst die mannichlaf tigsten Gegenstände 
des Lebens, und nicht leichit vermtsst man einen, der zu den ge^ 
geselligen Unterhaltungen gehört. Der Verfasser hat, wie sich 
das von selbst leicht denken lasst, hierbei aus andern Biichem 
geschöpft; inwiefern er das^ Fremde nach seinem Plane bearbeitet 
hat^ können wir, da er aane Quellen nicht angegeben, nicht he- 
urtlieilen. Zu den Gesprächen , die man in ähnlichen Btichem 
yioch nicht ^ndet^ gehören die über Eisenbahnen , Dampfschiffe 
fiahrty Reisen mit dem Eilwagen u. s. w. Die Sprache ist, soweit 
wfar zu vergleichen im Stande waren, coVrect, der Gesprächton 
natürlich, und fällt nichts wie dies *iso oft der Fall ist, ins Läp- 

£ Ische, Gezierte und Süssliche. Die äussere Ausstattung, 
^uckundTapiet, sind sehr geiälllg. 

Nr. 3. enthält 1) Gespräche und Redensarten über Gegen- 
stände des täglichen Lebens und Uebungen über die Zeitwörter; 
^2) Gespräche und Redensarten über die gewöhnlichsten Begriffe; 
Spruchwörter, Denksprüche (6 Seiten!); 3) La conversation en 
Frtfnce et en Ailemagne , ein zusammenhängender Aufsatz von 
6 Seiten, in welchem 23 kurze Regeln der Unterhaltung aufge* 
atoUt werden. Wir heben darunter »wei heraus: Le mäite des 



. ^ CounitrsBlMoel^laCoirrefffafibq. % Od 

Allemaiid* dans la Conremtliin est, lie bien rcmpUfc^le Mb|^; Id 
'talent des Fnn9ai8, c^st de k («^c) faire öitblieii;^^ Uli Fmn^ai« 
d'eiinirierait d^^tre seui de<Bop avis -coinine d'toe aeal dadti bü 
chamlirc. — Die OespriicHe s^bat sind niplit sowohl eig^entliche 
Unterhaltnngen , als einsEelue, für sich bestehende SStze ausser 
ZusarameDhang, wobei gewöhnlich ufodr die in den Ueberschrif- 
ten aiigegebeaen Wörter, Toa denen am Ende des Bodies ein In- 
haltsTerzeichniss gegeben ist, die in der Confersation am meistett 
¥or1cosmenden Wendungen znsanimengestellt werden.' Wenn da-^ 
her auch daa Büchlein zum Privatgebranche nntzüoh sein kann^ 
so möchten wir es doch nicht fär Schallen empMilen, da matt 
wenig Methode und Iceine Stufenfolge darin wahrnimmt. Die vor-> 
angesetzte Vorrede Ton Leitald^ die mit dem Budie selbst hi 
geringer Beafehnng steht, Snssert sich hanptsSchlieh ia einer ge*« 
fälligen Sprache iiber manche Veränderongcn , die die französf-^ 
sehe Umgangssprache in der letzteren Zeit erfahren hat; itber 
das Charakteristische des geselligen Gesprachtons, empßehlfi 
um sicli einen BegriiF ^on der guten Coiiv^sation zu machen , drä 
Contes nouveaux von Janin, die Werke Hiigo*s , Lamartine'B4 
Dumas, Mery's und Balzac's, und^ liusseri sich über eine schon 
häufig besptochcne Frage-S. XXVII dahin : „ Man hat häufig die 
deutsche Sprache reicher als die französische genannt} dies tha- 
ten aber gewöhnlich Deutsche, die ihre Sprache sehr genau,. 6vi 
französische aber nur sehr oberflfiehlich kannten. Sie griffen dsnn 
auf gut Glück umher , bis sie Worte als Belege fanden und po<* 
saunten es dann aus. Zu solphen Vergleichen gdiert jedoeh eine 
tiefere Kenntniss beider Sprachen und ein ernster, redlicher 
Wille. la^fesem Sinne sind-ähniicbe Uiitersnchongen hfoch nichi 
angestellt worden,>' Wir haben diese Vorrode mit Ticlem Inter* 
esse gelesen und Manches, wovon Hr. Lewald aus * eigener Er<- 
fahruug während seiner Anwesenheit in Paris sich iabe^e^eugte) 
verdient allgemeiner bekannt ^ werden. -^ Das Aei^re des 
Buches lässt nichts za wünschen «brig« 

Nr. 4. Wohl fühlte der Verf. dieses Lesehnehs , dasB die 
Veröffentlichung desselben einer Rechtfertigung bedürfe. Waa 
er hieriiber In der kurzen Vorrede vorbringt, indem er besonders 
darauf hindeutet, dass die voiiiandenen ähnKchen Sammlungea 
dem Zweck des Gymnasialuuterricfats entweder gar nicht oder 
nur zum Theii entsprechen, dürfte wohl in Zweifel gezogen .wer-^ 
den können. So viel uns bekannt ist, sind die Chrestomathien 
von Ideler und Nolte seit einer Reihe von Jahren in vielen Gym« 
naslen eingeführt, und die vielen Auflagen, welche dieselben er- 
lebt haben, sowie die wiederholt darüber ausgesprochenen öffent- 
lichen Urtheile beweisen, dass sie mit Erfolg gebrandlit werden»' 
Hr. Dr. C. hielt es als em Haupterforderniss solcher Bücher, dast 
Mttltnm , non multa auch hier zu beobachten. Uns scheint eär 
aber yi ^ass den Schülern der höheren Classea iron Gymnasien, bei 



410 . Fraasiiiitche Lii»raftiir* ^ ' 

denctt^aMiii bffligerwd»e sdlte Tomusselm dürfen, d«8S sie m 
>iei Sprtichkeniitniai sich bereits erworben haben, um das Lexl* 
con nur ausnahmsweise au Hülfe zu nehmen > durch die fransosi- 
aqhe Lectöre eine allgemeine Uebersicht der Literatur überhaupt 
gegeben werden müsse, da Ja der frauzoslsche Unterricht •n' 
Gymnasien akf nntergeordneter Lehnweig weniger den praktl-' 
sehen Nutzen, als, was auch der Verf. anerkennt, den w|ssm- 
achaftlichen Zweck im Auge halt. Und welcher grossere w^iisen- 
achaftUche Gewinn liisst sich erzielen, als daas den Schülern die 
Koryphäen der Literatur gleichsam in einem Rnudgemälde tw^ 
geführt und auf diese Weise ieine anschauliche Yorsteliung von 
dem Stande derselben beigebradit werdet Ueberdies bleiben es 
ja immerliin Bruchstucke, oder, um mit Jean Paul zu reden, 
Seelenrerkaufer; und da ist es wohl von geringem Belang, ob die 
ehizelnen aus 10 oder aus 40 und mehr Seiten bestehen* Be- 
trachten wir nach dieser Bemerkung das ?on Herrn Dr. GL Gelie- 
hene» Das Buch fängt mit einer Beihe von Auszügen aus der 
bistoire des Fran^ais von Siamondi an — Chlodwig, die Mero^ 
vinger^ Brunehüde^ Zustand ^er LUeratur nach 638, Karle 
des Groeeeu Krieg tmt dem Sachsen^ Roland^ Kurie dee Gr. 
Privaüehen und yerdieneie um die Wieeenechaften^ Turnifr^ 
Troubadoure^ der erste Kreuxzug^ Abailard^ Inquisition^ 
Ludwig d. Heilige^ Templer^ Jungfrau von Orleans^ Schlach- 
ten bei Grandson^ Murten und Nancy ^ Fran% L Verdienste 
um die Wissenschaften^, 1 — 100. ^ Hierauf folgen aus Vol- 
taire Vsi^cle de Louis XIV. einige Bruchstücke über den Zustand 
der Künste und Wisseuschaften unter Ludwig 14. von S. 100 — 
122. — Zehn Stücke aus tdigneCs Geschichte der französischen 
Literatur von S. 122 — 152. — Dreiuudz wanzig von Montes-- 
quieu*s Lettres persannes v. S. 152 — 180. Der dramatische 
TheU liefert dann 1) die Phädra von Racine von S. 180 - 234. 
Wenn gleich diese Tragödie bekannüich das Meisterstück ihres 
Verfassers ist, so würden wir doch aus leicht begreiflichen Grün* 
den uns nicht haben entschliessen können, dieselbe vollständig in 
ein für Gymnasien bestimmtes Buch aufzunehmen, und wir sind 
der festen Ueberzeugung , dass erfahrene Schulmanner unsere 
Ansicht theilen. — 2) Das Trauerspiel Louis XL von Delavigne 
, von S. 234 — 368. Auch dafür hatten wir gern ein anderes 
Drama , das dem jugendlichen Geiste mehr zusagt und namentlich 
weniger Schwierigkeiten darbietet, als dieses hier geschehen. 
Wir glauben bestimmt, dass nur wenige Primaner dieses Stück 
verstehen und mit Interesse lesen werden. < — 3) Lavare von 
MoU^re von S. 368 — 428. -- 4) Bertrand et Raten ou Tart de 
conspirer, Lustspiel von Eugkne Scribe von S. 428—510. Wir 
können dieses Stück am besten als ein sogenanntes Cravallstück 
bezeichnen, und finden es eben wohl zur Leetüre für die Ju- 
gend, namentlich m der Schule, nicht sehr geeignet Was aber 



j BlbÜograpIiifcbe Berlebtew 441 

des^ßesprichtoti 4e8 Sctibe selbst betrifft, i^ sind urfr gam* ein* 
verstanden mit Lewaid, welcher S. XXVII. der oben erwähtiteit 
Vmrede bemerkt: ^^Hier (in den Contea noaveaiix toh Janin) 
aind alle Feinheiten der modernen Umgan^pri^che mit ihrer dra- 
matischen Lebendigkeit Terbunden. In Stücken von ^crt^^l^t 
dies nur selten der Fall, und das, was uns so leicht und elegant 
und unsem Uebersetzern oft so schwer wiederxugeben erseheint, 
ist für die Fransoseii in der Tliat gespreizt, gesncht und schwer- 
fällig. ^^ -<- Der Anhang von S«^ 510 bis ans Ende des Buches ent- 
hält einige lyrische Gedichte von Lamartine 9 Victor Hugo und 
B^ranger. '- — Hr. Dr. Collm. sagt in seiner Vorrede: dkss Vieles 
besser sein könnte, verhehle er sich nicht, er gestehe sogar, dlisa 
es Manches jetzt anders machen wärde. Allein factum infectnn 
fieri neqait^ mid der gute Wille müsse für die That gelten. ^^ --- 
i|»d wir meinen , dass dieses eigene Urtlieil dnrch unsere Bemer- 
kungen bestätigt wird , sind jedoch der Ansicht, dass der histo- 
rische Theil des Buches brauchbar und um so zweckmässige^ ist, 
als man in den bisherigen ihnlichen Büchern nur wenig geschicht- 
lichen Stoff, der sich zur Leetüre in der Schule eignet ,* findet 
Schliesslich bemerken wir noch, dass ausser der, in einem Ver- 
zeichniss angegebenen grossen Anzahl von Drockfehleiii, uns noch 
eine ziemliche Meuge^ die nicbl bemerkt worden , aufgefallen 
sind. 

Marburg. Dr. Hoffa. 



Bibliographische Berichte. 



Novum Tesiumentum vulgatoe editionis tuxta iextum 
Clementtt FilL Romanum ex typogr* apost, Vatic» a. 1&92. acevtrate e«- 
pres9um. Cum variantibus in margine leetionibug antiquissimi et proe- 
Uanihaimi codicis oUm Menasterü moniis Amaiae in Eiruria^ nunc hihUo' 
theeae Florentiaae Lanreniianae Mediceae tace. FL p. Chr» seripti. Braß" 
missa est commeniatlo de eodiee Amiatino et veraione LaUna vulgata. 
Edente Ferdinando Florente Fleck ^ theoL dactore et professore 
Lipt, Cum facsimili inciso lapidi, Lipslae ajimtibus^ et typis Caroli 
Taucbnitii. 1840. gr. 12. LXIIj u. 414 S. Wer erwägt , wie bei 
einem gründlichea grammatischeD und lexikalischen Studiam der latei- 
nidcben Sprache in io vieler Hinsicht der Sprachgang bis auf die spä- 
testen Zeiten Terfolgt werden muss, ehe man la einem feststehenden 
Resultate auch für die eigentlich classische Zeit gelangen kann , den 
wird es^ keineswegs befremden , die ▼erliegende Ausgabe der lateini- 
schen Vulgata in den eigentlichen Bereich der philologischen Wissen- 
schaft gezogen und der Anfmerluamkeit der Leser unserer NJbb. em^ 



4i2 \ BibU«grftphl«clio Befiele. 

pfeble» SQ teilen. Aocb eie kt eiiw> Fmdit j«aer wIstenecbAfClidiea 
Ueiae, velebe der gelehrte Hr. Verf. in den Jahren 1831 — 1834 durch 
das Md liebe J>6ttUchlapd, Italien , Slcilien nnd Frankreich unteraom« 
men und später in seinem Werke: fViswwehitflUche Reise durch daa 
tädliehe DeuUchland u. t« v. [5 BB. Leipaig» bei J« A. BarHi 1835 — 38. 
B.], bescliricben hat*). Der Umstand nämUch, dasa Hr, Dr. Fleclc 
während seines Aufentlialtes an Bon» diureh den gelehrten Printe« 
UngkareUi in Kenntniss gesetat wurde von der ältesten und ToraügUch- 
sten Handsdirift der durch Hieronymus besorgton lateioi«chen Ueberr 
Setzung der heiligen Schrift , welche sich in des BibltAtheca Laurent 
liana au Flarenz befindet, und sa bei seiner Bückreise Gvlege^heit 
nahm, theils selbst einen guten Theil des neuen Testamentes nach jener 
llandsehrift.su Torgleichen, theils sich,' da sein Aufenthalt zu .Flurena 
von au kurier Duner war, durch Vermiltelung Anderer eine Cullation 
derselben zu verschaffen, wobei nanientlich der aav,orkoiumendc:n Gcfal-' 
ligkett des gelehrten Vorstehers Xener Bibliothek., des Hrn. Del Furia» 
gedacht wird , gab die nachbte Veranlassung an der erwähnten Hand« 
ausgäbe der Vulgata. Denn jene Handschrift , auf deren Alter und 
Vorige zwar S4:hon der verdiente Aogelo A!(ar»a Bandini In. seinem . 
trefflichen Werke: BibUotkeca Leopoldina Lawrentkuia seu Catalogua 
Manuscriptorum etc. Bd. 1. S. 701 — 73H. , und zwar bereits im Jahra 
]7U1 , durch eine ausfühslichtere Erörterung über ihren Ursprung , ihr 
Alter und ihren Werth in kritischer Hinsieht [IH insigni Cadice bibliea 
AmiaÜno di98erta%ia\^ die in zwanzig Capiteln jeni*ui- Werke' einverleibt 
ist, aufmerksam gemacht hatte , die aber gleichwohl der Aufmerksam* 
keit der biblischen Kritiker entgangen war, schien es an sich zu ver- 
dienen , dass sie in einer genanen und sorgfältigen Cullation dem ge- 
iehrten Publicum vorgelegt und in unserer Zeit namentlich, wo man 
'begonnen hat, 4lie biblisclie Kritik mehr und mehr auf eine sichere 
diplomatische Basis zurückzuführen, zur Richtschnur genommen werde^ 
nach welcher die iiieronymianische Vulgata ebenfalls eine geregeltere 
Textesrecension erhalten könnte, als ihr bekanntlich iä der Six.to-Cle« 
mentinischen Bearbeitung vom Jahre 151>2, wiewohl in jener Zeit 
ausser vielen andern nandschriften auch die hier vorzugsweise benutzte 
Amiatinische , jetzt Florentiner Haudbchrift den Bearbeitern derselben 
vorlag, nicht gegeben worden ist. Hierzu ist nun von Hrn. Dr. Fle<dc 
bereits der erste Schritt in der vorliegenden Ausgabe gethan worden. 



*) Die eigentliche Reisebeschreibang des umfangreichen Werkes ist in 
den beiden ersten Bänden enthalten. Die drei letzten Bände ^ auch unter 
dem Titel: Theologische Reisefrüchte, 1 — 3. Band, einzeln erschienen, ent- 
halten gelehrte Abhandlungen verschiedenen Inhaltes, wie solche durch Beob-> 
achtnngen d^s religiösen Volkslebens , der wissenschaftlichen Zustände nnd 
der literarischen Thätigkeit der bereisten Länder veranlasst und hervorge- 
rufen wurden ; nnd sind besonders in ihrem letzten Bande , welcher latei- 
nisch geschrieben ist und den besondern -Titel führt: Anecdota maofimam 
partem sacra, in itinerihua Italicis et Gallicis ^llecta [Leipzig, bei J. A. 
Barth , 1838. 8.] auch für den Pfailelogen von grossem Interesse.. 



BilrliagrBphische BerUhle« 448 

nnd es stellt za erwarten, dsss vereint« Kräfte Bacb hiev das Werk 
melir nnd luehr fardero werden. 

Für den Philologen sind diese Bestrebungen in dof^pelter Hrnsiclit 
▼on Nutzen nnd Vorthoil , einestiieils weil die Kritik des neuen Testa- 
mentes , die auch durch eine bef^rnndetere Basis der Uieironyniianischea 
Vulgnta nicht wenig gefördert wird , im Allgemeinen so viele und man- 
ntchfaltige Vergleichungspunkte zur Kritik der classischen Schriflstellev 
bietet oad, je grobser die Hülfsmittcl sind , die ihr zu Gebote stehen, 
find für sie. aufgewendet werden, um so belehrendere Belege gibt nnd 
am so schlagendere Beweise fuhrt, wie nur von einer diplomatisch ge* 
sicherten Basis die Kriülc der alten Schriftwerice nnternommen werden 
können , nnderntheils aber auch um deswillen , weil in jenen alten 
Uebersetzungen der heiligen^ Schritt, obschon das Latein derselben 
nicbts weniger als classivch genannt zu werden verdient, -dennoch ein 
so tüchtiger Sprachschatz, namentlich in Bezug auf die alte Vnigar* 
Sprache, enthalten ist, dasf eine kritische Berichtigung des Testet 
jener alten Sprachdenkmale auch schon In dieser Hinsicht wünschens- 
verth erscheint, und um so mehr Interesse gewahrt,, da hier vorzngs<* 
treise so alte nn^ glaubwürdige Urkunden , wie wir sie bei den claisi- ' 
sehen Schriftstellern nur in besonders günstigen Fallen haben , geeig«- 
net sind, bestimmtere Resultate zu geben. Und in dieser HinslcM 
namentlich, muss^ jeder Philolog anch ein unmittelbares Interesse an 
Torliegender kritischer Handausgabe der Vulgata haben. 

Freilich erforderte das buchhändlerische Interesse, dass der Sixto- 
IPlementinbche Text, als der für die katholische Kirche gesetzlicli noi^ 
male, unverändert beibehalten wurde, den Ur^ FL nach der Aujsgabe 
von van £ss vom Jahre 1822 abdrucken Uess^ aiioin eben so wohl die 
vorgesetzte einleitende Abhandlung des Hrn. Herauegebers, als die 
unter dem Text angegebenen Variauten der mehrerwähnten Florentiner 
Handschrift verleihen dem Buche einen bleibenden Werth. Die Ab- 
handlung ist unter dem Titel: Deseriptio et hi$ioria pra€$tantisaimi et 
fwtiquisümi codicia bibUci olim jimiaiini bibliotheoae Cisiercietuis ^ nunc 
JPlorentini bibliotheeae Laureiaivnae Mediceae cum diaquhiticne generali 
hhlorUa et critica de veraione Latina vulgata, ^ S.III— XXXIX dem 
Werke vorgedruckt und zerfällt in diese drei Hauptabschnitte: 1) Ca»* 
sne.et rationea instituti. II) HiBioria externa codicU et snona$terU Amitk" 
IM (Enthält namentlich eine treue Relation aus dem angeführten Werke 
Bandinis und ist für den Freund der alten Handscbriftenkunde, dem 
jenes Werk nicht zu Geböte stellt, sehr interessant). III) /ntertor tn- 
doleB Codiois et versionia Fulgatae. Diese Abhandlung ist vorzugsweise 
bestimmt, durch Hervorhebung einzelner Belege, den hohen Werth 
der Florentiner Handschrift zu zeigen und , wenn schon der Hr.^ Her- 
ansgeber bemüht ist, ihre Vorzüge - vorzugsweise geltend zu machen, 
80 zeigt er sich doch keineswegs blind eingenommen für seine Hand- . 
•chrtft, sondern gibt auch an vielen Stellen gelegentlich an , wo die 
von ihr abweichende Lesart wohl den Vc^rzug vertlienen mag. Der Hr. 
Heraasgeber bat hier hauptsächlich vier Gesicbtlpiinktn in's Ange ge*» 



444 Bibliographische Berlthie. 

fowi, 1) il» kaufen UmgiüluHf^em 9on f^rUrn und Redengarien f unhe^ 
deuUndere Auslaeiungen und Zugoize^ 8) Veruekiedenheiten in Ciini^, 
und NumeruB der Substantiven ^ der Tempora bei Zeitwörtern ^ den Ge* 
brauch der Verba eimpUoia statt der eomposita , Z) das rein orthografihi" ^ 
sehe Element t 4) Varianten^ die den inneren Sinn sdbst verändern. Im 
Allgemeiaen stellt »eh hier das ResaltaC heraue, dose der Text, wie 
er io der Florentiner ftandtchrift ans Toriiegt, eich enger an dae grie- 
^hieche Original des Neuen Testamentea, wie et jet^i die Kritik fest- 
gestellt hat, anscliliesst» als die Siito - Ctementinische Vntgatn^'and 
■nn möchte zu der Behauptung geneigt sein , man habe sich firüher 
absichtlich mehr an den einmal recipirten griechischen Text angesehloe«* 
aen, auch da, wo Hieronymus nach besseren griechisehete Handschri^ 
teu in seiner Uebersetxnng den richtigen Weg eingeschlagen hatte. 
Doch diese und einige andere Fragen , die man hier wohl nodi oufwer- 
fen könnte , werden wohl von den ? onugsweise mit der britischen 
Sichtung dieser Quellen p i^h beschäftigenden Gelehrten mehr und mehr 
gelöst werden, so wie aueh diese Ausgabe an ihrem Theile diese ün^ 
tersuehung fördern wird. Dieser Einleitung läset dann der Hr. Her- 
ausgeber in etwas kleinerer Schrift die folgenden Beilagen folgen: 
1) HecrefttiiB ex oeactito Tridentino (sessione If^.) de Canonieis seripturie 
S« XLI. XLIf» 2) Deeretum de editiene et usu »acrorum librorum S. 
Uill— XLIli. Z)Praefaiio Sixti V, rom J. 1«HI. S. XLIV^LVI. 4) 
Praefatle ad Leetorem^ aus der Ausgabe vom J; 159S. S. LVI— -LX-. 
Sk) Ctementis Papae prarfatio, ebenfalls rom J. 15$y3. Sodaiin folgt der 
Text selbst mit den beigegebenen Varianten der Florentiner Handsehrift, 
wobei wir es mit Dank anerkennen , dass auch eine genauere Rücksicht 
auf die Orthographie genommen ist , als sonst wohl bisweilen id ge<* 
seheheo pflegt. Freilich ist hier und bei einigen anderen Angaben #er 
Uebelstand nicht xn Terfcennen , dass V4>n drei verschiedenen Gelehrtea 
die au Grunde gelegte Collation besorgt ward und da wenigstens för 
die Gonsequens des Vergleichers keine grosse Garantie gewährt au sein 
scheint , ebschon bisweilen einzelne Fingerzeige In einem beigesetzten t 
et SIC semper^ gegeben worden sind, und im Allgemeinen auch Einigea 
.8. XXVIII. über die Orthographie zusammengestellt beigebracht wurde. 
Doch immer bleibt das Geleistete eine dankensworihe Arbelt und eü 
wäre nur zu wünschen , dass der Hr. Herausgeber auch eine eben so 
bequeme Handausgabe der Vulgata von dem Alten Testamente und zwar 
nach derselben Handschrift veranstalten mörltte, uro so oiehr, da ia 
sprachlicher Hinsicht dieser Theil der Vu^ata von fast grosserem in« 
teresse sein möchte , als der vorliegende. Da Hn F. bereits in seinea 
JneedüUs — sacris eine Probe einer Vergleichung des Buches Tobias ge- 
geben hat, so hegen wir um so sicherere Hofihung, dass er auch daa 
Alte Testament auf gleiche Weise geneigt seia werde herausangebe». 
Denn der Umstand , dass die Vulgata des Alten Testamentes der voa 
Aug. Hahn besorgten hebräischen Bibel, welche bei demselben Verleger 
erschienen ist, beigegeben ist, leistet, für den Philologen wenigstens, nicht 
dea gehorigea Ersatz, «ad wird dea ehrenwerthen Hrn. Verleger. gawiM 



Bibliogfafrbiiclie B«rie]ile; 445. 

bUM aUalte», iiqcIi noch eia« beioBdere Anigriw dei Alton T«tta« 
Diente« anf glekbe Wei»« y via die Terliegenile von dem Neuen Teeta« 
ment ist, in seiner berubnten Offieinant Licht treten so IsMen, w^a 
•ich der Hr. Heransg. geneigt hieran finden Itette, Uebrigens hallen wir 
mit Tieier Frende nnd wahrer innerer Satisfaction die wahrhaft dirtet* 
' liehen und acht hanianen AeuMerufigen de« Hrn* Hecausgebert wahr» 
S^enonmien, in denen er, weit entfernt von allem uad jedem Hat«e der 
terschiedenen kirchlichen Parteinngen, überall aar das Intereeie der 
Wahrheit nnd die Förderung achter Witienechaft im Auge und im Her«- 
sen habend , an einem eratlen SCudinm der alten Quellen anxumahnea 
sucht, wie p. V., wo es heilst: Dohnäum vero e$lt^ jimedoia tkeolo'* 
giea non eodem fervore 4xcipi ah amantihu» lUterarum , quam ^Mogiea» 
Theologicia enim dUsidiis et dUpttaüonibuH muUi mute jrdee ditiineniur^ 
til «era taerementa liierarvmy quae in scriptis antiquitatii thrUlkb^ 
nae ineogniiU in iucem trahendii cerntratar , plua aequo neghgonl. , oder 
p. XXmX., wo Hr. F* seine Efnleitung mit folgenden Worten schliessi: 
Dissidiumfunegium iater Romanae'CaihoUeae et Frotestotiftam /oraiiihit 
secfatoreSy.noDis odiis flagrant ^ in hbü Utmine liUerarum neque euf€mu9 
ne^ue extimesciinitt«. Omnes entm veri Romtnts Cbri»tiani^ quiku9 fttme 
üfferimus librum , in Utierit sacrit tanquam in unico ei limpido eadeeU «o« 
puntiaefenle coaeeniunt. Fect, ftiae et animue Cktiao deditue me.iube* 
hat facere^ et tineer a ree ikeologiea» pro modüh virium iuvandi voluafot,' ^ 
lia fave , m» iector, hitque *atudii» fave* Diese und abnliche Aeussema- 
gen werden gewiss auch den Philologen anssobnen mit der In vielen 
Stellen allerdings minder empfel^lnngswerthen Latinität des Hrn. 
Vorf. , über die der Pbilolog aber leider immer mehr bei wisseaschaft- 
liehen Werken ans andern Disciplinen sich hin wegtuselten gewöhnt 
wird. Die äussere Ansstattung des Bücher ist in der Tbat Tortrefflicb 
zu nennen , und so scbliesst sich diese Vnigata würdig nn die bekannten • 
Classiker- Ausgaben derselben Verlagsbandlung an , die in neuerer Zeit 
theilweise ebenfalls eine neue Bearbeitung und Ausstattung durch den 
jetzigen^thätigen Inhaber der bekannten Officin, der ein würdiger Fort« 
fahrer der Werke seines Vaters geworden ist^ erhalten haben. 

- [B. K.] 

Pieinattones Lteloniie e codicum maxime vesUgiis petitae. 
Seriptit F, Vilelmus Otioy ' cdüahoraior $tminarü philol, Gissentis, 
praeeeplor gymnae, extraord. Karlsruhe , 1839. Suraptibus Chr. Theod. 
Groos. XV n. 95 S« 8. Die Torlicgeoden DiviiMitiones LiMunae bewäh« 
ren sich überall als die Fracht «Ines sorgfältigen und genauen Stu- 
diums des Li?ius , dessen Geschichtswerk uns bekaaatlich in einer eo'^ 
▼eretummelten Gestalt überliefert worden ist , dass in so vielen Stellen 
Mttthmaassungen nnd.Coojectnren freier Spielraum gelassen ist. Man 
muss es also dem Hrn.^Verf. Dank wissen, dass er seine Verbessernags- 
▼orschläge , .die ihm bei Gelegenheit der von ihm geleiteten Uebffngen 
der Mitglieder des philologischen Seminarinms zu Giessen erwachsen 
waf en » nicht unterdrückte , sondern jui einer auch aasserdem lehrrei« 



446 , BibUogtfjif liifcluB Bevicilie. 

diefl .Uebcnurbeiioiig^ dem Fablieim ttergil». Demi .wvnn wir aneh 
»kbt behaapten konaeB., und gewi» der Hr. Verf. selbst, dessea Vor- 
trag ja obaedies gaax aatpruebslos gehalten ist, von den» Olaaben weit 
eatferut sein wird , das» er überall das Wahre gefunden hali«, . so ge- 
wiaat doch die Kritik eiaer Schrift allemal, auch da, wo das Richtige 
noch zn sncbea sein möchte, durch eine so grfindliche und geaaneEror« 
lerong, wiesieUr.Otto geführt hat Ueberhaupt bespricht derselbe seclis* 
undaehtzig Stellen des Litiosansfuhrlich, der gelegentlichen BehaBdinng 
einiger Stellen diese» Schriftstellers sowohl als auch anderer Aactoreiif 
wie S. 26 des Caes. de beü. GaU. V, 31, 6. S. 26 des Cicero de amidiia 
16, 57. S* 18, des Tacitns Amal. XVI, 5. S. 41. , nicht zu gedebkea. 
la jenen 86 Stellen socht nun Hr. O« znvorderat die Unzn länglichkeit 
und Unzn rerlassigkeit der gewöhnlichen Lesart, wie solche in di^ Dra?- 
kenborob*scben Ausgabe sich findet, nachzuweisen, und tlieilt sodana 
seine ninlhmaasslichen VerbesserungSrorschläge mit,« die er den über* 
lieferten Lesarten der bessten llandseliriften so genau als megiich anzu«< 
passen sncht und ineistentheils sehr glücklich mit dem sonstigen Sprach« 
gebrauche seines Schriftstellers zti belegen weiss. Als die in den ein;- 
zelnen Partieen leitenden Handschriften erkennt auch er den Cod. Pa- 
feafij, Eseerpt Pilhoei, eoA, fVormaeen$, HAeaani s. JSaröeloaieg., Bam^ 
herg* , JRorentin. , Cantabrig, , Roltendorf, Petao, an , ohne dass er die 
übrigen Handschriften, deren Vergleichnngen sich in der Drakenborch« 
sehen Ausgabe finden , ausser Acht gelassen hätte« Ahch mögen wir 
Hrn. O. durchaus den Vorwurf nicht machen, dass seine Verbesserungs- 
▼orschlago tiilzusehr Ton der diplomatischen Ueberlieferung abweichen» 
wir mochten in einigen' Fällen eher behaupten, er habe sich gnr «a 
ängstilich an die von ihm für glaubwürdiger gehaltenen Handschriften 
angeschlossen und sich dadurch in seinen Emendationsrersuchen selbst 
allzusehr die Hände gebunden. Denn so rtothwendig und unerlässlich 
es tst,^ bei der Kritik niemals ohne Grund Ton dem diplomatisch Be- 
glaubigten abzuweichen , so hat doch in gar manchen Fällen das 
Spiel des Zufalls selche Abweichungen in den Texten der alten Schrift- 
steller hervorgebracht, dass »an wohl niclit immer wird ermitteln 
können, wie diese nnd^ jene Lesarten entstanden sind ; und in solchen 
Fällen kann dann aiich die Conjecturalkritik etwas mehr wagen. Doch 
wollen wir dem Hrn. Verf. gar keinen Vorwurf daraus machen^ dasa 
ersieh mit einer grossen drangstliolikeit an die Lesarten der Handschrif- 
ten gehalten hat, denn es istgewiss weit verzeihlioher , wenn man in 
dieser Hinsicht fehlt, als wenn man dcto freien Spiele, der Phantasie 
durch Aasserachtlassca des diplomatisch Begiaubigleu eilten unbegräo»- 
ten Spielraum gestattet.- ... . . 

Doch wenden wir uns zu dem Inhalte des Schriftoliens.aelbat* Hier' 
bespricht der gelehrte Hr. Verf. zuvörderst Ltb. l«eap. ^h f« 5. .Ihirt 
hetsst es : iiaque postquatß tatis virium eankctum ad omnet conaltis vtde- 
6at , tum e wU unujn seisciUUum Romam ad patrem mitiit, qMMam se 
fachte veÜH? Quand^ ^uidem, ut omnia vntia Gafrüs passet, ei du dedss- 
»eht. Die LesaH wurde keiaen Aostoss geben , weim wir nic|it wütsteoi 



dits die glaobwof^igsteh Haadacliffifteii, als da tind Cod. Flor. Tom* 8, 
Bari. 1. 2u L«id. 1. 8. Hav.'a m. 1. Portiig. Wormac« la^ens ntimnia 
unnt prae Ga&ii^ p&$aet , wehin aadi 'Cod. Veitb. , der prme Gabmis 
liest» und llelwet. h^ fler poffuUs Go6im« faeere an« Interpolation hal^ 
«urnekfAlMfen. prae seh^int also hier nicht ohoo Grnnd in den Hand» 
Schriften sich tu finden , nnd so wollte Rhenaaos« tps»« Gabih, her* 
stelten ^ während ^us ifter ed. Oasil. IfS&B In viele Ausgaben überging) 
ipse Gahiisy eine Lesavt, die selbst Bekirer für bemerkenswerth erach* 
tete. Mit Recht begnügte SH^ Hr. O. weder mit dieser Lesart noeh 
wollte er jenes pme gana ausser Acht gelassen wissen ; ' er schlügt da«* 
her zu lesen vor: ^^ndo quidemf ut ctrinia tmtfs praeior Gulnh pas^ 
seti €i^i$ dedhBent Wh können dieser Vefmuthuog nnsem Beifoll 
nirht sclfenken , nieht weil an sich von dem kelli dux an Gabii nicht 
hätte können das Wort: procfor, qui exerddai praeiret ^ gebraacht Ver- 
den , noch weil die Conjectur an abweichend wäre von der Lesart detf 
Handschriften, sondorn weil, wenn Livios «i Tarqoiains^ Rede eine 
'.Hinweisnng auf sein Militär - Conimaado hätte anbringen wollen , wie 
dies Dibnysitts.Halicarn. Buch 4. Csp. 58. gethan hat mit den Worten: 
Taaavttiq Sh yBvofitvog i^ovaiag 6 Zi^rog yivqtog -»^ nifinei mfog tov 
vtcviQtt viiv T& i ^ov üimvy riv slXfjtpmg ^p>, iffiLüidavta wxi tcbvco^ . 
(uvovy vi x^Tf Tcoifiv» , er den Ausdruck praetor wohl nicht wurde ßQ 
mitten in jene Wendung eingeschaltet, sondern ihr lieber ein be- 
sonderes Plätzchen vergönnt habe«, vielleicht: qwmdo quidem^ «I 
praetor €$$et Gabiia mnniaque Tinus potset^ et dn d eifissent. , abgesehen 
davon ^ dass Livius , da er oben eod. cap. $ 8; , wo er das factum 
selbst referirt: dux ad tdtirmtm beUi legUur, den Ausdruck praetor nieht 
braucht , ihn wohl auelr hier in Tnrqnrnius' Auftrage sciiwerlich so 
• nackt wurde eingesetzt haben. Auch beweist DIonyaius , Buch 5. Cap. 
56.: inl ziiv otvto^^ätoqvt naQTuyovatv uqx^^^ forden 
Ausdruck praetor gar nichts, da'ja jene unbeschränkte Gewalt dem helU 
dux, dem griechischen or^omT^d^, an sidi zukam; und Ihm ja jener Aus- 
druck auch nur so viel als das von Livkis oben gewählte &<b22i dux bedeuten 
kann. Oionjsius wollte aber damit nur bezeichnen, dass er^berbe^ 
fehhhaber icum imperid im römischen, ctQarrjyog im griechischen 
Sinne) geworden sei. AiiS diesen Gründen kann ich hier dem Hrn. 
Verf. nicht betpfKchten nnd glaube eher, ohne d&ss ich besondem 
Werth auf diese meine Vermuthung legen wollte , dass Livius , wenn 
man das prae der Handschriften nicht will unberücksichtigt lassen , so 
etwas geschrieben habe, wie: Quando quidem, ut omma nnus prope 
Gabii» posse^, er di dediisent. Dass propr leicht in prae verdorben 
werden konnte, ist klar, zumal wenn ppe geschrieben war. Was 
' aber den Sinn selbst betrifft , so passt prope recht wohl , weil dadurch 
die Rede des Tarquinios, da er denn doch noch nicht nnumsehränkter 
Herr von Gabii war, an Wahrheit gewinnt, nnd alsa auch dem Vater 
glaubwürdiger erscheinen, mnsste. Ein Adverbium also wie prope oder 
pene mochte ich' lieber in jener Corruptel soeben, als das Sobstantivam 
praetoTn . VielmehV Wahrscheinlichkeit hat Hr. 0. fu« lich in deii foi- ' 



4fö Bililiogtiipliltehe Beviebl«'. 

gmtävt Stelle« , die er tS. 2 fgg. in »ufJtMMev ErSrtenmg bdMo* 
dell. Hier glaobC er Kb. II. cap. 8S. § ft. ia den Worteo: AmtiaUM 
F9i»eo9 fumäii fugatqut (cmutä Rammma) eemptiiMt m oppidum Longu* 
Um permctOiUf wenUma^ peliter. Jnde PoluBtam^ «le» Fel- 
rcorttm, eepitt iwmmagnm w mdmitu t9i OprJ«let| bei dem SelMras- 
ken der nbrigeD Handichrirtee haapte&eblieh eaeh df m Fiogerselge der 
FlvreBtiiier Havdtehrifl herstellen an möaien: hide Mugiilam^iiem 
yol9cornm^ ceptt., laden er dann aaeh Üap^M. $ 3. mit Jac. Crro-^ 
noT hergestellt Wimen will: ladeta Laffnomoimn tramvenU frimiiikiu 
fiwargrmtvf, Sairieumj Longttimny Potocmn, Cwtohg^ Mugillam^ 
' hmtc.R&mam9 oppidmademU.^ wpranfaach die handscfanftltche lietart 
bei Dionjsias Bodi 8. Cap. 36. fähre. Wie da« Eioaelne begrdndet mt, 
lese man in Hrn.*OUe*s genauer Darlegung p« 3—6. 8elii8t«aeb. Eben 
fo sncht der Hr. Varf. lib. H. Cap. 4S. § §, we die jetzt gewuhnlicho 
.Lesart ists Ad- duo> himul bMt exerctias seribitur» Duetudua Fobi» in 
A^quos , fffi VwnieB Fürio dalvr. Et in FeimUiJntB quidem nihil dignum 
memuria getium est e(c. , die nui^on wenigen und minder beglanbigted 
Uandsdiriftea geboten wird , die Lesart der meisten und bessten Hand« 
Schriften: Ducendu» Fabio in VcienteB, in AequQS Furio datur y dahin an 
berichtigen, dass keine förmliche Umstellung statt gefunden habe, 
safdem nur die beiden Namen der Gonsaln Terwechselt worden seien, 
und sehlägt an schreiben vor: Ducendun Furio in Veienttif in Aequo9 
Mabio daiur. , wodurch .nun Livins mit sieh in Einklang gebracht wird.- 
Dean die abweichende Angabe des Dionysius Buch ^. Cap. 2. -glaubt Ur, 
O. mit den übrigen 'Herausgebern unberucjcsichtlgt lassen au können. 
Dass dieser Weg übrigens leichter sei, als der, welchen die übrige» 
Heransgeber nach dem Vorgange geringerer Handschriften eingesehia« 
gen haben , liegt am Tage. 

Auch in Bezug* auf die beiden folgenden Stollen lib. II. Cap. 47. $ 12» 
nnd lib. III. Cap. 13.. §4^ läs^t sich nichts Wesentliches >gegen Hm. 
Otto's Verbeaserungsvorschläge belbringeh, An der ersten Stelle än- 
dert er die gewöhnliche Lesart: Incfe populäres tosi esse Fabii: nee hoe 
Ulla nisi aalubri rei pubUcae orte 9 nach dem Fingerzeige der bemt^ 
Handschriften in : nee hoc ulla alia re niei ealSbri reipubUeae arfe, um; 
in der zweiten Stelle schlägt Hr. O., da die Handschriften zwischen 
der Lesart : Patrieii contra vi. resistunf , und : Patrieii vi contra vim re- 
SMtanI, oder; Patrieii vi contra reaiatunt und ähnlichen Corruptelcn schwan- 
ken, fast buchstäblich nach der Florentiner Handschrift, welche bie- 
tet: iVitricJi «is GORiro e im reusfunt , zu lesen vor: Patrieii via contra 
vim re»i$tunt. In der folgenden Stelle lib. III. Cap. 13. § 10. hat nna 
der Hr. Verf. weniger befriedigt. Dort wird erzäiilt, dass Gincimratos, 
nachdem er die Geldstrafe für seinen Sohn hat erlegen mnssen, wie 
ein Verbannter in grösster Zotuckgezogcnheit gelebt habe* Da hekst 
es nun bei Drakenborch : Peennia a patre exacta erudeUter , «t , diveu» 
diti» omnibue bonis , aUquamdiu troM Tiberim , veluti relogataa , devio 
quodam tugurio vivereL Doch schwanken die Handschriften auch hier 
gar sehr. Penn w&hread die besseren , . wie Cod. Florent. WeroMie. 



DIblUgrapliIfelie B^rleMe, 410 



B. 4gl. biatMi; ievo gueiam Pugwh vio€r0^^ habea wniwi de «Ul« 
pMam tuguria vieertt^ noch andere : vüi quodam im htgurh ktMmrit^ 
aadere de uUo, dtf vili^ de üila ^-^fuAHamif ändert t t» «tliT 
quo dorn tuguria Mntavii» ^Naeh dieeeit Cermptelen glaubt Hr.O« aaa 
Ced. Portog. lesen an rndtfens de viU fuodam iugurie eleeref , m data 
de iugurio eo viel wire^ all de redkn tugutU, A» dieeav Weadang, dl»- 
Her- Hr.. Verf. unter Vergieiehuag anderer Redenearto» aie lateurftdl^ 
za. erweisen sucbl, tweifein wir an sieh gar nichli dem* wie nan 
sagen kann: de ngetto vieeref so mnss nan auch sagen kennen t deme» 
dißeiü vioere^o ferne man von den firteage seines HaoMe lebC* allei« 
die Sache se^lbst Ui uns unwahrsebeinlieh. Denn einesteils sfwlcht ea ■ 
Dionysins Buch 10.* Cap« 8. gani deutlich ans, dass jener mehl ▼•• 
dem Mieihertrage seines Häuscheils « sondern von dem wenigen Felda 
gelebt habe, das er jenseits des Tiberflusses besessen habe; sodana ' 
seheint uns die ganse Idee, dass Cincinnatns von dem Bliethertrag» 
eines kleinen schlechten Uuttchens, das in dem geringsten Theile dot 
Stadt 4ag, solle sein Leben gefristet habea, den alten Verhäitnisson 
nidit angemessen an sein , da er von der Miethe , falls ausser ihm «id 
seinem Diener noch Jemand in der Hütte Plats hatte, doch würde wohl 
haben sein liehen nicht fristen bonnen. £ndlleh passt uns auch das ife 
ttfgtirie eiVere hier gar nicht ii| den übrigen -Zusammenhang. Oena - 
das trotts Tiherim und quasi relegatue fuhrt doch offenbar mehr auf daa 
Hauschen, 100 er gelebt, als wovon er gelebt, hin. Ich mochte 
also lieber die Lesart des Cod. Neapolit. anfnehmen , die also lautet« 
devfo quodam in iugurio viveret , oder falls in den Cor^optelen 3 devo, 
de uüo , de viU , noch etwas anderes au snchen sein sollte ^ wurde ich ' 
die ganae Stelle also herstdlleo: Fecuma a patre sjnmI«, ui ia [ie- 
wenn es nur gute Handschriften schützen, wurde Ich' gern <anCnehBMB, 
es hebt die Person Cincinnatus' des Vaters mehr hervor] divenditis om« 
nibue fronis, aliquamdiu iran» Tiberim^ vduU rekgatue^ deeerio quodmm 
in iugurio eteeret. Aus lib. IV. behandelt Hr. O. awei Stellen ; €ap« 
35. §4* nämlich f wo er in den Worten; 5peslnctt2tMi etlimi eomitate 
bospitum, ad quod publice coneeneu oenerant, «doem'e 
gfmiiuMfuitf die verschiedenen Lesarten, welche a. B. die Florentiner 
Uandsdirift vereinigt bietet: ^peclaouina» comitole eltam bosptftum 
ad qüam-eoneenierant eoneilio, eoneensu pubfieo oene« 
ront, adeenis graiiue afuii, und worauf die übrigen Hand- 
schriften mehr oder weniger hinführen, dahin au vereinigen sucht, data 
er an sehreiben vorschlagt: ^etosnliim comitoee eftom bospiti 1, ad 
quod publice coneilio conienseranif odeeni« gratnis afful" 
BÜi WO er dann: ad quod eontenseraRt, ähnlich erklärt, wie Oronov 
seine Lesart: eemtfate hoepitii^ in quam publice oonsense- 
ranf. Was sodann Cap. 48. § 4:. dieses Buches anlangt, so will Hr» 
O« in den Worten : h^ urbe es trauquiUo inopinata molee diaeordiarum 
tnfer ple6em nc patres exorta est^ coepta ab dupUeaado quaeclorum nnmeiro; 
qtiam rem («t praeter duo» urbanoe quaeHoree^ duojconsulibue ad 
ministeria bM pruesto etsent) a cousuUbus relaiam etc. zwar «t vor praeter 
iV. Jahrb. U PhU. u. Päd, od. Krit. Bibi. Bd. XXl£ Oft. i, ^ 



4M ^ttblUs^^iftiag^M ft^xi^liH«; 

aUei||iKwl|cb«a dl«» ciot4«p»li&i|«.wiU ef^da Uvie .die leUten HaDdsclirif- 
t^.^i^ qui, hitii^o«. iko^k quidem eki^g/met^t wiis^n, ,al9o: ut praeier 
dfifi» urfronos fiMiciiykNr«« '(ilifA qui4^^m eaiu^ibißa — praetio e$H&ß$» IcJa 
sUiume Jiipr don Qra. VerC nkht bei. Düiw iqb »ehe nicht re«bt ab, 
inaf, hieir lU« Heaverbebung durch ^ileiii .soll» iiad möchte eher an- 
n^bmeii, ilaia'9w\ejii.tlMiirb|«ibHi vo«. ^tuMsfere« «ei» w^a iiekanot- 
l%4i..la.««liHMi.AMIiücaa>n§eii mit- q^e ^ iptei und i|iii\df(er4 verwefibaeU 
VLawden iat^uad «» gUub« ich« dusa dieaeJüe«a«t«BC die uMpc^iiqjbe: 
fi|..pw(er ^HeftttinftfniM ^rifaf«leret ^kw^qmeHons etmifdänia — .proßHo 
easeiit, m^. quq 4ieie Lesart' tob liivlaa seihst herr«liren oder .einer 
syilera £«gäoapi|g., si/rückfubre« Aus dem fünften Buche beband^U 
Hr. O. auVerdemi Gap* :13. S ^» ÜHsfeai Jumnof w>« eg.intemperie 
eoßUi rapUm iftutaifieiM In xomtrarium facta aive aiia fua 4e auua , gr^t- 
vi« fi^Sttlensfire enteil ammtüUntä aeato» ejsc^pk: üvfus immmbiU .ptf 
nkie quanda nisc coM^anecßnis invetUebaiiur^ Uh^ Sibyüini ex. seii«4M 
consafte ad«tt mui^U. . Hier nimmt Hr. O. xunaehst mit andern Herai&sgo- 
.'b0ra ao deii Werten«: nee consii usc ^aM tnveaMftatar» Aastesa« und 
ind^em er dem Sinne aaob T. Faber's Conjectar» entweder mee cmraiio 
fieeJbiMt oder; net ramedium nee fiui$ inv^nUbaUir ^ au schreibpo, gat 
heisst, emff&^kli er Cur paiwa blos eura zu setsen« und bel^t^ den Ge- 
biaach des Wertes ctiro mit Veüeius Fitere, üb. IL cap. 123» Siiiaa 
Ilal. beü, pwiic. lib. VL ¥. 551., Celans üb. H. cap. 10. med. Sedaan 
>a*iU>r aber auch, da die Pativform pemme nagewobnlich sei, gele« 
a^n visaen: ctttns insanabiUe pemieße qwtndo nee .eura utfe fitäe mveaia- 
6al«ur-cta. Die Frage wegen •asima&tlt pemide beiseite. gelassen^, da sie 
ja aacb meht veaeatlieh mil der fotgendea ausammenbängt, an ^iauh^ 
icji Aicht, dass das haadscbriftUche nee aomra. ao gaaa unstatthaft .aeL 
Dena ebei\ darin« daas man den e^enUicAeit Ghnmdf das wahre Ferkältr 
njift4er Seuche nicht wusste, : — denn was Liviua verher mnthmaasa- 
liph;. aiigibb: aiva ex intemperiejuidli ^ rapUm mutatioae in controriiim 
fofim^ nve aUa.qwi (Andre : guacttai^ae) die causa, hat mit dem folgen- 
den catuaa gar nicbta au,8ahaffen — , aiao auch wedea die phjjrsisabe Ür- 
aa^she derselben beseitigen. nach die moralische, faUses eine Slissganat 
der iGretter war , welche dieselbe berbeigefahret hatte y uifwirJcaam 
machen konnte, lag ein hauptsächlicher Grund, warun» man^die ai£yl- 
liafschAUtSebrlCtroUen au Rathe ziehea wollte. £a vectragea sich also 
hier aaeh meinem Dafürhalten die Worte: nee causa ne&ßnis «atteaM»- 
tur , sowohl uniev sich selbst, als auch mit dem Vorhergehenden, reeht 
föglich. Und weaniwir auch nicht lingnen wollen, dasa Livtus hier 
liabe: nee remec^ivin nec^inis.tatyenieiatiir, schreiben können, ao sehnen 
wir uns doch nach^gar keiner Aenderung, am allerwenigslen nach dem 
Wettei eura, weil Livlus wohl seinen guten Grund hätte, ein Worf an 
aetaen^ ^waa nicht blea auf die j^hyMsche Heilung . bezogen werdea 
nmsatei, wie. dies >mit d^m Worte. curo der Fall sein wunde i waUtea wir 
a^bsl seinen Gebrauch statt earfftio hier als Livianisch anerkeuaen. 
Dtvaa anders ist es adion bei remediaiD. , Wenn sich Hr. Otto. tfHC Dlo- 



BIMiogirtpliifclid Berlehle. 451 

i^tüit' EMCttpithtS^ 9. beruft, wo m MttU Np^og yäf ttf Xotiuidng^ 

§lg ifjvticip avtovs ^yttys t»p xQfi^^mvi^, «o-ihan aach raeiiMm Dafür« 
halten diete Worte gar pichti su unterer Stelle $ «lea« die Worte dea 
Bionysins: vno ^sx^rfs av^qfontmiq dpiatos^ gebeo deeb im Grand« 
nur eine UoMdiretbung ond^ Ktfweiteimng des Wertet «Wcktoc , was 
Livittt tandi mit. imanabUh anrgeAräelcl kal; und eteiien sa der cnra 
oder eau$a In gar keiner Verbindung. So glanben wir also, da«« Liviue 
weiter nicht« habe anadruofcen wollen aiir: da mam eem dieser unh^bUtren 
(naoilich durch meoschliehe Kunst uiiheilbaren).Sev«Ae weder üremke neck 
iSnäe obaehen konnte , «o z9g man nach einem Senaiaeehlune die «i6yUI- 
nifcften i^iicAer bu Raihe^ Und «o ^mochte mau wohl dieae Stelle uoan« 
getastet muifieu stehen lassen. £ben so wenig glaubt Ref. dem Hrn» 
Verf. 'Hl Beaug* auf die folgende aus GUp« $1. § 1. ilosselben iBuches be« 
handelte Stelle bei|^i(4iten zu dürfen, wo derselbe in Camillitt' Bede: 
Jdeemihiaeerhae$uwtf QcitVifes, cewUmiienee emn^ trihunie plMt ^ «I nee 
irieliasimi eoluUi enliam aUnd kabHerim^ fpieod Ardtae vixit quetm ^uetf 
precttl 66 Jus if^rtaminibp» er am , et ob eadem haee^ nou ti me eenaiu^ 
eoneulto populique iuaeu revoearetis, rediiwrue umquam fuerimm JVee 
nane nie y vi redirem mea veluniae mutata , ged vestra fortuna perpuUU 
tut non ei me aenatu0 fion$uUo ^ was die geiTohnKehe, von vi«|«a Hand- 
schriften beglaubigte Lesart geworden ist , nhch dem Fingeraeige eini-« 
ger-allerdings sehr guten Handsohriflenjin sehreiben vorschlagt tuen si mt 
inJKe senoliit censnlli*« eCs. , wosu er dann noch revoearUie irfntt repeea^ 
relis aufnimmt, so dass die ganze Stulle aUo lauten 8«11: et e6 eadem 
Aoec, nen si me milie eenaineconwUie pepaüfue imsu retiocarttjr, redHu^ 
rue vmquam'fuerim» Hier glaube ich, hielt sich Hr. O. eben ail 
strenig an die durch die bessten Handschriften überlieferte Lesart. Ea 
ist zwar nicht zu langnen , dass dio von lhn|i gewählte Lesart: non si 
me mi21e senattfrconsttltis, leiclit aus jenen Handschriften herausgefutt« 
den werden Jtann, da jene ei imtfe, sinide oder sim itte fiir si me bieten. 
Allein ist. sie- auch dem Sinne angemessen? Kann nicht aueh eine 
andere Corroptel Statt gefunden haben? si me miUe senatuaeonmUis 
seheint uns a0er, abgesehen davon, das« wir diese. Emphase in Camil- 
Ins* im Ganzen ernster und ruhiger Rede nicht billigen können , auch 
schon um deswillen hier unmöglich za sein, well sich da« folgendet 
pepuUque iussUf ganz enge an das Vorhergehende anschliesst und 4ofi> 
nun auch auf irgend eine Weise zu dem: miUe aenalMscifnsvltis f In Ir- 
gend eine Parallele gesetzt werden miisste; wollte man also das un- 
mdglicbe: ppptih'^ftfe iussibusj nicht vorscb lagen > so musste man we« 
Digetens schreiben! si me milies sentUuseonstäto populique iums reeoen- 
. r«lis, was wir aber natürlic|i eben auch nicht billigen. Hat man aUo 
aidit lieber anzunehmen, da' sich an der auch von mehreren und. zwar 
nicht an sich d^n schlechtesten Handschriften gebotenen Lesart s ne» 
sime senatuseonsulto populique iuBsu revoearetis^ doch gar nichts aussejlzen 

lasst, daiB hier entweder sime mit dem Compendium sime verwechselt 

29 ♦ 



452 ,BiblUgrapbUcbe Bericht«. . 

od«r aus Sl ME^ SI M, geiliaclit , «od <o ti miffe gesehrieben worien 
•ei, weil man M für dag ZaiiUeicIien nahm? Dasa iit|a aaeh die Lm- 
art der Ploff^otiner Handgchrift.: SICS noch niefat 9«ftaf«9eoa<till 1 8 , 
•ondern aoch aar «ena(i confvlfe , nnd den Siagnlar haben die übrigen 
Handschriften ja ebenfallt. 

Hr. O. wendet sich dann ao lib. IX. caf . 4S. % 11. A^efUtn BSareü, 
qui, Hemieis tnbaetU^ tnaturavit eoUegae venire ansiUü^ moram eerUtmi-' 
nie kotti exemit, Nam , ut qui ne alteri quidem vaeercHw $e ad eertamen 
eredidUsent pare^^ eoniumgi nüqüe pani dao» eonsutarei exerciiue nihil 
erederent guperetse spcij adpenientem ineompoHta agmine Mareitim adgre- 
diuntur. Hier ericannte Hr. O. ganz richtig Sinn nnd Zusammenhang 
der Stelle , der auch iron Rascikig schon gehörig ins Licht gesetzt wof- 
den war, beging aber nach des Ref. Dafnrhalten den l^ritisfihen Feh« 
1er y dass er durch Hinznfiignng der Copaia et Tor eoniungi ulique passi 
ete, auf der einen Seite die Kraft der Rede schwfichte, auf der andern 
Seite aber auch eine engere Verbindung der Worte: crediilisseRt , nnd: 
erederenif die weit fQglicher hier durch ein Asyndeton auseinander ge- 
halten werden , herbeiführte. Hr. O. wird dies gewiss ans willig zu- 
geben, wenn er bedenlct, dass bei Betonung der Worte: conttfngi utique 
passi duo8 cotüulares exereittu^ als welche die Bedingung , unter wel- 
cher nun das nihil erederent eintritt, enthalten, sich ohne Copula das 
Verhältnis, in welches beide Satsglieder zu einander treten,' wie von 
selbst herausstellt, ohne dass eine copulative Partikel faieau nothig 
wäre. Auch wurde er wohl keinen Anstoss an der Verbind ubg^slgfcait 
der Rede genommen habeu, hätte Llrius geschrieben: iVom «t qui ne 
alteri quidem exercitui se ad certQmen credidiesent pares^ ei eaniungi 
pasai eeeent duoa coneularee exercitue^ nihil erederent sa- 
peresse epei , odvententefii incomposito ngmtae Mareium adgrediuntur^ 

Hierauf schlägt Hr. 0. lib. XXf. cap. 10. $ 2. in den Woltea : 
Hanno unus advereo senatu eaueam foederia magno sHeniio propter aucfa- 
rittaem euam^ non asunsum audientium'^ wo die Handschriften statt 
non aaseneum haben: cum uaaenauj nach meinem 'Dafürhalten ganz 
richtig zu lesen vor: non cum aaaenau oudienttum. ' Aehnlieh Ist die Con- 
stroction in der von Gronov beigebrachten Stelle aus lib. HI« cap. .78. 
§ 1. Quam Seaptuifn noR ailentio modo^ aed cum adaenau audiri animad» 
vertiaaent. Aoch in Bezug' auf Cap. 13. § 9. mdssisn wir bemerken, dass 
Hrn. Otto*s Vermuthung, in den Worten: Veatra autem eauaa me nee 
ülliua alteriua I091H, quae loquor apud voa^ vel eafidea srtefe., da der 
sehr gute Cod. Cantabrig. liest: nee cum uZh'us ollerit», au Schreibens 
neo caasso uüiua atleriua ete, , sehr gefällig zu nennen ist. Wenn der 
Hr. Verf. hierzu Cicero's Laellus Cap. 16. § 57. beibringt, wo zu lesen* 
sei : Quam multa , quae noatri eauaaa numquam faberemua , faeimua eauaaa 
amicerum, so stimmen wir ihm hier vollkommen bei, und ich bemerke, 
dass in meiner Ausgabe eauaaa vor amicorum'^gegen meinen Willen aas- 
gefallen ist) was schon darane hervorgeht, dass der abweichende 
Orelli'sche Text nicht als Variante unter dem Texte in meiner Ausgabe 
angegeben , auch in der Anmerkung Mos von nostri coussa die Rede ist. 
Gleichwohl hat sich dieser Fehler leider auch in den Textabdrack fort- 



BibliogvapliigcM flerle&Ve. 458 

g«|>flfuisft. Wai die Stelle des Livios aiilaogt, «o HUit'dle'abweicIieDde 
Lesart Jer ubrigea Haadbehriften , diremii nicht haben, noch einigen 
.4Eveifel in dipiomatiioher-Hinncbt, ob ctiai hn Cod. Cantabrig. nr- 
- npraliglicb ea geweten, oder aas Ditlographie ans neeuUius anerst tUj 
' aodaan tu oder cwn erwachsen .sei; Lib. \%n, cap. 12. 4. sehlagt Hr. 
O« in leSbn Yori Fietot tonilem ^usiaiff^fs Mariioi ammeg Romdnii efe.» 
weil die Vnigftta: l^iotoi tomfem 91109«« Aforfios ontmes AomoRM eie. aar 
aus der Variante deiy»essten Handsehriftens Umdem fuosy erwachsen sei, 
und faet-eber aaf fuemviSf als äaf quofu€y führe. Es ist schwer In 
aidobea Fällen aa entscheiden, allein qummw9 scheint mir den Nach- 
.idrnck dss Wortes: Aforfio«, eher an schwächen als^ao steigern, und 
.nns deswillen wArde ich lieber einer näheren Vermnthnng Ranm geben 
und schreiben I Ftelos f andcni oUguimile Morltos animoB J^omanis eis. 
£s ist oämUch lüiquani^^ wenn es, durch Al»bunung geschrieben war, 
aehr oft verderbt worden. Auch Icaon ich nicht verhehlen, dass nair 
i» folgenden das von Uf n. O. in Vorsdilag gebrachte: ieheUaiumque 
et concetstim fmtui propalam de virlafe oe ghria esse, nicht gana an- 
sagt, oline dass ich etwas Besseres in Vorsehlag an bringen wösste; 
Sehr befriedigend spricht Hr. O. an Cap. 15. $ 6. über die Stellung des 
•asgefallenen oidit nach eicos, wa er die oft TerltaHnte Parecbesis Im 
Lateinischen mit Becht anericennt, aach mit eioigen Beispielen aus LI- 
vius belegt. -£s werden diese BoMierkungen, welche Hrn. Otto bb au 
Sb 21. seines lesenswerthen Schnftchens begleitet haben , hinlänglieh 
beweise», dass wir seiner Darlegung • mit Aufnierlisanfkeit gefolgt, 
aind , und , ohne noch einzelne von den übrigen Stellen , die Hr. O., 
wenn auch bisweilen mit meha^oder weniger Glnck,^ doch alle mit 
Sorgfalt und Fleiss, mit Sacbkenntniss und gatem Takte behandelt hat, 
hervorheben au wollen, macliea wir nur noch auf die' Bemerkungen 
■her ut quif uipote gui, quippe qui mit Conjunctiv oder Indicativ S. 
28^—28, über ingeuui^ in Znsammenstellung mit matrßs famiUmt S. 
87 %. aafmerksam,' und wünschen der auch in äusserer Darstel- 
lung sorgfältig geschriebenen Abhandlung recht viele iicser ^). M6ge 
ubfigensHr. Otto die hier niedergelegten Bemerkungen so harmlos hin« 
nehman, wie wir sie harmlos oiedergeschrleben haben, und das gelehrte 
Publicum aicht lange auf die versprochene Fortsetanng soiner Untet- 
ubea deu Xazt des Livius warten lassaa. [B. K.] 



JJ^k^r die romMbea Atllsr tMid dem RiUenland in Rem^ tmd über 
den I/nferscftied ifsr fisRenanngsii Afumcipiiun, Coioaiu, iVae/ectura In» 
fümieeken Sfaafsrcckt. Zwei in der königl. preussischan Akademie der 
Wissaaschaften gelesene Abhandlungen von C. G. immpt, M. d. A. 



*) Leider haben sich in das im Ganzen gut ausgestattete Schriftchen 
angewohnlich viele Dmckfebler eingeschlichen , die bisweilen sogar störend 
sind, wie z. B, S. 12. Z. 12. et consensts statt etconccsm, S. 13. Z. 15. 
fnultaflone statt mutatumCy S. 14. Z. 3. v. nnten quod Ardeae statt quoad 
Ardeaej 6. 15. Z. 2. oesfra voluntae statt vestra/ortufia u. dgl. m. 



494 Bt1»l|«grat1iUc1ie B«riclU. 

DerMtf ^ gt<i«cit I» 4cr DnidEsräi Abt b««i^idie« Akaaemie tar ' 
sMfdiarteii. 1840. F. DoMmUr's BudihaiidliMff. 00 S. 4. — Aitlwi^e 
«f Militfli ÜMMiioraim l»6ri IF, Sc^iptit IL Mmrqmaräi. Berelioi IftlO. 
!■ eomoi. T. Tffaatveia. !I8 S. 4. Weon überhaupt aber 4as eigeaC- 
liebe Priaclp aa4 4ae wahre VerhaltaU sa nwqcher'EiarMfaiaafea 4ea 
AUerthaoMy la helcaaai aie an aaia ■c he iaea aad sa oftihraf aller O»- 
tra anrahat wSr4», aaeh gar Maaehee ioi Baakala li^gly ea Vleleii viel- 
facfaea Zweilela aalenrarfca i«C pier- aaeh. wähl ^e gaaa fakehe De»- 
taag erfahrea bat» sa gilt 4iee varaagiieh vea aalehea £iarielM«a|g«i 
•ad VerhallaiMaa» die aaeh Zeit aad Ikaetäadea, eag verwachaaa Mit 
dam iaaeraa VaUulebea , aai sa meiir Veraadaraagaa eifabrea babea, 
im weaigar bei ihrer erstaa ftarichtaag aof das BAdimeht geaanaMS 
wardaa kaaaley wae sich spater, aft gaaa saffUtig) aV" Ihaea eatwi- 
ahela sattta« £iaa richtige Eiasicht ia solche Verbaltaisse nad eiae 
gahärige.Wärdigaag Tpa Eiarichtoagaa der Art taoes aaa aber für den 
eigeatltehea Phileiagea sawahl, als fir dea GesahicbtsCaiacher vaa 
dem weseatlichstea lateressa seia, iadcm aieht aar aam Verstaadaissa 
dar altea Classilcer aad aar gehirigaa Wfirdigäae der Zustäf^de der aV- 
taa Welt überbaopt, sondern aaeh aar Anflilaraag gsaehichllicher Data 
iashesaadere , eiae richtige Baortheiluag jener Tethaltaisie aae»- 
lAsslifih ist. Uad hier gerade kann maa die Stadien der letaten Ba- 
aeaalea , soweit sie ia Sohrtft bekaaat Wardea sind , als hoehwiditig 
nad bedeutead besetehaea; and maa darf wohl gerade Ia4iesea Hla- 
• picht eiae vortheilliafCe Eiawirbang der eigentlich gelebrtea Wissaa- 
Schäften auf die allgameiiie^iiiiteraiar der Völber sich versprechen, da 
gewiss dieAasicht d^rer nicht «iBseittg,aa nennen ist, die haoptsaehlieh. 
▼an dem Feitiialten an dem histori«ehen Wissen eine sicher fortschrai- 
tende Weltblldang abbäagig maehea) aad es stets von grasser Ber- 
airtheit oder, roiadesteas gesagt, Kurssiclitigkeit des Urtheils seagt, 
weaa maa, bisweilea selbst Maaaer von anschcinlich^ tieforer Bildaag, 
ilie Fange anfwerfea hört, woaa das Untersuchen alter VarhäHaisse 
f nd Einriehtaagea bis auf das KMalichste deon.näUe$ gleich als waaa 
die taiaterielle Erbeaataiss , niclit die gewoanaae höhere Ehisieht fibai>^ 
haopt, das heilsame uodT beteheade Princip der Wissentehafliriray 
4as Btt heben uad au ffördera die P4icht jedes Gebüdetea ist. 

Za den eben von ona beaeichaeten EionchtiaigeB « derea riehUga 
Boartheiloag durch mannigfache Uowtände schwi^ig gemacht ist, ge- 
hört nnn nach du9 ImtitiU det tmninhen ßi tlmtaadcs , ober welches 
die beiden Monographieea , welche vor 1849 über dasselbe oMChieaaa 
waren, i^och nicht das gehörige Licht Terhreitetea. Ich mehio die 
Abhandlung voa Christian Wilhelm Eyben: 17s erdme «fvesfri 
^eterum Romanorum {Argentoraii 1684. Fol.) [wieder- abgedruckt in 
fiallengre's /Voutis ihe^atiiua anliquitaiwA Roman. toI. I. p. 1097 — 
1124.] und die Inangnraldissertnlten von Friedrich Muhlertr De 
equiUbu$ Romaniu [llildeslieim 1834, 4.]. Es war deshalb gar kela auf- 
fallendes Zusammentreffen, dass sich su gleicher Zeit airei tuditige 
Gelehrte diesen Stoff au besonderen anU^uarisch - historischen For- 



» 
flelrnng^n än^en^eiiMtteD, iin^ wir mdehtipit es In g^wfiMiBr Hiili^!^ 
auch fär einen g)oekllclieii Kofttll erklären, 4an kelner^er beiden G)ft2 
leKrten ^on dem Voiriiaben de$ Andern eher uttterVilMtet wafd , M \An 
Jeder seine UntelrSDchnDg an Ende gefdiirt imd aum Abschlnsse gpe« 
l>racbt hatte. * Deim sie' erklären behio, dass sie wofrl schwerlich ^it 
UntersucKttngeirwnrdettiinternnmnien and dmrchgefahrt haiien, wenn sin 
davon in Kenntnis gesetzt gewesen Wfiren, dass der aadere sich eine gtei^ 
che Antgabe gesetzt gehabt hStt^» ' Um! doeh-sind beide Schriften so 
treulich gearbeitet, so grnndlich ddrehgeführt , dass es an liedaaerli 
sein Wiitde, wenn nicht beide Unttersnebangen dem gelehrten Plibli- 
cnm Toll^tandfg vorgelegt worden waren, suinaf'& beide ans verschf e^ 
denen Crränden diese Untersuch otfgcfn' nntemalnnen 'und voa verschie- 
denen Gesichtspunkten bei der Darchfnlirnhg dei(selben ausgingen: 
Hr. Prof. *C. G. Zumpi , der so viele unrichtige Anäicbten Aber die we^ 
sentll€hsten Te^hittnlsse des rdmischfen ftitterslandes' verbreitet safr, 
die wohl tniffptsSehlfefa darin ihren Grdnd'gehtfbt haben mochteh » datüi 
man awarbn^ifige Erwöhnong der Tomlsehen lEUtCer In d^ Werken 
lind Inschriftbn der Alten,- aber Wtonig dKreeten Anfsohinss nbtfr dieM 
selben darin findet, ging hauptsfiehlicHi , um diese zu beVicfaligen, an*« 
Werk. £s lag daher nur in seiner Absfehi , die wesentHchetf Mn«^ 
Diente darkalegen, wie steh Itei dem tavsendfiUirtgen Bestand desTa« 
mischen Staates die Begrillb Ritter und Ritterstand gesjalt«^ und veiV 
ändert li&ttem Vnd so wolUe er keineswegs alleH' Stoff der Antiquita-^ 
ten dieses Gegenstandes ^r^cb 5pfen , sondern sieb auf die wesentUdieii 
und historischen VerhSHniss'e Iteschrfinkeli.' Sw'lless er ^as Ganze seir 
der Abhandlung In drei Theile zerfallen , deren' erster bis S. tß, van 
den H/Itercenf^rien, zweiter Ms S."^. von d^iki JKtfctrstcmif e , dritter bis 
(3. 4ß, von der Bellentiing--der Rittertnrmen In 'der KaiserMt handelt/. 
So gewinnt er diese allgemeinen Resultate :.,, Der T^misdielloerbanii 
hatte zwei Angebote, Jfingere bis zum 45. Jahr, Aeltere bis znm 00; 
tm ersten Aufgebote waren die Vermögendsten znni Rossdienst ver- 
pliichtel, sie erhlMten vom Staate elAPlärd du* für alle Mal und den 
bfestiftdigen Ünt^halt desselben, "in natura oder in Gelde, mit der 
Verpflidhtung , das Pferd In dienstfähigem Znstande zu erhalten und 
beim Ausscheiden ihrem Nachfolger zu überliefern. Die Zahl der sq* 
in Bestand erhaltenen Staatspferde war -In der k^ftigsten Zeit des Staa-^ 
les B€0(l, nahm zu Zeiten ab , scheint aber der ursprünglichen Zahl 
wieder nahe gebracht zn sein» Die Inhaber dieser Stäatspferde hies^' 
sen in altester^Sait allein, Ritter, römische Ritter, RItterstRnd; sie bll« ^ 
deten 6 Türmen und 18 Genturien und stimmten in der grossen Volks- 
versammlung, deren Ordnung und EIntheilung auf die Ordnung des 
Heerbanns gegründet war, mit 18 Stimmen unter der' Gesammtzahl ' 
von 193 Stimmen, aber in zwei Abtheiinngen, deren eine 6, die an- 
dere 12 Centori'en ausmadlte. Die Censoren von 5 zn 5 Jahren mn-- 
Sterten das Corps ,' und erneuerten die Musterrolle , indem sid Ansge- . 
schiedene ersetzten, unwürdige ausstlessen; j^lirllch^im 15. Jnli hielt 
das Corps einen religiösen Paradezug durfch die Stadt. — ^ Es ffibrto' 



456 BUIlogrtpbUch« Bsriejbit«. 

■Idi ei», tot He BHtor 4aM Rom iMlMolte», •• lang« «ie wullteii, U 
Miera de rieh dadiireli verpflichtet ood bereit biud Kriegedienete he- 
haantetty was aanwatUch bei Mäeoem i« höehstea Staetedieniie etait- 
faad. loi J. 129 r. Chr. war4e aber verordnet, daee die Ritter beini 
Eintritt in den Senat ihr Rots abgäbe«, weaaeh die Rittercoatarieai 
wie et von Anfang aa eein lollte, nut Aasnahme aiter» aber neeli 
dieastthnender Bülitairt unter lenatoritchein Range, nor aus Jüngeres 
bestanden. — Neben diesem Corps der Staatsritter gab es seil den . 
J. 408 vor Chr. anch Privniritter, .indem dieastpfliciitlge Bürger, 
welclie hinlängliches Vermögen besessen, den Rossdicnsl mit eigne« 
Pferden leisteten. Diese Reiter erhielten tngUehen Sold, wenn sin 
dienten, Iraren tu 10 Feldsägen verpflichtet, und hiessen, da sie de»r 
■elben Dienst leisteten , ebenfnlls JS^niles, und , Im Gegensatn nn fremde« 
oder Bondesgenossen ^Reitern, BquUu Honumi, nahmen aber nicfai 
an den Vorafigen der Stnntaritter in Betreff der grossen Volksversnmm- 
langen Theih -* So Inng^ waren nber beide Klassen von Ritterqi nur 
Dtenstritter, ein ansgeaelchneter Theil der bürgerlichen Heeresmaeht, 
eine wechselnde Dienstblasse, in welche Vermögende eifitraten, «ad 
welche sie wieder Terliessea, wenn sie sich ihrer Dienstpflicht erledigt 
hatten. Aber ein bleibender Ritteiatnnd wurde durch das OracchisGfae 
Geseta 128 v. Chr. hervorgerufen, wodurch die Bürger, welche ritler« 
liehen Census besnssen,. mU.Antschlum der Senatoren , snm Richter« 
geschaft berufen werden. In den 40 Jahren , während welcher die 
Vermögensriite^ die Gerichte ausschliesslich besetsi hielten, fing der 
neue Sprachgebrauch aa, dass man ramiicbe Ailter, gnnu nbgeeehe« 
vom Kriegsdienste (der gnf nicht mehr oder wenigstens nicht mehr ia 
der alten Art nU Legionsreiter geleistet wurde) , alle diejenigen nannte, 
welche snm RichteranU nach dem Gracchischen ^ Gesetse beflhlgt 
wnren. AU das ausschliessliche Vorrecht aufhorte , aber die ritterliche 
Vermägensk lasse bestehen blieb, gab das Ansehen, worin die Fnbijcn* 
ni, als die AJierreichsten dieser. Vermogensklasse standen, dem gaaaen 
Staate Bedeutung. Unter August kam es dahin , dass sich geradesu 
alle, welche 400,000 Sestersen (20,000 Rthlr. Gold) besessen «.TonEusdie 
Ritter nannten, snm Ritterstande gerechnet wurden, den goldoen Ring, 
4»« alte Zeichen der Stnatsritter trugen, anch die alte Bedingung der 
freien Geburt durch kaiserliche Gnade ersetsten. Der Rttterstand als 
Vermögensklasse verlor aber je länger je mehr alle Bedeutung , der 
goldne Ring wurde in der Folge blosses Zeichen der freien Gebort oder 
des erlangten Rechtes derselben , und mit dem Aufhören des alten Ge- 
richtswesens b5rte auch die besondere Beieichnung dwt ritterliche« 
Vermogensklasse auf« : — Währead jener Zeil der Geldherrschaft (in 
der letzten Zeit der Republik) bestanden die Rittertnrmen der Staats- 
Dienstritter nur noch .der Comitien wegen unvollzählig, ihre GeMbe« 
sfige hörten im* Bürgerkriege auf. Augustus^ aber ordnete mit de» 
ganzen Staatsdienste auch dies Institut von Neuem und verbaad die 
Musterung mit dem jährlichen Paraderitt des Corps, welche^ eeiaen 
Stand in Rom hatte. Aufnahme ia die Ritterturmen (oder nach nltem 



Blbiiograpli!flcIie B^ttlehi^ 457 

AmidnielK ein StaatsrpSB) erhielt eis Junger Mann, der som Offizier- 
f»tande^ in dem Heere bestimmt var, er behielt ei^ während er die 
übliche Reihenfolge dieser .Staabsoffizieretellen aurucldcgte , er gab ea 
4ib, wenn er entweder vom Staatsdientte autschied , oder zu einem se- 
natorlsehen Amte befördert wurdet , Wahrend er in Rom als Equea 
Romanns stand, konnte er die niederen Civilamter, welche die Vor* 
adiule fnr den Senat bildeten , bekleiden. Auch die römischen Burger 
jn den Provinzen if urden herangezogen. Der mnthmaassliche Thron- 
feiger erhielt ebenfalls zum ersten Eintritt ins .diFentliche Leben ein 
Slaatsross, wurde aber sogleich einer der 6 AnfQhrer des Corps ^ und 
JMmepM luveatvtiw genannt — bis er in den Senat trat. Das System 
dieeer Beförderung Im höheren Staatsdieost aua den Türmen der römi 
scheu Ritter, rouRomaus, blieb bestehen, so lange Rom Mittel- 
punkt der Staatsregierung und Sitz der Kaiser war. Nachher sanken 
die Türmen der römischen Ritter zu einer städtischen Rittercorporatioo 
herab, welche zwischen den Zünften und dem Senat iu der Mitte 
etand und dem Praefectus Tigilum untergeben war; aber ilie Vereli- 
irnng der Stadt Rom in den westlichen Provinzen bewirkte , dass der 
Bang eines solchen Stadtrttters mit dem Privilegium frei tou Körper«^ 
atrafea zu sein , von Personen , die über den Zünften standen', gesucht . 
worden. Der Ordo equester war wiederum wie im Anfang der Ge- 
achiehte, auf die RÜterturmen Rom*8 beachränkt'* Diese Becapitu* 
latlon der ans der Zumpt'sehen . Untersuchung hervorgehenden Resul- 
tate, welche wir uns hier ToUständig mitzuthellen erlaubten, wird nun 
dem Leser sogleich den Standpunkt zeigen, welchen die treffliche Un- 
tersuchung annimmt. Denn mii Recht bezeichnet Ur. Znmpt selbst in 
^er Nachschrift S. 49. die Tendenz seiner Ar(ieit als' eine philologisch^ 
ßnUqiutriache. Dass Hr. Dr. Zumpt in dieser Hinsicht seine Aufgabe 
auf eine Weise erledigt hat, die der hohen Versammlung würdig war, 
in welcher er sie zuersftnitthciUe, brauchen wir unsern Lesern wohl 
kaum erst ^ mitzniheilen. . Alle Punkte konnte und wollte er, soweit 
aie nicht mit dem Wesen des Ritterstandes selbst, das er hier zur toll- 
fcommeoeii Kenntniss bringen wollte , in engerer Verbindung standen, 
in seiner Abhandlung keiner . gleichipässigen Erörterung unterwerfen. 
•— Wenden wir uns zu der nicht minder gründlichen UnCersuchnng des 
Hrn. Dr. Marqunrdt, so ward dieser durch seine seit einer Reibe von Jahren 
sngestelltmi Untersuchungen über die Geschichte des Kaisers Augustus 
auf die Untersuchung der Verhältnisse des römischen Ritterstandes, 
welche vielfach mit Aagnstus' Angelegenheiten und Staats ordnuivgen 
verflochten sind, gefuhrt; und so entstand unter und immitten dieser 
Arbeiten seine , Jedoch In jeder Hinc^icht selbststäadige Geschichte der 
römischen Riiterm Schon ihrer ersten Veranlassung hat nun seine Ar*- 
beit mehr eine hiHorisch-politische Tendenz, wie solche Hr. Zumpt be- 
reits a. a. O. bezeichnet hat, zu verdanken. So kam es, dass wah- 
rend Hr. Zumpt vorzugsweise das .Wesen des römischen Ritterstandes 
nach den verschiedenen Umgestaltungen in den verschiedenen Zehen 
darzulegen bemuht war, Hr. Mar^ardt natürlich auch dieses auf 



45^ Bibliograpliiscli« Berit&fte. 

gleiclie WelM bei seiner fainlorisciien Dariegang m ennfttehi afid ätr- 
mostellen tachte, anf der andero Seite aber aooh eine Tolf^tiiidige ^ofsere 
Geschichte der römischen Ritter so geben steh ^ ▼omahm. Ibm lag 
es deahalb auch ob , den polilischen Eiofiois ao sdiildcefi , deh dieser 
Stand in gewissen Zeitabschnitten gewonnen hatte; iind die Gründe, 
warniD, und die Verbältnisse, in welchen er stieg und fief , tiasffibr- 
liefaer su erörtern, nnd so bat sich dnter seiner Hand der Stoff selbst 
sehr trermehrt und erweitert , obgleich er im Ganzen sieli einer ge- 
drfii^gten Darstellung beflelssigt , und Cttate tind einzelne Angaben in 
die Noten Tcrwiesen hat. Wir glauben mit gutem Gmnde belmiiptea 
SU können, dass Hr. Marqnardt seine Aufgabe nicht minder g^ficbilch 
gelost hat, sollte man auch bei dem Einzelnen hie and da noch eine 
Erg&nzong wfinschen, oder einer andern Amieht Ranm sur gebim 'ge«* 
neigt sein, so wird dies im Einzelnen wohl etwas andern , nicht aber 
in dem ganzen Ausbaue. - Denn gründliches Quellenstadimn , ein 
sicheres, unbefangenes IJrtheil, ein klares BeWusstsein dessen, was 
der Verf. darstellen wollte, leuchtet aus der ganzen Arbeit fiberall 
benror, und so ist auch diese Schrift ein schflnes Donkfnal der ernsten 
Studien unserer Zelt und sie wird zu Ihrem Theiie gewtss aUch zu den 
sohdnen HofTnungen, die wir oben*in dieser Hinsicht hegen zu können 
meinten, wesentlich beitragen, so wie sie uns die angenehme Ueberzen- 
gnng gewahrt,' dass die Geselchte des Augnstns, Welchie der Hr.Terf. 
Torbereitet, gl dchfalls ein höheres Interesse in Anspruch nehmen wetde. 
Ist es lins verstattet noch kdrzlich über den Inhalt der inhaltsreidien 
Schrift zu berichten, so Hess Hr. M. seineti Stoff dem Z^eelfe seiner' 
Darstellung gonmss in vier Bücher zerfallen, Toh denen das «rite 
8. 2 — 22. die Geschichte der römischen Ritter unter den Königen enthalt 
und zugleich die Entstehung der römischen Ritter nachweiset, und so 
theüte Hr. M. den Stoff dieses Buches in folgende HauptstScke ab, 
Cap. I. Tempus ante SerüiUm. Cap. If. Centuriae equitum a Servio T\»üh 
institütae. Cap. III. De eqno publico, Cup. IV. EqüHes equo privUto. 
Gap. V. Puhlicani. IXas zweite Buch Ton S. ^ — SAumfasst die Zeit 
von C. Gracchus bis auf Augustus. Hier begegnen Uns die drei Hanpt« 
Stücke von höchstem Interesse, Oip. I. Grdo equesler ah ordine senätorio 
geparatus. Cap. II. Cvntroversiae de iudiciis usque ad Sulläm, Cap. lll. 
Bella civiliä a SuUä usque ad Jugustum- Das dritte Buch S. 50 — 85. 
stellt die Geschichte der römischen Ritter unter Anguätns' dar und ist 
das umfangreichste der ganzen Schrift und für die Philologen von dop« 
pelfem Interesse , w^il der Hr. Verf. wie bei den übrigen Bdchern in 
anderer Hinsichl^'so namentlich auch hier in Bezug* auf die ScfaHft- 
tteller der Augusteischen Zeit über einzelne Stellen so' manches Licht 
verbreitet. Dies Buch verfällt in folgende vier Hanptstticke , Cap. I. 
NohiUtatin sub imperatoribus reliquiae. Cap. II.~ Equites' censu, Cap. HI. 
Equiies equo publico. Cap. IV. Equites illustres. Das vierte Buch end^ 
lieh von S. 85 — »8. behandelt den Untergang und Verfall de6 RHter^ 
Handes, in folgenden vier Abschnitten , Cap. I. Iu$ annuli aurei. Cap. If. 
Liberiini, Ordinis intcritus, Cap. III. Equites equo pubüco* Cap. IV. 



BiftlUf rapliiflcise Berieliie/ 459 

^Hrema equUmn fmia. Die BehshlialtiglceU def von Hrn. M. behan- 
delt«! Sioffes wird schon ans dieser kwnen Relation des Inhaltes her- 
vorgehen ; ond so bi1dei| die hier erwähnten Abhandlungen der beiden 
GeMiHen' ein^ grosses Ganae , in so fem ein Jeder je nach dem Ge- 
aiobtsp^nkte, von dete er aasging, seinen Stoff bearbeitet hat, nni( 
es vird eben so Interessant als lehrreich sein , beide Schriften zuglnirb 
«n Rathe an nlehe'n und die ein^ dnreh die andere in der oder jener 
Üinsielit an erganaen und an vervollständigen. 

Wenden wir «M nan anrieb an der «weitoa Abhandlong, welche Hr, 
flnmpt anf 8« 51 — (MI belgegelien hat: fJeftef den Uftlerschied der iU- 
ftmnnmffem Mmikiphtnt^ CBlrniia^ ^raefedura im rlfmisehen' Staatsrcekiy 
ao enthält dieselbe , auf wenig Seiten , sehr lehrreiche und interessant^ 
Boolerbangen« Hier- widedegt Hr. ZuiApt auvordertt die gewohnliche, 
ftiieh lioch in die aeaesten Hand bächer der römischen Antiquitäten n. der 
rSmisehen Rechtsgesehichio A hergegangene Ansicht des Sigonins , nach 
dessen' Werke De antiquo turs lialiae lib. 11. eap. 19 — 13. diePräfectar 
iKo härteste Form des bnrgerlichen Znstandes f n Italien und^ wenig von 
dem Verhältniss der Provineialen yersehleden Sein sollte. Er tritt viel- 
mefar der Ansieht ▼. SavignyV bei , GesebieAte <les römischen AeeJIIs Im 
Mlffefsrlter Bd. I. S. 89 ff^. , der behauptete , dass sich die Praefediiren 
mn dadnreh von andeiren Städten röinlisclier Bfirger onterschSeden 
hätten, dass sie keinen lelbstgewählten reehtsprechenden Magistratus 
hatten, sondern dlesetben von Rom empfingen. Diessl Berichtigung 
-aitehte nun Hr. S&. welter «usanfuhren und phiio1ogi«di^aa begründen. 
Ztferst weist er nach, witf die irrige Ansicht Aber die Praefectnren im 
Allgemeinen aus dem ftilseh angewendeten Beispiele jrön Ca pua her* 
vorgegangen sei. Nicht dadurch dass Capna sAr Praefectur gr macht 
worden sei , habe es steine Gerechtsame und Vorreehte vcrlnren , srtn- 
di^iti nachdem es der frfiheren Vortheile verlustig gewesen wäre , habe 
CS einen Praefectns anr Reeht^pflc^ge von Roib ^erhalten und nur In so- 
fern eel es Präfectur geworden. Die ^ Worte des Teilejos lib. II eap. 
44 : Capua in ' /t^bm pra^edvrae redfoelo est » seien nur iif diesem 
BbsBO aufanfassen. Zum Beweis , dass die Rechte der Praefecturen 
gana andeire gewesen seien , als man naeh Sigonins genoigt war ansu- 
nehmen , aeigt Hr. Znmpt S. 58 gana richtig auf jirpimtm und jitinm 
hin. Er erläutert nun ferner den zur Bestimmung, wie weit die Prae- 
feetttren sich erstreckten , so wichtigen Artikel des Flatus s. v, prae' 
feciurae^ p. 238 Mnll.'S. 58 fgg. ausfuhrlicher und findet ihn mit eini- 
ger Emendation vollkommen richtig , indem er die Worte also inter- 
pongirt und verbessert wiedergibt i . ^ " 

IVaefecturtte eae lip|ieKa6antur in Ifolift, th quibw et ins dic^aiur 
et nnndinae ogefranfur, ei erat quaedam earum rcspublieay neque tarnen 
maghirattt8 stios hahebant ^ in qua» legibus praefecti miitebantur quetannit 
qui ius diterent. Quarvm genera fuervnt duo: oltertim, in quassole- 
hant tue praefeeti qunituor e viginii sex etrum numerus 
911t [zum Theil nach Scaliger] popuU svffragio ereati erantt in haee 
oppida: Capuamy Cumos, Casüinumt rptttimum, Utcmtim, Ptiteolos, . 



460 BiliHographlrehe B«ilcki«. 

JgenaSi Sueuniam, jHeUam^ CahOkm. Metum^ in fuor ibmi guo$ Prmeior 
urbanu$ quotannis in quaeqne laea miBeratUgibuay lU'fkmdoaj FormiVis, Caere^ 
f^cno/nim, AUifa»^ Pnoemum, Anagniamj PtudnmMm^ ÜMle, Satemiiini, 
^^ttrijom, Ärpinum aUa^[ue compittra. Au» diesen letsten W«rten des 
Fe«tii8 bataptiädilich ood auf die Aoalogie geetAUt sacbft nnoHr. Z. 
S^Ö5. die Aaoabnie SU begründeo, das» alle Manicipien der altern 
Zeit, d. b. bit aar Ertbeiluog dee Burgmrrecbti. an die Latiner nnd die 
italitcben Bundeigenofsea , Praefectnren waren, und dass eelbat 
«ioe Aaaabl Burgeroelenieen diese Form der Becbtaverwaltoiig hatten, 
inst Ausnahme vielleicht von Ostia, Mintoraae und einigen« gvössem 
li&rgercolonien. Dass die Verfassung der PiaeCectnren auch noch 
nachher , wo sie einmal bestand , blieb , beweist Hr. Z. Cerner durch 
das Beispiel von AUna und die Erwähnung der Praefectnren im Piea* 
nischen bei Cäsar 6sU. civ. Üb. I. cap. lä., so wie durch Horaa SttUr, 1, 
&, 84. in Betug' auf Fandi. Nur die erste Classe der Praefecii, die 
vier für Canipanien durch's Volk gewählten, seien in Avgustua' Zeit J. 
741 (18. V. Clir.) schon abgescbalTt gewesen , in sofern Capua, Pu- 
looli, Gomae nachweislich eine selbBtständigere Verfassung erhai- 
ien gehabt hätten. Sodann neigt Hr. Z. S* 64i, wie durch die Ertbel- 
Itfng des Bfirgorreohts an die bisher freien, d. h. in juridischer Bo- 
xiehong telbstsländigen, Civitates der Secii und an dio latinischen Co- 
lonien die Zahl der Municipien und Colooten sehr vermehrt worden sei, 
ond beweist, wie nun awar in innerer ßeaiehung der Unterschied . awi- 
edlen Municipien nnd Golouien fortgedauert habe , allein doch iq De* 
aag* anf Rom beide Städtegattnngen als Municipien betrachtet worden 
seien, woher sich a. B. auch erklären lasse, warum bei Cic. in L, PUor- 
«ca^ Cap. 28. die frühere lateinische Colonie Placeatia Piacsatmum 
munJcfpiam genannt werde. In den altern Municipien sei nuu zwar diMr 
Pvaefeetus gebtieben, die neueren hätten aber sidi nur durch ihre 
aelbst gewählten Beamten nach römischen Gesetsen gerichtet. Biese 
Versoiiiedenheit findet Hr. Z. nach des Ref. Dafürhalten mit Becht in 
dem von Paulus exLcerpirten Artikel Muntciptiim 'dfi Festus (p. 127 
Moll.) angegeben, woselbst er statt derVulgata: nti ammMpio ^senl 
SU« cniusgtie cieitatis etcoloRi(te| also geändert wissen: uU municipeg 
etsent $uae quUqug civitatis et cotoniae. Er schreibt also die ganae 
Stelle:. 

Tertio cum id gentu hominum dfifiniiWy qid ad ctetfatem KoaMMom 
ita veneriinl, vli munietpes essent suoß 'quisque eivitatie se ceionioe, «1 
Tiburte», Praenettini^ Piioniy UrbinateA^ i^otani, JSonoaisases , FU^ 
ceniinif iVepettni, Sutrini^ Lucenses, 

ond erklärt die streitige Stelle also: „Die B&rger dieser Städte^ (näm- 
lich der nach der Krtheilung des Bürgerrechts an die freien Civitateu 
soeiorum ond coleniae Latinasy in das engere Bond mit Rom gesogenen) 
wurden dergestalt römische Bürger, dass sie augleich Bürger J^edcr 
seines Mi^nidpiams oder sdner Colonie blieben, als ob, setst er hinan, 
dies bd den alten Municipien nicht statt gefunden hätte , als ob diese 
Oerter mit dem Empfang des Bürgerrechts aufgebort hätten | für ucb 



Biiilloffrapbitche Berichte» Ml 

liestelwiide ttadliielie CoifitDen so fein «^ was in WeteatUdieB gen« 
richtige ist. Die fünf «rsten von Fettn« genannten SläÜte waren nioT- 
lieb ureprünglivh civitatea libeMie, also jetst Manicipien im nngeren 
Sinne, die letiCen Cohnkn JLvIinee, abo jetst in Betng' auf Rom 
ebenfali« MiMiicipien , doch in Beeng* anf ihre innere Verfasinng noch 
Colonien. Ferner eeigt uns Hr. Z. S. S8 , wie nnn nach der Lex Inli« 
dt ehitate eine dreifache Eintheilong der romiechen Muni^ipien , Jd. fa« 
der Stidte römischer Barger entitanden fei, nämlich: Mvnieipia im 
neueren and engtten Sinne , colemae , fvai/ecCarae« Die leUten Waren 
die alten römischen Mnnicipien, die meist klein waren and nan die 
lotete Stelle einnahmen. So steiin anf der tahnla. Heracleensis : A#«- - 
t^eipia^ eoloniae , praefecturue^ /ora, eencittaAtita, in Betug' anf die 
geringsten olirigkeitlichen Personen, die sich in diesen Oertern be-' 
fanden, hingegen Mose Mtmieipia, coloniae, praefecturaßf wenn es sich 
um eigentliche Magistratos .handelt. Zuletst gibt Hr. Zumpt nodi den 
Unterschied an, der xwischen den Municipien im engern Sinne ond den« 
rümiscb^ Colonien Statt gefonden habe. Er widerlegt hier des Gei- 
litis [lib. \VI, cap. 13.] irrthomliehe Angabe, der di^ Municipien in ge-' 
rlditlicher Hinsicht far freier als die Colonien hielt, und indem er dofi 
Unterschied blos in dem geschichtlichen Anfang und in der ersten Co»- 
etituirung der Städte findet , erklart er das Verlangen mehrerer Muni- 
cipien in der späteren Zeit , wovon Geltius a. a. O. berichtet, dass sie 
lieber den Namen coionioe erlangen wollten , nur aus der Eitelkeit der 
St&dte, weleiie durch den Namen Colonie eine engere Verbindung . mit 
der Hanptstadt-aiTftdrficfcen wellten. [B. K.] 

DiBBeriationit grammaticae dt s^naloepke parn 
prima^ eopulativde parUetdae eomplexionem cBttUnens. Serip$U luMtuM 
Fl6 fiunu9 Lobeek^ philos, doetor et regiae bibliothecae cu8t09, Be» 
giomontii Prussorum, 1839. 50 S. 8. Diese Abhandlung, wodurch 
sich Hr. Dr. Lobeck die Bechte eines Privatdocenten an der Universität 
Königsberg erwarb, erinnert nicht blos durch den Namen ihres Verf*s, 
sondern gafnc besonders durch die grundliche Behandinng deu gewähl- 
ten Stoffes selbst, so weit man aus der vorliegenden Probe auf das 
Ganze schliessen kann , auf eine sehr würdige Weise an den auf jener 
Hodischule wirkenden verelirungswurdigen Veteran , dem die gelehrte" 
Welt bereits so viele Belehrung im Fache der griechischen Grammatik ' 
vnd Wortforschung verdankt, und Bef. bekennt, dass er mit vielen 
Vergnügen der Untersnchung des Hrn. Verf;s gefolgt ist, und sich von 
der Portseteong des Ganzen noch gar manche nützliche Ausbeute für 
die Wissenschaft verspricht. Hr. Lobeck betrachtet die awalonpi] oder 
cwaXtfpTJ, bei den lat. Grammatikern ccmpiexio^ als einen Theil der 
Orasls , über deren Definition er sieh mit Ph. Buttmann autführl, gr. 
QrmnmatikS* 112 einverstanden erklärt. Auch findet er es richtig« 
dass die Grammatiker die Partikel nai besonders in dieser Hinsicht ab- 
gehandelt hätten , und avch er will diese Partikel besonders hier be^ 
iMiadelt wigseo. In Besag' anf die Verelolgang der PafUkel mxl mit 



I . 



462 BlblUc^raphUclio Berichte» 

dem f^eiide» Worte, wenn Bolches mit^n^ Voinl oder mit, einem 
Uiphthoos beginnt, toiit er Aug^. SiattUiä iMfi, dar in seiner aäsfuhrU 
gr, Gfämmalik S. I5<i der neueeien Aasgabe y eine doppelte Art jener 
Vereinignng anzanehmen schien , naioUch eine dorcli Contraction , eine 
andere diircli Kliaiun bewirtete. Um die Sache durch einr Uei^pTet 
deutlich s^ machen , wählt er die Prdposition ig und flg , die eioerseita 
mit ««l in Kas'dorch Ztwimmensiehong, nndrerseit« in> x^s dureh Aus- 
lassung verwandet woiden sei, woiu er S. 5 fg. die Sitte der Neugriechen, 
bald %^ Imld % in soli^lien Fällen für aal zu setzen, in Vergleich bringt; 
und daraus auch den Umstand erklärlich findet, dass in den Hand-* 
Schriften der alten Glassiber ebenfalls bald x' ifteg bald uctl 'ft^g statt 
vtAfios sich gecchrie'ben findet, ohne da^s er selbst diese Vartanten in 
den Handschriften ohne genauere Erörtern og troswerfen mochte« Hier 
tlieilt nun df r Hr. Verf. von S. 7 — ^ das erete Capitel seiner Ab- 
handlung, mit: De Craü eontraetiene ftteta, wo er unter sieben Ter- 
schiedeuea Rubriicen alle die Fälle , in denen eine Crasis durch Zu- 
sammenziebung der Partikel yial mit. den folge.nden Vocalen erwachsen 
ist, mit Umsicht und Sachkenhtniss bespricht. Wir sehen der Fort« 
Setzung dieser in mehr denn einer Hinsicht nntziichen Untersuchnngeh . 
mit grossem Interesse entgegen« [R. K.] 

IJAPAJ OSOrPA.0O ly Scriptotet rerum mira^ 
biliu Ulm Instmt [ArhioUlia] mirabllea auaeuUationea ^ Antigoru^ Apol" 
lern'«, PAIe^ontis lustorüi^ mira6iZes, iUicAoehs PaclU ledione» mirabiU$^ 
reliquorum eiu^em generia acriplorutß ihp0r(lUorum fragmetUu. ^ Acee-^ 
duni Phlegontis Maerebn et Olympiadum reliquiae et Anonymi iraelatus 
de mulieribu9 'etc. Edidit Antonius t^estermanny Fh^ U, IM, 
Gr. et Aoai. »n uniü.. Ljjis. P. P. O. Brunsvigae, sumptom' fecit Georgias 
Westermann, LondinI apud Black et Armstrong. 1839. LVl'und 
22S S. 8. Obschon fast täglich neue Ausgaben von den zumeist gele- 
senea Classikern erscheinen, so war doch, in der nenfrn Zeit wenig- 
stenSy .in Bezug* auf di6 litteräriäcbe Beprudoction der wenigejr gelese- 
nen alten Classtker eiii gewisser. Stillstand eingetreten und deshalb ein 
fäbibarer Maogel . für die herbeigelohrt worden , deren Studien und 
Neigungen eine Erwerbnng aujeh dieser aum Theile höchst ' interessan- 
ten Schriftsteller wunschenswerth machten ^^ zumal besonders in dieser 
Hinsicht die altern Ausgaben , wenn man solche noch bisweilen erlan- 
gen kann, zum gross ten Theile seiir unbequem und meist auch is Be- , 
Bug' anf die llandhaboag- der Kritik sehr mangelhaft zu newien sind« 
Einen Kreis dieser Schriftsteiler bilden nun auch die in vorliegender Aus- 
gabe das erstemal ToUständig gesammelten Sarifiores rerum miVafri- 
iiirai Graeei, Und wenn es daher an sich ein sehr verdienstliches -Un« 
ternehmen war, im vollsten Sinne des Wortes ^ diese vereint In eioer 
bequemen Handausgabe in einem neuen , den jetzigen Ansprüchen der 
Typographie vollkommen entsfirrecbmiden Abdrucke , dem gelehrton 
Publicum darzubieten , so wird diese» Verdienst dadurch nm sq grosser 
und daokeasw Äther ^ daes der Hr. Varf , dessen mUeitige Kopftirfün 



Bibltttgraf hUclie Barlehle. ^ 4^ 

anderer A^Bcvkoiinniig nlcbt erst bedöffeiiy nicht via es vor einigen 
Jlalirzehjiteii brauch nod 'Sitte var, etwa . einen, anveranderteii^, oder 
niir hie «nd da berichtigten Abdruck jener Scbrift^teller gegeben h^t, 
sondern überall auf das Sorgfältigste beniäht gewesen ist, die von ihm 
uufgenominenen Schriften und Bruchsttlcke auf eine sichere kritische 
Basis zurückznf üliren » und von diesem feinen Streben tn den nnter- 
gesetsten kritischen Anmerkungen eine,, wenn auch kurze, doch in| 
Vereine mit dem im Vorworte S.) — VIJI. im ^ügc'meinen D«|rgelfgten, 
hioläoglich verstandliclie ^echeasclinft abzulegen, und s^usser den Va« 
rianteb der. Handschriften anch die vorzuglichsten Conjecturen der* 
njsueren Kritiker anzogeben. Dazu bringt der Hr. -Herausgeber, da es, 
ivicht in seinem Vorsatze lag, eigentlich er)(larende Anmerkungen bei« 
BHgeben, die Parallelstellee, die zur Erklärung und zur nähern Ik- 
struetion über das Einzelne so zweckdienlich sind, in den Noten unter 
dem Texte mit bei. Ausserdem gibt dem Werke die ausführliche 
Vorrede, die namentlich in ihrem litterarhistorischen Theilo $« IX -~ 
LUL von huchstero Interesse ist und worauf wir später in unserem Be^ 
rieht zurückkommen werden ^ einen vorzügtichen Werth. Wenden wir 
uns zuvorderst zu dem interessanten Buche ^selbst, so. finden wir S. 
l.-r- 60 die gewöhnlich dem Aristoteles beigelegte Schrift, vs^l ^ath- 
HfiiCmv ccHOvaiuxtcav j wie es an sich recht und hillig war, nach der 
Bekkersphen Textrecension wiedergegeben, doch nicht, ohne dass der 
gelehrte Hr. Herausg., ^wo ihm Sinn oder handschriftliche Anctoritat 
eine andere Lesari^ als die von Befiker gewählte, zu erfordern schien, 
diese anfgenommen hätte. So bildet also die Schrift, deren Gebrancb 
durch die untergesetzten Varianten, [die.yon dem Hrn. Herausg. durch die 
Vergleichung zweier Aldinen v. J. 14S)5. fol. n. 1551. 8. bereichert wor^ 
den eiod,] und Pafallelstellen sehr erleichtert wird , eine gute GTund*- 
lage zu dem Folgenden. ,£s folgt nämticb zunächst S. 61-^-10^ 'Av" . 
Tiyovov tpTOQiuv naoad6^i»v cvvuyaiyrj* Bei dieser Sfchrift mnchte 
natürlich die einzige ^vortreffliche Handschrift des 10. Jahrh. , welfshe 
diesen Schriftsteller nebst Apoflonius und Phlegon TralÜauus enthält,,.a« 
nach verschiedenen Wanderungen nach Rom und Paris sieh jetzt wie- 
der in der Palatina zu Heidelberg befindet, nach fer genauen Verglei- 
chung von F. J. Bast , der Hr. Heransg« zur Grundlage des Textes, 
ohne in seinen Anmerkungen das zn übersehen , was aqsser Xylander, 
A(ej|rsius und' Beckmann, R. Bentley za den Fragm. des Callimachue 
p. 328 sqq. , in neuerer Zeit J. G. Schneider in seinem Perktd. eriiiqim 
in authol Comt CephäL (Lips. Xn2.) p. 132 sqq., C G. He^ne und J^ 
N. Niclas bei Beckmann, Fr. Jacobs in der SckuUseiiung ▼. J. 1828. 
2. Nr. .79. und F. J. Bast selbst in de^r bekannten EpUiidß eritica ad 
BfiisBOHßditm 9* 58 sqq. ed. Lips. zur Kritik dieses Schriftstellers bei- 
getragen haben. Sodann folgen S. 103. — 116. 'AnoUoiviov ta%q(fisn 
Q-tcviidaiau Hierzu gab natürlich die Heidelberger Handsehrift, 4e- 
ren genaue Vergleichiuig Bast a, a. O« lieferte , ebenfalls die Grundlage, 
wILhrend der Hr. Jlerausg. auch hier nach eig'ner Einsicht und den Be- 
nuMEkiingea Afulere« den Text au berichtigen sachte. £t folgt S. JH 



464 Blblioffvap1iis€he Berle|ite. 

• — 148. ^kiyoptot T^tdXtavov ns^l d'avfutdünf , nach der litiiletbtegor 
Httodiclirirt, nicht oh«c eig*n« BerichUgaogea des Uro. W. aad miCer 
BenaUoDg der fransö«i8ehea Aosgabeo. Hteraaf steht S, 148 — 148« 
IIbqI na^ctSoif»^ dvatyvac^dvtDv xov VbXXov» Diese kleine Schrift, 
oder .wir mochten Heber sagen diesen kleinen Anf«atz , den PseUan 
ans seinen Excerpten wiedergab, and früher Larahecius in Cemai. ifo 
bi6I. imp, 7. p. 472 sq. ed« 2. nor onTollitändig bekannt gemacht hatte, 
theiit hier Hr. W« das erste mal vonständig mit, indem ^r -sich genaae 
Vergleichangen der .Münchner und Wiener Handschrift, die eine 
durch die Gute des Hrn. Spengei , die andere darcfa die Liberalilfit dea 
Hrn. Copitar, an trerschaffen wusste. Da diese kleine Schrift dnrch 
Ihren Inhalt so interessant ist, hat man also dem H^n. Heransg. dop- 
pelten Dank dafär tu sagen. Es folgen S* 149 — 193. die verschiedenea 
Fragmente, wovon wir namhaft machen das Brachsinck von Anihemioa 
nkf^l nttqad6iii»v ftrixcevTjudcintr , was Hr. W. nach der Ansgabo von dem 
Franzosen L. Dopuy (Paris 1777, 4. wieder abgedruckt in dea Afemoir« 
d« Vaead, des inaeripL tom- 12. p« 392 — 451.) unter Benutaang des von 
J. G. Schneider in seinen Belog, phyi, Lps.1801. S. 402 fgg« § 40-* 54« 
aus jener Schrift behandelten Thelles, S. 149 — 158. wiedergab. S. 
158— -160 stehen jirchelai fragmenia ^ wobei Hr. W. natürlich über die- 
jenigen Fi^aginente, welche bei einem der hie^ gesammelten Paradozogra- 
phen selbst stehen und leicht nachgeschlagen werden können, nur Verwci- 
sangen gibt, wie dies auch bei den Uebrigen, wo ein gleicher Fall eintritt, 
geschehen ist. S. 161 stehen dann zwei Fragmente des jtfrtsfoc2es nnd die 
Vorweisung wegen eines Fragments des Callimac&iis. S. 162. 163. Iso' 
ghnifragmentaj fünf an dtfr Zahl, mit den Nachwelsnngen von 14 aa- 
dern ans diesen Paradoxographen selbst. S. 164. 165. l^nmaehi ftüg'^ 
inetita. S. 165. Fragmenium Monimu S. 165. 166. Fragmctita Myr* 
$iU diio. S. 166 — 177. stehen die ausführlichen Fragmente det Nico- 
laus Damascenus aus dessen naQttSü^tpv i^äv aovcl)'a)YVj sos loonau 
Slo6ae< f^ori/egiam ,. unter Benntzung dessen, waa Korai in seiner Aas- 
gabe von Aeliani var, biH. Paris 18^. p. 271 sqq. und U. Conr. Orelli 
in seiner Schrift : Nicoiai Damaseeni hisHor. exeerpt, ei fragm» hip$. 1804. 
und in den Nachtrftgen dazu v. J. 1810 gegeben haben, gab jier Hr. Her- 
aasgeber diese Fragmente grosstenthells nach der Gaiüford'schen Ans- 
gabo des Stobaas wieder, nur dass er die Fragmente, die hei Stob&as 
sehr durch einander geworfen sich fanden, in eine geographische Ord- 
nung brachte, wodurch ihr Gebrauch erleichtert wird, w^an s^oa 
der Hr. Herausg. selbst nicht an behaupten wagt , dass dies geradezu 
and unbedingt die von Nicolaus selbst gewählte Reihenfolge sei. S. 
177. 178 stehen dann iVjfmpAsrfori fragmetHa iria. S. 17^ Ffcilom's fle- 
racleoiae.fragmenta duo. S. 179. 180 PAiioslepftam Fragmmäd FL Das 
sechste, was ein Epigramm ia zwei Distichen enthält, ist nach O. Her« 
mann's Verbesserung mitgetliisilt. S. 181 — 182 stehen Polemonh frag'- 
menta iria nach Prellers PoUmoni» fragm, mitgetheilt, S. 183-^191 stohoa 
SoUonis fragmenta x&v anoq«di]v «sp2 votcifHiv xai z^i^vcSy nocl XiptPmv 
siM^aJoioXoyoti^cWtr, die auarst Hr« Siephaotts Paria 1557. 8. aad tpft- 



BllilioffrapfrUehe BertcfcU. 485 

• - 

tn F. Sjllhii^ M fleinem Aristolelet lom. 8. belcaaoft nwclileii obiI die 
scboa w«g€ii der trielerlel DichterfragmeDte; die^rie enthiiltfto, von 
liöebttem lateresse gind« S. 191. 192 folgea s^eL Fragmente dea 
Ttieapoinpm und Nachweisurtgen über swei andere in diesen Paradoxo- 
grapbea eelbst, S. 19ft TrophiU fragmetda IV. Nun folgt S. 193— 22S 
die JppendiSi welche die folgenden Schriften enthalt: 0liyovto£ TquI' 
lucvov nBifl fUM^oßiioP^ S. 197 — 204, welche Schrift der Hr. Herausg«, 
da sie sowohl in der oben erwähnten Handschrift mit der Schrift mgl 
^avfuiaitov in Verbindung gebracht ist » als anch von denen , welche 
•ich mit Pblegon au beschäftigen gedenicen, hier gesucht werden 
könnte , nach der Ton Bast verglichenen Heidelberger Handschrift mit 
den nothlgen kritischen Nachwelsnogen hier abdrucken liess, eben so 
wie die folgende desselben Verfassers *Olvfinui%mp ij ^poi'Mcov frag- 
mentttm, S. 205 «^ 212 , welche a^ch J. H. Krause in seiner Schrift: 
I/efter die Olympischen Spiele u. s. w, S. 412 fgg. in neuerer Zeit hat ab- ' 
drucken^ lassen. Der Name des Phlegon fährte den Hrn. Heransgeber 
aodann anch auf die Sammlung, welche betitelt ist:' rwalusg h Ttols- 
lunoüg evvftal^Mtl dvdQHaij die aber Hr. W. mit Recht dem Phlegon 
nbsprichtf Die Schrift nahm der Hr. Herausg. in seine Appendix S. 
213—218 ebei^fallt mit kritischen Anmerkungen auf, Sie ward von 
Hobteoins aureiaer Mediceer, von Tychsen aas einer Handschrift im 
Escnrial abgeschrieben und sodann von Heeren in der Bibliothek der 
aÜen LHieratur vnd Kunst Hft. &. (Gottingen 1789) herausgegeben. 
Ihnen lässt Hr. W. die kleinen ebenfalls bei Heeren a. a. O. Hft. 7 be- 
findlichen Anfsatse: tivsg oIkqi dvaatatoi duü ywulw*^ iyivovto [S. 
218], «iladsA90i[S. 219], ^aitai(foi [S. 219. 220], uad sodann dio 
karxen Angaben über Cleobis und Biton [S. 220], die Angaben ober 
gottlose menschen mit dem bekannten Fragmente des ^Sosithens [S, 
220 — 222], über Umwandlungen [S. 222], endlich zwei verschiedene 
Anekdoten über Leukona nnd Poljhymnos [S. 223] folgen. Zu -dem 
•rsteren dieser beiden letzten Stucke bemerken wir, dass et ein Ex- 
cerpt ans der bei Parthenius [ubqI Aiimeirris £• p. 12. ed. Passow) sto« 
headen Liebesenahlung ist. IVIr wollen, nach dem, was der Hr« 
Verf. hier geleistet hat, durchaus nicht über das Einzelne rechten, wo 
vielleicht noch die oder jene Verbesserunj^ hauptsächlich ia B^eff 
oiniger Dichterfragmente hatte angebracht werdea können , oder eina 
andere Verbesserung in den Text zu nehmen war, als es geschehen 
bt, wozu uns gleich p. 223, 8. einen Beleg giebt, wo wir ans der Va- 
fbnte: hftxetQ^CBvai^ lieber iffij^«p/<^s«t als intiaqiortai wurden ge- 
nacht haben. Denn dies sind im Grunde nur Kleinigkeiten , und noch 
dazu bei so verschiedenartigen Stilgattongen nnd bei so verschiedenen 
SSelten angehörenden Schriftstellern, wie wir sie hier haben , leicht ans 
varschiedenen Gesichtspunkten anzusehende Dinge. Ginige Addenda 
bat Hr. W« selbst auf der Kehrseite von p. 223 beigegeben. Ehe wir 
vnsern Bericht schliessen, halten wir es vielmehr für unsere Pflicht, 
noch kürzlich auf den Inhalt der reichhaltigen Vorrede aufmerksam 
an machen', die von S. IX -^ LIII eine Reihe gediegener Abhandlaogen 
N, Jahrb. A PMU u. Päd. od. Krit, Dibl. Bd. XXIX. üft. 4. 30 



M6 BiliViograpItifelie Berlehft«. 

entbälf 9 nbflir diiB TerichMcrBen Paradoxopniplien , wie tie- liadi^deni 
Vorgänge des T^etzet (chil. 2, 85. w, 151) «hier genaant irorden tiail. 
Unter den eigentlichen Paradoxograpfaen , sa denen Hr. W. weder Ari-. 
•totelet noch Theopompot noeh Ephoro« gesShlt wiMea will , da die 
hierher gesogenen Schriften dieser Schriftsteller entweder onicht seien 
oder nicht hierher gehören , Torstehl Hr. W. *nftoificfa nicht Origfnal- 
schriftsteller , d. h. solche, die das, was sie selbst' beobachtet nnd ei^ 
fahren, niederschrieben, sondern nur solche , welche, was sie Be« 
wnndernngswiirdiges iii den Schriften Anderer gefunden hatten , san* 
meiten und in besonderen ScbriftjBn susamniensteilten. Unter diesen 
wird jinn S. X. snerst GalllmaehusCyrenaens aufgefohrt , -des- 
sen Werk wohl geheissen haben möge: Bavftdviov x£v tig SxaöctP t^ - 
yijv xartt roitovg ovtav evycrycoyij, wie solches Suidas änföhre^ wovon 
^ einen besonderen Theil der ebenfalls von Suidas erwähnte Titelt nsffl 
xmv iv TItlonowliam xal 'itctXia 9'eevftaaieiv nal nce^ct^o^mp^ beseichnet 
haben möge. Sie habe Antigonus Carystins Cap. 129^fgg. , der sie 
als eine iyiXoyii tav ^a^ado^iov auffährt , excerpirt. Hieran scbliesst 
% nun der Hr. Heransg. betehrehde B^merkhngen aber die ursprüngliche 
^ Gestalt dieser Sammlung, so weit sie sich ans den Excerpten bei Ali- 
tigonus erkennen lässt, und xeigt, wie solphe eines höheren Geistes ent-* 
behrende Sammlungen wohl die nächste Veranlassung tu den Schriften 
waren, welche jene Angaben der Paradoxographen berichtigen und 
naturlich erklären wollten, und die meist den Titel fahrten; n$^l rcöv 
'^svSäg ns^iatsvuBvmv ^ wozu tfr. W.ides Andreas Carystius also 
betitelte Schrift, und Tielleicht auch die Schrift des SeleucnS-Ale- 
xandrinus desselben Tit^s gerechnet wissen will S. XlII. Nachdem 
Hr.W.nocli über die historitchen Paradoxographen, aber mythische und 
periegetische gesprochen, sieht er absichtlich den Kreis etwas enger und 
beschrankt seine Abhandlung auf die , welche sich selbst als Paradoxo- 
• graphen aufgeführt hätten, und handelt nach alphabetischer Folge die 
folgendeo Personen ab. Zuerst spricht er S. XVI fg. ober Agathar- 
chides Gnidius. Ben bei Photius hiH. eod, 213 erwähnten Titel: 
iirtrofii} TÖlv cvyyByQCctpottov nsQl d'ccvfieectetv dvifunv^ in welchem Eiaige 
dviqmv oder vielmehr' c^i^d^aly hatten schreiben wollen , andere dvs/imy 
in Sehnte nahmen , will Hr. W. also geändert wissen , dass für aWf»csf^ 
ein Wort , wie mtovöfnitav oder uvayvmondtmv gesetzt werde , wovon 
dvigKov als eia Compendinm geblieben sei. Es folgt S. XVII. 'Ale- 
xander, der bei Photius hibl. cod^lBS' so wohl als auch het Tzetsea 
Chil. 7, 144. p. 645. als Paradoxograph erwähnt wird« Der Scrtpfor ämony* 
rotfsder d-avfieetav 0vvaytoyij, welche Sopater nach Photius ftJ6I. eod. lÖl 
excerpirte. Anthemius Tralliaaus S; XVIII fg. der bekannte 
Architekt (starb nach' Chr. 534.) , der wegen des Werkes mgl naQ»-» 
Sp^tov^ firjx«vr}iicitaiv hierher gehört. Antigonus Üarystiiis S» 
XIX fg. deesön Zeitalter genauer bestimmt und d«tsen Werk tcto(fi6ip 
naQadoioav avvotymy^ gehörig gewürdigt wird^ Sodann wird über A pol- 
lo nius und seine tatö^tat d'ccvftdauci S. XXfgg. gesprochen, ohne data 
•Ich der gelehrte Verf. für einen bestimmten Apolloniasxa entscheiden 



Schnl^ B. UDirerfi(atsnac]inr.y BefMerr. u. XliwiiWMigttiigeB. 467 

wogt, ia der Angibeaca wenige sind. Es folgt <lrcli «laus Aen 
g y p t i a 4 8« XXII fgg. Aristocles, der ia's dritte Jahrb. aach Chr« 
gesetzt wird, sodann iiaodeU der Ilr/Verf. aber die dem Aristote« 
les beigelegte Scbrirt ars^l e^etvfmeit^v aMWf^tmr S. XXV— XXVUIt 
wovon wir- schon oben>das Resultat angegeben haben; über Bot «a 
llfendesi«is oder Democrit ens WinI S. XXVIII fg. gehandett, nbef 
Dam/isclns S. XXIX., über Diophaaes Nlcaeana S. XXIX fg« 
Ueber Epliorus, dessen Ifamen mit Uareeht hierher geaogea sei, S* 
XXX., ober 'Isigonns Nicaeaus ebendaselbst, Aber Lysina«* 
chns Alexandrinus S. XXX fg., über Monimas S. XXXI., ober 
Myrsilus Lesbius S. XXXI fg., Nicolans Damaseenas 8» 
XXXII Fg., NymphodornsSyracnsanus S.XXXIU.XXXV^iiber 
Philo Heracleota S. XXXVI , aber Philo stephanus Gyre« 
naeus S. XXXVI fg., uberPhlegon T'ralliaans S. XXXVII-« 
XLII.9 über Po lern o Periegeta 8. XLII fg.^, aber Pratagorma 
Periegeta 8. Xlilll., aber Michael Pse lins & XLIII. XLTIII.«> 
über Ptoleniaeus Hephnestionis f. (oder Heph^esiiea), nit deaa 
Beinamen Chennns S. XLVIII fg., aber Sotion 8. XUX f^. Ceba« 
Theopompns spricht der Hr. Verf. 8. L — LH. und besiimmt eich 
dahin, dass die von ihm erwähnte Schrift ^avfiaamv nichts anderes alt 
ein AnSzng ans seinem grosseren Geschichts werke sei , von eiaeai spa« 
teren Si^ribenten verfasst ; endlich folgt Tr o p hi 1 u s 8. LH. wegen der 
bei Stobaens ^ erwähnten üwaymy^ i%ovGpMxtay ^avpLudimv» Zum 
Schlusi^e- erwähnt Hr. W. noch , dass dieselbe scfariftstellerischa Tha- 
tigbeit Von dtfen Gri<*chen aach zu den Lateinern übergegangen sei and 
verweist wegen der Terschiedenen Vt^erbe de . admirtmdiB aaf Varro^ 
Cicero, C. Epldius Rhetor. Die Reichhaltigkeit sowohl den 
eigeotlichen Stoffes des Buches, als aach der von dem Um. Verf. hia- 
sngefogten gelehrten Abhandlungen wird Jedermann leicht aas paserat 
kurzen Berichte ersehen; und Ref. hat nur noch den Wunsch lilnaaaa<«. 
fngen, dast der Hr. Verf. das, wozu er berselaen Erörterungen selbst 
liie und da Hoffnung machte recht bald dem grösseren Pubficum be- 
kannt machen möge. Die Ausstattung des Buches, wofür der waekera 
Bruder des Hrn. Verf. Georg Westermaan s« Braunschweig 8orga 
trug, ist wahrhaft glänzend an nennen. Drackfehler sind ans nur 
sehr wenige, wie p. XLI. ofxo« statt olx^i, p« 159, 26. i4f9(<p9'ai statt 
iif^itpd'aif aafgestossen. '^ {B. K.] 



Schul- und Umversitätsnachrichten, Befördenuigeii und 
Ehrenbezeigungen. 

Ann ABBBO. Das am 81. October 1839 in dasiger Stadt begaagaaa 
Fest des dritten Jubiläums der Einfuhrung der KirchenTerbesserung 
[?gl. NJbb. XXVI, 226.] ist von dem 8tadtrath und der Bnrgersahaft 
noch betoaders durch ErrichUmg einer Arbeäseehule für \>eria$$€ne düif-j 

30* 



4fi8 Selial- mni UaiTertUmtsnaehricbtaB, 

ifg^e JElfuIer aotgezeiehhel und durch tie einblmbendef Aii4«ttVea a« 
da« Fest gestiftet worden. Das Gymnasiiiin hat an dem Feste aester 
der oatdrlichen Theilnabpne , welche die Icirchliche Feier herheifuhrt^, 
BÖch den besonderen für die Gymnasien 'Sachsens damals angeordneten 
Ant|ieil genommen, das« Tags verlier in dem festlich ge^cfamäekten 
Betsaale desselben eine entsprechende Vorfeier von den Lehrern und 
Schülern gehalten wnrde , and dass die GyiRnasiasten den Hanptfest- 
tag mit einem soleni|en Faclielau^ beschlossen. Die bei dieser Vorfeier 
gehaltene Festrede nun istvorkürsem unter folgendem Titel: Festrede 
heim dritten Üeformaiiong - Jubiläum, der Stadt Awiaherg im Gymnaeium 
da$elb»t am 30. Oet. 1839 gehalten und zum Be$ten der an dem Feste 
welbit ebenda feierlichst gegründeten Arbeitsschule für arme Kinder her- 
ausgegeben von Aug. fVilh. Manltius^ Subrector am Gymnas. [Anna* 
berg bei Rndolpli et Dieterici. 23 S. 8. geh. 2 Gr.] heransgegeben und 
der Erkrag derselben , wie schon der Titel sagt , zum Besten der nen- 
errichteten Arbeitsschule bestimmt worden. Schon um dieses edlen 
Zwecke« willen erlaubt sich Ref. auf diese Rede besonders aufmerksam 
an machen , darf aber auch noch hinzusetzen , dass sie eben so 8<?hr 
wegen ihres Inhalts und wegen der frommen und beredten Wärme, 
womit der Redner die Bedeutung des Festes seinen Znhurern auseinan- 
dergesetzt und ans Hera gelegt hat, eine weitere und allgemeinere 
Beachtnng verdient« Inhalt und Darstellungsform derselben erkennt 
man aus folgender Ankündigung ihres Themas, welche wir hier wort- 
lich ausheben. „Indem ich e« also übernehme, in dieser Versamm- 
liing der Ausleger der gemeinschaftlichen Gefühle zu sein , darf 
Ich die fromme Freude, welche dieses Fest von selbst in Ihnen her- 
¥orgebraeht hat, nicht erst durch meine Rede erwecken und anregen 
wollen« Zweckmässiger scheint es , auf den hohen Werth dieser Freode 
aufmerksam an machen ; heilsamer kann es , zumal im Kreise dieser 
Jünglinge werden , die Beziehung darzustellen , in welcher die Frende 
dieser Tage zu unserem Herzen steht und stehen soll. Denn davoo 
hangt ja doch zuletzt seine würdige Feier und sein ganzer Segen ab, 
das« die frohen Empfindungen, von denen wir uns bewegt fühlen, an« 
der rechten Quelle hervorgehen uiid dass wir die Folgen zur Wirklich- 
keit bringe^ , welche die Freude dieser Tage in unsern Seelen haben 
«oll* Fon der hohen Bedeutung der heutigen Festfeier für unser Herz 
lassen Sie mich daher einige herzliche Worte jetzt'zu Ihnen reden. 
Die Bedeutung der Freude für unser Herz ist allemal um «o hüher, 

vdie Wichtigkeit der frohen Festfeier für unsern Gemüthsznstand um so 
grosser, je ehrenvoller auf der einen Seite schon die Aufschlnsse «ind, 

. die wir dabei über unser. Herz erhalten , d. h. jemehr dabei da« Be- 
wnsstseln der edlen, sittlich guten Gesinnung in uns erwacht, und 
je mehr Gewinn auf der andern Seite sich für die Vervollkommnung 
irasere« Herzen« davonziehen lässt, d. h. je besser uad lebenskräftiger 
wir dadurch werden. In beiden Beziehungen aber mos« die Freude 
die«er Tage eine sehr hohe Bedeutung für nn«er Herz haben; jA eine 
wdfdigere, eke «egeii«vollera kann e« wohl kaum geben« ^ Si« Art 



BeforderoageB ünä £1ireab«i«igiiageB. 469 

vns Damlicli, io^em sie ein ginttige» Zeugniuf^ unter Htrz ans giebt, 
denn 9UUi eine Frtude über die Hoheit des mensthlicken Geitiee^ fine 
Freude über die köeksien Güter dietes Lehens , ejne Freude endlicl» liAer 
die Grö$$e göitdeher Huld und Gnade ^ die nnser .Vaterland drei Jabrit. 
hiodarcb eo reichlich gesegnet hat« ^ Aber sie hegeisteri oas auch , sia 
bringt ans aaeh Gewinn für die yervoUkommnung 'uneere Heriem»\ >dena 
•ierv/t die edeUten FmisehlüMe^ die wir je gelaeet^ aiil neuer ^ hoherär 
Kraft in unter' Herz ^ nnd erfüllt uns durefa die Nahrang, die sie unserm 
Gtonfren gicbt , mit Hoffnungen ^ die nnsern Mutb aber alle Bodriog^ 
BISS» der Zeit eriieben. ^ Eine recht schöne nl^ angenehme Zugabd 
Btt dieser Rede ist ein S. 21>^— 23 abg'edraclites Facicellied , welches der 
geniale Prof. Walser 18^7 ebenfalls 'aar Jubelfeier der'^Reforaiatton fir 
Aie Scbfiler der Färstenschale fn Meissen für einen damals gehalfoBea 
Fackelaog gedichtet hatte und welches die Annaberger Gymnasiastea 
am Schlüsse ihres Fackelauges sangen. Es ist ein IcraftTaller nnd feier- 
licher Lobgesang auf Luther und auf die Heformatioa« Eine geschieht^ 
liehe Eittleilung aber die Einfuhrung der Reforma^u in Annabarg, 
laelche Hr. Snbrector JMonttius jener Festrede vorausschicken wollte, 
ist au einer, besonderen, umfassenden Schrift angewachsen and unter 
folgendem Titel erschienen: Die Katfühmug der Reformation in Anua"^ 
borg» Ein Gemälde de» kirchlieken Lebens zu. Luthers Zeit^ dargestelH' 
Sind durch die Lehre vom Jblusse vermssekauUphit von Aug^ IVilhm JUa* 
nitlus» [Nebst sechs Ablassbriefen und dena Bildnisse des grossten Ab^ 
lassbrftmers Jeh. Tetaol. Annaberg, bei Rudolph und Dioterici. 1840^ 
VIund95S.gr. 8.19 Gr.] äie ist mindor eine Geschichte der Eiu^ . 
f uhrnng der Reformation in Annaberg als vielmehr eine detaillirte Ge-» 
aehichte der Entstehung und Ausbildung des Ablasswesens « und des aa 
Anfange des 16. Jahrh. in Sachsen eingerissenen höchsten Unfugs uat 
demselben , welche dann in eine specielle Darlegung der roa Tetael ge« 
triebenen Ablasskräraerei , dessen langen Anfeothatt In Ann^berg und 
dessen unwillkürliches Einwirken auf das Hervortreten der Reformatioa 
übergeht, und so wieder mit der eigentlichen Reformationagesahichta 
Annabergs in Verbindung tritt/ Der Verf. hat mit aasserordentlichem 
Fleisse einen sehr grossen ^Vorrath von ganz speciellen SE^chrichtea 
Aber die Reliqulenkrämerei und über den Ablassverkanf der katholi« ' 
achen Kirche , über das Treibea der Ablasskr&mer^, besonders Tetseja, 
und nber Form, Inhalt und Kaufbedtagungen der Ablassbriefc zusam^« 
mengebracht und sie so geschickt au efner zusammenhangendea nad le<* 
bändigen Darstellung vereinigt , dass seine Schrift eben so eine adbr 
aebatzbare Quellenschrift über das Ablasswesea, wie ein angenehmes nnd 
belehrendes Lisseboch geworden ist,welohe8 eben so in Vieler Hände, «i* 
namentlich anch in die der Zöglinge in protestantischen Gelehrtensehulen 
zu kommen verdient. Far Geschichtsforscher sind^usser dem für das Ab- 
iasswesen gesamraeKen Material noch einige Specialerorternngen, z. B. 
über das Leben von Frierfr. Myconlns, überHie Regierongsverhaltnlss« 
der sichsisdien Länder im Zeitalter der Befornsation, über Ablassprivlla« 
giea, Batterbnefe a. »• w.» von besonderer Bedeutsamkeit. [J.] 



470 ««hvl* «adlDaiMvsUiCf »»iliiicIiteBy 

BifniACB. Dm Üttjßhnge Pc^gnoMi Cihrt iea Titd: Jdreflc* 
rMC 9her dü$ €ro$9ken0^9ke GymnoBiMm am Riummth^ wemU am de» 
Mi*6., f., a> «Ml 11. AprU SUiifi»d€nienS€kMlf€i€rii€hkeiUa thdadti der 
Dinetür dn GjMuftiinM Dr. Karl Hermann FmnkkämA> Vorams gebt 
ewL H^eMeaharmii, PkU, DeeL G$mM»ii Pre^.y LeeÜümamLivimnmrmm 
FMiealm IL Eimmaek IftM. Gedr. U der priv.'Baekdrmekerei da$MeL^ 
» S. 4. Die wiiMStdMUidie AbluMdl«ng de« Hern Prof. Dr. WeU- 
MBiMn (14 8t) biMet dto swcilea Tbeil der frnber ebenfelU eJU Pro- 
gnuMi beraefgegebeBeo Lectt. Liv. Parlieele L ned entbeU wie jene 
kfitfidbe Benerkoegen sm eiser Aot«hl • Stelien dee LWiiWy die der 
Verf. Ikeile gegea Ceigecterea aederer GolebcCea m ▼eriheidigee, th«ile 
we UM '^ie baodMhrIftlicbeB Letarten eicbl putesd liiid.ricblig er- 
fcbeiaeo « darcb eigene VemaftbaBgen se TerbeMern Mebt. £< ui 
diete Schrift wiederam eie tebr »ebätseeswcrtber Bettreg snr Kritiic 
mid Erfcl&niBg^det Lirfos, um den fich der Verf. tchim rielCache Ver- 
dieMle erwerbes bat; und tie verdient im beiiett Grade die Beacbtaag 
■lier derer, wekbe dietem Hittorilcer ein genaoeree aad 'tergfaltigeref 
Stvdiam gewidmet habea. Der bleiae Baam , den na» dieie BläUer 
snr Aaaeige gettaMen^ verbietet an«, den reicbea Inlwlt diwev Leelio« 
set aoHfiliriieher danulegen, xomal da neben deBJeaigeD Stellen, de- 
ssen der Verf. eiae aoffabrlicbere Beliandlong bat an Theil. werden 
lamen, neeh viele aadeta nebenbei, nameallieb in mehrem gröMera 
Anlnerkangen betproeben werden. Wir »iiMen ans begangen , hier 
nur diejenigen Steilen fcnra aniiigeben , die genwier und weitünftiger 
behaadelt find. Lib. XLIV, 48, a wird die Lesart dert Wieaer Hand 
iebrift oners/esta» gegea KrejrttSg, der opers feeemm. beibebalten hat« 
nad ardeaUbne gegen die von Bebker anfgedbmmene Gefljeetar arentltet 
vevtlieldigt. in IIb. 45$ S7, 9. wird l>fattae^e templum gegen Krey». 
•igs Vermothtiug Diaaaeqae feaipie dem Zaaammenbange nach geredit* 
fertigt nad die von Krejmig erhobenen •praclUichea Bedenken . anr&ck- 
gewietea. Der Verf. nimmt hier selir richtig das Sdiema unQ itoipaO 
aa, so» dass fsaipliila deshalb geselat Ist, weilliivins ans dem voran- 
. gehenden Verbnm fn^ieU noch elaen . Begriff wie adit oder petit im 
Siade hatte. Eine sehr gnte Eiblarnag «chntst ferjier gegea mehr* 
faehe Coajectnren die Stelle ans lib.- 41, 2S5, 7. Philipp ging nämlich 
»lebt persdniieh, wie aadere Erklärer hier gemeint .habetf, die hier 
arwihttten Staaten am ihre Gnnst^oad Freundschaft «n, seadera er 
■oehte sidi dieselbe la verschaffen^ Indem er eat Isgoles oat litcros dl- 
wäeU. Die Part, sed, welche maa am Aefange* dieses Sataes vermiseen 
kdnstey wird biafig voa Llvlas aaf diese Weise ansgehusen. Den Wor- 
hemrnon ftfataim entsprechen aber im Folgenden die Worte cmn ^cAneo- 
ffuito OMurlme ete. , welche der Schriftsteller, theib am -den Gedanken, 
dass Philipp viel- an der Vreood«chaft der Aeliaer gelegen war, nach- 
droeklicher bervortnheben , tbells bdch dafch die verbergehenden 
Zwisehensitaedaaa veranlasst, in iTeranderter ConstrnctioQ hinaagerfigt 
hat Aaf gleiche Weise wird eine ahnliehe Stelle Üb. 45, 88, 4. ge- 
«etdiffbrtigt Nachdem hier Hr. W. mehrere anaolhige VerbfMserangs- 



Befiriernagea uuä Eiiveiibes^ig angen* 471 

Tortchlage k«rs sariickgewiesen bat , erklärt er 'sehr pasiend die voa 
Kreyssig aofgenommene Letfarl nom imitic ta hoc PfftiUi, bemerkt jedodi, 
4a9f das vea K. geMtste ta nur daaa so billigen sei, weaa es aof^ 
Imndftcbriftli'cber Aoctoritat beruhe ,, da ee an and für aich wobl ent* 
behrt.vefden könne, lieber üb« 44, 25, 1. Eumen^s neque favH ejdo» 
riofi FerMei — Bvm^nu viwrus fuerit, welcbe .den Erklärern seit 
Daker vielfacbeo. Anstoss erregt and Veranlassung zu Gonjecturen ge- 
geben bat,, spriebt der Verf. p. 5. also:, „fi ipsarnra .sententiarnm ra- 
tionem considei^mns, facUe apparet, non niagis patecnas ini^icittaf, 
qaain ipsorum regam adia verant causam esse cur .Gnmeoes ?incere 
Perseum noluerit-, qnae non tarn Iioc efficiant , quam ad beUn^i gerea- 
dam impellant, at.ita Livius L 42« 18, 4. et ibid. ^, 1. Quod cum Li- 
Fins sensisset^ et proximam veraroque invidiae. causam aemnlationeoi 
f ttlsse perspexisset , qno gravios quoqae majore cum vi eam sententiam 
ezprimeret » novb quasi iropeta capto addere quam cum antecedentiboa^ 
a quibus re -ipsa sant separata, coqjangere malnit Itaque boe fera 
lavint dicit: ai qais cnuaam, cur Persei v|otoriae Pergameaus rez noa 
faverll, quaerere velit noa opus esse eam a palernis ialipieillis r^peteri^ 
j6om ipsorum. regnm an iaios. od ioifi attmulaverii vebfinentisidmom ; vor 
xam aatam causam invidiae fuis^f^ a^mulationem./' Die Kurze der Rede 
und den .llpngel 4(|r Kopojlatiy - |*^tikai belegt 4*' Verf.. miintehrera 
aadern Beispielea« AaffäUiger konntet^ meiat er, die fehlende Kopi^bi 
aein. Und -obschpn er auch hier mehrere Belegstellen anführt , in 
üeaen sie ebeafälls ausgelassen .ist, ao ist CiV .dach ojkshl abgeneigt ein 
erat avitchen die Worte ea f^gam ^einaüaetaen. — r Die .jStelle aus lib> 
.82, <^,..6i.,. wo Groaav dan Grund, weshalb die Unterredung uagem 
jiagestaadaa »worden sei, verroi6«t und deshalb ul noa groi^ote au 
achreibea vorschlug, wird so erklärt» ^lAnifi» nan tarn c^r ^^ravate 
xooaesaerit eoUoqaiain iigaificasse, quam., cpm proptsr ahira quae iar 
terposuit verba ab lachoata aeotenljadjseesyssei,. eaai .causam y;proftar 
quam permleerit colloqalom, reddidissa.pnlaadui .aat.'* Gegen Qro- 
aavs Coajectnr wird noch beaMrkt^ daaa Uß gegen den Sprachga- 
.braacb des Livins sei, der nicht nen^soadcvra haud mh gravaU uad 
gravottai au verbinden pflege. — In lib« 3, 5^ 8. wird aa^ dem cod. 
Aarlej. 2. and Paiat« 2. 9«ia coaipn^ti aa'itat^ar Volgata cma -eompulss 
Ell schreiben. vorgi^ffcfaUgen« Von.p« 7 aa lolgoa mehr^^' SteUaa^ die 
.dem' Verf. theils durch, Vl^eglaisaag» theU^s 4arch Hipaafv^aDg der Na- 
-gation verdorben erscbeinen. In üb. 42, 82, 3. wird das von. mehrero 
Heinusgebern. verdächtigte und voa Bekker aioge^Iaiumj^r:^?. non ge- 
aehotat uad erklärt; in i» ßOt 4(K» 3, daa neuerdings y^ Alsehefski vor- 
.gifscblagene ftänd |Mnrva8arncl^W#a«ea,. uadin.l. .4^,. 36, 1. Kreyssige 
Verbesserung haud fuinquam gegen Bekker, der nach Sigonins; e|n aec 
einschob , gebilligt. Es folgen nmi eigene Conjecturen des Verf. In 
IIb. 42, 64, 1« schlägt er vor: non uislitit oppugnaCieat easirorum, 42, 
5, 6. wird nach der haadschnftUchan Lesart non o^^ta 99M verbessert: 
non n^jecti esre. 40, 49, 6. -vermutliet er : -nb eo ae $ibi Ueeret ae suis 
vtvere, and 28,24,10, will er geschrieben, wi^sea: /orina tamea — consio' 



472 Sehal- ubiI Ualffivtiimff naelirtehtea» 



I 



hat nna ea re^ guod, fritoiot ntlif^rey ef — «n^franl, et — - pefetoif* 
Sehr leicht nnd fchon ist die CoDJector so 42, 88,1», nach welcher an* 
statt Uberatis ah se Maeedomhui so lo schreiben Ist : vi Uheraiig ah se- 
natu Maeedambus, Aof ahnliche Weise werden die Worte ia 45, 12, 4, 
tabeüßs et PopilUu$ Ktiptum kahenten iradii nach Pol^hinp 29, 11, 2., 
woher Livius seine Ertahlnog genommen, so verbetsert: fafretfos es 
^piiUvM SC, (i. e. senatasconialtum) sariptifm habenteB iradiü lib. 44, 
48, 5. schlagt er so zn sehreiben vor : res ad mediam ferme^ nodem et 
errore et varih difßeuUatihua viae vexaiws in regiam mgrenut est. sni 
Per$eOf qm Pettae praeeront, £d<aets« ISucttts^ue et regit pneri praesto 
eront. . lib« 44, 22, 2« Termutliet er nach Plntarch yit. Aem. c 10. eiim 
out compttlstis esseai ad petitionem consttlotus , aut etc. 44, 83, 4. oil. 
eontemplandas trannius ett progrenM. 45, 22, 8. ^alii ejedt (vel espulst) 
aUi inierfeeli reguü. 42, ^7, 2. wird anstatt ainicitiae enm habere Vor- 
geschlagen : amicitiae cum p. R. i. e. popnlo Romano. Cnm scheint 
.bierhandscbrirUicbe Lesart zu sein. 45, 15, 1« billigt Hr. W. anTör- 
derst Kreyssigs Conjectnr ex se natos , and im Folgenden verbessert 
er: censendt f so ist an lesen; censentl ist Drackfehler.) ibi jas factam 
est. Zuletzt wird noch eine schon frfiher behandelte Stelle 23, %,^ S. 
■ach handschriftlichen Andeutnngen so corrigirt : eodem ex Junii dietm* 
torU legi&nihu». Wir haben hier nnr einen sehr kleinen Theil der i« 
diesem Programm behandelten Stellen angeführt. Allein schon dieae 
wenigen aeigen faialängllch die innige Vertrautheit des Verf. mit der 
Denk - und Redeweise seines Schriftstellers und lassen nnr das au wün- 
schen übrig , dass Hr. W. recht bald die Freunde des Lirius wieder mit 
ähnlidien Beitragen beschenken möge. — D'n vom Director Dr. JFVidb- 
hänel hinaogefugten Schulnachrichten beliehen Sich auf die Lehrvei^ 
Fassung , die wichtigsten Verordnungen und Bekanntmachungen der 
hohen Behörden , die Uiiterstützungen und Belohnungen einaelaer 
^chnler, den Lehrapparat uad die Chronik des Gymnasiums' im Sehnl- 
Jahre 1839 bis 1840.^ Der Stundenplan hat nach diesen Mitthailnngea 
einige Verinderuagen eriitten. In Prima ist die doppelte Abtheiluag 
für den griechischen Dichter weggefallen; die Iliade, welche bis da- 
hin die aweite Abtheilung der Prima gelesen hatte , ist in 4ia Secunda, 
und aus dieser die Odyss^ in die Tertia gebracht worden« In Quinta 
Ist der Famulus als Rechnenlehrer weggefallen. Dafür bat der Prof. 
Dr. Mahr den ganten inathemafischea Unterricht auch in Quinta über- 
nommen« Das Verlmitniss der Stundenzaltl, in welchem die altclassi- 
schen Studien an den gemeinnützigen Fächern, der Geschichte , Geo- 
graphie, Mathematik und Physik, deutschen Sprache, Religion q.s.w. 
in den einzelnen Glassen stehen , tjrhellt am besten aus folgeadec Uo- 
bersicht und Zusakmenstellnnjg: 

I. n. in. IV. V. 

Lateinisdi 10, 10, 9, 9, 8 

Griechisch e, 6, 7, 6, 5 

Hebräisch 2, 1^ —, — , — 

Dentsefa 2^ 2, 2, »8, 4 



Befir4ervBg«a Hai Skr«abei«ig«ageB. 473 

I. n. in, IV. V. 

Beli^oA 2, ^ 2, 8 

. Geschichte 2^ ^2, 2, 2, 2 

LtteratargMcli.(alte) "^iT" — • — » — 
Geognphio --, — , 2, 2, 2 

Madicvatik 4, 4, 8. 8^ 8 

Physik 1, 1, -- 

NaftaririiDde — , — , — , — , 1 

Ksttigniifahi — , — , 1, 2, 2 

Aosserdem werden woclienClich Doch 4 Standen Geganganlerricht vom 
MngikdirecUir' IfttAm^teJl erlheilt; in 2 St. für Männerstimmen , 'AU 
ond Sopran und in 2 für die noch angeubten Schüler, — Das Gymna- 
sium geniessft fortwährend die erfreulichste Fürsorge der hohen und 
höchsten Behörden, und Se. König!. Hoheit der Grosshersog haben 
vor karten gestaltet 9 dass demselben der Name Carole - Fridericianum 
beigelegt werde. Der Programmentansch ist mit dem Königreich 
Prenssen, den sachsischen Ländern, Karhessen und den Furstenthü- 
mem Renss und Schwarzenbnrg bewirbt worden. Für die Theilnahine 
an der Innern and änssem Organisation der Anstalt sengen auch die 
Verordnangen über Stipendienvertheilang, frans. Sprachunterricht 
und Maturitätsprüfung. Die Lehrmittel, Bibliothek and phjsikalU 
scher Apparat, sind ansehnlich vermehrt, und es ist die Hoffnung ge- 
geben, dass bald auch swecicmässige Räume sur Aufstellung des 
letztern and für den physikalischen Unterricht eingerichtet werden. 
Von dem anf Aotrag des Staatsministeriums vom Landtage neu TerwiN 
ligten Zuschüsse ?on 700 Rthlr. sind der Gehalt der Professoren Dr. 
Hetn und Dr. Mahr um ein Bedeutendes erhöht und auch dem Director, 
den4 Professoren Briegleh und Dr. ^eissenfrom BesMungssulagen ge- 
währt worden. Ferner ist verordnet , dass von diesem Zuschüsse we- 
nigstens 50 äthlr. jährlich für die Bibliothelc verwendet werden sollen, 
— Ein ehrenvolles Zeichen der Anerkennung erhielten ferner die Pro- 
fessoren tVeiasenbom und Mahr^ denen die philosophische Facultät der 
Universität Jena das Doetor • Diplom honoriü causa übersendete. — Die 
Scbülersahl betrug am Schlüsse des vorigen Schuljahres 111. Zu 
Ostern 1839 wurden 21 angemeldei und geprüft und 10 davon aufge- 
nommen. Zu Michaelis wurden von 8 Aogemeldeien 7 reclpirt. Da- 
gegen haben bis Ostern 1840 das Gymnasium 45 verlassen , darunter 
einige wegen Unfleisses oder aus andern Gründen dazu veranlasst. 
Der Cötus bestand daher am Schlüsse des jetzigen Schuljahres ans 88 
Schülern; davon sind 2 vor Eröffnung des neuen noch abgegangen. 
Za diesen sind von 17 zur Prüfung Angemeldeten 15 aufgeoommen 
worden; I iir Prima, 5 in Quarta, 9 in Quinta. So besteht der Cötas 
jetzt aus 96 Schülern, als: 15 in Prima, 15 In Secuoda, 16 in Ter- 
tia, 25 in Quarta and 25 in Quinta. [EJ 



474 Schal- ond ÜBiY»rtittltiia»1irlclit«B| 

FiUEiBEBfl. Bas im Mai diiMM Jahres aar EckhardUdiea nod 
Tanteschen Gedäditoissfeier herausgegebeae JahrMprograoftm des da- 
»igen Gjinnaaliiins enthält vor den Schiilnachrichten eine Abhandiang 
üeber die Anregung und J^ege de» Geistes des Frotestantismus in den 
Gymnasien y eine jiussichi der hökeren Pädagogik ^ dargelegt von M. Ad, 
Ed Pfolss, Religionslehrer nnd Ooll. V. [Freiberg ISIO 26 (31) S. 4.} 
deren Verf. den Geist des Protestantisrons ah diejenige Denkart be- 
Belehnet , welche den Lehren nnd Grnndsätxe^ des Chrisientbums als 
der wahren Religion entspricht, und nan nachsnweii»en suefat, wie 
diese Denkart in den Schulern des Gymnasiums darob Lehre, Zucht, 
und Beispiel der Lehrer erweckt und gepflegt werden k^ne. Bei der 
Lehre hat derselbe nieht blos den Religionsunterricht und die. in den 
Schulen vorkoiniuenden besonderen Andachtsäbungen für religiöse Er- 
bauung, z.. B. die Vorbereitung auf die Beichte und das heil. Aliend- 
mahl , besondere Schnlfeierliclikeiten und Kireheabesuch , ausführlich 
besprochen , sondern auch über die Behandlung anderer Lebrgegen* 
stände, wie der classischen , der deutschen und der französischea 
Sprache, der Geschichte und Matheraatik, der Gesang- and Zeichen« 
honst und' der Gyranastik seine StiRmie abgegeben, aber diese Erör- 
terungen insgesamnit vorherrsohend in allgemeiner Theorie und An- 
deutung' des Nutzens dieser Uoterrichtsgegenstände gehalten. Das 
Gymaasium war am Ende des Jahres 1838 von IIS, am £ade des 
Jahres 1839 von 120 Schülern besucht and bat im letztgenannten Jahre 
7 Schüler [1 mit der ersten, 4 mit der aweiten nnd 2 »it der dritten 
vwissenschaftlichen Censnr] and au Ostern dieses Jahres 5 Schüler [3 mit 
dcf ersten und 2 mit der zweitea und dritten »Censur de^ Reife] zur 
Universität entlassen. Das Lebrerpersoial ist unverändert geblieben 
und auch der Lehrplan hat nur ausserwesentliobe VerändcritngeB 
erfahren. 

HiLDE$]iBiM, Am dasigen Gymnasium Andreanom ist der Qber-> 
t lehrer der Matheraatik und Naturwissenschaften Dr. .Ferd. Aug, Mtth^ 
lert (geb. zu Guttingen 1778, seit 1809 Lehrer in Wiborg und seit 1815 
Lehrer am Andreanum zu Hilde&heim) wegen geschwächter Gesund- 
heit mit Pension in den Ruhestand -versetzt, and sein Naehkilger de« 
Ifchrer Dr. Hartmann vom Gymnasium in Aurich geworden. Die übri- 
gen Lehrer des Andreannms sind: der Director WilK Sam» GoUlieb 
Lipsius (geh, in Liebenrode 1786, am Andreanum seit 1810, seit 18^-1 
Director), der Reotor Dr. Aug. Ludolph Stmder (geb. In Hildesheioi 
1788, am Andreanum seit 1809), der Conrcctor De, Joh. Friedr: Schrö^ 
der (geb. in Burgel 1789, seit 1816 Lehrer an der Stiftsschule in Z^eit«, 
seit 1824 in Hildesheim) , die Subrectoren Dr. iCarl Friedr. Ludw. Lie^ 
6att (geb. in Qiiedliobnrg 1794, seit 1824 am Andreanum) und Georg 
Heinr, Hennecke (geb. in Hildesheim 1783 ,^ seijt 1815 am Andreanum), 
der Oberlehrer Dr. . Ludw. Adolph Pacht (geb. in Hameln 1801 , wurde 
1823 Lehrer am Lycetam In Hannover, 1824 am Andreanum in Hildes- 
heim), die'Ciillaborntorea Karl Heinr, Herrn» Sonne (geb. in Ilfetd 
1808, seit 1838 am Audroanuni), Dr« GusU Ferd, Bt^el (geb. ia Goth» 



^ B,«l$rderang^p und J^brenlieseigungen» 475 

)S14, seit 1834 am Aiidr«apnin) und Phil. ^nt. Sehald (gob. in Hildes- 
Jusini 1804 , wurde 182Ü Lehrer am Carol. in Oünabrück , iind 1831 in 
Hildeiheim), der Musikdireötor Georg Friedr, Bischoff ^ der Schreib- 
lebrer Huiu^maun mid die Ilnlfslchrer JViUerding ond Zillmann, 

Lbifzio, Die beiden hiesigen Gulelirteoscbalen varen Ter Ostern 

\184Q am .Scbluss des SebuJjubres zusaniraen von 28t Schülern, näm- 
lich die Thomasschale von 192 und die Kicolaisclmle von 95 Schälern 
.besucht, und die erstere hatte während des Schuljahres 15 Schüler [4 
mit dem ersten t 9 n^it dem zweiten und 2 mit dem dritten Zeugniss 
.der Beile] , die letztere 14 Schüler [5 mit dem ersten , 7 mit dem xwei- 
ten und 2 mit dem dritten Zeugniss] zur Universität entlassen. Das 
.Lehrerpersonal der.ersterep ist unverändert geblieben, aus dem Lehrcr- 
«ipljegium der letstern aber am Schluss des Schuljahrs der seit 0»tern 

*:1838 als aweiter Lehrer der Mathematik, provisorisch angestellte M. 
Herrn. Theod^ ifii/ine geschieden , um als Adjuoct für die Mathematik 
.an das Gymnasium in Go^tba zu gehen. Sein Nachfolger ist der Cnp" 
didat M. ÜCart IHlh. Herrn, Brandes (Sohn des bekannten Physikers 
Aud "gewesenen Professors d^r Physik an hiesiger Univcr»ität) gewoc^ 
den. Den Rcctor der Thomasschule M. Gottfr. Slallbaum hat das 
känigl. Ministerliim. des C|il|us und der Unterrichtsangelegenheiten aus 
freiem Antriebe und in der Form einer besonderen Auszeichnung zuip 
IMSserordentlicheD Professor in der philosophischen Facultät der Uni- 
.▼eraität i^rnannt. Das von demselben zum Schluss des Schuljahres 
Jieransgegebepie Programm [Leipzig 1840« 50 (32) S. 8.] enthält vor 
.den Seh nln^ch richten : .De instauratione saerorum per Lutherum facta 
viUio civilis emendatrice oratio » d. i. die lateinische. Festrede , welche er 
.sur Feier, des. dritten Jubiläums der^ Einführung der Kirchenverbe§^e- 
jrang in Leipzig in der Schule gehalten hatte, vgl. NJbb. XXVi, 227. 
£ben so hat der Rector der Kicolaischiile, Prof. M. Karl Friedr. Aug. 
Nohhe in dem diesjährigen Progran^m derselben [1840. 86 S. 8J S. 
18 — r 29 die von ihm. bei derselben Festfeier gehaltene 'deutsche Jubel- 
rede , und S. 80 — 36 vier. im Namen der Schule bei verschiedenen 
Veranlassungen gemachte lateinische Gedichte herausgegeben, von denen 
swel auch von einer deutschen Uebersetznng begleitet sind. Del der 
höhere^ Bürgerschule hat der Dire'ctor Dr. Vogel zu Ostern dieses 
Jahres wiederum Nßchrichten von dem^ Bestehen und der Jt^rksamheit 
Jerselben in dem Jabresprogramm. [32 $. 4.] bpkann,t gemacht, und 
.darin eben so die im verflossenen Schuljahr erfolgte Erweiterung des 
Bürgerschulwesens der Stadt durch die am 1. Dec. 1839 eröfl'nete 
.zweite Bürgerschula und dessen gegenwärtige. Gliederung in zwei Ar- 
menschulen ,. zwei Freiscliulcn 9 zwei allgemeine Bürgerschulen und 
eine Bealschule besprochen , wia aber den Zustand der drei letzteren, 
unter seinem Diroctorat stehenden Anstalten, sich verbreitet. Eine wis-^ 
senschuftliche Abhandlung. . ist diesen Nachrichten nicht beigegeben, 
weil dieselbe erst aura Jahrestage der zweiten Bürgerschule als Pro* 
griimm ausgegeben werden soll. Beiläufig erwähnen wir aber hier 
eine ven demselben Gelehrten^ vor kurzem herausgegebene wistcn- 



476 Schul- »nd UniTer tllitiBAelirtclt«!!, 

^ - . ^•' 

flidtertliclie AlihandtoDg, nSoilich 4i9 als VönH»rl i» d«ni ki Pefth bei 
Uiirtleben erschienenen naiwrhiHMrischen Biidersaai« bekannt gemadileii 
U^nke über die richtige Bfshandlungsweise des mHwrhiHoruchen C/^femeftto 
in Schulen^ WfM*io er die Bntwiekehieg^ on<} Forthildong^ der Nftturfer- 
ichnng snr Wkseiiathaft ond ihre bi«berige Benntinng und Behaedlniig 
im Schttlunlerrieht grtt kiit^er aber klarer Uebersfchttichkeit dar»teHfc 
und daran sehr beUel^igenswerthe Winke über die rechte inethedi^ehe 
Behamdliing derselben im Unterrichte aifknupft , Ifidem er die einfach 
entwickelnde genetische Methode emf^ehttund beschreibt, und der 
bisherigen Dehandlangsweise nach d«r wissenschaftlichen Form eines 
koQstKcken Lehrgebuades mit Entschiedenheit entgegentritt. Die dies- 
jährige kinlatttmgsschrift zur Prüfung in der öffentlichen HandehlehranetaU 
au Leipzig von dem Director Aug. Schiehe [1840. 22 (16) S. 4.] enthält 
Nachrichten über die Gründung der öffentlichen Handehlekranstali (am ZSl 
Jan. 18S1) , deren Fortgänge und IVirken » and weist ^ sehr kräftiger 
-Spicache die NutslichkeiC einer si^khe« Ansiall für den Kaofmannsstattd^ 
Mit wie die Entstehung, ESnriohti^ng und/ Fl>rtbildiing der Leipeiger 
Handelsschttle nach, indem sie besonders die Erfolge der bisherigeD 
IVirksamkeit und das hohe Ansehen, welches dieselbe bis las ferne 
Ausland hin emuigen hal, hervorhebt und dard» Thatsaehen belegl, 
Die Zahl der Schnler Ist auf 83 gestiegen , angerechiiet die, 40 Han- 
delslehrlinge, welche aur einen beschrdnkteren Unterricht geniesseo. 
— Bei der Universität hat sieh am 25. Miai der Dr^ medic. el phth 
K^auma Latze aus Zitlan durch öffentllehe Yertheidigung seiner laau- 
goralschrjft De wmmii» conthiuorum [Loipxig 1840. 21 3- gr. 4.] als aka- 
demischer Privatdocent für das £ehrfa«h der Physik habilitirt , und au 
der am 5. ülära gehaltenen jährliciien Magisterwalil ist von dem Pref. 
Af or. Jf^ilh, Drobisch ein Programm , Ad historiam Uterariam arithmeH^ 
ta^ communis stfmboloe [20 (17) S. 4.] und von dem Prot Dr. Qet^, Her^ 
mcNm ein zweites , «De iteraiis apud Homerum disserHtsio [fO (15) S; 4.] 
efschieneu , welches letatere zugleich die Biographieen der 36 neu ge- 
wählten Doctoren der Philosophie enthäü. Das erstere Programm ent- 
halt eine literarhistorische Charakteristik der zu Anfenge des 16. Jahr- 
hunderts im Brück erschienenen Rechenbueher und anderer arithmeti- 
scher Schriften jener S^eit,, aud soU io der verheisseoen Fortsetzang 
nameatlieh aach eine Beschreibung des ältesten iu deutscher Sprache 
geschriebene« und 1489 gedruckten Rechenbuchs , nämlich der i^i/th^ 
metiea mefcatorum von Johann JVidmann Egeranue beingei^ Bia Ab- 
handlung über die Wiederholungen gewisser Verse in Hojiies soU ekum 
neaen Beweis fär die Behauptung liefera , doss. die beiden «nler Ho^ 
mers Namen vorhandenen Gedichte nicht von Einem Dichter herröhreo, 
sondern aus verschiedenen Gedichten ausamflseiigesetst oder bereiehevl 
and erweitert worden sind. Einlei tungswebe Ist zunächst gegen ^ 
Behauptung derer , welobe diese Gedichte gleich von Anfleing an äu^ 
geschrieben sein lassen, dargethan^ wie sehr die ganze Gestallnog 
der Rede darauf hinweise, dass dieselben nicht für den Zweck des Le- 
sens, soiidern fax das mündliche H^tireo gemachi sind, l/ntef die 



^ef9r4«Taiifea «ad Elir«abQtelg«ogefl» 477 

P c w fae fir die Anlog« der Gedklite cmn mindlielimi Vorlrage nf ev 
wer&Mk aack dio baafigea WIedeiliolviigen gerechneC, «od über »ie S. 
6 folglBBd« Behauptung angestellt: „Coaseqncns fait iliins quam ex- 
posni ratioak ( — eoli anditioni factam est« illam poecin — ] , nt veleree 
illi poete« «pepeanoMro in «a4eai ru eadem yerha eosdernque versus 
iterarent, quod ntatiini est ab itlis, f ni «eripto camilaa sna expoiire*/ 
runt. Sed iteintionuro in HomericU earmfolbus tanta et innllltado et ; 
▼ari«ta8 eeC , ut noii de oronlbas Mem •tatnendom ' videator. Kam 
quu« el natura sua differani inter ee ifee oaussaa habennt eat dem , aliae 
enrun necee««riae sunt« aliae supervacaneae ; aliae certne^ eline in- 
certae; aliae placent, aliae ditiilfcent; alils nihil offcndimur, aliae ne 
ferendae quidem Tideninr. Quam iterationum ditisimüitudiiiem qui 
consideret, facile oredo talem esse rpperlei,' ut ei ipsa aliquid confe«- 
rat ad oonveiiendam apifiionem eornm, qui temero discerpi rarmina 
Homerl queruntur.** Der Hr* Verf. bat nun einige Hauptarten dieser 
Wiederholungen nachgewiesen, ▼ornehrolich aber solche lusammen- 
gestellt» qnae sunt ejosmodi, ut si non poetas diverses, certe carmina 
' s^paratim facta testentur, um dadurch S. 11. xu dem Resultat in ge- 
langen : „Ergo omnino triplex itemtonim genus est, unam, qua« 
•nnt rerae iter ationes, factae ab uno poeta in eedem carmine prop- 
ierea , quod alia substituere vel exilis dciigentiae vel pravi ludicii fuis- 
•rt; alteruro, quae videntur iterationef esse, sed nnn sunt, qnliro quis 
poeta rel alias poetae vel suis ipsius ex alio carmine versibus utitur; 
tertium denique, quae iterationes quidem sunt, verum lUae non ab 
ipsis poetis, sed ab illis profectae, ' qui ex diversis carminibus Iliadem 
•t Odysseam componentes, nnnc servarunt qnae ex lino carmine in 
aliud erant translatae, nunc ipsi , ut hiantia conglutinarent, Incunas 
nx aliis locis compleverunt. Atque illius quidem geoeris , qnod posi- 
tom est in utendis alienis , plura baberemus exempla , si alia ad no- 
atram aetatem pervenissent antiqnissimorom poetarum carmina. *' £i- 
aigo Spuren von Benntanng älterer Gedrchte-sind dann am Schluss der 
Abhandlung noch nachgewiesen. Das diesjährige Pfingstprbgrarom 
unter dem Titel: liector VniversUatii LipaiensiB ad sacra Pentecostalia 
a, d. 1840. ^e celebranda invilat , enthält Dr« Jul. Frid, Winaeri Anno» 
iaiio ad locum Ephei, VI, 10 — 17 , cui subiunctae sunt f^itae Doctorum 
Th^ologiae a Idjigiennum Theologomm ordine recens creatorum, [48 (14) 
S. 4.] Mitgetheilt sind die Biographicerf von 12 gelehrten Theologen^ 
worunter ein Schnlmann (der dritte College der Kreuischule in Dres- 
den Dr. J. fV. Doiieher) , welche von der theologischen Facullät bei 
Gelegenheit des im J. 1839 gefeierten Jubiläums der Kirchenverbesso- 
rang oder in Folge davon die theologische Doctorwfirde erlangt haben, 
vgl* NJbb. XXyi, 228. Von andern Universitätsprogrammen ist hier 
feines philologischen Inhalts wegen noch au erwähnen: ApoÜonii Ci- 
liensfs de artieulis reponendis eommßntationis e cod, bibUoik. Laurent, 
•nUae Pars XIV. [1840. 8 (5) S. 4.j, welches der ordentl. Professor der 
Physiologie und Pathologie Dr. Karl Gottlob Kühn zur Ankfindigung 
einer, medicinischen Doct^rproniotion geschrieben^ und womit dieser 



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